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T.hROLiqh the qeneposity
or
Stephen B. RomAn
From the Library of Daniel Binchy
ZEITSCHKIFT
FÜR
CELTÍSCHE PHILOLOGIE
HERAUSGEGEBEN
VON
KINO MEYER
XI. BAND
rTALLE A. S
MAX "iilEMEYEP
LONDON W. C,
WILLIAMS & NOBGATE
14, HENRIETTA STREET
COVENT GARDEN
NEW YORK
G. E. STECHEäx & CO
151-155 WEST 25th STREET
1917
i
Inhalt.
Seite
J. Pokoriiy, Streitfragen zur altirischen (iraminatik 1
R. Thurneysen, Irisches.
A. Zu irischen Texten 30
B. Zur irischen Metrik 34
M. Power, ("nucha cnoc os cionn Life 39
R. Thurneysen, Morands Fürstenspiegel 56
K.Meyer, Orthanach üa Cöilläma ceciuit . 107
A. Kelleher, Betha Colnimb Chille (Fortsetzung) 114
K. Meyer, Maeldüins Meerfahrt, ein altirisches Gedicht 148
R. Thurneysen, Altirisch cohnaid 165
Berichtigungen und Nachträge (zu Bd. X u. XI, 1) 166
Hans Hessen f 168
J. Pokorny, Spuren von Germanen im alten Irland vor der "Wikingerzeit 169
— , Beiträge zur ältesten Geschichte Irlands. 1. Die Fir Bälg, die Ur-
bevölkerung Irlands 189
J. Bruch, Eger 205
R. Thurneysen, Altiri.sch soad 212
G. Brüuing, Adaiunans Vita C'olumbat^ und ihre Ableitungen 213
( Handschriften 216: Ausgaben 224; Zeit und Ort der Eut.'<tohung227;
Die Anlage der Vita, Sprache und Stil 229; .Vdamnau und seine
Vorbilder 244, seine Quellen 255, der sog. Cummeueus 260; Die
irische Vita Colunibas 272: Die Vita Coluiubae und das Fragmentum
Vitae im Codex Salnuuiticensis 276; Die Vita Colunibas von
O'Donnell 28.'J; Die Vita im Brevier von Aberdeen und bei John
viin Tynemouth 287; Adaninans Vita als Quelle in der späteren
Hagiographie 288. Anhang: Die Vita Columbae des sogenannten
Cummeneus 291).
IV
Seite
M. Verwoni, Die augeblichen „Runensteine" von Biere. Gefälschte
Ophani-Iusrhrifteu 305
R. Thurueyseu, Zur irigchen Grammatik und Literatur (1. Zu Morands
FUrstenspiegel; 2. Zum Gedicht von St. Paul; 3. Zum Félire des
Oengns; 4. didenach: 5. ndiu; 6. Neuir. /e?W<V; 7. anacid; 8. nti;
9. fui'rrge; 10. soi, dot) 308
Erschienene Schriften: J. Pokorny, Irland 313
Maura Power f 315
STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK.
Bevor ich mich zu den Einzelheiten in Hessens Besprechung
meiner 'Old Irish Grammar' (oben X, S. 315—337) wende, will ich
kurz auf seine allgemeinen Aussetzungen eingehen. Er tadelt
an meinem Buche vor allem die Anordnung der Lautlehre, dann
das Fehlen jeglicher Syntax, Stammbildungslehre und einer
genügenden Anzahl von Beispielen.
Was die Anordnung der Lautlehre betrifft, so wird natürlich
von noch so viel Gelehrten jeder einzelne eine andere Ansicht
haben. Hessen scheint nun der Ansicht zu sein, dafs ich die
Lautlehre ganz willkürlich geordnet habe, um von Thurneysens
Darstellung um jeden Preis abzuweichen. Dem ist jedoch nicht
so. Ich habe vielmehr die Lautlehre unter dem Gesichtspunkt
der Akzentwirkungen zu ordnen versucht, was bei der ungeheuren
Bedeutung dieser Erscheinungen gewifs nicht unberechtigt ist.
Demgemäfs habe ich nach Darstellung der unentbehrlichen ortho-
graphischen und satzphonetischen Grundlagen (§§ 1 — 41) zunächst
den vom Akzent unabhängigen Endsilbenschwund und die damit
zusammenhängenden Erscheinungen behandelt (§§ 42 — 50), hier-
auf den Akzent und alle Lautveränderungen, die auf seine
Wirkung zurückgeführt werden müssen (§§ 51 — 89), somit auch
das Stimmlos- und Stimmbarwerden oder die Entspirantisierung
von Konsonanten, welch letztere, soweit sie durch das Zusammen-
treffen von Konsonanten infolge der Synkope veranlafst wurde,
logischer Weise auch unter die Akzentwirkuugen in weiterem
Sinne gerechnet werden mufs. Nach einer kurzen Erörterung
über Doppelkonsonanten (§ 90), die ihre Entstehung ja auch viel-
fach der Synkope verdanken, habe ich dann eine genealogische
Geschichte der idg. Laute gegeben und dabei die Lehre von der
Ersatzdehnung, die sowohl die Vokale als die Konsonanten
Zeitschrift f. celt, l'hilolojfie XI. 1
2 JULIUS POKORNY,
betrifft, zwischen beide eingeschoben. Dafs bei dieser Methode
zusammenhängende Lauterscheinungen getrennt werden, läfst sich
ebensowenig vermeiden, wie bei jeder andern Anordnung und
niülste somit als Fehler jedweder systematischen Zusammenfassung
gerügt werden.
I)as P'ehlen von Syntax, Stammbildungslehre und zahl-
reicheren Beispielen hat folgende Gründe: Das Hauptgewicht
meiner Darstellung soll auf dem altirischen Lesebuch liegen, da,
wie die Erfahrung zeigt, eine derart schwierige Sprache, wie das
Altirische, aus einer kurzen Grammatik nie erlernt werden kann,
sondern nur durch Lektüre. Die Grammatik darf dabei nur als
eine Art Nachschlagewerk dienen. Da ich nun aus materiellen
Gründen ohnedies nicht viel Raum zur Verfügung hatte, habe
ich all das ausgelassen, was ebensogut durch Lektüre gelernt
werden kann. Einzelne Beispiele, wenn auch in grüfserer Zahl
beigefügt, bleiben für den Anfänger ebenso totes Material, wie
spärlich illustrierte Lehrsätze. Die Syntax läfst sich ja über-
haupt nur durch die Lektüre lernen und die Anmerkungen zu
den Texten geben die beste Gelegenheit, alles Wichtige leicht-
fafslich darzustellen. Was dann die Stammbildungslehre betrifft,
so wird auch diese dem Studierenden am besten durch Studium
von Texten klar; ich selbst habe seiner Zeit nur durch Lektüre
altirisch gelernt und konnte beim .«späteren Studium der Stamm-
bildungslehre feststellen, dafs mir die Suffixe und I^räfixe schon
durch deren Vorkommen in den Texten genügend bekannt waren.
Da aber die Lautlehre auf diese AVeise nicht erlernt werden
kann, habe ich infolge des Raummangels die Stammbildungslehre
unbedenklich der Lautlehre geopfert.
Hessens Einzelbemerkungen umfassen 78 Punkte, darunter
9 Literaturangaben, 18 i>gänzungen (meist Hinweise) und
24 Verbesserungen von Druckfehlern. Die grofse Zahl der Druck-
fehler, die übrigens meist die Zahlen der Min weise betrelTen, ist
sehr bedauerlich, doch konnte sich der englische Setzer mit
meiner Schrift nicht befreunden, so dafs fast keine Zeile fehler-
los gedruckt war. Dafs bei dieser endlosen Korrekturarbeit (ich
habe über L5() Mark allein für Korrekturen gezahlt) einige Fehler
stehen blieben, ist verständlich. Auch die fürchterliche Form
d-a-r-gcnat {^ 174, 2d) ist so entstanden, indem der Setzer mein
etwas zu grols geratenes e für a und den Anstrich des e für
einen Bindestrich hielt. Ebenso rührt die Vertauschung der
8TBEITFRAOKN ZUR ALTIRI8CHEN GRAMMATIK. 3
Überschriften in § 172, wie auch das fehlende o in § 159 Class I
Zeile 6 vom Drucker her.
Die meritorisr.hen Bemerkung-en beschränken sich somit auf
27 Punkte, von denen ich nur 13, nämlich die zu den §§ 19, óóíl,
57, 62, 81, 106, 1261, 173, 174, 207, 210 und die ersten 6 Zeilen der
Bemerkung zu § 112, 3 h anerkennen kann.
Zu § 178, 3 behauptet H. seltsamerweise, ich hätte den Irrtum
crenaid 'you sell' statt 'you buy' aus Thurneysens Handbuch
§ 689 übernommen. Wenn das richtig wäre, müfste es ein selt-
sames Licht auf meinen Geisteszustand werfen. Meine altirischen
Kenntnisse sind bedeutend älter als Thurneysens Handbuch; ich
hatte schon nach Strachans Selections altirisch gelernt, bevor ich
im Sommer 1908 die School of Irish Learning in Dublin besuchte.
So elementare Worte wie crenaid und renaid sind schon jedem
Anfänger bekannt, doch werden sie andererseits wegen der ähn-
lichen Form und Bedeutung leicht unbewufst verwechselt, auch
ohne dafs man deswegen erst in Thurneysens Handbuch nach-
zuschlagen braucht. In meinem Handexemplar ist übrigens dieser
Irrtum längst berichtigt, da ich beim Kauf eines Buches vor allem
die Corrigenda im Text einzutragen pflege.
Im Folgenden will ich der Reihe nach die übrigen 13 Be-
merkungen Hessens zu widerlegen suchen.
1. Betontes o im Hiatus vor e und i in mehrsilbigen Worten.
H. bemerkt zu § 551 note b, dafs fotssama den lautgesetz-
lichen Genetiv zu foéssam , Schutz' darstelle, während das all-
gemein gebräuchliche fotsma die Synkope des a der Analogie
anderer Paradigmen verdanke. *fo-sessümo müsse nach Synkope
der zweite Silbe regelmäfsig zu foéssama werden. Vor allem
handelt es sich aber nicht, wie H. meint, um die Kontraktion von
o + e, sondern um o-j-i, da in *fo-sissamo die Synkope noch vor
der Brechung des i zu e eintreten mufte; vgl. tninsem 'Zermalmen'
aus *to-fii-sthä-mu-s.
Aber selbst wenn wir mit H. in diesem Wort eine Synkope
der zweiten Silbe annehmen würden, würde diese niemals die
Form fotssama ergeben können. Die von H. (CZ IX 28 ft) be-
handelte Kontraktion der Hiatusvokale o-f-e, / zum Diphthong ot
ist nämlich von ihm nur für die Gruppen oe, ove nachgewiesen
worden, nicht aber für die Gruppe ose, osi, die ganz anders be-
1*
4 JDLIÜS POKORNY,
handelt wird. Die von ihm beigebrachten Beispiele focssam und
-iuirstt widersprechen einander ja direkt. H. hält irrig foéssam
für die lautgesetzliche Form und meint, -tuirset {^r= to -sir set) sei
statt -*toérset nach Formen, wie der 3. Sg. -*tmr eingetreten.
Die UnWahrscheinlichkeit dieser Erklärung von -tuirset liegt
auf der Hand. Denn man wird doch nicht annehmen, dafs das
ganze Paradigma von tu(i)rim 'ich durchsuche, erforsche' einzig
unter dem Einllufs der komponierten 3. Sg. Präteriti und der 2. Sg.
des Imperativs seinen durchgehenden Vokal oc in ti(i) verwandelt
habe. Abgesehen davon, dafs eine derartige Analogiebildung in
so früher Zeit ganz unwahrscheinlich ist und erst im Mittelirischen
verständlich wäre, zeigt der einsilbige Imperativ iuir (Fei. Oeng.
Prol. 331), dafs gerade umgekehrt die isolierten Formen mit zwei-
silbigen lä durch Einiiufs aller übrigen Formen umgestaltet
worden sind. Man wird also annehmen müssen, dafs das u in
tu(i)rim lautgesetzlicli ist, dafs also die Lautgruppe osi über ohi
zu uhi wurde und dafs erst dann durch die Synkope das i aus-
gestüfsen wui'de. Dafs ohi anders als ovi behandelt wurde, ist
ja schon wegen der Verschiedenheit des dazwischen liegenden
Lautes wahrscheinlich und wird auch durch die Kompositionsform
des Wortes 'iarn(n) 'Eisen' bestätigt, da hier isarno- nicht zu
*iarn(n)- kontrahiert, sondern über *iharno, tharno durch Synkope
des zweiten Vokals zu ern(n)- geworden war. Man mufs über-
haupt, wie ich dies in meiner Grammatik getan habe, zwischen
Hiatusvukalen, die durch Schwund eines v und solchen, die durch
Schwund eines s entstanden sind, streng scheiden, was bisher
niemals geschehen ist. Auch die Formen hrufdir (LU 125 b 31),
ro-bruthea (Fi'-l. Oeng. Prol. 35) zu brnid 'zerbricht' (*bhrus~iti)
beweisen, dafs m (aus altem u oder o) in mehrsilbigen Worten
mit dem folgenden / nicht kontrahieil wird, falls altes ä dazwischen
stand. Um übrigens noch auf iuirim zurückzukommen, so mufs
es, Avenigstens von der Zeit des Kalenders des Oengus an, mit
langem « angesetzt werden, wie das durch Assonanz gesicherte
táirme (1. l'lur. Ind. Präs. rel.) im Kalender (Sept. 17) und das
mittelirische túr (jüngere Neubildung zu túirim) beweisen. Es
handelt sich hier deutlich um eine analogisdie Neubildung unter
dem P^influfs des synonymen -*tórai(j (to-fo-rei(/). das im neu-
irischen toraiyhim vorliegt; gleichzeitig dürfte auch das in der
2. Sing. Imjier. und in der verbundenen 3. Sing. Piät. vorliegende,
infolge des Hiatus gelängte u (tuirj mitgewirkt haben.
STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 5
Das neuirische tómighini weist zweifellos auf die Existenz
eines altirisclien -toraiy hin. Das nicht -palatale r macht keine
Schwieligkeiten, da voriiisches -*to-vo-re(j-et regelmafsig -toraig
ergeben mufs. Geschwundenes v bewirkt nämlich (was,
soviel ich sehe, noch nirgends erwähnt wurde) ebenso die Um-
färbung eines folgenden Konsonanten, wie ein anderer
Konsonant. Dies wird ganz sicher durch Formen, wie -foiret
(*vo-vfr-änt), -roirea, (* ro-vcr-ät)he\v'ief^en, die sonst ■*foirat, -roira
ergeben hätten, da die Qualität des r niemals durch die Qualität
des vorhergehenden Vokals allein bestimmt werden kann.
Somit geht auch toissech regelmafsig auf *to-vissäho- zurück und
die von Pedersen (Grammatik II 30) und mir (Grammar 44) an-
genommene Grundform *tovissjäho- neben britischem tovissälco- ist
unnötig. Das nichtpalatale d in roida 'des (grofsen) Waldes' (*ro-
vUlous) ist teils auf den Einflufs der übrigen Singularkasus (*niud,
später roéd), teils auf den Genetiv des Simplex (feda) zurückzuführen.
Was für die umfärbende ^^'irkung des geschwundenen v gilt,
gilt erst recht für das aus 5 entstandene, geschwundene h. Denn
wenn dies h imstande war, eine folgende stimmhafte Spirans
stimmlos zu machen (z. B. foch{a)id aus fo-sagid), so mufs es auch
Unifärbung bewirkt haben, wie ja noch heute im Neuirischen
deutlich palatales und nicht-palatales h (aspiriertes 5) in der Aus-
sprache unterschieden werden. Es kann also foéssam schon des-
halb nicht durch Synkope aus fo-sissam entstanden sein, da (ab-
gesehen davon, dais man u, nicht oé erwarten müfste) die Form
sonst foissem, mit palatalisiertem ss lauten würde und ein Grund
zur analogischen Umgestaltung nicht vorläge, um so mehr, als das
palatale 5s durch das Verbum fo-sissedar, -foissedar gestützt
worden wäre.
Wie erklärt sich aber nun die Form foéssam? Ganz einfach
ebenso, wie -rokhan aus -ro-checJian, -foichred aus -fo-chicherrcd,
■coima aus -*com-erna usw. (Thurneysen § 177). Die Form -foichred
beweist klar, dafs der haplologische Schwund des ersten Kon-
sonanten noch vor der Synkope erfolgte und dai's auch die Ent-
stehung des Diphthongs in jene frühe Zeit fallen mufs, denn ein
viersilbes -*foicherred hätte -""foicherrcd, nicht aber -foichred er-
geben. Auch ^fo-sissam ist auf dieselbe Weise noch vor der
Zeit der Synkope zu foissam geworden und der zur Zeit der
der Synkope bestehende Genetiv foissama mufste, wie ich richtig
angenommen hatte, zu fot'sma werden.
6 JULIUS POKORNY,
2. i her die o- Färbung in unbetonten iSilbeu.
H. bemerkt zu § 63, dafs die von Pederseu (G. G. A. 1912,
S. 36 f.) und mir getroffene T "Unterscheidung u- und o-farbener Kon-
sonanten unwahrscheinlich sei, da u und o nur Varianten desselben
Timbres darstellten. Eine so subtile Streitfrage ist natürlich
nicht leicht zu entscheiden, da gerade iu unserem Falle die
Analogie stark mitspielt. AVährend ich z. B. das o im Nom-Sg.
mlegon 'Melken' aus *mhjono- auf das alte o der Grundform
zurückführe, sieht H. in diesem o eine Variante des gleichfalls
im Nom. vorkommenden u (mlegun), das der Analogie des laut-
gesetzlichen Genetivs {inleguin aus *ml(jom) oder Dativs (mlegun
aus *mligonu <*mJ{ionöi) zu verdanken sei. Über die Entstehung
des Nom. mlegun bin ich derselben Ansicht, glaube aber nicht,
dafs mlegon erst aus mlegun entstanden sei, wie H. meint.
Es wird sofort klar, dafs diese Frage nur durch Beibringung
von Beispielen, bei denen jede Analogiewirkung wegfällt, ent-
schieden werden kann. Das von mir aufserdem beigebrachte
flechod ist deshalb in der Tat weniger beweiskräftig.
Das wichtigste Merkmal, wodurch sich w-farbene und o-
farbene Konsonanten unterscheiden, habe ich nun darin gefunden,
dafs unbetonte Vokale zwischen «-farbenen und o- oder «-farbenen
Konsonanten (und umgekehrt) nur als u oder o erscheinen, während
sie zwischen o -farbenen und neutralen Konsonanten (und um-
gekehrt) als 0 oder a erscheinen (Grammar § 57 c). Wenn es
mir nun gelingt, zu zeigen, dafs es aufser dem aus u entstandenen o
(z. B. -dgor 'ich fürchte' neben -dgnr) auch ein o gibt, das auf
altes 0 zurüi'kgehen kann und niemals mit t/, sondern nur mit
dem daiaus hervorgegangenen a wechselt, so mufs die besondere
o-(^ualität der Konsonanten als gesichert gelten, denn es ist ganz
ausgeschlossen, dafs schon zur altirischen Zeit u zu a geworden sei.
Da ist vor allem die Form feronn 'Land' (AU 845, 862, 871),
die auch als fcrann (Kalender des Oengus) erscheint. Hessen
meint nun, das von mir angeführte feronn beweise nichts für eine
all irische o- Färbung, da es durch sein Vorkommen in den Annalen
von Ulster schon als archaisch gekennzeichnet sei und daher mit
dem „später" belegten fcrann nicht auf eine Linie gestellt werden
dürfe. H. hat sich offenbar nicht die Mühe genommen, nach-
zusehen, aus welcher Zeit die lieispiele von feronn aus den
Annalen stanmien; da sie sämmtlich der zweiten Hälfte des O.Jahr-
STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 7
hunderts angehören, sind sie doch alles eher, als „archaisch", und
sogar jünger, als die durch das Metrum festgelegte Form ferann
aus dem Kalender des Oengus. Da feronn nur auf *verono- zurück-
gefiiiirt werden darf und das o analogisch nicht erklärt werden
kann, liegt hier wohl ein unzweifelhaftes Beispiel für von der
M- Färbung verschiedene o-P'ärbung vor.
Ein anderes, sicheres Beispiel für o-Färbung ist die Endung
des Gen. Sing, und Plur. der n- Stämme, die altirisch stets als
-moti oder -man erscheint (Grundform -tnonos), so in brithemon,
hritheman (zu önV/ifm 'Eichter') orhaman (zu or&aw 'Erbe'), fécheman
(zu fcchem Gläubiger, Schuldner), usw. Dem nur ein einziges
]\Ial vorkommenden -miin {súaincmnn zn siiainein "SeiT Wb 26b 17)
kann gegenüber den zahlreichen anderen Beispielen keine Be-
deutung zugemessen werden, um so mehr, als es sich hier um
einen Schreibfehler, veranlafst durch das ii im unmittelbar voraus-
gehenden dénum handeln kann, wenn man nicht analogischen
Einrtufs der Formen auf -muin annehmen will. Thurnej'sens An-
satz einer Endung -mun im Paradigma (Handbuch § 326) ist
unrichtig und irreführend. Ebenso unrichtig ist seine Zurück-
führung von brithemon, -man auf eine Grundform *hrithemnos, da
diese stets nur brithemun, -inon, niemals aber -man ergeben hätte,
da epenthetische Vokale nach Labialen vor l, n, r immer ge-
rundet sind, also stets domun, domon, omun, omon, lobur, lobor,
niemals aber *doman, *oman, Vobar (Pokorny, Grammar § 60).
Es ist daher mit Pedersen eine Grundform *briiiJamonos, *bhrti-
jdmonos anzusetzen, da auch Ogam SEGAMONAS auf -tnonos
und nicht -*nmos hinweist. Da a im Gen. Sing, von talam 'Erde'
ist ganz regelmäfsig, denn *talamonos (älter *thmonos) ergibt
lautgesetzlich tahnan und nicht *talmon, weil bei der Synkope
die Qualität des ersten Konsonanten (l) ausschlaggebend ist.
Thurneysens Kegel in § 171 Zeile 1—10 ist entsprechend §§ 60, 63
meiner Grammatik abzuändern, wo übrigens das Beispiel anacol
(auch in § 57 c) durch brithemon zu ersetzen ist.
Durch das oben Ausgeführte wird wohl das Bestehen einer
eigenen o-Färbung, die im Gegensatz zur «-Färbung früh zu
a-Färbung neigte, zweifellos festgestellt. Das o in Formen, wie
mlegon 'Melken' (*mligono-) oder escongon (Endung -*onos), Gen.
Sing, von escung'AaV wird man entweder als Zeichen der o-Färbung,
die hier etymologisch berechtigt ist, oder als Variante des u, das
aus dem Dativ mlegun, esconguin analogisch eingeführt sein kann,
8 JULIUS POKORNY,
auffassen dürfen. Ganz gewifs analogisch ist das k, o in orcmi
'Erschlagen' (*orgetiä) und fofjiu- *{vo-(jaros) 'Laut, Ton', wo es
aus dem Dativ orcun, fognr und Genetiv foguir eingeführt ist;
lautgesetzlich erwartet man orcnn und ""fogar. orcon, fogor sind
dann erst sekundär aus orcun, fogur entstanden.
3. Zur Flexion vou 'inenni{a)e 'Sinn*.
H. tadelt mich, dafs ich die von Thurnej'sen (§171) gegebene
Kegel, wonach unleniertes m vor erhaltenen Vokalen der ge-
rundeten P'ärbung unzugcänglich sei, in meiner Grammatik über-
gangen habe. Ich habe dies mit Absicht getan, da sich diese
Regel einzig und allein auf den Gen. Sing. Plur. menmnn stützt,
der offenbar auf '^mcnmonos zurückgeführt werden soll. Vor
allem ist nicht einzusehen, warum gerade nur unleniertes m von
den übrigen Labialen abweichend behandelt worden sein soll,
dann ist aber auch die Form *menmonos durchaus unsicher und
unwahrscheinlich, da sie mit dem Nominativ menm{á)e direkt in
Widerspruch steht. Auch Pedersens Annahme eines neugebildeten
Nominativs *meninijos ist recht gezwungen. Da ist doch die
Annahme, dafs menm(a)e auf *menmen-s, der Genetiv menman
auf *menmen-ús zurückgeht, um vieles naheliegender. Vor allem
ist lautlich jetzt alles in Ordnung und auch der sekundär sigma-
tische Nominativ findet seine genaue Analogie in latein. sanguis
aus *s(mgucn-s, griechisch la'hc^ aus *melans, wo gleichfalls alte
n-Stämme ein s im Nominativ angenommen haben.
4. l)io Jiehandlung der Lautgruppen dr, dm,
H. bezweifelt, dafs cretar *Reli(juie' aus *k>€dliy(i hervor-
gegangen sei, wie ich in § 109 angenommen habe und meint, dafs
dram aus *ad-rlmri die regelrechte Behandlung der Gruppe dr
zeige. Wie will er sich aber mit ir.-fitir 'er weifs': cymr. gicyr
und cretar: mcymr. crcir auseinandersetzen? Die Zusammen-
gehörigkeit der irischen und c3-mrischen P^ormen ist doch un-
leugbar und es ist nicht einzusehen, weshalb man sich gegen die
Ansicht sträuben sollte, die Grui»pe dr sei unverändert erhalten
geblieben. Zeigt doch d vor r auch im Lateinischen eine Sonder-
behandlung. Solange man die irischen und cymrischen Formen
nicht auf andere \\'eise in Einklang bringen kann, mufs man bei
Pedersens Erklärung bleiben, die auch etymologisch einwandfrei
STREITFRAGKN ZUR AÍ/riRISCHEN GRAMMATIK. 9
ist. Nur mufs wegen des Nebeneinander von cretair und crctar
ein alter //-Stamm angesetzt werden, da sich cretair dann als die
bekannte mittelirisolie Umbildung desselben darstellt. Der Schwund
des d vor r im Kompositum erklärt sich einfach daraus, dafs
z. B. in ad-rimä das d der Präposition ad- schon aspiriert war,
als es akzentuell mit *r7mä zu einem Worte verschmolz und
daher schwinden konnte, während in der alten Gruppe dr, in der
das dentale r die Aspiration der homorganen Media verhindert
hatte, das nicht-aspirierte d natürlich erhalten blieb.
Auch die Gruppe dm zeigt scheinbar eine doppelte Be-
handlung, die aber bisher nicht erkannt wurde. In alten Bildungen
ist nämlich das d vor m zwar aspiriert worden, aber altirisch
noch nicht ausgefallen, wie Thurneysen (§ 149b) irrtümlich an-
nimmt. Beispiele für erhaltenes d sind naidm 'Verknüpfen',
maidm 'Brechen', feidm 'Anstrengung, Dienst', sleidm 'sputamen',
tcidni 'Pest'. Thurneysens Vermutung (§ 731), dafs naidm, das
Verbalnomen zu nasc(a)id, über *nazgmen auf *nasc-men zurück-
gehe, und dafs maidm danach analogisch gebildet sei, ist schon
wegen des angenommenen Wandels von scm zu zgm nicht wahr-
scheinlich, auch wäre eine so alte Bildung kaum vom Präsensstamm
ausgegangen. Vor allem blieben jedoch Formen, wie feidm, sleidm,
teidm unerklärt, da man sie doch gewifs nicht auf Beeinflussung
von naidm zurückführen kann. Man könnte zwar daran denken,
dafs zwischen d und m (das aus sm hervorgegangen sein könnte)
ein Vokal geschwunden sei, aber dann müiste dieser Vokal ja
im Nominativ erhalten geblieben sein; der Nominativ kann auch
nicht nach den obliquen Casus neugebildet sein, da sich sonst
der palatale Auslaut nicht erklären liefse; die Gruppe dm ist
nämlich im Genetiv und Dativ nichtpalatal, also nadm{a)e,
nadm{a)imm usw.
Es bleibt sohin nichts übrig, als naidm, maidn, ftidm usw.
direkt auf *nad-men, mad-men, ved-men, (zu idg. *redh 'binden' in
ir. fedan cymr. gwedd Joch) zurückzuführen. Dementsprechend
mufs rcimm 'Fahrt' auf *reid-smen zurückgeführt werden, da
*reid-men zu *réidm geführt hätte (irrig Thurneysen § 149 b\
In der Kompositionsfuge ist hingegen dm zu mm geworden,
wie aus amtnus 'Versuch' {*ad-messus) hervorgeht. Da es sich
natürlich hier um eine bedeutend jüngere Bildung handelt, als
in den oben erwähnten Fällen, ist die verschiedene Behandlungs-
weise verständlich. Das (/ von ad- wird, bevor dies mit *messus
10 JULIUS POKORNY,
durch den expiratorischen Akzent untrennbar verbunden wurde,
weil auslautend, eine schwächere Artikulation erhalten haben,
als in den alten Bildungen *nad-mcn, mad-men (wo es seit alters-
her durch den folgenden Konsonanten gestützt wurde) und sich
daher eher an den folgenden Anlaut assimiliert haben.
Wem übrigens diese Erklärung von ammus nicht glaublich
erscheint, der könnte sich die Sache auch allenfalls anders zurecht
legen. Das d könnte nämlich, falls dessen P>haltung laut-
gestzlich wäre, im Nom. Dat. Acc. Sing, ammus durch Einflufs
des Gen. Sing, und Nom. Dat. Acc. Plur. beseitigt worden sein,
da es in Formen, wie *aidmseo, *aidmsi, *aidmsib, *aidmsiu wegen
der schweren Konsonantenhäufung regelrecht ausgestofsen worden
sein könnte. Dasselbe kann man für die Verbalformnn von ad-
midethar annehmen, wo z. B. die kontrahierte Form *-aidmdethar
(3. Sing. Präs.) ebenfalls das erste d auf diese Weise verloren
haben könnte.
Auf jeden Fall ist die p]rhaltung des d in naidm, maidm,ws,\y.,
als lautgesetzlich zu betrachten.
5. Über die mangelnde Umf'ärbung der Hiatusvokale vor c.
In § 112, 3 h habe ich die Regel aufgestellt, wonach ov im
Hiatus vor c als o erscheint. H. bestreitet dies und behauptet
auf Grund von fuär 'Bewirkung' (das ich statt aus *vo-verom
irrtümlich aus *vovrom hergeleitet habe), fo-ruür (*-ro-vcrasst)
'hat bewirkt', dafs ov auch vor e zu n umgefärbt worden sei.
Das von mir beigebrachte oäc 'jung' aus *jovenko- hält er nicht
für beweiskräftig, da es aus *uäc durch Einflufs von ^óg' unver-
sehrt, .Jungfrau (selten „.lüngling", aber nur in asketischem Sinn)
entstanden sei; die Bedeutung 'jung', die H. dem Wort óg zu-
schreibt existiert nicht und ist offenbar von ihm erst ad hoc er-
funden; oy wird immer von oäc streng geschieden und nur in
dem Sinn 'reine Jungfrau', 'sittenrein', 'unvenschrt' u. ähnl. ge-
l)rauchl. P'erner sei *i'(((c auch durch Einflufs von oice '.lungsein',
und obliquen Formen, wie dat. pl. *oicib, acc. pl, *oicm zu oac
geworden; die wirklich belegten Formen (kaib, acu hätten ihre
Gestalt vom Nominativ oäc bezogen. (Nebenbei bemerkt ist der
Ansatz oiciu verfehlt; wie ich anderwärts gezeigt habe, werden
Gutturale und Labiale durch folgendes u unter allen Umständen
dej»alatalisicrl; es ist also *oicu anzusetzen).
STREITFRAGEN ZUR AI/IIRIBCHEN GRAMMATIK. 11
All das klingt ganz schön, aber oäc und oy sind einander
iirsprünglidi doch nicht so ähnlich; schon die Bedeutung ist doch
verschieden genug, die Form war es früher ebenfalls, und man
sieht nicht ein, warum *''uäc' 'jung' durch Einflufs von óg 'sitten-
rein' zu oäc hätte werden sollen.
Wie will sich dann H. mit ar-coüt 'schadet' aus -*kovedct
*kom-vedh-et auseinandersetzen, das ja auch o aufweist? Wenn
somit Hs. Beispiele fuär, fo-riuir anders erklärt werden können,
wird man annehmen müssen, dafs o, wie ich vermutet habe, vor e
nicht umgefärbt wird, was ja a priori zu erwarten wäre, da e im
allgemeinen eine solche Wirkung nicht ausübt. Ich bin nun der
Ansicht, dafs sich das u in fnär nur durch Einflufs des vorgehenden
und nachfolgenden v erklärt; wenn sogar a in *mages (Dat. Sing.
von mag 'Feld') durch Einflufs der umgebenden Konsonanten zu
muig wurde, so ist *voverom gewifs auch aus demselben Grunde
zu *vHverom, daraus fuär geworden.
fo-rüär 'hat bereitet' ist auch einfach Analogiebildung zum
ro-losen Präteritum -fuär (zufällig nicht belegt), das über *üHverass
auf '^vo-verasst zurückzuführen ist. óac stellt somit die laut-
gesetzliche Entwicklung aus *jovenJco- vor.
Schon sub 1 habe ich dai'auf aufmerksam gemacht, wie
bedenklich es ist, Hiatusgruppen, die durch v geschieden waren,
mit denen, die 5 aufwiesen, ohne weiteres zusammenzuwerfen.
H. treibt nun seine doktrinäre Auffassung so weit (S. 327), dafs
er, ohne Beispiele beibringen zu können, einfach behauptet,
0 w^äre auch in den Gruppen oe, ope, ose zu u geworden, und
weil 0 und e gewöhnlich, was die Umfärbung betrifft, gleich be-
handelt werden, sei auch e in den Gruppen ee, epe, ese zu i ge-
worden! Auf diesem aus mehreren Unbekannten gewonnenen
Lehrsatz baut er nun seine unsicheren Ausführungen auf. Übrigens
gibt es sogar zwei Beispiele für oe, ose, nämlich foui 'schläft'
aus *voscti = Skr. vdsati und ar-foim 'nimmt an' aus *vo-emeL
die zeigen, dafs 0 hier nicht zu u geworden ist. H. hält aller-
dings (CZ IX 66) das oi in ar-foim für einen Diphthong, aber
ganz willkürlich, blofs weil ihm das Wort nicht in seine kon-
struierte Regel pafst, dafs 0 stets im Hiatus vor e zu u geworden
sei. Ganz falsch ist auch daselbst seine Behauptung, dafs do-coi
'er gehe" und ar-coi 'er schade' nicht lautgesetzliche Formen seien,
sondern nach 3. pl. subj. praet. -coistis u. ähnl. Formen umgebildet
seien: eine Grundform ^A-o-rfíí-í mufs doch ebenso zu -coi führen.
12 JÜLIUR POKORNY,
wie *bove zu boi usw. und kann niemals - cuä oácr -cjírté' ergeben,
wie H. meint.
Ein weiteres Beispiel für oe hätten wir in do'ib 'zu ihnen',
fotb 'unter ihnen', wenn das suffizierte Personalpronomen wirklich
auf -*('bis. *('ih)ti.s zurückginge, wie H. und Thurneysen annehmen.
Das nur einmal (Thes. II 240) überlieferte duaib soll natürlich
wieder die regelmäfsige Form darstellen, während doch die An-
nahme auf der Hand liegt, dafs das u hier entweder der 1. und
2. Plui-. oder der einfachen Präposition entnommen ist, die in dem
betreffenden Text immer nur als du auftritt. Übrigens dürfen
wir nicht mit Thurneysen •*ebis, sondern müssen mit Pedersen
■*obis als Grundform ansetzen, und zwar aus folgenden Gründen:
eissib und indib beweisen deswegen nichts für den ursprünglichen
Vokal der Endung, weil mit Ausnahme der 3. Sing. m. n. alle
andern Personen regelrecht palatalen Stammkonsonanten auf-
weisen und daher auch bei ursprünglicher Endung -*obis die
Palatalisierung analogisch eingeführt worden sein könnte. Da
di'ib, do'ib, fo'ib, osib, ocaib an und für sich nichts beweisen können,
ebensowenig die junge Bildung fiadaib, bleiben nur noch foraib
und uaidib, nadib übrig, foraib könnte aber auch von den andern
Personen analogisch beeinilufst sein, wenngleich hier die Wahr-
scheinlichkeit geringer ist, da die (Qualität des r in den ver-
schiedenen Personen stark wechselt; so bleibt nur mehr uaidib,
úadib. Nach den Glossen zu schliefsen wäre das d stets palatal,
aber in dem sicher noch altirischen Imram des Máeldúin (Anec-
dota 1 50 ff.) ist die Form úadaib viermal (Zeile 38, 101, 130, 216)
durch den Keim gesichert. Da nun sämtliche Personen im Para-
digma von (h)i(aim(m) palatale Endungen Aufweisen und die
einzige nichtpalatale 3. Sing. m. n. (Ii)md schliefslich (schon in Ml)
durch die Analogie der andern Personen auch zu {/i)úaid ge-
worden ist, so ist es klar, dafs ein ursi)rünglich berechtigtes
(h)iuiidib (aus *audcibis) sicher unverändert erhalten geblieben
wäre, da man ja nicht wüfste. weshalb es zu (li)nadaib hätte
werden sollen. Die V\)Y\\\ (h)úudaib niufs also wohl die laut-
gesetzliche Form darstellen und somit auf *aud-obis zurück-
gefühhrt werden; das daneben belegte (h)úaidib ist deutlich eine
Neubildung nach dem Muster der übrigen Personen, gleichwie
(h)üaid neben (h)üad.
Um jedoch zum Thema zurückzukehren: H.s Behauptung,
0 wäre auch in den Grupjten or', ose zu u geworden, ist grund-
STREITFRAGEN ZUR ALTIRI8CHKN GRAMMATIK. 13
falsch; selbst wenn ove zu ue geworden wäre, könnte man daraus
auf oe, ose keinen Schluis ziehen, da die Umfärbung nicht der
Stellung im Hiatus, sondern dem Eintlufs des v zuzuschreiben
gewesen wäre. Gänzlich müfsig sind daher seine Versuche, das
e in té 'heifs'i) und deid 'träge' als unursi)rünglicli zu erweisen,
da ja seine Voraussetzungen über die Behandlung des o unrichtig
sind. Um nun seine Doktrin, dafs e-e zu ie werden müsse, zu
beweisen, will er diese ganz sicher lautgesetzlichen Formen als
Analogiebildungen erklären, um in dem scheinbar widersprechenden
di-all 'Deklination' den Beweis für jenen Lautwandel zu finden.
Auch dieser Widerspruch ist aber nur konstruiert, denn weshalb
soll hier nicht die geläufige Gestalt dl- (lag. de-) der Präposition
vorliegen? Aufserdem ist es mit Rücksicht auf H.s eigene Aus-
führungen ganz unmöglich, diall auf dé-ello- zurückzuführen,
denn er führt das e in deid 'träge' (aus *de-sed-is) auf analogischen
Einfluls des Nom. Plur. deedi, Dat. Flur, déedih zurück, die ihrer-
seits wieder aus *dédi, *dédib umgebildet seien, das heilst, er
nimmt an, dafs der Wandel von e-e zu i-e erst nach der
Kontraktion eingetreten sei, denn sonst hätte *de-sedejes ja
nicht zu *dédi kontrahiert werden können. Dann hätte aber
auch *dr-ellam, *dc-eUadac]i zu *déUam, *délledach werden müssen,
während doch die Formen -dillem (1. Plur. Konj. von do-ella 'de-
kliniert, weicht ab') dilledach ('deklinabel') überliefert sind, die
somit nach H.s eigener Regel nur die Form di- (idg. de-) enthalten
können. Wir kommen somit zu dem Schlufs, dafs H. nicht
einmal ein einziges Beispiel für den angeblichen Wandel
von e-e, epe, ese zu i-e beibringen kann, ebensowenig, wie für
eve oder für den Wandel von ose, ope, o-e zu u-e. Es geliíh't
doch viel dazu, trotzdem eine solche Regel aufstellen zu wollen!
H. hat übrigens übersehen, dafs es noch zwei Beispiele gibt,
die seinen Anschauungen gleichfalls widersprechen, nämlich deac
(Gen. von 'zehn') aus ^dc-enh^ü < *drei-penk'oic und das besonders
beweisende dead 'Ende', das auf *de-vedo- zurückgeführt werden
mufs; das Kompositum ist erst nach dem Wandel von ev zu ov
gebildet worden, weshalb das e hier erhalten geblieben ist;
1) Mit welchem Recht setzt H. einen Nominativ te'é aus *tepens an?
Mit regelrechtem Schwund der Endsilbe entsteht nur einsilbiges té; die
Schreibung tee im Leidener Priscian (65 a) neben te (Sg.) beweist doch ebenso-
wenig Zweisilbigkeit, wie die Schreibung rü neben ri 'König'!
14 JULIUS POKORNY,
daneben liegt die Nebenform diad, die auf *di-vedo- {<*de-vedho)
zurückgellt; das Nebeneinander von äv- und d'i- findet sich auch
in der VerbalHexion, da das Präteritum -dcraid (Ml 99 b 13) auf
-*dc-)o-vudhe, der Konj. Iniperf. -dised dagegen auf -*dhvedh-s-eto
zurückgehen mufs.
6. / n-def/aid 'hinter-lier, nach'.
S. 328 Anm. beschäftigt sicli H. mit degaid, das er auf *de-
saigid zurückführt. Die Nebenform digaid soll hingegen auf
*di-saigid zurückgehen. Dies ist jedoch ganz unmöglich, denn
langes / ist im Hiatus früh gekürzt und wie kurzes i behandelt
worden, was durch ern-, die Kompositalform von iärnn 'Eisen'
(also lsarno-> *í(h)arno-> *earno-> ern-) unzweifelhaft bewiesen
wird. Das i in digaid mufs somit analogisch sein und wird wahr-
scheinlich von dem gleichbedeutenden i n-d'iad bezogen sein,
dessen i zur Zeit von Ml. (hier tritt nämlich digaid zuerst auf)
schon im Hiatus wieder gelängt worden war. Es liegt somit gar
kein Grund vor, degaid nicht auf disaigid zurückzuführen, umso-
mehr, als auch die Verbalform con-d'ieig (aus *di-saig) auf die
Gestalt di- hinweist.
Die nicht-palatale Qualität des g in degaid bedarf noch der
Erklärung. Mit Rücksicht auf Formen, wie -roirea aus *ro-(v)era,
■dillein aus *di-cllam, -dimea aus *di-ema könnte man zwar an-
nehmen, dafs ein synkopierter Hininsvokiu auf den nachfolgenden
Konsonanten die gleiche umfärbende Wirkung ausübe, wie ein
synkopierter Vokal zwischen zwei Konsonanten, aber Beispiele,
wie remi 'vor ihr' aus (^p)risamj(n (das nach Ausweis des mittelir.
reime^ roime palatales m hat) oder heimmi ,wir werden sein' aus
"bijaini <*b]iiijämesi zeigen deutlich, dafs bei der Synkope von
ia keine Umfärbung des folgenden Konsunanten erfolgt. Dies
erklärt sich einfach daraus, dafs bei der Gruppe ovc das v noch
vor dem Schwund die I^mfärbung bewirkte, während sich die
Gruppe i-e zu ije entwickelt hatte, worauf dann das ; in gleichem
Sinne einwirkte. Die Grupi)e i-a hingegen wurde kurz vor der
Synkope zu e-a und das a schwand hier spurlos, da sich zwischen
e und a kein Halbvokal mehr entwickeln konnte, der die Färbung
des a dem folgenden Konsonanten niitgeteilt hätte. Wir müfsten
somit aus *disaigid die Form ''de{i)gid erwarten. Es liegt also
wahrscheinlich eine analogische Beeinflussung dui'ch i n-agaid
8TREITFKAGEN ZUR ALTIRISCHEN ORAMMATIK. 15
'gegen, nach' vor, das nicht nur teilweise in der Bedeutung,
sondern auch lautlich mit i n-degaid zusaninienfiel, da letzteres
schon altirisch wie i n-eyaid mit Verstummung des d gesprochen
wurde, agaid selbst ist eine Kompromifsform zwischen dem
Nominativ agad und dem Akkusativ aigid, welch letzterer auf
*ayetem zuriu^kzuführen ist, agad dagegen auf *ageta.
Die gleiche Vermischung von saigid und agaid findet sich
auch in i frühagaid 'gegen' an Stelle des lautgesetzlichen
fritliaigid ^—- frith- saigid.
7. Vokal koulniktioii und Synkope.
H. tadelt mich (S. 328) wegen des Ansatzes von langem a
in do-cótar 'sie gingen', das er auf -*couatar zurückführt. Die
altirische Schreibung mit kurzem o, sowie der kurze Vokal in
fochaid aus fo-saigid sollen die Unrichtigkeit meines Ansatzes
beweisen.
Die Form fochaid beweist aber gar nichts, da es sich hier
um die Gruppe osa handelt, die für ova noch lange nichts besagt,
wie ich schon wiederholt bemerkt habe, besonders da in letzterem
Fall das schliefslich vokalisierte v in Rechnung gezogen werden
mufs. Auch die dreimalige Schreibung -cotar neben -commar ist
allein nicht beweisend, da die Längezeichen ja oft genug aus-
gelassen oder verblafst sind. Das einmal (Ml) belegte du-cúatar
weist im Gegenteil auf do-cótar hin und zwar deshalb, weil es
nicht mit H, (C. Z. IX 28) als Analogiebildung zur 3. Sing, do-cudid
erklärt werden kann. Wenn nämlich -cúatar das úa von -cuaid
bezogen hätte, so müfste es wie dieses zweisilbiges u-a haben,
was auch H. ganz willkürlich annimmt; die Unrichtigkeit
seiner Behauptung zeigt ein Blick in den Kalender des Oengus,
wo ausdrücklich do-chúatar mit Diphthong ua (Prol. 279) über-
liefert ist. Aufserdem lautet ja die 3. Sing, noch in Ml. regel-
mäisig doco'id; nur einmal ist die Form du-cuaid überliefert, die
selbst erst einer jüngeren Analogiebildung (Einllufs von -dechud,
-dechnid oder von ad-cu(a)Hl 'hat erzählt') ihre Entstehung ver-
dankt und somit schon aus chronologischen Gründen nicht zur
Erklärung von du-cúatar herangezogen werden kann, -cuatar
erklärt sich jedoch leicht aus -cotar durch Analogie zu den
Fällen, in denen ó regelrecht zu ua diphthongiert worden war.
Dazu kommt noch, dafs die Annahme des 6 in -commar, -cotar
16 JULIUS POKORNY,
nicht einmal zu dem kurzen o in fochaid in AViderspruch steht,
wie H. meint, denn das 6 beruht ja gar nicht auf Verschmelzung
mit a, das vielmehr regelrecht ausgefallen ist. Die Entwicklung
ist etwa die, das urkeltisch *-covüdontar über *-covadoddar durch
Haiihologie zu *-covatar wurde und dafs das a durch die Synkope
ausfiel, während o mit dem zu u gewordenen v noch vor dessen
Schwund zu ó verschmolz. Diese Verschmelzung ist um so eher
anzunehmen, als ja, wie die Umfärbung des r m-roirea {<*ro-
vcrät) u. a. zeigt, das v nach betonter Silbe nicht gänzlich vor
der Synkope geschwunden sein kann. Dafs die Gruppe -ova-, wie
ich angenommen habe, durch die Synkope zu ó wird, zeigen auch
cum (^covarJFi), córae {*covarja} zu có'ir 'richtig, passend', das,
wie Bergin gezeigt hat, nicht mit cymr. cywir gleichgesetzt
werden darf. H. meint zwar (C. Z. IX 2 a), dafs *con(, corae vor-
erst durch Einflufs von co(a)'ir zu *coäru, *coärae umgestaltet
worden seien und dafs später eine sekundäre Kontraktion zu
cúru, cúrae stattgefunden habe, aber diese Idee ist, abgesehen von
ilirei- Umständlichkeit, auch an und für sich ganz widersinnig.
H. scheint nämlich nicht zu wissen, dafs das (nur selten belegte)
a in co(a)'ir, wenn es nicht einfach Zweisilbigkeit bezeichnete,
doch in altirischer Zeit jedenfalls nicht gesprochen wurde,
wie die fast ausschliefsliche Schreibung co'ir zeigt. Es kann
daher *cöni unmöglich durch Einflufs von coair zu *coäru ge-
worden sein. Somit müfste diese Analogiebildung in eine Zeit
zurückgehen, als das Wort noch co-ar' lautete; das ist aber höchst
problematisch, weil wir nicht wissen, ob damals nicht auch die
Synkope noch nicht eingetreten war; ferner sollte man doch alt-
irisch noch Formen wie *coar(a)e, *coaru vorfinden, wie auch
loulliar noch neben lotltor überliefert ist — es heilst aber schon
in der ältesten Zeit immer nur care. Auch die oben widerlegte
Annahme, -cúatar habe sein a von •cú(a)id bezogen, ist schon
deshalb unmöglich, weil das a in ■cu(a)id eben nur orthographisch
vorhanden war.
Die Entwicklung von ova zu 6 liegt weiter vor im Zahl-
wort twmad 'der neunte', das auf *novameto- zurückzuführen ist.
Mit H. eine Grundform ^novcmdo- anzusetzen (S. 331) verbietet
ja schon declimad 'der zehnte', das nur auf dekuineto-, *dekm-eto,
nicht aber auf *di'hemdo zurückgehen kann und beweist, dafs die
Bildung der Ordinalia in eine Zeit zurückgeht, als *nevn, dekm
noch nicht zu ^ncvtn (durch Einflufs von dehji-.nevem) *deke)n
STKEITFKAGEN ZUR ALTIUISCHEN «liAMMATIK. 17
geworden waren, weshalb der silbische Nasal die antevokalische
Behandlung erfuhr. Es ist also uririsch *novameto-, älter *nci-mo-
■\-eto- anzusetzen.
^^'egen des kymr. naw 'neun' auch fürs Irische eine Grund-
form *navn anzusetzen, die ganz unerhört wäre, liegt kein Grund
vor, da die britannischen Dialekte öfter -ov- unter nicht ganz
klaren Bedingungen wie -av- behandeln (vgl. Pedersen Gramm. 161);
ein solcher Fall liegt zweifellos auch hier vor, weshalb die Grund-
form *novameto- und nicht ■tmvameto- lauten mufs. namad ist
also lautgesetzlich, ebenso auch nónhar 'neun Mann', da idg.
*nevn-viro- regelrecht über *nevanviro- (n wird vor v zu a7i),
*novayiviro- zu tiónhar^) werden miiTste (falsch H. S. 331).
Unrichtig urteilt H. auch (S. 328) über die Quantität des
Vokals im bereits besprochenen -d'ülem, dilledach, dilledche, den
er als i ansetzt, obgleich hier ebenso wie in -dimea stets kurzes i
geschrieben wird, wodurch er selbst die Beweiskraft des mangelnden
Längezeichens in do-cotar, do-commar widerlegt. Metrische Bei-
spiele, die die Quantität des i sicher festlegen würden, sind jedoch
nicht vorhanden. H. scheint aber anzunehmen, dafs i im Hiatus
mit einem folgenden e zu i kontrahiert worden sei, also -dillem
aus *di-ellam, -dimea aus ^di-ema usw. Es mufs hier di- mit
kurzem / angesetzt werden -), da das lange í im Hiatus noch vor
der Zeit der Synkope gekürzt worden war. Ein anderes Wort
liefert uns aber den Beweis, dafs in der Gruppe i-e das e ausfiel,
ohne mit dem vorhergehenden i verschmolzen zu werden. Es
handelt sich zwar da um die Gruppe i(v)e, aber da das e in den
oben erwähnten Fällen vor nicht-palataler Konsonanz stand und
daher eine offene Aussprache angenommen hatte und v zwischen
Palatalen "\'okalen spurlos zu schwinden pflegt, da ferner / nach
den irischen Lautgesetzen niemals mit einem andersfarbigen Vokal
verschmolzen wird, wird man aus der Behandlung von i(v)e immer-
hin einen Wahrscheinlichkeitsschlufs auf die von i-e ziehen können.
Es handelt sich um das Wort didcnach 'letzter', eine Ableitung
von diden, das von Thurneysen (§ 824) irrig mit langem / an-
*) Es ist nicht gut denkbar, dafs das von H. als regelrecht betrachtete
*noinber durch Einflufs von ochtitr zu nónbar geworden wäro; dies hätte
höchstens zu *noinbar werden können, da auch der Diphthong oi durch das
einfache noi gestützt worden wäre.
*) Das einmal belegte diUib, Dat. Dual, von A'iall verdankt das lange i
den übrigen Kasus, wo das i im Hiatus altirisch regelmäfsig gelängt worden war.
Zeitschrift f. colt. Philologie XI. 2
18 JULIUS POKORNY,
gesetzt wird, diden geht auf dl-vedono- zurück und stellt sich
zu d'iad 'Ende' (*dl-vedo-) und fedan 'Fahren' (*vedonä), von der-
selben "Wurzel. "Wie der Reim mit mUide (im air. Text Liadain
und i'uirithir) zeigt, mufs das / kurz angesetzt werden; in dcden,
dédenach (*dS-vedono-) sind dagegen die beiden c zu é verschmolzen
worden; im Anschlufs daran und an die vorkonsonantische Form
di- ist das i in diden(ach) dann im .Mittelirischen gelängt worden.
Der angeführten Regel über das Schicksal von -ive-, -i-e- scheinen
nun die Formen du-m-dised (3. Sing. Konj. Impf.) aus *d{-vcssed
<.*vedh-s-eto und düiu 'Schutz' aus *di-eddm <*de-em-tjü zu
widersprechen. Der Widerspruch löst sich aber leicht, wenn wir
in Betracht ziehen, dafs das e hier vor palataler Konsonanz
stand und daher stark geschlossen war und in der Tat eine
/-ähnliche Aussprache angenommen haben mufs, wie der in nicht-
synkopierten unbetonten Silben eingetretene "Wandel von c zu i
vor palataler Konsonanz deutlich zeigt. Hier wird eben i mit
dem folgenden "\'okal, der beinahe zu i geworden war, kontrahiert
worden sein, während in di-ellnm usw. das e eine a -ähnliche
Aussprache angenommen hatte und daher mit dem i nicht kontra-
hiert werden konnte. Diese gleichartige Behandlung von i(v)e
und i-e in -dissed und dititi macht es wahrscheinlich, dafs auch
in -dillem die Gruppe i-e zu demselben Resultat geführt haben
wird, wie die Gruppe -i(v)e- in dhlcn.
Auffällig ist das é in -dcci 'blickt' -dcrig 'verläfst'. Thurn-
eysen will (§821) Grundformen, wie ^di-en-h^iset, *di-ess-reget
ansetzen, aber dann bliebe das v unerklärt, da man entsprechend
dititi doch / erwarten sollte. Es kann sich also nur um Analogie-
bildung zu unkontrahierten Formen, wie do-cci, do-crig handeln,
oder man mufs annehmen, dafs diese Verba die Form dt- und
nicht di- enthalten, was gleichfalls möglich wäre.
8. Die Behandlung der Gruppe -ovo-,
H, nimmt im Gegensatz zu der bisherigen Anschauung an
(S. 320), dafs -ovo- im Auslaut über ou erst zu du und dann zu
do, 6 geworden sei. Seine Beispiele für diese angeblicher Ent-
wicklung sind: Der arch. Gen. Sing, hon, der Gen. Plur. hau, hdo,
der Nom. Sing, gäu, gdo, go und der Gen, Sing, crdn, crdo, cróu, cró.
Das Beispiel gdu, gdo, go fällt hier von vornherein weg.
Es ist ja doch ganz unmöglich, gdu über *govos auf *gousos
STKEITFRAGEN ZUR ALTIKISCIIEN GRAMMATIK. 19
zurückzuführen. *yousos wäre ja schon längst zu *gösos geworden,
bevor das s ausfallen konnte, so dafs sich jede weitere Diskussion
über diese Frage erübrigt. Man könnte nur fragen, ob Thurn-
eysens "^ gavii oder mein Ansatz '^ijhjva richtiger ist. Ich habe
die Grundform deshalb mit kurzem a angesetzt, weil ich mir nur
so den Unterschied der Behandlung von ndu 'Schiff erklären
kann, dessen du im Hiatus stets nur als o erscheint (Gen. noe,
niemals aber nue), während das du von ydu im Gen. gue und im
Verbum güaigidir zu « geworden ist. Da nun ndu bestimmt
altes langes ä enthält, habe ich für (Jau kurzes a angesetzt, was
auch etymologisch am besten stimmt, wenn ich gdu richtig zur
Wurzel tjheu: fjhdu "auseinanderklaffen' in -/(^^'t'o? 'locker, weichlich,
nichtig', yarra^ 'Windbeutel, Aufschneider', ags géad 'Leichtsinn,
Torheit' gestellt habe, was mir nicht zweifelhaft erscheint. Thuru-
eysen bemerkt (schriftlich), dafs er wegen des cymr. gau langes
ä angesetzt habe. Ich möchte aber auf das Cymrische kein allzu-
grofses Gewicht legen, da gerade die Vertretung von äv, öv in
den britischen Dialekten noch recht ungeklärt ist; es läfst sich
aber selbst in unserem Falle eine Erklärung finden, angenommen,
dafs *gavä bestimmt cymrisch gaw hätte ergeben müssen, wie Th.
anzunehmen scheint.
Altcyrarisches au (neucymr. a?t') wird nämlich unter gewissen
Umständen bei Antritt einer weiteren Silbe über ou zu eu, wie
aus dem Namen Meugan, altcymr. Maucan, dann aus meu-dwy
'Einsiedler' gegenüber corn, maw 'Jüngling', bret. mao gesund
(gemeinbritisch *mau- aus magu-) hervorgeht. Nun wird aber
gau 'falsch' als Adjektiv in den britischen Dialekten meist dem
dazugehörigen Substantiv vorausgestellt und bildet mit diesem
eiu- Kompositum, so dafs es in dieser Stellung lautgesetzlich aus
*gaiv- hervorgegangen sein kann. Da dies die am meisten ge-
brauchte Verwendung des Wortes ist, so darf man ohne weiteres
annehmen, dafs die adjektivische Form gau- auch das im Sub-
stantiv berechtigte gaw verdrängt hat, wofür es ja zahllose
Analogien gibt. Bei Thurueysens Annahme einer Grundform
*gäva bleibt hingegen des Gegensatz gue: noe unerklärt. Ich
möchte deshalb an meinem Ansatz *{jh9vU festhalten.
Es bleiben also nur noch die Formen von bó 'Kuh' und au 'Blut'
übrig. Der Gen. Plur. hdu, hdo ist jedoch doppeldeutig, da man ihn
nicht nur auf *g''ovönt, sondern ebensogut auf *g''ocöm zurückführen
kann, das sein ö aus dem Nom. PI. *g''öves (Skr. gavah) bezogen haben
2*
20 JULIUS POKORNY,
wird, der aucli im altir, hai (älter *hoi) stecken dürfte. Allerdings
weifs ich für den Gen. Sg. crúu, cróu, crdo vorläufig keine bessere
Erklärung vorzubringen, so dafs H. mit seiner Kegel immerhin
recht behalten mag. Gewifs falsch ist aber seine Herleitung von
crdu aus "^kruros, bezw. cnó (älter *cnún?) aus *knuvos. Denn
dann niufsten die entsprechenden cymrischen Formen *crijiv,
*hiyiv lauten, während in Wirklichkeit crau, cnaii überliefert
sind, die nicht analogisch zu erklären sind und auf *krov-, *knov-
hinweisen. Die urkeltische Flexion durfte *krü-s, *krov-os, vielleicht
auch *hif(-s, *knov-os gewesen sein, doch möchte ich besonders
für cm andere Möglichkeiten nicht geradezu ausschliefsen. Zur
Stammabstufung krU:krov vergl. 6r<<'Rand' (*bhrü-s):broi 'Brauen'
Cbhröve).
In seinen weiteren Ausführungen über inlautendes -ovo-
vermag ich jedoch H. nicht zu folgen. Er will nämlich den
Gegensatz von tobe 'Abschnitt' (nach bisheriger Anschauung
*to-vo-bion) und düilgine 'Belohnung' i^äe-vo-lauginjä) dadurch
eiklären, dafs er annimmt, nur in letzterem Fall liege die laut-
gesetzliche Entwicklung von ovo {do-vo aus dc-vo) vor, während
tobe nicht aus *to-vo-bion, sondern vielmehr aus *tä-vo-bion hervor-
gegangen sei. Die Existenz der Präposition *ta- aus vollbetontem
idg. *tö würde auch durch die Form -*/«i7 'er kommt' aus *ta-
thet bewiesen. H. teilt also lliurneysens Meinung, dafs die Prä-
position to- auf idg. *tö zurückgehe. Th. meint, dafs *tö unbetont
über *ta zu tu, to und dann im Vorton ru du, do geworden sei;
daneben hätte sich vielleicht ein vollbetontes *tä erhalten (Hand-
buch § 844). Hierbei ist schon falsch, dafs *tö nur unbetont zu
'*tü geworden sei; auslautendes -ü ist vielmehr, wie cú 'Hund'
aus *Arö zeigt, auch betont zu -/7 geworden; dem gegenüber wäre
tä- höchstens als Kompositalfurm möglich gewesen, da in diesem
Falle das (inlautende) ö zu ä hätte werden können. Aufserdem
ist ö vortonig nicht zu -u, sondern zu a geworden, wie der Akk.
Plur. des Artikels inna aus *sin-\-das (idg. *töns) und das infig.
Pronomen der 3. Plur. ta, da (idg. *tvns), ferner die vortonige
Form da 'zwei' (idg. *drdu) zeigen. Deshalb kann auch altir.
to-, tu- nicht auf *tö zurückgeführt werden. Man müfste also
annehmen, dafs *tö nur in der Gestalt *tä aufgetreten sei, allein
auch diese Ansicht ist unrichtig. Denn *tä oder gekürztes *tä
könnte auf keinen Fall in ir. toisech, cymr. ty-ivysoy, atbrit. to-
visüci stecken, deren Vokalismus sich nur durch eine gemeinsame
STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCIIHN GRAMMATIK, 21
Grundform *to- erklären läfst; ebenso blieben o, ii in dorn, duit,
dúnn,^) dú'h unerklärt; wenn man auch annehmen könnte, dafs
der Vokal im Präverb do-, du- analogisch von ro-, no-, fo- be-
einflufst sei, so könnte man doch das o in alten Bildungen, wie
as-toidi 'glänzt' (aus *-to-vidit), -tóeth 'wird fallen' (aus *to-ti-tud-s-t),
■totsat 'dafs sie fallen' (aus *-to-tud-s-ont) kaum auf dem Wege der
Analogie erklären. Man wird also als Grundform auch weiter-
hin */o- ansetzen müssen.
Die verschiedenen Abweichungen des Vokalismus lassen sich
von da aus unschwer erklären.
Da im Vorton to- regelmälsig zu *ta-, *da- werden mufste,
so mufs das o des Präverbs do- selbstverständlich als Analogie-
bildung zur betonten Form to- erklärt werden, ebenso wie vor-
toniges ro- seinen Vokal der betonten Form verdankt. Da ferner
betontes to- durch regelmäfsigeu Umlaut auch als tu- erscheint?
kann auch die Form du- auf gleiche Weise erklärt werden. Das
häufige Vorkommen des vortonigen tu- in archaischen Texten
macht es jedoch wahrscheinlich, dafs das u in den meisten Fällen
eher dem stets vortonigen nu- entnommen sein wird; in diesem
Worte, das nach Ausweis des mcymr. neu auf *nevö (zu lat. novus)
zurückgeht, mufste ja das u (und das hieraus durch Schwächung
hervorgegangene o) lautgesetzlich erhalten bleiben (Pokorny, § 81
exe. 3); auch ni-, fu- wird so durch nu- beeinflufst worden sein;
bei fu- mag allerdings der Labial mit im Spiele gewesen sein.
Das a im Paradigma von do-tét 'kommt', also z. B. ni tau
'er kommt nicht' aus *ta-tet bezw. *ta-teig möchte ich einfach
dadurch erklären, dafs hier noch vor der Zeit der expiratorischen
Akzentwirkungen die proklitische Form ta- analogisch die Stelle
der vollbetonten Form to- eingenommen hat, dafs also z. B. -to-teg
'ich komme' durch Einflufs des unecht-komponierten ta-teg noch
vor dem haplologischen Schwund, zu -ta-teg daraus altir. -taig
geAvorden sei. Dieser Annahme stehen keinerlei Schwierigkeiten
entgegen, da sich die echt- und unecht -komponierten Formen
desselben Verbums oft gegenseitig analogisch beeinflufst haben
wie z. B. do-tuit 'fällt' (aus *to-tudit erwartet man *do-tuid) sein
auslautendes t(t) dem echt -komponierten -ttiit verdankt, das
wiederum seinen Vokal {*-tö-tiidit ergebe mit haplologischem
*) Die Dehnung des « dürfte teils dem unlenierten hm, teils dem Ein-
flufs von dinn zu verdanken sein; danach auch diiib und dib.
22 JULIUS rOKORNY,
Schwund des u *-toit) der unecht-komponierten Form entnommen
hat. Der Annahme, dafs fo- schon in jener frühen Zeit im Yorton
zu ia- geworden sei, steht auch die archaische Erhaltung des o
im Innern nachtoniger Silben nicht entgegen, weil auslautende
Vokale in vortonigen Silben weitaus früher einer Schwächung
ausgesetzt waren, als in nachtonigen Silben (vgl. Pedersen I 243),
Nach dem Gesagten kann also tóh(a)c etc. nicht auf
*tä-vo-bioti zurückgeführt werden, sondern nur auf *to-vo-hioti.
Wie soll man es aber erklären, dafs to-vo- zu to-, de-vo
aber über do-vo- zu du- wird? Ich sehe keinen andern Weg,
als die Verschiedenheit der Behandlung durch das verschiedene
Alter der Komposita zu erklären. Die Formen mit du- müssen
sehr alt sein, weil hier de- wie im einheitlichen Wort vor v zu
do- geworden ist; do-vo wird eben schon früh infolge Vokalisierung
des -V- eine stark geschlossene Aussprache angenommen haben
und so schliefslich zu du- geworden sein. Anders dürfte es sich
mit der Grui)pe to-vo verhalten haben; diese kann und wird auch
wohl bedeutend jüngeren Ursprungs sein, so dafs man annehmen
darf, dafs to- erst vor -vo- trat, als das anlautende v schon eine
mehr konsonantische Aussprache angenommen hatt; dieses erst
später in den Inlaut gerückte v dürfte mithin die umgebenden
Vokale nicht so stark beeiniluft haben wie das alte intervokalische
V, weshalb to-vo- zu ta- und nicht zu *tú- wurde. Es ist natürlich
auch möglich, dafs hier dieselbe Analogiebildung wie bei -tau
stattfand, dafs also vortoniges ta- das alte to- ersetzte, doch scheint
mir dies mit Rücksicht auf das ausnahmslose 6 (niemals «) weniger
wahrscheinlich. Die Diphtongierung dieses 6 zu iia ist dann leicht
als Analogiebildung zu den Fällen mit älterem o zu erklären.
Die Kompositionsform gú- zu gdu „Lüge" gehört natürlich
nicht hierher, da *gouso- über *göso- nur *gó- ergeben hätte;
die Form gü- erklärt sich ohne weiteres durch Verschleppung
aus dem Hiatus, wie z. B. gúaigidir, gúe, etc., wo av über ó regel-
recht, wie ich § 112, 3 a gezeigt habe, zu ú geworden ist.
Die Entwicklung des au im Hiatus zu n läfst sich wohl
nicht bestreiten. Das von mir neben gdu angeführte aue liefse
sich zwar auch nach O'Maille (Language of the Annals of L'lster,
p. 49) anders erklären, aber jede andere Deutung versagt bei
dem alten P^igennamen JJani, Gen. Danach, Doüch, Duäch (Belege
im Wörterb. der ir. Akademie), durch den der Übergang von au
zu Ú ganz sichergestellt wird.
STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK. 23
Í). Die Uinnirbung des e vor itf/.
In § 114, Ic und 3b habe ich die Regel aufgestellt, dafs
idg, e altirisch vor ng + e, i, j, ü stets als i erscheint. Hierzu
bemerkt H. (S. 332), dafs ihm die allfälligen Beispiele
weniger wichtig wären, als die Tatsache, dafs o in gleicher
Stellung nicht zu u geworden sei. Da nun die Umfärbung von
0 zu ti und von e zu i seiner Ansicht nach auf einem einzigen
Lautgesetz beruhe, müsse meine Regel falsch sein! Ich glaube,
dafs diese doktrinäre Auffassung arg übertrieben ist. Auf diese
Weise kommt man nie zu wissenschaftlichen Ergebnissen. Weil
e und 0 in den meisten Fällen parallele Entwicklung zeigen,
darf man das doch nicht a priori auch für alle übrigen Fälle
behaupten.
Vor allem hat H. übersehen, dafs ich keineswegs behauptet
habe, idg. e sei durch jenes Hebungsgesetz zu i geworden;
ich habe nur festgestellt, dafs e + ng aufser vor a und o Vokalen
stets als ing erscheint, wobei ich die Ursache dieses Wandels
nicht näher untersucht habe. Wie unrecht H. meine Regel tadelt,
geht übrigens schon daraus hervor, dafs zur Zeit des von H.
genannten Lautgesetzes die alte Lautgruppe e + ng überhaupt
im Irischen nicht vorhanden war. Idg. e ist nämlich schon ur-
keltisch, ebenso wie im Lateinischen, von ng zu ? geworden; ein
eng-, das durch Hebung zu ing- hätte werden können, existierte
somit in jener Zeit gar nicht. Das beste Beispiel dafür ist das
von mir augeführte cingid 'schreitet', das zu cymr. rhy-gyng
Tafsgehen', gall. Cingeto-rlv, ahd. hinJian gehört und auf idg.
*Jihengeti zurückgehen mufs; man kann hier natürlich nicht sagen,
dafs eng durch das folgende e zu / umgefärbt worden sei; das e
hat nur den Vokal der vorhergehenden Silbe, der schon lange
vor dem irischen Umlaut zu / geworden war, nicht beeinüufst.
In der 3. Plur. cengait ist das e natürlich nicht alt, sondern durch
Einflufs des folgenden o (idg. *khengonti) aus älterem / entstanden.
Dasselbe gilt für ling id 'springt' aus idg. *lengheti^); auch hier
ist als gemeinkeltische Form *lingeti (vgl. gall. Lingones) an-
zusetzen.
Da dieses aus eng hervorgegangene ing im Irischen vor e
erhalten bleibt, so mufs es notwendigerweise erst recht vor f, j,
») Anders Osthoff, Morphol. Uuters. VI, 21—28.
24 JULIUS POKORNY,
II erhalten bleiben, da ja diese niemals die Brechung von / zu e
hervorrufen können. Meine Regel besteht also zu Recht und
kann, da es sich hier um einen gemeinkeltischen Vorgang handelt,
mit der irischen Hebung von o zu u und c zu / in keinerlei
Parallele gestellt werden.
10. Die Ersatzdehuung nach i.
In § 115, 5 habe ich die Regel aufgestellt, dafs altes i
durch Ersatzdehnung zu iii, éo, éu wird, wenn ein palataler oder
i<-farbener Vokal nachfolgt. Hierzu bemerkt H., ohne irgend-
welchen Beweis für seine Behauptung zu erbringen, dafs meine
Regel falsch sei, dafs also *koli(jnl zu cuiJln hätte werden müssen
und dafs die Form cuiUuin eine Analogiebildung zu Worten mit
altem e, wie ceniuil {*ke7ietll), darstelle, die allein den Diphthong
tu, tu, CO lautgesetzlich entwickelt hätten. Diese Anschauung
wäre zwar möglich, aber dadurch würden sich eine Reihe von
Schwierigkeiten ergeben.
Vor allem bliebe unklar, Aveshalb schon in den ältesten
Texten tu mit éu, co wechselt. Denn da die Orthographie der
Glossen in phonetischer Beziehung eine erstaunliche Genauigkeit
aufweist, ist es nicht gut denkbar, dafs tu, m, co nur schwankende
Schreibungen desselben Diphthongs darstellen, co neben cu stellt.
wie die moderne Aussprache erweist, nur die jüngere Entwicklung
des Diphthongs dar, die mit der historischen Schreibung én ab-
wechselt; ÍH läfst sich dagegen nicht gut als Entwicklung von
cu erklären. Dies wäre nur unter der Voraussetzung möglich,
dafs schon am Beginn der altirischen Zeit eine Verschiebung
des Silbengipfels auf das u stattgefunden hätte; dann wäre die
Schreibung m (= m) für eü verständlich. Aber wenn die Ver-
schiebung schon bei eii stattgefunden hätte, wie sollte man sich
dann den Wandel von eu zu eo erklären, der doch nur ver-
ständlich ist, wenn der Ton damals auf dem c ruhte; die neuir.
Aus.sprache ö^ beweist überdies zur Genüge, dafs diese Verschiebung
des Tones erst stattfand, als ca bereits zu co geworden war;
somit kann die Schreibung in auch hicht als Variante von eu
erklärt werden und mufs andern Ursprung haben.
Ferner blieben, wenn H. recht hätte, die Futurformen
3. Plur. ara-ch'mrat, giulaif, Kondit. 3. Sing, no-giulad unerklärt;
STUEITFKAGEN ZUR AI/riKlSCHEN ORAMMATIK. 25
nach H. miifsten -*ki-kri-ü-nt, *gi-gli-ä-nti, -*gi-gli-ä-to regelmäfsig
-*chírat, ■*yilait, -*gílad ergeben.
Thiirneysen teilt offenbar diese Ansicht, da er meint, diese
Formen hätten ihren Vokalismus dem Prät. -chiuir, ■yiiiil ent-
nommen. Nun ist schon die Beeinflussung des Futurums durch
das Präteritum nicht wahrscheinlich, da aber auch beim Präteritum
der Diphthong in nur in der 3. Sing, berechtigt war, die andern
Personen dagegen é haben mufsten, da aufserdem die Endungen
im Prät. und Fut. ganz verschieden waren, so wird man nicht
annehmen dürfen, dafs -chiurat, giidait blofs durch EinÜufs der
3, Sing. Prät. -chiuir, -giuil ihren Vokalismus erhalten hätten.
Die genannten Schwierigkeiten werden durch meine Regel
sofort behoben. Ich bleibe dabei, dafs tu ursprünglich nur aus
altem i hervorgehen konnte. Dafs dann im selben Wort in und
das aus altem oder durch Umlaut entstandenem e hervorgegangene
éu, CO wechseln konnten, ist leicht als Analogiebildung zu er-
klären. So konnte sen (lat. Signum), Gen. siuin leicht zu trén
(^tregno-) neben tréuin einen Gen. triuin hervorrufen, andererseits
konnte das é von sen in den Gen. dringen, wodurch séuin
entstehen konnte. Im allgemeinen ist jedoch in in den Worten
mit altem i häufiger.
Die Futurformen -chiurat, giulait sind dann ganz regel-
mäfsig aus -*kikriänt, *gigliänti hervorgegangen, während sie
bei Ablehnung meines Gesetzes nicht wohl erklärt werden
könnten.
Lautlich liegt gegen meine Regel auch kein Hindernis vor,
denn cymr. colivyn (*koligno-), sivyu flat. Signum), lluyn (lat.
lignum) zeigen, dafs auch im Cymrischeu ig vor n erst zu in
(daraus dann ui) geworden war, weshalb fürs Irische unbedenk-
lich das Gleiche angenommen werden kann.
11. Zur Stammbildung des reduplizierteu Präteritums.
Den klarsten Beweis für die Richtigkeit des eben be-
sprochenen Lautgesetzes liefern die Präteritalformen -giuil, -ciuir.
H. meint zwar (S. 333), als Reduplikationsvokal sei e und nicht i
einzusetzen und das iu der erwähnten Formen beruhe auf EinfluTs
von -lil, -rir, aber er bringt für diese Behauptung keinerlei Beweis
bei. Wie will er aber das i in -lil, -rir erklären? Ein alter
Aorist, etwa le-li-t kann wegen der 3.Plur. -leltar, die aus *le-l-antar
26 JULIUS POKOUNY,
(> ant-r) hervorgegangen ist. nicht vorliegen, da le-li-ntar
zu *lilicr geworden wäre, ebenso fehlt jeder Anhaltspunkt
für die von Pedersen (II 380) angenommene mediale Endung
-ai; das von ihm herangezogene edwyn 'er weifs' ist, wie Morris
Jones (Welsh Grammar 355) gezeigt hat, keine ursprüngliche
Form, sondern erst später durch Analogie neben das berechtigte
adnaen getreten. Es kann doch gar kein Zweifel darüber be-
stehen, dafs wir, wie auch die 1. und 2. Sing, -cér gegenüber der
3. Sing, -duir beweist, auch in -Ul, -rir die Endung des Perfekts
zu suchen haben, wie die reduplizierten Präteritalformen ja aus-
nahmslos die Endungen *a, -as, -e, gerade wie im Griechischen,
aufweisen. Somit dürfen wir nicht *le-l-c, *re-r-e ansetzen, da
das i sonst unerklärt bliebe. Die von mir angesetzten Grund-
formen *li-l-e, *ri-r-e lösen zwanglos diese Schwierigkeit, denn
das ?■ der Reduplikation ist einfach in vorhistorischen Zeit aus
dem Präsens *li-na-mi, *n-na-mi in die Keduplikationssilbe
übertragen worden, genau so wie in *ku-klov-a, air. cúala
das u der Reduplikationssilbe aus dem Präsens stammt. Diesen
Voi'gang wird man um so weniger anzweifeln können, als genau
dieselbe ^Erscheinung im Arischen und Lateinischen auftritt, so
im ai. Perfekt didvrsa, rurddha, im lat. scicidi, piqmiji u. a. m.
Es ist mir übrigens gelungen, einen direkten Beweis dafür
zu finden, dafs -Ul, -leltar mit altem i anzusetzen sind. Es ist
dies die komponierte 3. Plur. -ruilldar (geschrieben -riülddar,
rnilcutar) im Serglige Con Culainn § 6, die wegen des m der
ereten Silbe nicht auf *ro-lelantar, sondern nur auf *ro-lihntar
zurückgehen kann. Da kein Grund vorliegt, warum ein allfiilliges
■*roiUciar zu -ruiUetar analogisch umgestaltet worden sein soll,
mufs man diese Form als lautgesetzlich ansehen. Das i der
Reduplikationssilbe ist somit sichergestellt.
Da ferner crenaid, glenaid mit renaid und lenaid genau
parallel gehen, mufs auch für -duir, -ijiuil eine Grundform
*kilcre, *yigle angesetzt werden. Dasselbe gilt für das Prät. Ton
ara-dirin.
Dadurch i.st der Beweis erbracht, dafs auch / durch Ersatz-
dehnung zu einem I)ij»lithong wird, wie ich in meiner Grammatik
richtig angenommen habe.
Ueber die historische Erklärung der ganzen Bildung vgl.
meinen demnächst erscheinenden Aufsatz in den Idg. For-
schungen.
STREITFUAÜEN ZUR AÍAiRISCHEN GRAMMATIK. 27
12. Der Yokalisiiiiis von ar-f'oitna.
Zu meiner Bemerkung (§ 12G, 1, note 3), dafs in ar-foima
(—- ar-fo-ema) die Kontraktion der ursprünglich durch keinen
Konsonanten getrennten Vokale noch vor der Zeit der Synkope
stattgefunden liabe, meint H., diese Kontraktion habe vielmehr
nach der Synkope eintreten müssen, was er ZCP IX 27 ff., 66, 78c
gezeigt haben will. Ich habe die zitierten Stellen sehr aufmerksam
geprüft, ohne jedoch einen solchen Beweis finden zu können.
Eine Form, wie ad-coideynmar 'wir haben augezeigt' aus --co-vid-
ammar beweist zwar durch die Palatalisierung des d und die
Erhaltung des Vokals der ursprünglich dritten Silbe, dafs die
Kontraktion nicht vor der Synkope eingetreten sein kann, aber
hier handelt es sich, ebenso wie bei Hs. übrigen Beispielen, um
die Gruppe ovi, also um durch altes v getrennte Vokale, während
in unserem Beispiel die Vokale direkt zusammenstofsen. Ich habe
schon früher gezeigt, dafs es nicht gestattet ist, ove und o-e auf
gleiche Stufe zu stellen. Schon an und für sich ist es wahr-
scheinlich, dafs Vokale, die durch keinen Laut getrennt waren,
früher kontrahiert worden sind, als die, zwischen denen ein Laut
erst später geschwunden ist, so dafs man aus der Behandlung
von ove doch keinen Sclilufs auf o-e zielen darf. Die Unrichtig-
keit von Hs. Behauptung läfst sich übrigens direkt erweisen.
Wenn nämlich, wie H. meint, die Kontraktion in ar-foima erst
nach der Synkope stattgefunden hätte, so müfste doch z. B.
die 3. Plur. des Konj. Präs. -*fo-eniäddar zur Zeit der Synkope
noch viersilbig gewesen sein und hätte durch die Synkope nur
zu *fóet)iatar, entsprechend coidcmmar aus "^co-vldammar werden
können; überliefert ist aber nur -foimtar mit Synkope des ä.
wodurch klar bewiesen wird, dafs das ä zui* Zeit der Synkope
die zweite Silbe bildete und deshalb ausgestofsen wurde; das
vorhergehende o-e mufs daher schon vor der Synkope zu einer
einzigen Silbe, zum Diphthong óe, oi kontrahiert worden sein.
Den Beweis, dafs die Kontraktion alter Hiatusvokale älter
ist als die Sj'ukope, liefern auch jene Fälle, in deuen der Hiatus
durch den haplologischen Schwund eines Konsonanten hervor-
gerufen war. So zeigt der Schwund des ersten e in do-fokhred
'er würde hinsetzen' aus -*fo-clii-cherred, dafs vor der Zeit der
Synkope fo-'icherred schon zu foicherred geworden sein mufs.
Ebenso mufs der Akk. Plur. von coica 'fünfzig', nämlich coicta
28 JULIUS POKORNY,
(Iniram Brain 25) zur Zeit der Synkope schon *coiggodda gelautet
haben, da unkontraliiertes *co-eggoä(la (aus *l-ogycchoddn <*A'V)«-
k'^cJcomta <,*k''en]:''c-Jco7)ii-ns) — das gg statt des zu erwartenden
ch ist vom Zahlwort 'fünf (air. coic <*Jci)gge <*k'onh''e <*k''enk''e)
bezogen — altirisch nur zu *coicata hätte werden können.
13. guidiu 'ich bete, bitte'.
H. hatte sich offenbar ziemlich Mühe genommen, um zu
zeigen (S. 336), dafs ich mit Unrecht neben guidm(m) auch guidiu
als absolute 1. Sing, „angesetzt" hätte. Über diese Frage ist
jedoch jede Diskussion überflüssig, da absolutes guidiu in einem
altirischen Text zweimal ausdrücklich überliefert ist (Kalender
des Oengus, Prolog 17, Epilog 413) und zwar an Stellen, deren
Kenntnis sogar von jedem Anfänger in der Keltologie voraus-
gesetzt werden mufs.
Fassen wir zusammen, was H. in seinen „Beiträgen zur
altir. Grammatik „ wirklich Neues gebracht hat, so bleiben
nach den von mir widerlegten Punkten nur noch folgende übrig:
1, Auslautendes -ind wird vor geschwundenem /> niemals zu
-*iiind (324). 2. -ovo-, -ovä- wird im Auslaut vielleicht über ou
zu du (329). 3. Der nichtpalatale Auslaut des Präverbs ind- ist
durch analogische Einführung des o in die Konipositionsfuge
entstanden (322). 4. grend 'Bart' ist nicht auf *ghrndhä sondern
auf *ghrendha zurückzuführen (325). 5. Mittelir. scuichid hat sein
u von scuirid bezogen (?); das Verhältnis von scuichid zu scuchaid
vermag H. dabei nicht genügend aufzuklären (323). (5. esiósc
'Auspressung' verdankt das ó sekundärer Vokalkontraktion im
analogisch enstandenen estoasc (334). l.-fdcaib 'er läist zurück'
ist Kontamination aus regelrechtem -facaib und analogischem,
aus *-fo-acaib entstandenem *-fócaib.
Im Verhältnis zur aufgewendeten Mühe ist dies wenig genug.
Wortverzeichnis.
agaid
15 beimmi
14
broí, brú 20
■dgur, -iigor
6 bó, bau
19
brtiid, brufitir 4
ammtis
V, 10 1 brithem, -on
7 1
ara-chíuir, -clUurat 24, 2ü
STREITFRAGEN ZUR ALTIRISCHEN GRAMMATIK.
29
cingid
23
ern-
4
nónbar
17
cnó
20
feidm
9
nu-, no-
21
ar-coi, -cont
U
j feronn, ferann
6,7
oac
10, 11
do-coi, -coid
U
' fitir
8
0.9
10, 11
do-cótar, -cúatar
15
fóesaam
3-5
orcim
8
coir, core
16
fogur
8
réímm
9
coicta
28
foib
12
remi
14
cretar \
8, 9
fold
11
-rir
26
era, crnn
20
-foichred
5, 27
-roirea
5
CÚ
20
! ar-foim, -foimtar
11, 27
fortiar
11
cuiliitin
24
-foiret
5
-ruilletar
26
Daui, Dnäch
22
foraib
12 1
sen
25
deac
13
-fuar
11 1
-taig, -tait
21
dead, diad 13.
, 18'
gdu, go, gi'i-
19, 22
talam, talman
7
-déci
18
-gkiil, giidait
24, 26
té
13
dédenach, didenadi
18 '
tarnn
4!
to-, hi-
20-22
degaid, digaid
14 '
inna
20
tóbe
20
de'id
13 i
-lit, -leltar
26
■tóeth
21
-dérig
18'
lingid
23
toíssech
5, 20
diall
13
maidm
9
-toraig
5
-dillem 13,
17'
menmae, menman
8
•totsat
21
•dimea
17
mlegon
6,7
tuinsem
3
diti}i
18)
naidm
9 J
túirid
4
dtiilgiiie
20
noi
17
-tuü
21
diinn, ddib
21
nomad
17
üaidib, üadaib
12
Wien.
JüLirS POKOKNY,
IRISCHES.
A. Zu irischen Texten.
I. De maccaib Conaire.
Der interessante Text, den Lucius Gwynn in Eriu VI 144
nach LL21>2a herausgegeben liat. enthält eine sprachlich alte
Erzählung, die man 'die Rache an íngcél' betiteln könnte, ein-
gebettet in jüngere Bemerkungen. Das Ganze behandelt das
Problem, wie der Stammvater der Miiscraige in Munster, die
sich für Stammverwandte der Müscraige in Mide hielten, von
dort nach dem Süden übergesiedelt sei. Als dieser Stammvater
galt in der älteren Zeit Corpre Muse, der Sohn Conaire's. Nun
gab es aber chronologische Schwierigkeiten. In älteren Texten
wie z. B. in Tochmarc Étdine Ir. T. 117 war der mütterliche
Urgrofsvater von Conaire, Eochaid Airem (oder Eochaid Feid-
lech), Zeitgenosse von Conchobor und den gleichzeitigen Ulter-
helden. Conaire selber lebte also viel später und wurde von
manchen als Schwiegersohn des Königs Conn Cétchathach an-
gesehen, so dafs die Auswanderung von Corpre Miisc in die Zeit
nach diesem König fiel. Aber der Sageneizähler, dem der Re-
daktor von Togail Bruklne Da Dergn hauptsächlich gefolgt ist,
machte vielmehr Conaire selber zum Zeitgenossen Conchobor's,
und dieser Text fand, wie die vielen Handschriften zeigen, weite
Verbreitung. Das brachte die irischen Chronologen in arge Ver-
legenlieit. Man liefs nun zum Teil Corpi-e Muse nicht einen
Sohn von ('onaire, sondern einen späteren Abkimimling sein, oder
man liefs nicht Corpre selber, sondern einen si)äteren Sprossen
Gnátlial nach ^lunster auswandern (s. Eriu VT 133). Oder aber —
und diese ^Meinung siegte schlielslich — man setzte zwei Conaire,
einen älteren und einen Schwiegersohn Conn's, den Vater Corpre's,
an. zum Teil sogar zwei Ingcél, von denen jeder einen Conaire
IRISCHES. 31
umbrachte (S. 147, 4 fr.), während andere den zweiten Conaire
auf andere Weise sein Leben verlieren liefsen (s. die Strofe 147, 9).
Auch ein anderer Conn als Schwiegervater des älteren Conaire
wurde erdichtet (Z. 87). Doch nicht von diesen Verlegenheits-
auskünften der irischen Genealogen mochte ich hier handeln;
sondern mir scheint, dafs der nicht ohne Fehler überlieferte alte
Kern dieses Abschnitts (S. 147, 13 ff.) an einigen Stellen leicht
verbessert und verständlicher gemacht werden kann.
Gleich am Anfang (147,13) ist wohl zu lesen: Batar didiu
nieic Conaire i m-Maig Breg iar marhad a n-athar i niBruidin
Da Derga la h-In[g]cél^) Géch do Bretnaih in féinnid 7 tri
tn{ac)c[u] h{ui) Désa :i. Fer Gair 7 Fer Rogain 7 Fer Lé. Es
fehlt nichts dahinter, wie Gwynn meint.
Z. 23. In der Glosse ist nach dem Vorhergehenden (Z. 2)
statt mac Etersceoil meic Eogain wohl mac Etersceoil mate hui
leir (oder einfach hui leir) zu lesen.
Z. 34 ff. ist- folgendermafsen zu interpungieren : Bdi dano
trénfer la Incgel. Ni'Iéiced raind na fodail i tig Nemid [cen\
fer do imthrascrad fris do cech dditn ticed tech Nemid, dia'tised
dam anechtair and. Lw choemnacair'^) Incgel didiu diis in'tdnic
ddm anechtair issind aidchi sin. As'htrt Nemed: 'Ni'thdnic' olse
'dam anechtair innocht\ As'hert dano Fiacha: 'Ced dano do
Incgel in ddm do imchomarc?' — 'Do imthrascrad frisin trenfer
ucut' olse 'do miintir IhcgiüiV. — 'Am ddm sa cm' ol Fiacha;
'cia da'chele^) seo innochV olse, 'nídíchela i mbdrach'. — 'Tair
forsa-lldr didiu' ol Ingcél usw.
'lngcél hatte einen starken Mann bei sich. Er liefs nicht
zu, dafs Speise und Trank im Hause Nemeds ausgeteilt wui'de,
ohne dafs 'jeder Gast, der in Nemeds Haus kam, mit ihm ge-
rungen hätte, wenn Gäste von auswärts dahin kamen. Nun
fragte Ingcél, ob diese Nacht Gäste von auswärts gekommen
seien. Nemed sagte: 'Es ist kein Gast heute Nacht von aus-
wärts gekommen.' Da sagte Fiacha : 'Vi^'eshalb fragt denn Ingcél
nach Gästen?' — 'Dafs sie mit jenem starken Manu aus Ingcéls
Gefolge ringen.' — 'Ich bin freilich ein Gast', sagte Fiacha;
>) da derga. Bai liicél Hs.
'») Vgl. imchcmnacair Z. 68. Beides vermtitlicb schon ältere Fehler für
ivi'coemarcair (noch älter: inrcomarcair).
*) diachele Hs.
32 K. THURNEYSEN,
'wenn du es auch lieute Nacht verbirgst, wirst du es morgen
nicht verbergen (ivönnen)'. — 'So komm mitten ins Haus', sagte
Ingccl usw.
Nicht verstanden hat der Herausgeber den Satz (Z. 60) :
7s de sin nenaisc Corpre Muse for Dergthene (i. o'tat Eoganacht
y Dal Caiss) fdlta dar vsi jlaiha .i. filidecJif cen crgnam act focul
cen cMoen, cen rüdrach. Es handelt sieh offenbar darum, dafs
die Miiscraige, die mit den Eoganacht und Dal Caiss in Munster
zusammenwohnten, die Herrschaft über sie beanspruchten. Sie
begründeten es damit, Dergthene, der Stammvater der Eoganacht
und Dal Caiss, habe seine Herrscherwürde an Corpre Muse ver-
tauscht um die Dichterwürde oder das Dicliteramt (fdidecht) und
seine Einkünfte; das wird mit folta dar csi fhitha 'Reichtum
für Herrschaft' bezeichnet. Die fdidecht wird näher definiert als
eine fdidecht cen ergnam act focul cen chloen, cen rudrach 'ein
Dichteramt ohne (andere) Dienstleistung als Wort (oder Rede)
ohne cloen ('Schiefes'), ohne riidrach\ Cloen und rudrach sind
die stehenden Ausdrücke für die Fehler, die jeder Dichter ver-
meiden mufs, vgl. Trefocul can chloen, can rudrach usw. LL 37 a
= BB 331b 16. Es ist also zu übersetzen: 'Da machte Corpre
Muse einen Vertrag mit Dergthene über 'Reichtum für Herr-
schaft', d. h. (der Reichtum war) das Dichteramt ohne Dienst-
leistung aufser fehlerloser Dichterrede (oder Dichtkunst).'
Andere behaupteten nun freilich das Gegenteil, vielmehr
ein Ahnherr der Miiscraige habe die Herrschaft für fdidecht
dahingegeben. Das berichtet die Erzählung, die Gw3'nn in
Eriu VI 136, 75 gedruckt hat: 'Gnathal macc Conruith (Ahnherr
der Miiscraige) war König von Temair. Seine Frau war in Art
Genfer verliebt. Seine Frau beredete Gnathal, sein Königtum
für fdidecht und Zins ohne Leistung i) hinzugeben. Er selbst
.'^olle Mit-Herrschaft mit dem König haben und seine Frau l^Iit-
Herrscliaft mit der Frau des Königs. Davon kam 'Gnathal's
Trauer in Temair', d. h. sieben Jahre lang lachte er nicht.'
Dann wandert er nach ^Funster aus.
Z. 63 ist natürlich Céllath fri rig Casail 'Gemeinschaft mit
(lern König von Cashel' zu lesen, wie schon K. Meyer, Con-
tributions s. V. 1. cetlud, tut.
') eis demnach.
IKIRCHKS. 33
Das Gespräch zwischen Dergthene und Corpre Miisc in
rhetorischer Form (Z. G8ff.) verstelle ich dagegen auch nicht ganz,
zumal damit die alte Erzählung abbricht, an deren Ende doch
wohl etwas fehlt, die Folge des Gesprächs. Es ist wohl zu
lesen: codíis^) {= dífis) Nemed 'wie wirst du dich an Nemed
rächen?' zu do-ßch. Aber was heifst ina dorrüach Lc, wobei
nach der beigefügten Erklärung unter Lc der Sohn Conaire's
Lc-ßr-flaith'^-} zu verstehen ist? Das scheint doch nur heifsen
zu können: 'wenn ich mich an Lé gerächt habe' oder 'wenn du
dich an Lé gerächt hast' oder, wenn do- )-roach[t] zu bessern ist:
'wenn Lé gerächt worden ist'. Aber von einer solchen Kache
an oder für Lé wissen wir nichts, wie auch namentlich das
Praeteritum hinter nia auffällt. Nach einer anderen Erzählung '^)
hat der Bruder von Corpre Muse, Corpre Rigfota (anderwärts
Fiacha Riata genannt), Nemed in den Armen seiner Frau Sárait,
die zugleich Corpre's Mutter war, erschlagen. Vielleicht gab es
eine Version, nach der Corpre Muse selber diese Tat vollbrachte,
und lé hiefs 'bei ihr' (bei Sárait). Man könnte sich dann als
ursprünglichen Text denken: Co'diis Kcmed, ma der rroais U 'wie
wirst du dich an Nemed rächen, wenn du ihn bei ihr erreichst' (zu
do-ro-saig). Worauf Corpre Muse antwortet: 'Mit Speerspitzen in
weifsen Brüsten' usw. Z. 72 übersetzt Gwj'nn dariuchtatar
wohl mit Recht mit 'have avenged', so dafs etwa dorokhatar
oder do-roichetar zu bessern ist. Und Z. 73 ist man versucht
zu lesen: im chend cncdach Lujccil (statt imclitiT) 'um Ingcéls
wundenreiches Haupt'. Aber die Gliederung der Worte ist, wie
oft bei solchen retoric, nicht ganz sicher.
Das Lebor Gabála (LL 24 a == BB 45 a) läfst den jüngeren
Conaire durch Nemed erschlagen werden. Und Keating*) hat
alle diese Berichte zu einer einheitlichen Erzählung verschmolzen,
indem er auch noch die Etymologie des Beinamens 2Iúsc aus
Cóir Anmann^) beizieht. Aber natürlich darf man nicht mit
Gwynn in dieser Einheitlichkeit etwas Ursprüngliches oder eine
selbständige Sagenform sehen; es ist die gewöhnliche Weise,
wie Keating verschiedene, sich zum Teil widersprechende Sagen-
elemente vereinigt.
») Hs. digis.
•) lu der Togail Bruidue Da Derga Lé-fer-fíaith oder Lé-fri-flaith.
^) Tacait indarba na iiDtssi LU 04 a = Auecdota from Ir. Mss. 1 20, 13 ff.
*) ed. Dinneen II, S. 276ff. ') Ir. Texte III 3t4, Nr. 02.
Zeitschrift f. celt. Philolo-ie XI. 3
34 it. THURNEYSEN.
11.
Ill Togail Bruklne Da Dcnja (ed. Stokes) lautet § 158 im
Yellow Book of Lecaii 103, 16:>) Nitorchar tra acht liuaihad
mhey im Chonati ./. nonhur 7 ni mor madroinnc'^) sceola indisen
seel dona dibergchaib robatar ar tig doih.
In LU: Iss cd tra arm it araile lihair andso connatorcJuiir
acht uathed mbec im Clionaire .i. nónbor nammd 7 ni mar ma
doerna sceola indisen seel dona fiannaib robdtár ar tig doib.
Ill Egerton 1782 :■') Ni'torchair tra acid iiathad mbcc im
Chonaire A. .xu. fir 7 ni mor ma ro'cla fer innisti seel dona
fuinnaib robdtar ie did for bruidhin.
Die Jüngste Redaktion hat also das schwierige Wort sceola
durch fer ersetzt. Zimmer (KZ 28, 563) wollte die Lesart von LU
ändern in: nl erna mor, madoseéola indisen scsl, donufiannaib usw.
mit der gewagten Übersetzung: 'nicht entkam viel — nach den
Erzählungen, welche die Geschichte melden — von den Kriegern'.
Stokes will sccolang lesen, das er — weshalb? — mit 'a fugitive'
übersetzt. Ich hatte zunächst an einen Sclireibfehler der Ur-
handschrift sceola für éola, veranlafst durch das folgende seel,
gedacht. Aber nach Cormac 323 s, v. Coire Brecain (YBL): nvterna
cidh sciiila (nachher sceola) orcne as scheint es einen ^o -Stamm
scéola(e) 'Zeuge, Berichterstatter' gegeben zu haben.
In meiner Anzeige von K. Meyer. Aelteste irische Dichtung II
(ZCP 10, 454) habe ich anzumerken vergessen, dais das Gedicht
(von Find mac Rossa Ruaid) Moin oin, das der Herausgeber
S. 10 für unediert hält, schon von Stokes gedruckt ist im
Dindseiichas von Kawl. B. 50G (Folklore 111,472). Es findet sich
auch in der andern Handschrift dieser Redaktion des Dindsenchas,
in Edinburg Xr. XVI. und ist dort nach Mackinnon's Katalog
(S. 135) glossiert.
B. Zur irischen Metrik.
Im folgenden möchte ich zu einigen Aufstollungen K. Meyers
über irische Metrik Stellung luihnien. Zunächst die Beseitigung
eines Mifsverständnisses. Er sagt ZCP 10,3Ö8, in der Zäsur
») Stokes hat diese Lesart — ich weifs nicht weshalb — weggelaaseu.
•-) = Hirt (ulruinne. ") ZCV 10,221.
IRISCHK8. 35
der zweiten Langzeile genüge Konsonanz nicht, sondern das
Wort müsse aucli in der Quantität der Silben (besser wohl 'der
Vokale') mit dem Reimwort der Langzeile übereinstimmen. Aber
das gehört ja mit zur Konsonanz, wie ich Zu ir. Handschr., S. 90
ausdrücklich anerkannt habe. Alle Beispiele, die er bringt,
zeigen in der Tat Konsonanz in diesem Sinne, nicht blofse
'quantitative Assonanz'. Es bleibt also zunächst dabei: bei
Strofen mit reimenden Langzeilen mufs die Zäsur der zweiten
Zeile entweder mit einem Wort im Innern der letzten Halbzeile
voll reimen oder mit dem SchlufsAvort konsonieren oder mit der
Zäsur der ersten Zeile reimen; ^) Ausnahmen bilden wohl nur
Verse mit dreisilbigen Wörtern vor der Zäsur, die ja in bezug
auf den Reim überhaupt etwas freier behandelt werden. In
diesem Punkt besteht also kein Widerspruch zwischen uns, wie
Meyer zu glauben scheint.
Dagegen habe ich nicht, wie er ebenda sagt, zugegeben,
dafs in der Zäsur der ersten Langzeile quantitierende Assonanz
herrschen mufs, sondern nur, dafs es eine Reihe von Gedichten
gibt, die diese Regel beobachten.-) Ob das auf verschiedenen
Dichterschulen beruht, oder ob es zeitliche Unterschiede sind,
bleibt noch zu untersuchen.
Mehr prinzipieller Art sind die Fragen, die Meyer Ériu
VII, 10 ff. anregt. Sie betreffen angebliche Lizenzen, die sich
irische Dichter manchmal gestatten. Wenn von aus vielen Ge-
dichten bekannten metrischen Regeln sich in der Überlieferung
gelegentlich Ausnahmen finden, so dürfen wir sie — das wird
wohl allgemein zugegeben werden — nur dann als nicht fehler-
haft, sondern auf besonderen Lizenzen beruhend anerkennen,
wenn sie sich in einem längeren Gedicht mehrfach wiederholen
oder wenn sie sich in solchen kürzeren Gedichten finden, die sehr
gut, d. h. in mehreren voneinander unabhängigen Handschriften
überliefert sind. Wenn wir anders verführen, wenn wir auf
einzelne ünregelmäfsigkeiten mangelhaft überlieferter Gedichte
bauen wollten, was würden wir da für sonderbare Lizenzen etwa
im lateinischen Hexameter finden ! Wir würden z. B. ohne Zweifel
eine Menge fünffüfsiger Verse und quantitative Freiheiten jeder
Art entdecken.
») Mittelir. Verslehren, S. 136; Handbuch II 38.
-) Zu ir. IIss., 2. Serie, S. 24.
36 R. THURNEYSEN,
Diesen Grundsatz jeder Philologie scheint mir Meyer na-
mentlich im zweiten Aitikel (S. 12) etwas vernachlässirrt zu
haben. Er stellt dort 12 Beisjjiele zusammen, in denen im Debide-
Metrum ein langer Vokal im ^^'ortinnern mit einem kurzen reimen
soll. Aus dem nur in einer Handscln ift überlieferten Saltair na
Eann mit seinen 3894 Reimpaaren hat ]\ieyer drei, sage drei
scheinbare Belege für diese Erscheinung, was schon an und für
sich zur Vorsicht mahnt. Den einen (1G27) mit dem Reim
ro-ddvt-.n-det'c möchte ich allerdings nicht beanstanden. Dec
war die dem Dichter geläufige Form, und wenn er sie, im Auschlufs
au ältere Gedichte, zweisilbig gebrauchte, so konnte er sie wohl
zu deec mit zwei Längen 'zerdehnen'. Anders steht es mit frit
gnúis n-gräddai-.harhardai (5015). Selbst \ytm\ wir uns über
die quantitative Differenz hinwegsetzen, ist doch der Reim von
unleniertem dd mit rdh unmöglich; es liegt also sicher ein Fehler
vor, etwa für n-gdrydai. So bleibt nur eiues seiner Beis})iele
übrig (4889), der Reim von cäch mit dem formell unerklärten
Wort curtinad\ es dürfte ciotín-í^-ndíh zu lesen sein.
Nähern wir uns, dadurch mifstrauisch gemacht, den andern
Beispielen, so ergeben sich sofort eine ganze Reihe als höchst
unsicher. In däd):FAmnh (VBL 170 a 16) wird Ehräih zu lesen
sein mit Kontraktion des stammbildenden Suffixes von llchraeus
mit der Endung. >) YBL 178 a 40 wii-d regelmäfsig, wenn wir
nvclui (als Subjnnktiv) : jYöcst'n lesen. Bei athair: derhrathair
(Anecd. II 71, 4) dürfen wir unbedenklich eine gekürzte Form
derhrathair neben derhrathair ansetzen, wie das von Meyer nach-
gewiesene dcrmdr neben dermär. Der Vers von Cinaed ua
h-Artacáin scheint freilich gut bezeugt:^)
Athäth Celtchair cona Dail^) fri Dihi Lethglasse anair,
wo Meyer (Death-Tales, S. 44) in Dail den Namen von Celtchair's
Hund, sonst Daol-Chú, erkennen will. Allein dann müfsten wir
sogar den Reim des echten Diftongs ai\ <k mit ä anerkennen,
wovor man doch zurückschrecken wird. Somit ist vielmehr die
Lesart conid ail (Eg.) und die Übersetzung von Stokes *so dafs
es ein Schimpf ist' richtig. ÍJber die Kürze des « in ail s. Meyer,
Contrib. s.v. 2 ail (trotz adges .Metr. Dinds. Ill 504).
») Vgl. den Dat. Sg. ehrac Ml 2 d 11, 54 a 33.
») lu 3 llaudschrifteu Kev. Celt. 23, 308. 32ü. 325.
*) cuniditil Eg. 1782.
IRISCHES. 37
Metr. Dinds. III, 42 ist daib : dar biiadaib überhaupt nicht
so überliefert; HS) steht darmbuadaibh , in S dambuaibh, in Y
diambruiyib (no buaih). Vielleicht diar m-btiaib 'für unsere Kühe'
mit derselben Zerdehimng des einsilbigen bilaib wie oben in dec.
Sodann Fél.^ 200, 3 ist durch eine naheliegende Umstellung leicht
zu heilen:
is foill ni dobeir gniiis m-bdin maic hui Chonchobair, Ultdin.
Und wenn nun auch 3 Beispiele bleiben, die nicht von vornherein
verdächtig sind (Metr. Dinds. III 422, 13 zu lesen: fa cüem a ras?),
so wird doch niemand auf so dürftigem Material weiterbauen
wollen, sondern man mul's, sDlange nicht sehr viel Schlagenderes
vorliegt, unbedingt Fehler der Überlieferung annehmen.
Meyers erster Teil (S. 10 f.) richtet sich teilweise gegen von
mir vorgeschlagene Lesungen. Liadain and Cuirithir, S. 14, 20,
geben die Handschriften: Ba mithig a topuir fil fiad a tig neck
donised (oder donnisedh nech)\ daraus hatte Meyer gemacht:
Nech do'ti-ised ba mithig, a thopuir file fiad tig,
während ich (ZCP 4, 477) mit anderer Umstellung vorschlug:
Ä thopuir fil fiad a tig! nech do'n-ised ba mithig.
Ebenso habe ich in Brinna Ferchertne (ZCP III 44, 18) im Vers
iar sain tucad ccomlond for Echdaig, ni fo chumlond
in der Zäsur alliterierendes éc omlond gelesen, wodurch der Reim
eines Wortes mit sich selbst vermieden und gleichzeitig der un-
gewöhnliche Debide-Reim beseitigt wird (ZCP IX 203). Beides
lehnt Meyer ab, weil auch sonst das erste Reim wort manchmal
mehr Silben zähle als das zweite. Unter seinen Beweisen sind
auch hier einige nicht sehr überzeugende. Als Beispiel einer
solchen Debide-Strofe bringt er aus Cormac §878 (Munnii):
A chélén De chumachtaig, a maicc Thulchdin, a bachlaich!
ruc mac n-annsae dia muintir mdthair rot'huc, a Fintain.
Aber hier hat auch die zweite Halbstrophe keinen Debide-Reim ;
es scheint durchweg nur die unbetonte Schlufssilbe zu reimen,
eine Versart, die aus der lateinischen Hymnendichtung bekannt
ist, die aber später in Irland wohl nicht mehr angewandt wurde.
Ganz unsicher ist ferner das Beispiel aus Tigernachs Annalen
(Rev. Celt. 17,174). Meyer läfst wie Stokes die Wörter Bennan
a Bregha der Handschrift weg. Er meint die Strophe sei alt wegen
38 H. TIIÜRNEYSEN, IRISCHES.
des Reims Mumu-.Aedo; aber das ist überhaupt kein Reim und
der Plural cuilcchi ja im Gegenteil sehr jung. Es scheint eine
Strofe der zweisilbigen Rannaigecht durch Einfügung eines falschen
Eigennamens verderbt zu sein. Der Vers LL 274 b 32 wird regel-
mäfsig. wenn wir (i mall chohair (im Reim mit foivfodair) trennen:
•0 langsame Hilfe!', wie das in der Poesie nicht selten ist.
Damit will ich nicht leugnen, dafs wirklich solche abnorme
Verse vorkommen; namentlich aus Imram Brain zitiert Meyer
mehrere Beispiele, und ich möchte dem nicht entgegenhalten,
dafs alle Handschriften dieses Textes aus einer Quelle, dem
keineswegs fehlerfreien Cin Dromma Snechta stammen. i) Dazu
sitzen sie doch zu fest. Aber Meyer macht selbst darauf auf-
merksam, dafs dieses alte Gedicht einer Zeit angehören kann,
wo die Debide-Regeln noch nicht voll ausgestaltet waren. Die
Reimstellung uthvces : less in Liadain a. C (S. IG) ist dadurch ver-
anlafst, dafs der Dichter als Schlufswort des Gedichts (S. 18) iud
athccis brauchen will. Aber auch aufserdem gibt es einige Fälle,
wo namentlich ein dreisilbiges Wort, da es einen starken Neben-
ton auf der Endsilbe hat, mit einem einsilbigen reimt. Sie sind
aber, so weit man bis jetzt sieht, in der ausgebildeten Dichtung
so überaus selten, dafs man bei jeder Ausnahme von der gewöhn-
lichen Reimstelluiig zunächst an einen Kehler denken mufs. Ich
halte daher meine Lesung der zwei obigen Verse auch jetzt noch
für durchaus gerechtfei-tigt, ohne mich darüber zu täuschen, dafs
wir in solchen Fällen über einen gewissen Grad der ^\'allr-
scheinlichkeit nicht hinauskommen.
