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Full text of "Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur"

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I 


ZEITSCHRIFT 


FÜR 


DEUTSCHES  ALTERTHÜM 


HERAUSGEGEBEIV 


VON 


MORIZ  HAUPT. 


t^" 


VIERTER    BAND. 


LEIPZIG 

WEIDMANN'SCUE     BUCHHANDLUNG 
1844. 


<5ooS) 


I 

I 


SEIFRIED    HELBLING. 

I 

Der  aller  dinge  hat  gewalt, 
des  tugent  nie  wart  üz  gezalt, 
sin  mute  noch  sin  güete, 
der  sende  in  min  gemiiete 

also  redelichen  sin,  5 

ob  ich  ein  teil  unwise  bin, 
daz  er  min  sinne  mere 
mit  sines  geistes  lere, 
den  ich  meine  daz  ist  got: 
der  nem  mich  so  in  sin  gebot,  10 

daz  er  al  die  sinne  min 
rihte  nach  den  hulden  sin. 
ich  bedarf  sinne  wol, 
so  ich  die  wärheit  sprechen  sei. 
von  kinde  hän  ich  her  gezogen  15 

einen  kneht  so  betrogen 
der  mir  manege  läge 
legt  mit  siner  vräge, 
die  nü  ich  im  bescheiden  muoz. 
von  im  wirt  mir  selten  buoz,  20 

er  vräg  mich  vremder  ma;re, 
der  ich  wol  enbaere, 
wa;r  ich  ein  wilder  Unger. 
dem  meister  tet  der  junger 
nie  die  not  sus  noch  so  25 

an  dem  buoche  Lücidäriö, 
die  er  mir  mit  vräge  tuot. 
Überschrift  Dacz  ist  der  junge  Lucidarins.        3.  sin]  Zein         24.  Den 
Z.  F.  D.  A.     IV.  1 


SEIFRIED  IIELBLING  1 

also  stet  des  knehtes  muot. 

so  nenne  wir  daz  buoch  alsus, 

den  kleinen  Lücidärius  :  ^^ 

daz  spricht  ein  liehtgebaere. 

nu  grif  wir  an  daz  msere 


und  ez  ze  rchte  läzen  kan. 
er  ist  ein   guotsseliger  man. 

mit  guote  ist  im  wol,  ob  er  wil,  35 

mit  guote  tiiot  er  feren  vil, 
mit  guote  vrist  er  sinen  lip, 
mit  guote  gewinnt  er  schoeniu  wip, 
mit  guote  lebt  er  saeleclich, 

mit  guote  dient  er  gotes  rieh.  40 

Sit  manz  allez  da  mit  tuot, 
da  von  ist  ez  geheizen  guot. 
1''     lieber  herr,  wie  nennt  irz  dem, 
der  grozez  guot  hat  in  der  schem 
daz  er  da  mit  heget  kein  ere?  45 

wan  wie  er  sin  gemach  mere, 
dar  an  kert  er  sinen  vliz. 
man  sihet  selten  semein  wiz 
üf  sinem  tische  und  klaren  win  ; 
er  mac  wol  äne  wiltprait  sin;  50 

daz  sine  spart  er  swä  er  mac ; 
den  armen  kert  er  sinen  nac, 
daz  er  in  durch  got  niht  gebe, 
er  enruocht  wie  schenllich  er  lebe, 
daz  des  guotes  werde  mer.  55 

lieber  herr,  durch  iuwer  er, 
wie  ist  daz  selbe  guot  genant? 
daz  ist  mir  noch  unerkant.' 

'gesell,  du  vrägst  nach  einem  guot? 
die  ewigen  armuot  CO 

ich  dirz  vür  war  nenne, 
wand  ichz  dar  bi  erkenne. 

3;J.  die  folgende  l'dcke  ist  iti  der  hs.  durch  punkte  angedeutet. 
34.  er  ist]  Bist         43.  nent         44.    ind*^  sehe         45.  leget  deliain 
51.  swaz         61.  ver  war  nehnnc 


SEIFRIED  HELBLING  I  3 

swer  hie  bi  guot  wil  arm  sin, 
der  hab  üf  den  triwen  min 

"^mit  gemach  an  sin  ende  baz  65 

danne  er  junges  wibes  haz 
mit  siner  höfscheit  wirbet, 
und  enweiz  niht  wenne  er  stirbet. 
er  habt  den  rucke  ul"  enriht, 
swie  daz  alter  und  daz  gibt  70 

in  vii  dicke  stunge. 
diu  klare  frou,  diu  junge, 
diu  hebt  im  herze  und  muot  enbor. 
oucb  sol  si  daz  wizzen  vor 
daz  er  niht  gehelen  mac  75 

envollen  vierzehen  tac, 
er  beginne  sigen, 
wände  er  nach  der  gigeu 
bi  sehzec  jären  hat  getreten 
unde  vrowen  hat  gebeten.  80 

des  müeze  got  nü  walten ! 
er  hat  einer  alten 
wol  drizec  jär  den  rucke  gekert 
und  hat  ir  selten  gemert 

daz  wir  heizen  bettespil.  85 

des  wil  er  nu  triben  vil 
2'     mit  der  jungen,  diu  ist  guol 
daz  si  sinen  willen  tuot 
und  kan  imz  wol  nach  tragen: 
daz  ist  umb  sinen  alten  kragen.  90 

lieber  herre,  berihtet  mich, 
umb  wiu  der  selbe  narre  sich?' 

'geselle,  er  wil  ungemach. 
doch  ist  mir  der  antwurt  niht  so  gäch 
gegen  diuer  wisen  vräge.  95 

zwischen  Wienne  und  Präge 
ist  nindert  din  geliche 

nach  64  die  lücke  unbezeichnef.  67.    hafschait  68.  wann 

69.   Rucken  7%.    frau  ist  übergeschrieben.  der  junge 

74.  ouch]  Ruech         81.   rouez        84.  hat  nach  selten 

1* 


4  SEIFRIED  IIELBLLNG  I 

der  so  wisliche 

sine  rede  ersprenge. 

got  mir  des  gehenge  100 

daz  ich  dirz  bescheide  also 

daz  miner  rede  niht  werden  zwo, 

der  ich  hie  beginne 

von  dem  selben  sinne. 

ich  sag  dir,  überigez  guot  105 

git  im  iiberigen  muot. 

da  von  er  niht  gedenket 

daz  im  doch  niht  wenket, 

ich  meine,  der  gewisse  tot. 

daz  ist  ein  klag  ob  aller  not.  110 

ob  in  sümt  sin  aller  sin? 

der  Wochen  tage  gßnt  uf  in 

sam  die  dachtroufen. 

er  muoz  schiere  verkoufen 

an  vriunt  und  an  mäge  115 

mit  des  tödes  wäge 

sin  jungez  wip  und  sin  guot, 

von  den  im  daz  scheiden  we  tuot. 

swie  kleine  er  dar  umbe  klage, 

ez  ist  gein  äbent  siner  tage:  120 

nach  dem  äbent  im  genäht 

des  vil  grimmen  todes  naht.' 

'owö,  ir  fiiert  mir  ab  dem  wege, 
herr,  die  vräge  der  ich  pflege 
umb  den  riehen  alten  man!  125 

sin  wip  schoene  wol  getan 
wser  mit  jugent  wol  sin  kint. 
ir  tugende  also  gröz  sint 
daz  sie  imz  erbiutet  wol. 

s6  ich  die  wärheit  sagen  sol,  130 

ich  hän  gehoeret  von  ir 
2**     niht  eines,  mör  danne  zwir, 

99.  Zeioe           104.  denselben  121.  in  genath           122.    nath 

123.    der   abschreiber   hatte   Swe  gesetzt,    was   der  corrector  des  17n 

jh.    in    0  we   änderte.             126.  vielleicht  und  wol  g.             128.    tu- 
gent 


SEIFRIED  HELBLING  l  5 

(laz  sie  in  siinel  nennet, 
swie  alt  sie  in  erkennet/ 

'  vrumer  kneht,  hoere  mich:  135 

vil  wol  ich  sin  bewise  dich, 
ez  machet  ir  Ineslich  gekces 
dem  allen  h engest  lochet  so"« 
so  er  von  dem  brünen  g6t. 

da  bi  er  spottes  sich  verstet  140 

und  siht  vil  selten  umbe. 
so  waenet  er  tumbe, 
er  hab  ir  also  liep  gespilt, 
und  weiz  niht  rehle  waz  sie  hilt 
in  ir  wibes  giiete.  145 

der  wibe  gemüete 
nieman  rehte  erraten  kan; 
daz  merken  junge  und  alte  mau.' 

'herre,  got  iu  danken  sol. 
ir  habt  mir  daz  bescheiden  wol.  150 

lieber  herre,  beriht  mich  des.' 
'edel  kneht,  sag  an,  wes?' 
*swie  gröz  ist  Ungerlant, 
doch  ist  uns  daz  wol  bekant, 
ein  Unger  trit  niht  einen  trit  155 

üz  sinem  ungerischen  sit. 
da  bi  so  ist  Osterrich 
ein  kleinez  laut :  vil  ungelich 
lebent  die  Hute  mit  ir  sit; 
der  wont  in  manger  hande  mit."  160 

'  lieber  kneht,  sage  mir  daz, 
wie  wä  unde  waz 
vindest  du  da  inne? 
der  vräge  du  beginne.' 

'herre  min,   daz  si  getan.  165 

133.  suenel  137.    losleich  gechöes  138.    Dem  altem  li.  lochet 

ZSes:    von   erster    hand    Den  alten  u.   s.  iv.     cursivschrift    bezeichnet 
was  zu  verbefsejm  nicht  gelang.  139.  Prune  gemeint  ist  wohl 

was   Neidhard   im    rosenkranz   die    brunen    bluomen    nennt,     oder    ist 
brunnen  zu  schreiben?  142.    er]  eur  147.  kan]  mag 

148.  Das  merchen  Junge  man  vnd  alt  149.  iu]  er  153.  Swie 

g'wz  ist  V.         156.  seinen         157.  Oesterreich 


B  SEIFRIED  HELBLING   I 

ich  wil  des  ersten  heven  an : 
ze  wald  und  in  der  Ragzgegent, 
dii  inne  sumeliche  pflegent 
s6  wunderlicher  spaldcnier, 
an  einem  ermel  halten  vier  170 

ze  rehtem  wapenrocke  genuoc. 
daz  in  sin  muoter  ie  gelruoc, 
wie  sie  des  an  ir  sele  enkalt ! 
er  ist  so  schentlich  geslalt, 
3"     oben  sam  ncijger  drauch.  175 

wä  im  rücke  unde  buch 
in  der  cheuerpeiint  si, 
des  sinnes  bin  ich  leider  fri. ' 

'  nü  mizz  an  dinem  leide, 
wand  ich  dirz  bescheide.  180 

ez  ist  sin  aller  bester  gelt, 
s6  er  ritet  über  velt 
bi  der  naht  und  in  dem  nebel. 
herte  isen  unde  grebel, 

örter  ze  den  slozzen,  185 

vüert  der  unverdrozzen 
in  dem  einen  ermel  wol : 
in  dem  andern  ligen  sol 
ein  geizfuoz  und  ein  scheere 
der  ich  wol  enbaere  190 

binden  an  mins  stalles  want. 
daz  gefluochet  si  der  hant 
diu  gespan  ie  die  vadera 
mit  den  daz  selbe  miuchelgadem      1 
ist  gesteppet  und  genait.  195 

daz  der  herzog  einez  tset 

167.  der  ahschreiber  hatte  Wgz  gesetzt,  was  der  corrector  in  Rogz 
änderte.         170.   an]  In  175.    neyger  ßihrt  auf  neiger  zr:  nabiger 

bohrer.  also  vielleicht  sam  ein  neiger-  {oder  auch  sam  eio  eiger-, 
8.  Schmeller  'i,  686).  aber  was  ist  drauch?  an  druch  pedica  läfst 
sich  nicht  denken,  steht  es  JTrr  truhe?  177.  in  cheuer-  mag  Iwcrh- 
ttecken.  179.  muzz  mizz  ist  so  viel  als  miz  ez,  7n//i  es  an  dei- 
nem leide  ab ;  du  kannst  mit  deinem  schaden  lernen  was  für  eine 
tracht  das  ist.  189     Scher  190.    enper  194.    daz  selb 

Weuchel  gadem 


SEIFIUEÜ  IlELBLIiNG   1  7 

1111(1  vorbiit  si  in  disem  lanl ! 

ir  isl  sündc  uiidc  sclianl. 

der  rilerschelle  welle  pllegeii, 

der  sol  sie  nimcr  an  jjelejjen.  ÜOO 

ez  ensint  nilit  spaldenier, 

man  sol  daz  gelouben  niier; 

ez  ist  anders  genant. 

der  tiuvel  hAt  si  her  gesant 

üz  siner  helle  sutten,  205 

und  heizent  diupkutten!' 

'herr,  got  geh  iu  sielde  nnl  sin! 
daz  ich  wiser  worden  bin 
von  iu,   des  habt  ir  niichel  reht. 
ich  bin  iu  ein  gelriuwer  knehl  210 

nähen  unde  verre. 
gar  gelriuwer  lierre, 
eines  dinges  ich  iuch  bit; 
bescheidet  mir  des  landes  sit 
in  Osterrich,  daz  ist  min  ger.  215 

ez  gat  so  wunderlich  enlwer 
daz  ich  niht  erkennen  kan 
einen  rehten  Osternian.' 
3"'         'frunier  kneht,  leg  nü  für 

nach  diner  aller  besten  kür.  220 

vindestü  den  rehten  da, 

üf  min  triuwe  ich  spriche  Ja.' 

'  herre,  s6  wil  ich  iu  verjehen 
daz  ich  einen  han  gesehen, 
der  treit  ungerischez  här  225 

beierisch  ist  sin  gebar, 
sin  herze  in  den  ermein  stet, 
daz  muoder  niht  da  für  gfet. 
so  sint  im  die  elenbogen 

in  zwen  gugelzipf  gesmogen,  230 

die  hangent  verre  hin  ze  tal. 

200.  sie  ist  vom  verbefserer.  202.  mir  206.   denpchuUen 

211.  Nahen  ist  vom  verbefserer  statt  Haben  gesetzt.  215.  Öster- 

reich 216.  gat]  Gott  218.  Ain  rechter  219.  nü]  nur 

220.  alln        225.  harr        226.  Pairisch         230.  Gugel  Zupf 


8  SEIFRIED  IIELBLIING  I 

sin  gürlel  ist  beslagen  smal, 

dar  an  ein  raezzer  mit  zwein  schal». 

man  sihl  im  doch  die  stivaln 

von  des  rockes  kürze;  235 

daz  er  in  nider  schürze, 

des  hat  er  guoten  rät, 

so  er  zuo  den  liulen  gät. 

ein  ieslich  man  selbe  spür. 

vor  gent  die  hoseneslel  für;  240 

binden  siner  schänden  gwant, 

daz  ist  von  mir  ungenant. 

herre,   ob  ichz  erraten  hän, 

ist  der  selbe  ein  Osterman?' 

'frumer  kneht,  lüch  dich  wider!  245 

du  hast  ez  niht  erraten  sider, 
als  war  ich  bin  din  herre. 
er  ist  ein  krutwerre 
von  der  werlde  genennet. 

swer  esel  niht  erkennet,  250 

der  sehe  in  bi  den  oren. 
also  ist  dem  tören, 
der  stellet  sich  nach  siner  arl. 
füer  din  vräge  ein  ander  vart.' 

'lieber  herr,  daz  si  getan.  255 

ist  aber  der  ein  Osterman, 
so  er  üf  setzet  sinen  huot, 
und  ist  er  boes  oder  guot, 
er  senkt  in  bi  den  oren  nider; 
herr,  was  sprecht  ir  da  wider?'  260 

'lieber  kneht,  anders  niht 
wan  daz  ein  törheit  im  geschiht. 
der  mit  dem  huote  sinen  köpf 
als  einen  althiunischen  knöpf 
üf  einem  swerte  stellet,  265 

241 .    Minder  242.    von    ist   vom    vcrbefserer   eingeschoben. 

243.  ich  248.  graut  were  249.  Vor         250.  Der  der  abschrei- 

ber,  Wer  der  verbefserer.         vergl.  Freid.  82,  10  y.         257.  sein 
259.  Ersenchetin       262.  in       2G3.  Die  m.  d.  Huet  jrn  K.       264.  (alt) 
Haimiscben  der  abschreiber,    Heunischen  der  verbefserer.         265.  Auf 


SEIFRIED  HELBLING  1  9 

der  hat  sich  gesellet 
4"     mit  den  toren  aller  meist. 

vräge,  ob  du  iht  anders  weist.' 

'ja,  herre,  ich  weiz  noch  mer. 
got  geh  iu  immer  sxUle  und  6r!  270 

min  vrage  wil  ich  baz  vüeren. 
gestricket  hüben  mit  sniieren 
sih  ich  sumliche  tragen, 
der  gestalt  muoz  ich  sagen. 

si  habent  Schopfes  vil  da  vor;  275 

binden  kepfet  im  enbor 
ein  spa^nel  küme  vingers  breit, 
üf  dem  sinem  nacke  er  treit 
ein  gollier,  daz  ist  selbwahsen. 
ze  Diiringen  und  in  Sahsen  280 

hat  er  doch  dehein  gelt ; 
diu  kornsät  hat  im  gevaelt 
ze  Missen,  wand  er  kam  nie  dar. 
nü  nemt  an  dem  selben  war, 
welch  tiuvel  in  des  bit  285 

daz  er  nach  vremdem  lantsit 
sich  s6  staete  briutet? 
wie  er  sich  des  entsniulet 
daz  er  niht  gereden  kan ! 

'wal  wolt  gi,    salik  kumpan?'  290 

'lieber  friunt,  wil  du  iht? \ 
diu  rede  diinket  in  enwiht. 
nü  sagt  mir,  lieber  herre  min, 
mag  ab  der  ein  Osterman  sin?' 

'  nein  er,  sam  mir  sant  Johans  !  295 

er  ist  ein  rehtiu  ostergans. 
die  gense  seh  wir  für  uns  tragen 

ainen  Swert  stellet  268.  änderst  272.  Swieren  der  abschreiberj 
Snueren  der  verbeßerer.  277.  spenel  278.    nacke]  Weche  der 

abschreibcr,  Rouche  der  verbefserer.         280.  Ze  Duringe         282.  Ney 
Thorn  (satt)  der  abxchreiber,  Deu  Chorn  der  verbefserer.         geuell 
284.  denselben  285.   das  287.  priietet  288.  entsnieltet 

290.  (wat)  wolt  saih  chainan  der  abschreiber,  woli  saih  kaman  der 
verbefserer.  das  aufgenommene  ist  von  Haupt,  kumpan  braiielit  z.  b. 
Gerhard  von  Minden  mehrmals.         294.  aber         296.  rechteu' 


10  SEIFRIED  HELBLliNG  I 

kurzez  houbel,  langen  kragen. 

also   stellt  der  selbe  sich. 

wii  du  ilit  anders  vrageu  mich?'  300 

'ja,  herre  getriuwer. 
diu  ere  ist  wol  iuwer, 
daz  ir  mich  wiser  machet, 
sin  lop  si  geswachet 

den  des  wil  betragen  305 

daz  ich  iuch  kan  vragen 
nach  dem  rebten  lantsit. 
min  vrag  niht  lenger  hat  gebit. 
ich  sach  vor  eim  lithüse  stän 
einen  knappen,  der  het  an  310 

ob  einem  ketenwambis  guot 
einen  roc  nach  sinem  muot 
4'"     gesniten  vil  gewahre 
üz  einem  Pöltingaere: 

daz  was  in  der  gerwe  blach.  315 

ein  gürtel  ich  in  tragen  sach, 
diu  was  ze  breit  noch  ze  smal, 
ein  teil  gesenket  hin  ze  tal, 
da  er  mit  dem  dümen  an  greif, 
die  andern  vinger  beten  sweif  320 

umb  ein  starkez  misencar. 
an  sinen  banden  nam  ich  war 
zweier  ketenbantschuoch  guot. 
für  gespitzet  was  sin  huot; 
da  was  isen  in  vernaet.  325 

sin  koller  vest  unde  stsel 
üf  unz  an  daz  kinne. 
da  was  ouch  isen  inne, 
daz  sin  ze  rehte  was  genuoc. 
ein  swert  er  umb  die  siten  truoc  330 

daz  wol  ze  beiden  ecken  sneit. 
ez  was  scherf  unde  breit; 

298.    Chnrze  310.    hat             311.    Chcten    Wames    (Wanihis  :  wis 

3,   198.)         312.  Ain         315.    der?         grewe  plach         319.  Da  er  — 

ilran  gr.         321.  Misinar         vergl.  8,879.    Netdhard  il,  S,  3  Ben. 

325.  einverneth  326.  stelh 


SEIFRIED  HELBLING  1  H 

wol  gevazzet  was  der  braut : 
da  von  leil  er  eine  haut 

üf  den  knöpf  des  swertes  vor,  335 

daz  ez  binden  stuonl  eubor. 
diu  lifgebiu  her  für  gie, 
güctlicb  sie  in  enpfie. 
'sit  willekomen,  lieber  herre  T 
'waz  wajnt  ir  daz  mir  werre?  340 

ich  bau  ouch  daz  da  bizet. 
der  sich  gein  mir  vlizet 
keiner  uugüele, 
ich  sag  im  min  gemüete. 

vrowe,   tragt  in  die  liute  win!  345 

lät  wazzer  trinken  diu  swin!' 
sie  truoc  im  einen  köpf  wit. 
'gebt  her,  daz  ir  saelic  sit, 
liebiu  litgebinne ! 

vrou  sele,  sit  ir  dinne?'  350 

sprach  der  junge  vßdeman  : 
'ich  rät  iu,  so  ich  beste  kan, 
wand  ich  bin  iuwer  sippe ; 
tretet  üf  ein  rippe, 

weit  ir  nibt  ertrinken.  355 

der  win  muoz  in  mich  sinken 
sam  in  die  dürren  erde, 
daz  ich  vol  allenthalben  werde, 
vrouwe,  des  sit  flizec. 

und  slüende  ein  slunt  drizec,  360 

5"     ich  wil  iu  gerne  gelten, 
an  bägen  und  an  schelten ; 

333.  Prant  vergl.  Roquefort  gloss.  1,  179".  in  Leopolds  des  glor- 
reichen mautordnung  für  Siein  an  der  Donau  hei  Rauch  script.  2,  108 
de  duobus  gladiis  dictis  prant  1   denarium.  340.  went  341.  pel- 

zet        3i2.  vlaizet         343.  Khainer  vnguett         344.  mein  Muett 
347.   ain         348.   daz  fehlt.  solich  der  absehreiher,  selich  der  ver- 

befserer.         349.  Lieber  der  abschreiber,  Liebeu  der  verbefserer, 
350 ./T-  vergl.  Steinmar  MS.  2,   105*   min  sele  üf  eime  rippe  stät  (wä- 
fen!),  diu  von  dem  wine  druf  gehüppet  hat.    Haupt.  350.   Vrane 

sei  351.  jung  Vete  Man  355.  Wolt  359.  Vrau  362.  Ohne 
—  ohne 


12  SEIFRIED  HELBLLNG  I 

daz  si  iu  van  mir  geseit, 

und  lob  iuz  üf  disen  eil, 

so  der  tiufel  raine  toufe  365 

in  sinen  kragen  soufe, 

ob  ich  iu  immer  iht  behabe ! 

ich  brauch  ez  ß  mim  vater  abe, 

der  mich  von  kinde  hat  gezogen, 

e  daz  iu  von  mir  würde  gelogen.  370 

vrowe,  ich  bin  niht  guotes  arm. 

min  kneht  Wolvesdarm 

ziuht  ein  vihe  in  iuwern  stal ; 

biet  aber  ich  aller  hengste  wal, 

für  in  einen  nsem  ich  niht  dri.  375 

seht  ob  er  niht  kreftic  si! 

diu  valtor  er  enzwei  dräst. 

do  himel  und  erde  zesaraen  brsest, 

er  wischte  wol  eneben  uz, 

daz  ich  niht  ein  birsen  grüz  380 

vorhte  daz  gerumpel  nider; 

er  braht  mich  wol  gesunden  wider.' 

diu  hüsvrou  sprach  'üf  min  sei, 

so  ist  er  kreftic  unde  snel.' 

'  Wolvesdarm  ! '  '  herre,  385 

ich  bin  dir  niht  verre.' 

'  genc  her,  swing  in  dich  deu  win 

und  läz   dir  enpfolhen  sin 

daz  vihe  aller  beste, 

daz  dem  iht  gebreste.  390 

Swing  im  vuoter,  mach  ez  rein, 

streich  im  schone  siniu  bein, 

wint  im   üf  den  hohen  schöpf. ' 

die  wile  kom  ouch  Girskropf, 

sin  geselle,  ein  frumer  kneht.  395 

'  nü  wis  willkomen  und  sag  mir  reht' 

sprach  der  herre,  'waz  hat  dich 

365.  mein  368.    Ich  prech  ez    ehe  meinem  vater  ab 
372.  Wolffsdarm  374.    hengesl        375.  airi  nem         377.  dre«sl 
378.  Daz  —  prest         382.    gesnnder  383.    hösfraa   abschr.,   Haus- 
frau verb.          387.  Geher          392.  seiner  abschr.,  seineu  verb. 


SEIFRIED  IIELBLIiNG  I  13 

s6  lange  gesümet,  des  vrag  ich?' 
'herre,  ich   Ict  ein  munkel ; 

dar  nach  gab  mir  ein  klunkel  'iOO 

iuwer  vrumer  meier, 
sehs  und  drizec  eier, 
zw«Mi  k.Tse  und  ein  spanvarc, 
daz  was  veizt  unde  starc, 
5''      ein  Schulter  und  zwo  hammen;  405 

ichn  aht  niht  nieigrammen, 
pardisepfel,  negelin. 
vrowe,  tragt  in  die  Hute  win!' 
also  sprach  (»irskropf. 

si  Iruoc  im  vol  ein  grozen  köpf:  410 

den  zoch  er  in  die  vlozze. 
'  nü  wol  mich  miner  drozze ! 
waz  da  dinges  durch  vert 
daz  mir  den  lip  vor  zadel  nert!' 
diu  vrowe  sprach  dem  gaste  zuo  415 

'  ich  sag  iu,  herre,  waz  ich  tuo 
umb  iur  zwene  kneble ; 
daz  luon  ich  ze  rehte. 
Girskropf  zebrast  nie ; 

so  ist  ouch  gewesen  ie  420 

Wolvesdarm  gitec' 
'  diu  sorge  ist  unstrilec' 
sprachen  die  knehte  beide. 
'  viillel  uns  wol  daz  geweide. 
vrowe,  so  wir  danne  werden  vol,  425 

ir  geringet  mit  uns  wol, 
wir  gelten  iu  schöne  dernäch.' 
Wolvesdarm  aber  sprach 
'vrowe,  ich  was  nie  s6  siech, 
ich  viselet  iu  ein  ohsendiech  430 

für  ein  kleinen  gensefuoz : 
daz  tet  mir  des  hungers  buoz.' 
owe,  getriuwer  herre, 

399.    Munkhel  400.    Chlunkhel  403.    Spetivarch  40G.  Mar- 

graininen,  vergl.  Schmeller  3,  550.  409  nach  410.  413.  d" 

415.  dem]  Ze  dem  427.    darnach  430.    Ich  viselieht  eii 


14  SEIFRIED  HELBLING  I 

ich  füer  iuch  gar  ze  verre 

mit  niiner  vrage  von  dein  wege  435 

(got  hab  iuch  in  siner  pflege 

gesunl  und  unlcidec!), 

die  liulc  sinl  so  vreidec, 

ob  sie  unsern  lantsit 

in  Osterrich  hegen  da  mit?'  440 

'  nein  sie  zwAre,  frumer  kneht. 
ich  wil  dirz  bescheiden  reht. 
der  sile  von  Beiern  ist  komen. 
die  Beier  dicke  habent  ürenomen 
in  Osterrich  der  herren  guot.  445 

von  Hulbach    und  von  Landeshuot, 
von  Vüerding,  von  GoUenhoven, 
über  niangen  steinschroven 
sint  sie  dii  her  abe  gevarn, 

durch  daz  sie  da  heime  ir  guot  sparn.  450 

6"     dar  zuo  hat  got  geschaffen 
manegen  österaffen : 
swaz  man  dem  äffen  vor  tuot 
daz  tuot  er  nach  und  dunkt  in  guot.' 

'lieber  herre,  wer  sint  die?  455 

ich  hän  in  disem  lande  hie 
gesehen  sumeliche 
so  rehte   frumeliche 
gebaren  daz  sin  was  genuoc 
und  mit  den  Worten  also  kluoc.  460 

get  sin  geselle  gegen  im, 
disen  gruoz  ich  vernim 
'  got  gebe  dir  höveschen  muol ! 
inä!  wannen  gäslu  guot?' 

'herre  min,  saliger,  465 

ich  gan  her  von  miner  swiger.' 
'sag  an,   hästu  swiger  hie?' 
'hie  ze  Wienne  hän  ich  die. 
wer  sold  hie  äne  swiger  sin? 

436.  eu*         443.  Payen  447.  Gollenhauen         448.  Steinschrauen 

449.  sinl]  Mit         -451.  bat  sie  Gott         463.  hübschen         464.  gachstu 
guett         465.  Zelig.T  468.  Wienna 


SEIFKIED  HELBLINCi  I  15 

da  gänt  so  vil  der  tohterlin.'  470 

'  frumcr  knelit,  verniin  mich. 
ez  ist  Dibt  unbillich, 
riht  wir  uns  nach  den  Swaben. 
von  den  gotes  gaben 

wart  ein   herzog  uns  gesant  475 

von  Swaben  her  in  ()slerlant. 
da  von  hat  man  die   Swab  hie  baz 
dan  ander  Hut;  biliicb  ist  daz.' 

'  hcrrc,  bescheidel  mir  noch  m6r 
eine  vrage  der  ich  ger.  480 

ich  sach  einen  löblich  tragen 
gowant;  da  von  wil  ich  sagen, 
ez  was  gesniten  wol  unt  eben 
vor  binden  und  eneben, 

in  rehter  lenge  hin  ze  tal.  485 

weder  ze  breit  noch  ze  smal 
truoG  er  ein  gürtel  umbe  sich, 
der  rinc  was  guot,  den  sach  ich, 
von  wizeni  belfenbeine, 

ze  groz  noch  ze  kleine.  490 

da  hienc  ein  guot  mezzer  an  : 
als  ichz  gesehen  bän, 
diu  klinge  mobt  wol  guot  sin; 
daz  heft  was  klein  flederin. 

wol  stuont  im  al  sin  kleit.  495 

daz  niuoder  was  ze  rehte  breit 
6''     oberhalp  des  vordem  gern, 
der  enuel  wolt  er  nibt  enbern 
als  im  der  arm  was   gestalt. 
sin  mantel  guot  zwivalt ;  500 

der  under  niden  für  gie. 
sin  bar  er  schöne  wahsen  lie 
dar  in  rehter  lenge. 
sin  hübe  niht  so  enge, 
sie  dahte  im  siner  oren  tiir;  505 

477.  Schwaben         480.  dez        489.  weizzen        4'.t4.  Nederein  ahschr., 
flederein  verb,  504.  S.  h.  was  n.   so  enge  505.  seine  »ihren 

twer 


16  SEIFRIED  HELBLING  I 

da  gie  niender  krustel  für, 

also  doch  vil  mangem  luol. 

wol  und  eben  stuont  sm  huot; 

der  was  niht  ze  spa?he. 

swer  gegen  im  was  gaehe  510 

und  im  bot  sin  vreidekeit, 

dem  het  er  schiere  widerseit. 

er  was  gßn  dem  guoten  guot, 

gen  dem  übelen  hochgemuot, 

vrimüetic  ander  Schilde,  515 

ze  rehte  guotes  milde, 

erkantes  herzen  gein  got, 

wol  behalten  sin  gebot, 

getriuwe  wärhaft  staete, 

in  noeten  guolcr  rotte.  520 

gein  schimpf  kan  er  gebären  wol, 

verswigen  swaz  geligen  sol. 

er  ist  bedaehtic  siner  wart. 

sin  lip  sin  guot  ist  unverspart 

vor  ere,  diu  im  sanfte  tuot.  525 

vor  allem  meile  ist  er  behuot. 

eiä,  herre  getriuwer. 

nü  wart  ich  allez  iuwer, 

daz  ir  mir  saget  wer  er  si: 

im  ist  michel  ere  bi.'  530 

'lieber  kneht,  ich  sage  dir, 
du  hast  rehte  gezeiget  mir. 
fürbaz  soltü  diu  fragen  län. 
er  ist  ein  rehter  Osterman.' 

'owe,  herre,  und  ist  er  daz,  535 

wie  kan  ich  gesweren  baz? 
bi  liep  so  hulden !  ez  waire  wol, 
waer  ir  daz  laut  allez  vol, 
der  site  und  der  gebsere. 

swer  da  für  gerne  wffire  540 

ein  Beier  oder  ein  Sahse, 


506. 

Do  —  ChrusLel  f.               511. 

Vradechait 

520.  An 

521. 

Sein              525.   Vor  Eren 

526.  allen 

528.  Nun 

541. 

Poyer 

SEIFRIED  IIELBLING  I  17 

7'     ich   wünsche  daz  im  wahse 

ein  hover  und  ein  grozer  kröpf: 

er  ist  ein  rehter  giigelgopf: 

giuz  im  hier  in  den  köpf!  545 

min  frag  hat  noch  nihl  ende: 

herre,  daz  ist  anwende, 

ich  niüez  iucli  aber  fragen. 

des  lat  iiich  niht  betragen, 

lieber  herre,  wand  ichn  kan  550 

erkennen  niht  den  rehten  man 

herzen  unde  muotes, 

libes  unde  guotes, 

behuol  manlicher  ern  : 

den  erkante  ich  gern.'  555 

'  frumer  kneht,  verschöne, 
so  dir  min  trehtin  lone, 
dii  hast  also  riehen  sin, 
suoch  in  selbe:  vindst  du  in, 
ich  sprich  Geselle,  ez  ist  der;  560 

du  solt  nach  im  niht  fragen  mer.' 

'  Sit  ich  den  man  suochen  sol, 
ich  vind  in  ninder  also  wol 
sam  da  der  herzöge  ein  her 
gebiutet  durch  des  landes  wer,  565 

daz  wir  nach  im  über  varn ; 
sin  vinde  welle  er  niht  sparn. 
so  ist  daz  lant  an  maze  wit 
daz  hie  dishalp  Tuonouwe  lit. 
zwelf  tageweide  sinl  gar  570 

gen  Nuzdorf  an  daz  urvar, 
eneben  an  der  Pulka, 
ze  tal  an  der  Smida. 
die  ab  her  von  der  Teie  varnt, 
arme  liut  si  wenic  sparnt.  575 

die  von  der  Lüesniz,  von  dem  Kamp, 
nach  den  in  einem  jär  ein  lamp 

545  zu  stvcichen'^       552.  Herze      559.  selb  du  findest  in       5(53.  nider 
564.  ain  Herr       565.  das        567.  Sein  Veint  w8U        572.  Neben  von  der 
Pulca       573.  von  der       575.  wenic  Haupt]  weine       576,  Laefznitz 
Z.  F.  D.  A.   IV.  2 


IS  SEIFRIED  HRLBUNG   l 

in  deheins  ^ebüreu  hove  enbla-t, 
srans  enschrit  noch  huon  enkrivt. 
den  armen  liuten  tiionl  sie  we.  öSO 

ich  wa^n  daz  iemen  underste 
An  ob  der  vürste  wäre 
nach  got  ein  rehter  rihlare. 
des  ralenl  im  die  herren  niht. 
von  den  der  meiste  schade  geschihl.  585 

nianec  herre  ist  so   geniuot. 
iif  sines  nachgebüren  gnol 
T'*     leil  er  sich  an  widerbot. 

ez  wier  billich.  sam  mir  gol. 

daz  er  im  e  widerseit.  590 

wand  er  tuot  im  schaden  nnde  leit. 

fruraer  man  hat  er  niht  dri. 

swaz  dos  gezosres  alles  si 

da   er  ein  dorf  mit  überkumt. 

sinie  wirfe  wenic  vrnmt  595 

daz  er  im   engegen  get. 

so  er  von  dem  rosse  stet. 

er  bitel  in  willekomen  sin. 

'habt  danc.  her  wirt.   ez  ist  ein  win 

da  ze  dem  n^hsten  markte  veil:  6C0 

der  ist  uns  komen  wol  ze  heil: 

wir  trinken  hinte  anders  niht. 

her  wirt.  ob  des  niht  geschiht. 

wir  sin  alte  and  jnnge 

gein  in  an  barmnnge  !  605 

der  wirt  sprach    herr«.  ich  tnnn  sem 

des  ir  weit  niht  enbern. 

ez  ist  woi  ein  sünde 

datz  er  in  gaoter  künde 

Iset  also  geniczen.  61  o 

er  heizt  in  üf  stiezen 

sinin  schrin.   siuin  gadeni. 

der  hiisvrowen  ein  zwirnes  vadem 

578.  erflet        iid.  ersrkrait  -  erclirett        »81.  i»  ximoj         5S2.  Ab  ob 
384.  Des  Rat«n         593.  Wes  daz  f^txof         598.  bitt         605.  SHn 
«II.  ia 


sKiFiiiKi)  iiF'i.nLr.Nf;  i 


19 


iiiiidci'   (lo   hrlilii'l. 

<li(-  .sir.'i/.    iii.iii    \.-islr    Ii'iIm  I  015 

die   iialil.  ^('itl   des   lirrrcti   litis. 

kiii'lil«!,   sriiiill   iil'  Arir  pu», 
well    ii'   iiilil    Ii.-iIh  II    iiiiiiiMi    /orii, 
;;(M.sl('ii    liiilt'rii   wi'i/.r  lv«»rii. 

dort   slrl   |iiciH'rli   iiiidcr   liii'S.  (;20 

wir   iiiolil   ir  ^'rv.ini   wirs, 
hra-iil  ir  in   iiilil  in   den   ki-llcr  nun? 
ich   i/   dA   liciiii   vil   ^'criin  bnii. 
.ilso    lM'};inl    er    liisclirii. 

kni'iilc,  lAl   iiiiiIm-   rüsclicn  !  (;25 

siKM-lil    iiiii    ilrcki'ii    /cinnii   kohrl, 
d.i/   iii.iii   dar  lilicr  einen   liolirl 
mit   ^i'iicnni   liiiilm   /ii-iii'. 
der  will  lial,  scImimicz   viclie.' 
^rinnen   liAl«;  er   nz  ^efuorl;  CüiO 

voll   den   wai'l   viislr   imilic   ^osmiorl, 
wand  ir  iicircn   lidl/wa^rii 
S"      lief,  vil   liilzcl  dar  ^^clraj^cn ; 

«■r  was  zcsanj  f(«'reiri.  niil   widcn. 
mit    dem   will    wart    lil'  f;crid<'n  :  035 

des   wa;;(Mi   was   licslageii   slarc; 
Wii'j^or  einer   liallx'ii    iiiarc 
all!    ieli   <laz  der  selbe   war. 
der  wirl  wa.s  ein  liieraT. 

er  silfte  liiiic   und  (,'edAlil  640 

der  liuvel  liAt   mir  /iio  InAliI 
ininer  lins^i^enAz  sf>  vil  ! 
für  wAr  irlj   daz  sprechen   wii, 
swie   sie  sich   kne|)|iischen  hAii, 
den   einen  sacli   ich   zacker  ^An  ((■iä 

und  den  andern   i-iiehen  (graben. 
*  die  intioz   ich   hiiil   ze   herreii  haben! 
zc  gol   er  nf  blihle, 

il.i         DU),  ii.illi  tV2l.  iiiochl         Ii2ß.  7.e  uinen  Cliol)(>l        628.  M. 

iifii  llcylcii  xifli  (i'2'J.  Vieh        (ilJO.  fjcluerl       (i'il.   vuibgfsnucrt 

ir/.       Ci'y.i.  Hat  iVM).  Der        *V.\7 .  Iiiiihn  innir       O/i'i.  küu]  un 

T/.iilhcr          (»47.  lnMinl 


20  SEIFRIEI)  IIELBLING  I 

gegen  himelrich  enrihle : 

'  lieber  got,  wis  im  bi  650 

rehte  als  sin  gerihte  si, 
dem  fürsten  in  dem  lande ! 
mir  tselen  kume  als  ande 
die  vinde  den  er  gegen  verl/ 
ob  er  imz  nimer  gewert,  655 

der  zornvluoch  da  von  ergle 
daz  man  im  niht  enlie. 
rinder  schal'  swin  unde  lamp, 
wolle  werc  und  akamp, 

bürsten  streler  nizkarap  schaer,  660 

becher  köpf  und  augstaT, 
salzvaz  drivuoz  pfanne, 
diu  henne  mit  dem  banne 
moht  im  niht  empfliehen. 

des  wirles  betteziehen  665 

ziuht  er  abe  durch  den  sin, 
daz  kleine  vazzt  er  allez  drin, 
gürtel  hosen  unde  schuoch, 
sleyer  binden  ermel  tuoch, 

mantel  roc  unde  pfeit,  670 

oberhemede  und  niderkleit. 
als  er  den  sac  gestrutet  vol, 
er  fremt  in  heim,  daz  tuot  im  wol. 
dannoch  nimt  er  im  mer, 

ka'se  bachen  unde  smer,  675 

sin  bete  daz  kalvve. 
Tzentschin  der  Valwe 
7''     der  tajt  im  nimmer  also  wß, 
wan  er  waere  gewarnet  e. 

siner  diernen  gie  ez  eben,  680 

diu  wart  die  naht  umbegeben 
sam  «  in  dem  kruoge. 
in  einem  släfluoge 
diu  husvrouwe  unde  ir  kint 

649.  G.  himel  Teich  entribt  650.  bis  657.  nicht  des  enlie 

659.  ochamp         667.  drein         671.   Oder  h.         673.   frent,  d.  i.  Fremt 
rr:  frumt.  682.  Sam  des  in  dem  Chrueg         683.  Siauf  bucg 


SEIFIUEÜ  IIELBLING   I  21 

mit  vil  grözeu  sorj^cn  siiil,  685 

daz  luoc  was  veslc  unde  guol, 

der  wirl  lict  ez  in  siiicr  liuol, 

wan  sie  ez  noch  niht  diiii^ten  an. 

den  >virt  sie  fuorlcn  von  dau 

ze  einem  grözen  liuwcr:  690 

holz  was  in   nihl  liuwer 

die  wile  bran  daz  vorder  tor; 

liindcn  was  ein  galer  vor, 

der  lac  ouch  da  ze  gliiele. 

ob  es  den  wirt  iht  niücte?  695 

nindcr  er  des  gewiioc. 

dö  bran  sin  eide  und  der  pfluoc 

uü  sprach  ir  einer  under  in 

'  her  wirt,  habt  ir  guoten  sin, 

volget  mir,  ich  tuon  iu  kunt,  700 

min  herr  wil  von  iu  drizec  phuul ; 

gebt  ir  im  diu  hint  niht, 

so  sag  ich  iu  waz  geschiht, 

des  lät  iuch  niemen  troestcn; 

her  wirt,  ich  niuoz  iuch  rnesten  705 

als  einen  herinc  üf  der  gluot, 

und  hän  willen  unde  muot 

iuwer  wip  unde  kint, 

diu  dort  in  dem  luoge  sint.' 

der  wirt  sprach  's  waz  min  herre  wil,  710 

ist  des  wenic  oder  vil, 

swaz  ich  gehaben  mac, 

beit  mir  morgen  an  den  tac, 

ich  gewin  da  mit  sin  hulde. 

ir  tuot  mir  äne  schulde  715 

also  grözeu  ungemacb.' 

die  zit  er  dö  brinnen  sach 

ein  fiur  in  dem  tuofa;r 

vor  dem  luoc,  daz  was  im  ,'^waer. 

692.  Voder  694.  der]  daz?  701.  dreyzehen  abschr.,  dreyze 

verb.  702.    der  heunt  704.    Iwesten  abschr.,  trausteo,  daraus 

trösten,  daraus  tröesten  verb.  710.  waz  713.  Pait 

718.  Tuoffer.     Frisch  2,  394".     Ottacker  427*. 


22  SEIFlllED  HELBLING  I 

ml  huop  sich  des  wirtcs  klac;  720 

er  Huf  da  der  herre  lac 
an  einem  belle  unde  slief, 
die  klegelichen  stimme  er  rief 
9"     '  w6  hiute  und  immer  wfe  ! 

seht,  herre,  wie  iu  daz  an  st^  725 

(nü  habt  ir  allez  min  guot) 

daz  man  disen  mort  tuot 

an  minen  lieben  kindcn  ! 

diu  mac  ich  tot  vinden ! 

seht  wie  man  sie   roeslet!'  730 

der  herr  sprach  'ungelroestet, 

her  wirt,  sit  ir  hie  ze  slunl, 

ir  gebt  mir  danne  drizec  phunt. ' 

'owe,  herr,  wä  n*m  ich  diu? 

füert  mich  gevangen  mit  iu  5  735 

ich  gib  iu  allez  daz  ich  hän : 

heizt  mir  diu  kinl  leben  Idn 

und  die  hüsfrowen  min!' 

'  her  wirt,  daz  mac  niht  gesin 

daz  diu  vancnus  erge.  740 

zweinzic  phunt  nim  ich  e. ' 

'  herre,  nemt  fünviu  von  mier  5 

diu  gewinn  ich  iu  schier.' 

'  nü  gebt  sibeniu  vil  drät 

unde  driu  in  den  ral;  745 

so  nert  ir  diu  kindelin 

und  mac  anders  niht  gesin.' 

'  herre,  ich  wil  sie  gerne  geben 

umb  der  minen  kinde  leben. 

heizt  daz  fmwer  lesclien,  750 

daz  sie  ir  lesten  besehen 

nihl  in  dem  rucke  enphahen.' 

balde  hiez  er  gäben 

üz  leschen  die  brende. 

diu  naht  bete  ein  ende  755 

und  erschein  der  liebte  tac. 

721.  lenBF         728.  mein        733.  dreyzc  734.  oem        742.  mir 

751.  leisten        752.  Ruc,  vergL  Schmeller  3,  45. 


SEIFRIED  IlELBLliNG   1  23 

kleine  der  wirl  trüreu  mac 
iiiiib  scheiden  an  dem  morgen, 
als  dicke  tet  mit  sorgen 

der  3Iorung;er  von  liebe  760 

und  ander  minue  diclie 
die  der  minne  pdAgen 
so  sie  bi  liebe  lAgen. 
in  was  kurz  diu  wile  : 

ez  diilite  ein  halbiu  mile  7(55 

den  wirt  gein  dem  rasten, 
sin  gest  nilil  wolden  vasten  ; 
diu  kuclien  was  beraten 
mit  sieden   und  mit  braten, 
9^     dar  zuo  sie  vunden  guoteu  win.  770 

des  uiuostc  üf  geladen  sin 
daz  die  wege  krachten, 
dö  sie  sich  lif  machten, 
miciiel  was  ir  schallen. 

von  Fult,  von  Saut  Galleu,  775 

die  zwen  epte  habenl  kraft 
an  mehtiger  riterschaft, 
und  varent  zuo  dem  riebe 
niht  so  schedeliche 

als  der  arme  herre  tuet.  780 

hat  er  rehlen  maunes  muot 
der  unbescheiden  houbetman? 
lieber  herr,  da  sagt  mir  van. 

frumer  kneht,  hab  in  da  füer, 
er  ist  ein  rehter  meinswiier  785 

des  lautvrides  den  man  swert, 
der  s6  schedelichen  vert 
nach  friunde  verderben, 
die  vinde  einen  Scherben 

habent  uihl  geusacht  vor  im.  790 

üf  min  wärheit  ich  daz  nim, 
ez  sin  alt  oder  junge, 
die  äne  barmunge 

760.   Morunger         768.  Die  Chuche  was  wolberalen  772.  Chrathen 

773.  mathen         783.  von         784.   dafür        785.  Maiu  swur 


24  SEIFRIED  IIELBLING  I 

nach  friunde  schaden  Irahtcnt, 

der  vint  sie  lützel  ahtent,  795 

ob  ez  wol  in  dem  lande  st6. 

A 

daz  urvar  bi  Uzensö 
ist  ir  rehter  klagboura. 
ich  hän  des  genomen  goum. 
al  sin  mäht  treit  ein  schef,  800 

er  spricht  'got  gesegen  dich  uef 
und  min  gesellen  alle, 
swaz  dem  manne  gevalle 
daz  teilet  güetlich. 

losä!'  'herr?'  'Heinrich'  805 

(der  was  sin  seltraga3re), 
'  sag  minem  kelna*re 
daz  er  daz  vleisch  salze 
und  des  weizes  malze 

daz  ich  da  heime  finde  hier.  810 

^ac  ich,  so  kum  ich  schier, 
als  ich  den  wagen  abe  gezer, 
ich  scheide  von  des  fürsten  her.' 
10'         'wäfen,  herre,  wie  ez  get! 

wie  eben  daz  geschefte  stet!'  815 

sprach  min  kneht  aber  sä. 

zehant  muost  ich  lachen  da. 

ich  sprach  'geselle,  ez  ist  sin  niht; 

fürbaz  ze  fragen  dir  geschiht.' 

'daz  tuen  ich,  lieber  herre  min.  820 

sol  aber  daz  der  man  sin? 
s6  der  fürst  ze  velde  lit 
gegen  sinen  vinden  durch  strit, 
so  nimt  der  bescheiden  man 
sinen  herren  hin  dan,  825 

er  spricht  'lät  mich  heim  varn, 
herre  min ;  der  acker  lit  Ungarn, 
da  bi  ist  üf  uns  daz  snit; 
ir  schät  mir,  ob  ich  langer  bit.' 
'vrumer  kneht,  daz  wil  ich  dir  830 

805.   L5se  806.  Seltrager  807.  Chelluer  816.  so 

817.  lachen  doch        819.  dir]  die 


I 


SEIFUIEU  HELBLLX;   1  25 

hescheidcn,  daz  geloube  mir. 

dem  luunnc  ist  baz  inil  bouwc 

dan  er  mit  swertcii  houwe 

ab  dcu  viiidcu  rillers  pris. 

er  ist  so  klär  und  so  wis,  835 

viillt  er  gruobe  und  kästen  vol, 

in  habent  doch  die  hcrren  wol.' 

min  kneht  sprach  '  herre  guot, 
g6t  daz  viir  rehten  mannes  muot? 
herre,  swie  ich  den  rehten  mau  840 

erraten  noch  erlinden  kau, 
doch  so  weiz  ich  einen  wol, 
so  man  zuo   den  vinden  so! 
und  ieslich  man  sin  harnasch  leit 
an  sich  für  not  in  dem  strit,  845 

so  heizt  er  sine  kuehte  tragen 
daz  harnasch  üf  sinen  wagen, 
sin  manheit  ist  so  gröz 
er  rilet  zuo  den  vinden  blöz 
sam  ein  sumertocke,  850 

niht  wan  in  einem  rocke, 
daz  ist  ein  manlicli  riten. 
wil  er  mit  swerten  striten 
und  gegen  renneu  mit  dem  sper?' 

'vrumcr  kneht,  nein  er.  855 

du  soll  sin  haben  deheineu  wän. 
ein  kunst  heizet  Hab  hin  dan ; 
diu  selbe  tugent  ist  im  kuut, 
10''     si  lajt  in  selten  werden  wunt/ 

'owe,  herre,  ich  bar  nü  daz  860 

niemen  kan  gesagen  baz 
wie  der  strit  sich  ane  vie, 
welch  ort  in  umbegie 
und  welche   du  punierteu, 

wie  sie  huordierlen  865 

vor  den  scharn  durch  pris.' 

'geselle,  er  ist  also  wis 

834.  Ob  —  Retters  835.  chlair  845.  vor  noet  847.  sein 

856.  dehain       858.  Derselben       865.  heiFiirdiertea  abtchr. 


20  SEIFRIED  HELBLING  i 

daz  er  ez  kau  wol  yesagen. 

im  was  der  isenhuot  geslagen 

mit  kolbcn  viir  diu  ougen  nichl.  870 

daz  lierseuier  im  für  daz  lieht 

ninder  was  gerücket. 

er  was  niht  umbc  geziicket 

noch  gehurt  in  dem  strite, 

er  habt  hin  dan  an  einer  wite  875  | 

da  er  ein  teil  hat  gesehen : 

vil  mer  hörte  er  dort  verjehen  J 

von  künden  und  von  gesten. 

ahlc  in  niht  ze  dem  besten.' 

'  herre  min,   da  läz  ich  van.  880 

ich  wil  aber  heben  an 
von  einem  den  ich  hau  gesehen, 
dem  muoz  ich  der  wärheit  jehen ; 
so  der  vert  ein  hervart 

mit  allen  triuwen  er  bewart  H85 

daz  er  den  vriunden  niht  tuot. 
gein  den  vinden  hat  er  muot : 
mag  er  in  iht  gebrechen  abe, 
da  wirt  gemßret  von  sin  habe, 
er  hat  got  vor  ougen  890 

in  sinem  herzen  tougen 
und  ze  vrümekeit  veslen  muot. 
mit  willn  er  nimer  missetuot. 
er  gert  niht  heim  umb  daz   snit. 
ob  sin  herre  ein  jär  bit,  895 

von  im  getaet  er  nimmer  wanc 
heim  durch  sinen  ackerganc. 
ob  sin  herre  heim  wolde, 
er  spraeche,  ern  solde. 

jaihe  sin  herre,  ern  hicl  niht,  900 

er  spraeche  '  herre,  daz  gescbiht 
den  eilenden  gesten. 
swer  durch  gebresten 

870.  vor       872.  geruchet       873.  vmbgezuchet       874.  gchuert       876.  Do 
889.  Do         892.  vreurnkhait         897.  sein         899.  901.  Er  spreche 
900.  Jeh         902.  Die 


SEIFRIEÜ  HELBLING  I  27 

sincn  Herren  la*t  in  not, 

hat  er  wazzer  undc  brot,  1)05 

ir      biet  er  willbra-t  unde  win, 
er  llez  oucb  den  bcrren  sin.' 
dannoch  but  er  tugent  vil. 
s6  er  zuo  den  vinden  wil, 

er  leit  sin  barnascb  allez  au  910 

und  gebaret  als  ein  man 
der  nindcr  hat  deheineu  muot 
wan    ich  gewinne  6r  unde  guot. 
ob  aber  ich  hie  tot  gelige, 

gol  hell'  mir  daz  min  hcrre  gesige  915 

und  ich  des  gcliolfen   ha!.', 
daz  er  mir  danke  in  daz  grab.' 
er  habt  niht  üz  der  herle 
und  ist  ein  nölgeverte 

sines  berren  in  dem  strit.  920 

swaz  im  got  geliickes  git, 
daz  kan  er  ziihteclich  verdagen 
und  \xl  ez  ander  liute  sagen.' 

'vrumer  kneht,  wol  ich  dir  gan, 
du  bekennest  wol  den  rehteu  man  925 

nach  dem  du  hast  gefraget  mich, 
vragens  du  geloube  dich.' 

'nein,   herre,  sam  mir  min  lip  ! 
ir  sult  mir  zeigen  noch  ein  wip 
diu  an  allen  wandei  si/  930 

'  lieber  knebt,  des  la  mich  vri, 
wand  ez  kumt  ze  sorgen  dir, 
wil  du  die  rehlen  finden  mir 
der  ich  ze  der  besten  gich.' 
'getriwer  herre,   die  suoch  ich.'  935 

nü  dar!   ich  wil  sin  miiezec  sin 
ze  hoeren,  vriunt,  die  rede   din.' 

'lieber  berr,  so  sag  ich  daz 
mir  gGviel  nie  wip  baz 

dan  eine  diecb  gesehen  hän.  940 

herte  guotes  was  ir  man, 
913.   Dan         932.  khume         936.  muzzet         940.   ain  ich 


28  SEIFRIED  IIELBLLNG  1 

er  sprach  'min  vil  liebiu  trüt, 
leg  wonic  fleisclies  in   daz  krüt, 
daz  der  }iache  lange  wer.' 

sie  sprach  '  lieber  Rüegör,  945 

ja  het  ich  des  doch  e  muot ; 
ich  gehalt  vil  gerne  daz  guot.' 
also  lie  sie  im  den  strit. 
des  morgens  zuo  der  ezzens  zit 
Iruoc  sie  im  daz  krüt  liier.  950 

daz  fleisch  hie  an  einer  snüer. 
ll*"     sie  nani  ez  bi  dem  selben  vadem 
und  truoc  ez  wider  gein  ir  gadem. 
er  sprach  'wa  sol  daz  fleisch  hin?' 
[sie  sprach]  'daz  behalt  ich  umb  den  sin,       955 
wand  ez  ist  s6  smalzhaft, 
vier  krüten  gil  ez  kraft.' 
der  wirt  sprach  sän  '  wol  mich  din ! 
daz  krüt  möht  niht  bezzer  sin. 
iz  vaste  kiineginne,  900 

wand  ich  an  dinem  sinne 
michel  ere  und  triuwe  spür, 
du  rihtest  mir  daz  beste  für, 
da  daz  fleisch  ist  gelegen, 

und  kanst  min  güetlichen  pflegen.  965 

din  ezzen  ist  vil  kleine, 
ich  izze  ez  allez  eine, 
hab  wir  wenic  oder  vil, 
in  weiz  wes  du  leben  wil.' 

sie  sprach  'mir  ist  unsamft,'  970 

unde  gab  im  einen  ramft, 
den  er  mit  im  gein  acker  truoc. 
'ich  hän  von  mittem  tage  gnuoc' 
gib  her,  du  küneginne.' 

er  vuor  üz,  do  bleib  sie  dinne.  975 

daz  mobte  sie  mit  eren  tuon : 

948.    dem  949.    ze  der  Ezzen  zeit         951.   Daz  fleisches  —  Swür 

abschr.,  Snüer  verb.  958.  Sun  960.   Ez  962.  spyer 

971.  tampf  abschr.,  Kampf  verb.         973.   Mittentag         974.  Khünegin 
975.  du  —  din 


SEIFRIED  IIELBLINf;   I  29 

sie  het  ein  gebraten  liiion 
daz  niht  bezzcr  möhle  sin  ; 
da  zuo  sie  nam  üz  ir  sclirin 
guolcn  win  und  weizbrot.  1)80 

'  got  erläz  in  aller  not 
von  dem  ich  disiu  prösenl 
so  heimelichen  swent.' 
also  sprach  sie  zir  dicrn. 

'  vil  lihle  wir  im  iiolt  biern:  985 

er  sparte  ez  an  siui  libe. 
waz  ist  mir  armem  wibe? 
ich  laz  in  wazzer  blitzen  : 
s6  w'il  ich   sin  guot  nützen. 

nie  sin  notdurfl  azzer.  990 

ich  mach  im  ka'sewazzer 
zezzen.  3Iatz,  da  prang  ich  bi, 
sam  ich  hincht  vastent  si.' 
'vTou,   daz  ist  billich.    zeiner  stunt 
so  leit  spise  in  iuwern  munt.  995 

des  niuoz  ich  der  warheit  jchen, 
ir  Sil  so  guot  an  ze  sehen, 
12''     nieman  bi  iu  verdriuzet.' 
zehant  sie  in  giuzet 

'uim,  liebe  3Iatz,  unde  trinc,  1000 

ein  sprüngel  vür  die  tiir  sprinc, 
ob  din  herre  noch  da  var ; 
des  nim  vlizeclichen  war.' 
Matz  diu  swanc  ein  swüngel 
üz  dem  köpfe,  ein  sprüngel  1005 

spranc  sie  für  die  tür  dar  nach, 
dö  sie  den  wirt  ninder  sach, 
sie  gienc  zuo  der  vrowen  wider, 
'liebe  frowe,  sitzet  nider. 
min  herre  kumt  niht  ze  stunt.  1010 

982.   (lise  984.  ze  ir  diern  985.  Piern  986.  seinem 

988.  putzen  989.   nutzen  991.  micliese  wazzer  abschr.,  ChePz 

wazzer  verb.  992.  prangen  sich  beim  efsen  zieren,  nicht  zugrei- 

fen, Schmeller  1,  343.         993.  Sam  ich  hin  enlpfestent  sei         994.  ze 
ain  stundt  993.  leithe  998.  Giemen  1001.  vor         1007.  Da 

1008.  ze 


30  SEIFRIED  IIELBLING  1 

w.THl  ir  daz  ein  vurhunt 

so  schiere  von  dem  acker  g6? 

ir  ezzel  wol  vier  eiger  e 

und  trinket  dan  ein  beischerl. 

zwiu  sol  in  der  wan  daz  verl?  1015 

des  ezzcl  ir  noch  wol  ein  teil.' 

'  gib  her !  got  geh  im  heil, 

er  ist  mir  ein  lieber  man 

von  dem  ich  den  gemach  han!' 

hin  gein  äbent  kam  der  wirt.  1020 

diu  vrowe  ir  tugent  nihl  verbirt, 

sie   gie  gen  im  uz  her. 

'  willekomen,   lieber  Rüeger! 

hungert  dich?  daz  ist  mir  leit: 

din  ezzen  wirt  wol  bereit.'  1025 

'liebe  trüt,  des  ist  not.' 

si  sprach  'nü  her  tuoch  unde  bröt!' 

Matze  des  ir  gehiige  Ireip. 

einen  girslinen  leip 

zehant  si  im  für  leit.  1030 

ein  schüzzel  tief  unde  breit 

vol  varveln  truoc  sie  dar. 

si  nam  des  vil  tougen  war, 

dicke  snilen  sliez  er  drin. 

'also  liep  ich  dir  bin,  1035 

vrowe,  die  varveln  sint  guot.' 

'  ezzens  hän  ich   ninder  muot. 

in  weiz  wie  ez  mir  erget, 

daz  ezzen  mir  gar  widerstet. 

Älatze  da  hin  naher  trat  1040 

ungebeten  an  den  rät : 

'  ezzet  vaste,  lieber  herre. 

waz  miner  vrowen  werre, 

des  sull  ir  ahten  nihl  vil. 

1011.  Went        wirhnni  fitrchenzic/iender]  Yur  hundl       1014.  Paischerl. 
vergl.  Ui'ifer  1,  67.         1015.  wannen?  ?>«  gefäj'se  worin  es   {das  ferkct) 
gebacken  isl.  vergl.  Sc/tmcl/er  i,  S2.         1023.  wir         1028.  gcha<;cb 
1029.  Ain  gitT.sst«!n  Lai[j         10.'52.  Vorveln        '/;m/^c.9  varuelen'  sumerl. 
49,77.    vergl.  Sc/imcller  l,  -»Ol.      103.5.  Als         1030.  Vorueln 


SEIFRIKD  IIELBLIXr.  I  31 

12''      ein  ma're  ich  iu  sagen  wil :  I()/j5 

ir  liabl  ir  ezzcii  lilif  gein{^rt 
«laz  Sil  vicrzec  wochen  wert, 
der  wirt  hegiuide  lachen 

so  woll  min  sichle  wachen, 

liebe  3Iatze.  wa-r  daz  wAr!'  1050 

diu  vrowc  sprach  ez  ist  gar 
misseit,  Malze,  swie  daz  sl6, 
mir  isl   vor  in  dem  houple  w6.' 

vrowe,  swaz  iiich  ezzens  süm, 
wa,T  ez  in  guolem  milthrüm,  lOär) 

sie  iiielilcn  bezzer  niht  gesin; 
daz  ziiich  ich  an  den  herren  min. 
der  az   vasl  die  selben  vrisl: 
hunger  guot  ze  muose  isl. 

dö  er  sie  gar  in  sich  gesluoc,  1000 

'  nim  hin  daz  liioch  ;  ich  han  genuoc. 
liebe  Malze,  icli  wil  dich  bilen, 
mich  hat  der  piluoc  hlule  geriten, 
hilf  mir  an   min  bette  nider.' 
'wer  sol  da  ilil  sprechen  wider,  10(55 

lieber  meisler?  hie  ze  stet: 
ez  ist  ouch  miner  frowen  bet. 
dö  sis  bediu  nider  braht, 
der  wirt  an  Malzen  rede  gedaht, 
er  greif  der  vrowen  hin  unde  her,  1070 

'  mich  wundert  hiute  und  immermer, 
wa  so  maezigez  wip 
nscme  also  schoenen  lip. 
so  veizt  und  so  gedrollen. 

du  hast  rehte  verwollen  1075 

als  ein  müzersp:inze.' 
'mir  ist  als   ein  minze' 
gedaht  sie  in  ir  muote, 

ob  dir  von  dinem  guole 

1045.  Ain  Mehr  1040.  leilh  1047.  sit]  stie  weh  absc/n-.,  mart  vcrb. 
1052.  wie  1055.  waerens  {die  /arjeln)-^  Milchraunib  1057.  dem 
1059.  zu  niuss  1073.  .\em  1075.  du  bist?  1077.  als  aiiiem 

Miutz 


32  SEIFRIED  HELBLING  1 

ninier  dchein  güelc  geschiht  1080 

des  cndarbc  ich  mich  niht.  — 
th  un  egisch  er  ah  so  i/iart, 
daz   ich  dich  han,  wol  mich  wart, 
du  bist  der  beste  pepelaer; 

ich  gaebe  niht  umb  zwen  minnser  1085 

dinen  gelriiiwen  lip.' 
und  ist  diu  niht  ein  biderbe  wip, 
lieber  herre?'  sprach  min  kneht. 
ich  wil  dirz   bescheiden  reht. 
ich  ahte  daz  sie  biderbe  si  1090 

und  doch  niht  arger  liste  vri, 
13"     da  si  vil  lihte  ein  hekel  bi.' 

'  herre  bescheiden  unde  getriu, 
ich  müeze  immer  dienen  iu; 
daz  tuon  ich  von  schulden  gern.  1095 

vrägens  mac  ich  niht  enbern 
umb  ein  wip  die  ich  han  gesehen, 
lieber  herre,  ir  sult  niht  jehen 
daz  ich  si  unnütze. 

si  bei  zwei  antlütze  1100 

ob  ein  ander  wol  getan, 
daz  ober  ich  geprüevet  han : 
dem  was  liehtiu  varwe  kunt; 
ougen  klär,  roter  munt ; 

da  lag  an  gotes  vliz.  1105 

daz  nider  sieht  harmwiz. 
diu  vrow  het  sich  geviizzen ; 
der  buosem  was  gerizzen 
wit  gein  der  semehe  vor, 

da  innes  löblich  Iruoc  enbor  1110 

zwei  hiufel  tratz  eben  gedraet. 
der  da  zwischen  sehen  ba^t, 
von  Zwetel  einen  miinich  guot, 

1082.  Thunegischer  kann  auch  Thumgischer  oder  Thungischer  gelesen 
werden.  1084.  Pepeler  J085.  minner  1086.  Dein 

1094.  muez  1102.  Das  aber  1109.  gein  dem  smocke  vor?  Haupt; 
vergl.  gr.  3,  447.  1110.  Da  inne  1111.  Zwai  Heafel  tratz  eben 
gedret         1112.    Der  do   —  bett  1113.  ein 


SEIFRIED  HELBLING   1  3.} 

er  gcwiinne  zun  der  werlde  muot. 

dd  sie  viir  die  Hute  gie,  II 15 

eyä,  wie  sie  sich  sehen  lie ! 

der  munt  ir  slaete  lachet, 

loeslich  si  dft  machet 

IruLsfliel  mit  den  ougen 

liephch  unde  tougen.  1120 

da  sie  ir  friunde  wesse, 

den  warf  sie  iiht  zwei  esse: 

der  andern  schanze  waT  ze  vi|, 

da  man  ziihte  hüelcn  wil. 

sam  mir  gnot  nnde  lip  !  1125 

und  Icht  inder  ein  biderbe  wip, 

herre  min,    so  ist  ez  diu.' 

'du  hast  ez  wol  erraten,  pfniu!' 
'plniu  hin  wider,  herre  min! 
sol  daz  niht  diu  rehle  sin,  1130 

doch  s6  hat  sie  eren  vil,' 
'die  rede  ich  bescheiden  wil, 
lieber  kneht.  und  ist  sie  guot, 
doch  hat  sie  ze  hohen  muot; 
ob  sie  wibes  güete  kan,  1135 

13^     daz  sie  reizet  so  die  man, 

da  von  ist  sie  niht  wandeis  an.' 

'owe,  herre!'  sprach  min  knehl, 
'daz  ir  niht  ze  der  besten  jeht 
von  der  ich  iu  hän  geseit.  1 1 /i() 

herre,  ez  ist  mir  billich  leit 
daz  si  niht  gevellet  iu. 
saget  mir,  ist  aber  diu, 
lieber  herre,  an  wandel  gar: 
liutsa'lic  was  sie  selpvar;  1145 

doch  bezzert  sie  hals    unde  kel. 
kecsilber  gaffer  weizmel 
mit  altem  smerwe  streich  sie  an, 

1114.  ze         1115.   Do  sie  vor  1121.  freundt  weste  1122.  Deu 

warff  sie  leichte  zwai  esste.     de?-   aiisdruck    ist    vorn    Würfelspiel  ent- 
lehnt. 1124.  Do  1128.   ir>9.  pfneu  1144.  ohne 
1145.  Leutselch         1147.  Cochsilber  Goffer  Waiz  Meli         1148.  Smerb 
Z.  F.   D.  A.     IV.  3 


M  SEIFRIEl)  HELBLINC;   i 

vilzel  unde  p^rnman 

ob  ir  wciigeliüc  ruet  1150 

von  gcribcner  7ioet, 

und  ist  doch  erbier  da  bi.' 

'vriunt,  swie  ßrbjer  sie  si, 
got  la*t  ir  werden  nimmer  rAt, 
daz  sie  an  ir  sin  hantgetal  1 1 55 

so  gar  verunriiochet. 
da  über  bat  er  gevluochet 
ir  st'Ie  ze  einer  immernol 
in  den  ewigen  tot.' 

'owe,    berre,  wes  han  ich  1160 

gefräget!   ez  riuwet  mich, 
und  wand  niht  daz  ez  wsere 
s6  rehte  wandelbare, 
'ja  ez  wserlich,   frumer  kneht: 
du  biet  da  niht  wol  gespeht.  WCü^ 

nu  bedenke  fürbaz  reht. 

lieber  herr,   daz  si  getan, 
ein  wip  ich  gesehen  hän, 
ist  diu  niht  an  wandel  gar, 

so  w«ne  ich  lange  irre  var  1170 

6  ich  min  frage  enbinde, 
daz  ich  die  rehten  finde, 
doch  wil  ich  iu  von  einer  sagen, 
14'     die  sach  ich  wiz  gebende  tragen, 

geflöhten  klein  ze  den  enden:  1175 

bi  den  gebenden 

sint  die  vrowen  wol  getan, 

und  Stent  in  wiplichen  an. 

diu  frou  ze  kirchen  ofte  was, 

ir  tagezit  sie  gerne  las  1180 

und  sprach  ir  päter  noster  da. 

den  gloubn  und  ir  ävfe  Marjä' 

sprach  sie  da  heim  vil  dicke. 

dar  nach  ir  dwcrhe  blicke 

giengen  umb  von  dem  ze  dem.  1185 

1150.   Oben  jr  wengelein  ruet:   ob  röt  :  not?  1175.   Geflochet 

1182.   Den  Glauben  1184.   dwf-rbt 


SEIFUIEI)  HKLHLIN(;   1  35 

so  dich  der  viiil  uns  bcncm!" 
so  sprach  sie  ziio  der  dieni. 
'mit  dir  wir  gesiiinet  bicrn; 
du  dienest  uns  An  alle  vorht. 
wie  ist  der  ka'se  liz  geworht !  1190 

ich   siho  da/,   ka'sewazzer  wol ; 
daz  ist  guotcr  topfen  vol, 
mich  triegcn  die  sinne  min. 
der  kneht  mac  dir  heimlich  sin, 
dem  dii  pcpelsl  da  mit,  1195 

du  vil  ba'se  dchsclrit!" 
diu  vrowe  in  die  stubcn  göt, 
der  heizer  bi  der  tiirc  stßl, 
dem  sieht  sie  cinez  au  daz  mül, 
'boeswiht  unrein  undc  iul,  1200 

wie  stiubet  s6  der  asche ! 
so  dich  diu  suht  benasche 
daz  dir  hiit  und  har  ab  ge  ! 
woldestii  niht  begiezen  6, 

des  geniuzeslü  talanc'  1205 

sie  warf  den  lip  uf  die  banc 
als  er  ir  enpfallen  wier. 
'nü  püu  dich,  du  snüdair!' 
sprach  sie  dem  buknchte  zuo. 
'du  tuost  mir  spat  unde  fnio  1210 

an  minem  hovegereite  schaden, 
daz  dich  wzen  die  madcn, 
wol  ich  dir  des  gunde.' 
an  der  selben  stunde 

kam  der  wirt.   fioi'ipft/isck !  1215 

diu  frowe'beiz  umb  als  ein  gruisch, 
sie  sprach  'owe,  herrc  wirt, 
wie  nütze  ir  dem  hüse  birl! 
als  ein  verfuortez  pfluocrat, 
so  eben  iur  geschefte  stät.*  1220 

1187.  ze         1188.  Pirn  1192.  Toplfen:    s.  Schmeller  1,  451. 

1196.   vergl.  Jac.  Grimm  myth.  le  ausg.   589.         120?.  die  Suth 
1205.  tolanck         1208.  snauder         1211.    Hoffgerechte         1212.  ezzen 
1218.  nuz 

3* 


3f.  SEIFRIKD  HELBLIiXG  I 

14^     'vrowc  ich  sclialTe  wol  unt  eben, 
heizt  uns  dralc  ze  ezzen  geben, 
daz  wir  die  sluben  rünien  iu.' 
lieber  herre,  ist  aber  diu 
ane  wandel?  daz  sagt  mir.'  1225 

'  frumer  kneht,  ich  sage  dir 
war,  als  liep  du  mir  bist, 
daz  sie  also  vreidec  ist, 
daz  ist  ein  wandel,  sam  mir  Krisl ! ' 

'  nu  wol  mich  hiutc  und  immer  wart!         1230 
ich  bin  an  der  rehlen  vart. 
einer  vrage  ist  mir  ze  muot. 
herre,  ich  weiz  ein  vrowen  guot 
diu  niemen  in  ir  hüse  wert, 
swie  unreht  man  ir  guot  zert,  1235 

dar  umb  sie  zorn  gar  verbirt, 
si  la^t  ez  allez  an  den  wirt. 
an  allen  dingen  ist  sie  guot. 
ir  selben  si  vil  wol   tuot 

und  kan  sich  schone  zäfen.  1240 

wol  gezzen,   lange  släfen, 
der  frowen  tugenllicheu  zimt. 
sie  enruocht  waz  der  wirt  nimt, 
daz  ot  sie  genuoc  habe. 

und  brsech  erz  sinera  Aater  abe,  1245 

er  beswärt  niht  ir  gemüete. 
so  groz  sint  ir  giiete, 
wil  ir  der  wirt  heimlich  sin, 
als  ein  guot  lembelin 

swiget  sie,  swie  er  ir  tuot.  1250 

swaz  er  wil,  des  hat  sie  muot. 
si  ist  klär  und  gelenke. 
daz  sie  inder  wenke 
ir  liebem  wirt,  swie  dicke  er  wil, 
des  dunket  si  allez  niht  ze  vil.  1255 

also  tuot  vil  mangiu  niht. 

1223.  stomben  ranmben  eu  1228.  vradic  1239.   selbe 

1240.  schöne  Czotfea       1242.  Der  fraue  Jugentleichen       1249.  Lemelein 
1253.  nider         1254.  lieben         1255.   sei 


SKIFUIEÜ  IIKLÜLLNG    I  37 

so  ir  wirlc  not  gcscliilil, 
daz  er  sich  ir  nahen  leil, 
'  liint  ist  ein  lieiligiii  zil' 

beginnet  sie  im  künden:  12G0 

'wir  suln  iiint  nilit  sündcn.' 
daz  ist  jnngeni  manne  leit: 
ein  aller  ist  so  gereil 
daz  er  nach  der  frowcn  sage 
sie  midel  vierzehen  tage.  1205 

15'     hie  mit  laz  wir  von  der: 

ich  sag  in  von  der  ersten  mei*. 

lieber  herre,  als  hell'  mir  lirist, 

swaz  inder  wandelba-res  ist, 

uinder  daz  von  ir  geschilil."  1270 

'  frumer  kneht,  verswer  dich  niht. 
du  ablest  daz  si  biderbe  si: 
ir  ist  ze  lützel  sorge  bi; 
da  voQ  ist  sie  niht  wandeis  vri.' 
min  kneht  sprach  'lieber  herre  min,  1275 

diu  vrowe  möht  an  wandel  sin, 
an  daz  ir  sit  ze  merklich.' 
'wartä,  helt  Friderich, 
wie  wol  erz  ervarn  hat!" 

'des  wirt  guot  rat,  1280 

uude  bau  ichz  niht  ervarn. 
wa  gesahl  ir  ie  sparn 
also  geslen,   herre  min? 
lat  iur  zornrede  sio. 

sit  ir  wiser  dann  ich,  1285 

daz  ir  wiser  machet  mich, 
da  umbe  wil  ich  dienen  iu. 
lieber  herre,  ist  aber  diu 
an  allen  wandel?  eine  ich  han 
gesehen,  diu  ist  wol  getan  121)0 

und  gar  innewendic. 

1259.  Heunl         1261.  soln  heunt         1263.  gesait  1276.  iii.i.lit 

1279.  eruorn  1280.    rat  llai/pt]  Chunradt  1281.    eruohrn 

1282/.?  1282.    Und  gesaht  abschv.,  Wo  g.  vi-rb.  1291.    inne 

"wendic 


38  SEIFRIED  IIELBLLXG  I 

doch  ist  sie  behcudic 
an  venslcrn,  an  glasen, 
luogen  in   die  gazzen, 

daz  mac  sie  niht  vermiden.  1295 

sie  winkt  ir  dierne  Briden, 
'  liebiu  iiride,   sihslü  den? 
aht  nach  wem  er  sich  sen. 
so  ich  in  dem  venster  leine 

(waz  er  da  mit  meine?),  1300 

gein  mir  er  vaste  blicket: 
da  von  min  herze  erschricket.' 
'vrowe,  leint  iuch  wider  dar, 
lät  mich  des  mannes  nemen  war  5 
ich  sag  iu  schiere  wes  er  gert.'    ,  1305 

'nü  wis  sin  von  mir  gewert/ 
do  von  in  beden  daz  geschach, 
Bride  ir  vrowen  zuo  sprach 
ein  wisen  rät  riehen, 

'yrowe,  ich  sihe  iuch  blichen.  1310 

der  man  ist  gein  iu  höchgemuot; 
dem  gelich  iur  varwe  tuot. 
weit  ir  sehen  sinen  kouf, 
lö*"     recket  einen  vinger  ouf. 

ich  hän  des  guoten  tretten,  1315 

mit  geraden  henden  beden 

er  iu  vriuntschaft  erzeiget. 

er  hat  sich  iu  geneiget 

und  gebäret  als  ein  man 

der  hin  ze  iu  hat  lieben  wän.'  1320 

diu  vrou  sprach  '  liebe  Bride, 

dinen  rät  ich  mide ; 

üf  diu  triuwe  daz  vernim. 

dort  stßt  einer  hinder  im, 

durch  den  ich  daz  miden  sol.'  1325 

1293.  gl-izzcH  vergl.   1354/.  129G.  preideii  1297.   Preide 

1303.  eu  1307.  Dauon  1308.   Preidt  1309.  Ain  Wiseu  Lad 

reich  1310.  plaith  1313.  Wolt         Choptf  ahschr.,  Chauff  verb. 

1314.  ouf:  kouf  4,  483.       1315.  gueten         1316.    Mit  geraden  HendeD 
bellen         1321.  preude 


SEIFUIED  IIELBLIM;   1  ;{9 

'  uein  ir.    '  zwilrc,  ich  silie  in  wol. 

vrouwe,  er  ist  ein  man 
der  höfsclieit  verswigen  kan.' 
'  wes  sol  er  von  uns  verjehen 
an  (laz  wir  sehen  wider  sehen  l'.VM) 

uiul   lac  lien  wider  lachen  ? 
waz  wil  er  da  von   machen? 

nii  huop  min  knehl  aber  an. 
vragen  er  mich  bcgan 

herre,  wie  ahl  ir  die?'  1335 

'  vrumer  kneht,  ich  sag  dir  wie. 
die  selben  ich  dir  nenne 
nach  einer  venslerhenne. 
diu  krizelt  von  ir  man 

uä(;h  einem  andern  hao.  134Ü 

also  luoget  sie  dan.' 

'  getriuwer  herre,  ich  weiz  noch  eine, 
diu  ist  kiiisch  und  reine, 
von  wiplicher  giiete 

kam  ir  gemiiete  1345 

nie  eines  kleinen  bares  breit, 
des  mac  ir  wirt  sin  gemeil 
daz  sie  ir  mehelvingerlin 
in  ir  reinen  herzen  schrin 

so  lüteriich  behaltet.  1350 

des  ein  engel  waltet, 
daz  wirt  niht  be wäret  baz. 
diu  vrowe  ir  ziihte  nie  vergaz, 
ze  kirchen  noch  ze  gazze. 

luogen  durch  diu  glase,  1355 

rünen  umb  iippekeit, 
daz  was  ie  der  vrowen  leit. 
si  was  diemüete  und  wise. 
16*     nach  wiplichem  prise 

ze  got  stuont  ir  gemiiete.  1360 

umb  helfe  siner  giiete 

1328.  wol  khan         1329.  Was         1330.  wider]  vor  der         1333.  aber] 
wider  1336.    Vrum  1346.    ains   ciain  1354.    gazzen 

1355.  die  glazzen         1356.  vm         1358.   diemutfa 


40  SEIFUIED  HELBLE^IG  I 

gerl  sie  dicke  hin  ze  got. 

sie  behielt  wol  daz  gebot 

'minne  got  vor  allen  dingeu/ 

da  von  muost  ir  gelingen  1365 

an  s^le  und  au  libe. 

von  so  geertem  wibe 

gehört  ich  nie  mer  gesagen 

bi  allen  niiuen  lagen. 

ein  lob  ich  an  ir  kroeue  :  1370 

sie  bezzert  niht  ir  schoene 

und  ist  behuot  alle  zil. 

gespriuzet  höhe  buosem  wit 

der  vrowen  sint  unmare. 

doch  ist  diu  sailden  höre  1375 

underm  ge wände  wol  getan. 

der  güft  sich  niemen  an  ir  man. 

diu  vrou  git  niemen  tue  gein  ir. 

man  sol  daz  gelouben  mir, 

twerhe  blicke  sint  ir  unkunt ;  1380 

ir  zurtenzertelt  niht  der  munt 

ieslichem  ze  blicke. 

ir  ist  als  ein  wicke 

swer  sie  velschlich  luoget  an. 

ir  reinez  herz  hat  ninder  wän,  1385 

an  gein  dem  der  ir  ist  gezelt 

ze  friuntschaft  und  erweit. 

owe,  herre'  sprach  der  kneht, 

'ob  ir  der  niht  an  wandel  jeht, 

doch  so  nam  ich  wol  verguot  1390 

daz  ich  biet  eine  so  gemuot, 

diu  mir  ze  stete  wsere  erkorn.' 

'dir  bei  diu  katze  niht  genorn, 
vrumer  kneht  und  wser  ez  war, 
wand  sie  ist  äne  wandel  gar,  1395 

1362.  die         nack  1363  Als  geschriben  sieht  dortt         1372.  behielt 
1373.  Gesprizelt  h.  b.  weip         1374.  Vnmer         137.5.  die  selten  Herr 
1377.  des  guett  ahschr.,  des  gueff  verb.  1378.  geith  n,  tuec,  doch 

ist  tuec  sehr  unsicher.  1381.  zurtenzertelt?]  zurten  zerteil 

1383.  ir]  In         1386.  ist  fehlt.         1390.   nehm  1393.  genohrn 


:{'.)•.).   (lauou 


SEIFIIIED  HELULLNC;   I  II 

und  alilc  da/,  ir  kuinc  si 

in  ciuer  wilcii  gcgcnl  dri : 

der  ich,  ob  gol  wil,  eine  lian, 

ob  mich  scheidel  iiiiil  da  van, 

ich  niüez  ir  mannen  slrit  lau.'  I  iOO 

'  herre,   daz  ist  goles  {^chot. 

mit  urloup,  herre!'    gesegen  dich  gol!' 


II 


16''     Eines  lages  nach  dem  ezzen 
was  ich  hindan  gcsezzcn 
ein  teil  von  minem  tische. 
het  ich  niht  wiltbraet  noch  vische, 
daz  liez  ich  an  zerwürlte.  5 

gol  lübe  ich  niiuer  dürfte 
nach  der  rehten  slihte. 
mir  luont  min  dri  rihte 
da  heime  voUich  also  wol 

sam  ob  ich  wa're  krapfen  vol  10 

und  manger  hande  present. 
diu  klaren  condiment 
sint  mir  dicke  liure 
bi  minem  kleinen  viure. 

daz  wil  ich  lazen  also  sin.  15 

ich  trinke  gerner  vrischen  win 
in  miner  herberge 
dann  ab  dem  Nuzzberge : 
den  muoz  man  tiure  gelten ; 
da  von  trink  ich  in  selten.  20 

also  gesaz  ich  eine 
bi  dem  breiten  steine 
in  minem  boumgarten. 
des  begunde  warten 

min  kneht  unde  gie  ze  mir.  25 

er  sprach  'herre,  wizzet  ir? 
der  herzog  wil  ein  vrage  hän.' 
5.  an  zwiwurfft       6.  durlft       9.    vollecleicii         16.   gerne      27.   herzag 


42  SEIFRIED  IIELBLING  11 

ich  sprach    lieber  kneht,  sag  an, 

wes  wil  du  vor  im  verjchcn? 

daz  hl  hie  vor  mir  geschehen.  30 

ich  bin  an  des  fiirsten  slat 

und  wil  dir  nennen  niiuen  rat 

der  uns  hilfel  gedenken 

wen  wir  hie  bekrenken. 

geselle,  ez  sol  einhalp  min  35 

Triu  unde  Wärheit  sin; 

ich  wil  daz  anderhalp  mir  bi 

Schäme  Zuht   und  3lAze  si, 

Bescheidenheit  und  Ere  : 

wes  bedürf  wir  mere?'  '«<) 

'herre,  ir  sitzet  edellich  ; 
des  lob  ich  got  von  himelrich. 
vor  iu  Stab  ich  disen  eil, 
sag  ich  durch  liep  oder  durch  leit 
ihl  an  die  wären  slihle  45 

und  niht  durch  reht  gerillte, 
so  werd  ich  gotes  hilfe  verzigen 
und  aller  siner  heiligen.' 

vriunt,  got  müeze  dich  bewarn! 
du  hast  redelich  geswaru.  51) 

17"     nü  wis  des  von  mir  bewist 
daz  du  ibt  des  helnde  sist 
daz  dem  lande  schedelich  si. 
daz  sage  disem  eide  bi.' 

'herre,  so  si  iu  gesaget,  55 

bezzer  laut  nie  betaget 
in  der  groeze  sam  Osterrich, 
an  daz  die  liute  unordcnlich 
lebent,  des  ich  in  niht  gan. 
srebüren  riler  dienstmau  60 

tragent  alle  glichez  kleit. 
swaz  ein  riter  gerne  Ireit, 
nach  swelhem  lande  und  swelhem  sil, 
daz  treit  der  gebüre  mit. 

44.  oder]  noch         46.  Vnd  durch  rechtes  g.         53.  Des         59.  daz 
61.  all  gleiches        63.  beide  mal  welchem 


SEIFIUED  HELBLING  11  43 

Sit  er  ze  dem  jjfluoge  ist  crkorn,  65 

so  gieiif^e  er  billicli  aiie  sporn, 

und  undcrni   iiiiol  an  lurriu  luucii. 

vür  \  encdier  lianlscliuocli 

trüeg  er  licndelinge  baz. 

dö  man  dem  lant  sin  relil  maz,  70 

inan  erloubl  im  liuslodeu  gru 

und  des  virelagcs  bla, 

von  einem  guolen  slampfhart. 

dehein  varwe  mer  erloubl  wart 

im  noch  sincm  wibe.  75 

diu  Ireil  nu  an  ir  iibc 

griiene  brün  rot  von  Jcnt. 

des  laudes  guol  sie  swenl 


daz  Wandel  des  ich  iu  wol  gan. 

dinget  den  knelit  wider  an.'  80 

ich  sprach  'liebe  Triu,  daz  si.' 

der  kneht  sluont  mir  daunoch  bi, 

gein  dem  ich  vragens  niht  vergaz. 

ich  sprach  'sag  mir  fiirbaz, 

lieber  kneht.  weislü  ibt  mer?  85 

daz  sage  durch  des  landcs  er.' 

'ja,   herre,  ich  weiz  noch  vil, 
der  ich  einez  sagen  wil. 
daz  g6t  mir  stözund  umb  die  brüst, 
ez  ist  geheizen  Dienstumbsust  90 

und  gehoerl  gewaltege  herren  an. 
Dienstumbsust  ist  ein  man 
der  wol  twingen  kau  daz  gen. 
ez  ist  der  sem  understreu 

der  baz  gedienen  niac  dan  er.  95 

Dienstumbsust  ist  s6  her, 
17''     swaz  er  in  dem  lande  tuot, 

67.  ohne  herrein  thue  C9.  hendtlinge  70.   Da  —  Landte 

71.  haufs  laden  vergl.  die  stelle  der  haiserrlironik  hei  Jac.  Grimm 
rechtsalt.  340.  74.  vorb  7G.  nun  77.  Gryen  die  liicke  nach 
78  ist  in  der  handsehrijt  durch  punkte  bezeichnet.  90.  dienst  vmb 
sunst         94.   Ez  ist  der  sein  vnder  slrew  :  ist  für  sein  zu  setzen  swine? 


44  SEIFRIED  IIELBLING  11 

daz  bringt  sin  herre  im  ze  guot : 

gcin  dem  fiirslen  daz  geschult. 

Dienstumbsust  hat  anders  niht  lUÜ 

von  sincni   herren,  derst  so  arc. 

Dienstumbsust  ist  gewinnes  karc. 

des  haben  in  der  sßle  vlust 

der  herre  und  sin  kneht  Dienstumbsust! 

wie  sol  getriuwer  aruiman  105 

sich  mit  dienste  nu  began? 

gewaltege  herren  lönenl  niht, 

an  mit  der  guot  den  schade  geschiht: 

des  tragent  si  ir  diener  hin. 

da  umb  sie  findenl  ungewin  IIU 

hin   nach  manec  tüsent  jar, 

und  gelribentz  immer  hundert  gar.' 

'gote  lop'  sprach  diu  Triuwe 
'ob  sie  afterrinwe 

umb  ir  gewalt  findent.  1 1 5 

daz  sie  so  mangen  bindent 
in  ze  dienst  umb  ungetäl, 
des  wirl  ir  sßle  müelich  rät, 
und  ist  ouch  wandelba-re 

daz  unbescheiden  m*re,  120 

als  der  kneht  hat  geseit.' 
'des  gesten  ich'  sprach  diu  Wärheit. 

'ist  daz  wandel  dar  geschriben, 
herre,  so  ist  mir  noch  beliben 
ein  rede,  der  mich  niht  betraget,  125 

ich  sage  sie  gerne  ungefraget 
und  ziuh  ez  an  den  hoehslen  Krist 
daz  niht  so  wandelbares  ist. 
in  allem  discm  laut  gemeine 
rihtet  niur  der  herzog  eine.  130 

diu  sinen   uächgerihte 
sint  uf  die  uuslihte. 
daz  miieze  got  erbarmen ! 
man  rihtet  niht  den  armen, 

101.  der  ist         105.  getreu  ein  Arm  Man         110.  Do         113.  Gollloli 
115.  jrn  gwall         130.  Richter  nur         131.   Den 


SEIFRIEO  IIELBLING  II  45 

den  riehen  rihl  man  unib  ir  guol.  135 

wider  got  man  daz  tuot. 
hülf  man  dem  fiirslen  rihlcn 
nach  den  reliten  sliliton, 
so  soit  ein  ieslicli  dienstman 
die  sinen  selbe  dingen  an  140 

18"      und  soll  ir  boslieit  wenden: 
so  kund   mans  niht  gesellenden 
an  in  ze  den  lanlvrägen. 
daz  wellcnls  also  wagen; 

sie  briugenls  zeigenschcfle  145 

mit  der  schänden  krefle. 
da  über  sprach  her  Vridanc 
einen  spruch  niht  ze  lanc, 
er  sprach  'dicke  worden  ist  ze  hoen 
getwungen  dienst,  geribeniu  schoen.'  150 

also  n)ac  ez  im  ergen, 
wil  er  sin  vint  mit  im  besten, 
ich  han  gehört  ein  altez  mser, 
daz  ein  rehler  stritzroubwr 

in  der  herle  si  gar  enwiht.  155 

er  hat  gewont  anders  niht 
wan  twingen  mit  der  geisel : 
sin  gesmucliu  reisel 
gcbent  im  immer  genuoc. 

daz  sie  ir  muoter  ie  getruoc  160 

die  herren  die  sie  heienl 
daz  sie  die  armen  schreient! 

137.  stünde  man  dem  fürslcn  {der  allein  gerecht  richtet  129/.)  in 
der  Verwaltung  des  rechtes  bei,  so  sollte  Jeder  ministeriale  die  seinen 
{wenn  sie  iibeles  thun)  selbst  vor  gericht  ziehen  und  ihre  bosheit  ab- 
wenden, geschähe  dies,  so  könnte  man  sie  {die  ministerialen)  nicht 
an  ihnen  {durch  klagen  über  die  unthaten  ihres  gesindes)  bei  den 
landfragen  {vergl.  der  herzog  wil  ein  vrage  han  26)  zu  schimpf  und 
schänden  bringen,  aber  das  wagen  sie,  weil  sie  duvch  ihr  räuberi- 
sches gesinde  zu  eigentkum  gelangen,  obwohl  mit  schänden. 
HilfT  man  den  141.  Vnd  schoL  sein  143.  An  jn  ze  den  Landt 

vr.  144.  wollentz  145.  bringens  147.  der  Vraidanch 

149.  worden  ist  zehoen:  vergl.  6,  47.  150.  Getrungen  d.  geribene 

schoen  157.  Dannen         158.    Sein  gesmueteu  Raisel   oder  Taisel 

seine  heimlichen  raubfahrten? 


i(>  SEIFRIED  IIELBLING  II 

der  fiirsle  ist  bezzcr  danne  got. 

do  der  von  sinem  gebol 

sauf   Pelcni  den  gewalt  lie  165 

zenbinden,   doch  wirt  im  ie 

diu  buGze  von  uns  allen. 

nü  ist  ez  so  gevalien, 

unser  forste  hat  gewalt, 

wem  diu  buoze  si  gezalt  170 

dazu  weiz  noch  der  drille  niht. 

da  van  ze  swigen  mir  geschiht.' 

dö  sprach  diu  Bescheidenheil 
'  herre,   der  kneht  hat  geseit 
mer  wandel  dann  einez.'  175 

'  und  ninder  ein  kleinez' 
sprach  diu  Ere  und  diu  Scham, 
diu  Triu  sprach    ja,  als  ichz  vernam,' 
und  diu  Mäze  was  ir  bi. 

diu  Zuht  sprach  'ich  wil,  daz  si  180 

allez  wol  ze  schriben  dar.' 
diu  Wärheit  sprach  'daz  ist  war.' 
ich  sprach  'sit  nü  sint  geschriben 
diu  wandel  ze  rehte  bliben, 
18''     getriuwer  kneht,  so  hab  üf  mir,  185 

ich  teilt  sie  willeclich  mit  dir, 
ob  ichz  der  fürste  selbe  wser. 
sie  sint  so  reble  wandelbar, 
swaz  so  du  ir  für  geleist. 

geselle,  daz  du  s«lic  sisl!  190 

got  läze   dir  gelingen 
wol  an  allen  dingen!' 

'genade,  lieber  herre  min, 
ez  möble  nimer  groezer  sin 

iuwer  tugent  wider  mich.  195 

zweier  wandel  ich  in  gich, 
daz  eine  ist  nit,  daz  ander  lüge.' 

'swer  diu  niht  ze  wandel  züge 
der  tort  sich'  sprach  diu  Triuwe. 

164.  Da  165.  Sant  Peter  172.  swaigen  178.  ich  ez 

179.  ir]  mir         187.   ichs         196.  zih 


SEIFIUED  HELBLIX;  II  M 

'Nil  vant   (lio  rrsle  riiiwe.  200 

d6  er  sich  in  dein  liimel  liuo|), 

er  viel  die  gruuüosen  gruop 

her  ahc  in  die  helle   nider. 

dar  nach  liuoi)  sich  iVil  wider 

an  Adames  kindcn,  205 

als  wir  geschrihen  vinden, 

daz  Kain  sinen  bruoder  sluoc. 

des  im   jjfol  doch   niht  verlruoc : 

er  gebot  im  hin  ze  tal 

in  den  gruntloscn  val,  'l\(\ 

um!  nach  im  aller  menschen  kint 

diu  nidec  unde  hazzec  sinl. 

ow6!'    sprach  diu  Triuwe, 

'  min  sorge  ist  alniuwe. 

ich  wil,  swa  Haz  und  Nit  si,  215 

daz  l  nlriuwc  si  da  bi. 

diu  was  mir  ie  unmsere 

und  isl  ouch  wandelbare. 

dö  daz  vernam  diu  Warheil, 
sie  sprach    freu  Triuwe,   mir  ist  leit  220 

daz  ir  der  Lüge  vergezzel. 
swenne  ir   swinde  mezzet, 
Lüge  viel  den  selben  val 
mit  dem  Nide  her  ze  lal 

in  abgriinde  der  helle.  225 

daz  geloub  mir  der  da  welle, 
der  liuvel  nieman  betrüge, 
ob  im  hülfe  niht  diu  Lüge. 
19'     diu  Lüge  was  dem  slangen  bi 

der  Even  riet  ab  dem  zwi  230 

brechen  daz  ir  got  verbot, 
da  von  sie  lilen  micliel  not, 
vrou  Eve  und  her  Adam, 
mit  der  ungehorsam 


200.  Veit  202.   fuel  207.   sein  212.  Die  neidisch  vnd  haz- 

zel  s.  214.  alle  neue  215.  wo  222.  Swan  223.  fit 

226.  Das  geLaub  mir  d.  d.  w.         228.  hilfe 


48  SEIFRIED   HELBLING   II 

bralil  sie  der  liigewise  235 

üz  dem  paradise 

ze  grozen  arbeiten. 

doch  begund  sich  breiten 

diu  werlt  von  ir  kinden. 

als  wir  geschriben  vinden,  240 

sie  lebten  in  des  tiuvels  vär 

wol  üf  fünf  lüsent  jar. 

gotes  barmunge  ergie, 

diu  Warheit  sich  von  himel  lie 

und  nani  an  sich  die  mcnscheil.  245 

Lüge  und  Nit  warn  bereit 

die  Warheit  ze  wenden, 

wider  den  eilenden 

üz  sines  vater  rieh. 

daz  tribens  emzeclich  250 

wol  üf  driu  und  drizec  jAr. 

Lüge  und  Nit  bräht  ez  dar 

daz  Krist  durch  die  warheit 

die  bitterlichen  marter  leit 

und  sinen  menschlichen  tot.  255 

do  wart  erwendet  unser  not 

mit  veterlicher  hende. 

nach  siner  urstende 

diu  golheit  die  helle  brach. 

da  von  sa,'lden  vil  geschach  260 

den  reinen  propheten, 

die  ez  vor  gewizagt  böten. 

den  wart  michel  freude  kunt. 

do  er  den  allen  nilhunt 

mit  siner  gotlichen  haut  265 

in  abgründe  der  helle  baut, 

ir  freude  was  an  ende. 

Adam  an  siner  hende, 

dem  nach  volgten  alle  die 

die  sinen  willen  täten  hie.  270 

239.  Deu  werk  v.  jrn  Ch.  246.  waren         250.   ainzechleich 

254.  Die  Pilterleiche  255.  sein  250.    Da  200.  selten 

265.  guetlichen         266.  In  abgrnndt        270.  sein 


SEIFIUED  HKLÜLING  II  49 

als6  bralil  diu   Warlieit  wis 
Adamen  in  daz  paradis, 

nu  sprach  aber  sA  min  kneht. 
19''     'lieber  herrc  min,   nü  ssht 

waz  an  den  zwein  wandcls  Kt  275 

daz  da   heizt  lüg  unde  nit. 

herre,  bill  den  fiirslen  des, 

so  man  im  den  wandcl  les, 

daz  er  mir  ein  wandel  gebe; 

so  hiin  ich  gnuoc  die  wile  ich  lebe.  280 

swer  daz  nihl  vermide, 

sin  ehcnkristcn  nide, 

der  geh  mir  niur  ein  böne 

und  hab  gewandelt  schöne. 

ich  wa^ne,  dehein  klösler  si  285 

in  disem  lande,   ich  hab  da  bi 

von  nide  böne  veile. 

ob  mir  würd  ze  teile 

daz  wandel  von  dem  fiirslen, 

hungern   noch  dürsten  290 

liez  ich  mich  selten  immer. 

ich  verzert  ez  nimmer, 

sold  ich  hundert  jar  leben, 

daz  mir  ein  böne  würd  gegeben 

von  den  nitsüreu  :  295 

ich  meine  die  gebüren; 

die  habent  nides  also  vil, 

von  wärheit  ich  daz  sagen  wil, 

mir  würd  ze  Wiene  in  der  slat 

umb  nit  ein  so  getan  bönsät  300 

daz  ich  wolt  erlichen  leben. 

von  des  Fürsten  ratgeben 

war  mir  etlich  böne  gezalt, 

mir  na,*me  si  dann  ir  gewalt.' 

ich  sprach  '  geselle,  hoere  mir.  305 

daz  wandel  muoz  sich  füegen  dir; 
von  dem  Fürsten  daz  geschiht. 

276.  Daz  do  283.  nur  ain  Pon  284.  halb         288.  ze  hail 

294.  Wirt         299.  ze  Wien         304.  Mir  nem  sei 

Z.  F.  D.  A.    IV.  4 


:,0  SRIFHIEI)  lIELHLINi;   H 

er  sol  oucli  inin  vcrgczzen  iiilil, 

Sit  ich  frage  an  siuer  slat. 

nü  wil  ich  haaren  dinen  rat,  310 

unib  welch  wandel  ich  in  bitc 

da  ich  si  behalten  mite?' 

niin  kneht  sprach  'ich  ralc  iu  daz, 
dehein  wandel  iu  flieget  baz. 
ob  iu  der  fürsle  wol  geborn  315 

ie  von  der  lüge  ein  weizkorn 
schliefe  in  disem  lande, 
min  triwe  nenit  zc  pfände, 
20"     ir  besachl  iuch  immer  wol, 

man  liugt  iu  weizes  kästen  voL  320 

ir  soll  ze  vierzec   nietzen 

einen  slübich  setzen  J 

ze  hove  eneben  an  die  stiege ; 

swer  den  andern  da  beliege, 

dienstman  riler  oder  kneht,  325 

der  werf  dar  in  iuwer  reht. 

mac  er  des  niht  beloufen, 

so  samen  in  die  goufen 

den  lügeweiz  zesamen  gar 

und  schule  iu  mit  ein  ander  dar.  330 

swie  kleine  doch  daz  wandel  si, 

da  ist  doch  schände  und  lasier  bi, 

ob  der  hof  wsere  gezogen, 

daz  nimer  niht  da  würde  gelogen, 

ez  waere  drir  Schillinge  wert.  335 

des  fürslcn  hof  niur  eren  gert. 

noch  sult  ir  einen  slübich  haben 

ze  Wiene  an  dem  graben  ; 

da  ist  manger  bände  veil. 

Sit  ir  indert  bi  heil,  340 

er  wirt  in  vier  tagen  vol; 

310.  Nun  316.  Waizen  Chorn  322.  Ain  stubch  323.  neben 

"in  ff.  wird  ihm  des  laiifens  bei  jeder  einzelnen  lüge  zu  viel,  so  mag 
er  seinen  lügenweizcn  in  die  hohle  hand  sammeln  und  im  ganzen  dort- 
hin schütten.  335.  dreier  336.   nur  337.    ein  stubch 
338.  Ze  Wien 


SEIFKIED  HELÜLING  II  51 

dA  vou  iniigt  ir  zeren  wol. 

und  habt  ein  an  der  Schotten  hove, 

s6  man  zelte  undc  drave 

diu  pCert  an  dein  marktage.  345 

uf  rain  warheil  ichz  sage, 

da    Ireslorl  wciz  von  lügen  in; 

vil  mau  liuget  durch  gewin. 

herre,  hoert  ein  wunder  gröz : 

ich  weiz  den  iuwcrn  hüsgenöz  350 

von  des  lüge  vier  tiiben 

niöhten  den  weize  klQbcn 

daz  ir  kröpfe  würden  vol. 

im  ist  mit  lügen  also  wol 

daz  sie  bi  weiz  von  sinen  lügen  355 

aller  menneclich  üz  zügen. 

'owe'  sprach  ich,  'geselle  min, 
in  mühte  in  vinder  niht  gesin 
den  lügenffiren  allen  glich  ! 

bin  ich  von  in  weizes  rieh,  360 

so  ist  in  doch  min  herze  gram  ; 
sie  liegent,  daz  ich  mich  sin  schäm.' 
'  herr,  diu  sache  hab  ein  ende 
20''     von  der  missewende 

diu  da  heizt  lüg  unde  nit.  365 

nü  wil  ich  sagen,   des  ist  zit, 

die  aller  meisten  schände 

diu  in  disem  laude 

ie  und  ie  wart  enbart, 

umb  diu  durchgründen  wart,  370 

der  man  so  vil  sprichet. 

ob  got  daz  niht  riebet? 

daz  machet  der  unruoch  : 

wan  des  wissagen   vluoch 

voUenclich  an  in  erg^t,  375 

als  er  an  dem  saller  st6t. 

der  wibe  nie  wirs  wart  gedaht: 

daz  hat  der  tiuvel  dar  zuo  bräht. 

344.  zell  von  draue         353.  Dar  jr         355.  sein         356.  menchleich 
358.  Ir  niöcht        370.  durch  gründen         374.  Vlruch 

4* 


52  SEIFKIED  HELBLING   II 

wir  sin  doch  all  von  wibe  konien . 

ob  einer  lastcr  würde  vernoraen,  380 

daz  sold  uns  allen  wesen  leit. 

nü  ist  sin  manger  so  gemeit, 

(welch  tiuvel  in  des  bite?) 

er  machet  parat  vil  da  mite. 

verlluochler  boeswihl,  der  ez  tuo,  385 

der  sinne  ein  gans,  der  zühte  ein  kuo ! 

sin  munt  unreinet  den  liift, 

er  fülcr  stanc  der  hellegruft! 

niht  baz  ich  sin  gedenken  kan. 

wes  zücket  sich  der  snürrinc  an?"  390 

do  sprach  diu  Bescheidenheit 
'  herre,  der  kneht  hat  geseil 
beide  schände  und  sünde. 
pfiu  die  unreinen  münde 

da  sie  habent  durchvart,  395 

also  lästerlichiu  wart!' 
'owe,'  sprach  diu  Ere, 
'nü  muoz  ich  truren  mere. 
Schäme  und   Zuht  sinl  ergramt 
daz  niemen  boeser  wort  sich  schämt.'  400 

als  daz  vernam  diu  Mäze, 
'dem  tiufl  er  si  verwazen, 
der  sich  boeser  wort  niht  schäm  ! 
dem  bin  ich  und  diu  Triuwe  gram.' 
diu  Wärheit  wislichen  sprach  405 

'herre,  ich  sag  iu  waz  geschach. 
einem  kinde  was  gezalt, 
fünf  jär  wxre  ez  alt: 
21*     umb  boesiu  wort  diu  ez  sprach 

der  vint  ez  sinem  valer  brach  410 

ab  der  schöz  und  fuort  ez  hin 
ze  dem  Ewigen  ungewin. 
da  bezzer  sich  ein  alter  bi, 
daz  rät  ich,  ob  der  sinnic  si.' 
'die  siben  tugende  habent  geseit  415 

379.  alle  390.  Wer  Zuckhet  sich  den  souerrinch  an  410.  Der 

Veünt         415.  Tugent 


SEIFUIED  HELBLING  II  53 

daz  Wandel,  Triu  und  Warlieit, 

Maze  Scham  Zuiil  und  Er, 

Beschcidcnlicit,  waz  well  wir  mftr? 

man  sol  diu  waudcl  für  tragen, 

der  kneht  well  danne  nitit  mer  sagen.'  420 

'ja  ich  warliche'  sprach  min  kneht. 
'ich  sage  noch  ze  wandeis  reht 
michcl  liute  zageliaft, 
snff'tu/i^e  Wirtschaft 

und  alter  an  alle  lugenl,  425 

und  der  sich  iilfet  in  der  jugeut, 
giictlich  gebaT  an  Iriuwe, 
nach  miltc  aftcrriuwe, 
ein  guotswent  an  6re, 

des  glouben  ein  abkere,  430 

boeslich  getät  an  alle  schäm, 
ein  herz  frunies  muotes  lam, 
Juden  gesuoch  in  kristcn  haut, 
meinswern,  der  enkiilt  ein  lant.' 

'ow6  mir  hiute    sprach  diu  Er:  435 

'  nu  muoz  ich  aber  trüren  raßr, 
lieber  kneht,  umbe  diu, 
der  wandel  sint  wol  zwelfiu.' 
'als  ich  sie  gemerket  hän' 

sprach  diu  Warheit,  '  sunder  wän,  440 

man  sol  sie  billich  schnbeu, 
daz  sie  ze  buoze  bliben 
von  Haslou  meister  Kuonrät, 
der  in  disem  lande  bat 

den  wandelbaren  jüngelinc  445 

niur  unib  einen  pfenninc. 
Sit  hat  unvuore  sich  gemert 

418.  wol         420.  w5li  dann  mer  s.  426.  vlft.     Reinmar  von  Zwe- 

ier 2,  135"  junc  man,    nu  wis    frö    nnd    doch  mit   zUhlen.     iilffieit  ist 
ein  suht   ob  allen    sühten   an   jungen    ere    gernden   liuten.     ülfheit  er- 
ziuhet  jungen  lip    so  daz  got  noch   reiniu  wip  in  niht  mügen  geuiinnen 
noch  getriuten.     vej'gl.  Jac.   Grimm,  myth.  2e  ausg.  s.  411.  Haupt. 
427.  ohne  Treu  428.  affter  Reu  434.   enchult  439.  seu 

441.  schol        446.  Nur        447.  sich  fehlt. 


