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Full text of "Zeitschrift für celtische Philologie"

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thej.m.  kelly  liBPAPy 

hcxs  Been  nuöe  possiBle 

T.hROLiqh  the  qeneposity 


or 


Stephen  B.  RomAn 


From  the  Library  of  Daniel  Binchy 


ZEITSCHKIFT 


FÜR 


CELTÍSCHE  PHILOLOGIE 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


KINO  MEYER 


XI.  BAND 


rTALLE  A.  S 

MAX    "iilEMEYEP 


LONDON  W.  C, 

WILLIAMS    &   NOBGATE 

14,  HENRIETTA  STREET 
COVENT  GARDEN 


NEW    YORK 

G.  E.  STECHEäx    &    CO 
151-155  WEST  25th  STREET 


1917 


i 


Inhalt. 


Seite 

J.  Pokoriiy,  Streitfragen  zur  altirischen  (iraminatik 1 

R.  Thurneysen,  Irisches. 

A.  Zu  irischen  Texten 30 

B.  Zur  irischen  Metrik 34 

M.  Power,  ("nucha  cnoc  os  cionn  Life 39 

R.  Thurneysen,  Morands  Fürstenspiegel 56 

K.Meyer,  Orthanach  üa  Cöilläma  ceciuit  . 107 

A.  Kelleher,  Betha  Colnimb  Chille  (Fortsetzung) 114 

K.  Meyer,  Maeldüins  Meerfahrt,  ein  altirisches  Gedicht 148 

R.  Thurneysen,  Altirisch  cohnaid 165 

Berichtigungen  und  Nachträge  (zu  Bd.  X  u.  XI,  1) 166 

Hans  Hessen  f 168 

J.  Pokorny,  Spuren  von  Germanen  im  alten  Irland  vor  der  "Wikingerzeit  169 
— ,  Beiträge  zur  ältesten  Geschichte  Irlands.    1.  Die  Fir  Bälg,  die  Ur- 
bevölkerung Irlands 189 

J.  Bruch,  Eger 205 

R.  Thurneysen,  Altiri.sch  soad 212 

G.  Brüuing,  Adaiunans  Vita  C'olumbat^  und  ihre  Ableitungen 213 

( Handschriften  216:  Ausgaben  224;  Zeit  und  Ort  der  Eut.'<tohung227; 
Die  Anlage  der  Vita,  Sprache  und  Stil  229;  .Vdamnau  und  seine 
Vorbilder  244,  seine  Quellen  255,  der  sog.  Cummeueus  260;  Die 
irische  Vita  Colunibas  272:  Die  Vita  Coluiubae  und  das  Fragmentum 
Vitae  im  Codex  Salnuuiticensis  276;  Die  Vita  Colunibas  von 
O'Donnell  28.'J;  Die  Vita  im  Brevier  von  Aberdeen  und  bei  John 
viin  Tynemouth  287;  Adaninans  Vita  als  Quelle  in  der  späteren 
Hagiographie  288.  Anhang:  Die  Vita  Columbae  des  sogenannten 
Cummeneus  291). 


IV 

Seite 

M.  Verwoni,    Die   augeblichen   „Runensteine"    von    Biere.    Gefälschte 

Ophani-Iusrhrifteu 305 

R.  Thurueyseu,  Zur  irigchen  Grammatik  und  Literatur  (1.  Zu  Morands 
FUrstenspiegel;  2.  Zum  Gedicht  von  St.  Paul;  3.  Zum  Félire  des 
Oengns;  4.  didenach:  5.  ndiu;  6.  Neuir. /e?W<V;  7.  anacid;  8.  nti; 
9.  fui'rrge;   10.  soi,  dot)      308 

Erschienene  Schriften:  J.  Pokorny,  Irland 313 

Maura  Power  f 315 


STREITFRAGEN  ZUR  ALTIRISCHEN  GRAMMATIK. 


Bevor  ich  mich  zu  den  Einzelheiten  in  Hessens  Besprechung 
meiner  'Old  Irish  Grammar'  (oben  X,  S.  315—337)  wende,  will  ich 
kurz  auf  seine  allgemeinen  Aussetzungen  eingehen.  Er  tadelt 
an  meinem  Buche  vor  allem  die  Anordnung  der  Lautlehre,  dann 
das  Fehlen  jeglicher  Syntax,  Stammbildungslehre  und  einer 
genügenden  Anzahl  von  Beispielen. 

Was  die  Anordnung  der  Lautlehre  betrifft,  so  wird  natürlich 
von  noch  so  viel  Gelehrten  jeder  einzelne  eine  andere  Ansicht 
haben.  Hessen  scheint  nun  der  Ansicht  zu  sein,  dafs  ich  die 
Lautlehre  ganz  willkürlich  geordnet  habe,  um  von  Thurneysens 
Darstellung  um  jeden  Preis  abzuweichen.  Dem  ist  jedoch  nicht 
so.  Ich  habe  vielmehr  die  Lautlehre  unter  dem  Gesichtspunkt 
der  Akzentwirkungen  zu  ordnen  versucht,  was  bei  der  ungeheuren 
Bedeutung  dieser  Erscheinungen  gewifs  nicht  unberechtigt  ist. 
Demgemäfs  habe  ich  nach  Darstellung  der  unentbehrlichen  ortho- 
graphischen und  satzphonetischen  Grundlagen  (§§  1 — 41)  zunächst 
den  vom  Akzent  unabhängigen  Endsilbenschwund  und  die  damit 
zusammenhängenden  Erscheinungen  behandelt  (§§  42 — 50),  hier- 
auf den  Akzent  und  alle  Lautveränderungen,  die  auf  seine 
Wirkung  zurückgeführt  werden  müssen  (§§  51 — 89),  somit  auch 
das  Stimmlos-  und  Stimmbarwerden  oder  die  Entspirantisierung 
von  Konsonanten,  welch  letztere,  soweit  sie  durch  das  Zusammen- 
treffen von  Konsonanten  infolge  der  Synkope  veranlafst  wurde, 
logischer  Weise  auch  unter  die  Akzentwirkuugen  in  weiterem 
Sinne  gerechnet  werden  mufs.  Nach  einer  kurzen  Erörterung 
über  Doppelkonsonanten  (§  90),  die  ihre  Entstehung  ja  auch  viel- 
fach der  Synkope  verdanken,  habe  ich  dann  eine  genealogische 
Geschichte  der  idg.  Laute  gegeben  und  dabei  die  Lehre  von  der 
Ersatzdehnung,    die    sowohl    die   Vokale    als    die   Konsonanten 

Zeitschrift  f.  celt,  l'hilolojfie  XI.  1 


2  JULIUS   POKORNY, 

betrifft,  zwischen  beide  eingeschoben.  Dafs  bei  dieser  Methode 
zusammenhängende  Lauterscheinungen  getrennt  werden,  läfst  sich 
ebensowenig  vermeiden,  wie  bei  jeder  andern  Anordnung  und 
niülste  somit  als  Fehler  jedweder  systematischen  Zusammenfassung 
gerügt  werden. 

I)as  P'ehlen  von  Syntax,  Stammbildungslehre  und  zahl- 
reicheren Beispielen  hat  folgende  Gründe:  Das  Hauptgewicht 
meiner  Darstellung  soll  auf  dem  altirischen  Lesebuch  liegen,  da, 
wie  die  Erfahrung  zeigt,  eine  derart  schwierige  Sprache,  wie  das 
Altirische,  aus  einer  kurzen  Grammatik  nie  erlernt  werden  kann, 
sondern  nur  durch  Lektüre.  Die  Grammatik  darf  dabei  nur  als 
eine  Art  Nachschlagewerk  dienen.  Da  ich  nun  aus  materiellen 
Gründen  ohnedies  nicht  viel  Raum  zur  Verfügung  hatte,  habe 
ich  all  das  ausgelassen,  was  ebensogut  durch  Lektüre  gelernt 
werden  kann.  Einzelne  Beispiele,  wenn  auch  in  grüfserer  Zahl 
beigefügt,  bleiben  für  den  Anfänger  ebenso  totes  Material,  wie 
spärlich  illustrierte  Lehrsätze.  Die  Syntax  läfst  sich  ja  über- 
haupt nur  durch  die  Lektüre  lernen  und  die  Anmerkungen  zu 
den  Texten  geben  die  beste  Gelegenheit,  alles  Wichtige  leicht- 
fafslich  darzustellen.  Was  dann  die  Stammbildungslehre  betrifft, 
so  wird  auch  diese  dem  Studierenden  am  besten  durch  Studium 
von  Texten  klar;  ich  selbst  habe  seiner  Zeit  nur  durch  Lektüre 
altirisch  gelernt  und  konnte  beim  .«späteren  Studium  der  Stamm- 
bildungslehre feststellen,  dafs  mir  die  Suffixe  und  I^räfixe  schon 
durch  deren  Vorkommen  in  den  Texten  genügend  bekannt  waren. 
Da  aber  die  Lautlehre  auf  diese  AVeise  nicht  erlernt  werden 
kann,  habe  ich  infolge  des  Raummangels  die  Stammbildungslehre 
unbedenklich  der  Lautlehre  geopfert. 

Hessens  Einzelbemerkungen  umfassen  78  Punkte,  darunter 
9  Literaturangaben,  18  i>gänzungen  (meist  Hinweise)  und 
24  Verbesserungen  von  Druckfehlern.  Die  grofse  Zahl  der  Druck- 
fehler, die  übrigens  meist  die  Zahlen  der  Min  weise  betrelTen,  ist 
sehr  bedauerlich,  doch  konnte  sich  der  englische  Setzer  mit 
meiner  Schrift  nicht  befreunden,  so  dafs  fast  keine  Zeile  fehler- 
los gedruckt  war.  Dafs  bei  dieser  endlosen  Korrekturarbeit  (ich 
habe  über  L5()  Mark  allein  für  Korrekturen  gezahlt)  einige  Fehler 
stehen  blieben,  ist  verständlich.  Auch  die  fürchterliche  Form 
d-a-r-gcnat  {^  174,  2d)  ist  so  entstanden,  indem  der  Setzer  mein 
etwas  zu  grols  geratenes  e  für  a  und  den  Anstrich  des  e  für 
einen   Bindestrich   hielt.     Ebenso   rührt   die  Vertauschung   der 


8TBEITFRAOKN    ZUR  ALTIRI8CHEN    GRAMMATIK.  3 

Überschriften  in  §  172,  wie  auch  das  fehlende  o  in  §  159  Class  I 
Zeile  6  vom  Drucker  her. 

Die  meritorisr.hen  Bemerkung-en  beschränken  sich  somit  auf 
27  Punkte,  von  denen  ich  nur  13,  nämlich  die  zu  den  §§  19,  óóíl, 
57,  62,  81,  106,  1261,  173,  174,  207,  210  und  die  ersten  6  Zeilen  der 
Bemerkung  zu  §  112,  3  h  anerkennen  kann. 

Zu  §  178, 3  behauptet  H.  seltsamerweise,  ich  hätte  den  Irrtum 
crenaid  'you  sell'  statt  'you  buy'  aus  Thurneysens  Handbuch 
§  689  übernommen.  Wenn  das  richtig  wäre,  müfste  es  ein  selt- 
sames Licht  auf  meinen  Geisteszustand  werfen.  Meine  altirischen 
Kenntnisse  sind  bedeutend  älter  als  Thurneysens  Handbuch;  ich 
hatte  schon  nach  Strachans  Selections  altirisch  gelernt,  bevor  ich 
im  Sommer  1908  die  School  of  Irish  Learning  in  Dublin  besuchte. 
So  elementare  Worte  wie  crenaid  und  renaid  sind  schon  jedem 
Anfänger  bekannt,  doch  werden  sie  andererseits  wegen  der  ähn- 
lichen Form  und  Bedeutung  leicht  unbewufst  verwechselt,  auch 
ohne  dafs  man  deswegen  erst  in  Thurneysens  Handbuch  nach- 
zuschlagen braucht.  In  meinem  Handexemplar  ist  übrigens  dieser 
Irrtum  längst  berichtigt,  da  ich  beim  Kauf  eines  Buches  vor  allem 
die  Corrigenda  im  Text  einzutragen  pflege. 

Im  Folgenden  will  ich  der  Reihe  nach  die  übrigen  13  Be- 
merkungen Hessens  zu  widerlegen  suchen. 

1.  Betontes  o  im  Hiatus  vor  e  und  i  in  mehrsilbigen  Worten. 

H.  bemerkt  zu  §  551  note  b,  dafs  fotssama  den  lautgesetz- 
lichen Genetiv  zu  foéssam  , Schutz'  darstelle,  während  das  all- 
gemein gebräuchliche  fotsma  die  Synkope  des  a  der  Analogie 
anderer  Paradigmen  verdanke.  *fo-sessümo  müsse  nach  Synkope 
der  zweite  Silbe  regelmäfsig  zu  foéssama  werden.  Vor  allem 
handelt  es  sich  aber  nicht,  wie  H.  meint,  um  die  Kontraktion  von 
o  +  e,  sondern  um  o-j-i,  da  in  *fo-sissamo  die  Synkope  noch  vor 
der  Brechung  des  i  zu  e  eintreten  mufte;  vgl.  tninsem  'Zermalmen' 
aus  *to-fii-sthä-mu-s. 

Aber  selbst  wenn  wir  mit  H.  in  diesem  Wort  eine  Synkope 
der  zweiten  Silbe  annehmen  würden,  würde  diese  niemals  die 
Form  fotssama  ergeben  können.  Die  von  H.  (CZ  IX  28  ft)  be- 
handelte Kontraktion  der  Hiatusvokale  o-f-e,  /  zum  Diphthong  ot 
ist  nämlich  von  ihm  nur  für  die  Gruppen  oe,  ove  nachgewiesen 
worden,  nicht  aber  für  die  Gruppe  ose,  osi,  die  ganz  anders  be- 

1* 


4  JDLIÜS   POKORNY, 

handelt  wird.  Die  von  ihm  beigebrachten  Beispiele  focssam  und 
-iuirstt  widersprechen  einander  ja  direkt.  H.  hält  irrig  foéssam 
für  die  lautgesetzliche  Form  und  meint,  -tuirset  {^r=  to -sir  set)  sei 
statt  -*toérset  nach  Formen,  wie  der  3.  Sg.  -*tmr  eingetreten. 

Die  UnWahrscheinlichkeit  dieser  Erklärung  von  -tuirset  liegt 
auf  der  Hand.  Denn  man  wird  doch  nicht  annehmen,  dafs  das 
ganze  Paradigma  von  tu(i)rim  'ich  durchsuche,  erforsche'  einzig 
unter  dem  Einllufs  der  komponierten  3.  Sg.  Präteriti  und  der  2.  Sg. 
des  Imperativs  seinen  durchgehenden  Vokal  oc  in  ti(i)  verwandelt 
habe.  Abgesehen  davon,  dafs  eine  derartige  Analogiebildung  in 
so  früher  Zeit  ganz  unwahrscheinlich  ist  und  erst  im  Mittelirischen 
verständlich  wäre,  zeigt  der  einsilbige  Imperativ  iuir  (Fei.  Oeng. 
Prol.  331),  dafs  gerade  umgekehrt  die  isolierten  Formen  mit  zwei- 
silbigen lä  durch  Einiiufs  aller  übrigen  Formen  umgestaltet 
worden  sind.  Man  wird  also  annehmen  müssen,  dafs  das  u  in 
tu(i)rim  lautgesetzlicli  ist,  dafs  also  die  Lautgruppe  osi  über  ohi 
zu  uhi  wurde  und  dafs  erst  dann  durch  die  Synkope  das  i  aus- 
gestüfsen  wui'de.  Dafs  ohi  anders  als  ovi  behandelt  wurde,  ist 
ja  schon  wegen  der  Verschiedenheit  des  dazwischen  liegenden 
Lautes  wahrscheinlich  und  wird  auch  durch  die  Kompositionsform 
des  Wortes  'iarn(n)  'Eisen'  bestätigt,  da  hier  isarno-  nicht  zu 
*iarn(n)-  kontrahiert,  sondern  über  *iharno,  tharno  durch  Synkope 
des  zweiten  Vokals  zu  ern(n)-  geworden  war.  Man  mufs  über- 
haupt, wie  ich  dies  in  meiner  Grammatik  getan  habe,  zwischen 
Hiatusvukalen,  die  durch  Schwund  eines  v  und  solchen,  die  durch 
Schwund  eines  s  entstanden  sind,  streng  scheiden,  was  bisher 
niemals  geschehen  ist.  Auch  die  Formen  hrufdir  (LU  125  b  31), 
ro-bruthea  (Fi'-l.  Oeng.  Prol.  35)  zu  brnid  'zerbricht'  (*bhrus~iti) 
beweisen,  dafs  m  (aus  altem  u  oder  o)  in  mehrsilbigen  Worten 
mit  dem  folgenden  /  nicht  kontrahieil  wird,  falls  altes  ä  dazwischen 
stand.  Um  übrigens  noch  auf  iuirim  zurückzukommen,  so  mufs 
es,  Avenigstens  von  der  Zeit  des  Kalenders  des  Oengus  an,  mit 
langem  «  angesetzt  werden,  wie  das  durch  Assonanz  gesicherte 
táirme  (1.  l'lur.  Ind.  Präs.  rel.)  im  Kalender  (Sept.  17)  und  das 
mittelirische  túr  (jüngere  Neubildung  zu  túirim)  beweisen.  Es 
handelt  sich  hier  deutlich  um  eine  analogisdie  Neubildung  unter 
dem  P^influfs  des  synonymen  -*tórai(j  (to-fo-rei(/).  das  im  neu- 
irischen toraiyhim  vorliegt;  gleichzeitig  dürfte  auch  das  in  der 
2.  Sing.  Imjier.  und  in  der  verbundenen  3.  Sing.  Piät.  vorliegende, 
infolge  des  Hiatus  gelängte  u  (tuirj  mitgewirkt  haben. 


STREITFRAGEN   ZUR   ALTIRISCHEN    GRAMMATIK.  5 

Das  neuirische  tómighini  weist  zweifellos  auf  die  Existenz 
eines  altirisclien  -toraiy  hin.  Das  nicht -palatale  r  macht  keine 
Schwieligkeiten,  da  voriiisches  -*to-vo-re(j-et  regelmafsig  -toraig 
ergeben  mufs.  Geschwundenes  v  bewirkt  nämlich  (was, 
soviel  ich  sehe,  noch  nirgends  erwähnt  wurde)  ebenso  die  Um- 
färbung  eines  folgenden  Konsonanten,  wie  ein  anderer 
Konsonant.  Dies  wird  ganz  sicher  durch  Formen,  wie  -foiret 
(*vo-vfr-änt),  -roirea,  (* ro-vcr-ät)he\v'ief^en,  die  sonst  ■*foirat,  -roira 
ergeben  hätten,  da  die  Qualität  des  r  niemals  durch  die  Qualität 
des  vorhergehenden  Vokals  allein  bestimmt  werden  kann. 
Somit  geht  auch  toissech  regelmafsig  auf  *to-vissäho-  zurück  und 
die  von  Pedersen  (Grammatik  II  30)  und  mir  (Grammar  44)  an- 
genommene Grundform  *tovissjäho-  neben  britischem  tovissälco-  ist 
unnötig.  Das  nichtpalatale  d  in  roida  'des  (grofsen)  Waldes'  (*ro- 
vUlous)  ist  teils  auf  den  Einflufs  der  übrigen  Singularkasus  (*niud, 
später  roéd),  teils  auf  den  Genetiv  des  Simplex  (feda)  zurückzuführen. 

Was  für  die  umfärbende  ^^'irkung  des  geschwundenen  v  gilt, 
gilt  erst  recht  für  das  aus  5  entstandene,  geschwundene  h.  Denn 
wenn  dies  h  imstande  war,  eine  folgende  stimmhafte  Spirans 
stimmlos  zu  machen  (z.  B.  foch{a)id  aus  fo-sagid),  so  mufs  es  auch 
Unifärbung  bewirkt  haben,  wie  ja  noch  heute  im  Neuirischen 
deutlich  palatales  und  nicht-palatales  h  (aspiriertes  5)  in  der  Aus- 
sprache unterschieden  werden.  Es  kann  also  foéssam  schon  des- 
halb nicht  durch  Synkope  aus  fo-sissam  entstanden  sein,  da  (ab- 
gesehen davon,  dais  man  u,  nicht  oé  erwarten  müfste)  die  Form 
sonst  foissem,  mit  palatalisiertem  ss  lauten  würde  und  ein  Grund 
zur  analogischen  Umgestaltung  nicht  vorläge,  um  so  mehr,  als  das 
palatale  5s  durch  das  Verbum  fo-sissedar,  -foissedar  gestützt 
worden  wäre. 

Wie  erklärt  sich  aber  nun  die  Form  foéssam?  Ganz  einfach 
ebenso,  wie  -rokhan  aus  -ro-checJian,  -foichred  aus  -fo-chicherrcd, 
■coima  aus  -*com-erna  usw.  (Thurneysen  §  177).  Die  Form  -foichred 
beweist  klar,  dafs  der  haplologische  Schwund  des  ersten  Kon- 
sonanten noch  vor  der  Synkope  erfolgte  und  dai's  auch  die  Ent- 
stehung des  Diphthongs  in  jene  frühe  Zeit  fallen  mufs,  denn  ein 
viersilbes  -*foicherred  hätte  -""foicherrcd,  nicht  aber  -foichred  er- 
geben. Auch  ^fo-sissam  ist  auf  dieselbe  Weise  noch  vor  der 
Zeit  der  Synkope  zu  foissam  geworden  und  der  zur  Zeit  der 
der  Synkope  bestehende  Genetiv  foissama  mufste,  wie  ich  richtig 
angenommen  hatte,  zu  fot'sma  werden. 


6  JULIUS    POKORNY, 

2.    i  her  die  o- Färbung  in  unbetonten  iSilbeu. 

H.  bemerkt  zu  §  63,  dafs  die  von  Pederseu  (G.  G.  A.  1912, 
S.  36  f.)  und  mir  getroffene  T "Unterscheidung  u-  und  o-farbener  Kon- 
sonanten unwahrscheinlich  sei,  da  u  und  o  nur  Varianten  desselben 
Timbres  darstellten.  Eine  so  subtile  Streitfrage  ist  natürlich 
nicht  leicht  zu  entscheiden,  da  gerade  iu  unserem  Falle  die 
Analogie  stark  mitspielt.  AVährend  ich  z.  B.  das  o  im  Nom-Sg. 
mlegon  'Melken'  aus  *mhjono-  auf  das  alte  o  der  Grundform 
zurückführe,  sieht  H.  in  diesem  o  eine  Variante  des  gleichfalls 
im  Nom.  vorkommenden  u  (mlegun),  das  der  Analogie  des  laut- 
gesetzlichen Genetivs  {inleguin  aus  *ml(jom)  oder  Dativs  (mlegun 
aus  *mligonu  <*mJ{ionöi)  zu  verdanken  sei.  Über  die  Entstehung 
des  Nom.  mlegun  bin  ich  derselben  Ansicht,  glaube  aber  nicht, 
dafs  mlegon  erst  aus  mlegun  entstanden  sei,  wie  H.  meint. 

Es  wird  sofort  klar,  dafs  diese  Frage  nur  durch  Beibringung 
von  Beispielen,  bei  denen  jede  Analogiewirkung  wegfällt,  ent- 
schieden werden  kann.  Das  von  mir  aufserdem  beigebrachte 
flechod  ist  deshalb  in  der  Tat  weniger  beweiskräftig. 

Das  wichtigste  Merkmal,  wodurch  sich  w-farbene  und  o- 
farbene  Konsonanten  unterscheiden,  habe  ich  nun  darin  gefunden, 
dafs  unbetonte  Vokale  zwischen  «-farbenen  und  o-  oder  «-farbenen 
Konsonanten  (und  umgekehrt)  nur  als  u  oder  o  erscheinen,  während 
sie  zwischen  o -farbenen  und  neutralen  Konsonanten  (und  um- 
gekehrt) als  0  oder  a  erscheinen  (Grammar  §  57  c).  Wenn  es 
mir  nun  gelingt,  zu  zeigen,  dafs  es  aufser  dem  aus  u  entstandenen  o 
(z.  B.  -dgor  'ich  fürchte'  neben  -dgnr)  auch  ein  o  gibt,  das  auf 
altes  0  zurüi'kgehen  kann  und  niemals  mit  t/,  sondern  nur  mit 
dem  daiaus  hervorgegangenen  a  wechselt,  so  mufs  die  besondere 
o-(^ualität  der  Konsonanten  als  gesichert  gelten,  denn  es  ist  ganz 
ausgeschlossen,  dafs  schon  zur  altirischen  Zeit  u  zu  a  geworden  sei. 

Da  ist  vor  allem  die  Form  feronn  'Land'  (AU  845,  862,  871), 
die  auch  als  fcrann  (Kalender  des  Oengus)  erscheint.  Hessen 
meint  nun,  das  von  mir  angeführte  feronn  beweise  nichts  für  eine 
all  irische  o- Färbung,  da  es  durch  sein  Vorkommen  in  den  Annalen 
von  Ulster  schon  als  archaisch  gekennzeichnet  sei  und  daher  mit 
dem  „später"  belegten  fcrann  nicht  auf  eine  Linie  gestellt  werden 
dürfe.  H.  hat  sich  offenbar  nicht  die  Mühe  genommen,  nach- 
zusehen, aus  welcher  Zeit  die  lieispiele  von  feronn  aus  den 
Annalen  stanmien;  da  sie  sämmtlich  der  zweiten  Hälfte  des  O.Jahr- 


STREITFRAGEN   ZUR   ALTIRISCHEN   GRAMMATIK.  7 

hunderts  angehören,  sind  sie  doch  alles  eher,  als  „archaisch",  und 
sogar  jünger,  als  die  durch  das  Metrum  festgelegte  Form  ferann 
aus  dem  Kalender  des  Oengus.  Da  feronn  nur  auf  *verono-  zurück- 
gefiiiirt  werden  darf  und  das  o  analogisch  nicht  erklärt  werden 
kann,  liegt  hier  wohl  ein  unzweifelhaftes  Beispiel  für  von  der 
M- Färbung  verschiedene  o-P'ärbung  vor. 

Ein  anderes,  sicheres  Beispiel  für  o-Färbung  ist  die  Endung 
des  Gen.  Sing,  und  Plur.  der  n- Stämme,  die  altirisch  stets  als 
-moti  oder  -man  erscheint  (Grundform  -tnonos),  so  in  brithemon, 
hritheman  (zu  önV/ifm 'Eichter')  orhaman  (zu  or&aw 'Erbe'),  fécheman 
(zu  fcchem  Gläubiger,  Schuldner),  usw.  Dem  nur  ein  einziges 
]\Ial  vorkommenden  -miin  {súaincmnn  zn  siiainein  "SeiT  Wb  26b  17) 
kann  gegenüber  den  zahlreichen  anderen  Beispielen  keine  Be- 
deutung zugemessen  werden,  um  so  mehr,  als  es  sich  hier  um 
einen  Schreibfehler,  veranlafst  durch  das  ii  im  unmittelbar  voraus- 
gehenden dénum  handeln  kann,  wenn  man  nicht  analogischen 
Einrtufs  der  Formen  auf  -muin  annehmen  will.  Thurnej'sens  An- 
satz einer  Endung  -mun  im  Paradigma  (Handbuch  §  326)  ist 
unrichtig  und  irreführend.  Ebenso  unrichtig  ist  seine  Zurück- 
führung  von  brithemon,  -man  auf  eine  Grundform  *hrithemnos,  da 
diese  stets  nur  brithemun,  -inon,  niemals  aber  -man  ergeben  hätte, 
da  epenthetische  Vokale  nach  Labialen  vor  l,  n,  r  immer  ge- 
rundet sind,  also  stets  domun,  domon,  omun,  omon,  lobur,  lobor, 
niemals  aber  *doman,  *oman,  Vobar  (Pokorny,  Grammar  §  60). 
Es  ist  daher  mit  Pedersen  eine  Grundform  *briiiJamonos,  *bhrti- 
jdmonos  anzusetzen,  da  auch  Ogam  SEGAMONAS  auf  -tnonos 
und  nicht  -*nmos  hinweist.  Da  a  im  Gen.  Sing,  von  talam  'Erde' 
ist  ganz  regelmäfsig,  denn  *talamonos  (älter  *thmonos)  ergibt 
lautgesetzlich  tahnan  und  nicht  *talmon,  weil  bei  der  Synkope 
die  Qualität  des  ersten  Konsonanten  (l)  ausschlaggebend  ist. 
Thurneysens  Kegel  in  §  171  Zeile  1—10  ist  entsprechend  §§  60,  63 
meiner  Grammatik  abzuändern,  wo  übrigens  das  Beispiel  anacol 
(auch  in  §  57  c)  durch  brithemon  zu  ersetzen  ist. 

Durch  das  oben  Ausgeführte  wird  wohl  das  Bestehen  einer 
eigenen  o-Färbung,  die  im  Gegensatz  zur  «-Färbung  früh  zu 
a-Färbung  neigte,  zweifellos  festgestellt.  Das  o  in  Formen,  wie 
mlegon  'Melken'  (*mligono-)  oder  escongon  (Endung  -*onos),  Gen. 
Sing,  von  escung'AaV  wird  man  entweder  als  Zeichen  der  o-Färbung, 
die  hier  etymologisch  berechtigt  ist,  oder  als  Variante  des  u,  das 
aus  dem  Dativ  mlegun,  esconguin  analogisch  eingeführt  sein  kann, 


8  JULIUS   POKORNY, 

auffassen  dürfen.  Ganz  gewifs  analogisch  ist  das  k,  o  in  orcmi 
'Erschlagen'  (*orgetiä)  und  fofjiu-  *{vo-(jaros)  'Laut,  Ton',  wo  es 
aus  dem  Dativ  orcun,  fognr  und  Genetiv  foguir  eingeführt  ist; 
lautgesetzlich  erwartet  man  orcnn  und  ""fogar.  orcon,  fogor  sind 
dann  erst  sekundär  aus  orcun,  fogur  entstanden. 

3.  Zur  Flexion  vou  'inenni{a)e  'Sinn*. 

H.  tadelt  mich,  dafs  ich  die  von  Thurnej'sen  (§171)  gegebene 
Kegel,  wonach  unleniertes  m  vor  erhaltenen  Vokalen  der  ge- 
rundeten P'ärbung  unzugcänglich  sei,  in  meiner  Grammatik  über- 
gangen habe.  Ich  habe  dies  mit  Absicht  getan,  da  sich  diese 
Regel  einzig  und  allein  auf  den  Gen.  Sing.  Plur.  menmnn  stützt, 
der  offenbar  auf  '^mcnmonos  zurückgeführt  werden  soll.  Vor 
allem  ist  nicht  einzusehen,  warum  gerade  nur  unleniertes  m  von 
den  übrigen  Labialen  abweichend  behandelt  worden  sein  soll, 
dann  ist  aber  auch  die  Form  *menmonos  durchaus  unsicher  und 
unwahrscheinlich,  da  sie  mit  dem  Nominativ  menm{á)e  direkt  in 
Widerspruch  steht.  Auch  Pedersens  Annahme  eines  neugebildeten 
Nominativs  *meninijos  ist  recht  gezwungen.  Da  ist  doch  die 
Annahme,  dafs  menm(a)e  auf  *menmen-s,  der  Genetiv  menman 
auf  *menmen-ús  zurückgeht,  um  vieles  naheliegender.  Vor  allem 
ist  lautlich  jetzt  alles  in  Ordnung  und  auch  der  sekundär  sigma- 
tische  Nominativ  findet  seine  genaue  Analogie  in  latein.  sanguis 
aus  *s(mgucn-s,  griechisch  la'hc^  aus  *melans,  wo  gleichfalls  alte 
n-Stämme  ein  s  im  Nominativ  angenommen  haben. 

4.   l)io  Jiehandlung  der  Lautgruppen  dr,  dm, 

H.  bezweifelt,  dafs  cretar  *Reli(juie'  aus  *k>€dliy(i  hervor- 
gegangen sei,  wie  ich  in  §  109  angenommen  habe  und  meint,  dafs 
dram  aus  *ad-rlmri  die  regelrechte  Behandlung  der  Gruppe  dr 
zeige.  Wie  will  er  sich  aber  mit  ir.-fitir  'er  weifs':  cymr.  gicyr 
und  cretar:  mcymr.  crcir  auseinandersetzen?  Die  Zusammen- 
gehörigkeit der  irischen  und  c3-mrischen  P^ormen  ist  doch  un- 
leugbar und  es  ist  nicht  einzusehen,  weshalb  man  sich  gegen  die 
Ansicht  sträuben  sollte,  die  Grui»pe  dr  sei  unverändert  erhalten 
geblieben.  Zeigt  doch  d  vor  r  auch  im  Lateinischen  eine  Sonder- 
behandlung. Solange  man  die  irischen  und  cymrischen  Formen 
nicht  auf  andere  \\'eise  in  Einklang  bringen  kann,  mufs  man  bei 
Pedersens  Erklärung  bleiben,  die  auch  etymologisch  einwandfrei 


STREITFRAGKN    ZUR    AÍ/riRISCHEN    GRAMMATIK.  9 

ist.    Nur  mufs  wegen  des  Nebeneinander  von  cretair  und  crctar 

ein  alter //-Stamm  angesetzt  werden,  da  sich  cretair  dann  als  die 
bekannte  mittelirisolie  Umbildung  desselben  darstellt.  Der  Schwund 
des  d  vor  r  im  Kompositum  erklärt  sich  einfach  daraus,  dafs 
z.  B.  in  ad-rimä  das  d  der  Präposition  ad-  schon  aspiriert  war, 
als  es  akzentuell  mit  *r7mä  zu  einem  Worte  verschmolz  und 
daher  schwinden  konnte,  während  in  der  alten  Gruppe  dr,  in  der 
das  dentale  r  die  Aspiration  der  homorganen  Media  verhindert 
hatte,  das  nicht-aspirierte  d  natürlich  erhalten  blieb. 

Auch  die  Gruppe  dm  zeigt  scheinbar  eine  doppelte  Be- 
handlung, die  aber  bisher  nicht  erkannt  wurde.  In  alten  Bildungen 
ist  nämlich  das  d  vor  m  zwar  aspiriert  worden,  aber  altirisch 
noch  nicht  ausgefallen,  wie  Thurneysen  (§  149b)  irrtümlich  an- 
nimmt. Beispiele  für  erhaltenes  d  sind  naidm  'Verknüpfen', 
maidm  'Brechen',  feidm  'Anstrengung,  Dienst',  sleidm  'sputamen', 
tcidni  'Pest'.  Thurneysens  Vermutung  (§  731),  dafs  naidm,  das 
Verbalnomen  zu  nasc(a)id,  über  *nazgmen  auf  *nasc-men  zurück- 
gehe, und  dafs  maidm  danach  analogisch  gebildet  sei,  ist  schon 
wegen  des  angenommenen  Wandels  von  scm  zu  zgm  nicht  wahr- 
scheinlich, auch  wäre  eine  so  alte  Bildung  kaum  vom  Präsensstamm 
ausgegangen.  Vor  allem  blieben  jedoch  Formen,  wie  feidm,  sleidm, 
teidm  unerklärt,  da  man  sie  doch  gewifs  nicht  auf  Beeinflussung 
von  naidm  zurückführen  kann.  Man  könnte  zwar  daran  denken, 
dafs  zwischen  d  und  m  (das  aus  sm  hervorgegangen  sein  könnte) 
ein  Vokal  geschwunden  sei,  aber  dann  müiste  dieser  Vokal  ja 
im  Nominativ  erhalten  geblieben  sein;  der  Nominativ  kann  auch 
nicht  nach  den  obliquen  Casus  neugebildet  sein,  da  sich  sonst 
der  palatale  Auslaut  nicht  erklären  liefse;  die  Gruppe  dm  ist 
nämlich  im  Genetiv  und  Dativ  nichtpalatal,  also  nadm{a)e, 
nadm{a)imm  usw. 

Es  bleibt  sohin  nichts  übrig,  als  naidm,  maidn,  ftidm  usw. 
direkt  auf  *nad-men,  mad-men,  ved-men,  (zu  idg.  *redh  'binden'  in 
ir.  fedan  cymr.  gwedd  Joch)  zurückzuführen.  Dementsprechend 
mufs  rcimm  'Fahrt'  auf  *reid-smen  zurückgeführt  werden,  da 
*reid-men  zu  *réidm  geführt  hätte  (irrig  Thurneysen  §  149  b\ 

In  der  Kompositionsfuge  ist  hingegen  dm  zu  mm  geworden, 
wie  aus  amtnus  'Versuch'  {*ad-messus)  hervorgeht.  Da  es  sich 
natürlich  hier  um  eine  bedeutend  jüngere  Bildung  handelt,  als 
in  den  oben  erwähnten  Fällen,  ist  die  verschiedene  Behandlungs- 
weise  verständlich.    Das  (/  von  ad-  wird,  bevor  dies  mit  *messus 


10  JULIUS   POKORNY, 

durch  den  expiratorischen  Akzent  untrennbar  verbunden  wurde, 
weil  auslautend,  eine  schwächere  Artikulation  erhalten  haben, 
als  in  den  alten  Bildungen  *nad-mcn,  mad-men  (wo  es  seit  alters- 
her  durch  den  folgenden  Konsonanten  gestützt  wurde)  und  sich 
daher  eher  an  den  folgenden  Anlaut  assimiliert  haben. 

Wem  übrigens  diese  Erklärung  von  ammus  nicht  glaublich 
erscheint,  der  könnte  sich  die  Sache  auch  allenfalls  anders  zurecht 
legen.  Das  d  könnte  nämlich,  falls  dessen  P>haltung  laut- 
gestzlich  wäre,  im  Nom.  Dat.  Acc.  Sing,  ammus  durch  Einflufs 
des  Gen.  Sing,  und  Nom.  Dat.  Acc.  Plur.  beseitigt  worden  sein, 
da  es  in  Formen,  wie  *aidmseo,  *aidmsi,  *aidmsib,  *aidmsiu  wegen 
der  schweren  Konsonantenhäufung  regelrecht  ausgestofsen  worden 
sein  könnte.  Dasselbe  kann  man  für  die  Verbalformnn  von  ad- 
midethar  annehmen,  wo  z.  B.  die  kontrahierte  Form  *-aidmdethar 
(3.  Sing.  Präs.)  ebenfalls  das  erste  d  auf  diese  Weise  verloren 
haben  könnte. 

Auf  jeden  Fall  ist  die  p]rhaltung  des  d  in  naidm,  maidm,ws,\y., 
als  lautgesetzlich  zu  betrachten. 


5.   Über  die  mangelnde  Umf'ärbung  der  Hiatusvokale  vor  c. 

In  §  112,  3  h  habe  ich  die  Regel  aufgestellt,  wonach  ov  im 
Hiatus  vor  c  als  o  erscheint.  H.  bestreitet  dies  und  behauptet 
auf  Grund  von  fuär  'Bewirkung'  (das  ich  statt  aus  *vo-verom 
irrtümlich  aus  *vovrom  hergeleitet  habe),  fo-ruür  (*-ro-vcrasst) 
'hat  bewirkt',  dafs  ov  auch  vor  e  zu  n  umgefärbt  worden  sei. 
Das  von  mir  beigebrachte  oäc  'jung'  aus  *jovenko-  hält  er  nicht 
für  beweiskräftig,  da  es  aus  *uäc  durch  Einflufs  von  ^óg'  unver- 
sehrt, .Jungfrau  (selten  „.lüngling",  aber  nur  in  asketischem  Sinn) 
entstanden  sei;  die  Bedeutung  'jung',  die  H.  dem  Wort  óg  zu- 
schreibt existiert  nicht  und  ist  offenbar  von  ihm  erst  ad  hoc  er- 
funden; oy  wird  immer  von  oäc  streng  geschieden  und  nur  in 
dem  Sinn  'reine  Jungfrau',  'sittenrein',  'unvenschrt'  u.  ähnl.  ge- 
l)rauchl.  P'erner  sei  *i'(((c  auch  durch  Einflufs  von  oice  '.lungsein', 
und  obliquen  Formen,  wie  dat.  pl.  *oicib,  acc.  pl,  *oicm  zu  oac 
geworden;  die  wirklich  belegten  Formen  (kaib,  acu  hätten  ihre 
Gestalt  vom  Nominativ  oäc  bezogen.  (Nebenbei  bemerkt  ist  der 
Ansatz  oiciu  verfehlt;  wie  ich  anderwärts  gezeigt  habe,  werden 
Gutturale  und  Labiale  durch  folgendes  u  unter  allen  Umständen 
dej»alatalisicrl;   es  ist  also  *oicu  anzusetzen). 


STREITFRAGEN    ZUR    AI/IIRIBCHEN    GRAMMATIK.  11 

All  das  klingt  ganz  schön,  aber  oäc  und  oy  sind  einander 
iirsprünglidi  doch  nicht  so  ähnlich;  schon  die  Bedeutung  ist  doch 
verschieden  genug,  die  Form  war  es  früher  ebenfalls,  und  man 
sieht  nicht  ein,  warum  *''uäc'  'jung'  durch  Einflufs  von  óg  'sitten- 
rein' zu  oäc  hätte  werden  sollen. 

Wie  will  sich  dann  H.  mit  ar-coüt  'schadet'  aus  -*kovedct 
*kom-vedh-et  auseinandersetzen,  das  ja  auch  o  aufweist?  Wenn 
somit  Hs.  Beispiele  fuär,  fo-riuir  anders  erklärt  werden  können, 
wird  man  annehmen  müssen,  dafs  o,  wie  ich  vermutet  habe,  vor  e 
nicht  umgefärbt  wird,  was  ja  a  priori  zu  erwarten  wäre,  da  e  im 
allgemeinen  eine  solche  Wirkung  nicht  ausübt.  Ich  bin  nun  der 
Ansicht,  dafs  sich  das  u  in  fnär  nur  durch  Einflufs  des  vorgehenden 
und  nachfolgenden  v  erklärt;  wenn  sogar  a  in  *mages  (Dat.  Sing. 
von  mag  'Feld')  durch  Einflufs  der  umgebenden  Konsonanten  zu 
muig  wurde,  so  ist  *voverom  gewifs  auch  aus  demselben  Grunde 
zu  *vHverom,  daraus  fuär  geworden. 

fo-rüär  'hat  bereitet'  ist  auch  einfach  Analogiebildung  zum 
ro-losen  Präteritum  -fuär  (zufällig  nicht  belegt),  das  über  *üHverass 
auf  '^vo-verasst  zurückzuführen  ist.  óac  stellt  somit  die  laut- 
gesetzliche Entwicklung  aus  *jovenJco-  vor. 

Schon  sub  1  habe  ich  dai'auf  aufmerksam  gemacht,  wie 
bedenklich  es  ist,  Hiatusgruppen,  die  durch  v  geschieden  waren, 
mit  denen,  die  5  aufwiesen,  ohne  weiteres  zusammenzuwerfen. 
H.  treibt  nun  seine  doktrinäre  Auffassung  so  weit  (S.  327),  dafs 
er,  ohne  Beispiele  beibringen  zu  können,  einfach  behauptet, 
0  w^äre  auch  in  den  Gruppen  oe,  ope,  ose  zu  u  geworden,  und 
weil  0  und  e  gewöhnlich,  was  die  Umfärbung  betrifft,  gleich  be- 
handelt werden,  sei  auch  e  in  den  Gruppen  ee,  epe,  ese  zu  i  ge- 
worden! Auf  diesem  aus  mehreren  Unbekannten  gewonnenen 
Lehrsatz  baut  er  nun  seine  unsicheren  Ausführungen  auf.  Übrigens 
gibt  es  sogar  zwei  Beispiele  für  oe,  ose,  nämlich  foui  'schläft' 
aus  *voscti  =  Skr.  vdsati  und  ar-foim  'nimmt  an'  aus  *vo-emeL 
die  zeigen,  dafs  0  hier  nicht  zu  u  geworden  ist.  H.  hält  aller- 
dings (CZ  IX  66)  das  oi  in  ar-foim  für  einen  Diphthong,  aber 
ganz  willkürlich,  blofs  weil  ihm  das  Wort  nicht  in  seine  kon- 
struierte Regel  pafst,  dafs  0  stets  im  Hiatus  vor  e  zu  u  geworden 
sei.  Ganz  falsch  ist  auch  daselbst  seine  Behauptung,  dafs  do-coi 
'er  gehe"  und  ar-coi  'er  schade'  nicht  lautgesetzliche  Formen  seien, 
sondern  nach  3.  pl.  subj.  praet.  -coistis  u.  ähnl.  Formen  umgebildet 
seien:  eine  Grundform  ^A-o-rfíí-í  mufs  doch  ebenso  zu  -coi  führen. 


12  JÜLIUR   POKORNY, 

wie  *bove  zu  boi  usw.  und  kann  niemals  - cuä  oácr  -cjírté' ergeben, 
wie  H.  meint. 

Ein  weiteres  Beispiel  für  oe  hätten  wir  in  do'ib  'zu  ihnen', 
fotb  'unter  ihnen',  wenn  das  suffizierte  Personalpronomen  wirklich 
auf  -*('bis.  *('ih)ti.s  zurückginge,  wie  H.  und  Thurneysen  annehmen. 
Das  nur  einmal  (Thes.  II  240)  überlieferte  duaib  soll  natürlich 
wieder  die  regelmäfsige  Form  darstellen,  während  doch  die  An- 
nahme auf  der  Hand  liegt,  dafs  das  u  hier  entweder  der  1.  und 
2.  Plui-.  oder  der  einfachen  Präposition  entnommen  ist,  die  in  dem 
betreffenden  Text  immer  nur  als  du  auftritt.  Übrigens  dürfen 
wir  nicht  mit  Thurneysen  •*ebis,  sondern  müssen  mit  Pedersen 
■*obis  als  Grundform  ansetzen,  und  zwar  aus  folgenden  Gründen: 
eissib  und  indib  beweisen  deswegen  nichts  für  den  ursprünglichen 
Vokal  der  Endung,  weil  mit  Ausnahme  der  3.  Sing.  m.  n.  alle 
andern  Personen  regelrecht  palatalen  Stammkonsonanten  auf- 
weisen und  daher  auch  bei  ursprünglicher  Endung  -*obis  die 
Palatalisierung  analogisch  eingeführt  worden  sein  könnte.  Da 
di'ib,  do'ib,  fo'ib,  osib,  ocaib  an  und  für  sich  nichts  beweisen  können, 
ebensowenig  die  junge  Bildung  fiadaib,  bleiben  nur  noch  foraib 
und  uaidib,  nadib  übrig,  foraib  könnte  aber  auch  von  den  andern 
Personen  analogisch  beeinilufst  sein,  wenngleich  hier  die  Wahr- 
scheinlichkeit geringer  ist,  da  die  (Qualität  des  r  in  den  ver- 
schiedenen Personen  stark  wechselt;  so  bleibt  nur  mehr  uaidib, 
úadib.  Nach  den  Glossen  zu  schliefsen  wäre  das  d  stets  palatal, 
aber  in  dem  sicher  noch  altirischen  Imram  des  Máeldúin  (Anec- 
dota  1  50  ff.)  ist  die  Form  úadaib  viermal  (Zeile  38,  101,  130,  216) 
durch  den  Keim  gesichert.  Da  nun  sämtliche  Personen  im  Para- 
digma von  (h)i(aim(m)  palatale  Endungen  Aufweisen  und  die 
einzige  nichtpalatale  3.  Sing.  m.  n.  (Ii)md  schliefslich  (schon  in  Ml) 
durch  die  Analogie  der  andern  Personen  auch  zu  {/i)úaid  ge- 
worden ist,  so  ist  es  klar,  dafs  ein  ursi)rünglich  berechtigtes 
(h)iuiidib  (aus  *audcibis)  sicher  unverändert  erhalten  geblieben 
wäre,  da  man  ja  nicht  wüfste.  weshalb  es  zu  (li)nadaib  hätte 
werden  sollen.  Die  V\)Y\\\  (h)úudaib  niufs  also  wohl  die  laut- 
gesetzliche Form  darstellen  und  somit  auf  *aud-obis  zurück- 
gefühhrt  werden;  das  daneben  belegte  (h)úaidib  ist  deutlich  eine 
Neubildung  nach  dem  Muster  der  übrigen  Personen,  gleichwie 
(h)üaid  neben  (h)üad. 

Um  jedoch  zum  Thema  zurückzukehren:  H.s  Behauptung, 
0  wäre  auch  in  den  Grupjten  or',  ose  zu  u  geworden,  ist  grund- 


STREITFRAGEN   ZUR  ALTIRI8CHKN    GRAMMATIK.  13 

falsch;  selbst  wenn  ove  zu  ue  geworden  wäre,  könnte  man  daraus 
auf  oe,  ose  keinen  Schluis  ziehen,  da  die  Umfärbung  nicht  der 
Stellung  im  Hiatus,  sondern  dem  Eintlufs  des  v  zuzuschreiben 
gewesen  wäre.  Gänzlich  müfsig  sind  daher  seine  Versuche,  das 
e  in  té  'heifs'i)  und  deid  'träge'  als  unursi)rünglicli  zu  erweisen, 
da  ja  seine  Voraussetzungen  über  die  Behandlung  des  o  unrichtig 
sind.  Um  nun  seine  Doktrin,  dafs  e-e  zu  ie  werden  müsse,  zu 
beweisen,  will  er  diese  ganz  sicher  lautgesetzlichen  Formen  als 
Analogiebildungen  erklären,  um  in  dem  scheinbar  widersprechenden 
di-all  'Deklination'  den  Beweis  für  jenen  Lautwandel  zu  finden. 
Auch  dieser  Widerspruch  ist  aber  nur  konstruiert,  denn  weshalb 
soll  hier  nicht  die  geläufige  Gestalt  dl-  (lag.  de-)  der  Präposition 
vorliegen?  Aufserdem  ist  es  mit  Rücksicht  auf  H.s  eigene  Aus- 
führungen ganz  unmöglich,  diall  auf  dé-ello-  zurückzuführen, 
denn  er  führt  das  e  in  deid  'träge'  (aus  *de-sed-is)  auf  analogischen 
Einfluls  des  Nom.  Plur.  deedi,  Dat.  Flur,  déedih  zurück,  die  ihrer- 
seits wieder  aus  *dédi,  *dédib  umgebildet  seien,  das  heilst,  er 
nimmt  an,  dafs  der  Wandel  von  e-e  zu  i-e  erst  nach  der 
Kontraktion  eingetreten  sei,  denn  sonst  hätte  *de-sedejes  ja 
nicht  zu  *dédi  kontrahiert  werden  können.  Dann  hätte  aber 
auch  *dr-ellam,  *dc-eUadac]i  zu  *déUam,  *délledach  werden  müssen, 
während  doch  die  Formen  -dillem  (1.  Plur.  Konj.  von  do-ella  'de- 
kliniert, weicht  ab')  dilledach  ('deklinabel')  überliefert  sind,  die 
somit  nach  H.s  eigener  Regel  nur  die  Form  di-  (idg.  de-)  enthalten 
können.  Wir  kommen  somit  zu  dem  Schlufs,  dafs  H.  nicht 
einmal  ein  einziges  Beispiel  für  den  angeblichen  Wandel 
von  e-e,  epe,  ese  zu  i-e  beibringen  kann,  ebensowenig,  wie  für 
eve  oder  für  den  Wandel  von  ose,  ope,  o-e  zu  u-e.  Es  geliíh't 
doch  viel  dazu,  trotzdem  eine  solche  Regel  aufstellen  zu  wollen! 
H.  hat  übrigens  übersehen,  dafs  es  noch  zwei  Beispiele  gibt, 
die  seinen  Anschauungen  gleichfalls  widersprechen,  nämlich  deac 
(Gen.  von  'zehn')  aus  ^dc-enh^ü  <  *drei-penk'oic  und  das  besonders 
beweisende  dead  'Ende',  das  auf  *de-vedo-  zurückgeführt  werden 
mufs;  das  Kompositum  ist  erst  nach  dem  Wandel  von  ev  zu  ov 
gebildet   worden,   weshalb   das   e   hier   erhalten   geblieben   ist; 


1)  Mit  welchem  Recht  setzt  H.  einen  Nominativ  te'é  aus  *tepens  an? 
Mit  regelrechtem  Schwund  der  Endsilbe  entsteht  nur  einsilbiges  té;  die 
Schreibung  tee  im  Leidener  Priscian  (65  a)  neben  te  (Sg.)  beweist  doch  ebenso- 
wenig Zweisilbigkeit,  wie  die  Schreibung  rü  neben  ri  'König'! 


14  JULIUS   POKORNY, 

daneben  liegt  die  Nebenform  diad,  die  auf  *di-vedo-  {<*de-vedho) 
zurückgellt;  das  Nebeneinander  von  äv-  und  d'i-  findet  sich  auch 
in  der  VerbalHexion,  da  das  Präteritum  -dcraid  (Ml  99  b  13)  auf 
-*dc-)o-vudhe,  der  Konj.  Iniperf.  -dised  dagegen  auf  -*dhvedh-s-eto 
zurückgehen  mufs. 


6.    /  n-def/aid  'hinter-lier,  nach'. 

S.  328  Anm.  beschäftigt  sicli  H.  mit  degaid,  das  er  auf  *de- 
saigid  zurückführt.  Die  Nebenform  digaid  soll  hingegen  auf 
*di-saigid  zurückgehen.  Dies  ist  jedoch  ganz  unmöglich,  denn 
langes  /  ist  im  Hiatus  früh  gekürzt  und  wie  kurzes  i  behandelt 
worden,  was  durch  ern-,  die  Kompositalform  von  iärnn  'Eisen' 
(also  lsarno->  *í(h)arno->  *earno->  ern-)  unzweifelhaft  bewiesen 
wird.  Das  i  in  digaid  mufs  somit  analogisch  sein  und  wird  wahr- 
scheinlich von  dem  gleichbedeutenden  i  n-d'iad  bezogen  sein, 
dessen  i  zur  Zeit  von  Ml.  (hier  tritt  nämlich  digaid  zuerst  auf) 
schon  im  Hiatus  wieder  gelängt  worden  war.  Es  liegt  somit  gar 
kein  Grund  vor,  degaid  nicht  auf  disaigid  zurückzuführen,  umso- 
mehr,  als  auch  die  Verbalform  con-d'ieig  (aus  *di-saig)  auf  die 
Gestalt  di-  hinweist. 

Die  nicht-palatale  Qualität  des  g  in  degaid  bedarf  noch  der 
Erklärung.  Mit  Rücksicht  auf  Formen,  wie  -roirea  aus  *ro-(v)era, 
■dillein  aus  *di-cllam,  -dimea  aus  *di-ema  könnte  man  zwar  an- 
nehmen, dafs  ein  synkopierter  Hininsvokiu  auf  den  nachfolgenden 
Konsonanten  die  gleiche  umfärbende  Wirkung  ausübe,  wie  ein 
synkopierter  Vokal  zwischen  zwei  Konsonanten,  aber  Beispiele, 
wie  remi  'vor  ihr'  aus  (^p)risamj(n  (das  nach  Ausweis  des  mittelir. 
reime^  roime  palatales  m  hat)  oder  heimmi  ,wir  werden  sein'  aus 
"bijaini  <*b]iiijämesi  zeigen  deutlich,  dafs  bei  der  Synkope  von 
ia  keine  Umfärbung  des  folgenden  Konsunanten  erfolgt.  Dies 
erklärt  sich  einfach  daraus,  dafs  bei  der  Gruppe  ovc  das  v  noch 
vor  dem  Schwund  die  I^mfärbung  bewirkte,  während  sich  die 
Gruppe  i-e  zu  ije  entwickelt  hatte,  worauf  dann  das  ;  in  gleichem 
Sinne  einwirkte.  Die  Grupi)e  i-a  hingegen  wurde  kurz  vor  der 
Synkope  zu  e-a  und  das  a  schwand  hier  spurlos,  da  sich  zwischen 
e  und  a  kein  Halbvokal  mehr  entwickeln  konnte,  der  die  Färbung 
des  a  dem  folgenden  Konsonanten  niitgeteilt  hätte.  Wir  müfsten 
somit  aus  *disaigid  die  Form  ''de{i)gid  erwarten.  Es  liegt  also 
wahrscheinlich    eine   analogische  Beeinflussung   dui'ch  i  n-agaid 


8TREITFKAGEN    ZUR   ALTIRISCHEN    ORAMMATIK.  15 

'gegen,  nach'  vor,  das  nicht  nur  teilweise  in  der  Bedeutung, 
sondern  auch  lautlich  mit  i  n-degaid  zusaninienfiel,  da  letzteres 
schon  altirisch  wie  i  n-eyaid  mit  Verstummung  des  d  gesprochen 
wurde,  agaid  selbst  ist  eine  Kompromifsform  zwischen  dem 
Nominativ  agad  und  dem  Akkusativ  aigid,  welch  letzterer  auf 
*ayetem  zuriu^kzuführen  ist,  agad  dagegen  auf  *ageta. 

Die  gleiche  Vermischung  von  saigid  und  agaid  findet  sich 
auch  in  i  frühagaid  'gegen'  an  Stelle  des  lautgesetzlichen 
fritliaigid  ^—-  frith- saigid. 

7.  Vokal koulniktioii  und  Synkope. 

H.  tadelt  mich  (S.  328)  wegen  des  Ansatzes  von  langem  a 
in  do-cótar  'sie  gingen',  das  er  auf  -*couatar  zurückführt.  Die 
altirische  Schreibung  mit  kurzem  o,  sowie  der  kurze  Vokal  in 
fochaid  aus  fo-saigid  sollen  die  Unrichtigkeit  meines  Ansatzes 
beweisen. 

Die  Form  fochaid  beweist  aber  gar  nichts,  da  es  sich  hier 
um  die  Gruppe  osa  handelt,  die  für  ova  noch  lange  nichts  besagt, 
wie  ich  schon  wiederholt  bemerkt  habe,  besonders  da  in  letzterem 
Fall  das  schliefslich  vokalisierte  v  in  Rechnung  gezogen  werden 
mufs.  Auch  die  dreimalige  Schreibung  -cotar  neben  -commar  ist 
allein  nicht  beweisend,  da  die  Längezeichen  ja  oft  genug  aus- 
gelassen oder  verblafst  sind.  Das  einmal  (Ml)  belegte  du-cúatar 
weist  im  Gegenteil  auf  do-cótar  hin  und  zwar  deshalb,  weil  es 
nicht  mit  H,  (C.  Z.  IX  28)  als  Analogiebildung  zur  3.  Sing,  do-cudid 
erklärt  werden  kann.  Wenn  nämlich  -cúatar  das  úa  von  -cuaid 
bezogen  hätte,  so  müfste  es  wie  dieses  zweisilbiges  u-a  haben, 
was  auch  H.  ganz  willkürlich  annimmt;  die  Unrichtigkeit 
seiner  Behauptung  zeigt  ein  Blick  in  den  Kalender  des  Oengus, 
wo  ausdrücklich  do-chúatar  mit  Diphthong  ua  (Prol.  279)  über- 
liefert ist.  Aufserdem  lautet  ja  die  3.  Sing,  noch  in  Ml.  regel- 
mäisig  doco'id;  nur  einmal  ist  die  Form  du-cuaid  überliefert,  die 
selbst  erst  einer  jüngeren  Analogiebildung  (Einllufs  von  -dechud, 
-dechnid  oder  von  ad-cu(a)Hl  'hat  erzählt')  ihre  Entstehung  ver- 
dankt und  somit  schon  aus  chronologischen  Gründen  nicht  zur 
Erklärung  von  du-cúatar  herangezogen  werden  kann,  -cuatar 
erklärt  sich  jedoch  leicht  aus  -cotar  durch  Analogie  zu  den 
Fällen,  in  denen  ó  regelrecht  zu  ua  diphthongiert  worden  war. 
Dazu  kommt  noch,  dafs  die  Annahme  des  6  in  -commar,  -cotar 


16  JULIUS   POKORNY, 

nicht  einmal  zu  dem  kurzen  o  in  fochaid  in  AViderspruch  steht, 
wie  H.  meint,  denn  das  6  beruht  ja  gar  nicht  auf  Verschmelzung 
mit  a,  das  vielmehr  regelrecht  ausgefallen  ist.  Die  Entwicklung 
ist  etwa  die,  das  urkeltisch  *-covüdontar  über  *-covadoddar  durch 
Haiihologie  zu  *-covatar  wurde  und  dafs  das  a  durch  die  Synkope 
ausfiel,  während  o  mit  dem  zu  u  gewordenen  v  noch  vor  dessen 
Schwund  zu  ó  verschmolz.  Diese  Verschmelzung  ist  um  so  eher 
anzunehmen,  als  ja,  wie  die  Umfärbung  des  r  m-roirea  {<*ro- 
vcrät)  u.  a.  zeigt,  das  v  nach  betonter  Silbe  nicht  gänzlich  vor 
der  Synkope  geschwunden  sein  kann.  Dafs  die  Gruppe  -ova-,  wie 
ich  angenommen  habe,  durch  die  Synkope  zu  ó  wird,  zeigen  auch 
cum  (^covarJFi),  córae  {*covarja}  zu  có'ir  'richtig,  passend',  das, 
wie  Bergin  gezeigt  hat,  nicht  mit  cymr.  cywir  gleichgesetzt 
werden  darf.  H.  meint  zwar  (C.  Z.  IX  2  a),  dafs  *con(,  corae  vor- 
erst durch  Einflufs  von  co(a)'ir  zu  *coäru,  *coärae  umgestaltet 
worden  seien  und  dafs  später  eine  sekundäre  Kontraktion  zu 
cúru,  cúrae  stattgefunden  habe,  aber  diese  Idee  ist,  abgesehen  von 
ilirei-  Umständlichkeit,  auch  an  und  für  sich  ganz  widersinnig. 
H.  scheint  nämlich  nicht  zu  wissen,  dafs  das  (nur  selten  belegte) 
a  in  co(a)'ir,  wenn  es  nicht  einfach  Zweisilbigkeit  bezeichnete, 
doch  in  altirischer  Zeit  jedenfalls  nicht  gesprochen  wurde, 
wie  die  fast  ausschliefsliche  Schreibung  co'ir  zeigt.  Es  kann 
daher  *cöni  unmöglich  durch  Einflufs  von  coair  zu  *coäru  ge- 
worden sein.  Somit  müfste  diese  Analogiebildung  in  eine  Zeit 
zurückgehen,  als  das  Wort  noch  co-ar'  lautete;  das  ist  aber  höchst 
problematisch,  weil  wir  nicht  wissen,  ob  damals  nicht  auch  die 
Synkope  noch  nicht  eingetreten  war;  ferner  sollte  man  doch  alt- 
irisch noch  Formen  wie  *coar(a)e,  *coaru  vorfinden,  wie  auch 
loulliar  noch  neben  lotltor  überliefert  ist  —  es  heilst  aber  schon 
in  der  ältesten  Zeit  immer  nur  care.  Auch  die  oben  widerlegte 
Annahme,  -cúatar  habe  sein  a  von  •cú(a)id  bezogen,  ist  schon 
deshalb  unmöglich,  weil  das  a  in  ■cu(a)id  eben  nur  orthographisch 
vorhanden  war. 

Die  Entwicklung  von  ova  zu  6  liegt  weiter  vor  im  Zahl- 
wort twmad  'der  neunte',  das  auf  *novameto-  zurückzuführen  ist. 
Mit  H.  eine  Grundform  ^novcmdo-  anzusetzen  (S.  331)  verbietet 
ja  schon  declimad  'der  zehnte',  das  nur  auf  dekuineto-,  *dekm-eto, 
nicht  aber  auf  *di'hemdo  zurückgehen  kann  und  beweist,  dafs  die 
Bildung  der  Ordinalia  in  eine  Zeit  zurückgeht,  als  *nevn,  dekm 
noch   nicht  zu  ^ncvtn  (durch  Einflufs  von  dehji-.nevem)  *deke)n 


STKEITFKAGEN    ZUR   ALTIUISCHEN    «liAMMATIK.  17 

geworden  waren,  weshalb  der  silbische  Nasal  die  antevokalische 
Behandlung  erfuhr.  Es  ist  also  uririsch  *novameto-,  älter  *nci-mo- 
■\-eto-  anzusetzen. 

^^'egen  des  kymr.  naw  'neun'  auch  fürs  Irische  eine  Grund- 
form *navn  anzusetzen,  die  ganz  unerhört  wäre,  liegt  kein  Grund 
vor,  da  die  britannischen  Dialekte  öfter  -ov-  unter  nicht  ganz 
klaren  Bedingungen  wie  -av-  behandeln  (vgl. Pedersen  Gramm.  161); 
ein  solcher  Fall  liegt  zweifellos  auch  hier  vor,  weshalb  die  Grund- 
form *novameto-  und  nicht  ■tmvameto-  lauten  mufs.  namad  ist 
also  lautgesetzlich,  ebenso  auch  nónhar  'neun  Mann',  da  idg. 
*nevn-viro-  regelrecht  über  *nevanviro-  (n  wird  vor  v  zu  a7i), 
*novayiviro-  zu  tiónhar^)  werden  miiTste  (falsch  H.  S.  331). 

Unrichtig  urteilt  H.  auch  (S.  328)  über  die  Quantität  des 
Vokals  im  bereits  besprochenen  -d'ülem,  dilledach,  dilledche,  den 
er  als  i  ansetzt,  obgleich  hier  ebenso  wie  in  -dimea  stets  kurzes  i 
geschrieben  wird,  wodurch  er  selbst  die  Beweiskraft  des  mangelnden 
Längezeichens  in  do-cotar,  do-commar  widerlegt.  Metrische  Bei- 
spiele, die  die  Quantität  des  i  sicher  festlegen  würden,  sind  jedoch 
nicht  vorhanden.  H.  scheint  aber  anzunehmen,  dafs  i  im  Hiatus 
mit  einem  folgenden  e  zu  i  kontrahiert  worden  sei,  also  -dillem 
aus  *di-ellam,  -dimea  aus  ^di-ema  usw.  Es  mufs  hier  di-  mit 
kurzem  /  angesetzt  werden  -),  da  das  lange  í  im  Hiatus  noch  vor 
der  Zeit  der  Synkope  gekürzt  worden  war.  Ein  anderes  Wort 
liefert  uns  aber  den  Beweis,  dafs  in  der  Gruppe  i-e  das  e  ausfiel, 
ohne  mit  dem  vorhergehenden  i  verschmolzen  zu  werden.  Es 
handelt  sich  zwar  da  um  die  Gruppe  i(v)e,  aber  da  das  e  in  den 
oben  erwähnten  Fällen  vor  nicht-palataler  Konsonanz  stand  und 
daher  eine  offene  Aussprache  angenommen  hatte  und  v  zwischen 
Palatalen  "\'okalen  spurlos  zu  schwinden  pflegt,  da  ferner  /  nach 
den  irischen  Lautgesetzen  niemals  mit  einem  andersfarbigen  Vokal 
verschmolzen  wird,  wird  man  aus  der  Behandlung  von  i(v)e  immer- 
hin einen  Wahrscheinlichkeitsschlufs  auf  die  von  i-e  ziehen  können. 
Es  handelt  sich  um  das  Wort  didcnach  'letzter',  eine  Ableitung 
von  diden,  das  von  Thurneysen  (§  824)  irrig  mit  langem  /  an- 

*)  Es  ist  nicht  gut  denkbar,  dafs  das  von  H.  als  regelrecht  betrachtete 
*noinber  durch  Einflufs  von  ochtitr  zu  nónbar  geworden  wäro;  dies  hätte 
höchstens  zu  *noinbar  werden  können,  da  auch  der  Diphthong  oi  durch  das 
einfache  noi  gestützt  worden  wäre. 

*)  Das  einmal  belegte  diUib,  Dat.  Dual,  von  A'iall  verdankt  das  lange  i 
den  übrigen  Kasus,  wo  das  i  im  Hiatus  altirisch  regelmäfsig  gelängt  worden  war. 

Zeitschrift  f.  colt.  Philologie  XI.  2 


18  JULIUS   POKORNY, 

gesetzt  wird,  diden  geht  auf  dl-vedono-  zurück  und  stellt  sich 
zu  d'iad  'Ende'  (*dl-vedo-)  und  fedan  'Fahren'  (*vedonä),  von  der- 
selben "Wurzel.  "Wie  der  Reim  mit  mUide  (im  air.  Text  Liadain 
und  i'uirithir)  zeigt,  mufs  das  /  kurz  angesetzt  werden;  in  dcden, 
dédenach  (*dS-vedono-)  sind  dagegen  die  beiden  c  zu  é  verschmolzen 
worden;  im  Anschlufs  daran  und  an  die  vorkonsonantische  Form 
di-  ist  das  i  in  diden(ach)  dann  im  .Mittelirischen  gelängt  worden. 
Der  angeführten  Regel  über  das  Schicksal  von  -ive-,  -i-e-  scheinen 
nun  die  Formen  du-m-dised  (3.  Sing.  Konj.  Impf.)  aus  *d{-vcssed 
<.*vedh-s-eto  und  düiu  'Schutz'  aus  *di-eddm  <*de-em-tjü  zu 
widersprechen.  Der  Widerspruch  löst  sich  aber  leicht,  wenn  wir 
in  Betracht  ziehen,  dafs  das  e  hier  vor  palataler  Konsonanz 
stand  und  daher  stark  geschlossen  war  und  in  der  Tat  eine 
/-ähnliche  Aussprache  angenommen  haben  mufs,  wie  der  in  nicht- 
synkopierten  unbetonten  Silben  eingetretene  "Wandel  von  c  zu  i 
vor  palataler  Konsonanz  deutlich  zeigt.  Hier  wird  eben  i  mit 
dem  folgenden  "\'okal,  der  beinahe  zu  i  geworden  war,  kontrahiert 
worden  sein,  während  in  di-ellnm  usw.  das  e  eine  a -ähnliche 
Aussprache  angenommen  hatte  und  daher  mit  dem  i  nicht  kontra- 
hiert werden  konnte.  Diese  gleichartige  Behandlung  von  i(v)e 
und  i-e  in  -dissed  und  dititi  macht  es  wahrscheinlich,  dafs  auch 
in  -dillem  die  Gruppe  i-e  zu  demselben  Resultat  geführt  haben 
wird,  wie  die  Gruppe  -i(v)e-  in  dhlcn. 

Auffällig  ist  das  é  in  -dcci  'blickt'  -dcrig  'verläfst'.  Thurn- 
eysen  will  (§821)  Grundformen,  wie  ^di-en-h^iset,  *di-ess-reget 
ansetzen,  aber  dann  bliebe  das  v  unerklärt,  da  man  entsprechend 
dititi  doch  /  erwarten  sollte.  Es  kann  sich  also  nur  um  Analogie- 
bildung zu  unkontrahierten  Formen,  wie  do-cci,  do-crig  handeln, 
oder  man  mufs  annehmen,  dafs  diese  Verba  die  Form  dt-  und 
nicht  di-  enthalten,  was  gleichfalls  möglich  wäre. 


8.  Die  Behandlung  der  Gruppe  -ovo-, 

H,  nimmt  im  Gegensatz  zu  der  bisherigen  Anschauung  an 
(S.  320),  dafs  -ovo-  im  Auslaut  über  ou  erst  zu  du  und  dann  zu 
do,  6  geworden  sei.  Seine  Beispiele  für  diese  angeblicher  Ent- 
wicklung sind:  Der  arch.  Gen.  Sing,  hon,  der  Gen.  Plur.  hau,  hdo, 
der  Nom.  Sing,  gäu,  gdo,  go  und  der  Gen,  Sing,  crdn,  crdo,  cróu,  cró. 

Das  Beispiel  gdu,  gdo,  go  fällt  hier  von  vornherein  weg. 
Es  ist  ja  doch  ganz  unmöglich,  gdu     über  *govos  auf  *gousos 


STKEITFRAGEN    ZUR    ALTIKISCIIEN    GRAMMATIK.  19 

zurückzuführen.  *yousos  wäre  ja  schon  längst  zu  *gösos  geworden, 
bevor  das  s  ausfallen  konnte,  so  dafs  sich  jede  weitere  Diskussion 
über  diese  Frage  erübrigt.  Man  könnte  nur  fragen,  ob  Thurn- 
eysens  "^ gavii  oder  mein  Ansatz  '^ijhjva  richtiger  ist.  Ich  habe 
die  Grundform  deshalb  mit  kurzem  a  angesetzt,  weil  ich  mir  nur 
so  den  Unterschied  der  Behandlung  von  ndu  'Schiff  erklären 
kann,  dessen  du  im  Hiatus  stets  nur  als  o  erscheint  (Gen.  noe, 
niemals  aber  nue),  während  das  du  von  ydu  im  Gen.  gue  und  im 
Verbum  güaigidir  zu  «  geworden  ist.  Da  nun  ndu  bestimmt 
altes  langes  ä  enthält,  habe  ich  für  (Jau  kurzes  a  angesetzt,  was 
auch  etymologisch  am  besten  stimmt,  wenn  ich  gdu  richtig  zur 
Wurzel  tjheu:  fjhdu  "auseinanderklaffen'  in  -/(^^'t'o?  'locker,  weichlich, 
nichtig',  yarra^  'Windbeutel,  Aufschneider',  ags  géad  'Leichtsinn, 
Torheit'  gestellt  habe,  was  mir  nicht  zweifelhaft  erscheint.  Thuru- 
eysen  bemerkt  (schriftlich),  dafs  er  wegen  des  cymr.  gau  langes 
ä  angesetzt  habe.  Ich  möchte  aber  auf  das  Cymrische  kein  allzu- 
grofses  Gewicht  legen,  da  gerade  die  Vertretung  von  äv,  öv  in 
den  britischen  Dialekten  noch  recht  ungeklärt  ist;  es  läfst  sich 
aber  selbst  in  unserem  Falle  eine  Erklärung  finden,  angenommen, 
dafs  *gavä  bestimmt  cymrisch  gaw  hätte  ergeben  müssen,  wie  Th. 
anzunehmen  scheint. 

Altcyrarisches  au  (neucymr.  a?t')  wird  nämlich  unter  gewissen 
Umständen  bei  Antritt  einer  weiteren  Silbe  über  ou  zu  eu,  wie 
aus  dem  Namen  Meugan,  altcymr.  Maucan,  dann  aus  meu-dwy 
'Einsiedler'  gegenüber  corn,  maw  'Jüngling',  bret.  mao  gesund 
(gemeinbritisch  *mau-  aus  magu-)  hervorgeht.  Nun  wird  aber 
gau  'falsch'  als  Adjektiv  in  den  britischen  Dialekten  meist  dem 
dazugehörigen  Substantiv  vorausgestellt  und  bildet  mit  diesem 
eiu-  Kompositum,  so  dafs  es  in  dieser  Stellung  lautgesetzlich  aus 
*gaiv-  hervorgegangen  sein  kann.  Da  dies  die  am  meisten  ge- 
brauchte Verwendung  des  Wortes  ist,  so  darf  man  ohne  weiteres 
annehmen,  dafs  die  adjektivische  Form  gau-  auch  das  im  Sub- 
stantiv berechtigte  gaw  verdrängt  hat,  wofür  es  ja  zahllose 
Analogien  gibt.  Bei  Thurueysens  Annahme  einer  Grundform 
*gäva  bleibt  hingegen  des  Gegensatz  gue:  noe  unerklärt.  Ich 
möchte  deshalb  an  meinem  Ansatz  *{jh9vU  festhalten. 

Es  bleiben  also  nur  noch  die  Formen  von  bó  'Kuh'  und  au  'Blut' 
übrig.  Der  Gen.  Plur.  hdu,  hdo  ist  jedoch  doppeldeutig,  da  man  ihn 
nicht  nur  auf  *g''ovönt,  sondern  ebensogut  auf  *g''ocöm  zurückführen 
kann,  das  sein  ö  aus  dem  Nom.  PI.  *g''öves  (Skr. gavah)  bezogen  haben 

2* 


20  JULIUS   POKORNY, 

wird,  der  aucli  im  altir,  hai  (älter  *hoi)  stecken  dürfte.  Allerdings 
weifs  ich  für  den  Gen.  Sg.  crúu,  cróu,  crdo  vorläufig  keine  bessere 
Erklärung  vorzubringen,  so  dafs  H.  mit  seiner  Kegel  immerhin 
recht  behalten  mag.  Gewifs  falsch  ist  aber  seine  Herleitung  von 
crdu  aus  "^kruros,  bezw.  cnó  (älter  *cnún?)  aus  *knuvos.  Denn 
dann  niufsten  die  entsprechenden  cymrischen  Formen  *crijiv, 
*hiyiv  lauten,  während  in  Wirklichkeit  crau,  cnaii  überliefert 
sind,  die  nicht  analogisch  zu  erklären  sind  und  auf  *krov-,  *knov- 
hinweisen.  Die  urkeltische  Flexion  durfte  *krü-s,  *krov-os,  vielleicht 
auch  *hif(-s,  *knov-os  gewesen  sein,  doch  möchte  ich  besonders 
für  cm  andere  Möglichkeiten  nicht  geradezu  ausschliefsen.  Zur 
Stammabstufung  krU:krov  vergl.  6r<<'Rand'  (*bhrü-s):broi  'Brauen' 
Cbhröve). 

In  seinen  weiteren  Ausführungen  über  inlautendes  -ovo- 
vermag  ich  jedoch  H.  nicht  zu  folgen.  Er  will  nämlich  den 
Gegensatz  von  tobe  'Abschnitt'  (nach  bisheriger  Anschauung 
*to-vo-bion)  und  düilgine  'Belohnung'  i^äe-vo-lauginjä)  dadurch 
eiklären,  dafs  er  annimmt,  nur  in  letzterem  Fall  liege  die  laut- 
gesetzliche Entwicklung  von  ovo  {do-vo  aus  dc-vo)  vor,  während 
tobe  nicht  aus  *to-vo-bion,  sondern  vielmehr  aus  *tä-vo-bion  hervor- 
gegangen sei.  Die  Existenz  der  Präposition  *ta-  aus  vollbetontem 
idg.  *tö  würde  auch  durch  die  Form  -*/«i7  'er  kommt'  aus  *ta- 
thet  bewiesen.  H.  teilt  also  lliurneysens  Meinung,  dafs  die  Prä- 
position to-  auf  idg.  *tö  zurückgehe.  Th.  meint,  dafs  *tö  unbetont 
über  *ta  zu  tu,  to  und  dann  im  Vorton  ru  du,  do  geworden  sei; 
daneben  hätte  sich  vielleicht  ein  vollbetontes  *tä  erhalten  (Hand- 
buch §  844).  Hierbei  ist  schon  falsch,  dafs  *tö  nur  unbetont  zu 
'*tü  geworden  sei;  auslautendes  -ü  ist  vielmehr,  wie  cú  'Hund' 
aus  *Arö  zeigt,  auch  betont  zu  -/7  geworden;  dem  gegenüber  wäre 
tä-  höchstens  als  Kompositalfurm  möglich  gewesen,  da  in  diesem 
Falle  das  (inlautende)  ö  zu  ä  hätte  werden  können.  Aufserdem 
ist  ö  vortonig  nicht  zu  -u,  sondern  zu  a  geworden,  wie  der  Akk. 
Plur.  des  Artikels  inna  aus  *sin-\-das  (idg.  *töns)  und  das  infig. 
Pronomen  der  3.  Plur.  ta,  da  (idg.  *tvns),  ferner  die  vortonige 
Form  da  'zwei'  (idg.  *drdu)  zeigen.  Deshalb  kann  auch  altir. 
to-,  tu-  nicht  auf  *tö  zurückgeführt  werden.  Man  müfste  also 
annehmen,  dafs  *tö  nur  in  der  Gestalt  *tä  aufgetreten  sei,  allein 
auch  diese  Ansicht  ist  unrichtig.  Denn  *tä  oder  gekürztes  *tä 
könnte  auf  keinen  Fall  in  ir.  toisech,  cymr.  ty-ivysoy,  atbrit.  to- 
visüci  stecken,  deren  Vokalismus  sich  nur  durch  eine  gemeinsame 


STREITFRAGEN    ZUR   ALTIRISCIIHN    GRAMMATIK,  21 

Grundform  *to-  erklären  läfst;  ebenso  blieben  o,  ii  in  dorn,  duit, 
dúnn,^)  dú'h  unerklärt;  wenn  man  auch  annehmen  könnte,  dafs 
der  Vokal  im  Präverb  do-,  du-  analogisch  von  ro-,  no-,  fo-  be- 
einflufst  sei,  so  könnte  man  doch  das  o  in  alten  Bildungen,  wie 
as-toidi  'glänzt'  (aus  *-to-vidit),  -tóeth  'wird  fallen'  (aus  *to-ti-tud-s-t), 
■totsat  'dafs  sie  fallen'  (aus  *-to-tud-s-ont)  kaum  auf  dem  Wege  der 
Analogie  erklären.  Man  wird  also  als  Grundform  auch  weiter- 
hin */o-  ansetzen  müssen. 

Die  verschiedenen  Abweichungen  des  Vokalismus  lassen  sich 
von  da  aus  unschwer  erklären. 

Da  im  Vorton  to-  regelmälsig  zu  *ta-,  *da-  werden  mufste, 
so  mufs  das  o  des  Präverbs  do-  selbstverständlich  als  Analogie- 
bildung zur  betonten  Form  to-  erklärt  werden,  ebenso  wie  vor- 
toniges ro-  seinen  Vokal  der  betonten  Form  verdankt.  Da  ferner 
betontes  to-  durch  regelmäfsigeu  Umlaut  auch  als  tu-  erscheint? 
kann  auch  die  Form  du-  auf  gleiche  Weise  erklärt  werden.  Das 
häufige  Vorkommen  des  vortonigen  tu-  in  archaischen  Texten 
macht  es  jedoch  wahrscheinlich,  dafs  das  u  in  den  meisten  Fällen 
eher  dem  stets  vortonigen  nu-  entnommen  sein  wird;  in  diesem 
Worte,  das  nach  Ausweis  des  mcymr.  neu  auf  *nevö  (zu  lat.  novus) 
zurückgeht,  mufste  ja  das  u  (und  das  hieraus  durch  Schwächung 
hervorgegangene  o)  lautgesetzlich  erhalten  bleiben  (Pokorny,  §  81 
exe.  3);  auch  ni-,  fu-  wird  so  durch  nu-  beeinflufst  worden  sein; 
bei  fu-  mag  allerdings  der  Labial  mit  im  Spiele  gewesen  sein. 

Das  a  im  Paradigma  von  do-tét  'kommt',  also  z.  B.  ni  tau 
'er  kommt  nicht'  aus  *ta-tet  bezw.  *ta-teig  möchte  ich  einfach 
dadurch  erklären,  dafs  hier  noch  vor  der  Zeit  der  expiratorischen 
Akzentwirkungen  die  proklitische  Form  ta-  analogisch  die  Stelle 
der  vollbetonten  Form  to-  eingenommen  hat,  dafs  also  z.  B.  -to-teg 
'ich  komme'  durch  Einflufs  des  unecht-komponierten  ta-teg  noch 
vor  dem  haplologischen  Schwund,  zu  -ta-teg  daraus  altir.  -taig 
geAvorden  sei.  Dieser  Annahme  stehen  keinerlei  Schwierigkeiten 
entgegen,  da  sich  die  echt-  und  unecht -komponierten  Formen 
desselben  Verbums  oft  gegenseitig  analogisch  beeinflufst  haben 
wie  z.  B.  do-tuit  'fällt'  (aus  *to-tudit  erwartet  man  *do-tuid)  sein 
auslautendes  t(t)  dem  echt -komponierten  -ttiit  verdankt,  das 
wiederum   seinen   Vokal   {*-tö-tiidit   ergebe   mit   haplologischem 


*)  Die  Dehnung  des  «  dürfte  teils  dem  unlenierten  hm,  teils  dem  Ein- 
flufs von  dinn  zu  verdanken  sein;  danach  auch  diiib  und  dib. 


22  JULIUS    rOKORNY, 

Schwund  des  u  *-toit)  der  unecht-komponierten  Form  entnommen 
hat.  Der  Annahme,  dafs  fo-  schon  in  jener  frühen  Zeit  im  Yorton 
zu  ia-  geworden  sei,  steht  auch  die  archaische  Erhaltung  des  o 
im  Innern  nachtoniger  Silben  nicht  entgegen,  weil  auslautende 
Vokale  in  vortonigen  Silben  weitaus  früher  einer  Schwächung 
ausgesetzt  waren,  als  in  nachtonigen  Silben  (vgl.  Pedersen  I  243), 

Nach  dem  Gesagten  kann  also  tóh(a)c  etc.  nicht  auf 
*tä-vo-bioti  zurückgeführt  werden,  sondern  nur  auf  *to-vo-hioti. 
Wie  soll  man  es  aber  erklären,  dafs  to-vo-  zu  to-,  de-vo 
aber  über  do-vo-  zu  du-  wird?  Ich  sehe  keinen  andern  Weg, 
als  die  Verschiedenheit  der  Behandlung  durch  das  verschiedene 
Alter  der  Komposita  zu  erklären.  Die  Formen  mit  du-  müssen 
sehr  alt  sein,  weil  hier  de-  wie  im  einheitlichen  Wort  vor  v  zu 
do-  geworden  ist;  do-vo  wird  eben  schon  früh  infolge  Vokalisierung 
des  -V-  eine  stark  geschlossene  Aussprache  angenommen  haben 
und  so  schliefslich  zu  du-  geworden  sein.  Anders  dürfte  es  sich 
mit  der  Grui)pe  to-vo  verhalten  haben;  diese  kann  und  wird  auch 
wohl  bedeutend  jüngeren  Ursprungs  sein,  so  dafs  man  annehmen 
darf,  dafs  to-  erst  vor  -vo-  trat,  als  das  anlautende  v  schon  eine 
mehr  konsonantische  Aussprache  angenommen  hatt;  dieses  erst 
später  in  den  Inlaut  gerückte  v  dürfte  mithin  die  umgebenden 
Vokale  nicht  so  stark  beeiniluft  haben  wie  das  alte  intervokalische 
V,  weshalb  to-vo-  zu  ta-  und  nicht  zu  *tú-  wurde.  Es  ist  natürlich 
auch  möglich,  dafs  hier  dieselbe  Analogiebildung  wie  bei  -tau 
stattfand,  dafs  also  vortoniges  ta-  das  alte  to-  ersetzte,  doch  scheint 
mir  dies  mit  Rücksicht  auf  das  ausnahmslose  6  (niemals  «)  weniger 
wahrscheinlich.  Die  Diphtongierung  dieses  6  zu  iia  ist  dann  leicht 
als  Analogiebildung  zu  den  Fällen  mit  älterem  o  zu  erklären. 

Die  Kompositionsform  gú-  zu  gdu  „Lüge"  gehört  natürlich 
nicht  hierher,  da  *gouso-  über  *göso-  nur  *gó-  ergeben  hätte; 
die  Form  gü-  erklärt  sich  ohne  weiteres  durch  Verschleppung 
aus  dem  Hiatus,  wie  z.  B.  gúaigidir,  gúe,  etc.,  wo  av  über  ó  regel- 
recht, wie  ich  §  112,  3  a  gezeigt  habe,  zu  ú  geworden  ist. 

Die  Entwicklung  des  au  im  Hiatus  zu  n  läfst  sich  wohl 
nicht  bestreiten.  Das  von  mir  neben  gdu  angeführte  aue  liefse 
sich  zwar  auch  nach  O'Maille  (Language  of  the  Annals  of  L'lster, 
p.  49)  anders  erklären,  aber  jede  andere  Deutung  versagt  bei 
dem  alten  P^igennamen  JJani,  Gen.  Danach,  Doüch,  Duäch  (Belege 
im  Wörterb.  der  ir.  Akademie),  durch  den  der  Übergang  von  au 
zu  Ú  ganz  sichergestellt  wird. 


STREITFRAGEN   ZUR    ALTIRISCHEN    GRAMMATIK.  23 

Í).   Die  Uinnirbung  des  e  vor  itf/. 

In  §  114,  Ic  und  3b  habe  ich  die  Regel  aufgestellt,  dafs 
idg,  e  altirisch  vor  ng  +  e,  i,  j,  ü  stets  als  i  erscheint.  Hierzu 
bemerkt  H.  (S.  332),  dafs  ihm  die  allfälligen  Beispiele 
weniger  wichtig  wären,  als  die  Tatsache,  dafs  o  in  gleicher 
Stellung  nicht  zu  u  geworden  sei.  Da  nun  die  Umfärbung  von 
0  zu  ti  und  von  e  zu  i  seiner  Ansicht  nach  auf  einem  einzigen 
Lautgesetz  beruhe,  müsse  meine  Regel  falsch  sein!  Ich  glaube, 
dafs  diese  doktrinäre  Auffassung  arg  übertrieben  ist.  Auf  diese 
Weise  kommt  man  nie  zu  wissenschaftlichen  Ergebnissen.  Weil 
e  und  0  in  den  meisten  Fällen  parallele  Entwicklung  zeigen, 
darf  man  das  doch  nicht  a  priori  auch  für  alle  übrigen  Fälle 
behaupten. 

Vor  allem  hat  H.  übersehen,  dafs  ich  keineswegs  behauptet 
habe,  idg.  e  sei  durch  jenes  Hebungsgesetz  zu  i  geworden; 
ich  habe  nur  festgestellt,  dafs  e  +  ng  aufser  vor  a  und  o  Vokalen 
stets  als  ing  erscheint,  wobei  ich  die  Ursache  dieses  Wandels 
nicht  näher  untersucht  habe.  Wie  unrecht  H.  meine  Regel  tadelt, 
geht  übrigens  schon  daraus  hervor,  dafs  zur  Zeit  des  von  H. 
genannten  Lautgesetzes  die  alte  Lautgruppe  e  +  ng  überhaupt 
im  Irischen  nicht  vorhanden  war.  Idg.  e  ist  nämlich  schon  ur- 
keltisch, ebenso  wie  im  Lateinischen,  von  ng  zu  ?  geworden;  ein 
eng-,  das  durch  Hebung  zu  ing-  hätte  werden  können,  existierte 
somit  in  jener  Zeit  gar  nicht.  Das  beste  Beispiel  dafür  ist  das 
von  mir  augeführte  cingid  'schreitet',  das  zu  cymr.  rhy-gyng 
Tafsgehen',  gall.  Cingeto-rlv,  ahd.  hinJian  gehört  und  auf  idg. 
*Jihengeti  zurückgehen  mufs;  man  kann  hier  natürlich  nicht  sagen, 
dafs  eng  durch  das  folgende  e  zu  /  umgefärbt  worden  sei;  das  e 
hat  nur  den  Vokal  der  vorhergehenden  Silbe,  der  schon  lange 
vor  dem  irischen  Umlaut  zu  /  geworden  war,  nicht  beeinüufst. 
In  der  3.  Plur.  cengait  ist  das  e  natürlich  nicht  alt,  sondern  durch 
Einflufs  des  folgenden  o  (idg.  *khengonti)  aus  älterem  /  entstanden. 
Dasselbe  gilt  für  ling  id  'springt'  aus  idg.  *lengheti^);  auch  hier 
ist  als  gemeinkeltische  Form  *lingeti  (vgl.  gall.  Lingones)  an- 
zusetzen. 

Da  dieses  aus  eng  hervorgegangene  ing  im  Irischen  vor  e 
erhalten  bleibt,  so  mufs  es  notwendigerweise  erst  recht  vor  f,  j, 


»)  Anders  Osthoff,  Morphol.  Uuters.  VI,  21—28. 


24  JULIUS   POKORNY, 

II  erhalten  bleiben,  da  ja  diese  niemals  die  Brechung  von  /  zu  e 
hervorrufen  können.  Meine  Regel  besteht  also  zu  Recht  und 
kann,  da  es  sich  hier  um  einen  gemeinkeltischen  Vorgang  handelt, 
mit  der  irischen  Hebung  von  o  zu  u  und  c  zu  /  in  keinerlei 
Parallele  gestellt  werden. 


10.  Die  Ersatzdehuung  nach  i. 

In  §  115,  5  habe  ich  die  Regel  aufgestellt,  dafs  altes  i 
durch  Ersatzdehnung  zu  iii,  éo,  éu  wird,  wenn  ein  palataler  oder 
i<-farbener  Vokal  nachfolgt.  Hierzu  bemerkt  H.,  ohne  irgend- 
welchen Beweis  für  seine  Behauptung  zu  erbringen,  dafs  meine 
Regel  falsch  sei,  dafs  also  *koli(jnl  zu  cuiJln  hätte  werden  müssen 
und  dafs  die  Form  cuiUuin  eine  Analogiebildung  zu  Worten  mit 
altem  e,  wie  ceniuil  {*ke7ietll),  darstelle,  die  allein  den  Diphthong 
tu,  tu,  CO  lautgesetzlich  entwickelt  hätten.  Diese  Anschauung 
wäre  zwar  möglich,  aber  dadurch  würden  sich  eine  Reihe  von 
Schwierigkeiten  ergeben. 

Vor  allem  bliebe  unklar,  Aveshalb  schon  in  den  ältesten 
Texten  tu  mit  éu,  co  wechselt.  Denn  da  die  Orthographie  der 
Glossen  in  phonetischer  Beziehung  eine  erstaunliche  Genauigkeit 
aufweist,  ist  es  nicht  gut  denkbar,  dafs  tu,  m,  co  nur  schwankende 
Schreibungen  desselben  Diphthongs  darstellen,  co  neben  cu  stellt. 
wie  die  moderne  Aussprache  erweist,  nur  die  jüngere  Entwicklung 
des  Diphthongs  dar,  die  mit  der  historischen  Schreibung  én  ab- 
wechselt; ÍH  läfst  sich  dagegen  nicht  gut  als  Entwicklung  von 
cu  erklären.  Dies  wäre  nur  unter  der  Voraussetzung  möglich, 
dafs  schon  am  Beginn  der  altirischen  Zeit  eine  Verschiebung 
des  Silbengipfels  auf  das  u  stattgefunden  hätte;  dann  wäre  die 
Schreibung  m  (=  m)  für  eü  verständlich.  Aber  wenn  die  Ver- 
schiebung schon  bei  eii  stattgefunden  hätte,  wie  sollte  man  sich 
dann  den  Wandel  von  eu  zu  eo  erklären,  der  doch  nur  ver- 
ständlich ist,  wenn  der  Ton  damals  auf  dem  c  ruhte;  die  neuir. 
Aus.sprache  ö^  beweist  überdies  zur  Genüge,  dafs  diese  Verschiebung 
des  Tones  erst  stattfand,  als  ca  bereits  zu  co  geworden  war; 
somit  kann  die  Schreibung  in  auch  hicht  als  Variante  von  eu 
erklärt  werden  und  mufs  andern  Ursprung  haben. 

Ferner  blieben,  wenn  H.  recht  hätte,  die  Futurformen 
3.  Plur.  ara-ch'mrat,  giulaif,  Kondit.  3.  Sing,  no-giulad  unerklärt; 


STUEITFKAGEN   ZUR    AI/riKlSCHEN    ORAMMATIK.  25 

nach  H.  miifsten  -*ki-kri-ü-nt,  *gi-gli-ä-nti,  -*gi-gli-ä-to  regelmäfsig 
-*chírat,  ■*yilait,  -*gílad  ergeben. 

Thiirneysen  teilt  offenbar  diese  Ansicht,  da  er  meint,  diese 
Formen  hätten  ihren  Vokalismus  dem  Prät.  -chiuir,  ■yiiiil  ent- 
nommen. Nun  ist  schon  die  Beeinflussung  des  Futurums  durch 
das  Präteritum  nicht  wahrscheinlich,  da  aber  auch  beim  Präteritum 
der  Diphthong  in  nur  in  der  3.  Sing,  berechtigt  war,  die  andern 
Personen  dagegen  é  haben  mufsten,  da  aufserdem  die  Endungen 
im  Prät.  und  Fut.  ganz  verschieden  waren,  so  wird  man  nicht 
annehmen  dürfen,  dafs  -chiurat,  giidait  blofs  durch  EinÜufs  der 
3,  Sing.  Prät.  -chiuir,  -giuil  ihren  Vokalismus  erhalten  hätten. 

Die  genannten  Schwierigkeiten  werden  durch  meine  Regel 
sofort  behoben.  Ich  bleibe  dabei,  dafs  tu  ursprünglich  nur  aus 
altem  i  hervorgehen  konnte.  Dafs  dann  im  selben  Wort  in  und 
das  aus  altem  oder  durch  Umlaut  entstandenem  e  hervorgegangene 
éu,  CO  wechseln  konnten,  ist  leicht  als  Analogiebildung  zu  er- 
klären. So  konnte  sen  (lat.  Signum),  Gen.  siuin  leicht  zu  trén 
(^tregno-)  neben  tréuin  einen  Gen.  triuin  hervorrufen,  andererseits 
konnte  das  é  von  sen  in  den  Gen.  dringen,  wodurch  séuin 
entstehen  konnte.  Im  allgemeinen  ist  jedoch  in  in  den  Worten 
mit  altem  i  häufiger. 

Die  Futurformen  -chiurat,  giulait  sind  dann  ganz  regel- 
mäfsig  aus  -*kikriänt,  *gigliänti  hervorgegangen,  während  sie 
bei  Ablehnung  meines  Gesetzes  nicht  wohl  erklärt  werden 
könnten. 

Lautlich  liegt  gegen  meine  Regel  auch  kein  Hindernis  vor, 
denn  cymr.  colivyn  (*koligno-),  sivyu  flat.  Signum),  lluyn  (lat. 
lignum)  zeigen,  dafs  auch  im  Cymrischeu  ig  vor  n  erst  zu  in 
(daraus  dann  ui)  geworden  war,  weshalb  fürs  Irische  unbedenk- 
lich das  Gleiche  angenommen  werden  kann. 


11.  Zur  Stammbildung  des  reduplizierteu  Präteritums. 

Den  klarsten  Beweis  für  die  Richtigkeit  des  eben  be- 
sprochenen Lautgesetzes  liefern  die  Präteritalformen  -giuil,  -ciuir. 
H.  meint  zwar  (S.  333),  als  Reduplikationsvokal  sei  e  und  nicht  i 
einzusetzen  und  das  iu  der  erwähnten  Formen  beruhe  auf  EinfluTs 
von  -lil,  -rir,  aber  er  bringt  für  diese  Behauptung  keinerlei  Beweis 
bei.  Wie  will  er  aber  das  i  in  -lil,  -rir  erklären?  Ein  alter 
Aorist,  etwa  le-li-t  kann  wegen  der  3.Plur.  -leltar,  die  aus  *le-l-antar 


26  JULIUS    POKOUNY, 

(>  ant-r)  hervorgegangen  ist.  nicht  vorliegen,  da  le-li-ntar 
zu  *lilicr  geworden  wäre,  ebenso  fehlt  jeder  Anhaltspunkt 
für  die  von  Pedersen  (II  380)  angenommene  mediale  Endung 
-ai;  das  von  ihm  herangezogene  edwyn  'er  weifs'  ist,  wie  Morris 
Jones  (Welsh  Grammar  355)  gezeigt  hat,  keine  ursprüngliche 
Form,  sondern  erst  später  durch  Analogie  neben  das  berechtigte 
adnaen  getreten.  Es  kann  doch  gar  kein  Zweifel  darüber  be- 
stehen, dafs  wir,  wie  auch  die  1.  und  2.  Sing,  -cér  gegenüber  der 
3.  Sing,  -duir  beweist,  auch  in  -Ul,  -rir  die  Endung  des  Perfekts 
zu  suchen  haben,  wie  die  reduplizierten  Präteritalformen  ja  aus- 
nahmslos die  Endungen  *a,  -as,  -e,  gerade  wie  im  Griechischen, 
aufweisen.  Somit  dürfen  wir  nicht  *le-l-c,  *re-r-e  ansetzen,  da 
das  i  sonst  unerklärt  bliebe.  Die  von  mir  angesetzten  Grund- 
formen *li-l-e,  *ri-r-e  lösen  zwanglos  diese  Schwierigkeit,  denn 
das  ?■  der  Reduplikation  ist  einfach  in  vorhistorischen  Zeit  aus 
dem  Präsens  *li-na-mi,  *n-na-mi  in  die  Keduplikationssilbe 
übertragen  worden,  genau  so  wie  in  *ku-klov-a,  air.  cúala 
das  u  der  Reduplikationssilbe  aus  dem  Präsens  stammt.  Diesen 
Voi'gang  wird  man  um  so  weniger  anzweifeln  können,  als  genau 
dieselbe  ^Erscheinung  im  Arischen  und  Lateinischen  auftritt,  so 
im  ai.  Perfekt  didvrsa,  rurddha,  im  lat.  scicidi,  piqmiji  u.  a.  m. 

Es  ist  mir  übrigens  gelungen,  einen  direkten  Beweis  dafür 
zu  finden,  dafs  -Ul,  -leltar  mit  altem  i  anzusetzen  sind.  Es  ist 
dies  die  komponierte  3.  Plur.  -ruilldar  (geschrieben  -riülddar, 
rnilcutar)  im  Serglige  Con  Culainn  §  6,  die  wegen  des  m  der 
ereten  Silbe  nicht  auf  *ro-lelantar,  sondern  nur  auf  *ro-lihntar 
zurückgehen  kann.  Da  kein  Grund  vorliegt,  warum  ein  allfiilliges 
■*roiUciar  zu  -ruiUetar  analogisch  umgestaltet  worden  sein  soll, 
mufs  man  diese  Form  als  lautgesetzlich  ansehen.  Das  i  der 
Reduplikationssilbe  ist  somit  sichergestellt. 

Da  ferner  crenaid,  glenaid  mit  renaid  und  lenaid  genau 
parallel  gehen,  mufs  auch  für  -duir,  -ijiuil  eine  Grundform 
*kilcre,  *yigle  angesetzt  werden.  Dasselbe  gilt  für  das  Prät.  Ton 
ara-dirin. 

Dadurch  i.st  der  Beweis  erbracht,  dafs  auch  /  durch  Ersatz- 
dehnung zu  einem  I)ij»lithong  wird,  wie  ich  in  meiner  Grammatik 
richtig  angenommen  habe. 

Ueber  die  historische  Erklärung  der  ganzen  Bildung  vgl. 
meinen  demnächst  erscheinenden  Aufsatz  in  den  Idg.  For- 
schungen. 


STREITFUAÜEN    ZUR   AÍAiRISCHEN    GRAMMATIK.  27 

12.  Der  Yokalisiiiiis  von  ar-f'oitna. 

Zu  meiner  Bemerkung  (§  12G,  1,  note  3),  dafs  in  ar-foima 
(—-  ar-fo-ema)  die  Kontraktion  der  ursprünglich  durch  keinen 
Konsonanten  getrennten  Vokale  noch  vor  der  Zeit  der  Synkope 
stattgefunden  liabe,  meint  H.,  diese  Kontraktion  habe  vielmehr 
nach  der  Synkope  eintreten  müssen,  was  er  ZCP  IX  27 ff.,  66,  78c 
gezeigt  haben  will.  Ich  habe  die  zitierten  Stellen  sehr  aufmerksam 
geprüft,  ohne  jedoch  einen  solchen  Beweis  finden  zu  können. 
Eine  Form,  wie  ad-coideynmar  'wir  haben  augezeigt'  aus  --co-vid- 
ammar  beweist  zwar  durch  die  Palatalisierung  des  d  und  die 
Erhaltung  des  Vokals  der  ursprünglich  dritten  Silbe,  dafs  die 
Kontraktion  nicht  vor  der  Synkope  eingetreten  sein  kann,  aber 
hier  handelt  es  sich,  ebenso  wie  bei  Hs.  übrigen  Beispielen,  um 
die  Gruppe  ovi,  also  um  durch  altes  v  getrennte  Vokale,  während 
in  unserem  Beispiel  die  Vokale  direkt  zusammenstofsen.  Ich  habe 
schon  früher  gezeigt,  dafs  es  nicht  gestattet  ist,  ove  und  o-e  auf 
gleiche  Stufe  zu  stellen.  Schon  an  und  für  sich  ist  es  wahr- 
scheinlich, dafs  Vokale,  die  durch  keinen  Laut  getrennt  waren, 
früher  kontrahiert  worden  sind,  als  die,  zwischen  denen  ein  Laut 
erst  später  geschwunden  ist,  so  dafs  man  aus  der  Behandlung 
von  ove  doch  keinen  Sclilufs  auf  o-e  zielen  darf.  Die  Unrichtig- 
keit von  Hs.  Behauptung  läfst  sich  übrigens  direkt  erweisen. 
Wenn  nämlich,  wie  H.  meint,  die  Kontraktion  in  ar-foima  erst 
nach  der  Synkope  stattgefunden  hätte,  so  müfste  doch  z.  B. 
die  3.  Plur.  des  Konj.  Präs.  -*fo-eniäddar  zur  Zeit  der  Synkope 
noch  viersilbig  gewesen  sein  und  hätte  durch  die  Synkope  nur 
zu  *fóet)iatar,  entsprechend  coidcmmar  aus  "^co-vldammar  werden 
können;  überliefert  ist  aber  nur  -foimtar  mit  Synkope  des  ä. 
wodurch  klar  bewiesen  wird,  dafs  das  ä  zui*  Zeit  der  Synkope 
die  zweite  Silbe  bildete  und  deshalb  ausgestofsen  wurde;  das 
vorhergehende  o-e  mufs  daher  schon  vor  der  Synkope  zu  einer 
einzigen  Silbe,  zum  Diphthong  óe,  oi  kontrahiert  worden  sein. 

Den  Beweis,  dafs  die  Kontraktion  alter  Hiatusvokale  älter 
ist  als  die  Sj'ukope,  liefern  auch  jene  Fälle,  in  deuen  der  Hiatus 
durch  den  haplologischen  Schwund  eines  Konsonanten  hervor- 
gerufen war.  So  zeigt  der  Schwund  des  ersten  e  in  do-fokhred 
'er  würde  hinsetzen'  aus  -*fo-clii-cherred,  dafs  vor  der  Zeit  der 
Synkope  fo-'icherred  schon  zu  foicherred  geworden  sein  mufs. 
Ebenso  mufs  der  Akk.  Plur.  von  coica  'fünfzig',  nämlich  coicta 


28  JULIUS   POKORNY, 

(Iniram  Brain  25)  zur  Zeit  der  Synkope  schon  *coiggodda  gelautet 
haben,  da  unkontraliiertes  *co-eggoä(la  (aus  *l-ogycchoddn  <*A'V)«- 
k'^cJcomta  <,*k''en]:''c-Jco7)ii-ns)  —  das  gg  statt  des  zu  erwartenden 
ch  ist  vom  Zahlwort  'fünf  (air.  coic  <*Jci)gge  <*k'onh''e  <*k''enk''e) 
bezogen  —  altirisch  nur  zu  *coicata  hätte  werden  können. 


13.    guidiu  'ich  bete,  bitte'. 

H.  hatte  sich  offenbar  ziemlich  Mühe  genommen,  um  zu 
zeigen  (S.  336),  dafs  ich  mit  Unrecht  neben  guidm(m)  auch  guidiu 
als  absolute  1.  Sing,  „angesetzt"  hätte.  Über  diese  Frage  ist 
jedoch  jede  Diskussion  überflüssig,  da  absolutes  guidiu  in  einem 
altirischen  Text  zweimal  ausdrücklich  überliefert  ist  (Kalender 
des  Oengus,  Prolog  17,  Epilog  413)  und  zwar  an  Stellen,  deren 
Kenntnis  sogar  von  jedem  Anfänger  in  der  Keltologie  voraus- 
gesetzt werden  mufs. 

Fassen  wir  zusammen,  was  H.  in  seinen  „Beiträgen  zur 
altir.  Grammatik „  wirklich  Neues  gebracht  hat,  so  bleiben 
nach  den  von  mir  widerlegten  Punkten  nur  noch  folgende  übrig: 
1,  Auslautendes  -ind  wird  vor  geschwundenem  />  niemals  zu 
-*iiind  (324).  2.  -ovo-,  -ovä-  wird  im  Auslaut  vielleicht  über  ou 
zu  du  (329).  3.  Der  nichtpalatale  Auslaut  des  Präverbs  ind-  ist 
durch  analogische  Einführung  des  o  in  die  Konipositionsfuge 
entstanden  (322).  4.  grend  'Bart'  ist  nicht  auf  *ghrndhä  sondern 
auf  *ghrendha  zurückzuführen  (325).  5.  Mittelir.  scuichid  hat  sein 
u  von  scuirid  bezogen  (?);  das  Verhältnis  von  scuichid  zu  scuchaid 
vermag  H.  dabei  nicht  genügend  aufzuklären  (323).  (5.  esiósc 
'Auspressung'  verdankt  das  ó  sekundärer  Vokalkontraktion  im 
analogisch  enstandenen  estoasc  (334).  l.-fdcaib  'er  läist  zurück' 
ist  Kontamination  aus  regelrechtem  -facaib  und  analogischem, 
aus  *-fo-acaib  entstandenem  *-fócaib. 

Im  Verhältnis  zur  aufgewendeten  Mühe  ist  dies  wenig  genug. 


Wortverzeichnis. 


agaid 

15     beimmi 

14 

broí,  brú                       20 

■dgur,  -iigor 

6     bó,  bau 

19 

brtiid,  brufitir                 4 

ammtis 

V,  10  1  brithem,  -on 

7  1 

ara-chíuir,  -clUurat  24, 2ü 

STREITFRAGEN    ZUR   ALTIRISCHEN    GRAMMATIK. 


29 


cingid 

23 

ern- 

4 

nónbar 

17 

cnó 

20 

feidm 

9 

nu-,  no- 

21 

ar-coi,  -cont 

U 

j  feronn,  ferann 

6,7 

oac 

10,  11 

do-coi,  -coid 

U 

'  fitir 

8 

0.9 

10,  11 

do-cótar,  -cúatar 

15 

fóesaam 

3-5 

orcim 

8 

coir,  core 

16 

fogur 

8 

réímm 

9 

coicta 

28 

foib 

12 

remi 

14 

cretar                          \ 

8,  9 

fold 

11 

-rir 

26 

era,  crnn 

20 

-foichred 

5,  27 

-roirea 

5 

CÚ 

20 

!  ar-foim,  -foimtar 

11,  27 

fortiar 

11 

cuiliitin 

24 

-foiret 

5 

-ruilletar 

26 

Daui,  Dnäch 

22 

foraib 

12  1 

sen 

25 

deac 

13 

-fuar 

11  1 

-taig,  -tait 

21 

dead,  diad              13. 

,  18' 

gdu,  go,  gi'i- 

19,  22 

talam,  talman 

7 

-déci 

18 

-gkiil,  giidait 

24,  26 

té 

13 

dédenach,  didenadi 

18  ' 

tarnn 

4! 

to-,  hi- 

20-22 

degaid,  digaid 

14  ' 

inna 

20 

tóbe 

20 

de'id 

13  i 

-lit,  -leltar 

26 

■tóeth 

21 

-dérig 

18' 

lingid 

23 

toíssech 

5,  20 

diall 

13 

maidm 

9 

-toraig 

5 

-dillem                    13, 

17' 

menmae,  menman 

8 

•totsat 

21 

•dimea 

17 

mlegon 

6,7 

tuinsem 

3 

diti}i 

18) 

naidm 

9  J 

túirid 

4 

dtiilgiiie 

20 

noi 

17 

-tuü 

21 

diinn,  ddib 

21 

nomad 

17 

üaidib,  üadaib 

12 

Wien. 


JüLirS   POKOKNY, 


IRISCHES. 

A.  Zu  irischen  Texten. 
I.  De  maccaib  Conaire. 
Der  interessante  Text,  den  Lucius  Gwynn  in  Eriu  VI  144 
nach  LL21>2a  herausgegeben  liat.  enthält  eine  sprachlich  alte 
Erzählung,  die  man  'die  Rache  an  íngcél'  betiteln  könnte,  ein- 
gebettet in  jüngere  Bemerkungen.  Das  Ganze  behandelt  das 
Problem,  wie  der  Stammvater  der  Miiscraige  in  Munster,  die 
sich  für  Stammverwandte  der  Müscraige  in  Mide  hielten,  von 
dort  nach  dem  Süden  übergesiedelt  sei.  Als  dieser  Stammvater 
galt  in  der  älteren  Zeit  Corpre  Muse,  der  Sohn  Conaire's.  Nun 
gab  es  aber  chronologische  Schwierigkeiten.  In  älteren  Texten 
wie  z.  B.  in  Tochmarc  Étdine  Ir.  T.  117  war  der  mütterliche 
Urgrofsvater  von  Conaire,  Eochaid  Airem  (oder  Eochaid  Feid- 
lech),  Zeitgenosse  von  Conchobor  und  den  gleichzeitigen  Ulter- 
helden.  Conaire  selber  lebte  also  viel  später  und  wurde  von 
manchen  als  Schwiegersohn  des  Königs  Conn  Cétchathach  an- 
gesehen, so  dafs  die  Auswanderung  von  Corpre  Miisc  in  die  Zeit 
nach  diesem  König  fiel.  Aber  der  Sageneizähler,  dem  der  Re- 
daktor von  Togail  Bruklne  Da  Dergn  hauptsächlich  gefolgt  ist, 
machte  vielmehr  Conaire  selber  zum  Zeitgenossen  Conchobor's, 
und  dieser  Text  fand,  wie  die  vielen  Handschriften  zeigen,  weite 
Verbreitung.  Das  brachte  die  irischen  Chronologen  in  arge  Ver- 
legenlieit.  Man  liefs  nun  zum  Teil  Corpi-e  Muse  nicht  einen 
Sohn  von  ('onaire,  sondern  einen  späteren  Abkimimling  sein,  oder 
man  liefs  nicht  Corpre  selber,  sondern  einen  si)äteren  Sprossen 
Gnátlial  nach  ^lunster  auswandern  (s.  Eriu  VT  133).  Oder  aber  — 
und  diese  ^Meinung  siegte  schlielslich  —  man  setzte  zwei  Conaire, 
einen  älteren  und  einen  Schwiegersohn  Conn's,  den  Vater  Corpre's, 
an.  zum  Teil  sogar  zwei  Ingcél,  von  denen  jeder  einen  Conaire 


IRISCHES.  31 

umbrachte  (S.  147, 4  fr.),  während  andere  den  zweiten  Conaire 
auf  andere  Weise  sein  Leben  verlieren  liefsen  (s.  die  Strofe  147, 9). 
Auch  ein  anderer  Conn  als  Schwiegervater  des  älteren  Conaire 
wurde  erdichtet  (Z.  87).  Doch  nicht  von  diesen  Verlegenheits- 
auskünften der  irischen  Genealogen  mochte  ich  hier  handeln; 
sondern  mir  scheint,  dafs  der  nicht  ohne  Fehler  überlieferte  alte 
Kern  dieses  Abschnitts  (S.  147, 13  ff.)  an  einigen  Stellen  leicht 
verbessert  und  verständlicher  gemacht  werden  kann. 

Gleich  am  Anfang  (147,13)  ist  wohl  zu  lesen:  Batar  didiu 
nieic  Conaire  i  m-Maig  Breg  iar  marhad  a  n-athar  i  niBruidin 
Da  Derga  la  h-In[g]cél^)  Géch  do  Bretnaih  in  féinnid  7  tri 
tn{ac)c[u]  h{ui)  Désa  :i.  Fer  Gair  7  Fer  Rogain  7  Fer  Lé.  Es 
fehlt  nichts  dahinter,  wie  Gwynn  meint. 

Z.  23.  In  der  Glosse  ist  nach  dem  Vorhergehenden  (Z.  2) 
statt  mac  Etersceoil  meic  Eogain  wohl  mac  Etersceoil  mate  hui 
leir  (oder  einfach  hui  leir)  zu  lesen. 

Z.  34  ff.  ist-  folgendermafsen  zu  interpungieren :  Bdi  dano 
trénfer  la  Incgel.  Ni'Iéiced  raind  na  fodail  i  tig  Nemid  [cen\ 
fer  do  imthrascrad  fris  do  cech  dditn  ticed  tech  Nemid,  dia'tised 
dam  anechtair  and.  Lw choemnacair'^)  Incgel  didiu  diis  in'tdnic 
ddm  anechtair  issind  aidchi  sin.  As'htrt  Nemed:  'Ni'thdnic'  olse 
'dam  anechtair  innocht\  As'hert  dano  Fiacha:  'Ced  dano  do 
Incgel  in  ddm  do  imchomarc?'  —  'Do  imthrascrad  frisin  trenfer 
ucut'  olse  'do  miintir  IhcgiüiV.  —  'Am  ddm  sa  cm'  ol  Fiacha; 
'cia  da'chele^)  seo  innochV  olse,  'nídíchela  i  mbdrach'.  —  'Tair 
forsa-lldr  didiu'  ol  Ingcél  usw. 

'lngcél  hatte  einen  starken  Mann  bei  sich.  Er  liefs  nicht 
zu,  dafs  Speise  und  Trank  im  Hause  Nemeds  ausgeteilt  wui'de, 
ohne  dafs  'jeder  Gast,  der  in  Nemeds  Haus  kam,  mit  ihm  ge- 
rungen hätte,  wenn  Gäste  von  auswärts  dahin  kamen.  Nun 
fragte  Ingcél,  ob  diese  Nacht  Gäste  von  auswärts  gekommen 
seien.  Nemed  sagte:  'Es  ist  kein  Gast  heute  Nacht  von  aus- 
wärts gekommen.'  Da  sagte  Fiacha :  'Vi^'eshalb  fragt  denn  Ingcél 
nach  Gästen?'  —  'Dafs  sie  mit  jenem  starken  Manu  aus  Ingcéls 
Gefolge  ringen.'  —  'Ich  bin  freilich  ein  Gast',  sagte  Fiacha; 


>)  da  derga.    Bai  liicél  Hs. 

'»)  Vgl.  imchcmnacair  Z.  68.    Beides  vermtitlicb  schon  ältere  Fehler  für 
ivi'coemarcair  (noch  älter:  inrcomarcair). 
*)  diachele  Hs. 


32  K.  THURNEYSEN, 

'wenn  du  es  auch  lieute  Nacht  verbirgst,  wirst  du  es  morgen 
nicht  verbergen  (ivönnen)'.  —  'So  komm  mitten  ins  Haus',  sagte 
Ingccl  usw. 

Nicht  verstanden  hat  der  Herausgeber  den  Satz  (Z.  60) : 
7s  de  sin  nenaisc  Corpre  Muse  for  Dergthene  (i.  o'tat  Eoganacht 
y  Dal  Caiss)  fdlta  dar  vsi  jlaiha  .i.  filidecJif  cen  crgnam  act  focul 
cen  cMoen,  cen  rüdrach.  Es  handelt  sieh  offenbar  darum,  dafs 
die  Miiscraige,  die  mit  den  Eoganacht  und  Dal  Caiss  in  Munster 
zusammenwohnten,  die  Herrschaft  über  sie  beanspruchten.  Sie 
begründeten  es  damit,  Dergthene,  der  Stammvater  der  Eoganacht 
und  Dal  Caiss,  habe  seine  Herrscherwürde  an  Corpre  Muse  ver- 
tauscht um  die  Dichterwürde  oder  das  Dicliteramt  (fdidecht)  und 
seine  Einkünfte;  das  wird  mit  folta  dar  csi  fhitha  'Reichtum 
für  Herrschaft'  bezeichnet.  Die  fdidecht  wird  näher  definiert  als 
eine  fdidecht  cen  ergnam  act  focul  cen  chloen,  cen  rudrach  'ein 
Dichteramt  ohne  (andere)  Dienstleistung  als  Wort  (oder  Rede) 
ohne  cloen  ('Schiefes'),  ohne  riidrach\  Cloen  und  rudrach  sind 
die  stehenden  Ausdrücke  für  die  Fehler,  die  jeder  Dichter  ver- 
meiden mufs,  vgl.  Trefocul  can  chloen,  can  rudrach  usw.  LL  37  a 
=  BB  331b  16.  Es  ist  also  zu  übersetzen:  'Da  machte  Corpre 
Muse  einen  Vertrag  mit  Dergthene  über  'Reichtum  für  Herr- 
schaft', d.  h.  (der  Reichtum  war)  das  Dichteramt  ohne  Dienst- 
leistung aufser  fehlerloser  Dichterrede  (oder  Dichtkunst).' 

Andere  behaupteten  nun  freilich  das  Gegenteil,  vielmehr 
ein  Ahnherr  der  Miiscraige  habe  die  Herrschaft  für  fdidecht 
dahingegeben.  Das  berichtet  die  Erzählung,  die  Gw3'nn  in 
Eriu  VI  136,  75  gedruckt  hat:  'Gnathal  macc  Conruith  (Ahnherr 
der  Miiscraige)  war  König  von  Temair.  Seine  Frau  war  in  Art 
Genfer  verliebt.  Seine  Frau  beredete  Gnathal,  sein  Königtum 
für  fdidecht  und  Zins  ohne  Leistung  i)  hinzugeben.  Er  selbst 
.'^olle  Mit-Herrschaft  mit  dem  König  haben  und  seine  Frau  l^Iit- 
Herrscliaft  mit  der  Frau  des  Königs.  Davon  kam  'Gnathal's 
Trauer  in  Temair',  d.  h.  sieben  Jahre  lang  lachte  er  nicht.' 
Dann  wandert  er  nach  ^Funster  aus. 

Z.  63  ist  natürlich  Céllath  fri  rig  Casail  'Gemeinschaft  mit 
(lern  König  von  Cashel'  zu  lesen,  wie  schon  K.  Meyer,  Con- 
tributions s.  V.  1.  cetlud,  tut. 


')  eis  demnach. 


IKIRCHKS.  33 

Das  Gespräch  zwischen  Dergthene  und  Corpre  Miisc  in 
rhetorischer  Form  (Z.  G8ff.)  verstelle  ich  dagegen  auch  nicht  ganz, 
zumal  damit  die  alte  Erzählung  abbricht,  an  deren  Ende  doch 
wohl  etwas  fehlt,  die  Folge  des  Gesprächs.  Es  ist  wohl  zu 
lesen:  codíis^)  {=  dífis)  Nemed  'wie  wirst  du  dich  an  Nemed 
rächen?'  zu  do-ßch.  Aber  was  heifst  ina  dorrüach  Lc,  wobei 
nach  der  beigefügten  Erklärung  unter  Lc  der  Sohn  Conaire's 
Lc-ßr-flaith'^-}  zu  verstehen  ist?  Das  scheint  doch  nur  heifsen 
zu  können:  'wenn  ich  mich  an  Lé  gerächt  habe'  oder  'wenn  du 
dich  an  Lé  gerächt  hast'  oder,  wenn  do- )-roach[t]  zu  bessern  ist: 
'wenn  Lé  gerächt  worden  ist'.  Aber  von  einer  solchen  Kache 
an  oder  für  Lé  wissen  wir  nichts,  wie  auch  namentlich  das 
Praeteritum  hinter  nia  auffällt.  Nach  einer  anderen  Erzählung '^) 
hat  der  Bruder  von  Corpre  Muse,  Corpre  Rigfota  (anderwärts 
Fiacha  Riata  genannt),  Nemed  in  den  Armen  seiner  Frau  Sárait, 
die  zugleich  Corpre's  Mutter  war,  erschlagen.  Vielleicht  gab  es 
eine  Version,  nach  der  Corpre  Muse  selber  diese  Tat  vollbrachte, 
und  lé  hiefs  'bei  ihr'  (bei  Sárait).  Man  könnte  sich  dann  als 
ursprünglichen  Text  denken:  Co'diis  Kcmed,  ma  der rroais  U  'wie 
wirst  du  dich  an  Nemed  rächen,  wenn  du  ihn  bei  ihr  erreichst'  (zu 
do-ro-saig).  Worauf  Corpre  Muse  antwortet:  'Mit  Speerspitzen  in 
weifsen  Brüsten'  usw.  Z.  72  übersetzt  Gwj'nn  dariuchtatar 
wohl  mit  Recht  mit  'have  avenged',  so  dafs  etwa  dorokhatar 
oder  do-roichetar  zu  bessern  ist.  Und  Z.  73  ist  man  versucht 
zu  lesen:  im  chend  cncdach  Lujccil  (statt  imclitiT)  'um  Ingcéls 
wundenreiches  Haupt'.  Aber  die  Gliederung  der  Worte  ist,  wie 
oft  bei  solchen  retoric,  nicht  ganz  sicher. 

Das  Lebor  Gabála  (LL  24  a  ==  BB  45  a)  läfst  den  jüngeren 
Conaire  durch  Nemed  erschlagen  werden.  Und  Keating*)  hat 
alle  diese  Berichte  zu  einer  einheitlichen  Erzählung  verschmolzen, 
indem  er  auch  noch  die  Etymologie  des  Beinamens  2Iúsc  aus 
Cóir  Anmann^)  beizieht.  Aber  natürlich  darf  man  nicht  mit 
Gwynn  in  dieser  Einheitlichkeit  etwas  Ursprüngliches  oder  eine 
selbständige  Sagenform  sehen;  es  ist  die  gewöhnliche  Weise, 
wie  Keating  verschiedene,  sich  zum  Teil  widersprechende  Sagen- 
elemente vereinigt. 


»)  Hs.  digis. 

•)  lu  der  Togail  Bruidue  Da  Derga  Lé-fer-fíaith  oder  Lé-fri-flaith. 
^)  Tacait  indarba  na  iiDtssi  LU  04  a  =  Auecdota  from  Ir.  Mss.  1 20, 13 ff. 
*)  ed.  Dinneen  II,  S.  276ff.  ')  Ir.  Texte  III  3t4,  Nr.  02. 

Zeitschrift  f.  celt.  Philolo-ie  XI.  3 


34  it.  THURNEYSEN. 

11. 

Ill  Togail  Bruklne  Da  Dcnja  (ed.  Stokes)  lautet  §  158  im 
Yellow  Book  of  Lecaii  103,  16:>)  Nitorchar  tra  acht  liuaihad 
mhey  im  Chonati  ./.  nonhur  7  ni  mor  madroinnc'^)  sceola  indisen 
seel  dona  dibergchaib  robatar  ar  tig  doih. 

In  LU:  Iss  cd  tra  arm  it  araile  lihair  andso  connatorcJuiir 
acht  uathed  mbec  im  Clionaire  .i.  nónbor  nammd  7  ni  mar  ma 
doerna  sceola  indisen  seel  dona  fiannaib  robdtár  ar  tig  doib. 

Ill  Egerton  1782 :■')  Ni'torchair  tra  acid  iiathad  mbcc  im 
Chonaire  A.  .xu.  fir  7  ni  mor  ma  ro'cla  fer  innisti  seel  dona 
fuinnaib  robdtar  ie  did  for  bruidhin. 

Die  Jüngste  Redaktion  hat  also  das  schwierige  Wort  sceola 
durch  fer  ersetzt.  Zimmer  (KZ  28, 563)  wollte  die  Lesart  von  LU 
ändern  in:  nl  erna  mor,  madoseéola  indisen  scsl,  donufiannaib  usw. 
mit  der  gewagten  Übersetzung:  'nicht  entkam  viel  —  nach  den 
Erzählungen,  welche  die  Geschichte  melden  —  von  den  Kriegern'. 
Stokes  will  sccolang  lesen,  das  er  —  weshalb?  —  mit  'a  fugitive' 
übersetzt.  Ich  hatte  zunächst  an  einen  Sclireibfehler  der  Ur- 
handschrift  sceola  für  éola,  veranlafst  durch  das  folgende  seel, 
gedacht.  Aber  nach  Cormac  323  s,  v.  Coire  Brecain  (YBL):  nvterna 
cidh  sciiila  (nachher  sceola)  orcne  as  scheint  es  einen  ^o -Stamm 
scéola(e)  'Zeuge,  Berichterstatter'  gegeben  zu  haben. 


In  meiner  Anzeige  von  K.  Meyer.  Aelteste  irische  Dichtung  II 
(ZCP  10,  454)  habe  ich  anzumerken  vergessen,  dais  das  Gedicht 
(von  Find  mac  Rossa  Ruaid)  Moin  oin,  das  der  Herausgeber 
S.  10  für  unediert  hält,  schon  von  Stokes  gedruckt  ist  im 
Dindseiichas  von  Kawl.  B.  50G  (Folklore  111,472).  Es  findet  sich 
auch  in  der  andern  Handschrift  dieser  Redaktion  des  Dindsenchas, 
in  Edinburg  Xr.  XVI.  und  ist  dort  nach  Mackinnon's  Katalog 
(S.  135)  glossiert. 

B.   Zur  irischen  Metrik. 

Im  folgenden  möchte  ich  zu  einigen  Aufstollungen  K.  Meyers 
über  irische  Metrik  Stellung  luihnien.  Zunächst  die  Beseitigung 
eines   Mifsverständnisses.     Er  sagt  ZCP  10,3Ö8,   in   der   Zäsur 

»)  Stokes  hat  diese  Lesart  —  ich  weifs  nicht  weshalb  —  weggelaaseu. 
•-)  =  Hirt  (ulruinne.  ")  ZCV  10,221. 


IRISCHK8.  35 

der  zweiten  Langzeile  genüge  Konsonanz  nicht,  sondern  das 
Wort  müsse  aucli  in  der  Quantität  der  Silben  (besser  wohl  'der 
Vokale')  mit  dem  Reimwort  der  Langzeile  übereinstimmen.  Aber 
das  gehört  ja  mit  zur  Konsonanz,  wie  ich  Zu  ir.  Handschr.,  S.  90 
ausdrücklich  anerkannt  habe.  Alle  Beispiele,  die  er  bringt, 
zeigen  in  der  Tat  Konsonanz  in  diesem  Sinne,  nicht  blofse 
'quantitative  Assonanz'.  Es  bleibt  also  zunächst  dabei:  bei 
Strofen  mit  reimenden  Langzeilen  mufs  die  Zäsur  der  zweiten 
Zeile  entweder  mit  einem  Wort  im  Innern  der  letzten  Halbzeile 
voll  reimen  oder  mit  dem  SchlufsAvort  konsonieren  oder  mit  der 
Zäsur  der  ersten  Zeile  reimen;  ^)  Ausnahmen  bilden  wohl  nur 
Verse  mit  dreisilbigen  Wörtern  vor  der  Zäsur,  die  ja  in  bezug 
auf  den  Reim  überhaupt  etwas  freier  behandelt  werden.  In 
diesem  Punkt  besteht  also  kein  Widerspruch  zwischen  uns,  wie 
Meyer  zu  glauben  scheint. 

Dagegen  habe  ich  nicht,  wie  er  ebenda  sagt,  zugegeben, 
dafs  in  der  Zäsur  der  ersten  Langzeile  quantitierende  Assonanz 
herrschen  mufs,  sondern  nur,  dafs  es  eine  Reihe  von  Gedichten 
gibt,  die  diese  Regel  beobachten.-)  Ob  das  auf  verschiedenen 
Dichterschulen  beruht,  oder  ob  es  zeitliche  Unterschiede  sind, 
bleibt  noch  zu  untersuchen. 

Mehr  prinzipieller  Art  sind  die  Fragen,  die  Meyer  Ériu 
VII,  10 ff.  anregt.  Sie  betreffen  angebliche  Lizenzen,  die  sich 
irische  Dichter  manchmal  gestatten.  Wenn  von  aus  vielen  Ge- 
dichten bekannten  metrischen  Regeln  sich  in  der  Überlieferung 
gelegentlich  Ausnahmen  finden,  so  dürfen  wir  sie  —  das  wird 
wohl  allgemein  zugegeben  werden  —  nur  dann  als  nicht  fehler- 
haft, sondern  auf  besonderen  Lizenzen  beruhend  anerkennen, 
wenn  sie  sich  in  einem  längeren  Gedicht  mehrfach  wiederholen 
oder  wenn  sie  sich  in  solchen  kürzeren  Gedichten  finden,  die  sehr 
gut,  d.  h.  in  mehreren  voneinander  unabhängigen  Handschriften 
überliefert  sind.  Wenn  wir  anders  verführen,  wenn  wir  auf 
einzelne  ünregelmäfsigkeiten  mangelhaft  überlieferter  Gedichte 
bauen  wollten,  was  würden  wir  da  für  sonderbare  Lizenzen  etwa 
im  lateinischen  Hexameter  finden !  Wir  würden  z.  B.  ohne  Zweifel 
eine  Menge  fünffüfsiger  Verse  und  quantitative  Freiheiten  jeder 
Art  entdecken. 


»)  Mittelir.  Verslehren,  S.  136;  Handbuch  II 38. 
-)  Zu  ir.  IIss.,  2.  Serie,  S.  24. 


36  R.  THURNEYSEN, 

Diesen  Grundsatz  jeder  Philologie  scheint  mir  Meyer  na- 
mentlich im  zweiten  Aitikel  (S.  12)  etwas  vernachlässirrt  zu 
haben.  Er  stellt  dort  12  Beisjjiele  zusammen,  in  denen  im  Debide- 
Metrum  ein  langer  Vokal  im  ^^'ortinnern  mit  einem  kurzen  reimen 
soll.  Aus  dem  nur  in  einer  Handscln  ift  überlieferten  Saltair  na 
Eann  mit  seinen  3894  Reimpaaren  hat  ]\ieyer  drei,  sage  drei 
scheinbare  Belege  für  diese  Erscheinung,  was  schon  an  und  für 
sich  zur  Vorsicht  mahnt.  Den  einen  (1G27)  mit  dem  Reim 
ro-ddvt-.n-det'c  möchte  ich  allerdings  nicht  beanstanden.  Dec 
war  die  dem  Dichter  geläufige  Form,  und  wenn  er  sie,  im  Auschlufs 
au  ältere  Gedichte,  zweisilbig  gebrauchte,  so  konnte  er  sie  wohl 
zu  deec  mit  zwei  Längen  'zerdehnen'.  Anders  steht  es  mit  frit 
gnúis  n-gräddai-.harhardai  (5015).  Selbst  \ytm\  wir  uns  über 
die  quantitative  Differenz  hinwegsetzen,  ist  doch  der  Reim  von 
unleniertem  dd  mit  rdh  unmöglich;  es  liegt  also  sicher  ein  Fehler 
vor,  etwa  für  n-gdrydai.  So  bleibt  nur  eiues  seiner  Beis})iele 
übrig  (4889),  der  Reim  von  cäch  mit  dem  formell  unerklärten 
Wort  curtinad\  es  dürfte  ciotín-í^-ndíh  zu  lesen  sein. 

Nähern  wir  uns,  dadurch  mifstrauisch  gemacht,  den  andern 
Beispielen,  so  ergeben  sich  sofort  eine  ganze  Reihe  als  höchst 
unsicher.  In  däd):FAmnh  (VBL  170  a  16)  wird  Ehräih  zu  lesen 
sein  mit  Kontraktion  des  stammbildenden  Suffixes  von  llchraeus 
mit  der  Endung. >)  YBL  178 a 40  wii-d  regelmäfsig,  wenn  wir 
nvclui  (als  Subjnnktiv)  :  jYöcst'n  lesen.  Bei  athair:  derhrathair 
(Anecd.  II  71, 4)  dürfen  wir  unbedenklich  eine  gekürzte  Form 
derhrathair  neben  derhrathair  ansetzen,  wie  das  von  Meyer  nach- 
gewiesene dcrmdr  neben  dermär.  Der  Vers  von  Cinaed  ua 
h-Artacáin  scheint  freilich  gut  bezeugt:^) 

Athäth  Celtchair  cona  Dail^)      fri  Dihi  Lethglasse  anair, 

wo  Meyer  (Death-Tales,  S.  44)  in  Dail  den  Namen  von  Celtchair's 
Hund,  sonst  Daol-Chú,  erkennen  will.  Allein  dann  müfsten  wir 
sogar  den  Reim  des  echten  Diftongs  ai\  <k  mit  ä  anerkennen, 
wovor  man  doch  zurückschrecken  wird.  Somit  ist  vielmehr  die 
Lesart  conid  ail  (Eg.)  und  die  Übersetzung  von  Stokes  *so  dafs 
es  ein  Schimpf  ist'  richtig.  ÍJber  die  Kürze  des  «  in  ail  s.  Meyer, 
Contrib.  s.v.  2  ail  (trotz  adges  .Metr.  Dinds.  Ill  504). 


»)  Vgl.  den  Dat.  Sg.  ehrac  Ml  2  d  11,  54 a 33. 

»)  lu  3  llaudschrifteu  Kev.  Celt.  23,  308.  32ü.  325. 

*)  cuniditil  Eg.  1782. 


IRISCHES.  37 

Metr.  Dinds.  III,  42  ist  daib  :  dar  biiadaib  überhaupt  nicht 
so  überliefert;  HS)  steht  darmbuadaibh ,  in  S  dambuaibh,  in  Y 
diambruiyib  (no  buaih).  Vielleicht  diar  m-btiaib  'für  unsere  Kühe' 
mit  derselben  Zerdehimng  des  einsilbigen  bilaib  wie  oben  in  dec. 
Sodann  Fél.^  200, 3  ist  durch  eine  naheliegende  Umstellung  leicht 
zu  heilen: 
is  foill  ni  dobeir  gniiis  m-bdin      maic  hui  Chonchobair,  Ultdin. 

Und  wenn  nun  auch  3  Beispiele  bleiben,  die  nicht  von  vornherein 
verdächtig  sind  (Metr.  Dinds.  III  422, 13  zu  lesen:  fa  cüem  a  ras?), 
so  wird  doch  niemand  auf  so  dürftigem  Material  weiterbauen 
wollen,  sondern  man  mul's,  sDlange  nicht  sehr  viel  Schlagenderes 
vorliegt,  unbedingt  Fehler  der  Überlieferung  annehmen. 

Meyers  erster  Teil  (S.  10  f.)  richtet  sich  teilweise  gegen  von 
mir  vorgeschlagene  Lesungen.  Liadain  and  Cuirithir,  S.  14,  20, 
geben  die  Handschriften:  Ba  mithig  a  topuir  fil  fiad  a  tig  neck 
donised  (oder  donnisedh  nech)\  daraus  hatte  Meyer  gemacht: 

Nech  do'ti-ised  ba  mithig,      a  thopuir  file  fiad  tig, 
während  ich  (ZCP  4,  477)  mit  anderer  Umstellung  vorschlug: 

Ä  thopuir  fil  fiad  a  tig!      nech  do'n-ised  ba  mithig. 
Ebenso  habe  ich  in  Brinna  Ferchertne  (ZCP  III  44,  18)  im  Vers 

iar  sain  tucad  ccomlond      for  Echdaig,  ni  fo  chumlond 

in  der  Zäsur  alliterierendes  éc  omlond  gelesen,  wodurch  der  Reim 
eines  Wortes  mit  sich  selbst  vermieden  und  gleichzeitig  der  un- 
gewöhnliche Debide-Reim  beseitigt  wird  (ZCP  IX  203).  Beides 
lehnt  Meyer  ab,  weil  auch  sonst  das  erste  Reim  wort  manchmal 
mehr  Silben  zähle  als  das  zweite.  Unter  seinen  Beweisen  sind 
auch  hier  einige  nicht  sehr  überzeugende.  Als  Beispiel  einer 
solchen  Debide-Strofe  bringt  er  aus  Cormac  §878  (Munnii): 

A  chélén  De  chumachtaig,      a  maicc  Thulchdin,  a  bachlaich! 
ruc  mac  n-annsae  dia  muintir      mdthair  rot'huc,  a  Fintain. 

Aber  hier  hat  auch  die  zweite  Halbstrophe  keinen  Debide-Reim ; 
es  scheint  durchweg  nur  die  unbetonte  Schlufssilbe  zu  reimen, 
eine  Versart,  die  aus  der  lateinischen  Hymnendichtung  bekannt 
ist,  die  aber  später  in  Irland  wohl  nicht  mehr  angewandt  wurde. 
Ganz  unsicher  ist  ferner  das  Beispiel  aus  Tigernachs  Annalen 
(Rev.  Celt.  17,174).  Meyer  läfst  wie  Stokes  die  Wörter  Bennan 
a  Bregha  der  Handschrift  weg.  Er  meint  die  Strophe  sei  alt  wegen 


38  H.  TIIÜRNEYSEN,   IRISCHES. 

des  Reims  Mumu-.Aedo;  aber  das  ist  überhaupt  kein  Reim  und 
der  Plural  cuilcchi  ja  im  Gegenteil  sehr  jung.  Es  scheint  eine 
Strofe  der  zweisilbigen  Rannaigecht  durch  Einfügung  eines  falschen 
Eigennamens  verderbt  zu  sein.  Der  Vers  LL  274  b  32  wird  regel- 
mäfsig.  wenn  wir  (i  mall  chohair  (im  Reim  mit  foivfodair)  trennen: 
•0  langsame  Hilfe!',  wie  das  in  der  Poesie  nicht  selten  ist. 

Damit  will  ich  nicht  leugnen,  dafs  wirklich  solche  abnorme 
Verse  vorkommen;  namentlich  aus  Imram  Brain  zitiert  Meyer 
mehrere  Beispiele,  und  ich  möchte  dem  nicht  entgegenhalten, 
dafs  alle  Handschriften  dieses  Textes  aus  einer  Quelle,  dem 
keineswegs  fehlerfreien  Cin  Dromma  Snechta  stammen. i)  Dazu 
sitzen  sie  doch  zu  fest.  Aber  Meyer  macht  selbst  darauf  auf- 
merksam, dafs  dieses  alte  Gedicht  einer  Zeit  angehören  kann, 
wo  die  Debide-Regeln  noch  nicht  voll  ausgestaltet  waren.  Die 
Reimstellung  uthvces :  less  in  Liadain  a.  C  (S.  IG)  ist  dadurch  ver- 
anlafst,  dafs  der  Dichter  als  Schlufswort  des  Gedichts  (S.  18)  iud 
athccis  brauchen  will.  Aber  auch  aufserdem  gibt  es  einige  Fälle, 
wo  namentlich  ein  dreisilbiges  Wort,  da  es  einen  starken  Neben- 
ton auf  der  Endsilbe  hat,  mit  einem  einsilbigen  reimt.  Sie  sind 
aber,  so  weit  man  bis  jetzt  sieht,  in  der  ausgebildeten  Dichtung 
so  überaus  selten,  dafs  man  bei  jeder  Ausnahme  von  der  gewöhn- 
lichen Reimstelluiig  zunächst  an  einen  Kehler  denken  mufs.  Ich 
halte  daher  meine  Lesung  der  zwei  obigen  Verse  auch  jetzt  noch 
für  durchaus  gerechtfei-tigt,  ohne  mich  darüber  zu  täuschen,  dafs 
wir  in  solchen  Fällen  über  einen  gewissen  Grad  der  ^\'allr- 
scheinlichkeit  nicht  hinauskommen. 