') Meyer sagt ZOP l), 339, die liaudsclirift JI. 1. 22 enthalte aul'ser de»
von mir erwähnten Stücken auch Imram Brain. Aber eben dafs dieser Text
mit einer bestimmten (ínipi)C anderer darin enthalten ist, hatte mir ja als
Beweis gedient, dal's er aus der Handschrift von Druim Snechta stammt (Zu
ir. Hss., S. 21)).
Bonn. R, Thurneysen.
CNUCIIA CNOC OS CIONN LIFE.
The first line of tliis poem is cited by Keating II 284 in-
troducing stanzas 22, 23, witli reference to the reign of Lugaidh
Mac Con. It is found in the RIA transcript of the Book of
Lismore (23 H 6) 199 a preceded by the usual prose introduction
in the Acallamh style. The poem alone, detached from its setting,
23
occurs also RIA ^ „„ p. 185, where it is attributed to Caoilte
mac Ronáin.
The lirst seven stanzas — those proper to Cnucha — occur
in the Dindslienchas of that place Book of Lecan 525 a and Stowe
Ms D 112 fo.81b. The body of the poem (10 — 49) is a recital
of the reigns of the kings of Ireland from Conn and Eoghan
Taidlech to the three Collas. It breaks off with a digression on
Finn's age and Caoilte gives a detailed account of the baptism
of the Fianna and the new names they received. Caoilte then
proceeds to Tara where he hopes to end his life.
The spellings Cnucha and Cuncha fluctuate. The former
finds more favour with the scribe of 0 and is uniform in Lc
and D.
[Lis 198 b 2, 19] Brughaidh cedsLch robui i crich Midhi.
Brocan brughaidh a ainm. Tainic bas do. Robhui righ Midhi
ac mrraidh tshet 7 mhaine ar tri macaibh Brogain .i. Eoghan 7
Illann 7 Aonghus a nanmanna. Samhnach inghen Cholgain mic
Aodha mic Fhiachna mic Ronain a mathair. Ocus tuc^atflr [do]
righ Midhi a crodli feindi 7 roboi in treas mac dibh in a laimli
•i. Aonghus 7 romorad accu Dun Sa[m]naighi. Secht nairghedha
aicci 7 secht fichii bo cacha hairghe. Ocns rucsat na mic sin
40 MAl'KA I'OWKK,
a mbrathair o ligli Midhi 7 docliuadar fo dutliairibh dheisc/rt
Bieadh ar fodhail re tri bl/aí/naib 7 baile each noidhclii dar-
gaiu doibli.
Tainic bas Tuathail Mhaoilgairb foi sin 7 rogliabast/r
Diarmat mac Cerbaill rigbi nEirenn 7 taiicatar na tri iion])liaii-
sin robadar ar fodhail co Daire in tSheineoin 7 rogbnidli tiann-
both ann.
Dochuadar oidhclii ar fodhail bhaile corroairgset itir mil
7 diiine iat 7 ac impodh doibh dochuaidh Aonghus in mac ba
so dfhodhail ar leith 7 tancadar in dias aile connuic in fliiann-
bhoith 7 tainic Cailte asa fhiannbhoith fein amach 7 tainic laim
re fiannbhoith mac niBrocain. 'Both fhoghhi so" ar se. Is ann
atcualrt in da mac ba sine ac tabairt achmnsain don mac ba so.
'Ca dluidh duitsi' ar siat 'ar nimarcraidhne do denum'. 'Cora
damsa' ar se 'inti risandiiiallaimse' ar se \i. re Cailte macRonain.
Issé is beodha thainic a nKirinn 7 ni re mui;idt?V bur mathar
dialtaisi.' Tainic Cailte chiicha fan comradh sin 7 roghabhsad
a narma.
'A fhiru' ar Cailte 'ni harracht ua nrchúit mhisi acht
Cailte MacRouain' 7 roshuidh acco. 'Ce sibhsi a fhirn' ar
se. 'Tri mic Brogain 7 Samnatan ingine Colgain mic Aodlia niic
Fhiachna mhicRonuin' 7 ro indsetar adhbnr a fhodhla. Atbert
Cailte 'ticidh lemsa 7 bithi ar luo comairle' 7 tue leis iat conic
a fhiannbhoith fein.
"IS glic anih' ar siat 'ata so'. Rothuillset a tri naonbhair
isindara leith di 7 Cailte uama isin leith oile. Agus badar
raithe mar sin.
Adubairt Diarmuid mac Cerbaill righ Eh-cnu 'tabridh tri
mic Brogain chucum'. Tiicad 7 dorindedh a sigh 7 tucad a cricli
fein doibli. Tancatar ar cend Chailte iarsin 7 itbert Cailte na
rachadh acht duraghadh co Dun Samhnaighi a shethar 7 tucsat
leo e co hKas Dubhthaiti. Badar ind oidchi sin ann. Tancatar
CO Cuncha 7 tancatar ludit na criche 7 a naos ciuil 7 a righa
7 a fhlaithi da nindsaidlie le hingantus in fiiir mhoir leo. Ko-
gabhsat ar imchomharc 7 ar fhiarfaidhi seel de. 'Cidh ar a fliuil
Cuncha ar in iuadiisn' 7 *in annso tucad catii Cuncha' 7 'caidhi
ais Find intan tucad in cath sin' 7 'ca mliet righ iiLunyair Find
ar Kir/ww' 7 'cia ro roind Ere re Conn'.
'Leicidh suiilhi dhamh' ar se 7 doroine in laidh:
CNUCIIA CNüC OS CIONN \AVV.. 41
1 Cunclia' cnoc os cind' Life roboi uair ba liairithe^
ba dun aigedh robhui tan an uair biii ac Tuathal Teaclilmliar.
2 Tuathal ar tus lotliocaibh ba dun rigli ba ri^hobair
ni bhui acli Tenihuir tech bad flierr bad annsa le ligli Erenn.
3 Feidhliniid rosgabh iarsin mac Tuathail mic Fheradhaigh,
Cond mac Feidlimid flaitli Fail robhui isin tulach tonnbhain.
4 Fert in Druagh a ainm reime co* cend^ reimes lughaine
CO 8 reimes Chuind i cnuc Brain co tainic ingen Chonnaidh.
5 Muime Chuind nocharadh raind ba hi Cuncha chendalaind
robhoi sa dun fo rathaib" re reimes"^ Chuind cerfcatha?V//i.
6 Cuncha inghen Chonaidh Ciiais a hiath Luimnigh lethan-
[ghlais
dochuaidh ecc thall' ina thigh dobo grain'" le GseidealrtiW?.
7 Adhnacht in ben ger bo bron isin Chnuc na chertmhedhon
conadh Cuncha osin amach a hainm coti in brath breathach ".
[As e sin a lucht nad gand arus fir osin anall
senchas na tulchasa ana re naba>- co cert Cnuchai'-. Cnucha
Finit. amen. Finit.]
8 Ann doratad in gleo garbh bhail a fhuilit in da carnn
ann rocomhraicset na sloigh dar ghaoth Cumall mac Tren-
[mhoir.
9 Tri trath re cur in chatha coimpert mic ind ardfhlatha
dorala Find fichtibh gal do Muirn a sidli na liAlmhan.
10 Sealat bee a haithle ind air robo tshighaidh flatha Fail
roindset Eirinn leth ar leth Conn 7 Eoghun Taighlech.
11 Leth Modha ac Modh Nuaghad Nar Leth Cuind ac Conn
[co iomlán
re nae mbliadnaib sigh gan mheirg co dith Labradha Laimh-
[dheircc.
12 Labraidh Laimderg laoch nac gann mac sidhi athaigh Eirenn
torchair le Maol mac Mongaidhi' fescur'-' i cath Dubh-
[comair.
13 Tinoilset Leth Modha amach le hEoghan taobhghlan Tao-
[dhlach
Oais Find le Conn gan cheilg tri dith Labradha Laimdheirg.
1 Cnucha 0 D Lc 2 liuu D 3 rob airiche P Stauzas 2. 3 D
Lc om 4 re D Lc 5 .c. MSS 6 do 0 7 bha catb(ít7í Lis. 0 Text
as in D 8 co haimsir D 9 dochuaidh aun do thamh D 10 roba gad
D Lc 11 a coniaiuiu co brath mbrethach D 12 P Lc conclude with this
sUnza; Lis. om 13 Mouga 0 14 i fescur 0
1.2 MAUKA POWER,
14 Comhraicset a Maigli Lena co na catliaibh coinitlireiia
Modh Xuadhat dorochair de le tri niaraibh Feidlilime.
15 Leth ('uind is Leth ]\Iodlia nioir tathaigliis Conn a cliédoir
re fichit bliadhan gan brath cor marb Tipraite Tireacb.
10 Tipraiti 'JMrech ba tend leis doiodiair Conn caoimsheng
dorochair le righ Uladh ri Temhrach na trenchunihal.
17 Tipraiti is Conaire caom secht mbliadna a cosnum mar aon
cor'-' brisedh'" catli i^.nn rob ail ar righ Uladh gerblietliaigh.''
18 Jarsin ba ri i Temhraiyli truim mac Modha Lamha laocli luind
re hocht mbliadnaib gan mheabhail righi Conaire cnedhaigh.
10 Re lind Conaire bu dhes a crich Muman na morles
roi"^ marb Neimedh co na neim ar faitliche Arda Neimhidh.
20 Ceitri bliadhna dArt Aoinfer a cosnum indsi Gaoidheal
ni raibhe bliadhain cen cliath coro oliiallad tuir Themhrach.
21 Deicli nibliadhna iicliet arsin saimriglii Airt i 'i'emhri<////i
cor dhichenn Lughaidh in li sa chath ar Maigh Mucraimhi.
22 Re seacht laithibh lith nacli gann dugliabh Lughaidii iath
[nErenn
tainic da righi nertmhar táth Erenn re haonshechtmhuin.
23 Tricha bliadhain gan mhine bui Mac Con i nairdrighe
noco torchair Corniac cas gan len ar a aireachus.
24 Liiidli bn dhes do thath tinman Lugaidli ger bo morphudar
romarbh Ferchis fichtibh tor i carnn Ferchis daonurclior.
25 Gabhsat iarsin sluaigli Temhrach urn Cormac na gcaomli-
[Iheghlach
cor righadh i Temraigh tair Mac Airt mic Cuind cedchathaidh.
26 Roghabsat sluaigh Laighen Lir ma Meidlib Lethderg do
[Laighnibh
urn secht macaib Ech«í7í fhind dar dliual airdrighi ar
[Eirinn.
27 Cath ar lethaibh Tlieiuhrach thair robrisedh ann le Laighnibh
cor ••' cuiredh Cormac hi Cuind o Themlna/i/// co Caladh Truim.
28 Claidhset Laigliin ar in h'irg Raith Medlibha do Meidbh
|liethdeirg
is Raitli Mheadbha osin amacli a liainm do lethtaibh Themlirach.
29 Cuig mhi tri raithi^" co ratli boi in bhcn a ri<;hi Temliradi
nocor eirigh Crimlitlian cas mac do Chathair chhiidem ghlas.'-"
Ifj ohi 0 \C> biisiflli MSS 17 cun-iclid lo {jeiblicai tiiife' 0 IS fo
MSi) V.) lu (> 20 is tri raitlii Lis. is ddekd 0 21 leg nglas (?)
('NUCHA (NOC OS (MONN lAVK. 43
30 Doratsat Laigliin na lann liglii do mac rigli Eirenn
nocor fliaidh Medbli lesin mac nir bo ligh Eirenn Cormac,
31 Secht nibliadhna ar marbadli mic Con bai Cormac ac im-
[cosnomli
nocor thatliaigh ceann i cenn na cuic cuicidh na hEirenn.
32 Ti'i riixlii Cormaic na catli ba ri Feighns Duibhdhedach
i Temliivi/Vy/i tliair nir cliobhsaig co cath Crinna rochosain.^-
33 Na tri Ferglinsa iinda romarbhsat i cath Crinda
le Lughaidh le Tadhg mac (.'ein le Cormac cusan moircheill."
34 Da fliicit bliadhain co mbuaidli airdrighi Cormaic^* chloi-
[dhimh chruaidh
CO fnaii- bas ba liingnad linn a Raith Spelain os Bhoaind.
35 A Tailltin tainic iiaitli Fail co faitche Ratlia Spelain
rue Spelan na raith co rath ardrigh toghaidhi Temrach.
36 Bratan isin Bhoaind roghabh iascaire thighi in Broghadh
badar each oc caithem treall re toighecht dAirdrigh-^ Eirenn.
37 Tiicad a fhiadhnaise in righ in bhairgen gerbo mighnimh
conadh de sin ata a lecht Cormac Ua Cuind na caemreacht.
38 Badar ar faithche in bhaile sluaigh imdha ga urnaidhe
tucsat a ngaire in sluagli serbh im chiichi na dha ceithern.
39 Mar doratsatar in ghair atchuala in righ ba rograin
bidgaf//i a aicn/í?/í cen tlas sluige^ in mir tri uathbas.
40 Lenaidh in cnaimh co truime na acht is na urbruinde
CO fuair bas isin tigh thall airdrigh oireghda Eire««.
41 Ba truagh robhoi Eire iarsin cen ri cen triath a Temhnilgh
re ceitri hliadnaihh ba buan cor eiridli Eochaidh armruadh.
42 Eochaidh Gunnat rogialladh co cenn ceitri certbliadhan
aonbliadhain a righi thend co torchair a cath Cuillend.
43 Cuic hliadna robhoi Cairpri a cosnum Eii'enn airde
ocus a VI. dheg iarsin righi Cairpri Lifechair.
44 Cairpri Lifechair nir lac gor gabli risin Fhein format
torchair a Cath Gabhra ghlain do laimh aitheasaigh Oscair.
45 Cuic hliadtm do Fothadaibh-'^ millset Eir/»« re hathaigh
rob é a cosnamh gan mhine aonbliadhain a nairdrighe.
46 Dorinde Fothadh-' Airgtec[hJ tinghal ar Fotadli Cairptec[h]
Fothadh Airgtheach fuair iarsin bas lesin Fheind fortam«/7.
47 Ceitri hMadhna a cosnum cruaidh Fiacha Sraibhtine co mbuaidli
ar Eocho Doimhlen dal fher cath cacha bliadhna do cuireadh.
22 coronnaig 0 23 do Chormac ba guiomh uaidbheil 0 24 line
breaks off Lis. 25 «1(0) om 0 20 do na fatbaibh MSS 27 in fathadh MSS
4 i MAURA POWER,
48 Nae mhliailJina triehat rothecht Eire 7 Alba a naonfhecht
CO torchair la Colla c-aiii a cath Duine Diibhchomuir.
49 Cath Dubhchomair fa calma do bris ("olla Uais amra
dorinde gnim talchair tenn diclieannad airdrigh FArctin.
50 Rogeinir Find aim iarsin a tus riglii Chuiiid cricliaidh
marb a iiaonmhis nir bho trie ocus Fiaclia in fer lirghlic.
51 Ceitri laitlie dec fa dho is fir is ni himarghú
0 bhas Find rofoirgeadh gail co cath Duine Dubhchomair.
52 Ge thuit Find na leim baoise rob nathadh a chomhaoisi
Eocha file in fer fesa is Mogh Kuith mac Seinfhesa.
53 Eocha file in fer a tuaidli Mogh Ruith as an Mumhain muaidh
marb do chrine ceachtar dlie Mog Ruith is Eocha file.
54 Aen fhithchidh acy hhadhan bind ar deich mbliadhnaib
[saogal Find
a mhaca Brogain don nihaigh ata leamsa do mheabhair.
55 Fer for a deich dhuind da neis ni ro leic Issa ar a mlieis'^'»
sinde fa creidem cen chol do Phatric ina naomthor.
56 Fer for a deich dhuind da neis ni leic Tsu for aineis
claochlodh anma na raisgedh each aoinfhir ria na baisteadh.
57 Camin ar Cheallach do chein is Senchan for Oisein
Seighin aco ar C'holnian cain ocus ]\Ianchan for TiUghaidh.
58 Aedh bee fa Btrach a ainni Maoltuile 8iagliail senehairud
Cronan ar Fhlann fherrdha an ocus Ronan ar Aodhan.
50 Taoncomrac ba caom in fer Momhaedog ar na baistedh
Mac Coinde ar Chailte roan ocus Finan ar Fhindchadh.
60 ISe so ba slicht amhra reimes na righ rochalma
a maeu Brogain don mhaigh ata lemsa do mheabhair.
01 Is edh sin liamh rocliarus imut Fiann iniut amhus
caraim aniu do dheoin De eethra canoin aithrighe.
62 Tri hliudhnti damhsa dorn dheoin fa chleitli a nDoire in
[tSheineoin
nimcelat a Temra/</// truim sluaig Diarmada Mic Cerbhuill.
63 Doghebhsa bas do dheoin De i Temraigh ticfa mo re
biaidh mo lecht co laithi in luain re taobh Themhrach
[aniartuaidh.
64 Eoghan Ulan Aonghus an gabar leo co luath mo lam
fact liar linn in fertsa ana lisa nabi/r fert Cuneha.
I'uneha.
2y ar a iieis Lis.
CNUOHA CííOO OS CIONN LiFK. 45
Transliition.
A hospitaller of a iiiiiidied lived in tlie land of Midlie;
Brocan the hospitaller was his name. He died. The king of
]\Iidhi was seeking treasure and wealth of Brogan's three sons:
— Eoghan, Illann, and Aonghus were their names. Their mother
was Samhnach daughter of Colgan, son of Aodh, son of Fiachna,
son of Ronan. And they gave up their property to the king of
Midlii and the third son, i. e. Aonghus, remained in his hands
and they extolled Dun Samhnaighi. It possessed seven cowyards
and each cowyard contained seven score cows. These sons carried
off their brother from the king of Midhi and went into the rough
places') (?) of the lands of Breagh, plundering for three years.
And they plundered a stead each night.
Then Tuathal Maolgharbh died and Diarmaid mac Cerbhaill
assumed the sovereignty of Ireland and these three parties of
nine, who had been engaged on plunder, came to Daire in
tSheineoin and set up a hunting booth there. One night they
went to plunder a stead and despoiled both man and beast. On
their return, Aonghus, the youngest son, went on a separate foray
and the other two came to the hunting booth. Cailte came out
of his booth and approached that of the sons of Brogan. "This
is a booth of plunder' said he. Then he heard the two elder
sons abusing the youngest. 'What is the cause' said they 'of
you exceeding us (in plunder)'. 'He whom I resemble ('?) i.e.
Cailte mac Eonain is more just to me' said he. 'He is the
most vigorous (man) in Ireland and you do not take after your
mother's people.'
Cailte approached them at these words and they seized
their arms.
'Men' said Cailte 'no monster, no hurtful thing am I but
Cailte Mac Ronain'. And he abode with them. "Who are ye,
men' said he. "The three sons of Brogan and Samnatan, daughter
of Colgan, son of Aodh, son of Fiachna, son of Ronan', and they
related the cause of their plundering. Said Cailte "come with
me and take my advice' and he brought them with him to his
') dutbar adj. grim, steru. rough. Highland Society's Dictionary. — grim,
stern, unpleasant, rough. O'K. — Hogan (OG) makes a place-name 'Duthairi:
go (Ms /b) duthairibh deiscirt Breg Lis 198b; in S. Bregia; of. Dooary tl. nr.
Abbeyleix.*
46 MAURA POWER.
own hiiiitino^ booth. 'Ingenious indeed is this' said they. Thrice
niiu' of them fitted in one half of it and Cailte alone in the
other half. They remained thus a ([uarter of a year.
Diarmaid mac Cerbhaill. king- of Ireland, said 'bring the
three sons of Brogan to me'. They were brought and peace
was made and their land restored to them.
They came for Cailte after that but he said he would not
go [with them] but he would go to Dun Samlmaighi where
hisi) sister lived and they accompanied him to Eas Dubhthaiti
where they spent that night. They proceeded to Cuncha and
the inhabitants of the district with their musicians, their jirinces
and their chiefs came to meet them, so greatly did they wonder
at the huge man. They began interrogating and asking in-
formation of him — 'why is this place called Cuncha', 'is it
here the battle of Cuncha was fought', 'what was Finn's age
when that battle was fought', 'how many kings did Finn
proi)hecy [would reign] over Eire' and 'who divided Eire
with Conn'.
'Let me sit down' said he, and he made the poem:
1. Cuncha a hill overhanging the Life, once it was a high seat;
a guest house was it once when Tuathal Teachtmhar
possessed it.
2. Tuathal built it at the start — an abode for kings, a
princely work — save Temhair alone there was no dwelling
dearer to the king of Ere.
3. Feidhlimidh took possession of it after that, the son of
Tuathal the son of Feradhach; Conn son of Feidlimidh, a
prince of P'ál, succeded to the mound washed by white
waves.
4. Fert an Druagh was its former name, until the end (?) of
the reign of Tughaine; until the reign of Conn in Cnoc Brain,
until the daughter of Connadh came.
5. The fostermother of Conn (who loved a song) was Cuncha
of the comely head; she dwelt in the dun in happiness (?)
in the reign of Conn of a hundred ligiit.s.
G. (Juncha, daughter of curly haired Conadli, from the broad
green land of Luimnech died yonder in its abode to the
horror of the Gaels.
'; Ivy lliL'ir; a sljotliur MS.
CNUCHA CNOC OS CIONN LIFE. 47
7. The vvoinaii — twas sad indeed — was buried in the very
centre of the hill so that thenceforward Ciincha is its name
until the Judgement Doom.
[Those are its inhabitants — not few; the abode of man
has it been from that to this; that is the history of the
mound which is properly named Cnucha. Finit. amen.
Finit. — ]
8. There was fought the fierce fight, on the spot where the
two cairns stand; there the hosts contended by whom Cumhall
son of Trenmhor was slain.
9. Three days before the battle the birth of the son of the
high pi'ince took place; Find — of the scores of exploits —
was born to Muirn in the elf mound of Almhu.
10. For a short while after the slaughter the princes of Fál
were at peace; Conn and Eoglian Taighleach divided Eire
share on share alike.
11. Modh Nuaghat the modest took Leth Modha, Conn had the
whole of Leth Cuinn; for nine years there was peace without
reproach until the death of Labhraidh Lamhdherg.
12. Labhraidh Lamhderg — a generous hero — he was the
son of the giant of Eire; he fell by the hand of Maol mac
Mongaidh at eve in the battle of Dubhcoraair.
13. The men of Leth Modha were called out by the comely
Eoghan Taidhlech — and Finn by Conn without deceit on
account of the loss of Labhraidh Lamhderg.
14. They fought on Magh Léana with their well-matched strong
battalions; as a result Modh Nuadhat fell along with the
three sons of Fedhlim.
15. Leth Cuinn and Leth Modha the mighty did Conn straight-
way consolidate; for twenty years [he reigned] without
treachery until Tipraite Tireach killed him.
IG. Tipraiti Tireach the strong, by him fell Conn the comely,
the stately; by the king of Ulster fell the prince of Temhair
of the strong "cumhals'' [i. e. Conn].
17. Tipraite and gentle Conaire for seven years held sway
together until the short lived king of Ulster was defeated
in battle — 'twas shumeful.
18. After that the son of Mogh Lamha was king in strong (?)
Temhair — a fierce warrior; for eight unfailing years lasted
the kingship of Conaire, the wound giver.
48 MAURA POWER,
Il'. In tlie reign of Conaire, in the south, in the land of Mumha
uf the great dwellings, Neinihidh with his veiioiii killed him
[i. e, C.j on the held of Ard Neinihidh.
20. For four j'ears did Art Aoinfhear hold sway in the island
of the Gaels; there was no year without a battle until the
princes of Temhair gave hostages.
21. For thirty j-ears subsequently lasted the mild sway of Art
in Temhair until Lughaidh [Mac Con] beheaded the king in
the battle at Magh Mucraimhe.
22. In the space of seven days — no small joy (?) — Lughaidh
became ruler of the land of Eire; from his strong sovereignty
resulted the unity of Eire in one week.
23. Thirty years Avithout weakness Mac Con held the high-
kingship — until Cormac Cas fell — with his sovereignty
unimpaired.
24. Lughaidh proceeded southward to consolidate Munster —
great his loss — ; Feircheas, of many fights (?')) killed him
at Carn Ferchis with one cast.
25. Then the hosts of Temhair assembled around Cormac of the
beauteous households and in Temhair in the east the son
of Art, son of Conn the hundred battled was crowned king.
20. 'J'he hosts of sea-washed Laighen assembled under Meadhbh
Lethderg of the Laigniu, under the seven sons of Eochaidh
Fionn whose heritage was the high-kingship of Eire.
27. A battle on the slopes of Temhair in the east was won by
the men of Leinster and Cormac, grandson of Conn, was
banished from Temhair to f^aladh Truim.
28. The Leinstermen built Raith Meadhbha on the slope for
Meadhbh Lethderg and thenceforth Raith Meadhbha was
the name for one side of Temhair.
29. For fourteen hajipy months the woman held the .sovereignty
of Temhair, until Crimhthan Cas rose up, son of Cathair of
the gleaming swords.
'M. The Leinstermen of the .spears made over the sovei'eignty
to the son of the king of Eire; not until Meadhbh was
united to the son [of the king of Ireland i. e. of Cathaoir
MórJ did Cormac become king of Eire.
*) tor, 1. gacb trom Cormac IGl; 2. .i. imat O'Dav; 3. lord, uoble, OK;
4. .1. ecla Cormac IG'J. Is lichtib d. pi. of a noun from fichim, I fight (W.)? cf.
ficlitibli glond Ir. Texte I löH. |ficlitibli tor 'with scores uf multitudes'. Th.J
CNÜCIIA CNOC OS CIONX LIFE. 49
31. For seven years after the slaying of Mac Con did Cormac
exert himself to weld together the five provinces of Eire.
32. In the interim of tlie reign of Cormac of the battles Fergus
Blackteeth was king; in Temhair of the east he was not
permanent and he fought the battle of Crionna.
33. The three white-haired Ferguses were killed in tlie battle
of Crionna by Lughaid [Lamha], by Tadhg Mac Cein and by
Cormac the Wise.
34. For forty victorious years the highkingship rested with
Cormac of tho hard sword until he died — unexpectedly —
at Raitli Spelain above the Boyne.
35. From Taillte came the prince of Fail to the sward of Raith
ypelain; Spelán happily brought into his rúith the chosen
High King of Temhair.
36. A fisherman of the House of the Brogh caught a salmon in
the Boyne; all were whiling away the time awaiting the
coming of the High King of Eire.
37. The food (?) was brought into the king's presence — an
evil deed — ; from that resulted the death of Cormac,
grandson of Conn of the just laws.
38. On the lawn of the stead numerous hosts awaited him;
the angry crowd uttered a shout at the game of the two
kerns.
39. The king heard the shout as they uttered it — a hateful
circumstance — ; his active mind was excited, he swallowed
the piece [of salmon] with fright.
40. The bone sticks firmly in his gullet and in his breast and
the illustrious king of Eire died in that house.
41. Pitiful the plight of Eire then with no king, no chief in
Temhair; that continued for four years until Eochaid Armruadh
came forward.
42. Eochaidh Gunnat received hostages for four full years; his
firm sovereignty lasted one year and he fell in the battle
of Cuillend.
43. For five years Cairpri had been contending for noble Eire
and for sixteen j'ears subsequently lasted the reign of Cairpre
Lifeachair.
44. Cairpre Lifeachair — not powerless was he until he became
envious of the Fianna; he fell in the battle of beauteous
Gabhra by the triumphant hand of Oscar.
Zeitsi-lu'.ft f. .-.It lliiliilDg:.- XI 4
50 MAURA POWER,
•1Ó. Five years the Fothads were in power; they i-uined Eire
for a spell; rigoi'ous was tlieir rule — for one year they
held the highkingship.
4G. Fothadh Airgthech wrought parricide on Fothadh Cairptheeh;
Fothadh Airgthech subsequently fell l>y the overpowering
Fianna.
47. P'or four years Fiacha Sraibhtine contended fiercely and
victoriously [for the sovereignty]; he defeated Eochaidh
Doimhlen — 'twas a meeting of men — in battle every
year.
48. For thirty nine years he i)0ssessed Eire and Alba together,
until he fell by the hand of Colla the Fair in the battle of
Dun Dubhchomair.
49. In the battle of Dubhchomair — 'twas bravely fought —
noble Colla Uais was victorius; he performed an over-
powering (?) violent act in the beheading of the High King
of Eire.
50. Finn had been born in the beginning of the reign of Conn
of the territories, he died in the same month — an unusual
coincidence — as Fiacha the truly astute.
51. Twice fourteen days — 'tis true and no exaggeration —
[elapsed] betAveen the death of Finn, who shewed valour (?),
and the battle of Dun Dubhchomair.
52. Though Finn fell by his false leap few lived as long as him;
Eochaidh, i)uet and seer, and Moghruith Mac Seinfhesa.
53. The poet Eochaidh, the Northern; Moghruith from mighty
Mumha; both of them died of old age — ]\rogliruith and
Eochaidh the poet.
54. Eleven score resounding years and ten was the life of Finn;
ye sons of Brogan from the plain, I know it by heart.
55. We have eleven men after them, Jesus foibade tliem his
table; we submit (?) our faith reproachless to Patrick in
whom it is sanctified.
56 .
57. Ceallach from afar [was renamed] Caimin and Oisin [ex-
changed his name] for Senchán; they named gentle Column
ISeighin and Lughaid became Manchán.
58. Little Aodh became Berach, and Siaghail of the ancient
cairn ^laoltuile; manly valiant Flann got the name of Gronau
and Audlián became Kunau.
CNÜCIIA CNOC OS CIONN MFK. 51
59. Caoncomrach — a comely warrior lie — was Momhaedliog
after baptism; brilliant Cailte received the name of Mac
Coinde and Findchadli became Finan.
GO, This — a noble piece — is the account of the reigns of
the very valiant kings, ye sons of Brogan from the plain,
I know it by heart.
61. That was ever my delight — multitudes of the Fianna,
hosts of retainers; to-day I cherish, by the will of God, the
four Canons of Penitence.
02. Three years have I spent of my own accord in retirement
in Doire an tSeiueoin; in heavy sodded (?) Temhair the
hosts of Diarmuid Mac Cerbhaill conceal me not.
63. I shall die — by the will of God — , in Temhair my days
will end; my tomb shall be until the Judgment Day on the
north west side of Temhair.
64. Eoghan, Ulan, noble Aonghus — let them take my hand
betimes; let us leave this mound here which is called Fert
Cuncha. Cuncha. Finis.
Notes.
References: — Acallamh, Stokes Edition Irische Teite IV 1.
BML, Battle of Magh Léana, O'Curry.
K, Irish Text Society's edition of Keatiug's Fonis Feasa ar Eirinu.
OG, Onomasticou Goedelicnm. Hogan.
ETB, Esuadha Tighe Buchet.
Prose. Dun Sarahnaighi, anglicised Dunsany in Meath.
Daire in tSeineoiu, "NE (?) of Ath Cind Mónadh in Meath". OG.
Eas Dubhthaiti. ''E. of Dan Sanihuaighi" OG.
Cuncha. Castleknock, Co. Dublin.
Verse.
8. With this the history of Cuncha ends; what follows is a poem on
the kings of Ireland.
11, 12. Labhraidh Lamhderg: cf. Acallamh 1. 2517,
Gabsat a Mumain, miad cealg -Liath Luachra is Labraid Lamderg
deich mbliadna doib lith nach gann do macaib aithig Arann.
Also Oss. Society, Transactions I p. 35.
lar ndith Moiine múr an fal ba righ an tathach a hEiriond;
ba bliadhain do gan bhaoghal go ndeachaidh dec is ni faebhar.
Gabhsat an Mumhain re mead gcolg Liath Luachra is Lughaidh
[Lamhdhearg
52 MAURA POWER.
Here Lugliaid has been Bubstituted for the less familiar Labraidh
Lamderg.
The iianie of the "athaclr', father of Labraid L. is not mentioned
in any of the three poems.
DS. of Dun nGabail, Rev. Celt. XV, p. Ii'23. ... fer ele didiu coa
cuingid Fuiter mac Forduib a ainm co tainic sein aniar 7 Labraid
Laimderg leis . . .
Metrical DS. Gwynn p. 80: Fuither mac Forduib co feirg
maic maic Labrada Lamdeirg.
None of these references connect him with the Battle of Magh
Léana and Labhraidh Lamhderg is not mentioned in the tale of
that name.
I have not been able to trace Maol mac Mongaidh.
The Battle of Dubhchomair was. fought much later (322 A. D. FM.)
Fiachaid Sraibhtine slain there by the Three f'ollas cf. 48, 49, 51
our poem. Were there two battles of Dubhchomair'::'
14. "le tri macaibh Feidhlinie" i. e. Conn, Eochaidh Fionu and Fiacha
Suighdhe.
16. Conn was killed at Druim Tuirleime (nr. Ros na Righ) BML. 98.
But K. II, 260 . . thuit le T. T. i bhfeall i dtuaith Teamhrach 7 é
uaigneach ann; and Gilla Coemáin's poem (Tripartite Life II, 534)
'co has Cuind Cetcathaig cain issin tulaig i Tuadamair' (with variant
Tuaithamnais, and Tuathamrois FM 137 A. D.). Tuadamair etc. not
identified OG.
18. Conaire mac Moga Lámha 158—165 FM.
19. Ard Neimhidh, island of Barrymore, Cork Harbour. Neimedh, son
of Sraibhgheann K. II, 268, 276. He was afterwards killed by Cairbre,
son of Conaire Mac Moga Lámha at the Battle of Cend Abrat.
Tigernach, Rev. Celt. XVII, p. 10.
22, 23. Quoted by K. U, p. 284. MS. u.sed by K. had (23) an cur cas for
Corrtiac Cas. Cormac Cas (king of Munster) was Lughaid Mac Con's
stepbrother K. II, 270. Only two of Oilill Olunvs nine sons survived
the Battle of Magh Mucraimhe and Cormac Cas was one of them.
They fought on Art's side against Mac Con. Cormac Cas died of
wounds received in the Battle of Samna, thirteen years afterwards.
Acall. p. 33.
24. Feircheas mac Comain Eigeas; he slew Lughaidh at the instigation
of Cormac mac Airt K. II, 286.
Lebhar Gabhála. (pioted by Petrie, Anti(|uities of Tara líill 220: —
conad iarom ro hiounarbadh | Lughaidh) a Teamraigh la Corbmac
cona socraitti co dtorcair le drauidli Oiliila Oluim i uArd Feirchis
isin Mumhaiu Also Silva Gadelica I, 318; II, 359.
26. Medhbh Lethderg, d. of Conán Cualann; w. of Art Aoinfher K. II,
268, 298.
O'Curry; MSS. Materials p. 480 publishes a poem from LL 24 b
(new pagination 44b) attributed to her. Here she appears as the
wife of Cuchorb, s. of Mogh Corb, who was slain by Feidhlimidh
Heachtmhar, with whum Medhbh eloped. This would place her
CNÜCHA CNOC OS CIONN LIFE. 53
earlier than in onr poem where she is contemporary with Cormac
Mac Airt. Bnt K. IT, 306 mentions Cn Chorb, son of Mogh Corb as
contemporary with Eocbaidh Finn. The poem published by O'Curry
has a short prose introduction (LL380b) which begins: — Robudh
nior tra nert 7 cumhachta Meidhbhe isin for firu Erenn, air isi na
leiged ri a Temhair gau a beith fein aige na mnai This
seems to agree with stanza 30, 1. 3.
Eocbaidh Fionn : brother of Conn Cedcathach. He slew the two
brothers of Art Aoinfhear K. 11, 268. His descendants received the
Ui Fotharta Laighean K. II, 306, 308.
27. Rev. Celt. XXV, 24; ETB. is and din robói Cormac hua Cuiud i
Ceuaunas riasiu rogabad rige [nErenu ar ui ro leic] Medb Lethderg
hi Temraig iar nécaib a athair [som] .i. i fail Airt robói in Medb
Lethderg do Laiguib ocus arrobert side in rige iar necaib Airt
Caladh Truim; "nr. Tara" OG.
Teasbhaidh Cormaic hui Cuind fri re vii mis. Tigeraach A. D. 248.
FM. contains no reference to the banishment of Cormac nor to
Medbh Leithderg.
28. None of the Dindshenchas poems on Tara contain auy reference to
the digging of Raith Medhbha. It lies about 1 mile S. E. of Tara.
Petrie p. 230.
29. Crimhthan cetguinech, son of Cathaoir Mor.
30. see note on 26.
32. Ferghns Dubhdéatach reigned »ne year. K. II, 288, 300.
33. Na tri Ferghusa — F. Dubhdéatach, F. Caisfhiaclach, and F. Fuilt-
leabhair. See K's description of Battle of Crinna II, 288—292.
Lughaidh i. e. L. Lámha.
34. Read: airdri Cormac or righe Cormaic"^ Th.
Raith Speláin. Acall. 2735, deich mbliadna flehet rochaithset do
flilaithius Chormaic hui Chuind no co fuair has ic Raith Spelain a
luBregaib.
ib. 4705. Raith Spelain 7 Raith in Mail .... cia ro bói intib?
Da briugaid do rig Eirenn ar Cailte .i. do Chormac Ua Chuind.
Is intib do bidis ac Beccán bóaire 7 ac Spelan
mac Dubain ac in da briugaid sin.
38. None of the accounts of C's death mention these details.
42. Eocbaidh Gunnat: —
Cath Finn Trágha p. 72, ardrig uasal Cormac mac Airt
hui siom iarom XL bliadna i rige nErenn ceumota na da bliadain
rogabsat Ulaid .i. Fergus Dubdetach 7 Eochaid Gunnat bliadain ele
air; ro aithrigadsom fa do 0 Ulltaib.
According to our poem and FM. Eocbaidh Gunnat succeeded
Cormac. In Tigheniach Cairbre Lifeachair succeeds Cormac directly
and there is no mention of Eocbaidh Gunnat.
BB 260 b 44 as iad so na riga ba im chostadh na tteidhi .i. Fergus
Dubhdétacb 7 Eochaid Gunnat da righ Ulad. This approximates to
CFT iiuotatiou above.
Sean 6 Dubhagain's poem Bk. I Maine beginning 140 a : —
54 mai:ka i'owkh.
Mac Fiacaig Find airdrig Eirenu mac Corniaic Airt Aeiifir
uaibEochaidhGnnnada mac Feig FeargnamacFeargusafearrdlia.
Cairbre Lifeachair
There is disagreement also about the death of E. G. :
He fell by the Lnghna Feirtre K. II, 352.
He died by the hand of Lughaidli Meaun F.Al. 2(!7.
In tiie Dindshenchas of Mag Findabrach he is killed by Lughaidh
Lágde, evidently in the battle of Crinna.
Cath Cuilleud: It e uero na fiannasa tichset cath Cuilleud 7 cath
Cliach 7 cath Comair tri nuisci CZ. I, 472 (YBL 375 a).
In the prose Dindshenchas of Loch nOirbsen mention is made of
a Cath Cuillend between Uillenn Faeburdeig and Manannan mac Lir
in which the latter fell. This same engagement occurs in the poem
LLlla on the deaths of Tnatha De Danann personages, ascribed to
Flanu Mainislrech.
A Guillen 0 gCuanach in Tiobrad Arann occurs Acallamh 5727 . . .
ecus is annseo donith in flaith Find tri catlia don Fhein cacha bliadua
7 is annseo doberthea 7 do toghtha curaid re gaisced a ninad cacha
marbtha dFliiannaib Eirenn These references however throw
no light on E. G"s death.
43. C. L. reigned twenty-seven years. K. II, 354; FM 26« — 284.
44. Cairbre falls by Oscar in all the Fenian tales and poems (Battle of
Gabra etc.), but FM 284 'docher i ccath Gabhra Aichle do laimh
Seiraeoiu raic Cirb do Fothortaibh."
45. See Coir Anmann 220; K. II, 35(). Also Duanaire Finn, p. XLI.
47. In Tigernach Fiacha Sraibtine succeeds Cairbre Lifeachair. Eochaidh
Doimhle.n and Fiacha Sraibhtine were sons of C. L.; E. D. was father
of the Three CoUas.
48. F. S. reigned 33 years K. II, 35G; 30 years FM 286— 322; 39 years
according to our poem.
Dubhchomair nr. Taillte K. II, 358. Dubhchomair was als« the
name of Fiachaidh's druid. K. II, 360.
50. Reiraeas na Righ breaks off with the digression on Finn's age
and death. The remainder of the i)oem is in the usual Oisin
V. Fatrick .style.
According to FM and Tighernach Finn died in the I6O1 year
of Cairbre Lifeachair's reign A. I). 283. ]5ut the Battle of Dun
Dubchomair was fought A. D. 322. FM. (íiolla Coemáin's poem
(Trip. Life II, 536):
Coic bliadna cethorchat caiu iar marbad Find a hAlmain
CO maidm Duib Chommair calma lasna Collu cathchalma.
Taking date of Battle of Dubhchomumir as 322 Finn's obit would
then be 277. In same jioem p. 536, fifty seven years is allowe«!
between the Battle of Magli Mucrimhe (195 FM) and F's death.
52, 53. 'in fer feasa', 'in fer atuaidh' point to Eocha eigeas i.e. Dalian
Forgaill. cf. O'R. Irish Writers p. 39. 1 cannot check the reference
to longevity.
Moghruith mac Scinfhcsa, a druid of Munster K. 11, 320.
CNUCHA CNOC OS CIONN i.IFK. • 55
Re uaoi riogh déag diaidh i iidiaidh saoghal Mhogha Rnith
[re róighliaidh
Ó Roth mac Rioghaill mór hloidh go Cairbre Conn Lith-
[feachair. ib.
('nicer tiled uasai drem is ferr tharaill iath nEirenn
is mebair liumsa co becht a faisneis, a filidecht.
Cairbri tili fuair dar ler Amairgin indsi Gaeidel
Feircheirtue re Labraid Lore Mogli Ruith is Find faeburnocht.
Acall. 25-19— 2552.
54. A poem on the respective agos of the Feuian warriors Rev. Celt. XVI,
p. 26 attributes 2i9 years to Finn : —
se fithchidh bliaghun fa dho is naoi mbliaghna ni sa mho
saegal Fhinu fa seun fa raith fa bhuaidh fa trean don ardfhlaith.
Oss. Soc. I, OÖ gives him 310 years:
Tri chead bliadhain co mblaithe deich mbliadhna acht aen raithche
saogal Fhinn go bhfuair a rae go torchair tre bheim baois é.
and Acallamh 2537, 230 years as in our poem: —
Da cet bliadan co mblaithe ocus tricha gan tlaithe,
saegal Find, ba fata re co torchair ga leim baisse.
'Sons of Brogau' — see prose lutroductiou.
55. iua uaomthor 'in his holy troop' (Th.).
56. Read 'a m[h]eis' for 'aiueis': We have eleven men after them, Jesus
forbade them his table. Every man got a change of name — that
was not returned — before baptism (Th.).
57. There is no changing of names in the description of the baptism of
Cailte and his companions; Acallamh p. 10.
Dublin. Mauua Power.
MORANDS FURSTí:NSP1EGEL.
Die Ratschläge, die der weise Morand vor seinem Tode
dem jungen König Feradacli Find Fechtnach ') dui-cli den „ruf-
gewohuten" Nere, also wohl durch einen Herold, überbringen
läfst, sind wenigstens im Eingang der einen Redaktion (B)
deutlicli an eine sagenhafte Begebenheit der ii'ischen Geschichte
angeknüpft, an die vei'suchte Ausrottung der edlen oder freien
Geschlechter Irlands (sóerchlanda Erenn) durch die Zinsbauern-
Stämme {aithtchtlawtha). Der älteste ausführlichere Bericht
über diesen Mord ist für uns ein zwülfstrophiges Gedicht, das sich
an alle Pi-osaerzählungen des Ereignisses angehängt findet und
auf dem, wie manciie w()rtliche Anklänge beweisen, diese sämtlich
beruhen. Es wird deshalb hier vorangestellt.
Mir sind sechs Handschriften dieses Gedichts bekannt, von
denen ich vier kopiert oder verglichen habe; nämlich das Buch
von Ballymote, P^aks. 255bl7 (= B); das Buch von Fermoy,
fol. 30b (= F); das Buch von Lecan, fol. ITC, a {= L) und die
Hs. des Trinity College (Dublin) H. 3. 18, S. 763 (= H). Aus dem
Buch von Lismore fol. 142 ■", b f= Liii) kenne \c\\ mir den Wortlaut
der ersten Strofe nach Stokes' unten erwähntem Zilat; aulserdem
hab ich mir notiert, dals das Buch von Lecan fol. 295^ b — 296'" a
das Gedicht in die erweiterte Fassung des Lrhor Gahdla bei dt-r
Regierung von Klim mac ('onrach eingesclioben hat. Ks lautet:
1 Söerchlanda Erenn uile. lomarbtha la (»endnine.
acht na tri maic monar ngle. at*rullatar o Choirpre.
1 marbhtha cuaan aeu (luiue Liii. Chaiipn; I.iii L, luiri)- J{, Chairbre F.
') Find „der Scliüin;' niul Ftxhtnark „der Glückliche ' oder „Gedeilieude"
sind in den Hnti. bald als Kfniiijositum l)eliaiidelt, bald getrennt. Ich habe sie
im Folgcuden ohne Riloksicht auf die llss. überall als zwei Wörter gegeben.
MOKANUS FLK»TKNSriE(iEI., 57
2 Torrcha jitrullatar uadh sair. a mäithrecha na mac sin.
conid and nictha is tir thair. iar riachtain doib i n-Albain.
3 Feradach Find Fechtnaf^h Fail. Corb Aúloni a Mumain mair.
is Tipraite Tirecli tliall. it é sin a coraanmann.
4 Ingen rig Alban cen ail. ba si máthair Feradaig.
Ba(i)ne ba lied ainm na mn;i. ingen Luaith meic Da(i)rera.
5 Crufe ingen Gartniat gliiair. ro'gab Bretnu cosin mbuaid.
mäithir Coirb Auloim cen ail. as a sil fil i Mumain.
() Ingen rig Saxan ni sneid. maithir in Tipraiti thréin.
A(i)ne a ainm oca taig. ingen cuinde Caínídail.
7 DoTönsat comairli caiu. athig Erenn in tan sin.
fiair tallad forro as each mud. ith blicht mes ociis tori<d.
8 '81 comairle rochinnset. aithrecli léo aní ro-millset.
togairm na mac monar ngle. dia n-oirdned i n-airdrlge.
9 DoTatsat ratha co tenn. a(i)theclitliúatha na liÉrenn.
im réir na mac batar tair. acht co'tistais a h Albain.
10 It é rätha tucsat ind. nem talam ésca grían grind,
immo reir a beinn i mbeinn. cein maras muir im Krinn.
11 Cond Kogan Araide an. it é cinind na tri mal.
Araide i n-Emain cen ail. Cond Cétchathach i Temair.
12 Eogan i Caisiul na rig. is and tarastar a sll.
Conid frill sin siu is tall. samlas in sui each söerchland.
2 Torracha F, Toirreach L. uadh om. B L. maithrech ina H. tiachtain L.
a bAlbain L.
3 steht in li vor 2. Tipraide B, Tipra(idi) tirech tren tall (is om) B L.
is c L, at iat It.
4 CO mbloid L. isi L. hused li F H. Luaidh H. Bercra. B.
5 Cniibi L, Gruibi B. Gartuiadh H, Charmaid L. Cuirp L. co mbloid L.
6 fehlt in F. Tipraidi L, Tipm B. ba he haiu»i comthaig B. cuinde L,
cáimh H, comlan B. Chaineadail L. Caindedbail H, cai?idi oil B.
7. chain B F. aithigh F, athaich L. iu uair siu B, na n-aimsir L.
talla L. forthu B, orra L. is mar thoritd L. mes 7 t. om. li.
8 Isi F H, Hi B. dorindset (/Vir ro-m.) L. dianairdrighe H.
9 thair F L.
10 thucsad L. i»nuo a rer B. a om. B, 0 beind do beiud L. in cen bes L,
heret beth B.
11 Conid B. a Temhraidh F.
12 tarwitar B, tarustair H L, tarásair F. sund is L. samlas L. chec/i F.
58 R. THURNKYSEN,
1. Die freien Geschlechter von ganz Irland wurden durch
einen Menschen ermordet aufser den drei Knaben — eine klare
Tat — , die Coirpre entrannen.
2. Schwanger entrannen ihm die Mütter dieser Knaben nach
Osten, so dafs sie dort im östlichen Land geboren wurden, nach-
dem sie Albion erreicht hatten.
3. P'eradach der Schöne- Glückliche von Irland, Corb Nackt-
Ohr aus dem grofsen Munster, und Tipraite der Landreiche
drüben, das sind ihre Namen.
4. Die Tochter des Königs von Schottland (oder Albion)
ohne Makel, die war Feradachs Mutter; Baine war der Frau
Name, Tochter von Luath mac Dairera.
5. Crufe. die Tochter des glänzenden Gartniat, der die
Britten siegreich in Besitz genommen hatte, war die Mutter von
Corb Nackt-Ohr ohne ]\rakel, dessen Same in Munster sitzt.
6. Die Tochter des Königs der Sachsen — es war nichts
kleines — war die Mutter des starken Tipraite; Aine war ihr
Name zu Hause, die frauenhafte i) Tochter von Cain-Idal.
7. Zu dieser Zeit hielten die Zinsbauern Ii'lands eine gute
Beratung ab, weil ihnen Getreide, Milch, Eichelmast und Frucht
auf jede Weise benommen war.
8. Dies ist der Beschluls, den sie fafsten — es reute sie,
was sie vernichtet hatten — , die Söhne zu berufen — eine klare
Tat — , um sie ins hohe Königtum einzusetzen.
9. Eifrig stellten Bürgen die Zinsbauern -Stämme Irlands
nach dem Wunsch der Söhne, die im Osten lebten, wenn sie nur
aus Albion (zurück)kämen.
10. Das .«;ind die Bürgen, die sie dazu stellten: der Himmel,
die Erde, der Mond, die schöne Sonne, dafs sie ihren Willen
hätten von Höhe zu Höhe, so lange das Meer um Irland bleibt.
11. C'ond, Eogan, der hehre Araide, das ist die Naclikommen-
schaft der drei Fürsten: Araide in Emain ohne Makel, Cond der
Hundertschlachtige in Temair.
12. Eogan im (!ashel der Könige — dort verharrte sein
Same — , so dafs der Weise jedes freie Geschlecht diesseits und
jenseits diesen gleichsetzt ^).
') W(MHi cuiude (I,) «las .\(ljcktiv zu cttiniu A. ben (Coriuac s.v. 27 flr^)
igt. nie Lesarten gehen liier sehr a\isein;intl*'r; die von liiii kenne ich nicht.
•') D. h. alle edelii (íf.x^lilcchtt^r in Irlaml und Schottland werden anf
einen dieser drei Fürsten zurückgeführt.
MOKANDS KÜRRTKNSlMKiiKI.. 59
Das Gedicht ist dann in einen etwas erweiterten Prosa-
bericht aiifgehist worden, der uns in dreifacher Redaktion vorliegt:
I. Hs. Lni. Die erste Redaktion findet sich verhältnis-
mäfsig am reinsten im Buch von Lismore fol. 142'' a. Stokes
(Lives of Saints from tlie Book of Lismore, S. XXXVII f.) hat
gröfsere Abschnitte daraus abgedruckt, nämlich § 1 — 6 und
11 — 13 und den Anfang von 14 (nach meiner Bezeichnung). Den
Wortlaut der übrigen Abschnitte kenne ich nicht; doch weichen
die Hss. wenig voneinander ab.
Hs. L. Das Buch von Lecan (R. Ir. Ac, 23. P. 2), fol. 175^
stellt vor diesen Text ein Verzeichnis der irischen Stämme, die
man für die aithech-thiiutha, die Zinsbauern-Stämme, hielt.
Hs. B. Das Buch von Ballymote, Faks. 255 a, das diesen
Abschnitt aus dem Buch von Glenn-Da-Locha (255 a 6) geschöpft
hat, bringt das Verzeichnis gleichfalls'), aufserdem aber am Schluls
(255 b 30) eine zweite Aufzählung der túatha aifhcchda nebst
ihren Unterabteilungen (fodla)'-).
II. Diese Prosaerzälilung — ohne die Verzeichnisse — hat
eine Erweiterung erfahren, die nur in zwei Handschriften vorliegt.
Sie zeigt allerlei Ausschmückungen, wie z. B. die, dafs die Bauern-
stämme nach dem Tod von Coirbre Katzenkopf das Königtum
Morand anbieten; besonders aber sucht sie durch einen am Ende
beigefügten Abschnitt (§ 15. 16) den Anschlufs an die Geschichte
von König Tuathal Techtmar zu gewinnen, die mit der hier
berichteten grofse Ähnlichkeit hat und am ausführlichsten im
Buch von Leinster, Faks. 51 a — b, erzählt wird. Die Hand-
schriften der Redaktion II sind :
F. Das Buch von Fermoy (R. Ir. Ac), S. 35 a — 37 a. Hier
führt sie den Titel: Bruidcn 3I(ei)c Bareó annso siosana, indem
der Mord von diesem späten Bearbeiter in diese bruiden ver-
legt wird-').
H. Die Papierhs. des Trinity College (Dublin) H. 3. 18,
S. 761—764.
') Beide Hss. äuderu den Aufangssatz iiu Auscbluls an das Vorher-
gebende: ßoi fodord mor icon liicJä sa (so) .i. ic aitheachthuathaib Ercnn usw.
') Vgl. .1. MacNeill. Early Irish Population -Groups §20. Die heideu
Listen sind gedruckt bei O'Curry (Sullivan), Manners a. Customs, 1 S. XXVII.
•') Nach der Bibliography of Irish Philology, S. lOti, bat J. MacXeill eine
Übersetzung- davon in der — mir jetzt nicht zugänglichen — New Ireland
Review XXVI (1906), 96 ff. gegeben.
60 R. THURJiEYSKN,
III. Eine andere Bearbeitung von I und zwar mit wesentlich
modernisierter Sitraclie entliält die P^dinburg-er Handschrift XXVIII
(Kilbride Collection. Nr. 24), S. 9 — 10, die noch dem 14. Jh. zu-
geschrieben wird (ob mit Recht?). Sie enthält beide Verzeichnisse
der aitJiech-thuafha wie B, stimmt aber in fehlerhaften Lesarten
manchmal näher mit L überein. Der Text, der vom Gedicht
nur die zwei ersten Strofen enthält, ist veröffentlicht und übersetzt
von W. A. Craigie, Rev. Celt. 20 (1809), S. 335 ff.
Von Redaktion I und II habe ich die Hss. B (Faks.). F,
H, L abgeschrieben oder verglichen. Ich drucke den ausführ-
licheren Text II, ohne gleichgültige graphische Varianten oder
Schreibfehler anzugeben. Die Lesarten der älteren, knapperen
Version I bringen die Anmerkungen.
1. Bai fodord mr»r ic athechthüathaib Krenn i n-aimsir tri
rig n-Erenn .i. Flacho Findola«^ 7 Feie mac Fideic Caich 7
Bres mac Firb.
2.1) Fiacho Findola/^ immurro, is e ba ri Erend, Feie mac
Fiáeic Caích ba ri Muman, Bres mac Firb ba ri Ulad. Ba hadbal
tra 7 ba din'ni truma in chisa 7 met na cäna 7 fortamlaighe in
flaithiusa laisna tri ligliaibli sin for aitheachaib Erend. Ba hole
immurro lasna haithechaib a menma ar met na daire boi forro
7 ar truma a foghnoma, air ro'batar na sierchlanna ac laigi
forsna ferannaibh i-rabatar sum. Im-forgenair larom comthinul
icna h&iihechaibh i n-öenairm, coro'cindis oenc[h]omairle in tan sin.
3.2) Batai- larom tri aith/V/ robsat toisich comairle occo
som .i. Buan 7 Monach 7 Corpre Cind Chait. Ba cenn doib .sidiie
Cairpre Cinn C[h]ait. Ar ba do Lüaiglinibh du 7 is e ba ri for
LaagntftÄ, ar ba üaith?&/i sidhe nogebthe cennus aithech.
1 aitheadiaihh Lni. Fiudolaigh F, Findolairh L, Findfol- Lni. Fee B.
Fidheich F, Fidfec B, Fidaich L. Breasal mac Feirb L.
2 Er- an tAU sin F. Feie mac Feie F. Bress m-e Feirp H. fortiamhl-i F.
leisna F. láis ua F. foglinnemse H ar H.
3 Cairp- F. Cent H. doibsii» F. do Laiguibh H. Imaidibh sen F.
') 8 2 fehlt in 1.
') Für 3 in I nur: Batar diit*) tri aithig batar*') toTsigb comairle do
aitbeachtliuatbaib Er«n7» in inbaid sin .i. Monach 7 Büau 7 Corpic Cend Cait").
•) da l.ni. '•) lia Liii, rubdar B. •") Cairpri (\'ud Caid L, Cairp-
t'atchend B.
MORANDS FÜRSTKNÄPIEfiEL. 61
4.^) Hoionsat larum na atliig comhairle in tan sin do reir
in tiir sin. Ba si laroni coniairle ro-chinnset ann sin .i. lledh
do thargud do thig C'airp>-i Chinn VMait .i. co Bruidin Ma?c Da-
Réo i mBreifne 7 a tigernadhu do tliodiuiriudli cliuici do saighidh
na rteidhe 7 bás do immbeirt forro 7 in rige do beith acu fein.
DoTönadh samltt/(//i 7 ro"bás hi fochill na fleidhe sin fri re teora
lethblííí<///fni ocna dLithechaibh. Trian a toraidli immurro, is ed
doTatsat foisin turgnam sin. I Maigh Cró la Connachtu, is ann
ata an Bruiden indernad in morfledli sin.
5.'«) Do'deochatar imniutro fir Krewn di each leith d ind-
saighidh in luörthairic dorigned dóibh. Batar larom .ix. nó«a
oc tomailt na fleidhe. Do'bretha tm frithalamh mör isin nónae
dedenaigh forro. amal na'tuctha riamh. Do'bretha emh airer cech
bldh 7 saine cacha lenda dóibh corpat mesca medarchaine. corbo
treisi flait[h] firii, co"tarl?e in teach ina ratsechuiph brla//iar ocae.
Ro'imretor iaromh duinepläigh forro ann sin, ar is amlaiä for*
coemnacair each oen for erchomhair a échta dona haithechaib. Ba
grända 7 ba hadhüathmor ro'bás isin bruidin in tan sin. Ba
forbhäilidh Badhbh derg dässachtach 7 ba bröuach banchuire
■4 tigonadaed H. imirt F. do bith H. Dorighnedh iaromh H. amhl-
siu F. Connachdse H. an om. H.
5 Doberta F (bis), nónaigh F. corbhat F. medharchain F. corbo fc-is
ocae fehlt in V. in tan om. H. Wonach H.
') Für 4 in I nur: Doröusat comairli Tarum aithigh Éirenn do reir in
trlr sin. Ba sT*) comairli rorhindset'') flead do thargudh") dia tigeruaib'')
7 a marbad"') ocou fleidh sin. Batar imwioTO '") tri blTad/jfls) oc foichill'') na
iiedhi sin la haithechu Eire»»'). Triau*") a toraid cacha blTadna doratsat
forsiu turcnom sin'). I Maig Cro'") la Connachta, is and dognlth") in fiedh").
») 7 ba hi Lm. ^) na n-a(i)theach B L. *•) targud fledhi B. **) tigerna L.
") leo add. B. •■) Badar iarww na hath- B. «) L liest: a marbad iarum iar
tri bli- doib oc foichill usw. *•) ic airithin 7 ic foichill B. ') .i. athaich Er- L,
om. B. ^) 7 trian B. ') fria haireac B, fris L. "') Chruachan L. °) do-
rouudh Lm. ") sin add. L; B liest: Is and .u. dorrigenset i Muig acruach la
Cotmachta.
*) Für 5 in I nit»-; Dolotar Tarum fir Erenn di di each leith"). Bätar
Tarum'') naT nöna oc tomailt na") iiedhi''). Do'bretha'') lenda somesca'')
sainemhla doib isin") nönai deighinai^A'").
•) eil»» na üedhi (hinter di c. 1., di om.) L, dind fledh sin as each aird
i-mbatar B. ^) da?JO Lm, Faidhit di- B. •=) a B. '') 7 ni-frTth mod
nos-mairnfedh add. B. ") Dobfrthea Lm. ') om. B L. s) imou L. '') dibh
add. Lm, imuu uomaid combat mesca miciallmair B.
(»2 R. THURNEYSEN.
(Ion treas sin. Ka sUt laroni in mucálacli sin. Ba damradh
deglibaile. Ba toirradh niurnie.^^a. Bii eciadli saMvarpait. Ba
brainech sochenel. Ba comecair aireat7</. Ba tocbim cuiadh ocon
buidin sodealbdascerchenelajfjrsin ro-blthe isin Bruidin. Ro'muidhset
iarom srotba dar secht ndoirsibli na Biuidne, co-snaifitis mate
midaisi foraibh, diambadh dir fuil do snani.
6.'') Ro'dTbdait trä söerchlanda Krenn and sin acht na tri
maic rucait i inbronnaib a maithrech. Air in tan robás oc
fodbugndli na fer, is ann sin ro'elaiset na tri righna immach
asin ni Bruidin .i. Side Liiath 7 Criibe 7 Aine iat side. Con'dechatar
dar muir ar techedh na n-a(i)tliech.
7.^) Air batur tri caraid do tri righaibh Krenn .i. ri Alban
7 ri Bretan 7 n Saxan. Ba cara cipinnus do Flach« Findola/í/
Lüatli mac Daren a ri ('ruitlientúathe. Bane ingen Scáil rí[gj
Fomoire ben Lüaith. Do'breth din ingen Luaith do Fiachie
Fináolaig do mnal. Side Lfiath dawo a aium sin fein, ba si sin
mäthair Feradaig Find Fechtnaig.
5 treis F. mor mescje H. Ba brainech bis aireacht steht in H vor Ba
damradh. — b>-oiiiech F. sochenel- F, so cnl- (mit Strich durch s) H. cojuijacor F.
sodelbha F. secht sr[otha] tar F. niidbaidhisi II.
6 i mbroinn H, [i niJbro[nldandaibb F. Ar H. -elaidhset II, 'elaisit F.
Sise Luat H.
7 Ar H. Bain II. Dobert F. Sise H. sirfe F. si sidhe II,
*) In I nur: Ro-ortait») Tarum'") söerc[h]landa BMrenn ocan fleid sin
trlana mesca*), curodhTblidait uili*'), acht") na tri meic bStar i mbrondaib*")
a ni5ithreach "f).
•) Roort L, Romarbtha Lni. '') om. Lni. ') triu. tharm is- na naithcc/i
7 triana mesca fodesin H. '') combai badud S8ercland(-aib späterer Eintrag)
Eraud and L, om. li. ") acht sil H. ') imbroiwd L. «) in tan sin add. \t.
*) Jn I (B li): Air») batar caraid do trib rTgaib Erind .i.'') rT Alban 7
rT äaxan 7 ri Hreatan'^). Ba cara cétannis'') do Fiacha Findtdaich') Líiath
mac Darera "^) ri Cruitheutúathe. Baine") ingen Scäil rTg Fonioiri ben Luaitli.
Bains dwo ainm a ingine. Dobert side do Fiacha'') Fiudolat^ a ingin
.i. Bäine, couad hT') mäthair Feradaich Find Feachtnaich mcic Flachac/i
Findolai (/'').
•) om. li. '') caraid cleamna do tigeniaib Ueretm \nn\n i«baid sin li.
•=) descert Bretü7i H. •') cedua L. •) Findol- B, .i. rt(i(/. L. ')Di'reraI{. »^) .ii.
add. li. '■) Fiachaid L. ') Statt Bäine nsiv. liest li: Dobreth diti i?í^e?i do
Fiach- F-. Baine diu a hainm siden fen. Ba si üin ... **) .i. Tuatbaü
Techtniair (statt nieic F. V.) L.
MORANDS KÜKSTENSPIKilEL. 63
8.') iia Cilia dano Fiac mac Fideic Caicli li Muinaii do
Gortiiiad do iio^h Bietaii. ('rufe aiiini a ingine sin. Beiridli sin
mac do Fiac .i. Corp Ai'ilom a ainm.
O."*) Ba cara dano Bres mac Firb ri Ulad do ChainTdal
ligh Saxan. Aine ainm a ingine sin. [Bei]ridh sin mac do Bres
mac Firp .i. Tipiaiti Tirecli a ainm sin.
10.8) Ro'liailidh iarom in triar sin tair, airet bai righe oc
Corpie 7 nert aithech for feraibh Krend. Ar niro'lamsat na
mcic Ere do t[li]adhall ar eel* na n-aitliech.
11.1") Xi'tarat Iarom an talamh a toradli dona aithechaibh
Tarsin mörfingail ro'fersat for söerchlannaibh Erend, 7 boi gorta
mör la firu Fa'chh, conaToibe ith a talma/)i na mess a caillidh
na iasc a n-indberaibh na lacht ac buaibh na sin« ina cúrai feisin.
12.11) Fflair Corpre bás Tar tain 7 tarcatur fir Érí-nn rlghe
do Morann dia mac. Ro'ráidh immiirro Morann nagebadh hi,
8 Gortniadh H. Crúfe F. sidein H. Rue sidhe H. Fiach H. Aolum
ainm H.
9 Preas mac Feirb H. Per sidhe H. Bres F.
10 Cairp- F. 7 pni H. nilarahsat F.
11 roratsat H. sie[rchla]uda F. co«araibh H. ua siu na F. fáisíu F.
12 iarsin H. im. om. F. naclr F.
*) In I (B L): Ba cara diu Fiac mac Fideic*) CaTch ri Muman*") do
Ghortniat*') do rig Bretan. Bert a ingen side .i. Gruibe*^) mac do FTacc .1.
Corp Aúlom •) a ainm •").
■) Fiacc mac Fidfecc II. *') .i. Deirctined mac Eu/ia Munchain a ainm
sidi 7 ri M(o»an in Fiac sin L. «) Goirthigemd L. "*) Rnibi a hainm sidi L.
") Corb Aulaim B. '") Corp Ulom ainm in meic sin 7 Mod >'eid ainm aile do
.i. athair Moda Nuadad L.
*) In I (BL): Ba cara diit Bresal mac Feirb rl Ulad do Chandidal *)
do rl Saxan. Bert drio'') a ingen side — Aine a ainm side'^) — mac do
Breasal mac Feirb .i. Tibraidi Tireach e side'').
») Chain di oil B. '') om. B. ■■) Tipraide .T. tirecb a ainm B.
9) fehlt I.
'") hi I: Nl'tharat») in talam a thorad dona baitheachaib Taisin tingaü**)
do'ratsat") for soerchlandaib Ere»«. Ocns bai gorta múr laliru'') Erenn iter
inberu 7 feda 7 ith 7 blicht").
■) "thabbradh Lm, iarum add. L. '') iarsin digail sin L, iarsin ndidhail Lm.
") om. L. •>) for feraibh Lm. ') fedu 7 ithu 7 blec/i/a B.
") In I: Ro-fessa Iarum") tri comarbsei*') Erenn do bith i n Albain .i.
Feradach Find Fecbtnach 7 Corb<=) Aulom 7 Tipraite Tueach.
') Rafes ira Lui. '') na comarba L, na tn comarbu sin Lui. >-■) Corp Lm.
64 R. THURNEYSEN.
ar niibo toicli do i. ,Ccist cidh do'genam diu' ar lat. ,Ko'fetur
sa' ar Moianii .ani as coir ami .i. tri cüinarbai Kreiiii filet a
uAlbaiu .i. Feradliach Find Yechlnach 7 Corb Aülom 7 Tipraite
Tlreach, 7 tiagar ara cenn da rigliadh fiaiiide, air is dóibh as
toiclf. — Js maitli amhlaidh' or each.
13. Tiagair iarom ara ceiin dia frestal 7 dia rigadh, 7
do'bertar rätha nime 7 talman 7 grene 7 escae 7 na n-uile diil
friu una haitheclithnathaib im bitliíoghnom dóibli dia réir fein,
céin bes nmir im Krind 7 bes a sil som 7 a séimedh inti.
14. >2) Tegait diu anair 7 gabais cäch dibli ina aird .i.
Tipraite Tireacli a n-airther na hKreww a coicidh \]\ad 7 Corb
Aülom ana deisct';t for Mumhain. Gabhais Feradach Find Fecht-
nach ina medön .i. a Temhra/^/* na righ. Do'bretli larom for-
lamlius 7 ardrighi Krenn do Feradach Find Fechtnach 7 do'breth
ardchennus 7 comhairle 7 fenechns Krend do Morann mac Main.
Ba maith da»o ind Kiriu lar sin, ar ro'tóg a düdhche forr.T d »ns
na n-aithec//. Is üaidibh sin dawo ro'genetar tri soir Ereun
doridisi .i. Cond, Kogan, Araide .i. Cond ö Feradach Find Fecht-
nach, Kogan ö Chorp Aulom, Fiaclia Araide 0 Thipraiti Thireach.
Is du sin ro'chan in senchaid ann so: Süerchlanda Krenn usw.
{siehe oben S. 06).
12 Í om. F. ciutlus (für cidh) F. iliit om. F. comforbseo H. Corp H.
amhl. om. F.
13 Tiagar alle aufser F. dia frest. 7 om. \\. doberar liiii F, dobertor H,
dobertatar li, dobertha \,. ÍMtseacbtai {für rscae) H. na buili dula IÍ, dul
aicsi 7 neainaicsidi L. ÍHniioa fognum \\. airet {für céiii) B, erad \,. bias F,
beí/í I{. Die Wörter von dül friu hin céiu bes fehlen H. 7 bes H, 7 bias F.
7 bes bin inti fehlt in I.
14 each nanard II. Cairp- Ulóiu F. andesc-t Urmuman H. Find F.
om. H. Dobcrta F. airdri Y. na bErcnn IF. dFeredbach H. 7 dobotba F.
dnidcbi II. rogeineastair tri sarclanda L. afiitliisi \\. .i. om. L, .i. Cond
ö bis Thireach om. It. 7 Eoganac/(< uili \,. Cborb F. do II, Conid
doib sin L. na priatiira sa {für ann so) II. De quibiis poeia dixit hoc
carmen li.
") In I: Gabais*) Tarum'') cSch dil» ina rainn*^) .i.'') Tipraidi Tirech
i n-airthcr na*') hEirind i n-ril/rti/;') 7"') Feradach Find Fecbtnacli ina
medön') .i. i Temraig 7'') Corb Aulom ina deiscerf) .i. i m-Mnniain''), conid
riaidib sin rogenetar usw. {icie oben).
■) Gabar L. '•) Dothogat na maicc la sodai>i 7 gabais IÍ. ") ri?id II,
rainn feraiun Lni. •') ovi. II. ') om. L. ') imedon H- B. ^) andesc-t H- H.
'■) the.s {statt i. i .\I.; L.
MOKANÜS FÜRSTENSPIEGEL. 65
Hinter dem Gedicht fährt II fort:
15. Fer amhra dawo in Morand sin aga'roibhe in fir flatha
.i. in sin .i. idli Moramt/ .i. in cintach inio'tabaitha briigait he,
ronascadli ima biagait co'farcbadh cen anmain he. Int ennac
'xmmiuro imo'cuiit[h]aj bragait he, nocon idh du sin. [no-]ret[h]edh
ime CO talmam. Conid he sin boi oc etirgléod fiiiude 7 güa isin
aimsir sin. Conidh de sin ro'ainmniged Feradach Finn Fechtnach
don righ imbüi aimsir inti sin.
10. Boi larom Feradach oc dllgend na n-aithech 7 aca cur
hi eis 7 a foglinam dermar 7 ac tarrochtain ferro in gnima
do'righensat .i. söerclilanda VjVenn do niarbadh. Ro'marbadh
dawo Feradach hi Temr«?í/ iar tain la Eillim mac Conrach rig
n-UlaiZ 7 hi hEocha/fZ Änchend la righ Laigen 7 la Sanbh mac
Ceit me<c Magach la righ Connacht 7 la Forbre mac Fine la
righ Human. A comairle na n-aithech da«o doionad doridisi
in gnim sin. 7 ro'elai Tfiathal tiaidib tar muir, conidh tair
rod*n-alt co cenn flehet blladhan.
15 is ocae ro-bai H. idh Moran» F. fo bra^ait H. In teutuch H, Int
en. his co talmain om. F. a pmgait H. de sin {statt do sin) U. edh sin H.
Finn om. F. intidhsin H.
16 ch'tr H, crú F. dermair H. tariacht- H. doronsat F. Elim F.
Cownrúch F. Saup H. Fo>-pri H. dajjo om. F. Et roelaigh F. uaitliib F,
uadhaiph H. rod nalta H. — Finis, finis add. H.
1. Es herrschte grofses Murren unter den Zinsbauern-
Stämmen Irlands zur Zeit dreier irischer Könige, nämlich Fiacho
Findolaigi) und Feie Sohn von Fide(i)c dem Einäugigen und
Bress Sohn von Ferb.
2. Fiacho Findolaig war aber König von Irland, Feie Sohn
von Fide(i)c dem Einäugigen König von Munster, Bress Sohn
von Ferb König von Ulster. Gewaltig und mafslos war nun die
Schwere des Zinses und die Gröfse des Tributs und der Druck
der Herrschaft unter diesen drei Königen bei den Zinsbauern
Irlands. Die Zinsbauern waren aber mifsmutig über die mächtige
Knechtschaft, die auf ihnen lag, und über die Schwere ihres
Dienstes; denn die freien Geschlechter waren über die Ländereien
1) Das ist nicht die alte Nominativform (vgl. Fiacha Finnfolad Tig.
in Rev. Celt. 16,418); aber sie wird in unserem Text so verwendet.
Zeitschrift f. celt. Philologe XI. 5
66 R. THURNEYSKN.
gelagert, in denen sie lebten. Da wurde nun eine Versammlung
der Zinsbauern an einen Ort ins Werk gesetzt, damit sie einen
gemeinschaftlichen Beschlufs fafsten.
3. Drei Bauern waren nun bei ihnen Führer des Rats,
nämlich Buan und Monach und Coirbre mit dem Katzenkopf,
Ihr Haupt war Coirbre mit dem Katzenkopf. Denn er stammte
von den Luaigni und war Fürst über die Luaigni; denn aus
ihnen wurde die Häuptlingschaft der Zinsbauern genommen.
4. Da hielten die Bauern nun Rat nach dem Willen dieser
Drei. Und das war der Beschlufs, den sie dort fafsten: ein
Gelage zu rüsten im Haus von Coirbre mit dem Katzenkopf, in
der Bruiden Maie Da -Reo in Brefne, und ihre Herren zu dem
Gelage zu ihm einzuladen und sie umzubringen, so dafs das
Königtum bei ihnen selber wäre. So tat man, und drei halbe
Jahre lang wurden die Vorkehrungen zu diesem Gelage bei den
Zinsbauern getroffen. Ein Drittel ihrer F'rucht gaben sie für
diese Zurüstung her. Tu Mag Cro ('Blutfeld'), dort ist die Bruiden,
in der dieses grofse Gelage abgehalten wurde.
5. Von allen Seiten kamen nun die Männer Irlands zu
dieser grofsen Veranstaltung, die für sie ins Werk gesetzt wurde.
Dann waren sie neun Abende beim Feiern des Gelages. Am
letzten Abend wurde ihnen eine grofse Aufwartung geboten,
wie früher niemals. Es wurde ihnen eben das l^este von jeder
Speise und das Ausgezeichnetste von jedem Getränke gespendet,
so dafs sie trunken und ausgelassen wurden, bis dafs das Bier
stärker wurde als die ]\ränner und das Haus in lärmendes Ge-
spräch überging. Dann wurde ein Llenschenmorden über sie
gebracht; denn jeder der Bauern befand sich in der Nähe dessen,
den er umbringen sollte. Fürchterlich und grauenhaft war es
damals in der Bruiden. Die blutige, rasende Badb war überfroh
und die Frauenschar traurig über diesen Kampf. Edel war jene
Eberbrut. Ka war eine Ochsenschar guter Abkunft, eine Eber-
schar reicher Eichelmast, es war die Ausstattung eines edeln
Wagens. Zahlreich war edles Geschlecht, würdig die Versammlung.
Ein Helden-Schreiten war's bei der wohlgestalteten, adligen Schaar,
die in der Bruiden eischlagen wurde. Da brachen Ströme durch
die sieben Tore der Bruiden, dafs Knaben mittleren Alters darauf
hätten schwimmen können, wenn Blut zum schwinniien geeignet wäre.
6. So wurden die freien Geschlechter Irlands dort ausgetilgt
aufser den drei Söhnen, die im Leib ihrer Mütter davon getragen
MOKANDS FÜRSTENSITEGEL. 67
wurden. Denn während man besdiäfti^t war, die Männer aus-
zuplündern, entrannen die drei Königinnen aus der Bruiden; das
waren Side Luathi) und Crube und Aine. Die kamen übers
Meer auf der Flucht vor den Bauern.
7. Denn die drei Könige Irlands hatten drei Freunde, den
König von Schottland, den König der Britten und den König
der Sachsen. Der Freund von Fiacha Findolaig zunächst war
Luath mac Darera, der König des Pikten volks; Luath's Frau
war Bane, die Tochter von Seal, dem König der P'oraoiri. Die
Tochter Luath's nun war Fiacha Findolaig zur Frau gegeben
worden. Deren eigener Name war Side Luath, die wurde die
Mutter von Feradach dem Schönen-Glücklichen.
8. Der Freund sodann von Fiac, Sohn von Fide(i)c dem
Einäugigen, dem König von Munster war Gortniat der König
der Britten. Dessen Tochter hiefs Crufe. Diese gebar Fiac
einen Sohn, mit Namen Corb Nackt-Ohr.
9. Der Freund ferner von Bress dem Sohne Ferb's, dem
König von Ulster, war Cainidal der König der Sachsen. Dessen
Tochter hiefs Aine. Diese gebar Bress dem Sohne Ferb's einen
Sohn, mit Namen Tipraite der Landreiche.
10. Diese drei wurden nun im Osten aufgezogen, so lange
Coirbre das Königtum und die Bauern die Gewalt über die Ir-
länder hatten. Denn die Söhne wagten Irland nicht aufzusuchen
aus Furcht vor den Bauern.
11. Nun gab die Erde den Bauern keine Frucht nach dem
gi'ofsen Mord, den sie über die freien Geschlechter Irlands gebracht
hatten, und es herrschte grofse Hungersnot bei den Irländern,
so dafs kein Getreide in der Erde war und keine Baumfrucht
im Walde und keine Fische in den Flufsmündungen und keine
Milch in den Kühen und kein Wetter in riclitiger Ordnung.
12. Darauf starb Coirbre und die Irländer boten das König-
tum seinem Sohne Morand an. ]\Iorand sagte aber, er werde es
nicht annehmen, denn es stehe ihm nicht zu. 'Was sollen wir
denn tun?' sagten sie. 'Ich weiTs, was sich geziemt' sagte
Morand. *'Die drei Erben Irlands leben in Albion : Feradach der
Schöne -Glückliche und Corb Nackt-Ohr und Tipraite der Land-
reiche. Man suche sie von uns aus auf, um sie als Könige
>) Dieser sonderbare Name der Tochter Luath's statt Bäine im Gedicht
lind in der älteren Prosa, entspringt einem Mifsverständnis des Ausdrucks
do'bert (-breth) side der älteren Prosa (§7).
68 R. THURNEY8EN,
einzusetzen; denn ihnen steht es zu.' — 'So ist es gut' sagten alle.
13. Darauf suchte man sie auf, um ihnen aufzuwarten und
sie als Könige einzusetzen. Und von den Zinsbauern -Stämmen
wurden ihnen als Bürgschaft der Himmel und die Erde und die
Sonne und der Mond gegeben für ewigen Dienst nach ihrem
Wunsch, so lange das Meer um Irland bleibe und ihr Same und
ihre Nachkommenschaft dort lebe.
14. So kamen sie aus dem Osten, und jeder von ihnen liefs
sich in seiner Richtung nieder: Tipraite der Landreiche im Osten
Irlands in der Provinz Ulster und Corb Nackt -Ohr in seinem
Süden in Munster. P^eradach der Schöne- Glückliche liefs sich
in seiner Mitte nieder, im Temair der Könige. Darauf wurde
die Gewalt und das Hochkönigtum über Irland Feradach dem
Schönen -Glücklichen gegeben und die Häuptliugschaft und das
Beratungsamt und das Recht (fenechtis) Irlands Morand dem
Sohne Moen's. Darauf ging es Irland gut, denn er brachte ihm
wieder, was ihm zukamt), nach den Bauern. Von jenen wurden
dann wieder die drei Edeln Irlands gezeugt: Cond, i^ogan und
Araide, nämlich Cond von Feradach dem Schönen -Glücklichen,
Eogan von Corb Nackt -Ohr, Fiacha Araide von Tipraite dem
Landreichen. Darüber sang der senchaid Folgendes: 'Die freien
Gesclilechter von ganz Irland' usw. (s. oben S. 58).
15. Ein herrlicher Mann war nun dieser Morand, in dessen
Besitz die 'Gerechtigkeit der Herrschaft' (ßr flaiha) war, nämlich
der sin, d. i. die Schlinge Morands: der Schuldige, um de.ssen
Hals sie gebracht wuide — um dessen Hals zog sie sich zusammen
und nahm ihm das Leben; der Unschuldige jedoch, um dessen
Hals sie gelegt wurde, — für den war es keine Schlinge, sie
glitt um ihn zur P^rde hinab ^). So dais er zu jener Zeit zwischen
Wahrheit und Lüge entschied. Und davon wurde der König
Feradach der Schöne-G 1 iickl iclie genannl, zu dessen Zeit jener lebte ^).
IG. Darauf begann Feradach die Bauern zu vertilgen und
sie unter Zins und schweren Dienst zu bringen und die Tat an
ihnen zu rächen, die sie begangen hatten, den Moid der freien
Geschlechter Irlands. Später wurde Feradach in Temair getr»tet
durch Eillim mac Conrach, den König von Ulster, und durch
') Wörtlich: 'Er hob das ihm Zugehörige auf es'.
") Dieser Abschnitt l)erührt sich nalie mit dem Text, den Stokes in
Ir. T. III, 1, S. lUO (g U Eude) gedruckt hat.
>) Das ist aus Cóir Anmann § 107 (Ir. T. lU, 2. 332) geschöpft.
MORANDS FL'RSTENSPIEGEL. G9
Eochaid Anclienn, den König von Leinster, und durch Sanb den
Sohn von Cet mac Magach, den König von Connaught, und durch
Forbre mac Fine, den König von Munster. Auch diese Tat
geschah wieder auf den Rat der Zinsbauern. Und Tuathal ent-
rann ihnen übers Meer, so dafs er 20 Jahre lang im Osten auf-
gezogen wurde.
* ♦
*
Schon die ältere Prosaauflösung gibt also dem König Feradach
Find Fechtnach als Vater Fiacho Findolaig. Das stimmt be-
kanntlich nicht zu den älteren Königslisten; im Lebor Gabála,
wie schon früher bei Fland Manistrech (LL 132 a), ist Fiachu
Findol(ad) vielmehr der zweite Nachfolger von Feradach und
wird in der Redaktion B I (Rawl. 512 fol. BÖ'") wie in Tigernachs
Annalen (Rev. Celt. 16, 418) als sein Sohn bezeichnet, während
Feradachs Vater Crimthann Nia Xair ist. So wird denn dort
Fiachu Findolad. nicht Feradach von El(l)im erschlagen, wie
unsere jüngere Prosa berichtet. Aber abgesehen von diesen
irrigen Ergänzungen Späterer, auch das zu Grunde liegende
Gedicht selber ist nicht sehr alt. Das zeigt der Reim des Dativs
von Coirpre mit (jU in Str. 1 und der als Akkusativ gebrauchte
Nom. sóerchland in Str. 12. Man wird es daher kaum vor das
12. Jahrhundert setzen dürfen. Coirbre Catchenn (oder Cenn Cait)
regierte nach dem Lebor Gabála zwischen Crimthann und Feradach^),
aber von seiner Missetat wissen die älteren Redaktionen (B III,
A, B I) nichts zu melden 2). Wohl aber läfst es — zwar noch
nicht in seiner altertümlichsten Fassung B III, aber von A
(LL 23 b) an — den künftigen König Tuathal Techtmar, den
vierten Nachfolger von Feradach, nach dem Tod seines Vaters
Fiachu Findolad durch El(l)im ganz ähnlich im Mutterleib nach
Albion gerettet werden durch seine Mutter Eithne Tmgel, Tochter
des Königs von Albion. Eben diese Erzählung hat offenbar die
Prosaauflösung bewogen, Fiachu Findo](aig) zum Vater von
>) In Tigernachs Anualeu (Rev. Celt. 16, 416) scheinbar zwischen Feradach
und Fiatach Find. Trotzdem folgt nach S. 418 Fiacha Fiunfolad unmittelbar
auf seinen Vater Feradach. Die Daten sind hier bekanntlich sehr verwirrt.
-) B I fügt nur hinzu: Mac Crimtha[i]n sin an Feradach Finnfechtnach
dia-hicad audacht Morainn ö Morunn „Ein Sohn dieses Crimthann war
Feradach F., dem von Morann das 'Vermächtnis Moranns' überbracht wurde."
Dieser Verfasser nimmt also auf Morands Fürstenspiegel nach Redaktion B
(s. u.) Bezug.
70 R. THÜRNEYSEN,
Feradach zu machen, und die Hs. L (§ 7) identifiziert geradezu
Feradach mit Tuatlial. Zwanzig Jahre später kehrt dann Tuathal
nach Irland zurück und erhält von den Irländern Sonne und
]\Iond, Himmel und Erde als Bürgschaft für seine künftige Ober-
herrschaft, ganz wie im Gedicht Feradach und seine Genossen ^.
Da das in den GO er Jahren des 12. Jahrhunderts verfafste
Leber Gabála unsere Geschichte nicht erwähnt, und da das
Gedicht, für uns die älteste Quelle, in dasselbe Jahrhundert
gehört, so liegt die Annahme nahe, sein Verfasser habe die Ge-
schichte frei erfunden in Xachahmung der ähnlichen von Tuathal,
etwa bewogen durch den ominösen Namen Coirbre Katzenkopf.
Diese Annahme ist aber so nicht statthaft. Denn die Sagenlisten
LL 190 a und Anecd. II 47, deren Quelle doch sicher älter ist,
enthalten beide den Titel: Orgam (Argain) Coirpri Chind Chait{t)
for soerchlannaib Er end. Dafs eine ältere Erzählung dieser Art
bestand, bezeugt auch die Einleitung zu Morands Fürstenspiegel
in der Redaktion, die ich unten mit B bezeichne. Sie lautet:
•Hier beginnt das Vermächtnis von Morann mac Moin an Feradach
Find Fechtnach. Dieser war der Sohn der Tochter von Loth
mac Delera(i)th (Delaraid) von den Pikten, den seine Mutter in
ihrem Leibe wegtrug, nachdem die Herrn von Irland durch die
Zinsbauernstämme vertilgt worden waren aufser Feradach allein
im Leibe seiner Mutter. Später kam er mit Heeren herüber,
und Morann übersandte ihm dieses Vermächtnis'. An sich können
wir nicht wissen, wie alt diese Einleitung ist; aber sie findet
sich schon in LL (in die Redaktion A übertragen, s. u.). Sie
unterscheidet sich vom Gedicht inhaltlich darin, dafs nur Feradach
allein, nicht drei Prinzen gerettet werden, und dafs er später
'mit Heeren' zurückkehrt (ähnlich wie Tuathal), also wohl nicht
gutwillig von den Bauern zurückgeholt wird. So Avird sie in
der Tat auf einer älteren Erzählung beruhen, die für uns sonst
verloren ist. Auch der Verfasser des Gedichts dürfte sie kaum
mehr gekannt haben; als Grundlage für seine Verse genügt voll-
kommen einerseits der überlieferte Sagentitel, anderseits unsere
Einleitung. Er hat das Gegebene frei verwertet und Loih mac
') Ein ähnlicher Bericht über Tnathal steht LL 51a, aber ohne die
Flucht nach Albion. Vgl. auch die Land Synchronisms ZCP IX 477, lä. Die
Vier Meister a. lü— 76 bringen beide Erzählungen (Feradach und Tuathal);
Keating, der natürlich alle unsere Texte kennt, verschmilzt sie (ed. Dinneen II,
S. 236fif.).
MORANDS FÜRSTENSPIEGEL. 71
Delera{i)th in einen Lnath mac Da{i)rera (Dercra) umgewandelt
und zwei anderen Prinzen entsprechende Mütter auf der Nachbar-
insel gegeben.
Die Ansicht, die namentlich O'Curry') verfochten hat, die
aithech-thúatha seien die Atecotti, Ätticoti, Ättacotti, die bei den
Kömern seit dem 4. Jahrhundert neben den Seoul auftreten, ist
heute wohl allgemein aufgegeben. Mit Recht. A{i)thtch 'Bauer'
(heute athach auch 'Riese') ist von aithe 'Vergeltuug, Ersatz'
im Sinne von 'Zins '2) abgeleitet, dem Abstraktum zu acl-fen.
Zur Rümerzeit würde also das Wort etwa *Ateniäcototüs gelautet
haben, was weit abliegt. Breton, osac'h "verheirateter Mann,
Hausherr' ist offenbar verhältnismäfsig spät aus dem Irischen
entlehnt. Einen Schlufs auf das Alter der Tradition erlaubt
also der Ausdruck aithech-thúatha nicht.
So ist die Frage berechtigt, ob nicht nur die Einleitung
der Redaktion B, sondern ob schon die ursprüngliche Fassung
von Morands Fürstenspiegel die Sage vom Bauernaufstand voraus-
setzt. !Man könnte dem zunächst entgegenhalten, dafs in den
Ratschlägen nichts darauf hinweist, dafs der König, an den sie
gerichtet sind, den Thron nach einer Revolution besteigt. Nament-
lich A 44 ff. würde man sich dann anders gestaltet denken. Aber
es ist wohl von einem altirischen Schriftsteller zu viel verlangt,
dafs er einen Fürstenspiegel speziell nach dem Begebnis orientiert,
an das er seinen Ursprung anknüpft; der Verfasser kann irgend
jemand gesucht haben, dem er seine Weisheitslehren in den
Mund legte, ohne nun alle Konsequenzen daraus zu ziehen. Kaum
darf man anderseits in A 33 eine direkte Anspielung sehen; man
könnte übersetzen: 'Sag ihm, es ist nicht leichter den Fürsten
zurückzuerbitten {athchuingid) als für ihn einzutreten; es ist nicht
leichter, ihn zu berufen {togairm mit 1 n) als ihn zu bewahren.'
Aber das ist kaum der Sinn des Abschnitts. So bleibt nur der
Satz in A 3— 4: 'Wenn du an Königen vorbeikommst, eile zu
Feradach Find Fechtnach. Verkünde ihm vor Allen das Wort'
usw. Der König wird also in Begleitung von anderen Fürsten
vorgestellt; aber ob er etwa als mit anderen irischen Königen
aus dem Auslande heimkehrend gedacht ist, wie in der späteren
') Lectures on the Manuscript Materials S. 263. Vgl. auch Sullivan,
Manners and Customs I, S. XXX.
•■') s. Ascoli, Gloss. Palaeohib. XLYIII.
72 R. THÜRNEYSEN,
KrzähluTig, das läfst sich den Worten nicht entnehmen. So gibt
der Text keine entscheidende Antwort.
Aufser König Feradacli werden zwei Personen mit Namen
genannt, Morand und sein Bote Nere. Morand als gerechter
Riclitcr zur Zeit Conchobors ist aus der einen Version von Compert
ConCulainn oder Feis Tige Becfoltaig bekannt, die Windisch
Ir. T. 136 ff. und K. Meyer, ZCP 5, 500 ff. veröffentlicht haben.
]Meist heilst er Morand mac Moín, z. B. Cormac s. v. 37 anart und
1160 sin (hier nur mac Moin) und oft später. Er wird in den
Genealogien Rawl. 502 S. 147, 52 = BB171b7 eines der drei
Kinder genannt, die gleich nach ihrer Geburt sprachen. Aber
daneben tritt ein anderer Vater auf, König Coirbre Katzenkopf.
So schon bei Cormac s, v. 863 Morand, dann bei Pland Manistrech
(LL 132 a 3), in den meisten Redaktionen des Lebor Gabi'ila
(z. B. LL 23 b) usw. Auch in Comrac FirDead in der Tain Bo
Cuailnge, einem wohl im 10. Jahrhundert verfafsten Abschnitt,
wird Morand unmittelbar neben Cairhri n'm ManancU) oder Carpre
min Majiand') genannt, so dafs dem Dichter wohl gleichfalls
eine Verbindung der Namen Morand und Cairbre im Ohr ge-
klungen hat. Diese widersprechenden Berichte hat schon Cormac
s. V. Morand künstlich zu vereinigen versucht; seine Ansicht wird
in dem späten Text wiederholt, den Stokes Ir. T. Ill, 1, 183ff.
herausgegeben hat, und der § 12 ff. die verschiedenen Notizen
über Morand zusammenstellt. Da der Name Morand doch wohl
•weifs wie eine Mahre' bedeutet (vgl. Mor-ri(/nin), wird sein
Träger ursprünglich überhaupt kein gewöhnlicher Sterblicher
gewesen sein; aber das gilt nicht mehr für die Zeit, aus der
unsere Sagen stammen. Die jüngere Prosaauflösung des Gedichts
läfst ihn noch neben König Feradach weiter leben. Aber 'Morands
Fürstenspiegel' setzt vielmehr voraus, dafs er diesem sterbend
(rc-tn hds A 3) seine Herrscherregeln übei'sendet, weshalb sie in
Redaktion B sein 'Vermächtnis' heifsen. Es mufs früher noch
einen zweiten, ähnlichen Text gegeben haben, betitelt tigahdl
Morainn mac Moin 'der letzte Atemzug von Morand m. M.', aus
dem Cormac s. v. anart einen Satz anführt.
Nere, der Bote, den Morand sendet, wird in der Einleitung
der Redaktion L sein Schüler oder Zögling {dalta) genannt.
Spätere haben ihn als Sohn Morands gefafst, z. B. der Kommen-
») ed. Strachan-O'KeefTe 2294. «) ed. Windiich 3090.
MOFíANDS FÜRSTENSPIEGEL. 73
tator von Amra Choluimb Chillei). Aber das war er ursprünglich
offenbar nicht; denn nach B 2 und 63 richtet Morand seine Worte
an Feradach ar mo cheneol-) clith "wegen des Sich-Verbergens
meines Geschlechts', d, h. doch 'weil mein Geschlecht mit mir
erlischt'. In dem dunkeln Sprach Ir. T. III, 1, 201 f. (§ 77) scheint
Nere selber als Kichter aufzutreten. Im Fiirstenspiegel wird er
nur als naallgnüth 'rufgewohnt' und gor "pietätsvoll' bezeichnet;
er war wohl einfach der getreue Herold Morands.
Morands Fiirstenspiegel liegt uns in drei Hauptfassungen
oder Redaktionen vor, die sich aber in gewissen Handschriften
mischen.
Die Redaktion A
ist rein in drei Handschriften erhalten, von denen eine un-
vollständig ist. Der Text heilst hier Aiiraiccept Moraind no
tec{c)osca Moraind 'Morands Pensum oder Morands Unterweisungen',
a. British Museum, Additional 33,993 fol. 7^ — 8^ Über
diese Handschrift aus dem Ende des 15. Jahrhunderts s. K. Meyer
ZCP 6, 268 A. 3. Der Text bricht gegen Schlufs von § 3-th mitten
auf der Seite ab.
h. Trinity College, Dublin, H. 2. 7, S. 418 a— 420 a (15. Jh.).
Es folgt in dieser Handschrift der Anfang von Tecosca Connaic^).
y. Das Yellow Book of Lecan (Trin. Coll., H. 2. 16), Ende
14. Jh., Faks. 413 b 3— 414 b 23. Hier folgen die Triaden Irlands.
Über die vorausgehenden Texte s. Zu ir. Hss., S. 21 f.
Aufserdem gehört die Handschrift 1 wesentlich dieser Fassung
an, worüber unten.
Die Redaktion B
führt den Titel AudacM Morainn mac Moín 'Vermächtnis von
Morand mac Moin'. Sie findet sich ungemischt in drei Handschriften.
d. Brit. Mus., Egerton 88, fol. 13^— U"". O'Davoren's Hand-
schrift (16. Jh.). Über die Reihenfolge der Texte s. Zu ir. Hss., S.26.
e. Edinburg, Advocates' Library, Nr. XLII, fol. 10a— IIb,
junge Papierhandschrift (18. Jh.?). Ueber dem Text steht: IN
») Rev. Celt. 20, 160 § 9. Vgl. auch O'Curry, Manners and Customs I 51.
*) chenéol im Sinne eines vorangestellten Genitivs, aber wegen des voraus-
gehenden ar in Dativform, wie oft.
») s. Zu ir. Hss., S. i.
74 R. THURNEYSEN,
ainm De in t-udhacht Mor{ainn) si Giolla Padraic m-c Aodhagain.
Die letzte Zeile des Textes und ein paar Buchstaben der fünf
vorhei-gehenden sind abgebröckelt und verloren; sonst ist er
vollständig. Voraus gehen die Triaden Irlands (der Anfang fehlt).
i. R. Ir. Academy (Dublin), 23. N. 10, S. 49—52 (16. Jh.i)).
Voraus gehen die Texte, die K. Meyer, ZCP 3, 447—455 nach
anderen Handschriften gedruckt hat. Unser Text schliefst mitten
auf S. 52, die im übrigen leer bleibt. Über die folgenden Texte
s. Zu ir. Hss., S. 26.
Auch Handschrift n enthält diese Fassung vollständig, s. unten.
Die Redaktion L
steht nur im Buch von Leinster, Faks. 346 a — c. Sie führt den
Titel Briathra 31oraind 'Morands Worte' und schliefst eine
Sentenzensammlung ab, die mit Tecosca Cormaic und Senbriathra
Fithail beginnt.
Mischhandschriften.
1. 1. Dasselbe Buch von Leinster, also unsere älteste Hand-
schrift, enthält Faks. 293a — 294b einen Text, der im allgemeinen
der Redaktion A entspricht. Aber diese Fassung hat daneben
auch aus Redaktion B geschöpft. Sie entnimmt ihr die Einleitung
§ 1 und die Paragraphen 26 a, 39 a— f (mit Änderungen), 54 (den
sie weiterbildet) und hängt § 55 — 57 neu an, um dem Ganzen
einen christlichen Schlufs zu geben 2); sie wird also wohl von
einem Geistlichen herrühren. Aber abgesehen von diesen fremden
Beigaben, auch die alten Teile stellen gegenüber den drei Hand-
schriften von A eine selbständige Tradition dar; sie bewahren
teils Älteres, teils zeigen sie offenbar Neuerungen und Kürzungen.
2. 11. R. Ir. Academy, 23. N. 27, S. 35—43, Papierhandschrift
des 18. Jhs. Der Schlufs lautet: FINIS, d udhacht Morain m-c
Maoin ar na scriohh?iú\\ Ic DomhmxW ó Duind in Eimuinn, ine
Seoirsi, fnc Eimuinn, Wie Seain, mc Donnch-, cc aniudh an toclitmaáh
la don d<;chmaá\i mi an bl'iSiahain d aois an iigherna 1714. In
der Handschrift gehen Teeosea Cormaie und Fithals Sprüche
voran (s. Zu ir. Hss., S. 8).
») 8. K. Meyer, The Triads of Ireland, S. VI A. 1.
■•') Auf diese Sätze gründet sich vielleicht die Ansicht, Morand habe
'geglaubt', obschon er vor Patricius lebte (K. Meyer, The Death-Tales of the
Ulster Heroes, S. 8, § 12).
MOKANDS KLK8TKN8FIEGKL. 75
Diese Fassung entliält zunächst Redaktion B vollständig,
hängt aber am Schlufs manches aus A an. wesentlich nach der
Version 1. Sie erweitert den Schlufsparagraphen 63 wie 1 54,
fügt daran 1 55 und 57 und bringt dann aus den früheren Teilen
von A (1) namentlich solches, was in B fehlt, und zwar in der
Reihenfolge: A 22. 25. 29—3-4. 36. 38. 37. 39 (aber nicht 1 30a — f).
40—47. 49—53. 27 und schliefst mit 1 56. Sie hat aber nicht
nur eine Handschrift von der Gattung 1 benutzt, sondern auch
eine, wie die unter A beschriebenen. Das zeigt sich am deutlichsten
in § 34 a. 36. 38, wo n die verschiedenen Lesarten von 1 und A
nebeneinander setzt. Nur über dem ersten, B entsprechenden
Teil finden sich Glossen, die aber ohne Wert sind.
Alle genannten Handschriften habe ich selber oder, soweit
Faksimiles erschienen sind, nach diesen kopiert oder verglichen,
e nach trefflichen Photographien, die ich der Güte von Rev.
George Calder verdanke.
Das gegenseitige Verhältnis der Redaktionen.
So sehr die drei Hauptredaktionen von einander abweichen,
haben sie doch manche wörtlich übereinstimmende Stellen und
weisen somit auf ein Original. "\^'ie verhalten sie sich zu ein-
ander, und welche von ihnen ist dem Ursprünglichen am treusten
geblieben ?
Am leichtesten ist das Verhältnis von L zu bestimmen. Es
stimmt meist mit der Redaktion A im Wortlaut überein, ist aber
viel kürzer; es enthält aufser der Einleitung nur 27 Abschnitte
von A in der Reihenfolge : 4—13. 16. 20—23. 25. 28. 29. 19. 34.
30. 36. 31. 37 — 40. Dafs es nicht etwa den Kern enthält, aus
dem A sekundär erweitert wäre, geht aber wohl schon aus dem
abrupten Schlufs hervor, ferner namentlich aus § 7 : Seiched firinni,
nos'seichfe 'er folge der Wahrheit, sie ^\ird ihm folgen', dem einzigen
Paragraphen, der in A fehlt. A hat die alte deponentiale Flexion
streng bewahrt; hier steht das aktive 'seichfe. Schon dadurch
erweist sich der Abschnitt als jüngerer Zusatz. Vergleicht man
die in L sich findenden Paragraphen mit den fehlenden, so sieht
man, dafs sein Redaktor namentlich die leichter verständlichen
Sprüche von A aufgenommen, die anderen übergangen hat. Auch
im einzelneu hat er vielfach gekürzt, nur selten, wie in § 18
und 21 eigenes hinzugefügt. Das Ganze ist also im wesentlichen
als ein Auszug aus A zu betrachten, aber als ein ziemlich alter.
iß K. TIIUKNEYSEN,
Denn L bewahrt manchmal altertümliche Formen wie die Futura
•airchiure (lies -ri) 8 und merthir 30, die in allen anderen Hand-
schriften verdrängt sind. Die Handschrift, der es entspringt,
war eine Vorstufe speziell von 1 (vor dessen Vermischung mit B);
es hat drei Lesarten mit ihm gemeinsam, die mir unursprünglich
scheinen: in § 2 (=14) Ahhair statt Sluind, der Lesart von A,
die durch B 5 gestützt ist; in § 11 (= 1 12) imma für inna
{ina A); in § 14 (= 1 20) fehlt tathiyedar (A), das schon wegen
seiner deponentialen Form alt sein dürfte.
Nicht so leicht ist das Verhältnis von B zu A zu durch-
schauen. Wenn auch die Sprache von A sehr rhetorisch aus-
geschmückt ist, so ist sie doch grofsenteils verständlich, während
in B die Verkünstelung des Ausdrucks vielfach bis zur völligen
Unverständlichkeit gesteigert ist; daraus ist aber für das relative
Alter nichts zu entnehmen. Auf den ersten Blick macht B einen
aufserordentlich altertümlichen Eindruck. Eine Form Avie oec
'jung' 22 ist nicht einmal in den Glossen belegt; sie vergleicht
sich mit dcec Wb 15 bl für sonstiges dcac(c). Altertümlicher
als A ist ni-fil {'fuil) B 58 gegen nrfilet A (auch 1) 44; doch
kann dieses leicht eine spätere Verderbnis unserer Handschriften
sein. A (und 1) 2 haben den Imperativ comcrig, der gegenüber
conicir Fei. Aug. 26 als verhältnismäfsig junge Form erscheint;
dafür bietet B 2. 53. 63 at-r(c (oder ähnlich), der alten Form
atré }iü 126 c 3 entsprechend.
Trotzdem hat es Bedenken, B als sehr alt anzusehen. Es
hat § 45 die Form fuusalcath, durch die Alliteration mit feile
gestützt; aber fúasalc- scheint erst durch Beeinflussung durch
das Kompositum tuasolcud iuamlyud an die Stelle des alten
*össolcud {osluciid Ml 46b 5) getreten zu sein; ein Kompositum
fo-oss-olg- hat es wohl nicht gegeben i). Ja, einmal scheint mir
B einen Fehler zu reproduzieren, der nur in der Tradition A
(a h y), nicht in I sich findet. § 27 liest 1: rcmidcccai iarmodccai,
dafür A: remedecce iarmamdt{i)cedar sceo de{i)ce. Ein alter
Schreiber scheint aus Verselien den Subjunktiv iarmo- de{i)cedar
geschrieben und dann mit no de{i)ci die Korrektur gegeben zu
haben; ein späterer hat dann no in sceo verwandelt, das in diesem
Text häufig ist. Nun heifst es in B 22: remidcce iarmodece
tairsceo desiul sceo tuathh\i\ul doféce, wo doch offenbar iarmodece
') Vgl. Pederaen, Vergl. (Trauim. II 564.
MOHANDS FÜRSTENSPIEGEL. 77
tairsceo . . doféce auf unser iarmodccedar sceo deci zurückgeht.
Was der Redaktor sich unter tairsceo gedacht hat, wissen wir
freilich niclit; aber verständlicli wollte er ja nicht sein, sondern
geiieimnisvull. Daraus geht nicht nur hervor, dafs B als Be-
arbeitung der Redaktion A zu betrachten ist, sondern dafs es
speziell auf eine Vorstufe unserer Handschriften a h y zurück-
geht. Auch mani' fallnathar na gmmu so B 57 scheint mir jünger
als das objektlose foUnathar A 49. Anderes Junges in B, wie
fo'ba fo-heha B 57 für do'bd do-lela A 49 kann man dagegen
späterer Verderbnis durch einen Kopisten zuschreiben.
Somit halte ich die durch Redaktion A vertretene Fassung
für die ursprüngliche Form des Textes. Zur Bestimmung der
Zeit seiner Entstehung kann Folgendes dienen. Er unterscheidet
noch -e und -/, wie § 42 zeigt, wo der Plural airli dem Singular
airle entgegengestellt ist, zur Verzweiflung der späteren Schreiber,
die beide Formen gleich schreiben oder den ganzen Satz weg-
lassen. Er hat ferner die deponentiale Flexion streng bewahrt.
Nur einmal steht cluines 3; aber da die Stelle nur in dem einen
Zweig der Tradition (a h y) erhalten ist und dieser in § 19 fosaiges
für fossaigcdar (1) eingesetzt hat, kann es leicht älteres duinethar
verdrängt haben. Anderseits ist auf den oben erwähnten jungen
Imperativ comcrig 2 gegen comcir im Félire zu verweisen. Weiter
darauf, dafs der Imperativ von as'hcir immer ahhair (apair)
lautet, von ejiir keine Spur vorhanden ist, während noch in den
Mailänder Glossen Formen mit ej)- neben denen mit a(i)p- stehen.
Ferner ist die Futurform nicon- tesscba 9 {nvessela L 8) zu be-
achten; freilich wissen wir nicht, wie das Futurum zu testa
altirisch gelautet hat. Immerhin möchte ich, alles zusammen-
genommen, die Entstehungszeit nicht zu weit von 800 abrücken.
B hat seine Vorlage sehr frei benützt, die meisten Ab-
schnitte, die es aufnahm, umgemodelt, manche weggelassen und
sehr viele neu hinzugedichtet, ^^'ie steht es aber dann mit seinen
altertümlichen Formen, die über die Zeit des Originals hinauf-
weisen? Offenbar hat der in der irischen Rhetorik geschulte
Redaktor, der den ihm vorliegenden Text rhetorisierte, Denk-
mäler der älteren Periode gekannt und ihnen hier und da einen
archaischen Blender entnommen. Das warnt, auch in andern
Fällen, so weit es sich um Poesie oder retoric handelt, uns durch
einzelne Archaismen verführen zu lassen, den Texten ein über-
hohes Alter zuzuschreiben. Freilich dürfen wir auch den Redaktor
78 R. TIIURNEYSEN,
von B iiiclit zu jung ansetzen. Er handhabt auch in Teilen, die
nicht dem älteren Text entnommen sind, das Deponens noch mit
Sicherlieit (vgl. z. B. den Subjunktiv nrhuaisligdhar 23) und
läfst altes ml- (in unseren Handschriften mhl-) mit m- alliterieren:
mhlechta märhöis 18, moaigthih mhlicht 36. Man wird ihn also
auch nicht über das 9. Jahrhundert herabrücken dürfen; die
Umbildung kann nicht allzulange nach der Originaldichtung
stattgefunden haben.
Die Technik, die schon der Urtext anwendet, wenn auch
nicht in so hohem Grade wie B, ist die aus ähnlichen Stücken
wohlbekannte: eine hochbildliche Ausdrucksweise, gehäufte Alli-
teration, möglichst unnatürliche Wortstellung wie Tmesis, Nach-
stellung der Präpositionen usw.; Kasus ohne Präpositionen, wo
die Prosa eine Präposition nicht entbehren kann. Das hat unsere
Überlieferung zu allerhand Änderungen geführt, so dafs manche
Abschnitte in keiner Handschrift unverfälscht überliefert sind.