•>4  SEIFRIED  HELBLING  II 

iu  discni  lant,  daz  ich  niht  gert 

ze  Wandel  nier  dann  ein  ort, 

und  wolde  haben  fürslen  horl/  450 

du  sprach  aber  so  min  knebt 
'  herre,  beget  des  landes  reht. 
ir  sult  sitzen  dri  tage : 
21''     und  swaz  ich  iu  morgen  sage, 

des  wil  ich  hiute  bedenken  mich.  455 

mit  urloub  herre.'   'got  segen  dich!' 

des  morgens  do  ich  messe  vernam 
und  az,  als  mir  von  gote  gezam, 
nach  mines  ezzens  ende, 

twuog  ich  die  hende  460 

und  bliht  üf  und  sprach  alsus. 
glorjä  tibi  deus  ! 
genade  si  dir,  got,  gesagt. 
an  diner  helfe  ich  nie  verzagt, 
du  keiser,  den  diu  magt  gebar.  465 

ich  lob  dich  schepfer  miner  nar; 
der  häslu  mich  die  mäze  gewert, 
also  der  päter  nosler  lert; 
gib  uns  unser  tegelich  bröt 

ze  dürfte  unsers  libes  not :  470 

niht  fürbaz  lert  uns  din  gebot, 
gelobt  wis,  tugenthafter  got, 
daz  niht  min  kuche  unde  gl6t 
ze  vier  und  zweinzec  rihlen  stSt. 
ich  bin  den  vieren  gerne  bi;  475 

got  si  gelobt,  und  hän  ich  dri. 
der  wil  ich  mich  besachen.' 

des  begunde  lachen 
min  kneht  und  sprach  also 

'ow6 ,  hset  ich  guofer  zwo,  480 

ich  wolde  minen  friunden  sagen 
'man  hat  mir  6rlich  für  getragen!' 

448.  Lande  das       451.  Do  —  da  m.        456.  der  abschnitt  in  der  ht. 
unbezeichnet.  459.  meinz  466.  Var  473.  Gleit 

475.   Vierne         481.  mein 


SEIFUIKD  HELBLlNr.  II  55 

zwo  der  Wivv  der  hell   wol  wert. 

"  kukuk  liiiiie  uiide  verl ! 

daz  siiil  benanuMi  zwei  jar.  485 

nu  slant  uf;  du  hast  ez  gar. 

iiiiii   hin  daz   liioth,   wir  haben  giiuoc ! " 

d(j  er  daz  ab  wege  Iruoc, 
ich  sluonl  lif  iiAch  dem  czzeii 
da  ich  was  gesczzen  490 

bi  niiiier  wiiiiiiiie. 
ich  dahle  in  ininem  sinne, 
als  uns  tuonl  die  arzcf  kunl, 
daz  gt'^n  nach   ezzen  si  gesuul. 
do  ich  mich  ein  teil  ergie,  495 

min  kneht  aber  niht  eniie, 
er  kam  und  sprach  mit  witzen 
'  herre,  weit  ir  sitze» 
aber  an  des  fiirslen  stat? 
22*     die  sibeu   lugende,  iuwer  rät,  500 

suhl  mit  samt  iu  sin  bereit. 
Triu  unde  Wärheit, 
Schäme  Zuht  3Iäze  und  Er, 
Bescheidenheit;    nach  der  16r 
sol  man  diu  wandel  schriben  505 

diu  iu  ze  rehte  bliben.' 

'getriuwer  knehl,   des  habe  dauc. 
wol  dan  mit  mir  ze  einer  baue, 
daz  wir  sitzen  böde. 

dort  sl^t  ein  grede  510 

schöne  beleit  mit  griienem  waseu. 
daz  diu  ougen  im  erglasen, 
der  uns  beden  vint  si! 
er  boesewiht  niht  wandeis  fri, 
rehter  vriizmunt,  ein  häse  !  515 

der  vah  sich  selben  bi  der  nase, 
well  er  in  gerne  suochen, 

483.  Zwo' des  wer  488.  Da  er  daz  abweckhte  tr.  495.  Da 

498.  wolt         500.  Tugent  501.  505.  Schol  511.  Beleith  schon 

mit  graen  w.  515.  R.  Vrastmundt  ain  baffz  cid]  er?  uude? 

516.  selbe         517.  W5l 


56  SEIFRIED  HELBLING  II 

dem  wir  so  swinde  fluochen.' 

ich  saz.  zcliant  sprach  min  kueht 

'herre,  ich  sage  bi  vrönreht  520 

und  bi  gotes  hulden 

ze  grozen  wandelschulden 

einen  kündigen  man, 

der  kündiclich  gewinnen  kan 

des  landes  guot,  und  sag  iu  mer,  525 

kündikeil  ist  äne  er, 

kündikeit  diu  liuget, 

kündikeit  diu  Iriuget 

den  fiirsten  daz  er  waent,  im  si 

nienien  so  getriuwer  bi  530 

und  in  den  noeten  so  bereit. 

hab  danc,  liebe  Kündikeit, 

daz  dii  dich  machest  so  hin  für. 

wir  waren  hinder  der  tür 

von  dir  alle  samt  verzert,  535 

Sit  man  da  vor  sich  diu  niht  wert. 

ez  beswsert  niht  kündigen  man, 

und  get  daz  laut  ein  not  an ; 

habent  die  lantherren 

mit  ein  ander  werren,  540 

des  blibet  er  äne  kämpf. 

stiez  erz  houbet  in  ein  stampf, 

in  traife  niht  der  stempfei ; 

sin  kündigen  wempfel 
22''     brsehten  in  gesunden  hin.  545 

ja  get  diu  kündikeit  fürn  sin. ' 
'ow^,'  sprach  diu  Wärheit, 

'lieber  kneht,  mir  ist  leit 

daz  du  vischest  vor  dem  bßr.' 

'der  sin  get  vor'  sprach  diu  Er.  550 

'kündikeit,  verfluochter  nam' 

sprach  diu  Zuht  und  diu  Scham. 

diu  Maze  und  diu  Triuwe 

sprächen  'leit  und  riuwe 

520.  Vran  recht  529.  Dem  535.  Vor  537.  beswSrt 

54i.  chundige         546.   Da  geth  —  furn  syn 


SEIFRIED  HELBLIXG   U  57 

si  dir  fewiciich  bereit,  555 

gar  verfluoclile  Küiidikeil ! ' 

do  spnich  ßestlieidenhcil  {^ewaer 

'  silzet,  her  schriLaer ! 

schribet  daz  groze  waiidel  au; 

da  hab  wir  nil  und  wcrreu  van.'  560 

ich  sprach  '  gesell,  haslu  vernoineu 
wie  daz  wandcl  dar  ist  kumeu 
unde  gcschribcn  schöne  ? 
so  dir  gol  immer  iöne, 

wcislu  iht  ander  nia^r  5C5 

schedelich  und  wandelba;r, 
diu  sag  uns  durch  des  landes  er, 
daz  wil  ich  dienen  fürbaz  mßr.' 

'ja,  herre,  ich  weiz  genuoc, 
daz  den  sin  muoter  ie  gelruoc !  570 

ez  was  ein  unsa'ligiu  zit 
an  dem  daz  groze  wandel  lit 
daz  von  gitikeil  geschult. 
ein  gitic  man  erkent  sich  uiht, 
liez  äne  barmunge  575 

arm  sin  alt  und  junge, 
daz  er  eine  biete  vil. 
sin  gilikeit  ich  sagen  wil. 
der  im  zesamen  schütte 

weizes  tusent  mütte  580 

an  einen  grözen  houfen, 
und  trüeg  man  im  ein  goufen 
des  selben  weizes  hin  dan, 
er  waente  sin  gar  zergän 

von  siner  grözen  gitikeit.  585 

ez  wirt  noch  siner  sele  leit 
ze  helle,  da  der  süwer  wirt 
disen  gruoz  niht  verbirt 
'  willekomen  sit,  her  witer  sac ! 
ob  ich  dich  ervüUen  mac,  590 

557.  Da  spr.  die  b.  gwer         558.  sitzet  her,  her  sehr.  ?  568.  dien 

571.  vusellige  581.  aine  584.  wente  586.  seine  588.  D. 

gruoz  er  niht  v.  590.   erwuUen 


58  SEIFKIKD  HELBLLNG   II 

23'     daz  wil  ich  vorsuoclien. 

die  armen  liut  mit  fluocheu 

die  liabenl  des  "gebeten  mich, 

der  guot  du  allez  züg  an  dich, 

du  bodemlöse  ziille  !  595 

als  ich  dich  gefalle, 

ich  senk  dich  an  der  helle  grunl ; 

da  wirt  dir  allerriwe  kunl 

dins  grözen  gewinnes. 

du  pda'gc  kleines  sinnes,  <>00 

üb  duz  t.Tl  durch  diniu  kinl, 

diu  umb  daz  guot  ouch  min  siut. 

ich  binz  der  hellescherge. 

gitikeit  und  erge 

habten  nie  s6  vast  daz  guot,  605 

ichu  habe  dich  vaster  in  der  huot, 

daz  dir  ilit  zerrinne 

not  und  jamers  hinnc 

und  ewiges  leides." 

hau  ich  mich  des  eides  OK) 

wol  eubundeu'   sprach  der  kneht 

'den  ich  swuor  bi  vronreht?' 

diu  Warheit  sprach  'ez  wa^re 
drislunt  wandelbare, 

an  libe,  an  sele,  an  muote,  615 

daz  im  von  sineni  guote 
nimmer  dehein  güete  geschiht.' 
diu  Triuwe  sprach  'ich  aht  des  niht 
daz  er  hab  inder  triuwe.' 

'  ez  ist  ein  eigen  niuwe'  620 

sprach  diu  Schäme  und  diu  Zuht, 
'  daz  er  bi  grözer  genuht 
ist  niht  guotes  riebe.' 
'  er  zert  ze  maezliche 

sin  guot'  sprach  diu  Mäze.  625 

'daz  in  got  verwäze!' 

397.  senck±e  606.  Oder  ich  Lab  612.  swer  617.  gueti 

620.  ein  eigen  niuwe,   eine  neue,  seltsame  art  des  besitzes :   ain  aigen 
reue  die  hs. 


SEIFRIED  IIELBLLXG   II  S9 

sprach  diu  Kr,    daz  werde  wAr. 

man  sol  in  billicli  scliribeii  dar.' 

du  sprach  diu  IJcschcideuheil 

'her  schriber,  nu  sit  bereit:  030 

er  si  dicnslman  ritler  kncht, 

schribet  si  an  des   fiirslen  reht 

(billkh  wirt  dem  sin  wandelmiet), 

daz  er  in  die  gilikeit  verbiet.' 

'ow6'  sprach  ich,  'geselle  min,  035 

wie  möhl  daz  wandel  grcrzer  sin 
23''      daz  uns  von  dir  ist  viir  geseit? 
diner  6ren  si  gepfleit 
von  got,  der  alliu  dinc  wol  weiz, 
die  lenge  umb  aller  himel  kreiz,  640 

die  hoehe  tiefe  wite  nider. 
da  enzwischen  weiz  ich  viir  noch  wider 
ein  kneht  s6  wisen  sam  du  bist, 
ich  bit  dich,  so  dir  helfe  Krist, 
daz  du  nach  diner  wisen  kür  645 

des  landes  schaden  bringest  für.' 

min  kneht  sprach  '  lieber  herre  min, 
iwer  wille  der  müeze  sin. 
noch  habent  uns  die  alten 

ein  ma;re  her  behalten,  650 

dem  wir  hie  volgen  nach, 
bi  einem  Liupolt  ez  geschach, 
der  disse  landes  herre  was : 
sich  fuogte  daz  man  vor  im  las 
des  landes  reht;   ez  was  sin  bete.  055 

man  nante  im  dri  stete 
da  er  gerihle  niht  solde  sparn, 
Niunburc  Tuln  Mütaru. 
da  sold  er  haben  offenbar 

driu  lantteidinc  in  dem  jär.  660 

bi  den  ziten  daz  geschach 

631.  Reiter  häiißg.       634.  im      636.  inocht      638.  gepflegt      641.  die 
Teuf  die  weite  nider  649.  Docli  650.  Ain  mer  her  b. 

651.  hie]  ehe  653.  ditzs  654.  Tdegel  657.  Da  er  die  g. 

658.  Neuenburch,  Tulin,  Mautarn 


60  SEIFRIED  IIELBLING  II 

daz  er  ein  lantteidinc  sprach 
nach  der  lanlherreu  rät 
hin  ze  Tuln  in  die  stat. 

siniu  wort  giengen  für  sich :  665 

des  hat  man  bewiset  mich; 
niemen  velsch  mich  umbe  diu. 
warhaft  er  was  und  getriu; 
da  von  muost  im  gelingen. 

ze  sinen  teidingen  670 

mohten  die  werden  gerne  komen ; 
da  wart  nie  falscher  rat  vernomen. 
als  er  in  die  schranneu 
gesaz  mit  sinen  mannen, 

er  mohte  lihte  gerihten ;  675 

sin  laut  lac  üf  den  slihten, 
daz  im  niemen  kam  ze  klage. 
er  versuocht  ez  dri  tage 
nach  der  herren  urteil. 

er  sprach  'drizec  fiirsten  heil  680 

hastü  mir,  lieber  gol,  gegeben. 
24'     miniu  laut  Stent   so  eben, 

daz  niemen  des  andern  värt : 

got  herre,  daz  hästü  bewart ! ' 

sprach  der  fürste  hoch  geborn :  685 

'du  hast  ze  SiElden  mich  erkorn. 

herre,  ob  du  die  sele  min 

enpfsehest  in  daz  riebe  din, 

so  hän  ich  ere  dort  unt  hie. 

du  hast  min  vergezzen   nie,  690 

milter  got,  der  meide  kint. 

an  dir  alle  tugende  sint.' 

getriwer  herr,  daz  mjere 

ist  niht  wandelba.'re' 

sprach  an  der  stunt  der  wise  kneht.  695 

'ich  sag  iu  nu  des  landes  reht. 

iz  kostent  mangen  pfenninc 

ze  Wienne  diu  hofteidinc. 

675.  Leith  676.  sliten  680.   dreize  692.  Tugenl 

697.  Iz  chosten 


SEIFRIED  IIELBLING   II  61 

der  ist  uiulicli  ^^c(h\ht ; 

er  hat  sie  hovelich  dar  braht,  700 

der  si  hat  getihlet. 
als  man  ie  mßr  j^erilitet, 
s6  ie  nior  da  wirl  geklagt. 
daz  des  der  herzog  niht  verzagt, 
vil  s6re  mich  des  wunderl.  705 

als  geklageilt  hundert, 
so  sinl  dannoch   tüsent 
die  umb  die  schrannen  müsent 
und  klagten  gerne,  obz  möhle  sin. 
so  sinl  hundert   da  zem   win,  710 

die  trinkent  ze  einer  anlwurt. 
vliust  einer  ein  Übergurt, 
er  spricht  '  waz  sei  ich  daz  heln? 
her  wirt,   sol  man  uns  hinne  stein? 
bi  minen  triwen  und  bi  got!  715 

ich  send  iu  hiute  ein  fürbot. 
daz  muoz  mich  kosten  wol  vier; 
her  wirt,   die  müezt  ir  gelten  mier 
und  abe  legen  minen  schaden.' 
'wie  wwrt  ir  in  min  hüs  geladen'  720 

sprach  der  wirt,  'und  tajt  ir  daz? 
heizt  iwer  knehte  hüeten  baz.' 
die  schimpfrede  läz  wir  sin. 
'wol  dan,  liebe  gesellen  min!' 
spricht  einer,  der  ist  hirngeil,  725 

'  nü  wol  üf  all,  got  geb  uns  heil 
vor  dem  hovegebrehte ! 
24''     der  lüte  geruofen  mehte, 

er  wser  ein  guot  vürspreche. 

wir  haben  in  unser  zeche  730 

niemen  der  ez  künne. 

got  uns  eines  günne, 

dem  diu  schranne  erschelle, 

swer  da  reden  welle, 

daz  er  in  betoere,  735 

701.  sei         709.  ob  ez         710.   ze  dem         715.  mein  718.  mir 

727.  Vur        728.  Leuth         729.  Vorspreclie 


i 


62  SEIFRIED  IIELBLING  II 

unz  uns  der  herzog  hnere.' 

also  sint  lui  diu  teidinc. 

daz  sint  wandelbseriu  diac. 

arme  unde  riebe 

brehteat  algeliche  7^iO 

mit  einer  grozeii  ungenuht.' 

'daz  ist  war'  sprach  diu  Zuht. 
diu  Triuwe  sprach    ez  wa;re 
daz  geriht  niht  wandelbajre, 
der  ez  hiel  mit  zühten.'  745 

hin  ze  allen  sühten!' 
sprach  diu  Mäze  und  diu  Scham, 
diu  Wärheit  sprach  'als  ich  vernam 
an  dem  ersten  maere, 

so  ist  daz  wandelbaere.'  750 

'owfe  mir  hiule!'  sprach  diu  Er  J 

'  nü  muoz  ich  klagen  m^r. 
diu  zuht  sich  von  uns  ziuhet: 
wie  sie  daz  lant  vliuhct!' 

dö  sprach  diu  Bescheidenheit  755 

'der  gerihles  w*re  bereit 
driu  lanlleidinc  in  dem  jär 
und  lieze  diu  hofleidinc  gar 
und  setzte  lantrihtaere!' 

dö  sprach  ein  schribtere  760 

'enwelle  got!  daz  wajr  uns  ungesunt. 
sehzec  fürbot  ist  ein  pfunt; 
der  gieng  also  mangez  hin. 
ez  na.'m  ein  bischolf  den  gewin 
von  vier  alterwichen  ;  765 

lät  uns  ouch  riehen.' 

dö  sprach  ich  '  liep  j^eselle  min, 
sol  daz  niht  ein  wandel  sin 
daz  unser  höchster  prelät 

die  grözen  gitikeit  begät?  770 

swenne  er  wihet  urab  daz  guot, 
ich  wa-n  erz  niht  ze  rehte  tuot.' 

753.  Di  Zuht  si  755.  Da  760.  Da  Tftl.   Wolle         704.   nein 

771.  Swan 


SEIFUIEf)  HKLBLING   II  63 

lieber  licrre    si)r.'uli  min  kiielil, 
ich  wil  iuz  bcsclieidcn  relil, 

ez  heizt  gesiinoiiict.  775 

IUI  liabciil  sich  gefriel 
25'^     die  phall'eii,  swaz  so  sie  begt^^nl, 
daz  si  des  niht  zc  rehtc  sl^iil 
vor  des  laiides  herrcn. 

des  hab  wir  j^rozcn  werren.  780 

unrehlen  gwin  sie  briiij^enl, 
ze  Uome  sie  des  dingcrit. 
ob  in  daz  niemen  weren  sol? 
diu  Sache  lit  ze  wandel  wol." 

'jiV    sprach  diu  A\  arheil,  785 

'der  kiielil   lial  wAr  geseit; 
die  phaflen  wurden  nie  s6  fri. 
ob  iz  si  an  cibenl  si, 
herre,  von  sanle  P(iler? 

gil   man  im,   so  gcler  790 

beruoclien  die  kristenheil ; 
umb  sust  er  niemen  ist  bereit, 
'owe!'  sprach  diu  Triuwe. 
'  wer  hat  rehte  riuwe  ? 

niur  der  den  phairen  git.  795 

waer  der  alle  sine  zit 
gewesen  ein  gesuocha'r, 
si  sagent  in  niht  got  unmser.' 
zehant  sprach  diu  Maze 

'ez  gC'nt  des  tödes  slräze  800 

die  phafFen  sam  die  leien  hin: 
waz  sol  in  unrnsczlich  gewin?' 
owe  herre'  sprach  diu  Scham, 
'  Sit  phefQich  leben  an  sich  nam 
der  heilig  Gregörius,  805 

wie  beiiallent  sie  sin  16re  alsus  !' 
'  nü  muoz  ich  jehen'  sprach  diu  Zuht, 
'man  seit  der  phafFen  ungenuht; 
so  ist  doch  warheit  vil  an  in : 

788.  Ob  iza  an         791.   Geruechen         795.  IVeur  800.  gehn 

806.  behalten 


G4  SEIFRIED  HELBLING  II 

swer  in  volget,  der  hat  sin.'  810 

'ich  wil  gelouben'  sprach  diu  Er, 
'daz  man  nach  der  phaffen  16r 
selten  immer  misseluot. 
waz  wcl  wir  wie  sie  sint  gemuot?' 
dö  sprach  diu  Bescheidenheit  815 

'  waz  soi  daz  vor  uns  geseit 
des  min  herr  niht  rihten  sol? 
docli  stet  ez  ze  wandel  wol. 
der  bähest  ist  ze  verre ; 

ez  rihtet  baz  min  herre.  820 

ob  ein  phaffe  unphelflich  vert, 
billiche  daz  der  fiirste  wert 
und  ander  rehte  leien. 
25''     waz  sol  phaffen  zweien 

daz  sie  sich  mit  den  nunnen  tuont?  825 

nie  dehein  dinc  in  wirs  gestuont. 

ob  sie  ir  orden  brechent, 

in  wert  sin  niht  ir  dechent, 

ir  bischof  noch  ir  tuomprobst. 

pßu  iuch,  ir  cardenäl  an  bäbst!  830 

die  kristenheit  ir  roubet. 

an  krislenlichez  houbet 

seh  wir  der  phaffen  potich  gen. 

ir  dinc  möht  niht  wirs  geslen. 

wä  wellent  sie  nü  dingen  hin?  835 

der  herzog  rihtet  wol  in.' 

do  sprach  aber  so  min  kneht 
'vrou  Bescheidenheit,  des  ir  jeht, 
daz  ist  allez  war, 

und  st«t  ouch  ze  wandel  gar.  840 

doch  hat  diu  pfaffheit  ^ren  vil, 
als  ich  iu  bescheiden  wil. 
an  in  michel  sa^lde  lit, 
daz  sich  got  von  himel  git 

üz  siner  drivalt  innerkeit  845 

ze  spise  diu  uns  wirt  bereit 

814.  wöl         815.  Da         828.  Techent         830.  Pfui  ea  —  ane  Pabest 
835.  wollent         836.  wol  von  in         837.  so]  do         840.  dar 


I 


SEIFRIEÜ  IIELBLENG  11  «5 

in  der  pricstcr  liendc, 

da  mit  wir  üz  dem  clleudc 

au  unser  rehtez  erbe  kamen. 

daz  ent  wirt  sa'leclicb  benamen,  S,")() 

<lö  der  uienscb  an  sündcn  banl 

enprcebt  von  des  pricslers  hanl 

uiit  rebter  bibt,    mil  reinem  muol 

daz  lebnlic  vleiscb;  daz  wäre  bluot, 

als  ez  von  Krisles  wunden  vlöz,  855 

macbl  in  der  engel  büsgenöz. 

laz  wir  der  pfafnieil  ir  gewalt, 

Sit  sie  ze  den  eren  sint  gezalL' 

icb  buop  aber  an, 
den  knebt  fragen  icb  began  800 

*  lieber  knebt,  weist  ibt  raßr? 
diu  Wandel  sint  ein  teil  ze  bßr, 
als  icb  von  dir  hAn  vernomen ; 
man  mac  ir  nuiclich  zuo  komen.' 

'ja,  herre,   icb  weiz  nocb  einez,  865 

daz  ist  oucb  nibt  ein  klcinez. 
zwiu  sol  ein  roemiscb  kiinec  erweit 
der  ze  Swäben  pfenninge  zeit 
und  bi  den  Rinvranken? 

willen  nocb  gedanken  870 

hkt  er  ze  Rom  vil  selten  ^ 
des  muoz  böb  enkelten 
26*     diu  kristenbeit  in  kurzer  frist, 

wand  sie  an  geisllicli  boubet  ist. 

naim  uns  daz  wandel  sin  gewalf,  875 

so  si  der  fluocb  im  gezalt, 

daz  riter  nocb  vrouwen 

in  nimmer  gescbouwen 

under  des  riches  kröne  5 

daz  got  im  nimmer  scböne  880 

den  stein  laz  an  sim  nacke  sten 

dem  alle  fürsten  nach  gen.' 

als  daz  vernam  diu  Warheit 

851.  Da         857.  jrn  859.  aber  wider  au  866.   niht  fehlt. 

873.  khuerzer        875.  Nem         881.  seinem 

Z.  F.  D.  A.     IV.  5 


m  '  SEIFUIEl)  IIELBLIING  II 

sie  spracli  '  gesell,  dii  hast  gesell 

rehle  als  ein  bischof.'  885 

diu  Triwe  sprach  'du  rehter  gruf, 

Sinnes  unde  muotes.' 

'  wir  gunnc  dir  wol  guotes' 

sprach  diu  Zuht   und  diu  Schani. 

als  diu  Ere  daz  vernam,  800 

'gol  nimmer  dich  verlaze ! 

des  wünsch  ich  und  diu  Maze. 

dir  ist   allez  unbilde  leit.' 

'ja,'  sprach  diu  Bescheidenheil, 

'  wir  loben  dich  von  allem  reht  895 

für  einen  wisen  kneht. ' 

der  kneht  sprach  '  hcrre,  ob  sie  loben? 
die  siben  lugende  beert  ir  loben 
mich  vil  kleine  bcsinden. 

nü  wil  ich  niht  erwinden,  900 

ich  welle  sagen  daz  ich  weiz. 
zwiu  sol  ein  man  dem  nie  wart  heiz 
in  harnasch,  ob  er  edel  ist? 
zwiu  sol  ein  süfa?r  alle  frist 
nach  guote  des  in  niht  bestet?  905 

zwiu  sol  ein  man  der  niht  begßt 
eren  und  hat  guotes  vil? 
zwiu  sol  ein  riter  der  niht  wil 
den  schilt  urborn  in  der  jugent? 
zwiu  sol  ein  dienstman  äne  tugent?  910 

er  füerl  niht  riter  liin  ze  hove. 
zwiu  sol  ein  guotes  richer  grAve 
der  selten  immer  ere  heget? 
zwiu  sol  ein  man  der  ab  gestet 
sinem  herren  an  der  not?  915 

z\^'iu  sol  einem  vil  gedröt 
der  sich  einer  müs  niht  wert? 
zwiu  sol  ein  guot  An  ere  gezerl? 
26^     daz  grüeb  man  baz  in  einen  mist.' 

885,  Pischaue  886.  Graue  887.  Sin  896.  ein  898.  Tu- 

gent 899.  ciain  besinten  900.  erwindien  901.   wolle 

90i.  sauffer         905.  guett         911.  haue         913.  Nimer         919.  ain 


SEIFIUEÜ  IIELBLING  II  67 

'  geselle,  als  liep  du  mir  bist'  920 

sprach  diu  l'^re,  'ez  ist  wAr, 
und  sl«H  oucli  ze  wandcl  gar 
allez  daz  du  hast  geseit/ 
'des  gestßn  ich'  sprach  diu  Warhcit. 

niiii  knehl  sprach  üz  wiser  kür  925 

herre,  ich  wil  iu  legen  für 
ein  Sache  wandelh;i;re. 
der  üz  gevarn  wa>,re 
da  ze  Lilenvclde, 

er  hiet  sin  grö^e  meldf  <)30 

von  sineni  iwhslen  künne, 
und  isl  ein  abctrünne. 
den  liulen  si  daz  vor  gesant ; 
doch  so  tuon  ich  iu  baz  bekanU 
sant  ßernhart,  sant  Augustin  935 

sant  Benedict,  die  wcllent  sin 
vil  gerne  gotes  knehte. 
'     ze  wie  glichem  rehte 

stöt  der  keiser  uud  der  kneht? 
ich  wil  daz  des  keisers  reht  94O 

ze  groezerme  wandel  ste. 
got  selbe  der  gab  uns  die  e, 
der  keiser  aller  künege  ist: 
dö  gap  nach  der  selben  vrist 
sant  Bernhart  daz  grawe  leben.  .  945 

der  sich  da  in  hat  gegeben 
und  den  erden  brichet, 
al  diu  werlt  daz  riebet, 
und  sagent  in  ze  krankem  reht. 
den  orden  gap  der  goles  knehl:  950 

so  gap  disen  orden  got. 
die  e  von  sineni  gebot 
und  mit  der  kraft  siner  wart, 
der  die  von  sünden  machet  schart, 
den  hab  wir  alle  samt  für  guot,  955 

swie  er  doch  wider  got  tuot.' 
'owe,  sprach  diu  Wärheit, 

932.  Abtrune  941.  grofsem  946.  da  ain  953.  wortt 

5* 


i 


68  SEIFRIEI)  IIELBLING  II 

'getriuwer  kneht,  mir  ist  leit; 
ez  ist  vil  nahen  uf  den  wegen 
sain  man  der  e  welle  verpflegen.'  960 

dö  sprach  diu  Triuwe  'ez  mac  woi  sin. 
diu  krislenheil  vergizzet  min. 

ich  wxn  der  dritte  niht  beste,  ! 

er  si  ein  ablrünne  siner  e.'  ] 

als  daz  vernam  diu  Maze,  965 

sie  sprach  'ich  wil  min  slraze. 
in  keinem  lande  ist  so  vil 
ebrechaer,  von   hinn  ich  wil.' 
27"     do  sprach  diu  Zuht  'daz  ist  war. 

waz  sol  schoen  wiplich  gebär  970 

ze  der  e  unstates  mannes  lip 

der  sich  went  an  valschiu  wip?  j 

'ow6  mir  hiule'   sprach  diu  Scham, 

'daz  er  die  e  ie  genam 

an  sich  des  rauot  und  des  Itp  975 

misserait  als  ein  veilez  wip!' 

'nü  wol  in  hiute'    sprach  diu  Er, 

'  saelic  sin  sie  immer  mer, 

diu  zwei  diu  ir  e  tragent 

daz  sie  gote  da  mit  behagent!'  980 

dö  sprach   diu  Bescheidenheit 

'  billiche  waer  dem  fürsten  leil, 

swä  in  dem  lande  waere 

an  schäme  ein  ebrecha^re. 

des  solde  niemen  lachen;  985 

man  sold  in  drumbe  swachen 

als  einen  abetriinnen. 

got  wolde  des  niht  günnen 

sant  Petern  und  der  pfafFheit 

daz  diu  e  würd  abe  geleit,  990 

wand  er  sie  ze  triwen  bant 

mit  siner  göllicher  haut, 

ich  mein  die  kristenlichen  6 

960.  w5U  968.  voq  hinnen  983.  Swo  —  wer         984.  Ohne  — 

Eheprecher         986.  druinme         987.  Als  ain  Abtninnen  988.  gün- 

nen        989.  Sant  Peter  990.  werd  993  die  Christenleiche  ehe 


SEIFRIED  IIELBLIiNG  U  6i) 

und  (lelicincii  ordcn  ine. 

«ü  ist  niaiiec  »^narre  995 

der  iu  siner  pfarre 

unibe  slriclit  nach  wibcn 

und  Ia>l  eine  belibcn 

die  er  biet  an  snnde  wol. 

daz  sie  iniz  über  sehen  sol  lOOU 

diu  nie  wart  triwen  gcin  im  fri, 

Sünde  und  schände  ist  da  bi 

und  ist  ouch  wandelbiere. 

vil  lieber  schriba're, 

schrij)  den  selben  nascher  an  1005 

für  einen  abclrünncn  man.' 

do  sprach  aber  so  min  kneht 
'her  herzöge,  in  daz  laut  seht, 
üf  wider  unde  für. 

swaz  man  b(Bser  valscheit  spür  1010 

und  verschämter  sünden, 
daz  wil  ich  iu  künden  : 
ir  solt  ez  gerne  undervarn. 
mit  triwen  ich  des  warn 
27'^     als  der  engel  ze  Ninive.  1015 

biet  er  die  niht  gewarnet  e 
und  die  liute  gebezzerl  da, 
Gomor  unde  Sodomä 
waereu  nie  so  gar  ertrunken, 
sie  wa-ren  niht  als  gar  versunken.  1020 

doch  sag  ich  ditz  laut  wol  fri 
daz  dar  inne  ihl  Sodomiten  si.' 

'ow^'    sprach  ich,  'getriuwer  kneht, 
der  fürsten  ir  ze  wandel  jeht, 
die  gebeut  iu  niht  umbe  daz,  1025 

an  ob  sie  werdent  iu  gehaz.' 

min  kneht  sprach  'daz  läz  ich  sin: 
ich  sag  inz  durch  die  triwe  min 
und  benamen  ane  spot. 

994.  khainen  995.    manch  ee  narre  997.  Vmb  sireichen 

999.  Die  Eer  hiet         1007.  Da  1020.  uiht  fehlf. 


70  SEIFRIED  HELBLING  II  | 

der  fursten  w.tndel  nimt  got  1030 

und  la't  sie  biiezen  an  der  stal 

dii  der  armen  wirt  woi  rat. 

herre,  ich  luon  iu  mßr  bekaut. 

lolslege  nolnunlt  nötbrant 

diebe  rouber  vaischen  gwin  1035 

gebent  nü  die  rihter  hia. 

so  wirt  iuwer  bi  gcdäht : 

ir  habt  diu  geriht  ze  hohe  brähl 

und  die  verfluochten  lotniiet. 

daz  sie  der  übel  tiuvel  biet!'  1040 

'diu  Wandel  sint  ze  wünsche  geseit ; 
des  gestän  ich'  sprach  diu  Wärheit. 

'  herre,  stet  üf,  des  ist  zit.  1 

daz  ir  bi  iu  selben  sit, 

des  rat  ich  mit  triuwen.  1045 

mich  müeste  immer  riuwen, 
geschehe  dem  lande  gelich 
als  dem  guoten  künecrich 
Ungerlant  ist  geschehen. 

ich  muoz  des  von  schulden  jehen,  1050 

sie  habent  not  und  riuwe. 
aller  Unger  triuwe 
trüege  ein  jaeriges  kint; 
so  gar  sie  verfluochet  sint. 
herre,  durch  des  landes  6r  1055 

sag  ich  iu  morgen  aber  mer, 
weit  ir  gerne  beeren  mich, 
mit  urloup,  herr. '  'got  segen  dich!' 

An  dem  dritten  tage  ich  saz 
aleine,   also  fuogl  sich  daz  1060 

28"     min  kneht  aber  gie  ze  mir. 
ich  sprach  'geselle,  weit  ir 
die  dritten  vrage  grifen  an? 
minen  rät  ich  bi  mir  bän. 
Triuwe  unde  Wärheit,  1065 

1032.  Do  1040.  must  1057.  Woll  1058.  gesogen  nach 

1058  kein  absatz.         1060.  flieget         1062.  wolt 


SEIFHIEU  IlELliLLNG  11  71 

Zahl  und  l'^re  sinl  bereit, 
Bcsclieideiilicil  3I;\z  undc  Scham, 
also  isl  ir  aller  iiaiii. 

der  kiielil  sprach  '  herre,  ir  weit  wol. 
jjerne  ich  iu  sagen  sol,  1070 

Sil  ir  sin  niht  weit  enberu. 
daz  wihlleisch  izz  ich  niht  so  gern 
also  ich  sage,  helf  mir  Krisl, 
daz  dem  lande  schedelich  ist.' 

ich  sprach  '  hab  dauc,  lieber  kncbt !  1075 

diu  muot  stet  uf  allez  reht. 
swaz  du  weist,   des  vergich; 
wir  wellen  gerne  hücrcu  dich/ 

'  herre,  durch  liep  noch  durch  leit, 
bi  gote  unde  üt"  niinen  eit,  1080 

sag  icb  biute  dehein  maT, 
czn  si  ze  reble  waudelbuir. 
des  ersten  icb  au  beben  wil, 
der  Juden  ist  gar  ze  vil 

hie  iu  disem  lande.  10S5 

iz  ist  sünde  und  schaude. 
ez  wart  so  gröz  nie  ein  slat, 
sie  wa?r  von  drizec  Juden  sat 
Stankes  unde  ungloubeu. 

swelch  krislen  lernet  roubcn  lOüO 

under  der  Juden  panier, 
den  velle  got  und  luo  daz  scbier! 
zwiu  sulnt  in  geumerklen  Juden, 
an  dazs  ir  ketzerlichez  studen 
dem  einvaltigen  sagent  vor?  1095 

daz  wirt  üf  in  den  niunlen  kör 
brahl  für  den  höchsten  Krist 
der  6  von  in  gemartert  ist. 
ez  bringeul  noch  alliu  jär 
die  Juden  Kristes  Diarter  darj  1100 

1069.   1071.  wolt  1072.  ezz  1078.  wSllen  1080.  mein 

1084.  Der  hureu  Judeu  1086.   Ir  ist  1087.  Ez  war 

1088.  dreize       1093.  schuln         1094.  daz         stüden  (:  jiiden)  j^asctz, 
Satzung?  vergl.  Graff  6,  652.         1099.  alle 


72  SEIFRIED   HELBLING  U 

ein  krislen  sie  niordent. 
swä  fürsten  da  mit  hordent, 
waer  der  schätz  uiiib  sust  veil, 
ich  wold  in  lazen  minen  teil : 
mir  widersliiende  gekouftez  guot  1105 

üz  mines  ebenkristen  bluot. 
28''     dö  got  den  Juden  gap  die  e 
und  der  herre  Äloysß 
von  im  nam  diu  zehcn  gebot, 
da  nach  sie  valschten  wider  got.  1110 

des  in  der  sa^lcge  niht  vertruoc; 
die  taveln  er  vil  gar  zesluoc 
da  diu  gebot  stuonden  an. 
herre,  nü  wizzet  äne  wan, 
ez  bezeichent  daz  sie  sint  1115 

noch  hiute  des  gelouben  blinl. 
die  andern  taveln  er  enpfie 
von  gote,  der  in  nie  verlie 
und  alle  die  des  wielten 

daz  sie  diu  gebot  behielten.  1120 

gein  der  niwen  e 
von  der  würze  von  Jesse 
ein  gerte  enspranc,   an  der  bluot  sint 
Jesus  Krisl,  Davides  kint, 

als  er  die  menscheit  an  sich  nam  1125 

und  unser  vater  Abraham 
ladete  klein  unde  gröz 
in  sine  reine  schoz 
der  allez  menschlich  künne  enbar 
wol  üf  viinf  lüsent  jar,  1130 

und  daz  gewissaget  holen 
die  heiligen  propheten 
daz  er  künftic  wsere 
und  in  ein  reiniu  niagt  gebajre. 
der  sie  alle  erloste,  1135 

er  kam  ouch  uns  ze  tröste 
die  nach  im  komen  sollen, 

1101.  mortem  (:  hordent)         1110.  Dannach  sie  feisehten         1113.   Do 
die         1122.  Yesse         1123.  an  der  Pluetsündt         1127.  Ladet 


SEIFHIED  IIELBLLNC;  li  73 

ob  wir  bolialten  wollen 
diu  zcheii   gebot  und  die  iiiwen  e. 
we  iu,  vcrlluoclile  judcu,  \vO!  1140 

wie  iwer  heil  vergluvlicl ! 
ir  slinkel  unde  pucket, 
verduochle  judeu,  uinbe  daz. 
der  warheil  sil  ir  heriu  vuz 
unde  velschet  von  der  1145 

der  daz  himelrich  hal  ör 
und  die  der  wissag  künflic  sach 
vor  nianger  zil,  dö  er  sprach 
als  ez  an  dem  saller  ist 

geschriben  (swer  den  hiute  lisl,  1150 

der  muoz  des  min  geziuc  sin), 
[er  sprach]  '  herre,  zuo  der  zesweu  diu 
diu  kiinigin  gekleidet  slät. 
29*     von  Hehlern  golde  ist  ir  wäl 

in  manger  bände  varwe  lieht.'  1155 

daz  ir  des  geloubel  niehl, 

verfluochle  Juden,  umbe  daz 

habt  ir  immer  minen  haz. 

und  w*r  ich  ein  fürst  ze  nennen, 

ich  hiez  iuch  alle  brennen,  1160 

ir  Juden,  swa  ich  iuch  kiem  an. 

der  keiser  Vespasiän 

und  sin  bruoder  Titus 

bäten  iuch  sin  nihl  umb  sus  ; 

Jerusalem  sie  störten.  1165 

da  wart  an  allen  orten 

gein  iu  michel  not  erhaben. 

iur  wart  geworfen  in  die  graben 

daz  man  üf  den  löten  über  gie. 

ein  teil  man  iwer  leben  lie;  1170 

die  fuort  man  an  den  seilen 

und  hiez  iuch  hin  veilen 

umb  ein  kleinez  dinc, 

1141.  verglachet         1142.  puekhet         1147.  Weissage         1150.  wer 
1152.  ze  1153.  Die  Cbunegin  Maria  g.  st.  1158.  meia 

1171.  fdert 


74  SEIFRIED  HELBLING  II 

drizec  Juden  unib  ein  pfenninc. 

swer  iwer  koufte  ein  pfcnwcri.  1175 

in  swclch  lant  er  mit  in  kßrl, 

daz  wart  von  in  gunreinet. 

got  hat  iuch  vermeinet 

ze  Sünden  und  ze  schänden 

in  allen  kristenlanden.  118Ü 

die  fürsten  tuont  ze  träge 

umb  iwer  Synagoge 

die  ir  üf  rihtet 

und  den  ungelouben  tihtet. 

ez  w*r  wol  der  in  verbut  1185 

ir  kezerlichez  talmut, 

ein  buoch  valsch  und  ungensem. 

verfluochte  Juden  widerzaem, 

ir  get  den  rehten  hellestic. 

der  rote  siechtuom  und  daz  vic  IIUO 

macht  iuch  bleich  unde  gel. 

verfluocht  an  lip  und  an  sei 

Sit  ir  worden  wandelbsere.' 

diu  Triuwe  sprach,  ez  waere 
ein  wandel  lanc  unde  breit.  1195 

'des  gesten  ich'  sprach  diu  Warheil, 
dö  sprach  diu  Zuht  mit  der  Scham 
29**    '  unbilde  ich  groezer  nie  vernam 
sam  daz  die  Juden  boese  unrein 
sint  bi  der  kristenheit  gemein.'  1200 

'pfiu  sie  hiute  und  immermör' 
sprach  diu  Mäze  und  diu  Er: 
'sie  geloubent  niht  daz  Krist 
von  einer  meit  geborn  ist.' 

do  sprach  diu  Bescheidenheit  1205 

'du  hast  enbunden  wol  den  eil 
den  du  vor  minem  herren  swiier. 
lieber  kneht,  leg  uns  fiier 
noch  m6r,  des  ich  dir  wol  gan: 
daz  wandel  ist  geschriben  an.'  1210 

ich  sprach  'lieber  kneht,  hoere  mich. 
1175.  Zw' eur  1193.   wandelber  1194.  wer         1201.  Pfui 


I 

i 


SEIFIUED  IIELBLING  II  75 

diu  Bescheidenheil  fraget  dich 
ob  du  noch  iht  wizzest  nia?r 
schedeh'ch  und  wandelbaT. ' 

'herre,  ich  hau  daz  wol  vcrnomen.  1215 

ir  mügt  sin  wol  von  mir  bekomen 
daz  ich  toerscher  jüngelinc 
sage  iu  wandelbajriu  dinc 
rehle  als  ichz  gemerket  hau. 
knappen  riter  dienstman  1220 

in  iseninen  banden 
gent  in  allen  landen 
niht  also  sla'leclich 
sam  hie  ze  lande  in  Osterrich. 
des  ßrslen  ist  an  sie  geweten  1225 

kleiniu  wambis  mit  keten, 
dii  über  legent  sie  ir  gwant. 
er  hat  an  islicher  haut 
zwen  hantschuoch  wol  geschicket, 
mit  isen  underspicket:  1230 

da  sult  ir  rehte  merken  bi, 
ir  sint  ob  ein  ander  dri. 
umb  daz  houpt  ist  er  niht  kal; 
er  hat  ein  vest  hirnschal 

zwischen  zwen  hiiete  gemachet.  1235 

selten  er  erlachet, 
ich  geliche  in  elewenne 
der  hübohten  henne. 
so  diu  an  der  sunnen  gät 

und  siht  eneben  sich  ir  schal,  1240 

diu  henne  von  ir  hüben 
siht  den  schale  strüben, 
von  Zorne  schult  sie  ir  gevider, 
30*     so  briustert  sich  der  schale  hin  wider. 

also  ist  einem  der  sich  gremt.  1245 

1213.  mep  1214.  wandelber  1216.  sin]  sei  1219.  ichs 

1226.  Chlaine  Wambaifz  1227.  Do  1235.   huet  1238.  Der 

Haubt  Athen  h.  1240.  neben  1243.  schadt  1244.  preuslerl. 

das  wort  scheint   anschwellen  zu  bedeuten,     vergl.  das  alts.  brustjaa 
Hei.  132,  15  und  gr.  2,  40. 


76  SEIFUIED  IIELBLING   II 

lieber  herrc  niin,  verneint 
an  ir  krenkc  wie  /;•  dei 
da  van  daz  lanl  ist  vngei. 
diu  Sache  lit  ze  wandel  gar.' 

diu  Warheit  sprach  'daz  ist  war.'  1250 

diu  Triuwe  sprach  uz  wiser  kür 
'ein  wandel  ich  iu  lege  für. 
so  getriu  ist  nü  kein  man, 
er  häh  ein  morlmezzer  an.' 

'owe  mjr  hiule'  sprach  diu  Zuht,  1255 

'  ze  wem  sol  ich  haben  lluhl, 
dröut  einer  eime  umb  ein  ei? 
'ich  unrein  dir  den  köpf  enzwei!' 
spricht  er  vii  ketzerlichen. 

van  hin  wil  ich  entwichen.'  1260 

'  wäfen  herre'   sprach  diu  Er, 
'ob  iemen  riterschefte  ger ! 
die  brünner  sinl  alle  gebeten 
umb  ketenhantschuoch  vn  ver  cheten 
halsberge  hosen  hersenier  1265 

bericht  man  imz  wamhis  daz  ist  mir. ' 
zehant  sprach  diu  Maze 
'  ich  wil  von  hin  min  sträze. 
der  geulwinger  ist  ze  vil 

in  disem  laut;  von  hin  ich  wil.*  1270 

'ich  wil  des  jehen'  sprach  diu  Schani, 
'  an  in  gevelschet  ist  min  nam 
die  innerhalp  sint  ungetriu 
und  uzen  lachent,  nü  pfiu!' 

d6  sprach  diu  Bescheidenheit  1275 

'mir  ist  ein  sache  an  mäzen  leit. 
gewaltege  hinbringwre 
machent  ze  rihta*re 
den  landes  fiirsten  gar  euwiht : 

1247.  chrenche  1257.  Droet  ainr  aim  1258.  vnrain 

125'J.  Chertzerleichen  1203.  Prunner  1264.   Vmb  cheteu  handt- 

scbach  vn  ver  cheten  12ö7.  vielleicht  bricht,  so  dafs  der  nacksatz 
ausgefallen  wäre.  1274.  uu  pfui  sey  1277.  Gewaltige  Hinpririger 
1278.  ze  rihter 


j 


SEIFRIED  HELBLINCi   II  77 

daz  ist  ein  sclicdclicli  {^escliilil."  1280 

cz  sprach  aber  so  in  in  kncht 
'  hcrre,  üf  >^e'\n  hinicl  sclil, 
nnd  klopfet  iwer  herze  an, 
wand  ich  nie  vcrnonicn  han 
die  wisheit  her  von  niiner  jiigent.  128.» 

wie  ciirrot  die  lugent 
die  rcliten   wandel  pHngot  fiier! 
zwiu  wserz  ob  icli  dicke  swüer? 
30^     ich  sage  susl  die  wärheit: 

bi  got,  üf  niinen  ersten  eit,  1290 

so  sint  sie  rchte  wandclb.er, 

ich  mein  die  lolersingier, 

die  gent  viir  der  hcrren  lisch. 

einen  Iwren  arweizwiscii 

gaeb  ich  niht  unib  ir  aller  kunsl.  1295 

niht  weiz  meisler  Riiebenlunst 

waz  im  riiichet  üz  der  biater, 

s6  er  als  ein  plalzloter 

vor  des  herren  tische  stäl 

niur  in  siner  linwäl.  1300 

er  schallet  üf  sam  er  lobe 

'  herre,  ich  sing  iu  ze  lobe  ! 

ir  Sit  milter  danne  \  rnot 

und  habt  eines  lewen  muot 

an  manheit,  der  iuch  niht  bevilt.  1305 

under  lielme,  under  schilt 

beget  ir  Gämuretes  werc. 

der  triun  ein  starker  velsberc 

Sil  ir  und  wis  als   Salomön. 

daz  ich  iuch  gesehen  han,  1310 

mir  ist  ein  wochen  desler  baz. 

herre,  gebt  mir  eteswaz, 

s6  mach  ich  iwer  ere  breit." 

diu  Ere  sprach  '  mir  waere  leit, 
woll  ir  im  Ionen  mit  mier.  1315 

1280.  gesiht  128C/'.    in   currot   wird  ein   adjectioum  stecken,    sint 

ausgefallen  und  briogent  zu  lesen  sein.         1293.  vor  1395.  Geb 

1300.  Nur         1306.  Helbm         1310.  eu  1315.   lanen  mit  mir 


78  SEIFUIED  HELBLING  II 

ir  Sit  ein  armer  belschelier. ' 
diu  Wärhcit  sprach  'ir  ungezogen, 
ir  habt  den  herren  an  gelogen, 
her  ribalt,  des  bin  ich  iu  gram.' 
dö  sprach  diu  Zuht  und  diu  Schani  1320 

'gelogen  lop  ist  unwert.' 
diu  Triwe  sprach    der  des  gert 
daz  man  in  mit  lügen  lobe, 
ich  hanz  da  für  daz  er  tobe.' 
diu  3Iäz  mit  der  Bescheidenheit  1325 

sprächen  '  uns  ist  bßden  leit, 
der  niwen  singer  ist  ze  vil. 
von  der  wärheit  ich  daz  sprechen  wil, 
ir  wart,  ir  doen  sint  ze  kranc 
wider  der  alten  meister  sanc,  1330 

31"     daz  man  da  bi  vergizzet. 
herre  min,  daz  wizzet, 
diu  Sache  ist  wandelba^re. 
schribet  an,  her  schribsere!' 

min  kneht  sprach  aber  hie  ze  stunl  1335 

'  ich  tuon  iu,  herre,  ir  namen  kunt. 
einer  heizt  der  Miltengruoz. 
im  tuont  die  milten  sorgen  buoz. 
swie  vaste  er  niget  ir  haut, 
ez  wirt  an  6r  von  im  verswant.  1340 

der  ander  heizt  der  Miltenrät. 
bitens  wirt  er  nimmer  sat 
die  milten,  daz  sie  im  vil  geben, 
da  mit  er  lästerlich  kan  leben, 
der  dritte  heizt  der  Miltenvriunt.  1345 

der  im  g«be  swaz  er  selpniunt 
immer  möht  üf  im  getragen, 
daz  füere  im  durch  sin  eines  kragen, 
der  vierde  heizt  der  Miltendienst. 
tiuvel,  also  wit  du  gienst,  1350 

daz  du  ir  niht  slindest  ein  teil ! 
daz  laut  het  deste  bezzer  heil. 

1317.  sprach   '  ir]  ward  1321.  Gelogens  1329.   Ir  wart  ir  dan 

seit         1339.  jrre         1350.  ginst 


I 


SEIFIUED  IlELBLIiNG   II  79 

ich  sag  noch  wandelbare 
die  inufclsinf^aTc, 

den   SlrafiiT,  den  3Iehl;er,  i;J55 

den  Zwickier,  den  Tunj^.Tr, 
den  Slrucluvr,  den  Trelljer, 
den  Hazzier,  den  TwingaT: 
die  sinl  aller  eren  laT. 

daz  ir  ein  teil  verrunncn  waer  ]'M}{) 

in  einer  tiefen  wazzersluohl ! 
sie  werdent  alle  nimmer  nuolil, 
nnd  lücjenl  doch  die  lierren  an. 
nilit  baz  ich  in  erteilen  kan, 
so  daz  sie  gent  riicklinges  ganc  1365 

gein   der  liir.   von  manegeni  swanc 
in  klaffent  üf  die   naite 
daz  in  nach  dem  gebrühte 
die  helse  vasle  rolent. 

ruochl  waz  sie  gespotent !  i:{7() 

ich  wciz  noch  zw6n  ungefiieg 
den  Argenhaz,  den  Lasterrüeg; 
und  der  Ereuknolle, 
wines  der  volle. 

sm  wip  diu  Erenknollinn  1375 

trinket  vil  in  gotes  minn ; 
3i''      diu  jung  Hazzerin  alsani. 
in  sol  nienien  wesen  gram. 
swer  gegen  in  ist  höfsch  unde  milt, 
des  sint  sie  bede  niht  bevilt.  1380 

noch  sint  zwen  der  herren  hagel, 


1354.  mutilon  subtilitei-  i/u/i'/nurare,  Gjajf  7',  707  f.  vielleicht  ist  aber 
niielt'lsingaere  m  schreiben.  1359.  ehren  e  ler  1361.  wazzer  sluht 
1302.   nullt  1363.    flu'eint  1305.   crugleinszganch.     so  deutlich, 

herr  von  der  Hagen  Jahrb.  der  Bert,  gesellscha/t  f.  d.  spr.  4,  201 
hat  oeugleinsz  gancli  und  denkt  an  den  zwerg  Euglein,  der  hier 
schwerlich  etwas  zu  schaffen  hat.  riicklinges  schien  zu  wagen,  da  es 
zum  folgenden  passt.  1360.   G.   il.   twr  vil  manec  swanch 

1367.  In  chlaUeu  auf  die  necche  1368.  gebreche         1361).  roUen 

1370.  gespotten         1373.  Vnd  der  Eren  chnoll         1374.   Veines 
1375.  deu  eren  cheioUin         1380.   nith  plumfhilt:? 


80  SEIFRIED  IIELßLING  II 

der  Naternsweiz,  der  Schornagel. 

einer  Iiiez  der  Argenvint; 

sam  mir  diu  heilic  naht  hinl, 

het  er  den  argen  mcr  vertragen,  1385 

er  wser  ze  tode  niht  erslagen. 

die  herren  die  da  habent  sin 

enba'ren  ir  vil  wol  bi  in. 

sie  irrents  ir  gcschefle 

mit  unnützer  klefte.  1390 

ir  ist  in  dem  laut  ze  vil. 

ze  Wienne,  so  man  ezzen  wil, 

sie  strichent  umbe  nach  der  pfrüent. 

vor  der  herren  tisch  sie  lüent 

sam  diu  kelber  nach  den  kiien.  1395 

ein  gräwen  münich  möht  ez  müen ! 

s6  ein  herr  ze  rehte 

riter  unde  knehte 

setzet  wol  nach  sinem  muot, 

sin  schinipfrede  dünkt  in  guot  1400 

die  er  ob  sinem  tische  hat. 

zwene  koment  an  der  stat, 

der  Wiser,  der  Doenel ; 

die  doeneut  üf  ein  hoenel, 

daz  der  herre  wirt  betoert  1405 

und  in  der  sinen  niemen  hoert. 

als  die  zwen  geswigent, 

zwen  ander  zuo  sigent, 

'herre,  daz  gesegen  iu  got ! 

ein  Sache   uns  gesümet  hat,  1410 

wir  sungen  vor  dem  herzogen.' 

daz  ist  in  ir  hals  gelogen ; 

durch  ere  nement  sie  sichz  an : 

isweder  singer  niht  vil  kan.' 

do  sprach  der  kneht  gewaere  1415 

'diu  Sache  ist  wandelbare, 
ich  bän  an  discn  stunden 

1382.  D.  Notern  sw.  1389.  Sie  jrrent  Sie  jrs  gescheffte 

1390.  vnuzem  1395.  n.  der  Chuen  1400.  daucht  1401.  ab 

1404.  twenent 


SEIFRIED  HELBLING  II  81 

relile  wol  enbiindcn 

vor  iu,  hcrre,  inincn  eit.' 

des  geslen  ich'  sprach  diu   VVarheit.  1-420 

du  sprach  diu  Zuht  und  diu  Scham 
'wir  sin  iu  von  schuldcu  gram  5 
sie  habent  ein  unsa^iec  amt, 
daz  sie  wol  halp  sinl  verschämt." 
diu  Mäze  sprach  und  diu  Er  1425 

'daz   ir  nimmer  würde  m6r 
in  disem  lande  danne  vier, 
daz  wolde  got  und  ouch  wier, 
daz  der  ze   hove  wa'ren  zwen, 
und  zwen  soldiin  umbc  gen.  1430 

swaz  die  viere  gesungen, 
daz  fuogte  alt  und  jungen.' 
diu  Triu  mit  der  Bescheidenheit 
sprächen  '  swaz  du  hast  geseit, 
lieber  kneht,  daz  ist  geschriben.  1435 

ist  dir  noch  iht  üz  hüben?' 

'ja,  herre,  nü  ncmt  des  war, 
daz  noch  werde  geschriben  dar. 
ein  hanltr«ger  gigair, 

ein  alter  holerpfifa^r,  1440 

ein  singer  ungedoenet, 
ein  hofwart  der  vil  hoenel, 
ein  rätgebe  äue  Iriuwe, 
ein  übelta'le  an  riuwe, 

ein  vürspreche  äne  sinne,  1445 

ein  siechiu  hübscherinne, 
ein  buochsager  trunken, 
ein  valsch  ros  erh unken, 
für  kolbenslege  ein  ströhuot, 
daz  allez  ist  für  niht  guot:  1450 

also  ist  ouch  ze  niht 
ein  laut  unverriht 
an  siner  ordenunge. 
alte  unde  junge 

1433.  flieget         doch  wohl  alten  oder  altn.  1440.  holn  Pfeiffer 

1445.  vorsprach  ohDe  Sünne  1447.  Ain  Buech  sager  tr. 

Z.  F.  D.  A.    IV.  6 


S-j  SEIFRIEI)  IIELBLING  II 

sint  mir  liic  cnlwahseu.  1455 

ob  ich  si  ze  Salisen, 
ze  BOlieim  od  in  UugerlanI, 
daz  ist  mir  noch  unbekant ; 
ze  Wienne  gel  cz  allez  in. 
s6  ich  ze  hove  gewesen  bin  1460 

vor  des  landes  herren, 
des  bei  ich  nihl  werrcn, 
an  swclch  lant  ich  gedahl, 
ich  sa'h  da  Hute  in  der  ahl. 

gol  mir  des  nihl  giinde  1465 

daz  ich  Inder  vunde 
nahen  bi  ein  ander  stän 
siben  rehte  Oslennan. 
an  bar  an  gwanl  an  gebser 

islicher  gerne  wa.'r  1470 

von  Eselsheim  üz  der  slal. 
32''     des  müez  ir  werden  nimmer  ral  I 
daz  sie  ir  lant  unerenl 
und  die  site  verkerent 

die  ir  vordem  brählen  her,  1475 

daz  ist  unbillich'  sprach  diu  Er. 
'ja'  sprach  diu  Wärheit, 
'  sin  vater  nie  an  geleit 
mil  langen  ermelzipfen  roc, 

und  ist  er  doch  ein  Pri/eschoch  1480 

bi  sinem  valer,  der  im  lie 
da  mil  er  sich  esell  hie.' 
do  sprach  diu  Zuhl  und  diu  Scham 
'  unbilde  ich  groezer  nie  vernam, 
daz  ein  lantsit  wirt  verkßrl  1485 

der  wol  ist  aller  eren  wert.' 
diu  Triuwe  mil  der  Maze 
sprach  'got  in  verwäze 
der  niden  machet  groziu  bein 
und  oben  Ireil  den  bolech  klein!'  1490 

1457.  od]  vnd      1464.   seh  do       1471.  efzelshaim       1479.   ernii-l  Izipeii 

1480.  brisloc    (rr  brisliicke),    er   ist   doch   von  gebi/rl  licni    vornclimer 

fremder  mann'f  oder  brisac?  Haupt.         1483.  dia  fehlt.       148it.  grozc 


SEIFHiKU  HELBLLNG  II  h;{ 

do  sprach  diu  ßcsclieideulieif 

'mir  ist  da/.  ;ine  mazcn  Icil, 

diu  wandcl  diu  wir  schriben, 

und  suhl  uns  diu  hcliben 

ungcbczzcrl  von  dem  herzogen,  1495 

da  ist  daz  laut   niil  betrogen.' 

'  st(^t  iir,   lior  schribicre!' 
sprach  der  kncht  gcwiere. 
'  wirl  uns  daz  gcrihlc 

nach  des  landes  slihtc  1500 

in  einem  ganzen  jar, 
so  sul  wir  ncnicn  war 
waz  dem  lande  nütze  si 
dem  wir  gerne  wesen  bi. ' 

sag  an,  sa'liger  kncht,  1505 

wer  sol  daz  wandel  und  daz  reht 
dem  fürsten  bringen  von  dir?' 

'  lieber  herrc,  daz  sult  ir 
oder  ein  ander  gwisser  böte, 
sagt  im  min  dienest  in  gote,  1510 

daz  er  durch  sin  selbes  er 
disem  lande  verker 
vremde  site  und  uner, 
als  er  vind  an  miner  1er. 

des  bite  wir  den  fürsten  hör,  1515 

daz  er  uns  des  alle  gewer. 

Ii96.   Do         1497.  Ztel   -    Schreiber         1498.  gwer         1503.  nuz 
1509.  gewisser  1513.  siteii  1510.  gewer.     Amen.  Hie  liat 

das  puech  ain  endt,  Gott  uns  sein  genade  sendt  (33")    Von 

ebenfurt    raaister    Peters    hendt  Haben    geschriben  daz   puech  vor 

Sunebendt,  Herrn  Mainhardt  dem  frumen  Man,        Der  im  des  wol 

gelonen  chan. 

111 

'  Sit  nü  diu  vräge  ist  volbräht, 
so  hün  ich  eines  mir  ged4ht 
daz  nach  unmuoze  niht  schal, 
ob  bereit  si  daz  bat, 


84  SEIFRIED  HELBLING  III 

des  nim  war,  frimier  knehl.'  5 

'  hcrre,  ir  weit  wol  unde  reht, 

ob  ich  da  bi  die  warheil  kies. 

ich  hörte  daz  der  bader  blies 

und  sach  mit  üiugebürstem  här 

barfüeze  an  giirtel  slichen  dar  10 

unser  nächgebüren  dri. 

da  kius  ich  die  wärheit  bi.' 

'ich  wil  dar,  wol  dan  nach  mir! 

nim  min  badchemd  mit  dir.' 

als  ich  zuo  dem  badehüse  kam,  15 

der  kneht  von  mir  nam 
daz  gewant  und  leit  ez  hin. 
ze  dienste  het  er  guoten  sin. 
er  sprach  '  nu  her  an  allen  ladel. 
einen  frischen  niuwen  wadel  20 

binden  wol  gebunden!' 
'den  hän  ich  schiere  funden' 
sprach  der  wirt  und  gap  uns  vier, 
dar  üz  näm  die  besten  wier. 

als  ich  in  die  Stuben  gie,  25 

daz  badevolc  mich  wol  enphie. 
sie  beten  unverdrozzen 
die  diln  wul  begozzen, 
gewaschen  schon  die  benke. 
ein  wibel  vil  gelenke  30 

Dam  min  do  mit  dienste  war. 
sie  Iruoc  mit  bat  ein  scheffel  dar, 
weder  ze  kalt  noch  ze  warm, 
sie  streich  mir  rücke  bein  unt  arm 
als  eim  weteloufa're.  35 

do  sprach  min  kneht  gewahre 
'mich  juckent  arme  und  diu  bein. 
nü  dar !  zwei  scheiFel  an  die  stein, 
da  wir  nach  erswitzen ! 

8.  bort  9.  neu  gcbürsslea  13.  nath  19.  berr  an  aln 

20.  Ein         22.  ich  fehlt.         24.   nam  —  wir  27.  Sea         31.  da 

32.  mit  Päd:    vielleicht  mir  bades.  35.  Aia  Wetlauifer 

36.  gewer  37.  M.  Juchcl  arm         39.  Do 


! 


SEIFKIKD  IIELBLLNG  111  85 

macht  viusler  da  wir  sitzen,  40 

33"*     daz  wir  die  wcdel  swingeu ! 
lat  an  dem  ovcn  klingen 
zwen  würfe  mer  die  krachen!" 
des  begund  icli  hichen 

in  der  vinslernüsse,  45 

ich  traf  ouch  da  daz  küsse 
schiel  mich  und  die  banc. 
ich  sprach  'geselle,   uü  hab  danc 
dirre  gramassein. 

durch  den  willen  min  50 

bit  noch   zwrn  würfe  werfen  dar.' 
des  wart  der  bada-re  gewar, 
er  sprach  'seht  da  einez!* 
(daz  was  niht  ein  kleinez) 

'seht  da  einz  und  aber  mßr,  55 

da  mit  ich  den  herren  er ! 
seht  einz  durch  des  knehtes  willeu!' 
do  muosl  ich  uf  die  dillen. 
"  nü  dar,  badeliute  reht, 

ze  uiinem  herren!'  sprach  der  kneht.  60 

Mal  iu€h  nihl  bedriezen. 
riben  und  begiezen 
füeget  nach  der  leche  wol. 
guol  louge  man  gewinnen  sol 
lüter  unde  lieht  gevar.  05 

ein  badewibel  füeg  sich  dar 
diu  wol  künne  dwahen, 
des  Ersten  niht  gäben, 
mit  langen  umbesweifen, 

wie  gist  in  der  seifen  70 

der  kamerwibe  gebende? 
also  1;U  iwer  hende 

40.  Jo  43.  wurff  46.  do  47.  Scbaidel  49.  gramerziii, 

grofsen  gefälligkeit?  in  Ulrichs  Tristan  2340  dankend  gramerzi,  bele 
fsüt.  51.  wurff        52.  bader         53.  set  dar  ainz         55.  Set  dar 

57.  Set  58.  diilien  59.  Nu  darnach  63.  leche  scheint  be- 

netzung zu  bedeuten,     lekjan  rigare  (Jrajf  %^  100.  07.  chiine 

68.  gathcD  70.  gist  :=  gistet  schäumt.         71.  Der  Chamer  weip  g. 


8(5  SEIFRIED  IIELBLING  ill 

in  der  gist  dar  strichen, 
ze  lesle  ncmt  ein  klichen, 

der  louge  ic  mer  unde  mer;  75 

so  luol  daz  jesen  widerkSr. 
nü  dar,  her  seher.rr, 
strichet  scharsach  unde  scharr, 
ebent  här  und  scheret  hart ! ' 
ich  sprach  'geselle,  wol  mich  wart  SO 

diner  grozen  sinne ! 
würd  din  der  herzöge  inne- 
er  lieze  dich  mir  nimmer, 
nü  wil  ich  helen  immer 

wie  diu  name  si  genant  85 

daz  du  im  sist  unerkant/ 
34^  dö  iz  allez  geschach, 

min  kneht  stuont  dar  nach, 

dö  saz  ich  uf  die  fürbanc. 

ich  sprach  'geselle,  nü  hab  danc.  90 

ginc  her  unde  knie  für  mich ; 

ich  wil  ouch  bewisen  dich 

wS  du  mir  bist  ungezesem. 

ie  lieber  kneht,  ie  groezer  besem : 

daz  muoz  an  dir  werden  schin.'  95 

dö  wart  durch  den  willen  min 

ein  besem  mir  gereichet. 

der  was  wol  erweichet 

die  wile  in  einem  heizen  bade. 

'gesell,  du  hast  min  ungenade  100 

daz  du  bist  so  merklich. 

waz  wil  du  der  gebüren  rieh? 

ob  sich  die  kneppischen  hau, 

daz  soltü  ungemeldet  län, 

ir  fliegunt  hiiete,  ir  klingunt  sporn,  105 

wil  du  niht  haben  minen  zorn.' 

'genäde,  herre'  sprach  min  kneht; 

73.  gifz         74.  cbleichen  77.  Scherer         78.  Scher         79.  Eben 

85.  si]  sein          86.  erehant  91.    Gieng          93.    vngezesem :  vergl. 

gr.  2,   153.           95.  muez  103.  Chnepischen  an           104.  Daz  soit 

vngemelt         105.  büt  v5  ir  106.  mein 


I 


I 


SEIFKiED  IIELBLLNG  111  87 

"^icli  meld  ez  diirt'Ii  des  laiides  relit. 
als  der  {^ebur  liölliclie  tuol, 

zelianl  lial  er  lierreii  niuot,  110 

und  ist  daz  lanl  docli  lierren  vul. 
ich  enweiz   wie  sich  bcsacheii  sol 
daz  edel  volc  klein  uiide  gröz, 
macht  ir  die  geburen  husgenoz.' 
ich  sprach    dCi  boeswiht,  nein  ich.  I  I ;» 

daz  du  so  kriegest  wider  mich, 
daz  ich  dir  niht  vertragen  mac. 
d6  wart  im  erst  ein  besemslac. 
ich  sprach    du  meldest  riler  rieh. 
Icbenl  sie  niht  rilcrlich,  120 

sie  habent  doch  6r  unde  guot. ' 
'ja,  herre,  und  rilerlichen  muot' 
sprach  der  kneiil  'sie  iiabent  vil. 
ir  geschrei  ich  bescheiden  wil: 
' puch  schevaliers  !  roter  munt!  125 

man  git  den  weize  unib  fünf  phunt!" 
ich  sprach  'ouwe,  gesell,  waz  tuest? 
vil  siege  du  liden  muost 
hiule  disen  langen  tac' 

dö  wart  im  der  ander  slac.  130 

'waz  wil  du  edler  litgeben? 
enruoche  wie  die  liute  leben; 
daz  lä  sie  luon  üf  ir  reht.' 
ja  gerne'  sprach  min  kneht. 
34''     '  biet  ein  bischolf  win  veil,  1 35 

ich  spra5che  '  herr,  got  geb  iu  heil, 
dar  zuo  sa'lde  unde  sin, 
und  aller  litgeben  gwin!" 
'geselle,  des  gruozes  ist  ze  vil 
gen  einem  fiirslen.   sint  du  wil  140 

niht  erwinden,   oeder  sac, 
des  hab  ouch  dir  den  dritten  slac. 

120.  Lewent  seu  121    seu  125.  Puchsehr  waliers  Roteu  muiult 

131.  leitgeben  132.  Ruech  133.  seu  136.  sprach  Herre 

137.  s5ld  138.  Leitgewen  gwin  139.  gruezze         140.  seint 

141.  oder  sache 


88  SEIFRIED  HELBLING  III 

lieber  kneht,  noch  volge  mier. 

waz  wil  du  wiler  spaldenier? 

sIüfF  einr  in  einen  rossebouch,  145 

den  liezest  sin  gewäfent  ouch.' 

gerne,  herre,'  sprach  min  kneht. 

'ich  sage  daz  üf  iuwer  reht, 

sie  miiezen  baz  gewäfent  sin 

denne  Feirefiz  Antschevin,  150 

den  ein  edliu  küneginne 

het  uz  geflöret  durch  die  minne. 

des  wäfen  grozer  richeit  wielt, 

ir  triwe  sich  nie  von  im  gespielt. 

daz  gap  ouch  guoten  willen  155 

der  riehen  Secuudillen, 

diu  in  sant  iif  riters  wal. 

Orilus  unt  Parziväl 

und  der  riebe  Anfortas, 

ir  dehein  baz  gewäfent  was  160 

sam  der  nü  hat  ein  spaldenier. 

daz  got  einez  vuogte  mier ! 

swie  so  ich  arme  t»t, 

daz  sich  ein  geswulst  hin  dan  blae* 

üf  für  miniu  wange,  165 

ich  sseze  in  dem  twange 

daz  man  mich  lihter  funde 

ze  walde  in  einem  gründe.' 

'din  gelichnus  mir  zorn  ist 

an  dich,  geselle,  als  helf  mir  Krist!*  170 

üf  huob  ich  minen  besem : 

'sam  mir  toufe  unde  chresem 

daz  got  an  mich  hat  geleit ! 

du  laest  mir  deheinen  strit 

hiute  disen  langen  tac.'  175 

ich  sluoc  dar  den  vierden  slac. 

143.  nach  v.  mir  145.  Sluffe  ainr  146.   D.  Liezzest  sei 

149.  Sea  150.  D.  Verauiz  antschavein  151.   Dann  ein 

153.  Daz  woffen  grözzer  156.  Setundilien  162.  fuget  mir 

163.  Wie  .<so  ich  dem  arme  tet  164.  geswnlt  hin  dan  plet 

166.  saz  167.  lichter  169.  geleichnu^n 


SEIFRIED  IIELBLIING  III  89 

'  herre,  waz  ir  da  mit  well 
daz  ir  die  siege  üf  mich  zeit 
uud  ich  in  alles  guotes  gan? 
ir  solt  mich  des  geniezen  lau  180 

35"     daz  ich  iu  dien  so  stiellich 
und  iu  nimer  fuoz  entwich 
mit  dienste  einen  halben  tac. 
daz  ich  des  niht  geniezen  mac, 
da  ist  wol  ein  wunder  bi.  185 

lieber  herr,  von  wiu  daz  siV 
'  frumer  kneht,  geloube  mir, 
die  rehten  zuht  rate  ich  dir. 
als  ich  rede  wider  dich, 

miniu  wort  niht  underbrich ;  |«J0 

du  solt  stille  swigen  : 
niht  guot  ist  ze  gigen 
in  der  müln  gedoeze : 
ouch  nim  ich  bi  der  groeze 

den  besem,    daz  mac  werden  schin  195 

der  wipfel  an  dem  rucke  din.' 
'neinä  herre,  deheinen  wis ! 
ich  swige  als  ein  wambis.' 
'diu  zabelrede  la,  frumer  kneht. 
ich  wil  dich  sin  bewisen  reht.  200 

ezn  sint  üf  allem  ertrich 
zwei  menschen  niht  ein  ander  glich, 
iz  si  man,  iz  si  wip, 
sich  sunder  doch  ir  eines  lip, 
an  gestalt,  an  varwe.  205 

und  habe  ouch  begarwe, 
swaz  ungelichen  schin  tuot, 
daz  ist  ouch  ungliche  gemuot. 
waz  wildu  ob  einer  Ireit  gewanl 
üz  der  Elsazen  lanl,  210 

der  ander  nach  den  Swäben? 

180.  1er  solt  euch         182.  euch  n,  fug         183.  ein  193.   Mulle 

194.  nam             196.  Der  Wiphsel  an  d.  Ruke  sein  199.   D.  Zabel 

red  la  frura  Chn.            201.  ezn  sint]  Vind            202.  Zwai  meosch  an 
ein  ander  gleich         209.  wild 


1)0  SEIFRIED  MELBLINCi  111 

daz  soltü  allez  loben, 
(lein   drillen  sollü  danken, 
ob  er  der  Rin franken 

sile  mit  gewande  kan.  215 

der  vierd  iial  liht  gewanl  an 
nach  dem  Swanvelde: 
daz  selbe  du  nibt  melde, 
ze  Düringcn  und  in  Sabsen 

Itet  man  diu  bar  nibl  wabsen  220 

an  die  reiiten  lenge ; 
der  büben  gelwenge 
macbenl  in  kleiniu  spa'neiin : 
daz  laz  ouch  dinen  willen  sin. 
waz  Avildü  Pülan  bocbbescborn?  225 

den  Ungern  wa're  daz  vil  zorn, 
35''      der  ir  langem  bare  erküer 
die  hohen  polaniscben  schiier. 
waz  wiltü  wie  Stirare  leben? 
die  riehen  sitzent  da  vil  eben  ;  230 

so  lä  die  armen  machen 
rüebekrüt  ze  geizbacben. 
läz  Beyer  trinken  biremost. 
schaufln  kürsen  für  den  vröst 
koment  uns  von  Tsechen ;  235 

die  läz  ouch  hier  zechen 
mit  sant  den  Merba'ren. 
wines  sie  enba^ren, 
deswar  sie  vil  gelicb, 

an  durch  daz  liebe  Osterrich :  240 

des  geniuzet  manec  laut, 
gen  Ungern  geb  wir  allez  gwanl: 
gen  Pazzou  lad  wir  gröziu  schef; 
die  Beier  sprecbenl  'sich  üf,  nef! 
uns  mac  her  üf  komen  sin  245 

212.  soll  218.  Daz  selbe  allez  du  219.  Ze  Duriuge 

223.  ciainen  spendelein         226.  wer         227.  erchur        228.  schür 
229.  W.  wild  w.  Steirer  1.  232.  zu  233.  Lazze  Boyei-  Ir.  pie- 

rcn  most  234.   Scheifen  236.  Jazze  237.  Mercheren 

238.  so  239.  Des  wer  sey  241.    Das  244.   siech 


SEIFKIED  HELBLI^G  III  DI 

Oslorwciz  und  Oslerwiii. 
wir  Silin   uns  alle  hniclcn, 
den  zadohvurni  Irrten, 
der  uns  dicke  liat  genagen.' 
geselle,  ich  wii  dir  niiner  sagen  ;  '25(1 

stanl  üf  und  ginc  in  goles  gewall. 
la  diu  sorge  nianicvall 
umb  iegeliclies  mannes  sit. 
got  der  sinen  gnaden  bit, 

daz  er  uns  geruoche  geben  255 

mit  freuden  daz   6wic  leben, 
und  uns  got  durch   smen  löl 
die  iuinierewigen  not 
von  sinen  gnaden  wende. 

niin  zuht  hab  nü  ein  ende  2(j0 

der  ich  gen  dir  hab  gcpdegen. 
nü  hin!  daz  dich  got  gesegen.' 
der  kneht  sluont  üf,  im  was  endanc. 
ich  rümte  euch  die  selben  banc 
da  ich  was  gesezzen.  265 

min  wart  nihl  vergezzen, 
begozzen  wart  ich  vor  der  tiir. 
dei  was  mir  gerihtet  für 
ein  bette,  als  ich  wolde, 

da  ich  ruowen  solde.  270 

als  ich  geruote,  zehant 
der  kneht  reichte  mir  daz  gwant; 
ich  leit  mich  an  vii  schone, 
die  badeliut  nach  ir  löne 

dienten;  des  wart  in  gegeben.  275 

36"     'herre,  got  laze  iuch  lange  leben, 
der  aller  ding  wol  Ionen  kau!' 
sprachens,  dö  ich  schiet  von  dan. 
min  kneht  aber  niht  enlie, 

er  sprach,  do  ich  von  dannen  gie,  280 

/herre,  mich  hat  iwer  zuht 

246.  Osterwaz  25'2.  sarig  255.  geruech  ze  g.  256.  freiden 

259.  sein  265.  Do  271.  geroubt  277.   all  dioge 

280.  da 


92  SEIFRIED  HELBLIN(;  111 

gÖQ  iu  braht  üf  die  lluhl, 

und   sa'li  ich  alle  niiinche  tragen 

gewanl  mit  silber  beslageu, 

und  die  leien  kutten,  285 

sa*h  ich  in  haderlutten 

alle  riche  fiirstinne  gän, 

und  die  gebüren  Scharlach  an 

Irüegcn,  daz  geviel  mir  wol, 

sint  man  unreht  niht  rechen  sol.  290 

fuorten  die  phafTen  harnasch  lieht, 

daz  wolt  ich  allez  rechen  nicht. 

punierten  sie  mit  schalle, 

und  daz  die  riter  alle 

fuorten  körröckel  an,  295 

daz  diuht  mich  allez  rehte  getan. 

sseh   ich  die  edeln  kneht 

gewant  tragen,  den  wser  reht, 

so  sie  in  den  wegen  giengen, 

daz  in  die  ermel  hiengen  300 

für  die  siten  hin  ze  tal, 

daz  die  zipf  tagten  val 

gegen  den  wagenleisen. 

wer  solte  scha?i  beueisen 

sin  gewant  sam  daz  ist  getan?  305 

iz  lit  so  rehte  eben  an : 

herr,  des  wolt  ich  dem  gewande  jehen. 

iu  ze  lieb  daz  müeze  geschehen 

daz  drizec  mit  ein  ander  lügen, 

die  lüge  alle  an  mich  zügen,  310 

der  wolt  ich  ir  geziuc  sin 

durch  iwer  liebe,    herre  min. 

sint  man  niht  bushcit  rechen  sol, 

so  muoz  mir  lüge  gevallen  wol.' 

ich  stuont,  den  kneht  ich  an  sach,  315 

282.  Gehn  eu  283.  286.  sech  286.  huder.  lütten         290.  Seint 

—  Riehen  s.  292.  richea  293.   seu  295.   Chorrochel 

297.  Sech  —  Chnechte  298.    Gwanl  —  dein  wer  Rechte 

299.  seu  304.  schöner  brisen?  307.  daz  308.  mues 

313.  Seint  —  riehen  s.         314.  muez 


SEIFHIEI)  IIELBLING  III  93 

üz  rehtcin  unimiol  ich  sprach 
'  lAz  diu  blickonblacken. 
dir  ist  als  llillvlackcu ; 
swaz  diu  ze  einem  male  bcgan, 
daz  hie  ir  vierzic  wochen  an,  320 

wan  sie  künde  der  maze  niht, 
36''     als  ouch  dir  vil  lihle  geschihl: 
swaz  du  immer  redunt  wirst, 
dar  an  du  mäze  gar  verbirst.' 
'nein  ich,   Iierre'  sprach  min  kneht.  325 

ich  wil  iiiz  bescheiden  reht. 
durch  iuwer  lugent  verslctz. 
ich  mizze  ebener  danne  gcrz 
die  nie  dchein  man  iibermaz. 
herre,  beert  mich  fiirbaz ;  330 

daz  wil  ich  immer  dienen, 
ein  Sahs  biirlic  von  Wienen, 
des  miieze  nimmer  werden  rät, 
ein  Diirinc  von  der  Niuwenstat 
hab  im  oucli  minen  fluoch  :  335 

er  rehter  landes  unruoch, 
der  sinen  lantsit  niht  kan ! 
von  Bruk  biirlic  ein  Polun, 
der  ist  rehte  wandelbaT. 

von  Heinburc  ein  Missena;r,  3/iO 

von  3Iarchecke  ein  Brabant, 
von  Niunburc  ein  lloUant, 
ein  Rinfrank  von  Trebensß, 
den  selben  geschehe  allen  w^. 
ein  Hesse  bürtic  von  Tuln,  345 

swie  geliche  sie  gehuln, 
ein  Beheim  von  sant  Polten, 
so  sie  über  wölten 

317.  Lazze  d.  plikchen  plakchea  318.  hilt  vlakkea         320.  puchs 

328.  ewenr  in  gerz  n'ird  ein  dcminuierter  weihlicher  name  stecken 

und  der  knecht  des   herren  Sprichwort  von  Hildßacken  durch  ein  an- 
deres erwidern.  333.    Des  muefs  immer  337.    Landt  sie 
338.  Prukch         3i0.  haimwurch         341.  V.  Maricliek  eio  Probant 
344.  gesehech           346.    Wie  gleich  seu  g.            347.    Ein  Peliem  v.  s. 
Pellen        348.  So  seu  vber  wollen 


94  SEIFRIED  HELßLING  III 

von  31ularn  gegen  Stein, 

iz  würde  von  in  zwein  350 

geredel  wenic  viirna'nis. 
bi  eim  Weslvül  von  Krems 
üz  der  stat  her  bürlic 
wirde  ich  buozwürtic. 

lieber  herr,  daz  tuot  mir  ant.  355 

alle  die  ich  hän  genant, 
ka^mens  von  ir  landen  her, 
man  solt  in  billich  bieten  er : 
daz  sich  danne  ein  Osterraan 
nimt  den  selben  lantsit  an,  360 

daz  bat  der  tiuvel  im  erkorn. 
lieber  herr,  mit  iwerm  zorn 
vart  gen  mir  doch  stapfes ! 
enplipfes  und   enplapfes 

daz  lant  alles  get,  305 

wand  iz  niemen  understet. 
diu  selbe  sach  mich  sere  müet. 
37^      herre,  seht  ir  die  witen  hiiet 
mit  irhen  underzogen? 

daz  sag  ich  iu  ungelogen,  370 

der  wintvanc  sieht  für  die  nase, 
under  einem  huofblat  der  hase 
so  wol  niht  ist  verborgen, 
ob  er  si  in  sorgen? 

ja,  herre,  des  ich  wol  swüer:  375 

er  luogt  s6  wiltlich  her  füer; 
swaz  er  habe  verbernt, 
umbe  sust  er  sich  niht  ternt. ' 
lieber  knehl,  gloube  mir, 
gerne  bort  ich  von  dir  380 

349.    Maulern  gehn  351.  Vil  geredet  wenich  vornems.     der   sinn 

schien  zu  verlangen  Cber  die  würde  wenig  geredet  werden,  sie  er- 
regten kein  anfsehn.  352.  Bin  ein  353.  Der  aus  der  St. 
wer  purlich  354.  VVierd  ich  puez  wurtich  357.  Chemen  seu 
363.  stapfs  364.  Enplips  vnd  enplaps  369.  hreo  :  über  irh,  weifs 
gegerbtes  leder,  Grajf  I,  461.  Schmeller  1,  97.  377.  378.  ver- 
bernt :  lernt  so  :  und  an  ternt,  verbirgt,  ist  wenigstens  nichts  zu  än- 
dern. 


SEIFRIED  IIELBLLNG  IM  95 

diu  rede,  ich  bin  ciiivcldcc, 

so  bist  du  ball  und   incldec. 

daz  brinj^et  mich  in  werren 

gen  niincü  lanlherren. 

die  w.Tnenl  icli  si  schuldec  385 

(laz  du  so  uiiiluldec 

und  so  rrhlc  merklich  bist.' 

der  knehl  sprach     als  lielf  mir  Hrisl, 

des  sull  ir  gar  an  angesl  sin. 

und  habt  uf  den   triwcn  min,  390 

sint  ich  den  relilcn  lanlsit  Icr, 

daz  tuon  ich   durch  des  landes  6r 

und  durch  dehein  ander  noi. 

herre,  swaz  ir  mir  gedröl, 

unrehte  sife  ich   melde.  395 

niemen  des  enkelde, 

an  der  sich  ziehe  den  sniirrinc  an; 

der  wart  nie  ein  biderhe  man. 

hie  mit  min  rede  ende  sich. 

'vriunt,  got  gesegen  dich!  400 

willu  volgon   miner  1er, 

wis  so  merklich  niht  mßr. 

miner  bete  mich  gewer; 

so   hab  wir  bede  frum  unl  er.' 

381.  ainfällicL  3S2.   meldich  385.   went  391.   Seiiil 

395.  Vnreht         397.  snuerrinch 


IV 


Hnert  mit  sinnes  kreflen 
von  den  vier  margrafscheften, 
wie  vier  herrn  in  Osferlant 
wol  sich  selbe  liabent  geschaut. 

swaz  in  dem  lande  6  geschach, 
da  gedäht  ich  dicke  nach, 
unz  ich  Schimpfes  began. 
da  hau  ich  nü  lazen  van : 
37''     mit  gemach  wil  ich   nü  leben  ; 
5.  er  8.  Do 


%  SEIFRIED  HELBLING  IV 

dem  knelite  ich  urloup  Iian  gegeben.  10 

so  ich  iz  bedenke  reht, 
wunderlich  was  der  kneht, 
mir  ze  lidenne  swier. 
sine  vrage  siniu  maer 

wären  wunderliche.  15 

arme  unde  riche 
nam  sin  dicke  wunder, 
so  höfschiu  msere  kunder. 
ich  horte  einez  von  im, 
niemere  ich  vernim  20 

dehein  moer  s6  wunderlich, 
daz  hie  ze  lande  in  Osterrich 
wären  vier  dienstman 
die  daz  riche  bulen  an, 

ob  ir  fürste  würde  verkert,  25 

der  riches  hört  w«re  gemert 
alle  jär  vierzic  tüsent  marc. 
die  herren  listic  unde  karc 
wolden  dannocli  dienen  mer, 
füeren  durch  des  riches  6r  30 

dem  künege  vier  hundert  man ; 
swä  in  gienge  ein  not  an, 
die  liez  erm  versmähen 
verre  unde  nähen, 

ob  in  Osterrich  daz  lant  35 

würde  in  des  küneges  hant. 
der  vier  dienstman  einer  sprach 
'  ir  herren,  rihtet  iuch  dar  nach, 
iz  muoz  benamen  kosten  vil 
swer  dem  riche  volgen  wil.'  40 

der  ander  sprach  '  iz  ist  war, 
iz  muoz  also  komen  dar, 
werd  wir  hie  gewaltec, 
daz  so  manicvaltec 
diu  koste  in  dem  lande  iht  si.  45 

13.  leiden  swer.  li.  Sein  vr.  seineu  Mer  17.   Namen 

18.  hobschen  mer  20.  Nimer  28.  vnd  starch  charcli 

29.  dannach         31.  Chunich         33.  erm]  im         38.  eu  39.   benam 


SEIFRIED  IIELHLINf;  IV  U7 

rilaere  uud  knelil  siut  gar  ze  fri: 
der  leben  sul  wir  setzen 
in  einen  rollten  motzen, 
daz  sie  liaben  doch  genuoc. 

dem  guoten  acker  sin  piluoc  ,')(> 

büt,  der  sol  sla'tlitli 
uns  bereit  sin  und  dem  rieh 
schöne  varunt  als  ein  biderman. 
da  stet  anders  nilit  an.' 

der  dritte  sprach    ob  daz  geschiht  55 

38*      daz  man  uns  gcwaltic  siht, 
wir  haben  also  vil  gewins 
daz  wir  dem  riebe  sinen  zins 
vor  üz   bescheiden  wol. 

kästen  unde  kcller  vol  00 

hab  wir  dannoch  volliclich. 
von  dem  roemischen  rieh 
noch  nicr  ich  für  legen  wil. 
einschilt  riter  habcnt  vil 

und  rilcrnia.'zic  knchte;  05 

den  sul  wir  nach  ir  rehte 
islichom  die  mäze  geben, 
wie  sie  uns  ze  dienste  leben ; 
wir  suln  in  ze  hüse  gen, 

daz  diu  in  rchter  maze  slon.  •  70 

ein  riter  sol  ein  fuoder  gar 
wines  haben  ze  einem  jär. 
dem  knoht  erloube  ich  niur  ein  vaz : 
billich  hat  man  die  riter  baz.' 
der  vierde  sprach  zuo  den  drin  75 

'  ir  rätmezzer  gar  äne  sin, 
sam  der  vischet  vor  dem  bßr, 
weit  ir  volgen  minor  I6r? 
lät  alle  rede  beliben, 
heizet  brieve  schriben  80 

46.  Retter  vnd  Chnecht  47.  schulte  49.  seu  50.  Dem  gutes 

acher  einen  phluch         51.  sol]  so         53.  Schön         58.  seines  eins 
64.  Ain  Schilt  Vetler  66.  schulle  (38.  seu  69.  schulten 

70.  die         73.    nur 

Z.  F.  D.  A.   IV.  7 


98  SEIFRIEO  UELBLING  I\ 

die  dem  künege  rchle  sagen 

waz  daz  lauf  inac  getragen. 

da  von  wirt  er  wol  gemuot, 

nach  unserm  rille  er  gerne  luol. 

s6  hab  wir  denne  Fürsten  kraft.  85 

wir  suhl  vier  niargrafscliafl 

üz  disein  lande  machen. 

des  begundcn  lachen 
alle  die  daz  nuvre  rehte 

horten  von  dem  knehte.  90 

ein  alter  riter  stuont  da  bi, 
'geselle,  als  liep  ich  dif  si, 
wie  ka^m  du  zuo  der  spräche  ? 
so  diu  gotes  räche 

über  ir  bluotegez  leben,  ge!  95 

wie  tuot  in  unser  gmach  so  w6? 
suln  riter  des  niht  wirdec  sin 
daz  sie  zeren  weiz  unde  win, 
die  sin  doch  wol  habent  stat? 
got  selbe  den  riter  geret  hat.  100 

als  er  under  heim  kumt, 
in  strite  den  fürsten  kleine  frumt, 
hat  er  witer  lande  kraft; 
38''     er  muoz  im  geben  husgnözschaft, 

•    kumt  er  in  dem  strite  an  in.  105 

geselle,  als  liep  ich  dir  bin, 
la  dir  min  rede  niht  wesen  swa?r, 
grif  wider  an  daz  mser.' 

der  kneht  zühticliche  sprach 
[herre]  diu  einunge  also  geschach.  110 

ze  walde  an  eime  gejeide 
ze  sam  sie  swuoren  eide 
wider  aller  menneclich. 
die  niht  dingten  an  daz  rieh, 
g6n  den  waer  in  niht  wol  ze  muot.  115 

86.  schullen  91.  stunde  dabei           94.   So  du           95.  plutgez 

97.  Schullen  wirdec  Haupt]  wider          100.  selber  geehrt 

101.  helme  104.   Er  muez  —  Haufznozchaft            111.  aincm 
112.   seu 


SEIFKIEU  IIELBLLNG  IV  99 

sie  hietea  vriuut  unde  ^uot, 

iz  künde  uiiumer  so  crgt^u, 

daz  luul  müesl  aa  in  vieren  sl6a.' 

der  rilcr  s|)racli  '{geselle  uiiu, 
lie  man   dicii  lii  doni  rate  sin?"  120 

'  nein,  iiorre,  niil  willen  nilil. 
ich  kam  dar  von  gescliilil.. 
du  wir  ze  den  liiircn  gazco, 
ze  sumen  sie  dö  sAzen 

sam  sie  einen  sigslcin  125 

bliesen,    ich  wart  des  eneia 
daz  ich  an  allen  vierea  krouch 
ia  eia  sliidon,  diu  was  rouch, 
da  inncs  min  nihl  sahen. 

ich  was  in  doch  so  nahen  1,'tO 

daz  ich   horte  ir  ahten, 
ir  wegen,  ir  betrahteu, 
wie  daz  lant  solle  slen, 
ob  got  ir  willen  lieze  ergcu. 

der  alte  riter  aber  sprach  135 

geselle,  6re  und  gemach 
geb  dir  got  hie  sailiclich 
nndc  dort  daz  himelrich ! 
lä  dir  min  vrag  nihl  wesen  swa;r; 
alte  Hute  hcerent  gerne  niiur."  140 

der  kneht  sprach  'mit  willen  gern, 
herre,  wil  ich  iur  alter  ern 
und  iu  diu  ma^re  tuou  bekant 
wie  die  brieve  wurden  gesant 
dem  künege  ÜF  über  Rin.  145 

vier  margraven  sollen  sin 
in  diseni  lant,  wie  kleine  ez  si. 
'werd  wir  des  herzogen  vri, 
iz  sol  an  uns  vier  fürsten  sten, 
iewederlhalp  Tuonouwe  zwen.  150 

der  eine  ist  wol  ze  Wienen ; 

116.  Sen         118.  must         12  i.   Zc  sam  seu         129.  Da  inne  seu 
131.   Alheu  134.  wille  150.   le  woderllialbe  der  Tliuenaw  zwea 

l.'il.  Wienm- 


100 


SEIFRIED  HELBLING  IV 


dem  sol  daz  lant  dienen 
39"     von  Ilcimburc  an  den  Semernic. 
er  ist  niht  unsajlic, 

ob  er  gewaltic  vvirt  iesä  155 

üz  den  bergen  an  die  Litä!" 

der  riter  sprach  'gern  ich  erkant 
wie  der  niargrave  wwre  genant.' 
'west  ir  iz  gerne?'  sprach  der  knebt: 
'er  beizet  inargraf  Lebsenbreht.  160 

wirt  im  diu  margrafschaft,  des  namen 
endarf  der  belt  sich  ninder  schämen, 
dö  sie  dem  einen  des  gehullen, 
der  ander  sprach  'Niunburc  und  Tüllen 
si  ze  dienste  mir  bekant,  165 

daz  Tulner  velt  und  daz  lant, 
der  vorst  und  daz  Ibser  velt, 
über  den  Strenberc  si  min  gelt, 
Ens  Linz  unde  Wels.' 

er  biet  gewäget  tüsent  bels,  170 

daz  er  komen  wser  da  van. 
iz  ist  war,  er  balz  getan, 
und  ist  wider  die  unsa'ligen 
ze  grozen  eren  im  gedigen.' 

der  riter  sprach  'des  lob  ich  got,  175 

daz  der  märgräven  gebot 
s6  rehte  lützel  für  sich  get; 
daz  lant  so  baz  in  eren  stet, 
der  mich  nü  wizzen  lieze, 
wie  der  raargräve  hieze!'  180 

der  knebt  sprach  'herre,  wol  heizt  er 
der  edel  margräf  Rüdensmer. 
der  nam  füegt  siner  werdekeit, 
s6  er  dem  riebe  ist  bereit. 

der  dritte  sprach  zuo  den  zwein  185 

'  ir  herren,  werd  wir  enein : 


152.  dienne  153.  Seinereich  156.  an  deu  Leita  160.  Lech- 

senprecht  162.  Bcdorff  sich   der  hold  n.   seh.  163.  seu 

167.  Ybbse  168.  .Slrenwerch  169.  Ennz  —  Welfz 

182.  Rüdensmer         183.  sein 


SEIFRIED  IlELBLINd  IV  101 

iwer  margrarscliari  sinl  guol. 
ich  han  ouch  ze  diennc  muol 
dem   riche,  ob  iz  gol  wil. 

j;ill  min   teil  nihl  so  vil  100 

sam  daz  iwer,   so  Ic^cl  mör 
dar  durch  des  riches  er, 
und  haben  doch  j^eliche  krafl. 
daz  ist  guol  geselleschaft.' 

die  dri  sprachen  '  wol  weit  ier:  195 

des  sul  wir  swern  alle  vier.' 
dö  sie  geswuoren,  sa  zehant 
zeigten  sie  im  sin  lant. 
Krems  und  Stein  nach  ir  rät 
39^     solte  wesen  sin  houbetstat.  200 

durch  die  Wachouwe, 
üf  bi  der  Tuonouwe, 
au  des  herzogen  gebiet 
van  Beiern  er  gewalt  biet. 

sin  gewalt  wirt  vil  starc :  205 

daz  Machlant,  die  Rietmarc 
üf  vür  die  Vrinstat 
an  daz  Beheimisch  er  hat; 
der  Lüesnitz  nach  dem  Gmünde, 
des  ich  im  niht  engünde :  210 

Litschouwer  walt,  die  säze, 
gerne  ich  daz  laze. 
da  wirt  daz  vierde  lant  mit 
gevürstet  nach  des  riches  sit. 
nii  keren  datz  Gemünde  wider,  215 

für  daz  Piuchrich  her  nider, 
zwischen  Egeuburc  und  Pulka, 
ze  tal  an  die  Smida, 
diu  sol  daz  gemerke  sin. 

'an  die  Tuonouwe  wirt  iz  min,  220 

daz  laut'  sprach  der  drit. 

188.  dinne  195.  Ir  1«6.  schulle         199.  Chrembrz         201.  deu 

Wachaw  205.  wrt  208.  Behmisch  209.   Der  Lunsniz  nach 

den  gmünd       210.  Daz  —  enchünd       215.   Nu  ehern  datz  geraurid  w. 
216.  Peuchreich        220.  In  diu  Tuenaw 


i02  SEIFRIED  IIELBLLXG  IV 

'  ist  daz  min  vuoz  getril 

in  Fürsten  amt,  ich  schaffe  daz 

daz  man  liilzel  iemen  baz 

hAt  in  des  riches  hof.'  225 

'  hab  danc,  niargräve  luslof!' 

gedaht  ich  in  der  slüdcn  mir: 

'ja  gcrisl  so  vil  nilit   dir 

in  den  buosem  so  du  waenst. 

ob  du  dich  des  underrenst  230 

daz  dins  rehlen  herreu  ist, 

des  schündet  dich  din  valscher  list. ' 

lazze  ivir  dauon  danch  sint  frey : 

sint  verrihtel  sint  die  dri, 

dem  vierden  schrib  wir  noch  ze  lant.  235 

daz  dem  küncge  werd  bekant, 

Niunburc  3Iarchek  unde  La, 

üf  bi  der  Tey  alsä, 

von  der  Tuonowe  an  den  Schelsch. 

den  markgräf  wser  vil  Iimdernetsch,  240 

gieng  iz  nach  dem  willen  sin.' 

der  riter  sprach  'geselle  min, 
nenne  mir  den  einen  sam  die  dri.' 
der  kneht  sprach  '  lieber  herr,  daz  si : 
ich  gewert  sin  nieman  an  iuch.  245 

er  heizet  margräf  Henneriuch. 
40^     der  nanie  zimt  im   fürstlich, 
er  hielt  vor  dem  rieh.' 

der  riter  sprach    got  lone  dier 
daz  du  die  fürsten  alle  vier  250 

mir  so  güetlichen  nennest, 
wie  reht  du  sie  erkennest ! 
wan  ich  sie  geliehen  wil 
dem  schalkhaften  vederspil : 

so  man  daz  ie  baz   hat,  255 

ie  mer  untugent  ez  begät. 

222.  mein   fuezze  gedritte  226.  eusloEF  227.    ich  fehlt. 

228.   gereist  229.  wenst  230.   vnderrenst  232.  schundt 

234.*  Sein  verr.  235.   zlant  236.  Chanich  246.   Ilennereuch 

248.  Er  —  Reich  :  ?         2i9.  lan  dir         252.  253  und  häv.fi^  sen 


SKIFHIED  IIELÜLLNG   I\  lO:; 

ich  wil  dir  der   warlieit  jelieu. 

ze  hove  iiaii  ich  daz   gesehen: 

der  herzog  sluonl,  sie  säzeu, 

so  sie  sin  verwAzen  !  :l(H) 

saz  er  bi  in,  sie  leinten. 

da  mit  sie  bescheinten 

ir  unzuht;   daz  was  unreht. 

nü  sprach  aber  so  der  kiiehl. 
'  lieber  herre,  tuot  so  wol,  2G5 

lät  iu  daz  niKre  sagen  vol 
hie  au  disen  stunden, 
sie  wellen,  ob  sie  künden, 
über  in  setzen  ir  stuol. 

der  iu  der  tiefen  helle  phuol  270 

von  hiuiele  geworfen  wart, 
der  schündet  sie  der  höchvarl,' 

ich  stuont  allez  da  bi. 
daz  aber  ich  der  riter  si 

der  den  kneht  vragt  so  vil,  275 

wol  ich  mich  des  bereden  wil. 
ich  bin  anders   gemuot. 
swer  ein  grözez  unbilde   tuot, 
den  heize  ich  gerne  schriben  an, 
daz  sich  da  bi  ein  ieslich  man  280 

bezzer,   der  iz   hoere  lesen, 
ein  dienstmau  sol  getriu  wesen 
dem  fürstcn,  daz  ist  safliclich ; 
ein  fürste  si  getriu  dem  rieh, 
also  sol  iz  allez  slen,  285 

der  uider  nach  dem  hohen  gen. 
swer  ein  langez  ma're  seit, 
iz  si  im  licp  oder  leit, 
iz  wirt  dicke   underrel, 

als  der  alte  riter  tel  290 

mit  vräge  gen  dem  kneble, 
ich  biet  ouch  ze  reble 
geswigen ;  des  enmac  Ich  nihl, 

201.  seu  lanntea  262.  sea  beschaDten  208.  wollen         271.  ge- 

warffen  hat         273.  stunde         278.  Wer 


104  SEIFRIED  HELBLING  IV 

s6  grözez  unbilde  geschihl. 
40"'  als  wir  geswigen  stille,  295 

daz  was  des  knehles  wille, 
er  huop  aber  an. 
sagen  er  uns  began 
wie  er  in  der  slüden  lac 

wol  gen  einem  halben  tac  300 

da  die  Herren  sazen. 
'wes  sie  sich  verniazcn, 
daz  hört  ich  allez  sant  von  in. 
der  herzöge  muoz  schier  da  hin 
mit  allen  sinen  Swäben.  305 

des  welle  wir  got  loben. 
iz  beeret  niemen  dan  wir  vier.' 
'ja  scheiz!'  gedäht  ich  mier, 
ich  sei  sin  törel  ewer  sin. 

er  ist  niht  so  linin,  310 

daz  ir  iuch  sin  mugt  erwern. 
weit  ir  dem  riebe  meinswern, 
sünde  und  schände  iu  geschiht' 
gedäht  ich  mir  und  sprach  sin  niht. 
gedanke  sint  fri,  daz  ist  war.  315 

weit  ir  daz  ma?re  hoeren   gar? 
die  herren  sprächen  alle  vier 
'ob  ez  erget  also  daz  wier 
gewaltic  sin  an  alle  müe, 

nieman  verliuset  schäf  noch  küe,  320 

iz  muoz  ergen  an  allen  schaden, 
hab  wir  den  künic  her  geladen, 
daz  sol  von  uns  verswigen  sin 
die  wile  er  ist  bi  dem  Rin. 
kumt  er  uns  so  nähen  325 

daz  wir  in  enphähen 
hie  üf  dem  Trunvclde, 
ob  wir  kaemen  des  ze  melde, 

294.  grozze       297.  Er  hueb  aber  wider  an       305.  Swoben       307.  nicm 
(lanne  wir  Vier  308.  mir         309.  vielleicht  ir  sult  sin  torlsere  sin, 

vergl.  7,  836.  torel  15,  126.         310.  leinein         318.  wir        320.  Niem 
327.    Traunueldt        328.  chamen  des  zemelt 


I 


SEIFRIED  IIELBLIXG  IV  105 

(laz  kan  uns  ge.scliadcn  uilil; 
s6  relite  wol  uns  gescliilil.  330 

trahtea   üf  unde  nidcr ! 
der  herzog  niuoz  gi^n  Swaben  wider 
mit  allen  sincn  SwAbeu  ! 
des  sul  wir  gol  loben.' 

nü  sprach  der  niargräf  Lehseubreht  335 

die  mir  ze  Wienne  sint  gcreht, 
die  wil  ich  für  zücken 
und  die  nider  drücken, 
sie  sin  alt  oder  kinl, 

die  nach  dem  herzogen  sint.'  340 

'  mit  gemache  guot  unt  6r* 
sprach  der  margraf  Rüdensmer 
'  nieman  gewinnen  kan. 
welle  wir  daz  urliug  heben  an?' 
41"     'weit  ir  umb  rinder  und  um  schäf  345 

sprach  der  margraf  luslof 
'gewunnen  spil  wagen  ? 
wir  suln  im  anders  lägen, 
ob  der  künic  ze  lange  waer, 
iz  gedige  uns  ze  einer  swser.'  350 

'weit  ir,  ich  jag;  weit  ir,  ich  fliuch' 
sprach  der  margraf  Henneriuch. 
'wir  haben  niangen  jungen  neven  5 
der  lazen  zwen  daz  urliug  heven 
heimlich  nach  unserm  rät.  355 

ob  iz  in  dan  so  eben  gät 
daz  iz  in  niemen  weren  wil, 
dannoch   hab  wir  zit  vil 
daz  wir  uns  danne  underwinden 
swaz  wir  an  wer  vinden.'  360 

als  diu  rede  vol  geschach, 
der  eine  zuo  den  drin  sprach 
'wir  suln  die  spräche  enden, 
dem  künege  brieve  senden 

334.  schuUe  335.  Lechsenbrecht         343.  Niem         346.  euslaff 

348.  schullen  352.  hennereich  353.  Nefen         354.  hefen 

356.  danne  so  ewen         357.  Daz  iz  in  j\iem  363.  schullen 


\{H\  SEIPHIED  IlELBLIiNG  IV 

die  im  besclicidenliche  sa^^en,  365 

ob  er  kaenie  in  kurzen  tagen, 
wol  uns  daz   gevalle.' 
'  nii  habt  uf  den  snalle' 
gedalit  ich  '  sunder  snellen, 

ir  valschcn  eilgescUcn  !'  370 

daz  ich  niht  rette,  niur  gedahl, 
diu  vorhle  mich  dar  zuo  braht. 
ich  lac  in  der  stüdcn. 
zispizen  undc  snüden 

muost  ich  an  mir  twingen.  375 

ich  het  den  gedingen, 
ob   sie  min  würden  gewar, 
daz  sie  mich  fuorlen  bi  dem  här 
hin  da  ich  geslagen  würt 

daz  man  iz  an  niiner  hut  spürt.  380 

diu  spräche  nam  ein  ende, 
schöne  grifFens  in  die  hende 
und  lobten  mit  ir  triwen  daz 
sie  waeren  allen  den  gehaz 

die  gehuUen  dem  herzogen.  385 

lip  und  guot  sie  wolten  wagen, 
iz  miieste  nach  ir  willen  gen. 
sie  begunden  üf  sten, 
winken  ir  knehten, 

daz  sie  in  gerehten  .*»yO 

diu  pferift  schiere  und  balde, 
sie  wolten  heim  von  walde. 
dannoch  lac  ich  an  dem  bouch, 
41''     hinder  mich  her  für  ich  krouch 

und  streich  loup  unde  gras  395 

ab  mir  da  ich  inne  gelegen  was. 
zwei  pferift  vie  ich  an, 

366.  cham  368.  den  so.  309.  ist  suudersnellen  zu  lesen  und 

dein  snalle  z=  der  siielle  {Obcrl.  1425.  Frisch  2,  215".  recktsalt. 
72C)?  der  sinn  wäre  Möchtet  ihr  euer  heimliches  geschwätz  auf  der 
wippe,  dem  schnellgalgcn,  halten!  371.   ret  nur         374.  vielleicht 

zispern.         375.  mich?         382.  Schan  387.   Iz  must  389.  Iren 

391.  baldt         39^.  Waldt 


SEIFHIEI)  IIE[.BLIN(.   IV  107 

als  ein  knciit  der  dienen  kan, 

niinoni  licrrcn  daz  sin, 

ich  selbe  saz  üf  daz  niiu.  400 

dö  w\y  nu  waren  bereit, 

die  lierren  vraglen  um  daz  jcil, 

wie  iz  sie  vervienge, 

ob  iz  in  wol  erj;ien|^e. 

'der  uns  gesagen  künde,  405 

wie  liufen  die  liiiiide?' 

ich  sprach  'lierr,  daz  weiz  ich  wol. 

s6  ich  die  wiirlieil  sagen  sol, 

nie  hunde  gelinlcu  baz 

danne  Nil  Valsch  unde  Haz.  410 

Fürst  was  unverdrozzen; 

er  het  wol  genozzen, 

im  was  von  der  vert  niht  gäch. 