')  Meyer  sagt  ZOP  l),  339,  die  liaudsclirift  JI.  1.  22  enthalte  aul'ser  de» 
von  mir  erwähnten  Stücken  auch  Imram  Brain.  Aber  eben  dafs  dieser  Text 
mit  einer  bestimmten  (ínipi)C  anderer  darin  enthalten  ist,  hatte  mir  ja  als 
Beweis  gedient,  dal's  er  aus  der  Handschrift  von  Druim  Snechta  stammt  (Zu 
ir.  Hss.,  S.  21)). 

Bonn.  R,  Thurneysen. 


CNUCIIA  CNOC  OS  CIONN  LIFE. 


The  first  line  of  tliis  poem  is  cited  by  Keating  II 284  in- 
troducing stanzas  22,  23,  witli  reference  to  the  reign  of  Lugaidh 
Mac  Con.  It  is  found  in  the  RIA  transcript  of  the  Book  of 
Lismore  (23  H  6)  199  a  preceded  by  the  usual  prose  introduction 
in  the  Acallamh  style.    The  poem  alone,  detached  from  its  setting, 

23 
occurs  also  RIA  ^  „„  p.  185,  where  it  is  attributed  to  Caoilte 

mac  Ronáin. 

The  lirst  seven  stanzas  —  those  proper  to  Cnucha  —  occur 
in  the  Dindslienchas  of  that  place  Book  of  Lecan  525  a  and  Stowe 
Ms  D  112  fo.81b.  The  body  of  the  poem  (10  —  49)  is  a  recital 
of  the  reigns  of  the  kings  of  Ireland  from  Conn  and  Eoghan 
Taidlech  to  the  three  Collas.  It  breaks  off  with  a  digression  on 
Finn's  age  and  Caoilte  gives  a  detailed  account  of  the  baptism 
of  the  Fianna  and  the  new  names  they  received.  Caoilte  then 
proceeds  to  Tara  where  he  hopes  to  end  his  life. 

The  spellings  Cnucha  and  Cuncha  fluctuate.  The  former 
finds  more  favour  with  the  scribe  of  0  and  is  uniform  in  Lc 
and  D. 


[Lis  198  b  2,  19]  Brughaidh  cedsLch  robui  i  crich  Midhi. 
Brocan  brughaidh  a  ainm.  Tainic  bas  do.  Robhui  righ  Midhi 
ac  mrraidh  tshet  7  mhaine  ar  tri  macaibh  Brogain  .i.  Eoghan  7 
Illann  7  Aonghus  a  nanmanna.  Samhnach  inghen  Cholgain  mic 
Aodha  mic  Fhiachna  mic  Ronain  a  mathair.  Ocus  tuc^atflr  [do] 
righ  Midhi  a  crodli  feindi  7  roboi  in  treas  mac  dibh  in  a  laimli 
•i.  Aonghus  7  romorad  accu  Dun  Sa[m]naighi.  Secht  nairghedha 
aicci  7  secht  fichii  bo  cacha  hairghe.     Ocns  rucsat  na  mic  sin 


40  MAl'KA    I'OWKK, 

a  mbrathair  o  ligli  Midhi  7  docliuadar  fo  dutliairibh  dheisc/rt 
Bieadh  ar  fodhail  re  tri  bl/aí/naib  7  baile  each  noidhclii  dar- 
gaiu  doibli. 

Tainic  bas  Tuathail  Mhaoilgairb  foi  sin  7  rogliabast/r 
Diarmat  mac  Cerbaill  rigbi  nEirenn  7  taiicatar  na  tri  iion])liaii- 
sin  robadar  ar  fodhail  co  Daire  in  tSheineoin  7  rogbnidli  tiann- 
both  ann. 

Dochuadar  oidhclii  ar  fodhail  bhaile  corroairgset  itir  mil 
7  diiine  iat  7  ac  impodh  doibh  dochuaidh  Aonghus  in  mac  ba 
so  dfhodhail  ar  leith  7  tancadar  in  dias  aile  connuic  in  fliiann- 
bhoith  7  tainic  Cailte  asa  fhiannbhoith  fein  amach  7  tainic  laim 
re  fiannbhoith  mac  niBrocain.  'Both  fhoghhi  so"  ar  se.  Is  ann 
atcualrt  in  da  mac  ba  sine  ac  tabairt  achmnsain  don  mac  ba  so. 
'Ca  dluidh  duitsi'  ar  siat  'ar  nimarcraidhne  do  denum'.  'Cora 
damsa'  ar  se  'inti  risandiiiallaimse'  ar  se  \i.  re  Cailte  macRonain. 
Issé  is  beodha  thainic  a  nKirinn  7  ni  re  mui;idt?V  bur  mathar 
dialtaisi.'  Tainic  Cailte  chiicha  fan  comradh  sin  7  roghabhsad 
a  narma. 

'A  fhiru'  ar  Cailte  'ni  harracht  ua  nrchúit  mhisi  acht 
Cailte  MacRouain'  7  roshuidh  acco.  'Ce  sibhsi  a  fhirn'  ar 
se.  'Tri  mic  Brogain  7  Samnatan  ingine  Colgain  mic  Aodlia  niic 
Fhiachna  mhicRonuin'  7  ro  indsetar  adhbnr  a  fhodhla.  Atbert 
Cailte  'ticidh  lemsa  7  bithi  ar  luo  comairle'  7  tue  leis  iat  conic 
a  fhiannbhoith  fein. 

"IS  glic  anih'  ar  siat  'ata  so'.  Rothuillset  a  tri  naonbhair 
isindara  leith  di  7  Cailte  uama  isin  leith  oile.  Agus  badar 
raithe  mar  sin. 

Adubairt  Diarmuid  mac  Cerbaill  righ  Eh-cnu  'tabridh  tri 
mic  Brogain  chucum'.  Tiicad  7  dorindedh  a  sigh  7  tucad  a  cricli 
fein  doibli.  Tancatar  ar  cend  Chailte  iarsin  7  itbert  Cailte  na 
rachadh  acht  duraghadh  co  Dun  Samhnaighi  a  shethar  7  tucsat 
leo  e  co  hKas  Dubhthaiti.  Badar  ind  oidchi  sin  ann.  Tancatar 
CO  Cuncha  7  tancatar  ludit  na  criche  7  a  naos  ciuil  7  a  righa 
7  a  fhlaithi  da  nindsaidlie  le  hingantus  in  fiiir  mhoir  leo.  Ko- 
gabhsat  ar  imchomharc  7  ar  fhiarfaidhi  seel  de.  'Cidh  ar  a  fliuil 
Cuncha  ar  in  iuadiisn'  7  *in  annso  tucad  catii  Cuncha'  7  'caidhi 
ais  Find  intan  tucad  in  cath  sin'  7  'ca  mliet  righ  iiLunyair  Find 
ar  Kir/ww'  7  'cia  ro  roind  Ere  re  Conn'. 

'Leicidh  suiilhi  dhamh'  ar  se  7  doroine  in  laidh: 


CNUCIIA    CNüC    OS    CIONN    \AVV..  41 

1  Cunclia'  cnoc  os  cind'  Life        roboi  uair  ba  liairithe^ 

ba  dun  aigedh  robhui  tan      an  uair  biii  ac  Tuathal  Teaclilmliar. 

2  Tuathal  ar  tus  lotliocaibh        ba  dun  rigli  ba  ri^hobair 

ni  bhui  acli  Tenihuir  tech  bad  flierr      bad  annsa  le  ligli  Erenn. 

3  Feidhliniid  rosgabh  iarsin  mac  Tuathail  mic  Fheradhaigh, 
Cond  mac  Feidlimid  flaitli  Fail       robhui  isin  tulach  tonnbhain. 

4  Fert  in  Druagh  a  ainm  reime  co*  cend^  reimes  lughaine 
CO 8  reimes  Chuind  i  cnuc  Brain       co  tainic  ingen  Chonnaidh. 

5  Muime  Chuind  nocharadh  raind  ba  hi  Cuncha  chendalaind 
robhoi  sa  dun  fo  rathaib"        re  reimes"^  Chuind  cerfcatha?V//i. 

6  Cuncha  inghen  Chonaidh  Ciiais        a  hiath  Luimnigh  lethan- 

[ghlais 
dochuaidh  ecc  thall'  ina  thigh       dobo  grain'"  le  GseidealrtiW?. 

7  Adhnacht  in  ben  ger  bo  bron  isin  Chnuc  na  chertmhedhon 
conadh  Cuncha  osin  amach  a  hainm  coti  in  brath  breathach  ". 
[As  e  sin  a  lucht  nad  gand        arus  fir  osin  anall 

senchas  na  tulchasa  ana       re  naba>-  co  cert  Cnuchai'-.  Cnucha 

Finit.  amen.  Finit.] 

8  Ann  doratad  in  gleo  garbh        bhail  a  fhuilit  in  da  carnn 
ann  rocomhraicset  na  sloigh       dar  ghaoth  Cumall  mac  Tren- 

[mhoir. 

9  Tri  trath  re  cur  in  chatha        coimpert  mic  ind  ardfhlatha 
dorala  Find  fichtibh  gal        do  Muirn  a  sidli  na  liAlmhan. 

10  Sealat  bee  a  haithle  ind  air        robo  tshighaidh  flatha  Fail 
roindset  Eirinn  leth  ar  leth        Conn  7  Eoghun  Taighlech. 

11  Leth  Modha  ac  Modh  Nuaghad  Nar        Leth  Cuind  ac  Conn 

[co  iomlán 
re  nae  mbliadnaib  sigh  gan  mheirg      co  dith  Labradha  Laimh- 

[dheircc. 

12  Labraidh  Laimderg  laoch  nac  gann  mac  sidhi  athaigh  Eirenn 
torchair  le  Maol  mac  Mongaidhi'         fescur'-'  i  cath  Dubh- 

[comair. 

13  Tinoilset  Leth  Modha  amach       le  hEoghan  taobhghlan  Tao- 

[dhlach 
Oais  Find  le  Conn  gan  cheilg     tri  dith  Labradha  Laimdheirg. 


1  Cnucha  0  D  Lc  2  liuu  D  3  rob  airiche  P  Stauzas  2.  3  D 
Lc  om  4  re  D  Lc  5  .c.  MSS  6  do  0  7  bha  catb(ít7í  Lis.  0  Text 
as  in  D  8  co  haimsir  D  9  dochuaidh  aun  do  thamh  D  10  roba  gad 
D  Lc  11  a  coniaiuiu  co  brath  mbrethach  D  12  P  Lc  conclude  with  this 
sUnza;  Lis.  om        13  Mouga  0        14  i  fescur  0 


1.2  MAUKA    POWER, 

14  Comhraicset  a  Maigli  Lena        co  na  catliaibh  coinitlireiia 
Modh  Xuadhat  dorochair  de        le  tri  niaraibh  Feidlilime. 

15  Leth  ('uind  is  Leth  ]\Iodlia  nioir        tathaigliis  Conn  a  cliédoir 
re  fichit  bliadhan  gan  brath        cor  marb  Tipraite  Tireacb. 

10  Tipraiti  'JMrech  ba  tend        leis  doiodiair  Conn  caoimsheng 
dorochair  le  righ  Uladh        ri  Temhrach  na  trenchunihal. 

17  Tipraiti  is  Conaire  caom       secht  mbliadna  a  cosnum  mar  aon 
cor'-'  brisedh'"  catli  i^.nn  rob  ail      ar  righ  Uladh  gerblietliaigh.'' 

18  Jarsin  ba  ri  i  Temhraiyli  truim     mac  Modha  Lamha  laocli  luind 
re  hocht  mbliadnaib  gan  mheabhail      righi  Conaire  cnedhaigh. 

10  Re  lind  Conaire  bu  dhes        a  crich  Muman  na  morles 

roi"^  marb  Neimedh  co  na  neim        ar  faitliche  Arda  Neimhidh. 

20  Ceitri  bliadhna  dArt  Aoinfer        a  cosnum  indsi  Gaoidheal 
ni  raibhe  bliadhain  cen  cliath       coro  oliiallad  tuir  Themhrach. 

21  Deicli  nibliadhna  iicliet  arsin        saimriglii  Airt  i  'i'emhri<////i 
cor  dhichenn  Lughaidh  in  li        sa  chath  ar  Maigh  Mucraimhi. 

22  Re  seacht  laithibh  lith  nacli  gann       dugliabh  Lughaidii  iath 

[nErenn 
tainic  da  righi  nertmhar        táth  Erenn  re  haonshechtmhuin. 

23  Tricha  bliadhain  gan  mhine        bui  Mac  Con  i  nairdrighe 
noco  torchair  Corniac  cas        gan  len  ar  a  aireachus. 

24  Liiidli  bn  dhes  do  thath  tinman       Lugaidli  ger  bo  morphudar 
romarbh  Ferchis  fichtibh  tor        i  carnn  Ferchis  daonurclior. 

25  Gabhsat  iarsin  sluaigli  Temhrach        urn  Cormac  na  gcaomli- 

[Iheghlach 
cor  righadh  i  Temraigh  tair      Mac  Airt  mic  Cuind  cedchathaidh. 

26  Roghabsat  sluaigh  Laighen  Lir        ma  Meidlib  Lethderg  do 

[Laighnibh 
urn    secht    macaib  Ech«í7í   fhind         dar   dliual   airdrighi  ar 

[Eirinn. 

27  Cath  ar  lethaibh  Tlieiuhrach  thair      robrisedh  ann  le  Laighnibh 
cor ••'  cuiredh  Cormac  hi  Cuind     o  Themlna/i///  co  Caladh  Truim. 

28  Claidhset  Laigliin   ar  in  h'irg        Raith  Medlibha  do  Meidbh 

|liethdeirg 
is  Raitli  Mheadbha  osin  amacli    a  liainm  do  lethtaibh  Themlirach. 

29  Cuig  mhi  tri  raithi^"  co  ratli        boi  in  bhcn  a  ri<;hi  Temliradi 
nocor  eirigh  Crimlitlian  cas      mac  do  Chathair  chhiidem  ghlas.'-" 


Ifj  ohi  0        \C>  biisiflli  MSS        17  cun-iclid  lo  {jeiblicai tiiife'  0        IS  fo 
MSi)        V.)  lu  (>        20  is  tri  raitlii  Lis.  is  ddekd  0        21  leg  nglas  (?) 


('NUCHA    (NOC    OS    (MONN    lAVK.  43 

30  Doratsat  Laigliin  na  lann        liglii  do  mac  rigli  Eirenn 
nocor  fliaidh  Medbli  lesin  mac        nir  bo  ligh  Eirenn  Cormac, 

31  Secht  nibliadhna  ar  marbadli  mic  Con        bai  Cormac  ac  im- 

[cosnomli 
nocor  thatliaigh  ceann  i  cenn        na  cuic  cuicidh  na  hEirenn. 

32  Ti'i  riixlii  Cormaic  na  catli        ba  ri  Feighns  Duibhdhedach 

i  Temliivi/Vy/i  tliair  nir  cliobhsaig       co  cath  Crinna  rochosain.^- 

33  Na  tri  Ferglinsa  iinda        romarbhsat  i  cath  Crinda 

le  Lughaidh  le  Tadhg  mac  (.'ein      le  Cormac  cusan  moircheill." 

34  Da  fliicit  bliadhain  co  mbuaidli        airdrighi  Cormaic^*  chloi- 

[dhimh  chruaidh 
CO  fnaii-  bas  ba  liingnad  linn        a  Raith  Spelain  os  Bhoaind. 

35  A  Tailltin  tainic  iiaitli  Fail        co  faitche  Ratlia  Spelain 
rue  Spelan  na  raith  co  rath        ardrigh  toghaidhi  Temrach. 

36  Bratan  isin  Bhoaind  roghabh        iascaire  thighi  in  Broghadh 
badar  each  oc  caithem  treall      re  toighecht  dAirdrigh-^  Eirenn. 

37  Tiicad  a  fhiadhnaise  in  righ        in  bhairgen  gerbo  mighnimh 
conadh  de  sin  ata  a  lecht       Cormac  Ua  Cuind  na  caemreacht. 

38  Badar  ar  faithche  in  bhaile        sluaigh  imdha  ga  urnaidhe 
tucsat  a  ngaire  in  sluagli  serbh       im  chiichi  na  dha  ceithern. 

39  Mar  doratsatar  in  ghair        atchuala  in  righ  ba  rograin 
bidgaf//i  a  aicn/í?/í  cen  tlas        sluige^  in  mir  tri  uathbas. 

40  Lenaidh  in  cnaimh  co  truime        na  acht  is  na  urbruinde 
CO  fuair  bas  isin  tigh  thall        airdrigh  oireghda  Eire««. 

41  Ba  truagh  robhoi  Eire  iarsin       cen  ri  cen  triath  a  Temhnilgh 
re  ceitri  hliadnaihh  ba  buan        cor  eiridli  Eochaidh  armruadh. 

42  Eochaidh  Gunnat  rogialladh        co  cenn  ceitri  certbliadhan 
aonbliadhain  a  righi  thend        co  torchair  a  cath  Cuillend. 

43  Cuic  hliadna  robhoi  Cairpri        a  cosnum  Eii'enn  airde 
ocus  a  VI.  dheg  iarsin        righi  Cairpri  Lifechair. 

44  Cairpri  Lifechair  nir  lac        gor  gabli  risin  Fhein  format 
torchair  a  Cath  Gabhra  ghlain        do  laimh  aitheasaigh  Oscair. 

45  Cuic  hliadtm  do  Fothadaibh-'^        millset  Eir/»«  re  hathaigh 
rob  é  a  cosnamh  gan  mhine        aonbliadhain  a  nairdrighe. 

46  Dorinde  Fothadh-'  Airgtec[hJ       tinghal  ar  Fotadli  Cairptec[h] 
Fothadh  Airgtheach  fuair  iarsin       bas  lesin  Fheind  fortam«/7. 

47  Ceitri  hMadhna  a  cosnum  cruaidh     Fiacha  Sraibhtine  co  mbuaidli 
ar  Eocho  Doimhlen  dal  fher     cath  cacha  bliadhna  do  cuireadh. 


22  coronnaig  0         23  do  Chormac  ba  guiomh  uaidbheil  0         24  line 
breaks  off  Lis.       25  «1(0)  om  0       20  do  na  fatbaibh  MSS       27  in  fathadh  MSS 


4  i  MAURA    POWER, 

48  Nae  mhliailJina  triehat  rothecht        Eire  7  Alba  a  naonfhecht 
CO  torchair  la  Colla  c-aiii        a  cath  Duine  Diibhchomuir. 

49  Cath  Dubhchomair  fa  calma        do  bris  ("olla  Uais  amra 
dorinde  gnim  talchair  tenn        diclieannad  airdrigh  FArctin. 

50  Rogeinir  Find  aim  iarsin        a  tus  riglii  Chuiiid  cricliaidh 
marb  a  iiaonmhis  nir  bho  trie       ocus  Fiaclia  in  fer  lirghlic. 

51  Ceitri  laitlie  dec  fa  dho        is  fir  is  ni  himarghú 

0  bhas  Find  rofoirgeadh  gail       co  cath  Duine  Dubhchomair. 

52  Ge  thuit  Find  na  leim  baoise        rob  nathadh  a  chomhaoisi 
Eocha  file  in  fer  fesa        is  Mogh  Kuith  mac  Seinfhesa. 

53  Eocha  file  in  fer  a  tuaidli      Mogh  Ruith  as  an  Mumhain  muaidh 
marb  do  chrine  ceachtar  dlie        Mog  Ruith  is  Eocha  file. 

54  Aen  fhithchidh  acy  hhadhan  bind        ar  deich  mbliadhnaib 

[saogal  Find 
a  mhaca  Brogain  don  nihaigh        ata  leamsa  do  mheabhair. 

55  Fer  for  a  deich  dhuind  da  neis        ni  ro  leic  Issa  ar  a  mlieis'^'» 
sinde  fa  creidem  cen  chol        do  Phatric  ina  naomthor. 

56  Fer  for  a  deich  dhuind  da  neis        ni  leic  Tsu  for  aineis 
claochlodh  anma  na  raisgedh       each  aoinfhir  ria  na  baisteadh. 

57  Camin  ar  Cheallach  do  chein        is  Senchan  for  Oisein 
Seighin  aco  ar  C'holnian  cain        ocus  ]\Ianchan  for  TiUghaidh. 

58  Aedh  bee  fa  Btrach  a  ainni        Maoltuile  8iagliail  senehairud 
Cronan  ar  Fhlann  fherrdha  an        ocus  Ronan  ar  Aodhan. 

50  Taoncomrac  ba  caom  in  fer        Momhaedog  ar  na  baistedh 
Mac  Coinde  ar  Chailte  roan        ocus  Finan  ar  Fhindchadh. 

60  ISe  so  ba  slicht  amhra        reimes  na  righ  rochalma 
a  maeu  Brogain  don  mhaigh        ata  lemsa  do  mheabhair. 

01  Is  edh  sin  liamh  rocliarus        imut  Fiann  iniut  amhus 
caraim  aniu  do  dheoin  De        eethra  canoin  aithrighe. 

62  Tri  hliudhnti  damhsa  dorn  dheoin        fa  chleitli  a  nDoire  in 

[tSheineoin 
nimcelat  a  Temra/<///  truim        sluaig  Diarmada  Mic  Cerbhuill. 

63  Doghebhsa  bas  do  dheoin  De        i  Temraigh  ticfa  mo  re 
biaidh   mo   lecht  co   laithi   in   luain        re  taobh  Themhrach 

[aniartuaidh. 

64  Eoghan  Ulan  Aonghus  an        gabar  leo  co  luath  mo  lam 
fact  liar  linn  in  fertsa  ana        lisa  nabi/r  fert  Cuneha. 

I'uneha. 

2y  ar  a  iieis  Lis. 


CNUOHA   CííOO   OS   CIONN    LiFK.  45 

Transliition. 

A  hospitaller  of  a  iiiiiidied  lived  in  tlie  land  of  Midlie; 
Brocan  the  hospitaller  was  his  name.  He  died.  The  king  of 
]\Iidhi  was  seeking  treasure  and  wealth  of  Brogan's  three  sons: 
—  Eoghan,  Illann,  and  Aonghus  were  their  names.  Their  mother 
was  Samhnach  daughter  of  Colgan,  son  of  Aodh,  son  of  Fiachna, 
son  of  Ronan.  And  they  gave  up  their  property  to  the  king  of 
Midlii  and  the  third  son,  i.  e.  Aonghus,  remained  in  his  hands 
and  they  extolled  Dun  Samhnaighi.  It  possessed  seven  cowyards 
and  each  cowyard  contained  seven  score  cows.  These  sons  carried 
off  their  brother  from  the  king  of  Midhi  and  went  into  the  rough 
places')  (?)  of  the  lands  of  Breagh,  plundering  for  three  years. 
And  they  plundered  a  stead  each  night. 

Then  Tuathal  Maolgharbh  died  and  Diarmaid  mac  Cerbhaill 
assumed  the  sovereignty  of  Ireland  and  these  three  parties  of 
nine,  who  had  been  engaged  on  plunder,  came  to  Daire  in 
tSheineoin  and  set  up  a  hunting  booth  there.  One  night  they 
went  to  plunder  a  stead  and  despoiled  both  man  and  beast.  On 
their  return,  Aonghus,  the  youngest  son,  went  on  a  separate  foray 
and  the  other  two  came  to  the  hunting  booth.  Cailte  came  out 
of  his  booth  and  approached  that  of  the  sons  of  Brogan.  "This 
is  a  booth  of  plunder'  said  he.  Then  he  heard  the  two  elder 
sons  abusing  the  youngest.  'What  is  the  cause'  said  they  'of 
you  exceeding  us  (in  plunder)'.  'He  whom  I  resemble  ('?)  i.e. 
Cailte  mac  Eonain  is  more  just  to  me'  said  he.  'He  is  the 
most  vigorous  (man)  in  Ireland  and  you  do  not  take  after  your 
mother's  people.' 

Cailte  approached  them  at  these  words  and  they  seized 
their  arms. 

'Men'  said  Cailte  'no  monster,  no  hurtful  thing  am  I  but 
Cailte  Mac  Ronain'.  And  he  abode  with  them.  "Who  are  ye, 
men'  said  he.  "The  three  sons  of  Brogan  and  Samnatan,  daughter 
of  Colgan,  son  of  Aodh,  son  of  Fiachna,  son  of  Ronan',  and  they 
related  the  cause  of  their  plundering.  Said  Cailte  "come  with 
me  and  take  my  advice'  and  he  brought  them  with  him  to  his 


')  dutbar  adj.  grim,  steru.  rough.  Highland  Society's  Dictionary.  —  grim, 
stern,  unpleasant,  rough.  O'K.  —  Hogan  (OG)  makes  a  place-name  'Duthairi: 
go  (Ms  /b)  duthairibh  deiscirt  Breg  Lis  198b;  in  S.  Bregia;  of.  Dooary  tl.  nr. 
Abbeyleix.* 


46  MAURA    POWER. 

own  hiiiitino^  booth.  'Ingenious  indeed  is  this'  said  they.  Thrice 
niiu'  of  them  fitted  in  one  half  of  it  and  Cailte  alone  in  the 
other  half.    They  remained  thus  a  ([uarter  of  a  year. 

Diarmaid  mac  Cerbhaill.  king-  of  Ireland,  said  'bring  the 
three  sons  of  Brogan  to  me'.  They  were  brought  and  peace 
was  made  and  their  land  restored  to  them. 

They  came  for  Cailte  after  that  but  he  said  he  would  not 
go  [with  them]  but  he  would  go  to  Dun  Samlmaighi  where 
hisi)  sister  lived  and  they  accompanied  him  to  Eas  Dubhthaiti 
where  they  spent  that  night.  They  proceeded  to  Cuncha  and 
the  inhabitants  of  the  district  with  their  musicians,  their  jirinces 
and  their  chiefs  came  to  meet  them,  so  greatly  did  they  wonder 
at  the  huge  man.  They  began  interrogating  and  asking  in- 
formation of  him  —  'why  is  this  place  called  Cuncha',  'is  it 
here  the  battle  of  Cuncha  was  fought',  'what  was  Finn's  age 
when  that  battle  was  fought',  'how  many  kings  did  Finn 
proi)hecy  [would  reign]  over  Eire'  and  'who  divided  Eire 
with  Conn'. 

'Let  me  sit  down'  said  he,  and  he  made  the  poem: 

1.  Cuncha  a  hill  overhanging  the  Life,  once  it  was  a  high  seat; 
a  guest  house  was  it  once  when  Tuathal  Teachtmhar 
possessed  it. 

2.  Tuathal  built  it  at  the  start  —  an  abode  for  kings,  a 
princely  work  —  save  Temhair  alone  there  was  no  dwelling 
dearer  to  the  king  of  Ere. 

3.  Feidhlimidh  took  possession  of  it  after  that,  the  son  of 
Tuathal  the  son  of  Feradhach;  Conn  son  of  Feidlimidh,  a 
prince  of  P'ál,  succeded  to  the  mound  washed  by  white 
waves. 

4.  Fert  an  Druagh  was  its  former  name,  until  the  end  (?)  of 
the  reign  of  Tughaine;  until  the  reign  of  Conn  in  Cnoc  Brain, 
until  the  daughter  of  Connadh  came. 

5.  The  fostermother  of  Conn  (who  loved  a  song)  was  Cuncha 
of  the  comely  head;  she  dwelt  in  the  dun  in  happiness  (?) 
in  the  reign  of  Conn  of  a  hundred  ligiit.s. 

G.  (Juncha,  daughter  of  curly  haired  Conadli,  from  the  broad 
green  land  of  Luimnech  died  yonder  in  its  abode  to  the 
horror  of  the  Gaels. 

';  Ivy  lliL'ir;  a  sljotliur  MS. 


CNUCHA    CNOC    OS    CIONN    LIFE.  47 

7.  The  vvoinaii  —  twas  sad  indeed  —  was  buried  in  the  very 
centre  of  the  hill  so  that  thenceforward  Ciincha  is  its  name 
until  the  Judgement  Doom. 

[Those  are  its  inhabitants  —  not  few;  the  abode  of  man 
has  it  been  from  that  to  this;  that  is  the  history  of  the 
mound    which    is    properly   named   Cnucha.      Finit.    amen. 

Finit.  — ] 

8.  There  was  fought  the  fierce  fight,  on  the  spot  where  the 
two  cairns  stand;  there  the  hosts  contended  by  whom  Cumhall 
son  of  Trenmhor  was  slain. 

9.  Three  days  before  the  battle  the  birth  of  the  son  of  the 
high  pi'ince  took  place;  Find  —  of  the  scores  of  exploits  — 
was  born  to  Muirn  in  the  elf  mound  of  Almhu. 

10.  For  a  short  while  after  the  slaughter  the  princes  of  Fál 
were  at  peace;  Conn  and  Eoglian  Taighleach  divided  Eire 
share  on  share  alike. 

11.  Modh  Nuaghat  the  modest  took  Leth  Modha,  Conn  had  the 
whole  of  Leth  Cuinn;  for  nine  years  there  was  peace  without 
reproach  until  the  death  of  Labhraidh  Lamhdherg. 

12.  Labhraidh  Lamhderg  —  a  generous  hero  —  he  was  the 
son  of  the  giant  of  Eire;  he  fell  by  the  hand  of  Maol  mac 
Mongaidh  at  eve  in  the  battle  of  Dubhcoraair. 

13.  The  men  of  Leth  Modha  were  called  out  by  the  comely 
Eoghan  Taidhlech  —  and  Finn  by  Conn  without  deceit  on 
account  of  the  loss  of  Labhraidh  Lamhderg. 

14.  They  fought  on  Magh  Léana  with  their  well-matched  strong 
battalions;  as  a  result  Modh  Nuadhat  fell  along  with  the 
three  sons  of  Fedhlim. 

15.  Leth  Cuinn  and  Leth  Modha  the  mighty  did  Conn  straight- 
way consolidate;  for  twenty  years  [he  reigned]  without 
treachery  until  Tipraite  Tireach  killed  him. 

IG.  Tipraiti  Tireach  the  strong,  by  him  fell  Conn  the  comely, 
the  stately;  by  the  king  of  Ulster  fell  the  prince  of  Temhair 
of  the  strong  "cumhals''  [i.  e.  Conn]. 

17.  Tipraite  and  gentle  Conaire  for  seven  years  held  sway 
together  until  the  short  lived  king  of  Ulster  was  defeated 
in  battle  —  'twas  shumeful. 

18.  After  that  the  son  of  Mogh  Lamha  was  king  in  strong  (?) 
Temhair  —  a  fierce  warrior;  for  eight  unfailing  years  lasted 
the  kingship  of  Conaire,  the  wound  giver. 


48  MAURA    POWER, 

Il'.  In  tlie  reign  of  Conaire,  in  the  south,  in  the  land  of  Mumha 
uf  the  great  dwellings,  Neinihidh  with  his  veiioiii  killed  him 
[i.  e,  C.j  on  the  held  of  Ard  Neinihidh. 

20.  For  four  j'ears  did  Art  Aoinfhear  hold  sway  in  the  island 
of  the  Gaels;  there  was  no  year  without  a  battle  until  the 
princes  of  Temhair  gave  hostages. 

21.  For  thirty  j-ears  subsequently  lasted  the  mild  sway  of  Art 
in  Temhair  until  Lughaidh  [Mac  Con]  beheaded  the  king  in 
the  battle  at  Magh  Mucraimhe. 

22.  In  the  space  of  seven  days  —  no  small  joy  (?)  —  Lughaidh 
became  ruler  of  the  land  of  Eire;  from  his  strong  sovereignty 
resulted  the  unity  of  Eire  in  one  week. 

23.  Thirty  years  Avithout  weakness  Mac  Con  held  the  high- 
kingship  —  until  Cormac  Cas  fell  —  with  his  sovereignty 
unimpaired. 

24.  Lughaidh  proceeded  southward  to  consolidate  Munster  — 
great  his  loss  — ;  Feircheas,  of  many  fights  (?'))  killed  him 
at  Carn  Ferchis  with  one  cast. 

25.  Then  the  hosts  of  Temhair  assembled  around  Cormac  of  the 
beauteous  households  and  in  Temhair  in  the  east  the  son 
of  Art,  son  of  Conn  the  hundred  battled  was  crowned  king. 

20.  'J'he  hosts  of  sea-washed  Laighen  assembled  under  Meadhbh 
Lethderg  of  the  Laigniu,  under  the  seven  sons  of  Eochaidh 
Fionn  whose  heritage  was  the  high-kingship  of  Eire. 

27.  A  battle  on  the  slopes  of  Temhair  in  the  east  was  won  by 
the  men  of  Leinster  and  Cormac,  grandson  of  Conn,  was 
banished  from  Temhair  to  f^aladh  Truim. 

28.  The  Leinstermen  built  Raith  Meadhbha  on  the  slope  for 
Meadhbh  Lethderg  and  thenceforth  Raith  Meadhbha  was 
the  name  for  one  side  of  Temhair. 

29.  For  fourteen  hajipy  months  the  woman  held  the  .sovereignty 
of  Temhair,  until  Crimhthan  Cas  rose  up,  son  of  Cathair  of 
the  gleaming  swords. 

'M.  The  Leinstermen  of  the  .spears  made  over  the  sovei'eignty 
to  the  son  of  the  king  of  Eire;  not  until  Meadhbh  was 
united  to  the  son  [of  the  king  of  Ireland  i.  e.  of  Cathaoir 
MórJ  did  Cormac  become  king  of  Eire. 

*)  tor,  1.  gacb  trom  Cormac  IGl;  2.  .i.  imat  O'Dav;  3.  lord,  uoble,  OK; 
4.  .1.  ecla  Cormac  IG'J.  Is  lichtib  d.  pi.  of  a  noun  from  fichim,  I  fight  (W.)?  cf. 
ficlitibli  glond  Ir.  Texte  I  löH.    |ficlitibli  tor  'with  scores  uf  multitudes'.     Th.J 


CNÜCIIA    CNOC    OS    CIONX    LIFE.  49 

31.  For  seven  years  after  the  slaying  of  Mac  Con  did  Cormac 
exert  himself  to  weld   together  the  five  provinces  of  Eire. 

32.  In  the  interim  of  tlie  reign  of  Cormac  of  the  battles  Fergus 
Blackteeth  was  king;  in  Temhair  of  the  east  he  was  not 
permanent  and  he  fought  the  battle  of  Crionna. 

33.  The  three  white-haired  Ferguses  were  killed  in  tlie  battle 
of  Crionna  by  Lughaid  [Lamha],  by  Tadhg  Mac  Cein  and  by 
Cormac  the  Wise. 

34.  For  forty  victorious  years  the  highkingship  rested  with 
Cormac  of  tho  hard  sword  until  he  died  —  unexpectedly  — 
at  Raitli  Spelain  above  the  Boyne. 

35.  From  Taillte  came  the  prince  of  Fail  to  the  sward  of  Raith 
ypelain;  Spelán  happily  brought  into  his  rúith  the  chosen 
High  King  of  Temhair. 

36.  A  fisherman  of  the  House  of  the  Brogh  caught  a  salmon  in 
the  Boyne;  all  were  whiling  away  the  time  awaiting  the 
coming  of  the  High  King  of  Eire. 

37.  The  food  (?)  was  brought  into  the  king's  presence  —  an 
evil  deed  — ;  from  that  resulted  the  death  of  Cormac, 
grandson  of  Conn  of  the  just  laws. 

38.  On  the  lawn  of  the  stead  numerous  hosts  awaited  him; 
the  angry  crowd  uttered  a  shout  at  the  game  of  the  two 
kerns. 

39.  The  king  heard  the  shout  as  they  uttered  it  —  a  hateful 
circumstance  — ;  his  active  mind  was  excited,  he  swallowed 
the  piece  [of  salmon]  with  fright. 

40.  The  bone  sticks  firmly  in  his  gullet  and  in  his  breast  and 
the  illustrious  king  of  Eire  died  in  that  house. 

41.  Pitiful  the  plight  of  Eire  then  with  no  king,  no  chief  in 
Temhair;  that  continued  for  four  years  until  Eochaid  Armruadh 
came  forward. 

42.  Eochaidh  Gunnat  received  hostages  for  four  full  years;  his 
firm  sovereignty  lasted  one  year  and  he  fell  in  the  battle 
of  Cuillend. 

43.  For  five  years  Cairpri  had  been  contending  for  noble  Eire 
and  for  sixteen  j'ears  subsequently  lasted  the  reign  of  Cairpre 
Lifeachair. 

44.  Cairpre  Lifeachair  —  not  powerless  was  he  until  he  became 
envious  of  the  Fianna;  he  fell  in  the  battle  of  beauteous 
Gabhra  by  the  triumphant  hand  of  Oscar. 

Zeitsi-lu'.ft   f.  .-.It    lliiliilDg:.-  XI  4 


50  MAURA   POWER, 

•1Ó.    Five  years   the  Fothads  were  in  power;  they  i-uined  Eire 

for   a   spell;   rigoi'ous   was  tlieir  rule  —  for  one  year  they 

held  the  highkingship. 
4G.    Fothadh  Airgthech  wrought  parricide  on  Fothadh  Cairptheeh; 

Fothadh  Airgthech  subsequently  fell   l>y  the  overpowering 

Fianna. 

47.  P'or  four  years  Fiacha  Sraibhtine  contended  fiercely  and 
victoriously  [for  the  sovereignty];  he  defeated  Eochaidh 
Doimhlen  —  'twas  a  meeting  of  men  —  in  battle  every 
year. 

48.  For  thirty  nine  years  he  i)0ssessed  Eire  and  Alba  together, 
until  he  fell  by  the  hand  of  Colla  the  Fair  in  the  battle  of 
Dun  Dubhchomair. 

49.  In  the  battle  of  Dubhchomair  —  'twas  bravely  fought  — 
noble  Colla  Uais  was  victorius;  he  performed  an  over- 
powering (?)  violent  act  in  the  beheading  of  the  High  King 
of  Eire. 

50.  Finn  had  been  born  in  the  beginning  of  the  reign  of  Conn 
of  the  territories,  he  died  in  the  same  month  —  an  unusual 
coincidence  —  as  Fiacha  the  truly  astute. 

51.  Twice  fourteen  days  —  'tis  true  and  no  exaggeration  — 
[elapsed]  betAveen  the  death  of  Finn,  who  shewed  valour  (?), 
and  the  battle  of  Dun  Dubhchomair. 

52.  Though  Finn  fell  by  his  false  leap  few  lived  as  long  as  him; 
Eochaidh,  i)uet  and  seer,  and  Moghruith  Mac  Seinfhesa. 

53.  The  poet  Eochaidh,  the  Northern;  Moghruith  from  mighty 
Mumha;  both  of  them  died  of  old  age  —  ]\rogliruith  and 
Eochaidh  the  poet. 

54.  Eleven  score  resounding  years  and  ten  was  the  life  of  Finn; 
ye  sons  of  Brogan  from  the  plain,  I  know  it  by  heart. 

55.  We  have  eleven  men  after  them,  Jesus  foibade  tliem  his 
table;  we  submit  (?)  our  faith  reproachless  to  Patrick  in 
whom  it  is  sanctified. 

56 . 

57.  Ceallach  from  afar  [was  renamed]  Caimin  and  Oisin  [ex- 
changed his  name]  for  Senchán;  they  named  gentle  Column 
ISeighin  and  Lughaid  became  Manchán. 

58.  Little  Aodh  became  Berach,  and  Siaghail  of  the  ancient 
cairn  ^laoltuile;  manly  valiant  Flann  got  the  name  of  Gronau 
and  Audlián  became  Kunau. 


CNÜCIIA    CNOC    OS   CIONN    MFK.  51 

59.   Caoncomrach  —  a  comely  warrior  lie  —  was  Momhaedliog 

after  baptism;    brilliant  Cailte   received  the   name  of  Mac 

Coinde  and  Findchadli  became  Finan. 
GO,    This  —  a  noble   piece  —  is  the  account  of  the  reigns  of 

the  very  valiant  kings,  ye  sons  of  Brogan  from  the  plain, 

I  know  it  by  heart. 
61.    That   was  ever  my  delight  —  multitudes  of  the  Fianna, 

hosts  of  retainers;  to-day  I  cherish,  by  the  will  of  God,  the 

four  Canons  of  Penitence. 
02.    Three  years  have  I  spent  of  my  own  accord  in  retirement 

in  Doire   an   tSeiueoin;   in  heavy  sodded  (?)  Temhair  the 

hosts  of  Diarmuid  Mac  Cerbhaill  conceal  me  not. 

63.  I  shall  die  —  by  the  will  of  God  — ,  in  Temhair  my  days 
will  end;  my  tomb  shall  be  until  the  Judgment  Day  on  the 
north  west  side  of  Temhair. 

64.  Eoghan,  Ulan,  noble  Aonghus  —  let  them  take  my  hand 
betimes;  let  us  leave  this  mound  here  which  is  called  Fert 
Cuncha.    Cuncha.  Finis. 


Notes. 

References:  —  Acallamh,  Stokes  Edition  Irische  Teite  IV  1. 
BML,   Battle  of  Magh  Léana,  O'Curry. 

K,   Irish  Text  Society's  edition  of  Keatiug's  Fonis  Feasa  ar  Eirinu. 
OG,   Onomasticou  Goedelicnm.     Hogan. 
ETB,   Esuadha  Tighe  Buchet. 

Prose.    Dun  Sarahnaighi,  anglicised  Dunsany  in  Meath. 

Daire  in  tSeineoiu,  "NE  (?)  of  Ath  Cind  Mónadh  in  Meath".  OG. 
Eas  Dubhthaiti.     ''E.  of  Dan  Sanihuaighi"  OG. 
Cuncha.    Castleknock,  Co.  Dublin. 
Verse. 

8.   With  this  the  history  of  Cuncha  ends;  what  follows  is  a  poem  on 
the  kings  of  Ireland. 
11,  12.    Labhraidh  Lamhderg:  cf.  Acallamh  1.  2517, 

Gabsat  a  Mumain,  miad  cealg      -Liath  Luachra  is  Labraid  Lamderg 
deich  mbliadna  doib  lith  nach  gann        do  macaib  aithig  Arann. 
Also  Oss.  Society,  Transactions  I  p.  35. 

lar  ndith  Moiine  múr  an  fal        ba  righ  an  tathach  a  hEiriond; 
ba  bliadhain  do  gan  bhaoghal       go  ndeachaidh  dec  is  ni  faebhar. 

Gabhsat  an  Mumhain  re  mead  gcolg       Liath  Luachra  is  Lughaidh 

[Lamhdhearg 


52  MAURA    POWER. 

Here  Lugliaid  has  been  Bubstituted  for  the  less  familiar  Labraidh 
Lamderg. 

The  iianie  of  the  "athaclr',  father  of  Labraid  L.  is  not  mentioned 
in  any  of  the  three  poems. 

DS.  of  Dun  nGabail,  Rev.  Celt.  XV,  p.  Ii'23.  ...  fer  ele  didiu  coa 
cuingid  Fuiter  mac  Forduib  a  ainm  co  tainic  sein  aniar  7  Labraid 
Laimderg  leis  .  .  . 

Metrical  DS.  Gwynn  p.  80:  Fuither  mac  Forduib  co  feirg 
maic  maic  Labrada  Lamdeirg. 

None  of  these  references  connect  him  with  the  Battle  of  Magh 
Léana  and  Labhraidh  Lamhderg  is  not  mentioned  in  the  tale  of 
that  name. 

I  have  not  been  able  to  trace  Maol  mac  Mongaidh. 

The  Battle  of  Dubhchomair  was.  fought  much  later  (322  A.  D.  FM.) 
Fiachaid  Sraibhtine  slain  there  by   the  Three  f'ollas  cf.  48,  49,  51 
our  poem.     Were  there  two  battles  of  Dubhchomair'::' 
14.    "le  tri  macaibh  Feidhlinie"  i.  e.  Conn,  Eochaidh  Fionu  and  Fiacha 

Suighdhe. 
16.  Conn  was  killed  at  Druim  Tuirleime  (nr.  Ros  na  Righ)  BML.  98. 
But  K.  II,  260  .  .  thuit  le  T.  T.  i  bhfeall  i  dtuaith  Teamhrach  7  é 
uaigneach  ann;  and  Gilla  Coemáin's  poem  (Tripartite  Life  II,  534) 
'co  has  Cuind  Cetcathaig  cain  issin  tulaig  i  Tuadamair'  (with  variant 
Tuaithamnais,  and  Tuathamrois  FM  137  A.  D.).  Tuadamair  etc.  not 
identified  OG. 

18.  Conaire  mac  Moga  Lámha  158—165  FM. 

19.  Ard  Neimhidh,  island  of  Barrymore,  Cork  Harbour.  Neimedh,  son 
of  Sraibhgheann  K.  II,  268,  276.  He  was  afterwards  killed  by  Cairbre, 
son  of  Conaire  Mac  Moga  Lámha  at  the  Battle  of  Cend  Abrat. 
Tigernach,  Rev.  Celt.  XVII,  p.  10. 

22,  23.  Quoted  by  K.  U,  p.  284.  MS.  u.sed  by  K.  had  (23)  an  cur  cas  for 
Corrtiac  Cas.  Cormac  Cas  (king  of  Munster)  was  Lughaid  Mac  Con's 
stepbrother  K.  II,  270.  Only  two  of  Oilill  Olunvs  nine  sons  survived 
the  Battle  of  Magh  Mucraimhe  and  Cormac  Cas  was  one  of  them. 
They  fought  on  Art's  side  against  Mac  Con.  Cormac  Cas  died  of 
wounds  received  in  the  Battle  of  Samna,  thirteen  years  afterwards. 
Acall.  p.  33. 

24.  Feircheas  mac  Comain  Eigeas;  he  slew  Lughaidh  at  the  instigation 
of  Cormac  mac  Airt  K.  II,  286. 

Lebhar  Gabhála.  (pioted  by  Petrie,  Anti(|uities  of  Tara  líill  220:  — 
conad  iarom  ro  hiounarbadh  | Lughaidh)  a  Teamraigh  la  Corbmac 
cona  socraitti  co  dtorcair  le  drauidli  Oiliila  Oluim  i  uArd  Feirchis 
isin  Mumhaiu Also  Silva  Gadelica  I,  318;  II,  359. 

26.  Medhbh  Lethderg,  d.  of  Conán  Cualann;  w.  of  Art  Aoinfher  K.  II, 
268,  298. 

O'Curry;  MSS.  Materials  p.  480  publishes  a  poem  from  LL  24  b 
(new  pagination  44b)  attributed  to  her.  Here  she  appears  as  the 
wife  of  Cuchorb,  s.  of  Mogh  Corb,  who  was  slain  by  Feidhlimidh 
Heachtmhar,    with    whum    Medhbh    eloped.     This    would    place    her 


CNÜCHA    CNOC    OS   CIONN    LIFE.  53 

earlier  than  in  onr  poem  where  she  is  contemporary  with  Cormac 
Mac  Airt.  Bnt  K.  IT,  306  mentions  Cn  Chorb,  son  of  Mogh  Corb  as 
contemporary  with  Eocbaidh  Finn.  The  poem  published  by  O'Curry 
has  a  short  prose  introduction  (LL380b)  which  begins:  —  Robudh 
nior  tra  nert  7  cumhachta  Meidhbhe   isin  for  firu  Erenn,  air  isi  na 

leiged  ri  a  Temhair  gau  a  beith  fein  aige  na  mnai This 

seems  to  agree  with  stanza  30,  1.  3. 

Eocbaidh  Fionn :  brother  of  Conn  Cedcathach.  He  slew  the  two 
brothers  of  Art  Aoinfhear  K.  11,  268.  His  descendants  received  the 
Ui  Fotharta  Laighean  K.  II,  306,  308. 

27.  Rev.  Celt.  XXV,  24;  ETB.  is  and  din  robói  Cormac  hua  Cuiud  i 
Ceuaunas  riasiu  rogabad  rige  [nErenu  ar  ui  ro  leic]  Medb  Lethderg 
hi  Temraig  iar  nécaib  a  athair  [som]  .i.  i  fail  Airt  robói  in  Medb 
Lethderg  do  Laiguib  ocus  arrobert  side  in  rige  iar  necaib  Airt 

Caladh  Truim;  "nr.  Tara"  OG. 
Teasbhaidh  Cormaic  hui  Cuind  fri  re  vii  mis.    Tigeraach  A.  D.  248. 
FM.   contains   no   reference   to   the   banishment   of  Cormac  nor  to 
Medbh  Leithderg. 

28.  None  of  the  Dindshenchas  poems  on  Tara  contain  auy  reference  to 
the  digging  of  Raith  Medhbha.  It  lies  about  1  mile  S.  E.  of  Tara. 
Petrie  p.  230. 

29.  Crimhthan  cetguinech,  son  of  Cathaoir  Mor. 

30.  see  note  on  26. 

32.  Ferghns  Dubhdéatach  reigned  »ne  year.    K.  II,  288,  300. 

33.  Na  tri  Ferghusa  —  F.  Dubhdéatach,  F.  Caisfhiaclach,  and  F.  Fuilt- 
leabhair.    See  K's  description  of  Battle  of  Crinna  II,  288—292. 

Lughaidh  i.  e.  L.  Lámha. 

34.  Read:  airdri  Cormac  or  righe  Cormaic"^  Th. 

Raith  Speláin.  Acall.  2735,  deich  mbliadna  flehet  rochaithset  do 
flilaithius  Chormaic  hui  Chuind  no  co  fuair  has  ic  Raith  Spelain  a 
luBregaib. 

ib.  4705.  Raith  Spelain  7  Raith  in  Mail  ....  cia  ro  bói  intib? 
Da  briugaid  do  rig  Eirenn  ar  Cailte  .i.  do  Chormac  Ua  Chuind. 

Is  intib  do  bidis ac  Beccán  bóaire  7  ac  Spelan 

mac  Dubain  ac  in  da  briugaid  sin. 
38.   None  of  the  accounts  of  C's  death  mention  these  details. 
42.   Eocbaidh  Gunnat:  — 

Cath  Finn  Trágha  p.  72,  ardrig  uasal Cormac  mac  Airt 

hui  siom  iarom  XL  bliadna  i  rige  nErenn  ceumota  na  da  bliadain 
rogabsat  Ulaid  .i.  Fergus  Dubdetach  7  Eochaid  Gunnat  bliadain  ele 
air;  ro  aithrigadsom  fa  do  0  Ulltaib. 

According  to  our  poem  and  FM.  Eocbaidh  Gunnat  succeeded 
Cormac.  In  Tigheniach  Cairbre  Lifeachair  succeeds  Cormac  directly 
and  there  is  no  mention  of  Eocbaidh  Gunnat. 

BB  260  b  44  as  iad  so  na  riga  ba  im  chostadh  na  tteidhi  .i.  Fergus 
Dubhdétacb  7  Eochaid  Gunnat  da  righ  Ulad.  This  approximates  to 
CFT  iiuotatiou  above. 

Sean  6  Dubhagain's  poem  Bk.  I  Maine  beginning  140  a :  — 


54  mai:ka  i'owkh. 

Mac  Fiacaig  Find  airdrig  Eirenu        mac  Corniaic  Airt  Aeiifir 

uaibEochaidhGnnnada  mac  Feig      FeargnamacFeargusafearrdlia. 

Cairbre  Lifeachair 

There  is  disagreement  also  about  the  death  of  E.  G. : 

He  fell  by  the  Lnghna  Feirtre  K.  II,  352. 

He  died  by  the  hand  of  Lughaidli  Meaun  F.Al.  2(!7. 

In  tiie  Dindshenchas  of  Mag  Findabrach  he  is  killed  by  Lughaidh 
Lágde,  evidently  in  the  battle  of  Crinna. 

Cath  Cuilleud:  It  e  uero  na  fiannasa  tichset  cath  Cuilleud  7  cath 
Cliach  7  cath  Comair  tri  nuisci CZ.  I,  472  (YBL  375  a). 

In  the  prose  Dindshenchas  of  Loch  nOirbsen  mention  is  made  of 
a  Cath  Cuillend  between  Uillenn  Faeburdeig  and  Manannan  mac  Lir 
in  which  the  latter  fell.  This  same  engagement  occurs  in  the  poem 
LLlla  on  the  deaths  of  Tnatha  De  Danann  personages,  ascribed  to 
Flanu  Mainislrech. 

A  Guillen  0  gCuanach  in  Tiobrad  Arann  occurs  Acallamh  5727  .  .  . 
ecus  is  annseo  donith  in  flaith  Find  tri  catlia  don  Fhein  cacha  bliadua 
7  is  annseo  doberthea  7  do  toghtha  curaid  re  gaisced  a  ninad  cacha 

marbtha  dFliiannaib  Eirenn These  references  however  throw 

no  light  on  E.  G"s  death. 

43.  C.  L.  reigned  twenty-seven  years.     K.  II,  354;  FM  26«  — 284. 

44.  Cairbre  falls  by  Oscar  in  all  the  Fenian  tales  and  poems  (Battle  of 
Gabra  etc.),  but  FM  284  'docher  i  ccath  Gabhra  Aichle  do  laimh 
Seiraeoiu  raic  Cirb  do  Fothortaibh." 

45.  See  Coir  Anmann  220;  K.  II,  35().     Also  Duanaire  Finn,  p.  XLI. 

47.  In  Tigernach  Fiacha  Sraibtine  succeeds  Cairbre  Lifeachair.  Eochaidh 
Doimhle.n  and  Fiacha  Sraibhtine  were  sons  of  C.  L.;  E.  D.  was  father 
of  the  Three  CoUas. 

48.  F.  S.  reigned  33  years  K.  II,  35G;  30  years  FM  286— 322;  39  years 
according  to  our  poem. 

Dubhchomair  nr.  Taillte   K.  II,  358.    Dubhchomair  was  als«  the 
name  of  Fiachaidh's  druid.    K.  II,  360. 
50.   Reiraeas   na  Righ  breaks    off  with    the  digression  on  Finn's  age 
and   death.     The   remainder   of   the   i)oem   is   in   the  usual   Oisin 
V.  Fatrick  .style. 

According  to  FM  and  Tighernach  Finn  died  in  the  I6O1  year 
of  Cairbre  Lifeachair's  reign  A.  I).  283.  ]5ut  the  Battle  of  Dun 
Dubchomair  was  fought  A.  D.  322.  FM.  (íiolla  Coemáin's  poem 
(Trip.  Life  II,  536): 

Coic  bliadna  cethorchat  caiu        iar  marbad  Find  a  hAlmain 

CO  maidm  Duib  Chommair  calma  lasna  Collu  cathchalma. 
Taking  date  of  Battle  of  Dubhchomumir  as  322  Finn's  obit  would 
then  be  277.  In  same  jioem  p.  536,  fifty  seven  years  is  allowe«! 
between  the  Battle  of  Magli  Mucrimhe  (195  FM)  and  F's  death. 
52,  53.  'in  fer  feasa',  'in  fer  atuaidh'  point  to  Eocha  eigeas  i.e.  Dalian 
Forgaill.  cf.  O'R.  Irish  Writers  p.  39.  1  cannot  check  the  reference 
to  longevity. 

Moghruith  mac  Scinfhcsa,  a  druid  of  Munster  K.  11,  320. 


CNUCHA    CNOC    OS   CIONN    i.IFK.  •  55 

Re  uaoi  riogh  déag  diaidh  i  iidiaidh        saoghal  Mhogha  Rnith 

[re  róighliaidh 

Ó   Roth   mac   Rioghaill    mór   hloidh         go   Cairbre   Conn    Lith- 

[feachair.    ib. 

('nicer  tiled  uasai  drem        is  ferr  tharaill  iath  nEirenn 
is  mebair  liumsa  co  becht        a  faisneis,  a  filidecht. 
Cairbri  tili  fuair  dar  ler        Amairgin  indsi  Gaeidel 
Feircheirtue  re  Labraid  Lore        Mogli  Ruith  is  Find  faeburnocht. 

Acall.  25-19— 2552. 

54.  A  poem  on  the  respective  agos  of  the  Feuian  warriors  Rev.  Celt.  XVI, 
p.  26  attributes  2i9  years  to  Finn :  — 

se  fithchidh  bliaghun  fa  dho        is  naoi  mbliaghna  ni  sa  mho 
saegal  Fhinu  fa  seun  fa  raith        fa  bhuaidh  fa  trean  don  ardfhlaith. 

Oss.  Soc.  I,  OÖ  gives  him  310  years: 

Tri  chead  bliadhain  co  mblaithe     deich  mbliadhna  acht  aen  raithche 
saogal  Fhinn  go  bhfuair  a  rae        go  torchair  tre  bheim  baois  é. 

and  Acallamh  2537,  230  years  as  in  our  poem:  — 

Da  cet  bliadan  co  mblaithe        ocus  tricha  gan  tlaithe, 
saegal  Find,  ba  fata  re        co  torchair  ga  leim  baisse. 

'Sons  of  Brogau'  —  see  prose  lutroductiou. 

55.  iua  uaomthor  'in  his  holy  troop'  (Th.). 

56.  Read  'a  m[h]eis'  for  'aiueis':  We  have  eleven  men  after  them,  Jesus 
forbade  them  his  table.  Every  man  got  a  change  of  name  —  that 
was  not  returned  —  before  baptism  (Th.). 

57.  There  is  no  changing  of  names  in  the  description  of  the  baptism  of 
Cailte  and  his  companions;   Acallamh  p.  10. 

Dublin.  Mauua  Power. 


MORANDS  FURSTí:NSP1EGEL. 


Die  Ratschläge,  die  der  weise  Morand  vor  seinem  Tode 
dem  jungen  König  Feradacli  Find  Fechtnach ')  dui-cli  den  „ruf- 
gewohuten"  Nere,  also  wohl  durch  einen  Herold,  überbringen 
läfst,  sind  wenigstens  im  Eingang  der  einen  Redaktion  (B) 
deutlicli  an  eine  sagenhafte  Begebenheit  der  ii'ischen  Geschichte 
angeknüpft,  an  die  vei'suchte  Ausrottung  der  edlen  oder  freien 
Geschlechter  Irlands  (sóerchlanda  Erenn)  durch  die  Zinsbauern- 
Stämme  {aithtchtlawtha).  Der  älteste  ausführlichere  Bericht 
über  diesen  Mord  ist  für  uns  ein  zwülfstrophiges  Gedicht,  das  sich 
an  alle  Pi-osaerzählungen  des  Ereignisses  angehängt  findet  und 
auf  dem,  wie  manciie  w()rtliche  Anklänge  beweisen,  diese  sämtlich 
beruhen.     Es  wird  deshalb  hier  vorangestellt. 

Mir  sind  sechs  Handschriften  dieses  Gedichts  bekannt,  von 
denen  ich  vier  kopiert  oder  verglichen  habe;  nämlich  das  Buch 
von  Ballymote,  P^aks.  255bl7  (=  B);  das  Buch  von  Fermoy, 
fol.  30b  (=  F);  das  Buch  von  Lecan,  fol.  ITC,  a  {=  L)  und  die 
Hs.  des  Trinity  College  (Dublin)  H.  3.  18,  S.  763  (=  H).  Aus  dem 
Buch  von  Lismore  fol.  142  ■",  b  f=  Liii)  kenne  \c\\  mir  den  Wortlaut 
der  ersten  Strofe  nach  Stokes'  unten  erwähntem  Zilat;  aulserdem 
hab  ich  mir  notiert,  dals  das  Buch  von  Lecan  fol.  295^  b — 296'"  a 
das  Gedicht  in  die  erweiterte  Fassung  des  Lrhor  Gahdla  bei  dt-r 
Regierung  von  Klim  mac  ('onrach  eingesclioben  hat.     Ks  lautet: 

1  Söerchlanda  Erenn  uile.        lomarbtha  la  (»endnine. 
acht  na  tri  maic  monar  ngle.        at*rullatar  o  Choirpre. 

1  marbhtha  cuaan  aeu  (luiue  Liii.     Chaiipn;  I.iii  L,  luiri)-  J{,  Chairbre  F. 

')  Find  „der  Scliüin;'  niul  Ftxhtnark  „der  Glückliche '  oder  „Gedeilieude" 
sind  in  den  Hnti.  bald  als  Kfniiijositum  l)eliaiidelt,  bald  getrennt.  Ich  habe  sie 
im  Folgcuden  ohne  Riloksicht  auf  die  llss.  überall  als  zwei  Wörter  gegeben. 


MOKANUS    FLK»TKNSriE(iEI.,  57 

2  Torrcha  jitrullatar   uadh  sair.  a  mäithrecha  na  mac  sin. 
conid  and  nictha  is  tir  thair.  iar  riachtain  doib  i  n-Albain. 

3  Feradach  Find  Fechtnaf^h  Fail.  Corb  Aúloni  a  Mumain  mair. 
is  Tipraite  Tirecli  tliall.        it  é  sin  a  coraanmann. 

4  Ingen  rig  Alban  cen  ail.        ba  si  máthair  Feradaig. 
Ba(i)ne  ba  lied  ainm  na  mn;i.  ingen  Luaith  meic  Da(i)rera. 

5  Crufe  ingen  Gartniat  gliiair.  ro'gab  Bretnu  cosin  mbuaid. 
mäithir  Coirb  Auloim  cen  ail.  as  a  sil  fil  i  Mumain. 

()  Ingen  rig  Saxan  ni  sneid.        maithir  in  Tipraiti  thréin. 
A(i)ne  a  ainm  oca  taig.        ingen  cuinde  Caínídail. 

7  DoTönsat  comairli  caiu.        athig  Erenn  in  tan  sin. 

fiair  tallad  forro  as  each  mud.        ith  blicht  mes  ociis  tori<d. 

8  '81  comairle  rochinnset.        aithrecli  léo  aní  ro-millset. 
togairm  na  mac  monar  ngle.        dia  n-oirdned  i  n-airdrlge. 

9  DoTatsat  ratha  co  tenn.        a(i)theclitliúatha  na  liÉrenn. 
im  réir  na  mac  batar  tair.        acht  co'tistais  a  h Albain. 

10  It  é  rätha  tucsat  ind.        nem  talam  ésca  grían  grind, 
immo  reir  a  beinn  i  mbeinn.        cein  maras  muir  im  Krinn. 

11  Cond  Kogan  Araide  an.        it  é  cinind  na  tri  mal. 
Araide  i  n-Emain  cen  ail.        Cond  Cétchathach  i  Temair. 

12  Eogan  i  Caisiul  na  rig.        is  and  tarastar  a  sll. 

Conid  frill  sin  siu  is  tall.        samlas  in  sui  each  söerchland. 


2  Torracha  F,  Toirreach  L.    uadh  om.  B  L.    maithrech  ina  H.   tiachtain  L. 
a  bAlbain  L. 

3  steht  in  li  vor  2.    Tipraide  B,  Tipra(idi)  tirech  tren  tall  (is  om)  B  L. 
is  c  L,  at  iat  It. 

4  CO  mbloid  L.    isi  L.    hused  li  F  H.    Luaidh  H.    Bercra.  B. 

5  Cniibi  L,  Gruibi  B.     Gartuiadh  H,  Charmaid  L.    Cuirp  L.    co  mbloid  L. 

6  fehlt  in  F.    Tipraidi  L,  Tipm  B.     ba  he  haiu»i  comthaig  B.    cuinde  L, 
cáimh  H,  comlan  B.    Chaineadail  L.  Caindedbail  H,  cai?idi  oil  B. 

7.  chain  B  F.     aithigh  F,   athaich  L.     iu  uair  siu   B,   na  n-aimsir  L. 
talla  L.    forthu  B,  orra  L.     is  mar  thoritd  L.    mes  7  t.  om.  li. 

8  Isi  F  H,  Hi  B.    dorindset  (/Vir  ro-m.)  L.    dianairdrighe  H. 

9  thair  F  L. 

10  thucsad  L.    i»nuo  a  rer  B.    a  om.  B,  0  beind  do  beiud  L.    in  cen  bes  L, 
heret  beth  B. 

11  Conid  B.     a  Temhraidh  F. 

12  tarwitar  B,  tarustair  H  L,  tarásair  F.    sund  is  L.    samlas  L.    chec/i  F. 


58  R.  THURNKYSEN, 

1.  Die  freien  Geschlechter  von  ganz  Irland  wurden  durch 
einen  Menschen  ermordet  aufser  den  drei  Knaben  —  eine  klare 
Tat  — ,  die  Coirpre  entrannen. 

2.  Schwanger  entrannen  ihm  die  Mütter  dieser  Knaben  nach 
Osten,  so  dafs  sie  dort  im  östlichen  Land  geboren  wurden,  nach- 
dem sie  Albion  erreicht  hatten. 

3.  P'eradach  der  Schöne- Glückliche  von  Irland,  Corb  Nackt- 
Ohr  aus  dem  grofsen  Munster,  und  Tipraite  der  Landreiche 
drüben,  das  sind  ihre  Namen. 

4.  Die  Tochter  des  Königs  von  Schottland  (oder  Albion) 
ohne  Makel,  die  war  Feradachs  Mutter;  Baine  war  der  Frau 
Name,  Tochter  von  Luath  mac  Dairera. 

5.  Crufe.  die  Tochter  des  glänzenden  Gartniat,  der  die 
Britten  siegreich  in  Besitz  genommen  hatte,  war  die  Mutter  von 
Corb  Nackt-Ohr  ohne  ]\rakel,  dessen  Same  in  Munster  sitzt. 

6.  Die  Tochter  des  Königs  der  Sachsen  —  es  war  nichts 
kleines  —  war  die  Mutter  des  starken  Tipraite;  Aine  war  ihr 
Name  zu  Hause,  die  frauenhafte  i)  Tochter  von  Cain-Idal. 

7.  Zu  dieser  Zeit  hielten  die  Zinsbauern  Ii'lands  eine  gute 
Beratung  ab,  weil  ihnen  Getreide,  Milch,  Eichelmast  und  Frucht 
auf  jede  Weise  benommen  war. 

8.  Dies  ist  der  Beschluls,  den  sie  fafsten  —  es  reute  sie, 
was  sie  vernichtet  hatten  — ,  die  Söhne  zu  berufen  —  eine  klare 
Tat  — ,  um  sie  ins  hohe  Königtum  einzusetzen. 

9.  Eifrig  stellten  Bürgen  die  Zinsbauern -Stämme  Irlands 
nach  dem  Wunsch  der  Söhne,  die  im  Osten  lebten,  wenn  sie  nur 
aus  Albion  (zurück)kämen. 

10.  Das  .«;ind  die  Bürgen,  die  sie  dazu  stellten:  der  Himmel, 
die  Erde,  der  Mond,  die  schöne  Sonne,  dafs  sie  ihren  Willen 
hätten  von  Höhe  zu  Höhe,  so  lange  das  Meer  um  Irland  bleibt. 

11.  C'ond,  Eogan,  der  hehre  Araide,  das  ist  die  Naclikommen- 
schaft  der  drei  Fürsten:  Araide  in  Emain  ohne  Makel,  Cond  der 
Hundertschlachtige  in  Temair. 

12.  Eogan  im  (!ashel  der  Könige  —  dort  verharrte  sein 
Same  — ,  so  dafs  der  Weise  jedes  freie  Geschlecht  diesseits  und 
jenseits  diesen  gleichsetzt  ^). 

')  W(MHi  cuiude  (I,)  «las  .\(ljcktiv  zu  cttiniu  A.  ben  (Coriuac  s.v.  27  flr^) 
igt.     nie  Lesarten  gehen  liier  sehr  a\isein;intl*'r;  die  von  liiii  kenne  ich  nicht. 

•')  D.  h.  alle  edelii  (íf.x^lilcchtt^r  in  Irlaml  und  Schottland  werden  anf 
einen  dieser  drei  Fürsten  zurückgeführt. 


MOKANDS    KÜRRTKNSlMKiiKI..  59 

Das  Gedicht  ist  dann  in  einen  etwas  erweiterten  Prosa- 
bericht aiifgehist  worden,  der  uns  in  dreifacher  Redaktion  vorliegt: 

I.  Hs.  Lni.  Die  erste  Redaktion  findet  sich  verhältnis- 
mäfsig  am  reinsten  im  Buch  von  Lismore  fol.  142''  a.  Stokes 
(Lives  of  Saints  from  tlie  Book  of  Lismore,  S.  XXXVII f.)  hat 
gröfsere  Abschnitte  daraus  abgedruckt,  nämlich  §  1 — 6  und 
11 — 13  und  den  Anfang  von  14  (nach  meiner  Bezeichnung).  Den 
Wortlaut  der  übrigen  Abschnitte  kenne  ich  nicht;  doch  weichen 
die  Hss.  wenig  voneinander  ab. 

Hs.  L.  Das  Buch  von  Lecan  (R.  Ir.  Ac,  23.  P.  2),  fol.  175^ 
stellt  vor  diesen  Text  ein  Verzeichnis  der  irischen  Stämme,  die 
man  für  die  aithech-thiiutha,  die  Zinsbauern-Stämme,  hielt. 

Hs.  B.  Das  Buch  von  Ballymote,  Faks.  255  a,  das  diesen 
Abschnitt  aus  dem  Buch  von  Glenn-Da-Locha  (255  a  6)  geschöpft 
hat,  bringt  das  Verzeichnis  gleichfalls'),  aufserdem  aber  am  Schluls 
(255  b  30)  eine  zweite  Aufzählung  der  túatha  aifhcchda  nebst 
ihren  Unterabteilungen  (fodla)'-). 

II.  Diese  Prosaerzälilung  —  ohne  die  Verzeichnisse  —  hat 
eine  Erweiterung  erfahren,  die  nur  in  zwei  Handschriften  vorliegt. 
Sie  zeigt  allerlei  Ausschmückungen,  wie  z.  B.  die,  dafs  die  Bauern- 
stämme nach  dem  Tod  von  Coirbre  Katzenkopf  das  Königtum 
Morand  anbieten;  besonders  aber  sucht  sie  durch  einen  am  Ende 
beigefügten  Abschnitt  (§  15.  16)  den  Anschlufs  an  die  Geschichte 
von  König  Tuathal  Techtmar  zu  gewinnen,  die  mit  der  hier 
berichteten  grofse  Ähnlichkeit  hat  und  am  ausführlichsten  im 
Buch  von  Leinster,  Faks.  51  a — b,  erzählt  wird.  Die  Hand- 
schriften der  Redaktion  II  sind : 

F.  Das  Buch  von  Fermoy  (R.  Ir.  Ac),  S.  35  a  — 37  a.  Hier 
führt  sie  den  Titel:  Bruidcn  3I(ei)c  Bareó  annso  siosana,  indem 
der  Mord  von  diesem  späten  Bearbeiter  in  diese  bruiden  ver- 
legt wird-'). 

H.  Die  Papierhs.  des  Trinity  College  (Dublin)  H.  3.  18, 
S.  761—764. 


')  Beide  Hss.  äuderu  den  Aufangssatz  iiu  Auscbluls  an  das  Vorher- 
gebende: ßoi  fodord  mor  icon  liicJä  sa  (so)  .i.  ic  aitheachthuathaib  Ercnn  usw. 

')  Vgl.  .1.  MacNeill.  Early  Irish  Population -Groups  §20.  Die  heideu 
Listen  sind  gedruckt  bei  O'Curry  (Sullivan),  Manners  a.  Customs,  1  S.  XXVII. 

•')  Nach  der  Bibliography  of  Irish  Philology,  S.  lOti,  bat  J.  MacXeill  eine 
Übersetzung-  davon  in  der  —  mir  jetzt  nicht  zugänglichen  —  New  Ireland 
Review  XXVI  (1906),  96  ff.  gegeben. 


60  R.  THURJiEYSKN, 

III.  Eine  andere  Bearbeitung  von  I  und  zwar  mit  wesentlich 
modernisierter  Sitraclie  entliält  die  P^dinburg-er  Handschrift  XXVIII 
(Kilbride  Collection.  Nr.  24),  S.  9 — 10,  die  noch  dem  14.  Jh.  zu- 
geschrieben wird  (ob  mit  Recht?).  Sie  enthält  beide  Verzeichnisse 
der  aitJiech-thuafha  wie  B,  stimmt  aber  in  fehlerhaften  Lesarten 
manchmal  näher  mit  L  überein.  Der  Text,  der  vom  Gedicht 
nur  die  zwei  ersten  Strofen  enthält,  ist  veröffentlicht  und  übersetzt 
von  W.  A.  Craigie,  Rev.  Celt.  20  (1809),  S.  335  ff. 

Von  Redaktion  I  und  II  habe  ich  die  Hss.  B  (Faks.).  F, 
H,  L  abgeschrieben  oder  verglichen.  Ich  drucke  den  ausführ- 
licheren Text  II,  ohne  gleichgültige  graphische  Varianten  oder 
Schreibfehler  anzugeben.  Die  Lesarten  der  älteren,  knapperen 
Version  I  bringen  die  Anmerkungen. 


1.  Bai  fodord  mr»r  ic  athechthüathaib  Krenn  i  n-aimsir  tri 
rig  n-Erenn  .i.  Flacho  Findola«^  7  Feie  mac  Fideic  Caich  7 
Bres  mac  Firb. 

2.1)  Fiacho  Findola/^  immurro,  is  e  ba  ri  Erend,  Feie  mac 
Fiáeic  Caích  ba  ri  Muman,  Bres  mac  Firb  ba  ri  Ulad.  Ba  hadbal 
tra  7  ba  din'ni  truma  in  chisa  7  met  na  cäna  7  fortamlaighe  in 
flaithiusa  laisna  tri  ligliaibli  sin  for  aitheachaib  Erend.  Ba  hole 
immurro  lasna  haithechaib  a  menma  ar  met  na  daire  boi  forro 
7  ar  truma  a  foghnoma,  air  ro'batar  na  sierchlanna  ac  laigi 
forsna  ferannaibh  i-rabatar  sum.  Im-forgenair  larom  comthinul 
icna  h&iihechaibh  i  n-öenairm,  coro'cindis  oenc[h]omairle  in  tan  sin. 

3.2)  Batai-  larom  tri  aith/V/  robsat  toisich  comairle  occo 
som  .i.  Buan  7  Monach  7  Corpre  Cind  Chait.  Ba  cenn  doib  .sidiie 
Cairpre  Cinn  C[h]ait.  Ar  ba  do  Lüaiglinibh  du  7  is  e  ba  ri  for 
LaagntftÄ,  ar  ba  üaith?&/i  sidhe  nogebthe  cennus  aithech. 

1  aitheadiaihh  Lni.  Fiudolaigh  F,  Findolairh  L,  Findfol-  Lni.  Fee  B. 
Fidheich  F,  Fidfec  B,  Fidaich  L.     Breasal  mac  Feirb  L. 

2  Er-  an  tAU  sin  F.  Feie  mac  Feie  F.  Bress  m-e  Feirp  H.  fortiamhl-i  F. 
leisna  F.    láis  ua  F.    foglinnemse  H  ar  H. 

3  Cairp-  F.    Cent  H.    doibsii»  F.    do  Laiguibh  H.    Imaidibh  sen  F. 


')  8  2  fehlt  in  1. 

')  Für  3  in  I  nur:  Batar  diit*)  tri  aithig  batar*')  toTsigb  comairle  do 
aitbeachtliuatbaib  Er«n7»  in  inbaid  sin  .i.  Monach  7  Büau  7  Corpic  Cend  Cait"). 

•)  da  l.ni.  '•)  lia  Liii,  rubdar  B.  •")  Cairpri  (\'ud  Caid  L,  Cairp- 
t'atchend  B. 


MORANDS   FÜRSTKNÄPIEfiEL.  61 

4.^)  Hoionsat  larum  na  atliig  comhairle  in  tan  sin  do  reir 
in  tiir  sin.  Ba  si  laroni  coniairle  ro-chinnset  ann  sin  .i.  lledh 
do  thargud  do  thig  C'airp>-i  Chinn  VMait  .i.  co  Bruidin  Ma?c  Da- 
Réo  i  mBreifne  7  a  tigernadhu  do  tliodiuiriudli  cliuici  do  saighidh 
na  rteidhe  7  bás  do  immbeirt  forro  7  in  rige  do  beith  acu  fein. 
DoTönadh  samltt/(//i  7  ro"bás  hi  fochill  na  fleidhe  sin  fri  re  teora 
lethblííí<///fni  ocna  dLithechaibh.  Trian  a  toraidli  immurro,  is  ed 
doTatsat  foisin  turgnam  sin.  I  Maigh  Cró  la  Connachtu,  is  ann 
ata  an  Bruiden  indernad  in  morfledli  sin. 

5.'«)  Do'deochatar  imniutro  fir  Krewn  di  each  leith  d  ind- 
saighidh  in  luörthairic  dorigned  dóibh.  Batar  larom  .ix.  nó«a 
oc  tomailt  na  fleidhe.  Do'bretha  tm  frithalamh  mör  isin  nónae 
dedenaigh  forro.  amal  na'tuctha  riamh.  Do'bretha  emh  airer  cech 
bldh  7  saine  cacha  lenda  dóibh  corpat  mesca  medarchaine.  corbo 
treisi  flait[h]  firii,  co"tarl?e  in  teach  ina  ratsechuiph  brla//iar  ocae. 
Ro'imretor  iaromh  duinepläigh  forro  ann  sin,  ar  is  amlaiä  for* 
coemnacair  each  oen  for  erchomhair  a  échta  dona  haithechaib.  Ba 
grända  7  ba  hadhüathmor  ro'bás  isin  bruidin  in  tan  sin.  Ba 
forbhäilidh  Badhbh  derg  dässachtach   7   ba  bröuach  banchuire 


■4  tigonadaed  H.  imirt  F.  do  bith  H.  Dorighnedh  iaromh  H.  amhl- 
siu  F.    Connachdse  H.   an  om.  H. 

5  Doberta  F  (bis),  nónaigh  F.  corbhat  F.  medharchain  F.  corbo  fc-is 
ocae  fehlt  in  V.    in  tan  om.  H.    Wonach  H. 


')  Für  4  in  I  nur:  Doröusat  comairli  Tarum  aithigh  Éirenn  do  reir  in 
trlr  sin.  Ba  sT*)  comairli  rorhindset'')  flead  do  thargudh")  dia  tigeruaib'') 
7  a  marbad"')  ocou  fleidh  sin.  Batar  imwioTO '")  tri  blTad/jfls)  oc  foichill'')  na 
iiedhi  sin  la  haithechu  Eire»»').  Triau*")  a  toraid  cacha  blTadna  doratsat 
forsiu  turcnom  sin').    I  Maig  Cro'")  la  Connachta,  is  and  dognlth")  in  fiedh"). 

»)  7  ba  hi  Lm.  ^)  na  n-a(i)theach  B  L.  *•)  targud  fledhi  B.  **)  tigerna  L. 
")  leo  add.  B.  •■)  Badar  iarww  na  hath-  B.  «)  L  liest:  a  marbad  iarum  iar 
tri  bli-  doib  oc  foichill  usw.  *•)  ic  airithin  7  ic  foichill  B.  ')  .i.  athaich  Er-  L, 
om.  B.  ^)  7  trian  B.  ')  fria  haireac  B,  fris  L.  "')  Chruachan  L.  °)  do- 
rouudh  Lm.  ")  sin  add.  L;  B  liest:  Is  and  .u.  dorrigenset  i  Muig  acruach  la 
Cotmachta. 

*)  Für  5  in  I  nit»-;  Dolotar  Tarum  fir  Erenn  di  di  each  leith").  Bätar 
Tarum'')  naT  nöna  oc  tomailt  na")  iiedhi'').  Do'bretha'')  lenda  somesca'') 
sainemhla  doib  isin")  nönai  deighinai^A'"). 

•)  eil»»  na  üedhi  (hinter  di  c.  1.,  di  om.)  L,  dind  fledh  sin  as  each  aird 
i-mbatar  B.  ^)  da?JO  Lm,  Faidhit  di-  B.  •=)  a  B.  '')  7  ni-frTth  mod 
nos-mairnfedh  add.  B.  ")  Dobfrthea  Lm.  ')  om.  B  L.  s)  imou  L.  '')  dibh 
add.  Lm,  imuu  uomaid  combat  mesca  miciallmair  B. 


(»2  R.  THURNEYSEN. 

(Ion  treas  sin.  Ka  sUt  laroni  in  mucálacli  sin.  Ba  damradh 
deglibaile.  Ba  toirradh  niurnie.^^a.  Bii  eciadli  saMvarpait.  Ba 
brainech  sochenel.  Ba  comecair  aireat7</.  Ba  tocbim  cuiadh  ocon 
buidin  sodealbdascerchenelajfjrsin  ro-blthe isin Bruidin.  Ro'muidhset 
iarom  srotba  dar  secht  ndoirsibli  na  Biuidne,  co-snaifitis  mate 
midaisi  foraibh,  diambadh  dir  fuil  do  snani. 

6.'')  Ro'dTbdait  trä  söerchlanda  Krenn  and  sin  acht  na  tri 
maic  rucait  i  inbronnaib  a  maithrech.  Air  in  tan  robás  oc 
fodbugndli  na  fer,  is  ann  sin  ro'elaiset  na  tri  righna  immach 
asin  ni Bruidin  .i.  Side  Liiath  7  Criibe  7  Aine  iat  side.  Con'dechatar 
dar  muir  ar  techedh  na  n-a(i)tliech. 

7.^)  Air  batur  tri  caraid  do  tri  righaibh  Krenn  .i.  ri  Alban 
7  ri  Bretan  7  n  Saxan.  Ba  cara  cipinnus  do  Flach«  Findola/í/ 
Lüatli  mac  Daren  a  ri  ('ruitlientúathe.  Bane  ingen  Scáil  rí[gj 
Fomoire  ben  Lüaith.  Do'breth  din  ingen  Luaith  do  Fiachie 
Fináolaig  do  mnal.  Side  Lfiath  dawo  a  aium  sin  fein,  ba  si  sin 
mäthair  Feradaig  Find  Fechtnaig. 


5  treis  F.  mor  mescje  H.  Ba  brainech  bis  aireacht  steht  in  H  vor  Ba 
damradh.  —  b>-oiiiech  F.  sochenel-  F,  so  cnl-  (mit  Strich  durch  s)  H.  cojuijacor  F. 
sodelbha  F.    secht  sr[otha]  tar  F.    niidbaidhisi  II. 

6  i  mbroinn  H,  [i  niJbro[nldandaibb  F.  Ar  H.  -elaidhset  II, 'elaisit  F. 
Sise  Luat  H. 

7  Ar  H.     Bain  II.    Dobert  F.    Sise  H.    sirfe  F.    si  sidhe  II, 


*)  In  I  nur:  Ro-ortait»)  Tarum'")  söerc[h]landa  BMrenn  ocan  fleid  sin 
trlana  mesca*),  curodhTblidait  uili*'),  acht")  na  tri  meic  bStar  i  mbrondaib*") 
a  ni5ithreach  "f). 

•)  Roort  L,  Romarbtha  Lni.  '')  om.  Lni.  ')  triu.  tharm  is-  na  naithcc/i 
7  triana  mesca  fodesin  H.  '')  combai  badud  S8ercland(-aib  späterer  Eintrag) 
Eraud  and  L,  om.  li.     ")  acht  sil  H.     ')  imbroiwd  L.    «)  in  tan  sin  add.  \t. 

*)  Jn  I  (B  li):  Air»)  batar  caraid  do  trib  rTgaib  Erind  .i.'')  rT  Alban  7 
rT  äaxan  7  ri  Hreatan'^).  Ba  cara  cétannis'')  do  Fiacha  Findtdaich')  Líiath 
mac  Darera  "^)  ri  Cruitheutúathe.  Baine")  ingen  Scäil  rTg  Fonioiri  ben  Luaitli. 
Bains  dwo  ainm  a  ingine.  Dobert  side  do  Fiacha'')  Fiudolat^  a  ingin 
.i.  Bäine,  couad  hT')  mäthair  Feradaich  Find  Feachtnaich  mcic  Flachac/i 
Findolai  (/''). 

•)  om.  li.  '')  caraid  cleamna  do  tigeniaib  Ueretm  \nn\n  i«baid  sin  li. 
•=)  descert  Bretü7i  H.  •')  cedua  L.  •)  Findol- B,  .i.  rt(i(/.  L.  ')Di'reraI{.  »^)  .ii. 
add.  li.  '■)  Fiachaid  L.  ')  Statt  Bäine  nsiv.  liest  li:  Dobreth  diti  i?í^e?i  do 
Fiach-  F-.  Baine  diu  a  hainm  siden  fen.  Ba  si  üin  ...  **)  .i.  Tuatbaü 
Techtniair  (statt  nieic  F.  V.)  L. 


MORANDS   KÜKSTENSPIKilEL.  63 

8.')  iia  Cilia  dano  Fiac  mac  Fideic  Caicli  li  Muinaii  do 
Gortiiiad  do  iio^h  Bietaii.  ('rufe  aiiini  a  ingine  sin.  Beiridli  sin 
mac  do  Fiac  .i.  Corp  Ai'ilom  a  ainm. 

O."*)  Ba  cara  dano  Bres  mac  Firb  ri  Ulad  do  ChainTdal 
ligh  Saxan.  Aine  ainm  a  ingine  sin.  [Bei]ridh  sin  mac  do  Bres 
mac  Firp  .i.  Tipiaiti  Tirecli  a  ainm  sin. 

10.8)  Ro'liailidh  iarom  in  triar  sin  tair,  airet  bai  righe  oc 
Corpie  7  nert  aithech  for  feraibh  Krend.  Ar  niro'lamsat  na 
mcic  Ere  do  t[li]adhall  ar  eel*  na  n-aitliech. 

11.1")  Xi'tarat  Iarom  an  talamh  a  toradli  dona  aithechaibh 
Tarsin  mörfingail  ro'fersat  for  söerchlannaibh  Erend,  7  boi  gorta 
mör  la  firu  Fa'chh,  conaToibe  ith  a  talma/)i  na  mess  a  caillidh 
na  iasc  a  n-indberaibh  na  lacht  ac  buaibh  na  sin«  ina  cúrai  feisin. 

12.11)  Fflair  Corpre  bás  Tar  tain  7  tarcatur  fir  Érí-nn  rlghe 
do  Morann  dia  mac.    Ro'ráidh  immiirro  Morann  nagebadh  hi, 


8  Gortniadh  H.    Crúfe  F.    sidein  H.    Rue  sidhe  H.    Fiach  H.    Aolum 
ainm  H. 

9  Preas  mac  Feirb  H.    Per  sidhe  H.    Bres  F. 

10  Cairp-  F.     7  pni  H.     nilarahsat  F. 

11  roratsat  H.     sie[rchla]uda  F.     co«araibh  H.     ua  siu  na  F.    fáisíu  F. 

12  iarsin  H.    im.  om.  F.    naclr  F. 


*)  In  I  (B  L):  Ba  cara  diu  Fiac  mac  Fideic*)  CaTch  ri  Muman*")  do 
Ghortniat*')  do  rig  Bretan.  Bert  a  ingen  side  .i.  Gruibe*^)  mac  do  FTacc  .1. 
Corp  Aúlom  •)  a  ainm  •"). 

■)  Fiacc  mac  Fidfecc  II.  *')  .i.  Deirctined  mac  Eu/ia  Munchain  a  ainm 
sidi  7  ri  M(o»an  in  Fiac  sin  L.  «)  Goirthigemd  L.  "*)  Rnibi  a  hainm  sidi  L. 
")  Corb  Aulaim  B.  '")  Corp  Ulom  ainm  in  meic  sin  7  Mod  >'eid  ainm  aile  do 
.i.  athair  Moda  Nuadad  L. 

*)  In  I  (BL):  Ba  cara  diit  Bresal  mac  Feirb  rl  Ulad  do  Chandidal  *) 
do  rl  Saxan.  Bert  drio'')  a  ingen  side  —  Aine  a  ainm  side'^)  —  mac  do 
Breasal  mac  Feirb  .i.  Tibraidi  Tireach  e  side''). 

»)  Chain  di  oil  B.     '')  om.  B.     ■■)  Tipraide  .T.  tirecb  a  ainm  B. 

9)  fehlt  I. 

'")  hi  I:  Nl'tharat»)  in  talam  a  thorad  dona  baitheachaib  Taisin  tingaü**) 
do'ratsat")  for  soerchlandaib  Ere»«.  Ocns  bai  gorta  múr  laliru'')  Erenn  iter 
inberu  7  feda  7  ith  7  blicht"). 

■)  "thabbradh  Lm,  iarum  add.  L.  '')  iarsin  digail  sin  L,  iarsin  ndidhail  Lm. 
")  om.  L.     •>)  for  feraibh  Lm.     ')  fedu  7  ithu  7  blec/i/a  B. 

")  In  I:  Ro-fessa  Iarum")  tri  comarbsei*')  Erenn  do  bith  i  n Albain  .i. 
Feradach  Find  Fecbtnach  7  Corb<=)  Aulom  7  Tipraite  Tueach. 

')  Rafes  ira  Lui.    '')  na  comarba  L,  na  tn  comarbu  sin  Lui.    >-■)  Corp  Lm. 


64  R.  THURNEYSEN. 

ar  niibo  toicli  do  i.  ,Ccist  cidh  do'genam  diu'  ar  lat.  ,Ko'fetur 
sa'  ar  Moianii  .ani  as  coir  ami  .i.  tri  cüinarbai  Kreiiii  filet  a 
uAlbaiu  .i.  Feradliach  Find  Yechlnach  7  Corb  Aülom  7  Tipraite 
Tlreach,  7  tiagar  ara  cenn  da  rigliadh  fiaiiide,  air  is  dóibh  as 
toiclf.  —  Js  maitli  amhlaidh'  or  each. 

13.  Tiagair  iarom  ara  ceiin  dia  frestal  7  dia  rigadh,  7 
do'bertar  rätha  nime  7  talman  7  grene  7  escae  7  na  n-uile  diil 
friu  una  haitheclithnathaib  im  bitliíoghnom  dóibli  dia  réir  fein, 
céin  bes  nmir  im  Krind  7  bes  a  sil  som  7  a  séimedh  inti. 

14.  >2)  Tegait  diu  anair  7  gabais  cäch  dibli  ina  aird  .i. 
Tipraite  Tireacli  a  n-airther  na  hKreww  a  coicidh  \]\ad  7  Corb 
Aülom  ana  deisct';t  for  Mumhain.  Gabhais  Feradach  Find  Fecht- 
nach  ina  medön  .i.  a  Temhra/^/*  na  righ.  Do'bretli  larom  for- 
lamlius  7  ardrighi  Krenn  do  Feradach  Find  Fechtnach  7  do'breth 
ardchennus  7  comhairle  7  fenechns  Krend  do  Morann  mac  Main. 
Ba  maith  da»o  ind  Kiriu  lar  sin,  ar  ro'tóg  a  düdhche  forr.T  d  »ns 
na  n-aithec//.  Is  üaidibh  sin  dawo  ro'genetar  tri  soir  Ereun 
doridisi  .i.  Cond,  Kogan,  Araide  .i.  Cond  ö  Feradach  Find  Fecht- 
nach, Kogan  ö  Chorp  Aulom,  Fiaclia  Araide  0  Thipraiti  Thireach. 
Is  du  sin  ro'chan  in  senchaid  ann  so:  Süerchlanda  Krenn  usw. 
{siehe  oben  S.  06). 

12  Í  om.  F.  ciutlus  (für  cidh)  F.  iliit  om.  F.  comforbseo  H.  Corp  H. 
amhl.  om.  F. 

13  Tiagar  alle  aufser  F.  dia  frest.  7  om.  \\.  doberar  liiii  F,  dobertor  H, 
dobertatar  li,  dobertha  \,.  ÍMtseacbtai  {für  rscae)  H.  na  buili  dula  IÍ,  dul 
aicsi  7  neainaicsidi  L.  ÍHniioa  fognum  \\.  airet  {für  céiii)  B,  erad  \,.  bias  F, 
beí/í  I{.  Die  Wörter  von  dül  friu  hin  céiu  bes  fehlen  H.  7  bes  H,  7  bias  F. 
7  bes  bin  inti  fehlt  in  I. 

14  each  nanard  II.  Cairp-  Ulóiu  F.  andesc-t  Urmuman  H.  Find  F. 
om.  H.  Dobcrta  F.  airdri  Y.  na  bErcnn  IF.  dFeredbach  H.  7  dobotba  F. 
dnidcbi  II.  rogeineastair  tri  sarclanda  L.  afiitliisi  \\.  .i.  om.  L,  .i.  Cond 
ö  bis  Thireach  om.  It.  7  Eoganac/(<  uili  \,.  Cborb  F.  do  II,  Conid 
doib  sin  L.  na  priatiira  sa  {für  ann  so)  II.  De  quibiis  poeia  dixit  hoc 
carmen  li. 


")  In  I:  Gabais*)  Tarum'')  cSch  dil»  ina  rainn*^)  .i.'')  Tipraidi  Tirech 
i  n-airthcr  na*')  hEirind  i  n-ril/rti/;')  7"')  Feradach  Find  Fecbtnacli  ina 
medön')  .i.  i  Temraig  7'')  Corb  Aulom  ina  deiscerf)  .i.  i  m-Mnniain''),  conid 
riaidib  sin  rogenetar  usw.  {icie  oben). 

■)  Gabar  L.  '•)  Dothogat  na  maicc  la  sodai>i  7  gabais  IÍ.  ")  ri?id  II, 
rainn  feraiun  Lni.  •')  ovi.  II.  ')  om.  L.  ')  imedon  H-  B.  ^)  andesc-t  H-  H. 
'■)  the.s  {statt    i.  i  .\I.;  L. 


MOKANÜS    FÜRSTENSPIEGEL.  65 

Hinter  dem  Gedicht  fährt  II  fort: 

15.  Fer  amhra  dawo  in  Morand  sin  aga'roibhe  in  fir  flatha 
.i.  in  sin  .i.  idli  Moramt/  .i.  in  cintach  inio'tabaitha  briigait  he, 
ronascadli  ima  biagait  co'farcbadh  cen  anmain  he.  Int  ennac 
'xmmiuro  imo'cuiit[h]aj  bragait  he,  nocon  idh  du  sin.  [no-]ret[h]edh 
ime  CO  talmam.  Conid  he  sin  boi  oc  etirgléod  fiiiude  7  güa  isin 
aimsir  sin.  Conidh  de  sin  ro'ainmniged  Feradach  Finn  Fechtnach 
don  righ  imbüi  aimsir  inti  sin. 

10.  Boi  larom  Feradach  oc  dllgend  na  n-aithech  7  aca  cur 
hi  eis  7  a  foglinam  dermar  7  ac  tarrochtain  ferro  in  gnima 
do'righensat  .i.  söerclilanda  VjVenn  do  niarbadh.  Ro'marbadh 
dawo  Feradach  hi  Temr«?í/  iar  tain  la  Eillim  mac  Conrach  rig 
n-UlaiZ  7  hi  hEocha/fZ  Änchend  la  righ  Laigen  7  la  Sanbh  mac 
Ceit  me<c  Magach  la  righ  Connacht  7  la  Forbre  mac  Fine  la 
righ  Human.  A  comairle  na  n-aithech  da«o  doionad  doridisi 
in  gnim  sin.  7  ro'elai  Tfiathal  tiaidib  tar  muir,  conidh  tair 
rod*n-alt  co  cenn  flehet  blladhan. 

15  is  ocae  ro-bai  H.  idh  Moran»  F.  fo  bra^ait  H.  In  teutuch  H,  Int 
en.  his  co  talmain  om.  F.  a  pmgait  H.  de  sin  {statt  do  sin)  U.  edh  sin  H. 
Finn  om.  F.    intidhsin  H. 

16  ch'tr  H,  crú  F.  dermair  H.  tariacht-  H.  doronsat  F.  Elim  F. 
Cownrúch  F.  Saup  H.  Fo>-pri  H.  dajjo  om.  F.  Et  roelaigh  F.  uaitliib  F, 
uadhaiph  H.    rod  nalta  H.  —    Finis,  finis  add.  H. 


1.  Es  herrschte  grofses  Murren  unter  den  Zinsbauern- 
Stämmen  Irlands  zur  Zeit  dreier  irischer  Könige,  nämlich  Fiacho 
Findolaigi)  und  Feie  Sohn  von  Fide(i)c  dem  Einäugigen  und 
Bress  Sohn  von  Ferb. 

2.  Fiacho  Findolaig  war  aber  König  von  Irland,  Feie  Sohn 
von  Fide(i)c  dem  Einäugigen  König  von  Munster,  Bress  Sohn 
von  Ferb  König  von  Ulster.  Gewaltig  und  mafslos  war  nun  die 
Schwere  des  Zinses  und  die  Gröfse  des  Tributs  und  der  Druck 
der  Herrschaft  unter  diesen  drei  Königen  bei  den  Zinsbauern 
Irlands.  Die  Zinsbauern  waren  aber  mifsmutig  über  die  mächtige 
Knechtschaft,  die  auf  ihnen  lag,  und  über  die  Schwere  ihres 
Dienstes;  denn  die  freien  Geschlechter  waren  über  die  Ländereien 


1)  Das  ist  nicht  die   alte  Nominativform    (vgl.  Fiacha  Finnfolad  Tig. 
in  Rev.  Celt.  16,418);  aber  sie  wird  in  unserem  Text  so  verwendet. 
Zeitschrift  f.  celt.  Philologe  XI.  5 


66  R.  THURNEYSKN. 

gelagert,  in  denen  sie  lebten.  Da  wurde  nun  eine  Versammlung 
der  Zinsbauern  an  einen  Ort  ins  Werk  gesetzt,  damit  sie  einen 
gemeinschaftlichen  Beschlufs  fafsten. 

3.  Drei  Bauern  waren  nun  bei  ihnen  Führer  des  Rats, 
nämlich  Buan  und  Monach  und  Coirbre  mit  dem  Katzenkopf, 
Ihr  Haupt  war  Coirbre  mit  dem  Katzenkopf.  Denn  er  stammte 
von  den  Luaigni  und  war  Fürst  über  die  Luaigni;  denn  aus 
ihnen   wurde    die    Häuptlingschaft    der   Zinsbauern    genommen. 

4.  Da  hielten  die  Bauern  nun  Rat  nach  dem  Willen  dieser 
Drei.  Und  das  war  der  Beschlufs,  den  sie  dort  fafsten:  ein 
Gelage  zu  rüsten  im  Haus  von  Coirbre  mit  dem  Katzenkopf,  in 
der  Bruiden  Maie  Da -Reo  in  Brefne,  und  ihre  Herren  zu  dem 
Gelage  zu  ihm  einzuladen  und  sie  umzubringen,  so  dafs  das 
Königtum  bei  ihnen  selber  wäre.  So  tat  man,  und  drei  halbe 
Jahre  lang  wurden  die  Vorkehrungen  zu  diesem  Gelage  bei  den 
Zinsbauern  getroffen.  Ein  Drittel  ihrer  F'rucht  gaben  sie  für 
diese  Zurüstung  her.  Tu  Mag  Cro  ('Blutfeld'),  dort  ist  die  Bruiden, 
in  der  dieses  grofse  Gelage  abgehalten  wurde. 

5.  Von  allen  Seiten  kamen  nun  die  Männer  Irlands  zu 
dieser  grofsen  Veranstaltung,  die  für  sie  ins  Werk  gesetzt  wurde. 
Dann  waren  sie  neun  Abende  beim  Feiern  des  Gelages.  Am 
letzten  Abend  wurde  ihnen  eine  grofse  Aufwartung  geboten, 
wie  früher  niemals.  Es  wurde  ihnen  eben  das  l^este  von  jeder 
Speise  und  das  Ausgezeichnetste  von  jedem  Getränke  gespendet, 
so  dafs  sie  trunken  und  ausgelassen  wurden,  bis  dafs  das  Bier 
stärker  wurde  als  die  ]\ränner  und  das  Haus  in  lärmendes  Ge- 
spräch überging.  Dann  wurde  ein  Llenschenmorden  über  sie 
gebracht;  denn  jeder  der  Bauern  befand  sich  in  der  Nähe  dessen, 
den  er  umbringen  sollte.  Fürchterlich  und  grauenhaft  war  es 
damals  in  der  Bruiden.  Die  blutige,  rasende  Badb  war  überfroh 
und  die  Frauenschar  traurig  über  diesen  Kampf.  Edel  war  jene 
Eberbrut.  Ka  war  eine  Ochsenschar  guter  Abkunft,  eine  Eber- 
schar reicher  Eichelmast,  es  war  die  Ausstattung  eines  edeln 
Wagens.  Zahlreich  war  edles  Geschlecht,  würdig  die  Versammlung. 
Ein  Helden-Schreiten  war's  bei  der  wohlgestalteten,  adligen  Schaar, 
die  in  der  Bruiden  eischlagen  wurde.  Da  brachen  Ströme  durch 
die  sieben  Tore  der  Bruiden,  dafs  Knaben  mittleren  Alters  darauf 
hätten  schwimmen  können,  wenn  Blut  zum  schwinniien  geeignet  wäre. 

6.  So  wurden  die  freien  Geschlechter  Irlands  dort  ausgetilgt 
aufser  den  drei  Söhnen,  die  im  Leib  ihrer  Mütter  davon  getragen 


MOKANDS   FÜRSTENSITEGEL.  67 

wurden.  Denn  während  man  besdiäfti^t  war,  die  Männer  aus- 
zuplündern, entrannen  die  drei  Königinnen  aus  der  Bruiden;  das 
waren  Side  Luathi)  und  Crube  und  Aine.  Die  kamen  übers 
Meer  auf  der  Flucht  vor  den  Bauern. 

7.  Denn  die  drei  Könige  Irlands  hatten  drei  Freunde,  den 
König  von  Schottland,  den  König  der  Britten  und  den  König 
der  Sachsen.  Der  Freund  von  Fiacha  Findolaig  zunächst  war 
Luath  mac  Darera,  der  König  des  Pikten volks;  Luath's  Frau 
war  Bane,  die  Tochter  von  Seal,  dem  König  der  P'oraoiri.  Die 
Tochter  Luath's  nun  war  Fiacha  Findolaig  zur  Frau  gegeben 
worden.  Deren  eigener  Name  war  Side  Luath,  die  wurde  die 
Mutter  von  Feradach  dem  Schönen-Glücklichen. 

8.  Der  Freund  sodann  von  Fiac,  Sohn  von  Fide(i)c  dem 
Einäugigen,  dem  König  von  Munster  war  Gortniat  der  König 
der  Britten.  Dessen  Tochter  hiefs  Crufe.  Diese  gebar  Fiac 
einen  Sohn,  mit  Namen  Corb  Nackt-Ohr. 

9.  Der  Freund  ferner  von  Bress  dem  Sohne  Ferb's,  dem 
König  von  Ulster,  war  Cainidal  der  König  der  Sachsen.  Dessen 
Tochter  hiefs  Aine.  Diese  gebar  Bress  dem  Sohne  Ferb's  einen 
Sohn,  mit  Namen  Tipraite  der  Landreiche. 

10.  Diese  drei  wurden  nun  im  Osten  aufgezogen,  so  lange 
Coirbre  das  Königtum  und  die  Bauern  die  Gewalt  über  die  Ir- 
länder  hatten.  Denn  die  Söhne  wagten  Irland  nicht  aufzusuchen 
aus  Furcht  vor  den  Bauern. 

11.  Nun  gab  die  Erde  den  Bauern  keine  Frucht  nach  dem 
gi'ofsen  Mord,  den  sie  über  die  freien  Geschlechter  Irlands  gebracht 
hatten,  und  es  herrschte  grofse  Hungersnot  bei  den  Irländern, 
so  dafs  kein  Getreide  in  der  Erde  war  und  keine  Baumfrucht 
im  Walde  und  keine  Fische  in  den  Flufsmündungen  und  keine 
Milch   in   den  Kühen   und   kein   Wetter  in   riclitiger  Ordnung. 

12.  Darauf  starb  Coirbre  und  die  Irländer  boten  das  König- 
tum seinem  Sohne  Morand  an.  ]\Iorand  sagte  aber,  er  werde  es 
nicht  annehmen,  denn  es  stehe  ihm  nicht  zu.  'Was  sollen  wir 
denn  tun?'  sagten  sie.  'Ich  weiTs,  was  sich  geziemt'  sagte 
Morand.  *'Die  drei  Erben  Irlands  leben  in  Albion :  Feradach  der 
Schöne -Glückliche  und  Corb  Nackt-Ohr  und  Tipraite  der  Land- 
reiche.    Man   suche   sie  von   uns   aus  auf,   um  sie  als  Könige 

>)  Dieser  sonderbare  Name  der  Tochter  Luath's  statt  Bäine  im  Gedicht 
lind  in  der  älteren  Prosa,  entspringt  einem  Mifsverständnis  des  Ausdrucks 
do'bert  (-breth)  side  der  älteren  Prosa  (§7). 


68  R.  THURNEY8EN, 

einzusetzen;  denn  ihnen  steht  es  zu.'  —  'So  ist  es  gut'  sagten  alle. 

13.  Darauf  suchte  man  sie  auf,  um  ihnen  aufzuwarten  und 
sie  als  Könige  einzusetzen.  Und  von  den  Zinsbauern -Stämmen 
wurden  ihnen  als  Bürgschaft  der  Himmel  und  die  Erde  und  die 
Sonne  und  der  Mond  gegeben  für  ewigen  Dienst  nach  ihrem 
Wunsch,  so  lange  das  Meer  um  Irland  bleibe  und  ihr  Same  und 
ihre  Nachkommenschaft  dort  lebe. 

14.  So  kamen  sie  aus  dem  Osten,  und  jeder  von  ihnen  liefs 
sich  in  seiner  Richtung  nieder:  Tipraite  der  Landreiche  im  Osten 
Irlands  in  der  Provinz  Ulster  und  Corb  Nackt -Ohr  in  seinem 
Süden  in  Munster.  P^eradach  der  Schöne- Glückliche  liefs  sich 
in  seiner  Mitte  nieder,  im  Temair  der  Könige.  Darauf  wurde 
die  Gewalt  und  das  Hochkönigtum  über  Irland  Feradach  dem 
Schönen -Glücklichen  gegeben  und  die  Häuptliugschaft  und  das 
Beratungsamt  und  das  Recht  (fenechtis)  Irlands  Morand  dem 
Sohne  Moen's.  Darauf  ging  es  Irland  gut,  denn  er  brachte  ihm 
wieder,  was  ihm  zukamt),  nach  den  Bauern.  Von  jenen  wurden 
dann  wieder  die  drei  Edeln  Irlands  gezeugt:  Cond,  i^ogan  und 
Araide,  nämlich  Cond  von  Feradach  dem  Schönen -Glücklichen, 
Eogan  von  Corb  Nackt -Ohr,  Fiacha  Araide  von  Tipraite  dem 
Landreichen.  Darüber  sang  der  senchaid  Folgendes:  'Die  freien 
Gesclilechter  von  ganz  Irland'  usw.  (s.  oben  S.  58). 

15.  Ein  herrlicher  Mann  war  nun  dieser  Morand,  in  dessen 
Besitz  die  'Gerechtigkeit  der  Herrschaft'  (ßr  flaiha)  war,  nämlich 
der  sin,  d.  i.  die  Schlinge  Morands:  der  Schuldige,  um  de.ssen 
Hals  sie  gebracht  wuide  —  um  dessen  Hals  zog  sie  sich  zusammen 
und  nahm  ihm  das  Leben;  der  Unschuldige  jedoch,  um  dessen 
Hals  sie  gelegt  wurde,  —  für  den  war  es  keine  Schlinge,  sie 
glitt  um  ihn  zur  P^rde  hinab  ^).  So  dais  er  zu  jener  Zeit  zwischen 
Wahrheit  und  Lüge  entschied.  Und  davon  wurde  der  König 
Feradach  der  Schöne-G  1  iickl  iclie  genannl,  zu  dessen  Zeit  jener  lebte  ^). 

IG.  Darauf  begann  Feradach  die  Bauern  zu  vertilgen  und 
sie  unter  Zins  und  schweren  Dienst  zu  bringen  und  die  Tat  an 
ihnen  zu  rächen,  die  sie  begangen  hatten,  den  Moid  der  freien 
Geschlechter  Irlands.  Später  wurde  Feradach  in  Temair  getr»tet 
durch   Eillim  mac  Conrach,  den  König  von  Ulster,  und  durch 

')  Wörtlich:  'Er  hob  das  ihm  Zugehörige  auf  es'. 
")  Dieser  Abschnitt   l)erührt  sich   nalie   mit  dem  Text,  den  Stokes  in 
Ir.  T.  III,  1,  S.  lUO  (g  U  Eude)  gedruckt  hat. 

>)  Das  ist  aus  Cóir  Anmann  §  107  (Ir.  T.  lU,  2.  332)  geschöpft. 


MORANDS    FL'RSTENSPIEGEL.  G9 

Eochaid  Anclienn,  den  König  von  Leinster,  und  durch  Sanb  den 
Sohn  von  Cet  mac  Magach,  den  König  von  Connaught,  und  durch 
Forbre  mac  Fine,  den  König  von  Munster.  Auch  diese  Tat 
geschah  wieder  auf  den  Rat  der  Zinsbauern.  Und  Tuathal  ent- 
rann ihnen  übers  Meer,  so  dafs  er  20  Jahre  lang  im  Osten  auf- 
gezogen wurde. 

*  ♦ 

* 

Schon  die  ältere  Prosaauflösung  gibt  also  dem  König  Feradach 
Find  Fechtnach  als  Vater  Fiacho  Findolaig.  Das  stimmt  be- 
kanntlich nicht  zu  den  älteren  Königslisten;  im  Lebor  Gabála, 
wie  schon  früher  bei  Fland  Manistrech  (LL  132  a),  ist  Fiachu 
Findol(ad)  vielmehr  der  zweite  Nachfolger  von  Feradach  und 
wird  in  der  Redaktion  B  I  (Rawl.  512  fol.  BÖ'")  wie  in  Tigernachs 
Annalen  (Rev.  Celt.  16, 418)  als  sein  Sohn  bezeichnet,  während 
Feradachs  Vater  Crimthann  Nia  Xair  ist.  So  wird  denn  dort 
Fiachu  Findolad.  nicht  Feradach  von  El(l)im  erschlagen,  wie 
unsere  jüngere  Prosa  berichtet.  Aber  abgesehen  von  diesen 
irrigen  Ergänzungen  Späterer,  auch  das  zu  Grunde  liegende 
Gedicht  selber  ist  nicht  sehr  alt.  Das  zeigt  der  Reim  des  Dativs 
von  Coirpre  mit  (jU  in  Str.  1  und  der  als  Akkusativ  gebrauchte 
Nom.  sóerchland  in  Str.  12.  Man  wird  es  daher  kaum  vor  das 
12.  Jahrhundert  setzen  dürfen.  Coirbre  Catchenn  (oder  Cenn  Cait) 
regierte  nach  dem  Lebor  Gabála  zwischen  Crimthann  und  Feradach^), 
aber  von  seiner  Missetat  wissen  die  älteren  Redaktionen  (B  III, 
A,  B  I)  nichts  zu  melden  2).  Wohl  aber  läfst  es  —  zwar  noch 
nicht  in  seiner  altertümlichsten  Fassung  B  III,  aber  von  A 
(LL  23  b)  an  —  den  künftigen  König  Tuathal  Techtmar,  den 
vierten  Nachfolger  von  Feradach,  nach  dem  Tod  seines  Vaters 
Fiachu  Findolad  durch  El(l)im  ganz  ähnlich  im  Mutterleib  nach 
Albion  gerettet  werden  durch  seine  Mutter  Eithne  Tmgel,  Tochter 
des  Königs  von  Albion.  Eben  diese  Erzählung  hat  offenbar  die 
Prosaauflösung   bewogen,    Fiachu    Findo](aig)    zum   Vater    von 

>)  In  Tigernachs  Anualeu  (Rev.  Celt.  16, 416)  scheinbar  zwischen  Feradach 
und  Fiatach  Find.  Trotzdem  folgt  nach  S.  418  Fiacha  Fiunfolad  unmittelbar 
auf  seinen  Vater  Feradach.    Die  Daten  sind  hier  bekanntlich  sehr  verwirrt. 

-)  B  I  fügt  nur  hinzu:  Mac  Crimtha[i]n  sin  an  Feradach  Finnfechtnach 
dia-hicad  audacht  Morainn  ö  Morunn  „Ein  Sohn  dieses  Crimthann  war 
Feradach  F.,  dem  von  Morann  das  'Vermächtnis  Moranns'  überbracht  wurde." 
Dieser  Verfasser  nimmt  also  auf  Morands  Fürstenspiegel  nach  Redaktion  B 
(s.  u.)  Bezug. 


70  R.  THÜRNEYSEN, 

Feradach  zu  machen,  und  die  Hs.  L  (§  7)  identifiziert  geradezu 
Feradach  mit  Tuatlial.  Zwanzig  Jahre  später  kehrt  dann  Tuathal 
nach  Irland  zurück  und  erhält  von  den  Irländern  Sonne  und 
]\Iond,  Himmel  und  Erde  als  Bürgschaft  für  seine  künftige  Ober- 
herrschaft, ganz  wie  im  Gedicht  Feradach  und  seine  Genossen  ^. 
Da  das  in  den  GO  er  Jahren  des  12.  Jahrhunderts  verfafste 
Leber  Gabála  unsere  Geschichte  nicht  erwähnt,  und  da  das 
Gedicht,  für  uns  die  älteste  Quelle,  in  dasselbe  Jahrhundert 
gehört,  so  liegt  die  Annahme  nahe,  sein  Verfasser  habe  die  Ge- 
schichte frei  erfunden  in  Xachahmung  der  ähnlichen  von  Tuathal, 
etwa  bewogen  durch  den  ominösen  Namen  Coirbre  Katzenkopf. 
Diese  Annahme  ist  aber  so  nicht  statthaft.  Denn  die  Sagenlisten 
LL  190  a  und  Anecd.  II  47,  deren  Quelle  doch  sicher  älter  ist, 
enthalten  beide  den  Titel:  Orgam  (Argain)  Coirpri  Chind  Chait{t) 
for  soerchlannaib  Er  end.  Dafs  eine  ältere  Erzählung  dieser  Art 
bestand,  bezeugt  auch  die  Einleitung  zu  Morands  Fürstenspiegel 
in  der  Redaktion,  die  ich  unten  mit  B  bezeichne.  Sie  lautet: 
•Hier  beginnt  das  Vermächtnis  von  Morann  mac  Moin  an  Feradach 
Find  Fechtnach.  Dieser  war  der  Sohn  der  Tochter  von  Loth 
mac  Delera(i)th  (Delaraid)  von  den  Pikten,  den  seine  Mutter  in 
ihrem  Leibe  wegtrug,  nachdem  die  Herrn  von  Irland  durch  die 
Zinsbauernstämme  vertilgt  worden  waren  aufser  Feradach  allein 
im  Leibe  seiner  Mutter.  Später  kam  er  mit  Heeren  herüber, 
und  Morann  übersandte  ihm  dieses  Vermächtnis'.  An  sich  können 
wir  nicht  wissen,  wie  alt  diese  Einleitung  ist;  aber  sie  findet 
sich  schon  in  LL  (in  die  Redaktion  A  übertragen,  s.  u.).  Sie 
unterscheidet  sich  vom  Gedicht  inhaltlich  darin,  dafs  nur  Feradach 
allein,  nicht  drei  Prinzen  gerettet  werden,  und  dafs  er  später 
'mit  Heeren'  zurückkehrt  (ähnlich  wie  Tuathal),  also  wohl  nicht 
gutwillig  von  den  Bauern  zurückgeholt  wird.  So  Avird  sie  in 
der  Tat  auf  einer  älteren  Erzählung  beruhen,  die  für  uns  sonst 
verloren  ist.  Auch  der  Verfasser  des  Gedichts  dürfte  sie  kaum 
mehr  gekannt  haben;  als  Grundlage  für  seine  Verse  genügt  voll- 
kommen einerseits  der  überlieferte  Sagentitel,  anderseits  unsere 
Einleitung.    Er  hat  das  Gegebene  frei  verwertet  und  Loih  mac 


')  Ein  ähnlicher  Bericht  über  Tnathal  steht  LL  51a,  aber  ohne  die 
Flucht  nach  Albion.  Vgl.  auch  die  Land  Synchronisms  ZCP  IX  477,  lä.  Die 
Vier  Meister  a.  lü— 76  bringen  beide  Erzählungen  (Feradach  und  Tuathal); 
Keating,  der  natürlich  alle  unsere  Texte  kennt,  verschmilzt  sie  (ed.  Dinneen  II, 
S.  236fif.). 


MORANDS    FÜRSTENSPIEGEL.  71 

Delera{i)th  in  einen  Lnath  mac  Da{i)rera  (Dercra)  umgewandelt 
und  zwei  anderen  Prinzen  entsprechende  Mütter  auf  der  Nachbar- 
insel gegeben. 

Die  Ansicht,  die  namentlich  O'Curry')  verfochten  hat,  die 
aithech-thúatha  seien  die  Atecotti,  Ätticoti,  Ättacotti,  die  bei  den 
Kömern  seit  dem  4.  Jahrhundert  neben  den  Seoul  auftreten,  ist 
heute  wohl  allgemein  aufgegeben.  Mit  Recht.  A{i)thtch  'Bauer' 
(heute  athach  auch  'Riese')  ist  von  aithe  'Vergeltuug,  Ersatz' 
im  Sinne  von  'Zins '2)  abgeleitet,  dem  Abstraktum  zu  acl-fen. 
Zur  Rümerzeit  würde  also  das  Wort  etwa  *Ateniäcototüs  gelautet 
haben,  was  weit  abliegt.  Breton,  osac'h  "verheirateter  Mann, 
Hausherr'  ist  offenbar  verhältnismäfsig  spät  aus  dem  Irischen 
entlehnt.  Einen  Schlufs  auf  das  Alter  der  Tradition  erlaubt 
also  der  Ausdruck  aithech-thúatha  nicht. 

So  ist  die  Frage  berechtigt,  ob  nicht  nur  die  Einleitung 
der  Redaktion  B,  sondern  ob  schon  die  ursprüngliche  Fassung 
von  Morands  Fürstenspiegel  die  Sage  vom  Bauernaufstand  voraus- 
setzt. !Man  könnte  dem  zunächst  entgegenhalten,  dafs  in  den 
Ratschlägen  nichts  darauf  hinweist,  dafs  der  König,  an  den  sie 
gerichtet  sind,  den  Thron  nach  einer  Revolution  besteigt.  Nament- 
lich A  44  ff.  würde  man  sich  dann  anders  gestaltet  denken.  Aber 
es  ist  wohl  von  einem  altirischen  Schriftsteller  zu  viel  verlangt, 
dafs  er  einen  Fürstenspiegel  speziell  nach  dem  Begebnis  orientiert, 
an  das  er  seinen  Ursprung  anknüpft;  der  Verfasser  kann  irgend 
jemand  gesucht  haben,  dem  er  seine  Weisheitslehren  in  den 
Mund  legte,  ohne  nun  alle  Konsequenzen  daraus  zu  ziehen.  Kaum 
darf  man  anderseits  in  A  33  eine  direkte  Anspielung  sehen;  man 
könnte  übersetzen:  'Sag  ihm,  es  ist  nicht  leichter  den  Fürsten 
zurückzuerbitten  {athchuingid)  als  für  ihn  einzutreten;  es  ist  nicht 
leichter,  ihn  zu  berufen  {togairm  mit  1  n)  als  ihn  zu  bewahren.' 
Aber  das  ist  kaum  der  Sinn  des  Abschnitts.  So  bleibt  nur  der 
Satz  in  A  3— 4:  'Wenn  du  an  Königen  vorbeikommst,  eile  zu 
Feradach  Find  Fechtnach.  Verkünde  ihm  vor  Allen  das  Wort' 
usw.  Der  König  wird  also  in  Begleitung  von  anderen  Fürsten 
vorgestellt;  aber  ob  er  etwa  als  mit  anderen  irischen  Königen 
aus  dem  Auslande  heimkehrend  gedacht  ist,  wie  in  der  späteren 


')  Lectures  on  the  Manuscript  Materials  S.  263.    Vgl.  auch  Sullivan, 
Manners  and  Customs  I,  S.  XXX. 

•■')  s.  Ascoli,  Gloss.  Palaeohib.  XLYIII. 


72  R.  THÜRNEYSEN, 

KrzähluTig,  das  läfst  sich  den  Worten  nicht  entnehmen.    So  gibt 
der  Text  keine  entscheidende  Antwort. 

Aufser  König  Feradacli  werden  zwei  Personen  mit  Namen 
genannt,  Morand  und  sein  Bote  Nere.  Morand  als  gerechter 
Riclitcr  zur  Zeit  Conchobors  ist  aus  der  einen  Version  von  Compert 
ConCulainn  oder  Feis  Tige  Becfoltaig  bekannt,  die  Windisch 
Ir.  T.  136  ff.  und  K.  Meyer,  ZCP  5,  500  ff.  veröffentlicht  haben. 
]Meist  heilst  er  Morand  mac  Moín,  z.  B.  Cormac  s.  v.  37  anart  und 
1160  sin  (hier  nur  mac  Moin)  und  oft  später.  Er  wird  in  den 
Genealogien  Rawl.  502  S.  147,  52  =  BB171b7  eines  der  drei 
Kinder  genannt,  die  gleich  nach  ihrer  Geburt  sprachen.  Aber 
daneben  tritt  ein  anderer  Vater  auf,  König  Coirbre  Katzenkopf. 
So  schon  bei  Cormac  s,  v.  863  Morand,  dann  bei  Pland  Manistrech 
(LL  132  a  3),  in  den  meisten  Redaktionen  des  Lebor  Gabi'ila 
(z.  B.  LL  23  b)  usw.  Auch  in  Comrac  FirDead  in  der  Tain  Bo 
Cuailnge,  einem  wohl  im  10.  Jahrhundert  verfafsten  Abschnitt, 
wird  Morand  unmittelbar  neben  Cairhri  n'm  ManancU)  oder  Carpre 
min  Majiand')  genannt,  so  dafs  dem  Dichter  wohl  gleichfalls 
eine  Verbindung  der  Namen  Morand  und  Cairbre  im  Ohr  ge- 
klungen hat.  Diese  widersprechenden  Berichte  hat  schon  Cormac 
s.  V.  Morand  künstlich  zu  vereinigen  versucht;  seine  Ansicht  wird 
in  dem  späten  Text  wiederholt,  den  Stokes  Ir.  T.  Ill,  1, 183ff. 
herausgegeben  hat,  und  der  §  12  ff.  die  verschiedenen  Notizen 
über  Morand  zusammenstellt.  Da  der  Name  Morand  doch  wohl 
•weifs  wie  eine  Mahre'  bedeutet  (vgl.  Mor-ri(/nin),  wird  sein 
Träger  ursprünglich  überhaupt  kein  gewöhnlicher  Sterblicher 
gewesen  sein;  aber  das  gilt  nicht  mehr  für  die  Zeit,  aus  der 
unsere  Sagen  stammen.  Die  jüngere  Prosaauflösung  des  Gedichts 
läfst  ihn  noch  neben  König  Feradach  weiter  leben.  Aber  'Morands 
Fürstenspiegel'  setzt  vielmehr  voraus,  dafs  er  diesem  sterbend 
(rc-tn  hds  A  3)  seine  Herrscherregeln  übei'sendet,  weshalb  sie  in 
Redaktion  B  sein  'Vermächtnis'  heifsen.  Es  mufs  früher  noch 
einen  zweiten,  ähnlichen  Text  gegeben  haben,  betitelt  tigahdl 
Morainn  mac  Moin  'der  letzte  Atemzug  von  Morand  m.  M.',  aus 
dem  Cormac  s.  v.  anart  einen  Satz  anführt. 

Nere,  der  Bote,  den  Morand  sendet,  wird  in  der  Einleitung 
der  Redaktion  L  sein  Schüler  oder  Zögling  {dalta)  genannt. 
Spätere  haben  ihn  als  Sohn  Morands  gefafst,  z.  B.  der  Kommen- 


»)  ed.  Strachan-O'KeefTe  2294.  «)  ed.  Windiich  3090. 


MOFíANDS    FÜRSTENSPIEGEL.  73 

tator  von  Amra  Choluimb  Chillei).  Aber  das  war  er  ursprünglich 
offenbar  nicht;  denn  nach  B  2  und  63  richtet  Morand  seine  Worte 
an  Feradach  ar  mo  cheneol-)  clith  "wegen  des  Sich-Verbergens 
meines  Geschlechts',  d,  h.  doch  'weil  mein  Geschlecht  mit  mir 
erlischt'.  In  dem  dunkeln  Sprach  Ir.  T.  III,  1,  201  f.  (§  77)  scheint 
Nere  selber  als  Kichter  aufzutreten.  Im  Fiirstenspiegel  wird  er 
nur  als  naallgnüth  'rufgewohnt'  und  gor  "pietätsvoll'  bezeichnet; 
er  war  wohl  einfach  der  getreue  Herold  Morands. 


Morands  Fiirstenspiegel  liegt  uns  in  drei  Hauptfassungen 
oder  Redaktionen  vor,  die  sich  aber  in  gewissen  Handschriften 
mischen. 

Die  Redaktion  A 

ist  rein  in  drei  Handschriften  erhalten,  von  denen  eine  un- 
vollständig ist.  Der  Text  heilst  hier  Aiiraiccept  Moraind  no 
tec{c)osca  Moraind  'Morands  Pensum  oder  Morands  Unterweisungen', 

a.  British  Museum,  Additional  33,993  fol.  7^  — 8^  Über 
diese  Handschrift  aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts  s.  K.  Meyer 
ZCP  6, 268  A.  3.  Der  Text  bricht  gegen  Schlufs  von  §  3-th  mitten 
auf  der  Seite  ab. 

h.  Trinity  College,  Dublin,  H.  2.  7,  S.  418  a— 420  a  (15.  Jh.). 
Es  folgt  in  dieser  Handschrift  der  Anfang  von  Tecosca  Connaic^). 

y.  Das  Yellow  Book  of  Lecan  (Trin.  Coll.,  H.  2.  16),  Ende 
14.  Jh.,  Faks.  413  b  3— 414  b  23.  Hier  folgen  die  Triaden  Irlands. 
Über  die  vorausgehenden  Texte  s.  Zu  ir.  Hss.,  S.  21  f. 

Aufserdem  gehört  die  Handschrift  1  wesentlich  dieser  Fassung 
an,  worüber  unten. 

Die  Redaktion  B 
führt  den  Titel  AudacM  Morainn  mac  Moín  'Vermächtnis  von 
Morand  mac  Moin'.  Sie  findet  sich  ungemischt  in  drei  Handschriften. 

d.  Brit.  Mus.,  Egerton  88,  fol.  13^— U"".  O'Davoren's  Hand- 
schrift (16.  Jh.).  Über  die  Reihenfolge  der  Texte  s.  Zu  ir.  Hss.,  S.26. 

e.  Edinburg,  Advocates'  Library,  Nr.  XLII,  fol.  10a— IIb, 
junge  Papierhandschrift  (18.  Jh.?).    Ueber  dem  Text  steht:  IN 


»)  Rev.  Celt.  20, 160  §  9.    Vgl.  auch  O'Curry,  Manners  and  Customs  I  51. 
*)  chenéol  im  Sinne  eines  vorangestellten  Genitivs,  aber  wegen  des  voraus- 
gehenden ar  in  Dativform,  wie  oft. 
»)  s.  Zu  ir.  Hss.,  S.  i. 


74  R.  THURNEYSEN, 

ainm  De  in  t-udhacht  Mor{ainn)  si  Giolla  Padraic  m-c  Aodhagain. 
Die  letzte  Zeile  des  Textes  und  ein  paar  Buchstaben  der  fünf 
vorhei-gehenden  sind  abgebröckelt  und  verloren;  sonst  ist  er 
vollständig.   Voraus  gehen  die  Triaden  Irlands  (der  Anfang  fehlt). 

i.  R.  Ir.  Academy  (Dublin),  23.  N.  10,  S.  49—52  (16.  Jh.i)). 
Voraus  gehen  die  Texte,  die  K.  Meyer,  ZCP  3,  447—455  nach 
anderen  Handschriften  gedruckt  hat.  Unser  Text  schliefst  mitten 
auf  S.  52,  die  im  übrigen  leer  bleibt.  Über  die  folgenden  Texte 
s.  Zu  ir.  Hss.,  S.  26. 

Auch  Handschrift  n  enthält  diese  Fassung  vollständig,  s.  unten. 

Die  Redaktion  L 
steht  nur  im  Buch  von  Leinster,  Faks.  346  a — c.    Sie  führt  den 
Titel   Briathra  31oraind  'Morands   Worte'    und    schliefst    eine 
Sentenzensammlung  ab,  die  mit  Tecosca  Cormaic  und  Senbriathra 
Fithail  beginnt. 

Mischhandschriften. 

1.  1.  Dasselbe  Buch  von  Leinster,  also  unsere  älteste  Hand- 
schrift, enthält  Faks.  293a — 294b  einen  Text,  der  im  allgemeinen 
der  Redaktion  A  entspricht.  Aber  diese  Fassung  hat  daneben 
auch  aus  Redaktion  B  geschöpft.  Sie  entnimmt  ihr  die  Einleitung 
§  1  und  die  Paragraphen  26  a,  39  a— f  (mit  Änderungen),  54  (den 
sie  weiterbildet)  und  hängt  §  55 — 57  neu  an,  um  dem  Ganzen 
einen  christlichen  Schlufs  zu  geben  2);  sie  wird  also  wohl  von 
einem  Geistlichen  herrühren.  Aber  abgesehen  von  diesen  fremden 
Beigaben,  auch  die  alten  Teile  stellen  gegenüber  den  drei  Hand- 
schriften von  A  eine  selbständige  Tradition  dar;  sie  bewahren 
teils  Älteres,  teils  zeigen  sie  offenbar  Neuerungen  und  Kürzungen. 

2.  11.  R.  Ir.  Academy,  23.  N.  27,  S.  35—43,  Papierhandschrift 
des  18.  Jhs.  Der  Schlufs  lautet:  FINIS,  d  udhacht  Morain  m-c 
Maoin  ar  na  scriohh?iú\\  Ic  DomhmxW  ó  Duind  in  Eimuinn,  ine 
Seoirsi,  fnc  Eimuinn,  Wie  Seain,  mc  Donnch-,  cc  aniudh  an  toclitmaáh 
la  don  d<;chmaá\i  mi  an  bl'iSiahain  d  aois  an  iigherna  1714.  In 
der  Handschrift  gehen  Teeosea  Cormaie  und  Fithals  Sprüche 
voran  (s.  Zu  ir.  Hss.,  S.  8). 


»)  8.  K.  Meyer,  The  Triads  of  Ireland,  S.  VI  A.  1. 

■•')  Auf  diese  Sätze  gründet  sich  vielleicht  die  Ansicht,  Morand  habe 
'geglaubt',  obschon  er  vor  Patricius  lebte  (K.  Meyer,  The  Death-Tales  of  the 
Ulster  Heroes,  S.  8,  §  12). 


MOKANDS    KLK8TKN8FIEGKL.  75 

Diese  Fassung  entliält  zunächst  Redaktion  B  vollständig, 
hängt  aber  am  Schlufs  manches  aus  A  an.  wesentlich  nach  der 
Version  1.  Sie  erweitert  den  Schlufsparagraphen  63  wie  1  54, 
fügt  daran  1  55  und  57  und  bringt  dann  aus  den  früheren  Teilen 
von  A  (1)  namentlich  solches,  was  in  B  fehlt,  und  zwar  in  der 
Reihenfolge:  A  22.  25.  29—3-4.  36.  38.  37.  39  (aber  nicht  1  30a  — f). 
40—47.  49—53.  27  und  schliefst  mit  1  56.  Sie  hat  aber  nicht 
nur  eine  Handschrift  von  der  Gattung  1  benutzt,  sondern  auch 
eine,  wie  die  unter  A  beschriebenen.  Das  zeigt  sich  am  deutlichsten 
in  §  34  a.  36.  38,  wo  n  die  verschiedenen  Lesarten  von  1  und  A 
nebeneinander  setzt.  Nur  über  dem  ersten,  B  entsprechenden 
Teil  finden  sich  Glossen,  die  aber  ohne  Wert  sind. 

Alle  genannten  Handschriften  habe  ich  selber  oder,  soweit 
Faksimiles  erschienen  sind,  nach  diesen  kopiert  oder  verglichen, 
e  nach  trefflichen  Photographien,  die  ich  der  Güte  von  Rev. 
George  Calder  verdanke. 

Das  gegenseitige  Verhältnis  der  Redaktionen. 

So  sehr  die  drei  Hauptredaktionen  von  einander  abweichen, 
haben  sie  doch  manche  wörtlich  übereinstimmende  Stellen  und 
weisen  somit  auf  ein  Original.  "\^'ie  verhalten  sie  sich  zu  ein- 
ander, und  welche  von  ihnen  ist  dem  Ursprünglichen  am  treusten 
geblieben  ? 

Am  leichtesten  ist  das  Verhältnis  von  L  zu  bestimmen.  Es 
stimmt  meist  mit  der  Redaktion  A  im  Wortlaut  überein,  ist  aber 
viel  kürzer;  es  enthält  aufser  der  Einleitung  nur  27  Abschnitte 
von  A  in  der  Reihenfolge :  4—13.  16.  20—23.  25.  28.  29.  19.  34. 
30.  36.  31.  37 — 40.  Dafs  es  nicht  etwa  den  Kern  enthält,  aus 
dem  A  sekundär  erweitert  wäre,  geht  aber  wohl  schon  aus  dem 
abrupten  Schlufs  hervor,  ferner  namentlich  aus  §  7 :  Seiched  firinni, 
nos'seichfe  'er  folge  der  Wahrheit,  sie  ^\ird  ihm  folgen',  dem  einzigen 
Paragraphen,  der  in  A  fehlt.  A  hat  die  alte  deponentiale  Flexion 
streng  bewahrt;  hier  steht  das  aktive  'seichfe.  Schon  dadurch 
erweist  sich  der  Abschnitt  als  jüngerer  Zusatz.  Vergleicht  man 
die  in  L  sich  findenden  Paragraphen  mit  den  fehlenden,  so  sieht 
man,  dafs  sein  Redaktor  namentlich  die  leichter  verständlichen 
Sprüche  von  A  aufgenommen,  die  anderen  übergangen  hat.  Auch 
im  einzelneu  hat  er  vielfach  gekürzt,  nur  selten,  wie  in  §  18 
und  21  eigenes  hinzugefügt.  Das  Ganze  ist  also  im  wesentlichen 
als  ein  Auszug  aus  A  zu  betrachten,  aber  als  ein  ziemlich  alter. 


iß  K.  TIIUKNEYSEN, 

Denn  L  bewahrt  manchmal  altertümliche  Formen  wie  die  Futura 
•airchiure  (lies  -ri)  8  und  merthir  30,  die  in  allen  anderen  Hand- 
schriften verdrängt  sind.  Die  Handschrift,  der  es  entspringt, 
war  eine  Vorstufe  speziell  von  1  (vor  dessen  Vermischung  mit  B); 
es  hat  drei  Lesarten  mit  ihm  gemeinsam,  die  mir  unursprünglich 
scheinen:  in  §  2  (=14)  Ahhair  statt  Sluind,  der  Lesart  von  A, 
die  durch  B  5  gestützt  ist;  in  §  11  (=  1  12)  imma  für  inna 
{ina  A);  in  §  14  (=  1  20)  fehlt  tathiyedar  (A),  das  schon  wegen 
seiner  deponentialen  Form  alt  sein  dürfte. 

Nicht  so  leicht  ist  das  Verhältnis  von  B  zu  A  zu  durch- 
schauen. Wenn  auch  die  Sprache  von  A  sehr  rhetorisch  aus- 
geschmückt ist,  so  ist  sie  doch  grofsenteils  verständlich,  während 
in  B  die  Verkünstelung  des  Ausdrucks  vielfach  bis  zur  völligen 
Unverständlichkeit  gesteigert  ist;  daraus  ist  aber  für  das  relative 
Alter  nichts  zu  entnehmen.  Auf  den  ersten  Blick  macht  B  einen 
aufserordentlich  altertümlichen  Eindruck.  Eine  Form  Avie  oec 
'jung'  22  ist  nicht  einmal  in  den  Glossen  belegt;  sie  vergleicht 
sich  mit  dcec  Wb  15 bl  für  sonstiges  dcac(c).  Altertümlicher 
als  A  ist  ni-fil  {'fuil)  B  58  gegen  nrfilet  A  (auch  1)  44;  doch 
kann  dieses  leicht  eine  spätere  Verderbnis  unserer  Handschriften 
sein.  A  (und  1)  2  haben  den  Imperativ  comcrig,  der  gegenüber 
conicir  Fei.  Aug.  26  als  verhältnismäfsig  junge  Form  erscheint; 
dafür  bietet  B  2.  53.  63  at-r(c  (oder  ähnlich),  der  alten  Form 
atré  }iü  126  c  3  entsprechend. 

Trotzdem  hat  es  Bedenken,  B  als  sehr  alt  anzusehen.  Es 
hat  §  45  die  Form  fuusalcath,  durch  die  Alliteration  mit  feile 
gestützt;  aber  fúasalc-  scheint  erst  durch  Beeinflussung  durch 
das  Kompositum  tuasolcud  iuamlyud  an  die  Stelle  des  alten 
*össolcud  {osluciid  Ml  46b 5)  getreten  zu  sein;  ein  Kompositum 
fo-oss-olg-  hat  es  wohl  nicht  gegeben  i).  Ja,  einmal  scheint  mir 
B  einen  Fehler  zu  reproduzieren,  der  nur  in  der  Tradition  A 
(a  h  y),  nicht  in  I  sich  findet.  §  27  liest  1:  rcmidcccai  iarmodccai, 
dafür  A:  remedecce  iarmamdt{i)cedar  sceo  de{i)ce.  Ein  alter 
Schreiber  scheint  aus  Verselien  den  Subjunktiv  iarmo- de{i)cedar 
geschrieben  und  dann  mit  no  de{i)ci  die  Korrektur  gegeben  zu 
haben;  ein  späterer  hat  dann  no  in  sceo  verwandelt,  das  in  diesem 
Text  häufig  ist.  Nun  heifst  es  in  B  22:  remidcce  iarmodece 
tairsceo  desiul  sceo  tuathh\i\ul  doféce,  wo  doch  offenbar  iarmodece 


')  Vgl.  Pederaen,  Vergl.  (Trauim.  II  564. 


MOHANDS   FÜRSTENSPIEGEL.  77 

tairsceo  .  .  doféce  auf  unser  iarmodccedar  sceo  deci  zurückgeht. 
Was  der  Redaktor  sich  unter  tairsceo  gedacht  hat,  wissen  wir 
freilich  niclit;  aber  verständlicli  wollte  er  ja  nicht  sein,  sondern 
geiieimnisvull.  Daraus  geht  nicht  nur  hervor,  dafs  B  als  Be- 
arbeitung der  Redaktion  A  zu  betrachten  ist,  sondern  dafs  es 
speziell  auf  eine  Vorstufe  unserer  Handschriften  a  h  y  zurück- 
geht. Auch  mani'  fallnathar  na  gmmu  so  B  57  scheint  mir  jünger 
als  das  objektlose  foUnathar  A  49.  Anderes  Junges  in  B,  wie 
fo'ba  fo-heha  B  57  für  do'bd  do-lela  A  49  kann  man  dagegen 
späterer  Verderbnis  durch  einen  Kopisten  zuschreiben. 

Somit  halte  ich  die  durch  Redaktion  A  vertretene  Fassung 
für  die  ursprüngliche  Form  des  Textes.  Zur  Bestimmung  der 
Zeit  seiner  Entstehung  kann  Folgendes  dienen.  Er  unterscheidet 
noch  -e  und  -/,  wie  §  42  zeigt,  wo  der  Plural  airli  dem  Singular 
airle  entgegengestellt  ist,  zur  Verzweiflung  der  späteren  Schreiber, 
die  beide  Formen  gleich  schreiben  oder  den  ganzen  Satz  weg- 
lassen. Er  hat  ferner  die  deponentiale  Flexion  streng  bewahrt. 
Nur  einmal  steht  cluines  3;  aber  da  die  Stelle  nur  in  dem  einen 
Zweig  der  Tradition  (a  h  y)  erhalten  ist  und  dieser  in  §  19  fosaiges 
für  fossaigcdar  (1)  eingesetzt  hat,  kann  es  leicht  älteres  duinethar 
verdrängt  haben.  Anderseits  ist  auf  den  oben  erwähnten  jungen 
Imperativ  comcrig  2  gegen  comcir  im  Félire  zu  verweisen.  Weiter 
darauf,  dafs  der  Imperativ  von  as'hcir  immer  ahhair  (apair) 
lautet,  von  ejiir  keine  Spur  vorhanden  ist,  während  noch  in  den 
Mailänder  Glossen  Formen  mit  ej)-  neben  denen  mit  a(i)p-  stehen. 
Ferner  ist  die  Futurform  nicon- tesscba  9  {nvessela  L  8)  zu  be- 
achten; freilich  wissen  wir  nicht,  wie  das  Futurum  zu  testa 
altirisch  gelautet  hat.  Immerhin  möchte  ich,  alles  zusammen- 
genommen, die  Entstehungszeit  nicht  zu  weit  von  800  abrücken. 