Als Beispiel diene A 11 = B 15. Dort hiefs es wohl ursprünglich:
ad mórchaiha crtcha cu ndmat curetar
d. i. ad curetar tnarchatha cu crtcha námat.
Dafür L: at mdrchatJia de chrichaib cu ndmat curethar
1: at mórchatlia fri críclia cu ndmait curetar
A: ata morchatha for cricha comnamat cuiredar
i (B): at morcathoe fria crichce comhnamat cuireihar
d: at more cath- for crick- conanamat cuirither usw.
Eine Stelle, die übrigens wiederum die enge Verbindung von B
mit a h y (comnamat) dartut.
Der Verfasser dürfte ein fili sein, der zugleich hrilhem war;
er empfiehlt dem König seine Entscheidung immer auf früher
gefällte Urteile zu stützen (19); die kann ihm natürlich nur der
hrithem von Beruf liefern. Dagegen ist er ganz unkriegerisch
(32); sein Ideal ist Friede und behagliche Jüihe (13), und von
den Pflichten des Königs, für sein Heer zu sorgen und schlag-
fertig zu sein, ist nirgends die Rede, wenn ihm auch als Lohn
für seine Gerechtigkeit Sieghaftigkeit versprociieii wird (.72, vgl. 11).
Es ist also nur die eine Seite des altirischen Königtums heraus-
gehoben. Man könnte fast an einen Geistlichen als Verfasser
denken, wenn dem nicht doch wohl die erlaubte Trunkenheit
bei Festversammlungen und in des Königs Zechhalle entgegen-
stände (26). Üb diese Ermahnungen bei irgend einem Fürsten
MORANDS FÜRSTENSPIEOEL. 79
Erfolge gehabt haben, läfst sich wohl bezweifeln; sie werden
eher einem gewidmet worden sein, der sich schon von sich aus
für gerecht hielt und das hochgepriesene fir flathcmon zu besitzen
glaubte; er wird die kunstvoll gelüste Aufgabe gewifs fürstlich
belohnt haben. Die Bearbeitung B mufste schon wegen ihrer
Schwerverständlichkeit auf Wirkung verzichten; dagegen der
gekürzte Text L scheint darauf ausgegangen zu sein, die best-
verständlichen und daher befolgbaren Vorschriften auszuziehen;
seinem Redaktor wird es also wohl ernst gewesen sein. Dafs die
Fassung 1 auf einen Geistlichen als Bearbeiter weist, wurde
schon oben ausgesprochen. Jedenfalls sehen wir, dafs der Text
teils durch seine Form, teils durch seinen Inhalt das Interesse
während fast eines Jahrtausends r^ge. erhielt.
Ich fasse zum Schlufs die Abhängigkeit der Redaktionen
(nicht der Handschriften) von einander in einem Stammbaum
zusammen. Die Alischhandsclirift n, die sich aus B + 1 -f- A zu-
sammensetzt, lasse ich beiseite.
0
;.
L
l\
A B
Die Texte.
I. Die Redaktion A.
Für die Herstellung des ältesten Textes können — aufser a L y,
die ich, wo sie übereinstimmen, als A zusammenfasse, und 1 —
für manche Paragraphen L und n dienen; auch B kann manchmal
zur Stütze einer Lesart beigezogen werden. Die Lesarten der
vier erstgenannten Handschriften gebe ich vollständig, so weit
ihre Abweichungen nicht rein orthographisch sind; Vertauschungen
von -i und -e, -ae und -a, -nd und -nn zu verzeichnen, hätte bei
der Art der Überlieferung keinen Sinn. Längezeichen setze ich
da, wo wenigstens eine Handschrift sie bietet. Ich suche den
Text ungefähr so herzustellen, wie er ursprünglich ausgesehen
hat, weiche also in der Schreibung manchmal von allen Hand-
schriften ab. Die Rechtfertigung: einiger Änderungen bringt
80 R. THURNETSEN,
unten die Übersetzung. Die Numerierung der Paragraplien
stammt von mir. Die eingeklammerten Zahlen weisen auf die
ganz oder teilweise entsprechenden Abschnitte der Redaktion B.
1. Incipit auraiccept Moraind no teccosca Moraind for Fe-
radach Find Fechtnach.
[1 nach B 1 : Andacht Morainu mnic Múin do Feradach Fiud Fechtnach.
Mac side ingiue Lóith mnic Delaraid de Chruthentuaith, bert a mafhair ina
broind lé tairis sair i nAlbaiu iar lulilg-iund s^rchland Herenn dona athech-
thnathaib. Doiluid iaritm iu Feradach sain i ciud ilbliadan i nHeri?in co
slügaib tairis. Fáidis Moraiid in n-audacht sa chuice, con^erbairt:]
2 (2). Comérig, a Neri nüaUgnilith, nóithiut búaid ngoire.
Gor in tech[t] ara*folmaider [A: co Feradach Find Fechtnach]
fásaig firinni, firforbor flatha feig.
3 (2 — 4). Firmuini mo brTathar rem bás berta büaid, dirge
dlegar each flathemon in sin. Ad'mestar dar midriana ad' mör-
chlollia miditer. IVIa thesi sech rlga, ressi co Feradach Find Fecht-
nach. Fö büan bitlisuthain sir fir flathemon suithi cluines.
Comad mo chosc larmotha sund.
[Dafür 1: Fir mo rauimme mo briatbar bi comrair gáise comadar, beir
do ré mo bás {vgl. B 2). Cluined nio chosc iarmothcá sund .i. ma théise secb
riga, teise co Feradach Find Fec/ií«rtt7t.]
4 (5). Sluind do ri each bréthir, beir do ri each brethir,
iudid do ri each brethir, brig do ri each brethir.
5. Mórad firinni, na'mmórfa.
6. Nertad firinni, na'nertfa.
7 (6). Comad firinni, cot'n-ofadar.
8 (7). Tócbad firinni, cot*n-uiceba.
1 tecosca h, tecasc a. finnfecbnach y.
2 Ne(i)re omnes. nollgnalhaig 1. ngaire ouwes. gor intech 1 (vgl. B),
corinithech h y, cosamthech a. adfallnathar u y, atfallnatliar h. fir forbart 1. fog 1.
3 Firmiuwi y. rium A. dirigi a. dlegair A. cacha flatheman A.
Atmestar a. at A. thes A. resse a, reise h y. Fachtua a. sirfir a. flathe-
man h y. flathcniairt a.
4 1 hat nur: Abbair friss ri each liibrcthir (vgl. L). — ria A die drei
ersten Male, das vierte ri h gegiu ria a y. Dir zweite Satz beir do r. c. b.
fehlt in a breth a im ersten, mbreith im dritten, .b. im vierten Satz; mbreith
h y im ersten, nachher br-, .b. {aber liibrethir in L).
T) nomúrfa h y 1, nommorfa L, uomorfadar a.
G nonertfa 1 L.
7 conof'adar a, cotnóba 1, cotnofathar B.
8 steht in 1 vorl. — Comthoghadhy, Comthogbaa. cotnuit- A, cotnócebal.
MORANDS FÜRSTENSPIEOEL. 81
9. Ar céin conoadar som fírinni, nicon'tesseba maith airi,
nicon'airchiuii a flaitli.
10a (13). Ar is tre fir flathemon con- tnatha mora midetar.
10 6 (12). Is tre fir íiathenion mortlaidi m<jra di döenib
diügbatar.
11 (15). Is tre fir flathemon ad' mórchatha cricha cu
námat curetar.
12. Is tre flr flathemon each recht ran, each lestar lán
inna flaith.
13 (14. 16). ts tre fir flathemon foss släne sid subaige
same soad sothocad somalne sadaile slänchride, each comarbbse
cona ehli inna chainorbbne clandas.
14. Is tre fir flathemon each tir toirthech, each lámnad hlnehúir.
15 (19). Is tre fir flathemon each lietha ardhfiasail imbeth.
16 (17). Is tre fir flathemon mesrada mörfeda ath" manna
millsi mlaissiter.
17 (26). Is tre hr flathemon each t[h]lachta dianime, déeh
ma rómnaiter eo ndathli siila segaiter.
18 (27). Is tre fir flathemon comrar comgi cecha cethra hi
criehaib flatha firiöin.
9 ár 1, iar A. conofa sum A. a firinne a. nocotesseba 1, niesseba L.
a maith A, nach maith L. airi om. A. nochonairchiure L, niconaurchera A,
noconairchraufa 1. a om. L.
10 a Airis y, arus a. tria A 1, tre L. tiatheiuau a h, flaitherMa» y.
condat A, om. 1. miditar A.
10 ft Is tre f. fl. om. A, flatha 1. ata morlaithi (-e) A, mortlada 1 L.
do A. dingabar a, digabar h y.
11 tre 1, tria A. Uatha. ah. at 1 L B, ata A. mora latha a. fri
cricha cu námait 1, for cricha comnamat A, de chrichaib cu uámat L, fri
cricha comnamat B. cuired(h)ar A, curethar L.
12 tria a h. iua A, imma 1 L.
13 tria a h. foss om. A. sodad a. sothocath h. Für foss bis slanch.
hat 1: foss 7 slánte, sid 7 subaige, somáini 7 soad, sodcad 7 sadaile, coralaiue
cride 7 meumau. — comarba A, comarbba 1, comarbie L. ina chaiuforbbai h y
(-forbai a), iu cháiuchomarbai L, i ciud a thire techtai (chindas om.) 1.
li tria a. flaifta a. Vor each tir schiebt A ein: each soad soinmech,
s. § 29. thir thoirthech a, torthech 1. lamna a.
15 tria a. etha a h, feda 1. ardhuasal h y, arduasal a, aird uasail 1.
immed h y, immedha a, immaid 1, imbeth B.
16 tria a. mesrdha (merrdha ?) a, merada y. mora for fedaib 1. ad a,
ata 1, at L. milsi a L. ihblaissiter h y, mblaisiter a, blassaigter 1.
17 tre 1. dech a h 1. morrainuiter A. condat li (li) 1 A. ssegaiter U y.
18 combrar A. comga 1. each 1. hi a. i 1. fireoin y, firiau I.
Zeitschrift f. celt. Thilologrie XI. G
82 R. THURNKY8EN,
19 {v(jl. 23). Is tre fir ilatliemon nrfuigledar nach fuigled,
nad'bl co fássaigib flriuue fossaigedar a breith.
20. Is tre fir flathemon tromlibarn Ian mban mör, malne
mor mbiirc hi cinn each thire tathigedar.
21. Is tre fir ilatliemon do'fócbat díiili díisi ili órdai airgdidi.
22. Is tre fir flathemon do'cuiredar ildelba muir, mila mina
mora for trachtaib dergetar.
23 (20). Is tre fir flathemon aibne nisei lasc a tonnaib do*
snamaib segar,
24 (24). Is tre fir flathemon fo'gaib caeh dän mochto inna
snidin Tarna siéthur co fáthaib fiss fri forcital féthamail.
25. Is tre fir flathemon sina caini each threimsi techtaidi
do'cengat .i. gaim eain cuisnech, errach tirim gaithach, sam tur
frossach, fogomur tromdruchtach toirthech. Ar is go flatha do'ber
sina saiba for tüatha clóena, co'secca talman torad.
26 (28). Is tre fir flathemon teora blai biiirig im each
n-öenaeh imma'costatar cluichi eo mbilib, co mbuadaib, co sinaib
19 nadfuigle nadfuigledar 1, nafu(i)ghdar nachfuilid (nafuílíd a) A,
nifuiglid uach fuiglid L. nabi a. fasaigib A L. firinne L {vgl. It), fireoin
a h {om. }■), fíriáuaib 1. fosaiges h y, fasaigea a.
20 hi 1 steht dieser Abschnitt zwischen 26 imd 25. tromliberna A,
tromlibarn mór lán (mban om.) 1, tm libarna láua lanamna ban (raor om.) L.
múni bare (mör om.) 1, bare (maine mor om.) L, rabai/x a. i a L. ce tire L,
cac/i tir a. tathaigedar a, om. 1 L.
21 tocbait L. düili om. L. órda 1 L. J« A »iitr: IS- .f. f. tusem
(tuiswe a) hili ordse airgdidi (airgide a).
22 tria a. docuiridar .V, docuredar L, om. 1. mil L. niür L. dergetar L,
doregt|ar] a, doregdar h y. In In: ildelba ilmili a miiirib doiiinib sceo móraib
(máruibh n) for trácbtaib téchtaib tochratar (tracht- tectoibb tocrathar u).
23 steht in A vor 22, bildet aber keinen besonderen Abschnitt. Is tre
f. f. ist weggelassen itiuZ aibli schliefst sich unmittelbar an airgdidi (21) an.
:iibli a buisciu A. iascaib 1. a om. 1. tornaib A. de snamaib L, doua
aibnib 1. segtar 1, snegtar L, segaiter A.
24 focatb A, fácaib I. cacb ndan A, cacb dam 1. mocbta I h y,
mbochta a. ina a. forcetal 1, forcitail h, forcetail a.
25 in 1 hinter 20 wid 20 (». o). caini om. 1 u. treimsi A u, trerasi L.
tecbaidi a, tecbtaighi y, om. 1 u. doceágait a, doceíígat ré 1 (a ré u), dudecat L.
coisnech A. gaetbach tírim 1. taurfrossacb 1, trossacb h, trosach y, tbrosacb a.
fogomar h, fogmur a, fogbmbar u. drucbtacb co trom (toirthecb om.) A.
torrtbacb u. Arus a, l'air is I, Oír as n. flaitbom- u. dobeir 1 u. tua-
thoibh n. ccs. t. t. om. 1 ii. coseg(h)a A. talam a, tal- h.
26 tria a. facaib teora a. blae a, blae h y. Die ]Vörter von bnirig bis
blaT mescae fnhlai in 1, das dafür .i. setzt. — in h, m a (y tuile-serlich). nima-
cüistetar h y, acbumwa ooistetar a. cluitbe a. coubilib(b) a y. conbuadliaibh a.
MOKANDS fí:i{Stenspip:oel, 83
mlaitliib: Blaí mescae im each n-oenacli. Ala blai diinaid la
tiiatha téclitai tecraiter. Blai Tige móir Midcliuardda medrait
soir 7 doir, medrait baith 7 gaith, medrait gnáith 7 ingnaith.
[2Gii (21) I: la tre fir flathenion clauna caiue tusmiter di forbbaib
téchtaib.]
27 (22), Abbair fri Feradach, arim remfissid arad senchan)ait
remedéccai larmo'décai, tosoi friu sceo thairsiu, arus'ceissi
arusciallathar, immusdim immusdidnathar, arnacoimb co foilo
fonna fodiongat.
28. Is tre fir flatheraon cacha cethri i cri<haib each flathe-
mon firióin cen tedmann cen aiiceiss.
29. Is tre fir ilathemon each suth sóinmech, each doth
toirthech, ceeh lämnad lánehóir.
30. Abbair fris, nip rannaire niamnae góe, ar ni'cumgat
góa baa i cathroi.
31. Abbair fris, ni'fuiglea eo ngoi cathroi, ar ni-frith
nifuigebthar brithem bas firiu cathroi.
blaithib h y, blathaibh a. Blae a, Blie h y. mesca A, bnigai 1. blae a.
Ala om. 1. techta A. tecradar h y. tegradhar a. Blae a, Bite h y. móir
om. A. Midhchuarta a, Midc(h)narda h y. sair sceo dair A. Das 2. und 3.
medrait om. 1. ingnaith 1.
27 Apair 1, Abb a, Abair u. fri .f. f. A. árira 1, ara n. a airidi A,
ara u. remidéccai 1, remedecce h y, rewdeice a, reime dece u. iarmo dece n,
iarma»ide(i)cedar sceo de(i)ce A. tosai a, tossái 1, dosai h y. tarise A. In
u statt tosoi bis thairsiu: sceo deisre, tuaisre sceo tairsea. — orisceissi A,
ar is ceis n. aruscialladar 1, arisciallatar A, ar is ciallathar n. immusdin 1,
imniitsdeim a, iwimiisdem h y, imit« deimh n. iinns dituathar n, i»nusdid-
nathiir a h, immusdiduad 1 (immnsd. bis fodiongat o»n. y). arnachoiub a h,
arnab 1, arudc/i n. folia h a, folaib 1, fullach u. fonnuu 1, fonnadh n. fod-
longadh u.
28 fehlt A {und u). tre 1. flaíAa 1. cac/t flatha 1. fireoin 1, fnéoin L.
tedma L. aiices foraib L.
29 fehlt A, aber der erste Satz ist in § 14 aufgenommen, cech L. soad A.
tot n. torthech L, tortach n. gach n.
30 Abbair (Abb- Ab-) schreiben hier uyid im folgenden A L, Apair 1,
Abair n {hier auch y). friss y, ris L. nirip L, uirap 1, uarab ii, nab a,
naha b y. n'iamua 1 L, rommna .4.. goa y, goa 1 L a h, güi n. nirhumgat
1 a. go bagh u, bai A, baa goa L. cathrce h y, cathre a, cathróib L 1,
iccathroe u.
31 ris L. nifuigle 1, nifuighle n, nifuigli .V, nifuigbe L. gongaoi n,
coagóe A, congaib 1. cathróe 1 A, catrue n. ar bis cathroi fehlt 1. niflfrith a.
nifuigbith- h, nifuighbighther u. breitemh u. Urem a, fire u. cathroe A,
catr* u.
84 R. THURNEYSEN,
32. Abbair fris, nicorathar a flaith eter rindi gai; ó
do'colset rindi immasecli, nl'fess coicli less coicli amless.
33. Abbair fris, ni assu atlichuingid inna flatha oldás a
imdidnad, ni assu a tfiarcon oldás a imchomét.
34. Abbair fris, nip diumsach diupartacli duilig doinnecli
dogdecli doitlige.
a. Ar dligid each dogdecli dibe.
b. Dligid each doinnech dibdud.
c. Dligid each diumsach tairniud.
d. Dligid each forränaeh fuidbech.
c. Dligid each foreradach fescred.
f. Dligid airrechtach a thalr.
g. Dligid beus each dothge miseais.
h. Dligid each gfibrethach garsecli 7 athsuidi 7 dibad.
35 (29). Abbair fris, nr ranna ar airlissi iradergga, ar is
dórtud caeha flatha firinne fuilige for lár.
36. Abbair fris, nip fuilech nip euilech a lam, nip crOda a
acnam, nip renn a sanas, nip huar a anal.
32 ris coradar (ni om.) 1, uicuirethar u. eidir n. renna A, r^nua n.
g£e A. docoisead 11, docoistet h, docostet a, docoist y, docoot 1. a rinne n.
seach aroile n. ci'iicli — cúich 1, cuich — cuic n. aimhles n, amless and I.
33 hassu 1, asso A, husa n. athcoing- u, acungid 1. na A n. him-
didnad 1, a anchóir do milHiui u. hasso li y, hasa a, husa u. thnarcain h (y),
thuargain a, togairm 1, togbairui u. qit«»» A. hinicliowét 1.
34 ris trá L. nip bis diup. fehlt 1. nirip I., uirup h y, nirba a, nir
sab Ü. diumsach u. diubartacli a n, dubartach h y. di)il- u. duinnech A,
dóinech 1, om. L. doguittecli L, dotched(h)ach A, dotcbadach n, om. 1. doitgi L,
dotheúg§ 1, ddthengach u, om. A.
a. Dligidir L. cech L {hier U7id im Folgenden), duigthecli L, doitcbe A,
dotheiiiga 1. digi L, dige 1, dig(h)d(b)i A. [dlighijdh gach dotcadhach
dighdhe. iUghiih gach dotbengncA dinge n.
b. in n hinter c, fehlt in L. duinnech A, dóinech 1. díbdúd 1, diobhadh n.
c. dimsach I, dunuaach n. tairniud L, tairniuni I, tairnem A, toirneamh ü.
d. fehlt L. each om. n. fuitl)ech a, fuidhbbeachd n.
e. fehlt u L. forranach A. fescred 1, feiscre a, fescre y, frescrodb u.
f. bis h. fehlen 1. airechtach a L, arracbtacli n. thár n, thi'iini L.
g. beüs a, bheós u, om. L. dotche A, dothchadliach u, dotbenga L. niioscuis n.
h. góbrethach y, gubritbem L. garséle b y, gaire a (das damit abbricht),
duaidid 7 gairsecbla L. diobhadh n, dibdud Ii y. 7 aths. 7 dib. urn. L.
3Ö niroranna A. ar om. 1. airlise I. ar is 1. dortod h, dortadh y.
fola {statt carba tl. fir.) 1. fulige fó hir 1.
36 frias y, ris L. guiiiecli (für euilech) A, nib fuiiioch nib cuilioch nib
guinech n. a luni om. L {in I ateht es später), nir A. concrodha n. acm A,
lam I, chara u. nip renn bis anal om. 1 I-, raind sanuis n. buar n.
MORANDS FÜRRTENSPIEGEL. 85
37 (57). Abbair fris, nrlua liarlommann fola for úarmírenn
crödai, for feolai fine; ar [is] étarbae n-inderb n-indless etir each
ar iiair, ar each die in bith sa. Dobebae dobeba, do lerae
doTera cileh boi cäeh bias.
38. Abbair fris, fingal nisndema. Mairg forsndöirter,
mairg ö'nduirter! Do'fechar ü Dia co nomad nöe, co'ndéni du-
thaini 7 garseeli, do'forti a orddan 7 a anai, do'bádi a greit 7 a
athgabiiil, doilega a chlanda 7 a chomarbbu, fo'fera mór n-uihc
sund, fo secht seelitdlabul do'fechar tall.
39. Abbair fris, dénad each maith, ar is ó maith mathigdir
eaeh. Cured eaeli fú mám foricfa ara ehinn. Ar asrenar fo'fia,
ar is 0 ulcc fofenar olec.
[Nur 1 39 a (32). Apair fris, ad'mestar dvile dúlemon.
b. Ad'incstar liirinn asa ilraénib: mein oír, mein airgit, mein umai,
mein luádi, mein iairn.
c (33). Admestar talam assa torthib.
d (34). Ad'mestar aasa bésaib búar.
c (36). Ad-mestar asa móiuib liiblicht.
/■(44). Admestar cáircba assa comthlachtaib coinib comdathcha gnúsi
gradngud, ol is und cáirech a séracbar, ni s§r imná'bi.]
37 Abb. fris om. A, ris L. niriua 1 A, ni ro lu a n. urlomanna n.
uair mireanda u. croda A L, cráo 1, cró n. feola 1 L u, feoil A. a fine n.
is om. om7ies. étarba 1 A, ettarbha n, etarbai L. nindeirb L. ninnlisi n,
nincliss L. Die Worte nach n-indless lauten in 1 nur: im tir cáich arnúair.
In L: im tir caich arnuair. khbair ris coich ra'búi no cúich bias in bith sa.
In A: etir cac/j a uair ar cacÄ dia imbithsa, cacÄ {oder can) bá cacA beba
cacA ra cac/i rera. In n: ar i» each ar nair ag imtheacAi in die in bith sa.
conba conbeabha. conra conrara.
38 fionnghal n. nisderna 1, nisdérna n, ni?iderua h, niwderna j". Mairg
dodafórti mairg forsiidortar 1, Mairtc dofoirti mairg forsa ndoirtfidher u, mairg
fonidoirtither mairg dodafoir .i. mairg forúdóirter L. dofecthar A. noeraad A,
nomaid L. noa A, náu 1, noo n, no L. dnthain A. garseicle n, garsegle h.
garsechla 1. dofórtai 1. a om. 1 {so auch im Folgenden), ana omnes. grad A.
do baidhe a greid 7 ghaisoedh {r(jl. 45), do baidhe a gradh et a athghabhail
do n. dolega a c(h)laun A, do 11. bis chomarbbn om. 11. o(h)omforba A.
nuilo 1, olc u. i fus 1, abhiw u. secht om. 1. seacAi ndiobalta n. do f^car n,
om. 1. thall A n.
39 each om. A. ó otn. 1. maithighdir y, maitfr n, raathiges 1. Curad A,
cnire n. fo mam fo riam A, fo mhám fo riamh n, nur fó riam 1. riocfa
{ohne fo) n. Ar om. 1. fo fia 1, fo fiadh n, asren arfofia y. 0 hule(c) A, fo
ulc 1, 0 oU- u. adfenar 1, fofeihar A, fofeachar gach olc u.
39 /". Statt sérachar uí, lies: sáerath, ar ni . . . 'Denn das Haar des
Schafes adelt es; denn nicht edel ist eines, das keines nm sich hat.'
86 R. THÜRNEYSEN,
40. Abbair fris, gonas géntair, manias merthir.
41. Abbair fris, is ascedacli fer fetsed.
42. Abbair fris, nip sotal soisil sainairlecli. Ar it ferr airli
oldas airle, it ferr clalla oldäs ciall, it ferr gäesa oldäs gäes. Is
ed as dech caclia gäese döenachtae: dilse 7 diute, tuae 7 trebaire;
decli áilclie ainmne foss fiss feidle age airle.
43. Abbair fris, iii'ria seniris ar niialiiris [imr 1: ni'ria
maith ar olcj ni'ria degfer ar droclifer, ni'ria dagmnai ar drocli-
miiai, ni'ria clotha ar biad [1: ar is ferr din cloth oldas din bid],
nÍTÍa a enecli na anaim ar ecliii eclithadat.
44 (58). Ni'fil inge cetlieora ilatlii issin bitli [1: .i. flaith
coíigbála CO sliiagaib aneclitair. Et cialflaith. Et firflaith].
45 (61). Flaith coúgbála co slfiagaib dianechtair, gnath
flaith lobur elaithech do suidiu. Amal soite a sliiaig úad, soid
[1: a greit 7 a gaisced,] a grád 7 a grain for culu.
46 (60), Clallflaith umnurgu, con'gaib side a chricha
cen choscru cen chernu; ni'déni di neoch, ni'deni nech de.
Raid a re laaib 7 aidchib, ar is laaib 7 aidchib raithir in
bith huile.
40 fehlt 1. friss y. ma(i)rne8 mairnter A, mairneas mairntear n,
mamas merthir. gonas gentair L.
41 fehlt I. aiscedach A, aisceadhach n. faidsiodh n (y vielleicht fetsed).
42 in 1 /unier 43. soisil 1, soisiol n. Ar it bis airle om. 1. ferra h.
oldass y. it ferr bis liall om. u. ferra h. ciall (fur cialla) y. ar is ferr
ciull indá fíall {am Rande crod) 1. Is ferr 1, ferra A. gaois ol das gaosa ii,
gáís anda gifes 1. cac/t ga^si doeiiaclita A, do garli gaois daouacht n, Issed is
dóennacht 1. 7 dilsi dii'iide n, diuiti y. tua omnes. dech om. h, dech
cecha áilche 1. fosg bis airle om. 1. age om. n.
43 nirire 1 (und so im Folgenden), dagfer A. a chlotha 1, cloth n.
a om. A. no auam A, iua anum n, om. 1. eocbu 1, eocho A, each u.
echdadath 1.
44 Apair fris add. 1. Nifilet 1 A, nifuilit n. teora \, ceithre 11, acht
cethri 1. bith om. h.
45 go sloghuibh 11. Für Flaith bis do suidiu hat 1: Flaith cong-
bála ira uirap inmain flaith. — Flaith coüg om. h. go sloghuibh n.
labur A, labhar n. eloightheacÄ n. di A. suidi y, suidhe n. Amhuil n.
soithi A, soft 1, soith n. éloigh n, sluag A. soidhidh n. a ghradb
nadha u. gio I.
46 congbaid 1 u. a chriocha et a thir 11. chorru y, chorra h, gan
corra n, cen chatha cen choscru 1. gan cearua u, om. 1. ni'd. bis de o))i. I.
nidene A, nidheira(e) n (beidemal), do neoch h u. Raaid A, Raidhid sidhe
(statt a re) n. láibh u. or A. 0 laaib A, a láibh n. raitir A, raster 1,
raitear 11.
MORANDS FÜRSTEN8PIE0EL. 87
47 (59). Fiiflaitli imniuryu, inimusmórat immus'neitat
iminus'bágat iinmuscumtagat 7 firinne immalle.
-18 (G2). Taibflaitli dano, 111 iniuain fer. Do'slaid do'sladar,
fo'fich fufechar, con'clich con'clechar. Is fris con bith beiinaib
bi'iredar. Garb diiaig tossacli a flatha, miscnecli anblathach a
medóii, utmall eloithech a dered. Is Ma maccu ardh'ithfaiter
cinaid, ar'gébtar gnúsi, ardúnfaiter cride. 'Ní fochen' ar
each 'do maccaib na Hatha sin, nirbu maith dun flaith for
n-athar riam'.
49 (vgl. 57). Cach flaitli nad'bi co flrbéssaib firinne foll-
nathar, do'bá do'beba, do"rá dcrera, con'gaib con'scara.
50, Abbair fris, ni'n-erbba do senairecht, ar nl gnáth nach
sénaire bed ferr ar chach.
51. Abbair fris, ni'n-erbba do söebfäthib, na*n-erbba do
firinni, bid ferr cot'n-ófatliar.
52. Dia'nderna in so huile, bid sen, bid suthain, bid sirsäeg-
lach, bid cernach, bid cathbviadach, bid rii, bid ruanaid, bid rorath-
mar, bid sliiagach sothiige suithehernsa, bid saidbir, bid sogeisse,
bid kin do each maith, rosia a con"dia, a accobor da'n-icfa,
biaid cach mi do inna bláth, is úad ad'gebthar Heriu co bráth.
53, For'rega mo goire cip he dcgne in so huile.
47 Firflatha y. iramosmorat imraosbagat imusnertat immuscumtaiget A,
imits baghad iinits morad imiis nertad im?is cumhdaighit n. immall y.
48 fehlt u. nirip 1. flaith {für fer) 1. fofeochar y. bennacA A,
beinmenach 1 {vgl. B). buredac/t A. dúaig 1. aubflathach y. elothach 1.
fodeoid (statt a dered) h, fodeoig y. fora nirtco (maiaib) A, sein add. I.
dlnthfaitei- A. airgébtair 1, arangebtar A. gmissi y. arandnnfaiter A. or 1,
arac/t (für ar cach) y. uibo A. dun in 1 hinter athar.
■19 iiat ba 11. firbesaib h, go bfirbheus- u, hi firbescnaib 1. foUnadar 1,
fallnathar A n. auiongaib A.
50 steht in 1 hinter 55. narhanerbad 1. í sen. 1. each A n. bad A,
ba n. bed airddiu neoch 1.
51 nachanerbbad 1. soebfádib 1, stebfathaib A, saobhfathoibh n. acht
nanerbbad 1, nouerbba A, uo nearba u. bu n. cotonofadar A, coda nodh-
fathar n, cotuóba 1.
52 bu u (das erstemal, dann b- oder badh). bid suth. und bid rii bis
maith om. 1. ri u. rathmhar n. soitnge n. sochearusa u. sogessi y.
sogheis u. roria 1, res u. aucounia A. an caoindia u. acobur A, accobhar n.
donicfa A, douiucfa u, daui.fa a accobor 1. gach maith dhó n, cach ri
(do om.) A. cona 1 u. uadha geubhthar u, uad gebt(.h)air A. Eire n.
53 fehlt 1. Foreg(,h)a A u. gaire A, ghaire u. cibe u. Fiuit add. h,
Finit. Amen add. y.
88 lí. THURNEYSEN,
[1 {und n) fährt fort: 54 (G3). Apair fris, forcmad mo
briathra, bertait co mbuáid, ata-midiur arm clien-1 clith; cotom*
écnigedar spirut nio dligid dil, reim scartlia scél riibind.
55. Buáid caclia flatha a flrinne, fáilte each maige, mógad
cacha tüaithe.
56. Apair fris, naclrn-erbbad i iigenlliucht, na"n-erbbad 1
firiune, cot'noaba.
57. Apair fris, nacha'n-erbbad i n-idlu, iian-erbbad i nDia
as dech deib, dia nime. finit. amen.J
54 Die Lesart von ii bis cotom écnigedar s. bei B. bertach 1. rem-
sgartba n.
55 cac/i flatha 1. a oyn. u. gacha muighe n. moadh n. each a
thuaith 1.
56 Abair u. nachuearhadh u, nachanerbbad 1. do ghent/id/ieacht n.
nodnearbadh dfiriude (cotn. oyn.) n.
57 (Vorher schiebt 1 § 50 ein, s. o.). Abair u. nachu-adradh a n-io-
dhalaibli, acht adradh a ndía (das Übrige fehlt) n.
II. Die Redaktion L.
Zur Vergleichung mit A lasse ich einen Abdruck der einzigen
Handschrift von L gleich hier folgen. Die eingeklammerten
Zahlen bezeichnen die entsprechenden Paragraphen von A.
1. Bria//<m Moraiwd Í7i 80 sis oc tecosc FeradatV/ Fiwd
Fechtnaig, diaro'fóid 'Morand a dalta chuce .i. Nere.
2 (4). Abbair ris ri cac/i liibrethir, ar Morawd. Iwnis do
ri cac/i n'ibrethir. Brig du ri euch mbrethir.
3 (5). Mórad firinne. no'wjmorfa.
4 (6). Nertad tirinni. no'nertfa.
5 (7). Cowietad Urinni. no'cometfa.
6 (8). Tücbad iirmni. no'toceba.
7. Seiched tirinni. nos'seichfe.
b (9). (;ip é chometas Urinni, ni'esseba nach maitli aire.
Nochou'airchiure flaith.
9 (10?>). Ar is tre fir flathewjon mortlada troralige do dóiwib
diíigbatar.
lU (11). Is ire fir úuihenion at márchaiiia de chrirhaib cu
námat curethar.
11 (12). Is ire iir üathcnwfi cac/i ana Ian. cac/i lestar Ian
i?;nna flaitli.
MORANDS FÜRflTENSPIEOKL. 80
12 (1;;). is Uc fir Úathemon soss. sla[njte. sid. suba. soad.
same, sadaile. slánchride each cowiarba conn dili in cháincho-
marbai claniuis.
13 (IG). Is ire fir flathemon mesrada mora at manna milsi
blaissetar.
1 1 (20). Is ire fir flathemon tm libarna lána lanamna ban.
bare i cind cetire.
15 (21). Is ire fir [flathemon] tocbait dúsi ili órda airgdide.
16 (22). Is ire fir [flathemon] do'ciiredar muir ildelba mil
mi« a múr for tmctaib dergetar.
17 (23). Is ire fir [flathemon] aibne iisci iasc a townaib de
snawiaib snegtar.
18 (25). Is ire fir [flathemon] sina caine cac/i tremsi
techtaide dud'ecat .1. gaim cáiw cuisnech. Errach tirim gai-
thach. Sa/n iur frossach. Fog07«ur tromdruchtach torthech.
Go flathemon do'ber sina saiba. 7 mortlada. 7 gallra. ancessa
for tuatha.
19 (28). Is ire fir [flathemon] cacÄa cethri i crichaib cac/i
flathemon firéoin cen tedma cen ances foraib.
20 (29). Is ire fir [[lathemon] cech suth soinmech. each
doth torthech. cech lanmad lanchóir.
21 (19). Is [tre] fir [flathemon] ni'fuiglid nach fuigled,
manip co fasaigib firinne fogabthar; ar it fasaig 7 roscaid
bfrthe bretha. Ni brithem lasna'furecar.
22 (34). Abbair ris ird nirip diumsach. diupartach do-
guittech doitgi.
a (a). Dligidir cech duigthech digi.
b (c). Dligid cech diumsach tairniud.
c (/"). Dligid cech airrechtach a tháini,
d (g). Dligid cech dothenga miscais.
e (h). Dligid cech gubrithem duaidid 7 gairsechla.
23 (30). Abbair ris nirip rawnaire ruamna goa. ar nicío>ígat
baa goa 1 cathróib.
24 (36). Abhair ris nip fuilech. nip cuilech. nip croda
a acnai«.
25 (31). Ahlair ris nifnigbe co rigói cathrói, ar ni-frith
ni'fuigebthar brithem bas firiu cathroi.
26 (37). Ahhair ris niiua uarlommand for lu'irmirend croda
for feola line ar etarbai n-incliss im tir oaich ar n-uair.
27 (37). Abbair ris eoich ra-biii no cóich bias in bith sa.
90 R. rnüRNETSEN,
28 0 (38). Fingal Mairg for-ndoirtitlier. mairg dodafoír
.i. Mairg for'íidóirter, do'fechar co nomaid nó.
29 (39). Is olc fo-ferthar.
301) (40), Marnas merthir. Gonas gentair.
Finit. amen, tinit.
■) Bildet in der Hs. keinen besonderen Abschnitt.
*
III. Die Redaktion B.
Bei dieser ]\edaktion, die durch die vier Handschriften d,
e, i, u vertreten ist, verzichte ich wegen ilires Charakters darauf,
die ursprüngliche Lesart herzustellen und gehe im allgemeinen
über das von den Handschriften Gebotene nicht hinaus. Ich
begnüge mich, die Schreibung, die mir unter den überlieferten
die altertümlichste zu sein scheint, in den Text zu setzen, lasse
aber z. B. auch -e für altes -i unverändert, wo keine Handschrift
dieses bewahrt. Weitaus die besten Lesarten bietet im allgemeinen
i, namentlich auch, was die Orthographie betrifft. Freilich bin
ich mir wohl bewufst, dafs seine altertümliche Schreibweise
teilweise trügerisch sein kann. Auch andere Texte dieser Hand-
schrift zeigen, dafs ihr Schreiber sich an alten Mustern geschult
hatte und also wohl imstande war, einen Text graphisch zu
archaisieren; so wendet er die alte Endung -iu nicht nur da
an, wo sie hingehört, sondern z. B, auch in cailtiu hih für den
Ackusativ fem. cailti. Es ist daher leicht möglich, dafs z. B.
das häufige -th für -d nicht aus der Urhandschrift herrülirt.
Immerhin wird man sich bei dem starken Variieren der Hand-
schriften am liebsten ihm als Führer anvertrauen. Nur seine
Vorliebe, to für die präverbale Präposition zu setzen, habe ich
nicht befolgt, insofern nicht andere Handschriften (aufser d, das
unter anderen auch solche graphische Schrullen hat) stützend
hinzutreten, obschon es an sich dem Bearbeiter J{ angehören
könnte, der ja gleichfalls Archaismen liebt. Im übrigen gebe
ich die abweichenden Lesungen der in der Orthographie überaus
stark schwankenden Handschriften nur da, wo sie wirklich auf
eine andere Form hinweisen oder stärkere Abweichungen dar-
stellen. Die eingeklammerten Zahlen weisen auf die entsprechenden
Paragraphen in A.
MORAMDS FLKSTENßPIEOEL, 91
1. Iiuipit Hiidacht Moiainn maic Moin annso d Feradacli
Find Fechtnach mac r'riinthainn Niath Nair. Mac side ingine
Löith maic Deleraitli do C[h]ruitlienttiaith, bert a matliair ass
Ina bill íar ndilgund tigerna nKrenii dona haithechthiiathaib
acht Feradach namá i mbiii a mäthar. Doiluid side iarum
tairis CO slögaib 7 faldis Morann in n-audacht so cuici:
2 (2. 3). AtTS; tocliomla, a mo Nßre niiallgnäith, nöithiut
büaid ngaire. [ Gar intecli arafolmaithei' fäsaig forber fir. 1 Finda
büana nio bretha no mo bríathra rem bäs, 'beir do biiaid dirge
dligther cech íiatlieman, dia'teis sech cech rig; ata-midiur sa ar
mo cheneiil clith.
3 (3). Ma theisi co-rrigu, reisi co Feradacli Finn Fechtnach
föbeoj bid sirflaithech, suide läntiatha, luifith iltuatha tathat co
miiir, moaigfid a chomarpa comlän co iigreit.
4 (3). Comad mo chosc iarmothä sund.
5 (4). Sluind du re cech mbreithir, beir do for cech mbreithir
in so sirchosc.
6 (7). Comad firinni, cot'n-öfathar.
7 (8), Turcbad firinni, do-fuirceba.
8. Ocbad tröcairi, cot"n-öceba.
1 audaght i, iidhrtc/ti n, authnc/íí d, axLtacht e. Morinn i. Muin i d,
Maoin n. iiuiso d e, om. i. do e. Criomthuiiin u, Crumtain i, Crithm- d,
Crtomth- e. Niadh d, Nia e u. Nair mic Ludac/i Sriab uDerg e. Delirath d,
Deilir- e. di i. pert d e, beart .i. riig u. ass om. du. a mbnt d. hathach-
thuatha d. Doluid(h) e n, Toluidh d. taires d, thairis cet. co sluaghoibh n,
om. i, in e vor thairis. fuidis i, faoidbeas u, foadhes d. inudhacÄi so d,
inudhac/íísa e, anso chuige u, ind audaghtsae cuccu id est i.
2 Adr?e u, Atroi i, Adraigh e, [AJdruig d. tochomlie i. Neire i e.
m'iallghnaoidh n. nöithiut nach A, noited e, noth- n, nuethat i, nuethet d.
ngariu i. Gair e n. arafolraither i, arafolmaich- e, ara bfolmhuigter u.
fasaich e, fasach {mit Pimkt dahinter) n. forbeir e. ber n, b- doe d, doib i.
dlighthir i, indlightear n. each d, gach e (so auch im Folgenden), flatbimain i.
Vor dia- Punkt in i d u; dagegen in e hinter righ. ate midiursse i, admi-
dhersa e, admidharsa d. anHceiteul i, armochinel e, arm- cenel d.
3 tesiu 1. corigh d e, gorigh {mit Punkt dahinter) u. fobeu i. bes
sirlaithec'h i, siorfl-ath d. suidiü i- laifidh e, laidfeidh u, laithfe d. Jjiadut
comor i. Moigfith 1, mooifid u, moaighfi d. a om. d. comgreit o, congret n.
4 Comeath i, Comhai d. iartha d.
5 Sloind u. re om. e. br-ir i.
6 Comhai d. conothfath- d, couofaithev n.
7 potnnrciaba i, cotnnrgliebha n.
8 fehlt i.
92 R. THÜRNEYSEN,
9. Coicleth a thilatlia, cotceillfetai*.
10. Fairtheth a tlulatlia, fa-rresat.
11. Talceth a tluiatha, da'ii-ailcebat.
12 (10?;). Apair fris, is tre fir flaitlieman mortlidi mörslög
no mörlöchet di doiiiib dingabar.
13 (10 a). Is tre fir ilaitlieman conat marthuatha marmulne
midetar.
14 (18). Is tre fir flaitlieman foss sid sfiime suba soad
sláine sádaile.
15 (11). Is tre fir flaitlieman at möijchatlia fri cricha com-
namat cuiretliar.
16 (13). Is tre fir flaitlieman cecli comarba cona clili ina
calnorba clannus.
17 (16). Is tre fir flaitlieman ad manna marmesa milrfeda
mblaisiter.
18. Is tre fir flaitbeman ad mbleclita märböis raulnigter.
19 (15). Is tre fir flaitheman rob'bi cech etba ardííasail
imbeth.
20 (23). Is tre fir flaitlieman do liiubla uisce eise ar sro-
thaib snaaitlier.
21 (26 a). Is tre fir flaitheman clanda caine cain'tnismiter
deraib dethe.
•> cotceillfethar i, cotceillfithear u, cotcoicellfit d, (•otcoiceillfitb- o.
10 Farrthadh u, Faired c, Farr- (1. fairt'sit c, farr-siot u, fantliaisit d.
11 Talgeth i, Tailgedh n, Talcadh e, Talgath d. tanelgefat i, douail-
gebhat n, tonailgeab- d.
12 tria i e (und so oft im Folgenden), flaithemhain ii. mortliti I,
mortlighi (-e) e d. marlochit i, morloicheat ii, raorlochat d. mor . . . e.
do d 0 II.
13 fehlt n. conit a I, conidh e. morinuiiiaibb niidhigth- d.
14 Die }yör(er hinter síd sivd verschieden geordnet: saimai Buba; soad
aadilca slaine 1, suba sainihe »laine sadhaile soadh n, suba slaine soadh sadhaile o>
Bubai soad alaiiie sadhaile d.
15 id (/«»• at) n. more cath- d. friai, f?rd. conauamat d. cuirithef n d.
16 rlu i. caoinfurba o u, caowarba 1. cblaiuius c.
17 at e, it n. maiita i. mar fetha i. mbhiisitb*?- d, mblasethar i,
mbl-igbter e, mblaisigbtber ii.
18 at 0. miirb(b)uaÍH o ii muiwitber i, mninigbther ii, mouigbtb- d.
19 robi d 0, ro bbóe n. arduasnl c n. imbeitb o, imbitli d, iiiibiotb ii.
20 a d e. snaaigtfr e, biiagbetbar i, .suadhaitber d, «uaidbilber n.
21 <ane caintiissimer 1, caoine oaoiutuismitbe(a)r d ii. dferaib(b) d o.
deitte n, dctba e, dedai d.
MOUANDS FÜRSTENSFIEQEL. 93
22 (27). Apair fris ose oec, oec a flaith; aidos'ecath aride
sencharpait. Ar ní'calncotli are senfoniiith, remidéce larmodece
tairsceo desiul seéo tuathbilull do'féce, im'dích im'dithnathar .
aniap co faill na forraii fonna fod* rethat.
23 (19). Apair fris, nrhnasligethar nach mbretliemuin, mani
fássach firinne fiastar.
24 (24). Is tre fir flaith eman ro'saig cech dän mochtaide
mind suithe. Is íar suide seis fri forcetal förechta ro'dämair.
25. Is tre fir flaitheman crTchait cricha cech flaitheman
firioin corro'saig cech bo cenn a hingelta.
26 (17). Is tre fir flaitheman each n-étach tlachta do sellaib
süile saigethar ('?).
27 (18). Is tre fir flaitheman comrara coimge cethre caich
torith, crTchait crichichthai cecha flaithemnusa firioin.
28 (26). Is tre fir flaitheman ara-ndemat tre blal buraig
cech coimdeth cenn fora chostathaib cuicilche. arechta ran riuth.
Öen nde blai äne ech n-oenaig. Alle blal dlb dflnaid. Tress
blai briaid cuirmthige co coimaib co mannaib möraib midchuarda
medardae balth 7 gaith, gnäith 7 ingnaith.
22 aece, ecc u, éc, eg d. flath- i n, fl-a d. ardosetadh e, ardoseich- n,
ardoseidhedh d. aridh d, arae e, ara seanfond- n. ami caoin ml- d. ara n.
senfouwaidh e, senfimda d, seaucharpaid u. remedéce d e (n). iarmidece d.
tairscu i, tarsce d, taiirsce u. desul i, deslol u, deisiol e, desil d. tnath- n,
tuathal d, tuadhal i. defece i, dofeicbi e. imditbimh ditnathar n, iuidithnith- d.
aruab e n, iiabo d. foirain i. fonuad e n, fondaitb i. fotretbat i, fodreithed e, - f^'''
tbdieitb u, doreitbet d. ""
23 nibuaislig(b)tber d e u. u-t d. mbrethimiun i, mbreitb- e, mbretea-
»i/ian u. mane i, mana n, raun&b d, manbuti/i e. fassacba i. fiastara i,
iiadastar e.
24 rosoicb n. suidhiu i. ses d. fria i.
25 gacba e, om. d. tlatbimai» i. fireoin den. gosoich n.
26 netuigbi d, uedg-e n. da e, ta d. sealla n. saigetar i, suigbithar d,
saigitb- e, saigbtber n.
27 comrair n. comgi i. cethra e, cetbrai n, cbr- d. caicb i, gacb
etc. cet. toraidb e. cricbicbtchai i, ciioba cet. gacb d. ílatbimiiusíe i,
tlaitbem(b)ain d n, üaitbem- e. fireoin e n, fior eoin d.
28 steht in ii vor 26. arandemaid d. bla e, bl- d. buradbaigb d e,
buraig im cecb u-oenacb 1. coimde as ceann n. forcostatbaib i, cbostadnibb e,
costaibb u, cosdadbacbaib d. cuicilg(b)e d e, coicilche n. arecbt 1, aireacbta u,
arec/ifaigb e, arac/iiaigb d. ran«, u. ritb n, ruitb d, ruitbtadb e. Oenmv i,
Aonda u. äne om. n. noeuagb i. Ail i. bla e. duuatb i. bla e, blai dib u.
coirwitige e. mid coardaib i, luedbcbuarta n. medardba; i, medhartbar u,
meditiruith e, meadraibb d. nibaitb i. guatb 7 inguatb d.
94 R. THURNEYSEN,
29 (35). A pair fris, ni mar n-airlisi n-imderga, ar is dortatli
cecha flatha folam la foscath ó fine do flaith fuilitlie.
30. Apair fris nach frith fola ro'ndligtlier do rätha na
aurnaidm ara'rona, ro'sá ime roruided a gruaide faebraib fri
roT, fri hailecricha fria n-aill fria n-uile imdegla.
31. Apair fris, niaurdallat dana sona na maine mára na
lessa for lubra leim.
32 (39a). Apair fris, ad'mestar duile duileman dodaTosat
dLvaal do-rrösata; nach ret nad asa mainib miastar, nicope län-
torath dobera.
33 (39c). Ad'mestar asa toirthib talmain.
34 (39 d). Ad'mestar asa besaib inricib ibar.
35. Ad'mestar asa coe cloth cethra.
36 (39 e). Ad'mestar asa raoaigthib mblidit.
37. Ad'mestar asa huaisli ith.
38. Ad'mestar srnthu slandiunach.
39. Ad'mestar Tarn assa thoichib tnathtacarthaib.
40. Ad'mestar humit asa daingnib denib dluthaib dlflmaicdib
{oder dlüth-dlüm-aicdib ?).
29 nurlisiu i. niradhercai u, nimdergtha e, nimdergdai d. folam i,
fol- (1 e {vgl. fo lilr A 85). lai d. fosg-ai d. co Haitli i. fuilidhe u.
30 rodudligter i. torratha i, toratb- d. nodurnadmaim e, uadnrnaid-
maim d. araronai i, arrona d e. rasa i. iiinie u. roruidet i. a om. u. fa;br- i,
faobra e. roe u, raoe d, lae e. hail crich- d, hilcriocha e. frinaill frinaile u,
friandaill frianduile e d. imdeglai i, immdeagblai d.
31 naburdallad d e. uo c. muine mar i. no e. lobro i. leii no
leim d, leim no leu e.
32 adameastar d, atmestar i. duilem- d c, duilinuiiu i. todrosat i,
dorosat e n, torosa d. torrosata i, dorosata u, torosata d, dorosta e. nadaa-
samuinib i. nícobé d, nicobe e, nibé n. toberai d, totobera i, dodabeura ii.
33 Atmestar i, Atmesditr e. asalantorath i. talani(li) d e u.
34 Atmest- i, Atmesdur e. innr-aibb d, ionnracaibb n, innraictli- e.
85 Atmia.st- 1, Atmesdur e. cae u, gc;e d e. cetbrai d.
3G Atmest- c, Amest- 1. moigbtbif d, mogitb I, mogbudba n. a
mblioc/it u.
37 in n hinter 39. Atmest- i, Atmesdur e. huaslib 1.
88 Atmest- i. srotha slafnndinncha n, sriith slan (u)diuudaigh d e.
39 Asmesdur e. iaranu e, iaronu u, iaro d. tboicibh n, toicibh d,
thoicthibb e. tuatb tacartaibh i, tuath taccartbar d.
40 Asmesdur e. daingue d u, om. e. deine d e u. dlutb e, om. i u.
dlnmaigdibli <>, dlumhaigbibb u, dlomaaigibb d.
MORANDS FÜRSTEN8PIEGBL. 95
41. Admestar arcat asa betha brTgaib bänaicdib (oder bríg-
ban-aicdib ?).
42. Ad-mestar or asa öriiiamaib allmaraib adamraib.
43. Ad-mestar htiir asa tindremaib hi turath tecail.
44 (39 f). Ad-mestar caercha asa cottuge do thlachtaib
tuath teclannar.
45. Ad-mestar muca meth-tairr, air is caciia gimssi feile
füasalcatli. .
46. Ad-mestar fTalla foirme firflatha, air is each rígréme
recht näd asa maínib miastar, nicobe lantorath do do-gera.
47. Ad-mestar düeru drungu fognama foguat biathat toimdet
taibret tar Hatha firfolta.
48. Ad-mestar sinu suidib siunser somulnib ilib airmiten.
49. Ad-mestar athra sceo mäthra maínib gaire gairfoirside.
50. Ad-mestar foibrithiu cech däna drong dron dagaicdib.
51. Ad-mestar cert 7 coir, fir j dliged, cumthus 7 corns
cacha flatha fire fria huile aicillne.
52. Ad'mestar dire coir each graid do soernemthib 7 döer-
nemthib ro-mmerus ro-ndergathar.
•41 airgcet n, airgei d, airg-d e. bedha d e. brioghuibb n, brigh i,
brigha e, brighai d. banaig(h)ib(h) d n.
42 foniiamaib i. allmarraib i, allmuraib(b) d e, allmuiribb u.
43 tinnrotb n. bi om. d e u.
44 caurcbu i. cotaig;,b)i d e, ccotaighibh u. to d. teglamor u, tec-
lanatbar i, teaglan?itur e, teuglannt- d.
45 fehlt n. mucix i. metbatbar i, metbar d, asa metbitr e. ar d e.
gach gnuis d e. fnaslugadh e, fuaslaic- d.
46 fialliu i, fiala e, ar fiallu d. forme i, foirmde n. ar d e n. ri
remM e. recht na red i, rigb react reimbe nacb red n. uacb u. asumuinib i.
miadbustar n. uibicai i, nibbia gacb n. dotugera i, dou togera d.
47 At mestar n. doera e u, daora d. dnmga i, drongu d, dronga e n.
fogbnuid biatbaid u. toniidlet n. taidbbret n, tairberat e, tah-berad d.
firfoltai i.
48 sinib(b) d e, sin n. a suidbibb n. sinnseraib d, sinnsioruibh u,
om. e. soiubaiuibb e, sombaoiuibb n. airmideu d e, airmitiu i, airmhiduibb u.
49 fehlt n. muiuib i. gair forsaigbi e, gairforrsaigb d.
50 Adin. otn. d. fuibbrigb u. gacba e u, cacb a d. drongaib i,
dronga e u. dronn i, droua e d. dagbaigdif d, dagbaidib i, dagbaigibh n.
51 firdl-i d. comtbits u, comtus e. curus d. caicba i. fir tl-a e, fir
fi-ai d. fri u. aicille i, ait illiits (?) d.
52 coir om. d e. gacha e. saorneimbe u. do dboer ueimbe u. rom-
mérus e, róm erus u, rumenisu i, romeritsa d. iomderg(b>tbar e u. rom-
dergatar i, roiudergatb- d.
96 R. THURNETSEN,
53. AtTflB tochumlai, a mo Nere nflallgnaith, co Feradach
Find Fechtnacli, fäsaig do tulclia mo bi-iathar.
54 a. Doilece dorche do sorclie.
h. Doilece bron do fäilti.
c. Doilece borb do ecna.
d. Doilece bsth do g*th.
e. Doilece duer do soar.
/; Doilece dochell do clilotliaib.
g. Doilece néoit do gait.
h. Doilece cailti do eslabrai,
i. Doilece discire do fossti.
k. Doilece dofeth do glallnai.
I. Doilece anilaith do firflaith.
m. Doilece á&huid do cliórai.
n. Doilece go do fir.
55. Apair fris, ba trocar, ba fírién, ba cosmail, ba cuibsecli,
ba fosath, ba eslabar, ba garta, ba fialainech, ba sesach, ba
lessach, ba eitir, ba innraic, ba suthnga, ba forustae, ba fir-
brethach.
53 Atrai i, Adrse n, Adraigh d e. tochomla c, tocomhlai u, tocoml- d.
nuallghnaoidh n. fasaich i. do a tulchae i, thulchadha e.
tAa In i hier Tolled, b Talleci, c Dalleci, dann abgekürzt Ta-; in e
abwechselnd Doleige, Doleici, Dol-i, Tol-i; i)i <l Tolc yuit Abkürzungszeichen,
tinmal Tol-i; in n Doleigu und Doleicce.
lAb dfailti (1.
54 c decuae d.
54 d Dolin e.
54 e safer do dhifer e.
54/" doithcbell d. c(h)lotli d u, do tsoicill no clotha c.
54 ^r neoitiu i. gharta n.
54 /t cailtiu i, caillte e n, cail- d. pslablira ii, d eslaljra i.
54 i discre ii. di i. fosta e, foisdine ii, dfnstu' d.
54/c dofeith e, doetli i. gialli I.
54 Í fehlt e.
54m fehlt c. chore I.
54n dfir d.
55 fris om. d. ba t« I nur hier, tiachher hhá oderh-; die anderen Has.
überall ba (e eitwtal pa), firion i, firéu n, fireii e, fir- d. fosa d e, fos- u.
eislabair d, heiislabra c. gurli u. fialloinrac/» ii, fialciifc/t d. .scsracli i.
indraicc 1. siiitlieiiga e, suitengtai d, soiugtbe n. forfostie I, fotasda e.
MOKANDS FÜRSTENSPIEGEL. 97
56. Ar at;it a deich aia'badat goi each flaitheman fomnas
arnach'nderna so fomnas huile, a uile flaithemna, fasaich üaim
a deich: flaith 7 febus, cluith 7 coscar, eland 7 cenel, sid 7
säegal, tüceth 7 toatha.
57 (37. 49). Apair fris, fo'bä fo'beba, dorá doTera,
co'biii co'bia, is ed do'fuicerthar; ni flaith manifallnathar na
gnimu so.
58 (44). Apair fris, nT'fil inge eethri flaithi and: firflaith
7 cTallllaith, flaith congbala co slögaib ]_ tarb flaith.
59 (47). Firflaith cetamus, lúithir side fri each fo, fris'tibe
firinne inda'cluinethar, cota'n-ocaib inda*n-aiee. Ar nl firflaith
nad'nlamat bi bennachtnaib.
60 (46). Clallflaith, ar'clich side cricha sceo tflatha do'lecet
a seotu 7 a téchta ndó.
61 "(45). Flaith congbala co slögaib dianechtair^ in'soet a
slöig side, in'snádat a adilce, air nT sáitTi soitcedach sechtair.
62 (48). Tarbflaith, do'slaid side do'sladar, ar-clich ar'cle-
char, conxlaid con-eladar, ad'reith ad'rethar, doseinn do'sennar,
is fris con bithbuirethar bennaib.
56 Ar om. d e. ataid n, Ata d e. arabaithed n, arabáad e {in i ist
das Wort nicht mehr lesbar), gx d e. cacha e. flathimain i, flaithemhoin u,
fl-eamu- d, flaith-a e. foni(h)nus i d. arnach ndfmwsa e, arnac/Hlonitóa d,
airnaich iideru . . s . . ch i, aruacli deniiis u. fouinis i, fomnus n. hi n fehlen
die ]\'ürter ron a iiile bis flaith. a om. d, flaithiraua i, a flatliemhna e.
fasaigb d. addeich i. cluicb d e, duiche u. cinel e u. sith i u, sigh d.
tocadh n, toice d e. toadh n.
57 fo beabaidh d. dirra dirrera i, dorara d u. tofuioert- d, tofuigerthar i.
flatha n. mauc i, mana- e n, numa- d. gnima d i, gniomha n. sa e i.
58 nifuil d e, nifuilit n. acht d e u. rtaithimua j. fl-iom-auu u. fior-
flaith eim u. et flaith u. go sluagaibh e, go sloghnibh di;j ueaohtair u.
59 Iiither i, Inith er d, luiter n. foa i. indgdiuilfiiliar i, iuat clui-
netbar u, nidocluiuetb- d. cotenocaib 11, codanocaibh e, coda nogiiibb n, co-
dainoccaipb d. jntenaice i, iu uuu ufaice 11. flaith n. -niamait i, mamaidd,
•nderaat 11, (de?)auiiiäld~e. bíí d. benacbtoibb n.
60 Clallflaith .^. n. thuatha d. toUecet, i, doleigid u, doleicedb e,
dolecc- d. seoit i, s^oda u, .s. d, seota téchta. e.
61 congphalai i, cong-bala c. slogai i. dian. om. i. iusiiet i, inn-
saigbed e. ion?isaigbid n, iu/isaidbet d. slog sithe i. insnadait d. aidikbe i,
adbailge u, adilcne e, aidilgni d. ar den. sáidh e. saidh d. saitba i, saithe n.
62 Tarphfl- d. toslaid i, dosloid d, dosluidh n. tosladar i, doslnitbir n.
arclech d. concladh n. conclatar i e, concletar n. atreith u, atreth i. at-
rethar i n. toseinn i, dosinn u. tosendar i, dosein«ar d. bith buareth d
Zeitschrift t. celt. Pliilolog'ie X.I. 7
98 R. THUENEYSEN,
63 (54). AttTíe tochomlai, a mo Nere niiallgnaith, co
Feradach Find Fechtnacb flaithemain ii-üasal ii-äii, co cech
Haithemaiii fallnathar co fir. Forcmath mo brlathra, bertait co
bfiaid, ata-midiur sa ar mo cbeneol clith cotom*ecnigetliar,
63 Atrai i, Attraigh d, Adraigh e. tocomhlai n, tochomhla e, tou-
coumla d. luxallgaaoidh u. Haithimain nuasail i. fli\itliiinaiu falnatliar i,
flaietheaui- fault iiaouth- d. Foninat i u, fouarcniaou d (i?i e nicht mehr
vorhanden), comiubiiaidh e, go nibuaidh u, combuaeidh d. aitiniidinrsie i,
atta miodarsa u, admithiiirsa e {der Rest des Textes fehlt), adruidarsa d.
fhinel II, ciuel d. cotomecnigetar i, cotuiuegnith- d, fota inieignither n.
H- fiu- du qbais Mor- add. d; u fährt fort wie 1 (s. oben S. 88).
IV. Übersetzung des ursprünglichen Textes (A).
1. Es beginnt ^lorands Pensum oder die Unterweisung von
Feradach Find Fechtnach durch Morand.
2. Erhebe dich, rufgewolinter Nere; die Siegeskraft der
Pflichttreue verherrlicht dich. Pflichttreu ist der Gangi), den
du vorhast (zu Feradach Find Fechtnach) mit der Wahrheit des
Praejudiziums, ein wahrer Dienstmann eines scharfsichtigen
Fürsten.
3. [Es sind] die wahren Schätze meiner Worte vor meinem
Tode, die Sieg bringen; die Gerechtigkeit, die man von jedem
») Dieser Abschuitt eutbält allerlei Scbwierigkeiten. Die Überlieferung
weist durchaus auf gor intech als ursprüngliche Lesart, auch in Fassung B.
Aber in tech für a tech 'das Haus' ist in einem so alten Text unmöglich,
int eck 'das Pferd' gibt keinen Sinn, zumal das Verb ara- fohnaider oder
■fulmaither durch 1 und It als das richtige erwiesen wird. Nur schwer habe
ich mich entschlossen im tech[f] zu ergänzen, das ohne weiteres hineiiipafst,
aber einen gemeinsamen, von keinem Bearbeiter verbesserten Fehler des Ur-
textes voraussetzt. Was ist sodann fäsaig oder fnsaig? Redaktion H fafst
es als Imperativ eines Verbs, wie weniger aus unserer Stelle, als namentlich
aus § 53 hervorgeht: lochumlai . . co Feradach F. F., fasaig do tulcha mo
briathar 'gehe zu F., verkünde (?) ihm die Höhen meiner Worte'; vgl. auch
§ 5G (fasaich). Aber welches Verb soll das sein? Fdssugud 'Leeren' pafit
nicht. Da nun unser Text § 19 verlangt, dafs der rithtende Fürst sein Urteil
auf früher gefällte Urteile, auf jiraeiudicia stütze (fii.'<naiijih firinne), so liegt
es näher, fäsaig als Genetiv Sing, desselben Wortes (fänsach neutr. o- Stamm)
zu fassen; darnach übersetze ich. Das Wort forbor (forber W) dürfte da.sselbe
sein wie forbhfer (fur-fer), etwa 'Dieustmann', das Windisch Tain B. C,
S. 492 bespricht. §3 von 2 zu trennen veranlafst mich der Punkt, mit dem
§ 2 in .\ schliefst; auch in It ist diese Interpunktion möglich.
MORANDS FÜKSTENSPIEGEL. 99
Herrscher erwartet, ist diefs. Sie werde mehr erstrebt (oder
'geschätzt') als Methfluten, durch die man auf grofsen Ruhm
abzielt. "Wenn du an Königen vorbeikommen wirst, eile zu
Feradach Find Fechtnach! Gut, dauerhaft, langlebig, beständig
ist die Gerechtigkeit des Herrschers, der auf Weisheit hört. Er
bewahre späterhin meine Unterweisung.
4. Verkünde ihm vor Allen das Wort-), bring ihm vor Allen
das Wort, melde ihm vor Allen das Wort, tue ihm vor Allen
das Wort kund^):
5. Er mache die Gerechtigkeit grofs, sie wird ihn grofs machen.
6. Er stärke die Gerechtigkeit, sie wird ihn stärken.
7. Er bewahre die Gerechtigkeit, sie wird ihn bewahren.
8. Er erhebe die Gerechtigkeit, sie wird ihn erheben.
9. Denn so lang er die Gerechtigkeit bewahrt, wird ihm
Gutes nicht fehlen, wird seine Herrschaft nicht zerfallen.
10a. Denn durch die Gerechtigkeit des Herrschers^) werden
grofse Stämme regiert.
106. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers werden grofse
Sterblichkeiten von den Menschen ferngehalten.
11. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers werden grofse
Kriege nach den Gebieten der Feinde zurückgeschoben.
12. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist jedes Recht
strahlend, jedes Gefäfs voll in seiner Herrschaft.
13. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist es Ruhe,
Heil, Friede, Freude, Ungetrübtheit, . . . ^), Glück, Reichtum, Be-
haglichkeit, heiles Herz, was jeder Erbe mit seinem Hauspfosten
in sein schönes Erbe pflanzt.
14. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist alles Land
fruchtbar, jedes Gebären in voller Ordnung.
15. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist Fülle von
allem hochstehenden Getreide.
*) Die später ungebräuchliche Form der Präposition hat die ganze
spätere Tradition dazu verführt, in ri die Nebenform von fri zu sehen und
daher ri each m-brethir oder ähnlich zu schreiben.
') Zu brig vgl. aufser Meyers Contrib. auch Imram Suedgusa, Str. 59:
Brigfaidh Andnnst proicept sulbair.
♦) 'Die Gerechtigkeit des Herrschers' ist wohl keine volle Öer-
setzung von fir ftcithemo7i, das das gesamte richtige Benehmen des Fürsten
einschliefst, wobei allerdings die Gerechtigkeit obenan steht. Das Gegenteil
ist go flatha%2b. ^
') Was ist soad? 'AU ^c^ K^ .
7*
100 R, THURNEY8EN,
16. Durcli die Gerechtigkeit des Herrschers werden die
Baumfriichte des grofseii A\'aldes als süfse Manna gesclnneckt.
17. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist Makel-
losigkeit aller öewänder; denn, wenn sie gefärbt werden, werden
sie mit dem Farbenglanz des Auges erstrebt ^).
18. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist ein schützender
Schrein jedes Viehs im Gebiet des gerechten P^ürsten.
19. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers wird kein
Rechtsstreit geführt, ohne dafs er sein Urteil durch Praejudizien
der Gerechtigkeit stützt.
20. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers landet ein
Schiff (liburna) mit stattlichen Frauen, eine Barke mit grofsen
Schätzen am Ende jedes Landes.
21. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers heben die Ge-
scliöpfe viele Schätze, goldene und silberne.
22. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers bringt das Meer
viele Gestalten herbei; kleine und grofse Tiere werden auf den
Stränden zurückgelassen.
23. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers wird der Fisch
aus den Wellen des Wassers des Flusses im Schwimmen
erjagt ").
24. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers findet jede
(Diclit)kunst Ehrung^) in ihrem Sitz nach ihrer Mühe mit
Weisheitssprüchen zur friedlichen Belehrung.
25. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers schreiten schöne
Witterungen in jedem ordnungsmäfsigen Vierteljahr einher: der
Winter schön mit angemessenem Wetter, der Frühling trocken
und windreich, der Sommer heifs«) und reich an Regenschauern,
der Herbst mit schwerem Tau und fiuchtbari"). Denn das falsche
Benehmen des Fürsten bringt falsche Witterungen über schlechte
Völker, dafs des Erdbodens Frucht vertrocknet (oder: erfriert).
•) d. h. man will, dafs die Gewänder glänzen wie das Auge.
^) Ich konstruiere: donegar iasc a tonnaib uisci aibtie snamaib. Die
Flüsse sind so voller Fische, dafs sie ein Schwimmender erhaschen kann.
") Ich möchte mochla als mochto, Ackus. Plur. von tnochtad, ftiascu.
Die Dichter werden durch Ehrensitze belohnt.
") Zwischen ^Víhí und t(n)Hr niufs ein Unterschied bestehen.
•") Dieser Spruch ist in die erweitertste Fassung der Tecosca Connaic
aufgenommen worden (ed. K. Meyer § 36).
M0RANDÍ5 FÜRSTENSPIEGEfi. 101
20. Durch die Gerechtigkeit des Herrschers sind die drei
'Freiheiten von Zorn'*') bei jeder Versammlung", bei der Spiele
veranstaltet '2) werden mit (Scliild)r;lndern, mit Siegen bei sanfter
Witterung: die F'reiheit der Trunkenheit bei jeder Festversamnilung;
die zweite Freiheit der Heeresbildung (des Lager- Schiagens?)
durch zuständige Stämme, die geordnet werden; die Freiheit des
grofsen Tech Midchuarda'^), wo PMle und Unedle tollen, Toren
und Weise tollen, Bekannte und Unbekannte tollen i^).
27. Sage zu Feradach, er solle ein vorauswissender Lenker i'»)
des alten Wagens sein, der vorwärts blickt, rückwärts blickt,
ihn gegen sie wendet und über sie'^), der sich ihrer erbarmt,
sich um sie sorgte'), der sie beschützt, sich für sie stellt'''), damit
er nicht zerbreche, damit er stütze i^) die Grundlagen, die ihn
stützen.
28 2«). Durch die Gerechtigkeit des Herrschers ist alles
Vieh im Gebiet jedes gerechten Herrschers ohne Seuchen,
ohne Not.
") d.h. Dinge, die sonst den Zorn des Herrschers erregen, aber dies
unter gewissen Umständen nicht tun.
'-) Ich habe -coistetar in ■costatar (von C07i-sddi) geändert, da B 28
das Substantiv costathaib hat.
") Festhalle der irischen Oberkönige in Temair.
") Es läist das auf eine sehr energische 'Feststimmung' sehliessen.
") arad explikativer Genetiv.
'*) 'sie' sind wohl die Untertanen.
") Wohl nicht: 'der sie dahinrafft' (s. Pedersen, Yergl. Gramm.
II 482).
'*) Imdidnad scheint nach dieser Stelle Deponens zu sein; •ditnathar
(von di'tiu) steht hier und in 1Í 22 nur in der jüngsten Hauds<'hrift u und
wäre synonym mit 'dim (aus di-eim). Imdidnad heilst jemand aus einer
Lage erlösen, indem man selber für ihn eintritt, s. B. of Armagh 18 a 2
(Sarauw, ZCP 5,513). Die Ableitung von don 'Platz' ist in diesem Kompositum
noch besonders deutlich.
'") -coimb 3. Sing, des Subjunktivs von con-boing, vgl. to-aithib
Eriu VII 162, 5 zu ta(i)thboing. Das folgende Wort ist man versucht, da B 22
CO faill liest, in co folli 'durch Nachlässigkeit' zu verbessern, was einen guten
Sinn gäbe. Aber man begriffe nicht recht, warum alle Hss. unserer Version
das bekannte Wort in das dunkle folla (follach, folaib) geändert haben soUten.
Darum habe ich die Änderung in fo'llö gewagt, da fo'llu — fod'longat gut
in den Stil unseres Autors pafst.
■■'•') Dal's dieser Abschnitt zum alten Bestand gehört, ist nicht ganz
sicher, da er nicht nur in a h y fehlt, sondern auch in u nicht aufgenommen
ist; doch findet er sich aulser in 1 auch in L.
102 R. THÜRNEYSEN,
29. Durcli die Gerechtigkeit des Herrschers ist jede Leibes-
frucht gedeihend, jeder Wurf -i) fruchtbar, jedes Gebären in voller
Ordnung'-).
30. Sag ihm, er soll kein Austeiler geschminkter Lüge sein;
denn Lügen vermögen nichts Gutes im (gericlitlichen) Zweikampf.
31. Sag ihm, er soll nicht mit einer Lüge sich zum Zwei-
kampf stellen; denn es ist nicht gefunden und wird nicht gefunden
werden ein Richter, der gerechter ist als der Zweikampf.
32. Sag ihm, er soll seine Herrschaft nicht zwischen Speer-
spitzen setzen; nachdem (einmal) die Spitzen aneinander vorbei-
geflogen sind 23), w^eifs man nicht, wessen Nutzen, wessen Schaden
es sein wird.
33. Sag ihm, es sei nicht leichter Bitten an den Fürsten
zu bringen als für ihn einzuti-eten, nicht leichter ihn zu zer-
schmettern als ihn zu schützen 2*).
34. Sag ihm, er soll nicht übermütig, betrügerisch, schwierig,
stürmisch, ein übler Bitter-"'), übelzungig sein.
a. Denn jeder üble Bitter verdient Verweigerung 25).
h. Jeder Stürmische verdient Dämpfung.
c. Jeder Übermütige verdient Erniedrigung.
d. Jeder L'berwältiger verdient geknickt zu werden-'').
2') duth das Stammwort des Verbs do{i)thid Cormac s. v. Mug éme,
dothais Anecd. HI 59,22, kymr. dudwi bret dozi'i.
''") Weil dieser Satz scbou in § U vorkam, hat A (a, h y) diesen Abschnitt
mit 14 verschmolzen.
'*) Der Subjunktiv ducoiset im allgemeinen (zeitlosen) Satz.
-•) Ob die Übersetzung: richtig ist, scheint mir zweifelhaft. In diosor
Fassung würde der Spruch passender an die Untertanen als an den Fürsten
gerichtet. Für a túnrcon lesen 1 und L a togairm 'ihn zu berufen', was nicht
besser ist. Vgl. oben S. 71.
'^) Die Lesart von L doguittech und in a) duigthcch scheint mir auf ein
Kompositum von do- und gnidf zu weisen, das allein hier einen befriedigenden
Sinn ergibt. Denn unglücklich {doÜicedach) zu sein, kann man einein nicht
verbieten. Die ähnlichen Wörter dogdcch und do{i)lhge {= do-thoiga) haben
in den Hss. allerlei Verwirrung hervorgerufen. Freilich pafst dann im Schlufs
von a weder digdi 'Bitte' noch dige, das nach O'Clery (s. v.) und O'Dav. 5!)0
(wo digc für dighde zu lesen ist) etwa 'Kumpensation, Zufriedenstellung' hcifst.
Ich habe daher dibe dafür eingesetzt, was allerdings wieder einen alten
Fehler voraussetzt.
"") fuidbrch zu fo-di-iong- wie tnidbech EU to-aifh-buyig-. Adjektivisch
scheint es in cvechtai fuidbecha T.B. ('. (YBL) 2077. Nur in u dafür fuidh-
bheachd, vgl. O'Reilly's: fuidhbheachta 'quarreis, wickeil deeds, deceptions',
fuidhbhcachtar.h 'quarrelsome, treacherous'.
M0RAND8 fCrSTENSPIEOEL. 103
e. Jeder Übermäfsige verdient Verfall 2").
f. Der Hartnäckige verdient seinen Tadel ^*).
g. Weiter '-'•') verdient jeder Cbelzungige Hafs.
h. Jeder falsch Richtende verdient kurzes Leben und Ent-
setzung und Aussterben.
35. Sag ihm, er soll nicht rüten^o) . . .; denn Blutbeflecktheit
ist Ausschütten jeder gerechten ^i) Herrschaft auf den Boden.
36. Sag ihm, seine Hand soll nicht blutbefleckt, nicht
frevlerisch sein, sein Kauen ^-) nicht blutig, sein Flüstern nicht
...^•♦), sein Atem nicht kalt.
37. Sag ihm, er soll nicht kalte Schlucke Blutes auf kalte
blutige Bissen, auf das Fleisch seiner Verwandten trinken'^).
Denn diese Welt ist von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag
durchaus unnütz, unsicher, ungewisser Besitz. Dahingestorben
ist, dahinsterben wird, abgefahren ist, abfahren Avird jeder, der
gelebt hat, jeder, der leben wird^^).
^'') Zu feacred vgl. Triads of Irelaud, Glossar; Monaster}- of Tallaght
p. 176 s. V. fo-fo-esscrinim.
^^) Vielleicht gab es neben t-air und t-ath-air ein ath-air, so dafs o
kein Pronomen wäre.
*'■•) beus, das in L fehlt, ist wohl nicht ursprünglich, sondern nur von
den Hss. eingesetzt, die a und g ähnlich lesen (dotche, dothchadach).
ä") imdergga ist woiil als Subjunktiv in Tmesis mit n'i- zu fassen; wenn
man mit 1 die Präp. ar wegläfst, könnte es heifsen: 'er soll nicht Teile des
Gehöftes röten'. Aber bei ramm ist wohl eher an Fleischstücke zu denken.
Jedenfalls mufs es eine Umschreibung für 'er soll nicht morden' sein; vgl. B 29:
ni mär n-airlisi n-imderga'^ nicht viele Gehöfte soll er röten'? Zu airlis
vgl. AL, Glossar. Oder ist arlissi Adjektiv zu ranna, vgl. arlhis Fei. Sept. 27,
ni-erlissaigther, niimquam . . fastiditur MI 62 a9: 'er soll nicht ekelhafte
(Fleisch)stücke röten'?
^') In flatha firinne ist firinne offenbar der Gen. fem. des Adjektivs
firión; in § 18, wo flatha den Fürsten bedeutet, steht dagegen die männ-
liche Form.
3-) acnavi von ad-cnäm (cnäid), vgl. acnamacht .i. proinn fir obra
Corm. transl. 16, acnamad 'Ration' V. Trip. 2'28,2 (acnabad 232,17) und
acnamh O'Dou. Suppl.
") renn {raind u) kenne ich nicht; rith addm rend 'der Lauf meiner
zwei Beine' (Erin 1,72,1) liegt weit ab. Kaum rind "Speei-spitze".
3*) Die Form -Ina statt hi ist sonderbar und wohl fehlerhaft, aber
dulrch alle Hss. gestützt; vgl. as-lu {'lau), at'lu Eriu YII 134, conara'lú sotn
(Hs. Sil) Monastery of Tallaght U5, 21.
^'•') Das überaus starke Abweichen jeder Handschrifteuklasse zeigt, dafs
hier alte Verderbnis vorliegt. Ihren Grund sehe ich erstens darin, dals früh,
vielleicht schon in der Urhandschrift is hinter ar ausgelassen war. so dafs
10! K. TIIURNEYSEN,
38, Sag ilim, Verwandtenmord möge er niclit verüben. "Weh
dem, auf den er sicli ergiefst; weli dem, durcli den er ausgegossen
wird! Er wird von Gott gerächt bis zum neunten Glied (eigentlich
'Menschen'), so daCs er Vergänglichkeit verursacht und kurzes
Leben; er verschüttet seine Würde und seinen Glanz, er löscht
aus seine Glut und sein Pfand, er vernichtet seine Kinder und
seine Erben, er verursacht viel Übles hier, er wird dort sieben
mal siebenfach bestraft.
39, Sag ihm, er soll alles Gute tun, denn durch Gutes wird
jeder gut. Er soll jeden unter sein 3«) Joch bringen, den er treffen
wird. Denn was ausgegeben wird, wird er einbringen; denn
durch Böses wird Böses eingebracht^").
40, Sag ihm, wer erschlägt, wird erschlagen werden; wer
verrät, wird verraten werden.
41, Sag ihm, freigebig (?) ist der Mann , . J^).
42, Sag ihm, er soll nicht stolz und hochmütig^-') sein, nicht
nur mit sich selber Rat halten. Denn Räte sind besser als (ein)
Rat, Verstände sind besser als (ein) Verstand, "Weisheiten sind
besser als (eine) Weisheit, Das Beste von aller Weisheit der
Menschheit ist angemessenes Wesen und Einfachheit, Schweigen
man ar als Priipositiou zu clarbae zog. Ferner darin, dafs poetisch each statt
in each vor den Relativsätzen stand und früh abgekürzt eil geschrieben war;
daher in L coich, in l( 57 co\ in A (vor die vorhergehenden Verbalformen
verschleppt) cä, in u eon. Endlich zeigen hai und biaa, dal's auch im Vorher-
gehenden einst Präteritalforinen und Futurformen nebeneinander standen; diese
lauteten, wie ich sie in den Text gesetzt habe. Aber schon im 9. Jahrhundert
fielen 'bebae und -bibn, -rerae und rem lautlich zusammen und scbiencn
einfache Dubletten. Darum wurden im Anschluis an § 4U die Subjnuktive
(lo'bd und do'rd, die dort sehr wohl an ihrem Platze sind, aber hier nicht
passen, an Stelle der reduplizierten Formen eingeführt (bewahrt in A und u);
die Redaktion 11 hat überhaupt unsere Paragraphen 37 und 49 verschmolzen.
Die übrigen Handschriften haben den unverstäudlichen Text verschieden gekürzt
und umgeformt.
•'") Wenn der Text so richtig ist, ist zu verstehen: 'unter das Joch des
Guten'; forinm scheint ein alter Fehler, durch das vorhergehende fvmam und
das folgende foriefa veranlal'st.
^') Die Lesarten fofcchnr und adfaiar scheinen auf fofevar zu weisen,
zu dem fofia das aktive Futurum ist; wohl zu demselben Stamm wie ad-fcn
'er vergilt'. Meine l'bersetzung 'einbringen' ist nur Vermutung.
'") fctnal mir unverständlich; etsad 'der Schatzkammern' würde die
Alliteraticm zerstören.
"") Sinüe und sotla sind am Ii T. B.C. (LU) tl49 verbunden; vgl. soisti-
geneth ZCP S. ;?07. 4.
MOItANDS FüRSTENSPIEGEIi. 105
und Kluglieit; die besten der Tugenden sind Geduld, Ruhe, Wissen,
Beharrlichkeit, Mut^"), Beraten.
43. Sag ihm, er soll nicht den alten Glauben für einen
neuen Glauben hingeben, niclit einen guten Mann für einen
schlechten Mann, nicht ein gutes Weib für ein schlechtes Weib,
nicht Ruhm für Nahrung, nicht seine Ehre und seine Seele für
die Pferde eines Pferdediebs.
44. Es gibt nur vier Fürsten in der Welt:
45. Der Fürst, der mit Heeren von aulsen Besitz ergreift,
der hat gewöhnlich eine schwache, leicht entgleitende Herrschaft.
Sobald seine Heere sich von ihm wenden, wendet sich seine
Würde und der Schrecken vor ihm zurück.
46. Der kluge Fürst aber, der besitzt sein Gebiet ohne
Siege, ohne Triumphe; er nimmt niemandem weg, niemand
nimmt ihm Aveg-»!). Er schifft seine Zeit dahin in Tagen und
Nächten, denn in Tagen und Nächten wird die ganze Welt
durchlebt ■!-).
47. Der wahre (gerechte) Fürst jedoch, der und die Ge-
rechtigkeit machen sich gegenseitig grofs, sie stärken einander,
sie streiten für einander, sie bauen sich gleichzeitig auf.
48. Der Stierfürst sodann, der ist kein beliebter Mann.
Er schlägt, er wird geschlagen; er schädigt, er wird geschädigt;
er springt an, er wird angesprungen. Gegen ihn wird fort-
während mit den Hörnern gewühlt •*'^). Schroff und schwierig
ist der Anfang seiner Herrschaft, verhafst und unfürstlich ihre
Mitte, unstät und leicht entgleitend ihr Ende. Gegen seine Söhne
werden sich (seine) Schulden zusammenballen, werden sich die
Gesichter erheben, werden sich die Herzen verschlief sen. 'Keinen
Willkomm' sagen alle "den Söhnen dieses Fürsten! Die Herr-
schaft eures Vaters war einst nicht gut für uns'.
49. Jeder Fürst, der nicht nach den wahren Sitten der
Gerechtigkeit regiert, der soll absterben, der wird absterben;
") age (nur in A) ist wohl das Abstraktum zu O'Reilly's aigh 'generous,
valiant', vgl. aig 'keen?' Salt, na R., Glossar; Windisch, Tain B. C, S. 96*.
Die Bedeutung- geht aus keiner Belegstelle klar hervor.
*') -(leni scheint hier seine eigentliche Bedeutung 'weg tun" zu haben.
*-) Eigentlich 'durehsehifl'f.
*') Zu konstruieren: bith-buiredar co mbennaib. Statt buiredar oder
buirethar (li 62) würde man eher eine synkopierte Passivform (buirther oder
besser buirthir) erwarten. Denn bith ist kaum Substantiv: 'Gegen ihn wühlt
die Welt mit den Hörnern'.
106 R. THÜRNEYSEN, MORANDS fCrSTENSPIEGEL.
der soll dahiufabren, der wird daliinfahren; was er erwirbt,
zerstört er.
50. Sag ilim, er soll sieb niebt dem Leugnen anvertrauen;
denn nicbt bäufig ist ein Leugner, dem es immer besser gebt.
5L Sag ibm, er soll sieb niebt falscben Propbeten an-
vertrauen; er soll sieb der Wabrbeit anvertrauen, die wird ibn
besser bewabren.
52. Wenn er dieses alles getan bat, wird er alt werden, dauern,
langes Leben baben, triumphreieb sein, siegbaft im Kampf, ein
König, ein Gewaltiger, ein Gnadenvoller, reicb an Heeren, wobl-
redend'*^), freigebig''^), er wird reieb sein, leicbt zu erbitten,
voll von jedem Guten; er wird erreieben, was er suebt; sein
"Wunscii wird ibm zu Teil werden; für ibn wird jeder Monat in
seiner Blüte stellen. Von ihm wird Irland weiter geerbt werden
bis zum jüngsten Geriebt.
53. ^^'er es aueb sei, der das alles tut, meine Ptliebttreue
wird ibm zu Hilfe kommen.
[1 hat, mit Benutzung von B 63, folgenden Schhifs hinzu-
geseist:
54. Sag ilim, er soll meine Worte bewabren, sie werden
ihn zum Sieg**"') führen; leb richte sie (an ibn) wegen des Er-
löschens»") meines Geschlechts. Der Geist meiner lieben Pflicht
zwingt mich, ein Trennungslauf wohlklingender Berichte»*).
55. Die Siegeskraft jedes Herrschers ist seine Gerechtigkeit,
die Freude jedes Feldes, die Förderung jedes Volkes.
56. Sag ihm, er soll sich nicbt dem Heidentum anvertrauen,
er soll sich der Wahrheit anvertrauen, sie wird ihn bewabren.
{Jiier sieht § 50, s. oben.)
57. Sag ihm, er soll sieb nicbt Götzen anvertrauen; er
vertraue sich Gott an, der besser ist als Götter, dem Gott des
Himmels. — ]
**) Eigentlich ' wohlbeznngt, mit guter Zunge'.
") Der Genetiv SHithchermn ist hier mit Adjektiven koordiniert.
*«) combuaid statt cu buaid lesen auih manche llss. von H.
*■) 'Wörtlich 'wegen des Si(h-Verl)ergens".
*") Das i<5t wiihl: nifiiio Beiiililo trennen sich hiermit von mir.
Bonn. R. TnuKNEYSEN.
ORTHANACH UA COILLAMA CECINIT.
Zu dem Abdruck dieses Gedichtes bestimmt mich vor allem
eine Bemerkung Thurneysens in seiner Besprechung meiner
'Ältesten irischen Dichtung' im vorigen Bande S. 447. Er spricht
dort den Wunsch aus, meine Behauptung, dafs c- und g-, t- und
d- als Bindungen gelten können, durch weitere Beispiele erhärtet
zu sehen. Nun stammt zwar das folgende Gedicht erst aus dem
9. Jahrhundert, ist aber mit möglichster Beobachtung aller aus
der ältesten Zeit überkommenen Regeln, sowohl was Alliteration
als Bindung betrifft, abgefafst. Leider ist es nur in einer Hand-
schrift, dem Buch von Leinster S. 51 a, erhalten, z. T. unleserlich,
vielfach verwahrlost überliefert und an mehreren Stellen im
Faksimile, das ich mit dem Original verglichen habe, noch weiter
entstellt. Ich kann daher weder einen vollständigen Text noch
eine fortlaufende Übersetzung liefern.
Als Verfasser bezeichnet LL gewils mit Recht den 840
gestorbenen Orthanach üa Cöillama, Bischof von Kildare. Gleich
den beiden anderen von ihm herrührenden Gedichten i) handelt
auch dieses von der älteren Geschichte Leinsters. Auch sind
alle drei in demselben Yersmafs, nämlich einsilbig reimender
rannaigecht, abgefafst. In allen dreien finden wir ferner die für
die älteste Periode charakteristische fortlaufende Alliteration,
oder wenigstens das Bestreben sie durchzuführen, endlich sowohl
zwischen den Kurz- als Langzeilen und Strophen die von mir
in 'Alt. ir. Dichtung' I, S. 8 ff. geschilderte Bindung. Wo sie
fehlt, wird entweder eine Verderbnis des Textes vorliegen oder
es handelt sicli um Licenzen. die im einzelnen noch festzustellen
>) Es siml dies das von mir unter dem Titel 'Hail Brigit' yerüffeutliclite
uud eiu in 'Alt. ir. Dichtung' I, S. 23 erwähntes Gedicht mit dem Anfang
A chöieid chain Catrpri chrüaid.
108 KUNO MEYER,
sind. So mag in der 8. Strophe Ahrat auf Äih zurückgehen, in
der 14. fnocrais auf formach, in der 26. a auf ir. Darüber aber,
dafs c- Bindung mit g-, t- mit d-, ferner auch jj- mit b- bildet,
kann bei der Fülle der Beispiele, die das Gedicht bietet, kein
Zweifel mehr bestehen. So haben wir nicht weniger als neun
Belege für c-:g-, nämlich 2 b chuirp: gahsal, 5d Corb:gum, 9 a
gairg : Corprc, IIa glond:Cormac, 12 d Gcdl-.cöic, 21b cJniir-.galaih,
24 a glend : Corpre, 29 a gräd : Cohthach, 32 b gäel : co. Zwischen
t- und d- liegt Bindung vor 21c tain: da, 25 a inaig : Bünlang,
26a Dcirg : tallad, Gob dall: träag; zwischen p- und b-: 31b
hrcss : Pätraic.
Eine Erscheinung, die ich bisher bei anderen Gedichten
nicht beobachtet habe, ist nun, dafs unser Dichter diese Bindung
auch im Innern der Verszeilen an Stelle der Alliteration gebraucht.
Die Beispiele sind zu häufig, als dafs es sich um Zufälligkeiten
handeln könnte. Ich führe an: crithrc grinnc 5, döib tüath 6,
deec trichem 13, Cormac gäis 14, Bergabail trcn 19, Duin tren 23;
vielleicht auch Cobthach gabais 2, cäel gnc ib.
In Str. 30 ist die mangelnde Bindung durch den gleich-
lautenden Anfang aller vier Kurzzeilen {aill is) ersetzt. Vgl.
'Alt. ir. Dichtung' I, S. 6, Anm. 1. In Str. 8 und 31 macht der
Parallelismus des Ausdrucks sie entbehrlich.
Ich drucke nun das Gedicht nach der Handschrift ab.
Ortlianach cecinit.
1 'Masu de chlaind Echdach aird atai, a baird, büaid cech óin,
indid etarlam nach íidúain de chomram chrOaid Chob-
[thaich Coil.'
2 'Cobthach gabais Bri 's a bröen, ba derb ba cSl gné a chuirp,
gabsai format, fi fo bailc, co mbad ri for Life Luirc.
3 Luid do raitli mo ruirech ruiss, rordigus, ba lingal gand,
göita leiss Löegaire Lore, luid a mac hi tlri Gall.
4 Gabais Cobthach cíaso chian, clandais sluago, sorhla dal,
degleth Ulad, errid uill, echtga Cuind co n-orddan n-an.
5 Mad Ca Difne de lith lerg, füadaiti) crithre, grinne n-ard,
[is]in dail sin, sliucht luld cherb, clfl siut Laigniu lon"^) fri Corb.
6 Guin lar Lugdach reo ndei-g rig rucad a tir toirthech triath,
[djanim dóib tíiath iarna rath otá Boínd co Äth Clíath.
') Zn lesen lüadait'i
") Lies vielleicht Laigen lonn wie in Str. 10.
ORTIIANACÍI CA COILLÄMA CECINIT. 109
7 Cla luid cilala [lir] co rian rigi Meiss-Gegra don M*n?
mac Mis-Delmond dorar mar, marbsi Conall oc Ath Chlién.
8 Abrät loga, hira dar crich, fuilliucht fola dar Ath Cllath'),
tri barrchais Berba conscäig, rosrir Conall i lläim hiaitli.
9 Länri Lagen lain co [njgairg^) Corpre Niä-fer co feirgg,
lar iiguin Ailella dond Aird atbath Cet») mac Mägach meirg.
10 Medon Uisnig, ard in dind, dia n-atád in bruiden borr,
ba s[t] maten, magen iiig, i n-abbad ri Lagen lond.
11 Lassar medras in riibith riibiian Bruiden Da Choca co n-ár,
atbath Conc[li]orb comnart glond la Cormac Cond-Longes lán.
12 Läthrais böromai, fö mind, mór a törmach toirthech tromm^),
Tüatlial Teclitmar, Cormac, Find, Fiaclira Cassan cosin fiGall.
13 Cöic cét dé[e]c, trichem tromm, tress blladain birte^) bend,
hViadain, aile, imraed n-oll, a comlond iTg lumnech lenn.
14 Läthrais Cormac, gáis co sós, sech ba formach for a íigres,
füacrais, ba fianna in fás, fri tricliait nibllatZna in [mjbés.
15 Béimend Tnathail tüathaig techt Tar f echt fithre, formach n-än,
indred Corm«?c, iindgen grian, iar üguin na n-ingen oc Fál.
16 Finta dim ca teng na tend, ol at eola'O ecnai') uill,
ol at eana gnöe grinn^), cid dia mbüe [cathjröe Cuind.
17 Ce atchethed^) tredua cain Corma/c for mail maige maith,
is mac Ailella ind rlg ronlr Brigit immon flaith.
18 Fácaib Eocho lo) Find fuath n-airt a thir ar t[h]ir Lifi Luirc,
läthrais cathu, ba caur tailc, tar cend Lagen fri Leth Cuirc.
19 Cetna cath fiche, ba úatli. o Ardd Lüathrid luid dond ar,
Äed mac Dergabail, tren fer, [fjireud docer [ijsinn äth.
20 Ö(ra)starglaiss, ba orddan n-án, ni bu thär ") fri forggu fer,
facbaid cathairi^), dind each slüaigi^) la Laigniu thüaid i
[mMaig Breg.
21 Ba ard cTsel choscair chain Cormac co n-äni a chuir,
ö galaib Genfer Tar tain da rlg de[e]c do do guin.
') Hier sind wohl, da chath und lüaith nicht reimen, durch Versehen
zwei Strophen auseinaudergerissen.
») Am Rande leirg, wohl als Korrektur zu gairg.
') cét Es. *) tiramm Hs.
*) Zu lesen nobertis?
•) eala Hs. Über dem ersten a scheint ein n zu stehen.
') ecna ecna Hs. *) guin Hs.
9) Lies adcethe. •") In Eochaid korrigiert.
") thair Hs. ") Zu lesen Cathäir?
") sluaig Hs.
110 KÜNO MEYER,
22 Giista Labraid Life llg, Liigaid Core den rigraid ráiii,
debaid, flaith flr, Flacha Cron co fortliiu nulil.
23 Mogelni Morca mar dam, Eoclio mac Düin, [baj treu dorn»),
da mac Labrada cend carad^) Ailill, Etan canar gorm.
24 Gormac Lagen lir co glend Corpre Liphec[h]air, fo mind,
fichset tri catha dar a chend») co catli Camniair na
[tri lind.
25 Lanri Lagen lir co tüaig Dunlaiig feided ilatha feoir (?)'),
nithach nene^) üair atbatli i catli Feda Ííoin.
20 Ö fecta catli Dronima Deirg tallad airriun ir co ngairg
a Bri Ele, aurrand chäem, corrici tab Uisnig aird.
27 Arm Lagen, Gsdel cen ]Pn (?) Cuind clü orddain, errid äir,
amaZ leoman eter tref') .... each . . . tííata . . .
28 Cord CO eetaib cath ■ . . .
.... end uar . . . . aig rosgab ö muir co muir.
29 Dagraaic') Äugaine co ngrád Cobtliacli, Löegaire fria long
[lüath ^),
fris dia tucani Ulr slöged n-i'in iLUial muir^) co n-anfud iiar.
30 Aill is tola catha crfiach, aill is cöra cacha crich,
aill is grinne fidlo find, aill is rind[e] fri neach nlth.
31 Nochotulsati") flathi fTann, fasn) a ndfline, dian a mbress,
Patraic as hErinn hi foss, Brigit üas hErind andess.
32 Ö dosränie Brigit ban, Ri mörehatha rodagiel,
CO cath Cobadi"^), aurgal biian, i mbu büadach Aldán Aed.
33 Imsceng Fiadat .... dentá amal phupall bis im dall,
trtiag a cuinge feasa .... dogni sil mae nÄdaim and.
34 Ö . . . cechlaind .... find atcai co rind recni cliaiss«^),
iar dam fadess dligthi Dondchad molbthach mass. Ma.
Im folgenden gebe ich kiu'z den Hauptinhalt des Gedichtes
und übersetze nur, wo ich die Strophen ganz zu verstehen glaube.
Das Gedicht hebt mit einer gleichsam einem Wifsbegierigen
in den Mund gelegten Strophe an, die dem Dichter das Thema stellt:
>) doran Hb. ') Lies carad cend?
') cend Hs. *) Vielleicht fivil'f
") Wohl nena im Reim mit Fudn.
•) tretaib Hs. ') A deaijmac Hs.
«) IvMÍt Hi. ") múir Hs.
") Lies vielleicht liochotulsat. ") fais Hs.
") 7 cobad Hä.
") Lies chass, zn rind gehörig.
OUTHANACH ÜA COILLÄMA CECINIT. Hl
1. 'Wenn du aus dem Gesclilechte des erhabenen Ecliui)
bist, 0 Barde, du Stolz eines jeden, so verkünde^) jetzt ^) irgend
ein Lied von dem grausamen Streit Cobthachs des Hageren'.
Nun wird die Usuri»ation des Thrones von Leinster durch
Cobthach, die Ermordung Loegaires und die Flucht seines Enkels <)
Labraid nach Gallien erwähnt, wie wir das aus der Sage Or gain
Bind lii(j kennen. Die 4. Strophe spielt auf die Besitzergreifung
eines Teils von Ulster (deg-leth Ulad, was ich als Objekt zu
gahais fasse) durch Cobthacli an. Zu der 5. Strophe, die schlecht
überliefert ist, weifs ich nichts beizubringen^). Dann geht
der Dichter auf Lugaid mit den roten Streifen ^) über, der
einem Berichte nach über Leinster geherrscht haben soll. Nun
heilst es:
7. Wer hat nicht bis hin an die Meeresflut von der Königs-
herrschaft Mes-Gegras von Möin gehört? Sohn Mes-Delmonns
der grofsen Kämpfe, Conall") tötete ihn bei Äth Clöin.
Die beiden nächsten Langzeilen gehören, wie ich vermute,
zwei verschiedenen Strophen an.
8. Augenbrauen eines Luchses, eine Hand über die
Grenze, eine Blutspur über Äth Cllath — Die drei Kraus-
lockigen des Barrow entflohen (?), Conall warf sie in schnelle
Gefangenschaft.
Jetzt wird Corpre Nia-fer als König {län-rl 'Vollkönig' im
Gegensatz zu leth-rl 'Halbkönig') von Leinster genannt''), die
Ermordung Ailills von Connacht, der auch als König von Leinster
gilt, durch Cet, die Zerstörung der Brüden Da Derga^) und der
') d. i. Echu Büadach, Vater von Ügaiiie Mör, Ahnherr der Könige
von Leinster.
■-•) indid, 2. Sg. Imper. zu infst. Vgl. iyidid dam-se, LU 134 b38.
') Eigentlich 'inzwischen, mittlerweile'.
*) Der Dichter gebraucht mac (das durch Eeim mit Lore gesichert ist)
in Strophe 3 in weiterem Sinne als -Nachkomme'.
*) Hier scheint siut auf sliucht zu reimen.
*) Man beachte die dichterische Wortstellung guin iar Lugdach 'nach
Lugaids Erschlaguug '. a tir toirthech triath 'das fruchtbare Herrenland'.
') d. i. Conall Clöen. S. die Sage Tallann Etair, Rev. Celt. Vm.
») lüin CO ngairg (Str. 9) 'mit grimmer Lanze'; vgl. ir co ngairg 'mit
grimmer Wut', Str. 26.
') Strophe 9: 'Die Mitte Usnechs, hoch (ragt) die Feste, von wo das
stolze Gehöft angezündet wurde; das war der Morgen, eine Stätte von Leiden,
da der König der kühnen Männer von Leinster starb'.
112 KüiiO MEYER,
Brüden Da Choca*) erwähnt, und dann mit Strophe 12 auf die
Böronia von Tiiatlial Techtniar bis auf den 'GaW d. h. Vikinger-
künig übergegangen. Der Kinder- und Mänteltribut, Cormacs
Festsetzung des Tiibuts auf dreifsig Jahre (Str. 14)'^), die Er-
mordung der Mädchen in Tara (Str. 15) sind Episoden aus der
Geschichte des Tributs.
Die 16. Strophe ist wieder dem Zwischenredner in den
Mund gelegt:
'Tu uns zu wissen mit der Zunge der Starken — denn du
bist erfahren in grofser "\^'eisheit, denn du bist ein Gefäfs
lieblicher Kunde — was der Grund der Niederlage Conus war.'
17. Obgleich die herrliche dreifache Feste Cormacs 3) auf
der Höhe der schönen Ebene gesehen ward, ist es der Sohn
König Ailills^), den Brigitta mit der Herrschaft begabte.
18. Echu verläfst sein Land um des Landes von Lores Life
wegen; er veranstaltete Schlachten — er war ein starker Held —
für Leinster gegen Leth Cuirc.
19. Die erste Schlacht, die er kämpfte — es war ein
Schrecken — , von Ard Lüathrid-') schritt er zu der Vernichtung:
Aed, Dergabals Sohn, ein starker Mann, männlich fiel er in der Furt.
Strophe 20 ist mir als Ganzes unverständlich.
21. Cormac mit der Schnelligkeit seines Wurfes ^) war ein
erhabener . . . •) schönen Triumphes: darnach erschlug er zwölf
Könige in Einzelkämpfen.
22. Labraid (König) des glänzenden Life, Lugaid Core aus
der edlen Königsreiiie waren jugendfrisch ....
23. Mogelni von More wie ein Stier, Echu. der Sohn Dnns,
eine starke Faust; die beiden Si'thne Labraids . . .: Ailill, Ktan . . .
24. Der Liebling von Leinster bis an die Talschlucht des
Meeres Corpie Lifechair, ein henliches Diadem; seinetwegen
fochten sie drei Schlachten bis zur Schlacht bei Commor tri ii-usce.
') Strophe 11: Ldnsar mcdids in mbith mbüan 'oiiie Flaiiiiue, weUlie
die dauerhafte Welt verwirrte'. Hier findet sich auch ein Liebliiigscheville des
Dichters, fo mind, das in Strophe 24 und in 'Hail Brigit' Str. 20 wiederkehrt.
■•') bliadtia (Gen. PI.) im Keim mit fianna = finnda.
") Vgl. den gleichen Anfang einer Strophe in 'Hai! lirigit' (S. 24).
♦) d. i. p]ochu Find fuath n-airt.
') Am Barrow gelegen. ") d. h. wohl 'Siegeslaufes'.
') Die Bedeutung von äsd, hier feniininum, i.st mir unbekannt. Zimmers
Ableitung von ceiutualia scheitert an dem palatalen s, das durch Keim mit
\sel erwiesen ist.
ORTHANACH ÜA CÖILLÄMA CECINIT. 113
25. Ein Vollkönig von Leinster bis an die Bucht des Meeres
war Dfinlang, welcher ein Fürstengeschlecht >) anführte, er fiel
in der Schlacht bei Fid p]oin.
2G. Nachdem die Schlacht bei Druimm Derg geschlagen
war, wurde uns mit grimmer Wut (alles Land) von BrI Kle
— ein lieblicher Anteil — bis hin zur Seite des hohen Usnech
entrissen'^).
27. Eine Waffe der Männer von Leinster, ein Gäle ohne
Leid, . . ., siegreiche Wagenhelden ^), wie ein Löwe zwischen
Herden
Die nun folgende Strophe ist zum grüfsten Teile unleserlich,
29. Tapfere Söhne Augaines mit Würde waren Cobthach,
Loegaire mit seinem schnellen Schiffe; , wie ein Meer mit
kaltem Sturm.
30. Teils ist es eine blutige Flut von Schlachten, teils
Friede an allen Grenzen; teils ein gesegnetes Bündel von . , .,
teils Speeresspitzen zu jedem Kampf.
31. Die Fürsten von Kriegerscharen sind entschlafen, leer
sind ihre Festen, heftig (war) ihr Kampf; Patricius herrscht über
Erin hienieden, Brigitta über Erin von Süden her.
32. Seit die heilige Brigitta zu ihnen gekommen ist, hat
der König der grofsen Heerscharen sie geschlagen^), bis zur
Schlacht bei Coba — ein lang andauernder Streit — , in welcher
Aed Aldän siegreich war.
Die beiden letzten Strophen sind z. T. nicht mehr leserlich.
Strophe 34 ist wieder dem Zwischenredner in den Mund gelegt^).
Der dort erwähnte Dondchad wird zur Zeit der Abfassung des
Gedichtes König von Leinster gewesen sein.
') Ich übersetze flatha feoil, würtlich 'FürstenWnt'.
^) Vgl. AU 516: Catb Droma Derge la Fiacha mac Néill . . . lüde Mag
Mide a Lagenis sublatus est.
3) Wörtlich 'Wagenkämpfer der Schlachtvernichtung'.
*) Zu rodagäel s. Strachan, Verbal System of the SR, S. 69 s. v. gäilaim.
^) atäi CO rind recni chass etwa 'du beherrschst den bunten Reim des
recne\ cass, eigentlich 'kraus, gewellt" wird oft auf den Reim angewandt,
wie in cass-bairdne, wo es den geschweiften dreisilbigen Reim bezeichnet.
Arrowhead Springs, kuxo meyer.
Kalifornien.
Zeitschrift f. celt. Philolos-ie XI.
BETHA COLUIMB CHILLE.
(Coutiiiuiition.)')
233^). La airidhe da raibe C. C. a ii[hjí, 7 tainicc manucli
airidlie darbh ainm Bera da indsoiglie, do bi ag dul a n-oilen
eli darbh aium Etica le gnoaiglithibli na mauucli, 7 do iarr ar
C. C. a bendacht do lecen les. Agus frecruis C. C. é 7 assedh
adubairt: 'Lécfet-sa bendacht let', ar se, '7 ar a s'on sin, sechain
an t-eolass comcoitchenn gabus each docum an oilen sin, 7 gab
timchell na n-oilén mbec eli ata romhad d'ecla go faicfeá ní do
chuirfetí/t aduathnihairecht ort'. Do imdigh an manach iar sin
in a luing, 7 do gab se an t-eolas do toirmisc C. C. uime. Oir
ni raibhe ecla air 0 do fuair se bendacht C. C. Agus nir cian
do ac siiibal na fairce an uair do condairc se péisd adhuathniar
ag tocbail a cind as in muir, 7 nar mo cnoc sleibhe ina hi, 7
do foscail a bei 7 dob ail le an long con a foirind do slucadh
in a braghaid. Agus ar n-a faicsin sin doib, do lecadur a seol
7 do imretar an long tar a n-ais, 7 do cuir an peisd an uired
sin d'anfadh 7 do combuaidhredh ar an fairce, muna beith coimhéd
Dia orra 7 an bendacht do lee C. C. leu, nach rac.hdais a tir
gan báthadh; 7 do aithnetar corub ar ecla na pesde sin adubairt
C. C. rill gan an t-eolus sin do gabhail. Et do gabhadur an
t-eolus adubairt C. C. riú iar sin, 7 rancatar slan gan guassacht.
Agus as follas ass in seel sa, nach ar tir amain tue Dia radarc
a seicréde fen do C. C, acht co tue se radurc 7 eolass ar pias-
áaibh na mara 7 na fairce do.
234. P'echtus eli do Colam Cille a nhl, 7 do bi Baithin
naemtha ag dul docum an oilein sin do raidsimar romhaind, 7
») See X 228.
") Takeu literally from .\damnan. See Reeves' Adam., p. 48.
THE LIFE OF COLUM CHILLE.
(Translation.)
233. On a certain day when C. C. was at lona, he was
visited by a monk named Bera, who was on his way to another
island called Etliica, on business matters concerning the monks.
He asked C. C. for his blessing. C. C. answered him: *I shall
give you my blessing', says he; 'nevertheless do not take the
ordinary route to that island, but go around the other small
islands in front of you, lest you see something that might greatly
alarm you'. Thereafter, the monk setting sail, took the for-
bidden course; for having C. C.'s blessing he was fearless. He
had not gone very far when he beheld a terrible monster, as
big as a mountain, raising its head out of the sea. And opening
its mouth, it would fain devour the vessel with its crew; whereat
they lowered their sails and rowed the vessel back. The monster
caused such a storm and confusion of the waves, that would
have drowned them only for God's protection of them and C. C.'s
blessing. And they understood that it was through fear of that
monster that C. C. had forbidden them to take that course. Then,
having taken the course that C. C. had told them, they landed
safely without encountering danger. It is clear from this story,
that not only [concerning events] on land did God disclose His
secret knowledge to C. C, but also that He gave him knowledge
concerninof the monsters of the sea and ocean.