Fulis  und  Wolf  im  slichen  nach, 

wolden  sin  genozzen  hau:  415 

daz  künde  Fürst  underslan; 

er  erbiaht  die  zende  unde  grein, 

woll  in  lazen  niht  ein  bein. 

Wolf  ist  gilslündec, 

so  ist  Vuhs  vil  kündec :  420 

daz  half  sie  niht  gein  einer  her  ; 

Fürst  was  an  siner  wer. 

wol  Huf  Wenk  und  Werre: 

unsielic  si  der  hene 

der  die  zwen  von  ruore  lie !  425 

Triwe  kam  ze  verle  nie : 

diu  was  geseilet  vasle, 

gebunden  ze  einem  aste 

smachliche  hnene  unde  truop  ; 

loufcn  wol  unhoch  sie  huop.  430 

daz  Triwe  Schilt  Milt  unt  Er 

ze  verte  kscme  nimmer  mßr, 


401.  Da  402.  fragea  406.  lauffen  409.  gelauffen 

414.  suchen  absclir.,  slichen  verb.  418.  Wolt  ich  in  latzen 

er  wolt?  423.  lauf        425.   Kuer         429.   heun  vnd  Irueb 


108  SEIFRIED  HELBLING  IV 

in  wileiii  unibesweife 
liuf  Erge  unde  Grife, 

liasp  unde  Gite,  435 

tal  berc  und  lite, 
ebene  unde  gründe, 
daz  verlluocbte  gehünde 
kan  zervücicn  ditz  laut, 
42*     daz   horte  ich  und  ist  mir  bekaul.  440 

Wünsch  wil  ze  verre  sin, 
der  streich  üf  zuo  dem  Rin. 
Wünsch  ist  wunderlicher  art, 
er  vert  selten  rehte  vart. 

iz  ist  den  jagern  vil  zorn  445 

daz  Wünsch  so  dicke  ist  verlorn. 
Merk  under  einer  slüden  lac 
hiule  disen  langen  tac, 
daz  er  nie  ist  worden  lüt; 

er  vorht  iz  gieng  im  an  die  hül.  450 

also  ist  daz  gejeit  ergän.' 
die  herren  vast  mich  sähen  an. 
der  eine  sprach  sä  ze  stunt 
'du  nennest  frömde  hunt. 

ich  hän  hie  wol  niun.  455 

einer  heizet  Striun, 
der  ander  Wän,  der  dritte  Wank, 
der  vierde  Fruot,  der  fünfte  Frank, 
der  sehste  Sturm,   der  sibent  Drenk, 
der  ahte  Louf,  der  niunde  Schenk.'  460 

der  ander  herre  dem  was  zorn. 
er  nam  daz  pferit  mit  den  sporn 
und  sprach  '  wes  wel  wir  biten  ? 
wir  suln  heime  riten. 

iwer  antwurt  ist  mir  leit.  465 

der  kneht  kan  vil  schalkheit.' 
der  dritte  sprach  '  ez  ist  war, 

434    Lauf  erige  vnd  graiff         435.  Raschp  vnde  geit         436.  leit 
437.  grundt         438.  geliund         439.  Taacen  Vieren         443.  wnnder- 
leich         447.  Merch  vüd  ainer         450.  Slreyu         457.  Wän]  von 
458.  frad        460.  luef        463.  welle 


SEIFRIED  IIELBLLNG  IV  109 

sin  rede  gM  uz  eiiiic  vär: 
swen  er  meine  du  mit?' 

der  vierde  sprach  'ez  ist  sin  sil^  470 

er  kan  sellsa-niu  ma'r 
und  ist  bi  inincni  scliriba.'r 
wol  ein   lialbcz  jar  gewesen, 
der  unser  brieve  hat  gelesen. 
den  weiz  ich  in  den  triuwen  wol,  475 

swaz  er  ze  reht  verswigen  sol, 
für  war  sult  ir  wizzcn  daz, 
nimmer  kumt  iz  fiirbaz.' 
sie  rilen  über  einen  furl. 

'  boes  rede  enhal  nihl  anlwurl'  480 

gedaht  ich  in  dem  niuol; 
'  min  rede  sol  wesen  guot 
gen  in  5  iz  kumt  wol  ouf, 
ob  sie  veilent  rehten  kouf", 

daz  ist  An  missewende.'  485 

daz  ma're  hat  ein  ende, 
so  in  der  tiuvel  sehende 
der  vride  und  gnade  uns  wende!' 
du  daz  mare  wart  volbraht, 
42'"     'ich  wil  gen'    ich  mir  gedaht.  490 

der  riter  huop  aber  an, 
den  kneht  hiez  er  stille  stau 
und  sprach  'dil  muost  sagen  mir 
6  ich  scheide  von  dir 

wie  iz  umb  die  spräche  st6  495 

diu  geschach  ze  Trebcnse.' 
der  kncht  sprach  'lieber  herre,  gern, 
sint  ir  sin  niht  weit  enbern. 
morgen  ist  der  tac  vil  laue, 
so  nem  wir  uns  einen  ganc,  500 

sitzen  zuo  ein  ander  nider. 
dem  hiut  daz  ma3re  ist  niht  wider 
und  iz  im  wol  gevellcl, 
ob  er  sich  uns  gesellet, 

471.    seizemeu   mehr  476.    Waz  491.    hueb  wider  an 

49f».    Tuenise  absehr.,  Triembsce  verh.         498.  Seint  —  wolt  enpern 


HO  SEIFRIED  IIELBLING  IV 

wil  er  morgen  bi  uns  siu,  505 

daz  ist  wol  der  wille  min.' 

ich  gic  und  sprach  ein  wort  niht 
und  gedahl  mir  'red  ich  iht, 
der  kncht  hebt  aber  gen  mir  an, 
als  er  ofle  hat  getan.'  510 

swes  ich  mir  her  nach  gedaht, 
min  gelelös  mich  dar  zuo  braht, 
ich  wolt  diu  nuere  hceren  gar 
und  ir  also  nemen  war 

daz  sie  würden  an  gcschriben,  515 

hundert  jär  nach  uns  beliben 
zuo  einem  urkünde, 
daz  die  totsünde 
die  schände  und  den  werren 
unser  lantlierren  520 

uimmernier  gegriffen  an, 
daz  wwre  sa'liclich  gelan. 
ich  gie  heim,  als  ich  gedahl, 
und  weite  ezzen  gen  der  naht, 
nach  dem  ezzen  ich  niht  lie,  525 

an  dem  lüfte  ich  mich  ergie 
ein  wile  nach  der  meister  rät, 
unz  daz  iz  wart  so  spät, 
dem  keiner  hiez  ich  winken 
daz  er  min  släftrinkeu  530 

mir  bneht,  ich  wolt  mich  nider  legen 
und  die  naht  gemaches  phlegen. 
des  morgens  ich  ze  kirchen  gie. 
nach  der  messe  ich  enphie 

den  segen  und  gie  aber  hin  535 

da  ich  lange  gewesen  bin. 
in  minem  hüs  ich  gebot 
üf  ze  tragen  kuocli  unde  brot; 
ich  wolt  ezzen.   daz  geschach. 
do  ich  ein  wile  gesaz  dar  nach,  540 

43"     ich  stuont  üf  und  gie  da  hin 

509.   aber]  wider  5IÜ.   Iiale  511.   Wes  51 '2.   gellos 

513.  wil  526.   lusl  535,    aher]  wider 


SEIFUIED  IlELIiLIN(;  IV  III 

in  min  kanier;  durcli  den  sin 
an  niirli  loil  icli  ander  gwani 
daz  min  der  knehl  nilit  kanl. 
an  die  slraze  iili  üz  gie,  5^i5 

da  sazen  dise,  da  sazen  die, 
ieslicli  alsA  sie  fanden  slal. 
an  ir  rehlen  rezzat : 
also  nennl  nianz  in  dem  göu ; 
ir  licrren,   daz  iiicli  gol  gevröu,  550 

der  daz  worl  gescliriben  silil 
hab  mich  für  geburen  nihl. 
ich  gie  fiirbaz  alzehanl 
dA  ich  den  alten  riter  vant. 

giiellicli   er  mich  enphie.  ö;").") 

der  knehl  der  wile  zuo  gie 
und  sprach  gen  uns  sinen  gruoz. 
'  gol  tuo  dir  aller  sorgen  buoz!' 
sprach  der  riter;  'des  ger  ich. 
so  rehle  gerne  sihe  icii  dich!  560 

'  herre,  daz  ir  mich  gerne  seht, 
des  lob  ich  got'    sprach  der  knehl. 
biz  an  daz  ma-re  ge, 
ein  vor  red  wil  ich  sagen  e. 

ich  was  iiovegesint,  565 

herre,   von  einem  knehlkini 
bi  einem  ritcr  den  ich  vragl 
so  vil  daz  in  sin  beiragt. 
er  was  alt  und  wise. 

do  ich  sinem   rise  570 

enlwahsen  was,  er  änl  sich  min 
und  wolle  mit  gemache  sin. 
daz  ich  die  rede  han  getan, 
lieber  herr,   daz  ist  da  van, 
der  riler  der  uns  sitzet  bi,  575 

swaz  er  minem  herren  si, 
got  weiz  wol  von  himelrich, 
er  ist  aller  dinge  gelicli.' 

54'j^  diz         549.  mans         561.  gereii         503.   Diz  an         500.   einen 
576.  \Va/.         578.  alle  ding 


112  SEIFRIED  IIELBLLNG  IV 

ich  spracli  '  swcm  ich  gelich  bin, 
dich  mag  wol  triegeu  diu  sin.  580 

als  liep  mir  din  hulde  ist, 
ich  enwciz  niht  wer  du  bist, 
an  daz  ich  gerne  bi  dir  wter 
durch  diu  selts»nen  ma'r.' 

der  alte  riter  aber  sprach  585 

'geselle,    gedenke  dir  dar  nach 
wä  du  daz  mare  liezest, 
als  du  uns  gehiezest 
nelilen  im  unde  mir. 

daz  hoer  wir  gerne  von  dir.'  590 

43^        '  herre,  daz  wil  ich  iu  sagen, 
swaz  heimlich  wirt  an  getragen, 
daz  kumt  ze  hove  dicke  für. 
rünet  einer  bi  der  tür 

sim  gesellen  in  daz  6r,  595 

der  ist  da  von  wol  ein  tör: 
vil  ir  umb  in  dringent 
die  iz  hin  vür  bringent. 
da  von  rät  ich  so  t'e  nehn  zäun 
daz  man  da  ie  stille  run.  600 

do  der  herzog  wart  gewar 
daz  sie  sprächen  im  ze  vär, 
die  herren  er  besande 
alumbe  in  disem  lande, 

daz  sie  ze  hove  solten  komen.  C05 

des  wart  ein  tac  für  genomen 
nach  des  herzogen  rät 
hin  ze  Wienne  in  die  stat. 
der  tac  also  zuo  gie. 

die  lantherren  er  enphie  GIO 

und  nam  der  besten  vier  von  in. 
er  sprach  'ir  herren,  habt  ir  sin, 
der  si  ze  rate  mir  gezelt. 
dem  riche  ein  künic  ist  crwelt, 
der  betrahtet  minen  schaden.  615 

579.  wem  584.  selzem  589.  Rehten  598.  Die  in  h. 

OOl.  Da 


SElFllIED  HELBLLNG  IV  li;i 

iiü  hau  ich  iiicii  iicr  geladen 
daz  ir  ralcl  mir  da  zuo 
waz  ich  umb  dise  saclie  luo.' 
der  eine  sprach  vil  drale 

'  herrc,  nach  sA  hftheni  rAle,  (j20 

an  iiircDi  willen  daz  gcslß, 
wir  wellen  uns  besprechen  6.' 
der  herzog  sprach  'daz  si  getan.' 
mit  urloup  giengens  hin  dan. 
dö  sprach  der  eine  zuo  den  drin  625 

'iz  wx're  wol  und  hiet  wir  sin 
ze  disen  grozen  Sachen.' 
des  begundc  lachen 
der  ander  unde  sprach  zehant 
'er  zittert  als  ein  steinwant.  630 

swie  ez  uns  gßn  im  erge, 
er  ist  niht  vil  geschrecket  6.' 
der  dritte  sprach  '  nü  lät  da  van. 
grife  wir  mit  zühten  an, 

daz  wir  im   anlwurt  geben  635 

diu  uns  i'iiege  wol  unt  eben.' 
der  vierde  sprach  'daz  rät  ich. 
weit  ir  fürbaz  beeren  mich  ? 
44'     wir  suln  im  raten  dar  zuo 

daz  er  der  herren  willen  tue  640 

•     die  daz  laut  gehoerent  an: 
niht  baz  ich  im  geraten  kan." 
des  gehuUens  alle  vier, 
der  dritte  sprach  '  nü  ger  wier 
daz  ir  sprechet  unser  wart.  645 

ir  Sit  an  der  rehten  vart, 
diu  Sache  ist  iu  wol  kunt; 
Sit  hiute  unser  vormunt, 
mit  iu  si  wir  unbetrogen.' 

sie  giengen  für  den  herzogen.  650 

der  ein  sprach  '  herr,  mit  urloup  wier 
iu  wellen  raten  alle  vier. 

631.  Wie  636.  ewen  641.  gehörnt  642.  ich  fehlt. 

651.  wir 

Z.  F.  D.  A.   IV.  8 


114  SEIFIUEI)  lIKLBLliNG  IV 

iNverii  ral  liab   wir  gcswarn: 
den  welle  wir  also  bewaru. 

der  laiilherren  willen  tuot,  055 

lierre,  so  ist  iu  niht  also  guol.' 
der  herzog  sprach  vil  wislich 
'  nü  hnercl  arm  uiide  rieh, 
swä  ich  bra'che  ir  willen, 

mag  ich  daz  geslillen,  (560 

daz  luon  ich  mit  friwen  gern, 
ditz  lanl  wil  ich  immer  ern.' 
des  lob  ich  got'  sprach  der  ein 
und  der  eine  zuo  den  zwein, 
der  drille  zu  dem  einen.  (>(>;") 

gol  wil  uns  bescheinen 
sin  gnade'  der  vierde  sprach, 
'gel  min  herre  der  rede  nach. ' 
der  herzog  sprach  'benanien  gern, 
lanl  und  liute  wil  ich  ern,  ()/(> 

so  ich  aller  beste   kau. 
nach  iwerm  rät  daz  si  getan ; 
den  wil  ich  hoeren  hie  ze  stet, 
doch  und  ist  iz  iwer  bei 

daz  ir  iuch  besprechet  e,  07;") 

iwer  wille  dar  an  erge.' 
ja,  herre,  durch  iwer  er 
läl  uns  der  lantherren  mer 
gesprechen  (die  sint  wol  da  bi), 
waz   dem   lande  nütze  si.'  680 

mit  der  rede  sie  gicngen  hin, 
daz  lerle  sie  ir  bester  sin. 
swä  sie  die  wisen  funden 
die  in  geraten  künden, 

der  rät  w*r  nütze  unde  guol,  685 

ob  sie  in  rieten  nach  ir  muot. 
44''     da  von  sag  ich  iu  niht  mer; 
wie  siez  wägen  hin  unl  her, 
daz  wil  ich  läzen  under  wegen. 

659.  Wo  ich  prech  669.   benahm  675.  eu         681.  gienpcn  sie 

682.  lert  686.  im        688.  seuz 


SEIFHIED  IIELBLING  IV  115 

wir  lifrrcn  iz  wol  für  legen  (»IM) 

nocli  liiiile  vor  dein  herzogen. 

des  sol  uns  lürbaz  uieiuen  vragcn  5 

wir  werden  sin  wol  inne. 

dö  sie  nach  ir  sinne 

bedahlcn  sich,  alzehant  (>95 

sich   der  rede  underwani 

der  ir  wart  vor  sprach : 

dem  wollens  alle  volgcn  niich. 

sie  giengen  mit  eiuunge  für. 

der  herzog  sprach  üz  wiser  kür  700 

'  nü  dar,  ir  herren  !  grifet  an ! 

waz  han  ich  wider  iuch  getan?' 

der  eine  sprach  vil  ziihliclich 

'mit  urloup,  herr  von  Osterrich; 

swaz  ze  reden  mir  geschiht,  705 

daz  ist  min  eines  rede  niht; 

sie  wellentz  alle  mit  mir  hän, 

min  herren,  die  dienslman/ 

'ich  han  iz  ouch  gerne  mit' 

sprach  der   herzog:  'swaz  ich  lit  710 

von  in  umb  beschcidenheit, 

diu  w«re  umb  sust  üf  mich  geleit. 

hie  mit  min  rede  bab  ende. 

swaz  ir  weit  daz  ich  wende 

und  swaz  dem  lande  schedelich  si,  715 

des  bin  ich  iwerm  rate  bi.' 

der  vürsprech  zühticlichen  sprach 

' hcrre,  gedenket  in  dar  nach. 

wir  haben  ein  gebresten, 

daz  mit  vrömden  gesten  720 

ditz  laut  ist  überladen, 

daz  wir  nemen  grözen  schaden. 

und  well  ir  uns  wenden  daz, 

so  sage  wir  iu  fürbaz." 

691.  Nach  —  Herzageu  692.    niem  693.  Wir  werren 

695.  alle  ze  h.  099.  mit  der  Ainunge  f.  700.  aus  wes  Chur 

707.  wollentz  709.  geren  714.  Waz  ir  wolt  715.  waz 

717.  Der  Vorsprech         723.  wolt 

8* 


116  SEIFRIED  IIELBLING  IV 

der  herzog  sprach  uz  wiser  kür  725 

'legt  uns  nach   ein  ander  für, 
ob  sin  noch  ihl  mör  hie  si. 
swes  ich  iuch  mac  hlzen  vri, 
mit  rehlen  triwen  tuon  ich  daz; 
ungerne  lid  ich  iwern  haz.  730 

ich  hoer  iur  meinunge  wol.' 
'min  herren  iuch  ze  dem  andern  mal 
biltent,  da  daz  laut  an  lil, 
daz  ir  ane  hofgesinde  sit; 
45*     sie  wellen  selb  ze  hove  sin,  735 

sparn  ir  weiz  und  ir  win, 
mit  samt  ir  phenningen. 
sie  kunnen  als  wol  dringen 
als  einer  von  Elsazen. 

ir  sult  da  heime  lazen  740 

Swäbe  und  Rinfranken; 
des  welns  iu  immer  danken, 
diu  dritte  ist  ir  aller  bet; 
bürge  merkt  unde  stet, 

daz  iemen  der  gewaltic  si.  745 

da  si  ir  aller  rät  bi. 
ze  dem  vierden  male  rat  wir  iu 
daz  ir  dem  lande  sit  getriu. 
in  dem  laut  gebt  iuwern  solt; 
silberphenninc  unde  golt  750 

niemen  üz  dem  lande  gebt, 
nach  unserm  rate  da  mit  lebt, 
in  driu  teilt  des  landes  guot : 
ein  teil  mit  der  kost  vertuot, 
daz  andr  an  phert,  an  kleider,  755 

der  bedürft  ir  beider; 
mit  dem  dritten  hordet  ier, 
ein  richer  fürsle  ir  werdet  schier, 
ze  dem  fünften  male  ist  uns  haz, 
ritser  und  knehte  hat  man  baz  760 

728.  ea         732.  eu  ze  d.  a.  mol  733.  Bitten  do  738.  chaunen 

742.  wolns  743.    Der  dritte  745.    iem  des  751.  Niem 

755.  Das  ander  an  Phiert       757.  Ir       759.  ist  vnz  das       760.  Retter 


SEIFRIED  IIELÜLINf;  IV  117 

danne  uns  nllcu  licp  si ; 
du  von  siiit  sie  gar  ze  vri. 
gebt  uns  g6n  in  bczzer  relit. 
er  si  riler,  er  si  kncht, 

unser  relil  sol  für  gt^n.  765 

sie  suln  niht  mit  relile  slen 
gen  uns  in  den  schrannen. 
an  den  dienslinannen 
urteil  und  vräge  sol  geligen  ; 
von  den  armen  si  geswigen.  770 

ja  mach  wir  durch  des  landes  ftr 
iu  der  dienstman  desler  mßr, 
daz  sie  der  urteil  uns  gesteu. 
unser  geziuc  sol  für  gen.' 

daz  was  den  armen  ungemadi.  775 

ein  riter  zorniclichen  sprach 
(der  stuont  nahen  da  bi) 
'pfiu,  daz  er  verwäzen  si, 
ein  gemachter  dienstman ! 

niht  baz  ich  in  ahten  kau  780 

(er  rehter  unruoch  ! ) 
als  bi  stivaln  buntschuoch. 
weint  sie  iu  dienstman  machen?' 
45''     der  herzog  muost  des  lachen 

und  sprach  'daz  iuch  got  gesegcn  !  -  785 

lät  nach  ein  ander  für  legen.' 

der  fürleger  sprach  'nü  hoert! 

lilliche  man  die  hochvarl  sloert 

der  sie  gön  uns  habent  vil. 

mßr  ich  für  legen  wil.  790 

iz  sol  nienien  bürge  hän, 

niur  die  rehten  dienstman, 

die  habent  sie  wol. 

uu  bile   wir  iuch  ze  dem  sehsten  mal 

einer  bet,  der  sit  nihl  wider:  795 

die  göuvest  brechet  alle  nider; 

so  dient  daz  göu  dem  herren 

778.  Phui  783.  Wellent  seu  eu  785.  eu  792.  Nur 

794.  auch 


118  SEIFRIED  HELBLING  IV 

gar  all  allen  werreii. 

des  waren  die  hell  wol  wert.' 

'kukuk  hiurc   unde  vert!  800 

so  koinciil  zwei  jär  für' 

sprach  einer  liinder  der  tiir : 

'  wil  der  herzog  volgen  in, 

er  hat  einen  luniben  sin. 

ich  enruochle  wer  iz  im  da  vor  805 

gerünle  heimlich  in  sin  6r. 

der  rede  wart  vil  gemachel, 

heimlich  gelachet. 

daz  was  ein  ungemach. 

der  die  fürlegunge  sprach  810 

der  herren  gen  dem  herzogen, 

er  sprach  '  ich  wil  iuch  alle  vrägen 

waz  ich  fürbaz  reden  siil? 

niht  guot  ist  herphen  in  der  müL' 

der  herzog  sprach  '  swiget  stille!'  815 

ervoUet  wart  sin  wille. 

do  diu  stille  was  gelän, 

er  huop  aber  an, 

ze  dem  sibeulen  mal  er  dö  sprach 

'  swer  einen  in  dem  lande  slach,  820 

daz  man  im  nach  dem  selben  tage 

eigen  und  leben  widersage, 

daz  ist  miner  herren  rat. 

van  swem  er  diu  leben  bat, 

diu  suln  ouch  dem  ledic  sin.  825 

daz  reht  gebt  uns,  herre  min. 

dar  umbe  si  wir  iu  gelriu  ; 

daz  eigen  erteil  wir  iu. 

swelcb  dienstman  bat  verlihens  vil, 

der  hat  ein  guot  kapfenspil;  830 

ob  all  tag  vaihten  sine  man, 

er  solt  sin  niht  understän. 

800.  Kuknch  801.  chament  806.  geraunt             807.  war 

812.  eu         813.  sol         814.  Mull  818.  aber  wider  an         820.  ain 

824.  Van  wem  825.    Schullen  830.   chaphen  spil           831.  Ob 
alle  Tag  Vehten 


SElFIllKD  HELBLING  IV  119 

lieiTC,   die  sibcii   sarlie 
4t)"      zc  öreii  und  ze  gniache 

hab  wir  disoiii  laiil  f,M*daliU  835 

als  sie  iu  siiil   für  bralit.' 

der  berzog  spracb  'j;()l   Ion  iiil 

ml  Sil  bescbcid'.Milicbc  üctriu, 

ir  dicnslniaii  von  Ostcrricb, 

daz  ir  mir  ralel  wislich.  840 

uiiu  erste  antwiirl  beb  ich  an. 

als  ir  mir  habt  kunl  getAn, 

ich  sul  die  {!;esle  lazen  varn, 

daz  wil  ich  nibt  langer  sparn, 

an  ich  wil  beballcn  die  845 

die  wi[)   und  kinl  liabcnl  bie, 

doch  von  iurem  könne. 

des  sult  ir  mir  günne. 

trib  ich  die  liz  dem  lande, 

daz  wa're  wol  ein  schände.  850 

der  andern  bet  ich  wol  enba^'r, 

daz  ich  an  bofgesinde  ihl  wa'r, 

wände  iz  waere  unfürstelich. 

der  biderbe  herzog  Friderich 

mit  sinem  bofgcsindc  bie  855 

t'rumkeit  und  öre  vil  begie  ; 

sin  dienstman  buiren  im  wol  des : 

so  bitt  ir  ich  enweiz  nibt  wes. 

ir  guot  sie  örlich  zerten 

mit  ir  scbiltegeverten,  860 

den  sie  kleider  gaben : 

diu  ere  was  ze  loben. 

ir  herberg  sluonden  bt^rlicb, 

da  von  die  stete  wurden  rieb. 

daz  kam  dem  fiirslen  alzehaut,  865 

lost  er  den  berren  ir  phant. 

also  soll  iz  noch  st^n, 

daz  guot  zwischen  uns  umb  gen, 

van  iu  an  mine  burgser, 

837.  lau         838.  beschaidenleichen  843.  schulle         847.  Chunne 

848.  guQtte        866.  Logt  —  irrea  ph.         869.  mein 


120  SEIFRIED  HELBLING  IV 

der  sliure  ich  gewis  wwr.  870 

ich  würde  ninicr  also  boes, 
iu  allen  gx'b  ich  phanlhcs/ 

873.   gel)         nach  872  ein  strich  in  der  hs.    ist  das  gedieht  zu  ende? 


Swen  des  uiht  beirage, 
der  hoer  des  landes  klage. 

Ey,  kiinec  Iluodolf,  sit  ir  gelriu 
roemiscber  erd,  so  klag  ich  iu 
und  iwern  Swäben  allen  dich.  5 

ich  armez  lant  Oslerrich 
ich  man  iueh  des  daz  ir  vier  jar 
ab  mir  näml  die  iwern  nar. 
sin  bin  ich  ja'merlich  gedigen, 
daz  wirt  iu  lenger  niht  verswigen.  10 

46''     ir  habt  mich  armez  lant  betrogen, 
den  ir  mir  habt  geben   ze  herzogen, 
so  mir  die  Unger  nement  re, 
so  vert  er  jagen  hin  ze  le. 

ich  klag  iu  über  die  herzoginne,  15 

diu  hat  nach  guot  so  starke  sinne, 
swaz  sie  des  begrifen  mac, 
daz  schiubt  sie  allez  in  ir  sac 
und  sendet  iz  gen  Kernten  lant 
ir  vater,   daz  si  iu  bekant.  20 

ich  sag  iu  schedeÜchiu  werc. 
ein  schriber  sent  gen  Nüerenberc 
miues  silbers  manic  16t 
und  stßt  mir  z'eren  niht  ein  kät. 
ich  klag  iu  über  den  gräven  wis  25 

von  Rabenswald  ist  sin  pris. 
swä  er  vil  geschatzen  mac, 
beidiu  naht  unde  tac, 

'i.  Dcu  hör  3.  Sit]  sen  4.  Römisch  5    geleich  7.  Seih 

man  eu  12.  Den  habt  ir  mir  13.  rex  14.  hintz  lex 

20.  lerem   —  euch  b.         22.  sem  gehn         24.  zu  ehren  n.  e.  Chött 


SEIFUIED  FIELBLING  V  121 

unz  er  wol  gefüllt  sin  schrni, 
(laz  habt  üf  den  triuweu  min,  30 

sin  soumer  ladet  er  zchant 
und  sent  iz  gi^n  Diiringe  lant. 
die  sine  gricvin  ket  er  ein. 
des   swesler  her  von  Hellenslein, 
ein  alliu  Swa-binne  karc,  35 

lihet  plienning  unib  die  marc 
und  koufet  weiz  unde  körn 
und  behalt  daz,   als  iz  si  verlorn, 
unz  ir  k;em  ein   liwerz  jar. 

gloubt  mir,  her  künic,   ich  liän  war.  40 

ich  klag  iu  über  den  Tüfersier; 
ein  kündiger  glichscnier! 
er  neiset  liute  unde  lant, 
er  kündic  vuhs,  iu  sin  haut, 
umb  Heiniburc  er  müset :  45 

swenn  er  ze  soume  geklüset 
sinen  kündigen  gewin,  * 
den  sent  er  zun  der  Etsch  hin. 
ich  klag  iu  über  die  prediga^r, 
die  habent  des  silbers  sagerier,  50 

den  lantschriba're,  an  sich  gezogen  ; 
da  ist  der  herzog  mit  betrogen, 
werlllich  schand  und  sünde 
hat  der  apt  von  Agmünde 

braht  in  ditze  lant.  55 

her  künic,  daz  si  iu  bekant, 
vil  valscheit  er  pflict. 
s6  in  sanl  Benedict 
gescheut,  des  orden  er  füert  veil, 
hin  allen  tiufeln  ze  teil!  60 

zwiu  sol  der  an  Fürsten  rät 
47*     der  ordenbrechen  leben  hat? 
ich  klag  iu  daz  der  rAtgeben, 
der  rät  der  herzog  solde  leben, 
nimer  ist  danne  vier.  65 

33.  Di  seinen  Grefin  let  er  ain  34.  Herr  38.   si  fehlt. 

41.  Taufferser  47.  Sein  53.  und]  tut  02.    orden  prechens 


122  SEIFRIED  HELBLING  V 

her  künic,  daz  geloubet  mier, 

den  einen  hat  grät"  Ybau 

gevangen,  des  ich  im  nihl  gan, 

ich  mein  den  Puocheiniaere: 

baz  er  ze  Wienne  wx're  70 

gewesen  bi  dem  Fürsten  junc ; 

da  wiird  im  manec  vrischer  truuc, 

und  traet  ouch  manegen  vrischcn  sprunc. 

der  ander  rätgeb  der  ist  gröz, 

den  datz  liove  nie  verdröz,  75 

er  liege  ol  an  des  fürsten  rät. 

gräf  Ybän  sinen  bruoder  hat; 

daz  klaget  er  klegelich. 

der  herzog  sprichet  '  Friderich, 

ez  ist  mir  endiclichen  leit.  8() 

ist  daz  min  her  wirt  bereit, 

den  Ungern  we  von  mir  geschiht. ' 

stant  seheiz  bricht  den  satel  niht ! 

der  dritte  ist'siech  an  einem  bein, 

Stirecke  und  der  Rotenstein  85 

im  ze  ratmiet  worden  ist. 

iz  ist  wol,   so  helf  mir  Krist, 

daz  er  Kapelle  verbezzert  hat. 

smutz  der  tiuvel,  welch  ein  rat ! 

des  vierden  ich  niht  nennen  wil;  90 

her  künic,  der  hat  guotes  vil 

und  sprichet  gerne  sin  gebet. 

swä  er  mac  an  aller  stete 

so  ruoft  er  tiwer  hin  ze  got. 

so  sie  ertrinken  in  dem  kät,  95 

daz  sie  iht  unreinen 

daz  lüter  wazzer !  meinen 

kan  sie  min  vluoch.    ich  armez  lanl 

bin  von  ir  gitekeit  geschaut. 

roemischer  künic,  daz  klag  ich  100 

ze  einem  mal,  nü  beeret  mich. 

66.   mir  GS.   ich  fehlt.  72.   wierd         73.  treti  —  vreschen  spr. 

76.  leg         77.  Ybaofs         81.  Herr         83.  etwa  gar  sanl  Scbeiz? 
85.  Steirek         89.  wilch         95.  Chott         100.   ich  dir 


SEIFUIED  ^ELHLL^(;  V  I2:i 

ze  dem  aiiderii  male  ich  in  kia^. 

ich  hau  den  \ollen  iniiicn  tag, 

volendel  ir  sin   iiiht, 

daz  ir  mir  rihtel  ihl.  105 

uu   isl  min  drillcz  klagen, 

der  liulel  scliize   iu  in  den  krajicii ! 


o^ 


lOJ.   iblj   iiil  107.   srhiezz 

VI 

lloerl  alle  und  junge, 
daz  ist  von  der  samunge. 

'  Iz  ist  erhaben'  sprach  lluolant. 
herzöge  Albrehl,    wis  genunit, 
daz  dich  IViimkeit  erbeut  sint.  5 

des  roeniischen  küneges  kint 
47''     bistii,   von  dem  ich  han  vernomcn 
daz  er  ist  an  sin  alter  komen 
gewit  als  ein  gerl 

mvA   er  hat  behert  10 

daz  rcemische  riche 
mit  eren  riterliche. 
nu  wii  ich  umb  des  iandes  schaden 
die  besten  iu  ze  helfe  laden, 
beidiu  junc  unde  alt.  15 

herre  von  Rabenswalt, 
ich  wil   datz  iu  beben  an. 
fiierl  dem  Fürsten  hundert  man. 
daz  ist  billiche ; 

ir  Sit  an  mäzen  riche.  20 

iwer  groziu  guot  ich  melt. 
llepsch  unde  Witervelt, 
Pulkii  unde  Rez, 
da  ist  groz  der  mez  ; 

den  lat  also  ab  risen  25 

daz  man  iuch  miige  geprisen. 

3.  vergl.  Rol.  144,   11.     Strickers  Karl  hh''.  4.   genant  5.   an 

erbenl  s.  ?  9.  Gewitt  als  ein  geritl  10.  Vntz  —  beheritt 

21.  grozze        2%.  wider  Veld        26.  eu 


124  SEIFRIED  HELBLIN(i  VI 

herre  von  Kuenringen, 
wir  sehen  nach  iu  dringen 
riche  ritr  und  niangen  edeln  kneht. 
durch  liebe  und  durch  daz  groze  rehl  30 

ich  iu  wol  der  eren  gan 
daz  ir  füert  dri  liundert  man 
wol  bereit,  wandeis  vri, 
daz  iht  gebüren  drunder  si, 
niur  die  satelknehte,  35 

die  sint  da  ze  rehte. 
herre  von  Missouwe, 
sint  iu  wol  gelrouwe 
der  roeniisch  kiiuic,  als  ir  jehl, 
sin  sun  der  herzöge  Albreht  40 

iu  vil  raaneger  eren  gan. 
dem  fuert  ir  wol  zwei  hundert  man, 
die  dem  marschalkambt  gezemen 
und  den  solt  von  iu  nemen. 
daz  ir  sie  iht  twinget,  45 

e  daz  irs  ze  velde  bringet! 
getwungener  dienst,  geribeniu  schoen 
dicke  worden  ist  ze  hoen.' 
alle  Sunberga*re, 

ob  ir  noch  als  vil  waere,  50 

den  gebiut  ich  bi  dem  banne 
daz  icbs  mit  sibenzic  manne 
bi  dem  edeln  fürsten  vint. 
swie  ir  zwen  rätgeben  sint, 
die  Werdaere  al  geliche,  55 

arme  unde  riebe, 
niht  fürbaz  ich  sie  ahten  kan 
48"     denne  daz  sie  füerent  fünfzec  man. 
truhsaz  ze  Greitschensteine, 
so  füert  ir  fiinfzic  eine.  60 

waz  wil  ich  iuwer  ze  16rn? 
ir  dienet  benamen  gern. 

/t7.  Chunringe         28.  noch         29.  Reiche  Retter         34.  darnnder 
35.  Nor         37.  Meissaw         38.  Seint  euch  w.  getraw         39.  reht 
51.  52.  so.         55.  Werder        61.  eu  ze  leren         62.  benam  gern 


SEIFHIED  IIELBLING  VI  Pif) 

von  ßuochelni  ein  Bcier, 

von  Liehlcnwcrl  ein  Meier, 

von  Wcigcrberc  ein  Stira-r.  G5 

von  VVeii^erberc  er  wa;r 

billiche  ein  Oslcrnian, 

wan  daz  ich  nilil  wizzen  kan 

wie  wer  ode  waz, 

odc  wa  oder  daz,  70 

oder  enez  oder  ditz. 

der  lierre  ist  wankelwilz; 

doch  ist  er  wol  so  rieh 

daz  er  fiierel  billich 

sehzic  man   wol  bereit.  75 

den  lob  ich  üf  oiincn  eit 

daz  sie  vil  unsücziii  wart 

hoerent  in  der  hervart. 

von  Pilchdorf  her  liuonrät, 

des  fiirslen  rät  an  iu  stat,  80 

iwer  kreflic  sin  ist  mir  kunt, 

ir  sprecht  uz  der  prophelen  nnint: 

die  Wolkerstorfer  alle  dri, 

daz  die  und  ir  ein  dinc  si 

und  daz  iuch  iht  verkiese  85 

der  von  Bokvliese. 

hundert  man  hab  iwer  schar 

und  leit  dem  Fürsten  üz  dem  jär, 

wand  er  hat  ze  schaffen  vil 

mit  den   der  ich  niht  nennen  wil,  90 

von  Telesbrunne  her  Ternolt, 

gebt  zwein  hundert  man  den  solt. 

daz  markvelt  ist  wit 

des  ir  gar  gewaltic  sit, 

dar  zuo  ein  groz  guot  iu  wart  95 

daz  der  biderbe  Eberharl, 

iwer  Werder  bruoder,   lie, 

dö  der  tot  an  im  ergie. 

65.  Waigerberch  66.  VVeierberch  69.  Wie  wer  cttewaz 

70.  Ette  wo  oder  daz  86.  Der  v.  Poch  fliefz  88.  leit :  ? 

91.  Teletsprunne         92.  Mane         93.   Marichvclt 


126  SEIFRIED  RELBLING  VI 

der  was  ein  belt  gen  vindes  nnl. 
nü  si  doch  für  sich  eine  tot;  lOü 

weit  ir  iz  nu  schaffen  baz, 
daz  wil  ich  läzen  äne  haz. 
von  Gerlos  her  Wülfinc, 
ich  wil  iu  raten  ein  dinc : 

iuwern  schätz  riieret  105 

sibcnzic  man  dem  fiirsten  liieret: 
48'"     der  hat  den  Tüfersa-r  verlriben : 
vor  dem  waer  iu  niht  beliben. 
üz  iwerm  kästen  weiz  unt  körn 
nam  er  iu,  daz  was  iu  zorn.  110 

wie  treit  ze  same  ein  bie? 
sam  tet  der  selbe  vrie. 
sin  kündikeit  was  manicvalt. 
swaz  kiindiclich  was  gestall, 
mezzer  oder  scharel,  115 

daz  hiez  wir  Tüfersserel: 
also  sint  in  Osterrich 
die  Hute  leider  merklich, 
die  Haselouwer  bede, 

tretet  ab  der  grede  120 

von  iuwerm  vater  her  zetal. 
swie  der  tot  sins  libes  val 
hat,  sin  wirde  ist  noch  ob  iu. 
er  was  benamen  gar  getriu, 
biderbe  unde  wol  gezogen.  125 

er  biet  ze  hove  niht  gelogen 
umb  deheiner  slahle  guot, 
und  stet  ouch  übel,  swer  ez  tuot. 
her  Otte  und  her  Kadolt, 

gebt  sehzic  mannen  den  solt.  130 

her  Ott  von  Rotensteine, 
der  füert  ir  vierzic  eine : 
des  treit  er  über  rucke 

99.  holt  100.  ain  103.  Gcrlofz  111.  pei  112.  Sam  tut 

_  vrey  114.  Waz  115.  Scherl  116.  Tauferserl 

119.  haslauuer  120.  Treffet  124.  benam         126.   nicht  mer  ge- 

logen 129.  Chadolt  131.  Rottenstain  133.  er]  eu 


SEIFUna)  IlKF.nLIiNG  \  I  127 

die  burcjijrafschufl  zc  Brücke, 
von  TiiUinansdorf  her  Sliilisc,  135 

zc  kleine  wa-r  ein  bülise 
ze  iwerni  uiiUerlicljoiii  j;uol. 
die  silberkisten  üf  tuol 
und  iwer  kornkaslcn. 

ir  siillz  6  iiberva.sleu,  140 

ir  bricht  zuo  des  fiirsten  her 
hundert  man  ze  landes  wer, 
und  wert   daz  iu  iht  abe  gc 
der  gewalt  unz  an  den  Furtes  sii. 
die  Polcndorfcr  alle  dri  145 

\ind  wir  staeJe  ein  ander  bi, 
nahen  bi  der  Lila, 
die  werdent  von  den  sorgen  grä, 
daz  man  urliugen  sol. 

sie  gewünnen  sust  zUngern  wol  150 

win  wciz  undc  körn, 
wirl  sant  Margrcleu  verlorn 
und  Merliusdorl",   so  gel  iu  abe 
ein   teil  der  ungrischen  habe, 
daz  sult  ir  gerne  undcrslän.  155 

her  Kuonrat,  viicrl  hundert  man. 
49'     her  Heinrich  und  her  Sibot, 
hundert   man   hab  iuwer  rot. 
iz  mac  anders  nihl  gcsiii 

wan  trinkt  und  gellet  Ezeln  win.  160 

ir  herren  uz  dem  Forste, 
ob  ich  gcwünschen  lorste, 
so  wünscht  ich  daz  ir  wacrel  rieh, 
ir  Sit  alle  cbenglich, 
der  geburt  ich  meine,  105 

134.  Pruck  (:  ruk)  135.    V.  Traulmannstorff  lierr  SluchCz 

136.  PuclisTz  137.  vnlioleiclien  :   vergl.  202.  140.  soltz  ehe 

141.  brecht  142.   lanns  143.   euch  140.  an   ander 

147.  Nahten  149.    verleugen  150.   sust   vug  n 

156.  Für  157.  Seubolt  158.    H.  m.   h.  ewr  Katt  in  Goll 

160.  Danne  Trinchel  vnd  gelt  Esels  wain  :   i'et'gl.  Nib.   1897,  3. 

163.  uintsch 


128  SEIFRIED  HELBLING  VI 

dienslman  ze  Pilsteine. 

etliche  die   sint  baz  geborn, 

so  sint  suniliche  üz  erkorn. 

waz  wil  ich  des  zereizen  nu? 

ir  heizet  alle  ein  ander  du.  170 

wol  uf,  Sit  bereit  schier 

mit  manger  liebten  panier ! 

swie  vil  der  paniere  si, 

sint  zwei  hundert  man  da  bi, 

des  sol  uns  geniiegen  wol,  175 

so  man  die  wärheit  sprechen  sol. 

von  Lengenbach  her  Kameras, 

ir  Sit  ze  groz  und  ze  swaer, 

grift  iuwer  groz  guot  an, 

versoldet  üz  zwei  hundert  man  180 

die  mit  dem  herzogen  varn. 

umb  wiu  weit  ir  guot  sparn  ? 

ir  habt  niht  der  kinde. 

ein  altez  mrere  ich  finde, 

daz  ist  doch  ze  mazen  lanc ;  185 

ez  sprach  her  Bernhart  Vridanc 

'  zwiu  sol  der  riehen  witewen  lat, 

an  daz  sie  dest  me  bitel  hat? 

ir  gröz  guot  wol  fliegen  kan 

daz  sie  nimt  ein  junger  man.  190 

für  ir  alte  runzen 

git  sie  im  silberpunzen  : 

die  kan  er  wol  nützen 

und  rent  ir  üf  die  sprützen.' 

von  Kapelle  her  Uolrich,  195 

tuot  einem  wisen  manne  gelich, 

grift  iuwer  grozez  guot  an, 

fiiert  dem  fürsten  hundert  man: 

üf  min  triuwe,  den  sil  ir 

wol  ein  houbetriler,  daz  gloubt  mir.  200 

169.  zeraitzen  170.  alle  an  einander         175.  Dez         180.  auz 

182.  Vmb  beu  186.  her]  der             188.   dester  mer  pitel  li. 

189.  grozze  192.  piinzen /«/ier,  s.  Schmeller  1,  288. 
200.   einen 


SEIFRIED  HELBLING  VI  129 

habt  ot  ritcrlichen  muot, 
iuwer  unlnerlicliez  guot 
(laz  enspart  nilit  raßr 


201.  Habt  oe  r.  202.  vnlorleichcz  20S.  entsparl        die  folgen- 

f^enden  drei  seilen  der  hs.   leer. 


n 


vn 

51"     'Aller  wisheit  anevanc 

ist  gotes  vorhte  sunder  wanc' 
sprach  der  wise  SalomoQ. 
ob  ich  in  unwisheit  won, 

daz  wend  an  mir,  herre  Krist,  5 

Sit  duz  diu  wäre  wisheit  bist, 
geruoche  uiiner  sinne  pflegen, 
ich  hän  ein  maire  für  ze  legen, 
daz  iz  wol  verslendic  si 

den  die  mir  nahen  sitzen  bi.  10 

got  man  nennet  alsus, 
miräbilis  deus ; 

daz  sprichet  Wunderlicher  got. 
sin  wille  werd  mir  ein  gebot, 
ich  wil  siner  wunder  15 

Zellen  einz  besunder. 
swaz  man  in  velde  schouwet, 
s6  daz  der  Meie  betouwet, 
wise  anger  beide  unde  walt 
zehant  sich  verwet  manicvalt;  20 

so  griienent  berg  und  elliu  tal. 
die  rösen  bluomen,  vial, 
sihet  man  üz  der  grüen 
gar  wünniclichen  blücn, 

walt  und  ouwe  geloubet:  26 

die  vögele  unbetoubet 
singent  spa?he  dcene. 
in  der  selben  schoene 
ich  gie  eins  morgens  schouwen 
1.  2.  Freidank  1,  5/.         18.  Moey         27.  spezziu  don 
Z.  F.  D.  A.  IV.  9 


\'M)  SEIFUIKD  HELIM.ING  VIl 

da   ich   zwo   jiinovrouweii  30 

vanl.  ander  einer  linden, 
den  sleich  ich  also  liinden 
daz  sie  min  nihl  sahen, 
und  kom  in  do  so  nahen 

daz  ich  vernam  ir  niwre.  35 

wie  ir  beider  nanie  wsere. 
daz  was  mir  ilniuwe. 
diu  eine  sprach  'ver  Triuwe, 
liebiii  swesler,   wa  sit  ir 

gerne?  vrowc,  daz  sagt  mir/  40 

diu  Triwe  sprach  'ver  Warheit, 
min  wesen  ist  mir  dicke  verseit 
du  ich  serne  wolle  sin. 
Warheit,  liebiu  swester  min, 
swä  ein  valschcr  rat  geschiht.  45 

da  belibe  ich  fürbaz  niht. 
ir  ist  in  disera  lande  vil 
die  ich  gerne  miden  wil.' 
diu  Warheit  sprach  an  der  stal 
'unser  vater  hiez  der  Rät;  50 

51*'     triwe  und  warheit  er  uns  riet, 
ze  muoter  uns  got  beschiel 
die  Scham,  diu  uns  hat  getragen, 
ir  zuhlbesem  üf  uns  geslagen. 
den  sie  hiute  als  uns  ziige,  55 

der  schämt  sich  valscheil  unde  lüge.' 
diu  Triu  sprach  '  VV  arbeit,  swester  min, 
wie  !ange  wel  wir  hie  sin? 
sich  hebet  in  diseni  lande 

sünde  unde  schände  60 

sit  wir  dar  uz  sin  gevarn.' 
'got  müeze  dich  bewarn, 
Triu,  min  liebiu  swester! 
ich  was  dannoch  gester 
gevarn  in  einen  phafFen,  65 

35.  Jreu  mer  36.  Namen  wer  37.  itneu  38.  verlren 

45.   Wo  50.   Iiitz  52-   Zemweler  53.  Deu  selia.ni  die 

58.   wolle         59.  haliel         Ol.  sini 


I 


I 


SEIFUIKD  IIELÜLING  VII  I.'JI 

der  lict  so  vil  ze  klalleii 
und  treij)  daz  also  lauge 
daz  ich  uiicli  in  sin  waugc 
eiulialp  muoste  sniicgen 

und  lie  in  l'iir  mich  liegen.  70 

owe  daz  sin  ie  gedalit  warl! 
er  louc  an  sanl  ßcrnhart, 
saut  Paul  und  saut  Augusfiu: 
die  rieten  Oeisch  und  guolen  win, 
gröziu  bröt,  zein  aller  tragen ;  75 

zeni  sibendcn,  zen  Jarlagon 
und  ze  der  bevilde 
soll  man  weseu   milde 
mit  opfcr  und  mit  selgcrtel, 
und  swer  des  niht  entset,  80 

der  waT  in  dem  banne 
von  wiben  und  von  manne; 
da  von  kuml  er  nibt  lihle. 
'  phenninge  von  der  bihle 

sei  er  vrumeclichen  geben,  85 

wil  er  krislenlichen  leben, 
man  sol  den  kinden  koulcn 
chresem  unde  toufen, 
daz  lieilic  öle  gellen  wol. 

s6  ich  die  warheil  sagen  sol,  90 

wir  phalTen  haben  veile 
iu  allen  ze  einem  heile 
den  wären  gotes  lichamen : 
des  dürft  ir  iuch  niht  enschamen ; 
swaz  ir  uns  phafTen  eren  tuol,  95 

diu  miete  ist  bezzer  danne  guot, 
da  iuch  got  wirt  umbe  geben 
in  daz  ewige  leben.' 
der  prediga're  ein  ende  schuof 
52"     und  huop  den  gebüren  einen  ruof,  100 

den  raunt  er  wit  üf  tet: 

69.  Ain  halbe  must  sineygeu  70.   ieygen         75.  Grozzer  brot  zdem 

80.  eutrat  84.  Phening  93.  leicbnam  94.  eoscham 

97.  eil 


132  SEIFIIIED  IIELBLIJNG  MI 

dA  vnor  ich  uz  an  der  slct 
unde  kam  da  iier  ze  dir.' 
'  liebiu  swester,  wis  mir 

mit  allen  triuwen  vvillekomen  !  lOr» 

groz  unbilde  han  ich  vernomen.' 
diu  Triu  sprach  '  liebiu  Warheit, 
ein  ma*re  liaslil  mir  geseit, 
daz  wil  ich  dir  gelten. 

ez   flieget  sich  vil  selten,  110 

uns  miiezc  etwaz  werren. 
ich  was  bi  einem  herren, 
der  düht  sich  selben  gar  getrin. 
von  dem  vuor  ich  umbe  diu  : 
er  ist  mit  boeseu  listen  115 

gen  sinem  ebenkristen, 
dem  er  gar  vint  ist. 
lange  der  vor  im  genist: 
er  wartet  siner  wil, 

ob  er  im  einen  pfil  1^0 

heimlich  niiige   geschiezen  ; 
(des  kan  in  niht  verdriezen), 
und  griiezt  in  güetlich  da  bi; 
ob  ez  umb  sin  herze  si, 

daz  weiz  er  und  der  tiuvel  wol,  125 

der  so  getan  sünde  wizzen  sol,' 
ich  kam  an  dem  morgen  vruo 
dar  und  horte  in  allez  zuo 
ir  rede  daz  ich  sprechen  mac 
wol  unz  an  den  mitten  tac.  130 

nu  kam   ein  böte  gegangen, 
der  wart  niht  wol  enphangen, 
des  mich  wol  da  bi  gezam. 
wunderlich  was  sin  nam. 

diu  Wärheit  sprach  'her  Wankelbolt,  135 

wir  böde  iu  wurden  nie  holt, 
ich  und  diu  liebe  swestcr  min.' 

102.  Da  vür  104.  pist  105.  trauen  11.3.  sie  selb 

115.  lüssteti         116.  NebenChrisslen         118.  unlange?       126.  Sagctan 
130.  vnzt  meistens. 


I 


SEIFRIED  HELBLINC;  MI  133 

|)liii  alle  die  uiista'lc  sin  ! 
gol  lazc  ir  nimer  werden  rat!" 
sprach  diu  Triwe  uf  der  slal;  140 

nilit  anders  sie  in  cnphie. 
zuo  in  heden   er  doch  <;ie, 
ev  sprach  '  Triu  und  Warheil, 
ir  dienst  in  habenl  widerseit 
Unlriu  Lüge  Ilaz  unde  Nit;  145 

sie  wellen  iuch  in  kurzer  zit 
suochen  mit  einem  grozem  her. 
ob  sie  vindcn  iuch  in  wer, 
daz  ist  in  licp  sunder  spot. 

nu  merkt  iz  bi  dem  widerbot,  150 

ir  samenung  wirt  ze  Trebens6. 
ist  da  iht  gesprächet  e, 
52''     vil  nütze  waren  sie  da  bi. 
waz  iwcr  beder  wille  si, 

daz  leit  minhalp  niht  dernider,  155 

ich  wirb  ez  endehaft  hin  wider.' 
nü  sprach  diu  Wärheit  '  Wankelbol 
<ier  Lüg  du  von  mir  sagen  solt 
und  dem  Hazze  da  hi, 

ich  und  diu  Güete  in  vint  si.  160 

vil  schände  wirt  erziuget 
da  man  in  hazze  liugct. 
daz  wirt  in  vil  kurzen  tagen 
üf  ir  beder  köpf  geslagen!' 
diu  Triu  sprach  '  VVankelbolt,  nü  sage  165 

dem  Nide  daz  diu  erstiu  klage 
von  im  für  got  konien  si. 
her  Käin  was  niht  nides  vri; 
vil  nides  er  in  im  truoc, 

dö  er  sinen  bruoder  sluoc,  170 

den  reinen  Abeln, 
waz  sol  ich  daz  heln? 
Untriu  Nit  da  bi  was 
dö  der  arme  Judas 

138,  Pfui  151.  Trembse  152.   gesprechet         155.    derwider 

164.  Choff        1Ü8.  Herr  Kay  war        170.  174.  Da         170.   seinem 


13i  SEIFUIED  HELBLLNG  VII 

den  waren  gotes  sun  verriet  175 

benamcn  umb  ein  kleine  miet 
die  er  mit  lasier  cnpliie : 
der  verzagt  sich  selben  hie. 
Kain  braht  Nif,  Judas  Uutriu 
in  die  ewigen  riu.  180 

nü  hat  sie  aber  uz  gesaut 
der  Tiuvel  in  elliu  laut, 
daz  sie  die  liule  schünden  dar, 
ze  meren  sin  verfluochle  schar. 
umbe  daz  si  in  widerseit  185 

von  mir  und  von  der  Rehlekeit.' 
diu  Triu  zuo  der  W  iirheit  sprach 
swcster,  gedenke  dir  da  nach, 
wanne  und  ze  weihen  lagen 
der  böte  miig  unsern  vinden  sagen  190 

daz  wir  ritcn  in  ze  vär.' 
'  liebiu  swester,  du  hast  war; 
wir  miiezen  geben  e  den  soll. ' 
diu  Warheit  sprach  '  Wankelbolt, 
var  hin,   unsern  vinden  sage  11)5 

von  suntag  an  dem  alilen  tage 
si  wir  warden  des  enein, 
wir  welln  uns  über  den  wägrein 
bi  Ekendorf  ze  velde  legen 

mit  manegem  erlichem  degen."  200 

Wankelbolt  üf  spranc. 
hin  fuor  er :    des  hab  ich  danc, 
ob  ich  so  gewerben  kan, 
daz  unbilde  wirt  getan.' 
53*    '     nü  rümten  sie  die  linden.  205 

niht  lange  stuonl  ich  binden, 
ich  ilte  heim  üf  mine  baue, 
gerne  ich  az  unde  tranc, 
als  einer  hiute  tuon  mac 

176.  Benahm  179.  Kay  180.  In  diu  181.  Nu  hat  aber 

183.  (leu  Lcut  184.  verfluecbteu  189.  lachen  (:  sagen) 

196.  Von  Santag         197.   warten  198.  wollen  199.   Echendorff 

206.  ich  da  binden 


SElb^lUEÜ  IIELULLNG  Ml  135 

der  vasict  eiiioii   laiif^tMi  lac.  'IH) 

midi  (lulil  diu  avculiiiro 
so  relile  gcliiure 
daz  ich  czzeiis   nie  ^cdalil, 
diu  rede  einviiide  volltralil. 

Iiiii   undc  her  ich  iz  wac,  '-ilö 

beidiii  naht  uiide   (ac, 
vil  gedaht  ich  mir  da  nach 
daz  ich  liigenl  nie  {^esach, 
als  si  ein  mensch   he"ie. 


an 


d" 


ich  spracli  '  lieher  got,   nu  wie  220 

isl  diu  sa'lde  mir  geschehen? 

juncvrouwcn  ich   hau  gesehen 

die  nach  den  lugenden  siul  genanl, 

als  ich  sie  vor  dem  walde  vant 

under  der  griienen  linden.  225 

owe,  kund  ich  ervinden 

wie  der  strit  sich  fliege  dar, 

s6  diu  reiue  tugeudeschar 

mil  den  Untugenden  striten  sol ! 

lieber  got,  nü  tuo  so  wol,  230 

lä  mir  den  enge!  wesen  bi 

dem  ich  von  dir  bevolhen  si, 

daz  er  minem  sinne  eubinl 

msere  diu  unsihtic  sinl, 

guoter  got,  swem  ich  diu  sage,  235 

daz  er  in  sinem  herzen  trage 

der  lügende  zeichen  offenbar 

und  ker  von  der  untugende  schar!' 

uü  was  diu  zit  wol  dar  komen, 
als  ich  die  hervart  het  vernomen  240 

und  als  sie  Wankelbolle  seit 
Triu  unde  Warheit. 
ich  kert  des  endcs  vor  dii  hin, 
daz  lerte  mich  min  bester  sin, 
üf  des  wägreines  steten.  245 

got  wolt  ich  ane  beten ; 

'IM.  wurdl        223.  Jugenten         233.  meinen  Synn         240.  die]  der 
243.  eher 


13G  SEIFRIED  IIELBLING  VII 

ich  kniet,  ralit  üf  min  heude, 
'lieber  got,  nü  sende 
mir  einen  wisa*re 

der  mich  der  rehten  nia5re  250 

bewise,  wie  der  lugende  schar 
gen  den  anlügenden  kome  dar/ 
als  ich  gesprach  daz  gebet, 
üf  sliiont  ich  an  der  stet. 

ich  sach  Tuonouwehalp  daz  her  255 

53''     ligen  mit  starker  wer, 
vil  swarzer  panier, 
diu  unreinen  lier 
warn  dar  inne  gebildet. 

'der  sin  ist  mir  erwildet,  260 

waz  daz  zeichen  meine?' 
ich  was  der  Hut  gar  eine, 
ein  stimme  sprach  dö  ze  mir 
'vriunt,  nu  wil  ich  sagen  dir, 
swaz  untugent  wirt  getan,  265 

der  tiuvel  daz  wol  schünden  kan 
und  lonet  sin  mit  schänden, 
sihstu  nach  den  branden 
gevarwiu  wäpenkleil? 

den  ir  slurmvanen  Ireit  270 

her  Käin,  mordes  anevanc. 
sin  schar  ist  breit  unde  lanc; 
alle  morder,  Haz  unde  Nil 
wol  an  sinem  ringe  lit. 

haz  truoc  er  dem  bruoder  sin  275 

und  nit,    daz  unser  trehlin 
sin  opfer  wirdiclich  enphie. 
daz  sin  er  välschlich  begie ; 
got  was  ez  unmaere. 

da  von  der  morda^re  280 

Abeles  bluot  durch  nit  vergoz, 
daz  üf  in  die  lüfte  schöz, 
ze  tal  in  abgründe, 

252.  cbamen         255.  wnnau*halb         259.  Warn  darin         270.  stürm 
vanoe        271.  Kay 


SEIFRIED  HELBLLN'G  VII  137 

da  er  die  uiortsütide 

«Hviclichen  arncl.  285 

alle  inordcr  sin  gewariiet, 
sie  niüezen  alle  iiaih  im  dar 
ze  nitiren  sin  vervluoclilc  schar. 
'  nü  sa{|je  an,  lieber  engel  min, 
wer  mac  der  ander  vienl  sin?  290 

diu  schar  ist  lanc  undc  breit, 
'vriunt,  nü  si  dir  geseil' 
sprach  aber  dö   diu  slimme, 
'  in  valsch  der  muoles  grimme 
den  wir  nennen  Judas.  295 

Unlriu,    Zaglieil  bi  im  was. 
an  Krist  er  unlriu  begie, 
von  zagelicit  er  sich  selben  hie, 
nach  im  swer  untriu  begät. 

eins  zagen  wirt  ouch  nimer  rat:  300 

des  ist  gemeret  sin  schar, 
du  sihst  wol  daz  ich  hau  war.' 
'liebiu  gotes  stimme,  nii  sage 
wer  den   dritten  vanen  trage, 
diu  schar  ist  in  der  mäze  wit,  305 

si  g«b  wol  allen  scharn  strit.' 
54"     '  nü  hopr  mich'    sprach  diu  stimme ; 
'  ir  houbetliut  sint  grimme, 
der  uamen  sin  dir  dri  geseit. 
Höchvart  Lüge  und  Gitikeit  310 

hie  in  allen  landen 
von  Sünden  und  von  schänden 
und  von  Untugenden  habent  kraft, 
der  Tiuvel  pfligt  der  riterschaft 
under  einem  vanen  pechvar.  315 

lieber  vriunt,  nim  selbe  war, 
der  Höchvart  krön  dran  brinnet. 
du  weist  wol  wes  beginnet 
hie  diu  Lüge  und  Gitikeit. 
sie  füegent,  der  die  selben  leit,  320 

284.  Do        290.  Voent        293.  so        298.  er  sie  selber        303.  nuer 
sag        306.  geb         314.  pflegt        315.  pevabr        320.  denselben 


I 


138  SEIFRIED  HELBLING  V  11 

erge  und  argcl  riuwe. 

Girlicil  3Iissctriuwe 

SchalklieiL  unde  Honkusl 

vücgenl  dort  der  sele  verlusl 

und  sint  hie  doch  an  cre.  325 

vriunt,  waz  sag  ich  m^re? 

die  unlugent  sint  geschart. 

kör  dich  umhe  iif  der  wart 

und  sich  wer  dir  zuo  vert/ 

ich  sprach  'got  hat  mir  beschert  330 

dich  zuo  einem  wisser. 

diu  schar  ist  so  achtbger, 

ir  vane  lieht,  wiz  als  ein  swau ; 

da  stet  schone  gemälet  an 

ein  beseni  in  einer  zeswen  hant.  335 

wie  der  houbetman  si  genant, 

daz  sag  mir,  lieber  gotes  bot.' 

'vriunt,  ich  sage  dir  bi  got, 

ez  ist  diu  Zuht  der  tumben  jugent 

und  der  marschalc  aller  tugent.'  340 

'  lieber  engel,   sag  an  mer. 

ein  groziu  schar  vert  an  der, 

ir  banier  wiz,  dar  inne  gemalt 

ein  wäge,  dar  üf  rotez  golt  \ 

gewegen,   daz  iz  ab  riset.  345 

ir  schar  ist  wol  gepriset 

in  harnasch,  rieh  ir  wapenkleit. 

nie  schar  wart  so  wol  bereit. 

ich  wa^n  sie  wellen  striten 

üf  blanken  räviten.  350 

dehein  ander  varwe  sihe  ich  da, 

swarz  vizzelvech  rot  noch  gra  ; 

lieht  klär  sint  ir  schilte.' 

'vriunt,  iz  ist  diu  Mute' 

sprach  diu  stimme  hin  ze  mir.  355 

321.  Argel  :  arge?     arge  und  erger   riuwe?  322.    Geirszeit 

327.  geschert  328.  Wortt  333.  ler  von  334.    sehen 

343.  darin         345.  Zewegen         349.  willen        351.  Dehaimb  an  der 
353.  Liet 


SEIFKIED  Ilfc:LULl>(;  VII  ISU 

'  alrßst  wil  ich  sagen  dir 
wer  mßret  der  Mille  ir  schar. 
54''      sant   (jcorgen  iiini  des  «}rslen  Avai-; 
der  liiert  den  vanen  in  der  hanl. 
dir  si  der  millen  mer  bekaiil.  360 

sanl  Merlin  und  sant  Oswalt 
zun  den  millen  sin  gezalt. 
ez  so!  ouch  bi  den  millen  sin 
der  edel  künic  Salaliii 

und  der  milleclich  j^enuiot  365 

genant  von  Tenniarke  \  ruot. 
ez  hal  ouch  eren  vil  getan 
in  Diiringen  laiitgraf  Uennan  ; 
des  nieret  er  der  millen  schar, 
noch  sul  wir  eines  nemen  war,  37(J 

genant  was  er  gräf  Liutolt 
von  Hardek.    silber  unde  golt 
gab  er  so  bald  von  siner  baut 
sam  iz  an  die  viüger  brant. 

der  millen  ist  so  vil  da  bi  375 

daz  sie  miner  zal  sint  vri.' 
ich  sprach  'uü  lat  sie  ungezalt/ 
gesaht  ir  in  dem  meien  wall 
mit  wizer  bliiete  [ie  baz]  gellort? 
noch  baz  sich   die  lugende  schart  380 

under  manger  banier  lieht, 
dannoch  legt  sich  der  marschalc  nicht; 
er  habt  als  ein  degcn  maer. 
do  kamen  diu  vürrcnna-r; 

die  herbergl  er  ül"  der  stat  385 

schone  nach  der  Mille  rät. 
nü  kamen  sie  gevarn  zuo, 
ez  was  dannoch  wol  so  vruo 
daz  der  man  ie  wol  besach 

wä  sin  herre  biet  gemach.  390 

zehant  er  mit  zühten  bat 

356.  All  erst  358.  Georgen  362.  Ze  368.   In  duringe 

370.  Nach  suUe  379.  weizzeo  bluell  380.  N.  paz  s.  die  tu- 

gendte  schort 


140  SEIFIUED  IIELBLING  Vll 

(len  inarschalc  unib  die  selbeu  stal. 
sie  wart  im  zühticlicli  gegeben; 
daz  marhl  ich  üf  der  wart  vil  eben, 
ich  sprach  'vil  lieber  gotes  bot,  395 

sag  mir  nemlich  durch  gol 
wes  der  wize  vaue  si : 
dar  in  gemalt  daz  agnus  dei, 
ein  kriuz  in  siner  zeswen  klä, 
des  die  propheten  waren  vrö,  400 

wan  inz  beschiet  sunderma;r. 
sant  Johans   der  toufar 
zeiget  mit  sim  A'inger  dar 
und  sprach  da  sie  des  namen  war 
'  seht  daz  gotes  lamp  zeig  ich  405 

daz  unser  schult  nimt  an  sich/ 
die  stimme  güetlichen  sprach 
'  vriunt,  da  du  vrägest  nach, 
daz  wil  ich  bescheiden  dicr. 
55*     ez  vüert  die  selben  banier  410 

Semftikeit  und  Güete, 
Gedultikeit  Diemüete 
Liebe  unde  Rehtikeit. 
diu  wäre  3Iinne  ist  ouch  bereit 
ze  meren  die  selben  schar.  415 

nü  nim  ouch  der  Wisheit  war: 
swä  sich  der  vane  hin  wendet, 
ir  rotte  ez  allez  endet, 
vriunt,  ob  du  dich  erest, 

daz  du  din  sinne  körest,  420 

gedenke  nach  der  selben  schar, 
got  hat  die  lugende  alle  gar. ' 
ich  sprach  'lieber  engel  min, 
des  gelouben  wil  ich  sin, 

er  hab  ir  tüsenstunt  mer.  425 

daz  ich  volge  der  16r, 
als  mir  von  dir  geraten  ist, 

394.  wortt         398.  Darin  gemalt:    ob  da  ist  gemalt?         399.  chllu 
400.  Daz  —  worn  vrei  403.  seinem  409.   dir  416.  Nu 

nembt  —  wor 


SEIFRIED  IIELBLLNG  VII  141 

des  helfe  mir  der  wäre  Krist!' 
lieber  vriiinl,   mi   will  dii  wol. 
inör  ich  dir  sa{;cii  sol.  430 

ein  wizer  vanc  verl  da  her, 
Triwe  Barmunj;e  uiidc  Er 
fiierent  wol  mit  ereii  den. 
swcr  wil  nach  gotes  hulden  stdn, 
der  si  den  lugenden  gerne  bi.  435 

ich  wil,  in  dem  hiniel  si 
diu  Triu  in  6ren  wol  erkant. 
gol  die  liarnuinge   sant 
durch  Triwe  nach  dem  siinda?r, 
daz  er  bi  im  in  eren  wajr.'  440 

\ 

'so  isl  Triu  und  Er  von  himel  komen, 
als   ich  han  von  dir  vernomen, 
redelicliiu  stimme, 
silber  golt  noch  gimme 

wold  ich  nemen  nihl  für  dicii.  445 

alrerst  du  bewise  mich 
umb  die  allermeisten  schar. 
under  einer  banier  liehtgevar, 
niilten  in  gelpfer  wize, 

an  dem  ende  mit  filze  450 

ein  swarziu  liste  ist  erhaben 
meisterlich  mit  buochstaben. 
ich  bin  der  kunst  niht  eulwesen, 
von  verre  hän  ich  dran  gelesen 
'ein  got  ie  was  und  immer  ist,  455 

den  wir  nennen  Jesus  Krist." 
nü  sprach  diu  stimme  wider  mich 
'ich  beer  die  Warheil  nennen  dich: 
der  schar  sich  billich  breitet, 
diu  St.Tte  ir  vanen  leitet;  460 

3iaze  mit  der  Bescheidenheit 
machent  die  schar  lanc  unde  breit: 
des  hilfet  in  diu  Sterke. 
55''     lieber  vriunt,  nü   merke 

die  tugent  hat  algeliche  465 

434.  wil]  sie         443.  Redlicher         459.  sich]  sie 


U2  SEIFHIED  HELBLING  VII 

got  in  dem  himclriche. 

der  Kiusch  ist  wol  den  lugenden  bi, 

daz  icmcn  übermazic  si 

ofl'cnbar  uocb  stille. 

diu  Manhcit  und  der  Wille  470 

viiegent  wol  in  strit  ze  wer. 

nü  ist  geschart  der  lugende  her. 

lieber  vriunt,  ich  wil  von  dir' 

sprach  diu  stimme  hin  ze  mir. 

'die  leste  schar  legt  sich  hin  zuo :  475 

s6  wirt  der  strit  morgen  vruo. 

niht  raer  sollü  vriigen  mich  : 

ich  han  wol  verrihtet  dich 

wer  sie  sint  jen  unde  dis, 

in  got  du  gesegent  wis.'  480 

ich  sprach    amen,  daz  werde  war! 

dö  sich  geleit  diu  leste  schar, 
zehant  diu  sunnc  nider  gie, 
der  tac  den  liebten  schin  lie. 
ich  gie  ab  dem  berge  485 

und  suochte  mir  herberge 
nähen  da  bi  in  einem  graben; 
da  wold  ich  gemach  haben, 
her  vür  nam  ich  durch  hungers  not 
üz  einer  twehel  kses  unde  bröt.  490 

mit  win  ein  lägel  wol  beslagen 
het  ich  mit  mir  dar  getragen ;  . 
nach  der  spis  dar  üz  ich  tranc, 
unz  mir  diu  ougen  zuo  twanc 
der  slaf.  wol  in  der  wile  495 

daz  einer  gienge  ein  mile 
mir  Iroumte  wie  iz  wa^re  tac. 
üz  dem  släfe  ich  erschrac 
und  ilte  wider  üf  die  wart. 

diu  her  sach  ich  hie  unde  dart.  500 

der  lugende  viur  brunnen 
glich  der  liebten  sunnen: 

472.  geschort         475.  schor         483.  vnder  gi«  404.  zne  wancli 

499.  508.  worlf         r)00.  dorn 


I 


SEIFRIED  IIELBLING  Vll  143 

(l;l  der  uiilugcMidc  viiir  brau, 
geiniscliler  rourli  j^ic  du  van 
den  ich  ylicli  crkande  505 

sam  man  die  kol  brande, 
vil  schiere  der  tac  üi"  gie. 
die  warte  ich  in  der  tunkel  lic 
und  sleich  ze  tal  zuo  dem  her. 
die  roUierlen  sich  ze  wer  510 

baz  dan  irli  gepriieven  kan. 
nu  kam  die  wile  ir  warlman 
mit  den  relilen  nia-ren 
daz  ir  vinde  wieren 

ze  velde  komen  in  ze  var:  515 

sie  helen  vor  ninr  dri   schar: 
der  sint  sehs  gemachet.' 
56**     diu  A\  arheit  des  erlachet 

und  sprach  '  wer  hat  sie  daz  gelerl 

daz  sie  die  schar  hant  gemört?'  520 

der  ander  wartman  zuo  reit, 

genant  diu  Bescheidenheit, 

er  sprach  ze  den  wiganden 

'  ir  sult  iuz  hiute  enblanden ! 

Sit  hohes  muotes  unde  vrechs !  525 

der  schar  sinl  grozer  sechs 

die  iwer  wellent  biten, 

benamen  mit  in  striten. 

die  ersten  schar  fiiert  Erge 

Schalkeit  unde  Kerge.  530 

die  andern  schar  Haz  unde  Nit. 

mit  der  dritten  schär  lit 

Gitikeit  Lnlriuwe. 

die  vierden  schar  biet  riuwe, 

ob  iemens  kraft  viir  sie  züge  ;  535 

die  viiert  Valscheit  unde  Lüge. 

so  fiiert  die  fünften  schar  bereit 

Misstriu  unde  Glichsenhcit, 

Unmäze  Trunkenheit  da  bi, 

515.  zenoi-  510.   nur  dreu  schar  ä2?i.  Er  spr.  yeden   VV. 

526.  grözzer 


144  SEIFRIED  nELBLING  VII 

daz  ir  diu  schar  niichel  si.  540 

die  sehsten  vüert   diu  Höchvarl : 
we  daz  ir  ie  gedaht  wart! 
ir  vane  ist  swarz  nach  peche  gar; 
da  inne  ein  kröne  viurvar 

ist  gekeret  hin  ze  lal.  545 

daz  bezeichent  uns  den  val 
den  Lücifer  von  himel  viel 
umb  höchvart  in  der  helle  giel. 
diu  selbe  schar  strilet  niht, 

an  ob  den  vünven  not  geschiht.  550 

ich  hau  iuz  bescheiden  gar; 
nü  nem  der  man  sin  selbes  war/ 
diu  Wisheit  üf  sluont  unde  sprach 
'  ir  herren,   rihtet  iuch  dar  nach  ! 
suoch  der  man  den  sinen;  555 

ich  vinde  wol  den  minen. 
Zuht  und  Milde,  habt  ein   schar, 
nemt  Erge  unde  Schalkeit  war. 
Liebe  und  Güete,   in   dem  strit 
bestet  den  Haz  und  den  Nit.  560 

vrou  Triu,  ir  habt  ein  schar  breit; 
suocht  Untriu  unde  Gitikeit. 
vrou  Wärheit,  mit  der  Slihte 
hebt  iuch  dar  enrihte 

da  Lüge  unde  Valscheit  si;  565 

die  lät  hiut  niht  strites  fri. 
Verstendikeit  Rät  unde  Sin, 
kßrt  iuch  gen  den  vinden  iiin, 
suocht  Glichsenheit  3Iisslriu  Unmaz ; 
so  vart  ir  die  rehten  sträz.'  570 

56''     diu  Wisheit  sprach  'die  sehsten  schar 
viier  ich  wol  mit  6ren  dar; 
des  hilfet  mit  Gedultikeit 
diu  Diemuot.    unser  schar  ist  breit 
under  einem  vanen  lieht,  575 

da  man  daz  gotes  lamp  an  sieht. 

540.  Daz  er  550.  Vünffteri  554.  564.  568.  eu         558.  Arg 

567.  V.  guett  rat  vnd  Synn         573.  mir 


i 

I 


I 


SEIFUIED  HELBLLNG  Ml  »45 

uns  hilfet  Sterk  iManheil  unt  Er; 

waz  sol  ich  iu  sagen  iiitir? 

unser  kunfl  git  jainers  (lAn 

den  bi  dem  vancu  mit  der  krön.'  580 

nii  Iiuoben  sie  ze  den  vinden  sich, 
üf  der  sla  volget  ich. 
die  Zuht  und  die  Milte 
lützel  des  beville, 

ze  stril«  waeren  sie  bereit.  585 

die  Erge  uud  die  Schalkeit 
sie  vinllich  an  ranlcn : 
schier  sie  daz  erkanten 
daz  diu  tugent  von  hiniel  was. 
sie  vluhen  da  her  Sätanas  590 

habt  mit  dem  vanen  hellevar, 
ungevüege  was  sm  schar. 
nü  vie  üf  dem  nach  jagen 
diu  Milt  die  Erge  bi  dem  kragen 
und  diu  Zuht  die   Schalkeit.  595 

'  mir  geschach  nie  groezer  leit' 
sprach  diu  Erge  zuo  der  Milte. 
'wol  zehen  tüsent  scliille 
het  wir  daunoch  hiute  fruo.' 
diu  Mite  sprach  der  Erge  zuo  600 

'wer  hat  iu  die  läzen?' 
sie  sprach  'der  verwäzen, 
genant  der  helle  scherge. 
mit  schalkeit  und  mit  erge 

hab  wir  sie  al  zer  helle  bräht;  605 

nü  ist  in  ninder  gedäht 
daz  sie  uns  helfen  wellen, 
die  boesen  hergesellen.' 
nü  sprach  diu  Zuht  'des  göt  in  not, 
wand  sie  den  ewigen  tot  610 

von  iwern  schulden  lident; 
billich  sie  helfe  mident.' 

579.  dan         580.  Chraa  582.  slag  585.  wem  587.  veintlei 

590.  do  der  S.         59;j.  Vngeuege         595.  Vnd  die  z.  deu  seh. 
605.  zder,  häußg. 

Z.  F.  D.  A.  IV.  10 


146  SEIFRIED  HELßUNG  VII 

nu  huop  sich  der  amier  slril, 
an  den  Haz  und  au  den  Nit 
diu  Liebe  und  diu  Giiete.  (515 

mit  semflem  gemiiele 
■  so  geslreit  nie  schar  baz. 
diu  Liebe  sprach  'wie  iiu,  her  Haz? 
wä  sint  iwer  helfa'r? 

ir  Sit  in  bilHche  unmaer.  620 

sie  niugeu  uns  nihl  an  gesehen: 
daz  ist  von  iweru)  rale  geschehen  ; 
den  habent  sie  begangen.' 
nü  wart  der  Haz  gevangeu. 
57*     diu  Güele  sprach  '  nü  hau  ich  zit.  625 

wie  nü,  bnesewiht,  her  Nit? 
wä  ist  iwer  Käin? 
iz  fliehent  vast  mit  im  da  hin 
alle  nitmorda're 

in  die  ewegen  sw^ere.'  630 

der  Nil  sprach  '  mir  ist  geschehen 
daz  ich  iu  muoz  siges  jehen.' 
an  den  selben  stunden 
Haz  und  Nit  sie  bunden 

zesamen  als  sie  solden  '  635 

und  sie  behaldcn  wolden. 
diu  dritte  schar  die  zit  streit, 
üntriu  unde  Gitikeit. 
Triu  Manheit  unde  Mäze 

kerten  die  rehlen  slräze,  640 

da  diu  verfluocht  Lntriwe  was. 
diu  Triwe  sprach  '  her  Judas, 
ir  seht  daz  ichz  diu  Triwe  bin, 
und  vlieht  mit  iwer  schar  da  hin, 
die  verzagten  alle  mit  iu.  645 

daz  ist  billich  umbe  diu: 
diu  3Janheit  raste  an  sie  jagt, 
swelch  siinder  also  verzagt, 
daz  er  sich  selbe  toetet, 

628.  Iz  flibens  630.  ewigeu  632.  iu]  nu  635.  Zcsam 

637.   diu  Zeit  str. 


SEIFRIED  IIELBLING  VII  147 

der  töl  in   also  iinelel  (550 

mit  jämcr  iitid  mit  s6re 
an  ende  immcrinore. 
nü  sprach  diu  31az  zer  (iilikcil 
iur  scliar  was  laue  uude  breit; 
die  flielicul  hin,  des  ^H  in  not,  055 

wand  sie  den  ewigen  lol 
von  iuwcrn  schulden  lidcnt: 
hillich  sie  helle  mident. 
ir  liezt  sie  hie  nie  werden  vol; 
des  müezen  sie  des  jamers  hol  660 

ze  helle  buwen  immer: 
des  geniczt  ir  nimmer, 
diu  31azc   ir  rede  war  lie, 
hi  dem  kragen  sie  si  vie. 

alsam  der  L  ntriwe  geschach  665 

und  der  Zageheil  da  nach. 

die  vierden  schar  der  unlugent 
vuort  Valscheit,  Lüge,  alter,  jugent, 
viiegent  sie  den  gotes  haz. 

Slihte  und  Wärheit  stet  in  baz :  670 

den  wünschen  heiles  an  dem  strit ! 
üf  einem  swarzen  ravit 
iiuoj)  sich  von  der  schar  diu  Lüge 
gen  der  \^  ärheit,  sani  sie  vlüge ; 
diu  Valscheit  gen  der  Slihte.  675 

ze  miner  angesihte 
wart  der  vierde  strit  erhaben, 
ich  was  da  bi  üf  eime  graben, 
57''     daz  mir  von  treten  nie  enwar. 

diu  Lüge  ruoft  'zuo  her,  min  schar!'  680 

sie  vlöch  vast  die  zit  da  hin. 

ein  stimme  sprach  'Lüg,  hastü  sin, 

daz  wir  dir  helfe  sin   bereit 

und   der  verfluochteu  Valscheit? 

von  iu  beden  wart  uns  kunt  685 

derjämer  bernde  hellegrunt : 

602.  ir  ir?  671.  au  deu  str.  (580.   zu  her  die  hs.:  ziuch  her? 

oder  tuo  her  (vergl.  grainm.  3,  306)?         682.  lug  hastu  ge^in 

10* 


148  SEIFRIED  HELBLINfi  Vit 

so  ist  diu  Warheit  wol  ze  wer. 

von  himclriche  ist  ir  her: 

des  niuge  wir  niht  an  gesehen; 

von  lügen  ist  uns  daz  geschehen  690 

und  von  valscher  meintät.' 

hie  mit  min  rede  ende  hat. 

nü  wart  niht  lenger  gespart, 

diu  Lüge  dö  gevangen  wart 

gefuorl  für  die  Warheit.  695 

dannoch  genendiclichen  streit 

diu  Sliht,    dö  sie  die  Valscheit  vie. 

der  vierde  strit  also  ergie. 

den  vünften  strit  zehant  streit 
Misstriu  Unniäze  Glichsenheit.  700 

Verstendikeit  mit  ir  schar 
kert  genendiclichen  dar. 
nü  sprach  diu  Güete  und  der  Sin 
'ir  helfer  vliehent  da  hin; 

sie  müezen  all  vor  uns  dernider!'  705 

diu  Glichsenheit  ruoft  vaste  wider: 
ir  antwurt  eine  stimme 
üz  jämer  mit  grimme 
'ich  was  ein  apt  in  der  gebser 
samz  himelrich  min  eigen  wser.  710 

ze  vesper  und  ze  complel 
ich  dicke  wol  getrunken  het 
und  verslief  die  mettin 
durch  gemach  von  guotem  win. 
über  daz  gebot  ich  715 

daz  alle  Hute  lohten  mich. 
Glichsenheit,  von  dime  rät 
brinne  ich  um  die  misselät 
ewiclich  an  ende : 

so  dich  der  tiuvel  sehende!'  720 

ich  wil  niht  anders  sagen  hie. 
so  diu  Tugent  den  gevie 


688.  ir  Herr  694.  da  703.  der  Gott  708.  Suz         712.  ge- 

trungen  713.  deu  Mertein  715.  geboett  716.  vorhten? 

717.  dem 


SEIFHIEÜ  IIELULKNG  VII  149 

des  untuj^enl  g^ii  ir  was, 
<lannocit  habt  her  Satanas 

stille  mit  siin  vaticii  darl.  725 

sie  besazen  >vol  die  wart 
und  zoglen  lur  die   VVisheil: 
diu  habt  in  vreiidcn  sunder  leit. 
sie  wurden  wol  enphangen. 

'  wie  ist  iz  iu  ergangen,  730 

ir  lieben  hergesellen?' 
diu  W  arbeit  sprach  '  wir  wellen 
58*     sagen  iu  diu  waren  niaer. 
iz  habt  der  sele  verra^'tier 

wolt  mit  uns  nilit  striteu,  735 

er  wil  iwer  biten. ' 
diu  Wisheit  sprach  'des  walte  Krist. 
«wer  von  iu  gevangen  ist, 
den  gebt  ze  halten,  daz  er  st 
vürbaz  nimer  also  vri/  740 

diu  Wärheit  sprach  'daz  si  getan, 
ich  wil  des  ersten  heben  an. 
Lüge,  du  waer  mir  ie  unmaer; 
var  in  einen  rostüschrer. 

wart  min  an  der  selben  stat.  745 

vlozgallen,  beinwahs  unde  spat, 
gebt  ez  allez  hin  für  guot: 
Lüge,  habt  niht  vürbaz  muot!' 
'Valscheit'  sprach  diu  Slihte, 
'vart  in  ein  gerihte,  750 

sliefet  in  den  rihtaer; 
müelich  iwer  der  enba;r. 
von  dem  gerihte  git  er  zins ; 
an  iuch  biet  er  niht  gewins. 
nü  vart  ninder  anderswä,  755 

ver  Valscheit,  unde  wart  min  da!' 

723.  g.  im  w.  724.  der  725.  dort  726.  wortt 

734^7".  es  hält  still  der  seele  verräther,  der  seele  verräther  wollte  mit 
uns  nicht  streiten.  737.    des  wolt  740.   Vürwaz 

743.    werd  746.    Peinwachst  751.    Sleuffl 

754.  An  eu 


ISO  SKIKHIED  IIELBLÜNG  VII 

diu  Liebe  sprach  '  mi  pliu  dich,  Haz  ! 
ich  kan  dich  niht  behalten  baz. 
in  einen  riehen  man  du  var 
der  sich  niht  gewern  tar,  760 

er  warne  vliesen  sin  guot. 
von  siüi  zagchaften  niuot 
ist  er  sta'te  hazzes  vol. 
bi  im  vind  ich  dich  wol.' 

diu  Güete  sprach  '  nu  dar,  her  Nit !  765 

vor  got  ir  verwazen  sit. 
varl  in  einen  gebiiren, 
da  mugt  ir  wol  getüren, 
wand  sin  nit  ist  so  groz, 

hat  einer  sin  hüsgenöz  770 

bi  im  einen  acker  breit, 
vor  nit  ist  im  also  leit 
daz  er  den  rein  im  hin  ert. 
dar  umbe  er  ze  helle  vert 

nach  dinem  rät,  verflnochter  Nit!  775 

bi  dem  gebüren  dii  min  bit.' 
diu  Triwe  sprach    dich  riuwe, 
ich  meine  dich,  Lntriuwe, 
daz  dich  got  verfluochet  hat. 
nü  var  hin  üf  der  stat  780 

in  einen  verralwre ! 
e  daz  er  din  enbaere, 
er  riete  e  sin  kint  an. 
viirbaz  hab  deheinen  wän !' 
58''     diu  3Iäze  sprach  'ver  Gitikeit,  785 

nü  wol  üf!  sit  bereit, 
vart  in  einen  phaffen  hin! 
er  hat  manigen  gewin 
und  kan  doch  nimer  werden  vol. 
bi  im  wartet  ir  min  wol.'  790 

diu  3Ianheit  sprach  'ich  wil  den  zagen 
von  mir  in  einen  weber  jagen 

757.  pfudicb  761.  Er  weene  vervliezzen  771.  ein  775.  ver- 
flucht 777.  spr.  dein  Reu  784.  dehain  785.  vergei- 
tichait 


SEiFRIED  MELBLING  Vn  151 

der  sitzet  stajte  an  scliamgewant; 

da  bi  sin  zajjeheit  ist  erkauL' 

diu  Miltc  sprach  '  vrou  Erge  795 

waz  liiltet  iwer  kcrj^e? 

ir  iniiezt,  und  niuf^pl  nilit  bewarn, 

in   einen  argen  lierren  varn 

der  sich  niht  la'l  erbarmen 

den  notliaften  armen.  80U 

an  dem  meht  er  gedienen  got; 

dehein  ander  milt  ist  sin  gebot. 

gaebe  er  vrischalla'ren 

und  valschen  lobsing:eren, 

daz  wa;re  nacli   des  liuvels  rAt.  805 

Ergc,  nü  wart  min  an  der  slat. 

diu  Zuht  sprach  '  vrou  Schalkheit, 

wol  bin  drate  !   sit  bereit, 

vart  in  einen  schelman 

der  nie  tugenl  gewan  810 

und  sprichet  gruntbieser  wart 

vii  üf  siner  nouvart. 

bi  im  sult  ir  warten  min. 

nü  hin  balde !  ez  muoz  sin. 

diu  Ere  sprach  'vrou  Schande,  815 

ich  trib  iuch  üz  dem  lande 

gerne,  unde  möht  ich  wol; 

DU  mac  ich   noch  ensoi. 

ein  edel  man  der  trunken  si, 

da  sult  ir  min  warten  bi.  820 

lät  in  nimer  werden  nuoht; 

ich  weiz  wol  daz  ers  enruoht. 

der  Sin  sprach  '  vrou  Torheit. 

iwer  schar  ist  vil  breit, 

die  ir  alle  tneret:  825 

von  den  lut  unde  hnerel, 

vart  in  einen  erbesuon. 

der  niht  iäzen  wil  da  von, 

793.  an  schäm  g.  799.  erbarm  800.   Arm  801.  gedien 

803.  Vrej  Schallern  808.   drot  816.   eu  821.  nueht 

822.  er  enrueht         827.  Eribs  Sun         828.  wil  da  Ynn 


152  SEIFRIED  IIELBLING  VII 

er  ziehe   sinem  erbe  zuo. 

beidiii  späte  undc  vruo  830 

ist  er  gerne  in  den  sielen, 
zeni  wine,    zen  guolen  meleu. 
sin  erbe  er  da  mil  vertuot, 
ver  T«'>rhcit,  nach  ivverm  muol. 
59*     nu  daz  iiich  irre  dehein  niser,  835 

ich  vind  lach  bi  dem  förlffir!' 
diu  Dienmol  sprach  Wroa  Wisheil, 
wir  suln  alle  sin  bereil. 
mich  niüel,  so  mir  helfe  Krist, 
daz  noch  nihl  gevangen  ist  840 

diu  Hochvart,  und  hat  ein  her, 
daz  der  künec  Terramer 
ein  groezerz  g6n  Orans  nie  bräht. 
billich  uns  daz  versmähl, 

Sit  wirz  die  gotes  lugende  sin,  845 

und  daz  in  hellevarwem  schin 
diu  Hochvart  gen  uns  haldet  dart.' 
nu  kam  diu   Sorge  ab  der  wart 
si  sprach  'wol  ilf,  sil  bereit 
ich  vüer  alhie  die  Vriheit,  850 

als  ich  sie  vor  der  schar  vie. 
wer  kan  mir  baz  behalten  die 
danne  ein  alter  spilman? 
schäm  noch  zuht  er  nie  gewan, 
an  daz  er  vrilich  gäbe  gert ;  855 

got  und  der  well  ist  er  unwert.' 
nü  sprach  diu  Wisheit  in  zorn 
'heiz  blasen  diu  herhorn ! 
ez  wirt  nihl  langer  gespart, 
wir  müezen  gen  der  Hochvart:  860 

diu  hat  der  hellekünege  vil, 
den  ich  doch  strit  schaffen  wil ; 
gfen  dem  künic  Phäräon 
hern  Moyses  und  Aron, 

829.  833.  Erib        832.  Zden  —  zrlen:  so  hävß^.        835.  Jen  A.  mer 
836.  torler  845.  tugent  846.  Helle  varben  847.  dort 

848.  Wortt        861.  der  helle  Chunege        864.  Herr 


SEIFRIED  ilELBLING  Vil  153 

geborn  ze  guolcu  werken,  865 

sam  die  i)alrierkcii, 
Abraham  Isac  Jacob. 
Jacobes  zweit"  sün,   ze  lob 
sint  sie  üz  erwclliu  kiiit. 

islichem  zwelf  liisenl  sint  870 

gezeichcnl  in  daz  himelricb 
von  sini  gesiebte  siL'liclicb. 
der  erst  Jacobes  sun  Judas, 
Rüben  der  ander  was. 

der  dritc  was  Neplalin  genant,  875 

31anass6  der  vierd  erkant. 
wa  nü  der  vünft?  Kad   hiez  der, 
und  der  sebste  Äser, 
der  sibent  beizet  Simeon, 

Levi  ich  für  den  abten  hau.  880 

der  niunte  heizet  Isascbär, 
59^     der  zehent  Zabulon  für  war. 
der  einleft,  Joseph  nenn  ich  in, 
und  den  z weiften  Benjamin, 
die  babent  also  zwelf  schar,  885 

ieglicber  zwelf  tüsent  gar. 
nü  seht,  ob  her  Pbaraön 
da  müge  vinden  sinen  Ion. 
im  wirt  vergollen  üf  der  stet 
swaz  er  den  Israelen  tet,  890 

die  er  durch  daz  mer  treip ; 
sin  her  mit  schaden  da  beleip. 
ob  ich  der  künege  nante  mer, 
so  spreche  diser  unde  der, 
icb  wolle  langer  maere  pflegen ;  895 

dji  von  icbz  läze  underwegen. 
diu  Diemuot  sprach  vil  wislicb 
'arm  üf  erd,  ze  himel  rieh, 
die  lugende  bede  sint  an  mir. 
ob  ich  der  böchvarl  enbir,  900 

872.  V.  seinem  Gshlehte  875.  D.   dritte  w.  JVeptUlin  genaul 

880.  ohten  887.   ob  der  Ph.  888.  Do  —  sein  1.  890.  Was 

899.  Tugendt 


\M  SEIFHIED  HELBLING  VII 

daz  tuon  ich  von  schulden  gern, 
wand  sie  stet  ze   deheinen  6rn 
dort  in  der  ewikeit. 
seht  wie  sie  ir  kröne  treit! 

diu  hanget  nider  viurvar.  905 

min  kröne  stet  en  6ren  gar 
in  dem  oberisten  Irön 
dem  alwaltigen  künec  schön 
und  der  küniginne. 

dieniiietlich  und  geminne  910 

sint  sie  uns  hie  gewesen, 
als  wir  die  phaffen  hoeren  lesen 
an  der  heiligen  schrift, 
so  ist  diu  Höchvart  ein  gilt 

diu  tribet  in  die  helle.  915 

swer  immer  helfen  welle, 
der  si  üf,   mit  mir  bereit!' 
zehant  sprach  diu  VVisheit 
'vrou  Stat,  hebt  üf  den  hervanen  ! 
bi  iu  ze  nähest  heiz  ich  wonen  920 

den  Willen  3Ianheit  Sterke, 
ein  islich  man  daz  merke, 
swer  die  dri  tugende  hat, 
der  mac  volbringen  beides  tat.' 
nü  sprach  diu  Triu  'ich  muoz  jehen,  925 

ein  groezer  her  wart  nie  gesehen, 
und  ist  niur  ein  vane   bi. 
swer  der  selp  vener  si, 
60'     er  phligt  deheiner  giiete.' 

dö  sprach  diu  Diemüete  930 

'liebiu  Triu,  ez  ist  der, 

ze  himel  vlös  er  al  sin  er. 

dar  nach  in  diu  gotes  haut 

umb  höchvart  in  die  helle  baut.' 

'  Sit  wir  nu  alle  sin  bereit'  935 

sprach  diu  reine  Wisheit, 

'ich  wil  iu  raten  unde  manen, 

002.  dehain         908.  D.  Albaltigen         919.    Vra  stet         920.  zeiiost 
923.  Tugeadt        927.  nuer        928.  Wer  —  Venr  sei        932.  loz 


SEIFHIKD  HELBLIiNfi  VII  I5Ö 

seht  alle  Tif  den  einen  vaiieii 

niil,  der  lanibes  {^iicle. 

iiu  sacli  (Im   Dirmiiele  940 

die   llnclivarl  hallen  vor  der  scliai'; 

si   hii(>[)  sieh  snellielieiien  dar. 

nü  sumte  sieh  diu  ÜMelivart  iiilil, 

si  sprach  'ein  sniiehe  mir  f^cschihl, 

daz  ich   mit  dir  steilen  iniioz.  945 

reck  her  dan  den  lenken  fuoz, 

la  (lirn  giiellich  ahc  slalien/ 

diu  Dienmol  sprach   '  lA  din  gahen. 

iz  kuml  ze  nianeyen  stunden, 

snuehe  vint  und  snuehe  wunden  950 

ze  schaden  dicke  sint  «rkant: 

du  hast  den  habcch  an  gerant!' 

diu   her  habten  stille ; 

daz  was  ir  bßdcr  wille. 

wol  was  der  lugende  her  j^escbart.  955 

diu  Dieniuol  an  die  Hochvart 

sich  huop  mit  ungevüegen  siegen. 

da  vaht  diu   Hochvart  engegen, 

sie  sprach     ich  han  gedingen, 

begrir  ich  dich  mit  ringen,  960. 

so  muost  du  mir  siges  jchen.' 

<liu  üiemuot  si)rach  'ez  mac  geschehen. 

wol  ist  dir  e  gelungen, 

do  du  hast  gesprungen 

von  hinielrich,  daz  ist  mir  kunl,  965 

umb  hochvart  in  der  helle  grünt. 

zem  andern  male  dich  min  hant 

in  die  selben  helle  bant.' 

diu   Hochvart  sprach  '  s6  waerst  duz  got?' 

'jA,  ich  bin  sin  gewisser  bot.  970 

got  ist  diu  rein  diemiiele, 

got  ist  diu  wäre  giiete, 

got  ist  diu  6re  An  ende  breit, 

got  ist  diu  ganze  wislieit, 

938.  ain  950.   Snieh  v.   vnd  smeliwundcn  951.  dicli 

952.  Hawich         vergl.  pf.  Amts  102.         957.  Si  hueb         964.  Da 


156  SEIFRIED  HELßLING  VII 

got  ist  diu  warheit  bekaut,  975 

got  ist  diu  Irin,  diu  mill  genant, 
got  ist  diu  zui)t  und  diu  schäm, 
got  ist  aller  tugende  nam, 
got  ist  diu  manlich  sterke. 
60^'     armiu  Hochvart,  merke,  980 

miniu  wart  sint  eliiu  war!' 
si  viel  der  Hochvart  in  daz  här 
und  warf  sie  üf  die  erd  zetal 
einen  ungeviiegen  val. 

diu  Hochvart  schrei  'wä  nu  min  her?  985 

ich  bin  sigelos  äne  wer.' 
ir  antwurt  ein  stimme  dö 
'wir  helfen  dir  niht  sust  noch  s6, 
gar  vervluochtiu  Hochvart ! 

daz  diu  ie  gedaht  wart,  990 

des  lid  wir  kuniber  unde  not 
und  den  ewigen  tot.' 
diu  Hochvart  sprach  in  giiete, 
'vil  reine  Diemiiete, 

ich  wil  dir  loben  Sicherheit.  995 

sin  helf  hat  mir  der  widerseit 
dem  ich  von  Adam  allez  her 
hän  gesendet  seien  mer, 
dann  ander  untugende  vier, 
wan  sie  schepfent  in  mier  1000 

die  untugende  aller  meist, 
nü  hat  uns  der  verfluochte  geist 
her  geschündet  an  den  strit 
der  uns  wol  ze  schänden  lit. 
nü  habt  er  dort  an  ere.'  1005 

der  rede  wart  niht  mere. 
diu  Diemuot  nach  der  Hochvart  greif 
und  vie  sie  an  eim  afterreif, 
si  vuort  sie  der  Wisheit  vür. 
diu  Wisheit  sprach  daz  sie  erkür  1010 

wä  sie  wesen  wolde  5 
vürbaz  si   niht  solde. 
992.  leid         999.   1001.  Vnlugcndl         1000.  Scheffpeut         1008.  ein 


SEIFIUED  HELBLING  VII  157 

(lö  sprach  diu  arme  Höchvart 
'  wol  mich  hiiile  und  immer  wart, 
daz  icli  hau  von  iu  die  wal.  1015 

ze  Komc  in  einem  kardinal 
bin   ich   durch  iwern  willen  gern, 
wan  der  lebt  in  hohen  <}rn 
gar  hohverlicliche. 

guotes  ist  er  riche,  1020 

daz  ist  mir  für  war  kunt. 
er  provist  niht  gßn  eim  pl'unl 
der  kleinen  pFcnninge; 
si  diinkent  in  ze  ringe. 

der  im  die  grözcn  viir  leit,  1025 

al  sin  sünd  er  im   vergit 
an  riuwe  und  ane  buoze. 
s6  vellet  im  ze  fuoze 
der  arme  sünder  unibe  daz 

daz  er  im  gebe  den  autläz ;  1030 

des  hat  er  vil  umb  silber  veil, 
61"     al  der  krislenheit  ze  heil.' 

diu  Diemuot  sprach     nü  wis  da 
und  var  ninder  anderswa.' 

ez  ist  wol  ergangen  1035 

daz  Uli  sint  gevangen 
die  unlugende  also  gar. 
zehant  ilt  ich  viir  die  schar, 
da  liuf  dannoch  Wankelbolt : 
diu  Slihte  was  im  niht  vil  holt,  1040 

die  rehten  hant  sluoc  sie  im  ab. 
'  nim  in  die  lenken  dinen  stab, 
und  ile  balde   hin  von  mier, 
du  vil  armer  betschalier. 

die  zit  du  vertribe  1045 

bi  eim  iibelem  wibe 
diu  gar  wankelmüetic  si; 
da  lä  mich  dich  vinden  bi.' 
also  sprach  diu  Slihte 

1022.  probitzt  1026.  vergeit  1033.   Deu  diemaclte  1034.   ni- 

Jer         1037.  Vntugendt         1039.   laui' 


158  SEIFIUED  HELBLliNG  Vll 

zuo  dein  breswihte.  1050 

ich  saeli  der  untugende  her 
wücleii,  sani  daz  wilde  mer. 
ir  lioubelmau  was  grimme, 
er  schrei  mit  luter  stimme 

'habt  iuch  vasle  her  ze  mier !  1055 

der  tilgende  her  uns  uahent  schier: 
ine  weiz  wie  uns  wil  geschehen, 
wir  mugcn  ir  niht  an  gesehen, 

si  habent  überliehlen   schin.  * 

seht  ir  dort  daz   Icmbclin  1060  j 

gezeicheiit  in  dem  vanen  lieht? 
wir  mugen  in  gestriten  nieht. 
als  er  die  rede  vol  gesprach, 
ein  wunder  gröz  do  geschach. 
daz  her  sich  zuo  ein  ander  krampl  1065 

in  einen  engestlichen  tanipf. 
do  wart  von  pech  und  von  swebel 

bediu  rouch  unde  nebel;  | 

anders  sach  ich  do  niht  mer. 
'  we,  zergeuclichiu  er!'  1070 

ein  stimme  jamerlichen  schrei, 
'  swer  dich  koul'et  umb  ein  ei, 
dem  bist  du  gar  ze  tiure, 
Sit  man  in  dem  viure 

unzillich  ere  gelten  muoz,  1075 

da  nimmermer  wirt  kumbers  buoz/ 
ein  ander  [stim]  schrei  'ach  unde  we  ! 
weeren  die  untugeode  e 
gevangen,  do  wir  lebten  darl, 
so  het  wir  uns  baz  bewart  1080 

vor  Sünden  die  uns  brahlen  her 
zuo  dem  ewiclichen  ser.' 
61''     der  nebel  huop  sich  uf  enbor 
und  gie  minen  ougen  vor. 

über  Tuonou  sach  ich  in  1085 

gfen  in  daz  gebirge  hin, 

1055.  eu  1001.  in  dein  Von  I.  1064.  da  1007.  Da 

1079.  da  —  dart 


SEIFIUEÜ  IIELBLLNG  VII  159 

üf  vür  den  Oclscliau. 

iiimer  sag   ich  iu  du  vau. 

der  lugende  her  kam  gcvaru 

dar  niil  wüiiuccliclieii  stliarn.  1  (»'.»(> 

dö  sie  niht  slrites  vundeii, 

an  den  selben  slundcn 

wurden  vil  banier  ül"  geslagen. 

'  wä  sint  nu  die  boesen  zagen? 

sprach  diu  \V  isheil  offenbar.  1095 

'  unser  rilerlichiu  scliar 

üz  Abrahäiues  gercn  verl ; 

da  ist  in  vreuden  vil  beschert 

in  dem  vronen  paradise. 

ein  sielde  ich  an  in  prise,  IIÜO 

diu  gßt  allen  sadden  vor, 

daz   sie  in  dem  niunlen  kor 

den  Spiegel  der  golheil 

sehent,  da  in  ist  bereit 

volliu  gnade  und  ere  1105 

an  ende  immer  mere." 

die  lugende  sprachen  algelich 

'  wir  gaben  in  daz  himelrich, 

und  gebenz  noch  dem  der  sin  gert. 

er  wirt  sin  anders  niht  gewert,  11 10 

ez  gescheh  nach  unserm  rät 

mit  reliter  lugenllicher  lät. 

s6  gebeut  die  unlugende 

alter  unde  jugende 

die  ewigen  helle.  1115 

swer  des  niht  glouben  welle, 

der  si  den  anlügenden  bi ; 

der  helle  wirt  er  nimmer  vri. ' 

umb  daz  her  huop  sich  ein  lieht, 

des  moht  ich   erliden  nicht,  1120 

ez  was  so  bilterlichen  starc, 

daz  ich  diu  ougen  under  bare 

und  kniet  üf  die  erd  zetal. 

1097.  guetten  1098.  Do  1099.  Vron         1104.  do         1117.  Vu- 

tugende 


160  SEIFRIED  HELBLING  VII 

do  hört  ich  singen  siiezen  schal, 
ein  schar  sanc  Aroelich  also  1125 

'glorjä  in  excelsis  Jeö!' 
so  sanc  diu  ander  schar  alsus 
'et  in  terra  pax  hominibus!' 
und  üf  der  erd  frid  allen  den. 
da  engegen  sprach  ich  'amen!'  1130 

schiere  stuont  ich  üf  dar  nach. 
62*     niemen  hört  ich  noch  ensach, 
ich  kerte  heim  min  sträze ; 
diu  was   in  der  mäze 

wol  gen  drin  milen.  1135 

umb  wiu  soll  ich  ilen? 
ich  slief  da  heime  und  het  gemach. 
in  eime  troume  mir  geschach 
daz  ich  diu  wunder  hän  gesehen, 
ich  wil  der  fiventiure  jehen  1140 

ZUG  einem  schnenen  sinne 
magzogen  und  magzoginne, 
daz  si  der  jugent  vor  sagen 
waz  tugende  höher  eren  tragen 
und  waz  unlugent  schänden  git,  1145 

der  ir  mit  willen  ane  lit. 
ein  magzog  der  sol  wesen  vri 
daz  er  niht  wankelmiietic  si. 
er  sol  nach  eren  sin  gcmuot, 
warhaft,  gewizzen,   daz  ist  guol.  1150 

der  tugcnd  sich  aller  undcrwinl, 
so  ziuht  er  wol  der  hcrren  kint, 
ob  sie  entwahsen  simc  beseni, 
da  von  si  in  niht  ungezesem. 
hoert  er,  daz  ir  einer  lüge,  1155 

hovelich  er  in  des  enziige, 
spreche  '  vil  lieber  herre  min, 
lät  iwer  rostüschcn  sin.' 
spreche  der  ander  bcesiu  wart, 

1125.  vreulich  1130.  Da  engeng  1132.  Niem  1136.  Vmben 

1141.  Sinn         1142.  M.  vnd  Magzogiii        1144.  Tugendt        1140.  ohne 
1155.  lug         1156.  enzug:? 


SEIFRIED  IIELBLLNG  VII  161 

gßu  im  diu  rede  si  ungespart  1 1 GO 

'junc  herre,  ir  Viirl  enouwe, 
daz  ich  ungernc  sciiouwe, 
wand  diu  Zuht  die  Sclialklieit 
in  einen  bcescn  sclicfniau  jeil.' 
ich  sprach   'vil  lieber  niagzoge,  1165 

miuer  rede  iuch  niht  beirage, 
sagt  iwern  juokherren  daz, 
si  künn  sich  niht  behiieten  baz 
dau  vor  der  bnesen  trunkenheit, 
Sil  daz  diu  Er  die  Schande  jeit  1170 

in   einem  trunken  edeln  man, 
daz  sie  nenien  sich  da  van. 
ir  sult  in  raten  rilerschaft : 
diu  hat  in  der  jugenl  kraft, 
in  dem  alter  gßl  im  abe ;  1175 

daz  man  in  nach  eren  habe, 
sin  jugent  daz  gedienel  hat 
in  maneger  iobelichen  tat. 
daz  alter  hat  niht  krefte  mßr 
wan  wisheit  und  der  jugent  ler.  1180 

62''      ein  junger  riler  haben  sol 

niun  lugent,  die  ich  nenne  wol. 

diu  erste  tugent  si  im  kunt, 

daz  er  gol  niinne  in  alier  stunt. 

zem  andern  mal  minn  reiniu  wip,  1185 

daz  ungevelschet  si  ir  lip ; 

des  gewinl  er  vreude  und  sa^lde. 

guot  riten  üf  dem  velde 

zem  dritten  mal  nem  wir  vür  guot. 

zem  vierden  manlich  hochgemuot,  1190 

zem  vünften  eren  wise, 

zem  sehsten  triu  ich  prise, 

zem  sibenlen  wärhaft  siner  wart, 

zem  ahlen  milt  in  rehter  varl, 

1165.  ich  sprich?  oder  zu  streichen''^         magzog  1166.  betrog 

1168.  chunnen  1172.  sich]  si  1175.   im,  dem  rittcr. 