B  hat  seine  Vorlage  sehr  frei  benützt,  die  meisten  Ab- 
schnitte, die  es  aufnahm,  umgemodelt,  manche  weggelassen  und 
sehr  viele  neu  hinzugedichtet,  ^^'ie  steht  es  aber  dann  mit  seinen 
altertümlichen  Formen,  die  über  die  Zeit  des  Originals  hinauf- 
weisen? Offenbar  hat  der  in  der  irischen  Rhetorik  geschulte 
Redaktor,  der  den  ihm  vorliegenden  Text  rhetorisierte,  Denk- 
mäler der  älteren  Periode  gekannt  und  ihnen  hier  und  da  einen 
archaischen  Blender  entnommen.  Das  warnt,  auch  in  andern 
Fällen,  so  weit  es  sich  um  Poesie  oder  retoric  handelt,  uns  durch 
einzelne  Archaismen  verführen  zu  lassen,  den  Texten  ein  über- 
hohes Alter  zuzuschreiben.   Freilich  dürfen  wir  auch  den  Redaktor 


78  R.  TIIURNEYSEN, 

von  B  iiiclit  zu  jung  ansetzen.  Er  handhabt  auch  in  Teilen,  die 
nicht  dem  älteren  Text  entnommen  sind,  das  Deponens  noch  mit 
Sicherlieit  (vgl.  z.  B.  den  Subjunktiv  nrhuaisligdhar  23)  und 
läfst  altes  ml-  (in  unseren  Handschriften  mhl-)  mit  m-  alliterieren: 
mhlechta  märhöis  18,  moaigthih  mhlicht  36.  Man  wird  ihn  also 
auch  nicht  über  das  9.  Jahrhundert  herabrücken  dürfen;  die 
Umbildung  kann  nicht  allzulange  nach  der  Originaldichtung 
stattgefunden  haben. 

Die  Technik,  die  schon  der  Urtext  anwendet,  wenn  auch 
nicht  in  so  hohem  Grade  wie  B,  ist  die  aus  ähnlichen  Stücken 
wohlbekannte:  eine  hochbildliche  Ausdrucksweise,  gehäufte  Alli- 
teration, möglichst  unnatürliche  Wortstellung  wie  Tmesis,  Nach- 
stellung der  Präpositionen  usw.;  Kasus  ohne  Präpositionen,  wo 
die  Prosa  eine  Präposition  nicht  entbehren  kann.  Das  hat  unsere 
Überlieferung  zu  allerhand  Änderungen  geführt,  so  dafs  manche 
Abschnitte  in  keiner  Handschrift  unverfälscht  überliefert  sind. 
Als  Beispiel  diene  A  11  =  B  15.    Dort  hiefs  es  wohl  ursprünglich: 

ad  mórchaiha  crtcha  cu  ndmat  curetar 

d.  i.  ad  curetar  tnarchatha  cu  crtcha  námat. 

Dafür  L:  at  mdrchatJia  de  chrichaib  cu  ndmat  curethar 

1:  at  mórchatlia  fri  críclia  cu  ndmait  curetar 

A:  ata  morchatha  for  cricha  comnamat  cuiredar 

i  (B):  at  morcathoe  fria  crichce  comhnamat  cuireihar 

d:  at  more  cath-  for  crick-  conanamat  cuirither  usw. 

Eine  Stelle,  die  übrigens  wiederum  die  enge  Verbindung  von  B 
mit  a  h  y  (comnamat)  dartut. 

Der  Verfasser  dürfte  ein  fili  sein,  der  zugleich  hrilhem  war; 
er  empfiehlt  dem  König  seine  Entscheidung  immer  auf  früher 
gefällte  Urteile  zu  stützen  (19);  die  kann  ihm  natürlich  nur  der 
hrithem  von  Beruf  liefern.  Dagegen  ist  er  ganz  unkriegerisch 
(32);  sein  Ideal  ist  Friede  und  behagliche  Jüihe  (13),  und  von 
den  Pflichten  des  Königs,  für  sein  Heer  zu  sorgen  und  schlag- 
fertig zu  sein,  ist  nirgends  die  Rede,  wenn  ihm  auch  als  Lohn 
für  seine  Gerechtigkeit  Sieghaftigkeit  versprociieii  wird  (.72,  vgl.  11). 
Es  ist  also  nur  die  eine  Seite  des  altirischen  Königtums  heraus- 
gehoben. Man  könnte  fast  an  einen  Geistlichen  als  Verfasser 
denken,  wenn  dem  nicht  doch  wohl  die  erlaubte  Trunkenheit 
bei  Festversammlungen  und  in  des  Königs  Zechhalle  entgegen- 
stände (26).    Üb  diese  Ermahnungen  bei  irgend  einem  Fürsten 


MORANDS   FÜRSTENSPIEOEL.  79 

Erfolge  gehabt  haben,  läfst  sich  wohl  bezweifeln;  sie  werden 
eher  einem  gewidmet  worden  sein,  der  sich  schon  von  sich  aus 
für  gerecht  hielt  und  das  hochgepriesene  fir  flathcmon  zu  besitzen 
glaubte;  er  wird  die  kunstvoll  gelüste  Aufgabe  gewifs  fürstlich 
belohnt  haben.  Die  Bearbeitung  B  mufste  schon  wegen  ihrer 
Schwerverständlichkeit  auf  Wirkung  verzichten;  dagegen  der 
gekürzte  Text  L  scheint  darauf  ausgegangen  zu  sein,  die  best- 
verständlichen und  daher  befolgbaren  Vorschriften  auszuziehen; 
seinem  Redaktor  wird  es  also  wohl  ernst  gewesen  sein.  Dafs  die 
Fassung  1  auf  einen  Geistlichen  als  Bearbeiter  weist,  wurde 
schon  oben  ausgesprochen.  Jedenfalls  sehen  wir,  dafs  der  Text 
teils  durch  seine  Form,  teils  durch  seinen  Inhalt  das  Interesse 
während  fast  eines  Jahrtausends  r^ge.  erhielt. 

Ich  fasse  zum  Schlufs  die  Abhängigkeit  der  Redaktionen 
(nicht  der  Handschriften)  von  einander  in  einem  Stammbaum 
zusammen.  Die  Alischhandsclirift  n,  die  sich  aus  B  +  1  -f-  A  zu- 
sammensetzt, lasse  ich  beiseite. 

0 


;. 


L 


l\ 
A  B 


Die  Texte. 
I.  Die  Redaktion  A. 
Für  die  Herstellung  des  ältesten  Textes  können  —  aufser  a  L  y, 
die  ich,  wo  sie  übereinstimmen,  als  A  zusammenfasse,  und  1  — 
für  manche  Paragraphen  L  und  n  dienen;  auch  B  kann  manchmal 
zur  Stütze  einer  Lesart  beigezogen  werden.  Die  Lesarten  der 
vier  erstgenannten  Handschriften  gebe  ich  vollständig,  so  weit 
ihre  Abweichungen  nicht  rein  orthographisch  sind;  Vertauschungen 
von  -i  und  -e,  -ae  und  -a,  -nd  und  -nn  zu  verzeichnen,  hätte  bei 
der  Art  der  Überlieferung  keinen  Sinn.  Längezeichen  setze  ich 
da,  wo  wenigstens  eine  Handschrift  sie  bietet.  Ich  suche  den 
Text  ungefähr  so  herzustellen,  wie  er  ursprünglich  ausgesehen 
hat,  weiche  also  in  der  Schreibung  manchmal  von  allen  Hand- 
schriften  ab.     Die   Rechtfertigung:   einiger   Änderungen   bringt 


80  R.  THURNETSEN, 

unten  die  Übersetzung.  Die  Numerierung  der  Paragraplien 
stammt  von  mir.  Die  eingeklammerten  Zahlen  weisen  auf  die 
ganz  oder  teilweise  entsprechenden  Abschnitte  der  Redaktion  B. 


1.  Incipit  auraiccept  Moraind  no  teccosca  Moraind  for  Fe- 
radach  Find  Fechtnach. 

[1  nach  B  1 :  Andacht  Morainu  mnic  Múin  do  Feradach  Fiud  Fechtnach. 
Mac  side  ingiue  Lóith  mnic  Delaraid  de  Chruthentuaith,  bert  a  mafhair  ina 
broind  lé  tairis  sair  i  nAlbaiu  iar  lulilg-iund  s^rchland  Herenn  dona  athech- 
thnathaib.  Doiluid  iaritm  iu  Feradach  sain  i  ciud  ilbliadan  i  nHeri?in  co 
slügaib  tairis.    Fáidis  Moraiid  in  n-audacht  sa  chuice,  con^erbairt:] 

2  (2).  Comérig,  a  Neri  nüaUgnilith,  nóithiut  búaid  ngoire. 
Gor  in  tech[t]  ara*folmaider  [A:  co  Feradach  Find  Fechtnach] 
fásaig  firinni,  firforbor  flatha  feig. 

3  (2 — 4).  Firmuini  mo  brTathar  rem  bás  berta  büaid,  dirge 
dlegar  each  flathemon  in  sin.  Ad'mestar  dar  midriana  ad'  mör- 
chlollia  miditer.  IVIa  thesi  sech  rlga,  ressi  co  Feradach  Find  Fecht- 
nach. Fö  büan  bitlisuthain  sir  fir  flathemon  suithi  cluines. 
Comad  mo  chosc  larmotha  sund. 

[Dafür  1:  Fir  mo  rauimme  mo  briatbar  bi  comrair  gáise  comadar,  beir 
do  ré  mo  bás  {vgl.  B  2).  Cluined  nio  chosc  iarmothcá  sund  .i.  ma  théise  secb 
riga,  teise  co  Feradach  Find  Fec/ií«rtt7t.] 

4  (5).  Sluind  do  ri  each  bréthir,  beir  do  ri  each  brethir, 
iudid  do  ri  each  brethir,  brig  do  ri  each  brethir. 

5.  Mórad  firinni,  na'mmórfa. 

6.  Nertad  firinni,  na'nertfa. 

7  (6).   Comad  firinni,  cot'n-ofadar. 

8  (7).    Tócbad  firinni,  cot*n-uiceba. 

1  tecosca  h,  tecasc  a.    finnfecbnach  y. 

2  Ne(i)re  omnes.  nollgnalhaig  1.  ngaire  ouwes.  gor  intech  1  (vgl.  B), 
corinithech  h  y,  cosamthech  a.  adfallnathar  u  y,  atfallnatliar  h.  fir  forbart  1.  fog  1. 

3  Firmiuwi  y.  rium  A.  dirigi  a.  dlegair  A.  cacha  flatheman  A. 
Atmestar  a.  at  A.  thes  A.  resse  a,  reise  h  y.  Fachtua  a.  sirfir  a.  flathe- 
man h  y.  flathcniairt  a. 

4  1  hat  nur:  Abbair  friss  ri  each  liibrcthir  (vgl.  L).  —  ria  A  die  drei 
ersten  Male,  das  vierte  ri  h  gegiu  ria  a  y.  Dir  zweite  Satz  beir  do  r.  c.  b. 
fehlt  in  a  breth  a  im  ersten,  mbreith  im  dritten,  .b.  im  vierten  Satz;  mbreith 
h  y  im  ersten,  nachher  br-,  .b.  {aber  liibrethir  in  L). 

T)  nomúrfa  h  y  1,  nommorfa  L,  uomorfadar  a. 
G  nonertfa  1  L. 

7  conof'adar  a,  cotnóba  1,  cotnofathar  B. 

8  steht  in  1  vorl.  —  Comthoghadhy,  Comthogbaa.  cotnuit- A,  cotnócebal. 


MORANDS   FÜRSTENSPIEOEL.  81 

9.  Ar  céin  conoadar  som  fírinni,  nicon'tesseba  maith  airi, 
nicon'airchiuii  a  flaitli. 

10a  (13).   Ar  is  tre  fir  flathemon  con-  tnatha  mora  midetar. 

10  6  (12).  Is  tre  fir  íiathenion  mortlaidi  m<jra  di  döenib 
diügbatar. 

11  (15).  Is  tre  fir  flathemon  ad'  mórchatha  cricha  cu 
námat  curetar. 

12.  Is  tre  flr  flathemon  each  recht  ran,  each  lestar  lán 
inna  flaith. 

13  (14.  16).  ts  tre  fir  flathemon  foss  släne  sid  subaige 
same  soad  sothocad  somalne  sadaile  slänchride,  each  comarbbse 
cona  ehli  inna  chainorbbne  clandas. 

14.  Is  tre  fir  flathemon  each  tir  toirthech,  each  lámnad  hlnehúir. 

15  (19).  Is  tre  fir  flathemon  each  lietha  ardhfiasail  imbeth. 

16  (17).  Is  tre  fir  flathemon  mesrada  mörfeda  ath"  manna 
millsi  mlaissiter. 

17  (26).  Is  tre  hr  flathemon  each  t[h]lachta  dianime,  déeh 
ma  rómnaiter  eo  ndathli  siila  segaiter. 

18  (27).  Is  tre  fir  flathemon  comrar  comgi  cecha  cethra  hi 
criehaib  flatha  firiöin. 

9  ár  1,  iar  A.  conofa  sum  A.  a  firinne  a.  nocotesseba  1,  niesseba  L. 
a  maith  A,  nach  maith  L.  airi  om.  A.  nochonairchiure  L,  niconaurchera  A, 
noconairchraufa  1.     a  om.  L. 

10  a  Airis  y,  arus  a.  tria  A  1,  tre  L.  tiatheiuau  a  h,  flaitherMa»  y. 
condat  A,  om.  1.    miditar  A. 

10  ft  Is  tre  f.  fl.  om.  A,  flatha  1.  ata  morlaithi  (-e)  A,  mortlada  1  L. 
do  A.    dingabar  a,  digabar  h  y. 

11  tre  1,  tria  A.  Uatha.  ah.  at  1  L  B,  ata  A.  mora  latha  a.  fri 
cricha  cu  námait  1,  for  cricha  comnamat  A,  de  chrichaib  cu  uámat  L,  fri 
cricha  comnamat  B.     cuired(h)ar  A,  curethar  L. 

12  tria  a  h.     iua  A,  imma  1  L. 

13  tria  a  h.  foss  om.  A.  sodad  a.  sothocath  h.  Für  foss  bis  slanch. 
hat  1:  foss  7  slánte,  sid  7  subaige,  somáini  7  soad,  sodcad  7  sadaile,  coralaiue 
cride  7  meumau.  —  comarba  A,  comarbba  1,  comarbie  L.  ina  chaiuforbbai  h  y 
(-forbai  a),  iu  cháiuchomarbai  L,  i  ciud  a  thire  techtai  (chindas  om.)  1. 

li  tria  a.  flaifta  a.  Vor  each  tir  schiebt  A  ein:  each  soad  soinmech, 
s.  §  29.    thir  thoirthech  a,  torthech  1.    lamna  a. 

15  tria  a.  etha  a  h,  feda  1.  ardhuasal  h  y,  arduasal  a,  aird  uasail  1. 
immed  h  y,  immedha  a,  immaid  1,  imbeth  B. 

16  tria  a.  mesrdha  (merrdha  ?)  a,  merada  y.  mora  for  fedaib  1.  ad  a, 
ata  1,  at  L.    milsi  a  L.     ihblaissiter  h  y,  mblaisiter  a,  blassaigter  1. 

17  tre  1.    dech  a  h  1.    morrainuiter  A.    condat  li  (li)  1  A.    ssegaiter  U  y. 

18  combrar  A.    comga  1.    each  1.    hi  a.   i  1.    fireoin  y,  firiau  I. 
Zeitschrift  f.  celt.  Thilologrie  XI.  G 


82  R.  THURNKY8EN, 

19  {v(jl.  23).  Is  tre  fir  ilatliemon  nrfuigledar  nach  fuigled, 
nad'bl  co  fássaigib  flriuue  fossaigedar  a  breith. 

20.  Is  tre  fir  flathemon  tromlibarn  Ian  mban  mör,  malne 
mor  mbiirc  hi  cinn  each  thire  tathigedar. 

21.  Is  tre  fir  ilatliemon  do'fócbat  díiili  díisi  ili  órdai  airgdidi. 

22.  Is  tre  fir  flathemon  do'cuiredar  ildelba  muir,  mila  mina 
mora  for  trachtaib  dergetar. 

23  (20).  Is  tre  fir  flathemon  aibne  nisei  lasc  a  tonnaib  do* 
snamaib  segar, 

24  (24).  Is  tre  fir  flathemon  fo'gaib  caeh  dän  mochto  inna 
snidin  Tarna  siéthur  co  fáthaib  fiss  fri  forcital  féthamail. 

25.  Is  tre  fir  flathemon  sina  caini  each  threimsi  techtaidi 
do'cengat  .i.  gaim  eain  cuisnech,  errach  tirim  gaithach,  sam  tur 
frossach,  fogomur  tromdruchtach  toirthech.  Ar  is  go  flatha  do'ber 
sina  saiba  for  tüatha  clóena,  co'secca  talman  torad. 

26  (28).  Is  tre  fir  flathemon  teora  blai  biiirig  im  each 
n-öenaeh  imma'costatar  cluichi  eo  mbilib,  co  mbuadaib,  co  sinaib 

19  nadfuigle  nadfuigledar  1,  nafu(i)ghdar  nachfuilid  (nafuílíd  a)  A, 
nifuiglid  uach  fuiglid  L.  nabi  a.  fasaigib  A  L.  firinne  L  {vgl.  It),  fireoin 
a  h  {om.  }■),  fíriáuaib  1.    fosaiges  h  y,  fasaigea  a. 

20  hi  1  steht  dieser  Abschnitt  zwischen  26  imd  25.  tromliberna  A, 
tromlibarn  mór  lán  (mban  om.)  1,  tm  libarna  láua  lanamna  ban  (raor  om.)  L. 
múni  bare  (mör  om.)  1,  bare  (maine  mor  om.)  L,  rabai/x  a.  i  a  L.  ce  tire  L, 
cac/i  tir  a.    tathaigedar  a,  om.  1  L. 

21  tocbait  L.  düili  om.  L.  órda  1  L.  J«  A  »iitr:  IS-  .f.  f.  tusem 
(tuiswe  a)  hili  ordse  airgdidi  (airgide  a). 

22  tria  a.  docuiridar  .V,  docuredar  L,  om.  1.  mil  L.  niür  L.  dergetar  L, 
doregt|ar]  a,  doregdar  h  y.  In  In:  ildelba  ilmili  a  miiirib  doiiinib  sceo  móraib 
(máruibh  n)   for  trácbtaib  téchtaib  tochratar  (tracht-  tectoibb   tocrathar  u). 

23  steht  in  A  vor  22,  bildet  aber  keinen  besonderen  Abschnitt.  Is  tre 
f.  f.  ist  weggelassen  itiuZ  aibli  schliefst  sich  unmittelbar  an  airgdidi  (21)  an. 
:iibli  a  buisciu  A.  iascaib  1.  a  om.  1.  tornaib  A.  de  snamaib  L,  doua 
aibnib  1.    segtar  1,  snegtar  L,  segaiter  A. 

24  focatb  A,  fácaib  I.  cacb  ndan  A,  cacb  dam  1.  mocbta  I  h  y, 
mbochta  a.    ina  a.    forcetal  1,  forcitail  h,  forcetail  a. 

25  in  1  hinter  20  wid  20  (».  o).  caini  om.  1  u.  treimsi  A  u,  trerasi  L. 
tecbaidi  a,  tecbtaighi  y,  om.  1  u.  doceágait  a,  doceíígat  ré  1  (a  ré  u),  dudecat  L. 
coisnech  A.  gaetbach  tírim  1.  taurfrossacb  1,  trossacb  h,  trosach  y,  tbrosacb  a. 
fogomar  h,  fogmur  a,  fogbmbar  u.  drucbtacb  co  trom  (toirthecb  om.)  A. 
torrtbacb  u.  Arus  a,  l'air  is  I,  Oír  as  n.  flaitbom-  u.  dobeir  1  u.  tua- 
thoibh  n.    ccs.  t.  t.  om.  1  ii.    coseg(h)a  A.    talam  a,  tal-  h. 

26  tria  a.  facaib  teora  a.  blae  a,  blae  h  y.  Die  ]Vörter  von  bnirig  bis 
blaT  mescae  fnhlai  in  1,  das  dafür  .i.  setzt.  —  in  h,  m  a  (y  tuile-serlich).  nima- 
cüistetar  h  y,  acbumwa  ooistetar  a.    cluitbe  a.    coubilib(b)  a  y.    conbuadliaibh  a. 


MOKANDS  fí:i{Stenspip:oel,  83 

mlaitliib:  Blaí  mescae  im  each  n-oenacli.  Ala  blai  diinaid  la 
tiiatha  téclitai  tecraiter.  Blai  Tige  móir  Midcliuardda  medrait 
soir  7   doir,  medrait   baith  7  gaith,  medrait  gnáith  7  ingnaith. 

[2Gii  (21)  I:  la  tre  fir  flathenion  clauna  caiue  tusmiter  di  forbbaib 
téchtaib.] 

27  (22),  Abbair  fri  Feradach,  arim  remfissid  arad  senchan)ait 
remedéccai  larmo'décai,  tosoi  friu  sceo  thairsiu,  arus'ceissi 
arusciallathar,  immusdim  immusdidnathar,  arnacoimb  co  foilo 
fonna  fodiongat. 

28.  Is  tre  fir  flatheraon  cacha  cethri  i  cri<haib  each  flathe- 
mon  firióin  cen  tedmann  cen  aiiceiss. 

29.  Is  tre  fir  ilathemon  each  suth  sóinmech,  each  doth 
toirthech,  ceeh  lämnad  lánehóir. 

30.  Abbair  fris,  nip  rannaire  niamnae  góe,  ar  ni'cumgat 
góa  baa  i  cathroi. 

31.  Abbair  fris,  ni'fuiglea  eo  ngoi  cathroi,  ar  ni-frith 
nifuigebthar  brithem  bas  firiu  cathroi. 


blaithib  h  y,  blathaibh  a.  Blae  a,  Blie  h  y.  mesca  A,  bnigai  1.  blae  a. 
Ala  om.  1.  techta  A.  tecradar  h  y.  tegradhar  a.  Blae  a,  Bite  h  y.  móir 
om.  A.  Midhchuarta  a,  Midc(h)narda  h  y.  sair  sceo  dair  A.  Das  2.  und  3. 
medrait  om.  1.    ingnaith  1. 

27  Apair  1,  Abb  a,  Abair  u.  fri  .f.  f.  A.  árira  1,  ara  n.  a  airidi  A, 
ara  u.  remidéccai  1,  remedecce  h  y,  rewdeice  a,  reime  dece  u.  iarmo  dece  n, 
iarma»ide(i)cedar  sceo  de(i)ce  A.  tosai  a,  tossái  1,  dosai  h  y.  tarise  A.  In 
u  statt  tosoi  bis  thairsiu:  sceo  deisre,  tuaisre  sceo  tairsea.  —  orisceissi  A, 
ar  is  ceis  n.  aruscialladar  1,  arisciallatar  A,  ar  is  ciallathar  n.  immusdin  1, 
imniitsdeim  a,  iwimiisdem  h  y,  imit«  deimh  n.  iinns  dituathar  n,  i»nusdid- 
nathiir  a  h,  immusdiduad  1  (immnsd.  bis  fodiongat  o»n.  y).  arnachoiub  a  h, 
arnab  1,  arudc/i  n.  folia  h  a,  folaib  1,  fullach  u.  fonnuu  1,  fonnadh  n.  fod- 
longadh  u. 

28  fehlt  A  {und  u).  tre  1.  flaíAa  1.  cac/t  flatha  1.  fireoin  1,  fnéoin  L. 
tedma  L.    aiices  foraib  L. 

29  fehlt  A,  aber  der  erste  Satz  ist  in  §  14  aufgenommen,  cech  L.  soad  A. 
tot  n.    torthech  L,  tortach  n.    gach  n. 

30  Abbair  (Abb-  Ab-)  schreiben  hier  uyid  im  folgenden  A  L,  Apair  1, 
Abair  n  {hier  auch  y).  friss  y,  ris  L.  nirip  L,  uirap  1,  uarab  ii,  nab  a, 
naha  b  y.  n'iamua  1  L,  rommna  .4..  goa  y,  goa  1  L  a  h,  güi  n.  nirhumgat 
1  a.  go  bagh  u,  bai  A,  baa  goa  L.  cathrce  h  y,  cathre  a,  cathróib  L  1, 
iccathroe  u. 

31  ris  L.  nifuigle  1,  nifuighle  n,  nifuigli  .V,  nifuigbe  L.  gongaoi  n, 
coagóe  A,  congaib  1.  cathróe  1  A,  catrue  n.  ar  bis  cathroi  fehlt  1.  niflfrith  a. 
nifuigbith-  h,  nifuighbighther  u.  breitemh  u.  Urem  a,  fire  u.  cathroe  A, 
catr*  u. 


84  R.  THURNEYSEN, 

32.  Abbair  fris,  nicorathar  a  flaith  eter  rindi  gai;  ó 
do'colset  rindi  immasecli,  nl'fess  coicli  less  coicli  amless. 

33.  Abbair  fris,  ni  assu  atlichuingid  inna  flatha  oldás  a 
imdidnad,  ni  assu  a  tfiarcon  oldás  a  imchomét. 

34.  Abbair  fris,  nip  diumsach  diupartacli  duilig  doinnecli 
dogdecli  doitlige. 

a.  Ar  dligid  each  dogdecli  dibe. 

b.  Dligid  each  doinnech  dibdud. 

c.  Dligid  each  diumsach  tairniud. 

d.  Dligid  each  forränaeh  fuidbech. 
c.  Dligid  each  foreradach  fescred. 

f.  Dligid  airrechtach  a  thalr. 

g.  Dligid  beus  each  dothge  miseais. 

h.   Dligid  each  gfibrethach  garsecli  7  athsuidi  7  dibad. 

35  (29).  Abbair  fris,  nr  ranna  ar  airlissi  iradergga,  ar  is 
dórtud  caeha  flatha  firinne  fuilige  for  lár. 

36.  Abbair  fris,  nip  fuilech  nip  euilech  a  lam,  nip  crOda  a 
acnam,  nip  renn  a  sanas,  nip  huar  a  anal. 

32  ris  coradar  (ni  om.)  1,  uicuirethar  u.  eidir  n.  renna  A,  r^nua  n. 
g£e  A.  docoisead  11,  docoistet  h,  docostet  a,  docoist  y,  docoot  1.  a  rinne  n. 
seach  aroile  n.     ci'iicli  —  cúich  1,  cuich  —  cuic  n.     aimhles  n,  amless  and  I. 

33  hassu  1,  asso  A,  husa  n.  athcoing-  u,  acungid  1.  na  A  n.  him- 
didnad  1,  a  anchóir  do  milHiui  u.  hasso  li  y,  hasa  a,  husa  u.  thnarcain  h  (y), 
thuargain  a,  togairm  1,  togbairui  u.    qit«»»  A.     hinicliowét  1. 

34  ris  trá  L.  nip  bis  diup.  fehlt  1.  nirip  I.,  uirup  h  y,  nirba  a,  nir 
sab  Ü.  diumsach  u.  diubartacli  a  n,  dubartach  h  y.  di)il-  u.  duinnech  A, 
dóinech  1,  om.  L.  doguittecli  L,  dotched(h)ach  A,  dotcbadach  n,  om.  1.  doitgi  L, 
dotheúg§  1,  ddthengach  u,  om.  A. 

a.  Dligidir  L.  cech  L  {hier  U7id  im  Folgenden),  duigthecli  L,  doitcbe  A, 
dotheiiiga  1.  digi  L,  dige  1,  dig(h)d(b)i  A.  [dlighijdh  gach  dotcadhach 
dighdhe.  iUghiih  gach  dotbengncA  dinge  n. 

b.  in  n  hinter  c,  fehlt  in  L.    duinnech  A,  dóinech  1.   díbdúd  1,  diobhadh  n. 

c.  dimsach  I,  dunuaach  n.    tairniud  L,  tairniuni  I,  tairnem  A,  toirneamh  ü. 

d.  fehlt  L.     each  om.  n.     fuitl)ech  a,  fuidhbbeachd  n. 

e.  fehlt  u  L.    forranach  A.    fescred  1,   feiscre  a,   fescre  y,  frescrodb  u. 

f.  bis  h.  fehlen  1.     airechtach  a   L,  arracbtacli  n.     thár  n,   thi'iini  L. 

g.  beüs  a,  bheós  u,  om.  L.  dotche  A,  dothchadliach  u,  dotbenga  L.  niioscuis  n. 
h.   góbrethach  y,  gubritbem  L.    garséle  b  y,  gaire  a  (das  damit  abbricht), 

duaidid   7   gairsecbla   L.      diobhadh   n,   dibdud  Ii  y.     7   aths.      7  dib.  urn.  L. 
3Ö  niroranna  A.     ar  om.  1.     airlise  I.     ar  is  1.     dortod  h,   dortadh  y. 
fola  {statt  carba  tl.  fir.)  1.    fulige  fó  hir  1. 

36  frias  y,  ris  L.  guiiiecli  (für  euilech)  A,  nib  fuiiioch  nib  cuilioch  nib 
guinech  n.  a  luni  om.  L  {in  I  ateht  es  später),  nir  A.  concrodha  n.  acm  A, 
lam  I,  chara  u.     nip  renn  bis  anal  om.  1  I-,     raind  sanuis  n.     buar  n. 


MORANDS   FÜRRTENSPIEGEL.  85 

37  (57).  Abbair  fris,  nrlua  liarlommann  fola  for  úarmírenn 
crödai,  for  feolai  fine;  ar  [is]  étarbae  n-inderb  n-indless  etir  each 
ar  iiair,  ar  each  die  in  bith  sa.  Dobebae  dobeba,  do  lerae 
doTera  cileh  boi  cäeh  bias. 

38.  Abbair  fris,  fingal  nisndema.  Mairg  forsndöirter, 
mairg  ö'nduirter!  Do'fechar  ü  Dia  co  nomad  nöe,  co'ndéni  du- 
thaini  7  garseeli,  do'forti  a  orddan  7  a  anai,  do'bádi  a  greit  7  a 
athgabiiil,  doilega  a  chlanda  7  a  chomarbbu,  fo'fera  mór  n-uihc 
sund,  fo  secht  seelitdlabul  do'fechar  tall. 

39.  Abbair  fris,  dénad  each  maith,  ar  is  ó  maith  mathigdir 
eaeh.  Cured  eaeli  fú  mám  foricfa  ara  ehinn.  Ar  asrenar  fo'fia, 
ar  is  0  ulcc  fofenar  olec. 

[Nur  1  39  a  (32).    Apair  fris,  ad'mestar  dvile  dúlemon. 

b.  Ad'incstar  liirinn  asa  ilraénib:  mein  oír,  mein  airgit,  mein  umai, 
mein  luádi,  mein  iairn. 

c  (33).   Admestar  talam  assa  torthib. 

d  (34).   Ad'mestar  aasa  bésaib  búar. 

c  (36).    Ad-mestar  asa  móiuib  liiblicht. 

/■(44).  Admestar  cáircba  assa  comthlachtaib  coinib  comdathcha  gnúsi 
gradngud,  ol  is  und  cáirech  a  séracbar,  ni  s§r  imná'bi.] 


37  Abb.  fris  om.  A,  ris  L.  niriua  1  A,  ni  ro  lu  a  n.  urlomanna  n. 
uair  mireanda  u.  croda  A  L,  cráo  1,  cró  n.  feola  1  L  u,  feoil  A.  a  fine  n. 
is  om.  om7ies.  étarba  1  A,  ettarbha  n,  etarbai  L.  nindeirb  L.  ninnlisi  n, 
nincliss  L.  Die  Worte  nach  n-indless  lauten  in  1  nur:  im  tir  cáich  arnúair. 
In  L:  im  tir  caich  arnuair.  khbair  ris  coich  ra'búi  no  cúich  bias  in  bith  sa. 
In  A:  etir  cac/j  a  uair  ar  cacÄ  dia  imbithsa,  cacÄ  {oder  can)  bá  cacA  beba 
cacA  ra  cac/i  rera.  In  n:  ar  i»  each  ar  nair  ag  imtheacAi  in  die  in  bith  sa. 
conba  conbeabha.  conra  conrara. 

38  fionnghal  n.  nisderna  1,  nisdérna  n,  ni?iderua  h,  niwderna  j".  Mairg 
dodafórti  mairg  forsiidortar  1,  Mairtc  dofoirti  mairg  forsa  ndoirtfidher  u,  mairg 
fonidoirtither  mairg  dodafoir  .i.  mairg  forúdóirter  L.  dofecthar  A.  noeraad  A, 
nomaid  L.  noa  A,  náu  1,  noo  n,  no  L.  dnthain  A.  garseicle  n,  garsegle  h. 
garsechla  1.  dofórtai  1.  a  om.  1  {so  auch  im  Folgenden),  ana  omnes.  grad  A. 
do  baidhe  a  greid  7  ghaisoedh  {r(jl.  45),  do  baidhe  a  gradh  et  a  athghabhail 
do  n.  dolega  a  c(h)laun  A,  do  11.  bis  chomarbbn  om.  11.  o(h)omforba  A. 
nuilo  1,  olc  u.  i  fus  1,  abhiw  u.  secht  om.  1.  seacAi  ndiobalta  n.  do  f^car  n, 
om.  1.    thall  A  n. 

39  each  om.  A.  ó  otn.  1.  maithighdir  y,  maitfr  n,  raathiges  1.  Curad  A, 
cnire  n.  fo  mam  fo  riam  A,  fo  mhám  fo  riamh  n,  nur  fó  riam  1.  riocfa 
{ohne  fo)  n.  Ar  om.  1.  fo  fia  1,  fo  fiadh  n,  asren  arfofia  y.  0  hule(c)  A,  fo 
ulc  1,  0  oU-  u.     adfenar  1,  fofeihar  A,  fofeachar  gach  olc  u. 

39  /".  Statt  sérachar  uí,  lies:  sáerath,  ar  ni  .  .  .  'Denn  das  Haar  des 
Schafes  adelt  es;  denn  nicht  edel  ist  eines,  das  keines  nm  sich  hat.' 


86  R.  THÜRNEYSEN, 

40.  Abbair  fris,  gonas  géntair,  manias  merthir. 

41.  Abbair  fris,  is  ascedacli  fer  fetsed. 

42.  Abbair  fris,  nip  sotal  soisil  sainairlecli.  Ar  it  ferr  airli 
oldas  airle,  it  ferr  clalla  oldäs  ciall,  it  ferr  gäesa  oldäs  gäes.  Is 
ed  as  dech  caclia  gäese  döenachtae:  dilse  7  diute,  tuae  7  trebaire; 
decli  áilclie  ainmne  foss  fiss  feidle  age  airle. 

43.  Abbair  fris,  iii'ria  seniris  ar  niialiiris  [imr  1:  ni'ria 
maith  ar  olcj  ni'ria  degfer  ar  droclifer,  ni'ria  dagmnai  ar  drocli- 
miiai,  ni'ria  clotha  ar  biad  [1:  ar  is  ferr  din  cloth  oldas  din  bid], 
nÍTÍa  a  enecli  na  anaim  ar  ecliii  eclithadat. 

44  (58).  Ni'fil  inge  cetlieora  ilatlii  issin  bitli  [1:  .i.  flaith 
coíigbála   CO   sliiagaib   aneclitair.     Et   cialflaith.     Et   firflaith]. 

45  (61).  Flaith  coúgbála  co  slfiagaib  dianechtair,  gnath 
flaith  lobur  elaithech  do  suidiu.  Amal  soite  a  sliiaig  úad,  soid 
[1:  a  greit  7  a  gaisced,]  a  grád  7  a  grain  for  culu. 

46  (60),  Clallflaith  umnurgu,  con'gaib  side  a  chricha 
cen  choscru  cen  chernu;  ni'déni  di  neoch,  ni'deni  nech  de. 
Raid  a  re  laaib  7  aidchib,  ar  is  laaib  7  aidchib  raithir  in 
bith  huile. 

40  fehlt  1.  friss  y.  ma(i)rne8  mairnter  A,  mairneas  mairntear  n, 
mamas  merthir.    gonas  gentair  L. 

41  fehlt  I.    aiscedach  A,  aisceadhach  n.    faidsiodh  n  (y  vielleicht  fetsed). 

42  in  1  /unier  43.  soisil  1,  soisiol  n.  Ar  it  bis  airle  om.  1.  ferra  h. 
oldass  y.  it  ferr  bis  liall  om.  u.  ferra  h.  ciall  (fur  cialla)  y.  ar  is  ferr 
ciull  indá  fíall  {am  Rande  crod)  1.  Is  ferr  1,  ferra  A.  gaois  ol  das  gaosa  ii, 
gáís  anda  gifes  1.  cac/t  ga^si  doeiiaclita  A,  do  garli  gaois  daouacht  n,  Issed  is 
dóennacht  1.  7  dilsi  dii'iide  n,  diuiti  y.  tua  omnes.  dech  om.  h,  dech 
cecha  áilche  1.    fosg  bis  airle  om.  1.    age  om.  n. 

43  nirire  1  (und  so  im  Folgenden),  dagfer  A.  a  chlotha  1,  cloth  n. 
a  om.  A.  no  auam  A,  iua  anum  n,  om.  1.  eocbu  1,  eocho  A,  each  u. 
echdadath  1. 

44  Apair  fris  add.  1.  Nifilet  1  A,  nifuilit  n.  teora  \,  ceithre  11,  acht 
cethri  1.    bith  om.  h. 

45  go  sloghuibh  11.  Für  Flaith  bis  do  suidiu  hat  1:  Flaith  cong- 
bála  ira  uirap  inmain  flaith.  —  Flaith  coüg  om.  h.  go  sloghuibh  n. 
labur  A,  labhar  n.  eloightheacÄ  n.  di  A.  suidi  y,  suidhe  n.  Amhuil  n. 
soithi  A,  soft  1,  soith  n.  éloigh  n,  sluag  A.  soidhidh  n.  a  ghradb 
nadha  u.    gio  I. 

46  congbaid  1  u.  a  chriocha  et  a  thir  11.  chorru  y,  chorra  h,  gan 
corra  n,  cen  chatha  cen  choscru  1.  gan  cearua  u,  om.  1.  ni'd.  bis  de  o))i.  I. 
nidene  A,  nidheira(e)  n  (beidemal),  do  neoch  h  u.  Raaid  A,  Raidhid  sidhe 
(statt  a  re)  n.  láibh  u.  or  A.  0  laaib  A,  a  láibh  n.  raitir  A,  raster  1, 
raitear  11. 


MORANDS    FÜRSTEN8PIE0EL.  87 

47  (59).  Fiiflaitli  imniuryu,  inimusmórat  immus'neitat 
iminus'bágat  iinmuscumtagat  7  firinne  immalle. 

-18  (G2).  Taibflaitli  dano,  111  iniuain  fer.  Do'slaid  do'sladar, 
fo'fich  fufechar,  con'clich  con'clechar.  Is  fris  con  bith  beiinaib 
bi'iredar.  Garb  diiaig  tossacli  a  flatha,  miscnecli  anblathach  a 
medóii,  utmall  eloithech  a  dered.  Is  Ma  maccu  ardh'ithfaiter 
cinaid,  ar'gébtar  gnúsi,  ardúnfaiter  cride.  'Ní  fochen'  ar 
each  'do  maccaib  na  Hatha  sin,  nirbu  maith  dun  flaith  for 
n-athar  riam'. 

49  (vgl.  57).  Cach  flaitli  nad'bi  co  flrbéssaib  firinne  foll- 
nathar,  do'bá  do'beba,  do"rá  dcrera,  con'gaib  con'scara. 

50,  Abbair  fris,  ni'n-erbba  do  senairecht,  ar  nl  gnáth  nach 
sénaire  bed  ferr  ar  chach. 

51.  Abbair  fris,  ni'n-erbba  do  söebfäthib,  na*n-erbba  do 
firinni,  bid  ferr  cot'n-ófatliar. 

52.  Dia'nderna  in  so  huile,  bid  sen,  bid  suthain,  bid  sirsäeg- 
lach,  bid  cernach,  bid  cathbviadach,  bid  rii,  bid  ruanaid,  bid  rorath- 
mar,  bid  sliiagach  sothiige  suithehernsa,  bid  saidbir,  bid  sogeisse, 
bid  kin  do  each  maith,  rosia  a  con"dia,  a  accobor  da'n-icfa, 
biaid  cach  mi  do  inna  bláth,  is  úad  ad'gebthar  Heriu  co  bráth. 

53,  For'rega  mo  goire  cip  he  dcgne  in  so  huile. 


47  Firflatha  y.  iramosmorat  imraosbagat  imusnertat  immuscumtaiget  A, 
imits  baghad  iinits  morad  imiis  nertad  im?is  cumhdaighit  n.    immall  y. 

48  fehlt  u.  nirip  1.  flaith  {für  fer)  1.  fofeochar  y.  bennacA  A, 
beinmenach  1  {vgl.  B).  buredac/t  A.  dúaig  1.  aubflathach  y.  elothach  1. 
fodeoid  (statt  a  dered)  h,  fodeoig  y.  fora  nirtco  (maiaib)  A,  sein  add.  I. 
dlnthfaitei-  A.  airgébtair  1,  arangebtar  A.  gmissi  y.  arandnnfaiter  A.  or  1, 
arac/t   (für  ar  cach)  y.     uibo  A.    dun  in  1  hinter  athar. 

■19  iiat  ba  11.  firbesaib  h,  go  bfirbheus-  u,  hi  firbescnaib  1.  foUnadar  1, 
fallnathar  A  n.    auiongaib  A. 

50  steht  in  1  hinter  55.  narhanerbad  1.  í  sen.  1.  each  A  n.  bad  A, 
ba  n.     bed  airddiu  neoch  1. 

51  nachanerbbad  1.  soebfádib  1,  stebfathaib  A,  saobhfathoibh  n.  acht 
nanerbbad  1,  nouerbba  A,  uo  nearba  u.  bu  n.  cotonofadar  A,  coda  nodh- 
fathar  n,  cotuóba  1. 

52  bu  u  (das  erstemal,  dann  b-  oder  badh).  bid  suth.  und  bid  rii  bis 
maith  om.  1.  ri  u.  rathmhar  n.  soitnge  n.  sochearusa  u.  sogessi  y. 
sogheis  u.  roria  1,  res  u.  aucounia  A.  an  caoindia  u.  acobur  A,  accobhar  n. 
donicfa  A,  douiucfa  u,  daui.fa  a  accobor  1.  gach  maith  dhó  n,  cach  ri 
(do  om.)  A.    cona  1  u.    uadha  geubhthar  u,  uad  gebt(.h)air  A.    Eire  n. 

53  fehlt  1.  Foreg(,h)a  A  u.  gaire  A,  ghaire  u.  cibe  u.  Fiuit  add.  h, 
Finit.  Amen  add.  y. 


88  lí.  THURNEYSEN, 

[1  {und  n)  fährt  fort:  54  (G3).  Apair  fris,  forcmad  mo 
briathra,  bertait  co  mbuáid,  ata-midiur  arm  clien-1  clith;  cotom* 
écnigedar  spirut  nio  dligid  dil,  reim  scartlia  scél  riibind. 

55.  Buáid  caclia  flatha  a  flrinne,  fáilte  each  maige,  mógad 
cacha  tüaithe. 

56.  Apair  fris,  naclrn-erbbad  i  iigenlliucht,  na"n-erbbad  1 
firiune,  cot'noaba. 

57.  Apair  fris,  nacha'n-erbbad  i  n-idlu,  iian-erbbad  i  nDia 
as  dech  deib,  dia  nime.    finit.  amen.J 

54  Die  Lesart  von  ii  bis  cotom  écnigedar  s.  bei  B.  bertach  1.  rem- 
sgartba  n. 

55  cac/i  flatha  1.  a  oyn.  u.  gacha  muighe  n.  moadh  n.  each  a 
thuaith  1. 

56  Abair  u.  nachuearhadh  u,  nachanerbbad  1.  do  ghent/id/ieacht  n. 
nodnearbadh  dfiriude  (cotn.  oyn.)  n. 

57  (Vorher  schiebt  1  §  50  ein,  s.  o.).  Abair  u.  nachu-adradh  a  n-io- 
dhalaibli,  acht  adradh  a  ndía  (das  Übrige  fehlt)  n. 

II.   Die  Redaktion  L. 
Zur  Vergleichung  mit  A  lasse  ich  einen  Abdruck  der  einzigen 
Handschrift  von   L  gleich   hier   folgen.     Die   eingeklammerten 
Zahlen  bezeichnen  die  entsprechenden  Paragraphen  von  A. 

1.  Bria//<m  Moraiwd  Í7i  80  sis  oc  tecosc  FeradatV/  Fiwd 
Fechtnaig,  diaro'fóid  'Morand  a  dalta  chuce  .i.  Nere. 

2  (4).  Abbair  ris  ri  cac/i  liibrethir,  ar  Morawd.  Iwnis  do 
ri  cac/i  n'ibrethir.    Brig  du  ri  euch  mbrethir. 

3  (5).   Mórad  firinne.    no'wjmorfa. 

4  (6).   Nertad  tirinni.    no'nertfa. 

5  (7).    Cowietad  Urinni.    no'cometfa. 

6  (8).    Tücbad  iirmni.     no'toceba. 
7.   Seiched  tirinni.    nos'seichfe. 

b  (9).  (;ip  é  chometas  Urinni,  ni'esseba  nach  maitli  aire. 
Nochou'airchiure  flaith. 

9  (10?>).  Ar  is  tre  fir  flathewjon  mortlada  troralige  do  dóiwib 
diíigbatar. 

lU  (11).  Is  ire  fir  úuihenion  at  márchaiiia  de  chrirhaib  cu 
námat  curethar. 

11  (12).  Is  ire  iir  üathcnwfi  cac/i  ana  Ian.  cac/i  lestar  Ian 
i?;nna  flaitli. 


MORANDS    FÜRflTENSPIEOKL.  80 

12  (1;;).  is  Uc  fir  Úathemon  soss.  sla[njte.  sid.  suba.  soad. 
same,  sadaile.  slánchride  each  cowiarba  conn  dili  in  cháincho- 
marbai  claniuis. 

13  (IG).  Is  ire  fir  flathemon  mesrada  mora  at  manna  milsi 
blaissetar. 

1 1  (20).  Is  ire  fir  flathemon  tm  libarna  lána  lanamna  ban. 
bare  i  cind  cetire. 

15  (21).    Is  ire  fir  [flathemon]  tocbait  dúsi  ili  órda  airgdide. 

16  (22).  Is  ire  fir  [flathemon]  do'ciiredar  muir  ildelba  mil 
mi« a  múr  for  tmctaib  dergetar. 

17  (23).  Is  ire  fir  [flathemon]  aibne  iisci  iasc  a  townaib  de 
snawiaib  snegtar. 

18  (25).  Is  ire  fir  [flathemon]  sina  caine  cac/i  tremsi 
techtaide  dud'ecat  .1.  gaim  cáiw  cuisnech.  Errach  tirim  gai- 
thach.  Sa/n  iur  frossach.  Fog07«ur  tromdruchtach  torthech. 
Go  flathemon  do'ber  sina  saiba.  7  mortlada.  7  gallra.  ancessa 
for  tuatha. 

19  (28).  Is  ire  fir  [flathemon]  cacÄa  cethri  i  crichaib  cac/i 
flathemon  firéoin  cen  tedma  cen  ances  foraib. 

20  (29).  Is  ire  fir  [[lathemon]  cech  suth  soinmech.  each 
doth  torthech.    cech  lanmad  lanchóir. 

21  (19).  Is  [tre]  fir  [flathemon]  ni'fuiglid  nach  fuigled, 
manip  co  fasaigib  firinne  fogabthar;  ar  it  fasaig  7  roscaid 
bfrthe  bretha.    Ni  brithem  lasna'furecar. 

22  (34).  Abbair  ris  ird  nirip  diumsach.  diupartach  do- 
guittech    doitgi. 

a  (a).   Dligidir  cech  duigthech  digi. 

b  (c).   Dligid  cech  diumsach  tairniud. 

c  (/").   Dligid  cech  airrechtach  a  tháini, 

d  (g).   Dligid  cech  dothenga  miscais. 

e  (h).   Dligid  cech  gubrithem  duaidid  7  gairsechla. 

23  (30).  Abbair  ris  nirip  rawnaire  ruamna  goa.  ar  nicío>ígat 
baa  goa  1  cathróib. 

24  (36).  Abhair  ris  nip  fuilech.  nip  cuilech.  nip  croda 
a  acnai«. 

25  (31).  Ahlair  ris  nifnigbe  co  rigói  cathrói,  ar  ni-frith 
ni'fuigebthar  brithem  bas  firiu  cathroi. 

26  (37).  Ahhair  ris  niiua  uarlommand  for  lu'irmirend  croda 
for  feola  line  ar  etarbai  n-incliss  im  tir  oaich  ar  n-uair. 

27  (37).    Abbair  ris   eoich  ra-biii  no  cóich  bias  in  bith  sa. 


90  R.   rnüRNETSEN, 

28  0  (38).   Fingal  Mairg   for-ndoirtitlier.     mairg  dodafoír 
.i.  Mairg  for'íidóirter,  do'fechar  co  nomaid  nó. 

29  (39).    Is  olc  fo-ferthar. 

301)  (40),    Marnas  merthir.    Gonas  gentair. 
Finit.   amen,   tinit. 


■)  Bildet  in  der  Hs.  keinen  besonderen  Abschnitt. 

* 

III.  Die  Redaktion  B. 
Bei  dieser  ]\edaktion,  die  durch  die  vier  Handschriften  d, 
e,  i,  u  vertreten  ist,  verzichte  ich  wegen  ilires  Charakters  darauf, 
die  ursprüngliche  Lesart  herzustellen  und  gehe  im  allgemeinen 
über  das  von  den  Handschriften  Gebotene  nicht  hinaus.  Ich 
begnüge  mich,  die  Schreibung,  die  mir  unter  den  überlieferten 
die  altertümlichste  zu  sein  scheint,  in  den  Text  zu  setzen,  lasse 
aber  z.  B.  auch  -e  für  altes  -i  unverändert,  wo  keine  Handschrift 
dieses  bewahrt.  Weitaus  die  besten  Lesarten  bietet  im  allgemeinen 
i,  namentlich  auch,  was  die  Orthographie  betrifft.  Freilich  bin 
ich  mir  wohl  bewufst,  dafs  seine  altertümliche  Schreibweise 
teilweise  trügerisch  sein  kann.  Auch  andere  Texte  dieser  Hand- 
schrift zeigen,  dafs  ihr  Schreiber  sich  an  alten  Mustern  geschult 
hatte  und  also  wohl  imstande  war,  einen  Text  graphisch  zu 
archaisieren;  so  wendet  er  die  alte  Endung  -iu  nicht  nur  da 
an,  wo  sie  hingehört,  sondern  z.  B,  auch  in  cailtiu  hih  für  den 
Ackusativ  fem.  cailti.  Es  ist  daher  leicht  möglich,  dafs  z.  B. 
das  häufige  -th  für  -d  nicht  aus  der  Urhandschrift  herrülirt. 
Immerhin  wird  man  sich  bei  dem  starken  Variieren  der  Hand- 
schriften am  liebsten  ihm  als  Führer  anvertrauen.  Nur  seine 
Vorliebe,  to  für  die  präverbale  Präposition  zu  setzen,  habe  ich 
nicht  befolgt,  insofern  nicht  andere  Handschriften  (aufser  d,  das 
unter  anderen  auch  solche  graphische  Schrullen  hat)  stützend 
hinzutreten,  obschon  es  an  sich  dem  Bearbeiter  J{  angehören 
könnte,  der  ja  gleichfalls  Archaismen  liebt.  Im  übrigen  gebe 
ich  die  abweichenden  Lesungen  der  in  der  Orthographie  überaus 
stark  schwankenden  Handschriften  nur  da,  wo  sie  wirklich  auf 
eine  andere  Form  hinweisen  oder  stärkere  Abweichungen  dar- 
stellen. Die  eingeklammerten  Zahlen  weisen  auf  die  entsprechenden 
Paragraphen  in  A. 


MORAMDS    FLKSTENßPIEOEL,  91 

1.  Iiuipit  Hiidacht  Moiainn  maic  Moin  annso  d  Feradacli 
Find  Fechtnach  mac  r'riinthainn  Niath  Nair.  Mac  side  ingine 
Löith  maic  Deleraitli  do  C[h]ruitlienttiaith,  bert  a  matliair  ass 
Ina  bill  íar  ndilgund  tigerna  nKrenii  dona  haithechthiiathaib 
acht  Feradach  namá  i  mbiii  a  mäthar.  Doiluid  side  iarum 
tairis  CO  slögaib  7  faldis  Morann  in  n-audacht  so  cuici: 

2  (2.  3).  AtTS;  tocliomla,  a  mo  Nßre  niiallgnäith,  nöithiut 
büaid  ngaire.  [  Gar  intecli  arafolmaithei'  fäsaig  forber  fir.  1  Finda 
büana  nio  bretha  no  mo  bríathra  rem  bäs,  'beir  do  biiaid  dirge 
dligther  cech  íiatlieman,  dia'teis  sech  cech  rig;  ata-midiur  sa  ar 
mo  cheneiil  clith. 

3  (3).  Ma  theisi  co-rrigu,  reisi  co  Feradacli  Finn  Fechtnach 
föbeoj  bid  sirflaithech,  suide  läntiatha,  luifith  iltuatha  tathat  co 
miiir,  moaigfid  a  chomarpa  comlän  co  iigreit. 

4  (3).   Comad  mo  chosc  iarmothä  sund. 

5  (4).  Sluind  du  re  cech  mbreithir,  beir  do  for  cech  mbreithir 
in  so  sirchosc. 

6  (7).   Comad  firinni,  cot'n-öfathar. 

7  (8),   Turcbad  firinni,  do-fuirceba. 
8.   Ocbad  tröcairi,  cot"n-öceba. 


1  audaght  i,  iidhrtc/ti  n,  authnc/íí  d,  axLtacht  e.  Morinn  i.  Muin  i  d, 
Maoin  n.  iiuiso  d  e,  om.  i.  do  e.  Criomthuiiin  u,  Crumtain  i,  Crithm-  d, 
Crtomth-  e.  Niadh  d,  Nia  e  u.  Nair  mic  Ludac/i  Sriab  uDerg  e.  Delirath  d, 
Deilir-  e.  di  i.  pert  d  e,  beart  .i.  riig  u.  ass  om.  du.  a  mbnt  d.  hathach- 
thuatha  d.  Doluid(h)  e  n,  Toluidh  d.  taires  d,  thairis  cet.  co  sluaghoibh  n, 
om.  i,  in  e  vor  thairis.  fuidis  i,  faoidbeas  u,  foadhes  d.  inudhacÄi  so  d, 
inudhac/íísa  e,  anso  chuige  u,  ind  audaghtsae  cuccu  id  est  i. 

2  Adr?e  u,  Atroi  i,  Adraigh  e,  [AJdruig  d.  tochomlie  i.  Neire  i  e. 
m'iallghnaoidh  n.  nöithiut  nach  A,  noited  e,  noth-  n,  nuethat  i,  nuethet  d. 
ngariu  i.  Gair  e  n.  arafolraither  i,  arafolmaich-  e,  ara  bfolmhuigter  u. 
fasaich  e,  fasach  {mit  Pimkt  dahinter)  n.  forbeir  e.  ber  n,  b-  doe  d,  doib  i. 
dlighthir  i,  indlightear  n.  each  d,  gach  e  (so  auch  im  Folgenden),  flatbimain  i. 
Vor  dia-  Punkt  in  i  d  u;  dagegen  in  e  hinter  righ.  ate  midiursse  i,  admi- 
dhersa  e,  admidharsa  d.    anHceiteul  i,  armochinel  e,  arm-  cenel  d. 

3  tesiu  1.  corigh  d  e,  gorigh  {mit  Punkt  dahinter)  u.  fobeu  i.  bes 
sirlaithec'h  i,  siorfl-ath  d.  suidiü  i-  laifidh  e,  laidfeidh  u,  laithfe  d.  Jjiadut 
comor  i.    Moigfith  1,  mooifid  u,  moaighfi  d.    a  om.  d.     comgreit  o,  congret  n. 

4  Comeath  i,  Comhai  d.    iartha  d. 

5  Sloind  u.    re  om.  e.    br-ir  i. 

6  Comhai  d.    conothfath-  d,  couofaithev  n. 

7  potnnrciaba  i,  cotnnrgliebha  n. 

8  fehlt  i. 


92  R.  THÜRNEYSEN, 

9.  Coicleth  a  thilatlia,  cotceillfetai*. 

10.  Fairtheth  a  tlulatlia,  fa-rresat. 

11.  Talceth  a  tluiatha,  da'ii-ailcebat. 

12  (10?;).   Apair  fris,  is  tre  fir  flaitlieman  mortlidi  mörslög 
no  mörlöchet  di  doiiiib  dingabar. 

13  (10  a).   Is  tre  fir  ilaitlieman  conat  marthuatha  marmulne 
midetar. 

14  (18).   Is  tre  fir   flaitlieman   foss   sid   sfiime   suba   soad 
sláine  sádaile. 

15  (11).   Is  tre  fir  flaitlieman  at  möijchatlia  fri  cricha  com- 
namat  cuiretliar. 

16  (13).   Is  tre  fir  flaitlieman  cecli  comarba  cona  clili  ina 
calnorba  clannus. 

17  (16).   Is  tre  fir  flaitlieman  ad  manna  marmesa  milrfeda 
mblaisiter. 

18.   Is  tre  fir  flaitbeman  ad  mbleclita  märböis  raulnigter. 

19  (15).   Is  tre  fir  flaitheman   rob'bi  cech  etba  ardííasail 
imbeth. 

20  (23).   Is  tre  fir  flaitlieman  do  liiubla  uisce  eise  ar  sro- 
thaib  snaaitlier. 

21  (26  a).   Is  tre  fir  flaitheman  clanda  caine  cain'tnismiter 
deraib  dethe. 


•>  cotceillfethar  i,  cotceillfithear  u,  cotcoicellfit  d,  (•otcoiceillfitb-  o. 

10  Farrthadh  u,  Faired  c,  Farr-  (1.    fairt'sit  c,  farr-siot  u,  fantliaisit  d. 

11  Talgeth  i,  Tailgedh  n,  Talcadh  e,  Talgath  d.  tanelgefat  i,  douail- 
gebhat  n,  tonailgeab-  d. 

12  tria  i  e  (und  so  oft  im  Folgenden),  flaithemhain  ii.  mortliti  I, 
mortlighi  (-e)  e  d.  marlochit  i,  morloicheat  ii,  raorlochat  d.  mor  .  .  .  e. 
do  d  0  II. 

13  fehlt  n.     conit  a  I,  conidh  e.    morinuiiiaibb  niidhigth-  d. 

14  Die  }yör(er  hinter  síd  sivd  verschieden  geordnet:  saimai  Buba;  soad 
aadilca  slaine  1,  suba  sainihe  »laine  sadhaile  soadh  n,  suba  slaine  soadh  sadhaile  o> 
Bubai  soad  alaiiie  sadhaile  d. 

15  id  (/«»•  at)  n.   more  cath- d.   friai,  f?rd.   conauamat  d.   cuirithef  n  d. 

16  rlu  i.    caoinfurba  o  u,  caowarba  1.     cblaiuius  c. 

17  at  e,  it  n.  maiita  i.  mar  fetha  i.  mbhiisitb*?-  d,  mblasethar  i, 
mbl-igbter  e,  mblaisigbtber  ii. 

18  at  0.     miirb(b)uaÍH  o  ii      muiwitber  i,  mninigbther  ii,  mouigbtb-  d. 

19  robi  d  0,  ro  bbóe  n.     arduasnl  c  n.     imbeitb  o,  imbitli  d,  iiiibiotb  ii. 

20  a  d  e.     snaaigtfr  e,   biiagbetbar  i,   .suadhaitber  d,  «uaidbilber  n. 

21  <ane  caintiissimer  1,  caoine  oaoiutuismitbe(a)r  d  ii.  dferaib(b)  d  o. 
deitte  n,  dctba  e,  dedai  d. 


MOUANDS   FÜRSTENSFIEQEL.  93 

22  (27).    Apair  fris  ose  oec,  oec  a  flaith;  aidos'ecath  aride 
sencharpait.  Ar  ní'calncotli  are  senfoniiith,  remidéce  larmodece 
tairsceo   desiul   seéo   tuathbilull   do'féce,    im'dích   im'dithnathar  . 
aniap  co  faill  na  forraii  fonna  fod* rethat. 

23  (19).  Apair  fris,  nrhnasligethar  nach  mbretliemuin,  mani 
fássach  firinne  fiastar. 

24  (24).  Is  tre  fir  flaith eman  ro'saig  cech  dän  mochtaide 
mind  suithe.     Is  íar  suide  seis  fri  forcetal  förechta  ro'dämair. 

25.  Is  tre  fir  flaitheman  crTchait  cricha  cech  flaitheman 
firioin  corro'saig  cech  bo  cenn  a  hingelta. 

26  (17).  Is  tre  fir  flaitheman  each  n-étach  tlachta  do  sellaib 
süile  saigethar  ('?). 

27  (18).  Is  tre  fir  flaitheman  comrara  coimge  cethre  caich 
torith,  crTchait  crichichthai  cecha  flaithemnusa  firioin. 

28  (26).  Is  tre  fir  flaitheman  ara-ndemat  tre  blal  buraig 
cech  coimdeth  cenn  fora  chostathaib  cuicilche.  arechta  ran  riuth. 
Öen  nde  blai  äne  ech  n-oenaig.  Alle  blal  dlb  dflnaid.  Tress 
blai  briaid  cuirmthige  co  coimaib  co  mannaib  möraib  midchuarda 
medardae  balth  7  gaith,  gnäith  7  ingnaith. 

22  aece,  ecc  u,  éc,  eg  d.  flath-  i  n,  fl-a  d.  ardosetadh  e,  ardoseich-  n, 
ardoseidhedh  d.  aridh  d,  arae  e,  ara  seanfond-  n.  ami  caoin  ml-  d.  ara  n. 
senfouwaidh  e,  senfimda  d,  seaucharpaid  u.  remedéce  d  e  (n).  iarmidece  d. 
tairscu  i,  tarsce  d,  taiirsce  u.  desul  i,  deslol  u,  deisiol  e,  desil  d.  tnath-  n, 
tuathal  d,  tuadhal  i.  defece  i,  dofeicbi  e.  imditbimh  ditnathar  n,  iuidithnith-  d. 
aruab  e  n,  iiabo  d.  foirain  i.  fonuad  e  n,  fondaitb  i.  fotretbat  i,  fodreithed  e,  -  f^''' 
tbdieitb  u,  doreitbet  d.  "" 

23  nibuaislig(b)tber  d  e  u.  u-t  d.  mbrethimiun  i,  mbreitb-  e,  mbretea- 
»i/ian  u.  mane  i,  mana  n,  raun&b  d,  manbuti/i  e.  fassacba  i.  fiastara  i, 
iiadastar  e. 

24  rosoicb  n.    suidhiu  i.    ses  d.    fria  i. 

25  gacba  e,  om.  d.    tlatbimai»  i.    fireoin  den.    gosoich  n. 

26  netuigbi  d,  uedg-e  n.  da  e,  ta  d.  sealla  n.  saigetar  i,  suigbithar  d, 
saigitb-  e,  saigbtber  n. 

27  comrair  n.  comgi  i.  cethra  e,  cetbrai  n,  cbr-  d.  caicb  i,  gacb 
etc.  cet.  toraidb  e.  cricbicbtchai  i,  ciioba  cet.  gacb  d.  ílatbimiiusíe  i, 
tlaitbem(b)ain  d  n,  üaitbem-  e.    fireoin  e  n,  fior  eoin  d. 

28  steht  in  ii  vor  26.  arandemaid  d.  bla  e,  bl-  d.  buradbaigb  d  e, 
buraig  im  cecb  u-oenacb  1.  coimde  as  ceann  n.  forcostatbaib  i,  cbostadnibb  e, 
costaibb  u,  cosdadbacbaib  d.  cuicilg(b)e  d  e,  coicilche  n.  arecbt  1,  aireacbta  u, 
arec/ifaigb  e,  arac/iiaigb  d.  ran«,  u.  ritb  n,  ruitb  d,  ruitbtadb  e.  Oenmv  i, 
Aonda  u.  äne  om.  n.  noeuagb  i.  Ail  i.  bla  e.  duuatb  i.  bla  e,  blai  dib  u. 
coirwitige  e.  mid  coardaib  i,  luedbcbuarta  n.  medardba;  i,  medhartbar  u, 
meditiruith  e,  meadraibb  d.     nibaitb  i.    guatb  7  inguatb  d. 


94  R.  THURNEYSEN, 

29  (35).  A  pair  fris,  ni  mar  n-airlisi  n-imderga,  ar  is  dortatli 
cecha  flatha  folam  la  foscath  ó  fine  do  flaith  fuilitlie. 

30.  Apair  fris  nach  frith  fola  ro'ndligtlier  do  rätha  na 
aurnaidm  ara'rona,  ro'sá  ime  roruided  a  gruaide  faebraib  fri 
roT,  fri  hailecricha  fria  n-aill  fria  n-uile  imdegla. 

31.  Apair  fris,  niaurdallat  dana  sona  na  maine  mára  na 
lessa  for  lubra  leim. 

32  (39a).  Apair  fris,  ad'mestar  duile  duileman  dodaTosat 
dLvaal  do-rrösata;  nach  ret  nad  asa  mainib  miastar,  nicope  län- 
torath  dobera. 

33  (39c).   Ad'mestar  asa  toirthib  talmain. 

34  (39  d).   Ad'mestar  asa  besaib  inricib  ibar. 
35.   Ad'mestar  asa  coe  cloth  cethra. 

36  (39  e).   Ad'mestar  asa  raoaigthib  mblidit. 

37.  Ad'mestar  asa  huaisli  ith. 

38.  Ad'mestar  srnthu  slandiunach. 

39.  Ad'mestar  Tarn  assa  thoichib  tnathtacarthaib. 

40.  Ad'mestar  humit  asa  daingnib  denib  dluthaib  dlflmaicdib 
{oder  dlüth-dlüm-aicdib  ?). 


29  nurlisiu  i.  niradhercai  u,  nimdergtha  e,  nimdergdai  d.  folam  i, 
fol-  (1  e  {vgl.  fo  lilr  A  85).     lai  d.    fosg-ai  d.    co  Haitli  i.    fuilidhe  u. 

30  rodudligter  i.  torratha  i,  toratb-  d.  nodurnadmaim  e,  uadnrnaid- 
maim  d.  araronai  i,  arrona  d  e.  rasa  i.  iiinie  u.  roruidet  i.  a  om.  u.  fa;br-  i, 
faobra  e.  roe  u,  raoe  d,  lae  e.  hail  crich-  d,  hilcriocha  e.  frinaill  frinaile  u, 
friandaill  frianduile  e  d.     imdeglai  i,  immdeagblai  d. 

31  naburdallad  d  e.  uo  c.  muine  mar  i.  no  e.  lobro  i.  leii  no 
leim  d,  leim  no  leu  e. 

32  adameastar  d,  atmestar  i.  duilem-  d  c,  duilinuiiu  i.  todrosat  i, 
dorosat  e  n,  torosa  d.  torrosata  i,  dorosata  u,  torosata  d,  dorosta  e.  nadaa- 
samuinib  i.     nícobé  d,  nicobe  e,  nibé  n.     toberai  d,  totobera  i,   dodabeura  ii. 

33  Atmestar  i,  Atmesditr  e.    asalantorath  i.    talani(li)  d  e  u. 

34  Atmest-   i,  Atmesdur  e.     innr-aibb  d,   ionnracaibb  n,   innraictli-  e. 
85  Atmia.st-  1,  Atmesdur  e.    cae  u,  gc;e  d  e.    cetbrai  d. 

3G  Atmest-  c,  Amest-  1.  moigbtbif  d,  mogitb  I,  mogbudba  n.  a 
mblioc/it  u. 

37  in  n  hinter  39.     Atmest-  i,  Atmesdur  e.    huaslib  1. 

88  Atmest-  i.      srotha  slafnndinncha  n,  sriith  slan  (u)diuudaigh  d  e. 

39  Asmesdur  e.  iaranu  e,  iaronu  u,  iaro  d.  tboicibh  n,  toicibh  d, 
thoicthibb  e.    tuatb  tacartaibh  i,  tuath  taccartbar  d. 

40  Asmesdur  e.  daingue  d  u,  om.  e.  deine  d  e  u.  dlutb  e,  om.  i  u. 
dlnmaigdibli  <>,  dlumhaigbibb  u,  dlomaaigibb  d. 


MORANDS    FÜRSTEN8PIEGBL.  95 

41.  Admestar  arcat  asa  betha  brTgaib  bänaicdib  (oder  bríg- 
ban-aicdib  ?). 

42.  Ad-mestar  or  asa  öriiiamaib  allmaraib  adamraib. 

43.  Ad-mestar  htiir  asa  tindremaib  hi  turath  tecail. 

44  (39 f).  Ad-mestar  caercha  asa  cottuge  do  thlachtaib 
tuath  teclannar. 

45.  Ad-mestar  muca  meth-tairr,  air  is  caciia  gimssi  feile 
füasalcatli.  . 

46.  Ad-mestar  fTalla  foirme  firflatha,  air  is  each  rígréme 
recht  näd  asa  maínib  miastar,  nicobe  lantorath  do  do-gera. 

47.  Ad-mestar  düeru  drungu  fognama  foguat  biathat  toimdet 
taibret  tar  Hatha  firfolta. 

48.  Ad-mestar  sinu  suidib  siunser  somulnib  ilib  airmiten. 

49.  Ad-mestar  athra  sceo  mäthra  maínib  gaire  gairfoirside. 

50.  Ad-mestar  foibrithiu  cech  däna  drong  dron  dagaicdib. 

51.  Ad-mestar  cert  7  coir,  fir  j  dliged,  cumthus  7  corns 
cacha  flatha  fire  fria  huile  aicillne. 

52.  Ad'mestar  dire  coir  each  graid  do  soernemthib  7  döer- 
nemthib  ro-mmerus  ro-ndergathar. 

•41  airgcet  n,  airgei  d,  airg-d  e.  bedha  d  e.  brioghuibb  n,  brigh  i, 
brigha  e,  brighai  d.    banaig(h)ib(h)  d  n. 

42  foniiamaib  i.    allmarraib  i,  allmuraib(b)  d  e,  allmuiribb  u. 

43  tinnrotb  n.    bi  om.  d  e  u. 

44  caurcbu  i.  cotaig;,b)i  d  e,  ccotaighibh  u.  to  d.  teglamor  u,  tec- 
lanatbar  i,  teaglan?itur  e,  teuglannt-  d. 

45  fehlt  n.  mucix  i.  metbatbar  i,  metbar  d,  asa  metbitr  e.  ar  d  e. 
gach  gnuis  d  e.    fnaslugadh  e,  fuaslaic-  d. 

46  fialliu  i,  fiala  e,  ar  fiallu  d.  forme  i,  foirmde  n.  ar  d  e  n.  ri 
remM  e.  recht  na  red  i,  rigb  react  reimbe  nacb  red  n.  uacb  u.  asumuinib  i. 
miadbustar  n.     uibicai  i,  nibbia  gacb  n.     dotugera  i,  dou  togera  d. 

47  At  mestar  n.  doera  e  u,  daora  d.  dnmga  i,  drongu  d,  dronga  e  n. 
fogbnuid  biatbaid  u.  toniidlet  n.  taidbbret  n,  tairberat  e,  tah-berad  d. 
firfoltai  i. 

48  sinib(b)  d  e,  sin  n.  a  suidbibb  n.  sinnseraib  d,  sinnsioruibh  u, 
om.  e.    soiubaiuibb  e,  sombaoiuibb  n.     airmideu  d  e,  airmitiu  i,  airmhiduibb  u. 

49  fehlt  n.    muiuib  i.    gair  forsaigbi  e,  gairforrsaigb  d. 

50  Adin.  otn.  d.  fuibbrigb  u.  gacba  e  u,  cacb  a  d.  drongaib  i, 
dronga  e  u.     dronn  i,  droua  e  d.     dagbaigdif  d,   dagbaidib  i,  dagbaigibh  n. 

51  firdl-i  d.  comtbits  u,  comtus  e.  curus  d.  caicba  i.  fir  tl-a  e,  fir 
fi-ai  d.    fri  u.    aicille  i,  ait  illiits  (?)  d. 

52  coir  om.  d  e.  gacha  e.  saorneimbe  u.  do  dboer  ueimbe  u.  rom- 
mérus  e,  róm  erus  u,  rumenisu  i,  romeritsa  d.  iomderg(b>tbar  e  u.  rom- 
dergatar  i,  roiudergatb-  d. 


96  R.  THURNETSEN, 

53.   AtTflB  tochumlai,  a  mo  Nere  nflallgnaith,  co  Feradach 
Find  Fechtnacli,  fäsaig  do  tulclia  mo  bi-iathar. 
54  a.   Doilece  dorche  do  sorclie. 
h.   Doilece  bron  do  fäilti. 

c.  Doilece  borb  do  ecna. 

d.  Doilece  bsth  do  g*th. 

e.  Doilece  duer  do  soar. 

/;   Doilece  dochell  do  clilotliaib. 

g.   Doilece  néoit  do  gait. 

h.    Doilece  cailti  do  eslabrai, 

i.   Doilece  discire  do  fossti. 

k.   Doilece  dofeth  do  glallnai. 

I.    Doilece  anilaith  do  firflaith. 
m.   Doilece  á&huid  do  cliórai. 

n.   Doilece  go  do  fir. 

55.  Apair  fris,  ba  trocar,  ba  fírién,  ba  cosmail,  ba  cuibsecli, 
ba  fosath,  ba  eslabar,  ba  garta,  ba  fialainech,  ba  sesach,  ba 
lessach,  ba  eitir,  ba  innraic,  ba  suthnga,  ba  forustae,  ba  fir- 
brethach. 


53  Atrai  i,  Adrse  n,  Adraigh  d  e.  tochomla  c,  tocomhlai  u,  tocoml-  d. 
nuallghnaoidh  n.    fasaich  i.    do  a  tulchae  i,  thulchadha  e. 

tAa  In  i  hier  Tolled,  b  Talleci,  c  Dalleci,  dann  abgekürzt  Ta-;  in  e 
abwechselnd  Doleige,  Doleici,  Dol-i,  Tol-i;  i)i  <l  Tolc  yuit  Abkürzungszeichen, 
tinmal  Tol-i;  in  n  Doleigu  und  Doleicce. 

lAb  dfailti  (1. 

54  c  decuae  d. 
54  d  Dolin  e. 

54  e  safer  do  dhifer  e. 

54/"  doithcbell  d.    c(h)lotli  d  u,  do  tsoicill  no  clotha  c. 

54 ^r  neoitiu  i.    gharta  n. 

54 /t  cailtiu  i,  caillte  e  n,  cail-  d.     pslablira  ii,  d  eslaljra  i. 

54 i  discre  ii.    di  i.     fosta  e,  foisdine  ii,  dfnstu'  d. 

54/c  dofeith  e,  doetli  i.    gialli  I. 

54  Í  fehlt  e. 

54m  fehlt  c.    chore  I. 
54n  dfir  d. 

55  fris  om.  d.  ba  t«  I  nur  hier,  tiachher  hhá  oderh-;  die  anderen  Has. 
überall  ba  (e  eitwtal  pa),  firion  i,  firéu  n,  fireii  e,  fir-  d.  fosa  d  e,  fos-  u. 
eislabair  d,  heiislabra  c.  gurli  u.  fialloinrac/»  ii,  fialciifc/t  d.  .scsracli  i. 
indraicc   1.      siiitlieiiga  e,    suitengtai   d,  soiugtbe   n.     forfostie   I,   fotasda  e. 


MOKANDS   FÜRSTENSPIEGEL.  97 

56.  Ar  at;it  a  deich  aia'badat  goi  each  flaitheman  fomnas 
arnach'nderna  so  fomnas  huile,  a  uile  flaithemna,  fasaich  üaim 
a  deich:  flaith  7  febus,  cluith  7  coscar,  eland  7  cenel,  sid  7 
säegal,  tüceth  7  toatha. 

57  (37.  49).  Apair  fris,  fo'bä  fo'beba,  dorá  doTera, 
co'biii  co'bia,  is  ed  do'fuicerthar;  ni  flaith  manifallnathar  na 
gnimu  so. 

58  (44).  Apair  fris,  nT'fil  inge  eethri  flaithi  and:  firflaith 
7  cTallllaith,  flaith  congbala  co  slögaib  ]_  tarb flaith. 

59  (47).  Firflaith  cetamus,  lúithir  side  fri  each  fo,  fris'tibe 
firinne  inda'cluinethar,  cota'n-ocaib  inda*n-aiee.  Ar  nl  firflaith 
nad'nlamat  bi  bennachtnaib. 

60  (46).  Clallflaith,  ar'clich  side  cricha  sceo  tflatha  do'lecet 
a  seotu  7  a  téchta  ndó. 

61  "(45).  Flaith  congbala  co  slögaib  dianechtair^  in'soet  a 
slöig  side,  in'snádat  a  adilce,  air  nT  sáitTi  soitcedach  sechtair. 

62  (48).  Tarbflaith,  do'slaid  side  do'sladar,  ar-clich  ar'cle- 
char,  conxlaid  con-eladar,  ad'reith  ad'rethar,  doseinn  do'sennar, 
is  fris  con  bithbuirethar  bennaib. 


56  Ar  om.  d  e.  ataid  n,  Ata  d  e.  arabaithed  n,  arabáad  e  {in  i  ist 
das  Wort  nicht  mehr  lesbar),  gx  d  e.  cacha  e.  flathimain  i,  flaithemhoin  u, 
fl-eamu-  d,  flaith-a  e.  foni(h)nus  i  d.  arnach  ndfmwsa  e,  arnac/Hlonitóa  d, 
airnaich  iideru  . .  s  . .  ch  i,  aruacli  deniiis  u.  fouinis  i,  fomnus  n.  hi  n  fehlen 
die  ]\'ürter  ron  a  iiile  bis  flaith.  a  om.  d,  flaithiraua  i,  a  flatliemhna  e. 
fasaigb  d.  addeich  i.  cluicb  d  e,  duiche  u.  cinel  e  u.  sith  i  u,  sigh  d. 
tocadh  n,  toice  d  e.    toadh  n. 

57  fo  beabaidh  d.  dirra  dirrera  i,  dorara  d  u.  tofuioert-  d,  tofuigerthar  i. 
flatha  n.     mauc  i,  mana-  e  n,  numa-  d.     gnima  d  i,  gniomha  n.     sa  e  i. 

58  nifuil  d  e,  nifuilit  n.  acht  d  e  u.  rtaithimua  j.  fl-iom-auu  u.  fior- 
flaith  eim  u.     et  flaith  u.    go  sluagaibh  e,  go  sloghnibh  di;j  ueaohtair  u. 

59  Iiither  i,  Inith  er  d,  luiter  n.  foa  i.  indgdiuilfiiliar  i,  iuat  clui- 
netbar  u,  nidocluiuetb-  d.  cotenocaib  11,  codanocaibh  e,  coda  nogiiibb  n,  co- 
dainoccaipb  d.  jntenaice  i,  iu  uuu  ufaice  11.  flaith  n.  -niamait  i,  mamaidd, 
•nderaat  11,  (de?)auiiiäld~e.    bíí  d.    benacbtoibb  n. 

60  Clallflaith  .^.  n.  thuatha  d.  toUecet,  i,  doleigid  u,  doleicedb  e, 
dolecc-  d.    seoit  i,  s^oda  u,  .s.  d,  seota  téchta.  e. 

61  congphalai  i,  cong-bala  c.  slogai  i.  dian.  om.  i.  iusiiet  i,  inn- 
saigbed  e.  ion?isaigbid  n,  iu/isaidbet  d.  slog  sithe  i.  insnadait  d.  aidikbe  i, 
adbailge  u,  adilcne  e,  aidilgni  d.    ar  den.    sáidh  e.  saidh  d.  saitba  i,  saithe  n. 

62  Tarphfl-  d.  toslaid  i,  dosloid  d,  dosluidh  n.  tosladar  i,  doslnitbir  n. 
arclech  d.  concladh  n.  conclatar  i  e,  concletar  n.  atreith  u,  atreth  i.  at- 
rethar  i  n.     toseinn  i,  dosinn  u.     tosendar  i,  dosein«ar  d.     bith  buareth  d 

Zeitschrift  t.  celt.  Pliilolog'ie  X.I.  7 


98  R.  THUENEYSEN, 

63  (54).  AttTíe  tochomlai,  a  mo  Nere  niiallgnaith,  co 
Feradach  Find  Fechtnacb  flaithemain  ii-üasal  ii-äii,  co  cech 
Haithemaiii  fallnathar  co  fir.  Forcmath  mo  brlathra,  bertait  co 
bfiaid,  ata-midiur  sa  ar  mo  cbeneol  clith  cotom*ecnigetliar, 

63  Atrai  i,  Attraigh  d,  Adraigh  e.  tocomhlai  n,  tochomhla  e,  tou- 
coumla  d.  luxallgaaoidh  u.  Haithimain  nuasail  i.  fli\itliiinaiu  falnatliar  i, 
flaietheaui-  fault  iiaouth-  d.  Foninat  i  u,  fouarcniaou  d  (i?i  e  nicht  mehr 
vorhanden),  comiubiiaidh  e,  go  nibuaidh  u,  combuaeidh  d.  aitiniidinrsie  i, 
atta  miodarsa  u,  admithiiirsa  e  {der  Rest  des  Textes  fehlt),  adruidarsa  d. 
fhinel  II,  ciuel  d.  cotomecnigetar  i,  cotuiuegnith-  d,  fota  inieignither  n. 
H-  fiu-  du  qbais  Mor-  add.  d;  u  fährt  fort  wie  1  (s.  oben  S.  88). 


IV.   Übersetzung  des  ursprünglichen  Textes  (A). 

1.  Es  beginnt  ^lorands  Pensum  oder  die  Unterweisung  von 
Feradach  Find  Fechtnach  durch  Morand. 

2.  Erhebe  dich,  rufgewolinter  Nere;  die  Siegeskraft  der 
Pflichttreue  verherrlicht  dich.  Pflichttreu  ist  der  Gangi),  den 
du  vorhast  (zu  Feradach  Find  Fechtnach)  mit  der  Wahrheit  des 
Praejudiziums,  ein  wahrer  Dienstmann  eines  scharfsichtigen 
Fürsten. 

3.  [Es  sind]  die  wahren  Schätze  meiner  Worte  vor  meinem 
Tode,  die  Sieg  bringen;  die  Gerechtigkeit,   die  man  von  jedem 

»)  Dieser  Abschuitt  eutbält  allerlei  Scbwierigkeiten.  Die  Überlieferung 
weist  durchaus  auf  gor  intech  als  ursprüngliche  Lesart,  auch  in  Fassung  B. 
Aber  in  tech  für  a  tech  'das  Haus'  ist  in  einem  so  alten  Text  unmöglich, 
int  eck  'das  Pferd'  gibt  keinen  Sinn,  zumal  das  Verb  ara- fohnaider  oder 
■fulmaither  durch  1  und  It  als  das  richtige  erwiesen  wird.  Nur  schwer  habe 
ich  mich  entschlossen  im  tech[f]  zu  ergänzen,  das  ohne  weiteres  hineiiipafst, 
aber  einen  gemeinsamen,  von  keinem  Bearbeiter  verbesserten  Fehler  des  Ur- 
textes voraussetzt.  Was  ist  sodann  fäsaig  oder  fnsaig?  Redaktion  H  fafst 
es  als  Imperativ  eines  Verbs,  wie  weniger  aus  unserer  Stelle,  als  namentlich 
aus  §  53  hervorgeht:  lochumlai  .  .  co  Feradach  F.  F.,  fasaig  do  tulcha  mo 
briathar  'gehe  zu  F.,  verkünde  (?)  ihm  die  Höhen  meiner  Worte';  vgl.  auch 
§  5G  (fasaich).  Aber  welches  Verb  soll  das  sein?  Fdssugud  'Leeren'  pafit 
nicht.  Da  nun  unser  Text  §  19  verlangt,  dafs  der  rithtende  Fürst  sein  Urteil 
auf  früher  gefällte  Urteile,  auf  jiraeiudicia  stütze  (fii.'<naiijih  firinne),  so  liegt 
es  näher,  fäsaig  als  Genetiv  Sing,  desselben  Wortes  (fänsach  neutr.  o- Stamm) 
zu  fassen;  darnach  übersetze  ich.  Das  Wort  forbor  (forber  W)  dürfte  da.sselbe 
sein  wie  forbhfer  (fur-fer),  etwa  'Dieustmann',  das  Windisch  Tain  B.  C, 
S.  492  bespricht.  §3  von  2  zu  trennen  veranlafst  mich  der  Punkt,  mit  dem 
§  2  in  .\  schliefst;  auch  in  It  ist  diese  Interpunktion  möglich. 


MORANDS   FÜKSTENSPIEGEL.  99 

Herrscher  erwartet,  ist  diefs.  Sie  werde  mehr  erstrebt  (oder 
'geschätzt')  als  Methfluten,  durch  die  man  auf  grofsen  Ruhm 
abzielt.  "Wenn  du  an  Königen  vorbeikommen  wirst,  eile  zu 
Feradach  Find  Fechtnach!  Gut,  dauerhaft,  langlebig,  beständig 
ist  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers,  der  auf  Weisheit  hört.  Er 
bewahre  späterhin  meine  Unterweisung. 

4.  Verkünde  ihm  vor  Allen  das  Wort-),  bring  ihm  vor  Allen 
das  Wort,  melde  ihm  vor  Allen  das  Wort,  tue  ihm  vor  Allen 
das  Wort  kund^): 

5.  Er  mache  die  Gerechtigkeit  grofs,  sie  wird  ihn  grofs  machen. 

6.  Er  stärke  die  Gerechtigkeit,  sie  wird  ihn  stärken. 

7.  Er  bewahre   die  Gerechtigkeit,  sie  wird  ihn  bewahren. 

8.  Er  erhebe  die  Gerechtigkeit,  sie  wird  ihn  erheben. 

9.  Denn  so  lang  er  die  Gerechtigkeit  bewahrt,  wird  ihm 
Gutes  nicht  fehlen,  wird  seine  Herrschaft  nicht  zerfallen. 

10a.  Denn  durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers^)  werden 
grofse  Stämme  regiert. 

106.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  werden  grofse 
Sterblichkeiten  von  den  Menschen  ferngehalten. 

11.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  werden  grofse 
Kriege  nach  den  Gebieten  der  Feinde  zurückgeschoben. 

12.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  ist  jedes  Recht 
strahlend,  jedes  Gefäfs  voll  in  seiner  Herrschaft. 

13.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  ist  es  Ruhe, 
Heil,  Friede,  Freude,  Ungetrübtheit,  . . .  ^),  Glück,  Reichtum,  Be- 
haglichkeit, heiles  Herz,  was  jeder  Erbe  mit  seinem  Hauspfosten 
in  sein  schönes  Erbe  pflanzt. 

14.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  ist  alles  Land 
fruchtbar,  jedes  Gebären  in  voller  Ordnung. 

15.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  ist  Fülle  von 
allem  hochstehenden  Getreide. 


*)  Die  später  ungebräuchliche  Form  der  Präposition  hat  die  ganze 
spätere  Tradition  dazu  verführt,  in  ri  die  Nebenform  von  fri  zu  sehen  und 
daher  ri  each  m-brethir  oder  ähnlich  zu  schreiben. 

')  Zu  brig  vgl.  aufser  Meyers  Contrib.  auch  Imram  Suedgusa,  Str.  59: 
Brigfaidh  Andnnst  proicept  sulbair. 

♦)  'Die  Gerechtigkeit  des  Herrschers'  ist  wohl  keine  volle  Öer- 
setzung  von  fir  ftcithemo7i,  das  das  gesamte  richtige  Benehmen  des  Fürsten 
einschliefst,  wobei  allerdings  die  Gerechtigkeit  obenan  steht.  Das  Gegenteil 
ist  go  flatha%2b.  ^ 

')  Was  ist  soad?     'AU   ^c^      K^  . 

7* 


100  R,  THURNEY8EN, 

16.  Durcli  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  werden  die 
Baumfriichte  des  grofseii  A\'aldes  als  süfse  Manna  gesclnneckt. 

17.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  ist  Makel- 
losigkeit aller  öewänder;  denn,  wenn  sie  gefärbt  werden,  werden 
sie  mit  dem  Farbenglanz  des  Auges  erstrebt  ^). 

18.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  ist  ein  schützender 
Schrein  jedes  Viehs  im  Gebiet  des  gerechten  P^ürsten. 

19.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  wird  kein 
Rechtsstreit  geführt,  ohne  dafs  er  sein  Urteil  durch  Praejudizien 
der  Gerechtigkeit  stützt. 

20.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  landet  ein 
Schiff  (liburna)  mit  stattlichen  Frauen,  eine  Barke  mit  grofsen 
Schätzen  am  Ende  jedes  Landes. 

21.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  heben  die  Ge- 
scliöpfe  viele  Schätze,  goldene  und  silberne. 

22.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  bringt  das  Meer 
viele  Gestalten  herbei;  kleine  und  grofse  Tiere  werden  auf  den 
Stränden  zurückgelassen. 

23.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  wird  der  Fisch 
aus  den  Wellen  des  Wassers  des  Flusses  im  Schwimmen 
erjagt "). 

24.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  findet  jede 
(Diclit)kunst  Ehrung^)  in  ihrem  Sitz  nach  ihrer  Mühe  mit 
Weisheitssprüchen  zur  friedlichen  Belehrung. 

25.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  schreiten  schöne 
Witterungen  in  jedem  ordnungsmäfsigen  Vierteljahr  einher:  der 
Winter  schön  mit  angemessenem  Wetter,  der  Frühling  trocken 
und  windreich,  der  Sommer  heifs«)  und  reich  an  Regenschauern, 
der  Herbst  mit  schwerem  Tau  und  fiuchtbari").  Denn  das  falsche 
Benehmen  des  Fürsten  bringt  falsche  Witterungen  über  schlechte 
Völker,  dafs  des  Erdbodens  Frucht  vertrocknet  (oder:  erfriert). 


•)  d.  h.  man  will,  dafs  die  Gewänder  glänzen  wie  das  Auge. 

^)  Ich  konstruiere:  donegar  iasc  a  tonnaib  uisci  aibtie  snamaib.  Die 
Flüsse  sind  so  voller  Fische,  dafs  sie  ein  Schwimmender  erhaschen  kann. 

")  Ich  möchte  mochla  als  mochto,  Ackus.  Plur.  von  tnochtad,  ftiascu. 
Die  Dichter  werden  durch  Ehrensitze  belohnt. 

")  Zwischen  ^Víhí  und  t(n)Hr  niufs  ein  Unterschied  bestehen. 

•")  Dieser  Spruch  ist  in  die  erweitertste  Fassung  der  Tecosca  Connaic 
aufgenommen  worden  (ed.  K.  Meyer  §  36). 


M0RANDÍ5   FÜRSTENSPIEGEfi.  101 

20.  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  sind  die  drei 
'Freiheiten  von  Zorn'*')  bei  jeder  Versammlung",  bei  der  Spiele 
veranstaltet '2)  werden  mit  (Scliild)r;lndern,  mit  Siegen  bei  sanfter 
Witterung:  die  F'reiheit  der  Trunkenheit  bei  jeder  Festversamnilung; 
die  zweite  Freiheit  der  Heeresbildung  (des  Lager- Schiagens?) 
durch  zuständige  Stämme,  die  geordnet  werden;  die  Freiheit  des 
grofsen  Tech  Midchuarda'^),  wo  PMle  und  Unedle  tollen,  Toren 
und  Weise  tollen,  Bekannte  und  Unbekannte  tollen  i^). 

27.  Sage  zu  Feradach,  er  solle  ein  vorauswissender  Lenker  i'») 
des  alten  Wagens  sein,  der  vorwärts  blickt,  rückwärts  blickt, 
ihn  gegen  sie  wendet  und  über  sie'^),  der  sich  ihrer  erbarmt, 
sich  um  sie  sorgte'),  der  sie  beschützt,  sich  für  sie  stellt'''),  damit 
er  nicht  zerbreche,  damit  er  stütze i^)  die  Grundlagen,  die  ihn 
stützen. 

28  2«).  Durch  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  ist  alles 
Vieh  im  Gebiet  jedes  gerechten  Herrschers  ohne  Seuchen, 
ohne  Not. 


")  d.h.  Dinge,  die  sonst  den  Zorn  des  Herrschers  erregen,  aber  dies 
unter  gewissen  Umständen  nicht  tun. 

'-)  Ich  habe  -coistetar  in  ■costatar  (von  C07i-sddi)  geändert,  da  B  28 
das  Substantiv  costathaib  hat. 

")  Festhalle  der  irischen  Oberkönige  in  Temair. 

")  Es  läist  das  auf  eine  sehr  energische  'Feststimmung'  sehliessen. 

")  arad  explikativer  Genetiv. 

'*)  'sie'  sind  wohl  die  Untertanen. 

")  Wohl  nicht:  'der  sie  dahinrafft'  (s.  Pedersen,  Yergl.  Gramm. 
II  482). 

'*)  Imdidnad  scheint  nach  dieser  Stelle  Deponens  zu  sein;  •ditnathar 
(von  di'tiu)  steht  hier  und  in  1Í  22  nur  in  der  jüngsten  Hauds<'hrift  u  und 
wäre  synonym  mit  'dim  (aus  di-eim).  Imdidnad  heilst  jemand  aus  einer 
Lage  erlösen,  indem  man  selber  für  ihn  eintritt,  s.  B.  of  Armagh  18 a 2 
(Sarauw,  ZCP  5,513).  Die  Ableitung  von  don  'Platz'  ist  in  diesem  Kompositum 
noch  besonders  deutlich. 

'")  -coimb  3.  Sing,  des  Subjunktivs  von  con-boing,  vgl.  to-aithib 
Eriu  VII  162, 5  zu  ta(i)thboing.  Das  folgende  Wort  ist  man  versucht,  da  B  22 
CO  faill  liest,  in  co  folli  'durch  Nachlässigkeit' zu  verbessern,  was  einen  guten 
Sinn  gäbe.  Aber  man  begriffe  nicht  recht,  warum  alle  Hss.  unserer  Version 
das  bekannte  Wort  in  das  dunkle  folla  (follach,  folaib)  geändert  haben  soUten. 
Darum  habe  ich  die  Änderung  in  fo'llö  gewagt,  da  fo'llu  —  fod'longat  gut 
in  den  Stil  unseres  Autors  pafst. 

■■'•')  Dal's  dieser  Abschnitt  zum  alten  Bestand  gehört,  ist  nicht  ganz 
sicher,  da  er  nicht  nur  in  a  h  y  fehlt,  sondern  auch  in  u  nicht  aufgenommen 
ist;  doch  findet  er  sich  aulser  in  1  auch  in  L. 


102  R.  THÜRNEYSEN, 

29.  Durcli  die  Gerechtigkeit  des  Herrschers  ist  jede  Leibes- 
frucht gedeihend,  jeder  Wurf -i)  fruchtbar,  jedes  Gebären  in  voller 
Ordnung'-). 

30.  Sag  ihm,  er  soll  kein  Austeiler  geschminkter  Lüge  sein; 
denn  Lügen  vermögen  nichts  Gutes  im  (gericlitlichen)  Zweikampf. 

31.  Sag  ihm,  er  soll  nicht  mit  einer  Lüge  sich  zum  Zwei- 
kampf stellen;  denn  es  ist  nicht  gefunden  und  wird  nicht  gefunden 
werden  ein  Richter,  der  gerechter  ist  als  der  Zweikampf. 

32.  Sag  ihm,  er  soll  seine  Herrschaft  nicht  zwischen  Speer- 
spitzen setzen;  nachdem  (einmal)  die  Spitzen  aneinander  vorbei- 
geflogen sind  23),  w^eifs  man  nicht,  wessen  Nutzen,  wessen  Schaden 
es  sein  wird. 

33.  Sag  ihm,  es  sei  nicht  leichter  Bitten  an  den  Fürsten 
zu  bringen  als  für  ihn  einzuti-eten,  nicht  leichter  ihn  zu  zer- 
schmettern als  ihn  zu  schützen 2*). 

34.  Sag  ihm,  er  soll  nicht  übermütig,  betrügerisch,  schwierig, 
stürmisch,  ein  übler  Bitter-"'),  übelzungig  sein. 

a.  Denn  jeder  üble  Bitter  verdient  Verweigerung  25). 

h.  Jeder  Stürmische  verdient  Dämpfung. 

c.  Jeder  Übermütige  verdient  Erniedrigung. 

d.  Jeder  L'berwältiger  verdient  geknickt  zu  werden-''). 

2')  duth  das  Stammwort  des  Verbs  do{i)thid  Cormac  s.  v.  Mug  éme, 
dothais  Anecd.  HI  59,22,  kymr.  dudwi  bret  dozi'i. 

''")  Weil  dieser  Satz  scbou  in  §  U  vorkam,  hat  A  (a,  h  y)  diesen  Abschnitt 
mit  14  verschmolzen. 

'*)  Der  Subjunktiv  ducoiset  im  allgemeinen  (zeitlosen)  Satz. 

-•)  Ob  die  Übersetzung:  richtig  ist,  scheint  mir  zweifelhaft.  In  diosor 
Fassung  würde  der  Spruch  passender  an  die  Untertanen  als  an  den  Fürsten 
gerichtet.  Für  a  túnrcon  lesen  1  und  L  a  togairm  'ihn  zu  berufen',  was  nicht 
besser  ist.    Vgl.  oben  S.  71. 

'^)  Die  Lesart  von  L  doguittech  und  in  a)  duigthcch  scheint  mir  auf  ein 
Kompositum  von  do-  und  gnidf  zu  weisen,  das  allein  hier  einen  befriedigenden 
Sinn  ergibt.  Denn  unglücklich  {doÜicedach)  zu  sein,  kann  man  einein  nicht 
verbieten.  Die  ähnlichen  Wörter  dogdcch  und  do{i)lhge  {=  do-thoiga)  haben 
in  den  Hss.  allerlei  Verwirrung  hervorgerufen.  Freilich  pafst  dann  im  Schlufs 
von  a  weder  digdi  'Bitte'  noch  dige,  das  nach  O'Clery  (s.  v.)  und  O'Dav.  5!)0 
(wo  digc  für  dighde  zu  lesen  ist)  etwa  'Kumpensation,  Zufriedenstellung'  hcifst. 
Ich  habe  daher  dibe  dafür  eingesetzt,  was  allerdings  wieder  einen  alten 
Fehler  voraussetzt. 

"")  fuidbrch  zu  fo-di-iong-  wie  tnidbech  EU  to-aifh-buyig-.  Adjektivisch 
scheint  es  in  cvechtai  fuidbecha  T.B.  ('.  (YBL)  2077.  Nur  in  u  dafür  fuidh- 
bheachd,  vgl.  O'Reilly's:  fuidhbheachta  'quarreis,  wickeil  deeds,  deceptions', 
fuidhbhcachtar.h  'quarrelsome,  treacherous'. 


M0RAND8    fCrSTENSPIEOEL.  103 

e.  Jeder  Übermäfsige  verdient  Verfall  2"). 

f.  Der  Hartnäckige  verdient  seinen  Tadel  ^*). 

g.  Weiter '-'•')  verdient  jeder  Cbelzungige  Hafs. 

h.  Jeder  falsch  Richtende  verdient  kurzes  Leben  und  Ent- 
setzung und  Aussterben. 

35.  Sag  ihm,  er  soll  nicht  rüten^o) .  . .;  denn  Blutbeflecktheit 
ist  Ausschütten  jeder  gerechten ^i)  Herrschaft  auf  den  Boden. 

36.  Sag  ihm,  seine  Hand  soll  nicht  blutbefleckt,  nicht 
frevlerisch  sein,  sein  Kauen ^-)  nicht  blutig,  sein  Flüstern  nicht 
...^•♦),  sein  Atem  nicht  kalt. 

37.  Sag  ihm,  er  soll  nicht  kalte  Schlucke  Blutes  auf  kalte 
blutige  Bissen,  auf  das  Fleisch  seiner  Verwandten  trinken'^). 
Denn  diese  Welt  ist  von  Stunde  zu  Stunde,  von  Tag  zu  Tag 
durchaus  unnütz,  unsicher,  ungewisser  Besitz.  Dahingestorben 
ist,  dahinsterben  wird,  abgefahren  ist,  abfahren  Avird  jeder,  der 
gelebt  hat,  jeder,  der  leben  wird^^). 

^'')  Zu  feacred  vgl.  Triads  of  Irelaud,  Glossar;  Monaster}-  of  Tallaght 
p.  176  s.  V.  fo-fo-esscrinim. 

^^)  Vielleicht  gab  es  neben  t-air  und  t-ath-air  ein  ath-air,  so  dafs  o 
kein  Pronomen  wäre. 

*'■•)  beus,  das  in  L  fehlt,  ist  wohl  nicht  ursprünglich,  sondern  nur  von 
den  Hss.  eingesetzt,  die  a  und  g  ähnlich  lesen  (dotche,  dothchadach). 

ä")  imdergga  ist  woiil  als  Subjunktiv  in  Tmesis  mit  n'i-  zu  fassen;  wenn 
man  mit  1  die  Präp.  ar  wegläfst,  könnte  es  heifsen:  'er  soll  nicht  Teile  des 
Gehöftes  röten'.  Aber  bei  ramm  ist  wohl  eher  an  Fleischstücke  zu  denken. 
Jedenfalls  mufs  es  eine  Umschreibung  für  'er  soll  nicht  morden'  sein;  vgl.  B  29: 
ni  mär  n-airlisi  n-imderga'^ nicht  viele  Gehöfte  soll  er  röten'?  Zu  airlis 
vgl.  AL,  Glossar.  Oder  ist  arlissi  Adjektiv  zu  ranna,  vgl.  arlhis  Fei.  Sept.  27, 
ni-erlissaigther,  niimquam  .  .  fastiditur  MI  62  a9:  'er  soll  nicht  ekelhafte 
(Fleisch)stücke  röten'? 

^')  In  flatha  firinne  ist  firinne  offenbar  der  Gen.  fem.  des  Adjektivs 
firión;  in  §  18,  wo  flatha  den  Fürsten  bedeutet,  steht  dagegen  die  männ- 
liche Form. 

3-)  acnavi  von  ad-cnäm  (cnäid),  vgl.  acnamacht  .i.  proinn  fir  obra 
Corm.  transl.  16,  acnamad  'Ration'  V.  Trip.  2'28,2  (acnabad  232,17)  und 
acnamh  O'Dou.  Suppl. 

")  renn  {raind  u)  kenne  ich  nicht;  rith  addm  rend  'der  Lauf  meiner 
zwei  Beine'  (Erin  1,72,1)  liegt  weit  ab.    Kaum  rind  "Speei-spitze". 

3*)  Die  Form  -Ina  statt  hi  ist  sonderbar  und  wohl  fehlerhaft,  aber 
dulrch  alle  Hss.  gestützt;  vgl.  as-lu  {'lau),  at'lu  Eriu  YII  134,  conara'lú  sotn 
(Hs.  Sil)  Monastery  of  Tallaght  U5,  21. 

^'•')  Das  überaus  starke  Abweichen  jeder  Handschrifteuklasse  zeigt,  dafs 
hier  alte  Verderbnis  vorliegt.  Ihren  Grund  sehe  ich  erstens  darin,  dals  früh, 
vielleicht  schon  in  der  Urhandschrift   is  hinter  ar  ausgelassen  war.  so  dafs 


10!  K.  TIIURNEYSEN, 

38,  Sag  ilim,  Verwandtenmord  möge  er  niclit  verüben.  "Weh 
dem,  auf  den  er  sicli  ergiefst;  weli  dem,  durcli  den  er  ausgegossen 
wird!  Er  wird  von  Gott  gerächt  bis  zum  neunten  Glied  (eigentlich 
'Menschen'),  so  daCs  er  Vergänglichkeit  verursacht  und  kurzes 
Leben;  er  verschüttet  seine  Würde  und  seinen  Glanz,  er  löscht 
aus  seine  Glut  und  sein  Pfand,  er  vernichtet  seine  Kinder  und 
seine  Erben,  er  verursacht  viel  Übles  hier,  er  wird  dort  sieben 
mal  siebenfach  bestraft. 

39,  Sag  ihm,  er  soll  alles  Gute  tun,  denn  durch  Gutes  wird 
jeder  gut.  Er  soll  jeden  unter  sein  3«)  Joch  bringen,  den  er  treffen 
wird.  Denn  was  ausgegeben  wird,  wird  er  einbringen;  denn 
durch  Böses  wird  Böses  eingebracht^"). 

40,  Sag  ihm,  wer  erschlägt,  wird  erschlagen  werden;  wer 
verrät,  wird  verraten  werden. 

41,  Sag  ihm,  freigebig  (?)  ist  der  Mann  , .  J^). 

42,  Sag  ihm,  er  soll  nicht  stolz  und  hochmütig^-')  sein,  nicht 
nur  mit  sich  selber  Rat  halten.  Denn  Räte  sind  besser  als  (ein) 
Rat,  Verstände  sind  besser  als  (ein)  Verstand,  "Weisheiten  sind 
besser  als  (eine)  Weisheit,  Das  Beste  von  aller  Weisheit  der 
Menschheit  ist  angemessenes  Wesen  und  Einfachheit,  Schweigen 


man  ar  als  Priipositiou  zu  clarbae  zog.  Ferner  darin,  dafs  poetisch  each  statt 
in  each  vor  den  Relativsätzen  stand  und  früh  abgekürzt  eil  geschrieben  war; 
daher  in  L  coich,  in  l(  57  co\  in  A  (vor  die  vorhergehenden  Verbalformen 
verschleppt)  cä,  in  u  eon.  Endlich  zeigen  hai  und  biaa,  dal's  auch  im  Vorher- 
gehenden einst  Präteritalforinen  und  Futurformen  nebeneinander  standen;  diese 
lauteten,  wie  ich  sie  in  den  Text  gesetzt  habe.  Aber  schon  im  9.  Jahrhundert 
fielen  'bebae  und  -bibn,  -rerae  und  rem  lautlich  zusammen  und  scbiencn 
einfache  Dubletten.  Darum  wurden  im  Anschluis  an  §  4U  die  Subjnuktive 
(lo'bd  und  do'rd,  die  dort  sehr  wohl  an  ihrem  Platze  sind,  aber  hier  nicht 
passen,  an  Stelle  der  reduplizierten  Formen  eingeführt  (bewahrt  in  A  und  u); 
die  Redaktion  11  hat  überhaupt  unsere  Paragraphen  37  und  49  verschmolzen. 
Die  übrigen  Handschriften  haben  den  unverstäudlichen  Text  verschieden  gekürzt 
und  umgeformt. 

•'")  Wenn  der  Text  so  richtig  ist,  ist  zu  verstehen:  'unter  das  Joch  des 
Guten';  forinm  scheint  ein  alter  Fehler,  durch  das  vorhergehende  fvmam  und 
das  folgende  foriefa  veranlal'st. 

^')  Die  Lesarten  fofcchnr  und  adfaiar  scheinen  auf  fofevar  zu  weisen, 
zu  dem  fofia  das  aktive  Futurum  ist;  wohl  zu  demselben  Stamm  wie  ad-fcn 
'er  vergilt'.     Meine  l'bersetzung  'einbringen'  ist  nur  Vermutung. 

'")  fctnal  mir  unverständlich;  etsad  'der  Schatzkammern'  würde  die 
Alliteraticm  zerstören. 

"")  Sinüe  und  sotla  sind  am  Ii  T.  B.C.  (LU)  tl49  verbunden;  vgl.  soisti- 
geneth  ZCP  S.  ;?07.  4. 


MOItANDS    FüRSTENSPIEGEIi.  105 

und  Kluglieit;  die  besten  der  Tugenden  sind  Geduld,  Ruhe,  Wissen, 
Beharrlichkeit,  Mut^"),  Beraten. 

43.  Sag  ihm,  er  soll  nicht  den  alten  Glauben  für  einen 
neuen  Glauben  hingeben,  niclit  einen  guten  Mann  für  einen 
schlechten  Mann,  nicht  ein  gutes  Weib  für  ein  schlechtes  Weib, 
nicht  Ruhm  für  Nahrung,  nicht  seine  Ehre  und  seine  Seele  für 
die  Pferde  eines  Pferdediebs. 

44.  Es  gibt  nur  vier  Fürsten  in  der  Welt: 

45.  Der  Fürst,  der  mit  Heeren  von  aulsen  Besitz  ergreift, 
der  hat  gewöhnlich  eine  schwache,  leicht  entgleitende  Herrschaft. 
Sobald  seine  Heere  sich  von  ihm  wenden,  wendet  sich  seine 
Würde  und  der  Schrecken  vor  ihm  zurück. 

46.  Der  kluge  Fürst  aber,  der  besitzt  sein  Gebiet  ohne 
Siege,  ohne  Triumphe;  er  nimmt  niemandem  weg,  niemand 
nimmt  ihm  Aveg-»!).  Er  schifft  seine  Zeit  dahin  in  Tagen  und 
Nächten,  denn  in  Tagen  und  Nächten  wird  die  ganze  Welt 
durchlebt  ■!-). 

47.  Der  wahre  (gerechte)  Fürst  jedoch,  der  und  die  Ge- 
rechtigkeit machen  sich  gegenseitig  grofs,  sie  stärken  einander, 
sie  streiten  für  einander,  sie  bauen  sich  gleichzeitig  auf. 

48.  Der  Stierfürst  sodann,  der  ist  kein  beliebter  Mann. 
Er  schlägt,  er  wird  geschlagen;  er  schädigt,  er  wird  geschädigt; 
er  springt  an,  er  wird  angesprungen.  Gegen  ihn  wird  fort- 
während mit  den  Hörnern  gewühlt  •*'^).  Schroff  und  schwierig 
ist  der  Anfang  seiner  Herrschaft,  verhafst  und  unfürstlich  ihre 
Mitte,  unstät  und  leicht  entgleitend  ihr  Ende.  Gegen  seine  Söhne 
werden  sich  (seine)  Schulden  zusammenballen,  werden  sich  die 
Gesichter  erheben,  werden  sich  die  Herzen  verschlief  sen.  'Keinen 
Willkomm'  sagen  alle  "den  Söhnen  dieses  Fürsten!  Die  Herr- 
schaft eures  Vaters  war  einst  nicht  gut  für  uns'. 

49.  Jeder  Fürst,  der  nicht  nach  den  wahren  Sitten  der 
Gerechtigkeit  regiert,  der  soll   absterben,  der  wird  absterben; 

")  age  (nur  in  A)  ist  wohl  das  Abstraktum  zu  O'Reilly's  aigh  'generous, 
valiant',  vgl.  aig  'keen?'  Salt,  na  R.,  Glossar;  Windisch,  Tain  B.  C,  S.  96*. 
Die  Bedeutung-  geht  aus  keiner  Belegstelle  klar  hervor. 

*')  -(leni  scheint  hier  seine  eigentliche  Bedeutung  'weg  tun"  zu  haben. 

*-)  Eigentlich  'durehsehifl'f. 

*')  Zu  konstruieren:  bith-buiredar  co  mbennaib.  Statt  buiredar  oder 
buirethar  (li  62)  würde  man  eher  eine  synkopierte  Passivform  (buirther  oder 
besser  buirthir)  erwarten.  Denn  bith  ist  kaum  Substantiv:  'Gegen  ihn  wühlt 
die  Welt  mit  den  Hörnern'. 


106  R.  THÜRNEYSEN,   MORANDS   fCrSTENSPIEGEL. 

der  soll  dahiufabren,  der  wird  daliinfahren;  was  er  erwirbt, 
zerstört  er. 

50.  Sag  ilim,  er  soll  sieb  niebt  dem  Leugnen  anvertrauen; 
denn  nicbt  bäufig  ist  ein  Leugner,  dem  es  immer  besser  gebt. 

5L  Sag  ibm,  er  soll  sieb  niebt  falscben  Propbeten  an- 
vertrauen; er  soll  sieb  der  Wabrbeit  anvertrauen,  die  wird  ibn 
besser  bewabren. 

52.  Wenn  er  dieses  alles  getan  bat,  wird  er  alt  werden,  dauern, 
langes  Leben  baben,  triumphreieb  sein,  siegbaft  im  Kampf,  ein 
König,  ein  Gewaltiger,  ein  Gnadenvoller,  reicb  an  Heeren,  wobl- 
redend'*^),  freigebig''^),  er  wird  reieb  sein,  leicbt  zu  erbitten, 
voll  von  jedem  Guten;  er  wird  erreieben,  was  er  suebt;  sein 
"Wunscii  wird  ibm  zu  Teil  werden;  für  ibn  wird  jeder  Monat  in 
seiner  Blüte  stellen.  Von  ihm  wird  Irland  weiter  geerbt  werden 
bis  zum  jüngsten  Geriebt. 

53.  ^^'er  es  aueb  sei,  der  das  alles  tut,  meine  Ptliebttreue 
wird  ibm  zu  Hilfe  kommen. 


[1  hat,  mit  Benutzung  von  B  63,  folgenden  Schhifs  hinzu- 
geseist: 

54.  Sag  ilim,  er  soll  meine  Worte  bewabren,  sie  werden 
ihn  zum  Sieg**"')  führen;  leb  richte  sie  (an  ibn)  wegen  des  Er- 
löschens»") meines  Geschlechts.  Der  Geist  meiner  lieben  Pflicht 
zwingt  mich,  ein  Trennungslauf  wohlklingender  Berichte»*). 

55.  Die  Siegeskraft  jedes  Herrschers  ist  seine  Gerechtigkeit, 
die  Freude  jedes  Feldes,  die  Förderung  jedes  Volkes. 

56.  Sag  ihm,  er  soll  sich  nicbt  dem  Heidentum  anvertrauen, 
er  soll  sich  der  Wahrheit  anvertrauen,  sie  wird  ihn  bewabren. 

{Jiier  sieht  §  50,  s.  oben.) 

57.  Sag  ihm,  er  soll  sieb  nicbt  Götzen  anvertrauen;  er 
vertraue  sich  Gott  an,  der  besser  ist  als  Götter,  dem  Gott  des 
Himmels.  — ] 


**)  Eigentlich  ' wohlbeznngt,  mit  guter  Zunge'. 

")  Der  Genetiv  SHithchermn  ist  hier  mit  Adjektiven  koordiniert. 

*«)  combuaid  statt  cu  buaid  lesen  auih  manche  llss.  von  H. 

*■)  'Wörtlich  'wegen  des  Si(h-Verl)ergens". 

*")  Das  i<5t  wiihl:  nifiiio  Beiiililo  trennen  sich  hiermit  von  mir. 

Bonn.  R.  TnuKNEYSEN. 


ORTHANACH  UA  COILLAMA  CECINIT. 


Zu  dem  Abdruck  dieses  Gedichtes  bestimmt  mich  vor  allem 
eine  Bemerkung  Thurneysens  in  seiner  Besprechung  meiner 
'Ältesten  irischen  Dichtung'  im  vorigen  Bande  S.  447.  Er  spricht 
dort  den  Wunsch  aus,  meine  Behauptung,  dafs  c-  und  g-,  t-  und 
d-  als  Bindungen  gelten  können,  durch  weitere  Beispiele  erhärtet 
zu  sehen.  Nun  stammt  zwar  das  folgende  Gedicht  erst  aus  dem 
9.  Jahrhundert,  ist  aber  mit  möglichster  Beobachtung  aller  aus 
der  ältesten  Zeit  überkommenen  Regeln,  sowohl  was  Alliteration 
als  Bindung  betrifft,  abgefafst.  Leider  ist  es  nur  in  einer  Hand- 
schrift, dem  Buch  von  Leinster  S.  51  a,  erhalten,  z.  T.  unleserlich, 
vielfach  verwahrlost  überliefert  und  an  mehreren  Stellen  im 
Faksimile,  das  ich  mit  dem  Original  verglichen  habe,  noch  weiter 
entstellt.  Ich  kann  daher  weder  einen  vollständigen  Text  noch 
eine  fortlaufende  Übersetzung  liefern. 

Als  Verfasser  bezeichnet  LL  gewils  mit  Recht  den  840 
gestorbenen  Orthanach  üa  Cöillama,  Bischof  von  Kildare.  Gleich 
den  beiden  anderen  von  ihm  herrührenden  Gedichten  i)  handelt 
auch  dieses  von  der  älteren  Geschichte  Leinsters.  Auch  sind 
alle  drei  in  demselben  Yersmafs,  nämlich  einsilbig  reimender 
rannaigecht,  abgefafst.  In  allen  dreien  finden  wir  ferner  die  für 
die  älteste  Periode  charakteristische  fortlaufende  Alliteration, 
oder  wenigstens  das  Bestreben  sie  durchzuführen,  endlich  sowohl 
zwischen  den  Kurz-  als  Langzeilen  und  Strophen  die  von  mir 
in  'Alt.  ir.  Dichtung'  I,  S.  8  ff.  geschilderte  Bindung.  Wo  sie 
fehlt,  wird  entweder  eine  Verderbnis  des  Textes  vorliegen  oder 
es  handelt  sicli  um  Licenzen.  die  im  einzelnen  noch  festzustellen 

>)  Es  siml  dies  das  von  mir  unter  dem  Titel  'Hail  Brigit'  yerüffeutliclite 
uud  eiu  in  'Alt.  ir.  Dichtung'  I,  S.  23  erwähntes  Gedicht  mit  dem  Anfang 
A  chöieid  chain  Catrpri  chrüaid. 


108  KUNO   MEYER, 

sind.  So  mag  in  der  8.  Strophe  Ahrat  auf  Äih  zurückgehen,  in 
der  14.  fnocrais  auf  formach,  in  der  26.  a  auf  ir.  Darüber  aber, 
dafs  c-  Bindung  mit  g-,  t-  mit  d-,  ferner  auch  jj-  mit  b-  bildet, 
kann  bei  der  Fülle  der  Beispiele,  die  das  Gedicht  bietet,  kein 
Zweifel  mehr  bestehen.  So  haben  wir  nicht  weniger  als  neun 
Belege  für  c-:g-,  nämlich  2  b  chuirp:  gahsal,  5d  Corb:gum,  9  a 
gairg  :  Corprc,  IIa  glond:Cormac,  12 d  Gcdl-.cöic,  21b  cJniir-.galaih, 
24  a  glend :  Corpre,  29  a  gräd :  Cohthach,  32  b  gäel :  co.  Zwischen 
t-  und  d-  liegt  Bindung  vor  21c  tain:  da,  25  a  inaig :  Bünlang, 
26a  Dcirg :  tallad,  Gob  dall:  träag;  zwischen  p-  und  b-:  31b 
hrcss :  Pätraic. 

Eine  Erscheinung,  die  ich  bisher  bei  anderen  Gedichten 
nicht  beobachtet  habe,  ist  nun,  dafs  unser  Dichter  diese  Bindung 
auch  im  Innern  der  Verszeilen  an  Stelle  der  Alliteration  gebraucht. 
Die  Beispiele  sind  zu  häufig,  als  dafs  es  sich  um  Zufälligkeiten 
handeln  könnte.  Ich  führe  an:  crithrc  grinnc  5,  döib  tüath  6, 
deec  trichem  13,  Cormac  gäis  14,  Bergabail  trcn  19,  Duin  tren  23; 
vielleicht  auch  Cobthach  gabais  2,  cäel  gnc  ib. 

In  Str.  30  ist  die  mangelnde  Bindung  durch  den  gleich- 
lautenden Anfang  aller  vier  Kurzzeilen  {aill  is)  ersetzt.  Vgl. 
'Alt.  ir.  Dichtung'  I,  S.  6,  Anm.  1.  In  Str.  8  und  31  macht  der 
Parallelismus  des  Ausdrucks  sie  entbehrlich. 

Ich  drucke  nun  das  Gedicht  nach  der  Handschrift  ab. 

Ortlianach  cecinit. 

1  'Masu  de  chlaind  Echdach  aird       atai,  a  baird,  büaid  cech  óin, 
indid    etarlam    nach    íidúain         de   chomram   chrOaid   Chob- 

[thaich  Coil.' 

2  'Cobthach  gabais  Bri  's  a  bröen,      ba  derb  ba  cSl  gné  a  chuirp, 
gabsai  format,  fi  fo  bailc,        co  mbad  ri  for  Life  Luirc. 

3  Luid  do  raitli  mo  ruirech  ruiss,        rordigus,  ba  lingal  gand, 
göita  leiss  Löegaire  Lore,        luid  a  mac  hi  tlri  Gall. 

4  Gabais  Cobthach    cíaso  chian,        clandais  sluago,  sorhla  dal, 
degleth  Ulad,   errid   uill,        echtga  Cuind   co  n-orddan  n-an. 

5  Mad  Ca  Difne  de  lith  lerg,       füadaiti)  crithre,  grinne  n-ard, 
[is]in  dail  sin,  sliucht  luld  cherb,     clfl  siut  Laigniu  lon"^)  fri  Corb. 

6  Guin  lar  Lugdach  reo  ndei-g  rig       rucad  a  tir  toirthech  triath, 
[djanim  dóib  tíiath   iarna  rath        otá  Boínd  co  Äth  Clíath. 

')  Zn  lesen  lüadait'i 

")  Lies  vielleicht  Laigen  lonn  wie  in  Str.  10. 


ORTIIANACÍI    CA   COILLÄMA   CECINIT.  109 

7  Cla  luid  cilala  [lir]  co  rian        rigi  Meiss-Gegra  don  M*n? 
mac  Mis-Delmond  dorar  mar,       marbsi  Conall  oc  Ath  Chlién. 

8  Abrät  loga,  hira  dar  crich,       fuilliucht  fola  dar  Ath  Cllath'), 
tri  barrchais  Berba  conscäig,        rosrir  Conall  i  lläim  hiaitli. 

9  Länri  Lagen  lain  co  [njgairg^)        Corpre  Niä-fer  co  feirgg, 
lar  iiguin  Ailella  dond  Aird      atbath  Cet»)  mac  Mägach  meirg. 

10  Medon  Uisnig,  ard  in  dind,        dia  n-atád  in  bruiden  borr, 
ba  s[t]  maten,  magen  iiig,        i  n-abbad  ri  Lagen  lond. 

11  Lassar  medras  in  riibith  riibiian       Bruiden  Da  Choca  co  n-ár, 
atbath  Conc[li]orb  comnart  glond      la  Cormac  Cond-Longes  lán. 

12  Läthrais  böromai,  fö  mind,       mór  a  törmach  toirthech  tromm^), 
Tüatlial  Teclitmar,  Cormac,  Find,      Fiaclira  Cassan  cosin  fiGall. 

13  Cöic  cét  dé[e]c,  trichem  tromm,       tress  blladain  birte^)  bend, 
hViadain,  aile,  imraed  n-oll,        a  comlond  iTg  lumnech  lenn. 

14  Läthrais  Cormac,  gáis  co  sós,        sech  ba  formach  for  a  íigres, 
füacrais,  ba  fianna  in  fás,        fri  tricliait  nibllatZna  in  [mjbés. 

15  Béimend  Tnathail  tüathaig  techt     Tar f echt  fithre,  formach  n-än, 
indred  Corm«?c,  iindgen  grian,        iar  üguin  na  n-ingen  oc  Fál. 

16  Finta  dim  ca  teng  na  tend,        ol  at  eola'O  ecnai')  uill, 
ol  at  eana  gnöe  grinn^),        cid  dia  mbüe  [cathjröe  Cuind. 

17  Ce  atchethed^)  tredua  cain        Corma/c  for  mail  maige  maith, 
is  mac  Ailella  ind  rlg        ronlr  Brigit  immon  flaith. 

18  Fácaib  Eocho  lo)  Find  fuath  n-airt       a  thir  ar  t[h]ir  Lifi  Luirc, 
läthrais  cathu,  ba  caur  tailc,       tar  cend  Lagen  fri  Leth  Cuirc. 

19  Cetna  cath  fiche,  ba  úatli.        o  Ardd  Lüathrid  luid  dond  ar, 
Äed  mac  Dergabail,  tren  fer,        [fjireud  docer  [ijsinn  äth. 

20  Ö(ra)starglaiss,  ba  orddan  n-án,       ni  bu  thär  ")  fri  forggu  fer, 
facbaid  cathairi^),  dind  each  slüaigi^)        la  Laigniu  thüaid  i 

[mMaig  Breg. 

21  Ba  ard  cTsel  choscair  chain        Cormac  co  n-äni  a  chuir, 
ö  galaib  Genfer  Tar  tain        da  rlg  de[e]c  do  do  guin. 

')  Hier  sind  wohl,  da  chath  und  lüaith  nicht  reimen,  durch  Versehen 
zwei  Strophen  auseinaudergerissen. 

»)  Am  Rande  leirg,  wohl  als  Korrektur  zu  gairg. 

')  cét  Es.  *)  tiramm  Hs. 

*)  Zu  lesen  nobertis? 

•)  eala  Hs.    Über  dem  ersten  a  scheint  ein  n  zu  stehen. 

')  ecna  ecna  Hs.  *)  guin  Hs. 

9)  Lies  adcethe.  •")  In  Eochaid  korrigiert. 

")  thair  Hs.  ")  Zu  lesen  Cathäir? 
")  sluaig  Hs. 


110  KÜNO   MEYER, 

22  Giista  Labraid  Life  llg,        Liigaid  Core  den  rigraid  ráiii, 
debaid,  flaith  flr,        Flacha  Cron  co  fortliiu  nulil. 

23  Mogelni  Morca  mar  dam,        Eoclio  mac  Düin,  [baj  treu  dorn»), 
da  mac  Labrada  cend  carad^)        Ailill,  Etan  canar  gorm. 

24  Gormac  Lagen  lir  co  glend        Corpre  Liphec[h]air,  fo  mind, 
fichset    tri    catha    dar    a    chend»)         co    catli    Camniair   na 

[tri  lind. 

25  Lanri  Lagen  lir  co  tüaig        Dunlaiig  feided  ilatha  feoir (?)'), 
nithach  nene^)  üair        atbatli  i  catli  Feda  Ííoin. 

20  Ö  fecta  catli  Dronima  Deirg        tallad  airriun  ir  co  ngairg 
a  Bri  Ele,  aurrand  chäem,        corrici  tab  Uisnig  aird. 

27  Arm  Lagen,  Gsdel  cen  ]Pn  (?)        Cuind  clü  orddain,  errid  äir, 
amaZ  leoman  eter  tref')        ....  each  . . .  tííata  .  .  . 

28  Cord  CO  eetaib  cath ■ .  .  . 

....  end  uar  . .        . .  aig  rosgab  ö  muir  co  muir. 

29  Dagraaic')  Äugaine  co  ngrád       Cobtliacli,  Löegaire  fria  long 

[lüath  ^), 
fris  dia  tucani  Ulr  slöged  n-i'in        iLUial  muir^)  co  n-anfud  iiar. 

30  Aill  is  tola  catha  crfiach,        aill  is  cöra  cacha  crich, 
aill  is  grinne  fidlo  find,        aill  is  rind[e]  fri  neach  nlth. 

31  Nochotulsati")  flathi  fTann,       fasn)  a  ndfline,  dian  a  mbress, 
Patraic  as  hErinn  hi  foss,        Brigit  üas  hErind  andess. 

32  Ö  dosränie  Brigit  ban,        Ri  mörehatha  rodagiel, 

CO  cath  Cobadi"^),  aurgal  biian,        i  mbu  büadach  Aldán  Aed. 

33  Imsceng  Fiadat  ....  dentá        amal  phupall  bis  im  dall, 
trtiag  a  cuinge  feasa  ....        dogni  sil  mae  nÄdaim  and. 

34  Ö  .  . .  cechlaind  ....  find        atcai  co  rind  recni  cliaiss«^), 
iar  dam  fadess      dligthi  Dondchad  molbthach  mass.  Ma. 

Im  folgenden  gebe  ich  kiu'z  den  Hauptinhalt  des  Gedichtes 
und  übersetze  nur,  wo  ich  die  Strophen  ganz  zu  verstehen  glaube. 

Das  Gedicht  hebt  mit  einer  gleichsam  einem  Wifsbegierigen 
in  den  Mund  gelegten  Strophe  an,  die  dem  Dichter  das  Thema  stellt: 


>)  doran  Hb.  ')  Lies  carad  cend? 

')  cend  Hs.  *)  Vielleicht  fivil'f 

")  Wohl    nena  im   Reim   mit   Fudn. 

•)  tretaib  Hs.  ')  A  deaijmac  Hs. 

«)  IvMÍt  Hi.  ")  múir  Hs. 

")  Lies  vielleicht  liochotulsat.  ")  fais  Hs. 

")  7  cobad  Hä. 

")  Lies  chass,  zn  rind  gehörig. 


OUTHANACH    ÜA    COILLÄMA   CECINIT.  Hl 

1.  'Wenn  du  aus  dem  Gesclilechte  des  erhabenen  Ecliui) 
bist,  0  Barde,  du  Stolz  eines  jeden,  so  verkünde^)  jetzt ^)  irgend 
ein  Lied  von   dem    grausamen  Streit  Cobthachs  des  Hageren'. 

Nun  wird  die  Usuri»ation  des  Thrones  von  Leinster  durch 
Cobthach,  die  Ermordung  Loegaires  und  die  Flucht  seines  Enkels <) 
Labraid  nach  Gallien  erwähnt,  wie  wir  das  aus  der  Sage  Or  gain 
Bind  lii(j  kennen.  Die  4.  Strophe  spielt  auf  die  Besitzergreifung 
eines  Teils  von  Ulster  (deg-leth  Ulad,  was  ich  als  Objekt  zu 
gahais  fasse)  durch  Cobthacli  an.  Zu  der  5.  Strophe,  die  schlecht 
überliefert  ist,  weifs  ich  nichts  beizubringen^).  Dann  geht 
der  Dichter  auf  Lugaid  mit  den  roten  Streifen  ^)  über,  der 
einem  Berichte  nach  über  Leinster  geherrscht  haben  soll.  Nun 
heilst  es: 

7.  Wer  hat  nicht  bis  hin  an  die  Meeresflut  von  der  Königs- 
herrschaft Mes-Gegras  von  Möin  gehört?  Sohn  Mes-Delmonns 
der  grofsen  Kämpfe,  Conall")  tötete  ihn  bei  Äth  Clöin. 

Die  beiden  nächsten  Langzeilen  gehören,  wie  ich  vermute, 
zwei  verschiedenen  Strophen  an. 

8.  Augenbrauen  eines  Luchses,  eine  Hand  über  die 
Grenze,  eine  Blutspur  über  Äth  Cllath  —  Die  drei  Kraus- 
lockigen des  Barrow  entflohen  (?),  Conall  warf  sie  in  schnelle 
Gefangenschaft. 

Jetzt  wird  Corpre  Nia-fer  als  König  {län-rl  'Vollkönig'  im 
Gegensatz  zu  leth-rl  'Halbkönig')  von  Leinster  genannt''),  die 
Ermordung  Ailills  von  Connacht,  der  auch  als  König  von  Leinster 
gilt,  durch  Cet,  die  Zerstörung  der  Brüden  Da  Derga^)  und  der 


')  d.  i.  Echu  Büadach,  Vater  von  Ügaiiie  Mör,  Ahnherr  der  Könige 
von  Leinster. 

■-•)  indid,  2.  Sg.  Imper.  zu  infst.    Vgl.  iyidid  dam-se,  LU  134  b38. 

')  Eigentlich  'inzwischen,  mittlerweile'. 

*)  Der  Dichter  gebraucht  mac  (das  durch  Eeim  mit  Lore  gesichert  ist) 
in  Strophe  3  in  weiterem  Sinne  als  -Nachkomme'. 

*)  Hier  scheint  siut  auf  sliucht  zu  reimen. 

*)  Man  beachte  die  dichterische  Wortstellung  guin  iar  Lugdach  'nach 
Lugaids  Erschlaguug '.     a  tir  toirthech  triath   'das  fruchtbare  Herrenland'. 

')  d.  i.  Conall  Clöen.  S.  die  Sage  Tallann  Etair,  Rev.  Celt.  Vm. 

»)  lüin  CO  ngairg  (Str.  9)  'mit  grimmer  Lanze';  vgl.  ir  co  ngairg  'mit 
grimmer  Wut',  Str.  26. 

')  Strophe  9:  'Die  Mitte  Usnechs,  hoch  (ragt)  die  Feste,  von  wo  das 
stolze  Gehöft  angezündet  wurde;  das  war  der  Morgen,  eine  Stätte  von  Leiden, 
da  der  König  der  kühnen  Männer  von  Leinster  starb'. 


112  KüiiO   MEYER, 

Brüden  Da  Choca*)  erwähnt,  und  dann  mit  Strophe  12  auf  die 
Böronia  von  Tiiatlial  Techtniar  bis  auf  den  'GaW  d.  h.  Vikinger- 
künig  übergegangen.  Der  Kinder-  und  Mänteltribut,  Cormacs 
Festsetzung  des  Tiibuts  auf  dreifsig  Jahre  (Str.  14)'^),  die  Er- 
mordung der  Mädchen  in  Tara  (Str.  15)  sind  Episoden  aus  der 
Geschichte  des  Tributs. 

Die  16.  Strophe  ist  wieder  dem  Zwischenredner  in  den 
Mund  gelegt: 

'Tu  uns  zu  wissen  mit  der  Zunge  der  Starken  —  denn  du 
bist  erfahren  in  grofser  "\^'eisheit,  denn  du  bist  ein  Gefäfs 
lieblicher  Kunde  —  was  der  Grund  der  Niederlage  Conus  war.' 

17.  Obgleich  die  herrliche  dreifache  Feste  Cormacs 3)  auf 
der  Höhe  der  schönen  Ebene  gesehen  ward,  ist  es  der  Sohn 
König  Ailills^),  den  Brigitta  mit  der  Herrschaft  begabte. 

18.  Echu  verläfst  sein  Land  um  des  Landes  von  Lores  Life 
wegen;  er  veranstaltete  Schlachten  —  er  war  ein  starker  Held  — 
für  Leinster  gegen  Leth  Cuirc. 

19.  Die  erste  Schlacht,  die  er  kämpfte  —  es  war  ein 
Schrecken  — ,  von  Ard  Lüathrid-')  schritt  er  zu  der  Vernichtung: 
Aed,  Dergabals  Sohn,  ein  starker  Mann,  männlich  fiel  er  in  der  Furt. 

Strophe  20  ist  mir  als  Ganzes  unverständlich. 

21.  Cormac  mit  der  Schnelligkeit  seines  Wurfes  ^)  war  ein 
erhabener  . . .  •)  schönen  Triumphes:  darnach  erschlug  er  zwölf 
Könige  in  Einzelkämpfen. 

22.  Labraid  (König)  des  glänzenden  Life,  Lugaid  Core  aus 
der  edlen  Königsreiiie  waren  jugendfrisch  .... 

23.  Mogelni  von  More  wie  ein  Stier,  Echu.  der  Sohn  Dnns, 
eine  starke  Faust;  die  beiden  Si'thne  Labraids  .  . .:  Ailill,  Ktan  .  . . 

24.  Der  Liebling  von  Leinster  bis  an  die  Talschlucht  des 
Meeres  Corpie  Lifechair,  ein  henliches  Diadem;  seinetwegen 
fochten  sie  drei  Schlachten  bis  zur  Schlacht  bei  Commor  tri  ii-usce. 

')  Strophe  11:  Ldnsar  mcdids  in  mbith  mbüan  'oiiie  Flaiiiiue,  weUlie 
die  dauerhafte  Welt  verwirrte'.  Hier  findet  sich  auch  ein  Liebliiigscheville  des 
Dichters,  fo  mind,  das  in  Strophe  24  und  in  'Hail  Brigit'  Str.  20  wiederkehrt. 

■•')  bliadtia  (Gen.  PI.)  im  Keim  mit  fianna  =  finnda. 

")  Vgl.  den  gleichen  Anfang  einer  Strophe  in  'Hai!  lirigit'  (S.  24). 

♦)  d.  i.  p]ochu  Find  fuath  n-airt. 

')  Am  Barrow  gelegen.  ")  d.  h.  wohl  'Siegeslaufes'. 

')  Die  Bedeutung  von  äsd,  hier  feniininum,  i.st  mir  unbekannt.  Zimmers 
Ableitung  von  ceiutualia  scheitert  an  dem  palatalen  s,  das  durch  Keim  mit 
\sel  erwiesen  ist. 


ORTHANACH   ÜA    CÖILLÄMA   CECINIT.  113 

25.  Ein  Vollkönig  von  Leinster  bis  an  die  Bucht  des  Meeres 
war  Dfinlang,  welcher  ein  Fürstengeschlecht  >)  anführte,  er  fiel 
in  der  Schlacht  bei  Fid  p]oin. 

2G.  Nachdem  die  Schlacht  bei  Druimm  Derg  geschlagen 
war,  wurde  uns  mit  grimmer  Wut  (alles  Land)  von  BrI  Kle 
—  ein  lieblicher  Anteil  —  bis  hin  zur  Seite  des  hohen  Usnech 
entrissen'^). 

27.  Eine  Waffe  der  Männer  von  Leinster,  ein  Gäle  ohne 
Leid,  .  .  .,  siegreiche  Wagenhelden ^),  wie  ein  Löwe  zwischen 
Herden 

Die  nun  folgende  Strophe  ist  zum  grüfsten  Teile  unleserlich, 

29.  Tapfere  Söhne  Augaines  mit  Würde  waren  Cobthach, 

Loegaire  mit  seinem  schnellen  Schiffe; ,  wie  ein  Meer  mit 

kaltem  Sturm. 

30.  Teils  ist  es  eine  blutige  Flut  von  Schlachten,  teils 
Friede  an  allen  Grenzen;  teils  ein  gesegnetes  Bündel  von  . , ., 
teils  Speeresspitzen  zu  jedem  Kampf. 

31.  Die  Fürsten  von  Kriegerscharen  sind  entschlafen,  leer 
sind  ihre  Festen,  heftig  (war)  ihr  Kampf;  Patricius  herrscht  über 
Erin  hienieden,  Brigitta  über  Erin  von  Süden  her. 

32.  Seit  die  heilige  Brigitta  zu  ihnen  gekommen  ist,  hat 
der  König  der  grofsen  Heerscharen  sie  geschlagen^),  bis  zur 
Schlacht  bei  Coba  —  ein  lang  andauernder  Streit  — ,  in  welcher 
Aed  Aldän  siegreich  war. 

Die  beiden  letzten  Strophen  sind  z.  T.  nicht  mehr  leserlich. 
Strophe  34  ist  wieder  dem  Zwischenredner  in  den  Mund  gelegt^). 
Der  dort  erwähnte  Dondchad  wird  zur  Zeit  der  Abfassung  des 
Gedichtes  König  von  Leinster  gewesen  sein. 


')  Ich  übersetze  flatha  feoil,  würtlich  'FürstenWnt'. 

^)  Vgl.  AU  516:  Catb  Droma  Derge  la  Fiacha  mac  Néill  .  .  .  lüde  Mag 
Mide  a  Lagenis  sublatus  est. 

3)  Wörtlich  'Wagenkämpfer  der  Schlachtvernichtung'. 

*)  Zu  rodagäel  s.  Strachan,  Verbal  System  of  the  SR,  S.  69  s.  v.  gäilaim. 

^)  atäi  CO  rind  recni  chass  etwa  'du  beherrschst  den  bunten  Reim  des 
recne\  cass,  eigentlich  'kraus,  gewellt"  wird  oft  auf  den  Reim  angewandt, 
wie  in  cass-bairdne,  wo  es  den  geschweiften  dreisilbigen  Reim  bezeichnet. 

Arrowhead  Springs,  kuxo  meyer. 

Kalifornien. 


Zeitschrift  f.  celt.  Philolos-ie  XI. 


BETHA  COLUIMB  CHILLE. 
(Coutiiiuiition.)') 


233^).  La  airidhe  da  raibe  C.  C.  a  ii[hjí,  7  tainicc  manucli 
airidlie  darbh  ainm  Bera  da  indsoiglie,  do  bi  ag  dul  a  n-oilen 
eli  darbh  aium  Etica  le  gnoaiglithibli  na  mauucli,  7  do  iarr  ar 
C.  C.  a  bendacht  do  lecen  les.  Agus  frecruis  C.  C.  é  7  assedh 
adubairt:  'Lécfet-sa  bendacht  let',  ar  se,  '7  ar  a  s'on  sin,  sechain 
an  t-eolass  comcoitchenn  gabus  each  docum  an  oilen  sin,  7  gab 
timchell  na  n-oilén  mbec  eli  ata  romhad  d'ecla  go  faicfeá  ní  do 
chuirfetí/t  aduathnihairecht  ort'.  Do  imdigh  an  manach  iar  sin 
in  a  luing,  7  do  gab  se  an  t-eolas  do  toirmisc  C.  C.  uime.  Oir 
ni  raibhe  ecla  air  0  do  fuair  se  bendacht  C.  C.  Agus  nir  cian 
do  ac  siiibal  na  fairce  an  uair  do  condairc  se  péisd  adhuathniar 
ag  tocbail  a  cind  as  in  muir,  7  nar  mo  cnoc  sleibhe  ina  hi,  7 
do  foscail  a  bei  7  dob  ail  le  an  long  con  a  foirind  do  slucadh 
in  a  braghaid.  Agus  ar  n-a  faicsin  sin  doib,  do  lecadur  a  seol 
7  do  imretar  an  long  tar  a  n-ais,  7  do  cuir  an  peisd  an  uired 
sin  d'anfadh  7  do  combuaidhredh  ar  an  fairce,  muna  beith  coimhéd 
Dia  orra  7  an  bendacht  do  lee  C.  C.  leu,  nach  rac.hdais  a  tir 
gan  báthadh;  7  do  aithnetar  corub  ar  ecla  na  pesde  sin  adubairt 
C.  C.  rill  gan  an  t-eolus  sin  do  gabhail.  Et  do  gabhadur  an 
t-eolus  adubairt  C.  C.  riú  iar  sin,  7  rancatar  slan  gan  guassacht. 
Agus  as  follas  ass  in  seel  sa,  nach  ar  tir  amain  tue  Dia  radarc 
a  seicréde  fen  do  C.  C,  acht  co  tue  se  radurc  7  eolass  ar  pias- 
áaibh  na  mara  7  na  fairce  do. 

234.  P'echtus  eli  do  Colam  Cille  a  nhl,  7  do  bi  Baithin 
naemtha   ag  dul   docum  an  oilein  sin  do  raidsimar  romhaind,   7 

»)  See  X  228. 