234. On another occasion that C. C. was at lona, holy
Baithiu was about to visit the island just mentioned, when C. C.
8*
lin ANDREW KELLEHER,
adubairt C. C. ris co tainic peisd adhuathnmr a medhon oidlice
remlie sin a eliiian it?V hi 7 an t-oilen in ar b'ail les dnl, 7 co
mbeith gacli duine do imenrhadli an cuan sin a ngiiassacht
ro-mliór uaitlie. Frecrais Baitliin é, 7 assedli adubairt: 'Ataim-si
7 an peisd sin fa cumliachta De', arse. 'Imidli', ar C. C, 'maille
re bendaclit De 7 re mo bendaclitain-si, 7 saerfa an creidemli
daingen ata agat ar an peisd ud tíi'. Teid Baitliin n-a luing
iarsin, 7 nir cian do ag siubal na fairce, anuair do erigh an
pest doib, 7 do gab ecla 7 adliuatlimaireclit a raibe sa luing uile
acht Baitliin amain, 7 do tocaib a lamha 7 a rusca siias docum
nimhe, 7 do bi ag guidhe De go duthrachtach im a saeradh ar
an ghuassacht sin a raibe sé. Agus ar crichnuglio(//< na hurnaidhe
sin do Baithin, do bhendaigh se an mhuir 7 an iairce, 7 do
theicli an pésd rempe; 7 ni facus san inadh sin hi 6 sin suas.
235 ')■ Fechtus eli do C. C. a nhí, 7 do diiisich se na manaigh
sa medhon oidche, 7 rue les don edais iad, 7 do labhuir riu, 7
assedh adubaiil: 'Guidem an Tigherna go duthrachtach óir
(fol. 31b) do rindedli pecadh ro-adhuathmhur sa saeghal so anois,
7 as baeglach co tiucfa dighaltus De ar each uile trid, 7 as
Erendach do linde é; 7 do foillsigh C. C. an pecadh sin do cuid
airide do na manchuib do bi fáris anuair sin, 7 adubairt co
tiucfadh an nech do rinde an pecadh sin faris an manach darb
ainm JjWghaüJli , fa aimser girr, san oilen sin a raibe se fen, 7
nac raibe a fis ag Lugaidh an pecadh sin do beith air. Agus
do firadh sin uile amail adubairt C. C; gor moradh ainm De 7
C. C. de sin.
236. Fa aimsir ghirr iarsin. adubairt 0. C. ren a deiscibul
fen .i. Diarmaid: 'Krigii co luath', ar se, 'a coinde an manaigh
dar labhrw« cu strásda .i. Lughaidh, 7 abair ris na tucudh se an
drochduine ata faris sa luing cugaind, d'ecla co saileochadh se
fonw an oiléin sin in a fuilmid da ticedh se and, 7 cuiredh se
uadlia e cus an oilen dan liainm Muili. Do imdigh Diarmaid 7
do rinde a techtairecht re Lughaidh amail adubairt C. C. ris, 7
ar n-a cloi.sdin sin dem drochduine sin do bi fare Ijughaidh,
adubairt nac caithfe(//i se biadh no deoch, 7 nach íillfedh se tar
•) Taken literally from Adaranan. See Reeves' Adam., p. 51.
BETIIA CüI.UIMH CHIM.K. 117
told liiiii lliat a terrible monster had entered the harbour between
lona and the island he intended visiting on the previous mid-
night, and that it would be a source of danger to everybody going
that way. Baithin in reply said: 'I and the monster are in
God's power', says he. 'Go', says C. G., 'with God's blessing and
mine, and your strong faith shall save you from that monster'.
Then Baithin going on board his ship, did not proceed very far
when the monster rose up before him. Fear and trembling seized
all on board except Baithin, who raising his hands and eyes
towards heaven, implored God to rescue him from the danger
that threatened him. When Baithin had finished his prayer, he
blessed the sea and ocean so that the monster took to flight,
nor has it ever since appeared in that place.
235. On another occasion that C. C. was at lona, he awa-
kened the monks at mid-night and repaired with them to the
church. And addressing them he said: 'Let us offer up a fervent
prayer to the Lord, for a very wicked sin has just now been
committed in the world, and there is danger of the wrath of
God coming on everyone on account of it. And an Irishman has
committed it'. C. C. having made known the kind of sin that
had been committed to some of his monks who were with him
at that time said, that after a short time, the sinner would
accompany a monk named Lughaidh to the island in which he
was, and that Lughaidh was not aware of the state of his soul.
Everything came to pass as C. C. had said; so that God's name
and C. C.'s were magnified thereby,
236. A short time afterwards, C. C. said to his own disciple,
to wit, Diarmaid: 'Go at once', says he, 'to meet the monk that
I have just spoken of, to wit, Lughaidh, and tell him not to
bring hither the wicked man he has on board, lest he contaminate
the earth of the island wherein we are, should he land in it, but
let him send him to the island called Muili. Diarmaid set out
and gave C. C.'s message to Lughaidh. And wlien the wicked
man, who was with Lughaidh heard it. he said he would neither
eat nor drink and would die rather than return, until he had
118 ANDREW KELLEHER,
ais no CO bfagiiadh se bas, no co faicedh se feu C. C. 7 go labradh
se riss 0 bei go bei. Tainec Diarmaid mar a raibe C. C, 7 do
iudis se sin do, 7 do mhol necli naemtha darbh ainm Baitliin do
bi fare C. C, 7 do mhol an coimlithinol uile do, teclit do comliradli
ris an drochdlmine sin da fis an raibe aitlir/i//ie firiudech in a
pecadli aige. Agus adubratar cor choir aithrechns do gabail on
pecach do reii' mar adubairt an slánaigtheoir: 'In cacuimque ora
ingemuerit pecatur omnium inicetatem eius non rexordabor' ,i.
'gebe uair docifed-sa aithridhe firiudech ag an pecach, ui cuimli-
neochad enpecadh da nderna se riamh do'. Et adubairt C. C. re
Baithin co nderna se coimhriac/i/ain ren a mháthair. Teid C. C.
remhe cus an port a raibe an long, 7 tainec an drochduine sin
in a fiadhnaise 7 do léc ar a gluinibh é, 7 do adaimh se a
fiadhuaise caic co nderna se na pechacZ/m sin amail adubairt
C. C. a ndenamh do. Et do ghell gebe breth aithr/y/ic do cmriedh
C. C. air CO n-icfadh se hi. Do labuir C. C. ris 7 assedh adubairt,
da mbeith se da bliadam decc a niBretain ag cai 7 ag tuirrsi
7 ag denamh aithrighe na yechadh, 7 gan dul ar ais go brath
a n-Erind aris, go mad doigh les go maithfedh Dia a pechadh
do. Tainic C. C. tar a ais docum na mainestrech iarsin, 7 adubairt
ris na manchuib, cor duine mallaigthe an duine sin re raibhe se
ag comhrádh, 7 nach icfadh se an bi-eth aithrighi do chuir se air 7
co fillfedh se co luath tar a ais a n-Erind, 7 co muirbf/rf/ie len a
escairdib iar sin é. Agus do firadh sin uile amail adubairt C. C.
237. Fechtus do C. ('. a n-inadh uaicnech a nhl ag denamh
urnaidhe. Tainic an Lugaidh se adubramar remhaind da ind-
soighe, 7 nir éidir les fechain air re med na soillse 7 an delrrt/(?/i
do bi n-a agaidh; 7 do gab ecla Lughaidli 7 do teich se iiadha
iar sin. Agus ar crichnughadh a urnaidhe do C. C, do gair se
Lughaidh cuice, 7 do Íia,rfaidh de cred far teich se uadha an
uair sin. 'Egla do bi oram', ar Lughaidh, "re med an delraidh
do condarc at aghaid-se, 7 guidhim tu-sa, ma dha taisbenadh radarc
ar bith duid an uair nd a indisin damh fen', 'lndeósad', ar C. C,
'oir do rindedh ni adhuathnihar sa doman toir 0 chíanaib'. 'Oir
tainic lasair tenedh ar cathra?^/i airidhe da cathrach«?M na Komha^)
•) O'D has iiiistnuiHlated his source. Adamnan has 'snlfurea de caelo
tlamma super Komani juris civitateui, iutra Italiae teriuiuos silam'. See
Reeves' Adam., p. 56. The city referred to, is tlie modern Citta Nuova, on
the north of the river Quieto, in Istria.
BETFIA COLUÍMB CiIILLE. 110
seen C. C. and spuken to him face to face. Diarmaid returned
to C. C, with that information. A holy person who was with
C. C. named Baithin and all the community, advised C. C. to go
and interview the wicked man, to find out was he truly sorry
for his sin, asserting that it was right to accept the sinner's
repentance as the Saviour had said: 'In whatever hour the sinner
shall repent, I shall not remember all his iniquities', that is,
'Whenever I shall see the sinner truly repentant, I shall not
remember any sin he has ever committed'. And C. C. said to
Baithin that he had sinned with his mother. C, C. goes to the
harbour wherein the vessel was moored; and the wicked man
came to meet him, and falling on his knees, publicly confessed
that he had sinned in the way C. C. had said he had done. And
he promised to perform whatever penance C. C. would impose on
him. And C. C. addressing him said, that if he spent twelve years
in Wales lamenting and sorrowing, and doing penance for his
sins, he thought God would forgive him. Thereafter, C. 0. having
returned to the monaster}-, said to the monks, that the man to
whom he had just been speaking, was a wicked man, and that
he would not perform the penance imposed on him, but would
return to Ireland and there be slain by his enemies. Everything
came to pass as C. C. had said.
237. Once upon a time, C. C. was praying in a desert place.
The aforesaid Lughaidh visited him but could not behold him
because of the great splendour and brightness of his countenance.
And Lughaidh getting afraid fl.ed from presence. When C. C.
had finished his prayers, he sent for Lughaidh, and asked him
why he had fled from him then. 'I was afraid', says Lughaidh,
'because of the great splendour I saw in your countenance, and
I beg of you, if you had then any vision to disclose it to me'.
"I shall' says C. C, 'for a terrible thing occurred in the Eastern
world a while ago'. 'A lightning flash struck a certain city of
the cities of Konie in Italy, and exclusive of women and children.
120 ANDKEW KELLEUEK,
sail Edaill, 7 do cliiiir si tri mile fer docum bais, letli aniuigh
do mnaib no do lenbuib; 7 ni racha an bliadain se a bfuil tii
tort, anuair Üiicfidh cendaighte on Frainc don talumli sa derbeo-
chiis na scelu sa duid.' Agus tancatar na cendaighte sin san uair
airidhe a ndubairt C. C. a techt, 7 do indesetar na scelu sa amail
adubairt C. 0. Cor moradh ainm De 7 C. C. de sin.
238. Fechtus eli do C. C. a nhl 7 é ag legthóirecht, do
gabh tuirse mor é; 7 ar n-a laicsin sin don Lughaidli cednu sa
do bi maille ris an uair sin, do ^-Avtaidh cred dob adbhur da
tuirrse. Frecrais C. C. é, 7 assedh adubairt, gurab dis do dainibh
uaisli na liErend do tuit le celi a comrac san uair sin fen do
IÓ, .i, Colman Liathi) 7 Rónan a n-anmonda; 7 adubairt gorub
é inadh a ndernadh an comrac sin, laimh re cill Eois sa Mumuin'),
*7 fa cend oclit la 6 aniugli, do cluinfir-se glaedh (fol. 32 a) duine
tief us a hErind an uair sin, a port na hindse si ag iarruidh
imlocht, 7 indeosaidli se na seek sa duid', ar C. C. Agus ar eur
na haimsire sin tarrsa doib eonuice an la sin, do eualatar an
glaed sa port. Is andsin adubairt C. C. re Lughaidli: 'Ass i so
glaedh an duine dar labrus at fiadlmaise is na laithib se do
cuaidh tort, 7 eirigh n-a eoinde 7 tabuir let e'. Tuce Lughaidh
an t-oelach a fiadhnaise C. C, 7 do indeis na scela ssa adubramar
roraaind amail adubairt C. C; gor moradh ainm De 7 C. C. de
sin. Rue Lughaidh iarsin C. C. les a n-inadh uaienech, 7 do
guidh se é imá a indesin do cindus do geibedh se na scela
seicreideeha sin, an é a cluinsin no a faiesin do nidh, no ered é
an modh ele ar a bfoillsighte do iad. *As mor an ni iarras tu',
ar C. C, *7 gell dam fa ainm De co ndingnair run ar gach ni
indeósus me duit, an fad bias me fen am heihaidh. Ar n-a
gelludh sin do Lughaidh, do labuir CO. ris 7 assedh adubairt,
CO rabatar daine airithe and ga raibhe an meid se do grasaib
0 Dia, Indus corub comsolus doib a biiadnaise a n-indtinde,
flaithess De 7 ifren 7 an talumh 7 an fairee 7 a full iiulta 7
') Adamnan has Colman Canis. See Reeves' Adam., p. 82. O'D confounds
cants 'a dog' with cduns 'graj''.
-) O'l) lias mistranslated his source here. Adamnan has 'Cellrois in
provincia Mantídornorum'. See Keeves' Adam., p. SI. ('ellinis, now called
Maght'ioas is a parish in the County of Mouaghau. The Maugdorni were
coextensive with the modern haronies of Cremorne and Famey, forming the
southern portion of the County of Monaghan.
l'liTHA COLUIMU CHII.LE. IJl
3000 men were slain'. "And before the end of the year, merchants
shall arrive here fro:ii France and confirm what I have told you'.
Those merchants arrived at the time foretold by C. C, and brought
these tidings as C. C. had declared. God's name and C. C.'s were
magnified thereby.
238. On another occasion that C. C. was at lona engaged
at reading, he was filled with great sadness. When the same
Lughaidh noticed that, he asked him the cause of it. C. C.
answering him said, that two noble Irishmen had just then fallen
in combat, to wit, Colman Liatli and Ronan, adding that the fight
took place near Kilrush in Munster, 'and eight days hence, you
shall hear the shout of a traveller from Ireland in the harbour
of this island and he shall announce these tidings
to you', says C. C. And when that time had elapsed to the
very day, they heard the shout in the harbour. Then C. C. said
to Lughaidh: 'This is the shout of the person whom I spoke of
in your presence some days ago, and go to meet him and conduct
him hither'. Lughaidh escorted the youth to C. C.'s presence,
and he announced the aforesaid tidings as C. C. had foretold.
God's name and C. C.'s were magnified thereby. Then Lughaidh
took C. C. to a desert place, and he begged of him to disclose
to him how he got those secret tidings, whether from hearing or
seeing, or in what other manner were they revealed to him.
'Great is thy request', says C. C, 'and promise me in God's
name, that you will keep secret as long as I live, what I shall
disclose to thee'. And when Lughaidh had made that promise,
C. C. addressing him said, that there were certain people who
were so full of God's graces that heaven and hell, sea and land,
and all that is in them and between them were equally visible
to their mind in one moment. 'And few people get those graces',
says he. And holy Adamnan relates, that it was C. C. himself
122 ANDREW KELLEHER,
etoira a n-enmoimint, '7 as iearc duiue da tuctliar ua giasa
sin', ar se; 7 ata Adhamnan naemtha ga mebrugliadh, goiiib ag
C. C. fen do batar na grása sin co sbeselta; acht ge adubairt se
a mbeith ag dainibh airithe do sechna gloire dimhaine d'fagliail
do fen, indiis co lenadli se Pol apstal do bi 'n-a soighthecli toghta
ag Crist, nech adubairt na briathru sa fan radurc fuair se ó Dia:
'Is aitlinf(//i dam duine vwcadh cus an tres nemh', 7 ni dubairt
gurb é fen an duine sin, acht gerb é go íirindech ruccadh and;
7 fós is mar sin do len Colam Cille lorg an apstail uasuil im
foillsiugliadh na seicréde diadha da compancliuib. Agus do indis
Lughaidh na neiche si do dainib naemt[h]a eli, 7 do indesitar
na daine sin d' Adhamnan iad co firindech. Agus is follas asan
seel sa, gor íoiWsujh Dia a secreide fen co himarcac/i do Colam
Cille, 7 go tue se grasa na humhla 7 na gloire dimhaine do
sechna d6, amail tue se do Phol apstaZ.
239. Fechtus do C. C. a nhí, 7 do gair dias manuch da
manchaibh fen cuice, .i. Lughaidh 7 Sillan, 7 do cuir fa aithne
orra dul isin oilen dara hainm Muile. Agus do indes doib go
náechaidh gadaighe airidlie darbh ainm Ercus, a n-art/irach san
oidhce gan fis ó an oilen dana hainm Colunsa go ]\[uile, 7 go
raibe se a n-uamhaigh san oilen sen, 7 gurub é bud triall do
dul a n-oilen áiridhe a mbidli ronach ag ua m?Lnchaibh, 7 lucht
a arthraig do breith les a ngaduigecA^ dib. Do imghetar na
manaig iarsin, 7 fuarutar an gaduidhe san uamhaid a ndubhairt
C. C. a bheith, 7 tucatar leo é mar a raibe C. C. 7 do fiarfatrf/i
de cred fa a mbidh se ag goid an réda nar leis fen a n-agaidh
aithne De; 7 adubairt da n-iarradh se ni air fen an uair do
biadh ricen a les 710 bochtacht air, co tiubradh se do é, 7 do
furail C, ('. an t-oclach do leceu amach 7 meid airidhe do caer-
chuib do marbadh do 7 a cur les da tigh, mar do mothaig se
riachtanas a les air. Agus nir fada n-a diaidh sin anuair adu-
bairt re Haithin co raibe deredli hethadh ag an gaduidhe sin,
7 do furail feoil 7 arán do cur cuice, 7 do indeis do Bait hin corb
é sin Ion dégeauach an gadaidhe. Agus fuarutar na daine do
cuaidli les in nibiadh an gaduidhe marb ar a cind; 7 is é an
biadh siu rucatar leo. ba biad do na dainibh do bi ar a sochra/We
an oidhce sin. Agus as follas ass sin co tue Dia mórán d'fis a
seicréide fein do Colam Cille.
HKTIIA COLUIMU CIIILLE. 123
that had those graces iii particular, tlioiigh he said that it was
certain people had them to avoid vain-glory; thus imitating Paul
the apostle, the chosen vessel of Christ who gave utterance to
these (same) words regarding the vision he had from God: 'I
know of one who was rapt to the third heavens'. He did not
mention himself as that one, though it was he in truth that was
borne there. And thus it was that C. C. imitated the noble
apostle regarding the manifestation of the divine secrets to his
companions. Lughaidh disclosed these things to other holy persons
who related them faithfully to Adamnan. From this story it is
clear that God abundantly manifested his own secrets to C. C,
and that He bestowed on him the graces of humility to avoid
vain-glory, as He did on Paul the apostle.
239. On another occasion that C. C. was at lona, having
called to his presence two of his monks, to wit. Lughaidh and
Sillan, he bade them go to the island called Muile. He told
them that a certain robber named Ercus had secretly set sail,
during the night, from the island called Colunsa to Muili and
that he was in a cave in that island; his object being to
go to a certain island where the monks kept seals, in order
to steal the fill of his vessel of them. The monks then set
out, and finding the robber in the cave referred to by C. C,
brought him to his presence. C. C. asked him why he was stealing
things not his own, contrary to the commandments of God, adding
that if he (ever) needed anything, he had only to ask himself
for it. C. C. ordered the youth to be released, and a certain
number of sheep to be killed for him and to be sent to his abode
whenever he was in need. A short time afterwards, he said to
Baithin that the thief was about to die, and he ordered meat
and bread to be sent to him, adding that they were his last
provisions. The folk that brought the food found him dead when
they arrived. And the food they brought with them, was the
food that was served up to the people who were at his funeral
on that night !)■ Hence it is clear that God disclosed many of
His secrets to C. C.
») Adamnau who is OT's source, does uot say he was buried ou that
night, neither was he. See Reeves' Adam., p. 79.
\2\ ANDRKW KKI-i-KUKK.
240. Fechtus do Colam Cille a ii-inadh áiridhe a n- Albain,
7 tue Aedhán mac Gabhraiii, .i. mac rigli Alpan moirseser ar XX
do áru\Ú\ibh diabluide les do denam aibsireorachta air, 7 da fis
an bfedfuidis a clai 0 a cumaclitaib fen; 7 do bui an oired
sa do cumliachta on diabul aca, .i. gebe duine ar a tucdais a
mbendacht go ndenadh sin maith mór do, 7 gebe duine ar a
tucdais a mallaclit go ndenadh si urclioid mór do. Acus mar do
fosclatar a mbeoil do malhighadh C. C, tainic do mirbuilibh De
7 C. C. corub é a bendugliadli do ronsad, 7 nar fédatar a mallu-
gliadli; 7 ni lieadli amain nac derna a mallaclit digbail do C. C,
acht ni derna si digbail do nech eli ó sin si'ias.
241. Fechtus eli do C. C. a nAlpain, 7 do chuir se Baithin
naemtha le gnoaightibh áiridhe a cend Aedhain mic Gabhrain.
Et do fiarfaidh Aedhan de cred é in duine sin ar a raibe an
tuaruscbhail mor ag lucht iart//aí> domain, .i. C. C. *As maith
é', ar Baithin, *oir nir bris se a oghacht, 7 nir oibrigh se go
bee no eo múr sa dimhaines, 7 ni derna se brecc riam'. Do
brethníí?V//i Aedhan 'n-a indtind fein cindus do brecnóchadh se
sin, 7 tue (fol. 32b) se C. C. 'na chend iarsin, 7 do chuir se a
inghen fen, .i. Coinchend inghen Aedáin n-a suidhe a cathair a
bfiadhnaise C. C, go n-édach righnaide impe. 'Is alaind an
innghen úd', ar Aedan. 'Ass eadh ún', ar Colam Cille. *Na
budh ferr let-sa co mbeitheá ag luidhe le?' ar Aedhan. 'Do
budh ferr', ar C. C. 'An cluinti an té si ren abarthur nar bris
sé a oghacht riam, ga rádha co madh ferr les co mbeith se ag
luidhe lesin ingen', ar Aedhan. 'Nirb ail lium-sa brecc do denamh',
ar C. C, '7 bidh a fis agat-sa, a Aedhilin, nach fuil duine ar
bith na budh mian les pecad do denamh'. 'Gideadh ass e an
duine leces an mian sin de ar son De, coróntar a flaithes De; 7
fos bidh a fis acud, ar tighernus an betha nach luidhíind-se les
an inghein, ge madh mian Hum luidhe le 0 ainmian an chuirp
(laenda sa ata umam.' Da n-abradh C. C, umorro, an uair sin na
budh mian les luidhe les in inghin, do cuirfedh Aedhan sin mar
bhréic n-a aghaidh, do rér an ughdairáis sin adubairt se fen, .i.
nar chuir corp daenda uime, a fecmais daendachta criost, duine
na budh mian leis pecadli do denamh.
BETHA COLUIMB CHILLE. 125
240. Once upon a time that C. C. was at a certain place
in Scotland, Aedhan mac Gabhrain, to wit, the son of the king
of Scotland, fetched twenty seven wicked druids to assail him,
and to try to overcome him by their power. And their diabolical
powers were such, that whomsoever they blessed, would benefit
much thereby, and whomsoever they cursed, would suffer greatly
thereby. And when they began to curse C. C, it so happened,
by the miracles of God and C. C, that they invoked a blessing
on him and were unable to curse him. And not only did their
curse not fall on C. C, but nobody ever siuce has suffered thereby.
241. On another occasion that C. C. was in Scotland, he
sent holy Baithin on some special business to Aedhan mac
Gabhrain. Aedhan asked him what kind of a person was he
whose fame had resounded throughout the western world, to wit,
C. C. 'He is good', says Baithin, 'for he has never violated his
chastity, nor has he ever, in any way great or small, followed
idle pursuits or told an untruth'. Aedhan bethought himself
how he would -disprove these things, and thereupon invited C. C.
to come to him. He placed his own daughter, to wit, Coinchend,
the daughter of Aedhan clad in royal apparel sitting in a chair,
facing C. C. 'Beautiful is that maiden', says Aedhan. 'Yes
indeed', says C. C. 'Would you not rather be inclined to lie
with her', sa3's Aedhan. 'I would', says C. C. 'Do you not hear
him of whom it is said that he never violated his chastity,
asserting that he would be rather inclined to lie with the maiden',
says Aedhan. 'I would not tell a lie', says C. C, 'and be it
known to you, o Aedhan, that all human flesh is prone to evil'.
'However it is he who foregoes that inclination to sin for God's
sake, that is crowned in Heaven.' 'And be it known to 3'ou.
that for the kingship of the world, I would not lie with the
maiden; though I might be inclined to do so owing to the wicked
passions of the human body that envelopes me.' If however C. C.
had then said, that he was not inclined to lie with the maiden,
Aedhan would convict him of falsehood; according to C. C.'s own
authoritative saying, that there was no human being, except the
God-man Christ, that was not inclined to evil.
126 ANDREW KBLLEHER,
242. Tue Aedhan demlies a llaimh C. C. iarsin; 7 da cuiredli
se an deimhes ar a celi, dob ail lé hAedhan a cur 'na aghaidh co
nderna se dimhaines, 7 do iarr air a cur ar a cele. 'Ni cuirebli',
ar C. C. 'oir do budli dimliaines dam a cur ar a clieli gan adbliur'.
Is mar sin do clai C. C. Aedhan san indtind celgach sin do bi
aicce do.
243 ')• Fechtus eli do C. C. a nAlpain san oilen ren abarthar
Imba, 7 lainic alngel De cuiee san oidhce, 7 é a ciiiinus indtinde,
7 leabhar gloine in a laimh 7 oráughadh denta righthaclit na
hAlban and, 7 tue do C. C. é. Agus itir gaeh ni da raibhe seribtha
and, adubairt se cor eliuir Dia fa aithne ar C. C. ri Alpan do
denamh d'Aedlian mac Gabráin. Do lee C. C. sin tairis an oidbce
sin, 7 nir foseail se an leabur; oir nirb ail les ri do denamh
d'Aedhán. Oir nir chara do é an uair sin, 7 do bi mac dob
oiece ina he ga athair ar a raibe gradh mor ag C. C. air ass a
deghgnimartliuib, 7 do hreümaigh sé rí do denamh de ar beluib
Aedhain. Et tainec an t-aingel an dara hoidhce chuice, 7 an
leabur cedna les da rad ris ri do dhenamh d'Aedhan. Acus do
lecc C. C. sin tairis an oidhche sin mar an cedna*. Et tainec an
t-aingel an tres oidhce cuiee 7 an leabliur les 7 do foseail n-a
fiadlinaise é, 7 do taisben se do an t-inadh a raibe scribtlia and,
ri do denamh d'Aedhan mac Gabhráin. Et ar n-a thuicsin don
aingel narb i sin toil C. C, do buail se buille do sciursa fan a
taeb des air, 7 do gortaigh se co ro-gher é, 7 do bi sucht an
sgiursa sin in a taeb an céin do bi se n-a betha /<?/<. Agus
adubairt an t-aingel aris ris muna áhernailh se an ni do bi
scribtlia sa lebhur co ngoirteochadh Dia ni budli nió ina sin {\
Ar ngabail aithrecliais do C. C. fa gan beith uiiial don ced aitline
do cuir Dia cuiee, do cuir teehta ar cend Aedhain 7 tue cuiee
CO hi é, 7 do beandaigh e 7 do gair se ri de. Et do labhuir
an t-aingel do guth ard os a cend san aiér an uair sin, 7 assedh
adubairt: *0 a Aedhain mic Gadhrain, na dena fen no do slicht
ad diaidh, enni hn/^ niesde re (\ ()., a n-Erind no a n-Alpain, 7
da nderntai, euimlineocha Dia sciursa C. C. daih.' Et ata nech
naemtha, .i. Cumain fada mac Fiachna, ga mebrughadh sa lebur
do scrib se fen ar subhrdta/Vy/nbli C. C, co nderna C. C. faidhe-
dóracht d'Aedhan 7 da slicht in a diaidh an uair sin, 7 co ndubairt
*) Taken literally from Adaninau. See Reeves' Adam., p. 197.
BETHA COLUIMB CHILLE. 127
242. Then Aedhan placed a pair of shears in C. C.'s hands,
and if he pressed them together, Aedhan wished to convict him
of frivolity. Aedhan asked him to do so. 'I shall not', says
C. C, 'for it would be frivolous of me to do so without reason'.
Thus it was that C. C. defeated Aedhan in the deceitful designs
he had on him.
243. On another occasion that C. C. was in Scotland in an
island called Imba, an angel of God came to him at night-time,
when his mind was at rest, with a book of glass'), wherein was
contained on order as to whom appertained the kingdom of
Scotland. He gave it to C. C, and among other things, there
was contained in it an order from God to crown Aedhan mac
Gabhrain king of Scotland. C. C. ignored the order that night;
neither did he open the book, as he did not wish to crown
Aedhan, not being on friendly terms with him at that time.
And his father had a younger son, whom C. C. greatly loved on
account of his good deeds. Him he had determined to crown,
to the exclusion of Aedhan. The angel visited him the next
night bringing the same book, with the command to crown
Aedhan. C. C. likewise ignored it on the second night. The
angel came to him on the third night with the book, and opening
it in his presence, showed him the part where it was written
to crown Aedhan mac Gabhrain. When the angel understood
that C. C. was unwilling to do so, he gave him a blow of a
scourge on the right side; thereby causing him very acute pain.
The mark of that blow was in his side as long as he lived.
The angel again said to him, that if he did not do as was
written in the book, God would cause him more pain. And first
of all C. C. repenting of his disobedience to God, sent messengers
to Aedhan, who conducted him to lona. And C. C. having blessed
him, proclaimed him king. And then the angel was heard to say
in a loud voice above them in the heavens: '0 Aedhan son of
Gabhran, let not thyself nor thy descendants, do anything against
the wishes of C. C, in Ireland or in Scotland, or else God shall
remember C. C.'s scourging for you'. A holy person, to wit,
Cumain Fada mac Fiachna, relates in the book he wrote on the
virtues of C. C, that C. C. then prophecied concerning Aedhan
*) Adamnan has 'vitrens liber'.
12S ANDREW KEIiTiEnER,
se 1 ill iiac berdais a naimhde buaidli orra an céin do coimheoldais
do fen 7 do liicht a inaidli n-a diaidli, 7 adiibairt riu gan an
rigaclit do cliur as a laimh letli ren a nemcowí/ímairle do denamh,
7 gebe uair do gendais enni bud mesde les fen, leth re digbail
do denamh da braithr/6/í no da cairdibh no do luclit a inaidh a
n-Erind no a n -Albain, go cuimhneochadh Dia doib an scii'iisadh
tue an t-aingel do fen timcell Aedhain, 7 go ngoirteochadh se
go mor iad leth ren a tren 7 ren a trosi do cur ar ci'il, 7 le
tren do tabairt da naimdibh 7 da n-escairdib orra. Et ata
Adamhnan naemta ga mebrughadh, cor firadh an faidhetoracht
sin C. C. an tan tancatar eland Ediach buide m/c Aedhain m/c
Gabrain a n-Erind, re Congal claen mac Scandlain Sciathlethain,
.i. ri Ulairi/i a n-agaidh brathur C. C, .i. Domhnaill mvc Aedha
mic Ainmirech ri Erend, anuair do bris Domnall cath Muiglie
Rath orra, 7 do marbaiZ/i eland Fxhach buidhe and uile; 7 fos
ata Adhamhnan ga mebrughadh, corub ren a lind fein tucadh
an cath sin Muighe Rath.
244. Fechtas eli do C. C. a nhí, 7 do cuaidh don ecla?.9 7
do gair a serbfoghantanZ/ic fen cuice, .1. Diarmaid, 7 adiibairt
ris an cloc do buain docum go tiucfaidis na manaigh cuca. Agus
do rinde (fol. 33a) Diarmaid sin 7 tancatar na manaigh fa gtith
an cluic. Labrais C. C. riu 7 assedh adubairt: 'Lecem ar ar
ngluinib sind, 7 guidem ar Aedhan mac Gabhrain ri Alpan 7 ar
a biuil fáris, ata ac tabairt catha dil escairdib anos. Agus do
ronsad amlaidh sin, 7 ar crichnughadh a urnaidhe do C. C, do
erich da gli'iiiiibh 7 tucc buidechus do Dia in a tindlaicibh, 7 do
indiss da manchuibh co brisiudh an cath sin le h Aedhan, 7 ge
tucadh buaid cathaige do gor marbud triúr 7 tri ced da muindtir
fen and. Agus do firadh an faidhetoracht sin uile amail adubairt
C. C; mar do derbhatar daine áiridhe tainic as in cath fen do
na manchaibh iarsin; 7 as follus do each asan seel sa corab
imarcr/c/i tue Dia fis a seicreide fen do V. ('.
245 >). Fechtus eli do C. C. a fochair a celi 7 d'Aédhán
mac Gabrain 2), 7 do iiarf(//(//< Aedhan de cia da cloind do beith
a rigacht Alban in a diaid fen. Frecrais C. C. e, 7 assedh
') Taken literally from Adaranan. See Reeves' Adam., p. 35.
*) Leg.: do C. C. 7 d'Aédhiin mac Gabrain a fochair a celi.
HiyniA COLUIMB CHILi.K. 129
and his descendants, to the effect that their enemies wouhl not
conquer them as long as they were obedient to himself and his
successors. He also warned them, on pain of losing- their kingdom,
against following their own evil councils, adding that whenever
they did anything contrary to his own wishes, by doing evil to
his own relatives or friends or his successors in Ireland or in
Scotland, God would remember his being scourged because of
Aedhan, and would inflict serious injury on them by depriving
them of their power and strength, and by letting their enemies
conquer them. And holy Adamnan relates that that prophecy
of C. C. was verified, when the children of Echaidh Buidhe, son
of Aedhan, son of Gabhran, came to Ireland along with Congal
Claen, son of Scandlain Sciathlethan, to wit, the king of Ulster,
to oppose C. C.'s relative, namely Domhnall son of Aedh, son of
Ainmire, king of Ireland, when Domhnall defeated them at the
battle of Magh Rath i), in which all the clan of Echaidh Buidhe
were slain. Adamhnan also relates, that it was during his own
life-time, that the battle of Magh Rath was fought.
244. On another occasion that C. C. was at lona, he re-
paired to the church, and calling his own servant to him, to wit,
Diarmaid, he told him to ring the bell to summon the monks.
Diarmaid did as he was told, and the monks came at the sound
of the bell. And C. C. addressing them said: 'Let us kneel and
pray for Aedhan mac Gabhrain king of Scotland and his followers,
who are now giving battle to his enemies. They did so accor-
dingly, and when C. C. had finished his prayer, he stood up and
returned thanks to God for His gifts, and informed the monks
that Aedhan had won the battle, but that nevertheless three
hundred and three of his men had been slain in the battle. The
whole of that prophecy was verified, as C. C. had foretold; for
afterwards certain people who had returned from the battle,
confirmed the same to the monks. Hence it is clear to everybody,
that God abundantly revealed His secrets to C. C.
245. On another occasion that C. ('. was in the company
of Aedhan mac Gabhrain. the latter asked him Avhich of liis
children would succeed him in the kingdom of Scotland. C. C.
») In the year 637.
Zeitschrift f. celt. PhiloloErie XI.
130 ANDREW KELLEHER,
adubairt, nach beith éndiiine don triur mac bud sine aice n-a rigli
go brath, 7 co nmirbf c(//i a n-escaraid iad, 7 adubairt se ris an
clawd 6cc do bi aice do tabairt n-a fiadnaise fen, 7 gebe aca do
ticfadh in a uclit gan iarraidh 7 do beradli póg do, co niadh e
do beith n-a ligh Alban a ndiaidh a athar. Tiicadh, iaronih,
macaimh óga do ha eland don righ a fiadnaise C. C. iarsin, 7
tainec nech áiride dib darb ainm Eochaidh a n-ucht C. C. can
iarraidh, 7 tue pócc do. Do bendaigh C. C. é, 7 adubairt ris, co
mbeith se n-a righ a ndiaidli a atliar fa aimser girr. Agus do
firadh gach ni dib sin uile aniail adubairt C. C.
246 !)• Fechtus do C. C. 7 da descibul fen .i. do Dhiarmaid,
ag radh a trath 7 a n-urnaidhe ar cnocán ard sleibe ata a nlil,
7 ar crichnughadh a urnaidhe do C. C, do labuir re Diarmaid, 7
assedh adubairt: 'As ingnadh Hum', ar se, 'a fad co ticc an long
ata ag techt 0 Erind cugaind, in a bfuil nech airidhe do thuit
a pecadh marbtha, 7 ga bfuil tuirsi 7 aithrechas in a pecadh
anois, 7 ata ag techt da iarraidh orm-sa, maitenih a pectt?rf/i
d'faghail 0 Dia dó'. Nirb fada iar sin, an uair do condarc Diar-
maid an long ac lecadh a seoil sa yiort la im ris, 7 do indis sin
do C. C, 7 tainic an duine si do ráidhsiniar romhaind a tir a cend
C. C, 7 do léic ar a gliiinib na fiadnaise é, 7 do cai go gér.
Agus arna thuicsin do C. C. go raibe aithride firindech aige, do
cai se fen leis, 7 do guidh se Dia co dutrrtc/</ach fan a pecaib
do maithemh do. Agus do labuir ris iar sin, 7 assedh adubairt:
*A raic graduig', ar se, 'bid luthgáir 7 solas ort; oir do maith
Dia do \)ecadh duid ar med do tuirrsi 7 t'aithrechais, do reir an
focail ata scribtha 'sa scribtúir, .i. 'cor contritum et umiliatum
Deus [non] despicies', .i. 'ni cuirend Dia an croide umal tuirsech
a tarcuisne'. Ar n-a cloisdin sin don duine sin, do eric da gluinildi
maille re lutligair, 7 tue buidechus mór do Dia 7 do C. C. ar a
son; 7 do cuir C. C. fare Baitliin da coimhed é, d'ecla a tuitim
'sa i)ecadh sin no a pecudh eli. Agus fuair se bas fa deiredli;
7 as é dob ainm don oclach sin fen, .i. Fiachna.
2472). Fechtus eli do C. C. a ní, 7 do cuir dias manuch
do bi faris ar cend manuich eli darb ainm Cailtean, do bi a sella
») Taken literally from Adaniiian. See lleeves' edition, p. 58.
") Taken litorally fruiu Aihiiiiuan. 1. c, p. GO. According to Reeves
Cailtean did not live in the monastery, but in a cell near a lake called Aba,
probably now Locb Awe.
BETHA CüLUIMB CHILLE. 131
answering- liim said^ that none of liis three oldest sons would
ever be crowned, but that they would be slain by their enemies.
And he told him to fetch him his three young children, asserting
that whichever of them would come of his own accord to his
own bosom and embrace him, he it was that would succeed his
father. The royal youths were afterwards brought to C. C.'s
presence; and a certain one of them came of his own accord to
C. C.'s bosom and kissed him. And C. C, having blessed him,
said to him that ere long he would succeed his father. Every-
thing w^as fulfilled as C. C. had foretold.
246. Once upon a time, C. C. and his own disciple, to wit,
Diarmaid, were saying their office and prayers on a high mountain
peak in lona. And C. C. having finished his prayers, said to
Diarmaid: 'I wonder at the length of time which the vessel that
is coming to us from Ireland is taking to come, which has on
board a certain person who has fallen into mortal sin, but who
is now contrite and repentant, and coming to me to ask God to
forgive him.' Shortly afterwards Diarmaid beheld her sails being
lowered in the harbour close by him. This he told C. C; and
the aforesaid person having landed came to C. C, and falling on
his knees in his presence wept bitterly. When C. C. saw that
he was truly repentant, he likewise wept, and implored God
very fervently to forgive him his sins. Thereafter, addressing
him, he said: 'Beloved son', says he, 'be joyful and comforted,
thy sins are forgiven thee, because of thy great sorrow and
repentance, according to what is written in the Scriptures: 'Cor
contritum et humiliatum Deus [non] despicies'i), that is, God
does not despise the humble and contrite heart. When the
person in question heard that, he arose from his knees, and
returned thanks to God and to C. C. And C. C. put him under
Baithin's care, for fear of his falling into the same sin or some
other sin. Finally he died, and the name of that youth was
Fiachna.
247. On another occasion when C. C. was at lona he sent
two monks who were with him for another monk named Cailtean.
») Psalm L >■'.
132 ANDRRW KELLEHER,
airidhe 'sa mainistir ag radh a dutliraclita, 7 do indsetor dó co
raibe C. C. ga iarraid cuice. Ar n-a cloisdin sin do Cailtean, do
cuaidli niailli re deitbfir móir 7 re liumlaclit mar araibe C. C.
Do labuir C. C. go luimal failidlie ris, 7 assedli adubairt: 'As
maith do rindis, a Cailtein', ar se 'gan cairde do chor ar an
umlilaclit. acht tect mar adubart-sa rit. Oir is ar do grad fen
do iarr«5-a tú. indass co cuirteá cricli ar do beathuicli san
umlacht; 7 bid a íis acud, co bfuiglie tú bás a nderedli na seclit-
mhaine si fen, 7 rachaidh lianuni fare Dia, do caitliemh na gloire
suthame. Ar cloisdin na mbriathar sin don maniich, do gab
luthgair imarcuch é, 7 do bendaig C. C. é; 7 fuair bas iar sin,
amail aduba/>t ris; gor moradh ainm De 7 C. C. de sin,
248. Do bi espog ronaemtha a n-Erinn, .i. Aedh mac Brie
esidhein, 7 do bi manuch airidhe da mhanchaibh fen oc a giiidhe
CO gnathach, gebe uair ha mit]\i(/h le Dia a breith do caithemh
na gloire suth«/ne, gan e fen d'facbail a miciiuiass an tsaeghail-se,
aclit a breith les a n-ainfcc/tí ris fen a ciunus flaithessa De.
'Berad madh ail let fen', ar in t-espo</. Ar mbeith daib aimser
airidhe iarsin ag lidirecht do Dia, adubairt an t-espog naemh-
(fol. 33b)tha lis an manacli, a ullmhughadh, 7 cor mithigh le
Dia é fen do bi-eith les as an piisi'm sin an cuirp daenna a raibe
se, d'estecht re hilceoluib na n-aingel tre' bitha sir. Do rinde an
manuch droclicomairli an uair sin, ar n-a dalladh do seoltuib an
aiberseora, 7 adubairt nar mithigh les an saeghal d'facbail a
comliiath sin. Agus do bi bodach airidhe don i}ú\uil do lathair
an uair sin, 7 adubairt cor tr?/agli nach ris fen adubairt an
t-espog an t-ullmugadh sin do denamh. 'Dena-ssa an t-ullnihii-
ghadh', ar an t-e.spog, '7 luidh ar enlebaidh i'im-.sa anocht, 7
beiad Hum a n-inadh an manuich tú'. Do ronsad amlaidh sin;
7 frith marb ar na mai-ach iad 7 do cuaid a n-aiimonda docum
nimlie. Kt do bi C. ('. an uair sin, san oilen dánadli hainm hi,
a rigacht na liAlpan, 7 do foillsigr(//i sin do ar an i)onc sin fen,
7 do labair go faidhemail re na manchuib, 7 do indes doib gach
ni dar im(\i(jh ar Aedli mac Brie, 7 ar in manuch, 7 ar in mbodach,
7 adubaiit cor láidii' 7 gorb imarcach na grasa tue Dia d'Aedh
mac Brie, le a rue se an pecuch, nar cossain llaithes De cornice
sin, les do caithem na gloiri, d'aindeóin na ndiaba/, 7 narb' éidir
BETHA COLUIMB CHILLE. 133
who was in u certain cell in the monasteiy saying his prayers ').
They told him that C. C. wanted him. When Cailtean heard that,
he (luickly set out in obedience to C. ('. And C. C. addressing
him in a humble, yet joj'ful manner said: 'Well done, o Cailtean',
says he, 'for obediently coming without delay when I asked you.
For I sent for you through love of you, so that you would end
your life in obedience. And be it known to you that you will
die at the end of this very week, and your soul will go to
Heaven into everlasting glory', ^^'hen the monk heard those
words, exceeding joy seized him and C. C. blessed him; and he
died afterwards as he had told him. God's name and C. C.'s
were magnified thereby.
248. There was a very holy bishop in Ireland, to wit,
Aedh mac Brie, and a certain one of his monks kept constantly
asking him that when it pleased God to take him into ever-
lasting glorj', not to leave himself behind amid the cares of this
world, but to take him along with him, into the peace of Heaven.
'I shall do so if you wish', saj's the bishop. Having spent some
time after that in the service of God, the holy bishop told the
monk to get ready; for God was about to release him from the
prison of the human body wherein he was, and take him to
listen to the harmony of the angels for evermore. The monk
then taking evil counsel, through the temptations of the devil,
said that he was not yet ready to leave the world. A certain
rustic of the congregation, who was present at the time, said
that it was a pity that it was not himself that the bishop told
to get ready. 'Prepare', says the bishop, "and sleep with me
to-night, and I shall take you instead of the monk.' This was
accordingly done, and they were found dead on the morrow, and
tiieir souls had gone to Heaven. C. C. being then in an island
called lona, in the kingdom of Scotland, the same was at the
very moment i-evealed to him, and prophetically speaking to his
monks, he told them everything that had happened to Aedh mac
Brie, and the monk, and the rustic, adding that great and manifold
were the graces bestowed on Aedh mac Brie, wherewith after
the example of Christ and the thief on His right hand, he took
that sinner, who had not till then fought for the kingdom of
*) Or, 'making his meditation'.
134 ANDIIEW KELLEHER,
leo toirniesc do cliur air, 7 corab ar aitliris Criost 7 j^aduidhe
na laimhe (deise) rue se les é; 7 do niolutar na manaigh C.C. co
mor tri as 11a siibalt/(//i<bli sin tue Dia do, nach raibe enni a ninih
no a talniha/» n-a dorchadus air.
249. Do chuaidh manuch naemtha iar sin darbh'ainm Colman
Eala on talumh dana liainm Laighes a LaiglinM, da oilitUre 7
ar cuairt crabuid mar araibe C. C. go hí, a riglioeht na hAlpan,
7 do bi faris co nderna se espog de. Agus an uair do ha niithidh
les impód/i tar a aiss co liEirinn, do ÜRrfaigh do C. C. cindus do
berndh se a betha ass, no eia he an naem Ernuch as nió re
mbeith a euniann no a páirt, «ó do beith n-a oide faisidnech
aige. 'Bidh an nech naemhtha do-cim-se fen, gach oidche dom-
nuigh, a fiadnaise Criost itfr ainglib nimlie, n-a oide faisidnech
agat', ar Colum Cille. 'Cia he sin no cindus as duine é?' ar
Colman Eala. 'Nech naemtha sochndh dod cinedh-sa fen é', ar
Colum C, 'ag a fuil agaidh ácarg, 7 suile glasa, 7 becán do
gruaig leith fair'. 'Ni haithne dam.sa', ar Colman Eala. 'a leithéid
sin do duine a n-Erinn, add madh Findtan mac Gabrein namá'.
'As é sin adeirim-se do beith n-a comi)anueh acud', ar C. C, '7
bidh a demhin agad', ar se, 'corub maitli an buach«?7 tréda do
Crist é, 7 CO mbei-a se moran d'anmonnaib docum nimhe, tren a
naemhthaclit 7 trian a c;-«blia/rf/i, 7 tren a esimláir'. Tainicc
Colman Ela a n-Erinn iar sin, 7 do indeis d'Findtan gach ni da
ndubairt C. C. ris; 7 do aitliin Findtan do Colman P^hi, gan sin
d'indisin ren a beo fen. Do coimhed Colman Ela an aitline sin;
oir is tar eis báis Findtain, do indis se an seel sa ar naemthacht
C. C. 7 Findtain; amail derbus beatha Findtain fen.
250. Do bi nech ronaemtha a n-Erinn, Mochonna a ainm,
7 MaearÍNs ainm eli do, 7 Fiaelina ri Erenn a at hair, 7 Find-
chaerah ainm a mathar; 7 do bi ga oilemaiu ag righ Conwacht
CO eend a seacht mbl/a(/rtM, 7 do tairngir espog Eogh^n Arda
Sratha, a fad rian a genemaint, go ngenlidhe in mac sin, 7 go
mad é bud companuch slighec?/i do C. C. ag dul do Koimh, 7 go
ixhvaiJh Grigoir Papa an tres ainm air .i. Maurieius. Agus do
tindscnadh lécend do denamh do, 7 mar do cuala imrádh C. C,
do bi n-a l)rathair fogas do, do cuaidh mar araibe se, do seoladA
na n-aingel do bidh n-a coimhideacht, 7 do grasaib an spir/<a
naeimh do bi n-a croide; 7 táinec do mirbuil/M C. C, gor
BETH A COLUIMB CHILLE. 135
Heaven, into glory in spite of the devils; nor could they hinder
him. The monks greatly praised C. 0. because of the gifts given
him by God, wherewith nothing in heaven or on earth was
invisible to him.
249. Tiiereafter, a holy monk named Colman Eala went
from a place called Laighes in Leinster, on a pilgrimage and
on a pious visit to lona, in the kingdom of Scotland, where
lived C. C. He stayed with him till he was made bishop; and
when the time came when he had to return to Ireland, he asked
C. C. how his life would be spent or what Irish saint would be
his greatest friend or confessor. 'Have as your confessor the
holy person I see every Sunday night in the company of Christ
among the angels of Heaven', says C. C. 'Who is that or what
kind is he', says Colman Eala. 'A holy kind-hearted person of
your own kin is he', says C. C, 'with a ruddy complexion and
grey -eyes, and his hair slightly tinged with grey'. 'I do not
know of such a person being in Ireland, except it be Finntan
mac Gabrein', says Colman Eala. 'The very one I say that is
to be your companion', says C. C. 'And be it known to you,
that he is a good shepherd to Christ, and that by his sanctity
and piety and example, he shall lead many souls to God', says
he. Thereafter, Colman Eala came to Ireland, and told Finntan
everything that C. C. had said. Finntan commanded Colman
Eala to be silent about it during his own life- time. Colman
Eala kept that commandment; for it was only after Finntan's
death, that he related that story concerning the holiness of C. C.
and Finntan; as Finntan's own life testifies.
250. There was a very holy person in Ireland, named
Mochonna, also known as Macarius. Fiachna, king of Ireland,
was his father, and Findchaemh was his mother's name. He
was fostered by the king of Connaught till the end of his seventh
year. Bishop Eoghan of Ardstraw prophesied long before his
birth that he would be born, and that it would be he that would
accompany C. C. to Rome, and that Pope Gregory would call him
his third name, to wit, Mauricius. He began his studies, and
having heard of C. C, who was a near relative of his, he visited
him under the guidance of the angels, who used to be in his
company, and by the grace of the Holy Spirit, that was within him.
136 ANDREW KELLEHER,
iiiebraig:li se lep^eiid na liecluissi le tri nií iiadha, 7 gur gab se
aibid uadha, 7 do len sé sdaid C. C. .i. a maigliisdir fen. mar us
ferr gor fed se a lenmam; gin gor fed nech da táinic riamh a
leunihuin gu liuilidhe, 7 ag dul do Colum C. ar deoraidhecht a
n-Albain, adubairt an lenub neamtliu-sa da bfuilmid ag labairt,
.i. Moconda, go racha(i/t se les. 'Na heirich', ar C. C, 'acht an
fare hatair 7 red mathair ad ánthaigh fen'. 'Tu-ssa nih'athair',
ar Moconda, '7 an eclus mo mathuir, 7 assi an ait as mo ina
fédfainn serbís do deiiamh do Dia, is dutli«c/i danili', ar se, '7
OS tu-ssa, a Colum C, do cengaiZ re Crisd me, lenfad tu go mberi
til mar a bfuil se me'; 7 tue moid na hoilithre andsin. Ar tuicsin
foirbfidbechta an leinb óicc sin do C. C, 7 an las(fol. 31a)aidh
gradha do bi aige air he fen do lenmhuin ina oilithre, do toilidh
do techt les.
251. Fechtus do Colum Cille a nhl, 7 do furail ar ^loconda
a beith ag scribneoracht, 7 rue an oidhee air; 7 ni raibe coindli
aige. Agus tainie do naemhacht a maigheistrech, .i. C. C. 7 da
uaemhucht fen, gor comsolus la 7 oidhee do. Do conda/rc nianaeh
aii'idhe do na manchuib an ni sin, 7 do indiss don eoimthinól e,
7 do gab imtnudh mór re Moconda iad, 7 do comairligetar bas
do tabaiVt do. Agus do cuiretar neimh a ndigh cuicce. Do
foillsigedh sen do G. C, 7 é n-a duirrtech fen, 7 Macairius sa
proindtigh, 7 do thógaib a lamh, 7 do coisrie an deoch uadha, 7
tainie do mirbuilibh De 7 C. C, co ndeehuidh a neimh trid an
tsoithech araibe an deuch, 7 gur an an deoch glan and. Agus
ar n-a hibhe do Moconda, ni derna si digbail ar bith do, tie
mirbuilibh De 7 C. C. Agus as mar sin do coimheid C. C, a dalta
fen ar a neimh sin.
252. Od conduirc C. ('. aingidecht an coimhtinoil do Ma-
cairius 7 ij do Moehonda, tue cuice he 7 do coisrie n-a hespog
é, 7 tue fáinde 7 bachall do, 7 tue gach indstraimint eli do
foigeouadli d'espog do frecur eeluisi De do, 7 tue se da fer dec
do do dainib dut/imchta(cha) do bi foirbthe a freeur ecluisi De,
7 adubairt se ris dul a pioibhiiidse Pictora, 7 eomhiuiidhe do
denamh san inadh ina bfuidhedh se abund ar euma baehla sa
talamh sin, 7 adubairt guriib andsin do toWigh Dia do comnaidhe
do denamh athaidh da aimsir.
») Read .i.
BETHA COLUIMB CMILLE. 137
And it came to pass, through tlie miracles oi C. C, that he
learned the doctrine of the church in three months from him,
and took the habit from him. And he imitated C. C, to wit, his
master, as best he could; for no one ever was able to imitate
him fully. A\'hen C. 0. was about to go into exile to Scotland,
the holy youth in question, to wit, Mochonna said, that he would
go with him. 'Do not', says C. C, 'but remain with youi- father
and mother in your own country'. 'You are my father', says
Mochonna, 'and the church is my mother, and where I can best
serve God, is my country', says he, 'and since it is you, o C. C,
that has consecrated me to Christ, I shall follow you, to be taken
tu where he is'. And thereupon, he took the vow of pilgrimage.
When C. C. saw that he was so perfect, and that he ardently
desired to accompany him, he consented to it,
251. Once upon a time when C. C. was at lona, he gave
Mochonna some writing to do. Night overtook him; nor had he any
candle. Through the sanctity of his master, to wit, C. C„ and
through his own sanctity it happened that the night was as bright
as the day for him, A certain one of the monks, having noticed that
fact, told the community about it. They getting very jealous of Moch-
onna, agreed to put him to death, and so put poison in his drink.
That fact was revealed to C. C, who was in his oratory, while Ma-
carius was in the refectory, and raising his hands, he blessed the drink
from him. And it came to pass, by the miracles of God and C. C,
that the poison went through the vessel in which the drink was,
and that the drink remained pure in it. And when Mochonna drank
it, it did him no harm, through the miracles of God and C. C.
Thus it was that C. C. preserved his own disciple from that poison.
252. When C. C. saw that the community were ill disposed
towards Macarius, he got him to come to him, and had him
consecrated bishop. He gave him a ring and a staff, and every
other instrument that a bishop needed for the administration of
the church. He also gave him twelve zealous disciples, who
were well tried in the service of the Church, He told him to
go to the province of the Picts, and there to reside in a place
where he would find a river, shaped like a staff; for that there
God had willed him to spend some time.
138 ANDREW KELLEHER,
253. Do gluais Macairius 7 a muindtir rompo, 7 do ceileb-
ratar do Coliim C, 7 do cuaidli go proibindse Pictora, 7 do
condaic se abend iiadha ar cuma baclila amail adubairt C. C,
ris, 7 do cumdaighedli eclus a n-inadh airidhe re taeb na liabhand
sin les. Agiis do bi jtest neimlie san inadh sin, 7 do lecedh si
lasraclia ienatidhe as a braghaid, le a niaibfl(//i si moran do na
cinedhacha/6/i; 7 ar n-a faicsin do Macairius amluidh sin an nair
dob'ail le urclioid do denunih du, do malluigh hi 7 do rinde cairthe
cloidie di, do cumhaclitaib De 7 do mirbuiluibh C. C; oir is do
scris na piasda sin do seol C. C. Macairius docum an inaidh sin
secli gacli inadh eli a proibindse Pictora; ar n-a foillsiugadh do
ina spirarf, an pesd sin do beitli ac scris na poiblech.
254. Is mor traih do niirbuilibh do rinde Macairius sa
praibindse sin, 7 as niór da slwdgaihli 7 da socliruidib tue se
docum creidimh, 7 as mor d'eaclusaib do cunihda^^i sé indte, 7
do chuir se an idhbarta demhniiidlie ar cul, 7 do scris se imhaidhe
na ndeiedh ndiabluidhe da creidis.
255. Fechtus da ndechaidh C. C. da oilethri don Roimh,
7 do chuir se gairm ar Macairius .i. a descibul fen, 7 do togh
se mar cumpanuch sligheJ/i é tar gach uili manuch da naemthacht
da raibhe aige. Agus ar ndul docum na Romha doib, do cuatar
a cend Grigoir Papa, 7 ar mbeith ag comrad dail) re celi, do
íiarfa<(//í Grigoir do C. C. ga hainm do bi ar a companuch. 'Mo-
Cduda no Macairius a ainm', ar C. C, 7 nuir nar tliuic Grigoir
na hanmonda sin, tue se fen ainm eli air .i. Maurisius nuuius
recta, .i. lamh direch, ar son gor direch ina oibriglwM é. Gonad
andsin tainech tairringire esjioig Eogain docum criche, \cth re
(irighoir do tabairt an tres anma ar Macairius. Mar do fuair
Grighoir a fis 6 Colum C. gurbh espog Macairius, 7 gur nech
ronacmtiia romirbuilcíA é, do aithin de, maille re honóir roniúir,
beith ag frecor eduisi Torón, do bi an uair sin gan espog, .i.
an eclus mar handluicedh Martain naemtha.
256'). Ar crichnughadh a ngnoaighedh re Grighoir doib,
7 ar ndenumh oilithri na Roma co Irimlan, do gabutar a ced alee,
7 do léc a bendacht leo 7 do f:icbhatar a mbendacht aice, 7 do
') Sources are expressly mentioned, viz. Lives of Engeuius and Macarius.
See Reeves' Adam. p. 325.
HIOTHA COLUIMH CHILLE. 139
253. Macarius and his followers, having bid fiuewell to
C. C, set out and came to the province of the Picts. He beheld
a river in the distance, shaped like a staff, as C. C. had said,
and there he built a church in a certain place by the side of
that river. There was a serpent in that place, which used to
vomit sparks of fire, wherewith it killed many of the natives.
A\'hen ]\Iacarius saw it in that wise, about to do him harm, he
cursed it, and it was petrified by the power of God and by the
miracles of C. C; for it was to destroy that monster that C. C.
sent Macarius to that particular place in the province of the
Picts; it being revealed to him that it was destroying the peoi)le.
254. Many indeed were the miracles performed by Macarius
in that province, and great multitudes were converted by him to
the faith, and many w^ere the churches built there by him. lie
abolished paganism, and destroyed the images of the false gods
in whom they believed.
255. Once upon a time when C. C. made a pilgrimage to
Rome, he sent for Macarius, to wit, his own disciple, and chose
him as his travelling companion, in preference to the other monks,
because of his holiness. Having arrived at Rome, they w^ent to
Pope Gregory, and during their conversation Gregory asked C. C.
the name of his companion. '^Mochonna or ^Macarius is his name',
says C. C. As Gregory did not understand those names, he gave
him another name, to wit, Maurisius, 'manus recta', that is,
'straight-handed', for he was straight in his works. Thus was
fulfilled the prophecy of Bishop Eoghan about Gregory giving a
third name to Macarius. When Gregory was informed by C. C.
that Macarius was a bishop, and that he was a very holy and
a very wonderful person, he appointed him with very great honour
to the church of Tours, which was then without a bishop, that
is, the church in which saint Martin was buried.
256. When they had visited the whole of Rome, and had
done their business with Gregory, after the farewell greetings
Avere over, they proceeded to Tours with his permission. The
140 ANDREW KELLEHER,
gabhutar gu Torón, Agus iií raibe a fis ac luclit na catliruch
sin ga hinadh aiiidhe inar liadliiicedli Martain. 7 ar na cluinsin
doib nach raibe enni a ninili nu a talnihuin, a n-ainblifis do C. C.
7 go raibe se n-a faidli ag an Tigherna nemdha, do taircetar
niorán oir 7 airgid 7 aiscedh eli do, do cind a foillsiufrbadli doib
ca raibe an t-andluicedh sin. 'Ni geb-sa aiscedha úir na aircid
uaib', ar (fol. 34 b) C. C, '7 foillseochad andlacudh Martain daib,
da fagliar an ni eli ata san andlacadli faris an corp'. Tucatar
Incht na cathrach cuir 7 minda do air sin, 7 do foilKsig C. C.
an t-andlucadh iar sin. Agus ar n-a foscladh doib, fiiaratar leabiir
aifrind and, 7 adubairt C. C. gorb'e an lebiir sin do bi se fen
d'iarraidh, 7 gurab uime do rinde se cuir re lucht na cathrach.
Do brethnaigetar lucht na catliruch brisedh air 7 gan an lebur
do tabairt do, 7 adubratar muna fagbudh se nech naemtha ecin
da raibe faris go suthain acu, nach fuigedh se an lebur. Do
fagaib sesen Macairius naemtha aca do reir furailnihe an Papa,
do frecar oifice espoig doib, mar do batar an uair sin gan espog,
7 tucadh an lebhor do C. C. Agus is mar sin adeir betha espoig
JCogliain 7 betha Macairius an lebur sin d'faghail. Agus do
foiWsiyh Martain é fen do moran do lucht na cathruch an oidhce
sin, 7 iad in-a codladh, 7 assedh adeiredh riu: 'onoraigh Macairius
mar niesi fen; úir is é mo mac gradach fen é, 7 as air tainic toil
Grighoir Papa 7 C. (J. da chur do frecor na he«i/laisse Torón.'
257. Ar frecui- na hecluisse do Macairius tri bliadhna go
leith, do ghoir a coimthinol uili chiiige, 7 adubairt riu, gor focus
do fen an ainisir ar araibe se ag fcichenih 011 a naidhendacht
conuice sin, .i. aimser a bais, 7 adubairt go fuighedh bus fa cend
tri la. J)o ba rodobrónach an coimtionol 7 lucht na cathrach
uile de sin, 7 adubairt Macairius rii'i gan luinse do beith orra,
7 coib'i toil De gach nech do gebudh betha d't'agail bais. Do
facbutar inch! na cathruc uile Macairius a i)ongc a bais acht
espo/</ 7 nianaigh. Do labhair Macairius riu 7 assedh adnbhairt:
'Coisrigidh bar suile 7 bhar croidhediia, Indus go bfaicedh sib
gach ni atehim-se, 7 go cluinedh sib gach ni adcluinim.' Do
ronsad amlaidh, 7 do condcatar Tssu Crist gon a espula/M, 7
an cuirt ainglidhe, 7 .Martain naemtha, 7 C. ('. in a corp daenna,
na coraid timchell Macairius. Agus fa gnathach do C. C. beith
ina corp daenna faris na hainglib 7 gnimhartha ainglidhe do
dheuamh, amail leghtio- go miuic air, 7 dob ainglide do dul ina
BETnA COr.UrMB CIIILLK. 141
people of that city knew iK^t where Martin was buried, and
having heard that there was nothing in heaven or on earth
hidden from C. 0,, and that he was a i)ropliet of tlie Lord, they
offered much gold and silver and other gifts to him, that he
might reveal to them his tomb. 'I shall not take presents of
gold or of silver from you', says C. C, 'but I shall show you
Martin's tomb, on condition that I get the other thing that is
in the tomb with the body'. The citizens having pledged
themselves to that, C. C. then showed them the tomb. When
they opened it. they found a Missal in it. C. C. said that it
was that book he wanted, and that he had made the agreement
with the citizens for its sake. The latter bethought themselves
of violating the treaty by not giving him the book. They said
that unless he left with them for ever some holy person of his
retinue, that he would not get the book. He left them Macarius
as bishop, according to the Pope's command; for they were without
a bishop then. The book was handed over to C. C. Thus was
got that book, according to the Life of Bishop Eoghan, and the
Life of Macarius. ^[artin appeared to many of the citizens on
that night, while they were asleep, and thus addressed them:
'Honour Macarius as myself; for he is my beloved son, and the
chosen one of Pope Gregory and C. C. for the care of the
church of Tours.'
257. Macarius having been in the care of the church of
Tours for three and a half years, calling together the whole
community, told them that the time he had been awaiting since
his infancy was at hand, that is, the hour of death. He said
that he would die within three days. Thereat the community,
as well as all the citizens were sorrowful. Macarius told them
not to be sad; for that it was God's will for every living being
to die. When his end was approaching, all the citizens, except
bishops and monks, retired. Macarius addressing the latter, said:
'Bless your eyes and your hearts, so as to see what I see, and
to hear what I hear.' Accordingly, they having done so saw
Jesus Christ along with his apostles, and the angelic court, and
saint Martin, also C. C. in the flesh, surrounding Macarius in
choirs. C. C. was accustomed to be with the angels, though [still]
in the flesh, and to perform angelic deeds, as is oftentimes related
of him. It was like an angel of him, being [stillj in the flesh,
142 ANDREW KELLEIIER,
corp daenna, a luas aingeil mar gach aingel eli, o lií C. C, a
rigaclit na liAlpan, go Toirinis Martain. Agus assedh aderdis
uili: 'TaiT ciigaind, a Macairius, 7 deiia conúumidhe farind a
flaithes t'athar fen.' Do cualatar araibe do dainib iiaemtha do
lathair an uair sin Pedur espol da fiarfa/rf/m d'lsa Christ: 'Cred
hi an maith do rinde an diiine si ar a fiiair se an onoir niór sa
uaib.' Do frecair Lssu e, 7 assedh adubairt: 'Do coimeid se gac
uile aitne da fiiil sa tsenrecld 7 annsa rect nua gan oired en-
litre do brisedh dib, 7 do coimeid se é fen 0 gacli uili salchur,
on a gein go a bass, tre grasaib De 7 tre coimed C. C. do bi
air, dar dalta 7 dar deiscibul é.'
258'). Domhnach airidhe do C. C. a nhl, 7 do cuala se
glaedh a port na hindse sin, 7 adubairt se re na manchaib,
imthect go luath 7 na hoiVithr/gh tainic a fad do tabairt leo.
Do imgedur na manaig, 7 tucatar dis oilithrech leo. Agus ar
na faicsin do C. C, do pocc iad, 7 do fiarfuidh dib, cred dob'adhbor
da turus. Adubratar san gorb ail leo beith go cend mbliadhna
fare C. C. Adubairt C. C. nach beidis faris fen, muna treicdis an
saeg/iMÍ 7 techt is na manchuib. Adubairt an nech fa sine dib
nach raibe an triall sin aca reme sin, 7 go ndendais a comairli
sen ar gach uili ni da n-iarfadh se orra. Agus rue C. C. les
don mainesdir iad iar sin, 7 do lecceatar ar a ngliiinib a bfiadna/se
na haltóra iad, 7 tue gac nech dib moid manaigh andsin, 7 do
bendaigh C. C. iad. Et adubairt co ndernatar an dis uasal sin
idbairt beo dib fen do Crist, 7 adubairt co ngebad galur an
manuch fa sine dibh, 7 go btuigedh se bas fa cend sectmliuine
on III sin inar gab an aibid, 7 adubairt se co fuigheadh an dara
manach dib bas fa cend celre la ndécc on la cedna sin, Agus
do firadh sin uile amail adubairt C. (!.; gor nioradh ainni De 7
C. C. de sin.
259 2). Fechtus do Colum C. a nhl, 7 do cuaidh fen 7 cuid
da manchuib do radh a trath 7 a n-unii//V//<e re cois na fairge.
Agus ar criclmughadh a n-urníí?í//<the doib, do buail C. C an lorg
no an baitin do bi n-a laimh a n-inadh airidhe ar talamh, 7 do
labuir ris na manchuib 7 assedh adubairt: 'A eland gradach', ar se,
') Taken literally from Adamuan. See Reeves' editiou, p. 61.
■^) Takeu literally froui Adamnau. See Reeves' eilitiou, p. G2.
HETIIA COLUIMB CIHLLE. 143
to go as (iiiickly as an angel from lona in the kingdom of Scot-
land to Tours. This is what they said: 'Come to us, o Macarius,
and reside with us in the kingdom of thy Father.' Tho.se who
were then present, heard Peter the Apostle, asking Jesus Christ,
what good he had done that he had been so highly honoured.
Jesus in reply said: 'He has kept every commandment in the
old and new law, without having violated a single letter of them,
and has preserved himself from all uncleanness from his birth
till his death, through the grace of God, and C. C.'s protection
of him; he being his foster-child and disciple.
258. On a certain Sunday that C. C. was at lona, having
heard a shout in the harbour of that island, he told the monks
to go quickl}^ and fetch him the pilgrims that had come from
afar. The monks departed, and returned with two pilgrims.
And C. C. seeing them, embraced them, and inquired of them
the cause of their journey. They said that they wished to spend
a year with C. C. C. C. said that that could only be on condition
of they abandoning the world and becoming monks. The older
of the two said, that they had not hitherto thought of that, but
that they would follow his advice in everything he would ask
them. Then C. C. took them to the monaster}', and they kneeling
down before the altar, then took the monastic vow. And C. C.
blessing them said, that those two nobles had made a living
sacrifice of themselves to Christ, and that the older of them
would be stricken down by sickness, which would cause his
death exactly a week after the day on which he took the habit,
and that the other monk would die a fortnight from that same
day. Everything came to pass as C. C. had said; so that God's
name and C. C.'s were magnified thereby.
259. Once upon a time that C. C. was at lona, he went
with some of his monks to pray and say their office near the
sea. When they had finished their prayers, C. C. striking a
certain part of the ground with the staff or stick he had in his
hand, addressed the monks thus: 'Beloved children', saith he.
144 ANDREW KEfiLEHEli,
'do cife sib ingnadh mor aniugh, .i. tiucfa?(7/i nech ársaidh airidhe
don acme dhachuib ata a n-agaigh creidim cugaind aiidso. 7
gebaidh se baisde uaim-se, 7 do (fol. 35 a) géba se bas com liiatli
7 baistfidher é, 7 adhlaicíidher san inadh sa inar biiail mesi mo
lorg ar talmom é. Agus asse adbhur fa tucand Dia na grasa
do, .i. CO raibe an maith nadurdha ar coimhed aige go mor an
méidi-si, indns nach nderna se enni bud mesde les do denamh
air fen, ar ennech eli riam. Ar criclmughadh an comraidh sin
doib, do condcatar an long cuca sa cuan, 7 ar techt a tir di, do
tocbatar a muindtir fen an duine arsaidh sin etorra ass in luing
7 tucatar leo a bfiadnaisse C. C. e. Agus do senmoir C. C. an
creidemli do, 7 as fer tengtlia eile do cliuiredh a ceill do gach
ni da nixhvailh C. C. ris; oir ni tuicedh se laiden no gaidelc uadha.
Agus do bendaigli C. C. e, 7 tainic do brigli an bendaigthe sin
gor gab se baisde na lieccluisi cuige, 7 fuair se bas iarsin, 7 do
handluicedli san inadh inar buail ('. C. a lorg ar talmain é; cor
moradh ainm De 7 C. C. de sin. Agus do rindetar na manaich
do bi fare C. C. an uair sin ula san inadh sin a cuimhniughadh
an sceoil sin; 7 mairidh si and 6 sin ille.
260. Fechtus do 0. C. a nhí 7 se ag scribneoraclit, 7 táinec
manach aiiidhe da manchaibh fen chuige dar oific beith os cind
na cisdenaidhe ag an coimhtinol 7 daiger n-a laimh, 7 do iarr
ar C. C. a bendughadli do. Do tAcaib C. C. an lam araibe an
pend, 7 tue a chul ris an \ehiir, 7 do bennaigh an daigér, 7 ar
n-imtecht don manach amacli uada, do üftfraigh da descibul fen,
.1. do Diarmaid. cred é an t-iarand sin tue an manach da coisregadh
cuige. Adubairt Diarmaid gorab daiger le marbthai mairt 7
cairigh tue se les. 'Ata dochus as Dia agam-sa', ar C. ('., 'nach
deiia an t-iai-and I'ld do bendaigli me fen, digbail do duine no
d'ainmhidhe ó aso amach go brath'. Agus do firadh sin amail
adubairt C. C. Oir do cuaid an manach an uair sin fen do marbadh
doimh docnm na cisdenaidhe, 7 do comail se an daigor do braighid
an doimh 7 nir iOd se dergadh air; 7 n/ hedh amain acht ni
fédtai dorgadh ar beathadhach ar bitli les. Agus ai- n-a thuicsin
sin do na manchaib nach raibe foghnamh mai' siii ann, do fiirailetar
ar gabhaind do bi sa baile a leaghadh aris, iiidus co ndentai as
a m'la e, 7 co mbeith faebur maith air. Agus ar na leagadh don
BETIIA COLUIMB CIIILLB. 145
'you shall see a wonderful thing to-day, to wit, a certain old
person of the gentile ^) race, that is opposed to the faith, shall
come here, and be baptised by me. After that, he shall imme-
diately die, and be buried in the spot that I struck with my
staff. That grace he receives from God, because he has been
naturally good to the extent that he has never done anything
to others that he did not wish them to do to him'. At the end
of that conversation, they beheld the vessel in the harbour making
for them. When it arrived in dock, his own people brought
that old person to the presence of C. C. C. C. preached the faith
to him. An interpreter explained to him all C. C. said; for the
old man knew no Latin or Gaelic. C. C. blessed him, and as a
result, he received baptism from him. He then died, and was
buried in the place that C. C. struck with his staff. God's name
and C. C.'s were magnified thereby. The monks who were with
C. C, raised a mound over that place, to commemorate that
event (story). That mound still survives.
260. Once upon a time that C. C. was at lona, engaged at
writing, a certain one of the monks whose office was to super-
intend the affairs of the kitchen belonging to the monaster}',
came to him, carrying a dagger in his hand, which he asked
C. C. to bless. C. C. raising the hand which held the pen, and
with his back to the book, blessed the dagger. When the monk
had gone, he asked his own disciple, to wit, Diarmaid, what was
the iron [instrument] that the monk brought to be blessed by
him. Diarmaid said that is was a dagger for killing sheep and
oxen. 'I trust in God', says C. C, 'that that iron [instrument]
I have blessed, shall henceforward injure no man or beast for
evermore'. What C. C. said, came true; for that monk straightway
went to kill on ox for the kitchen. He struck the breast of the
ox with the dagger, but it could not bleed it. And not only
that, but it could not bleed any other animal. When the monks
became aware of it being of no use in that way, they gave
instructions to a neighbouring smith to melt it, so as to have it
remade and well sharpened. When the smith had melted it, he
*) Adamnan has 'gentilis'. See Reeves' edition, p. 62.
Zeitschrift f. celt. Philologie XI. 10
146 ANDUEW KELLEHBll,
gabliaind, adiibairt corb iarand ciwealta rocruaidh é, 7 gurb ferrde
na liairm eli do bi ag na manchaib, le marbhtliai niairt 7 cairigli
doib, ar araibe esbuidli c>«adach, cuid de do chur ar gacli arm
dib. Agus do ronadh amlaidh sin, 7 ni fedtai dergadh le lién-
arm ar ar cuiredli cuid don daiger sin ar duine no ainmliidhe 0
sin suas; cor moradh ainm Ue 7 C. C. desin.
261. Aroile aimser do bi C. C. a nlil, 7 do gab tendess
ger a descipul fen .i, Diarmaid indus go raibhe se a nguasacht
báis, 7 do chuaidh C. C. ar chuairt chuige. Agus ar n-a faicsin
San guasacht mor sin do, do gair ainm Crist 7 do guidh se co
duthrachtach é, 7 do iarr air gan bas do lecen docum a serb-
fogant«ú?/<e fen an céin do beith se fen n-a heüiaidh. Agus ar
crichnugliadh na hurnaidhe sin do C. C, do bi se tamall na tosd,
7 do labuir aris 7 assedh adubairt: 'Ni liedh amain nach fuighe
Diarmuid bas don tendes-sa ata air anois, acht biaid se beo
meid airidhe do bliadhna?i/i tar eis mo báis-i.' Agus do firadli
sin uile amail adubairt C. C. Agus as follus as in seel sa, go
bfaghadh C, C. 0 Dia gach ni do iarrad se air.
BBTUA COLyiMH CIIILLK. 147
said that it was kindly liard iron, and that all the other weapons
which were wanting in steel, would be the better for having
some of it applied to them. This was accordingly done; with
the result that none of the weapons to which some of the material
of the dagger was applied, was able to wound man or beast for
ever after. God's name and C. C.'s were magnified thereby.
261. On another occasion that C. C. was at lona, his own
disciple, to wit, Diarmaid got so very ill that death was imminent.
C. C. visited him. When he saw the great danger in which he
was, he invoked the name of Christ, and implored Him very
fervently to spare his own servant as long as he himself lived.
When he had finished that prayer, he remained silent for a
while. Then speaking again, he said: 'Not only shall this sickness
not cause Diarmaid's death, but he shall live for some j'ears after
my death.' Everything came to pass as C. C. had said. It is
clear from this story, that C. C. got whatever he wanted from God,
Great Crosby, Lancashire. Andrew Kelleher.
10*
MAELDUIN8 MEERFAHRT,
EIN ALTIRISCHES GEDICHT.
Der hier folgende Veisucli einer kritischen Wiederherstellung
des von Best im ersten Bande der 'Anecdota from Irish MSS'
herausgegebenen Gedichtes von der Meerfahrt Mfieldiiins in seine
ursprüngliche Gestalt hat eigentlich, mit Einleitung, Anmerkungen
und Glossar versehen, als letztes Bändchen meiner Todd Lectures
erscheinen sollen. Die Herausgabe ist lange durch mein Ver-
schulden verzögert und nun durch den Krieg noch weiter hinaus-
geschoben worden, indem die königlich irische Akademie be-
schlossen hat, die Drucklegung erst nach Beendigung des Krieges
wieder aufzunehmen. Da es aber Jahre dauern mag, ehe sich
die alten Beziehungen wieder herstellen, und das Leben des
Einzelnen zu dieser Zeit unsicherer ist als sonst, drucke ich
inzwischen wenigstens den Text mit einigen Anmerkungen hier ab.
Das Gedicht, welches bekanntlich auf der Prosaerzählung
beruht und manchmal ohne dieselbe kaum verständlich ist, gehört
meiner Ansicht nach der ersten Hälfte des 9. Jahihunderts an.
Auf keinen Fall ist es früher zu setzen, wie \'ollreime wie
ügaidäna 5, trocha : hrotha 6, uhla:cumra 4G, sretha'helha 58,
mara:-rala 68, 131, 191, (jlana-.mara 133, maäa:mura 202 be-
weisen. Dafs unser Gedicht später als Feiire Uengusso verfafst
ist, beweist die von daher entlehnte seltene quantitative Assonanz
marttr : tr.rcph'il in § 122. Die zahlreichen wörtlichen Überein-
stimuiungen mit dem Gedicht auf den Imiam Sncdgussa, die ich
in den Anmerkungen hervorhebe, deuten wohl darauf hin, dafs
beide denselben Verfasser haben. Vgl. Thurneysen, Zeitschr.
VIII, 8.80.
Viele der Entstellungen die das Gedicht im Laufe der Zeit
durch die Ab.sciireiber erlitten hat. sind duich den Lhiistand ver-
anlafst, dafs zweisilbig skandierende Wörtei', wie coir, do'ib, cUib
MAKI-IiUINS^MICERI'AUKT. 140
USW. in spilterer Zeit einsilbip: gelesen wurden. Die dadurch
verminderte Zwölfzalil der Silben i) suchten die Schreiber dann
durch Kinschieb-sel wieder herzustellen. So i.st z. B. güdh in
SÍ 18 ütfenbar ein derartiger Einschub, ferner da.s zweite döih in
§ 75, ein unnötiger Artikel in § 84 (H) usw.
Die Hilfe, die mir von befreundeten Fachgenossen bei der
Emendation schwieriger Stellen zuteil geworden ist, habe ich
in den Anmerkungen erwähnt und sage besonders Bergin und
Thurneysen auch hier meinen Dank dafür.
Incipit do Inirani Cliuraig Maile Duin and so.
1 Ardri üasal inna n-uile, tuistid domuin,
i each anisir, i each re ronbe a chobuir.
2 Écosc na loc crotha gräduill n-älaind n-ile
cruth adclther cia dorlmther nicon bine.
3 Dorimi in mace aitti ili lasin n-athair,
snómdai sretha, sechna betha domuin dathaig.
4 Adcess i mbitli imbed n-ingnad ös lir lendglass,
utmall in snam, dia mboi oc imram Mael Duin dennmass.
5 Mäel Düin deggair mace Ailella Ochair Äga,
ba üclach ardd, ba gargg, ba digraiss, ba däna,
6 Luid for sliiagad tüisech Ninais, niamda trocha,
luid Ailill laiss la menmain maiss co meit brotha.
7 Ci atrandsat uible oited Ailill n-amlaid,
7'' n-ollbrass,
luid tar lar luie iar mbeimmim ehluic caillech combrass.
8 Fordarala Ailill angbaid co ugnim trenfir.
caur caiu combrass, Mael Duin dronmass ba de genir.
9 Ranalt fo ehlith muimme morraass ar a mathair,
a mboi fo mail ba gilla cain co feib lathair.
10 Niabsai larom athis adluind öclach líallach,
cluichi Iar mbuaid ar belaib slüaig narbad buadach.
11 Asbert nad boi athair derb do adnaib suire
öS talman tir, nä mathair miu de sTl döine.
') Das Metrum ist bekauutlich dechnad cummaisc, welches uach den
Verslehren dem oUam bairdne zugehört.
150 KÜNO MEYER,
12 Ranuc de sin miiinime mörmass co a maithre,
Ailella lar n-ec luid for set i tír a bräithre.
13 Grestai larom cen a dlgail Briccriu brlathrach
öS folaig gairb for lucht romarb Ailill n-Iathach.
14 Roföid lar sain co druid cain Corcomdruäd, >k^- rS/r. i>r^.:f!hf^
CO n-ecsed dö cia lith bed for srethaib suäd. äa^. t/^.
Vo Ruc a churacli for fröich fairgge, codal trede,
forsin muir mör cain in coir dö a liÉre.
16 Saraigis ind laechrad inim lln in faith findnech. ^'^**^ ■^'^ V
tri maicc muimme, truag targrach, doib ba imned.
17 Luid a curach cosna hinsi co ngnim cathach,
im-möiditis laich cen na säith guin a athar.
18 Tüargab doib tar or talman gäith garb gh)rach,
setis de sin, seöl siar snimach, tar rian ronach,
í(xK) ^^ ^^^ nlamduinn tar ler lond ös talmain trilsig, 0]yM^M>l\)
'N'' -^ immaränic anbae d'aisaib isnib insib.
IL
20 Grinne sengän de thöib thalman dosni ethar, i^-Uu, L':^
amal serrchu a met mothach, ba set srethach.
IIL
21 Lotar d'insi forsa mbatar eoin moir mini
for a forscaninaib co saidbri, aidbli miii.
22 Linsait curach dinaib enaib, tren a treöir,
IV.
22»
inis dia" ndarala jar n-imram ingnad treöir.
23 Anmanda mör for a formna meit ech n-aignech.
criith imrimgabsat co tricc, ba glicc roiiairlelh.
V.
24 Co Clan Tar sin lotar d'insi, derb ba mithig,
doib a Ihn doarfas gnini, grain du chridib.
25 Cechaing diäs isa niag-sin, mör a aichre,
CO slechtaib ech adciat cen meth ceti ngraifne.
J, . .MAELDÜINS MEEKFAHRT. 151
26 Meit longchore no nilaschnad mor, iiiiad co teti,
is seol fo leith fulliucht each eich böi isin cheti.
27 Suisit for cnl for teclied ngiir, giiim co ngairggi,
liiath rosernad dirirn demnae forsin fairggi.
28 Agait grafaind, clossa ji ngotha, gair co ndremnai,
ci adcitis i ceo, demin leö batar demnai.
VI.
20 Tegdais tolgda dia ndarala, alaind, accrad,
comla lecda lim ar dorus, solus n-attrab.
30 Forsa muir dorus mor moltach, is cless combrass
crutli dombidgi tonn ban ballglass Tasc slan somlass.
31 Böi isin tegdais imda cumtachta each triir,
lestra glana, lind n-ingnad co n-imbud biid.
32 Mellsuide min do Mäel dian Düin, gním cen elgnais,
maith a tomalt, feib doromat isin tegdais.
33 Lind i lestraib cadlaib glana, säsad sognass.
luid a curach donn dian dulacli tar ler londbrass.
VII.
34 Inis samlaid dia ndarala muir an escach,
asa n-iisa, ardd a foscad, fid fland flescach.
35 Gabais cuicci bun fann flesce fer mln moltach.
luid a curach, ceöl cen anfiid, la seöl sontach.
36 Tres laithe lar sin i n-ind flesce, nl gnim cumung,
fuair in tuisech, ba llth foroll, frith tri n-ubull.
37 Cethorcha la fo thri doib, aidchib, laithib,
nodasristais, mlass min moltach, cumtach caithim.
38 Dingbais diib gortai ngeir sceo itaid n-uathaig,
dalis co mbrig mesce maith min for each n-tiadaib.
VIII.
39 Fechsait Tar sin os inis airdd ocein ollbraiss
anmanda mür eo n-ecnu og clessa combraiss.
40 Siniud creitte, impfid acher croccinn gergairgg,
imm feoil no chnaim, ba mär a ngäir, ös chloich erairdd.
41 lar rith rolüath tar lar inse, anbloth opunn,
ba gnim gnniich, immesöäd inna chroccunn.
42 Luis co Ifiath each leth ar iiair. acher impiid.
lotar for rian Ocbad find flal cen nach tintüd.
152 KUNO MEYER,
43 Sreís form fraiss de chlocliaib, ba dia iiiarbad,
lecsit lar sin a tir ii-ingiiad don mil angbad.
IX.
44 Inis aile forsa mbätar. dniing dein clirodai,
fiaclaib, criiäib, crodai a ngnima, niila murdai.
X.
45 Fosceird d'inis fors' fil fidbaid messa mordai,
forsa n-äsat, cäine chumra, ubla ordai.
46 Cotacnat gendmila grandai inna liubla,
isind inis tonn ös trilis cain a cumra.
47 In tain tlagtae fo thalmain tratli nöna uir nasad,
lalla en find Tar techt dend lind segait sasad.
48 Denngor diäd ösind insi ar meit tessa
inna n-anmanda, contuitis, luitis lessa.
49 Dorecniallsat asin tir-sin imbed n-ubull,
curach cromluitli inse lar tadall co nibo chumung.
XL
50 Lotar d'insi co fuiriud ardd co ndatli gesse, j . «
i fairnectar imscing n-accrad, attrab nglesse. /'^' 'm ^*
51 Delge arggait, claidib orduirn, muinci mordai,
leptha ligdai. caine betlia, sretha ordai,
52 Biild nibalc min for lar tige, lind shin somlass,
CO cichair gairgg ös liaitni airdd catt cain combrass.
53 Clissis laroni uasnaib üaitnib, cobluth n-ane,
nirbo roniet, feola comet, ba gen grandae.
54 Tres comalta in tiiisig tholgdai, ba gnim croda,
adreth laiss, ba iTallach uince, mnince n-orda.
55 Tescait a cliliab ingne tened in ciiaitt chuiscle,
a cliorp cintacli in duini thriiaig ba liiaith loiscthe.
5t3 I\ucad for cul in mnince mor, dognilh caiixlde,
focress a luaith in duini thriiaig for froich fairgge.
XII.
57 Tres hiithiu jar sin lotar d'insi, ba cen gerän,
sondach umai, ba seol subai, tar a medan.
58 Treta aidbli immon sondach. sregdai sretha,
ala tret dub, alaile lind, ba mind nibelha.
{, l^A^-fJ mai:i-ui;ins*mei:kfahut. 153
50 Boi for foirbrecli co ngabail cliuin iuiia hinuiib,
clesrad dognitli foisnaib cairib, ingnad alaig.
60 Foceided find cosna duba, ba dub iarom,
focerded dub cosna linda, findiu ;i iiagol.
61 Flescaib findaib ocus dubaib, dian a tairec,
fri taiscelud aicnid talman, anna aiiec.
62 Dub la iinda co ndatli gesse, gile sedmach,
find la duba co ndath gfiaile. uaiie echlach.
XIII.
63 Raisit d'inis, doluid for fecht Dlurän dronmass,
aiiigis and in bardd bindbrass sruth n-ardd n-amnas.
64 Letrais airi crann a gäi glaiss, ba ger cucann,
böi friss auall i lletli fri all damrad dupall.
65 Dobert doib crann nglilair for sclath, ba do fubthad,
coscid CO lor fer muirnecli mOr in cur crutliglan.
66 'Cid notai-siu donaib löigaib atotchlät?'
'Raid frimm, ni rö, in chethra as mo, cia du i mbiät.'
67 'Inti diamb ail ara festar bale i faät.
fri sllab anall, ni comse ganu, and ataät,'
68 Cechaing de sin Diiu^än dana dochum mara,
gabais ore n-an de rotlireot mar fordarala.
69 Boi a n-aire isin banb-sin, luclit in churaig,
lotar Tar sin, sluind co fobaid, for tuinn dulaig.
XIV.
70 Inis aile dia ndarala de muir gledenn,
niuilenn indi, tailc a apae, gratae a lebenn.
71 Muilleoir bruicjinecli Uasind lebinn cotanöäd,
each aire ar uair do anair, is sair inisöäd.
72 Imcomarcatar in muilleoir, nl mod ecratli,
can dobered an nomeled in sluag setach.
73 'As bar tir-si dosrengat slat in sluag sedlach;
ed docoisig: ni fö coisil cessacht glegrach.'
XV.
74 Fosceird d'insi i mböi drong dian doine toirsech.
atföid líadaib fer an ilathaid nacha fuirsed.
75 Dosfrecmairc cid forflar doib bith oc toirsiu;
golais Iarom, ba form diartain, Tachtais tairsiu.
154 KUNO MEYER,
76 Is e foite a cirt iliiannchoir, in set siihaid,
conialta cinin in ttiisig tliriuin, comthach curaig.
77 Foite cuicci diäs trenfer, ba dia thogait,
nl clan ansait lar sin, sniit, ciit, golait.
78 Etiiais cuccu cetbrar larma, ciallda caingnech,
tescmait diäs, ba sen sainreth, tren ronairleth.
XVI.
70 Inis aile dia ndarala rlan reil rönbrass,
fors'mbüi fíadaib foirbrech fiiiltech muinter mormass.
80 Cethir lina isind insi cen dolb dlgnai: ^
ocbad. liaga, caine bííada, lígrad, rignai. jz.^^/
81 Cethir sonnaig isind insi, tolgda tuilneth: m^-
d'arggut findmass, alaind indmass, d'ör dirg druimnech.
82 D'nniu aniin, de glain glanniaiss, cTa darime,
crutli niaith clärach feib adrfilad fo bail bnge.
83 Doluid cuccu ingen imgel co feib delbae,
ba cjiin a gart, tuclitacli a tlaclit, mass a menmae. .
84 Dubert doib ingen chaise, sasad sognass, t^w. Otutulm^ ^^ J
dalis forru, nl dan findmass, lind slän somlass.
85 In tres laithe luid ind inis echtra airriu,
lotar for nan, ba imram clan, gnim as gainniu.
86 Kaisit d' inis narbo dermar, co ndün dangen,
sonnach umai, ba co ndruni, clothach cangen.
87 Lind oiminn ardd immon sonnach, sorcliu scelaib,
OS moing mara drochet glana ar a belaib.
88 Nocingtis sös ind ocbad dian chennmass chalmam,
tuititis SIS, ba biian a cis, dochum talman.
89 Doluid cuccu i tlacht etrocht, gile gesse,
ben mungel min cen baisse brig co ngnim glesse.
90 Imbel d'ör dirg imm a findbrat, ba cain caindlech,
assa arggait imm a cossa, sossad sainreth.
91 Bretnas banbrass for a bruinnib d' arggut amru,
cona ecor di Or fo snim, gnim as chadlu.
92 Folt findbuide os a mullncli fo neim »irdai,
caini ;i ci'minenn. rigdai :i rcninienn niassa mOrdai.
93 I n-ichtur in drocliait dciinair. noibda nemed,
tipra thoiinglan, coii» rain comlad dodaemed.
MAELDüIN* MKERFAHKT. 155
94 Dal is fiHflail) in dornach döiii, ba gnim combrass,
in ben findmor cen nach n-imröl lind söir somlass.
95 Asbert frie German glörach aithesc n-adlic:
'Is ingnad linn ferdaigis frinn cid nach tairnic'
96 Luid-si iiadaib is dünais a ndiin söir subaid,
canais a lln, ba foirbrech brig, ceöl cain cubaid.
97 Dodarälaig a class ceölda, cruth adrälath,
doluid ciiccu ben cen ruccu arabarach.
98 Bätir samlaid fon öinchummai co tres laithe,
aruspeted ceöl cen fletech na mnä maithe.
99 Dodaderaid do thig derniar ös lir londbrass,
dobert doib proind cäin coir la lind somlass.
100 Asbert in ben anmann amrai cen gnlm n-iiabair,
ni bo mimess, a ainm ndlles for each n-íiadaib.
101 In tain conaitecht don tüisech fri toil tetad,
asbert itir nicon fitir peccad mbetach.
102 'Ni ma räidid cen chuit crabaid, nl feib irse;
CO rolainn dilib larfaigid ruin inna inse.'
103 In tain dluchtraiset Tar matin i creitt churaig,
nl fess a dal, ind inis an cid adrulaid.
XVIII.
104 Rocluintis tuaid tar fairggi filaim, comall croda,
~~ acht ba dobur amal fogur na class ceölda.
105 Tar rlan roglass recat lar sin scith iar n-imram,
condarala bale i rabae enlaith ingnad.
XIX.
106 Adclat iar sin i n-insi bic senöir salmach,
digraiss a delb sochraid söirda, nöibda a labrad.
107 Folt a chinn chain, tuchtach tlacht En, faan co findi,
llgdach lennbrass tonach dennmass roböi imbi.
108 Asbert friss in tüisech digraiss: *Can dotruided?'
*Ni eel airib an condaigid: a tir Göidel.
109 M'ailithre an, and a torbart cen na taithbech.
i crois churaig ös tuinn dulaig, ni bo haithrech.
110 Scäilis foöm mo churach cromm ös muir borrbrass,
romuc do thir seöl serb snimach gnlmach tonnmass.
111 Leüsu fot de benn lethglass tire m'athar;
CO bale itn, is clan in dti, domuc athach.
150 KUNO MEYER,
112 Fotliaigis fttm in l\i rindmass deiid tot amiii
insi ii-(iiiiiinn co ndatli foiliiin lir os abru,
113 Turmagar tiaig cecha bliadiia forsind inis,
is buadach bann, is dano crann tuiune (7»s trilis.
Ill Domairnic sund tipra thonnglan, sutliain säsad,
tre rath n-augel pioind chain cliöinida, nöibda niisad.
115 Ricfaid uli do far tirib, toirthech töiden,
romia tar rlan, cid imram clan, acht mad. öinfer.'
11() Tre rath n-angel do each oinfiur diib d' airic
lethbargeu Ian is orddu an fordaairic.
XX.
117 Tres laithiu lau rucsat ceimm ugrinn i crois curaig,
tonn tinim thana condarala for set subaid.
118 ÖS tonn trilis adclat inis co mür ördii,
lar cain clunida, talam dhinida fo miad niördu.
110 Inna medon roböi senöir i tlacht findmass,
find a chuirp chain caslais tar als, älaind indmass.
120 Asbert friss in tüisech dlgraiss: *Can diiit säsad?'
'Tathum Ö Dia proind chain choimda, nöibda nüsad.
121 Ata im arrad tipra thonnglan, riagol rigda,
cotaoscig dam frim thoschid cen nach ndigna.
122 Medgusce min isnaib uinib, cuirm i ndomnnch,
la feil niartir, nicon tercidiit, cain a cobluth.
123 I feil apstal ociis lohain ocus Muire
cuirm cain combrass, lind slan somlass, is cian giiire.
124 Fin i sollumnaib ind Ardrig inna n-iiile,
Isu uasal, anira abban, maccan iMuire.'
125 Lethbai-gen ocus orddu eise, inmar milis,
i trib lathib, proind cen mathim, doib os inis.
XXI.
126 Lotar lar sin tar rian reidmass mara mördai
d' insi i nibiti.'i, cruth adcitis, gobainn chrodai.
127 Asbert fiadaib fer mor muii-nech cerdchae o dorus:
'Adclu imram n-alaind n-ingnad tar sal solus.
128 I n-amur blur macci-ad chombrass nltae romuir,
tricc a n-imram, foirenn ingnad co ngnini obuid.'
129 'Frithräid bar curach for cnlu!' ol in tüisech;
bann co mbUadaib, lotar üadaib for 1er luisech.
UAELDOIN^ MEEUFAIIRT. 157
130 In tain nitliaigset in o^obainn ba dia teched,
ina ndiiiid, cene fritlifled, rosgab grefel.
131 Adieth fer díb tenchoir nderniair co mbruth bestu,
ba gern angbad. tailc a taigrach co ngnlm glestu.
132 Rofich fairgge inna n-arrad den brnth brothach,
immarala tonn timni thana, ba gním clothach.
XXII.
133 Fosceird íar sin for ilan loglass co ndath glana,
fodirc duib sTs, ba buan a chís, griän maia.
XXIII.
134 Räisit di chein for muir n-ingnad amal niiilu,
duine foib crotho coír, cid bad cliiunu?
135 Isin tir-sin forsa mbatar inna döini
boi beist angbad i crunn gablacli cen nach cöili.
13G Adreth fiadaib in béist biracli aracanam
rodam iTada, taich i ciana uad ind alam.
137 Taicli la sodain in bííachaill bale, nT bo mailliu,
arnnclirossad in beist bossach, gnlra as gainniu.
XXIV.
138 Ba d' ingantaib inna fairgge fordarala
inis accrad, älaind attrab, ös moing mara.
139 Roln fairgge mür de deccraib imma fuiiiud,
laisit impe, ba ciícli cinte cen nach cuiiiud.
140 Kigsit impu druing dein duine de maig mellach,
batar díchrai cuiri giibdai oc a seHad.
111 Cosmuil leo fri diungu doine dia lotaiingred
imdell n-oirgne d' foirinn fairgge, coscor aignech.
1 12 Dosiulíiibraiced ben mongt'ind mín cn?5aib cainib,
beitis leö, ba gnim i ceo, niassu niäinib.
XXV.
143 Adciat íar techt a cruis chuiaig, sainred secda,
assa rethed siüaim skin solus, dorns lecda.
144 Cingid tnag den tsriith tar insi, nlrbo blue,
atraig, ba solus, co' dorus n-älaind n-aile.
145 Rethed doib asin tsruth-sin íasc bale bedcach,
uicon autais ce noantais oc a tregtad.
158 KDNO MEYEB,
146 Amser domnaig nicon rethed in sruth slän-sin
dond essergiu airdirc amru, cadlu a ngrrid-sin.
147 Rucsat inil)ed ind eise amrai iuiia curach,
rosla Tar sin for rian roglach tonn dlan dulacb.
XXVI.
148 Raisit Tar sin dii dosfairced ösind romuir
secda sainretli cona laindrecli arggait sobuil.
149 Assa mullucli inna oclitslisne cen chlardatli,
sretha fabaig, iTn arggait bain tar sail siarmag.
150 Luid in curach for a mörmocoll ind iTna.
lemmenn Iflatha, batar buadclia inna brTga.
151 Cia rocluintis gutli min mdrmass di lice laindrecb,
ni tuic nech dib cia gnlra co mbrig sonaisc slaindech.
152 Nicon fintais ciasu mör sessän nodraded,
im bo duine fa nech aile ataglädad.
153 Letrais Dlurän d^nd lice laindrech, fedma fedil,
cöic leth ungae, ba sT trummae, ar mbad deniin.
154 Dosrat lar sin for altöir Pätraic bind bííadaig
ar mbad demin a fir fedil fiadnaib sluagaib.
XXVII.
155 Lotar lar sin d' insi ingnaid ös rian romra
for coiss läirn, nl bo diäirm, all fri liomna.
150 Tain roföidset techta fladaib isin n-inis,
ni frith dorus ar mbad solus tonn us trilis.
157 Acht domuintis ba i n-Ichtur, cein ba solus,
inna coisse mäire maisse boi a dorus.
158 Arathar indi is cethrae, mellchae moini,
cein congairtis nicoscluintis inna doini.
XXVIII.
159 Inis samlaid, tulach indi, dfin ndonn ndr»inbra.ss,
dia ndarala tar nan reidmass tonn dian toibglass.
IGO Ingenred indi feib delbdai, cruth adcitis,
sorchu each lind fothrocud find oca mbitis.
IGl Tanic cuccu mathair mormass for eoch aignech,
* * *
161" uir duromalt ind iial findnech, dian lonairled.
MAELD0IN8 *IEBRFAIIET. 159
162 Asbert friii: 'Dia n-anaid sund, bäs nibbera,
sossad soirbrass, tlaclit mln möitlimass and fogöba.
1G3 Tíagu each dia iar ndlth rig do gleiid doine,
fairsiung ar sld, it he fognTd sretlia snire.'
1G4 Nach tain nosmbeit eolchuire n-oll for rian roglass,
nosmbert for cul, nl ceil a ndun, ben ban ballmass.
1G5 Foceird doi'b certli coir for in taisech,
rolil dia laim, riicad don traig in luecli lüisech.
1G6 Leütha fodeüid läm laich nucha fuirsed,
golais dia n-eis fri rIan roimsech slug dían toirsech.
XXIX.
167 Inis aile dia ndarala tonn den tuili,
fidbad üase, cain a bolad, torad fuiri.
168 Cranna indi amal «ailig, sretha söire,
bolgga foraib, ansae a sseit, meit chenn nduine.
169 A cirt chrannchuir fromais Maeldnin süg na mbolgg-sin,
ecus faceird i süan samdae, amrae in t-urdd-siu.
170 Conmescat süg inna mbolgg-sin ocus uisce.
ba säsad slän, lind mbuidech mbän, ba gnim cuiscle.
XXX.
171 Lotar Tar sin la seöl ngäithe, gäir cen tuili,
nT seölad fann, füaratar and insi n-aili.
172 Eclais indi inna medön, raö cech iris,
clerech sruith sen, is e fer böi isind inis.
173 Doluid cuccu in clerech glasslTath, clothach töiden,
lotar dia läim, senais don däim a tTr Göidel.
174 'Can duit', ol Mäeldüin, 'a chlerig chain co hidan?'
Asbert co glan: 'De muntir dam Brenaind Birar.'
175 Ba hed ecosc inna hinse, tir mbläith mbuidech,
loch for a lär, tret mär de chäiiib la fuireth.
176 lar sin dosnic seig mär mothlach co meit brotha,
gesca 'na crub, co ndessid for ur ind locha.
177 Lommairsit eoin äildi aili a crann cuiscle,
cräib chain co rrath dorat dath nderg forsa n-uisce.
178 Dosfil aquil amra,
en ardd üasal co meit brotha crotha calma.
179 Fothraicis and in t-en dermar, tue in n-aire,
ba ferrde a gne, tressaide e for each n-aile.
160 KÜNO MEYER.
180 Luid issa loch Diiirän leccerd, nl leimm ndlartain.
ba släu dia chorp ceii chreidim for folt nä fiaccail.
XXXI.
181 AdcTat Tar sin döini os maig inse äilde,
ba he a mbes indi dogres, cluiche is gäire.
182 Luid fer üadaib d'Tarfaigid dib cid dognitis,
nimböi foglass fonn gen combrass oca mbítis.
183 Is e füiter a cirt chrannchuir de muin tuinne
(In tüisech dian, in fer find flal, macc a muimme.
184 Anais leö ocon cluichiu, ba mod mellach,
grinne cen taitlilecli, conaiclined som asendath.
185 Trog lartaige in triir bräthar, tibtis nämait,
CO muntir min cid üinfer dib nicon tänaic.
XXXII.
186 Segait iar sin insi n-ingnaid, seol seng snTmach,
inima mböi i medun mara mür bale brígach.
187 Sochraid in slnag, toicthech in tflath, dür a ndün-sin,
tentide in tor, foceird crib cor immon imir-sin.
188 Adcitis dno trisin tor-sin forsin dorus,
attrab n-alaind crotha gräduill, sochla solus.
189 Döini cäini, maitlii mäini, sretha sotlai,
lestra laindrech, dergor dj'uimnech, tlachta corcrai.
190 Atacitis ocond t'ledöl cen nach n-anad,
nicon laimtis ara cuirtis isin calad.
XXXITL
191 Ö roimriiiset co ciana la sTd subacli,
immusrala ös moing mara tonn dian dulacli.
192 Atchiat lar sin for carraic and, alt cen tinibi,
fer fo chöimi chuirp, mong a fallt, d'etucli inil)i.
193 Räisit cuii'ci, gnliii as dann. rad as rciliii,
tri belre mban bendacliais each dam dia cheiliu.
194 'Can dotrala sund for saile. seöl cen timbi?'
*0 Tlioraig dam, roboi tan ba coic-se indi.
195 Iiidmas dermar dobreth dam, ni dal co cairi,
slattra ind läthai-, inmair brathar do clireicc airi.
19G Lot-sa fechtus d' anacul fir, ba nior bine,
asbert guth nuib: 'Na tue in cl»»in for mo lige!
^/MAELÜUINJf MKEKFAIIKT. K»!
197 Ol nia dogiie, bid ifirnn duit tan atbelae,
lar iidul ar chel lotbia-su nem mani denae.
198 Mad a n-adnacul, ní chöimais', gním as beodii;
ba fir la lüad, llnsai co luath ür co beolu.
199 Mör nogatainn, ba-sa foglaid, dinaib doinib,
üall, dlumnms dian romuc for rian, reimm co möinib.
200 Ö roba com moiiiib uilib for í-al sriithglaii,
ocum nöi ba samlaid böi clerech cruthglan.
201 Asbert: 'Xu teich, fri Rlg nime cuire cairdde!
de deninae däil cecli leth is län üait iiid fairgge.
202 'Feib nondseclii dober do reir, reimm näd mada.'
'T'indeb do leir la üait i cein i mmoing mara!
203 Eirg i n-ocian ö thalraan tir, targrach dulach.'
Asbert anad äitt i ngabad fogi mo churach.
204 Cüad medgusci, secht mbairgena, proind co leri,
ön chlerclieii glan, secht mblladnai dam forsin tseri.
205 Hl sund anme rogab foss fom curchän ciarda,
ü sin co beeilt is comslän cert mo secht mblladna.
206 Ciun secht mbliadna and fofrith dam bratän beöda,
doburchü glan dasrenga dam, ba gnim deöda.
207 Asburt: 'Ni iss in n-iasc n-om-sa, Dia romsläine,
bröig-siu for Rig, focichurr Ich issin säile.'
208 lar sin dobert in cü chetna ich, söir slondud;
nä bad chaire, dobran alle dobert condud.
209 Cöraigsi leir fer crotha ceir, nirbo mele,
a läim iarom seitsi fladom forsin tene.
210 Secht mbliadnai dam forsin tsist-sin, clü cen saichi,
ba comall ngle, domairced e cäin cech laithi.
211 lar secht mbliadnaib iar tredan dam, däl as tolgdii,
trocar mo Rl, rombi lethbargen sceo orddu.
212 Messair möite mo choiden glain, is gnIm combrass,
cecha aidche, imthairic däl, lind slän somlass,
213 Nimthäraill flacht nä tess nä sin nä gäith giiinech,
is buadach bann, ö thänac and lam Rig ruirech.'
214 Roansat sin in däm ingnad lasin clerech,
rosmböi biäd fo chomlond cert, ba fecht fenech.
215 Lethbargen chain ocus orddu, alt co mbfladaib,
la län coid tänic do'ib cech fir fladaib.
216 Asbert in smith: 'Ricfaid bar tir. bid slän samlaid,
ce conrisaid fri bar mbidbaid, nl ramarbaid.'
Zeitschrift f. celt. PhUologie XI. H
o t -
162 KU NO MEYER,
XXXIV.
217 Scnclísait íar sin d'insi alniaig-, clothach gebenn,
buadach in bann, , íiiaratar and errig nKrenn.
218 Räisit lar sin inna diäid, daitlie däla,
tonn tar tiilsi cusin n-insi i mboi a nama.
219 Sidaigsit and fri Mael Dnine dian each n-angbad,
iar nadniaim tir lotar dia tir, toirthech targrach.
220 Mor di amru, mör di ingnad, mur di rüine
a seel suilig feib dornirim Mael dian Diiine.
221 Saigul is sid cein nonibeo snnd iias bitli blogacli.
samud subach lombe co mbrig om Rig rogacli!
222 Ö thias ar cliel rososs for nem secli slog ngörgargg
i llaith n-angel, clotliacli cangen, attrab n-erardd.
Ardri.