1179.  crefften         1180.  Dann         1185.  hier  und  im  folgenden  überall 
zdem 

Z.  F.  D.  A.  IV.  11 


162  SEIFRIED  HELBLING  VII 

zcm  uiunleu  mal  barinherzikeil,  1 195 

daz   im  der  armen  schade  si  Icit. 
swelch  riler  nü  die  lugende  hat, 
daz  er  si  voUedich  begat, 
ich  uim  iz  üf  die  triuwe  min, 
er  niac  vor  got  ein  riter  sin.  1200 

owe,   wa;rn   in  Oslerrich 
drizec  riter  also  lobelich, 
den  die  lugende  wa-ren  bi, 
swie  vil  doch  der  riler  si, 

ir  hiel  daz  laut  immer  er.  1205 

waz  sol  ich  iu  sagen  mer? 
ich  vveiz  den  riler  des  getät 
euch  wol  uiun  lugende  hat. 
mit  bü,  mit  guol  behalten, 

mit  gwinnen  manicvallen  1210 

hat  er  riterlichen  muot. 
wer  hat  veil  zwei  lehenguot, 
der  stapf  gen  im  üf  den  rinc; 

er  sticht  den  selben  jiiugelinc,  1 

ez  si  im  liep  oder  zoru,  1215 

daz  diu  leben  sint  verlorn, 
owe,  waz  wil  ich  riterschaft? 
ja  hat  min  riterlichiu  krafJ 
vil  nahen  an  mir  ende. 

got  herre,  an  missevvende,  1220 

habe  mich  baz  in  diner  pflege, 
ich  suoche  bedenlhalp  die  wege ; 
nü  zeig  mir  nach  der  mitte, 
mir  gevellet  küm  der  drille ; 
so  gevalle  ich  dem  vierden  niht :  1225 

dar  an  mir  vil  rehte  geschiht. 
ich  bin  ein  teil  dar  an  betrogen, 
daz  ich  1er  die  magzogen 
und  die  magzoginne. 

si  habenl  viir  mich  sinne,  1230 

63'     daz  ich  kum  geruofe  dar. 

1196.   arm  1229.   Magzogin  1230.  Synn 


SEIFUIED  IIELBLING  VII  Iti^i 

ich  soldc  sagen  ollciibar 

iniiic  Iroiimc  der  tuiubeii  jugenl, 

wiiz  scliaiideii  ycbeiil  uiiliigciil 

und  waz  diu  liigcnl  crcii  biit  1235 

dem   des  si  ycwallic  >virt. 

si  git  im  t're  üf  erde  liie, 

ein  guot  ende,  ich  sag  iu  wie. 

ob  er  in  ercn  sich  verwigt 

gemaches  des  diu  werll   pfligt,  1240 

so  git  im  lugenl  sa*Iiciich 

gemeinsam  in  dem  himelricli. 

hoer  vülez  aller,   lumbiu  jugenl, 

got  selbe  ist  diu  wäre  lugent. 

den  hab  vor  ougeu,   rat  ich  dir;  1245 

tuost  du  unrehl,  daz  hab  üf  mir. 

daz  büechel  sul  wir  enden, 
den  wisen  liuten  senden, 
die  künnen  woi  gewendcn 

der  unfugende  sehenden.  1250 

mit  des  tiuvcls  blenden 
gen  der  helle  brenden 
verre  üz  sincn  zenden 
sul  wir  ninder  lenden, 

da  die  tugentswenden  1255 

trürcn   und  verphenden 
vreudc,  in  drin  genenden, 
mit  den  gewaltes  heuden 
die  von  der  belle  gewenden 

uns  losten  mit  Adamen,  1260 

sunder  loese  uns,  lugende  got, 
durch  aller  diner  krefte  gebot 
vor  allem  übel.  amen. 

1243.   tumer  1253.  ?  1254.  nider  1257^/.  ?         nach  1263 

Recordare  virgo  maier  dum  steteris.  la  conspectu  dei  vt  loquaris 

pro  nobis  Bona  et  vt  auertas  iodignatioiiein  suam,  Aue  Maria 

ein  hört  reicher  Sinne  Aue  Maria  du  heil  Vuegerinne,  Aue 

Maria  vueg  vns  ze  gewinne,  Aue  Maria  die  worn  Minne, 

Aue  Maria  hilff  Chuueginne,         Aue  Maria  so  wir  schaiden  hinne, 
Deines  Chindes  zorn  eher  vnd  wis,         A  nobis.  die  folgenden  drei 

Seiten  der  hs.   leer. 

11* 


164  SEIFRIED  IIELBLING  VIH 


VIII 

65"      Gcwonheit  diu  ist  riche. 
dem  luol  wol  gelfche 
min  knelil  niil  der  vr.ige. 
er  hat  sine  läge 

wä  er  eine  vinde  mich.  5 

zehanl  fiirdcrt  er  sich 
und  kumt   ze  mir  gegangen, 
sin  rede  wirt  an  gevangen 
schoene  und  wislich  da  zuo. 
ich  gie  eines  morgens  vruo  10 

an  daz  velt  schouwen 
wie  mir  wa*r  gebouwen. 
daz  was  ze  den  stunden 
dö  sich  üf  bunden 

die  lerchen   mit  gesange.  15 

nü  sümte  sich  niht  lange 
min  kneht  aber  zuo  mir  gie. 
sin  rede  er  wislich  ane  vie, 
er  sprach  'lieber  herre  min, 
mac  iz  mit  iwerm  urloube  sin,  20 

ich  wil  iuch  aber  vrägen : 
des  lät  iuch  niht  betragen, 
so  iuch  got  immer  vrist. 
eines   siunes  mir  gebrist, 

daz  ich  niht  erkennen  kan  25 

einen  rehten  dienstnian. 
waz  der  ze   reble  haben  sol, 
des  wist  mich,  herr:  so  tuot  ir  wol.* 

ich  sprach  '  sseliger  kneht, 
ein  dienstman  haben  sol  ze  reht  30 

rita;r  und  edel  knehte 
die  gerne  unde  rehte 
im  dienen  eigenliche. 
gebeert  er  zuo  dem  riche 

Wie  die  gebaurn  ze  Reitter  werden.         1.  Gibonheit         13.  zdcn 
14.  Da        %l.  eu         2G.  Ein         28.  Das         34.  zdem 


SEIFUIED  OELBLING  VIII  165 

und  hat  diciistniaiincs  nameii,  35 

des  darf  er  sich  niiidcr  schämen, 
er  sol  daniioch  haben  niOr 
von  dem  liche,  des  hat  er  ör. 
daz  er  vogt  der  golcshuse  si 
und  üf  sinem  eigen  fri  40 

sol  er  von  dem  riche  hau, 
stoc  galgen  unde  bau. 
er  sol  ouch  pfarre  lihen, 
und  sich  der  miete  verzihen 
die  ein  phafTe  im  geben  wil :  45 

der  werde  nimer  also  vil, 
er  miige  ir  gerne  haben  rat ; 
lihe  sie  nemlich  dem  durch  got 
der  ir  in  sime  nameu  ger; 

des  hat  er  lön  von  got  unt  er.  50 

65''     liht  er  die  kirchen  umbe  guot, 
daz  er  die  simonie  tuot, 
ich  sage  dir,  trülgeselle, 
diu  fewige  helle 

ist  im  da  von  beschaffen  55 

und  dem  verfluochlen  phait'en.' 

der  kneht  sprach  'herr,  ja  kumt  iz  dar 
daz  sin  got  nimer  wirl  gewar. 
die  phaffeu   sint  wol  gclert. 
sineu  sin  er  dar  zuo  kert,  60 

er  sprichet  'lieber  herre  min, 
mac  iz  in  iwern  gnaden  sin, 
liht  mir  die  kirchen,   her,  durch  got. 
ich  setze  in  iuwer  gebot 

allez  daz  ich  inder  hiin.  65 

wirt  diu  gnade  mir  getan' 
von  in,  lieber  herre, 
iz  ligent  niht  gar  verre 
mines  silbcrs  sehzic  marc; 

ich  wirde  nimer  s6  arc,  70 

nemt  irs  an  dem  nächsten  tage, 
daz  ich  iemen  binz  iu  klage. 
30,  sie         47.  rot         49.  seim  Name         64.  earn        7?.  iein 


16(5  SEIFRIED  HELBLLNG  VIII 

ein  herre  nimt  sfra  vogtinan  wol 

daz  er  doch  verswigen  sol.' 

der  herre  spriclil  'her  pharrar,  75 

ir  Sit  so  wisc  und  so  gewaer 

diu  rede  hab  ende  zwischen  uns. 

im  nanien  des  vater  und  des  suns, 

des  heilegen  geistes  da  zuo, 

ich  iu  dise  gnade  luo,  80 

anders  unib  dehein  guot. 

ir  Sit  so  tugcnllich  gemuot, 

als  iwer  wille  wirt  erl'ull, 

ir  wizzt  wol  waz  ir  luon  sult/ 

nü  hnpret,  herre,  sunder  spot,  85 

diu  kirche  gelihen  ist  durch  got/ 

'seliger  knehl,  tuo  hin! 
du  hast  einen  tumben  sin, 
daz  sie  durch  got  gelihen  si. 
da  sint  zwo  groze  siinde  bi.  90 

simoni  diu  eine, 
die  arider  ich  meine 
ir  välschlichez  liegen, 
daz  sie  wa'nenl  Iriegen 

den  der  elliu  herze  verstel  95 

e  der  gedanc  da  von  get. 
66'         nü  sprach  min  k«eht  gewaer 
'ich  wänte,  swaz  ein  pharraer 
gaebe  sinem  herren, 

daz  biet  er  äne  werren  100 

sinem  lip  und  siner  sei.' 

'geselle,  ich  sag  dir  sunder  hei, 
vür  die  wärheit  duz  vernim, 
nimt  er  daz  silber  von  im 

daz  er  im  geheizen  hat,  105 

ir  bßder  sei  wirt  nimer  rät.' 

herre,  got  müez  iuch  bewarn, 
läze  wir  die  phaffen  varn, 
swaz  in  schadet,  swaz  in  vrumt. 
swer  von  in  ze  rede  kumt,  HO 

79.    D.  heilligeo  geist         104.  Mint  109.  beide  mal  was 


SEIKlUlil)  IIELBLING  Vlli  167 

heiTc,   daz  ist  iin wende, 

ez  iiiiiit  St)  lilit  iiiiit  ende. 

herre,   hebet  wider  an. 

sol  ein  reliter  dienstinan 

von  gote  ikmIi   ilit  liahen  iner?  115 

daz  saget   mii-  durch  iwer  <>r. 

'ji\  gerne,   Iriinier  knehl. 
iz  sol  ein  dienslnian  ze  rehl 
haben  sin  und  wilzc, 

<laz  er  mit  i^ren  sitze  120 

an  des  lantlürslen  rat 
der  daz  lanl  ze  lehen  hat 
von  des  riches  herren, 
ein  dienstman  niht  werreu 

gen  dem  selben  fürstea  hab.  125 

sazt  im  daz  riche  einen  slab, 
dem  solde  wesen  underlau 
ein  gelriwer  dienstman 
dem  lantviirslen  si  getriu ; 

geselle,  ich  sage  dir  umbc  diu  130 

daz  daz  lant  mit  vride  si. 
er  sol  sin  valscher  ra.'te  vri 
mit  sineu  husgenozen  5 
so  beginnet  grözen 

dem  lande  alliu  sa^likcit  135 

und  kleinel  trüren  unde  leit. 
da  triu  ist  wider  triuwe, 
da  wirl  niht  aflerriuwe.' 

min  kueht  sprach  '  nü  sagt  m6r, 
lieber  herr,  durch  iwer  ßr  140 

waz  ein  rehter  dienstman  si. 
66''     ist  er  eigen?  ist  er  vri? 
mit  urlouj)  ich  des  vräge 
ob  der  herzöge 
eigenschaft  jeh  uf  in?'  145 

ich  sprach  'lieber  kueht,   tuo  hin! 
daz  laut  ist  sin  eigen  niht, 
wan  man  inz  euphahcn  siht 
118.  Ic  sol  134.  werteo         136.  Saz         133.  HauTznozzeu 


168  SEIFRIED  IIELBLING  VIII 

ze  lohen  von  dem  riebe. 

ich  sage  dir  endcliche  150 

in  disem  lant  ze  rehle 

sint  riter,  edel  knehte, 

eigen  der  rehten  dienstman, 

die  daz  riche  hoerent  an, 

die  gebaren  alle  vri,  155 

swes  ir  guol  ze  rebte  si, 

si  sitzcnt  uf  buroreiile. 

dienstman  riler  kuebte 

jehenl  ir  ze  holden, 

daz  sie  dienen  solden  160 

niht  wan  ir  rehten  zins. 

si  bieten  also  vil  gewins, 

der  si  braebt  ze  hocbvart. 

got  bat  iz  da  mit  bewart, 

swaz  die  selben  vrien  165 

zesamen  als  die  bien 

durch  daz  jiir  bringent, 

da  mit  si  küme  gedingent, 

dienststiure  von  ir  guot 

wert  in  dicke  iibermuot.'  170 

der  knebt  sprach  'lieber  herre, 
ich  gedenke  verre, 
doch  wolt  ich  lieber  eigen  sin, 
dö  man  mir  lieze  daz  min, 

dan  ich  ein  vri  hieze  175 

und  man  mich  niht  erlieze, 
ich  miieste  stsete  sin  bereit 
mit  dienst  von  miner  arbeit, 
herr,  doch  wil  ich  iu  verjehen, 
den  riter  ich  hän  gesehen  180 

des  vater  ein  gebüre  was. 
sin  muoter  des  wol  genas, 
ders  ein  gebürinne  hiez ; 
niemen  sluoc  in  noch  enstiez 
dar  umbe,  ez  was  diu  wärheit.  185 

156.   Wes  166.  Zesam  179.  ich  vh  v.  183.  Derz  ein  gebo- 

rinse  h.         184.  ISiem  slueg  in  so  e. 


SEIFRIED  IIELBLING  VIII  IG9 

ob  ir  suii  nlers  kicidcr  Ireil, 
67"      lieber  Iicrr,   wie  fliegt  sich  daz  ? 
daz  beschcidel  mir  baz 
iiinb  die  selben  rilorschafl; 
hcrre,   so   sil  ir  tugenlliaff. '  190 

gesell,  du  iiianst  so  hohe  mich 
daz  ich  uihl  verzihc  dicii. 
vrag  mich  alles  des  du  wil ; 
des  dunkel  mich  niht  ze  vil. 
ob  duz  Iiancn  wil  von  mir,  195 

lieber  knchl,   so  sag  ich  dir, 
ein  hcrr  hat  einen  amman, 
der  im  guol  wol  fliegen  kan 
ab  sinen  holden,  swie  iz  göl, 
daz  im  sin  guot  heslet.  200 

da  von  wirt  er  riebe. 
er  trabtet  wisliche, 
daz  er  ze  hove  wert  si. 
dem  herren  ist  er  gerne  bi, 
der  gwinnet  vil  nach  sime  rät,  205 

da  von  er  in  wol  hat. 
sinen  sun  er  ze  hove  laet, 
sin  tohlcr  vor  vrouwen  nat 
schone  ab  eiinc  bilda^'r, 

diu  billich  da  licime  wa^r,  210 

daz  sie  ir  muoter  spin. 
zwiu  möhle  si  spilgewin 
wagen,  dazs  ir  vielen  wol? 
so  ich  die  warheil  sagen  sol, 
lieber  knchl,  iz  gel  der  kouf  215 

swie  got  wil,   der  ab,  der  ouf. 
eins  geboren  grozez  guot 
bringt  in  an  den  übermuot 
daz  er  dunkel  sich  so  wert, 
ze  konschalt  er  niht  gert  220 

siner  hüsgnözinne, 
in  leitent  sine  sinne 

210.  do         211  Jf.  ?  211.  spun         212.  Zweu  moht  si  spill  gewan 

213.  Wogen  daz  Jer  Viellen  woil        221.  haufznozzine 


170  SEIFRIED  IlELßLING  VIII 

(laz  er  eins  rilers  loliter  bil. 
niancgciii   riter  wonenl  mit 

vil  kiiil  Hilde  uoelikeit,  225 

der  sin  tohler  nilit  verseil 
dem  selben  gebüren. 
so  er  niüeze  erknüren! 
des  wünsch  ich.  pGu  sinen  nac, 
daz  er  den  hänfinen  sac  230 

leit  zer  edeien  siden ! 
daz  solde  wol  verniiden 
67*'     ein  gebiurischez  barn. 
von  in  werdent  zwilarn 

daz  mein  ich    ir  beder  kinl;  235 

so  diu  nü  gewahsen  sint, 
diu  dünkent  sich  dan  vruoter 
nach  der  edeien  muotcr, 
also  sint  die  goles  gab 

wunderlich,  der  üf,  der  ab.  240 

frumer  knehl,  geloube  mir, 
nü  wil  ich  rehte  sagen  dir 
wie  der  selbe  riter  wirt. 
der  tot,  der  niemen   verbirt, 
im  sinen  vater  sterbet,  245 

von  dem  in  danne  erbet 
ein  michel  teil  guotes ; 
daz  hilft  im  übermuotes. 
er  get  zuo  dem  herren  sin 

und  sprichet  'lieber  herre  min,  250 

ir  sult  mich  riter  machen, 
swes  ir  zuo  den  Sachen 
bedürft,  ich  gib  iz  heimlich  dar 
und  wil  iuch  verrihten  gar. 

weit  ir  zer  hochzit  iemen  laden,  255 

daz  geschiht  an  iwern  schaden.' 
der  herre  sprach  durch  sin  6r 
*hästü  iht  ze  reden  mär? 

228.  erchnauren:  vergl.  Schmeller  2,  375.  229.  pfui  230.  Ha- 

netfeinen  231.  zden  233.  gebeyrisclies  237.  danne 

243.  Swie         244.  niem         249.  zdem         254.  cu         255.  iem 


SEIFHIED  HELBLING  VIII  171 

ich  hkn  mich  des  wul  beduht, 
gol  dich   mir  lial  ziu»  brAlit.  260 

swaz  sA  du  mir  liebez   luost, 
wol  du  des  ijeniezen  muost. 
der  lierzdjif  nach  de  s  landes  krall 
wil  Ilaben  grozc  rilcrscliafl. 

au  des  brief  biu  ich  geschriben ;  205 

übel  wierst  du  üz  beliben. 
hast  du  ze  riterschefte  muot, 
des  ist  dir  miu  wilie  guot.  , 
du  biet  von  mir  burcreht 

die  wil  dii  bist  gewesen  kneht ;  270 

des  wil  ich  mich  verzihen, 
dir  ze  leben  lihen.' 
der  knappe  sprach  'so  tuot  ir  wol. 
swaz  ich  gen  iu  luon  sol, 

daz   luon  ich  williclichen  gern,  275 

und  des  ir  niht  well  enbern.' 
der  herre   sprach  'ich  lihe  dir 
und  mach  dich  riter  mit  mir. 
so  ich  dich  ze  geverlen  hän, 
so  bin  ich  wol  ein  dienstman,  280 

68"     und  mäht   du  in  den  eren  din 
ein  einschill  riter  wol  sin.' 
also  kumt  der  riter  dar. 
tuot  war,  seht,  her  Engelraär, 
Guilnorisch  her  Eberrüsch.'  285 

'wie  ir  tribet  iuwern   tusch!' 
sprach  min  kneht  der  vrägser. 
'  herr,  ir  sit  s6  wandelba;r. 
iu  ist  misselungen 

daz   ir  mit  zwein  zungen  290 

redet,  des  ersten  huobt  ir  an, 
iz  biet  ein  rehler  dienstman 
ritier  und  edel  kneble: 
nu  bringet  ir  ze  rehte 
ein  gebüren  under  schilt  295 

263.   noh         281.   mocht  285.  Guitnoriscli   {so  der  verb.,  Guetnisch 

der  abschr.)  her  Eberausch 


172  SEIFRIED  IIELBLING  VIII 

der  rilcrscliaft  ist  will, 
an  daz  ich  in  geliche 
zuo  der  ostenviche. 
diu  göt  über  dehein  geiz : 

umb  daz  lanip  ich  wol  weiz,  300 

daz  will  do  gewichet. 
diu  Sache  sich  gelichet, 
daz  der  wäre  rilers  segen 
deheins  gcbüren  niac  pflegen, 
ich  wolle  daz  mich  got  gewerl,  305 

s6  man  im  schilt  uude  swert 
segenl,  daz  im  an  der  stet 
der  schilt  wiird  ein  mollbret, 
daz  swert  ze  einer  riutel, 

sin  sidiner  biutel,  310 

s6  er  den  an  hienge, 
daz  er  umb  in  gienge 
und  wajr  ein  guot  sietuoch. 
noch  la't  ich  im  einen  fluoch, 
ob  mich  got  erhörte,  315 

daz  sin  gürtelborte 
ein  hänfiner  vuoterstric 
würd;  so  sxh  ich  lieben  blic. 
lege  er  riters  kleider  an, 

so  werd  im  sin  vürspan  320 

gelich  einer  eiden. 
daz  müez  er  also  liden 
und  daz  im  sin  rennegewant, 
s6  er  üf  den  buhurt  rant, 

würd  ein  altez  plahenväch,  325 

und  im  allez  liefe  nach 
ein  fül  in  der  gewahre, 
daz  ros  sin  muoter  wiere. 
wir  solden  alle  schrien 
68''     'lät,  hell,  daz  vüle  dien!'  330 

ich  sprach  '  trütgeselle, 
'umb  wiu  dienst  du  die  helle? 

298.  Zder  301.  da  geweihet  302.   geleihet  314.  Nach 

317.  haneüencr       337.  gewer        330.  daz  rdll  teien :  ?      332.  Vmb  beu 


SEIFRIED  RELBLING  VIII  173 

dem  got  sin  werdikcil  hie  niCr, 

mit  got  dii  den  selben  6r 

als  diiien   ebenkrislen.'  335 

der  knehl  sprach  mit  listen 
'lieber  lierr,  ja  luon  icli  daz, 
An  daz  mir  gcviele  baz 
ein  gebür  rieh  unde  wert. 

so  man  dem  gesegent  svvert,  340 

der  wirt  unwert  ein  riter. 
herre,  sa-Iic  siter ! 
er  hiet  in  siner  iiüsgnozschaft 
an  sinen  wirdcn  bezzer  kraft. 
swie  rieh  ein  gebüre  wa-r,  345 

billiche  er  riterschaft  verbair. 
ciiischiltcm  riter  ich  niht  gan 
daz  er  si  ein  dienslman. 
ein  dienstman  sol  wesen  fri 

daz  er  niht  ein  gräve  si.  350 

ich  wil  raten,  daz  ein  graf 
habe  niht  richer  vürsten  hof. 
ein  vürst  treit  kiineges  kröne  niht 
6  wal  und  wihe  an  im  geschiht. 
der  keiser  gßt  den  kiinegen  vor,  355 

wan  in  der  habest  hebt  enbor 
ze  houble  al  der  krislenheit. 
herre,  daz  si  iu  geseit. 
ein  frumer  nian  in  siner  art 
der  sin  triu  sin  ere  bewart,  360 

er  sol  uns  allen  liep  sin ; 
daz  rat  ich,   lieber  herre  min.' 

'frumer  kneht,  diu  rat  ist  guot  5 
des  han  ich  ze  volgen  muot. 
doch  sag  ich  dir  offenbar,  365 

iz  kumt  so  ordenlich  niht  dar 
also  duz  gemezzen  kanst. 
ich  sage  dir,  ob  du  mir  sin  ganst, 
noetigem  riter  des  gezimt 

daz  er  ze  konschefte  nimt  370 

357.   alle         367.  geniezzen         368.  miersii  ganst         370.  CLonschafft 


174  SEIFRIED  IIELBLINC;  VIII 

ein  gebüriniie  umbe  p\o[. 
ein  dicnstman  flaz  selbe  tuot. 
ist  er  noellc  endelich, 
da  bi  ein  einschilt  riter  rieh, 
69'     des  tohter  niml  er  umbe  daz,  375 

er  beireit  sich  dester  baz. 
so  ist  ein  richer  dienstnian, 
der  nach  6ren  werben  kan, 
des  giiol   unde  des  sin 

vueget  im  ein  grajvin.  380 

ein  gräve  rieh  ist  so  wert, 
ob  er  eins  vürsten  tohter  gcrl, 
die  git  man  im  als  er  wil ; 
vürsten  habent  kinde  vil. 

ichn  weiz,  wes  ich  anders  jech.  385 

die  liut  wol  halp  sint  alstervcch, 
daz  müelich  iemen  vinden  kan 
einen  reht  gevierteu  man 
her  von  sinem  kiinne. 

got  mir  Salden  günne,  390 

so  mac  ichs  gelüren. 
dienstman  riter  büren, 
daz  hän  ich  in  miner  aht, 
wir  werden  schiere  einer  slaht 
bie  in  disem  lande.  395 

mir  ist  daz  vil  ande, 
swie  edelliche  ein  man   tuot, 
des  aht  man  uiht,   ern  habe  guot. 
Sit  guot  den  liuten  edel  birt 
und  man  von  guot  edel  wirt,  400 

swie  iz  kumt  zesamme, 
des  walt  ein  siechiu  amme ! 
ich  wil  daz  lip  und  guot  zergß ; 
swie  iz   umb  die  sele  st6, 

als  lip  und  guot  ist  gewesen,  405 

also  muoz  diu  sele  genesen. 

371.  gebörinn         385.  Ich  waiz  was  387.  iem         388.  gefiertlen 

392.  gebaurii  398.  er  401.  zesam  402.  Sicheu  Ainm 

404.  Wie 


SEIFIUKD  HELHLliNG  VIII  ll^t 

gel  lip  und  j^uol  zo  rclilc   liiu, 

daz  ist  der  s«}le  ein  reiu  gewin. 

ist  \i[)  und  guot  in  ii:isselal, 

s6  wirl  der  s61e  nimer  nU.  410 

owö,  sii'liger  knelil, 

uiiuer  zuhl  brich  ich  ir  rehl! 

daz  min  rede  ist  so  lanc, 

des   hal)   diu  wisiu  vräge  danc; 

diu  git  vil  ze  reden  mir.  415 

noch  einez  wil  icli  sagen  dir. 

ez  kam  bi  allen  zilen  sus 

CU''     daz   der  keiscr  Julius 

den  Tiulsclien  allen  gap  die  6r, 

daz  sie  hinfür  immer  ni6r  420 

ir  übcrgenoz  hiczcn   ir, 

man  sol  daz  geloubcn  mir, 

diu  gäbe  was  alilba^re. 

der  selbander  waere, 

'  ir  herren'   spra'ch  man  wol  zuo  in  ^  425 

'du  herre'   daz  wa^r  äne  sin, 

Sil  ir  isl  mer  dan  einer. 

seilen  ist  deheiner, 

er  waere  euch  vil  gerne  zw  eu ; 

ob  er  möbte  uuderslßn  430 

daz  in  sin  vriunde  erliezen 

und  in  nihl  du  hiezen, 

des  dulil  er  sich  also  her. 

da  von  sag  ich  iu  niht  mer. 

ez  sint  her  bi  minen  tagen  435 

ze  löde  niör  dan  dri  erslagen 

die  ir  genrkze  hiezen  du. 

waz  sol  ich  anders  sprechen  nü  ? 

daz  fiirbaz  iemen  duzel, 

ein  semel,  einen  struzel,  440 

Qseoi  ich  dar  uuibe  niht  ze  mir, 

und  wil  daz  mirs  got  verbir. 

die  liute  sinl  so  wenslick, 

412.  brinch  ich         ^^T  ff-   vergl.  das  Jnrwlied  in  frackeniagc/s  h:uli. 
184,  iff.         42.'i.   Ahiper         439.  iein  duzel         443.  wensicich 


176  SEIFRIED  HELBLING  VIII 

er  si  arm,   er  si  rfch, 

der  kelcnhantschuoch  an  hat,  445 

niins  duzen  hat  er  guotcn  rat, 

wan  er  in  der  mäze  gebart, 

er  va'hte  mit  eim  umb  ein  wart.' 

min  kneht  getriidichen  sprach 
'  lieber  herre,  habt  gemach  :  450 

ze  hove  sult  ir  niht  dringen  vii. 
eines  ich  iudi  warnen  wil, 
die  kullenwite  ermcl  tragen, 
der  e  niur  die  niünche  pflagen, 
den  sult  ir  niht  ze  nähen  gen ;  455 

lät  sie  ze  hove  eine  sten. 
ich  waene  er  sich  umb  sus  niht  pfnus. 
under  die  ermel  üf  die  mos 
hat  er  gebunden  armleder. 

herre,  da  tuot  umbe  entweder,  460 

weit  ir  mit  im  dringen  da, 
der  arm  niac  iu  werden  blä 
von  der  leder  herte. 
ez  sol  sin  geverte 
70*     in  gedrange  niemen  sin,  465 

daz  rät  ich  an  den  triwen  min." 

'so  wil  ich  gerne  volgen  dir, 
Sit  duz  in  Iriwen  ragtest  mir.' 

der  kneht  sprach  'lieber  herre, 
und  rede  ich  ze  verre,  470 

des  enzieht  mich  gnsediclich. 
hie  ze  laut  in  Osterrich 
nimt  sich  gar  ze  maneger  au 
daz  er  si  ein  dienstman, 

und  hat  doch  einen  riter  nihtj  475 

dar  zuo  in  niemen  lihen  siht 
sentma^zigen  liuten  leben, 
herre,  lät  uns  iwern  rät  geschehen, 
wil  der  selbe  für  uns  gen, 

448.  Er  Veht         453.  Die  Chulten  weit        454.  nur  45G.  Einsten 

457.  wenn  40 1.  in  dr.  do         462.  plo         465.  niem  getvöhnlick 

466.  rott        470.  ze  fehr 


SEIFRIED  IIELBLLNG   VIII  177 

ob  wir  gßii  im  ul"  sti'n?  4S0 

sitz  wir  stille,  iz  ist  im  zorn ; 
er  (Hinket  sicli  so  wol  geborn. 
'frumer  knelit,  j^cloubc  mir. 
mir  ist  reliLe  alsam  dir. 

er  gibt  der  bcrrcn  zc  neven  :  485 

wä  sie  die  sippe  dalz  in  beven, 
daz  wterc  mir  zervarn  lanc. 
ez  spracli  ber  Uernbart  Vridanc 
'  hocbvertigiu  armuot, 

daz  ist  riebeil  aiie  guol :  /i9() 

armiii  böcbvarl  iiilit  raör  bat 
waii  bübe  gcdanke,    an  ercn  spol. 

der  knelit  spracb    vil  war  bat  er. 
berre,  lal  in  sagen  mer; 

daz  wil  icb  immer  dienen.  495 

icb  was  datze  Wienen 
und  wolde  bin  ze  hove  gen ; 
dö  sacb  icb  bi  ein  ander  st^n 
üf  der  boben  slräze 

zwen  berren  in  der  mäze,  500 

daz  niemen  do  hi  in  drauc. 
der  eine  sprach    der  tac  ist  lanc ; 
wir  suUen   gen,  daz  ist   min  rat. 
kurzwilen  in  die  stat 

zuo  dem  Kuonringtere.  505 

vil  billicb  ez  wa're 
daz  wir  baz  beiten  den. 
des  alten  Hadmäres  en 
was  unser  anen  basen  veler. 
ez  miiese  sin  ein  übel  weter  510 

daz  in  immer  von  uns  brseht, 
70''      so  er  an  die  sippe  geda'bl.' 
viirbaz  bin  ze  bove  icb  gie: 
bi  minen  ziten  ban  icb  nie 

485.  nefen         486.  datz  inheben  488.  der  Freid.  43,  20  vr«- 

licliiu  armuot,   deist  groz  richeit  ane  gaol.  491.   Armer 

49;J.  Dann  Holigedanckh  an  ehr  vnd  spotl  490.  daz  497.   hintz 

ze  hof         505.  Chuenringer  508.  Ehn 

Z.  F.  D.  A.  IV.  12 


178  SEIFRIED  HELBLING  VIII 

s6  manegen  dienstnian  gesehn  515 

des  valer  sitz  uf  einem  lehn. 

der  heizet  da  die  herren  du. 

waz  sol  ich  anders  sprechen  nu? 

si  komenl  selten   hin  für, 

an   daz  si  uns  bi  der  tür  520 

die  besten  in  ze  mäge  zelenl, 

da  mit  si  in   herschaft  welenl. 

etcliches  rede  ich  vernini, 

sam  si  diu  lember  mit  im 

haben  da  heime  gehalten.  525 

des  müez  der  tiuvel  walten ! 

ich  sag  iu,  lieber  herre  min, 

suln  sie  alle  dienstnian  sin, 

ir  wirt  ein  michel  gedrasch. 

allez  herren!'   sprach  der  vrosch.  5:i(> 

gie  diu  cide  über  in: 

wie  ich  uiit  in  bekumbert  bin ! 
islicher  minen  schaden  mert 
der  mir  den  buch  üf  kert: 

also  gröz  ist  ir  gewalt.  535 

min  sorge  diu  ist  manecvalt. 
ich  sprach  '  trutgeselle  min, 

la  diu  zornrede  sin. 

man  weent  liht  ich  si  schuldec 

daz  du  bist  ungeduldec :  540 

so  bin  ich  gar  unschuldec  an, 

wan  ich   dirz  nihi  erwern  kan. 
herre,  der  wa'uel,  der  enweiz. 

grinunden  bunt  der  nie  gebeiz 

sult  ir  harte  vürhten  niht.  545 

dicke  man  iuch  trüren  siht 

unde  sorgen  alle  zit; 

von  noeten  ir  gerumpfen  sit. 

herre,  nü  habt  guoten  muot, 

luot  dem  libe  gerne  guot,  550 

517.  do         519.  chomen  525.  do  529.  gedrosch  530.  Allez 

hern  -.  herren  scheinen  die  zacken  der  egge  genannt  zu  werden. 
531.  Gie  sie  den  532.   im  548.  Noet  ohne  von:  etwa  note? 


SEIFHIED  IIELBFJNG   VIU  179 

trinket  so  iucli  dürste, 
ich  sa;;^  iu,  daz  ein  bürste 
so  vil  iiilil  hat  der  börste, 
ob  ichz  genenneu  torstc, 

die  diciistniaii  die  gi^nt  eiizal,  555 

breite  sti-jc  siut  ul"  der  sal, 
si  geut  nach  ein  ander  nibl; 
da  von  der  schade  aluicist  geschihl. 
71"     g6t  einer  in  dem  wege  dar, 

des  wirt  der  ander  gewar,  560 

der  ilet  vastc  hin  enebcn. 

waer  ez  dem  dritten  gegeben 

ze  l)uoze  an  der  bihle 

(daz  wa-re  doch  nihl  Übte), 

mit  strucben   in  den  schollen  565 

bnozt  er  allen  vollen. 

dem  vierden  ist  dar  vil  gach, 

e  daz  er  gieuge  binden  nach, 

im  ist  ir  vor  gßn  so  zorn, 

über  sligeln,  durch  dorn,  570 

slüff  er  einhalp  bin  vür, 

daz  er  niht  hüsgnözschaft  verlür, 

ich   mein  der  rebten  dienstman  niht: 

ob  man  ir  einen  noetic  sibt, 

billiche  man  im  wichen  sol ;  575 

daz  lerl  diu  zuht  und  stel  wol. 

swer  sich  dan  wil  nemen  an 

daz  er  si  ein  dienstman 

und  küme  ein  cinschilt  riter  ist, 

daz  müet  mich,  also  hell"  mir  Krist.  580 

die  dienstman  in  Osterrich 

sint  an  wirden  ungelich. 

dienstman  ze  Pilsleine 

ze  den  besten  ich  niht  meine. 

daz  einscliill  riler  inder  si  585 

in  dem  Vorst,  des  ist  er  fri. 

552.  Vuerst         553.  porst         554.  dorst         555.  enzat  vereinzelt. 
561.  neben         566.  Puest         567.  da  vil  goh  568.  hinten  nnli 

572.  haufznozschatrt  verbuer         577.   danne         584.  Zdem 

12* 


m)  SEIFRIED  HELBLING  VIII 

umb  Lengenbach   die  dienstmau 

sul  wir  iiilil  zen  besten  hän. 

Slah  lif  und  Pfif  mit  der  floit, 

die  liez  uns  alle  der  luomvoil.'  590 

ich  sprach  'owe,  du  bnesewihi  ! 
daz  du  dines  mundes  niht 
hüelest,  daz  ist  mir  vil  leit. 
Ja  j'zz  hio  haiin  nicht  olheif 
sprach  der  kneht  wider  mich.  595 

ich  sprach  '  waz  meinst  du  ?  pfiu  dich  ! 
du  bist  ein  unnützer  kneht 
und  redest  üf  daz  unreht. 
'  herre,  ir  redet  mir  übel  mit, 
und  ist  daz  immer  iuwer  sil  000 

daz  ir  zürnet  gen   mir.' 
'gesell,  daz  wil  ich  sagen  dir, 
da  bistü  selbe  schuldec  an. 
waz  wildii  der  dienstmau? 

die  gewinnestü  ze  vint.'  605 

71''     '  sam  mir  diu  heilic  naht  hinl! 
herre,  ja  ist  ir  gar  ze  vil. 
nimer  ich  nü  reden  wil, 
an  ob   uns  got  gesande 

den  künic  her  ze  lande,  610 

so  wolt  ich  danne  reden  m^r, 
herre,  durch  des  landes  er.' 

ich  gedäiit  in  minem  muot 
got  mit  dem  knehte  wunder  luol. 
der  siner  rede  dinget,  615 

an  den  künec  bringet, 
kumt  si  niht  ze  rehte  dar, 
ich  vürhte,  er  übele  gevar.' 
nach  den  gedanken  sprach  ich  daz 
geselle,   mir  geviele  baz  620 

daz  dii  die  tumben  rede  din 
liezest  vor  dem  künic  sin. 
er  ist  so  ahtbaere 
daz  diu  dinen  meere 
-  588.  zdem         .i96.  pfui         61.5.  seiner 


SEIFIUEJJ  IIELULING  VIII  181 

M>i  im   null  t'ilielloiil   wol.  02;") 

so  icli  die  warlieil  saften  sol. 

Iierre,  ich  läze  iiilil  da  vaa! 

sag   an,   wie  vvillu  heben  an? 

als  diu  sa'lde  mir  geschihl 

daz  den  kiincc  min  ou<^e  an  sihl.  iVM) 

licne,  als  ir  nnch  lial  gevragt, 
ich  g»^n  vür  des  riches  vogt 
und  striche  '  künec  des  riches, 
iu  lebt  niht  geliches, 

An  gol  der  viir  iuch  hat  gewalt,  (i35 

des  wirde  nie  wart  iibcrzalt. 
Uli  Sit  von  mir  im  üf  gesell 
von  des  genaden  man  iuch  weit 
ze  scheruie  al  der  krislenheil. 
swie  hoch,  swie  lief  und  swie  breit  640 

sin  wirde  übr  alle  kiincge  si, 
im  sint  doch  die  lugende  bi, 
daz  er  den  armen  e  vernimi 
6  den  riehen ;  daz  geziml 

dem  oberislen  keiser  wol.  645 

her  künic,  ob  ich  reden  sol, 
mit  urloup,  des  mir  nol  get, 
dilz  lant  unordenlichen  slfil. 
man  dringet  umb  den  vürgauc, 
iaer  sinl  die  scheniel,  vol  diu  banc  650 

sie  sLigent  an  dem  übermuot. 
her  künic,  daz  enwart  nie  guot. 
72"     zeigt  uns  die  rehlen  dienstmau, 
die  welle  wir  ze  herren  hän, 
und  gebiett,  als  daz  geschiht,  655 

daz  uns  die  andern  absein  niht. 
gebt  dem  riter  ouch  sin  reht, 
und  daz  ein  rilermwzic  knehl 
der  drizec  jär  hab  unde  tage 
niht  Silber  üf  gewande  trage.  660 

ez  suln  tragen  wan  diu  kint 

636.  wart]  word  639.  alle  650.   die  Pauch  6.54.  ze  hören 

han         656.  Absein         661.  Ez  schullen 


o 


182  SEIFRIEÜ  IIELBLING  VIII 

diu  riterschaft  ze  juiic  siut, 

und  ein  richer  koufman, 

dem  stät  ez  niht  übel  an. 

ein  gestanden  edel  knelit,  665 

Ireit  er  silbr,  er  tuot  nihl  rehl; 

heiz  iz  vergolden  gern 

sinen  kinden  ze  ern, 

also  daz  er  riler  si : 

da  ist  micliel  ere  bi  ;  670 

daz  si  heizen  riters  kint, 

des  si  sust  erlazen  sint.' 

frumer  kneht,  geloube  mir, 
ez  ist  müelich,  sage  ich  dir, 
vor  dem  rieh  ze  reden  vi!.  675 

'  ijo  mier,  herre,  ob  got  wii. 
der  künec  ist  so  tugenthaft, 
daz  er  in  siner  herschaft 
genaediclich  bedenket  sich 

und  vil  gerne  hoeret  mich.  680  f 

so  tuot  er  geliche 
got  in  dem  himelriche, 
der  den  armen  hoeret  baz 
danne  den  riehen ;  wol  zimt  daz 
siner  almehtikeit.  685 

lieber  herr,  mir  wiere  leit, 
wand  iz  dem  riebe  misseza^me, 
ob  er  mich  armen  niht  vernähme, 
als  den  hcehsten  den  er  hat. 
ich  bin  des  selben  hantgetät  690 

der  in  gehoehet  hat  viir  mich, 
er  wart  als  jämerlich  sam  ich 
geboru  von  der  muoter  sin. 
mich  truoc  ouch  diu  muoter  min 
als  in  diu  sin  hat  getragen.  695 

näcii  unser  beder  lebefagen 
wirl  er  mir  aber  so  gelich, 
ich  vil  arm  und  er  rieh 
72''      geligen  bedc  in  einem  wert, 
fi62.   Du-         683.  Am         694.  truegl         696.   lebt  ta|;eij 


SEil'lUKI)  llELBLl.NG  Vlll  183 

gelicli   der   uiij;t'länrii   eil.  700 

liAl  er  hie  werdikeil  liir  mich, 

«1er  sül  er  dort  iiiiil  trccslcn  sich. 

ich  mein  des  riches  ratgeben  ; 

man   soI  mich  h(i>reii  uuch  vil  eben. 

lieber  herre,  rede  ich  reht?"  70;") 

ja,  vil  sa'liger  kneht, 
du  redest  wislich  vor  mir. 
get  din  i'ede  als  eben  dir 
vor  dem  nrmischcn  kiinege   dort, 
dir  velschet  niemcn  diniu  Avorl.  710 

der  kneht  sprach  aber  wider  mich 
herre,  wieuet  ir  daz  ich 
dutze  hove  rede  also? 
solt  ich  einem  sagen  dö, 

wie  er  wart  und  wer  er  wirt,  715 

min  zuht  daz  vil  wol  verbirt. 
ob  ich  rede  hie  vor  iu, 
herre,  daz  ist  nmbe  diu, 
ir  geheizet  mir  niht  wol 

daz  ich  billich  reden  sol.  720 

ich  bin  ein  unbesprochen  kneht : 
s6  ist  daz  riebe  niur  daz  reht. 
swä  daz  reht  niht  enwaT, 
da  waer  daz  riebe  wandelbaer. 
man  sol  uns  alle  geliche  725 

hoeren  vor  dem  riebe, 
wil  man  dem  riebe  tuon  sin  reht. 
miuiu  wort  sint  vil  sieht, 
ist  daz  diu  saelde  mir  geschiht 
daz  den  kiinec  min  ouge  ansiht,  730 

ich  wil  in  manen  unde  bilen 
nach  den  rehten  lanlsiten, 
als  die  e  sint  gewesen, 
da  mit  in  Osterriche  genesen 
ist  vil  manic  werder  man.  735 


ob  mir  got  die  sinne  gan, 
dem  kiinege  werden  sol  b 
722.   Reich   nur  724.  Do         731.  monen 


184  SEIFUIED  HELBLING  VIII 

uiiib  daz  kokanisch  gewani 
des  man  in  diseni  lande  pfligl. 
einen  daz  vil  ringe  wigt,  740 

s6  iz  den  höhen  got  erbarm,  ^ 

daz  er  dri  ein  an  die  arm 
über  ein  ander  snürket. 
da  mit  er  sich  verwürket. 

der  bolich  vierstunt  ist  s6  groz :  745 

den  liez  er  e  gewandes  bloz, 
73'      die  ermel  miiezcn  vollich  sin. 
nu  hoerel,  lieber  herre  min, 
kamt  diu  klage  dem  kiinege  vüer, 
er  hoert  sie  gerne,  des  ich  swiier,  750 

wan  sie  ist  ze  beeren  guot, 
so  der  künec  ist  wolgemuot. ' 

'gesell,  daz  ist  vil  billich. 
kum  mit  den  maeren  viir  daz   rieh, 
er  laet  der  viirsten  boten  sten  755 

und  heizet  dich  hin  viir  gen, 
wan  diniu  gumpelmsere 
sint  so  ahtbsere.' 

'owe,  herre,  ir  spottet  min; 
daz  sult  ir  billich  läzen  sin.  760 

der  herzöge  ist  des  küneges  kinl. 
so  vor  dem  rieh  die  Fürsten  sint, 
die  Beheim  tragent  ir  gewant, 
als  sit  ist  in  Beheimlant, 

die  Sahsen  und  die  Pölän  765 

tragent  ouch  gewant  an 
da  bi  man  sie  erkennet, 
nach  ir  lande  nennet. 
Beier  und  Rinfranken, 

den  ist  wol  ze  danken  770 

daz  si  niht  manecvaldent, 
ir  lantsit  behaldent; 
dar  an  tuont  sie  wislich. 

73».    kokanisch    so:    hängt    das  wort  mit  Gocagne  zusammen? 
741.    dem  743.  snurchett  747.   luiessen  755.  der]  den 

7.i7.    Kumpel  mer  760.  soll  7()9.   Bnyr 


SEIFRIED  IIELBLING  VIII  I8ü 

so  der  vürst  üz  Ostcrrich, 

des  kiineges  suii,   ze  hove  g6l  775 

und  vor  sinem  vater  stet, 
sC)  iiiac  der  kiinoc  iipiiion  war 
daz    ein  nirsllicliiii  scliai 
da  bi  sincni  snii  waT, 

an  daz  sie  allerslaliticr  7JS0 

sint  mit  ir  gewandeu 
uz  ander  fürslen  landen, 
si   tragent  nach  der  Belieini  sil 
gewant,  da  sie  mörent  mit 

der  Bt'^lieini  schar  unbiMich,  785 

und  sinl  doch  von  Ostcrrich. 
ich  wolle,  swer  in  Osterlant 
triieg  nach  Beheini  sit  gewanl, 
swes  in  vragte  ein  biderb  man, 
daz  er  sprajch     nie  roszmie  pan,  790 

und  mit  sinem  munde 
nihl  anders  reden  künde  ; 
73''      und  swer  in   dem  lande  snite 
gwant  nach  der  Pöläne  site, 
daz  dem  sin  bar  wa^re  geschorn  795 

hoch  üf  vür  diu  orn, 
daz  sold  im  nimer  wabsen; 
und  swer  nach  den  Sabsen 
in  Osterricbe  gewandes  pHa'g, 
daz  im  diu  Osterspräche  gelwg:  800 

er  sei  reden  'wit  wal  waet. ' 
got  ich  des  vil  gerne  ba^t 
daz  er  niht  kunt  reden  mer. 
man  bat  des  ze  Sabsen  tr 

daz  sich  nimt  ir  lautsit  an  805 

manic  tumber  Osterman : 
daz  sol  der  künec  verkßren, 
daz  laut  da  mit  eren.' 

ich  sprach  Trumer  kneht,  sag  mir, 
ist  der  rede  ernest  dir?  810 

780.  aller  slabter  789.    Pidennaii  790.  d.  i.  nerozumjin,  pane 

ich  verstehe  tiichf,  herr.         801.  wel         802.   bet 


I8f.  SEIFHIEÜ  HELULINi;  VIII 

wil  tili  ir  vor  dem  kiinege  pllegen, 
der  kunipanie  vür  zc  legen? 
des  isl  dir  ein  teil  ze  vil, 
ob  du  sin  nihl  erwinden  wil. 

nein  ich,  lieber  herre  min:  815 

diu  rede  sol  sieht  und  eben  sin, 
daz  ist  wol  billich. 
kume  ich  vür  daz  rieh, 
ich  kere  allen  minen  sin 

daz  ich  bi  mir  selben  bin.  820 

ob  ich  ze  vil  rede  vor  in, 
lieber  her,   daz  isl  von  diu 
daz  ir  sorget  umbe  mich, 
swiez  ergß,  daz  wäg  ich, 

und  kumt  uns  der  künec  her,  825 

ich  rede  ie  des  landes  er, 
ez  si  daz  man  mich  binde, 
der  rede  ich  niht  erwinde.' 

vrumer  kneht,  nü  ein  dich  des 
hie  vor  mir,  ich  sag  dir  wes,  830 

daz  ebene  sten  diniu  wart 
vor  dem  kiinege,  ob  sin  vart 
wendic  wirt  in  unser  laut, 
daz  sinem  sun  doch  werde  erkaut, 
den  er  uns  ze  viirsten  git,  835 

waz  tugent  an  dim  rate  lit. 
rietest  du  dem  fürsten  wol, 
der  künec  dir  des  danken  sol.' 

min  kneht  sprach  'herre,  sitzet  nider: 
red  ich  unrehte,  so  seit  wider,  840 

so  wende  ichz  nach  iwerm  riit. 
74°      nü  sitzet  an  des  küneges  stat: 
ich  wil  den  zühten  wesen  bi, 
sam  ich  vor  dem  kiinege  si.' 

ich  sprach  'vrumer  kneht,  hab  danc!'  845 

und  saz  nider  üf  eine  baue 
under  einer  louben. 

SI2.  \r  fehlt.  824.  orgeth  833.  Wen  dich  839.  siz 

nider 


I 


SEIFniKD  IIELHLING  V  111  187 

wus  sie  gedahl  mit  sclioubcii. 

des  ii;nn  wir  vi!  kleine  war. 

icli  sprach  '  lieber  vriunl,  iiü  dar !  850 

la  mich  an  des  kiineges  slat 

ha*ren  dineii  wiseii  raf, 

ob   er  dem  lande  viiege  rcht. 

'gerne,  herre'  sprach   min  kuelit. 
des  ersten  ich  anheben  wil,  855 

in  dem  lant  ist  A'intschaft  vil, 
die  wil  ich  in  kunl  tuon. 
unib  da/  verlluochte  geuhuon, 
treit  bruoder  sime  bruoder  nit, 
ob  man  imer  mer  git.  S()0 

die  gebüren  machent  daz  : 
iegliciier  wil  sich  herren  baz, 
danne  er  geherrct  si  von  gel; 
des  hat  der  tiuvel  sinen  spol. 
gröz  wisöl  er  niht  verbirt,  865 

unz  er  des  guotes  äne  wirt; 
s6  ist  er  danne  ein  knappe, 
daz  in  ein  ber  sappe ! 
sin  armuol  er  da  mit  hilt, 

tac  und  naht  er  morilich  stilt.  870 

her  kiinec,  well  ir  wenden  daz, 
so  sag  ich  iu  fürbaz.' 
ich  sprach  'geselle,  rat  wie.' 
ir  sull  daz  lant  setzen  hie 
■    als  iz  der  herzog  Liupolt  liez.  875 

die  gebüren  er  tragen  hiez 
kniilel  l'iir  die  hunde; 
der  swert  man  in  niht  gunde, 
noch  der  langen  misicar. 

man  schuof  in  zeiner  lipnar  880 

vleisch  unde  krut,  gerslbrin ; 
an  willprwl  solden  sie  sin  : 

848.   gedechf  858.   geuhuou,   vergl.   rechtsalt.   374,   Haupt:   gehuon 

die  lis.         862.    Iierru         803.   gelieret  865,   wisot  Haupt:  weifseid 

die  hs.  868.  Per  sapp  877.  Kiiiiteln  879.  Misigar:  vergl. 

1,  321.         880.  zener 


1.S8  SEIFRIED  HELBLING  VIII 

zeui  vasttag  haoi',  lins  unde  böii; 
viscli  und  öl  sie  liezen  schön 
die  Herren  ezzen,  daz  was   sit.  S85 

ml  ezzent  sie  den  herren   mit 
swaz  man  guotes  vinden  uiac. 
74^      daz  ist  dem  laude  ein   scliürslac. 
her  künec,  ich  wil  iu  raten  mer. 
verriht  daz  lant,  des  habt  ir  er:  890 

da  inne  ist  haz  unde  nit, 
sam  mir  diu  heilige  zit; 
niht  baz  ich  iu  geswern  kan. 
mine  herrn  die  dienstmau 

sumlich,  ich  enweiz  um  waz,  895 

tragent  nit  unde  haz 
riteru  unde  knehteu. 
sie  woltens  an  ir  rehten 
bekrenken.  durch  got,  daz  wert, 
her  künec.  ir  habts  e  ernert,  900 

nü  lät  iuch  noch  erbarmen, 
ir  sit  ein  vogt  der  armen 
genant  von  dem  riebe ; 
die  schermet  alle  geliche, 

her  künec,  und  habt  daz  vür  sltel,  905 

daz  iuch  got  nimer  verladt 
hie  üf  diser  erde, 
und  iuch  in  sinem  werde 
setzet  ze  himel  schone 

mit  Zepter  under  kröne.  910 

ich  weiz  der  dienstman  wol  dri, 
swä  ez  in  disem  lande  si, 
den  gebüren  lieber  sint 
dan  riter  unde  riters  kint. 

des  haben  in  sant  Georgen  haz  915 

und  gotes  vluoch  umbe  daz  ! 
swer  sich  zieh  den  snürrinc  an, 
her  künec,  wizzet  ane  wän, 

883.   Iiaiiif  linfs  vnd  Ponn  'JOl.  erbarm  902.  Ann  <)05.   ver- 

stell 906.  verlel  908.  eu  in  seinem  werlh  910.  M.  Cepeter 

912.   disen 


SEIFIIIED  HELBLIN(i  \  III  181» 

der  sl6t  iu  in  aller  nöl 

niht  g«'ii  Cime  lialben  löl.  i>20 

des  wir  zen  besten  eren  jelien, 

daz  ist  von  riterschafl  gesclieiien. 

iierre,  sol  diu  rede   also  sti^n, 

s6  ich  vür  den  künec  gön?" 

'ja,  gesell,  vil  waTlich.  925 

dilze  lant  Osterrich 
hat  sin  ere  undc  frumen. 
wirl  diu  rede  von  dir  vernumen, 
daz  der  kiinec  volget  dir, 
ez  vruinl  in   selp,  daz  liab  uf  mir.'  D.'iO 

min  kneht  der  buop  aber  an, 
noch  mer  ich  ze  reden  hän' 
sprach  er  '  lieber  herre  min. 
möht  ez  mit  gotes  helfe  sin, 
75'      ich  >volde  wünschen,  daz  ich  slat  935 

hiele  an  des  küneges  rät : 
dem   w;er  ich  ein  nützer  kneht. 
ein  teil  weiz  ich  des  riches  reht: 
daz  wil  ich  iu  vür  legen, 

herre,  und  iwers  rates  pflegen :  940 

den  teilet  mit  mir  sunder  spot 
durch  iwer  ere  und  durch  got!' 

'  lieber  vriunt,  geloube  mir, 
hoer  ich  des  riches  reht  von  dir, 
da  nach  ich  dir  raten  wil.  945 

doch  hästu  selbe  sin  so  vil 
daz  dir  mines  rätes  niht 
an  deheinen  sachen  not  geschiht. 

'herre,  ich   hoer  wol  waz  ir  weit, 
des  ßrsten  si  iu  vor  gezelt,  950 

swen  der  bäbst  ze  banne  bracht, 
billich   biet  er  des  riches  *ht, 
trüeg  er  den  ban  über  jar. 
herre,   nü  merket  offenbar, 

921.  zdeiu  92.T.  werieicli  927.   fiiiinb  928.   vernumb 

931.  aber]  wider  946.   Do  h.  selb  Sinin-  souil  951.    preht 

952.  eht 


IUI)  SEIFUIED  IlELBLIiNG  VIII 

iz  isl  war  daz  ich  sage,  055 

alliu  jar  an  dem  anllazlage 
tuot  der  habest  in  den  ban 
vürslen  graven  dienstman 
phalTen  rilcr  buren ; 

die  des  wellenl  türen,  9G0 

daz  sie  vür  selzeut  umbe  guot, 
ze  banne  sie  der  habest  tuol. 
diu  Ahte  solde  da  nach  gen 
und  liez  in  niht  des  besten 

daz  sie  unrehte  gewunnen.  965 

so  wfere  wol  begannen 
der  liehe,  als  min  herze  gerl, 
zwischen  slole  unde  swert. 
dem  keiser  daz  wol  gezsem 

daz  er  ir  guot  allez  uaem  970 

unde  fuorte  ez  über  mer 
mit  einem  kristenlichem  her 
dem  muten  gote  zeiner  gab 
hinz  dem  heiligen  grab. 

ow6,  herre  valer  Krist,  975 

waz  ir  in  dem  lande  isl 
die  wuochernt  mit  listen 
und  kunnen  sich  wol  vristen 
75''     daz  mans  niht  ofFenbair 

nennet  gesuochair,  9S0 

doch  sie  gewinnent  üf  ir  s6l. 
ez  ntcme  der  Jude  Smoyel 
den  gewin  wol  viir  vol, 
der  offenliche  gesuochet  wol. 
nü  dar,  des  keisers  münzhamer  985 

slahe  ir  guot  ins  riches  kamer! 
daz  erteil  ich'  sprach  min  knehl 
bi  got  und  hi  vrönreht. 
Sit  der  bähst  ze  banne  tuot 
die  selben  umb  ir  wuocherguot,  990 

956.  Alk-  959.  gebaurn  961.  Vuersezent  963.   da  noh 

978.  chuunp  979.   offenbar  980.  gesuechar  98.3.  vervöl 

986.  Slaht         989.  wann.; 


SEIFIUEÜ  IIELIJLING  Vlll  191 

des  lAl  sie  oihl  geiiiezen : 

her  kiinec,   heizt   üf  sliezen 

ir  silhers  volle  kislen 

die  ah  ir  chcnkrislen 

gevüllel  sint  mit  gesiioch ;  <l9r) 

des  will   in  der  gotcs  vluocli. 

daz  silber  dem  riche 

wirl  vil  billiche, 

daz  der  kiinec  nach  mincm  miioi 

griff  nach  allem  wuocherguot.  1000 

sin  würd  so  gar  an  niaze  vil, 

niil  warheit  ich  spreclien  wii, 

ob  erz  na-m  nach  inincni  raf, 

daz  er  Jeriisalcni  die  stal 

cnhalp  mers  büte  wider,  1005 

diu  vaste  ist  gevellet  nider. 

swie  hoch,  swie  edel  w»r  ein  man, 

uf  dem  laeg  der  wuocherban, 

dem  seit  diu  aht  werden  kunt, 

daz  im  kunie  belibe  ein  phunt  1010 

ze  Samen,  der  in  wider  bracht 

in  des  liiivels  ahera'hl. 

'  null  baz  ich  dir  geraten  kan, 
vrumer  knchl,  lä  da  van 

daz  du  will  raten  dem  rieh.  KU 5 

dem  bislil  minder  gelicii 
an  sinne  noch  an  muotc, 
an  libe  noch  an  guole. 
daz-  rieh  manegen  vürslen  wert 
hat  der  radlet  unde  lerl  1020 

den  kiinec  waz  er  luon  sol : 
da  von  enbirt  er  din  wol. 

'  herre,  von  wiu  mac  daz  geschehen? 
mügt  ir  mich  doch  an  sehen, 
76'      so  wirt  iu  von  mir  wol  kunt,  1025 

ich  hän  ougen  nase  unde  munt, 
Aren  füeze  und  hende 

993.   Silber         1005.  MörFs  1008.   leg         1009.  oehr         1012.   Aiier 

oeht  1021.   Dem 


m  SEIFHIKD  HELBLING   VIII 

und  in  dem  munde  zende. 

wolt  einer  bizen  mit  niier, 

ich  üherbizz  in  lilite  als  schier  1030 

sam  er  überbizze  mich. 

der  ich  da  bin,  der  bin  ich: 

so  si  ouch  er,  der  er  si. 

ist  der  künec  mins  rätes  vri, 

ich  sag  im  doch,  kumt  er  her,  1035 

des  landes  frum  und  sin  er. ' 
'geselle,   wol  ich  dir  des  gan. 

des  ersten  solt  du  heben  an 

wie  der  herzog  Liupoll 

über  mer  gap  den  solt  1040 

und  wie  er  vuor  über  mer 

von  Osterrich  mit  eime  her 

und  bule  enhalp  ein  werc, 

die  guoten   burc  Starkenberc, 

die  er  den  diutschen  herren  gab  1045 

ze  helfe  dem  heiligen  grab, 

die  in  doch  sider  an  gewan 

von  Babilon  der  soldan. 

wil  du  fiirbaz  sagen  mer 

dem  künege  disse  landes  er,  1050 

s6  tuo  im  dar  nach  bekant 

daz  der  künec  von  EngellanI 

in  disem  lande  beschatzet  wart, 

ein  künic  rieh  von  hoher  art. 

owe,  nü  muoz  ich  m6r  sagen!  1055 

umb  ditz  lant  wart  erslagen 

der  biderbe  herzog  Friderich. 

den  wir  klagen  klegelich, 

wan  sich  liuop  angst  unde  not. 

s6  schedelich  was  uns  sin  tot.  1000 

dar  nach  ladet  wir  einen  her, 

herzöge  Herman,  so  hiez  der, 

von  Baden,  wie  er  ende  nam 

und  war  künec  Ezel  ie  bequara, 

1032.  do  10.50.   ditz  105'i.   Engelnlandt  1059.   sich]   si 

1062.   HiJrmari  1004  /.    da  von   weiz   noch   niemen   war  der  künec 


SEIFRIED  IIELBLING  Vlll  193 

des  kan  ich  gesagen  nilit:  1065 

da  von  ze  swigcn  mir  geschult, 
der  küncc  uz  der  HcMieim  lanl 
sich  diser  lande  underwanl, 
76^     Oslerrich  und   Slire. 

er  pllac  deheiner  vire,  1070 

so  er  geint^ren  mäht  sin  habe. 

Ungern  hei  er  unz  an  Rabe; 

sin  gcwalt  was  also  starc, 

er  hei  die  windischen  marc; 

Kernden  unde  Krein  107r) 

dicnlc  im  allez  gemein; 

Porlcnowe,  ob  der  Ens  daz  lanl 

im  ze  diensle  was  erkanf, 

und  Eger  vor  dem  wähle 

dient  im  ouch  vil  balde,  1080 

Troppower  lant,  Pulissin. 

er  sprach  'ez  ist  allez  min, 

daz  wil  ich  bewceren, 

Czechen  und  3Ierha>ren.' 

nie  künec  was  so  herlich  ;  1085 

er  was  mchlic  unde  rieh. 

wol   uf  vünf  und  zweiuzec  jär 

disiu  lant  im  dienten  gar; 

sime  gwalt  was   niht  gelich. 

nach  dem  keiser  Friderich  1090 

daz  riebe  lange  an  houbet  was. 

vor  den  fiirsten  man  niht  las 

des  riches  brief  und  sin  gebet 

unz  daz  des  verhängte  got. 

der  habest  durch  des  riches  not  1095 

ein  concilium  gebot. 

ze  Lugidani   daz  ergie. 

da  hin  lat  man  alle  die 

den  man  vürsten  namen  gab. 

Ezel  ie  bequam  klage  4398  L.  1071.   hab  1072,  Rah 

1075.  Cheroden  vnde  Chrain  1077.    Portenau  1081.   Troppouer 

landt  Puttisseia  1083.  webern  108i.  Merichern         1086.  moh- 

ticb         1097.  Ze  lugidany         1099.  name  geb 

Z.  F.  D.  A.    IV.  13 


194  SEIFRIED  HELBLING  VIII 

under  imfcl,   kriimbe  stab,  1100 

wurden  alle  geladen  dar, 
lind  die  leiviirsten  gar. 
swer  nihl  ehafl  not  crzalt, 
den  bien  er  von  sime  gwalf. 
dö  si  alle  dar  komen,  11 05 

an  den  rät  wurden  gcnomen 
die  besten  die  des  waren  wert 
daz  man  ir  ze  rate  gert. 
unser  geistlich  vater  sprach 

'ir  herren,  ratet  uns  dar  nach.  MIO 

der  stuol  ze  Rome  an  scherm  ist 
gewesen  alze  lange  vrist; 
daz  sag  ich  iu  endelich. 
77"      nach  dem  keiser  Friderich 

wart  noch  nie  roemischer  voget :  1115 

da  Sit  rätes  umbe  gevraget, 
wä  man  einen  künec  nem 
der  dem  riebe  wol  gezem.' 
die  vürsten  zühliclich  im  nigen, 
nach  der  rede  ein  wil  si   swigen,  1120 

einer  den  andern  an  sach, 
der  mit  der  ersten  stimme  sprach 
vater  al  der  kristenheit, 
die  walviirsten  sint  bereif 

und  wartent  iuwers  gebotes.'  1125 

'  nü  dar  in  dem  namen  gotes  ! 
sitzet  balde  an  die  wal. 
der  den  himelischen  sal 
buwet  immer  ewiclich, 

der  vüeg  uns  einen  dem  rieh  1130 

der  im  sin  ere  bringe  wider 
diu  im  ist  enphuort  sider. 
er  wirt  von  mir  gewihet  schon 
und  setz  im  üf  des  riches  krön, 
wer  möht  die  rede  alle  erzein,  1135 

1100.  steh  1103.  chafft  1105.  chamen  1110.   roltel  uns  tlo 

nach         1116.  Do  seit         H23.    alle         11.30.  ein         1132.  Dor  im 
1135.  moht 


1 
i 


1 

( 


SEIFKIED  IIELULLNG  VIII  195 

wie  sie  ahten,  wie  sie  wein? 
fjeliclie  sie  gcliullon. 
alrt^rst  diu  luu-rc  erscliulleu, 
sie  giengeu  vür  deu  lia'lislcu  nU, 
'geistlich  valer  an  gotes  slal'  1140 

sprach  der  örsle,  '  iu  ist  erweit 
dem  riebe  ein  üz  gcuoinen  hell. 
/  der  ander  sprach    daz  ist  war. 

er  ist  wise  und  manlich  gar, 
der  drille  sprach    sin  Irin  hat  kraft.  1145 

der  vierde    er  ist  wärhaft.' 
der  viiufle  'er  ist  wol  gezogen, 
daz   rieh  an  im  unbetrogen.' 
der  sebste  sprach  *er  lat  nibt  wider, 
got  selbe  müest  in  vellen  uider;  1150 

er  muoz  immer  vür  sich 
au  sinen  6ren,  des  swer  ich. 
der  sibent  sprach  '  iu  si  geseit, 
an  aller  siner  werdikeit 

wart  er  von  kinde  nie  unvuorc.  1155 

gräf  Ruodolf  von  Havechbuorc, 
also  ist  der  hell  genant: 
ir  berren,  daz  si  iu  bekant. ' 
daz  mwre  in  diu  lant  erschal, 
er  wart  gewihel  nach  der  wal  1160 

mit  sant  der  küueginnen. 
77*'     zwo  krön  hiez  man  gewinnen 

die  si  vor  vürsten  solden  tragen. 

dA  nach  in  vil  kurzen  tagen 

der  künec  einen  hol"  geböl  1 165 

den  viirslen  umb  des  riches  not. 

des  riches  brieve  wurden  gesanl 

den  vürsten  allen  in  diu  lant. 

daz  düht  si  ungewonlich ; 

so  lange  an  scherni  was  daz  rieb.  1170 

dö  diu  zit  nü  was  körnen, 

1138.  All  erst  1149.  leht  1155.  vnfuerhc  1156.  Hauch- 

puerchc  llGl.  Chuneginn  1162.  gewhio  11§4.  Da  noh 

1167.   brief:   vielleicht  brief  wart? 

13* 


11)6  SEIFRIED  HELBLING  VIII 

als  der  hof  wart  genomen, 

die  vürslen  kamen  alle  dar 

mit  maneger  crlichcn  schar. 

dem  rieh  si  alle  swuoren.  1175 

die  höchsten  die  dar  fuoren 

swuoren  da  des  riches  rät. 

der  künee  vragt  si  an  der  stat 

ob  dem  rieh  ihl  üz  lege  n 

des  er  billichen  pflege.  1180 

er  geliez  da  nimmer  van, 

ez  miiest  im  wesen  underlän. 

der  rät  gert  gesprechen  sich. 

diu  spräche  was  doch  kurzlich; 

si  weiten  einen  nach  ir  kür  1185 

der  ir  rede  solde  legen  viir 

vor  dem  roemisclien  voget. 

'herre,  als  ir  hat  gevräget, 

daz  sag  wir  alle,  ich  niht  ein, 

die  windsclien  marc,  Kernden,  Krein,  1190 

Stire  und  Osterriche, 

daz  hat  gar  unbilliche 

der  Behcim  künec  lange  vrist, 

wand  ez  dem  riche  ledic  ist.' 

boten  er  dem  künege  sant,  1195 

er  liez  im  ligen  diu  lant, 

diu  sinen  er  billiche 

enphienge  von  dem  riche. 

des  was  der  von  Beheim  wider. 

von  dem  Rin  huop  sich  her  nider  1200 

der  künec ;  Stire  und  Osterlant 

er  sich  mit  eren  underwant. ' 

der  kneht  sfuont,   sach  mich  an, 
'lieber  herre,   lät  da  van. 

künec  Ruodolfs  werdikeit  1205 

ist  so  lanc  und  so  breit, 
ir  mugt  sie  halbe  niht  gesagen. 
der  Bßheim  künec  wart  erslagen; 

1179.  auzleg  1183.  rott  1185.   noji  1190.   Die  windischeii 

Marc  cherdeD  Chrein 


SEIFIUED  IIELBLING  VUl  197 

unib  (lisiii  laut  daz  j;esiliach. 
78*     iu  kurzen  jareii  d;\   nach  1210 

loch  er  diu  lanl  den  kindcn  sin 
und  k^rle  wider  zuo  dem   Hin : 
da  ricliscnl  er  niil  »'rcn  gar. 
doch  nanien  ende  sfniu  jar, 

iu  eren  slarp  der  werde  hell.  1215 

ein  ander  kiinec  wart  erwell, 
der  ouch  nach  disem  lande  streit, 
wer  im  daz  gar  widerseil, 
da  sag  dem  künege  niemen  van, 
wand  er  diu  ma're  selp  wol  kan.  1220 

nü  ist  der  ander  kiinec  l6l 
unib  disiu  lanl,  daz  ist  ein  nöl, 
und  ein  werder  herzöge. 
lieber  herre,  s6  iuch  betrAge, 
s6  lest  diu  ma're  an  der  stunt,  1225 

dem  künic  sint  sie  alliu  kunt, 
vor  sagt  ir  im  alliu  maer, 
diu  im  der  alte  Haselouwajr 
vor  zweinzec  jären  hat  geseit.  * 

'nü  gescheh  dir  allez  leit!  1230 

boesewihl,  ginc  von  mir, 
Sit  ich  nihl  gevalle  dir.' 

den  kncht  begreif  sin  aller  tue, 
er  sprach  'des  wirt  guot  rät,  kukuc ! 
herre,   und  änet  ir  iuch  min,  1235 

miuiu  rede  sol  anders  sin. 
und  kumt  uns  der  kiinec  her, 
ich  rede  ie  des  landes  6r. 
lieber  herre,  läl  da  van. 

swaz  die  kriege  haben  getan,  1240 

ditz  ist  ein  guot  lendelin : 
des  "wirt  man  inne  bi  dem  Hin. 
hän  wir  hiwer  boesen  win, 
des  sol  uns  got  ergetzunl  sin, 
ob  er  wil,  hin  ze  jär.  1245 

amen,  daz  werde  war.* 
1224.  euh  :  iuchs  niht?     1232.  geuallen     1240.  Was     1245.  »lintz  ze  yar 


198  SEIFRIED  HEL13LING   IX 


IX 


TS''     Dies  illä,  dies  irß, 

lang  vor  tiisent  järeu  6 

ist  gesprochen  gen  dem  tac, 

dö  nienien  erwenden  mac 

gotes  gerillte,  sinen  zorn.  5 

w6  daz  ich  ie  wart  geborn, 

Sit  ich  im  so  nähen   bin, 

daz  ich  niiit  gedenk  da  hin 

und  hie  bedacht  min  unrebt!' 

lieber  herrc'    sprach  min  kneht,  10 

'ez  mac  noch  lüsent  jar  gestfen 
6  wir  vür  gerihte  gen.' 

vrumer  kneht,  geloube  mir, 
got  rihtet  alle  tage  dir. 

swie  ofte  du  die  sünde  tuost,  15 

als  ofte  du  sie  biiezen  muost 
hie  mit  dem  libe  sunder  hsel 
oder  dort  an  der  sei.' 
'  herre,  diu  rede  ist  uns  swair; 
ir  sult  sagen  guotiu  ma;r.'  20 

'geselle,  ich  sage  niht  anders  dir : 
beerst  duz  ungerne,   ginc  von  mir; 
rehte  wol  ich  diu  enbir. 
ich  bin  die  maze  betagt  ein  man 
daz  ich  wil  noch  enkan  25 

minen  vriunden  niht  geleben, 
dö  mir  diu  jugent  künde  geben 
bediu  muot  und  den  gelimpf, 
ich  treip  mit  in  manegen  schimpf, 
des  mir  nü  vil  abe  get,  30 

die  mäze  als  ez  umb  mich  stßt.' 

ich  saz  in  gedanken, 
dö  mir  begunde  kranken 

IX.  Überschrift  Hie  vrlaubt  er  den  Chneht  6.  geworn  14.   tage 

von  (lier  17.  hell         18.  Seil         20.  soll         22.  du         24.  moz 

2fi.   Vreinden         29.  im         31.   moez         33.   Da 


SfcilFUlliD  HKLULhNG  1\  VJd 

der  liji  in  alloi's   iiiii;oinacli. 

liurc  siiil'l  icli   uiide  >|)racii  3ö 

'ow6,   luiiibiu  Jugt'iit  min! 
ich  lian  von  den  schulden  din 
vi!  Sünde,  ho>se  gewonheit. 
daz  si  dein   hohen  yol  gekloil, 
daz  ich  mich  nihl  crweren  kan,  40 

mir  hanget  allez  noch  au 
ein  viec  der  allen  kürsen  min. 
billich  soll  ich  läzen  sin 
die  minen  jungen  liicke. 

ez  wx're  min  geliicke,  45 

lieze  ich   lumpheit  under  wegen. 
79"      mir  gel  alle  läge  engegen 
der  Tot  ein  lageweide.' 

in  dem  selben  leide, 
<lö  ich  bedaht  min  unrehl,  50 

uu  kam  aber  do  min  kneht. 
er  sprach  'gelriuwer  herre, 
wie  sorget  ir  so  verre? 
ir  mugt  noch  leben  drizec  jär; 
ob  gol  wil,  herre,   daz  wirt  war.'  55 

ich  sprach  'diu  lä  mich  leben  gar, 
so  hän  ich  sehzic  vor  gelebt, 
als  got  sprichet  '  wider  gehl 
die  zit  iuwers  lancleben,' 

ow6  miues  wider  geben !  60 

dö  man  unreht  gen  rehle  wigt, 
min  unreht  wol  der  swa;re  pfligl 
daz  ich  min  rehl  aht  da  bi 
als  die  veder  wider  bli. 

nü  tuen  ich  gar  ze  trage  65 

daz  ich'  üf  die  wage 
uiht  guoter  dinge  pflige  ze  legen 
diu  minen  siinden  wider  wegen 
der  ich  lauge  hau  gepflegen.' 

35.   senffl  i2.  Ein  Viech  d.  a.  ChurseD  m.  44.   tuch 

45.  geluch         50.  So  51.  aber  so         56.  legen         59.   längs  leben 

60.  widerä  geben 


200  SElFRIEl)  HELBLIiNG  IX 

der  kneht  sprach  'weit  ir  verzagen?  70 

gedenket  an  den  wissagen; 
als  er  die  sünde  getet, 
ze  gote  sprach  er  sin  gebet 
nach  den  sünden  alsus 

'  misererfe  mci  deus  !  75 

got  erbarme  dich  min, 
durch  die  gröze  barmunge  diu 
und  durch  die  inenge  diner  bermikeit. 
vertilg  min  unreht,   daz  ist  breit, 
erwasch  mich  üz  der  schalkeit  min,  80 

reine  mich  von  der  sünden  pin, 
wan  min  unreht  erkenn  ich. 
min  sünde  alzit  ist  wider  mich : 
dir  eine  ich  gesundet  hdn 

unde  übel  bi  dir  getiin.'  85 

der  kneht  buop  aber  an 
'  herre,  got  was  ie  gnaden  rieh, 
weit  ir  vürhten  helmeglich, 
so  kumt  niraer  üf  dehein  stro. 
da  sult  ir  des  wesen  vrö  90 

daz  min  got  ie  gedäht  hat. 
ich  gib  iu  sin  und  wisen  rät 
79**     der  iu  z^e  hohen  6ren  stät.' 

'frumer  kneht,  ich  vreu  mich  din 
lülzel  zuo  den  sachen  min.  95 

hab  urloup  unde  ginc  von  mir  ^ 
vürbaz  wil  ich  mit  dir 
wenic  noch  vil  ze  schaffen  hän. 
ich  wil  wartunt  sin  ein  man 
der  wären  gewisheit  100 

diu  uns  allen  ist  bereit, 
dem  riehen  als  dem  armen, 
im  kan  niht  erbarmen 
der  alte  noch  der  junge ; 

er  ist  an  barmunge  105 

imer  unser  lestiu  not; 

78.   lueiiig  79.  Vertilige  81.  Raining  83.  alle  Zeit 

84.  ein  88.   helmcleich  89.  So  chambl  90.  Do 


SEIFRIED  HELBLING  IX  201 

icli  meine  den  i^ewissen  lAl. 

dem  werd  wir  alle  geliclie, 

arme  unde  riebe, 

daz  ist  nnwendelichc'  110 

der  knclil  wider  umbe  sacli, 
vil  un^iielliclie  er  spracii 
'  seht,  berre,  ich  g6n  da  bin. 
lat  mich  sin  der  ich  bin, 

und  sit  oucb  ir  der  ir  sit,  115 

wan  ir  sorget  alle  zit. 
gelich  ich  iucb  vinde 
dem   vorbtigem  kinde 
daz  beunsubert  sin  pfeit 

t  daz  bat  wirt  bereit.  l'-iO 

ich  sag  iu  die  warbeit.' 

ich  sprach  'swic,  vervluochter  balc ! 
du  bist  ein  rehter  dielscbalc. 
ich  wil  mich  gerne  änen  din : 
daz  bab  üf  den  Iriwen  min  125 

und  üf  miner  wärbeit.' 

'herre,  daz  solt  mir  wesen  leit? 
daz  enist  ez  aber  niebt. 
gebt  mir  daz  gwanl,  berr,  unde  flieht; 
lät  mich  scbaflen  umb  deu  Sani,  130 

sit  iucb  der  tot  wil  an  komen, 
als  ich  von  iu  hän  vernomen.' 

ich  sprach  'er  sol  komen  dir, 
ob  got  wil,  e  danne  mir. 

ginc  und  var  din  weide!'  135 

dö  schied  wir  uns  beide, 
als  diu  schidunge  geschach, 
ich  gedäbte  unde  sprach 
got  bat  wol  an  mir  getan 

daz  ich  bin  des  knebles  an.  140 

er  künde  niht  geswigen. 
80'     die  Gumpoltes  gigen 

119.  Daz  ßeuaseuwert  128.    Dezen  ist  129.    Her 

130.  umb  den  sämen?  131.   wil  ancham  132.  han  vernom 

142.  Gumppoltes 


202  SEIFRIEÜ  IIELBLING  IX 

wolt  er  haben  stalle  an  niicli, 

swie  er  möhl,   des  vleiz  er  sich. 

so  ist  mir  nindert  ze  iniiol.  145 

möht  ioli  nii  ein  leben  guol 

in  uiineni  aller  gelragen, 

gedachte  an  den  wissagen 

wie  er  hin  ze  gote  spracli 

(bi  sime  leben  daz  geschach)  !  150 

'quia  defec^rnnl:' 

daz  ist  uns  an  dem  salter  kunl 

und  gescbriben  da  bi 

'  sicut  fumus  dies  mei, 

min  tage  zergiengen  als  ein  roucli.  155 

also  tuont  die  minen  ouch : 

die  tage  der  ich  ledic  bin 

leider  sint  mit  siinden  hin 

noch  tuont  mir  die  sünde  leit 

von  boeser  gewonheit.  160 

daz  miieze  got  erbarmen, 

ob  sich  an  mir  armen 

der  boese  wille  niht  verkert. 

daz  alter  wsere  des  wol  wert, 

ob  im  witze  unde  sin  165 

volget  an  sin  ende  hin, 

des  ich  immer  wünschunl  bin. 

143.  hohen  stet         144.   moht         155.  zergengeu         158.  No  luent 
167.   wuschund 


Maria,  muoter  äne  raeil, 
aller  heiligen  heil, 
du  wäriu  himelvrouwe, 
der  engel  spiegelschouwe 
bistu  erwelliu  küneginne, 
ein  gruntveste  der  wären  minne. 
kör  mich  von  minen  siinden. 
din  barmungc  ergründen 
X.  kein  absatz  in  der  hs.  7.  Cer  mich  vor 


SEIFIUED  HELBLliNG  X  203 

noch  j^cmcz'/en  iiicincii  kan  : 

den  selben   IrtVst  >vil  ich  han.  10 

du  bliiende  gert  Arönes, 

du  tron  SalaniAucs, 

ICzechieles  porle, 

dem  du  mit  einem  worle 

gein  dim  kinde  helfen  wil,  15 

der  liJit  aller  Salden  zil. 

wand  ich  der  selben  gnädcn  ger 

au  dich,  reiniu  maget  hör, 

durch  dine  güetc  mich  gewer. 

trösl  aller  sündtere,  20 

Sit  du  den  geba're 
der  uns  geschuof  und  loste, 
so  kum  mir,  vrowe,  ze  tröste 
SO**     und  wis  bi  minem  ende, 

swenne  ich  ditz  eilende  25 

der  kranken  werlte  rüme, 
daz  ich  min  söle  iht  sume. 
ir  ßrstiu  vluht  si  ze  dir: 
du  mäht  wol  gehelfen  ir, 

ob  sie  bringet  sünden  meil,  30 

daz  din  barmunge  lieil 
die  selben  sündemasen, 
6  daz  die  engel  blasen 
ze  gerihte  an  dem  losten  tage, 
vrou,  daz  mich  din  giiete  sage  35 

ledic  vor  dins  sunes  zorn. 
dii  bist  ze  seiden  uns  erkorn 
üz  gutes  drivallikeit; 
dir  wirt  nimmer  niht  verseil 
von  dem  oberisteu  got;  40 

din  wille  ist  im  ein  gebot, 
got  ist  din  vater,  got  din  sun, 
got  ist  der  heilic  geist ;  ob  dun 
bitest  umb  aller  werlte  heil, 
er  entwert  dich  nimmer  teil :  45 

so  vol  bistü  genaden  da. 
11.   blueuude         12.  trone         23.  Vrau  mir         32.  Sundenmosen 


204  SEIFRIED  HELBLING  X 

da  von  ruof  wir  gfen  dir  sä 
'6  dulcis  MariÄ!' 

vater,  sun,  Iieiliger  geist, 
als  du  ein  wariu  gotheit  sisl,  50 

also  hilf  mir,  ich  ger  niht  m6r. 
din   gotlich  gücte  an  mir  er, 
daz  niiner  s61e  werde  rät. 
got,  ich  bin  din  hantgetät; 
din  menschcit  mich  erarnet  hat.  55 

nü  hoert  ir  lieben  vriunde  min, 
sol  diu  rede  niht  bezzer  sin 
nach  dem  wären  goles  reht, 
danne  ob  mich  ein  tumber  kneht 
mit  siner  vräge  brachte  viier,  60 

daz  ein  islich  man  geswüer, 
mir  geviele  sin  wise  niht? 
nimmer  daz  an  mir  geschiht. 
swaz  so  tuot  ein  biderbe  man, 
daz  ist  allez  wol  getan,  65 

da  von  ich  im  6ren  gan. 

ich  wart  nie  so  merklich, 
bede  arm  unde  rieh 
sie  gedingten  mit  mir  wol ; 
81'     daz  man  da  bi  merken  sol,  70 

bi  der  menege  was  ich  gern, 
wolt  ich  Schimpfes  niht  enbern, 
mit  schimpf  sie  daz  galten  mir. 
des  ich  nü  vil  wol  enbir 

an  daz  ich  mich  dar  nach  sen.  75 

kint  vater  unde  en 
bin  ich  allez  sant  gewesen, 
möht  mir  nu  diu  sele  genesen, 
des  vreute  sich  min  gemiiete. 
got  durch  alle  sine  giiete  80 

mich  da  vor  behüete 
daz  in  der  helle  gliiete 
min  armiu  s6Ie  niht  erglos. 
helft  ruofen  Xhristß,  audi  nos, 
64.  pidennan        78.  inoht        83.  erglofs 


SEIFRIED  IIELBLING  X  205 

jubß  domnß  beiiedicer»^ !  85 

gesegeu  dich  vor  allem  var, 
der,  den  ein  magfct  reine  gebar.' 

XI 

Av6,   der  gruoz  von  Gabriel, 

der  gevreut  vil  manic  s61, 

die  kumber  böten 

in  der  vinsler,  daz  sie  niebt 

sahn  daz  vreuden  wernde  liebt,  5 

doch  die   prophßten 

wissagten  vor,  also  der  kiinftic  wa;re 

den  ein  niagct  niagtlicb   rein  geba^re, 

ende  nwni  ir  swarc. 

Maria,  ein  raersternc  lieht,  10 

sich  kan  dir  geliehen  niehl 
an  allen  6ren. 
wir  israhelisch  arniez  her 
Sweben  üf  dem  jaraers  nier : 
du  bist  der  steren  15 

der  uns  leiten  sol  uz  dem  eilende 
hin  ze  vreuden  ewiclich  an  ende, 
dehein  sach  daz  wende. 

Gralia,  genaden  vol, 
der  gruoz  zimt  dir,  maget,  wol,  20 

du  reine  und  werde, 
daz  din  reiner  lip  unibgreif 
den   der  den  witeu  umbesweii", 
himel  und  erde, 

umbgriffen  hat  und  alle  creätiure.  25 

6  süeziu  magt,  gip  uns  genaden  stiure, 
du  rein  gehiure. 

Plena,  vol  genaden  du 
Sl*"     3Iaria,  also  Sprech   wir  nü 

von  wären  schulden.  30 

du  gnaden  iibervliizzic  vaz, 

XI.  kein  absatz  in  der  lis.  3.  Die  Chumber  Herrn  7.  als 

y.   nam  10.   mehr  Sterne  15.  Stern  17.  Ze  Vreyden   hin 


206  SEIFRIEÜ  IIELBLING  XI 

dem  der  dich  gnaden  übermaz 

bring  uns  ze  Imldcn, 

daz  diner  gnaden  iibervluz   von  rise 

an  den  wec  der  uns  relile  wise  35 

zeui  paradise. 

Dominus,  unser  herre  Krist, 
der  von  dir  geboren  ist, 
inaget  reine, 

nach  dem  wir  kristen  sin  genau l,  40 

der  clliu  dinc  in  siner  hant 
hat  gemeine, 

6  siieziu  frowe,   daz  du  rein  gcbajre 
den  gotes  sun  gar  äne  alle  swwre 
und  maget  waere!  45 

Tecum,  mit  dir  ist  wol  bekleit 
gotes   drivaltikeit, 
diu  des  gedähte 
daz  sie  in  diner  eren  schrin 
selb  in  wonunge  wolde  sin,  50 

als  sie  volbrähte. 

wä  beslöz  ie  maget  hört  so  grözen? 
dir  Salden  kefs  vol  heilikeil  gestözen 
kan  niht  genozen. 

ßenedictä,   du  gesegcnt  55 

ob  allen  wiben  diu  da  pflegent 
wiplicher  güete, 
den  bistü  gesegent  obe. 
Maria,  vrouwe,  dir  ze  lobe 

stet  min  gemüete.  60 

du  eren  hört,  got  selbe  dich  erte, 
do  er  ze  dir  nach  siner  menscheit  kerte : 
diu  saelde  er  merte. 

Tu  in  mulieribus 
sprach  der  engel  niht  umsus.  65 

ob  allen  wiben 
bistü  gesegent  und  erweit, 
zer  hoehsten  kiinegin  gezell, 

34.  von  reis:  ?        35.   wcch         53.  seiden  Chefz :  vergl.  fVh.  Grimm 
gold.  schm.  XXXV,  17.         56.  di  do         61.  hört         62.  noh   sein 


■i^ 


SEIFHIED  IIELBLING  XI  207 

und   kaust  vertriben 

unser  nol,  du  bliiend  ArAncs  gerte,  70 

Kzecliiclcs  porle,  diu  uns  norlc 

von   unf^everle. 

lA  benediclus,   und  gesegent 
in   gole,  wol  in  die  des  pflegenl 
wol  erkennen  75 

82"     daz  du  maget  muoter  wier, 
uns  ze  trost  den  sun  gebser 
den  wir  nennen 

Jesu  Krist,  oinborn  kint  der  gnaden  : 
in  gotes  rieh  si  wir  mit  dir  geladen  80 

uz  mancgcni  schaden. 

Truclus,    diu  vruhl  von  dir  bequani 
diu  uns  al  den  zwivcl  naui, 
magel  werde. 

daz  got  sel|)  vor  nianeger  stunl  85 

sprach  uz  der  prophelen  niunl 
liF  der  erde, 

daz  was  den  einvalligen  vor  gema'rel ; 
o  süeziu  magel,  ez  ist  nü  enbäret, 
mit  dir  bewaerct.  90 

^  entris,  din   reiner  lip  beslAz 
den  der  al  der  werlde  groz 
wart  ze  besliezen. 
sin  sint  die  himel  alle  vol, 

diu  abgründ  er  erfüllet  wol.  95 

laz  uns  geniezen. 

wcrdiu  maget,  daz  er  was  so  kleine, 
dö  in  besloz  din  lip  algemeine, 
maget  reine. 

Tui,  din  lop  werdiclich,  100 

Maria,   in  dem  himelrich 
ist  gemeret, 

daz  du  des  muoter  magel  bist 
der  gotes  sun  einboren  ist. 
drumb  dich  eret  lOö 

70.   bliicund  Aaronefz         7i.   des]   daz?  83.  allen  den         85.   selbe 

88.  vorgemert         89.  enperet       90.  beweret         93.    Word  zbesliezzeii 


208  SEIFRIED  IIELBLING  XI 

gol  und  al  sin  engel  immer  möre. 
hl  autem,  (lomint%  nostri  nnscrere. 
dt'o  gralias. 
106.   alle  sein  108.  man  erwarfef  den  drillen  reim. 

XII 

Quinque  sunt  vocales, 
A  i:  I  0  L. 

Diu  erst  vocälis  ist  daz  ä. 
owe,   nu  wa'r  ich  gerne  da ! 
wil  mich  iemen  vrägen  vva,  5 

dem  zeig  ich  niht  anderswä, 
danne  zuo  der  raaget  Marjä. 
sold  ich  die  sehen,  ich  sprseche  sä 
'von  dinen  gnaden  mich  niht  lä ; 
so  wirde  ich  nimmer  sorgen  grä.  10 

ob  daz   min   bestiu  vreude  wa'r? 
82''         uf  min  warheit  sprich  ich    ja.' 
Waz  wil  ich  bluomen  unde  kle? 
mir  tuot  ein  ander  sorge  we. 
ich  sten  uf  der  sünden  le.  15 

der  solde  ich  mich  gelouben  fe. 
ich  wil,  diu  sträz  ze  helle  ge, 
da  not  ist  in   dem  jamerse. 
got  selbe  in  miner  helfe  sie  ; 
waz  wil  ich  danne  genaden  me,  20 

ob  mich  sin  barmunge  ncrl 

dort  nach  mines  todes  re? 
Diu  dritt  vocalls  ist  daz  i. 
got  herr,   durch  dine  namen  dri 
wis  mir  mit  diner  helfe  bi,  25 

reht  als  diu  warheit  an  dir  si. 
von  dir  uns  wuohs  der  saelde  zwi 
an  dem  wir  wurden  Icdicvri. 
ez  was  ein  jämerlicher  schri 

XII.  kein  absatz  in  der  ks.  3.  Vocales  15.   Ich  ste  16.  ge- 

lonbe  ehe  18.  Do  22.  noh  23.  Vocales  25.  dein 


I 


SEIFKIED  FIELÜLING  XII  209 

an  (lern  kriuze  '(Mi,   cli !  30 

lielf  uns  der  ruof  und  iriu  leit, 

diu  dich  gebar,   magllicli  Mari! 
Waz  wil  ich  bluonieii  rot  unl  blo 
ieh  unsa'lij^er  dan  ein  krA? 

grözer  sorgen  hän  ich  zwo :  35 

diu  eine,  so  min  ougenbro 
beluchent,  wie  mich  vinde  d<^ 
der  tot ;  diu  sorge  lil  mir  ho, 
diu  ander  not,  wie  unde  wo 
wirt  min  gcverte,   ich  sprich   also  40 

'  wis  mir  mit  diner  helfe  bi, 

du  herre,  genant  alpha  et  6. 
Diu  viinl't  vocalis  ist  daz  ü. 
waz  sei  ich  anders  sprechen  nu? 
3Iaria,  vrowe,  sprich  selbe  zii  45 

dem  dinen  lieben  sun  Jesu. 
mir  hilfet  niemen  baz  dan  du. 
min  siind  mich  leider  selten  rü, 
der  ich  vil  üf  min  sei  gebrii; 
doch  gent  min  tage  hin  als  ein  tu.  50 

nu  ner  mich,  der  Jacoben  nert 

vor  sinem  bruoder  Esäü. 

3Ü.  Chreyz  36.  Die  ain  37.  Pelaurhent  3*t.   Dtii  43.  Vo- 

cales         46.  Dem  dein         52.  Osau 

xiri 

Ein  mare  ist  guol  ze  schriben  an, 
da  zwen  hovegumpelman 
an  ein  ander  sendent  brief. 
der  sin  ist  krcflic  unde  tiel, 
83"     wan  sie  beten  bede  kunst.  5 

an  al  mines  herzen  gunst, 
ist  der  eine  meister  l6t 
der  dem  andern  enböt 
'lieber  vriunt,  her  Julian, 

sinen  dienst  hat  iu  kunt  getan  10 

xin.  kein  absafz  in  der  hs.  2.   hoff  kumpeil  man 

Z.  F.  D.  A.   IV.  14 


t>10  SEIFRIED  HELBLING  XIU 

ich  armer  Uclblinc  Sifrit. 

treu  aller  swindenl  mir  diu  lit ; 

ich  han  die  besten  überlebt 

der  miiol  nach  höhen  eren  strebt. 

von  Ilarleck  waren  zwen  genant,  15 

zen  besten  wirden  wol  erkant 

mit  aller  lobelichen  tat, 

f^räf  Otle  und  gräf  Kuonral. 

der  schilt  ich  priief  rot  unde  wiz, 

baz  dan   des  riehen  Feirefiz  20 

Schildes  richeit  üz  genam 

von  Eschenbach  her  Wolfram. 

nü  gnäd  iu  got,  her  Kol,    her  Krall 

von  Sliunz,  zwen  degen  ellenthaft. 

den  schilt  in  einer  varwe  griien  25 

vuorten  die  beide  manlich  küen. 

uf  eren  schanz  lac  ir  gebot 

als  wahrlich  so  genäde  in  got. 

der  Kuonringwrc  werdikeit, 

da  ist  iu  lange  von  geseit;  30 

die  bräht  mit  grözen  eren  her 

ein  Heinrich  Hadmär  Alber. 

hey  Kuonrinc  Witrä  Tiernstein, 

wie  dick  dö  löbelich  erschein 

der  schilt  von  zwelf  strichen  klar  :ir) 

zobelswarz  lieht  goltgevar! 

der  ligent  zwei  teil  nü  dernider; 

daz  dritte  habt  sie  gerne  wider, 

von  Tiernstein  her  Liutolt : 

der  gsebe  noch  der  6ren  solt;  40 

so  weiz  man  im  sin  rehte  danc. 

zykä,  wie  schön  der  vogel  sanc, 

von  Valkenberc  der  alt  Rapot ! 

owe,  nu  genäde  im  got. 

wie  des  sin  muot  biet  getobt,  45 

II.  Helblinch  Seifrit         12.  swent         20.  Veraueifz         21.  Cliildes 
23.  H.  Chol  H.  ChrafTt  24.  Von  Sleüntz  28.   Als  werleich 

29.  Der  Chunringer  31.  Die  Probten  33.   Chunring  VVcitra 

40.  Der  geh  noh  43.  Valchenwercb  44.  nun  4.5.  biet  tobl 


SElllUEl)  HELBLING  XIIl  211 

ob  icnien  vür  in  Wiur  gelobt, 
swenn  rr  kont   undcr  Schildes  dach, 
den  man  dnVr  vaiwc  sach. 
ein  teil  gcweckel  swarz  unl  wiz, 
daz  ander  rot.   er  het  des  vliz  50 

daz  erz   zimier  in  einen  kränz 
verteilt,  der  stael  an  triwen  ganz, 
83''      under  belm.e  niuotic  fri. 
daz  siner  sßle  gena'dic  si 

der  elliu  dinc  bescheiden  kan !  55 

die  wile  er  was,   dö  lebt  ein  man 
in   werdidiciicr  schouwe. 
lebte  von  Missouwe 
her  Ölte,  ein  üz  erwcller  hell  ! 
er  was  zen  besten  ie  gezelt,  60 

so  man  gen  vinden  helle  gert. 
erklangt  ie  löblichen  swert 
riters  lianl,  daz  let  diu  sin. 
sin  scbilt  gap  goltvar  lichten  schin 
bi  swarzer  varwe  dem  einhorn.  65 

er  was  zen  besten  üz  erkorn, 
gßn  riterlichem  prise: 
er  was  manlich  wise. 
ich  klag  die  edelen  Weisen. 
g6n  vinllicheu  reisen  70 

pflagens  riterlicher  sit. 
her  Kadolt  und  her  Sifrit, 
zwen  beide  manlich  unde  milt, 
vuorten  den  leun  au  dem  schilt 
und  beten  ouch  des  leun  muot.  75 

der  leu   snelliclichen  tnot 
sin  gelat  mit  krel'te. 
so  sie  ze  riterschefte 
zimierten  üf  riters  wal, 
Gamuret  und  Parziväl  80 

47.  Swan  48.  dreie  Varibe  51.  Daz  erz  zu  niert  52.   Ge- 

uierteilt  der  stel  58.  Meyssau         60.   zdein         62.  Er  chlengt 

64.  Goltt  vor        66.  zdem         69.  waisen         71.  pflagen  si        72,  Der 
r.hadolt  vnd  der  Seifridt         80.   Kamoret 

14* 


212 


SEIFRIED  IIELBLING  XIIl 


lieten  do  vunden  strites  vil. 
doch  brahl  ir  lop  zeni  hoehsten  zil 
her  Wolfram  von  Eschenbach, 
der  ir  einen  nie  gesach : 

so  hän  ich  dise  wol  gesehen,  85 

daz  in  ist  eren  vil  geschehen. 
die  werden  immer  sint  ze  klagen, 
doch  so  muoz  ich  mich  bejagen 
so  ich  aller  beste  kan. 

lieber  vriunt,  her  Julian,  90 

kam  ich  in  merkt  und   in  stet, 
da  vind  ich  beide  umb  diu  brel. 
die  rünent  unde  winkent: 
ävoi,  wie  sie  triukent, 

die  selben  waltswenden !  95 

man  siht  an  ir  henden 
mit  vil  hurticlicher  ger 
iriu  wines  volliu  sper 
gen   dem  munde  senken 
84*      und  sich  zer  tjoste  lenken  100 

diu  in  niht  harte  vellet. 
nach  dem  trunke  er  snellet 
ein  hovelichez  snellin, 
'  hurtä,  geselle,  daz  ist  win, 
den  wir  sehen  vür  uns  tragen!  105 

wer  möht  im  sinen  munt  versagen? 
er  ist  snidec  linde  klär!' 
klüegelichen  trit  ich  dar, 
min  gruoz  wirt  in  kunt  getan ; 
den  hoere,  lieber  Julian.  110 

ich  sprich  '  von  Tenmarke  Vruot, 
geh  iu  seligen  muot, 
und  gesogen  iu  disen  win 
der  milte  künec  Salatin!' 

da  griiez  ich  die  werden  mit.  115 

'  willekomen,  lieber  Sifrit!' 
sprichet  ein  kneht  getriu : 
'vrouwe,  tragt  im  vieriu!' 
83.  Der  91.  merch  94.  Avi  98.  Wein         116.  Wil  chum 


SElFKIEl)  IIELHLIiNG  \11I  213 

der  ander  s|)riciicl  iiacii  dem 
ez  wa'r  immer  mir  ein  scliem,  120 

belib  er  von  mir  unjjcj^rl: 
tragt  im  selis  plieriwert! 
durch  miiic»  willen  diu   Irinc, 
Silrit,  lieber  lleibline!' 

der  dritte  und  der  vierde  125 

bictent  mir  die  wierde ; 
<iaz  zabelines  dinc  stet  vvol. 
als  ich  danne  wirde  vol, 
von  mir  wirl  üf  gebrieren 

'  läzä  runibcliereü!"  130 

<laz  ist  ein  s\v;ebisch  krie. 
'slülziu  massenie, 
ich  sag  iu  guoliu  mare, 
wol  zehen  vüereere 

varent,  des  bin  ich  gewer,  135 

üf  der  Kremser  slräze  her. 
ir  wegen  die  sint  ringe, 
sie  vüerenl  plienninge 
nach  Weizen  hinz  dem  Aunis. 
jrüian,  bistü  nü  wis  140 

so  merk  ir  namen  rehte, 
sie  sint  va^ric  knchtc. 
Sifrit,  du  redest  ze  lüt' 
sprichet  Kunzel  Unkrüt. 

ßrichenvrid  Gebürenhaz  145 

sprechent  '  sagt  uns  viirbaz 
84''     nach  der  rehten  sliht.' 

'der  herzöge  doch  nihl  rihl, 

er  hat  so  vil  ze  schaffen 

mit  leyen  und  mit  phaffen  150 

daz  er  nimmer  miiezic  wirl, 

da  von  er  geriht  verbirt: 

des  sulu  wir  vroelichen  reschen' 

sprach  liinzgrap,  Stantbidervlescheu : 

122.  Pheuiwert  124.  Heblinch  127.    Daz  Zobeleins  diiich 

129.   aufgebriern  139.   Oaiieifz  140.   auu  142.    Vcrich 

145.  Prihen  Vrid         153.  retschen         154.  standt 


214 


SEIFRIED  HELBLÜNG  XUl 


'  wir  sin  eitgcsellen. 

hellen  daz  sie  hellen 

die  phaifen,  wir  gewinnen  guol. 

ist  der  tiuvel  unj^emnot, 

dem  slah  ich  eiuez  an  die  kel. 

Endänriu  und  iEhldersßl, 

wol  üf,  zwen  göret  knappen, 

so  iuch  die  bern  sappen!' 

'  her  GrolnürT  sprach  Miischenrigel, 

'  swer  hiuwer  niht  gebüren  vigel, 

dem  sin  die   rosen  widcrseit!' 

'  Strülensac,  bislü  bereit? 

sprach  sin  geselle  durh  den  S w eller : 

wir  vliehen  niht  inz  waltgeczeler; 
der  lantvride  ist  so  guot 
daz  uns  niemen  niht  entuot!' 
'  nü  wol  mich  wart'  sprach  Geizvuoz: 
losä,  geselle,  hemschen  gruoz, 

got  vrist  uns   disen  herzogen 

bi  dem  wir  in  dem  lant  so  brogen!' 

üf  die  straze  ist  in  gäcli ; 

ich  rit  von  verren  binden  nach. 

also  muoz  ich  mich  began, 

lieber  vriunt,  her  Julian. 

wirt  mir  niht  Scharlach  unde  zobel, 

ez  wirt  mir  eins  gebüren  hobel 

von  eim  guoten  Pöltingsere. 

hurtä,  ir  degen  ma^re!' 
heb  ich  an  min  krie, 
so  mant  in  sin  ämie 
daz  er  den  gebüren  libertret, 
s6  er  von  dem  pherft  wet. 
daz  msere  si  in  kunt  getan, 
lieber  vriunt,  her  Julian, 
gilt  iu  iht  daz  selbe  werc 


155 


100 


165 


170 


175 


180 


185 


160.  eht  der  Sei  166.  Strulten  sach  167.  in  durh  den  Sweller 

wird   ein    name   auf  -swelch    a?/    suchen    und   in   der  folgenden    zeih 
waltgezelch  zu  lesen   sein.  172.  Loes  an  g.   heniisclier  gr. 

176.   Ich  reit  von  Vertten  182.  Vurltra 


SEH  UiKL)  HELBLING  Xlll  21:) 

von  La   uuz  an  den  Mcinliailsberc,  i*.M) 

des  gan  ich  in  mit  triwcn  wol, 
als  ein  geselle  dem  andern  sol. 
85'      ob  ir  wol  sciiairol   iwrr  dinc 
des  vrenl   sieh   Siliil   llelhlinc. 

l'IU.       \<*ll       l.dO 

xrv 

Eines  lages  ich  gesaz 
in  gedanken  unde  ma/. 
ieglichen  lanlsit, 
der  dem  lande   wonel  mil. 

so  isl   dem  lande  niht  gelicli  5 

<laz  da  heizet  Oslerrich. 
die  liule  wintschaffen  sinl. 
winlschaft'en  Ireit  ein  kiul 
und  ist  dem  alten  euch  vil  reht. 
den  selben  sit  ir  an  uns  seht.  10 

swes  ie  ein  lantvolc  began, 
hie  ze  lant  daz  grif  wir  an. 
ich  hän  gehört  von  verre, 
daz  unsers  landes  herre, 

der  biderbe  herzog  Friderich,  15 

den  Ungern  stalte  sich  gelich. 
wir  sin  des  niht  entwahsen, 
kurzez  bar  nach  den  Sahseu 
hab  wir  oucli  getragen  hie. 

der  Beheim  sit  uns  niht  vergie,  20 

daz  wir  jehen  niiiezen, 
unser  vriunde  grüezen 
tohroytra    des  morgens, 
dö  was  niht  ane  borgens, 

wir  künden  unser  lachen  25 

groz  beheimisch  machen, 
ich  sag  iu  dem  was  also 

XIV.  kein  absatz  in  der  ht.  8.  Ireidl  13.    von  Verren 

14.  her*         23.  genau  dobre  gilro  odei'  dobry'tro,   guten  morgen. 
'li.  ohn  porgens 


216  SEIFRIED  HELBLING  XIV 

'huersi/na  so  eso  eso. ' 
do  was  unser  lachen  üz. 

'witoipan!  yopomau<V  30 

daz  gie  cnzwischen  uns  entwer. 
dannoch  hab  wir  vuoge  mer, 
die  wil  ich  iu  nennen, 
wir  kunnen  ros  rennen 

sam  die  31issena're,  35 

nider  huet,  nilit  swaere 
und  wacker  mit  dem  houbet. 
s6  man  uns  niht  erloubet 
vrilages  ksese  und  eier, 

vreidic  sam  die  Beier  40 

si  wir  mit  gevroeze. 
wir  dünken  uns   als  rseze 
85''     sam  die  Stiraire. 
tsepischiu  maere 

künne  wir  sagen  da  nach  45 

uz  der  Kerndensere  sprach, 
ze  Kreine  si  wir  des  gebeten 
daz  wir  windischen  treten 
nach  der  blaterpfifen. 

uns  kan   niht  entslifen ;  50 

wir  vüeren  mit  den  Walhen 
liderine  malhen. 
nü  hänt  uns  die  Swäbe, 
des  ich  gol  immer  lobe. 

her  in   ditze  laut  bräbt,  55 

des  ich  e  nie  gedäht, 
sälel  als  die  krippe 
gönt  uns  umb  die  rippe 
als  die  zarge  umb  den  tuorn. 
s6  wir  kurzwilen  vuorn,  60 

do  der  turnei  was  snel, 
bekelhüben  bräzel 

30.   wjtey  pane    willkommen    herr ;    bopomozi  glück  zu.     die  28e  zeile 
weifs  ich  nicht  mit  Sicherheit  zu  deuten.     Haupt.  35.  Meissehner 

36.  Nider  hnet  nit  swer:  ?         38.  Sa         44.  Tepischeu         49.  Plotler 
pheyffen         51.  Walichen         52.  Malicben         59.   Zarig         62.  Pechel 


SEIFRIED  HELBLING  \IV  217 

liez  wir  allcz  underwegeu ; 

des  wir  nü  vil  gerne  pflegeu, 

durch  der  Swabc  willen.  65 

ez  kan  sich  nihl  verzilleii, 

des  Osterliulcii  wirl  ze  niuol; 

si  grifcnz  au   und   luon  ez  guot. 

den  landen  ist  niht  gelich, 

Slire  unde  Oslerrich,  70 

diu  zwei  wol  geherret  sinl. 

des  roeniischen  küneges  kint 

sint  zw6u  ahlbaTC  viirslen  hie. 

s6  guot  vride  wart  noch  nie 

an  allen  genierken.  75 

dar  an  kan  uns  wol  Sterken 

der  künec  abher  von  dem  Rin. 

daz  sol  umb  in  gedienel  sin 

von  disem  lande  endelich. 

ir  dienslraan  wurdet  nie  so  rieh;  80 

aliez  daz  ir  vindet  veil, 

des  koul'el  ir  ein  michel  teil. 

daz  lat  etliche  wile  sin, 

und  vart  üf  zuo  dem  Rin ; 

daz  rat  ich  bi  den  triwen  min :  85 

ir  trinket  unde  geltet  den  Ezelines  M'in!' 

liauben  Pramzzeli :  auf  hriiztl  führt  die  altfranzösisc/ie  heuennung  der 
aviiischiene,  brachelle.  80.  wnerd  86.    Ezleins  vergl.  Nib. 

1897,  3. 