")  Takeu  literally  from  .\damnan.    See  Reeves'  Adam.,  p.  48. 


THE  LIFE  OF  COLUM  CHILLE. 
(Translation.) 


233.  On  a  certain  day  when  C.  C.  was  at  lona,  he  was 
visited  by  a  monk  named  Bera,  who  was  on  his  way  to  another 
island  called  Etliica,  on  business  matters  concerning  the  monks. 
He  asked  C.  C.  for  his  blessing.  C.  C.  answered  him:  *I  shall 
give  you  my  blessing',  says  he;  'nevertheless  do  not  take  the 
ordinary  route  to  that  island,  but  go  around  the  other  small 
islands  in  front  of  you,  lest  you  see  something  that  might  greatly 
alarm  you'.  Thereafter,  the  monk  setting  sail,  took  the  for- 
bidden course;  for  having  C.  C.'s  blessing  he  was  fearless.  He 
had  not  gone  very  far  when  he  beheld  a  terrible  monster,  as 
big  as  a  mountain,  raising  its  head  out  of  the  sea.  And  opening 
its  mouth,  it  would  fain  devour  the  vessel  with  its  crew;  whereat 
they  lowered  their  sails  and  rowed  the  vessel  back.  The  monster 
caused  such  a  storm  and  confusion  of  the  waves,  that  would 
have  drowned  them  only  for  God's  protection  of  them  and  C.  C.'s 
blessing.  And  they  understood  that  it  was  through  fear  of  that 
monster  that  C.  C.  had  forbidden  them  to  take  that  course.  Then, 
having  taken  the  course  that  C.  C.  had  told  them,  they  landed 
safely  without  encountering  danger.  It  is  clear  from  this  story, 
that  not  only  [concerning  events]  on  land  did  God  disclose  His 
secret  knowledge  to  C.  C,  but  also  that  He  gave  him  knowledge 
concerninof  the  monsters  of  the  sea  and  ocean. 


234.    On  another  occasion  that  C.  C.  was  at  lona,  holy 
Baithiu  was  about  to  visit  the  island  just  mentioned,  when  C.  C. 


8* 


lin  ANDREW   KELLEHER, 

adubairt  C.  C.  ris  co  tainic  peisd  adhuathnmr  a  medhon  oidlice 
remlie  sin  a  eliiian  it?V  hi  7  an  t-oilen  in  ar  b'ail  les  dnl,  7  co 
mbeith  gacli  duine  do  imenrhadli  an  cuan  sin  a  ngiiassacht 
ro-mliór  uaitlie.  Frecrais  Baitliin  é,  7  assedli  adubairt:  'Ataim-si 
7  an  peisd  sin  fa  cumliachta  De',  arse.  'Imidli',  ar  C.  C, 'maille 
re  bendaclit  De  7  re  mo  bendaclitain-si,  7  saerfa  an  creidemli 
daingen  ata  agat  ar  an  peisd  ud  tíi'.  Teid  Baitliin  n-a  luing 
iarsin,  7  nir  cian  do  ag  siubal  na  fairce,  anuair  do  erigh  an 
pest  doib,  7  do  gab  ecla  7  adliuatlimaireclit  a  raibe  sa  luing  uile 
acht  Baitliin  amain,  7  do  tocaib  a  lamha  7  a  rusca  siias  docum 
nimhe,  7  do  bi  ag  guidhe  De  go  duthrachtach  im  a  saeradh  ar 
an  ghuassacht  sin  a  raibe  sé.  Agus  ar  crichnuglio(//<  na  hurnaidhe 
sin  do  Baithin,  do  bhendaigh  se  an  mhuir  7  an  iairce,  7  do 
theicli  an  pésd  rempe;  7  ni  facus  san  inadh  sin  hi  6  sin  suas. 

235  ')■  Fechtus  eli  do  C.  C.  a  nhí,  7  do  diiisich  se  na  manaigh 
sa  medhon  oidche,  7  rue  les  don  edais  iad,  7  do  labhuir  riu,  7 
assedh  adubaiil:  'Guidem  an  Tigherna  go  duthrachtach  óir 
(fol.  31b)  do  rindedli  pecadh  ro-adhuathmhur  sa  saeghal  so  anois, 
7  as  baeglach  co  tiucfa  dighaltus  De  ar  each  uile  trid,  7  as 
Erendach  do  linde  é;  7  do  foillsigh  C.  C.  an  pecadh  sin  do  cuid 
airide  do  na  manchuib  do  bi  fáris  anuair  sin,  7  adubairt  co 
tiucfadh  an  nech  do  rinde  an  pecadh  sin  faris  an  manach  darb 
ainm  JjWghaüJli ,  fa  aimser  girr,  san  oilen  sin  a  raibe  se  fen,  7 
nac  raibe  a  fis  ag  Lugaidh  an  pecadh  sin  do  beith  air.  Agus 
do  firadh  sin  uile  amail  adubairt  C.  C;  gor  moradh  ainm  De  7 
C.  C.  de  sin. 


236.  Fa  aimsir  ghirr  iarsin.  adubairt  0.  C.  ren  a  deiscibul 
fen  .i.  Diarmaid:  'Krigii  co  luath',  ar  se,  'a  coinde  an  manaigh 
dar  labhrw«  cu  strásda  .i.  Lughaidh,  7  abair  ris  na  tucudh  se  an 
drochduine  ata  faris  sa  luing  cugaind,  d'ecla  co  saileochadh  se 
fonw  an  oiléin  sin  in  a  fuilmid  da  ticedh  se  and,  7  cuiredh  se 
uadlia  e  cus  an  oilen  dan  liainm  Muili.  Do  imdigh  Diarmaid  7 
do  rinde  a  techtairecht  re  Lughaidh  amail  adubairt  C.  C.  ris,  7 
ar  n-a  cloi.sdin  sin  dem  drochduine  sin  do  bi  fare  Ijughaidh, 
adubairt  nac  caithfe(//i  se  biadh  no  deoch,  7  nach  íillfedh  se  tar 


•)  Taken  literally  from  Adaranan.    See  Reeves'  Adam.,  p.  51. 


BETIIA    CüI.UIMH    CHIM.K.  117 

told  liiiii  lliat  a  terrible  monster  had  entered  the  harbour  between 
lona  and  the  island  he  intended  visiting  on  the  previous  mid- 
night, and  that  it  would  be  a  source  of  danger  to  everybody  going 
that  way.  Baithin  in  reply  said:  'I  and  the  monster  are  in 
God's  power',  says  he.  'Go',  says  C.  G.,  'with  God's  blessing  and 
mine,  and  your  strong  faith  shall  save  you  from  that  monster'. 
Then  Baithin  going  on  board  his  ship,  did  not  proceed  very  far 
when  the  monster  rose  up  before  him.  Fear  and  trembling  seized 
all  on  board  except  Baithin,  who  raising  his  hands  and  eyes 
towards  heaven,  implored  God  to  rescue  him  from  the  danger 
that  threatened  him.  When  Baithin  had  finished  his  prayer,  he 
blessed  the  sea  and  ocean  so  that  the  monster  took  to  flight, 
nor  has  it  ever  since  appeared  in  that  place. 


235.  On  another  occasion  that  C.  C.  was  at  lona,  he  awa- 
kened the  monks  at  mid-night  and  repaired  with  them  to  the 
church.  And  addressing  them  he  said:  'Let  us  offer  up  a  fervent 
prayer  to  the  Lord,  for  a  very  wicked  sin  has  just  now  been 
committed  in  the  world,  and  there  is  danger  of  the  wrath  of 
God  coming  on  everyone  on  account  of  it.  And  an  Irishman  has 
committed  it'.  C.  C.  having  made  known  the  kind  of  sin  that 
had  been  committed  to  some  of  his  monks  who  were  with  him 
at  that  time  said,  that  after  a  short  time,  the  sinner  would 
accompany  a  monk  named  Lughaidh  to  the  island  in  which  he 
was,  and  that  Lughaidh  was  not  aware  of  the  state  of  his  soul. 
Everything  came  to  pass  as  C.  C.  had  said;  so  that  God's  name 
and  C.  C.'s  were  magnified  thereby, 

236.  A  short  time  afterwards,  C.  C.  said  to  his  own  disciple, 
to  wit,  Diarmaid:  'Go  at  once',  says  he,  'to  meet  the  monk  that 
I  have  just  spoken  of,  to  wit,  Lughaidh,  and  tell  him  not  to 
bring  hither  the  wicked  man  he  has  on  board,  lest  he  contaminate 
the  earth  of  the  island  wherein  we  are,  should  he  land  in  it,  but 
let  him  send  him  to  the  island  called  Muili.  Diarmaid  set  out 
and  gave  C.  C.'s  message  to  Lughaidh.  And  wlien  the  wicked 
man,  who  was  with  Lughaidh  heard  it.  he  said  he  would  neither 
eat  nor  drink  and  would  die  rather  than  return,  until  he  had 


118  ANDREW   KELLEHER, 

ais  no  CO  bfagiiadh  se  bas,  no  co  faicedh  se  feu  C.  C.  7  go  labradh 
se  riss  0  bei  go  bei.  Tainec  Diarmaid  mar  a  raibe  C.  C,  7  do 
iudis  se  sin  do,  7  do  mhol  necli  naemtha  darbh  ainm  Baitliin  do 
bi  fare  C.  C,  7  do  mhol  an  coimlithinol  uile  do,  teclit  do  comliradli 
ris  an  drochdlmine  sin  da  fis  an  raibe  aitlir/i//ie  firiudech  in  a 
pecadli  aige.  Agus  adubratar  cor  choir  aithrechns  do  gabail  on 
pecach  do  reii'  mar  adubairt  an  slánaigtheoir:  'In  cacuimque  ora 
ingemuerit  pecatur  omnium  inicetatem  eius  non  rexordabor'  ,i. 
'gebe  uair  docifed-sa  aithridhe  firiudech  ag  an  pecach,  ui  cuimli- 
neochad  enpecadh  da  nderna  se  riamh  do'.  Et  adubairt  C.  C.  re 
Baithin  co  nderna  se  coimhriac/i/ain  ren  a  mháthair.  Teid  C.  C. 
remhe  cus  an  port  a  raibe  an  long,  7  tainec  an  drochduine  sin 
in  a  fiadhnaise  7  do  léc  ar  a  gluinibh  é,  7  do  adaimh  se  a 
fiadhuaise  caic  co  nderna  se  na  pechacZ/m  sin  amail  adubairt 
C.  C.  a  ndenamh  do.  Et  do  ghell  gebe  breth  aithr/y/ic  do  cmriedh 
C.  C.  air  CO  n-icfadh  se  hi.  Do  labuir  C.  C.  ris  7  assedh  adubairt, 
da  mbeith  se  da  bliadam  decc  a  niBretain  ag  cai  7  ag  tuirrsi 
7  ag  denamh  aithrighe  na  yechadh,  7  gan  dul  ar  ais  go  brath 
a  n-Erind  aris,  go  mad  doigh  les  go  maithfedh  Dia  a  pechadh 
do.  Tainic  C.  C.  tar  a  ais  docum  na  mainestrech  iarsin,  7  adubairt 
ris  na  manchuib,  cor  duine  mallaigthe  an  duine  sin  re  raibhe  se 
ag  comhrádh,  7  nach  icfadh  se  an  bi-eth  aithrighi  do  chuir  se  air  7 
co  fillfedh  se  co  luath  tar  a  ais  a  n-Erind,  7  co  muirbf/rf/ie  len  a 
escairdib  iar  sin  é.   Agus  do  firadh  sin  uile  amail  adubairt  C.  C. 

237.  Fechtus  do  C.  ('.  a  n-inadh  uaicnech  a  nhl  ag  denamh 
urnaidhe.  Tainic  an  Lugaidh  se  adubramar  remhaind  da  ind- 
soighe,  7  nir  éidir  les  fechain  air  re  med  na  soillse  7  an  delrrt/(?/i 
do  bi  n-a  agaidh;  7  do  gab  ecla  Lughaidli  7  do  teich  se  iiadha 
iar  sin.  Agus  ar  crichnughadh  a  urnaidhe  do  C.  C,  do  gair  se 
Lughaidh  cuice,  7  do  Íia,rfaidh  de  cred  far  teich  se  uadha  an 
uair  sin.  'Egla  do  bi  oram',  ar  Lughaidh,  "re  med  an  delraidh 
do  condarc  at  aghaid-se,  7  guidhim  tu-sa,  ma  dha  taisbenadh  radarc 
ar  bith  duid  an  uair  nd  a  indisin  damh  fen',  'lndeósad',  ar  C.  C, 
'oir  do  rindedh  ni  adhuathnihar  sa  doman  toir  0  chíanaib'.  'Oir 
tainic  lasair  tenedh  ar  cathra?^/i  airidhe  da  cathrach«?M  na  Komha^) 

•)  O'D  has  iiiistnuiHlated  his  source.  Adamnan  has  'snlfurea  de  caelo 
tlamma  super  Komani  juris  civitateui,  iutra  Italiae  teriuiuos  silam'.  See 
Reeves'  Adam.,  p.  56.  The  city  referred  to,  is  tlie  modern  Citta  Nuova,  on 
the  north  of  the  river  Quieto,  in  Istria. 


BETFIA    COLUÍMB   CiIILLE.  110 

seen  C.  C.  and  spuken  to  him  face  to  face.  Diarmaid  returned 
to  C.  C,  with  that  information.  A  holy  person  who  was  with 
C.  C.  named  Baithin  and  all  the  community,  advised  C.  C.  to  go 
and  interview  the  wicked  man,  to  find  out  was  he  truly  sorry 
for  his  sin,  asserting  that  it  was  right  to  accept  the  sinner's 
repentance  as  the  Saviour  had  said:  'In  whatever  hour  the  sinner 
shall  repent,  I  shall  not  remember  all  his  iniquities',  that  is, 
'Whenever  I  shall  see  the  sinner  truly  repentant,  I  shall  not 
remember  any  sin  he  has  ever  committed'.  And  C.  C.  said  to 
Baithin  that  he  had  sinned  with  his  mother.  C,  C.  goes  to  the 
harbour  wherein  the  vessel  was  moored;  and  the  wicked  man 
came  to  meet  him,  and  falling  on  his  knees,  publicly  confessed 
that  he  had  sinned  in  the  way  C.  C.  had  said  he  had  done.  And 
he  promised  to  perform  whatever  penance  C.  C.  would  impose  on 
him.  And  C.  C.  addressing  him  said,  that  if  he  spent  twelve  years 
in  Wales  lamenting  and  sorrowing,  and  doing  penance  for  his 
sins,  he  thought  God  would  forgive  him.  Thereafter,  C.  0.  having 
returned  to  the  monaster}-,  said  to  the  monks,  that  the  man  to 
whom  he  had  just  been  speaking,  was  a  wicked  man,  and  that 
he  would  not  perform  the  penance  imposed  on  him,  but  would 
return  to  Ireland  and  there  be  slain  by  his  enemies.  Everything 
came  to  pass  as  C.  C.  had  said. 


237.  Once  upon  a  time,  C.  C.  was  praying  in  a  desert  place. 
The  aforesaid  Lughaidh  visited  him  but  could  not  behold  him 
because  of  the  great  splendour  and  brightness  of  his  countenance. 
And  Lughaidh  getting  afraid  fl.ed  from  presence.  When  C.  C. 
had  finished  his  prayers,  he  sent  for  Lughaidh,  and  asked  him 
why  he  had  fled  from  him  then.  'I  was  afraid',  says  Lughaidh, 
'because  of  the  great  splendour  I  saw  in  your  countenance,  and 
I  beg  of  you,  if  you  had  then  any  vision  to  disclose  it  to  me'. 
"I  shall'  says  C.  C,  'for  a  terrible  thing  occurred  in  the  Eastern 
world  a  while  ago'.  'A  lightning  flash  struck  a  certain  city  of 
the  cities  of  Konie  in  Italy,  and  exclusive  of  women  and  children. 


120  ANDKEW    KELLEUEK, 

sail  Edaill,  7  do  cliiiir  si  tri  mile  fer  docum  bais,  letli  aniuigh 
do  mnaib  no  do  lenbuib;  7  ni  racha  an  bliadain  se  a  bfuil  tii 
tort,  anuair  Üiicfidh  cendaighte  on  Frainc  don  talumli  sa  derbeo- 
chiis  na  scelu  sa  duid.'  Agus  tancatar  na  cendaighte  sin  san  uair 
airidhe  a  ndubairt  C.  C.  a  techt,  7  do  indesetar  na  scelu  sa  amail 
adubairt  C.  0.    Cor  moradh  ainm  De  7  C.  C.  de  sin. 

238.  Fechtus  eli  do  C.  C.  a  nhl  7  é  ag  legthóirecht,  do 
gabh  tuirse  mor  é;  7  ar  n-a  laicsin  sin  don  Lughaidli  cednu  sa 
do  bi  maille  ris  an  uair  sin,  do  ^-Avtaidh  cred  dob  adbhur  da 
tuirrse.  Frecrais  C.  C.  é,  7  assedh  adubairt,  gurab  dis  do  dainibh 
uaisli  na  liErend  do  tuit  le  celi  a  comrac  san  uair  sin  fen  do 
IÓ,  .i,  Colman  Liathi)  7  Rónan  a  n-anmonda;  7  adubairt  gorub 
é  inadh  a  ndernadh  an  comrac  sin,  laimh  re  cill  Eois  sa  Mumuin'), 
*7  fa  cend  oclit  la  6  aniugli,  do  cluinfir-se  glaedh  (fol.  32  a)  duine 
tief  us  a  hErind  an  uair  sin,  a  port  na  hindse  si  ag  iarruidh 
imlocht,  7  indeosaidli  se  na  seek  sa  duid',  ar  C.  C.  Agus  ar  eur 
na  haimsire  sin  tarrsa  doib  eonuice  an  la  sin,  do  eualatar  an 
glaed  sa  port.  Is  andsin  adubairt  C.  C.  re  Lughaidli:  'Ass  i  so 
glaedh  an  duine  dar  labrus  at  fiadlmaise  is  na  laithib  se  do 
cuaidh  tort,  7  eirigh  n-a  eoinde  7  tabuir  let  e'.  Tuce  Lughaidh 
an  t-oelach  a  fiadhnaise  C.  C,  7  do  indeis  na  scela  ssa  adubramar 
roraaind  amail  adubairt  C.  C;  gor  moradh  ainm  De  7  C.  C.  de 
sin.  Rue  Lughaidh  iarsin  C.  C.  les  a  n-inadh  uaienech,  7  do 
guidh  se  é  imá  a  indesin  do  cindus  do  geibedh  se  na  scela 
seicreideeha  sin,  an  é  a  cluinsin  no  a  faiesin  do  nidh,  no  ered  é 
an  modh  ele  ar  a  bfoillsighte  do  iad.  *As  mor  an  ni  iarras  tu', 
ar  C.  C,  *7  gell  dam  fa  ainm  De  co  ndingnair  run  ar  gach  ni 
indeósus  me  duit,  an  fad  bias  me  fen  am  heihaidh.  Ar  n-a 
gelludh  sin  do  Lughaidh,  do  labuir  CO.  ris  7  assedh  adubairt, 
CO  rabatar  daine  airithe  and  ga  raibhe  an  meid  se  do  grasaib 
0  Dia,  Indus  corub  comsolus  doib  a  biiadnaise  a  n-indtinde, 
flaithess  De   7   ifren   7   an   talumh  7  an  fairee  7  a  full  iiulta  7 

')  Adamnan  has  Colman  Canis.  See  Reeves'  Adam.,  p.  82.  O'D  confounds 
cants  'a  dog'  with  cduns  'graj''. 

-)  O'l)  lias  mistranslated  his  source  here.  Adamnan  has  'Cellrois  in 
provincia  Mantídornorum'.  See  Keeves'  Adam.,  p.  SI.  ('ellinis,  now  called 
Maght'ioas  is  a  parish  in  the  County  of  Mouaghau.  The  Maugdorni  were 
coextensive  with  the  modern  haronies  of  Cremorne  and  Famey,  forming  the 
southern  portion  of  the  County  of  Monaghan. 


l'liTHA    COLUIMU    CHII.LE.  IJl 

3000  men  were  slain'.  "And  before  the  end  of  the  year,  merchants 
shall  arrive  here  fro:ii  France  and  confirm  what  I  have  told  you'. 
Those  merchants  arrived  at  the  time  foretold  by  C.  C,  and  brought 
these  tidings  as  C.  C.  had  declared.  God's  name  and  C.  C.'s  were 
magnified  thereby. 


238.  On  another  occasion  that  C.  C.  was  at  lona  engaged 
at  reading,  he  was  filled  with  great  sadness.  When  the  same 
Lughaidh  noticed  that,  he  asked  him  the  cause  of  it.  C.  C. 
answering  him  said,  that  two  noble  Irishmen  had  just  then  fallen 
in  combat,  to  wit,  Colman  Liatli  and  Ronan,  adding  that  the  fight 
took  place  near  Kilrush  in  Munster,  'and  eight  days  hence,  you 
shall  hear  the  shout  of  a  traveller  from  Ireland  in  the  harbour 

of  this  island and  he  shall  announce  these  tidings 

to  you',  says  C.  C.  And  when  that  time  had  elapsed  to  the 
very  day,  they  heard  the  shout  in  the  harbour.  Then  C.  C.  said 
to  Lughaidh:  'This  is  the  shout  of  the  person  whom  I  spoke  of 
in  your  presence  some  days  ago,  and  go  to  meet  him  and  conduct 
him  hither'.  Lughaidh  escorted  the  youth  to  C.  C.'s  presence, 
and  he  announced  the  aforesaid  tidings  as  C.  C.  had  foretold. 
God's  name  and  C.  C.'s  were  magnified  thereby.  Then  Lughaidh 
took  C.  C.  to  a  desert  place,  and  he  begged  of  him  to  disclose 
to  him  how  he  got  those  secret  tidings,  whether  from  hearing  or 
seeing,  or  in  what  other  manner  were  they  revealed  to  him. 
'Great  is  thy  request',  says  C.  C,  'and  promise  me  in  God's 
name,  that  you  will  keep  secret  as  long  as  I  live,  what  I  shall 
disclose  to  thee'.  And  when  Lughaidh  had  made  that  promise, 
C.  C.  addressing  him  said,  that  there  were  certain  people  who 
were  so  full  of  God's  graces  that  heaven  and  hell,  sea  and  land, 
and  all  that  is  in  them  and  between  them  were  equally  visible 
to  their  mind  in  one  moment.  'And  few  people  get  those  graces', 
says  he.    And  holy  Adamnan  relates,  that  it  was  C.  C.  himself 


122  ANDREW    KELLEHER, 

etoira  a  n-enmoimint,  '7  as  iearc  duiue  da  tuctliar  ua  giasa 
sin',  ar  se;  7  ata  Adhamnan  naemtha  ga  mebrugliadh,  goiiib  ag 
C.  C.  fen  do  batar  na  grása  sin  co  sbeselta;  acht  ge  adubairt  se 
a  mbeith  ag  dainibh  airithe  do  sechna  gloire  dimhaine  d'fagliail 
do  fen,  indiis  co  lenadli  se  Pol  apstal  do  bi  'n-a  soighthecli  toghta 
ag  Crist,  nech  adubairt  na  briathru  sa  fan  radurc  fuair  se  ó  Dia: 
'Is  aitlinf(//i  dam  duine  vwcadh  cus  an  tres  nemh',  7  ni  dubairt 
gurb  é  fen  an  duine  sin,  acht  gerb  é  go  íirindech  ruccadh  and; 
7  fós  is  mar  sin  do  len  Colam  Cille  lorg  an  apstail  uasuil  im 
foillsiugliadh  na  seicréde  diadha  da  compancliuib.  Agus  do  indis 
Lughaidh  na  neiche  si  do  dainib  naemt[h]a  eli,  7  do  indesitar 
na  daine  sin  d'  Adhamnan  iad  co  firindech.  Agus  is  follas  asan 
seel  sa,  gor  íoiWsujh  Dia  a  secreide  fen  co  himarcac/i  do  Colam 
Cille,  7  go  tue  se  grasa  na  humhla  7  na  gloire  dimhaine  do 
sechna  d6,  amail  tue  se  do  Phol  apstaZ. 

239.  Fechtus  do  C.  C.  a  nhí,  7  do  gair  dias  manuch  da 
manchaibh  fen  cuice,  .i.  Lughaidh  7  Sillan,  7  do  cuir  fa  aithne 
orra  dul  isin  oilen  dara  hainm  Muile.  Agus  do  indes  doib  go 
náechaidh  gadaighe  airidlie  darbh  ainm  Ercus,  a  n-art/irach  san 
oidhce  gan  fis  ó  an  oilen  dana  hainm  Colunsa  go  ]\[uile,  7  go 
raibe  se  a  n-uamhaigh  san  oilen  sen,  7  gurub  é  bud  triall  do 
dul  a  n-oilen  áiridhe  a  mbidli  ronach  ag  ua  m?Lnchaibh,  7  lucht 
a  arthraig  do  breith  les  a  ngaduigecA^  dib.  Do  imghetar  na 
manaig  iarsin,  7  fuarutar  an  gaduidhe  san  uamhaid  a  ndubhairt 
C.  C.  a  bheith,  7  tucatar  leo  é  mar  a  raibe  C.  C.  7  do  fiarfatrf/i 
de  cred  fa  a  mbidh  se  ag  goid  an  réda  nar  leis  fen  a  n-agaidh 
aithne  De;  7  adubairt  da  n-iarradh  se  ni  air  fen  an  uair  do 
biadh  ricen  a  les  710  bochtacht  air,  co  tiubradh  se  do  é,  7  do 
furail  C,  ('.  an  t-oclach  do  leceu  amach  7  meid  airidhe  do  caer- 
chuib  do  marbadh  do  7  a  cur  les  da  tigh,  mar  do  mothaig  se 
riachtanas  a  les  air.  Agus  nir  fada  n-a  diaidh  sin  anuair  adu- 
bairt re  Haithin  co  raibe  deredli  hethadh  ag  an  gaduidhe  sin, 
7  do  furail  feoil  7  arán  do  cur  cuice,  7  do  indeis  do  Bait  hin  corb 
é  sin  Ion  dégeauach  an  gadaidhe.  Agus  fuarutar  na  daine  do 
cuaidli  les  in  nibiadh  an  gaduidhe  marb  ar  a  cind;  7  is  é  an 
biadh  siu  rucatar  leo.  ba  biad  do  na  dainibh  do  bi  ar  a  sochra/We 
an  oidhce  sin.  Agus  as  follas  ass  sin  co  tue  Dia  mórán  d'fis  a 
seicréide  fein  do  Colam  Cille. 


HKTIIA    COLUIMU    CIIILLE.  123 

that  had  those  graces  iii  particular,  tlioiigh  he  said  that  it  was 
certain  people  had  them  to  avoid  vain-glory;  thus  imitating  Paul 
the  apostle,  the  chosen  vessel  of  Christ  who  gave  utterance  to 
these  (same)  words  regarding  the  vision  he  had  from  God:  'I 
know  of  one  who  was  rapt  to  the  third  heavens'.  He  did  not 
mention  himself  as  that  one,  though  it  was  he  in  truth  that  was 
borne  there.  And  thus  it  was  that  C.  C.  imitated  the  noble 
apostle  regarding  the  manifestation  of  the  divine  secrets  to  his 
companions.  Lughaidh  disclosed  these  things  to  other  holy  persons 
who  related  them  faithfully  to  Adamnan.  From  this  story  it  is 
clear  that  God  abundantly  manifested  his  own  secrets  to  C.  C, 
and  that  He  bestowed  on  him  the  graces  of  humility  to  avoid 
vain-glory,  as  He  did  on  Paul  the  apostle. 


239.  On  another  occasion  that  C.  C.  was  at  lona,  having 
called  to  his  presence  two  of  his  monks,  to  wit.  Lughaidh  and 
Sillan,  he  bade  them  go  to  the  island  called  Muile.  He  told 
them  that  a  certain  robber  named  Ercus  had  secretly  set  sail, 
during  the  night,  from  the  island  called  Colunsa  to  Muili  and 
that  he  was  in  a  cave  in  that  island;  his  object  being  to 
go  to  a  certain  island  where  the  monks  kept  seals,  in  order 
to  steal  the  fill  of  his  vessel  of  them.  The  monks  then  set 
out,  and  finding  the  robber  in  the  cave  referred  to  by  C.  C, 
brought  him  to  his  presence.  C.  C.  asked  him  why  he  was  stealing 
things  not  his  own,  contrary  to  the  commandments  of  God,  adding 
that  if  he  (ever)  needed  anything,  he  had  only  to  ask  himself 
for  it.  C.  C.  ordered  the  youth  to  be  released,  and  a  certain 
number  of  sheep  to  be  killed  for  him  and  to  be  sent  to  his  abode 
whenever  he  was  in  need.  A  short  time  afterwards,  he  said  to 
Baithin  that  the  thief  was  about  to  die,  and  he  ordered  meat 
and  bread  to  be  sent  to  him,  adding  that  they  were  his  last 
provisions.  The  folk  that  brought  the  food  found  him  dead  when 
they  arrived.  And  the  food  they  brought  with  them,  was  the 
food  that  was  served  up  to  the  people  who  were  at  his  funeral 
on  that  night  !)■  Hence  it  is  clear  that  God  disclosed  many  of 
His  secrets  to  C.  C. 

»)  Adamnau  who  is  OT's  source,  does  uot  say  he  was  buried  ou  that 
night,  neither  was  he.    See  Reeves'  Adam.,  p.  79. 


\2\  ANDRKW    KKI-i-KUKK. 

240.  Fechtus  do  Colam  Cille  a  ii-inadh  áiridhe  a  n- Albain, 
7  tue  Aedhán  mac  Gabhraiii,  .i.  mac  rigli  Alpan  moirseser  ar  XX 
do  áru\Ú\ibh  diabluide  les  do  denam  aibsireorachta  air,  7  da  fis 
an  bfedfuidis  a  clai  0  a  cumaclitaib  fen;  7  do  bui  an  oired 
sa  do  cumliachta  on  diabul  aca,  .i.  gebe  duine  ar  a  tucdais  a 
mbendacht  go  ndenadh  sin  maith  mór  do,  7  gebe  duine  ar  a 
tucdais  a  mallaclit  go  ndenadh  si  urclioid  mór  do.  Acus  mar  do 
fosclatar  a  mbeoil  do  malhighadh  C.  C,  tainic  do  mirbuilibh  De 
7  C.  C.  corub  é  a  bendugliadli  do  ronsad,  7  nar  fédatar  a  mallu- 
gliadli;  7  ni  lieadli  amain  nac  derna  a  mallaclit  digbail  do  C.  C, 
acht  ni  derna  si  digbail  do  nech  eli  ó  sin  si'ias. 

241.  Fechtus  eli  do  C.  C.  a  nAlpain,  7  do  chuir  se  Baithin 
naemtha  le  gnoaightibh  áiridhe  a  cend  Aedhain  mic  Gabhrain. 
Et  do  fiarfaidh  Aedhan  de  cred  é  in  duine  sin  ar  a  raibe  an 
tuaruscbhail  mor  ag  lucht  iart//aí>  domain,  .i.  C.  C.  *As  maith 
é',  ar  Baithin,  *oir  nir  bris  se  a  oghacht,  7  nir  oibrigh  se  go 
bee  no  eo  múr  sa  dimhaines,  7  ni  derna  se  brecc  riam'.  Do 
brethníí?V//i  Aedhan  'n-a  indtind  fein  cindus  do  brecnóchadh  se 
sin,  7  tue  (fol.  32b)  se  C.  C.  'na  chend  iarsin,  7  do  chuir  se  a 
inghen  fen,  .i.  Coinchend  inghen  Aedáin  n-a  suidhe  a  cathair  a 
bfiadhnaise  C.  C,  go  n-édach  righnaide  impe.  'Is  alaind  an 
innghen  úd',  ar  Aedan.  'Ass  eadh  ún',  ar  Colam  Cille.  *Na 
budh  ferr  let-sa  co  mbeitheá  ag  luidhe  le?'  ar  Aedhan.  'Do 
budh  ferr',  ar  C.  C.  'An  cluinti  an  té  si  ren  abarthur  nar  bris 
sé  a  oghacht  riam,  ga  rádha  co  madh  ferr  les  co  mbeith  se  ag 
luidhe  lesin  ingen',  ar  Aedhan.  'Nirb  ail  lium-sa  brecc  do  denamh', 
ar  C.  C,  '7  bidh  a  fis  agat-sa,  a  Aedhilin,  nach  fuil  duine  ar 
bith  na  budh  mian  les  pecad  do  denamh'.  'Gideadh  ass  e  an 
duine  leces  an  mian  sin  de  ar  son  De,  coróntar  a  flaithes  De;  7 
fos  bidh  a  fis  acud,  ar  tighernus  an  betha  nach  luidhíind-se  les 
an  inghein,  ge  madh  mian  Hum  luidhe  le  0  ainmian  an  chuirp 
(laenda  sa  ata  umam.'  Da  n-abradh  C.  C,  umorro,  an  uair  sin  na 
budh  mian  les  luidhe  les  in  inghin,  do  cuirfedh  Aedhan  sin  mar 
bhréic  n-a  aghaidh,  do  rér  an  ughdairáis  sin  adubairt  se  fen,  .i. 
nar  chuir  corp  daenda  uime,  a  fecmais  daendachta  criost,  duine 
na  budh  mian  leis  pecadli  do  denamh. 


BETHA    COLUIMB   CHILLE.  125 

240.  Once  upon  a  time  that  C.  C.  was  at  a  certain  place 
in  Scotland,  Aedhan  mac  Gabhrain,  to  wit,  the  son  of  the  king 
of  Scotland,  fetched  twenty  seven  wicked  druids  to  assail  him, 
and  to  try  to  overcome  him  by  their  power.  And  their  diabolical 
powers  were  such,  that  whomsoever  they  blessed,  would  benefit 
much  thereby,  and  whomsoever  they  cursed,  would  suffer  greatly 
thereby.  And  when  they  began  to  curse  C.  C,  it  so  happened, 
by  the  miracles  of  God  and  C.  C,  that  they  invoked  a  blessing 
on  him  and  were  unable  to  curse  him.  And  not  only  did  their 
curse  not  fall  on  C.  C,  but  nobody  ever  siuce  has  suffered  thereby. 


241.  On  another  occasion  that  C.  C.  was  in  Scotland,  he 
sent  holy  Baithin  on  some  special  business  to  Aedhan  mac 
Gabhrain.  Aedhan  asked  him  what  kind  of  a  person  was  he 
whose  fame  had  resounded  throughout  the  western  world,  to  wit, 
C.  C.  'He  is  good',  says  Baithin,  'for  he  has  never  violated  his 
chastity,  nor  has  he  ever,  in  any  way  great  or  small,  followed 
idle  pursuits  or  told  an  untruth'.  Aedhan  bethought  himself 
how  he  would -disprove  these  things,  and  thereupon  invited  C.  C. 
to  come  to  him.  He  placed  his  own  daughter,  to  wit,  Coinchend, 
the  daughter  of  Aedhan  clad  in  royal  apparel  sitting  in  a  chair, 
facing  C.  C.  'Beautiful  is  that  maiden',  says  Aedhan.  'Yes 
indeed',  says  C.  C.  'Would  you  not  rather  be  inclined  to  lie 
with  her',  sa3's  Aedhan.  'I  would',  says  C.  C.  'Do  you  not  hear 
him  of  whom  it  is  said  that  he  never  violated  his  chastity, 
asserting  that  he  would  be  rather  inclined  to  lie  with  the  maiden', 
says  Aedhan.  'I  would  not  tell  a  lie',  says  C.  C,  'and  be  it 
known  to  you,  o  Aedhan,  that  all  human  flesh  is  prone  to  evil'. 
'However  it  is  he  who  foregoes  that  inclination  to  sin  for  God's 
sake,  that  is  crowned  in  Heaven.'  'And  be  it  known  to  3'ou. 
that  for  the  kingship  of  the  world,  I  would  not  lie  with  the 
maiden;  though  I  might  be  inclined  to  do  so  owing  to  the  wicked 
passions  of  the  human  body  that  envelopes  me.'  If  however  C.  C. 
had  then  said,  that  he  was  not  inclined  to  lie  with  the  maiden, 
Aedhan  would  convict  him  of  falsehood;  according  to  C.  C.'s  own 
authoritative  saying,  that  there  was  no  human  being,  except  the 
God-man  Christ,  that  was  not  inclined  to  evil. 


126  ANDREW    KBLLEHER, 

242.  Tue  Aedhan  demlies  a  llaimh  C.  C.  iarsin;  7  da  cuiredli 
se  an  deimhes  ar  a  celi,  dob  ail  lé  hAedhan  a  cur  'na  aghaidh  co 
nderna  se  dimhaines,  7  do  iarr  air  a  cur  ar  a  cele.  'Ni  cuirebli', 
ar  C.  C.  'oir  do  budli  dimliaines  dam  a  cur  ar  a  clieli  gan  adbliur'. 
Is  mar  sin  do  clai  C.  C.  Aedhan  san  indtind  celgach  sin  do  bi 
aicce  do. 

243  ')•  Fechtus  eli  do  C.  C.  a  nAlpain  san  oilen  ren  abarthar 
Imba,  7  lainic  alngel  De  cuiee  san  oidhce,  7  é  a  ciiiinus  indtinde, 
7  leabhar  gloine  in  a  laimh  7  oráughadh  denta  righthaclit  na 
hAlban  and,  7  tue  do  C.  C.  é.  Agus  itir  gaeh  ni  da  raibhe  seribtha 
and,  adubairt  se  cor  eliuir  Dia  fa  aithne  ar  C.  C.  ri  Alpan  do 
denamh  d'Aedlian  mac  Gabráin.  Do  lee  C.  C.  sin  tairis  an  oidbce 
sin,  7  nir  foseail  se  an  leabur;  oir  nirb  ail  les  ri  do  denamh 
d'Aedhán.  Oir  nir  chara  do  é  an  uair  sin,  7  do  bi  mac  dob 
oiece  ina  he  ga  athair  ar  a  raibe  gradh  mor  ag  C.  C.  air  ass  a 
deghgnimartliuib,  7  do  hreümaigh  sé  rí  do  denamh  de  ar  beluib 
Aedhain.  Et  tainec  an  t-aingel  an  dara  hoidhce  chuice,  7  an 
leabur  cedna  les  da  rad  ris  ri  do  dhenamh  d'Aedhan.  Acus  do 
lecc  C.  C.  sin  tairis  an  oidhche  sin  mar  an  cedna*.  Et  tainec  an 
t-aingel  an  tres  oidhce  cuiee  7  an  leabliur  les  7  do  foseail  n-a 
fiadlinaise  é,  7  do  taisben  se  do  an  t-inadh  a  raibe  scribtlia  and, 
ri  do  denamh  d'Aedhan  mac  Gabhráin.  Et  ar  n-a  thuicsin  don 
aingel  narb  i  sin  toil  C.  C,  do  buail  se  buille  do  sciursa  fan  a 
taeb  des  air,  7  do  gortaigh  se  co  ro-gher  é,  7  do  bi  sucht  an 
sgiursa  sin  in  a  taeb  an  céin  do  bi  se  n-a  betha /<?/<.  Agus 
adubairt  an  t-aingel  aris  ris  muna  áhernailh  se  an  ni  do  bi 
scribtlia  sa  lebhur  co  ngoirteochadh  Dia  ni  budli  nió  ina  sin  {\ 
Ar  ngabail  aithrecliais  do  C.  C.  fa  gan  beith  uiiial  don  ced  aitline 
do  cuir  Dia  cuiee,  do  cuir  teehta  ar  cend  Aedhain  7  tue  cuiee 
CO  hi  é,  7  do  beandaigh  e  7  do  gair  se  ri  de.  Et  do  labhuir 
an  t-aingel  do  guth  ard  os  a  cend  san  aiér  an  uair  sin,  7  assedh 
adubairt:  *0  a  Aedhain  mic  Gadhrain,  na  dena  fen  no  do  slicht 
ad  diaidh,  enni  hn/^  niesde  re  (\  ().,  a  n-Erind  no  a  n-Alpain,  7 
da  nderntai,  euimlineocha  Dia  sciursa  C.  C.  daih.'  Et  ata  nech 
naemtha,  .i.  Cumain  fada  mac  Fiachna,  ga  mebrughadh  sa  lebur 
do  scrib  se  fen  ar  subhrdta/Vy/nbli  C.  C,  co  nderna  C.  C.  faidhe- 
dóracht  d'Aedhan  7  da  slicht  in  a  diaidh  an  uair  sin,  7  co  ndubairt 


*)  Taken  literally  from  Adaninau.     See  Reeves'  Adam.,  p.  197. 


BETHA   COLUIMB  CHILLE.  127 

242.  Then  Aedhan  placed  a  pair  of  shears  in  C.  C.'s  hands, 
and  if  he  pressed  them  together,  Aedhan  wished  to  convict  him 
of  frivolity.  Aedhan  asked  him  to  do  so.  'I  shall  not',  says 
C.  C,  'for  it  would  be  frivolous  of  me  to  do  so  without  reason'. 
Thus  it  was  that  C.  C.  defeated  Aedhan  in  the  deceitful  designs 
he  had  on  him. 

243.  On  another  occasion  that  C.  C.  was  in  Scotland  in  an 
island  called  Imba,  an  angel  of  God  came  to  him  at  night-time, 
when  his  mind  was  at  rest,  with  a  book  of  glass'),  wherein  was 
contained  on  order  as  to  whom  appertained  the  kingdom  of 
Scotland.  He  gave  it  to  C.  C,  and  among  other  things,  there 
was  contained  in  it  an  order  from  God  to  crown  Aedhan  mac 
Gabhrain  king  of  Scotland.  C.  C.  ignored  the  order  that  night; 
neither  did  he  open  the  book,  as  he  did  not  wish  to  crown 
Aedhan,  not  being  on  friendly  terms  with  him  at  that  time. 
And  his  father  had  a  younger  son,  whom  C.  C.  greatly  loved  on 
account  of  his  good  deeds.  Him  he  had  determined  to  crown, 
to  the  exclusion  of  Aedhan.  The  angel  visited  him  the  next 
night  bringing  the  same  book,  with  the  command  to  crown 
Aedhan.  C.  C.  likewise  ignored  it  on  the  second  night.  The 
angel  came  to  him  on  the  third  night  with  the  book,  and  opening 
it  in  his  presence,  showed  him  the  part  where  it  was  written 
to  crown  Aedhan  mac  Gabhrain.  When  the  angel  understood 
that  C.  C.  was  unwilling  to  do  so,  he  gave  him  a  blow  of  a 
scourge  on  the  right  side;  thereby  causing  him  very  acute  pain. 
The  mark  of  that  blow  was  in  his  side  as  long  as  he  lived. 
The  angel  again  said  to  him,  that  if  he  did  not  do  as  was 
written  in  the  book,  God  would  cause  him  more  pain.  And  first 
of  all  C.  C.  repenting  of  his  disobedience  to  God,  sent  messengers 
to  Aedhan,  who  conducted  him  to  lona.  And  C.  C.  having  blessed 
him,  proclaimed  him  king.  And  then  the  angel  was  heard  to  say 
in  a  loud  voice  above  them  in  the  heavens:  '0  Aedhan  son  of 
Gabhran,  let  not  thyself  nor  thy  descendants,  do  anything  against 
the  wishes  of  C.  C,  in  Ireland  or  in  Scotland,  or  else  God  shall 
remember  C.  C.'s  scourging  for  you'.  A  holy  person,  to  wit, 
Cumain  Fada  mac  Fiachna,  relates  in  the  book  he  wrote  on  the 
virtues  of  C.  C,  that  C.  C.  then  prophecied   concerning  Aedhan 


*)  Adamnan  has  'vitrens  liber'. 


12S  ANDREW   KEIiTiEnER, 

se  1  ill  iiac  berdais  a  naimhde  buaidli  orra  an  céin  do  coimheoldais 
do  fen  7  do  liicht  a  inaidli  n-a  diaidli,  7  adiibairt  riu  gan  an 
rigaclit  do  cliur  as  a  laimh  letli  ren  a  nemcowí/ímairle  do  denamh, 
7  gebe  uair  do  gendais  enni  bud  mesde  les  fen,  leth  re  digbail 
do  denamh  da  braithr/6/í  no  da  cairdibh  no  do  luclit  a  inaidh  a 
n-Erind  no  a  n -Albain,  go  cuimhneochadh  Dia  doib  an  scii'iisadh 
tue  an  t-aingel  do  fen  timcell  Aedhain,  7  go  ngoirteochadh  se 
go  mor  iad  leth  ren  a  tren  7  ren  a  trosi  do  cur  ar  ci'il,  7  le 
tren  do  tabairt  da  naimdibh  7  da  n-escairdib  orra.  Et  ata 
Adamhnan  naemta  ga  mebrughadh,  cor  firadh  an  faidhetoracht 
sin  C.  C.  an  tan  tancatar  eland  Ediach  buide  m/c  Aedhain  m/c 
Gabrain  a  n-Erind,  re  Congal  claen  mac  Scandlain  Sciathlethain, 
.i.  ri  Ulairi/i  a  n-agaidh  brathur  C.  C,  .i.  Domhnaill  mvc  Aedha 
mic  Ainmirech  ri  Erend,  anuair  do  bris  Domnall  cath  Muiglie 
Rath  orra,  7  do  marbaiZ/i  eland  Fxhach  buidhe  and  uile;  7  fos 
ata  Adhamhnan  ga  mebrughadh,  corub  ren  a  lind  fein  tucadh 
an  cath  sin  Muighe  Rath. 


244.  Fechtas  eli  do  C.  C.  a  nhí,  7  do  cuaidh  don  ecla?.9  7 
do  gair  a  serbfoghantanZ/ic  fen  cuice,  .1.  Diarmaid,  7  adiibairt 
ris  an  cloc  do  buain  docum  go  tiucfaidis  na  manaigh  cuca.  Agus 
do  rinde  (fol.  33a)  Diarmaid  sin  7  tancatar  na  manaigh  fa  gtith 
an  cluic.  Labrais  C.  C.  riu  7  assedh  adubairt:  'Lecem  ar  ar 
ngluinib  sind,  7  guidem  ar  Aedhan  mac  Gabhrain  ri  Alpan  7  ar 
a  biuil  fáris,  ata  ac  tabairt  catha  dil  escairdib  anos.  Agus  do 
ronsad  amlaidh  sin,  7  ar  crichnughadh  a  urnaidhe  do  C.  C,  do 
erich  da  gli'iiiiibh  7  tucc  buidechus  do  Dia  in  a  tindlaicibh,  7  do 
indiss  da  manchuibh  co  brisiudh  an  cath  sin  le  h Aedhan,  7  ge 
tucadh  buaid  cathaige  do  gor  marbud  triúr  7  tri  ced  da  muindtir 
fen  and.  Agus  do  firadh  an  faidhetoracht  sin  uile  amail  adubairt 
C.  C;  mar  do  derbhatar  daine  áiridhe  tainic  as  in  cath  fen  do 
na  manchaibh  iarsin;  7  as  follus  do  each  asan  seel  sa  corab 
imarcr/c/i  tue  Dia  fis  a  seicreide  fen  do  V.  ('. 

245  >).  Fechtus  eli  do  C.  C.  a  fochair  a  celi  7  d'Aédhán 
mac  Gabrain  2),  7  do  iiarf(//(//<  Aedhan  de  cia  da  cloind  do  beith 
a  rigacht  Alban    in   a   diaid  fen.     Frecrais  C.  C.  e,  7   assedh 

')  Taken  literally  from  Adaranan.    See  Reeves'  Adam.,  p.  35. 
*)  Leg.:  do  C.  C.  7  d'Aédhiin  mac  Gabrain  a  fochair  a  celi. 


HiyniA   COLUIMB   CHILi.K.  129 

and  his  descendants,  to  the  effect  that  their  enemies  wouhl  not 
conquer  them  as  long  as  they  were  obedient  to  himself  and  his 
successors.  He  also  warned  them,  on  pain  of  losing-  their  kingdom, 
against  following  their  own  evil  councils,  adding  that  whenever 
they  did  anything  contrary  to  his  own  wishes,  by  doing  evil  to 
his  own  relatives  or  friends  or  his  successors  in  Ireland  or  in 
Scotland,  God  would  remember  his  being  scourged  because  of 
Aedhan,  and  would  inflict  serious  injury  on  them  by  depriving 
them  of  their  power  and  strength,  and  by  letting  their  enemies 
conquer  them.  And  holy  Adamnan  relates  that  that  prophecy 
of  C.  C.  was  verified,  when  the  children  of  Echaidh  Buidhe,  son 
of  Aedhan,  son  of  Gabhran,  came  to  Ireland  along  with  Congal 
Claen,  son  of  Scandlain  Sciathlethan,  to  wit,  the  king  of  Ulster, 
to  oppose  C.  C.'s  relative,  namely  Domhnall  son  of  Aedh,  son  of 
Ainmire,  king  of  Ireland,  when  Domhnall  defeated  them  at  the 
battle  of  Magh  Rath  i),  in  which  all  the  clan  of  Echaidh  Buidhe 
were  slain.  Adamhnan  also  relates,  that  it  was  during  his  own 
life-time,  that  the  battle  of  Magh  Rath  was  fought. 

244.  On  another  occasion  that  C.  C.  was  at  lona,  he  re- 
paired to  the  church,  and  calling  his  own  servant  to  him,  to  wit, 
Diarmaid,  he  told  him  to  ring  the  bell  to  summon  the  monks. 
Diarmaid  did  as  he  was  told,  and  the  monks  came  at  the  sound 
of  the  bell.  And  C.  C.  addressing  them  said:  'Let  us  kneel  and 
pray  for  Aedhan  mac  Gabhrain  king  of  Scotland  and  his  followers, 
who  are  now  giving  battle  to  his  enemies.  They  did  so  accor- 
dingly, and  when  C.  C.  had  finished  his  prayer,  he  stood  up  and 
returned  thanks  to  God  for  His  gifts,  and  informed  the  monks 
that  Aedhan  had  won  the  battle,  but  that  nevertheless  three 
hundred  and  three  of  his  men  had  been  slain  in  the  battle.  The 
whole  of  that  prophecy  was  verified,  as  C.  C.  had  foretold;  for 
afterwards  certain  people  who  had  returned  from  the  battle, 
confirmed  the  same  to  the  monks.  Hence  it  is  clear  to  everybody, 
that  God  abundantly  revealed  His  secrets  to  C.  C. 

245.  On  another  occasion  that  C.  ('.  was  in  the  company 
of  Aedhan  mac  Gabhrain.  the  latter  asked  him  Avhich  of  liis 
children  would  succeed   him   in  the  kingdom  of  Scotland.    C.  C. 


»)  In  the  year  637. 

Zeitschrift  f.  celt.  PhiloloErie  XI. 


130  ANDREW  KELLEHER, 

adubairt,  nach  beith  éndiiine  don  triur  mac  bud  sine  aice  n-a  rigli 
go  brath,  7  co  nmirbf c(//i  a  n-escaraid  iad,  7  adubairt  se  ris  an 
clawd  6cc  do  bi  aice  do  tabairt  n-a  fiadnaise  fen,  7  gebe  aca  do 
ticfadh  in  a  uclit  gan  iarraidh  7  do  beradli  póg  do,  co  niadh  e 
do  beith  n-a  ligh  Alban  a  ndiaidh  a  athar.  Tiicadh,  iaronih, 
macaimh  óga  do  ha  eland  don  righ  a  fiadnaise  C.  C.  iarsin,  7 
tainec  nech  áiride  dib  darb  ainm  Eochaidh  a  n-ucht  C.  C.  can 
iarraidh,  7  tue  pócc  do.  Do  bendaigh  C.  C.  é,  7  adubairt  ris,  co 
mbeith  se  n-a  righ  a  ndiaidli  a  atliar  fa  aimser  girr.  Agus  do 
firadh  gach  ni  dib  sin  uile  aniail  adubairt  C.  C. 

246  !)•  Fechtus  do  C.  C.  7  da  descibul  fen  .i.  do  Dhiarmaid, 
ag  radh  a  trath  7  a  n-urnaidhe  ar  cnocán  ard  sleibe  ata  a  nlil, 
7  ar  crichnughadh  a  urnaidhe  do  C.  C,  do  labuir  re  Diarmaid,  7 
assedh  adubairt:  'As  ingnadh  Hum',  ar  se,  'a  fad  co  ticc  an  long 
ata  ag  techt  0  Erind  cugaind,  in  a  bfuil  nech  airidhe  do  thuit 
a  pecadh  marbtha,  7  ga  bfuil  tuirsi  7  aithrechas  in  a  pecadh 
anois,  7  ata  ag  techt  da  iarraidh  orm-sa,  maitenih  a  pectt?rf/i 
d'faghail  0  Dia  dó'.  Nirb  fada  iar  sin,  an  uair  do  condarc  Diar- 
maid an  long  ac  lecadh  a  seoil  sa  yiort  la  im  ris,  7  do  indis  sin 
do  C.  C,  7  tainic  an  duine  si  do  ráidhsiniar  romhaind  a  tir  a  cend 
C.  C,  7  do  léic  ar  a  gliiinib  na  fiadnaise  é,  7  do  cai  go  gér. 
Agus  arna  thuicsin  do  C.  C.  go  raibe  aithride  firindech  aige,  do 
cai  se  fen  leis,  7  do  guidh  se  Dia  co  dutrrtc/</ach  fan  a  pecaib 
do  maithemh  do.  Agus  do  labuir  ris  iar  sin,  7  assedh  adubairt: 
*A  raic  graduig',  ar  se,  'bid  luthgáir  7  solas  ort;  oir  do  maith 
Dia  do  \)ecadh  duid  ar  med  do  tuirrsi  7  t'aithrechais,  do  reir  an 
focail  ata  scribtha  'sa  scribtúir,  .i.  'cor  contritum  et  umiliatum 
Deus  [non]  despicies',  .i.  'ni  cuirend  Dia  an  croide  umal  tuirsech 
a  tarcuisne'.  Ar  n-a  cloisdin  sin  don  duine  sin,  do  eric  da  gluinildi 
maille  re  lutligair,  7  tue  buidechus  mór  do  Dia  7  do  C.  C.  ar  a 
son;  7  do  cuir  C.  C.  fare  Baitliin  da  coimhed  é,  d'ecla  a  tuitim 
'sa  i)ecadh  sin  no  a  pecudh  eli.  Agus  fuair  se  bas  fa  deiredli; 
7  as  é  dob  ainm  don  oclach  sin  fen,  .i.  Fiachna. 

2472).  Fechtus  eli  do  C.  C.  a  ní,  7  do  cuir  dias  manuch 
do  bi  faris  ar  cend  manuich  eli  darb  ainm  Cailtean,  do  bi  a  sella 

»)  Taken  literally  from  Adaniiian.    See  lleeves'  edition,  p.  58. 

")  Taken  litorally  fruiu  Aihiiiiuan.  1.  c,  p.  GO.  According  to  Reeves 
Cailtean  did  not  live  in  the  monastery,  but  in  a  cell  near  a  lake  called  Aba, 
probably  now  Locb  Awe. 


BETHA   CüLUIMB    CHILLE.  131 

answering-  liim  said^  that  none  of  liis  three  oldest  sons  would 
ever  be  crowned,  but  that  they  would  be  slain  by  their  enemies. 
And  he  told  him  to  fetch  him  his  three  young  children,  asserting 
that  whichever  of  them  would  come  of  his  own  accord  to  his 
own  bosom  and  embrace  him,  he  it  was  that  would  succeed  his 
father.  The  royal  youths  were  afterwards  brought  to  C.  C.'s 
presence;  and  a  certain  one  of  them  came  of  his  own  accord  to 
C.  C.'s  bosom  and  kissed  him.  And  C.  C,  having  blessed  him, 
said  to  him  that  ere  long  he  would  succeed  his  father.  Every- 
thing w^as  fulfilled  as  C.  C.  had  foretold. 

246.  Once  upon  a  time,  C.  C.  and  his  own  disciple,  to  wit, 
Diarmaid,  were  saying  their  office  and  prayers  on  a  high  mountain 
peak  in  lona.  And  C.  C.  having  finished  his  prayers,  said  to 
Diarmaid:  'I  wonder  at  the  length  of  time  which  the  vessel  that 
is  coming  to  us  from  Ireland  is  taking  to  come,  which  has  on 
board  a  certain  person  who  has  fallen  into  mortal  sin,  but  who 
is  now  contrite  and  repentant,  and  coming  to  me  to  ask  God  to 
forgive  him.'  Shortly  afterwards  Diarmaid  beheld  her  sails  being 
lowered  in  the  harbour  close  by  him.  This  he  told  C.  C;  and 
the  aforesaid  person  having  landed  came  to  C.  C,  and  falling  on 
his  knees  in  his  presence  wept  bitterly.  When  C.  C.  saw  that 
he  was  truly  repentant,  he  likewise  wept,  and  implored  God 
very  fervently  to  forgive  him  his  sins.  Thereafter,  addressing 
him,  he  said:  'Beloved  son',  says  he,  'be  joyful  and  comforted, 
thy  sins  are  forgiven  thee,  because  of  thy  great  sorrow  and 
repentance,  according  to  what  is  written  in  the  Scriptures:  'Cor 
contritum  et  humiliatum  Deus  [non]  despicies'i),  that  is,  God 
does  not  despise  the  humble  and  contrite  heart.  When  the 
person  in  question  heard  that,  he  arose  from  his  knees,  and 
returned  thanks  to  God  and  to  C.  C.  And  C.  C.  put  him  under 
Baithin's  care,  for  fear  of  his  falling  into  the  same  sin  or  some 
other  sin.  Finally  he  died,  and  the  name  of  that  youth  was 
Fiachna. 

247.  On  another  occasion  when  C.  C.  was  at  lona  he  sent 
two  monks  who  were  with  him  for  another  monk  named  Cailtean. 

»)  Psalm  L  >■'. 


132  ANDRRW    KELLEHER, 

airidhe  'sa  mainistir  ag  radh  a  dutliraclita,  7  do  indsetor  dó  co 
raibe  C.  C.  ga  iarraid  cuice.  Ar  n-a  cloisdin  sin  do  Cailtean,  do 
cuaidli  niailli  re  deitbfir  móir  7  re  liumlaclit  mar  araibe  C.  C. 
Do  labuir  C.  C.  go  luimal  failidlie  ris,  7  assedli  adubairt:  'As 
maith  do  rindis,  a  Cailtein',  ar  se  'gan  cairde  do  chor  ar  an 
umlilaclit.  acht  tect  mar  adubart-sa  rit.  Oir  is  ar  do  grad  fen 
do  iarr«5-a  tú.  indass  co  cuirteá  cricli  ar  do  beathuicli  san 
umlacht;  7  bid  a  íis  acud,  co  bfuiglie  tú  bás  a  nderedli  na  seclit- 
mhaine  si  fen,  7  rachaidh  lianuni  fare  Dia,  do  caitliemh  na  gloire 
suthame.  Ar  cloisdin  na  mbriathar  sin  don  maniich,  do  gab 
luthgair  imarcuch  é,  7  do  bendaig  C.  C.  é;  7  fuair  bas  iar  sin, 
amail  aduba/>t  ris;  gor  moradh  ainm  De  7  C.  C.  de  sin, 

248.  Do  bi  espog  ronaemtha  a  n-Erinn,  .i.  Aedh  mac  Brie 
esidhein,  7  do  bi  manuch  airidhe  da  mhanchaibh  fen  oc  a  giiidhe 
CO  gnathach,  gebe  uair  ha  mit]\i(/h  le  Dia  a  breith  do  caithemh 
na  gloire  suth«/ne,  gan  e  fen  d'facbail  a  miciiuiass  an  tsaeghail-se, 
aclit  a  breith  les  a  n-ainfcc/tí  ris  fen  a  ciunus  flaithessa  De. 
'Berad  madh  ail  let  fen',  ar  in  t-espo</.  Ar  mbeith  daib  aimser 
airidhe  iarsin  ag  lidirecht  do  Dia,  adubairt  an  t-espog  naemh- 
(fol.  33b)tha  lis  an  manacli,  a  ullmhughadh,  7  cor  mithigh  le 
Dia  é  fen  do  bi-eith  les  as  an  piisi'm  sin  an  cuirp  daenna  a  raibe 
se,  d'estecht  re  hilceoluib  na  n-aingel  tre'  bitha  sir.  Do  rinde  an 
manuch  droclicomairli  an  uair  sin,  ar  n-a  dalladh  do  seoltuib  an 
aiberseora,  7  adubairt  nar  mithigh  les  an  saeghal  d'facbail  a 
comliiath  sin.  Agus  do  bi  bodach  airidhe  don  i}ú\uil  do  lathair 
an  uair  sin,  7  adubairt  cor  tr?/agli  nach  ris  fen  adubairt  an 
t-espog  an  t-ullmugadh  sin  do  denamh.  'Dena-ssa  an  t-ullnihii- 
ghadh',  ar  an  t-e.spog,  '7  luidh  ar  enlebaidh  i'im-.sa  anocht,  7 
beiad  Hum  a  n-inadh  an  manuich  tú'.  Do  ronsad  amlaidh  sin; 
7  frith  marb  ar  na  mai-ach  iad  7  do  cuaid  a  n-aiimonda  docum 
nimlie.  Kt  do  bi  C.  ('.  an  uair  sin,  san  oilen  dánadli  hainm  hi, 
a  rigacht  na  liAlpan,  7  do  foillsigr(//i  sin  do  ar  an  i)onc  sin  fen, 
7  do  labair  go  faidhemail  re  na  manchuib,  7  do  indes  doib  gach 
ni  dar  im(\i(jh  ar  Aedli  mac  Brie,  7  ar  in  manuch,  7  ar  in  mbodach, 
7  adubaiit  cor  láidii'  7  gorb  imarcach  na  grasa  tue  Dia  d'Aedh 
mac  Brie,  le  a  rue  se  an  pecuch,  nar  cossain  llaithes  De  cornice 
sin,  les  do  caithem  na  gloiri,  d'aindeóin  na  ndiaba/,  7  narb'  éidir 


BETHA    COLUIMB   CHILLE.  133 

who  was  in  u  certain  cell  in  the  monasteiy  saying  his  prayers '). 
They  told  him  that  C.  C.  wanted  him.  When  Cailtean  heard  that, 
he  (luickly  set  out  in  obedience  to  C.  ('.  And  C.  C.  addressing 
him  in  a  humble,  yet  joj'ful  manner  said:  'Well  done,  o  Cailtean', 
says  he,  'for  obediently  coming  without  delay  when  I  asked  you. 
For  I  sent  for  you  through  love  of  you,  so  that  you  would  end 
your  life  in  obedience.  And  be  it  known  to  you  that  you  will 
die  at  the  end  of  this  very  week,  and  your  soul  will  go  to 
Heaven  into  everlasting  glory',  ^^'hen  the  monk  heard  those 
words,  exceeding  joy  seized  him  and  C.  C.  blessed  him;  and  he 
died  afterwards  as  he  had  told  him.  God's  name  and  C.  C.'s 
were  magnified  thereby. 

248.  There  was  a  very  holy  bishop  in  Ireland,  to  wit, 
Aedh  mac  Brie,  and  a  certain  one  of  his  monks  kept  constantly 
asking  him  that  when  it  pleased  God  to  take  him  into  ever- 
lasting glorj',  not  to  leave  himself  behind  amid  the  cares  of  this 
world,  but  to  take  him  along  with  him,  into  the  peace  of  Heaven. 
'I  shall  do  so  if  you  wish',  saj's  the  bishop.  Having  spent  some 
time  after  that  in  the  service  of  God,  the  holy  bishop  told  the 
monk  to  get  ready;  for  God  was  about  to  release  him  from  the 
prison  of  the  human  body  wherein  he  was,  and  take  him  to 
listen  to  the  harmony  of  the  angels  for  evermore.  The  monk 
then  taking  evil  counsel,  through  the  temptations  of  the  devil, 
said  that  he  was  not  yet  ready  to  leave  the  world.  A  certain 
rustic  of  the  congregation,  who  was  present  at  the  time,  said 
that  it  was  a  pity  that  it  was  not  himself  that  the  bishop  told 
to  get  ready.  'Prepare',  says  the  bishop,  "and  sleep  with  me 
to-night,  and  I  shall  take  you  instead  of  the  monk.'  This  was 
accordingly  done,  and  they  were  found  dead  on  the  morrow,  and 
tiieir  souls  had  gone  to  Heaven.  C.  C.  being  then  in  an  island 
called  lona,  in  the  kingdom  of  Scotland,  the  same  was  at  the 
very  moment  i-evealed  to  him,  and  prophetically  speaking  to  his 
monks,  he  told  them  everything  that  had  happened  to  Aedh  mac 
Brie,  and  the  monk,  and  the  rustic,  adding  that  great  and  manifold 
were  the  graces  bestowed  on  Aedh  mac  Brie,  wherewith  after 
the  example  of  Christ  and  the  thief  on  His  right  hand,  he  took 
that  sinner,  who  had  not  till  then  fought  for  the  kingdom  of 


*)  Or,  'making  his  meditation'. 


134  ANDIIEW    KELLEHER, 

leo  toirniesc  do  cliur  air,  7  corab  ar  aitliris  Criost  7  j^aduidhe 
na  laimhe  (deise)  rue  se  les  é;  7  do  niolutar  na  manaigh  C.C.  co 
mor  tri  as  11a  siibalt/(//i<bli  sin  tue  Dia  do,  nach  raibe  enni  a  ninih 
no  a  talniha/»  n-a  dorchadus  air. 

249.  Do  chuaidh  manuch  naemtha  iar  sin  darbh'ainm  Colman 
Eala  on  talumh  dana  liainm  Laighes  a  LaiglinM,  da  oilitUre  7 
ar  cuairt  crabuid  mar  araibe  C.  C.  go  hí,  a  riglioeht  na  hAlpan, 
7  do  bi  faris  co  nderna  se  espog  de.  Agus  an  uair  do  ha  niithidh 
les  impód/i  tar  a  aiss  co  liEirinn,  do  ÜRrfaigh  do  C.  C.  cindus  do 
berndh  se  a  betha  ass,  no  eia  he  an  naem  Ernuch  as  nió  re 
mbeith  a  euniann  no  a  páirt,  «ó  do  beith  n-a  oide  faisidnech 
aige.  'Bidh  an  nech  naemhtha  do-cim-se  fen,  gach  oidche  dom- 
nuigh,  a  fiadnaise  Criost  itfr  ainglib  nimlie,  n-a  oide  faisidnech 
agat',  ar  Colum  Cille.  'Cia  he  sin  no  cindus  as  duine  é?'  ar 
Colman  Eala.  'Nech  naemtha  sochndh  dod  cinedh-sa  fen  é',  ar 
Colum  C,  'ag  a  fuil  agaidh  ácarg,  7  suile  glasa,  7  becán  do 
gruaig  leith  fair'.  'Ni  haithne  dam.sa',  ar  Colman  Eala.  'a  leithéid 
sin  do  duine  a  n-Erinn,  add  madh  Findtan  mac  Gabrein  namá'. 
'As  é  sin  adeirim-se  do  beith  n-a  comi)anueh  acud',  ar  C.  C,  '7 
bidh  a  demhin  agad',  ar  se,  'corub  maitli  an  buach«?7  tréda  do 
Crist  é,  7  CO  mbei-a  se  moran  d'anmonnaib  docum  nimhe,  tren  a 
naemhthaclit  7  trian  a  c;-«blia/rf/i,  7  tren  a  esimláir'.  Tainicc 
Colman  Ela  a  n-Erinn  iar  sin,  7  do  indeis  d'Findtan  gach  ni  da 
ndubairt  C.  C.  ris;  7  do  aitliin  Findtan  do  Colman  P^hi,  gan  sin 
d'indisin  ren  a  beo  fen.  Do  coimhed  Colman  Ela  an  aitline  sin; 
oir  is  tar  eis  báis  Findtain,  do  indis  se  an  seel  sa  ar  naemthacht 
C.  C.  7  Findtain;  amail  derbus  beatha  Findtain  fen. 

250.  Do  bi  nech  ronaemtha  a  n-Erinn,  Mochonna  a  ainm, 
7  MaearÍNs  ainm  eli  do,  7  Fiaelina  ri  Erenn  a  at  hair,  7  Find- 
chaerah  ainm  a  mathar;  7  do  bi  ga  oilemaiu  ag  righ  Conwacht 
CO  eend  a  seacht  mbl/a(/rtM,  7  do  tairngir  espog  Eogh^n  Arda 
Sratha,  a  fad  rian  a  genemaint,  go  ngenlidhe  in  mac  sin,  7  go 
mad  é  bud  companuch  slighec?/i  do  C.  C.  ag  dul  do  Koimh,  7  go 
ixhvaiJh  Grigoir  Papa  an  tres  ainm  air  .i.  Maurieius.  Agus  do 
tindscnadh  lécend  do  denamh  do,  7  mar  do  cuala  imrádh  C.  C, 
do  bi  n-a  l)rathair  fogas  do,  do  cuaidh  mar  araibe  se,  do  seoladA 
na  n-aingel  do  bidh  n-a  coimhideacht,  7  do  grasaib  an  spir/<a 
naeimh    do    bi    n-a    croide;    7    táinec   do  mirbuil/M  C.  C,   gor 


BETH  A  COLUIMB  CHILLE.  135 

Heaven,  into  glory  in  spite  of  the  devils;  nor  could  they  hinder 
him.  The  monks  greatly  praised  C.  0.  because  of  the  gifts  given 
him  by  God,  wherewith  nothing  in  heaven  or  on  earth  was 
invisible  to  him. 

249.  Tiiereafter,  a  holy  monk  named  Colman  Eala  went 
from  a  place  called  Laighes  in  Leinster,  on  a  pilgrimage  and 
on  a  pious  visit  to  lona,  in  the  kingdom  of  Scotland,  where 
lived  C.  C.  He  stayed  with  him  till  he  was  made  bishop;  and 
when  the  time  came  when  he  had  to  return  to  Ireland,  he  asked 
C.  C.  how  his  life  would  be  spent  or  what  Irish  saint  would  be 
his  greatest  friend  or  confessor.  'Have  as  your  confessor  the 
holy  person  I  see  every  Sunday  night  in  the  company  of  Christ 
among  the  angels  of  Heaven',  says  C.  C.  'Who  is  that  or  what 
kind  is  he',  says  Colman  Eala.  'A  holy  kind-hearted  person  of 
your  own  kin  is  he',  says  C.  C,  'with  a  ruddy  complexion  and 
grey -eyes,  and  his  hair  slightly  tinged  with  grey'.  'I  do  not 
know  of  such  a  person  being  in  Ireland,  except  it  be  Finntan 
mac  Gabrein',  says  Colman  Eala.  'The  very  one  I  say  that  is 
to  be  your  companion',  says  C.  C.  'And  be  it  known  to  you, 
that  he  is  a  good  shepherd  to  Christ,  and  that  by  his  sanctity 
and  piety  and  example,  he  shall  lead  many  souls  to  God',  says 
he.  Thereafter,  Colman  Eala  came  to  Ireland,  and  told  Finntan 
everything  that  C.  C.  had  said.  Finntan  commanded  Colman 
Eala  to  be  silent  about  it  during  his  own  life- time.  Colman 
Eala  kept  that  commandment;  for  it  was  only  after  Finntan's 
death,  that  he  related  that  story  concerning  the  holiness  of  C.  C. 
and  Finntan;  as  Finntan's  own  life  testifies. 

250.  There  was  a  very  holy  person  in  Ireland,  named 
Mochonna,  also  known  as  Macarius.  Fiachna,  king  of  Ireland, 
was  his  father,  and  Findchaemh  was  his  mother's  name.  He 
was  fostered  by  the  king  of  Connaught  till  the  end  of  his  seventh 
year.  Bishop  Eoghan  of  Ardstraw  prophesied  long  before  his 
birth  that  he  would  be  born,  and  that  it  would  be  he  that  would 
accompany  C.  C.  to  Rome,  and  that  Pope  Gregory  would  call  him 
his  third  name,  to  wit,  Mauricius.  He  began  his  studies,  and 
having  heard  of  C.  C,  who  was  a  near  relative  of  his,  he  visited 
him  under  the  guidance  of  the  angels,  who  used  to  be  in  his 
company,  and  by  the  grace  of  the  Holy  Spirit,  that  was  within  him. 


136  ANDREW    KELLEHER, 

iiiebraig:li  se  lep^eiid  na  liecluissi  le  tri  nií  iiadha,  7  gur  gab  se 
aibid  uadha,  7  do  len  sé  sdaid  C.  C.  .i.  a  maigliisdir  fen.  mar  us 
ferr  gor  fed  se  a  lenmam;  gin  gor  fed  nech  da  táinic  riamh  a 
leunihuin  gu  liuilidhe,  7  ag  dul  do  Colum  C.  ar  deoraidhecht  a 
n-Albain,  adubairt  an  lenub  neamtliu-sa  da  bfuilmid  ag  labairt, 
.i.  Moconda,  go  racha(i/t  se  les.  'Na  heirich',  ar  C.  C,  'acht  an 
fare  hatair  7  red  mathair  ad  ánthaigh  fen'.  'Tu-ssa  nih'athair', 
ar  Moconda,  '7  an  eclus  mo  mathuir,  7  assi  an  ait  as  mo  ina 
fédfainn  serbís  do  deiiamh  do  Dia,  is  dutli«c/i  danili',  ar  se,  '7 
OS  tu-ssa,  a  Colum  C,  do  cengaiZ  re  Crisd  me,  lenfad  tu  go  mberi 
til  mar  a  bfuil  se  me';  7  tue  moid  na  hoilithre  andsin.  Ar  tuicsin 
foirbfidbechta  an  leinb  óicc  sin  do  C.  C,  7  an  las(fol.  31a)aidh 
gradha  do  bi  aige  air  he  fen  do  lenmhuin  ina  oilithre,  do  toilidh 
do  techt  les. 

251.  Fechtus  do  Colum  Cille  a  nhl,  7  do  furail  ar  ^loconda 
a  beith  ag  scribneoracht,  7  rue  an  oidhee  air;  7  ni  raibe  coindli 
aige.  Agus  tainie  do  naemhacht  a  maigheistrech,  .i.  C.  C.  7  da 
uaemhucht  fen,  gor  comsolus  la  7  oidhee  do.  Do  conda/rc  nianaeh 
aii'idhe  do  na  manchuib  an  ni  sin,  7  do  indiss  don  eoimthinól  e, 
7  do  gab  imtnudh  mór  re  Moconda  iad,  7  do  comairligetar  bas 
do  tabaiVt  do.  Agus  do  cuiretar  neimh  a  ndigh  cuicce.  Do 
foillsigedh  sen  do  G.  C,  7  é  n-a  duirrtech  fen,  7  Macairius  sa 
proindtigh,  7  do  thógaib  a  lamh,  7  do  coisrie  an  deoch  uadha,  7 
tainie  do  mirbuilibh  De  7  C.  C,  co  ndeehuidh  a  neimh  trid  an 
tsoithech  araibe  an  deuch,  7  gur  an  an  deoch  glan  and.  Agus 
ar  n-a  hibhe  do  Moconda,  ni  derna  si  digbail  ar  bith  do,  tie 
mirbuilibh  De  7  C.  C.  Agus  as  mar  sin  do  coimheid  C.  C,  a  dalta 
fen  ar  a  neimh  sin. 

252.  Od  conduirc  C.  ('.  aingidecht  an  coimhtinoil  do  Ma- 
cairius 7  ij  do  Moehonda,  tue  cuice  he  7  do  coisrie  n-a  hespog 
é,  7  tue  fáinde  7  bachall  do,  7  tue  gach  indstraimint  eli  do 
foigeouadli  d'espog  do  frecur  eeluisi  De  do,  7  tue  se  da  fer  dec 
do  do  dainib  dut/imchta(cha)  do  bi  foirbthe  a  freeur  ecluisi  De, 
7  adubairt  se  ris  dul  a  pioibhiiidse  Pictora,  7  eomhiuiidhe  do 
denamh  san  inadh  ina  bfuidhedh  se  abund  ar  euma  baehla  sa 
talamh  sin,  7  adubairt  guriib  andsin  do  toWigh  Dia  do  comnaidhe 
do  denamh  athaidh  da  aimsir. 

»)  Read  .i. 


BETHA    COLUIMB    CMILLE.  137 

And  it  came  to  pass,  through  tlie  miracles  oi  C.  C,  that  he 
learned  the  doctrine  of  the  church  in  three  months  from  him, 
and  took  the  habit  from  him.  And  he  imitated  C.  C,  to  wit,  his 
master,  as  best  he  could;  for  no  one  ever  was  able  to  imitate 
him  fully.  A\'hen  C.  0.  was  about  to  go  into  exile  to  Scotland, 
the  holy  youth  in  question,  to  wit,  Mochonna  said,  that  he  would 
go  with  him.  'Do  not',  says  C.  C,  'but  remain  with  youi-  father 
and  mother  in  your  own  country'.  'You  are  my  father',  says 
Mochonna,  'and  the  church  is  my  mother,  and  where  I  can  best 
serve  God,  is  my  country',  says  he,  'and  since  it  is  you,  o  C.  C, 
that  has  consecrated  me  to  Christ,  I  shall  follow  you,  to  be  taken 
tu  where  he  is'.  And  thereupon,  he  took  the  vow  of  pilgrimage. 
When  C.  C.  saw  that  he  was  so  perfect,  and  that  he  ardently 
desired  to  accompany  him,  he  consented  to  it, 

251.  Once  upon  a  time  when  C.  C.  was  at  lona,  he  gave 
Mochonna  some  writing  to  do.  Night  overtook  him;  nor  had  he  any 
candle.  Through  the  sanctity  of  his  master,  to  wit,  C.  C„  and 
through  his  own  sanctity  it  happened  that  the  night  was  as  bright 
as  the  day  for  him,  A  certain  one  of  the  monks,  having  noticed  that 
fact,  told  the  community  about  it.  They  getting  very  jealous  of  Moch- 
onna, agreed  to  put  him  to  death,  and  so  put  poison  in  his  drink. 
That  fact  was  revealed  to  C.  C,  who  was  in  his  oratory,  while  Ma- 
carius  was  in  the  refectory,  and  raising  his  hands,  he  blessed  the  drink 
from  him.  And  it  came  to  pass,  by  the  miracles  of  God  and  C.  C, 
that  the  poison  went  through  the  vessel  in  which  the  drink  was, 
and  that  the  drink  remained  pure  in  it.  And  when  Mochonna  drank 
it,  it  did  him  no  harm,  through  the  miracles  of  God  and  C.  C. 
Thus  it  was  that  C.  C.  preserved  his  own  disciple  from  that  poison. 

252.  When  C.  C.  saw  that  the  community  were  ill  disposed 
towards  Macarius,  he  got  him  to  come  to  him,  and  had  him 
consecrated  bishop.  He  gave  him  a  ring  and  a  staff,  and  every 
other  instrument  that  a  bishop  needed  for  the  administration  of 
the  church.  He  also  gave  him  twelve  zealous  disciples,  who 
were  well  tried  in  the  service  of  the  Church,  He  told  him  to 
go  to  the  province  of  the  Picts,  and  there  to  reside  in  a  place 
where  he  would  find  a  river,  shaped  like  a  staff;  for  that  there 
God  had  willed  him  to  spend  some  time. 


138  ANDREW   KELLEHER, 

253.  Do  gluais  Macairius  7  a  muindtir  rompo,  7  do  ceileb- 
ratar  do  Coliim  C,  7  do  cuaidli  go  proibindse  Pictora,  7  do 
condaic  se  abend  iiadha  ar  cuma  baclila  amail  adubairt  C.  C, 
ris,  7  do  cumdaighedli  eclus  a  n-inadh  airidhe  re  taeb  na  liabhand 
sin  les.  Agiis  do  bi  jtest  neimlie  san  inadh  sin,  7  do  lecedh  si 
lasraclia  ienatidhe  as  a  braghaid,  le  a  niaibfl(//i  si  moran  do  na 
cinedhacha/6/i;  7  ar  n-a  faicsin  do  Macairius  amluidh  sin  an  nair 
dob'ail  le  urclioid  do  denunih  du,  do  malluigh  hi  7  do  rinde  cairthe 
cloidie  di,  do  cumhaclitaib  De  7  do  mirbuiluibh  C.  C;  oir  is  do 
scris  na  piasda  sin  do  seol  C.  C.  Macairius  docum  an  inaidh  sin 
secli  gacli  inadh  eli  a  proibindse  Pictora;  ar  n-a  foillsiugadh  do 
ina  spirarf,  an  pesd  sin  do  beitli  ac  scris  na  poiblech. 

254.  Is  mor  traih  do  niirbuilibh  do  rinde  Macairius  sa 
praibindse  sin,  7  as  niór  da  slwdgaihli  7  da  socliruidib  tue  se 
docum  creidimh,  7  as  mor  d'eaclusaib  do  cunihda^^i  sé  indte,  7 
do  chuir  se  an  idhbarta  demhniiidlie  ar  cul,  7  do  scris  se  imhaidhe 
na  ndeiedh  ndiabluidhe  da  creidis. 

255.  Fechtus  da  ndechaidh  C.  C.  da  oilethri  don  Roimh, 
7  do  chuir  se  gairm  ar  Macairius  .i.  a  descibul  fen,  7  do  togh 
se  mar  cumpanuch  sligheJ/i  é  tar  gach  uili  manuch  da  naemthacht 
da  raibhe  aige.  Agus  ar  ndul  docum  na  Romha  doib,  do  cuatar 
a  cend  Grigoir  Papa,  7  ar  mbeith  ag  comrad  dail)  re  celi,  do 
íiarfa<(//í  Grigoir  do  C.  C.  ga  hainm  do  bi  ar  a  companuch.  'Mo- 
Cduda  no  Macairius  a  ainm',  ar  C.  C,  7  nuir  nar  tliuic  Grigoir 
na  hanmonda  sin,  tue  se  fen  ainm  eli  air  .i.  Maurisius  nuuius 
recta,  .i.  lamh  direch,  ar  son  gor  direch  ina  oibriglwM  é.  Gonad 
andsin  tainech  tairringire  esjioig  Eogain  docum  criche,  \cth  re 
(irighoir  do  tabairt  an  tres  anma  ar  Macairius.  Mar  do  fuair 
Grighoir  a  fis  6  Colum  C.  gurbh  espog  Macairius,  7  gur  nech 
ronacmtiia  romirbuilcíA  é,  do  aithin  de,  maille  re  honóir  roniúir, 
beith  ag  frecor  eduisi  Torón,  do  bi  an  uair  sin  gan  espog,  .i. 
an  eclus  mar  handluicedh  Martain  naemtha. 

256').  Ar  crichnughadh  a  ngnoaighedh  re  Grighoir  doib, 
7  ar  ndenumh  oilithri  na  Roma  co  Irimlan,  do  gabutar  a  ced  alee, 
7  do  léc  a  bendacht  leo  7  do  f:icbhatar  a  mbendacht  aice,  7  do 

')  Sources  are  expressly  mentioned,  viz.  Lives  of  Engeuius  and  Macarius. 
See  Reeves'  Adam.   p.  325. 


HIOTHA    COLUIMH    CHILLE.  139 

253.  Macarius  and  his  followers,  having  bid  fiuewell  to 
C.  C,  set  out  and  came  to  the  province  of  the  Picts.  He  beheld 
a  river  in  the  distance,  shaped  like  a  staff,  as  C.  C.  had  said, 
and  there  he  built  a  church  in  a  certain  place  by  the  side  of 
that  river.  There  was  a  serpent  in  that  place,  which  used  to 
vomit  sparks  of  fire,  wherewith  it  killed  many  of  the  natives. 
A\'hen  ]\Iacarius  saw  it  in  that  wise,  about  to  do  him  harm,  he 
cursed  it,  and  it  was  petrified  by  the  power  of  God  and  by  the 
miracles  of  C.  C;  for  it  was  to  destroy  that  monster  that  C.  C. 
sent  Macarius  to  that  particular  place  in  the  province  of  the 
Picts;  it  being  revealed  to  him  that  it  was  destroying  the  peoi)le. 


254.  Many  indeed  were  the  miracles  performed  by  Macarius 
in  that  province,  and  great  multitudes  were  converted  by  him  to 
the  faith,  and  many  w^ere  the  churches  built  there  by  him.  lie 
abolished  paganism,  and  destroyed  the  images  of  the  false  gods 
in  whom  they  believed. 

255.  Once  upon  a  time  when  C.  C.  made  a  pilgrimage  to 
Rome,  he  sent  for  Macarius,  to  wit,  his  own  disciple,  and  chose 
him  as  his  travelling  companion,  in  preference  to  the  other  monks, 
because  of  his  holiness.  Having  arrived  at  Rome,  they  w^ent  to 
Pope  Gregory,  and  during  their  conversation  Gregory  asked  C.  C. 
the  name  of  his  companion.  '^Mochonna  or  ^Macarius  is  his  name', 
says  C.  C.  As  Gregory  did  not  understand  those  names,  he  gave 
him  another  name,  to  wit,  Maurisius,  'manus  recta',  that  is, 
'straight-handed',  for  he  was  straight  in  his  works.  Thus  was 
fulfilled  the  prophecy  of  Bishop  Eoghan  about  Gregory  giving  a 
third  name  to  Macarius.  When  Gregory  was  informed  by  C.  C. 
that  Macarius  was  a  bishop,  and  that  he  was  a  very  holy  and 
a  very  wonderful  person,  he  appointed  him  with  very  great  honour 
to  the  church  of  Tours,  which  was  then  without  a  bishop,  that 
is,  the  church  in  which  saint  Martin  was  buried. 

256.  When  they  had  visited  the  whole  of  Rome,  and  had 
done  their  business  with  Gregory,  after  the  farewell  greetings 
Avere  over,  they  proceeded  to  Tours  with  his  permission.    The 


140  ANDREW    KELLEHER, 

gabhutar  gu  Torón,  Agus  iií  raibe  a  fis  ac  luclit  na  catliruch 
sin  ga  hinadh  aiiidhe  inar  liadliiicedli  Martain.  7  ar  na  cluinsin 
doib  nach  raibe  enni  a  ninili  nu  a  talnihuin,  a  n-ainblifis  do  C.  C. 
7  go  raibe  se  n-a  faidli  ag  an  Tigherna  nemdha,  do  taircetar 
niorán  oir  7  airgid  7  aiscedh  eli  do,  do  cind  a  foillsiufrbadli  doib 
ca  raibe  an  t-andluicedh  sin.  'Ni  geb-sa  aiscedha  úir  na  aircid 
uaib',  ar  (fol.  34  b)  C.  C,  '7  foillseochad  andlacudh  Martain  daib, 
da  fagliar  an  ni  eli  ata  san  andlacadli  faris  an  corp'.  Tucatar 
Incht  na  cathrach  cuir  7  minda  do  air  sin,  7  do  foilKsig  C.  C. 
an  t-andlucadh  iar  sin.  Agus  ar  n-a  foscladh  doib,  fiiaratar  leabiir 
aifrind  and,  7  adubairt  C.  C.  gorb'e  an  lebiir  sin  do  bi  se  fen 
d'iarraidh,  7  gurab  uime  do  rinde  se  cuir  re  lucht  na  cathrach. 
Do  brethnaigetar  lucht  na  catliruch  brisedh  air  7  gan  an  lebur 
do  tabairt  do,  7  adubratar  muna  fagbudh  se  nech  naemtha  ecin 
da  raibe  faris  go  suthain  acu,  nach  fuigedh  se  an  lebur.  Do 
fagaib  sesen  Macairius  naemtha  aca  do  reir  furailnihe  an  Papa, 
do  frecar  oifice  espoig  doib,  mar  do  batar  an  uair  sin  gan  espog, 
7  tucadh  an  lebhor  do  C.  C.  Agus  is  mar  sin  adeir  betha  espoig 
JCogliain  7  betha  Macairius  an  lebur  sin  d'faghail.  Agus  do 
foiWsiyh  Martain  é  fen  do  moran  do  lucht  na  cathruch  an  oidhce 
sin,  7  iad  in-a  codladh,  7  assedh  adeiredh  riu:  'onoraigh  Macairius 
mar  niesi  fen;  úir  is  é  mo  mac  gradach  fen  é,  7  as  air  tainic  toil 
Grighoir  Papa  7  C.  (J.  da  chur  do  frecor  na  he«i/laisse  Torón.' 

257.  Ar  frecui-  na  hecluisse  do  Macairius  tri  bliadhna  go 
leith,  do  ghoir  a  coimthinol  uili  chiiige,  7  adubairt  riu,  gor  focus 
do  fen  an  ainisir  ar  araibe  se  ag  fcichenih  011  a  naidhendacht 
conuice  sin,  .i.  aimser  a  bais,  7  adubairt  go  fuighedh  bus  fa  cend 
tri  la.  J)o  ba  rodobrónach  an  coimtionol  7  lucht  na  cathrach 
uile  de  sin,  7  adubairt  Macairius  rii'i  gan  luinse  do  beith  orra, 
7  coib'i  toil  De  gach  nech  do  gebudh  betha  d't'agail  bais.  Do 
facbutar  inch!  na  cathruc  uile  Macairius  a  i)ongc  a  bais  acht 
espo/</  7  nianaigh.  Do  labhair  Macairius  riu  7  assedh  adnbhairt: 
'Coisrigidh  bar  suile  7  bhar  croidhediia,  Indus  go  bfaicedh  sib 
gach  ni  atehim-se,  7  go  cluinedh  sib  gach  ni  adcluinim.'  Do 
ronsad  amlaidh,  7  do  condcatar  Tssu  Crist  gon  a  espula/M,  7 
an  cuirt  ainglidhe,  7  .Martain  naemtha,  7  C.  ('.  in  a  corp  daenna, 
na  coraid  timchell  Macairius.  Agus  fa  gnathach  do  C.  C.  beith 
ina  corp  daenna  faris  na  hainglib  7  gnimhartha  ainglidhe  do 
dheuamh,  amail  leghtio-  go  miuic  air,  7  dob  ainglide  do  dul  ina 


BETnA   COr.UrMB   CIIILLK.  141 

people  of  that  city  knew  iK^t  where  Martin  was  buried,  and 
having  heard  that  there  was  nothing  in  heaven  or  on  earth 
hidden  from  C.  0,,  and  that  he  was  a  i)ropliet  of  tlie  Lord,  they 
offered  much  gold  and  silver  and  other  gifts  to  him,  that  he 
might  reveal  to  them  his  tomb.  'I  shall  not  take  presents  of 
gold  or  of  silver  from  you',  says  C.  C,  'but  I  shall  show  you 
Martin's  tomb,  on  condition  that  I  get  the  other  thing  that  is 
in  the  tomb  with  the  body'.  The  citizens  having  pledged 
themselves  to  that,  C.  C.  then  showed  them  the  tomb.  When 
they  opened  it.  they  found  a  Missal  in  it.  C.  C.  said  that  it 
was  that  book  he  wanted,  and  that  he  had  made  the  agreement 
with  the  citizens  for  its  sake.  The  latter  bethought  themselves 
of  violating  the  treaty  by  not  giving  him  the  book.  They  said 
that  unless  he  left  with  them  for  ever  some  holy  person  of  his 
retinue,  that  he  would  not  get  the  book.  He  left  them  Macarius 
as  bishop,  according  to  the  Pope's  command;  for  they  were  without 
a  bishop  then.  The  book  was  handed  over  to  C.  C.  Thus  was 
got  that  book,  according  to  the  Life  of  Bishop  Eoghan,  and  the 
Life  of  Macarius.  ^[artin  appeared  to  many  of  the  citizens  on 
that  night,  while  they  were  asleep,  and  thus  addressed  them: 
'Honour  Macarius  as  myself;  for  he  is  my  beloved  son,  and  the 
chosen  one  of  Pope  Gregory  and  C.  C.  for  the  care  of  the 
church  of  Tours.' 

257.  Macarius  having  been  in  the  care  of  the  church  of 
Tours  for  three  and  a  half  years,  calling  together  the  whole 
community,  told  them  that  the  time  he  had  been  awaiting  since 
his  infancy  was  at  hand,  that  is,  the  hour  of  death.  He  said 
that  he  would  die  within  three  days.  Thereat  the  community, 
as  well  as  all  the  citizens  were  sorrowful.  Macarius  told  them 
not  to  be  sad;  for  that  it  was  God's  will  for  every  living  being 
to  die.  When  his  end  was  approaching,  all  the  citizens,  except 
bishops  and  monks,  retired.  Macarius  addressing  the  latter,  said: 
'Bless  your  eyes  and  your  hearts,  so  as  to  see  what  I  see,  and 
to  hear  what  I  hear.'  Accordingly,  they  having  done  so  saw 
Jesus  Christ  along  with  his  apostles,  and  the  angelic  court,  and 
saint  Martin,  also  C.  C.  in  the  flesh,  surrounding  Macarius  in 
choirs.  C.  C.  was  accustomed  to  be  with  the  angels,  though  [still] 
in  the  flesh,  and  to  perform  angelic  deeds,  as  is  oftentimes  related 
of  him.    It  was  like  an  angel  of  him,  being  [stillj  in  the  flesh, 


142  ANDREW   KELLEIIER, 

corp  daenna,  a  luas  aingeil  mar  gach  aingel  eli,  o  lií  C.  C,  a 
rigaclit  na  liAlpan,  go  Toirinis  Martain.  Agus  assedh  aderdis 
uili:  'TaiT  ciigaind,  a  Macairius,  7  deiia  conúumidhe  farind  a 
flaithes  t'athar  fen.'  Do  cualatar  araibe  do  dainib  iiaemtha  do 
lathair  an  uair  sin  Pedur  espol  da  fiarfa/rf/m  d'lsa  Christ:  'Cred 
hi  an  maith  do  rinde  an  diiine  si  ar  a  fiiair  se  an  onoir  niór  sa 
uaib.'  Do  frecair  Lssu  e,  7  assedh  adubairt:  'Do  coimeid  se  gac 
uile  aitne  da  fiiil  sa  tsenrecld  7  annsa  rect  nua  gan  oired  en- 
litre  do  brisedh  dib,  7  do  coimeid  se  é  fen  0  gacli  uili  salchur, 
on  a  gein  go  a  bass,  tre  grasaib  De  7  tre  coimed  C.  C.  do  bi 
air,  dar  dalta  7  dar  deiscibul  é.' 

258').  Domhnach  airidhe  do  C.  C.  a  nhl,  7  do  cuala  se 
glaedh  a  port  na  hindse  sin,  7  adubairt  se  re  na  manchaib, 
imthect  go  luath  7  na  hoiVithr/gh  tainic  a  fad  do  tabairt  leo. 
Do  imgedur  na  manaig,  7  tucatar  dis  oilithrech  leo.  Agus  ar 
na  faicsin  do  C.  C,  do  pocc  iad,  7  do  fiarfuidh  dib,  cred  dob'adhbor 
da  turus.  Adubratar  san  gorb  ail  leo  beith  go  cend  mbliadhna 
fare  C.  C.  Adubairt  C.  C.  nach  beidis  faris  fen,  muna  treicdis  an 
saeg/iMÍ  7  techt  is  na  manchuib.  Adubairt  an  nech  fa  sine  dib 
nach  raibe  an  triall  sin  aca  reme  sin,  7  go  ndendais  a  comairli 
sen  ar  gach  uili  ni  da  n-iarfadh  se  orra.  Agus  rue  C.  C.  les 
don  mainesdir  iad  iar  sin,  7  do  lecceatar  ar  a  ngliiinib  a  bfiadna/se 
na  haltóra  iad,  7  tue  gac  nech  dib  moid  manaigh  andsin,  7  do 
bendaigh  C.  C.  iad.  Et  adubairt  co  ndernatar  an  dis  uasal  sin 
idbairt  beo  dib  fen  do  Crist,  7  adubairt  co  ngebad  galur  an 
manuch  fa  sine  dibh,  7  go  btuigedh  se  bas  fa  cend  sectmliuine 
on  III  sin  inar  gab  an  aibid,  7  adubairt  se  co  fuigheadh  an  dara 
manach  dib  bas  fa  cend  celre  la  ndécc  on  la  cedna  sin,  Agus 
do  firadh  sin  uile  amail  adubairt  C.  (!.;  gor  nioradh  ainni  De  7 
C.  C.  de  sin. 

259  2).  Fechtus  do  Colum  C.  a  nhl,  7  do  cuaidh  fen  7  cuid 
da  manchuib  do  radh  a  trath  7  a  n-unii//V//<e  re  cois  na  fairge. 
Agus  ar  criclmughadh  a  n-urníí?í//<the  doib,  do  buail  C.  C  an  lorg 
no  an  baitin  do  bi  n-a  laimh  a  n-inadh  airidhe  ar  talamh,  7  do 
labuir  ris  na  manchuib  7  assedh  adubairt:  'A  eland  gradach',  ar  se, 

')  Taken  literally  from  Adamuan.    See  Reeves'  editiou,  p.  61. 
■^)  Takeu  literally  froui  Adamnau.    See  Reeves'  eilitiou,  p.  G2. 


HETIIA    COLUIMB   CIHLLE.  143 

to  go  as  (iiiickly  as  an  angel  from  lona  in  the  kingdom  of  Scot- 
land to  Tours.  This  is  what  they  said:  'Come  to  us,  o  Macarius, 
and  reside  with  us  in  the  kingdom  of  thy  Father.'  Tho.se  who 
were  then  present,  heard  Peter  the  Apostle,  asking  Jesus  Christ, 
what  good  he  had  done  that  he  had  been  so  highly  honoured. 
Jesus  in  reply  said:  'He  has  kept  every  commandment  in  the 
old  and  new  law,  without  having  violated  a  single  letter  of  them, 
and  has  preserved  himself  from  all  uncleanness  from  his  birth 
till  his  death,  through  the  grace  of  God,  and  C.  C.'s  protection 
of  him;  he  being  his  foster-child  and  disciple. 


258.  On  a  certain  Sunday  that  C.  C.  was  at  lona,  having 
heard  a  shout  in  the  harbour  of  that  island,  he  told  the  monks 
to  go  quickl}^  and  fetch  him  the  pilgrims  that  had  come  from 
afar.  The  monks  departed,  and  returned  with  two  pilgrims. 
And  C.  C.  seeing  them,  embraced  them,  and  inquired  of  them 
the  cause  of  their  journey.  They  said  that  they  wished  to  spend 
a  year  with  C.  C.  C.  C.  said  that  that  could  only  be  on  condition 
of  they  abandoning  the  world  and  becoming  monks.  The  older 
of  the  two  said,  that  they  had  not  hitherto  thought  of  that,  but 
that  they  would  follow  his  advice  in  everything  he  would  ask 
them.  Then  C.  C.  took  them  to  the  monaster}',  and  they  kneeling 
down  before  the  altar,  then  took  the  monastic  vow.  And  C.  C. 
blessing  them  said,  that  those  two  nobles  had  made  a  living 
sacrifice  of  themselves  to  Christ,  and  that  the  older  of  them 
would  be  stricken  down  by  sickness,  which  would  cause  his 
death  exactly  a  week  after  the  day  on  which  he  took  the  habit, 
and  that  the  other  monk  would  die  a  fortnight  from  that  same 
day.  Everything  came  to  pass  as  C.  C.  had  said;  so  that  God's 
name  and  C.  C.'s  were  magnified  thereby. 

259.  Once  upon  a  time  that  C.  C.  was  at  lona,  he  went 
with  some  of  his  monks  to  pray  and  say  their  office  near  the 
sea.  When  they  had  finished  their  prayers,  C.  C.  striking  a 
certain  part  of  the  ground  with  the  staff  or  stick  he  had  in  his 
hand,  addressed  the  monks  thus:   'Beloved  children',  saith  he. 


144  ANDREW    KEfiLEHEli, 

'do  cife  sib  ingnadh  mor  aniugh,  .i.  tiucfa?(7/i  nech  ársaidh  airidhe 
don  acme  dhachuib  ata  a  n-agaigh  creidim  cugaind  aiidso.  7 
gebaidh  se  baisde  uaim-se,  7  do  (fol.  35  a)  géba  se  bas  com  liiatli 
7  baistfidher  é,  7  adhlaicíidher  san  inadh  sa  inar  biiail  mesi  mo 
lorg  ar  talmom  é.  Agus  asse  adbhur  fa  tucand  Dia  na  grasa 
do,  .i.  CO  raibe  an  maith  nadurdha  ar  coimhed  aige  go  mor  an 
méidi-si,  indns  nach  nderna  se  enni  bud  mesde  les  do  denamh 
air  fen,  ar  ennech  eli  riam.  Ar  criclmughadh  an  comraidh  sin 
doib,  do  condcatar  an  long  cuca  sa  cuan,  7  ar  techt  a  tir  di,  do 
tocbatar  a  muindtir  fen  an  duine  arsaidh  sin  etorra  ass  in  luing 
7  tucatar  leo  a  bfiadnaisse  C.  C.  e.  Agus  do  senmoir  C.  C.  an 
creidemli  do,  7  as  fer  tengtlia  eile  do  cliuiredh  a  ceill  do  gach 
ni  da  nixhvailh  C.  C.  ris;  oir  ni  tuicedh  se  laiden  no  gaidelc  uadha. 
Agus  do  bendaigli  C.  C.  e,  7  tainic  do  brigli  an  bendaigthe  sin 
gor  gab  se  baisde  na  lieccluisi  cuige,  7  fuair  se  bas  iarsin,  7  do 
handluicedli  san  inadh  inar  buail  ('.  C.  a  lorg  ar  talmain  é;  cor 
moradh  ainm  De  7  C.  C.  de  sin.  Agus  do  rindetar  na  manaich 
do  bi  fare  C.  C.  an  uair  sin  ula  san  inadh  sin  a  cuimhniughadh 
an  sceoil  sin;  7  mairidh  si  and  6  sin  ille. 

260.  Fechtus  do  0.  C.  a  nhí  7  se  ag  scribneoraclit,  7  táinec 
manach  aiiidhe  da  manchaibh  fen  chuige  dar  oific  beith  os  cind 
na  cisdenaidhe  ag  an  coimhtinol  7  daiger  n-a  laimh,  7  do  iarr 
ar  C.  C.  a  bendughadli  do.  Do  tAcaib  C.  C.  an  lam  araibe  an 
pend,  7  tue  a  chul  ris  an  \ehiir,  7  do  bennaigh  an  daigér,  7  ar 
n-imtecht  don  manach  amacli  uada,  do  üftfraigh  da  descibul  fen, 
.1.  do  Diarmaid.  cred  é  an  t-iarand  sin  tue  an  manach  da  coisregadh 
cuige.  Adubairt  Diarmaid  gorab  daiger  le  marbthai  mairt  7 
cairigh  tue  se  les.  'Ata  dochus  as  Dia  agam-sa',  ar  C.  ('.,  'nach 
deiia  an  t-iai-and  I'ld  do  bendaigli  me  fen,  digbail  do  duine  no 
d'ainmhidhe  ó  aso  amach  go  brath'.  Agus  do  firadh  sin  amail 
adubairt  C.  C.  Oir  do  cuaid  an  manach  an  uair  sin  fen  do  marbadh 
doimh  docnm  na  cisdenaidhe,  7  do  comail  se  an  daigor  do  braighid 
an  doimh  7  nir  iOd  se  dergadh  air;  7  n/  hedh  amain  acht  ni 
fédtai  dorgadh  ar  beathadhach  ar  bitli  les.  Agus  ai-  n-a  thuicsin 
sin  do  na  manchaib  nach  raibe  foghnamh  mai'  siii  ann,  do  fiirailetar 
ar  gabhaind  do  bi  sa  baile  a  leaghadh  aris,  iiidus  co  ndentai  as 
a  m'la  e,  7  co  mbeith  faebur  maith  air.    Agus  ar  na  leagadh  don 


BETIIA    COLUIMB   CIIILLB.  145 

'you  shall  see  a  wonderful  thing  to-day,  to  wit,  a  certain  old 
person  of  the  gentile ^)  race,  that  is  opposed  to  the  faith,  shall 
come  here,  and  be  baptised  by  me.  After  that,  he  shall  imme- 
diately die,  and  be  buried  in  the  spot  that  I  struck  with  my 
staff.  That  grace  he  receives  from  God,  because  he  has  been 
naturally  good  to  the  extent  that  he  has  never  done  anything 
to  others  that  he  did  not  wish  them  to  do  to  him'.  At  the  end 
of  that  conversation,  they  beheld  the  vessel  in  the  harbour  making 
for  them.  When  it  arrived  in  dock,  his  own  people  brought 
that  old  person  to  the  presence  of  C.  C.  C.  C.  preached  the  faith 
to  him.  An  interpreter  explained  to  him  all  C.  C.  said;  for  the 
old  man  knew  no  Latin  or  Gaelic.  C.  C.  blessed  him,  and  as  a 
result,  he  received  baptism  from  him.  He  then  died,  and  was 
buried  in  the  place  that  C.  C.  struck  with  his  staff.  God's  name 
and  C.  C.'s  were  magnified  thereby.  The  monks  who  were  with 
C.  C,  raised  a  mound  over  that  place,  to  commemorate  that 
event  (story).    That  mound  still  survives. 


260.  Once  upon  a  time  that  C.  C.  was  at  lona,  engaged  at 
writing,  a  certain  one  of  the  monks  whose  office  was  to  super- 
intend the  affairs  of  the  kitchen  belonging  to  the  monaster}', 
came  to  him,  carrying  a  dagger  in  his  hand,  which  he  asked 
C.  C.  to  bless.  C.  C.  raising  the  hand  which  held  the  pen,  and 
with  his  back  to  the  book,  blessed  the  dagger.  When  the  monk 
had  gone,  he  asked  his  own  disciple,  to  wit,  Diarmaid,  what  was 
the  iron  [instrument]  that  the  monk  brought  to  be  blessed  by 
him.  Diarmaid  said  that  is  was  a  dagger  for  killing  sheep  and 
oxen.  'I  trust  in  God',  says  C.  C,  'that  that  iron  [instrument] 
I  have  blessed,  shall  henceforward  injure  no  man  or  beast  for 
evermore'.  What  C.  C.  said,  came  true;  for  that  monk  straightway 
went  to  kill  on  ox  for  the  kitchen.  He  struck  the  breast  of  the 
ox  with  the  dagger,  but  it  could  not  bleed  it.  And  not  only 
that,  but  it  could  not  bleed  any  other  animal.  When  the  monks 
became  aware  of  it  being  of  no  use  in  that  way,  they  gave 
instructions  to  a  neighbouring  smith  to  melt  it,  so  as  to  have  it 
remade  and  well  sharpened.    When  the  smith  had  melted  it,  he 


*)  Adamnan  has  'gentilis'.    See  Reeves'  edition,  p.  62. 

Zeitschrift  f.  celt.  Philologie  XI.  10 


146  ANDUEW    KELLEHBll, 

gabliaind,  adiibairt  corb  iarand  ciwealta  rocruaidh  é,  7  gurb  ferrde 
na  liairm  eli  do  bi  ag  na  manchaib,  le  marbhtliai  niairt  7  cairigli 
doib,  ar  araibe  esbuidli  c>«adach,  cuid  de  do  chur  ar  gacli  arm 
dib.  Agus  do  ronadh  amlaidh  sin,  7  ni  fedtai  dergadh  le  lién- 
arm  ar  ar  cuiredli  cuid  don  daiger  sin  ar  duine  no  ainmliidhe  0 
sin  suas;  cor  moradh  ainm  Ue  7  C.  C.  desin. 

261.  Aroile  aimser  do  bi  C.  C.  a  nlil,  7  do  gab  tendess 
ger  a  descipul  fen  .i,  Diarmaid  indus  go  raibhe  se  a  nguasacht 
báis,  7  do  chuaidh  C.  C.  ar  chuairt  chuige.  Agus  ar  n-a  faicsin 
San  guasacht  mor  sin  do,  do  gair  ainm  Crist  7  do  guidh  se  co 
duthrachtach  é,  7  do  iarr  air  gan  bas  do  lecen  docum  a  serb- 
fogant«ú?/<e  fen  an  céin  do  beith  se  fen  n-a  heüiaidh.  Agus  ar 
crichnugliadh  na  hurnaidhe  sin  do  C.  C,  do  bi  se  tamall  na  tosd, 
7  do  labuir  aris  7  assedh  adubairt:  'Ni  liedh  amain  nach  fuighe 
Diarmuid  bas  don  tendes-sa  ata  air  anois,  acht  biaid  se  beo 
meid  airidhe  do  bliadhna?i/i  tar  eis  mo  báis-i.'  Agus  do  firadli 
sin  uile  amail  adubairt  C.  C.  Agus  as  follus  as  in  seel  sa,  go 
bfaghadh  C,  C.  0  Dia  gach  ni  do  iarrad  se  air. 


BBTUA   COLyiMH    CIIILLK.  147 

said  that  it  was  kindly  liard  iron,  and  that  all  the  other  weapons 
which  were  wanting  in  steel,  would  be  the  better  for  having 
some  of  it  applied  to  them.  This  was  accordingly  done;  with 
the  result  that  none  of  the  weapons  to  which  some  of  the  material 
of  the  dagger  was  applied,  was  able  to  wound  man  or  beast  for 
ever  after.    God's  name  and  C.  C.'s  were  magnified  thereby. 

261.  On  another  occasion  that  C.  C.  was  at  lona,  his  own 
disciple,  to  wit,  Diarmaid  got  so  very  ill  that  death  was  imminent. 
C.  C.  visited  him.  When  he  saw  the  great  danger  in  which  he 
was,  he  invoked  the  name  of  Christ,  and  implored  Him  very 
fervently  to  spare  his  own  servant  as  long  as  he  himself  lived. 
When  he  had  finished  that  prayer,  he  remained  silent  for  a 
while.  Then  speaking  again,  he  said:  'Not  only  shall  this  sickness 
not  cause  Diarmaid's  death,  but  he  shall  live  for  some  j'ears  after 
my  death.'  Everything  came  to  pass  as  C.  C.  had  said.  It  is 
clear  from  this  story,  that  C.  C.  got  whatever  he  wanted  from  God, 


Great  Crosby,  Lancashire.  Andrew  Kelleher. 


10* 


MAELDUIN8  MEERFAHRT, 
EIN  ALTIRISCHES  GEDICHT. 


Der  hier  folgende  Veisucli  einer  kritischen  Wiederherstellung 
des  von  Best  im  ersten  Bande  der  'Anecdota  from  Irish  MSS' 
herausgegebenen  Gedichtes  von  der  Meerfahrt  Mfieldiiins  in  seine 
ursprüngliche  Gestalt  hat  eigentlich,  mit  Einleitung,  Anmerkungen 
und  Glossar  versehen,  als  letztes  Bändchen  meiner  Todd  Lectures 
erscheinen  sollen.  Die  Herausgabe  ist  lange  durch  mein  Ver- 
schulden verzögert  und  nun  durch  den  Krieg  noch  weiter  hinaus- 
geschoben worden,  indem  die  königlich  irische  Akademie  be- 
schlossen hat,  die  Drucklegung  erst  nach  Beendigung  des  Krieges 
wieder  aufzunehmen.  Da  es  aber  Jahre  dauern  mag,  ehe  sich 
die  alten  Beziehungen  wieder  herstellen,  und  das  Leben  des 
Einzelnen  zu  dieser  Zeit  unsicherer  ist  als  sonst,  drucke  ich 
inzwischen  wenigstens  den  Text  mit  einigen  Anmerkungen  hier  ab. 

Das  Gedicht,  welches  bekanntlich  auf  der  Prosaerzählung 
beruht  und  manchmal  ohne  dieselbe  kaum  verständlich  ist,  gehört 
meiner  Ansicht  nach  der  ersten  Hälfte  des  9.  Jahihunderts  an. 
Auf  keinen  Fall  ist  es  früher  zu  setzen,  wie  \'ollreime  wie 
ügaidäna  5,  trocha :  hrotha  6,  uhla:cumra  4G,  sretha'helha  58, 
mara:-rala  68,  131,  191,  (jlana-.mara  133,  maäa:mura  202  be- 
weisen. Dafs  unser  Gedicht  später  als  Feiire  Uengusso  verfafst 
ist,  beweist  die  von  daher  entlehnte  seltene  quantitative  Assonanz 
marttr  :  tr.rcph'il  in  §  122.  Die  zahlreichen  wörtlichen  Überein- 
stimuiungen  mit  dem  Gedicht  auf  den  Imiam  Sncdgussa,  die  ich 
in  den  Anmerkungen  hervorhebe,  deuten  wohl  darauf  hin,  dafs 
beide  denselben  Verfasser  haben.  Vgl.  Thurneysen,  Zeitschr. 
VIII,  8.80. 

Viele  der  Entstellungen  die  das  Gedicht  im  Laufe  der  Zeit 
durch  die  Ab.sciireiber  erlitten  hat.  sind  duich  den  Lhiistand  ver- 
anlafst,  dafs  zweisilbig  skandierende  Wörtei',  wie  coir,  do'ib,  cUib 


MAKI-IiUINS^MICERI'AUKT.  140 

USW.  in  spilterer  Zeit  einsilbip:  gelesen  wurden.  Die  dadurch 
verminderte  Zwölfzalil  der  Silben  i)  suchten  die  Schreiber  dann 
durch  Kinschieb-sel  wieder  herzustellen.  So  i.st  z.  B.  güdh  in 
SÍ  18  ütfenbar  ein  derartiger  Einschub,  ferner  da.s  zweite  döih  in 
§  75,  ein  unnötiger  Artikel  in  §  84  (H)  usw. 

Die  Hilfe,  die  mir  von  befreundeten  Fachgenossen  bei  der 
Emendation  schwieriger  Stellen  zuteil  geworden  ist,  habe  ich 
in  den  Anmerkungen  erwähnt  und  sage  besonders  Bergin  und 
Thurneysen  auch  hier  meinen  Dank  dafür. 


Incipit  do  Inirani  Cliuraig  Maile  Duin  and  so. 

1  Ardri  üasal  inna  n-uile,        tuistid  domuin, 

i  each  anisir,        i  each  re  ronbe  a  chobuir. 

2  Écosc  na  loc  crotha  gräduill        n-älaind  n-ile 
cruth  adclther        cia  dorlmther  nicon  bine. 

3  Dorimi  in  mace  aitti  ili        lasin  n-athair, 
snómdai  sretha,        sechna  betha  domuin  dathaig. 

4  Adcess  i  mbitli  imbed  n-ingnad        ös  lir  lendglass, 
utmall  in  snam,  dia  mboi  oc  imram       Mael  Duin  dennmass. 


5  Mäel  Düin  deggair        mace  Ailella  Ochair  Äga, 
ba  üclach  ardd,        ba  gargg,  ba  digraiss,  ba  däna, 

6  Luid  for  sliiagad  tüisech  Ninais,        niamda  trocha, 
luid  Ailill  laiss        la  menmain  maiss  co  meit  brotha. 

7  Ci  atrandsat        uible  oited  Ailill  n-amlaid, 

7'' n-ollbrass, 

luid  tar  lar  luie        iar  mbeimmim  ehluic  caillech  combrass. 

8  Fordarala  Ailill  angbaid        co  ugnim  trenfir. 

caur  caiu  combrass,        Mael  Duin  dronmass  ba  de  genir. 

9  Ranalt  fo  ehlith  muimme  morraass        ar  a  mathair, 
a  mboi  fo  mail        ba  gilla  cain  co  feib  lathair. 

10  Niabsai  larom        athis  adluind  öclach  líallach, 
cluichi  Iar  mbuaid        ar  belaib  slüaig  narbad  buadach. 

11  Asbert  nad  boi  athair  derb  do        adnaib  suire 
öS  talman  tir,        nä  mathair  miu  de  sTl  döine. 

')  Das  Metrum  ist  bekauutlich   dechnad  cummaisc,   welches  uach  den 
Verslehren  dem  oUam  bairdne  zugehört. 


150  KÜNO   MEYER, 

12  Ranuc  de  sin  miiinime  mörmass        co  a  maithre, 
Ailella  lar  n-ec        luid  for  set  i  tír  a  bräithre. 

13  Grestai  larom        cen  a  dlgail  Briccriu  brlathrach 
öS  folaig  gairb        for  lucht  romarb  Ailill  n-Iathach. 

14  Roföid  lar  sain        co  druid  cain  Corcomdruäd,     >k^-  rS/r.  i>r^.:f!hf^ 
CO  n-ecsed  dö        cia  lith  bed  for  srethaib  suäd.    äa^.  t/^. 

Vo  Ruc  a  churacli  for  fröich  fairgge,        codal  trede, 
forsin  muir  mör        cain  in  coir  dö  a  liÉre. 

16  Saraigis  ind  laechrad  inim  lln        in  faith  findnech.  ^'^**^  ■^'^  V 
tri  maicc  muimme,        truag  targrach,  doib  ba  imned. 

17  Luid  a  curach        cosna  hinsi  co  ngnim  cathach, 
im-möiditis        laich  cen  na  säith  guin  a  athar. 

18  Tüargab  doib        tar  or  talman  gäith  garb  gh)rach, 
setis  de  sin,  seöl  siar  snimach,        tar  rian  ronach, 

í(xK)   ^^  ^^^  nlamduinn        tar  ler  lond  ös  talmain  trilsig,    0]yM^M>l\) 
'N''    -^  immaränic  anbae  d'aisaib        isnib  insib. 

IL 

20  Grinne  sengän  de  thöib  thalman        dosni  ethar,    i^-Uu,  L':^ 
amal  serrchu  a  met  mothach,        ba  set  srethach. 

IIL 

21  Lotar  d'insi  forsa  mbatar        eoin  moir  mini 
for  a  forscaninaib  co  saidbri,        aidbli  miii. 

22  Linsait  curach        dinaib  enaib,  tren  a  treöir, 


IV. 

22» 

inis  dia"  ndarala  jar  n-imram        ingnad  treöir. 

23  Anmanda  mör  for  a  formna        meit  ech  n-aignech. 
criith  imrimgabsat  co  tricc,        ba  glicc  roiiairlelh. 

V. 

24  Co  Clan  Tar  sin  lotar  d'insi,        derb  ba  mithig, 
doib  a  Ihn         doarfas  gnini,  grain  du  chridib. 

25  Cechaing  diäs  isa  niag-sin,       mör  a  aichre, 

CO  slechtaib  ech        adciat  cen  meth  ceti  ngraifne. 


J,  .   .MAELDÜINS    MEEKFAHRT.  151 

26  Meit  longchore  no  nilaschnad  mor,        iiiiad  co  teti, 
is  seol  fo  leith        fulliucht  each  eich  böi  isin  cheti. 

27  Suisit  for  cnl        for  teclied  ngiir,  giiim  co  ngairggi, 
liiath  rosernad  dirirn  demnae        forsin  fairggi. 

28  Agait  grafaind,  clossa  ji  ngotha,        gair  co  ndremnai, 
ci  adcitis  i  ceo,  demin  leö        batar  demnai. 

VI. 

20  Tegdais  tolgda  dia  ndarala,        alaind,  accrad, 
comla  lecda  lim  ar  dorus,        solus  n-attrab. 

30  Forsa  muir  dorus  mor  moltach,        is  cless  combrass 
crutli  dombidgi  tonn  ban  ballglass        Tasc  slan  somlass. 

31  Böi  isin  tegdais        imda  cumtachta  each  triir, 
lestra  glana,        lind  n-ingnad  co  n-imbud  biid. 

32  Mellsuide  min        do  Mäel  dian  Düin,  gním  cen  elgnais, 
maith  a  tomalt,        feib  doromat  isin  tegdais. 

33  Lind  i  lestraib  cadlaib  glana,        säsad  sognass. 

luid  a  curach        donn  dian  dulacli  tar  ler  londbrass. 

VII. 

34  Inis  samlaid        dia  ndarala  muir  an  escach, 
asa  n-iisa,  ardd  a  foscad,        fid  fland  flescach. 

35  Gabais  cuicci  bun  fann  flesce        fer  mln  moltach. 
luid  a  curach,        ceöl  cen  anfiid,  la  seöl  sontach. 

36  Tres  laithe  lar  sin  i  n-ind  flesce,        nl  gnim  cumung, 
fuair  in  tuisech,  ba  llth  foroll,        frith  tri  n-ubull. 

37  Cethorcha  la  fo  thri  doib,        aidchib,  laithib, 
nodasristais,  mlass  min  moltach,        cumtach  caithim. 

38  Dingbais  diib        gortai  ngeir  sceo  itaid  n-uathaig, 
dalis  co  mbrig        mesce  maith  min  for  each  n-tiadaib. 

VIII. 

39  Fechsait  Tar  sin        os  inis  airdd  ocein  ollbraiss 
anmanda  mür        eo  n-ecnu  og  clessa  combraiss. 

40  Siniud  creitte,        impfid  acher  croccinn  gergairgg, 

imm  feoil  no  chnaim,        ba  mär  a  ngäir,  ös  chloich  erairdd. 

41  lar  rith  rolüath  tar  lar  inse,        anbloth  opunn, 
ba  gnim  gnniich,        immesöäd  inna  chroccunn. 

42  Luis  co  Ifiath        each  leth  ar  iiair.  acher  impiid. 
lotar  for  rian        Ocbad  find  flal  cen  nach  tintüd. 


152  KUNO   MEYER, 

43  Sreís  form  fraiss  de  chlocliaib,        ba  dia  iiiarbad, 
lecsit  lar  sin  a  tir  ii-ingiiad        don  mil  angbad. 

IX. 

44  Inis  aile  forsa  mbätar.        dniing  dein  clirodai, 
fiaclaib,  criiäib,  crodai  a  ngnima,        niila  murdai. 

X. 

45  Fosceird  d'inis        fors'  fil  fidbaid  messa  mordai, 
forsa  n-äsat,  cäine  chumra,        ubla  ordai. 

46  Cotacnat  gendmila  grandai        inna  liubla, 
isind  inis        tonn  ös  trilis  cain  a  cumra. 

47  In  tain  tlagtae        fo  thalmain  tratli  nöna  uir  nasad, 
lalla  en  find        Tar  techt  dend  lind  segait  sasad. 

48  Denngor  diäd  ösind  insi        ar  meit  tessa 
inna  n-anmanda,  contuitis,        luitis  lessa. 

49  Dorecniallsat        asin  tir-sin  imbed  n-ubull, 

curach  cromluitli  inse  lar  tadall        co  nibo  chumung. 

XL 

50  Lotar  d'insi        co  fuiriud  ardd  co  ndatli  gesse,         j        . « 
i  fairnectar  imscing  n-accrad,        attrab  nglesse.  /'^' 'm      ^* 

51  Delge  arggait,  claidib  orduirn,        muinci  mordai, 
leptha  ligdai.  caine  betlia,        sretha  ordai, 

52  Biild  nibalc  min  for  lar  tige,        lind  shin  somlass, 

CO  cichair  gairgg        ös  liaitni  airdd  catt  cain  combrass. 

53  Clissis  laroni  uasnaib  üaitnib,        cobluth  n-ane, 
nirbo  roniet,        feola  comet,  ba  gen  grandae. 

54  Tres  comalta  in  tiiisig  tholgdai,        ba  gnim  croda, 
adreth  laiss,  ba  iTallach  uince,        mnince  n-orda. 

55  Tescait  a  cliliab  ingne  tened        in  ciiaitt  chuiscle, 

a  cliorp  cintacli  in  duini  thriiaig        ba  liiaith  loiscthe. 
5t3  I\ucad  for  cul  in  mnince  mor,        dognilh  caiixlde, 
focress  a  luaith        in  duini  thriiaig  for  froich  fairgge. 

XII. 

57  Tres  hiithiu  jar  sin  lotar  d'insi,        ba  cen  gerän, 
sondach  umai,        ba  seol  subai,  tar  a  medan. 

58  Treta  aidbli  immon  sondach.        sregdai  sretha, 
ala  tret  dub,  alaile  lind,        ba  mind  nibelha. 


{,  l^A^-fJ     mai:i-ui;ins*mei:kfahut.  153 

50  Boi  for  foirbrecli         co  ngabail  cliuin  iuiia  hinuiib, 
clesrad  dognitli  foisnaib  cairib,        ingnad  alaig. 

60  Foceided  find  cosna  duba,        ba  dub  iarom, 
focerded  dub  cosna  linda,        findiu  ;i  iiagol. 

61  Flescaib  findaib  ocus  dubaib,        dian  a  tairec, 
fri  taiscelud  aicnid  talman,        anna  aiiec. 

62  Dub  la  iinda  co  ndatli  gesse,        gile  sedmach, 
find  la  duba  co  ndath  gfiaile.        uaiie  echlach. 

XIII. 

63  Raisit  d'inis,        doluid  for  fecht  Dlurän  dronmass, 
aiiigis  and  in  bardd  bindbrass        sruth  n-ardd  n-amnas. 

64  Letrais  airi        crann  a  gäi  glaiss,  ba  ger  cucann, 
böi  friss  auall        i  lletli  fri  all  damrad  dupall. 

65  Dobert  doib        crann  nglilair  for  sclath,  ba  do  fubthad, 
coscid  CO  lor        fer  muirnecli  mOr  in  cur  crutliglan. 

66  'Cid  notai-siu  donaib  löigaib        atotchlät?' 

'Raid  frimm,  ni  rö,        in  chethra  as  mo,  cia  du  i  mbiät.' 

67  'Inti  diamb  ail  ara  festar        bale  i  faät. 

fri  sllab  anall,  ni  comse  ganu,        and  ataät,' 

68  Cechaing  de  sin  Diiu^än  dana        dochum  mara, 
gabais  ore  n-an        de  rotlireot  mar  fordarala. 

69  Boi  a  n-aire  isin  banb-sin,        luclit  in  churaig, 
lotar  Tar  sin,  sluind  co  fobaid,        for  tuinn  dulaig. 

XIV. 

70  Inis  aile        dia  ndarala  de  muir  gledenn, 
niuilenn  indi,  tailc  a  apae,        gratae  a  lebenn. 

71  Muilleoir  bruicjinecli  Uasind  lebinn        cotanöäd, 
each  aire  ar  uair        do  anair,  is  sair  inisöäd. 

72  Imcomarcatar  in  muilleoir,        nl  mod  ecratli, 
can  dobered        an  nomeled  in  sluag  setach. 

73  'As  bar  tir-si        dosrengat  slat  in  sluag  sedlach; 
ed  docoisig:        ni  fö  coisil  cessacht  glegrach.' 

XV. 

74  Fosceird  d'insi        i  mböi  drong  dian  doine  toirsech. 
atföid  líadaib        fer  an  ilathaid  nacha  fuirsed. 

75  Dosfrecmairc  cid  forflar  doib        bith  oc  toirsiu; 
golais  Iarom,        ba  form  diartain,  Tachtais  tairsiu. 


154  KUNO    MEYER, 

76  Is  e  foite  a  cirt  iliiannchoir,        in  set  siihaid, 
conialta  cinin        in  ttiisig  tliriuin,  comthach  curaig. 

77  Foite  cuicci  diäs  trenfer,        ba  dia  thogait, 
nl  clan  ansait  lar  sin,  sniit,        ciit,  golait. 

78  Etiiais  cuccu  cetbrar  larma,        ciallda  caingnech, 
tescmait  diäs,  ba  sen  sainreth,        tren  ronairleth. 

XVI. 

70  Inis  aile        dia  ndarala  rlan  reil  rönbrass, 

fors'mbüi  fíadaib  foirbrech  fiiiltech        muinter  mormass. 

80  Cethir  lina        isind  insi  cen  dolb  dlgnai:  ^ 
ocbad.  liaga,        caine  bííada,  lígrad,  rignai.                      jz.^^/ 

81  Cethir  sonnaig        isind  insi,  tolgda  tuilneth:      m^- 
d'arggut  findmass,        alaind  indmass,  d'ör  dirg  druimnech. 

82  D'nniu  aniin,  de  glain  glanniaiss,        cTa  darime, 
crutli  niaith  clärach        feib  adrfilad  fo  bail  bnge. 

83  Doluid  cuccu  ingen  imgel        co  feib  delbae, 

ba  cjiin  a  gart,        tuclitacli  a  tlaclit,  mass  a  menmae.  . 

84  Dubert  doib        ingen  chaise,  sasad  sognass,      t^w.  Otutulm^  ^^   J 
dalis  forru,  nl  dan  findmass,        lind  slän  somlass. 

85  In  tres  laithe        luid  ind  inis  echtra  airriu, 

lotar  for  nan,        ba  imram  clan,  gnim  as  gainniu. 

86  Kaisit  d'  inis  narbo  dermar,        co  ndün  dangen, 
sonnach  umai,        ba  co  ndruni,  clothach  cangen. 

87  Lind  oiminn  ardd  immon  sonnach,        sorcliu  scelaib, 
OS  moing  mara        drochet  glana  ar  a  belaib. 

88  Nocingtis  sös        ind  ocbad  dian  chennmass  chalmam, 
tuititis  SIS,        ba  biian  a  cis,  dochum  talman. 

89  Doluid  cuccu  i  tlacht  etrocht,        gile  gesse, 

ben  mungel  min        cen  baisse  brig  co  ngnim  glesse. 

90  Imbel  d'ör  dirg  imm  a  findbrat,        ba  cain  caindlech, 
assa  arggait  imm  a  cossa,        sossad  sainreth. 

91  Bretnas  banbrass  for  a  bruinnib        d'  arggut  amru, 
cona  ecor  di  Or  fo  snim,        gnim  as  chadlu. 

92  Folt  findbuide  os  a  mullncli        fo  neim  »irdai, 

caini  ;i  ci'minenn.        rigdai  :i  rcninienn  niassa  mOrdai. 

93  I  n-ichtur  in  drocliait  dciinair.        noibda  nemed, 
tipra  thoiinglan,        coii»  rain  comlad  dodaemed. 


MAELDüIN*  MKERFAHKT.  155 

94  Dal  is  fiHflail)  in  dornach  döiii,        ba  gnim  combrass, 
in  ben  findmor        cen  nach  n-imröl  lind  söir  somlass. 

95  Asbert  frie  German  glörach        aithesc  n-adlic: 

'Is  ingnad  linn        ferdaigis  frinn  cid  nach  tairnic' 

96  Luid-si  iiadaib        is  dünais  a  ndiin  söir  subaid, 
canais  a  lln,        ba  foirbrech  brig,  ceöl  cain  cubaid. 

97  Dodarälaig  a  class  ceölda,        cruth  adrälath, 
doluid  ciiccu        ben  cen  ruccu  arabarach. 

98  Bätir  samlaid  fon  öinchummai        co  tres  laithe, 
aruspeted        ceöl  cen  fletech  na  mnä  maithe. 

99  Dodaderaid  do  thig  derniar        ös  lir  londbrass, 
dobert  doib        proind  cäin  coir  la  lind  somlass. 

100  Asbert  in  ben  anmann  amrai        cen  gnlm  n-iiabair, 
ni  bo  mimess,        a  ainm  ndlles  for  each  n-íiadaib. 

101  In  tain  conaitecht  don  tüisech        fri  toil  tetad, 
asbert  itir        nicon  fitir  peccad  mbetach. 

102  'Ni  ma  räidid        cen  chuit  crabaid,  nl  feib  irse; 
CO  rolainn  dilib        larfaigid  ruin  inna  inse.' 

103  In  tain  dluchtraiset  Tar  matin        i  creitt  churaig, 
nl  fess  a  dal,        ind  inis  an  cid  adrulaid. 

XVIII. 

104  Rocluintis  tuaid        tar  fairggi  filaim,  comall  croda, 
~~    acht  ba  dobur        amal  fogur  na  class  ceölda. 

105  Tar  rlan  roglass        recat  lar  sin  scith  iar  n-imram, 
condarala        bale  i  rabae  enlaith  ingnad. 

XIX. 

106  Adclat  iar  sin        i  n-insi  bic  senöir  salmach, 
digraiss  a  delb  sochraid  söirda,        nöibda  a  labrad. 

107  Folt  a  chinn  chain,        tuchtach  tlacht  En,  faan  co  findi, 
llgdach  lennbrass        tonach  dennmass  roböi  imbi. 

108  Asbert  friss  in  tüisech  digraiss:        *Can  dotruided?' 
*Ni  eel  airib        an  condaigid:  a  tir  Göidel. 

109  M'ailithre  an,  and  a  torbart        cen  na  taithbech. 

i  crois  churaig        ös  tuinn  dulaig,  ni  bo  haithrech. 

110  Scäilis  foöm        mo  churach  cromm  ös  muir  borrbrass, 
romuc  do  thir  seöl  serb  snimach        gnlmach  tonnmass. 

111  Leüsu  fot  de  benn  lethglass        tire  m'athar; 
CO  bale  itn,        is  clan  in  dti,  domuc  athach. 


150  KUNO    MEYER, 

112  Fotliaigis  fttm  in  l\i  rindmass        deiid  tot  amiii 
insi  ii-(iiiiiinn        co  ndatli  foiliiin  lir  os  abru, 

113  Turmagar  tiaig  cecha  bliadiia        forsind  inis, 

is  buadach  bann,        is  dano  crann  tuiune  (7»s  trilis. 
Ill  Domairnic  sund  tipra  thonnglan,        sutliain  säsad, 

tre  rath  n-augel  pioind  chain  cliöinida,        nöibda  niisad. 
115  Ricfaid  uli  do  far  tirib,        toirthech  töiden, 

romia  tar  rlan,        cid  imram  clan,  acht  mad.  öinfer.' 
11()  Tre  rath  n-angel        do  each  oinfiur  diib  d'  airic 

lethbargeu  Ian        is  orddu  an  fordaairic. 

XX. 

117  Tres  laithiu  lau        rucsat  ceimm  ugrinn  i  crois  curaig, 
tonn  tinim  thana        condarala  for  set  subaid. 

118  ÖS  tonn  trilis        adclat  inis  co  mür  ördii, 

lar  cain  clunida,        talam  dhinida  fo  miad  niördu. 
110  Inna  medon       roböi  senöir  i  tlacht  findmass, 

find  a  chuirp  chain  caslais  tar  als,        älaind  indmass. 

120  Asbert  friss  in  tüisech  dlgraiss:  *Can  diiit  säsad?' 
'Tathum  Ö  Dia  proind  chain  choimda,        nöibda  nüsad. 

121  Ata  im  arrad  tipra  thonnglan,        riagol  rigda, 
cotaoscig        dam  frim  thoschid  cen  nach  ndigna. 

122  Medgusce  min  isnaib  uinib,        cuirm  i  ndomnnch, 
la  feil  niartir,        nicon  tercidiit,  cain  a  cobluth. 

123  I  feil  apstal        ociis  lohain  ocus  Muire 

cuirm  cain  combrass,        lind  slan  somlass,  is  cian  giiire. 

124  Fin  i  sollumnaib  ind  Ardrig        inna  n-iiile, 
Isu  uasal,  anira  abban,        maccan  iMuire.' 

125  Lethbai-gen  ocus  orddu  eise,        inmar  milis, 

i  trib  lathib,        proind  cen  mathim,  doib  os  inis. 

XXI. 

126  Lotar  lar  sin  tar  rian  reidmass    mara  mördai 

d'  insi  i  nibiti.'i,        cruth  adcitis,  gobainn  chrodai. 

127  Asbert  fiadaib  fer  mor  muii-nech        cerdchae  o  dorus: 
'Adclu  imram        n-alaind  n-ingnad  tar  sal  solus. 

128  I  n-amur  blur  macci-ad  chombrass        nltae  romuir, 
tricc  a  n-imram,        foirenn  ingnad  co  ngnini  obuid.' 

129  'Frithräid  bar  curach  for  cnlu!'        ol  in  tüisech; 
bann  co  mbUadaib,        lotar  üadaib  for  1er  luisech. 


UAELDOIN^  MEEUFAIIRT.  157 

130  In  tain  nitliaigset  in  o^obainn        ba  dia  teched, 
ina  ndiiiid,  cene  fritlifled,        rosgab  grefel. 

131  Adieth  fer  díb  tenchoir  nderniair        co  mbruth  bestu, 
ba  gern  angbad.        tailc  a  taigrach  co  ngnlm  glestu. 

132  Rofich  fairgge  inna  n-arrad        den  brnth  brothach, 
immarala        tonn  timni  thana,  ba  gním  clothach. 

XXII. 

133  Fosceird  íar  sin  for  ilan  loglass        co  ndath  glana, 
fodirc  duib  sTs,        ba  buan  a  chís,  griän  maia. 

XXIII. 

134  Räisit  di  chein  for  muir  n-ingnad        amal  niiilu, 
duine  foib        crotho  coír,  cid  bad  cliiunu? 

135  Isin  tir-sin        forsa  mbatar  inna  döini 

boi  beist  angbad        i  crunn  gablacli  cen  nach  cöili. 
13G  Adreth  fiadaib  in  béist  biracli        aracanam 
rodam  iTada,        taich  i  ciana  uad  ind  alam. 

137  Taicli  la  sodain        in  bííachaill  bale,  nT  bo  mailliu, 
arnnclirossad        in  beist  bossach,  gnlra  as  gainniu. 

XXIV. 

138  Ba  d'  ingantaib  inna  fairgge        fordarala 
inis  accrad,        älaind  attrab,  ös  moing  mara. 

139  Roln  fairgge  mür  de  deccraib        imma  fuiiiud, 
laisit  impe,        ba  ciícli  cinte  cen  nach  cuiiiud. 

140  Kigsit  impu        druing  dein  duine  de  maig  mellach, 
batar  díchrai        cuiri  giibdai  oc  a  seHad. 

111  Cosmuil  leo  fri  diungu  doine        dia  lotaiingred 
imdell  n-oirgne        d'  foirinn  fairgge,  coscor  aignech. 

1 12  Dosiulíiibraiced  ben  mongt'ind  mín        cn?5aib  cainib, 
beitis  leö,        ba  gnim  i  ceo,  niassu  niäinib. 

XXV. 

143  Adciat  íar  techt  a  cruis  chuiaig,        sainred  secda, 
assa  rethed  siüaim  skin  solus,        dorns  lecda. 

144  Cingid  tnag  den  tsriith  tar  insi,        nlrbo  blue, 
atraig,  ba  solus,  co'  dorus        n-älaind  n-aile. 

145  Rethed  doib  asin  tsruth-sin        íasc  bale  bedcach, 
uicon  autais        ce  noantais  oc  a  tregtad. 


158  KDNO   MEYEB, 

146  Amser  domnaig        nicon  rethed  in  sruth  slän-sin 
dond  essergiu  airdirc  amru,        cadlu  a  ngrrid-sin. 

147  Rucsat  inil)ed  ind  eise  amrai        iuiia  curach, 
rosla  Tar  sin  for  rian  roglach        tonn  dlan  dulacb. 

XXVI. 

148  Raisit  Tar  sin  dii  dosfairced        ösind  romuir 
secda  sainretli        cona  laindrecli  arggait  sobuil. 

149  Assa  mullucli        inna  oclitslisne  cen  chlardatli, 
sretha  fabaig,  iTn  arggait  bain        tar  sail  siarmag. 

150  Luid  in  curach        for  a  mörmocoll  ind  iTna. 
lemmenn  Iflatha,        batar  buadclia  inna  brTga. 

151  Cia  rocluintis        gutli  min  mdrmass  di  lice  laindrecb, 

ni  tuic  nech  dib        cia  gnlra  co  mbrig  sonaisc  slaindech. 

152  Nicon  fintais        ciasu  mör  sessän  nodraded, 
im  bo  duine        fa  nech  aile  ataglädad. 

153  Letrais  Dlurän  d^nd  lice  laindrech,        fedma  fedil, 
cöic  leth  ungae,        ba  sT  trummae,  ar  mbad  deniin. 

154  Dosrat  lar  sin        for  altöir  Pätraic  bind  bííadaig 
ar  mbad  demin        a  fir  fedil  fiadnaib  sluagaib. 

XXVII. 

155  Lotar  lar  sin  d'  insi  ingnaid        ös  rian  romra 
for  coiss  läirn,        nl  bo  diäirm,  all  fri  liomna. 

150  Tain  roföidset  techta  fladaib        isin  n-inis, 
ni  frith  dorus        ar  mbad  solus  tonn  us  trilis. 

157  Acht  domuintis        ba  i  n-Ichtur,  cein  ba  solus, 
inna  coisse        mäire  maisse  boi  a  dorus. 

158  Arathar  indi  is  cethrae,        mellchae  moini, 
cein  congairtis        nicoscluintis  inna  doini. 

XXVIII. 

159  Inis  samlaid,        tulach  indi,  dfin  ndonn  ndr»inbra.ss, 
dia  ndarala  tar  nan  reidmass        tonn  dian  toibglass. 

IGO  Ingenred  indi  feib  delbdai,        cruth  adcitis, 

sorchu  each  lind        fothrocud  find  oca  mbitis. 
IGl  Tanic  cuccu        mathair  mormass  for  eoch  aignech, 

*  *  * 

161"  uir  duromalt  ind  iial  findnech,        dian  lonairled. 


MAELD0IN8  *IEBRFAIIET.  159 

162  Asbert  friii:        'Dia  n-anaid  sund,  bäs  nibbera, 

sossad  soirbrass,        tlaclit  mln  möitlimass  and  fogöba. 
1G3  Tíagu  each  dia        iar  ndlth  rig  do  gleiid  doine, 

fairsiung  ar  sld,        it  he  fognTd  sretlia  snire.' 
1G4  Nach  tain  nosmbeit  eolchuire  n-oll        for  rian  roglass, 

nosmbert  for  cul,        nl  ceil  a  ndun,  ben  ban  ballmass. 
1G5  Foceird  doi'b        certli  coir  for  in  taisech, 

rolil  dia  laim,        riicad  don  traig  in  luecli  lüisech. 
1G6  Leütha  fodeüid  läm  laich        nucha  fuirsed, 

golais  dia  n-eis  fri  rIan  roimsech        slug  dían  toirsech. 

XXIX. 

167  Inis  aile        dia  ndarala  tonn  den  tuili, 
fidbad  üase,  cain  a  bolad,        torad  fuiri. 

168  Cranna  indi  amal  «ailig,        sretha  söire, 

bolgga  foraib,  ansae  a  sseit,        meit  chenn  nduine. 

169  A  cirt  chrannchuir        fromais  Maeldnin  süg  na  mbolgg-sin, 
ecus  faceird  i  süan  samdae,        amrae  in  t-urdd-siu. 