223 Imram moltach Maile Duin dofoirnde riiin ricliid rain
rogab Äed Find foirbrech fial, giian ind ecnai Inse Fail.
224 Fiche deich, ní dedbol brig, bid a rrim don chetnl chaid,
can a secht riiini fo leith, leg lat a deich, digraiss raid.
Ardrl ilasal.
Aninerkungeii.
1 tiiistid dotnui}!. Das auslautende ft l)ildet zuHanunen mil dem an-
lautfiideu d Alliteration mit t. Vgl. dieselbe Erscheinuuj^ iu der kymrischen
Metrik.
2 Es ist zu konstruiereu : Nicon bine ein dorimthcr cruth adcUhcr
iicosc usw.
3 Eine Au.spielung; auf Job. XIV, 2: in domo patris mei {l(isÍ7i 7i-a(liair)
mansiones multac (nitti ili) sunt. — stchna. die ältere Form für siiäteres
aechnon.
6 lüiscch, in ij Itlö im Keime mit lüiscch. Vgl. Tburn. liandb. {5 63.
7 a luid ist Konjektur von Tliurneysen.
9 a mboi fo mail bezielit sich auf die Sitte, den siel)enjäbns:eu Knaben
die Haare kurz zu scheeren. Von da ab hiefs man sie yilla.
10 (Ullis ndluijid 'mit grimmiger Sclimälnnig'.
12 Da der Diditer in § l!»ö den (i!M. brnthar gebraucht, babe ich in
brnithrc 'Bruders Verwandte' iieändert und dann auch »idithrc eingesetzt.
15 mar {moir Has.). In i; 30, 70, 110, 134 wird niidr neutral gebraucht.
16 findnech 'behaart' kehrt 161 b wieder.
19 Zu maiH-diiinn vgl. curnch dann 33.
MABLDCIK« MEiSUPAHUT. 163
25 ceti ngraifne, corr. Bergin.
28 Zu i ceo vgl. ba gnim i ceo 1-t'i.
31 lestra glana ' Krystallgefässe '.
32 tomalt im Reim mit doromat.
35 seol sonntach findet sich auch in Imram Snedg. § 23.
37 fo thri. Da die Schreiber döib einsilbig lasen, setzten sie co ein.
41 immesüad inna chroccunn ist wörtlich der Prosa entnommen.
43 ba dia marbad. Ebenso 05, 77, 130.
45 Man beachte das historische Präsens in den ersten drei Strophen des
Abschnitts. — cäbie chumra, wörtlich 'duftende Herrlichkeit', d. i. 'herrlicher
Duft'. Vgl. cäine betha 51, cäitie büada 80.
46 gend-mila 'keilförmige Tiere'? Die Prosa hat geirmiila.
47 in tain. Vgl. 103 H.
50 CO fidriud ardd = niür gel ard im Sodain (Prosa). — co ndath gisse
(auch in § 62) = Inirara Suedg. § 65.
53 Hier steht das Abstraktum comH wohl für comttaid 'der Hüter des
Fleisches war nicht gar gross'.
57 gaän : medän, auch in Imram SnSdg. § 9.
62 üaire echlach, wörtlich 'Bote einer Stunde', 'ein schneller Bote',
etwa 'ein hurtiger Geselle', mit Bezug auf die Schnelligkeit der Han-
tierung.
63 Lies vielleicht airigsi mit L, indem das pron. affiium sich proleptisch
auf sruth bezieht.
64 letrais. Als Subjekt ist sruth zu verstehen. — ba ger cucann 'ea
was ein scharfes Kochen' = amal bid tene nodloscad (Prosa).
66 in chethra as mü = a mmäithre na llöeg (Prosa).
69 Bergin schlägt vor slond co fobaig for tonn tulaig zu lesen.
73 ed docoisig 'das ist was es lehrt', oder vielleicht doscoisig 'was es
sie lehrt'. — coisil oder cittiii "Rat', Lehnwort aus altkymr. ctisil, das selbst
aus lat. cotisilium entlehnt ist.
74 nächafuirsed 'auf das es ihn nicht behindere' kehrt §166 wieder,
wo es gleichfalls auf toirsech reimt.
75 lachtais tairsiii 'er schrie lauter als sie'.
77 ansait. Vielleicht ist ansaite (rel.) zu lesen, mit Synizese von lar.
80 öcboth, üaga corr. Bergiu.
81 dirg = diiirg, auch in § 90 in beiden Handschriften.
85 luid echtra ainiii 'sie verschwand vor ihnen'.
87 sorchu scslaib, sie leg. Imram Snedg. § 40.
89 gile gBsse, vielleicht gili gesne 'mit der Weifse eines Schwanes".
91 fo Snlm 'gewunden'.
93 comlad im Reim mit tonnglan.
95 frie und friü gebraucht der Dichter durchaus zweisilbig. — linn
im Reim mit frinn.
97 dodarälaig (von do-älgaim) = fosnälaig (Prosa). Das pron. inf. da
ist hier und in dodaderaid 99 nicht relativisch gebraucht. — arabärach ist
die Form der Prosa, die ich hier eingesetzt habe.
99 dobert, mit H und der Prosa.
100 üadaib. Vgl. § 129 und 215, wo es auf büadaib reimt.
11'*
1G4 KUNO MEYEU,
102 ni ma-räidid 'ihr redet nicht gut', corr. Thurueysen. — co» chuit
cräbaid, vgl. ccn chuit irse, Imram Snüdg. § 72.
104 cröda : ceolda. Wie der Reim zeigt, sprach der Dichter eo in ceolda
mit langem o.
109 Bergin vermutet ös tonn tulaig.
110 Zu foöm (dage^jen fom 112, 203) vgl. foim Thes. II 350, 40; fonm
derc, ib. 41.
113 is dano crann 'und auch ein Baum'.
116 ordu, d. i. ordu ?isc (Prosa).
121 cotaoscig usw., corr. Bergin. Vielleicht ist cen na dlguac zu lesen,
da dignae wohl ursprünglich Neutrum Mar.
123 i feil opstal, d. i. am 15. Juli.
125 Bergiu schlägt vor Leihbargen do'ib is orddu Pisc mäir milis. Der
Umstand, dafs H mar statt mnir liest, scheint für meine Konjektur inmar
iu sprechen.
128 tricc a n-imram, corr. Bergin.
130 frithled = fnthfled?
135 Í7ina dnini, auch in § 158. Vgl. inna druing-sea, Fei. Epil. 285
und s. Thurn. Ilandb. S. 281.
141 Da der Dichter leo durchaus als zweisilbig gebraucht, aulser in
§ 28, ist vielleicht costnuil Icö fri drang ridöine zu lesen.
142 'Read perhaps dosmbidced and keep süas\ Bergin.
145 nicon antais usw., ein Wortspiel mit den beiden Bedeutungen von
anaim: 'sie säumten nicht, obgleich sie dabei verweilten sie aufzuspiefsen'.
148 secdae, vgl. § 143.
152 nicon. Beide Handschriften haben nit, das aus ^rio verlesen ist
und die gemeinsame Herkunft von Einem arclielypus beweist.
154 for nltúir Patraic, nämlich in Armagh.
157 solus : dorm. Derselbe Reim findet sich Imram Snödg. § G9.
159 tulach = magülab (Prosa).
162 fogeba, entweder = altir. fogpbae mit Übergang zur 2. Sg. oder
vielleicht ein idiomatischer Gebrauch der 3. Sg. 'er d.h. jeder von euch Avird
erhalten'.
166 deoid zweisilbig wie diaid 130, 218.
168 atnal fiailig. Auch die Prosa hat den Singular.
170 In beiden Hss. ist duib ein sinnloses Einschiebsel, das durch die
Lesart na »ibolc statt inyia mbolc veranlafst ist.
173 clothach töiden. Vgl. clothach röiden, Imram Snedg. § 40.
174 di muntir usw. Vgl. di muintir düinn Coluim Chille, Imram
Snedg. §45. — Birar im Reim niit idan. Dieser Ortsname i.st urspriiuglicli
Plural. Vgl. Ihfndain lliror AU 564; abbas Juror, ib. 74'J; in /laith a Birraib
BrPnumn, Lism. L. 3482.
177 lommniusit. Hier haben wieder beide Hss. d:us korrupte lomair.
180 cnrp . . fult, vielleicht zu corp . . foil zu ändern.
182 nunböi. Man erwartet die Kopula, wenn ich richtig übersetze
'das gewaltige flelächter, bei dem sie blieben, war ihm kein Grund zur i'reude".
186 stgait, vgl. § 47.
193 bclre »ibän, i. e. lateinisch.
MAELDÜINS MBURFAIIRT. 165
195 himair, corr. van Harael.
196 lot-sa, mit stimmlosem d vor «. S. Thurn. Handb. § I'M. — Zu
meiner Konjektur fir vgl. adtuicul ind fir (Prosa).
198 mad a n-adnacul 'was diis Begräbnis betrifft'. — ba fxr la lüad
'es wurde wahr (d. h. es trat ein) sowie es ausgesprochen war'.
199 Uall diumnius, vielleicht üall duimsach. Vie Prosa hat ba mor
dono mo fiall ~ tno dnimmus.
200 «öl zweisilbig wie in § 19. Es reimt auf bni, wie dlib auf rig,
Arfh. III 198 § 02, crüäch auf slüag, SR 6739 usw.
200 f'ofrltli, wohl eine sichere Emendation des handschriftlichen frithi.
209 leir. Lies vielleicht ind loir (Adv.), worauf das sin der Handschrift
hinzuweisen scheint. — /er crotha cpir d. i. die Otter.
214 fecht ßnech. Vgl. ärusc fenech, Imram Snedg. § 15; ri rechl[a\
ffnig, ib. § 44.
217 errig, Acc. Sg. von erreg O'Mulc. 410 = err-áe^ 'ein geschwänzter
Habicht' {sig f.). In der Prosa ist das Wort mask. (Acc. PI. errchu).
224 Ug lat. Vgl. Ugthar linne, Fél. '•' S. 120, 4.
Arrowhead Springs, Kuno Meyer,
Kalifornien.
ALTIRI8CH COIMAID.
In no7H coimmdm coima SG 204 habe ich früher coima als
com-ema gefafst (Rev. C'elt. G, 139; Handb. 11 73) und andere sind
mir darin gefolgt (Thes. Palaeohib. II 290). Aber caomsum coimdi
aingel in dem jetzt von K. ^íe^'er abgedruckten Gedicht ZCP
10, 347 Str. 16 zeigt, dafs das unrichtig war. Es hat ein von
coim abgeleitetes transitives Verb coimaid 'er behandelt freundlich,
ist gnädig gegen' gegeben.
Bonn. R. Thurneysen.
BERICHTIGUNGEN UND NACHTRÄGE.
Band X.
p. 274 1. 3 for Fir read Fer
p. 283 1. 2 for na read 'na
p. 284 1. 29 read bolgsronoigli.'
p. 286 1. 2 read nert.'
p. 287 1. 16 add stop after bheimneaclia.
p. 290 1. 7 and 291 11. 11, 22 for Si(j\iaiáh read Siahaigh
p. 299 1. 6 for an read ar
1. 7 for bretnas read br^tnas
1. 9 for cn(es)leÍMte read ciarleiwte
1. 17 delete stop after crem
1. 24 note •''') delete or
1. 27 note^) for cn(es) read dar, and delete 'es is illegible^
cf ciarlénti ficliet dartlia clártlia conulliVtha. Kg. 1782,
23a (Contribb. s.v. ciar-léne)
p. 300 1. 7 delete stop after irco; for da read di»(?)
1. 11 insert [42]
1.31 note'') delete 'fracture etc.
1. 35 note''^) for Ends read End
p. 301 1. 23 read faithib.'
1. 30 for seis/r read seiscr
p. 303 1. 3 for dilgia; read dailgi
1. 27 read comrug.'
1. 28 delete inverted comma after leo.
p. 3(>7 1. 4 frDiii below for nitmelaigli read n^wielaigh.
K. I. B.
MHilCliriOlINGKN l'NI> NACHTKÄOK. 167
vS. 438 ft". Als mein Aufsatz iiedriickl ^Ml^l(^ koiinti; ich — wegen
der Stockung des Verkehrs — nicht wissen, dafs Lucius
Gwyiiri das angebliche Gedicht von Cinaed ua h-Artacáin
ebfu in Ériu VII 2 (1914) 8. 210 ff. herausgegeben hatte; es
seideshalb hier ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht.
p]r hat übrigens die Fälschung nicht als solche erkannt
und zieht daher einige unzutretTeiide Folgerungen für die
Entwicklung der Sage; auch läi'st er Cinaed 1. J. 987
statt 975 gestorben sein.
K. Th.
Band XL
p. 55 1. 3 for Conn read lonn
M. P.
S. 57 Str. 6 und S. 58 A. 1 statt cuinde lies ciuinde 'die sanfte'.
S. 62 Z. 2 statt ecradh lies ec[hjradh und S. G6 Z. 8 v. u. "das
Pferdegespann eines edeln Wagens'.
S. 72 Z. G Y. u. und S. 73 Z. 10 v. u. statt mac lies maic.
S. 86 Z. 3 statt soisil lies sóisil.
S. 99 A. 5 soad ist wohl neuir. gäl. sógh 'Ausgelassenheit, Üppig-
keit, Wonne'. j^ r^^
HANS HESSEN f.
Unser Mitarbeiter, Dr. Wilhelm Fritz Johannes Hessen, hat
am 29. September 1915 als Leutnant in der Champagne den
Tod fürs Vaterland erlitten. Am 12. Januar 1889 zu Cöln-Deutz
geboren, war er vor dem Krieg zuletzt an der Universitäts-
Bibliothek in Freiburg i. B. beschäftigt. Seine verschiedenen
Arbeiten zeichnen sich vor Allem durch die soigfältige, möglichst
vollständige Sammlung des Stoffes aus, was der Keltologie in
erster Linie nottut; jede bedeutet daher einen Fortschritt unserer
Erkenntnis. So seine Doktordissertation 'Zu den Unifärbungen
der Vokale im Altirischen' (ZCP 9, 1); 'Die konsonantische Flexion
in den Mailänder Glossen' (Idg. Forsch. 3U, 225); 'Beiträge zur
altirischen Grammatik' (KZ 46, 1). Zuletzt hatte er die vor-
handenen lexikalischen Hilfsmittel des Alt- und Mittelirischen
auszuziehen begonnen, um ein handliches Wörterbuch daraus
zusammenzustellen, ein dringendes Erfordernis unserer Wis.sen-
schaft; das bleibt nun leider — wenigstens zunächst — unvollendet.
R. Th.
SPUREN VON GP:RMANEN im alten IRLAND
VOR DER WIKINGERZErr.
a) Caucl,
Nach Ptolomäiis (dritte des 2. Xaliili. nach Chr.) sollen an
der mittleren Ostküste Irlands die Mcmapi'i und nördlich von
ihnen die Cauci gesessen haben.
Man hat schon lange erkannt, dafs diese Manapii den
belgischen Menapil am Westufer des Niederrheins entsprechen,
wogegen die Caucl den germanischen Chauclü (zu germ. *hauha-
'hoch') gleichgesetzt werden müssen, die östlich vom Niederrhein,
zwischen Ems und Elbe wohnten. Dafs germanische Chatichi
bis nach Irland gekommen seien, darf uns nicht Wunder nehmen,
da diese die ersten germanischen Wikinger sind, von denen uns
die Geschichte zu berichten weifs, denn sie haben schon im
1. Jahrh. nach Chr. die Küsten Galliens verheert. Sie waren
eine der stärksten germanischen Völkerschaften des westlichen
Deutschlands. Ihre Nachbarschaft zu den Manapii in Irland
wäre also an und für sich nicht unglaublich, wird uns aber sehr
leicht erklärlich, wenn wir in Betracht ziehen, dafs sie auch am
Festland unmittelbare Nachbarn der Menapil waren, da ein Teil
von ihnen nach Plinius (Hist. Nat. 4, 101)0 einige Inseln zwischen
Helinium und Flevum, den beiden Rheinmündungen, in Besitz
hatte, wo sie sich offenbar nach Wikingerart niedergelassen
hatten. Da Kelten und Germanen damals einander in jeder Be-
ziehung sehr nahe standen, was namentlich für die nördlichen
Kelten zutraf, so werden wir annehmen dürfen, dafs jene Chauchl
vielleicht schon vor ihrer Auswanderung nach Irland keltisiert
worden waren; sind doch nachweisbar manche belgische Kelten-
stärame germanischer Herkunft.
*) Auf diese Stelle machte uiicb erst Herr Prof. Much aufmerksam.
Zeitschrift f. celt. Philolog-ie XI. 12
170 JULIUS POKOUNY,
Die Richtigkeit der Angaben des Ptolomäus in Bezug auf
die Manapu hat schon John Mac Neill nachgewiesen, der sie
in dem irisclien Volk der 3Ianaigh {Monaigh) und Fir Manach
(Monach) wiedei'gefunden hat; das auslautende -aiiil dürfte mit
Hilfe der bekannten Lautsubstitution von j) zu qu zu -aqiiii und
weiter durch Angleichung an das häufige Suffix -ah zu -alci, später
-aiyh Gen. Plur. -ach, umgestaltet worden sein.
In geschichtlicher Zeit sitzen die Manaujli in der Gegend
von Belfast und die Fir Manach (auch Manaigh genannt) haben
der Grafschaft Fermanagh den Namen gegeben. Die erstgenannten
Manaigh zerfallen in vier Hauptgruppen: Cencl Mdelche, Cencl
Cridain, Cencl Luindinin und Brcdach. Die Gruppe der Brcdach
wieder gliedert sich in Cencl Bogfa {= Bohtha'í'), Clami Cor-
erdin, Ui Tacdin und Artraiyhe.
Wie Orpen (Proceed. Ro}'. Ir. Acad. XXXII c 3) wahrschein-
lich gemacht hat, entspricht der bei Ptolomäus genannte Flufs
Modonnus, nahe dessen Mündung der Hauptort der Manapil
gelegen haben soll, dem bei Arklow mündenden Avonmore,
während der Flufs Ühoha dem Vartry bei Wicklow gleichzusetzen
ist — der moderne Name Ovoca ist künstlichen Ursprungs. Da
andererseits die Burg des Forgall Manach 'Forgall (des Herrschers)
der Manapier' des Schwiegervaters Cii Chulainn's, nach der irischen
Sage in Lusk, nördlich von Dublin zu suchen ist, und die Sage
Tochmarc pjnire (oben III 2291) § 53 die 8cc[i]nnvicnn Manuch
(leg. Manach) in die Gegend zwischen dem Boyne und dem
nördlich von Balbriggan bei Gormanstown mündenden Delvin
River verlegt, werden wir die ursprünglichen Sitze der Manapil
irgendwo zwischen Arklow und dem Delvin River zu suchen
haben, womit natürlich nicht gesagt werden soll, dafs sie jemals
den ganzen Küstenstrich im Besitz gehabt hätten; da die be-
züglichen (Quellen von so verschiedenem Alter sind, werden wir
eher eine Verschiebung von Süden nach Norden anzunehmen haben.
Es safsen übrigens Manaigh noch in geschichtlicher Zeit auch in
der Baronie Slane im östlichen Meath.
Die Vertreibung der Manapii aus ihien ursprünglichen Stamm-
sitzen hängt jedenfalls mit der im 3. und 4. Jahrh. nach Chr.
erfolgten Gründung der Reiche von Tara (Meath) und Alenn
(Leinster) zusammen, die ihre Entstehung einer Invasion aus
Britannien verdanken, wobei es unentschieden bleibt, ob es sich
um einen p]infall britischer Kelten oder früher dorthin aus-
SPUKEN VON GERMANEN IM AI/FEN IRLAND U8W, 171
gewanderter oder geflohener irischer Kelten handelt. Zu dieser
Tatsache, die zuerst J. Mac Neill in zahlreichen verdienstvollen
Aufsätzen im New Ireland Review 190G — 7 ins richtige Licht
gesetzt hat, stimmen nicht nur die zahlreichen britischen Lehn-
worte im Irischen (die bei Pedersen I 23 f. gegebene Liste ist
keineswegs erschöpfend), sondern auch der Name des sagenhaften
Gründers der Dynastie von Alenn, Cathair Mar, der, wie Kuno
Meyer gezeigt hat (Sitzgsber. preufs. Akad, 1913, 448), aus dem
britischen cat-air 'Schlachtniederlage' entlehnt sein mufs.
Dabei wurde die ursprüngliche Bevölkerung von Meath und
Nord-Leinster, soweit sie sich nicht unterwerfen wollte, nach
allen Winden zerstreut. Dafs die Manukjh, bezw. Fir Manach
ursprünglich in Leinster wohnen, geht aufserdem noch aus ihren
Genealogien und Stammsagen hervor, die uns berichten, dafs sie
vordem in Leinster safsen und angeblich wegen Ermordung des
Sohnes des Königs dieser Provinz das Land verlassen mufsten.
Die Grenzen der Provinz Leinster reichten ehemals, vor den Er-
oberungen der Herrscher von Tara, nördlich bis zum Boyne.
Eine Spur des Volkes der Caiicl wurde bisher nicht gefunden,
doch werden wir eine solche, nach dem über die Mancipii aus-
geführten, nicht blols an der Ostküste Irlands zu suchen haben.
Ich möchte daher glauben, dafs der kleine Stamm der Ui
Oúaich, die nach Hogans Onoinasticon im Gebiet der Ui Bairrche
Muiyhe Ailbhe, d. h. im östlichen Teil von Queens County oder im
westlichen Teil der Grafschaft Kildare wohnten, einen Rest der
alten Cauä darstellte, die durch die Ausbreitung der Reiche von
Tara und Ailenn nach Westen zurückgedrängt wurden.
Der Name Vi Cúaich ist eine Neubildung, dadurch entstanden,
dafs mau zu dem alten Namen Cilaich (aus Cauci) einen eponymen
Ahnherrn *Cúach erfand — ebenso wurde für die Manaigh ein
künstlicher Ahne Manach geschaffen — und dann nach dem
Aufkommen der Stammnamen mit Vi (vgl. Mac Neill, Proceed.
Roy. Ir. Acad. XXIX c 4, § 52 f.) den Namen Cúaich in Ui Cúaich
umwandelte.
b) Coriondl.
Das Volk der Coriondl, das von Ptolomäus an die Südost-
küste Irlands versetzt wird, wo es nördlich von den Manapil
und südlich von den Brigantes begrenzt wird, mufs die nördliche
Hälfte der Grafschaft Wexford innegehabt haben, da die Brigantes
12*
172 JULIUS POKORNY,
nicht nur an der Südküste, sondern auch an der Ostküste Irlands
safsen, also auch den südlichen Teil von A\'exford besetzt hielten.
Da die Manapier Beiger sind und die Brigantes jedenfalls
aus Britannien!) eingewandert sind — der in späterer Zeit im
südlichen Wexford sitzende Stamm Tüath Fhidhglm wird aus-
drücklich als britischer Volkstamm bezeichnet — läge es nahe,
auch für die Coriond/ ähnliche Herkunft anzunehmen.
Aber der Name kann überhaupt nicht keltisch sein, weil
ein -nd- Suffix den keltischen Sprachen gänzlich unbekannt ist.
Wir können auch nicht annehmen, dafs es sich um eine Ver-
schreibung oder ungenaue Wiedergabe eines ursprünglichen
*Coriontes handelt, da die unten erwähnten irischen Namen die
Form Cuirenn- enthalten, die nur aus Coriondo- hervorgegangen
sein kann; vor altem t hätte das n schwinden müssen. Man
könnte schliefslich daran denken, dafs wir ein Wort aus der
Sprache der ürbewohner vor uns haben, aber da die Südostküste
Irlands zu den am frühesten keltisierten Teilen der Insel gehört,
ist auch diese Annahme nicht wahrscheinlich.
Hingegen legt uns die Nachbarschaft der belgischen Manapil,
die mit den germanischen Cauä von den Rheinmündungen herüber-
gewandert sind, die Frage vor, ob wir es nicht eher mit Germanen
zu tun haben, da es ja sehr gut denkbar ist, dafs mit den CaiicJ
auch andere unternehmungslustige Germanen die Fahrt nach
Irland mitgemacht haben, wenn es sich nicht vielleicht dabei
nur um eine der zahlreichen 'Cauchormn nationcs' handelt, in
die nach Yellejus Paterculus 2, 106 die Chanchl zerfielen.
Herr Prof. Much teilt mir nun mit, dafs ihm die Coriond'i
schon seit längerer Zeit in dieser Hinsicht verdächtig erscheinen,
und dafs er vernmtet, dafs es sich in diesem Falle nur um die
keltische Umbildung eines germanischen *Jfnriandiz (d. h. chari-
andiz) handelt, das 'die Heerenden' bedeutet, ein Name, der sehr
gut auf Seeräuber passen würde; ich möchte auch den Namen
der llaril, eines Stammes der geimanischen Ltigii vergleichen,
der ebenfalls zu *harja- 'Heer' gehört. Dafs dann ein germanisches
*chari(mdl2 bei der Keltisierung dieses Stammes durch Angleichung
an das gleichbedeutende keltische corio- 'Heerhaufen' in Coriondl um-
gestaltetworden sei, ist ohne Schwierigkeiten anzunehmen. Diese An-
gleicliung kann schon auf belgischem Boden vor sich gegangen sein.
') Hier sind sie der hervorragendste Staniin im späteren Nordenglaud.
SPUKKN VON GERMANEN IM Al/IEN IRLAND CSW. 173
Beineiken möchte ich hier noch, dafs der Dat. PI. Corannaib,
Concndaib (Tain, Index), den ^lac Neill zum Namen der Coriondi
stellt, nicht dazu gehören kann, da das o vor i zu u werden
nuifste und dieses: u schon wegen der Assoziation mit cuire gewifs
erhalten geblieben wäre. Ebensowenig läfst sich der Name Corcu
Cuirnd hierherstellen, da Cuirnd, Cuirnn nur auf *curni, keines-
falls aber auf coriond'i zurückgehen kann, dessen zweite Silbe
in jedem Falle erhalten bleiben mufste.
Der Name der Coriondi ist nicht nur im Namen des Staates
Cuirenrige (Hogan, Onomasticon) erhalten, der auf *Coriondo-
rlgioH 'Reich der Coriondi' zurückgeht, sondern auch im Namen
der Inis Cuirennrighe 'die Insel von Cuirennrujhe' die bei Tiger-
nach A. D. 7:32 erwähnt wird. Hogan hat diese Stelle in seinem
Onomasticon übersehen, wo er nur eine Inis Cuinrigi anführt;
hier ist zweifellos entsprechend der vorliegenden Variante richtig
Cuirinrigi zu lesen. Aus den betreffenden Texten geht hervor,
dafs wir die Inis Cuirennrighi (sie leg.) ins Gebiet von Wexford
versetzen müssen, avo dann auch der Staat Cuirenrige gesucht
w^erdeu muTs, was alles zu den Angaben des Ptolomäus über die
Coriondi trefflich stimmt.
Hierzu gehört ferner noch der Geschlechtsname Mocu Citrin
(Thes. Pal. II 274), 'von der Nachkommenschaft des Curen (*Cori-
ondos)', in welchem Curin den Genetiv des Namen des eponymen
Ahnherrn der Coriondi darstellt. Dafs hier schon in einem ar-
chaischen Text (Adamnán's Vita Columbae) auslautendes nd als
n (= nti) erscheint, ist nicht weiter merkwürdig, weil nd und
)nb im unbetonten Auslaut sicher damals schon zu nn und mm
geworden waren; vgl. im selben Text Columm (S. 272) neben Co?io;<&.
c) Ga(i)lin(j und Ga(i)liuin.
Das Volk der Ga(i)ling, die dann im Mittelirischen mit
Übergang in die Jo- Deklination Ga(i)lenga genannt werden, mufs
in früligeschichtlicher Zeit nach den in Hogans Onomasticon (s. v.
Galenga) und bei 3Iac Neill, Duanaire Finn LV, sich findenden
Angaben im äufsersten Norden von Meath, in der Baronie Mor-
gallion. ferner im nördlichen Teil der Grafschaft Dublin, am
Nordufer des Liffey bei Glasnevin, aufserdem in Carbery, in der
Grafschaft Kildare. am rechten Ufer des oberen Yellow Eiver
gesessen haben; ein Zweig von ihnen findet sich auch in Connaught,
174 JULIUS rOKOKNY,
üstlicli vom Lough Conn. Ihre Aveite Verteilung deutet auf ein
ähnliches Schicksal hin. wie es die Manapií betroffen hat. Zu
beachten ist. äafs sie (YBL 46Ü) ausdrücklich als Fremde (dcoraid),
d. h. Einwanderer, bezeichnet werden.
Als fremde Einwanderer werden auch die Ga(i)linin be-
zeichnet, die der irischen Sage nach mit Lahraid Loingsech aus
Gallien nach Irland gekommen sein sollen, wo sie in späterer
Zeit im Osten des Liffeytales bis zur See, dann in Oft'aly, im
Korden von Kings County, in Ossory und im östlichen ^^'exford
und südlichen Wicklow safsen. Sie werden bei Keating (Ir. T.
See. IV 201) ausdrücklich als Nicht-Gälen bezeichnet. Der Unter-
lauf des Liffey bildet die Grenze zwischen einem Teil der Ga(i)Uuin
und der Ga(i)ling.
Über den Namen der Ga(i)lmin ist viel Unrichtiges ge-
schrieben worden. Die Ansicht von D'Arbois de Jubainville
(Rev. Celt. XXVIII 32 f.), dafs der Gen. Plur. GaUan, der in der
Tdin (Windisch, 519, 526) mit gtall und grtan reimt, auf einen
alten Nominativ *Galidin hinweise, der aus *GaUiäni, einer Ab-
leitung von Gallia entstanden sei, erweist sich schon bei Be-
achtung der elementarsten Lautgesetze als unmöglich, áíí * Galliäni
altirisch nur *Gü{i)Uhm (vgl. cailig 'Hähne' aus caliUci), Gen.
*Gailltnn ergeben haben könnte. Ebensowenig beweist der Reim
Galian : giall, da er sich in einem Gedicht findet, das schon durch
die dui'ch den Reim mit fainh' gesicherte Form gairhe (altirisch
müfste es garbae lauten; die Palatalisation der Lautgruppe >h(h)
kann erst mittelirisch erfolgen) als mittelirisches Erzeugnis ge-
kennzeichnet wird. Die Foi-m Galian ist nichts anderes, als eine
dialektische Leinsterform, wie ähnliche in der Täin schon Avieder-
holt nachgewiesen wurden. Im Südirischen ist nämlich das Ersatz-
delinungs e regelmäisig in der Aussprache zu /a geworden, also
altes trái 'tapfer', sprich tnati, fcr 'Gras', sprich fiar usw. A\'ir
werden später sehen, dafs es auch noch andere Beispiele in der
Tain für derartige Dialektformen gibt.
Der verschiedentlich belegte Nom. Plur. Ga(i)liuin, Ga(i)h'oin,
Ga(i)lioin weist überdies deutlich auf eine Grundform *Galigni
hin, da sich nur dadurch die verschiedenen Formen erklären,
denn auch cn(i)Uuin 'junge Hunde', das auch als cn(i)lcoin,
cu(i)Uoin auftritt, mufs unbedingt schon wegen des cymr. colivyn
auf *coligni zurückgehen; auch bei diesem \\'ort finden sich im
Mittelirischen neben Formen auf -én dialektische Formen auf
SPUREN VON GKRMANEN IM ALTIÍN IRLAND USW. 175
■tan. Der Gen. Plur. zu Ga(i)lium mufste lautgesetzlich Ga(i)Un
lauten und Ga(i)Uan ist nur dialektisch, ebenso wie z. B. der
Nominativ Sing. cu(i)lian (neben cu(i)lén), aus dem dann durch
Analogiebildung das moderne cuiledn entstanden ist.
Wenn wir nun die erschlossenen Grundformen der Völker-
namen der Gafißhifj und Ga(i)linin nebeneinander stellen, so
ergibt sich eine merkwürdige Ähnlichkeit: *Galingl und *GaUgnl
machen den Eindruck, als wären es nur verschiedene Ausdrücke
für denselben Namen. Verstärkt wird der Eindruck noch dadurch,
dafs beide Völker am Liffey aneinander grenzen und beide in der
irischen Überlieferung ausdrücklich als Einwanderer bezeichnet
werden. Aus einem Schreibfehler kann die Differenzierung beider
Namen nicht entstanden sein, weil zur Zeit, als die Ähnlichkeit
beider Namen am gröfsten, also gn noch erhalten war, die Schreib-
kunst in Irland noch nicht allgemein verbreitet war und aufserdem
beide Völkernamen sehr häufig an den verschiedensten Stellen
überliefert werden. AuTserdem kann Galinyi unmöglich ein irischer
Name sein, da ein Kompositum wegen des Ga- ausgeschlossen
und ein W(/-Suffix den keltischen Sprachen unbekannt ist.
Wir werden förmlich auf das Germanische hingestofsen, wo
das wi/- Suffix so aufserordentlich häufig ist. Die Anwesenheit
germanischer Stämme haben wir oben auch schon nachgewiesen.
Die Sache wird sich so verhalten, dafs ein germanischer Stamm
der *Galing}, oder vielmehr ein Teil dieses Stammes im Munde
der keltischen Nachbarn *Galigni genannt wurde, eine Um-
gestaltung, die sehr wahrscheinlich ist, da das Suffix gn in den
keltischen Sprachen sehr häufig vorkommt, während sie ein ng-
Suffix nicht kennen. Ebenso haben es ja die Römer gemacht,
für die das Gleiche wie für die Kelten gilt: die germanischen
Stämme der 3Iarsing'i und EeiiclingJ werden bei Tacitus in
lateinischer Umbildung Marsigni und Ecudigm genannt. *Galingl
könnte die o- Stufe {o ist germanisch zu a geworden) der ger-
manischen Wurzeln gel 'rufen' oder gel 'schneiden' enthalten.
p]bensogut aber können wir den umgekehrten Vorgang
annehmen, dafs es sich nämlich um einen keltischen Stamm der
*GaVigm gehandelt habe, dessen den germanischen Coriond'i oder
Chauchi benachbarter Teil von diesen *Galingl genannt worden
sei, während im übrigen der Name *Galign'i bewahrt blieb. Auch
nach der völligen Keltisierung der irischen Germanen kann dann
die Doppelheit der Bezeichnung erhalten geblieben sein.
176 JULIUS POKORNY,
Mit dem Ausgefiilirten stellt diircliaus nicht in Widerspruch,
dafs die Ga(i)limn gelegentlich als Fir Bolg bezeichnet werden
und ein Vasallenstamm waren, den Herrschei-n von A(i)lenn in
Nordleinster Untertan. Vor dem Eindringen der sogenannten
milesischen Eroberer, der Herrscherhäuser von Tara, Alenn und
Cashel, die sich in der Zeit vom 4. bis 7. Jahrh. n, Chr. fast
ganz Irland unterwarfen, und die ihre Abstammung von einem
gemeinsamen Ahnherrn Mü herleiteten, obgleich ursprünglich
nur die Familie von Tara darauf Anspruch erheben konnte (oben
Vin 313), bezeichnete der Name Fir Bolg freilich nur die Stämme
der unterworfenen Urbewohner, später aber wurde er auch auf
die vormilesischen keltischen (arischen) Stämme ausgedehnt,
soweit sie von den Milesiern zu Vasallen gemacht wurden. Es
gab also auch keltische Vasallenvölker, und ein solches oder ein
ursprünglich germanisches Volk waren auch die Ga{i)Uuin, dei'en
aufserordentliche Tapferkeit in der Tain rühmend hervorgehoben
wird. ]\[öglicherweise handelt es sich hier auch um von ver-
bannten irischen Künigen herbeigerufene und angesiedelte Söldner,
wodurch sich ihr Vasallenverhältnis unbeschadet ihrer Tapferkeit
leicht erklären würde. Die bekannte Sage von Labraid dem 'Ver-
bannten' (oder 'Seefahrer'), der sie aus Gallien nach Irland gebracht
haben soll, kann sehr wohl einen Kern von Wahrheit enthalten.
Dafs die Datierung der Ankunft der Ga(i)liuin, wie sie
D'Arbois de Jubaiuville versucht hat (Kev. Celt. XXVIII 32 f.),
unhaltbar ist, hat Orpen (loc. cit. S. 50 Anm.) sehr richtig bemerkt;
das 3. Jahrh. v. Chr. ist entschieden ein viel zu früher Zeitpunkt.
Orpens weitere Bemerkung, dafs aus den bei D'Arbois angeführten
Lesarten fcr Menia oder fer Morca, aus deren Land Labraid
gekommen sei, auf eine ursprüngliche Lesart Ar(e)morica oder
ähnlich geschlossen werden müsse, verdient jedenfalls Beachtung,
wobei natürlich Ar(e)morica in weitestem Sinne aufzufassen ist.
D'Arbois' Vermutung, dafs Menia in der gesprochenen Sprache
aus Menapla entstanden sei, ist ganz unhaltbar, da nach der
hier üblichen Lautsubstitution das 2> wie im Völkernamen durch
c(h) ersetzt worden wäre; es könnte sich höchstens um einen
Schreibfehler handeln, wobei aber wiederum die Form Morca
unerklärt bliebe; ebenso steht auch nach Orpt*n in der angel-
sächsischen Chronik Armenia anstatt des Armor icano bei Beda!
Orpens Ansicht, dafs später der Name Ga(i)h'uin alle
britischen und gallischen Einwanderer in Südostiiland bezeichnet
SPUKEN VON (iEKMANEN IM AI.TEN IICi.ANI> USW. 177
habe'), ist recht wohl glaublich, um so mehr, als der Stamm
tuath Fhidkgha, der im Gebiet der Brigantes liegt, später ebenfalls
als zu den Ga(i)liuin gehüiig genannt wird. Es handelt sich
dabei natürlich erst um eine spätere Begriffserweiterung, wie
wir sie ähnlich bei den Fir Bolg kennen gelernt haben, denn
wir werden nicht annehmen dürfen, dafs die als Seeräuber ge-
fürchteten Germanen sclion nach ihrer Ankunft in Irland Vasallen
der Kelten geworden wären, im Gegenteil. Der Name der
Ga(i)Jinin, die ursprünglich gewifs nur einen eng begrenzten
Volksstamm bezeichneten, der von den Nachbarfürsten unterjocht
worden war, wurde vielmehr später unterschiedlos auf alle jene
Stämme Südostirlands, ob Vasallenvölker oder nicht, ausgedehnt,
deren verhältnismäfsig späte Einwanderung man noch in Er-
innerung behalten hatte. Viel wird dazu auch der sprachliche
Gleichklang der Namen Gaul (= Galli) und Ga(i)liuin {= *Galignt)
beigetragen haben.
Dafs es sich um einen ursprünglich germanischen Stamm
handelt, dafür läfst sich vielleicht noch ein anderer Anhaltspunkt
geltend machen, den ich hier allerdings nur mit gröfster Reserve
vorbringen möchte.
A^'enn die *Galingl mit den Coriondl, Caucl und Manapü
von den Rheinmündungen nach Irland hinübergesetzt sind, so
wäre nämlich zu erwarten, dafs wir auch auf germanischem
Boden Spuren ihrer Anwesenheit vorfänden. Ein germanischer
Stamm der Galingi ist uns allerdings nicht überliefert, aber
einige in Förstemann's Namenbuch II s. v. Gal verzeichnete sehr
alte Ortsnamen könnten vielleicht auf einen derartigen Stamm-
namen hinweisen, um so mehr, als sich alle diesbezüglichen
Örtlichkeiten in der Nordwestecke des deutschen Reiches, in
Westfalen und im angrenzenden Holland finden, also gerade
zwischen Niederrhein und Ems, zwischen den Stammsitzen der
belgischen Mmapil und der germanischen Caucl.
Es sind dies besonders die Namen Galing-hem, heute Gelli-
kum in Gelderland, Geling -tlwrpa (älter *Galing-thorpa), heute
Gellentrup bei "Waderslow, gleichzeitig der Name einer Wüstung
bei Pömbsen und eines Hofes bei Westerkappeln, und Gelinge-
hiison, auch Gallinchusen geschrieben, in der holländischen Provinz
') Die ganze Provinz Lein8ter wird sogar nach ihnen Coiced nGa(i)lian
(rede Ga(i)lé)i) benannt.
178 JULIUS POKOUNY,
Drentlie und in Westfalen in der Nähe von Marsberg. Also
GdUng-hcm *das Heim der Galin(fi\ GeIiii(/-thorpa 'das Doif der
Gali)i(ji' u. s. f. Der gelegentliche Mangel des Umlauts von a
zu e kann auf das hohe Alter der betreffenden Belege zurück-
zuführen sein.
Schwieriger ist nur der Wechsel zwischen l und // innerhalb
derselben Namensbelege, sowie das // im heutigen Gellikum und
Gellentrup. Aber diese Namen scheinen mir nicht zu beweisen,
dafs die alten Belege mit einfachem / nur eine ungenaue Schreibung
für U darstellen, sondern es wird sich eher um aus verschiedener
Zeit stammende Formen handeln, möglicherweise auch um dialek-
tische Verschiedenheiten, da wir ja auch im Neuhochdeutschen
Belege dafür haben, dals alte kurze Vokale in offenen Silben
bald als solche erhalten, bald gedehnt werden, was im ersteren
Falle Verdopplung des Konsonanten bedingt, also z. B 'Eller',
ahd. clira neben 'hehlen', ahd. hclan, 'scliillern' neben 'schielen',
'Füllen' neben mhd. vülin, usw. Ein weiteres Beispiel für Ver-
dopplung des Konsonanten nach kurz gebliebenem Vokal wäre
das schwäbische illcn 'Beule' zu urgerm. "^ilij), dem "\\'andel eines
alten Geling- zu Gellen- vergleichbar. Ein Kenner der Dialekte
der betreffenden Ortlichkeiten müfste da das letzte Wort si)rechen.
A\'enn, wie auch Föistemann bei Galinyhnn und Gelingihorpa
annimmt, das einfache l als alt erwiesen werden kann, so sehe
ich kein Hindernis, in dem Geling- den Volksnamen der *Galingi
zu suchen, wodurch dann die irischen Gailing wohl zweifellos
als ursprünglich germanischer Stamm erwiesen würden; *Galigni,
irisch Guilinin, würde dann eine im keltischen Munde vorgenommene
Umgestaltung dieses Namens sein.
Ich bemerke übrigens, dafs auch das Englische die ver-
schiedene Behandlung alter kurzer Vokale in offenen Silben
kennt; nach Luick (Anglia, Neue Folge VIII 355) ist die Er-
haltung der Kürze nur in dreisilbigen Worten als regelmäisig
anzunehmen, indem hier das Streben zur Geltung gekommen sei,
dreisilbige Worte in ihrer Sprachdauer dem Noi-malmafs des zwei-
silbigen Wortes anzugleichen, wobei zwei kurze Silben einer
langen gleichzusetzen sind {-■^ = '^^J)-^ auch für das Deutsche
liefse sich vielleicht an etwas Ähnliches denken, vor allem aber
würde diese IJegel die Verdojiplung des / in den genannten Orts-
namen eiklären, falls auch die umliegenden Dialekte analoge Laut-
vorgänge aufwiesen.
Sl'L'KEN VON (JKUMANKN IM ALTKN IKI-AND USW. 179
Auch die Erklärung von Willnianns (Deutsche Gramm. I),
der den Einflufs dialektischer Formen, die den folgenden Vokal
verloren hatten (wodurch eine schwere Konsonantengruppe ent-
stand, die die Dehnung verhinderte), annimmt, um die mangelnde
Dehnung in offener Silbe vor einem l, r, n der Folgesilbe zu
rechtfertigen, könnte in unserem Falle herangezogen werden,
um die Entstehung des heutigen II aus älterem l zu erklären.
Der Name der Galmgi liefse sich übrigens nicht nur aus
der germanischen Wurzel gel 'schneiden' oder 'rufen' deuten,
sondern könnte sogar dieselbe Wurzel, wie das keltische Galates,
Galli, enthalten, wenngleich ein solches Wort zufällig germanisch
nicht bewahrt ist. Möglicherweise abei- hat das litauische galingas
'mächtig' nicht nur das ?íí/- Suffix, sondern das ganze Wort aus
dem Germanischen entlehnt, wodurch eine germanische Wurzel
gal 'mächtig' belegt wäre, die wie das keltische gal auf idg.
*ghal-, oder, falls jenes auf ghll- zurückginge, auf id*g. *(/hol-,
die 0- Stufe der gleichen ^^'urzel zurückgeführt werden könnte.
Wenn ich mit meiner Deutung der Herkunft der Gailiuin
Recht behielte, so müfste dann auch der Sagenheld Finn, der
ja diesem Volke entstammt, als Germanenspröfsling angesehen
werden, wodurch die Meinung Zimmers, allerdings in ganz anderem
Sinne als er vermutete, auf einmal bestätigt werden würde.
d) Fomorier.
Wie das Wort fomhair im Neuirischen und Gälischen sowohl
'Riese' wie auch 'Seeräuber' bedeutet, so wird das mittelirische
fomair (durch Volksetymologie /bwo/>) ebenso von einem mythischen
Riesenvolk, wie von germanischen Wikingern gebraucht. Dafs
man im 10. Jahrhundert — so weit gehen die ältesten Belege
für Fomorier-Wikinger zurück (z. B. LU 126 a 11—41 und 89 b
33 — 39, 90a 3 — 9) — die fürwahr recht wenig mythischen
Wikinger zu einer Zeit, als sie sich im ganzen irischen Volks-
leben sehr deutlich fühlbar machten, einem mythischen Riesenvolk
der Fomorier gleichgesetzt haben soll, wie man bisher allgemein
annahm, ist mir stets sehr unwahrscheinlich vorgekommen, weil
in solchem Fall seit dem letzten Auftreten der geschichtlichen
Wikinger doch eine längere Spanne Zeit verflossen sein müfste.
damit ihre "Mythisierung' in der Volksüberlieferung hätte
stattfinden können.
180 JULIUS POKOHNY,
Diese meine Vermutung ist unterdessen zur Gewifsheit ge-
worden, da in einer zuerst von Kuno Mej-er (Alteste ir. Dichtung
II 6) herausgegebenen Strophe von einem König der irischen
Domnainn erzählt wird, dafs er 'die Talgründe der Fomorier
verheerte'. Da diese Strophe aus äufseren und inneren Gründen
im 6. oder 7. Jahrhundert gedichtet worden sein mufs und jeden-
falls vor die Wikingerzeit fällt, geht daraus deutlich hervor, dafs
diese Fomorier ein wirkliches Volk gewesen sein müssen, das
wahrscheinlich den Domnainn benachbart war; der Herausgeber
vermutet wegen der 'Talgründe', dafs es sich vielleicht um die
an Tälern reiche Grafschaft Wicklow gehandelt habe und ver-
gleicht den Namen der gallischen Morini, ferner lit. pa-marionis
'Strand be wohner' und preufs. po-morjc 'Pommern', so dafs Fomair
ursprünglich 'Meeresanwohner' bedeutet haben wird.
Dafs dieses Volk, dessen man sich im 7. Jahrhundert noch
erinnerte und das wahrscheinlich in der P'olgezeit in gewaltsamer
oder friedlicher Weise von den Nachbarstämmen aufgeteilt wurde,
im 10. oder 11. Jahrhundert mit einem mythischen Riesenvolk
zusammengeworfen wurde, ist dann leicht möglich.
Merkwürdiger ist es schon, dafs auch die Wikinger mit
dem Namen dieses vergessenen Volkes bezeichnet wurden, eine
Tatsache, die ich mir nur dadurch erklären kann, dafs ich an-
nehme, dafs jene Fomorier in der Tat auch Seeräuber waren,
die sich nach Wikingerart an der Südostküste Irlands nieder-
gelassen hatten. Vielleicht können wir sogar noch weiter gehen.
Von gallischen Seeräubervölkern weifs uns die Geschichte nicht
zu berichten, wohl aber haben wir oben gesehen, dafs sich schon
vor dem 2. Jahrh. n. Chr. ein solches germanisches Seeräubervolk,
die Caiiä, an der Südostküste niedergelassen hatte. Die Ver-
mutung liegt daher nahe, dafs jene Fomorier, die deiartige P^igen-
schaften besessen haben müssen, dafs sie die Volksüberlieferung
später den Wikingern gleichsetzte, am Ende zu jenen Germanen
gehört haben mögen, die, wie die CoriomH und Caucl, im 2. .lahrh.
n. Chr. an der Küste von Leinster safsen.
Zimmer hat vermutet (Zeitschr. deutsch. Altert. 32, 240 f.),
dafs die Sage, nach welcher die ersten Bewohner Irlands fast
alle von fomorischen Seeräubern arg bedrängt worden wären,
durch die Wikingereinfälle hervorgerufen worden sein soll; eher
wird es sich hier um dunkle Erinnerungen an Germanen des
1. und 2. Jahrh. n. Chr.. wie Cana und Cudimjl, als um nach-
SPUKEN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 181
trägliche BeeinHussung durch Germaneneinfälle des 9. und 10. Jahrh.
n. Chr. handeln.
Vielleicht hilft uns die irische Überlieferung dazu, jenes
wirkliche Volk der Fomorier näher zu bestimmen.
Die Bomnainn, deren Nachbarn sie gewesen sein werden,
entsprechen natürlich den britischen Dumnonii, die sich in den
ersten Jahrhunderten n. ('hr. an der Ostküste und Nordwestküste
Irlands niedergelassen haben. Da sowohl die Malahide- Bucht
nördlich von Dublin, wie auch die Mündung des Avonmore bei
Arklow den Namen Inher Domnann führten, werden wir wohl
mit Recht annehmen dürfen, dafs sich die Herrschaft der dort
angesiedelten Dumnonn ungefähr über diesen Küstenstrich oder
eher über Teile desselben, fast genau in der gleichen Gegend, in der
vor und neben ihnen die Manapii safsen, erstreckt haben wird.
Wenn wir nun annehmen würden, dafs vielleicht der Name
Inher Domnann für die Mündung des Avonmore jünger ist als
der Name der Malahide-Bucht, so kimnten wir uns leicht vor-
stellen, dafs die Fomorier früher den südlichen Teil von Wicklow
innehatten, der ihnen erst später von den Dumnonn entrissen
worden wäre. Dem widerspräche aber, dafs der südliche Teil von
Wicklow nach Ptolomäus im 2. Jahrh. n. Chr. im Besitz der
Manapii war, während im angrenzenden nördlichen Wexford die
Coriondi safsen.
Wollten wir nicht annehmen, dafs die Fomorier eine von
Ptolomäus übersehene Völkerschaft oder eine jüngere Invasion
darstellen, so bliebe uns also nichts übrig, als anzunehmen, dafs
sie nur einen Teil der belgischen Manapii oder der germanischen
Coriondi bezeichneten. Wir brauchen allerdings in der oben
angeführten Strophe das über die 'Talgründe' der Fomorier
gesagte nicht wörtlich zu nehmen und können, da sie auf jeden
Fall Nachbarn der Dumnonit und Anwohner der Küste gewesen
sein müssen, sie ebensogut nördlich von jenen ansetzen, also in
der nördlichen Hälfte der Grafschaft Dublin, so dafs sie dann,
wenn wir von der Möglichkeit einer späteren Invasion absehen,
einen Teil der Mannpii oder der Cauci bezeichnet hätten. Ich
möchte mich lieber für die nördliche Nachbarschaft entscheiden.
Wie dem auch sei, jedenfalls müssen die Fomorier zu den
Manapii in nachbarlichen Beziehungen gestanden sein. Zu meiner
Freude werden diese Schlüsse auch durch die irische Überlieferung
bestätigt.
182 JULIUS POKORNY,
Oben war von Forgall Manach {oáer 3Io nach), dem Schwieger-
vater CÚ CIndainn's die Rede. Die meisten Herausgeber irischer
Texte haben Manach mit 'listig' übersetzt, ebenso wie der irische
Verfasser des Cóir Anmann. Dafs aber Manach mit mon 'List'
nichts zu tun liat, gelit schon aus den betreffenden Texten
selbst hervor.
So heilst es in der ältesten, spätestens aus dem 8. Jahrhundert
stammenden Version von Tochmarc Emire (Rev. Celt. 11, 442 f.
Zeile 147): do dim Forgaül Manach, was der Herausgeber irrig
in Manaig verbessern will, ferner in der jüngeren Version des
10. oder 11. Jahrhunderts (oben III 229 f.) § 3: inccen Forcoüd
Monoch. In der LU Version des Fled Bricrend (Cap. 21, 24, 28)
lautet der Genetiv immer Forgaül Manach, auch in Cap. 1 der
Geschichte vom Schwein des Mac Bd Thó haben H. 3. 18 und
Rawl. B. 512 den Genetiv Forgaül Monach. Es ist somit klar,
dafs Manach nicht der Genetiv Sing, eines Adjektivs, sondern
nur der Genetiv Pluralis des Völkernamens Manaigh {Monaigh)
sein kann und dafs Forgall Manach mit Namen, wie Connac
Gaüeng, Audi Erann, 3Iess- Beimann Bomnann, die alle den
dazugehörigen Völkernamen im Genetiv enthalten, auf gleiche
Stufe zu stellen ist. Es mufs also: ^Forgall, der Beherrscher der
Manaigh (Manapier)' übersetzt werden.
Dieser Forgall der Manapier wird nun ausdrücklich
(oben III229f., §§ 17,48) als Schwestersohn des Teihra, des
Königs der Fomorier bezeichnet. Wenn nun auch Ttthra
zweifellos der Name eines Herrschers der mythischen Fomorier
ist und auch sein Name, wie mir Herr Prof. Much mitteilt, bis
auf das Suffix genau dem des nordischen Riesen ])iasi entspricht
(dazu griech. ri-TQa^, usw.), so bleibt es doch von Bedeutung,
dafs der König der ]\Ianai»ier als Schwestersuhn eines Herrschers
der Fomorier bezeichnet wird, da es sich in diesem Falle, vom
Namen des bekannten Tethra abgesehen, keineswegs um das
mytliische Volk der Fomorier handelt, da Forgidl der Manai)ier,
der als richis garta 'Flamme der Gastfreundschaft' bezeichnet
wird, durchaus nichts unterweltliches an sich hat. Die Stellen
beweisen jedenfalls, dafs der Herrscher der Manai)ier mit einem
Herrscher der Fomorier aufs nächste verwandt angesehen wurde;
dafs er selbst ein Fomorier gewesen sei, kann man annelimen,
aber nötig ist es natürlich nicht, da derartige verwandt.scliaftliche
Beziehungen bei benachbarten Stämmen sehr begreiflich sind.
SPÜREN VON GElíMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 183
Jedenfalls müssen Fomorier und Manapier benachbart oder teil-
weise identisch gewesen sein, was schon aus früheren Erwägungen
nahegelegt worden war.
Sehr interessant ist auch die bisher übersehene Stelle in
O'Flaherty's Ogygia, S. 281: Cuciilandi uxor Emeria, socer For-
gulliis Manach, fllius Bossi Ruß regis Ultoniae, socrus Tethra,
fill a Ochmandi Fomorii.
Tethra ist also hier irrtümlich als Frauenname verstanden
und als Gattin des Forgall 3Ianach bezeichnet worden. Wichtig
aber ist jedenfalls, dafs auch hier der ]\[anapier als mit den
Fomoriern verwandt behandelt wird.
Noch bedeutsamer aber fällt ins Gewicht, dafs als Vater
Tethra's der Fomorier Ochmandus genannt wird. Die nötigen
Quellen sind mir augenblicklich nicht zugänglich, doch scheint
mir ganz klar zu sein, dafs dieser Ochmandus niemand anderer
sein kann, als der eponyme Ahnherr des Tuath Oc]miain[n], auch
Túath F[li\ochnainn genannt, eine der vier Hauptgruppen der
von mir als Germanen angesprochenen *Galigni (GaiUuin).
Die Gailiuhi zerfallen nämlich nach Hogans Onomasticon
in vier Hauptgruppen: Tuath Fhidhgha, Tuath Fhochmaind, Tuath
Aithechda und Tuath Brecraigi (so lese ich statt Brecraidi); die
bei Mac Neill (Duanaire Finn LVII) angeführte Stelle, die nur
von drei Gruppen spricht, steht damit nicht im "Widerspruch,
weil dort ausdrücklich nur von den GaiUuin in Lagiii Tuath-
Gabair, Nordleinster. die Rede ist; Tuath Brecraigi liegt aber in
Südleinster, in Ossory, und konnte daher hier nicht erwähnt
werden.
Tuath Fhochmaitin wird in Offaly, im Norden von Kings
County und um den 'Hill of Allen' in Kildare lokalisiert, also
in der Gegend westlich vom Oberlauf des Liffey.
Eine Gruppe der GaiUuin wird auf diese Weise deutlich
als 'Fomorier' bezeichnet, was im Zusammerhang mit den früheren
Erörterungen ziemlich stark ins Gewicht fällt, aufserdem sind
diese GaiUuin in engste Beziehung zu den Manapiern gesetzt,
was die oben ausgesprochene Vermutung bestätigt, dafs der Name
GaiUuin später auf sämtliche eingewanderte nicht-gälische Stämme
Leinsters ausgedehnt worden war.
Haben wir schon wegen der Gleichsetzuug Fomorier = Wikinger
vermutet, dafs das vergessene Volk der Fomorier ein sehr altes
germanisches Seeräubervolk, gleich den Cauci und Coriondí
184 JULroS POKORNY,
gewesen sei, so wird das nunmelir umso wahrscheinlicher. Die
Lage von Tnaih Fhochmainn in geschichtlicher Zeit läfst es nach
dem über Manapil und Cauä ausgefiilirten sehr wahrscheinlich
erscheinen, dafs dieser Stamm ursprünglich nordöstlich davon, im
nördlichen Teil der Grafschaft Dublin gesessen haben wird, wie
ich oben vermutet habe.
In geschichtlicher Zeit ist Tuath Fhochmainn fast unmittelbar
den etwas südwestlich davon sitzenden Ui Cuaich benachbart, die
ich mit den Cauc'i identifiziert habe. Es ist also nicht unmöglich,
dafs die Fomorier ursprünglich eine der Chauchorum nationes
darstellten und dereinst an der Xordostküste von Leinster zwischen
den Äfanapii und den Cauä in der Grafschaft Dublin safsen.
Möglich ist natürlich auch, dafs sie, wie Kuno Meyer ver-
mutete, südlich von den Manapn in der Südhälfte von Wicklow
safsen, doch scheint mir dies mit Rücksicht auf die nach Westen
und Süden gerichtete Ausbreitung der milesischen Reiche von
Tara und Alenn weniger wahrscheinlich. Eine Wanderung des
fomorischen Tuath Fhochmainn vom südlichen Wicklow nach
Nordwesten hin hat viel weniger für sich, als die von mir an-
genommene Wanderung von Dublin nach Südwest, da jene der
Ausbreitungsrichtung der milesischen Herrschaft nicht so deutlich
entspräche.
Die Gleichsetzung der Fomoiier mit einem germanischen
Stamm (allerdings ist eine Gleichsetzung mit belgischen Kelten,
wie den Manapil nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen,
doch pafst die spätere Gleichsetzung mit den Wikingern und
Seei'äubern besser auf germanische Cauci u. ähnl., da wir von
diesen wissen, dafs sie schon im 1. .Talirh. n. Chr. ein Seeräuber-
volk waren, während wir es von den Manapil blofs vermuten
können) erscheint auch deshalb niclit unmöglich, da die Schilderung,
die die irischen Dichter von dem Eomorierkönig Llatha entwerfen
(Rev. Celt. 12, S. Ol), sehr gut auch auf Germanen pafst, allerdings
ebensogut auf irische Kelten; es ist viellei(iht auch denkbar, dafs
Fomorier ursprünglich eine ganze Reihe meeranwohnender Stämme,
Kelten sowohl als Germanen, bezw. keltisierte Germanen be-
zeichnete; Genaues läfst sich darüber natürlicli nicht sagen, nur
das P^ine ist sicher: sie stellen zweifellos eine sehr alte Erinnerung
an fremde Seeräuber dar und nichts hindert uns, diese als
geinianische Stämme aufzufassen, die ja nacligewiesenennarsen
schon in den ersten zwei Jahrhunderten n. Chr. nach der irischen
SPUKEN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND CSW. 185
Ostküste gekommen waren, umsomehr, als die Fomorier deutlich
als verliafste Unterdrücker und Fremdlinge geschildert werden.
Diese können natürlich schon vor ihrer Ankunft zum Teil keltisiert
gewesen sein.
Dafs die Fomoiier in den irischen Genealogien gar keine
Rolle spielen, während sie doch in den übrigen Überlieferungen
zienili(;h stark hervortreten, deutet darauf hin, dafs sie, die
vielleicht die Caucl des Ptolomäus darstellen, entweder abermals
den Namen gewechselt haben und später nur mehr Tuath Fhoch-
mainn genannt wurden, oder dafs Fomorier, das ja nichts Anderes
als 'Meeresanwohner' bedeutet, ursprünglich gar nicht der Name
eines bestimmten Volkes war, sondern ganz allgemein die ger-
mani.'ichen (und keltischen?) Seeräuber an der Küste von Lein.ster
bezeichnete, die dann nur unter ihren eigenen besonderen Stammes-
namen in den Genealogien auftreten.
Später, in geschichtlicher Zeit, wurden dann, nachdem die
Fomorier zu Mythen wesen geworden waren, alle fremden An-
siedler nach dem Volk der *Galigm verallgemeinernd GaiUuin
genannt.
Dafür, dafs die geschichtlichen Fomorier ursprünglich nördlich
und nicht südlich von den irischen Domnainn safsen, lassen sich
noch weitere Anhaltspunkte beibringen. So soll König Trial Faith
der Sohn des Ereynan die Fomorier in der Schlacht bei Teannmhagh
besiegt haben (Keating II, 118), ebenso wird sich die Schlacht
von Ard lonmhaith, die derselbe Herrscher gegen Stirne, den
Sohn des Buhh, des Sohnes des Fomhór gewonnen haben soll,
gegen die Fomorier gerichtet haben. Von dem Nachkommen
des Irial, dem König Siorna SaoyJduch heilst es (LL 19 a und
Four Masters A. M. 4U20j, dafs er 'die Fomorier im Gebiet von
Meath angriff und sie in der Schlacht von Móin Tróghaidhe im
Gebiet von Ciamiacht besiegte. Das oben erwähnte Teannmnyh
ist zweifellos im Gebiet der IJelbna Tennmaige in Teffia (West-
meath) zu suchen, da auch Ard lonmhaith von Keating aus-
drücklich ins Gebiet von Teffia verlegt wird (vgl. Hogaus Ono-
mastiken s. V. tendmag, dcihna tenmaige und delbna larthair).
Ebenso hat die dritte Schlacht gegen die Fomorier im Gebiet
von Meath stattgefunden, und zwar in der östlichen Hälfte dieser
Provinz, wohin Main Tróghaidhe verlegt werden mufs (vgl. Hogan);
unter Ciunnacht ist somit Ciannachta Breg in Nordost -Leinster,
bezw. Ost-Meath zu verstehen, eine Gegend, in der in geschicht-
Zeitsclirift Í. celt, l'liilulosrie XI. 1^3
186 JULIUS POKORNY,
lieber Zeit noch *Galingi sitzen, und zwar als Nachbarn der
*GaIigm {Gailiuin), in deren einem .Stamm wir Fomorier erkannt
haben. Wenn auch die erwähnten Sclilachten auf geschichtliche
Genauigkeit keinen Anspruch erheben dürfen, so ersehen wir
doch aus ihnen, dafs man sich die Fomorier einstmals im nord-
östlichen Teil von Leinster (bezw. j\Ieath) wohnend dachte, was
ja für unsere Zwecke vollkommen ausreicht.
Die Annahme Kuuo Meyers (Älteste ir. Dichtung II, 6 Anm.),
dafs der Name Fomaire (jünger Fomóire, Fomóraig durch An-
gleichung an mór 'grofs') von einem Landesnamen Fomuir,
Genetiv Fomra (zu seinen Beispielen läfst sich noch hinzufügen
fine Fomra, Eriu 8, p. 44)] hergeleitet sei, wird schon durch die
Form ihres Namens bestätigt. Die mangelnde Synkope im Nom.
Plur. Fomaire (recte Fomairi) ist da auch verdächtig, doch könnte
sie immerhin auf analogischem Wege erklärt werden. Dafs aber
der Name ein jo- Stamm ist, beweist ganz sicher, dafs er von
einem Landesnamen abgeleitet sein mufs, \veil primäre Völker-
namen in den indogerm. Sprachen niemals mit einer -jo -Ableitung
versehen werden. Fomaire heifst daher ursprünglich nichts
anderes, als die 'Anwohner des Landes Fotmiir\ das an der
Nordostküste des heutigen Leinster gesucht werden mufs, und
wo, wie früher gezeigt wurde, w^ahrscheinlich germanische
Stämme nördlich von den Domnainn und (den ihnen vorher-
gegangenen) ]\ianapiern safsen.
Die Schlachten, die der mythische Nemed gegen die Fomorier
ausgefochten haben soll, dürfen, obwohl sie natürlich gar keinen
Anspruch auf geschichtliche Wahrheit machen können, immerhin
auch zur Bestimmung ihrer ursi)rünglichen Wohnsitze heran-
gezogen werden; drei davon sollen in der Nordhälfte Irlands, bei
SUab Bädhna in Koscommon, llons Fraochdin in Mayo und
Murbholy in Antrim stattgefunden haben, und nur eine, die von
Cndmhros ist vielleicht ins südliche Leinster zu versetzen, doch
ist auch das nicht mit Sicherheit ru behaupten. Jedenfalls wird
auch hiedurch unsere Annahme von den nördlichen Sitzen der
Fomorier bestätigt; falls die Schlacht von Moytura neben der
mythischen auch eine geschichtliche Grundlage hat, und die von
Tor Conaing (Tory Island) sich nicht auf Wikinger des 7. Jahr-
hunderts bezieht, können auch diese beiden Schlachten im gleichen
Sinne gedeutet werden. Die angebliche Landung der Fomorier
bei Inber Domnann in ilayo beruht wohl auf einer Verwechslung
SPUKEN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND USW. 187
mit den britischen Bomnainn, die schon früh auch einen Teil
von Connaught zu Schiffe erreicht hatten.
Herr Piofessor Thurneysen macht mich nachträglich darauf
aufmerksam, dafs ich wohl l'nreclit getan hätte, mich vorbehaltlos
Zimmers Meinung anzuschliefsen, der in den an den beiden oben
(S. 170) erwähnten Stellen in LU vorkommenden Fomoriern eine
Erinnerung an germanische Wikinger des 7. und 8. Jahrhunderts
zu erblicken glaubte. Es kommt das übrigens für meine übrige
Beweisführung nicht weiter in Betracht; für mich ist die Haupt-
sache, dai's man schon zur Zeit der Niederschrift von LL, also
in der Mitte des 12. Jahrhunderts, in den Fomoriern nicht blofs
mythische Riesen, sondern auch Seeräuber erblickte, wie die
Gleichsetzung von Fomoir mit fer mara (Windisch, Tain 3508)
'Seefahrer' und loingsig na fairrge (LL6a39) 'Seeräuber' zeigt.
Auf jeden Fall ist es möglich, wenn auch nicht erwiesen, dafs
man schon damals aus diesem Grunde die Fomorier mit den
historischen Wikingern zusammenwarf. Ebendahin wird wohl
die Tatsache weisen, dafs in der ursprünglichen Form des Lehor
Gabdia, die ebenfalls in die Mitte des 12. Jahrhunderts zu setzen
ist, die mythischen Fomorier, die aber gleiclizeitig als Seeräuber
bezeichnet werden, ihren Hauptsitz auf Tory Island, an der Küste
von Donegal haben. Warum gerade diese kleine unbedeutende
Insel, die sonst kaum erwähnt wird, als Hauptsitz einer ganz
Irland unterjochenden mythischen Völkerschaft bezeichnet worden
sei, wäre niclit recht erklärlich, wenn nicht Zimmer den Nach-
weis geführt hätte, dafs tatsächlich diese Insel der erste Punkt
Irlands war, an dem sich in historischer Zeit zum ersten Male
(im Jahre G17 oder 618 n. Chr.) germanische Wikinger nieder-
gelassen hatten. Dafs der mythische König jener Fomorier, der
auch der Insel den Namen {Tor Conaing) gegeben hat, einen
germanischen Namen trägt {Conaing ist aus ags. lyning 'König'
unter gleichzeitiger Anlehnung an irische Namen mit Con- ent-
lehnt), kann Zufall sein, da dieser Name schon im 8. Jahrhundert
in Irland nicht selten vorkam, ist aber jedenfalls recht merk-
würdig. Wenn auch der übrige Teil der Erzählung rein mythische
Züge trägt, so wird Zimmers Theorie dadurch nicht im geringsten
weniger wahrscheinlich; da von jener ersten Wikingerfahrt bis
zur nächsten fast 100 Jahre verflossen waren, so ist ihre Mythi-
sierung nicht wunderbarer, als die des doch gewifs historischen
Magnus Barfufs (1103), der schon um 1500 als ein Held des
13*
188 J. POKORNY, SPUREN VON GERMANEN IM ALTEN IRLAND.
mythischen ossianischen Sagenkreises erscheint. Es ist aufserdem
nicht daran zu zweifeln, dafs in der Glitte des 16. Jalirhunderts
die Fomorier ganz gewifs mit den Wikingern des 8. Jahrhunderts
zusammengeworfen wurden, wie aus der von Stokes (Rev. Celt.
XII, 52 f.) veröffentlichten Version der zweiten Schlacht von
Moytura hervorgeht, in der es ausdrücklich heifst (§ 50), dafs
die Fomorier alle Inseln 'von Lochlann (d. h. Norwegen) bis
westlich nach Irland hin' in Besitz hatten, und 'dafs ihre Schiffe
wie eine einzige Brücke von den Hebriden (o indsih Galld 'den
Inseln der Wikinger') bis nach Irland i-eichten'. Das kann sich
nur auf die Wikinger des 8. und 9. Jahrhunderts beziehen'),
und es ist nicht einzusehen, warum man nicht ebenso im 12. Jahr-
hundert die ^^'ikinger aus dem Anfang des 7. Jalnhunderts mit
Fomoriern, die ja ursprünglich auch wirkliche Seeräuber gewesen
waren, zusammengeworfen haben kann. Erklären ja doch die
irischen Geschichtsschreiber Mac Firbis (vgl. Bugge's Ausgabe
'On the Fomorians and the Norsemen', Christiania 1905) und
O'Flahei-ty (Ogygia, S. 12, 13, 303) die mythischen Fomorier aus-
drücklich für Germanen, und O'Flaherty ist, allerdings aus ganz
anderen Gründen, zu einem ähnlichen Schlufs, wie ich selbst
gelangt, wenn er .'^agt, 'dafs die Fomoi-ier aus derselben Gegend
gekommen seien, aus der die Dänen viele Jahrhunderte später
in das christliche Irland eingefallen sind'.
') Vgl. auch die Schilderung des Elatha, des Königs der Fomorier (§ 16),
dessen 'goldblondes Haar bis auf seine Schultern herabfiel', was allerdings
auch auf einen arischen Kelten passen würde.
Wien. Julius Pokorny.
BEITRÄGE
ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS.
1. Die Fir BoJg, die Urbevölkeruiii? Irlands.
Mit der Erklärung des Namens der Fir Bolg, der halb
sagenhaften Urbewohner Irlands, haben sich bisher verschiedene
Gelehrte befafst, ohne jedoch zu einem befriedigenden Ergebnisse
zu gelangen.
John Rh3's hat zuletzt (Proceed. Internat. Congress for the
Study of Religions II, 206/207) ihren Namen als 'Hosen-Leute'
erklärt, indem er mit Übereinstimmung mit Kuno Meyer (Contrib.
to Ir. Lex., s. v. holy) holy mit "Hose' (wörtlich 'Sack') übersetzte.
Gleichzeitig bringt er sie mit den Belgae zusammen, deren Name
er aber zu latein. fidyor und griech. ffXól stellt und den Namen
des keltischen Führers Belgios, der auch Bolgios genannt wird,
mit herbei zieht, und geht so weit, die Fir Bolg einfach als
Belgier zu erklären, da sie nach der irischen Überlieferung von
den Galen verschieden und erst zur See nach Irland gekommen
waren. Seine etymologisciien Ausführungen sind recht unklar;
er scheint anzunehmen, dafs im Namen Fir Boly das Wort 'Hose'
('Sack') steckt, und dafs die Fir Boly gleichzeitig eine Göttin
Boly verehrten, deren Name aber, ebenso wie der Name des
Volkes der Belgae, dem die Fir Boly angehört haben sollen, zu
einer anderen Wurzel {hhclg, hholy 'glänzen') gehörte, die nur
zufällig einen lautlichen Gleichklang mit der in boly 'Hose'
steckenden Wurzel {bhehjh, hholgh 'schwellen, blasen') auf-
gewiesen habe.
John Mac Neill (R. I. A. Proc, XXIX C, p. 81) übei-setzt
Fir Boly als 'Volk der Ledersäcke', vergleicht dazu Fir Taiden
'Volk der Mäntel' und meint, diese Stämme seien nach den Er-
zeugnissen, die sie als Vasallen dem Oberherrscher abzuliefern
hatten, benannt worden.
190 .ULI us l'OKOUNY,
Die jüiif^ste Erklärung stammt von Van Hamel; liiernach
läge in ihrem Namen das Wort hole 'Spalte, Kluft' vor, und es
habe sich ursi)rünglich um ein mythisclies Volk gehandelt, da ja
bekanntlich die Elfen und Zwerge in den Spalten und Klüften
der Berge wohnhaft gedacht wurden; später sei dann dieser
Name auf geschichtliche Völkerschaften übertragen worden (oben
X, 1861).
Die ersterwähnte Ansicht von Rhys und Kuno Meyer ist an
und für sich nicht unmöglich, doch kann sie auch nicht als sehr
wahrscheinlich bezeichnet werden — von wirklichen Beweisen ganz
abgesehen. Sie stützt sich vornehmlich auf die Übersetzung holg
'Hose'. Nun ist aber diese Übersetzung in keiner Beziehung als
richtig zu erweisen. In der angenommenen Bedeutung käme holg
nämlich in der reichen irischen Literatur nur an einer einzigen
Stelle vor (LL 8 b 3), wo es heifst: Fh- i mhalggaih ha mór ncrt
randsat inis ardglain Airt; aus LL 131 a 1 geht hervor, dafs diese
Fir i mhalggaih mit den Fir Bolg identisch sein müssen. Mit welchem
Rechte aber darf man halggaih mit 'Hosen' übersetzen? Wir
würden doch erwarten, dais dieser Name für ein so gebräuch-
liches Kleidungsstück noch öfter auftauchte, aber weder in der
älteren, noch in der neueren Literatur oder in den lebenden
Dialekten findet sich eine derartige Bedeutung des Wortes holg.^)
Auch die andere Ansicht von Rhys, wonach die Fir Bolg
den festländischen Belgae entsprächen, ist gänzlich unhaltbar.
Sie ist übrigens schon von O'Flaherty in seiner 'Ogygia' auf-
gestellt worden. Daraus, dafs die Fir Bolg nach der irischen
Überlieferung zur See in Irland eingewandert sind, läfst sich
natürlich kein Schlufs ziehen, da ja alle Bewohner Irlands in
der Sage als von fernher eingewandert betrachtet werden; ebenso
wenig beweist die Tatsache, dafs die Fir Bolg als ein von den
Galen verschiedenes Volk bezeichnet Averden, denn es kommen
doch aufser den Belgae noch andere Volksstämme in Betracht.
Der Gleichklang der Namen beweist nicht viel mehr, weil es sich
ja ebensogut um vei-schiedene Wui-zeln {hhclg, hhohj 'leuchten'
und hhchjh, hhohjh 'schwellen') handeln kann. Die Zusammen-
stellung der Fir Bolg mit den Belgae ist auch schon deshalb
') Aufserdem ist zu erwägen, dafs bolg stets aufgeblasene, rundliche
Gegenstände beteichnet, wogegen die irische Hose sich eng an den Körper
anschmiegte (l'anibrensis Evcrsus II, 20!)) und schon deswegen kaum mit jenem
Worte bezeichnet worden wäre.
BKITRÄOE ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE IRLANDS. 191
nicht angängig '), weil die Fir Bolg in der irischen Überiieferung
durchweg als eine vorkeltische, von den Galen unterjochte Ur-
bevölkerung behandelt werden. Unter anderem werden ihnen
auch vielfach die prähistorischen Steinbauten der Insel zu-
geschrieben. In gleicher Hinsicht beweisend sind die Ausführungen
des Geschichtsschreibers Dugald Mac Firbis (f 1660), die dieser
einem alten Buch entnommen haben will, und die auch als
Äufserung des arisch-keltischen Rassenbewufstseins recht be-
merkenswert sind :
'Jeder, der schwarzharig, ein Schwätzer, hinterlistig, auf-
schneiderisch, geräuschvoll, verächtlich ist; jede elende, niedrige,
vagabundierende, charakterlose, unfreundliche und ungastliche
Person; jeder Sklave, jeder gemeine Dieb, jeder Geizhals, jeder,
der nicht JMusik und Unterhaltung liebt; die Leute, die jede
Beratung und jede Versammlung stören und unter dem Volke
Zwietracht säen, das sind die Nachkommen der Fir Bolg ... in
Irland' (Hyde, Literary History, 563 f.).
Ebensowenig Wahrscheinlichkeit hat die Ansicht Van Hamels
für sich. Da die Fir Bolg als eine wirkliche geschichtliche
Völkerschaft nachweisbar sind, so ist die Annahme, dafs diese
Völkerschaft von einem mythischen Volke seinen Namen erhalten
habe, von Anfang an nicht recht glaublich. Hingegen ist der
umgekehrte Vorgang sehr häufig, wie z. B. bei den germanisch-
irischen Fomoriern, die im Mythos zu Riesen wurden.
Aber auch sprachlich ist seine Theorie völlig unhaltbar.
Er nimmt an, dafs in Fir Bolg nicht das ^^'ort holg 'Sack', sondern
hole 'Spalte' stecke. Die beiden Worte unterscheiden sich nur
durch den auslautenden Konsonanten, da holg 'Sack' nicht nur
nach Ausw'eis der heutigen Aussprache (Finck gibt in seiner
'Araner Mundart' fälschlich die Aussprache hoV<)1c an, aber alle
neuirischen Dialekte zeigen im Auslaute ein i/I) sondern auch
wegen des cymrischen hol(y) mit auslautendem g angesetzt werden
mufs, wogegen hole 'Spalte' wegen des cymrischen hiclch un-
bedingt /.; im Auslaut gehabt haben mufs. Diesen wichtigen
Unterschied scheint Van Hamel übersehen zu haben.
>) Interessant ist auch, dais die Belgier, die angeblich nach Rhys die
Hosen in Irland eing-eführt hatten, wahrscheinlich im Gegensätze zu den
übrigen Galliern gar nicht dieses Kleidungsstück kannten, da es nie auf ihren
Denkmälern erscheint (s. Ilettuer, Westdeutsche Ztschr. f. Geschichte und
Kunst, 1883), (S. 11).
192 JL'LIIS rOKÜRNY,
Es wild iiíimlich im Namen der Fir Bolg nicht blofs bis
auf iieute hj gesprochen, sondern wir haben auch metrische
Belege dafür, dafs schon im 12. Jahrhundert auslautendes </ ge-
sprochen wurde, so z. B. LL 127a und Metrical Dindshenchas III
170, wo IhJg auf {h)nn-ord 'Unordnung', ferner BR4(3a, wo es
auf glan-onl reimt. Dafs neben JJohj hilufig auch Schreibungen,
wie Bolgg, Bolc, Bolgc, Bolcc auftreten, beweist gar nichts, weil
g nach l häufig mit c(c) wieder gegeben wird; schon Wb schreibt
pen-hokc und condclc, und fürs Mittelirische findet man zahlreiche
Beispiele in Meyers Contrib. s. v. hoJg und cclgg. Die von Van
Hamel und Kuno Meyer als Belege für hole 'Spalte, Kluft' an-
geführten Ortsnamen enthalten sämtlich das ^^'ort holg 'Sack',
wie nicht nur die Schreibung holg neben hole, sondern auch die
heutige Aussprache dieser Ortsnamen beweist; holg wird sich
hier teilweise auf die Fir Bolg, teils auf die natürliche Be-
schaffenheit der betreffenden ()rtlichkeiten {holg heifst nicht nur
'Sack', sondern auch Bauch, Blase, Rundung, Ausbuchtung usw.)
beziehen; vgl. hierzu namentlich cymrische Ortsnamen auf Anglesey,
wie Llannol {-^- Llan -f- hol), Vcmhol (= Pen -\- hol), Cors y Bol,
Rhos y Bol, wobei hol genau dem irischen holg 'Sack' (dem ir.
hole 'Spalte' wüi-de cymr. hivlch entsprechen) entspricht. Auch
das irische Mu(i)rholc (heute Murhholg) 'a sea inlet', enthält
nicht hole 'Spalte' sondern holg 'Ausbuchtung'.
Ich bin übrigens zu der ]\reinung gekommen, dafs das irische
hole 'Spalte, Kluft' (mit k) wahrscheinlich nur in der Phantasie
einiger Gelehrter existiert und in AVirklichkeit gar nicht nach-
zuweisen ist. Sehen wir uns doch einmal die Belege dafür an:
In der LU-Version der Täin wird leim dar hoilg (sie in LL77a
und LU 79 a) als eine der drei "Wagen-Künste Cii Chulainn's an-
geführt, ebenso (mit g geschrieben) LTi 26;> b 30 (Mesca Ulad).
In der LU-Version der Pled Bricrenn wird (ii Chulainn's Epithet
culmaire holgadach (so zu lesen) mit cairptech dar herna ' Wagen-
fahrer über Klüfte hinweg' glossieit. In dem metrischen Glossar
LL395a7 wird holg mit hertia wiedergegeben. In O'Mulconry's
Glossar (759) wird leim al hoilec {al steht vortonig für dar) er-
klärt als: snaintm tar hldi foa ndichif carpat , no leim darais
(= tarais) dond aroid for riih 'ein Seil über eine Wiese, unter
welchem ein Wagen durchgehen kann, oder der "Wagenlenker
mufs im Laufe darüber .springen'. In der Hs. H. 3. 18., p. 46, 1
heifst es: huilg i. sitlifc, ui csi: leim tar hnilc j. Itim do ihahairt
IlKITK.UiK Zl'K .\I/H<:STKN (JICSCHU'IITK 1KI.AND8. 193
ilú lar huilc in carpait Ins inu laiUidir ein a hrised, d. li. huilg =
Deichsel, nämlich 'einen Sprung macht er über die hole den Wagens,
die sich in seiner Hand (oder 'Fingern') befindet, ohne sie zu
zerbrechen'. In einem Gedichte des Gofraidh Fionn 0 Dálaigh
(Essays pres. to Eidgeway, 8231) wird dann leim ar hhailg zwei-
mal in der Bedeutung 'Springen über eine Wasserblase (ohne sie
zu zerstören)' gebraucht, und schlief slich steht in O'Clery's
Glossar die Glosse holy .i. hearna , Spalte, Kluft'.
Eine Betrachtung dieser von mir in chronologischer Reihen-
folge angeordneten Belegstellen ergibt ganz deutlich, dafs mit
Ausnahme des Zitats aus der Fled Bricrenn sämtliche Stellen
mittelbar oder unmittelbar aus der LU- Version der Täin geflossen
sind; eine derartige rein literarische Überlieferung schwieriger
Wörter läfst sich ja in der irischen Literatur oft genug nach-
weisen. Die untereinander völlig abweichenden Erklärungen
unseres Wortes zeigen deutlich, dafs man es schon frühzeitig
nicht mehr recht verstanden hat, und wir werden somit aus der
Glosse, die bolg mit 'Spalte' wiedergibt, keinen sicheren Schlufs
auf die Bedeutung dieses holy ziehen dürfen.
Es bleiben somit für das Wort hole 'Spalte' nur zwei Belege:
leim dar hoily (LU 79 a) und cidmaire holyadach (LU 109 a). Aber
hier müssen wir schon den zweiten Beleg ebenfalls ausschalten.
Vor allem ist zu bemerken, das Windisch (Ir. Texte L 289)
und Van Hamel fälschlich holgadan lesen. In der Hs. steht
nämlich holgadä, mit Querstrich über dem letzten u, der sowohl
als n wie auch als ch gelesen werden kann. Die Form mit n
ergibt aber gar keinen Sinn, denn wie wollte man das Suffix
-adan semasiologisch erklären? Ein derartiges Suffix existiert
doch gar nicht im Irischen; es könnte höchstens für -atdn stehen,
also Suffix -at + Deminutivsuffix -an, aber was sollte hier das
Deminutivum bedeuten? Ein Fahrer über 'kleine Spalten' oder
(wenn man holg mit 'Wasserblase' übersetzt) 'kleine Wasser-
blasen?' Aufserdem schreibt unsere Hs. regelmäfsig t für un-
aspiriertes d, so dafs man schon aus diesem Grunde das d in
holyadä als Spirans wird lesen müssen. Dann ergibt sich aber
mit Notwendigkeit die andere mögliche Lesart holgadach, die
gar keine Schwierigkeiten bietet. Wie nämlich zu dem Verbal-
nomen costud "Zurückhalten' ein Adjektiv costadach 'zurück-
haltend' gebildet wurde, so kann ebenso zu dem Verbalnomen
holyud ein Adjektiv holgadach gebildet Avoiden sein. Ein anderer
UM .JULIUS FOKOKNY,
Ursprung der Suffixbildung -adnch ist niclit leicht denkbar.
Nehmen wir nun an, es habe neben hole 'Spalte' ein Verbum
holcaim ich zerspalte' gegeben, so könnte man wohl hohjadach
als 'der zermalmende' übersetzen, aber man fragt sich, weshalb
es dann nicht bolcadach heilst, denn dafs g für gesprochenes k
geschrieben wird, kommt nicht vor; es könnte sich somit nur um
einen Schreibfehler handeln. Aber dürfen wir hier einen solchen
Fehler annehmen, wo doch ein Verbum holcaim nirgends über-
liefert ist? Aulserdem pafst dann schon die Glosse 'dar herna*
nicht dazu, da hoUjaäach niemals diese Bedeutung gehabt haben
kann. Gibt doch hoUjadach bei Annahme einer Ableitung von
hohjud (mit g gesprochen) einen recht guten Sinn. Das Verbum
holgaim 'ich schwelle an' ist im Irischen genügend belegt, und
wir können annehmen, dafs sich holgadach entweder auf Cú Chu-
lainns bekannte Eigenschaft, in der Kampfeswut zu ungeheurer
Gröfse anzuschwellen, bezieht, oder dafs es übertragen als
'zürnend' zu übersetzen sei, eine Bedeutungserweiterung, die bei
unserer Wurzel sehr leicht verständlich ist; ich erinnere nur an
das verwandte ahd. helgan, das sowohl 'aufschwellen', wie auch
'zürnen' bedeutet. Die Glosse 'dar berna^ ist ganz ebenso sinn-
lose Raterei, wie die in H. 3. 18 vorkommende Glosse huilg
.i. sithfe.
Es bleibt also für das Wort hole 'Spalte' nur ein einziger
Beleg: Uim dar hoilg. Soll man es nun wagen, einzig aus diesem
einen Belege ein irisches Wort hole 'Spalte' zu erschliefsen? Da
niemals g für gesprochenes Ic geschrieben wird, so müfste man
ohnedies einen Schreibfehler für hole annehmen. Aber mit
welchem Rechte? Ist uns doch sonst eine irische ^^'urzel hole-
in keiner Form jemals überliefert; höchstens könnte das cymrische
hwlch 'Spalte' die Existenz eines irischen hole wahrscheinlich
machen, aber hinreichend zur Ansetzung des irischen Wortes ist
diese eine Wahrscheinlichkeit natürlich nicht. Das Ansetzen
eines Wortes hole (mit Ic) ist um so weniger gerechtfertigt, als
wir zur Erklärung der erwähnten Stelle mit dem Worte holg
'Sack, Blase' reichlich auskommen.
Die beiden Stellen in dem erwähnten Gedichte des Gofraidh
Fionn Ó Dálaigh (Veis .",0 und 40). in denen leim ar hhailg erklärt
wird: 'Der leichtt; Hinke Sprung .seiner ziei-lichen Füfse . . . würde
nicht einmal eine Wasserblase auf dem Flus.se mit den Spitzen
seiner jugendlichen Sohlen zerstört haben', scheinen nämlich die
HKIlKÄiJK ZUli ÄI/rESTKN fJKSCIUCHTE IRLANDS. 105
einzig riilitige Deutung der vom Glossator mifsveistandenen
Phrase zu bieten: Cii Cliulainn besafs offenbar die Gabe, so rasch
mit seinem Wagen dahinzufaliien, dafs er beim Übersetzen eines
Flusses nicht einmal die Wasserblasen auf dessen Oberfläche zer-
drückte. Vgl. hierzu das Kunststück, durch das Cú Chulainn über
das Wasser gehen kann, ohne sich auch nur die Fufsknöchel zu
benetzen (LL67a und LU62b)!
Es scheint mir kein Zweifel möglich, dafs dies allein die
richtige Erklärung von leim dar hoilg darstellt. Merkwürdig
ist nur die Form hoilg, wo wir doch als Akkusativ Sing, holg,
als Akkus. Plur. bidgit erwarten sollten. Aber wir brauchen
nicht einmal eine Verschreibung anzunehmen. Eine bekannte
ICrscheinung der mittelirisclien Deklination besteht darin, dafs
bei den männlichen o- Stämmen der Nominativ Plur. an Stelle
des Akkusativs verwendet wird (Strachan, Transact. Phil. Soc.
1904, p. 216). Aus LU waren bisher zwei Beispiele bekannt:
41 a 29 uilc anstatt iilcu und 42 a 22 amsaig anstatt amsachu;
hierzu stellt sich als drittes Beispiel unser boilg anstatt des zu
erwartenden hulgu. leim dar hoilg heifst also 'Springen über
Wasserblasen'.
Will man aber die Unrichtigkeit der Glosse 'herna' nicht
anerkennen, so bleibt immerhin eine andere Möglichkeit zu er-
wägen. Da holg nicht nur 'Blase' sondern überhaupt einen
runden Körper oder eine runde Höhlung bezeichnet, so könnte
man ja annehmen, dafs holg in unserem Falle eine • Erdhöhlung'
bezeichnet, also leim dar hoilg zur Not mit 'Springen über Klüfte'
übersetzen.
Kuno Meyer führt in seinen Contributions, s. v. hole 'a gap',
aufser einigen der genannten Stellen und einigen Ortsnamen,
deren Zugehörigkeit zu holg 'Sack' ich bereits gezeigt habe,
auch noch den bekannten gai holgae an, den er mit 'gapped spear'
(wie eine Gabel gespaltener Speer) wiedergibt. Auf die ün-,
richtigkeit dieser Übersetzung brauche ich nach dem Angeführten
wohl nicht erst besonders hinzuweisen, da holgae in der weitaus
überwiegenden Mehrzahl der Fälle mit g geschrieben wird; eine
volksetymologische Angleichung an holg, wie sie Kuno Meyer
annimmt, dürften wir nur dann annehmen, wenn ein Wort hole
(mit k) genügend gesichert wäre. Was die Bedeutung von
holgae in diesem Falle ist, möchte ich vorläufig unentschieden
lassen.
ll*t"> .JULIUS rOKüRNY,
Die Eikläningen, die Kiino Meyer, Jolin Rliy.s und Van Hamel
zur Deutung des Namens der Fir Bolg vorgebracht hatten, haben
wir nun als unrichtig nacligewiesen.
Es bleibt nur noch die Deutung John Mac Neills zu erwägen.
Obzwar sie noch am wahrscheinlichsten klingt, ist auch sie mangels
jegliclier Beweise und infolge ihrer völligen Farblosigkeit nicht
befriedigend.
Vor allem handelt es sich darum, den historischen Charakter
der Ftr Bolg geimu festzustellen. Die Fir Bohj, die auch Bolg-
thnath (i'o/y-Stamm) und Bolg raige {Bjg-Rfikli) genannt werden,
safsen nach einheimischen Berichten (Mac Neill, Popul. Groups
§ 127) in Connaught und Nordwest-Ulster, nämlich am Slieve
Aughty, westlich von der Nordhälfte des Lough Derg, an der
Grenze der Grafschaften Galway und Clare, dann im südlichen
Mayo zwischen Lough ]\Iask und Lough Corrib, am Slieve Baune
im mittleren Roscommon, nordwestlich vom Lough Ree in der
Baronie Ballintober, ferner im nördlichen Roscommon zwischen
Lough Gara und Carrick on Shannon südlich des Boyle- Flusses,
schliefslich auch in der Grafschaft Donegal. Weiter sollen sie
unter dem Namen Clann Fnihóir (auch l'thnhóir, Ughmhóir
geschrieben) nach ihrer Niederlage bei Moytura nach Rathlin
Island, sowie nach der Insel Äian, den Hebriden und nach Arran
und Islay, dann nach ihrer angeblichen Vertreibung durch die
Pikten, nach Meath geflüchtet sein, wo sie sich unter der Regierung
des Königs Coirpre Nio Fer (um 332 n. Chr.; vgl. J. Mac Neill
im New Ireland Review, Dez. 1906, p. 202) in Rathkenny (Baronie
Upper Slane), Clonard (bei Navan), Knowth (Monknewtown bei
Slane). Broad Boyiie (bei Stackallan am Hoyne), Teltown Assey
(bei Tara) und Ceinina, anfserdem zuAthboy in Westmeatli, sowie
in Geashill in Kings County niederliefsen. Von Coirpre hart
bedrückt, seien sie dann nach Westen geilüclitet und hätten sich
auf den Aran-Jnseln und den Inseln der Clew Iky, an zahl-
reichen Punkten der Grafschaft Galway, nämlich in der Gegend
um Lough Cooter, Lough Hackett und Lough Rea. in der Kbene
am Fufse des Croagh Patrick und in dem Südwestwinkel der
Grafschaft Galway südlich und westlich einei- Linie, die ungefähr
von Oranmoi-e über Atlieniy zu den Slieve Aughty Mountains
hinübergellt, angesiedelt, aufserdem in der Gralscliaft c;lare zu
Moyare zwischen Knnis und TuUa, bei Blackhead in der Nähe
von Lisdoonvarna, dann in der Grafschaft Limerick am Tory
BEITRÄGE ZUR ÄLTE-iTEN GESCHICHTE IRLANDS. 107
Hill bei Croom südlich der Stadt Limerick, in der Grafschaft
Mayo am Flusse Deel (mündet in den Lough Conn), schliefslich
in der Grafschaft Westmeath um den Loiigh Knnell und Lough
Owel heiuni') (Keating, History I, 198 f., HB 30 a 22 f., Metiical
Dindshenchas III, 440, Bodleian Dinnshenthas § 14). Nach den
Annalen von Inisfallen (H. 1. 17, p. 87 a) safsen Fir Bolg {scan-
tuatha fur niBohj) auch in der ganzen heutigen Grafschaft
('lare; die Bezeichnung 'alte Stämme' spricht klar dafür, dafs
die Fir Bolg im alten Sinne (d. h. die Urbevölkerung) ge-
meint sind.
Diese genauen Angaben lassen uns in Verbindung mit dem
eingangs erwähnten Zeugnisse des Mac Firbis und Anderer an
der geschichtlichen Existenz dieses Volkes nicht zweifeln. Es
ist ferner bekannt, dafs die lirBolg neben den britisch-keltischen
Fir Domnann {=^ Dumnonii) das herrschende Volk in Connaught
waren, bis sie durch die Milesier von Tara unterworfen wurden;
daiauf weist auch die Sage hin, dafs den lir Bolg nach ihrer
Niederlage in der ersten Schlacht von Moytura, die Provinz
Connaught als ihr ausschliefsliches Gebiet zugewiesen worden
sei (Eriu VIII, p. 56—59); dafs diese Provinz 'früher' im Besitze
der Fir Domnann unter Genann gewesen sein soll (Eriu VIII, 16,
LL127a, Keating I, 194, BB 29 b, YBL276r) widerspricht nicht,
da ja die aus Britannien eingewanderten Fir Domnann (in
Wirklichkeit später) die Herrschaft in Connaught zum grüfsten
Teile an sich gerissen hatten. Auch die Provinz Munster war
einstimmigen Berichten zufolge ehemals im Besitze der Fir Bolg
gewesen (Eriu VIII, 14, BB 29 b, YBL 276 r, Keating 1, 192, 194);
nach LL127a sollen zwar Gann und Sengann, die Beherrscher
Munsters, die allgemein als Fir Bolg bezeichnet werden, den
Fir Domnami angehört haben, aber da wir nicht die geringste
Spur einer dumnonischen Besiedlung in Munster nachweisen
können, dürfen wir diese vereinzelt dastehende Version unbedenk-
lich als unrichtig abweisen.
Bezüglich Ulsters herrscht gröfserer Widerspruch in den
Überlieferungen. Einerseits (Eriu VIII, 16, 1. 3—6 und LL 127 a)
wird diese Provinz als Besitz der Fir Bolg bezeichnet, andererseits
1) Wo die ebenfalls von den Fir Bolg besiedelten Orte Tech
Ennaig, Laighnn und Tulach Lathraigh zu suchen sind, ist nicht sicher
festzustellen.
108 JULIUS POKORNY,
(Keating I, 194, BB29b, YBL 276 r) wieder sollen die Fir
Domnann iu Taster gelierrsclit haben. Da nun Dumnonen in
Ulster nicht nachzuweisen sind, die Fir Bolg dagegen gewifs die
Grafschaft Donegal bewohnten, dürfen wir auch liier die Über-
lieferung bezüglich der Dumnonen als uni'ichtig bezeichnen.
Wir sehen also, dafs ganz Irland, mit Ausnahme der Provinz
Leinster, wo sich spätestens schon im 1. Jahrhundert nach Chr.
germanische und belgisch-britannische Stämme niedergelassen
hatten, der Überlieferung nach einstmals im Besitze der Fir
Bolg (im engeren Sinne) gewesen sein soll, und werden daher
nicht mehr daran zweifeln können, dafs wir es Avirklich mit
der vorkeltischen Urbevölkerung zu tun haben. Auch ihre
weithin zersprengten Siedlungen in geschichtliclier Zeit deuten
darauf hin.
Die Sage über ihre Flucht nach den schottischen Inseln
und von da über Meath nach Connaught besagt natürlich nichts
anderes, als dafs sich die unabliängigkeitsliebenden Elemente
der Fir Bolg, naclidem ihr Volk in dem gröfsten Teile der Insel
unterjocht worden war, nach den Bergen Nordirlands und den
schottischen Inseln zurückzogen, wo sie verhältnismäfsig am
längsten ihre Unabhängigkeit bewahrten. Die angebliche Flucht
auf dem Umwege über Meath wird wohl nichts anderes sein, als
eine Erinnerung an die gewaltige Ausbreitung des Reiches von
Tara unter den Milesiern, den aus Britannien herübergekommenen
Nadikommen des Mil, wozu die Kegierungszeit des Coiri)re Nio
Per (Erstes Viertel des 4. Jahrh. n. Chr.) trefflich pafst.
Später erlitten die Fir Bolg allerdings das gleiche Scliicksal,
wie die gerraanisch-keltisclien Fumoiier: sie wurden in der Volks-
überlieferung teilweise zu den mythischen Gegnern der arisch-
keltisclien Götter, ein Los, das öfter die niclit-arischen Urbewohner
anderer Länder betroffen iiat.
Noch in anderer Bezieliung wurde in der Überlieferung ihr
urspiüngliches Wesen verdunkelt: Da es nach der ersten Er-
oberung Irlands durch die Kelten begreillicherweise aul'ser der
Urbevölkerung keine unfreien Vasallenvölker gegeben hatte, so
flössen die Begriffe Vasallenvolk {aithcch-luath) und Urbevölkerung
{Fir Bolg, wie der gröfste Teil derselben genannt wurde) mit der
Zeit derart ineinander, dafs man dann später, obwohl es infolge
innerer Verschiebungen und Eroberungen von aufsen (ich habe
dabei nanienllich die im 3. Jahrh. n. Chr. von Biitannien aus
BEITRÄGE ZUR ÄLTESTEN QESCHICHTE IRLANDS. 109
erfolgte Gründung der milesischen ') Reiche von Tara und Alenn
und die etwas später von Gallien aus erfolgte Gründung des
Reiches von Casliel im Auge) längst auch zur Entstehung arisch-
keltischer Vasallenstaaten gekunimen war, diese ebenfalls mit
dem Namen Fir Bolg bezeichnete. Diese Verallgemeinerung des
Begriffes Fir Bohj ist um so leichter zu verstehen, als nach den
irischen Überlieferungen die Fir Bolg im engeren Sinne in der
Tat fast die ganze Insel beherrscht hatten, was gleichfalls für
die Fir Bolg im weiteren Sinne, die vor -milesischen nicht-
keltischen und keltischen Bewohner Irlands zutraf.
Zu solchen arisch- keltischen Stämmen, die später von Mac
Firbis und Anderen mit Unrecht den vorkeltischen Fir Bolg
gleichgesetzt wurden, gehörten namentlich die Gailiuin und die
Fir Bomnann. Dafs die Fir Domnann eingewanderte britische
Kelten, und die Gailiuin wahrscheinlich Kelto-Germanen waren,
habe ich schon oben (S. 173 f.) gezeigt. Mac Firbis bemerkt
übrigens selbst (p. 55), dafs nach anderen Berichten jene beiden
Völker nicht zu den Fir Bolg im engeren Sinne gehörten. In
den ältesten Quellen werden in der Tat die Gailiuin und Fir
Bomnann von den Fir Bolg streng getrennt. So setzt LL4b
die Invasionen der Fir Bomnann und Gailiuin erst nach der
Invasion der Fir Bolg an; andererseits haben wir auch Nach-
richten, denen zufolge die Fir Bomnann und Gailiuin erst viel
später, unter Labraid Loingsech, nach Irland gekommen wären.
Dafs diese beiden Völker ursprünglich keine Galen waren, dessen
war man sich in Irland noch ziemlich lange bewufst und da
man später alle alten, nicht-gälischen Völker Irlands als Fir Bolg
bezeichnete, mufsten auch sie unter diese Benennung fallen; ja
sie wurden sogar gleich jenen mythisiert und erschienen nun
als Verbündete der Fir Bolg im Kampfe gegen die keltischen
Götter, die Tuaiha Be Bdnann.
Wir dürfen somit den grofsen Sagenhelden Finn durchaus
nicht deshalb als der vorkeltischen Bevölkerung angehürig an-
sehen, weil er den Ui Tai rr sigh von Offaly, einem Zweige der
Gailiuin entstammte, da die Gailiuin keine Fir Bolg im engeren
Sinne waren; ebensowenig darf man in der Eifersucht der Galen
•) Milesier nenne ich die Dynastien von Tara, Alenn und Cashel, die
im 10. Jalirh. ihre Abstammung auf einen angeblich gemeinsamen Ahnherrn
Mil zurückführten, der ursprünglich nur als Stammvater der Herrscher von
Tara gegolten hatte.
200 JÜLIÜ8 POKORNY,
auf die Tüchtigkeit der GaiUuin die Eifersucht arischer Kelten
auf die Tüchtigkeit der Urbewohner erblicken, wie dies E. Hull
(Textbook of Jr. Literature II, 28—30) tut, da die Gailiuin im
Gegenteile wahrscheinlich viel mehr arisches Blut in sich hatten,
als die reichlicli mit der Urbevölkerung vermischten Galen von
f'onnaught.
Wir haben nun die geschichtliche Bedeutung des Namens
der Fir Bolg genügend beleuchtet, und wollen an die etj'mo-
logisciie Deutung ihres Namens gehen.
Dinneen gibt folgende neuirische Bedeutungen des Wortes
holg: 'Bauch, Magen, Sack, Behälter, Hülse, Beutel, Kielraum
eines Schiffes, Blase', im Plural 'Blasebalg'. Im Mittelirischen
kommen aufserdem noch die Bedeutungen 'Sackpfeife, Mittel-
punkt, Beere, Harfen-Gehäuse' vor. Aus ältester Zeit ist nur die
Bedeutung * Ledersack' überliefert, die auch dem gallo-lateinischen
hulya (nach Festus: sacculus scorteus) zukommt, wobei natürlich
ein Sack aus abgezogener Tierhaut zu verstehen ist. Unser
deutsches 'Balg' ist mit dem irischen Worte urverwandt und
geluirt zur Wurzel *hhclfjh, bzw. *bhel 'schwellen, blasen'.
Was sagt nun die irische Überlieferung über die Bedeutung
von hoJg im Namen der Fir Bolg? Wenngleich derartige Über-
lieferungen häufig wissenschaftlich wertlos sind, so können sie
doch auch manchmal wertvolle Aufsclilüsse geben. So auch hier.
Im Buch von Leinster (Gb, 19, Leabar Gabála), H. 2. 17,
p. 91b (KriuVIlI, 12) und bei Keating (History 1, 190) lesen
wir, dafs die Vorfahren der Fir Bolg in Griechenland derart
untei'drückt woi-den waren, dafs sie aus ihren Ledersäcken {(Jia
mbolgaih) Schi lie verfertigten und in diesen nach Irland segelten.
^^'enn wir von dieser Erzählung den gelehrten Unsinn ab-
streifen, so ergibt sicli die einfache Tatsache, dafs die Fir Bolg
die Kunst verstanden, aus Tierhiiuten (Leder) oder Fellen Fahr-
zeuge herzustellen, und dafs sie offenbar deswegen von den Galen
als Fir Bolg 'Sack-Leute' bezeichnet wurden. Dafs die Galen
das Bolg in ihrem Namen tatsächlich in der Bedeutung 'sack-
artiges Schiff' auffafsten, ergibt sich auch daraus, dafs sie im
Buche von Ballymote (li-Jb) als luchi n<i cnraidhr 'Hautboot- Volk'
bezeichnet werden; ferner heifsen sie (Metrical Dindshenchas I, 2)
Fir Bolg na mhdd 'die durch ihre Boote bekannten Fir Bolg';
bei Keating (1,192; vgl. EriuVIII, 12) wird auch ein Gedicht
angeführt, demzufolge sie 'in einer Flotte, die nicht aus Holz
HKl'IKUiK 7.VK ÄI.TKSIliN (IKSCHICIITK IUI, ANUS. 2<"1
war' iiacli Irland jL^ckoniuicii waren, mid die Stelle im Bodleian
Dindslienchus (§ 14), die besagt, daf.s die Fir Holy .sich mit Vor-
liebe am Wasser niedergela.ssen hätten, weist ebenfalls darauf
hin, dafs sie hauptsächlich wegen ihrer Beziehung zur Schiff-
fahit die Aufmerksamkeit der Galen erregt hatten.
Dal's meine Erwägungen richtig sind, ergibt sich auch deut-
lich aus kulturgeschichtlichen Gründen.
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dafs die Kelten
(und höchstwahrscheinlich auch die übrigen Indogermanen) ur-
sprünglich nur zwei Arten von Fahizeugen kannten, nämlich
den ausgehr>hlten Baumstamm, den Einbaum, und das Flofs, aus
denen sich dann ungezwungen die aus einzelnen Holzstücken
zusammengesetzten gröfseren Schiffe entwickelten. Da wir
nämlich bei den Kelten des Festlandes nur hölzerne Schifte an-
treffen, hingegen auf den britischen Inseln daneben auch noch
Haut-Boote vorfinden, müssen wir. Aveil ja doch die Kelten erst
vom Festlande nach England und Irland hinübergewandert sind,
daraus den Schluls ziehen, dafs diese Haut-Boote ein Kulturgut
der vorkeltischen Urbevölkerung der britischen Inseln darstellten
und von den eingewanderten Kelten übernommen worden waren.
Dafs die Britannier aus Tierhäuten Fahrzeuge verfertigten,
berichtet als erster im 3. Jahrh. v. Chr. Timäus (Plinius, Hist.
Nat. IV, cap. 104: *zu der Insel Mictis schiften die Britannier
auf geflochtenen und mit Leder umnähten Fahrzeugen'), dann
riinius selbst (Hist. Nat. VII, cap. 56 und XXXIV, cap. 156), und
Avienus (Ora Maritima V, 101—107); am wichtigsten aber ist
das Zeugnis Caesars (De hello civili, 54), der doch reichlich
Gelegenheit gehabt hätte, Haut-Boote in Gallien zu sehen, falls
es dort solche gegeben hätte und das keltische Seewesen in
seinen Kämpfen gegen die gallischen Veneter gründlich kennen
gelernt hatte. Er sagt uns nämlich ausdrücklich, dafs er die
Kunst, Haut-I^oote zu bauen, erst von den ßritanniern gelernt
habe. Da wir kein einziges glaubwürdiges Zeugnis über derartige
Boote bei den Festlandskelten antreften, sie aber auf den
bi'itischen Inseln bis heute im Gebrauch stehen, müssen wir sie
zweifellos als nicht-keltisches Kulturgut betrachten.
Eine andere Ansicht hat Rudolf Trebitsch in einem sonst
verdienstvollen Aufsatze (Archiv f. Anthropologie, N. F. XI, 160)
vertreten: er will nämlich die Haut-Boote als keltisches Kultui-
gut ansehen, weil sie nicht nur auf den britischen Inseln, sondern
Zeitschriit f. celt. Philologie XI. i^
2(>2 JULIUS roKOUNY,
auch bei den obeiitalisclien Veiietern und den Lusitaniern in
Spanien zu finden seien, und weil ferner in Wales eine mündliche
Tradition verbreitet sei. dafs das dort gebräuchliche Haut -Boot
(Coracle) von der Donau herstamme (I).
Wieso man von den Venetern auf die Kelten schliefsen
kann, ist mir völlig unverständlich. Obzwar Trebitsch selbst
richtig hervorhebt, dafs die Veneter; ein illyrischer Stamm sind,
fügt er gleich hinzu: 'die Fellboote können sie aber gleichwohl
von den früher in derselben Gegend ansässig gewesenen Kelten
übernommen haben'. Eine solche Annahme hätte doch nur dann
eine Daseinsberechtigung, wenn man auch sonst bei den Kelten
des Festlandes Fellboote nachgewiesen hätte.