XV 


86*      Got  in   dem  hnehslen  tron 
in  sinen  drin  persön 
mit  vollen  genäden  ewiclich 
ist  in  siner  vreuden  rieh. 
wes  er  da  beginne, 
des  bin  ich  äne  sinne 
daz  ich  von  den  werken  sag 
siner  gotheit.  ich  enmag 
IV.  Überschrift  Dacz  ist  der  taugen  buch.         8.   ich  mag 


218 


SEIFRIED  HELBLING  W 


gedenken  iiilit  die  vröude, 

diu  an  der  bescliöude  10 

siuer  golheit  niao  gesiii. 

daz  envollen  waren  min 

aller  engel  sinne, 

uiüelicli   wiird  ich  inne 

waz  dort  t'reuden  ist  bereit  15 

in  dem  Spiegel  der  gotheit. 

die  erwellen  manic  tougen 

mit  geistlichen  ougen 

in  des  himeis  vreude  sehenl, 

des  sie  ze  vollen  gnaden  jehenl.  .        20 

sit  min  sin  ist  ze  kranc, 

ich  wil  wenden  den  gedanc 

an  menschliche  sinne, 

ob  ich  rede  beginne, 

daz  die  wol  verstendic  si :  25 

gotlicher  sinne  bin  ich  vri. 

ditz  ist  mins  Sprechens  anevanc. 

ir  herren,   dünkt  ez  iuch  ze  lanc, 

SO  kürze  wir  daz  ende 

an  alle  missewende.  30 

der  kneht  den  ich  hän  vertriben, 
von   dem  ist  mir  ein  msere  beliben, 
des  sag  ich  iu  die  wärheit. 
bi  den  ziten  ich  reit 

schöne  üf  einer  strAze  sieht.  35 

nü  reit  enneben  mich  der  kneht, 
er  sprach  'herre,  geruochet  ir 
eine  rede  bescheiden  mir, 
umb  waz  die  Hute  in  Osterrich 
gebärent  also  blüclich.  40 

ob  einer  gerne  vreudic  waer, 
den  heiz  wir  einen  rogzser. 

10.  bescheidt  (:  Vreüd)  20.  gebeat  27.  meins  preclis  ohne  Vanc 
28.   dunchz  eu  35.  Schön  40.   Geworn  also  plaueleich 

42.  Roggtzer:  das  wort  rogzaere  erklärt  sich  durch  das  baierischc 
rohezen  (Schmeller  3,  78)  und  das  ahd.  röhön,  röhjan,  rugire  (Graff 
2,  431/.). 


SKIFIUKU  HELBLING  \V  219 

ist  eiu  ander  vr6  dii  bi, 
86''      wir  wellen  daz  er  tninkcu  si. 

ich  sprach     vriunl,  wie  incinslu  daz?  45 

daz  bcscheide  mir  noch  haz. 

'  herre,   ich  \nv.v  die  allen  sagen 

daz  bi  ir  alten  lebelagen 

daz  lant  gar  mit  vrendeu  was. 

so  die  bluomen  iinde  gras  50 

ensprungcii  in  dem  meien, 

die  hoch  geniuolen  leien, 

ich  mein  die  horren  mille, 

die  gäben  kleider,   schilte : 

so  huop  sich  turnieren,  55 

tanzen,   tjosticren, 

buhurt  in  den  gazzen, 

schilt  rilerlichcn  vazzen 

vor  den  sciioenen  vrouwen. 

dö  was  guot  ze  schouwen  60 

gezieret  manic  klärer  lip, 

b^diu  maget  uude  wip. 

die  riter  truogen  kleider. 

des  ist  nü  niht  leider. 

ein  riter  nimt  gar  viir  guot  65 

zem  winder  einen  vehen  huot 

und  eiu  kürsen  scluelin : 

daz  sint  nü  diu  kleider  sin  : 

zem  sumer  einen  zendäl, 

under  einem  huote  hin  zetal  70 

ein  roc  äu  suckenie. 

den  herren  ich  verphie 

der  s6  zcgelichen  luo ; 

geb  die  suckeni  da  zuo ! 

ich  sprach  '  swic,   unwiser  kneht !  75 

diniu  uKcre   sint  n)ir  unrehl; 

du  vliusest  mir  äne  schult 

der  lantherren  hult. 

er  sprach  '  herre,  erloubel  mir 

50.  und  daz  gras?  71.   Sukkaney         72.   verphey         74.   Sukkeney 

75.  swei 


220 


SEIFRIKD  IIELBLLNG  XV 


87* 


87.  Wien 
102.   nuz 


ze  reden  mer :  ich  urit  ir 

sfn  die  maze  wol  vcrswigen 

daz  diu  rede  sol  geligen.' 

ich  sprach  'kanslü  verswigen, 

so  gerne  horte  ich  gigen 

niht  sam  diniu  ma;re.' 

dö  sprach  der  vil  gewahre 

'  herre,  ich  kam  ze  Wienen 

und  sach  ze  hove  dienen. 

dö  der  vürst  von  tische  stuont, 

ich  tet  sam  die  geste   tuont 

und  stuont  üf  eine  la;re  banc. 

diu  wile  was  mir  doch  niht  lanc 

der  aller  besten  vier 

sazen  so  nahen  mier 

daz  ich  ir  rede  wol  vernam. 

si  sint  niht  in  dem  munde  lam, 

iriu  mxve  hörte  ich  wol, 

herre,  diuch  iu  sagen  sol. 

ez  sprach  der  altist  under  in 

'hoert,  ir  herren,  ich  hän  sin 

unde  wisheit  da  zuo. 

der  ein  guot  nütze  kuo 

hat,  den  wer  ich  üf  der  stat 

daz  er  ein  vuoder  milch  hat 

von  ir  in  eime  jär. 

daz  sag  ich  iu  vür  war.' 

ich  dähte,    seht,  wä  Gämurel 

vor  Camvoleis  daz  beste  tet ! 

lützel  er  sin  eilen  spart 

unz  im  diu  küneginue  wart, 

Herzeloid,  diu  sehnen,  diu  klär, 

mit  ir  zwei  künecrich  vür  war.' 

der  ander  sin  rede  huop 

'  ich  freu  mich  zehen  korngruop  5 

die  hiez  ich  verstözen  wol, 

wan  sie  sint  getreides  vol. 


80 


85 


90 


95 


100 


105 


HO 


115 


88.  dieD         91.  auf  ain  lerpanch         98.  die  icfa  eah 
107.  wo  Kameret         111.   Herzen  laud         112.  verbar 


SEIFRIED  ÜELBLING  XV  221 

wol  ich  des  geniezen  niac 
hin  unz  umb  sanl  Georgen  lac* 
(lo  dahl  ich    seht  hie  Parzival ! 
wie  er  wuole  uinb  den   gral  120 

und  wie  er  ranc  nach  werdikeil, 
dö  Orilus  mit  im  streit!' 
dö  sprach  der  dritte  dienslnian 
'zwar  ichn  weiz  unde  kan' 
an  daz  ich  hiwer  in  dem  lesen  125 

gar  ein  lörel  bin  gewesen, 
umb  vierzec  jihiinl  koufl  ich  win  vür: 
den  besliuzct  min  kellertiir, 
daz  ich  in  trink  vil  selten; 

er  muoz  mir  wider  gelten  130 

min  phenninge  und  so  vil  mer 
daz  ich  sin  niht  ze  wandel  ger. ' 
ich  dähte    owe,   Gramoflanz ! 
87''     wie  er  tobete  umb  den  kränz 

den  Gäwän  ab  der  linden  brach,  135 

daz  er  die  herzoginne  sach, 

Orgelus,  die  sehnen,  die  klar, 

diu  in  mit  ir  brahte  dar. ' 

der  vierde  sprach  '  ir  herren, 

wir  haben  einen  werren,  140 

der  ist  uns  niht  rehte. 

riter  unde  kneble 

ein  teil  ze  höchvertic  sint. 

die  minen  ich  doch  überwint 

daz  sie  sich  miiezen  smücken.  145 

wir  suUens  nider  drücken 

swä  wir  immer  kunnen ; 

niht  sulle  wir  in  gunnen 

daz  sie  vordem  an  uns  gab. 

hab  der  man  daz  er  hab.  150 

ob  wir  umb  sust  vunden 

ros  bi  drizic  phunden, 

diu  sul  wir  in  so  niht  geben. 

120.  wieltet  vmb  den  Cral         125.   ich         12G.  niht  gar?         132.  Ora- 
ineflaotz         134.  tobt         135.  Kaban  137.  Origelus         153.  Der 


222  SEIFRIED  HELBLING  XV 

wir  siillen  aliten  ^  vil  eben 
(laz  er  gclt  diu  vünf  feil:  155 

wirl  im  daz  selisle  ze  heil, 
des  siut  doch  wol  vünf  pimiil. 
da  bi  sol  im  werden  kiiut, 
daz  er  statte  si  bereit 

und  uns  lob  üf  sinen  eil,  H>() 

die  wile  und  daz  march  lebe, 
daz  erz  nimmer  hin  gebe, 
ich  gedahte  '  künec  Artus, 
ze  Karidol  in  dinem   hüs 

milticlichen  gap  din  haut!  I(>5 

des  hat  mich  dirre  her  ermant. 
do  straft  ich  aber  den  kneht, 
sim,  dii  boeswiht,  sag  mir  reht, 
was   der  von  Kuonringe  da?' 
'nein  er,  er  was  anderswä,  170 

ich  waene  dalzc  Velsberc/ 
ijol  durch  diniu  hoehstiu  werc 
wis  gelobt  der  raa^re ! 
nie  dehein  Iiuonringsere 

gap  dehein  ros  an  vier  bein:  175 

sie   habentz  al  vergolten  ein, 
da  zuo  phantloese  gegeben, 
got  der  vriste  in  ir  leben  ! 
88"      ich  mein,  die  Kuonringa>re  sin. 

dA  Kuonringaere  vuore  an  schin,  ISO 

die  ner  uns  sant  Marien  kint ! 

ich  weiz  wol,  so  sie  nimmer  sini, 

hundert  jar  hin  nach   ir  nam 

wirl  genennel  zeiner  schäm 

den  boesen  ungeslahten  185 

die  schemlichen  trabten.' 

'lieber  herre  min,  nü  seht, 

ir  Sil  zornic'  sprach  der  kneht. 

'  nü  nemt  iu  vil  guoten  muol : 

ich  sag  iu  ma^re,   diu  sint  guot.  190 

168.  sim:  vergl.  gr.  .3,303.  779.  169.  Chunringe         171.  dotze 

179.  180.  Chunringer  180.  Do  —  otin  schein  183.  hin  noch 


SEIFUIED  IIELÜLI.NG  XV  223 

nie  dicnstniaii  wart  ze  rehle 
an  ril(M'  aude  an  knelite 
die  oucii  rilcniuezic  sin. 
Iiiet  er  gohles  volliu   sclirin 

der  riler  nilil  {^eliaben  kan,  195 

wie  inac  der  sin  ein  dicnslnian? 
er  ist  boese  unreine : 
sin  guol  zert  er  ze  kleine; 
er  wa'nel  ez  erbe  an  sin  kinl. 
got  machez  krnnip  unde  blinf!  200 

ich  mein  daz  selbe  unvascl. 
ez  bringet   birche  noch  din  liasel 
mit  siegen  nimer  da  zuo 
daz  ez  edellichen  luo. 

vaterbalp  ist  ez  verschämt  205 

und  ist  nuiolerliai|)  erlami 
an  aller  handc  werdikeit, 
an  daz  er  grozen  nit  Ireit 
und  ninder  sich  gesellet 

da  man  sich  vrumelich  stellet.'  210 

ich  sprach  'nn  swic,   vrunier  knehl 
der  rede,   uns  siiil  doch   ungerehl 
sumeliche  dienstnian. 
get  daz  lanl  ein  not  an, 

mit  wem  wellent   sie  daz  wern  215 

und  vor  vinde  schaden  nern?' 
der  knehl  sprach  ' herre  min, 
da  wellen t  siz  läzen  sin : 
dem  tagten  sie  geliche  wol, 

so  ich  die  wärheil  sagen  sol,  220 

da  enhalp  Tuonouwe. 
an  sinem  hove  an  bouwe 
manec  man  sach  leiden  blic, 
von  Wieue  unz  an  den  Semeruic. 
88''     der  Harlberc  wart  niht  vermiten,  225 

daz  lanl  allez  abe   gerilen 
bi  der  Lila  hin  zelal. 

199.  erib  2ÜU.   iiiahs  203.  pirli  210.   D..         211.  swei 

216.  Veint         218.   sihs         219.   D.  Töten  sili 


224  SEIFRIED  HELBLING  XV 

da  die  Unger  heten  wal, 

da  ist  daz  lant  gar  verhert, 

wand  inz  leider  nieraen  wert.'  230 

'  nü  lä  niichz  immer  dienen, 

gesell,  waer  du  ze  Wienen, 

do  die  vinde  viir  die  stat 

suchten?  wie  wart  daz  pfat 

getreten  an  dem  tokzen  ! '  235 

min  knelit  begunde  wakzen 

daz  houbet,  'lieber  herre  min, 

des  lät  iuwer  vragen  sin. 

ich  stuont  bi  stuben  burctor 

in  einer  zinn.  da  sach  ich  vor  240 

einen  riehen  dienstman 

sinen  kneht  ruofen  an 

'  Ekwart,  ile  hin  und  goum, 

daz  der  vorder  schrancboum 

inder  sich  entzwicke.  245 

sie  ritent  also  dicke 

als  daz  in  der  sunne  vert. 

waz  uns  von  in  si  beschert? 

sie  rennent  üf  dem  grieze/ 

der  mich  hin  üz  lieze.'  250 

sprach  ein  ander  da  bi, 

'  ich  braeht  ir  zw6n  oder  dri 

her  in  gevangen  mit  mir.' 

dem  wart  verhabet  do  diu  gir, 

daz  er  anders  niht  entct,  255 

wan  er  lie'z  durch  friunde  bet. 

ich  sach  umbe  in  die  stat. 

ein  herre  sinen  knappen  bat, 

der  mohte  wol  ein  baseman  sin, 

er  sprach  'lieber  Gozwin,  260 

du  hast  ein  jopen,  diu  ist  guot, 

veste  ist  din  isenhuot, 

228.  229.  Do       234.  Suchten       235.  Toegzen       236.  wegzen      238.  Des 
tat  mich  ewer  240.   nach  dieser  zeile  in  der  hs.    ein  querstrich. 

244.  schran  paum         245.  In  der  s.  entzwiche         250.  mich]  mir 
256.  Danne  er  liez         259.  Pazman         260.  Gözzwein         261.  Vöppen 


i 


SEIFUIED  HELBLIi\(;  XV  225 

so  bislü,  lielf,  vermezzeii, 
wol  üf  gesezzen. 

ml  nini  min   väiicl  in  die  hant  265 

und  wis  vlizeclicli  geniant, 
rit  für  das  burctor, 
und  liab  iz  lobelich  enbor, 
daz  ez  der  herzog  selber  sehe 
und  uns  beiden  frumkeit  jehe/  270 

89*     dem  knappen  was  zer  verle  gäch, 
der  herre  ruoft  im  aber  nAch 
'  habe,  la  dir  sagen  mer. 
wis  an  die  vinde  niht  ze  ger. 
du  hast  vor  diner  starken  wamp  275 

gesoten  hanifakamp, 
<laz  dir  niht  gewerren  kan. 
Gozwin,  hab  den  hengst  her  dan : 
wirt  er  dir  erschozzen, 

ich  gap  dir  unverdrozzen  280 

ein  phunt  vert  dran  ze  stiure, 
daz  giltest  dii  mir  hiure. ' 
'  ir  mant  in  alze  vcrre' 
sprach  ein  ander  herre. 

'owfe,  wä  sint  die  minen?  285 

nü  get  iz   an  ein  grinen. 
den  Ungern  gie  iz  nie  so  eben, 
in  ist  Ebersdorf  gegeben: 
s6  iz  si  verwazen ! 

ow6,  wie  hat  mich  hizen  290 

Gerolt,  den  mir  min  vater  lie 
üf  einem  hengest,  der  noch  nie 
gras  an  fulzande  enbeiz ! 
ich  leiste  im  doch  den  geheiz 
der  mich  düht  niht  sncßde,  295 

do  ich  daz  wisnede 
ze  phingsten  sinem  vater  liez 
da  von  daz  ich  imz  gehiez 

266.  vleifselcich  281.  daran  285.  Awe  291.  den]  de 

293.  Grafs  an  falfzezeod  nie  cnbayz         295.  snode         296.  Weisode 
Z.  F.   D.  A.    IV.  15 


'>-.><;  SEIFRIED  IIELßUNG  X\ 

an  dem  liengsl  ze  sliure. 

'  lierre,  klaget  nilil  so  linre'  300 

sprach  ein  rennaTC, 
'  ich  weiz  diu  rehten  rnivre. 
ein  bekklotz,  ein  meslswin 
er  ze  des  Pibers  türlin 

kündiclichen  uz  bräht:  305 

ze  sincr  herberge  er  gabt : 
da  sitzet  der  veltlursle  ; 
meizlinc  unde  wurste 
kan  er  machen  wol  da  van  : 
er  dient  iu  gerne,  swie  er  kau.  310 

ich  wil  an  in  nihl  riten. 
bring  in,  ich  wil  sin  bilen. 
die  vinde  uf  den  griezen 
die  Innern  des  niht  liezen, 
89''     sie  huoten  wol  der  schrancboum  :  315 

daz  sag  ich  niht  üz  eime  troum. 
ein  dienstman  kam  mit  grimme, 
zornic  was  sin  stimme, 
er  vuort  ein  venel  in  der  liani, 
'alze  nahen  ist  der  brant  320 

der  vor  der  stat  üf  get !' 
dri  schützen  er  da  het 
die  vuorten  ärmst  unde  bogen. 
'wir  sullen  vür  die  stat  zogen! 
swes  man  da  beginne,  325 

so  lät  diu  pherifl  hinne' 
sprach  einer  vor  dem  burctor: 
'da  hat  niemen  pherift  vor, 
wir   tokzen  da  ze  vuoze.' 

daz  setze  gol  ze  buoze.  330 

aller  unser  vordem  sei, 
die  wären  zuo  den  vinden  snel. 
niöhten  sie  gedenken  wider 

303.   Pekhkloz  304.   Daz  er  zc  des  P.   t.  .305.   hinauz 

308.  Maysling         vach  312  in  der  hs,  ein  querstrich.         315.  Schran- 
paum  325.  Wes  328.   Do  hat  mein   Ph.  v.  329.  W.   Cegzen 

do         331.  Alle 


SEIFHIED  HELBLLNG  XV  227 

wie  wirz  liAn  geschulFen  sider, 

ez  waT  in  dorl  ein  wize  wol.  335 

so   man  die  warlieit  saj^en  sol. 

ow6  her  Schenk  von   llüshach, 

waz  iu  ^ren  hie  gesciiach  ! 

gol  iuchs  geniezen  laze 

daz  man  ze  Wienne  ein  strAze  340 

nach  iwer  herberge  hiez. 

billich  iu  der  viirste  liez 

die  burcgräfschalt  ze  Brücke, 

wand  ir  truogt  über  rucke 

daz  gemerke   wa-rlich.  345 

zwene   beide  nuiolcs  rieh, 

ich   mein  die  werden  Priuzel, 

die  liieten  niht  ein  griuzel 

umb  tiisent  Lnger  gegeben, 

s6  sis  gen  in  sähen  streben.  350 

ir  banier  gesparret, 

wol  diu  bi  vinden  harreJ. 

Richerstorf!     sie  kriren 
zehant  die  Lnger  schriren 

'  fugal  fush  niingrcl !  355 

hie  kumt  Wuhart  krel ! ' 
90"     ich  nennes  niht  zen  riehen : 
bi  herzog  Friderichcn 
siut  sie  hofgesinde  gewesen, 
die  besten  het  er  üz  gelesen  360 

alumbe  in  disem  lande, 
swen  er  vrum  erkande, 
der  muoste  hofgesinde  sin. 
des  landes  brot,    des  landes  win 
er  mit  in  erlichen  zert;  365 

daz  wart  vrumclich  gewerl 
von  in  an  allen  enden, 
daz  wellent  sie  wenden 
und  den  viirslen  rihten  abe 

337.  Scheuch  von  Haufspach  339.  euchz  343.  Prukh 

344.  rukh  345.  werleich  350.  So  si  351.  gesparel 

353.   Reiherstorff        357.   Ich  nennf  siu  nich  zden  reihen         367.   im? 

15' 


228  SEIFRIED  HELBLLNG  XV 

daz  er  niht  hofgesinde  habe.  370 

der  hof  ist  nihl  des  kleiner, 

deham  selb  ist  niur  einer. 

des  ist  daz  lant  allez  vol. 

riche  hern  daz  bew^rent  wol 

die  selbe  hofgesinde  sint.  375 

wä  nü  riter  riters  kint! 

ir  Sit  ze  hove  niht  erkorn, 

iuwer  herr  get  ane  sporn, 

er  bat  diu  pherift  heime  gesant. 

da  mit  sit  ir  des  gemant  380 

daz  man  iu  niht  vuoter  git. 

wä  sin  herberge  lit, 

daz  wizzet  ir  liht  baz  dan  ich. 

des  herren  kiiche,  dünket  mich, 

ein  vil  lülzel  riuhet.  385 

der  kocb  ab  wege  fliuhet 

und  muoz  iu  unwierden. 

er  hat  niur  im  selbvierden 

bereit  ein  liitzel  spise; 

daz  schuof  der  herre  wise.  390 

da  ist  niht  schoener  wecke. 

Kuonrät  von  Marchecke 

git  iuz  willeclicher, 

ern  ruocht  werd  er  sin  richer. 

des  vürsten  hof  niht  wol  gevert,.  395 

so  der  rät  zesamne  swert 

geselleschaft  durch  gewin. 

niht  wol  daz  gevellet  in, 

so  ein  herre  erlichen  gßt 

hin  ze  hove,  swä  er  stet,  400 

90''     daz  riter  umb  in  dringent. 

zem  vürsten  sie  gespringent, 

ir  einer  im  zuo  snallet 
wie  der  sin  guot  verschallet, 

lieber  herre,  äne  not!  405 

372.  nuer         38.3.   leit  paz        383.  Ein  vil  luzel  reuhet       386.  fleuhet 
392.  Marichekk  394.   Rueht  ohne  ern  396.  rott  404.    sein 

gurtt 


SEIFHIED  flELBLING  XV  229 

ich  Wien  die  ezzenl  al  sin  bröl 

als  er  die  rede  kume  verla-l 

der  ander  liiiizuo  dra'l, 

'  herre,  ich  han  deheincn  nuiot 

daz  ich  veiiogzen  well  min  guot.'  4 10 

deui  vürsten  er  ziio  runet. 

'  sparn  guot,  des  sliiiiel!' 

s6  daz  verninil  der  dril, 

hin  näher  er  getril, 

er  spricht  '  waz  suln  riler  vil?  415 

an  der  gerne  swenden  wil 

vische  wiltpral  guolen  wiu, 

der  läz  vil  riter  bi  im  sin.' 

so  sprichet  danne  der  vierde 

'  nimmer  vro  ich  wierde,  420 

liebez  herrel,  wan  hi  dir. 

daz  ist  billich,  du  pepelst  mir 

reht  sam  dinem  kinde. 

din  win  klär  unde  linde 

tuot  mir  voUiclich  als  wo!  425 

sam  ob  min  herberge  vol 

riter  unde  knappen  saeze, 

der  ieslicher  aeze 

üf  minen  schaden,  herre  min. 

ich  gibe  min  weize,  minen  win,  430 

lieber  umbe  silbcrplischel, 

danne  ich  imz  geb  na  pischel : 

daz  ist  ein  übel  zabelwart ; 

der  liuvel  var  im  in  die  swart, 

der  sin  ie  gedsehte  435 

und  ez  erste  vür  bra'hte. 

der  vürst  solt  wesen  grüezec : 

uü  tuont  si  in  so  unmüezec 

daz  ein  nigen  küme  erget 

406.  die  Ezzen  alle  407.  vertat  408.  drei  410.  wolle 

412.  Sporn  guett  des  slaunet         416.  wil]  vil  418.  Der  lazze  v. 

421.  wao]  nuer         431.  Silber  pUeshel:  vergl.  plasch  Schmeller  1,  338? 
432.  na  pischel    r'st    vielleicht   eine   scherzhafte  entstelltitig  des  höhmi 
sehen  napj  se  trink !         434.  varm  in 


230  SEIFUIED  HELBLING  XV 

gein  dem,  der  dort  iu.eren  stöt.  ^^q 

der  beginnet  danne  jehcn 
'den   viirsten  han  ich  wol  gesehen 
und  sine  ralgesellen. 
waz  sie  da  mit  wellen? 
91'     sie  nagent  im  diu  ören.  445 

ze  einem  landes  toren 
wellent  sie  in  machen.' 
des  mac  der  liuvel  lachen 
daz  er  inz  niht  erwern  kan. 
ich  wil  niht  langer  hie  stän,  450 

wir  suln  zer  herbergc. 
Kuonrat  von  Silzenberge, 
nim  diu  gesellen  mit  dir, 
ir  sult  ezzen  vor  mir. 

als  ez  üz  gewendet,  455 

der  hof  wirt  eullendet 
daz  man  in  siht  blözen. 
einen  schoch  grozen 
siht  man  nach  im  üz  geu. 

daz  dühte  e  ein  wol  sten  ;  460- 

nu  ist  ez  gar  ze  nihte. 
Heber  got,  daz  rihte 
über  al  die  snuder  da  zuo 
daz  man  edellichen  tuo,' 

'owe,  waz  redest,  frumer  kneht?  465 

ich  biet  aber  sträfens  reht 
gßn  dir,  daz  du  sagen  wil 
des  mir  ze  beeren  ist  ze  vil 
und  ist  disem  lande 
ein  werltlichiu  schände.'  470 

'  herr,  nü  lät  mich  doch  genesen ; 
ir  sult  mir  geneedic  wesen. 
ditz  ist  der  tougen  buoch  genant ; 
daz  sol  niemen  sin  bekant, 
an  heimlichen  gesten  475 

441.  gehen         446.  torren         451.  zder  Herwerig        452.  Sizzenperig 
455.  ez]  er?  456.  enelendet?  460.  Daz  douht  e   ein  Wolstcn 

463.  Vber  alle  die  snauden  da  zue         470.   wertleicheu 


SEIFKIEJ)  HKLÜLI.NC;  XV  231 

die  Ulis  den  gebresleii 
iiiisers  landes  liolfcn  klugen. 
den  sullr   wir  viii-  Inigen 
unser  buocli  der  louf^en. 

Iiorr,  daz  isl  Ane  lougen,  'iSO 

daz  u);i'r  niuoz  an  ein  ende, 
sliiegel  ir  niicli  an  die  zende, 
so  wil  ich  doch  reden  nit^r. 
was  ez  der  lantherren  er? 

do  man  enhal|)  Tuonouwe  branl,  485 

do  roublens  disehalp  daz  huil, 
ze  VVieune,  wol  drin  tüsenl  man. 
waz  gewunnen  sie  den  vinden  an 
in  sehs  woclien  unde  baz? 
91''     üwe,   unib  win  lie  man  daz?  490 

kleinen  schaden  man  in  tet. 
ez  wieren  bürge  oder  stet, 
da  die  vinde  suochten  hin, 
uienien  het  deheioen  sin 

der  in  iht  abe  bra-che  495 

und  sjnen  schaden  ra*che. 
in  sumlicher  veste 
wert  man  sich  der  gesle 
leider  bceslich  genuoc. 

ein  gebüre  sin  släfluoc  500 

wert  vrunieclicher  vaster. 
daz  ist  wol  ein  laster. 
Rorouwe,  Kirchenprel, 
Swabedorf,  sant  Pßternel, 

daz  gefluochet  si  der  zit  505 

dö  ßrste  wart  an  iuch  geleil 
morter  unde  steine ! 
man  wert  iuch  gar  ze  seine. 
s6  der  schade  geschiht, 
s6  spricht  man  lehn  getrül  sin   niht.  510 

484.  Waz  48fi.  Do  raublenst  488.   gewinoe         490.  vmbeu 

492.  purign  495.  Der  500.   SlauHnech:  vergl.   !,  68.3. 

503.  Rorau  Chiichen  prel  504.  Swobdorf  sand  P.  507.   Mauter 

nIO.  So  sprihten  ihn  getrauzen  niehl 


23^  SEIFRIED  HELBLING  XV 

daz  sie  bedachten  e  den  shi  ! 

Getriitsinnilit  reit  den  hengst  hin, 

wan  sie  ze  nahen  lit  dem  hiern. 

ich  sach  hiute  wol  an  viern, 

den  waren  sie  unnütze.  515 

in  diu  antlülzc 

enphiengen  sie  die  schrimpfen, 

daz  sie  sie  muosten  rimpfen. 

mit  urloup,  lieber  herre, 

und  rede  ich  ze  verre.  520 

jr  sprecht  liht  waz  ich  würke? 

der  bischolf  von   Giirke 

vlös  nier  pf'erift  an  wer 

dan  allez  ungerischez  her 

in  disem  lande  tujte^  525 

daz  habet  gar  vür  staete» 

diu  rede  hab  ende,  herre  min, 

nu  lät  iu  enpholhen  sin 

daz  sie  niht  kume  viirbaz : 

die  herren  würden  uns  gehaz,  530 

ob  von  in  diu  schände 

erschülle  in  disem  lande.' 

'geselle,  ich  bring  ez  niht  vür, 
92"     so  slipfic  ist  niht  diu  tür 

mines  mundes  daz  ich  sage  535 

swes  ich  billiche  verdage/ 

'ow6,  künec  Ruodolf, 
des  muots  ein  leu,  der  raeze  ein  wolf 
der  steete  vür  sich  wirbel 

daz  er  niht  verdirbet.  540 

der  muot  was  volliclich  an  im, 
üf  min  wärheit  ich  daz  nim, 
biet  imz  niht  erwant  der  tot, 

512.  Getranzen  niht:  wer  achtlos  ist  kommt  zu  schaden,  dem  die  aus- 
rede 'ich  dachte  das  nicht'  nicht  abhilft,  ähnlich  ist  Trauwol  ritt  da» 
pferd  hinweg,  bei  ^gricola  und  noch  im  volksmunde.  aber  die  fol- 
gende zeile,  in  der  hs.  Wann  sy  zenahen  leit  dem  Hyern,  scheint 
verderbt.  515.  Den  woren  si  vnaz :  unverständlich  ehe  das  vorher- 
gehende klar  wird.  520.  redde  521.  werckh  522.  Cuerkh 
529.  chöm         534.   stiphich         536.  Wes         543.  erwendet 


SEIFRIED  IIELBLliXG  XV  233 

er  hiet  gerochen  unser  not, 

daz  sin  ditz   rieh  hiel  immer  6r.  545 

von  Augustus  allcz  her 
wart  nie  sin  j,feliche 
ilf  allem  crlriche, 
noch  nimmer  m6re  werden  kan 
in  diser  werk  dehein  man  550 

s6  gar  an  missewende. 
got  herr,  ze  diuer  hende 
si  diu  s^le  dir  gesielt! 
er  was  ein  unverzagter  hell 
hie  an  allen  dingen :  555 

dar  umbe  geruoch  in  bringen, 
lieber  got,  üz  aller  not 
durch  dinen  menschlichen  tot ! 
uü  wart  ein  vride  geworben, 
der  was  unverdorben  560 

des  kiiniges  halp,  der  herzogen, 
die  sazten  sich  an  undervragen 
bedenthalp  an  ir  rat, 
daz,  ob  got  wil,  wol  ergat. 
nii  laze  wir  die  rede  stän  565 

und  hebe  wir  aber  an 
unser  altez  msere. 
wer  bi  der  spräche  wa're 
des  kiineges  halp  von  Ungern  da? 
der  bischolf  von  Goletschä  570 

und  mit  im  etelich  wiser  man 
der  ich  niht  genennen  kan. 
der  unsern  ich  niht  nenne, 
swie  wol  ich  sie  erkenne. 

sie  wägenz  hin,  sie  wägenz  her,  575 

dis  wolden  vil,  jen  woldcn  mßr; 
des  was  es  ungescheiden 
enzwischn  den  viirsten  beiden, 
der  bischolf  sprach  üz  wiser  kür, 
'  nu  leget  iuwerm  herren  vür,  580 

92''     ob  im  diu  rede  viiege. 
562.  sazzenl        566.  aber  wider  an 


234 


SEIFRIED  HELBLING  XV 


der  die  nol  zertrüej^e 
die  wir  in  dem  lande  begön, 
got  niöhtc  lieber  niht  gesten 
uf  der  erde  an  deheiner  stal. 
so  welle  oucli  wir  niins  herren  räl 
viirbaz  da  über  vinden 
und  wellen  uns  enbinden 
daz  in  süni  niht  unser  sin.' 
dis  vuoren  her,  jen  vuoren  hin 
da  sie  den  künec  vunden. 
au  den  selben  stunden 
wurden  sie  wol  enphangen, 
giietlich  mit  in  gangen 
hin  näher  von  den  Hüten  baz. 
der  künec  dö  ze  rate  saz 
mit  den  aller  besten 
die  sinen  rät  wol  westeu. 
gräf  Myssä  und  gräf  Ybän 
wären  von  dem  rate  getan, 
wand  in  stet  ir  gemüete 
üf  deheine  güete. 
der  bischolf  wislichen  sprach 
'  herre,  sa^lde  unde  gemach 
und  küneclichiu  ere 
volg  iu  immer  mere. 
lät  werden  mir  ein  stille, 
herr,  siz  iwer  wille, 
daz  ich  iu  rehte  vür  gelege 
wie  ich  iwer  eren  pflege 
g§n  iwern  widerwinnen, 
der  rede  wil  ich  beginnen.' 
zehant  man  swjgen  began. 
dö  huop  er  wislichen  an 
'  herre,  des  herzogen  rät 
datze  Wienne  üz  der  stat 
komen  üf  daz  velt  gfen  mier, 
der  aller  wisislen  vier, 
die  er  gewinnen  mähte. 
584.   Gott  luoht  er  1.         590.  Des  v.   h.  gen         591.  Do 


585 


590 


595 


600 


6Ü5 


610 


615 


SEII  UIEÜ  llELBHiX;  XV  235 

(Ja  engegen  ich  beträhle,  620 

ob  ich  6   reden  wolle 
u(l  in  gunncn  solle 
daz  sie  gen  mir  spraechen  6. 
swiez  umbe  gedanken  slß, 

ein  man  vil  dicke  gedenket,  625 

daz  im  doch  uiht  wenket. 
dö  wir  mit  gruoze  enphiengen 
93°     ein  ander  unde  giengen 
hin  ZUG  einem  ringe  stan, 

wir  sahen  vaste  ein  ander  an.  630 

ich  sprach  in  einer  stille 
und  si  daz  iwer  wille, 
ir  herren,  ich  luon  iu  bekant, 
der  groze  voget  üz  Ungerlant 
enbiut  iwerm  herren  daz,  635 

well  er  wenden  sinen  haz, 
daz   er  sin  lant  im  wider  gebe 
und  mit  im  vriunilichen  lebe. 
waz  sin  wille  si  dar  an, 

daz  sult  ir  mich  w^izzen  län.'  640 

si  swigen  nach  der  rede  min. 
die  minen  rede  liez  ich  sin, 
daz  sie  erfunden  wol  ir  sin. 
dö  sprach  der  wisist  under  in 
herre,  ez  hat  daz  selbe  lant  645 

errungen  so  mins  herren  hanl, 
daz  ez  in  kostet  also  starc 
wol  üf  vierzec  tusent  marc. 
git  uns  die  der  kiinec  her, 

wir  sin  des  landes  sin  gewer.'  650 

ich  sprach  '  sagt  ir  von  koste  mir, 
ez  bieten  iwers  herren  vier 
niht  daz  kostet  unser  her. 
von  dem  Riuzischen  mer, 

von  Priuzen  unz  an  Walhen,  655 

die  bälgen  und  die  malhen 

«22.  od]  Er        624.  Wies         625/.  vergl.  1,  107/.         634.  Vngern- 
landt         652.  eurz         655.  V.  Preusen  —  Wulichen         656  J'.  ? 


236  SEIFRIED  HELBLIiNG  XV 

luil  Silber  nilit  möhteii  tragen, 
ane  karren  Ane  wagen 
liunderl  niile  üf  dem  rucke. 

Heinburc  unde  Brücke,  6G0 

Hiüiperc  und  die  Niwenstat 
gebt  uns,  daz  ist  min  rät, 
unde  Slarkenberc  da  zuo, 
daz  man  iu  niht  schaden  tuo.' 
herre,   also  schiet  ich  dan  665 

und  die  dinen  werden  man.' 
der  künec  sprach  'nü  Ion  iu  got, 
üz  erweiter  gotesbot, 
der  rehtikeit  ein  ewart. 

du  verst  der  getriwen  vart  670 

in  diser  werlt:  des  wirt  din  slat 
dort  vor  der  hohen  trinität. 
ir  herren,  ir  habt  wol  vernomen 
daz  min  rät  ist  widerkomen 
93^     gar  an  allez  ende.  675 

swenn  ich  im  mer  noch  sende, 
so  hazz  mich  allez  daz  si ! 
da  was  doch  niht  schände  bi, 
wand  ich  in  niht  ervorhte, 

an  daz  sich  verworhte  680 

min  volc  an  dem  sinen. 
do  lie  ich  daz  schinen 
daz  ich  ein  rehter  kristen  bin, 
und  sande  mine  boten  hin.' 
dö  sprach  der  bischolf  von  Gran,  685 

'  und  hoeret  daz  gräf  Y  bän, 
der  ahtet  des  vil  kleine, 
möhte  er  alters  eine 
verderben  laut  unde  liut, 

im  wa;r  sam  er  mit  einer  briut  690 

vroelichen  heim  rite, 

657.  mohten  getragen         058.  Ane  Cham  ane  W.  660.  Hainwuerch 

vnde  Pruckb         663.  Starchenwerc          665.  schiede  669.  retticheil 

676.  Swan            680.  An  daz  si  v.            681.  den  682.  la 
688.  allers  so  ein 


SEIFIUED  lIELBLIiVG  XV  237 

also  sl6t  des  uiannes  site.' 
dö  sprach  der  von  Vetzprem 
'  min  her  au  sineii  ral  nein 

den  wilden  gravcn  Mizzen;  695 

nimer  guolen  bizzen 
gizzet  der  herzog  mit  im : 
uf  min  ambet  ich  daz  nim. ' 
dö  sprach  der  bischolf  von  Rahe 
'  herr,  luot  iuch  unmuoles  abe.  700 

wir  Süllen  von  dem  rate  sten : 
heizet  die  leien  zuo  iu  gßn. 
swä  man  trelt  gßn  vinden  haz, 
da  zuo  ralent  leien  baz/ 

der  von  Viinfkirchen  sprach  705 

'  min  phafheil  waer  mir  ungemäch, 
e  min  herre  liez  sin  lant, 
ich  slüege  mit  miner  haut 
bßdiu  wip  unde  kint : 

an  mich  doch  vil  phafien  sint!'  710 

gräf  Ybau  hin  näher  trat, 
'  mir  ist  verborgen  iuwer  rät, 
her  küuec,  umbe  daz, 
der  herzöge  ist  mir  gehaz, 

er  hat  mir  schaden  vil  getan,  715 

daz  ich  ein  teil  gerochen  hän 
mit  iwer  helf,  daz  ist  billich, 
wand  ez  ist  daz  künecrich 
mit  rehtem  erbe  an  iuch  komen. 
swaz  er  mir  6  hat  genomen,  720 

94'     do  daz  laut  an  herren  was, 
doch  ich  selbe  vor  im  gnas, 
so  er  üf  mich  vuor  mit  her, 
er  vant  mich  nie  äue  wer. ' 
der  küuec  wislichen  sprach  725 

'  bödiu  vride  unde  gemach 
schüef  ich  benameu  gern, 
swä  ich  möhte  mit  ern. 
Sit  des  dan  niht  mac  gesin, 
703.  tratt         727.  penatn 


238  SEIFRIED  HELBLING  XV 

s6  ratet,  werde  helde  min,  730 

wä  und  welch  ende 
ich  min  her  hin  wende, 
ditz  lant  ist  s6  erarmef 
daz  cz  mir  erharmet.' 

dö  sprach  der  gräf  Vbän  735 

'  nihl  baz  ich   in  geraten  kan, 
ir  heizet  morgen  rennen 
viir  Wienne  nnde  brennen 
also  nähen  vor  der  stat 

daz  alle  die  der  viirste  hat  740 

den  rouch  hin  in  smecken  : 
ob  die  isenkecken 
gen  uns  ze  velde   haben  muol, 
daz  die  brenner  üf  ein  huol 
her  dan  vaste  fliehen,  745 

unz  wirs  umbeziehen, 
daz  wirs  vähen  äne  wer. 
die  zit  vart  mit  iwerm  her 
zelal  in  die  Vizze, 

daz  der  woldan  wizze  750 

nach  iu  komen  üf  die  sla 
und  iuch  benamen  vinde  da." 
der  rät  geviel  in  allen, 
sie  wurden  ane  schallen 

ir  gevertes  do  enein.  755 

des  morgens  do  der  tac  erschein, 
begund  üf  brechen  daz  her. 
wie  hoert  man  bullen  daz  mer 
von  den  Sturmwinden? 

den  döz  moht  man  do  vinden  760 

dö  wol  sehzehen  sprach, 
die  dem  kiinege  volgten  nach, 
begunden  sich  üf  machen, 
man  horte  wegen  krachen 
94''     über  stein,  über  gras.  765 

was  da  vihes,  was  da  has, 

739.  voD  750.  Wolddan  752.  benam  758.  pullen  :  vergl. 

Graff  3,  92.  760.  möht  762.  volgen  766.  Haz 


SEIFIUKD  [lELBLING  XV  239 

(laz  was  allez  vor  in  l(U. 

der  vogel  in  den  lullen  not 

leil  von  des  heres  galni 

uiiz   in  nider  lie  der  twalm  770 

daz  man  in  mit  der  hende  vie. 

also  rumJon   sie  liie 

nAch  unsrrni  schaden  ditze  lanl. 

der  woldan  der  vor  Wienne  branl 

kam  ouch  nngestrilen  dan ;  775 

hin  nach  do  legen  sich  began 

daz  her  in  der  \ izze. 

do  sprach  der  grave  Myzze 

'  her,  her  kiincc,  sendl  hin  abe. 

von  Comorn  unde  von   Habe  780 

heizt  diu  schef  bringen  her, 

ich  rat  ez  durch  iuwer  er. 

wir  suUcn  sie  über  varn 

und  daz  lanl  wenic   sparn 

von  der  March  an  den  Kamp.  785 

ez  si  schuf  oder  lamp, 

pherfl  rindcr  unde  swin, 

daz  sol  allez  unser  sin. 

uns  kan  niht  enbresten : 

in  den  boesen  veslen  790 

gwinne  wir  Hut  unde  guot. 

her  künec,  sit  hochgemuot. 

si  ez  iwer  wille, 

ligt  mit  dem  her  stille  : 

lat  mir  zehen  tiiseut  man,  795 

da  hän  ich  liut  envollen  an. 

der  herzöge  mit  sinem  rät 

vuor  ze  Heinburc  in  die  slaf. 

ein  vride  wart  gemachet. 

sin  6r  si  ungeswachet,  800 

der  die  rede  ane  vie 

von  der  diu  reise  wider  gie. 

772.  A.  rauintcns  sie  liie  774.  Wolddan  785.   V.   d.  Maricli  an 

den  Champ  789.   Vnnd  79G.  Des  hau  798    Hainwurch 

799.   war         801.    ohne  vie 


240  SEIFRIED  IIELBLING  XV 

der  kiinec  und  der  herzöge 
sazten  sich  au  uudervräge, 

islicher  an  sehs  man.  805 

swiez  die  zwelfe  legten  an, 
also  waer  cz  gescheiden ; 
daz  lobten  sie  mit  eiden. 
die  schidliut  naher  giengen, 
95°     ein  stat  sie  geviengen.  810 

dö  sie  die  rede  griffen  an, 
dö  sprächen  des  küneges  man 
ir  herren  trahtet  üf  und  nider. 
min  herre  hab  sin  lant  wider, 
diu  schidung  wirt  nimmer  guot.  815 

daz  nemt  rehte  in  iwern  muot. ' 
do  sprach  des  herzogen  rät 
'min  herre  grozen  schaden  hat. 
dem  gunt  daz  er  sich  reche, 
diu  diuphiuser  breche,  820 

diu  mit  urliug  er  gewan 
gar  unrehten  liuten  an 
die  ir  bosheit  niht  helnt, 
tages  roubent,  nahtes  steint, 
und  sint  mit  rehter  wärheit  825 

zwischen  zwein  landen  überseil, 
dö  sprach  der  bischof  von  Grau, 
ir  sult  guoten  muot  hau. 
min  herre  ist  so  gewaere, 

so  rehter  rihta.Te,  830 

daz  er  sie  selbe  breche, 
des  landes  schaden  reche. 
Sit  irz  danne  nemt  viir  vol, 
man  sol  iu  sin  gunnen  wol, 
an  swelch  burc  rains  herren  si,  835 

die   sult  ir  läzen  brechens  vri, ' 
hie  mit  gehullen  sie  gelich 
und  giengen  viir  den  kiinec  rieh, 
dem  sagten  sie  diu  maere, 

808.  loben  809.  Schidleith  826.  vber  seit  833.  ver 

834.  eusengunnen 


SEIFKIED  IIELBLING  XV  241 

wie  ez  gesclieiden  wrerc.  840 

(15  daz  graf  Vban  veniani, 
als  ein  cberswin  er  lani 
und  vuor  enwcc  sa  ze  sUinl 
sam  ein  winnnnder  hunl. 

die  goisel  er  vast  ruorle,  845 

sam  in  der  liuvel  vuorle. 
also  wart  diu  suone  getan, 
her,  daz  wizzet  ane  wän. 
ine  wciz  wes  man  dö  noch  began; 
die  Unger  riimlen  dö  den  plan.  850 

well  ir  mich  vragens  nihl  erlan, 
ich  sag  in  niur  als  ichz  kan. 
des  haut  geschuof  den  ersten  man, 
der  tuo  uns  aller  sorgen  an. 
854.  an.     Aincii. 


bl.  96  stehen  die  folgenden  anmerliuugen.  die  blattzahlen  sind  dir 
einer  älteren  kandschrijt.  die  eingeklammerten  Verweisungen  sind  hier 
im  abdrucke  hinzu  gesetzt  worden. 

Fol.   1   (2,   147?)    Bernhardt  Vrcidanch  wierdt  etlichinal  gedacht,  ob  «t 
Autor  sey  oder  nit. 
12  (?)    Hie  hebt  er  an  die  vollen  Knappen  zu  reprehendiern. 
27  (?)    Postprineipia. 

69  (2,  85 i/.)  Conimuuio  sab  vtraquc,  ein  tail  7c  hör,  id  est  iq 
hoch,  sensus,  dise  Wandel  ein  Infidens,  als  von  den  Cardinaln. 
Bischoffen  vifd  Pfaffen,  sei  gar  zu  schwer,  wie  auch  die  vom 
Kayser,  quod  priuata  curat,  publica  id  est  Schisma  Romannm 
negligat. 

(2,  869?)  Franken,  gallica  moneta. 

70  (2,  926  i".)  Contra  Pfaffen. 

91   (3?    '  .ff-)  Ain  anders  gcsprech  des  Herrn  vnd  Knechts  im  Badt. 

94.  1  (3,  IQIff.)  Strafft  er  die  Paurn,  das  sie  wie  Edel  leuth  leben. 
3  (3,  122  If)  Strafft  er  die  Ritterschafft,  das  sie  sich  mer  auf 
den  Geiz:  als  Ritterschafft  geben,  vnd  der  Teurnng  freien  vnd 
daiüber  Juh/.on,  dan  vmb  5  iL  ist  ein  teurung,  vide  obser- 
vaciones  in  verbo  caristia.  20  fs  ist  sonst  ein  gemainer  Kauff 
gewesen. 

3  (3,   135)    Die    Edlen,    davon    wil   er  nicht  sagen,    Mengt  doch 
die  Bischoff  daruiider,   die  Wein  leit  geben. 

4  (3,   145)  Werden  reprehendiert,  di  weiten   Ermel,  so  er  spal- 
denier  nent,    so  sie  vber  die  risslung  truegen,    daruon  supra  im 

Z.   F.    D.   A.    IV.  16 


242  ZU  SEIFRIED  HELBLING 

lui-idariü,  folio  5.  pulo  ilesigiiari :  die  Hofleulli,  dise  Ermel  wer- 
den an  einem  andern  Ort  CliulleMErniel  };eiianl.  N  ide  observa- 
ciones  meas,  Verbo :   -Veslilns  Austrialiuin. 

(3,  I6i)  Swi  die  Gesehwulsl  her  da  plel.  Vide  interpretacio- 
nein  in  meis  obsernacionibiis. 
Toi.  102  (4,  1,//'.)  Die  vier  landUierren  so  Oesterreich  in  vier  Mar- 
grallsebaft  laiin  wollen,  Chueariug,  Sunierau,  Liecblenstain,  vide 
Lalii  Genealogiam  Austriani,  fol.  195.  Annales  Austriae  sub 
Anno    1305. 

129  (4,  TU  ff.)  Herzog  Friderich  hal  allerlai  liorgeüindl,  quare, 
dann  er  ist  mit  dem  Herrnsl.aiindl  nit  wol  gestandlen.  Ist  Epi- 
logus  Argument!,  das  die  Herrn  allain  dem  Herzogen  haben  wol- 
len dienen,  daher  zusehen,  das  difs  gediihl  alles  zusammen  ge- 
bort, anzufahen,   v ie  die   4  landlberren  ralhschlagen. 

135  (7,  l  Jf.)  In  disem  Gedicht  werden  die  Lasster  gestrafft  vnd 
werden  tugent  vnd  lassler  eingefiiert .  das  si  miteinander  ein 
sehlaebl  thain. 

137   (7.  t)5y/.)  Wider  die  pfatTen. 

167  (7,   1131?)  Altera  pars. 

174  (8,    l  J/'.)  Ein  anders  gedieht  wider  den   Herrnslandt. 

178  (?)  Zwajen,  id  est.  Uiuent  Zwayen  sieh  vermischen,  vide  qnod 
notaui  sub,  LandtRichter,  in  hune  loeum. 

183  (8,   629)  Seide.  Vide  in  meis  observacionibus. 

184  (8,  738)  Kukäniseh.  Ain  iedes  Landt  hal  sein  Gewandt  allain 
Oeslerreieb   nit. 

192  (8,  1037,^.)  Narratio  bist.  Aust.  Die  zulezt  der  Cbnecht  spott. 
Slarebenberch  von  den  erzelt  wierdt  in  der  Oesterreichischen 
Croniea  manuscripla  reimweifs  von  Herzog  Leopoldo,  der  Teul- 
scben  Herrn,    die  iezo  gedachte  Histori  diuersum  sagt,    er  babs 

den  Jobaoiterordens etc.  quare.   Ist  beraufszunehmen,  das 

er  vber  Mehr  eines  Landt  so  er  Slarebenberch  genant  hat.  vnd 
nit  daz  in  Oesterrek-h  das   heylige  Grab  dort. 

193  (?)  reprebendiert  das  der  fyersst  do  er  die  Landlberren  griessen 
sei,  sie  in  daruon  abhalten,  das  er  sie  kaum  naiget,  difs  buch 
ist  gemachl  wider  die  kargen  Herrn. 

2(>5  (13,  liff.)  Mich  gedeucht  er  wölk  durch  dise  Specification  an- 
zaigen,  das  er  die  besslen  im  Lande  schon  überlebt  bab,  son- 
dfrlich  die  Hitler  vnd  Chnecbl  gefiirderl  h.rben.  daher  bei  den 
von  Chuenring.  der  geb  noch  der  Ehre  snldl  vnd  Meiss  Reitter 
handt  das  thctt. 

211    ,13,   l'iAff.)  Wider  die  Strassenrauberei  der  Chnappen. 

215   (?    Thomae   {Thema?)    Die   Herren    trag<'n    ncid   vnd   baz  wider 

Ritter   vnd  Cbnecht    vnd    machen    in    odium   nobililalionis   I'aurn 

zu  Ritter  fol.   al.hinc  23. 

der  dag  binwider  wie  es  der  Rilterstandt  vermessen  vnd  sy  ge- 

zigen  hat,    Ritter  vnd  Cbnecht  seyn  gar  zu  frey,    droben    supra 


zu  SEIFK[E1J  HELBLING  243 

im  Gedicht  von  den  vier  Laridlherrn  et  iiifra  im  Gedicht  das  ist 
der  lu{;en  bnecii,  in   das   \  ii-rlcn   Ilfiifn  llud,  so  daselbst  einge- 
fucrt  «ierdl. 
fnl.  217  (15,  oi//".)  Sentenz,     .le/.o  peb  sy  kaiiie  claider. 

(15,  72)  Verphey  put«»  pro  lob,  der  es  auch  thue  vnib  so  vil 
Hier,  wann  der  Suiviveuey  vielleicht  Soekhen  auch  darzue  gibt, 
Painclaider. 

220  (15,  241  ^•)  Die  Landtherreu  haben  das  Landt  lassen  verhörn. 

221  (15,  2bSJf.)    Hie    sticht    er   den    Dienstnian.    das    sie    nur  Jre 
Knecht  an   den   fcindt  schickhcn. 

228  (15,  500)  Ein  l'aur  sein  Schlal'loch  wert  besser. 

(15,  523)  Die  Hungern  das  Landt  verderbt. 
231  (15,  559^.}  Ad  historiam,    Frids  tractation  mit  Hungern. 


Sei/'ried  Ilelbli/ig,  so  nennt  er  sich  selbst  iviederlioU, 
13,  H.  124  und  194,  ist  um  1230  geboren,  diese  annähme 
beruJit  auf  folgendem  sehluj'se.  in  einem  seiner  büehlein, 
dem  neunten,  das  dem  inhalte  nach  vor  das  vierte  rückt  — - 
z.  l^^  Jjf-  vertreibt  er  nämlich  seinen  knappen  und  4,10  w- 
wähnt  er  dies  — ,  nennt  er  sich  z.  57  einen  sechziger. 
nun  kann  aber  das  vierte  gedieht  nur  zwische?i  dem  spät- 
herbste  1295  und  dem  hochso?nmer  1298  verfaßt  sein,  denn 
die  verschwürung  der  landherren  ist  vorüber,  nach  z.  322^^. 
tmd  könig  Adolf  lebt  noch,  z.  6 12 Jf.  i  folglich  gewinnt 
unser  schlufs  volle  Sicherheit. 

Dafs  er  ein  Österreicher  war  bedarf  keines  tceiteren 
beweises  als  der  betrachlung  seiner  überall  hervortretenden 
ausschließend  österreichisch  patriotischen  gesinnung  und 
seiner  innigen  liebe  für  Österreich,  das  er  höher  hält  als 
alle  übrigen  lunder  und  dessen  freie  volksthümliche  enl- 
wickelung  ihm  durch  das  eindringen  fremder  sitte  gefähr- 
det scheint,  1,225.  1,280.  1,443.  1,473.  2,63.  2,1463. 
3,  210.  3,  332.  14,  5.  14,  11  u.  s.  w.,  abgesehen  davon 
dafs  er,  tvo  er  von  Österreichern  .spricht,  sich  häußg  mit 
einem  wir  oder  uns  ihnen  beizählt,  so  z.  b.  1,475.  1,566. 
3,  243.  8,  394.  14,  12.  seine  liebe  zum  vaterlande  ist  da- 
bei so  echter  art  daß  er  mit  ehrenwerther  gesinnung  das 
fünfzehnte  seiner  bücher,  das  manchen  bitteren  tadel  ent- 
hält, nur  vor  vertrauten  fremden  gelesen  wünscht,  daz  sol 
niemen   sin  bekant,  an  heimlichen  gesten,    die   uns  den  ge- 

16* 


•244  ZU  SEIFRIED  HELBLiNG 

brcslen  iinscrs  landos  helfen  klagen  z-.A7\ff.;  schon  die 
iiberschrij'l  der  lougen  boucli,  cergl.  5.473,  verrätli  gleiche 
absieht,  hierin  ist  er  ohne  vergleich  zar {fühlender  als  die 
tadler  unserer  zeit,  die  die  schniach  des  Vaterlandes  scham- 
los am  fremden  herde  ausposaunen. 

Ich  hiinnte  hier  eine  lange  reihe  urkundlich  erschei- 
nender Ih'lhlinge  von  1145  bis  zinn  heutigen  tage  aufzäh- 
len; ich  selbst  henne  drei  mitlebende  stadtgennfsen  dieses 
namens;  doch  scheint  mir  dies  cbeiiso  fruchtlos  wie  mein 
mühseliges  immer  tvieder  begonnenes  suche?},  das  am  ende 
doch  keinen  Seifried  zu  tage  förderte,  ob  sein  geschlecht  mit 
dem  in  Tijrol  erscheinenden  ritiergeschlechte  der  Ilelblinge 
von  Strafsfried  (F.  A.  Brandis,  des  tirolischen  adlers  ini- 
mergrünendes  ehrenkriintzcl.  Botzen  1678.  4^.  2,  66),  ivel- 
ches  1436  ausstarb,  vei^wandt  war,  iveifs  ich  nicht;  so  viel 
ist  aber  gewiss  dafs  er  selbst  dem  ritterstande  angehörte, 
weil  es  sich  aus  seinem  werke  schlief sen  liifst.  denn  abge- 
sehen V071  der  ganz  ritterlichen  gesinnung  in  der  er  seinen 
stand  höher  hält  als  alle  übrigen,  sehnsüchtig  in  die  tha- 
tenvolle  Vergangenheit  blickt,  4,  hjf.,  ja  alles  ernstes  noch 
zum  kreuzzuge  mahnt,  8,  970  ff.  8,  1003j^.,  tadelt  er,  ivo 
es  erscheint,  unritterliches  leben,  7,  \2Q7ff.  13,91.  15,  65^., 
misbilligt  bitter  die  absieht  der  mächtigen  grundbesitzcr 
den  freien  stand  der  ritter  zu  unterdrücke?},  4,  760—^782. 
8,  894.  15,  140,  ja  er  bezeichnet  sich  an  melü'eren  stellen 
geradez??  als  eine?i  solchen,  so  4,  275.  4,  565.  7,  1217. 
8,  263,  und  hält  ei?ien  knappe?i  1,  16,  den  er  selbst  edel 
kneht  anspricht  1,  152,  und  betschelier  d.  i.  bachelier  ?ien- 
nen  läfst  2,  1316.  seine  jugeiid  hat  er  ivahr  schein  lieh  am 
hofe  irgend  eines  ?nächtigen  österreichische?}  n}i?}iste?nalen, 
etivn  Liutholts  vo?}  Hardek  oder  eines  von  Kuo?irinc  zuge- 
biacht,  treil  er  diese  besonders  preist  7,  371.  15,  169,  und 
er  hält  sich  ?}och  i?n  aller  in  der  ?}ä1}e  der  besilzungen  jener 
geschleditcr  auf.  man  vergleiche  1,568.  1,167.  1,1113. 
7,  199.  7,  1133.  i/}  der  e?H?u}er}t?}g  a?}  jene  e/}tschwundene 
zeit,  zu  der  ar  i??}?ner  iviederkehrt,  wi?'d  er  weh?nütig  in 
seine?n  a}isd?rueke  und  fühlt  seine  zeit  jener  ihatkräftigeim 
nur  zu  unähnlich,  .in  läfst  er  15,  47  seinen  jugendlichen 
knappen  aim-ufen  herre,    ich  h(er  die  alten  sagen  daz  bi  ir 


zu   SEIFHIKD   flEIJJf.INC  245 

alten  lebctagcii  daz  laut  gar  mit  vreiiden  was.  s6  die  bluomeii 
undc  {,n'as  cnspriiuj^cn  in  dem  meien,  die  liöcli|;cinuolcn  leien, 
ich  mein  die  lierreii  niilto,  die  j^abon  kleider,  schule :  so 
huop  sich  liirnioren,  tanzen,  tjoslieren,  buhurl  in  den  gaz- 
zen,  schilt  literlichen  vazzen  //.  s.  w.  im  dreizehnten  ge- 
iliclile  aber  nennt  er  eine  reihe  berühmter  vuinncr  seines  va- 
ter/findes,  deren  thaten  er  selbst  gesehen  habe,  niitnlieh  Otte 
und  Ixi/onrät  ron  Hardelc  13,  18;  die  von  Sliunz  13,  24; 
Albreht,  Heinrich  und  Uadmdr  von  Kuonrinc  13,  29;  Liitt- 
holl  von  Ticrnstein  13,  3ü  ;  liapot  von  Valkenberc  13,  43; 
Otte  von  Missou  13,  58;  Ixddolt  und  Sifrit  die  Weisen 
13,  69  (vergl.  über  die  genannten  die  u/iten  folgenden  er- 
iäuierungen)  und  bemerkt  gerührt  ich  armer  Helblinc  Sifrit, 
g6n  alfer  swindenf  mir  diu  lit,  ich  hän  die  besten  überlebt 
der  muot  näcli  hohen  eren  strebt,  ebenso  in?iig  preist  er 
den  rahm  des  letzten  Babenbergers,  Friedrichs  des  stj'eit- 
baren,  dessen  heldenmütigen  tod  (15  juni  1246)  er  erlebt 
hat  (vergl.  Ulrich  v.  Lichtenstein  529,  29 ff.),  so  wie  Ru- 
dolfs von  Habsburg  iüchtigkeit,  tvo  sich  nur  veranlafsung 
findet,  doch  mit  der  gegenwart  ist  er  zerfallen  und  er- 
klärt sie  geradezu  für  jeder  festen  i'ichtung  entbehrend, 
vergl.  1,216.  1,  158.  2,  58.  3,  364.  8,  648.  8,  762.  mir 
gevellet  kum  der  dritte ;  so  gevalle  ich  dem  vierden  niht 
üufsert  er  7,  1224,  und  an  dieser  trüben  Stimmung  mag 
zum  theil  wohl  auch  sein  vorgerücktes  alter  schuld  sein, 
was  er  auch  an  viehreren  stellen,  aufser  der  oben  ange- 
führten an  der  er  sich  be?'eits  sechzig  jähre  vorüber  nennt, 
ausdrücklich  eriviiJmt.  einmal  7,  1218  ow6,  waz  wil  ich 
riterschaft?  ja  hat  min  riterlichiu  kraft  vil  nahen  an  mir 
ende;  dann9^24,  vei^gl.  9,164,  ich  bin  die  maze  betagt  ein 
man  daz  ich  wil  noch  enkan  minen  vriunden  niht  geleben, 
do  mir  diu  jugent  künde  geben  bediu  niuot  und  den  gelimpf, 
ich  treip  mit  in  manegen  schimpf,  des  mir  nü  vil  abe  get. 
vergl.   5,  5(jöjf. 

fVie  man  aus  1,  1398  und  2,  490  sieht  war  Helbling 
zur  zeit  unserer  dichtungen  lerehlicht,  und  dafs  seine  ehe 
keine  kinderlose  loar  bemerkt  er  selbst  mit  den  Worten  kint, 
vater  unde  en  bin  ich  allez  sant  gewesen  10,  76.  seines  Hau- 
ses erwähnt  er  2,  17  vergl.  4,  537,  eines  baumgartens2,2Z., 


246  ZU  SEIFRlEl)  HEf.BLINC 

so  trie  eine  s  fei  des  8,  10.  aufser  dem  erwähnten  knappe/i 
erscheint  noch  ein  kellna're  4,  520  in  seinen  diensten  und 
vuifs  zur  feldbestellunfc  doch  wenigstens  ein  'bauknechV  an- 
genommen werden,  er  nennt  sich  übrigens  an  mehr  als  ei- 
?ier  stelle  mit  seinem  auskommen  xn frieden,  so  2,  6.  2,  472 
//.  s.  te. 

Do/s  Helbling  nicht  zu  Wien  selbst  ansäj'sig  war  läj'st 
sich  ai/s  inehreren  stellen  seiner  gedichtc  schliefsen,  so 
1.  568,/r.  7,  199.  5,  1133.  8,  496  u.  s.  w.,  obwohl  er  mit 
den  örtlichkeiten  dieser  Stadt  ziemlich  vertraut  ist.  so  ein- 
wohnt er  den  graben  2,  338,  den  Schottenhof  2,  344,  die 
hochstrafse  8,  499,  das  biberthürlein  15,  304,  das  stuben- 
Ihor  15,  239,  das  haus  des  Kuonringers  8,  505,  die  Schen- 
kenstrafse  15,  340;  doch  hält  es  nach  der  zu  unbestimmten 
angäbe  im  siebenten  gedichte  z.  1133  ^ind  199  schwer  sei- 
nen auf  enthalt  genauer  an  zif geben. 

Seifried  war  für  einen  laien  7iicht  ungebildet,  er  kotrnte 
lesen,  wie  er  selbst  7,  450^!  zu  versleheji  gibt,  war  in  der 
bibel  zieinlich  bewandert,  ja  er  liebte  es  sogar  hie  und  da 
lateinische  worte  seinen  gedichten  einzureihen,  die  er  dann 
geschäftig  verdeutscht,  so  2,  462.  7,  12.  8,  1126.  8,  1128. 
9,75.  9,151.  9,154.  10,48.  \^,M  u.  s.iv.  nicht  minder 
bekannt  zeigt  er  sich  mit  der  schönen  literatur.  am  häufig- 
ste?} envähnt  und  preist  er  Jf^olfram  von  Eschenbach,  die 
stellen  3,  150.  13,  20.  13,  80.  15,  107.  15,  119.  15,  133. 
15,  163  beziehen  sich  auf  dessen  Parzival,  7,  842  wahr- 
scheinlich auf  den  Wilhelm,  den  Morunger  erwäh?it  er 
1,  759;  einen  meisler  Kuofirut  von  Haslou  2,  443,  der  ohne 
zweifei  Osterreich  angehörte  wie  der  dichter  jenes  rügelie' 
des  das  er  2,  699  als  vor  kurzem  gedichtet  erwähnt,  auch 
der  2,  147.  6,  47.  6,  186.  8,  488  angeführte  Bernhard 
Freidank  scheint  mir  ein  zeitgenofse  und  landsma?m  Sei- 
frieds zu  sein,  wie  schon  der  reim  hat  :  spot  8,  491  zeigt, 
dafs  er  mit  dem  bisher  bekannten  Freidank  nichts  gemein 
habe  braucht  demnach  wohl  kaum  erwähnt  zu  iverden,  um 
so  weniger  als  die  von  Seifried  angeführten  stellen  allein 
schon  sich  des  älteren  Freidanks  unioürdig  zeigen,  dafs 
Seifrieden  bei  seinem  iverke  jenes  gr'öfsere  klaggedicht  des 
Strickers  (bei  Hahn  xii)  vorgeschwebt  habe,  besonders  beim 


zu  SEIFUIKI)  HELBLIX;  247 

fünften  gedickte,  scheint  mir  nicht  unmöglich,  so  wie  «,  283 
hc/T  Engeliiiür  mich  <in  ^eidharl  erinnerte,  einer  mir  un- 
bekannten viel  leicht  striche/sehen  Ja  hei  ist  die  leider  so 
kurze  anj'ührung  8,  530  entnommen,  doch  rer mochte  ich  sie 
unter  den  bekannt  gemachten  fabeln  dieses  dichters  nicht 
aufzufinden.  aus  G,  3  IdJ'st  sich  auf  bekann  tschaft  mit 
Strickers  liarl  oder  seiner  quelle  dem  liolandsliede  schlie- 
fen, auf  die  sage  von  den  Nibelungen  deutet  G,  160  und 
11,86:  auf  die  klage  (z.  2159  Jf.)  8,  1064.  dem  Jnno- 
liede  scheint  8,  417  nacherzählt,  so  wie  die  wieder  halte  er- 
wähnung  des  königs Fruote  von  JJiinemark?,  366  und  13,111 
an  dichtungen  jenes  kreifses  denken  liifsl. 

Einige  seiner  biichlein  hat  Helbling  der  form  jener 
vielvej'breiteten  in  gesprächen  zwisckefi  meister  und  schaler 
abgefaj'sten  laienenci/clopädie  des  mittelalters  nachgebildet, 
bekannt  unter  dem  namen  Lucidarius,  Elucidarium,  oder 
Aurea  gemma.  ich  sage  nur  einige,  denn  das  zvas  sich  uns 
i?i  der  einzigen  papierhs.  cod.  phil.  «"50  der  kaiserlichen 
hofbibliothek  zufTien  (vcrgl.  IluJ/'manns  Verzeichnis  s.  156 
unter  n°  lxxv)  von  Helbling  erhalten  hat  ist  eine  auf  der 
scheide  des  16//  jh.  veranstaltete  V7id  geschriebene  Sammlung 
seiner  verschiedenen  gedickte,  deren  zivei  er  selbst  'buch' 
und  'büchlein'  nennt  7,  247  und  15,  473,  ein  drittes  der 
alte  Schreiber  schon  (2  nach  z.  1516).  es  icar  Seifrieden 
in  diesen  gedickten  hauptsäcklick  itm  wahrke.it  zu  thun,  die 
er  auck  unverzagt  verkündet,  vergl.  1,  13.  1,  31.  ferner 
swer  ein  grözez  unbilde  tuot  den  heize  ich  gerne  schriben  an, 
daz  sich    da   \i\   ein   ieslich    man   bezzer  der  iz  hoere  lesen 

4,  278.  im  ackten  gedickte  aber  z.  826  Jf.  Uifst  er  den 
kneckt  sagen  swiez  ergß  daz  wag  ich.  und  kunituns  der  künic 
her,  ich  rede  ie  des  landes  ßr,  ez  si  daz  man  mich  binde, 
der  rede  ich  niht  erwinde,  denn,  bemerkt  er  an  einer  an- 
dern stelle  2,  89  daz  gßt  mir  slozund  umb  die  brüst;  3,  394 
aber  herre,  swaz  ir  mir  gedröt,  unrehte  site  ich  melde ; 
15,  482  slüegel  ir  mir  an  die  zende,  s6  wil  ich  doch  reden 
mer.  dabei  gekl  es  zuweilen  nickt  ohne  derbkeiten  ah, 
wie  man   1,  84.    1,  139.    1,  296.    1,  451.    1,  1199.    2,  385. 

5,  83.   5,  89.   5,  95.   5,  107   //.  s.  w.  seken  kann. 

Dafs  eine  solciie  Sammlung  freimütiger  rügen  Jur  die 


248  ZU  SEIFRIED  HELBLLNG 

sitte?igcschichte  über/ioi/pt,  fiai/ipfitlich  aber  für  die  innere 
geschickte  des  Inndes  das  sie  betreffen,  als  quelle  von  nicht 
geringem  iverthe  sein  miifse  begreift  sich;  befremdend  aber 
ist  es  dafs  sich  bis  zur  stunde  nirgends  auch  ?iur  eine  spur 
einer  zweiten  hs.  hat  entdecken  lafsen,  loährend  noch  am 
anfange  des  17«  jh.  verschiedene  hss.  der  einzelnen  vor- 
handen traren,  ivie  sich  aus  der  wechselnden  Schreibweise 
unserer  Sammlung  darthun  läfst.  wir  haben  also  in  der  oben 
bezeichneten  leider  so  späten  abschrift  alles  beisammen  was 
uns  von  Seifried  erhalten  ist;  denn  dafs  jene  unter  dem 
nainen  eines  Seifrieds  bekannte  Alexandreis  nicht  unserem 
Helbling  angehöre  lehrt,  aufser  der  über  ein  halbes  Jahr- 
hundert jüngeren  spräche,  schon  die  betrachtung  dafs  Hel- 
bling, sollte  er  der  dichter  jener  elende?i  bearbeitung  sein, 
über  ein  hundert  und  zwanzig  jähre  hätte  leben  und  dabei 
noch  so  viele  kraft  bewahre?i  müj'sen  um  bei  einer  so  end- 
losen und  leei^en  reimerei  nicht  schon  nach  de?i  ersten  tau- 
send Zeilen  zu  erliegen,  übereinstimmend  ivird.  nämlich  in 
den  hss.  der  Alexandreis  jenes  in  sehr  dürftigen  Verhält- 
nissen lebendeji  Seifried  das  jähr  1352  als  das  der  abfa- 
j'sung  augegebeii.  die  mittheilung  über  die  Münchener  hs., 
welche  den  Alexander  auf  10,000  Zeilen  bringt,  verdanke 
ich  der  gute  des  herrn  Franz  Pfeiffer,  die  Heidelberger 
und  die  drei  Wiener  hss.  habe  ich  selbst  eingesehen. 

Die  aufschrift  Dacz  ist  der  junge  Lucidarius,  loelche 
das  erste  gedieht  unser-er  sam?nlung  trägt,  bezieht  sich  ohne 
zweifei  nicht  auf  alle,  und  schon  zur  zeit  des  Sammlers  war 
man  dieser  ansieht,  denn  Reichart  Strein  freihei^r  zu  Schwar- 
zenau,  welcher,  wie  ich  nach  der  fafsung  der  alten  in  der 
hs.  erhaltenen  anmerkungen  schliefse,  höchst  loahrschein- 
lich  der  summier  war,  (vergl.  über  ihn  F.  C.  F.  llhauz 
versuch  einer  geschichte  der  österreichischen  gelehrten. 
Frfl.  und  Leipz.  1755.  8.  s.  22^  ff.)  führt  in  einem  aus- 
zuge  seiner  genealogischen  notizen,  handschriftlich  im  archive 
der  niederösterreichischen  stände  zu  Wien,  mehrere  stellen 
aus  Helbling  auf,  erwähnt  aber  unterscheidetid  immer  nur 
die  cinzelüberschriften  der  gedichte,  als  der  taugeabuech, 
von  den  vier  markgrafscheflen,  des  landes  klage  u.  s.  w. 

Die  einzelnen  büchlein  sind  auch  in  verschiedene?i  jah' 


zu  SEIFIUKD  HELIJMNG  24'J 

ren  entstanden,  das  iilh-sle,  ndmlich  das  J'ii/iJ'fe..  nuch  rin- 
dern 25//  april  1289,  an  we/c/iem  tage  Alhrecht  mit  bedeu- 
tendem heere  gegen  den  graj'en  Yban  ron  (iüssing  auszog, 
folglich  der  vorwarf  z-.  13./'.  nicht  mehr  passte,  das  jüng- 
ste aber,  das  vierzehnte,  in  der  zeit  der  regierung  von 
Albrechts  des  1//  sühnen,  Rudolf  und  Friedrich,  das  ist  1299, 
sieh  z.  73  ,//".  das  erste,  dritte,  sechste,  siebente,  zehnte, 
cilfte,  zwölfte  und  dreizehnte  fallen  ohne  schärfere  bezeich- 
nung  in  diesen  zeitrauvi,  denn  xilbrecht  heifst  überall  noch 
herzog;  das  fünfzehnte  nach  dem  zuge  Andreas  des  3n  ron 
Ungern,  des  f  enezianers,  gegen  Jflen,  also  nach  1291; 
das  zweite  ohne  zweifcl  in  den  sommer,  höchstens  herbst 
1292,  wie  die  erwähnte  sedisrncnnz  nach  pabst  ±\icolaus  dem 
4n,  zusammengehalten  mit  allen  übrigen  Verhältnissen,  schlie- 
fsen  läßt,  das  vierte  gedieht  mit  seinem  Vorläufer,  dem 
neunten,  ist  wie  schon  erwälmt  zwischen  dem  spätherbsle 
1295  und  dem  hochsommer  I2d8  abgefafst,  das  achte  endlich 
harz  nach  deui  27 n  Juli  1298,  denn  hönig  Adolf  lebt  nicht 
mehr,  die  nähere  begründung  dieser  bestimmungen  geben 
die  unten  folgenden  anmerkungen. 

Helblings  gedichle  in  einer  leserliche/i-  gestalt  und  von 
den  ärgsten  entslellungen  der  späten  hs.  ?uöglichst  gerei- 
nigt den  freunden  unserer  geschieht e  und  literatur  zu  über- 
geben war  meine  absieht,  die  liegend  gedruckten  stellen 
zeigen  leider  wo  meine  kraft  nicht  hinreichte  der  schweren, 
ja  vielleicht  unmöglichen  aufgäbe  zu  genügen,  denn  das 
werk  eines  dichters  des  dreizehnten  Jahrhunderts  von  dem 
auch  sonst  noch  anderes  in  guten  hss.  und  von  ziemlichem 
umfange  erhalten  ist,  nach  einer  einzigen  dem  ausgange 
des  16//  jh.  oder  beginne  des  17 n  ungehörigen  herzustellen 
ohne  gewalt  anzuwenden,  gehört  schon  zu  den  schwierig- 
sten aufgaben  besonnener  kritik ;  was  aber  erst  wenn  der 
dichter  aujserdem  völlig  unbekannt  ist?  ivenn  er  noch  dazu 
vom  bekannten  sicheren  pfade  reiner  höfischer  spräche  ab- 
lenkt i?is  wilde  gestrüppc  mundartlicher  eigenheiten'?  wenn 
nirgends  ein  halt  sich  zeigt,  die  hs.  willkürlich  ändert, 
der  dichter  willkürlich  wechselt,  der  boden  unter  den  fü- 
fsen  wankt?  welche  schioierigkeiten  bot  nicht  Neidhart  ei- 
nem Benecke  und  rvas  war  das  för  eine  hs.  ?  aber  Helbling 


2ÖÜ  ZU  SKIFHIKD  HELBLING 

ccrdtetitr  os  gar  sehr  ans  licht  zu  treten,  de/i/i  seine  Schil- 
derungen sind  roll  leben,  wenn  auch  nicht  zierlich,  doch 
wahr,  er  ist  ein  derber  zeuge  seiner  zeit,  aber  ein  auf- 
richtiger, dem  das  herz  blutet  tven/t  er  tadelt  und  der  den 
mächtigsten  zeitgenoj'sen.  Ja  ganzen  stdndeji  gegenüber  ohne 
scheu  verwarf  was  ihm  verwerflich  schien. 

Zu  herzlichem  danke  fühle  ich  mich  meinem  freunde 
Moriz  Haupt  verpflichtet,  dessen  aufmunterung  mich  wäh- 
rend der  arbeit  ermutivrte  und  der  noch  während  des  druckes 
half  wo  zu  helfen  tear. 

Wien  den  23//  niärz   1844. 

THEODOll  GEOIiG  VON  KARAJAN. 


AN3IERKUNGEN 

1,  167.  ze  wald.  das  ist  im  nordwestlichen  theile  Österreichs 
unter  der  Enns,  noch  jetzt  'das  waldeiertel'  genaiinl  von 
den  auslaufen  des  mächtigen  Böhmerwaldes,  der  sich  von 
da  an  weithin  an  die  gränzen  Baierns  zieht,  auch  jen- 
seits heifsen  die  ihm  anliegenden  gegenden,  nördlich  von 
Straubing  DeggendorJ' 7/nd  J^i/shofen  'imwahV  oder  vor 
dem  leahV  (Schmeller  wb.  4,  62,/)  und  schon  früh,  in 
einer  Urkunde  kaiser  Konrads  desZn  vom  jähre  1139  Jinde 
ich  die  gegend  wn  Zwetlel  mit  nordica  silva  bezeichnet 
(kirchl.  fopographie  Österreichs  bd.  16  s.  8).  die  benen- 
nung  galt  übrigens  für  die  ganze  gegend  bis  herab  an 
die  Krems,  wie  man  aus  dem  alten  salbuche  Passaus 
lernt  (mon.  Boica  29%  66). 

in  der  Ragzgegent.  nm  Hetz  an  der  gränze  Mähre?is, 
oder  wie  andere  wollen,  sechs  stunden  tvestlieher  um 
Raabs,  indem  sie  das  urkundlich  oft  erscheinende  Ra- 
kez,  Rachez,  Rakz,  Ragtz,  Ragz  u.  s.  w.  auf  den  letz- 
teren ort  beziehen  (vergl.  F.  Kurz  Österreich  unter  Ot- 
toc.  und  Albrecht  bd.  2  tirhmde  xiii,  xliii  und  xliv; 
M.  Fischer  merkw.  Schicksale  Kloster -Neuburgs  2,  68. 
S.  Calles  annales  Au,striae  2,  584  anmerkung  c,  und  R. 
fr.  V.  Stillfried  •  Rattonitz  genealogische  gesch.  d.  burg- 
grafen  v.   Nürnberg.   Görlitz  1843.  s.  3jf.). 


zu  SKIKHIED  IIEI.BLING  I  251 

I,  170.  an  fiiipin  ermcl  liiilen  vier  zo  lelitein  wäpeurocke 
geiiuoc.  über  die  tolle  aiisartt/nf^  der  traclU  dieser  ge- 
ge/idcn  setze  ith  die  zußilli<j;  crhalletie  äufserung  eines 
zeili^enqßen  hierher,  weil  sie  mir  zum  vergleiche  mit 
Ilelhliiigs  tndrl  an  mehreren  stellen  seiner  gediehte,  z.  b, 
8,  454.  8,  7'i0  //.  s.  ir.,  lehrreieh  seheint,  iiotandum  ([iiod 
post  inorlcin  Albcrti  regis  Uoiiiaiiormii  in  AusJria  et  in 
Sliria  et  eliam  in  aliis  lerris  plures  adinvenliones  et 
nnvitalcs  in  sarcicndo  vosics  siirrexernnt.  alii  in  tunicis 
sinislrani  nianicam  de  alio  paiiiio  Icrebanl:  alii  i|)sam  si- 
iiisfrain  iiiaiiicain  in  lanlum  ainj)liabant  iit  anipliliido  ex- 
cedorcl  lnii>;iiudinem  ijj.siiis  tunicc ;  alii  amhas  nianicas  in 
tantuni  ampliahanl  ;  alii  siuislram  nianicam  ornabant  di- 
versimodc,  vel  cum  sericis  vel  cum  argenio ;  alii  cannas 
argenteas  in  sericis  dcpendcbant  per  lolam  illam  nianicam  ; 
alii  laniinam  de  alieno  panno  cum  litleris  argenteis  vel  se- 
ricis in  peclore  defcrebant;  alii  in  sinistra  parte  pectoris 
imagines  defercbanl;  alii  circulis  serieeis  circa  pectus  per 
toluin  se  circumcingebant.  in  tantum  eliam  arlabant  fere 
omncs  luiiicas  ul  aliqui  nisi  per  adinlorium  aliorum,  ali- 
qui  per  nodulos,  per  brachia  a  manibus  usque  ad  bumeros, 
et  per  pectus  et  per  totum  ventrcm  inlierenlcs  tunicas 
iiigredi  vel  egrcdi  valuerunl.  ampliabant  eliam  tunc  ca- 
picia,  id  est  foraniina  per  que  caput  veslem  egreditur,  ut 
in  bominibus  istis  buuieri,  scapule,  pectora  in  niaxima 
parle  apparerenl.  tunc  eliam  de  alieiiis  pannis  magnilica- 
bant  limbrias  Innicarum  et  ornabant  ul  quondam  fatuis 
contingebanl.  inlcrdum  iucisuras  in  linibus  vestium  facie- 
bantelpro  ümbriisporlabant.  capuciis  eliam  omnesinceperunt 
Uli,  lam  (/.  tanquam)  ruslici,  Judei,  paslores.  cessavit  eliam 
tunc  usus  mitrarum  viriliuni,  per  quas  inier  laicos  plures 
Cbristianus  agnoscebalur  a  Judeo.  de  coina  eliam  vel  valde 
parum  vel  omnino  ut  Judei  vel  l  ngari  comam  dividebant. 
cingulos  eliam  mutabanl.  nam  vel  zonam  vel  sie  muni- 
tissimas  corrigias  deferebant  et  valde  profunde,  videlicet 
nisi  super  bracile,  deferebanl.  tunc  etiam  pallia  in  tantum 
curtabant  quod  aliquibus  vix  posleriora  langebant.  ince- 
pit  etiam  in  sericis  tunc  varietas  a  famulis  et  clientibus 
ttsa  contra  militum  antiquam  consuetudiuem.     in    superio- 


•252  ZU  SEIFIUED  HELBLIiMG  1 

bus  lunicis  ctiam  aciirlabanl  iiianicas,  ut  super  bracliia  \ix 
ad  cubilum  allinüjebanl;  sub  cubilu  vero  longuui  quid  ul 
vcxilluni  dcpendebat.  so  der  anonymus  Lcobiensis  bei  Pez 
Script,  rer.  austr.  1,  947  zum  falschen  jähre  1336.  vergl. 
Böhmer  fontes  ?'er.  germ.  1,  425  n7imerkung  4  zu  Jo- 
hanji  von   Victring. 

[1,  177.  Cbeverpcunt  ein.  ortsnamc  icie  Keferloh  {Schmeller 
2,  285)?  oder  gar  gemahnend  an  das  seltsame  ags.  cea- 
forlün  {mi/th.  1e  ausg.  G55),  da  tun  gerade  loie  peunt 
septum,  hortus?     Jacoh  Guimm.J 

1,  314.  uz  einem  Pöltingaere.  das  ist  aus  tuch  von  St. 
Polten,  einer  sehr  alten  Stadt  Osto'reichs  unter  der  Enns. 
sie  liegt  im  viertel  ob  dem  Wiener  loalde  an  der  Trai- 
sen  und  trieb  im  13»  jh.  lebhaften  handel.  auch  sonst 
werden  ösferreichische  tücher  in  Jener  zeit  genannt,  so 
bei  Neidhart  29,  2,  6  Ben.  si  truogen  beide  rocke  nach 
dem  hovesite  Osterricbes  tuocbes.  den  bürgern  St.  Pöl- 
tens  aber  gestattet  eine  Urkunde  könig  Ottackers  vo?n 
18/^  apj'il  1259  die  einfuhr  gefärbter  tücher  nach  fVieri 
{monumenta  Boica  29'',  138).  flandrische  tücher  erscheinen 
bei  Helbling  2,  77    und  zwar  griien   brun    rot   von  Jent. 

1,  444.  die  Beier  dicke  habent  genomen  in  Osterrich  der 
herren  guot.  schon  der  umstand  daj's  Osterreich  ob  der 
Enns  bis  1156  zu  Baiern  zählte,  datin  die  auch  noch 
später  gröstentheils  durch  Schenkung  den  bairischen  Stif- 
tern Salzburg,  Pafsau,  Regensburg,  Bamberg,  Freising 
u.  s.  w.  unterthänigen  zahlreichen  besitzungen  im  inne- 
ren des  landes  musten  dem  einflufsc  des  nachbarstaates, 
besonders  in  früheren  zeiten,  bedeutenden  Vorschub  lei- 
sten. Pafsau  stand  aufserdem  durch  sein  diöcesanverhält- 
nis  in  bedeutendem  übergewichte,  und  es  begreift  sich  dafs 
der  zahlreiche  niedere  adel  des  grofseren  mutterlandes 
durch  lehe?isnahme,  vogteien,  erbpachl  und  sonstige  dienst- 
verhältnisse  diesen  ihm  günstigen  einßufs  zu  nützen  loohl 
wird  verstanden  haben,  in  den  österreichischen  Urkun- 
den jener  zeit  erscheinen  dem  entsprechend  allenthalben 
bairische  edle  in  dienstverhältnissen  zu  den  geistlichen 
körper schuften  und  den  herren  des  landes.  der  dichter 
rügt  diesen  einßufs  von  seinem  Standpunkte  aus,  als  die 


Zr  SEIFHIED  IIELBLING  I  253 

freie   entwich elung   des   nationalcliarak(e7's   hemmend,   so 
wie  später 

1,472.  ez  ist  nilit  unbilluli,  rilit  wir  ims  nacli  den  Swaben 
jenen  des  schwäbischen  adels,  der  am  ho/c  Albrechts  des  1«, 
besonders  in  der  ersten  zeit  nach  dessen  ankunfl  in  Oster- 
reich und  nach  dessen  ernennung  zum  herzog  (1  juni 
1283;  Ph.  Lambacher  österreichisches  interregnum.  Jfien 
1773.  a/ihang  s.  191))  auf  hosten  des  heimischen  sich 
platz  zu  machen  suchte. 

1,  564.  sani  da  der  lierzoge  ein  her  gebiulel.  der  Sammel- 
platz des  heeres,  das  hier  ohne  zweifei  gemeint  ist,  war 
die  ebene  um  Traiskirchen,  zwei  stunden  südlich  von 
Wien,  auf  welcher  herzog  Albrecht  am  25/^  april  1289 
(sant  31arcbstac  Otlack.  sp.  267*')  fnit  ^fünfzehn tausejid 
mann  gegen  den  grafen  Yban  von  Güssing  auszog  (ve?'gl. 
St.  Itätona  hist.  critica  Hungariae,  stirpis  Arpadianae. 
Budae  1782.  7,  986  Jf.).  den  verlauf  des  feldzugs 
erzählt  Ottacker  sp.  267'' Äw  281''  ausfuhrlich  und  leben- 
dig wie  immer,  aber  auch  er,  wie  Seifried,  unten  1,822 
bis  829,  vergl.  1,  894  ,ff.,  vnterläfst  nicht  sp.  275" 
deji  heimzug  der  edlen  hehlen  zu  schnitt  feldbestellung 
und  iceinlese  zu  rügen,  in  seiner  iveise  ernst  tadelnd  wo 
Seifried  spottend  geifselt. 

1,  569.  daz  hie  dishalp  Tuonouwc  lil.  der  z eile  1,  167  ent- 
sprechend ist  auch  hier  die  gegend  ze  walde  und  um 
Ragz  gemeint,  etwa  eine  stunde  südöstlich  ßiefst  näm- 
lich die  Pulka  von  tvesten  nach  osten,  und  diese  richtung 
nimmt  auch  nothwendig  das  heer  der  aufgebotenen  aus 
der  traldgegend,  also  eneben  an  der  Pulka  572,  bis  etwa 
zum  uralten  markte  Pulkau,  damals  zur  grafschaft  Ilar- 
deck  gehörig,  wo  sich  die  strafse  südwärts  der  Schmi- 
da  zuwendet,  diese  um  Röschitz  erreicht  7ind  bis  zu  ih- 
rer mündung  in  die  Donau  in  der  nähe  des  z.  4,  496. 
7,  151  u.  s.  tc.  anscheinenden  uralten  Trübensee  oberhalb 
Stockerau  nicht  wieder  verläfst,  also  ze  tal  an  der  Smi- 
da  573.  vergl.  4,  217/. 

Die  z.  574  genannte  Teie  d.  i.  die  Thaya  bildet  die 
gränze  Österreichs  gegen  Mähren,  ßiefst  vo?i  west  nach 
ost  und  wer  von  ihr  oder  aus  der  grafschaft  Hardeck  der 


254  ZU  SEIFRIED  HELBLING  I 

Donau  zu  will  mujs  nothwcndig  südwärts  ziehen,  dahei- 
die  ab  her  von  <lcr  Teic  variil  x-.  574.  der  richtung  des 
Kamps  wird  aber  folgen  wer  von  der  Lüesnilz,  jetzt 
Lainsitz,  Leisnits,  zuweilen  Luschnitz  genannt  {vergl. 
rationarium  Stiriae  bei  Rauch  Script,  rcr.  austr.  2,  207, 
die  Urkunde  von  \  185,  /'ern er  das  chronicon  antiquuni  de 
finibus  Austriae,  ebenda  1,  246,  die  kirchl.  topographic 
Österreichs  16,  4  7i.  s.  w.  sie  erscheint  noch  öfters  bei 
Helbling,  so  4,  209),  an  der  grunze  Böhmens,  aus  dem. 
tcestlichen  theite  des  waldviertels  ost-  und  südwärts  etwa 
über  Zwettel  an  die  Donau  zieht,  an  dieser  selbst  wird 
auch 

1,  677.  Tzenlschin  der  Valwe  tim^d  irgend  einen  bestimm- 
ten. Jetzt  nicht  zu  ermittelnden  anführer  der  Humanen 
bezeichnen,  loenn  nicht  an  Matthäus  Csuki  von  Trentschin 
(*f*  1318)  zu  denken  ist,  der  seiner  gewaltthaten  wegen 
im  nahen  Ungarn  so  gefürchtet  war  dafs  noch  heutzutage 
sein  name  daselbst  spricliwörtlich  den  kinderii  wie  bei 
uns  der  des  knechles  Ruprecht  klingt,  über  das  leben 
des  Matthäus  vergl.  F.  Budai  Magyar  orszäg  polgäii 
hislöriäjära  valö  lexicoii,  d  xvi  szdzäd  vegeig.  Grofs- 
ivardein  1804.  8*^.  1,  4SS  Jf.  noch  heute  heifst  eine 
strecke  von  26  meilen  an  der  fVag,  einst  seine  besi- 
tzung,  ' Matthäus  -  land ;  Hormayrs  taschenbuch.  jahrg. 
1820  .V.  62.  1823  .y.  200.  A.  Szirmay  Hungaria  in  pa- 
bolis.  Budw  \M\.  8^  s.  36.  er  hat  1278  die  March- 
feldschlacht  mit  gekämpft,  ivie  man  aus  Ottacker  144'' 
sieht. 

1,  785.  ein  rehter  ineinswüer  des  lantvrides  den  man  swerl. 
der  landfriede  Rudolfs  von  Habsburg,  JVürzburg  am  24« 
märz  1287    (7ieue  sajnmlung  der   reichsabschiede   1,  34),. 
ist  gemeifit. 

1.  797.  daz  urvar  bi  Uzense  zu  suchen  sein,  entweder  in 
der  gegend  um  Stocket^au,  wofür  mir  auch  die  Urkunde 
vom  jähre  1014  in  den  iii^h.  Boic.  28%  450  zu  sprechen 
scheint,  welche  ein  oulcinesseuue  zugleich  mit  Tuln  nennt, 
oder,  wie  Fischer  will  in  der  kirchl.  topographie  15,  236 
und  zwar  in  der  erläuteru7ig  zur  Urkunde  xxxiii  dessel- 
ben bandes  s.  172,    eine   stunde   nördlich   von  Wien  dem 


Zr  SEiriUED  FIELBLING  I  255 

urvar  ze  iNuzdorl",  das  oben  z.  571  erscheint  (eergl.  Jac. 
Grimm  treisllt.  3,  COÜ)  gegenäher,  an  der  slollr  des  heu- 
tigen .ledlersee.  in  der  eben  angejahrten  arhunde,  sie 
ist  vom  'lOn  jiinner  \\\1.  erscheint  auch  zweinia/  das 
Urvar  zc  V  czesse,  nirgends  ist  aber  ein  anhaltspunkt  für 
nähere  örtliche  bestimmung  zu  finden,  eine  Urkunde  des 
k.  k.  geh.  hausarchirs  zu  ffl'en  dat.  ff^ien  12  mai  14(57, 
in  welcher  der  prior  des  Augustinerklosters  daselbst  sei- 
nem stifte  zehent  und  bergreehte  zu  Grofs  -  Enzersdorf 
iXolendotf  im  lirotendor/'er  fekU  L'rleiusdurf,  Uczcssee 
und  lii/iglinssee  reversiert,  weist  in  dieselbe  gegend.  die 
im  alten  PaJ'sauer  salbuche,  mon.  lioic.  28'',  478  neben 
Uczcssee  aufgeführten  ürtliehkeiten  seheinen  für  Jedler- 
jiee  zu  sprechen. 

.  798.  ist  ir  rohlcr  klai^bonm.  das  heifsl  der  Sammelplatz 
all  dieser  auswürftinge,  wie  der  klogbaum.  zu  trien  der 
sammelj>latz  für  alle  'sundcrsiechen  oder  aussätzigen, 
man  vergl.  die  deutsche  sliftungsurkunde  dieses  erst  126C 
gegründeten  versorgungshauses  in  Hormatjrs gesch.  JViens. 
\r  Jahrg.  bd.  5  urkundcnbuch  s.  vn  nrk.  cxxix.  unter 
dem  bäume  der  klage,  dacz  dem  CJiigpawm,  wird  man  sieh 
wohl  ein  kreuz  mit  den  beiden  klagenden  frauen  vorzu- 
stellen haben,  und  würklich  zeigt  das  alte  sieget  des  hau- 
ses  mit  der  Umschrift  S.  DOAII.XAIiVM  IN  CIILAGPAVM  ei,/ 
grofscs  kreuz,  über  dessen  beiden  armen  sonne  und  ?no?id. 
unter  denselben  aber  zwei  vögel  (tauben?)  erscheinen, 
der  bäum  der  erkenntnis  und  des  lebens  aus  genesis  2,  1> 
(ligiuim  vitae)  auf  das  kreuz  des  erlösers  übertragcTi  mag 
den  ausdruck  vermittelt  liaben,  7/nd  schon  Otfried  5,  1,  lU 
und  21  wechselt  mit  krüzi  und  houm.  in  einer  Urkunde 
des  Stifters  vom  2bn  nov.  1267,  mon.  Boic.  29'',  468  ur- 
kunde  xcii,  heifst  das  sundersieehenhaus  zum  klagbaum 
befremdend  in  honore  sancli  lol)  ad  marlyreS  nominatuni. 
und  ich  weifs  diesen  namen  mit  dem  otjigen  nicht  zu  ver- 
einigen, jedoch  scheint  mir  die  benennung  datz  dem  chlag- 
paum  mehr  der  örtlichen  läge  und  gangbaren  bezcich- 
nungsart  derselben  entnommen,  während  s.  lob  ad  niar- 
lyres  fuehr  de?i  eigentlich  kirchlichen  namen  der  Stiftung 


256  Zn  SEIFRIED  HELBLIiNCw  1.  II 

enthalten  dürfte,  daß  der  hlagbaum  übrigens  der  Sam- 
melplatz- für  alle  aussätzigen  war,  selbst  für  solche  wel- 
che fTien  nur  durchreisend  berührten,  sieht  man  ans  der 
folgenden  bestimmung  der  eben  angeßlhrtcn  Urkunde 
(s.  478)  insuper  per  ipsorum  (der  nionialium  ad  s.  lob) 
procuralores  de  liiis  frequenler  tencndo  scruliiiiiini,  quos 
eiusdem  lepre  morbus  cruciat  et  casligat,  eosdem  ubiquc 
suffragio  mei  successoris  iudicisque  civium  auxilio  inuo- 
cato  a  ciuilalc  wiennensi  et  villis  in  terniinis  parrochie 
constitutis  poslulent  cici  et  excludi,  ne  quis  ipsorum  con- 
tagio  infici  possit  uel  offendi.  Iiospiles  aulem  leprosos 
uadecunque  et  quandocunque  de  aliis  parlibus  venieutes 
in  Signum  humanitatis  et  compassionis  sepedicti  mei  in- 
firmi  per  tres  dies  secum  teneant  ut  requiescant,  et  iidem 
hiis  transactis  ullerius  tunc  procedant. 

1,  1046.  lies  gemerf. 

[1,  1315.  lies  creden,  glauben,  der  crede,  ags.  se  crfida. 
Jacob  Grimm.] 

2,  18.  dann  ab  dem  Nuzzberge.  der  Nnfsbcrg  zieht  sich 
von  dem  oben  erwähnten  urvar  ze  Nuzdorf  nordwestlich 
zu  den  höhen  des  Kaiengebirges  hinan  und  ist  noch  jetzt 
seines  weines  wegen  im  lande  berühmt. 

2,  70.  dö  man  dem  lant  sin  reht  maz.  vergl.  2,652.  8,876. 

[2,  94.  sin  understreu  ka?m  richtig  sein,  nu  bedünkent  si 
sich  vri,  nu  muoz  ich  sin  ir  underströu  MSHag.  3, 195*. 
ich  hatte  an  der  swine  understreu  gedacht;  —  er  wirt 
gekapfct  an  als  er  si  ein  wilder  man  und  muoz  sin  der 
ganzen  (der  hengste)  underströu  MSHag.  3,  283''.  Haupt.  | 

2,  338.  ze  Wiene  an  dem  graben,  da  ist  manger  handc 
veil.  duo  hospicia  an  dem  graben  und  in  fossato,  dies 
zweite  mahl  zwischen  dem  Petersplatze  und  der  heutigen 
Breuner.strafse,  heij'st  es  in  den  beiden  grundbuchsaus- 
zügen  des  Schottenklosters  zu  IVien,  dem  ersten  vom 
jähre  1314,  dem  zweiten  von  1398,  in  Hormayrs  gesch. 
Wiens  \r  Jahrg.  \r  bd  s.  ui  7ind  lvi  urk.  xx  und  xxi. 
diese  beiden  anjührungen,  vergleicht  man  ihre  Umgebung, 
gestatten  den  schlufs  daß  der  markt  an  dem  graben  an  der 
stelle  des  noch  jetzt  so  genannten  plalzes  zu  suchen  sei. 


zu  SEIFRIED  IIELBLLNG  II  257 

2,  343.  an  der  Schotten  liove.  der  ^t^undriß  Augustin  Hirsch- 
vogets  vom  Ja/irc  1547  zeigt  im  inneren  der  engen  atadl 
zwei  platze  unter  dem  namen  rojsmarkt.  den  einen  an 
der  süd'ostlivhe/i  fortsetzung  des  heutigen  Lob/cowitz- 
plülzes,  den  zweiten  mit  der  bczcichnung  am  allen  llos- 
niarckl  an  der  stelle  des  heutigen  Stockimeisenplatzes. 
hier  lernen  wir  einen  dritten  kennen,  der,  wie  die  Urkunde 
d.  }Vien  7  juli  1303  in  Horma//rs  gesch.  ff^iens  \r  jahrg. 
2/'  bd  urkundenbuch  s.  lxv  «°  lxiv  lehrt,  in  der  heutigen 
Renngafse  zu  suchen  ist.  denn  dort  und  zwar  an  der 
stelle  des  kaiserlichen  Zeughauses  lag  das  dem  erzbisthu- 
nie  Salzburg  verkaufte  haus  ouf  dein  rosmarclite  zeWic- 
nen  daz  da  leit  hinter  vnserm  (des  Schottenklosters)  gar- 
ten von  dem  die  oben  angeßihrtc  Urkunde  spricht,  vergl. 
Hormaijr  \r  jahrg.  2röds.67*. 

2,  443.  von  Haslou  ineister  Kuonrut.  schwerlich  ist  hier 
herr  Konrad  von  Haslau  gemeint  der  urkundlich  1268 
ej'scheint  und  dessen  söhne  Seifried,  Otto  und  Ulrich  ihn 
1301  bereits  todt  nennen  (sieh  F.  Ii.  IViJ's grill  Schau- 
platz des  landsiifsigen  ?iieder-öster.  adels.  }Vien  1800. 
4,  198),  iveil  derselbe  sonst,  als  einem  der  edelsten 
geschlechter  des  landes  angehörig,  dessen  glieder  noch 
lebten  und  in  hohen  würden  standen,  gewiss  mit  dem  sei- 
nem stände  gebührenden  her  wäre  erwähnt  worde?i,  son- 
dern wahrscheinlich  irgend  ein  zu  Haslau  in  Osterreicli, 
im  viertel  unterm  Wiener  wald  an  der  Leitha,  gebor?ier 
dichter,  dessen  werke,  vielleicht  auch  satirischeti  Inhalts, 
uns  leider  verlor eii  scheinen,  schon  F.  }V.  JV eiskern 
topographie  von  Niederösterreich.  IVien  1769.  1,  242 
bemerkte  dies,  aber  auch  er,  wie  fFurmbrand,  Rauch  und 
und  uTidere  nach  ihnen  bis  auf  herrn  von  der  Hagen 
MS.  4,374  noteG,  spincht  von  einem  Ronrad  von  Haslau, 
der  schon  hundertjährig  Österreichs  hanner  in  der  March- 
feldschlacht  1278  geführt  haben  soll,  ohne  zu  bemerken 
dafs  der  alt  Ilaslouvvwre,  von  dem  dies  gilt,  nicht  Kon- 
rad  sondern  Otto  hiefs,  wie  aus  Ottacker  72''  längst  zu 
entnehmen  war.  meister  Konrad  scheint  übrigens  nach 
2,  447  und  448  zur  zeit  unseres  gedicktes  würklich  nicht 
Z.  F.  D.  A.    IV.  17 


•258  ZU  SEIFRIED  IIELBLING  II 

mehr  am  Ivben,  auch  2,699  bis  7 dl  Jährt  auf  die  spur 
eines  jetzt  wahrscheinlick  ver/ore/te/i  üsterrei':hische/i  dich- 
fers,  ire/ui  sich  nicht  etwa  unter  den  uns  noch  erhaltenen 
leider  zerstreuten  wer/icn  des  StricA'ers  ein  solches  ge- 
dieht noch  findet. 

[2,  515.  lies  rcliler  vraslimiude  ein  liase.  vergl.  vrastnuinl 
secretum   G raff  2,813.     J.  Giumm.] 

2,  520  bis  546.  diese  ganze  stelle  bezieht  sich  ohne  zweifei 
auf  Haug  den  TauJ'erser.  vergl.  2,  574  bis  609  und 
zu  5,  41. 

2,  652.  bi  einem  Liupolt  ez  gestliach.  es  scheint  ein  mü- 
fsiges  geschäfl  unter  den  .ipdteren  Leopolden  des  babe?i- 
bcrgischen  Stammes  {an  die  früheren  ist  nicfit  zu  denken) 
jetzt  mit  unseren  schwachen  hilfsmitteln  einen  bestimmten 
als  träger  des  hier  erzählte?i  zu  bezeiclinen,  oder  mit  an- 
dern Worten,  ?nehr  wifsen  zu  wollen  als  unser  dichter 
selbst,  der  gewiss  nicht  ohne  grund  liier  den  unbestimm- 
ten artikel  gebraucht,  die  stelle  .sagt  soinit  nicht  inehr 
als  dofs  schon  zu  zeiten  der  Babenberger  nach  Jierkömm- 
lichejn  rechte  jdhrlich  drei  landtage  gelialtcn  xourden  und 
ztcar  zu  Neubursc  Tu  In  und  Mautern,  die  damals  nach 
JVien  die  drei  grbsten  städte  Osterreicfis  unter  der  Enns 
waren,  alle  drei  am  haupt ströme,  der  Donau,  gelegen, 
vergl.  4,  199.  da  dieser  landesbrauch  Jahrhunderte  durch 
in  Übung  blieb,  so  liifst  sich  aus  dem  umstände  dafs  auch 
in  dem  zuerst  von  J.  P.  Ludewig  reliquiae  manuscripto- 
rum.  Frft.  1722.  4,  3,  darnach  von  H.  Ch.  von  Sen- 
ckenberg  visiones  diversae.  Lips.  1765.  *.  213  herausge- 
gebenen sogenannten  österreichischen  landrechte  dieselben 
orte  für  die  jährlichen  landtage  erscheineii  liein  sicherer 
Schlafs  zu  genauerer  Zeitbestimmung  jenes  rechtsbuches 
ziehen,  um  so  weniger  als  unsere  stelle  selbst  höchst  un- 
bestimmt .sich  ausdrückt,  übrigens  ist  zu  vergleiche?i  was 
unten  8,  874  bis  888  folgt. 

2,  697.  iz  kostent  mangen  pfenninc  ze  Wienne  diu  hoftci- 
dinc.  die  einführung  dieser  hofgerichtstage  an  der  stelle 
der  alten  landtage  und  die  aufhebung  der  landrihtaere, 
welche  die  übrige  zeit  des  jahres  hindurcfi  das  gerichts- 
verfafiren  der  sonst  freien  gemeinden  schonend  überwach- 


zu  SEIFRIED  IIELBi^IiNG  II  259 

ten,  ja  fast  fiur  bei  fi/iwcfidu/ig-  des  peinlichen  rechtes 
als  gewallboten  des  landesfürsteti  die  rechtliche  form  zu 
geben  hatten,  fällt  höchst  wahrscheinlich  in  die  zeit 
Ottachers  von  Böhmen,  der  überhaupt  für  maschinenar- 
tiges cenlralisieren  wie  für  gewohntes  allein-  und  viel- 
regieren Vorliebe  hatte.  daher  verlangt  unser  dichter 
wiederholt  die  Wiedereinführung  der  alten  landrichter  und 
so  mittelbar  der  landtage  2,  129.  2,  756.  2,  1038,  auf 
denen  der  arme  leichter  zu  seinem  rechte  gelangte  als 
auf  den  entfernten  hoftagen,  die  dem  einjlufse  der  mäch- 
tigen zu  nahe  lagen,  kurz  die  frühere  unbeschränktere 
Stellung  der  gemeinden,  diese  klagen  waren  ebenso  tief- 
gefühlt und  weitverbreitet  wie  die  von  2,  767  bis  858, 
besonders  810  und  820  folgenden,  die  sich  noch  spät 
in  der  beabsichtigten  Vereinigung  des  geistlichen  und  welt- 
lichen Oberhauptes  der  Christenheit  in  einer  pe?'son,  in 
Maximilia?is  des  In  kühnem  plane,  als  fortdaucrjid  kund 
geben,     vergl.  unten  8,  966. 

2,  830.  pliu  iuch,  ir  cardenal  an  bäbsl !  die  sedisvacanz 
zwische?i  Nicolaus  dem  4n  und  Cölestin  dem  5n,  durch  volle 
zwei  Jahre  und  drei  monate,  vom  An  april  1292  bis  5/t 
j'uli  1294  während,  ist  gemeint,     vergl.  2,  874. 

2,  867.  zwiu  sol  ein  roemisch  küuec  erweit  der  ze  Swaben 
Pfenninge  zeit?  seit  dem  Juni  1281  war  Rudolf  nicht  wie- 
der nach  Osterreich  gekommen  und  den  gleich  darauf 
folgenden  Vorwurf  der  begreiflich  auch  auf  könig  Adolf 
von  den  zeitgenofsen  übertragen  ward,  macht  Rudolfen 
und  seinem  söhne  auch  Dante  purg.  6,  97,  o  Alberto 
Tedesco,  cli'  abbandoni  oostei  {Italien  ist  gemeint)  eh'  e 
fatta  indoinila   e  selvaggia   e  dovresli  inforcar  li  suoi  ar- 

cioni oh'  avete  tu  e'l  luo  padre  solferto  per  cupi- 

digia  di  costa  distretli,  che  '1  giardin  dello  'mperio  sia  di- 
serlo.     vergl.  purg.  7,  91. 

2,  929.  da  ze  Lilenvelde,  einejyi  noch  bestehenden  Cister- 
cienserstiffe  Ostei^reichs  unter  der  Enns,  im  sept.  1206 
gegründet  durch  den  vorletzten  Babenberger  Leopold  den  In . 