170  Conmescat  süg  inna  mbolgg-sin        ocus  uisce. 

ba  säsad  slän,        lind  mbuidech  mbän,  ba  gnim  cuiscle. 


XXX. 

171  Lotar  Tar  sin  la  seöl  ngäithe,        gäir  cen  tuili, 
nT  seölad  fann,        füaratar  and  insi  n-aili. 

172  Eclais  indi  inna  medön,        raö  cech  iris, 
clerech  sruith  sen,        is  e  fer  böi  isind  inis. 

173  Doluid  cuccu  in  clerech  glasslTath,        clothach  töiden, 
lotar  dia  läim,        senais  don  däim  a  tTr  Göidel. 

174  'Can  duit',  ol  Mäeldüin,  'a  chlerig        chain  co  hidan?' 
Asbert  co  glan:        'De  muntir  dam  Brenaind  Birar.' 

175  Ba  hed  ecosc  inna  hinse,        tir  mbläith  mbuidech, 
loch  for  a  lär,        tret  mär  de  chäiiib  la  fuireth. 

176  lar  sin  dosnic  seig  mär  mothlach        co  meit  brotha, 
gesca  'na  crub,        co  ndessid  for  ur  ind  locha. 

177  Lommairsit  eoin  äildi  aili        a  crann  cuiscle, 

cräib  chain  co  rrath        dorat  dath  nderg  forsa  n-uisce. 

178  Dosfil aquil  amra, 

en  ardd  üasal  co  meit  brotha        crotha  calma. 

179  Fothraicis  and  in  t-en  dermar,        tue  in  n-aire, 
ba  ferrde  a  gne,        tressaide  e  for  each  n-aile. 


160  KÜNO    MEYER. 

180  Luid  issa  loch  Diiirän  leccerd,        nl  leimm  ndlartain. 
ba  släu  dia  chorp        ceii  chreidim  for  folt  nä  fiaccail. 

XXXI. 

181  AdcTat  Tar  sin        döini  os  maig  inse  äilde, 
ba  he  a  mbes        indi  dogres,  cluiche  is  gäire. 

182  Luid  fer  üadaib        d'Tarfaigid  dib  cid  dognitis, 
nimböi  foglass        fonn  gen  combrass  oca  mbítis. 

183  Is  e  füiter  a  cirt  chrannchuir        de  muin  tuinne 

(In  tüisech  dian,        in  fer  find  flal,  macc  a  muimme. 

184  Anais  leö  ocon  cluichiu,        ba  mod  mellach, 
grinne  cen  taitlilecli,  conaiclined        som  asendath. 

185  Trog  lartaige  in  triir  bräthar,        tibtis  nämait, 
CO  muntir  min        cid  üinfer  dib  nicon  tänaic. 

XXXII. 

186  Segait  iar  sin  insi  n-ingnaid,        seol  seng  snTmach, 
inima  mböi  i  medun  mara        mür  bale  brígach. 

187  Sochraid  in  slnag,        toicthech  in  tflath,  dür  a  ndün-sin, 
tentide  in  tor,        foceird  crib  cor  immon  imir-sin. 

188  Adcitis  dno  trisin  tor-sin        forsin  dorus, 
attrab  n-alaind        crotha  gräduill,  sochla  solus. 

189  Döini  cäini,        maitlii  mäini,  sretha  sotlai, 

lestra  laindrech,        dergor  dj'uimnech,  tlachta  corcrai. 

190  Atacitis  ocond  t'ledöl        cen  nach  n-anad, 
nicon  laimtis        ara  cuirtis  isin  calad. 

XXXITL 

191  Ö  roimriiiset  co  ciana        la  sTd  subacli, 
immusrala        ös  moing  mara  tonn  dian  dulacli. 

192  Atchiat  lar  sin  for  carraic  and,        alt  cen  tinibi, 
fer  fo  chöimi  chuirp,  mong  a  fallt,        d'etucli  inil)i. 

193  Räisit  cuii'ci,  gnliii  as  dann.        rad  as  rciliii, 

tri  belre  mban         bendacliais  each  dam  dia  cheiliu. 

194  'Can  dotrala        sund  for  saile.  seöl  cen  timbi?' 
*0  Tlioraig  dam,        roboi  tan  ba  coic-se  indi. 

195  Iiidmas  dermar        dobreth  dam,  ni  dal  co  cairi, 
slattra  ind  läthai-,        inmair  brathar  do  clireicc  airi. 

19G  Lot-sa  fechtus        d'  anacul  fir,  ba  nior  bine, 

asbert  guth  nuib:        'Na  tue  in  cl»»in  for  mo  lige! 


^/MAELÜUINJf    MKEKFAIIKT.  K»! 

197  Ol  nia  dogiie,        bid  ifirnn  duit  tan  atbelae, 
lar  iidul  ar  chel        lotbia-su  nem  mani  denae. 

198  Mad  a  n-adnacul,  ní  chöimais',        gním  as  beodii; 
ba  fir  la  lüad,        llnsai  co  luath  ür  co  beolu. 

199  Mör  nogatainn,  ba-sa  foglaid,        dinaib  doinib, 
üall,  dlumnms  dian        romuc  for  rian,  reimm  co  möinib. 

200  Ö  roba  com  moiiiib  uilib        for  í-al  sriithglaii, 
ocum  nöi        ba  samlaid  böi  clerech  cruthglan. 

201  Asbert:  'Xu  teich,  fri  Rlg  nime        cuire  cairdde! 
de  deninae  däil        cecli  leth  is  län  üait  iiid  fairgge. 

202  'Feib  nondseclii        dober  do  reir,  reimm  näd  mada.' 
'T'indeb  do  leir        la  üait  i  cein  i  mmoing  mara! 

203  Eirg  i  n-ocian  ö  thalraan  tir,        targrach  dulach.' 
Asbert  anad        äitt  i  ngabad  fogi  mo  churach. 

204  Cüad  medgusci,  secht  mbairgena,        proind  co  leri, 
ön  chlerclieii  glan,        secht  mblladnai  dam  forsin  tseri. 

205  Hl  sund  anme        rogab  foss  fom  curchän  ciarda, 
ü  sin  co  beeilt        is  comslän  cert  mo  secht  mblladna. 

206  Ciun  secht  mbliadna        and  fofrith  dam  bratän  beöda, 
doburchü  glan        dasrenga  dam,  ba  gnim  deöda. 

207  Asburt:  'Ni  iss  in  n-iasc  n-om-sa,        Dia  romsläine, 
bröig-siu  for  Rig,        focichurr  Ich  issin  säile.' 

208  lar  sin  dobert  in  cü  chetna        ich,  söir  slondud; 
nä  bad  chaire,        dobran  alle  dobert  condud. 

209  Cöraigsi  leir        fer  crotha  ceir,  nirbo  mele, 
a  läim  iarom        seitsi  fladom  forsin  tene. 

210  Secht  mbliadnai  dam  forsin  tsist-sin,        clü  cen  saichi, 
ba  comall  ngle,        domairced  e  cäin  cech  laithi. 

211  lar  secht  mbliadnaib  iar  tredan  dam,        däl  as  tolgdii, 
trocar  mo  Rl,        rombi  lethbargen  sceo  orddu. 

212  Messair  möite  mo  choiden  glain,        is  gnIm  combrass, 
cecha  aidche,  imthairic  däl,        lind  slän  somlass, 

213  Nimthäraill  flacht  nä  tess  nä  sin        nä  gäith  giiinech, 
is  buadach  bann,        ö  thänac  and  lam  Rig  ruirech.' 

214  Roansat  sin  in  däm  ingnad        lasin  clerech, 
rosmböi  biäd  fo  chomlond  cert,        ba  fecht  fenech. 

215  Lethbargen  chain  ocus  orddu,        alt  co  mbfladaib, 
la  län  coid       tänic  do'ib  cech  fir  fladaib. 

216  Asbert  in  smith:        'Ricfaid  bar  tir.  bid  slän  samlaid, 
ce  conrisaid  fri  bar  mbidbaid,        nl  ramarbaid.' 

Zeitschrift  f.  celt.  PhUologie  XI.  H 


o  t  - 


162  KU  NO   MEYER, 

XXXIV. 

217  Scnclísait  íar  sin  d'insi  alniaig-,        clothach  gebenn, 
buadach  in  bann,      ,  íiiaratar  and  errig  nKrenn. 

218  Räisit  lar  sin  inna  diäid,        daitlie  däla, 
tonn  tar  tiilsi        cusin  n-insi  i  mboi  a  nama. 

219  Sidaigsit  and  fri  Mael  Dnine        dian  each  n-angbad, 
iar  nadniaim  tir        lotar  dia  tir,  toirthech  targrach. 


220  Mor  di  amru,  mör  di  ingnad,        mur  di  rüine 

a  seel  suilig        feib  dornirim  Mael  dian  Diiine. 

221  Saigul  is  sid  cein  nonibeo  snnd        iias  bitli  blogacli. 
samud  subach  lombe  co  mbrig        om  Rig  rogacli! 

222  Ö  thias  ar  cliel        rososs  for  nem  secli  slog  ngörgargg 
i  llaith  n-angel,        clotliacli  cangen,  attrab  n-erardd. 

Ardri. 

223  Imram  moltach  Maile  Duin        dofoirnde  riiin  ricliid  rain 
rogab  Äed  Find  foirbrech  fial,        giian  ind  ecnai  Inse  Fail. 

224  Fiche  deich,  ní  dedbol  brig,        bid  a  rrim  don  chetnl  chaid, 
can  a  secht  riiini  fo  leith,        leg  lat  a  deich,  digraiss  raid. 

Ardrl  ilasal. 


Aninerkungeii. 

1  tiiistid  dotnui}!.  Das  auslautende  ft  l)ildet  zuHanunen  mil  dem  an- 
lautfiideu  d  Alliteration  mit  t.  Vgl.  dieselbe  Erscheinuuj^  iu  der  kymrischen 
Metrik. 

2  Es  ist  zu  konstruiereu :  Nicon  bine  ein  dorimthcr  cruth  adcUhcr 
iicosc  usw. 

3  Eine  Au.spielung;  auf  Job.  XIV,  2:  in  domo  patris  mei  {l(isÍ7i  7i-a(liair) 
mansiones  multac  (nitti  ili)  sunt.  —  stchna.  die  ältere  Form  für  siiäteres 
aechnon. 

6  lüiscch,   in  ij  Itlö  im  Keime  mit  lüiscch.    Vgl.  Tburn.  liandb.  {5  63. 

7  a  luid  ist  Konjektur  von  Tliurneysen. 

9  a  mboi  fo  mail  bezielit  sich  auf  die  Sitte,  den  siel)enjäbns:eu  Knaben 
die  Haare  kurz  zu  scheeren.    Von  da  ab  hiefs  man  sie  yilla. 

10  (Ullis  ndluijid  'mit  grimmiger  Sclimälnnig'. 

12  Da  der  Diditer  in  §  l!»ö  den  (i!M.  brnthar  gebraucht,  babe  ich  in 
brnithrc   'Bruders  Verwandte'   iieändert    und   dann   auch   »idithrc   eingesetzt. 

15  mar  {moir  Has.).    In  i;  30,  70,  110,  134  wird  niidr  neutral  gebraucht. 

16  findnech  'behaart'  kehrt  161  b  wieder. 
19    Zu  maiH-diiinn  vgl.  curnch  dann  33. 


MABLDCIK«   MEiSUPAHUT.  163 

25  ceti  ngraifne,  corr.  Bergin. 

28  Zu  i  ceo  vgl.  ba  gnim  i  ceo  1-t'i. 

31  lestra  glana  '  Krystallgefässe '. 

32  tomalt  im  Reim  mit  doromat. 

35   seol  sonntach  findet  sich  auch  in  Imram  Snedg.  §  23. 
37   fo  thri.     Da  die  Schreiber  döib  einsilbig  lasen,  setzten  sie   co   ein. 
41    immesüad  inna  chroccunn  ist  wörtlich  der  Prosa  entnommen. 
43   ba  dia  marbad.    Ebenso  05,  77,  130. 

45  Man  beachte  das  historische  Präsens  in  den  ersten  drei  Strophen  des 
Abschnitts.  —  cäbie  chumra,  wörtlich  'duftende  Herrlichkeit',  d.  i.  'herrlicher 
Duft'.    Vgl.  cäine  betha  51,  cäitie  büada  80. 

46  gend-mila  'keilförmige  Tiere'?    Die  Prosa  hat  geirmiila. 

47  in  tain.    Vgl.  103  H. 

50  CO  fidriud  ardd  =  niür  gel  ard  im  Sodain  (Prosa).  —  co  ndath  gisse 
(auch  in  §  62)  =  Inirara  Suedg.  §  65. 

53  Hier  steht  das  Abstraktum  comH  wohl  für  comttaid  'der  Hüter  des 
Fleisches  war  nicht  gar  gross'. 

57   gaän :  medän,  auch  in  Imram  SnSdg.  §  9. 

62  üaire  echlach,  wörtlich  'Bote  einer  Stunde',  'ein  schneller  Bote', 
etwa  'ein  hurtiger  Geselle',  mit  Bezug  auf  die  Schnelligkeit  der  Han- 
tierung. 

63  Lies  vielleicht  airigsi  mit  L,  indem  das  pron.  affiium  sich  proleptisch 
auf  sruth  bezieht. 

64  letrais.  Als  Subjekt  ist  sruth  zu  verstehen.  —  ba  ger  cucann  'ea 
was  ein  scharfes  Kochen'  =  amal  bid  tene  nodloscad  (Prosa). 

66   in  chethra  as  mü  =  a  mmäithre  na  llöeg  (Prosa). 

69   Bergin  schlägt  vor  slond  co  fobaig  for  tonn  tulaig  zu  lesen. 

73  ed  docoisig  'das  ist  was  es  lehrt',  oder  vielleicht  doscoisig  'was  es 
sie  lehrt'.  —  coisil  oder  cittiii  "Rat',  Lehnwort  aus  altkymr.  ctisil,  das  selbst 
aus  lat.  cotisilium  entlehnt  ist. 

74  nächafuirsed  'auf  das  es  ihn  nicht  behindere'  kehrt  §166  wieder, 
wo  es  gleichfalls  auf  toirsech  reimt. 

75  lachtais  tairsiii  'er  schrie  lauter  als  sie'. 

77  ansait.    Vielleicht  ist  ansaite  (rel.)  zu  lesen,  mit  Synizese  von  lar. 

80  öcboth,  üaga  corr.  Bergiu. 

81  dirg  =  diiirg,  auch  in  §  90  in  beiden  Handschriften. 
85  luid  echtra  ainiii  'sie  verschwand  vor  ihnen'. 

87   sorchu  scslaib,  sie  leg.  Imram  Snedg.  §  40. 

89  gile  gBsse,  vielleicht  gili  gesne  'mit  der  Weifse  eines  Schwanes". 

91   fo  Snlm  'gewunden'. 

93   comlad  im  Reim  mit  tonnglan. 

95  frie  und  friü  gebraucht  der  Dichter  durchaus  zweisilbig.  —  linn 
im  Reim  mit  frinn. 

97  dodarälaig  (von  do-älgaim)  =  fosnälaig  (Prosa).  Das  pron.  inf.  da 
ist  hier  und  in  dodaderaid  99  nicht  relativisch  gebraucht.  —  arabärach  ist 
die  Form  der  Prosa,  die  ich  hier  eingesetzt  habe. 

99  dobert,  mit  H  und  der  Prosa. 

100  üadaib.    Vgl.  §  129  und  215,  wo  es  auf  büadaib  reimt. 

11'* 


1G4  KUNO    MEYEU, 

102  ni  ma-räidid  'ihr  redet  nicht  gut',  corr.  Thurueysen.  —  co»  chuit 
cräbaid,  vgl.  ccn  chuit  irse,  Imram  Snüdg.  §  72. 

104  cröda :  ceolda.  Wie  der  Reim  zeigt,  sprach  der  Dichter  eo  in  ceolda 
mit  langem  o. 

109  Bergin  vermutet  ös  tonn  tulaig. 

110  Zu  foöm  (dage^jen  fom  112,  203)  vgl.  foim  Thes.  II  350,  40;  fonm 
derc,  ib.  41. 

113   is  dano  crann  'und  auch  ein  Baum'. 

116   ordu,  d.  i.  ordu  ?isc  (Prosa). 

121  cotaoscig  usw.,  corr.  Bergin.  Vielleicht  ist  cen  na  dlguac  zu  lesen, 
da  dignae  wohl  ursprünglich  Neutrum  Mar. 

123   i  feil  opstal,  d.  i.  am  15.  Juli. 

125  Bergiu  schlägt  vor  Leihbargen  do'ib  is  orddu  Pisc  mäir  milis.  Der 
Umstand,  dafs  H  mar  statt  mnir  liest,  scheint  für  meine  Konjektur  inmar 
iu  sprechen. 

128   tricc  a  n-imram,  corr.  Bergin. 

130   frithled  =  fnthfled? 

135  Í7ina  dnini,  auch  in  §  158.  Vgl.  inna  druing-sea,  Fei.  Epil.  285 
und  s.  Thurn.  Ilandb.  S.  281. 

141  Da  der  Dichter  leo  durchaus  als  zweisilbig  gebraucht,  aulser  in 
§  28,  ist  vielleicht  costnuil  Icö  fri  drang  ridöine  zu  lesen. 

142  'Read  perhaps  dosmbidced  and  keep  süas\  Bergin. 

145  nicon  antais  usw.,  ein  Wortspiel  mit  den  beiden  Bedeutungen  von 
anaim:  'sie  säumten  nicht,  obgleich  sie  dabei  verweilten  sie  aufzuspiefsen'. 

148   secdae,  vgl.  §  143. 

152  nicon.  Beide  Handschriften  haben  nit,  das  aus  ^rio  verlesen  ist 
und  die  gemeinsame  Herkunft  von  Einem  arclielypus  beweist. 

154    for  nltúir  Patraic,  nämlich  in  Armagh. 

157   solus :  dorm.    Derselbe  Reim  findet  sich  Imram  Snödg.  §  G9. 

159   tulach  =  magülab  (Prosa). 

162  fogeba,  entweder  =  altir.  fogpbae  mit  Übergang  zur  2.  Sg.  oder 
vielleicht  ein  idiomatischer  Gebrauch  der  3.  Sg.  'er  d.h.  jeder  von  euch  Avird 
erhalten'. 

166   deoid  zweisilbig  wie  diaid  130,  218. 

168   atnal  fiailig.     Auch  die  Prosa  hat  den  Singular. 

170  In  beiden  Hss.  ist  duib  ein  sinnloses  Einschiebsel,  das  durch  die 
Lesart  na  »ibolc  statt  inyia  mbolc  veranlafst  ist. 

173  clothach  töiden.    Vgl.  clothach  röiden,  Imram  Snedg.  §  40. 

174  di  muntir  usw.  Vgl.  di  muintir  düinn  Coluim  Chille,  Imram 
Snedg.  §45.  —  Birar  im  Reim  niit  idan.  Dieser  Ortsname  i.st  urspriiuglicli 
Plural.  Vgl.  Ihfndain  lliror  AU  564;  abbas  Juror,  ib.  74'J;  in  /laith  a  Birraib 
BrPnumn,  Lism.  L.  3482. 

177    lommniusit.    Hier  haben  wieder  beide  Hss.  d:us  korrupte  lomair. 
180   cnrp  .  .  fult,  vielleicht  zu  corp  .  .  foil  zu  ändern. 
182   nunböi.     Man   erwartet   die  Kopula,   wenn   ich   richtig   übersetze 
'das  gewaltige  flelächter,  bei  dem  sie  blieben,  war  ihm  kein  Grund  zur  i'reude". 
186   stgait,  vgl.  §  47. 
193   bclre  »ibän,  i.  e.  lateinisch. 


MAELDÜINS   MBURFAIIRT.  165 

195  himair,  corr.  van  Harael. 

196  lot-sa,  mit  stimmlosem  d  vor  «.  S.  Thurn.  Handb.  §  I'M.  —  Zu 
meiner  Konjektur  fir  vgl.  adtuicul  ind  fir  (Prosa). 

198  mad  a  n-adnacul  'was  diis  Begräbnis  betrifft'.  —  ba  fxr  la  lüad 
'es  wurde  wahr  (d.  h.  es  trat  ein)  sowie  es  ausgesprochen  war'. 

199  Uall  diumnius,  vielleicht  üall  duimsach.  Vie  Prosa  hat  ba  mor 
dono  mo  fiall  ~  tno  dnimmus. 

200  «öl  zweisilbig  wie  in  §  19.  Es  reimt  auf  bni,  wie  dlib  auf  rig, 
Arfh.  III  198  §  02,  crüäch  auf  slüag,  SR  6739  usw. 

200   f'ofrltli,  wohl  eine  sichere  Emendation  des  handschriftlichen  frithi. 

209  leir.  Lies  vielleicht  ind  loir  (Adv.),  worauf  das  sin  der  Handschrift 
hinzuweisen  scheint.  —  /er  crotha  cpir  d.  i.  die  Otter. 

214  fecht  ßnech.  Vgl.  ärusc  fenech,  Imram  Snedg.  §  15;  ri  rechl[a\ 
ffnig,  ib.  §  44. 

217  errig,  Acc.  Sg.  von  erreg  O'Mulc.  410  =  err-áe^ 'ein  geschwänzter 
Habicht'  {sig  f.).    In  der  Prosa  ist  das  Wort  mask.  (Acc.  PI.  errchu). 

224   Ug  lat.    Vgl.  Ugthar  linne,  Fél.  '•'  S.  120,  4. 

Arrowhead  Springs,  Kuno  Meyer, 

Kalifornien. 


ALTIRI8CH  COIMAID. 


In  no7H  coimmdm  coima  SG  204  habe  ich  früher  coima  als 
com-ema  gefafst  (Rev.  C'elt.  G,  139;  Handb.  11  73)  und  andere  sind 
mir  darin  gefolgt  (Thes.  Palaeohib.  II  290).  Aber  caomsum  coimdi 
aingel  in  dem  jetzt  von  K.  ^íe^'er  abgedruckten  Gedicht  ZCP 
10,  347  Str.  16  zeigt,  dafs  das  unrichtig  war.  Es  hat  ein  von 
coim  abgeleitetes  transitives  Verb  coimaid  'er  behandelt  freundlich, 
ist  gnädig  gegen'  gegeben. 

Bonn.  R.  Thurneysen. 


BERICHTIGUNGEN  UND  NACHTRÄGE. 


Band  X. 

p.  274  1.  3  for  Fir  read  Fer 

p.  283  1.  2  for  na  read  'na 

p.  284  1.  29  read  bolgsronoigli.' 

p.  286  1.  2  read  nert.' 

p.  287  1.  16  add  stop  after  bheimneaclia. 

p.  290  1.  7  and  291  11.  11,  22  for  Si(j\iaiáh  read  Siahaigh 

p.  299  1.  6  for  an  read  ar 

1.  7  for  bretnas  read  br^tnas 

1.  9  for  cn(es)leÍMte  read  ciarleiwte 

1.  17  delete  stop  after  crem 

1.  24  note  •''')  delete  or 

1.  27  note^)  for  cn(es)  read  dar,  and  delete  'es  is  illegible^ 
cf  ciarlénti  ficliet  dartlia  clártlia  conulliVtha.  Kg.  1782, 
23a  (Contribb.  s.v.  ciar-léne) 
p.  300  1.  7  delete  stop  after  irco;  for  da  read  di»(?) 

1.  11  insert  [42] 

1.31  note'')  delete  'fracture  etc. 

1.  35  note''^)  for  Ends  read  End 
p.  301  1.  23  read  faithib.' 

1.  30  for  seis/r  read  seiscr 
p.  303  1.  3  for  dilgia;  read  dailgi 

1.  27  read  comrug.' 

1.  28  delete  inverted  comma  after  leo. 
p.  3(>7  1.  4  frDiii  below  for  nitmelaigli  read  n^wielaigh. 

K.  I.  B. 


MHilCliriOlINGKN    l'NI>    NACHTKÄOK.  167 

vS.  438  ft".  Als  mein  Aufsatz  iiedriickl  ^Ml^l(^  koiinti;  ich  —  wegen 
der  Stockung  des  Verkehrs  —  nicht  wissen,  dafs  Lucius 
Gwyiiri  das  angebliche  Gedicht  von  Cinaed  ua  h-Artacáin 
ebfu  in  Ériu  VII 2  (1914)  8. 210  ff.  herausgegeben  hatte;  es 
seideshalb  hier  ausdrücklich  darauf  aufmerksam  gemacht. 
p]r  hat  übrigens  die  Fälschung  nicht  als  solche  erkannt 
und  zieht  daher  einige  unzutretTeiide  Folgerungen  für  die 
Entwicklung  der  Sage;  auch  läi'st  er  Cinaed  1.  J.  987 
statt  975  gestorben  sein. 

K.  Th. 

Band  XL 

p.  55  1.  3  for  Conn  read  lonn 

M.  P. 

S.  57  Str.  6  und  S.  58  A.  1  statt  cuinde  lies  ciuinde  'die  sanfte'. 

S.  62  Z.  2  statt  ecradh  lies  ec[hjradh  und  S.  G6  Z.  8  v.  u.  "das 
Pferdegespann  eines  edeln  Wagens'. 

S.  72  Z.  G  Y.  u.  und  S.  73  Z.  10  v.  u.  statt  mac  lies  maic. 

S.  86  Z.  3  statt  soisil  lies  sóisil. 

S.  99  A.  5  soad  ist  wohl  neuir.  gäl.  sógh  'Ausgelassenheit,  Üppig- 
keit, Wonne'.  j^  r^^ 


HANS  HESSEN  f. 


Unser  Mitarbeiter,  Dr.  Wilhelm  Fritz  Johannes  Hessen,  hat 
am  29.  September  1915  als  Leutnant  in  der  Champagne  den 
Tod  fürs  Vaterland  erlitten.  Am  12.  Januar  1889  zu  Cöln-Deutz 
geboren,  war  er  vor  dem  Krieg  zuletzt  an  der  Universitäts- 
Bibliothek  in  Freiburg  i.  B.  beschäftigt.  Seine  verschiedenen 
Arbeiten  zeichnen  sich  vor  Allem  durch  die  soigfältige,  möglichst 
vollständige  Sammlung  des  Stoffes  aus,  was  der  Keltologie  in 
erster  Linie  nottut;  jede  bedeutet  daher  einen  Fortschritt  unserer 
Erkenntnis.  So  seine  Doktordissertation  'Zu  den  Unifärbungen 
der  Vokale  im  Altirischen'  (ZCP  9, 1);  'Die  konsonantische  Flexion 
in  den  Mailänder  Glossen'  (Idg.  Forsch.  3U,  225);  'Beiträge  zur 
altirischen  Grammatik'  (KZ  46,  1).  Zuletzt  hatte  er  die  vor- 
handenen lexikalischen  Hilfsmittel  des  Alt-  und  Mittelirischen 
auszuziehen  begonnen,  um  ein  handliches  Wörterbuch  daraus 
zusammenzustellen,  ein  dringendes  Erfordernis  unserer  Wis.sen- 
schaft;  das  bleibt  nun  leider  —  wenigstens  zunächst  —  unvollendet. 

R.  Th. 


SPUREN    VON    GP:RMANEN    im   alten    IRLAND 
VOR   DER  WIKINGERZErr. 


a)  Caucl, 

Nach  Ptolomäiis  (dritte  des  2.  Xaliili.  nach  Chr.)  sollen  an 
der  mittleren  Ostküste  Irlands  die  Mcmapi'i  und  nördlich  von 
ihnen  die  Cauci  gesessen  haben. 

Man  hat  schon  lange  erkannt,  dafs  diese  Manapii  den 
belgischen  Menapil  am  Westufer  des  Niederrheins  entsprechen, 
wogegen  die  Caucl  den  germanischen  Chauclü  (zu  germ.  *hauha- 
'hoch')  gleichgesetzt  werden  müssen,  die  östlich  vom  Niederrhein, 
zwischen  Ems  und  Elbe  wohnten.  Dafs  germanische  Chatichi 
bis  nach  Irland  gekommen  seien,  darf  uns  nicht  Wunder  nehmen, 
da  diese  die  ersten  germanischen  Wikinger  sind,  von  denen  uns 
die  Geschichte  zu  berichten  weifs,  denn  sie  haben  schon  im 
1.  Jahrh.  nach  Chr.  die  Küsten  Galliens  verheert.  Sie  waren 
eine  der  stärksten  germanischen  Völkerschaften  des  westlichen 
Deutschlands.  Ihre  Nachbarschaft  zu  den  Manapii  in  Irland 
wäre  also  an  und  für  sich  nicht  unglaublich,  wird  uns  aber  sehr 
leicht  erklärlich,  wenn  wir  in  Betracht  ziehen,  dafs  sie  auch  am 
Festland  unmittelbare  Nachbarn  der  Menapil  waren,  da  ein  Teil 
von  ihnen  nach  Plinius  (Hist.  Nat.  4, 101)0  einige  Inseln  zwischen 
Helinium  und  Flevum,  den  beiden  Rheinmündungen,  in  Besitz 
hatte,  wo  sie  sich  offenbar  nach  Wikingerart  niedergelassen 
hatten.  Da  Kelten  und  Germanen  damals  einander  in  jeder  Be- 
ziehung sehr  nahe  standen,  was  namentlich  für  die  nördlichen 
Kelten  zutraf,  so  werden  wir  annehmen  dürfen,  dafs  jene  Chauchl 
vielleicht  schon  vor  ihrer  Auswanderung  nach  Irland  keltisiert 
worden  waren;  sind  doch  nachweisbar  manche  belgische  Kelten- 
stärame  germanischer  Herkunft. 

*)  Auf  diese  Stelle    machte   uiicb  erst   Herr  Prof.   Much   aufmerksam. 
Zeitschrift  f.  celt.  Philolog-ie  XI.  12 


170  JULIUS    POKOUNY, 

Die  Richtigkeit  der  Angaben  des  Ptolomäus  in  Bezug  auf 
die  Manapu  hat  schon  John  Mac  Neill  nachgewiesen,  der  sie 
in  dem  irisclien  Volk  der  3Ianaigh  {Monaigh)  und  Fir  Manach 
(Monach)  wiedei'gefunden  hat;  das  auslautende  -aiiil  dürfte  mit 
Hilfe  der  bekannten  Lautsubstitution  von  j)  zu  qu  zu  -aqiiii  und 
weiter  durch  Angleichung  an  das  häufige  Suffix  -ah  zu  -alci,  später 
-aiyh  Gen.  Plur.  -ach,  umgestaltet  worden  sein. 

In  geschichtlicher  Zeit  sitzen  die  Manaujli  in  der  Gegend 
von  Belfast  und  die  Fir  Manach  (auch  Manaigh  genannt)  haben 
der  Grafschaft  Fermanagh  den  Namen  gegeben.  Die  erstgenannten 
Manaigh  zerfallen  in  vier  Hauptgruppen:  Cencl  Mdelche,  Cencl 
Cridain,  Cencl  Luindinin  und  Brcdach.  Die  Gruppe  der  Brcdach 
wieder  gliedert  sich  in  Cencl  Bogfa  {=  Bohtha'í'),  Clami  Cor- 
erdin,  Ui  Tacdin  und  Artraiyhe. 

Wie  Orpen  (Proceed.  Ro}'.  Ir.  Acad.  XXXII  c  3)  wahrschein- 
lich gemacht  hat,  entspricht  der  bei  Ptolomäus  genannte  Flufs 
Modonnus,  nahe  dessen  Mündung  der  Hauptort  der  Manapil 
gelegen  haben  soll,  dem  bei  Arklow  mündenden  Avonmore, 
während  der  Flufs  Ühoha  dem  Vartry  bei  Wicklow  gleichzusetzen 
ist  —  der  moderne  Name  Ovoca  ist  künstlichen  Ursprungs.  Da 
andererseits  die  Burg  des  Forgall  Manach  'Forgall  (des  Herrschers) 
der  Manapier'  des  Schwiegervaters  Cii  Chulainn's,  nach  der  irischen 
Sage  in  Lusk,  nördlich  von  Dublin  zu  suchen  ist,  und  die  Sage 
Tochmarc  pjnire  (oben  III  2291)  §  53  die  8cc[i]nnvicnn  Manuch 
(leg.  Manach)  in  die  Gegend  zwischen  dem  Boyne  und  dem 
nördlich  von  Balbriggan  bei  Gormanstown  mündenden  Delvin 
River  verlegt,  werden  wir  die  ursprünglichen  Sitze  der  Manapil 
irgendwo  zwischen  Arklow  und  dem  Delvin  River  zu  suchen 
haben,  womit  natürlich  nicht  gesagt  werden  soll,  dafs  sie  jemals 
den  ganzen  Küstenstrich  im  Besitz  gehabt  hätten;  da  die  be- 
züglichen (Quellen  von  so  verschiedenem  Alter  sind,  werden  wir 
eher  eine  Verschiebung  von  Süden  nach  Norden  anzunehmen  haben. 
Es  safsen  übrigens  Manaigh  noch  in  geschichtlicher  Zeit  auch  in 
der  Baronie  Slane  im  östlichen  Meath. 

Die  Vertreibung  der  Manapii  aus  ihien  ursprünglichen  Stamm- 
sitzen hängt  jedenfalls  mit  der  im  3.  und  4.  Jahrh.  nach  Chr. 
erfolgten  Gründung  der  Reiche  von  Tara  (Meath)  und  Alenn 
(Leinster)  zusammen,  die  ihre  Entstehung  einer  Invasion  aus 
Britannien  verdanken,  wobei  es  unentschieden  bleibt,  ob  es  sich 
um    einen    p]infall    britischer  Kelten    oder   früher   dorthin    aus- 


SPUKEN    VON   GERMANEN    IM    AI/FEN    IRLAND    U8W,  171 

gewanderter  oder  geflohener  irischer  Kelten  handelt.  Zu  dieser 
Tatsache,  die  zuerst  J.  Mac  Neill  in  zahlreichen  verdienstvollen 
Aufsätzen  im  New  Ireland  Review  190G — 7  ins  richtige  Licht 
gesetzt  hat,  stimmen  nicht  nur  die  zahlreichen  britischen  Lehn- 
worte im  Irischen  (die  bei  Pedersen  I  23  f.  gegebene  Liste  ist 
keineswegs  erschöpfend),  sondern  auch  der  Name  des  sagenhaften 
Gründers  der  Dynastie  von  Alenn,  Cathair  Mar,  der,  wie  Kuno 
Meyer  gezeigt  hat  (Sitzgsber.  preufs.  Akad,  1913,  448),  aus  dem 
britischen  cat-air  'Schlachtniederlage'  entlehnt  sein  mufs. 

Dabei  wurde  die  ursprüngliche  Bevölkerung  von  Meath  und 
Nord-Leinster,  soweit  sie  sich  nicht  unterwerfen  wollte,  nach 
allen  Winden  zerstreut.  Dafs  die  Manukjh,  bezw.  Fir  Manach 
ursprünglich  in  Leinster  wohnen,  geht  aufserdem  noch  aus  ihren 
Genealogien  und  Stammsagen  hervor,  die  uns  berichten,  dafs  sie 
vordem  in  Leinster  safsen  und  angeblich  wegen  Ermordung  des 
Sohnes  des  Königs  dieser  Provinz  das  Land  verlassen  mufsten. 
Die  Grenzen  der  Provinz  Leinster  reichten  ehemals,  vor  den  Er- 
oberungen der  Herrscher  von  Tara,  nördlich  bis  zum  Boyne. 

Eine  Spur  des  Volkes  der  Caiicl  wurde  bisher  nicht  gefunden, 
doch  werden  wir  eine  solche,  nach  dem  über  die  Mancipii  aus- 
geführten, nicht  blols  an  der  Ostküste  Irlands  zu  suchen  haben. 

Ich  möchte  daher  glauben,  dafs  der  kleine  Stamm  der  Ui 
Oúaich,  die  nach  Hogans  Onoinasticon  im  Gebiet  der  Ui  Bairrche 
Muiyhe  Ailbhe,  d.  h.  im  östlichen  Teil  von  Queens  County  oder  im 
westlichen  Teil  der  Grafschaft  Kildare  wohnten,  einen  Rest  der 
alten  Cauä  darstellte,  die  durch  die  Ausbreitung  der  Reiche  von 
Tara  und  Ailenn  nach  Westen  zurückgedrängt  wurden. 

Der  Name  Vi  Cúaich  ist  eine  Neubildung,  dadurch  entstanden, 
dafs  mau  zu  dem  alten  Namen  Cilaich  (aus  Cauci)  einen  eponymen 
Ahnherrn  *Cúach  erfand  —  ebenso  wurde  für  die  Manaigh  ein 
künstlicher  Ahne  Manach  geschaffen  —  und  dann  nach  dem 
Aufkommen  der  Stammnamen  mit  Vi  (vgl.  Mac  Neill,  Proceed. 
Roy.  Ir.  Acad.  XXIX  c  4,  §  52  f.)  den  Namen  Cúaich  in  Ui  Cúaich 
umwandelte. 

b)  Coriondl. 

Das  Volk  der  Coriondl,  das  von  Ptolomäus  an  die  Südost- 
küste Irlands  versetzt  wird,  wo  es  nördlich  von  den  Manapil 
und  südlich  von  den  Brigantes  begrenzt  wird,  mufs  die  nördliche 
Hälfte  der  Grafschaft  Wexford  innegehabt  haben,  da  die  Brigantes 

12* 


172  JULIUS    POKORNY, 

nicht  nur  an  der  Südküste,  sondern  auch  an  der  Ostküste  Irlands 
safsen,  also  auch  den  südlichen  Teil  von  A\'exford  besetzt  hielten. 

Da  die  Manapier  Beiger  sind  und  die  Brigantes  jedenfalls 
aus  Britannien!)  eingewandert  sind  —  der  in  späterer  Zeit  im 
südlichen  Wexford  sitzende  Stamm  Tüath  Fhidhglm  wird  aus- 
drücklich als  britischer  Volkstamm  bezeichnet  —  läge  es  nahe, 
auch  für  die  Coriond/  ähnliche  Herkunft  anzunehmen. 

Aber  der  Name  kann  überhaupt  nicht  keltisch  sein,  weil 
ein  -nd-  Suffix  den  keltischen  Sprachen  gänzlich  unbekannt  ist. 
Wir  können  auch  nicht  annehmen,  dafs  es  sich  um  eine  Ver- 
schreibung  oder  ungenaue  Wiedergabe  eines  ursprünglichen 
*Coriontes  handelt,  da  die  unten  erwähnten  irischen  Namen  die 
Form  Cuirenn-  enthalten,  die  nur  aus  Coriondo-  hervorgegangen 
sein  kann;  vor  altem  t  hätte  das  n  schwinden  müssen.  Man 
könnte  schliefslich  daran  denken,  dafs  wir  ein  Wort  aus  der 
Sprache  der  ürbewohner  vor  uns  haben,  aber  da  die  Südostküste 
Irlands  zu  den  am  frühesten  keltisierten  Teilen  der  Insel  gehört, 
ist  auch  diese  Annahme  nicht  wahrscheinlich. 

Hingegen  legt  uns  die  Nachbarschaft  der  belgischen  Manapil, 
die  mit  den  germanischen  Cauä  von  den  Rheinmündungen  herüber- 
gewandert sind,  die  Frage  vor,  ob  wir  es  nicht  eher  mit  Germanen 
zu  tun  haben,  da  es  ja  sehr  gut  denkbar  ist,  dafs  mit  den  CaiicJ 
auch  andere  unternehmungslustige  Germanen  die  Fahrt  nach 
Irland  mitgemacht  haben,  wenn  es  sich  nicht  vielleicht  dabei 
nur  um  eine  der  zahlreichen  'Cauchormn  nationcs'  handelt,  in 
die  nach  Yellejus  Paterculus  2, 106  die  Chanchl  zerfielen. 

Herr  Prof.  Much  teilt  mir  nun  mit,  dafs  ihm  die  Coriond'i 
schon  seit  längerer  Zeit  in  dieser  Hinsicht  verdächtig  erscheinen, 
und  dafs  er  vernmtet,  dafs  es  sich  in  diesem  Falle  nur  um  die 
keltische  Umbildung  eines  germanischen  *Jfnriandiz  (d.  h.  chari- 
andiz)  handelt,  das  'die  Heerenden'  bedeutet,  ein  Name,  der  sehr 
gut  auf  Seeräuber  passen  würde;  ich  möchte  auch  den  Namen 
der  llaril,  eines  Stammes  der  geimanischen  Ltigii  vergleichen, 
der  ebenfalls  zu  *harja-  'Heer'  gehört.  Dafs  dann  ein  germanisches 
*chari(mdl2  bei  der  Keltisierung  dieses  Stammes  durch  Angleichung 
an  das  gleichbedeutende  keltische  corio-  'Heerhaufen'  in  Coriondl  um- 
gestaltetworden  sei,  ist  ohne  Schwierigkeiten  anzunehmen.  Diese  An- 
gleicliung  kann  schon  auf  belgischem  Boden  vor  sich  gegangen  sein. 

')  Hier  sind  sie  der  hervorragendste  Staniin  im  späteren  Nordenglaud. 


SPUKKN    VON    GERMANEN    IM    Al/IEN    IRLAND    CSW.  173 

Beineiken  möchte  ich  hier  noch,  dafs  der  Dat.  PI.  Corannaib, 
Concndaib  (Tain,  Index),  den  ^lac  Neill  zum  Namen  der  Coriondi 
stellt,  nicht  dazu  gehören  kann,  da  das  o  vor  i  zu  u  werden 
nuifste  und  dieses:  u  schon  wegen  der  Assoziation  mit  cuire  gewifs 
erhalten  geblieben  wäre.  Ebensowenig  läfst  sich  der  Name  Corcu 
Cuirnd  hierherstellen,  da  Cuirnd,  Cuirnn  nur  auf  *curni,  keines- 
falls aber  auf  coriond'i  zurückgehen  kann,  dessen  zweite  Silbe 
in  jedem  Falle  erhalten  bleiben  mufste. 

Der  Name  der  Coriondi  ist  nicht  nur  im  Namen  des  Staates 
Cuirenrige  (Hogan,  Onomasticon)  erhalten,  der  auf  *Coriondo- 
rlgioH  'Reich  der  Coriondi'  zurückgeht,  sondern  auch  im  Namen 
der  Inis  Cuirennrighe  'die  Insel  von  Cuirennrujhe'  die  bei  Tiger- 
nach A.  D.  7:32  erwähnt  wird.  Hogan  hat  diese  Stelle  in  seinem 
Onomasticon  übersehen,  wo  er  nur  eine  Inis  Cuinrigi  anführt; 
hier  ist  zweifellos  entsprechend  der  vorliegenden  Variante  richtig 
Cuirinrigi  zu  lesen.  Aus  den  betreffenden  Texten  geht  hervor, 
dafs  wir  die  Inis  Cuirennrighi  (sie  leg.)  ins  Gebiet  von  Wexford 
versetzen  müssen,  avo  dann  auch  der  Staat  Cuirenrige  gesucht 
w^erdeu  muTs,  was  alles  zu  den  Angaben  des  Ptolomäus  über  die 
Coriondi  trefflich  stimmt. 

Hierzu  gehört  ferner  noch  der  Geschlechtsname  Mocu  Citrin 
(Thes.  Pal.  II  274),  'von  der  Nachkommenschaft  des  Curen  (*Cori- 
ondos)',  in  welchem  Curin  den  Genetiv  des  Namen  des  eponymen 
Ahnherrn  der  Coriondi  darstellt.  Dafs  hier  schon  in  einem  ar- 
chaischen Text  (Adamnán's  Vita  Columbae)  auslautendes  nd  als 
n  (=  nti)  erscheint,  ist  nicht  weiter  merkwürdig,  weil  nd  und 
)nb  im  unbetonten  Auslaut  sicher  damals  schon  zu  nn  und  mm 
geworden  waren;  vgl.  im  selben  Text  Columm  (S.  272)  neben Co?io;<&. 


c)  Ga(i)lin(j  und  Ga(i)liuin. 

Das  Volk  der  Ga(i)ling,  die  dann  im  Mittelirischen  mit 
Übergang  in  die  Jo- Deklination  Ga(i)lenga  genannt  werden,  mufs 
in  früligeschichtlicher  Zeit  nach  den  in  Hogans  Onomasticon  (s.  v. 
Galenga)  und  bei  3Iac  Neill,  Duanaire  Finn  LV,  sich  findenden 
Angaben  im  äufsersten  Norden  von  Meath,  in  der  Baronie  Mor- 
gallion.  ferner  im  nördlichen  Teil  der  Grafschaft  Dublin,  am 
Nordufer  des  Liffey  bei  Glasnevin,  aufserdem  in  Carbery,  in  der 
Grafschaft  Kildare.  am  rechten  Ufer  des  oberen  Yellow  Eiver 
gesessen  haben;  ein  Zweig  von  ihnen  findet  sich  auch  in  Connaught, 


174  JULIUS    rOKOKNY, 

üstlicli  vom  Lough  Conn.  Ihre  Aveite  Verteilung  deutet  auf  ein 
ähnliches  Schicksal  hin.  wie  es  die  Manapií  betroffen  hat.  Zu 
beachten  ist.  äafs  sie  (YBL  46Ü)  ausdrücklich  als  Fremde  (dcoraid), 
d.  h.  Einwanderer,  bezeichnet  werden. 

Als  fremde  Einwanderer  werden  auch  die  Ga(i)linin  be- 
zeichnet, die  der  irischen  Sage  nach  mit  Lahraid  Loingsech  aus 
Gallien  nach  Irland  gekommen  sein  sollen,  wo  sie  in  späterer 
Zeit  im  Osten  des  Liffeytales  bis  zur  See,  dann  in  Oft'aly,  im 
Korden  von  Kings  County,  in  Ossory  und  im  östlichen  ^^'exford 
und  südlichen  Wicklow  safsen.  Sie  werden  bei  Keating  (Ir.  T. 
See.  IV  201)  ausdrücklich  als  Nicht-Gälen  bezeichnet.  Der  Unter- 
lauf des  Liffey  bildet  die  Grenze  zwischen  einem  Teil  der  Ga(i)Uuin 
und  der  Ga(i)ling. 

Über  den  Namen  der  Ga(i)lmin  ist  viel  Unrichtiges  ge- 
schrieben worden.  Die  Ansicht  von  D'Arbois  de  Jubainville 
(Rev.  Celt.  XXVIII  32  f.),  dafs  der  Gen.  Plur.  GaUan,  der  in  der 
Tdin  (Windisch,  519,  526)  mit  gtall  und  grtan  reimt,  auf  einen 
alten  Nominativ  *Galidin  hinweise,  der  aus  *GaUiäni,  einer  Ab- 
leitung von  Gallia  entstanden  sei,  erweist  sich  schon  bei  Be- 
achtung der  elementarsten  Lautgesetze  als  unmöglich,  áíí  *  Galliäni 
altirisch  nur  *Gü{i)Uhm  (vgl.  cailig  'Hähne'  aus  caliUci),  Gen. 
*Gailltnn  ergeben  haben  könnte.  Ebensowenig  beweist  der  Reim 
Galian :  giall,  da  er  sich  in  einem  Gedicht  findet,  das  schon  durch 
die  dui'ch  den  Reim  mit  fainh'  gesicherte  Form  gairhe  (altirisch 
müfste  es  garbae  lauten;  die  Palatalisation  der  Lautgruppe  >h(h) 
kann  erst  mittelirisch  erfolgen)  als  mittelirisches  Erzeugnis  ge- 
kennzeichnet wird.  Die  Foi-m  Galian  ist  nichts  anderes,  als  eine 
dialektische  Leinsterform,  wie  ähnliche  in  der  Täin  schon  Avieder- 
holt  nachgewiesen  wurden.  Im  Südirischen  ist  nämlich  das  Ersatz- 
delinungs  e  regelmäisig  in  der  Aussprache  zu  /a  geworden,  also 
altes  trái  'tapfer',  sprich  tnati,  fcr  'Gras',  sprich  fiar  usw.  A\'ir 
werden  später  sehen,  dafs  es  auch  noch  andere  Beispiele  in  der 
Tain  für  derartige  Dialektformen  gibt. 

Der  verschiedentlich  belegte  Nom.  Plur.  Ga(i)liuin,  Ga(i)h'oin, 
Ga(i)lioin  weist  überdies  deutlich  auf  eine  Grundform  *Galigni 
hin,  da  sich  nur  dadurch  die  verschiedenen  Formen  erklären, 
denn  auch  cn(i)Uuin  'junge  Hunde',  das  auch  als  cn(i)lcoin, 
cu(i)Uoin  auftritt,  mufs  unbedingt  schon  wegen  des  cymr.  colivyn 
auf  *coligni  zurückgehen;  auch  bei  diesem  \\'ort  finden  sich  im 
Mittelirischen   neben   Formen   auf   -én  dialektische  Formen   auf 


SPUREN    VON    GKRMANEN    IM    ALTIÍN    IRLAND    USW.  175 

■tan.  Der  Gen.  Plur.  zu  Ga(i)lium  mufste  lautgesetzlich  Ga(i)Un 
lauten  und  Ga(i)Uan  ist  nur  dialektisch,  ebenso  wie  z.  B.  der 
Nominativ  Sing.  cu(i)lian  (neben  cu(i)lén),  aus  dem  dann  durch 
Analogiebildung  das  moderne  cuiledn  entstanden  ist. 

Wenn  wir  nun  die  erschlossenen  Grundformen  der  Völker- 
namen der  Gafißhifj  und  Ga(i)linin  nebeneinander  stellen,  so 
ergibt  sich  eine  merkwürdige  Ähnlichkeit:  *Galingl  und  *GaUgnl 
machen  den  Eindruck,  als  wären  es  nur  verschiedene  Ausdrücke 
für  denselben  Namen.  Verstärkt  wird  der  Eindruck  noch  dadurch, 
dafs  beide  Völker  am  Liffey  aneinander  grenzen  und  beide  in  der 
irischen  Überlieferung  ausdrücklich  als  Einwanderer  bezeichnet 
werden.  Aus  einem  Schreibfehler  kann  die  Differenzierung  beider 
Namen  nicht  entstanden  sein,  weil  zur  Zeit,  als  die  Ähnlichkeit 
beider  Namen  am  gröfsten,  also  gn  noch  erhalten  war,  die  Schreib- 
kunst in  Irland  noch  nicht  allgemein  verbreitet  war  und  aufserdem 
beide  Völkernamen  sehr  häufig  an  den  verschiedensten  Stellen 
überliefert  werden.  AuTserdem  kann  Galinyi  unmöglich  ein  irischer 
Name  sein,  da  ein  Kompositum  wegen  des  Ga-  ausgeschlossen 
und  ein  W(/-Suffix  den  keltischen  Sprachen  unbekannt  ist. 

Wir  werden  förmlich  auf  das  Germanische  hingestofsen,  wo 
das  wi/- Suffix  so  aufserordentlich  häufig  ist.  Die  Anwesenheit 
germanischer  Stämme  haben  wir  oben  auch  schon  nachgewiesen. 
Die  Sache  wird  sich  so  verhalten,  dafs  ein  germanischer  Stamm 
der  *Galing},  oder  vielmehr  ein  Teil  dieses  Stammes  im  Munde 
der  keltischen  Nachbarn  *Galigni  genannt  wurde,  eine  Um- 
gestaltung, die  sehr  wahrscheinlich  ist,  da  das  Suffix  gn  in  den 
keltischen  Sprachen  sehr  häufig  vorkommt,  während  sie  ein  ng- 
Suffix  nicht  kennen.  Ebenso  haben  es  ja  die  Römer  gemacht, 
für  die  das  Gleiche  wie  für  die  Kelten  gilt:  die  germanischen 
Stämme  der  3Iarsing'i  und  EeiiclingJ  werden  bei  Tacitus  in 
lateinischer  Umbildung  Marsigni  und  Ecudigm  genannt.  *Galingl 
könnte  die  o- Stufe  {o  ist  germanisch  zu  a  geworden)  der  ger- 
manischen Wurzeln  gel  'rufen'  oder  gel  'schneiden'  enthalten. 

p]bensogut  aber  können  wir  den  umgekehrten  Vorgang 
annehmen,  dafs  es  sich  nämlich  um  einen  keltischen  Stamm  der 
*GaVigm  gehandelt  habe,  dessen  den  germanischen  Coriond'i  oder 
Chauchi  benachbarter  Teil  von  diesen  *Galingl  genannt  worden 
sei,  während  im  übrigen  der  Name  *Galign'i  bewahrt  blieb.  Auch 
nach  der  völligen  Keltisierung  der  irischen  Germanen  kann  dann 
die  Doppelheit  der  Bezeichnung  erhalten  geblieben  sein. 


176  JULIUS    POKORNY, 

Mit  dem  Ausgefiilirten  stellt  diircliaus  nicht  in  Widerspruch, 
dafs  die  Ga(i)limn  gelegentlich  als  Fir  Bolg  bezeichnet  werden 
und  ein  Vasallenstamm  waren,  den  Herrschei-n  von  A(i)lenn  in 
Nordleinster  Untertan.  Vor  dem  Eindringen  der  sogenannten 
milesischen  Eroberer,  der  Herrscherhäuser  von  Tara,  Alenn  und 
Cashel,  die  sich  in  der  Zeit  vom  4.  bis  7.  Jahrh.  n,  Chr.  fast 
ganz  Irland  unterwarfen,  und  die  ihre  Abstammung  von  einem 
gemeinsamen  Ahnherrn  Mü  herleiteten,  obgleich  ursprünglich 
nur  die  Familie  von  Tara  darauf  Anspruch  erheben  konnte  (oben 
Vin  313),  bezeichnete  der  Name  Fir  Bolg  freilich  nur  die  Stämme 
der  unterworfenen  Urbewohner,  später  aber  wurde  er  auch  auf 
die  vormilesischen  keltischen  (arischen)  Stämme  ausgedehnt, 
soweit  sie  von  den  Milesiern  zu  Vasallen  gemacht  wurden.  Es 
gab  also  auch  keltische  Vasallenvölker,  und  ein  solches  oder  ein 
ursprünglich  germanisches  Volk  waren  auch  die  Ga{i)Uuin,  dei'en 
aufserordentliche  Tapferkeit  in  der  Tain  rühmend  hervorgehoben 
wird.  ]\[öglicherweise  handelt  es  sich  hier  auch  um  von  ver- 
bannten irischen  Künigen  herbeigerufene  und  angesiedelte  Söldner, 
wodurch  sich  ihr  Vasallenverhältnis  unbeschadet  ihrer  Tapferkeit 
leicht  erklären  würde.  Die  bekannte  Sage  von  Labraid  dem  'Ver- 
bannten' (oder  'Seefahrer'),  der  sie  aus  Gallien  nach  Irland  gebracht 
haben  soll,  kann  sehr  wohl  einen  Kern  von  Wahrheit  enthalten. 

Dafs  die  Datierung  der  Ankunft  der  Ga(i)liuin,  wie  sie 
D'Arbois  de  Jubaiuville  versucht  hat  (Kev.  Celt.  XXVIII  32  f.), 
unhaltbar  ist,  hat  Orpen  (loc.  cit.  S.  50  Anm.)  sehr  richtig  bemerkt; 
das  3.  Jahrh.  v.  Chr.  ist  entschieden  ein  viel  zu  früher  Zeitpunkt. 
Orpens  weitere  Bemerkung,  dafs  aus  den  bei  D'Arbois  angeführten 
Lesarten  fcr  Menia  oder  fer  Morca,  aus  deren  Land  Labraid 
gekommen  sei,  auf  eine  ursprüngliche  Lesart  Ar(e)morica  oder 
ähnlich  geschlossen  werden  müsse,  verdient  jedenfalls  Beachtung, 
wobei  natürlich  Ar(e)morica  in  weitestem  Sinne  aufzufassen  ist. 
D'Arbois'  Vermutung,  dafs  Menia  in  der  gesprochenen  Sprache 
aus  Menapla  entstanden  sei,  ist  ganz  unhaltbar,  da  nach  der 
hier  üblichen  Lautsubstitution  das  2>  wie  im  Völkernamen  durch 
c(h)  ersetzt  worden  wäre;  es  könnte  sich  höchstens  um  einen 
Schreibfehler  handeln,  wobei  aber  wiederum  die  Form  Morca 
unerklärt  bliebe;  ebenso  steht  auch  nach  Orpt*n  in  der  angel- 
sächsischen Chronik  Armenia  anstatt  des  Armor icano  bei  Beda! 

Orpens  Ansicht,  dafs  später  der  Name  Ga(i)h'uin  alle 
britischen  und  gallischen  Einwanderer  in  Südostiiland  bezeichnet 


SPUKEN    VON    (iEKMANEN    IM    AI.TEN    IICi.ANI>    USW.  177 

habe'),  ist  recht  wohl  glaublich,  um  so  mehr,  als  der  Stamm 
tuath  Fhidkgha,  der  im  Gebiet  der  Brigantes  liegt,  später  ebenfalls 
als  zu  den  Ga(i)liuin  gehüiig  genannt  wird.  Es  handelt  sich 
dabei  natürlich  erst  um  eine  spätere  Begriffserweiterung,  wie 
wir  sie  ähnlich  bei  den  Fir  Bolg  kennen  gelernt  haben,  denn 
wir  werden  nicht  annehmen  dürfen,  dafs  die  als  Seeräuber  ge- 
fürchteten Germanen  sclion  nach  ihrer  Ankunft  in  Irland  Vasallen 
der  Kelten  geworden  wären,  im  Gegenteil.  Der  Name  der 
Ga(i)Jinin,  die  ursprünglich  gewifs  nur  einen  eng  begrenzten 
Volksstamm  bezeichneten,  der  von  den  Nachbarfürsten  unterjocht 
worden  war,  wurde  vielmehr  später  unterschiedlos  auf  alle  jene 
Stämme  Südostirlands,  ob  Vasallenvölker  oder  nicht,  ausgedehnt, 
deren  verhältnismäfsig  späte  Einwanderung  man  noch  in  Er- 
innerung behalten  hatte.  Viel  wird  dazu  auch  der  sprachliche 
Gleichklang  der  Namen  Gaul  (=  Galli)  und  Ga(i)liuin  {=  *Galignt) 
beigetragen  haben. 

Dafs  es  sich  um  einen  ursprünglich  germanischen  Stamm 
handelt,  dafür  läfst  sich  vielleicht  noch  ein  anderer  Anhaltspunkt 
geltend  machen,  den  ich  hier  allerdings  nur  mit  gröfster  Reserve 
vorbringen  möchte. 

A^'enn  die  *Galingl  mit  den  Coriondl,  Caucl  und  Manapü 
von  den  Rheinmündungen  nach  Irland  hinübergesetzt  sind,  so 
wäre  nämlich  zu  erwarten,  dafs  wir  auch  auf  germanischem 
Boden  Spuren  ihrer  Anwesenheit  vorfänden.  Ein  germanischer 
Stamm  der  Galingi  ist  uns  allerdings  nicht  überliefert,  aber 
einige  in  Förstemann's  Namenbuch  II  s.  v.  Gal  verzeichnete  sehr 
alte  Ortsnamen  könnten  vielleicht  auf  einen  derartigen  Stamm- 
namen hinweisen,  um  so  mehr,  als  sich  alle  diesbezüglichen 
Örtlichkeiten  in  der  Nordwestecke  des  deutschen  Reiches,  in 
Westfalen  und  im  angrenzenden  Holland  finden,  also  gerade 
zwischen  Niederrhein  und  Ems,  zwischen  den  Stammsitzen  der 
belgischen  Mmapil  und  der  germanischen  Caucl. 

Es  sind  dies  besonders  die  Namen  Galing-hem,  heute  Gelli- 
kum  in  Gelderland,  Geling -tlwrpa  (älter  *Galing-thorpa),  heute 
Gellentrup  bei  "Waderslow,  gleichzeitig  der  Name  einer  Wüstung 
bei  Pömbsen  und  eines  Hofes  bei  Westerkappeln,  und  Gelinge- 
hiison,  auch  Gallinchusen  geschrieben,  in  der  holländischen  Provinz 

')  Die  ganze  Provinz  Lein8ter  wird  sogar  nach  ihnen  Coiced  nGa(i)lian 
(rede  Ga(i)lé)i)  benannt. 


178  JULIUS   POKOUNY, 

Drentlie  und  in  Westfalen  in  der  Nähe  von  Marsberg.  Also 
GdUng-hcm  *das  Heim  der  Galin(fi\  GeIiii(/-thorpa  'das  Doif  der 
Gali)i(ji'  u.  s.  f.  Der  gelegentliche  Mangel  des  Umlauts  von  a 
zu  e  kann  auf  das  hohe  Alter  der  betreffenden  Belege  zurück- 
zuführen sein. 

Schwieriger  ist  nur  der  Wechsel  zwischen  l  und  //  innerhalb 
derselben  Namensbelege,  sowie  das  //  im  heutigen  Gellikum  und 
Gellentrup.  Aber  diese  Namen  scheinen  mir  nicht  zu  beweisen, 
dafs  die  alten  Belege  mit  einfachem  /  nur  eine  ungenaue  Schreibung 
für  U  darstellen,  sondern  es  wird  sich  eher  um  aus  verschiedener 
Zeit  stammende  Formen  handeln,  möglicherweise  auch  um  dialek- 
tische Verschiedenheiten,  da  wir  ja  auch  im  Neuhochdeutschen 
Belege  dafür  haben,  dals  alte  kurze  Vokale  in  offenen  Silben 
bald  als  solche  erhalten,  bald  gedehnt  werden,  was  im  ersteren 
Falle  Verdopplung  des  Konsonanten  bedingt,  also  z.  B  'Eller', 
ahd.  clira  neben  'hehlen',  ahd.  hclan,  'scliillern'  neben  'schielen', 
'Füllen'  neben  mhd.  vülin,  usw.  Ein  weiteres  Beispiel  für  Ver- 
dopplung des  Konsonanten  nach  kurz  gebliebenem  Vokal  wäre 
das  schwäbische  illcn  'Beule'  zu  urgerm.  "^ilij),  dem  "\\'andel  eines 
alten  Geling-  zu  Gellen-  vergleichbar.  Ein  Kenner  der  Dialekte 
der  betreffenden  Ortlichkeiten  müfste  da  das  letzte  Wort  si)rechen. 
A\'enn,  wie  auch  Föistemann  bei  Galinyhnn  und  Gelingihorpa 
annimmt,  das  einfache  l  als  alt  erwiesen  werden  kann,  so  sehe 
ich  kein  Hindernis,  in  dem  Geling-  den  Volksnamen  der  *Galingi 
zu  suchen,  wodurch  dann  die  irischen  Gailing  wohl  zweifellos 
als  ursprünglich  germanischer  Stamm  erwiesen  würden;  *Galigni, 
irisch  Guilinin,  würde  dann  eine  im  keltischen  Munde  vorgenommene 
Umgestaltung  dieses  Namens  sein. 

Ich  bemerke  übrigens,  dafs  auch  das  Englische  die  ver- 
schiedene Behandlung  alter  kurzer  Vokale  in  offenen  Silben 
kennt;  nach  Luick  (Anglia,  Neue  Folge  VIII  355)  ist  die  Er- 
haltung der  Kürze  nur  in  dreisilbigen  Worten  als  regelmäisig 
anzunehmen,  indem  hier  das  Streben  zur  Geltung  gekommen  sei, 
dreisilbige  Worte  in  ihrer  Sprachdauer  dem  Noi-malmafs  des  zwei- 
silbigen Wortes  anzugleichen,  wobei  zwei  kurze  Silben  einer 
langen  gleichzusetzen  sind  {-■^  =  '^^J)-^  auch  für  das  Deutsche 
liefse  sich  vielleicht  an  etwas  Ähnliches  denken,  vor  allem  aber 
würde  diese  IJegel  die  Verdojiplung  des  /  in  den  genannten  Orts- 
namen eiklären,  falls  auch  die  umliegenden  Dialekte  analoge  Laut- 
vorgänge aufwiesen. 


Sl'L'KEN    VON    (JKUMANKN    IM    ALTKN    IKI-AND    USW.  179 

Auch  die  Erklärung  von  Willnianns  (Deutsche  Gramm.  I), 
der  den  Einflufs  dialektischer  Formen,  die  den  folgenden  Vokal 
verloren  hatten  (wodurch  eine  schwere  Konsonantengruppe  ent- 
stand, die  die  Dehnung  verhinderte),  annimmt,  um  die  mangelnde 
Dehnung  in  offener  Silbe  vor  einem  l,  r,  n  der  Folgesilbe  zu 
rechtfertigen,  könnte  in  unserem  Falle  herangezogen  werden, 
um  die  Entstehung  des  heutigen  II  aus  älterem  l  zu  erklären. 

Der  Name  der  Galmgi  liefse  sich  übrigens  nicht  nur  aus 
der  germanischen  Wurzel  gel  'schneiden'  oder  'rufen'  deuten, 
sondern  könnte  sogar  dieselbe  Wurzel,  wie  das  keltische  Galates, 
Galli,  enthalten,  wenngleich  ein  solches  Wort  zufällig  germanisch 
nicht  bewahrt  ist.  Möglicherweise  abei-  hat  das  litauische  galingas 
'mächtig'  nicht  nur  das  ?íí/- Suffix,  sondern  das  ganze  Wort  aus 
dem  Germanischen  entlehnt,  wodurch  eine  germanische  Wurzel 
gal  'mächtig'  belegt  wäre,  die  wie  das  keltische  gal  auf  idg. 
*ghal-,  oder,  falls  jenes  auf  ghll-  zurückginge,  auf  id*g.  *(/hol-, 
die  0- Stufe  der  gleichen  ^^'urzel  zurückgeführt  werden  könnte. 

Wenn  ich  mit  meiner  Deutung  der  Herkunft  der  Gailiuin 
Recht  behielte,  so  müfste  dann  auch  der  Sagenheld  Finn,  der 
ja  diesem  Volke  entstammt,  als  Germanenspröfsling  angesehen 
werden,  wodurch  die  Meinung  Zimmers,  allerdings  in  ganz  anderem 
Sinne  als  er  vermutete,  auf  einmal  bestätigt  werden  würde. 


d)  Fomorier. 

Wie  das  Wort  fomhair  im  Neuirischen  und  Gälischen  sowohl 
'Riese'  wie  auch  'Seeräuber'  bedeutet,  so  wird  das  mittelirische 
fomair  (durch  Volksetymologie /bwo/>)  ebenso  von  einem  mythischen 
Riesenvolk,  wie  von  germanischen  Wikingern  gebraucht.  Dafs 
man  im  10.  Jahrhundert  —  so  weit  gehen  die  ältesten  Belege 
für  Fomorier-Wikinger  zurück  (z.  B.  LU  126  a  11—41  und  89  b 
33 — 39,  90a  3 — 9)  —  die  fürwahr  recht  wenig  mythischen 
Wikinger  zu  einer  Zeit,  als  sie  sich  im  ganzen  irischen  Volks- 
leben sehr  deutlich  fühlbar  machten,  einem  mythischen  Riesenvolk 
der  Fomorier  gleichgesetzt  haben  soll,  wie  man  bisher  allgemein 
annahm,  ist  mir  stets  sehr  unwahrscheinlich  vorgekommen,  weil 
in  solchem  Fall  seit  dem  letzten  Auftreten  der  geschichtlichen 
Wikinger  doch  eine  längere  Spanne  Zeit  verflossen  sein  müfste. 
damit  ihre  "Mythisierung'  in  der  Volksüberlieferung  hätte 
stattfinden  können. 


180  JULIUS   POKOHNY, 

Diese  meine  Vermutung  ist  unterdessen  zur  Gewifsheit  ge- 
worden, da  in  einer  zuerst  von  Kuno  Mej-er  (Alteste  ir.  Dichtung 
II  6)  herausgegebenen  Strophe  von  einem  König  der  irischen 
Domnainn  erzählt  wird,  dafs  er  'die  Talgründe  der  Fomorier 
verheerte'.  Da  diese  Strophe  aus  äufseren  und  inneren  Gründen 
im  6.  oder  7.  Jahrhundert  gedichtet  worden  sein  mufs  und  jeden- 
falls vor  die  Wikingerzeit  fällt,  geht  daraus  deutlich  hervor,  dafs 
diese  Fomorier  ein  wirkliches  Volk  gewesen  sein  müssen,  das 
wahrscheinlich  den  Domnainn  benachbart  war;  der  Herausgeber 
vermutet  wegen  der  'Talgründe',  dafs  es  sich  vielleicht  um  die 
an  Tälern  reiche  Grafschaft  Wicklow  gehandelt  habe  und  ver- 
gleicht den  Namen  der  gallischen  Morini,  ferner  lit.  pa-marionis 
'Strand  be  wohner'  und  preufs.  po-morjc  'Pommern',  so  dafs  Fomair 
ursprünglich  'Meeresanwohner'  bedeutet  haben  wird. 

Dafs  dieses  Volk,  dessen  man  sich  im  7.  Jahrhundert  noch 
erinnerte  und  das  wahrscheinlich  in  der  P'olgezeit  in  gewaltsamer 
oder  friedlicher  Weise  von  den  Nachbarstämmen  aufgeteilt  wurde, 
im  10.  oder  11.  Jahrhundert  mit  einem  mythischen  Riesenvolk 
zusammengeworfen  wurde,  ist  dann  leicht  möglich. 

Merkwürdiger  ist  es  schon,  dafs  auch  die  Wikinger  mit 
dem  Namen  dieses  vergessenen  Volkes  bezeichnet  wurden,  eine 
Tatsache,  die  ich  mir  nur  dadurch  erklären  kann,  dafs  ich  an- 
nehme, dafs  jene  Fomorier  in  der  Tat  auch  Seeräuber  waren, 
die  sich  nach  Wikingerart  an  der  Südostküste  Irlands  nieder- 
gelassen hatten.  Vielleicht  können  wir  sogar  noch  weiter  gehen. 
Von  gallischen  Seeräubervölkern  weifs  uns  die  Geschichte  nicht 
zu  berichten,  wohl  aber  haben  wir  oben  gesehen,  dafs  sich  schon 
vor  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.  ein  solches  germanisches  Seeräubervolk, 
die  Caiiä,  an  der  Südostküste  niedergelassen  hatte.  Die  Ver- 
mutung liegt  daher  nahe,  dafs  jene  Fomorier,  die  deiartige  P^igen- 
schaften  besessen  haben  müssen,  dafs  sie  die  Volksüberlieferung 
später  den  Wikingern  gleichsetzte,  am  Ende  zu  jenen  Germanen 
gehört  haben  mögen,  die,  wie  die  CoriomH  und  Caucl,  im  2.  .lahrh. 
n.  Chr.  an  der  Küste  von  Leinster  safsen. 

Zimmer  hat  vermutet  (Zeitschr.  deutsch.  Altert.  32, 240  f.), 
dafs  die  Sage,  nach  welcher  die  ersten  Bewohner  Irlands  fast 
alle  von  fomorischen  Seeräubern  arg  bedrängt  worden  wären, 
durch  die  Wikingereinfälle  hervorgerufen  worden  sein  soll;  eher 
wird  es  sich  hier  um  dunkle  Erinnerungen  an  Germanen  des 
1.  und  2.  Jahrh.  n.  Chr..   wie  Cana    und  Cudimjl,  als   um  nach- 


SPUKEN    VON   GERMANEN   IM    ALTEN   IRLAND    USW.  181 

trägliche  BeeinHussung  durch  Germaneneinfälle  des  9.  und  10.  Jahrh. 
n.  Chr.  handeln. 

Vielleicht  hilft  uns  die  irische  Überlieferung  dazu,  jenes 
wirkliche  Volk  der  Fomorier  näher  zu  bestimmen. 

Die  Bomnainn,  deren  Nachbarn  sie  gewesen  sein  werden, 
entsprechen  natürlich  den  britischen  Dumnonii,  die  sich  in  den 
ersten  Jahrhunderten  n.  ('hr.  an  der  Ostküste  und  Nordwestküste 
Irlands  niedergelassen  haben.  Da  sowohl  die  Malahide- Bucht 
nördlich  von  Dublin,  wie  auch  die  Mündung  des  Avonmore  bei 
Arklow  den  Namen  Inher  Domnann  führten,  werden  wir  wohl 
mit  Recht  annehmen  dürfen,  dafs  sich  die  Herrschaft  der  dort 
angesiedelten  Dumnonn  ungefähr  über  diesen  Küstenstrich  oder 
eher  über  Teile  desselben,  fast  genau  in  der  gleichen  Gegend,  in  der 
vor  und  neben  ihnen  die  Manapii  safsen,  erstreckt  haben  wird. 

Wenn  wir  nun  annehmen  würden,  dafs  vielleicht  der  Name 
Inher  Domnann  für  die  Mündung  des  Avonmore  jünger  ist  als 
der  Name  der  Malahide-Bucht,  so  kimnten  wir  uns  leicht  vor- 
stellen, dafs  die  Fomorier  früher  den  südlichen  Teil  von  Wicklow 
innehatten,  der  ihnen  erst  später  von  den  Dumnonn  entrissen 
worden  wäre.  Dem  widerspräche  aber,  dafs  der  südliche  Teil  von 
Wicklow  nach  Ptolomäus  im  2.  Jahrh.  n.  Chr.  im  Besitz  der 
Manapii  war,  während  im  angrenzenden  nördlichen  Wexford  die 
Coriondi  safsen. 

Wollten  wir  nicht  annehmen,  dafs  die  Fomorier  eine  von 
Ptolomäus  übersehene  Völkerschaft  oder  eine  jüngere  Invasion 
darstellen,  so  bliebe  uns  also  nichts  übrig,  als  anzunehmen,  dafs 
sie  nur  einen  Teil  der  belgischen  Manapii  oder  der  germanischen 
Coriondi  bezeichneten.  Wir  brauchen  allerdings  in  der  oben 
angeführten  Strophe  das  über  die  'Talgründe'  der  Fomorier 
gesagte  nicht  wörtlich  zu  nehmen  und  können,  da  sie  auf  jeden 
Fall  Nachbarn  der  Dumnonit  und  Anwohner  der  Küste  gewesen 
sein  müssen,  sie  ebensogut  nördlich  von  jenen  ansetzen,  also  in 
der  nördlichen  Hälfte  der  Grafschaft  Dublin,  so  dafs  sie  dann, 
wenn  wir  von  der  Möglichkeit  einer  späteren  Invasion  absehen, 
einen  Teil  der  Mannpii  oder  der  Cauci  bezeichnet  hätten.  Ich 
möchte  mich  lieber  für  die  nördliche  Nachbarschaft  entscheiden. 

Wie  dem  auch  sei,  jedenfalls  müssen  die  Fomorier  zu  den 
Manapii  in  nachbarlichen  Beziehungen  gestanden  sein.  Zu  meiner 
Freude  werden  diese  Schlüsse  auch  durch  die  irische  Überlieferung 
bestätigt. 


182  JULIUS   POKORNY, 

Oben  war  von  Forgall  Manach  {oáer  3Io nach),  dem  Schwieger- 
vater CÚ  CIndainn's  die  Rede.  Die  meisten  Herausgeber  irischer 
Texte  haben  Manach  mit  'listig'  übersetzt,  ebenso  wie  der  irische 
Verfasser  des  Cóir  Anmann.  Dafs  aber  Manach  mit  mon  'List' 
nichts  zu  tun  liat,  gelit  schon  aus  den  betreffenden  Texten 
selbst  hervor. 

So  heilst  es  in  der  ältesten,  spätestens  aus  dem  8.  Jahrhundert 
stammenden  Version  von  Tochmarc  Emire  (Rev.  Celt.  11,  442  f. 
Zeile  147):  do  dim  Forgaül  Manach,  was  der  Herausgeber  irrig 
in  Manaig  verbessern  will,  ferner  in  der  jüngeren  Version  des 
10.  oder  11.  Jahrhunderts  (oben  III  229  f.)  §  3:  inccen  Forcoüd 
Monoch.  In  der  LU  Version  des  Fled  Bricrend  (Cap.  21,  24,  28) 
lautet  der  Genetiv  immer  Forgaül  Manach,  auch  in  Cap.  1  der 
Geschichte  vom  Schwein  des  Mac  Bd  Thó  haben  H.  3.  18  und 
Rawl.  B.  512  den  Genetiv  Forgaül  Monach.  Es  ist  somit  klar, 
dafs  Manach  nicht  der  Genetiv  Sing,  eines  Adjektivs,  sondern 
nur  der  Genetiv  Pluralis  des  Völkernamens  Manaigh  {Monaigh) 
sein  kann  und  dafs  Forgall  Manach  mit  Namen,  wie  Connac 
Gaüeng,  Audi  Erann,  3Iess- Beimann  Bomnann,  die  alle  den 
dazugehörigen  Völkernamen  im  Genetiv  enthalten,  auf  gleiche 
Stufe  zu  stellen  ist.  Es  mufs  also:  ^Forgall,  der  Beherrscher  der 
Manaigh  (Manapier)'  übersetzt  werden. 

Dieser  Forgall  der  Manapier  wird  nun  ausdrücklich 
(oben  III229f.,  §§  17,48)  als  Schwestersohn  des  Teihra,  des 
Königs  der  Fomorier  bezeichnet.  Wenn  nun  auch  Ttthra 
zweifellos  der  Name  eines  Herrschers  der  mythischen  Fomorier 
ist  und  auch  sein  Name,  wie  mir  Herr  Prof.  Much  mitteilt,  bis 
auf  das  Suffix  genau  dem  des  nordischen  Riesen  ])iasi  entspricht 
(dazu  griech.  ri-TQa^,  usw.),  so  bleibt  es  doch  von  Bedeutung, 
dafs  der  König  der  ]\Ianai»ier  als  Schwestersuhn  eines  Herrschers 
der  Fomorier  bezeichnet  wird,  da  es  sich  in  diesem  Falle,  vom 
Namen  des  bekannten  Tethra  abgesehen,  keineswegs  um  das 
mytliische  Volk  der  Fomorier  handelt,  da  Forgidl  der  Manai)ier, 
der  als  richis  garta  'Flamme  der  Gastfreundschaft'  bezeichnet 
wird,  durchaus  nichts  unterweltliches  an  sich  hat.  Die  Stellen 
beweisen  jedenfalls,  dafs  der  Herrscher  der  Manai)ier  mit  einem 
Herrscher  der  Fomorier  aufs  nächste  verwandt  angesehen  wurde; 
dafs  er  selbst  ein  Fomorier  gewesen  sei,  kann  man  annelimen, 
aber  nötig  ist  es  natürlich  nicht,  da  derartige  verwandt.scliaftliche 
Beziehungen    bei    benachbarten   Stämmen  sehr  begreiflich   sind. 


SPÜREN  VON  GElíMANEN  IM  ALTEN  IRLAND  USW.      183 

Jedenfalls  müssen  Fomorier  und  Manapier  benachbart  oder  teil- 
weise identisch  gewesen  sein,  was  schon  aus  früheren  Erwägungen 
nahegelegt  worden  war. 

Sehr  interessant  ist  auch  die  bisher  übersehene  Stelle  in 
O'Flaherty's  Ogygia,  S.  281:  Cuciilandi  uxor  Emeria,  socer  For- 
gulliis  Manach,  fllius  Bossi  Ruß  regis  Ultoniae,  socrus  Tethra, 
fill  a  Ochmandi  Fomorii. 

Tethra  ist  also  hier  irrtümlich  als  Frauenname  verstanden 
und  als  Gattin  des  Forgall  3Ianach  bezeichnet  worden.  Wichtig 
aber  ist  jedenfalls,  dafs  auch  hier  der  ]\[anapier  als  mit  den 
Fomoriern  verwandt  behandelt  wird. 

Noch  bedeutsamer  aber  fällt  ins  Gewicht,  dafs  als  Vater 
Tethra's  der  Fomorier  Ochmandus  genannt  wird.  Die  nötigen 
Quellen  sind  mir  augenblicklich  nicht  zugänglich,  doch  scheint 
mir  ganz  klar  zu  sein,  dafs  dieser  Ochmandus  niemand  anderer 
sein  kann,  als  der  eponyme  Ahnherr  des  Tuath  Oc]miain[n],  auch 
Túath  F[li\ochnainn  genannt,  eine  der  vier  Hauptgruppen  der 
von  mir  als  Germanen  angesprochenen  *Galigni  (GaiUuin). 

Die  Gailiuhi  zerfallen  nämlich  nach  Hogans  Onomasticon 
in  vier  Hauptgruppen:  Tuath  Fhidhgha,  Tuath  Fhochmaind,  Tuath 
Aithechda  und  Tuath  Brecraigi  (so  lese  ich  statt  Brecraidi);  die 
bei  Mac  Neill  (Duanaire  Finn  LVII)  angeführte  Stelle,  die  nur 
von  drei  Gruppen  spricht,  steht  damit  nicht  im  "Widerspruch, 
weil  dort  ausdrücklich  nur  von  den  GaiUuin  in  Lagiii  Tuath- 
Gabair,  Nordleinster.  die  Rede  ist;  Tuath  Brecraigi  liegt  aber  in 
Südleinster,  in  Ossory,  und  konnte  daher  hier  nicht  erwähnt 
werden. 

Tuath  Fhochmaitin  wird  in  Offaly,  im  Norden  von  Kings 
County  und  um  den  'Hill  of  Allen'  in  Kildare  lokalisiert,  also 
in  der  Gegend  westlich  vom  Oberlauf  des  Liffey. 

Eine  Gruppe  der  GaiUuin  wird  auf  diese  Weise  deutlich 
als  'Fomorier'  bezeichnet,  was  im  Zusammerhang  mit  den  früheren 
Erörterungen  ziemlich  stark  ins  Gewicht  fällt,  aufserdem  sind 
diese  GaiUuin  in  engste  Beziehung  zu  den  Manapiern  gesetzt, 
was  die  oben  ausgesprochene  Vermutung  bestätigt,  dafs  der  Name 
GaiUuin  später  auf  sämtliche  eingewanderte  nicht-gälische  Stämme 
Leinsters  ausgedehnt  worden  war. 

Haben  wir  schon  wegen  der  Gleichsetzuug  Fomorier = Wikinger 
vermutet,  dafs  das  vergessene  Volk  der  Fomorier  ein  sehr  altes 
germanisches    Seeräubervolk,    gleich    den    Cauci    und    Coriondí 


184  JULroS   POKORNY, 

gewesen  sei,  so  wird  das  nunmelir  umso  wahrscheinlicher.  Die 
Lage  von  Tnaih  Fhochmainn  in  geschichtlicher  Zeit  läfst  es  nach 
dem  über  Manapil  und  Cauä  ausgefiilirten  sehr  wahrscheinlich 
erscheinen,  dafs  dieser  Stamm  ursprünglich  nordöstlich  davon,  im 
nördlichen  Teil  der  Grafschaft  Dublin  gesessen  haben  wird,  wie 
ich  oben  vermutet  habe. 

In  geschichtlicher  Zeit  ist  Tuath  Fhochmainn  fast  unmittelbar 
den  etwas  südwestlich  davon  sitzenden  Ui  Cuaich  benachbart,  die 
ich  mit  den  Cauc'i  identifiziert  habe.  Es  ist  also  nicht  unmöglich, 
dafs  die  Fomorier  ursprünglich  eine  der  Chauchorum  nationes 
darstellten  und  dereinst  an  der  Xordostküste  von  Leinster  zwischen 
den  Äfanapii  und  den  Cauä  in  der  Grafschaft  Dublin  safsen. 

Möglich  ist  natürlich  auch,  dafs  sie,  wie  Kuno  Meyer  ver- 
mutete, südlich  von  den  Manapn  in  der  Südhälfte  von  Wicklow 
safsen,  doch  scheint  mir  dies  mit  Rücksicht  auf  die  nach  Westen 
und  Süden  gerichtete  Ausbreitung  der  milesischen  Reiche  von 
Tara  und  Alenn  weniger  wahrscheinlich.  Eine  Wanderung  des 
fomorischen  Tuath  Fhochmainn  vom  südlichen  Wicklow  nach 
Nordwesten  hin  hat  viel  weniger  für  sich,  als  die  von  mir  an- 
genommene Wanderung  von  Dublin  nach  Südwest,  da  jene  der 
Ausbreitungsrichtung  der  milesischen  Herrschaft  nicht  so  deutlich 
entspräche. 

Die  Gleichsetzung  der  Fomoiier  mit  einem  germanischen 
Stamm  (allerdings  ist  eine  Gleichsetzung  mit  belgischen  Kelten, 
wie  den  Manapil  nicht  ohne  weiteres  von  der  Hand  zu  weisen, 
doch  pafst  die  spätere  Gleichsetzung  mit  den  Wikingern  und 
Seei'äubern  besser  auf  germanische  Cauci  u.  ähnl.,  da  wir  von 
diesen  wissen,  dafs  sie  schon  im  1.  .Talirh.  n.  Chr.  ein  Seeräuber- 
volk waren,  während  wir  es  von  den  Manapil  blofs  vermuten 
können)  erscheint  auch  deshalb  niclit  unmöglich,  da  die  Schilderung, 
die  die  irischen  Dichter  von  dem  Eomorierkönig  Llatha  entwerfen 
(Rev.  Celt.  12,  S.  Ol),  sehr  gut  auch  auf  Germanen  pafst,  allerdings 
ebensogut  auf  irische  Kelten;  es  ist  viellei(iht  auch  denkbar,  dafs 
Fomorier  ursprünglich  eine  ganze  Reihe  meeranwohnender  Stämme, 
Kelten  sowohl  als  Germanen,  bezw.  keltisierte  Germanen  be- 
zeichnete; Genaues  läfst  sich  darüber  natürlicli  nicht  sagen,  nur 
das  P^ine  ist  sicher:  sie  stellen  zweifellos  eine  sehr  alte  Erinnerung 
an  fremde  Seeräuber  dar  und  nichts  hindert  uns,  diese  als 
geinianische  Stämme  aufzufassen,  die  ja  nacligewiesenennarsen 
schon  in  den  ersten  zwei  Jahrhunderten  n.  Chr.  nach  der  irischen 


SPUKEN    VON    GERMANEN    IM    ALTEN    IRLAND    CSW.  185 

Ostküste  gekommen  waren,  umsomehr,  als  die  Fomorier  deutlich 
als  verliafste  Unterdrücker  und  Fremdlinge  geschildert  werden. 
Diese  können  natürlich  schon  vor  ihrer  Ankunft  zum  Teil  keltisiert 
gewesen  sein. 

Dafs  die  Fomoiier  in  den  irischen  Genealogien  gar  keine 
Rolle  spielen,  während  sie  doch  in  den  übrigen  Überlieferungen 
zienili(;h  stark  hervortreten,  deutet  darauf  hin,  dafs  sie,  die 
vielleicht  die  Caucl  des  Ptolomäus  darstellen,  entweder  abermals 
den  Namen  gewechselt  haben  und  später  nur  mehr  Tuath  Fhoch- 
mainn  genannt  wurden,  oder  dafs  Fomorier,  das  ja  nichts  Anderes 
als  'Meeresanwohner'  bedeutet,  ursprünglich  gar  nicht  der  Name 
eines  bestimmten  Volkes  war,  sondern  ganz  allgemein  die  ger- 
mani.'ichen  (und  keltischen?)  Seeräuber  an  der  Küste  von  Lein.ster 
bezeichnete,  die  dann  nur  unter  ihren  eigenen  besonderen  Stammes- 
namen in  den  Genealogien  auftreten. 

Später,  in  geschichtlicher  Zeit,  wurden  dann,  nachdem  die 
Fomorier  zu  Mythen wesen  geworden  waren,  alle  fremden  An- 
siedler nach  dem  Volk  der  *Galigm  verallgemeinernd  GaiUuin 
genannt. 

Dafür,  dafs  die  geschichtlichen  Fomorier  ursprünglich  nördlich 
und  nicht  südlich  von  den  irischen  Domnainn  safsen,  lassen  sich 
noch  weitere  Anhaltspunkte  beibringen.  So  soll  König  Trial  Faith 
der  Sohn  des  Ereynan  die  Fomorier  in  der  Schlacht  bei  Teannmhagh 
besiegt  haben  (Keating  II,  118),  ebenso  wird  sich  die  Schlacht 
von  Ard  lonmhaith,  die  derselbe  Herrscher  gegen  Stirne,  den 
Sohn  des  Buhh,  des  Sohnes  des  Fomhór  gewonnen  haben  soll, 
gegen  die  Fomorier  gerichtet  haben.  Von  dem  Nachkommen 
des  Irial,  dem  König  Siorna  SaoyJduch  heilst  es  (LL  19  a  und 
Four  Masters  A.  M.  4U20j,  dafs  er  'die  Fomorier  im  Gebiet  von 
Meath  angriff  und  sie  in  der  Schlacht  von  Móin  Tróghaidhe  im 
Gebiet  von  Ciamiacht  besiegte.  Das  oben  erwähnte  Teannmnyh 
ist  zweifellos  im  Gebiet  der  IJelbna  Tennmaige  in  Teffia  (West- 
meath)  zu  suchen,  da  auch  Ard  lonmhaith  von  Keating  aus- 
drücklich ins  Gebiet  von  Teffia  verlegt  wird  (vgl.  Hogaus  Ono- 
mastiken s.  V.  tendmag,  dcihna  tenmaige  und  delbna  larthair). 
Ebenso  hat  die  dritte  Schlacht  gegen  die  Fomorier  im  Gebiet 
von  Meath  stattgefunden,  und  zwar  in  der  östlichen  Hälfte  dieser 
Provinz,  wohin  Main  Tróghaidhe  verlegt  werden  mufs  (vgl.  Hogan); 
unter  Ciunnacht  ist  somit  Ciannachta  Breg  in  Nordost -Leinster, 
bezw.  Ost-Meath  zu  verstehen,  eine  Gegend,  in  der  in  geschicht- 

Zeitsclirift  Í.  celt,  l'liilulosrie  XI.  1^3 


186  JULIUS   POKORNY, 

lieber  Zeit  noch  *Galingi  sitzen,  und  zwar  als  Nachbarn  der 
*GaIigm  {Gailiuin),  in  deren  einem  .Stamm  wir  Fomorier  erkannt 
haben.  Wenn  auch  die  erwähnten  Sclilachten  auf  geschichtliche 
Genauigkeit  keinen  Anspruch  erheben  dürfen,  so  ersehen  wir 
doch  aus  ihnen,  dafs  man  sich  die  Fomorier  einstmals  im  nord- 
östlichen Teil  von  Leinster  (bezw.  j\Ieath)  wohnend  dachte,  was 
ja  für  unsere  Zwecke  vollkommen  ausreicht. 

Die  Annahme  Kuuo  Meyers  (Älteste  ir.  Dichtung  II,  6  Anm.), 
dafs  der  Name  Fomaire  (jünger  Fomóire,  Fomóraig  durch  An- 
gleichung  an  mór  'grofs')  von  einem  Landesnamen  Fomuir, 
Genetiv  Fomra  (zu  seinen  Beispielen  läfst  sich  noch  hinzufügen 
fine  Fomra,  Eriu  8,  p.  44)]  hergeleitet  sei,  wird  schon  durch  die 
Form  ihres  Namens  bestätigt.  Die  mangelnde  Synkope  im  Nom. 
Plur.  Fomaire  (recte  Fomairi)  ist  da  auch  verdächtig,  doch  könnte 
sie  immerhin  auf  analogischem  Wege  erklärt  werden.  Dafs  aber 
der  Name  ein  jo- Stamm  ist,  beweist  ganz  sicher,  dafs  er  von 
einem  Landesnamen  abgeleitet  sein  mufs,  \veil  primäre  Völker- 
namen in  den  indogerm.  Sprachen  niemals  mit  einer  -jo -Ableitung 
versehen  werden.  Fomaire  heifst  daher  ursprünglich  nichts 
anderes,  als  die  'Anwohner  des  Landes  Fotmiir\  das  an  der 
Nordostküste  des  heutigen  Leinster  gesucht  werden  mufs,  und 
wo,  wie  früher  gezeigt  wurde,  w^ahrscheinlich  germanische 
Stämme  nördlich  von  den  Domnainn  und  (den  ihnen  vorher- 
gegangenen) ]\ianapiern  safsen. 

Die  Schlachten,  die  der  mythische  Nemed  gegen  die  Fomorier 
ausgefochten  haben  soll,  dürfen,  obwohl  sie  natürlich  gar  keinen 
Anspruch  auf  geschichtliche  Wahrheit  machen  können,  immerhin 
auch  zur  Bestimmung  ihrer  ursi)rünglichen  Wohnsitze  heran- 
gezogen werden;  drei  davon  sollen  in  der  Nordhälfte  Irlands,  bei 
SUab  Bädhna  in  Koscommon,  llons  Fraochdin  in  Mayo  und 
Murbholy  in  Antrim  stattgefunden  haben,  und  nur  eine,  die  von 
Cndmhros  ist  vielleicht  ins  südliche  Leinster  zu  versetzen,  doch 
ist  auch  das  nicht  mit  Sicherheit  ru  behaupten.  Jedenfalls  wird 
auch  hiedurch  unsere  Annahme  von  den  nördlichen  Sitzen  der 
Fomorier  bestätigt;  falls  die  Schlacht  von  Moytura  neben  der 
mythischen  auch  eine  geschichtliche  Grundlage  hat,  und  die  von 
Tor  Conaing  (Tory  Island)  sich  nicht  auf  Wikinger  des  7.  Jahr- 
hunderts bezieht,  können  auch  diese  beiden  Schlachten  im  gleichen 
Sinne  gedeutet  werden.  Die  angebliche  Landung  der  Fomorier 
bei  Inber  Domnann  in  ilayo  beruht  wohl  auf  einer  Verwechslung 


SPUKEN    VON   GERMANEN    IM    ALTEN    IRLAND    USW.  187 

mit  den   britischen  Bomnainn,  die  schon  früh  auch  einen  Teil 
von  Connaught  zu  Schiffe  erreicht  hatten. 

Herr  Piofessor  Thurneysen  macht  mich  nachträglich  darauf 
aufmerksam,  dafs  ich  wohl  l'nreclit  getan  hätte,  mich  vorbehaltlos 
Zimmers  Meinung  anzuschliefsen,  der  in  den  an  den  beiden  oben 
(S.  170)  erwähnten  Stellen  in  LU  vorkommenden  Fomoriern  eine 
Erinnerung  an  germanische  Wikinger  des  7.  und  8.  Jahrhunderts 
zu  erblicken  glaubte.  Es  kommt  das  übrigens  für  meine  übrige 
Beweisführung  nicht  weiter  in  Betracht;  für  mich  ist  die  Haupt- 
sache, dai's  man  schon  zur  Zeit  der  Niederschrift  von  LL,  also 
in  der  Mitte  des  12.  Jahrhunderts,  in  den  Fomoriern  nicht  blofs 
mythische  Riesen,  sondern  auch  Seeräuber  erblickte,  wie  die 
Gleichsetzung  von  Fomoir  mit  fer  mara  (Windisch,  Tain  3508) 
'Seefahrer'  und  loingsig  na  fairrge  (LL6a39)  'Seeräuber'  zeigt. 
Auf  jeden  Fall  ist  es  möglich,  wenn  auch  nicht  erwiesen,  dafs 
man  schon  damals  aus  diesem  Grunde  die  Fomorier  mit  den 
historischen  Wikingern  zusammenwarf.  Ebendahin  wird  wohl 
die  Tatsache  weisen,  dafs  in  der  ursprünglichen  Form  des  Lehor 
Gabdia,  die  ebenfalls  in  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  zu  setzen 
ist,  die  mythischen  Fomorier,  die  aber  gleiclizeitig  als  Seeräuber 
bezeichnet  werden,  ihren  Hauptsitz  auf  Tory  Island,  an  der  Küste 
von  Donegal  haben.  Warum  gerade  diese  kleine  unbedeutende 
Insel,  die  sonst  kaum  erwähnt  wird,  als  Hauptsitz  einer  ganz 
Irland  unterjochenden  mythischen  Völkerschaft  bezeichnet  worden 
sei,  wäre  niclit  recht  erklärlich,  wenn  nicht  Zimmer  den  Nach- 
weis geführt  hätte,  dafs  tatsächlich  diese  Insel  der  erste  Punkt 
Irlands  war,  an  dem  sich  in  historischer  Zeit  zum  ersten  Male 
(im  Jahre  G17  oder  618  n.  Chr.)  germanische  Wikinger  nieder- 
gelassen hatten.  Dafs  der  mythische  König  jener  Fomorier,  der 
auch  der  Insel  den  Namen  {Tor  Conaing)  gegeben  hat,  einen 
germanischen  Namen  trägt  {Conaing  ist  aus  ags.  lyning  'König' 
unter  gleichzeitiger  Anlehnung  an  irische  Namen  mit  Con-  ent- 
lehnt), kann  Zufall  sein,  da  dieser  Name  schon  im  8.  Jahrhundert 
in  Irland  nicht  selten  vorkam,  ist  aber  jedenfalls  recht  merk- 
würdig. Wenn  auch  der  übrige  Teil  der  Erzählung  rein  mythische 
Züge  trägt,  so  wird  Zimmers  Theorie  dadurch  nicht  im  geringsten 
weniger  wahrscheinlich;  da  von  jener  ersten  Wikingerfahrt  bis 
zur  nächsten  fast  100  Jahre  verflossen  waren,  so  ist  ihre  Mythi- 
sierung  nicht  wunderbarer,  als  die  des  doch  gewifs  historischen 
Magnus  Barfufs  (1103),  der  schon  um   1500  als  ein  Held  des 

13* 


188   J.  POKORNY,  SPUREN  VON  GERMANEN  IM  ALTEN  IRLAND. 

mythischen  ossianischen  Sagenkreises  erscheint.  Es  ist  aufserdem 
nicht  daran  zu  zweifeln,  dafs  in  der  Glitte  des  16.  Jalirhunderts 
die  Fomorier  ganz  gewifs  mit  den  Wikingern  des  8.  Jahrhunderts 
zusammengeworfen  wurden,  wie  aus  der  von  Stokes  (Rev.  Celt. 
XII,  52  f.)  veröffentlichten  Version  der  zweiten  Schlacht  von 
Moytura  hervorgeht,  in  der  es  ausdrücklich  heifst  (§  50),  dafs 
die  Fomorier  alle  Inseln  'von  Lochlann  (d.  h.  Norwegen)  bis 
westlich  nach  Irland  hin'  in  Besitz  hatten,  und  'dafs  ihre  Schiffe 
wie  eine  einzige  Brücke  von  den  Hebriden  (o  indsih  Galld  'den 
Inseln  der  Wikinger')  bis  nach  Irland  i-eichten'.  Das  kann  sich 
nur  auf  die  Wikinger  des  8.  und  9.  Jahrhunderts  beziehen'), 
und  es  ist  nicht  einzusehen,  warum  man  nicht  ebenso  im  12.  Jahr- 
hundert die  ^^'ikinger  aus  dem  Anfang  des  7.  Jalnhunderts  mit 
Fomoriern,  die  ja  ursprünglich  auch  wirkliche  Seeräuber  gewesen 
waren,  zusammengeworfen  haben  kann.  Erklären  ja  doch  die 
irischen  Geschichtsschreiber  Mac  Firbis  (vgl.  Bugge's  Ausgabe 
'On  the  Fomorians  and  the  Norsemen',  Christiania  1905)  und 
O'Flahei-ty  (Ogygia,  S.  12,  13,  303)  die  mythischen  Fomorier  aus- 
drücklich für  Germanen,  und  O'Flaherty  ist,  allerdings  aus  ganz 
anderen  Gründen,  zu  einem  ähnlichen  Schlufs,  wie  ich  selbst 
gelangt,  wenn  er  .'^agt,  'dafs  die  Fomoi-ier  aus  derselben  Gegend 
gekommen  seien,  aus  der  die  Dänen  viele  Jahrhunderte  später 
in  das  christliche  Irland  eingefallen  sind'. 


')  Vgl.  auch  die  Schilderung  des  Elatha,  des  Königs  der  Fomorier  (§  16), 
dessen  'goldblondes  Haar  bis  auf  seine  Schultern  herabfiel',  was  allerdings 
auch  auf  einen  arischen  Kelten  passen  würde. 

Wien.  Julius  Pokorny. 


BEITRÄGE 
ZUR  ÄLTESTEN  GESCHICHTE  IRLANDS. 


1.   Die  Fir  BoJg,  die  Urbevölkeruiii?  Irlands. 

Mit  der  Erklärung  des  Namens  der  Fir  Bolg,  der  halb 
sagenhaften  Urbewohner  Irlands,  haben  sich  bisher  verschiedene 
Gelehrte  befafst,  ohne  jedoch  zu  einem  befriedigenden  Ergebnisse 
zu  gelangen. 

John  Rh3's  hat  zuletzt  (Proceed.  Internat.  Congress  for  the 
Study  of  Religions  II,  206/207)  ihren  Namen  als  'Hosen-Leute' 
erklärt,  indem  er  mit  Übereinstimmung  mit  Kuno  Meyer  (Contrib. 
to  Ir.  Lex.,  s.  v.  holy)  holy  mit  "Hose'  (wörtlich  'Sack')  übersetzte. 
Gleichzeitig  bringt  er  sie  mit  den  Belgae  zusammen,  deren  Name 
er  aber  zu  latein.  fidyor  und  griech.  ffXól  stellt  und  den  Namen 
des  keltischen  Führers  Belgios,  der  auch  Bolgios  genannt  wird, 
mit  herbei  zieht,  und  geht  so  weit,  die  Fir  Bolg  einfach  als 
Belgier  zu  erklären,  da  sie  nach  der  irischen  Überlieferung  von 
den  Galen  verschieden  und  erst  zur  See  nach  Irland  gekommen 
waren.  Seine  etymologisciien  Ausführungen  sind  recht  unklar; 
er  scheint  anzunehmen,  dafs  im  Namen  Fir  Boly  das  Wort  'Hose' 
('Sack')  steckt,  und  dafs  die  Fir  Boly  gleichzeitig  eine  Göttin 
Boly  verehrten,  deren  Name  aber,  ebenso  wie  der  Name  des 
Volkes  der  Belgae,  dem  die  Fir  Boly  angehört  haben  sollen,  zu 
einer  anderen  Wurzel  {hhclg,  hholy  'glänzen')  gehörte,  die  nur 
zufällig  einen  lautlichen  Gleichklang  mit  der  in  boly  'Hose' 
steckenden  Wurzel  {bhehjh,  hholgh  'schwellen,  blasen')  auf- 
gewiesen habe. 

John  Mac  Neill  (R.  I.  A.  Proc,  XXIX  C,  p.  81)  übei-setzt 
Fir  Boly  als  'Volk  der  Ledersäcke',  vergleicht  dazu  Fir  Taiden 
'Volk  der  Mäntel'  und  meint,  diese  Stämme  seien  nach  den  Er- 
zeugnissen, die  sie  als  Vasallen  dem  Oberherrscher  abzuliefern 
hatten,  benannt  worden. 


190  .ULI us    l'OKOUNY, 

Die  jüiif^ste  Erklärung  stammt  von  Van  Hamel;  liiernach 
läge  in  ihrem  Namen  das  Wort  hole  'Spalte,  Kluft'  vor,  und  es 
habe  sich  ursi)rünglich  um  ein  mythisclies  Volk  gehandelt,  da  ja 
bekanntlich  die  Elfen  und  Zwerge  in  den  Spalten  und  Klüften 
der  Berge  wohnhaft  gedacht  wurden;  später  sei  dann  dieser 
Name  auf  geschichtliche  Völkerschaften  übertragen  worden  (oben 
X,  1861). 

Die  ersterwähnte  Ansicht  von  Rhys  und  Kuno  Meyer  ist  an 
und  für  sich  nicht  unmöglich,  doch  kann  sie  auch  nicht  als  sehr 
wahrscheinlich  bezeichnet  werden  —  von  wirklichen  Beweisen  ganz 
abgesehen.  Sie  stützt  sich  vornehmlich  auf  die  Übersetzung  holg 
'Hose'.  Nun  ist  aber  diese  Übersetzung  in  keiner  Beziehung  als 
richtig  zu  erweisen.  In  der  angenommenen  Bedeutung  käme  holg 
nämlich  in  der  reichen  irischen  Literatur  nur  an  einer  einzigen 
Stelle  vor  (LL  8  b  3),  wo  es  heifst:  Fh-  i  mhalggaih  ha  mór  ncrt 
randsat  inis  ardglain  Airt;  aus  LL  131  a  1  geht  hervor,  dafs  diese 
Fir  i  mhalggaih  mit  den  Fir  Bolg  identisch  sein  müssen.  Mit  welchem 
Rechte  aber  darf  man  halggaih  mit  'Hosen'  übersetzen?  Wir 
würden  doch  erwarten,  dais  dieser  Name  für  ein  so  gebräuch- 
liches Kleidungsstück  noch  öfter  auftauchte,  aber  weder  in  der 
älteren,  noch  in  der  neueren  Literatur  oder  in  den  lebenden 
Dialekten  findet  sich  eine  derartige  Bedeutung  des  Wortes  holg.^) 

Auch  die  andere  Ansicht  von  Rhys,  wonach  die  Fir  Bolg 
den  festländischen  Belgae  entsprächen,  ist  gänzlich  unhaltbar. 
Sie  ist  übrigens  schon  von  O'Flaherty  in  seiner  'Ogygia'  auf- 
gestellt worden.  Daraus,  dafs  die  Fir  Bolg  nach  der  irischen 
Überlieferung  zur  See  in  Irland  eingewandert  sind,  läfst  sich 
natürlich  kein  Schlufs  ziehen,  da  ja  alle  Bewohner  Irlands  in 
der  Sage  als  von  fernher  eingewandert  betrachtet  werden;  ebenso 
wenig  beweist  die  Tatsache,  dafs  die  Fir  Bolg  als  ein  von  den 
Galen  verschiedenes  Volk  bezeichnet  Averden,  denn  es  kommen 
doch  aufser  den  Belgae  noch  andere  Volksstämme  in  Betracht. 
Der  Gleichklang  der  Namen  beweist  nicht  viel  mehr,  weil  es  sich 
ja  ebensogut  um  vei-schiedene  Wui-zeln  {hhclg,  hhohj  'leuchten' 
und  hhchjh,  hhohjh  'schwellen')  handeln  kann.  Die  Zusammen- 
stellung der  Fir  Bolg  mit  den  Belgae  ist  auch  schon  deshalb 


')  Aufserdem  ist  zu  erwägen,  dafs  bolg  stets  aufgeblasene,  rundliche 
Gegenstände  beteichnet,  wogegen  die  irische  Hose  sich  eng  an  den  Körper 
anschmiegte  (l'anibrensis  Evcrsus  II,  20!))  und  schon  deswegen  kaum  mit  jenem 
Worte  bezeichnet  worden  wäre. 


BKITRÄOE   ZUR   ÄLTESTEN    GESCHICHTE   IRLANDS.  191 

nicht  angängig '),  weil  die  Fir  Bolg  in  der  irischen  Überiieferung 
durchweg  als  eine  vorkeltische,  von  den  Galen  unterjochte  Ur- 
bevölkerung behandelt  werden.  Unter  anderem  werden  ihnen 
auch  vielfach  die  prähistorischen  Steinbauten  der  Insel  zu- 
geschrieben. In  gleicher  Hinsicht  beweisend  sind  die  Ausführungen 
des  Geschichtsschreibers  Dugald  Mac  Firbis  (f  1660),  die  dieser 
einem  alten  Buch  entnommen  haben  will,  und  die  auch  als 
Äufserung  des  arisch-keltischen  Rassenbewufstseins  recht  be- 
merkenswert sind : 

'Jeder,  der  schwarzharig,  ein  Schwätzer,  hinterlistig,  auf- 
schneiderisch, geräuschvoll,  verächtlich  ist;  jede  elende,  niedrige, 
vagabundierende,  charakterlose,  unfreundliche  und  ungastliche 
Person;  jeder  Sklave,  jeder  gemeine  Dieb,  jeder  Geizhals,  jeder, 
der  nicht  JMusik  und  Unterhaltung  liebt;  die  Leute,  die  jede 
Beratung  und  jede  Versammlung  stören  und  unter  dem  Volke 
Zwietracht  säen,  das  sind  die  Nachkommen  der  Fir  Bolg  ...  in 
Irland'  (Hyde,  Literary  History,  563  f.). 

Ebensowenig  Wahrscheinlichkeit  hat  die  Ansicht  Van  Hamels 
für  sich.  Da  die  Fir  Bolg  als  eine  wirkliche  geschichtliche 
Völkerschaft  nachweisbar  sind,  so  ist  die  Annahme,  dafs  diese 
Völkerschaft  von  einem  mythischen  Volke  seinen  Namen  erhalten 
habe,  von  Anfang  an  nicht  recht  glaublich.  Hingegen  ist  der 
umgekehrte  Vorgang  sehr  häufig,  wie  z.  B.  bei  den  germanisch- 
irischen Fomoriern,  die  im  Mythos  zu  Riesen  wurden. 

Aber  auch  sprachlich  ist  seine  Theorie  völlig  unhaltbar. 
Er  nimmt  an,  dafs  in  Fir  Bolg  nicht  das  ^^'ort  holg  'Sack',  sondern 
hole  'Spalte'  stecke.  Die  beiden  Worte  unterscheiden  sich  nur 
durch  den  auslautenden  Konsonanten,  da  holg  'Sack'  nicht  nur 
nach  Ausw'eis  der  heutigen  Aussprache  (Finck  gibt  in  seiner 
'Araner  Mundart'  fälschlich  die  Aussprache  hoV<)1c  an,  aber  alle 
neuirischen  Dialekte  zeigen  im  Auslaute  ein  i/I)  sondern  auch 
wegen  des  cymrischen  hol(y)  mit  auslautendem  g  angesetzt  werden 
mufs,  wogegen  hole  'Spalte'  wegen  des  cymrischen  hiclch  un- 
bedingt /.;  im  Auslaut  gehabt  haben  mufs.  Diesen  wichtigen 
Unterschied  scheint  Van  Hamel  übersehen  zu  haben. 


>)  Interessant  ist  auch,  dais  die  Belgier,  die  angeblich  nach  Rhys  die 
Hosen  in  Irland  eing-eführt  hatten,  wahrscheinlich  im  Gegensätze  zu  den 
übrigen  Galliern  gar  nicht  dieses  Kleidungsstück  kannten,  da  es  nie  auf  ihren 
Denkmälern  erscheint  (s.  Ilettuer,  Westdeutsche  Ztschr.  f.  Geschichte  und 
Kunst,  1883),  (S.  11). 


192  JL'LIIS    rOKÜRNY, 

Es  wild  iiíimlich  im  Namen  der  Fir  Bolg  nicht  blofs  bis 
auf  iieute  hj  gesprochen,  sondern  wir  haben  auch  metrische 
Belege  dafür,  dafs  schon  im  12.  Jahrhundert  auslautendes  </  ge- 
sprochen wurde,  so  z.  B.  LL  127a  und  Metrical  Dindshenchas  III 
170,  wo  IhJg  auf  {h)nn-ord  'Unordnung',  ferner  BR4(3a,  wo  es 
auf  glan-onl  reimt.  Dafs  neben  JJohj  hilufig  auch  Schreibungen, 
wie  Bolgg,  Bolc,  Bolgc,  Bolcc  auftreten,  beweist  gar  nichts,  weil 
g  nach  l  häufig  mit  c(c)  wieder  gegeben  wird;  schon  Wb  schreibt 
pen-hokc  und  condclc,  und  fürs  Mittelirische  findet  man  zahlreiche 
Beispiele  in  Meyers  Contrib.  s.  v.  hoJg  und  cclgg.  Die  von  Van 
Hamel  und  Kuno  Meyer  als  Belege  für  hole  'Spalte,  Kluft'  an- 
geführten Ortsnamen  enthalten  sämtlich  das  ^^'ort  holg  'Sack', 
wie  nicht  nur  die  Schreibung  holg  neben  hole,  sondern  auch  die 
heutige  Aussprache  dieser  Ortsnamen  beweist;  holg  wird  sich 
hier  teilweise  auf  die  Fir  Bolg,  teils  auf  die  natürliche  Be- 
schaffenheit der  betreffenden  ()rtlichkeiten  {holg  heifst  nicht  nur 
'Sack',  sondern  auch  Bauch,  Blase,  Rundung,  Ausbuchtung  usw.) 
beziehen;  vgl.  hierzu  namentlich  cymrische  Ortsnamen  auf  Anglesey, 
wie  Llannol  {-^-  Llan  -f-  hol),  Vcmhol  (=  Pen  -\-  hol),  Cors  y  Bol, 
Rhos  y  Bol,  wobei  hol  genau  dem  irischen  holg  'Sack'  (dem  ir. 
hole  'Spalte'  wüi-de  cymr.  hivlch  entsprechen)  entspricht.  Auch 
das  irische  Mu(i)rholc  (heute  Murhholg)  'a  sea  inlet',  enthält 
nicht  hole  'Spalte'  sondern  holg  'Ausbuchtung'. 

Ich  bin  übrigens  zu  der  ]\reinung  gekommen,  dafs  das  irische 
hole  'Spalte,  Kluft'  (mit  k)  wahrscheinlich  nur  in  der  Phantasie 
einiger  Gelehrter  existiert  und  in  AVirklichkeit  gar  nicht  nach- 
zuweisen ist.  Sehen  wir  uns  doch  einmal  die  Belege  dafür  an: 
In  der  LU-Version  der  Täin  wird  leim  dar  hoilg  (sie  in  LL77a 
und  LU  79  a)  als  eine  der  drei  "Wagen-Künste  Cii  Chulainn's  an- 
geführt, ebenso  (mit  g  geschrieben)  LTi  26;>  b  30  (Mesca  Ulad). 
In  der  LU-Version  der  Pled  Bricrenn  wird  (ii  Chulainn's  Epithet 
culmaire  holgadach  (so  zu  lesen)  mit  cairptech  dar  herna  '  Wagen- 
fahrer über  Klüfte  hinweg'  glossieit.  In  dem  metrischen  Glossar 
LL395a7  wird  holg  mit  hertia  wiedergegeben.  In  O'Mulconry's 
Glossar  (759)  wird  leim  al  hoilec  {al  steht  vortonig  für  dar)  er- 
klärt als:  snaintm  tar  hldi  foa  ndichif  carpat ,  no  leim  darais 
(=  tarais)  dond  aroid  for  riih  'ein  Seil  über  eine  Wiese,  unter 
welchem  ein  Wagen  durchgehen  kann,  oder  der  "Wagenlenker 
mufs  im  Laufe  darüber  .springen'.  In  der  Hs.  H.  3. 18.,  p.  46,  1 
heifst  es:  huilg  i.  sitlifc,  ui  csi:  leim  tar  hnilc  j.  Itim  do  ihahairt 


IlKITK.UiK    Zl'K    .\I/H<:STKN    (JICSCHU'IITK    1KI.AND8.  193 

ilú  lar  huilc  in  carpait  Ins  inu  laiUidir  ein  a  hrised,  d.  li.  huilg  = 
Deichsel,  nämlich  'einen  Sprung  macht  er  über  die  hole  den  Wagens, 
die  sich  in  seiner  Hand  (oder  'Fingern')  befindet,  ohne  sie  zu 
zerbrechen'.  In  einem  Gedichte  des  Gofraidh  Fionn  0  Dálaigh 
(Essays  pres.  to  Eidgeway,  8231)  wird  dann  leim  ar  hhailg  zwei- 
mal in  der  Bedeutung  'Springen  über  eine  Wasserblase  (ohne  sie 
zu  zerstören)'  gebraucht,  und  schlief slich  steht  in  O'Clery's 
Glossar  die  Glosse  holy  .i.  hearna  , Spalte,  Kluft'. 

Eine  Betrachtung  dieser  von  mir  in  chronologischer  Reihen- 
folge angeordneten  Belegstellen  ergibt  ganz  deutlich,  dafs  mit 
Ausnahme  des  Zitats  aus  der  Fled  Bricrenn  sämtliche  Stellen 
mittelbar  oder  unmittelbar  aus  der  LU- Version  der  Täin  geflossen 
sind;  eine  derartige  rein  literarische  Überlieferung  schwieriger 
Wörter  läfst  sich  ja  in  der  irischen  Literatur  oft  genug  nach- 
weisen. Die  untereinander  völlig  abweichenden  Erklärungen 
unseres  Wortes  zeigen  deutlich,  dafs  man  es  schon  frühzeitig 
nicht  mehr  recht  verstanden  hat,  und  wir  werden  somit  aus  der 
Glosse,  die  bolg  mit  'Spalte'  wiedergibt,  keinen  sicheren  Schlufs 
auf  die  Bedeutung  dieses  holy  ziehen  dürfen. 

Es  bleiben  somit  für  das  Wort  hole  'Spalte'  nur  zwei  Belege: 
leim  dar  hoily  (LU  79  a)  und  cidmaire  holyadach  (LU  109  a).  Aber 
hier  müssen  wir  schon  den  zweiten  Beleg  ebenfalls  ausschalten. 

Vor  allem  ist  zu  bemerken,  das  Windisch  (Ir.  Texte  L  289) 
und  Van  Hamel  fälschlich  holgadan  lesen.  In  der  Hs.  steht 
nämlich  holgadä,  mit  Querstrich  über  dem  letzten  u,  der  sowohl 
als  n  wie  auch  als  ch  gelesen  werden  kann.  Die  Form  mit  n 
ergibt  aber  gar  keinen  Sinn,  denn  wie  wollte  man  das  Suffix 
-adan  semasiologisch  erklären?  Ein  derartiges  Suffix  existiert 
doch  gar  nicht  im  Irischen;  es  könnte  höchstens  für  -atdn  stehen, 
also  Suffix  -at  +  Deminutivsuffix  -an,  aber  was  sollte  hier  das 
Deminutivum  bedeuten?  Ein  Fahrer  über  'kleine  Spalten'  oder 
(wenn  man  holg  mit  'Wasserblase'  übersetzt)  'kleine  Wasser- 
blasen?' Aufserdem  schreibt  unsere  Hs.  regelmäfsig  t  für  un- 
aspiriertes d,  so  dafs  man  schon  aus  diesem  Grunde  das  d  in 
holyadä  als  Spirans  wird  lesen  müssen.  Dann  ergibt  sich  aber 
mit  Notwendigkeit  die  andere  mögliche  Lesart  holgadach,  die 
gar  keine  Schwierigkeiten  bietet.  Wie  nämlich  zu  dem  Verbal- 
nomen costud  "Zurückhalten'  ein  Adjektiv  costadach  'zurück- 
haltend' gebildet  wurde,  so  kann  ebenso  zu  dem  Verbalnomen 
holyud  ein  Adjektiv  holgadach  gebildet  Avoiden  sein.    Ein  anderer 


UM  .JULIUS    FOKOKNY, 

Ursprung  der  Suffixbildung  -adnch  ist  niclit  leicht  denkbar. 
Nehmen  wir  nun  an,  es  habe  neben  hole  'Spalte'  ein  Verbum 
holcaim  ich  zerspalte'  gegeben,  so  könnte  man  wohl  hohjadach 
als  'der  zermalmende'  übersetzen,  aber  man  fragt  sich,  weshalb 
es  dann  nicht  bolcadach  heilst,  denn  dafs  g  für  gesprochenes  k 
geschrieben  wird,  kommt  nicht  vor;  es  könnte  sich  somit  nur  um 
einen  Schreibfehler  handeln.  Aber  dürfen  wir  hier  einen  solchen 
Fehler  annehmen,  wo  doch  ein  Verbum  holcaim  nirgends  über- 
liefert ist?  Aulserdem  pafst  dann  schon  die  Glosse  'dar  herna* 
nicht  dazu,  da  hoUjaäach  niemals  diese  Bedeutung  gehabt  haben 
kann.  Gibt  doch  hoUjadach  bei  Annahme  einer  Ableitung  von 
hohjud  (mit  g  gesprochen)  einen  recht  guten  Sinn.  Das  Verbum 
holgaim  'ich  schwelle  an'  ist  im  Irischen  genügend  belegt,  und 
wir  können  annehmen,  dafs  sich  holgadach  entweder  auf  Cú  Chu- 
lainns  bekannte  Eigenschaft,  in  der  Kampfeswut  zu  ungeheurer 
Gröfse  anzuschwellen,  bezieht,  oder  dafs  es  übertragen  als 
'zürnend'  zu  übersetzen  sei,  eine  Bedeutungserweiterung,  die  bei 
unserer  Wurzel  sehr  leicht  verständlich  ist;  ich  erinnere  nur  an 
das  verwandte  ahd.  helgan,  das  sowohl  'aufschwellen',  wie  auch 
'zürnen'  bedeutet.  Die  Glosse  'dar  berna^  ist  ganz  ebenso  sinn- 
lose Raterei,  wie  die  in  H.  3.  18  vorkommende  Glosse  huilg 
.i.  sithfe. 

Es  bleibt  also  für  das  Wort  hole  'Spalte'  nur  ein  einziger 
Beleg:  Uim  dar  hoilg.  Soll  man  es  nun  wagen,  einzig  aus  diesem 
einen  Belege  ein  irisches  Wort  hole  'Spalte'  zu  erschliefsen?  Da 
niemals  g  für  gesprochenes  Ic  geschrieben  wird,  so  müfste  man 
ohnedies  einen  Schreibfehler  für  hole  annehmen.  Aber  mit 
welchem  Rechte?  Ist  uns  doch  sonst  eine  irische  ^^'urzel  hole- 
in  keiner  Form  jemals  überliefert;  höchstens  könnte  das  cymrische 
hwlch  'Spalte'  die  Existenz  eines  irischen  hole  wahrscheinlich 
machen,  aber  hinreichend  zur  Ansetzung  des  irischen  Wortes  ist 
diese  eine  Wahrscheinlichkeit  natürlich  nicht.  Das  Ansetzen 
eines  Wortes  hole  (mit  Ic)  ist  um  so  weniger  gerechtfertigt,  als 
wir  zur  Erklärung  der  erwähnten  Stelle  mit  dem  Worte  holg 
'Sack,  Blase'  reichlich  auskommen. 

Die  beiden  Stellen  in  dem  erwähnten  Gedichte  des  Gofraidh 
Fionn  Ó  Dálaigh  (Veis  .",0  und  40).  in  denen  leim  ar  hhailg  erklärt 
wird:  'Der  leichtt;  Hinke  Sprung  .seiner  ziei-lichen  Füfse  . . .  würde 
nicht  einmal  eine  Wasserblase  auf  dem  Flus.se  mit  den  Spitzen 
seiner  jugendlichen  Sohlen  zerstört  haben',  scheinen  nämlich  die 


HKIlKÄiJK    ZUli    ÄI/rESTKN    fJKSCIUCHTE    IRLANDS.  105 

einzig  riilitige  Deutung  der  vom  Glossator  mifsveistandenen 
Phrase  zu  bieten:  Cii  Cliulainn  besafs  offenbar  die  Gabe,  so  rasch 
mit  seinem  Wagen  dahinzufaliien,  dafs  er  beim  Übersetzen  eines 
Flusses  nicht  einmal  die  Wasserblasen  auf  dessen  Oberfläche  zer- 
drückte. Vgl.  hierzu  das  Kunststück,  durch  das  Cú  Chulainn  über 
das  Wasser  gehen  kann,  ohne  sich  auch  nur  die  Fufsknöchel  zu 
benetzen  (LL67a  und  LU62b)! 

Es  scheint  mir  kein  Zweifel  möglich,  dafs  dies  allein  die 
richtige  Erklärung  von  leim  dar  hoilg  darstellt.  Merkwürdig 
ist  nur  die  Form  hoilg,  wo  wir  doch  als  Akkusativ  Sing,  holg, 
als  Akkus.  Plur.  bidgit  erwarten  sollten.  Aber  wir  brauchen 
nicht  einmal  eine  Verschreibung  anzunehmen.  Eine  bekannte 
ICrscheinung  der  mittelirisclien  Deklination  besteht  darin,  dafs 
bei  den  männlichen  o- Stämmen  der  Nominativ  Plur.  an  Stelle 
des  Akkusativs  verwendet  wird  (Strachan,  Transact.  Phil.  Soc. 
1904,  p.  216).  Aus  LU  waren  bisher  zwei  Beispiele  bekannt: 
41  a  29  uilc  anstatt  iilcu  und  42  a  22  amsaig  anstatt  amsachu; 
hierzu  stellt  sich  als  drittes  Beispiel  unser  boilg  anstatt  des  zu 
erwartenden  hulgu.  leim  dar  hoilg  heifst  also  'Springen  über 
Wasserblasen'. 

Will  man  aber  die  Unrichtigkeit  der  Glosse  'herna'  nicht 
anerkennen,  so  bleibt  immerhin  eine  andere  Möglichkeit  zu  er- 
wägen. Da  holg  nicht  nur  'Blase'  sondern  überhaupt  einen 
runden  Körper  oder  eine  runde  Höhlung  bezeichnet,  so  könnte 
man  ja  annehmen,  dafs  holg  in  unserem  Falle  eine  •  Erdhöhlung' 
bezeichnet,  also  leim  dar  hoilg  zur  Not  mit  'Springen  über  Klüfte' 
übersetzen. 

Kuno  Meyer  führt  in  seinen  Contributions,  s.  v.  hole  'a  gap', 
aufser  einigen  der  genannten  Stellen  und  einigen  Ortsnamen, 
deren  Zugehörigkeit  zu  holg  'Sack'  ich  bereits  gezeigt  habe, 
auch  noch  den  bekannten  gai  holgae  an,  den  er  mit  'gapped  spear' 
(wie  eine  Gabel  gespaltener  Speer)  wiedergibt.  Auf  die  ün-, 
richtigkeit  dieser  Übersetzung  brauche  ich  nach  dem  Angeführten 
wohl  nicht  erst  besonders  hinzuweisen,  da  holgae  in  der  weitaus 
überwiegenden  Mehrzahl  der  Fälle  mit  g  geschrieben  wird;  eine 
volksetymologische  Angleichung  an  holg,  wie  sie  Kuno  Meyer 
annimmt,  dürften  wir  nur  dann  annehmen,  wenn  ein  Wort  hole 
(mit  k)  genügend  gesichert  wäre.  Was  die  Bedeutung  von 
holgae  in  diesem  Falle  ist,  möchte  ich  vorläufig  unentschieden 
lassen. 


ll*t">  .JULIUS    rOKüRNY, 

Die  Eikläningen,  die  Kiino  Meyer,  Jolin  Rliy.s  und  Van  Hamel 
zur  Deutung  des  Namens  der  Fir  Bolg  vorgebracht  hatten,  haben 
wir  nun  als  unrichtig  nacligewiesen. 

Es  bleibt  nur  noch  die  Deutung  John  Mac  Neills  zu  erwägen. 
Obzwar  sie  noch  am  wahrscheinlichsten  klingt,  ist  auch  sie  mangels 
jegliclier  Beweise  und  infolge  ihrer  völligen  Farblosigkeit  nicht 
befriedigend. 

Vor  allem  handelt  es  sich  darum,  den  historischen  Charakter 
der  Ftr  Bolg  geimu  festzustellen.  Die  Fir  Bohj,  die  auch  Bolg- 
thnath  (i'o/y-Stamm)  und  Bolg  raige  {Bjg-Rfikli)  genannt  werden, 
safsen  nach  einheimischen  Berichten  (Mac  Neill,  Popul.  Groups 
§  127)  in  Connaught  und  Nordwest-Ulster,  nämlich  am  Slieve 
Aughty,  westlich  von  der  Nordhälfte  des  Lough  Derg,  an  der 
Grenze  der  Grafschaften  Galway  und  Clare,  dann  im  südlichen 
Mayo  zwischen  Lough  ]\Iask  und  Lough  Corrib,  am  Slieve  Baune 
im  mittleren  Roscommon,  nordwestlich  vom  Lough  Ree  in  der 
Baronie  Ballintober,  ferner  im  nördlichen  Roscommon  zwischen 
Lough  Gara  und  Carrick  on  Shannon  südlich  des  Boyle- Flusses, 
schliefslich  auch  in  der  Grafschaft  Donegal.  Weiter  sollen  sie 
unter  dem  Namen  Clann  Fnihóir  (auch  l'thnhóir,  Ughmhóir 
geschrieben)  nach  ihrer  Niederlage  bei  Moytura  nach  Rathlin 
Island,  sowie  nach  der  Insel  Äian,  den  Hebriden  und  nach  Arran 
und  Islay,  dann  nach  ihrer  angeblichen  Vertreibung  durch  die 
Pikten,  nach  Meath  geflüchtet  sein,  wo  sie  sich  unter  der  Regierung 
des  Königs  Coirpre  Nio  Fer  (um  332  n.  Chr.;  vgl.  J.  Mac  Neill 
im  New  Ireland  Review,  Dez.  1906,  p.  202)  in  Rathkenny  (Baronie 
Upper  Slane),  Clonard  (bei  Navan),  Knowth  (Monknewtown  bei 
Slane).  Broad  Boyiie  (bei  Stackallan  am  Hoyne),  Teltown  Assey 
(bei  Tara)  und  Ceinina,  anfserdem  zuAthboy  in  Westmeatli,  sowie 
in  Geashill  in  Kings  County  niederliefsen.  Von  Coirpre  hart 
bedrückt,  seien  sie  dann  nach  Westen  geilüclitet  und  hätten  sich 
auf  den  Aran-Jnseln  und  den  Inseln  der  Clew  Iky,  an  zahl- 
reichen Punkten  der  Grafschaft  Galway,  nämlich  in  der  Gegend 
um  Lough  Cooter,  Lough  Hackett  und  Lough  Rea.  in  der  Kbene 
am  Fufse  des  Croagh  Patrick  und  in  dem  Südwestwinkel  der 
Grafschaft  Galway  südlich  und  westlich  einei-  Linie,  die  ungefähr 
von  Oranmoi-e  über  Atlieniy  zu  den  Slieve  Aughty  Mountains 
hinübergellt,  angesiedelt,  aufserdem  in  der  Gralscliaft  c;lare  zu 
Moyare  zwischen  Knnis  und  TuUa,  bei  Blackhead  in  der  Nähe 
von  Lisdoonvarna,  dann   in   der  Grafschaft  Limerick  am  Tory 


BEITRÄGE   ZUR   ÄLTE-iTEN    GESCHICHTE    IRLANDS.  107 

Hill  bei  Croom  südlich  der  Stadt  Limerick,  in  der  Grafschaft 
Mayo  am  Flusse  Deel  (mündet  in  den  Lough  Conn),  schliefslich 
in  der  Grafschaft  Westmeath  um  den  Loiigh  Knnell  und  Lough 
Owel  heiuni')  (Keating,  History  I,  198  f.,  HB  30 a  22 f.,  Metiical 
Dindshenchas  III,  440,  Bodleian  Dinnshenthas  §  14).  Nach  den 
Annalen  von  Inisfallen  (H.  1.  17,  p.  87  a)  safsen  Fir  Bolg  {scan- 
tuatha  fur  niBohj)  auch  in  der  ganzen  heutigen  Grafschaft 
('lare;  die  Bezeichnung  'alte  Stämme'  spricht  klar  dafür,  dafs 
die  Fir  Bolg  im  alten  Sinne  (d.  h.  die  Urbevölkerung)  ge- 
meint sind. 

Diese  genauen  Angaben  lassen  uns  in  Verbindung  mit  dem 
eingangs  erwähnten  Zeugnisse  des  Mac  Firbis  und  Anderer  an 
der  geschichtlichen  Existenz  dieses  Volkes  nicht  zweifeln.  Es 
ist  ferner  bekannt,  dafs  die  lirBolg  neben  den  britisch-keltischen 
Fir  Domnann  {=^  Dumnonii)  das  herrschende  Volk  in  Connaught 
waren,  bis  sie  durch  die  Milesier  von  Tara  unterworfen  wurden; 
daiauf  weist  auch  die  Sage  hin,  dafs  den  lir  Bolg  nach  ihrer 
Niederlage  in  der  ersten  Schlacht  von  Moytura,  die  Provinz 
Connaught  als  ihr  ausschliefsliches  Gebiet  zugewiesen  worden 
sei  (Eriu  VIII,  p.  56—59);  dafs  diese  Provinz  'früher'  im  Besitze 
der  Fir  Domnann  unter  Genann  gewesen  sein  soll  (Eriu  VIII,  16, 
LL127a,  Keating  I,  194,  BB  29  b,  YBL276r)  widerspricht  nicht, 
da  ja  die  aus  Britannien  eingewanderten  Fir  Domnann  (in 
Wirklichkeit  später)  die  Herrschaft  in  Connaught  zum  grüfsten 
Teile  an  sich  gerissen  hatten.  Auch  die  Provinz  Munster  war 
einstimmigen  Berichten  zufolge  ehemals  im  Besitze  der  Fir  Bolg 
gewesen  (Eriu  VIII,  14,  BB  29  b,  YBL  276  r,  Keating  1, 192,  194); 
nach  LL127a  sollen  zwar  Gann  und  Sengann,  die  Beherrscher 
Munsters,  die  allgemein  als  Fir  Bolg  bezeichnet  werden,  den 
Fir  Domnami  angehört  haben,  aber  da  wir  nicht  die  geringste 
Spur  einer  dumnonischen  Besiedlung  in  Munster  nachweisen 
können,  dürfen  wir  diese  vereinzelt  dastehende  Version  unbedenk- 
lich als  unrichtig  abweisen. 

Bezüglich  Ulsters  herrscht  gröfserer  Widerspruch  in  den 
Überlieferungen.  Einerseits  (Eriu  VIII,  16, 1.  3—6  und  LL  127  a) 
wird  diese  Provinz  als  Besitz  der  Fir  Bolg  bezeichnet,  andererseits 


1)  Wo  die  ebenfalls  von  den  Fir  Bolg  besiedelten  Orte  Tech 
Ennaig,  Laighnn  und  Tulach  Lathraigh  zu  suchen  sind,  ist  nicht  sicher 
festzustellen. 


108  JULIUS  POKORNY, 

(Keating  I,  194,  BB29b,  YBL  276  r)  wieder  sollen  die  Fir 
Domnann  iu  Taster  gelierrsclit  haben.  Da  nun  Dumnonen  in 
Ulster  nicht  nachzuweisen  sind,  die  Fir  Bolg  dagegen  gewifs  die 
Grafschaft  Donegal  bewohnten,  dürfen  wir  auch  liier  die  Über- 
lieferung bezüglich  der  Dumnonen  als  uni'ichtig  bezeichnen. 

Wir  sehen  also,  dafs  ganz  Irland,  mit  Ausnahme  der  Provinz 
Leinster,  wo  sich  spätestens  schon  im  1.  Jahrhundert  nach  Chr. 
germanische  und  belgisch-britannische  Stämme  niedergelassen 
hatten,  der  Überlieferung  nach  einstmals  im  Besitze  der  Fir 
Bolg  (im  engeren  Sinne)  gewesen  sein  soll,  und  werden  daher 
nicht  mehr  daran  zweifeln  können,  dafs  wir  es  Avirklich  mit 
der  vorkeltischen  Urbevölkerung  zu  tun  haben.  Auch  ihre 
weithin  zersprengten  Siedlungen  in  geschichtliclier  Zeit  deuten 
darauf  hin. 

Die  Sage  über  ihre  Flucht  nach  den  schottischen  Inseln 
und  von  da  über  Meath  nach  Connaught  besagt  natürlich  nichts 
anderes,  als  dafs  sich  die  unabliängigkeitsliebenden  Elemente 
der  Fir  Bolg,  naclidem  ihr  Volk  in  dem  gröfsten  Teile  der  Insel 
unterjocht  worden  war,  nach  den  Bergen  Nordirlands  und  den 
schottischen  Inseln  zurückzogen,  wo  sie  verhältnismäfsig  am 
längsten  ihre  Unabhängigkeit  bewahrten.  Die  angebliche  Flucht 
auf  dem  Umwege  über  Meath  wird  wohl  nichts  anderes  sein,  als 
eine  Erinnerung  an  die  gewaltige  Ausbreitung  des  Reiches  von 
Tara  unter  den  Milesiern,  den  aus  Britannien  herübergekommenen 
Nadikommen  des  Mil,  wozu  die  Kegierungszeit  des  Coiri)re  Nio 
Per  (Erstes  Viertel  des  4.  Jahrh.  n.  Chr.)  trefflich  pafst. 

Später  erlitten  die  Fir  Bolg  allerdings  das  gleiche  Scliicksal, 
wie  die  gerraanisch-keltisclien  Fumoiier:  sie  wurden  in  der  Volks- 
überlieferung teilweise  zu  den  mythischen  Gegnern  der  arisch- 
keltisclien  Götter,  ein  Los,  das  öfter  die  niclit-arischen  Urbewohner 
anderer  Länder  betroffen  iiat. 

Noch  in  anderer  Bezieliung  wurde  in  der  Überlieferung  ihr 
urspiüngliches  Wesen  verdunkelt:  Da  es  nach  der  ersten  Er- 
oberung Irlands  durch  die  Kelten  begreillicherweise  aul'ser  der 
Urbevölkerung  keine  unfreien  Vasallenvölker  gegeben  hatte,  so 
flössen  die  Begriffe  Vasallenvolk  {aithcch-luath)  und  Urbevölkerung 
{Fir  Bolg,  wie  der  gröfste  Teil  derselben  genannt  wurde)  mit  der 
Zeit  derart  ineinander,  dafs  man  dann  später,  obwohl  es  infolge 
innerer  Verschiebungen  und  Eroberungen  von  aufsen  (ich  habe 
dabei   nanienllich   die   im  3.  Jahrh.  n.  Chr.   von   Biitannien    aus 


BEITRÄGE   ZUR    ÄLTESTEN    QESCHICHTE    IRLANDS.  109 

erfolgte  Gründung  der  milesischen ')  Reiche  von  Tara  und  Alenn 
und  die  etwas  später  von  Gallien  aus  erfolgte  Gründung  des 
Reiches  von  Casliel  im  Auge)  längst  auch  zur  Entstehung  arisch- 
keltischer  Vasallenstaaten  gekunimen  war,  diese  ebenfalls  mit 
dem  Namen  Fir  Bolg  bezeichnete.  Diese  Verallgemeinerung  des 
Begriffes  Fir  Bohj  ist  um  so  leichter  zu  verstehen,  als  nach  den 
irischen  Überlieferungen  die  Fir  Bolg  im  engeren  Sinne  in  der 
Tat  fast  die  ganze  Insel  beherrscht  hatten,  was  gleichfalls  für 
die  Fir  Bolg  im  weiteren  Sinne,  die  vor -milesischen  nicht- 
keltischen und  keltischen  Bewohner  Irlands  zutraf. 

Zu  solchen  arisch- keltischen  Stämmen,  die  später  von  Mac 
Firbis  und  Anderen  mit  Unrecht  den  vorkeltischen  Fir  Bolg 
gleichgesetzt  wurden,  gehörten  namentlich  die  Gailiuin  und  die 
Fir  Bomnann.  Dafs  die  Fir  Domnann  eingewanderte  britische 
Kelten,  und  die  Gailiuin  wahrscheinlich  Kelto-Germanen  waren, 
habe  ich  schon  oben  (S.  173  f.)  gezeigt.  Mac  Firbis  bemerkt 
übrigens  selbst  (p.  55),  dafs  nach  anderen  Berichten  jene  beiden 
Völker  nicht  zu  den  Fir  Bolg  im  engeren  Sinne  gehörten.  In 
den  ältesten  Quellen  werden  in  der  Tat  die  Gailiuin  und  Fir 
Bomnann  von  den  Fir  Bolg  streng  getrennt.  So  setzt  LL4b 
die  Invasionen  der  Fir  Bomnann  und  Gailiuin  erst  nach  der 
Invasion  der  Fir  Bolg  an;  andererseits  haben  wir  auch  Nach- 
richten, denen  zufolge  die  Fir  Bomnann  und  Gailiuin  erst  viel 
später,  unter  Labraid  Loingsech,  nach  Irland  gekommen  wären. 
Dafs  diese  beiden  Völker  ursprünglich  keine  Galen  waren,  dessen 
war  man  sich  in  Irland  noch  ziemlich  lange  bewufst  und  da 
man  später  alle  alten,  nicht-gälischen  Völker  Irlands  als  Fir  Bolg 
bezeichnete,  mufsten  auch  sie  unter  diese  Benennung  fallen;  ja 
sie  wurden  sogar  gleich  jenen  mythisiert  und  erschienen  nun 
als  Verbündete  der  Fir  Bolg  im  Kampfe  gegen  die  keltischen 
Götter,  die  Tuaiha  Be  Bdnann. 

Wir  dürfen  somit  den  grofsen  Sagenhelden  Finn  durchaus 
nicht  deshalb  als  der  vorkeltischen  Bevölkerung  angehürig  an- 
sehen, weil  er  den  Ui  Tai rr sigh  von  Offaly,  einem  Zweige  der 
Gailiuin  entstammte,  da  die  Gailiuin  keine  Fir  Bolg  im  engeren 
Sinne  waren;  ebensowenig  darf  man  in  der  Eifersucht  der  Galen 

•)  Milesier  nenne  ich  die  Dynastien  von  Tara,  Alenn  und  Cashel,  die 
im  10.  Jalirh.  ihre  Abstammung  auf  einen  angeblich  gemeinsamen  Ahnherrn 
Mil  zurückführten,  der  ursprünglich  nur  als  Stammvater  der  Herrscher  von 
Tara  gegolten  hatte. 


200  JÜLIÜ8  POKORNY, 

auf  die  Tüchtigkeit  der  GaiUuin  die  Eifersucht  arischer  Kelten 
auf  die  Tüchtigkeit  der  Urbewohner  erblicken,  wie  dies  E.  Hull 
(Textbook  of  Jr.  Literature  II,  28—30)  tut,  da  die  Gailiuin  im 
Gegenteile  wahrscheinlich  viel  mehr  arisches  Blut  in  sich  hatten, 
als  die  reichlicli  mit  der  Urbevölkerung  vermischten  Galen  von 
f'onnaught. 

Wir  haben  nun  die  geschichtliche  Bedeutung  des  Namens 
der  Fir  Bolg  genügend  beleuchtet,  und  wollen  an  die  etj'mo- 
logisciie  Deutung  ihres  Namens  gehen. 