Wenn T. sagt, dais man die Lusitanier 'als einen den Kelten
verwandten Yolksstamm' bezeichnen müsse, so ist das grundfalsch,
da sie bekanntlich iberischen Stammes waren. Gänzlich unver-
zeihlich aber ist e.s, sich auf eine heutige mündliche Tradition in
Wales beziehen zu wollen, derzufolge das Coracle von der Donau
herstamme. Selbst wenn eine solche Í'berliefemmg aus älterer
Zeit bezeugt wäre, würde sie gar keine Beweiskraft haben, da
man ja erst zeigen müfste, dafs auf der Donau Haut-Boote im
Gebrauch gewesen wären, was aber nicht der Fall ist. Man
denke nur: die von Belgi(!n hinübergewanderten Kelten .sollen
sich über 2000 Jahie lang der Tatsache bewufst geblieben sein,
dafs ihre Vorfahren, lange bevor sie sich in Belgien niedergelassen
hätten, auf der so weit entfernten Donau Haut-Boote benutzt
hätten!
Die von T. nicht benützte irische Liteiatui- liefert eine
grofse Zahl interessanter Belege für die Veiwendung von Haut-
Boot»Mi durch die irischen Kelten. Jedem Kennei- dieser Literatur
sind diesbezügliche Stellen ohnehin geläutig, so dafs es genügt,
hier auf licdensarten, wie 'auf der Haut des Bootes' = zu Schiff
(oben III, 42), 'ein neues Schilf mit roter Haut' (Rev. Celt. X, 84),
oder auf O'Davorens Glossar, §442, hinzuweisen, wo es heifst:
'ein Schifflein ohne Haut, d. h. ohne rmhüUung vim Leder, d. h.
ohne Tierhaut'. Sowohl aus den zahlreichen Belegstellen, wie
auch aus der häufigen Redensart, 'ein Boot ohne Haut' (z. B.
Félire (')engusso. Dez. 8; Lismore Lives 2391). die zur Bezeichnung
des Holzbootes gebraucht wird, ergibt sich, dafs das Haut- Boot
weitaus das gebräuchlichste Verkehrsmittel zu Wasser im alten
Irland darstellte.
HKriKÄoic zur äi/iksikn OKsciitrinK iki.ands. 203
(^bei' die Bauart des Coracle erfalireii wir nicht erst um
1775 Genaueres, wie T. meint. Schon in der Sage von St. Brendan
wird geschildert, wie der Heilige mit seinen Gefährten 'ein sehr
leichtes Schi IT eibaute, mit Spanten und Borden aus Flechtwerk,
nach Landesbiauch, und diese mit Kuhhaut bedeckten, die in
Eichenrinde gegerbt war, und dann die Fugen mit Teer bestrichen'.
In dem lateinisch geschriebenen 'Mistoriae Catholicae Iverniae
Compendium' des Irländers Philip O'Sullivan von Beare (Lissabon
1621) erzählt uns dieser, wie sein Oheim Donald, von den Eng-
ländern verfolgt, sich dadurch rettete, dafs er mit seinen Gefährten
Bootgerüste aus Zweigen und Weidenruten verfertigte, zwölf
seiner Pferde schlachtete, mit deren Häuten die Bootgerüste
überspannte, und auf den dadurch gewonnenen Fahrzeugen
glücklich den Shannon übersetzen konnte, t^ber die Verbreitung
des Haut -Bootes im heutigen Irland finden sich bei Trebitsch
entsprechende Angaben.
Das Haut-Boot heifst im Irischen cnrach; das kymrische
corwg, cwrwg, aus dem das spätlateinische curucus und das
englische 'coracle' hergeleitet werden, ist nicht, wie T. meint,
aus dem Irischen entlehnt, sondern geht mit jenem auf eine
urkeltische Grundform "korukos zurück, die wieder mit skr.
carman- 'Haut' und hiichstwahrscheinlich auch mit griech.
■xt'')uvy.oc 'Ledersack' verwandt ist.
Für das Keltische *korukos ist zweifellos ebenfalls eine
Grundbedeutung 'Ledersack' anzunehmen (das von T. u. Anderen
herangezogene y/xjiov 'Haut' ist wegen des Anlauts von xáovxo^
zu trennen), und da wir somit für curach 'Boot' eine Grund-
bedeutung 'Ledersack' feststellen können, so ergibt das eine
treffliche Analogie zu der Tatsache, dai's auch das "Wort tolg
im Namen der Fir Bolg, das ursprünglich 'Ledersack' bedeutete,
gleichfalls die von mir angenommene Bedeutung 'Haut -Boot'
gehabt hat, was besonders dadurch bewiesen wird, dafs luclit na
curaidhe, also 'Volk der Haut-Boote' {curaidhe ist Plur. zu curach)
als synonym mit Fir Bolg verwendet wird.
Das oben (S. 190) erwähnte Fir i mhalggaih ist daher als 'Leute,
die in Haut-Booten fahren' zu übersetzen; halgg statt holgg stellt
nur eine dialektische Aussprache dar (in Ulster Avird das o sehr
offen gesprochen; das Schottisch-Gälische hat überhaupt a), und
zu diesem Gebi-auche der Piäposition /" vgl. Annais of Tighernach
621 A. D.: Vonaing . . . m« c[/i]i(rach Jlescach fa)m.
14*
201 .irr.. I'oKoKNY. ni:rn<Äfn-: zlk äi/ikstkn gkschichtk iki.ands.
Was die Form des irischen Haiitbootes betrifft, so koniinen
nach Trebitsch 2 Formen vor: eine schalenartige, etwa in der
Gestalt einer halben Kürbisschale, nnd eine kalniarlige, läniiliche
Form. Es ist <ianz klar, dafs die letztgenannte Form eine
Mittelstufe zwischen Kinl)aum und Hautboot darstellt, indem die
Form von jenem, die Bauart von diesem übernommen wurde.
Das schalenförmige Hautboot ist gewifs die älteste Form dieses
Fahrzeuges und konnte ganz ungezwungen mit dem Namen holg
bezeichnet werden.
Was die Herkunft des Hautbootes angeht, so haben wir
schon gesehen, dafs die Ansicht Trebitsch's. der es als ursprünglich
keltisches Kulturgut betrachtete, unrichtig ist. Wie sich sein
Vorkommen bei der vorkeltischen rrbev()lkerung Irlands erklärt,
darül)er will ich in einem der nächsten Aufsätze handeln.
Nur der Merkwürdigkeit halber sei hier noch die Theorie
Arthur Ua Clerigii's angeführt (Historj- of Iiland I. j). 5. (>), der
allen Ernstes die Fir BoUj den gallischen Volcae gleichsetzt!
Zu diesem abenteuerlichen Gedanken ist er offenbar dadurch
gekommen, dafs Fir liolq heute fir voUij ausgesprochen wird;
man ersieht aber daraus, wie unentbehrlich philologische Schulung
für jeden alten Historiker ist. Schon die elementarsten Kennt-
nisse der irischen Sprachentwicklung hätten ihm gezeigt, dafs
altes c nach l als .solches bis heute eihalten ])leiben müfste, und
dafs ferner das v im Anlaute B{1i)ol<j nur auf }> (oder m) zurück-
gehen kann, weil altes r nur dann als bh erhalten bleibt, wenn
es im L'rkeltischen unmittelbar auf /■ (oder /, n) folgte, nicht aber
nach ge.schwundenem Vokal. Fir geht bekanntlich auf *viri
zurück, und ' //r/ rolam hätte irisch nur zu *fir olc wei'den
künnen.
\\'ien. Julius Pokorny.
EGER.
Der Name Eger benennt erstens einen Nebenflufs der Elbe
in Böhmen (und eine daran gelegene Stadt) und zweitens einen
der ^^'ernitz in Württemberg. Er kommt in der ersten Verwendung
als Agara im chronicon Moissiacense und später als Egire vor,
in der zweiten als Agira im Jahre 760 (Förstemann 11 3, 24).
Er geht offenbar nach Ausweis des rmlauts-e auf Agira zurück,
neben dem sich das für die Eger in Böhmen belegte Agara durch
Assimilation des ^Nlittelvokals an den End- und den Stammvokal,
die zusammenwirkten, erklären winl; wegen solcher Assimila-
tionen s. W. Braune. Althd. (iramm. 3 4^ 58. Dieser Flufsname
Agira kommt nun auch in Frankreich vor. Er begegnet für die
heutige Aire, die durch die Depp. Meuse und Ardennes Hiefst,
als Agira im chronicon Verdunense des Hugo Flaviniacensis
(Mon. Germ. hist. SS. VIII, 351, Z. 39). Zu diesem Agira stellt
Holder 1,58 Agiria, das im antoninischen Itinerar für einen Ort
in Spanien erwähnt wird. Nun bemerkt aber Hübner, Paiüy-
AVissowa 1, 815, der Name scheine nicht richtig überliefert zu
sein. Er ist deshalb bei der Erörterung unseres Agira beiseite
zu lassen. Weiterhin stellt Holder Agiri-acum = Girac zu Agira.
Nach Skok, Zs. f. rom. Phil., Beiheft 11, 182 — Gröhler, Die frz.
Ortsnamen I, 188 ff., erwähnt Girac nicht — ist für Girac im
Dé\). Lot in älterer Zeit neben Agiracus auch Igeracus, Agaracus
bezeugt, so dafs die eigentliche Grundform nicht feststeht; auf
dieselbe Grundlage wäll Skok noch Girac im Dép. Charente zurück-
führen, während Girac im Dép. Gard abgetrennt und aus *Giriacics
hergeleitet wird. Selbst wenn nun allen Ortsnamen Girac ein
*AgiracHs zugrunde läge, so könnte dieses mit dem Flufsnamen
Agira, wenigstens direkt, nichts zu tun haben, da, was Gröhler
1,305 hervorhebt, als ein den Besitzer anzeigendes Suffix - actis
wahrscheinlich nur an Personennamen, aber nicht an Flufsnamen
206 JOSEF BRUCH,
trat. l>;\fiir dafs in (iirac ein Personenname steckt, spricht auch,
dals dasfelbe erste Element nach Skok in Giran enthalten ist,
das das Suffix -anus zeigt, welches im Lat. dieselbe Funktion
wie -acHS im Gall, hatte.
Neben dem in I^ger und Aire enthaltenen Ayira steht nun
der Flufsname '^Af/ara, der als Aycr einen Nebenflufs der Traun
in Oberiisterreich benennt und in der Form Ayre im Jahre 819
vorkommt (F(>rsteniann a. a. 0.). Als germ, (rrundform ist *Agara
und nicht "^Acjra angesetzt, weil dieses durch die Gemination vor
r *aggra und dann *al-kra im Oberd. ergeben hätte; eine Aus-
gleichung nach einer Form mit auslautendem r kam ja hier nicht
in J^etracht.
Weiter gehört der Name der Agger, eines Nebentlusses der
Sieg in der Rheinprovinz, hierher. Er erscheint nach Förstemann
11 3,60 als Ackiua im Jahre 973 (bei Lacomblet, Urkundenbuch
für die Geschichte des Niederrheins I, Nr. 114), ferner als Achera
(nicht Ackera. wie bei Fíii'stemann steht) in den Jahren 1064
und 107(5 (11). Nr. 202, 2(»:;, 228) und als Accliem im Jahre 1071
(ib. Nr. 214) und 1109 (ib. Nr. 271, nicht 279). Diese Schreibungen
ck ch, eck im Mittelfrk. lassen sich nicht mit frk. gg = westgerm. gg
vereinbaren, während die inodeine Schreibung nichts beweisen
kann. So ist nicht germ, "ug-, sondern mit Jellinghaus bei
Förstemann germ. *aJc- anzusetzen. Die Grundform ist *akra.
Wie sie sich mit agara und ugira vereinigen läfst, wird bald
gezeigt werden.
Den Flufsnamen Agira ver])and Zeufs, Die Deutschen und
die Nachbarstämme 15, Anm. .3, zweifelnd mit Agista, dem Namen
der beiden Aist in Oberösterreich, als 'Komparativform'. Da ira
und isla neben óra und östa die gewöhnlichen weiblichen
Endungen des Kom])arativs und des Superlativs im Althd. sind,
das Gall, aber nach Ausweis des Kymr. und Ir. die Steigerungs-
formen ganz anders bildete, so wären Agira und Agista in diesem
Falle als echt germ., nicht etwa als kelt. Flulsnamen anzusehen
und man müfste ein germ, *ag- passender Bedeutung suchen.
Nun hat Lohmcyei-, Jlerrigs Archiv LXN, 423 Agara, Agasta und
einige andere Flulsnamen mit germ, ^ai/ja nhd. I'xke und seinen
bekannten Verwandten verknüpft, wobei er von iler ja vorhandenen
Bedcutnng'Heigkamm' ausging. Da eine Steigerung desSnbstantivs
nicht denkbar ist. sd miilste man. um die VernniLung von Zeuls
aufrecht zu halten, auf die in germ, agja enthaltene Wurzel *ag
EftER. 207
— indogcrni. ah "spitz sein, scharf sein' zurückgehen und könnte
sich dann wegen der Verwendung des r-8ufiixes in Ayara, Agira
auf griech. uxqoj:, kelt. akro- (Fick IÍ 4, 5), lit. as^trUs, altbulg.
ostrz, lat. ücer berufen. Abgesehen davon, dafs die Benennung
eines Fhisses als des 'scharfen', bzw. 'des schärferen' und 'des
schärfsten' nicht verständlicli ist, hat die Erklärung, wie alle
dieser Art, die Schwierigkeit in sich, dafs sie eine Wurzel-
ableitung annimmt, die eben nur in den Flufsnamen überliefert
wäre. Dieses Bedenken ist bedeutungslos, wenn der Eigenname
einer Sprache entnommen ist, deren Wortschatz uns nicht oder
fast nicht überliefert ist; so hat die Verbindung des thrakischen
Flufsnamens Strymon, Struma mit indugerm. *sreu diese
Schwierigkeit nicht an sich. Das Germ, aber ist in alter und
neuer Zeit reichlich überliefert. Das Bedenken, das sich gegen
die Verbindung von Äyira und Äyista mit einer Wurzel *ag-
erhebt, richtet sich ebenso gegen die Plerleitung von '*aJ:ra =
Agger, Acarse == A:vt(bach), Achaea = Echaz, Accusbach = Aygsbach
durch Jellinghaus bei Förstemaun II, 3, GO von einem *ak-, in
dem man dann das freilich nur im Norden als Gattungswort
erhaltene uk = indogerm. '^ay- 'treiben' sehen könnte. Wegen
der Verwendung eines r- Suffixes in akra- könnte man sich, da
lat. aycr und Sippe, griech. (r/{>ó^, kelt. ayro- (Fick II 4, 1) mit
ihren; Bedeutungen zu ferne stehen, auf altind. ajirä- 'behend'
berufen und ein ''""akra annehmen, das etwa 'die eilende' bedeutet
hätte. Dies alles wären aber nur Vermutungen ohne Wert.
Statt Flufsnamen, die doch nur den Anlaut gemeinsam haben
als sonst nicht bezeugte Ableitungen von Wurzeln zu erklären
aus deren Bedeutungen sich leicht irgendwelche für Flufsnamen
passende gewinnen lassen, wird man mit viel gröfserer
Wahrscheinlichkeit Ayara, Ayira und Ackara von einem wirklich
bezeugten Wort herleiten und Ayista, Achasa und die anderen
zugezogenen Namen abtrennen.
Wenn man es nun nur mit Ackara, Ayara und Ayira zu
tun hat, bietet sich eine P^rklärung dar, die R. Much, Deutsche
Stammeskunde, 59 für die Eytr in Bt)hmen vorgetragen hat und
die icli hier nur auf die anderen Flufsnamen ausdehnen und
nähei- begründen will. Es handelt sich um die Iferleitung aus
gall, ^oyia 'die Kalte', dem Femininum von '-oyros "kalt", das in
ir. luir, kymr. oer. coin, oir enthalten und für das Gall, durch,
die Ableitung Ogroti-, einen Monatsnamen (s. hierzu Thurneysen
208 JOSIíF BRUCH.
Zs. f. celt. TMiil. IL 531) bezeugt ist. Diese von Much nur
angedeutete lleileitung besagt, falls sie richtig ist, manches
Interessante aus kelt. Lautgeschiehte. Um dies darzulegen, mufs
ich die P^tymolügie des kelt. Wortes besprechen. Stokes setzte
bei Fick II <, 267 als Grundform *n(jros an. In diesem Falle
müfste man das stammhafte o der Ableitung Oyron- mit gall, so
= SU in Eposoynatus 'sehr pferdekundig' vergleichen und wie
hier mit Pedersen I, 532 durch offene Aussprache des u erklären.
Diese hätte es mit sich gebracht, dafs die Germanen den Laut
ihrem o gleichgesetzt hätten. Später wäre das o dann zu a
geworden. Nun wird aber die Grundform *Hyros durch das
Kymr. ausgeschlossen, was Macbain 182 betont; sie hätte ja *icyr
gegeben, und eine Verallgemeinerung der weiblichen Stammform
wird man nicht annehmen wollen. Neben *uyros hält Stokes
auch die Grundlage ""'oyros für möglich. Sie konnte ohne weiteres
einerseits die kelt. Formen, andererseits germ, "^ayra geben. Allein
als urspriingliche indogenn. Grundform ist sie doch aufzugeben
und mit Lidcu, Armen. Stud. 21: IVdersen I, lOo; Walde"-, 867
durch *ouyros zu ersetzen und zwar wegen des vom Adjektiv
nicht zu tiennenden Subslantivs ir. ócA/, úacht 'Kälte", das auf
ein *oukto- zurückgeht und auch schon von Stokes bei Fick II ', 48
zurückgeführt wurde. Zwar hält es Tiiurneysen, Handbuch des
Altir. I, 38 für möglich, dafs o in (kht aus dem Adjektiv ver-
schleppt wurde, wo es durch Ersatzdehnung von ö nach Schwund
des y entstanden ist. Aber die Grundlage *oiiyro-, *ouyto-
(daraus ^oukto-) ist doch der *oyro-, '''oyto- vorzuziehen, weil jene
nach Form und Bedeutung passende indogerm. Verwandten hat,
diese nicht. Die durch Stokes zur Wahl gestellte Verbindung
von *oyros mit griech. jri'r/oi: 'Keif, Frost' ist nach P'orm und
Bedeutung sehr mangelhaft, nach der Form, da "^oyros aus älterem
*poyros nur zu der von Walde ^,552 behandelten Wurzel ' 2)ey-,
*poy-, der Parallele zu *2)äy-, *p9y- gehören könnte, das ver-
glichene griech. Wort aber letzterer Wurzelfoini zugehört, nach
der Bedeutung, da die 'Reif, Frost' nur eine spezifisch griech.
F>ntwicklung aus 'fest sein' ist und die eigentliche Bedeutung
der \\'urzel 'festmachen, zu.sammenfügen' ist, auch in den sicheren
kelt. \ eitretern dieser W'uizel (miltelir. uye und kymr. adod
'Glied'. wWw. nccai *der Fe.sselung", bzw. altir. oc und kymr. ivny
'nahe', altir. linolaim 'sammle') erscheint. Dagegen hat di«i Grund-
lage 'onyru, *tjiiyto indogeini. \'erwandle, die nach Foini und
KOKK. J 09
Bedf.iiliinj; stimmen, nämlich arnu-n. ok 'kalt', wofür Pedeisen
und Walde oje schreiben, ans *oii<j-, lit. ausz-tu, ausz-au, uusz-ti
•kalt werden' aus *ou(j-, lett. anksts 'kalt' mit sekundärem k aus
*ot(/ct-, dazu lat. anctnnmus 'Herbst'.*) Darnach ist entschieden
die Grundlage *ougros anzusetzen. Dieses wurde schon im Gall.,
wenn auch nur von «fewisser Zeit ab und auf gewissem Gebiete,
zu *ó<jrus. wodurch sich gall. Ügron- erklärt, ebenso im Ir. und
Brit. Da kelt. *ougra natürlich germ. *auyr(i, kelt. *ögra germ.
*og)a ergeben hätte, so ist die Ableitung des germ. Flufsnamens
aus dem kelt. Adjektiv nur möglich, wenn dieses irgendeinmal
die Form *öyrii gehabt hat, da ja auch ein germ. Wandel von
*ögra zu '^ögra (vor dem Übergange von ö zu t<), also eine
Kürzung eines langen Vokals vor Muta + Liquida wegen germ.
*hliitra nicht angenommen werden kann. Nun erklärt Pedersen
I, 54 die Tatsache, dafs bei unserem Adjektiv im Brit. nicht wie
sonst ü für oii eintrat, durch die 'Vokalisierung des folgenden gf'
und nimmt I, 293 eine EntAvicklung ougr-, ögr-, öyr-, oyr- an.
Wenn dies richtig ist, hat unser Woit im Brit. niemals eine
Form öyr-, besessen. Aus der doch wahrscheinlichen Gleichung
kelt. *ogra = germ.*(i^ra darf man mit einiger Wahrscheinlichkeit
schlielsen. dafs in dem festländischen Kelt. *ögros zu *ögros
wurde. Wahrscheinlich ist dieselbe Entwicklung für das Insel-
kelt. anzunehmen. Jedenfalls kann ir. aar, kymr. oer, altcorn. oir
zunächst aus *öyros entstanden sein, so wie ir. úan, kj'mr. oen,
altcorn. oin 'Lamm' zunächst aus *öynos entstanden ist. Man
beachte noch, dafs im Ir. akn- und ikn- mit ükn- und ikn-
zusammengefallen zu sein scheinen (Pedersen 1,125), dafs also
hier vor ]Muta + Nasal der lange Vokal gekürzt wurde. Die
Entwicklungsreihe onyr-, öyr-, öyr-, oyr- ist der anderen ouyr-,
ögr-, öyr-, oyr- für das Brit. auch deshalb vorzuziehen, weil oj
im Kymr. normal zu wy wurde, man also bei Annahme der Reihe
Pedersens noch voraussetzen niuís. dafs in unserem Worte öj
erst nach dem Wandel öj zu iry eingetreten sei.
Somit darf für das festländische Kelt, ein *oyrn (abona)
•der kalte Flufs' angenommen werden. So benannten die in der
Gegend des heutigen Bonn hausenden Kelten einen Nebenflufs
•) Pederseu trennt niis::ta ab und verbindet es mit avest. aota. Aber
mit Lidén und Walde winl man dieses und Sippe auch zu unserem *t)((y
stellen, nur eben als Form ohne </, und ausztu ist dann doch mit aar ver-
wandt, nur weiter.
210 JOSEF BRUCH,
der 8ieg und die nachiückenden Germanen übelnahmen den
Namen vor den Übergängen ö - a, g — k. So ergab '""ogra
germ. *aha. Daraus entstand, wie früher dargelegt wurde, das
im Jahre 973 belegte Ackara, späteres Achera, Acchera, heutiges
Agger. Für *ogm trat nun m. E. im Kelt, des Festlandes auf
gewissem Gebiete und von gewisser Zeit an *ogura ein. Thurn-
eysen hat in Zs. f. celt. Phil. 11, 542 einen Einschub von a zwischen
Muta und / im Gall, durch Magalus. gabulus, cantalon belegt.
Ich nehme an, dafs ein solcher Svarabhaktivokal nicht nur
zwischen ]\Iuta und /, sondern auch zwischen Muta und r eintrat,
und zwar nach der Kürzung von ö durch gr. So entstand *ogara.
Damit benannten die im heutigen Oberösterreich hausenden Kelten
einen Xebenflufs der Traun und die nachfolgenden Germanen
übernahmen den Namen vor dem Übergange ö — a, aber nach
dem g — k, so wie ihre Volksgenossen Mogimtiacum und Vosegus
vor ö — a und nach g — k empfingen. So wurde * Ogara zu
Agara, das heutiges Ager ergab. 1 )ieses Agara ist nun auch die
Vorstufe von Agira = Fgcr. Das für die T'ga- in Böhmen zu
ältest bezeugte Agara biaucht darnacli nicht erst durch \'okal-
assimilation aus Agira entstanden zu sein, kann vielmehr die
alte Form sein, wozu die Í'berlieferung stinmit. Wie entstand
Agira? Aus dem Kelt, kann man es nicht erklären. Denn
selbst wenn man sich auf das Vorkommen von -era neben -ara
in Flufsnamen (Holder T, 1457 neben I, 170), sogar in denselben
wie Isera neben Isara, Tevera neben Ttvara, berufen und darnacli
ein *Ogera neben *Ogara annehmen wollte, •) so hätte dies doch
nur germ. *Agrra gegeben, da das in der Päuultima der Piopar-
oxytona sonst zu i werdende e vor r geblieben ist. Es handelt
sich bei Agira um einen germ. Vorgang. In der Sprache der
') EbeuHowenig «liirf man sidi auf die von Much, Zs. f. d. A. XXXII, 459
und Bremer, Pauls Gr. III ■', 780 gegebenen Fälle von e neben a in kelt. Namen
berufen. Denn Muchs Beispiele aufser Ernvisci — Aravisci zeigen, was er
.selbst Hagt, a statt e, wa.s wohl einfach Wiedergabe einer offenen Aussi)rache
des kelt. e ist, und mit Eiavisci neben Armisci kann man keinen kelt. Laut-
wandel beweisen, da es sich um einen pannonischen Volksstamm handelt. Die beiden
von Much nicht angeführten Beispiele Bremers, nämlich Cermomos neben
xänroy und watna , tiialrris uelien vmtnra . ninluris liesagen auch nichts.
Cirnunnos zeigt eine andere in der Wortsippe aucii sonst vorhnndene Al)iauts-
stnfe (Kick IP, 7'J; l'e(kM>eu 1. l.^(i) uml tiiatera, tuulens zeigt entweder lat.
WaniUd des a d«r l'ünultiuia zu e oder materis (darnach matna) bietet gall,
t-l'mlaut.
VMKH. 211
Maik()iiiHiiiu'ii-J>aiein trat Ayira neben Aijani zu einer Zeit, da
bei vielen Substantiven Formen mit -ar- und solche mit -ir- (aus
-az-, -iz-, indof^-erm. -o.s-, -es-) nebeneinander standen. Da dem
ar, ir der betonte Stamm voranj^ing und die Endung folgte, so
war -ar- in der Pänultima eines Proparoxytonons wie in Agara.
Insbesondere mag zui- Bildung von Agira die Vorstufe des heutigen
bayr. Echcr 'Ähre' beigetragen haben, das in der Sprache der
Baiern -Markomannen *ayir gelautet iiaben mufs. Es hat in
altengl. northumbr. tfhiier seinen nächsten Verwandten. Da es
sich um einen alten Stamm auf -os, -es handelt (Sievers, Angels.
Gramm., 154), so bestand neben *a/ir einst auch *a)^ar. Andererseits
wurde Agara *Asara gesprochen. *A'/ar und *A^ar unter-
schieden sich nur durch die Stimmlosigkeit, bzw. Stimmhaftigkeit
des Gutturals. So konnte nach dem Muster *ayar-, *a/ir- und
vielen anderen mit -ar-, -ir- neben Agara ein Agira gebildet
werden. Als später die Formen mit -ir siegten, blieb auch nur
Agira. Nunmelir ist noch über die Aire in Frankieich einiges
zu sagen. Die doch wahr.scheinliche Verbindung dieses in alter
Zeit in der Form Agira belegten FluCsnamens mit den Namen
Agger, Agtr, IJgrr und die Herleitung dieser von kelt. *ogra,
ogara mit germ. Wandel von o zu a ist ein Beweismoment dafür,
dafs die Germani cisrhenani. durch deren Gebiet die Aire flofs,
zum Teil doch Germanen waren oder wenigstens halb und halb
germanisiert waren, die germ. Sprache redeten oder doch Laut-
übergänge derselben angenommen hatten.') Die in alter Zeit
bezeugte Form Agira könnte die wirkliche Grundform sein. In
diesem Falle wäre sie aus * ogara in der Sprache der Germani
cisrhenani in ähnlicher Weise entstanden, wie in der der Marco-
manni. Allein das Auftreten von *ogra == germ. *akra = heutigem
Agger in der nicht fernen Rheinprovinz macht es wahrscheinlich,
dafs auch hier *ogra zugrunde liege, das *agra oder "^akra ergab.
Beides mufste frz. Aire liefern. Agira ist unrichtige Rück-
latinisierung des schon vorhandenen Aire. Der Ersatz von ai-
durch agi- lag nach vielen Mustern nahe. So erscheint *ogra
in Nordostfrankreich und in der Rheinprovinz, * ogara in
Württemberg, Böhmen und Oberösterreich, also die Form ohne
Svarabhakti im Nordwesten, die mit ihm im Südosten. Die
') Auf (las ixns ö eiitstiimleue a iu gall. iMSSiis ilavf man sieb nicht
berufen, da es Dissimilation zum ic war (Pederseu 1, 35).
21J .lO.sKK HUiCH. KfJKK. H. TIIUKNKYSKN, AI/l'lKISCH SOAD.
Kiitwifkluiiii eines Vokals zwischen ;/ niid r war ein örtlich
begrenzter dialektisclier 7A\g. Die doch wahrscheinliche Kntstehnni?
des frz. P'lufsnamens Aire ans kelt. *o(/ra nnter germ. Kinlinls
beseitigt ein Hedenken. das man gegen die Ableitnng der deutschen
Flufsnamen aus dem kelt. Worte vorbringen könnte, dafs es
nämlich merkwürdig sei, dafs die Kelten nur in Deutschland
?'liisse *oyra geheifsen hätten. Nunmehr begegnet *o(fya als
Flufsnanie im nordöstlichen Gallien wie in Deutschland ganz wie
AWis = Anbe, Elhc, das übrigens wie Eger zwei Flüsse bezeichnet.
Wer anzunehmen wagt, dafs Kelten in grüfserer Zahl jemals im
nordwestlichen Rufsland gehaust haben, kann mit Schamatov,
Archiv f. slav. Phil. XXXIII, 80 die Flufsnamen Oijcr, Ugra im
Gebiet der Düna auf kelt. *ogm zurückiühren. Zum Schlufs sei
noch eine Bemerkung über tschechisches Ohre gemacht. Während
die an der böhmischen Eyer gelegene, im Deutschen nach ihr
benannte Stadt im Tschechischen Chcb heifst, hat der Flufs auch
in dieser Sprache den alten Namen bewahrt. Ohre erscheint als
Ogra bei Cosmas von Piag und sonst. i\Iuch. Deutsche Stammes-
kunde, ö!) .setzt i'm*Ogri<i an. Dies ist unnötig. Ohre entstand
aus Agira und /• aus fremdem r, noch dazu hinter /, wie in
hirmorati 'lirmen'.
Wien. JosKF Bruch.
ALTIKISCH SOAD.
Oben S. 1H7 ist sonrl in Morands Fürstenspiegel A 13 und
R 1 1 als ältere Fi)rm von nenir. sagh m. 'joy, gladness, pleasure,
comfort, ease, liapitine.'^s. riot, luxury, sumptuousness. good cheer'
usw. nacligewiesen, das O'Gorm. 12. Juni in der Schreibung sodh
voikommt. Ks ist das Gegenstück zu díiad, (huulh 'hardship'
Tog. 'I'roi, Glossar; dód Tain ix C (ed. W^indisch) G3'2. \\'..lil
Zusammensetzungen, die zu sdith 'Sättigung' gehören, aber mit
anderer Stamnibildung (o-Stänimey).
I'xinii. I«'. TmuNKVSKN.
ADAMNANS VITA COLIIMBAE
UND IHRE ABLEITUxNGEN.
Die Hagiograpliie Irlands, die der wissenschaftlichen For-
schung noch viele Aufgaben und Probleme stellt, nimmt in
der gesamten Heiligen -Literatur des Mittelalters eine eigen-
artige Stellung ein. Fast alle Lebensbeschreibungen von irischen
Heiligen der ersten christlichen Jahrhunderte stammen aus ver-
hältnismäfsig später Zeit, und bei den meisten Erzeugnissen sind
uns Verfasser und Zeit der Entstehung unbekannt. Diese Tat-
sache mag nicht zum geringen Teil dahingewirkt haben, dafs
gi'ofse Gebiete noch nicht erforscht sind. Manche Kapitel
haben natürlich auch hier schon Beachtung gefunden, aber
gewöhnlich nur. wenn sie wegen der Person des Helden von
besonderer Bedeutung sind, wie die Aufzeichnungen über Patrick,
oder wenn sie in den Bereich der allgemeinen mittelalterlichen
Literatur hineinspielen, wie das z. B. bei der Brendanlegende
und einzelnen Visionen der Fall ist. Aber als Ganzes ist die
Heiligen-Literatur der Iren noch wenig gewürdigt. Grundlegend
für weitere Forschungen sind in vieler Hinsicht die Ausführungen
von Plummer'), der auch durch seine Veröffentlichung von bis
dahin ungedruckten Viten neues Material dargeboten hat. Für
die irischen Heiligenleben sind Legendenkomplexe bezeichnend,
die sonst wohl nirgends in dem Mafse vorkommen. Zauberei
und Magierwesen spielen eine grofse Rolle. Gegen die spätere
Zeit liin nehmen gerade diese Erzählungen überhand und
werden immer phantastischer und verworrener. Ferner finden
sich kaum irgendwo in der liagiographischen Literatur so
viele Widersi)rüclie in den Zeitangaben wie hier. Der Grund
liegt darin, dafs die Vitenschreiber zwischen ihrem Helden und
den berühmteren Heiligen möglichst nahe persönlicjie Beziehungen
') Charles Plummer. Vitae aauetorum Hibeniiae, 2 Baude, Oitord 1910,
Eiuleituusf.
211 GKKTRUIJ URÜS'ING.
herzustellen versuchen ohne Rücksicht auf die Lebenszeit der
einzelnen. Sie fassen die Heiligen ihrer Heimat gleichsam als
eine grofse i^inheit auf, eine „insula sanctorum", eine ununter-
brochene Kette, in der ein Glied das andere ablöst. Damit
keine Lücke entsteht, läfst die Legende besonders gern an dem
Todestag eines Heiligen einen andern Heiligen geboren werden.
Bezeichnend ist auch die Stellung, die der irische Nationalheilige
Patrick in den Viten der andern Heiligen einnimmt. In den
wenigen Werken aus früher Zeit wird sein Name kaum genannt,
während er in jüngeren Erzeugnissen eine immer wachsende
Bedeutung gewinnt. Dies gilt auch von den Lebensbeschreibungen
des Heiligen, mit dem sich die folgenden Seiten beschäftigen,
Columba von Hi. Von seinem ältesten Biographen, Adamnan.
wird Patricius nur einmal als ..sanctus episcopus" kurz genannt ').
In der Kompilation des 0' Donneil dagegen, die am Abschlui's
der Legendenbildung steht, finden wir nicht weniger als nenn
Piijphezeiungen von Patrick über Columba. Auch soll er einen
Hj'mnus auf ihn verfafst haben. Lehrreich ist auch das stärkere
Hervortreten von Beziehungen zum Pajtsttum in den jüngeren
Legenden. Adamnan war, wie wir vor allem durch Beda wissen,
ein Vorkämpfer des römischen Brauches im Osterstreit. Dennoch
finden wir in seiner Vita Columbae nur eine kurze Hindeutung
auf diese Zwistigkeiten, bei der die Stellung des Papsttums gar-
nicht berührt wird. Bei 0' Donneil aber bestehen im einzelnen
ausgemalte persönliche Beziehungen Columbas zu dem eisten
Bischuf der abendländischen Christenheit. Kr selbst begibt sich
nach Rom und wird vom Papst Gregor empfangen, dem er seinen
Hymnus "Altus Prosator" gesandt hatte"^). Und Aveil daiiii so
') Arlaninaii , Vita Columbae, i)iaef. II (lirsjj. vun William ReevcB,
Histuriaiis of Scotland \l, K<liiiliur{rli 1874, S. 107). Die Vita ('olumbao von
Ailaiiinan ÍHt immer aufiefiilirt nach dieser Ausgabe von Keeves und nach der
Ton J.T. Fowier, Adamnaui Vita .S. l'ulumbae, Oxford 1S!I4, in der \\'eist', ilals
die Kajiitelzahl sich auf Fowler bezieht, in Klammern die entsprechende
Seitenzahl von Reeves angegeben ist. Sonstige Hinweise auf Reeves beziehen
sich immer auf diese Ausgabe, falls nicht ausdrücklich auf die erste Ausgabe
von 1H.")7 (8. unten S. 22G) IJezug genommen ist, deren Kapitelzählung mit der
von Fowler übereinstimmt.
") „Altus I'rosator" (vgl. Chevalier, Repertoriniii hymnologicum !(G1), bei
J. Colganus, Triadis thaunjaturgae sen divorum l'atricii, C(duml»ae et Hrigidae
. . . Acta, Lüvanii 1047, S. 473—475; Cl. Blume, Anulecta hymnica medii
aeTÍ LI. i,eii)zig 1908, S. 275 Nr. 21(i.
ADAMNANS VITA COIX'MMAK L'ND IHUK AHI-KIlUNiiKN. 215
wenig- von ('lnistiis die Rede, ist, soll Coluniba seinen Hymnus
„In te ( "briste" verfafst haben').
Die älteste uns erhaltene und bedeutendste Schrift über
Columba von Hi ist die Vita, die einer seiner nächsten Nach-
folger, der genannte Abt A dam nan von Hi (679 — 704) verfalst
hat. Es ist eine der wenigen Viten eines irischen Heiligen,
deren Verfasser uns nach Zeit, Ort und sonstiger Wirksamkeit
einigermaisen bekannt ist. Hauptquellen über sein Leben sind
seine Werke und Bedas Historia ecclesiastica gentis Anglorum V,
15 — 17, bei dem er vor allem, wie berührt, als Vertreter des
römischen Standpunktes im Osterstreit erscheint. Beda gibt auch
Auszüge aus dem zweiten erhaltenen Werke, das uns von der
literarischen Tätigkeit des Mannes ein Bild gibt, seiner Schrift
„De locis sanctis"2)j einer Beschreibung des hl. Landes nach
den Berichten eines gallischen Bischofs Arculf, der auf seiner
Rückreise von Palästina nach der Insel Hi verschlagen worden
war. Zugeschrieben wird ihm sodann die sogenannte ..Lex
Adamnani"*), eine Verordnung in irischer Sprache, durch die
das Töten von Frauen, Geistlichen und unmündigen Kindern mit
Strafen bedroht wird, sowie einige Canones^). Endlich steht
der Name eines Adamnan in Zusammenhang mit der llber-
lieferung von Vergil scholien, wobei die Identität mit dem
Abt von Hi zwar nicht unwalirscheinlich, aber doch bestritten
ist^). Mit sehr zweifelhaftem Hechte wird ihm auch zugeschi-iebeu
') „Tu te Christe" (Chevalier a. a. 0. 8772), bei Colganus a. a. 0. S. 47")— 476 ;
Blume a. a. 0. S. 283 Nr. 217.
') Zuletzt herausgegeben von Paul Geyer, Corpus scriptorum ecclesiasti-
corura Latinurum XXXIX, 1898, S. 219— 297; vgl. dazu die Vorarbeiten des
Herausgebers: Adarauanus I, Programm des Gymnasiums bei St. Anna in
Augsburg 1895, und Adanmanus II, Programm des Königlichen humanistischen
Gymnasiums in Erlangen 1897. Vgl. auch 31. Manitius, Geschichte der la-
teinischen Literatur des Mittelalters I, 1911, S. 237 ff.
^) Hrsg. von Knno Meyer, Anecdota Oxonieusia, Mediaeval and Modern
Series XII. Oxford 1905; vgl. denselben. Die irisch-gäliache Literatur, bei
Paul Hinneberg, die Kultur der Gegenwart, Teil I, Abt. XI, 1, S. 88.
*) Hrsg. von Wasserschieben, Die Bufsordnungen der abendländischen
Kirche, Halle 1851, S. 120 — 123; vgl. seine 2. Ausgabe der Iriicheu Kanonen-
sammlung, 1885, S. LXX f. (Bradshaw). Von den Erörterungen über die Ent-
stehung der „CoUectio Hibernensiß" kann hier abgesehen werden.
^) Thilo und Hagen, Servil graramatici commentarii III. 2 (Appendix
Serviana), Leipzig 1902, S. 66. Vgl. D'Arbois de Jubainville, Revue Olfique
XXI, 1900, S. 111; ferner Zimmer, Neuuius vindicatus, Berlin 1893, S. 238 ff.;
216 GEKTKUD HKÜNING,
ein irisches Gebet an Columba. '). Dafs er iiber WundtM- von
Patriciiis geschrieben hat, wie in dessen Vita Tripartita berichtet
wird, ist höchst unwahrscheinlich-). Um so siclierer ist er der
Verfasser der erwähnten Vita seines Vorgängers und Kloster-
heiligen Columba. Beda, der die Schrift „De locis Sanctis" aus-
geschrieben hat, hat sie freilich ansclieinend nicht gekannt; nur
vom Hörensagen kennt er Aufzeichnungen über Columba: „de
cuius vita et verbis nonnulla a discipulis eins feruntur scripta
haberi"3). Dennoch kann über die Herkunft dieses Werkes aus
Adamnans Feder kein Zweifel bestehen, seines bedeutendsten
Werkes, dessen Kenntnis die folgenden Seiten zu fördern suchen
wollen.
Ich stelle zunächst zusammen, was mir über seine hand-
schriftliche Überlieferung bekannt geworden ist und führe aus,
wie weit die bisherigen Ausgaben diese Überlieferung heran-
gezogen haben.
1. Die Handschriften.
Bei den Handschriften der Vita Columbae^) ist vor allem
zwischen einer längeren und einer kürzeren Fassung zu sdieiden.
Die längere Vita^) gibt die ursprüngliche Gestaltung des Textes
dui"ch Adamnan. Dem Zwecke bequemerer Lesung in den
Klöstern scheint die kürzere Rezension") gedient zu haben. Die
einzelnen Kapitel haben in dieser Fassung keine Überschrift;
Thurneysen, Zeitschrift für celtiscbe Philologie III, 1!)01, S. 52ff.; M.Roger,
L'eiiBeigiieincnt <ies lettres clatisiques d'Ausoiie ä Alcuin. Paris 1905, S. 202;
(j. Funaioli, Scolii Filargiriaui (Kheiuisches Museum N. F. LXX, l!)lö, S. 8-tf.).
Vgl. auch Teuffei, (ieschichte der römischen Literatur, G. Aufl. III, 1913, S. 459.
') Stokes, Güidelica», 1872, S. 173f.; Bernard and Atkiu.son, The Iri.<ih
liiber hymnorum, 1898, 1,184. II, 81 f. Dazu das Facsimile von Rawliusou
B. ä02 (Bodl. Oxford), 1909, S. UXJh (fol.59sli) und das Yellow Bo(d; of Umíui
(Trin. Coll., Dublin). 1H9G, .S. 8üb-81a.
■-■) Tripartite Life of Patrick, brsfi. von Stokes, Bd. I, London 1SS7,
S. (JOf. Vgl. J. B. Bury, The Life of St. i'atrick and bis place in history,
London 19UÓ, S. 271.
'■') Hint. eccl. gent. Angl. Ill, 4.
*) Vgl. die bier vielfach ergänzten Angaben von Thomas Duflus Hardy.
l)tísrrii)tive Catalogue of materials relating to the history of (jreut Britain
:iud Ireland 1, 1. London 18ti2, S. Ui7fr.; W. Reeves a. n. O. S. XXVf. (1. Ausg.
S. XIII XXXI) und J. T. Fowler a.a.O. S. Vlllf.
■') Bibliotbeca bagiograpbica Latina, ed. Socii Bollandiani, Bd. 1, Brüssel
189S;99, Nr. 188Ü. *) El). Nr. 1887.
ADAMKANB VITA COLUMBAE UND ttíliE ABLEITUNGEN. 217
(lie irischen Eio^ennameii sind oft weggelassen. Im ersten Bucli
fehlen c. 1 (8. 111—114); c. 7 (S. 120); c. 12-15 (S. 122—124;;
c. 17, 18 (S. 124-125); c. 20, 21 (8. 12Ö-127); c. 23—27 (S. 128
— 130); c. 34-39 (S. 134—139) und der Schlufs von c. 50 (S. 147 f.)
„8iniili scientia . . . seculoriim" bis auf den letzten Satz, der
VDrhanden ist. Im zweiten Buch fehlt der kurze Epilog des
ersten Kapitels „Huius, inquam, libelli . . . miracula" (S. 153),
ferner c. 9 (S. 158), c. 14 (S. 161), der zweite Teil von c. 19
(S. 164), c. 20 (S. 164 f.), c. 24 (S. 168), c. 28 (8. 171), c. 31 (S. 173).
c. 39 (S. 180—184), c. 44—46 (S. 188—191). Im dritten Buch
fehlt nur der Epilog von c. 23 (S. 217—218) von „Post horuni
triualiuni" an. Dem Inhalt nach sind es Kapitel, die Prophe-
zeiungen über irische Verhältnisse, Kriege und Fürsten enthalten,
oder deren Gegenstand dem Epitomator wohl zu geringfügig er-
schien. Innerhalb der einzelnen Bücher sind einige unbedeutende
Kapitel Verschiebungen vorgenommen; II, 25 und 26 (S. 169—170)
und II. 19 und 18 (S.163f.) sind in dieser Reihenfolge im dritten Buch
nach c. 6 (8. 198) eingeschoben, und II, 29 und 30 (8. 172) im ersten
Buch nach c. 43 (8. 142). Dafs wirklich in der längeren Fassung
das Original von Adamnan vorliegt, ergibt sich leicht i). Adamnan
verspricht in der zweiten Vorrede, eine Übersicht über Colurabas
A\'under zu geben, was ja auch im Eingangskapitel des ersten
Buches geschieht. In der kurzen Fassung fehlt dieses Kapitel.
Zum ursprünglichen Text gehören auch die Kapitelüberschriften,
denn sie sind manchmal zum Verständnis unbedingt nütig; z. B. Í.
49 (S. 145) „a supra memorata munitione resident", II, 15 (S. 161)
„superius memorati sancti viri", III. 19 (8. 207) „supra memoratus
Virgnous". Bei all diesen Stellen kann das „supra memoratus'-
sich nur auf die Überschrift beziehen. Ferner heilst es auch in
der kürzeren Fassung I, 28 (8.130): „Lugbeus, gente Mocumin,
cuius supra mentionem fecimus". Der Name begegnet vorher
I, 15 (S. 123) und I, 24 (S. 129); beide Kapitel fehlen aber im
gekürzten Text. Ebenso heilst es I, 32 (S. 133) ..saepe memoratum
...fretunr'; der Ausdruck ist nicht verständlich ohne die voraut-
gegangenen Kapitel 25—27 (S. 129 f.), die alle in der kürzeren
Fassung fehlen. Adamnan erzählt III, 23 (8. 211), dafs der
Heilige die Insel segnet, „ut in supra memorato craxatum est
») Vgl. Reeves a.a.O. S. XXIII f. (1. Ausg. S. XI ff., 93 Aum. f, 124
Anm. b).
Zeitschrift f. ceU. PhUolojíie XI. 15
218 GERTRUD BRÍ'NINO,
libello"; die Worte beziehen sich auf II, 28 (S. 171). ein Kapitel,
das ebenfalls in dem kürzeren Text fehlt.
A. Die Handschriften der längeren Fassung.
1. Schaffhausen 1,. VIII. Jh.. früher in Keichenau, fol. 1— 130').
Der Schreiber dieses Codex, der zu den ältesten und kost-
barsten Handscliriften der Schweiz gehört, ist ein Dorbbeneus.
der sich am Schlufs des AVerkes nennt: „pro me Dorbbeneo
Dominum deprecetur". Er ist wahrscheinlich identisch mit dem
Abt Dorbbeneus von Hi, der als Nachfolger Adamnans 713 starb.
Demnach wäre die Hand.schrift vor 713 vollendet gewesen. In
der Folgezeit, als die britischen Inseln unter den Einfällen der
Normannen zu leiden hatten, wurde auch Hi heimgesucht, und
eine neue starke Auswanderung schottischer Mönche nach dem
Kontinent setzte ein. Bei einer solchen Gelegenheit, vermutete
Zimmer, sei dieser Codex zur Reichenau gelangt; er nimmt 825 an,
als Mönche, die vom Tode Blaithmacs berichteten, nach Deutsch-
land kamen 2). Doch wird die Handschrift in den Reichenauer
Bücherverzeichnissen des 9. Jahrhunderts^) nicht erwähnt.
White entdeckte das Manuskript in Reichenau, und eine
von ihm be.sorgte Abschrift wurde 1047 von Colganus gedruckt.
Vor 1795 mufs die Handschrift nach Schaft'hausen gelangt sein,
denn in den Miscellanea des Mauritius Hohenbaum van der Meer
aus dem Kl. Rlieinau, der 1795 starb, findet sich die Notiz:
,.Adaraanni drey Bücher vom S. Columba. . . Das eigentliche
Manuscrijit vom VIII. Saeculo (welches vormals in die Reichenau
gehört) befindet sich dermalen in der Bürger-Bibliothek zu SchalT-
hausen" ■>). Hier ruhte es wieder lange in der Vergessenheit, bis
Keller es dort in der Witte des vorigen Jahrhunderts fand^).
*) Vgl. Reeves S. XXV, ausführlich seine 1. Austi. S. XIII— XXIV und
Tafel I, II u. III. Vgl. uuten Anin. b.
') H. Zimmer, Neiinius vindicatus, Berlin 1893, S. 238f.; Neues Archiv
X\1I, 210. Vgl. schon Reeves, 1. Ausg. S. XXII f.
') Gustav Becker, Catalogi bihliothecarum antiqui, Bonn 1885, S. 4 ff.,
16 ff.. 10 ff. Der Sainmelhand Nr. 387 im Verzeichnis von 821 '^2 (S. 12) mit
einer Passio oder Vita Columbao (von Sens?) kann die Schaffhauseuer Hand-
schrift nicht sein.
♦) Vgl. Reeves, 1. Ausg. S. XV.
•') Vgl. F. Keller, Mittheilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Ziiriili
VII, 3, 1851, S. 85 und Tafel XIII, 1; ferner H. Boos, Verzeichnis der Inku-
nabeln und Handschriften der Schaffliauser Stadtbibliothek, 1903, Nr.l, S:G7 und
ADAMXANS VITA ( OI-IMUAK L'Nl» IHUI': AMLEITUNGEN 219
2. London, [iiitisches ^[useuMi. Cottonianus Tiberius D. III.
aus dem späteren XII. .111., fol. 11)2— 217 '),
enthält am Schlufs als eigenes Kapitel einen späteren Zusatz
über die Namen von Columbas Scliülern und Verwandten-). Dann
folgt eiu Epilog von 25 leoninisclien Hexametern'*), dessen Ab-
fassungszeit nach Reeves in die Jahre 1107—1114 fällt'). Die
Handschrift hat durch den Brand von 1731 stark gelitten und
ist auch nicht vollständig. Es fehlen drei Blätter von I, 2
(S. 116) „diebus" bis I, 22 (S. 128) „genibus", ferner drei Blätter
von I, 36 (S. 135) „viro" bis I, 49 (S. 146) „omnia quae*'.
3. London, Britisches Museum^) Add. Ms. 35110, ehemals in
der Sammlung von Sir Thomas Phillipps'') 26075. aus dem
späteren XII. Jh. (vor 1195), fol. 96v— 143,
enthält denselben Anhang über Columbas Schüler und Verwandte
wie die vorhergehende und die nächstgenannte Handschrift, und
auch im übrigen wird die Verwandtschaft des von den Heraus-
gebern der Vita noch nicht benutzten Codex mit diesen beiden
festgestellt"). Fol. 143 folgen Auszüge aus Beda, Hist. eccl. gent.
AngL V, 9 und 111,4,5: „Sanctus igitur Columba erat primus...
íidem Christi perceperint".
4. London, Britisches Museum^), Regius 8. D. IX, XV. Jh.,
fol. 1—70,
enthält auch am Schlufs die Xamen von Columbas Gefährten
und Verwandten. Der Anfang der Handschrift fehlt bis I. 3
(S. 117) ,,haec pu]ro pectore".
W. M. Lindsay, Early Irish Minuscule Script (St. Andrews University Publi-
cations VI), Oxford 1910, S. Iff. und Tafel IL
') Vgl. Reeves a. a. 0. S. XXVI uud die Lesarten S. 218—220 (1. Ausg.
S. XXVII— XXXI und 456—458).
'■') Bibl. hag. Lat. Nr. 1888; gedruckt in der 1. Ausg. von Eeeves
S. 245-247.
') Reeves, 1. Ausg. S. XXIX. *) Eb. S. XXX.
^) Catalogue of Additions to the Manuscripts in the British Museum in
the years 1894—1899, Loudon 1901, S. 161.
") Vgl. Liebermaun, Neues Archiv X, S. 592 , wo 26074 wohl durch ein
Versehen als Signatur der Handschrift angegeben wird. Vgl. H. Omout,
Catalogue des Mauusoripts Latins et Fran(,\ais de la collection PhiUipps acquis
en 1908 pour la Bibliotheque Nationale, Paris 1909, S. 237.
') Vgl. Catalogue of Additions ... a. a. 0. S. 161: ,,a text of the longer
recension, very closely akin both to Cotton Ms. Tib. D. Ill and to Royal
Ms. 8. D. IX. though the three seem to be independent of one another".
«) Vgl. Reeves S. XXV (1. Ausg. S. XXIV— XXV).
15*
220 fJERTRÜn BRÍNlNO.
Die Londoner Handschriften Cottanianus und Reg-ius gehiiren
nach den von Reeves angegebenen Varianten eng zusammen,
und auch Add. Ms. 35110 ist, wie erwähnt, nach der kurzen
Angabe des Katalogs dieser Gruppe anzureihen. Kapitelverzeich-
nisse des 2. und 3. Buches, die in der Schaffhausener Hand-
schrift fehlen, finden sich in Regius und Cottonianus^). Beide
Handschriften enthalten den zweiten Teil von II, 20 (8. 105).
der ebenfalls in der Schafl'hausener Handschrift fehlt-). Dagegen
vermil'st man in jenen das Ende vom III, 5 (S. 197) von ,.Cum-
meneus Albus" ab, den Abschnitt über die f'olumba-Schrift des
Cummeneus^). Nach Reeves^) ist die junge Handschrift Reg. 8
D. IX nicht vom Cottonianus abhängig, vielmehr beide von einer
gemeinsamen Vorlage'*), die genauer in dem zeitlich späteren
Regius als im Cottonianus abgeschrieben ist, Dafs diese Hand-
schriften auf die Schaffhausener als (Quelle zurückgehen, läfst
sich aus den von Reeves angegebenen Lesarten nicht erweisen;
sind die Kapitel Verzeichnisse des 2. und 3. Buches und die
zweite Hälfte von II, 20 echt^), so ist die Selbständigkeit dieser
Handschriftengruppe von vornherein erwiesen.
B. Die Handschriften der kürzeren Fassung.
5. St. Gallen') 555, IX. Jh., fol. 1—83,
unter Abt Grimald (841 — 872) geschrieben nach einem auch in
Ratperts Casus S. Galli aufgenommenen Bücherverzeichnis"). Am
Schlüsse der Handschrift befindet sich ein Bild von Columba«).
<■». München '^') 6341, ehemals Freising 141, X. Jh., fol. 1—51.
7. München") 22241, ehemals in Windberg, XH. Jh., fol. 13:^
—157.
') Über die dritte Handschrift bin ich niclit näher unterrichtet.
") Vgl. unten S. 231 Anra. 1. =>) Vgl. unten S. 259.
*) Vgl. Reeves, 1. Ausg. S. XXVIII.
») Vgl. S. 219, Anm. 7. «) Vgl. unten S. 231, Anm. 1.
') Vgl. Reeves S. XXV (1. An.sg. S. XXVII und Tafel 4).
") fiustav Becker, i'atalogi hibliotherarnra antiqui, Bonn 1885, S. 49,
Nr. 284 u. S. .50, Nr. 08 u. Rutiierti Casus 8. Galli, hrsg. von Meyer von Knoniui
in Mittheilungen zur vaterliindischcn Goschichte, Band XIII, St. (íallen 1872,
S. 48, sowie Mon. Germ. Script. II, S. 70: „Vitam sancti ('olumbae in voluni. 1".
'■>) Vgl. Reeves, 1. Ausg., Tafel V.
'«) Vgl. Reeves S. XXV (1. Ausg. S. XXVI und Tafel 4).
") Vgl. Reeves S. XXV (1. .\u.sg. S. XXV) und Analecta Bollandiana
XVII. 1898, S. 109.
ADAMNANS VITA COLUMIUK INI) IIIKK AHLEITUNGEN. 221
Die noch nicht benutzten Handschriften:
8. Heiligenkreuz I) 12, Ende des XIL Jh., fol. 222^— 236,
9. ZwettP) 24, XIII. Jli,
10. Admunt^') 24, XIII. Jh., fol. 172^—185.
11. Wien'). Hofbibliothek Lat. 336, XIII. Jh., fol. 294^— 310^
12. Melk«), M. 5, XV. Jh., fol. 151^— 172\
sind Exemplare des bald nach 1181 angelegten grofsen öster-
reichischen Legendars und vielleicht, wie häufig •'•) dem Text der
Windberger Handschrift (Nr. 7) verwandt.
13. HeidelbergG), ehemals in Salem 9, 31, XIII. Jh., fol. 113^
— 135' (noch nicht benutzt),
steht München 6341 und St. Gallen 555 nahe. Der Text ist
genau, besonders bei irischen Eigennamen. Zwei Blätter fehlen,
von 1,3 (S. 117) „omni reverentia"' bis 1,22 (8.128) „se cibunr',
14. Dublin, Primate Marsh's Library V. 3, 4, XV. Jh., fol. 39
— 5D, der Codex Kilkenniensis von Colgan und Ard-
machanus von Fleming'),
weist manche willkürliche Abweichungen auf, Umstellungen von
Satzgliedern und Kapiteln sowie Auslassungen, so des ersten Teils
von II, 41. Sonst latinisierte Eigennamen sind hie und da nicht
nur durch irische Formen ersetzt, sondern zuweilen auch in
irischer Schrift geschrieben.
15. Wolfenbüttel, ehemals Helmstedt 322, XV. Jh.. fol. 317'— 338\
Avahrscheinlich aus dem Kloster Klus bei Gandersheim*), enthält
nach einer freundlichen Mitteilung der Bibliotheksverwaltung
ebenfalls die kürzere Fassung.
') Handschriften Verzeichnisse der Cistercienser- Stifte der Österreich -
Ungarischen Ordensprovinz (Xenia Bernardina 11,1), Wien 1891, S. 121 und
Analecta Bollandiana XVII, 65; vgl. Reeves, 1. Ausg. S. XXXI.
-) Xenia Bernardina a. a. 0. S. 311 und Anal. Boll. XVII, 65.
3) Anal. Boll. XVII, 65; Reeves, 1. Ausg. S. XXXI.
«) Eb. S. 65.
-') Eb. S. 25, 26 und 99 £f.
«) Vgl. Archiv für ältere deutsche Geschichtskunde IX, 1847. S. 582;
Reeves, 1. Ausg. S. XXXI Nr. 3.
') Vgl. Reeves S. XXV (1. Ausg. S. XXV f.); Plummer a.a.O. I, S.IXff.
*) 0. v. Heinemann , Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu
Wolfeubüttel 1, 1, 1884, Xr. 357, S. 268.
222 GERTRUD BRÜNINfi,
Die Handscliriften der kürzeren Fassung haben wolil keine
selbständige Bedeutung, sondern gehen anscheinend auf die
SchalThausener Handschrift zurück, soweit sicli nach dem Abdruck
des Windberger Textes durch Canisius und den von Keeves
mitgeteilten Lesarten der St. Galler, Dubliner und Freisinger
Handschrift vermuten läfst. Doch bedarf die Frage noch einer
näheren Untersuchung.
C. Eine andere kürzere Auswahl aus dem Werke Adamnans
(Bibl. hag. Lat. Nr. 1880) enthalten drei Handschriften der Mosel-
gegenden,
IG. Metz 523, XL Jh., aus St. Arnulf in Metz, fol. 19-51'),
17. Paris 5308, XIL Jh., fol. 287^— 2922) und
18. Paris 5278, XIIL Jh., fol. 393-399 »).
Dieser Text beginnt: „Sanctus Columbanus, de nobilissima
Scottorum ortus itrogenie, volens exulare propter Deum, in
Britanniam transnavigavit, ubi paganum usque tunc teraporis
rictorum populum per suam industriam divinis virtutibns et
maximis prodigiis roboratam Domino lucratus servus fidelis
adeptus est. Vir ergo vitae venerabilis ac beatae memoriae..."
Es folgt nach den mir allein zu Gebote stehenden Angaben
der Bollandisten über die 3. Hs. anscheinend nur die zweite
Praefatio (S. 100—108), sodann das erste Kai)itel vom Buch I
(S. 111—114) und III, 1(}— 23 (S. 204—217) bis zu den Worten
„per omnia saecula saeculorum".
Einen noch geringeren Teil enthält
19. Le Mans 217, XIL Jh., fol. 102^—106^^).
Der Anfang lautet: „De beato Tolumba abbate mirificae sancii-
tatis viro, cuius vita ho(^ in volumine sefiuitur latius descrij>ia,
•) Vgl. KruEch, Mon. Germ., 8S. rerum Merov. IV, .S. 42 und lonae Vitae
Sanrtorum (Script, rerum Germ.), 1905, S. 97; Catalogue general des mss. des
hibliothéqiies imbliqnes des départements (4") V, 187'J, .S. 19.'). Die Hs. wird
in dem Katalog von St. Arnulf von 1G7H erwähnt, den der Herausgeber Ph. Lauer
(Bibliothf-que de l'É<ole de.s chartes LXIII, 1902, 8. Ó02 Nr. 12) irrtumlich auf
St. Arnulf in Crepy bezogen hat (vgl. Levison, Neues Archiv XXIX, 1904, 8.51 1).
*) Vgl. Catalogus codifura hagiograiihicoruni Latinorum . . . qui asser-
vautur in ßibliothecA Natiouali Parisiensi, Brüssel 1890, Bd. II, S. 71.
') Eb. I, 1889, S. 477.
*) Vgl. Catalogue general des manusrrit« des bibliotheques publiques
de France, Departements XX, 1893, S. 149 und Analecta Bollandiana XII, 52;
dazu eine Mitteilung von Prof. Levison.
ADAMNANS VITA COM'MHAE UND IIIIiE AHI.EITUNGEN. 22o
([iiid etiam vir eruditissinuis Beda i)resbytei' in suis libiis, (iiios
de gestis edidit Anglorum, memoriae mandaverit posterorum, in
piimordio liiiiiis egregii abbatis aKiue sacerdotis vitae ratum
diiximus praenotandum, ut fides liuius almae vitae in praecordiis
legentium artius infigatur. Sanctus igitur Columba nobilibus
fuerat parentibus oriundus, patrem liabens Fedilmittum
laetificabatur praecordiis"'. Es folgt also nicht Beda, aus dem
die Vorlage der Handschrift Auszüge enthalten haben wird'),
sondern der Schlufs der zweiten Vorrede (S. 107), sodann I, 1
(S. 111— 114) bis „praegustet dapes", endlich 111,22-23 (S. 209
— 217) bis zu derselben Stelle „gloria et Imperium in saecula
saeculorum. Amen".
Endlich
20. Florenz, Biblioteca Laurenziana, Asburnham 58 (15), XII. Jh.,
einst im Besitz von Pierre Pithou, fol. 117—1312),
enthält eine Überarbeitung der Vita Adamnans; auf den Prolog
,,Sanctorum i)atrum ([ui in Oriente vita et moribus claruerunt . . .
apertiori stilo melioramus" folgt die Vita „Vir itaque venerabilis
i'olumba nobilibus parentibus-'. Sie endet unvollständig in III, 22
(S. 210). da fol. 127—138 die eine Hälfte der zweispaltigen Seiten
weggeschnitten ist: „sed propius non permittuntur accedere ad
eelos reversuri. Et quod michi"'.
Nicht unterrichtet bin ich über die Textgestalt einer vierten
Londoner Handschrift:
21. London, Britisches Museum, Add. Ms. 19726, XL Jh.,
fol. 593),
ebensowenig über
22. Paris 5323, XIIL Jh., fol. 133—140, durch Blätterausfall
unvollständige). Voraus gehen Teile von Bedas Hist. eccl.
111,4-6.
') Vgl. Paris 5323 (unteu Nr. 22).
') Vgl. L. Delisle, Notices et extraits des mamiscrits de la bibliotheque
Nationale XXXII, 1, Paris 1886, S. 35 und B. Krusch, Neues Archiv XII, 423;
C. Paoli, I codici Ashburnhamiani della K. Biblioteca Mediceo-Laiirenziana I
(Indici e cataloghi VIII), 1887,96, S. 27, Nr. 14.
3) Catalogue of Additions to the Manuscripts in the British Museum
in the years 1854—1860, London 1875, S. 2.
*) Catalogus codicuni hagiograph. Latin. Paris II. 221.
221 GERTRUD BRÜNTNG.
Verschollen ist eine Handschrift, die sich im XTI. Jh. zu
St. Peter in Salzburg befand i), und eine von Canisius erwähnte
in Rebdorf^).
Hardy a. a. 0. Nr. 498 zählt noch mehrere Handschriften
von Viten Columbas auf:
1. „Ms. Vienna. 3. Mss." Abgesehen von dem Text des sogen.
Cummeneus (vgl. unten S. 260 ff.) in der k. k. Privat-Fideikommifs-
Bibliothek kann ich nur eine Handschrift in Wien, Nr. 336, nach-
weisen (oben Nr. 11) an Hand der Tabulae codicum manuscrip-
torum in Bibl. Palatina Vindobonensi asservatorum, 1864 ff.
2. ..Ms. Monast. Tegernsee in Bavaria. XIII cent." '^). Viel-
leicht liegt eine Verwechslung mit der Vita Columbani des lonas
vor. Die Münchener Handschriften aus Tegernsee enthalten
diese freilich nicht; aber Handschriften des gleichen Klosters
sind in die Bibliothek des Fürsten von Oettingen- Wallerstein in
^[aihingen gekommen, und es könnte sich um Hs. I. 2, 4<'. 6
handeln*), aus dem 11. und beginnenden 12. .Jh., die fol.72— 108
Jonas" Vita Columbani-') und fol. 148 — 153' eine Passio Columbae
virginis Senonensis (Bibl. hag. Lat. 1896) enthält und aller Wahr-
scheinlichkeit nach aus Tegernsee stammt.
3. „M.S. Bibl. Publ. Orleans 172. veil. fol. XV cent". Diese
Hs. ist nach dem „Catalogue general des manuscrits des bi-
bliotheques publiques de France, Dép." XII, 1880, S. 96 die Hs.
195 (172). XIV. Jh., fol. 54' mit einer Passio der Columba von
Sens (Bibl. hag. Lat. 1893/95).
2i\. Die Ausgaben der kürzeren Fassung.
Der Text der Windberger Handschrift wurde zuerst ge-
druckt, anscheinend einer der unzuverlässigsten Handschriften
der kürzeren Fassung. Sie gab heiaus
') Gustav Becker, Catalogi bibliothecanun aiitiqui. Bdiiii 1H85, fc^. 236,
Nr. 179.
^) Reeves, 1. Aubg. S. XXV hält sie ohne geuiisen'lc (íriiiide fur identisrh
mit der Windberger Hs. (Nr. 7). t'ber Kehdorfer Hss. s. (í. Leidinger, Neues
Archiv XXXIII, 1fK)8. S. llil ff.
') Vgl. Reeves, 1. Ausg. S. XXXI.
♦) Vgl. Wattenbach, Neues Archiv VII, 1881, S. 171 f.
^) Vgl. B. Krusch , louae Vitae Sanctorum, S. 74 f.
ADAMNAXS VITA COLUMBAK UND IHKK ABLEITUXGKN. 2'Ji>
llt'iniich Can is ins; Antiqiiae lectionis torn. V, 2, Ingolstadt
1604, 8. 550 — 621 '). Auf seinem Abdruck beruhen alle späteren
Ausgaben, so zuerst der erweiterte vierte Abdruck des
Laurentius Surius, De probatis sanctorum vitis, Cöln 1618,
Junius, S. 144— 161 -j;
Thomas Messingham, Florilegium insulae sanctorum seu vitae
et acta sanctorum Hiberniae, Paris 1624, S. 144 — 182, der
dem Text Kapitelüberschriften hinzufügt;
.lacob Basnage, Thesaurus monumentorum ecclesiasticorum et
historicorum sive Henrici ( 'anisii lectiones antiquae, Amsterdam
1725, Bd. I, S. 678—708, und
J. P. Migne, Patrol ogiae cursus completus, Series Latina, tom. 88,
Paris 1850, S. 725—776.
2b. Die Ausgaben der längeren Fassung.
Johannes Colganus. Triadis Thaumaturgae seu divorum Patricii.
Columbae et Brigidae . . . Acta, Lovanii 1647, S. 336—372,
beruht auf einer Abschrift des Schaffhausener Codex, die von
einem Jesuiten White angefertigt worden war.
Franciscus Baertius, Acta Sanctorum Junii II, Antwerpen 1608,
S. 197—236, gibt den Text ebenfalls auf Grund einer Kopie
von White.
0 Bei James Us s her, Vetenim epistolarum Hibernicarum Sylloge,
Dublin 1632, S. 42-44, und in späteren Nachdrucken (so Herborn 1696,
S. 40—41 ; The Whole Works of the most rev. James Ussher IV, Dublin um
1850, S. 454— 456) findet sith der 1. Prolog und der Epilog von Adamnans Vita
abgedruckt. Ussher macht liber seine Vorlagen folgende Angabe (vgl. Herbem
1696, S. 41): „libri eiusdeni tres de S. Columba, cuius operis Prologum paulo
correctiorem ex Ms. nostro hie damns : addito etiam, ex alio Cottouianae biblio-
thecae codice, Epiloge hactenus inedito". Der Prolog ist nach den Lesarten
von Reeves zweifellos der Handschrift Dublin, Primate Marsh's Library V, 3, 4
(Nr. 14) entnommen (zu deren Benutzung durch Ussher vgl. Plummer a.a.O. L
S. XrV Anm. 4), der Epilog stammt aus dem Cottonianus (Nr. 2; vgl. Reeves.
1. Ausg. S. XXVIII).
*) Auf dieser Ausgabe von Surius beruht die Vita Columbae von Benedict
Gonon, Vitae et seutentiae patrum occidentis. Lugduni 1625. S. 420 — 422,
nach einer Angabe Gonons selbst: ,.Ex illa prolixa, quam scripsit Adamnanus
Abbas Insulae Hueusis in Scotia'' und der Randbemerkung: ,.apiid Surium
auctum novissime Coloniae Impressum". Diese Vita ist ein Auszug aus Surius,
also aus der Windberger Handschrift mit allen Fehlern und Ungenauigkeiten
dei-selbeu.
'JlIG GERTRUD HRÍ'NIXÍÍ,
.lohannes Pink er ton, Vitae antiquae sanctorum, qui liabitaverunt
in ea parte Britanniae nunc vocata Scotia. London 1780,
S. 47—187 (vgl. S. VII), folgt einer Hs. des Britischen Museums,
Regius 8 D. IX (vgl. oben Nr. 4). Der Anfang jedoch, der in der
Handschrift fehlt, ist gleich manchen Lesarten aus Canisius
entnommen.
A\'illiam Keeves, The Life of St. Columba, Dublin 1857, gedruckt
für die Irish Archaeological Society und für den Bannatyne
Club, legt vor allem die Schafl'hausener Handschrift zu Grunde,
benutzt aber auch Brit. Mus. Keg. 8. D. IX, St. Gallen 555,
München 6341 und 22241 sowie Dublin, Primate Marsh's
Library V, 3, 4. Die Lesarten des Cottonianus finden sich
S. 456 — 458. Auf dieser bisher besten Ausgabe mit ihrer
grofsen Einleitung und den reichen Erläuterungen beruht der
2. Abdruck:
William Reeves, Life of St. Columba (^^ The Historians of
Scotland, vol. VI), Edinburgh 1874, mit Kürzungen und Zu-
sätzen in den Anmerkungen, besorgt von \\. F. Skene, unter
Beigabe einer englischen Übersetzung.
W. M. Metcalfe, Pinkerton's Lives of the Scottish Saints, revised
and enlarged I, Paisley 1889, S. 73—209, benutzt für seinen
Text auch die von Reeves mitgeteilten Lesarten. Die letzte,
nützliche Ausgabe von
.1. T. Fowler, Adamnani Vita S. Columbae, Oxford 1894, folgt
dem Text von Reeves, mit einigen willkürlichen ortho-
graphischen Änderungen, kurzen Anmerkungen und einer
brauchbaren Einleitung.
Auch ein künftiger Heransgeber wird vor allem die wert-
volle Hs. in Schaft'hausen zu Grunde legen müssen. Doch sind
auch die übrigen Hss. lieranzuziehen, zumal der Versuch der
Aufstellung eines Stammbaums noch gai- nicht unternommen ist.
Von der kürzeren Fassung, die dem Schaffhausener Codex jeden-
falls verwandt, vielleicht davon abhängig ist, sind namentlich
die alten Handschriften St. Gallen 555 und München G341 zu
untersuchen, andererseits die Handschrift in Dublin, Primate
!\[arsh's Librai-y V, 3, 4, um nachzuprüfen, ob vielleicht dem
Dubliner in Pjuzelheiten abweichenden Text eine selb.ständige
Bedeutung gegenüber den deutschen Handschriften zukommt.
Bei den bis jetzt noch nicht benutzten Exemplaren des grofsen
ADAMNANS VITA COLUMBAK UND HIRE ABLEITUNííEN. 2\lí
(»steiit'ichisclien Legeiidars wird man sich meist auf Stichprobpii
boscliränkei) können, da ihre Fassung ziemlich genau über-
einstimmen wird. Für den längeren Text sind in gröfserem
liaise als bisher vor allem die Handschriften des Britischen
.Museums zu berücksichtigen, um zu entscheiden, welchen selb-
ständigen Wert sie gegenüber der Schaffhausener Handschrift
besitzen. Vielleicht tragen auch die Mosel-Handschriften dazu
bei, manche noch bestehende Schwierigkeit zu lösen.
3. Zeit und Ort der Entstehung der Vita.
Genaue Angaben über Zeit und Ort der Entstehung des
Werkes fehlen. Baertius') vermutete, dafs die Biographie Co-
liimbas kurz vor Adamnans Tod in Irland geschrieben sei. Reeves-),
Geyer 3), Fowler^) u.a. nehmen dagegen an, dafs Adamnan die
Vita zwischen 6i>2 und 697 in Hi verfafst habe. Was zunächst
den Entstehungsort anbelangt, so weisen einige Redewendungen
im Text mit Bestimmtheit auf Hi hin:
I, 1 (S. 111) „hac nostra de insula . . . primaria'*,
I, 30 (S. 131) „nostro huic monasterio",
I. 37 (S. 136) „no.strum monasterium*',
II, 28 (S. 171) „huius insulae terrula; totam hanc nostram
. . . insulam",
11, 45 (S. 189) „nostri nautae; nostrum . . . monasterium*',
II, 46 (S. 191) „nos et in his nostris insulis" (was nach dem Inhalt
des Kapitels Irland ausdrücklich ausschliefst),
III, 19 (S. 207) „huic praefuit ecclesiae*',
III, 23 (S. 217) „in hac parva et extrema oceaui Britannici
commoratus insula".
Aus der Vita geht ferner hervor, dafs Adamnan zur Zeit
der Abfassung schon Abt war, denn er bezeichnet verschiedentlich
Failbhe, der 679 starb, als seinen Amtsvorgänger ^). Genauere
Angaben über die Entstehungszeit gibt Adamnan selbst. Bei
') Acta Sanctorum Junii II, 190, § 3.
2) Reeves S. CLV.
') Geyer, Adamuanus I, S. 5.
*) Fowler S. LXXXIH.
*) 1, 1 (S. 113) „meus decessor, noster abbas Failbeus". I, 3 (S. 118)
..meo deces8ore Failbeo". Vgl. die Übei-schrift von III, 19 iS. 207): „ecclesiae.
... cui ego, iudignus licet, deservio".
2'28 GERTRUD BRÜNING,
der Erzählung- von der Pest schreibt er II, 4G (S. 191): ..et in
Saxonia, regem Aldfridum visitantes amicum. adhuc non cessante
ppstilentia, . . . ita tarnen nos Dominns et in prima post bellum
Ecfridi visitatione et in secunda interiectis duobus annis . . .
liberavit". Dieses „bellum Ecfridi" kann nur dessen Feldzug
gegen die Pikten bedeuten, auf der er am 20. Mai 085 den
Tod fand; denn an der gleiclien Stelle wird Aldfrid als
„rex" bezeichnet, der auf Ecgfrid folgte i). Auf die erste Reise
Adamnans bezieht man die Nachricht der irisclien Annalen 087 -):
„Adonmanus captivos reduxit ad Hiberniam LX", so dafs die
Vita nicht vor 089 entstanden sein könnte, indem Adamnan, wie
er angibt, seine zweite Reise zu Aldfrid zwei Jahre nach der
ersten unternahm ^); wenn man von dieser Angabe der Annalen
absieht, deren Beziehung doch nicht ganz sicher ist, ergibt sich
088 als vordere Grenze. Über Adamnans Tod berichtet Tighernacli
zum Jahre 704 ^): „Adamnanus 77. anno etatis .sue in IX. Kl.
Octimbris, abbas le pausat'-). Die Angabe, dafs Adamnan am
23. September gestorben sei, stellt in Elinklang mit Bedas Bericht,
dafs er das Osterfest nach kanonischer Weise in Irland gefeiert
habe und in Hi vor dem nächsten Osterfest gestorben sei, um
nicht wieder den Streit im folgenden Jahie erleben zu müssen.
Die Vita ist also zwischen 088 und 704 in Hi entstanden.
Genauer läfst sich das Entstehungsjahr wohl nicht bestimmen.
Reeves'') und Geyer') glauben freilich, dafs Adamnan die
Biograi)hie schon vor 097 verfafst habe. Xacli Reeves soll nämlich
Adamnan die sieben letzten Jahre seines Lebens mit Ausnahme
») Über die Zeit vgl. die Belege bei Levisou, S.S. R. Merov. VI, 238,
Aum. 4 und 254, Aiini. IJ.
*j lu deu Ulster-Aiinakii, die die Reise Adanuians ein Jabr fiüber an-
setzen (Annais of Ulster ed. W. M. Hennessy I, Dublin 1887, iS. 13ö), sind alle
Nachrichten von 487 bis 1014 um ein Jahr verschoben (vgl. u. a. B. Mac
Carthy, eb. IV, 1901, S. XCVI ff.; J. B. Bury, The Life of 8t. Patrick, London
1905, S. 280). Vgl. Annales Tigbernachi , 0' Conor, Rerura Hibernicarnm
Scriptores II, Buckingham 1825, 8.214; ed. Stokes, Revue celtique XVII, 210.
») Über Adamnans Reisen zu Aldfrid vgl. Beda, Hist. eccl. V, 15, 21
(ed. C. Plummer, Baedae Opera historica I, Oxford 1896, S. 315, 344; vgl. eb. II, 301).
♦) 0' Conor a. a. 0. S. 221; Stokes, a. a. 0. S. 219.
^) Vgl. die Annalen von Ulster a. 703, a.a.O. I, 152 (ohne Tagesangabe)
und die Annales Cambriae, hrsg. von Williams ab Ithel, London 1860, S. 8.
Zu 705 die Annales Laureshamenses (Mon. Germ., SS. I, 22): „Dormitio [A]dora-
naui abbalifi".
*) Reeves S. CLV. ') Geyer, Adamnanus I, S. 5.
ADAMNANS VITA COI-l'MBAR IND IHRE AHLKITUNGEN. 229
der letzten Monate in Irland zug-ebracht haben, um dort für die
Saclie Korns zu wirken. Die Annalen verzeichnen nämlich Reisen
Adamnans nach Irland G92 und 697. Aber daraus zusammen
mit jenem Bericht Bedas kann man nicht schliefsen. wie auch
Plummer») schon bemerkt hat, dafs Adamnan von 697 an un-
unterbrochen in Irland geweilt hat. Es bleibt also der Spielraum
von 688 bis 704 für die Entstehungszeit der Vita Columbae bestehen.
4. Die Anlage der Vita Columbae; Adamnans Sprache
und Stil.
Die Biographie des hl. Columba von Adamnan gehört in die
Frühzeit der irischen Hagiographie und gewährt, wie wenige
Erzeugnisse, einen Einblick gerade in die Anfänge dieser
Literaturgattung, die sich später so phantastisch und eigenartig
gestaltet, indem das Werk neben typischen Zügen doch auch
viel Persönliches aufweist.
Adamnan eröffnet die Lebensbeschreibung Columbas mit
zwei Vorreden. Die erste ist eine Art Geleitsformel, wie sie
im ]\Iittelalter üblich ist. Der Verfasser bittet, teilweise im
Anschlufs an Sulpicius Severus^), namentlich den Leser um
Glauben, beteuert seine Objektivität und betont den Gegensatz
zu den Rhetoren. Das Thema der zweiten Vorrede bildet Columba
und dessen Biographie. Nachdem Adamnan von dem Namen
seines Heiligen und einer Prophezeiung vor seiner Geburt erzählt
hat, legt er den Plan seines Werkes dar. Die Vita soll in drei
Bücher zerfallen, „quorum primus propheticas revelationes.
secundus vero divinas per ipsum virtutes effectas, tertius angelicas
apparitiones continebit et quasdam super hominem Dei caelestis
claritudinis manifest ationes'' (S. 107). Die Vorrede schliefst mit
einem kurzen Überblick über des Heiligen Leben bis zu seiner
Auswanderung nach Hi, wo er nach Adamnan 34 Jahre als
,.miles insulanus" lebte. Ein Versuch einer Charakteristik seines
Helden beendet diese biographische Übersicht. Ihr entspricht
als erstes Kapitel des ersten Buches eine gedrängte Zusammen-
fassung seiner bedeutendsten Wundertaten, „ut avidior lector
breviter perscripta quasi dulciores quasdam praegustet dapes*'
(I, 1, S. 114).
1) Plummer a. a. 0. II, S. 302. Unbrauclibar sind die Zeitangaben der
wertlosen Vita Geraldi c. 15 (Plummer, Vitae II, lU: vgl. I, S. LXXIf.).
•-) Vgl. unten S. 247.
230 GERTRUD BRÜNING.
Entsprechend dem Plan, den er in seiner Vorrede ent-
wickelt hat, handelt das erste Buch von den Prophezeiungen
des Heiligen. Diese Erzählungen sind wenigstens teilweise nach
einem bestimmten Plan geordnet, indem Adamnan Weissagungen,
die sich dem Inhalt nach ähneln, zusammenstellt. So erölYnen
Prophezeiungen über irische Heilige und andere hervorragende
Personen das erste Buch c. 2 — G (S. 114—119). Es folgen
Columbas Vorhersagen über Kriege, Könige und Fürsten, c. 7 — 15
(S. 120 — 124). Er kündet seinen Mönchen und Fremden Zu-
künftiges voraus, c. 1(5—22 (S. 124 — 128). Die folgenden Proi)he-
zeiungen beziehen sich auf das Schriftwesen, das in den irischen
Klöstern eine so wichtige Rolle spielt, c. 23—25 (S. 128—129).
Er offenbart die Ankunft von Pilgern auf der Insel, c. 20, 27
(S. 129 — 130). Im Geiste sieht er den Untergang einer Stadt
in Italien, c. 28 (S. 130). Es bleibt ihm nicht verborgen, wie
seine Mönche fern von ihm auf dem Felde schwere Arbeit ver-
richten, c. 29 (S. 131). Er verkündet den Tod und sieht die
Strafen der Bösen voraus, c. 31 — 39 (S. 132 — 138). Sünden, die
an andern Orten geschehen, bleiben ihm nicht unbekannt, c. -10,
41 (S. 139 f.). Der Tod von Menschen, die fern von ihm sind,
wird ihm in einer Vision kund, c. 42, 43 (S. 140—142). Auch
Verkleidungen durchschaut er, c. 44 (S. 142). Noch einmal folgen
Weissagungen über Tod und Unglücksfälle, c. 45—47 (S. 143—
144). Er verkündet die Ankunft eines Vogels aus Irland, c. 48
(S. 144 f.). Dem hl. Comgell erzählt er ausführlich von einem
zukünftigen Kriege, c. 49 (S. 145f.). An den Gastgeschenken er-
kennt er die Gesinnung des Gebers, c. 50 (S. 147).
Auch im zweiten Buch, das von den „virtutes" des Heiligen
handelt, nämlich von Wundertaten, die durch seine Kraft voll-
bracht werden '), sind die Erzählungen nicht regellos an einander
gereiht, sondern wenigstens Gruppen verwandter "Wunder zu-
einander gestellt. Der Heilige ist Herr der Natur; er wandelt
NN'asser in Wein, bittere Früchte in süfse, und wunderbar schnell
reift das Getreide durch seine Kraft, c. 1 — 3 (S. 152 — 154).
Selbstverständlich ist die Gabe der Krankenheilung, c. 4— G
(S. 154—157). Dann folgt der Kampf gegen die feindlichen
Elemente, Feuer, c. 7 (S. 157) und Wasser, c. 8—15 (S. 157—162).
') Über ileu Begrift" „virtus" vgl. u. a. E. Cb. Babut, Saint Martin Je
Tours, Paii.s (iyi2), S. 252 0'.
ADAMNANS VITA COLIMBAE UND IHKE AHLPMTl'NaEK. 231
Auch dämonisclie Kräfte überwindet er, c. IG, 17 (8.102 — Itó).
.Seine Macht braucht er zum Nutzen der Guten, c, 18 — 21 (S. 103
166)') und zum Schaden der Bösen, c. 22-25 (S. 1G6— 169).
Ouluniba scliützt die Seinen vor schädlichen Tieren und erweist
sich als Freund der Tierwelt, c. 26—29 (S. 170—172). Dem
Tode gegenüber bleibt er Sieger, c. 30—32 (S. 172—174), und
auch die Zauberkraft der Magier mufs vor ihm unterliegen,
c. 33, 34 (S. 174 — 170). Verschlossene Türen öffnen sich ihm,
c. 35. 36 (S. 176 f.). Die folgenden Erzählungen sind dem Inhalt
nach zum grolsen Teil zugleich Prophezeiungen, c. 37— 43 (S. 177
— 1S8) und ferner Wunder, die Adamnan als eigene Erlebnisse
berichtet, c. 44 — 46 (S. 188 ff.). Dafs Adamnan wirklich GrupiJen
von gleichartigen Wundern unterscheiden will, zeigt sich deutlich
an den einzelnen Übergangsformeln, so z. B. c. 8 (S. 157): ..Aliud
miraculum aestimo non tacendum, (ßiod aliiiuando factum est
per contrarium elementum", oder c. 25 (S. 169): „Hue usque de
adversariorum terrificis ultionibus dixisse sufiiciat; nunc de bestiis
aliqua narrabimus pauca"-).
Ein Prolog eröffnet das dritte Buch, in dem noch einmal
der Plan des ganzen Werkes wiederholt wird. In diesem letzten
Buche ist insofern eine zeitliche Anordnung gewahrt, als die
ersten Kapitel von Visionen vor seiner Übersiedlung nach lona
handeln, c. 1 — 4 (S. 194 — 196). Dann folgen wieder Gruppen
von Legenden. Er sieht in einer Offenbarung, wie die Engel
die Seelen der Guten zum Himmel führen, c.6— 14 (S. 198— 203).
Himmlische Geister verkehren freundlich mit ihm; etwas von
dem Charakter irischer Elfen- und Nixenmärchen liegt in diesen
Erzählungen, c. 15, 16 (S. 203—205). Oft wird Columba über-
1) Der zweite Teil von II, 20 (S. 105) pafst dem Inhalt nach nicht in
den Plan dieser Kapitel. In all diesen Erzählungen ist von der Belohnung-
durch den Heiligen die Rede, nur dieser Abschnitt befafst sich mit der Strafe
eines geizigen Mannes und niüfste dem Inhalt nach zu den folgenden Kapiteln
gestellt werden. Er fehlt auch in der Schaffhausener Handschritt, iinüet
sich dagegen im Cottonianus und Regius und wahrscheinlich auch im
Add. Ms. 35110 (vgl. S. 220). Dem Stil nach ist die Stelle als echt adam-
nanisch zu bezeichnen, z. B. die Diminutivformen „perula" und „tbssula":
beliebt bei ihm ist auch das Adjektiv „aemulus" und die Wendung ,,protulit
prophetalem sententiam-' (vgl. unten S. 237 ff. über Adamnans Stil). Es handelt
sich also wohl um einen nachträglichen Zusatz Adamnans, der nicht in alle
Handschriften übergegangen ist.
•-) Ebenso c. 10 ^S. 158); c. 38 (S. 180); c. i3 (S. 188).
2:>2 GERTRUD BRUNING.
irdisdier Licht- und Feuerersfheiuungen gewürdigt, c. 17 — 21
(S. 205—209). Mit der Schilderung von seinem Tode schliefst
die Lebensbeschreibung des Heiligen. Ein Epilog läfst noch
einmal das Thema der drei Bücher anklingen und spricht von
dem Ruhm Columbas und der Ausbreitung seines Namens.
Aus der Analyse des Inhalts geht hervor, dafs der Begrifl"
einer Biographie im Sinne fortschreitender Entwicklung bei
Adamnan völlig fehlt. Das Werk ist nach sachlichen Gesichts-
punkten angelegt. Das Wunder ist das Beherrschende, und das
eigentlich Biographische tritt zurück. Immerhin kann man
insofern von einer biographischen Rahmenerzählung reden, als
der eigentlichen Wunderberichterstattung ein kurzer Überblick
über Columbas Leben voraufgeht, und die Vita im letzten Buche
mit der Schilderung von seinem Tode schliefst. Diese Art Bio-
graphie ist keine originelle Schöpfung Adamnans, sondern auch
andere Heiligenleben vor ihm sind mehr oder minder nicht sowohl
Lebensbeschreibungen als Sammlungen von Wundergeschichten.
Nicht erst das Christentum mit seiner Heiligenverehrung hat
die Vita in dieser Form geschaffen, die seinen Zwecken am
besten entsprach, sondern sie reicht bis ins heidnische Altertum
hinab, wo man Erzähler derartiger Wundergeschichten Aretalogen
nannte'). Von Heiligenleben dieser Art hatte Adamnan Vor-
gänger u. a. besonders in den Lebensbeschreibungen ägyptischer
Mönche, deren wichtigstes Beispiel die Vita Antonii ist. In den
gleichen Kreis gehören Sulpicius Severus' Martinschriften "^), die
^'ita des Germanus von Auxerre-') und Gregors d. Gr. Dialoge,
um nur (Quellen zu nennen, die er gekannt hat. Gegenüber
diesen Schriften ist jedoch neu bei Adamnan, dafs er das
.»sachliche Einteilungsprinzip stärker in den Vordergrund schiebt
und wenigstens bei der Gliederung in drei Bücher streng durch-
füiirt. A\'underbare Vorgänge, die sich ähneln, sind zusammen-
gestellt, obgleich sie zeitlich weit auseinander liegen. Bezeichnend
') Auf den Zusiiniiiicnhang der christliclieii Binf,naphie als Wiinder-
eizählung mit der heidnisclien Aretaloffie weist u.a. P>al)ut liin, a.a.O. S.S'Jff.;
vj^l. ferner R. Reitzensteiu, Hellenistische Wundererziilihuifieu, Leipzig: líMXi,
und Heinrich Günter, Die christliche Legende des Abendlandes (Keligions-
ge.schichtliche Bibliothek II), Heidelberg I'JIO, S. 4911.
') Vgl. Babut a.a.O.
=) Vgl. Levison, Uerinanus von Auxerre (Neues Archiv XXIX, 1904,
.^. 114 f.).
ADAMNANS VITA COI-U>rBAE UND IHRE AHÍ.EITUNGEN. 2o?
dafür ist. dafs Adamnan erst im dritten Buch eine Vision von
Coliimbas Mutter vor dessen Geburt erzählt, nachdem er schon
in zwei Büchern von des Heiligen Prophezeiungen und Wunder-
taten berichtet hat. Gleicli im folgenden Kapitel erzählt er von
einer Feuererscheinung, die Columbas Erzieher erblickte, als der
Heilige schon ein Knabe war. Zeitliche Zwischenräume werden
also unbekümmert übersprungen, das Einigende ist allein die
Ähnlichkeit des Inhalts. Bei diesem sachlichen Einteilungs-
prinzip ist es leicht erklärlich, dafs Adamnan gleich Sulpicius
Severus') und Constantius, dem Verfassei- der ihm ebenfalls
bekannten Vita des Germanus von Auxerre^). geringen "Wert
auf Zeitangaben legt. Fast alle Erzählungen beginnen mit
dem unbestimmten ,. Alio in tempore", ,.Quadam die" oder
ähnlich, ohne dafs diese Ausdrücke auf eine bestimmte Zeit-
angabe Bezug nehmen. Zuweilen nur läfst sich aus der Orts-
angabe oder aus anderen Wendungen ersehen, ob ein Wunder
sich vor oder nach Columbas Niederlassung auf Hi zugetragen
haben soll. Ein festes Datum aus seinem Leben ist fast nie
genannt^). Nur zuweilen wird auf ein kriegerisches Ereignis
Bezug genommen«). Auch über Columbas Missionstätigkeit er-
fahren wir kaum etwas. Einige Bekehrungsreisen zu den Pikten
werden wohl erwähnt, aber auch sie geben nur den äufseren
Rahmen für eine Wundererzählung ab. und das Historische tritt in
den Hintergrund vor der Legende, denn für Adamnan wie für
die meisten Hagiographen ist der letzte Zweck nicht Geschichte,
sondern Erbauung durch die Biographie eines bestimmten Heiligen.
') Vgl. C.A.Bernoulli, Die Heiligen der Merowinger, Tübingen 1900,
S. 28 f.
') Vgl. Levison, Neues Archiv XXIX, S. 118.
ä) Die Zeitangaben im letzten Kapitel, so über den Monat des Oster-
festes im Todesjahr, zusammen mit dem aus anderen Quellen bekannten Tages-
datura von Columbas Tod und den Angaben über die auf Hi verbrachte Zeit
und sein Todesjahr werden benutzt bei den Erörterungen über den 8-ljährigen
Irischen Ostercyklus; vgl. B. Krusoh, Die Einführung des griechischen Paschal-
ritus im Abendlande (Neues Archiv IX. 1884. S. 143) und Mac Carthy a. a. 0.
IV, S. LXXVIII. Doch ist die rnlialtbarkeit des errechneten Ostercyklus. der
dabei zu Grunde gelegt wird, dargetan von Eduard Schwartz, Christliche
und jüdische Ostertafeln (Abhandlungen der Göttinger Gesellschaft der Wissen-
schaften, Phil.-hist. Klasse, Neue Folge VIII, 6), 1905, S. 102 f. Ganz abzulehnen
ist A. Anscombe , The obit of 8t. Columba (The English historical review \^I,
1892, 8.510— 531).
♦) Z. B. praef. II (8. 108); I, 7, 8 (8. 120); U, 46 (S. 191).
Zeitschrift f. celt. Philologie Xl. 16
234 OERTRUt) BRÜXING.
Abgesehen von dem saclilichen Einteilungsprinzip fällt
besonders das Betonen der Prophetengabe Columbas auf. Wohl
in keiner Heiligenbiographie ist diese Eigenschaft so in den
Vordergrund geschoben. Mit dem ersten Buch noch nicht zu-
frieden, legt Adamnan auch in den andern Büchern besonderen
Nachdruck auf die Weissagungen Columbas. Viele auch von den
im zweiten Buch erzählten Wundern sind dem Inhalt nach vor-
wiegend Prophezeiungen. Er verkündet günstigen Wind, c. 15
(8. 161 f.), reichen Fischfang, c. 19 fS. 1G4), Krankheit, c. 33 (S. 174)
und Tod. c. 22-25 (S. 166— 169). p:r heilt nicht nur die Kranken,
sondern sagt auch vorher, ein wie langes Leben ihnen noch
beschieden ist, c. 5 (S. 155 f.), c. 30, 31 (S. 172 f.). Ausführliche
Prophezeiungen sind c. 39 (S. 180 f.) und c. 42 (S. 185); .«^chon in
der Überschrift dieser beiden Kapitel spricht Adamnan von der
,.prophetatio sancti viri". Auch an vielen andern Stellen betont
Adamnan gerade diese Eigenschaft z. B. II, 4 (S. 155): ..In hac
ita(iue suprascripta narratione, ut aestimo, duo haec manifeste
pariter comitantur, hoc est gratia prophetationis de nube et
virtutis mirar-ulum in aegrotantium sanitate"; ebenso II, 19
(S. 164): „In his duabus memoratis piscationibus miraculi apparet
virtus et prophetica simul praescientia comitata". Columba
segnet die Kühe eines armen Mannes, die sich wunderbar ver-
mehren bis zu einer bestimmten Anzahl 11,21 (S.Kit)): ,.In hac
itaque narratione, ut in ceteris, virtutis miraculum et prophetia
simul aperte ostenditui': nam in magna vaccarum ampliatione
benedictionis }»ariter et orationis virtus apparet, et in prae-
finitione numeri prophetalis praescientia" '). Im Prolog zum
dritten Buch schreibt deshalb Adamnan mit Recht (S. 194): „in
secundo superiore de virtutum miraculis, (juae per beatum de-
clarata sunt virum, et (piae, ut .saepe dictum est, plerumque
prophetationis comilatur gratia". Die Muttei- Columbas erhält
die Weissagung, dal's sie einen Sohn gebären soll, „(lui quasi
unus prophet arum Dei inter ip.sos connumerabitur", III, 1 (S. 195).
Von Prophezeiungen handeln in demselben Buche c. 5 (S. 197),
c. 8 (S. 199), c. 21 (S. 209), c. 22 (S. 210), c. 23 (S. 21(i).
Die.se absi(;htliche Hervorhebung der Prophetengabe Co-
lumlms ist eine besondere Eigenart der irischen IIagiograi)hie.
Culumba erscheint vor allem als Proi)het. um den Gegensatz zu
') Vgl. ebenso II, 38 (S. 179); II, 42 (S. 187).
ADAMNANS VITA Í'OIA'MHAE UND IHKE ABLKITrNOEN. 235
den Dniideii auszuspielen, die bei dem Volke in hohem Ansehen
standen. Die Druiden haben die Gabe der Prophetie')- ^Viti
sehr darin Columba ein christlicher Druide ist, wurde gezeigt.
Die Druiden besitzen Macht über die Natur; aber Columba
kämpft mit ihnen und sein Gott erweist sich als der stärkere.
Charakteristisch dafür ist die P^rzählung. dafs der Magier einen
Sturm erregt an dem Tage, an dem Columba eine Meerfaliit
unternehmen will. Sobald der Heilige das Schiff besteigt, wenden
sich die widrigen Windet). Die Krankenheilungen, die ja aller-
dings zum allgemeinen Legendenbesitz der Völker zählen, spielen
in der irischen Hagiograpliie eine besondere Rolle, um auch hier
wieder den Gegensatz zu den Druiden zu betonen, die als Arzte
berühmt waren. Für den echt irischen, wenn auch sonst weit
verbreiteten Zug. dafs bestimmten Gegenständen bei diesen
Krankenheilungen eine besondere Kraft eingeflöfst wird, liefert
Adamnan zahlreiche Beispiele, Es handelt sich meistens um
Brot, Salz oder einen Stein, die in Wasser getaucht wunderbare
Heilungen bewirken^). Diesen heilbringenden ,.benedictiones"
können die Elemente nicht' schaden^). Ein anderes Erbe der
Druiden ist der Fluch ^). Hierin steht Columba keineswegs hinter
ihnen zurück. Wehe dem, der ihn oder die Seinen verachtet;
ewiger Unsegen und plötzlicher Tod ist die Strafe *>). Columba
verfolgt seinen Gegner ins Meer hinein, bis die Wellen um ihn
spülen. Der heidnische Einschlag, der durch das Druidentum in
die Vita kommt, wird noch vermehrt durch andere heidnische
Elemente, von denen ja die irische Hagiographie durchsetzt ist.
Zahlreich sind die Naturwunder bei Adamnan, deren Hauptzüge
dem heidnischen Glauben entlehnt sind, in dem die Naturverehrung
eine grofse Rolle spielt"). Feuererscheinungen''), wunderbares
Öffnen und Schliefsen von Türen sind heidnische Motive^).
Echt irisch ist die Liebe zu der Tierwelt lo). Gefahrbringende
') Vgl z. B. Louis Gougaud, Les chrétientés celtiques, Paris 1911, S. 21 f.
mid Plummer, Vitae I, S. CLVIII ff.
») n, 34 (S. 175 f.).
') II, 4 (S. 154 f.); II, 5 (S. 155 f.); H, 6 (S. 156 f.).
*) II, 7 (S. 157).
*) Plummer a. a. 0. S. CLXXni.
«) n, 23-25 (S. 167—169).
■) Plummer S. C^XXX\T[I und CXXXIX.
«) III, 23 (S. 195 f.); c. 17—21 (S. 205—209).
») Plummer S. CXXXIX. '») Eb. S. CXLVI.
16*
236 GERTRUD BRÜNING.
Tiere weichen vor Columba zurück'); das Gift der Schlangle
kann seinen Mönchen nicht schaden, weil er die Insel gesegnet
hat-). Der Speer, auf dem sein Segen ruht, verletzt das Wild
des Waldes nicht ^). Eine der schönsten Tierlegenden der irischen
Hagiographie überhaupt ist die Erzählung von dem alten
Schimmel, der den Tod Columbas vorausahnt und auf dessen
letztem Gang durch die Felder weinend sein Haupt in Columbas
Schofs birgt. Für das so charakteristische irische Heimweh«)
hat Adamnan einen eigenartigen Ausdruck gefunden in der an-
mutigen Legende von dem Kranich, der dem Heiligen auf seiner
Insel gleichsam Grüfse aus seiner irischen Heimat bringt.
Gerade in diesen kleinen Anekdoten entfaltet sich die
schriftstellerische p]igenart Adamnans am besten. Er weifs im
allgemeinen recht anregend zu erzählen und mit einer kurzen
Wendung eine Situation treffend zu charakterisieren; z.B. wenn
der hl. Cainnechus so schnell zur Kirche läuft, dafs er einen
Schuh in der Eile vergilsf'); oder wenn Columba mit Schreiben
so beschäftigt ist, dafs er ohne aufzusehen mit dem Schreibstift
das Zeichen des Kreuzes macht«). Adamnan schildert Columba
nicht nur als Heiligen, der mit seiner Askese und Weltfremdheit
auf die Dauer dem Leser vielleicht langweilig wird, sondern er
stellt ihn als Mensch unter Menschen, ('olumba nimmt an den
Leiden und Freuden des Mannes aus dem Volke regsten Anteil"),
und selbst für Kheprobleme hat er Verständnis*'). Besonders in
der Erzählung von dem Tod des Heiligen erhebt sich Adamnans
Darstellungskraft zu ihrer Höhe. Es ist eine Art Stimmungs-
novelle, die in ihrem Aufbau und in ihrer organischen Geschlos-
senheit auch dt^m modernen Leser einen reinen (-íenufs bietet.
Gleichsam den Eingangsakkord bildet Columbas Pi-ophezeiung
von seinem baldigen Tod. In des Heiligen \\'orten spricht sich
keine Trauer aus, sondern eine stille, freudige Erwartung, auf
die nur der Abschied von den Seinen ihren Schatten wirft. Es
ist die gleiche Stimnuuig. wie sie die Schrift in der Abendmahls-
szene bringt, und bewufst oder unbewufst braucht Adamnan
') II, 20, 27 (S. 170 f.). ') 11, 28 (S. 171 f.).
») II, 29 (S. 172). «) rinnmer S. CXXIII.
*) II, 13 (S. IßU). •) II, 29 (S. 172).
') II, 20, 21 (S. 164 f.) und II, 37 (S. 177 f.).
") II, 40, 41 (S. 184 f.).
ADAMNANS VITA COLL'MIJAK UNÜ IHRE AHMilTUNGEN. 237
auch (lie Worte bei Lukas XXII, 15 „desiderio desideravi". Die
letzten Ta^^e gehören seinen München. Der Heilige besucht sie
bei der Arbeit und freut sich mit ihnen über den Reichtum der
Ernte; er segnet die Insel und ihre Bewohner und nimmt von
ihnen Abschied. Selbst der alte Schimmel ahnt Columbas Tod
und beginnt in menschlicher Weise zu klagen. Bis in die Todes-
nacht hinein ist Columba mit Abschreiben der Psalmen be-
schäftigt, und darin zeigt sich die ruhige Todeserwartung mehr
als in langen Schilderungen. Um Mitternacht eilt er auf das
Glockenzeichen als erster zur Kirche, wo die Mönche ihn dann
sterbend vor dem Altar finden. —
Allerdings ist zuweilen in der Vita der Bilderreichtum
etwas gesucht, und das Streben nach glänzender und eleganter
Ausdrucks weise, oft nicht ganz frei von Schwulst, verwirrt
zunächst den Leser und beeinträchtigt in etwa den Genufs
mancher Teile. Aber unklar wird Adamnan an keiner Stelle,
und Roger 1) kennzeichnet seine Sprache treffend, wenn er sagt:
„Le style d' Adamnan est elair et correct; la pensée est dégagée
et nettement exprimée; ses phrases, parfois longues, sont con-
struites et toujours intelligibles*'.
Auch auf die Besonderheiten seines Sprachschatzes macht
nach anderen Roger aufmerksam 2). Gewisse sprachliche Eigen-
heiten sind sicher nicht zufällig, sondern absichtlich von Adamnan
oft im Cbermafse angewendet, um seiner Sprache etwas Gewähltes
und Formvollendetes zu geben. Sein Latein ist mit Neuprägungen
durchsetzt, die sonst nicht belegt sind, z. B. cristüia I, 47 (S. 144);
parasticia III, 23 (S. 211); pmetersorium I, 38 (S. 138) und rata-
bitsta III, 23 (S. 216).
In Anlehnung an das Irische sind gebildet: hinimßas'') IL 12
(S. 160) und geryenna II, 16 (S. 162)*). Auch sonst in der lateinischen
Literatur der Iren und Briten begegnen hocetum'") III, 23 (S. 212)
') M. Roger a. a. 0. S. 261 f..
») Eb. S. 261f. Vgl. Reeves S. CLXIV; Geyer, Adaninanus I, S.39£f.
und das Glossar vou Reeves, 1. Ausg. S. -139 ff. und von Fowler S. 167 fif.
') Vgl. Reeves, 1. Ausg., S. 445.
*) Irisch gerrcend; vgl. A. Holder, Altceltischer Sprachschatz I, Leipzig
1896, S. 2008.
'•') Vgl. boccetum in Vita S. Rodani c. 8 (Acta Sanctorum Hiberniae ex
cod. Salmanticensi S. 321}. Als bucetum öfters belegt; s. Thesaurus linguae
Latinae II, 2231.
288 GEKTRUD BUÜNING,
und cunica ') II, 45 (S. 189). Auch griechische Worte sind zalilreich
in der Vita verstreut. Reeves'^) Zcählt einige Beispiele auf, die
sich noch vermehren lassen. Fast alle diese Gräzismen sind
jedoch schon ganz in die damalige lateinisclie Literatur über-
gegangen. Als griechisch werden höchstens noch empfunden •>)
(jnhemeta II, 41 (S. 184), lithus IT, 33 (S. 175), onoma praef. I
(S. 105) und III, 12 (S. 202), protum II, 1 (S. 153). Einzelne
Worte sind auch mit griechischen Buchstaben*) in der Schaff-
hausener Handschrift geschrieben. Der Name des hl. Columba
wird, ähnlicli wie bei Columban^), in der hebräischen Form
lona^) und in der griechischen lllll*lCTIIPA angegeben").
Es wäre verfehlt, wenn man aus diesen Gräzismen auf eine
tiefgehende griechische Bildung bei Adamnan schliefsen wollte.
Seine Kenntnisse dieser Sprache sind wahrscheinlich nur gering
gewesen, wie wohl im allgemeinen in den irischen Klöstern
dieser Jhh. die Bekannt.schaft mit dei- griechischen Sprache und
Literatur niclit bedeutend war, die z. B. von Stokes^) und
Zimmer") überschätzt worden ist'"j.
Adamnans Wortschatz wird noch vermehrt durch die
zahlreichen Ableitungen von Substantiven, Adjektiven, Verbal-
substantiven und von Adverbien mit verschiedenen Endungen,
wie sie bereits Geyer") zusammengestellt hat. Formen auf -amen
sind z. B. in der Vita Columbae: cunctamcn III, 23 (S. 215);
foramen III, 21 (S. 208); famen III, 15 (S. 203); laetamen III, 22
(S. 209); peccamen II, 30 (S. 180); solamen II, 37 (S. 179); spiramcn
>) Gilda«. De excidio et conquestu Britanniae c. 19 (M. G. Auct. autiqu.
Xm, S. ÍJ5).
*) Reeves, 1. Ausg. S. 440.
') Roger a. a. 0. S. 270 Auui. 14.
*) Vgl. Reeves, l.Ausg. S. XIV, XX f., .j, 8'J, 1K7.
-) Columbani epist. 4 (MG. epist. III, 176).
•) Vgl. u.a. Hieronyinus, Liber interpretationis Hebraicorum nominuru
(de Lagarde, Ouoinastica siu ra I, 1870, S. 4fi,,; .Vi,,,,; (iö,,): „lona columba".
') Praef. IT (S. lOfJ).
•■) \V. .Stokes, 'J'ht; knowledge of (ireek in Ireland (Proceedings of the
Royal Irisli Academy. HI. Series, vol. II, 181)1-1893, S. 187—202).
") Vgl. H. Zimmer, t'ber direkte Handelsverbindungen Westgalliens mit
Irland (Sitzungsbericbte der Berliner Akademie 1909, S. 560f.) und sonst.