2,  1048.  als  dem  guoten  künecrich  Ungerlant  ist  geschehen. 
schon  1209  den  20«  mai  schrieb  pabst  Nicolaus  der  4e 
klagend  über   die  Verwirrung   in  Ungarn   als   durch  die 

17* 


260  ZU  SEIFRIED  IIELBLING  II.  III 

einfalle  der  Tarlare/i,  die  niederlafsung  der  ketzerischert 
Nogai/ei',  kurz-  durch  die  scJuvache  i'egiert(?)g  des  tnimiin- 
digen  Ladislaus  des  hn  herheigeßihri.  Od.  Raynaldus 
antinl.  ecclesiast.  unde  einsdeni  regni  mullimode  lurbalo  re- 
giniine  eccicsiarum  iura  cl  aliorum  piornm  locoram  temere 
usurpanlur  ac  hoiia  fidclium  iii  regno  ipso  niullis  direptio- 
nibus  ac  vaslalionibus  cxponiuüur  cl  überlas  ccclesiastica 
oonculcalur:  ex  iis  aiiimaruin  deploranda  pericula  et  hor- 
renda  conlingunt  excidia  personarum:  mulliplicalis  in  regno 
ipso  dissidiis  alia  noii  facile  numeranda  discriinina  subse- 
quuntur.  ?mch  der  ermordung  des  jimgen  königs  aber, 
10  juli  1290,  als  könig  Rudolf  dies  reich  als  ein  heirti- 
gejallenes  lehen  bald  seinem  söhne  Albrecht  dem  In  (Ur- 
kunde d.  31  august  1290  bei  F.  Kurz  Osterreich  unter 
Ottocar  und  Albrecht  2,  203  n'^.  xvii  und  xviii),  bald, 
wie  es  hiej's  (man  sehe  den  brief  an  den  bischof  von  Re- 
gensburg  bei  B.  Pez,  thesaurus  6,  2,  204")  zur  hälftc 
dem  könig  von  Böhmen  verlieh,  vo?i  anderer  seite  her 
Karl  der  2e  V07i  Anjou  für  seinen  söhn  Karl  Martell  an- 
spräche erhob.  Ja  im  inneren  des  reiches  selbst  ein  aben- 
teurcr,  vielleicht  maschine  irgend  einer  selbstsüchtigen 
parteiy  sich  für  Andreas,  des  verstorbenen  königs  bruder, 
ausgab  und  so  die  Spaltungen  unter  den  grofsen  des  rei- 
ches sich  nur  noch  steigerten,  bald  hier  hin  bald  dort- 
hin die  wage  schwankte,  da  muste  der  neu  erwählte  kö- 
nig Andreas  der  3c  dem  fernen  bcobachter  verloreti  schei- 
nen und  der  dichter  konnte  allerdings  erbittert  meinen^ 
aller  Ungern  treue  wiege  so  leicht  dafs  ein  kind  von  ei- 
nem jähre  sie  zu  tragen  vermöchte. 

[2,  1247/.  dit  :  ungebit.    vergl.  dien  8,  330. 

2,  1264.  unverketen  (unfarquetan).  Wortspiel  zu  ketten- 
handschuh.     vergl.  8,  445. 

2,  1266.  daz  ist  mier  (liep  oder  endanc  wie  3,  263).  die 
ellipse  etwa  schon  gr.   4,  953. 

2,  1479.   doch  nicht  brisschuocb  ?     J.   Grimm.] 

3,  35.  als  eim  weleloufare.  diese  stelle  läfst  schlief sen  dafs 
das  'renne7i  zu  ei?iem  Scharlach'  nicht  erst,  loie  man  an- 
nimmt, neunzig  jähre  später  unter  Albrecht  dem  Zn  1382 
ist  eingeführt  worden,  sondern  schon  zur  zeit  Albrechts 


zu  SHIFIUED  IIELBLLNG   III  261 

des  \fi  in  iihnng  xoai\  weil  sn/tst  ein  solcher  oei gleich 
UNpassend  schiene,  eergl.  ./.  E.  Schlagers  ff^iener  skiz- 
zen  ff/is  dem  mitlelalter.    JUen  1835.    1,1. 

3,  63.   lies  lecke. 

[3,  70.  f^ist  von  jescn.  der  wiii  j;,"ejas  (gnhr)  in  IhidolJ's 
wellchronik.  über  \e.scn  lieders.  1,434.  auch  steht  '3,  7(j 
jescn. 

3,  73.   gis  richtig,  nicht  gisl.     J.   Grimm.] 

3,  217.  nach  dem  Swanvelde.  Lachmann  zu  den  Nibcl. 
1465,  1.  der  betrügerische  Erasmus  St/'lla  bei  Menken 
Script,  rer.  german.  3,  2041  und  Spangenbergs  mans- 
Jeldische  cJtronik.  Eisleben  1572.  s.  12''  bezeichnen  die  ge- 
gend  um  Zwickau,  damals  zur  markgraf schuft  MeiJ'sen 
gehörig,  die  SwanveldaTC  erscheinen  übrigens  bei  Haug 
von  Trimberg  im  rcmicr,  z.  22256  der  Bavibergcr  aus- 
gäbe, als  Franken. 

3,  227  f.  lies  erkür  :  schür. 

3,  242.  gen  Ungern  geh  wir  altez  gwant.  Friedrichs  des 
letzten  Babenbergers  wassermautslariff  ßir  Haimburg, 
Rauch  Script,  rer.  austr.  1,  208,  spricht  ebenfalls  von 
diesem  kandelsziveigc.  es  keifst  daselbst  swaz  ein  menl- 
ler  füert  altes  gewandes  gen  Ungern,  der  inner  landes  ge- 
sezzen  ist,  der  git  niur  2  pfenninc.  ein  gast  von  eini 
uiuwen  gewant  2  pfenninc,  von  eim  allen  gewant  1  pfen- 
ninc //.  s.  w.  doch  bin  ich  nicht  sicher  ob  hier  unter  al- 
tem gewande  bereits  getragene  kleidungsstücke  (vergl. 
Schmeller  bair.  lob.  4,  101)  zu  verstehen  sind  {denn  wie 
vertrüge  sich  das  mit  der  völlig  verschiedenen  landestracht? 
und  die  nachäjfer,  die  unser  dichter  geiselt,  wareii  doch 
wohl  mffallende  ausnuhmeii)  oder  ob  man  sich  7iicht  viel- 
mehr unter  altem  gewande  bereits  nach  der  landestracht 
verarbeitete  tücher  zum  unterschiede  des  in  stücken  ver- 
führten neuen  gewandes  d.  i.   tuches  zu  denken  habe. 

3,  243.  gßn  Pazzou  lad  wir  gröziu  schef.  die  ausfuhr  von 
getreide  und  wein  nach  Baiern  erwähnt  noch  Friedrichs 
des  schönen  stadtrecht  für  Wien  vom  jähre  1320,  Rauch 
Script,  rer.  austr.  3,  21,  mit  den  Worten  ist  daz  ein  bur- 
gsere  gein  Ungern  farn  wil  oder  gein  Beiern  üf  dem  waz- 
zer,    so  git  er  von  allem  sinem  guot,   swaz   er   füert   an 


262  ZU  SEIFRIED  IIELBLING  III.  IV 

eim  schcffe,  zwen  pfenninj^e,  an  von  getreide  und  von 
wioe  aleine  so  git  er  von  dem  niülle  zw6n  pfenniiige,  iif 
oder  abc,  von  dem  fuoder  wines  sehs  pfenninge,  uf  oder 
abe.  ist  aber  der  win  und  daz  Ircide  im  selben  gewah- 
sen,  so  git  er  nihJ.  noch  in  der  Münchener  polizeiord- 
nuns^  von  1370  kommen  die  ostervaz  7nit  wein  und  ihr 
einfuhr szoll  vor.  Schmellcr  1,  288.  Pez  ihesaur.  2,  210 
hat  einen  brief  Wcrnhcrs  abts  des  klosters  Allaich  in 
Baiern,  gestorben  1317,  an  den  herzog  von  Osterreich 
bewahrt,  worin  er  diesen  ersucht  licet  corpus  monasterii 
uostri  extra  limites  principaliium  vestrorum  exislat,  quia 
tamen  gratiae  vestrae  subiacent  subsidia  vilae  nostrae, 
sub  cuius  doniinio  sita  sunt  quaedam  praedia  de  quibus 
pro  maiori  percepimus  corporalia  nutrimenta,  docli  per  fre- 
quentem  expericnliam  ad  vestram  benignitatem  recurrimus, 
roganles  bumiliter,  qualenus  navem  in  qua  vinum  nostrum 
fuit  deducendum  sculo  proleclionis  solitae  defendatis. 

[3,  304.  in  schan  beweisen  steckt  wohl  neisen,  vergl.  5,43. 
gramm.  1,  183.  der  acc.  folgt;  könnte  scbande  im  gen. 
vorausgehe?i?     J.   Grimm.] 

4,  1.  Hoert  mit  sinnes  kreften  von  den  vier  margräfscheften. 
die  hier  leider  nur  angedeuteten  oder,  was  bei  der  ar- 
mut  unserer  quellen  noch  trostloser  ist,  nur  obenhin  ver- 
höhnten Vorgänge,  des  jahres  1295  sind  bis  jetzt  noch 
nicht  ganz  klar  gemacht,  auch  die  hier  zuerst  veröffent- 
lichte quelle  bisher  unbenutzt,  das  Jahr  selbst  der  ve?'- 
schwörung  schwankt.  Ottacker,  der  auf  mehreren  zwan- 
zig spalten  deri  gang  der  ereigniase  schildert,  572"  bis 
583%  thut  geheim  mit  nennung  der  hauptpersonen,  der 
Herren  wären  vier,  bei  man  sie  halt  genant  micr,  so  en- 
wolt  ich  ir  niht  nennen  572'',  und  setzt  offetibar  ein  fal- 
sches jähr  1297,  den7i  Albrechts  neue  handfeste  als  be- 
lohnung  für  die  treue  der  JViener  ist  schon  vom  \2n  fe- 
bruar  129G,  IJormayr  gesch.  Wiejis  \r  jahrg.  bd  2 
s.  XI  urk.  LV,  des  Kuonringers  treubrnef  aber  vom  2b  juni 
1296,  F.  Kurz  Osterreich  unter  Ottoc.  und  Albrecht  2,  215 
n°.  XXIX,  so  dafs  der  verlauf  der  ganzen  Verschwörung 
nothwendig  ins  jähr  1295  rückt. 

Die  vier  markgrafschaften  scheinen  mir  erßndung  des 


zu  SblirniEÜ  IIELULING  IV  2(53 

dichters,  der  ilainiL  recht  ^rrll  die  si-lbslauclii  der  ver- 
schworenen und  um  leas  siehs  drehte  zeigen  wollte,  so 
viel  sich  aus  llelhlin!:;  und  Oltacker  schliej'sen  liifst  wa- 
ren Liutholt  von  liuonrlnc,  Albrecht  von  üuucheim, 
Heinrich  von  Liechtenstein  und  Huonrat  von  Suminerou 
die  seele  der  Verschwörung  und  sind  jene  vier  dienslinan 

4,  23  die  In  unserem  gedieh te  unter  den  nanieu  Lehsen- 
breht  160  Rädensmer  182  Juslof  226  und  Hennerluch  240 
verkappt  erscheinen,  spätere  quellen,  die  bei  ncnnung 
der  nnmen  nicht  mehr,  wie  die  zeltgenoj'sen  Ottacker  und 
Hclbllng,  beengt  waren,  bestätigen  die  annähme  der  oben 
genannten  vier  mlnlsterlalen,  die  Im  lande  reich  begütert 
und  den  ältesten  einheimischen  geschlechtern  angehörig 
alles  aufboten  um  dem  eingedrungenen  fremden  adel  ge- 
genüber Ihre  verlorc7ien  rechte  wieder  geltend  zu  machen, 
an  denen  Albrecht  und  vor  ihm  schon  Ottacker  scho- 
nungslos rüttelten,     vergl.    4,   719    bis   742.     selbst  die 

feinde  ihres  Vaterlandes,  könlg  Adolf  Ottacker  583% 
könlg  Wenzel,  Ottacker  fi7?>^\  der  graf  von  Güsslng,  Ott. 
579',  wurden  in  bewegung  gesetzt  ntn  das  ziel  zu  errei- 
chen, das  sie  an  der  festigkell  Albrechts,  vergl.  4,310, 
scheiternd  dennoch  verfehlten,  unser  dichter  macht  Ihnen 
aufser  dem  melnelde,  von  seinem  Standpunkte  aus,  noch 
den  vorwarf  der  beabsichtigten  Unterdrückung  des  ritler- 
standes.     man  sehe  4,  46  bis  74,  759  bis  783. 

4,  10.  dem  knelite  ich  urloup  hau  gegeben,  die  zeile  lehrt 
dafs  diesem  gedichte  ursprünglich  das  mit  ix  bezeichnete 
vorausgleng. 

4,  164.  Niunburc  und  TuUeii.  Kloster -Neuburg  an  der  Do- 
flau,  drei  stunden  nordwestlich  von  ßflen  ist  gemeint;  da- 
gegen unten  4,  237   Korn -Neuburg. 

4,  166.  daz  Tuluer  velt.     auch   bei  Neidharl  18,  4,  3.    20, 

5,  8.  21,  7,  1  erscheinend,  die  fruchtbare  ebene  rings  um 
die  Stadt   Tuln,    helfst  bis   zur  stunde  noch  dos   Tulncr- 

feld  oder  der   Tulnerboden. 
4,  166.  daz  laut  der  vorsl.     das  coiuma  ist  zu  tilgen,     die 

graf  schaß   Pellsteln  ist  geineint  wie  man  aus  6,  161   bis 
166  sieht,     vergl.  die  anw*'rkung   zu  dieser  stelle. 
4,  167.   daz  Ibser  vell.   die  gegond  um  Ibs,  eine  stunde  ober- 


264  ZU  SEIFRIED  IIELBLING  IV 

halb  des  alten  Becheldren  an  der  Donau,  der  in  der  näch- 
sten zci'lc  erscheinende  Strenberc,  Jetzt  Strengberg,  liegt 
vier  stunden  westlicher,  zwei  stunden  von  Eims. 
4,  199.  Krems  und  Stein,     die  beiden  städte  mit  dei'  eben- 
falls uralten    schwesterstadt  MiltArn,  jetzt  Mautern,  ge- 
genüber,   liegen    am   eingange   der  gleich   unten   z.  201 
genannten  Wachouwe,    dem   gla?izpunkte  der   herrlichen 
Donau  fahrt  von   Linz  nach   IVien.    heutzutage   versteht 
man    u?iter   der  Jf^achaue    die  ganze  strecke  von  Krems 
aufwärts  bis  Melk,  dem  alten  3Iedeliche.     über  die  alten 
gränzen  des  bezirkes  vergl.  die  Urkunde  könig  Ludwigs 
vom  6n  october  830  in  den  mon.  Boic.  31,  58. 
4,  206.  daz  Machlant.    ehemals  ein  theil  des  späteren  Mach- 
landviertels Osten^eichs  ob  der  E?ms,   welches  jetzt  unter 
.   dem  namen  des  unteren  Mühlviertels  hekanjit  ist.  die  al- 
ten gränzen  dieses  bezirkes  sind  jetzt  schwer  zu  ermit- 
■  ieln.    vergl.  F.  Kurz  beitrage  zur  geschichte  des  lajides 
Osterreich  ob  der  Enns.    Linz   1805.    3,  367.    Hormayr 
herzog  Luitpolt  .y.  51   imd  52.    das  gebiet  um  Freistadt, 
die  Rietmarc  üfvür  die  Vrinstat  an  daz  Bßheimisch,  sowie 
.   das  Machland  zählten   schon   zur   alten  markgrafschaft 
gegen  Böhmen,  die  Riedmark  finde  ich  erwähnt  in  einer 
Urkunde  markgraf  Leopolds  des  heiligen  vom  ^juni  1115 
in  ridmarcha  uel  in  omnibus  locis  mei  regiminis  trans  da- 
nubium  positis.  F.  Kurz  Osterreich  unter  Albrecht  dem  4n. 
Linz  1830.    2,  453.    vergl.    über   die  Verhältnisse  dieser 
alte?i  gränzmark  die  abhandlung  von  Kurz  in  seinen  bei- 
tragen  zur  geschichte    Österreichs    ob    der  Enns.    Linz 
1805.  bdk,  492  —  522,  besonders  ^ö^Z  jf.,  dann  Hormayr 
herzog  Luitpolt  s.  52. 
4,  209.  der  Liiesnilz  nach  gßn  Gmünde.  so  ist  zu  lesen  für 
dem.  die  Lüesnitz  entspringt  an  der  böhmischen  gränze 
hinter  Gmfs-Bertholds  und  fiiefst  an  IVeitra  vorüber  ge- 
gen Gmünd,  einem  kleinen  Städtchen  an  der  cinmündung 
des  Braunaubachos   {vergl.  JV.  C.  W.  Blumenbach  neue- 
ste landeskunde  von  Österreich.   G uns  1834.   1,  115),    von 
wo  sie  sich  nordwä?'ts   nach  Böhmen  wendet,    dj^ei  stun- 
den  nördlich    von    Gmünd  liegt  das  Städtchen  Litschau 
rings  von  dichtem  walde  umgeben.  4,  211. 


zu  SEIFIIIKÜ  HELBLiiNG  IV  265 

/i,  216.  (laz  Piuchricli.  die  sorgend  um  St.  Bcriihurt  bd  Hörn 
im  vicrlvl  ob  dem  Manliartsbergc,  wie  man  aus  dem  sal- 
buche  /.Wedels  bei  Link  annales  c/arara/ienses  1,  389" 
sie/if.  abt  Ebro,  -J-  1305.  bezeiehnet  daselbst  die  fegend 
also  ad  sanclmn  Hernliardiim  in  dislriclu  Peuclircich  utique 
infraPolan,  d.  i.  ^iltpiilla  zwei  stunden  westlich  von  Hörn, 
vergl.  das  unserm  Helbling  gleichzeitige  deutsche  gedieht 
bei  Pes  Script,  rer.  austr.  2,  289  u.  295.  in  dem  Piucricli 
daz  gescliach,  da  vliuzet  der  Tefrenbach  d.  i.  die  Tajf'a 
an  einer  slal  diu  liiez  ze  Kruoc;  alda  sie  gmacbes  gwun- 
uen  gnuoc  //.  s.  w. ;  Jerner  dar  nach  wart  der  nainc  Kruoc 
verkerel  jnil  solher  vuoc :  von  Pazzou  biscliof  ßcrnhart 
hiez  künden  allen  dise  genäd,  swer  Kruoc  sanl  IJernbarl 
nant,  dem  gieng  her  abe  zeliant  siner  sünden  zehen  tac. 
vergl.  übrigens  A.  Buchner  gesch.  von  Bayern.  München 
1826.  4,  204*. 

[4,  233  scheint  mir  klar,  vergl.  315.     J.   Grimm.] 

4,  237.  3Iarohek  unde  La.  ersteres  eine  stunde  nördlich  ober 
dem  einßufse  des  die  grunze  gegen  Ungern  bildenden 
MarckJIuJses  in  die  Donau,  nordwestlich  von  dieser  Stadt 
ergiefst  sieh  die  von  der  grunze  Mährens  und  Österreichs 
kommende  Tha>/a  nach  zahllosen  krümmungen  in  dieMarch. 
üf  bi  derTey  4,  238.  an  dieser  liegt  auch  die  uralte  stadt 
Laa,  oft  in  der  zweiten  hälfte  von  Enenkels  fdrstcnbuch 
erscheinend . 

4,  239.  von  der  Tuonouwe  an  den  Schetsch.  über  den  berg 
Scketsch,  jetzt  Saß  genannt,  um  Göjfritz  im  viertel  ob 
dem  Manhartsberg  vergl.  Blumenbach  neueste  landes- 
kundc  1,  146.  ferner  Enenkels  fürstenbuch  (Megisers 
ausgäbe.  Linz  1618)  s.  8.  7non.  ßoic.  29^,  312. 

4,  308.  lies  scbiz.  so  auch  5,  83. 

4,  327.  hie  üf  dem  Trünvelde.     die  ebenen  um  den   Traun- 

flufs,  jetzt  zum    theile  'die  f Felser  heide'    genannt,  bis 

Lambach,    in    einer    Urkunde    Gleinks    vom   jähre  1088 

bereits  unter  diesem  namen  anscheinend,    mon.  Boic.  29^", 

43.    Kurz  beitrüge  3,  295. 

4,  496.  Trebens^.  vier  stunden  nordwestlich  von  fVien  ?iahe 
an  der  Donau  der  uralten  stadt  Tuln  gegenüber  unweit 


266  ZU  SEIFIUED  HELBLING  IV.  V 

der  miindung  der  ScJnnida  in  die  Donau,  von  diesem 
landtago  spricht  auch  Ollacker  575".  der  ort  erscheifit 
übrigens  schon  seit  dem  neunten  Jh.  in  Urkunden  Passaus 
als  Trebinsec,  Trebinse.  mon.  Boic.  30%  382.  31,  338  u. 
340.  vergl.  unten  7,  151. 
[4,  548.  vezzät  clunis,  vergl.  ßanz.   fesse,  auch  Schmeller 

1,580. 
4,  599.   euebeii  zun?  ennent  ziin?     J.   Giumm.] 
4,  606.   des  wart  ein  tac  für  geiiomen.  diesen  tag  beschreibt 
Ottacker  574". 

4,  854.  lierzog  Fridericli.  Friederich  der  streitbare,  der  letzte 
Babenberger,  ist  gemeint,  vergl.  Lirich  von  Lichtenstein 
529,  29/". 

5,  7.    daz  ir  vier  jiir  ab    uiir  nämt  die  iwern  uar.     Rudolf 
verweilte  vom  beginne  des  octobers  1276  bis  anfangs  juni 
1281    in    Osterreich.  (Böhmers  regesteii  4259  bis  4409), 
also  strenge  genommen  vier  jähre  und  acht  monate. 

5,  13.  so  mir  di  Unger  nenient  r6.  ohne  zweifei  sind  die 
eil  fälle  des  grafen  Yban  von  G'dssing  geineint,  die  schon 
seit  längerer  zeit  wählten,  namentlich  zum  nachtheile  der 
Leithagegend  undJViener-iSeustadts.  vergl.  Ottacker  211^. 
der  feldzug  von  1289,  vergl.  oben  zu  1,  564,  nniste  der 
klage  unsers  dichters  genug  thun  und  dieses  gedieht  ivird 
daher  noch  ins  spätjahr  1288  zu  setzen  sein. 

5,  15.  ich  klag  iu  über  die  herzoginne,  diu  hat  nach  guot 
so  starke  sinne.  Elisabeth^  gemahlin  Albrechts,  eine  toch- 
ter  Meinharts  des  An  von  Kärnten,  wenn  der  bittere  vor- 
warf den  der  dichter  seinem  vaterlande  über  die  herzo- 
gin  in  den  mund  legt  gerecht  ist,  so  fiel  wenigstens  der 
apfel  nicht  weit  vom  stamme,  denn  auch  Meinhart  tvar 
habgierig  und  in  zahllose  besitzstreitigkeiten  verwickelt, 
vergl.  liormayrs  tuschenbuch  1826  *'.  29  bis  65.  R.  C. 
Coronini  a  Cronberg,  tentamen  geneal.  chronol.  promo- 
vendae  seriei  comitum  et  rer.  Goritiae.  edit.  2'°.  Vieri- 
nae  1759.  s.  2\2t  ff.  und  Johann  von  Victring  bei  Böh- 
mer fonies  1,  334,  der  nicht  unterläfst  über  Meinhart 
verständigen  genügend  anzumerken  filiis  thcsauruni  nia- 
gnum  reliquit,  res  ducatus  et  comitalus  prediis  ac  posses- 
sionibus    pluribus   augmentavit,    in    excommunicatione   de- 


zu  SEIFKIED  HKLüLliNG  V  267 

cfssil  propler  qii.isdaiu  ecclesias  quas  leserat  in  boiiis 
eiiruni. 

5,  22.  ein  scliriber  scnt  jijcn  Xiierenberc.  ///  ilrtt  Jahren 
1288  bis  1291,  und  in  spiitcrc  zeit  kann  unser  }f ('dicht 
nicht  fallen,  denn  liönii;-  ihidolf  lebt  noch,  finde  ich  als 
herzuglichen  landschrciber  Österreichs,  und  zwar  in  rein 
österreichischen  angelegenheiten,  namentlich  mit  ausschlufs 
Steiermarhs,  das  seinen  landschrciber  für  sich  hatte,  ei- 
nen nieistev  Gottfried  in  Urkunden,  einmal  in  einer  Ur- 
kunde herzogs  ytlbrecht  d.  Neuburg-  20  febr.  1288  in 
angelegen  heilen  des  österreichischen  stiftes  St  Florian 
als  Magister  Golfridus  prollionotarius  nosler  dilcclus,  J. 
Stülz  gesch.  von  St  Florian.  Linz  1835.  a.  327  :  dann 
in  einem  aufsandbriefe  ll'dlßngs  von  Sunnberg  für  das 
kloster  Aschbach  d.  Wien  25  febr.  1288  als  Magister 
GotlVidus  l*rolhonolarius  Ducis  Auslrie,  mon.Boic.  5,17ü; 
dann  in  einer  Urkunde  herzog  Albrechts  d.  Wien  26  febr. 
1288  als  prollionotarius  nostcr  in  gleicher  angelegenheit, 
ebenda  s.  177;  endlich,  allen  zweifei  hebend,  in  einem 
reverse  Pabos  jrrobsten  des  klosters  Neuburg  bei  Wien 
d.  2!S  Jänner  1291  als  niaister  Gotfrid  obrisler  Schreiber 
des  herezogen  von  Österreich,  M.  Fischer  merkwürdige 
Schicksale  Kloster- Neuburgs.  fFien  1815.  2,301.  es  ist 
derselbe  meister  Gottfried  welchen  der  herzog  von  ff^ien 
aus  unterm  20  nov.  1291  .dem  bischof  Bernhart  von  Pas- 
sau für  die  erledigte  pfarre  zu  Jfeitra  in  Osterreich 
unter  der  Enns  vorschlägt,  mon,  Boic.  29'',  576.  er  war 
also  geistliches  Standes,  wie  der  neue  landschreiber  Steier- 
marks.     vergl.  übrigens  5,  50  Jf. 

o,  26.  von  Rabenswald  ist  sin  pris.  77iit  dieser  stelle  ist 
nothwendig  6,  16  bis  20  zu  vergleichen,  wo  wir  den  gi'a- 
fen,  es  ist  Berhtold  der  \e  ivie  sich  unten  zeigen  wird, 
als  besitzer  der  oben  zu  1 ,  1 67  und  569  erwähnten 
hcrrschaften  Raabs,  Betz  und  Pulkau  finden.  Witervelt, 
Jetzt  Weitersfeld,  liegt  in  derselben  gegejid  eine  stunde 
nördlich  vom  oben  erwähnten  Pulkau,  eine  und  eine  halbe 
von  Hardeck  an  der  Taya,  dem  hauptorte  der  gleich- 
namigen grafschraft,  init  welcher  nachWifsgrills  (4, 105) 
angäbe   könig  Rudolf  ihn  unterm    5»  dec.    1278    belehnt 


•.>68  ZU  SEIFRIED  HELBLING  V 

hatte,  er  erscheint  als  zeuge  in  vielen  Urkunden,  deren 
einige  man  bei  Jf^ijsgrill  nachlesen  mag.  zum  vergleiche 
mit  den  äi/fserungen  Hetblings  und  zur  erläuterung  der 
gleich  folgenden  zeile  34  unseres  gedichtes  sin  swesler 
her  von  Helfenstein  setze  ich  aber  aus  dem  todtenbuche 
der  predigermönche  zu  Refz  folgendes  hierher,  vii  Idus 
Augusti,  d.  i.  7  ai/gusf.  Anno  Dom.  mcccxij*  obiit  D.  Co- 
mes  Berichtoldus  de  Hardech,  fundator  convenlus  nostri 
in  Retz  et  consumnialor,  qui  fuit  oriundus  de  Thuringia, 
de  comilia  nomine  Rabenswalde.  hie  rexit  pacifice  comi- 
tiam  de  Hardech  in  omni  iuslitia  et  aequitate  commenda- 
biliter  plusquam  Iriginta  quatuor  annis  cum  uxore  sua 
Domina  Wiibirgi.  sie  staj'b  zwei  jähre  nach  ihm,  loie 
nia7i  ebendas.  unterm  27  aug.,  vi  Kai.  Septembris  mcccxiv, 
sieht.  R.  Duellius  miscellan.  2,  172.  sie  hatte  ih?n 
die  graf schaß  zugebracht,  nach  Wifsgrill  loar  Wilbir- 
gis  eine  geborene  griißn  von  Helfenstein,  wonach  z.  34 
unseres  gedichtes  swester  die  Schwägerin  Berhtolds  be- 
zeichnete, vergl.  Kei'ler  gesch.  der  grafen  v.  Helfen- 
stein. Ulm  1840.  s.  42,  wo  statt  Ravensberc  Rabenswald 
zu  lesen  ist.  die  angäbe  der  quelle  über  die  Verbindung 
IVilbirgis  mit  dem  grafen  vermifse  ich  bei  Wifsgrill  und 
Kerler. 

5,  41.  ich  klag  iu  über  den  Tüferseer.  Haug  von  Taufers 
ist  gemeint,  einem  tyrolischen  in  der  ersten  hälfe  des 
\An  Jh.  ausgestorbenen  geschlechte  angehörig.  F.  A. 
Sinnacher  beitrage  zur  gesch.  der  bischöfl.  kirche  Sä- 
hen und  Brixen  in  Tijrol.  Brixen  1821—1837.  bd.  4, 
1 92  ff.  er  war  zu  Neuhaus  in  der  pfarre  Gais  im  thale 
Taufers,  einem  seitenlhale  des  Unterpuslerthalcs,  zu  hause, 
über  seine  Schicksale  in  Osterreich  ist  besonders  Ottacker 
zu  vergleichen  und  zwar  142%  144S  209\  233\  267\ 
274\  280''  und  28l'',jf. 

5,  43.  er  neiset  liule  unde  lant.  ähnlich  sagt  Ottacker  283' 
er  het  alliu  jär  und  er  des  rätes  pflac  so  wol  gevüllt  sinen 
sac  daz  er  in  oben  küme  verbaut. 

5,  45.  umb  Heimburc  er  müset.  Ottacker  209^  gräf  Hug  der 
Tüfersaere  umb  Heimburc  mit  hüse  saz,  das  ist  Heimlnirg 
an  der  Donau,  hart  an  der  gränze   Ungarns. 


zu  SEIFRIED  IIELBLING  V  2C<.t 

5,  49.  ich  klag  in  über  die  prediguT.  ihifs  die  ordensbrüilcr 
des  heih'f^^en  Domhiiciis,  schon,  in  den  drci/'si<^er  jähren 
des  dreizehnten  jh.  zu  ffien  ansäj'sig,  so  ivie  jene  des 
heiligen  Franz  von  ^Jssisi,  rom  landesherren  bei  wichti- 
geren das  gemeine  leohl  betreffenden  rcrfügiingen  zu  ra- 
thc  gezogen  wurden  geht  ans  einer  Urkunde  ^llbrechts, 
d.  Wien  25  juli  1281,  auszugsweise  bei  Calles  annales 
Austritte  2,  585  note  B,  hervor,  in  welcher  es  heij'st  do 
besant  wir  prcdiguT  und  miiiiier  briicder,  die  wisesteu  und 
die  besten  von  den  zweien  hiusern  ze  Wienne.  den  ge- 
viel  diser  üfsatz  wol. 

5,  54.  der  apl  von  Agmünde.  Heinrich  der  3<?  abt  zu  Ad- 
mont,  einem  noch  bestehenden  Benedictinerstijte  der  obe- 
ren Steiermark,  wahrhaft  classisch  ist  die  Schilderung 
dieses  abtes  in  Ottackers  chronik  bei  mehr  als  dreifsig 
verschiedenen  anliij'sen.  ich  setze  über  Heinrich  zur  ver- 
gleichung  nur  eine  stelle  aus  der  gleichzeitigen  reihen- 
folge  der  übte  Seitenslettens,  ebenfalls  eines  Benedicti- 
ner  stiftes  Österreichs  unter  der  Enns,  hierher  aus  //. 
Pez  scriptor.  rer.  austr.  2,  309,  weil  sie  fast  wie  ironic 
klingt,  cuius  {des  abtes  honrad  \2^0ff.)  tempore  Hein- 
ricus  Abbas  ecclesiae  Agmontensis  floruit.  qui  capita- 
neus  Stvriae  et  landscriba  existens  sub  duce  Alberto  et 
postea  rege  Romanoruni  in  omnibus  agendis  alque  guber- 
nandis  sapienter  se  habebat,  adeo  quod  fama  eins  celebris 
non  solum  per  Germaniani,  verum  eliam  per  Galliam  et 
Ilaliam  est  respersa.  regi  etiam  Francorum  familiaris  fuit 
mullum  in  secretis,  in  tanlum  quod  litteris  et  xeniis  se 
niufuo  visilabant.  nach  der  series  abbatum  Admonlen- 
siuni,  bei  E.  Fröhlich  diplomataria  sacra  ducatus  Styriac. 
Viennae  1757.  2,51,  von  einem  gleichzeitigen  mitgliede 
des  Stiftes  verfafsl,  heifst  es  von  Heinrichs  tode  tandem 
animi  causa  supra  monteni  Dielniarsberg  cum  nepote  ascen- 
dens  sagitte  ictu,  quem  nepos  in  feram  intcnderal,  im- 
proviso  laclus  interiit,  annos  vix  quinquaginta  natus,  anno 
Mccxcvij.  bei  Ottacker  fehlt  leider  die  vollständige  er- 
zdhlung  des  mordes,  der  erhaltene  schlufs  aber  spn'chl 
schon  gegen  unabsichtliche  tödtung.   Ottacker  596*. 

5,  63.  ich  klag  iu  daz  der  ratgeben  .  .  .  nimer  ist  danne  vier. 


270  ZU  SEIFRIED  IIELBLING  V 

Z'Ur  rr/of/feri///g-  dieser  slellc  ist  Ottaclicr  209''  zu  beach- 
ten und  das  hier  bis  z-.  ^!k  folgende  hinzuzunehmen,  der 
rath  bestand  1.  aus  Albero  von  Buocheiui.  die  anspiehing 
z.  67  geht  auf  dessen  gefangennehmung  durch  graf  Yban 
von  Güssing,  welche  Ottacher  233''  erzählt;  sie  fiel  7iach 
dessen  daf\stellung  ins  Jahr  1286.  —  2.  ausFriedrich  truch- 
säfsen  von  Lengenbach,  dessen  bruder  Berthold,  bei  Ott- 
acker  227''  als  der  junc  von  Lengcnbacli  und  228''  der 
truclisaeze  her  Berhtlioll  erscheinend,  bei  derselben  gele- 
genheil mit  Albero  von  Buochcini  gefangeri  ward.  —  3.  aus 
herrn  Ulrich  von  Kapellen,  vergl.  Ottacker  331'',  derscho?i  in 
der  Marchfeldschlacht  mitgcfochten  hatte,  Ottacker  146''. 
153%  und  ebenda  276*.  321'".  331^  38r  u.  s.  w.  noch  in 
mehreren  anderen  zügen  herzog  Albrcchts  verwendet  er- 
scheint, auf  einem  derselben  ivird  er  wohl  auch  zu  sei- 
nem siechen  bcine  gelangt  sein,  unten  z.  84.  er  hatte 
den  heinamen  der  lanc  Kapeller.  im  Jahre  1279  ward  er 
landeshauptniann  in  Österreich  ob  der  Enns  und  kaufte 
1280  von  herrn  Albero  von  liuonring  die  herrschaft 
Steijereck,  drei  stunden  unterhalb  Linz  an  der  Donau 
gclegeji.  Rotenstein,  z.  85,  Jetzt  Ruttenstein  genannt, 
im  Mühlviertel  Österreichs  ob  der  Enns,  erhielt  er  im 
Jahre  1284  pfandweise  vo7i  könig  Rudolf  und  herzog  Al- 
brecht sammt  den  vesten  Stain,  If^aseneck,  Münzbach 
dem  markt  u.  s.  w.  mit  dem  beisatze,  dafs  die  von  Ka- 
pellen dieser  veste  Rote7istein  ewige  burggrafen  sein  und 
bleiben  sollen,  so  JVifsgrill  a.  a.  o.  2,  4  aus  des  frci- 
herrn  von  Enenkel  urkundlichen  Sammlungen,  vielleicht 
bezieht  sich  hierauf  der  ausdruck  daz  er  Kapelle  verbez- 
zert  hat  5,  88.  vergl.  6,  i9ajf.  über  Ulrich  sieh  beson- 
ders Sechster  bericht  über  das  rnuseum  Francisco -Caro- 
linwn.  Linz  1842.  s.  85 — 104  7ind  J.  G.  A.  fr.  v.  Ho- 
heneck  Die  stände  des  erzherzogth.  Ost.  o.  d.Enns.  hd.  3, 
61j^. —  4.  aus  herrn  Stephan  von  Meissau,  den  Helbling 
absichtlich  verschweigt,  5,  90.  vergl.  tvas  von  seiner  Stel- 
lung zum  herzog  6,  37  bis  46  gesagt  ist  und  unten  zu 
15,  170.  ferner  {IVurmbrand)  Collectanea  18*^ .  er  war 
landesmarschall  Österreichs,  der  ritterlich  den  siges  van 
mit  gewalt  viieret  in  dem  lant,  obrisler  marschalk  genant 


zu  SEIFHIED   HELBMNG  VI  271 

liei/sl  CS  in  dem  oben  erwulinlen  alten  gediehlc  auf  die 
sti/h/ng  des  ?intinen/i'loslct's  St  Benihard  !iit  Piucrirli 
durch  unseren  Strj/han,  vergl.  zu  A,'Z\^.  Pez  Script.  7'er. 
austr.  I,  291.  //v/v  i//  seiner  ron  Seifried  herroj^gehobe- 
nen  frünunigheit  slimnil.  über  das  traurige  schicfisat  sei- 
nes vnters  belehrt  dasselbe  gedieht. 

6,  16.   vergl.  zu  5,  26. 

6,27.  Iierrc  von  Kiionilngcn.  rcrgl.  13.  !?9  —  42  und  15, 
169—181.     Iicrr  LiuthoU  ist  goneint. 

6,  37.  vergl.  zu  ö,  90. 

6,  M .  alle  Suiihorga-re.  /////  die  zeit  unseres  gedichtes  leb- 
ten lladniar  ron  Sunneberc  nebst  zwei  gleichnamigen  söh- 
nen '  lladinar  und  aber  lladmaf  dann  Liutwin,  Herman 
und  ßf'üljinc.  sie  erscheinen  in  7/iehreren  ur künden  Li- 
lienfelds bei  Uanthaler  rccensus  dipl.  geneal.  archiri  Cam- 
piliensis.  f 'im nae  1820.  '2 ,  27 4  Jjf'. ,  ivo  überhaupt  der  i^oll- 
ständigste  aufsehlufs  über  dieses  geschlecht  sich  ßndet^ 
dem  noch  M.  Fischer  merkwürdige  Schicksale  Kloster - 
Neuburgs  2,  275  beigefügt  werden  kann. 

6,  54.  swic  ir  zw6n  ratgcbcn  sint  die  Werda-ro  al  geliclic. 
in  einer  Urkunde  Melks  com  jähre  1308  übergeben  die 
brüder  'liddolt,  Hddmdr  und  Kunnrut'  eine  hnfstal  an  das 
Stift.  Ph.  Ilueber  Austritt  ex  arch.  Mellic.  illustr.  Lips. 
1722.   .V.  36.   vergl.   Hanihaler  recensus  2,  346. 

6,  59.  Irulisa'z  zc  (ireilsohensteine.  jetzt  Kreuzenstein,  ein 
ausgedehntes  nun  verfallenes  schlnfs  auf  einem  hügel  des 
linken  üouauufers  zwischen  Stockerau  und  Kornneubursr. 
über  dieses  geschleckt  ist  nur  sehr  wenig  bekannt,  ich 
vermag  der  zeit  unseres  gedichtes  ?ioch  am  nächsten 
rückend  nur  Heinrichen  truchsäfsen  von  '  Grischenstein 
aufzuführen,  der  in  einer  Melker  Urkunde  vom  13  decevi- 
ber  1256  bei  Hueber  s.  24  erscheint,  das  geschlecht  im/fs 
früh  ausgestorben  oder  sonst  herabgekommen  sein,  denn 
schon  1303  sehen  wir  das  stnmmschlofs  dem  landesfür- 
sten  anheimgefallen,  wenigstens  für  diesen  durch  herrn 
Dietrichen  von  Pillichdorf  verwaltet,  kirchl.  topographie 
Österreichs  9,  119.  Verwechslungen  mit  den  Greifenstei- 
nern mögen  übrigens  in  tmseren  genealogischen  werken 
auch    unterlaufen,     wie    ich    gleich    jenem    Henri<'us    da- 


272  ZU  SEIFRIED  HELBLING  VI 

pifer  de  (ireiflicnslciii  bei Hatithalor  1,332  zum  jähre  1257 
nicht  recht  trai/e,  der  bei  ansieht  der  originnlurkunde 
höchst  wahrscheinlich  in  unsern  obigen  Heinrich  überge- 
hen dürfte. 

6,  63  bis  71.  ich  gestehe  den  sinn  dieser  zeilen  nicht  zu 
verstehen,  obwohl  ich  die  örtlichheiten  nachzuweisen  ver- 
mag. Buocheim,  Jetzt  Buchheim,  liegt  im  Hausruckvier- 
tel Österreichs  ob  der  Enns,  nahe  an  der  straj'se  von 
Linz  nach  Salzburg,  zwischen  f^öcklabruck  und  Schwa- 
nenstadt ;  Lielileawcrt  im  viertel  untej'm  ff^ienerwald,  öst- 
lich von  Neustadt  an  der  kleinen  Fischa.  über  das  ge- 
schlecht das  sich  nach  dieser  ehemaligen  gränzveste 
nannte  vergl.  Hanthaler  2,  77^.  Weigerberc  aber,  jetzt 
JVeyerburg,  liegt  im  viertel  imterm  Manhartsberge,  etwa 
drei  Viertelstunden  östlich  von  Ober-HoUabrunn,  der  vier- 
ten postStation  der   strqfse  von  lVie7i  nach  Znaim. 

6,  79.  von  Pilchdorf  her  Kuonrät.  vergl,  über  ihn  und  sein 
geschlecht  die  kirchl.  topographie  Österreichs  11,239.  er 
erscheint  bei  Ottacker  381"  im  jähre  1229  zugleich  mit 
bischqf  Leopold  von  Seckau,  Liutholt  von  Kuonrinc,  Ste- 
phan dem  Meissauer,  dem  langen  Kapeller,  herrn  Pernolt 
vonTelesbrunn,  vergl.  unten  6,  91,  und  herrn  Berchthohl 
von  Emmerberg  als  vermittler  des  friedens  zwischen  An- 
dreas dem  3«  dem  Venezianer  und  herzog  Albrecht, 
vergl.  zu  15,  570.  Pillichdorf  liegt  am  fufse  des  Hoch- 
leitengebirges an  der  nordwestlichen  gränze  des  March- 
feldes,  eine  halbe  stunde  von  Bockßies,  ivonach  der  un- 
ten 6,  86  erscheinende  landherr  sich  yietmt. 

6,  83.  die  Wolkersdorfer  alle  dri.  es  sind  Hermann,  Diet- 
rich und  Bernhard,  deren  Stammsitz  im  viertel  u?iter  dem 
Manhartsberg,  drei  Meilen  nördlich  von  Wien  liegt, 
vergl.  über  dieses  geschlecht  die  urkundliche  Zusammen- 
stellung in  der  kirchl.  topogr.   11,  52  bis  56. 

6,  86.  der  von  Bokvliese.  wahrscheinlich  Wichardus  de  Pok- 
flyes,  de7i  ich  in  einer  Kloster-  Neuburger  Urkunde  vom 
24  april  1279,   bei  Fischer  2,  274  ßnde. 

6,  91.  von  Telesprunn  her  Pernolt.  so  ist  zu  lesen,  beide 
brüder  Pcrnold  und  Eberhard,  unten  z.  96,  fnde  ich  in 
einer  Urkunde  von  1287,  nach  welcher  der  erstere  corani 


zu  SEIFRIED  IIELBLING  VI  273 

placito  publico,  praesidenle  ipso  Alberto  i  duce,  renuiiciat 
occupalioiii  iuriiiin  in  villa  Wizcistorf,  bei  Ilanlhaler  re- 
ceusus  2,  279,  tvo  auch  sonst  noch  7iachweisungen  zu  fin- 
den sind,     vor  gl.   zu  6,  79. 

6,  103.  von  Geiios  her  Wiillinc.  fflfsgrill  3,  280  hat  nebst 
vielen  nachweisungen  über  dieses  geschlccht  aus  den  enen- 
kelsehen  hss.  auszugsireise  eine  Urkunde  vom  jähre  1285 
imveleher  irulfinc  nebst  dem  oben  6,49  erwähnten  Had- 
mar  dem  älteren  und  Jüngeren  von  Sunnberg,  dann  Liut- 
u'in  und  Hermann,  auch  noch  Liutwin  und  Kadolt  voti 
ff^erde,  vcrgl.  zu  6,  54,  als  zeugen  erscheineyi.  vergt. 
Hanthaler  1,  318/ 

6,  107.  der  hat  den  Tüfersier  vcrtriben.  vergl.  zu  5,  41 
und  was  Ottacker  281''  bewahrt  hat. 

6,  119.  die  Haseiouwer  bßde.  Otto  und  liadolt,  wie  man 
unten  z.  129  sieht,  die  söhne  des  alten  Otto  von  Haslau ; 
vergl.  zu  2,  443  und  unten  8,  1228  undlVifsgrill  4,  199, 
wo  viele  nachweisungen. 

6,  131.  her  Ott  von  lloleosteine.  einen  Ulricus  de  Roten- 
stain  finde  ich  im  Jahre  1270  urkundlich  bei  Hueber  26, 
vergl.  das  sieget  auf  tafel  6  n^.  1  und  2,  und  über  das 
geschlecht  Hanthaler  recensus  2,  228.  einen  Otto  de  Ro- 
tenstaya  hat  Lazius  de  gentium  migrationihus  s.  182, 
zum  Jahre  1300,  doch  scheint  7nir  dieser,  wenn  die  ganze 
a7iführung  überhaupt  stich  hält,  einem  Kärntner  gc- 
schlechte  anzugehören,  die  ruinen  eiriei'  alten  veste  Ro- 
tenstein  liegen  nächst  Heinburg  an  der  Donau,  hart  an 
der  gränze  Ungarns,  unter  der  burggrafschaß  ze  Brücke 
z.  134  ist  Druck  an  der  Leitha,  das  auch  bei  Ottacker 
z.  b.  375^  nur  kurzweg  Bruk  genannt  wird,  zu  verste- 
hen, fänf  meilcn  südöstlich  von  JVien  an  der  ungarischen 
gi^änze. 

6,  135.  von  Trutmansdorf  her  Stiihse.  wahrscheinlich  herr 
Albero,  der  in  den  Jahren  1285  und  1308  bei  Hantha- 
ler 2,  295  erscheint,  das  geschlecht  war,  wie  bekannt, 
schon  in  Jener  zeit  so  zahlreich  dafs  die  sage  geht  es 
sein  in  der  Marchfeldschlacht  allein  vierzehn,  in  der 
Mühldorfer  Schlacht  gar  achzehn  dieses  namens  gefal- 
len.  Hormaijr  taschenbuch   1822    .v.  90, j^'.  und  Hanthalei' 

Z.  F.  D.  A.   IV.  18 


274  ZU  SEIFRIED  HELBLING  VI 

*2,  293  ///.y  296.    TrautmaiinsilorJ\  schloj's  und  markt,  liegt 
an  der  Leitha  eine  stunde  östlich  von  Brück. 

r»,  144.  unz  an  den  Fiirles  s6.  der  Neusiedler  see  in  Un- 
garn, nicht  iveit  von  der  südöstlichen  grunze  Österreichs, 
er  hei/st  auf  7in garisch  Förlö.  M.  Bei  compendium  Hun- 
garinc  geographicum.   Pnsonii  et  Pesthini  1792.  s.  14. 

().  145.  die  Folendorfcr  alle  dri.  'her  Kuonrdt,  her  Heinrich 
und  her  Silwt,'  wie  man  unten  6,  156  sieht,  sie  erschei- 
nen alle  drei  in  den  Jahren  1277,  1279,  1289,  1294  H?id 
1308  in  Urkunden  Lilienfclds,  im  letzten  jähre  zugleich 
mit  dorn  oben  zu  6,  135  nachgewiesenen  ' Albcro^  hier 
' Albcrf  von  Trautmannsdorf,  Hanthaler  2,  186.  Konrad 
aufserdcm  unten  zu  15,  570  als  bevollmächtigter  herzog 
Albrechts  zur  Schliessung  des  griinzvertrags  mit  Andreas 
dem  3«  von  Ungarn.  Votlendorf,  jetzt  ein  markt  mit 
einem  sehlojse,  liegt  nahe  an  der  ungai^ischen  g?'änze 
zwei  und  eine  halbe  stunde  nordöstlich  von  Neustadt. 
Hanthaler  hat  s.  181 —  188  eine  abhandlung  über  dieses 
geschleeht,  das,  ivie  man  schon  aus  Helbling  6,  löOjjf. 
sieht,  auch  jenseits  (ein  teil)  der  ungarischen  gränze  be- 
gütert war. —  Margreten,  nicht  zu  verwechseln  mit Mar- 
grcthen  am  Moos  bei  .TrautmannsdorJ",  liegt  eine  halbe 
stunde  von  Rusl,  am  oben  6,  144  erscheinenden  Furles 
se :  3Iertinsdorf  aber  ist  das  jetzige  Mattersdorf,  unga- 
risch noch  Nagy  -  Märtony,  etwa  zwei  stunden  südöst- 
lich von  Neustadt,  eine  stunde  vo?i  der  österreichischen 
gränze. 

6,  161.  ir  Herren  üz  dem  Forste.  7ioch  bis  heute  heifst  die 
gcgend  um  st  Leonhard  im  viertel  ob  dem  IVieiiertvalde, 
eine  und  eine  halbe  stunde  südlich  von  Melk,  im  forste.' 
st  heonhard,  dermal  ein  7narkt  von  fünfzig  häusern, 
bildet  im  vereine  mit  Peilenstein  und  /.iverbach  eine  be- 
deutende patrimonialherrschafl.  schon  bei  Neidhart  4, 4, 9 
und  4,  5,  2  erscheint  es  als  sante  Lienhart  im  vorsle  U7id 
noch  auf  der  visscherschen  karte  Österreichs  vom  jähre 
1672  zeigt  sich  die  Umgehung  dieses  ortes  mit  grafschaft 
Peiluslain  bezeichnet,  die  ganze  stelle  von  5.  161  bis  176 
ist  jetzt  unmöglich  genügend  zu  erläutern,  da  nirgends 
ZU  finden  ist   iver  in  jener  zeit  als  dienstmann  zur  graj- 


zu  SEIFHIED  IIELBLING  VI.  VII  275 

Schaft  Pil stein  gehörte  und  weil,  nimmt  man  bei  bvant- 
wortung  dieser  tehens/rage  hlnj's  das  terrain  zur  rickt- 
schnur,  sicher  vermengungen  eintreten  müj'sen.  denn  wer 
im  gebiete  der  gra /schaff  saj's,  deren  gränzen,  wie  man 
aus  dem  eingange  zu  Enenkels  J7irstenbuche  sieht  (Rauch 
Script.  1,  249  ///i^/ 250),  sehr  ausgedehnt  und  durchbro- 
chen waren,  war  deshalb  noch  nicht  nothwendig  dienst- 
mann der  graj'schqft.  wie  ist  aber  hier  olme  allem  an- 
hallspunkt  zu  unterscheiden'?  schon  Strein  in  seinem  oben 
erwähnten  handschriftlichen  auszuge  sei7ier  genealogischen 
Schriften  ßihlte  bei  diesen  stellen  Hclblings  über  die 
dienstmänner  Peilsteins  die  nothwcndigkeit  der  scheidimg 
dieser  verschiedenen  dicnslverhültnisse  und  drückt  sich 
darüber  in  seiner  weise  folgendermafsen  aus,  s.  47,  diensl- 
raan  zu  Peilslain  sein  den  dicnstmaii  in  Österreich  darumb 
nit  gleich  dals  sie  aines  grauen  oder  grauschafl't  diensl- 
raan  sein,  die  andern  aber  haben  sich  genent  dienstberrn 
oder  auch  dienslinan  in  Österreich  vnd  von  den  marggrauen 
vud  herzogen  de  ordine  minislerialiuni  vnd  gehörn  dz  reich 
an  u.  s.  w.  vcrgl.  unten  8,  583  Jf. 
6,  177.  von  Lengenbach  her  kanierar.  Friedrich  von  Len- 
genbach, wie  man  aus  der  Urkunde  d.  Kreyns  7  october 
1291  beiPez,  thesaurus  6,  2,  Umsieht.  Lengenbach, jetzt 
Alt-Lengbach  im  viertel  ober  dem  Wienerwald  etwa  vier 
stunden  östlich  von  st  Polten  am  Tulnerbache  gelegen, 
vergl.  über  Friedrich  auch  Hanthaler  recens.   2,  65. 

6,  195.  von  Kapelle  her  Lolrich.     vergl.  zu  5,  63. 

7,  151.  ze  Trebense.     vergl.  zu  4,  496. 

7,  199.  über  den  wagrein  bi  Ekendorf.  Ekendorf,  noch  jetzt 
Eggendorf  am  JVagram  genannt,  liegt  im  viertel  unterm 
Manhartsberg  am  linken  Donauufer  drei  viertel  stunden 
nördlich  von  '  Trebense'.  unter  dem  Wagram  d.  i.  wagrein 
versteht  man  in  jener  gegend  den  von  Stockerau  am  lin- 
ken Donauufer  aufwärts  bis  Krems  sich  fortziehenden 
rand  der  hügelreihe  die  daselbst  mit  Weingärten  be- 
pßanzt  gegen  süden  ins  Donauthal  sich  senkt,  alle  in 
jenem  bezirke  liegenden  orte  mit  allgemeineren  auch  sonst 
vorkommenden  namen  werden  mit  dem  beisatze  'am  Wagram" 
vor  Verwechslung  mit   anderen   gesichert,  so  z.  b.  nufser 

18* 


270  ZU  SEIFRIED  nELBLING  VII.  VIII 

Eggendorf  am  JVagvnm  noch  Kirchbcrg  n.  fF.,  Hmis- 
leuthen  a.  JF.  i/.  s.  w.  Ilclhling  hofindct  sich  daher  z.  245 
ilf  des  wagreimes  sleten  ufid  sieht  Tuonouwehalp  das  heer 
liegen,  und  als  später  z.  1083  der  nebel  sich  votn  schlacht- 
fchh-  hebt,  sieht  er  ihn  über  die  Donau  dem  jenseits  lie- 
genden gebirge  zuziehen,  das  sich  von  hier  aus  gesehen 
grofsartig  erhebt  und  in  dessen  mitte  der  Octscher, 
z.  1087  Oelsclian,  zur  höhe  von  nahe  sechs  tausend  fujs 
hinansteigt. 

7,  332.  lies  ahlbaer. 

7,  382.  lies  nicht. 

7,  709.  ich  was  ein  apt  ff.  tvahrschei?ilich  ist  in  diesen 
Zeilen  abt  Heinrich  von  yJdmont  gemeint,  vergl.  zu  5,  54. 

8,  107.  vor  herre  fehlt  das  zeichen  der  rede. 

[8,  285.  vielleicht  slavisch.  sloven.  hud  böse  {böhm.  chud, 
chudy),  noriz  //arr. 

8,  443.  Schmeller  4,  78  hat  wemseln,  wimsein,  kriebeln, 
winseln.     J.   Grixtm.] 

8,  499.  üf  der  hohen  sträze.  ?ioch  auf  dem  plane  Augustin 
Hirschfogels  von  1547  ist  die  jetzige  Herrengafse  mit 
Die  Hoch-Slrafs  bezeichnet. 

8,  505.  zuo  dem  Kuonringsere.  wahrscheinlich  ist  hier  Al- 
bero  von  Kuonring  gemeint,  dessen  haus  in  der  nähe  der 
porta  Judeoruni,  also  vom  heutigen  Arsenale  gegen  das 
Elend  hin  lag,  wie  der  auszug  aus  dem  älteste?i  grund- 
buche  des  Schottenklosters  lehrt,  mcccxiv  conscriplus  per 
D.  Nicolauni  Abbatem,  Hormayr  gesch.  IFiens.  Irjhrg. 
\r  bd.  urkundenbuch   s.  li  n°  xx. 

8,  583.  dienstraan  ze  Pilsleine  und  das  folgende ^  vergl.  zu 
6,  161. 

8,  590.  die  liez  uns  alle  der  tuomvoit.  Ulrich  v.  Lichtenst. 
frauendienst  285,  10  dö  kern  der  vogt  von  Lengenbach: 
der  tuomvogt  so  was  er  genant,  ebenda  66,  1  aber  heifst 
es  von  Regensburc  der  luomes  vogt  da  ritterliche  zwar 
in  zogt,  herr  Ott  hiez  er  von  Lengenbach  {sieh  die  be- 
richtigung  auf  s.  724)  der,  was  ritterliche  pracht  be- 
trifft, selbst  von  Ulrich  angestaunt  ward  (vergl.  die  vie- 
len stellen  auf  welche  das  Verzeichnis  der  namen  weist). 
um  seiner  ncigung  zu  genügen  mag  Otto  wohl  auch  des 


zu  SEIKIUEI)  IIELÜLING  \  lli  277 

guten  zu  n'cl  gelhon  haben,  so  Jojs  seine  verntögensvcr- 
hältnisse  nicht  ivuner  gleich  glänzend  (80,  13  Llr.)  blei- 
ben konnten,  somit  auch  seine  ilienslleute,  besonders  nach 
seinem  tode,  nicht  gleiches  ansehen  J'ovtgeniejsoi  konn- 
ten, vergl.  man.  Boica  29'",  313.  so  erkläre  ich  mir  die 
bittere  anspielung  des  dichters.  an  Friedrich  von  Len- 
genbach, der  zur  seit  unseres  gedichtes  noch  lebte,  we- 
nigstejts  noch  1294  (sieh  Hantlialer  2,  65),  ist  schon  des- 
halb nicht  zu  denken  weil  er  ?iirgends  als  domvogt,  son- 
dern immer  nur  als  kämmerer  und  truchsäjs  erscheint, 
eergl.  oben  zu  6,  177. 

8,  609.  ob  uns  got  gesunde  den  künic  her  ze  lande,  dafs 
hier  leie  8,  775,  832,  851  //.  s.  w.  Albrecht  der  \e  ge- 
meint sei,  geht  aus  unserem  gedichte  z.  1221  hervor,  ivo 
de?'  tod  könig  Adolfs  erwähnt  wird,  sotnit  ist  unten 
8,  761,  774  und  SZ\  herzog  Rudolf,  der  erstgebor nc  Al- 
brechts, zu  verstehen. 

8,  874.  ir  sult  daz  lant  setzen  hie  als  iz  der  herzog  Liu- 
polt  liez.     vergl.  oben  zu  2,  652. 

8,  1039.  wie  der  herzog  Liupolt  über  mer  gap  den  soll. 
vergl.  Enenkel  bei  Rauch  1,  290  und  Ottacker  839\ 
Leopold  der  6e  der  tugendhafte,  1177—1194,  aus  dem 
hause  Babenberg,  ist  gemeint,  die  ereignisse  fallen  ins 
jähr  1191  und  1192,  der  vcrlust  Acres,  Ottacker  389^ ff- > 
ins  Jahr  1291 . 

8,  1057.  herzog  Friderich.  der  letzte  Babenberger,  gefal- 
len in  der  schlacht  gegen  die  Ungern  an  der  Leiiha, 
15  j'uni  1246.     vergl.   Ulrich  v.  Licht.  528,  13.#'. 

8,  1062.  herzöge  Herman,  s6  hicz  der,  von  Baden.  Ottacker 
25''  setzt  Hermanns  Vermählung  mit  Gertruden  ins  Jahr 
1249  —  daß  die  Vermählung  vor  dem  23  mai  1249  fällt, 
lehrt  die  Urkunde  bei  Fischer  2,  208  —  und  läfst  ihn 
im  vieiHe?i  Jahre  darnach  sterben,  25**,  also  1252.  den 
tag  ohne  angäbe  des  Jahres  nennt  das  todtenbuch  Klo- 
sterneuburgs,  Fischer  2,  112,  iv  Non.  (Ö67oZ»m)  Herma- 
iius  dux  Austrie  et  comes  de  Paden.  er  liegt  auch  da- 
selbst begraben,  nach  Fischer  1,  107.  die  ungewissheit 
unseres  dichters  über  den  ausgang  Hermanns,  z.  1063/"., 
wird  daher  wohl  einer  Verwechselung  Hermanns  mit  dem 


278  ZU  SEIFRIED  HELBLING  VIII 

erste/i  reichsveiuroser  Otto  von  Eberstein  zuzuschreiben 
sein,  tvclchov  noch  im  Jahre  1248  oder  1249  mit  mehre- 
ren inisvergniii^ten  zum  kaiser  nach  Verona  zog,  unter- 
tvegs  überall  gewalllhätig'  angehalten  ward  und  niemals 
tviederkehrte.  vergl,  A.  Rauch  österr.  geschichte.  IVien 
1781.  3,  34. 

8,  1082.  er  sprach,  ez  ist  allez  min.  charakteristisch  ist  die 
äufserung  welche  dieser  stelle  Helblings  entsprechend 
Ottacker  103"  detn  künig  vcn  Böhmen  in  gleichem  sinne 
in  den  mund  legt.  Ottacker  zieht  nämlich  an  der  gränze 
des  gebietes  von  Aquiloja  und  spricht  sein  heer,  das  sich 
bereits  Rom  nahe  wähnt  und  sich  unheimlich  in  Jener  ge- 
gend  fühlt,  also  an  ich  wil  läzen  iuch  daz  sehen  an, 
swenn  da  her  kumt  ein  Pölän  gevarn  ode  ein  Beheim, 
daz  den  dünkt  er  si  da  heim,  sol  ich  der  jare  werden 
alt,  als  verre  muoz  min  gewalt  werden  volrecket  und  üz 
ein  ander  gestrecket. 

8,  1097.  ze  Lugidani  daz  ergie.  diese  von  allen  bisherigen 
so  abweichende  angäbe  Helblings  über  de?i  ort  der  kö- 
nigswahl  Rudolfs  von  Habsburg  ist  eben  so  auffallend 
wie  das  bekannte  allseitige  schwanke?!  über  den  tag  der 
wähl,  vergl.  Gerbert  cod.  epist.  Rudolf  s.  2  ?iote  3  und 
s.  7  noteZ.  dafs  Lyon  nicht  der  oj^t  der  definitiven  wähl 
Rudolfs  seilt  konnte  lehrt  schon  der  ei'ste  brief  des  kU- 
nigs  an  den  pabst  nach  der  würklichen  wähl;  ob  aber 
nicht  eine  der  viele?i  Verhandlungen,  vielleicht  sogar  die 
bestimmendste  (post  multos  et  varios  de  futuri  regis  ele- 
clione  tractatus  sagt  Rudolf  selbst  im  eben  erwähnten 
briefe)  zu  Lyon  im  heisein  des  pabstes  und  concils  statt 
hatte  wäre  erst  noch  genauer  zu  untersuchen. 

8,  1165.   der  künec  einen    hof  gebot.    ' üf  sunt  Mertinstac 
d.  i.   11  nov.   1274,    und  nach  Nürnberg.    Ottacker  121*. 

8,  1200.  von  dem  Rin  huop  sich  her  uider.  sept.  1276, 
nach  den  reges te?i  bei  Lichnowsky  gesch.  d.  hauses  Habs- 
burg bd  l.  n°  U8jf. 

8,  1208.  der  Beheim  künec  wart  erslagen.  26  aug.  1278. 
F.  Palacky  gesch.  v.  Böhmen  2,  275. 

8,  1210.  in  kurzen  jären  da  nach  lech  er  diu  laut  den  kin- 
den  sin.     die   belehnungsurkunde   d.   Augsburg    27  dec. 


zu   SEIFIUEÜ   llhLbLiiX;  Vlll.  1\.  \lll  27i) 

1282   hat    A.   Hauch    ö.sferv.    •fv.schichtc,  im  anhange  des 

3  bdes  s.  bl. 
»,  1212.    uml   kcrle   wider  zm»   dt  iii   Hin.   das  war  schon  J'rii- 

hor  ireschehcu.  dir  letzte  aus  Österreich  datierte  Urkunde 

liudulfs  ist  t'uui    \n  Juni  1281,      Biihmer  regesta  4408. 
8,  1215.    in  ercn  starp  der  \v«Mdc  hell.   Gennersheini  \bjuti 

1291.      Böhmer  s.  251   nach   Gerbert  <;lxiu. 
8,  12 IG.   ein  ander  küuec  wart  erweit.  5  mai  1292  zuFranh- 

f'urt  kihiig  Adolf.     Böhmer  a.  a.  o. 
8,  1221.   nü  ist  der  auder  kiiiicc  tut.     Adolf,    2  Juli  1298. 

Böhmer  s.  262. 
8,  1223.    und  ein  werder  lierzoge.    Friedrich  der  streitbare 

ist  gemeint,     vergl.   zu  8,  1057. 

8,  1228.  der  alle  Uaselouwa-r.     vergl.  zu  2,  443. 

[9,  129.  flieht  verstehe  ich  nicht,  gebt  mir  daz  gwant  her 
unde  pflilil  und  im  folgenden  versc  unib  diu  samen  für 
alles  das  zusammen?     J.   Giumm.] 

9,  142.  die  Gumpoltes  gigen.  zur  vcrgleichung  ivill  ich  hier 
anmerken  dafs  im  viertel  unterm  JVienerwald  nahe  bei 
Baden  auch  ein  uralter  l andesfurstlicher  markt  liegt  der 
Jioch  jetzt  Gumpoltskirchen  heifst.  einem  bischof  G um- 
polt von  Pafsau,  an  den  die  kirclil.  topogr.  4,  127  als 
erbauer  der  kirchc  zwischen  915  bis  931  erinnert,  kann 
aber  der  name  des  oi'tcs  nicht  zugeschrieben  werden,  weil 
es  einen  solchen  nie  gegeben  hat,  ebenso  wciiig  einen 
bruder  Leopolds  des  erlauchten  aus  dem  hause  Baben- 
berg,  dem  eine  zweite  sage  die  benennung  zuschreibt. 
\ich  denke  die  Gumpoltes  gigen  an  einen  hähen  ist  ein 
sprichwörtlicher  ausdruck  für  '  seinen  spott  ?nit  einem 
trcibe?i ;'  vergl.  gumpelman  gumpelspil  gumpclwise  und 
der  gl.     Haitt.] 

13,  15.  von  Hartek  waren  zwen  erkant.  Otto  und  Konrad 
fielen  in  einem  blutigen  treffen  gegen  die  Kumanen  am 
26  Juni  1200  bei  Staat z  im  viertel  unterm  Manharlsberg. 
das  todtenbuch  Kloster -Neuhurgs,  Fischer  2,  108,  hat 
hierüber  folgende  stelle  vi  Kai.  (lulii)  Otto  Chunradus 
comites  de  hardek.  Chadoldus  orplianus.  Chrafto  de  Slevntz 
occisi  cum  aliis  multis  circa  Slevz  obierunt.  mcclx  occisi 
sunt,     mit  Otto    und   Konrad  starb   der  haupt.stamm  der 


280  ZU  SEIFRIED  HELBLING  XIII 

alteji  grofen  von  Hardek  aus.  sieh  Wifsgrill  4,  103 
und ßlgc  hinzu  Otlaekcr  7Vß\,  wo  die  ganze  begeben- 
heit  aus/uh?'/ich  c7'zählt  wird. 

13,  23.  her  Kol  her  Kraft  von  Sliunz.  über  Ki^aft  sich  die 
vorhergehende  amncrkung,  Kolo  de  Sleunze  et  Otto  frater 
eius  ßnde  ich  in  einer  Urkunde  vom  Jahre  1213  bei  hu- 
dewig rcliquiae  ?nss.  4,  37. 

13,  32.  Heinrich,  Hadmar,  Alber,  von  Kuonrinc,  die  söhne 
ffadmors  des  2/^,  erschein e?i  alle  drei  in  einer  Urkunde 
d.  Zwettel  5  jäimer  1220  bei  Link  1,  274.  vergl.  das 
namenverzeichnis  bei  Ulrich  v.  Licht.  JVifsgrill  2,  49. 
Hohcncck  3,  90^.  Hormayrs  archiv  1829  s.  209^. 
U7id  F.  Kurz  Österreichs  handel  in  alt.  zeiten.  Lins 
1822.  s.  133.  übrige?is  Helbling  unten  15,  169. 

13,  33.  Kuonrinc,  Witrä,  Tiernstein.  JVeitra  im  viertel 
ob  dem  Manhartsbergc  nordwestlich  von  Zivettel  loar  der 
sitz  Heinrichs;  Tiernstein,  jetzt  Dürenstein,  an  der  Do- 
nau bei  Krems  jener  Hadmars. 

13,  39.  von  Tiernstein  her  Liutolt.  das  hier  und  z.  37 
und  38  angedeutete  bezieht  sich  wahrscheinlich  auf  die 
der  schon  obeii  erwähnten  Unterwerfungsurkunde  Liutholts 
(bei  F.  Kurz  Österreich  unter  Ottoc.  und  Albr.  2,  215) 
vorausgegangene  ächtung  durch  den  herzog  Albrecht. 

[13,  42.  zyka.  vergl.  cicha  Doc.  misc.  2,  205.  J.  Gbimm.] 

13,  43.  von  Valkenberc  der  alt  Rapot.  vergl.  zu  Ulrich  v. 
Licht.  474,  25.  ivie  man  aus  der  Urkunde  d.  IVieji  12  dec. 
1285  bei  Fischer  2,  285  sieht  loar  der  alte  Rapot  iri  die- 
sem jähre  nicht  mehr  am  leben,  zugleich  mit  dem  in 
der  zeile 

13,  56.  die  wile  er  was  dö  lebt  ein  man  .  .  .  von  Missouwe 
her  Otle,  erscheinenden  Otto  von  Meissau  ßnde  ich  ihn 
als  zeuge  an  einer  Urkunde  vom  ^  juli  1248  bei  Fischer 
2,  206.  über  Otto  vergl.  Ulrich  v.  Licht.  93,  1  und  die 
übrigen  stellen  im  vei^zeichyiisse  der  namen.  der  oben 
zu  5,  63  angeführte  Stephan  von  Meissau  war  dessen 
söhn,     vergl.  Hanthaler  recens.   2,  108. 

13,  69.  die  edelen  Weisen.  Seifried  und  Kadolt  erscheitien 
oft  in  Ulrichs  v.    Licht,  frauendienst,   sieh  das   namen- 


zu  SEIFIUEÜ  IIELBI.ING  XIII.  XIV.  XV  281 

vers.,  dann  in  Enonkcls  fuvstcnbuch  hei  Rauch  I,  3iG,^'. 

vergl.  oben  zu   13,  15. 
[13,  129.  j^ebrireii  rzr  gebriscn?     J.  Grimm.] 
13,  139.  hinz  dem  Aiiiiise,  nämlich  an  die  Enns. 
13,  169.   der  lanlvridc  ist  sA  guot.     sieh  zu  1,  786.' 
13,  181.   von  einem  guotea  Pölliiigfjere.     vergl.    zu  1,  314. 

13,  190.  von  La  unz  an  den  Meinliartsberc.  Laa  an  der 
grunze  Mährens,  Junf  stunden  östlich  von  Reiz,  der 
Manhartsberg  zieht  sich  von  dieser  stadt  südlich  bis  ins 
Dunauthal  herab,  nämlich  bis  an  den  Kamp,  eine  stunde 
nordöstlich  von  liretns. 

14,  15.  der  biderbe  berzoge  Friderich,  der  letzte  Baben- 
herger,  wie  oben  8,  1057. 

14,  40.  vreidic  sam  die  Beier.  vergl.  oben  zu  1,  438  bis 
443. 

14,  74.  s6  guot  vride  wart  noch  nie.  vergl.  hiei^mit  tvas 
F.  Kurz  Österreich  unter  Ottoc.  und  Albr.  1,  231  über 
den  leider  nur  so  kurzen  friedlichen  zustand  Österreichs 
während  der  regierung  der  söhne  Albrechts  bemerkt. 

15,  169.  was  der  von  Küenringe  da.  wahrscheinlich  ist 
Leuthold  gemeint,     vergl.  zu  13,  39. 

15,  171.  ich  wa'ne  dalze  Velsberc.  jetzt  Feldsbei'g  im  vier- 
tel unterm  Manhartsberg  nahe  an  der  mähi'ischen  gränze 
und  eigenthum  des  Järsten  von  Lichtenstein,  vergl.  die 
stellen  in  Ulrichs  v.  Licht,  frauendienst  nach  dem  Ver- 
zeichnisse der  namen. 

15,  221.  dö  enhalp  Tuonouwe  j^'.  von  hier  an  beginnt  die 
Schilderung  des  einfalls  und  der  belagerung  Wiens  durch 
Andreas  den  Zn  den  Venezianer,  über  dessen  veranla- 
Iqfsung  und  verlauf  ich  vor  allem  auf  J.  Czechs  aiif- 
satz  in  Hormaijrs  taschenbuche  ßir  1831  .v.  135 — 168 
verweise,  wo  auch  die  entsprechenden  stellen  Ottackers 
angezogen  sind. 

15,224.  unz  an  den  Semernic.  das  ist  an  die  gränze  Steier- 
viarks  drei  stunden  südlich  vo?i  Neustadt.  —  südöstlich 
von  diesem  berge  liegt 

15,  225.  der  Hairlherc,  jetzt  Hartbergerkogel  genannt,  ?iö?'d- 
lich  vom  Städtchen  Hartberg  in  Steici^mark,  acht  meilen 
7iordöstlich  von  Graz. 


282  ZU  SEIFIUKD  HELBLING  XV 

15,  227.  bi  der  Litä  hin  ze  tal,  also  dem  laufe  de?'  aus  den 
südlichen  bergen  nach  nordost  JUefsende.n   Leitha  nach. 

[15,  259.  bascman?  Pazman  ist  ein  österTeichischer  name. 
vergl.  Pazmaiisdorf  tceisth.  3,  694.     J.  Gkimm.] 

15,  288.  in  ist  Eberstorf  gegeben,  das  jetzige Kaiser-Ehei's- 
dorf  nahe  dem  aiisjhij'se  der  Schwechat  in  die  Donau, 
zwei  stunden  südöstlich  von  ff'l'en. 

15,  304.  ze  des  Pibers  türlin.  ohne  zweifei  ein  ausfallthür- 
lein  des  Pibcrthuvms  der  noch  viel  später  erscheint  (Schla- 
gers fi'lener  skizzen  aus  dem  mittelaltei'  1,  166)  ander 
stelle  der  jetzigen  Biberbastei.  Hormaijr  gesch.  fViens. 
\r  Jahrg.  2r  bd  Zs  heft  .y.  69*. 

15,  337.  owe  her  schenk  von  Hüsbach.  es  ist  schwer  zu 
entscheiden  welcher  aus  diesem  geschlechte  hier  gemeint 
sei,  da  man  zwischen  Ulrich  Gundacker  Heimlich  Gott- 
fried und  Konrad  in  den  urkundlichen  stellen  bei  Jf^ifs- 
ginll  4,  212  aus  dieser  zeit  die  wähl  hat.  die  voi^dere 
und  hintere  Schenkenstrajse  zu  Wien  ßihren  aber  noch 
heute  diesen  namen. 

15,  343.  die  burcgräfschafl  ze  Brücke,  ohne  zweifei  Brück 
an  der  Leitha,  das  hart  am  gemerke,  z.  345,  Ungarns 
liegt,     vergl.  oben  zu  6,  131. 

15,  347.  diu  werden  Priuzel.  einer  davon  war  Heinrich, 
wie  man  aus  Ottacker  74'  sieht,  der  andere  Bernhart, 
sie  erscheinen  allenthalben  zusammen :  so  bei  Ulrich  v. 
Licht.;  dann  bei  Enrnkel,  Rauch   1,  iioOjf. 

15,  353.  Richerstorf  sie  kriren.  hier  wie  oben  ist  der  kämpf 
Belas  mit  Ottacker  iyn  jähre  1260    auf  dem  Marchfelde 
gemeint,    welchen    Ottacker  73''    bis  76''   schildert.     Rei- 
chersdorf liegt  auch  in  jener  gegend,  ganz  nahe  dem  oben 
zu  6,  79  nachgewiesenen  Bockjlies. 

15,  355.  fugat  fush  mingrel.  vielleicht  fussatok  mind  el  d.  i. 
lauft  alle  davon!  vergl.  Ottacker  fuscho  meyn  gele,  so  die 
hs.  y  fol.  24  V.  a.  die  nächste  zeile  gibt  keineri  sinn. 

15,  3d8.  bi  herzog  Friderichen.  abermals  der  letzte  Ba- 
benberger,  wie  oben  8,  1057.  1223  u.  s.  w, 

15,  392.  Kuoorät  von  Marchecke,  diesen  Konrad  finde  ich 
in  den  mir  zugänglichen  quellen  nicht. 

15,  452.   Kuonral  von  Silzenberge.     während  ich  mehrmals 


zu  SEIFIUED  HELBLING  XV  283 

einen  Cnonradus  de  Sizcndorf  um  diese  zeit  urliundlirli 
naclauu'i'iseTi  vennn^,  finde  ick  nir^^e/ids  einen  ron  Sitzen- 
bei'i^-,  jetzt  einem  darf  mit  lierrschaßliehem  schloj'se  im 
viertel  oh  dem  JUenenrnld  etwa  eine  stunde  nordöstlich 
vom  stifte  Herzof^^enhurp^. 

15,  503.  Uorou  Kirclienprel  SwAbdorf  sant  Peternel.  siimmt- 
lieh  in  der  umgegend  von  Bj'uck  an  der  Leithn  gelegen. 
Uörou  hart  an  der  alten  Parndorf'er  schanze,  nord- 
östlich von  Brück;  Kirthenprel  jetzt  Prellenkirchen  auf 
der  anhöhe  östlich  von  liohrau ;  SwAbdorf  ye<^/  Schwa- 
dorf  nordwestlich  von  Brück  an  der  Piesting ;  Peternel, 
das  ist  Petrnnell  an  der  Donau  nördlich  von  Bohrau  am 
anfange  der  schanze. 

15,  522.  der  bischof  von  Gurke,  es  könnte  nach  der  rei- 
henfolge  der  bischöfe  {Marian  österr.  klerisei  5,  524J 
nur  Hartwich  sein,  1280  — 1298;  doch  scheint  mir  hier 
eine  Verwechslung  mit  dem  bischof  von  Seckau  eingetre- 
ten,    sieh  unten. 

15,  570.  der  bischolf  von  Golelschä.  Johannes  bischof  von 
Ixolocza,  wie  7nan  aus  dem  jetzt  bei Lichnowsky  2,  cclxxvii 
gedruckten  friedens-  und  gränzvertrag  vom  28  august 
1291  sieht,  ich  setze  die  betreffende  stelle  hierher,  weil 
sie  auch  die  sonstige?i  vermittler  des  Vertrages  nennt, 
vergl.  zu  6,  79.  Lodoiiicus  Strigoniensis  et  Johannes  (]o- 
locensis  dei  gracia  ecclesiarum  archiepiscopi,  Gregorius 
banus  comes  JNytriensis  et  Barosiensis,  magisler  doniini- 
eus  quondani  palatinus,  Wernliardus  Pathawiensis  et  Leo- 
poldus  Secowiensis  per  eandera  graciam  ecclesiarum  epi- 
scopi,  Stephanus  de  31yssowa  et  Conradus  de  Pathundorph 
ordinatores  et  arbitratorcs  per  illustrissinios  principes  An- 
dream  dei  gracia  regiii  Vngarie  regem  illustrem,  domi- 
num Albertum  eadem  gracia  ducem  Austrie  Styrie,  domi- 
num Carniole  3Iarchie  et  portus  Naonis  deputati.  über 
die  Verhandlungen  vergl.  den  aufsatz  Czechs  und  die  zu 
demselben  bezeichneten  stellen  Ottackers,  der  auch  sonst 
über  diese  Verhältnisse  sehr  ausführlich  und,  wie  auch 
Czech  note  54  bekennt,  sehr  wohl  unterrichtet  ist. 

15,  599.  gräf  Myssa  und  gräf  Ybän.  unter  dem  grafen  Myssa 
d.  i.  Moses  ist  entweder  der  zu  15,  570  genannte  comes 


U84  ZU   SEIFRIED  HELBLING   XV 

Nytrieusis  oder  der  graf  von  Tolna  tind  Bodrog  zu  ver- 
stehen, verg/.  A.  Leholzkij  stentynatographia  Hungariae. 
pars  i  *.  118.  134  und  153.  graf  Yban  ist  der  schon 
oben  5,  63  erwähnte  graf  von   Güssing. 

15,  661^.    Hiulberc unde  Starkenberc.    die  übi'i- 

gen  orte  sind  bekannt.  Hiinberg  ztvei  u?id  eine  halbe  stun- 
de südlich  von  Wieji,  eine  nordöstlich  von  Lachsenburg. 
Slarkeiiberc,  jetzt  Starhenberg,  westlich  von  Neustadt 
am  Halten  gange  zwischen  JVopßng  und  Ober-Piesting ; 
noch  jetzt  sind  die  ruinen  der  ausgedehnten  veste  die  be- 
deutendsten im  ganzen  lande. 

15,  685.  der  bischolf  von  Gran.  Ludwig,  s.  oben  zu  15,  570. 

!5,  693.  der  von  Vetzprem.  bischof  Betiedict  von  Vefsprim. 
s.  Czech  s.  155. 

15,  699.  der  bischolf  von  Rabe,  yindreas.  s.   Czech. 

15,  705.  der  von  Vünfkirchen.  bischof  Paul.  s.  Czech. 

15,  749.  die  Vizze.  die  gegend  um  die  Fischa,  die  allent- 
halbe?i  bei  Enenkel  und  Oltacker  unter  diesen  namen  er- 
scheint, die  Fischa  selbst  ergiefst  sich  bei  Fischament, 
vier  stunden  östlich  von  Wien  i?i  die  Donau. 


WERNHER  VON  ELMENDORF. 

Pergamenthandschrift  des  \An  jh.,  10  blätter  in  quarty 
n°.  1056  in  der  bibliothek  der  Augustiner  chorherren  zu 
Kloster  -  Neuburg .  das  gedieht  gehört  dem  12n  jh.  aji. 
zwei  bruchstücke  aus  einer  hs.  des  13//  jh.  (z.  87  — 155. 
356—420)  sind  abgedruckt  in  denaltd.  bliitteyvi  2,  207—210.* 

HOFFMAJ\N  V.  F. 

*  für  die  unter  den  text  gesetzten  Vermutungen  bin  ich  verant- 
wortlich.    Haupt. 

Diner  rede  hat  ich  gedacht; 
Di  het  ich  gerne  vollinbracht. 
Do  zcu  bedarf  ich  einer  volleist; 
Di  such  ich  an  dem  heyligen  geisl, 
Daz  er  mich  daran  beware,  5 

Lies  1 ,   Einer 


WEUNIIER  VON  ELMEiNDOHF  285 

Vn  swer  si  gcliorc,  daz  er  so  geiiaro 

So  cz  sye  sin  fi-iimo  vn  sin  crc. 

Daz  (lidih'f  der  pliaplic  Wcrnere, 

Von  l^hnindorf  der  capeian, 

Vn  lialez  dureh  daz  getan,  10 

W'andez  ane  gebot  vnde  bal 

Der  probisl  von  Hcligcnslal, 

Von  Kiniindorf  her  Ditericb. 

Da  zeu  denuileget  licr  sich 

Vn  liz  mich  in  sinon  buchen  15 

Di  selbe  rede  suchen. 

Nv  sta  ich  zu  uwir  allir  gebolc, 

Daz  ir  mir  gnaden  hellilt  zu  gote. 

Wenil  daz  ich  iz  au  mime  hercen  funde. 

Der  rede  han  ich  gut  vrkunde.  20 

Vn  allim  ist  daz  vrkunde  heyden, 

Dar  vmme  lazet  v  di  rede  nicht  leyden. 

Ich  sage  vch  durch  welche  not. 

Wan  do  Salomon  dein  tragen  menschen  geboth, 

Her  sprach  'sich  in  der  amciten  schüre:  25 

Di  spisc  wirt  ir  nvmmer  Iure, 

Si  samenet  in  der  erne  also  vile 

Daz  si  al  daz  iar  lebit  mit  spile.' 

Waz  meinet  her  do  mite? 

Daz  wir  besseren  vnsir  site  im 

Vn  der  tugende  so  vil  zcu  samene  lesin 

Daz  wir  vmmer  mit  gnaden  wesen. 

Sol  ich  an  ein  wurmelin  sien 

Wi  ich  den  vntugenden  sule  inflien, 

So  muz  ich  an  eime  heyden  wol  merken  35 

Wi  ich  nach  den  lugenden  sule  wirken. 

Ouch  en  sit  dez  nicht  ane  wane, 

Ich  ein  habez  ouch  durch  daz  getan 

Daz  sich  alle  di  schämen 

Di  sich  in  crislenemc  namen  40 

Zcu  den  boshevden  keren. 

11.  ane]  ime?  18.   helfet  19.   VVtXnet  ir  —  funde  als  frage? 

21.  Allein  ist  25.  in]  an?  33.   ein»  38.   Ich  enhabez 

4 1 .  ei/i   vers  fehlt. 


286  WEHNHKR  VON  ELMENDüHF 

Iz  ist  manic  cristen  man 
Der  gniick  wislieit  kan 

Vn  si  an  sich  selben  inne  keret,  45 

Noch  eyner  den  anderin  nicht  lerel, 
Vn  in  tut  doch  so  vile 
Daz  her  si  mit  lust  oder  mit  spile 
An  ein  blal  gescribe, 

Daz  man  sin  gedenke  nach  sime  libe.  50 

Diz  ist  ein  iamir  vil  grose. 
Also  ierit  ein  gedene  sinen  gnoze. 
Daz  mach  man  wol  versuchen 
In  den  heydenischen  buchen. 

Iz  in  hilft  vbir  al  nicht  55 

Daz  man  en  burnet  eyn  licht 
Vn  beslurzil  iz  vndir  eyn  vaz ; 
So  in  sehet  nieman  deste  bas. 
Ouch  em  sal  her  nvmer  riche  werden 
Der  sinen  schätz  begrebel  vnder  der  erden.         60 
Diz  selbe  gedute 
Get  an  di  lute 

Di  di  anderin  wol  geierin  kiinnen 
Vn  in  der  selikeit  nicht  gunnen. 
l*"     Doch  in  ist  ez  so  nicht  bliben,  65 

Vns  si  also  vil  gescriben 
Von  vnserin  heyligen  voruarin 
Daz  wir  di  sele  wol  mugen  bewarin. 
Nv  denke  ouch  zcu  denie  libe, 
Daz  ez  vmbewaril  inne  blibe ;  70 

Wanne  wirt  er  in  den  eren  erzogen, 
So  blibet  di  sele  vmbelrogen. 
Dv  salt  beuelin  al  din  leben 
Vil  getruen  ratgeben : 

Dez  warnit  dich  alsus  75 

Der  wise  man  Salustius ; 
Her  spricht  '  so  gach  si  dir  zu  keiner  tat, 
Dune  suches  e  diner  frunde  rat; 
Du  tust  anderes  lichte  daz  dir  nicht  touck/ 
Salomon  her  sprichet  ouch  80 

45.  niene         52.  gedene]  beiden?         59.  cnsal         70.  niene       80.  der 


WEKiNIIEK  \  ON  ELMENDOUF  287 

'  Üiiic  oiijjon  sulhMi  diue  wrrc  bewarin." 

üaz  spiiiliel,   dci-  rat  sal  vinmcr  uoriiarin. 

üri  sacliiii  hören  an  den  rat. 

Da  by  alle  tiijjcnl  nu  slat. 

üaz  eine  daz  is  crc,   daz  ander  Ironte,  85 

Daz  dritte   \vi  man  do  zu  kome 

Daz  man  dnicli  liebe  noch  leyde 

P^rc  VM   IVomc  vmmer  nicht  gescheyde. 

W  az  solden  si  sundir? 

Ir  newcdir  in  touc  ane  dar  andir.  90 

Tvlius  sprichel  von  deme  ralj^cben. 

Her  suUc  selbe  wislicli  leben 

V  n  suUe  an  allen  sacliin  vorsehen 

Waz  danach  mujje  gesehen, 

Waz  zu  beiden  banden  muge  komen,  95 

Beide  zu  schaden  vn  zu  Ironien, 

Daz  her  danach  nicht  in  dürfe  sagen, 

Als  man  den  schaden  beginnet  clagen, 

Daz  her  dez  lutzel  dechte, 

Daz  her  also  kumen  machte:  100 

Her  schämet  sich  ouch  zu  späte 

Nach  dem  schedelichen  rate, 

IfMan  abir  sprichet  alsus 

Der  wise  man  Bohecius 

'  Iz  in  kumit  nicht  zu  der  wisheite  105 

Daz  man  sich  donacb  breite 

Daz  nu  geschafiin  ist ; 

Man  sal  daz  ende  prüfen  mit  rechter  list.' 

Valschir  frunde  der  ist  vile : 

Da  Avur  liule  dich  zalleme  spile :  110 

Wenne  suchez  tu  iren  rat 

Vmme  eine  scheideliche  tat. 

Sine  wellen  dinen  zorn  nicht  erarneu, 

Daz  si  dich  dines  schaden  gewarnen. 

An  dine  worl  wellen  si  ien,  115 

Daran  machlu  ire  bosheit  wol  sen. 

90.  daz  ander  b    {bruchstück  j    woraus   hiev  nur   angeführt  wird  was 
den  texl  befsert).  100.     her]  iz  b.  103.    /.   Wr.o  aber:  Dan 

.nie  b.  106.   bereidc   b.  112.    scliediliclie   b. 


288  WEKNHER  VOIV  ELMEiNDORF 

Si  flizciit  sich  alle  geliche, 
Welcher  dich  aller  suzelichis  bcswichc. 
Diz  iz  allez  dem  vil  na; 

Des  waruit  dich  Seiieca.  120 

Nv  merke  ouch  da  mite 
Der  gctruwen  ratgeben  site. 
Swer  dir  vaste  zu  sprichet 
Vn  mit  scharfen  Worten  slichet 
Vn  dich  diner  duniheit  berufil,  125 

Daz  is  der  diner  eren  gebruchil. 
2"     Der  sin  vil  di  sich  getruwe  sagen 
Vfi  dez  an  deme  hercen  nicht  tragen. 
Der  in  kau  sich  sundir  nicht  genennen ; 
Hi  an  saltu  si  bekennen:  130 

Si  dringin  sich  an  dinen  rat 
Vn  loben  alle  dine  tat; 
Si  kunnen  sich  also  flien, 
Alse  si  vnder  dinen  wusen  wellen  lieti. 
An  di  list  han  si  sich  geflizen,  135 

Di  geswasheit  wollen  si  witzen; 
Da  mit  beginnent  si  dich  twingen, 
So  mustu  all  ir  liet  singen. 
Her  is  wis  der  di  zungen  midet 
Di  vor  salbit  vn  nach  snidet :  140 

Vil  suze  ist  ire  gecose, 
Daz  ende  wirt  dicke  hose. 
Manie  is  der  sich  inne  versinnel 
Als  man  in  loben  beginnet, 

Vn  denket  an  sime  gemule,  145 

Is  kume  von  siner  gute 
Vn  von  siner  frumekeit, 
Vn  kumez  zu  groser  erbeit. 
Dez  muget  ir  bispel  hören 

De  rege  Medoruni,  150 

Daz  spricht  von  Meden  riebe ; 
Daz  bispel  warnit  vns  alle  gliche. 


118.  suzlichest  b. 

126.  gerochit  b. 

127.    /.  sint 

ist  b. 

129.  sich]  ich   h. 

130.   fline  h. 

143.   nie  ne  b. 

148 

knmit  iz  b. 

VII 


WEUMIEK  \  ÜN  ELMEiNDOHF  289 

jfMcrses  waz  der  kuuic  getiant ; 

Her  iiiitot  siiicin  volke  in  da/  (^riciiiiilaiil. 

\\  anue  uierdes  bediichte,  155 

l)az  liei   iz  wol  breiigen  niiiolilc. 

Aiser  der  unmu  zu  hegan, 

Her  sanienet  sine  beisle  man 

\'u  redete  mit  in  stille; 

Her  sagete  in  sinen  willen,  lf>0 

Her  sprach    In  vnibe  wil  ich  wucrs  rates  leben. 

Do   antworte   im  ein  sin  ralgebe 

Heil  du  kunic  hcrrc  min  ! 
Selic  nuisiz  du  vnnner  sin  ! 

So  ne  mugen  sich  di  Crichin  nicht  bereiten        165 
Daz  si  dines  volwigis  crbeiten. 
Vorwar  wil  ich  dir  iz  sagen, 
Zu  der  flucht  wellen  si  sich  gehaben, 
E  wir  in  daz  laut  kumen : 

Andirs  in  mac  in  nicht  gelrumen.  170 

üiz  is  al  min  kummir. 
Do  sprach  ein  andir 

Nehein  angist  han  ich  so  groz, 
So  wir  daz  laut  vinden  bloz 

Vn  itel  di  bürge  veste,  175 

So  ne  weiz  ich  wan  dise  edelen  geisle 
Ire  manheit  bescheiden. 
Den  iarair  mac  ich  weinen ; 
Diz  iz  al  min  kummir. 

Do  sprach  ein  andir  180 

'  Is  wirl  ein  groz   gedrenge. 
Daz  mere  iz  vns  zu  enge, 
Vnser  schifherre  in  mac  ez  nicht  gelragen. 
Diz  ist  al  min  angist  daz  ich  habe, 
Daz  wirrit  mir  dar  vndir.'  185 

Do  sprach  ein  andir 
'AI  ein  han  ich  iz  lange  vorborgen, 
Doch  sage  ich  wes  ich  sorge. 
Hi  is  zu  rosse  so  manic  riter  gemeit 

153.  Perses  ft;  /.  Xerxes        155.  merdes]  indes?       157.  uninäze  begaii 
176.  wa      geste         177.  bescheinen       183.  schifhere         184.  daz]  die 
Z.  F.  D.  A.    IV.  19 


290  WERNHER  VON  ELMEiNDORF 

Daz  ich  in  wez  nehein  velt  so  breit,  190 

2''      Ob  iz  in  volcwigis  gesladete, 

Daz  ez  vnimer  icht  grünes  me  geladete. 

Diz  ist  al  min  kummir.' 

Do  sprach  ein  andir 

'Ich  niuz  nu  sprechen  zu  leistz,  195 

Wandich  in  kan  iz  nicht  allir  best^ 

Ouch  lide  ich  iene  not, 

Talanc  in  hortich  neheine  also  groz, 

Swenne  wir  beginnen  sciezen, 

Wi  iz  der  hirail  sulle  geniezen.  200 

Iz  is  damit  al  getan, 

Der  luft  in  mac  vnsir  gescor  nicht  vntfan." 

Di  heris  craft  sagelin  si  so  groz 

Daz  der  kunic  wenit  sin  der  gote  gnoz. 

Sin  gemute  begunde  do  stigen.  -    205 

Do  ne  mochte  nicht  langer  geswigen 

Deme  rat  der  aide ; 

Der  sprach  do  vil  balde 

Aiser  wol  wiste 

Daz  ez  komen  solde  zu  letzste.  210 

'Herre,  bistu  dez  gewiz, 

Daz  here,  daz  hi  gesamenit  iz, 

Daz  du  an  furchtin  macht 

Dich  verlazen  an  sine  craft? 

Nicht  in  ist  so  starc  uf  der  erden,  215 

Ez  en  muge  verwnnen  werden, 

Vn  so  daz  here  ist  von  grozeren  creftin. 

So  man  iz  wirs  mage  berichten, 

Vfi  swanne  man  iz  berichten  nicht  in  mac, 

So  beginnet  dir  der  lediste  tac  220 

Der  dir  ie  quam  zu  banden. 

So  wirdistu  zu  maze  dinen  vinden. 

Berichte  dich  nach  der  heren  gelfe. 

Du  verheisches  wol  waz  iz  helfe.* 

Diz  sprach  der  aide  deme  rat;  225 

Vnde  also  quam  ez  an  der  tat 

190.  enweiz  192.  gehabete  195.  ze  leste  197.  eine 

202.  gescoz        207.  225.  Demärät        220.  leidiste 


WEKNFIER  VON  ELMEXDüflF  291 

Daz  der  kunic  sin  ere  verlos : 
Kumme  iutran  er  sigelos. 
M^v  merke  an  disme  gedichle 

Wedir  man  mit  mereme  rechte  230 

Volge  zu  den  erin 
Den  valschin  lugencrin 
Oder  den  sielin  luten 
Di  di  warheit  wol  kunnen  beduten. 
Bistu  rechte  becanl,  235 

Du  veres  zu  der  bezzeren  hant. 
Ouch  wil  ich  dich  lerin 
Dez  du  bcdarft  zu  diner  erin. 
Alle  tugent  saltu  minnen, 

Daz  saltu  an  deme  rechten  beginnen.  240 

Daz  recht  iz  ein  sulich  tugent, 
Alsir  alle  merken  wol  mugent, 
Daz  niman  iz  so  hose 
Den  ein  andir  so  wil  genofe, 

Mac  her  sin  recht  erstriten,  245 

Er  lezet  ime  vngerne  engliten. 
Owe  manic  den  anderin  verstiezen 
Vn  im  dez  sinez  nicht  lieze 
Vn  in  almelalle  verdrunge, 

Ob  in  des  recht  nicht  twunge.  250 

Nicht  in  hat  vns  die  natura  bescheiden 
Me  denue  den  vihe  an  der  weiden. 
Si  gab  vns  alle  dinc  gemeine. 
Do  begreif  sumelich  al  eine 

Dez  manic  leben  muchte.  255 

Dar  vmme  salzste  man  daz  gerichte, 
Daz  man  vngerechte  lule  twunge, 
Daz  igelich  den  anderin  nicht  vordrunge. 
3'     Swer  da  gerichte  hat  gerne, 

Dem  is  ist  gut  daz  her  lerne  260 

Wi  der  arstit  tut  mitten  wunden : 
Is  da  dehein  gelide  sich  vnder  den  gesunden 
Vn  geset  er,  daz  ez  nicht  mac  genesiu, 

244.  so  vil  geneise  246.  Er  1.  ez  247.  verstieze  250.  daz 

252.  dem        263.  gesihet 

19* 


vy*2  WEKNHEIl  VON  ELMENÜORF 

So  sal  erz  also  f;;ereil  wesen 

Daz  er  mit  sineme  wafene  ablose;  205 

Ez  machit  andcriz  alliii  den  lib  böse. 

Diz  gctrillet  zu  den  bösen  wichlen 

Di  da  niman  niac  berichten; 

Di  sol  man  von  den  tagen  tun, 

Daz  gute  Inte  mugen  gerun.  270 

üucli  wil  ich  dicli  lerin 

VVaz   Seneca  si»richit  von  den  richterin, 

Daz  er  also  dicke  schuldick  si 

Alsc  nianigen  schuldigen  er  lezel  vri ; 

Wander  also  zcu   gerichte  sal  sitzen.  275 

Daz  in  brengen  von  sinen  witzen 

Wedir  gut  noch  zorn. 

Durch  di  wirl  manic  reth  urtil  virkorn 

Vn  lidet  man  manige  uorchte, 

Dez  man  nicht  dorfte,  280 

Si  leten  kurcer  reda  zva : 

Sus  saget  uns  Seneca  : 

Der  di  mochte  geslilleu, 

Di  lule  beten  al  iren  willen; 

Daz  spricht,  wene  min  vfi  din,  285 

Di  lule  mochten  al  mit  gemache  sin. 

Teilele  al  geliche, 

Wir  werin  al  ebenriche, 

Sone  dorfte  niman  ermeliche  lebin ; 

Nv  muz  der  riche  dem  armin  gebin.  290 

Daz  sint  allir  tugende  meiste 

Vn  kumit  von  eime  milden  geiste. 

Mildekeit  iz  ein  tugent. 

Di  ir  alle  gerne  minncn  mugenl. 

Si  tut  dich  ein  anderin  des  gunnen  295 

Dez  tu  mit  pinen  has  gewunnen. 

Si  ne  lezet  dich  frume  habe  nicht  gerin, 

Din  eigen  tut  si  dich  wol  enperin. 

Owis  leidir  manic  tumme 

Vn  nicht  weiz  hier  vmme,  300 

265.  erz  272.  dem   rilitaerc  281.  Sine?         287.  man  fehlt . 

297.   fremder  habe         299.   \u   ist 


WEn.MIKU  VO.N  KL.MKMJOMF  '29A 

Vfi  woiiic  sich  kcrin  ;m  «li   mildekeil 
Vfi   beyrilil  sich   mit   der  iickeil. 
üaiaii  iz  er  so  viilorstinneii. 
üaz  iiiic  sine  vonlerin   hcHeii  •jewuiiiieii 
l)az  vorgehil  er  zu  viisliiiidcii  'M)^t 

Vii  wirt  so  mit  kümmere  verladen 
Daz  er  sich  dar  uz  in  kan   nichl,  intwirken. 
Daz  salin  rechte  niirken, 

Vii  willu  mir  ichtez  j^etruwen,  310 

Vffe  diseu  j^runt  salin  nichl  bnwfrn. 
Manie  lia(  daz   zcn  sitin, 
Als  man  in  beginnet   biten, 

So  wirl  er  dinier  nmmc  sin  ougen,  315 

Si  dunkit  in  vnnutzze, 
80   wisel  er  ein  vnfrolich  anllilze. 
Diz  kumit  von  einer  siner  gute. 
So  claget  er  sin  armute, 

Groz  angist  gel  in  ane,  320 

Gerne  wer  her  danne, 
Er  gel  here  vnde  dare ; 
So  wirt  der  ander  wol  gewarc 
Daz  da  nicht  in  ist  gewunnen. 
Dez  siten  wil  ich  dir  nicht  gunnen.  325 

3^     Is  daz  du  gesis  den  armin, 
So  laz  en  dich  erbarm  in 
Mit  dinem  gutem  willen. 

Du  in  salt  im  nicht  gestalen  330 

Den  hungerigen  salin  säten  ; 
Is  er  nackeit,  gib  im  daz  cleit. 
Ein  wort  weiz  ich  so  leit 
Noch  zcu  sprechene  so  schemeliche 
So  daz  wort  '  ich  bite  dich.'  335 

An  deme  gebene  ist  nichl  so  gutes 
So  daz  man  neme  vn  gebe  al  eines  niutes. 
Iflanic  man  bitet  durch  not 
\  n  wirt  zu  hant  von  scanien  rot ; 

301.  Und  waenet         306.  eüi  vers  fehlt.  315.   dinster  ein  vers 

fehlt.         318.  deheiner?  3..>6.  gesihesl         329.  ein  vers  fehlt. 

330.  sin  niht  gespoten?        333.  Debein 


294  WERNHER  VON   ELMENDORF 

Dar  an  tut  er  wol  schin,  340 

Her  liez  ez  gerne,  mochtes  sie. 

0  wi  selicliche  er  tete, 

Der  deme  ge  e  dan  her  bete, 

Daz  her  dez  schamin  erlazen  were ; 

Sone  weiz  ich  keine  gäbe  so  dancbere.  345 

Is  sint  allir  schänden  meiste 

Daz  man  vil  gelobe  vn  lulzil  leiste 

Vn  di  lote  mit  schöner  rede  leite. 

Mauigeme  iz  liber,  e  er  zu  lange  beite, 

Daz  man  im  zu  haut  versage,  350 

Dan  er  ein  itele  hofFenunge  trage. 

Swer  dan  get  in  richte, 

Der  zwiualdiget  sine  gifte. 

Woch  wil  ich  dich  lerin, 

Dez  du  bedarft  zu  dinen  erin.  355 

Din  gut  gib  nicht  zu  rome 

Noch  zu  vil  wider  dime  richtume. 

Verermistu  dich  mit  gufte, 

Da  nach  volget  vil  lichte 

Daz  dir  vbele  mac  gezemin ;  360 

So  mustu  eineme  anderin  nemin 

Da«  du  den  anderen  hates  zu  gebene : 

Daz  gezimit  ubil  gutes  mannes  lebene ; 

Vü  ienen  den  du  minnes 

Mit  dem  gute  daz  du  sus  winnis,  365 

Er  in  ist  din  frunt  nicht  vil  deste  baz  : 

Von  deme  anderin  hastu  steten  haz. 

Dem  du  sin  gut  hast  genumin ; 

Des  wechseles  machtu  gerne  abekumin. 

BToch  sol  ich   dich  lerin  370 

Dez  du  bedarft  zu  dinen  erin. 

Also  setzze  din  gemute, 

Dustu  imanne  keine  gute, 

Dez  du  inne  genuzis 


375 


Du  weris  ouch  vil  vnforsunnen, 

343.  gaebe  e  352.  git  358.  gifte  b.  374.  nie  ne  b. 

375.  sich  daz  du  iz  ime  nit  airwizis  b. 


WEHNUKK    \0N   ELMK.NDOIIF  295 

Swodu  den  Iruul  uiil  diner  cosl  hetes  j^ewuiiueu, 
Daz  du  in  verluris  uiil  diner  zungc 


]!Voch  sol  ich  dich  Icria  380 

W  estu  bedarll  zu  dinen  erin. 
Biginnel  dir  iniau  sin  no»  clagen, 
üenic  saitu  mit  arclisten  nicht  vorsagen 
Keine  bete. 

Also  der  kuniuc  Antugenes   tete  ;  385 

Do  in   ein  dürftige  eines  pundis  bat, 
Er  sprach    so  groz  were  dir  nicht  gegat. 
üo  bat  er  in  eines  cieinen  dinges, 
Eines  einiges  phenninges. 

'  Dez  mochte  ich  mich'  spracli  er   schämen         390 
4*     Miues  kuniclichen  nameu, 
Daz  ich  gebe  also  deine.' 
Sus  in  tete  siner  bete  keine. 
Daz  weizgo  der  riebe, 

Er  uersagete  mir  bösliche,  395 

Ob  er  ez  gemirken  künde, 
Er  in  gebe  mir  nicht  zcu  vil  au  eiueuie  phuude 
Durch  sine  kunicliche  ere. 
Noch  ouch  des  nicht  zu  lutzil  in  were, 
Daz  er  im  einen  piienninc  tete,  400 

So  in  ein  dürftige  bete. 
JMichil  baz  tete  ein  ander, 
Der  kunic  Alexander. 
Do  in  ein  arme  gnadin  bat, 

Er  gab  im  wol  gebuete  stat.  405 

Des  ginc  den  armen  angist  ane, 
Er  in  waz  der  almusen  nicht  gewone, 
Er  waz  arm  vü  bloz, 

Er  sprach  'mir  ne  gecimit  keinen  gaben  so  groz.' 
Do  sprach  der  kunic  riebe  410 

'Ich  in  ruche  waz  dir  geliche.  » 

Waz  achtich  uf  dineu  cranc  lebin? 

379.  diz  widir  radin  ich  aldin  unde  iungin  b.  385.  antigonus  b. 

393.  sus  ne  teder  b.         394.  weiz  got  b.  395.  397.  mir]  ime  b. 

409.  necliein  gäbe  b.         412.  dinen  krangin  lebin  b. 


296  WERNHER    VON   ELMENDORF 

Ich  weiz  wol  waz  mir  cimit  zu  gebin.' 

Bfoch  sal  ich  dich  lerin 

Dez  du  bedarft  zu  dinen  erio.  415 

Daz  salin  kunuin  begatin, 

Welche  dir  dine  habe  zu  meriu  statin 

Kerls  an  des  armin  gute 

Oder  an  daz  riehen  obirmute. 

Der  riebe  wil  dir  liebe  han  getan.  420 

Daz  er  dine  habe  wil  inphan ; 

Er  denket  oueh  do  bi 

Daz  er  von  sime  gelucke  kurain  si. 

So  hastu  im  ein  groz  dinst  getan ; 

Ich  in  weiz  waz  ez  dir  muge  uerstan.  425 

Du  wenist  zu  hant  fruntschaft  vinden ; 

Si  werit  seiden  von  dem  vater  zu  dem  kinden. 

Gesistu  einen  armen, 

Daz  schinit  alse  si  dich  al  erbarmin, 

Ez  komit  ouch  also,  430 

Von  hoffenunge  werdin  si  alle  l'ro. 

Du  gewinnis  nicht  ire  allir  minne; 

Si  wizzen  daz  wol  in  irem  sinne, 

Swaz  du  in  gibis  dines  gutes, 

Daz  du  irs  darvmme  nicht  vermutes.  435 

Wen  daz  din   gnade  eineme  teit, 

Si  hoffen,  ez  si  in  allin  gereit, 

Swanne  si  iz  an  dich  gesinnen. 

Hi  saltu  fruntschaft  gewinnen. 

Von  tummir  minne  saltu  dich  hüten ;  440 

Si  lenget  sieh   seiden  mit  guten, 

Si  kumit  dicke  zcu  leide. 

Wil  tu  daz  ich  dir  daz  bescheide? 

Manie  wunsehit  siner  ammen  445 

'Muste  si  eine  sucht  ligen 

Daz  ich  dir  doch  so  muse  wisin 

Di  sucht  wolde  ich  vmmcr  prisin.' 