Dinneen  gibt  folgende  neuirische  Bedeutungen  des  Wortes 
holg:  'Bauch,  Magen,  Sack,  Behälter,  Hülse,  Beutel,  Kielraum 
eines  Schiffes,  Blase',  im  Plural  'Blasebalg'.  Im  Mittelirischen 
kommen  aufserdem  noch  die  Bedeutungen  'Sackpfeife,  Mittel- 
punkt, Beere,  Harfen-Gehäuse'  vor.  Aus  ältester  Zeit  ist  nur  die 
Bedeutung  *  Ledersack'  überliefert,  die  auch  dem  gallo-lateinischen 
hulya  (nach  Festus:  sacculus  scorteus)  zukommt,  wobei  natürlich 
ein  Sack  aus  abgezogener  Tierhaut  zu  verstehen  ist.  Unser 
deutsches  'Balg'  ist  mit  dem  irischen  Worte  urverwandt  und 
geluirt  zur  Wurzel  *hhclfjh,  bzw.  *bhel  'schwellen,  blasen'. 

Was  sagt  nun  die  irische  Überlieferung  über  die  Bedeutung 
von  hoJg  im  Namen  der  Fir  Bolg?  Wenngleich  derartige  Über- 
lieferungen häufig  wissenschaftlich  wertlos  sind,  so  können  sie 
doch  auch  manchmal  wertvolle  Aufsclilüsse  geben.    So  auch  hier. 

Im  Buch  von  Leinster  (Gb,  19,  Leabar  Gabála),  H.  2.  17, 
p.  91b  (KriuVIlI,  12)  und  bei  Keating  (History  1,  190)  lesen 
wir,  dafs  die  Vorfahren  der  Fir  Bolg  in  Griechenland  derart 
untei'drückt  woi-den  waren,  dafs  sie  aus  ihren  Ledersäcken  {(Jia 
mbolgaih)  Schi  lie  verfertigten  und  in  diesen  nach  Irland  segelten. 

^^'enn  wir  von  dieser  Erzählung  den  gelehrten  Unsinn  ab- 
streifen, so  ergibt  sicli  die  einfache  Tatsache,  dafs  die  Fir  Bolg 
die  Kunst  verstanden,  aus  Tierhiiuten  (Leder)  oder  Fellen  Fahr- 
zeuge herzustellen,  und  dafs  sie  offenbar  deswegen  von  den  Galen 
als  Fir  Bolg  'Sack-Leute'  bezeichnet  wurden.  Dafs  die  Galen 
das  Bolg  in  ihrem  Namen  tatsächlich  in  der  Bedeutung  'sack- 
artiges Schiff'  auffafsten,  ergibt  sich  auch  daraus,  dafs  sie  im 
Buche  von  Ballymote  (li-Jb)  als  luchi  n<i  cnraidhr  'Hautboot- Volk' 
bezeichnet  werden;  ferner  heifsen  sie  (Metrical  Dindshenchas  I,  2) 
Fir  Bolg  na  mhdd  'die  durch  ihre  Boote  bekannten  Fir  Bolg'; 
bei  Keating  (1,192;  vgl.  EriuVIII,  12)  wird  auch  ein  Gedicht 
angeführt,  demzufolge  sie  'in  einer  Flotte,  die   nicht  aus  Holz 


HKl'IKUiK    7.VK    ÄI.TKSIliN    (IKSCHICIITK    IUI, ANUS.  2<"1 

war'  iiacli  Irland  jL^ckoniuicii  waren,  mid  die  Stelle  im  Bodleian 
Dindslienchus  (§  14),  die  besagt,  daf.s  die  Fir  Holy  .sich  mit  Vor- 
liebe am  Wasser  niedergela.ssen  hätten,  weist  ebenfalls  darauf 
hin,  dafs  sie  hauptsächlich  wegen  ihrer  Beziehung  zur  Schiff- 
fahit  die  Aufmerksamkeit  der  Galen  erregt  hatten. 

Dal's  meine  Erwägungen  richtig  sind,  ergibt  sich  auch  deut- 
lich aus  kulturgeschichtlichen  Gründen. 

Es  kann  kein  Zweifel  darüber  bestehen,  dafs  die  Kelten 
(und  höchstwahrscheinlich  auch  die  übrigen  Indogermanen)  ur- 
sprünglich nur  zwei  Arten  von  Fahizeugen  kannten,  nämlich 
den  ausgehr>hlten  Baumstamm,  den  Einbaum,  und  das  Flofs,  aus 
denen  sich  dann  ungezwungen  die  aus  einzelnen  Holzstücken 
zusammengesetzten  gröfseren  Schiffe  entwickelten.  Da  wir 
nämlich  bei  den  Kelten  des  Festlandes  nur  hölzerne  Schifte  an- 
treffen, hingegen  auf  den  britischen  Inseln  daneben  auch  noch 
Haut-Boote  vorfinden,  müssen  wir.  Aveil  ja  doch  die  Kelten  erst 
vom  Festlande  nach  England  und  Irland  hinübergewandert  sind, 
daraus  den  Schluls  ziehen,  dafs  diese  Haut-Boote  ein  Kulturgut 
der  vorkeltischen  Urbevölkerung  der  britischen  Inseln  darstellten 
und  von  den  eingewanderten  Kelten  übernommen  worden  waren. 
Dafs  die  Britannier  aus  Tierhäuten  Fahrzeuge  verfertigten, 
berichtet  als  erster  im  3.  Jahrh.  v.  Chr.  Timäus  (Plinius,  Hist. 
Nat.  IV,  cap.  104:  *zu  der  Insel  Mictis  schiften  die  Britannier 
auf  geflochtenen  und  mit  Leder  umnähten  Fahrzeugen'),  dann 
riinius  selbst  (Hist.  Nat.  VII,  cap.  56  und  XXXIV,  cap.  156),  und 
Avienus  (Ora  Maritima  V,  101—107);  am  wichtigsten  aber  ist 
das  Zeugnis  Caesars  (De  hello  civili,  54),  der  doch  reichlich 
Gelegenheit  gehabt  hätte,  Haut-Boote  in  Gallien  zu  sehen,  falls 
es  dort  solche  gegeben  hätte  und  das  keltische  Seewesen  in 
seinen  Kämpfen  gegen  die  gallischen  Veneter  gründlich  kennen 
gelernt  hatte.  Er  sagt  uns  nämlich  ausdrücklich,  dafs  er  die 
Kunst,  Haut-I^oote  zu  bauen,  erst  von  den  ßritanniern  gelernt 
habe.  Da  wir  kein  einziges  glaubwürdiges  Zeugnis  über  derartige 
Boote  bei  den  Festlandskelten  antreften,  sie  aber  auf  den 
bi'itischen  Inseln  bis  heute  im  Gebrauch  stehen,  müssen  wir  sie 
zweifellos  als  nicht-keltisches  Kulturgut  betrachten. 

Eine  andere  Ansicht  hat  Rudolf  Trebitsch  in  einem  sonst 
verdienstvollen  Aufsatze  (Archiv  f.  Anthropologie,  N.  F.  XI,  160) 
vertreten:  er  will  nämlich  die  Haut-Boote  als  keltisches  Kultui- 
gut  ansehen,  weil  sie  nicht  nur  auf  den  britischen  Inseln,  sondern 

Zeitschriit  f.  celt.  Philologie  XI.  i^ 


2(>2  JULIUS    roKOUNY, 

auch  bei  den  obeiitalisclien  Veiietern  und  den  Lusitaniern  in 
Spanien  zu  finden  seien,  und  weil  ferner  in  Wales  eine  mündliche 
Tradition  verbreitet  sei.  dafs  das  dort  gebräuchliche  Haut -Boot 
(Coracle)  von  der  Donau  herstamme (I). 

Wieso  man  von  den  Venetern  auf  die  Kelten  schliefsen 
kann,  ist  mir  völlig  unverständlich.  Obzwar  Trebitsch  selbst 
richtig  hervorhebt,  dafs  die  Veneter;  ein  illyrischer  Stamm  sind, 
fügt  er  gleich  hinzu:  'die  Fellboote  können  sie  aber  gleichwohl 
von  den  früher  in  derselben  Gegend  ansässig  gewesenen  Kelten 
übernommen  haben'.  Eine  solche  Annahme  hätte  doch  nur  dann 
eine  Daseinsberechtigung,  wenn  man  auch  sonst  bei  den  Kelten 
des  Festlandes  Fellboote  nachgewiesen  hätte. 

Wenn  T.  sagt,  dais  man  die  Lusitanier  'als  einen  den  Kelten 
verwandten  Yolksstamm'  bezeichnen  müsse,  so  ist  das  grundfalsch, 
da  sie  bekanntlich  iberischen  Stammes  waren.  Gänzlich  unver- 
zeihlich aber  ist  e.s,  sich  auf  eine  heutige  mündliche  Tradition  in 
Wales  beziehen  zu  wollen,  derzufolge  das  Coracle  von  der  Donau 
herstamme.  Selbst  wenn  eine  solche  Í'berliefemmg  aus  älterer 
Zeit  bezeugt  wäre,  würde  sie  gar  keine  Beweiskraft  haben,  da 
man  ja  erst  zeigen  müfste,  dafs  auf  der  Donau  Haut-Boote  im 
Gebrauch  gewesen  wären,  was  aber  nicht  der  Fall  ist.  Man 
denke  nur:  die  von  Belgi(!n  hinübergewanderten  Kelten  .sollen 
sich  über  2000  Jahie  lang  der  Tatsache  bewufst  geblieben  sein, 
dafs  ihre  Vorfahren,  lange  bevor  sie  sich  in  Belgien  niedergelassen 
hätten,  auf  der  so  weit  entfernten  Donau  Haut-Boote  benutzt 
hätten! 

Die  von  T.  nicht  benützte  irische  Liteiatui-  liefert  eine 
grofse  Zahl  interessanter  Belege  für  die  Veiwendung  von  Haut- 
Boot»Mi  durch  die  irischen  Kelten.  Jedem  Kennei-  dieser  Literatur 
sind  diesbezügliche  Stellen  ohnehin  geläutig,  so  dafs  es  genügt, 
hier  auf  licdensarten,  wie  'auf  der  Haut  des  Bootes'  =  zu  Schiff 
(oben  III,  42),  'ein  neues  Schilf  mit  roter  Haut'  (Rev.  Celt.  X,  84), 
oder  auf  O'Davorens  Glossar,  §442,  hinzuweisen,  wo  es  heifst: 
'ein  Schifflein  ohne  Haut,  d.  h.  ohne  rmhüUung  vim  Leder,  d.  h. 
ohne  Tierhaut'.  Sowohl  aus  den  zahlreichen  Belegstellen,  wie 
auch  aus  der  häufigen  Redensart,  'ein  Boot  ohne  Haut'  (z.  B. 
Félire  (')engusso.  Dez.  8;  Lismore  Lives  2391).  die  zur  Bezeichnung 
des  Holzbootes  gebraucht  wird,  ergibt  sich,  dafs  das  Haut- Boot 
weitaus  das  gebräuchlichste  Verkehrsmittel  zu  Wasser  im  alten 
Irland  darstellte. 


HKriKÄoic  zur  äi/iksikn  OKsciitrinK  iki.ands.  203 

(^bei'  die  Bauart  des  Coracle  erfalireii  wir  nicht  erst  um 
1775  Genaueres,  wie  T.  meint.  Schon  in  der  Sage  von  St.  Brendan 
wird  geschildert,  wie  der  Heilige  mit  seinen  Gefährten  'ein  sehr 
leichtes  Schi  IT  eibaute,  mit  Spanten  und  Borden  aus  Flechtwerk, 
nach  Landesbiauch,  und  diese  mit  Kuhhaut  bedeckten,  die  in 
Eichenrinde  gegerbt  war,  und  dann  die  Fugen  mit  Teer  bestrichen'. 
In  dem  lateinisch  geschriebenen  'Mistoriae  Catholicae  Iverniae 
Compendium'  des  Irländers  Philip  O'Sullivan  von  Beare  (Lissabon 
1621)  erzählt  uns  dieser,  wie  sein  Oheim  Donald,  von  den  Eng- 
ländern verfolgt,  sich  dadurch  rettete,  dafs  er  mit  seinen  Gefährten 
Bootgerüste  aus  Zweigen  und  Weidenruten  verfertigte,  zwölf 
seiner  Pferde  schlachtete,  mit  deren  Häuten  die  Bootgerüste 
überspannte,  und  auf  den  dadurch  gewonnenen  Fahrzeugen 
glücklich  den  Shannon  übersetzen  konnte,  t^ber  die  Verbreitung 
des  Haut -Bootes  im  heutigen  Irland  finden  sich  bei  Trebitsch 
entsprechende  Angaben. 

Das  Haut-Boot  heifst  im  Irischen  cnrach;  das  kymrische 
corwg,  cwrwg,  aus  dem  das  spätlateinische  curucus  und  das 
englische  'coracle'  hergeleitet  werden,  ist  nicht,  wie  T.  meint, 
aus  dem  Irischen  entlehnt,  sondern  geht  mit  jenem  auf  eine 
urkeltische  Grundform  "korukos  zurück,  die  wieder  mit  skr. 
carman-  'Haut'  und  hiichstwahrscheinlich  auch  mit  griech. 
■xt'')uvy.oc  'Ledersack'  verwandt  ist. 

Für  das  Keltische  *korukos  ist  zweifellos  ebenfalls  eine 
Grundbedeutung  'Ledersack'  anzunehmen  (das  von  T.  u.  Anderen 
herangezogene  y/xjiov  'Haut'  ist  wegen  des  Anlauts  von  xáovxo^ 
zu  trennen),  und  da  wir  somit  für  curach  'Boot'  eine  Grund- 
bedeutung 'Ledersack'  feststellen  können,  so  ergibt  das  eine 
treffliche  Analogie  zu  der  Tatsache,  dai's  auch  das  "Wort  tolg 
im  Namen  der  Fir  Bolg,  das  ursprünglich  'Ledersack'  bedeutete, 
gleichfalls  die  von  mir  angenommene  Bedeutung  'Haut -Boot' 
gehabt  hat,  was  besonders  dadurch  bewiesen  wird,  dafs  luclit  na 
curaidhe,  also  'Volk  der  Haut-Boote'  {curaidhe  ist  Plur.  zu  curach) 
als  synonym  mit  Fir  Bolg  verwendet  wird. 

Das  oben  (S.  190)  erwähnte  Fir  i  mhalggaih  ist  daher  als  'Leute, 
die  in  Haut-Booten  fahren'  zu  übersetzen;  halgg  statt  holgg  stellt 
nur  eine  dialektische  Aussprache  dar  (in  Ulster  Avird  das  o  sehr 
offen  gesprochen;  das  Schottisch-Gälische  hat  überhaupt  a),  und 
zu  diesem  Gebi-auche  der  Piäposition  /"  vgl.  Annais  of  Tighernach 
621  A.  D.:  Vonaing  .  .  .  m«  c[/i]i(rach  Jlescach  fa)m. 

14* 


201  .irr..  I'oKoKNY.  ni:rn<Äfn-:  zlk  äi/ikstkn  gkschichtk  iki.ands. 

Was  die  Form  des  irischen  Haiitbootes  betrifft,  so  koniinen 
nach  Trebitsch  2  Formen  vor:  eine  schalenartige,  etwa  in  der 
Gestalt  einer  halben  Kürbisschale,  nnd  eine  kalniarlige,  läniiliche 
Form.  Es  ist  <ianz  klar,  dafs  die  letztgenannte  Form  eine 
Mittelstufe  zwischen  Kinl)aum  und  Hautboot  darstellt,  indem  die 
Form  von  jenem,  die  Bauart  von  diesem  übernommen  wurde. 
Das  schalenförmige  Hautboot  ist  gewifs  die  älteste  Form  dieses 
Fahrzeuges  und  konnte  ganz  ungezwungen  mit  dem  Namen  holg 
bezeichnet  werden. 

Was  die  Herkunft  des  Hautbootes  angeht,  so  haben  wir 
schon  gesehen,  dafs  die  Ansicht  Trebitsch's.  der  es  als  ursprünglich 
keltisches  Kulturgut  betrachtete,  unrichtig  ist.  Wie  sich  sein 
Vorkommen  bei  der  vorkeltischen  rrbev()lkerung  Irlands  erklärt, 
darül)er  will  ich  in  einem  der  nächsten  Aufsätze  handeln. 

Nur  der  Merkwürdigkeit  halber  sei  hier  noch  die  Theorie 
Arthur  Ua  Clerigii's  angeführt  (Historj-  of  Iiland  I.  j).  5.  (>),  der 
allen  Ernstes  die  Fir  BoUj  den  gallischen  Volcae  gleichsetzt! 
Zu  diesem  abenteuerlichen  Gedanken  ist  er  offenbar  dadurch 
gekommen,  dafs  Fir  liolq  heute  fir  voUij  ausgesprochen  wird; 
man  ersieht  aber  daraus,  wie  unentbehrlich  philologische  Schulung 
für  jeden  alten  Historiker  ist.  Schon  die  elementarsten  Kennt- 
nisse der  irischen  Sprachentwicklung  hätten  ihm  gezeigt,  dafs 
altes  c  nach  l  als  .solches  bis  heute  eihalten  ])leiben  müfste,  und 
dafs  ferner  das  v  im  Anlaute  B{1i)ol<j  nur  auf  }>  (oder  m)  zurück- 
gehen kann,  weil  altes  r  nur  dann  als  bh  erhalten  bleibt,  wenn 
es  im  L'rkeltischen  unmittelbar  auf  /■  (oder  /,  n)  folgte,  nicht  aber 
nach  ge.schwundenem  Vokal.  Fir  geht  bekanntlich  auf  *viri 
zurück,  und  ' //r/  rolam  hätte  irisch  nur  zu  *fir  olc  wei'den 
künnen. 

\\'ien.  Julius  Pokorny. 


EGER. 


Der  Name  Eger  benennt  erstens  einen  Nebenflufs  der  Elbe 
in  Böhmen  (und  eine  daran  gelegene  Stadt)  und  zweitens  einen 
der  ^^'ernitz  in  Württemberg.  Er  kommt  in  der  ersten  Verwendung 
als  Agara  im  chronicon  Moissiacense  und  später  als  Egire  vor, 
in  der  zweiten  als  Agira  im  Jahre  760  (Förstemann  11  3,  24). 
Er  geht  offenbar  nach  Ausweis  des  rmlauts-e  auf  Agira  zurück, 
neben  dem  sich  das  für  die  Eger  in  Böhmen  belegte  Agara  durch 
Assimilation  des  ^Nlittelvokals  an  den  End-  und  den  Stammvokal, 
die  zusammenwirkten,  erklären  winl;  wegen  solcher  Assimila- 
tionen s.  W.  Braune.  Althd.  (iramm.  3  4^  58.  Dieser  Flufsname 
Agira  kommt  nun  auch  in  Frankreich  vor.  Er  begegnet  für  die 
heutige  Aire,  die  durch  die  Depp.  Meuse  und  Ardennes  Hiefst, 
als  Agira  im  chronicon  Verdunense  des  Hugo  Flaviniacensis 
(Mon.  Germ.  hist.  SS.  VIII,  351,  Z.  39).  Zu  diesem  Agira  stellt 
Holder  1,58  Agiria,  das  im  antoninischen  Itinerar  für  einen  Ort 
in  Spanien  erwähnt  wird.  Nun  bemerkt  aber  Hübner,  Paiüy- 
AVissowa  1,  815,  der  Name  scheine  nicht  richtig  überliefert  zu 
sein.  Er  ist  deshalb  bei  der  Erörterung  unseres  Agira  beiseite 
zu  lassen.  Weiterhin  stellt  Holder  Agiri-acum  =  Girac  zu  Agira. 
Nach  Skok,  Zs.  f.  rom.  Phil.,  Beiheft  11, 182  —  Gröhler,  Die  frz. 
Ortsnamen  I,  188  ff.,  erwähnt  Girac  nicht  —  ist  für  Girac  im 
Dé\).  Lot  in  älterer  Zeit  neben  Agiracus  auch  Igeracus,  Agaracus 
bezeugt,  so  dafs  die  eigentliche  Grundform  nicht  feststeht;  auf 
dieselbe  Grundlage  wäll  Skok  noch  Girac  im  Dép.  Charente  zurück- 
führen, während  Girac  im  Dép.  Gard  abgetrennt  und  aus  *Giriacics 
hergeleitet  wird.  Selbst  wenn  nun  allen  Ortsnamen  Girac  ein 
*AgiracHs  zugrunde  läge,  so  könnte  dieses  mit  dem  Flufsnamen 
Agira,  wenigstens  direkt,  nichts  zu  tun  haben,  da,  was  Gröhler 
1,305  hervorhebt,  als  ein  den  Besitzer  anzeigendes  Suffix  -  actis 
wahrscheinlich  nur  an  Personennamen,  aber  nicht  an  Flufsnamen 


206  JOSEF   BRUCH, 

trat.  l>;\fiir  dafs  in  (iirac  ein  Personenname  steckt,  spricht  auch, 
dals  dasfelbe  erste  Element  nach  Skok  in  Giran  enthalten  ist, 
das  das  Suffix  -anus  zeigt,  welches  im  Lat.  dieselbe  Funktion 
wie  -acHS  im  Gall,  hatte. 

Neben  dem  in  I^ger  und  Aire  enthaltenen  Ayira  steht  nun 
der  Flufsname  '^Af/ara,  der  als  Aycr  einen  Nebenflufs  der  Traun 
in  Oberiisterreich  benennt  und  in  der  Form  Ayre  im  Jahre  819 
vorkommt  (F(>rsteniann  a.  a.  0.).  Als  germ,  (rrundform  ist  *Agara 
und  nicht  "^Acjra  angesetzt,  weil  dieses  durch  die  Gemination  vor 
r  *aggra  und  dann  *al-kra  im  Oberd.  ergeben  hätte;  eine  Aus- 
gleichung nach  einer  Form  mit  auslautendem  r  kam  ja  hier  nicht 
in  J^etracht. 

Weiter  gehört  der  Name  der  Agger,  eines  Nebentlusses  der 
Sieg  in  der  Rheinprovinz,  hierher.  Er  erscheint  nach  Förstemann 
11  3,60  als  Ackiua  im  Jahre  973  (bei  Lacomblet,  Urkundenbuch 
für  die  Geschichte  des  Niederrheins  I,  Nr.  114),  ferner  als  Achera 
(nicht  Ackera.  wie  bei  Fíii'stemann  steht)  in  den  Jahren  1064 
und  107(5  (11).  Nr.  202,  2(»:;,  228)  und  als  Accliem  im  Jahre  1071 
(ib.  Nr.  214)  und  1109  (ib.  Nr.  271,  nicht  279).  Diese  Schreibungen 
ck  ch,  eck  im  Mittelfrk.  lassen  sich  nicht  mit  frk.  gg  =  westgerm.  gg 
vereinbaren,  während  die  inodeine  Schreibung  nichts  beweisen 
kann.  So  ist  nicht  germ,  "ug-,  sondern  mit  Jellinghaus  bei 
Förstemann  germ.  *aJc-  anzusetzen.  Die  Grundform  ist  *akra. 
Wie  sie  sich  mit  agara  und  ugira  vereinigen  läfst,  wird  bald 
gezeigt  werden. 

Den  Flufsnamen  Agira  ver])and  Zeufs,  Die  Deutschen  und 
die  Nachbarstämme  15,  Anm.  .3,  zweifelnd  mit  Agista,  dem  Namen 
der  beiden  Aist  in  Oberösterreich,  als  'Komparativform'.  Da  ira 
und  isla  neben  óra  und  östa  die  gewöhnlichen  weiblichen 
Endungen  des  Kom])arativs  und  des  Superlativs  im  Althd.  sind, 
das  Gall,  aber  nach  Ausweis  des  Kymr.  und  Ir.  die  Steigerungs- 
formen ganz  anders  bildete,  so  wären  Agira  und  Agista  in  diesem 
Falle  als  echt  germ.,  nicht  etwa  als  kelt.  Flulsnamen  anzusehen 
und  man  müfste  ein  germ,  *ag-  passender  Bedeutung  suchen. 
Nun  hat  Lohmcyei-,  Jlerrigs  Archiv  LXN,  423  Agara,  Agasta  und 
einige  andere  Flulsnamen  mit  germ,  ^ai/ja  nhd.  I'xke  und  seinen 
bekannten  Verwandten  verknüpft,  wobei  er  von  iler  ja  vorhandenen 
Bedcutnng'Heigkamm'  ausging.  Da  eine  Steigerung  desSnbstantivs 
nicht  denkbar  ist.  sd  miilste  man.  um  die  VernniLung  von  Zeuls 
aufrecht  zu  halten,  auf  die  in  germ,  agja  enthaltene  Wurzel  *ag 


EftER.  207 

—  indogcrni.  ah  "spitz  sein,  scharf  sein'  zurückgehen  und  könnte 
sich  dann  wegen  der  Verwendung  des  r-8ufiixes  in  Ayara,  Agira 
auf  griech.  uxqoj:,  kelt.  akro-  (Fick  IÍ  4,  5),  lit.  as^trUs,  altbulg. 
ostrz,  lat.  ücer  berufen.  Abgesehen  davon,  dafs  die  Benennung 
eines  Fhisses  als  des  'scharfen',  bzw.  'des  schärferen'  und  'des 
schärfsten'  nicht  verständlicli  ist,  hat  die  Erklärung,  wie  alle 
dieser  Art,  die  Schwierigkeit  in  sich,  dafs  sie  eine  Wurzel- 
ableitung annimmt,  die  eben  nur  in  den  Flufsnamen  überliefert 
wäre.  Dieses  Bedenken  ist  bedeutungslos,  wenn  der  Eigenname 
einer  Sprache  entnommen  ist,  deren  Wortschatz  uns  nicht  oder 
fast  nicht  überliefert  ist;  so  hat  die  Verbindung  des  thrakischen 
Flufsnamens  Strymon,  Struma  mit  indugerm.  *sreu  diese 
Schwierigkeit  nicht  an  sich.  Das  Germ,  aber  ist  in  alter  und 
neuer  Zeit  reichlich  überliefert.  Das  Bedenken,  das  sich  gegen 
die  Verbindung  von  Äyira  und  Äyista  mit  einer  Wurzel  *ag- 
erhebt,  richtet  sich  ebenso  gegen  die  Plerleitung  von  '*aJ:ra  = 
Agger,  Acarse  ==  A:vt(bach),  Achaea  =  Echaz,  Accusbach  =  Aygsbach 
durch  Jellinghaus  bei  Förstemaun  II,  3,  GO  von  einem  *ak-,  in 
dem  man  dann  das  freilich  nur  im  Norden  als  Gattungswort 
erhaltene  uk  =  indogerm.  '^ay-  'treiben'  sehen  könnte.  Wegen 
der  Verwendung  eines  r- Suffixes  in  akra-  könnte  man  sich,  da 
lat.  aycr  und  Sippe,  griech.  (r/{>ó^,  kelt.  ayro-  (Fick  II  4, 1)  mit 
ihren; Bedeutungen  zu  ferne  stehen,  auf  altind.  ajirä-  'behend' 
berufen  und  ein  ''""akra  annehmen,  das  etwa  'die  eilende'  bedeutet 
hätte.  Dies  alles  wären  aber  nur  Vermutungen  ohne  Wert. 
Statt  Flufsnamen,  die  doch  nur  den  Anlaut  gemeinsam  haben 
als  sonst  nicht  bezeugte  Ableitungen  von  Wurzeln  zu  erklären 
aus  deren  Bedeutungen  sich  leicht  irgendwelche  für  Flufsnamen 
passende  gewinnen  lassen,  wird  man  mit  viel  gröfserer 
Wahrscheinlichkeit  Ayara,  Ayira  und  Ackara  von  einem  wirklich 
bezeugten  Wort  herleiten  und  Ayista,  Achasa  und  die  anderen 
zugezogenen  Namen  abtrennen. 

Wenn  man  es  nun  nur  mit  Ackara,  Ayara  und  Ayira  zu 
tun  hat,  bietet  sich  eine  P^rklärung  dar,  die  R.  Much,  Deutsche 
Stammeskunde,  59  für  die  Eytr  in  Bt)hmen  vorgetragen  hat  und 
die  icli  hier  nur  auf  die  anderen  Flufsnamen  ausdehnen  und 
nähei-  begründen  will.  Es  handelt  sich  um  die  Iferleitung  aus 
gall,  ^oyia  'die  Kalte',  dem  Femininum  von  '-oyros  "kalt",  das  in 
ir.  luir,  kymr.  oer.  coin,  oir  enthalten  und  für  das  Gall,  durch, 
die  Ableitung  Ogroti-,  einen  Monatsnamen  (s.  hierzu  Thurneysen 


208  JOSIíF    BRUCH. 

Zs.  f.  celt.  TMiil.  IL  531)    bezeugt    ist.      Diese    von    Much    nur 
angedeutete    lleileitung   besagt,   falls   sie   richtig   ist,   manches 
Interessante  aus  kelt.  Lautgeschiehte.    Um  dies  darzulegen,  mufs 
ich  die  P^tymolügie  des  kelt.  Wortes  besprechen.    Stokes  setzte 
bei  Fick  II  <,  267   als   Grundform   *n(jros  an.    In   diesem  Falle 
müfste  man  das  stammhafte  o  der  Ableitung  Oyron-  mit  gall,  so 
=  SU   in  Eposoynatus  'sehr  pferdekundig'  vergleichen   und  wie 
hier  mit  Pedersen  I,  532  durch  offene  Aussprache  des  u  erklären. 
Diese  hätte  es  mit  sich  gebracht,   dafs  die  Germanen  den  Laut 
ihrem  o  gleichgesetzt  hätten.     Später  wäre  das  o  dann   zu  a 
geworden.     Nun    wird    aber   die    Grundform    *Hyros  durch   das 
Kymr.  ausgeschlossen,  was  Macbain  182  betont;  sie  hätte  ja  *icyr 
gegeben,  und  eine  Verallgemeinerung  der  weiblichen  Stammform 
wird   man   nicht   annehmen   wollen.     Neben  *uyros  hält  Stokes 
auch  die  Grundlage  ""'oyros  für  möglich.    Sie  konnte  ohne  weiteres 
einerseits  die  kelt.  Formen,  andererseits  germ,  "^ayra  geben.  Allein 
als  urspriingliche  indogenn.  Grundform   ist  sie  doch  aufzugeben 
und   mit   Lidcu,  Armen.  Stud.  21:    IVdersen  I,  lOo;  Walde"-,  867 
durch  *ouyros   zu  ersetzen  und  zwar  wegen  des   vom  Adjektiv 
nicht  zu  tiennenden  Subslantivs   ir.  ócA/,  úacht  'Kälte",  das  auf 
ein  *oukto-  zurückgeht  und  auch  schon  von  Stokes  bei  Fick  II  ',  48 
zurückgeführt  wurde.     Zwar  hält  es  Tiiurneysen,  Handbuch  des 
Altir.  I,  38   für  möglich,   dafs  o  in  (kht  aus  dem  Adjektiv  ver- 
schleppt wurde,  wo  es  durch  Ersatzdehnung  von  ö  nach  Schwund 
des  y  entstanden    ist.     Aber    die   Grundlage   *oiiyro-,  *ouyto- 
(daraus  ^oukto-)  ist  doch  der  *oyro-,  '''oyto-  vorzuziehen,  weil  jene 
nach  Form  und  Bedeutung  passende  indogerm.  Verwandten   hat, 
diese  nicht.     Die  durch  Stokes   zur  Wahl   gestellte  Verbindung 
von  *oyros  mit  griech.  jri'r/oi:  'Keif,  Frost'  ist   nach  P'orm    und 
Bedeutung  sehr  mangelhaft,  nach  der  Form,  da  "^oyros  aus  älterem 
*poyros  nur  zu  der  von  Walde  ^,552  behandelten  Wurzel   '  2)ey-, 
*poy-,   der  Parallele  zu  *2)äy-,  *p9y-  gehören   könnte,   das  ver- 
glichene griech.  Wort  aber  letzterer  Wurzelfoini  zugehört,  nach 
der  Bedeutung,  da  die  'Reif,  Frost'  nur  eine  spezifisch  griech. 
F>ntwicklung  aus  'fest  sein'   ist   und   die  eigentliche  Bedeutung 
der  \\'urzel  'festmachen,  zu.sammenfügen'  ist,  auch  in  den  sicheren 
kelt.  \  eitretern    dieser    W'uizel    (miltelir.  uye   und    kymr.  adod 
'Glied'.  wWw.  nccai  *der  Fe.sselung",  bzw.  altir.  oc  und  kymr.  ivny 
'nahe',  altir.  linolaim  'sammle')  erscheint.   Dagegen  hat  di«i  Grund- 
lage   'onyru,  *tjiiyto   indogeini.  \'erwandle,   die    nach   Foini    und 


KOKK.  J  09 

Bedf.iiliinj;  stimmen,  nämlich  arnu-n.  ok  'kalt',  wofür  Pedeisen 
und  Walde  oje  schreiben,  ans  *oii<j-,  lit.  ausz-tu,  ausz-au,  uusz-ti 
•kalt  werden'  aus  *ou(j-,  lett.  anksts  'kalt'  mit  sekundärem  k  aus 
*ot(/ct-,  dazu  lat.  anctnnmus  'Herbst'.*)  Darnach  ist  entschieden 
die  Grundlage  *ougros  anzusetzen.  Dieses  wurde  schon  im  Gall., 
wenn  auch  nur  von  «fewisser  Zeit  ab  und  auf  gewissem  Gebiete, 
zu  *ó<jrus.  wodurch  sich  gall.  Ügron-  erklärt,  ebenso  im  Ir.  und 
Brit.  Da  kelt.  *ougra  natürlich  germ.  *auyr(i,  kelt.  *ögra  germ. 
*og)a  ergeben  hätte,  so  ist  die  Ableitung  des  germ.  Flufsnamens 
aus  dem  kelt.  Adjektiv  nur  möglich,  wenn  dieses  irgendeinmal 
die  Form  *öyrii  gehabt  hat,  da  ja  auch  ein  germ.  Wandel  von 
*ögra  zu  '^ögra  (vor  dem  Übergange  von  ö  zu  t<),  also  eine 
Kürzung  eines  langen  Vokals  vor  Muta  +  Liquida  wegen  germ. 
*hliitra  nicht  angenommen  werden  kann.  Nun  erklärt  Pedersen 
I,  54  die  Tatsache,  dafs  bei  unserem  Adjektiv  im  Brit.  nicht  wie 
sonst  ü  für  oii  eintrat,  durch  die 'Vokalisierung  des  folgenden  gf' 
und  nimmt  I,  293  eine  EntAvicklung  ougr-,  ögr-,  öyr-,  oyr-  an. 
Wenn  dies  richtig  ist,  hat  unser  Woit  im  Brit.  niemals  eine 
Form  öyr-,  besessen.  Aus  der  doch  wahrscheinlichen  Gleichung 
kelt.  *ogra  =  germ.*(i^ra  darf  man  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit 
schlielsen.  dafs  in  dem  festländischen  Kelt.  *ögros  zu  *ögros 
wurde.  Wahrscheinlich  ist  dieselbe  Entwicklung  für  das  Insel- 
kelt.  anzunehmen.  Jedenfalls  kann  ir.  aar,  kymr.  oer,  altcorn.  oir 
zunächst  aus  *öyros  entstanden  sein,  so  wie  ir.  úan,  kj'mr.  oen, 
altcorn.  oin  'Lamm'  zunächst  aus  *öynos  entstanden  ist.  Man 
beachte  noch,  dafs  im  Ir.  akn-  und  ikn-  mit  ükn-  und  ikn- 
zusammengefallen  zu  sein  scheinen  (Pedersen  1,125),  dafs  also 
hier  vor  ]Muta  +  Nasal  der  lange  Vokal  gekürzt  wurde.  Die 
Entwicklungsreihe  onyr-,  öyr-,  öyr-,  oyr-  ist  der  anderen  ouyr-, 
ögr-,  öyr-,  oyr-  für  das  Brit.  auch  deshalb  vorzuziehen,  weil  oj 
im  Kymr.  normal  zu  wy  wurde,  man  also  bei  Annahme  der  Reihe 
Pedersens  noch  voraussetzen  niuís.  dafs  in  unserem  Worte  öj 
erst  nach  dem  Wandel  öj  zu  iry  eingetreten  sei. 

Somit  darf  für  das  festländische  Kelt,  ein  *oyrn  (abona) 
•der  kalte  Flufs'  angenommen  werden.  So  benannten  die  in  der 
Gegend  des  heutigen  Bonn  hausenden  Kelten  einen  Nebenflufs 

•)  Pederseu  trennt  niis::ta  ab  und  verbindet  es  mit  avest.  aota.  Aber 
mit  Lidén  und  Walde  winl  man  dieses  und  Sippe  auch  zu  unserem  *t)((y 
stellen,  nur  eben  als  Form  ohne  </,  und  ausztu  ist  dann  doch  mit  aar  ver- 
wandt, nur  weiter. 


210  JOSEF    BRUCH, 

der  8ieg  und  die  nachiückenden  Germanen  übelnahmen  den 
Namen  vor  den  Übergängen  ö  -  a,  g  —  k.  So  ergab  '""ogra 
germ.  *aha.  Daraus  entstand,  wie  früher  dargelegt  wurde,  das 
im  Jahre  973  belegte  Ackara,  späteres  Achera,  Acchera,  heutiges 
Agger.  Für  *ogm  trat  nun  m.  E.  im  Kelt,  des  Festlandes  auf 
gewissem  Gebiete  und  von  gewisser  Zeit  an  *ogura  ein.  Thurn- 
eysen  hat  in  Zs.  f.  celt.  Phil.  11, 542  einen  Einschub  von  a  zwischen 
Muta  und  /  im  Gall,  durch  Magalus.  gabulus,  cantalon  belegt. 
Ich  nehme  an,  dafs  ein  solcher  Svarabhaktivokal  nicht  nur 
zwischen  ]\Iuta  und  /,  sondern  auch  zwischen  Muta  und  r  eintrat, 
und  zwar  nach  der  Kürzung  von  ö  durch  gr.  So  entstand  *ogara. 
Damit  benannten  die  im  heutigen  Oberösterreich  hausenden  Kelten 
einen  Xebenflufs  der  Traun  und  die  nachfolgenden  Germanen 
übernahmen  den  Namen  vor  dem  Übergange  ö  —  a,  aber  nach 
dem  g  —  k,  so  wie  ihre  Volksgenossen  Mogimtiacum  und  Vosegus 
vor  ö  —  a  und  nach  g  —  k  empfingen.  So  wurde  *  Ogara  zu 
Agara,  das  heutiges  Ager  ergab.  1  )ieses  Agara  ist  nun  auch  die 
Vorstufe  von  Agira  =  Fgcr.  Das  für  die  T'ga-  in  Böhmen  zu 
ältest  bezeugte  Agara  biaucht  darnacli  nicht  erst  durch  \'okal- 
assimilation  aus  Agira  entstanden  zu  sein,  kann  vielmehr  die 
alte  Form  sein,  wozu  die  Í'berlieferung  stinmit.  Wie  entstand 
Agira?  Aus  dem  Kelt,  kann  man  es  nicht  erklären.  Denn 
selbst  wenn  man  sich  auf  das  Vorkommen  von  -era  neben  -ara 
in  Flufsnamen  (Holder  T,  1457  neben  I,  170),  sogar  in  denselben 
wie  Isera  neben  Isara,  Tevera  neben  Ttvara,  berufen  und  darnacli 
ein  *Ogera  neben  *Ogara  annehmen  wollte,  •)  so  hätte  dies  doch 
nur  germ.  *Agrra  gegeben,  da  das  in  der  Päuultima  der  Piopar- 
oxytona  sonst  zu  i  werdende  e  vor  r  geblieben  ist.  Es  handelt 
sich  bei  Agira  um  einen   germ.  Vorgang.     In   der  Sprache   der 

')  EbeuHowenig  «liirf  man  sidi  auf  die  von  Much,  Zs.  f.  d.  A.  XXXII,  459 
und  Bremer,  Pauls  Gr.  III  ■',  780  gegebenen  Fälle  von  e  neben  a  in  kelt.  Namen 
berufen.  Denn  Muchs  Beispiele  aufser  Ernvisci  —  Aravisci  zeigen,  was  er 
.selbst  Hagt,  a  statt  e,  wa.s  wohl  einfach  Wiedergabe  einer  offenen  Aussi)rache 
des  kelt.  e  ist,  und  mit  Eiavisci  neben  Armisci  kann  man  keinen  kelt.  Laut- 
wandel beweisen,  da  es  sich  um  einen  pannonischen  Volksstamm  handelt.  Die  beiden 
von  Much  nicht  angeführten  Beispiele  Bremers,  nämlich  Cermomos  neben 
xänroy  und  watna ,  tiialrris  uelien  vmtnra .  ninluris  liesagen  auch  nichts. 
Cirnunnos  zeigt  eine  andere  in  der  Wortsippe  aucii  sonst  vorhnndene  Al)iauts- 
stnfe  (Kick  IP,  7'J;  l'e(kM>eu  1.  l.^(i)  uml  tiiatera,  tuulens  zeigt  entweder  lat. 
WaniUd  des  a  d«r  l'ünultiuia  zu  e  oder  materis  (darnach  matna)  bietet  gall, 
t-l'mlaut. 


VMKH.  211 

Maik()iiiHiiiu'ii-J>aiein  trat  Ayira  neben  Aijani  zu  einer  Zeit,  da 
bei  vielen  Substantiven  Formen  mit  -ar-  und  solche  mit  -ir-  (aus 
-az-,  -iz-,  indof^-erm.  -o.s-,  -es-)  nebeneinander  standen.  Da  dem 
ar,  ir  der  betonte  Stamm  voranj^ing  und  die  Endung  folgte,  so 
war  -ar-  in  der  Pänultima  eines  Proparoxytonons  wie  in  Agara. 
Insbesondere  mag  zui-  Bildung  von  Agira  die  Vorstufe  des  heutigen 
bayr.  Echcr  'Ähre'  beigetragen  haben,  das  in  der  Sprache  der 
Baiern -Markomannen  *ayir  gelautet  iiaben  mufs.  Es  hat  in 
altengl.  northumbr.  tfhiier  seinen  nächsten  Verwandten.  Da  es 
sich  um  einen  alten  Stamm  auf  -os,  -es  handelt  (Sievers,  Angels. 
Gramm.,  154),  so  bestand  neben  *a/ir  einst  auch  *a)^ar.  Andererseits 
wurde  Agara  *Asara  gesprochen.  *A'/ar  und  *A^ar  unter- 
schieden sich  nur  durch  die  Stimmlosigkeit,  bzw.  Stimmhaftigkeit 
des  Gutturals.  So  konnte  nach  dem  Muster  *ayar-,  *a/ir-  und 
vielen  anderen  mit  -ar-,  -ir-  neben  Agara  ein  Agira  gebildet 
werden.  Als  später  die  Formen  mit  -ir  siegten,  blieb  auch  nur 
Agira.  Nunmelir  ist  noch  über  die  Aire  in  Frankieich  einiges 
zu  sagen.  Die  doch  wahr.scheinliche  Verbindung  dieses  in  alter 
Zeit  in  der  Form  Agira  belegten  FluCsnamens  mit  den  Namen 
Agger,  Agtr,  IJgrr  und  die  Herleitung  dieser  von  kelt.  *ogra, 
ogara  mit  germ.  Wandel  von  o  zu  a  ist  ein  Beweismoment  dafür, 
dafs  die  Germani  cisrhenani.  durch  deren  Gebiet  die  Aire  flofs, 
zum  Teil  doch  Germanen  waren  oder  wenigstens  halb  und  halb 
germanisiert  waren,  die  germ.  Sprache  redeten  oder  doch  Laut- 
übergänge derselben  angenommen  hatten.')  Die  in  alter  Zeit 
bezeugte  Form  Agira  könnte  die  wirkliche  Grundform  sein.  In 
diesem  Falle  wäre  sie  aus  *  ogara  in  der  Sprache  der  Germani 
cisrhenani  in  ähnlicher  Weise  entstanden,  wie  in  der  der  Marco- 
manni.  Allein  das  Auftreten  von  *ogra  ==  germ.  *akra  =  heutigem 
Agger  in  der  nicht  fernen  Rheinprovinz  macht  es  wahrscheinlich, 
dafs  auch  hier  *ogra  zugrunde  liege,  das  *agra  oder  "^akra  ergab. 
Beides  mufste  frz.  Aire  liefern.  Agira  ist  unrichtige  Rück- 
latinisierung  des  schon  vorhandenen  Aire.  Der  Ersatz  von  ai- 
durch  agi-  lag  nach  vielen  Mustern  nahe.  So  erscheint  *ogra 
in  Nordostfrankreich  und  in  der  Rheinprovinz,  *  ogara  in 
Württemberg,  Böhmen  und  Oberösterreich,  also  die  Form  ohne 
Svarabhakti   im    Nordwesten,    die    mit    ihm    im   Südosten.     Die 


')  Auf  (las   ixns  ö  eiitstiimleue  a   iu  gall.  iMSSiis  ilavf  man   sieb   nicht 
berufen,  da  es  Dissimilation  zum  ic  war  (Pederseu  1,  35). 


21J       .lO.sKK    HUiCH.    KfJKK.       H.  TIIUKNKYSKN,    AI/l'lKISCH    SOAD. 

Kiitwifkluiiii  eines  Vokals  zwischen  ;/  niid  r  war  ein  örtlich 
begrenzter  dialektisclier  7A\g.  Die  doch  wahrscheinliche  Kntstehnni? 
des  frz.  P'lufsnamens  Aire  ans  kelt.  *o(/ra  nnter  germ.  Kinlinls 
beseitigt  ein  Hedenken.  das  man  gegen  die  Ableitnng  der  deutschen 
Flufsnamen  aus  dem  kelt.  Worte  vorbringen  könnte,  dafs  es 
nämlich  merkwürdig  sei,  dafs  die  Kelten  nur  in  Deutschland 
?'liisse  *oyra  geheifsen  hätten.  Nunmehr  begegnet  *o(fya  als 
Flufsnanie  im  nordöstlichen  Gallien  wie  in  Deutschland  ganz  wie 
AWis  =  Anbe,  Elhc,  das  übrigens  wie  Eger  zwei  Flüsse  bezeichnet. 
Wer  anzunehmen  wagt,  dafs  Kelten  in  grüfserer  Zahl  jemals  im 
nordwestlichen  Rufsland  gehaust  haben,  kann  mit  Schamatov, 
Archiv  f.  slav.  Phil.  XXXIII,  80  die  Flufsnamen  Oijcr,  Ugra  im 
Gebiet  der  Düna  auf  kelt.  *ogm  zurückiühren.  Zum  Schlufs  sei 
noch  eine  Bemerkung  über  tschechisches  Ohre  gemacht.  Während 
die  an  der  böhmischen  Eyer  gelegene,  im  Deutschen  nach  ihr 
benannte  Stadt  im  Tschechischen  Chcb  heifst,  hat  der  Flufs  auch 
in  dieser  Sprache  den  alten  Namen  bewahrt.  Ohre  erscheint  als 
Ogra  bei  Cosmas  von  Piag  und  sonst.  i\Iuch.  Deutsche  Stammes- 
kunde, ö!)  .setzt  i'm*Ogri<i  an.  Dies  ist  unnötig.  Ohre  entstand 
aus  Agira  und  /•  aus  fremdem  r,  noch  dazu  hinter  /,  wie  in 
hirmorati  'lirmen'. 

Wien.  JosKF  Bruch. 


ALTIKISCH  SOAD. 

Oben  S.  1H7  ist  sonrl  in  Morands  Fürstenspiegel  A  13  und 
R  1 1  als  ältere  Fi)rm  von  nenir.  sagh  m.  'joy,  gladness,  pleasure, 
comfort,  ease,  liapitine.'^s.  riot,  luxury,  sumptuousness.  good  cheer' 
usw.  nacligewiesen,  das  O'Gorm.  12.  Juni  in  der  Schreibung  sodh 
voikommt.  Ks  ist  das  Gegenstück  zu  díiad,  (huulh  'hardship' 
Tog. 'I'roi,  Glossar;  dód  Tain  ix  C  (ed.  W^indisch)  G3'2.  \\'..lil 
Zusammensetzungen,  die  zu  sdith  'Sättigung'  gehören,  aber  mit 
anderer  Stamnibildung  (o-Stänimey). 

I'xinii.  I«'.  TmuNKVSKN. 


ADAMNANS  VITA  COLIIMBAE 
UND  IHRE  ABLEITUxNGEN. 


Die  Hagiograpliie  Irlands,  die  der  wissenschaftlichen  For- 
schung noch  viele  Aufgaben  und  Probleme  stellt,  nimmt  in 
der  gesamten  Heiligen -Literatur  des  Mittelalters  eine  eigen- 
artige Stellung  ein.  Fast  alle  Lebensbeschreibungen  von  irischen 
Heiligen  der  ersten  christlichen  Jahrhunderte  stammen  aus  ver- 
hältnismäfsig  später  Zeit,  und  bei  den  meisten  Erzeugnissen  sind 
uns  Verfasser  und  Zeit  der  Entstehung  unbekannt.  Diese  Tat- 
sache mag  nicht  zum  geringen  Teil  dahingewirkt  haben,  dafs 
gi'ofse  Gebiete  noch  nicht  erforscht  sind.  Manche  Kapitel 
haben  natürlich  auch  hier  schon  Beachtung  gefunden,  aber 
gewöhnlich  nur.  wenn  sie  wegen  der  Person  des  Helden  von 
besonderer  Bedeutung  sind,  wie  die  Aufzeichnungen  über  Patrick, 
oder  wenn  sie  in  den  Bereich  der  allgemeinen  mittelalterlichen 
Literatur  hineinspielen,  wie  das  z.  B.  bei  der  Brendanlegende 
und  einzelnen  Visionen  der  Fall  ist.  Aber  als  Ganzes  ist  die 
Heiligen-Literatur  der  Iren  noch  wenig  gewürdigt.  Grundlegend 
für  weitere  Forschungen  sind  in  vieler  Hinsicht  die  Ausführungen 
von  Plummer'),  der  auch  durch  seine  Veröffentlichung  von  bis 
dahin  ungedruckten  Viten  neues  Material  dargeboten  hat.  Für 
die  irischen  Heiligenleben  sind  Legendenkomplexe  bezeichnend, 
die  sonst  wohl  nirgends  in  dem  Mafse  vorkommen.  Zauberei 
und  Magierwesen  spielen  eine  grofse  Rolle.  Gegen  die  spätere 
Zeit  liin  nehmen  gerade  diese  Erzählungen  überhand  und 
werden  immer  phantastischer  und  verworrener.  Ferner  finden 
sich  kaum  irgendwo  in  der  liagiographischen  Literatur  so 
viele  Widersi)rüclie  in  den  Zeitangaben  wie  hier.  Der  Grund 
liegt  darin,  dafs  die  Vitenschreiber  zwischen  ihrem  Helden  und 
den  berühmteren  Heiligen  möglichst  nahe  persönlicjie  Beziehungen 

')  Charles  Plummer.  Vitae  aauetorum  Hibeniiae,  2  Baude,  Oitord  1910, 
Eiuleituusf. 


211  GKKTRUIJ    URÜS'ING. 

herzustellen  versuchen  ohne  Rücksicht  auf  die  Lebenszeit  der 
einzelnen.  Sie  fassen  die  Heiligen  ihrer  Heimat  gleichsam  als 
eine  grofse  i^inheit  auf,  eine  „insula  sanctorum",  eine  ununter- 
brochene Kette,  in  der  ein  Glied  das  andere  ablöst.  Damit 
keine  Lücke  entsteht,  läfst  die  Legende  besonders  gern  an  dem 
Todestag  eines  Heiligen  einen  andern  Heiligen  geboren  werden. 
Bezeichnend  ist  auch  die  Stellung,  die  der  irische  Nationalheilige 
Patrick  in  den  Viten  der  andern  Heiligen  einnimmt.  In  den 
wenigen  Werken  aus  früher  Zeit  wird  sein  Name  kaum  genannt, 
während  er  in  jüngeren  Erzeugnissen  eine  immer  wachsende 
Bedeutung  gewinnt.  Dies  gilt  auch  von  den  Lebensbeschreibungen 
des  Heiligen,  mit  dem  sich  die  folgenden  Seiten  beschäftigen, 
Columba  von  Hi.  Von  seinem  ältesten  Biographen,  Adamnan. 
wird  Patricius  nur  einmal  als  ..sanctus  episcopus"  kurz  genannt '). 
In  der  Kompilation  des  0' Donneil  dagegen,  die  am  Abschlui's 
der  Legendenbildung  steht,  finden  wir  nicht  weniger  als  nenn 
Piijphezeiungen  von  Patrick  über  Columba.  Auch  soll  er  einen 
Hj'mnus  auf  ihn  verfafst  haben.  Lehrreich  ist  auch  das  stärkere 
Hervortreten  von  Beziehungen  zum  Pajtsttum  in  den  jüngeren 
Legenden.  Adamnan  war,  wie  wir  vor  allem  durch  Beda  wissen, 
ein  Vorkämpfer  des  römischen  Brauches  im  Osterstreit.  Dennoch 
finden  wir  in  seiner  Vita  Columbae  nur  eine  kurze  Hindeutung 
auf  diese  Zwistigkeiten,  bei  der  die  Stellung  des  Papsttums  gar- 
nicht  berührt  wird.  Bei  0' Donneil  aber  bestehen  im  einzelnen 
ausgemalte  persönliche  Beziehungen  Columbas  zu  dem  eisten 
Bischuf  der  abendländischen  Christenheit.  Kr  selbst  begibt  sich 
nach  Rom  und  wird  vom  Papst  Gregor  empfangen,  dem  er  seinen 
Hymnus  "Altus  Prosator"   gesandt  hatte"^).     Und  Aveil  daiiii  so 

')  Arlaninaii ,  Vita  Columbae,  i)iaef.  II  (lirsjj.  vun  William  ReevcB, 
Histuriaiis  of  Scotland  \l,  K<liiiliur{rli  1874,  S.  107).  Die  Vita  ('olumbao  von 
Ailaiiinan  ÍHt  immer  aufiefiilirt  nach  dieser  Ausgabe  von  Keeves  und  nach  der 
Ton  J.T.  Fowier,  Adamnaui  Vita  .S.  l'ulumbae,  Oxford  1S!I4,  in  der  \\'eist',  ilals 
die  Kajiitelzahl  sich  auf  Fowler  bezieht,  in  Klammern  die  entsprechende 
Seitenzahl  von  Reeves  angegeben  ist.  Sonstige  Hinweise  auf  Reeves  beziehen 
sich  immer  auf  diese  Ausgabe,  falls  nicht  ausdrücklich  auf  die  erste  Ausgabe 
von  1H.")7  (8.  unten  S.  22G)  IJezug  genommen  ist,  deren  Kapitelzählung  mit  der 
von  Fowler  übereinstimmt. 

")  „Altus  I'rosator"  (vgl.  Chevalier,  Repertoriniii  hymnologicum  !(G1),  bei 
J.  Colganus,  Triadis  thaunjaturgae  sen  divorum  l'atricii,  C(duml»ae  et  Hrigidae 
.  .  .  Acta,  Lüvanii  1047,  S.  473—475;  Cl.  Blume,  Anulecta  hymnica  medii 
aeTÍ  LI.  i,eii)zig  1908,  S.  275  Nr.  21(i. 


ADAMNANS    VITA    COIX'MMAK    L'ND    IHUK    AHI-KIlUNiiKN.         215 

wenig-   von  ('lnistiis   die   Rede,  ist,  soll  Coluniba  seinen  Hymnus 
„In  te  ( "briste"  verfafst  haben'). 

Die  älteste  uns  erhaltene  und  bedeutendste  Schrift  über 
Columba  von  Hi  ist  die  Vita,  die  einer  seiner  nächsten  Nach- 
folger, der  genannte  Abt  A  dam  nan  von  Hi  (679 — 704)  verfalst 
hat.  Es  ist  eine  der  wenigen  Viten  eines  irischen  Heiligen, 
deren  Verfasser  uns  nach  Zeit,  Ort  und  sonstiger  Wirksamkeit 
einigermaisen  bekannt  ist.  Hauptquellen  über  sein  Leben  sind 
seine  Werke  und  Bedas  Historia  ecclesiastica  gentis  Anglorum  V, 
15 — 17,  bei  dem  er  vor  allem,  wie  berührt,  als  Vertreter  des 
römischen  Standpunktes  im  Osterstreit  erscheint.  Beda  gibt  auch 
Auszüge  aus  dem  zweiten  erhaltenen  Werke,  das  uns  von  der 
literarischen  Tätigkeit  des  Mannes  ein  Bild  gibt,  seiner  Schrift 
„De  locis  sanctis"2)j  einer  Beschreibung  des  hl.  Landes  nach 
den  Berichten  eines  gallischen  Bischofs  Arculf,  der  auf  seiner 
Rückreise  von  Palästina  nach  der  Insel  Hi  verschlagen  worden 
war.  Zugeschrieben  wird  ihm  sodann  die  sogenannte  ..Lex 
Adamnani"*),  eine  Verordnung  in  irischer  Sprache,  durch  die 
das  Töten  von  Frauen,  Geistlichen  und  unmündigen  Kindern  mit 
Strafen  bedroht  wird,  sowie  einige  Canones^).  Endlich  steht 
der  Name  eines  Adamnan  in  Zusammenhang  mit  der  llber- 
lieferung  von  Vergil scholien,  wobei  die  Identität  mit  dem 
Abt  von  Hi  zwar  nicht  unwalirscheinlich,  aber  doch  bestritten 
ist^).  Mit  sehr  zweifelhaftem  Hechte  wird  ihm  auch  zugeschi-iebeu 


')  „Tu  te  Christe"  (Chevalier  a. a. 0. 8772),  bei  Colganus  a.  a.  0.  S.  47")— 476 ; 
Blume  a.  a.  0.  S.  283  Nr.  217. 

')  Zuletzt  herausgegeben  von  Paul  Geyer,  Corpus  scriptorum  ecclesiasti- 
corura  Latinurum  XXXIX,  1898,  S.  219— 297;  vgl.  dazu  die  Vorarbeiten  des 
Herausgebers:  Adarauanus  I,  Programm  des  Gymnasiums  bei  St.  Anna  in 
Augsburg  1895,  und  Adanmanus  II,  Programm  des  Königlichen  humanistischen 
Gymnasiums  in  Erlangen  1897.  Vgl.  auch  31.  Manitius,  Geschichte  der  la- 
teinischen Literatur  des  Mittelalters  I,  1911,  S.  237  ff. 

^)  Hrsg.  von  Knno  Meyer,  Anecdota  Oxonieusia,  Mediaeval  and  Modern 
Series  XII.  Oxford  1905;  vgl.  denselben.  Die  irisch-gäliache  Literatur,  bei 
Paul  Hinneberg,  die  Kultur  der  Gegenwart,  Teil  I,  Abt.  XI,  1,  S.  88. 

*)  Hrsg.  von  Wasserschieben,  Die  Bufsordnungen  der  abendländischen 
Kirche,  Halle  1851,  S.  120 — 123;  vgl.  seine  2.  Ausgabe  der  Iriicheu  Kanonen- 
sammlung, 1885,  S.  LXX  f.  (Bradshaw).  Von  den  Erörterungen  über  die  Ent- 
stehung der  „CoUectio  Hibernensiß"  kann  hier  abgesehen  werden. 

^)  Thilo  und  Hagen,  Servil  graramatici  commentarii  III.  2  (Appendix 
Serviana),  Leipzig  1902,  S.  66.  Vgl.  D'Arbois  de  Jubainville,  Revue  Olfique 
XXI,  1900,  S.  111;  ferner  Zimmer,  Neuuius  vindicatus,  Berlin  1893,  S.  238  ff.; 


216  GEKTKUD    HKÜNING, 

ein  irisches  Gebet  an  Columba. ').  Dafs  er  iiber  WundtM-  von 
Patriciiis  geschrieben  hat,  wie  in  dessen  Vita  Tripartita  berichtet 
wird,  ist  höchst  unwahrscheinlich-).  Um  so  siclierer  ist  er  der 
Verfasser  der  erwähnten  Vita  seines  Vorgängers  und  Kloster- 
heiligen Columba.  Beda,  der  die  Schrift  „De  locis  Sanctis"  aus- 
geschrieben hat,  hat  sie  freilich  ansclieinend  nicht  gekannt;  nur 
vom  Hörensagen  kennt  er  Aufzeichnungen  über  Columba:  „de 
cuius  vita  et  verbis  nonnulla  a  discipulis  eins  feruntur  scripta 
haberi"3).  Dennoch  kann  über  die  Herkunft  dieses  Werkes  aus 
Adamnans  Feder  kein  Zweifel  bestehen,  seines  bedeutendsten 
Werkes,  dessen  Kenntnis  die  folgenden  Seiten  zu  fördern  suchen 
wollen. 

Ich  stelle  zunächst  zusammen,  was  mir  über  seine  hand- 
schriftliche Überlieferung  bekannt  geworden  ist  und  führe  aus, 
wie  weit  die  bisherigen  Ausgaben  diese  Überlieferung  heran- 
gezogen haben. 

1.   Die  Handschriften. 

Bei  den  Handschriften  der  Vita  Columbae^)  ist  vor  allem 
zwischen  einer  längeren  und  einer  kürzeren  Fassung  zu  sdieiden. 
Die  längere  Vita^)  gibt  die  ursprüngliche  Gestaltung  des  Textes 
dui"ch  Adamnan.  Dem  Zwecke  bequemerer  Lesung  in  den 
Klöstern  scheint  die  kürzere  Rezension")  gedient  zu  haben.  Die 
einzelnen   Kapitel    haben   in   dieser   Fassung   keine  Überschrift; 

Thurneysen,  Zeitschrift  für  celtiscbe  Philologie  III,  1!)01,  S.  52ff.;  M.Roger, 
L'eiiBeigiieincnt  <ies  lettres  clatisiques  d'Ausoiie  ä  Alcuin.  Paris  1905,  S.  202; 
(j.  Funaioli,  Scolii  Filargiriaui  (Kheiuisches  Museum  N.  F.  LXX,  l!)lö,  S.  8-tf.). 
Vgl.  auch  Teuffei,  (ieschichte  der  römischen  Literatur,  G.  Aufl.  III,  1913,  S.  459. 

')  Stokes,  Güidelica»,  1872,  S.  173f.;  Bernard  and  Atkiu.son,  The  Iri.<ih 
liiber  hymnorum,  1898,  1,184.  II,  81  f.  Dazu  das  Facsimile  von  Rawliusou 
B.  ä02  (Bodl.  Oxford),  1909,  S.  UXJh  (fol.59sli)  und  das  Yellow  Bo(d;  of  Umíui 
(Trin.  Coll.,  Dublin).  1H9G,  .S.  8üb-81a. 

■-■)  Tripartite  Life  of  Patrick,  brsfi.  von  Stokes,  Bd.  I,  London  1SS7, 
S.  (JOf.  Vgl.  J.  B.  Bury,  The  Life  of  St.  i'atrick  and  bis  place  in  history, 
London  19UÓ,  S.  271. 

'■')  Hint.  eccl.  gent.  Angl.  Ill,  4. 

*)  Vgl.  die  bier  vielfach  ergänzten  Angaben  von  Thomas  Duflus  Hardy. 
l)tísrrii)tive  Catalogue  of  materials  relating  to  the  history  of  (jreut  Britain 
:iud  Ireland  1,  1.  London  18ti2,  S.  Ui7fr.;  W.  Reeves  a.  n.  O.  S.  XXVf.  (1.  Ausg. 
S.  XIII     XXXI)  und  J.  T.  Fowler  a.a.O.  S.  Vlllf. 

■')  Bibliotbeca  bagiograpbica  Latina,  ed.  Socii  Bollandiani,  Bd.  1,  Brüssel 
189S;99,  Nr.  188Ü.     *)  El).  Nr.  1887. 


ADAMKANB   VITA   COLUMBAE    UND   ttíliE   ABLEITUNGEN.         217 

(lie  irischen  Eio^ennameii  sind  oft  weggelassen.  Im  ersten  Bucli 
fehlen  c.  1  (8.  111—114);  c.  7  (S.  120);  c.  12-15  (S.  122—124;; 
c.  17,  18  (S.  124-125);  c.  20,  21  (8.  12Ö-127);  c.  23—27  (S.  128 
—  130);  c.  34-39  (S.  134—139)  und  der  Schlufs  von  c.  50  (S.  147  f.) 
„8iniili  scientia  .  .  .  seculoriim"  bis  auf  den  letzten  Satz,  der 
VDrhanden  ist.  Im  zweiten  Buch  fehlt  der  kurze  Epilog  des 
ersten  Kapitels  „Huius,  inquam,  libelli  . .  .  miracula"  (S.  153), 
ferner  c.  9  (S.  158),  c.  14  (S.  161),  der  zweite  Teil  von  c.  19 
(S.  164),  c.  20  (S.  164  f.),  c.  24  (S.  168),  c.  28  (8. 171),  c.  31  (S.  173). 
c.  39  (S.  180—184),  c.  44—46  (S.  188—191).  Im  dritten  Buch 
fehlt  nur  der  Epilog  von  c.  23  (S.  217—218)  von  „Post  horuni 
triualiuni"  an.  Dem  Inhalt  nach  sind  es  Kapitel,  die  Prophe- 
zeiungen über  irische  Verhältnisse,  Kriege  und  Fürsten  enthalten, 
oder  deren  Gegenstand  dem  Epitomator  wohl  zu  geringfügig  er- 
schien. Innerhalb  der  einzelnen  Bücher  sind  einige  unbedeutende 
Kapitel  Verschiebungen  vorgenommen;  II,  25  und  26  (S.  169—170) 
und  II.  19  und  18  (S.163f.)  sind  in  dieser  Reihenfolge  im  dritten  Buch 
nach  c.  6  (8. 198)  eingeschoben,  und  II,  29  und  30  (8. 172)  im  ersten 
Buch  nach  c.  43  (8.  142).  Dafs  wirklich  in  der  längeren  Fassung 
das  Original  von  Adamnan  vorliegt,  ergibt  sich  leicht i).  Adamnan 
verspricht  in  der  zweiten  Vorrede,  eine  Übersicht  über  Colurabas 
A\'under  zu  geben,  was  ja  auch  im  Eingangskapitel  des  ersten 
Buches  geschieht.  In  der  kurzen  Fassung  fehlt  dieses  Kapitel. 
Zum  ursprünglichen  Text  gehören  auch  die  Kapitelüberschriften, 
denn  sie  sind  manchmal  zum  Verständnis  unbedingt  nütig;  z.  B.  Í. 
49  (S.  145)  „a  supra  memorata  munitione  resident",  II,  15  (S.  161) 
„superius  memorati  sancti  viri",  III.  19  (8.  207)  „supra  memoratus 
Virgnous".  Bei  all  diesen  Stellen  kann  das  „supra  memoratus'- 
sich  nur  auf  die  Überschrift  beziehen.  Ferner  heilst  es  auch  in 
der  kürzeren  Fassung  I,  28  (8.130):  „Lugbeus,  gente  Mocumin, 
cuius  supra  mentionem  fecimus".  Der  Name  begegnet  vorher 
I,  15  (S.  123)  und  I,  24  (S.  129);  beide  Kapitel  fehlen  aber  im 
gekürzten  Text.  Ebenso  heilst  es  I,  32  (S.  133)  ..saepe  memoratum 
...fretunr';  der  Ausdruck  ist  nicht  verständlich  ohne  die  voraut- 
gegangenen  Kapitel  25—27  (S.  129 f.),  die  alle  in  der  kürzeren 
Fassung  fehlen.  Adamnan  erzählt  III,  23  (8. 211),  dafs  der 
Heilige  die  Insel  segnet,    „ut  in  supra  memorato  craxatum  est 


»)  Vgl.  Reeves  a.a.O.  S.  XXIII f.   (1.  Ausg.  S.  XI ff.,   93  Aum.  f,  124 
Anm.  b). 

Zeitschrift  f.  ceU.  PhUolojíie  XI.  15 


218  GERTRUD    BRÍ'NINO, 

libello";  die  Worte  beziehen  sich  auf  II,  28  (S.  171).  ein  Kapitel, 
das  ebenfalls  in  dem  kürzeren  Text  fehlt. 

A.   Die  Handschriften  der  längeren  Fassung. 
1.  Schaffhausen  1,.  VIII.  Jh..  früher  in  Keichenau,  fol.  1— 130'). 

Der  Schreiber  dieses  Codex,  der  zu  den  ältesten  und  kost- 
barsten Handscliriften  der  Schweiz  gehört,  ist  ein  Dorbbeneus. 
der  sich  am  Schlufs  des  AVerkes  nennt:  „pro  me  Dorbbeneo 
Dominum  deprecetur".  Er  ist  wahrscheinlich  identisch  mit  dem 
Abt  Dorbbeneus  von  Hi,  der  als  Nachfolger  Adamnans  713  starb. 
Demnach  wäre  die  Hand.schrift  vor  713  vollendet  gewesen.  In 
der  Folgezeit,  als  die  britischen  Inseln  unter  den  Einfällen  der 
Normannen  zu  leiden  hatten,  wurde  auch  Hi  heimgesucht,  und 
eine  neue  starke  Auswanderung  schottischer  Mönche  nach  dem 
Kontinent  setzte  ein.  Bei  einer  solchen  Gelegenheit,  vermutete 
Zimmer,  sei  dieser  Codex  zur  Reichenau  gelangt;  er  nimmt  825  an, 
als  Mönche,  die  vom  Tode  Blaithmacs  berichteten,  nach  Deutsch- 
land kamen 2).  Doch  wird  die  Handschrift  in  den  Reichenauer 
Bücherverzeichnissen  des  9.  Jahrhunderts^)  nicht  erwähnt. 

White  entdeckte  das  Manuskript  in  Reichenau,  und  eine 
von  ihm  be.sorgte  Abschrift  wurde  1047  von  Colganus  gedruckt. 
Vor  1795  mufs  die  Handschrift  nach  Schaft'hausen  gelangt  sein, 
denn  in  den  Miscellanea  des  Mauritius  Hohenbaum  van  der  Meer 
aus  dem  Kl.  Rlieinau,  der  1795  starb,  findet  sich  die  Notiz: 
,.Adaraanni  drey  Bücher  vom  S.  Columba.  .  .  Das  eigentliche 
Manuscrijit  vom  VIII.  Saeculo  (welches  vormals  in  die  Reichenau 
gehört)  befindet  sich  dermalen  in  der  Bürger-Bibliothek  zu  SchalT- 
hausen"  ■>).  Hier  ruhte  es  wieder  lange  in  der  Vergessenheit,  bis 
Keller  es  dort   in   der  Witte  des  vorigen  Jahrhunderts  fand^). 

*)  Vgl.  Reeves  S.  XXV,  ausführlich  seine  1.  Austi.  S.  XIII— XXIV  und 
Tafel  I,  II  u.  III.     Vgl.  uuten  Anin.  b. 

')  H.  Zimmer,  Neiinius  vindicatus,  Berlin  1893,  S.  238f.;  Neues  Archiv 
X\1I,  210.    Vgl.  schon  Reeves,  1.  Ausg.  S.  XXII  f. 

')  Gustav  Becker,  Catalogi  bihliothecarum  antiqui,  Bonn  1885,  S.  4  ff., 
16  ff..  10  ff.  Der  Sainmelhand  Nr.  387  im  Verzeichnis  von  821 '^2  (S.  12)  mit 
einer  Passio  oder  Vita  Columbao  (von  Sens?)  kann  die  Schaffhauseuer  Hand- 
schrift nicht  sein. 

♦)  Vgl.  Reeves,  1.  Ausg.  S.  XV. 

•')  Vgl. F. Keller,  Mittheilungen  der  Antiquarischen  Gesellschaft  in  Ziiriili 
VII,  3,  1851,  S.  85  und  Tafel  XIII,  1;  ferner  H.  Boos,  Verzeichnis  der  Inku- 
nabeln und  Handschriften  der  Schaffliauser  Stadtbibliothek,  1903,  Nr.l,  S:G7  und 


ADAMXANS    VITA    (  OI-IMUAK    L'Nl»    IHUI':    AMLEITUNGEN  219 

2.  London,  [iiitisches  ^[useuMi.  Cottonianus  Tiberius  D.  III. 
aus  dem  späteren  XII.  .111.,  fol.  11)2— 217 '), 

enthält  am  Schlufs  als  eigenes  Kapitel  einen  späteren  Zusatz 
über  die  Namen  von  Columbas  Scliülern  und  Verwandten-).  Dann 
folgt  eiu  Epilog  von  25  leoninisclien  Hexametern'*),  dessen  Ab- 
fassungszeit nach  Reeves  in  die  Jahre  1107—1114  fällt').  Die 
Handschrift  hat  durch  den  Brand  von  1731  stark  gelitten  und 
ist  auch  nicht  vollständig.  Es  fehlen  drei  Blätter  von  I,  2 
(S.  116)  „diebus"  bis  I,  22  (S.  128)  „genibus",  ferner  drei  Blätter 
von  I,  36  (S.  135)  „viro"  bis  I,  49  (S.  146)  „omnia  quae*'. 

3.  London,  Britisches  Museum^)  Add.  Ms.  35110,  ehemals  in 
der  Sammlung  von  Sir  Thomas  Phillipps'')  26075.  aus  dem 
späteren  XII.  Jh.  (vor  1195),  fol.  96v— 143, 

enthält  denselben  Anhang  über  Columbas  Schüler  und  Verwandte 
wie  die  vorhergehende  und  die  nächstgenannte  Handschrift,  und 
auch  im  übrigen  wird  die  Verwandtschaft  des  von  den  Heraus- 
gebern der  Vita  noch  nicht  benutzten  Codex  mit  diesen  beiden 
festgestellt").  Fol.  143  folgen  Auszüge  aus  Beda,  Hist.  eccl.  gent. 
AngL  V,  9  und  111,4,5:  „Sanctus  igitur  Columba  erat  primus... 
íidem  Christi  perceperint". 

4.  London,  Britisches  Museum^),  Regius  8.  D.  IX,  XV.  Jh., 
fol.  1—70, 

enthält  auch  am  Schlufs  die  Xamen  von  Columbas  Gefährten 
und  Verwandten.  Der  Anfang  der  Handschrift  fehlt  bis  I.  3 
(S.  117)  ,,haec  pu]ro  pectore". 

W.  M.  Lindsay,  Early  Irish  Minuscule  Script  (St.  Andrews  University  Publi- 
cations VI),  Oxford  1910,  S.  Iff.  und  Tafel  IL 

')  Vgl.  Reeves  a.  a.  0.  S.  XXVI  uud  die  Lesarten  S.  218—220  (1.  Ausg. 
S.  XXVII— XXXI  und  456—458). 

'■')  Bibl.  hag.  Lat.  Nr.  1888;  gedruckt  in  der  1.  Ausg.  von  Eeeves 
S.  245-247. 

')  Reeves,  1.  Ausg.  S.  XXIX.  *)  Eb.  S.  XXX. 

^)  Catalogue  of  Additions  to  the  Manuscripts  in  the  British  Museum  in 
the  years  1894—1899,  Loudon  1901,  S.  161. 

")  Vgl.  Liebermaun,  Neues  Archiv  X,  S.  592 ,  wo  26074  wohl  durch  ein 
Versehen  als  Signatur  der  Handschrift  angegeben  wird.  Vgl.  H.  Omout, 
Catalogue  des  Mauusoripts  Latins  et  Fran(,\ais  de  la  collection  PhiUipps  acquis 
en  1908  pour  la  Bibliotheque  Nationale,  Paris  1909,  S.  237. 

')  Vgl.  Catalogue  of  Additions  ...  a.  a.  0.  S.  161:  ,,a  text  of  the  longer 
recension,  very  closely  akin  both  to  Cotton  Ms.  Tib.  D.  Ill  and  to  Royal 
Ms.  8.  D.  IX.  though  the  three  seem  to  be  independent  of  one  another". 

«)  Vgl.  Reeves  S.  XXV  (1.  Ausg.  S.  XXIV— XXV). 

15* 


220  fJERTRÜn   BRÍNlNO. 

Die  Londoner  Handschriften  Cottanianus  und  Reg-ius  gehiiren 
nach  den  von  Reeves  angegebenen  Varianten  eng  zusammen, 
und  auch  Add.  Ms.  35110  ist,  wie  erwähnt,  nach  der  kurzen 
Angabe  des  Katalogs  dieser  Gruppe  anzureihen.  Kapitelverzeich- 
nisse des  2.  und  3.  Buches,  die  in  der  Schaffhausener  Hand- 
schrift fehlen,  finden  sich  in  Regius  und  Cottonianus^).  Beide 
Handschriften  enthalten  den  zweiten  Teil  von  II,  20  (8.  105). 
der  ebenfalls  in  der  Schafl'hausener  Handschrift  fehlt-).  Dagegen 
vermil'st  man  in  jenen  das  Ende  vom  III,  5  (S.  197)  von  ,.Cum- 
meneus  Albus"  ab,  den  Abschnitt  über  die  f'olumba-Schrift  des 
Cummeneus^).  Nach  Reeves^)  ist  die  junge  Handschrift  Reg.  8 
D.  IX  nicht  vom  Cottonianus  abhängig,  vielmehr  beide  von  einer 
gemeinsamen  Vorlage'*),  die  genauer  in  dem  zeitlich  späteren 
Regius  als  im  Cottonianus  abgeschrieben  ist,  Dafs  diese  Hand- 
schriften auf  die  Schaffhausener  als  (Quelle  zurückgehen,  läfst 
sich  aus  den  von  Reeves  angegebenen  Lesarten  nicht  erweisen; 
sind  die  Kapitel  Verzeichnisse  des  2.  und  3.  Buches  und  die 
zweite  Hälfte  von  II,  20  echt^),  so  ist  die  Selbständigkeit  dieser 
Handschriftengruppe  von  vornherein  erwiesen. 

B.   Die  Handschriften  der  kürzeren  Fassung. 

5.  St.  Gallen')  555,  IX.  Jh.,  fol.  1—83, 
unter  Abt  Grimald  (841 — 872)   geschrieben  nach  einem  auch  in 
Ratperts  Casus  S.  Galli  aufgenommenen  Bücherverzeichnis").   Am 
Schlüsse  der  Handschrift  befindet  sich  ein  Bild  von  Columba«). 

<■».  München '^')  6341,  ehemals  Freising  141,  X.  Jh.,  fol.  1—51. 

7.  München")  22241,  ehemals  in  Windberg,  XH.  Jh.,  fol.  13:^ 
—157. 

')  Über  die  dritte  Handschrift  bin  ich  niclit  näher  unterrichtet. 

")  Vgl.  unten  S.  231  Anra.  1.  =>)  Vgl.  unten  S.  259. 

*)  Vgl.  Reeves,  1.  Ausg.  S.  XXVIII. 

»)  Vgl.  S.  219,  Anm.  7.  «)  Vgl.  unten  S.  231,  Anm.  1. 

')  Vgl.  Reeves  S.  XXV  (1.  An.sg.  S.  XXVII  und  Tafel  4). 

")  fiustav  Becker,  i'atalogi  hibliotherarnra  antiqui,  Bonn  1885,  S.  49, 
Nr.  284  u.  S.  .50,  Nr.  08  u.  Rutiierti  Casus  8.  Galli,  hrsg.  von  Meyer  von  Knoniui 
in  Mittheilungen  zur  vaterliindischcn  Goschichte,  Band  XIII,  St.  (íallen  1872, 
S.  48,  sowie  Mon.  Germ.  Script.  II,  S.  70:  „Vitam  sancti  ('olumbae  in  voluni.  1". 

'■>)  Vgl.  Reeves,  1.  Ausg.,  Tafel  V. 

'«)  Vgl.  Reeves  S.  XXV  (1.  Ausg.  S.  XXVI  und  Tafel  4). 

")  Vgl.  Reeves  S.  XXV  (1.  .\u.sg.  S.  XXV)  und  Analecta  Bollandiana 
XVII.  1898,  S.  109. 


ADAMNANS    VITA    COLUMIUK    INI)    IIIKK    AHLEITUNGEN.         221 

Die  noch  nicht  benutzten  Handschriften: 

8.  Heiligenkreuz  I)  12,  Ende  des  XIL  Jh.,  fol.  222^— 236, 

9.  ZwettP)  24,  XIII.  Jli, 

10.  Admunt^')  24,  XIII.  Jh.,  fol.  172^—185. 

11.  Wien').  Hofbibliothek  Lat.  336,  XIII.  Jh.,  fol.  294^— 310^ 

12.  Melk«),  M.  5,  XV.  Jh.,  fol.  151^— 172\ 

sind  Exemplare  des  bald  nach  1181  angelegten  grofsen  öster- 
reichischen Legendars  und  vielleicht,  wie  häufig •'•)  dem  Text  der 
Windberger  Handschrift  (Nr.  7)  verwandt. 

13.  HeidelbergG),  ehemals  in  Salem  9,  31,  XIII.  Jh.,  fol.  113^ 
— 135'  (noch  nicht  benutzt), 

steht  München  6341  und  St.  Gallen  555  nahe.  Der  Text  ist 
genau,  besonders  bei  irischen  Eigennamen.  Zwei  Blätter  fehlen, 
von  1,3  (S.  117)  „omni  reverentia"'  bis  1,22  (8.128)  „se  cibunr', 

14.  Dublin,  Primate  Marsh's  Library  V.  3,  4,  XV.  Jh.,  fol.  39 
— 5D,  der  Codex  Kilkenniensis  von  Colgan  und  Ard- 
machanus von  Fleming'), 

weist  manche  willkürliche  Abweichungen  auf,  Umstellungen  von 
Satzgliedern  und  Kapiteln  sowie  Auslassungen,  so  des  ersten  Teils 
von  II,  41.  Sonst  latinisierte  Eigennamen  sind  hie  und  da  nicht 
nur  durch  irische  Formen  ersetzt,  sondern  zuweilen  auch  in 
irischer  Schrift  geschrieben. 

15.  Wolfenbüttel,  ehemals  Helmstedt  322,  XV.  Jh..  fol.  317'— 338\ 
Avahrscheinlich  aus  dem  Kloster  Klus  bei  Gandersheim*),  enthält 
nach  einer  freundlichen  Mitteilung  der  Bibliotheksverwaltung 
ebenfalls  die  kürzere  Fassung. 


')  Handschriften  Verzeichnisse  der  Cistercienser- Stifte  der  Österreich - 
Ungarischen  Ordensprovinz  (Xenia  Bernardina  11,1),  Wien  1891,  S.  121  und 
Analecta  Bollandiana  XVII,  65;  vgl.  Reeves,  1.  Ausg.  S.  XXXI. 

-)  Xenia  Bernardina  a.  a.  0.  S.  311  und  Anal.  Boll.  XVII,  65. 

3)  Anal.  Boll.  XVII,  65;  Reeves,  1.  Ausg.  S.  XXXI. 

«)  Eb.  S.  65. 

-')  Eb.  S.  25,  26  und  99  £f. 

«)  Vgl.  Archiv  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde  IX,  1847.  S.  582; 
Reeves,  1.  Ausg.  S.  XXXI  Nr.  3. 

')  Vgl.  Reeves  S.  XXV  (1.  Ausg.  S.  XXV f.);  Plummer  a.a.O.  I,  S.IXff. 

*)  0.  v.  Heinemann ,  Die  Handschriften  der  Herzoglichen  Bibliothek  zu 
Wolfeubüttel  1, 1,  1884,  Xr.  357,  S.  268. 


222  GERTRUD   BRÜNINfi, 

Die  Handscliriften  der  kürzeren  Fassung  haben  wolil  keine 
selbständige  Bedeutung,  sondern  gehen  anscheinend  auf  die 
SchalThausener  Handschrift  zurück,  soweit  sicli  nach  dem  Abdruck 
des  Windberger  Textes  durch  Canisius  und  den  von  Keeves 
mitgeteilten  Lesarten  der  St.  Galler,  Dubliner  und  Freisinger 
Handschrift  vermuten  läfst.  Doch  bedarf  die  Frage  noch  einer 
näheren  Untersuchung. 

C.  Eine  andere  kürzere  Auswahl  aus  dem  Werke  Adamnans 
(Bibl.  hag.  Lat.  Nr.  1880)  enthalten  drei  Handschriften  der  Mosel- 
gegenden, 

IG.  Metz  523,  XL  Jh.,  aus  St.  Arnulf  in  Metz,  fol.  19-51'), 

17.  Paris  5308,  XIL  Jh.,  fol.  287^— 2922)  und 

18.  Paris  5278,  XIIL  Jh.,  fol.  393-399 »). 

Dieser  Text  beginnt:  „Sanctus  Columbanus,  de  nobilissima 
Scottorum  ortus  itrogenie,  volens  exulare  propter  Deum,  in 
Britanniam  transnavigavit,  ubi  paganum  usque  tunc  teraporis 
rictorum  populum  per  suam  industriam  divinis  virtutibns  et 
maximis  prodigiis  roboratam  Domino  lucratus  servus  fidelis 
adeptus  est.  Vir  ergo  vitae  venerabilis  ac  beatae  memoriae..." 
Es  folgt  nach  den  mir  allein  zu  Gebote  stehenden  Angaben 
der  Bollandisten  über  die  3.  Hs.  anscheinend  nur  die  zweite 
Praefatio  (S.  100—108),  sodann  das  erste  Kai)itel  vom  Buch  I 
(S.  111—114)  und  III,  1(}— 23  (S.  204—217)  bis  zu  den  Worten 
„per  omnia  saecula  saeculorum". 

Einen  noch  geringeren  Teil  enthält 

19.  Le  Mans  217,  XIL  Jh.,  fol.  102^—106^^). 

Der  Anfang  lautet:   „De  beato  Tolumba  abbate  mirificae  sancii- 
tatis  viro,  cuius  vita  ho(^  in  volumine  sefiuitur  latius  descrij>ia, 

•)  Vgl.  KruEch,  Mon.  Germ.,  8S.  rerum  Merov.  IV,  .S.  42  und  lonae  Vitae 
Sanrtorum  (Script,  rerum  Germ.),  1905,  S.  97;  Catalogue  general  des  mss.  des 
hibliothéqiies  imbliqnes  des  départements  (4")  V,  187'J,  .S.  19.').  Die  Hs.  wird 
in  dem  Katalog  von  St.  Arnulf  von  1G7H  erwähnt,  den  der  Herausgeber  Ph.  Lauer 
(Bibliothf-que  de  l'É<ole  de.s  chartes  LXIII,  1902,  8.  Ó02  Nr.  12)  irrtumlich  auf 
St.  Arnulf  in  Crepy  bezogen  hat  (vgl.  Levison,  Neues  Archiv  XXIX,  1904,  8.51 1). 

*)  Vgl.  Catalogus  codifura  hagiograiihicoruni  Latinorum  .  .  .  qui  asser- 
vautur  in  ßibliothecA  Natiouali  Parisiensi,  Brüssel  1890,  Bd.  II,  S.  71. 

')  Eb.  I,  1889,  S.  477. 

*)  Vgl.  Catalogue  general  des  manusrrit«  des  bibliotheques  publiques 
de  France,  Departements  XX,  1893,  S.  149  und  Analecta  Bollandiana  XII,  52; 
dazu  eine  Mitteilung  von  Prof.  Levison. 


ADAMNANS    VITA    COM'MHAE    UND    IIIIiE    AHI.EITUNGEN.         22o 

([iiid  etiam  vir  eruditissinuis  Beda  i)resbytei'  in  suis  libiis,  (iiios 
de  gestis  edidit  Anglorum,  memoriae  mandaverit  posterorum,  in 
piimordio  liiiiiis  egregii  abbatis  aKiue  sacerdotis  vitae  ratum 
diiximus  praenotandum,  ut  fides  liuius  almae  vitae  in  praecordiis 
legentium   artius   infigatur.     Sanctus   igitur  Columba   nobilibus 

fuerat  parentibus  oriundus,  patrem  liabens  Fedilmittum 

laetificabatur  praecordiis"'.  Es  folgt  also  nicht  Beda,  aus  dem 
die  Vorlage  der  Handschrift  Auszüge  enthalten  haben  wird'), 
sondern  der  Schlufs  der  zweiten  Vorrede  (S.  107),  sodann  I,  1 
(S.  111— 114)  bis  „praegustet  dapes",  endlich  111,22-23  (S.  209 
— 217)  bis  zu  derselben  Stelle  „gloria  et  Imperium  in  saecula 
saeculorum.  Amen". 
Endlich 

20.  Florenz,  Biblioteca  Laurenziana,  Asburnham  58  (15),  XII.  Jh., 
einst  im  Besitz  von  Pierre  Pithou,  fol.  117—1312), 

enthält  eine  Überarbeitung  der  Vita  Adamnans;  auf  den  Prolog 
,,Sanctorum  i)atrum  ([ui  in  Oriente  vita  et  moribus  claruerunt . .  . 
apertiori  stilo  melioramus"  folgt  die  Vita  „Vir  itaque  venerabilis 
i'olumba  nobilibus  parentibus-'.  Sie  endet  unvollständig  in  III,  22 
(S.  210).  da  fol.  127—138  die  eine  Hälfte  der  zweispaltigen  Seiten 
weggeschnitten  ist:  „sed  propius  non  permittuntur  accedere  ad 
eelos  reversuri.    Et  quod  michi"'. 

Nicht  unterrichtet  bin  ich  über  die  Textgestalt  einer  vierten 
Londoner  Handschrift: 

21.  London,  Britisches  Museum,  Add.  Ms.  19726,  XL  Jh., 
fol.  593), 

ebensowenig  über 

22.  Paris  5323,  XIIL  Jh.,  fol.  133—140,  durch  Blätterausfall 
unvollständige).  Voraus  gehen  Teile  von  Bedas  Hist.  eccl. 
111,4-6. 


')  Vgl.  Paris  5323  (unteu  Nr.  22). 

')  Vgl.  L.  Delisle,  Notices  et  extraits  des  mamiscrits  de  la  bibliotheque 
Nationale  XXXII,  1,  Paris  1886,  S.  35  und  B.  Krusch,  Neues  Archiv  XII,  423; 
C.  Paoli,  I  codici  Ashburnhamiani  della  K.  Biblioteca  Mediceo-Laiirenziana  I 
(Indici  e  cataloghi  VIII),  1887,96,  S.  27,  Nr.  14. 

3)  Catalogue  of  Additions  to  the  Manuscripts  in  the  British  Museum 
in  the  years  1854—1860,  London  1875,  S.  2. 

*)  Catalogus  codicuni  hagiograph.  Latin.  Paris  II.  221. 


221  GERTRUD    BRÜNTNG. 

Verschollen  ist  eine  Handschrift,  die  sich  im  XTI.  Jh.  zu 
St.  Peter  in  Salzburg  befand i),  und  eine  von  Canisius  erwähnte 
in  Rebdorf^). 

Hardy  a.  a.  0.  Nr.  498  zählt  noch  mehrere  Handschriften 
von  Viten  Columbas  auf: 

1.  „Ms.  Vienna.  3.  Mss."  Abgesehen  von  dem  Text  des  sogen. 
Cummeneus  (vgl.  unten  S.  260  ff.)  in  der  k.  k.  Privat-Fideikommifs- 
Bibliothek  kann  ich  nur  eine  Handschrift  in  Wien,  Nr.  336,  nach- 
weisen (oben  Nr.  11)  an  Hand  der  Tabulae  codicum  manuscrip- 
torum  in  Bibl.  Palatina  Vindobonensi  asservatorum,  1864  ff. 

2.  ..Ms.  Monast.  Tegernsee  in  Bavaria.  XIII  cent." '^).  Viel- 
leicht liegt  eine  Verwechslung  mit  der  Vita  Columbani  des  lonas 
vor.  Die  Münchener  Handschriften  aus  Tegernsee  enthalten 
diese  freilich  nicht;  aber  Handschriften  des  gleichen  Klosters 
sind  in  die  Bibliothek  des  Fürsten  von  Oettingen- Wallerstein  in 
^[aihingen  gekommen,  und  es  könnte  sich  um  Hs.  I.  2,  4<'.  6 
handeln*),  aus  dem  11.  und  beginnenden  12.  .Jh.,  die  fol.72— 108 
Jonas"  Vita  Columbani-')  und  fol.  148 — 153'  eine  Passio  Columbae 
virginis  Senonensis  (Bibl.  hag.  Lat.  1896)  enthält  und  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  aus  Tegernsee  stammt. 

3.  „M.S.  Bibl.  Publ.  Orleans  172.  veil.  fol.  XV  cent".  Diese 
Hs.  ist  nach  dem  „Catalogue  general  des  manuscrits  des  bi- 
bliotheques  publiques  de  France,  Dép."  XII,  1880,  S.  96  die  Hs. 
195  (172).  XIV.  Jh.,  fol.  54'  mit  einer  Passio  der  Columba  von 
Sens  (Bibl.  hag.  Lat.  1893/95). 

2i\.    Die  Ausgaben  der  kürzeren  Fassung. 

Der  Text  der  Windberger  Handschrift  wurde  zuerst  ge- 
druckt, anscheinend  einer  der  unzuverlässigsten  Handschriften 
der  kürzeren  Fassung.     Sie  gab  heiaus 


')  Gustav  Becker,  Catalogi  bibliothecanun  aiitiqui.  Bdiiii  1H85,  fc^.  236, 
Nr.  179. 

^)  Reeves,  1.  Aubg.  S.  XXV  hält  sie  ohne  geuiisen'lc  (íriiiide  fur  identisrh 
mit  der  Windberger  Hs.  (Nr.  7).  t'ber  Kehdorfer  Hss.  s.  (í.  Leidinger,  Neues 
Archiv  XXXIII,  1fK)8.  S.  llil  ff. 

')  Vgl.  Reeves,  1.  Ausg.  S.  XXXI. 

♦)  Vgl.  Wattenbach,  Neues  Archiv  VII,  1881,  S.  171  f. 

^)  Vgl.  B.  Krusch ,  louae  Vitae  Sanctorum,  S.  74  f. 


ADAMNAXS    VITA    COLUMBAK    UND    IHKK   ABLEITUXGKN.         2'Ji> 

llt'iniich   Can  is  ins;    Antiqiiae   lectionis    torn.  V,  2,    Ingolstadt 

1604,  8.  550 — 621 ').  Auf  seinem  Abdruck  beruhen  alle  späteren 

Ausgaben,  so  zuerst  der  erweiterte  vierte  Abdruck  des 
Laurentius  Surius,    De   probatis   sanctorum   vitis,   Cöln   1618, 

Junius,  S.  144— 161 -j; 
Thomas  Messingham,  Florilegium  insulae  sanctorum  seu  vitae 

et   acta   sanctorum   Hiberniae,   Paris  1624,   S.  144  — 182,   der 

dem  Text  Kapitelüberschriften  hinzufügt; 
.lacob  Basnage,  Thesaurus  monumentorum  ecclesiasticorum  et 

historicorum  sive  Henrici  ( 'anisii  lectiones  antiquae,  Amsterdam 

1725,  Bd.  I,  S.  678—708,  und 
J.  P.  Migne,  Patrol ogiae  cursus  completus,  Series  Latina,  tom.  88, 

Paris  1850,  S.  725—776. 

2b.   Die  Ausgaben  der  längeren  Fassung. 

Johannes  Colganus.  Triadis  Thaumaturgae  seu  divorum  Patricii. 
Columbae  et  Brigidae  .  .  .  Acta,  Lovanii  1647,  S.  336—372, 
beruht  auf  einer  Abschrift  des  Schaffhausener  Codex,  die  von 
einem  Jesuiten  White  angefertigt  worden  war. 

Franciscus  Baertius,  Acta  Sanctorum  Junii  II,  Antwerpen  1608, 
S.  197—236,  gibt  den  Text  ebenfalls  auf  Grund  einer  Kopie 
von  White. 


0  Bei  James  Us s her,  Vetenim  epistolarum  Hibernicarum  Sylloge, 
Dublin  1632,  S.  42-44,  und  in  späteren  Nachdrucken  (so  Herborn  1696, 
S.  40—41 ;  The  Whole  Works  of  the  most  rev.  James  Ussher  IV,  Dublin  um 
1850,  S.  454— 456)  findet  sith  der  1.  Prolog  und  der  Epilog  von  Adamnans  Vita 
abgedruckt.  Ussher  macht  liber  seine  Vorlagen  folgende  Angabe  (vgl.  Herbem 
1696,  S.  41):  „libri  eiusdeni  tres  de  S.  Columba,  cuius  operis  Prologum  paulo 
correctiorem  ex  Ms.  nostro  hie  damns :  addito  etiam,  ex  alio  Cottouianae  biblio- 
thecae  codice,  Epiloge  hactenus  inedito".  Der  Prolog  ist  nach  den  Lesarten 
von  Reeves  zweifellos  der  Handschrift  Dublin,  Primate  Marsh's  Library  V,  3,  4 
(Nr.  14)  entnommen  (zu  deren  Benutzung  durch  Ussher  vgl.  Plummer  a.a.O.  L 
S.  XrV  Anm.  4),  der  Epilog  stammt  aus  dem  Cottonianus  (Nr.  2;  vgl.  Reeves. 
1.  Ausg.  S.  XXVIII). 

*)  Auf  dieser  Ausgabe  von  Surius  beruht  die  Vita  Columbae  von  Benedict 
Gonon,  Vitae  et  seutentiae  patrum  occidentis.  Lugduni  1625.  S.  420 — 422, 
nach  einer  Angabe  Gonons  selbst:  ,.Ex  illa  prolixa,  quam  scripsit  Adamnanus 
Abbas  Insulae  Hueusis  in  Scotia''  und  der  Randbemerkung:  ,.apiid  Surium 
auctum  novissime  Coloniae  Impressum".  Diese  Vita  ist  ein  Auszug  aus  Surius, 
also  aus  der  Windberger  Handschrift  mit  allen  Fehlern  und  Ungenauigkeiten 
dei-selbeu. 


'JlIG  GERTRUD    HRÍ'NIXÍÍ, 

.lohannes  Pink  er  ton,  Vitae  antiquae  sanctorum,  qui  liabitaverunt 
in  ea  parte  Britanniae  nunc  vocata  Scotia.  London  1780, 
S.  47—187  (vgl.  S.  VII),  folgt  einer  Hs.  des  Britischen  Museums, 
Regius  8  D.  IX  (vgl.  oben  Nr.  4).  Der  Anfang  jedoch,  der  in  der 
Handschrift  fehlt,  ist  gleich  manchen  Lesarten  aus  Canisius 
entnommen. 

A\'illiam  Keeves,  The  Life  of  St.  Columba,  Dublin  1857,  gedruckt 
für  die  Irish  Archaeological  Society  und  für  den  Bannatyne 
Club,  legt  vor  allem  die  Schafl'hausener  Handschrift  zu  Grunde, 
benutzt  aber  auch  Brit.  Mus.  Keg.  8.  D.  IX,  St.  Gallen  555, 
München  6341  und  22241  sowie  Dublin,  Primate  Marsh's 
Library  V,  3,  4.  Die  Lesarten  des  Cottonianus  finden  sich 
S.  456 — 458.  Auf  dieser  bisher  besten  Ausgabe  mit  ihrer 
grofsen  Einleitung  und  den  reichen  Erläuterungen  beruht  der 
2.  Abdruck: 

William  Reeves,  Life  of  St.  Columba  (^^  The  Historians  of 
Scotland,  vol.  VI),  Edinburgh  1874,  mit  Kürzungen  und  Zu- 
sätzen in  den  Anmerkungen,  besorgt  von  \\.  F.  Skene,  unter 
Beigabe  einer  englischen  Übersetzung. 

W.  M.  Metcalfe,  Pinkerton's  Lives  of  the  Scottish  Saints,  revised 
and  enlarged  I,  Paisley  1889,  S.  73—209,  benutzt  für  seinen 
Text  auch  die  von  Reeves  mitgeteilten  Lesarten.  Die  letzte, 
nützliche  Ausgabe  von 

.1.  T.  Fowler,  Adamnani  Vita  S.  Columbae,  Oxford  1894,  folgt 
dem  Text  von  Reeves,  mit  einigen  willkürlichen  ortho- 
graphischen Änderungen,  kurzen  Anmerkungen  und  einer 
brauchbaren  Einleitung. 

Auch  ein  künftiger  Heransgeber  wird  vor  allem  die  wert- 
volle Hs.  in  Schaft'hausen  zu  Grunde  legen  müssen.  Doch  sind 
auch  die  übrigen  Hss.  lieranzuziehen,  zumal  der  Versuch  der 
Aufstellung  eines  Stammbaums  noch  gai-  nicht  unternommen  ist. 
Von  der  kürzeren  Fassung,  die  dem  Schaffhausener  Codex  jeden- 
falls verwandt,  vielleicht  davon  abhängig  ist,  sind  namentlich 
die  alten  Handschriften  St.  Gallen  555  und  München  G341  zu 
untersuchen,  andererseits  die  Handschrift  in  Dublin,  Primate 
!\[arsh's  Librai-y  V,  3,  4,  um  nachzuprüfen,  ob  vielleicht  dem 
Dubliner  in  Pjuzelheiten  abweichenden  Text  eine  selb.ständige 
Bedeutung  gegenüber  den  deutschen  Handschriften  zukommt. 
Bei  den  bis  jetzt  noch  nicht  benutzten  Exemplaren  des  grofsen 


ADAMNANS    VITA    COLUMBAK    UND    HIRE   ABLEITUNííEN.         2\lí 

(»steiit'ichisclien  Legeiidars  wird  man  sich  meist  auf  Stichprobpii 
boscliränkei)  können,  da  ihre  Fassung  ziemlich  genau  über- 
einstimmen wird.  Für  den  längeren  Text  sind  in  gröfserem 
liaise  als  bisher  vor  allem  die  Handschriften  des  Britischen 
.Museums  zu  berücksichtigen,  um  zu  entscheiden,  welchen  selb- 
ständigen Wert  sie  gegenüber  der  Schaffhausener  Handschrift 
besitzen.  Vielleicht  tragen  auch  die  Mosel-Handschriften  dazu 
bei,  manche  noch  bestehende  Schwierigkeit  zu  lösen. 

3.   Zeit  und  Ort  der  Entstehung  der  Vita. 

Genaue  Angaben  über  Zeit  und  Ort  der  Entstehung  des 
Werkes  fehlen.  Baertius')  vermutete,  dafs  die  Biographie  Co- 
liimbas  kurz  vor  Adamnans  Tod  in  Irland  geschrieben  sei.  Reeves-), 
Geyer 3),  Fowler^)  u.a.  nehmen  dagegen  an,  dafs  Adamnan  die 
Vita  zwischen  6i>2  und  697  in  Hi  verfafst  habe.  Was  zunächst 
den  Entstehungsort  anbelangt,  so  weisen  einige  Redewendungen 
im  Text  mit  Bestimmtheit  auf  Hi  hin: 

I,  1  (S.  111)  „hac  nostra  de  insula  . . .  primaria'*, 
I,  30  (S.  131)  „nostro  huic  monasterio", 

I.  37  (S.  136)  „no.strum  monasterium*', 

II,  28   (S.  171)    „huius    insulae    terrula;    totam    hanc   nostram 
. . .  insulam", 

11,  45  (S.  189)  „nostri  nautae;  nostrum  .  .  .  monasterium*', 

II,  46  (S.  191)  „nos  et  in  his  nostris  insulis"  (was  nach  dem  Inhalt 
des  Kapitels  Irland  ausdrücklich  ausschliefst), 

III,  19  (S.  207)  „huic  praefuit  ecclesiae*', 

III,  23  (S.  217)    „in   hac  parva   et  extrema  oceaui  Britannici 
commoratus  insula". 

Aus  der  Vita  geht  ferner  hervor,  dafs  Adamnan  zur  Zeit 
der  Abfassung  schon  Abt  war,  denn  er  bezeichnet  verschiedentlich 
Failbhe,  der  679  starb,  als  seinen  Amtsvorgänger ^).  Genauere 
Angaben  über  die  Entstehungszeit  gibt  Adamnan   selbst.    Bei 


')  Acta  Sanctorum  Junii  II,  190,  §  3. 

2)  Reeves  S.  CLV. 

')  Geyer,  Adamuanus  I,  S.  5. 

*)  Fowler  S.  LXXXIH. 

*)  1, 1  (S.  113)  „meus  decessor,  noster  abbas  Failbeus".  I,  3  (S.  118) 
..meo  deces8ore  Failbeo".  Vgl.  die  Übei-schrift  von  III,  19  iS.  207):  „ecclesiae. 
...  cui  ego,  iudignus  licet,  deservio". 


2'28  GERTRUD   BRÜNING, 

der  Erzählung-  von  der  Pest  schreibt  er  II,  4G  (S.  191):  ..et  in 
Saxonia,  regem  Aldfridum  visitantes  amicum.  adhuc  non  cessante 
ppstilentia,  .  .  .  ita  tarnen  nos  Dominns  et  in  prima  post  bellum 
Ecfridi  visitatione  et  in  secunda  interiectis  duobus  annis  .  .  . 
liberavit".  Dieses  „bellum  Ecfridi"  kann  nur  dessen  Feldzug 
gegen  die  Pikten  bedeuten,  auf  der  er  am  20.  Mai  085  den 
Tod  fand;  denn  an  der  gleiclien  Stelle  wird  Aldfrid  als 
„rex"  bezeichnet,  der  auf  Ecgfrid  folgte i).  Auf  die  erste  Reise 
Adamnans  bezieht  man  die  Nachricht  der  irisclien  Annalen  087 -): 
„Adonmanus  captivos  reduxit  ad  Hiberniam  LX",  so  dafs  die 
Vita  nicht  vor  089  entstanden  sein  könnte,  indem  Adamnan,  wie 
er  angibt,  seine  zweite  Reise  zu  Aldfrid  zwei  Jahre  nach  der 
ersten  unternahm  ^);  wenn  man  von  dieser  Angabe  der  Annalen 
absieht,  deren  Beziehung  doch  nicht  ganz  sicher  ist,  ergibt  sich 
088  als  vordere  Grenze.  Über  Adamnans  Tod  berichtet  Tighernacli 
zum  Jahre  704 ^):  „Adamnanus  77.  anno  etatis  .sue  in  IX.  Kl. 
Octimbris,  abbas  le  pausat'-).  Die  Angabe,  dafs  Adamnan  am 
23.  September  gestorben  sei,  stellt  in  Elinklang  mit  Bedas  Bericht, 
dafs  er  das  Osterfest  nach  kanonischer  Weise  in  Irland  gefeiert 
habe  und  in  Hi  vor  dem  nächsten  Osterfest  gestorben  sei,  um 
nicht  wieder  den  Streit  im  folgenden  Jahie  erleben  zu  müssen. 
Die  Vita  ist  also  zwischen  088  und  704  in  Hi  entstanden. 
Genauer  läfst  sich  das  Entstehungsjahr  wohl  nicht  bestimmen. 
Reeves'')  und  Geyer')  glauben  freilich,  dafs  Adamnan  die 
Biograi)hie  schon  vor  097  verfafst  habe.  Xacli  Reeves  soll  nämlich 
Adamnan  die  sieben  letzten  Jahre  seines  Lebens  mit  Ausnahme 


»)  Über  die  Zeit  vgl.  die  Belege  bei  Levisou,  S.S.  R.  Merov.  VI,  238, 
Aum.  4  und  254,  Aiini.  IJ. 

*j  lu  deu  Ulster-Aiinakii,  die  die  Reise  Adanuians  ein  Jabr  fiüber  an- 
setzen (Annais  of  Ulster  ed.  W.  M.  Hennessy  I,  Dublin  1887,  iS.  13ö),  sind  alle 
Nachrichten  von  487  bis  1014  um  ein  Jahr  verschoben  (vgl.  u.  a.  B.  Mac 
Carthy,  eb.  IV,  1901,  S.  XCVI  ff.;  J.  B.  Bury,  The  Life  of  8t.  Patrick,  London 
1905,  S.  280).  Vgl.  Annales  Tigbernachi ,  0' Conor,  Rerura  Hibernicarnm 
Scriptores  II,  Buckingham  1825,  8.214;  ed.  Stokes,  Revue  celtique  XVII,  210. 

»)  Über  Adamnans  Reisen  zu  Aldfrid  vgl.  Beda,  Hist.  eccl.  V,  15,  21 
(ed.  C.  Plummer,  Baedae  Opera  historica  I,  Oxford  1896,  S.  315, 344;  vgl.  eb.  II,  301). 

♦)  0' Conor  a.  a.  0.  S.  221;  Stokes,  a.  a.  0.  S.  219. 

^)  Vgl.  die  Annalen  von  Ulster  a.  703,  a.a.O.  I,  152  (ohne  Tagesangabe) 
und  die  Annales  Cambriae,  hrsg.  von  Williams  ab  Ithel,  London  1860,  S.  8. 
Zu  705  die  Annales  Laureshamenses  (Mon.  Germ.,  SS.  I,  22):  „Dormitio  [A]dora- 
naui  abbalifi". 

*)  Reeves  S.  CLV.  ')  Geyer,  Adamnanus  I,  S.  5. 


ADAMNANS    VITA    COI-l'MBAR    IND    IHRE    AHLKITUNGEN.         229 

der  letzten  Monate  in  Irland  zug-ebracht  haben,  um  dort  für  die 
Saclie  Korns  zu  wirken.  Die  Annalen  verzeichnen  nämlich  Reisen 
Adamnans  nach  Irland  G92  und  697.  Aber  daraus  zusammen 
mit  jenem  Bericht  Bedas  kann  man  nicht  schliefsen.  wie  auch 
Plummer»)  schon  bemerkt  hat,  dafs  Adamnan  von  697  an  un- 
unterbrochen in  Irland  geweilt  hat.  Es  bleibt  also  der  Spielraum 
von  688  bis  704  für  die  Entstehungszeit  der  Vita  Columbae  bestehen. 

4.   Die  Anlage  der  Vita  Columbae;  Adamnans  Sprache 

und  Stil. 

Die  Biographie  des  hl.  Columba  von  Adamnan  gehört  in  die 
Frühzeit  der  irischen  Hagiographie  und  gewährt,  wie  wenige 
Erzeugnisse,  einen  Einblick  gerade  in  die  Anfänge  dieser 
Literaturgattung,  die  sich  später  so  phantastisch  und  eigenartig 
gestaltet,  indem  das  Werk  neben  typischen  Zügen  doch  auch 
viel  Persönliches  aufweist. 

Adamnan  eröffnet  die  Lebensbeschreibung  Columbas  mit 
zwei  Vorreden.  Die  erste  ist  eine  Art  Geleitsformel,  wie  sie 
im  ]\Iittelalter  üblich  ist.  Der  Verfasser  bittet,  teilweise  im 
Anschlufs  an  Sulpicius  Severus^),  namentlich  den  Leser  um 
Glauben,  beteuert  seine  Objektivität  und  betont  den  Gegensatz 
zu  den  Rhetoren.  Das  Thema  der  zweiten  Vorrede  bildet  Columba 
und  dessen  Biographie.  Nachdem  Adamnan  von  dem  Namen 
seines  Heiligen  und  einer  Prophezeiung  vor  seiner  Geburt  erzählt 
hat,  legt  er  den  Plan  seines  Werkes  dar.  Die  Vita  soll  in  drei 
Bücher  zerfallen,  „quorum  primus  propheticas  revelationes. 
secundus  vero  divinas  per  ipsum  virtutes  effectas,  tertius  angelicas 
apparitiones  continebit  et  quasdam  super  hominem  Dei  caelestis 
claritudinis  manifest ationes''  (S.  107).  Die  Vorrede  schliefst  mit 
einem  kurzen  Überblick  über  des  Heiligen  Leben  bis  zu  seiner 
Auswanderung  nach  Hi,  wo  er  nach  Adamnan  34  Jahre  als 
,.miles  insulanus"  lebte.  Ein  Versuch  einer  Charakteristik  seines 
Helden  beendet  diese  biographische  Übersicht.  Ihr  entspricht 
als  erstes  Kapitel  des  ersten  Buches  eine  gedrängte  Zusammen- 
fassung seiner  bedeutendsten  Wundertaten,  „ut  avidior  lector 
breviter  perscripta  quasi  dulciores  quasdam  praegustet  dapes*' 
(I,  1,  S.  114). 

1)  Plummer  a.  a.  0.  II,  S.  302.    Unbrauclibar  sind  die  Zeitangaben  der 
wertlosen  Vita  Geraldi  c.  15  (Plummer,  Vitae  II,  lU:  vgl.  I,  S.  LXXIf.). 
•-)  Vgl.  unten  S.  247. 


230  GERTRUD   BRÜNING. 

Entsprechend  dem  Plan,  den  er  in  seiner  Vorrede  ent- 
wickelt hat,  handelt  das  erste  Buch  von  den  Prophezeiungen 
des  Heiligen.  Diese  Erzählungen  sind  wenigstens  teilweise  nach 
einem  bestimmten  Plan  geordnet,  indem  Adamnan  Weissagungen, 
die  sich  dem  Inhalt  nach  ähneln,  zusammenstellt.  So  erölYnen 
Prophezeiungen  über  irische  Heilige  und  andere  hervorragende 
Personen  das  erste  Buch  c.  2  — G  (S.  114—119).  Es  folgen 
Columbas  Vorhersagen  über  Kriege,  Könige  und  Fürsten,  c.  7 — 15 
(S.  120 — 124).  Er  kündet  seinen  Mönchen  und  Fremden  Zu- 
künftiges voraus,  c.  1(5—22  (S.  124 — 128).  Die  folgenden  Proi)he- 
zeiungen  beziehen  sich  auf  das  Schriftwesen,  das  in  den  irischen 
Klöstern  eine  so  wichtige  Rolle  spielt,  c.  23—25  (S.  128—129). 
Er  offenbart  die  Ankunft  von  Pilgern  auf  der  Insel,  c.  20,  27 
(S.  129 — 130).  Im  Geiste  sieht  er  den  Untergang  einer  Stadt 
in  Italien,  c.  28  (S.  130).  Es  bleibt  ihm  nicht  verborgen,  wie 
seine  Mönche  fern  von  ihm  auf  dem  Felde  schwere  Arbeit  ver- 
richten, c.  29  (S.  131).  Er  verkündet  den  Tod  und  sieht  die 
Strafen  der  Bösen  voraus,  c.  31 — 39  (S.  132 — 138).  Sünden,  die 
an  andern  Orten  geschehen,  bleiben  ihm  nicht  unbekannt,  c.  -10, 
41  (S.  139 f.).  Der  Tod  von  Menschen,  die  fern  von  ihm  sind, 
wird  ihm  in  einer  Vision  kund,  c.  42,  43  (S.  140—142).  Auch 
Verkleidungen  durchschaut  er,  c.  44  (S.  142).  Noch  einmal  folgen 
Weissagungen  über  Tod  und  Unglücksfälle,  c.  45—47  (S.  143— 
144).  Er  verkündet  die  Ankunft  eines  Vogels  aus  Irland,  c.  48 
(S.  144  f.).  Dem  hl.  Comgell  erzählt  er  ausführlich  von  einem 
zukünftigen  Kriege,  c.  49  (S.  145f.).  An  den  Gastgeschenken  er- 
kennt er  die  Gesinnung  des  Gebers,  c.  50  (S.  147). 

Auch  im  zweiten  Buch,  das  von  den  „virtutes"  des  Heiligen 
handelt,  nämlich  von  Wundertaten,  die  durch  seine  Kraft  voll- 
bracht werden '),  sind  die  Erzählungen  nicht  regellos  an  einander 
gereiht,  sondern  wenigstens  Gruppen  verwandter  "Wunder  zu- 
einander gestellt.  Der  Heilige  ist  Herr  der  Natur;  er  wandelt 
NN'asser  in  Wein,  bittere  Früchte  in  süfse,  und  wunderbar  schnell 
reift  das  Getreide  durch  seine  Kraft,  c.  1 — 3  (S.  152 — 154). 
Selbstverständlich  ist  die  Gabe  der  Krankenheilung,  c.  4— G 
(S.  154—157).  Dann  folgt  der  Kampf  gegen  die  feindlichen 
Elemente,  Feuer,  c.  7  (S.  157)  und  Wasser,  c.  8—15  (S.  157—162). 


')  Über  ileu  Begrift"  „virtus"   vgl.  u.  a.  E.  Cb.  Babut,  Saint  Martin  Je 
Tours,  Paii.s  (iyi2),  S.  252  0'. 


ADAMNANS    VITA    COLIMBAE    UND    IHKE    AHLPMTl'NaEK.         231 

Auch  dämonisclie  Kräfte  überwindet  er,  c.  IG,  17  (8.102 — Itó). 
.Seine  Macht  braucht  er  zum  Nutzen  der  Guten,  c,  18 — 21  (S.  103 
166)')  und  zum  Schaden  der  Bösen,  c.  22-25  (S.  1G6— 169). 
Ouluniba  scliützt  die  Seinen  vor  schädlichen  Tieren  und  erweist 
sich  als  Freund  der  Tierwelt,  c.  26—29  (S.  170—172).  Dem 
Tode  gegenüber  bleibt  er  Sieger,  c.  30—32  (S.  172—174),  und 
auch  die  Zauberkraft  der  Magier  mufs  vor  ihm  unterliegen, 
c.  33,  34  (S.  174 — 170).  Verschlossene  Türen  öffnen  sich  ihm, 
c.  35.  36  (S.  176 f.).  Die  folgenden  Erzählungen  sind  dem  Inhalt 
nach  zum  grolsen  Teil  zugleich  Prophezeiungen,  c.  37— 43  (S.  177 
— 1S8)  und  ferner  Wunder,  die  Adamnan  als  eigene  Erlebnisse 
berichtet,  c.  44 — 46  (S.  188  ff.).  Dafs  Adamnan  wirklich  GrupiJen 
von  gleichartigen  Wundern  unterscheiden  will,  zeigt  sich  deutlich 
an  den  einzelnen  Übergangsformeln,  so  z.  B.  c.  8  (S.  157):  ..Aliud 
miraculum  aestimo  non  tacendum,  (ßiod  aliiiuando  factum  est 
per  contrarium  elementum",  oder  c.  25  (S.  169):  „Hue  usque  de 
adversariorum  terrificis  ultionibus  dixisse  sufiiciat;  nunc  de  bestiis 
aliqua  narrabimus  pauca"-). 

Ein  Prolog  eröffnet  das  dritte  Buch,  in  dem  noch  einmal 
der  Plan  des  ganzen  Werkes  wiederholt  wird.  In  diesem  letzten 
Buche  ist  insofern  eine  zeitliche  Anordnung  gewahrt,  als  die 
ersten  Kapitel  von  Visionen  vor  seiner  Übersiedlung  nach  lona 
handeln,  c.  1 — 4  (S.  194 — 196).  Dann  folgen  wieder  Gruppen 
von  Legenden.  Er  sieht  in  einer  Offenbarung,  wie  die  Engel 
die  Seelen  der  Guten  zum  Himmel  führen,  c.6— 14  (S.  198— 203). 
Himmlische  Geister  verkehren  freundlich  mit  ihm;  etwas  von 
dem  Charakter  irischer  Elfen-  und  Nixenmärchen  liegt  in  diesen 
Erzählungen,  c.  15,  16  (S.  203—205).    Oft  wird  Columba  über- 


1)  Der  zweite  Teil  von  II,  20  (S.  105)  pafst  dem  Inhalt  nach  nicht  in 
den  Plan  dieser  Kapitel.  In  all  diesen  Erzählungen  ist  von  der  Belohnung- 
durch  den  Heiligen  die  Rede,  nur  dieser  Abschnitt  befafst  sich  mit  der  Strafe 
eines  geizigen  Mannes  und  niüfste  dem  Inhalt  nach  zu  den  folgenden  Kapiteln 
gestellt  werden.  Er  fehlt  auch  in  der  Schaffhausener  Handschritt,  iinüet 
sich  dagegen  im  Cottonianus  und  Regius  und  wahrscheinlich  auch  im 
Add.  Ms.  35110  (vgl.  S.  220).  Dem  Stil  nach  ist  die  Stelle  als  echt  adam- 
nanisch  zu  bezeichnen,  z.  B.  die  Diminutivformen  „perula"  und  „tbssula": 
beliebt  bei  ihm  ist  auch  das  Adjektiv  „aemulus"  und  die  Wendung  ,,protulit 
prophetalem  sententiam-'  (vgl.  unten  S. 237  ff.  über  Adamnans  Stil).  Es  handelt 
sich  also  wohl  um  einen  nachträglichen  Zusatz  Adamnans,  der  nicht  in  alle 
Handschriften  übergegangen  ist. 

•-)  Ebenso  c.  10  ^S.  158);  c.  38  (S.  180);  c.  i3  (S.  188). 


2:>2  GERTRUD    BRUNING. 

irdisdier  Licht-  und  Feuerersfheiuungen  gewürdigt,  c.  17 — 21 
(S.  205—209).  Mit  der  Schilderung  von  seinem  Tode  schliefst 
die  Lebensbeschreibung  des  Heiligen.  Ein  Epilog  läfst  noch 
einmal  das  Thema  der  drei  Bücher  anklingen  und  spricht  von 
dem  Ruhm  Columbas  und  der  Ausbreitung  seines  Namens. 

Aus  der  Analyse  des  Inhalts  geht  hervor,  dafs  der  Begrifl" 
einer  Biographie  im  Sinne  fortschreitender  Entwicklung  bei 
Adamnan  völlig  fehlt.  Das  Werk  ist  nach  sachlichen  Gesichts- 
punkten angelegt.  Das  Wunder  ist  das  Beherrschende,  und  das 
eigentlich  Biographische  tritt  zurück.  Immerhin  kann  man 
insofern  von  einer  biographischen  Rahmenerzählung  reden,  als 
der  eigentlichen  Wunderberichterstattung  ein  kurzer  Überblick 
über  Columbas  Leben  voraufgeht,  und  die  Vita  im  letzten  Buche 
mit  der  Schilderung  von  seinem  Tode  schliefst.  Diese  Art  Bio- 
graphie ist  keine  originelle  Schöpfung  Adamnans,  sondern  auch 
andere  Heiligenleben  vor  ihm  sind  mehr  oder  minder  nicht  sowohl 
Lebensbeschreibungen  als  Sammlungen  von  Wundergeschichten. 
Nicht  erst  das  Christentum  mit  seiner  Heiligenverehrung  hat 
die  Vita  in  dieser  Form  geschaffen,  die  seinen  Zwecken  am 
besten  entsprach,  sondern  sie  reicht  bis  ins  heidnische  Altertum 
hinab,  wo  man  Erzähler  derartiger  Wundergeschichten  Aretalogen 
nannte').  Von  Heiligenleben  dieser  Art  hatte  Adamnan  Vor- 
gänger u.  a.  besonders  in  den  Lebensbeschreibungen  ägyptischer 
Mönche,  deren  wichtigstes  Beispiel  die  Vita  Antonii  ist.  In  den 
gleichen  Kreis  gehören  Sulpicius  Severus'  Martinschriften  "^),  die 
^'ita  des  Germanus  von  Auxerre-')  und  Gregors  d.  Gr.  Dialoge, 
um  nur  (Quellen  zu  nennen,  die  er  gekannt  hat.  Gegenüber 
diesen  Schriften  ist  jedoch  neu  bei  Adamnan,  dafs  er  das 
.»sachliche  Einteilungsprinzip  stärker  in  den  Vordergrund  schiebt 
und  wenigstens  bei  der  Gliederung  in  drei  Bücher  streng  durch- 
füiirt.  A\'underbare  Vorgänge,  die  sich  ähneln,  sind  zusammen- 
gestellt, obgleich  sie  zeitlich  weit  auseinander  liegen.  Bezeichnend 


')  Auf  den  Zusiiniiiicnhang  der  christliclieii  Binf,naphie  als  Wiinder- 
eizählung  mit  der  heidnisclien  Aretaloffie  weist  u.a.  P>al)ut  liin,  a.a.O.  S.S'Jff.; 
vj^l.  ferner  R.  Reitzensteiu,  Hellenistische  Wundererziilihuifieu,  Leipzig:  líMXi, 
und  Heinrich  Günter,  Die  christliche  Legende  des  Abendlandes  (Keligions- 
ge.schichtliche  Bibliothek  II),  Heidelberg  I'JIO,  S.  4911. 

')  Vgl.  Babut  a.a.O. 

=)  Vgl.  Levison,  Uerinanus  von  Auxerre  (Neues  Archiv  XXIX,  1904, 
.^.  114  f.). 


ADAMNANS    VITA    COI-U>rBAE    UND    IHRE    AHÍ.EITUNGEN.         2o? 

dafür  ist.  dafs  Adamnan  erst  im  dritten  Buch  eine  Vision  von 
Coliimbas  Mutter  vor  dessen  Geburt  erzählt,  nachdem  er  schon 
in  zwei  Büchern  von  des  Heiligen  Prophezeiungen  und  Wunder- 
taten berichtet  hat.  Gleicli  im  folgenden  Kapitel  erzählt  er  von 
einer  Feuererscheinung,  die  Columbas  Erzieher  erblickte,  als  der 
Heilige  schon  ein  Knabe  war.  Zeitliche  Zwischenräume  werden 
also  unbekümmert  übersprungen,  das  Einigende  ist  allein  die 
Ähnlichkeit  des  Inhalts.  Bei  diesem  sachlichen  Einteilungs- 
prinzip ist  es  leicht  erklärlich,  dafs  Adamnan  gleich  Sulpicius 
Severus')  und  Constantius,  dem  Verfassei-  der  ihm  ebenfalls 
bekannten  Vita  des  Germanus  von  Auxerre^).  geringen  "Wert 
auf  Zeitangaben  legt.  Fast  alle  Erzählungen  beginnen  mit 
dem  unbestimmten  ,. Alio  in  tempore",  ,.Quadam  die"  oder 
ähnlich,  ohne  dafs  diese  Ausdrücke  auf  eine  bestimmte  Zeit- 
angabe Bezug  nehmen.  Zuweilen  nur  läfst  sich  aus  der  Orts- 
angabe oder  aus  anderen  Wendungen  ersehen,  ob  ein  Wunder 
sich  vor  oder  nach  Columbas  Niederlassung  auf  Hi  zugetragen 
haben  soll.  Ein  festes  Datum  aus  seinem  Leben  ist  fast  nie 
genannt^).  Nur  zuweilen  wird  auf  ein  kriegerisches  Ereignis 
Bezug  genommen«).  Auch  über  Columbas  Missionstätigkeit  er- 
fahren wir  kaum  etwas.  Einige  Bekehrungsreisen  zu  den  Pikten 
werden  wohl  erwähnt,  aber  auch  sie  geben  nur  den  äufseren 
Rahmen  für  eine  Wundererzählung  ab.  und  das  Historische  tritt  in 
den  Hintergrund  vor  der  Legende,  denn  für  Adamnan  wie  für 
die  meisten  Hagiographen  ist  der  letzte  Zweck  nicht  Geschichte, 
sondern  Erbauung  durch  die  Biographie  eines  bestimmten  Heiligen. 

')  Vgl.  C.A.Bernoulli,  Die  Heiligen  der  Merowinger,  Tübingen  1900, 
S.  28  f. 

')  Vgl.  Levison,  Neues  Archiv  XXIX,  S.  118. 

ä)  Die  Zeitangaben  im  letzten  Kapitel,  so  über  den  Monat  des  Oster- 
festes im  Todesjahr,  zusammen  mit  dem  aus  anderen  Quellen  bekannten  Tages- 
datura  von  Columbas  Tod  und  den  Angaben  über  die  auf  Hi  verbrachte  Zeit 
und  sein  Todesjahr  werden  benutzt  bei  den  Erörterungen  über  den  8-ljährigen 
Irischen  Ostercyklus;  vgl.  B.  Krusoh,  Die  Einführung  des  griechischen  Paschal- 
ritus  im  Abendlande  (Neues  Archiv  IX.  1884.  S.  143)  und  Mac  Carthy  a.  a.  0. 
IV,  S.  LXXVIII.  Doch  ist  die  rnlialtbarkeit  des  errechneten  Ostercyklus.  der 
dabei  zu  Grunde  gelegt  wird,  dargetan  von  Eduard  Schwartz,  Christliche 
und  jüdische  Ostertafeln  (Abhandlungen  der  Göttinger  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften, Phil.-hist.  Klasse,  Neue  Folge  VIII,  6),  1905,  S.  102  f.  Ganz  abzulehnen 
ist  A.  Anscombe ,  The  obit  of  8t.  Columba  (The  English  historical  review  \^I, 
1892,  8.510— 531). 

♦)  Z.  B.  praef.  II  (8. 108);  I,  7,  8  (8. 120);  U,  46  (S.  191). 

Zeitschrift  f.  celt.  Philologie  Xl.  16 


234  OERTRUt)   BRÜXING. 

Abgesehen  von  dem  saclilichen  Einteilungsprinzip  fällt 
besonders  das  Betonen  der  Prophetengabe  Columbas  auf.  Wohl 
in  keiner  Heiligenbiographie  ist  diese  Eigenschaft  so  in  den 
Vordergrund  geschoben.  Mit  dem  ersten  Buch  noch  nicht  zu- 
frieden, legt  Adamnan  auch  in  den  andern  Büchern  besonderen 
Nachdruck  auf  die  Weissagungen  Columbas.  Viele  auch  von  den 
im  zweiten  Buch  erzählten  Wundern  sind  dem  Inhalt  nach  vor- 
wiegend Prophezeiungen.  Er  verkündet  günstigen  Wind,  c.  15 
(8. 161  f.),  reichen  Fischfang,  c.  19  fS.  1G4),  Krankheit,  c.  33  (S.  174) 
und  Tod.  c.  22-25  (S.  166— 169).  p:r  heilt  nicht  nur  die  Kranken, 
sondern  sagt  auch  vorher,  ein  wie  langes  Leben  ihnen  noch 
beschieden  ist,  c.  5  (S.  155 f.),  c.  30,  31  (S.  172 f.).  Ausführliche 
Prophezeiungen  sind  c.  39  (S.  180 f.)  und  c.  42  (S.  185);  .«^chon  in 
der  Überschrift  dieser  beiden  Kapitel  spricht  Adamnan  von  der 
,.prophetatio  sancti  viri".  Auch  an  vielen  andern  Stellen  betont 
Adamnan  gerade  diese  Eigenschaft  z.  B.  II,  4  (S.  155):  ..In  hac 
ita(iue  suprascripta  narratione,  ut  aestimo,  duo  haec  manifeste 
pariter  comitantur,  hoc  est  gratia  prophetationis  de  nube  et 
virtutis  mirar-ulum  in  aegrotantium  sanitate";  ebenso  II,  19 
(S.  164):  „In  his  duabus  memoratis  piscationibus  miraculi  apparet 
virtus  et  prophetica  simul  praescientia  comitata".  Columba 
segnet  die  Kühe  eines  armen  Mannes,  die  sich  wunderbar  ver- 
mehren bis  zu  einer  bestimmten  Anzahl  11,21  (S.Kit)):  ,.In  hac 
itaque  narratione,  ut  in  ceteris,  virtutis  miraculum  et  prophetia 
simul  aperte  ostenditui':  nam  in  magna  vaccarum  ampliatione 
benedictionis  }»ariter  et  orationis  virtus  apparet,  et  in  prae- 
finitione  numeri  prophetalis  praescientia" ').  Im  Prolog  zum 
dritten  Buch  schreibt  deshalb  Adamnan  mit  Recht  (S.  194):  „in 
secundo  superiore  de  virtutum  miraculis,  (juae  per  beatum  de- 
clarata  sunt  virum,  et  (piae,  ut  .saepe  dictum  est,  plerumque 
prophetationis  comilatur  gratia".  Die  Muttei-  Columbas  erhält 
die  Weissagung,  dal's  sie  einen  Sohn  gebären  soll,  „(lui  quasi 
unus  prophet  arum  Dei  inter  ip.sos  connumerabitur",  III,  1  (S.  195). 
Von  Prophezeiungen  handeln  in  demselben  Buche  c.  5  (S.  197), 
c.  8  (S.  199),  c.  21  (S.  209),  c.  22  (S.  210),  c.  23  (S.  21(i). 

Die.se  absi(;htliche  Hervorhebung  der  Prophetengabe  Co- 
lumlms  ist  eine  besondere  Eigenart  der  irischen  IIagiograi)hie. 
Culumba  erscheint  vor  allem  als  Proi)het.  um  den  Gegensatz  zu 

')  Vgl.  ebenso  II,  38  (S.  179);  II,  42  (S.  187). 


ADAMNANS    VITA    Í'OIA'MHAE    UND    IHKE    ABLKITrNOEN.         235 

den  Dniideii  auszuspielen,  die  bei  dem  Volke  in  hohem  Ansehen 
standen.  Die  Druiden  haben  die  Gabe  der  Prophetie')-  ^Viti 
sehr  darin  Columba  ein  christlicher  Druide  ist,  wurde  gezeigt. 
Die  Druiden  besitzen  Macht  über  die  Natur;  aber  Columba 
kämpft  mit  ihnen  und  sein  Gott  erweist  sich  als  der  stärkere. 
Charakteristisch  dafür  ist  die  P^rzählung.  dafs  der  Magier  einen 
Sturm  erregt  an  dem  Tage,  an  dem  Columba  eine  Meerfaliit 
unternehmen  will.  Sobald  der  Heilige  das  Schiff  besteigt,  wenden 
sich  die  widrigen  Windet).  Die  Krankenheilungen,  die  ja  aller- 
dings zum  allgemeinen  Legendenbesitz  der  Völker  zählen,  spielen 
in  der  irischen  Hagiograpliie  eine  besondere  Rolle,  um  auch  hier 
wieder  den  Gegensatz  zu  den  Druiden  zu  betonen,  die  als  Arzte 
berühmt  waren.  Für  den  echt  irischen,  wenn  auch  sonst  weit 
verbreiteten  Zug.  dafs  bestimmten  Gegenständen  bei  diesen 
Krankenheilungen  eine  besondere  Kraft  eingeflöfst  wird,  liefert 
Adamnan  zahlreiche  Beispiele,  Es  handelt  sich  meistens  um 
Brot,  Salz  oder  einen  Stein,  die  in  Wasser  getaucht  wunderbare 
Heilungen  bewirken^).  Diesen  heilbringenden  ,.benedictiones" 
können  die  Elemente  nicht'  schaden^).  Ein  anderes  Erbe  der 
Druiden  ist  der  Fluch  ^).  Hierin  steht  Columba  keineswegs  hinter 
ihnen  zurück.  Wehe  dem,  der  ihn  oder  die  Seinen  verachtet; 
ewiger  Unsegen  und  plötzlicher  Tod  ist  die  Strafe  *>).  Columba 
verfolgt  seinen  Gegner  ins  Meer  hinein,  bis  die  Wellen  um  ihn 
spülen.  Der  heidnische  Einschlag,  der  durch  das  Druidentum  in 
die  Vita  kommt,  wird  noch  vermehrt  durch  andere  heidnische 
Elemente,  von  denen  ja  die  irische  Hagiographie  durchsetzt  ist. 
Zahlreich  sind  die  Naturwunder  bei  Adamnan,  deren  Hauptzüge 
dem  heidnischen  Glauben  entlehnt  sind,  in  dem  die  Naturverehrung 
eine  grofse  Rolle  spielt").  Feuererscheinungen''),  wunderbares 
Öffnen  und  Schliefsen  von  Türen  sind  heidnische  Motive^). 
Echt  irisch   ist  die  Liebe  zu  der  Tierwelt  lo).    Gefahrbringende 

')  Vgl  z.  B.  Louis  Gougaud,  Les  chrétientés  celtiques,  Paris  1911,  S.  21  f. 
mid  Plummer,  Vitae  I,  S.  CLVIII  ff. 
»)  n,  34  (S.  175  f.). 

')  II,  4  (S.  154 f.);  II,  5  (S.  155 f.);  H,  6  (S.  156 f.). 
*)  II,  7  (S.  157). 

*)  Plummer  a.  a.  0.  S.  CLXXni. 
«)  n,  23-25  (S.  167—169). 
■)  Plummer  S.  C^XXX\T[I  und  CXXXIX. 
«)  III,  23  (S.  195 f.);  c.  17—21  (S.  205—209). 
»)  Plummer  S.  CXXXIX.  '»)  Eb.  S.  CXLVI. 

16* 


236  GERTRUD  BRÜNING. 

Tiere  weichen  vor  Columba  zurück');  das  Gift  der  Schlangle 
kann  seinen  Mönchen  nicht  schaden,  weil  er  die  Insel  gesegnet 
hat-).  Der  Speer,  auf  dem  sein  Segen  ruht,  verletzt  das  Wild 
des  Waldes  nicht  ^).  Eine  der  schönsten  Tierlegenden  der  irischen 
Hagiographie  überhaupt  ist  die  Erzählung  von  dem  alten 
Schimmel,  der  den  Tod  Columbas  vorausahnt  und  auf  dessen 
letztem  Gang  durch  die  Felder  weinend  sein  Haupt  in  Columbas 
Schofs  birgt.  Für  das  so  charakteristische  irische  Heimweh«) 
hat  Adamnan  einen  eigenartigen  Ausdruck  gefunden  in  der  an- 
mutigen Legende  von  dem  Kranich,  der  dem  Heiligen  auf  seiner 
Insel  gleichsam  Grüfse  aus  seiner  irischen  Heimat  bringt. 

Gerade  in  diesen  kleinen  Anekdoten  entfaltet  sich  die 
schriftstellerische  p]igenart  Adamnans  am  besten.  Er  weifs  im 
allgemeinen  recht  anregend  zu  erzählen  und  mit  einer  kurzen 
Wendung  eine  Situation  treffend  zu  charakterisieren;  z.B.  wenn 
der  hl.  Cainnechus  so  schnell  zur  Kirche  läuft,  dafs  er  einen 
Schuh  in  der  Eile  vergilsf');  oder  wenn  Columba  mit  Schreiben 
so  beschäftigt  ist,  dafs  er  ohne  aufzusehen  mit  dem  Schreibstift 
das  Zeichen  des  Kreuzes  macht«).  Adamnan  schildert  Columba 
nicht  nur  als  Heiligen,  der  mit  seiner  Askese  und  Weltfremdheit 
auf  die  Dauer  dem  Leser  vielleicht  langweilig  wird,  sondern  er 
stellt  ihn  als  Mensch  unter  Menschen,  ('olumba  nimmt  an  den 
Leiden  und  Freuden  des  Mannes  aus  dem  Volke  regsten  Anteil"), 
und  selbst  für  Kheprobleme  hat  er  Verständnis*').  Besonders  in 
der  Erzählung  von  dem  Tod  des  Heiligen  erhebt  sich  Adamnans 
Darstellungskraft  zu  ihrer  Höhe.  Es  ist  eine  Art  Stimmungs- 
novelle, die  in  ihrem  Aufbau  und  in  ihrer  organischen  Geschlos- 
senheit auch  dt^m  modernen  Leser  einen  reinen  (-íenufs  bietet. 
Gleichsam  den  Eingangsakkord  bildet  Columbas  Pi-ophezeiung 
von  seinem  baldigen  Tod.  In  des  Heiligen  \\'orten  spricht  sich 
keine  Trauer  aus,  sondern  eine  stille,  freudige  Erwartung,  auf 
die  nur  der  Abschied  von  den  Seinen  ihren  Schatten  wirft.  Es 
ist  die  gleiche  Stimnuuig.  wie  sie  die  Schrift  in  der  Abendmahls- 
szene   bringt,    und    bewufst   oder   unbewufst   braucht   Adamnan 


')  II,  20,  27  (S.  170  f.).  ')  11,  28  (S.  171  f.). 

»)  II,  29  (S.  172).  «)  rinnmer  S.  CXXIII. 

*)  II,  13  (S.  IßU).  •)  II,  29  (S.  172). 

')  II,  20,  21  (S.  164  f.)  und  II,  37  (S.  177  f.). 
")  II,  40,  41  (S.  184  f.). 


ADAMNANS    VITA    COLL'MIJAK    UNÜ    IHRE    AHMilTUNGEN.         237 

auch  (lie  Worte  bei  Lukas  XXII,  15  „desiderio  desideravi".  Die 
letzten  Ta^^e  gehören  seinen  München.  Der  Heilige  besucht  sie 
bei  der  Arbeit  und  freut  sich  mit  ihnen  über  den  Reichtum  der 
Ernte;  er  segnet  die  Insel  und  ihre  Bewohner  und  nimmt  von 
ihnen  Abschied.  Selbst  der  alte  Schimmel  ahnt  Columbas  Tod 
und  beginnt  in  menschlicher  Weise  zu  klagen.  Bis  in  die  Todes- 
nacht hinein  ist  Columba  mit  Abschreiben  der  Psalmen  be- 
schäftigt, und  darin  zeigt  sich  die  ruhige  Todeserwartung  mehr 
als  in  langen  Schilderungen.  Um  Mitternacht  eilt  er  auf  das 
Glockenzeichen  als  erster  zur  Kirche,  wo  die  Mönche  ihn  dann 
sterbend  vor  dem  Altar  finden.  — 

Allerdings  ist  zuweilen  in  der  Vita  der  Bilderreichtum 
etwas  gesucht,  und  das  Streben  nach  glänzender  und  eleganter 
Ausdrucks  weise,  oft  nicht  ganz  frei  von  Schwulst,  verwirrt 
zunächst  den  Leser  und  beeinträchtigt  in  etwa  den  Genufs 
mancher  Teile.  Aber  unklar  wird  Adamnan  an  keiner  Stelle, 
und  Roger  1)  kennzeichnet  seine  Sprache  treffend,  wenn  er  sagt: 
„Le  style  d' Adamnan  est  elair  et  correct;  la  pensée  est  dégagée 
et  nettement  exprimée;  ses  phrases,  parfois  longues,  sont  con- 
struites  et  toujours  intelligibles*'. 

Auch  auf  die  Besonderheiten  seines  Sprachschatzes  macht 
nach  anderen  Roger  aufmerksam  2).  Gewisse  sprachliche  Eigen- 
heiten sind  sicher  nicht  zufällig,  sondern  absichtlich  von  Adamnan 
oft  im  Cbermafse  angewendet,  um  seiner  Sprache  etwas  Gewähltes 
und  Formvollendetes  zu  geben.  Sein  Latein  ist  mit  Neuprägungen 
durchsetzt,  die  sonst  nicht  belegt  sind,  z.  B.  cristüia  I,  47  (S.  144); 
parasticia  III,  23  (S.  211);  pmetersorium  I,  38  (S.  138)  und  rata- 
bitsta  III,  23  (S.  216). 