'o) Vgl. die vorsichtigeren Ausführungen von M. Roger a. a. 0. S. 268
—273 (dazu W. Levison, Neues Archiv XXXI, 784); ebenso Gougaud a.a.O.
S. 247 f.
") A. a. U. S. 45.
ADAMNANS VITA COM'MüAK UND HIKE AHLEITUNGEN. 239
III, 18 (S. 206); sinimen III, 23 (S.21;j); vocamen praef. I (S.loO).
Von den vielen Adjektivbildungen auf -osus seien hervorgehoben:
ainiosus III, 17 (S. 20G) und Uvorosus III, 5 (S. 197). Sehr
beliebt bei Adamnan sind dann die Diminutivformen'). Sie
dienen wie alle übrigen Stileigeiiheiten nur dazu, Wechsel im
Ausdruck zu ermöglichen. Schon die wahllose Nebeneinander-
stellung dieser Diminutive in den gleichen Kapiteln zeigt, dafs
keine Diminutivbedeutung damit erzielt werden soll. So findet
sich II, 5 (S, 156) capsa neben capsella und capsellula. Auch
von Adjektiven bildet Adamnan diese P'ormen. Neben miser
steht mistllus und sogar misellulus IT, 40 (S. 184). Zuweilen
werden Substantiv und Adjektiv zusammen verkleinert. So
spricht Adamnan z. B. von panculae vacculae II, 20 (S. 165).
Besonders liebt er den Ausdruck misellus homuncio, z. B
II, 23 (S. 168); II, 37 (S. 177). Indem Adamnan diese Diminu-
tive mit Neubildungen und griechischen Worten wechseln läfst,
erreicht er in der Tat eine vielseitige Ausdrucksmöglichkeit.
Einige Beispiele seien hier aufgeführt. II, 33 (S. 175) findet sich
lapis neben lapillus und lithus\ III, 22 (S. 209): laetificatio, lue-
tatio, laetamen, laetifka hilaritas und gaudium\ II, 27 (S. 170):
nans, natans und natatiUs. Nicht weniger als zwölf verschiedene
Ausdrücke Vivvnavis gebraucht Adamnan in der Vita, nämlich alnus
11,27 (S. 170), harca 1,28 (S. 131), caiipullus II, 27 (S. 170),
cunica II, 45 (S. 189), cymba II, 34 (S. 176), cymlula II, 34 (S.176),
Wjnum II, 45 (S. 189), navicella III, 23 (S. 217), navicula 1, 34"(S. 134),
navigium II, 34 (S.176), ratis L 36 (S.136), scapha IL 45 (S. 189).
Eine Menge von Ausdrücken steht ihm also zu Gebote.
Vielleicht liegt es gerade darin begründet, dafs Pleonasmen öfter
begegnen, z. B. fariosa rabies I, 1 (S. Ill), diversis et separat is
vicihus I, 1 (S. 112), fessa tt fatigata I, 48 (S. 145), maesta tristi-
ficatio 111,22 (S. 209), flebilis lamentor 111,23 (S. 212), maestus
plangor III, 23 (S. 214). Als Pleonasmus kann es auch bezeichnet
werden, wenn Adamnan valde noch zu einem Superlativ oder
Komparativ hinzufügt, z.B. valde notisslmus 1,3 (S. 117f.) oder
valde difficiliores II, 40 (S. 184).
Alliteration kommt bei Adamnan verhältnismälsig selten
vor, z.B. in verum vertit viniim 1, 1 (S. 112), prospere prolem peperit
•) Eine Liste der iu der Vita vorkommendeu Diminutive gibt Keeves.
1. Ausg. S. 442 f.
240 GERTRUD BKÜNING,
II, 10 (8. 184). Als Alt Alliteration kann jedoch bezeichnet
weiden, dafs Adainnan häufig Wörter mit gleicher Stammsilbe
nebeneinander stellt z. B. gemilu ingcmuit I, 43 (S. 141), scges
scmlnaia II, 3 (S. 154), tnacie inaceruiiis 11, 17 (S. 103), morso
momordit II, 27 (S. 170), in statione staliliens II, 32 (S. 174),
opibus opiilcntus II, 39 (S. 180), votxim ...devotxis vovit II, 39 (8. 183),
consillo cons i Had sumiis II, 44 (S. 188), satis sat lata II, 44 (S. 189),
niagis ac magis magnificat III, 3 (S. 19G), senex senio fessus III, 23
(S. 210).
Auf seine Vorliebe für Distributiv- an Stelle von Kardinal-
zahlen weisen schon Geyer und Reeves hin. Einige Beispiele:
hini comitcs I, 12 (S. 122), his terni viri II. 4 (S. 155)0. II, 7
(8. 157) findet sich binales für hini. Ohne Unterschied gebraucht
Adamnan qimique, quinales und quinarium 11,21 (S. 165 f.).
Abgesehen von diesen Stileigentümlichkeiten ist Adamnans
Sprache besonders nach zwei Kichtungen hin beeinfiufst, durch
die Bibel und die lateinische Literatur der Klassiker. Der
biblische Einschlag ist gerade in Adamnans Werk ziemlich be-
deutend. Vollständige I^ibelzitate-) begegnen allerdings hier
nicht mehr als auch in andern Heiligenleben, aber biblische
Anklänge sind selir häufig in den Text hineingearbeitet, und der
Sprachausdruck ist teilweise biblisch orientiert'). Die Schrift
wird oft zum Vergleich herangezogen, z. B. in der Vorrede wird
bei der Erörterung des Namens (,'oluniba hingewiesen auf die
Erscheinung der Taube bei der Taufe Jesu. Adamnan erwähnt
das Wandlungswundei- zu Kana IT, 1 (8. 153) und auch eine
Erzählung aus der Apostelgeschichte. Coluniba wird mit Elias
und Elisäus, mit Petrus und Johannes vei-glichen II, 32 (8. 174)'').
Für die Piophetengabe Columbas, der auch sieht, was an fernen
Orten sich zuträgt, scheint dem Verfasser am besten die Stelle
im ersten Korintherbrief (5, 3) anwendbar „absens corpore,
praesens tamen sjjiritu", die an verschiedenen Stellen in der
•) Ebenso 1, ül (S. 132); 1,33 (S. 134); 1,41 (S. 139); 11,4 (S. 155);
II, 18 (S. lf;4); II, 19 (S. 164); II, 33 (S. 145); II, 38 (8. 179); II, 45 (S. 190).
') Die vollstäudigeu Bihelzitate Adamnans sind vei zeichnet Itci
A. \V. Iladdan and \V. Stubbs, Councils and Ecclesiastical Documents relating
to Great Britain and Ireland, vol.1, Oxford 1869, S. 170—180; vgl. auch
Fowler S. 174.
') Vgl. z. B. II, 41 (S. 184).
*) Vgl. unten SJ. 251.
AIíAMNANS VITA COLUMHAK UNI) IHKK ABLElTUNiiKN. 241
Vita vorkommt •). Adamnan hat als Bibelübersetzung für das neue
Testament die Vulgata benutzt, für das alte Testament eine
Version, die nicht genau mit der Vulgata übereinstimmte, aber
offenbar nach ihr verbessert war-).
Neben diesen biblischen Anklängen begegnen in der Lebens-
beschreibung Columbas auch klassische Reminiszenzen, die uns
wieder den gelehrten Verfasser zeigen. Besonders Vergil war
im Mittelalter sehr beliebt, und auch Adamnan ist in seiner
Sprache von ihm beeinflufst.
An Vergil erinnern folgende Stellen:
Vita Columbae.
Georg. III, 439. Aen. II, 475: 111,23 (S. 211): viperarum
et Unguis micat ore trisulcis. venena trisulcarum linguarum.
Aen. II, 372: verbis compellat 11,35 (S. 177): pacificisque
amicis. verbis blande . . . compellat.
Aen. V, 125: tumidis submer- I, 1 (S. 211): Tumores quoque
sum . . . fluctibus. . . . fluctuum.
Aen. V, 432: aeger anhelitus. II, 33 (S. 174): anhelantem
aegra reliquit suspiria.
Aen. VI, 699: largo fletu simul IL 42 (S. 187): faciem lacrymis
ora rigabat. ubertim irrigans^).
Auch Juvencus hat Adamnan gekannt, wie schon Geyer')
für den Traktat De locis Sanctis nachweist. Auch für die
Lebensbeschreibung Columbas finden sich einige Anklänge an
Juvencus^) bei ihm verzeichnet, die sich noch vermehren lassen.
Juvencus, Adamnan.
1,354: vitreas penetrabat flu- II, 22 (S. 166): vitreasque
minis undas, intrans aquas.
') I, 1 (S. 114); II, 39 (S. 182); II, 42 (S. 186); ähnlich I, 37 (S. 137).
-) Haddan and Stubbs a. a. 0. S. 186.
») Roger a. a. 0. S. 262 weist noch hin auf Georg. III, 199: „lenibus
horrescunt flabris" und Adamnan II, 34 (S. 176): „flabris lenibus secundis
flantibus". Diese Stelle scheint jedoch eher aus der Vita S. Germani entlehnt
zu sein (vgl.- S. 252). Zweifelhaft scheint mir das andere Beispiel Aen. X, 559
(555 scheint ein Druckfehler zu sein): „aut gurgite mersum" und Ad. II. 8
(S. 157): „in flumine . . . mersus".
«) Geyer a. a. 0. 1, S. 40f.
'") Juvencus, hrsg. von Huemer, Corpus script. eccL Lat. XXIV, 1891.
•.4 aJ
GERTRUD BRÜNING,
11,275: veredicis loqueris de
coniuge verbis.
III. 229 f.: fragosam ventonim
labiem.
IV, 315: et leti et vitae con-
iinia.
IV, 348: Christus item sancto
depromit pectore vocem; IV, 459:
depromit pectore verba.
I, 89 (S. 138): aliqiia de le
veredica loqnar verba.
II, 22 (S. 167): cum magno
fragore venti emissa.
II, 32 (S. 173): ad coniiiiia
mortis et vitae perdnctus.
I, 18 (S. 125): sacro promit
de pectore verba; ähnlich II, 30
(S. 172) und III, 15 (S. 203).
]\ranche Ausdrücke finden sich ähnlich bei Vergil. Da
Adamnan ihn auch gekannt hat, läfst es sich oft nicht fest-
stellen, wer von beiden der Vermittler gewesen ist, z. B.
Juv. I, 689: ventosa per
aequora.
Verg. Aen. VI, 335: ventosa
per aeciuora vectos.
Juv. II, 426: laetae segetes.
Verg. Georg. I, 1: laetas se-
getes.
Juv. IV, 366: rumpit(iue haue
pectore vocem.
Verg. Aen. 111,246: rumpitque
hanc pectore vocem.
Ad. 1, 20 (S. 126): per ventosa
circuitus aequora.
Ad. II, 44 (S. 189):
. segetes.
laetas
Ad. I, 5 (8. 119): in hanc
subridens erui)it vocem.
Von Prosaschriften kennt Adamnan Hegesipp, De belle
-ludaico'). In der Vita Columbae ist der Einflufs Hegesipps
nicht so fühlbar wie in dem Traktat „de locis Sanctis"-), wie
das ja auch schon im iStotfe begründet liegt, der Adamnan ver-
Hnlalst haben mag, vor der Niederschrift des letzteren Werkes
Hegesipp eigens nocli einmal zu lesen. Manche Spracheigen-
tümlichkeiten liat man bei Adamnan und Hegesipp gemeinsam
gefunden, die allerdings auch sonst wohl begegnen; aber da
Adamnan Hegesipp gekannt hat, dürfen wir darum wohl mit
Wahrscheinlichkeit dessen Einflufs erkennen, wenn auch manches
') Hegesippus de hello Judaico ed. l'ar. Fr. Weber und Jul. Caesar,
Marburg 1864.
») Qejer a. a. 0. S. 41 fif.
ADAMNANS VITA COLUMBAK LNl) lllKK AIiLEH L'NiiKN. 213
auf Zufall beruhen maí?'). Hegesipp setzt gern Adjektive statt
Substantive bei Eigennamen, z. B. Hierosolymitana urbs IV, 0
(8. 231); Hierosolymitana civitas IV, 19 (S. 254). Bei Adamnan,
wo freilich in „lova insula" lova heute nicht mehr als Adjektiv
aufgefafst wird'), begegnet z, B. ähnlich Himbina insula I, 21
(S. 127) und Hibernilis patria III, 21 (S. 209). Entlehnungen
gröf serer Stellen sind nicht nachweisbar; einige Redensarten
ähneln sich:
Heg. II, 13 (S. 158): non im- praef. I fS. 105): et non sine
merito eos divina deseruit opi- diviua opitulatione.
tulatio.
III, 26 (S. 217): velut quodam I, 43 (S. 142): cum ambitu
maris ambitu. oceani et caeli.
Dagegen scheint mir der Ausdruck De locis Sanctis III, 3 :
.,miri odoris fragrantia acsi universorum florum inibicollectorum",
der fast in der gleichen Form auch in die Vita Columbae über-
gegangen ist, nicht, wie Geyer meint 3), aus Hegesipp V, 2 (S. 280):
„pro diversorum florum odoribus" entlehnt zu sein, sondern aus
den Dialogen Gregors des Grofsen, wo die Stelle würtlich wie
bei Adamnan begegnet*).
Interessant ist die Übereinstimmung weniger Wendungen
mit Dionysius Exiguus' 1. Geleitsbrief zu seiner Ostertafel "),
die Adamnan, der Vertreter der römischen Richtung, sicherlich
gekannt hat. Diese Belege schliefsen sich den Nachweisen
Kruschs von der Ausbreitung dieser Ostertafel auf den Britischen
Inseln an^).
') Sicher zufällig ist, dafs die Konstruktion von supereminere mit dem
Dativ, die bei Hegesipp oft vorkommt, z. B. IV, 16 (S. 248), sich bei Adamnan
durchgehend? rindet, 1,30 (S. 131j; III. 16 (S.2(M); 111,23 (S.213). Ebenso
konstruiert Adamnan wie Hegesipp egredi mit dem Accusativ; vgl. Ad. 1.3
(S. 117); I, 8 (S. 120); II, 29 (S. 172) u. Heg. z. B. IV, 14 vS. 245); vgl. dazu
Geyer a. a. 0. S. 41.
') Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Geheimrat Thurneysen gegen-
über Reeves, 1. Ausg. S. 258 ff.; Fowler S. LXV Anm. 4.
«) A. a. 0. S. 42.
*) Vgl. unten S. 251.
^) "Worauf mich Herr Professor W. Levisou aufmerksam machte.
*) Krusch, Neues Archiv IX, S, 141 ff.
•Jt4 GERTRUD BRÜNING,
Dion^'sius Exiguus. Adaninaii.
epist. I (Migne LXVII, 20): praef. I (S. 105): Sed et hoc
Hoc praeterea lectorem pnta- lectorem admonendum putavi-
vimns admonendum. mns.
Eb.: Illud ([uoqne non minoi'i ITT. 7 (S. 199): Sed et lioc...
cura notandum esse censuimus. non negligenter adnotandnm est.
Alle diese Anklänge sind sicher zum grofsen Teil aus
dem Gedächtnis niedergesclirieben, und die Quelle läfst sich nur
mit Wahrscheinlichkeit vermuten. Sie zeigen vor allem Adamnans
Relesenheit und Bekanntschaft mit der römischen Literatur.
I'msomehr dürfen wir annehmen, dafs auf dem Gebiet der Hagio-
graphie berühmte Lebensbesclireibungen ilim niclit unbekannt ge-
blieben sind. Es wurde schon darauf hingewiesen, dafs Adamnan
die Art der Biographie als Wundererzählung mit vielen Viten
vor ihm gemeinsam hat, und dafs sie ihm vielleicht die Anregung
zu dieser Form der Lebensbeschreibung vermittelt haben. Es
bleibt noch näher zu untersuchen, wie weit Adamnan dabei von
bestimmten literarischen Vorlagen abhängig ist.
5. Adamnau und seine Vorbilder.
Die Vita Columbae weist in ihrer Zusammensetzung ziemlich
heterogene Bestandteile auf. Neben ganz persönlichen Zügen,
schlichten Vorgängen des täglichen Thebens, die man für Berichte
von Augenzeugen halten möchte, iindet sich andererseits viel
typischer Tiegendenstoff. Er ist das Produkt kirchlicher Sagen-
bildung und wiederholt sich nicht m\v inhaltlidi, sondern auch
zum 'i'eil dei- Form nach in einer grul'sen Anzahl liagiographischer
Erzeugnis.se. Berühmte Lebensbeschreibungen bilden dafür die
Quelle, und aus ihnen schöpft der mittelallerliche TTagiograjdi
mehr oder minder skrupellos oft niclit nur Kedewendungen und
Ausdrücke, die ihm geeignet erscheinen, seine Vita stilistisch
etwas aufzuputzen, sondern auch ganze Wnndererzählungen über-
trägt er bisweilen einfach auf seinen Helden. Wie weit Adamnans
kompilatorische Tätigkeit nach dieser Richtung hin ging, .sollen
die folgenden Zusammenstellungen zeigen.
Zu den Abschnitten, die wie gleichzeitige Erzählung von
Zeugen anmuten, gehört besonders die Schilderung von Columbas
Tod. Da ist es denn sehr interessant zu beobachten, dafs gerade
ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE AHLEITUNOEN'. 245
in diesem Kapitel Adamnan sich eine der bekanntesten und
ältesten Bioi^rapliien RgA'ptischer Mönche, die Vita Antonii von
Athanasius, zum Vorbild genommen hat, die er in der Über-
setzung des Euagrius kannte').
Beide Heilige suchen kurz vor ihrem Hinscheiden die Brüder
auf und prophezeien den baldigen Tod. Recht hübsch ist dann
bei Adamnan erzählt, wie Columba vor seinem Tod eine Engel -
erscheinung hat. Die ganze Milieustimmung und die lokale
Färbung gibt dem Abschnitt den Charakter des Echten und
Ursprünglichen; und doch dankt er auch zu dieser Erzählung
der Vita Antonii Anregungen. Der hl. Antonius erzählt einst
seinen Mönchen von Engelerscheinungen, und an einer anderen
Stelle vergleicht er die Seele mit einem von Gott anvertrauten
Gut. Aus diesen didaktischen Abschnitten gestaltet Adamnan
eine Episode, denn seiner ganzen SchreibAveise sind theologisch-
dogmatische Exkurse fremd. Ein Engel kommt zu Columba, um
seine Seele zu empfangen. Kurz vor seinem Hinscheiden ruft
dann Antonius noch einmal zwei Mönche zu sich und redet zum
letzten Mal mit ihnen, ähnlich wie Columba mit seinem Diener
Diormetius. Auch die eigentliche Todesszene ist in beiden Viten
ähnlich. Sie schliefsen mit dem Hinweis auf die Ausbreitung
und den Ruhm des Namens ihrer Heiligen.
Vita Antonii. Adamnan.
c. 56 (S. 165). Juxta consue- II, 28 (S. 171). Quadam die. . .
tudinem ad visendos fratres, ad rmtawcios fratres . . . per-
qui in exteriori monte erant, git. qui in campulo occidentali
venit, ibique a divina provi- Jovae insulae opus materiale
dentia de sua morte condiscens, exercebant ... sie vaticinatur,
ita exorsus est: 'Ultimam, /iZ/o?/, dicens: 'Ex hac, fdioli, die
patris audite sententiam; non scio quod in huius campuli
enim arbitror, quod in hoc locis nunquam poteritis in fu-
saeculo iterum vos vismi simus. turum viáeve faciem meam '.
c. 18 (S. 142). Sanctorum III, 23 (S. 211). et quia
angelorum amabilis et trän- sanctorum angelorum amahilis
quillus aspectits est ... gaudium, et tranquillus aspecius gaudium
exuUationem,M\\dcim2)ectoribus et exidtationem electorum pec-
infundimt, siquidem cum illis toribus infundit, haec fuit illius
») Migne, Series Latina LXXIII, S. 126—170.
246
GERTRUD BRUNING.
est dominus, (jui est foiis et
origo laetitiae.
c. 15(S. 137). Animam nostram
comniendaxW nobis Dominus,
servemus deposHum (juale ac-
cepimus,
c. 58 (S. 166). Ego quidem,
iilioli, secundum eloquia scni^u-
rarum patrum gradior viam\
iain enim Doniiuus me invitat.
c. 59 (S. 167). mortem laetvis
aspexit, ita ut ex hilar itafe
vultus eius angcloxxnw sandowww,
([ui ad perferendam animam eius
descender ant , praesentia uosce-
retur. Hos intuens, tamiiuam
amicos videret, animam exha-
lavit.
c. 60 (S. 168). Ific Antonio
liiae terminus fuit, ista piiucii)ia
meritorum.
c. 59 (S. 167). additus est pa-
trihus secundum ordinem scrip-
iurantm.
c. 61 (S. 168). Christus qui
liominem alio i)ene orbe cela-
tum . . . Af ricae, IIisj)aniae, Gal-
liae, Italiae, Illyrico, ipsi etiam,
quae urbium cajwf est, liotnae
. . . demonstravit.
subitae causa laetitiae. . . Ecce
enim angelus Domini ad repe-
tendum aliquod Deo carum
missus depositum ... Noster vero
patronus sanctum, propriam a
Deo sibi commendai^aw animam,
depositum nuncupavit.
III, 23 (S. 212). secundum
eloquia scripturarum patrntn
gradia.rviam. lam enim Dominus
mens Jesus Christus me invifava
dignatur.
III. 23 (S. 214). cum mira
vultus hilaritate et ?ae/itia cir-
cunispiciebat, sanctos scilicet
obvios intuens angelo» . . . spiri-
tum exhalavit . . .
(S. 215), (lui ad sauctam
ipsius animam . . . descenderant
innumeri.
III, 23 (S. 217). Hie itaque
nostro praedicabili patrono vitae
terminus fuit, ista meritorum
exordia ... qui secundum senten-
tias scripturarum . . . patrihus
additus.
III, 23 (S. 218). sed etiam
ad trigonam usijue Jlispaniam
et Galliaa et ultra Alpes Peninas
Italiam sitam pervenire, ipsam
(juoque llomaW'Aiw civitatem,gMae
caput est omnium civitatum.
Ein Anklang an die Vita Antonii liegt auch vielleicht an
folgenden .Stellen vor:
c. 15 (S. 138). lidelium enim III, 8 (S. 200). ieiuniis et
orationibus atque ieiuniis ad orationihus ... a daemonum
Dominum statim curruunt. defendatur invasione.
ADAMNANS VITA COLUMBAE UND IHRE ABLEITUNGEN. 247
c. 62 (S. 168). Salvator noster II, 22 (S. 166). Christum .. . pi e-
Jesus Christus glorificantes se catur, ([ui suos glorificantes se
[florificat. fflorificat electos.
Prol. (S. 127). minima vos praef. I (S. 105). minima dc
existimate audisse dc maximis. maximis.
c. 40 (S. 15G). nam semper praef. II (S. 108). hilar em
hilar em faciem gereiis. semper faciem ostendens.
Schon Geyer 1) und Albers-) machen darauf aufmerksam,
dafs Adamnan in seiner Vita die Martinschriften des Sulpicius
Severus^) benutzt hat. Die erste Vorrede ist in etwa nach
dem Beispiel des Sulpicius Severus angelegt. Beide bitten den
Leser, nicht so sehr auf den ,.sermo incultus" als vielmelir auf
den Inhalt zu achten und ihren Erzählungen Glauben zu
schenken. Nur einen Teil der "Wundertaten können sie berichten,
um den Leser nicht zu langweilen. Bei den Worten, die Adamnan
für den Schlufs der 2. Vorrede entlehnt, ist ein Zusatz bezeichnend,
der Rolle entsprechend, die das Schreiben in den irischen Klöstern
spielte^).
Vita Martini. Adamnan.
1, 9. obsecro autem eos qui praef. I (S. 105). leduros
lectur'i sunt, id fidem dictis ad- quos(iue admonere procurabo.
hiheant. ut fidem dictis adliiheant com-
praef. 3. bona venia id a pertis et res magis q^uam verba
Zccíoribus postulabis, ut res po- perpendant . . . meminerintque
tius quam verba perpendant . . . regnum Dei non in eloquentiae
quia regnum Dei non in elo- exuberantia, sed in fidei Horu-
quentia, sed in fide constat. lentia constare.
1, 8. ex his, quae conpcrfa praef. I (S. 105). quod de
nobis erant, plura otnisimw» . . . beatae memoriae viro plura . . .
simul et legentihvLS consulendum a nobis sint praeter«« /ssa et
•) Geyer, Adamnanus I, S. 37f. Einzelnes bereits in den Anmerkxingen
von Reeves, l.Ansg. S. 3, 222.
-) B. Albers, Zu den beiden ersten Lebensbeschreibungen des Abtes
Columba von Jona (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiuer-
ordeus XXXIII, 1912, S. 416f.).
3) Hrsg. von C. Halm. Corpus script, eccl. Lat. I, Wien 1S66, S. 109—216.
*) Vgl. Levison, Die Iren und die Fränkische Kirche (Historische Zeit-
schrift 109, 1912, S. 19;.
248
GERTRUD BRUNrNG.
fiiit, ne (luod his pareret copia
congesta fastidium.
Ebenso 19, 5. sufficiant haec
vel paiica de phirimis, ... in
niuUis vitara fastidium.
l, 9. neque me quieciuam nisi
conpertum et probatum scrip-
sisse arbitientur.
c. 26. 3. niniKiuam hoyii kUa
niomentumtiue praeteriit, quo
von mit orationi incumheret aut
iiisisteret tedioni.
c. 25, 1. Nam cum ollm, audita
fide eius, vita adque virtute.
desiderio illius ae5A?<rtremus,
gratara nobis ad eum videndum
suscepimus percgrinaúon&ai.
quasi pauca de plnrimis ob en-
/andum fastidium lecturorum
sint craxata. Ebenso
IL 46 (S. 191). aniniadverteie
lector debet, quod etiam de
compertis in eo inidta. propter
hge7it'mm ei'iVandum praeter-
viissA sint fastidium.
praef. II (S. 107). nemo itaque
me de hoc tarn praedicabili viro
aut mentitum aestimet.aut quasi
(luaedam dubia vel incerta scrip-
turuni.
praef. II (S. lOS). naiZ/um etiam
unius ho)-ae intervallum transire
püterat, quo non aut orationi
aut lectioni vel sci'iptioni . . .
incumheret.
I, 2 (S. 114). hoc propositum...
in corde habuit. ut ... Columbam
...^ieregrinatnnx» adiret. Eodem
aestuans desiderio i).
Desgleichen sind die Episteln und Dialoge des Sulpicius
Severus ausgeschrieben. Die Heiligkeit I\Iartins und Colunibas
wird auch andern Menschen durch himmlische Lichterscheinungen
offenbart. Nach Möglichkeit jedoch suchen sie ihren Ruhm vor
der Mitwelt zu verbergen.
Pvpist. II, 8. est enim ille
consertus apostolis ac i)rofetis
... in illo iustorum grege nullo
secundus ... in illis potissimum,
qui stolas suas in sanguine la-
verunt, adgregatus Agnum duc^m
ah omni integer Iahe comitatur.
III, 23 (S. 217). apostolis et
profetis consertus, numero ag-
gregatus albatorum milium ag-
nino in sanguine suas siuictonxm
qui lavrrunf stolas, Agnum duc-
/orem comitatur, virgo immacu-
latus ah omni integer Iahe.
») (ieyer führt noch einige Stellen an, in denen iiber keine Ähnlichkeit
in stilistischer Hinsicht vurliegt. Die inhaltliche geringe Übereinstimmung
kann auch zufällig sein.
ADAMNANS VITA COLUMUAK UND IHRK ABLEITUNGEN.
240
Dial. II, 2. cum iain alfarmm
. . . benediceret, tjlohiim /V/wis dc
capite illius vidimus eiiiicare,
ita lit in .sublime contendens
longum admodum crmem...pro-
duceret.
HI. 17 (S.206). sanctus Bren-
deuus . . . quendam crmiosum
iyntmn ylohum et valde lumi-
no.sum de vertice S. Columbae
ante altars stantis . . . tamdiu
ardentem et instar alicuius
columnae sursum ascendentem
vidii.
I, 50 (S. 147). Pauca dixi,
nam hoc de venerabili viro
non est dubitandura, quod valde
WMWi'rosiora fuerint, quae in
Dial. II, 4, 2. multa quidem
illius prius gesta innotuere
mundo neque potuere celari, sed
Vi\ntimerd\)\\vA esse dicuntur,
quae, dum iactantiam vitat, oc-
culuit neque in hominuni noti-
tiam passus est \)evvenire . . .
mundi gloriam calcans.
Dem Gegenstand nach erinnert die Geschichte von dem
wunderbaren Fischfang II, 19 (S. 164) an einen ähnlichen Vor-
gang in den Dialogen:
notitiam honiinuni .
nullo modo poterant
evitantes gloriam.
vemre
vanam
Dial. Ill, 10. Vade, inquit,
mitt^ linum tuum, captura pro-
veniet ... ad primum iactum
in rete permodico immanem
esocetn diaconus ex^>-a:rit.
II, 19 (S. 164). Rete in flumen
tnittiie et statim invenietis
grandem . . . piscem. Qui . . . mirae
magnitudinis traxenmt in re-
tiaculo esocem. . .
Adamnan hat ferner aus Gregors d. Gr. Dialogen, be-
sonders aus dem zweiten Buch, der Vita Benedikts von Nursia ")
manche Anregung geschöpft-). Die oft wiederholten Einleitungs-
worte Gregors 3) weist auch die Vita Cülumbae auf:
Gregor d. Gr. Adamnan.
Dial. II. prol. Fuit vir vitae praef. II (S. 106). 17;- erat
venerahilis, gi'atia Benedictus vitae venerabilis.
et nomine.
Dann folgt entsprechend eine längere Erklärung des Xamens
Columba. Vor allem sind es Stellen aus dem Leben Benedikts,
') Vita S. Benedicti bei Mabillon, Acta sanctorum ordinis S. Benedict! I,
S. 3—28. Die übrigen Bücher der Dialoge sind nach Migne LXXVII angeführt.
») Vgl. Albers a. a. 0. S. 414—416.
*) Vgl. z. B. Levison, Neues Archiv XXIX, 144.
Zeitschrift f. cU. Philologie XI. 17
250
GERTllUD BKLNINC4.
die von seiner Proplietengabe handeln, die Adaninan auf seinen
Helden überträgt. Von früher Jugend an zeichnen diese Hei-
ligen sich durch Weissagungen aus. Benedikt schaut in einer
Vision, wie die Seele des Gernianus von Cai)ua zum Himmel
getragen wird. Columba hat eine ähnliche Erscheinung, die er
seinem Diener Lugbeus erklärt. Beide Heiligen erwecken einen
toten Knaben zum Leben, wie es ähnlicli auch im ersten Buch
der Dialoge von einem anderen Heiligen berichtet wird. Dann
folgt bei Adamnan ein Vergleich des Heiligen mit hervorragenden
Männern des alten und neuen Bundes, wozu auch vielleicht
Gregor die Veranlassung gegeben hat.
Dial. II, 11. cocpit vero inter I, 1 (S. 114). ab annis iuve-
ista vir Dei etiam proplietiae spi-
ritu poliere, veninra praedicere,
praeseniihus absentia nuniiarc.
Dial. II, 3. eiusque mentem in
extasi rapuit.
Dial. II, 35. omnis etiam
mundui> velut sub una solis radio
collectuíi, ante oculos eins ad-
ductus est ... (|uia ipsa luce
visionis intimae mentis luxatixíi
siiiua . . .; eb. IV, 7. Qui . . .,
mentis laxato sinu, quasi sub
uno solis radio cunctum in suis
oculis collectum mundum vidit.
Dial.II, 32. cuius moxmamnu
tenmt et eum patri r/i;entem
at(iue incolumem dedit.
Dial. I, 2. ([uo orante anima
pueri ad corpus rediit; ([uem
manu comprehendit ac Henti
matii viventem reddidit.
nilibus coepit eiiam proplietiae
spiritu poliere, Ventura prae-
dicere, praesentibus absentia
nuntiare.
III, 5 (S. 196). in extasi wiewds.
I, 43 (S. 142). Sunt nonnulli,
. . . ([uibus divina hoc contulit
gi'atia, ut etiam tot um totius
terrae orbem . . . quasi sub uno
solis radio, mirabiliter laxato
mentis sinu, clare et nianifes-
tissime speculentur.
I, 1 (S. 114). in ali(|uantis
dialis gratiae speculationibus
totum etiam mundum, nluii
uno solis radio collectum, sinu
mentis miiabiliter laxato, mani-
fest atum i)erspiciens specula-
batur.
11.32 (S.174). cum hac sancti
honurabili voce anima ad cor-
2)us rediit, . . . cuius manum
/mens ... paiviilibus rediwvum
a.ssi2:navil.
ADAMNANS VI lA COI.lJMüAK UND IllUK AHI.EITUNGEN,
251
Uial. 11, <S. Nam in aqua ex
petra i)i'ü(lucta Aroyseu, in ferro
vero quod ex prüfundü ai^uae
rediit Helisaeum, in aquae iti-
nera Petrum, in corvi oboe-
dientia Heliani, in luctu autem
mortis ininiici David video.
Eb. Hoc noster Columba cum
Elia et Eliseo prophetis habeat
sibi commune virtutis mira-
culum, et cum Petro et Paulo
et Johanne apostolis partem ho-
noris similem in defunctorum
resuscitatione.
Inhaltlich ähneln sich einzelne andere Geschichten und
scheinen durch Gregor beeinflufst zu sein, so z. ß. die Erzählung
von einer Krankenheilung und von dem durch die Kraft des
Heiligen erlangten Regent).
Dial. I, 10. et eins coxa mox
frada est, ita ut in dwabus
par/ibus os esset divisum . . . cui
htnediddim aquam venerabilis
Fortunatus statim dedit, dicens:
'Vade citius et earn super iacen-
tis corpus proice'; mox ut aqua
henedicta coxam . . . contigit, ita
omnis fractura solidata est et
saluti pristinae coxa restituta.
Dial. Ill, 15. Nam quoties
pluvia deerat et aestu nimio
terr2im longa siccitas exurebat,
collecti in unum cives . . . eius
tnnicam levare . . . consueverant.
Cum qua dum per agros per-
gerent exorantes, repente pluvia
tribuebatur, ([uae plene terram
satiaie i)0tuisset.
Dial. IV, 47. De eodem se-
pulcro illius fnujrantia suavitatis
emanavit. acsi illic floruni om-
nium fuissent odoramenta con-
gregata; Dial. IV, 15 (vgl. c. IG).
miri odoris fraijrantia.
*) In etwa liegt auch eiue Äbulichkeit vor iu Dial. I, 3 uiul Ad. 1, -tl
(S. 139), die aber so geriug ist, dafs sie in. E. auf Zulall beruht.
17*
n, 5 (S. 156). coa:aque eius
in duüii confracta est partes . . .
emigranti sanctus pineam tradit
cum henedictione capsellam, di-
cens: '. . . eademque benedic-
donis aqua super eius infundatur
coxam' . . . aqua henedicta . . .
perfusa coxa, sine uUa morula
condensato osse, plene sanata
est.
II, 44 (S. 1881). in his torpen-
tibus terris valde grandis . . .
facta est siccitas . . . hoc inito
consilio consiliati sumus, ut . . .
cum sancti Columbae Candida
circuuiirent tunica . . . leva-
rentque in aere . . . mira sub
celeritate . . . pluvia facta est
magna ... et sitiens prius terra
satis satiaX'ü . . .
I, 37 (S. 137). quandam miri
odoris fragrantiam acsi univer-
sorum florum in unum sentio
collectorum.
252
GERTRUD BRUNING.
Wörtliche Anklänge finden
hafte Wendnng mit „perpendat"
Dial. II. 24. Perpendis, Petre,
apud Jesiim riiristum dominum,
cuius meriti i.sie vir fuerit.
Dial. Ill, 1. ad extrema per-
ductus est.
Dial. IV, 27.
actihus deditus,
intentiis.
Misericordiae
bonis operibus
sich auch sonst. Eine formel-
ist bei .\damnau beliebt:
III, 23 (S. 217). Perpendat
itaque lector, iiuanti et ([ualis
upud Deum . . . lionoris habe-
aturi).
II, 31 (S. 173). ad extrema us-
que perductus est. Ebenso III, 6
(S. 198) und ähnlich III, 9
(S. 200): cum ad extrema . . .
perduceretur.
III, 6 (S. 198). bonis actibus
intentus.
111,9 (S.200). eleemosynarum
operibus satis intentus et ceteris
iustitiae actibus plenus.
Bei diesen Zusammenstellungen sind zunächst jene Werke
berücksichtigt, die mehrfach als Vorbild benutzt worden sind.
Ihnen schliefsen sich solche an, die anscheinend nur gelegentlich
herangezogen sind.
Bei der Schilderung eines Sturmes auf dem ]\reere erinnert
sich Adamnan an den Bericht, den Constantius von der See-
fahrt des hl. Germ an US von Auxene gibt'').
Vita Germani ^).
c. 13 (S. 259f.). Ac primum
de sinn Gallico jlabris lenibus
navis . . . deducitnr, donee ad
acquor 7>icdiiun i)erveniret . . .
Nee multum post occurrit in
pelago releyionis inimica vis
daemonum. . . Obponnut peri-
Cid'd, procellas co7icitant, cae-
lum diemque nubium nocte
Adamnan.
U, 34 (S. 17G). Sic enim ali-
(juando Jacmoniorum legiones
sancto Gennano ejiiseopo de simi
Gallico . . . ad Britanniara navi-
ganti medio in aequore occurre-
i'ant et o;);w«entes perirtda pro-
cellas con6'/7übant, caelum diem-
que tenebrarum caliyine obduce-
bant. . . Noster itaque Oolumba,
•) Vgl. II, 9 (S. 158); II, 34 (S. 17G); II, 42 (S. 187).
■^) Vgl. Levisun. Neues Archiv XXIX, S. 147.
=•) Uerausg. von Levisoii, SS. rer. Merov. VII (Joinuächst erscheiuend),
S. 225—283.
ADAMNAN8 VITA COI-UMBAE UND HIKE ABLEITUNGEN.
203
subfÍMCunt et tcnébrarnm cali-
ginem maris ati^iie aeris liorrore
congeminant . . . excitant senio-
rem, element is furentihna ob-
poneiidum. Qui periculi imniani-
tate constantior Christum itivocat
. . . traii([iiillitas serena siib-
sequitur, venti e contrario ad
itineris ininistcria rcrtuntur,
. . . brevi optati litoris (luiete
potiuntur.
c. 7 (S.255). clamor 2)02n(lsirh
adtoUitur^).
videns contra se elementa. conci-
taii furentla,, (Jhristum invocat
dominum . . . ipse constantior
factus . . . venti contrarii ad iti-
yieris ministeria cum omnium
admiratione verertimttcr. Et sie
per totam illam diem flabris
lenihus secundis flantibus, beati
cymba viri optatwoi pervecta
ad portum pulsa est.
IL 32 (S. 174).
pojnili attoUitur.
Clamor tum
Die Charakteristik Columbas in der 2. Vorrede ist teilweise
den Gesta Silvestri entnommen-).
Gesta Silvestri (Catalogus
codicum hagiograpli. bibl. reg.
Bruxellensis I, 1, 8. G). in terra
positiis, caelestihus se aptnm
morihus ostendebat. Erat enim
aspectu angelicus, sermone ni-
tidus, opere sancius, corpore
integev, ingenio optimus, consüio
magnus.
praef.II (S. 108). miepritatem
corporis . . . custodiens (vgl. I, 2 :
m/i-i/ritatem carnis ... custodiens),
quam vis in terra positus, cae-
lestihus se aptum morihus os-
tendehat. Erat enim aspectu an-
gelicus, sermone nitidus, opere
sanctus, ingenio optiynus, con-
silio magnus.
Für die Schlufsworte der Vita hat Irenäus in der Über-
setzung des Hieronymus als Vorbild gedient 3):
Adamnan.
Hieronymus. De viris illus-
tribus c.35 (hrsg. von Richardson.
Texte und Untersuchungen zur
Geschichte der altchristlichen
Literatur XIV, 1, 1890. S. 25):
Adiuro te, qui tran5(;rí7>is Z/6rum
istum, per dominum nostrum
Jesum Christmu . . . (luo iudiai-
Obsecro eos 5i(/cumque volue-
rint hos áescrihere Z/&ellos, immo
potius adiuro per Christum
indicem saeculorum, ut, post-
(^uam diligeutev áescripserint,
conferant et emendent cum omni
diligentm ad exemplar unde
craxerunt et hanc quoqne ad-
•) Vgl. Levisüu. Neues Airliiv XXIX, IIG.
•-') Vgl. Levisou, Siguleua (eb. XXXV, 1910, S. 2'27f.).
s) Vgl. Eeeves, 1. A\;sg. S. 242.
2^1 OEKTUUD UKUNINO.
turns est ... id conf'eras, post- mvaiioncm hue in locu sub-
quam trunscripseris, et emendes scribant.
illnm ad exemplar, nnde tran-
scripsisti, diliyenthume, hanc
quoqiie ohtestaf ioneni similiter
transferas. ut invenisti in exem-
plari.
Nicht so sicher sind folgende Anklänge an Leos d. Gr.
Homilien ').
Sernio XII (Migne 54, S. 169). I. 1 (S. 113). 'ujnorantim te-
et tencbrds ignomntiae nostrae nebris obscuiata erat,
suae veritatis luce discuteret.
Sermo L (S. 306). Ahutuntur II, 46 (S. 191). ingrati Dci
autem quidam patientia Dei. patientia male ahutuntur.
Aus den vorhergehenden Zusammenstellungen ergibt sich,
dafs Adamnan doch nicht ein skrupelloser Komi>ilator gewesen ist;
schon der trotz allem geringe Umfang der Entlehnungen spricht
dagegen. ]\reist handelt es sich bei ihm nur um Lesefrüchte, die
kunstvoll in den Text hineingearbeitet sind, um die Erzählungen
nach der rhetorischen Seite hin etwas auszugestalten. Fast die
ganze rharaktei-istik Columbas im 2. Pi-olog ist so mosaikartig
ans fremdem (-Jut zusammengesetzt. Vielleicht hat man sich die
Art der Quellenbenutzung teilweise so zu denken, dafs, abgesehen
von unbewufsten Eiinnerungen, die aus dem Gedächtnis nieder-
geschrieben sind, Adamnan sich bei der Lektüre dieser Schriften
geeignete Stellen auf Wachstäf eichen aufgezeichnet hatte, wie
er uns das ähnlich im Eingang von seinem andern Werk ,,de
locis .Sanctis'' berichtet 'j. Icji möchte das vermuten, weil bei
ihm zuweilen die gleiche Stelle mit leichten Varianten wieder
begegnet^). Jedesmal stimmen die Worte in ver.scliiedener Hin-
sicht mit der Quelle überein, so dafs man annehmen möchte, dafs
Adamnan immer von neuem seine Vorlage oder seine eigenen
Aufzeichnungen aus ihr zu Kate gezogen hat. Doch nicht nur
Redewendungen und Ausdrücke hat er seinen Vorgängern ent-
nommen, für einige seine Wundererzählungen hat ei- anscheinend
') Vgl. Albers a. a. 0. S. 420, der bereits knrz fe.ststellt. dals Adaiuuan
ans Leo d. Gr. und ans Hieronymns gesrliöpft habe.
") Ed. Geyer a. a. (). S. 2'Jl.
») Vgl. oben S. 250, 252.
ADAMNANS VITA ÍJOI,rMHAK LNI) IIIKK AHLEITUNGEX. 255
auch die Idee entlehnt, und in diesem Sinne bilden seine lite-
rarischen Vorbilder auch gleichzeitig eine Art Quellen für einzelne
Legenden. Das führt uns zur Frage nach den Quellen Adamnans
im allgemeinen.
(>. Adaniuan und seiue i^uellen.
In der Einleitung zu seinem Werk weist Adamnan selbst
hin auf die Quellen, die er bei der Abfassung der Biographie
benutzt hat. Ausdrücklich scheidet er zwischen einer mündlichen
und schriftlichen Tradition, praef. II (S. 107): ,,me . . . ea quae
maiorum fideliumque virorum tradita expertorum congrua rela-
tione narraturum et sine ulla ambiguitate craxaturum sciat, et
vel ex his ([uae ante nos inserta paginis reperire potuimus, vel
ex his (iuae auditu ab exjjertis quibusdam fldelibus antiquis, sine
Ulla dubitatione narrantibus, diligentius sciscitantes, didicimus".
Dafs Avir in diesen Worten nicht blofse schriftstellerische Fiktion
Adamnans zu sehen haben, der dadurch seine Glaubwürdigkeit
bekräftigen will, zeigt sich im Verlaufe des Werkes, wo er sich
immer wieder auf diese ..experti fideles antiqui" beruft. Es sind
sicher alte Mönche, die Culumbas Zeit nahe gestanden und ganz
unter dem Eindrucke seiner Persönlichkeit wunderbare Vorgänge
zu berichten wuIsten. An verschiedenen Stellen werden sie
erwähnt:
Praef. II (S. 107). „sicuti nobis ab antiquis traditum expertis
compertum habetur".
I, 1 (S. 113). „ab expertis uniuscuiusque regionis. ubicumque
res eadem simili contigit miraculo, indubitanter didicimus".
I, 38 (S. 138). „sicuti ab expertis traditur".
II, 6 (S. 156). „sicuti nobis ab expertis traditum est**.
II, 9 (S. 158). „Sed et alia . . . similia ab expertis indu-
bitanter didicimus".
III, 4 (S. 196). ..ut nobis ab expertis traditur".
III, 28 (S. 216). ,,(iuod nobis ab expertis traditum est**.
Daneben findet sich auch das einfache „(sic)ut nobis
traditum est*' und „(ut) traditur**. I, 7 (S. 120); II, 17 (S. 163);
II, 37 (S. 178); III, 22 (S. 210) und „ut fertur" I. U (S.123); L 26
(S. 219f.); 11,24 (S. 169). In all diesen Erzählungen beruft
Adamnan sich auf Zeugen im allgemeinen, oft in formelhafter
A\'endung. Der Ursprung der A\'undererzählung ist verwischt.
2üO GERTRUD BRÜNING,
Auch Augenzeugen von Wundein führt er an. Ein Buch
Columbas. das hinge im Wasser gelegen hat, ist unversehrt ge-
blieben, 11,9 (S. 158): „a viris quibusdam veracibus et perfectis
bonique testimonii sine ulla anibiguitate relationeni accepimus,
qui eundem libellum . . . considerarunt". Auch bei der Erzählung
von Columbas Tod bei'uft er sich auf Mönche, die alles erlebt
haben, III, 23 (S. 214): „ut ab aliiiuibus, (jui praesentes inerant,
didieimus".
Sehr häufig nennt Adamnan aber nicht Zeugen in all-
gemeinen Wendungen, sondern bestimmte Gewährsmänner mit
Namen und gibt genau den Gang der Überlieferung an. König
Oswald hat in der Nacht vor der Schlacht gegen Cadwalla eine
Vision Columbas, ein Vorgang, den wir vielleicht nur als leb-
haften Traum bezeiclinen würden, I, 1 (S. 113): „Hanc mihi
Adamnano nanationem mens decessor, noster abbas Failbeus,
indubitunter enarravit, (jui se ab ore ipsius Ossvaldi regis, Segineo
abbati eandem enuntiautis visionem, audisse protestatus est".
Auch für wunderbare Prophezeiungen Columbas nennt Adamnan
Augenzeugen:
I, 2 (S. 116). „Haec mihi (juodam nari-ante religioso sene
presbytero, Christi milite, Oisseneo nomine. Ernani iilio. genta
Mocu Neth Corb, indubitanter didici: qui se eadem supra memorata
verba eiusdem ab ore sancti Finteni, filii Tailchani, audisse tes-
tatus est, ipsius monachus".
1,3 (S. 118). „P>neneus ..., qui haec omnia suprascripta
verba Segineo abbati de se prophet ata enarraverat, meo decessore
Failbeo intentius audiente, qui et ipse cum Segineo i)raesens
inerat, cuius revelatione et ego ipse cognovi haec eadem, (juae
enarravi".
I, 43 (S. 142). ,.supradictus vir (Lugbeus, ein Mönch
Columbas) . . . coram aliorum personis sanctorum post sancti
Columbae transitum testatus est; a quibus haec, (luae de sancto
supra narravimus, indubitanter didieimus".
II, 1 (S. 155). Haec per omnia esse verissima, supradictus
Silnanus, Christi miles, sancti legatus (Jolumbae, coram Segineo
abbate et ceteris testatus est senioribus*'.
Ein anderer Mönch bezeugt eine Columba zul eilgewordene
Lichtoffenbarung:
III, U> (S. 207). „Haec itacjue praedicabilis et admirabilis
res . . . eodem Virgnouo narrante, innotuit. Cuius scilicet Virgnoui
ADAMNANS VITA COLUMKAE UNI) IUKI': ABLEITUNGKN. Jj?
sororis filiiis Commanus, honorabilis presbyter, mihi Adamnano...
aliiiuandü sub testificatione enarraverat". Ferner
111, 23 (S. 215). „ab aliquibus expertis senioribus, ((uibus
ipse Virgnous retiilerat, sine ullo didicinuis cunctamine".
Von zwei wunderbaren Prophezeiungen ('olumbas haben
die Zeugen Adamnan selbst erzählt:
I, 20 (S. 127). „Et uiius ex his (lui viderant, sanctus sacerdos
. . . mihi haec de Baitano enarrans retulit, Mailodranus nomine,
Christi miles, gente Mocurin".
1, 49 (S. 146). „Alius mihi Adamnano, Christi miles, Finanus
nomine, ... de eodem hello se praesente commisso aliqua enarrans,
protestatus est". . .
In seiner Jugend lauscht er dem Bericht von einer Himmels-
erscheinung, die sicli in der Todesnacht des Heiligen gezeigt
haben soll:
III, 23 (S. 215). „unus ex eis qui viderant, ... cuius nomen
etiam potest dici Ferreolus, Scotice vero Erneue, gente Mocu-
firroide, . . . mihi Adamnano, illo iuveni in tempore, cum grandi
retulerat testiiicatione dicens". . .
Dem Inhalt nach sind es also Wundererzählungen ver-
schiedener Art, für die er Zeugen nennt, auf die er sich sicher
bona tide verläfst, und es ist sehr bezeichnend, w'ie oft die
Erzählungen nach Adamnans ausdrücklichem Berichte aus
zweiter Hand stammen; wie sehr gerade auf dem Wege der
Weitererzählung die Neigung zur Legendenbildung wachsen
mufste, dessen ist er sich sicherlich ebensowenig bewufst gewesen
wie andere Hagiographen. Wie die Legende sich fast unmerklich
um Vorgänge des täglichen Lebens schlingt, dafür gibt Adamnan
Beispiele in den Wundern, die sich zu seiner Zeit nach dem
Tode des Heiligen zugetragen haben sollen. Nach langer
Trockenheit setzt Regen ein. der nach Adamniuis Glauben nur
dem Gebete zu Columba zu danken ist-. Mehrmals legen sich
auf dem Meere ungünstige Winde, und Adamnan mit seinen
Begleitern erreicht glücklich die Insel. Als die Pest in
Irland herrscht, bleiben Hi und die Tochterklöster verschont,
II, 44—46 (S. 188—191). Diese durchaus natürlichen Vorgänge
erscheinen bei Adamnan ganz im Gewände des Wunders, für
deren Glaubwürdigkeit aul'ser ihm noch viele lebende Zeugen
herangezogen werden können. II, 45 (S. 190): ,,Huius ergo prae-
missae narrationis testes non bini tantum vel terni secundum
258 GEHTRÜD HKOnING.
Legem, sed centeni et amplius adliiic extant". Von diesen
Wnndern. die gleichsam im Entstellen sind, schliefst Adamnan
mit der Naivität des mittelalterlichen ITagiographen auch auf
die ^^'ahrheit der übrigen Erzählungen. 11.45 (8.189): „Prae-
teritorum nobis, quae non vidimus, talium miraculorum prae-
sentia, quae ipsi perspeximus. fidem indubitanter confirmant".
Diese so zahlreichen Hinweise auf mündliche Tradition
werden noch vermehrt durch die Berichte, die an eine Örtlichkeit,
ein noch vorhandenes Denkmal oder an einen Namen anknü})fen
und gleichsam die Erklärung für deren Dasein geben sollen,
i]rzählungen von der Art „ätiologischer" Sagen 0, die man ohne
weiteres den Abschnitten anreihen darf, bei denen Adamnan
sich ausdrücklich auf mündliche Überlieferung beruft, die man
auch hier unbedenklich als seine Quelle ansehen kann.
Eine Quelle trägt Columbas Namen, vielleicht weil der
Heilige auf einer Reise zu den Pikten an diesem Wasser getauft
hat. Der späteren Zeit genügte ein solcher Anlafs nicht mehr;
als Adamnan schreibt, ist mit dem Namen Columbas die Vor-
stellung verbunden, die Quelle gehe auf ein \\'under zurück:
Columba soll sie durch sein Gebet aus dem Felsen haben hervor-
springen lassen, „hodieque fonticulus, sancti nomine Columbae
pollens, cernitur", II, 10 (8. 159). Besonders auf der Insel Hi,
wo Adamnan sein ^\'erk verfafst, weifs jeder Ort von Columba
zu erzählen. Ein Steinhaufen, „qui hodieque in ora cernitur
maritima". I, 33 (S. 134), bezeichnet das Grab eines Fremdlings,
dessen Ankunft Columba jirophezeit haben soll. Nicht weit von
einander sind auf der Insel zwei Kreuze errichtet. Die Legende
sucht ihr Dasein wunderbar zu deuten und gestaltet eine
Prophezeiung des Heiligen. Von dem hl. Erneneus, Abt des
Klosters Himba. und sich selbst hatte Columba verkündet, dal's
sie einander nicht lebend wiedersehen würden. Jener kommt in
seinem Alter zur Insel Hi; freudig eilt Columba ihm entgegen,
aber bevor sie sich begrüfst haben, fällt Erneneus tot zu Boden,
..unde in eodem loco ante ianuam canabae crux infixa est. et
altera, ubi sanctus restitit, illo expirante, similiter crux hodieque
infixa staf, I, 45 (8. 143). Neben Columbas Grab steht zu
Adamnans Zeit ein Stein. Es soll der gleiche Stein gewesen sein,
') Vgl. Ernst Renilieiiii, liehrbuch tli-r liistorisclieu Mctliode, ö. u. 0. .\ufl.,
1908, S.35Ú; H. Delehaye, Les legendes liagiographique.s 2. Aufl., 1906, S. 48 iL
ADAMNANS VITA COI.U.MHAK UND IllKK ABI.E1TÜNGKN. 259
Hilf dem der Heilige zu seinen TiCbzeiten zu ruhen pflegte,
„((ui hodie(iue (juasi ([uidam iuxta sepulcrum eius titulus stat
monunienti", 111,23 (S.2i:^)). Auf der Insel ragt ein kleiner Hügel
empor, der im Volksmunde „colliculus angelorum, Scotice vero
Cnoc Angel" lieifst. Die Legende erklärt den Namen so, dafs
hier der hl. Tolumba mit den Engeln geplaudert habe, und
Adamnan deutet den Ursprung dieser Erzählung selbst an, wenn
er sagt: „rem in eo gestam suo proprio protestatur vocabulo",
ITI, 16 (S. 205). Vielleicht gehört in die Reihe dieser Erzäh-
lungen auch Adamnans Bericht von dem Buch des hl. Columba,
das im Wasser unbeschädigt blieb'). Den Ausgangspunkt bildet
ein Buch, um das sich im Laufe der Zeit die Sage gerankt
hat. Diese Erzählungen, in deren ^Mittelpunkt Denkmäler der
Vergangenheit stehen, sind unzweifelhaft ebenso aus mündlicher
Überlieferung geflossen wie diejenigen Berichte, die er aus-
drücklich auf solche zurückführt.
Gegenüber der häufigen Berufung auf mündliche Quellen ')
mufs es auffallen, dafs Adamnan im ganzen Werk, wenn wir
absehen von jener Stelle im Vorwort der Vita (oben S. 255), nur
zweimal auf schriftliche Überlieferung hinweist. In der einen Stelle
III, 23 (S. 215): „Hanc praedictam visionem (des Lugudius in
der Todesnacht Columbas) non solum paginis inscriptam repe-
rimus, sed et ab aliquibus expertis senioribus, quibus ipse
Virgnous retulerat, sine ullo didicimus cunctamine", liegt fast
etwas wie Bevorzugung der mündlichen Tradition, wenigstens
Gleichstellung von Schrift und Wort auch für Geschehnisse der
Vergangenheit. Dann beruft sich Adamnan noch einmal bei
der Erzählung von Aidans Salbung zum König III, 5 (S. 197)
auf eine schriftliche Quelle, deren Verfasser er mit Namen
angibt: „Cummeneus^) Albus ^) in libro, quem de virtutibus
sancti Columbae scripsit, sie dixit". Es folgt eine Prophezeiung
Columbas über Aidan, die Adamnan eben diesem „liber de
») Vgl. oben S. 256.
-) Vielleicht gehörten dazu auch die irischen Lieder zum Preise Columbas,
deren Zauberkraft Adamnan I, 1 (S. 113) erwähnt.
') Cummeueus ist ein Abt von Hi, der 669 starb, nicht zu Terwechseln
mit Cummianus, dem Verfasser einer Osterepistel.
♦) „Albus" ist übergeschrieben in der Schaffhauseuer Handschrift S. 108;
vgl. Reeves, 1. Au.sg. , Tafel II, 15; Lindsay, Early Irish Minuscule Script
(St. Andrews University Publications VI), Oxford 1910, Tafel E.
2C){) GERTRUD BRÜNINO,
virtutibus sancti Columbae". wie er versichert, entlehnt hat;
docli ist die l'rsprünglichkeit des Abschnittes nicht ganz ge-
sichert i).
Also nnr ganz wenige Stellen sind es, an denen Adamnan
auf schriftliche Tradition hinweist. Danach ist es an sich nicht
wahrscheinlich, dafs schriftliche Quellen in gröfserem Umfange
ihm vorgelegen haben; würde er, der sich so gern auf Gewährs-
männer beruft, dann nicht auch schriftliche Zeugen öfters genannt
haben? Und doch meint man, jene Schrift des Cummeneus und
damit eine umfangreiche Quelle Adamnans zu besitzen.
7. Adiimnan uud der sogeuaiinte Cummeueus.
Die Zeilen, die Adamnan seiner Vorlage entlehnt haben
will, finden sich fast übereinstimmend in einer kürzeren Vita
des Heiligen (Bibl. hag. Lat. Nr. 1884/85), die man wohl dem
Cummeneus zugeschrieben und als Hauptquelle Adamnans an-
gesehen hat 2). Diese Biographie erschien zuerst 1G47 im Druck
*) Der ganze Abschuitt von „Cummeneus Albus" ab bis zum Ende des
Kapitels fehlt in den Londoner Handschriften Cottonianus, Regius und wahr-
scheinlich auch im Add. Ms. 35 110 (vgl. oben Stt2l9f.). In der Schaffhausener Hand-
schrift (S. 108) zeigt der Passus eine abweichende kleinere Schrift als die vor-
hergehenden und nachfolgenden Kapitel (vgl. Lindsay a. a. 0.). Nach Lindsays
Tafel II möchte man vermuten, daJ"s die Stelle sich auf Rasur befindet, was
aber nach einer Mitteilung der Bibliotheksverwaltung nicht der Fall ist; es
scheint demnach die Schrift der Rückseite durchzuleuchten. Die Schrift des
Al).-<chnittes ist zwar kleiner, eine Minuskel, rührt aber nach dem Urteil von
Reeves, 1. Ausgabe S. XIX und Lindsay (S.2) von dem gleichen Schreiber her.
Lindsay sucht die Tatsache so zu erklären, dafs Adamnan ursprünglich einen
Platz frei liefs für das einzufügende Zitat aus Cummeneus, und dai's dann der
Zwischenraum zu knapp bemessen war. Aber das erklärt immer noch nicht
den gleichen Tatbestand in der Abschrift des Dorbbeneus; weshalb sollte er
das Zitat erst später eingefügt haben, wenn es schon in seiner Vorlage zu-
gesetzt war? Wohl aber liefse sich denken, dal's Dorbbeneus selbst, nicht
schon Adamnan als erster die Stelle auf ausgespartem Räume nachträglich
eingetragen hat. Auch in den Handschriften der kurzen Rezension der
Vita (vgl. oben S. 216f.) findet sich der Abschnitt von Cummeneus. Da diese
Manuskripte jedoch vermutlich auf der Schaffliausener Handschrift fuisen,
kommen sie für die Bewertung der l'rsjjrUnglichkeit und Echtheit dieser Stelle
nicht in Hetracht. wenn nicht bewiesen werden kann, dafs ihnen ein .selb-
ständiger i'berlieferungswert zuknnnnt.
■-') Das Werk des sog. Cummeneus wird im lolgenden zitiert nach der
unten als Anhang beigegebenen Ausgabe.
ADAMNANS VITA COLUMBAK UND IHKli ABLEITUNGEN, 201
bei Colgan'). Er legte seiner Ausgabe eine schlechte und
aus Adaninaii interpolierte Tiandsclirift, aus der Bibliothek von
Aubertus Miraeus'^) zu Grunde, geschrieben von einem gewissen
Belfortius als Supplement zu Surius' Sammlung von Heiligen-
leben^). Colgan selbst glaubte in einer anderen Lebens-
beschreibung des hl. Columba, die im Codex Salmanticensis über-
liefert ist^), das Werk des Cummeneus zu erkennen und schrieb
die Vita im Supplement zu Surius dem hl. Cainnechus, einem
Zeitgenossen Columbas, zu. Mabillon^) veröffentlichte dann
1668 die gleiche Vita nach einer weit besseren Compiegner
Handschrift, indem er zuerst sie „Cummeneo Albo perantiquo"
in der Überschrift zuwies. Mit einem gewissen Vorbehalt nahm
auch Baertius^), sich auf das urteil Mabillons stützend,
Cummeneus als Verfasser an: „Auetore forsan Cumineo Albe'; er
druckte Colgans Text ab, dem er einige Lesarten der Compiegner
Handschrift nach Mabillon beifügte').
Mit den Ausgaben von Mabillon und Baertius**) schien die
Frage nach dem Verfasser erledigt zu sein. Man hatte an-
scheinend das verloren geglaubte Werk des Cummeneus und
damit jene Schrift über Columba wiedergefunden, aus der Adamnan
für seine Lebensbeschreibung dieses Heiligen geschöpft hatte.
Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts werden Zweifel laut
gegen diese Annahme. 1851 äufserte Schoell**) sich dahin, dafs
weder der sog. Cummeneus, noch die Vita Columbae im Codex
Salmanticensis, wie Colganus meinte, von Cummeneus verfafst,
sondern dafs alle Viten eher von Adamnan abhängig seien.
Hardj'io) sprach sich bestimmter aus und meinte: „The printed
text of Cuminius has all the appearance of being a judicious
») J. Colganus a. a. 0. S. 321-324.
■•*) Vgl. über ihn A.Wauters, Biographie Nationale de Belgique XIV,
1897, S. 882—895 und die übrige dort genannte Literatur.
=») Colgan S. 324 Anm. 1. *) Vgl. unten den 9. Abschnitt.
**) Mabillon, Acta Sanctorum ordiuis S. Beiifdicti, I, 1G6S, S. 3G1— 3üG.
«) Acta Sanctorum Junii II, 1G98, S. 185—189.
') Über die Handsehriften des sog. Cummeneus s. unten.
•*) Pinkerton a. a. 0. S. 27 — 45 und seine neue Ausgabe von Metcalfe I,
51—69 beruhen auf Mabillon.
'••) Car. Gull. Schoell, De ecclesiasticae Britonum Scotorumque historiae
fontibus, Berlin 1851, S. 61.
J») Th. D. Hardy a. a. 0. S. 167, Nr. 479. J. 0' Hanion, Live« of the
Irish Saints VI, Dublin o. J., S. 257 schreibt Hardy aus.
262 GERTRUD BRÜNING,
abridgement of Adamnan". Der gleichen Ansicht waren Loofs>)
und D'Arbois de Jubainville*).
Wie wenig diese Vermutungen oder Behauptungen die Frage
endgültig entschieden hatten, zeigt sich darin, dafs Reeves ^),
Zimmer^) und andere^) weiterhin annahmen, dafs diese kurze
Columba-Vita als der echte Cummeneus anzusehen sei; ja Fowler
hat sogar in seiner Ausgabe Adamnans die mit dem sog. Cum-
meneus übereinstimmenden Stellen, als daraus entlehnt, durch
kursiven Druck kenntlich gemacht").
Die Frage wurde neuerdings von Albers erörtert"). Er
glaubt, dafs Adamnan selbst die kürzere Vita verfafst habe, und
zwar als Vorarbeit seiner eigentlichen Columba-Biograpliie. In
einer Anzeige sprach Levison^) sich für die Unhaltbarkeit dieser
Meinung aus und erklärte die kürzere Vita für einen Auszug
aus Adamnan. Moretus*-*) schien dagegen an der Autorschaft
des Cummeneus festzuhalten und lehnte nur die Verfasserschaft
Adamnans ab.
Ich werde im folgenden auf Albers' Darlegungen näher
eingehen und zu beweisen versuchen, dafs der sog. Cummeneus
in der Tat nur ein späterer Auszug aus Adamnan sein kann.
Dadurch wird zugleich die Annahme der Urheberschaft des
Cummeneus unhaltbar.
Albers legt dar, dafs die kurze Biographie gleichsam nur
das Geripi)e sei, nach dem Adamnan seine zweite Vita aus-
gearbeitet habe und dafs ungefäiir die ganze erste sich aus dieser
herausschälen lasse '<>). „Adamnan hat die erste Erzählung
durch einzelne Phiasen erweitert und anders disponiert, im
übrigen aber sicli fast sklavisch an seine Vorlage gehalten". Albers
•) Fr. Loofs, De antiquii Britoimm Scotorumque erclesia, Leipzig
1882, S. 54.
») Revue Celtique XII, 1891, S. '284.
») Reeves S. XIX usw. (1. Aus?. S. VI, 199 f. u. a.).
*) Nennius vindicatus, Berlin 1893, S. 312; Handelsverbindungen West-
galliens mit Irland, a. a. 0. S. 587.
») W. F. Skene, Celtic Scotland II, 2. Aull., K-linburgb 1887, S. 168;
Metcalfe a.a.O. I, S. XIX f.
") Vgl. Fowlers Einleitung S. X.
') B. Albers a. a. 0. S. 4U5— 420.
•) Levison, Neues Archiv XXXVIII, 1913, S.331.
*) Analecta BoUandiana XXXIII, 1914, S. 94—96.
'") A. a. (). S. 406.
ADAMNANS VITA COLUMHAK I'Nl) IIIKK AHl-KITUNOEN. 263
vergleicht die beiden Texte und kommt zu dem Schlufs, dafs
(Uimmeneus nicht der Verfasser sein kann. Wenn Adamnan in
der Plinh'itunfj: sage, praef. I (8.105): „vitam descripturus, fratrum
flagitationibus obsecundare volens", so sei daraus zu schliefsen,
dafs noch keine Lebensbeschreibung des Stifters existiert habe;
sonst brauchten die Mönche ihren Abt nicht so darum zu ersuchen ').
Adamnan gibt zwar in der Einleitung an, dais schon Aufzeich-
nungen über Coluinba vor ihm bestanden haben: „quae ante nos
inserta paginis reperire potuimus". aber diese Woile lassen nach
Albers einen 8chUii's auf eine zusammenhängende Vita nicht zu;
es kann sich hier, so meint er, nur um „sporadische schriftliche
Aufzeichnungen" handeln-). Was zunächst den letzteren Ausdruck
anbelangt, so steht er der Annahme einer „wohlgeordneten
Lebensbeschreibung" nicht im Wege, läfst aber überhaupt keinen
Schlufs auf die bestimmtere Art der Aufzeichnungen zu. Und
ebensowenig sind jene Einleitungsworte Adamnans nach irgend
einer Eichtung hin beweiskräftig. Es ist die übliche Beschei-
denheitsphrase, die sich in ähnlicher Form in zahllosen Viten
und anderen mittelalterlichen Literaturerzeugnissen wiederfindet,
die zeigen soll, dafs der Verfasser nicht von sich aus so ver-
messen gewesen ist, die Aufgabe zu unternehmen, sondern nur
der Forderung anderer entsprochen hat. Schliefslich erwähnt
Albers folgende Tatsache. Sowohl ,,Cummeneus" als auch Adamnan
berichten ein Wunder, dafs sich nach dem Tode Columbas
zugetragen haben soll. Cum. c. 26 und Ad. II, 44 (S. 188),
und zwar gibt Adamnan bei diesem Vorgang die genaue Be-
stimmung „ante annos namque ferme quatuordecim". Albers,
der noch der Annahme von Baertius folgt, dafs die Vita
zwischen 702 und 704 in Irland von Adamnan geschrieben sei,
verlegt so das Ereignis, von dem berichtet wird, in die Zeit
gegen 090. Nun starb aber der Abt Cummeneus von Hi schon
669, konnte also unmöglich das betreffende Wunder melden.
Nehmen wir an, dafs Adamnans Zeitangabe zuverlässig ist, dann
ist das immerliin ein Argument gegen die Verfasserschaft des
Cummeneus, auch dann noch, wenn die Vita Adamnans vorher
(aber nicht vor 688^)) entstanden sein sollte und das Ereignis
somit früher anzusetzen wäre, da es keinesfalls vor 074 fallen
könnte.
') A. a. 0. S. 410 f. ») Eb. S. 412. ') V?l. oben 8. 227 f.
2(Vi GERTRUD BRÜNINO,
Wie stellt es nun aber mit dem Verhältnis der beiden Viten
zu einander? p]ine einfache Textvergleichung, die nur die
grofsen Übereinstimmungen zeigt, beweist an und für sich
nichts, wenn man sich nicht dabei auch im einzelnen die Frage
vorlegt: Aus welchen Gründen ist diese oder jene Stelle als
ursprünglich oder als späterer Auszug zu betrachten? Albers
stellt nur fest, dafs die beiden Viten einander sehr entsprechen,
und wenn man Adamnan nicht als einen „ganz gewühnlichen
Plagiator" ansehen wolle, könne er nicht die kurze Vita einfach
ausgeschrieben haben, ohne seine Quelle zu nennen, wenn er
nicht selbst deren Verfasser gewesen sei. Letzterer Grund ist
selbstverständlich nicht stichhaltig bei der mittelalterlichen
Auffassung von geistigem Eigentum. Die andere Möglichkeit,
dafs die kürzere Biographie auch ein spaterer Auszug aus
Adamnan sein könnte, weist Albers einfach von der Hand, da
seiner Meinung nach „offenkundig das gegenteilige Verhältnis
der Fall ist"i). Die Übereinstimmung der beiden Viten geht
übrigens noch weiter, als er feststellt. In der ganzen kurzen
Vita kommt nichts vor, was nicht auch Adamnan berichtet, wie
die Hinweise auf dessen Werk am Rande der unten als Anhang
folgenden Ausgabe dartun.
Bei dem Vergleich einzelner Kapitel zeigt sich ferner aber
deutlich, dafs diese kürzere Vita weder der echte Cummeneus
ist, noch aus Adamnans Feder stammt, sondern nur eine spätere
Ableitung aus dessen Columba-Biographie ist.
Gegen die Autorschaft des Cummeneus spricht z. B. folgende
Tatsache. Adamnan erzählt III, 5 (S. 107) von der Prophezeiung
Columbas, dais die Nachkommen König Aidans ihr Land und
ihre Krone verlieren würden bei Feindseligkeiten gegen Columba
und die Seinen. Bei dem sog. Cummeneus scliliei'st die Erzählung,
c. 5: „Quod ita factum est; mandatuni nauKine viii Dei tran.s-
gredientes regnum perdiderunt". Nun blieb aber das Scepter
bei dem Hause (jíabhran bis zum Tod von Maelduin, der 689
starbt). Keeves hält daher die Stelle bei dem sog. ('ummeneus,
dessen Tod sciion 069 erfolgte, für spätere Interi)olation^). Sie
erklärt sidi zwanglos bei einem späteren Auszug aus Adamnan.
') A. a. 0. S. 414.
•-) Reeves a. a. 0. S. 287 (1. Ausg. S. 202 f.).
') Eb. S.28« (1. Ausg. 8.202).
AI>AMN\NS vriA COI.UMUA K CM) IllIiK AHi.KITrNOKN. 265
Doch sclieinl mir dir Bezieliuno- der Erzählung auf den Tod
Maelduins keineswegs sicher.
In der späten Columba-Vita von O'Donnell wird einmal
Cummeneus als Quelle zitiert an einer Stelle, deren irischer
Text noch nicht gedruckt ist. Die betreffende Notiz lautet in
der Übersetzung- von Colgan'): ,,Nam, ut refert sanctus Cu-
mineus, Integra iiebdoniade non tantuni alinienti sumebat, quantum
uni mendiculo pro una refectione sufficeret; semperque a vino et
omni sapido delicatove edulio abstinuit. ordinaiius illi potus
aqua pura, cibus panis ex farina, arenae permixta". Diese Stelle
findet sich aber nicht im sog. Cummeneus und überhaupt in keiner
der bekannten Columba-Viten; ist auf die Angabe dieses jungen
Kompilators Verlai's, dessen Quellenangaben im allgemeinen zu-
verlässig sind, so spricht auch sie dagegen, dafs uns in jener
Vita Cummeneus' Werk vorliegt, ohne dafs darauf grofses Gewicht
gelegt werden soll.
Aber auch gegen Albers Ansicht sprechen zunächst allgemein
literarische Gründe. Beide Viten können kaum von der gleichen
Feder herrühren; dafür sind die inhaltlichen und formellen Unter-
schiede in der Behandlung des gleichen Stoffes zu grofs. Welchen
Wert Adamnan auf die Prophetengabe Columbas legt, wurde
ausführlich dargelegt. Auffallen mufs, dafs von all den Le-
genden dieser Art aus dem ersten Buch nur das 8. (S. 120)
und als ziemlich unorganisches Anhängsel der kurzen Vita
das 3. Kapitel (S. 116) in sehr gekürzter Form begegnen. Jede
Milieustimmung, die einen nicht geringen Reiz in Adamnans
Werk ausmacht, fehlt hier. Man vergleiche z. B. das Kegen-
wunder. Ad. II, 44 (S. 188) und Cum. c. 26. Bei dem sogenannten
Cummeneus ist es ein Ereignis, das garnicht aus dem Ealimen
der übrigen Erzählungen heraustritt. Bei einer grofsen Trocken-
heit nach dem Tode des Heiligen nehmen die „fratres" sein
Gewand, erheben es in die Luft, lesen seine Bücher und der
Eegen setzt ein. Bei Adamnan ist der Vorgang in viel persön-
lichere Beziehung zu den Mönchen von Hi gebracht, wenn er
schreibt: „hoc inito consilio fieri consiliati sumus, ut aliqiii ex
nostris senioribus . . . cum sancti Columbae Candida circumirent
tunica . . ." Das Ganze der kleinen Vita durchzieht kein lei-
tender Plan, der bei Adamnan so ausgesprochen ist. Stilistisch
1) m, 34, Colganus a. a. 0. S. 437.
Zeitschrift f. celt. Philologie XI. IQ
finden wir eine ungekünsteltere Wortfolge. Die Diminutivformen
begegnen in der kurzen Vita verhältnismäfsig selten, auch läfst
sie alle seltenen Worte fort.
Allerdings könnte Albers entgegnen, dafs Adamnan an
seiner zweiten Vita eben viel mehr herumgefeilt habe und dafs
man bei einem solchen Konzept, als das er doch die kurze Vita
angesehen haben will, nicht den gleichen literarischen Mafsstab
anlegen dürfe wie bei dem vollendeten Werk. Aber diese kurze
Vita wäre dann eine etwas merkwürdige Art von Konzept.
Eine kurze Angabe der einzelnen Vorgänge hätte genügt, mit
sorgfältiger Notiz über die betreftenden Personen. Orte und
Zeugen. Statt dessen findet man in der kurzen Vita selten einen
Namen genannt; meistens bringt sie allgemeine Umschreibungen,
„unus e fratribus". ..aliquis monachus" oder ähnliche Wendungen,
während in Adamnans Werk die Namen ausführlich gegeben
sind. Die wenigen Eigennamen, die wirklich in der kurzen
Biographie vorkommen, haben übrigens stets die latinisierte,
nie die irische Form. Das alles ist doch ein eigentümliches
Verfahren bei einer Stoffsammlung, die später zu einer Vita
ausgearljeitet werden soll. Seltsam wäre es auch, dafs Adamnan
sich in der Hauptsache nur von dem dritten Buch ein Konzept
gemacht hätte.
Die kurze \'ita, wie sie uns vorliegt, ist als Auszug leicht
verständlich. Der Epitomator beginnt, was doch im allgemeinen
die Regel ist, mit der Tieburt des Heiligen, also mit dem ersten
Kapitel des dritten Buches von .\damnan. Dieses dritte Buch
bildet auch weiterhin die Grundlage der kurzen Vita. Aufserdem
bietet es die Todesszene, also einen geeigneten Ab.schlufs. Aus
dem zweiten Buch werden einige Hauptwunder exzerpiert und
zwei Prophezeiungen (c. 3. 8) und ein Teil des 1. Kapitels aus dem
ersten Buch. Da der Auszug einen allgemeinen Heiligent^-p an-
strebt, der für weitere Kreise zur erbaulichen Betrachtung bestimmt
ist, schwächt er örtliche und zeitliche Beziehungen ab und läfst
alles fort, was Columba gleich.sam zum geistigen Besitz der Mönche
von Hi oder der Iren stemi)elt. Ein charakti'ristisches Beispiel
sei erwähnt. Adamnan (111, 17, S. 205) erzählt uns von den vier
bekannten irischen Heiligen Conigellus, Cainneclms, Brendenus
und Cormacus, die den heiligen Columba besuchen, ein echt
irischer Zug! Im Auszug dagegen sinken sie ohne Namennennung
zu „(juatuor fratres" herab.
ADAMNANS VH'A CoUMHAK IM) IIIHI'; A UM". Ill NO KN.
267
All diese Erwägungen sind jedoch zu allgemeiner Art, als
dafs sie endgültig das Verhältnis der beiden Viten beweisen
könnten. Entscheidend ist an letzter Stelle der Nachweis der
von Adamnan bei Abfassung seiner Vita benutzten Schriften').
Ich versuche also im Folgenden an Hand einzelner Stellen,
die Adamnan entlehnt hat-) und die sich auch im sogenannten
Cummeneus finden, darzulegen, dafs Adamnan der benutzten
Quelle näher steht als die kürzere Vita.
Vita Anton ii c. 18:
Sanctorum anyclorum
amabüis et tranquilliis
aspectus est . . . gaudium,
exultationem , fiduciam,
pectoribus hifundxint, si-
quidem cum illis est Do-
minus, qui est fons et
origo laetitiae.
Eb. c. 15:
Animam nostram coin-
menda\it nobis Dominus ;
servemus depositum quale
accepimus.
Ad. III, 23 (S. 211):
et quia sanctorum angs-
lorum amabilis et tran-
fpiillus aspectus gaudium
et exultationem electo-
rum pectoribus infundit,
liaec fuit illius subitae
causa laetitiae. . .
(Cummeneus) c. 18:
Haec enira causa fuit il-
lius subitae laetitiae.
C. 18:
augelus Domini pro cuius-
dam missus depositions
Deo cari . . . Haec sanctus
se ipsum significans dice-
bat.
angelus Domini ad repe-
tendum aliquod Deo ca-
rum missus depositum. . .
Noster vero patronus
sanctum, propriam a Deo
sibi commendat&m ani-
mam , depositum ^ nuncu-
pavit.
Der erste Teil, die eigentliche Begründung der Freude, fehlt
bei dem sogenannten Cummeneus. Nur das eine Wort ,.laetitiae"
findet sich hier. Auch in dem weiteren Teil der Erzählung
gebraucht Adamnan die "Worte der Vita Antonii in gröfserem
Umfang; dagegen hat Cummeneus nur mehr „depositione" statt
„depositum".
c. 58: Ad. m, 23 (S. 212): c. 19:
secundum eloquia scrip- secundum eloquia scrip- patrumviamgradia.T.lam
turanim patrum gradior turarum patrum gradisiT enim Christus me invitat.
viam . . . iam enim Do- viam. lam enim dominus
minus »MC Í7ivitat. mens Jesus Christus me
invitare diffnatur.
0 Vgl. Levison, Neues Archiv XXXVm, S. 331.
») Vgl. oben S. 244 ff.
18*
2(>8
(JKUIKri) lUíl'NTXO.
Die erste Hälfte des Satzes fehlt bei ( 'ummeneus. Dann
hat er zwar wie die Vita Aiitonii „invitaf statt des umständ-
licheren ..invitare dignatur", aber „dominus" fehlt, und das Wort
„Christus" zeigt zudem, dal's Adamnan hier das Mittelglied und
die Quelle der kürzeren Vita darstellt.
c. 59:
mortem ladns aspexit,
ita ut ex hiliritatc vul-
tm eins atigelornm sanc-
torum . . . praesentia nos-
ceretur. Hos intuens . . .
»nimam exhalavit.
Ad. III, 23 (S. 214):
cum mira riiltns hilari-
tate et /neiitia circnm-
spiciebat, snncto^ scilicet
obvios intuens atigelos
. . . spiritnra exhalavit.
c. 22:
laeta. facie circnmspicie-
bat et angeloi> sanctos
adesse videbat . . . spiri-
tnm e.rhalavif.
Die ^^'orte der Vorlage „vultus hilaritate" fehlen im kurzen
Text, was wieder im selben Sinne beweiskiäftig ist.
Ad. III, 17 (S. 206):
cTi'niosnm ignewm glo-
Sulp.Sev., Dial.11,2:
cum iam «iííííinm...beiie-
diceret, globiun ignis de
capite illius t'íVíimns emi-
care, ita ut . . . m«em
. . . produceret.
Adamnan schreibt „criniosum" statt ,.crinem
Vita fehlt das Wort ganz.
bum . . .
(Jolumbae
stantis . .
de vertice S.
ante altare
vidit.
c. 12:
rü/ernnt . . . i.7?jeum glo-
bum ... de vertice S.
Columbao ante altare
stantis.
In der kurzen
Ad. II, 32 (S. 174):
anima' ad corpus rcdiit
... cuius ma^inm tenens ...
parentibus redivit'um as-
siijnavit.
c. 25:
patri et niatri viventem
repraesentat.
Gregor, Dial. I, 2:
quo orante ajiinia jineri
ad corpus rediit, quem
manu comprehendit ac
tienti raatri rirentem
reddidit.
Der erste Teil fehlt in der kurzen Fassung. Der zweite
Teil könnte für das Gegenteil meiner Auffassung sprechen; denn
„viventem" stiiniiit genau mit Gregor überein. Aber die I'bei-
einstimmung ist als zufällige leicht erklärlich, weil Adamnan
hier das etwas gespreizte „redivivum assignavit" hat, was die
kurze Vita in einfacher Foim wiedergibt. Gegenüber den
Worten: „anima ad corpus rediif und den anderen Stellen fällt
diese Abweichung kaum ins Gewicht.
Gregor. Dial. IV. 27: Ad. III, G (S. 198): c. G:
misericordiae actibiis de- bonis artibus intetitus. quidani /;o?iornm nchinm
ditus, bonis operibus in- de suis muuacbus.
tentus.
AUAMXANS VHA COLUMIUK UND IHUK AHLKITUNGEN. 269
„Intentus" fehlt bei Cummeneus, und der Casus von „bonis
actibus"' ist daher verändert.
Diese Stellen zeigen deutlich, diiis Adanman den benutzten
Vorlagen näher steht als der sogenannte Cummeneus. Der Weg
der Entlelinung geht von der Vorlage über Adamnan zu der
kurzen Vita, die deshalb nur ein späterer Auszug sein kann.
Die Schrift des Cummeneus mufs als verloren betrachtet werden i).
Wenn also die Vita Columbae, die man solange für das
AVerk des Cummeneus und für eine Hauptquelle Adamnans ge-
halten hat, als Auszug anzusehen ist, so erhebt sich die Frage
nach dessen Entstehung. Ich versuche daher, die Spuren dieser
Vita so weit als möglich zurückzuverfolgen, um in etwa einen
Anhaltspunkt für die Zeit und den Ort der Entstehung zu finden.
Die beiden Handschriften, die Colgan und Mabillon benutzten,
sind, wie schon erwähnt, verloren. Aber die gleiche Vita findet
sich noch in folgenden, bisher nicht benutzten Handschriften:
la. St. Omer 716, XIII. Jh., Bd. V, einst S. Mariae de
Claromarisco2), fol. 160—1633).
Ib. Brüssel 7460, eliemals in monasterium Vallicellense*),
XIII. Jh., fol. 167— 1695).
2. Wien, Kaiserlich Königl. Privatfideikomifs- Bibliothek
Nr. 9397a, das Sanctilogium von Johannes Gielemans,
Bd. III, vom Jahre 1479, fol. 802—804, enthält einen
gekürzten Text*^).
') Dais man den Abschnitt, den Adamnan (s. oben S. 260 Anm. 1)
III, 5 (S. 197) ans Cumraenens entlehnt haben will, als ziemlich wörtliches
Citat aus einem anderen Schriftsteller anzusehen hat, möchte ich aus sti-
listischen Gründen annehmen. Die Ausdrucksweise der Sätze ist wenig adam-
nanisch, abgesehen vielleicht von dem Eingangswort „indubitanter''. Der
Abschnitt weist m. E. einfacheres, fast etwas unbeholfenes Latein auf. Auch
begegnen keine Diminutivformen. Solche Stileigenheiten des kurzen Passus
sind selbstverständlich keine zwingenden Kriterien, sondern können auch zu-
fällig sein, und ich will ihnen deshalb keine grol'se Bedeutung beimessen.
'■*) Clairmarais, dép. Pas-de-Calais, arr. und cant. Saint-Omer, im N. 0.
dieser Stadt.
=») Nach einer freundlichen Mitteilung von Herrn Prof. W. Levison.
*) Vaucelle, im Süden von Cambrai, dép. Nord.
^) Catalogus codicum hagiographicorum bibl. Reg. Bruxelleusis I, 2, S. 10
und J. Vau den (iheyn , Catalogue des manuscrits de la Bibliotheque Royale
de Belgique V. 1905, S. 135, Nr. 3170.
•^) Vgl. Analecta BoUandiana XIV, 21. Durch liebenswürdiges Entgegen-
kommen der Bibliotheksverwaltungen war mir der Text von Ib und 2 durch
Photographien zugänglich.
270 GEKTUUD BRÜNING,
Die Handschriften Brüssel 7460 und 7461 sind Teile eines
grofsen Legendais aus dem fiühereu 13. Jahrhundert, das wahr-
scheinlich ehemals acht Bände umfafste. Ks stammt aus der
Cisterzienserabtei S. Maria de \'alcellis und ist eng verwandt
mit dem Legendär von St. Omer, das ebenfalls im 13. Jahrhundert
entstanden ist und dem Cisterzienserkloster S. Maria de Claro-
marisco angehörte'). Der Text dieser Handschriften ähnelt
Mabillons Druck. Hire Verwandtschaft mit einem verlorenen
Compendieusis ]\[abillons wird auch sonst festgestellt, bei Jonas'
Vita Columbani-) und bei Alcvins Vita Willibrordi') und seiner
Vita Richarii*).
Zu (-J runde liegt ein grofses Legendär, von dem auch Teile
anderer Ableitungen erhalten sind, und das frühestens um die
Mitte des 12. Jahrhunderts zusammengestellt sein kann^). Aller
Wahrscheinlichkeit nach beruht auch der Text von Johannes
Gielemans in letzter Linie auf diesem Legendär. Seine Schriften
befassen sich vor allem mit der hagiographischen Literatur und
der Geschichte lielgieiis. wo er auch als Subprior des Regular-
kanonikerstiftes Kubea Vallis ( Rouge-Cloitre) bei Watermael nahe
Brüssel 1487 starb. Aufser dem Sanctilogium, in dem er besonders
die Heiligen seiner Heimat berücksichtigt, schrieb er ein Hagio-
logium Brabant inorum und ein Novale Sanctorum. Seinen letzten
Plan, eine Geschichte Brabants zu verfassen, hat er nicht mehr zu
Ende geführt. Nun hat Gielemans für sein Sanctilogium, in dem
die Vita folumbae überliefert ist, nach eigener Angabe besonders
aus einem heute verlorenen Legendär des Aegidius von Damme
geschöpft •■'), wie er in der Kinleitung des Sanctilogiums mitteilt:
„Praefatus autem compilator, ex cuius opusculis plures legendär
collegi, illas maxime, ([uarum in fine habetur iste versiculus: „Sit
nomen Domini benedictum in secula" etc.. fuit venerabilis domnus
Aegidius de Dainmis. quondam ])vu)v in Duiiis et iiostmodum
') Viil. n. a. Anliiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde
VllJ, S. 415f.
-') Vgl. 15. Kni'-rli. luiiac Vitae Sanctoruiii (Scriptores reruiu Germ.),
1905, S. 8ßf. u. soff.
») Vgl. dcninäohst W. Levisuii. 8S. R. Merov. Vll. 102.
*) B. Krusch, eb. IV, :\m.
'") Vgl. deuuiächst W. licviöoii am SchlU8.><e von SS. K. Mciov. VII.
''■) Vgl. An.ilocta Bollaudinua XTA^ S. 10 und .\. roncHet, Tj£ legpudiiT
de l'ierre Cnlo (eb. .WFX. tülO. S. MStT.).
ADAMNANS VITA COLUMBAK UNI) IHRE ABLEITUNGEN. 271
confessor apud Spermaeigen, ordinis Cisterciensis, prope Brugis,
ubi et diem obiit". . .
Etwa 200 Eintragungen sind durch den obigen Schlufssatz
bei Gielemans als aus Aegidius entlehnt gekennzeichnet, und zu
diesen gehört auch seine Vita Columbae, die sich also schon in
dem Werk des Aegidius befand.
Die Quelle, aus der Aegidius diese Columba-Vita geschöpft
hat, läl'st sich mit aller Wahrscheinlichkeit aber noch weiter
verfolgen. Zu einem unvollständigen Exemplar jenes Legendars,
auf dem Mabillons Text und die Handschriften von Brüssel und
St. Omer beruhen, gehören auch die C-odices 403 und 404 in
Brügge'). Auch sie stammen aus dem 13. Jahrh. und gehörten
dem monasterium Thosanum2) und später dessen Mutterkloster,
dem ebenfalls Flandrischen nahen Ter Duyn, dem coenobium
Dunense. In dem letzteren Kloster war nun Aegidius Prior, und
es ist höchst wahrscheinlich, dafs er einen verlorenen Band jenes
Legendars für die Vita Columbae benutzt hat. 1571 ist die
Abtei Ter Doest völlig zerstört worden ^), und bei dieser Ge-
legenheit wurde auch ein grofser Teil der Bücher vernichtet,
vielleicht auch die fehlenden Bände jenes Legendars; schon in
einem Bibliothekskatalog- des Klosters Ter Duyn von 1638 sind
nur noch jene Bände verzeichnet''), die sich heute in Brügge
befinden.
Mabillons Hs. stammte aus Compiegne. In die gleiche
Gegend weist auch das junge ^Manuskript von Belfortius, das
dieser als Supplement zu Surius verfafste, also nicht vor dem
Jahre 1575, in dem die erste Ausgabe von Surius' Werk ,.De
probatis Sanctorum historiis" beendet wurde. Die Angabe
Colgans-'), dafs die Handschrift des Belfortius sich zu seinerzeit
in Antwerpen in der Bibliothek des Aubertus Miraeus befand,
wird bestätigt durch einen Katalog dieser Bibliothek aus dem
Jalire 1640**). Danach hat Nicolaus Belfortius. ein Regular-
1) Vgl. eb. X, S. 458 ff.
'■') Ter Doest bei Lisseweghe iu Westilanderu.
') Vgl. Pan) Lehmann, Franciscus Modins (Traube, Quellen und Unter-
suchungen zur lat. rhilolügio des Mittelalters III, 1), 1908, S. 122.
♦) A. Sanden^s, Bibliotheca Belgica Manuscripta (T). 1641. S. 187; vgl.
S. 207 über die Zeit.
'•>) Colgauus a. a. 0. S. 324.
«) Sanderus a. a. 0. II, U>43. S. löS.
2<2 GERTIUD URINING,
kaiioniker zu St. Joliaim in Soissons, ein Supplement zu Surius
verfafst aus fiauzüsischen inul belgischen Handschriften').
Alle Handschriften dieses Auszugs führen also nach Flandern
und Nordfrankreicli. Die Vita taucht zuerst mit jenem Legendär
auf, auf dessen Ableitungen alle Texte sich mit grofser Wahr-
scheinlichkeit zurückführen lassen, mit Ausnahme des späten
Belfortius, über dessen Vorlage sich nichts sagen läfst. Um die
Mitte des 12. Jhs "war die kurze Vita also vorhanden, ohne dafs
man sie weiter zurück verfolgen könnte; vielleicht ist der
Auszug aus Adamnan erst für das Legendär angefertigt worden.
Welcher Art war die Handschrift von Adamnans Werk, die
dabei als Vorlage gedient hat? Sie mufs die Prophezeiung
Columbas über Aidan-) enthalten haben, jenen Abschnitt, welcher
wohl überhaupt zu dem Irrtum Anlafs gegeben hat, diesen Auszug
als Werk des Chimmeneus anzusehen; ferner das erste Kapitel
des ersten Buches von Adamnan, in dem u. a. berichtet wird,
wie der heilige Columba dem König Oswald erscheint. Beide
Erzählungen liat der Auszug übernommen (c. 5. 25). Nun fehlt die
Pro]»hezeiung ( 'olunibas über Aidan in den Londoner Hand-
schriften der längeren Fassung Adamnans ^), und andererseits
die Vision von König Oswald (T, 1) in den Handschriften der kurzen
Fassung»). Diese oder älinliche Handschriften können folglich
nicht als Vorlage gedient liaben. Die Moselhandschrif ten -^)
enthalten anscheinend nur einen Bruchteil von Adamnan. der
ebenfalls als Quelle ausscheidet. Die einzige der bis jetzt unter-
suchten Handschriften, die alles enthält, was der Auszug über-
nommen hat. ist die von Schafl'hausen. Allei- Wahrscheiulichkeit
nach hat mithin entweder sie selbst, vennullich mittelbar, oder
ein ähnlicher Text die (-írundlage für den Auszug abgegeben.
K. Die Irische Vita ('(»lunibsis.
Zu den Ableitungen von Adamnans Vila Columliae gehört
also der sogenannte ( 'nmnieneus. den man solange als Quelle an-
'; i'her die Toxtfassuiig dos lielt'ortins Vf^l. unten die Einleitung des
Anhangs.
») Vgl. Ad. 111,5 (S. 11)7).
■•) Vgl. oben S. 219Í.
♦) Vgl. oben S. 217.
-) Vgl. oben .'<. 222.
ADAMNANS VI'IA (.'OI.rMHAK CND IHUK AIM-KITUNGKN. 27o
gesehen hat. Adamnans "W'eik ist demnach die älteste erhaltene
schriftliche Überlieferung iiber f'oluniba. Die Annahme liegt
nahe, dais diese Lebensbeschreibung- auch in den übrigen Viten
des heiligen Cohimba benutzt ist. Ihr Verhältnis zu Adamnan
und überhaupt die Frage nach den Quellen, aus denen diese
Biographien geschöpft liaben. soll in den folgenden Darlegungen
kurz erörtert ^Verden. Zeitlich steht Adamnans AVerk am nächsten
eine irische Vita des Heiligen i), in Handschriften des endenden
14. und IT). Jahrhunderts überliefert ^), deren P^ntstehung Reeves^)
jedoch schon ins zehnte Jahrhundert verlegt, wälirend Hennessy<)
aus sprachlichen Gründen sie dem Ausgang des 11. Jahrhunderts
zuschreibt und damit wohl noch zu früh ansetzt^).
Es ist eine Art Festpredigt zum Tage Columbas über den
Text ,,Exi de terra tua" (Gen. 12, 1), beginnend mit allgemeinen
Betrachtungen über Pilgerschaft im Dienste des Herrn unter
>) Irischer Text bei \V. Stokes, Lives of Saiuts from the Book of Lismore
(Anecdota Oxoniensia, Mediaeval and raodeni series V), Oxford 1890, S. 20 — 33.
Eine englische Übersetzung- eb. S. 1(58—181 (dazu S. 299—317 Anmerkungen)
nnd von Hennessey bei W.F.Skene, Celtic Scotland II, 2. Aufl., 1887, S. 467
— 507. Zitiert ist nach beiden Ausgaben und zwar so, dafs die Nummern
sich auf die entsprechenden Zeilen bei Stokes beziehen, in Klammern die
Seitenzahl von Skene angegeben wird. Der Text stimmt, abgesehen von un-
bedeutenden Einzelheiten, die im Manuskript von Stokes' Ausgabe, also im
Book of Lismore, fehlen, ziemlich überein. Manche L'nterschiede sind vielleicht
zum Teil auf die t'bersetzung zurückzuführen.
'-) Über die drei Handschriften, die den Ausgaben von Stokes und Skene
zu Grunde gelegt sind . vgl. Skene a. a. 0. S. 467. Eine vierte noch nicht
benutzte Handschrift in Paris weist Reeves nach (S. XXVIII). Die jüngste
Handschrift, in Edinburg in Advocates' Library, vom Ende des 15. Jahrb.,
enthält ein paar Abschnitte, die in den beiden anderen Handschriften fehlen
und die bei Skene in Klammern stehen (vgl. S. 468), bei Stokes in den An-
merkungen. Diese Abschnitte stammen zum Teil aus der Amra (hrsg. Revue
Celtique XX; vgl. unten S. 275 Anm. 9), nämlich S. 494 — 502, zum Teil wörtlich
entnommen aus der Vorrede zu Amra (Revue Celtique XX, S. 39 — 55 und
S. 133 — 135), allerdings stark gekürzt, ebenso die Zusätze S. 503 (vgl. Amra
S. 162, S. 178 und S. 411) und^ S. 505 (vgl. Amra S. 168): für den Abschnitt
S. 505—506 vgl. Amra S. 166 f. und S. 270. Aus Adamnan stammt das Wunder
vor König Brüdens S. 504 (Ad. II, 35, S. 176), vgl. Stokes S. 315 f.; zu S. 504
vgl. auch Ad. II. 24 (S. 168). Für die übrigen Zusätze S. 482 und S. 488
konnte ich keine Quelle linden (vgl. Stokes S. 3041 und 3(^).
■') Reeves S. XXYII {\. Ausg. S. XXSH).
♦) Skene S. 4(57.
'-) Nach dem Urteil von Herrn Geheimrat Thurueyseu.
_( 1 GERTRUD BRUNINO,
Heranziehung der biblischen Erzählung von Abraham. In
chronologischer Reihenfolge wird dann Columbas Leben be-
richtet, besonders ausführlich von der Zeit vor seiner Über-
siedelung nach Hi, ein Abschnitt, der von Adaninan ziemlich
kurz behandelt ist. So liest sich diese Vita fast wie eine bewufste
Ergänzung zu Adamnan. Aus dessen Werk greift die irische
Vita vor allem die Erzählungen heraus, die auch hier aus
Columbas früherem Leben in allen Büchern zerstreut berichtet
werden, nämlich Angaben über sein Alter'), die Prophezeiungen
des Heiligen über Erneneus-) und Aidus Slane^), die Wunder
der Verwandlung von Wasser in Wein bei seinem Lehrer
Finnland) und der bitteren Äpfel in süfse in Dearmagh ^). Dort
findet sicii auch die Legende von dem wunderbar schnellen Reifen
des Getreides an einem Orte Delcros, der nach der Überschrift des
Kai)itels bei Adamnan in der Nähe von Hi zu suciien ist, während
die irische Vita daraus Derry in Irland gemacht hat''). Noch bei
einem anderen Wunder besteht zwischen Adamnan und der irischen
Vita ein Unterschied in der Ortsangabe, nämlich bei der Er-
zählung von der Lichtofl'enbarung an Columba, die nach Adamnan
sich in Himba, nach der irischen Biographie in Rechra, also noch
in Irland zugetragen hat'). Auch die Erzählung von Columbas
Geburt übernimmt der irische Traktat''). Im übrigen weist er
von den Berichten, deren Schauplatz Hi ist, wenig auf, so die
Vision des Heiligen von der untergegangenen Stadt in Italien"),
die hier schon zu drei Städten angewachsen ist, ferner die Legende
von dem iStock des heiligen Cainnech, allerdings phantastischer
ausgeschmückt >"). Die Ankunft des Fremden, der Columbas
Tintenfafs umstöfst, wird in der irischen Vita in der Form eines
kleinen Gedichtes erzählt"). Columbas Tod ist ähnlich wie bei
Adamnan. nur kürzer berichtet, während sonst die Wunder hier
') Ad. praef. JI (S. 108) und Ir. 1000 (S. 491).
•-) Ad. I,:] (8. HC) lind Ir. 99(J (S. 490).
=•) Ad. 1, 14 (S. 123) und Ir. Mo (S. 486), Stoke« S. 306.
*) Ad. II, 1 (S. 152) und Ir. 837 (S. 479).
») Ad. 11,2 (S. ir)3) und Ir. 917 (S. 4K4).
•) Ad. 11,3 (S. 153) und Ir. 893 (S. 483), Stoke.s S. 305.
') Ad. III. 17 (S. 205) und Ir. 9.59 (S. 487).
") Ad. ni, 1 (S. 194) und Ir. 791 (S. 476).
") Ad. I,2S (S. 130) und Ir. 1(H3 (S. 493), «tokes S. 309.
'") Ad. TI, 14 (S. 161) und Ir. 1039 (S. 493).
") Ad. 1,25 (S. 129j lind Ir. 1046 (S. 494), Stokes 8.309.
ADAMNANS VITA COI.UMBAK TNI) IIIICK ABLEITUNGEN. J / •>
immer mehr angeschwollen und pliantastischer geworden sind').
Ein Beispiel bietet die Prophezeiung des Mochta über Coliimbas
Geburt. In Adamnans Werk ist sie nur kurz erwähnt, in der
irischen Biographie dagegen ist daraus eine Anekdote gestaltet 2).
Das führt uns zu den Erzählungen, die Adamnan gegenüber
Neues bringen. Wie schon erwähnt wurde, ist besonders die
Jugendgeschichte angewachsen. Statt des einen Mochta sagen
von den Heiligen Irlands, die als eine grofse Einheit in der Art
der irischen Hagiographie aufgefafst werden, nicht weniger als
fünf seine (^eburt voraus. Interessant ist besonders dabei die
Erwähnung Patricks»), der als „der Vater der Taufe und
Lehre der Gaelen" gerühmt wird; schon dies weist auf spätere
Entstehungszeit der Vita hin'»). Columbas Lehrer werden ge-
nannt, und alle seine Klostergründungen in Irland werden auf-
gezählt mit den Wundern, die er dort gewirkt haben soll. Auf
Zeitangaben legt auch der irische Traktat keinen Wert; Columba
wird zu allen möglichen Heiligen in Beziehung gesetzt, auch wenn
deren Zeit kaum pafst. So kommt ei- z.B. nach Tours •>), 100
Jahre nach Martins Tod, also um 500, als Columba noch garnicht
geboren war. Zum Teil sind die Erzählungen in der Art der
irischen Hagiographie ausgestaltet; heidnische Elemente spielen
hinein. Der freiwillige Tod Odrans bei Columbas Ankunft auf
der Insel erinnert an heidnische Opfer ^); ein heidnisches Motiv
ist auch die Legende von dem geweihten Schwert,'), in dessen
Gegenwart niemand sterben konnte'*).
Als Quellen der irischen Vita aulser Adamnan erkennt man
die Amra Coluimcille ^) und andere poetische Überlieferungen,
') Ad. in,28 (S. '210 ff.) uud Ir. 1064 (S. 507), Stokes S. 315.
2) Ad. praef. II (S. 107) und Ir. 752 S. 474).
=») Ir. 763; vgl. (S.475). ■•) Vgl. oben S. 214.
») Ir. 903 (S. 488); Stokes S. 305; Reeves, 1. Aiisg. S. 324.
•■') Ir. 1011 (S. 492).
') Vgl. Plummer a. a. 0.. I, S. CLXXXV.
«) Ir. 921 (S. 484).
•') Die Amra Cohiimcille (irischer Text uud euglische Übersetzung von
W. Stokes, Revue Celtique XX, 1899, S. 30— 55, S. 132—183, S. 248— 289,
S. 400—437) ist ein Loboedicbt zu Ehren Columbas. Ein Gebet zu Gott
eröffnet die Amra. Dann folgen 10 Hanptkapitel, die seinen Tod, seineu
Platz im Himmel und seine Tugenden in ziemlich dunklen Worten behandeln.
Eine irisihe N'orrede jüngeren l^rspnings erzählt ausführlich den Anlals zur
Entstehun"- . die Versammlung von Druim l'eatt. \o\\ der auch Adamnan
■J7tt GERTRUD IJRLNTNtí.
wie denn die redenden Personen häufig in Versen sprechen. Die
Prophezeiung über Cohimba, die in der Amra dem heiligen
Berchan zugeschrieben wird'), wird in der irischen Vit;i dem
Patricius in den ]\Iund gelegt. Die Aufzählung von (Jolumbas
Begleitern bei seiner Auswanderung ist der Vorrede der Amra
entnommen-). Die irische Vita beruft sich häufig auf poetische
Tradition^'). So erklären sich auch die vielen eingestreuten
Strophen.
Die irische Vita wurde anscheinend sehr geschätzt und
daher neben Adamnan in den späteren Columba-Viten als
Quelle benutzt.
i>. Die Tita Colimibae und das Fnigmentum Yitae
im Codex Salmaniicensis.
Der Codex Salmanticencis ist eine Sammlung von 48 Lebens-
beschreibungen von ausschlief slich irischen Heiligen, abgesehen
von einer Vita Katharinas von Alexandrien •). Die Handschrift
die sich jetzt als Nummer 7072 — 74 in der königlichen Bibliothek
in Brüssel befindet, stammt aus dem 14. Jahrhundert und dankt
ihren Namen dem irischen Jesuitenkolleg in Salamanca^), aus
berichtet, I, 10 (S. 121); I, 49 (S. 145) und II, 6 (S. löß). lu der Vorrede
wird als Verfasser Dalian genannt, ein Zeitgenosse Columbas; Zimmer,
Handelsverbindungen Westgallieus mit Irland 4 (a.a.O. 1910, S. 1032 ff.) hält
die Angabe für lichtig und danach die Jahre um 000 für die Eutstcliungszeit
der Amra, eine Annahme, die Herr Geheimral Thurneysen unwahrscheinlich
findet. Doch bedarf nach ihm auch der Ansatz von iStokes 8.32: 9. Jahr-
hundert, noch der Naclipriifuni^ und Begründung. Die Vorrede zur Amra ist
sicher später als Adamjians Werk entstanden, denn einmal wird er als Quelle
zitiert (S. 143: „ut Adomuanus dicit . . . "). Diese Erzählung, so wie sie
dort berichtet wird, findet sich nirgends bei Adamnan. Vielleicht läfst sich
Ad. 11,23 (S. 167) zu dem Bericht in Beziehung bringen. Hier handelt es
sich um den Tod eines Jünglings aus vornehmem Geschlecht, der unter
Colurabas Schutz steht. Auch der Name Feradach begegnet in beiden Er-
zählungen; allerdings wird in der Vorrede der Amra der Sohn dieses Feradach
als Mörder bezeichnet gegenüber Feradach seihst bei Adamnan.
') Ir. 7G3 (S. 475) und Amra S. 266.
') It. 1000 (S. 491) und Amra S. 38.
•■') Ir. (S. 487 u. 488); Ir. 984 (S. 490); Ir. 1018 (S. 492); vgl. Stokes S. 316.
*) Acta Sanctorum Hiberniae ex codice Salmanticensi nunc primum
integre cdita, hrsg. von ('. De Snicdt und J. De Backer, Edinburg und
London 1888.
'') Eh. Vorwort S. llf. und f. rininnier. Nitiif 1. S. IX.
ADAMNANS VITA (.'OMIMBAK ITNI> IHUK AlU.KITUNfJKN 277
dem (lie Handschiifl mittelbar in den Besitz der Bollandisten
gelangte.
Fol. 205 — 21(r íindel sich eine Vita des heiligen (.'olumba
und fol. 88 ein Fragment, das von Columba handelt •). Die
Vita hielt T'olgan-) für das Werk des Cummeneus, wie schon
erwähnt wurde ^). Der Verfasser ist nach ihm ein Mönch von
Hi, der um 650 lebte. Er nennt nämlich Columba patronus
(c. 31), ferner sagt er c. 37: „ut a quibusdam qui tunc presentes
inerant didicimus", c. 30: „quod nobis ab expertis traditum est."
Demnach niül'ste der Verfasser noch Schüler Columbas gesehen
haben. Hätte er nach Adamnan geschrieben, so wäre es sehr
unwalirsclieinlich, dals er soviele AVunder, die dieser berichtet,
ausgelassen hätte. Letzteres ist selbstverständlich nicht beweis-
ki'äftig. Schon Colgan sah, dafs der letzte Teil der Vita von
c. 20 an fast wörtlich mit Adamnan übereinstimmt: Adamnan
hat nach ihm diese ganze Partie ohne Änderung übernommen.
Die Schwierigkeit, dafs die Stelle von Columbas Prophezeiung
über Aidan, die Adamnan ITI, 5 (S. 197) doch aus Cummeneus
entlehnt haben will, sich nicht im Cod. Salm, findet, ist nach
Colgan leicht zu erklären. Nach c. 20 fehlen nämlich ein oder
zwei Blätter in der Handschrift, und auf diesen verlorenen
Seiten vermutete er die betreffenden Worte.