So  denket  ein  andir  an  sine  mute 

417.  wedir  dine  b.         419.  des  b.         421.  gäbe  b.  423.  /.  cz 

435.  ?         436.  tuot         440.  Vor        444.  ein  vers  fehlt.         446.  liden 
449.  muoter 


WEHNHEH    \'ÜN  ELMENÜOIIF  297 

Eia,  reclileii  f;iile,  ioO 

S(»l(]e  si  riiinin  daz  laut ! 
Mit  ir  wol  ich  zu  liaul. 
Lcbir  helle  ich  daz  si  in  eilende  were 
üaz  ich  ire  iiininiermere   .  .  .  .' 
4''      So  denkel  ein  aiidir  slille  455 

'Daz  mere  in  isl  nichl  niine  wille 
Daz  sinenic  lietc  zu  lebin 
Wenne  daz  ich  ir  sohle  gebin  ; 
So  brechte  si  wol  ininne 

Mit  wckheme   hercen  ich  si  mirine."  460 

Daz  vcinde  viidir  in  soldcn, 
Daz  wunschin  di   turnmen  iren  holden. 
Nv  merke  di  selben  niinnen, 
Sw'i  suzelichen  si  ire  beginnen, 
E  si  sich  vmmer  gelendc,  465 

Si  vn  der  haz  nemint  al  ein  ende. 
Also  me  is  ime  zcu  mute 
Deme  sin  niinne  nicht  wirt  so  gute 
Alse  deme  der  sinen  anden 

Nicht  mac  gerechen  an  sinen  vinden.  470 

Nu  lobich  nicht  vil  baz 
Der  tummen  minne  denne  den  haz. 
ülToch  sallu  ralis  lebin 
Vmme  deme  gift  in  saltu  nicht  gebin  : 
Do  uolget  ere  noch  fronie  na.  475 

Sus  sagit  vns  Seneca 
'Lezistu  scenken  dinin  win 
Den  lulen  die  vertrungken  sin, 
Ich   ein  weiz  waz  dirz  nie  geniez  is 
Wene  ob  du  wazzer  in   den  vin  gizes.'  480 

Gib  dem  manne  des   er  gere. 
In  deme  gemule  gewere ; 
Daz  siet  er  dicke  mit  dem  hercen  ane ; 
Is  isl  schände  daz  man  siner  gift  mane. 
Dv  weist  wol  welcher  maze  485 

450.  trehten  gaoter         452.  wolde         453.   Lieber       454.  abgerifsen : 
es  fehlt  enbaere  456.  Daz  wjere  niht  wider  m.  willen?         457.    si 

niene         462.  Des         407.  Als6  we         479.  enweiz         480.  win? 


298  VVERNHEK   VON   ELMEiNDüKF 

sali  vn  lazen. 

Nv  lerne  och  da  bye 

üaz  er  dir  al  zu  danke  sye. 

Swaz  dir  ieman  gibet  sines  gutes 

Danke  im  froliclies  niutes.  490 

Daz  sallu  tun  obirlut 

3Ie  danne  iz  so  trut 

Her  geciemit  och  wol  vndir  holden: 

Doch  in  ist  die  gäbe  nicht  so  verguldeu. 

Gutes  willen   danke  mit  werten,  495 

Widir  gift  sal  man  gäbe  warten. 

Bistu  abir  mit  dem  gelde  2u  ga. 

So  uolget  dir  daz  da  na, 

3Ian  sprichet,  du  weris  mit  einer  bürden  ver- 

ladia. 
V'on  di  beite  vfi  warte  scaden.  500 

Daz  sage  ich  dir  zu  wäre, 
Is  fuget  sich  nicht  zware 
Daz  man  mit  der  wider  gifte  also  iage 
Als  ein  campslac  wider  slage. 

Wi  kurz  di  rainne  in  dem  hercen  belibet  505 

Da  ein  di  ander  vs  tribet! 
UToch  sal  ich  dich  lerin 
Dez  du  bedarft  zu  diaen  erin. 
Wirt  diu  frunt  beclaget  in  gerichte, 
Daz  im  zu  schaden  kumin  mochte  510 

31ac  er  diner  vorsprechin  icht  genisen, 
Dez  in  sal  dich  nicht  verdrisen, 
Vn  sehe  daz  di  den  einen  so  vorespreches 
Daz  du  den  anderin  in  keinen  kummer  nicht 

steches. 
Wil  man  einen  man  enterben  515 

5'      Odir  dez  libes  alsus  verterben, 
Machtu  in  den  icht  gutes  geleriu, 
Daz  komit  dir  zu  allen  erin. 
Mac  er  dich  zu  vorsprechin  gewinnen, 
Damit  in  tustu  nicht  wider  des  clagers  minne.       520 

486.  du  geben  sali?        488.   ez         492.  ?         511.    din  ze  vürsprechen? 
513.  di]  du 


WERNFIER   VON   ELMENDÜRF  291» 

JVoch  sallu  daz  nierkiu, 

Wil  ich  ieniaiiae  au  sine  cre  wirkiii 

Vfi  wil  ich  dir  clage  bevclin, 

Daz  in  wil  ich  dir  nicht  heilen. 

Mach  tu  iz  uiil  rechte  vntgan,  525 

Di  clage  in  saltu  nicht  bestan. 

Daz  teil  sallu  gernir  kisen 

Daz  tu  hilfis  bchalden  dan  Verliesen ; 

Wände  nieman  iz  so  wise, 

Er  komis  zu  grozeme  vnprisc ;  530 

Waude  man  kerit  allen  rogeren 

Ir  ammeycht  zu  grosin  vncrin. 

Swaz  dir  got  zu  gnaden  habe  getan, 

Daz  in  tu  nieman  zcu  missetaten  stau. 

Saltu  yeman  vorsprechin  in  gerichte,  535 

Wur  in  an  wareit  vil  rechte; 

Iz  stet  dir  schentlichen, 

Sprichistu  daz  lugenin  gliche. 

En  machtu  nicht  irvaren  di  wareit, 

So  tu  alse  in  Salustio  gescriben  steil:  540 

'Allen  haz  saltu  senken, 

In  keiner  fruntschaft  saltu  gedenken, 

Zorn  saltu  lazen, 

An  den  gnadin  saltu  dich  mazen ; 

Wenne  dise  sache  viere  545 

Verkerint  di  wareit  vil  sciere.' 

Din  dinc  saltu  noch  tun, 

Dez  hastu  erin  vfi  frum, 

Wil  der  richter  mit  dicheinen  dingen 

Zu  sere  durch  niet  iemanne  verdenken,  550 

Da  saltu  dem  vnrechten  widerstan. 

Dez  wirt  doch  nv  lutzil  getan ; 

Di  werlt  iz  nv  also  gewant, 

Der  allir  meist  gibt  in  di  haut, 

Der  machit  von  einem  svanen  ein  raben.  555 

Dez  sitins  in   saltu  nicht  habin. 

]^och  sal  ich  dich  ein  tugent  lerin 

522.  523.  für  ich  scheint  beide  mal  er  {der  klüger)    zu  lesen. 
536.  Füere?         542.  Enkeiner         550.  verdringen? 


300  WERNIIEH  VON  ELMENÜOHK 

Di  dir  niit  iz  czu  diiiea  criu 
N  II  oucli  di.  aniiiii  scie  labil; 

Sclich  iz  der  si  liabit.  560 

Daz  ist  redeiichcn  ;  di  saltu  ininiieu. 
In  gole  sallu  der  bejii^inueu. 
Daz  saltu  tun  alHr  erist 
Daz  tu  dich  dinez  vnrechtes  bekcrist. 
Daz  ist  die  erste  selicheit.  565 

Der  werlt  vustetikeit, 
Dine  saltu  nicht  in  Iratin; 
Laz  dir  selbe  got  ralin; 
An  sine  gnade  saltu  dich  beueliu; 
In  keine  dine  geswasheit  in  saltu  hin  hylen ;     570 
Kundistu  dich  rechte  versinnen, 
So  guten  rehenere  in  machtu  nirgen  vinden : 
Din  dine  selzit  er  ebene, 
Alse  du  bedarft  zcu  diuem  lebene ; 
Lieber  hat  er  din  heil  575 

ö*"     Den  du  selbe  ein  michil  teil. 

Daz  in  beniuiit  dir  kein  vnmuze, 

Du  ne  kumes  alle  tage  zu  sinen  vusin, 

Vn  spriche  zu  im  kurtliche, 

Vn  meine  daz  inicliche,  580 

Daz  dir  von  sinen  gnadin  blibe 

Ein  recht  in  dime  gesundiu  übe. 

Diz  gebet  vollen  kurtz, 

Nichtis  menis  dir  dürft. 

Diz  hat  vns  luuenalis  bescriben ;  585 

Sehet  dise  man  waz  ein  beiden. 

Och  spricht  Seneca  von   den  sitin 

Daz  wir  tumphilich  bietin; 

Her  spricht  'wi  mochte  mere  torheit 

Dan  daz  der  man  vor  sime  scheppere  steit         590 

Vn  rumit  im  in  sine  oriu 

Daz  er  keinen  man  lise  horin.' 

Daz  sin  bezzere  site, 

567.  enträten  fürchten.  570.  Enkeine  —  in  helen  577.  enbe- 

oeme?  .584.  Nihte«  me  enist?  588.     biten  591.  ninet 

593.  sint 


WERMIEH  VON  ELMENDORF  301 

Alle  der  ni,iii  got  biete, 

üaz  er  spreclie  an  sine  oriii  595 

Alses  alle  di  lule  liorin 
Vn  also  lebe  vndir  den   luleii   liio 
Als  iz  got  ane  sehe. 
Diz  ist  grose  selickeit 

Da  zu  höret  truwe  vn  wareil.  OdO 

Von  dirre  wareit  sagit  alsus 
Ein  buch  daz  scribel  er  Tullius, 
Warlieit  sie  daz  man  da  truwe  heisil, 
Daz  man  alle  gelubede  leislit. 

Nv  gelobe  elteweme  daz  in  nose:  605 

Leislit  iz   daz  ist  bosc. 
Is  mac  vndir  stunden  scadin  wirken. 
Daz  machtu  an  disen   bispellen  merkin. 
Si  Irel'en  zu  der  rede  wert. 

Di  beiial  ein  sinnic  man  ein  swert;  010 

Daz  haslu  im  wider  geiobit: 
Nv  komil  er  lofende  vn   tobil; 
Deme  in  sallu  iz  nicht  wider  geben, 
Wan  der  beniemit  eltesvcme  sin  leben. 
'Xv  weristu  min  frunl  so  stete  (115 

Daz  ich  dir  min  gut  zu  behalden  lete : 
So  komil  iz  so  vnder  deme  gedinge 
Daz  ich  din  laut  mit  vrlo^e  twinge  : 
lieristu  mir  daz  gut  wider  zu  haut, 
So  urlogistu  din   eigen  lant;  (;2(> 

So  misselustu  sere ; 

Dir  in  sal  nicht  sin  widir  dinis  landis  ore, 
Vn  swanne  dir  zwei  vbil  anligen, 
Der  du  beide  nicht  mach  vercien, 
Daz  saltu  alsus  masen,  625 

Daz  ergere  sallu  lasin. 
A.n  eine  lugint  sallu  dich  keren  : 
Din  darft  dich  nieman  lerin, 
Doch  iz  sc  zu  wizzene  gut; 

Si  sal  lerin  dich  fliese  vn  blut;  630 

Tz  sal  dich  von  naturen  an  konien: 
594.  Alse  —  hite         605.  neise         606.   Leislestuz         6l(t.   Dir 


:k>2  weunher  von  elmendorf 

Swaz  du  dineii  niagen  macht  gefromen, 
Da  vore  sallu  nicht  sparen ; 
Dines  hindis  erin  saltu  bewarin. 
Dazu  tribet  dich  kein  nieisterschaft,  635 

Wanne  iz  dir  di  natura  gab. 
Hin  aber  sprichet  Seneca  alsus 
'  Nemo  coartandus  : ' 

Daz  spricht    nieman  darf  in  an  twingen  dazu 
6'     Daz  er  im  selben  gut  tue.'  640 

Swaz  wir  vnsen  magen  tun  zu  gute, 
Daz  tu  wir  vnsin  fleische  vfi  vnsim  blute. 
Hin  abir  spricht  alsus 
Der  wise  man  Tulius 

'Nyman  getruwe  deme  645 

Der  sine  mage  gerne  ergreme. 
Wi  mochte  er  eines  anderen  frunt  sin  vnde 

bliben 
Der  sinen  mach  von  siuen  eren  wolde  triben?' 
mfoch  salich  dich  ein  tugent  lerin 
Di  beide  nutzze  iz  zu  den  erin  650 

Vn  gibet  dir  golis  hulde. 
Daz  ist  di  wäre  vnsculde  ; 
Di  saltu  in  din  herce  vazzen, 
Vnrecht  gewalt  saltu  hassen, 

Keine  vngtuginl  tu  habe  655 

Di  dich  tungke  groz  vn  vnreine, 
Vn  du  hettis  si  gerne  von  dir  vertriben. 
Daz  abir  hat  Oracius  gescriben, 
Ob  ich  iz  rechte  sagen  künde, 
'  Nyman  wirt  geborn  ane  sunde  ;  660 

V^n  swen  di  deine  drigen, 
Di  mac  mit  den  meisten  desle  baz  gedingen.' 
Din  leit  in  rieb  nicht  zu  sere : 
Tustu  iz,  daz  iz  din  ere. 

Manie  iz  zu  der  räche  zu  ball  665 

Vn  wirt  iz  lichte  sere  gevalt. 
Weislu  waz  Ouidius  sprichit? 
'Der  sin  leit  zu  sere  richit, 
C55.  Untugent  du  habe  keine?         601.  dringen         664.  unÄre 


VVERNIIER  VON  ELMENDORF  303 

Her  inacliil  sich  selben  schuldic.' 
Bis   an  diiieine  zoruc  geduldic,  (570 

Wanne  Salomon   tut  vns  des  gewis 
Daz  der  man  sterker  iz 
Der  sich  in  sincnie  liercen  versinnel 
Den  der  di  hure  mit  stürme  gewinnet. 
Gewin  guter  lute  künde,  ^75 

Mache  dir  vil  der  guten  frunde. 
Di  saltu  stete  kiesen, 
Nicht  lichte  saltu  sie  verliezen, 
\\  enne  iz  ist  also  Seneca  sprichit 
Als  ein  l'rnnt  daz  gesiet  680 

Daz  man  den  anderin  betrüget, 
Wi  schire  sich  di  fruntschalt  virzugit!" 
Diz  wort  saltu  pruben ; 
Mit  eineme  machtu  den  anderin  belruwen  : 
Daz  spricht,  wiltu  vntrue  an  einen  kereu,         685 
Da  mite  machtu  di  anderin  alle  erveren. 
Is  iz  als  ich  wene, 
So  iz  stete  fruntschaft  vil  selzene. 
Di  gezeme  wol  vndir  holdin 

Di  sich  durch  recht  minnen  solden.  690 

Dar  abe  hortich  Salustium  sagin, 
Si  soldin  al  ein  gemute  tragen ; 
Si  suUin  sich  stille  zu  den  erin  maniti, 
Alse  di  da  vechten  vnder  einem  vanin, 
Vn  igelich  so  vil  er  mochte  695 

Den  anderm  zu  sineni  prise  brechte. 
]Voch  wil  ich  dir  kundin 
Waz  Seneca  sprichet  von  den  frunden. 
Her  spricht  '  iz  ist  recht,  den  du  minnis, 
6''      Daz  du  in  keiner  dinge  ancsinnis  700 

Da  im  siner  erin  an  gebreche  ; 
Er  tut  baz  daz  er  dine  bete  vur  si  reche.' 
Vh  swaz  er  wolle  heiin, 
Daz  in  dietin  dir  nummer  beuelin; 
Wil  her  iz  dir  vbir  daz  sagin,  705 

Daz  saltu  beslozzen  in  dime  hercen  tragen; 
702.  verspreche         704.  Daz  enbit  in 


304  W  ERNHER  VON  ELMEiNDORF 

Bnieliz  iz  dinir  zvtigen  ; 
Is  iz  dir  lichte  vnlsprungen : 
Ez  ga  dan  zu  schaden  odir  zu   rromin 
Daz  worl  in  niac  numnicr  wider  kuiniii.  710 

Sezze  al  din  ere  an  dines  Irundes  hanl. 
Den  salin  abir  e  vil  rechte  hau  derkanl; 
Iz   stet  dir  andirz  vil  ho, 
Dez  warnit  dich  Cycero. 
.    Her  spricht  'kein  laj^e  scadel   so  serc  715 

So  vndir  frunilichen  j>eberc. 
Dez  wurdin  Troiani  betrogen, 
Daz  die  Crichen  so  heilicliche  Ingen. 
Si  sprachen,  si  brechten  ein  gotinne : 
Da  waren  gewafenete  ritter  inne.  720 

Nicht  in  bizet  mit  so  scarfen  zanden 
So  der  wol  vnder  derae  scaiene  gewaiide. 
Dune  hutis  dich  vil  garewe, 
Dich  betrugit  des  wolfis  varwe. 
Dez  warnet  vns  Oracius ;  725 

Er  meinetiz  abir  alsus 
'  Bestet  dich  ein  man  mit  schonir  list 
Da  vor  du  vngewarnil  bis, 
Er  mac  dich  lichte  ervellen. ' 

Hute  dich  vor  dem  rotin  gesellen.  730 

Daz  des  wolfis  varwe  gligit, 
Daz  is  der  dich  aliir  erst  beswiget. 
Nicht  in  weis  zu  freuele. 
Is  komit  dicke  vuele 

Daz  man  dankes  not  besla  735 

Vfi  nicht  in  merke  wi  iz  irga. 
Stritis  tu  wider  dinen   geliehen, 
Is  ist  zwiuel  wo  der  sie  hin  wiche. 
Stritis  tu  wider  den  der  dir  zu  starc  is, 
Do  hastu  den  schaden  gewis.  740 

Stritis   tu  wider  einen  cranken, 
Dez  siges  in  darft  dir  niman  d:mken. 
Ouch  in  laz  dich  nicht  verdruckin, 

716.  So  under  vinden  fr.  g.  112.  wolf  731.   j-lichcl 

732.  beswichel         733.  »»nwis 


WEHXHEK  VON  ELMEiNUOUF  305 

Wanne  daz  man  dir  zu  lästere  zacken, 
Dez  salin  dich  mit  nianlieit  vnlsaj^en  745 

Odir  man   sezzel  dich  vndcr  die  zagin. 
Zaj;chcil  vfi   freude 
Di  j;ecimin  beide  vhele. 
Jiislii  kiine,  daz  ist  gut: 

Vil  alz  iz  dir  nicht  not  tut,  750 

So  bis  gerne  mit  friede. 
\  rlouge  iz  gut  vormiden  ; 
Vn  in  machlu  iz  nicht  verlazen  sin. 
So  tu  daz  werliche  schin, 

hl  tele  man  dir  nicht  vnrechle,  755 

Daz  dich  kein  honinl  da  zu  brechle. 
So  ne  dorfslu  nicht  beiten  : 
3Iil  llize  sallu  reden. 
Keinir  drouwe  laz  dich  irverin. 
Ouch  wil  ich  dich  lerin  760 

7'     Zwaz  da  zu  habin  sali : 
Recken  snel  vn  halt, 
Di  sullin  sin  \z  erkorin, 
Da  zu  di  din  eigen  sin  geborn. 
Di  saltu  haldin  mit  schöner  spise,  765 

Vn  tu  sie  ire  brune  eckin  wisen 
Die  so  wol  sniden 

Daz  si  keinen  slahel  hol  nith  gemiden. 
Wenne  du  dich  denne  bereiten  macht, 
Sone  sume  nicht  mit  der  heriscraft,  770 

Wanne  iz  vmme  die  mudekeit 
Alse  in  Lucano  gescriben  steil. 
Her  sprichit  '  nocuit  deferre  : 
Jz  spricht,  iz  in  ist  nicht  dem  schaden  verre 
Daz  man  zu  vil  obir  daz  heilet  775 

Sin  daz  man  sich  zer  sachin  wol  bereitet. 
Di  muzekeil  in  hat  ander  gute 
Wenne  si  machil  vnslele  gemute. 
In  la  dich  keinen  slaf  da  zu  brengen 
Daz  dich  dine  viende  vnsamfle  ersprengen.         780 

744.  zacke       753.  es  niht  erlazeo  s.       758.   Jich  bereiten?       761.  du 
fehlt.         766.  brunen  ecken  wise         771.   W.  iz  ist         776.  [Sin]? 
Z.  F.  D.  A.    IV.  20 


m\  WEKNHKK  \()N  ELMENDOKF 

Kus  vndir  diiicn   j^csrllcn 

\\'arlmaii  von  kuncto  rllin, 

Di  dicli  vor  la^in  wol  bcwaren. 

Du  selbe  ril  vruler  den  scharin 

Vn  tu  iz  gul,  daz  iz  billich;  785 

Daz  machit  daz  volc  wunllich. 

So  mane  dinc  beide  zu  den  banden 

Daz  si  sieb  bouwen  uz  den  scbanden  : 

Sage  in  von  iren  alderin, 

Mane  sie  daz   sie  ir  ere  behalden  790 

Di  an  si  iz  geerbet ; 

Sage  in  daz  ein  tot  alle  di  lule  sterbet 

\  h  der  selbe  sciere  iz  irgan. 

Di  ere  raac  vbil  ane  der  weide  stan. 

Wanne  du  den  sigen  hast  gewunnen,  795 

So  bis  wol  versunnen; 

Den  besten  hilfen  dez  libes; 

Si  daz  du  keinen  morder  lides, 

Daz  dich  dine  vinde  beslin  800 

Vn  lazen  dich  vffe  dine  sichereit  varin. 

Di  truwe  saltu  wol  bewaren ; 

Daz  ist  daz  wol  gescimit. 

So  spricbet  man  wa  man  verniniel 

'Wer  solde  valschis  uirdenken?  805 

Er  in  wolde    sine  truwe  wider   sine  vinde 

crenken.' 
Och  tu  daz  di  wole  steit, 
Minne  rechte  sletikeit. 
Weistu  waz  daz  sie? 

Wes  dinez  liercen  vrie :  810 

Dinis  glukis  vrowe  dich  zu  niaze  ; 
Dinen  kumnier  in  saltu  dir  nicht  zcu    leit 

lasen  ; 
Bis  gerecht  zu  iewedirre  baut ; 
So  wirdislu  vor  einen  stetin  man  bekanf. 
OiK-h  tut  vns  Seneca  kunllich  815 

782.  von  kiienem  eilen?  78G.  unverwuntifcli  ?  794.  ? 

797.   Den  gesten  hilf?         800.   ein  vcm  ßhll.  804     swä  niiinz 

805.   in  valsches'         807.   dir 


WEHMU:U  VON  ELMEM)OKK  ;{07 

Wi  der  stete  man  si  vuuerwuiitlicli. 
Her  sprich  'diz  iz  daz  wäre  sceicliiu, 
Man   in  niac  nicht  lichte  verweichin, 
Sin  herce  mac  an  siner  slat  wol  bliben  ; 
Her  lezit  sich  nicht  als  einen  hasen  vubelriben."  820 
^Ictikeit  in    iz   nicht  cinir  bände. 
üi  mochte  baz  heizen  scande, 
Daz  man  so  siele  an  dem  zwiuelc  is 
7''     Daz  man  niimmer  wirl  gewis 

Swaz  man  endelichen   sal  tun.  825 

Daz  mac  daz  herce  nimmer  mer  gerun 

Danne  als  da  man  uf  ein  schotke  tritit 

V  n  alle  den   tac  wider  wint  slritit : 

Alse  strilil  di  man  wider  sin  gemute, 

Dem  gescbil  scldin  odir  nimmer  kein  gute.         830 

Oracius  sagit  daz  ; 

Her  spricbit    diruit  ediOcat:' 

Daz  sprichet,    er  brichet  vn  buwel; 

Er  tut  daz  in  zu  hant  geruit; 

Er  in  ist  wol  siecht  noch  ru;  835 

Daz  her  nicht  wolde,  daz  bitit  er  nu. 

Manie  is  dcz  gewone, 

Kumit  er  di  vustetikeit  ane, 

Daz  er  also  vaste  daran  steil. 

Daz  iz  mac  heizen  sin  stclikeit.  840 

So  mac  her  sich  des  namen 

INvmmer  zcu  der  werlde  schämen. 

luimit  dir  ein  leit  zcu  banden, 

Vii  mac  dirz  nicht  wol  geandin, 

Da  zcu  saltu  dine  dult  kerin.  845 

Ua  abe  hortich  Bohetium  alsus  leren 

'Daz  leit  daz  tu  nicht  macht  gereeben, 

Daz  machlu  mit  vngedult  swerer  machen.' 

Therencius  spricbit  ouch 

Daz  iz  dir  zu  uichte  touc  850 

Daz  du  strebis  wider  clagetwanc, 

817.  sprichet  —  wärzeichen  819.  tiach  mac  fehlt  in         82fi.   Des 

827.  schocke,  Parz.  181,7.         835.   wol]  weder         836.  des  bitet 
842.  Immer?         844.  mäht  duz 

20* 


308  WERNHER  VON  ELMENDORF 

Dune  koniislis  abe,  du  wirdis  cranc. 

Da  komit  ein  groz  vbil  na, 

Daz  abir  sprichet  Seneca 

'  Dez  sieben  vndult  855 

Macbit  ime  den  arlit  vnholl.' 

I^ocb  merke  waz  man  dich  lere. 

Kushe  wort  vn  schone  gebere, 

Daran  salin  dich  vlizen. 

Di  schäme  mach  dir  niman  verwisen.  860 

Manie  Iz  vnchusher  wone 

Vn  dunkit  er  nicht  in  missetue. 

Da  nicht  so  iz  manic  der  daz  midil 

Vn  sine  wort  schone  besnidet. 

Vndir  disen  beiden  865 

La  dich  di  natura  bescheiden; 

Vn  da  na  daz  si  hat  gelazt 

Ein  igelich  an  sine  stat, 

Beide  vbir  lut  vn  vorholen, 

AI  da  mac  man  di  wort  geholen.  870 

Daz  sprichit,  dez  sich  di  ougen  Schemen, 

Daz  saltu  beschouwen  an  dem  namen. 

Ich  sage  dir  waz  noch  vbele  cimit, 

Daz  man  einen  notlichen  rat  zcu  banden, 

Daz  man  da  spotus  phleget,  875 

Wanne  daz  leitit  den  rat  vz  dem  wege. 

Swar  du  einen  cleppere  weist, 

Vor  deme  hei  dine  geswasheit  allir  meist. 

Her  mac  dich  lichte  melden  : 

Wiltu  in  dar  vmme  scheiden,  880 

So  antwort  her  dir 

'War  vmme  saget  ir  mir? 

Wi  soldich  iz  vormiden? 

Wanne  lize  du  dine  zunge  swigen? 

Ich  pin  al  zuspalden ;  885 

Von  dir  in  mocht  ich  iz  nicht  behalden. 

Waz  machtu  mir  daz  heiin  zu  eischen 

862.  nach  dunket /e/*//  in         863.  Da  gegen  so  ist?  867.  gesazt 

874.   Da         nimt  fehlt.         87.5.  spotes         884.   zunge  szunge  die  hs. 
888.   niht   envr. 


WERMIEU  VON  ELMENDORF  309 

8*     üaz  ich  au  dir  nicht  er  vcrcische?' 
!Diz  selbe  si  dir  von  denie  Ircnkere : 
An  den  ia  du  nicht  din  ere.  890 

V  on  vbir  tränke  salin  dich  hüten ; 
Du  sies  wol,  iz  tut  den  man  wüten. 
Ez   in  schadit  im  keiner  maze. 
31il  in  ezzen  saltu  lazen ; 

Is  in  hat  keine  fuge:  895 

lez  vn  trinc  daz  dir  di  natura  genüge. 
Vn  du  der  lusl  wirdis  gewone, 
So  ligct  dir  bosheit  ane ; 
Vn  halt  si  an  dime  getwange  vil  vaste, 
Odir  si  jnachit  dich  dinir  erin  zu  eineme  gaste.     900 
Sie  euch  daz  dich  dine  schone 
Zu  der  werlde  nicht  gehoue. 
Dar  abe  hortich  luuenalem, 
Daz  si  seiden  in  ein  wol  getragen, 
Schone  vnde  reinikeit.  905 

Dinir  grozen  bis  nicht  zu  gemeit: 
Is  ist  mislich  wie  is  dir  irga. 
Hin  abe  sprichit  Seneca 
So  di  vederen  sin  von  grozereme  namen, 
So  sich  di  kint  me  mugen  schämen.'  910 

Sal  man  in  daz  verwisen, 
Daz  si  wederdigen  heizen  ? 
Weistu  was  luuenalis  spricliit, 
Da  er  einen  bösen  edelinc  gesiet? 
Er  spricht  'dez  hettis   tu  grozir  ere  915 

Daz  ein  undiege  din  vater  were 
Vn  du  dich  tugende  so  an  neraes, 
Daz  du  iz  in  ncbin  bozzcsten  sprches, 
Den  du  einen  guten  vater  hettis 
Vn  dine  dinc  also  böslich  zetzis  920 

Daz  du  wordis  so  smelich 
Daz  man  dich  den  ergesten   bete  gelich. 
Dune  wellis  selbe  tugende  ladin, 
So  stet  dir  zu  geliehen  schadin 
Dinir  mage  ere  vü  rum  925 

893/.  ?        899.  Enlhali         901.  Sich 


310  WERJNHER  VON  ELMENDOKF 

Vn  dinir  vindc  richtura. 
So   dinc  ma^e  io  froniere  sin. 
So  diu  boshcit  io  me  wirdit  schin  ; 
Vn  dine  vinde  me  nuigen  tun, 
So  du  wers  vor  in  macht  gerun.  930 

Swoso  iz  ein  bosewicht, 
Deme  in  hilfet  iz  nicht, 
Priset  man  vil  sine  mage. 
So  man  io  sin  mit  dem  ersten  gewage. 
Ai  wie  swar  daz  gecimit,  935 

Daz  ieman  daz  ane  nimit 
Daz  er  an  eines  anderin  fromekeit  warte! 
Dicke  wirt  er  betrogen  harte 
Swer  sich  an  den  stab  wil  sturen ; 
So  er  in  allir  gernist  hette,  so  wirt  iz  im  ture.     940 
Saltu  gesinde  wol  inthalden, 
Dez  muz  al  maze  gewaldin : 
Diz  saltu  allir  erst  mirken. 
Lesistu  selbe  ein  hus  wirken, 

Daz  in  buwe  nicht  zu  rume  945 

Noch  zu  groz  zu  dime  ingetume, 
Des  wil  ich  an  den  Tulium  ien. 
Ouch  habe  ich  selbe  gesen, 
Swar  so  iz  ein  groz  hus 

Vn  sin  sine  winkele  itel  vn  bloz,  950 

Komin  dar  in  die  lute  seiden, 
S*"     Di  nicht  in  daz  hus  brengen. 
Der  geiste  wil  ich  swigen, 
Daz  sint  seiden  wol  beraten  hien. 
Steit  iz  denne  an  einer  slrazen,  955 

So  mac  iz  gut  man  vbele  lazen, 
Als  er  da  vore  beginnit  varin, 
Vn  dez  grosen  huzes  wirt  geware. 
Er  in  wolde  da  in  kerin. 

So  hat  iz  der  wirt  luzzil  ere,  960 

Daz  man  in  in  eineme  wüsten  huse  vinden 

930.  So  du  wsenes  vor  ir  mahl  geruon  ?     934.  m.  den  ergsten  gewage  (ge- 
wahene)       951.  Dar  koinen  in       952.  Die  iht?       953.  972.  976.  gesle 
961.  vinde 


WERMIEU  VON'  ELMENDOIU'  .{11 

Mil  erniecliclieiii  gcsindc. 

Vveislu  waz   Seticca  icl? 

Ii'li   weiie  cv  luge  oiicli  iiichl; 

Her  sjiriclit  '  kein   Im/,   iz  so  clfiiio.  '.M).") 

Is  iz  aiidcris  gcfiigo  viide  reine, 

llcrbergcl  iz  inanigoii  lihcii  gasl. 

Is  iz  wol  groz  vh   vasl.' 

Willu  Lucanes  worlcu  getriiweii, 

So  sallu  in  der  niazcii  buwen.  '.»70 

Beide  in  groze  vn  in  vcsle, 

Wusliii  dich  ilemie  viilroliclie  geisle. 

Den  winleris  ingesinde, 

Daz  is  dich  vnwerohafl  nicht  vinde. 

Daz  iz  sne  regen  vii  winl  V)75 

In  deme  huze  leide  geiste  sinl : 

Ob  si   mit  freuele  wollen  lebin, 

Daz  du  mit  gewalt  si  muges  verlriben. 

Sallu  gesinde  habin  mit  erin, 

Du  sali  si  dine  sitin  lerin.  080 

Komit  ir  da  wol  mite  zu  samene, 

So  hat  ir  vuder  ein  ander  luzzil  zu  clagene. 

Danne  abe  horlich  Oracium  sagen 

Daz  si  seidin  wol  in  ein  getragen, 

Der  grozir  vroude  wil  phlegen,  985 

Vn  der  andir  iz  zornic  vn  grimme. 

Daz  machil  dicke  daz  sich  scheidet  din  gesinde. 

Diz  sallu  inzit  bewarn, 

Daz  dir  dine  hien  vnlelliche  nicht  in  zu  varin  :      990 

Vn  des  du  vnschuldic  bist, 

Dez  mache  si  sicher  vn  gewis. 

Nicht  in  la  sie  zu  lange  heilen 

Dez  du  sie  mit  rechte  sali  bereiten 

Von  ge wände  vn  von   spise,  995 

So  salin  igelichen  zu  sinen  werkin  wise. 

Seneca  spricht    du  hast  dez  vnreichl. 

Haslu  einen  eigenen  knecht, 

Wenistu  daz  er  alliz  si  din : 

Daz  bezzere  teil  sin  iz  von  dir  vri,  1000 

973.   Dfs         <)85.   ein  vers  fehlt.  990.   unstaleliche' 


312  WERNHER  VON  ELMENDORF 

Daz  sinis  libes  allir  meist, 
Daz  sanlc  got  da  in,  daz  is  der  geisl. 
Vbir  di  licde  machtu  wol  gebietin, 
Dune  darfl  abir  mit  drouwe  noch  mit  niietin 
Vbir  den  geist  keine  walt  gewinnen.  1005 

Joch  den  lip  do  her  wonet  inne, 
Er  in  niac  si  so  vil  gewalde 
Daz  er  in  vbir  sinen  wille  niuge  behalden. 
Als  er  dcnne  rumit  mit  siner  gewalt, 
So  blibet  stoc  bloz  vn  kalt;  1010 

Der  geist  verit  zu  lande 
Zu  vnserm  herren  der  in  here  sante.' 
Hat  er  denne  daz  heimute  verwarcht, 
So  wirt  sin  eilende  vil  starc. 
9*     Versin  du  dich  vil  rechte  1015 

Vn  var  si  eteliche  mit  dimc  knechte ; 
Vn  alse  du  gedenken  salt 
Daz  du  sin  habes  gute  gewalt, 
So  gedenke  ouch  da  bie 

Wi  geweldic  din  herre  sie,  1020 

VS  laz  in  dez  von  dir  clagen 
Destu  dime  herren  nicht  wilt  vertragen. 
Bislu  als  von  suUchin  luten  komen 
Daz  du  salt  dinen  vmme  dinen  frumen, 
So  kus  dir  einen  herren,  1025 

Deme  du  mugis  dinen  mit  eren  5 
Vn  swaz  dinstes  du  im  tun  salt. 
Da  zu  wis  gefuge  vn  halt; 
Vn   ob  dir  sin  spise  nicht  behage, 
Dez  in  getu  du  nuramer  keine  clage ;  1030 

Wanne  alz  ich  iz  von  Lucano  han  vornumen, 
Iz  in  mac  dir  nimmer  wirs  bekomen 
Dan  iz  dime  herren  tut 
Daz  sin  gefoure  iz  crenclich  vn  nicht  gut. 

1001.  Daz  ist  1006.  Joch  der?  1007.  Er  enmac  siq  1010.  der 
stoc  :  mens  quidem  sui  iuris,  quae  adeo  libera  et  vaga  est  ut  ne  ab 
hoc  quidem  carcere  cui  inclusa  est  teneri  queat  quo  minus  inipetu  suo 
ntatur  et  ingentia  agat  et  in  infinitum  comes  caelestibus  excat  Sen.  de 
boief.  3,20.         1016.  siteliche  1021.  in  niht  des 


VVEKNFIEIl  VON  ELMENDOKF  313 

Clageslu  zu  vil  viiiiue  sin  brol  1035 

Vn  tut  iz  dir  ein  teil  iiol, 

\s  iu  liurit  niinaii  so  wis, 

Er  in  spreche  daz  du  ein  vbil  sclialck  sis. 

JJes  wil  jch  an   Oraciuni   i(Mi 

Da/,  iz  dicke  iz  gesehen,  104(1 

Swer  siner  not  wil  verswigen 

Vn  sinen  herren  des  beislen  zien, 

Ifer  niac  mit  grosernie  rechte 

\Varlcn  nach  grosir  gifte 

Uanne  der  dez  gewonet,  1045 

Daz  er  sinis  dinstes  zallen  ziten  nianel. 

Alle  die  des  siten  habin, 

Di  uenien  bilde  an  dem  rabin. 

Der  rabe  hat  ein  vbele  wise, 

Mit  roue  izet  er  sine  spise  :  1050 

Mochte  er  arme  des  vergessin 

Vn  wolde  her  stille  essen, 

Her  hette  dicke  mc  mazes 

Vn  miuner  niedes  vn  hasses. 

Sus  kumit  iz  vmme  den  clepphere  1055 

Der  vil  geclait  vmme  sinen  herreu. 

Ich  horte  zu  eine 

Ein  wort  von  luuenale ; 

Ich  gedenke  dicke  sin  da  bie : 

Er  spricht  daz  an  dem  schalke  nicht  erge         1060 

Is  si  dan  die  zunge  an  sinem  munde  : 

Der  gelichet  deinen  bellenden  hunde. 

Von  dir  in  bis  dinir  wort  nicht  zu  balt 

Widir  denie  du  diiien  salt. 

Bislu  mit  armute  bevangen  1065 

Vn  wiltu  vngerne  dar  an  hangen, 

Volge  mir  mit  eine   sachin, 

Zu  hant  wil  ich  dich   riebe  machen. 

Alsus  sagit  daz  buch 

'Des  tu  has  des  dunke  dir  gnuk  1070 

Vn  ne  gere  nichtis  rae, 

1042.  besten         1047.  den  site  1057.  male  fehlt.  1060/.  eige- 

res  si  Dan:  Jiiv.  9.  120.         1063.  Von  rliu  enwis 


314  WERNHEU    VON   ELMEiNDÜUF 

So  uis  des  iiiolil  der  dir  zuste 
So  in  iz  kein  were  so  breite, 
Daz  dich  so  sciere  zu  deine  ricliluni  leite. 
Dinis  armules  in  saltu  dich  nicht  misse  trösten.  107ü 
Di   habe  vol<^et  dicke  den  besten. 
9''     W  eiste  war  vmme  si  daz  tu? 

Si  in  hat  mit  dem  mildin  keine  ru, 

Si  iz  mit  imc  allir  lute  gemeine; 

Von  die  hat  ir  manic  man  deine.  1080 

Nv  wil  ich  dir  duten 

Wi  di  habe  spiichet  A^on  den  milden  luteu. 

'Wiltu  mich  sus  vmme  Iriben, 

Sone  mac  ich  mit  dir  nicht  bliben. 

Lisestü  mich  in  deme  brüte  ligen,  -  1085 

Ich  were  desle  baz  gedigen. 

Nv  muz  ich  mich  zu  den  bösen  zien  : 

Derne  tar  des  nimmer  geien, 

Daz  ich  da  mite  ime  sie  ; 

Von  sineme  getwange  bin  ich  vri;  1090 

Ich  in  kere  mich  nicht  an  sine  drouwe  5 

Her  iz  min  knecht,  Ich  bin  sin  vrouwe, 

Er  legit  mir  in  einer  ulewaz  zu; 

Er  bewaret  wol  daz  er  min   ich  abe  tu, 

Er  beheldit  mich  alleine.  1095 

Mit  ir  waz  ich  zu  vil  gemeine ; 

Daz  in  mochtich  nicht  wol  vertragen. 

Doch  wil  dir  ich  vor  war  sagin, 

Swaz  deme  schalke  waz  angeborn, 

Daz  in  han  ime  nicht  vorlorn.  1100 

Sinir  bosheit  ich  im  nicht  in  nenne. 

Wol  weiz  ich  daz  ich  im  vbele  gezeme. 

Is  iz  böse  vmme  den  man 

Der  keine  maze  nicht  in  kan, 

Daz  er  die  abe  zu  zere  minnit.  1105 

Vn  so  er  ire  io  me  gewinnet, 

So  sizzit  der  mudinc  vn   quilet, 

1072/.?         108.5.    in  dime  brote  1.?  1087.  zuo  (ieiii  1093.  mir 

immer  etewaz  zuo?         1090.  Mit  dir         1100.   i'me         IIOI.   ennime 
JI02.  gezime  1105.   die  habe 


WEHMIKU  V(hN  ELMEMJOUF  315 

Daz  im  (U'z  gutes  moiic  crvilol. 
So  iz  (lez  so  vile  des  er  wolde 
iicide  an  silber  vii  an  *;joldc.  II  10 

Ilrr  vcrj^issel  dez  er  is  gewis 
\  II  Henket   nach  dem  daz  einis  andireii   iz. 
Oraciiis  sprieliil  vil  rechte, 
Swcr  is  den   heidene  an   hrechle, 
Er  spricht    der  man  is  rechte  bekanl,  1115 

Swl  hilzil  inic  konie  von  golis  haut. 
Daz  er  iz  fioliche  vnfeit. 
V'n  niinnit  vor  f^roze  richcit. 
Her  sprichet  ouch  da  bi 

'Daz  dineme  liebe  wol  sie,  1120 

Sone  mac  dir  des  knniges  richtum 
Nicht  nie  zu  gemache  tun.' 
Ms  iz  groze  tiniipheit 

Daz  man  groze  pine  vninie  ein  habe  besteil; 
Wandes  in  is  ninian  gewis,  1125 

Der  hüte  wol  varinde  is, 
Daz  er  bis  morgene  blibe. 
Ich  wene  das  Oracius  daz  selbe  scribe. 
Ouch  in  lial  Seneca  nicht  gelogen; 
Her  spricht  'damite  si  wir  alle  betrogen  1130 

Daz  wir  an  den  tac  beiten 
So  wir  von  dirre  werlde  scheidin 
Vn  wenen  daz  daz  vnse  tot  sie : 
Her  is  vns  alle  tage  bie, 

Wir  ne  wollinz  nicht  so  note,  1135 

Daz  wir  gelebet  han  daz  boret  zu  dem  tote. 
Meli  sage  dir  noch  waz  du  lazen  sali : 
Vnmaze  pin  vn  groze  gewalt. 
10"     Daz  saltu  dar  vmme  miedin, 

Wenne  zu  haut  beginnet  mau  dich  uiedin         1040 

Vn  di  dine  vrunt  waren 

Di  beginnen  dinis  lasteres  faren 

Vn  sin  vmmer  an  dem  willen, 

Swi  dich  von  der  geuellen. 

1108.  niene         1120.  libe  1135.  ?  1143.  sin»  1144.  Swie  si 

d.  V.  d.  gewalt  gevellen? 


316  WERNHEU  VON  ELMENDOKF 

Si  wcriii  diu  gerne  ane.  1145 

Dilz  horlicli  von  Lucane. 

Gewall  lian  sie  schiere  gewannen, 

Di  der  nach  werben  kunnen. 

Beginnet  man  sie  denne  niediu, 

80  iz  is  niislich  wi  lange  sie   danne  daran 

hüben.  1150 

Des  hat  mich  Seneca  berichtet 
Mit  einem  worle  daz  er  dichtet ; 
Her  spricheit  'an  einir  kurzen  stunden 
Hat  man  gelucke  fanden ; 

Sal  man  ez  abir  keine  wile  behaldeu  1155 

Dez  muz  groz  heil  gewaldin.' 
Swer  vmme  groze  gewalt  pinet 
Vfi  die  kurzen  wile  biderbe  scinet 
Vn  in  hat  iz  an  deme  herzen  nicht, 
Also  schire  sin  wiile  geschiet,  1160 

So  in  iz  borlanc  dar  na, 
Sus  sagit  vns  Seneca, 
Is  in  werde  wol  offinbare 
Wilich  man  er  da  vor  were. 

Manie  man  iz   ouch  mute  1165 

Vfi  in  machit  kein  sinis  herzen  gute, 
Der  sinen  mut  ho  setzte 
Ob  er  iz  an  deme  gute  vn  an  der  gewall 

stete  helle. 
Der  herre  sal  sin  also  beginnen, 
Daz  in  sine  vndirtane  minnen.  1170 

Geschäft  er  daz  in  sin  volc  forten  sal, 
Daz  ich  lichte  siner  erin  val. 
Daz  date  ich  dir  baz : 
Den  du  forchles,  dem  bislu  gehas, 
Vn  swen  du  nides  sere,  1175 

Du  rouchis  lutzil  vmme  sin  ere, 
V  n  queme  im  ein  lasier  zu  banden 
Von  sinen  vindcn. 
Du  soltis  in  lutzil  rechen. 

Sus  hortich  Salustium  sprechin.  1180 

1163.    Iz  enwerde         1165.   Iiöchmücle?  1172.   ich]  ist 


WERMIEU  VON  ELMENDORF  317 

Von  dir  sal  sich  der  licrrc  vcrsinncu 
\  n  scliallc  daz  in  sine  liilc  minnen  ; 
So  die  ninin  sie  im  mit  Iruwen 
Baz  dan  durch  sin  drouwen. 

lluni  daz  iz  itcl  ere.  1185 

Den  ladir  vinincr  niere. 
Da   in  iz  kein  frufhl  anc. 
Der  ninime  hal  abir  des  gewonef, 
Ime  iz  lieber  daz  er  böse  sie 

Vfi  daz  man  in  lobe  da  bic  1190 

Dan  er  sich  alle   tugcnl  anneme 
\'n  dez  nimmer  zu  prise  ([ueme. 
Oracius  sagil  mir  daz ; 
er  spricht  'falsus   honor  iuual/ 
Den  lummen  gelüstet  iteler  cren.  1195 

Ouch  mac  man  in  lichte  crweren, 
Daz  man  in  bosheit  ziet 
10''     Doch  da  kein  wareit  ane  ligel. 
Wiltu  dich  an  tugendin  (lizen, 
Sone  mac  dir  niman  nicht  verwisen  1200 

Dan  din  hercc  beswere. 
Daz  sagit  mir  Senofon  zware. 
Iz  iz  manic  der  bosheit  midit 
Vn  dar  vmme  angist  lidet, 

Ob  er  dar  ane  queme  1205 

Daz  er  des  grosin  kummcr  nemc. 
Vn  lezet  iz  dar  vmme  schiere. 
Der  gelicheil  sich  dem  wilden  tivre. 
Der  woIf  daz  vie  dicke  neme 
Wan  daz  er  vorchtet  daz  iz  ime  vnrechle 

queme  1210 

Wi  schire  sich  der 

Et  sie  ßnis. 

1181.    Von  diu  1183.   So  dienent  sie  1180.   Den   iä  dir  unina;re 

1188.  Der  ruomsere  hat  aber  des  gewone  1203.   Iz  ist 

1208.  gelictiet 


31 S 


IIF^LMBIIECHT. 

Die  er  Zählung  von  dem  tneierssohne  Helmbrecht,  wie  be- 
hebt sie  auch  gewesen  sein  mag  (zeilschr.  3,  279),  hat  sich 
bis  Jetzt  nur  in  zicei  späten  handsclirij'len  gej'undcn,  i7i 
dem  ^imbrascr  sogenannten  heldcnbuchc  aus  dem  anfange 
des  sechzehnten  Jahrhunderts,  und  danach  hat  sie  hcrr  cu- 
stos  Joseph  Bergmann  im  Sön  bände  der  //  iener  Jahrbücher 
der  literatur  (1839)  abdrucketi  laj'sen,  und  hinter  einem  Ti- 
turel  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhundert  der  aus  fVien  in 
die  königliche  bibliothek  zu  Berlin  gekommen  ist  (mss.  Germ, 
fol.  470j.  die  Berliner  handschrijl,  von  der  Lachmann  mir 
eine  abschrift  gütig  mitgetheilt  hat,  enthält  vieles  was  sich 
sogleich  als  absichtliche  änderung  des  in  der  Ambraser  über- 
lieferten kund  giebt ;  so  sind  z.  b.  in  vielen  versen  Senkun- 
gen die  dort  ganz-  richtig  fehlen  hier  loillkdrlich  ergänzt. 
ich  durfte  also  bei  dem  versuche  einer  herstellung  des  ge- 
dichtes  nicht  ohne  nolh  von  der  Ambraser  handschrift  zu 
gunsten  der  anderen  abgehen,  damit  inuste  vielleicht  auf 
manches  echte  verzichtet  iverde?ii  ich  bin  zufriede?i  wenn 
ich  von  den  lesarlen  der  Berliner  handschrift  nicht  viel  er- 
weislich richtiges  vei^schmäht  habe  und  wenn  meine  arbeit 
im  ganzen  leistet  was  die  hilfsmitlel  erlauben  und  die  treff- 
lichkeit  des  gedichtes  fordert. 

Dafs  die  in  der  Berliner  handschrift  enthaltene  bear- 
beitung  dieses  gedichtes  von  einem  Österreicher  herrührt 
kann  nicht  bezweifelt  werden,  wo  der  Ambraser  text  zwi- 
schen Höhenslcine  und  Ilaldenberc  giebt  (192j  setzt  er  zwi- 
schen Wels  und  dem  Trünberc,  imd  statt  des  brunnens  ze 
Wankhüsen  (897)  erwähnt  er  eines  anderen  ze  Liubenbache, 
oder  nach  der  hs.  Leubenbach,  und  bleibt  damit  in  dersel- 
ben ob  er  österreichischen  gegend.  Liubenbach  ist  das  heu- 
tige Leojibach,  auf  halbem  wege  von  tfels  nach  Ki^emsmün- 
ster,  von  beide?i  zwei  stunden  entfernt,  wie  LiupoU  in  Len- 
polt  Leopold  so  gieng  Liubenbach  über  i?i  Leubenbach  Leobn- 
bach  Leombach  Leonbach,   von  dem  orte  handeln  B.  Pillwein, 


HELMUHECHT  310 

geu-^/'f/p/i/r  imil  shilisti/,-  (fs/c/'i-i'/chs  oh  der  hlnns  (L///z- 
1828)  2,  370,  die  hirrlil.  topo-rraphic  Österreichs  hd  14 
ahlli.  2  s.  ()(5,  ,/.  (i.^i.  fr.  rnn  Hidie/ierl,-.  die  stände  Oster- 
reivhs  oh  der  En/is  {Linz  1747^  3,  Al'i.  ein  lehenshriej' 
kaiser  Friedrich  des  \n  vom  '27 n  nirrz-  1 472  ////  /r.  /r.  ge- 
heime/i  hausnrchire  nennt  den  zclieiü  auf  (Iciii  nicdcrnliof  zu 
Lewbmpacli  miiI  auf  dem  |)a\vngarlciiloliou  in  \\  eiskirclicr 
[iliarr  j?clc|^en.  die  pf'urre  WeifsUirchen  liegt  anderthalh 
stunden  nördlich  von  Leonhach,  ganz  nahe  an  dem  alten 
' Liubenhache^  von  dem  Leonhach  den  namen  hat  und  der 
schon  in  einer  urkundlichen  stelle  von  1143  erscheint  (se- 
cus  Liuboiibaoli)  hei  Marianus  Pachmat/r  historico-chrono- 
log-ica  series  ahhatum  1 1  religiosorum  monasterii  Cremi/a- 
ncnsis  (Sti/rae  1777  —  1782)  1,  74.  jetzt  gehört  I^eonbach 
nicht  zu  dieser  pj'arre,  sondern  nach  Sippachzell,  etwa  eine 
stunde  nördlicher,  das  alte  nun  verj'allene  schloj's  Liuhen- 
hach  war  vom  ausgang  des  14//  Jh.  an  eigen thum  des  im 
lün  Jh.  ausgestorbenen  geschlechtes  der  herren  von  dem 
Miurlin  ze  Liiibenhach'  oder  wie  Hohen  eck  schreibt  '  Meurl 
zu  Lcomhach. '  alle  diese  nachweisungen  verdanke  ich  mei- 
nem freunde  Ixarajan. 

Die  scene  der  erzählung  nach  dem  echten  te.vte  der 
Amhraser  handschrift  hat  man  bisher  in  Niederösterreich 
gesucht  und  Ilolienstcia  für  das  im  viertel  oh  dem  Man- 
hartsberge  gelegene  Jetzt  verfallene  schloj's  gehalten,  aber 
fär  das  dabei  erwähnte  llaldcubcro  ist  in  Jenen  gegenden 
kein  gleichnamiger  ort  aufzufinden,  weshalb  Lachmann 
(über  singen  und  sagen  s.  12)  an  Nakenherg  an  der  mäh- 
rischen grenze  dachte,  eine  ganz  andere  deutung  theilt 
mir  Uarajan  mit.  Wankliusen.  Jf  anghausen  im  Innvier- 
tel,  gehört  Jetzt  freilich  zu  Österreich,  aber  bis  zum  schlu- 
fse  des  achzehnten  Jahrhunderts  war  es  baierisch.  ivie 
für  dieses  baierischc  ffanghausen  in  der  Berliner  hand- 
schrift das  österreichische  Leubenbach  untergeschoben  ist 
so  sind  nach  Ixarajan  von  dem  österreichischen  umarbeiter 
IVels  und  der  Traunberg  anstatt  unösterreichischer  orte  sre- 
setzt  und  mit  Höllenstein  ist  nicht  die  österreichische  bürg 
gemeint,  sondern  die  fränkische  an  der  Pegnitz,  nordöst- 
lich von   Xürnberg.     sie  gehörte  im    \3n  Jh.    zur  advocatie 


320  HELMBKECHT 

Hohcnstnufen ;  J\07iva(h'n  verknnftc  sie  zu  Augsburg  am 
24//  october  126G  dem  pfalzgrafen  Ludwig  von  Baiern,  s. 
?non.  Boica  30"  s.  354.  Haldenberc  aber  liegt  am  Lech, 
ziviscken  Lichtenberg  tmd  Landsberg ;  daher  es  bald  miter 
diesem  bald  unter  jeriem  orte  mit  auf  gejährt  teird ;  z.  b. 
unter  Lichtenberg  im  geographisch- statistisch- topographi- 
schen le.vikon  von  Baiern  {Ulm  179C)  2,  191.  es  ivar  ein 
ynächtiges  schloj's  mit  doppelter  ringmauer  und  gehörte  wie 
Hohenstein  zum  officium  Sloufcnse.  ein  berühmtes  baieri- 
schcs  adelsgeschlecht  führte  durch  Jahrhunderte  von  diesem 
schlofse  den  namen,  s.  z.  b.  mon.  Boica  6,  532.  541,/". 
568.  7,  186.  426.  8,  302.  311.  9,  335.  10,  114.  22,  264. 
301.  23,  129.  Püterich  von  Reichertshausen  bei  Duellius 
exe. '2.71.  der  sinn  jener  stelle  in  der  Hohenstein  und  Hal- 
denberg erwähnt  werden  ist  dieser  'selten  hat  ein  bauer  von 
norden  bis  süden,  hoch  oben  von  Frankeii  bis  hinab  an  das 
ende  des  Lechfeldes,  an  seinen  warkus  (gardecorps)  solchen 
fleifs  gewendet.^  hält  man  zu  der  ei'wähnung  von  Hohen- 
stein und  Haldenberg  die  von  IVanghausen,  so  wird  man 
darauf  geführt  als  den  Schauplatz  der  erzählung  nicht  Oster- 
reich sondern  Baiern  anzunehmen. 

Für  Karajans  a?isicht  dafs  die  erzählung  von  Hehn- 
brecht  ein  baierisches  gedieht  sei  läfst  sich  vielleicht  in  an- 
schlug bringe7i  dafs  der  alte  Helmbrecht  in  seiner  Jugend 
gerade  vom  herzog  Ernst  von  Baiern  hat  am  hofe  lesen 
hören  (955,/.),  das  gedieht  das  im  J.  1180  graf  Berchtold 
von  Andechs  von  dem  baierischeii  hischofe  Ruprecht  von 
Tegernsee  zum  abschreibe?i  begehrte  (Pez  thes.  anecd.  6,  2, 13). 
alles  ziveifels  wären  wir  überhoben,  zvenn  sich  444,/".  ver- 
binden liefse  e  du  mit  roube  koufesl  win  datz  Oslerriche : 
den?i  von  alle?i  ?iachbarn  Ostei'reichs  haben  allei?i  die  Baiern 
keinen  wein;  sie  holten  ihn  vornehmlich  aus  Osterreich 
{Karajan  zu  Helbl.  3,  243).  aber  der  Zusammenhang  der 
folgejiden  zeilen  lehrt  dafs  fiach  win  (444)  stark  zu  inter- 
pungieren  ist.  clamirre  (445)  verstehe  ich  zwar  nicht,  doch 
ist  deutlich  dafs  der  vater  eine  gemeine  in  Osterreich  be- 
liebte .speise  nennt,  daraus  folgt  aber  nicht  dafs  er  ein 
Österreicher  ist;  er  kann  auf  den  brauch  des  nachbarlan- 
des   hinweisen,    und  zu   einer   solchen    hinweisung   auf  ein 


IIELMRHECFIT  321 

minderes  land  als  die  heimat  stimtnt  da  z.  448.  ondlich  der 
Spessart  (37)  ka/iH  zwar  füglich  übcrhaupl  als  ein  be- 
kannter grofsrr  leald  genannt  sein,  aber  ein  Baier  konnte 
auf  ihn  leichter  geralhen  als  ein  Österreicher,  wie  gerade 
Wolfram  seiner  gedenkt  Parz.2\Q,  12,  /FÄ.  96,  16  {der 
ll'iirzburger  lionrad  Iroj,   kr.   25021). 

f^erjaj'st  ist  der  Helmbrecht  nach  jXeidharls  lade  (217), 
also  nach  1234  (s.  Wackernagel  in  des  herrn  von  der  Ila- 
gen minnes.  4,  438),  and  noch  bei  lebzeiten  kaiser  Fried- 
richs des  2n  (411),  also  vor  1250  (vergl.  Lachmann  über 
singen  und  sagen  s.  II).  der  dichter  bezeichnet  sich  als 
einen  fahrenden  mann  {^M  fj\)  und  nennt  sich  am  schlaf  sc 
\A  cnilicr  den  {^artciuiTC.  herr  von  der  Hagen  {Jahrb.  der 
Berl.  gesellsch.  f.  d.  spr.  1,267)  meint,  er  sei  ' ohne  zwei- 
fei von  Garda,  deutsch  Garton.,  am  Gardasec,  benannt. ' 
mir  ist  diese  annähme  sehr  bedenklich  -.  Werjihcrs  leben- 
dige sprachgewandte  darstellung  trägt  nichts  fremdes  an 
sich ;  sie  fühlt  sich  heimisch  in  der  landesart  die  sie  schil- 
dert, ich  fafsc  garleuaere  als  einen  appellativischen  bci- 
nameu. 

Die  Ambraser  handschrifl  habe  ich  a  genannt,  die  Ber- 
liner b.  abschnitte  bezeichnen  beide  durch  gemalte  anfangs- 
huchstaben  folgender  verse,  259.  279.  299.  329.  361.  403. 
487.  509.  561.  577.  601.  635.  653.  697.  749.  913.  984. 
1049.  1177.  1257.  aufserdem  a  21.  45.  57.  73.  85.  107. 
117.  185.  221.  389.  519.  795.  805.  839.  859.  1575.  1713. 
1913;  b  295.  439.  471.  517.  611.  835.  1115.  1185.  1231. 
1265.  1385.  1411.  1463.  1487.  IIALPT. 

bl.  225"'  «,  Einer  saget  waz  er  gesiht, 

s.  452"  b.     der  ander  saget  waz  im  geschiht, 

der  dritte  von  minne, 

der  vierde  von  gewinne, 

der  fünfte  von  grözem  guote,  5 

der  sehsle  von  hohem  muole : 

Das  puech  ist  von  dem  Mayr  Helmprechte.  a,  Hie  hebt  sich  an  ain 
mär  von  de  Helmprecht  der  was  ain  narr  und  auch  ain  gauglSr  amen.  h. 
l.    was  im  geschieht  b.  2.   and  b.  was  er  gesiebt  b. 

3.  drit  a,  dritte  sagt  b.         4.  von  ungewinne  6. 

z.  F.  D.  A.  rv.  21 


32?  MEf.MBRECHT 

liie  wil  ich  sagen  waz   mir  geschacli, 

ilaz  ich  mit   iiiinon  ougen  sach, 

ich  sacli,  (leisl  sicherlichen  war, 

eins  gebaren  sun,  der  Iruoc  ein  här,  H> 

daz  was  reide  nnde  val : 

ob  der  ahsel  hin  ze  tal 

mit  lenge  ez  volliclichen  gie. 

in  eine  hüben  er  ez  vie, 

diu  was  von  bilden  wa^he.  15 

ich  wa'ne,   icman  gestehe 

s6  maugen  vogel  üf  hüben. 

siteche  unde  liiben 

die  waren  aldar  iif  genäl. 

weit  ir  nu  hncren  waz  da  stal?  20 

Ein  nieier  der  hiez  Helmbrehl : 
des  sun  was  der  selbe  knehl 
von  dem  daz  nia?re  ist  erhaben, 
sam  den  valer  nanle  man  den  knaben  ^ 
si  bede  hiezen  Ilehubreht.  25 

mit  einer  kurzen  rede  sieht 
künde  ich  iu  daz  raa^re 
waz  üf  der  höben  wwre 
Wunders  erziuget. 

daz  msere  iuch  niht  belriuget:  Mi 

ich  sage  ez  niht  nach  wane. 
binden  von  dem  spane, 
225°  a     nach  der  scheitel  gegen  dem  schöpfe, 
rehte  enmilten  üf  dem  köpfe, 
der  lim  mit  vogelen  was   bezogen,  35 

reht  als  si  waeren  geflogen 

7.   Ich  wil  euch  s.   b.  9.   das  ist  a.  Ains  gebauren  sun   trüg 

aio  har  b.         10.  eines  gepaura  a.         Das  isl  sicberleicheD  war  /;. 
11.   raide  a,  rayd  b.  12.    Auf  die  b.  14.  gevie  b.  19.  all 

darauf  genat  b,  alle  darauf  geoäet  a.  20.  slet  a.  Nu  hört  wie 

ez  viii  die  hauben  stat  b.         21 — 20  fehlen  b.         21.  Helemprecht  a. 
24.  nennet  a.  27.   Ich  wil  euch  künden  die  mar  b.  28.   mer 

war  b.  29.  W.  vil  erz.  b.  31.    Ich  red  ez  b.  32.  von  a: 

auf  b.  33.    34.    Minen  auf   dem  kopffe  Nach  der  schaitel  gein  de 

schöpfe   b.  35.   der  lün   a,   Das   leym   b.  vogel  b.  36.   Als  ob 

sy  dar  waren  g.  b. 


HELMBHECflT  323 

üz  (lein  Spelilliarte. 
üf  jjcburcn  s warte 
kam   nie  bczzer  lioul)t'l(Jacli 

dan   man  ül"  IIelml)relile  sacli.  40 

dem  selben  geuloren 
was  ge','en  dem  zeswen  Aren 
nf  die  hüben  genaf 
(well  ir  nü  beeren  waz  da  stäl?) 
452''  b     wie  Troye  wart  besezzen,  45 

do  Paris  der  vermezzen 
dem  kiincge  üz  Kriechen  nam  sin  wip, 
diu   im  was  liep  als  sin  iip, 
und  wie  man  Troye  gcwan 

und  Eneas  von  danne  eulran  50 

üf  daz  mer  in  den  kielen, 
unde  wie  die  liirne  vielen 
und  manic  steinuiüre.  » 

owe  daz  ie  gebüre 

sölhe  hüben  solle  tragen  55 

da  von  so  vil  ist  ze  sagen ! 
well  ir  nü  beeren  me 
waz  anderhalp  dar  üf  st^ 
mit  siden  erfüllet? 

daz  nia^re  iuch  nilit  belrüliet.  60 

ez  sluonl  gegen  der  winstern  hanl 
wie  kiinic  Karle  und  Kuolanl, 
Turpin  und  Oliviere, 
die  nolgeslaldeu  viere, 

37.  spechlliarle  b,    speclit  harte  a.    spetharte    {d.  i.  Spelithartc)    Mb. 
908,  3  A.     Spechlhart  Jf'h.  96,  16  p.  38.  Auf  des  g.  sw.  b. 

39.  Koin  b.         houbet  dach  b,  hoube  dach  a.  40.  helmprechte  b. 

42.  W.  zudem  b.         43.  genacet  a.         44.   nu  fehlt  b.         stet  a. 
nach  44  Das  sult  ir  mir  gelaubea     Gcnat  was  auf  die  hauben  b. 
i5.  was  b.  47.  künige  von  a,  künig  vö  b.         48.  lieb  was  sam  b. 

49.  Do  man  troy  da  g.  b.         51.  Auf  dem  m.  b.  52.   wie  fehlt  b. 

54.  awe  a.         55.  Ain  solhe  b.         56.  so  ist  vil  b.        57.  au.  fehlt  b. 

58.  W.  anderhalben  darauf  ste  b,  w.  anderhalb  auf  der  hauben  stee  a. 

59.  wol  gefnUet  b.         60.    betrillet  a.  61.  Es  stund  gein  der  vin- 
ster  h.  b.          62.  kiinic  fehlt  b.          Karl  a,  Karll  b.  vnde  b. 

63.  vnd  Olefiere  a,  vnd  auch  Olyfcre  b.  fii.   notgestalten  a. 

21* 


32/«  HELMBRECHT 

waz  die  wundcrs  mit  ir  kraft  65 

worhlen  gegen  der  lieidenscliaft. 
Provcnz  und  Arie 
betwanc  der  kiinic  Karle 
mit  manlieit  und  mit  witzen ; 
er  betwanc  daz  laut  Galitzen :  70 

daz  waren  allez  beiden  6. 
weit  ir  nü  hoeren  waz  hie  ste 
von  ener  nestel  her  an   dise 
(ez  ist  war  daz  ich  in  lise) 
zwischen  den  oren  binden?  75 

von  frowen  Heichen  kinden, 
wie  die  wilen  vor  Raben 
den  lip  in   stürme  verloren  haben, 
dö  si  sluoc  her  Witege, 

der  küene  und  der  unsitege,  80 

und  Di^thern  von  Berne. 
noch  mügt  ir  beeren  gerne 
waz  der  narre  und  der  gouch 
truGc  üf  siner  hüben  ouch. 

ez  het  der  gotes  tumbe  85 

453*  b     vor  an  dem  lime  alurabe 
von  dem  zeswen  oren  hin 
unz  an  daz  tenke,  des  ich  bin 
mit  warbeit  wol  bewseret 

(nü  beeret  wiez  sich  mseret),  90 

man  möht  ez  gerne  schouwen, 
von  rittern   und  von  frouwcn, 
ouch  was  da  niht  überhaben, 
beidiu  von  mägden  und  von  knaben 
vor  an  dem  lime  stuont  ein  tanz,  95 

66.  gein  b.         67.  arll  b,  Arel  a.         68.  d.  künig  Karel  a,  d.  kayser 
karll  b.         72.  Hört  was  noch  auf  der  hauben  ste  /;.  73.  einer  a, 

jener  b.  74.  euch  a,  nun  b.  76.   fraw  b.  77.  weylen  b, 

weylend  a.  78.  stürmen  a.  In  stürm  ir  leib  verlorn  h.   b. 

79.   erslüg  b.  Weittege  a,   wittig  b.  81.    Vnd  her  dietreich  v, 

perne  b.  86.  leym  ab.  88.  lencke  das  a,  lenge  des  b. 

89.  wol  berichtet  b.  90.    nu  boret  wie  es  s.  m.  a,  Nun  hört  wie 

ez  s.  tichtet  b.     vcrgl.  1788.         91  7iarh  92  b.         91.  es  a,  sy  b. 
94.  Baid  von  mägten  b,  baide  von  rittern  a.  95.    leyme  stuend  a, 


llELiMBUECHT  325 

geiiAl  niil  sidcii,   diu  was  glänz. 

ie  zwischen  /.wein  fidwcn  sluonl, 

als  si   nucli  bi  tanze  (lutnt, 

ein  riller  an  ir  liende  ; 

dort  an  enein  ende  100 

ie  zwischen  zwein  meiden  gie 

ein  knabe  der  ir  hendc  vie. 

di\  sluonden  videla're  bi. 

Nu  lireret  wie  diu  hübe  si 
geprücFel  Helnibrehle,  105 

dem  lumbcn  ra'zen  knchle. 
noch  liabl  ir  alles  nihl  vernonieu 
wie  diu  hilbe  her  si  komen. 
die  nale  ein  nunne  gemeil. 

diu  nunne  durch  ir  hübscheil  110 

üz  ir  zelle  was  cnlrunnen. 
ez  gescliach  der  selben  nunnen 
als  vil  nianeger  noch  geschiht; 
min  ouge  der  vil  dicke  siht 

die  daz   nider  teil  verraten  hat:  115 

225''  a     da  von  daz  ober  mit  schänden  stät. 
Helmbrehles  swestcr  Gotelint, 
der  nunnen  ein  genamez  rinl 
gap  si  ze  kiichenspise. 

si  was  ir  werkes  wise;  120 

si  diente  ez  wol  mit  najte 
an  der  hübn  und  an  der  Wiele. 

Do  Gotelint  gap  dise  kuo, 
nü  hoeret  waz  diu  muoler  tuo. 

leyme  stund  h.  96.  geiiaeel  a,  Genät  h.  die  warn  a,  der  was  h. 
97.  le  fehlt  b.  100.  ainem  a,  jene  b.  101.    Stund  zwüscben 

zwain  maiden  ye  b.  102.  chnappe  h.  104.  Nun  mercket  b. 

107.   alles  b:  alle  a.  108.  dar  b.  109.  naet  a,  näl  b. 

110.  Die  was  d.  ir  höbschhait  b.  111.  was  fehlt  b.  112.  Dirr 

selben  nuuncn  b.  113  —  llö  fehlen  b.  115.   nidertail  a. 

117.  Gab  helmpreclites  swöster  götliiit  b.  118.  Ain  genämes  siayge- 
rint  b.     vergl.   1291.  119.   kuclien  speyse   a.  Zu  der  kuche 

speyse  b.  120.  ir  werches  b,  irs  werche  a.  121.  näte  b,  nate  a. 
122.  hoaben  ab.  wate  b,  wate  a.  123.  da  a.  Götlinl  die  gab 
die  chü  b.         124.  die  müter  tU  b,  der  vater  thue  a. 


326  HELMßHECHT 

diu  gap  s6  vil  der  zweier  125 

der  nunnen,   k.Tse  und  eier, 

die  wile  si  ze  revende  gie, 

daz  si  die  selben  zil  nie 

so  manic  ei  zerkluclc 

noch  kaese  versmucle.  130 

Noch  gap  diu  swcsler  möre 
dem  bruoder  durch  sin  6re 
453''  b     kleine  wize  linwäl, 

daz  lützel  iemen  bezzer  hat. 

diu  was  so  kleine  gespunnen,  135 

ab  dem  tuoche  entrunnen 

wol  siben  websere 

e  ez  volweben  wajre. 

ouch  gap  im  diu  muoter 

daz  nie  seit  so  guoter  140 

versniten  wart  mit  schsere 

von  keinem  snidajre, 

und  einen  beiz  dar  under 

von  so  getanem  kunder 

daz  üf  dem  velde  izzet  gras;  145 

niht  so  wizes  in  dem  lande  was. 

dar  nach  gap  daz  getriuwe  wip 

ir  lieben  sune  an  sinen  lip 

kettenwambis  unde  swert ; 

des  was  der  jiingelinc  wol  wert.  150 

noch  gap  si  dem  selben  knaben 

zwei  gewant,  diu  muost  er  haben, 

gnippen  unde  laschen  breit; 

125.  Die  b,    der  a.  127.    Die  weil  vnd  sy  b.  ze  reuende  a, 

zerenend  b.         128.  zeit  a,  lag  b.       129.  zerklugkte  a,  verchluchte  b. 
132.  Durch  ir  brüder  ere  b.  133.  Vil  chlain  weys  b.  leynen 

wat  a.  134.  pessers  a.  135.  Die  b,  das  a.  137.  Wareu  w. 

s.  webbäre  b.         138.  vol  webet  ab.         139.  auch  a,  Dar  nach  b. 
142.  von  dbalDem  a,  Vö  dechainc  b.  143.  Vnd  aine  peltz  dar  an- 

der b,  vnd  einer  pellltz  darundler  a.  146.  weysses  a,    wachs  {d.  i. 

wajhes)  b.         147.  gab  im  d.  ab.         148.    Ir  lieben  b,  irem  lieben  a. 
149.  ketten  wambis  a,  Cheten  wambis  b.  150.  Jüngling  wol  a, 

chnappe  vil  wol  b.  151.    noch  a:    Auch  b.  152.  mue.st  a, 

müst  b.         153.  Gnypen  b,  Gmpen  (?  ich  denke  Gnipen)  a.     bei  Neid- 


er  ist  iiocli   la'xc  der  si   li"ei(. 

Ü6  si  ^ckU'idel   lict  (JtMi  knuln'ii.  IT);'» 

(lo   sjH"K'li   IT     miiolcr.    ich    rmntz   li;il)iri 
dar  über   ciiwii   warkus  : 
und  soll  ich   des   beliiieii  sus. 
s<i  wuTe  ich  j;ar  vcrswachel. 
der  s(»l  (Mich  sin  gemachel,  HW) 

also  diu  oiige  in  au  ^csihl, 
daz  dir  diu  herze  des  verj-ihl. 
du  haltest  des  kiiides  ere, 
swar  ich  der  laude  köre." 

Si  het  noch  in  den  valdeii  IC».") 

ein  röckelin  behalden  : 
des  uarl  si  ane  leider 
durch  des  siiiies  kleider. 
si  kont'le   im   tuocli,   daz  was  bla. 
weder  hie   noch  anderswa  170 

Iruoc  nie  deheiu  ineier 
einen  roc  der  zweier  eier 
wiere  bezzer  dan  der  sin; 
daz  habt  bi  den  tiiuwen  min 
er  künde  in  lügende  leren  175 

und  hohen  lop  gemeren 
der  im  daz  bei  geraten. 
454"  b     nach  dem  rückes  brAlcn 

von  der  giirti  unz  in  den   nac 

ein  kncipfel  an  dem  andern  lac ;  IHO 

diu  wären  rot  vergoldet. 

Iiart  MS.  2,  71'  —  ein  vil  guot  swert:  dar  zuo  Ireit  er  eine  gnippe 
ist  man  versucht  an  einen  dolc/i  zu  denken.  MSIIag.  3,  253"  —  schaf 
daz  der  oede  krage  mit  siner  gnippen  Jiaiif;e  lehrt  nichts,  nach  unse- 
re)' stelle  scheint  die  gnippe  zum  ^civandc  (152)  zu  gehören.  Jacob 
Grimm  erinnert  mich  du/'s  F'risch  I,  528''  kniplasehe  hat,  e'ne  lasche 
die  sich  schliefst,  zuknippt,  und  lasclien  steht  hier  neben  gnippen. 
154.  noch  a:  nil  b.  157.   ainen   b,  einer  a.  158.   soll  a? 

159.  geswacliet  b.  161.   in]  den  a.        .\ls  den  dein  aug  an  sieht  b. 

UV»,  hercze  gicht  b.  164.  War  ab.  der  lande  b:  danne  a. 

165.   noch  fehlt  b.  166.   rScklein   b,   tüeclielein  a.        171.  dechaiii  b. 

kain  a.         174.  auf  die  trewe  m.  b.        176.   hoches  b.         178.  nigkt's 
|)r.   a,   ruckbraten    b.  179.    giirll    vnlz   in   a,  gürte!   viilz   in   b. 


328    *  HELMBRECHT 

ob  irz  uü  hoeren  woldel 
von  dein  rocke  fürbaz, 
durch  iwcr  liebe  sagte  ich  daz. 
da  daz  goUier  unz  an  daz  kin  18;"> 

reichte,  unz  an  die  rinkeu  hin, 
diu  knöpfel  wären  silberwiz. 
ez  hat  selten  solhen  vliz 
an  sinen  warkus  geleit 

dehein  gebiire  der  in  treit,  190 

noch  so  koslclichiu  werc, 
zwischen  Hohensteine  und  Haldenberc. 
seht  wie  in  daz  gevalle: 
driu  knöpfel  von  kristalle, 

weder  ze  kleine  noch  ze  gröz,  195 

den  buosem  er  da  mite  beslöz. 
er  gouch  unde  er  tumbe. 
sin  buosem  was  alumbe 
225"^  a     bestreut  mit  knöpfelineu. 

diu  sach  man  verre  schinen  200 

gel  blä  grüene  brun  rot 

swarz  wiz,  als  er  gebot; 

diu  lühten  so  mit  glänze, 

swenn  er  gie  bi  dem  tanze, 

so  wart  er  von  beiden,  205 

von  wiben  und  von  meiden, 

vil  minnecliche  an  gesehen. 

ich  wil  des  mit  wärheit  jehen 

daz  ich  bi  dem  selben  knaben 

den  wiben  het  unhohe  erhaben.  210 

182.   nl)  irs  nu  gern  h.   w.  a,  Ob  ir  nü  h.  w.  h.  184.  sag  h. 

185.  Da  fehlt  b.         kyn  a,  kina  b  :  kin  im  reime  bei  Raumeland  5?  J. 

186.  raichet  a,  Gericht  b.  188.  het  ab.  189.  Am  b. 
192.   Zwu  sehen  weis  vnd  de  traunb  g  b.                193.  euch    ab. 

190.  verslos  b.  201.  Gel  pla  a,  Gel  brann  b.  praun  vnd  rot  a, 
blaw  rot  b.  202.  S\v.  vnd  weys  wie  er  g.  b.  203.  die  leuchten 
so  a,  Die  lanchten  wol  b.  204.  Wann  a,  Wen  b.  bey  dem  t.  a, 
an  dem  t.  b.  205.  von  in  baiden  b.  208.  des  für  war  j.  b. 
210.  den  weihen  ab:  der  dativus  wie  in  der  hs.  des  J'rauendienstes 
362,  12.  376,  8.  452,  24,  vergl.  gr.  4,  238.  hohe  stän  mit  dem  dat.  in 
hss.  Nib.  329,  3.         vnhoch  a  h. 


IIELMBIIECIIT  :i21» 

Ak  der  crmel  au  daz  niuoder  gät 
aliiiubc  und  uinbc  was  diu  uät 
behanj^cu  wol  mit  soht'llcn  : 
die  hört  man  lute  hellen, 

swenne  er  an  dem  rcien  spranc  ;  *il5 

den  wiben  ez  durch  diu  ören  klanc. 
her  Nithart,  undc  solle  er  lebeu, 
dem  hele  jjot  den  sin  gegeben, 
der  kuude  ez  iu   gesingen  baz 
dann  ich  gesagen,  nu  wizzet  daz.  *i20 

si  verkoufte  nianic  huou  uul  ei 
6   si  im  gewiinne  diu  zwei, 
-'i54''  fj     hosen  und  spargolzen. 

Als  si  do  dem  stolzen 
siniu  bein  hei  gekleit,  *22ö 

'min   wille  mich  hiuz  hove  treit 
sprach  er.  '  lieber  valer  min, 
nu  bedarf  ich  wol  der  stiure  diu. 
mir  hat  min  muotcr  gegeben 
und  oucli  min  swesler,  sei  ich  leben,  23U 

daz  ich  in  alle  mine  tage 
immer  holdez  herze  trage.' 

Dem  vater  was  daz  ungemach. 
zuo  dem  sun  er  dö  spracii 

'ich  gibe  dir  zuo   der  wa'te  235 

einen  hengest  der  ist  dnete 
uud  der  wol  springt  ziun  unde  graben, 
den  soll  du  da  ze  hove  haben, 
und  der  lange  wege  wol  loufe ; 

212.  Vnd  vmb  vnd  vmb  b.  214.  erhellen  b.  21.5.  Wen  b, 

wann  a.  den    b.         216.    die  orcn  a,    ir  oren  b.         217.    vnd  sott 

der  1.  a,  soll  er  noch  1.   b.  219.  Das  er  euch  kund  ges.   b.   b. 

220.   nu  fehlt  b.  221.  Sy  verkauften  b.  222.    .E.  sy  gewunneu 

dise  zwey  b.  223.  spargolzen,  MSHag.  3,278*.    Oberl.  1528. 

224.  Damit  sy  dem  st.   b.         225.  heten  b.         226.  hincz  b,  hin  ze  a. 
227.  lieber  a:  vil  lieber  b.         228.  JVü  bedürft  ich  w.  d.  trewe  d.  b. 
229 —222  fehlen  b.         229.   geben  a.         234.  do  a,    in  spotte  *. 
235.  wüte  b,    farte  a.  236.  ist  drale  a,    lauffet  drate  b. 

237.  und  fehlt  b.  springet  b,  springe  a.  238.  da  fehlt  b. 

239.  wol  fehlt  b. 


XM)  HELMKKECHT 

gerue  ich  dir  den  kouFe,  240 

ob  ich  in  vcile  vinde. 

lieber  suu,  im  erwinde 

hinz  hove  diiier  verle. 

diu  hovewise  ist  herte 

den  die  ir  von  kindes  lil  245 

liabent  nilil  j'evolj;;eL  niil. 

lieber  sun,  nii   incn  du  mir, 

od  habe  den  pfluoc,  so  nien  itli  dir. 

und  bouwen  wir  die  huobe; 

so  kumsl  du  in  drne  gruobe  250 

mit  grozen   6ren  alsam  icli. 

zwäre  des  versihe  ich  mich. 

ich  bin  gelriuwe,  gewa're, 

niht  ein  verr«Uere. 

dar  zuo  gibe   ich  alliu  jar  2ö5 

ze  rehte  minen  zehenden  gai'. 

ich  haa  gelebet  mine  zit 

iiue  haz   und  äne  nit. ' 

Er  sprach  'lieber  vater  min, 
swic  und  lä  die  rede  sin.  2(»0 

da  niac  niht  anders  an  geschehen, 
Man  ich  wil  benamen  besehen 
wie  ez  da  ze  hove  smecke. 
mir  sulen  ouch  dine  secke 

nimmere  rilen  den  kragen.  2G5 

ich  sol  ouch  dir  üf  dinen   wagen 
nimmere  mist  gevazzen. 
so  solle  mich  gol  hazzen, 
swenn  ich  dir  ohsen  wa^le 
und  dinen  habern  sa'le:  270 

"240.  Wie  gern  b.         242.  du  fe/iä  b.         243.   Hincz  b,  hin  ze  a. 
245.  246  fehlen  b.         247.  Vil  lieber  s.  b.        nü  mene  mir  b,  nu  mey 
du  mir  a.  248.  oder  ab.  men  b,  mey  a.  249.    Vnd  bawe 

mir  b.         250.   dein  ab.  251.  M.  guten  eren  b.  253— 258/t'Ä- 

len  b.  259.  lieber  a:  vil  lieber  h.  201.    an  fehlt  b. 

262.  sehn  b.  263.  tia  f-hlt  b.  264.    ouch  fehlt  b. 

205.  207.   nymmer  ab  265.    N.   gereiten  meinen  ehr.    b. 

268.  soll  ab.         gehassen  a,  wol  hassen  b.  209.   wenn  a,   Wan  b. 

dir  ohsen  welle  a,   dir  deine  ohsen  mänte  b.         270.  vnd  dein  habern 


HELMBHECHT  33i 

(laz  zii'iiie  iiilil  zcwAre 

miuein  langen  valweu  liare 

unde  ininem  reideni  locke 

und  niinoin  wo!   slAnden  rocke 

und  iiiitier  wol  standen   liubeii  275 

und  den  sidinen  tilben 

die  dar  uf  nälen  frouwen. 
455"  b     ich  liilfe  dir  ninimere  bouwen. 
'  Lieber  sun,  belip  bi  mir. 

ich  weiz  wol,  ez  wil  geben  dir  280 

225'  a     der  nieier  Ruopreht  sin  kint, 

vil  schAfe,   swin,   und  zehen  rint, 

alter  unde  juiiger. 

ze  hove  hast  du  hunger 

und  muost  dar  zuo  vil  harte  ligen  285 

und  aller  gnaden  sin  verzigen. 

Uli  volge  miner  lere, 

des  hast  du  frum  und  ere; 

wan  vil  selten  im  gelinget 

der  wider  sinen  orden  ringet.  290 

din  ordcnunge  ist  der  pfluoc* 

du  vindest  hoveliute  genuoc, 

swelch  ende  du  kerest. 

din  laster  du  genierest, 

sun,  des  swer  ich  dir  bi  gol;.  295 

der  rehlen  hoveliute  spot 

wirdest  du,  vil  liebez  kint. 

du  soll  mir  volgen  unde  erwint. ' 
'  Vater,  und  wirde  ich  geriten, 

ich  trouwe  in  hovelichen  siten  300 

immer  also  wol  genesen 

saete  a,  Oder  deine  haber  säte  b.        272.  valwö  lange  h.        273.  Vnd 
meinen  rayden  locken  b.         274.   Vnd  ineinen  wolstenden  rocken  b. 
275.   wolsteenden  a,  wähen  b.       270.  den  b:  die  a.       277.   fiawen  b, 
tauben  a.  278.    bilf  a,    wil  b.  nymmer  bawen  b,    nymer  ze 

pauen  a.  279.    Der  vater  sprach  lieber  sun   beleib  bey  mir  a,  Der 

vater  sprach  beleib  bey  mir  b.  281.  seine  kint  b.  282.  zehen 

fehlt  b.         286.  gnade  b.         289.    wann  s.  a,  Vil  s.  b.         29.3.    wel- 
ches ennde  a,  Welchs  endest  b.         294.  merest  b.  298.  soist  b. 
299.   Er  sprach  vater  wird  (vnd   wirde  a)  ab. 


3S2  HELMBRECHT 

saiu  die  ze  hove  ie  siut  gewesen, 
swer  die  hüben  w.nehe 
mF  niincm  lioupte  sa*he, 

der  swüer  wol  tusenl  eide  305 

für  diu  werc  beide, 
ob  ich  dir  ie  gemente 
od  pliluoc  iu  furch  gedente, 
swenne  ich  mich  gekleide 

in  gewant  daz  si  mir  beide  310 

ze  stiure  gäben  gester, 
min  muoter  und  min  swesler, 
so  bin  ich  sicherliche 
dem  vil  ungeliche, 

ob  ich  etewenne  315 

körn  II f  dem  lenne 
mit  drischelen  üz  gebiez 
od  ob  ich  stecken  ie  gestiez. 
swenne  ich  iüeze  unde  bein 
hän  gezieret  mit  den  zwein,  320 

hosen  und  schuohen  von  korrün, 
455''  h     ob  ich  ie  gezünle  zun 
dir  oder  ander  iemen, 
des  meldet  mich  niemen. 

gist  du  mir  den  meidem,  325 

Ruoprehle  zeinem  eidem 
bin  ich  immer  verzlgen : 
ich  wil  mich  niht  durch  wip  verligeu.' 

Er  sprach  'sun,  eine  wile  dage 
und  vernim  waz  ich  dir  sage.  330 

303.  wer  ab.  308.   Oder  pllüg  in   furch  b,  Oder  den  phluog  in  der 

furch  a.  309.  wenn  ab.  bechlaide  b.  312.    vnd  ouch  mein 

8w.  a.  315.  ettwenne  a,  je  ettwenne  b.  317.  Mit  tryschelu 

ausgepiess  a,     Mit  der  drisehel  vns  gepiefs  b.  vergl.  Lachm.  ISib. 

1823,  2.  318.    Oder  ab.  nar.k  318  dir  oder  anders  yeinand. 

das  meldet  mich  niemandt  a,  vergl.  323/.  319.  Sweü  b,    wenn  a. 

321.  corraun  a.         Hosen  schlich  vnd  karraun  b.       322.  gezeunte  ab. 
32i  fehlt  b.  des  vermeltet  a,    vergl.   zu  318.  325.  Geyst  b, 

gibst  a.  maidem  a,  maiden  b.  326.  mayr  Ruoprehlen  a,  Mair 

Riiprechten  b.  aydem  a,  aydeu  b.  327.  ymmer  a,    nymmer 

luer  b. 


iiEL.MHUEcirr  .'m 

swer  volgel  ^iioler  lere 

der  gewinnet  fruni  und  ßre : 

swclch  kint  sines  valcr  rät 

ze  allen  zilen  iibcrgal, 

daz   siH  zc  jungest  an  der  scliani  335 

und  an  dem  schaden  relite  alsant. 

will  du  dich  sichcriichen 

genözen  und  geliehen 

dem  wol  gebornen  iioveman, 

di\  misselingct  dir  an ;  340 

er  tregt  dir  dar  unibe  haz. 

du  solt  ouch  wol  gelouben  daz, 

ez  klaget  kein  gebüre  niiil 

swaz  dir  da  ze  leide  geschilu. 

und  nicmc  ein  rchler  hoveman  345 

dem  gebüren  swaz  er  ie  gewan, 

der  gedingte  doch  ze  jungest  baz 

danne  du,  nu  wizze  daz. 

nimst  du  im  ein  fuoter, 

lieber  sun  vil  guolcr,  350 

gewinnet  er  din  obcrhant, 

s6  bist  du  bürge  unde  phant 

für  alle  die  im  habent  genomen. 

er  lät  dich  nicht  ze  rede  komen ; 

die  Pfenninge  sint  alle  gczalt;  355 

ze  gote  hat  er  sich  versalt, 

sieht  er  dich  an  dem  roube. 

lieber  sun,  geloube 

mir  diu  ma,Te  und  belip 

331.  wer  ah.  333.  Swelches  b,  welches  a.  335.    zc  jüngst  a, 

zelesle  b.  340.  Da  müs  dir  misselingen  an  b.  34'i.   Auch  soltu 

g.   d.   b.  343.  klaydt  kain  a,  chlaugt  dechaia    b.  344.  Was  b, 

war  a?         da  zc  laide  a,  davon  laids  b.         346.   dem  a:  Ainen  b. 
was  a,  das  b.         347.    gedingete  a,  gedinget  b.         ze  iungste  a,  zem 
Icsteo  b.         348.  Dan  du  solta  wissen  d.   b.       352.  Du  bist  borge  //  ; 
vergl.  anm.  zu  Jf'altlicr  26,  2  z.  5.  353.   die  im  haben  b,    die  im 

icht  haben  a.  355.  356  fehlen  b.  355.  gezelt  a.  der  atis- 

druck  wird  sprichwörtlich  sein,  'die  rechnnng  ist  lairz.'         356.  ver- 
selt  ff.  er  glaubt  ein  gott  gefälliges  werk  zu  thvn  ?  357.   Er 

siecht  dich  b.         359.  die  ab. 


334  MELMBHKCFIT 

und   iiini  oiii  oliclicz  wip.  360 

'  Vater,  swaz  so  mir  gescliilil, 
226"  a     ich  laze  ininer  verte  niht; 

ich  niuoz  benamen  in  die  biine. 

nü  heiz  ander  dine  süne 

daz  si  sich  mit  dem  pfluoge  müen.  365 

ez  miiczcn   riiidcr  vor  mir  liien 

die  ich  über  ecke  Iribc. 
456"  0     daz  ich  so  lange  bclibe, 

des  irret  mich  ein  gurre. 

daz  ich  niht  ensnurre  370 

mit  den  andern  über  ecke 

und  die  gebüren  durch  die  hecke 

niht  enfüere  bi  dem  hare, 

daz  ist  mir  leit  zewäre. 

die  armuot  möht  ich  niht  verdoln  :  375 

swenne  ich  drin  jär  einen  voln 

züge  und  als  lange  ein  rint. 

der  gewin  wwr  mir  ein  wint. 

ich  wil  rouben  alle  tage; 

da  mite  ich  mich  wol  betrage  380 

mit  voUiclicher  koste 

und  den  lip  vor  froste 

wol  behalte  in  dem  winder, 

ez  enwelle  et  niemen  rinder. 

vater,  balde  ile,  385 

entwäle  deheiner  wile, 

gip  den  meiden  balde  mir; 

ich  blibe  lenger  niht  bi  dir/ 
Die  rede  wil  ich  kürzen 

einen  loden  von  drizic  stürzen  390 

360    ein  eeliches  a,  dir  ain  eleicti  b.         361.  Er  sprach  valer  ab. 
was  so  mir  a,  was  mir  b.       363.  Icli  wil  b.       bey  (pey  i)  namen  ab. 
püne  a,  pun  b.  3C4.    Du  b.  365.  den  pflügen  b.  372.   bau- 

ren  b.  373.  IN'icht  Tür  //.  376.  wann  a,  VV'eü   b.         378.  gwin  b. 

380.  vil  wol  betrag  b.  381.  voUiclicher  a:  völliger  reicher  b. 

384.  es  sei  denn  dafs  niemand  belieben  zu  rindern  trägt  und  die  ge- 
raubten mir  abkauft.  Ich  mäs  ot  haben  rinder  b.  385.  Dar  vmb 
ualer  bald  eyle  b.  386.    Etwell  dechain  w.  b.  388.    nicht  len- 

ger a  b.  390.    dreyssig  a,  drein   1i. 


iii:LMi{i{K(;riT  3:^5 

(also  saget  uns  daz  ma're. 

(laz  der  lode  wiiTc 

aller  loden   leiigcst), 

den  gap  er  au  den  liengesl, 

und  guoler  kiieje   viere.  .'{Qö 

zw6n  oliseu  und  dri  stiere, 

und  vier  mülte   korues  : 

owe  dir,   giiol  verloruez  I 

er  koufte  den  liengst  um  zehen  pliunl; 

er  het  in  an  der  selben  stuiit  /lOO 

kiinie  gegeben  unihe  driu  : 

(•wt}  vcrlorniu  sibeniu  I 

Do  der  sun  wart  bereit 
unde  er  sich  het  an  geleit, 

nu  lia'ret  wie  der  kuabe  sprach.  405 

er  schütte  dez  houbet  unde  sacli 
ul"  ictweder  ahselbein, 
ich  bizze  wol  durch  einen  stein; 
ich  bin  so  muotes  ra.'ze ; 

hey  waz  ich   isens  Iraeze  !  4  10 

ez  Dseme  der  keiser  für  gewin. 
vieng  ich   in   nilit  und  züge  in   hin 
und  beschazte  in  unz  an  den  slouch, 
und  den  herzogen  ouch, 

unde  eleslichen  graven.  415 

über  velt  wil  ich  draven 
45G''  //     an  angesl  niines  verlies 

391.    Als  uns  sagt  b.  394.   an  a:  vnib  h.         395.  kiie  a,  chii  b. 

39G.    drey  a,    zwey  b.  397.    vnd  vier    mute  a,    Vnd    darrzu  vier 

uiütt  b.  398.  kornes  :  verlornez  wie  einez  :  meines  llif-  oder  ist 

hier  etwa    owe,  guots  verlorni-s    und   in  der    anderen  stelle  nieinez  zu 
schreiben  Y     hiis  :  liz   17l)9y.   lüj'st  sich  nicht  genau  verglvickcn. 
0  wo  gut  verlornes  b.         399 — ^^2  fehlen  b.  402.   verlorniie  a. 

403.  Da  a.  4Ü4.  hat  a.  405.   im  fehlt  b.  clinappc    b. 

406.   er  schüt    (schulte  b)   das  a  b.  407.    Auf  sein  ycgleich  achel- 

bein    b.  408.    pisse  a,    peysse  b.  410.   Wey  wes  ich  evseiis 

ässe  b.  413.   iii  fehlen  b.  413.  unz  an  den  sluch  bis  an  den 

Schlund Y    vergl.    Frisch    2,    193".  415.   Den  herczogen  und  etlich 

grauen   h.  416.    Vber  ecke   h.  traben   n.  417.   Anc  vorcht   h. 


336  IIELMBRECIIT 

und  alle  weit  dwcrlies. 

la  mich  üz  diner  liuole: 

iiiuiien  für  nach  mincm  nuiotc  420 

wil  ich  selbe  wahsen. 

vater,   einen  Sahsen 

züget  ir  lihter  danne  mich.' 

Er  sprach  '  sun,  so  wil  ich  dich 
nuner  zähle  läzen  fri.  425 

nu  zno  des  der  neve  si ! 
Sit   dich  min   zuht  sol  niiden 
an  dem  üf  riden, 
so  h fiele  diner  hübe» 

und  der  sidinen  tüben,  430 

daz  man  die  inderl  rüere 
od  mit  übele  iht  zefiiere 
und  din  langez  valwez  hare. 
unde  will  du  zeware 

miner  zuht   nimniere,  435 

so  fiirhle  ich  vil  scre 
du  volgst  ze  jungest  einem  slabe 
und  swar  dich  wist  ein  kleiner  knabe." 
er  sprach  'sun,  vil  lieber  knabe, 

419.    er  sprach  vater  la  a.         420.    Hinnen    für   b:    von  hinnen  phur- 
ren  a.  421.  selben  a.  423.  Den  zügt  h.  er  lönte  im  sit  so 

hohe  sam  einem  wilden  Sahsen  oder  Franken  Gudr.  366,  4  (1400). 
424.  Dich  zu  avfang  der  folgenden  zeile  b.  420.    neue  ab. 

denselben  spricliw'örtUchen  ausdvuck  zeigt  mir  Lachmann  bei  üttacker 
53  ,  wo  die  königin  von  Arragon  die  Unterhandlung  mit  dem  burg- 
grafen,  der  sich  weigert  ihre  Schwester  frei  zu  geben,  abbricht :  der 
künigin  versmahte  daz,  and  hiez  in  varh  an  sin  gemach.  '  nu  dar 
balde'  si  do  sprach,  füert  einen  {der  gefangenen  die  in  ihrer  gewalt 
sind)  nach  dem  andern  her.  ez  ist  wol  nach  miner  ger  daz  in  der  tot 
wone  bi.  nu  dar  des  der  neve  si!'  der  sinn  scheint  in  beiden  stellen 
'ich  will  nichts  mehr  mit  ihm  {damit)  zu  schaffen  haben.' 
427.  seyt  ich  a,  Seint  ich  b.  428.  auf  reyden  b,  aufreiden  a.  ich 
weifs  diese  zeile  nicht  mit  Sicherheit  zu  deuten.  149.  so  fehlt  b. 
431.  nyndert  b.  432    oder  ab.  nicht  a,  fehlt  b. 

433.  Dein  lang  valwes  hare  ohne  und    b.  hare  :  zware  ab. 

ebenso  haben  beide  hss.  791  f.  zware:  ein  jare.  435.  nicht  mere  b. 
437.  volgest  a.  zleste  b.  438.  vnd  war  ab.  kleiner  fehlt  b. 
439.  der  vater  sprach  n. 


IIELMBRECIIT  337 

la  dich  noch  rihlen  abc.  440 

du  soll  leben  des  ich  lebe 

und  des  dir  diu  niuoler  gebe. 

trinc  wazzer,  lieber  sun  min 

6  du  mit  roube  koulesl  win. 
226''  n     dalz  Oslerriclie  claniirre,  445 

ist  ez  jener  ist  ez  dirre, 

der  luinbe  und  der  wise 

haut  ez  da  für  hcrren  spise. 

die  soll  du  ezzen,  liebez  kint 

6  du  ein  geroubtez  rint  450 

gebest  umb  eine  henne 

dem  wirle  eteswcnne. 

diu  umoter  durch  die  wochen 

kan  guotcn  brien  kochen : 

den  solt  du  ezzen  in  den  grans  455 

6  du  gebest  umb  eine  gans 

ein  geroublcz  phärit. 

sun,  und  helest  du  den  sit, 
457"  b     so  lebtest  du  mit  eren, 

swar  du   wollest  keren.  460 

sun,  den  rocken  mische 

mit  habern  e  dii  vische 

ezzest  nach  uneren. 

sus  kan  din  vater  leren. 

volge  mir,   so  hast  du  sin :  465 

si  des  niht,  sd  var  da  hin. 

erwirbst  du  guot  und  ^ren  vil, 

für  war  ich  des  niht  enwil 

mit  dir  haben  gemeine : 

hab  ouch  den  schaden  eine.'  470 

440.    La  mich  d.  n.  weysen  ab  h.  445.  Dacz  6,    da  ze  a. 

chlamirre  b.  was  das  J'ür  eine  speise  ist  habe  ich  nicht  ßnden  noch 
er/raffen  können.  Vermutungen,  wenn  sie  reifen,  sollen  später  mit- 
getheilt  werden.  446.  Es  sey  jenr  es  sey  dirre  b,  448.  Hand  b, 
habent  a.  dafür  b,  451.  Gäbest  b.  452.  etswenne  a,  elt- 

wenne  b.  454.  preyn  k.  a,  prein  wol  k.  b.  456.  .E.  das  du 

gäbest  b.  457.    phaerd  a.  458.    Hey  sun  bettest  b. 

460.  War  b,  wohin  a.  464.  sunst  c  b.  kan  dich  dein  b. 

470.  alleine  b. 

Z.   F.   D.  A.    IV.  22 


338  HELMBRECriT 

'  Du  soll  hinken,   valcr  min, 
wazzer;  sA  wil  ich  trinken  win. 
und  h  du  {^eyslitze ; 
so  wil  ich  ezzen  dilze 

daz  man  da  heizet  huon  versotcn.  475 

daz  wirt  mir  nimmer  verboten, 
ich  wil  ouch  unz  an  minen  tot 
von  wizen  scnieln  ezzen  brot : 
haber  ist  dir  geslaht. 

man  liset  ze  Rome  an  der  phaht,  480 

ein  kint  gcvälie  in  sincr  jugent 
von  sinem  toten  eine  tugent. 
ein  edel  ritter  was  min  tot : 
saelic  si  der  selbe  got 

von  dem  ich  so  edel  bin  485 

und  trage  so  höchvertigen  sin!' 

Der  vater  sprach    nü  gloube  daz, 
mir  geviele  et  niichel  baz 
ein  man  der  rehte  taete 

und  dar  an  belibe  stsete.  490 

waer  des  geburl  ein  wenic  laz, 
der  behagte  doch  der  weite  baz 
dan  von  küneges  fruht  ein  man 
der  tugenl  noch  ere  nie  gewan. 
ein  frumer  man  von  swacher  art  495 

und  ein  edel  man  an  dem  nie  wart 
weder  zuht  noch  ere  bekant, 
und  koment  die  bede  in  ein  laut 
da  niemen  weiz  wer  si  sint, 

471.  Er  sprach  du  ab.  473.  ysse  ab,  geislicze  b.  ich  kenne  auch  diese 
speise  nicht  xmdweijs  nicht  ob  geiz-  oder  güu-  in  dem  worte  steckt,  auch 
mit  'glicerium  giseliz'  sumerl.  27,  5  ^  Diut.  3,  145  weifs  ich  nichts 
anzufangen,  den  eigennameii  Geislitzer  ytwrfe  ich  in  einer  Wiener  vr- 
kundc  von  1309,  mon.  Buica  30,  2  «.41.  475.  Da  man  haisset  b. 

479.  H.  der  ist  b.  481.  inder  jugent  b.  482.  Noch  seinen  glit- 
ten b.  ain  b,  einen  a.  483.  mein  gut  b.  484.  dersclbig  a. 
485.  also  b.  480.  Vnd  han  also  b.  487.  nu  fehlt  b.  488.  ot  b. 
492.  Der  geviel  d.  d.  w.  vas  b.  4'JG.  an  fehlt  b.  497.  Tugent 
noch  h.  bekant  b:  nie  bekannt  a.  498.  Körnen  {ohne 
and)  b. 


HELMBRECIIT  331) 

man  lial  des  swaclicn  niannes  kiiit  äUO 

457''  b     für  den  edeleu  lukligcborn 

der  für  6rc  hat  schände  crkorn. 

SUD,  und  will  du  edel  sin, 

daz  rate  ich  üf  die  Iriuwe  min, 

so  tuü  vil  edcUiche.  505 

guol  zuht  ist  sichcrliche 

ein  kröne  ob  aller  edclkeit: 

daz  si  dir  für  war  geseit.' 

Er  sprach  '  vater,  du  hast  war. 

mich  enläl  min  hübe  und  min  här  510 

und  min  wol  steudc  gewaete 

iiiht  bclibcn  sta'te. 

si  siot  beide  so  glänz 

daz  si  baz  zahmen  einem  tanz 

danne  der  eidcu  oder  dem  phluoc*  515 

'  W6  daz  dich  muoter  gctruoc!* 

sprach  der  valer  zuo  dem  suon. 

'du  will  daz  beste  län  unlz  boeste  tuoü. 

sun,  vil  schojuer  jüngelinc, 

du  soll  sagen  mir  ein  dinc,  520 

ob  dir  wonent  witze  bi, 

welher  baz  lebender  si, 

dem  man  fluochet  unde  schiltcl 

und  des   al  diu  weit  engiltet 

und  mit  der  liule  schaden  lebet  525 

22C'  n     und  wider  gotes  hulde  strebet; 

uü  welhes  leben  ist  reiner? 

so  ist  aber  einer 

des  al  diu  weit  geuiuzet 

und  den  des  niht  verdriuzet,  530 

500.  Da  hat  man  des  b.         502.  Da  für  er  hat  b.         506.   Gut  tugent 
ist  vil  Sicherleiche  b.  510.  vnd  a  :  noch  b.  511.    wol   stendes 

gwUte  b.  513.    Die   siol  mir  baide  so  glaucz  b.  514.    Das   ich 

Las  zini  an  aine  tancze  b.  515.  oder  a:  und  b.  516.    We  das 

dich  dein  inüler  ye  gelrüg  b.  517.    Sprach    aber  der  v.  b. 

sun  ab.  518.  du  wilt  das  pcste  lan  vnd  das  böse  tun  a,    Du  wilt 

et  laider  übel  tun  b.         521.  ob  d.  wonen  w.  bey  a,  Ob  d.  wone  die 
wirde  bey  b.  522.   W  bas  lebendig'  scy  b.  523.  den  c. 

524.  all  die  a,  die  6.         528.  aber  a ;  da  pey  b.         530.  des  /cA/f  b. 

22* 


340  HELMBRECHT 

er  werbe  naht  unde  tac 

daz  man  sin  geniezen  niac, 

und  fi;ot  dar  under  eret. 

swelhez  ende  er  keret, 

dem  ist  got  und  al  diu  weit  holt.  535 

lieber  sun,  daz  du  mir  solt 

mit  der  warheil  sagen  daz, 

wer  dir  nü  gevalle  baz.' 

'  Vater  min,   daz  luol  der  man 
des  mau  nihl  engelten   kan  540 

und  des  man  geniezen  sol ; 
der  ist  lebendiger  wol.' 
458"  b      lieber  sun,  daz  waerest  du. 
ob  du  mir  wollest  volgen  nü, 
so  bouwe  mit  dem  phluoge ;  545 

so  geniezent  diu  genuoge : 
din  geniuzel  sicherliche 
der  arme  und  der  riebe ; 
din  geniuzet  wolf  und  der  ar 
und  alle  creatiure  gar  550 

und  swaz  got  üf  der  erden 
hiez  ie  lebendic  werden, 
lieber  sun,  nü  bouwe : 
ja  wirl  vil  manic  frouwe 

von  dem  bouwe  geschcenet;  555 

manee  künic  wirt  gekrcenet 
von  des  bouwes  sliuwer ; 
wan  niemen  wart  so  liuwer, 
sin  hochvart  wsere  kleine, 
wan  durch  daz  bou  aleine.  560 

'  Vater,  diner  predige 
got  mich  schiere  erledige. 

533.  eret  a,    auch  eret.  b.  534.  welches  ennde  er  k.  a.    Welches 

ends  er  sich  k.  b.  535.  all  die  a,  die  b.         536.   daz  fehlt  b. 

546.  geniesset  a.         549.   der  wolüc  vnd  der  ar  a,  wolf  und  ar  b. 
551.  vnd  was  a,  Was  b.  553.  Vil  1.  s.  b.         554.  Es  wirt  b. 

555.  Von  pawe  wol  g.  b.  557.    sleur  a.  Vnd  des  bawes  sleü- 

rer  b.  558.  wan  fehlt  b.  tewr  a,  teurer  b.  559.   wäre 

klaine  a,   wurd  vilchlaine  b.  500.  das  paw  (baw  b)  ab. 

561.  Er  sprach  vater  ab.         562.    Mich  got  b. 


ÜELMBUKCIIT  34i 

und   ob  uz  dir  worden  wjere 

ein  rcliter  |)rcdij;;i'i(', 

du  brii'lilcsl  liulc  wol  ein   her  565 

niil  diuer  prediije  über  nier. 

verniui  waz  ich  dir  sagen  wil: 

bouwent  die  geburen   vil, 

si  ezzeiil  wol  desler  ni6. 

swie  hall  mir  min  dinc  ergß,  570 

ich  wil  dem  phluoge  widersagen 

und  sol  ich  wize  hende  tragen. 

von  des  phluoges  schulde, 

s6  mir  goles  hulde, 

so  wa're  ich  immer  geschanl,  575 

swenne  ich  tanzte  an  irowen  haut.  * 

Der  vater  sprach  '  nü    Trage, 
daz  dich  des  iht  betrage, 
swä  du  sist  den  wisen  bi, 

mir  troumte  ein  troum,  waz  daz  si.  580 

du  betest  zwei  lieht  in  der  haut; 
diu  brunnen  daz  si  durch  diu  laut 
lühlen  mit  ir  schine. 
lieber  sun  der  mine, 
458''  b     sus  Iroumt  mir  verl  von  einem  mau;  585 

den  sach  ich  hiure  blinden  gän.' 
er  sprach  '  vater,  daz  ist  guot. 
ich  gelaze  nimmer  minen  muot 
umb  sus  getäniu  maere: 
ein  zage  ich  danne  wa;re.'  590 

In  enhalf  et  niht  sin  16re. 
er  sprach  'mir  troumte  mßre. 
ein  fuoz  dir  uf  der  erde  gie ; 
du   stüeude  mit  dem  andern  knie 

563.  und  fehlt  b.  565.    Du  brächtest  ain  ganczes   her  b. 

568.  pawen  a.  570.  wie  ab.  571.   dein  pflüge  b.  572.  Solt 

ich  swarcz  h.  tr.   6.        575.  So  würd  ich  vil  ser  g.  b.       576.  wenn  a. 
Waü  ich  tanczt  frawen  an  der  h.  b.  578.  des  b:  der  a. 

579.  VVa  b,  wo  a.  585.  sunst  ab.  589.   vnd  sunst  a,  Durch 

so  b.         591.  In  haltf  ot  b.  592.  mir  entraumte  m.   a,    mir  träumt 

ot  m.  b.         593.    erden  b.         594.    da  stuondest  dn  mit  d.a.  knie  a, 
^'nd  du  mit  d.  a.  chnie  b. 