In  Anlehnung  an  das  Irische  sind  gebildet:  hinimßas'')  IL  12 
(S.  160)  und  geryenna  II,  16  (S.  162)*).  Auch  sonst  in  der  lateinischen 
Literatur  der  Iren  und  Briten  begegnen  hocetum'")  III,  23  (S. 212) 


')  M.  Roger  a.  a.  0.  S.  261  f.. 

»)  Eb.  S.  261f.  Vgl.  Reeves  S.  CLXIV;  Geyer,  Adaninanus  I,  S.39£f. 
und  das  Glossar  vou  Reeves,  1.  Ausg.  S.  -139  ff.  und  von  Fowler  S.  167  fif. 

')  Vgl.  Reeves,  1.  Ausg.,  S.  445. 

*)  Irisch  gerrcend;  vgl.  A.  Holder,  Altceltischer  Sprachschatz  I,  Leipzig 
1896,  S.  2008. 

'•')  Vgl.  boccetum  in  Vita  S.  Rodani  c.  8  (Acta  Sanctorum  Hiberniae  ex 
cod.  Salmanticensi  S.  321}.  Als  bucetum  öfters  belegt;  s.  Thesaurus  linguae 
Latinae  II,  2231. 


288  GEKTRUD    BUÜNING, 

und  cunica ')  II,  45  (S.  189).  Auch  griechische  Worte  sind  zalilreich 
in  der  Vita  verstreut.  Reeves'^)  Zcählt  einige  Beispiele  auf,  die 
sich  noch  vermehren  lassen.  Fast  alle  diese  Gräzismen  sind 
jedoch  schon  ganz  in  die  damalige  lateinisclie  Literatur  über- 
gegangen. Als  griechisch  werden  höchstens  noch  empfunden  •>) 
(jnhemeta  II,  41  (S.  184),  lithus  IT,  33  (S.  175),  onoma  praef.  I 
(S.  105)  und  III,  12  (S.  202),  protum  II,  1  (S.  153).  Einzelne 
Worte  sind  auch  mit  griechischen  Buchstaben*)  in  der  Schaff- 
hausener  Handschrift  geschrieben.  Der  Name  des  hl.  Columba 
wird,  ähnlicli  wie  bei  Columban^),  in  der  hebräischen  Form 
lona^)  und  in  der  griechischen  lllll*lCTIIPA  angegeben"). 
Es  wäre  verfehlt,  wenn  man  aus  diesen  Gräzismen  auf  eine 
tiefgehende  griechische  Bildung  bei  Adamnan  schliefsen  wollte. 
Seine  Kenntnisse  dieser  Sprache  sind  wahrscheinlich  nur  gering 
gewesen,  wie  wohl  im  allgemeinen  in  den  irischen  Klöstern 
dieser  Jhh.  die  Bekannt.schaft  mit  dei-  griechischen  Sprache  und 
Literatur  niclit  bedeutend  war,  die  z.  B.  von  Stokes^)  und 
Zimmer")  überschätzt  worden  ist'"j. 

Adamnans  Wortschatz  wird  noch  vermehrt  durch  die 
zahlreichen  Ableitungen  von  Substantiven,  Adjektiven,  Verbal- 
substantiven und  von  Adverbien  mit  verschiedenen  Endungen, 
wie  sie  bereits  Geyer")  zusammengestellt  hat.  Formen  auf  -amen 
sind  z.  B.  in  der  Vita  Columbae:  cunctamcn  III,  23  (S.  215); 
foramen  III,  21  (S.  208);  famen  III,  15  (S.  203);  laetamen  III,  22 
(S.  209);  peccamen  II,  30  (S.  180);  solamen  II,  37  (S.  179);  spiramcn 

>)  Gilda«.  De  excidio  et  conquestu  Britanniae  c.  19  (M.  G.  Auct.  autiqu. 
Xm,  S.  ÍJ5). 

*)  Reeves,  1.  Ausg.  S.  440. 

')  Roger  a.  a.  0.  S.  270  Auui.  14. 

*)  Vgl.  Reeves,  l.Ausg.  S.  XIV,  XX  f.,  .j,  8'J,  1K7. 

-)  Columbani  epist.  4  (MG.  epist.  III,  176). 

•)  Vgl.  u.a.  Hieronyinus,  Liber  interpretationis  Hebraicorum  nominuru 
(de  Lagarde,  Ouoinastica  siu  ra  I,  1870,  S.  4fi,,;  .Vi,,,,;  (iö,,):    „lona  columba". 

')  Praef.  IT  (S.  lOfJ). 

•■)  \V.  .Stokes,  'J'ht;  knowledge  of  (ireek  in  Ireland  (Proceedings  of  the 
Royal  Irisli  Academy.  HI.  Series,  vol.  II,  181)1-1893,  S.  187—202). 

")  Vgl.  H.  Zimmer,  t'ber  direkte  Handelsverbindungen  Westgalliens  mit 
Irland  (Sitzungsbericbte  der  Berliner  Akademie  1909,  S.  560f.)  und  sonst. 

'o)  Vgl.  die  vorsichtigeren  Ausführungen  von  M.  Roger  a.  a.  0.  S.  268 
—273  (dazu  W.  Levison,  Neues  Archiv  XXXI,  784);  ebenso  Gougaud  a.a.O. 
S.  247  f. 

")  A.  a.  U.  S.  45. 


ADAMNANS    VITA    COM'MüAK    UND    HIKE    AHLEITUNGEN.         239 

III,  18  (S.  206);  sinimen  III,  23  (S.21;j);  vocamen  praef.  I  (S.loO). 
Von  den  vielen  Adjektivbildungen  auf  -osus  seien  hervorgehoben: 
ainiosus  III,  17  (S.  20G)  und  Uvorosus  III,  5  (S.  197).  Sehr 
beliebt  bei  Adamnan  sind  dann  die  Diminutivformen').  Sie 
dienen  wie  alle  übrigen  Stileigeiiheiten  nur  dazu,  Wechsel  im 
Ausdruck  zu  ermöglichen.  Schon  die  wahllose  Nebeneinander- 
stellung dieser  Diminutive  in  den  gleichen  Kapiteln  zeigt,  dafs 
keine  Diminutivbedeutung  damit  erzielt  werden  soll.  So  findet 
sich  II,  5  (S,  156)  capsa  neben  capsella  und  capsellula.  Auch 
von  Adjektiven  bildet  Adamnan  diese  P'ormen.  Neben  miser 
steht  mistllus  und  sogar  misellulus  IT,  40  (S.  184).  Zuweilen 
werden  Substantiv  und  Adjektiv  zusammen  verkleinert.  So 
spricht  Adamnan  z.  B.  von  panculae  vacculae  II,  20  (S.  165). 
Besonders  liebt  er  den  Ausdruck  misellus  homuncio,  z.  B 
II,  23  (S.  168);  II,  37  (S.  177).  Indem  Adamnan  diese  Diminu- 
tive mit  Neubildungen  und  griechischen  Worten  wechseln  läfst, 
erreicht  er  in  der  Tat  eine  vielseitige  Ausdrucksmöglichkeit. 
Einige  Beispiele  seien  hier  aufgeführt.  II,  33  (S.  175)  findet  sich 
lapis  neben  lapillus  und  lithus\  III,  22  (S.  209):  laetificatio,  lue- 
tatio,  laetamen,  laetifka  hilaritas  und  gaudium\  II,  27  (S.  170): 
nans,  natans  und  natatiUs.  Nicht  weniger  als  zwölf  verschiedene 
Ausdrücke  Vivvnavis  gebraucht  Adamnan  in  der  Vita,  nämlich  alnus 
11,27  (S.  170),  harca  1,28  (S.  131),  caiipullus  II,  27  (S.  170), 
cunica  II,  45  (S.  189),  cymba  II,  34  (S.  176),  cymlula  II,  34  (S.176), 
Wjnum  II,  45  (S.  189),  navicella  III,  23  (S.  217),  navicula  1, 34"(S.  134), 
navigium  II,  34  (S.176),  ratis  L  36  (S.136),  scapha  IL  45  (S.  189). 

Eine  Menge  von  Ausdrücken  steht  ihm  also  zu  Gebote. 
Vielleicht  liegt  es  gerade  darin  begründet,  dafs  Pleonasmen  öfter 
begegnen,  z.  B.  fariosa  rabies  I,  1  (S.  Ill),  diversis  et  separat  is 
vicihus  I,  1  (S.  112),  fessa  tt  fatigata  I,  48  (S.  145),  maesta  tristi- 
ficatio  111,22  (S.  209),  flebilis  lamentor  111,23  (S.  212),  maestus 
plangor  III,  23  (S.  214).  Als  Pleonasmus  kann  es  auch  bezeichnet 
werden,  wenn  Adamnan  valde  noch  zu  einem  Superlativ  oder 
Komparativ  hinzufügt,  z.B.  valde  notisslmus  1,3  (S.  117f.)  oder 
valde  difficiliores  II,  40  (S.  184). 

Alliteration  kommt  bei  Adamnan  verhältnismälsig  selten 
vor,  z.B.  in  verum  vertit  viniim  1, 1  (S.  112),  prospere  prolem  peperit 


•)  Eine  Liste  der  iu  der  Vita  vorkommendeu  Diminutive  gibt  Keeves. 
1.  Ausg.  S.  442  f. 


240  GERTRUD    BKÜNING, 

II,  10  (8.  184).  Als  Alt  Alliteration  kann  jedoch  bezeichnet 
weiden,  dafs  Adainnan  häufig  Wörter  mit  gleicher  Stammsilbe 
nebeneinander  stellt  z.  B.  gemilu  ingcmuit  I,  43  (S.  141),  scges 
scmlnaia  II,  3  (S.  154),  tnacie  inaceruiiis  11,  17  (S.  103),  morso 
momordit  II,  27  (S.  170),  in  statione  staliliens  II,  32  (S.  174), 
opibus  opiilcntus  II,  39  (S.  180),  votxim  ...devotxis  vovit  II,  39  (8. 183), 
consillo  cons  i  Had  sumiis  II,  44  (S.  188),  satis  sat  lata  II,  44  (S.  189), 
niagis  ac  magis  magnificat  III,  3  (S.  19G),  senex  senio  fessus  III,  23 
(S.  210). 

Auf  seine  Vorliebe  für  Distributiv-  an  Stelle  von  Kardinal- 
zahlen weisen  schon  Geyer  und  Reeves  hin.  Einige  Beispiele: 
hini  comitcs  I,  12  (S.  122),  his  terni  viri  II.  4  (S.  155)0.  II,  7 
(8.  157)  findet  sich  binales  für  hini.  Ohne  Unterschied  gebraucht 
Adamnan  qimique,  quinales  und  quinarium  11,21  (S.  165  f.). 

Abgesehen  von  diesen  Stileigentümlichkeiten  ist  Adamnans 
Sprache  besonders  nach  zwei  Kichtungen  hin  beeinfiufst,  durch 
die  Bibel  und  die  lateinische  Literatur  der  Klassiker.  Der 
biblische  Einschlag  ist  gerade  in  Adamnans  Werk  ziemlich  be- 
deutend. Vollständige  I^ibelzitate-)  begegnen  allerdings  hier 
nicht  mehr  als  auch  in  andern  Heiligenleben,  aber  biblische 
Anklänge  sind  selir  häufig  in  den  Text  hineingearbeitet,  und  der 
Sprachausdruck  ist  teilweise  biblisch  orientiert').  Die  Schrift 
wird  oft  zum  Vergleich  herangezogen,  z.  B.  in  der  Vorrede  wird 
bei  der  Erörterung  des  Namens  (,'oluniba  hingewiesen  auf  die 
Erscheinung  der  Taube  bei  der  Taufe  Jesu.  Adamnan  erwähnt 
das  Wandlungswundei-  zu  Kana  IT,  1  (8.  153)  und  auch  eine 
Erzählung  aus  der  Apostelgeschichte.  Coluniba  wird  mit  Elias 
und  Elisäus,  mit  Petrus  und  Johannes  vei-glichen  II,  32  (8. 174)''). 
Für  die  Piophetengabe  Columbas,  der  auch  sieht,  was  an  fernen 
Orten  sich  zuträgt,  scheint  dem  Verfasser  am  besten  die  Stelle 
im  ersten  Korintherbrief  (5,  3)  anwendbar  „absens  corpore, 
praesens  tamen   sjjiritu",    die  an   verschiedenen  Stellen  in   der 


•)  Ebenso  1,  ül  (S.  132);  1,33  (S.  134);  1,41  (S.  139);  11,4  (S.  155); 
II,  18  (S.  lf;4);   II,  19  (S.  164);    II,  33  (S.  145);    II,  38  (8.  179);   II,  45  (S.  190). 

')  Die  vollstäudigeu  Bihelzitate  Adamnans  sind  vei  zeichnet  Itci 
A.  \V.  Iladdan  and  \V.  Stubbs,  Councils  and  Ecclesiastical  Documents  relating 
to  Great  Britain  and  Ireland,  vol.1,  Oxford  1869,  S.  170—180;  vgl.  auch 
Fowler  S.  174. 

')  Vgl.  z.  B.  II,  41  (S.  184). 

*)  Vgl.  unten  SJ.  251. 


AIíAMNANS    VITA    COLUMHAK    UNI)    IHKK    ABLElTUNiiKN.         241 

Vita  vorkommt  •).  Adamnan  hat  als  Bibelübersetzung  für  das  neue 
Testament  die  Vulgata  benutzt,  für  das  alte  Testament  eine 
Version,  die  nicht  genau  mit  der  Vulgata  übereinstimmte,  aber 
offenbar  nach  ihr  verbessert  war-). 

Neben  diesen  biblischen  Anklängen  begegnen  in  der  Lebens- 
beschreibung Columbas  auch  klassische  Reminiszenzen,  die  uns 
wieder  den  gelehrten  Verfasser  zeigen.  Besonders  Vergil  war 
im  Mittelalter  sehr  beliebt,  und  auch  Adamnan  ist  in  seiner 
Sprache  von  ihm  beeinflufst. 

An  Vergil  erinnern  folgende  Stellen: 

Vita  Columbae. 

Georg.  III,  439.    Aen.  II,  475:         111,23   (S.  211):     viperarum 
et  Unguis  micat  ore  trisulcis.        venena   trisulcarum  linguarum. 

Aen.  II,  372:  verbis  compellat         11,35   (S.  177):     pacificisque 
amicis.  verbis  blande  . . .  compellat. 

Aen.  V,  125:    tumidis  submer-         I,  1  (S.  211):  Tumores  quoque 
sum  . .  .  fluctibus.  . . .  fluctuum. 

Aen.  V,  432:  aeger  anhelitus.        II,  33  (S.  174):    anhelantem 

aegra  reliquit  suspiria. 

Aen.  VI,  699:  largo  fletu  simul        IL  42  (S.  187):  faciem  lacrymis 
ora  rigabat.  ubertim  irrigans^). 

Auch  Juvencus  hat  Adamnan  gekannt,  wie  schon  Geyer') 
für  den  Traktat  De  locis  Sanctis  nachweist.  Auch  für  die 
Lebensbeschreibung  Columbas  finden  sich  einige  Anklänge  an 
Juvencus^)  bei  ihm  verzeichnet,  die  sich  noch  vermehren  lassen. 

Juvencus,  Adamnan. 

1,354:  vitreas  penetrabat  flu-         II,  22   (S.  166):     vitreasque 
minis  undas,  intrans  aquas. 

')  I,  1  (S.  114);  II,  39  (S.  182);  II,  42  (S.  186);  ähnlich  I,  37  (S.  137). 

-)  Haddan  and  Stubbs  a.  a.  0.  S.  186. 

»)  Roger  a.  a.  0.  S.  262  weist  noch  hin  auf  Georg.  III,  199:  „lenibus 
horrescunt  flabris"  und  Adamnan  II,  34  (S.  176):  „flabris  lenibus  secundis 
flantibus".  Diese  Stelle  scheint  jedoch  eher  aus  der  Vita  S.  Germani  entlehnt 
zu  sein  (vgl.-  S.  252).  Zweifelhaft  scheint  mir  das  andere  Beispiel  Aen.  X,  559 
(555  scheint  ein  Druckfehler  zu  sein):  „aut  gurgite  mersum"  und  Ad.  II.  8 
(S.  157):  „in  flumine  .  .  .  mersus". 

«)  Geyer  a.  a.  0. 1,  S.  40f. 

'")  Juvencus,  hrsg.  von  Huemer,  Corpus  script.  eccL  Lat.  XXIV,  1891. 


•.4  aJ 


GERTRUD   BRÜNING, 


11,275:  veredicis  loqueris  de 
coniuge  verbis. 

III. 229  f.:  fragosam  ventonim 
labiem. 

IV,  315:  et  leti  et  vitae  con- 
iinia. 

IV,  348:  Christus  item  sancto 
depromit  pectore  vocem;  IV, 459: 
depromit  pectore  verba. 


I,  89  (S.  138):  aliqiia  de  le 
veredica  loqnar  verba. 

II,  22  (S.  167):  cum  magno 
fragore  venti  emissa. 

II,  32  (S.  173):  ad  coniiiiia 
mortis  et  vitae  perdnctus. 

I,  18  (S.  125):  sacro  promit 
de  pectore  verba;  ähnlich  II,  30 
(S.  172)  und  III,  15  (S.  203). 


]\ranche  Ausdrücke  finden  sich  ähnlich  bei  Vergil.  Da 
Adamnan  ihn  auch  gekannt  hat,  läfst  es  sich  oft  nicht  fest- 
stellen, wer  von  beiden  der  Vermittler  gewesen  ist,  z.  B. 


Juv.  I,  689:  ventosa  per 
aequora. 

Verg.  Aen.  VI,  335:  ventosa 
per  aeciuora  vectos. 

Juv.  II,  426:  laetae  segetes. 
Verg.  Georg.  I,  1:    laetas  se- 
getes. 

Juv.  IV,  366:  rumpit(iue  haue 
pectore  vocem. 

Verg.  Aen.  111,246:  rumpitque 
hanc  pectore  vocem. 


Ad.  1, 20  (S.  126):  per  ventosa 
circuitus  aequora. 


Ad.  II,  44    (S.  189): 
.  segetes. 


laetas 


Ad.  I,  5  (8.  119):    in   hanc 
subridens  erui)it  vocem. 


Von  Prosaschriften  kennt  Adamnan  Hegesipp,  De  belle 
-ludaico').  In  der  Vita  Columbae  ist  der  Einflufs  Hegesipps 
nicht  so  fühlbar  wie  in  dem  Traktat  „de  locis  Sanctis"-),  wie 
das  ja  auch  schon  im  iStotfe  begründet  liegt,  der  Adamnan  ver- 
Hnlalst  haben  mag,  vor  der  Niederschrift  des  letzteren  Werkes 
Hegesipp  eigens  nocli  einmal  zu  lesen.  Manche  Spracheigen- 
tümlichkeiten liat  man  bei  Adamnan  und  Hegesipp  gemeinsam 
gefunden,  die  allerdings  auch  sonst  wohl  begegnen;  aber  da 
Adamnan  Hegesipp  gekannt  hat,  dürfen  wir  darum  wohl  mit 
Wahrscheinlichkeit  dessen  Einflufs  erkennen,  wenn  auch  manches 


')  Hegesippus  de  hello  Judaico   ed.   l'ar.  Fr.  Weber  und  Jul.  Caesar, 
Marburg  1864. 

»)  Qejer  a.  a.  0.  S.  41  fif. 


ADAMNANS    VITA    COLUMBAK    LNl)    lllKK    AIiLEH  L'NiiKN.         213 

auf  Zufall  beruhen  maí?').  Hegesipp  setzt  gern  Adjektive  statt 
Substantive  bei  Eigennamen,  z.  B.  Hierosolymitana  urbs  IV,  0 
(8.  231);  Hierosolymitana  civitas  IV,  19  (S.  254).  Bei  Adamnan, 
wo  freilich  in  „lova  insula"  lova  heute  nicht  mehr  als  Adjektiv 
aufgefafst  wird'),  begegnet  z,  B.  ähnlich  Himbina  insula  I,  21 
(S.  127)  und  Hibernilis  patria  III,  21  (S.  209).  Entlehnungen 
gröf serer  Stellen  sind  nicht  nachweisbar;  einige  Redensarten 
ähneln  sich: 

Heg.  II,  13  (S.  158):   non  im-         praef.  I  fS.  105):    et  non  sine 
merito  eos  divina  deseruit  opi-     diviua  opitulatione. 
tulatio. 

III,  26  (S.  217):  velut  quodam         I,  43   (S.  142):    cum  ambitu 
maris  ambitu.  oceani  et  caeli. 

Dagegen  scheint  mir  der  Ausdruck  De  locis  Sanctis  III,  3 : 
.,miri  odoris  fragrantia  acsi  universorum  florum  inibicollectorum", 
der  fast  in  der  gleichen  Form  auch  in  die  Vita  Columbae  über- 
gegangen ist,  nicht,  wie  Geyer  meint  3),  aus  Hegesipp  V,  2  (S.  280): 
„pro  diversorum  florum  odoribus"  entlehnt  zu  sein,  sondern  aus 
den  Dialogen  Gregors  des  Grofsen,  wo  die  Stelle  würtlich  wie 
bei  Adamnan  begegnet*). 

Interessant  ist  die  Übereinstimmung  weniger  Wendungen 
mit  Dionysius  Exiguus'  1.  Geleitsbrief  zu  seiner  Ostertafel "), 
die  Adamnan,  der  Vertreter  der  römischen  Richtung,  sicherlich 
gekannt  hat.  Diese  Belege  schliefsen  sich  den  Nachweisen 
Kruschs  von  der  Ausbreitung  dieser  Ostertafel  auf  den  Britischen 
Inseln  an^). 


')  Sicher  zufällig  ist,  dafs  die  Konstruktion  von  supereminere  mit  dem 
Dativ,  die  bei  Hegesipp  oft  vorkommt,  z.  B.  IV,  16  (S.  248),  sich  bei  Adamnan 
durchgehend?  rindet,  1,30  (S.  131j;  III.  16  (S.2(M);  111,23  (S.213).  Ebenso 
konstruiert  Adamnan  wie  Hegesipp  egredi  mit  dem  Accusativ;  vgl.  Ad.  1.3 
(S.  117);  I,  8  (S.  120);  II,  29  (S.  172)  u.  Heg.  z.  B.  IV,  14  vS.  245);  vgl.  dazu 
Geyer  a.  a.  0.  S.  41. 

')  Nach  freundlicher  Mitteilung  von  Herrn  Geheimrat  Thurneysen  gegen- 
über Reeves,  1.  Ausg.  S.  258 ff.;  Fowler  S.  LXV  Anm.  4. 

«)  A.  a.  0.  S.  42. 

*)  Vgl.  unten  S.  251. 

^)  "Worauf  mich  Herr  Professor  W.  Levisou  aufmerksam  machte. 

*)  Krusch,  Neues  Archiv  IX,  S,  141  ff. 


•Jt4  GERTRUD   BRÜNING, 

Dion^'sius  Exiguus.  Adaninaii. 

epist.  I   (Migne  LXVII,  20):  praef.  I  (S.  105):    Sed  et  hoc 

Hoc   praeterea   lectorem    pnta-  lectorem   admonendum    putavi- 

vimns  admonendum.  mns. 

Eb.:  Illud  ([uoqne  non  minoi'i         ITT.  7  (S.  199):  Sed  et  lioc... 
cura  notandum  esse  censuimus.     non  negligenter  adnotandnm  est. 

Alle  diese  Anklänge  sind  sicher  zum  grofsen  Teil  aus 
dem  Gedächtnis  niedergesclirieben,  und  die  Quelle  läfst  sich  nur 
mit  Wahrscheinlichkeit  vermuten.  Sie  zeigen  vor  allem  Adamnans 
Relesenheit  und  Bekanntschaft  mit  der  römischen  Literatur. 
I'msomehr  dürfen  wir  annehmen,  dafs  auf  dem  Gebiet  der  Hagio- 
graphie  berühmte  Lebensbesclireibungen  ilim  niclit  unbekannt  ge- 
blieben sind.  Es  wurde  schon  darauf  hingewiesen,  dafs  Adamnan 
die  Art  der  Biographie  als  Wundererzählung  mit  vielen  Viten 
vor  ihm  gemeinsam  hat,  und  dafs  sie  ihm  vielleicht  die  Anregung 
zu  dieser  Form  der  Lebensbeschreibung  vermittelt  haben.  Es 
bleibt  noch  näher  zu  untersuchen,  wie  weit  Adamnan  dabei  von 
bestimmten  literarischen  Vorlagen  abhängig  ist. 

5.   Adamnau  und  seine  Vorbilder. 

Die  Vita  Columbae  weist  in  ihrer  Zusammensetzung  ziemlich 
heterogene  Bestandteile  auf.  Neben  ganz  persönlichen  Zügen, 
schlichten  Vorgängen  des  täglichen  Thebens,  die  man  für  Berichte 
von  Augenzeugen  halten  möchte,  iindet  sich  andererseits  viel 
typischer  Tiegendenstoff.  Er  ist  das  Produkt  kirchlicher  Sagen- 
bildung und  wiederholt  sich  nicht  m\v  inhaltlidi,  sondern  auch 
zum  'i'eil  dei-  Form  nach  in  einer  grul'sen  Anzahl  liagiographischer 
Erzeugnis.se.  Berühmte  Lebensbeschreibungen  bilden  dafür  die 
Quelle,  und  aus  ihnen  schöpft  der  mittelallerliche  TTagiograjdi 
mehr  oder  minder  skrupellos  oft  niclit  nur  Kedewendungen  und 
Ausdrücke,  die  ihm  geeignet  erscheinen,  seine  Vita  stilistisch 
etwas  aufzuputzen,  sondern  auch  ganze  Wnndererzählungen  über- 
trägt er  bisweilen  einfach  auf  seinen  Helden.  Wie  weit  Adamnans 
kompilatorische  Tätigkeit  nach  dieser  Richtung  hin  ging,  .sollen 
die  folgenden  Zusammenstellungen  zeigen. 

Zu  den  Abschnitten,  die  wie  gleichzeitige  Erzählung  von 
Zeugen  anmuten,  gehört  besonders  die  Schilderung  von  Columbas 
Tod.   Da  ist  es  denn  sehr  interessant  zu  beobachten,  dafs  gerade 


ADAMNANS    VITA    COLUMBAE    UND   IHRE    AHLEITUNOEN'.         245 

in  diesem  Kapitel  Adamnan  sich  eine  der  bekanntesten  und 
ältesten  Bioi^rapliien  RgA'ptischer  Mönche,  die  Vita  Antonii  von 
Athanasius,  zum  Vorbild  genommen  hat,  die  er  in  der  Über- 
setzung des  Euagrius  kannte'). 

Beide  Heilige  suchen  kurz  vor  ihrem  Hinscheiden  die  Brüder 
auf  und  prophezeien  den  baldigen  Tod.  Recht  hübsch  ist  dann 
bei  Adamnan  erzählt,  wie  Columba  vor  seinem  Tod  eine  Engel - 
erscheinung  hat.  Die  ganze  Milieustimmung  und  die  lokale 
Färbung  gibt  dem  Abschnitt  den  Charakter  des  Echten  und 
Ursprünglichen;  und  doch  dankt  er  auch  zu  dieser  Erzählung 
der  Vita  Antonii  Anregungen.  Der  hl.  Antonius  erzählt  einst 
seinen  Mönchen  von  Engelerscheinungen,  und  an  einer  anderen 
Stelle  vergleicht  er  die  Seele  mit  einem  von  Gott  anvertrauten 
Gut.  Aus  diesen  didaktischen  Abschnitten  gestaltet  Adamnan 
eine  Episode,  denn  seiner  ganzen  SchreibAveise  sind  theologisch- 
dogmatische Exkurse  fremd.  Ein  Engel  kommt  zu  Columba,  um 
seine  Seele  zu  empfangen.  Kurz  vor  seinem  Hinscheiden  ruft 
dann  Antonius  noch  einmal  zwei  Mönche  zu  sich  und  redet  zum 
letzten  Mal  mit  ihnen,  ähnlich  wie  Columba  mit  seinem  Diener 
Diormetius.  Auch  die  eigentliche  Todesszene  ist  in  beiden  Viten 
ähnlich.  Sie  schliefsen  mit  dem  Hinweis  auf  die  Ausbreitung 
und  den  Ruhm  des  Namens  ihrer  Heiligen. 

Vita  Antonii.  Adamnan. 

c.  56  (S.  165).    Juxta  consue-  II,  28  (S.  171).  Quadam  die. . . 

tudinem    ad    visendos    fratres,  ad   rmtawcios   fratres  . .  .   per- 

qui   in   exteriori   monte   erant,  git.  qui  in  campulo  occidentali 

venit,   ibique   a   divina   provi-  Jovae    insulae    opus  materiale 

dentia  de  sua  morte  condiscens,  exercebant  ...  sie  vaticinatur, 

ita  exorsus  est: 'Ultimam, /iZ/o?/,  dicens:     'Ex   hac,    fdioli,    die 

patris  audite   sententiam;   non  scio    quod    in    huius    campuli 

enim    arbitror,    quod    in    hoc  locis  nunquam  poteritis  in  fu- 

saeculo  iterum  vos  vismi  simus.  turum  viáeve  faciem  meam '. 

c.  18    (S.  142).     Sanctorum  III,  23    (S.  211).     et    quia 

angelorum     amabilis    et     trän-  sanctorum    angelorum    amahilis 

quillus  aspectits  est  ...  gaudium,  et  tranquillus  aspecius  gaudium 

exuUationem,M\\dcim2)ectoribus  et  exidtationem  electorum  pec- 

infundimt,   siquidem   cum   illis  toribus  infundit,  haec  fuit  illius 


»)  Migne,  Series  Latina  LXXIII,  S.  126—170. 


246 


GERTRUD    BRUNING. 


est    dominus,    (jui   est    foiis  et 
origo  laetitiae. 

c.  15(S.  137).  Animam  nostram 
comniendaxW  nobis  Dominus, 
servemus  deposHum  (juale  ac- 
cepimus, 

c.  58  (S.  166).  Ego  quidem, 
iilioli,  secundum  eloquia  scni^u- 
rarum  patrum  gradior  viam\ 
iain  enim  Doniiuus  me  invitat. 

c.  59  (S.  167).  mortem  laetvis 
aspexit,  ita  ut  ex  hilar itafe 
vultus  eius  angcloxxnw  sandowww, 
([ui  ad  perferendam  animam  eius 
descender ant ,  praesentia  uosce- 
retur.  Hos  intuens,  tamiiuam 
amicos  videret,  animam  exha- 
lavit. 

c.  60  (S.  168).  Ific  Antonio 
liiae  terminus  fuit,  ista  piiucii)ia 
meritorum. 

c.  59  (S.  167).  additus  est  pa- 
trihus  secundum  ordinem  scrip- 
iurantm. 

c.  61  (S.  168).  Christus  qui 
liominem  alio  i)ene  orbe  cela- 
tum  . . .  Af ricae,  IIisj)aniae,  Gal- 
liae,  Italiae,  Illyrico,  ipsi  etiam, 
quae  urbium  cajwf  est,  liotnae 
. . .  demonstravit. 


subitae  causa  laetitiae. . .  Ecce 
enim  angelus  Domini  ad  repe- 
tendum  aliquod  Deo  carum 
missus  depositum  ...  Noster  vero 
patronus  sanctum,  propriam  a 
Deo  sibi  commendai^aw  animam, 
depositum  nuncupavit. 

III,  23  (S.  212).  secundum 
eloquia  scripturarum  patrntn 
gradia.rviam.  lam  enim  Dominus 
mens  Jesus  Christus  me  invifava 
dignatur. 

III.  23  (S.  214).  cum  mira 
vultus  hilaritate  et  ?ae/itia  cir- 
cunispiciebat,  sanctos  scilicet 
obvios  intuens  angelo»  . . .  spiri- 
tum  exhalavit  .  .  . 

(S.  215),  (lui  ad  sauctam 
ipsius  animam  . . .  descenderant 
innumeri. 

III,  23  (S.  217).  Hie  itaque 
nostro  praedicabili  patrono  vitae 
terminus  fuit,  ista  meritorum 
exordia  ...  qui  secundum  senten- 
tias  scripturarum  .  .  .  patrihus 
additus. 

III,  23  (S.  218).  sed  etiam 
ad  trigonam  usijue  Jlispaniam 
et  Galliaa  et  ultra  Alpes  Peninas 
Italiam  sitam  pervenire,  ipsam 
(juoque  llomaW'Aiw  civitatem,gMae 
caput  est  omnium  civitatum. 


Ein  Anklang  an  die  Vita  Antonii  liegt  auch  vielleicht  an 
folgenden  .Stellen  vor: 

c.  15  (S.  138).    lidelium  enim  III,  8    (S.  200).    ieiuniis    et 

orationibus    atque    ieiuniis    ad  orationihus    ...    a    daemonum 

Dominum  statim  curruunt.  defendatur  invasione. 


ADAMNANS    VITA    COLUMBAE    UND    IHRE    ABLEITUNGEN.         247 

c.  62  (S.  168).  Salvator  noster  II,  22  (S.  166).  Christum  .. .  pi  e- 

Jesus    Christus   glorificantes  se  catur,  ([ui  suos  glorificantes  se 

[florificat.  fflorificat  electos. 

Prol.   (S.  127).     minima  vos  praef.  I  (S.  105).    minima  dc 

existimate  audisse   dc  maximis.  maximis. 

c.  40   (S.  15G).     nam  semper  praef.  II    (S.  108).     hilar  em 

hilar  em  faciem  gereiis.  semper  faciem  ostendens. 

Schon  Geyer  1)  und  Albers-)  machen  darauf  aufmerksam, 
dafs  Adamnan  in  seiner  Vita  die  Martinschriften  des  Sulpicius 
Severus^)  benutzt  hat.  Die  erste  Vorrede  ist  in  etwa  nach 
dem  Beispiel  des  Sulpicius  Severus  angelegt.  Beide  bitten  den 
Leser,  nicht  so  sehr  auf  den  ,.sermo  incultus"  als  vielmelir  auf 
den  Inhalt  zu  achten  und  ihren  Erzählungen  Glauben  zu 
schenken.  Nur  einen  Teil  der  "Wundertaten  können  sie  berichten, 
um  den  Leser  nicht  zu  langweilen.  Bei  den  Worten,  die  Adamnan 
für  den  Schlufs  der  2.  Vorrede  entlehnt,  ist  ein  Zusatz  bezeichnend, 
der  Rolle  entsprechend,  die  das  Schreiben  in  den  irischen  Klöstern 
spielte^). 

Vita  Martini.  Adamnan. 

1, 9.    obsecro  autem  eos  qui  praef.   I    (S.  105).     leduros 

lectur'i  sunt,  id  fidem  dictis  ad-  quos(iue     admonere    procurabo. 

hiheant.  ut  fidem  dictis  adliiheant  com- 

praef.  3.     bona    venia    id    a  pertis  et  res  magis  q^uam  verba 

Zccíoribus  postulabis,  ut  res  po-  perpendant  .  .  .  meminerintque 

tius  quam  verba  perpendant  . . .  regnum  Dei  non  in  eloquentiae 

quia   regnum  Dei  non  in  elo-  exuberantia,  sed  in  fidei  Horu- 

quentia,  sed  in  fide  constat.  lentia  constare. 

1,  8.  ex  his,  quae  conpcrfa  praef.  I  (S.  105).  quod  de 
nobis  erant,  plura  otnisimw»  . . .  beatae  memoriae  viro  plura  . . . 
simul  et  legentihvLS  consulendum     a   nobis   sint   praeter«« /ssa    et 


•)  Geyer,  Adamnanus  I,  S.  37f.  Einzelnes  bereits  in  den  Anmerkxingen 
von  Reeves,  l.Ansg.  S.  3,  222. 

-)  B.  Albers,  Zu  den  beiden  ersten  Lebensbeschreibungen  des  Abtes 
Columba  von  Jona  (Studien  und  Mitteilungen  zur  Geschichte  des  Benediktiuer- 
ordeus  XXXIII,  1912,  S.  416f.). 

3)  Hrsg.  von  C.  Halm.  Corpus  script,  eccl.  Lat.  I,  Wien  1S66,  S.  109—216. 

*)  Vgl.  Levison,  Die  Iren  und  die  Fränkische  Kirche  (Historische  Zeit- 
schrift 109,  1912,  S.  19;. 


248 


GERTRUD    BRUNrNG. 


fiiit,  ne  (luod  his  pareret  copia 
congesta  fastidium. 

Ebenso  19,  5.  sufficiant  haec 
vel  paiica  de  phirimis,  ...  in 
niuUis  vitara  fastidium. 


l,  9.  neque  me  quieciuam  nisi 
conpertum  et  probatum  scrip- 
sisse  arbitientur. 


c.  26.  3.  niniKiuam  hoyii  kUa 
niomentumtiue  praeteriit,  quo 
von  mit  orationi  incumheret  aut 
iiisisteret  tedioni. 

c.  25, 1.  Nam  cum  ollm,  audita 
fide  eius,  vita  adque  virtute. 
desiderio  illius  ae5A?<rtremus, 
gratara  nobis  ad  eum  videndum 
suscepimus  percgrinaúon&ai. 


quasi  pauca  de  plnrimis  ob  en- 
/andum  fastidium  lecturorum 
sint  craxata.    Ebenso 

IL  46  (S.  191).  aniniadverteie 
lector  debet,  quod  etiam  de 
compertis  in  eo  inidta.  propter 
hge7it'mm  ei'iVandum  praeter- 
viissA  sint  fastidium. 

praef.  II  (S.  107).  nemo  itaque 
me  de  hoc  tarn  praedicabili  viro 
aut  mentitum  aestimet.aut  quasi 
(luaedam  dubia  vel  incerta  scrip- 
turuni. 

praef.  II  (S.  lOS).  naiZ/um  etiam 
unius  ho)-ae  intervallum  transire 
püterat,  quo  non  aut  orationi 
aut  lectioni  vel  sci'iptioni  .  .  . 
incumheret. 

I,  2  (S.  114).  hoc  propositum... 
in  corde  habuit.  ut  ...  Columbam 
...^ieregrinatnnx»  adiret.  Eodem 
aestuans  desiderio  i). 


Desgleichen  sind  die  Episteln  und  Dialoge  des  Sulpicius 
Severus  ausgeschrieben.  Die  Heiligkeit  I\Iartins  und  Colunibas 
wird  auch  andern  Menschen  durch  himmlische  Lichterscheinungen 
offenbart.  Nach  Möglichkeit  jedoch  suchen  sie  ihren  Ruhm  vor 
der  Mitwelt  zu  verbergen. 


Pvpist.  II,  8.  est  enim  ille 
consertus  apostolis  ac  i)rofetis 
...  in  illo  iustorum  grege  nullo 
secundus  ...  in  illis  potissimum, 
qui  stolas  suas  in  sanguine  la- 
verunt,  adgregatus  Agnum  duc^m 
ah  omni  integer  Iahe  comitatur. 


III,  23  (S.  217).  apostolis  et 
profetis  consertus,  numero  ag- 
gregatus  albatorum  milium  ag- 
nino  in  sanguine  suas  siuictonxm 
qui  lavrrunf  stolas,  Agnum  duc- 
/orem  comitatur,  virgo  immacu- 
latus  ah  omni  integer  Iahe. 


»)  (ieyer  führt  noch  einige  Stellen  an,  in  denen  iiber  keine  Ähnlichkeit 
in  stilistischer  Hinsicht  vurliegt.  Die  inhaltliche  geringe  Übereinstimmung 
kann  auch  zufällig  sein. 


ADAMNANS    VITA    COLUMUAK    UND    IHRK    ABLEITUNGEN. 


240 


Dial.  II,  2.  cum  iain  alfarmm 
. . .  benediceret,  tjlohiim  /V/wis  dc 
capite  illius  vidimus  eiiiicare, 
ita  lit  in  .sublime  contendens 
longum  admodum  crmem...pro- 
duceret. 


HI.  17  (S.206).  sanctus  Bren- 
deuus  .  .  .  quendam  crmiosum 
iyntmn  ylohum  et  valde  lumi- 
no.sum  de  vertice  S.  Columbae 
ante  altars  stantis  . . .  tamdiu 
ardentem  et  instar  alicuius 
columnae  sursum  ascendentem 
vidii. 

I,  50  (S.  147).  Pauca  dixi, 
nam  hoc  de  venerabili  viro 
non  est  dubitandura,  quod  valde 
WMWi'rosiora    fuerint,     quae    in 


Dial.  II,  4,  2.  multa  quidem 
illius  prius  gesta  innotuere 
mundo  neque  potuere  celari,  sed 
Vi\ntimerd\)\\vA  esse  dicuntur, 
quae,  dum  iactantiam  vitat,  oc- 
culuit  neque  in  hominuni  noti- 
tiam  passus  est  \)evvenire  .  .  . 
mundi  gloriam  calcans. 

Dem  Gegenstand  nach  erinnert  die  Geschichte  von  dem 
wunderbaren  Fischfang  II,  19  (S.  164)  an  einen  ähnlichen  Vor- 
gang in  den  Dialogen: 


notitiam  honiinuni  . 
nullo  modo  poterant 
evitantes  gloriam. 


vemre 
vanam 


Dial.  Ill,  10.  Vade,  inquit, 
mitt^  linum  tuum,  captura  pro- 
veniet  ...  ad  primum  iactum 
in  rete  permodico  immanem 
esocetn  diaconus  ex^>-a:rit. 


II,  19  (S.  164).  Rete  in  flumen 
tnittiie  et  statim  invenietis 
grandem . . .  piscem.  Qui . . .  mirae 
magnitudinis  traxenmt  in  re- 
tiaculo  esocem.  .  . 


Adamnan  hat  ferner  aus  Gregors  d.  Gr.  Dialogen,  be- 
sonders aus  dem  zweiten  Buch,  der  Vita  Benedikts  von  Nursia ") 
manche  Anregung  geschöpft-).  Die  oft  wiederholten  Einleitungs- 
worte Gregors 3)  weist  auch  die  Vita  Cülumbae  auf: 

Gregor  d.  Gr.  Adamnan. 

Dial.  II.  prol.     Fuit  vir  vitae         praef.  II  (S.  106).     17;-   erat 

venerahilis,    gi'atia    Benedictus  vitae  venerabilis. 
et  nomine. 

Dann  folgt  entsprechend  eine  längere  Erklärung  des  Xamens 
Columba.    Vor  allem  sind  es  Stellen  aus  dem  Leben  Benedikts, 

')  Vita  S.  Benedicti  bei  Mabillon,  Acta  sanctorum  ordinis  S.  Benedict!  I, 
S.  3—28.   Die  übrigen  Bücher  der  Dialoge  sind  nach  Migne  LXXVII  angeführt. 
»)  Vgl.  Albers  a.  a.  0.  S.  414—416. 
*)  Vgl.  z.  B.  Levison,  Neues  Archiv  XXIX,  144. 

Zeitschrift  f.  cU.  Philologie  XI.  17 


250 


GERTllUD    BKLNINC4. 


die  von  seiner  Proplietengabe  handeln,  die  Adaninan  auf  seinen 
Helden  überträgt.  Von  früher  Jugend  an  zeichnen  diese  Hei- 
ligen sich  durch  Weissagungen  aus.  Benedikt  schaut  in  einer 
Vision,  wie  die  Seele  des  Gernianus  von  Cai)ua  zum  Himmel 
getragen  wird.  Columba  hat  eine  ähnliche  Erscheinung,  die  er 
seinem  Diener  Lugbeus  erklärt.  Beide  Heiligen  erwecken  einen 
toten  Knaben  zum  Leben,  wie  es  ähnlicli  auch  im  ersten  Buch 
der  Dialoge  von  einem  anderen  Heiligen  berichtet  wird.  Dann 
folgt  bei  Adamnan  ein  Vergleich  des  Heiligen  mit  hervorragenden 
Männern  des  alten  und  neuen  Bundes,  wozu  auch  vielleicht 
Gregor  die  Veranlassung  gegeben  hat. 

Dial.  II,  11.  cocpit  vero  inter         I,  1  (S.  114).    ab  annis  iuve- 


ista  vir  Dei  etiam  proplietiae  spi- 
ritu  poliere,  veninra  praedicere, 
praeseniihus  absentia  nuniiarc. 

Dial.  II,  3.  eiusque  mentem  in 
extasi  rapuit. 

Dial.  II,  35.  omnis  etiam 
mundui>  velut  sub  una  solis  radio 
collectuíi,  ante  oculos  eins  ad- 
ductus  est  ...  (|uia  ipsa  luce 
visionis  intimae  mentis  luxatixíi 
siiiua .  .  .;  eb.  IV,  7.  Qui  .  .  ., 
mentis  laxato  sinu,  quasi  sub 
uno  solis  radio  cunctum  in  suis 
oculis   collectum  mundum  vidit. 


Dial.II,  32.  cuius  moxmamnu 
tenmt  et  eum  patri  r/i;entem 
at(iue  incolumem  dedit. 

Dial.  I,  2.  ([uo  orante  anima 
pueri  ad  corpus  rediit;  ([uem 
manu  comprehendit  ac  Henti 
matii  viventem  reddidit. 


nilibus  coepit  eiiam  proplietiae 
spiritu  poliere,  Ventura  prae- 
dicere, praesentibus  absentia 
nuntiare. 

III,  5  (S.  196).  in  extasi  wiewds. 

I,  43  (S.  142).  Sunt  nonnulli, 
.  .  .  ([uibus  divina  hoc  contulit 
gi'atia,  ut  etiam  tot  um  totius 
terrae  orbem  . . .  quasi  sub  uno 
solis  radio,  mirabiliter  laxato 
mentis  sinu,  clare  et  nianifes- 
tissime  speculentur. 

I,  1  (S.  114).  in  ali(|uantis 
dialis  gratiae  speculationibus 
totum  etiam  mundum,  nluii 
uno  solis  radio  collectum,  sinu 
mentis  miiabiliter  laxato,  mani- 
fest atum  i)erspiciens  specula- 
batur. 

11.32  (S.174).  cum  hac  sancti 
honurabili  voce  anima  ad  cor- 
2)us  rediit,  .  .  .  cuius  manum 
/mens  ...  paiviilibus  rediwvum 
a.ssi2:navil. 


ADAMNANS    VI  lA    COI.lJMüAK    UND    IllUK    AHI.EITUNGEN, 


251 


Uial.  11,  <S.  Nam  in  aqua  ex 
petra  i)i'ü(lucta  Aroyseu,  in  ferro 
vero  quod  ex  prüfundü  ai^uae 
rediit  Helisaeum,  in  aquae  iti- 
nera Petrum,  in  corvi  oboe- 
dientia  Heliani,  in  luctu  autem 
mortis  ininiici  David  video. 


Eb.  Hoc  noster  Columba  cum 
Elia  et  Eliseo  prophetis  habeat 
sibi  commune  virtutis  mira- 
culum,  et  cum  Petro  et  Paulo 
et  Johanne  apostolis  partem  ho- 
noris similem  in  defunctorum 
resuscitatione. 


Inhaltlich  ähneln  sich  einzelne  andere  Geschichten  und 
scheinen  durch  Gregor  beeinflufst  zu  sein,  so  z.  ß.  die  Erzählung 
von  einer  Krankenheilung  und  von  dem  durch  die  Kraft  des 
Heiligen  erlangten  Regent). 


Dial.  I,  10.  et  eins  coxa  mox 
frada  est,  ita  ut  in  dwabus 
par/ibus  os  esset  divisum  . . .  cui 
htnediddim  aquam  venerabilis 
Fortunatus  statim  dedit,  dicens: 
'Vade  citius  et  earn  super  iacen- 
tis  corpus  proice';  mox  ut  aqua 
henedicta  coxam  . . .  contigit,  ita 
omnis  fractura  solidata  est  et 
saluti  pristinae  coxa   restituta. 

Dial.  Ill,  15.  Nam  quoties 
pluvia  deerat  et  aestu  nimio 
terr2im  longa  siccitas  exurebat, 
collecti  in  unum  cives  . . .  eius 
tnnicam  levare  . . .  consueverant. 
Cum  qua  dum  per  agros  per- 
gerent  exorantes,  repente  pluvia 
tribuebatur,  ([uae  plene  terram 
satiaie  i)0tuisset. 

Dial.  IV,  47.  De  eodem  se- 
pulcro  illius  fnujrantia  suavitatis 
emanavit.  acsi  illic  floruni  om- 
nium fuissent  odoramenta  con- 
gregata;  Dial.  IV,  15  (vgl. c.  IG). 
miri  odoris  fraijrantia. 

*)  In  etwa  liegt  auch  eiue  Äbulichkeit  vor  iu  Dial.  I,  3  uiul  Ad.  1,  -tl 
(S.  139),  die  aber  so  geriug  ist,  dafs  sie  in.  E.  auf  Zulall  beruht. 

17* 


n,  5  (S.  156).  coa:aque  eius 
in  duüii  confracta  est  partes . . . 
emigranti  sanctus  pineam  tradit 
cum  henedictione  capsellam,  di- 
cens: '.  .  .  eademque  benedic- 
donis  aqua  super  eius  infundatur 
coxam'  .  .  .  aqua  henedicta  .  .  . 
perfusa  coxa,  sine  uUa  morula 
condensato  osse,  plene  sanata 
est. 

II,  44  (S.  1881).  in  his  torpen- 
tibus  terris  valde  grandis  .  .  . 
facta  est  siccitas  .  . .  hoc  inito 
consilio  consiliati  sumus,  ut . . . 
cum  sancti  Columbae  Candida 
circuuiirent  tunica  .  .  .  leva- 
rentque  in  aere  . . .  mira  sub 
celeritate  .  .  .  pluvia  facta  est 
magna  ...  et  sitiens  prius  terra 
satis  satiaX'ü . . . 

I,  37  (S.  137).  quandam  miri 
odoris  fragrantiam  acsi  univer- 
sorum  florum  in  unum  sentio 
collectorum. 


252 


GERTRUD    BRUNING. 


Wörtliche  Anklänge  finden 
hafte  Wendnng  mit  „perpendat" 

Dial.  II.  24.  Perpendis,  Petre, 
apud  Jesiim  riiristum  dominum, 
cuius  meriti  i.sie  vir  fuerit. 

Dial.  Ill,  1.   ad  extrema  per- 

ductus  est. 


Dial.  IV,  27. 
actihus  deditus, 
intentiis. 


Misericordiae 
bonis  operibus 


sich  auch  sonst.    Eine  formel- 
ist bei  .\damnau  beliebt: 

III,  23  (S.  217).  Perpendat 
itaque  lector,  iiuanti  et  ([ualis 
upud  Deum  .  .  .  lionoris  habe- 
aturi). 

II,  31  (S.  173).  ad  extrema  us- 
que perductus  est.  Ebenso  III,  6 
(S.  198)  und  ähnlich  III,  9 
(S.  200):  cum  ad  extrema  .  . . 
perduceretur. 

III,  6  (S.  198).  bonis  actibus 
intentus. 

111,9  (S.200).  eleemosynarum 
operibus  satis  intentus  et  ceteris 
iustitiae  actibus  plenus. 


Bei  diesen  Zusammenstellungen  sind  zunächst  jene  Werke 
berücksichtigt,  die  mehrfach  als  Vorbild  benutzt  worden  sind. 
Ihnen  schliefsen  sich  solche  an,  die  anscheinend  nur  gelegentlich 
herangezogen  sind. 

Bei  der  Schilderung  eines  Sturmes  auf  dem  ]\reere  erinnert 
sich  Adamnan  an  den  Bericht,  den  Constantius  von  der  See- 
fahrt des  hl.  Germ  an  US  von  Auxene  gibt''). 


Vita  Germani  ^). 
c.  13  (S.  259f.).  Ac  primum 
de  sinn  Gallico  jlabris  lenibus 
navis  .  .  .  deducitnr,  donee  ad 
acquor  7>icdiiun  i)erveniret  .  .  . 
Nee  multum  post  occurrit  in 
pelago  releyionis  inimica  vis 
daemonum.  .  .  Obponnut  peri- 
Cid'd,  procellas  co7icitant,  cae- 
lum    diemque     nubium     nocte 


Adamnan. 
U,  34  (S.  17G).  Sic  enim  ali- 
(juando  Jacmoniorum  legiones 
sancto  Gennano  ejiiseopo  de  simi 
Gallico  . . .  ad  Britanniara  navi- 
ganti  medio  in  aequore  occurre- 
i'ant  et  o;);w«entes  perirtda  pro- 
cellas con6'/7übant,  caelum  diem- 
que tenebrarum  caliyine  obduce- 
bant. . .  Noster  itaque  Oolumba, 


•)  Vgl.  II,  9  (S.  158);  II,  34  (S.  17G);  II,  42  (S.  187). 
■^)  Vgl.  Levisun.  Neues  Archiv  XXIX,  S.  147. 

=•)  Uerausg.  von  Levisoii,  SS.  rer.  Merov.  VII   (Joinuächst  erscheiuend), 
S.  225—283. 


ADAMNAN8    VITA    COI-UMBAE    UND    HIKE   ABLEITUNGEN. 


203 


subfÍMCunt  et  tcnébrarnm  cali- 
ginem  maris  ati^iie  aeris  liorrore 
congeminant  . . .  excitant  senio- 
rem,  element  is  furentihna  ob- 
poneiidum.  Qui  periculi  imniani- 
tate  constantior Christum  itivocat 
.  .  .  traii([iiillitas  serena  siib- 
sequitur,  venti  e  contrario  ad 
itineris  ininistcria  rcrtuntur, 
. . .  brevi  optati  litoris  (luiete 
potiuntur. 

c.  7  (S.255).   clamor  2)02n(lsirh 
adtoUitur^). 


videns  contra  se  elementa.  conci- 
taii  furentla,,  (Jhristum  invocat 
dominum  .  .  .  ipse  constantior 
factus  . . .  venti  contrarii  ad  iti- 
yieris  ministeria  cum  omnium 
admiratione  verertimttcr.  Et  sie 
per  totam  illam  diem  flabris 
lenihus  secundis  flantibus,  beati 
cymba  viri  optatwoi  pervecta 
ad  portum  pulsa  est. 


IL  32  (S.  174). 
pojnili  attoUitur. 


Clamor  tum 


Die  Charakteristik  Columbas  in  der  2.  Vorrede  ist  teilweise 
den  Gesta  Silvestri  entnommen-). 


Gesta  Silvestri  (Catalogus 
codicum  hagiograpli.  bibl.  reg. 
Bruxellensis  I,  1,  8.  G).  in  terra 
positiis,  caelestihus  se  aptnm 
morihus  ostendebat.  Erat  enim 
aspectu  angelicus,  sermone  ni- 
tidus, opere  sancius,  corpore 
integev,  ingenio  optimus,  consüio 
magnus. 


praef.II  (S.  108).  miepritatem 
corporis  . . .  custodiens  (vgl.  I,  2 : 
m/i-i/ritatem  carnis ...  custodiens), 
quam  vis  in  terra  positus,  cae- 
lestihus se  aptum  morihus  os- 
tendehat.  Erat  enim  aspectu  an- 
gelicus, sermone  nitidus,  opere 
sanctus,  ingenio  optiynus,  con- 
silio  magnus. 


Für  die  Schlufsworte  der  Vita  hat  Irenäus  in   der  Über- 
setzung des  Hieronymus  als  Vorbild  gedient 3): 

Adamnan. 


Hieronymus.  De  viris  illus- 
tribus  c.35  (hrsg.  von  Richardson. 
Texte  und  Untersuchungen  zur 
Geschichte  der  altchristlichen 
Literatur  XIV,  1,  1890.  S.  25): 
Adiuro  te,  qui  tran5(;rí7>is  Z/6rum 
istum,  per  dominum  nostrum 
Jesum  Christmu  . . .  (luo  iudiai- 


Obsecro  eos  5i(/cumque  volue- 
rint  hos  áescrihere  Z/&ellos,  immo 
potius  adiuro  per  Christum 
indicem  saeculorum,  ut,  post- 
(^uam  diligeutev  áescripserint, 
conferant  et  emendent  cum  omni 
diligentm  ad  exemplar  unde 
craxerunt  et   hanc  quoqne  ad- 


•)  Vgl.  Levisüu.  Neues  Airliiv  XXIX,  IIG. 

•-')  Vgl.  Levisou,  Siguleua  (eb.  XXXV,  1910,  S.  2'27f.). 

s)  Vgl.  Eeeves,  1.  A\;sg.  S.  242. 


2^1  OEKTUUD    UKUNINO. 

turns  est  ...  id  conf'eras,  post-     mvaiioncm     hue    in    locu    sub- 

quam  trunscripseris,  et  emendes     scribant. 

illnm  ad  exemplar,  nnde  tran- 

scripsisti,    diliyenthume,    hanc 

quoqiie    ohtestaf ioneni  similiter 

transferas.  ut  invenisti  in  exem- 

plari. 

Nicht  so  sicher  sind  folgende  Anklänge  an  Leos  d.  Gr. 
Homilien '). 

Sernio  XII  (Migne  54,  S.  169).  I.  1  (S.  113).     'ujnorantim  te- 

et  tencbrds  ignomntiae  nostrae  nebris  obscuiata  erat, 
suae  veritatis  luce  discuteret. 

Sermo  L  (S.  306).    Ahutuntur  II,  46    (S.  191).    ingrati  Dci 

autem  quidam  patientia  Dei.  patientia  male  ahutuntur. 

Aus  den  vorhergehenden  Zusammenstellungen  ergibt  sich, 
dafs  Adamnan  doch  nicht  ein  skrupelloser  Komi>ilator  gewesen  ist; 
schon  der  trotz  allem  geringe  Umfang  der  Entlehnungen  spricht 
dagegen.  ]\reist  handelt  es  sich  bei  ihm  nur  um  Lesefrüchte,  die 
kunstvoll  in  den  Text  hineingearbeitet  sind,  um  die  Erzählungen 
nach  der  rhetorischen  Seite  hin  etwas  auszugestalten.  Fast  die 
ganze  rharaktei-istik  Columbas  im  2.  Pi-olog  ist  so  mosaikartig 
ans  fremdem  (-Jut  zusammengesetzt.  Vielleicht  hat  man  sich  die 
Art  der  Quellenbenutzung  teilweise  so  zu  denken,  dafs,  abgesehen 
von  unbewufsten  Eiinnerungen,  die  aus  dem  Gedächtnis  nieder- 
geschrieben sind,  Adamnan  sich  bei  der  Lektüre  dieser  Schriften 
geeignete  Stellen  auf  Wachstäf eichen  aufgezeichnet  hatte,  wie 
er  uns  das  ähnlich  im  Eingang  von  seinem  andern  Werk  ,,de 
locis  .Sanctis''  berichtet 'j.  Icji  möchte  das  vermuten,  weil  bei 
ihm  zuweilen  die  gleiche  Stelle  mit  leichten  Varianten  wieder 
begegnet^).  Jedesmal  stimmen  die  Worte  in  ver.scliiedener  Hin- 
sicht mit  der  Quelle  überein,  so  dafs  man  annehmen  möchte,  dafs 
Adamnan  immer  von  neuem  seine  Vorlage  oder  seine  eigenen 
Aufzeichnungen  aus  ihr  zu  Kate  gezogen  hat.  Doch  nicht  nur 
Redewendungen  und  Ausdrücke  hat  er  seinen  Vorgängern  ent- 
nommen, für  einige  seine  Wundererzählungen  hat  ei-  anscheinend 

')  Vgl.  Albers  a.  a.  0.  S.  420,  der  bereits  knrz  fe.ststellt.  dals  Adaiuuan 
ans  Leo  d.  Gr.  und  ans  Hieronymns  gesrliöpft  habe. 
")  Ed.  Geyer  a.  a.  ().  S.  2'Jl. 
»)  Vgl.  oben  S.  250,  252. 


ADAMNANS    VITA    ÍJOI,rMHAK    LNI)    IIIKK    AHLEITUNGEX.         255 

auch  die  Idee  entlehnt,  und  in  diesem  Sinne  bilden  seine  lite- 
rarischen Vorbilder  auch  gleichzeitig  eine  Art  Quellen  für  einzelne 
Legenden.  Das  führt  uns  zur  Frage  nach  den  Quellen  Adamnans 
im  allgemeinen. 

(>.   Adaniuan  und  seiue  i^uellen. 

In  der  Einleitung  zu  seinem  Werk  weist  Adamnan  selbst 
hin  auf  die  Quellen,  die  er  bei  der  Abfassung  der  Biographie 
benutzt  hat.  Ausdrücklich  scheidet  er  zwischen  einer  mündlichen 
und  schriftlichen  Tradition,  praef.  II  (S.  107):  ,,me  . . .  ea  quae 
maiorum  fideliumque  virorum  tradita  expertorum  congrua  rela- 
tione narraturum  et  sine  ulla  ambiguitate  craxaturum  sciat,  et 
vel  ex  his  ([uae  ante  nos  inserta  paginis  reperire  potuimus,  vel 
ex  his  (iuae  auditu  ab  exjjertis  quibusdam  fldelibus  antiquis,  sine 
Ulla  dubitatione  narrantibus,  diligentius  sciscitantes,  didicimus". 
Dafs  Avir  in  diesen  Worten  nicht  blofse  schriftstellerische  Fiktion 
Adamnans  zu  sehen  haben,  der  dadurch  seine  Glaubwürdigkeit 
bekräftigen  will,  zeigt  sich  im  Verlaufe  des  Werkes,  wo  er  sich 
immer  wieder  auf  diese  ..experti  fideles  antiqui"  beruft.  Es  sind 
sicher  alte  Mönche,  die  Culumbas  Zeit  nahe  gestanden  und  ganz 
unter  dem  Eindrucke  seiner  Persönlichkeit  wunderbare  Vorgänge 
zu  berichten  wuIsten.  An  verschiedenen  Stellen  werden  sie 
erwähnt: 

Praef.  II  (S.  107).  „sicuti  nobis  ab  antiquis  traditum  expertis 
compertum  habetur". 

I,  1  (S.  113).  „ab  expertis  uniuscuiusque  regionis.  ubicumque 
res  eadem  simili  contigit  miraculo,  indubitanter  didicimus". 

I,  38  (S.  138).    „sicuti  ab  expertis  traditur". 

II,  6  (S.  156).    „sicuti  nobis  ab  expertis  traditum  est**. 

II,  9  (S.  158).  „Sed  et  alia  .  .  .  similia  ab  expertis  indu- 
bitanter didicimus". 

III,  4  (S.  196).    ..ut  nobis  ab  expertis  traditur". 

III,  28  (S.  216).   ,,(iuod  nobis  ab  expertis  traditum  est**. 

Daneben  findet  sich  auch  das  einfache  „(sic)ut  nobis 
traditum  est*'  und  „(ut)  traditur**.  I,  7  (S.  120);  II,  17  (S.  163); 
II,  37  (S.  178);  III,  22  (S.  210)  und  „ut  fertur"  I.  U  (S.123);  L  26 
(S.  219f.);  11,24  (S.  169).  In  all  diesen  Erzählungen  beruft 
Adamnan  sich  auf  Zeugen  im  allgemeinen,  oft  in  formelhafter 
A\'endung.     Der  Ursprung  der  A\'undererzählung   ist   verwischt. 


2üO  GERTRUD    BRÜNING, 

Auch  Augenzeugen  von  Wundein  führt  er  an.  Ein  Buch 
Columbas.  das  hinge  im  Wasser  gelegen  hat,  ist  unversehrt  ge- 
blieben, 11,9  (S.  158):  „a  viris  quibusdam  veracibus  et  perfectis 
bonique  testimonii  sine  ulla  anibiguitate  relationeni  accepimus, 
qui  eundem  libellum  . . .  considerarunt".  Auch  bei  der  Erzählung 
von  Columbas  Tod  bei'uft  er  sich  auf  Mönche,  die  alles  erlebt 
haben,  III,  23  (S.  214):  „ut  ab  aliiiuibus,  (jui  praesentes  inerant, 
didieimus". 

Sehr  häufig  nennt  Adamnan  aber  nicht  Zeugen  in  all- 
gemeinen Wendungen,  sondern  bestimmte  Gewährsmänner  mit 
Namen  und  gibt  genau  den  Gang  der  Überlieferung  an.  König 
Oswald  hat  in  der  Nacht  vor  der  Schlacht  gegen  Cadwalla  eine 
Vision  Columbas,  ein  Vorgang,  den  wir  vielleicht  nur  als  leb- 
haften Traum  bezeiclinen  würden,  I,  1  (S.  113):  „Hanc  mihi 
Adamnano  nanationem  mens  decessor,  noster  abbas  Failbeus, 
indubitunter  enarravit,  (jui  se  ab  ore  ipsius  Ossvaldi  regis,  Segineo 
abbati  eandem  enuntiautis  visionem,  audisse  protestatus  est". 
Auch  für  wunderbare  Prophezeiungen  Columbas  nennt  Adamnan 
Augenzeugen: 

I,  2  (S.  116).  „Haec  mihi  (juodam  nari-ante  religioso  sene 
presbytero,  Christi  milite,  Oisseneo  nomine.  Ernani  iilio.  genta 
Mocu  Neth  Corb,  indubitanter  didici:  qui  se  eadem  supra  memorata 
verba  eiusdem  ab  ore  sancti  Finteni,  filii  Tailchani,  audisse  tes- 
tatus est,  ipsius  monachus". 

1,3  (S.  118).  „P>neneus  ...,  qui  haec  omnia  suprascripta 
verba  Segineo  abbati  de  se  prophet  ata  enarraverat,  meo  decessore 
Failbeo  intentius  audiente,  qui  et  ipse  cum  Segineo  i)raesens 
inerat,  cuius  revelatione  et  ego  ipse  cognovi  haec  eadem,  (juae 
enarravi". 

I,  43  (S.  142).  ,.supradictus  vir  (Lugbeus,  ein  Mönch 
Columbas)  .  .  .  coram  aliorum  personis  sanctorum  post  sancti 
Columbae  transitum  testatus  est;  a  quibus  haec,  (luae  de  sancto 
supra  narravimus,  indubitanter  didieimus". 

II,  1  (S.  155).  Haec  per  omnia  esse  verissima,  supradictus 
Silnanus,  Christi  miles,  sancti  legatus  (Jolumbae,  coram  Segineo 
abbate  et  ceteris  testatus  est  senioribus*'. 

Ein  anderer  Mönch  bezeugt  eine  Columba  zul eilgewordene 
Lichtoffenbarung: 

III,  U>  (S.  207).  „Haec  itacjue  praedicabilis  et  admirabilis 
res  . . .  eodem  Virgnouo  narrante,  innotuit.    Cuius  scilicet  Virgnoui 


ADAMNANS    VITA    COLUMKAE    UNI)    IUKI':    ABLEITUNGKN.         Jj? 

sororis  filiiis  Commanus,  honorabilis  presbyter,  mihi  Adamnano... 
aliiiuandü  sub  testificatione  enarraverat".    Ferner 

111,  23  (S.  215).  „ab  aliquibus  expertis  senioribus,  ((uibus 
ipse  Virgnous  retiilerat,  sine  ullo  didicinuis  cunctamine". 

Von  zwei  wunderbaren  Prophezeiungen  ('olumbas  haben 
die  Zeugen  Adamnan  selbst  erzählt: 

I,  20  (S.  127).  „Et  uiius  ex  his  (lui  viderant,  sanctus  sacerdos 
.  .  .  mihi  haec  de  Baitano  enarrans  retulit,  Mailodranus  nomine, 
Christi  miles,  gente  Mocurin". 

1,  49  (S.  146).  „Alius  mihi  Adamnano,  Christi  miles,  Finanus 
nomine, ...  de  eodem  hello  se  praesente  commisso  aliqua  enarrans, 
protestatus  est".  .  . 

In  seiner  Jugend  lauscht  er  dem  Bericht  von  einer  Himmels- 
erscheinung, die  sicli  in  der  Todesnacht  des  Heiligen  gezeigt 
haben  soll: 

III,  23  (S.  215).  „unus  ex  eis  qui  viderant,  ...  cuius  nomen 
etiam  potest  dici  Ferreolus,  Scotice  vero  Erneue,  gente  Mocu- 
firroide,  .  . .  mihi  Adamnano,  illo  iuveni  in  tempore,  cum  grandi 
retulerat  testiiicatione  dicens".  .  . 

Dem  Inhalt  nach  sind  es  also  Wundererzählungen  ver- 
schiedener Art,  für  die  er  Zeugen  nennt,  auf  die  er  sich  sicher 
bona  tide  verläfst,  und  es  ist  sehr  bezeichnend,  w'ie  oft  die 
Erzählungen  nach  Adamnans  ausdrücklichem  Berichte  aus 
zweiter  Hand  stammen;  wie  sehr  gerade  auf  dem  Wege  der 
Weitererzählung  die  Neigung  zur  Legendenbildung  wachsen 
mufste,  dessen  ist  er  sich  sicherlich  ebensowenig  bewufst  gewesen 
wie  andere  Hagiographen.  Wie  die  Legende  sich  fast  unmerklich 
um  Vorgänge  des  täglichen  Lebens  schlingt,  dafür  gibt  Adamnan 
Beispiele  in  den  Wundern,  die  sich  zu  seiner  Zeit  nach  dem 
Tode  des  Heiligen  zugetragen  haben  sollen.  Nach  langer 
Trockenheit  setzt  Regen  ein.  der  nach  Adamniuis  Glauben  nur 
dem  Gebete  zu  Columba  zu  danken  ist-.  Mehrmals  legen  sich 
auf  dem  Meere  ungünstige  Winde,  und  Adamnan  mit  seinen 
Begleitern  erreicht  glücklich  die  Insel.  Als  die  Pest  in 
Irland  herrscht,  bleiben  Hi  und  die  Tochterklöster  verschont, 
II,  44—46  (S.  188—191).  Diese  durchaus  natürlichen  Vorgänge 
erscheinen  bei  Adamnan  ganz  im  Gewände  des  Wunders,  für 
deren  Glaubwürdigkeit  aul'ser  ihm  noch  viele  lebende  Zeugen 
herangezogen  werden  können.  II,  45  (S.  190):  ,,Huius  ergo  prae- 
missae   narrationis   testes   non  bini  tantum  vel  terni  secundum 


258  GEHTRÜD    HKOnING. 

Legem,  sed  centeni  et  amplius  adliiic  extant".  Von  diesen 
Wnndern.  die  gleichsam  im  Entstellen  sind,  schliefst  Adamnan 
mit  der  Naivität  des  mittelalterlichen  ITagiographen  auch  auf 
die  ^^'ahrheit  der  übrigen  Erzählungen.  11.45  (8.189):  „Prae- 
teritorum  nobis,  quae  non  vidimus,  talium  miraculorum  prae- 
sentia,  quae  ipsi  perspeximus.  fidem  indubitanter  confirmant". 

Diese  so  zahlreichen  Hinweise  auf  mündliche  Tradition 
werden  noch  vermehrt  durch  die  Berichte,  die  an  eine  Örtlichkeit, 
ein  noch  vorhandenes  Denkmal  oder  an  einen  Namen  anknü})fen 
und  gleichsam  die  Erklärung  für  deren  Dasein  geben  sollen, 
i]rzählungen  von  der  Art  „ätiologischer"  Sagen  0,  die  man  ohne 
weiteres  den  Abschnitten  anreihen  darf,  bei  denen  Adamnan 
sich  ausdrücklich  auf  mündliche  Überlieferung  beruft,  die  man 
auch  hier  unbedenklich  als  seine  Quelle  ansehen  kann. 

Eine  Quelle  trägt  Columbas  Namen,  vielleicht  weil  der 
Heilige  auf  einer  Reise  zu  den  Pikten  an  diesem  Wasser  getauft 
hat.  Der  späteren  Zeit  genügte  ein  solcher  Anlafs  nicht  mehr; 
als  Adamnan  schreibt,  ist  mit  dem  Namen  Columbas  die  Vor- 
stellung verbunden,  die  Quelle  gehe  auf  ein  \\'under  zurück: 
Columba  soll  sie  durch  sein  Gebet  aus  dem  Felsen  haben  hervor- 
springen lassen,  „hodieque  fonticulus,  sancti  nomine  Columbae 
pollens,  cernitur",  II,  10  (8.  159).  Besonders  auf  der  Insel  Hi, 
wo  Adamnan  sein  ^\'erk  verfafst,  weifs  jeder  Ort  von  Columba 
zu  erzählen.  Ein  Steinhaufen,  „qui  hodieque  in  ora  cernitur 
maritima".  I,  33  (S.  134),  bezeichnet  das  Grab  eines  Fremdlings, 
dessen  Ankunft  Columba  jirophezeit  haben  soll.  Nicht  weit  von 
einander  sind  auf  der  Insel  zwei  Kreuze  errichtet.  Die  Legende 
sucht  ihr  Dasein  wunderbar  zu  deuten  und  gestaltet  eine 
Prophezeiung  des  Heiligen.  Von  dem  hl.  Erneneus,  Abt  des 
Klosters  Himba.  und  sich  selbst  hatte  Columba  verkündet,  dal's 
sie  einander  nicht  lebend  wiedersehen  würden.  Jener  kommt  in 
seinem  Alter  zur  Insel  Hi;  freudig  eilt  Columba  ihm  entgegen, 
aber  bevor  sie  sich  begrüfst  haben,  fällt  Erneneus  tot  zu  Boden, 
..unde  in  eodem  loco  ante  ianuam  canabae  crux  infixa  est.  et 
altera,  ubi  sanctus  restitit,  illo  expirante,  similiter  crux  hodieque 
infixa  staf,  I,  45  (8.  143).  Neben  Columbas  Grab  steht  zu 
Adamnans  Zeit  ein  Stein.   Es  soll  der  gleiche  Stein  gewesen  sein, 


')  Vgl.  Ernst  Renilieiiii,  liehrbuch  tli-r  liistorisclieu  Mctliode,  ö.  u.  0.  .\ufl., 
1908,  S.35Ú;  H.  Delehaye,  Les  legendes  liagiographique.s  2.  Aufl.,  1906,  S.  48  iL 


ADAMNANS    VITA    COI.U.MHAK    UND    IllKK    ABI.E1TÜNGKN.         259 

Hilf  dem  der  Heilige  zu  seinen  TiCbzeiten  zu  ruhen  pflegte, 
„((ui  hodie(iue  (juasi  ([uidam  iuxta  sepulcrum  eius  titulus  stat 
monunienti",  111,23  (S.2i:^)).  Auf  der  Insel  ragt  ein  kleiner  Hügel 
empor,  der  im  Volksmunde  „colliculus  angelorum,  Scotice  vero 
Cnoc  Angel"  lieifst.  Die  Legende  erklärt  den  Namen  so,  dafs 
hier  der  hl.  Tolumba  mit  den  Engeln  geplaudert  habe,  und 
Adamnan  deutet  den  Ursprung  dieser  Erzählung  selbst  an,  wenn 
er  sagt:  „rem  in  eo  gestam  suo  proprio  protestatur  vocabulo", 
ITI,  16  (S.  205).  Vielleicht  gehört  in  die  Reihe  dieser  Erzäh- 
lungen auch  Adamnans  Bericht  von  dem  Buch  des  hl.  Columba, 
das  im  Wasser  unbeschädigt  blieb').  Den  Ausgangspunkt  bildet 
ein  Buch,  um  das  sich  im  Laufe  der  Zeit  die  Sage  gerankt 
hat.  Diese  Erzählungen,  in  deren  ^Mittelpunkt  Denkmäler  der 
Vergangenheit  stehen,  sind  unzweifelhaft  ebenso  aus  mündlicher 
Überlieferung  geflossen  wie  diejenigen  Berichte,  die  er  aus- 
drücklich auf  solche  zurückführt. 

Gegenüber  der  häufigen  Berufung  auf  mündliche  Quellen ') 
mufs  es  auffallen,  dafs  Adamnan  im  ganzen  Werk,  wenn  wir 
absehen  von  jener  Stelle  im  Vorwort  der  Vita  (oben  S.  255),  nur 
zweimal  auf  schriftliche  Überlieferung  hinweist.  In  der  einen  Stelle 
III,  23  (S.  215):  „Hanc  praedictam  visionem  (des  Lugudius  in 
der  Todesnacht  Columbas)  non  solum  paginis  inscriptam  repe- 
rimus,  sed  et  ab  aliquibus  expertis  senioribus,  quibus  ipse 
Virgnous  retulerat,  sine  ullo  didicimus  cunctamine",  liegt  fast 
etwas  wie  Bevorzugung  der  mündlichen  Tradition,  wenigstens 
Gleichstellung  von  Schrift  und  Wort  auch  für  Geschehnisse  der 
Vergangenheit.  Dann  beruft  sich  Adamnan  noch  einmal  bei 
der  Erzählung  von  Aidans  Salbung  zum  König  III,  5  (S.  197) 
auf  eine  schriftliche  Quelle,  deren  Verfasser  er  mit  Namen 
angibt:  „Cummeneus^)  Albus ^)  in  libro,  quem  de  virtutibus 
sancti  Columbae  scripsit,  sie  dixit".  Es  folgt  eine  Prophezeiung 
Columbas   über  Aidan,    die   Adamnan    eben    diesem    „liber   de 


»)  Vgl.  oben  S.  256. 

-)  Vielleicht  gehörten  dazu  auch  die  irischen  Lieder  zum  Preise  Columbas, 
deren  Zauberkraft  Adamnan  I,  1  (S.  113)  erwähnt. 

')  Cummeueus  ist  ein  Abt  von  Hi,  der  669  starb,  nicht  zu  Terwechseln 
mit  Cummianus,  dem  Verfasser  einer  Osterepistel. 

♦)  „Albus"  ist  übergeschrieben  in  der  Schaffhauseuer  Handschrift  S.  108; 
vgl.  Reeves,  1.  Au.sg. ,  Tafel  II,  15;  Lindsay,  Early  Irish  Minuscule  Script 
(St.  Andrews  University  Publications  VI),  Oxford  1910,  Tafel  E. 


2C){)  GERTRUD    BRÜNINO, 

virtutibus  sancti  Columbae".  wie  er  versichert,  entlehnt  hat; 
docli  ist  die  l'rsprünglichkeit  des  Abschnittes  nicht  ganz  ge- 
sichert i). 

Also  nnr  ganz  wenige  Stellen  sind  es,  an  denen  Adamnan 
auf  schriftliche  Tradition  hinweist.  Danach  ist  es  an  sich  nicht 
wahrscheinlich,  dafs  schriftliche  Quellen  in  gröfserem  Umfange 
ihm  vorgelegen  haben;  würde  er,  der  sich  so  gern  auf  Gewährs- 
männer beruft,  dann  nicht  auch  schriftliche  Zeugen  öfters  genannt 
haben?  Und  doch  meint  man,  jene  Schrift  des  Cummeneus  und 
damit  eine  umfangreiche  Quelle  Adamnans  zu  besitzen. 


7.   Adiimnan  uud  der  sogeuaiinte  Cummeueus. 

Die  Zeilen,  die  Adamnan  seiner  Vorlage  entlehnt  haben 
will,  finden  sich  fast  übereinstimmend  in  einer  kürzeren  Vita 
des  Heiligen  (Bibl.  hag.  Lat.  Nr.  1884/85),  die  man  wohl  dem 
Cummeneus  zugeschrieben  und  als  Hauptquelle  Adamnans  an- 
gesehen hat 2).   Diese  Biographie  erschien  zuerst  1G47  im  Druck 


*)  Der  ganze  Abschuitt  von  „Cummeneus  Albus"  ab  bis  zum  Ende  des 
Kapitels  fehlt  in  den  Londoner  Handschriften  Cottonianus,  Regius  und  wahr- 
scheinlich auch  im  Add.  Ms.  35 110  (vgl.  oben  Stt2l9f.).  In  der  Schaffhausener  Hand- 
schrift (S.  108)  zeigt  der  Passus  eine  abweichende  kleinere  Schrift  als  die  vor- 
hergehenden und  nachfolgenden  Kapitel  (vgl.  Lindsay  a.  a.  0.).  Nach  Lindsays 
Tafel  II  möchte  man  vermuten,  daJ"s  die  Stelle  sich  auf  Rasur  befindet,  was 
aber  nach  einer  Mitteilung  der  Bibliotheksverwaltung  nicht  der  Fall  ist;  es 
scheint  demnach  die  Schrift  der  Rückseite  durchzuleuchten.  Die  Schrift  des 
Al).-<chnittes  ist  zwar  kleiner,  eine  Minuskel,  rührt  aber  nach  dem  Urteil  von 
Reeves,  1.  Ausgabe  S.  XIX  und  Lindsay  (S.2)  von  dem  gleichen  Schreiber  her. 
Lindsay  sucht  die  Tatsache  so  zu  erklären,  dafs  Adamnan  ursprünglich  einen 
Platz  frei  liefs  für  das  einzufügende  Zitat  aus  Cummeneus,  und  dai's  dann  der 
Zwischenraum  zu  knapp  bemessen  war.  Aber  das  erklärt  immer  noch  nicht 
den  gleichen  Tatbestand  in  der  Abschrift  des  Dorbbeneus;  weshalb  sollte  er 
das  Zitat  erst  später  eingefügt  haben,  wenn  es  schon  in  seiner  Vorlage  zu- 
gesetzt war?  Wohl  aber  liefse  sich  denken,  dal's  Dorbbeneus  selbst,  nicht 
schon  Adamnan  als  erster  die  Stelle  auf  ausgespartem  Räume  nachträglich 
eingetragen  hat.  Auch  in  den  Handschriften  der  kurzen  Rezension  der 
Vita  (vgl.  oben  S.  216f.)  findet  sich  der  Abschnitt  von  Cummeneus.  Da  diese 
Manuskripte  jedoch  vermutlich  auf  der  Schaffliausener  Handschrift  fuisen, 
kommen  sie  für  die  Bewertung  der  l'rsjjrUnglichkeit  und  Echtheit  dieser  Stelle 
nicht  in  Hetracht.  wenn  nicht  bewiesen  werden  kann,  dafs  ihnen  ein  .selb- 
ständiger i'berlieferungswert  zuknnnnt. 

■-')  Das  Werk  des  sog.  Cummeneus  wird  im  lolgenden  zitiert  nach  der 
unten  als  Anhang  beigegebenen  Ausgabe. 


ADAMNANS    VITA    COLUMBAK    UND    IHKli    ABLEITUNGEN,         201 

bei  Colgan').  Er  legte  seiner  Ausgabe  eine  schlechte  und 
aus  Adaninaii  interpolierte  Tiandsclirift,  aus  der  Bibliothek  von 
Aubertus  Miraeus'^)  zu  Grunde,  geschrieben  von  einem  gewissen 
Belfortius  als  Supplement  zu  Surius'  Sammlung  von  Heiligen- 
leben^). Colgan  selbst  glaubte  in  einer  anderen  Lebens- 
beschreibung des  hl.  Columba,  die  im  Codex  Salmanticensis  über- 
liefert ist^),  das  Werk  des  Cummeneus  zu  erkennen  und  schrieb 
die  Vita  im  Supplement  zu  Surius  dem  hl.  Cainnechus,  einem 
Zeitgenossen  Columbas,  zu.  Mabillon^)  veröffentlichte  dann 
1668  die  gleiche  Vita  nach  einer  weit  besseren  Compiegner 
Handschrift,  indem  er  zuerst  sie  „Cummeneo  Albo  perantiquo" 
in  der  Überschrift  zuwies.  Mit  einem  gewissen  Vorbehalt  nahm 
auch  Baertius^),  sich  auf  das  urteil  Mabillons  stützend, 
Cummeneus  als  Verfasser  an:  „Auetore  forsan  Cumineo  Albe';  er 
druckte  Colgans  Text  ab,  dem  er  einige  Lesarten  der  Compiegner 
Handschrift  nach  Mabillon  beifügte'). 

Mit  den  Ausgaben  von  Mabillon  und  Baertius**)  schien  die 
Frage  nach  dem  Verfasser  erledigt  zu  sein.  Man  hatte  an- 
scheinend das  verloren  geglaubte  Werk  des  Cummeneus  und 
damit  jene  Schrift  über  Columba  wiedergefunden,  aus  der  Adamnan 
für  seine  Lebensbeschreibung  dieses  Heiligen  geschöpft  hatte. 
Erst  in  der  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  werden  Zweifel  laut 
gegen  diese  Annahme.  1851  äufserte  Schoell**)  sich  dahin,  dafs 
weder  der  sog.  Cummeneus,  noch  die  Vita  Columbae  im  Codex 
Salmanticensis,  wie  Colganus  meinte,  von  Cummeneus  verfafst, 
sondern  dafs  alle  Viten  eher  von  Adamnan  abhängig  seien. 
Hardj'io)  sprach  sich  bestimmter  aus  und  meinte:  „The  printed 
text  of  Cuminius  has    all  the   appearance   of  being  a  judicious 


»)  J.  Colganus  a.  a.  0.  S.  321-324. 

■•*)  Vgl.  über  ihn  A.Wauters,  Biographie  Nationale  de  Belgique  XIV, 
1897,  S.  882—895  und  die  übrige  dort  genannte  Literatur. 

=»)  Colgan  S.  324  Anm.  1.  *)  Vgl.  unten  den  9.  Abschnitt. 

**)  Mabillon,  Acta  Sanctorum  ordiuis  S.  Beiifdicti,   I,  1G6S,  S.  3G1— 3üG. 

«)  Acta  Sanctorum  Junii  II,  1G98,  S.  185—189. 

')  Über  die  Handsehriften  des  sog.  Cummeneus  s.  unten. 

•*)  Pinkerton  a.  a.  0.  S.  27 — 45  und  seine  neue  Ausgabe  von  Metcalfe  I, 
51—69  beruhen  auf  Mabillon. 

'••)  Car.  Gull.  Schoell,  De  ecclesiasticae  Britonum  Scotorumque  historiae 
fontibus,  Berlin  1851,  S.  61. 

J»)  Th.  D.  Hardy  a.  a.  0.  S.  167,  Nr.  479.  J.  0' Hanion,  Live«  of  the 
Irish  Saints  VI,  Dublin  o.  J.,  S.  257  schreibt  Hardy  aus. 


262  GERTRUD    BRÜNING, 

abridgement  of  Adamnan".  Der  gleichen  Ansicht  waren  Loofs>) 
und  D'Arbois  de  Jubainville*). 

Wie  wenig  diese  Vermutungen  oder  Behauptungen  die  Frage 
endgültig  entschieden  hatten,  zeigt  sich  darin,  dafs  Reeves  ^), 
Zimmer^)  und  andere^)  weiterhin  annahmen,  dafs  diese  kurze 
Columba-Vita  als  der  echte  Cummeneus  anzusehen  sei;  ja  Fowler 
hat  sogar  in  seiner  Ausgabe  Adamnans  die  mit  dem  sog.  Cum- 
meneus übereinstimmenden  Stellen,  als  daraus  entlehnt,  durch 
kursiven  Druck  kenntlich  gemacht"). 

Die  Frage  wurde  neuerdings  von  Albers  erörtert").  Er 
glaubt,  dafs  Adamnan  selbst  die  kürzere  Vita  verfafst  habe,  und 
zwar  als  Vorarbeit  seiner  eigentlichen  Columba-Biograpliie.  In 
einer  Anzeige  sprach  Levison^)  sich  für  die  Unhaltbarkeit  dieser 
Meinung  aus  und  erklärte  die  kürzere  Vita  für  einen  Auszug 
aus  Adamnan.  Moretus*-*)  schien  dagegen  an  der  Autorschaft 
des  Cummeneus  festzuhalten  und  lehnte  nur  die  Verfasserschaft 
Adamnans  ab. 

Ich  werde  im  folgenden  auf  Albers'  Darlegungen  näher 
eingehen  und  zu  beweisen  versuchen,  dafs  der  sog.  Cummeneus 
in  der  Tat  nur  ein  späterer  Auszug  aus  Adamnan  sein  kann. 
Dadurch  wird  zugleich  die  Annahme  der  Urheberschaft  des 
Cummeneus  unhaltbar. 

Albers  legt  dar,  dafs  die  kurze  Biographie  gleichsam  nur 
das  Geripi)e  sei,  nach  dem  Adamnan  seine  zweite  Vita  aus- 
gearbeitet habe  und  dafs  ungefäiir  die  ganze  erste  sich  aus  dieser 
herausschälen  lasse '<>).  „Adamnan  hat  die  erste  Erzählung 
durch  einzelne  Phiasen  erweitert  und  anders  disponiert,  im 
übrigen  aber  sicli  fast  sklavisch  an  seine  Vorlage  gehalten".  Albers 

•)  Fr.  Loofs,  De  antiquii  Britoimm  Scotorumque  erclesia,  Leipzig 
1882,  S.  54. 

»)  Revue  Celtique  XII,  1891,  S.  '284. 

»)  Reeves  S.  XIX  usw.  (1.  Aus?.  S.  VI,  199  f.  u.  a.). 

*)  Nennius  vindicatus,  Berlin  1893,  S.  312;  Handelsverbindungen  West- 
galliens mit  Irland,  a.  a.  0.  S.  587. 

»)  W.  F.  Skene,  Celtic  Scotland  II,  2.  Aull.,  K-linburgb  1887,  S.  168; 
Metcalfe  a.a.O.  I,  S.  XIX  f. 

")  Vgl.  Fowlers  Einleitung  S.  X. 

')  B.  Albers  a.  a.  0.  S.  4U5— 420. 

•)  Levison,  Neues  Archiv  XXXVIII,  1913,  S.331. 

*)  Analecta  BoUandiana  XXXIII,  1914,  S.  94—96. 
'")  A.  a.  ().  S.  406. 


ADAMNANS    VITA    COLUMHAK    I'Nl)    IIIKK    AHl-KITUNOEN.         263 

vergleicht  die  beiden  Texte  und  kommt  zu  dem  Schlufs,  dafs 
(Uimmeneus  nicht  der  Verfasser  sein  kann.  Wenn  Adamnan  in 
der  Plinh'itunfj:  sage,  praef.  I  (8.105):  „vitam  descripturus,  fratrum 
flagitationibus  obsecundare  volens",  so  sei  daraus  zu  schliefsen, 
dafs  noch  keine  Lebensbeschreibung  des  Stifters  existiert  habe; 
sonst  brauchten  die  Mönche  ihren  Abt  nicht  so  darum  zu  ersuchen '). 
Adamnan  gibt  zwar  in  der  Einleitung  an,  dais  schon  Aufzeich- 
nungen über  Coluinba  vor  ihm  bestanden  haben:  „quae  ante  nos 
inserta  paginis  reperire  potuimus".  aber  diese  Woile  lassen  nach 
Albers  einen  8chUii's  auf  eine  zusammenhängende  Vita  nicht  zu; 
es  kann  sich  hier,  so  meint  er,  nur  um  „sporadische  schriftliche 
Aufzeichnungen"  handeln-).  Was  zunächst  den  letzteren  Ausdruck 
anbelangt,  so  steht  er  der  Annahme  einer  „wohlgeordneten 
Lebensbeschreibung"  nicht  im  Wege,  läfst  aber  überhaupt  keinen 
Schlufs  auf  die  bestimmtere  Art  der  Aufzeichnungen  zu.  Und 
ebensowenig  sind  jene  Einleitungsworte  Adamnans  nach  irgend 
einer  Eichtung  hin  beweiskräftig.  Es  ist  die  übliche  Beschei- 
denheitsphrase, die  sich  in  ähnlicher  Form  in  zahllosen  Viten 
und  anderen  mittelalterlichen  Literaturerzeugnissen  wiederfindet, 
die  zeigen  soll,  dafs  der  Verfasser  nicht  von  sich  aus  so  ver- 
messen gewesen  ist,  die  Aufgabe  zu  unternehmen,  sondern  nur 
der  Forderung  anderer  entsprochen  hat.  Schliefslich  erwähnt 
Albers  folgende  Tatsache.  Sowohl  ,,Cummeneus"  als  auch  Adamnan 
berichten  ein  Wunder,  dafs  sich  nach  dem  Tode  Columbas 
zugetragen  haben  soll.  Cum.  c.  26  und  Ad.  II,  44  (S.  188), 
und  zwar  gibt  Adamnan  bei  diesem  Vorgang  die  genaue  Be- 
stimmung „ante  annos  namque  ferme  quatuordecim".  Albers, 
der  noch  der  Annahme  von  Baertius  folgt,  dafs  die  Vita 
zwischen  702  und  704  in  Irland  von  Adamnan  geschrieben  sei, 
verlegt  so  das  Ereignis,  von  dem  berichtet  wird,  in  die  Zeit 
gegen  090.  Nun  starb  aber  der  Abt  Cummeneus  von  Hi  schon 
669,  konnte  also  unmöglich  das  betreffende  Wunder  melden. 
Nehmen  wir  an,  dafs  Adamnans  Zeitangabe  zuverlässig  ist,  dann 
ist  das  immerliin  ein  Argument  gegen  die  Verfasserschaft  des 
Cummeneus,  auch  dann  noch,  wenn  die  Vita  Adamnans  vorher 
(aber  nicht  vor  688^))  entstanden  sein  sollte  und  das  Ereignis 
somit  früher  anzusetzen  wäre,  da  es  keinesfalls  vor  074  fallen 
könnte. 


')  A.  a.  0.  S.  410 f.  »)  Eb.  S.  412.  ')  V?l.  oben  8.  227 f. 


2(Vi  GERTRUD   BRÜNINO, 

Wie  stellt  es  nun  aber  mit  dem  Verhältnis  der  beiden  Viten 
zu  einander?  p]ine  einfache  Textvergleichung,  die  nur  die 
grofsen  Übereinstimmungen  zeigt,  beweist  an  und  für  sich 
nichts,  wenn  man  sich  nicht  dabei  auch  im  einzelnen  die  Frage 
vorlegt:  Aus  welchen  Gründen  ist  diese  oder  jene  Stelle  als 
ursprünglich  oder  als  späterer  Auszug  zu  betrachten?  Albers 
stellt  nur  fest,  dafs  die  beiden  Viten  einander  sehr  entsprechen, 
und  wenn  man  Adamnan  nicht  als  einen  „ganz  gewühnlichen 
Plagiator"  ansehen  wolle,  könne  er  nicht  die  kurze  Vita  einfach 
ausgeschrieben  haben,  ohne  seine  Quelle  zu  nennen,  wenn  er 
nicht  selbst  deren  Verfasser  gewesen  sei.  Letzterer  Grund  ist 
selbstverständlich  nicht  stichhaltig  bei  der  mittelalterlichen 
Auffassung  von  geistigem  Eigentum.  Die  andere  Möglichkeit, 
dafs  die  kürzere  Biographie  auch  ein  spaterer  Auszug  aus 
Adamnan  sein  könnte,  weist  Albers  einfach  von  der  Hand,  da 
seiner  Meinung  nach  „offenkundig  das  gegenteilige  Verhältnis 
der  Fall  ist"i).  Die  Übereinstimmung  der  beiden  Viten  geht 
übrigens  noch  weiter,  als  er  feststellt.  In  der  ganzen  kurzen 
Vita  kommt  nichts  vor,  was  nicht  auch  Adamnan  berichtet,  wie 
die  Hinweise  auf  dessen  Werk  am  Rande  der  unten  als  Anhang 
folgenden  Ausgabe  dartun. 

Bei  dem  Vergleich  einzelner  Kapitel  zeigt  sich  ferner  aber 
deutlich,  dafs  diese  kürzere  Vita  weder  der  echte  Cummeneus 
ist,  noch  aus  Adamnans  Feder  stammt,  sondern  nur  eine  spätere 
Ableitung  aus  dessen  Columba-Biographie  ist. 

Gegen  die  Autorschaft  des  Cummeneus  spricht  z.  B.  folgende 
Tatsache.  Adamnan  erzählt  III,  5  (S.  107)  von  der  Prophezeiung 
Columbas,  dais  die  Nachkommen  König  Aidans  ihr  Land  und 
ihre  Krone  verlieren  würden  bei  Feindseligkeiten  gegen  Columba 
und  die  Seinen.  Bei  dem  sog.  Cummeneus  scliliei'st  die  Erzählung, 
c.  5:  „Quod  ita  factum  est;  mandatuni  nauKine  viii  Dei  tran.s- 
gredientes  regnum  perdiderunt".  Nun  blieb  aber  das  Scepter 
bei  dem  Hause  (jíabhran  bis  zum  Tod  von  Maelduin,  der  689 
starbt).  Keeves  hält  daher  die  Stelle  bei  dem  sog.  ('ummeneus, 
dessen  Tod  sciion  069  erfolgte,  für  spätere  Interi)olation^).  Sie 
erklärt  sidi  zwanglos  bei  einem  späteren  Auszug  aus  Adamnan. 

')  A.  a.  0.  S.  414. 

•-)  Reeves  a.  a.  0.  S.  287  (1.  Ausg.  S.  202  f.). 

')  Eb.  S.28«  (1.  Ausg.  8.202). 


AI>AMN\NS    vriA    COI.UMUA  K    CM)    IllIiK    AHi.KITrNOKN.         265 

Doch  sclieinl  mir  dir  Bezieliuno-  der  Erzählung  auf  den  Tod 
Maelduins  keineswegs  sicher. 

In  der  späten  Columba-Vita  von  O'Donnell  wird  einmal 
Cummeneus  als  Quelle  zitiert  an  einer  Stelle,  deren  irischer 
Text  noch  nicht  gedruckt  ist.  Die  betreffende  Notiz  lautet  in 
der  Übersetzung-  von  Colgan'):  ,,Nam,  ut  refert  sanctus  Cu- 
mineus,  Integra  iiebdoniade  non  tantuni  alinienti  sumebat,  quantum 
uni  mendiculo  pro  una  refectione  sufficeret;  semperque  a  vino  et 
omni  sapido  delicatove  edulio  abstinuit.  ordinaiius  illi  potus 
aqua  pura,  cibus  panis  ex  farina,  arenae  permixta".  Diese  Stelle 
findet  sich  aber  nicht  im  sog.  Cummeneus  und  überhaupt  in  keiner 
der  bekannten  Columba-Viten;  ist  auf  die  Angabe  dieses  jungen 
Kompilators  Verlai's,  dessen  Quellenangaben  im  allgemeinen  zu- 
verlässig sind,  so  spricht  auch  sie  dagegen,  dafs  uns  in  jener 
Vita  Cummeneus'  Werk  vorliegt,  ohne  dafs  darauf  grofses  Gewicht 
gelegt  werden  soll. 

Aber  auch  gegen  Albers  Ansicht  sprechen  zunächst  allgemein 
literarische  Gründe.  Beide  Viten  können  kaum  von  der  gleichen 
Feder  herrühren;  dafür  sind  die  inhaltlichen  und  formellen  Unter- 
schiede in  der  Behandlung  des  gleichen  Stoffes  zu  grofs.  Welchen 
Wert  Adamnan  auf  die  Prophetengabe  Columbas  legt,  wurde 
ausführlich  dargelegt.  Auffallen  mufs,  dafs  von  all  den  Le- 
genden dieser  Art  aus  dem  ersten  Buch  nur  das  8.  (S.  120) 
und  als  ziemlich  unorganisches  Anhängsel  der  kurzen  Vita 
das  3.  Kapitel  (S.  116)  in  sehr  gekürzter  Form  begegnen.  Jede 
Milieustimmung,  die  einen  nicht  geringen  Reiz  in  Adamnans 
Werk  ausmacht,  fehlt  hier.  Man  vergleiche  z.  B.  das  Kegen- 
wunder.  Ad.  II,  44  (S.  188)  und  Cum.  c.  26.  Bei  dem  sogenannten 
Cummeneus  ist  es  ein  Ereignis,  das  garnicht  aus  dem  Ealimen 
der  übrigen  Erzählungen  heraustritt.  Bei  einer  grofsen  Trocken- 
heit nach  dem  Tode  des  Heiligen  nehmen  die  „fratres"  sein 
Gewand,  erheben  es  in  die  Luft,  lesen  seine  Bücher  und  der 
Eegen  setzt  ein.  Bei  Adamnan  ist  der  Vorgang  in  viel  persön- 
lichere Beziehung  zu  den  Mönchen  von  Hi  gebracht,  wenn  er 
schreibt:  „hoc  inito  consilio  fieri  consiliati  sumus,  ut  aliqiii  ex 
nostris  senioribus  .  .  .  cum  sancti  Columbae  Candida  circumirent 
tunica  .  .  ."  Das  Ganze  der  kleinen  Vita  durchzieht  kein  lei- 
tender Plan,  der  bei  Adamnan  so  ausgesprochen  ist.    Stilistisch 


1)  m,  34,  Colganus  a.  a.  0.  S.  437. 

Zeitschrift  f.  celt.  Philologie  XI.  IQ 


finden  wir  eine  ungekünsteltere  Wortfolge.  Die  Diminutivformen 
begegnen  in  der  kurzen  Vita  verhältnismäfsig  selten,  auch  läfst 
sie  alle  seltenen  Worte  fort. 

Allerdings  könnte  Albers  entgegnen,  dafs  Adamnan  an 
seiner  zweiten  Vita  eben  viel  mehr  herumgefeilt  habe  und  dafs 
man  bei  einem  solchen  Konzept,  als  das  er  doch  die  kurze  Vita 
angesehen  haben  will,  nicht  den  gleichen  literarischen  Mafsstab 
anlegen  dürfe  wie  bei  dem  vollendeten  Werk.  Aber  diese  kurze 
Vita  wäre  dann  eine  etwas  merkwürdige  Art  von  Konzept. 
Eine  kurze  Angabe  der  einzelnen  Vorgänge  hätte  genügt,  mit 
sorgfältiger  Notiz  über  die  betreftenden  Personen.  Orte  und 
Zeugen.  Statt  dessen  findet  man  in  der  kurzen  Vita  selten  einen 
Namen  genannt;  meistens  bringt  sie  allgemeine  Umschreibungen, 
„unus  e  fratribus".  ..aliquis  monachus"  oder  ähnliche  Wendungen, 
während  in  Adamnans  Werk  die  Namen  ausführlich  gegeben 
sind.  Die  wenigen  Eigennamen,  die  wirklich  in  der  kurzen 
Biographie  vorkommen,  haben  übrigens  stets  die  latinisierte, 
nie  die  irische  Form.  Das  alles  ist  doch  ein  eigentümliches 
Verfahren  bei  einer  Stoffsammlung,  die  später  zu  einer  Vita 
ausgearljeitet  werden  soll.  Seltsam  wäre  es  auch,  dafs  Adamnan 
sich  in  der  Hauptsache  nur  von  dem  dritten  Buch  ein  Konzept 
gemacht  hätte. 

Die  kurze  \'ita,  wie  sie  uns  vorliegt,  ist  als  Auszug  leicht 
verständlich.  Der  Epitomator  beginnt,  was  doch  im  allgemeinen 
die  Regel  ist,  mit  der  Tieburt  des  Heiligen,  also  mit  dem  ersten 
Kapitel  des  dritten  Buches  von  .\damnan.  Dieses  dritte  Buch 
bildet  auch  weiterhin  die  Grundlage  der  kurzen  Vita.  Aufserdem 
bietet  es  die  Todesszene,  also  einen  geeigneten  Ab.schlufs.  Aus 
dem  zweiten  Buch  werden  einige  Hauptwunder  exzerpiert  und 
zwei  Prophezeiungen  (c.  3.  8)  und  ein  Teil  des  1.  Kapitels  aus  dem 
ersten  Buch.  Da  der  Auszug  einen  allgemeinen  Heiligent^-p  an- 
strebt, der  für  weitere  Kreise  zur  erbaulichen  Betrachtung  bestimmt 
ist,  schwächt  er  örtliche  und  zeitliche  Beziehungen  ab  und  läfst 
alles  fort,  was  Columba  gleich.sam  zum  geistigen  Besitz  der  Mönche 
von  Hi  oder  der  Iren  stemi)elt.  Ein  charakti'ristisches  Beispiel 
sei  erwähnt.  Adamnan  (111,  17,  S.  205)  erzählt  uns  von  den  vier 
bekannten  irischen  Heiligen  Conigellus,  Cainneclms,  Brendenus 
und  Cormacus,  die  den  heiligen  Columba  besuchen,  ein  echt 
irischer  Zug!  Im  Auszug  dagegen  sinken  sie  ohne  Namennennung 
zu  „(juatuor  fratres"  herab. 


ADAMNANS    VH'A    CoUMHAK    IM)    IIIHI';    A  UM".  Ill  NO  KN. 


267 


All  diese  Erwägungen  sind  jedoch  zu  allgemeiner  Art,  als 
dafs  sie  endgültig  das  Verhältnis  der  beiden  Viten  beweisen 
könnten.  Entscheidend  ist  an  letzter  Stelle  der  Nachweis  der 
von  Adamnan   bei  Abfassung  seiner  Vita  benutzten  Schriften'). 

Ich  versuche  also  im  Folgenden  an  Hand  einzelner  Stellen, 
die  Adamnan  entlehnt  hat-)  und  die  sich  auch  im  sogenannten 
Cummeneus  finden,  darzulegen,  dafs  Adamnan  der  benutzten 
Quelle  näher  steht  als  die  kürzere  Vita. 


Vita  Anton ii  c.  18: 

Sanctorum  anyclorum 
amabüis  et  tranquilliis 
aspectus  est . . .  gaudium, 
exultationem ,  fiduciam, 
pectoribus  hifundxint,  si- 
quidem  cum  illis  est  Do- 
minus, qui  est  fons  et 
origo  laetitiae. 

Eb.  c.  15: 
Animam    nostram    coin- 
menda\it  nobis  Dominus ; 
servemus  depositum  quale 
accepimus. 


Ad.  III,  23  (S.  211): 

et  quia  sanctorum  angs- 
lorum  amabilis  et  tran- 
fpiillus  aspectus  gaudium 
et  exultationem  electo- 
rum  pectoribus  infundit, 
liaec  fuit  illius  subitae 
causa  laetitiae.  .  . 


(Cummeneus)  c.  18: 
Haec  enira  causa  fuit  il- 
lius subitae  laetitiae. 


C.  18: 

augelus  Domini  pro  cuius- 
dam  missus  depositions 
Deo  cari . . .  Haec  sanctus 
se  ipsum  significans  dice- 
bat. 


angelus  Domini  ad  repe- 
tendum  aliquod  Deo  ca- 
rum  missus  depositum. . . 
Noster  vero  patronus 
sanctum,  propriam  a  Deo 
sibi  commendat&m  ani- 
mam ,  depositum  ^  nuncu- 
pavit. 

Der  erste  Teil,  die  eigentliche  Begründung  der  Freude,  fehlt 
bei  dem  sogenannten  Cummeneus.  Nur  das  eine  Wort  ,.laetitiae" 
findet  sich  hier.  Auch  in  dem  weiteren  Teil  der  Erzählung 
gebraucht  Adamnan  die  "Worte  der  Vita  Antonii  in  gröfserem 
Umfang;  dagegen  hat  Cummeneus  nur  mehr  „depositione"  statt 
„depositum". 

c.  58:  Ad.  m,  23  (S.  212):  c.  19: 

secundum  eloquia  scrip-     secundum   eloquia  scrip-    patrumviamgradia.T.lam 
turanim  patrum  gradior     turarum  patrum  gradisiT     enim  Christus  me  invitat. 
viam  .  .  .  iam  enim  Do-     viam.  lam  enim  dominus 
minus  »MC  Í7ivitat.  mens  Jesus  Christus  me 

invitare  diffnatur. 


0  Vgl.  Levison,  Neues  Archiv  XXXVm,  S.  331. 
»)  Vgl.  oben  S.  244  ff. 


18* 


2(>8 


(JKUIKri)    lUíl'NTXO. 


Die  erste  Hälfte  des  Satzes  fehlt  bei  ( 'ummeneus.  Dann 
hat  er  zwar  wie  die  Vita  Aiitonii  „invitaf  statt  des  umständ- 
licheren ..invitare  dignatur",  aber  „dominus"  fehlt,  und  das  Wort 
„Christus"  zeigt  zudem,  dal's  Adamnan  hier  das  Mittelglied  und 
die  Quelle  der  kürzeren  Vita  darstellt. 


c.  59: 

mortem  ladns  aspexit, 
ita  ut  ex  hiliritatc  vul- 
tm  eins  atigelornm  sanc- 
torum . . .  praesentia  nos- 
ceretur.  Hos  intuens  . . . 
»nimam  exhalavit. 


Ad.  III,  23  (S.  214): 
cum  mira  riiltns  hilari- 
tate  et  /neiitia  circnm- 
spiciebat,  snncto^  scilicet 
obvios  intuens  atigelos 
.  .  .   spiritnra   exhalavit. 


c.  22: 

laeta.  facie  circnmspicie- 
bat  et  angeloi>  sanctos 
adesse  videbat  .  .  .  spiri- 
tnm  e.rhalavif. 


Die  ^^'orte  der  Vorlage  „vultus  hilaritate"  fehlen  im  kurzen 
Text,  was  wieder  im  selben  Sinne  beweiskiäftig  ist. 


Ad.  III,  17  (S.  206): 


cTi'niosnm    ignewm    glo- 


Sulp.Sev.,  Dial.11,2: 

cum  iam  «iííííinm...beiie- 
diceret,  globiun  ignis  de 
capite  illius  t'íVíimns  emi- 
care,  ita  ut  .  .  .  m«em 
.  .  .  produceret. 

Adamnan  schreibt  „criniosum"  statt  ,.crinem 
Vita  fehlt  das  Wort  ganz. 


bum  .  .  . 
(Jolumbae 
stantis  .  . 


de  vertice  S. 
ante  altare 
vidit. 


c.  12: 

rü/ernnt  . . .  i.7?jeum  glo- 
bum  ...  de  vertice  S. 
Columbao  ante  altare 
stantis. 


In  der  kurzen 


Ad.  II,  32   (S.  174): 

anima'  ad  corpus  rcdiit 
...  cuius  ma^inm  tenens  ... 
parentibus  redivit'um  as- 
siijnavit. 


c.  25: 

patri   et  niatri  viventem 
repraesentat. 


Gregor,  Dial.  I,  2: 

quo  orante  ajiinia  jineri 
ad  corpus  rediit,  quem 
manu  comprehendit  ac 
tienti  raatri  rirentem 
reddidit. 

Der  erste  Teil  fehlt  in  der  kurzen  Fassung.  Der  zweite 
Teil  könnte  für  das  Gegenteil  meiner  Auffassung  sprechen;  denn 
„viventem"  stiiniiit  genau  mit  Gregor  überein.  Aber  die  I'bei- 
einstimmung  ist  als  zufällige  leicht  erklärlich,  weil  Adamnan 
hier  das  etwas  gespreizte  „redivivum  assignavit"  hat,  was  die 
kurze  Vita  in  einfacher  Foim  wiedergibt.  Gegenüber  den 
Worten:  „anima  ad  corpus  rediif  und  den  anderen  Stellen  fällt 
diese  Abweichung  kaum  ins  Gewicht. 

Gregor.  Dial.  IV.  27:      Ad.  III,  G  (S.  198):  c.  G: 

misericordiae  actibiis  de-     bonis  artibus  intetitus.        quidani  /;o?iornm  nchinm 
ditus,  bonis  operibus  in-  de  suis  muuacbus. 

tentus. 


AUAMXANS    VHA    COLUMIUK    UND    IHUK    AHLKITUNGEN.         269 

„Intentus"  fehlt  bei  Cummeneus,  und  der  Casus  von  „bonis 
actibus"'  ist  daher  verändert. 

Diese  Stellen  zeigen  deutlich,  diiis  Adanman  den  benutzten 
Vorlagen  näher  steht  als  der  sogenannte  Cummeneus.    Der  Weg 
der  Entlelinung  geht   von  der  Vorlage   über  Adamnan   zu  der 
kurzen  Vita,  die   deshalb   nur  ein  späterer  Auszug  sein   kann. 
Die  Schrift  des  Cummeneus  mufs  als  verloren  betrachtet  werden  i). 
Wenn   also  die  Vita  Columbae,  die  man  solange  für  das 
AVerk  des  Cummeneus  und  für  eine  Hauptquelle  Adamnans  ge- 
halten hat,  als  Auszug  anzusehen  ist,  so  erhebt  sich  die  Frage 
nach  dessen  Entstehung.    Ich  versuche  daher,  die  Spuren  dieser 
Vita  so  weit  als  möglich  zurückzuverfolgen,   um  in  etwa  einen 
Anhaltspunkt  für  die  Zeit  und  den  Ort  der  Entstehung  zu  finden. 
Die  beiden  Handschriften,  die  Colgan  und  Mabillon  benutzten, 
sind,  wie  schon  erwähnt,  verloren.    Aber  die  gleiche  Vita  findet 
sich  noch  in  folgenden,  bisher  nicht  benutzten  Handschriften: 
la.  St.  Omer  716,   XIII.  Jh.,   Bd.  V,   einst  S.  Mariae   de 

Claromarisco2),  fol.  160—1633). 
Ib.  Brüssel  7460,  eliemals  in  monasterium  Vallicellense*), 
XIII.  Jh.,  fol.  167— 1695). 
2.  Wien,  Kaiserlich  Königl.  Privatfideikomifs- Bibliothek 
Nr.  9397a,  das  Sanctilogium  von  Johannes  Gielemans, 
Bd.  III,  vom  Jahre  1479,  fol.  802—804,  enthält  einen 
gekürzten  Text*^). 

')  Dais  man  den  Abschnitt,  den  Adamnan  (s.  oben  S.  260  Anm.  1) 
III,  5  (S.  197)  ans  Cumraenens  entlehnt  haben  will,  als  ziemlich  wörtliches 
Citat  aus  einem  anderen  Schriftsteller  anzusehen  hat,  möchte  ich  aus  sti- 
listischen Gründen  annehmen.  Die  Ausdrucksweise  der  Sätze  ist  wenig  adam- 
nanisch,  abgesehen  vielleicht  von  dem  Eingangswort  „indubitanter''.  Der 
Abschnitt  weist  m.  E.  einfacheres,  fast  etwas  unbeholfenes  Latein  auf.  Auch 
begegnen  keine  Diminutivformen.  Solche  Stileigenheiten  des  kurzen  Passus 
sind  selbstverständlich  keine  zwingenden  Kriterien,  sondern  können  auch  zu- 
fällig sein,  und  ich  will  ihnen  deshalb  keine  grol'se  Bedeutung  beimessen. 

'■*)  Clairmarais,  dép.  Pas-de-Calais,  arr.  und  cant.  Saint-Omer,  im  N.  0. 
dieser  Stadt. 

=»)  Nach  einer  freundlichen  Mitteilung  von  Herrn  Prof.  W.  Levison. 

*)  Vaucelle,  im  Süden  von  Cambrai,  dép.  Nord. 

^)  Catalogus  codicum  hagiographicorum  bibl.  Reg.  Bruxelleusis  I,  2,  S.  10 
und  J.  Vau  den  (iheyn ,  Catalogue  des  manuscrits  de  la  Bibliotheque  Royale 
de  Belgique  V.  1905,  S.  135,  Nr.  3170. 

•^)  Vgl.  Analecta  BoUandiana  XIV,  21.  Durch  liebenswürdiges  Entgegen- 
kommen der  Bibliotheksverwaltungen  war  mir  der  Text  von  Ib  und  2  durch 
Photographien  zugänglich. 


270  GEKTUUD    BRÜNING, 

Die  Handschriften  Brüssel  7460  und  7461  sind  Teile  eines 
grofsen  Legendais  aus  dem  fiühereu  13.  Jahrhundert,  das  wahr- 
scheinlich ehemals  acht  Bände  umfafste.  Ks  stammt  aus  der 
Cisterzienserabtei  S.  Maria  de  \'alcellis  und  ist  eng  verwandt 
mit  dem  Legendär  von  St.  Omer,  das  ebenfalls  im  13.  Jahrhundert 
entstanden  ist  und  dem  Cisterzienserkloster  S.  Maria  de  Claro- 
marisco  angehörte').  Der  Text  dieser  Handschriften  ähnelt 
Mabillons  Druck.  Hire  Verwandtschaft  mit  einem  verlorenen 
Compendieusis  ]\[abillons  wird  auch  sonst  festgestellt,  bei  Jonas' 
Vita  Columbani-)  und  bei  Alcvins  Vita  Willibrordi')  und  seiner 
Vita  Richarii*). 

Zu  (-J runde  liegt  ein  grofses  Legendär,  von  dem  auch  Teile 
anderer  Ableitungen  erhalten  sind,  und  das  frühestens  um  die 
Mitte  des  12.  Jahrhunderts  zusammengestellt  sein  kann^).  Aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  beruht  auch  der  Text  von  Johannes 
Gielemans  in  letzter  Linie  auf  diesem  Legendär.  Seine  Schriften 
befassen  sich  vor  allem  mit  der  hagiographischen  Literatur  und 
der  Geschichte  lielgieiis.  wo  er  auch  als  Subprior  des  Regular- 
kanonikerstiftes  Kubea  Vallis  ( Rouge-Cloitre)  bei  Watermael  nahe 
Brüssel  1487  starb.  Aufser  dem  Sanctilogium,  in  dem  er  besonders 
die  Heiligen  seiner  Heimat  berücksichtigt,  schrieb  er  ein  Hagio- 
logium  Brabant inorum  und  ein  Novale  Sanctorum.  Seinen  letzten 
Plan,  eine  Geschichte  Brabants  zu  verfassen,  hat  er  nicht  mehr  zu 
Ende  geführt.  Nun  hat  Gielemans  für  sein  Sanctilogium,  in  dem 
die  Vita  folumbae  überliefert  ist,  nach  eigener  Angabe  besonders 
aus  einem  heute  verlorenen  Legendär  des  Aegidius  von  Damme 
geschöpft •■'),  wie  er  in  der  Kinleitung  des  Sanctilogiums  mitteilt: 
„Praefatus  autem  compilator,  ex  cuius  opusculis  plures  legendär 
collegi,  illas  maxime,  ([uarum  in  fine  habetur  iste  versiculus:  „Sit 
nomen  Domini  benedictum  in  secula"  etc..  fuit  venerabilis  domnus 
Aegidius    de   Dainmis.    quondam    ])vu)v   in   Duiiis    et  iiostmodum 

')  Viil.  n.  a.  Anliiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde 
VllJ,  S.  415f. 

-')  Vgl.  15.  Kni'-rli.  luiiac  Vitae  Sanctoruiii  (Scriptores  reruiu  Germ.), 
1905,  S.  8ßf.  u.  soff. 

»)  Vgl.  dcninäohst  W.  Levisuii.  8S.  R.  Merov.  Vll.  102. 

*)  B.  Krusch,  eb.  IV,  :\m. 

'")  Vgl.  deuuiächst  W.  licviöoii  am  SchlU8.><e  von  SS.  K.  Mciov.  VII. 

''■)  Vgl.  An.ilocta  Bollaudinua  XTA^  S.  10  und  .\.  roncHet,  Tj£  legpudiiT 
de  l'ierre  Cnlo  (eb.  .WFX.  tülO.  S.  MStT.). 


ADAMNANS    VITA    COLUMBAK    UNI)    IHRE    ABLEITUNGEN.         271 

confessor  apud  Spermaeigen,  ordinis  Cisterciensis,  prope  Brugis, 
ubi  et  diem  obiit".  .  . 

Etwa  200  Eintragungen  sind  durch  den  obigen  Schlufssatz 
bei  Gielemans  als  aus  Aegidius  entlehnt  gekennzeichnet,  und  zu 
diesen  gehört  auch  seine  Vita  Columbae,  die  sich  also  schon  in 
dem  Werk  des  Aegidius  befand. 

Die  Quelle,  aus  der  Aegidius  diese  Columba-Vita  geschöpft 
hat,  läl'st  sich  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  aber  noch  weiter 
verfolgen.  Zu  einem  unvollständigen  Exemplar  jenes  Legendars, 
auf  dem  Mabillons  Text  und  die  Handschriften  von  Brüssel  und 
St.  Omer  beruhen,  gehören  auch  die  C-odices  403  und  404  in 
Brügge').  Auch  sie  stammen  aus  dem  13.  Jahrh.  und  gehörten 
dem  monasterium  Thosanum2)  und  später  dessen  Mutterkloster, 
dem  ebenfalls  Flandrischen  nahen  Ter  Duyn,  dem  coenobium 
Dunense.  In  dem  letzteren  Kloster  war  nun  Aegidius  Prior,  und 
es  ist  höchst  wahrscheinlich,  dafs  er  einen  verlorenen  Band  jenes 
Legendars  für  die  Vita  Columbae  benutzt  hat.  1571  ist  die 
Abtei  Ter  Doest  völlig  zerstört  worden ^),  und  bei  dieser  Ge- 
legenheit wurde  auch  ein  grofser  Teil  der  Bücher  vernichtet, 
vielleicht  auch  die  fehlenden  Bände  jenes  Legendars;  schon  in 
einem  Bibliothekskatalog-  des  Klosters  Ter  Duyn  von  1638  sind 
nur  noch  jene  Bände  verzeichnet''),  die  sich  heute  in  Brügge 
befinden. 

Mabillons  Hs.  stammte  aus  Compiegne.  In  die  gleiche 
Gegend  weist  auch  das  junge  ^Manuskript  von  Belfortius,  das 
dieser  als  Supplement  zu  Surius  verfafste,  also  nicht  vor  dem 
Jahre  1575,  in  dem  die  erste  Ausgabe  von  Surius'  Werk  ,.De 
probatis  Sanctorum  historiis"  beendet  wurde.  Die  Angabe 
Colgans-'),  dafs  die  Handschrift  des  Belfortius  sich  zu  seinerzeit 
in  Antwerpen  in  der  Bibliothek  des  Aubertus  Miraeus  befand, 
wird  bestätigt  durch  einen  Katalog  dieser  Bibliothek  aus  dem 
Jalire   1640**).    Danach   hat   Nicolaus   Belfortius.    ein   Regular- 

1)  Vgl.  eb.  X,  S.  458  ff. 

'■')  Ter  Doest  bei  Lisseweghe  iu  Westilanderu. 

')  Vgl.  Pan)  Lehmann,  Franciscus  Modins  (Traube,  Quellen  und  Unter- 
suchungen zur  lat.  rhilolügio  des  Mittelalters  III,  1),  1908,  S.  122. 

♦)  A.  Sanden^s,  Bibliotheca  Belgica  Manuscripta  (T).  1641.  S.  187;  vgl. 
S.  207  über  die  Zeit. 

'•>)  Colgauus  a.  a.  0.  S.  324. 

«)  Sanderus  a.  a.  0.  II,  U>43.  S.  löS. 


2<2  GERTIUD    URINING, 

kaiioniker  zu  St.  Joliaim  in  Soissons,  ein  Supplement  zu  Surius 
verfafst  aus  fiauzüsischen  inul  belgischen  Handschriften'). 

Alle  Handschriften  dieses  Auszugs  führen  also  nach  Flandern 
und  Nordfrankreicli.  Die  Vita  taucht  zuerst  mit  jenem  Legendär 
auf,  auf  dessen  Ableitungen  alle  Texte  sich  mit  grofser  Wahr- 
scheinlichkeit zurückführen  lassen,  mit  Ausnahme  des  späten 
Belfortius,  über  dessen  Vorlage  sich  nichts  sagen  läfst.  Um  die 
Mitte  des  12.  Jhs  "war  die  kurze  Vita  also  vorhanden,  ohne  dafs 
man  sie  weiter  zurück  verfolgen  könnte;  vielleicht  ist  der 
Auszug  aus  Adamnan  erst  für  das  Legendär  angefertigt  worden. 
Welcher  Art  war  die  Handschrift  von  Adamnans  Werk,  die 
dabei  als  Vorlage  gedient  hat?  Sie  mufs  die  Prophezeiung 
Columbas  über  Aidan-)  enthalten  haben,  jenen  Abschnitt,  welcher 
wohl  überhaupt  zu  dem  Irrtum  Anlafs  gegeben  hat,  diesen  Auszug 
als  Werk  des  Chimmeneus  anzusehen;  ferner  das  erste  Kapitel 
des  ersten  Buches  von  Adamnan,  in  dem  u.  a.  berichtet  wird, 
wie  der  heilige  Columba  dem  König  Oswald  erscheint.  Beide 
Erzählungen  liat  der  Auszug  übernommen  (c.  5. 25).  Nun  fehlt  die 
Pro]»hezeiung  ( 'olunibas  über  Aidan  in  den  Londoner  Hand- 
schriften der  längeren  Fassung  Adamnans  ^),  und  andererseits 
die  Vision  von  König  Oswald  (T,  1)  in  den  Handschriften  der  kurzen 
Fassung»).  Diese  oder  älinliche  Handschriften  können  folglich 
nicht  als  Vorlage  gedient  liaben.  Die  Moselhandschrif ten -^) 
enthalten  anscheinend  nur  einen  Bruchteil  von  Adamnan.  der 
ebenfalls  als  Quelle  ausscheidet.  Die  einzige  der  bis  jetzt  unter- 
suchten Handschriften,  die  alles  enthält,  was  der  Auszug  über- 
nommen hat.  ist  die  von  Schafl'hausen.  Allei-  Wahrscheiulichkeit 
nach  hat  mithin  entweder  sie  selbst,  vennullich  mittelbar,  oder 
ein  ähnlicher  Text  die  (-írundlage  für  den  Auszug  abgegeben. 

K.   Die  Irische  Vita  ('(»lunibsis. 

Zu  den  Ableitungen  von  Adamnans  Vila  Columliae  gehört 
also  der  sogenannte  ( 'nmnieneus.  den  man  solange  als  Quelle  an- 

';  i'her  die  Toxtfassuiig  dos  lielt'ortins  Vf^l.  unten  die  Einleitung  des 
Anhangs. 

»)  Vgl.  Ad.  111,5  (S.  11)7). 
■•)  Vgl.  oben  S.  219Í. 
♦)  Vgl.  oben  S.  217. 
-)  Vgl.  oben  .'<.  222. 


ADAMNANS    VI'IA    (.'OI.rMHAK    CND    IHUK    AIM-KITUNGKN.         27o 

gesehen  hat.  Adamnans  "W'eik  ist  demnach  die  älteste  erhaltene 
schriftliche  Überlieferung  iiber  f'oluniba.  Die  Annahme  liegt 
nahe,  dais  diese  Lebensbeschreibung-  auch  in  den  übrigen  Viten 
des  heiligen  Cohimba  benutzt  ist.  Ihr  Verhältnis  zu  Adamnan 
und  überhaupt  die  Frage  nach  den  Quellen,  aus  denen  diese 
Biographien  geschöpft  liaben.  soll  in  den  folgenden  Darlegungen 
kurz  erörtert  ^Verden.  Zeitlich  steht  Adamnans  AVerk  am  nächsten 
eine  irische  Vita  des  Heiligen  i),  in  Handschriften  des  endenden 
14.  und  IT).  Jahrhunderts  überliefert  ^),  deren  P^ntstehung  Reeves^) 
jedoch  schon  ins  zehnte  Jahrhundert  verlegt,  wälirend  Hennessy<) 
aus  sprachlichen  Gründen  sie  dem  Ausgang  des  11.  Jahrhunderts 
zuschreibt  und  damit  wohl  noch  zu  früh  ansetzt^). 

Es  ist  eine  Art  Festpredigt  zum  Tage  Columbas  über  den 
Text  ,,Exi  de  terra  tua"  (Gen.  12, 1),  beginnend  mit  allgemeinen 
Betrachtungen   über  Pilgerschaft   im   Dienste   des  Herrn  unter 


>)  Irischer  Text  bei  \V.  Stokes,  Lives  of  Saiuts  from  the  Book  of  Lismore 
(Anecdota  Oxoniensia,  Mediaeval  and  raodeni  series  V),  Oxford  1890,  S.  20 — 33. 
Eine  englische  Übersetzung-  eb.  S.  1(58—181  (dazu  S.  299—317  Anmerkungen) 
nnd  von  Hennessey  bei  W.F.Skene,  Celtic  Scotland  II,  2.  Aufl.,  1887,  S.  467 
— 507.  Zitiert  ist  nach  beiden  Ausgaben  und  zwar  so,  dafs  die  Nummern 
sich  auf  die  entsprechenden  Zeilen  bei  Stokes  beziehen,  in  Klammern  die 
Seitenzahl  von  Skene  angegeben  wird.  Der  Text  stimmt,  abgesehen  von  un- 
bedeutenden Einzelheiten,  die  im  Manuskript  von  Stokes'  Ausgabe,  also  im 
Book  of  Lismore,  fehlen,  ziemlich  überein.  Manche  L'nterschiede  sind  vielleicht 
zum  Teil  auf  die  t'bersetzung  zurückzuführen. 

'-)  Über  die  drei  Handschriften,  die  den  Ausgaben  von  Stokes  und  Skene 
zu  Grunde  gelegt  sind .  vgl.  Skene  a.  a.  0.  S.  467.  Eine  vierte  noch  nicht 
benutzte  Handschrift  in  Paris  weist  Reeves  nach  (S.  XXVIII).  Die  jüngste 
Handschrift,  in  Edinburg  in  Advocates'  Library,  vom  Ende  des  15.  Jahrb., 
enthält  ein  paar  Abschnitte,  die  in  den  beiden  anderen  Handschriften  fehlen 
und  die  bei  Skene  in  Klammern  stehen  (vgl.  S.  468),  bei  Stokes  in  den  An- 
merkungen. Diese  Abschnitte  stammen  zum  Teil  aus  der  Amra  (hrsg.  Revue 
Celtique  XX;  vgl.  unten  S.  275  Anm.  9),  nämlich  S.  494 — 502,  zum  Teil  wörtlich 
entnommen  aus  der  Vorrede  zu  Amra  (Revue  Celtique  XX,  S.  39 — 55  und 
S.  133 — 135),  allerdings  stark  gekürzt,  ebenso  die  Zusätze  S.  503  (vgl.  Amra 
S.  162,  S.  178  und  S.  411)  und^  S.  505  (vgl.  Amra  S.  168):  für  den  Abschnitt 
S.  505—506  vgl.  Amra  S.  166  f.  und  S.  270.  Aus  Adamnan  stammt  das  Wunder 
vor  König  Brüdens  S.  504  (Ad.  II,  35,  S.  176),  vgl.  Stokes  S.  315 f.;  zu  S.  504 
vgl.  auch  Ad.  II.  24  (S.  168).  Für  die  übrigen  Zusätze  S.  482  und  S.  488 
konnte  ich  keine  Quelle  linden  (vgl.  Stokes  S.  3041  und  3(^). 

■')  Reeves  S.  XXYII  {\.  Ausg.  S.  XXSH). 

♦)  Skene  S.  4(57. 

'-)  Nach  dem  Urteil  von  Herrn  Geheimrat  Thurueyseu. 


_(  1  GERTRUD    BRUNINO, 

Heranziehung  der  biblischen  Erzählung  von  Abraham.  In 
chronologischer  Reihenfolge  wird  dann  Columbas  Leben  be- 
richtet, besonders  ausführlich  von  der  Zeit  vor  seiner  Über- 
siedelung nach  Hi,  ein  Abschnitt,  der  von  Adaninan  ziemlich 
kurz  behandelt  ist.  So  liest  sich  diese  Vita  fast  wie  eine  bewufste 
Ergänzung  zu  Adamnan.  Aus  dessen  Werk  greift  die  irische 
Vita  vor  allem  die  Erzählungen  heraus,  die  auch  hier  aus 
Columbas  früherem  Leben  in  allen  Büchern  zerstreut  berichtet 
werden,  nämlich  Angaben  über  sein  Alter'),  die  Prophezeiungen 
des  Heiligen  über  Erneneus-)  und  Aidus  Slane^),  die  Wunder 
der  Verwandlung  von  Wasser  in  Wein  bei  seinem  Lehrer 
Finnland)  und  der  bitteren  Äpfel  in  süfse  in  Dearmagh ^).  Dort 
findet  sicii  auch  die  Legende  von  dem  wunderbar  schnellen  Reifen 
des  Getreides  an  einem  Orte  Delcros,  der  nach  der  Überschrift  des 
Kai)itels  bei  Adamnan  in  der  Nähe  von  Hi  zu  suciien  ist,  während 
die  irische  Vita  daraus  Derry  in  Irland  gemacht  hat'').  Noch  bei 
einem  anderen  Wunder  besteht  zwischen  Adamnan  und  der  irischen 
Vita  ein  Unterschied  in  der  Ortsangabe,  nämlich  bei  der  Er- 
zählung von  der  Lichtofl'enbarung  an  Columba,  die  nach  Adamnan 
sich  in  Himba,  nach  der  irischen  Biographie  in  Rechra,  also  noch 
in  Irland  zugetragen  hat').  Auch  die  Erzählung  von  Columbas 
Geburt  übernimmt  der  irische  Traktat'').  Im  übrigen  weist  er 
von  den  Berichten,  deren  Schauplatz  Hi  ist,  wenig  auf,  so  die 
Vision  des  Heiligen  von  der  untergegangenen  Stadt  in  Italien"), 
die  hier  schon  zu  drei  Städten  angewachsen  ist,  ferner  die  Legende 
von  dem  iStock  des  heiligen  Cainnech,  allerdings  phantastischer 
ausgeschmückt  >").  Die  Ankunft  des  Fremden,  der  Columbas 
Tintenfafs  umstöfst,  wird  in  der  irischen  Vita  in  der  Form  eines 
kleinen  Gedichtes  erzählt").  Columbas  Tod  ist  ähnlich  wie  bei 
Adamnan.  nur  kürzer  berichtet,  während  sonst  die  Wunder  hier 

')  Ad.  praef.  JI  (S.  108)  und  Ir.  1000  (S.  491). 

•-)  Ad.  I,:]  (8.  HC)  lind  Ir.  99(J  (S.  490). 

=•)  Ad.  1, 14  (S.  123)  und  Ir.  Mo  (S.  486),  Stoke«  S.  306. 

*)  Ad.  II,  1  (S.  152)  und  Ir.  837  (S.  479). 

»)  Ad.  11,2  (S.  ir)3)  und  Ir.  917  (S.  4K4). 

•)  Ad.  11,3  (S.  153)  und  Ir.  893  (S.  483),  Stoke.s  S.  305. 

')  Ad.  III.  17  (S.  205)  und  Ir.  9.59  (S.  487). 

")  Ad.  ni,  1  (S.  194)  und  Ir.  791  (S.  476). 

")  Ad.  I,2S  (S.  130)  und  Ir.  1(H3  (S.  493),  «tokes  S.  309. 

'")  Ad.  TI,  14  (S.  161)  und  Ir.  1039  (S.  493). 

")  Ad.  1,25  (S.  129j  lind  Ir.  1046  (S.  494),  Stokes  8.309. 


ADAMNANS    VITA    COI.UMBAK    TNI)    IIIICK    ABLEITUNGEN.         J  /  •> 

immer  mehr  angeschwollen  und  pliantastischer  geworden  sind'). 
Ein  Beispiel  bietet  die  Prophezeiung  des  Mochta  über  Coliimbas 
Geburt.  In  Adamnans  Werk  ist  sie  nur  kurz  erwähnt,  in  der 
irischen  Biographie  dagegen  ist  daraus  eine  Anekdote  gestaltet 2). 

Das  führt  uns  zu  den  Erzählungen,  die  Adamnan  gegenüber 
Neues  bringen.  Wie  schon  erwähnt  wurde,  ist  besonders  die 
Jugendgeschichte  angewachsen.  Statt  des  einen  Mochta  sagen 
von  den  Heiligen  Irlands,  die  als  eine  grofse  Einheit  in  der  Art 
der  irischen  Hagiographie  aufgefafst  werden,  nicht  weniger  als 
fünf  seine  (^eburt  voraus.  Interessant  ist  besonders  dabei  die 
Erwähnung  Patricks»),  der  als  „der  Vater  der  Taufe  und 
Lehre  der  Gaelen"  gerühmt  wird;  schon  dies  weist  auf  spätere 
Entstehungszeit  der  Vita  hin'»).  Columbas  Lehrer  werden  ge- 
nannt, und  alle  seine  Klostergründungen  in  Irland  werden  auf- 
gezählt mit  den  Wundern,  die  er  dort  gewirkt  haben  soll.  Auf 
Zeitangaben  legt  auch  der  irische  Traktat  keinen  Wert;  Columba 
wird  zu  allen  möglichen  Heiligen  in  Beziehung  gesetzt,  auch  wenn 
deren  Zeit  kaum  pafst.  So  kommt  ei-  z.B.  nach  Tours •>),  100 
Jahre  nach  Martins  Tod,  also  um  500,  als  Columba  noch  garnicht 
geboren  war.  Zum  Teil  sind  die  Erzählungen  in  der  Art  der 
irischen  Hagiographie  ausgestaltet;  heidnische  Elemente  spielen 
hinein.  Der  freiwillige  Tod  Odrans  bei  Columbas  Ankunft  auf 
der  Insel  erinnert  an  heidnische  Opfer  ^);  ein  heidnisches  Motiv 
ist  auch  die  Legende  von  dem  geweihten  Schwert,'),  in  dessen 
Gegenwart  niemand  sterben  konnte'*). 

Als  Quellen  der  irischen  Vita  aulser  Adamnan  erkennt  man 
die  Amra  Coluimcille  ^)    und   andere   poetische  Überlieferungen, 

')  Ad.  in,28  (S.  '210  ff.)  uud  Ir.  1064  (S.  507),  Stokes  S.  315. 

2)  Ad.  praef.  II  (S.  107)  und  Ir.  752  S.  474). 

=»)  Ir.  763;  vgl.  (S.475).  ■•)  Vgl.  oben  S.  214. 

»)  Ir.  903  (S.  488);  Stokes  S.  305;  Reeves,  1.  Aiisg.  S.  324. 

•■')  Ir.  1011  (S.  492). 

')  Vgl.  Plummer  a.  a.  0..  I,  S.  CLXXXV. 

«)  Ir.  921  (S.  484). 

•')  Die  Amra  Cohiimcille  (irischer  Text  uud  euglische  Übersetzung  von 
W.  Stokes,  Revue  Celtique  XX,  1899,  S.  30— 55,  S.  132—183,  S.  248— 289, 
S.  400—437)  ist  ein  Loboedicbt  zu  Ehren  Columbas.  Ein  Gebet  zu  Gott 
eröffnet  die  Amra.  Dann  folgen  10  Hanptkapitel,  die  seinen  Tod,  seineu 
Platz  im  Himmel  und  seine  Tugenden  in  ziemlich  dunklen  Worten  behandeln. 
Eine  irisihe  N'orrede  jüngeren  l^rspnings  erzählt  ausführlich  den  Anlals  zur 
Entstehun"- .    die   Versammlung    von   Druim  l'eatt.    \o\\  der  auch  Adamnan 


■J7tt  GERTRUD    IJRLNTNtí. 

wie  denn  die  redenden  Personen  häufig  in  Versen  sprechen.  Die 
Prophezeiung  über  Cohimba,  die  in  der  Amra  dem  heiligen 
Berchan  zugeschrieben  wird'),  wird  in  der  irischen  Vit;i  dem 
Patricius  in  den  ]\Iund  gelegt.  Die  Aufzählung  von  (Jolumbas 
Begleitern  bei  seiner  Auswanderung  ist  der  Vorrede  der  Amra 
entnommen-).  Die  irische  Vita  beruft  sich  häufig  auf  poetische 
Tradition^').  So  erklären  sich  auch  die  vielen  eingestreuten 
Strophen. 

Die  irische  Vita  wurde  anscheinend  sehr  geschätzt  und 
daher  neben  Adamnan  in  den  späteren  Columba-Viten  als 
Quelle  benutzt. 

i>.   Die  Tita  Colimibae  und  das  Fnigmentum  Yitae 
im  Codex  Salmaniicensis. 

Der  Codex  Salmanticencis  ist  eine  Sammlung  von  48  Lebens- 
beschreibungen von  ausschlief slich  irischen  Heiligen,  abgesehen 
von  einer  Vita  Katharinas  von  Alexandrien  •).  Die  Handschrift 
die  sich  jetzt  als  Nummer  7072 — 74  in  der  königlichen  Bibliothek 
in  Brüssel  befindet,  stammt  aus  dem  14.  Jahrhundert  und  dankt 
ihren   Namen  dem   irischen  Jesuitenkolleg   in  Salamanca^),   aus 

berichtet,  I,  10  (S.  121);  I,  49  (S.  145)  und  II,  6  (S.  löß).  lu  der  Vorrede 
wird  als  Verfasser  Dalian  genannt,  ein  Zeitgenosse  Columbas;  Zimmer, 
Handelsverbindungen  Westgallieus  mit  Irland  4  (a.a.O.  1910,  S.  1032  ff.)  hält 
die  Angabe  für  lichtig  und  danach  die  Jahre  um  000  für  die  Eutstcliungszeit 
der  Amra,  eine  Annahme,  die  Herr  Geheimral  Thurneysen  unwahrscheinlich 
findet.  Doch  bedarf  nach  ihm  auch  der  Ansatz  von  iStokes  8.32:  9.  Jahr- 
hundert, noch  der  Naclipriifuni^  und  Begründung.  Die  Vorrede  zur  Amra  ist 
sicher  später  als  Adamjians  Werk  entstanden,  denn  einmal  wird  er  als  Quelle 
zitiert  (S.  143:  „ut  Adomuanus  dicit  .  .  .  ").  Diese  Erzählung,  so  wie  sie 
dort  berichtet  wird,  findet  sich  nirgends  bei  Adamnan.  Vielleicht  läfst  sich 
Ad.  11,23  (S.  167)  zu  dem  Bericht  in  Beziehung  bringen.  Hier  handelt  es 
sich  um  den  Tod  eines  Jünglings  aus  vornehmem  Geschlecht,  der  unter 
Colurabas  Schutz  steht.  Auch  der  Name  Feradach  begegnet  in  beiden  Er- 
zählungen; allerdings  wird  in  der  Vorrede  der  Amra  der  Sohn  dieses  Feradach 
als  Mörder  bezeichnet  gegenüber  Feradach  seihst   bei  Adamnan. 