Schon Baertius'') suchte Colgans Ansicht zu widerlegen.
Er hat schon richtig erkannt, dafs die Vita offensichtlich aus
zwei Teilen besteht, die dann auch Eeeves unterschied ••).
Der erste Teil ist ein Werk für sich und schliefst c. 19
mit der Erzählung von Columbas Tod. Der zweite Teil steht
nicht nur in enger Beziehung zu Adamnan, sondern ist geradezu
lediglich ein Auszug aus dessen Werk, nicht, wie Colgan glaubte,
von Cummeneus verfafst und von Adamnan als Quelle benutzt. Aus
Adamnan sind entlehnt besonders Ei-zählungen aus dem 3. Buch ^).
') Herausgegeben ií<t ilie Vita von Colgan a. a. 0. S. 325—330 nnd von
De Smedt und De Backer in ihrem Abdruck des Cod. Salm. Sp. 84")— 870 (die
Kapitelzahlen gebe ich nach dieser Ausgabe) ; das am Anfang durch den
Aiisfall eines Blattes unvollständige Bruchstück ebenda Sp. 221—224.
«) Colgan a. a. 0. S. 319 f. ^) oben S. 261.
♦) Acta Sanct. Jun. II, S. 184, § 12, 13.
■-) Reeves S. XXVII (l. Ausg. S. XXXII).
6) c. 20 = Ad. II, 2 (S. 153). c. 21 -= Ad. lU, 18 (S. 206). c. 22 = Ad. lU, 15
(S. 203). c. 23 = Ad. HI, 9 (S. 200). c. 24 = Ad. UJ, 10 (S. 200). c. 25 u. 26 =
278
«KKTKUD HKUNIN».
Zu Grunde liegt die längere Fassung Adamnans, was der Schlufs-
abschnitt „celestis claritas" usw. beweist, der in der kürzeren
Fassung fehlt')- Aufserdem sind die Eigennamen zuweilen voll-
ständiger als in der kurzen Fassung'). Dieser fast wörtliche
Auszug aus Adamnan ändert nur weniger gebräuchliche Worte
durch bekanntere Ausdrücke, und die umständlichen Wendungen
Adamnans sind durch eine einfachere Fassung ersetzt, z. B.
Ad. III, 18 (S. 206). usquequo Salm. c. 21. usquequo illius
illi trinales illius incomparabilis mirifice visitationis triduum
et honorificae visitationis dies terminaretur, adesse non potuit.
et totidem noctes terminarentur,
adesse non potuit.
Ad. III, 15 (S. 203). Hocque
consequenter sanctus intulit
famen.
Ad. III, 10 (S. 201). contra
aemulas . . . potestates.
Ad. III, 22 (S. 209). sancta
facies eins subita mirifica et
laetifica hilaritate effloruit . . ,
illa sapida et suavis laetificatio
in maestam convertitur tristifi-
cationem.
Ad. III, 23 (S. 211). perpara-
sticiam^) ecclesiae.
Ad. 111,23 (S. 212). lactaria
bocetum ^) inter et monasterium
vascula gestare.
Salm. c. 22. Et addidit dicens.
Salm. c. 24. contra adver-
sarias . . . potestates.
Salm. c. 28. quadam leticia
facies eins repleta apparuit . . .
tota huius hilaritatis iocunditas
vertitur in meroris tristiciam.
Salm. c. 31. per culmen ec-
clesie.
Salm. c. 34. lac a bostario
ad monasterium deferre.
Ad. III, 8 CS. 199). c. 27 -= Ad. III, 21 (S. 208). c 28 = Ad. III, 22 (S. 209).
29 = Ad. 111,22 (Scblufssatz) und III, 2;j (bi.s „Iftctificare"). c. 30— 38 =
Ad. ni, 23 (S. 21 1 von „Quibus finitis" an bis S. 215 „miles explevit"). c. 39
■I eb. (S.216 ,.Interea" bis S. 217 „conversa snnt tranquillitatem"). c. 40 = eb.
(S. 217 „Hie itaque . . . freqnentare non cessat").
') Vgl. oben S. 217.
^) „Parasticia", Dacb, ist sonst nicht belegt (vgl. oben S. 237).
») „Bocetum", vgl. eb. Anm. 5.
AWAMNANS VI'IA < ( )I,rM UA K VS\) IHKK A l<l,K I riNiiKN. 271'
Ad. Ill, 2:i (S. 216). venera- Salm, c ;{9. veneiabile cor-
bile corpus . . . positum in rata- pus in terra reponitur.
bustai) . . . liuniatur.
Alle Wendungen, auf die Colgan seine Annahme über das
Alter der Vita gestützt hatte, finden sich nun aber in diesem
zweiten Teil, sind also aus Adamnan übernommen und damit
gegenstandslos. Aber auch der erste Teil kann nicht von
Cummeneus herrühren. Die Stelle über Aidan fehlt, und
Colgans Vermutung, dafs sie sich auf den verlorenen Blättern
des Cod. Salm, gefunden habe, ist hinfällig, da die Seiten
erst im zweiten Teil der Vita, also im Auszug aus Adamnan
ausgefallen sind. Ferner wurde schon an anderer Stelle
darauf hingewiesen 2), dafs das Zitat, das O'Donnell aus
Cummeneus entlehnt haben will, sich, soweit mir bekannt
ist, in keiner der bekannten Columba -Viten findet. Auch
diese Tatsache spricht gegen Colgans Annahme. Seine Ansicht,
dafs diese Vita von Cummeneus verfafst sei, geht auf Hugo
Wardeus^) zurück, auf den Colgan sich beruft'«). Eine Quelle,
aus der Wardens diese Ansicht geschöpft haben könnte, kenne
ich nicht. Wahrscheinlich ist mit ihm die Meinung von der
Urheberschaft des Cummeneus erst entstanden.
Wohl gibt es eine Eintragung im Martyrologium von Donegal ^),
die besagt, dafs Cummeneus eine Vita des heiligen Columba in
34 Kapiteln geschrieben habe mit den gleichen Anfangsworten,
die der Cod. Salm, aufweist. Diese Überlieferung ist aber
höchst fragwürdig, denn erst 1630 wurde das Mart3Tologium
vollendet *■') . und aufserdem ist die Stelle ein Zusatz, der von
*) „Ratabusta", Grab, ist sonst nicht belegt (vgl. oben S. 237).
•-) Vgl. oben S. 265.
^) Vgl. Norman Moore, Dictionary of National Biography XXXIV
1893, S. 398 f. über Hugh Boy Macanward.
*) Colgauus a. a. 0. S. 319. Er hält die Vita für das Werk des Cumme-
neus, ,.quod nomen S. Cumiuei illi vitae praefigatur iu Schedis P. Hugonis
Wardei, diligentissirai patriarum autiquitatum investigatoris."
^) Reeves, 1. Ausg. S. 200; The Martyrology of Donegal, hrsg. von Todd
und Reeves, Dublin 1864, S. 56 f.: „He wrote the Life of Colum Cille in 34
(134 bei Todd-Reeves, wo anscheinend das irische „i" = „in" zu „1" verlesen
ist) chapters, which begins Ven(erabilis) abbas et plurimorum pater coenobi-
orum.''
«) Eb. S. XI.
2S0 GKRTKUI.) nUÜNINft,
einer späteren Hand geschrieben isl, vielleicht von ^\'ardeus
selbst, der längere Zeit mit Michael O'Clery, dem Haupt-
zusanimensteller des Martyrologinms, im Franziskanerkloster zu
Donegal zusammenlebte. Auch liegt die Möglichkeit nahe, dafs
erst Colgan die Notiz hineingebracht hat, denn aller Wahr-
scheinlichkeit nach hat auch seine Feder im Martyrologium
Spuren hinterlassen')- Jedenfalls ist auch mit diesem späten
Zeugnis, dessen Grundlage unbekannt ist, nichts für die Her-
kunft der Vita des Cod. Salm, zu beweisen; zu Grunde liegt
doch wohl nur eine (falsche) Vermutung über deren Verfasser.
Die abweichende Zahl von 34 Kapiteln gegenüber 39 bei Colgan
und 40 bei De Smedt-De Backer ist kaum genügend, um auf
eine verschiedene Vita schliefsen zu lassen, sondern beruht ver-
mutlich allein auf einer anderen Einteilung, da die Kapitel nur
teilweise durch Überschriften deutlich geschieden sind.
Dafs aber der erste Teil des Textes weit jünger sein mufs
als Cummeneus und selbst Adamnan. darüber kann kein Zweifel
bestehen; denn die Vita im Cod. Salm, hat, wie auch schon Keeves
annimmt-), Adamnan uiul die irische Vita als Quellen benutzt,
kann folglich nicht früher als um die Wende des 11. Jahr-
hunderts entstanden sein, wenn überhaupt die irische Vita so
früh anzusetzen ist ^).
Aus der irischen Vita stammt die Einleitungsprophezeiung
des Patricius, die auch schon genügend auf spätere Entstehung
hinweist, ferner die Prophezeiung des Boeus und die allgemeine
Charakteristik der Tugenden Columbas'»). Im Übrigen bildet
Adamnan die Grundlage^). Die Erzählungen sind allerdings
') Vgl. eb. S. XXI. ■') Reeves S. XXVII (1. Ausg. S. XXXII).
•■•) Vgl. obeu S. 273.
♦) C". 1 Prophezeiung des Patricius, vgl. Ir. 7G3 (S. 475); Moclita Ir. Ih2
(S. 474), den auch Adamnan in der zweiten Vorrede erwähnt. Zur Prophe-
zeiung des Boeus vgl. Ir. 78G (S. 475); zu c. 2 vgl. Ir. S()7 (S. 477) und 8:{4
(S. 479); c. 5 vgl. Ir. IIM.H) (S. 491); c. 17 und 18 vgl. Ir. 1088 (S. 504 f.).
') C. 1 vgl. Ad. praef. II (.S. 107) und III, 1 (S. 194). c. :{ vgl Ad. II, 1
(S. 152). c. 4 vgl. Ad. U, 9 (S. 158). c. G vgl. Ad. II, 12 (S. IGO). c. 7 vgl.
Ad. II, 16 (S. 102). c. 8 vgl. Ad. II, 27 (S. 170). c. 9 vgl. Ad. 11,32 (8. 173).
c. 10 vgl. Ad. II, 35 (S. 176). c. 11. vgl. Ad. II, 36 (S. 177). c. 12 vgl. Ad. III,
17 (S. 205). C. 13 handelt im allgemeinen von Colurabas Prophetengabe mit
kurzem Hinweis etwa auf Ad. I, 4 (S. 118). c. 14 vgl. Ad. III, 11 (S. 201).
c. 15 v-1. Ad. Ill, 13 (S. 202). c. 10 vgl. Ad. 1,33 (S. 134). c. 19 vgl. Ad. III,
23 (S. 213).
ADAMNANS VITA COKUMHAE UNI) IHRE ABLEITUNOEN. 281
stark gekürzt. Kioen ist dem Auszuf? nur die sprachliche Fomi,
die gef^eiiiiber Adaninan ziemlich selbständig ist. Inhaltlich
Neues über ihn und die irische Vita hinaus bringt diese Bio-
gra[)hie nicht. Sie ist jünger als beide. Sie muls hingegen
älter sein als die Vita et Navigatio S. Brandani in der von
Plummer verötYentlichten Gestalt'); denn diese zeigt eine wiirtliche
Entlehnung aus der Salmanticensis - Biographie des heiligen
Columba^).
Salm. c. 11. Nam sicut Vita S. Brandani c. 104. Set
Christus Lazari dormitionem hoc pretereundum non est, quod
predixit apostolis, sie vir sanc- in Vita sancti Columbe abbatis
tus sancti Brandani suis prenun- legitur. Sicut Christus Lazari
ciavit obitum, et spiritualibus dormitionem apostolis nunciavit,
occulis illius aiiimam inter ange- sie sanctus Columba in spiritu
lorum choros in celum trans- suis prenunciavit discipulis de
ferri considerans, sacra raissa- morte sancti Brandani. Vidit
rum sollempnia in eins honorem enim animam illius inter ange-
celebrari precepit. lorum choros ad celestia trans-
ferri; et ideo sacra missarum
sollempnia in eins honorem
precepit fratribus celebrari.
Diese Brandan-Vita besteht aus der eigentlichen Vita und
der Navigatio. Von der Navigatio Brandani gibt es eine Hand-
schrift aus dem 10. Jahrhundert^). Aber die Vita Brandani ist
nach Plummer*) früher entstanden als die Navigatio. Nun
scheint soviel festzustehen, dafs die Prophezeiung Columbas über
Brandan der Vita und nicht der Navigatio angehörte, denn sie
tindet sich in keiner der vielen Fassungen der Navigatio ^). Ob
sie freilich zur ursprüngliclien \'ita gehörte und nicht erst dieser
») ('. Phimuier a. a. 0. I, S. 98—151; vgl. S. XXXVI ff.
'-') Adamnan 111,11 (S. Í201) hat eine abweichende Fassnng und kann
nicht benutzt sein.
') Plummer a. a. 0. I, S. XLI Aum. 2.
*) C. Plummer, Some new Light on the Brendan Legend (Zeitschrift
für celt. Phil. V, 1905, S. 124—141).
•"') Leider sind alle Viten Brandans mit der Xavigatio Brandani kon-
taminiert. Pie einzige Ausnahme bildet die 2. Biographie im Cod. Salm.
S. 759 — 772 (vgl. darüber Plummer a. a. 0. S. XXXVIII). die aber sehr stark
gekürzt ist und auch diese Prophezeiung nicht enthält.
Zeitsclirit'l f. eelt. Pliilolog-ie XI. J^y
282 GERTRUD BRÜNING,
besonderen Fassung und nur ilir naclitiäglich eingefügt worden
ist, scheint mir höchst zweifelhaft, und su wage ich es doch
nicht, jener Anführung in der Vita Brandani eine bestimmte
Zeitgrenze zu entnelimen; denn die Jlandschriften Plummers
reiclien höchstens in das 13. Jahrhundert zurück').
Die gleiclie Vita Columbas begegnet auch in zwei ver-
wandten Handschriften der Bodleianischcn Bibliotliek in Oxford
B. 485, fol.37— 43, und B. 505, fol. 118— 1242), denselben, welche
jene Vita Brandani enthalten, und wird auch im Katalog noch
dem Cummeneus zugeschrieben'-). Gegenüber der Vita im Cod.
Salm, weisen diese Handschriften aufser der Umstellung des
letzten Satzes von c. 18 und des c. 19 in c. 80 (die beiden Teile
des Salmanticensis: c. 1 — lli und 20—40, werden dadurch mehr
verschmolzen) manche Zusätze^) auf. so z. B. über Columbas
Namen und seinen Beschützer Axal, was auf Bekanntschaft mit
der Amra hinweist, avo dieser Name zuerst begegnet.
Unter anderem ist das sogenannte Fragmentum Vitae
Columbae. das im Cod. Salm, an früherer Stelle (Sp. 221 — 224)
.steht, hier vollständiger mit dem dort verlorenen Anfang in
den Text von c. 18 des Cod. Salm, hineingearbeitet. Der erste
Teil ist gedruckt von l'ssher^) aus unbekannter Quelle. Die
Überschrift lautet hier wie dort: ..(Jausa peregrinationis sancti
Columbae in insulis maris secundum Adampnanuni. (|ui com-
pilavit eins vitam, talis est." Bei Adamnan findet sich von
dem ganzen Abschnitt nichts. Nur kurz wird bei ihm die
Synode III, 3 (S. 195) erwähnt, von der hier ausführlich be-
richtet wird. Der Inhalt ist folgender: (Jolumba ruft die Seinen
zum Kampfe gegen den sie angreifenden Kimig Diermitius, der
in einem Streite über ein Buch Columbas zu dessen Ungunsten
entschieden hatte. Die Partei Columbas siegt; aber er bereut
nun das Blutvergiefsen, das durch seine Schuh! entstanden ist.
') Pluraraer S. XXIf.
■-') Macray, Cataloffi Codicuin .Mauusrriptornni Bihliolhecae Bodleiauae
V, 1, Oxford im2, S. 702 und S. 724.
•'; Eb. S. 702, 724.
*) Vgl. C. Plummer, Ou two ('ollections of Latin J.ives of Irish Saluts
in the Bodleian Librarj', Rawl. B. 485 and Rawl. B. 505 (Zeitachr. für celt.
Philologie V, 1905, S. 435f.), auf dessen Angaben ich mich stütze.
*) J. Usserius, Britanuicarum ciclesiarum antiquitates, Dublin 163Í),
S. 902; danach (.'olgau S. 462 f. und wenige Zeilen bei Keeves, 1. Ausg. S. 193.
ADAMNAN'S VITA COLI'MI'.AK fND IIIRK A liLKITrXOKX. 283
Kiniiiitii Ifot iiiin als Bufse, ;nif. Hl)ensoviele Seelen für den Himmel
zu gewinnen, wie im Kriege unigekünimen sind. In der gleichen
Zeit schickt man zu Gildas, um den Liebesbund mit ihm zu er-
neuern. Er liest die Briete und auch das Schreiben ( 'olumbas.
Hier setzt das Fragment mit dem Urteil des Gildas ein, der die
ungerechte Verurteilung des Heiligen tadelt. Es schliefst sich
das Zeugnis des heiligen Brandan über Columba an, der sich
auch zu dessen Gunsten ausspricht. Als ei- deshalb getadelt
wird, ei'zählt er von der Erscheinung, die ihm Columbas Un-
schuld gezeigt habe, ähnlich wie auch Adamnan berichtet V).
Aus der Inhaltsangabe geht hervor, dafs es sich bei dem
Fragment nicht um den Rest einer Biographie ( 'olumbas handelt,
sondern dais es der letzte Teil einer besonderen Erzählung istj
die sich mit den Gründen für ("olumbas Auswanderung beschäftigte.
Über den sagenhaften Chaiakter der Erzählung ist kein Wort
zu verlieren. Znr Kennzeichnnng genügt, dafs Gildas als ,,de
gen ere Saxonuni" bezeichnet wird-).
10. Die Vita (olumbas von O'Donnell.
Die umfangreichste Vita des heiligen ( •olumba ist uns in
der Kompilation des Manns O'Donnell (-j- 1564) erhalten''). Er
stammte aus einem Columba verwandten Geschlechte und voll-
endete dessen Lebensbeschreibung im Jahre 1532. Von der
ganzen Vita ist bis jetzt nur ein Auszug in lateinischer Sprache
gedruckt von Colgan, der ziemlich willkürlich verfuhr*). Alle
Kapitel, die ihm zu unglaubwürdig und fabelhaft erschienen,
liefs er fort^), und gerade in diesen Erzählungen beruht nicht
zum geringen Teil der Wert der Vita, da sie für eine eingehende
Behandlung der Entwicklung der irischen Hagiographie in
späterer Zeit reiche Ausbeute liefern. Auch Colgans Einteilung
in drei Bücher in Anlehnung an Adamnau ist nicht ursprünglich.
So ist der Auszug wenig brauchbar. Erst seit 1901 erscheint
der vollständige irische Text mit englischer Übersetzung aus
') Ad. m, 3 (S. 19.-)!.).
2) Colgan S. 403 ; Plummer a. a. 0. S. 435.
^) Vgl. über ihn Robert Duulop im Dictionaiy of National Biography
XLI, 1895, S. 441 ff.
*) A. a. 0. S. 389—446.
••) Eb. S. 446 Anm.
19*
281 TxERTRUD BRÜNING.
dem Jíiiwlinsoii-Ms. B. 514 in Oxford'). Die Yerüiientlicliuni;- ist
noch nicht abgesclilossen, gibt aber schon einen guten Einblick
in das sonderbare jMacliwerk. Alle t'berliefernngen über Columba
hat O'Donnell zusammen getragen. Über seine Arbeitsmethode
gibt er selbst Aufschlufs. So sagt er von sich c. 10 (III, 523),
dafs er es war, „Avho caused the i)ortion of this life that '»vas
in Latin to be turned into Irish and caused the part that was
in hard Irish to be put into eas}' Irish, to the end it might be
clear and intellegible to everybody": eb. c. 11: „So he gathered
and collected whatever was scattered through the old books of
Ireland of it, and composed it out of his own mouth, having
had very great labour upon it, and having devoted much time
to it, considering how he might put eacli part of it in its own
proper i)lace as it is written below". Die ,.alten" Bücher von
Irland boten Überlieferungen, die fast alle noch heute vorhanden
sind. Von den uns bekannten Columba -A'itcn hat O'Donnell be-
.sonders das A\'erk Adanuians in der längeren F'assung und die
irische Vita benutzt-). In dem ersten Teil findet sich naturgemäls
wenig aus Adamnan^), da O'Donnell liier vor allem die Zeit vor
') Von' R. Ileiiebry, The Life of Columb Cille in der Zeitschrift für celt.
Philologie m, 51G— 571. IV, 27G-ö;U. V,26— 86; fortgesetzt von A. Kelleher
el). IX, 242-287. X, 228-2G5. XI, 114-147 (1916).
-) iJber die Quellen vgl. Keeves, 1. Ausg. S. XII Anm. n und S. XXXIVf.
3) Ad. III, 1 (S. 194; = O'Donnell c.4() (Bd. III, í<.:>:ú).
,. Ill, 2 (S. 195) = „ c. 60 (Bd. Ill, S.5G5).
., praef. U (S. 108) -- „ c G3 (Bd. III, S.567).
.. II. 1(S.152)= ,. c. 69 (Bd. IV, S. 281).
„ II, 25 (S. 169) = „ c. 70 (Bd. IV, S. 281).
I, 3(S.116f.)= „ c.225(Bd. X, S. 255), nur teilweise.
„ III, 10 (S. 200) = „ c. 226 (Bd. X, S. 257).
„ III, 11 (S. 201) = .. c. 227(Bd. X, 8.259).
,. III, 12 ÍS.201) = „ c. 228 (Bd. X. S. 259).
.. III, 16 (S. 204) = „ c. 22!» (F.d. X, 8. 259).
I. 4(8.118)-- ,. «•.230 (Bd. X, 8.261).
1, 5(8.119)- „ c. 23l(Bd. X, 8.263).
1,16(8.124)- .. r. 232(Bd. X, S.265).
I, 19 {ß. 12.5) --. „ c. 233 (Bd. XÍ, 8. 115).
1,20 (S.120) = „ r. 234 (Bd. XI, 8.115).
I, 22 (8. 127) = „ c. 235 u. c. 2.36 (Bd. XI, 8. 1 17).
I, 28 (S, 130) = „ c. 237 (Bd. XI, 8. 119).
I, 43 {S. 141) = „ c. 238 (Bd. XI. 8. 121).
„ I, 41 (8. 139) = .. 0. 239 (Bd. XI, 8. 123).
„ III, 5 (S.196f.)= „ c. 243 (Bd. XI, S. 127).
ADAMNAN8 VITA COLUMHAi: IND HIKE ABLEITUNGEN. 28.'>
C'oliimbas Auswanderuiig' behandelt, mit der Adamnans Biographie
erst eigentlich einsetzt. Im letzten Teil hat die.se dann besonders
als Grundlage gedient, und zwar nimmt ODunnell fa.st das ganze
Werk in seine Kompilation auf: nur einige Kapitel fehlen nach
Angabe Colgans '). Aber O'Donnell hat die Zahl der fehlenden
Kapitel weit überschätzt, wenn er schreibt c. <S (III, 521): „there
remained ... only some fragments of the book that holy Adamnan
had made into Latin." Die "Wunder aus Columbas Jugendzeit
bei O'Donnell. die mit Adamnan übereinstimmen, finden sich fast
sämtlich auch in der iiischen Vita und sind aus dieser Biographie
entlehnt, nicht unmittelbar von Adamnan. wie überbau])! bei
den Erzählungen, die sich sowohl in der irischen Vita als auch
bei Adamnan linden, meistens die irische Vita O'Donnells Werk
näher steht '^). Gerade in dem ersten Teil von dessen Bio-
graphie bietet die irische Vira mit ihren Jugendüberlieferungeu
die liauptquelle, und hier läist sich am besten O'Donnells
Arbeitsweise verfolgen. Ein Vergleich der Texte zeigt, dafs er
möglichst wörtlich seine Quellen abschreibt. Zuweilen sind die
Legenden noi-li weiter ausgeschmückt ^J. .So tindet sich z. B. statt
der kurzen Angabe der irischen Vita, dafs Columba von Gott
Weisheit. Keuschheit und Pilger.schaft ertleht habe, «-ine lange
Erzählung, die sich über mehrere Kapitel erstreckt.
Ob O'Donnell den Text des Cod. Salm, gekannt hat. läfst
sich nicht feststellen, weil diese Biographie gegenüber Adamnan
und der irischen Vita nichts Neues bringt.
Auch Cummeneus wird von ihm zitiert \). wie schon er-
wähnt Avurde-'). eine Quelle, die als verschollen anzusehen ist.
Ad. I, S (S. 1'20) =ODonuell o. 244 (Bd. XI, S. 129).
„ I, 9 (S. 121) = .. c. 245 (Bd. XI, S. 129).
„ I, 30 (S. 131) = „ c. 246 (Bd. XI, S. 131).
„ I, 31 (S. 132) = „ c. 247 (Bd. XI. g. 131).
„ I, 32 (S. 133) = „ c. i58 (Bd. XI, S. 143'.
.. I. 33 CS. 134) = c. 2Ö9 (Bd. XI, S. 143).
.. II, 2i> (S. 172j ^ .. 0. 260 (Bd. XI, S. WA
.. II, 30 (S. 172) -- ,. c. 261 (Bd. XI, S. 147).
') Colgauns a. a. 0. S. 446; vgl. Reeves, 1. An^g-. S. XXXIV Auui. r.
') Ansuahmeu siebe S. 284 Aum. 3.
') Ans der irischen Vita stammeu gauz oder teilweise c. 24. 25, 35. 40.
41, 45. 47. 4S. 53. 59. 61, 62, 67. 69. 70, 71, 73 und 75 uud im späteren Teil
ziemlich wörtlich c. 204—213.
*) Co]g^m\s a. a. 0. ?. 437 (III, 34).
^) Vgl. oben S. 265.
286 GERTRUD BRÜNING,
Überhaupt nennt O'Donnell hie und da Quellen, die nicht mehr
erhalten sind, und auch ohnedies ist sein Werk lehrreich, weil
e.s ohne weiteres eine t'bersicht gibt über die reichen Fabeleien,
die über Cohmiba allniählicii erwachsen waren. So soll der
heilige Baitheneusi), der Schüler (Jolumbas, ein Gedicht auf ihn
verfaist haben. Ein gewisser ]\[iira-) hat anscheinend besonders
phantastisch von Columbas Geburt und erster Jugend berichtet^).
Auch den heiligen Comgallus«) und Berchan^) zitiert O'Donnell
als (Quelle, h'erner werden Brandan und Dalian'-) genannt. Das
angebliche ^\'erk des letzteren ist die Anna Coliiimcille, die
natürlich auch O'Donnell vorgelegen hat'). Selbstverständlich hat
er auch die (ledichte aus späterer Zeit, die in der Überlieferung
Columba selbst zugesch)ieben wurden^), ausführlich benutzt"),
ebenso die Legenden von den Abenteuern der Mönche Columbas,
die an Phantastik die Navigatio Brandani weit übertreffen, und
die Colgan deshalb auch fortläi'st'^'j. Auch scheint O'Donnell viele
andern iri.schen Heiligenleben ausgeschrieben zu haben, in denen
Columbas Name genannt war. Nachweisen läfst sich die Be-
kanntschaft mit den Biographien von Brigittaii) und Eogan'-),
Etchen"), Fintan''*), Maidoci'-)? ^íochonnai«)- Auch die Patricius-
literatur hat er benutzt, und zwar besonders dessen Vita von
') Vgl. O'Duunoll c. b'j (III, 5(í:í) und 5(i (III, 5(;:; nud c. 83 (IV, .S. 303).
-) Vgl. (J'Haiilnu, Lives of Irish Saints III, o. .1., S.32'Jff.
2) O'Donnell c. .JO (III, Two) , c iiJ, 54 (III, 5r.i)f.) nn.l c. 15!) (IX, 24!l).
♦> O'Dojinell f. 140 (V, S. 65).
') Colganus a. a. (J. S.446 (111,78;.
') Eb. S. 438 (111,41;: „ut ... oicomiasticis versibus sanctiis Bren-
•lauus et sanctiis Dallanus cecineniut.-'
') O'Doimell c. (!4 (III, im), c. Ü5 (IV, 277), c 67 (IV, 27'J), c. 222
(X,24i>).
") Vgl. oben S. 214f.; Reeves, 1. Aii>g. S. 264 ff. (Dialoti: von Colnniba
und Cormac).
») O'Donnell c. 77 (IV, 2!>3), c. 182-186 (IX, 275), c 200 und 201 (IX,
t;. 2a')).
'") Colgan 8. 44(i; vgl. u. a. Wh. Stoke.«, The adventiire of. St.Coliunlia's
clerics (Revue celtique XXVI, 1!M)5, S. 130- 170).
") O'Donnell c. 35 (III, 537).
'») Eb. c. 40 (III, 513), 256 (XI, 141).
•=>) Eb. c. 7(5 (IV, 289).
'•) Eb. c. 160 (IX, 253).
'•••) Colgaiins a. a. 0. 8. 43!) (c. 45) und 8. ii2 (c. (J2).
"•) O'Donnell c. 256 (XI, 141;.
ADAMNANS VITA COI-UMIJAK UNI) IHKK AIJLEITUNGKN. 287
.Toceliii, der um 1185 sein ^\'el•k vollendete'). \)ht Legende vom
Fegefeuer des Patricius war ihm ebenfalls nicht unbekannt^).
Neben diesen haftiographischen Krzeugnissen haben ihm auch
andere alte Bücher vorgelegen'»). iSo läfst sich Avohl zu den
meisten Wundererzählungen der Ursprung aufdecken. Der Quellen-
nachweis ist nur bei iiianclien von jenen Legenden noch zu
führen, deren Inhalt inbezng auf Abenteuerlichkeit und märchen-
hafte Züge kaum zu überbieten ist. Es bedai-f einer näheren
Untersuchung, ob 0'D(»nnell vereinzelt etwa mündlich fortlebende
Sagen Irlands in seine Biographie hineingearbeitet hat. Eine
derartige Untersuchung und eine erschöpfende Analyse des
Inhalts ist aber erst möglich, wenn der ganze Text gedruckt
sein wird.
II. Die Vita des hl. Coluniba im Brevier von Aberdeen
und bei John von Tyneniouth.
Für diese beiden Biographien bildet Adamuan die einzige
Quelle, und zwar handelt es sich bei beiden um einen Auszug
aus seinem A\'erk.
Die \\\-d Columbae im Brevier von Aberdeen ^; besteht
aus neun Lektionen. Nach einer Einleitung, einem Hymnus zu
Ehren Columbas. beginnt die Vita: „Sanctus pater Columba
nobilibus ortus natalibiis. vir vitae venerabilis et beatae me-
moriae*'^) . . ,; dann folgen Wundererzählungen«*), die stark
gekürzt sind und zuweilen nur in Andeutungen bestehen. In
der Art des Breviers werden sie durch Antiphonen und Gebete
zu Ehren des Heiligen verknüpft.
In den zuerst 1510 herausgegebenen Nova Legenda
Anglie, die man nach Capgrave (-j- 1461) benennt, auf den
0 O'Donuell c. 26 = Joe. 127; c 2t) = Joe. 'JO; c. Ül = Joo. 89. Vita
Patricii von Jocelin bei Colgfamis a. a. 0. S. 64 — 108.
■-') O'Donuell c. 37 (III, 53M).
^) O'Donuell c. 157 (IX, 24;{): „the book called TromJbamh Guaire" uuil
c. 178 (IX, 267): „the Cathach- (vgl. Reeves, 1. Ausg. S. 249f., 31i)ftO-
*") Breviarii Aberdonensis pars hiemalis, London 1854 (zuerst Ediuburg-
1509-10), 9. Juni.
'■') Vgl. Ad. praef. II (S. 106 u. 108).
*) Aus Adamuan stammen in der Keihenfolge des Breviers 11, o2 (S. 173),
ni, 2 (S. 10.-.^. II. 12 (8. 160), II. 5 (S. 1ü:)), II. :?.-. ^8. 176), II. 1 und 3 (S. 152 f.).
II, 36 (S. 177), III, 22 (8. 209), III, 23 (S. 2U).
288 GERTRUD HRIJNINO,
vielleidit die lieutifte Anordniuig' zurückgeht, findet sich eine
Vita des Heiligen'), die wie die ganze Sammlung nicht von
Capgrave. sondein kurz vor der Glitte des 14. .Tahundei-ts von
John von Tynemouth vei-fal'st ist-j. Die Kinleitungsworte sind
fast wörtlich aus Beda, Hist. Eccl. gent. Angl. III, 4 entnommen.
Dann beginnt die Vita mit der zweiten Vorrede (S. 106): ..Krat
enim vir vite venerabilis et beate niemorie." Die Entlehnung
aus Adamnan ist ziemlich wörtlich, und auch die Reihenfolge,
in der die \\'under bei ihm erzählt werden, ist beibehalten'*). Der
Schlufssatz: ..Est autem sciendum". . . über die alte Bedeutung
von Scotia im Sinne von Hibernia scheint vom Verfasser selbst
herzustammen.
12. Adauinaus Vita als (Quelle in der späteren
Hagiograpliie.
Von den Benutzern der Vita Adamnans ist an erster Stelle
Notker der Stammler zu nennen, der in sein Martyrologium (896)
zum 9. Juni einen Abschnitt über Columba aufgenommen hat^). In
den Quellen, die Notker bei Abfassung seines A\'erkes im allgemeinen
benutzte, in den Martyrologien von Hrabanus Naurus und Ado
') Nova Legeiida Auglie, neu hrsg. von Carl Horbtnian. Oxford 1901.
Bd. I, S. 198 -20(i. Abgedruckt ienier bei Colganiis a. a. 0. S. 332— 33r>. Aus
den Nova Legenda Anglie von 151(5 ist anrh die Vit;i Colunibae cntnonunen.
die sich in d(M- Brüsseler lis. !Í82. fol. 74— 77 findet, in dem 3. Bande des
Legendars des Kegniarkanonikers Anton ÍTeens von Bouge-Cloitre bei Brüssel
(gest. 1543); vyl. Naii den(iheyn, ('ata]o<rue des manuscrits de la Bibliothötiue
royale de lieigique \' (VM)), .S. 234 (Nr. 3234, Bd. 3}. Geens hat aus jonein
Druck viele Texte entnommen nach A. I'oncelet. i^e légendier de Pierre Calo
(Analecta Bollandiana XXIX, UUÜ, S. 13).
*) Vgl. u.a. Krusch, louae Vitae sanctorum S. 138 f.
2) Ans Adauinan sind entnommen I. 1 (S. 112), die Vision Oswalds.
dann der Schlnfs von I, 1 (S. 114), ferner aus dem ersten Buch c. 3 (S. IKi);
c. 8 (S. 120) : c. 22 (S. 127) ; c. 28 (S. 130) ; c. 3(i (S. 135) ; c 37 (S. 137). das Wunder
von Columbas Stimme, ferner c 3!> (S. 138). Aus dem zweiten Buch c. 1 u. 2
(S. 152f.); c. G (S. 156 ; c !) -12 (S. 1.58f.); c. 17 (S. 103); c 24 und 25 ^S. KiSf.);
r. 32 (S. 173); c. []i (S. 174); c. 44 und 45 (S. 188 f.). Aus dem dritten Buch
c. 2 und 3 (S. 19.5); c. 5 (S. 196); c. 8-18 (S. 199-206); c 22 (S. 209); c. 23
(S. 2t4-216\
♦) Canisins. Antiquae lectioues VI, Ingolstadt 1G04, S. 8ö3f.; Colgan
S. 465f.: Canisins- Ba.snage a. a. 0. II, 3, 1725, 8.139; Ada sanctorum .lunii
11, 182 f.; Miiriie. I'atrologia Lat. CXXXl. 1101—1103: Zimmer, Handels-
verkehr a. a. (). ÜMli). .S. 583—594.
ADAMNANS VHA COLUMBAK UND IIIUK AIlLKtTUNOKN, 289
von \'ieiine'). fand sicli iiiclits über rolumba. Ziiiimfi') nimmt
mm an. dafs Notker weder Adamnan, noch den seiner Ansicht
nach ei'hten rnnimi-ncus benutzt habe, sondern dafs ilini eine
(Quelle vori^^eh'gen iiabe, die kurz nacli Columbas 'J'od vun einem
Iren auf dem Festlande verfafst Avorden sei. Somit liegt nns
nacli Zimniei's Ansiclit in dem Werk Notkers das älteste
schriftliche Denkmal iil)er Columba vor. Die Entstehungszeit
glaubt er aus dem Schlufssatz entnehmen zu dürfen: „Qui cum
plurimos discipulos vel socios sanctitatis suae pares habuisset,
unum tamen C.'omgellum, scilicet Latine Fausti nomine illustrem,
praeceptorem beatissimi Columbani. magistri domini et patris
nostri Oalli. virtutum et meritorum suorum ...reliquit heredem."
Zimmer folgert daraus, dafs Comgell (f 602) wahrscheinlich
damals noch am Leben gewesen sei, und er hält ohne genügende
Gründe die Stelle von „praeceptorenr' bis „Galli" für einen
späteren Zusatz. Ich glaube jedoch als ganz sicher annehmen
zu dürfen, dafs Notker als Vorlage Adamnans Werk gehabt
hat^), was sich durch einen Textvergleich zeigen läfst. Die
Einleitung zeigt auch Anlehnung an Beda III, 4.
Notker. ... quod . . . monas- Beda III, 4. monastcrium in-
teriorum vel ecclesiarum insti- sulanum, in ({uo ipse rtquiesc'd
tutor, fundator et rector exti- corpore. . . Habere autem solet
terit. adeo ut ahha monaster iL ipsa insula rectorem semper
. . . ubi requicscii, contra morem ahhatem presbyterum, cuius iuri
ecclesiasticura primas omnium . . . etiam episcopi. ordine inusi-
Hybernensium habeatur tpis- tato, debeant esse subjecti.
copoYwm.
Hieraus erklärt sich auch der Zusatz ,.ubi retjuiescit" und
die Machtstellung, die Hi noch in dem Bericht Notkers einnimmt.
Zur Zeit Bedas fanden die Einfälle der Dänen noch nicht statt,
und damals ruhten die Überreste Columbas noch auf der Insel,
aber nicht mehr in Notkers Zeit. Die Stelle ,.in prophetia.
doctrina et miraculoruni ostensione atque angelica freciuentatione"
folgt ganz der Einteilung Adamnans in drei Bücher, die in dieser
' ) Vgl. E. Dümiuler. Forschungen zur Deutscheu (xeschichte XXV, 1885.
S. 202 ff. ; H. Qneutin, Les maityrologes historiques du moyen age. 1908, S.679.
«) A.a.O. S. 586 ff.
^) Gegen Zimmer schon B. Krusch, Neues Archiv XXXV, 1910, 8.275.
200 GERTRUD imÜNlNP,.
Heilieiifulge vun den genannten Dingen liandeln. Bei der Auf-
zählung der Wunder ist der Inhalt genau wie bei Adamnan.
In der Form hat Notker zwar einige wörtliche Entlehnungen,
doch ist er darin freier, was bei einem so kurzen Text, dem eine
verhältnismäfsig lange Biographie als Quelle vorgelegen hat,
sich von selbst versteht. Nur die auf sere Form ist eben zum
gröfsten Teil Notkers eigenes AV'erk.
Inhaltlieh neu ist nur. dafs er als jetzigen Namen der
untergegangenen Stadt in Italien') Civitas Nova angibt^). Es
ist unerklärt, woher er die.se Angabe hat. Der Schluls des
Abschnittes (oben S. 289) geht natürlich auf ihn selbst zurück
und ist bei einem Mönch von St. Gallen (dine weiteres erklärlich.
Übrigens besals auch St. Gallen zur Zeit Notkers eine Hand-
schrift der kürzeren Fassung der Vita^); wahrscheinlich hat er
sie benutzt. Dem Inhalt nach berührt ei' kein Kapitel, das
nicht auch in der kürzeren Fassung stände.
Auch in einigen irischen Viten ist Adamnan als Quelle
benutzt'). Der Nachweis ist insofern nützlich, als man dadurch
einen gewissen Anhaltspunkt gewinnt für die Entstehungszeit,
die bei so vielen Viten der Iren in Frage steht. Benutzt ist
die Vita Adamnans in folgenden Biographien:
1. Acta S. Baithini^j.
C. 10 erzählt eine ähnliche Legende wie Adamnan von
einer geweihten Lanze; vgl. Ad. II. 20 (S. 172).
11. Vita S. (^ainnechi des Codex Salmanticensis').
( '. 2H berichtet mit teilwei.se den gleichen Worten wie
Adamnan, dafs Columba an einem stürmischen Tage die
Ankunft Cainnechs voraus.sagte; vgl. Ad. J, 4 (S. 118). C. 54
erzählt von dem Gebet i\iinnechs für Columba auf dem
MHHrn: v£rl. Ad. TL 13 (S. 160).
') Vijl. Adamnan, 1,28 (S. 130).
*) CivitÄS Nova, heute Cittannnva m Istiieii, noriilicli von der Mündung
des l^uieto. Vgl. KeeveK S. 2ó(i und Zimmer a. a. 0. S. :{6i^.
•') Vgl. oben S. 220.
*) i'ber die Benutzung der längeren Fassung in Fürduus Scotichrouicon
s. Reeves, 1. Ausg. S. XII Anm. m.
•■•) Acta Sanct. Hib. ex cod. Salm. S. S71— 7H.
•■) Eb. S. 361—392. Vgl. auch Plummer a.a.O., Einleitung S.XLIII-XLV.
ADAMNANS VITA COi.UMBAK UNM) IllRK AI'.LKITUNGEX. JOl
III. Die \ltii S. ('aiiinechi bei Plummer')
zeigt auch Anlehnung an Adamnan. C. 23 und c. 45
erinnern an Ad. Í, 4 (S. 118) und 11, 13 (8. IGO) und
aui'serdeni stimmt inhaltlich c. 25 mit Ad. II, 14 (S. 161)
überein. wo erzählt wird, wie Cainnech duich die Kraft
('olumbas seinen tStock am Strande iiiidet. Wie schon
Plummer feststellt'^), steht die Vita des Salmanticensis (II)
dem Original der Vita Cainnechs näher als die von ihm
vei-üffentlichte Vita (III). Das zeigt auch deutlich ein
Vergleich der aus Adamnan entlehnten Kapitel beider
Viten.
IV. Vita S. Comgallis):
Inhaltlich, nicht wörtlich berührt sich c. 19 mit Ad. III. -2
(S. 195), c. 51 mit Ad. 11, 35 (S. 170).
V. Vita S. Finniaui<):
C. 33 zeigt deutliche Entlehnung aus Ad. III, l (S. 195)
und I, 43 (S. 142).
Anhang.
Die Vita Columbae des sogenannten Cummeneus.
Der folgende Text der kurzen Vita Columbae, die, wie
oben dargelegt ist, nicht eine von Cummeneus verfafste Quelle
Adamnans, sondern einen Auszug aus seinem Werk darstellt,
beruht auf folgenden, bereits S. 269 ff. näher behandelten Hand-
schriften:
la. Saint Omer, Nr. 716, Xlll.Jiid., Bd. V, fol. 160— 163.
Ib. Brüssel, Nr. 7460, XIll. Jhd., fol. 167— 169.
Ic. Der von Mabillon wiedergegebene Text einer ver-
schollenen Handschrift aus Compiegne.
2. Wien, K. k. Privatiideikommifsbibliothek 9397 a, Bd.III.
vom Jahre 1479, fol. 802—804, enthält die gleiche Vita in ver-
kürzter Form mit zahlreichen willkürlichen Umstellungen und
Abweichungen. Der Name Columba findet sich durchgeheuds
>) Vgl. Plummer a. a. 0. I. S. 15'J— 169.
■-) Plummer a. a. 0., Einleitung: S. XLIV.
3) Plummer a. a. 0. II, S. 3-21.
*) Acta Sanct. Hib. ex cod. Salm. S. 189— 21Ü.
202
UKRTltUl) BRLNINO.
als Columbus. Ks fehlen c. 7—10. 12. 13. 15, U>, 20 und 21 bis
..Ibidem itaque". Erst folgt dann der Anfang von c. 24 bis „Qnod
it.a factum est", darauf der letzte Teil von c. 21. bej^innend
,. Tandem vir sanctus novissima filiis verba conmiendat". und die
folgenden Abschnitte bis c. 23 „rite explentur". endlich der
fehlende Teil von c. 24 „et sicut ])redixerat vir Dei per tres
illos dies. . .•' bis ..obseciuia": dann folgt der Schlufssatz von
c. 23 ,.Quibus in Dei laudibus. . .•' und das Ende von c. 24,
■worauf Gielemans mit c. 25 fortfährt. Im übrigen finden sich
so viele schlechte Lesarten, dafs ich im allgemeinen auf deren
-Mitteilung verzichte und mich in der Hauptsache auf die
Varianten der Klasse 1 beschränke.
3. Der Text von Belfortius (s. oben 8.261, 271 f.)), wie er
zuerst von Colgan herausgegeben wurde, ist stark überarbeitet
und gekürzt. Allerdings findet sich bei ihm manchmal scheinbar
eine bessere Lesart, die Adamnan näher steht, als alle andern
Handschriften. Da aber der A\'ortlaut an zahllosen Stellen
zum Schlechtem abweicht, erklären sich die besseren Lesarten
schwerlich aus der Benutzung einer guten Handschrift als Vor-
lage, sondern daraus, dafs der 'i'ext zuweilen nach der Vita
('olumbae Adamnans verbessert worden ist. Welcher Art die
Hand.schríft dieser Vita gewesen ist, läfst sich nicht fest-
stellen. Auf jeden Fall scheidet als Vorlage aus die kürzere
Fassung Adamnans, wie sie von C'anisius heiausgegeben wurde,
ebenso der Auszug in den Nova Legenda Anglie und der Text
(ionons. da die besseren Lesarten sich /um Teil in Abschnitten
iinden, die dort fehlen. Als Beispiel von der Art dieser Über-
arbeitung und Zusammenschweifsung der kui-zen \'ita mit Adam-
nans AVorten möge folgende Stelle dienen.
Ad. 11.37 <S. 178f.j: [('ummeneusj c. 14:
Belfortius c 14
(Colgan S. 322):
(^>uf> ftivlo, tU'prttvuliis
ille uxoris consilio vent
(^iio facto miser, faliiiie (^h^» facto, mendicns
roningis consilio (lei)ra- iam divcs factus et con-
vatus, vern toUcns de ingia consilio deprnvu- de teclo ablatuin et in
fecto, a-ssninpta securi in tun, vern de tecto tollcns, pliirrs juntas conciävna
phires conciden» pnrlicu- airepta securi in jilures if/ni trndidit. Et statim
las, in igiieni jiroicit. Et imrlindas tniicidit ipni- juutjtcr fncinn est ac
pOHt, quasi snne jKiuper- que tradidit et Statim deinceps planxit hoc,
tatis amisso non niodiocri pauper factus e«t. rrtic/uis diehus rilac
8olatio, remcndicfiTP. suae mrndican^.
nt meritns coepit. Quo<l
ADAMNANS VITA COLUMBAE INI) IIIUK ABLEITUNGEN. 293
videlicet penuiiae reniiii
solumen sacpe suijerius in
vern memorato depemle-
bat, (juod — amis-
sun» miser plebeius, eo
ditatus pro tempore, ipse
cnm tota familiola, sero
licet, omnibus de cetero
(\epla nx it rr/iqnia
(lirbtts rilae.
Bei diesem Sachverhalt scheidet die Abschrift des Belfortius;
als völlig wertlos bei der Textgestaltuno; aus, und ich führe
nur vereinzelte Ivesarten daraus au.
Die Kapiteleinteilung- von Mabillon ist beibehalten. Die
aus Adamnan wörtlich entlehnten Stelleu sind durch kursiven
Druck gekennzeichnet, die nur dem Sinne nach entlehnten gleich-
zeitig gesperrt. Die entsprechenden Kapitel Adamnans sind
nach der Zählung der 1. Ausgabe von Reeves, die Fowler über-
nommen hat. am Kande angeführt.
Incipit vita sancti Columbae abbatis et confessoris
Christi. Adamn.
(1). Sandus ujitur Columha, Scotorum natione perpluiimis Pi"- '-■
ad salutem oriimdus, tale noscitur habuisse nativitatis exordium, iii, i.
5 Angelas enim Domini, genitrici eius in somnis qiiadam node
intei' conceptnm et •partum apparens, quasi quoddam mirae
imUhntudinis pepluyn assistens ddiilit, in quo nimirum veluti
universonmi dccorosi fiorum colores depidi videbantur. Quod
etiam piost aliquod hreve intervallum eius de manihus reposcens
10 ahstulit, elevansque et expandens in aere dimisit vacuo. lUa vcro
tristißcaia de suhlato peplo, sie ad illum veneiandi habitus vinim:
„Cur", ait, „a me laetificum tarn cito abstrahis palliwn?" Ille
consequenter : „Idcirco,'' inquit, „quia hoc sagum alicuius est tarn
magnifici honoris, ut apud tc diutius retincri noii possit.^
15 Quibus didis, praedictum peplum mulier paulat im a se elongan
volando videbat camporumque lutitudinem in mains crescendo ex-
cedoe montesque et saltus maiorc sui meiisura superare vocemque
1 so die Üherscliriff la\ et confess. Christi fehlt 1 h : Tita sancti Oo-
lumbi confessorii?, que est quiutas Idus Innii x\ 3 Scotomm] Sanctorum Ic.
11 terrificata Ic: certificata :J] tristis eöecta .7.
294 RERTRIID BRÜNTNG.
III. 1. huim^modi subsceidam andicrnt: .,Miilier, voli co7itriittari: vim
ciiim matrimoniali iiinda, talem filium cditura cs fiondum, qui
quasi imus propJiefnrum Dei inter ipsos commmcrahitur inmane-
rahiliumque dux animarum ad caelestem a Deo patriani est
praedestinafus." In hac ergo audita voce midier expergiscitur. 5
111,2. (2). Post edit.am qiioque prolem beati pucri nutriiar, spec-
tabilis vitae vir presbyter, miss a finita, ah ecclesia ad hospitium
reversus, totam invenit dommn siiam clara irradiatam luce;
(/lohum quipi)e icpieum siq^er puemli dormicntis faciem stantem
vidit. Quo viso statim intremuit et, prostrato corpore >) in terrain, 10
miratus Spiritus sancti gratiam super eum intellexit caelitus
effuiiam.
III. 4. (o). Quodam iiauKiiie tempore vir sanctus sanctiuii episcopum
Finnionern. suum magistrum, iuvenis seneni, adiit; quern denique
ap2)ropinquanfcm eernens, nngelum Domini pariter cius comitem 10
itineris vidit et quibusdam astnnfibus intimavit fratribus, inquiens:
„Ecce nunc vidcte sanctum adcenientem Columbam, qui sui com-
meatus habere meruit angelum Domini.''
Ill, 4. (4). Hisdem dicbus sanctus cum duodecim commilitonibus
II, I. discipulis ad Brittanniam transnavigavit. Quo perveniens, quadam 120
sollemni die sancto iiiagistro suo et episcopo Finniano^) raissam
celebranti vinum ad sacri/icale mysterium casu non invenicbatur.
De cuius defectu cum ministros altaris inter se conquirentes
audiret, ad fontcm sumpto pergit urceo, ut ad sacra eucharistiac
ministeria aquam fontanam diaconus hauriret. Qua hausta, mi- 2.')
nistris ait: ^Habetis ergo vinum, quod Dominus ad sua misit
jfcragenda mysteria." Quo cognito, sanctus cum ininistris cpi-
scopus eximias Deo gratias referunt. Sanctus vero iuvenis hoc
non sibimet, sed, sa)tcto Finniano ascribcbat episcopo.
J II..".. (5). Alio tempore vir .sanctus in Ilymba commorans insula, 30
quadam node in exiasi mentis angelum Domini ad se missiim
ridit, qui in manu vitreum ordinationis regum habebat librum,
quem de manu angeli accipiens legeie coepit. Qui secundum
4 .so In.lr, cael. patr. a Deo ic; patr. rel. a I>eo ,".'. 14 Finni-
aiinm Jr.; Fennianum .V. 17 so lb. c; comitatus .2; qui in sui comitem .'i;
commeatns consortem hab. 1 n : commeatUH mer. hab. socium aug. Ad.
19 HO lr\ Isdem ] n ; HiÍHilein lli. :.': lisdeiu ■'!. 23 coiiquereutes Ir mil Ad.
') ,vnltu* .\tlajiiiiaii.
-) 'Findbanuin" A<1.
ADAMNANS VITA COLUMBAE TNI) IIIHK AHI.EITUNGKX. 205
cnmmendafum Aidanum in rcf/em ordinäre rccusans, — vmgisui.:,.
i'lnm fratrem eius ddigebat, — mbito ancjelus, extciidens manum,
sanctum percussit flagello. Cuius livoris vestigium in eins latere
omnibus diebus vitae suae permansit. Hocque intulit verbum:
5 „Pro certo scias me a Deo missum, ut Aidanum in regem
ordines. Quod si nan vis, peraitiam te iterator Eadem itaque
per tres continiias nodes angelus Domini commendatis de
Aidani ordinatione, sanctus Dei ad lovam transnavigavit insuJam
ibidcmquc Aidanum adrentantem in regem ordinavit. Inter
10 ordinationis quoque verba de filiis et ncpotibus pronepotibusque
eius futura prophetavit, impone^isque manum supei' caput eius,
ordinans benedixit. Intulitque Jiaec verba: ..Indubitanter o'cdc,
0 Aidane, quoniam uullus adrersariorum tuorum tibi poterit
resistere, donee pirius fraudem agas in me et in posteros meos.
15 His eisdem verbis alloquerc /ilios tuos. ne regnuyn perdant.
Quod si non obaudierint, /lagcllum, quod causa tui ab angcJo
Dei sustÍ7iui, in eos retorquetur." Quod ita factum est; man-
datum luimque viri Dei transgredientes regnum peidideiunt.
(6). Alio quoque tempore vir sanctus in lova comtnorans UI,{\.
20 insida, quidam bonorum actuum de suis monachus JBritto ad
extrema perductus est. Quern cum in hora sui exitus visitaret,
vir Dei, paulifper eius assistens lectulo eique benedicens, ocius
domum egreditur, nolens videre morientem, qui eodem momento
de medio fact us est. Tunc ergo vir sanctus m monaster ii sui
23 platea deambulans , caelo inteyitus oculis, valde obstupescens
ammirabatur. Tantae ergo ammirationis causam interrogare
ausus est eum unus e fratribus, qui solus tunc aderat. Cui
sanctus: „Xunc sanctos," ait, „angelos contra adversarias potci^-
tates belligerare vidi, Christoque agonithetae gratias ago, quia
30 victores angeli sancti animam huius peregnni cael o recepeiunt.
Sed hoc quaeso sacramentum, dum advixero, nemini reveles.''
(7). Quadam itidcm die summo mane sanctus suum ad- III, 11.
vocat ministratorem Diormetium, inquieiis ita: ,,Saoae celeiiter
eucharistiae ministeria praeparentur ; hodie enim natalis beati
35 Brendani est dies." „Quare," ait minister, „talia praecipis^
Xullus enim eius obitus praecessit nuncius de Scottia.^ ,,Vade,''
2 ostendens la, von junger Hand verbessert. 8 ad Dei Ic.
12 Iiulnbitanterqne la. 15 Hiis lb. :2. 20 de snis fehlt Ic.
20 uionacliis uomine Brutto :2; Br. felilf Ic. 27 ex Ic.
296 GERTRUD IlRÜNING.
Ill, ll.^'iV savdus, „mcae ohsecundare iussioni. Hac cnim praetcnta
node vidi subito apertiim caelum angelorumque choros sandi
Brendani animae obvios descoulcrc, quorum luminom incomjmra-
bilique daritate totus cadem hora illustratus est mirndi orbis."
III. VI. (8)- Alia etiam die, dum fratres ad opei-a nianimm exituri 5
esse7it, sandus econira ea die oiiari jJ^aecepit sacracque ohlationis
obsequia praepavari et aliquam prandeoli adiedionem fieri. ..Me
etiam," inquit, „sacra oportet eucharistiae celehrare mystei'ia
pro anima saucta. quae node in hac inter angelos veda est."
Fratres ohsequuntur et ea die otiautur et ad ecclesiam, quasi die 10
sollemni, abbate cum sando pergunt. Et inter sacra sancti sacri-
ficii mystcria: „Hodie," ait sandus, ..pro sando Columbano
episcojio decantandum est." Tunc ergo astantes inteUcxcrc
fratres, quod Columhanus episcopus Lagc^iensis, carus Columbac
amicus, ad Dominum cmigrarerit. Et post alicuius intervallum 1')
aliqui de Lagcnica commcantcs provincia, ca node eundem obisse
nuntiant episcopum, qua sandus dixit.
III. K. (9). Remotiorcm ergo ab hominibus locum aptumque oraiioni
quaesivit sandus in saltibus. Ibidcmque cum oraret, quadam
die subito vidit contra se nigerrimam daemonum aciem cum 20
feireis praeliari vei-ubus, qui, sicuti sando viro per Spiritum
revelatum erat, monasterium eius invaderc et multos ex fratribus
iugulare volebant sudibus. Ipse vera contra eos dimicabat, et ita
ex maiori diei parte utrimque dimicatum est. Nee tarnen in-
numeri unum vincere potuerunt, doncc angeli Dei in admini- -';")
culum affuere, quorum timore loco cessei-e, ut j)Ost ipse sandus
fratribus intimavit.
111.1.'). (10). Alio in tempore, dum in tugurio suo vir Domini
scribens scdcrd, subito immutata est eius fades, et hanc puro de
pedorc promit vocem, dicens: ..Auxiliare, auxiliare.^^ Duo autcm 30
fratres ad ianuam .Nantes, subitae rocis intvrrogabant causam.
Quibus vir sanctum hoc dedit re.'^jwiisum: .,Angclo Domini, qui
nunc inter nos stabat, iussi, ut cuidam ex fratribus de culmine
domus lapso, quar fibricatur, tarn cito suhvenird." Hocquc con-
sequentcr .xaitdus inlulit: „Valde ammirabilis d pene indicihilis 'So
est angelici volatus ^;eí7íic/<as, fulgoreae ut aestimo celei'itati
1 aitj iiiquit Ir. H .so Jf..i\ iiiiuisleritt J n. i>. 15 so la;
aliquot! II). r; aliquod intervallum temporis .7; alicuius teniporis interv. Ad.
22 60 lii.b.:!: ciiit lev. Ir. 24 ilie 1 c y0;31 fratres autein In.
ADAMNANS VllA COhL'MlUK HN'I) IIIRK A lUJCITUNOKN, 207
parilis. Nam ille aiclicula, qui hinc a nobis Uli nunc viro labi III, 15.
meipienti advolavit, quasi in ictu oculi, priusquam terram tangeret,
suhvenicns cum sublcvavit, nee ullam fraduram sensit." Quam
stupeiula, inquam, et opportuna subventio, quae, dido citius, taidis
5 inte^iacentibus terris et aquis tarn celerrime effici potuit.
(11). Quodam in tempore uno dierum fratrihus conyregatis ni, IG.
dixit sanctus Dei Columba: ,.Hodie ego in occidentalem cam-
pum nostrae insulae solus exire cupio; fiemo ex vobis me sequatur."
Quihus obsecundantibus , solus quidem, ut voluit, egreditur. Sed
10 frater quidam, caUidus cxplorator, alia means via, occultabat
se in montis vertice, explorare cupiens, quod et vidit non sine
permissu Dei sanctum suum mirificanfis. Nam in monte
stantem et expansis ad caelum manibus orantem oculosque in
altum elevantem vidit: mirum didu! et ecce subito res miranda
15 apparuit. Denique sandi angeli, mira advolantes subitatione,
sanctum virum orantem circumstare coepcrunt, albatis induti ves-
tibus, et miscentes cum beato c olio qui a, quasi explorantem
sentic7ites, ad summa repedabant. Beatus et ipse post angelicum
condidum monastei'io se tradidit et, colledis fratribus, trans-
20 grcssionis obnoxium non mediocri obiurgatione quaesivit. Ille
ergo conscius sibi inexcusabilis transgressor reum se confitetur
veniamque fleocis genibus precatur; quern sanctus seorsum ducens,
ingeniculayiti cum grandi comynendat commÍ7iatio7ie, ne cui in
vita sua hominum dicat quod vidit. Paruit interim frater, sed
2b post obitum eius fratribus q\ia.e viáevíit cum grayidi protestatione
intimavit. Locus autem ilUus angclicae condidionis Colliculus
Angelorum usque hodie dicitur.
(12). Alio quoqiie tempore quatuor ivRtres visitandi gratia in. 17.
sanctum Columbam adcunt de Scotia in Hijmba commanentem
30 insula, qui uno eodemque consensu sanctum sacra celebrare
mysteria invitant precibus; quod et fecit quadam die
Dominica. Sed Uli post evangelii recitationem viderunt
queyidam, iyneum globum et valde luminosum de vertice sandi
Columbac , ante altare stantis et sacram oblationem consecrantis,
35 tamdiu ardere et ad instar alicuius columnae sursum asce^idere,
donee eadem pcrficereiitur sacrosanda mysteria.
(13). Alio etiam tempore in eadem commanente ins^uJa m, is.
viro sando gratia sandi Spiritus super eum abunde et
9 quidam Ih. 12 so la. b.c. 3; perraissione allein 2 mit Adamn.,
wohl durch Zufall.
Zeitschrift f. celt. Philologrie XI. 20
298 aERTiuin ukünino.
Ill, 18. incomparabilitcr cffusa per tnduum mirahilitcr jnansif, iia ui, per
(res dies totidemquc nodes intra ohseratam et replefani caclesti
claritudine domum manens, nullum ad se accedere petinittei'et,
ncquc manducans nequc hihcns. De qua etiam domo immensae
claritatis radii pei' rimulas valvarum et dar or um foraynina 5
orumpcntes node videbantur, carminaque spiritualia et ante
inaudita decantari ah eo audiebantur. Sed et multa quaedam,
ut yost coram jfvofessus est, et ohseura scripturarum et ignorata
hominihus mysteria in eo loco discere meruit.
n, 37. (14). Quodam igitur tempore quidam ad sanctum pleheius 10
venit paupcrrimus, conquestans, quod, unde maritam et parvulos
cibaret, non habebat. Cui compatiens benignus Dei famulus:
„Miselle," ait, „homuncio, de vidna silva tolle contulum et ad
me ocius defer." Cui parens ivit et attulit. Quern sandus
eoccipiens in veru exacuit et propria manu benedixit et inopi 15
dedit, dicens: „Hoc veru diligciiter custodi, quod^) homini nee
pecori nocebit, sed tantum feris et bestiis et piscibus, et quamdiu
hoc Imbueiis, non deerit domui tuae omnino caro cennna." Quo
audit 0, mendicus laetus domum revertitur; vei-u quo que in
remotis terrae infiodt lods, quae silvestres fei'ae frequeyitabant, 20
et vicina node transada, mane primo pergit visitatum vei'u, in
quo cervum transfixum invenit. Quid mult is? nulla trans-
ierat dies, quin cervum aut cervam aut aliam bestiam veru
caperet. Tola quippe domus eius de feiinis caimibus abundabat.
Sed fatua eius mulier, persuasu diaholi pervasa, marito sic ait 25
post non multos dies: „Tolle ergo de terra veru, poterit cnim
qui s pi am hominum aut domesticoruni 2)ecorum strangulari
in eo, et ego et tu cum liberis nostris cajHivi ducemiir aut servituti
subiciemur." „Non ita," inquit mariius „/id, nam sayidus Dei hoc
interminatus est nulli hominum nee pecori nociturum.'"' 30
Tarnen conseiitiens uxori tulit veru de terra et intra domum secus
paridem posuit, in quo mox domesticus eius canis incidejis periit.
Quo pereunte, rursus ait marita: „Unus," ait, „flioram tuorum
incidet in sudem et peribit." Propter quod tnantus, veru de
2)ariete removens, ad silram reportat d in densis infixit dumis, 35
ut nullum laederet. Sed poslera die reversus, capream in eo
25 pervasa] .so Ic; pensiiasa la. 0 (s (lurch J'todl (jcliliji); incitata 2\
Sed persuasa a diabolo fatna eins uxor .7. 31 domuin] eins fit^i hinzu Ic.
') Ergfiiiize „upc".
ADAMNANS VITA COLUMBAK UND lllKK A1íL1:ITUNUP:N. 209
cccidissc repperit. Inde quoque illiul 7'emovens, sie aquis abs- ir. 37.
condit et infixit. Quod alia rcvisatií^ die, esocem in eo invenit
retentum ingentem, quern vix solus portare potuit. Tunc etiam
vei'u supra tectum infixit, in quo coitus advolans casu iugulatus
5 est. Quo facto, mendicus, iam dives factus et coniugis consilio
depravatus, veru de tecto tollens, arrepta securi, in plures parti-
culas coneidit ignique tradidit ct statim pauper factus est.
(15). Quadam quoque hiemali node saiictus Fernaus^) iii,i().
ecclesiam orationis studio solus intrans, in quadam exedra
10 devotus orabat. Cuius rei sanctus Columha nescius, eadem de
causa post ilium ecclesiam ingrcditur, simulque cum eo aurea
lux, de caelo descendens, totam replevit ecclesiam. Sed et illius
exedrae separatum conclave, ubi Fernaus latitabat, illud caeleste
lumen formidahili timore repleverat\ et sicut nullus aestivum
15 et meridianum solem rectis et irreverberatis oculis potest intueri,
sic et illam caelestem claritatem Fernaus sustiiiere non potuit
Quo deiiique fulminali splendore viso, nihil in eo virtutis re-
mansit. Sanctus vero Columba, post non prolixam orationem
ecclesiam egreditur Fernaumque ad se crastina advocat die
20 hisque compellat affatibus consolatoriis: „0 filiole,hac praeter ita
node in conspedu Dei placuisti, oculos ad terram deprimcndo
timore lucis. Nam si ita 7ion fecisses, oculi tui visa luce obcae-
carentur, sed dum vixero, stude hanc celare visionem."
(16). Alio autem tempore vir Domini in lova commorans 111.22.
25 insula, quadam die sanda fades eius subita hilaritate cffioruit
oculosquc in caelum elevans, valde laetificabatur, post modicum
autem intervallum tristificabatur. Duo autem fratres, ad ianiiam
stantes, causam suhitae inquirunt laetitiae et illius subsequentis
maestitiae. Ad quo s sand us: „Ite," inquit, .,in pace, jioji dicam."
30 Qui cum ei nimium pro hac re indicanda molesti essent:
„Si celaveritis, inquit, „prodam vobis, quia amo vos." Quibus
fidem dantibus, sic ad eos proloquitur: „Usque in pracsentem
diem meae peregrinationis in Brittannia terdeni completi sunt anni.
Petivi quoque a Domino, itt in fine tricesimi huius anni dis-
85 solverer et cum ipso essem^), et haec fuit causa laetitiae, super
2 f<o la. b.; revisens Ic; respectans 2; reversiis -i; revisitans Ad.
26 in] so la.b. 2. 3; ad aUehi 1 c mit Ad.
*) „Virgnous" Adamnan.
^) Vgl. Philipp. 1,23: „desiderium habens dissolvi et esse ctim Christo"
20*
300 (;Ki:riu'i) buuniníí.
III. 22. qua molestatis. Angelos etiam sandos vidi cgressurae animae
dc came ohvios. Scd ecce staut procul, subito retardati, itro^nus
accedei'e non permissi, quia Dominus, quod mihi roganti donavit
in hac die fieri, multarum magis eccJesiarum pro me orationes
exaudiens, dicto citius immutavit; quibus scilicet ecclesiis exo- 5
rantibus, sic a Domino donatum est, ut quatuor ab hac die anni
addantur mihi in came manendi. Haec ergo retardatio causa
mihi maestitiae fuit. Quibus videlicet quatuor annis tei'minatis,
subita emigratione ad Dominum laetus emigrabo."
111.22. (17). Secundum haec ergo ve^-ba vir Dei quatuor a7inis ^■0
23. postea in came mansit; quibus transactis, quadam die mense
Maio, senio fessus, plaustroque vectus, visitatum pei'git ope^'arios
fratres, ad quos Ita loqui exorsus est: „In Paschali sollemnitatc,
nuper Aprili peracta mense, desiderio desideravi ad Christum
emigrare; sed ne vobis laetitiae festivitas in tristitiam verteretur, 15
diem obitus paulo diutius protdare malui." His audit is fratres
haud modicum contristati sunt. Vir autem Domini, ut erat in
vehiculo sedens, ad orientem faciem suam convertens, insulam
cum insulanis hahitatoribus benedixit, ct ex ea die riper a nulla
nee homini nee pecori nocua fuit. Post vei'ba tandem be^ie- 20
dictionis sanctus ad suum monasteriiim revehitw.
111.23. (18). Transactis autem paucis diebus, dum missarum sol-
lemnia, ex more Dominica die celebrarentur, subito, sursum ele-
vatis oculis, fades beati Columbae florido respersa ndjore videtur.
Eadem quippe hora angelum Domini supra rolifantcm solus 25
vidit intra ipsius oratorii parietes. Haec enim causa fuit illius
subitae laetitiae, de qua cum praesentcs inquirerent, hoc eis sanctus
responsum dedit: .,Mira et incomparabilis angelicae naturae
suhtilitas! Ecce enim angelus Domini, pro cuiusdam missus
depositione Deo cari, nos desuper intra ecclesiam aspicicns ct 30
benedicens, rursus per parasticiam ecclesiae reversus, nulla talis
exitus reliquit vestigia. Haec sanctus se ipsum significans
dicebat, quod tarnen fratres tuyic temporis ignorabant,
postea vero sciebant.
TIT. 23. (10). Vir itaquc sanctus in fine eiusdem hcbdomadis, hoc est 35
die sabbati, minist ro suo Diormetio clam vocato sic profatur:
4 80 lu] mult. eccl. magis lb. 2; magis fehlt lc.3. 11 mausit]
so ln.b.3; visit 1 c. i\ 20 so ln.b.:2.3; uociva Ic. 31 so 16;
parastitiam la; parnsticiam ir; parnstitiam .!/; posticium ;.-'. 36 sol a.b. 3\
praefatur /'-.
ADAMNANS VIIA COr-l'MBAK IND IHKK AMI>KITL'NiJKN. MOl
„Li sacris roluminibus hacc dies sahbatum nimcupatur, quod m, 23.
requies inter pretatur. Et vere mihi est hodierna dies sabbatum,
quia vitac ultima mihi est, in qua post meorum Jaborum
molestias sabbatizo, et hac sequenti Dominica nocte patrum liam
5 gradiar. lam enim dhristus me invitat, et sic mihi ab ipso
revelatum est." Minister- hinc eontristatur, sed a ptatre conso-
latur. Inde ei'go sanctus T)ci egvcdiens et montem monasterio
suj)cremÍ7ie7item nsce7ulcns, in vcrtice eius paululum stctit et,
elevatis manibus, coenobium suum be^iedixit et de praesentibus
10 et fiituiis multíi proplietavit, quae postea eventiis probavit';.
(20). Post haec de illo dcscendcus monte et ad monaste^ium m, 2'ó.
reve^'sus, sedebat in cclla psalterium scribens. Denique ad ilium
tricesimi tertii psalmi rersicuium perveniens, ubi scribitur: ,,In-
quirentes autem Dominum non deficient omni bono," ait: „Hie a
15 me cessandum exi stim o, Baitheneo quae se.quuntur,perscrihenda."
Convenientcr enim sancto nouissimus vei'siculus, quern scripserat,
congruebat, cui veraciter aetenm bona nunquam deficient. Succes-
sori vera, id est spiritualium patri ßiorum, haud minus decenter
sequens comenit: „Venite filii, audite me, timorem Domini docebo
20 vos.'' Hie enim, sicut decessor commendavit, non solum scribendo,
sed etiam in regimine monasterii laboraudo successit.
(21). Post talem igitur terminatae paginae versum p>er- ni, 23.
scriptum sanctum ecclesiam (ul celebrandam Dominicae noctis
missctm ingrcditur; qua continuo consummata, ad hospitium
25 revertens, in lecto pernox resedit: id>i pro stramine nudam terram,
pro pulvillo habebat lapidem, qui usque hodie iuxta sepulchrum
eius quasi quidam titulus monumenti perdurat. Ibidem itaque
resideiis novissima filiis verba comme^idat: ..Inter vos," dicens,
„mutuam et non fictam caritatem cum pace semper habete; Do-
30 minus enim, confortator bonorum, vobis auxiliabitur, et ego, aim
ipso manens, pro vobis intcrpellabo, ut vobis temporalia et
aetema bona proveniant." His dictis, sanctus Columba pau-
lisper conticuit.
15 so lu\ Baithaiieü lb\ Barthaueo Ic; Baithenens 5. 15 per-
scribeiido lb; scribenda velinquo la; scribat !*. 27 Ibidem] so lb. 3;
Ibique lu\ Itideiu Ic. 28 so la. b. 2: ooninienilabat 1 c; coinniendaTÍt 3.
30 enim] so la.b.3; anteiii ie.
*) Genesis 41, 13: „qiudquid postea lei probavit eventns.-
802 GKIMUUD IJRLNING,
ilJ, 'j.i. (22). Tum jrroindc media node, pulsantc camjyaiia^), fcs-
tinus surgens ad ecclesiam per git, citiortjue ceteris eurreiis, solus
introgressus , iuxta altare fleons genihus in oratione procumhit.
Diorynetius autem minister, tardius prosecutus, eodem momcnto
eminus totam ecclesiam angeUca luce intrinsecus repletam vidit, 5
quo ad ianuam approjnnquante, eadem lux ocius recessit, prius
tamen a fratribus visa nonnullis. Biormetius rero ecclesiam
intrans fiehili voce ingeminat: „Ybi es, pater; ubi es. pateif" et,
necdum allatis hicernis a fratribus, ^;e>' tenehras palpans, sanctum
ante altare recubantem invenit. Quern paululum erigens et iuxta 10
sedens, sanctum caput gremio imposuit sua. Ceteri vera fratres
accurrentes et patrem mori cernentes, quern viventem dilexerant,
morientem hand niodice plangehant. Sanctus autem. necdum
egredicnte anima, elevatis sursum oculis, ad utrumqiw latus laeta
facie circumspiciebat et angelos sanctos adesse videbat. Dior- 15
melius vero, ut fratres bencdiceret, elevata illius dextcra,
admonuit, sed et ipse pater sanctus illud annuens, in quantum
potcrat, simul manum ipse levabat. Et post sanctam benedictionem
taliter significatam continuo spiritmn exhalarit. Fades quid em
eius rubeyis et mirum in modum ex angelica visione exhilarata 20
interim reniansit, ut nan quasi mortui, sed dormientis inderetur.
Ill, 23. (23). Interea post egressum sanctae animae, hymnis malu-
tinalihus terminatis, sacrum corpus de ecclesia cul hospitium cum
canora fratrum psalmodia reportatur, ubi etiam ternis diebus
cum totidem noctibus honorabiles exequiae rite explentur. Quibus 25
in Dei laudibus terminatis, sancti corpus, mimdis involutum
sindonibus, cum debita veneratiane humatur, aeternali claritiuline
quandoiiue resurrecturum.
III. 2.1. (24). Vnus enim ali(juando fratrum ad sanctum: „Totus,"
inquit, „provinciarum pojiulus jiost obitum tunm ad tuas con- 30
vcniet exequias" „Nan," ait sanctus, „ut loqueiis, ita res pro-
babit, nam promiscuum mdgus non meis praesto erif exequiis:
familiäres mei sol nmmodn monachi mea sepulchralia romplehunt
et exequialia officia lionestabunt. Quod ita factum est; nam
per t^-es illas exequiales dies et 7ioctes grandis sitie jduria facta 35
26 .so 111. //. 2. :)•, sanctum 1c. 30,31 conveiii am Zcilenenúc In,
mil muleiTr Unml vrrhrsserL 33 so la. 2.3; iiiea fehlt Ib.c. 35 jtlnvia
factosa ventosa Ih.
'; ^Clocca' A<laimmii.
ADAMNANS VITA iXJMJMIUK INI) lilltK ABÍ.EITUNGEN. 303
est ventosa tempestas; qua prohihmte, nullus trans navigare ill, 23.
pelagus potuit navicella, ut viri Dei ultima celebraret obsequia.
Sepulto denique sancto, vmto ceasaiite et sedata tempcstate,
quievcrunf undue marinac: Gloria tibi Domine, Amen.
5 (25). Ferpendat itaque lector, quanti qualisque meriti ante iii, 23.
Dciwi fucrit in cxcehis, quem in teriis itapraerogativa signorum
et piivilegio meiitorum miriiicavit et post apostolos donativum
suae gratiae contradidit. Namciue in came ut angelus vivens
tempestates sedavit, maria tranquiUavit, ecclesiayn sibi ííoíí 11,36.35.
iO aper tarn salva sei-a sine clave persaepe reseravit, impiimens
tantum dominicae crucis effigiem. Tost geniculationem quan- llM.l,\.
doque cum oratione fusam de terra surgens, in nomine Domini
mortuum f ilium cuiusdam plebci suscitat et post cclebratas
exequias patri et matri liventem repraesentat. Lapis ll, '63.
15 etiam ab eo aqua intincius mirum in modum contra naturam
aquis supernatat, ncc sancti viri benedictio ullatenus potuit
submcrgi. De quo )udante quidam aegrotus bibit et statim a
vicina morte rediit integramque carnis salutem recupeiarit. Talis
itaque lapis postea in the saw is regis reconditus multas sanitates
20 in populo e/fccit in digito Dei '), quu benedictus erat per manum
Columbae viri Dei. Silvam etiam ingressus, mirae magnitudinis 11.26.
aprum obviat, quem forte venatici canes persequebantur. Quo
viso restitit sanctus, et sancta manu elevata: .,Vlterius,'^ inquit,
„hinc noli procedey'e; in loco eodem morere" ; et mortuus est.
'20 Qui?ique etiam cuiusdam mendici vacculas benedixit et mil, 21.
centenarium et quinarium numerum procedere iussit, et erat
in filiis et 7iepotibus eius haec florida benedictio. lustorum autem i, i.
quorundam animas ab angelis in caelum ferri et reproborum ad
infcrna a daemonibus deponi hie sanctus saepenumero aspiciebat.
30 Oswald urn quo que regem in procinctu belli castra metatum et
in sua papilione supra pulvillum dormientem allocutus est et
ad bellum procedere iussit. Qui iubenti paruit et victoriam
promeruit. Reversus quoque postea totius Britanniae imperator
a Deo ordinatur, et tota gens ilia prius incredula baptizatur.
:>•") Totum etiam viundum veluti uno solis radio collectum, sinu mentis
mirabiliter laxato. nKuiifeste j)erspicie7is speculabatur. Quadam i,s.
7 luei'itoruinj Dens fihil h-. ]iiii:ii. 35 mentis ln.h.3: meritis Ic;
sinn hig manifeste fehlt 2.
') Lucas 11.20: „in tligito Dei".
30-4 Gi:UTKUl) lUiÜNING, ADAMNANS VITA COLUMBAE.
1, 8. cííam die smictus Dei ministro suo campanam'^) suhito
pulsar e praecepit, cuius sonitu fratres incitati ccdcsiam protinus
sunt ingressi. Quibus sanctus: „Pro Aidano", ait, „et populo
eius preces fundite ad Dominum, hac eiiim hora ineunt bellum".
Et ptost intervallum egressus eaeloquc intend ens, ait: ,,Nunc 5
barbara in anus in fugam vei'titur, Aidanoque victoria con-
ceditur: sed et de numero exercitus trecentorum et trium virorum
interfcctorum prophetiae spiritu narravit.
n. 44. (26). Post mortem viri Dei grandis facta est verno tempore
siccita^. Fratres'-) auf em imminentem plagam pertimescentes, 10
candidam tunicam beati viri, qua in hora exitns sui indutus
erat, in acre levaverunt terque excusserunt et libros manu
ipsius descriptos leger unf. Quae omnia rite pcrada, mirum
dictu, eadem die p)luvia vehemcns facta sitientem terram irri-
gavit, laefasque segetes eodem anno protulit. 15
I, 3. (27). Quadam etiam hora cum sanctus fratrum molestai-etur
constipatione, quidam valde despectus vultu ct habit u puer clam
retro accessit, id vel illius amfibali fimhriam, quo vestiebatur,
ipso nesciente, tangeret. Quod tameii sanctum non latuif; nam
post se manus extendens, cervicem pueri tenuit. Quo treme facto liO
ait sanctus: „Aperi os et linguam porrige." Quod puei-
faciens, sanctus eum extensa manu benedixit et astantibus
dixit: „Hie puer, nunc despicabilis vobis, ab hac hora prae-
nominatus in tota Scotia crit, sapimitia, eloquentia, bonis
moribus et virtutum ubertate pollebit" Quod et ita iiixta 25
sancti siii prophetiam Dominus complevit ad laudem et gloriam
Hominis sui, cui est honor et gloria in saecula. Amen.
4 !^o la. h. 5; bellum, inqiiit, et post 2; hac his bellum />//// Iv.
15 Nij la.h.r; prnduxit mil Afhtmiiitit 2. :>. 18 qua In. it; quo vest.
frIUt :i. -1 <|Uo(l e.st beuedictuiii in secula !<tiiH cui - Anion ^'.: njl.
obrn H. 2/ of.
') ,.Cluecani" A<laniiiiin. *) ,,Nos" Adaninau.
Hunn. Gkktkuj) Bkünino.
DIE ANGEBLICHEN „RUNENSTEINE^ VON BIERE.
GEFÄLSCHTE OGHAM- INSCHRIFTEN.
Im IL Bande seiner „Studies on Irish Epigraphy" (London
1902) veröffentlicht Stewart Macalister auf Seite 138-164
und auf Tafel I— VI eine Anzahl von kleinen Steinen, die Ogham-
Schriftzeichen und primitive Figuren eingeritzt enthalten, und
gesteht, dafs es ihm nicht gelungen ist, aus den scheinbaren
Ogham - Inschriften irgend einen vernünftigen Sinn heraus-
zubringen. Die Steine sind Macalister von dem verstorbenen
Oberbürgermeister von (Quedlinburg. Dr. Brecht mitgeteilt
worden, in dessen Hände sie gelangt waren als Funde von den
Feldern des Dorfes Biere bei Magdeburg.
Da mir der zeitw^eilige Herausgeber dieser Zeitschrift, mein
Kollege Professor Dr. Thurneysen sagt, dafs die angeblichen
„Runensteine von Biere" auch heute noch in der keltistischen
Literatur bisweilen ernst genommen werden, obwohl schon längst
mehrfach Zweifel an ihrer Echtheit aufgetaucht sind, so möchte
ich mir erlauben, in Kürze darauf hinzuweisen, dafs diese
scheinbaren „Ogham-Inschriften von Biere" in der Tat Fälschungen
sind. Die Funde, von denen ich bereits vor längerer Zeit gehört
hatte, erregten aus verschiedenen Gründen mein Interesse. Ich
nahm schon im Jahre 1910 Gelegenheit, dieselben durch eigenen
Augenschein kennen zu lernen. Im städtischen Altertumsmuseum
des Kloi)stock- Hauses zu Quedlinburg, wo die angeblichen Funde
aufbewahrt werden, wurden mir die Stücke durch die Liebens-
würdigkeit des Direktors, Herrn Prof. Dr. Klee mann zugänglich
gemacht. Herr Prof. Klee mann schickte mir auch die Objekte
für einige Zeit nach Göttingen, so dafs icli sie in Mufse prüfen
konnte. Das Ergebnis der Untersuchung, das ich bereits vor
längerer Zeit an anderer Stelle kurz mitgeteilt habe (^Sitzungs-
bericht des Göttinger Anthropolog. Vereins vom 10. Dez. 1910.
abgedruckt im Korrespondenzblatt d. Deutschen Gesellschaft für
30(3 MAX VKKWOKN,
Antbiopologie, Etliiiologie u. Urgeschichte, Jahrgang XLII Nr. 7,
Juli 1011). ist folgendes:
Die Einritzungen finden sich teils auf Steinen, teils auf
Knochen. Die Steine sind kleine, flache, etwas verwitterte
Kalksteinbruclistücke, wie sie von den Atmosphärilien abgewaschen
auf den Feldern Mitteldeutschlands gefunden werden. Die Zeich-
nungen der Ogham -Charaktere sind mit einem scharfen und
spitzen Instrument als feine Linien in den weifsen Kalkstein
eingeritzt. Einige Einritz un gen finden sich auch auf Bruch-
stücken von Schieferplatten, die zweifellos von Schieferdächern
stammen.
Die Einritzungen machen sämtlich einen ganz frischen
Eindruck und gehen auf keinen Fall um Jahrhunderte zurück.
Ja, in manchen Fällen ist noch jetzt das Kratzmehl vom Ein-
ritzen her in den vertieften Linien mit der Lupe zu erkennen.
Mit der Lupe bemerkt man auch, dafs die Einritzungen durch
die papierdünne Verwitterungsoberfläche (Patina) hindurch bis
auf den festeren Stein gehen. Sie erscheinen daher dunkler
grauweifs im Gegensatz zu der heller weifsgelb verwitterten
Oberfläche der Kalksteine. Die Dendriten, Avelche sich auf
den Kalksteinstücken vielfach finden und aus der sekundären
Lagerstätte derselben im Kiesschotter stammen, sind an den
eingeritzten Linien immer unterbrochen. An den eingeritzten
Linien selbst findet sich keine Spur von Verwitterung oder
Patiniernng. Die Ränder der eingeritzten Linien sind, wie eine
etwas stärkere Lupenvergröfserung zeigt, vielfach scharf und
frisch gerissen und nicht durch Verwitterung geglättet. Nur
gelegentlich erscheinen sie etwas abgerundet, aber ein solches
Aussehen ist, wie ich mich durch entsprechende Versuche am
gleichen Material überzeugen konnte, mit einer Nagelbürste und
Seife beim Reinigen der Steine leicht und schnell künstlich zu
erzeugen. Auch auf den Schieferstücken lassen die eingeritzten
Linien keinerlei Verwitterung oder Alterspatina erkennen. Noch
viel augenfälliger aber als auf den Steinen ist der moderne
Habitus der Kiniitzuiigen ;uif den Kiiorhenstücken. Die Tier-
knoc.hen, auf denen JMiiritzungen vorhanden sind, stellen z. Th.
Knochenabfälle vor, wie sie gelegentlich auf den Äckern herum
liegen und der allmählichen Veiwitteiung verlallen, so dafs die
organische Substanz des Knuclieiis nach und nach veischwindet;
zum Teil aber sind es auch direkt fossile Knochen, wie sie in
DIK ANOKIUJCHKN ,.RrN'KN>TKINK" VoN MIKKK. M07
den diluvialen Kiesiiblagerungen der (regend von Biere vor-
kummen. Man gewinnt den Eindiurk, wenn man das ganze
Material iibeiblickt, dais die Knochen nach dem Gesichtspunkte
eines recht alten Aussehens fiir die Einritzungen ausgesucht
worden sind. Eine genauere Betrachtung der Einritzungen bei
stärkerer Lupenvergröfserung läfst aber den Kenner sofort
bemerken, dafs die Linien nicht auf frischen Knochen ein-
geritzt worden sind, wie etwa die Knuchengravierungen aus
prähistorischen Kulturen, sondern auf modernen verwitterten
oder auf fossilen Knochen, denn sie zeigen das charakteristische
Merkmal, dafs ilne Ränder nicht glatt und gleichmäfsig ver-
laufen, sondern scharf gerissen sind und kleine Auszackungen
oder Scharten erkennen lassen, wie sie beim Gravieren auf ver-
witterten Knochenoberiiächen entstehen.
Übrigens sind die angeblichen Funde von solchen Steinen
und Knochen auf den kurzen Zeitraum von einigen Jahren
beschränkt gewesen. In diesem Zeitraum sind die Fundstücke
allerdings in grofsen Massen zum Vorschein gekommen. Es
handelt sich um mehrere Hunderte von Exemi)laren. Seit jener
Zeit aber ist auf den gleichen Feldern trotz vielen Suchens auch
nicht ein einziges Stück mehr entdeckt worden.
Nach alledem dürfte kein Zweifel mehr bestehen, dafs die
sogenannten „Runensteine von Biere" mit ihren scheinbaren
Ogham- Inschriften und Zeichnungen moderne Erzeugnisse sind.
Über die Person ihres Verfertigers lassen sich freilich nur
mehr oder weniger wahrscheinliche Vermutungen äulsern. die
aber keinerlei wissenschaftliches Inteiesse haben. Es genügt,
die Dinge endlich als Fälschungen charakterisiert zu haben,
damit sie in der ^vissenschaftlichen Literatur nicht ihre dunkle
Existenz noch weiter fristen. Der Finder der Stücke war der
Lehrer Rabe aus Biere, der sich viel mit dem Sammeln von
prähistorischen Altertümern in seiner Gegend abgab. Der Ober-
bürgermeister Dr. Brecht hat die Sachen teils von ihm als
Geschenk erhalten, teils in mehreren Serien nach einander in
voller Überzeugung von ihrer Echtheit gekauft. Von ihm ge-
langten sie in das städtische Altertumsmuseum nach Quedlinburg.
Bonn. ^Iax Vekworn.
ZUR IRISCHEN GRAMMATIK UND LITERATUR.
1. Zu 31oraiids Fürstenspiegel.
Au meinem Versuch, den schwierigen Text herzustellen und
zu übersetzen (oben S. 80 ff.), wird wohl manches zu verbet^sern
bleiben. Zwei meiner Versehen möchte ich gleich hier wieder
gut macheu (zu soad s. oben S. 167. 212).
Zu Unrecht habe ich das überlieferte iniech (S. 80 § 2. vgl.
S. 98 A. 1) in in (f'cli[l] geändert, weil mir das Komi)Ositum intech
'Weg, Reise' (s. Pedersen 11,045) entfallen war; vgl. du intiuch
óin lai Gl. 'cotidiano iteneri' Ml 140 al, lotdr for intech Hey. Celt.
9, 484 (Imr. Maeld.), ar a fot in inntig sin Pass. a. Horn. 0928,
gäl. innteach m. 'way, road, gate' (Mac Donald's Diet.). Die
falsche Übersetzung von iniech dochuaid im Kommentar zu
Amra C. C. durch 'the death he went' Rev. Celt. 20, 179 § 46
beruhte auf der Lesart iniéc Lib. Hymn, {intech LU 10 b 10) und
ist von Stokes selbst (Rev. Celt. 21, 134) verbessert worden.
Auf S. 100 § 25 hätte icii cuisnech nicht durch 'mit an-
gemessenem Wetter' (*com-smach), sondern durch 'frostig' über-
setzen sollen; s. K. Meyer, Contrib. s. vv. coisne, cuisnc, cuisnech
und Tee. Corm., S. 51.
2. Zum (iedicht von St Paul.
Bei der Interpretation des Gedichts 3Iessc 7 Fangur hdn
liabe ich mich im Wörterbuch zu Handb. II, 40 f. an zwei Stellen
zu enge an meine Vorgänger (Windisch, Rev. Celt. 5, 128 ff.;
Thes. Palaeohib. IT, 293; Stern ZCP 6, 554 f.) angeschlossen.
Strofe 4 ist zu lesen: Gndthlniaraih ar gressaih^) yal. Die
Alliteration veilangt, yndth-hnaraih als Komjiosilum "zu gewohnten
Stunden' zu fas.sen trotz der Trennung in der Handschrift.
') Nicht <;/t'}f.<(í/í;, s. Salt. u. 1{. 2210.
7AIK IKISCIIKN (JKAMMATIK UND I.ITKKATUR. 'M)9
In Str. 5 hatte Windiscli (IT, Wöiterb.) zu anglcse ein Fraj^e-
zeiclien gesetzt, aber Rev. Celt. 5, 129 anylese comldn mit 'plein
d'obsciirité' übersetzt, ich denke, mit Reclit. Thes. und Stern drucken
dagegen a tujU se,, 'this glancing full one', 'funkelnd, voll'. Beim
positiven ylés{s)e könnte man sich an zwei Stellen fragen, ob es
nicht Adjektiv sei: nemthech ngleis^i nglanall Vita Trip. 36, 29,
von Stokes übersetzt: 'a heavenly home, bright, pure, great';
atrcáb rujlesse ( : co ndath ngessi) Imr. Mailed. 50 (Anecd. I, 56).
Aber ebenda 89 co ngnim ngleisi im Reim mit gili geisi {=géise)
und Fél. Epil. 454 d rí glésse glandae (: na Caldae) zeigen, dafs
es Genitiv eines wirklichen Substantivs ist und so trotzdem koor-
dinierten glanoll also auch an der ersten Stelle gefafst werden
mufs. Das Auge der Katze 'voll von Unhelle' (wohl durch das
Wühlen nach den Mäusen) wird in Gegensatz zum rose réil 'dem
klaren Auge' des gelehrten Dichters gesetzt, wie Windisch sah.
Dafs meine Überschrift 'die Epheulaube' Handb. II, 39 nicht
ganz genau ist, dafs harr edin über dem andern Gedicht von
St. Paul vielmehr 'epheuumsponnener Baumwipfel ' bedeutet, geht
aus dem Text Buile Suibhne (ed. O'Keeffe, Ir. Texts Soc. XII),
z. B. § 27 Str. 2, hervor, wonach der toll gewordene Suibne sich
in solchen aufzuhalten pflegte.
3. Zum Félire des Oengus.
Stokes hat in seinen zwei Ausgaben des Félire, wovon
übrigens die zweite die Lesarten der in der ersten nicht be-
nutzten Handschriften nur sehr mangelhaft wiedergibt, eine
Eigentümlichkeit des überlieferten Gedichts nicht bemerkt. Nach
den Regeln der irischen Dichtkunst mufs der Schlufs des ganzen
Gedichts an den Anfang anklingen. Der letzte Vers 564: ind
rigrad im'rordus nimmt aber nicht den ersten: Sen a Christ mo
labra[i] wieder auf, sondern vielmehr V. 21: Im'rordus in rigraid.
Das mufs also ursprünglich der Anfang des Gedichts gewesen
sein. Das Gebet, das die fünf ersten Strofen enthalten, ist
offenbar erst nachträglich hinzugedichtet. Vielleicht war es
zunächst als Schlufs des Ganzen gedacht, da es gleichfalls mit
dem Vers (20) schliefst: ind rigrad im'rordus. Doch macht der
Inhalt wahrscheinlicher, dafs es nach Vollendung des Übrigen
gleich vor den Anfang gesetzt wurde.
Stokes hat ZCP 6, 238 daran erinnert, dafs ich Rev. Celt.
7, 88 f. die Strofen 441 — 560, die alle mit ronvsóerae á Issu
:U0 RUDOLF THURNEYSEN,
beginnen, für ein späteres Einschiebsel gehalten habe, weil die
meisten die Bindung des Schlusses des dritten Verses vermissen
lassen. Ich brauche wohl kaum zu bemerken, dafs ich diese
Vermutung längst nicht mehr festhalte. Der Bau der Litanei
verlangt, dafs an jene Stelle fast immer ein Eigenname zu stehen
kommt; das erklärt die Freiheit des Dichters vollkommen.
4. dklenach.
Während in dédenach 'letzter' die Länge des e hand-
schriftlich ge.sichert ist (Sg 188a 17, vgl. m?ia dédens'dl- 14 a 9),
glaubt Pokorny (oben S. 171), ich habe Handb. 62. 458 in der
Parallelform didenach irrig dl- angesetzt; denn in Liadain und
Cuirithir (ed. K. Mej'er 22, 12) reime didine mit mHide. Er hat
also nicht bemerkt, dafs müidc nur eine falsche Konjektur des
Herausgebers ist. Die Handschriften haben milujhe, midliyhi
und wie der Zusammenhang deutlich zeigt, ist in der Tat mi-
liyc 'schlechtes Lager' zu lesen: nihu scor for mllige for lóce
mo gaimnén yil 'es w'ar kein Lagern auf schlechtem Bett auf
den Flocken meines weifsen Fellchens'. Also hat auch das
Reimwort didine schon altirisch langes i und Meyer (C'ontrib.
s. V. deden) hätte bei Gelegenheit des späteren Reims didine :
firinne nicht sagen sollen, das i sei erst im Mittelirischen ge-
dehnt worden.
Ich kann Pokorny auch nicht zugeben, dafs ich in 'dimea
'ddkni (Handb. 04) fälschlich langes i angesetzt habe, da dtUih
Sg 106 b 17 bezeugt ist. ^Mindestens bis Reime das Gegenteil
lehren, werden wir uns an diesen Beleg halten müssen und ihn
nicht mit Pokorny S. 17 A. 2 aus theoretischen Gründen hinweg-
erklären.
'). adiii.
Im Mittelii'ischen löst adiu das altirische desiu 'von hier'
ab. Die häufige \'erbindung adln ocus anall 'hinüber und herüber'
zeigt, dafs es da.sselbe ^\'ort ist, nur vermehrt um a-, das es
vom gegensätzlichen anall bezogen hat.
«. Nciiir. fei dir,
Neuir. is fei dir 'es ist möglich', ni feidir 'es ist nicht
möglich' stellt Pedersen (Vgl. Gr. 11, 638) dem altirischen -eiar
'es wird erlangt, erreicht' gleich, wie das schon Atkinson, Pass,
a. Horn. s. v. fctaim getan hatte. Ich habe dagegen schon Idg.
/UK lUISCHKN OUAMMATIK UND LITERATUR. 311
Anz. 33, 36 die palatale Konsonanz geltend gemacht, sowie dafs
mittelir. itir gar iiiclit die älteste Form ist, sondern sétir\ vgl.
in setir lat Cormac s. v. priill, m ha setir lim Anecd. III, 59, 8,
cani set{ir) T.ß.C. (LU) 1151, seii{ir) (]a{no) 1152. Mittelir. t'tir ist
also erst ans is-sétir falsch losgelöst, wie amlaid 'so' aus is-samlaid.
Es ist mir nicht zweifelhaft, dafs es das Substantiv ist,
von dem das häutige Adjektiv se{i)trech 'stark, mächtig' sich
herleitet; vgl. Tee, Corm. und Cath Cathardha, Glossar; IT III,
2, 583; Kriu VIII, 10 § 11. Formell wird setir der prädikative
Genitiv eines Abstraktums sein, das etwa zu gr. árrcj ch-vco
{uvvreu) uv(o uvvTco 'vollende' aind. sanóti 'erlangt, gewinnt'
gehören kann.
7. anacul.
Eine isoliert dastehende Bildung scheint zunächst anacul
'Schutz' {adnacul, tindnacuT), Abstraktum zu aifigid,'anich,Wmze\
aney-. Pedersen II, 24 denkt an ein ^?- Suffix, was die Sache
nicht klarer machen würde, mir übrigens durch den A;-Laut in
neuir. gäl. anacail ausgeschlossen erscheint, den man nicht, wie
Pedersen I, 418 will, auf g-g zurückfüliren kann. Ein A7-Suffix
für Abstrakta gibt es im Keltischen auch nicht.
Nun hat das Gallische die Götternamen ANEXTLOMARVS
-MARA, wie nach dem Anzeiger f. Schweiz. Altertumskunde
17 (1915), 271 auch bei Holder 1,153 statt ANEXTIO- gelesen
werden kann und nach den Männernamen ANEXTLVS, Gen.
ANEXTLATI wohl sicher gelesen werden mufs. Offenbar
entspricht das darin enthaltene gall. *anextlon 'Schutz' genau
h: anacul; -cl- ist somit aus -chtl- hervorgegangen. Das Suffix
-tlo- ist aus «««7, cenél britann. anatl, cenetl bekannt,
8. att.
Dafs ir. att at, G. ait 'Geschwulst' nicht zu as'toidi 'pel-
lucet, radiat, innotescit. liquet', Abstr. atoidiud gehört, wie
Pedersen I, 325 (vgl. 11, G51) meinte, glaube ich Idg. Anz. 27, 15
gezeigt zu haben. Es scheint mir nicht zu trennen von dem
veralteten kymr. addicyd "Geschwür, Abszels' bret. (A'annes)
aouit aouid m, 'Frostbeule', auch ' Augenkrankheit '^); die irische
Zusammenziehung wie in foit für *foidiuth (Sarauw. Irske
Stud. § 108).
') Enianlt, Gloss. Moyen-Bretou 32.
312 K. TFIÜRNKY8EN, 7AUi IKISCIIEN ({RAMMATIK V . LITKUATL'K.
Da im Kynuisclieu daneben coniwyd 'Beule, Giescliwiir;
Pest' steht, pflegt man die Wörter als Komposita von gtvyd
'uitium" zu fassen. Aber ich weifs nicht, ob das lateinische
Lehnwort eine Zusammensetzung mit dem steigernden add- ein-
gehen konnte, das sonst wohl nur vor Adjektive tritt. Wäre
es doch der Fall, so müfste ir. att wohl ein Lehnwort aus dem
Britannischen sein.
9. fain^ge.
Die Vergleichung von air. foirrce foirggoe fairgge, neuir.
fairrge (farrge) f.») 'offene See, Weltmeer' mit or/.tavoc Oi'tg-
yiovioQ (Ptol.) ist heute wohl allgemein — mit Recht — auf-
gegeben. Aber die neue Zusammenstellung mit altkymr. y iverit
(== 7verydd), das mit 'Ozean' übersetzt wird (Loth, MSL 18, 35),
wird von Pedersen II, G09f. wenigstens nicht abgewiesen. Doch
bleibt so das rr, das sich so merkwürdig zähe hält, unerklärt.
Ich wage die Vermutung, dafs foirrge zunächst aus *foirsge
entstanden ist und einfach das Abstraktum zu forsiung fairsiung
'weit' darstellt, also ursprünglich 'die Weite' bedeutete wie das
nicht sj'nkopierte foirsinge fairsinge. Verbindungen wie dar
fairgi lir longaig 'über die Weite des schiffreichen Meeres' Fei.
14. Aug., wo das Wort für ']\[eer' {ler) noch eigens dazu tritt,
scheint mir diese Erklärung zu empfehlen.
10. «0Í, doi.
In soi glaubte ich Handb. I, 198 eine Nebenform von sui
'Weiser' sehen zu müssen. Aber die Verbindung: ar sui soi und
ni dui doi Salt, na 11. 2691 f., auf Gott bezüglich, zeigt, dafs das
nicht richtig sein kann, und dafs der Unterschied gröfser sein
mufs als dafs sui, dui Substantive, soi, doi Adjektive sind.
Diese sind vielmehr offenbar Komi)Osita von su-, du- {so-, do-)
mit ai (Gen. uad) 'Dichtkunst, Kunstgesang' 2), als dessen ältere
Form ich ZOP 10, 44() richtig einsilbiges aui (im Reim mit Daui)
erschlossen zu haben glaube. Es ist der nächste Verwandte
von kymr. awen 'poetische Inspiration, Genie, Begabung'.
') Der Zweifel Pedensens (II, G70), dufs in fuirgtir fnidfolt Sg 112 das
erste Wort ein poetisch vorangestellter Genitiv ist, scheint mir nicht berechtigt.
-) Versl. S. 127 f., Cormac s. v. 599 frluuic.
Bonn. RuuoLF Tiiuknkysen.
ERSCHIENENE SCHRIFTEN.
Julius Pokorny. Irland. Gotha. F. A. Pertlie.«; A. G. lOlG.
(X -h 1G7 S,).
Pokoniy's Irland macht den ersten Band der Sammlung „Perthes'
Kleine Völker- und Länderkunde" aus; das Werkchen soll denen zur
Orientierung dienen, welche sich mit dem Wesen des irischen Volkes,
seiner Geschichte, seinen Neigungen und Abneigungen usw., näher
vertraut machen wollen. Der erste Abschnitt handelt über die Natur
des Landes, die sechs iibrigen Kapitel fiihren die wichtigsten Ereignisse
der irischen Geschichte von der ältesten Periode bis zur Neuzeit aus.
Zweifellos wird sich der Laie nach der Lektüre von P.s Schrift eine
Vorstellung macheu können von der grofsen Tragödie, welche sich seit
vielen Jahrhunderten, vom übrigen Europa kaum bemerkt, durch das
Weltgeschehen zieht, und welche wir gewöhnt sind die ,.Geschichte
Irlands" zu nennen. Er wird den Eindruck bekommen, dais seit dem
späteren Mittelalter die politischen, militärischen, ökonomischen und
kulturellen Ereignisse in Irland ganz von dem Verhältnis des Landes
zu der gröfsereu Nachbarinsel bedingt gewesen sind. Dal's dieses
Verhältnis nicht gerade erfreulich zu sein pflegte, ist eine bekannte
Tatsache, die man auf jeder Seite der Pokornyschen Schrift weiter
ausgeführt findet, und von der aulserdem die ausgiebige Fachliteratur
zeugen kann, welche vom Verfasser mit einem dankenswerten Streben
nach Vollständigkeit bei jedem Abschnitt angegeben ist.
Trotzdem fragt es sich, ob der Verfasser den Leserkreis, welchen
zu erreichen er sich bemüht, in jeder Hinsicht befriedigt hat. Wer
dem irischen Volke fremd gegenüber steht, wird es nicht an allerei-ster
Stelle kennen lernen aus einer Aufzählung der Schrecken, denen es von
Seiten der englischen Eroberer ausgesetzt gewesen ist, oder ans einer
Liste der Aufstände, durch welclie es immer wieder versucht hat, das
verbalste Joch abzuschütteln. P. behandelt zwar nicht ausschlieíslich
diese monotone politische und militärische Geschichte von Unterdrückung
und Aufstand, er wendet auch den ökonomischen Ereignissen seine
Aufmerksamkeit zu, und jedem Abschnitt fügt er ein Bild der irischen
Kultur in der betreifenden Periode bei. Der nicht sachverständige
Leser aber hätte von letzterem sicher gerne mehr gehabt, und besonders
würden ausführlichere Bemerkungen über die Lebensverhältnisse in den
verschiedenen Jahrhunderten, wie vor allem reichere Zitate aus heimischen
Zoitscbrift f. colt. Philolog'ie XI. 2i
314 ERSCHIENENE SCHRIFTEN.
oder englischen Schriften, der Darstellnui): eine gröfsere Lebendigkeit
verliehen haben, welche eben für den Zweck des Buches nnentbehrlich
ist. Ans «leniselben Grnude wäre auch ein eigner Abschnitt über den
irischen Volksdiarakter dazu geeignet gewesen, den Iren dem grüfseren
Pnblikuui näher zu bringen; es wäre dem Verf. sicher nicht schwer
gefallen, aus eigner Erfahrung und aus der Literatur schöpfend, dadurch
den praktischen Wert seiner Arbeit bedeutend zu erhiihen.
Was uns am meisten interessiert, ist der Abschnitt über das
».keltische Irland bis zur Eroberung durch Euglaud", weil hier die
persönlichen Ansichten des Verf. am meisten zur Geltung gelangen
Es befindet sich darunter manches, das wir schon aus früheren Aus-
führungen P.s kennen, wie seine Auffassung vou Druidentum, und auch
manches, das wir später mal fester begründet wiederzusehen hoffen,
wie die Ansichten des Verf. über die ältesten Besiedler Irlands, über
die Fir Bolg usw. Viele Fachgeuossen werden den Meinungen P.s
nicht ohne weiteres beistimmen können, und es liefse sich aus dem
Grunde behaupten, dal's solche Dinge, die jedenfalls recht unsicher
sind, eigentlich nicht in eine populäre Darstellung hineingeboren.
Die übrigen Kapitel sind sehr sachlich gehalten und schliefsen
sich nahe an die bestehende Fachliteratur an. Sie bringen im all-
gemeinen zuviel dürres Material, zu Avenig Erklärung. Der weite
historische Ausblick, der gerade für ein Laienpublikum seinen Wert
hat, fehlt zusehr. Eine Geschichte Irlands mufs, wie schon betont
Avurde, zu gleicher Zeit eine Geschichte Englands sein; diese ist aber
wieder nicht zu verstehen ohne den Hintergrund des europäischen
Werdegangs ül)erhaupt. Bei dem Drang die Tatsachen möglichst genau
zu geben und bei der Knappheit des zur Verfügung stehenden Raumes
kitnnte der Verf. die Ereignisse nicht genügend im Zusammenhang mit
dem Weltgeschehen behandeln. Es wäre aber erspriei'slichcr gewesen,
das Verhalten Englands dem unglücklichen Nachbarn gegenüber mehr
ins Licht der allgemeinen politischen Geschichte zu rücken, und dafür
die zu erwähnenden Tatsachen einigermafsen einzuschränken. Dem
Leser mufs jetzt manches unklar bleiben, was ihm leicht verständlich
gewesen wäre, hätte der Verf. nicht den weltgeschichtlichen Faden aus
dem Auge verloren , der sich durch das Verhältnis Irlands zu England
oder zu dessen Gegnern und Mitbewerbern auf dem Weltmarkt zieht.
Durch diesen Mangel ist Pokorny's irische (leschichte mehr die Arbeit
eines Philologen als die eines Historikers geworden.
A. G. van Ilamol.
MAURA POWER f.
Fräulein ]\raura Power M. A., der wir die Ausgabe von
Cnucha cnoc os ciotm Life oben S. 39 ff. verdanken, ist am
19. Juli 191G in Dublin einer kurzen Krankheit erlegen. Am
8. Dezember 1888 geboren, hat sie ihre wissenschaftliche Aus-
bildung in Dublin und Freiburg gesucht und sich schon vor
einigen Jahren durch die Ausgabe des irischen astronomischen
Traktats in Irish Texts Society XIV (1912) in der keltischen
Philologie bekannt gemacht.
R.Th.
21*
Drnck von Ehrhardt Karras Q. m. b. H. in Halle (Saale).*
ftV^.Vi-
02
PB 1001 .Z5 V.11 SMC
Zeitschrift fur celtische
Philologie
Does Not Circulate
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