')  Ir.  7G3  (S.  475)  und  Amra  S.  266. 

')  It.  1000  (S.  491)  und  Amra  S.  38. 

•■')  Ir.  (S.  487  u.  488);  Ir.  984  (S.  490);  Ir.  1018  (S.  492);  vgl.  Stokes  S.  316. 

*)  Acta  Sanctorum  Hiberniae  ex  codice  Salmanticensi  nunc  primum 
integre  cdita,  hrsg.  von  ('.  De  Snicdt  und  J.  De  Backer,  Edinburg  und 
London  1888. 

'')  Eh.  Vorwort  S.  llf.  und  f.  rininnier.  Nitiif  1.  S.  IX. 


ADAMNANS    VITA    (.'OMIMBAK    ITNI>    IHUK    AlU.KITUNfJKN  277 

dem  (lie  Handschiifl  mittelbar  in  den  Besitz  der  Bollandisten 
gelangte. 

Fol.  205  —  21(r  íindel  sich  eine  Vita  des  heiligen  (.'olumba 
und  fol.  88  ein  Fragment,  das  von  Columba  handelt  •).  Die 
Vita  hielt  T'olgan-)  für  das  Werk  des  Cummeneus,  wie  schon 
erwähnt  wurde  ^).  Der  Verfasser  ist  nach  ihm  ein  Mönch  von 
Hi,  der  um  650  lebte.  Er  nennt  nämlich  Columba  patronus 
(c.  31),  ferner  sagt  er  c.  37:  „ut  a  quibusdam  qui  tunc  presentes 
inerant  didicimus",  c.  30:  „quod  nobis  ab  expertis  traditum  est." 
Demnach  niül'ste  der  Verfasser  noch  Schüler  Columbas  gesehen 
haben.  Hätte  er  nach  Adamnan  geschrieben,  so  wäre  es  sehr 
unwalirsclieinlich,  dals  er  soviele  AVunder,  die  dieser  berichtet, 
ausgelassen  hätte.  Letzteres  ist  selbstverständlich  nicht  beweis- 
ki'äftig.  Schon  Colgan  sah,  dafs  der  letzte  Teil  der  Vita  von 
c.  20  an  fast  wörtlich  mit  Adamnan  übereinstimmt:  Adamnan 
hat  nach  ihm  diese  ganze  Partie  ohne  Änderung  übernommen. 
Die  Schwierigkeit,  dafs  die  Stelle  von  Columbas  Prophezeiung 
über  Aidan,  die  Adamnan  ITI,  5  (S.  197)  doch  aus  Cummeneus 
entlehnt  haben  will,  sich  nicht  im  Cod.  Salm,  findet,  ist  nach 
Colgan  leicht  zu  erklären.  Nach  c.  20  fehlen  nämlich  ein  oder 
zwei  Blätter  in  der  Handschrift,  und  auf  diesen  verlorenen 
Seiten  vermutete  er  die  betreffenden  Worte. 

Schon  Baertius'')  suchte  Colgans  Ansicht  zu  widerlegen. 
Er  hat  schon  richtig  erkannt,  dafs  die  Vita  offensichtlich  aus 
zwei  Teilen  besteht,  die  dann  auch  Eeeves  unterschied  ••). 

Der  erste  Teil  ist  ein  Werk  für  sich  und  schliefst  c.  19 
mit  der  Erzählung  von  Columbas  Tod.  Der  zweite  Teil  steht 
nicht  nur  in  enger  Beziehung  zu  Adamnan,  sondern  ist  geradezu 
lediglich  ein  Auszug  aus  dessen  Werk,  nicht,  wie  Colgan  glaubte, 
von  Cummeneus  verfafst  und  von  Adamnan  als  Quelle  benutzt.  Aus 
Adamnan  sind  entlehnt  besonders  Ei-zählungen  aus  dem  3.  Buch  ^). 


')  Herausgegeben  ií<t  ilie  Vita  von  Colgan  a.  a.  0.  S.  325—330  nnd  von 
De  Smedt  und  De  Backer  in  ihrem  Abdruck  des  Cod.  Salm.  Sp.  84")— 870  (die 
Kapitelzahlen  gebe  ich  nach  dieser  Ausgabe) ;  das  am  Anfang  durch  den 
Aiisfall  eines  Blattes  unvollständige  Bruchstück  ebenda  Sp.  221—224. 

«)  Colgan  a.  a.  0.  S.  319  f.  ^)  oben  S.  261. 

♦)  Acta  Sanct.  Jun.  II,  S.  184,  §  12,  13. 

■-)  Reeves  S.  XXVII  (l.  Ausg.  S.  XXXII). 

6)  c.  20  =  Ad.  II,  2  (S.  153).  c.  21  -=  Ad.  lU,  18  (S.  206).  c.  22  =  Ad.  lU,  15 
(S.  203).    c.  23  =  Ad.  HI,  9  (S.  200).    c.  24  =  Ad.  UJ,  10  (S.  200).    c.  25  u.  26  = 


278 


«KKTKUD    HKUNIN». 


Zu  Grunde  liegt  die  längere  Fassung  Adamnans,  was  der  Schlufs- 
abschnitt  „celestis  claritas"  usw.  beweist,  der  in  der  kürzeren 
Fassung  fehlt')-  Aufserdem  sind  die  Eigennamen  zuweilen  voll- 
ständiger als  in  der  kurzen  Fassung').  Dieser  fast  wörtliche 
Auszug  aus  Adamnan  ändert  nur  weniger  gebräuchliche  Worte 
durch  bekanntere  Ausdrücke,  und  die  umständlichen  Wendungen 
Adamnans  sind  durch  eine  einfachere  Fassung  ersetzt,  z.  B. 

Ad.  III,  18  (S.  206).    usquequo         Salm.  c.  21.     usquequo   illius 
illi  trinales  illius  incomparabilis     mirifice     visitationis     triduum 
et  honorificae  visitationis  dies     terminaretur,  adesse  non  potuit. 
et  totidem  noctes  terminarentur, 
adesse  non  potuit. 


Ad.  III,  15  (S.  203).  Hocque 
consequenter  sanctus  intulit 
famen. 

Ad.  III,  10  (S.  201).  contra 
aemulas  .  . .  potestates. 

Ad.  III,  22  (S.  209).  sancta 
facies  eins  subita  mirifica  et 
laetifica  hilaritate  effloruit  .  .  , 
illa  sapida  et  suavis  laetificatio 
in  maestam  convertitur  tristifi- 
cationem. 

Ad.  III,  23  (S.  211).  perpara- 
sticiam^)  ecclesiae. 

Ad.  111,23  (S.  212).  lactaria 
bocetum  ^)  inter  et  monasterium 
vascula  gestare. 


Salm.  c.  22.  Et  addidit  dicens. 


Salm.  c.  24.  contra  adver- 
sarias  . . .  potestates. 

Salm.  c.  28.  quadam  leticia 
facies  eins  repleta  apparuit . .  . 
tota  huius  hilaritatis  iocunditas 
vertitur    in  meroris   tristiciam. 


Salm.  c.  31.    per  culmen  ec- 
clesie. 

Salm.  c.  34.     lac  a   bostario 
ad  monasterium  deferre. 


Ad.  III,  8  CS.  199).      c.  27  -=  Ad.  III,  21   (S.  208).      c  28  =  Ad.  III,  22  (S.  209). 

29  =  Ad.  111,22   (Scblufssatz)   und  III,  2;j   (bi.s   „Iftctificare").      c.  30— 38  = 

Ad.  ni,  23  (S.  21 1   von   „Quibus  finitis"   an  bis  S.  215  „miles  explevit").    c.  39 

■I  eb.  (S.216  ,.Interea"  bis  S.  217  „conversa  snnt  tranquillitatem").   c.  40  =  eb. 

(S.  217  „Hie  itaque  .  .  .  freqnentare  non  cessat"). 

')  Vgl.  oben  S.  217. 

^)  „Parasticia",  Dacb,  ist  sonst  nicht  belegt  (vgl.  oben  S.  237). 
»)  „Bocetum",  vgl.  eb.  Anm.  5. 


AWAMNANS    VI'IA    <  ( )I,rM  UA  K    VS\)    IHKK    A  l<l,K  I  riNiiKN.  271' 

Ad.  Ill,  2:i  (S.  216).     venera-         Salm,  c  ;{9.     veneiabile   cor- 
bile  corpus  .  .  .  positum  in  rata-     pus  in  terra  reponitur. 
bustai)  .  .  .  liuniatur. 

Alle  Wendungen,  auf  die  Colgan  seine  Annahme  über  das 
Alter  der  Vita  gestützt  hatte,  finden  sich  nun  aber  in  diesem 
zweiten  Teil,  sind  also  aus  Adamnan  übernommen  und  damit 
gegenstandslos.  Aber  auch  der  erste  Teil  kann  nicht  von 
Cummeneus  herrühren.  Die  Stelle  über  Aidan  fehlt,  und 
Colgans  Vermutung,  dafs  sie  sich  auf  den  verlorenen  Blättern 
des  Cod.  Salm,  gefunden  habe,  ist  hinfällig,  da  die  Seiten 
erst  im  zweiten  Teil  der  Vita,  also  im  Auszug  aus  Adamnan 
ausgefallen  sind.  Ferner  wurde  schon  an  anderer  Stelle 
darauf  hingewiesen 2),  dafs  das  Zitat,  das  O'Donnell  aus 
Cummeneus  entlehnt  haben  will,  sich,  soweit  mir  bekannt 
ist,  in  keiner  der  bekannten  Columba -Viten  findet.  Auch 
diese  Tatsache  spricht  gegen  Colgans  Annahme.  Seine  Ansicht, 
dafs  diese  Vita  von  Cummeneus  verfafst  sei,  geht  auf  Hugo 
Wardeus^)  zurück,  auf  den  Colgan  sich  beruft'«).  Eine  Quelle, 
aus  der  Wardens  diese  Ansicht  geschöpft  haben  könnte,  kenne 
ich  nicht.  Wahrscheinlich  ist  mit  ihm  die  Meinung  von  der 
Urheberschaft  des  Cummeneus  erst  entstanden. 

Wohl  gibt  es  eine  Eintragung  im  Martyrologium  von  Donegal  ^), 
die  besagt,  dafs  Cummeneus  eine  Vita  des  heiligen  Columba  in 
34  Kapiteln  geschrieben  habe  mit  den  gleichen  Anfangsworten, 
die  der  Cod.  Salm,  aufweist.  Diese  Überlieferung  ist  aber 
höchst  fragwürdig,  denn  erst  1630  wurde  das  Mart3Tologium 
vollendet  *■') .  und  aufserdem  ist  die  Stelle  ein  Zusatz,   der  von 

*)  „Ratabusta",  Grab,  ist  sonst  nicht  belegt  (vgl.  oben  S.  237). 

•-)  Vgl.  oben  S.  265. 

^)  Vgl.  Norman  Moore,  Dictionary  of  National  Biography  XXXIV 
1893,  S.  398  f.  über  Hugh  Boy  Macanward. 

*)  Colgauus  a.  a.  0.  S.  319.  Er  hält  die  Vita  für  das  Werk  des  Cumme- 
neus, ,.quod  nomen  S.  Cumiuei  illi  vitae  praefigatur  iu  Schedis  P.  Hugonis 
Wardei,  diligentissirai  patriarum  autiquitatum  investigatoris." 

^)  Reeves,  1.  Ausg.  S.  200;  The  Martyrology  of  Donegal,  hrsg.  von  Todd 
und  Reeves,  Dublin  1864,  S.  56 f.:  „He  wrote  the  Life  of  Colum  Cille  in  34 
(134  bei  Todd-Reeves,  wo  anscheinend  das  irische  „i"  =  „in"  zu  „1"  verlesen 
ist)  chapters,  which  begins  Ven(erabilis)  abbas  et  plurimorum  pater  coenobi- 
orum.'' 

«)  Eb.  S.  XI. 


2S0  GKRTKUI.)    nUÜNINft, 

einer  späteren  Hand  geschrieben  isl,  vielleicht  von  ^\'ardeus 
selbst,  der  längere  Zeit  mit  Michael  O'Clery,  dem  Haupt- 
zusanimensteller  des  Martyrologinms,  im  Franziskanerkloster  zu 
Donegal  zusammenlebte.  Auch  liegt  die  Möglichkeit  nahe,  dafs 
erst  Colgan  die  Notiz  hineingebracht  hat,  denn  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  hat  auch  seine  Feder  im  Martyrologium 
Spuren  hinterlassen')-  Jedenfalls  ist  auch  mit  diesem  späten 
Zeugnis,  dessen  Grundlage  unbekannt  ist,  nichts  für  die  Her- 
kunft der  Vita  des  Cod.  Salm,  zu  beweisen;  zu  Grunde  liegt 
doch  wohl  nur  eine  (falsche)  Vermutung  über  deren  Verfasser. 
Die  abweichende  Zahl  von  34  Kapiteln  gegenüber  39  bei  Colgan 
und  40  bei  De  Smedt-De  Backer  ist  kaum  genügend,  um  auf 
eine  verschiedene  Vita  schliefsen  zu  lassen,  sondern  beruht  ver- 
mutlich allein  auf  einer  anderen  Einteilung,  da  die  Kapitel  nur 
teilweise  durch  Überschriften  deutlich  geschieden  sind. 

Dafs  aber  der  erste  Teil  des  Textes  weit  jünger  sein  mufs 
als  Cummeneus  und  selbst  Adamnan.  darüber  kann  kein  Zweifel 
bestehen;  denn  die  Vita  im  Cod.  Salm,  hat,  wie  auch  schon  Keeves 
annimmt-),  Adamnan  uiul  die  irische  Vita  als  Quellen  benutzt, 
kann  folglich  nicht  früher  als  um  die  Wende  des  11.  Jahr- 
hunderts entstanden  sein,  wenn  überhaupt  die  irische  Vita  so 
früh  anzusetzen  ist  ^). 

Aus  der  irischen  Vita  stammt  die  Einleitungsprophezeiung 
des  Patricius,  die  auch  schon  genügend  auf  spätere  Entstehung 
hinweist,  ferner  die  Prophezeiung  des  Boeus  und  die  allgemeine 
Charakteristik  der  Tugenden  Columbas'»).  Im  Übrigen  bildet 
Adamnan    die   Grundlage^).     Die   Erzählungen    sind   allerdings 


')  Vgl.  eb.  S.  XXI.  ■')  Reeves  S.  XXVII  (1.  Ausg.  S.  XXXII). 

•■•)  Vgl.  obeu  S.  273. 

♦)  C".  1  Prophezeiung  des  Patricius,  vgl.  Ir.  7G3  (S.  475);  Moclita  Ir.  Ih2 
(S.  474),  den  auch  Adamnan  in  der  zweiten  Vorrede  erwähnt.  Zur  Prophe- 
zeiung des  Boeus  vgl.  Ir.  78G  (S.  475);  zu  c.  2  vgl.  Ir.  S()7  (S.  477)  und  8:{4 
(S.  479);  c.  5  vgl.  Ir.  IIM.H)  (S.  491);  c.  17  und  18  vgl.  Ir.  1088  (S.  504 f.). 

')  C.  1  vgl.  Ad.  praef.  II  (.S.  107)  und  III,  1  (S.  194).  c. :{  vgl  Ad.  II,  1 
(S.  152).  c.  4  vgl.  Ad.  U,  9  (S.  158).  c.  G  vgl.  Ad.  II,  12  (S.  IGO).  c.  7  vgl. 
Ad.  II,  16  (S.  102).  c.  8  vgl.  Ad.  II,  27  (S.  170).  c.  9  vgl.  Ad.  11,32  (8.  173). 
c.  10  vgl.  Ad.  II,  35  (S.  176).  c.  11.  vgl.  Ad.  II,  36  (S.  177).  c.  12  vgl.  Ad.  III, 
17  (S.  205).  C.  13  handelt  im  allgemeinen  von  Colurabas  Prophetengabe  mit 
kurzem  Hinweis  etwa  auf  Ad.  I,  4  (S.  118).  c.  14  vgl.  Ad.  III,  11  (S.  201). 
c.  15  v-1.  Ad.  Ill,  13  (S.  202).  c.  10  vgl.  Ad.  1,33  (S.  134).  c.  19  vgl.  Ad.  III, 
23  (S.  213). 


ADAMNANS    VITA    COKUMHAE    UNI)    IHRE    ABLEITUNOEN.         281 

stark  gekürzt.  Kioen  ist  dem  Auszuf?  nur  die  sprachliche  Fomi, 
die  gef^eiiiiber  Adaninan  ziemlich  selbständig  ist.  Inhaltlich 
Neues  über  ihn  und  die  irische  Vita  hinaus  bringt  diese  Bio- 
gra[)hie  nicht.  Sie  ist  jünger  als  beide.  Sie  muls  hingegen 
älter  sein  als  die  Vita  et  Navigatio  S.  Brandani  in  der  von 
Plummer  verötYentlichten  Gestalt');  denn  diese  zeigt  eine  wiirtliche 
Entlehnung  aus  der  Salmanticensis  -  Biographie  des  heiligen 
Columba^). 

Salm.  c.  11.  Nam  sicut  Vita  S.  Brandani  c.  104.  Set 
Christus  Lazari  dormitionem  hoc  pretereundum  non  est,  quod 
predixit  apostolis,  sie  vir  sanc-  in  Vita  sancti  Columbe  abbatis 
tus  sancti  Brandani  suis  prenun-  legitur.  Sicut  Christus  Lazari 
ciavit  obitum,  et  spiritualibus  dormitionem  apostolis  nunciavit, 
occulis  illius  aiiimam  inter  ange-  sie  sanctus  Columba  in  spiritu 
lorum  choros  in  celum  trans-  suis  prenunciavit  discipulis  de 
ferri  considerans,  sacra  raissa-  morte  sancti  Brandani.  Vidit 
rum  sollempnia  in  eins  honorem  enim  animam  illius  inter  ange- 
celebrari  precepit.  lorum  choros  ad  celestia  trans- 

ferri;  et  ideo  sacra  missarum 
sollempnia  in  eins  honorem 
precepit  fratribus  celebrari. 

Diese  Brandan-Vita  besteht  aus  der  eigentlichen  Vita  und 
der  Navigatio.  Von  der  Navigatio  Brandani  gibt  es  eine  Hand- 
schrift aus  dem  10.  Jahrhundert^).  Aber  die  Vita  Brandani  ist 
nach  Plummer*)  früher  entstanden  als  die  Navigatio.  Nun 
scheint  soviel  festzustehen,  dafs  die  Prophezeiung  Columbas  über 
Brandan  der  Vita  und  nicht  der  Navigatio  angehörte,  denn  sie 
tindet  sich  in  keiner  der  vielen  Fassungen  der  Navigatio  ^).  Ob 
sie  freilich  zur  ursprüngliclien  \'ita  gehörte  und  nicht  erst  dieser 


»)  ('.  Phimuier  a.  a.  0.  I,  S.  98—151;  vgl.  S.  XXXVI ff. 

'-')  Adamnan  111,11  (S.  Í201)  hat  eine  abweichende  Fassnng  und  kann 
nicht  benutzt  sein. 

')  Plummer  a.  a.  0.  I,  S.  XLI  Aum.  2. 

*)  C.  Plummer,  Some  new  Light  on  the  Brendan  Legend  (Zeitschrift 
für  celt.  Phil.  V,  1905,  S.  124—141). 

•"')  Leider  sind  alle  Viten  Brandans  mit  der  Xavigatio  Brandani  kon- 
taminiert. Pie  einzige  Ausnahme  bildet  die  2.  Biographie  im  Cod.  Salm. 
S.  759 — 772  (vgl.  darüber  Plummer  a.  a.  0.  S.  XXXVIII).  die  aber  sehr  stark 
gekürzt  ist  und  auch  diese  Prophezeiung  nicht  enthält. 

Zeitsclirit'l  f.  eelt.  Pliilolog-ie  XI.  J^y 


282  GERTRUD    BRÜNING, 

besonderen  Fassung  und  nur  ilir  naclitiäglich  eingefügt  worden 
ist,  scheint  mir  höchst  zweifelhaft,  und  su  wage  ich  es  doch 
nicht,  jener  Anführung  in  der  Vita  Brandani  eine  bestimmte 
Zeitgrenze  zu  entnelimen;  denn  die  Jlandschriften  Plummers 
reiclien  höchstens  in  das  13.  Jahrhundert  zurück'). 

Die  gleiclie  Vita  Columbas  begegnet  auch  in  zwei  ver- 
wandten Handschriften  der  Bodleianischcn  Bibliotliek  in  Oxford 
B.  485,  fol.37— 43,  und  B.  505,  fol.  118— 1242),  denselben,  welche 
jene  Vita  Brandani  enthalten,  und  wird  auch  im  Katalog  noch 
dem  Cummeneus  zugeschrieben'-).  Gegenüber  der  Vita  im  Cod. 
Salm,  weisen  diese  Handschriften  aufser  der  Umstellung  des 
letzten  Satzes  von  c.  18  und  des  c.  19  in  c.  80  (die  beiden  Teile 
des  Salmanticensis:  c.  1 — lli  und  20—40,  werden  dadurch  mehr 
verschmolzen)  manche  Zusätze^)  auf.  so  z.  B.  über  Columbas 
Namen  und  seinen  Beschützer  Axal,  was  auf  Bekanntschaft  mit 
der  Amra  hinweist,  avo  dieser  Name  zuerst  begegnet. 

Unter  anderem  ist  das  sogenannte  Fragmentum  Vitae 
Columbae.  das  im  Cod.  Salm,  an  früherer  Stelle  (Sp.  221  — 224) 
.steht,  hier  vollständiger  mit  dem  dort  verlorenen  Anfang  in 
den  Text  von  c.  18  des  Cod.  Salm,  hineingearbeitet.  Der  erste 
Teil  ist  gedruckt  von  l'ssher^)  aus  unbekannter  Quelle.  Die 
Überschrift  lautet  hier  wie  dort:  ..(Jausa  peregrinationis  sancti 
Columbae  in  insulis  maris  secundum  Adampnanuni.  (|ui  com- 
pilavit  eins  vitam,  talis  est."  Bei  Adamnan  findet  sich  von 
dem  ganzen  Abschnitt  nichts.  Nur  kurz  wird  bei  ihm  die 
Synode  III,  3  (S.  195)  erwähnt,  von  der  hier  ausführlich  be- 
richtet wird.  Der  Inhalt  ist  folgender:  (Jolumba  ruft  die  Seinen 
zum  Kampfe  gegen  den  sie  angreifenden  Kimig  Diermitius,  der 
in  einem  Streite  über  ein  Buch  Columbas  zu  dessen  Ungunsten 
entschieden  hatte.  Die  Partei  Columbas  siegt;  aber  er  bereut 
nun  das  Blutvergiefsen,   das  durch   seine  Schuh!  entstanden   ist. 


')  Pluraraer  S.  XXIf. 

■-')  Macray,  Cataloffi  Codicuin  .Mauusrriptornni  Bihliolhecae  Bodleiauae 
V,  1,  Oxford  im2,  S.  702  und  S.  724. 

•';  Eb.  S.  702,  724. 

*)  Vgl.  C.  Plummer,  Ou  two  ('ollections  of  Latin  J.ives  of  Irish  Saluts 
in  the  Bodleian  Librarj',  Rawl.  B.  485  and  Rawl.  B.  505  (Zeitachr.  für  celt. 
Philologie  V,  1905,  S.  435f.),  auf  dessen  Angaben  ich  mich  stütze. 

*)  J.  Usserius,  Britanuicarum  ciclesiarum  antiquitates,  Dublin  163Í), 
S.  902;  danach  (.'olgau  S.  462  f.  und  wenige  Zeilen  bei  Keeves,  1.  Ausg.  S.  193. 


ADAMNAN'S    VITA    COLI'MI'.AK    fND    IIIRK    A  liLKITrXOKX.         283 

Kiniiiitii  Ifot  iiiin  als  Bufse,  ;nif.  Hl)ensoviele  Seelen  für  den  Himmel 
zu  gewinnen,  wie  im  Kriege  unigekünimen  sind.  In  der  gleichen 
Zeit  schickt  man  zu  Gildas,  um  den  Liebesbund  mit  ihm  zu  er- 
neuern. Er  liest  die  Briete  und  auch  das  Schreiben  ( 'olumbas. 
Hier  setzt  das  Fragment  mit  dem  Urteil  des  Gildas  ein,  der  die 
ungerechte  Verurteilung  des  Heiligen  tadelt.  Es  schliefst  sich 
das  Zeugnis  des  heiligen  Brandan  über  Columba  an,  der  sich 
auch  zu  dessen  Gunsten  ausspricht.  Als  ei-  deshalb  getadelt 
wird,  ei'zählt  er  von  der  Erscheinung,  die  ihm  Columbas  Un- 
schuld gezeigt  habe,  ähnlich  wie  auch  Adamnan  berichtet  V). 

Aus  der  Inhaltsangabe  geht  hervor,  dafs  es  sich  bei  dem 
Fragment  nicht  um  den  Rest  einer  Biographie  ( 'olumbas  handelt, 
sondern  dais  es  der  letzte  Teil  einer  besonderen  Erzählung  istj 
die  sich  mit  den  Gründen  für  ("olumbas  Auswanderung  beschäftigte. 
Über  den  sagenhaften  Chaiakter  der  Erzählung  ist  kein  Wort 
zu  verlieren.  Znr  Kennzeichnnng  genügt,  dafs  Gildas  als  ,,de 
gen  ere  Saxonuni"  bezeichnet  wird-). 

10.    Die  Vita  (olumbas  von  O'Donnell. 

Die  umfangreichste  Vita  des  heiligen  ( •olumba  ist  uns  in 
der  Kompilation  des  Manns  O'Donnell  (-j-  1564)  erhalten'').  Er 
stammte  aus  einem  Columba  verwandten  Geschlechte  und  voll- 
endete dessen  Lebensbeschreibung  im  Jahre  1532.  Von  der 
ganzen  Vita  ist  bis  jetzt  nur  ein  Auszug  in  lateinischer  Sprache 
gedruckt  von  Colgan,  der  ziemlich  willkürlich  verfuhr*).  Alle 
Kapitel,  die  ihm  zu  unglaubwürdig  und  fabelhaft  erschienen, 
liefs  er  fort^),  und  gerade  in  diesen  Erzählungen  beruht  nicht 
zum  geringen  Teil  der  Wert  der  Vita,  da  sie  für  eine  eingehende 
Behandlung  der  Entwicklung  der  irischen  Hagiographie  in 
späterer  Zeit  reiche  Ausbeute  liefern.  Auch  Colgans  Einteilung 
in  drei  Bücher  in  Anlehnung  an  Adamnau  ist  nicht  ursprünglich. 
So  ist  der  Auszug  wenig  brauchbar.  Erst  seit  1901  erscheint 
der  vollständige   irische  Text   mit  englischer  Übersetzung  aus 


')  Ad.  m,  3  (S.  19.-)!.). 
2)  Colgan  S.  403 ;  Plummer  a.  a.  0.  S.  435. 

^)  Vgl.  über  ihn  Robert  Duulop  im  Dictionaiy  of  National  Biography 
XLI,  1895,  S.  441  ff. 

*)  A.  a.  0.  S.  389—446. 
••)  Eb.  S.  446  Anm. 

19* 


281  TxERTRUD   BRÜNING. 

dem  Jíiiwlinsoii-Ms.  B.  514  in  Oxford').  Die  Yerüiientlicliuni;-  ist 
noch  nicht  abgesclilossen,  gibt  aber  schon  einen  guten  Einblick 
in  das  sonderbare  jMacliwerk.  Alle  t'berliefernngen  über  Columba 
hat  O'Donnell  zusammen  getragen.  Über  seine  Arbeitsmethode 
gibt  er  selbst  Aufschlufs.  So  sagt  er  von  sich  c.  10  (III,  523), 
dafs  er  es  war,  „Avho  caused  the  i)ortion  of  this  life  that  '»vas 
in  Latin  to  be  turned  into  Irish  and  caused  the  part  that  was 
in  hard  Irish  to  be  put  into  eas}'  Irish,  to  the  end  it  might  be 
clear  and  intellegible  to  everybody":  eb.  c.  11:  „So  he  gathered 
and  collected  whatever  was  scattered  through  the  old  books  of 
Ireland  of  it,  and  composed  it  out  of  his  own  mouth,  having 
had  very  great  labour  upon  it,  and  having  devoted  much  time 
to  it,  considering  how  he  might  put  eacli  part  of  it  in  its  own 
proper  i)lace  as  it  is  written  below".  Die  ,.alten"  Bücher  von 
Irland  boten  Überlieferungen,  die  fast  alle  noch  heute  vorhanden 
sind.  Von  den  uns  bekannten  Columba -A'itcn  hat  O'Donnell  be- 
.sonders  das  A\'erk  Adanuians  in  der  längeren  F'assung  und  die 
irische  Vita  benutzt-).  In  dem  ersten  Teil  findet  sich  naturgemäls 
wenig  aus  Adamnan^),  da  O'Donnell  liier  vor  allem  die  Zeit  vor 

')  Von'  R.  Ileiiebry,  The  Life  of  Columb  Cille  in  der  Zeitschrift  für  celt. 
Philologie  m,  51G— 571.  IV,  27G-ö;U.  V,26— 86;  fortgesetzt  von  A.  Kelleher 
el).  IX,  242-287.  X,  228-2G5.  XI,  114-147  (1916). 

-)  iJber  die  Quellen  vgl.  Keeves,  1.  Ausg.  S.  XII  Anm.  n  und  S.  XXXIVf. 
3)  Ad.    III,    1  (S.  194;  =  O'Donnell  c.4()  (Bd.  III,  í<.:>:ú). 
,.      Ill,    2  (S.  195)  =         „  c.  60  (Bd.  Ill,  S.5G5). 

.,  praef.  U  (S.  108)  --         „  c  G3  (Bd.  III,  S.567). 

..       II.    1(S.152)=         ,.  c.  69  (Bd.  IV,  S.  281). 

„       II,  25  (S.  169)  =         „  c.  70  (Bd.  IV,   S.  281). 

I,   3(S.116f.)=         „        c.225(Bd.  X,    S.  255),  nur  teilweise. 

„     III,  10  (S.  200)  =         „        c.  226  (Bd.  X,     S.  257). 

„     III,  11  (S.  201)  =         ..        c.  227(Bd.  X,    8.259). 

,.      III,  12  ÍS.201)  =         „        c.  228  (Bd.  X.     S.  259). 

..      III,  16  (S.  204)  =         „        c.  22!»  (F.d.  X,     8.  259). 

I.    4(8.118)--         ,.        «•.230  (Bd.  X,    8.261). 

1,    5(8.119)-  „        c.  23l(Bd.  X,    8.263). 

1,16(8.124)-  ..        r.  232(Bd.  X,    S.265). 

I,  19  {ß.  12.5)  --.         „        c.  233  (Bd.  XÍ,  8. 115). 

1,20  (S.120)  =  „         r.  234  (Bd.  XI,  8.115). 

I,  22  (8. 127)  =         „        c.  235  u.  c.  2.36  (Bd.  XI,  8. 1 17). 

I,  28  (S,  130)  =         „        c.  237  (Bd.  XI,  8.  119). 

I,  43  {S.  141)  =         „        c.  238  (Bd.  XI.  8.  121). 

„         I,  41  (8.  139)  =         ..        0.  239  (Bd.  XI,  8. 123). 

„     III,    5  (S.196f.)=         „        c.  243  (Bd.  XI,  S.  127). 


ADAMNAN8    VITA    COLUMHAi:    IND    HIKE    ABLEITUNGEN.         28.'> 

C'oliimbas  Auswanderuiig'  behandelt,  mit  der  Adamnans  Biographie 
erst  eigentlich  einsetzt.  Im  letzten  Teil  hat  die.se  dann  besonders 
als  Grundlage  gedient,  und  zwar  nimmt  ODunnell  fa.st  das  ganze 
Werk  in  seine  Kompilation  auf:  nur  einige  Kapitel  fehlen  nach 
Angabe  Colgans ').  Aber  O'Donnell  hat  die  Zahl  der  fehlenden 
Kapitel  weit  überschätzt,  wenn  er  schreibt  c.  <S  (III,  521):  „there 
remained ...  only  some  fragments  of  the  book  that  holy  Adamnan 
had  made  into  Latin."  Die  "Wunder  aus  Columbas  Jugendzeit 
bei  O'Donnell.  die  mit  Adamnan  übereinstimmen,  finden  sich  fast 
sämtlich  auch  in  der  iiischen  Vita  und  sind  aus  dieser  Biographie 
entlehnt,  nicht  unmittelbar  von  Adamnan.  wie  überbau])!  bei 
den  Erzählungen,  die  sich  sowohl  in  der  irischen  Vita  als  auch 
bei  Adamnan  linden,  meistens  die  irische  Vita  O'Donnells  Werk 
näher  steht '^).  Gerade  in  dem  ersten  Teil  von  dessen  Bio- 
graphie bietet  die  irische  Vira  mit  ihren  Jugendüberlieferungeu 
die  liauptquelle,  und  hier  läist  sich  am  besten  O'Donnells 
Arbeitsweise  verfolgen.  Ein  Vergleich  der  Texte  zeigt,  dafs  er 
möglichst  wörtlich  seine  Quellen  abschreibt.  Zuweilen  sind  die 
Legenden  noi-li  weiter  ausgeschmückt ^J.  .So  tindet  sich  z.  B.  statt 
der  kurzen  Angabe  der  irischen  Vita,  dafs  Columba  von  Gott 
Weisheit.  Keuschheit  und  Pilger.schaft  ertleht  habe,  «-ine  lange 
Erzählung,  die  sich  über  mehrere  Kapitel  erstreckt. 

Ob  O'Donnell  den  Text  des  Cod.  Salm,  gekannt  hat.  läfst 
sich  nicht  feststellen,  weil  diese  Biographie  gegenüber  Adamnan 
und  der  irischen  Vita  nichts  Neues  bringt. 

Auch  Cummeneus  wird  von  ihm  zitiert \).  wie  schon  er- 
wähnt Avurde-').  eine  Quelle,  die   als  verschollen  anzusehen  ist. 

Ad.  I,    S  (S.  1'20)  =ODonuell  o.  244  (Bd.  XI,  S.  129). 

„     I,    9  (S.  121)  =         ..        c.  245  (Bd.  XI,  S.  129). 

„     I,  30  (S.  131)  =         „        c.  246  (Bd.  XI,  S.  131). 

„     I,  31  (S.  132)  =         „        c.  247  (Bd.  XI.  g.  131). 

„     I,  32  (S.  133)  =         „        c.  i58  (Bd.  XI,  S.  143'. 

..     I.  33  CS.  134)  =  c.  2Ö9  (Bd.  XI,  S.  143). 

..   II,  2i>  (S.  172j  ^         ..        0.  260  (Bd.  XI,  S.  WA 

..   II,  30  (S.  172)  --         ,.        c.  261  (Bd.  XI,  S.  147). 
')  Colgauns  a.  a.  0.  S.  446;  vgl.  Reeves,  1.  An^g-.  S.  XXXIV  Auui.  r. 
')  Ansuahmeu  siebe  S.  284  Aum.  3. 

')  Ans  der  irischen  Vita  stammeu  gauz  oder  teilweise  c.  24.  25,  35.  40. 
41,  45.  47.  4S.  53.  59.  61,  62,  67.  69.  70,  71,  73  und  75  uud  im  späteren  Teil 
ziemlich  wörtlich  c.  204—213. 

*)  Co]g^m\s  a.  a.  0.  ?.  437  (III,  34). 
^)  Vgl.  oben  S.  265. 


286  GERTRUD   BRÜNING, 

Überhaupt  nennt  O'Donnell  hie  und  da  Quellen,  die  nicht  mehr 
erhalten  sind,  und  auch  ohnedies  ist  sein  Werk  lehrreich,  weil 
e.s  ohne  weiteres  eine  t'bersicht  gibt  über  die  reichen  Fabeleien, 
die  über  Cohmiba  allniählicii  erwachsen  waren.  So  soll  der 
heilige  Baitheneusi),  der  Schüler  (Jolumbas,  ein  Gedicht  auf  ihn 
verfaist  haben.  Ein  gewisser  ]\[iira-)  hat  anscheinend  besonders 
phantastisch  von  Columbas  Geburt  und  erster  Jugend  berichtet^). 
Auch  den  heiligen  Comgallus«)  und  Berchan^)  zitiert  O'Donnell 
als  (Quelle,  h'erner  werden  Brandan  und  Dalian'-)  genannt.  Das 
angebliche  ^\'erk  des  letzteren  ist  die  Anna  Coliiimcille,  die 
natürlich  auch  O'Donnell  vorgelegen  hat').  Selbstverständlich  hat 
er  auch  die  (ledichte  aus  späterer  Zeit,  die  in  der  Überlieferung 
Columba  selbst  zugesch)ieben  wurden^),  ausführlich  benutzt"), 
ebenso  die  Legenden  von  den  Abenteuern  der  Mönche  Columbas, 
die  an  Phantastik  die  Navigatio  Brandani  weit  übertreffen,  und 
die  Colgan  deshalb  auch  fortläi'st'^'j.  Auch  scheint  O'Donnell  viele 
andern  iri.schen  Heiligenleben  ausgeschrieben  zu  haben,  in  denen 
Columbas  Name  genannt  war.  Nachweisen  läfst  sich  die  Be- 
kanntschaft mit  den  Biographien  von  Brigittaii)  und  Eogan'-), 
Etchen"),  Fintan''*),  Maidoci'-)?  ^íochonnai«)-  Auch  die  Patricius- 
literatur  hat  er  benutzt,  und  zwar  besonders  dessen  Vita  von 


')  Vgl.  O'Duunoll  c.  b'j  (III,  5(í:í)  und  5(i  (III,  5(;:;    nud  c.  83  (IV,  .S.  303). 

-)  Vgl.  (J'Haiilnu,  Lives  of  Irish  Saints  III,  o.  .1.,  S.32'Jff. 

2)  O'Donnell  c.  .JO  (III,  Two) ,   c  iiJ,  54  (III,  5r.i)f.)   nn.l  c.  15!)  (IX,  24!l). 

♦>  O'Dojinell  f.  140  (V,  S.  65). 

')  Colganus  a.  a.  (J.  S.446  (111,78;. 

')  Eb.  S.  438  (111,41;:  „ut  ...  oicomiasticis  versibus  sanctiis  Bren- 
•lauus  et  sanctiis  Dallanus  cecineniut.-' 

')  O'Doimell  c.  (!4  (III,  im),  c.  Ü5  (IV,  277),  c  67  (IV,  27'J),  c.  222 
(X,24i>). 

")  Vgl.  oben  S.  214f.;  Reeves,  1.  Aii>g.  S.  264  ff.  (Dialoti:  von  Colnniba 
und  Cormac). 

»)  O'Donnell  c.  77  (IV,  2!>3),  c.  182-186  (IX,  275),  c  200  und  201  (IX, 
t;.  2a')). 

'")  Colgan  8.  44(i;  vgl.  u.  a.  Wh.  Stoke.«,  The  adventiire  of.  St.Coliunlia's 
clerics  (Revue  celtique  XXVI,  1!M)5,  S.  130-  170). 

")  O'Donnell  c.  35  (III,  537). 

'»)  Eb.  c.  40  (III,  513),  256  (XI,  141). 

•=>)  Eb.  c.  7(5  (IV,  289). 

'•)  Eb.  c.  160  (IX,  253). 

'•••)  Colgaiins  a.  a.  0.  8.  43!)  (c.  45)  und  8.  ii2  (c.  (J2). 

"•)  O'Donnell  c.  256  (XI,  141;. 


ADAMNANS    VITA    COI-UMIJAK    UNI)    IHKK    AIJLEITUNGKN.         287 

.Toceliii,  der  um  1185  sein  ^\'el•k  vollendete').  \)ht  Legende  vom 
Fegefeuer  des  Patricius  war  ihm  ebenfalls  nicht  unbekannt^). 
Neben  diesen  haftiographischen  Krzeugnissen  haben  ihm  auch 
andere  alte  Bücher  vorgelegen'»).  iSo  läfst  sich  Avohl  zu  den 
meisten  Wundererzählungen  der  Ursprung  aufdecken.  Der  Quellen- 
nachweis ist  nur  bei  iiianclien  von  jenen  Legenden  noch  zu 
führen,  deren  Inhalt  inbezng  auf  Abenteuerlichkeit  und  märchen- 
hafte Züge  kaum  zu  überbieten  ist.  Es  bedai-f  einer  näheren 
Untersuchung,  ob  0'D(»nnell  vereinzelt  etwa  mündlich  fortlebende 
Sagen  Irlands  in  seine  Biographie  hineingearbeitet  hat.  Eine 
derartige  Untersuchung  und  eine  erschöpfende  Analyse  des 
Inhalts  ist  aber  erst  möglich,  wenn  der  ganze  Text  gedruckt 
sein  wird. 

II.    Die  Vita  des  hl.  Coluniba  im  Brevier  von  Aberdeen 
und  bei  John  von  Tyneniouth. 

Für  diese  beiden  Biographien  bildet  Adamuan  die  einzige 
Quelle,  und  zwar  handelt  es  sich  bei  beiden  um  einen  Auszug 
aus  seinem  A\'erk. 

Die  \\\-d  Columbae  im  Brevier  von  Aberdeen ^;  besteht 
aus  neun  Lektionen.  Nach  einer  Einleitung,  einem  Hymnus  zu 
Ehren  Columbas.  beginnt  die  Vita:  „Sanctus  pater  Columba 
nobilibus  ortus  natalibiis.  vir  vitae  venerabilis  et  beatae  me- 
moriae*'^) .  .  ,;  dann  folgen  Wundererzählungen«*),  die  stark 
gekürzt  sind  und  zuweilen  nur  in  Andeutungen  bestehen.  In 
der  Art  des  Breviers  werden  sie  durch  Antiphonen  und  Gebete 
zu  Ehren  des  Heiligen  verknüpft. 

In  den  zuerst  1510  herausgegebenen  Nova  Legenda 
Anglie,  die  man  nach  Capgrave  (-j-  1461)  benennt,   auf  den 

0  O'Donuell  c.  26  =  Joe.  127;  c  2t)  =  Joe.  'JO;  c.  Ül  =  Joo.  89.  Vita 
Patricii  von  Jocelin  bei  Colgfamis  a.  a.  0.  S.  64 — 108. 

■-')  O'Donuell  c.  37  (III,  53M). 

^)  O'Donuell  c.  157  (IX,  24;{):  „the  book  called  TromJbamh  Guaire"  uuil 
c.  178  (IX,  267):  „the  Cathach-  (vgl.  Reeves,  1.  Ausg.  S.  249f.,  31i)ftO- 

*")  Breviarii  Aberdonensis  pars  hiemalis,  London  1854  (zuerst  Ediuburg- 
1509-10),  9.  Juni. 

'■')  Vgl.  Ad.  praef.  II  (S.  106  u.  108). 

*)  Aus  Adamuan  stammen  in  der  Keihenfolge  des  Breviers  11,  o2  (S.  173), 
ni,  2  (S.  10.-.^.  II.  12  (8. 160),  II.  5  (S.  1ü:)),  II. :?.-.  ^8. 176),  II.  1  und  3  (S.  152 f.). 
II,  36  (S.  177),  III,  22  (8.  209),  III,  23  (S.  2U). 


288  GERTRUD    HRIJNINO, 

vielleidit  die  lieutifte  Anordniuig'  zurückgeht,  findet  sich  eine 
Vita  des  Heiligen'),  die  wie  die  ganze  Sammlung  nicht  von 
Capgrave.  sondein  kurz  vor  der  Glitte  des  14.  .Tahundei-ts  von 
John  von  Tynemouth  vei-fal'st  ist-j.  Die  Kinleitungsworte  sind 
fast  wörtlich  aus  Beda,  Hist.  Eccl.  gent.  Angl.  III,  4  entnommen. 
Dann  beginnt  die  Vita  mit  der  zweiten  Vorrede  (S.  106):  ..Krat 
enim  vir  vite  venerabilis  et  beate  niemorie."  Die  Entlehnung 
aus  Adamnan  ist  ziemlich  wörtlich,  und  auch  die  Reihenfolge, 
in  der  die  \\'under  bei  ihm  erzählt  werden,  ist  beibehalten'*).  Der 
Schlufssatz:  ..Est  autem  sciendum". . .  über  die  alte  Bedeutung 
von  Scotia  im  Sinne  von  Hibernia  scheint  vom  Verfasser  selbst 
herzustammen. 

12.   Adauinaus  Vita  als  (Quelle  in  der  späteren 
Hagiograpliie. 

Von  den  Benutzern  der  Vita  Adamnans  ist  an  erster  Stelle 
Notker  der  Stammler  zu  nennen,  der  in  sein  Martyrologium  (896) 
zum  9.  Juni  einen  Abschnitt  über  Columba  aufgenommen  hat^).  In 
den  Quellen,  die  Notker  bei  Abfassung  seines  A\'erkes  im  allgemeinen 
benutzte,   in  den  Martyrologien  von  Hrabanus  Naurus  und  Ado 

')  Nova  Legeiida  Auglie,  neu  hrsg.  von  Carl  Horbtnian.  Oxford  1901. 
Bd.  I,  S.  198  -20(i.  Abgedruckt  ienier  bei  Colganiis  a.  a.  0.  S.  332— 33r>.  Aus 
den  Nova  Legenda  Anglie  von  151(5  ist  anrh  die  Vit;i  Colunibae  cntnonunen. 
die  sich  in  d(M-  Brüsseler  lis.  !Í82.  fol.  74— 77  findet,  in  dem  3.  Bande  des 
Legendars  des  Kegniarkanonikers  Anton  ÍTeens  von  Bouge-Cloitre  bei  Brüssel 
(gest.  1543);  vyl.  Naii  den(iheyn,  ('ata]o<rue  des  manuscrits  de  la  Bibliothötiue 
royale  de  lieigique  \'  (VM)),  .S.  234  (Nr.  3234,  Bd.  3}.  Geens  hat  aus  jonein 
Druck  viele  Texte  entnommen  nach  A.  I'oncelet.  i^e  légendier  de  Pierre  Calo 
(Analecta  Bollandiana  XXIX,  UUÜ,  S.  13). 

*)  Vgl.  u.a.  Krusch,  louae  Vitae  sanctorum  S.  138 f. 

2)  Ans  Adauinan  sind  entnommen  I.  1  (S.  112),  die  Vision  Oswalds. 
dann  der  Schlnfs  von  I,  1  (S.  114),  ferner  aus  dem  ersten  Buch  c.  3  (S.  IKi); 
c.  8  (S.  120) :  c.  22  (S.  127) ;  c.  28  (S.  130) ;  c.  3(i  (S.  135) ;  c  37  (S.  137).  das  Wunder 
von  Columbas  Stimme,  ferner  c  3!>  (S.  138).  Aus  dem  zweiten  Buch  c.  1  u.  2 
(S.  152f.);  c.  G  (S.  156  ;  c  !)  -12  (S.  1.58f.);  c.  17  (S.  103);  c  24  und  25  ^S.  KiSf.); 
r.  32  (S.  173);  c.  []i  (S.  174);  c.  44  und  45  (S.  188 f.).  Aus  dem  dritten  Buch 
c.  2  und  3  (S.  19.5);  c.  5  (S.  196);  c.  8-18  (S.  199-206);  c  22  (S.  209);  c.  23 
(S.  2t4-216\ 

♦)  Canisins.  Antiquae  lectioues  VI,  Ingolstadt  1G04,  S.  8ö3f.;  Colgan 
S.  465f.:  Canisins- Ba.snage  a.  a.  0.  II,  3,  1725,  8.139;  Ada  sanctorum  .lunii 
11,  182 f.;  Miiriie.  I'atrologia  Lat.  CXXXl.  1101—1103:  Zimmer,  Handels- 
verkehr a.  a.  ().  ÜMli).  .S.  583—594. 


ADAMNANS    VHA    COLUMBAK    UND    IIIUK    AIlLKtTUNOKN,         289 

von  \'ieiine').  fand  sicli  iiiclits  über  rolumba.  Ziiiimfi')  nimmt 
mm  an.  dafs  Notker  weder  Adamnan,  noch  den  seiner  Ansicht 
nach  ei'hten  rnnimi-ncus  benutzt  habe,  sondern  dafs  ilini  eine 
(Quelle  vori^^eh'gen  iiabe,  die  kurz  nacli  Columbas  'J'od  vun  einem 
Iren  auf  dem  Festlande  verfafst  Avorden  sei.  Somit  liegt  nns 
nacli  Zimniei's  Ansiclit  in  dem  Werk  Notkers  das  älteste 
schriftliche  Denkmal  iil)er  Columba  vor.  Die  Entstehungszeit 
glaubt  er  aus  dem  Schlufssatz  entnehmen  zu  dürfen:  „Qui  cum 
plurimos  discipulos  vel  socios  sanctitatis  suae  pares  habuisset, 
unum  tamen  C.'omgellum,  scilicet  Latine  Fausti  nomine  illustrem, 
praeceptorem  beatissimi  Columbani.  magistri  domini  et  patris 
nostri  Oalli.  virtutum  et  meritorum  suorum  ...reliquit  heredem." 
Zimmer  folgert  daraus,  dafs  Comgell  (f  602)  wahrscheinlich 
damals  noch  am  Leben  gewesen  sei,  und  er  hält  ohne  genügende 
Gründe  die  Stelle  von  „praeceptorenr'  bis  „Galli"  für  einen 
späteren  Zusatz.  Ich  glaube  jedoch  als  ganz  sicher  annehmen 
zu  dürfen,  dafs  Notker  als  Vorlage  Adamnans  Werk  gehabt 
hat^),  was  sich  durch  einen  Textvergleich  zeigen  läfst.  Die 
Einleitung  zeigt  auch  Anlehnung  an  Beda  III,  4. 

Notker.    ...  quod  . . .  monas-         Beda  III,  4.  monastcrium  in- 

teriorum  vel  ecclesiarum  insti-  sulanum,  in  ({uo  ipse  rtquiesc'd 

tutor,  fundator  et  rector  exti-  corpore. . .  Habere  autem  solet 

terit.   adeo  ut  ahha  monaster  iL  ipsa    insula    rectorem    semper 

. . .  ubi  requicscii,  contra  morem  ahhatem  presbyterum,  cuius  iuri 

ecclesiasticura    primas   omnium  . . .  etiam  episcopi.  ordine  inusi- 

Hybernensium    habeatur    tpis-  tato,  debeant  esse  subjecti. 
copoYwm. 

Hieraus  erklärt  sich  auch  der  Zusatz  ,.ubi  retjuiescit"  und 
die  Machtstellung,  die  Hi  noch  in  dem  Bericht  Notkers  einnimmt. 
Zur  Zeit  Bedas  fanden  die  Einfälle  der  Dänen  noch  nicht  statt, 
und  damals  ruhten  die  Überreste  Columbas  noch  auf  der  Insel, 
aber  nicht  mehr  in  Notkers  Zeit.  Die  Stelle  ,.in  prophetia. 
doctrina  et  miraculoruni  ostensione  atque  angelica  freciuentatione" 
folgt  ganz  der  Einteilung  Adamnans  in  drei  Bücher,  die  in  dieser 

' )  Vgl.  E.  Dümiuler.  Forschungen  zur  Deutscheu  (xeschichte  XXV,  1885. 
S.  202 ff. ;  H.  Qneutin,  Les  maityrologes  historiques  du  moyen  age.  1908,  S.679. 
«)  A.a.O.  S.  586  ff. 
^)  Gegen  Zimmer  schon  B.  Krusch,  Neues  Archiv  XXXV,  1910,  8.275. 


200  GERTRUD   imÜNlNP,. 

Heilieiifulge  vun  den  genannten  Dingen  liandeln.  Bei  der  Auf- 
zählung der  Wunder  ist  der  Inhalt  genau  wie  bei  Adamnan. 
In  der  Form  hat  Notker  zwar  einige  wörtliche  Entlehnungen, 
doch  ist  er  darin  freier,  was  bei  einem  so  kurzen  Text,  dem  eine 
verhältnismäfsig  lange  Biographie  als  Quelle  vorgelegen  hat, 
sich  von  selbst  versteht.  Nur  die  auf  sere  Form  ist  eben  zum 
gröfsten  Teil  Notkers  eigenes  AV'erk. 

Inhaltlieh  neu  ist  nur.  dafs  er  als  jetzigen  Namen  der 
untergegangenen  Stadt  in  Italien')  Civitas  Nova  angibt^).  Es 
ist  unerklärt,  woher  er  die.se  Angabe  hat.  Der  Schluls  des 
Abschnittes  (oben  S.  289)  geht  natürlich  auf  ihn  selbst  zurück 
und  ist  bei  einem  Mönch  von  St.  Gallen  (dine  weiteres  erklärlich. 
Übrigens  besals  auch  St.  Gallen  zur  Zeit  Notkers  eine  Hand- 
schrift der  kürzeren  Fassung  der  Vita^);  wahrscheinlich  hat  er 
sie  benutzt.  Dem  Inhalt  nach  berührt  ei'  kein  Kapitel,  das 
nicht  auch  in  der  kürzeren  Fassung  stände. 

Auch  in  einigen  irischen  Viten  ist  Adamnan  als  Quelle 
benutzt').  Der  Nachweis  ist  insofern  nützlich,  als  man  dadurch 
einen  gewissen  Anhaltspunkt  gewinnt  für  die  Entstehungszeit, 
die  bei  so  vielen  Viten  der  Iren  in  Frage  steht.  Benutzt  ist 
die  Vita  Adamnans  in  folgenden  Biographien: 

1.  Acta  S.  Baithini^j. 

C.  10  erzählt  eine  ähnliche  Legende  wie  Adamnan  von 
einer  geweihten  Lanze;  vgl.  Ad.  II.  20  (S.  172). 

11.  Vita  S.  (^ainnechi  des  Codex  Salmanticensis'). 

( '.  2H  berichtet  mit  teilwei.se  den  gleichen  Worten  wie 
Adamnan,  dafs  Columba  an  einem  stürmischen  Tage  die 
Ankunft  Cainnechs  voraus.sagte;  vgl.  Ad.  J,  4  (S.  118).  C.  54 
erzählt  von  dem  Gebet  i\iinnechs  für  Columba  auf  dem 
MHHrn:  v£rl.  Ad.  TL  13  (S.  160). 


')  Vijl.  Adamnan,  1,28  (S.  130). 

*)  CivitÄS  Nova,  heute  Cittannnva  m  Istiieii,  noriilicli  von  der  Mündung 
des  l^uieto.    Vgl.  KeeveK  S.  2ó(i  und  Zimmer  a.  a.  0.  S.  :{6i^. 

•')  Vgl.  oben  S.  220. 

*)  i'ber  die  Benutzung  der  längeren  Fassung  in  Fürduus  Scotichrouicon 
s.  Reeves,  1.  Ausg.  S.  XII  Anm.  m. 

•■•)  Acta  Sanct.  Hib.  ex  cod.  Salm.  S.  S71— 7H. 

•■)  Eb.  S.  361—392.  Vgl.  auch  Plummer  a.a.O.,  Einleitung  S.XLIII-XLV. 


ADAMNANS    VITA    COi.UMBAK    UNM)    IllRK    AI'.LKITUNGEX.         JOl 

III.  Die  \ltii  S.  ('aiiinechi  bei  Plummer') 

zeigt  auch  Anlehnung  an  Adamnan.  C.  23  und  c.  45 
erinnern  an  Ad.  Í,  4  (S.  118)  und  11,  13  (8.  IGO)  und 
aui'serdeni  stimmt  inhaltlich  c.  25  mit  Ad.  II,  14  (S.  161) 
überein.  wo  erzählt  wird,  wie  Cainnech  duich  die  Kraft 
('olumbas  seinen  tStock  am  Strande  iiiidet.  Wie  schon 
Plummer  feststellt'^),  steht  die  Vita  des  Salmanticensis  (II) 
dem  Original  der  Vita  Cainnechs  näher  als  die  von  ihm 
vei-üffentlichte  Vita  (III).  Das  zeigt  auch  deutlich  ein 
Vergleich  der  aus  Adamnan  entlehnten  Kapitel  beider 
Viten. 

IV.  Vita  S.  Comgallis): 

Inhaltlich,  nicht  wörtlich  berührt  sich  c.  19  mit  Ad.  III.  -2 
(S.  195),  c.  51  mit  Ad.  11,  35  (S.  170). 

V.  Vita  S.  Finniaui<): 

C.  33  zeigt  deutliche  Entlehnung  aus  Ad.  III,  l  (S.  195) 
und  I,  43  (S.  142). 

Anhang. 

Die  Vita  Columbae  des  sogenannten  Cummeneus. 

Der  folgende  Text  der  kurzen  Vita  Columbae,  die,  wie 
oben  dargelegt  ist,  nicht  eine  von  Cummeneus  verfafste  Quelle 
Adamnans,  sondern  einen  Auszug  aus  seinem  Werk  darstellt, 
beruht  auf  folgenden,  bereits  S.  269 ff.  näher  behandelten  Hand- 
schriften: 

la.   Saint  Omer,  Nr.  716,  Xlll.Jiid.,  Bd.  V,  fol.  160— 163. 
Ib.   Brüssel,  Nr.  7460,  XIll.  Jhd.,  fol.  167— 169. 
Ic.   Der    von    Mabillon   wiedergegebene   Text    einer   ver- 
schollenen Handschrift  aus  Compiegne. 

2.  Wien,  K.  k.  Privatiideikommifsbibliothek  9397 a,  Bd.III. 
vom  Jahre  1479,  fol.  802—804,  enthält  die  gleiche  Vita  in  ver- 
kürzter Form  mit  zahlreichen  willkürlichen  Umstellungen  und 
Abweichungen.     Der   Name  Columba   findet    sich   durchgeheuds 

>)  Vgl.  Plummer  a.  a.  0.  I.  S.  15'J— 169. 
■-)  Plummer  a.  a.  0.,  Einleitung:  S.  XLIV. 
3)  Plummer  a.  a.  0.  II,  S.  3-21. 
*)  Acta  Sanct.  Hib.  ex  cod.  Salm.  S.  189— 21Ü. 


202 


UKRTltUl)    BRLNINO. 


als  Columbus.  Ks  fehlen  c.  7—10.  12.  13.  15,  U>,  20  und  21  bis 
..Ibidem  itaque".  Erst  folgt  dann  der  Anfang  von  c.  24  bis  „Qnod 
it.a  factum  est",  darauf  der  letzte  Teil  von  c.  21.  bej^innend 
,. Tandem  vir  sanctus  novissima  filiis  verba  conmiendat".  und  die 
folgenden  Abschnitte  bis  c.  23  „rite  explentur".  endlich  der 
fehlende  Teil  von  c.  24  „et  sicut  ])redixerat  vir  Dei  per  tres 
illos  dies.  .  .•'  bis  ..obseciuia":  dann  folgt  der  Schlufssatz  von 
c.  23  ,.Quibus  in  Dei  laudibus.  .  .•'  und  das  Ende  von  c.  24, 
■worauf  Gielemans  mit  c.  25  fortfährt.  Im  übrigen  finden  sich 
so  viele  schlechte  Lesarten,  dafs  ich  im  allgemeinen  auf  deren 
-Mitteilung  verzichte  und  mich  in  der  Hauptsache  auf  die 
Varianten  der  Klasse  1  beschränke. 

3.  Der  Text  von  Belfortius  (s.  oben  8.261,  271  f.)),  wie  er 
zuerst  von  Colgan  herausgegeben  wurde,  ist  stark  überarbeitet 
und  gekürzt.  Allerdings  findet  sich  bei  ihm  manchmal  scheinbar 
eine  bessere  Lesart,  die  Adamnan  näher  steht,  als  alle  andern 
Handschriften.  Da  aber  der  A\'ortlaut  an  zahllosen  Stellen 
zum  Schlechtem  abweicht,  erklären  sich  die  besseren  Lesarten 
schwerlich  aus  der  Benutzung  einer  guten  Handschrift  als  Vor- 
lage, sondern  daraus,  dafs  der  'i'ext  zuweilen  nach  der  Vita 
('olumbae  Adamnans  verbessert  worden  ist.  Welcher  Art  die 
Hand.schríft  dieser  Vita  gewesen  ist,  läfst  sich  nicht  fest- 
stellen. Auf  jeden  Fall  scheidet  als  Vorlage  aus  die  kürzere 
Fassung  Adamnans,  wie  sie  von  C'anisius  heiausgegeben  wurde, 
ebenso  der  Auszug  in  den  Nova  Legenda  Anglie  und  der  Text 
(ionons.  da  die  besseren  Lesarten  sich  /um  Teil  in  Abschnitten 
iinden,  die  dort  fehlen.  Als  Beispiel  von  der  Art  dieser  Über- 
arbeitung und  Zusammenschweifsung  der  kui-zen  \'ita  mit  Adam- 
nans AVorten  möge  folgende  Stelle  dienen. 


Ad.  11.37  <S.  178f.j:      [('ummeneusj  c.  14: 


Belfortius  c  14 
(Colgan  S.  322): 

(^>uf>  ftivlo,  tU'prttvuliis 


ille  uxoris  consilio  vent 


(^iio  facto  miser,  faliiiie         (^h^»    facto,    mendicns 

roningis   consilio   (lei)ra-  iam  divcs  factus  et  con- 

vatus,    vern    toUcns    de  ingia    consilio    deprnvu-  de  teclo  ablatuin    et   in 

fecto,  a-ssninpta  securi  in  tun,  vern  de  tecto  tollcns,  pliirrs    juntas   conciävna 

phires  conciden»  pnrlicu-  airepta  securi  in  jilures  if/ni  trndidit.    Et  statim 

las,  in  igiieni  jiroicit.  Et  imrlindas  tniicidit  ipni-  juutjtcr    fncinn     est     ac 

pOHt,  quasi  snne  jKiuper-  que    tradidit    et    Statim  deinceps    planxit    hoc, 

tatis  amisso  non  niodiocri  pauper  factus  e«t.  rrtic/uis  diehus  rilac 

8olatio,      remcndicfiTP.  suae  mrndican^. 
nt  meritns  coepit.   Quo<l 


ADAMNANS    VITA    COLUMBAE   INI)   IIIUK    ABLEITUNGEN.         293 

videlicet  penuiiae  reniiii 
solumen  sacpe  suijerius  in 
vern  memorato  depemle- 
bat,  (juod  — amis- 
sun»  miser  plebeius,  eo 
ditatus  pro  tempore,  ipse 
cnm  tota  familiola,  sero 
licet,  omnibus  de  cetero 
(\epla  nx  it  rr/iqnia 
(lirbtts  rilae. 

Bei  diesem  Sachverhalt  scheidet  die  Abschrift  des  Belfortius; 
als  völlig  wertlos  bei  der  Textgestaltuno;  aus,  und  ich  führe 
nur  vereinzelte  Ivesarten  daraus  au. 

Die  Kapiteleinteilung-  von  Mabillon  ist  beibehalten.  Die 
aus  Adamnan  wörtlich  entlehnten  Stelleu  sind  durch  kursiven 
Druck  gekennzeichnet,  die  nur  dem  Sinne  nach  entlehnten  gleich- 
zeitig gesperrt.  Die  entsprechenden  Kapitel  Adamnans  sind 
nach  der  Zählung  der  1.  Ausgabe  von  Reeves,  die  Fowler  über- 
nommen hat.  am  Kande  angeführt. 

Incipit  vita  sancti  Columbae  abbatis  et  confessoris 

Christi.  Adamn. 

(1).  Sandus  ujitur  Columha,  Scotorum  natione  perpluiimis  Pi"-  '-■ 
ad  salutem  oriimdus,  tale  noscitur  habuisse  nativitatis  exordium,  iii,  i. 
5  Angelas  enim  Domini,  genitrici  eius  in  somnis  qiiadam  node 
intei'  conceptnm  et  •partum  apparens,  quasi  quoddam  mirae 
imUhntudinis  pepluyn  assistens  ddiilit,  in  quo  nimirum  veluti 
universonmi  dccorosi  fiorum  colores  depidi  videbantur.  Quod 
etiam  piost  aliquod  hreve  intervallum  eius  de  manihus  reposcens 

10  ahstulit,  elevansque  et  expandens  in  aere  dimisit  vacuo.  lUa  vcro 
tristißcaia  de  suhlato  peplo,  sie  ad  illum  veneiandi  habitus  vinim: 
„Cur",  ait,  „a  me  laetificum  tarn  cito  abstrahis  palliwn?"  Ille 
consequenter :  „Idcirco,''  inquit,  „quia  hoc  sagum  alicuius  est  tarn 
magnifici    honoris,    ut    apud    tc   diutius    retincri    noii   possit.^ 

15  Quibus  didis,  praedictum  peplum  mulier  paulat im  a  se  elongan 
volando  videbat  camporumque  lutitudinem  in  mains  crescendo  ex- 
cedoe  montesque  et  saltus  maiorc  sui  meiisura  superare  vocemque 


1  so  die  Üherscliriff  la\  et  confess.  Christi  fehlt  1  h :  Tita  sancti  Oo- 
lumbi  confessorii?,  que  est  quiutas  Idus  Innii  x\  3  Scotomm]  Sanctorum  Ic. 
11   terrificata  Ic:  certificata  :J]  tristis  eöecta  .7. 


294  RERTRIID    BRÜNTNG. 

III.  1.  huim^modi  subsceidam  andicrnt:  .,Miilier,  voli  co7itriittari:  vim 
ciiim  matrimoniali  iiinda,  talem  filium  cditura  cs  fiondum,  qui 
quasi  imus  propJiefnrum  Dei  inter  ipsos  commmcrahitur  inmane- 
rahiliumque  dux  animarum  ad  caelestem  a  Deo  patriani  est 
praedestinafus."    In  hac  ergo  audita  voce  midier  expergiscitur.      5 

111,2.  (2).    Post  edit.am  qiioque  prolem   beati  pucri  nutriiar,  spec- 

tabilis  vitae  vir  presbyter,  miss  a  finita,  ah  ecclesia  ad  hospitium 
reversus,  totam  invenit  dommn  siiam  clara  irradiatam  luce; 
(/lohum  quipi)e  icpieum  siq^er  puemli  dormicntis  faciem  stantem 
vidit.  Quo  viso  statim  intremuit  et,  prostrato  corpore >)  in  terrain,  10 
miratus  Spiritus  sancti  gratiam  super  eum  intellexit  caelitus 
effuiiam. 

III.  4.  (o).    Quodam  iiauKiiie  tempore  vir  sanctus  sanctiuii  episcopum 

Finnionern.  suum  magistrum,  iuvenis  seneni,  adiit;  quern  denique 
ap2)ropinquanfcm  eernens,  nngelum  Domini  pariter  cius  comitem  10 
itineris  vidit  et  quibusdam  astnnfibus  intimavit  fratribus,  inquiens: 
„Ecce  nunc  vidcte  sanctum  adcenientem  Columbam,  qui  sui  com- 
meatus  habere  meruit  angelum  Domini.'' 

Ill,  4.  (4).    Hisdem   dicbus   sanctus    cum   duodecim   commilitonibus 

II,  I.  discipulis  ad  Brittanniam  transnavigavit.  Quo  perveniens,  quadam  120 
sollemni  die  sancto  iiiagistro  suo  et  episcopo  Finniano^)  raissam 
celebranti  vinum  ad  sacri/icale  mysterium  casu  non  invenicbatur. 
De  cuius  defectu  cum  ministros  altaris  inter  se  conquirentes 
audiret,  ad  fontcm  sumpto  pergit  urceo,  ut  ad  sacra  eucharistiac 
ministeria  aquam  fontanam  diaconus  hauriret.  Qua  hausta,  mi-  2.') 
nistris  ait:  ^Habetis  ergo  vinum,  quod  Dominus  ad  sua  misit 
jfcragenda  mysteria."  Quo  cognito,  sanctus  cum  ininistris  cpi- 
scopus  eximias  Deo  gratias  referunt.  Sanctus  vero  iuvenis  hoc 
non  sibimet,  sed,  sa)tcto  Finniano  ascribcbat  episcopo. 

J II.."..  (5).    Alio  tempore  vir  .sanctus  in  Ilymba  commorans  insula,  30 

quadam  node  in  exiasi  mentis  angelum  Domini  ad  se  missiim 
ridit,  qui  in  manu  vitreum  ordinationis  regum  habebat  librum, 
quem   de   manu   angeli  accipiens  legeie  coepit.    Qui  secundum 


4   .so  In.lr,   cael.  patr.  a  Deo  ic;   patr.  rel.  a  I>eo  ,".'.  14   Finni- 

aiinm  Jr.;  Fennianum  .V.  17  so  lb.  c;  comitatus  .2;  qui  in  sui  comitem  .'i; 

commeatns  consortem  hab.  1  n :  commeatUH  mer.  hab.  socium  aug.  Ad. 
19  HO  lr\  Isdem  ]  n  ;  HiÍHilein  lli. :.':  lisdeiu  ■'!.  23  coiiquereutes  Ir  mil  Ad. 

')  ,vnltu*  .\tlajiiiiaii. 
-)  'Findbanuin"  A<1. 


ADAMNANS    VITA    COLUMBAE   TNI)    IIIHK    AHI.EITUNGKX.         205 

cnmmendafum  Aidanum  in  rcf/em  ordinäre  rccusans,  —  vmgisui.:,. 
i'lnm  fratrem  eius  ddigebat,  —  mbito  ancjelus,  extciidens  manum, 
sanctum  percussit  flagello.  Cuius  livoris  vestigium  in  eins  latere 
omnibus  diebus  vitae  suae  permansit.  Hocque  intulit  verbum: 
5  „Pro  certo  scias  me  a  Deo  missum,  ut  Aidanum  in  regem 
ordines.  Quod  si  nan  vis,  peraitiam  te  iterator  Eadem  itaque 
per  tres  continiias  nodes  angelus  Domini  commendatis  de 
Aidani  ordinatione,  sanctus  Dei  ad  lovam  transnavigavit  insuJam 
ibidcmquc    Aidanum    adrentantem    in    regem    ordinavit.      Inter 

10  ordinationis  quoque  verba  de  filiis  et  ncpotibus  pronepotibusque 
eius  futura  prophetavit,  impone^isque  manum  supei'  caput  eius, 
ordinans  benedixit.  Intulitque  Jiaec  verba:  ..Indubitanter  o'cdc, 
0  Aidane,  quoniam  uullus  adrersariorum  tuorum  tibi  poterit 
resistere,  donee  pirius  fraudem  agas  in  me  et  in  posteros  meos. 

15  His  eisdem  verbis  alloquerc  /ilios  tuos.  ne  regnuyn  perdant. 
Quod  si  non  obaudierint,  /lagcllum,  quod  causa  tui  ab  angcJo 
Dei  sustÍ7iui,  in  eos  retorquetur."  Quod  ita  factum  est;  man- 
datum  luimque  viri  Dei  transgredientes  regnum  peidideiunt. 

(6).   Alio  quoque   tempore  vir  sanctus    in  lova   comtnorans  UI,{\. 

20  insida,  quidam  bonorum  actuum  de  suis  monachus  JBritto  ad 
extrema  perductus  est.  Quern  cum  in  hora  sui  exitus  visitaret, 
vir  Dei,  paulifper  eius  assistens  lectulo  eique  benedicens,  ocius 
domum  egreditur,  nolens  videre  morientem,  qui  eodem  momento 
de  medio  fact  us  est.    Tunc  ergo  vir  sanctus  m  monaster  ii  sui 

23  platea  deambulans ,  caelo  inteyitus  oculis,  valde  obstupescens 
ammirabatur.  Tantae  ergo  ammirationis  causam  interrogare 
ausus  est  eum  unus  e  fratribus,  qui  solus  tunc  aderat.  Cui 
sanctus:  „Xunc  sanctos,"  ait,  „angelos  contra  adversarias  potci^- 
tates  belligerare  vidi,    Christoque  agonithetae  gratias  ago,   quia 

30  victores  angeli  sancti  animam  huius  peregnni  cael o  recepeiunt. 
Sed  hoc  quaeso  sacramentum,  dum  advixero,  nemini  reveles.'' 

(7).    Quadam  itidcm  die  summo  mane  sanctus  suum  ad-  III,  11. 
vocat  ministratorem  Diormetium,  inquieiis  ita:   ,,Saoae  celeiiter 
eucharistiae    ministeria  praeparentur ;   hodie   enim   natalis  beati 

35  Brendani  est  dies."  „Quare,"  ait  minister,  „talia  praecipis^ 
Xullus  enim  eius  obitus  praecessit  nuncius  de  Scottia.^  ,,Vade,'' 


2   ostendens  la,  von  junger  Hand  verbessert.  8  ad  Dei  Ic. 

12  Iiulnbitanterqne  la.  15  Hiis  lb.  :2.  20  de  snis  fehlt  Ic. 

20  uionacliis  uomine  Brutto  :2;  Br.  felilf  Ic.  27   ex  Ic. 


296  GERTRUD   IlRÜNING. 

Ill,  ll.^'iV  savdus,  „mcae  ohsecundare  iussioni.  Hac  cnim  praetcnta 
node  vidi  subito  apertiim  caelum  angelorumque  choros  sandi 
Brendani  animae  obvios  descoulcrc,  quorum  luminom  incomjmra- 
bilique  daritate  totus  cadem  hora  illustratus  est  mirndi  orbis." 

III.  VI.  (8)-   Alia  etiam  die,  dum  fratres  ad  opei-a  nianimm  exituri  5 

esse7it,  sandus  econira  ea  die  oiiari  jJ^aecepit  sacracque  ohlationis 
obsequia  praepavari  et  aliquam  prandeoli  adiedionem  fieri.     ..Me 
etiam,"    inquit,    „sacra   oportet  eucharistiae  celehrare  mystei'ia 
pro   anima  saucta.   quae  node  in  hac  inter  angelos  veda  est." 
Fratres  ohsequuntur  et  ea  die  otiautur  et  ad  ecclesiam,  quasi  die  10 
sollemni,  abbate  cum  sando  pergunt.  Et  inter  sacra  sancti  sacri- 
ficii   mystcria:     „Hodie,"   ait  sandus,   ..pro  sando  Columbano 
episcojio   decantandum   est."      Tunc    ergo    astantes    inteUcxcrc 
fratres,   quod  Columhanus  episcopus  Lagc^iensis,   carus  Columbac 
amicus,   ad  Dominum  cmigrarerit.     Et  post  alicuius  intervallum  1') 
aliqui  de  Lagcnica  commcantcs  provincia,  ca  node  eundem  obisse 
nuntiant  episcopum,  qua  sandus  dixit. 
III.  K.  (9).    Remotiorcm  ergo  ab  hominibus  locum  aptumque  oraiioni 

quaesivit  sandus  in  saltibus.  Ibidcmque  cum  oraret,  quadam 
die  subito  vidit  contra  se  nigerrimam  daemonum  aciem  cum  20 
feireis  praeliari  vei-ubus,  qui,  sicuti  sando  viro  per  Spiritum 
revelatum  erat,  monasterium  eius  invaderc  et  multos  ex  fratribus 
iugulare  volebant  sudibus.  Ipse  vera  contra  eos  dimicabat,  et  ita 
ex  maiori  diei  parte  utrimque  dimicatum  est.  Nee  tarnen  in- 
numeri  unum  vincere  potuerunt,  doncc  angeli  Dei  in  admini-  -';") 
culum  affuere,  quorum  timore  loco  cessei-e,  ut  j)Ost  ipse  sandus 
fratribus  intimavit. 

111.1.').  (10).    Alio    in    tempore,    dum    in   tugurio  suo  vir  Domini 

scribens  scdcrd,  subito  immutata  est  eius  fades,  et  hanc  puro  de 
pedorc  promit  vocem,  dicens:  ..Auxiliare,  auxiliare.^^  Duo  autcm  30 
fratres  ad  ianuam  .Nantes,  subitae  rocis  intvrrogabant  causam. 
Quibus  vir  sanctum  hoc  dedit  re.'^jwiisum:  .,Angclo  Domini,  qui 
nunc  inter  nos  stabat,  iussi,  ut  cuidam  ex  fratribus  de  culmine 
domus  lapso,  quar  fibricatur,  tarn  cito  suhvenird."  Hocquc  con- 
sequentcr  .xaitdus  inlulit:  „Valde  ammirabilis  d  pene  indicihilis  'So 
est   angelici   volatus  ^;eí7íic/<as,    fulgoreae   ut   aestimo   celei'itati 

1   aitj  iiiquit  Ir.  H  .so  Jf..i\  iiiiuisleritt  J  n.  i>.  15   so  la; 

aliquot!  II).  r;   aliquod  intervallum  temporis  .7;    alicuius  teniporis  interv.  Ad. 
22  60  lii.b.:!:  ciiit  lev.  Ir.  24   ilie  1  c  y0;31   fratres  autein  In. 


ADAMNANS    VllA    COhL'MlUK    HN'I)    IIIRK    A  lUJCITUNOKN,         207 

parilis.    Nam  ille  aiclicula,  qui  hinc  a  nobis  Uli  nunc  viro  labi  III,  15. 
meipienti  advolavit,  quasi  in  ictu  oculi,  priusquam  terram  tangeret, 
suhvenicns  cum  sublcvavit,  nee  ullam   fraduram  sensit."    Quam 
stupeiula,  inquam,  et  opportuna  subventio,  quae,  dido  citius,  taidis 
5  inte^iacentibus  terris  et  aquis  tarn  celerrime  effici  potuit. 

(11).    Quodam  in  tempore  uno  dierum  fratrihus  conyregatis  ni,  IG. 
dixit  sanctus  Dei  Columba:  ,.Hodie  ego  in  occidentalem  cam- 
pum  nostrae  insulae  solus  exire  cupio;  fiemo  ex  vobis  me  sequatur." 
Quihus  obsecundantibus ,   solus  quidem,   ut  voluit,  egreditur.     Sed 

10  frater  quidam,  caUidus  cxplorator,  alia  means  via,  occultabat 
se  in  montis  vertice,  explorare  cupiens,  quod  et  vidit  non  sine 
permissu  Dei  sanctum  suum  mirificanfis.  Nam  in  monte 
stantem  et  expansis  ad  caelum  manibus  orantem  oculosque  in 
altum  elevantem  vidit:  mirum  didu!  et  ecce  subito  res  miranda 

15  apparuit.  Denique  sandi  angeli,  mira  advolantes  subitatione, 
sanctum  virum  orantem  circumstare  coepcrunt,  albatis  induti  ves- 
tibus,  et  miscentes  cum  beato  c  olio  qui  a,  quasi  explorantem 
sentic7ites,  ad  summa  repedabant.  Beatus  et  ipse  post  angelicum 
condidum  monastei'io  se  tradidit    et,  colledis  fratribus,  trans- 

20  grcssionis  obnoxium  non  mediocri  obiurgatione  quaesivit.  Ille 
ergo  conscius  sibi  inexcusabilis  transgressor  reum  se  confitetur 
veniamque  fleocis  genibus  precatur;  quern  sanctus  seorsum  ducens, 
ingeniculayiti  cum  grandi  comynendat  commÍ7iatio7ie,  ne  cui  in 
vita  sua  hominum  dicat  quod  vidit.  Paruit  interim  frater,  sed 

2b  post  obitum  eius  fratribus  q\ia.e  viáevíit  cum  grayidi protestatione 
intimavit.  Locus  autem  ilUus  angclicae  condidionis  Colliculus 
Angelorum  usque  hodie  dicitur. 

(12).   Alio  quoqiie  tempore  quatuor  ivRtres  visitandi  gratia  in.  17. 
sanctum  Columbam  adcunt  de  Scotia  in  Hijmba  commanentem 

30  insula,  qui  uno  eodemque  consensu  sanctum  sacra  celebrare 
mysteria  invitant  precibus;  quod  et  fecit  quadam  die 
Dominica.  Sed  Uli  post  evangelii  recitationem  viderunt 
queyidam,  iyneum  globum  et  valde  luminosum  de  vertice  sandi 
Columbac ,  ante  altare   stantis  et  sacram  oblationem  consecrantis, 

35  tamdiu  ardere  et  ad  instar  alicuius  columnae  sursum  asce^idere, 
donee  eadem  pcrficereiitur  sacrosanda  mysteria. 

(13).   Alio   etiam    tempore   in    eadem   commanente   ins^uJa  m,  is. 
viro    sando    gratia    sandi    Spiritus    super    eum    abunde    et 

9   quidam  Ih.  12  so  la.  b.c.  3;  perraissione  allein  2  mit  Adamn., 

wohl  durch  Zufall. 

Zeitschrift  f.  celt.  Philologrie  XI.  20 


298  aERTiuin  ukünino. 

Ill,  18.  incomparabilitcr  cffusa  per  tnduum  mirahilitcr  jnansif,  iia  ui,  per 
(res  dies  totidemquc  nodes  intra  ohseratam  et  replefani  caclesti 
claritudine  domum  manens,  nullum  ad  se  accedere  petinittei'et, 
ncquc  manducans  nequc  hihcns.  De  qua  etiam  domo  immensae 
claritatis  radii  pei'  rimulas  valvarum  et  dar  or  um  foraynina  5 
orumpcntes  node  videbantur,  carminaque  spiritualia  et  ante 
inaudita  decantari  ah  eo  audiebantur.  Sed  et  multa  quaedam, 
ut  yost  coram  jfvofessus  est,  et  ohseura  scripturarum  et  ignorata 
hominihus  mysteria  in  eo  loco  discere  meruit. 

n,  37.  (14).    Quodam  igitur  tempore  quidam  ad  sanctum  pleheius  10 

venit  paupcrrimus,  conquestans,  quod,  unde  maritam  et  parvulos 
cibaret,  non  habebat.  Cui  compatiens  benignus  Dei  famulus: 
„Miselle,"  ait,  „homuncio,  de  vidna  silva  tolle  contulum  et  ad 
me  ocius  defer."  Cui  parens  ivit  et  attulit.  Quern  sandus 
eoccipiens  in  veru  exacuit  et  propria  manu  benedixit  et  inopi  15 
dedit,  dicens:  „Hoc  veru  diligciiter  custodi,  quod^)  homini  nee 
pecori  nocebit,  sed  tantum  feris  et  bestiis  et  piscibus,  et  quamdiu 
hoc  Imbueiis,  non  deerit  domui  tuae  omnino  caro  cennna."  Quo 
audit  0,  mendicus  laetus  domum  revertitur;  vei-u  quo  que  in 
remotis  terrae  infiodt  lods,  quae  silvestres  fei'ae  frequeyitabant,  20 
et  vicina  node  transada,  mane  primo  pergit  visitatum  vei'u,  in 
quo  cervum  transfixum  invenit.  Quid  mult  is?  nulla  trans- 
ierat  dies,  quin  cervum  aut  cervam  aut  aliam  bestiam  veru 
caperet.  Tola  quippe  domus  eius  de  feiinis  caimibus  abundabat. 
Sed  fatua  eius  mulier,  persuasu  diaholi  pervasa,  marito  sic  ait  25 
post  non  multos  dies:  „Tolle  ergo  de  terra  veru,  poterit  cnim 
qui  s  pi  am  hominum  aut  domesticoruni  2)ecorum  strangulari 
in  eo,  et  ego  et  tu  cum  liberis  nostris  cajHivi  ducemiir  aut  servituti 
subiciemur."  „Non  ita,"  inquit  mariius  „/id,  nam  sayidus  Dei  hoc 
interminatus  est  nulli  hominum  nee  pecori  nociturum.'"'  30 
Tarnen  conseiitiens  uxori  tulit  veru  de  terra  et  intra  domum  secus 
paridem  posuit,  in  quo  mox  domesticus  eius  canis  incidejis  periit. 
Quo  pereunte,  rursus  ait  marita:  „Unus,"  ait,  „flioram  tuorum 
incidet  in  sudem  et  peribit."  Propter  quod  tnantus,  veru  de 
2)ariete  removens,  ad  silram  reportat  d  in  densis  infixit  dumis,  35 
ut   nullum  laederet.     Sed  poslera  die  reversus,    capream  in  eo 


25  pervasa]  .so  Ic;  pensiiasa  la.  0  (s  (lurch  J'todl  (jcliliji);  incitata  2\ 
Sed  persuasa  a  diabolo  fatna  eins  uxor  .7.  31    domuin]  eins  fit^i  hinzu  Ic. 

')  Ergfiiiize  „upc". 


ADAMNANS    VITA    COLUMBAK    UND    lllKK    A1íL1:ITUNUP:N.  209 

cccidissc  repperit.  Inde  quoque  illiul  7'emovens,  sie  aquis  abs-  ir.  37. 
condit  et  infixit.  Quod  alia  rcvisatií^  die,  esocem  in  eo  invenit 
retentum  ingentem,  quern  vix  solus  portare  potuit.  Tunc  etiam 
vei'u  supra  tectum  infixit,  in  quo  coitus  advolans  casu  iugulatus 
5  est.  Quo  facto,  mendicus,  iam  dives  factus  et  coniugis  consilio 
depravatus,  veru  de  tecto  tollens,  arrepta  securi,  in  plures  parti- 
culas  coneidit  ignique  tradidit  ct  statim  pauper  factus  est. 

(15).    Quadam    quoque    hiemali    node    saiictus    Fernaus^)  iii,i(). 
ecclesiam    orationis    studio    solus    intrans,     in    quadam    exedra 

10  devotus  orabat.  Cuius  rei  sanctus  Columha  nescius,  eadem  de 
causa  post  ilium  ecclesiam  ingrcditur,  simulque  cum  eo  aurea 
lux,  de  caelo  descendens,  totam  replevit  ecclesiam.  Sed  et  illius 
exedrae  separatum  conclave,  ubi  Fernaus  latitabat,  illud  caeleste 
lumen  formidahili  timore  repleverat\    et  sicut  nullus  aestivum 

15  et  meridianum  solem  rectis  et  irreverberatis  oculis  potest  intueri, 
sic  et  illam  caelestem  claritatem  Fernaus  sustiiiere  non  potuit 
Quo  deiiique  fulminali  splendore  viso,  nihil  in  eo  virtutis  re- 
mansit.  Sanctus  vero  Columba,  post  non  prolixam  orationem 
ecclesiam    egreditur    Fernaumque    ad   se   crastina    advocat    die 

20  hisque  compellat  affatibus  consolatoriis:  „0  filiole,hac praeter ita 
node  in  conspedu  Dei  placuisti,  oculos  ad  terram  deprimcndo 
timore  lucis.  Nam  si  ita  7ion  fecisses,  oculi  tui  visa  luce  obcae- 
carentur,  sed  dum  vixero,  stude  hanc  celare  visionem." 

(16).    Alio  autem  tempore  vir  Domini  in  lova  commorans  111.22. 

25  insula,  quadam  die  sanda  fades  eius  subita  hilaritate  cffioruit 
oculosquc  in  caelum  elevans,  valde  laetificabatur,  post  modicum 
autem  intervallum  tristificabatur.  Duo  autem  fratres,  ad  ianiiam 
stantes,  causam  suhitae  inquirunt  laetitiae  et  illius  subsequentis 
maestitiae.  Ad  quo  s  sand  us:  „Ite,"  inquit,  .,in  pace,  jioji  dicam." 

30  Qui  cum  ei  nimium  pro  hac  re  indicanda  molesti  essent: 
„Si  celaveritis,  inquit,  „prodam  vobis,  quia  amo  vos."  Quibus 
fidem  dantibus,  sic  ad  eos  proloquitur:  „Usque  in  pracsentem 
diem  meae  peregrinationis  in  Brittannia  terdeni  completi  sunt  anni. 
Petivi  quoque  a  Domino,   itt  in  fine  tricesimi  huius  anni  dis- 

85  solverer  et  cum  ipso  essem^),  et  haec  fuit  causa  laetitiae,  super 


2  f<o  la.  b.;  revisens  Ic;  respectans  2;  reversiis  -i;  revisitans  Ad. 
26  in]  so  la.b.  2.  3;   ad  aUehi  1  c  mit  Ad. 


*)  „Virgnous"  Adamnan. 

^)  Vgl.  Philipp.  1,23:  „desiderium  habens  dissolvi  et  esse  ctim  Christo" 

20* 


300  (;Ki:riu'i)  buuniníí. 

III.  22.  qua  molestatis.  Angelos  etiam  sandos  vidi  cgressurae  animae 
dc  came  ohvios.  Scd  ecce  staut  procul,  subito  retardati,  itro^nus 
accedei'e  non  permissi,  quia  Dominus,  quod  mihi  roganti  donavit 
in  hac  die  fieri,  multarum  magis  eccJesiarum  pro  me  orationes 
exaudiens,  dicto  citius  immutavit;  quibus  scilicet  ecclesiis  exo-  5 
rantibus,  sic  a  Domino  donatum  est,  ut  quatuor  ab  hac  die  anni 
addantur  mihi  in  came  manendi.  Haec  ergo  retardatio  causa 
mihi  maestitiae  fuit.  Quibus  videlicet  quatuor  annis  tei'minatis, 
subita  emigratione  ad  Dominum  laetus  emigrabo." 

111.22.  (17).    Secundum   haec   ergo  ve^-ba   vir  Dei   quatuor   a7inis  ^■0 
23.  postea  in  came  mansit;    quibus  transactis,  quadam  die  mense 

Maio,  senio  fessus,  plaustroque  vectus,  visitatum  pei'git  ope^'arios 
fratres,  ad  quos  Ita  loqui  exorsus  est:  „In  Paschali  sollemnitatc, 
nuper  Aprili  peracta  mense,  desiderio  desideravi  ad  Christum 
emigrare;  sed  ne  vobis  laetitiae  festivitas  in  tristitiam  verteretur,  15 
diem  obitus  paulo  diutius  protdare  malui."  His  audit  is  fratres 
haud  modicum  contristati  sunt.  Vir  autem  Domini,  ut  erat  in 
vehiculo  sedens,  ad  orientem  faciem  suam  convertens,  insulam 
cum  insulanis  hahitatoribus  benedixit,  ct  ex  ea  die  riper  a  nulla 
nee  homini  nee  pecori  nocua  fuit.  Post  vei'ba  tandem  be^ie-  20 
dictionis  sanctus  ad  suum  monasteriiim  revehitw. 

111.23.  (18).  Transactis  autem  paucis  diebus,  dum  missarum  sol- 
lemnia,  ex  more  Dominica  die  celebrarentur,  subito,  sursum  ele- 
vatis  oculis,  fades  beati  Columbae  florido  respersa  ndjore  videtur. 
Eadem  quippe  hora  angelum  Domini  supra  rolifantcm  solus  25 
vidit  intra  ipsius  oratorii  parietes.  Haec  enim  causa  fuit  illius 
subitae  laetitiae,  de  qua  cum  praesentcs  inquirerent,  hoc  eis  sanctus 
responsum  dedit:  .,Mira  et  incomparabilis  angelicae  naturae 
suhtilitas!  Ecce  enim  angelus  Domini,  pro  cuiusdam  missus 
depositione  Deo  cari,  nos  desuper  intra  ecclesiam  aspicicns  ct  30 
benedicens,  rursus  per  parasticiam  ecclesiae  reversus,  nulla  talis 
exitus  reliquit  vestigia.  Haec  sanctus  se  ipsum  significans 
dicebat,  quod  tarnen  fratres  tuyic  temporis  ignorabant, 
postea  vero  sciebant. 

TIT.  23.  (10).  Vir  itaquc  sanctus  in  fine  eiusdem  hcbdomadis,  hoc  est  35 

die  sabbati,    minist ro   suo  Diormetio   clam   vocato  sic  profatur: 

4  80  lu]   mult.  eccl.  magis  lb.  2;   magis  fehlt  lc.3.  11    mausit] 

so    ln.b.3;  visit  1  c.  i\              20  so  ln.b.:2.3;  uociva  Ic.  31  so  16; 

parastitiam  la;  parnsticiam  ir;  parnstitiam  .!/;  posticium  ;.-'.  36  sol  a.b.  3\ 
praefatur  /'-. 


ADAMNANS    VIIA    COr-l'MBAK    IND    IHKK    AMI>KITL'NiJKN.         MOl 

„Li  sacris  roluminibus  hacc  dies  sahbatum  nimcupatur,  quod  m,  23. 
requies  inter pretatur.  Et  vere  mihi  est  hodierna  dies  sabbatum, 
quia  vitac  ultima  mihi  est,  in  qua  post  meorum  Jaborum 
molestias  sabbatizo,  et  hac  sequenti  Dominica  nocte  patrum  liam 
5  gradiar.  lam  enim  dhristus  me  invitat,  et  sic  mihi  ab  ipso 
revelatum  est."  Minister-  hinc  eontristatur,  sed  a  ptatre  conso- 
latur.  Inde  ei'go  sanctus  T)ci  egvcdiens  et  montem  monasterio 
suj)cremÍ7ie7item  nsce7ulcns,  in  vcrtice  eius  paululum  stctit  et, 
elevatis  manibus,  coenobium  suum  be^iedixit  et  de  praesentibus 

10  et  fiituiis  multíi  proplietavit,  quae  postea  eventiis  probavit';. 

(20).    Post  haec  de  illo  dcscendcus  monte  et  ad  monaste^ium  m,  2'ó. 
reve^'sus,  sedebat  in  cclla  psalterium  scribens.   Denique  ad  ilium 
tricesimi  tertii  psalmi  rersicuium  perveniens,  ubi  scribitur:     ,,In- 
quirentes  autem  Dominum  non  deficient  omni  bono,"  ait:    „Hie  a 

15  me  cessandum  exi stim o, Baitheneo  quae  se.quuntur,perscrihenda." 
Convenientcr  enim  sancto  nouissimus  vei'siculus,  quern  scripserat, 
congruebat,  cui  veraciter  aetenm  bona  nunquam  deficient.  Succes- 
sori  vera,  id  est  spiritualium  patri  ßiorum,  haud  minus  decenter 
sequens  comenit:  „Venite  filii,  audite  me,  timorem  Domini  docebo 

20  vos.''  Hie  enim,  sicut  decessor  commendavit,  non  solum  scribendo, 
sed  etiam  in  regimine  monasterii  laboraudo  successit. 

(21).    Post    talem   igitur   terminatae  paginae    versum  p>er-  ni,  23. 
scriptum    sanctum    ecclesiam    (ul    celebrandam  Dominicae  noctis 
missctm    ingrcditur;    qua    continuo    consummata,    ad    hospitium 

25  revertens,  in  lecto  pernox  resedit:  id>i  pro  stramine  nudam  terram, 
pro  pulvillo  habebat  lapidem,  qui  usque  hodie  iuxta  sepulchrum 
eius  quasi  quidam  titulus  monumenti  perdurat.  Ibidem  itaque 
resideiis  novissima  filiis  verba  comme^idat:  ..Inter  vos,"  dicens, 
„mutuam  et  non  fictam  caritatem  cum  pace  semper  habete;  Do- 

30  minus  enim,  confortator  bonorum,  vobis  auxiliabitur,  et  ego,  aim 
ipso  manens,  pro  vobis  intcrpellabo,  ut  vobis  temporalia  et 
aetema  bona  proveniant."  His  dictis,  sanctus  Columba  pau- 
lisper  conticuit. 

15   so  lu\  Baithaiieü  lb\   Barthaueo  Ic;  Baithenens  5.  15  per- 

scribeiido  lb;   scribenda  velinquo  la;    scribat  !*.  27  Ibidem]  so  lb.  3; 

Ibique  lu\  Itideiu  Ic.  28  so  la.  b.  2:  ooninienilabat  1  c;  coinniendaTÍt  3. 

30  enim]  so  la.b.3;  anteiii  ie. 

*)  Genesis  41,  13:  „qiudquid  postea  lei  probavit  eventns.- 


802  GKIMUUD    IJRLNING, 

ilJ, 'j.i.  (22).    Tum  jrroindc  media  node,  pulsantc  camjyaiia^),  fcs- 

tinus  surgens  ad  ecclesiam  per  git,  citiortjue  ceteris  eurreiis,  solus 
introgressus ,   iuxta   altare  fleons  genihus  in  oratione  procumhit. 
Diorynetius  autem   minister,  tardius  prosecutus,   eodem   momcnto 
eminus  totam  ecclesiam  angeUca  luce  intrinsecus  repletam  vidit,  5 
quo  ad  ianuam  approjnnquante,  eadem  lux  ocius  recessit,  prius 
tamen  a  fratribus  visa  nonnullis.   Biormetius  rero  ecclesiam 
intrans  fiehili  voce  ingeminat:    „Ybi  es,  pater;  ubi  es.  pateif"  et, 
necdum  allatis  hicernis  a  fratribus,  ^;e>'  tenehras  palpans,  sanctum 
ante  altare  recubantem  invenit.    Quern  paululum  erigens  et  iuxta  10 
sedens,  sanctum  caput  gremio  imposuit  sua.    Ceteri  vera  fratres 
accurrentes  et patrem  mori  cernentes,  quern  viventem  dilexerant, 
morientem  hand   niodice  plangehant.     Sanctus   autem.    necdum 
egredicnte  anima,  elevatis  sursum  oculis,  ad  utrumqiw  latus  laeta 
facie  circumspiciebat  et  angelos  sanctos  adesse  videbat.    Dior-  15 
melius    vero,    ut    fratres    bencdiceret,    elevata    illius   dextcra, 
admonuit,  sed  et  ipse  pater  sanctus  illud  annuens,  in  quantum 
potcrat,  simul  manum  ipse  levabat.   Et  post  sanctam  benedictionem 
taliter  significatam  continuo  spiritmn  exhalarit.    Fades  quid  em 
eius   rubeyis   et  mirum  in  modum  ex  angelica  visione  exhilarata  20 
interim  reniansit,  ut  nan  quasi  mortui,  sed  dormientis  inderetur. 

Ill,  23.  (23).    Interea  post  egressum  sanctae  animae,  hymnis  malu- 

tinalihus  terminatis,  sacrum  corpus  de  ecclesia  cul  hospitium  cum 
canora  fratrum  psalmodia  reportatur,  ubi  etiam  ternis  diebus 
cum  totidem  noctibus  honorabiles  exequiae  rite  explentur.  Quibus  25 
in  Dei  laudibus  terminatis,  sancti  corpus,  mimdis  involutum 
sindonibus,  cum  debita  veneratiane  humatur,  aeternali  claritiuline 
quandoiiue  resurrecturum. 

III.  2.1.  (24).    Vnus  enim  ali(juando  fratrum  ad  sanctum:  „Totus," 

inquit,  „provinciarum  pojiulus  jiost  obitum  tunm  ad  tuas  con-  30 
vcniet  exequias"  „Nan,"  ait  sanctus,  „ut  loqueiis,  ita  res  pro- 
babit,  nam  promiscuum  mdgus  non  meis  praesto  erif  exequiis: 
familiäres  mei  sol nmmodn  monachi  mea  sepulchralia  romplehunt 
et  exequialia  officia  lionestabunt.  Quod  ita  factum  est;  nam 
per  t^-es  illas  exequiales  dies  et  7ioctes  grandis  sitie  jduria  facta  35 

26    .so  111.  //.  2.  :)•,  sanctum   1c.  30,31    conveiii  am  Zcilenenúc  In, 

mil  muleiTr  Unml  vrrhrsserL        33  so  la.  2.3;  iiiea  fehlt  Ib.c.        35  jtlnvia 
factosa  ventosa  Ih. 

';  ^Clocca'  A<laimmii. 


ADAMNANS    VITA    iXJMJMIUK    INI)    lilltK    ABÍ.EITUNGEN.         303 

est   ventosa   tempestas;    qua  prohihmte,   nullus    trans  navigare  ill,  23. 
pelagus  potuit  navicella,  ut  viri  Dei  ultima  celebraret  obsequia. 
Sepulto   denique   sancto,    vmto   ceasaiite  et  sedata  tempcstate, 
quievcrunf  undue  marinac:  Gloria  tibi  Domine,  Amen. 
5  (25).   Ferpendat  itaque  lector,  quanti  qualisque  meriti  ante  iii,  23. 

Dciwi  fucrit  in  cxcehis,  quem  in  teriis  itapraerogativa  signorum 
et  piivilegio  meiitorum  miriiicavit  et  post  apostolos  donativum 
suae  gratiae  contradidit.  Namciue  in  came  ut  angelus  vivens 
tempestates    sedavit,    maria   tranquiUavit,    ecclesiayn   sibi   ííoíí  11,36.35. 

iO  aper  tarn  salva  sei-a  sine  clave  persaepe  reseravit,  impiimens 

tantum  dominicae  crucis  effigiem.    Tost  geniculationem  quan- llM.l,\. 
doque  cum  oratione  fusam  de  terra  surgens,  in  nomine  Domini 
mortuum    f ilium   cuiusdam  plebci   suscitat   et  post   cclebratas 
exequias    patri    et    matri    liventem    repraesentat.      Lapis  ll, '63. 

15  etiam  ab  eo  aqua  intincius  mirum  in  modum  contra  naturam 
aquis  supernatat,  ncc  sancti  viri  benedictio  ullatenus  potuit 
submcrgi.  De  quo  )udante  quidam  aegrotus  bibit  et  statim  a 
vicina  morte  rediit  integramque  carnis  salutem  recupeiarit.  Talis 
itaque  lapis  postea  in  the  saw  is  regis  reconditus  multas  sanitates 

20  in  populo  e/fccit  in  digito  Dei '),  quu  benedictus  erat  per  manum 
Columbae  viri  Dei.    Silvam  etiam  ingressus,  mirae  magnitudinis  11.26. 
aprum   obviat,    quem  forte    venatici   canes  persequebantur.     Quo 
viso  restitit  sanctus,  et  sancta  manu  elevata:   .,Vlterius,'^  inquit, 
„hinc  noli  procedey'e;   in  loco  eodem  morere" ;  et  mortuus  est. 

'20  Qui?ique    etiam    cuiusdam   mendici    vacculas    benedixit    et   mil,  21. 
centenarium  et  quinarium  numerum  procedere  iussit,  et  erat 
in  filiis  et  7iepotibus  eius  haec  florida  benedictio.  lustorum  autem  i,  i. 
quorundam  animas  ab  angelis  in  caelum  ferri  et  reproborum  ad 
infcrna  a  daemonibus  deponi  hie  sanctus  saepenumero  aspiciebat. 

30  Oswald  urn  quo  que  regem  in  procinctu  belli  castra  metatum  et 
in  sua  papilione  supra  pulvillum  dormientem  allocutus  est  et 
ad  bellum  procedere  iussit.  Qui  iubenti  paruit  et  victoriam 
promeruit.  Reversus  quoque  postea  totius  Britanniae  imperator 
a  Deo  ordinatur,  et  tota  gens  ilia  prius  incredula  baptizatur. 

:>•")  Totum  etiam  viundum  veluti  uno  solis  radio  collectum,  sinu  mentis 
mirabiliter  laxato.  nKuiifeste  j)erspicie7is  speculabatur.     Quadam  i,s. 

7  luei'itoruinj  Dens  fihil  h-.  ]iiii:ii.  35  mentis  ln.h.3:  meritis  Ic; 

sinn  hig  manifeste  fehlt  2. 

')  Lucas  11.20:  „in  tligito  Dei". 


30-4  Gi:UTKUl)    lUiÜNING,    ADAMNANS    VITA   COLUMBAE. 

1, 8.  cííam  die  smictus  Dei  ministro  suo  campanam'^)  suhito 
pulsar e  praecepit,  cuius  sonitu  fratres  incitati  ccdcsiam  protinus 
sunt  ingressi.  Quibus  sanctus:  „Pro  Aidano",  ait,  „et  populo 
eius  preces  fundite  ad  Dominum,  hac  eiiim  hora  ineunt  bellum". 
Et  ptost  intervallum  egressus  eaeloquc  intend  ens,  ait:  ,,Nunc  5 
barbara  in  anus  in  fugam  vei'titur,  Aidanoque  victoria  con- 
ceditur:  sed  et  de  numero  exercitus  trecentorum  et  trium  virorum 
interfcctorum  prophetiae  spiritu  narravit. 
n.  44.  (26).    Post  mortem  viri  Dei  grandis  facta  est  verno  tempore 

siccita^.  Fratres'-)  auf  em  imminentem  plagam  pertimescentes,  10 
candidam  tunicam  beati  viri,  qua  in  hora  exitns  sui  indutus 
erat,  in  acre  levaverunt  terque  excusserunt  et  libros  manu 
ipsius  descriptos  leger unf.  Quae  omnia  rite  pcrada,  mirum 
dictu,  eadem  die  p)luvia  vehemcns  facta  sitientem  terram  irri- 
gavit,  laefasque  segetes  eodem  anno  protulit.  15 

I,  3.  (27).    Quadam  etiam  hora  cum  sanctus  fratrum  molestai-etur 

constipatione,  quidam  valde  despectus  vultu  ct  habit u  puer  clam 
retro  accessit,  id  vel  illius  amfibali  fimhriam,  quo  vestiebatur, 
ipso  nesciente,  tangeret.  Quod  tameii  sanctum  non  latuif;  nam 
post  se  manus  extendens,  cervicem  pueri  tenuit.  Quo  treme facto  liO 
ait  sanctus:  „Aperi  os  et  linguam  porrige."  Quod  puei- 
faciens,  sanctus  eum  extensa  manu  benedixit  et  astantibus 
dixit:  „Hie  puer,  nunc  despicabilis  vobis,  ab  hac  hora  prae- 
nominatus  in  tota  Scotia  crit,  sapimitia,  eloquentia,  bonis 
moribus  et  virtutum  ubertate  pollebit"  Quod  et  ita  iiixta  25 
sancti  siii  prophetiam  Dominus  complevit  ad  laudem  et  gloriam 
Hominis  sui,  cui  est  honor  et  gloria  in  saecula.     Amen. 


4   !^o  la.  h.  5;  bellum,  inqiiit,  et  post  2;  hac  his  bellum  />////  Iv. 
15   Nij  la.h.r;    prnduxit   mil  Afhtmiiitit  2.  :>.  18   qua   In.  it;    quo  vest. 

frIUt  :i.  -1   <|Uo(l  e.st  beuedictuiii   in    secula  !<tiiH  cui  -     Anion  ^'.:    njl. 

obrn  H.  2/ of. 

')  ,.Cluecani"  A<laniiiiin.  *)  ,,Nos"  Adaninau. 

Hunn.  Gkktkuj)  Bkünino. 


DIE  ANGEBLICHEN  „RUNENSTEINE^  VON  BIERE. 
GEFÄLSCHTE  OGHAM- INSCHRIFTEN. 


Im  IL  Bande  seiner  „Studies  on  Irish  Epigraphy"  (London 
1902)  veröffentlicht  Stewart  Macalister  auf  Seite  138-164 
und  auf  Tafel  I— VI  eine  Anzahl  von  kleinen  Steinen,  die  Ogham- 
Schriftzeichen  und  primitive  Figuren  eingeritzt  enthalten,  und 
gesteht,  dafs  es  ihm  nicht  gelungen  ist,  aus  den  scheinbaren 
Ogham  -  Inschriften  irgend  einen  vernünftigen  Sinn  heraus- 
zubringen. Die  Steine  sind  Macalister  von  dem  verstorbenen 
Oberbürgermeister  von  (Quedlinburg.  Dr.  Brecht  mitgeteilt 
worden,  in  dessen  Hände  sie  gelangt  waren  als  Funde  von  den 
Feldern  des  Dorfes  Biere  bei  Magdeburg. 

Da  mir  der  zeitw^eilige  Herausgeber  dieser  Zeitschrift,  mein 
Kollege  Professor  Dr.  Thurneysen  sagt,  dafs  die  angeblichen 
„Runensteine  von  Biere"  auch  heute  noch  in  der  keltistischen 
Literatur  bisweilen  ernst  genommen  werden,  obwohl  schon  längst 
mehrfach  Zweifel  an  ihrer  Echtheit  aufgetaucht  sind,  so  möchte 
ich  mir  erlauben,  in  Kürze  darauf  hinzuweisen,  dafs  diese 
scheinbaren  „Ogham-Inschriften  von  Biere"  in  der  Tat  Fälschungen 
sind.  Die  Funde,  von  denen  ich  bereits  vor  längerer  Zeit  gehört 
hatte,  erregten  aus  verschiedenen  Gründen  mein  Interesse.  Ich 
nahm  schon  im  Jahre  1910  Gelegenheit,  dieselben  durch  eigenen 
Augenschein  kennen  zu  lernen.  Im  städtischen  Altertumsmuseum 
des  Kloi)stock- Hauses  zu  Quedlinburg,  wo  die  angeblichen  Funde 
aufbewahrt  werden,  wurden  mir  die  Stücke  durch  die  Liebens- 
würdigkeit des  Direktors,  Herrn  Prof.  Dr.  Klee  mann  zugänglich 
gemacht.  Herr  Prof.  Klee  mann  schickte  mir  auch  die  Objekte 
für  einige  Zeit  nach  Göttingen,  so  dafs  icli  sie  in  Mufse  prüfen 
konnte.  Das  Ergebnis  der  Untersuchung,  das  ich  bereits  vor 
längerer  Zeit  an  anderer  Stelle  kurz  mitgeteilt  habe  (^Sitzungs- 
bericht des  Göttinger  Anthropolog.  Vereins  vom  10.  Dez.  1910. 
abgedruckt  im  Korrespondenzblatt  d.  Deutschen  Gesellschaft  für 


30(3  MAX    VKKWOKN, 

Antbiopologie,  Etliiiologie  u.  Urgeschichte,  Jahrgang  XLII  Nr.  7, 
Juli  1011).  ist  folgendes: 

Die  Einritzungen  finden  sich  teils  auf  Steinen,  teils  auf 
Knochen.  Die  Steine  sind  kleine,  flache,  etwas  verwitterte 
Kalksteinbruclistücke,  wie  sie  von  den  Atmosphärilien  abgewaschen 
auf  den  Feldern  Mitteldeutschlands  gefunden  werden.  Die  Zeich- 
nungen der  Ogham -Charaktere  sind  mit  einem  scharfen  und 
spitzen  Instrument  als  feine  Linien  in  den  weifsen  Kalkstein 
eingeritzt.  Einige  Einritz un gen  finden  sich  auch  auf  Bruch- 
stücken von  Schieferplatten,  die  zweifellos  von  Schieferdächern 
stammen. 

Die  Einritzungen  machen  sämtlich  einen  ganz  frischen 
Eindruck  und  gehen  auf  keinen  Fall  um  Jahrhunderte  zurück. 
Ja,  in  manchen  Fällen  ist  noch  jetzt  das  Kratzmehl  vom  Ein- 
ritzen her  in  den  vertieften  Linien  mit  der  Lupe  zu  erkennen. 
Mit  der  Lupe  bemerkt  man  auch,  dafs  die  Einritzungen  durch 
die  papierdünne  Verwitterungsoberfläche  (Patina)  hindurch  bis 
auf  den  festeren  Stein  gehen.  Sie  erscheinen  daher  dunkler 
grauweifs  im  Gegensatz  zu  der  heller  weifsgelb  verwitterten 
Oberfläche  der  Kalksteine.  Die  Dendriten,  Avelche  sich  auf 
den  Kalksteinstücken  vielfach  finden  und  aus  der  sekundären 
Lagerstätte  derselben  im  Kiesschotter  stammen,  sind  an  den 
eingeritzten  Linien  immer  unterbrochen.  An  den  eingeritzten 
Linien  selbst  findet  sich  keine  Spur  von  Verwitterung  oder 
Patiniernng.  Die  Ränder  der  eingeritzten  Linien  sind,  wie  eine 
etwas  stärkere  Lupenvergröfserung  zeigt,  vielfach  scharf  und 
frisch  gerissen  und  nicht  durch  Verwitterung  geglättet.  Nur 
gelegentlich  erscheinen  sie  etwas  abgerundet,  aber  ein  solches 
Aussehen  ist,  wie  ich  mich  durch  entsprechende  Versuche  am 
gleichen  Material  überzeugen  konnte,  mit  einer  Nagelbürste  und 
Seife  beim  Reinigen  der  Steine  leicht  und  schnell  künstlich  zu 
erzeugen.  Auch  auf  den  Schieferstücken  lassen  die  eingeritzten 
Linien  keinerlei  Verwitterung  oder  Alterspatina  erkennen.  Noch 
viel  augenfälliger  aber  als  auf  den  Steinen  ist  der  moderne 
Habitus  der  Kiniitzuiigen  ;uif  den  Kiiorhenstücken.  Die  Tier- 
knoc.hen,  auf  denen  JMiiritzungen  vorhanden  sind,  stellen  z.  Th. 
Knochenabfälle  vor,  wie  sie  gelegentlich  auf  den  Äckern  herum 
liegen  und  der  allmählichen  Veiwitteiung  verlallen,  so  dafs  die 
organische  Substanz  des  Knuclieiis  nach  und  nach  veischwindet; 
zum  Teil   aber  sind  es  auch  direkt  fossile  Knochen,  wie  sie  in 


DIK    ANOKIUJCHKN    ,.RrN'KN>TKINK"    VoN    MIKKK.  M07 

den  diluvialen  Kiesiiblagerungen  der  (regend  von  Biere  vor- 
kummen.  Man  gewinnt  den  Eindiurk,  wenn  man  das  ganze 
Material  iibeiblickt,  dais  die  Knochen  nach  dem  Gesichtspunkte 
eines  recht  alten  Aussehens  fiir  die  Einritzungen  ausgesucht 
worden  sind.  Eine  genauere  Betrachtung  der  Einritzungen  bei 
stärkerer  Lupenvergröfserung  läfst  aber  den  Kenner  sofort 
bemerken,  dafs  die  Linien  nicht  auf  frischen  Knochen  ein- 
geritzt worden  sind,  wie  etwa  die  Knuchengravierungen  aus 
prähistorischen  Kulturen,  sondern  auf  modernen  verwitterten 
oder  auf  fossilen  Knochen,  denn  sie  zeigen  das  charakteristische 
Merkmal,  dafs  ilne  Ränder  nicht  glatt  und  gleichmäfsig  ver- 
laufen, sondern  scharf  gerissen  sind  und  kleine  Auszackungen 
oder  Scharten  erkennen  lassen,  wie  sie  beim  Gravieren  auf  ver- 
witterten Knochenoberiiächen  entstehen. 

Übrigens  sind  die  angeblichen  Funde  von  solchen  Steinen 
und  Knochen  auf  den  kurzen  Zeitraum  von  einigen  Jahren 
beschränkt  gewesen.  In  diesem  Zeitraum  sind  die  Fundstücke 
allerdings  in  grofsen  Massen  zum  Vorschein  gekommen.  Es 
handelt  sich  um  mehrere  Hunderte  von  Exemi)laren.  Seit  jener 
Zeit  aber  ist  auf  den  gleichen  Feldern  trotz  vielen  Suchens  auch 
nicht  ein  einziges  Stück  mehr  entdeckt  worden. 

Nach  alledem  dürfte  kein  Zweifel  mehr  bestehen,  dafs  die 
sogenannten  „Runensteine  von  Biere"  mit  ihren  scheinbaren 
Ogham- Inschriften  und  Zeichnungen  moderne  Erzeugnisse  sind. 
Über  die  Person  ihres  Verfertigers  lassen  sich  freilich  nur 
mehr  oder  weniger  wahrscheinliche  Vermutungen  äulsern.  die 
aber  keinerlei  wissenschaftliches  Inteiesse  haben.  Es  genügt, 
die  Dinge  endlich  als  Fälschungen  charakterisiert  zu  haben, 
damit  sie  in  der  ^vissenschaftlichen  Literatur  nicht  ihre  dunkle 
Existenz  noch  weiter  fristen.  Der  Finder  der  Stücke  war  der 
Lehrer  Rabe  aus  Biere,  der  sich  viel  mit  dem  Sammeln  von 
prähistorischen  Altertümern  in  seiner  Gegend  abgab.  Der  Ober- 
bürgermeister Dr.  Brecht  hat  die  Sachen  teils  von  ihm  als 
Geschenk  erhalten,  teils  in  mehreren  Serien  nach  einander  in 
voller  Überzeugung  von  ihrer  Echtheit  gekauft.  Von  ihm  ge- 
langten sie  in  das  städtische  Altertumsmuseum  nach  Quedlinburg. 

Bonn.  ^Iax  Vekworn. 


ZUR  IRISCHEN  GRAMMATIK  UND  LITERATUR. 


1.  Zu  31oraiids  Fürstenspiegel. 

Au  meinem  Versuch,  den  schwierigen  Text  herzustellen  und 
zu  übersetzen  (oben  S.  80 ff.),  wird  wohl  manches  zu  verbet^sern 
bleiben.  Zwei  meiner  Versehen  möchte  ich  gleich  hier  wieder 
gut  macheu  (zu  soad  s.  oben  S.  167.  212). 

Zu  Unrecht  habe  ich  das  überlieferte  iniech  (S.  80  §  2.  vgl. 
S.  98  A.  1)  in  in  (f'cli[l]  geändert,  weil  mir  das  Komi)Ositum  intech 
'Weg,  Reise'  (s.  Pedersen  11,045)  entfallen  war;  vgl.  du  intiuch 
óin  lai  Gl.  'cotidiano  iteneri'  Ml  140  al,  lotdr  for  intech  Hey.  Celt. 
9,  484  (Imr.  Maeld.),  ar  a  fot  in  inntig  sin  Pass.  a.  Horn.  0928, 
gäl.  innteach  m.  'way,  road,  gate'  (Mac Donald's  Diet.).  Die 
falsche  Übersetzung  von  iniech  dochuaid  im  Kommentar  zu 
Amra  C.  C.  durch  'the  death  he  went'  Rev.  Celt.  20,  179  §  46 
beruhte  auf  der  Lesart  iniéc  Lib.  Hymn,  {intech  LU  10  b  10)  und 
ist  von  Stokes  selbst  (Rev.  Celt.  21,  134)  verbessert  worden. 

Auf  S.  100  §  25  hätte  icii  cuisnech  nicht  durch  'mit  an- 
gemessenem Wetter'  (*com-smach),  sondern  durch  'frostig'  über- 
setzen sollen;  s.  K.  Meyer,  Contrib.  s.  vv.  coisne,  cuisnc,  cuisnech 
und  Tee.  Corm.,  S.  51. 

2.  Zum  (iedicht  von  St  Paul. 

Bei  der  Interpretation  des  Gedichts  3Iessc  7  Fangur  hdn 
liabe  ich  mich  im  Wörterbuch  zu  Handb.  II,  40 f.  an  zwei  Stellen 
zu  enge  an  meine  Vorgänger  (Windisch,  Rev.  Celt.  5,  128 ff.; 
Thes.  Palaeohib.  IT,  293;  Stern  ZCP  6,  554  f.)  angeschlossen. 

Strofe  4  ist  zu  lesen:  Gndthlniaraih  ar  gressaih^)  yal.  Die 
Alliteration  veilangt,  yndth-hnaraih  als  Komjiosilum  "zu  gewohnten 
Stunden'  zu  fas.sen  trotz  der  Trennung  in  der  Handschrift. 

')  Nicht  <;/t'}f.<(í/í;,  s.  Salt.  u.  1{.  2210. 


7AIK    IKISCIIKN    (JKAMMATIK    UND    I.ITKKATUR.  'M)9 

In  Str. 5  hatte  Windiscli  (IT,  Wöiterb.)  zu  anglcse  ein  Fraj^e- 
zeiclien  gesetzt,  aber  Rev.  Celt.  5,  129  anylese  comldn  mit  'plein 
d'obsciirité'  übersetzt,  ich  denke,  mit  Reclit.  Thes.  und  Stern  drucken 
dagegen  a  tujU  se,,  'this  glancing  full  one',  'funkelnd,  voll'.  Beim 
positiven  ylés{s)e  könnte  man  sich  an  zwei  Stellen  fragen,  ob  es 
nicht  Adjektiv  sei:  nemthech  ngleis^i  nglanall  Vita  Trip.  36,  29, 
von  Stokes  übersetzt:  'a  heavenly  home,  bright,  pure,  great'; 
atrcáb  rujlesse  ( :  co  ndath  ngessi)  Imr.  Mailed.  50  (Anecd.  I,  56). 
Aber  ebenda  89  co  ngnim  ngleisi  im  Reim  mit  gili  geisi  {=géise) 
und  Fél.  Epil.  454  d  rí  glésse  glandae  (:  na  Caldae)  zeigen,  dafs 
es  Genitiv  eines  wirklichen  Substantivs  ist  und  so  trotzdem  koor- 
dinierten glanoll  also  auch  an  der  ersten  Stelle  gefafst  werden 
mufs.  Das  Auge  der  Katze  'voll  von  Unhelle'  (wohl  durch  das 
Wühlen  nach  den  Mäusen)  wird  in  Gegensatz  zum  rose  réil  'dem 
klaren  Auge'  des  gelehrten  Dichters  gesetzt,   wie  Windisch  sah. 

Dafs  meine  Überschrift  'die  Epheulaube'  Handb.  II,  39  nicht 
ganz  genau  ist,  dafs  harr  edin  über  dem  andern  Gedicht  von 
St.  Paul  vielmehr  'epheuumsponnener  Baumwipfel '  bedeutet,  geht 
aus  dem  Text  Buile  Suibhne  (ed.  O'Keeffe,  Ir.  Texts  Soc.  XII), 
z.  B.  §  27  Str.  2,  hervor,  wonach  der  toll  gewordene  Suibne  sich 
in  solchen  aufzuhalten  pflegte. 

3.   Zum  Félire  des  Oengus. 

Stokes  hat  in  seinen  zwei  Ausgaben  des  Félire,  wovon 
übrigens  die  zweite  die  Lesarten  der  in  der  ersten  nicht  be- 
nutzten Handschriften  nur  sehr  mangelhaft  wiedergibt,  eine 
Eigentümlichkeit  des  überlieferten  Gedichts  nicht  bemerkt.  Nach 
den  Regeln  der  irischen  Dichtkunst  mufs  der  Schlufs  des  ganzen 
Gedichts  an  den  Anfang  anklingen.  Der  letzte  Vers  564:  ind 
rigrad  im'rordus  nimmt  aber  nicht  den  ersten:  Sen  a  Christ  mo 
labra[i]  wieder  auf,  sondern  vielmehr  V.  21:  Im'rordus  in  rigraid. 
Das  mufs  also  ursprünglich  der  Anfang  des  Gedichts  gewesen 
sein.  Das  Gebet,  das  die  fünf  ersten  Strofen  enthalten,  ist 
offenbar  erst  nachträglich  hinzugedichtet.  Vielleicht  war  es 
zunächst  als  Schlufs  des  Ganzen  gedacht,  da  es  gleichfalls  mit 
dem  Vers  (20)  schliefst:  ind  rigrad  im'rordus.  Doch  macht  der 
Inhalt  wahrscheinlicher,  dafs  es  nach  Vollendung  des  Übrigen 
gleich  vor  den  Anfang  gesetzt  wurde. 

Stokes  hat  ZCP  6,  238  daran  erinnert,  dafs  ich  Rev.  Celt. 
7,  88  f.  die  Strofen   441 — 560,    die   alle  mit    ronvsóerae  á  Issu 


:U0  RUDOLF   THURNEYSEN, 

beginnen,  für  ein  späteres  Einschiebsel  gehalten  habe,  weil  die 
meisten  die  Bindung  des  Schlusses  des  dritten  Verses  vermissen 
lassen.  Ich  brauche  wohl  kaum  zu  bemerken,  dafs  ich  diese 
Vermutung  längst  nicht  mehr  festhalte.  Der  Bau  der  Litanei 
verlangt,  dafs  an  jene  Stelle  fast  immer  ein  Eigenname  zu  stehen 
kommt;  das  erklärt  die  Freiheit  des  Dichters  vollkommen. 

4.   dklenach. 

Während  in  dédenach  'letzter'  die  Länge  des  e  hand- 
schriftlich ge.sichert  ist  (Sg  188a  17,  vgl.  m?ia  dédens'dl-  14  a  9), 
glaubt  Pokorny  (oben  S.  171),  ich  habe  Handb.  62.  458  in  der 
Parallelform  didenach  irrig  dl-  angesetzt;  denn  in  Liadain  und 
Cuirithir  (ed.  K.  Mej'er  22,  12)  reime  didine  mit  mHide.  Er  hat 
also  nicht  bemerkt,  dafs  müidc  nur  eine  falsche  Konjektur  des 
Herausgebers  ist.  Die  Handschriften  haben  milujhe,  midliyhi 
und  wie  der  Zusammenhang  deutlich  zeigt,  ist  in  der  Tat  mi- 
liyc  'schlechtes  Lager'  zu  lesen:  nihu  scor  for  mllige  for  lóce 
mo  gaimnén  yil  'es  w'ar  kein  Lagern  auf  schlechtem  Bett  auf 
den  Flocken  meines  weifsen  Fellchens'.  Also  hat  auch  das 
Reimwort  didine  schon  altirisch  langes  i  und  Meyer  (C'ontrib. 
s.  V.  deden)  hätte  bei  Gelegenheit  des  späteren  Reims  didine  : 
firinne  nicht  sagen  sollen,  das  i  sei  erst  im  Mittelirischen  ge- 
dehnt worden. 

Ich  kann  Pokorny  auch  nicht  zugeben,  dafs  ich  in  'dimea 
'ddkni  (Handb.  04)  fälschlich  langes  i  angesetzt  habe,  da  dtUih 
Sg  106  b  17  bezeugt  ist.  ^Mindestens  bis  Reime  das  Gegenteil 
lehren,  werden  wir  uns  an  diesen  Beleg  halten  müssen  und  ihn 
nicht  mit  Pokorny  S.  17  A.  2  aus  theoretischen  Gründen  hinweg- 
erklären. 

').   adiii. 

Im  Mittelii'ischen  löst  adiu  das  altirische  desiu  'von  hier' 
ab.  Die  häufige  \'erbindung  adln  ocus  anall  'hinüber  und  herüber' 
zeigt,  dafs  es  da.sselbe  ^\'ort  ist,  nur  vermehrt  um  a-,  das  es 
vom  gegensätzlichen  anall  bezogen  hat. 

«.    Nciiir.  fei  dir, 

Neuir.  is  fei  dir  'es  ist  möglich',  ni  feidir  'es  ist  nicht 
möglich'  stellt  Pedersen  (Vgl.  Gr.  11,  638)  dem  altirischen  -eiar 
'es  wird  erlangt,  erreicht'  gleich,  wie  das  schon  Atkinson,  Pass, 
a.  Horn.  s.  v.  fctaim  getan  hatte.     Ich   habe  dagegen  schon  Idg. 


/UK    lUISCHKN    OUAMMATIK    UND    LITERATUR.  311 

Anz.  33,  36  die  palatale  Konsonanz  geltend  gemacht,  sowie  dafs 
mittelir.  itir  gar  iiiclit  die  älteste  Form  ist,  sondern  sétir\  vgl. 
in  setir  lat  Cormac  s.  v.  priill,  m  ha  setir  lim  Anecd.  III,  59,  8, 
cani  set{ir)  T.ß.C.  (LU)  1151,  seii{ir)  (]a{no)  1152.  Mittelir.  t'tir  ist 
also  erst  ans  is-sétir  falsch  losgelöst,  wie  amlaid  'so'  aus  is-samlaid. 
Es  ist  mir  nicht  zweifelhaft,  dafs  es  das  Substantiv  ist, 
von  dem  das  häutige  Adjektiv  se{i)trech  'stark,  mächtig'  sich 
herleitet;  vgl.  Tee,  Corm.  und  Cath  Cathardha,  Glossar;  IT  III, 
2,  583;  Kriu  VIII,  10  §  11.  Formell  wird  setir  der  prädikative 
Genitiv  eines  Abstraktums  sein,  das  etwa  zu  gr.  árrcj  ch-vco 
{uvvreu)  uv(o  uvvTco  'vollende'  aind.  sanóti  'erlangt,  gewinnt' 
gehören  kann. 

7.   anacul. 

Eine  isoliert  dastehende  Bildung  scheint  zunächst  anacul 
'Schutz'  {adnacul,  tindnacuT),  Abstraktum  zu  aifigid,'anich,Wmze\ 
aney-.  Pedersen  II,  24  denkt  an  ein  ^?- Suffix,  was  die  Sache 
nicht  klarer  machen  würde,  mir  übrigens  durch  den  A;-Laut  in 
neuir.  gäl.  anacail  ausgeschlossen  erscheint,  den  man  nicht,  wie 
Pedersen  I,  418  will,  auf  g-g  zurückfüliren  kann.  Ein  A7-Suffix 
für  Abstrakta  gibt  es  im  Keltischen  auch  nicht. 

Nun  hat  das  Gallische  die  Götternamen  ANEXTLOMARVS 
-MARA,  wie  nach  dem  Anzeiger  f.  Schweiz.  Altertumskunde 
17  (1915),  271  auch  bei  Holder  1,153  statt  ANEXTIO-  gelesen 
werden  kann  und  nach  den  Männernamen  ANEXTLVS,  Gen. 
ANEXTLATI  wohl  sicher  gelesen  werden  mufs.  Offenbar 
entspricht  das  darin  enthaltene  gall.  *anextlon  'Schutz'  genau 
h:  anacul;  -cl-  ist  somit  aus  -chtl-  hervorgegangen.  Das  Suffix 
-tlo-  ist  aus  «««7,  cenél  britann.  anatl,  cenetl  bekannt, 

8.  att. 
Dafs  ir.  att  at,  G.  ait  'Geschwulst'  nicht  zu  as'toidi  'pel- 
lucet,  radiat,  innotescit.  liquet',  Abstr.  atoidiud  gehört,  wie 
Pedersen  I,  325  (vgl.  11,  G51)  meinte,  glaube  ich  Idg.  Anz.  27, 15 
gezeigt  zu  haben.  Es  scheint  mir  nicht  zu  trennen  von  dem 
veralteten  kymr.  addicyd  "Geschwür,  Abszels'  bret.  (A'annes) 
aouit  aouid  m,  'Frostbeule',  auch  ' Augenkrankheit '^);  die  irische 
Zusammenziehung  wie  in  foit  für  *foidiuth  (Sarauw.  Irske 
Stud.  §  108). 

')  Enianlt,  Gloss.  Moyen-Bretou  32. 


312       K.  TFIÜRNKY8EN,    7AUi    IKISCIIEN    ({RAMMATIK    V .    LITKUATL'K. 

Da  im  Kynuisclieu  daneben  coniwyd  'Beule,  Giescliwiir; 
Pest'  steht,  pflegt  man  die  Wörter  als  Komposita  von  gtvyd 
'uitium"  zu  fassen.  Aber  ich  weifs  nicht,  ob  das  lateinische 
Lehnwort  eine  Zusammensetzung  mit  dem  steigernden  add-  ein- 
gehen konnte,  das  sonst  wohl  nur  vor  Adjektive  tritt.  Wäre 
es  doch  der  Fall,  so  müfste  ir.  att  wohl  ein  Lehnwort  aus  dem 
Britannischen  sein. 

9.  fain^ge. 

Die  Vergleichung  von  air.  foirrce  foirggoe  fairgge,  neuir. 
fairrge  (farrge)  f.»)  'offene  See,  Weltmeer'  mit  or/.tavoc  Oi'tg- 
yiovioQ  (Ptol.)  ist  heute  wohl  allgemein  —  mit  Recht  —  auf- 
gegeben. Aber  die  neue  Zusammenstellung  mit  altkymr.  y  iverit 
(==  7verydd),  das  mit  'Ozean'  übersetzt  wird  (Loth,  MSL  18,  35), 
wird  von  Pedersen  II,  G09f.  wenigstens  nicht  abgewiesen.  Doch 
bleibt  so  das  rr,  das  sich  so  merkwürdig  zähe  hält,  unerklärt. 
Ich  wage  die  Vermutung,  dafs  foirrge  zunächst  aus  *foirsge 
entstanden  ist  und  einfach  das  Abstraktum  zu  forsiung  fairsiung 
'weit'  darstellt,  also  ursprünglich  'die  Weite'  bedeutete  wie  das 
nicht  sj'nkopierte  foirsinge  fairsinge.  Verbindungen  wie  dar 
fairgi  lir  longaig  'über  die  Weite  des  schiffreichen  Meeres'  Fei. 
14.  Aug.,  wo  das  Wort  für  ']\[eer'  {ler)  noch  eigens  dazu  tritt, 
scheint  mir  diese  Erklärung  zu  empfehlen. 

10.  «0Í,  doi. 

In  soi  glaubte  ich  Handb.  I,  198  eine  Nebenform  von  sui 
'Weiser'  sehen  zu  müssen.  Aber  die  Verbindung:  ar  sui  soi  und 
ni  dui  doi  Salt,  na  11.  2691  f.,  auf  Gott  bezüglich,  zeigt,  dafs  das 
nicht  richtig  sein  kann,  und  dafs  der  Unterschied  gröfser  sein 
mufs  als  dafs  sui,  dui  Substantive,  soi,  doi  Adjektive  sind. 
Diese  sind  vielmehr  offenbar  Komi)Osita  von  su-,  du-  {so-,  do-) 
mit  ai  (Gen.  uad)  'Dichtkunst,  Kunstgesang' 2),  als  dessen  ältere 
Form  ich  ZOP  10,  44()  richtig  einsilbiges  aui  (im  Reim  mit  Daui) 
erschlossen  zu  haben  glaube.  Es  ist  der  nächste  Verwandte 
von  kymr.  awen  'poetische  Inspiration,  Genie,  Begabung'. 

')  Der  Zweifel  Pedensens  (II,  G70),  dufs  in  fuirgtir  fnidfolt  Sg  112  das 
erste  Wort  ein  poetisch  vorangestellter  Genitiv  ist,  scheint  mir  nicht  berechtigt. 
-)  Versl.  S.  127  f.,  Cormac  s.  v.  599  frluuic. 

Bonn.  RuuoLF  Tiiuknkysen. 


ERSCHIENENE  SCHRIFTEN. 


Julius  Pokorny.   Irland.     Gotha.   F.  A.  Pertlie.«;  A.  G.    lOlG. 
(X  -h  1G7  S,). 

Pokoniy's  Irland  macht  den  ersten  Band  der  Sammlung  „Perthes' 
Kleine  Völker-  und  Länderkunde"  aus;  das  Werkchen  soll  denen  zur 
Orientierung  dienen,  welche  sich  mit  dem  Wesen  des  irischen  Volkes, 
seiner  Geschichte,  seinen  Neigungen  und  Abneigungen  usw.,  näher 
vertraut  machen  wollen.  Der  erste  Abschnitt  handelt  über  die  Natur 
des  Landes,  die  sechs  iibrigen  Kapitel  fiihren  die  wichtigsten  Ereignisse 
der  irischen  Geschichte  von  der  ältesten  Periode  bis  zur  Neuzeit  aus. 
Zweifellos  wird  sich  der  Laie  nach  der  Lektüre  von  P.s  Schrift  eine 
Vorstellung  macheu  können  von  der  grofsen  Tragödie,  welche  sich  seit 
vielen  Jahrhunderten,  vom  übrigen  Europa  kaum  bemerkt,  durch  das 
Weltgeschehen  zieht,  und  welche  wir  gewöhnt  sind  die  ,.Geschichte 
Irlands"  zu  nennen.  Er  wird  den  Eindruck  bekommen,  dais  seit  dem 
späteren  Mittelalter  die  politischen,  militärischen,  ökonomischen  und 
kulturellen  Ereignisse  in  Irland  ganz  von  dem  Verhältnis  des  Landes 
zu  der  gröfsereu  Nachbarinsel  bedingt  gewesen  sind.  Dal's  dieses 
Verhältnis  nicht  gerade  erfreulich  zu  sein  pflegte,  ist  eine  bekannte 
Tatsache,  die  man  auf  jeder  Seite  der  Pokornyschen  Schrift  weiter 
ausgeführt  findet,  und  von  der  aulserdem  die  ausgiebige  Fachliteratur 
zeugen  kann,  welche  vom  Verfasser  mit  einem  dankenswerten  Streben 
nach  Vollständigkeit  bei  jedem  Abschnitt  angegeben  ist. 

Trotzdem  fragt  es  sich,  ob  der  Verfasser  den  Leserkreis,  welchen 
zu  erreichen  er  sich  bemüht,  in  jeder  Hinsicht  befriedigt  hat.  Wer 
dem  irischen  Volke  fremd  gegenüber  steht,  wird  es  nicht  an  allerei-ster 
Stelle  kennen  lernen  aus  einer  Aufzählung  der  Schrecken,  denen  es  von 
Seiten  der  englischen  Eroberer  ausgesetzt  gewesen  ist,  oder  ans  einer 
Liste  der  Aufstände,  durch  welclie  es  immer  wieder  versucht  hat,  das 
verbalste  Joch  abzuschütteln.  P.  behandelt  zwar  nicht  ausschlieíslich 
diese  monotone  politische  und  militärische  Geschichte  von  Unterdrückung 
und  Aufstand,  er  wendet  auch  den  ökonomischen  Ereignissen  seine 
Aufmerksamkeit  zu,  und  jedem  Abschnitt  fügt  er  ein  Bild  der  irischen 
Kultur  in  der  betreifenden  Periode  bei.  Der  nicht  sachverständige 
Leser  aber  hätte  von  letzterem  sicher  gerne  mehr  gehabt,  und  besonders 
würden  ausführlichere  Bemerkungen  über  die  Lebensverhältnisse  in  den 
verschiedenen  Jahrhunderten,  wie  vor  allem  reichere  Zitate  aus  heimischen 

Zoitscbrift  f.  colt.  Philolog'ie  XI.  2i 


314  ERSCHIENENE   SCHRIFTEN. 

oder  englischen  Schriften,  der  Darstellnui):  eine  gröfsere  Lebendigkeit 
verliehen  haben,  welche  eben  für  den  Zweck  des  Buches  nnentbehrlich 
ist.  Ans  «leniselben  Grnude  wäre  auch  ein  eigner  Abschnitt  über  den 
irischen  Volksdiarakter  dazu  geeignet  gewesen,  den  Iren  dem  grüfseren 
Pnblikuui  näher  zu  bringen;  es  wäre  dem  Verf.  sicher  nicht  schwer 
gefallen,  aus  eigner  Erfahrung  und  aus  der  Literatur  schöpfend,  dadurch 
den  praktischen  Wert  seiner  Arbeit  bedeutend  zu  erhiihen. 

Was  uns  am  meisten  interessiert,  ist  der  Abschnitt  über  das 
».keltische  Irland  bis  zur  Eroberung  durch  Euglaud",  weil  hier  die 
persönlichen  Ansichten  des  Verf.  am  meisten  zur  Geltung  gelangen 
Es  befindet  sich  darunter  manches,  das  wir  schon  aus  früheren  Aus- 
führungen P.s  kennen,  wie  seine  Auffassung  vou  Druidentum,  und  auch 
manches,  das  wir  später  mal  fester  begründet  wiederzusehen  hoffen, 
wie  die  Ansichten  des  Verf.  über  die  ältesten  Besiedler  Irlands,  über 
die  Fir  Bolg  usw.  Viele  Fachgeuossen  werden  den  Meinungen  P.s 
nicht  ohne  weiteres  beistimmen  können,  und  es  liefse  sich  aus  dem 
Grunde  behaupten,  dal's  solche  Dinge,  die  jedenfalls  recht  unsicher 
sind,  eigentlich  nicht  in  eine  populäre  Darstellung  hineingeboren. 

Die  übrigen  Kapitel  sind  sehr  sachlich  gehalten  und  schliefsen 
sich  nahe  an  die  bestehende  Fachliteratur  an.  Sie  bringen  im  all- 
gemeinen zuviel  dürres  Material,  zu  Avenig  Erklärung.  Der  weite 
historische  Ausblick,  der  gerade  für  ein  Laienpublikum  seinen  Wert 
hat,  fehlt  zusehr.  Eine  Geschichte  Irlands  mufs,  wie  schon  betont 
Avurde,  zu  gleicher  Zeit  eine  Geschichte  Englands  sein;  diese  ist  aber 
wieder  nicht  zu  verstehen  ohne  den  Hintergrund  des  europäischen 
Werdegangs  ül)erhaupt.  Bei  dem  Drang  die  Tatsachen  möglichst  genau 
zu  geben  und  bei  der  Knappheit  des  zur  Verfügung  stehenden  Raumes 
kitnnte  der  Verf.  die  Ereignisse  nicht  genügend  im  Zusammenhang  mit 
dem  Weltgeschehen  behandeln.  Es  wäre  aber  erspriei'slichcr  gewesen, 
das  Verhalten  Englands  dem  unglücklichen  Nachbarn  gegenüber  mehr 
ins  Licht  der  allgemeinen  politischen  Geschichte  zu  rücken,  und  dafür 
die  zu  erwähnenden  Tatsachen  einigermafsen  einzuschränken.  Dem 
Leser  mufs  jetzt  manches  unklar  bleiben,  was  ihm  leicht  verständlich 
gewesen  wäre,  hätte  der  Verf.  nicht  den  weltgeschichtlichen  Faden  aus 
dem  Auge  verloren ,  der  sich  durch  das  Verhältnis  Irlands  zu  England 
oder  zu  dessen  Gegnern  und  Mitbewerbern  auf  dem  Weltmarkt  zieht. 
Durch  diesen  Mangel  ist  Pokorny's  irische  (leschichte  mehr  die  Arbeit 
eines  Philologen  als  die  eines  Historikers  geworden. 

A.  G.  van  Ilamol. 


MAURA  POWER  f. 


Fräulein  ]\raura  Power  M.  A.,  der  wir  die  Ausgabe  von 
Cnucha  cnoc  os  ciotm  Life  oben  S.  39  ff.  verdanken,  ist  am 
19.  Juli  191G  in  Dublin  einer  kurzen  Krankheit  erlegen.  Am 
8.  Dezember  1888  geboren,  hat  sie  ihre  wissenschaftliche  Aus- 
bildung in  Dublin  und  Freiburg  gesucht  und  sich  schon  vor 
einigen  Jahren  durch  die  Ausgabe  des  irischen  astronomischen 
Traktats  in  Irish  Texts  Society  XIV  (1912)  in  der  keltischen 
Philologie  bekannt  gemacht. 

R.Th. 


21* 


Drnck  von  Ehrhardt  Karras  Q.  m.  b.  H.  in  Halle  (Saale).* 


ftV^.Vi- 


02 


PB  1001    .Z5  V.11   SMC 
Zeitschrift  fur  celtische 
Philologie 

Does  Not  Circulate 


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