342  HELMBRECIIT 

hohe  uf  einem  stocke.  595 

dir  ragcte  uz  dem  rocke 

einez  als  ein  ahsen  drum. 

sol  dir  der  tronm  wesen  fruni, 

oder  waz  er  bediute, 

des  frage  wise  liule.'  600 

'Daz  ist  saelde  unde  heil 
und  aller  riehen  freuden  teil.' 
er  sprach  'sun,  noch  troumte  mir 
226**  a     ein  troum,  den  wil  ich  sagen  dir. 

du  sollest  fliegen  hohe  605 

über  weide  und  über  lohe : 

ein  vetich  wart  dir  vcrsniten : 

dö  wart  dm  fliegen  vermilen. 

sol  dir  der  troum  guot  sin? 

owe  hende  füeze  und  ougen  din  !'  610 

'Vater,  al  die  tröume  din 
sint  vil  gar  diu  sa^lde  min' 
sprach  der  junge  Helmbreht. 
'schaf  dir  umhe  ein  andern  kueht: 
du  bist  mit  mir  versouraet,  615 

swie  vil  dir  si  getroumet.' 

'  Sun,  al  die  tröume  sint  ein  wint 
die  mir  noch  getroumet  sint: 
nü  hoere  von  tröume. 

du  stüende  üf  einem  boume :  620 

von  dinen  füezn  unz  an  daz  gras 
wol  anderhalp  kläfter  was  : 
ob  dinem  houbte  üf  einem  zwi 

593.  Stnndt  auf  aine  st.  b.  596.  do  ragte  dir  a,  Dir  regt  auch  b. 

597.  achsendrumb  a,  ächsen  drüm  b,         601.  Er  sprach  das  ab. 
602.  riehen  fehlt  a.  Vnd  aller  reichtüm  und  friiden  tail  b. 

605.  du  soltes  fl.  hohe  a,     Wie  du  sollest  fl.  hoch  b.  606.  über 

walt  u.  ü.  lohe  a,    V'bel  veld  uü  über  loch  b.  607.  veder  b. 

608.  da  ab.  gar  vermitten  b.  610.  awe  a.  611.  V.   alle 

träume  d.   h.       614.  einen  a,  aine  b.       616.  wieuil  dir  a.        Was  dir 
halt  s.  g.    b.  617.    Er  sprach  sun  all  die  tr.  sein  ein  w.  a,    Die 

tröme  sint  alle  ain  w.  b.         618.   Gein  den  die  mir  getraumet  s.  b. 
619.  nu  hier  von  ainem    (aine  b)    tr.  ab.  620.    Du    stund    b,    da 

stuondest  a.         621.  niesseu  vntz  an  a,  Hissen  an  b. 


IIELMÜHKCIIT  343 

saz  ein  rabc,  ein  krA  dA  bi : 
45'.>"  b     diu  bar  was  dir  bestroub«'!  :  625 

dö  streite  dir  diu  boubel 
zesweiibalp  der  rabc  da  ; 
winslerbalp  scbiet  dirz  diu  kra. 
ow6,  sun,   des  troiinies  ! 

owö,  suu,  des  boumes !  630 

ow6  des  raben !  ow6  der  krau ! 
ja  waene  icb  riuwic  bestau 
des  ich  au  dir  hau  erzogen, 
uiir  habe  der  trouni   daune  gelof^en.' 

Ob  dir  Uli,  vater,   wizzc  Krist,  635 

Irounite  allez  daz  der  ist, 
beide  übel  uude  guol, 
ich  gelaze  nimmer  minen  muul 
hinnen  unz  an  miuen  löt. 

mir  wart  der  verte  nie  so  not,  640 

valer,  gol  der  hiiete  diu 
und  ouch  der  lieben  niuoler  min ; 
iwer  beider  kindeliu 
miiezen  immer  sa-lic  sin : 

got  Iiabe  uns  alle  in  siner  pflege.'  645 

da  mite  reit  er  üf  die  wege ; 
urloup  uam  er  zuo  dem  valer, 
hie  drabete  er  durch  den  galer. 
soll  ich  allez  sin  geverte  sagen 
daz  enwiirde  in  drin  lagen  650 

od  lihle  in  einer  wochen 
nimmer  gar  volsprochen. 

Lf  eine  burc  kam  er  gerilen. 

024.  rab  ain  a,  mpe  vnd  ein  a.         025.   zerstraubct  b.         020.  <la  ab. 

627.  Zeswt'uhalb  ain  rab  da  b,    ceswentbalbe  ein  rabe  safs  da  a. 

628.  Vinslerbalb  b.         dirs  b,   dir  a.  029.   awe  a.  030.  awc  a, 
Owei  b.          631.  awe  (\Ve  b)  den  rabeu  awe  (we  b)  den  cran  (cbran  b) 
ab.           032.  traurig  müs  gestau  b.           635,  vater  a:  vasser  b. 
638.  Zwar  ich  gelas  doch  meinen  m.   b.         039.  hynnen  a,  Nimmer  b. 
642.  der  a :  die  b.         644.  Die  müssen  b.         046.  Da  mit  so  rait  b. 
647.  zum  valer  a,  da  zede  vater  b.         048.  hie  trat  er  vber  den  g.  a, 
\lhin  so  drät  er  durch  de  gatter  b.         650.  enwurd  b,    wurde  a. 
drein  fc,  dreyen  ö.     651.  oder  leicht  a,  Oder  villeicht  fc.     <",n3.  knnier  i- 


344  HELMBRECHT 

da  was  der  wirt  in  den  siten 

daz  er  urliuges  wielt  655 

und  oucli  vil  gerne  die  behielt 

die  wol  gelorslen  riten 

und  mit  den  vinden  striten. 

da  wart  der  knappe  gesinde. 

an  roube  wart  er  so  swinde,  660 

swaz  ein  ander  liegen  liez, 

in  sinen  sac  erz  allez  stiez ; 

er  nam  cz  allez  gemeine. 

dehein  roup  was  im  ze  kleine  ; 

im  enwas  ouch  niht  ze  groz.  665 

ez  wsere  rüch,  ez  waere  blöz, 
459''  b     ez  waere  krump,  ez  waere  sieht, 

daz  nam  allez  Helmbreht, 

des  meier  Helrabrehtes  kint. 

er  nam  daz  ros,  er  nam  daz  rint,  670 

er  lie  dem  man  niht  leffels  wert ; 

er  nam  wambis  unde  swert, 

er  nam  mantel  unde  roc, 

er  nam  die  geiz,  er  nam  den  boc, 

er  nam  die  owe,  er  nam  den  wider;  675 

daz  galt  er  mit  der  hiute  sider. 

röckel  pheit  dem  wibe 

zöch  er  ab  dem  libe, 
266®  a     ir  kiirsen  unde  ir  mandel : 

des  het  er  gerne  wandel,  680 

dö  in  der  scherge  machte  zam, 

daz  er  wiben  ie  genam ; 

daz  ist  sicherlichen  war. 

654.  in  solchem  siten  b.  655.  Das  er  stät  vrleuges  w.  b. 

656.  ouch  fehlt  b.  657.  reiten  b,    streiten  a.  658.  streiten  b, 

reiten  a.         659.  knabe  a,  chnab  b.         661.  was  a,  Das  wol  b. 
anderr  b.         662.  ers  alles  a,  er  das  b.  664.  dhain  a,  Chain  b. 

665.  was  ab.  666.  oder  blos  b.  668.    alles  der  junge  Helm- 

precht  a,  als  der  selbe  cbnecbt  b.         669.  des  mayr  a,  Des  mayers  b. 
670.  beide  Aaz  fehlen  b.  671.    dem  manne  a.         673.    vnd  röclt  a, 

et  nam  rock  b.  674.  die  fehlt  b.  die  pöck  a,   bock  b. 

675.  die  ob  a,  die  au  h.         677.  Rock  b.         681.  Gehabt  do  ab. 
machet  a. 


HELMBUECIIT  34ä 

ze  wünsche  im  daz  Orsle  jar 

sine  Segelwinde  duzzen  685 

und  sinin  scliaf  ze  heile  fluzzen. 

sines  muotes  wart  er  geil 

da  von  daz  im  der  beste  teil 

ie  geviel  an  gewinnen. 

dö  begunde  er  heim  sinnen,  690 

als   ie  die  iiute  phlagen 

heim  zuo  ir  magen. 

ze  hove  er  urloup  genam 

und  ze  dem  gesinde  sam, 

daz  si  gol  der  giiote  695 

hete  in  siner  liuote. 

Hie  hebet  sich  ein  maere 
daz  vil  müelich  wa're 
ze  verswigen  den  liuten. 

künde  ich  ez  bediuten  700 

wie  man  in  da  heime  enphie ! 
ob  man  iht  gegen  im  gie? 
nein,  ez  wart  geloufen, 
al  mit  einem  houfen ; 

einez  für  daz  ander  dranc,  705 

vater  unde  muoter  spranc 
als  in  nie  kalp  erstürbe, 
wer  daz  botenbrot  erwürbe? 
460*  b     dem  knehte  gap  man  äne  fluocb 

beide  hemede  unde  bruoch.  710 

sprach  daz  friwip  und  der  kneht 

'  wis  willekomen  Helmbreht? 

nein,  si  entäten ; 

ez  wart  in  widerraten  : 

si  sprächen  j'unkherre  min,  715 

ir  sult  gote  willekomen  sin.' 

685.  seine  a,  Sein  b.         686.  seine  a,  sein  b.         687.  er  so  gail  a  b. 
688.  Dar  umb  das  b.         689.  gewinne  a.         693.   nam  a,    do  nam  b. 
697  ff .  vergl.  Lachm.  zur  klage  t.  700.    Ey  künde  ich  b. 

704.  All  b,  alle  a,         709.  Dem  gab  man  es  äne  fluch  b.         711.  das 
frey  weib  a,  das  weib  b.     vergl.  743.   1088.  1727.  712.  bis  ab. 

716.  willekomen  a:  vil  wilkome  b. 


34G  HELMßUECHT 

'  vil  liebe  susterkindekin, 

jrol  lale  iach  immer  Sivlic  siu. 

diu  swestcr  gegen  im  lief, 

mit  den  armen  si  in  umbeswiel :  720 

dö  sprach  er  zuo  der  swester 

'  grätiä  vesler.' 

hin  für  was  den  jungen  gäch, 

die  allen  zugen  binden  nach, 

si  enphieugn  in  beide  äne  zal.  725 

zem  valer  sprach  er  'd6u  sal;' 

zuo  der  muoler  sprach  er  sä 

beheimisch    dobrayträ.' 

si  sähen  beide  ein  ander  an, 

beidiu  daz  wip  und  der  man.  730 

diu  hüsfrowe  sprach  '  her  wirl, 

wir  sin  der  sinne  gar  verirt: 

er  ist  niht  unser  beider  kint: 

er  ist  ein  Beheim  oder  ein  Winl. ' 

der  valer  sprach  'er  ist  ein  Walch:  735 

min  sun  den  ich  gole  bevalch, 

der  ist  ez  niht  sicherliche, 

und  ist  ime  doch  geliche.' 

dö  sprach  sin  swesler  Golelinl 

'er  ist  niht  iwer  beider  kint:  740 

er  antwurt  mir  in  der  laliu ; 

er  mac  wol  ein  pfaffe  sin.' 

'entriuwen'  sprach  der  friman, 

'als  ich  von  im  vernomen  hän, 

so  ist  er  ze  Sahsen  745 

od  ze  Bräbanl  gewahsen : 

717.  er  sprach  vil  liebe  swesler  kintekin  a.  Er  sprach  vii  liebe  süs- 
sen kindc  h.  718.  lat  lat  a,  Got  las  b.  719.  die  sw.  entgegen 
im  1.  a,  Gegen  im  sein  swoster  1.  h.  721.  zder  b.  723.  dem  b. 
724.  zogte  b.  726.  zum  a,  Zedem  b.  deus  h.  728.  do 
braytra  b,  de  braylra  a.  729.  ain  ander  an  b,  an  einander  an  a. 
731.  hausfraw  ab.  herre  w.  ab,  735.  vater  a:  wirt  b. 
736.  Mein  b,  meinen  a.  enipfalch  b.  737.  sicherleich  b.  738.  doch 
gar  änleich  b.  739.  Da  a.  nach  740  Do  ich  im  engegen  gicnch 
Und  in  mit  armen  umbeviench  b.  741.  er  antwurtet  mir  in  der  la- 
lein  a,  Do  antwart  er  mir  latin  b.       743.  frey  man  b.       746.  odf-^r /» /> 


IIELMBHECHT  'M7 

460''  f/     er  sprach  "liebe  susler  kiudekin;" 

er  niac  wol  ein  Salisc  sin.' 

Der  wirl  sprach  mit  rede  sieht 

'bist  duz  min  snn  Ilelnibrcht?  750 

dil  hast  mich  gwunncn   da  niile, 

sprich  ein  wort  nach  unserni  silc, 

als  unser  vordem   taten, 

so  daz  ichz  niüge  erraten. 

dii  sprichest  immer  "döu  sal,"  755 

daz  ich  enweiz  zwiu  ez   sal. 
226'  a     erc  diue  muoter  unde  mich, 

daz   dien  wir  immer  umbc   dich, 

sprich  ein  wort  tiutischen  ; 

ich  wil  dir  dinen  hengest  wischen,  760 

ich  selbe  unde  niht  min  kneht, 

lieber  sun  Ilelmbreht; 

daz  du  immer  sadic  miiezest  sin!' 

'ey  waz  sakent  ir  gebürekin 

und  jenez  gunerte  wif?  765 

min  parit,  ininen  klaren  lif 

sol  dchein  gebiirik  man 

zware  nimmer  gripen  an.' 

des  erschrac  der  wirt  vil  sere. 

dö  sprach  er  aber  mßre  770 

'bistuz  Helmbreht  min  suon? 

ich  siude  dir  noch  hinte  ein  huon 

und  brate  dir  ab  einez, 

daz  rede  ich   niht  meines. 

und  bist  duz  niht  Helmbreht,  min  kint,  775 

747.  liebe  swester  kiodekin  a,  liebe  kindelein  b.  748.    Des  mag  er 

wol  b.         750.  Pistu  b.         751.  gcsvunnen  ab.         753.    unser  vonle  n 
b,  vnsere  vordere  a.  755.  du  sprachest  ymmer  a.  deus  b. 

758.  das  dienen  —  vinb  d.   ab.         759.  Nu   spr.   ein  w.  endeutsche  fr. 
760.  Dein  pfärt  wil  ich  dir  wische   b.  761.  selb  b,  selben  a. 

mein  b,  dein  a.         763.  immer  fehlt  b.         764.  sackent  a,  sagt  b. 
gebäurelein  b.  765.  Vnd  dicz  ungerte  wief  /;.  766.    Mein  pert 

und  mein  chlare  lief  b.  767.  Sol  dehain  gepurick  man  a,    Sol  de- 

cbein  gebaureckein  man  b.         768.  gryppen  b,  gegripen  a.         770.  da  a. 
772.  Ich  hais  sieden  dir  ain  hün  b.        773.  ab]  aber  a,  darzü  b. 
eines  a,  aines  b.  774.  maines  b.  s.  zu  398.  775.  Bistu  aber 


348  HELMßUECHT 

Sil  ir  ein  ßeheim  oder  ein  Wiiil, 
so  vart  hin  ziio  den   Winden, 
ich  han  mit  niinen  kinden 
weizjjol  vil  ze  schalFen: 

ich  gibe  ouch   keinem  pfafl'en  780 

uiht  wan  sin  barez  relit. 
Sil  irz  null  llelmbreiit, 
hei  ich  dan  alle  vische, 
irn  Iwaht  bi  jnineni   lische 

durch  ezzen  nimmer  iwer  hanl.  785 

Sit  ir  ein  Salise  od  ein  Bräbanl, 
461'  b     oder  sil  ir  von  Wallien, 

ir  miiezel  ez  in  iwer  nialhen 

mit  iu  hän  gefiierel. 

von  iu  wirl  gerüerel  790 

des  minen  niht  zeware, 

und  waer  diu  naht  ein  järe. 

ich  enliän  den  mete  noch  den  win : 

junkherre,  ir  sult  bi  herreu  sin.' 

Nu  was  ez  harte  späte.  795 

der  knabe  wart  ze  rate 
in  sin  selbes  muote, 
'sam  mir  got  der  guole, 
ich  wil  iu  sagen  wer  ich  si. 
ez  ist  hie  nindert  nahen  bi  800 

ein  wirl  der  mich  behalte, 
niht  guoter  witze  ich  walle 
daz  ich  min  rede  verkere : 
ichn  tuon  ez  nimmer  mere.' 
er  sprach  'ja  bin  ich  ez  der.'  805 

der  vater  sprach  'nu  saget,  wer?" 
'der  da  heizet  alsam  ir.' 

nicht  mein  kint  b.  780.   dhaiuem  a,  decliaine    b.  782.  irs  a, 

ir  ez  b.  783.  Vnd  bet  ich  a.  v.  b.  784.    Ir  entwacht  b,    ir 

twacht  a.  786.  oder  ab.  78S.  So  möcht  ir  ew'  malhen  b. 

789.  mit  euch  a,  Mit  euch  wol  b.        790.  Von  euch  wirt  nicht  g.  und 
791  ebenfalls  nicht  a,    Von  euch  so  wirt  g.  b.  794.    bey  den  her- 

ren  a.         796.  Des  ward  der  chnapp  zerate  b.  799.  iu]  euch  ab: 

in?  804.  Ich  eotiin  6,  ich  tun  a.  805.   ich  es  b,  icbs  a. 

806.  808.  vater  a :  wirt  h. 


HELMRRECHT  349 

der  vater  s|ir;«oli    (Ini  nennet  mir. 
ich  bin  j^elieizen   llolinbrehl; 

iwer  sun  und  iwer  knelil  810 

was  ich  vor  einem  jare  : 

daz  sage  ich  in  zeware. 

der  vater  sprach  '  nein  ir. 

'ez  ist  >vär.'  'so  nennet  mir 

min  ohsen  alle  viere/  ^  815 

daz  tuon  ich  vil  schiere. 

der  ich  do  wilen  pdcgte 

und  minen  gart  ob  in  wegte, 

der  eine  heizet  l  wer; 

ez  wart  nie  gebüwer  820 

so  riche  noch  s6  wacker, 

er  za>me  üf  sinem  acker. 

der  ander  der  hiez  Ra-ime; 

nie  rint  so  genwme 

wart  geweten  under  joch.  825 

den  dritten  nenne  ich  in   noch  : 

der  was  geheizen  Erge. 

ez  kunit  von  miner  kerge 
461*'  b     daz  ich  si  kan  genennen. 

weit  ir  mich  noch  erkennen?  830 

der  vierdc  der  hiez  Sunne, 

ob  ichs  genennen  kunne, 

des  lat  mich  geniezen, 

heizet  mir  daz  tor  üf  sliezeo.' 

der  vater  sprach  '  tiir  unde   tor,  835 

da  solt  du  niht  sin  lenger  vor; 

beide  gadem  unde  schrin 

sol  dir  allez  offen  sin.' 
227*  a         Unsolide  si  verwazen  ! 

812.  zware  a,    fiirware  b.  813.  spr.  zwar  nain  ir  b.  816.  Das 

tu  ot  ich  V.  seh.  b.  817.    da    ab.  819.  ower  a,  awer  b. 

820.    gepaur  a,  gebawer  b.  821.    So  reich  noch  also  w.  b. 

822.  seine  b.  823.  der  hiePs  a,    haisset  b.  länie  b,  rame  a. 

824.  Ain  r.  also  g.  b,  825.  Ward  nye  g.  b.  8'2t).     So  nenn 

ich  euch  den  dritten  noch  b.  828.   k8int  b.  829.  ich  sy  b, 

ichs  a.  831.    fler  haisset  s.  b.  832.  ichs  a:    ich  sy  b. 

833.  mich  niT  g.  b.  839.  On  selde  a. 


;{5ü  IIELMBRECHT 

ich  bin  vil  gar  erlazeii  840 

so  guoler  harideluiige 
als  do  het  der  junge, 
sin  phiirt  wart  enphettet, 
im  selben  wol  gebettet 

von  swester  und  von  muoter.  845 

der  valer  gap  daz  fuoter 
weizgot  niht  mit  zadele. 
swie  vil  ich  var  enwadele, 
so  bin  ich  an  deheiner  stete 
da  man  mir  tuo  als  man  im  tetc.  850 

diu  muoter  rief  die  tohter  an 
'du  solt  loufen  und  niht  gan 
in  daz  gadem  unde  reich 
einen  polster  unde  ein  küsse  weich,' 
daz  wart  im  under  den  arm  855 

gelegt  üf  einen  oven  warm, 
da  er  vil  sanfte  erbeit 
unz  daz  ezzen  wart  bereit. 
Do  der  knabe  erwachet, 
daz  ezzen  was  gemachet,  860 

und  er  die  bende  het  getwagen, 
hoert  waz  für  in  wart  getragen, 
ich  wil  iu  nennen  d'ersten  trabt: 
wair  ich  ein  herre  in  hoher  aht, 
mit  der  selben  rihte  865 

wolte  ich  haben  phlihle : 
ein  krül  vil  kleine  gcsniten ; 
veizt  und  mager,  in  bcden  siten, 
ein  guot  fleisch  lac  da  hi. 
beeret  waz  daz  ander  si:  870 

842.  als  da  hat  a,  Als  alda  hei  b.  844.  Im  selb  ward  wol  g.  b. 
847.  zadel  b,  zodel  a.  848.  wie  ab.  entwadel  ab.  enwadele 
hin  und  her,  vage,  ir  sia  fuor  anwedele,  sam  vor  dem  wint  diu  ve- 
dere  und  ouch  daz  loup  gerne  luol  Wcvnh.  Mar.  154,  28.  wadalön 
vngari  Gvajf  1,  777.  851.  riieirt  a.  855.  uuder  seinen  arm  b. 
857.  sauFl  auf  erbait  b.  859.  chnappe  h.  erwachte  a.  s.  Lachm. 
zu  fValth.  36,  33.  860.    gemachte  a.  861.  het  zwagen  a,    hat 

getwagen  b.  803.    die  ersten  a  b.  864.  in  a :    von  b. 

867.  vil  a:  was  vil  b.        870.  Nu  höret  b. 


HELMnilECHT  351 

462* />     ein  veizicr  ka'se,  der  w;is  mar; 
diu  rillte  wart  f^elrayeii   dar, 
nu  lurrl  wie  ich  daz  wizze. 
nie  veizler  gans  an  spizze 

bi  liiire  warl  j^ebrAlen :  875 

mit  willen  si  daz  t;\ten, 
ir  delieinen  es  verdröz; 
si  was  micliel  unde  groz, 
gelich  einem  trappen ; 

die  sazl  man  für  den  knappen.  880 

ein  luion  gebraten,  einz  versoten, 
als  der  wirt  liet  geboten, 
diu  wurden  ouch  getragen  dar. 
ein  herre  nwme  der  spise  war, 
swenn  er  gejeides  phla.'ge  885 

und  üf  einer  warte  l«g'e. 
noch  spjse  maneger  bände, 
die  gebure  nie  bekande, 
also  guote  lipnar, 

truoc  man  für  den  knaben  dar.  890 

der  vater  sprach    und  bei  ich  win, 
der  müeste  hiute  getrunken  sin. 
lieber  sun  min,  nü  Irinc 
den  aller  besten  ursprinc 

der  üz  erden  ie  gefloz ;  895 

ich  weiz  nilit  brunnen  sin  genöz, 
wan  ze  ^^  ankliusen  der: 
den  Iregt  et  uns   nu  nienian  her.' 

Do   si  dö  mit  l'reuden  gäzen, 
der  wirt  niht  wolle  läzen,  900 

872.  ward  a,  ward  auch  b.  874.  spizze,  s.  zu  Engel/i.  2213. 

875.  bcy  dem  feur  a.  877  nach  878  b.  877.  ir  dbaincs  des  v.  a, 
Ir  dehaines  des  v.  b.  880.  knaben  (:  trappen)  a.  881.  aines  v.  a, 
vnd  aios  v.  b.         882.   Der  wirt  daz  bet  gepotten  b.  884.   näm  b, 

nam  a.         885.  Wen  b,  wann  a.         gejägcs  b.         888.  erkande  b. 
889.  als  guot  a,  Xnd  also  güle  b.         890.   Die  trüg  —  chna|)pen  d.  b. 
892.  ra'dste  b,   muesset  a.  heut  a,  beint  b.         893.   min  fehlt  a. 

895.  Der  aus  der  e.   b.  89G.  nicht  prunncn  a,  nyndert  b. 

897.  Dan  ze  leubenbach  der  b.  898.    Den  trait  uns  aber  nü  nye- 

man  her  b.         899.   da  sy  do  mit  u,  Do  sy  mit  b. 


352  HELMBHECHT 

er  fragte  in  der  inaere 

wie  der  hovewis  waerc 

da  er  waere  gewesen  bi. 

'sage  mir,  sun,  wie  der  si ; 

s6  sag  ich  dir  denne  905 

wie  ich  etewenne 

bi  minen  jungen  jaren 

die  liule  sach  gebären.* 

'valer  min,  daz  sage  mir; 

zehant  so  wil  ich  sagen  dir  910 

wes  du  mich  fragen  wil: 

der  niuwen  site  weiz  ich  vil.' 
'  Wilen  dö  ich  was  ein  knehl 
462''  b     und  mich  diu  ene  Helmbrehl, 

der  min  vater  was  genant,  915 

hin  ze  hove  het  gesant 

mit  kaese  und  mit  eier, 

als  noch  tuot  ein  nieier, 

dö  nara  ich  der  rilter  war 

und  markte  ir  geverte  gar.  920 

si  wären  hovelich  unde  gemeit 

und  künden  niht  mit  schalkheit, 

als  nü  bi  disen  zilen  kan 
227*"  a     nianic  wip  und  manic  man. 

die  ritter  beten  einen  site,  925 

da  liebtens  sich  den  frouwen  mite. 

einez  ist  buhurdiern  genant; 

daz  tet  ein  hoveman  mir  bekant, 

do  ich  in  fragte  der  mare 

wie  ez   genennet  wa^re.  930 

si  fuoren  sam  si  wollen  toben 

(dar  umbe  hörte  ich  si  loben), 

902.  der  hofweifz  a,  der  hofweyse  b.       906.  etlwenne  a,  entwenne  b. 
908.  sacli  a:  da  sacli  b.  911.  Wes  du  wilt  fragen  mich  b. 

912.  siten  a.  Der  neuwen  siten  weis  ich  dich  b.        913.  Der  vater 

sprach  do  ich  waz  chnecht  b.  916.  Hiucz  ze  b.  hat  a. 

917.  käs  b,    käsen  a.    frauetid.    297,   4    mit  gel  zendal  gefurrirt  wol. 
vergl.   1331/.  1343 J^.  919.  da  a.  920.    merckte  ab. 

921.  hoflich  a,  schön  b.  923.   nü  b,  man  a.  926.  liebten  sy 

sich  ab.         928.  mir  ein  hofeman  a,  mir  ainer  do  b.         932.   hört  a, 


llELMBKECIir  353 

ein  schar  hin,  diu  ander  her; 
ez  fuor  diser  unde  der 

als  er  enen  wolle  slözen.  935 

undcr  niinen  gcnözen 
ist  ez   selten  geschehen 
daz  ich  ze  hove  han  gesehen, 
als  si  danne  daz  getAlen, 

einen  tanz  si  danne  traten  »J/jO 

mit  hochvertigeni  gesange : 
daz  kürzt  die  wile  lange. 
vil  schiere  kam  ein  spilman ; 
mit  siner  gigen  huoj)  er  an : 
dö  stuondcn  üf  die  frouwen ;  945 

die  Diöhl  man  gerne  schouweu; 
die  ritter  gegen  in  giengeu, 
bi  handen  si  si  vieugen. 
da  was  wunne  Überkraft 

von  frouwen  und  von  ritterschaft  950 

in  siiezer  ougen  weide, 
junkherren  unde  meide, 
si  tiinzten  froeliche, 
arme  unde  riche. 

als  des  danne  nie  me  was,  955 

463*  b     so  gie  dar  einer  unde  las 
von  einem  der  hiez  Eruest. 
swaz  ieglich  aller  gernesl 
wolte  tuon,  daz  vander. 

dö  schoz  aber  der  ander  9()0 

mit  dem  bogen  zuo  dem  zil. 
maneger  freude  was  da  vil : 
euer  jagte,  diser  birste. 
der  dö  was  der  wirste, 

so  hört  b.  934.  dirr  b.  935.  enen  a:  den  andern  6. 

940.  danne  a :  da  b.         942.   die  a ;  in  die  b.  943.  kom  dan  ein  b. 

945.  da  a,  So  b.  946.  möcht  a,  macht  b.  949.    Da  was  dan 

wun  vn  über  chraft  b.  954.  Bald  arm  b.  955.  des  dann  nym- 

mer  a,  daü  des  nicht  mer  b.         958.  was  jeglicher  (mit  ei  b)  ab. 
900.  da  a,  So  b.  962.  froden  b.  963.    einer  jaget  a,    Ainer 

rait  b.         diser  pirset  a,    dirr  pirste  6.         964.  da  ab.        wirste  b: 
wirset  a. 

Z.  F.   D.  A.   IV.  23 


354  HELMBRECHT 

der  wa^rc  uns  nu  der  beste.  905 

wie  wol  ich  elewenne  wesle 
waz  Iriuwc  und  cre  nierte 
e  ez  valscheit  verkßrte  ! 
die  valschen  und  die  lösen, 

die  diu  reht  verbösen  970 

mit  ir  listen  künden, 
die  herrn  in  dö  niht  gunden 
ze  hove  der  spise. 
der  ist  nü  der  wise, 

der  lösen  undc  liegen   kan ;  975 

der  ist  ze  hove   ein  werder  man 
und  hat  guot  und  ere 
leider  michels  mcre 
danne  ein  man  der  rehle  lebet 
und  nach  gotes  hulden  strebet.  980 

als  vil  weiz  ich  der  alten  site. 
sun,  nü  6re  mich  da  mite 
und  sage  mir  die  niuwen.' 
'Daz  tuon  ich  entriuwen. 
daz  sinl  nü  hovelichiu  dinc :  985 

"  trinkä,  herre,  trinkä  trinc! 
trinc  daz  üz  ;   s6  trinke  ich  daz. 
wie  möhte  uns  immer  werden  baz?  ' 
vernim  waz  ich  bediute. 

e  vant  man  werde  liute  990 

bi  den  schoenen  frouwen : 
nü  muoz  man  si  schouwen 
bi  dem  veilen  wine. 
daz  sint  die  hoehsteu  pine 

den  äbent  und  den  morgen,  995 

wie  si  daz  besorgen, 
ob  des  wins  zerinne, 

965.  uns  fehlt  a.         966.  hey  wie  wol  a.         etwenne  h,   elweii  a. 
968.  die  valschait  a,  die  valhait  h.         970.   verbösen  b.  972.  her- 

ren  a  b.         973.  Da  zu  hof  b.         983.  der  neuwen  b.         984.  lunn  o, 
tu  Ol  b.  986.  trincke  tringk  a.  987.    aus  a,  fehll  b. 

989.    V.  recht  was  ich  b.    b.  994.    Da  sint   h.  997.    weines 

zerynne  a,    weines  zrinne  b. 


HELMBHECIIT  355 

wie  der  wirt  gewinne 
/jfi.'i''  h     einen  der  si  als  guot, 

da  von  si  haben  liolien   nuiot.  1(100 

daz  sint  ml   ir  niinno, 

"vil  siiczc  lilgcbinnc, 

ir  sull   füllen  uns  den  niaser. 

ein  äffe  unde  ein  narre  waser, 

der  ie  gesente  sinen  lip  1005 

für  guolen  win   unibe   ein  wip.  ' 

swer  liegen  kan,  der  ist  geiueit; 

Iricgcn  daz  ist  hövischeit; 

er  ist  gefücge,  swer  den  man 

mit  guülcr  rede  versiiidcn  kan;  1010 

227*^  n     swer  scliillet  sclialcliclie, 

der  ist  ml  tiigentriche. 

der  allen  leben,  geloubet  mir, 

die  du  lebent  alsam  ir, 

der  ist  nu  in  dem  banne  1015 

und  ist  wibe  und  manne 

ze  genoze  als  mtere 

als  ein  hähaere. 

aht  und  ban  daz  ist  ein  spol/ 

Der  valcr  sprach  'daz  erbarme  goi  1020 

und  si  im  immer  gekleit 

daz  diu  unrelit  sint  s6  brcil. 

die  allen  turnei  sint  verslagen, 

und  sint  die  niuwen  für  gelragen. 

wilen  hörte  man  kroyieren  so,  1025 

999.  Ainen  andern  der  sy  also  gilt  b,  1001.   das  sint  nu  ir  bricfe 

von  niynne  a.  Das  sint  ir  brief  vnd  minne    b.  ich  habe  bricfe  von 

nicht  lilofs  di'.i  verses  wegen  gestrichen,  sondern  weil  es  für  den  ge- 
dankcn,  hier  wo  von  keiner  botschaft  die  rede  ist,  und  Jur  den  ge- 
gensatz  zu  990 y.  unpassend  schien,  der  plurulis  minue  mag  die  ün- 
derung  veranlafst  haben.         1002.  leitg.   a,  laidg.    b.  1003.   ir  solt 

f.  vnns  d.   maser  a,     \5  füll  vns  wol  den   naser  b.  1004.    unde 

fehlt    b.  wasscr    b.  1007.  wer  ab.  1008.  hofischait  a, 

liöbpschait  b.  1009.  wer  a,  nü  wer  b.  1011.    wer  ab. 

1013.   lebüt  b.  1014.  lebent  a:    lebüt  b.  1015.  Die  sint  b. 

lOlC.  Vnd  sind  b.  1017.   Zu  genes  also  m.   6.  1018.  Alsam  b. 

1020.  vater]  alle  a,  alt  b.  1022-  berait  a.  1025.  horl  ah. 

23* 


356  HELMBRECHT 

"heya,  rillcr,  wis  et  frö!" 

ml  kroyicrt  man  durch  den  lac 

"jagä,  riller,  jaga  jac ! 

sticha  slich  !   slahä  slach  ! 

slümbcl  den  der  e  gesach ;  1030 

slach  mir  dem  abe  den  luoz ; 

luo  mir  disem  der  hende  buoz : 

du  soll  mir  disen  hähen, 

und  enen  riehen  vahen, 

der  git  uns  wol  hundert  phunl.'  1035 

'Mir  sint  die  site  alle  kunt. 
vater  min,  wan  daz  ich  enwil, 
ich  trouwe  dir  gesagen  vil 
niuwan  von  den  niuwen  siten. 
ich  rauoz  slafen;  ich  han  vil  gerilen;  lO^iO 

464"  b     mir  ist  hint  ruowe  not/ 
dö   täten  si  als  er  gebot, 
lilachen  was  da  fremde ; 
ein  niwewaschen  hemde 

sin  swester  Gotelint  do  swief  104  5 

über  daz  bette  da  er  slief 
unz  ez  höhe  wart  betagel. 
wie  er  nü  vert,  daz  wirl  gesagel. 

Ez  ist  biliich  unde  reht 
daz  der  junge  Helmbreht  1050 

üz  ziehe,  ob  er  iht  bringe 
von  hove  gämelicher  dinge 
dem  vater  der  muoter  und   der  swester. 
ja  zewäre,  unde  wester 

waz  ez  allez  wa;re,  1055 

ir  lachtet  der  msere: 
dem  vater  er  bräht  ein  welzeslein, 

kroyren  a,  grogieren  b.  10^6.  Heya  b,  hell  a.  wis  ot  b,  we- 

set  a.        1027.   kroyeret  a,  grogiert  b.      1028.  iage  rinder  iagc  iag  a. 
1029.  schlahe  schlach  a.  1031.  disem  b.  1033.    Vnd  lü  mir 

dem  b.  1034.  vnd  enem  r.   nahen  a,    Vnd  ainen  r.  vahen  b. 

1035.  Der  uns  geh  wol  6.  1038.  Ich  getraut  b.  1039.  Nü  wan 

von  b,  nun  von  a.  1040.  \\\  fehlt  b.  1042.   da  tetten  a. 

1043.  was  da  a,    waren  im  b.  1044.    new  waschen  b,    new  gewa- 

schen a.       1047.  was  b.        1056.  lachet  a,  lachet  gnüg  b.       1057.  er 


HEL.MIJUECHT  357 

(laz  nie  nispüer  dclieiii 

in  kunipf  bczzern  j;cbanl, 

und  eine  scgenso,  (laz  nie  lianl  lOHÜ 

so  guolc  gezöcli  diirdi  daz  gras  : 

hey  welch  geburkleinol   daz   was! 

und  bralil  im  ein   bilc, 

daz  in  nianej^cr  wile 

gesmidl  so  guolez   nie  kein  sniil,  lOGu 

und  einen  haken  dfi  mit. 

einen  fulispelz  so  guoler, 

den  brahl  er  siner  muoter, 

Helmbreht  der  junge  kuabe: 

den  zAch  er  einem  pCaH'en  abe ;  1070 

ob  erz  rouble  oder  sUele, 

vil  ungernc  ich  daz  ha'le, 

w'ier  ich  sin  an  ein   ende  konien. 

einem  krämer  het  er  gnomeu 

ein  sidin  gebinde;  1075 

daz  gap  er  Golelinde, 

und  einen  borten  beslagen, 

den  billicher  solle  tragen 

eines  edelen  mannes  kint 

dan  sin  swesler  Gotelint.  1080 

dem  kneble  schuoh  mit  riemen. 

die  het  er  ander  niemen 

464''  b     so  verre  gefiieret 

noch  mit  banden  gerüeret. 

so  hövesch  was  Helmbreht:  1085 

bracht  b,  bracht  er  a.  eineu  a,    ainen   b.  1058.  mader  ab, 

1059.   kunipf,  s.  Schmeller  2,  302.  lOGO.   ein  (ain   b)  segens  ab. 

1062.   hey  welch  gepawr  klainat  das  was  a,  fehlt  b.        1063.  im  auch 
ain  b.   b.  1065.   geschniit  a,  Gesmitt  b.  chain   b,   dhain    a. 

1066.  vnd  ain  hagiieu   daniit  a,     Vnd  ain  hollzhackeu  auch  mit  b. 

1067.  so  guoter]  ähnlich  siden  —  der  guoten,  roc  und  mandel  des 
guuten,  in  den  bcispielen  bei  Lachm.  Nib.  353,  2.  1071.  ers  a, 
er  es  b.  1073.  kumen  a.  1074.  gcnomen  a,  genumcn  b. 
1075.  ein  seyden  gepinden  a,  Ain  seydine  binden  b.  1076.  das  g. 
er  Gotlinden  a,  Die  g.  er  götlinden  b.  1077.  port  abgeschlagen  a, 
borten  wol  beslagen  i;.  1081.  d.  kn.  schuche  mit  r.  a  (i'er/j7.  1087). 
Dem  chnecht  bracht  er  schüchrienien    b.              1082.    anders  b. 

1083.  -Vlso  b.         1085.  so  hübsch  a,   Also  gar  hübsch  b. 


358  HELMBRECHT 

weere  er  noch  sins  vater  kiieht. 

er  hei  in  hlzen  äne  schuoch. 

dem  friwibc  ein  houbettuoch 

braht  er  unde  ein  bcndel  rot; 

der  zweier  was  der  dierne  not.  1090 

Nu  sprechet  wie  lange  si 
der  knabe  dem  vater  bi. 
sibcu  tage,  daz  ist  wAr. 
diu  wile  dühto  in  ein  jar 

daz  er  niht  enroubte.  1095 

227^  a     zehant  er  urloubte 

von  vater  und  von  niuoter. 

'  neina,  lieber  sun  vil  guoter. 

ob  du  trouwest  geleben 

des  ich  dir  hau  ze  geben  1100 

immer  unz  an  min  ende, 

so  sitz  und  Iwach  dine  hende; 

genc  niuwan  üz  unt  in. 

sun,  tuo  die  hovewise  hin ; 

diu  ist  bitter  unde  sür.  1105 

noch  gerner  bin  ich  ein  gehör 

danne  ein  armer  hoveman 

der  nie  huobegell  gewan 

und  niuwan  zallen  zilen 

uf  den  lip  muoz  rilen  1110 

den  äbent  und  den  morgen 

und  muoz  dar  under  sorgen 

swenn  in  sine  vinde  vähen, 

stümbeln  unde  bähen.' 

'Vater'  sprach  der  junge,  1115 

diner  handelunge 
der  solt  du  immer  haben  daoc. 

1086.  waer  a,  Vnd  war  b.         seines  vaters  a.  1089.  einen  a. 

1090.  die  zway  warn  a.  1092.  d.  knabe  dem  a:  D.  chnappe  alda 

dem  h.  1094.  in  wol  ain  j.  b.  1095.    raubete  a.  1090.  vr- 

lanbete  a.  1101.  Ymmer  vncz  an  h,    vnd  ymmer  an  a. 

1102.  dein  ah,         1103.    Ge  nü  wan  b,  gee  nur  a.         1106.    pawr  a. 
1108.  hüb  gelt  b.  1109.    nü  wan  ze  a.  b,    nun  zu  a.  a. 

1113.  wenn  ab.  sein  veinde  h,  sein  veint  a.  1114.    Vnd  Stum- 

meln oder  b.  b. 


HELMUUECHT  359 

(iocli  Sit  ich  iiilil  wiiics   tranc 
des  ist  iiiiir  dauiie  ei»  woclie  : 
des  ^ürle  ich  drier  loche  1120 

au  der  giirtel  nitri   hiiihiiidcr. 
ich  nuioz  el  hahcii  riuder 
6  diu   linke  jjeslö 
405"  b     an  der  slat  dA  si  was  e. 

ez  werdeul  phliicge  gesilmel  1125 

und  riuder  üf  gerümcl 

6  mir  der  li|)  geraste 

und  aher  wider  geniasle. 

mir  hat  ein  richer  getan 

so  leide  daz  mir  nie  mau  1130 

als  vil  getan  hat. 

über  mines  toten  sät 

sach  ich  in  eines  riteu. 

niöht  et  erz  erbiten, 

er  giltet  mir  mit  hout'eu.  1135 

sine  rinder  niiiezeu  loufeu, 

siniu  schäl',  siuiu  swiu, 

daz  er  dem  lieben  toten  min 

also  zertrat  sin  arbeit : 

daz  ist  mir  inneclichen  leil.  1140 

noch  weiz  ich  einen  riehen  man, 

der  hat  mir  leit  ouch  getan, 

der  az  zuo  den  kraphen  bröt : 

rieb  ich  daz   niht,  so  bin  ich  tot. 

noch  weiz  ich  einen  riehen,  1145 

daz  mir  sicherlichen 

deliciner  leider  nie  getete^ 

durch  eines  bischoves  bete 

wolt  ich  ez   niht  enlän 

daz  er  mir  leides  hat  getan.'  1150 

1118.   Doch  seint  i.  n.  wein  Ir.  b.  1119.    lue  b.  1121.    min 

fehlt  h.  1122.  ot  b.  1123.   ringgc  mir  g.  b.  1125.   wer- 

den ab.  1129.   reicher  a,    richter  b.  1131.    Also  vil  zelaid  g. 

h.   b.         1132.   tüten  a,  guten  b.        1134.  uiohl  et  ers  a,   Miicht  ers  b. 
113G.  Sein  b.  Wii.   tötten  a,  gute  b.  1139.  betrat  b. 

1142.  Der  mir  auch  laidc  hat  g.  b.         1143.    Der  aufz  zu  dem  b. 
1144.  ieb  fehlt  b.         1149.    wolt  Ichs  n.  lan  «. 


360  HELMßRECIIT 

der  vater  sprach  'waz  ist  daz?" 

'er  lie  die  giirlel  nider  baz, 

do  er  saz  ob  sinem  tische. 

hey  waz  ich  des  erwische 

daz  du  heizet  sin!  1155 

daz  mnoz  allez  wesen  min 

daz  im  ziuht  pfluoc  unde  wagcu. 

daz  hilfet  mir  daz  ich  sol  tragen 

gewant  ze  wihnahten, 

swie  ich  daz  mac  betrahten.  1160 

wes  w«nt  et  er  vil  tumber  gouch, 

zwäre  und  etelicher  ouch 

der  mir  herzen  leit  hat  getan  ? 
465*"  b     liez  ich  daz  angerochen  stän, 

so  wsere  ich  niht  ein  frecher.  1165 

der  blies  in  einen  becher 

den  scbüm  von  dem  biere : 

und  raeche  ich  daz  niht  schiere, 

so  würde  ich  nimmer  frowen  wert, 

zwäre,   und  solte  ouch  nimmer  swert  1170 

gürten  umbe  mine  siten. 

man  hoeret  in  kurzen  ziteu 

von  Helmbrehte  mare 

daz  witer  hof  wirt  Ijere ; 

und  vinde  ich  niht  den  selben  man,  1175 

s6  tribe  ich  doch  diu  rinder  dan.' 
Der  vater  sprach  '  nü  nenne  mir, 

daz  ichz  immer  diene  hin  ze  dir, 
227*  a     dine  gesellen  die  knaben 

die  dich  daz  geleret  haben  1180 

daz  du  dem  riehen  manne 

sine  habe  nemest  danne, 

1152.  nid*  h,  weiter  a.  1154.  Ey  b.  1157.    zeuhet  ab. 

1159.  G.  zu  disen  w.  b.  1160.  wie  ab.  getrachten  h. 

1161.  waeoet  et  a,    wänet  b.  1163.  hat  herczelaid  g.  b. 

1166.  Er  b.  1168.  und  fehlt  b.  1170.  Oder  ich  solle  n.  sw.   b. 

1171.   Gegürten  b.  vmb  mein  a,  vmb  meine  b.  1172.  hört  a. 

1173.  Helmprechten  a,    helmprechte  b.  1175.   nnA  fe/ilt  a. 

1177.  DO  nenne  m.  a,  sun  mene  m.  b.  1178.   Das  dien  ich  ymmer 

gegen  dir  b.  1179.    Dein  g.  die  bösen  chn.  b.  1182.    habe   b: 


IIELMBRECHT  361 

so  er  zuo  de»  kraphen  izzcl  brol ; 
die  nenne  mir,  des  ist  mir  nöl.' 

'  Daz  ist  min  geselle  Lemberslinl  1185 

und  Slickenwider ;  die  zweue  sinl 
von  den  ieh  lian  die  16re. 
noch  nenne  ich  dir  möre. 
Hellesac  und   Uiilelschrin, 

daz  sint  die  schuolmeisler  min,  1190 

Küefräz  und  Müschenkelch. 
nü  sich,  lierrc  vater,  welch 
knaben  sinl  an  der  schar, 
die  sehse  ich  hau  {^eucnnel  gar. 
min  geselle  Wolfcsguome,  1195 

swie  liep  im  si  sin  niuonie 
sin  base  sin  ceheim  und  sin  veter, 
und  waere  ez  hornunges  weter, 
er  lat  niht  an  ir  übe 

dem  manne  noch  dem  wibe  1200 

einen  vaden  vor  ir  schäm, 
den  fremden  und  den  künden  sam. 
min  geselle  Wolvesdriizzel, 
466*  b     üf  tuot  er  äne   slüzzel 

alliu  sloz  und   isenhalt.  1205 

in  einem  järe  ich  han  gezall 

hundert  isenhalt  gröz, 

daz  ie  daz  sloz  danne  schöz, 

als  er  von  verren  gie  dar  zuo. 

ros  ohsen  unde  manic  kuo  1210 

ungezalt  sint  beliben 


'o* 


habest  a.  1183.  zudem  b.  1185.  er  sprach  das  ist  jnein  a,  Er 

sprach  mein  b.  1186.    Schlickenwider  a,  sleich  wider  b. 

1187.  die]  dise  ab.  1189.  Helle  sach  b.  1191.    gemüschte  kel- 

che  unter  den  verbotenen  pfätidern  im  baierischen  landrecht,  bei 
Schmeller  2,  642.  1193.  Chnappcn  das  sint  b.  1194.  die  sechsse 
(sechs  b)  han  ich  ab.  1195.  wnlfsgiim  (:  miim)  b.  1196.  wie  a 6. 
1197.  das  letzte  sin  fehlt  b.  1198.  der  febriiar  ist  erwähnt  wie 

bei  JValther  28,  32  nü  cnrürhte  ich  niht  den  hornunc  an  die  zchcn. 
1200.  noch  b:  vnd  a.  1201.  vor  b:  an  a.  1202.  Dem  frömdea 

vnd  künden  sam  b.         1203.  Vnd  mein  b.  1206.  han  ich  ab. 

1208.  danne  b.         1210.  mauige  a.         1211.  die  ung.  sint  b.  ab. 


36-.>  HELMBRECIIT 

diu  er  uz  hove  hat  gelribeu, 

daz  ie  daz  sloz  von  siner  stal 

schöz,  swenu  er  dar  zuo  trat. 

noch  hau   ich  einen  compan,  1215 

daz   nie  knappe  gewan 

einen  nanien  also  hovelich ; 

den  gap  im  diu  herzoginne  rieh, 

diu  edele  und  diu  frie, 

von  Nönarre  Narric  :  1220 

der  ist  geheizen  Wolvesdarni. 

ez  si  kalt  oder  warm, 

roubcs  wirt  er  nimmer  vol. 

diupheit  tuot  im  s6  wol, 

der  enwirt  er  nimmer  sat.  1225 

einen  fuoz  er  nie  getrat 

üz  der  iibele  in  die  giiele. 

im  strebet  et  sin  gemüele 

gegen  der  übeltäte 

als  diu  krä  tuot  zuo  der  saete.'  1230 

Der  vater  sprach  '  nü  sage  mir 
wie  si  sprechen  hin  ze  dir, 
ieglich  din  geselle, 
so  er  dir  riiefen  welle.' 

'vater  min,  daz  ist  min  name,  1235 

des  ich  mich  nimmer  geschame, 
ich  bin  genant  Slintezgeu 
die  gebüren  ich  vil  selten  freu 
die  mir  sint  gesezzen. 

ir  kint  miiezen  ezzen  1240 

uz  dem  wazzer  daz  koch. 

1212.   die  ab.  hofe  a,  höfen  b.  1214.  schos  wenn  —  Ir.  a, 

Fürder  schos  wan  er  dar  trat  b.         121").   kumpan  b.  1216.  knabe 

g.  a,  chnappe  me  g.  b.  1217.  als  b.  1220.  von  Nonarre  Na- 

reye  o,  Von  navarre  hylarye  b.         1221.  wolfsda'm  b,  Wolfftami  a. 
1224.  also  b.         1225.   wirt  b.         1227.  aus  der  vbel  a,    Ans  übel  b. 
1228.  strebt  a,  strebt  ot  b.  1229.   Gein  d.   üblen  t.  b. 

1232.  Lieber  sun  wie  sprechiis  dir  b.  1234.    dir  rütfea    b,    dich 

riieffen  a.  1235.  mein  n.  a,  ain  n.  b.  1236.  D.  i.  m.  vil  wenich 
scbam  h.  1237.  genant  Slinlzgew  a,  genennet  slinczgew  fc.  1238.  vil 
selten  frew  a,    wenich  fr8w  b.         1240.  kinder  b.  1241.    choch  6: 


HELMBRECnr  363 

leider  tuoa  ich  in  noch : 
dem  ich  daz  onjje  üz  drücke, 
466''  b     discn  howe  in  den  rücke, 

disen  binde  ich  in  den  ameizsloc,  1245 

enem  ziiihe  icii  den  loc 
mit  der  zange  üz  dem  harte, 
dem  andern  rize  ich  die  swarle, 
enen  mülle  ich  die  lide, 

disen  henke  ich  in  die  wide  1250 

bi  den  sparradern  sin. 
daz  die  biiren  hant  daz  ist  min. 
swa  unser  zchen  riten, 
ob  unser  zweinzcc  erbiten, 

daz  ist  umb  alle  ir  ere,  1255 

227'  a     ob  ir  noch  wiere  mere.' 

'  Sun,  die  du  da  nennest, 
swic  wol  du  si  erkennest, 
baz  dan  ich,  vil  liebez  kint, 
doch  swie  ra*ze  si  da  sint,  1260 

so  got  wil  selbe  wachen, 
so  kan  ein  scherge  machen 
daz  si  tretent  swie  er  wil, 
waer  ir  noch  dristunt  als  vil.' 

'  V  ater,  daz  ich  6  tete,  1265 

hin  für  durch  aller  künege  bete 
wolle  ich  sin  nimmöre  tuon. 
nianege  gans  und  nianic  huon, 
rinder  k.'cse  unde  fuoter, 

han  ich  dir  und  miner  muotcr  1270 

gefridct  vor  miner  seilen  vil: 
des  ich  nu  niramöre   tuon  wil. 

vergl.  Sclimeller  2,  278.         1242.  Dar  zu  lün  ich   in  leider  noch  b. 
1244.  habe  a,  plow  b.  1245.   Den  b.  1246.  Diseni  z.   i.  seinen 

1.  b.  1247.  Zangen   b.  12  49.   einem  niiillc  a,  Aine  inüll  b. 

1250.  bengk  a,  heog  b.  1251.    sparr    ädern  a :     vergl.  Schmeller 

3,  574.  1252.    baure  habüt  b,    gepaurn    band  a.  1253.  VVa  b, 

wo  a.         1257.  Er  sprach  snn  ab.  1258.   1260.  1263.  wie  ab. 

1261.  selbe  b:  selber  a.       1265.  er  sprach  vater  ab.       1267.   Wil  b. 
nymmer  ab.  1268.  manig  g.  a,    Manicb  g.  b.         1271.  meiner  ge- 

sellen vil  a,     meinen  geselle  vil  b.  1272.    nymmer  tuon  a,     nicht 


364  HELMBRECHT 

ir  sprechet  alze  sere 
frunien  knabeii  an  ir  6re, 

der  delieincr  nimmer  missetuol,  1275 

er  roube,  er  stele  daz  guol. 
hetet  irz  nilit  verkallel 
noch  s6  vil  üf  uns  geschallel, 
iwer  tohter  Gotelinde 

die  wolle  ich  Lemberslinde  1280 

mime  gesellen  hän  gegeben ; 
so  bete  si  daz  beste  leben 
467"  b     daz  ie  wip  bi  einem  mau 
in  der  weite  ie  gewan. 

kürsen  manlel  linwat,  1285 

als  ez  diu  kircbe  beste  hat, 
des  gäbe  er  ir  den  vollen  bort, 
hetet  ir  so  scherphiu  wort 
gegen  uns  niht  gesprochen. 

und  woltes  alle  wochen  1290 

ein  iteniuwez  siegerint 
ezzeu,  daz  bete  Gotelint. 
nü  hoere,  swesler  Gotelint, 
dö  min  geselle  Lemberslint 

mich  von  erste  um  dich  bat,  1295 

dö  sprach  ich  an  der  selben  slat 
"ist  ez  dir  beschaffen  unde  ouch  ir, 
daz  soll  du  wol  gelouben  mir 
daz  ez  dich  nicht  sol  riuwen. 
ich  weiz  si  in  den  triuwen,  1300 

des  wis  gar  an  angest, 
daz  du  iht  lange  hangest, 
si  slahe  dich  mit  ir  baut  abe 
und  ziehe  dich  zuo  dem  grabe 
üf  die  wegcscbeide.  1305 

entüa  b.         1273.  Du  spricliest  als  zusere  b.  1274.  chnappen  b. 

1275.  dbainer  a,  dechainer  b.          1276.  daz  ist  gut  b.         1277.  het  a, 

Hett  b.        1279.  Gotlinden   a,  götlinden  b.       1280.  Lemperslinden  ab. 

1281.  meiiicni  a,  Meine  b.          1284.   ze  der  weite  a.          1287.  geb  ab. 

1288.  het  ab.  scherphe  a,  scbiirpfleiche  b.         1290.  wolt  sy  ab. 

n^l  fehlt  b.  1296.   da  a.         1299.  bereuwen  b.         1302.  nicht  b. 

1303.   .slach  ab.  1304.  zeucbt  ab.          dicb  selb  zdcin  gr.  b. 


IIELMBHECFIT  365 

wiroucli  und  niirre  beide, 
vil  sicher  du  des  wesen  mäht, 
da  mite  si  dich  alle  naht 
umbegAl  ein  ganzez  jar: 

daz  wizze  für  war,  1310 

si  rouchel  diu  fjcbcinc, 
diu  fifuolc  und  diu  reine, 
ob  dir  diu  sa-lde  widervert 
daz  dir  blintheit  wirl  beschert, 
si  wiset  dich  durch  alliu  laut  1315 

wege  und  siege  an  ir  haut. 
wirt  dir  der  fuoz  abe  geslagen, 
si  sol  dir  die  stelzen  tragen 
ze  dem  bette  alle  morgen. 

wis   ouch  ane  sorgen,  I,'i2() 

ob  man  dir  zuo  dem  fuoze 
der  einen  hende  buoze, 
407''  b     si  snidt  dir  unz  an  dinen  tot 
beide  fleisch  unde  bröt." 

wider  mich  sprach  dö  Lemberslint  1325 

•  "  nimt  mich  diu  swesler  Gotelint, 
ich  wil  ze  morgengabe  ir  geben, 
daz  si  dester  baz  mac  leben, 
ich  han  voller  secke  dri, 

die  sint  swa're  als  ein  bli.  1330 

der  eine  ist  vol  uuversniten 
klein  linin  tuoch  in  den  siten, 
swer  sin  ze  koufe  gert, 
diu  ein  ist  fünfzehn  kriuzer  wert: 
die  gäbe  sol  si  prisen.  1335 

in  dem  andern  ligent  risen, 

1306.  inirre  die  baide  a,    mirrc  die  baiden    (:   wegscbaide)  b. 
1310.  D.  gelaub  mir  für  w.  b.  Kili.    daz  dir  die  [A.   a. 

1310.   weg  vnd  steg  ab.  1320.    iiii  alle  s.  b.  1321.    dir    zu  dem 

fues3e  a,  dir  zu  dem   fiisse  b.      1322.  bufse  b,  puessc  a.       1323.  sney- 
det  b,  schneidet  a.  1325.  da  a.  1327.   ze  (Zu  b)   morgengab 

wil  ich  ir  g.  ab.  1330.  als  a  :    sam  b.  1332.    kiain  leynen- 

luoch  a,  Chlain   lyncyn  tüch   b.  1333.  ze  kauffe  a,  da  zuliofe  b. 

1334.   die  eile  ist  wol  fünftzehen  kreutzer  wert  a.     Die    eil    war  fiinr- 
zebü  hall    werd  b. 


m]  HELMBRECHT 

vil  röckel  iiiide  hemde 

(anmiol  wirt  ir  fremde, 

wird  ich  ir  man  und  si  min  wip) : 

daz  gibe  ich  allcz  an  ir  lip  1340 

zware  an  dem  nächsten  tage, 

und  immer  mer  swaz  ich  bejage. 

der  dritte  sac  der  ist  vol, 

üf  und  üf  geschoppet  wol, 

fritschäl  brünät,  v6he  veder  1345 

dar  under  zwo,  der  ielweder 

mit  scharhit  ist  bedecket, 

und  da  für  geslrecket 

einez,  heizet  swarzer  zobel : 

die  hau  ich  in  einem  tobel  1350 

228"  a     hie  nähen  bi  verborgen  ; 

die  gibe  ich  ir  morgen. 

daz  hat  din  vater  undervarn. 

Golelint,  got  müeze  dich   bewarn  ! 

din  leben  wirt  dir  süwer.  1355 

so  dich  nu  ein  gebüwer 

nimt  ze  siuer  rehten  e, 

so  geschach  nie  wibe  als  we. 

bi  dem  muost  du  niuwen 

dehsen  swingen  bliuwen  1360 

und  dar  zuo  die  ruoben  graben. 

des  hete  dich  alles  überhaben 
468''  b     der  getriuwe  Lemberslint. 

owe,  swesler  Gotelint, 

diu  sorge  muoz  mich  smerzen,  1365 

sol  an  dinem  herzen 

als  unedel  gebüwer, 

1337.  vnd  darzü  b.   b.         1338.  ir  vil  fr.  b.  1340.   icii  ir  alles  afc. 

1342.   waz  b,  was  a.  1343.   sack  ist  auch  vol  b.  1344.   gela- 

den b.  1345.  Fritschat  b.  pruiiat  n,    brauriat  b:  s.  zu  En- 

gelh.   1308.  vehe  feder  a,    vech  veder  b.  1347.  scbat- 

lar  a,  scbarlach  b.  1350.    Die  h.  hie  pey  laine  kobel  b. 

1351.  Naben  hie  verb.  b.  1355.  säur  ab.  1356.  gebaur  b  vnd 

mit  p  a.  1358.  als  a  :  so  b.  1359.  Pey  dem  so  müstu  ncuwcn  b. 
1360.  d.  sw.  vnd  pleuen  a.  1361.  riiben  b.  13G2.  het  b,  bat  a. 
1364.  awe  a.         1365.  die  a,  Dein  b.         1367.  gepawr  a,   gebaur  b. 


IIELMBRECFIT  IMM 

des  minne  dir  wirt  süwer, 

immer  naht  eiilslAfen  ! 

wAlcn,  lierre,  walen  \'Mi) 

gesclirirn  über  den  valor  diu  ! 

ja  enisl  er  nilil  der  valer  min  : 

für  war  wil  ich  dir  daz  saj^eii. 

dö  mich  miu  muoter  hei  {^elraj^eii 

fünfzehen  wochen,  1375 

dö  koin  zuo  ir  gekrochen 

eiü  vil  fi^efüeger  hoveman. 

von  dem  erbet  mich  daz  an 

unde  ouch  von  dem  loten  min 

(die  bede  müezen  sadic  sin)  \'^H^) 

daz  ich  alle  niinc  tage 

minen  muot  so  höhe  trage." 

Dö  sprach  sin  swesler  Golelini 
ja  wsene  onch  ich  sin  kini 

von  der  wärheil  niht  ensi.  1385 

ez  lac  miner  muoter  bi 
gesellidiche  ein  riller  kluoc, 
dö  si  mich  an  dem  arme  Iruoc. 
der  selbe  ritter  si  gevie, 

dö  si   den  abent  späte  gie  13U(» 

suochen  kelber  in  dem  lohe: 
des  stet  min  muot  so  höhe, 
lieber  bruoder  Slinlezgeu, 
daz  dich  min  Irehtin  gel'reu' 
sprach  sin  swesler  Golelini,  1395 

'schaf  daz  mir  Lemberslint 
werde  gegeben  ze  manne; 
so  schriet  mir  min  pfanne, 

1368.  sawr  a,  säur  b.  137?.   ja  er  ist  n.  a.  1374.  het  Ira- 

gen  b.  1370    da  a.  1378.  Von  dem  so  erbet  h.  1379.   von 

dem  tüten  m.  a,   vö  den  glitten  m.   b.  1383.  da  a.  1384.  ia 

wanu  auch  ich    s.    k.    a,    Ia  wen  auch  ich  das  ich  s.  k.  h. 
1385.  lebt  a.  1389.  ritter  a:  herre  b.  1390.   da  a.  des 

abendes  b.  1301.    in  den  loch   b.  1392.    Des  stet  auch  mir  m. 

müt  hoch   b.  13'J3.    Vil  lieber  b.  1390.    schaffe  a,  Nu  schaffe  b. 

1397.  werde  geben  ze  einem  m.  a.  Gegeben  w'd  zu  ra.   b.       1398.  die 
phanue  b.  die  wile  ich  weiz  dri  hove  so  lobelicher  manne,    so  ist 


3()8  HELMBRECfIT 

so  ist  gelesen  mir  der  win 

und  siul  gefüUel  mir  diu  sclirin,  1400 

s6  ist  gebrouwcn  mir  daz  hier 
unde  ist  wol  gemaleii  mier. 
werdent  mir  die  secke  dri, 
468**  b     so  bin   ich  armiiete  fri, 

so  hän  ich  z'ezzen  und  ze  hiil;  1405 

sich  waz  mir  gewerren  süi ! 
so  bin  ich  alles  des  gewert 
des  ein  wip  an  manne  gert. 
ouch  trouwe  ich  in  gewern  wol 
des  ein  man  haben  sol  1410 

au  einem  starken  wibe : 
daz  ist  an  minem  Übe ; 
swaz  er  wil  daz  hän  ich. 
ez  sümet  wan  min  vater  mich, 
wol  dri  stunt  ist  vester  1415 

min  lip  dan  miner  swester 
dö  man  si  ze  manne  gap. 
des  morgens  gie  si  äne  slap 
und  starp  niht  von  der  selben  not. 
ich  waene  ouch  wol  daz  mir  der  tot  1420 

da  von  iht  werde  ze  teile, 
ez  si  dan  von  unheile, 
bruoder  min,  geselle, 
daz  ich  mit  dir  reden  welle, 
durch  minen  willen  daz  verswic.  1425 

ich  trite  mit  dir  den  smalen  stic 
an  die  kienliten; 
ich  gelige  bi  siner  silen ; 
nü  wizze  daz  ich  wäge 

vater  muotr  und  mäge.'  1430 

Der  vater  niht  der  rede  vernam 

min   win  gelesen  unde  sdset  wol  min  pfanne    If'altlier  34,  34. 

1402.  Vnd  ist  auch  wol  b.         mir  ab.         1404.  armiite  b,    armuot  a. 

1405.  ze  hiil  ab.  1406.    gewerre  siill  b,  gewern  sül  a. 

1408.  an  aine  m.  g.  b.         1409.  in  ftidt  a.  1413.  Waz  b,  was  a. 

Uli.  wan]  nuon  a,  fehlt  b.         1418.  one  starp  a.         1420.  Ich   traw 

auch  w.  b.  1425.  versweige  b.  1426.  den  sra.  stige  b. 

1427.  kicD  leiten  a,  chien  leiten  b.         1430.  mueter  a,  müter  b. 


HELMBUECHT  36U 

noch  diu  imioler  als.ini. 

der  bruodor  wart  zc  ralc 

mit  der  swesler  drate 
228''  a     daz  si  im  volgle  von  dan.  1435 

'  ich  gibc  dich  dem  selben  man, 

swie  Icil  ez  diiiem  vater  si. 

du  geligcsl  Lembcrslinde  bi 

wol  nach  dinen  eren. 

diu  richluom  sol  sich  meren.  1/iU) 

will  du  ez,  swesler,   enden, 

ich  wil  dir  herwider  senden 

Ulineu  holen  dem  du  volgcn  soll. 

sil  du  im  bist  und  er  dir  holt, 
469"  h     iu  beden  sol  gelinj^en  1445 

vil  wol  an  allen  dingen. 

ouch  l'iiege  ich  dine  höchzit 

daz  man  durch  dinen  willen  git 

wambis  unde  rocke  vil: 

für  war  ich  dir  daz  sagen  wil.  1450 

swesler,  nii  bereite  dich; 

Lemberslint  sam  tuot  er  sich. 

gol  hüete  din,  ich  wil  da   hin : 

mir  ist  der  wirt  als  ich  im  bin : 

muoler,  got  gesegene  dich.'  1455 

hin  fuor  er  sinen  alten  stricJi 

und  sagte  Lemberslindc 

den  willen  Gotelinde. 

vor  freuden  kusle  er  im  die  hani, 

umbe  und  umbe  an  sin  gewanl,  14(50 

er  neic  gegen  dem   winde 

der  da  wate  von  Gollinde. 
Nu  hoert  von  grozer  freise. 

manec  wilewe  und  weise 

an  guote  wart  geletzet  1465 

1434.  vil  drate  a6.  1437.  wie  ai*.  1438.   leraperslinden  h. 

1440.  reichait  b.  1441.  will  dus  a,   Willu   des  b.  1444.   Seint  b. 

1447.  dein  a,  solche  b.  1457.  Leraperslinden  ab.  1458.  Gotelinden  a, 
götlinden  *.  1460.  an  sein  g.  a,  an  seine  g.  b.  1461.  er  naigle  a. 
1462.  waeete  a,  wate  b. 

Z.   F.   D.   A.    IV.  24 


370  HELMBRECHT 

und  riuwic  gesetzel, 
do  der  helt  LeniberslinI 
und  sin  {^enialiel  Golelinl 
den  briutesluol  besäzen. 

swaz  si  trunkn  und  äzen,  1470 

daz  wart  gesamnet  wilen. 
bi  den  selben  zilen 
vil   unmiiezic  si  beliben  ; 
die  knaben  fuorlen  unde  Iriben 
üf  wagen  unde  uf  rossen  zuo  1475 

beide  späte  unde  fruo 
in  Lemberslindes  vater  hüs- 
dA  der  künic  Artus 
sin  frowen  Ginoveren  nain, 

diu  selbe  hochzit  was  lam  1480 

bi  der  Lemberslindes  : 
si  lebten  nilil  des  windes. 
do  ez  allez  wart  gerelit, 
sinen  boten  sanlc  Helmbrehl, 
der  vil  balde  gähte  1485 

und  im  die  swester  brähte. 
469''  b         Do  Lemberslint  het  vernomen 
daz  Gotelint  was  komen, 
balde  er  gegen  ir  gienc : 

beeret  wie  er  si  enphienc.  1490 

'willekomen,   frou  Gotelint.' 
got  lone  iu,  her  Lemberslint/ 
friuntliche  blicke 
undr  in  beiden  dicke 

gegen  ein  ander  gieugen  entwer;  1495 

er  sach  dar,  si  sacb  her. 

1466.   Vnd  rewig  gar  g.  h.  1467.  da  a.  1469.  preulstui  a,   hraiU- 

stiil  b.  1470.  was  sy  Iruncken  a,  Was  sy  da  druncken  h.       1471.   ge- 

gammetafc.  1472.  bey  ö.  Zu  h.  1474.  chnappen  fo.  1475.  Auf 

wägen  vnd  b,  vnd  fiierten  a.  1477.  vaterhauss  a.  1478.   da  a. 

1479.  Gyaoueren  b,  Ginoferen  a.  Ii84.  sant  h,  sendet  a.       148  j.  der 

a:  Das  er  b.       gachte  a,  gjicbte  b.  1486.  die  sw.  brachte  a,  sein  sw. 

brächte  b.  1487.  het  a,  das  het  h.         1489.  Wander  bald  er  gein  ir 

g.  b.         1490.  Nu  höret  b.         1491.    fraw  a  fc.         1492.  sprach  got  a, 
Sy  sprach  got  h.         her  fehlt  n.  149:5.  Vil  h.   hl.   b. 


HELMBREGHT  371 

Lcmbcrslint  scIiAz  sinoii  bolz 

mit  geliiej^en  worlen  slol/. 

gegen   (iotelinde  : 

daz  galt  si  Leinberslinde  1500 

uz  wiplichcin  munde 

so  si  beste   kundc. 

Wir  suln  Gotelinde 
geben  Lemberslinde 

und  suln  Lemberslinde  1505 

geben  (iotelinde. 
uf  stuont  ein  alter  grise, 
der  was  der  worte  wise, 
der  künde  so  gctaniu  dinc. 

er  Stalles  beide  in  einen  rinc;  1510 

er  sprach  ze  Lemberslinde 
'  well  ir  Gotelinde 
oliclien   ucmen,  so  sprechet  J4/ 
gerne'  sprach  der  knabe  sä. 
er  fragte  in  aber  ander  slunt :  1515 

gerne'  sprach  des  knaben  raunt. 
228"  n     ze  dem  dritten  male  er  dö  sprach 
'  nemt  ir  si  gerne?'  der  knabe  jach 
so  mir  sele  unde  lip 

ich  nim  gerne  ditze  wip.  1520 

do  sprach  er  zuo  Gotliude 
'weit  ir  Lemberslinde 
gerne  nemen  zeinem  man?' 
'ja,  herre,  ob  mir  sin  got  gan. 
'  neml  ir  in  gerne?'  sprach  ab  er:  1525 

li99.   gegen  Gollinden  a,    Gein  jückfraw  göllinden  b.  1500.   1504. 

l.)ll.  Leinpcrslinden  ah.  1503.  wir  sollen  Göllinden  a,    Nu  sull  wir 

göllinden  b.         1505.  1506 /e/(/e?2  a:   vergl.  1529./^.        1505.  Vnd  süllen 
leinperslinden  b.         1506.  G.  göllinden  b.         1507.  ain  alt  greyser  b. 
1508.  weyser  6.        1509.  Erb.       dingen.        1510.  er  stellet  sy  baide  in 
ainen  ringe  a.   Er  stall  sy  baid  an  ainen  rinch  b.  1512.   Göllinden  a, 

frawn  göllinden  ^.  1  514.  chnappe  i*.  1515.  änderst,  ab. 

1516.  sprach  aber  d.  chnappen  b.         1518.  chnappe  b.         1521.  da  a. 
zu  Göllinden  a,  zn  göllinden  b.       1522.  VV.  ir  Leinperslinden  a,  Vnd  w. 
ir  leniperslinden  b.       1523.  zu  ainem  ab.       1525.  gern  spr.  aber  er  ab. 
die  versschlüfue  ab  er  und  was  e   1124  befremden  bei  diesem  dichter  so 
wenig  als  die  ähnlichen  bei  Neidhart  die  Lachm.  z.  Iw.  s.  476  anmerkt. 

24* 


372  HELMBRECHT 

'gerne,  herre ;  gebt  mirn  her. 
470"  b     ze  dem  drillen  male  'well  irn?' 
'gerne,  herre;  nü  gebt  inirn.' 
dö  gap  er  Golelinde 

ze  wibe  Lembcrslindc  1530 

lind  gap  Leniberslinde 
ze  manne  Golelinde. 
si  sungen  alle  an  der  stat : 
lif  den  fuoz  er  ir  trat. 

Nü  ist  bereit  daz  ezzen.  1535 

wir  suln  niht  vergezzen, 
wir  enschafTen  anibelliute 
dem  briulegomen  und  der  briute. 
Slinlezgeu  was  marschalc ; 

der  fülle  den  rossen  wol  ir  balc.  1540 

so  was  schenke  Slickenwider. 
Hellesac  der  sazte  nider 
die  fremden  unde  die  künden : 
ze  truhssezen  wart  er  funden, 
der  nie  wart  gewahre.  1545 

Rülelschrin  was  kamera*re. 
küchenmeisler  was  Kiiefraz: 
der  gap  swaz  man  von  küchen  az, 
swie  manz  briet  oder  sol. 

Müschenkelch  der  gap  daz  brot.  1550 

diu  höchzit  was  niht  arm. 
Wolvesguome  und  Wolvesdarm 
unde  Wolvcsdriizzel 
lärlen  manege  schüzzel 

und  manegen  becher  witen  1555 

ze  den  selben  höchziten. 

1526.  mir  in  her  a 6.  1527.  mal  sprach  er  weit  irin  i».  1.528.  Vil 

gerne  herr  b.  1529.  da  a.         Gotlinden  ab.  1530.  ze  w,  Lemper- 

slinden  a,  Dem  chriappen  lemperslinden  b.  1531.   lö^l  Jchfen  b. 

1531.  Lemperslinden  a.  1532.  Gotlinden  a.  1537.  &n  fehlt  ab. 

1538.  preuttigam  a,  breütgaum  b.  1539.  SIeintzgew  b.  1541.  Do  w. 
seh.  sleichen  wider  b.  1544.  trugksafs  a,  druchssäss  b.  erfunden  b. 
1547.   Kuefrass  fl,  chiifräss  6.  1548.  was  at.  1549.  wie  ab. 

1550.  Att  fehlt  b.  1553.  Vnd  der  chnappe  wolfsdrussel  b.  1554.  iär- 
ten  a,  Secht  die  lärten  b. 


IIELMHMKCIIT  373 

vor  ilt-ii  knabeii  swuiil  diu  spisc 
in  aller  der  wise 
als  ein  wiiit  vi!  drate 

j>i  ab  dem   tische  wAle.  15(50 

ich  wjeiie  iegliolier  a-ze 
swaz  im   sin   Irulisa-ze 
von  kiiclieii  dar  Iriiej^e. 
ob  der  liiinl  ilil  nüej^e 

iiacii  in  ab  dem  beine?  1565 

daz  let  er  vil  kleine: 
wan  ez  saget  ein  man  wise 
'  iej^lich   mensche  siner  spise 
unniazen  s6re  gäbet 
470''  b     so  im  sin  ende  nähet.'  1570 

da  von  gählens  uuibe  daz, 
ez  was  ir  junges lez  maz 
daz  si  immer  mere  gäzen 
od  froeliche  gesazen. 

Do  sprach  diu  brut  (iolelinl  1575 

'ow6,   lieber  Lcmberslint, 
mir  grüset  in  der  hiute  ! 
ich  fiirhie  fremde  liule 
uns  ze  schaden  nähen  sin. 

ey  vater  uude  rauoter  min,  1580 

daz  ich  von  iu  beiden 
so  verre  bin  gescheiden ! 
ich  fiirlitc  daz  mir  wecke 
die  Lembcrslindes  secke 

vil  schaden  unde  unßre;  1585 

des  fürhte  ich  vil  s6re. 
wie  wol  ich  heime  wajre! 
mir  ist  der  muot  so  swa;re  ; 
niines  vater  arniuot 

1557.  chnappen  verswand  b.         1302.  was  ab.         1563.  dar  gelrüge  b. 
15(55.  im  a.  1566.  vil  a  :    harte  b.  1568.   yeglicher  mensch  a,  Ain 

yegleich  mensch  b.         1570.  ende  a:  lod  b.         1571.  gachten  sy  ab. 
1573.  Wan  es  was  ir  jüngstes  Fiss  b.       1573.  ymmer  me  b.       1574.  Oder 
frbleich  b,  oder  froelichen  a.       1575.  Da  a.       1570.  awe  a.       1578.  Ich 
furcht  (furcht  &)  das  fr.  I.  a/y.         1580.  Eya  ^.         1586.  vil«;    harte/;. 
1587.  heime]  daheime  a,  da  da  hayme  b.         1589.  vaters  a. 


374  HELMBRECHT 

ii*nie  ich  niichels  baz  für  guol  1590 

daune  ich  bin  mit  sorgen  hie ; 

wan  ich  horte  sagen  ie 

die  Hute  algenieine 

daz  dem  würde  kleine 

der  ze  vil  welle.  1595 

diu  girheit  ze  helle 

in  daz  abgründe 
228'  a     vellet  von  der  sünde. 

ich  verdenke  mich  ze  späte. 

owe  daz  ich  nü  so  dräle  1600 

gevolget  her  mim  bruoder  hAn ! 

des  muoz  ich  riuvvic  beslan.' 

dar  nach  vil  schiere  sach  diu  brüt, 

daz  si  da  heime  ir  valer  krüt 

het  gaz  ob  sinem  tische  1605 

für  Lemberslindes  vische. 
Do  si  nach  dem  ezzen 

wären  eine  wile  gesezzen 

und  die  spilliule 

enphiengen  von  der  briute  1610 

471"  b     ir  gäbe  und  von  dem  briulegomen, 

dar  nach  ze  haut  sach  man  komen 

den  rihter  selpfünfte. 

mit  der  sigenünfle 

gesigete  er  den  zehen  an.  1615 

der  in  den  oven  niht  entran, 

der  slouf  under  die  banc. 

ieglich  für  den  andern  dranc. 
1591.  Danne  das  ich  b.      1594.  wurde  (wurd  6)  vil  claine  ab.      1596.  girs- 
heit  a,    geiticheit  b.  1599.  mich  nü  zu  sp.  b.  1600.   awe  daz  ich 

mich  so  dr.  a,  0  we  das  ich  da  so  dr.  b.  1601.  meinem  a,  meine  b. 

1603.  sach  a,  sprach  b.  1604.  irs  b.  1608.  Waren  ain  weil  b,  wa- 
ren io  weyle  a.  1611.  preuttigamen  <z,  preütgaumen  b.  1612.  Sa 
ziihand  do  sach  6.  komen  i  ;  kamen  a.  1613.  selb  funffte  a,  selb 
fünften  b.  1614.  m.  der  signunfTle  a,  M.  der  sigenüften  b.    der  plural 

mit  den  sigenünften  vertrüge  sich  schwerlich  mit  der  spräche,  mit  selp- 
fiinfte  statt  der  genau  richtigen  accusative  selben  Fünften  vergleicht  sich 
er  ertrancle  swaz  dö  was  also  daz  nieman  dö  genas  der  werlde  keiner 
slahte  biz  an  Noe  selbahte  in  einem,  ungedrucklen  gedichte  von  Marien 
himmelfahrt  39 #.         1617.  vnnder  a,  aber  vnder  b.        1618.  yeglicher 


üliLMHIlECflT  375 

der  IC   viere   iiilil  eull(k:li, 

des  sciier<:^cn  kiiclit  aleiiie  in  zocli  1020 

her   dir  hi  ileiri   luh'e. 

daz  .saj!;c  ich  iu  liir  wäre, 

ein  rehlci'  (li»'|),  swie  kiiciie  er  si. 

slüege  er  eines  tages  dri, 

daz  er  sich  vor  dem  scherjen  Hi'ir) 

iiiininer  inac  erwerjeii. 

sus  wurden  si  gebunden, 

die  zehcn,  an  den  slunden 

mit  vil  starken  banden 

von  des  scherten  handen.  1630 

(•olelinl  vios  ir  hriulegewanl. 

hl  einem  ziinc  mau  si  vant 

in  vil  swacher  küste. 

si  hei  ir  beide  brüste 

mit  handen  verdecket.  1(»35 

si  was  unsanfte  erschrecket. 

ob  ir  anders  iht  gesehiehe, 

der  sage  ez  der  daz  siehe. 

got  ist  ein  wundera5re ; 

daz  beeret  an  dem  uia're.  1640 

sliiege  ein  diep  aleiue  ein  her, 

geio  dem  Schergen  hat  er  keine  wer: 

als  er  den  von  verreu  siht, 

zehant  erlischet  im  daz  liht ; 

sin  rotiu  varwe  wirt  im  gel.  1645 

swie  kiiene  er  6  wa;r  und  swie  snei, 

in  vaiht  ein  laraer  scherge. 

sin  snelheit  und  sin  kerge 

die  sint  im  alle  gelegen, 

{mit  ei  b)  ab.  1020.  tbneclil  den  allaia  zoch  b.  1632.  fürwartJ  hier  ab, 
813  6.  verf;l.  gr.  3,  108.  wohl  nichts  als  eine  formerweiterung  wie  die 
au  433  bemerkten.  1623.  wie  ab.  Iü24.  Vnd  sliig  er  b. 

I6"?5.  Schergen  b,  scheren  a.  1020.  erweren  ab.  1G27.  sunstul». 

1631.  G.  verlos  ir  preullicb  gewant  a,  Gölliiid  verlos  auch  ir  prent  ge- 
wandt. 1633.  koste  a,  kost  6.  1634.  baider  a.  1635.  Mit  ir 
handea  gedecket  b.  1638.  Das  sage  der  das  s.  //.  1642.  Gein  de  b, 
gegen  dem  a.  dhain  weer  a,  nicht  wer  b.  1646.  wie  k«ide  mal  a  b. 
1647.  vächt  b,  vacht  a.         1648.  schnellikait  a. 


376  HELMBRECHT 

so  got  wil  selbe  der  räche  phlegfen.  1650 

Nu  lioeret  den   Sprüchen, 
471''  b     wie  die  diebe  kriichcu 

für  gerihlc  mit  ir  bürden 

da  si  erhangen  würden. 

Gotelinl  wart  ungefreut,  1655 

dö  Lcmbcrslinl  zwo  rindcs  heul 

wurden  an  den  stunden 

üf  sinen  hals  gebunden. 

sin  bürde  was  diu  ringest. 

da  von  truoc  er  daz  niinnest,  1660 

durch  des  briutegomen  6re. 

die  andern  truogen  mer  und  raöre. 

es  truoc  sin  geswie 

ruher  hiute  drie 

vor  dem  Schergen;  daz  was  reht:  1665 

daz  was  Slintezgeu  Helmbreht. 

ieglich  truoc  sin  bürde  mit  im  hin ; 

daz  was  der  rihters  gewin. 

Do  wart  vürsprechen  niht  gegeben. 
der  in  lengen  wil  ir  leben,  1670 

dem  kürze  got  daz  sine ; 
daz  sint  die  wünsche  mine. 
ich  weiz  den  rihter  so  gemuot, 
ein  wilder  woIf,  gajb  im  der  guot, 
und  erbizz  er  allen  liuten  vihe,  1675 

von  der  warheit  ich  des  gihe, 

1C50.  der  räche  (räch  b)  wil  .selber  ah.  1651.   nu  beeret  das  maere  mit 

Sprüchen  a,  Nb  hört  das  ward  (daz  wort?)  mit  spruchen  h.  wie  die  hss. 
diesen  vers  überliefern  verstehe  ich  ihn  nicht,  'nun  horcht  auf  die  erzäh- 
lung'  ist  passend  und  sprachrichtig,  s.  gr.  4,  696.  der  dichter  thut  sich 
avf  die  folgende  darstcUiing  etwas  zu  gute  j  daher  nennt  er  sie  Sprüche. 
1652.  ehrlichen  b,  kruchen  a.  1653.  purden  {mit  h  b)  ab.  1654.  Do  b, 
wurden  ab.  1655.  vngefreut  ff,  vngefröwt  ft.  1656.  Do  lemperslind 
zwo  rioder  heut  6,   da  Leniperslinden  zwo  rinders  heut  rt.  1661.   des 

preutligams  a,   das  brautgaums  b.  1662.   truog  ye  mer  vnd  mere  a, 

trüge  ye  mere  b.  1667.  yeglicher  a,    Yegleich*  b.  purde  a,    dich 

{d.  ?.  diube)  b.  1669.  da  ward  vorsprechen  ab.  gebü  b. 

1674.  gab  a.  1675.  und  erb.  er]  bis  (Piss  b)  er  im  vnd  ab.  weder  das 
einfache  bizen  noch  dafs  auch  des  richters  vieh  erbifsen  werden  soll  schien 
mir  passend.         1676.  das  b. 


HELMHKECHT  377 

er  lieze  in  umbe  guot  genesen, 

swie  des  doch  nilil   solle  wesen. 

der  Scherge  do  die  iiiiiiie  hie, 
228"'  a     den  einen  er  d<^   leben   lic  1G8Ü 

(daz  was  sin  zehende   und  sin  rebl); 

der  biez  Slinlezgeu  lieliubreht. 

Swaz  geschehen  sol,  daz  gescbiht : 

gol  dem  vil  seilen  iibersibt 

der  Inot  des  er  niht  tuon  sol.  1685 

daz  schein  an  Helnibrehle  wol, 

an  dem  man  den  valer  räch ; 

der  Scherge  im  iiz  diu  engen  stach. 

dannocb  was  der  räche  niht  geuuoc; 

man  räch   die  muoler,   daz   man  sluoc  1090 

im  ab  die  hanl   und  einen  fuoz. 

dar  nmbe   daz  er  swacben  gruoz 
472*  b     vater  unde  muoler  bot, 

des  leit  er  schände  unde  not. 

do  er  sprach  zuo  dem  vater  sin  1695 

'  waz  sakcnt  ir  gebürikin?' 

und  sin  muoter  biez  gunertez  wip, 

von  den  siinden  leit  sin  lip 

maneger  slabte  not, 

daz  im  lüsent  stunt  der  tot  1700 

lieber  möble  sin   gewesen 

dan  sin  scbämlicb  genesen. 
Helmbreht,  der  diep  blinde, 

schiel  von  Golelinde 

üf  einer  wegescheide  1705 

mit  riuwe  und  mit  leide. 

den  diep  blinden  Helmbreht 

braht  ein  stap  unde  ein  knebt 

beim  in  sines  vater  hüs. 

1677.  1678/fÄ/en  ff.       1G78.  Wie  «;.      1G80.  Den  zelinden  6.       1681.  Der 
was  b.       zeheadt  a,  zebüt  b.  1(183.  was  ab.  1686.  Iielniprechir"  b. 

1688.  die  augea  aus  b.         1089.   der  racli  nicht  was  b.         1690.  1691.  im 
nachjaanab.  1693    erfe/i/la.  1695.  da  a.  1696.  sagenl  a. 

sagt  b.  vergl.  764.  1697.  Vnd  biet  sein  miiter  ungcrtes  w.  b. 

l&^S  fe/ilt  b.  1699.  dise  inaniger  slaclileu  n.  b.  slachteii  fr. 

1706.  Dem  blinden  dieb  b.  b. 


378  HELMBRECHT 

er  behielt  iii  nihl,  er  Ireii)  in  üz,  1710 

sine  swaere  er  im  nibl  buozte, 

hoeret  wie  er  in  griiozle. 

'dt^ii  sal,  her  blinde  ! 

dö  ich  was  ingcsinde 

ze  hove  wilen  (des  ist  laue),  1715 

dö  lernte  ich  disen  anlvanc. 

get  ir  nü,   her  blindekin! 

ich  weiz  wol,  an  iu  mac  gesia 

swes  ein  blinder  knabe  gert. 

ir  Sit  ouch  da  ze  Walhen  wert.  1720 

den  griioz  sull  ir  von  mir  haben, 

also  griieze  ich  blinde  knaben. 

waz  touc  langez  teidinc? 

got  weiz,  her  blinder  jiingelinc, 

die  herberge  ir  mir  rümet.  1725 

ist  daz  ir  iuch  sümet, 

ich  läze  iuch  minen  friman 

slahen  daz  nie  blinde  gewan 

von  siegen  alsölhe  not. 

ez  w«re  ein  verworbtez  bröt  1730 

daz  ich  hint  mit  iu  verliir. 

ir  hebt  iuch  üz  für  die  tiir!' 

'  Neinä,  herre,  lät  mich  betagen!' 
sprach  der  blinde,   'ich  wil  iu  sagen 
wie  ich  bin  genennet;  1735 

durch  got  mich  erkennet.' 
er  sprach  'nu  saget  dräte. 
zöget  iuwer,  ez  ist  späte, 
ir  sult  iu  suochn  ein  andern   wirl; 
472''  b     min  hant  mit  gäbe  iuch  gar  verbirt.'  1740 

1710.  Der  hielt  b.  1713.  Deus  .sal  b,  Deuol  a.  1714.  Wes  seit  ir 

ingesinde  6.  \1\^  —  \1%Q  fehlen  b.         1716.  daß.  anfang  a. 

1718.  ich  wajTs  wol  daz  an  ew  wol  mag  gesio   a.  1719.  was  a. 

1720.  iunckherre  ir  seit  a.         1721.  sult  b,  soit  a.         1723.  taugt  b. 
1725.  mir  fehlt  b.        1727.  lafs  a,  hais  b.        1729.  solhe  a.         1732.  ew 
hin  aufz  für  b,  euch  aus  balde  für  a.  1733.  naine  a.         1738.   zöget 

cwr  a  {vergl.  gr.  4,  35.  943),    Zogt  aas   b.  1739.    suechen  ainen  an- 

dern a,  suchen  ain  andern  b.  1740.  mit  a:  mein  b.  euch  gar  a, 

ftn  b. 


»ELMBHECHT  379 

beidiu  mit  leide  und  mit  schämen 
seil  er  dem  vater  sinen  naaien, 
'  lierre,  ich  binz  iiiwer  kint.' 
und  isl  der  knabc  worden  blinl 
der  sich  dA  nanle  Slinlez^eu?  1745 

nu  vorht   ir  nilit  des  schergen  dreu 
noch  alle  rilitaerc, 
ob  ir  noch  m6r  waere. 
hei  waz  ir  isens  äzet, 

do  ir  uf  dem  hengsle  sazel  1750 

dar  umbe  ich  gap  -miniu  rinder ! 
unde  kriechet  ir  uü  blinder, 
daz  enwirl  mir  nimmer  zorn. 
mich  riwet  min  lode  und  min  körn, 
Sit  mir  so  tiuwer  ist  daz  bröt.  1755 

und  heget  ir  vor  hunger  tot, 
ich  gibe  iu  nimmer  umbe  ein  grüz. 
ir  sult  iuch  balde  heben  üz 
228*^  a     und  luot  nimmer  mere 

ze  mir  die  widerkcre.'  1760 

Do  sprach  aber  der  blinde 
'  Sit  ir  min  ze  kinde 
geruochet  nimmöre, 
durch  die  gotes  ere 

sult  ir  dem  tiuvel  an  gesigen :  1765 

lät  mich  als  einen   dürftigen 
in  iuwerm  hüse  kriechen ; 
swaz  ir  einem  armen  siechen 
weit  geben  in  der  minne, 

durch  got  daz  gebt  mir  hinne.  1770 

mir  sint  die  lantliule   gram : 
leider  nu  sit  ir  mir  sam. 

1741.  baide  a,  Baid  b.  1743.  er  sprach  hcrre  ich  bin  a,  Er  sprach  ich 
bins  b.  17  4  4.  chnappe  b.        1746.  nu  vorcht  er  a.        der  seh.  drow  b. 

1748.  mere  b.  1749.  Ey  b.  1750.  So  ir  auf  e\v*m  b.  1751.  mei- 
ne a,  mein  b.  1752.  Vnd  b,  fehlt  a.  1753.  wirt  a.  1754.  mein 
loden  vnd  mein  körn  a,  mein  lod  vnd  körn  b.  1757.  vmb  einen  graus  a. 
vergl.  zu  Enge/h.  IDü.  1758.  soll  a.  1759.  Vnd  getüt  6.  1761.  da  a. 
1763.  nymmere  a,  nymmer  mere  b.  1765.  Siilt  b,  soll  a.  1768.  was 
ab.         1772.  mir  alsam  a. 


380  HELMBRECIIT 

ich  eninac  nihl  geneseu, 

weit  ir  mir  uiigenivdic  wesen.' 

Der  wirt  lionlaclite,  1775 

swie  im  sin  herze  krachte 
(er  was  sin  verch  und  sin  leint, 
swie  er  doch  stüende  vor  im  bliul). 
'  nü  fuort  ir  dwerhes  die  weit  5 
473'  b     iwer  nicidem  gie  nie  enzelt,  1780 

er  dravelc  unde  schufte, 
manec  herze  von  iu  sülte. 
ir  wärt  so  ungehiuwer. 
manec  wip  und  bin  wer 

sint  von  iu  habe  worden  fri.  1785 

nü  sprechet  ob  die  troume  dri 
an  iu  sint  bew«ret. 
noch  hoeher  ez  sich   maeret, 
daz  iu  wirt  wirser  daune  we. 
e  der  vierde  troum   erge  1790 

hebt  iuch  balde  für  die  tür. 
kneht,   sperre,   stöz  den  rigel  für; 
ich  wil  hinaht  hän  gemach. 
den  ich  mit  ougen  nie  gesach, 
den  behielt  ich  unz  an  minen  tot  1795 

e  ich  iu  gsebe  ein  halbez  bröt.' 
aliez  daz  er  het  getan, 
daz  itewist  er  dem  blinden  man. 
er  was  gar  sin  schiuhe. 

'sich,  blinden  kneht,   nü  ziuhe  1800 

in  von  mir  der  sunnen  haz.' 
er  sluoc  den  'kneht:  '  nü  habe  dir  daz. 

1773.  ich  mag  a,  Laider  ich  mag  b.  1776.  wie  ab.  hercz  doch  ehr.  b. 
1777.  Es  h.  1778.  wie  er  doch  stuonde  a.  Wie  es  doch  stund  b. 

1779.  er  sprach  nu  Tderet  ir  dwerhes  die  weit  a,  Er  sprach  nü  fürt  ir 
twerches  das  feld  /;.  1780.  maidem  a  6.  nie  a  .-  nicht  ö.  1781.  er 
draffle  vnd  schauffte  a,    Er  endrabte  noch  enschuftzte  b.  1782.  er- 

saufiFte  a,  erseüftzte  ft.  1783.  vngehewr  0,    ungeheur  &.  1784.  ge- 

paur  ö,  gebaur  b.  1785.   euch  alle  w.   ab.         1786.   an  fehlt  b. 

trawme  a,  träme  b.  1787.  seint  b.  1790.  E.  das  der  b.  1792.  sloss 
rigel  f.  b.  1793.   heint  b.  1795.  hielt  b.  ee  vntz  an  a,    e.  uncz 

an  6.  1797.  er  ye  het  i.  1798.  itweisst  b,  etweyset  a, 

1799.  scheuhe  a,  scheuche  b.         1800.  zeuhe  ab  :  vergl.  crwinde  242. 


iiEf.MüHKcnr  :i8i 

(liuein   meisler  l;i't   ich  sam, 
wan  daz  ich  mich  des   schäm, 
ob  i^'h  blinden  sliiege.  1805 

ich  bin  wol  so  geliiege 
daz  ichz  kan  vermiden. 
doch   niac  cz  sich  verriden. 
des  hebt  iucli,   ungelriuwer  Rüz, 
b;ihle   für  die  tür  hin  üz.  1S10 

ich  ahle  nihl  lif  iuwer  not.' 
im  gaj)  diu  muoler  doch  ein  brol 
in  die  iianl  als  einem  kinde. 
hin  gie  der  diep  blinde. 

swä  er  über  velt  gie,  1815 

dehein  gebure  daz  vcrlie, 
er  schrire  in  an  und  sinen  kneht 
'hahA,  diep   Helmbreht, 
473''  b     betest  du  gebouwen  alsam  ich, 

so  züge  man  nu  niht  blinden  dich.'  1820 

also  leit  er  ein  jar  not 

unz  er  von  haben  leit  den  tot. 

Ich  sage  iu  wie  daz  geschach. 
ein  gebure  in  ersach 

dii  er  gie  zuo  einer  frist  1825 

durch  einen  walt  um  sine  genisl. 
der  gebure  kloup  da  wit, 
ander  büren  ouch  da  mit. 
daz  was  eines  morgens  fruo. 
dem  bete  Helmbreht  eine  kuo  1830 

gcnomen  von  siben  binden. 

1803.  tat  &,  tet  ff.  1804.  daz /eA//!  a.  1807.  ich  es  ft.         1808.  Ye- 

(loch  inöcht  es  b.  doch  kann  es  sich  verhehren  ;  es  kann  noch  so  weit 
kommen  dafs  ich  ihn  schlafe,  daz  iii  d;\  misselunge,  daz  Isege  et  eben 
an.  daz  sich  doch  vil  lihte  mac  verriden;  welleiils  ir  getelse  niht  vermi- 
den, sich  mügcn  zwenc  an  miner  weibelruoten  wol  versniden  Ncidh.  16,  3 
Ben.  180'J.  des/(V(/^  a.  rtns  b,   heraus  a.     Riiz     rz  Riuze)  nennt 

der  vafer  den  söhn  weil  er  so  ivenig  als  von  dem  fremdesten  manne  von 
ihm  tvij'sen  will.  s.  Lachm.  zu  Jf'allh.  s.  190.  1810.  hin  aus  b,  aus  a. 
1814.  dieb  b,  deubc  a.  181.").  VVa  b,  wo  a.  1817.  schricr  b,  schray  a. 
1818.  ha  ha  a.  1821.  laidc  a.  182-2.  hengen  b.  18211.  sein  ab. 

1828.  Ander  gebanren  auch  damit  b,  nach  der  gepauren  sit  a.  1831.  von 
seinen  kinden  a. 


382  FIELMBRECHT 

do  er  sacli  in  also  blitidoii, 

er  sprach  ze  sinen  holden 

ob  si  im  helfen  wolden. 

entriuwen'   sprach  der  eine,  1835 

'  ich  zerre  in  also  kleine 

sam  daz  in  der  sunne  vert, 

ist  daz  mir  in  nieman  werf. 

mir  und   minem  wibe 

zoch  er  ab  dem  libe  1840 

unser  beider  gewant. 

er  ist  min  vil  rehtez  plianl.' 

do  sprach  der  dritte  da  bi 

oh  sin  eines  wseren  dri, 
229'  a     die  wolte  ich   toeten  eine.  1845 

er  vil  unreine, 

er  brach  mir  üf  niinen  glet 

und  nara  daz  ich  da  inne  het. ' 

der  vieide  der  den  wit  kloup, 

der  bidemt  vor  girde  sam  ein  loup;  1850 

er  sprach  'ich  briche  in  als  ein  huon. 

von  allem  rehte  ich  daz   tuon. 

er  stiez  min  kiut  in  einen  sac 

do   ez  släfende  lac. 

er  waut  ez  in  ein  bet.  1855 

ez  was  naht  dö  er  daz  tet. 

do  ez  erwachte  unde  schre, 
474"  b     do  schütte  erz  üz  an  den  sne. 

sin  ende  het  ez  da  genonien, 

waer  ich  im  niht  ze  helle  komen.  1860 

'entriuwen'  sprach  der  fiintte, 

'ich  freu  mich  siner  kiinfte 

s6  daz  ich  mines  herzen  spil 

1832.  da  er  sacli  a,  Der  ersach  b.  1835.  Entrewn  b,  cnlraun  a. 

1837.  sunnen  b.  1838.   niemant  a,  yeinan  b.  1842.  mein  a,  ah 

mein  b.         1844.  waren  a.  1848.  Vnd  nani  mir  wris  ich  darin  het  b. 

1850.  sam  b:  als  a.  1851.  die  zepriche  ich  sam  daz  huon  Jtul.  135,  16 

(ich  zebriches  alle  als  ein  huon  Strick.  Karl  öl"),  ich  zerbraicbe  dich  als 
ein  huon  Erec  5482.  1854.  da  a.  1855.  übe?'  bet  für  bette  s.  Lacinn. 
zum  Iwein  \%\t.  1858.  Do  schut  fc,  da  schüttet  a.  1859.  Seinen 

endet.         1861.   entrawn  a.         der  a:  do  der  J!>. 


HELMfUtRCFIT  383 

hiute  an  im  f^cschouwen  wil. 

(M-  iiAlzogelc  mir  min  leint.  1805 

wa-r  er  noch  dii  slunt  also  blinl, 

ich  sol  in   hahcn  an  den  asl. 

selbe  ich  im  kiime  enhrasl 

beide  nacket  nndc  blöz. 

\\\Tre  er  als  ein  hüs  so  grAz,  1870 

ich  wirde  an  im  erroclien, 

Sit  er  sich  hat  verkrochen 

in  disen  walt  sA  tiefen.' 
'dar  näher!'  si  dö  riefen 

nnd  kcrten  alle  reble  1875 

gegen  Helmbrelile. 

d(5  si  sich  wo!  an  im  errachen 

mit  siegen,  si  sprachen 

'nu  hüete  der  hüben,   Helmbreht!' 

daz  ir  dar  vor  des  schergen  knehl  1880 

het  lazen  ungeriieret, 

daz  wart  nü  gar  zerfüeret. 

daz  was  ein  griuwclich  dinc. 

so  breit  als  ein  phenninc 

beleip  ir  niht  beinander.  1885 

siteche  und  galander, 

sparw^re  und  türtcllüben, 

die  genälen  üf  der  haben, 

wurden  gestreut  üf  den  wec. 

hie  lac  ein  loc,   dort  ein  flec  18<>0 

der  hüben  und   des  bares. 

gesagte  ich  nie  iht  wäres. 

doch  sult  ir  mir  gelouben 

daz  niaere  von  der  houben, 

wie  kleine  man  si  zarte.  1895 

ir  gesaht  nie  swarle 

1864.  Alhie  mit  im  haben  w.  b.  1865.  nolzogte  b,   notznpet  ti. 

1866.   als  a.         Vnd  «är  er  noch  dreystui.d  pliiid  b.  1868.  S.   koum 

ichimenprast  b.         1869.   naekent  a.         Is72.   Seint  fc.         1874.  dar 
fehlla.         1877.   rächen  ft.         1880.   Was  ir  da  vor  fr.  1S83.  greu- 

lich a,  grealeiches  b.  1885.  bey  einander  a.  pey  ain  ander  b. 

1889.  Die  wurden  ab.       1892.  ich  ye  ibi  a,  ich  ye  b.       1895.  zer/.arle  b. 


384  HELMBRECHT 

474''  b     uf  Iioubete  also  kalwc. 

sin  reidez  har  daz  vahve 

sach  man  in  swachem  werde 

ligen  üf  der  erde.  I9(M) 

daz  wac  si  doch  vil  lilile. 

si  liezen  sine  bihte 

den  müedinc  dö  sprechen. 

einer  begunde  breclicn 

ein  brosemen  von  der  erden.  19Ü5 

dem  vil  gar  unwerden 

gap  er  si  zeiner  sliuwer 

für  daz  hellefiuwcr, 

und  hiengen  in  an  einen  bouni. 

ich  waine,  des  valcr  trouni,  1910 

daz  er  sich  hie  bewsere. 

hie  endet  sich  daz  m«re. 

Swä  noch  selphcrrischiu  kinl 

bi  vater  und  hi  nuioler  sint, 

die  sin  gewarnel  hie  mite.  1915 

begent  si  Helmbrehtes  site, 

ich  erteile  in  daz  mit  rehtc, 

in  geschehe  als  Helmbrehte. 

üf  den  slräzn  und  üf  den  wegen 

was  diu  wagenvarl  gelegen:  1920 

die  varent  alle  nü  mit  fride, 

sit  Helmbrehl  ist  an  der  wide. 

nü  seht  üf  und  umbe : 

rate  iu  wol  ein  tumbe, 
229''  a     dem  volgt  und  ouch  des  wisen  rat,  1925 

1897.  kale  a.  1898.  das  vahve  b,  falbe  a.  1.S99.  swacher  a. 

1900.  Da  ligen  b.  1901.  das  was  jedoch  a.  Das  was  doch  b.  1902.  sy 
licssen  in  seine  peichle  a,  Sy  Hessen  in  nicht  sein  p.  b.  1903.  da  ab. 
1905.  ein  proseni  a,  Ain  brosem  b.  1907.   sizu  einer  slewr  o,   die  zu 

ainer  steur  6.  1908.   hellefeur  a,  helle  feür  t.  1909.   an  aine  pau- 

me  6.  1910.   träume  6.  191 1.   Sich  alhie  b.  i.  1912.  Wo  noch 

selbherrisch  k.  a,  Wanoch  selb  rechte  k.  b.  man  kann  an  selpherriu 
denken,  welches  adj.  bei  ßerchloldilC)  vorzukommen  scheint.  1913.  das 
andere  hi  fehlt  a.  1915.  seint  h.         da  mit  b.  1921.  die  warent  a, 

Die  füren  b.  1922.  Seint  helmprechl  hieng  an  der  galgen  wide  amen 

Explicit  Finis  adest  vere  et  vere  Scriptor  debet  pretiü  hre  b. 


HELMBRECHT  :{«5 

waz  ob  Helmbrclil  noch  hat 

etewÄ  junge  knchld? 

die  werdent  oiich  Hclmhrehlel. 

vor  den  gib  ich  iu  niht  fride, 

si  konien  danne  ouch  an  die  wide.  1930 

swer  iu  dilzc  nuere  lese, 

bittet  daz  im  got  geoa'dic  wese, 

unde  dem  tihtsere, 

Wernher  dem  gartena^re. 

1928.  werden  a.         I'JSO.  sy  kommen  auch  dann  a.  1931.   wer  «. 

I'.I34.  der  haysset  VVernlier  der  Gartensere  a. 


ZUR     DEUTSCHEN     MYTHOLOGIE. 

1.     DIE  GÖTTINNEN  DER  ZWÖLFTEN. 

In  der  vorrede  zu  meinen  märkischen  sagen  habe  ich  den 
aUmärkischen  namen  des  ärnlefcstes,  vergodendcl,  als  ein 
ß'6  Goile/f  (fei  zu  erklären  gesucht;  E.  Sommer  (preufsische 
staatszcilung  vom  KWi  april  1843)  dagegen  sieht  darin  Jrü, 
und  ich  mul's  ihm  jetzt  darin  recht  geben,  indem  in  densel- 
ben gegenden,  wo  sich  jener  ärntcgebrauch  findet  oder  ehe- 
mals land,  eine  fr//  Gode  oder  Goe  bekannt  ist,  die  in  den 
zwölften  umzieljen  und,  wo  sie  noch  hede  auf  dem  wockea 
findet,  diesen  verunreinigen  soll,  der  name  derselben  findet 
sich  besonders  im  nördlichen  theile  der  Allmark,  in  der  um- 
gegeud  der  Städte  Salzwedel  und  Osterburg.  weiter  südlich 
ist  er  mir  nicht  vorgekommen:  dagegen  fand  ich  hier  eine 
andere  bezeichnung  bis  ins  Hannoversche  hinein  zwischen 
Broma  und  Fallersleben;  man  sagt  nämlich  dort,  wenn  am 
heiligen  drei  königs  abend  der  flachs  nicht  abgesponnen  ist, 
so  kämt  de  koen  un  hHelt  in  de  höi.  koe7i,  mit  kurzem  oe, 
das  nahe  an  u  streift,  ist  eine  alte  form  des  dortigen  dia- 
lekts  für  könig  und  der  könig  im  kegelspiel  heilst  noch  koen; 
man  wird  deshalb  zu  der  annähme  geführt  dafs  einer  der 
heiligen  drei  könige  an  die  stelle  der  alten  göttin  getreten 
sei,  und  daher  die  beschränkende  bestimmung,  dafs  der  koen 
nur  an  dem  abend  jener  heiligen  komme,  platz  gegriffen  habe. 
z.  F.  D.  A.  rv.  25 


380  zun  DEUTSCHEN  MYTHOLOGIE 

ilocl»  licfsc  sich  ;(ik1i  denken  dals  koen  die  bezeichniing  für 
den  allen  goU  sei,  da  jene,/)'//  Gnde  ofFenbar  an  die  sielle 
des  Wodan  j^elrelen  ist;  dann  niiislc  diese  bezeiclinung  frei- 
lich sehr  all  sein,  es  wäre  daher  Aviinschenswerlh  dafs  al- 
les was  sonst  noch  in  dortiger  gegend  vom  koen  erzählt  wird 
nesanunelt  werde  ;  ich  konnte  nur  was  ich  niiltheile  darüber 
erfahren  ;  vielen  war  der  ausdruck  ganz  unverständlich,  an- 
dere bezogen  ihn  auf  die  heiligen  drei  könige. 

In  der  Mittelmark  ist  der  name  für  die  in  den  zwölften 
umziehende  göllin  ziemlich  allgemein  Jru  Harke  (daneben  fin- 
det sich  frü  Harfen,  fn'i  Harfe,  auch  frü  Arkc  und  der 
Haken)  und  dieser  name  scheint  ziemlich  weit  südlich  hin- 
abzu"-ehen,  denn  ich  habe  ihn  auch  in  IJallenstädt  am  Harz 
noch  gefunden,  im  oslen  der  31ittelmark  tritt  aber  ein  an- 
derer auf:  nämlich  in  Hauen  bei  Fürstenwalde  sowie  bei 
Wendisch -Bachholz  heilst  es,  wenn  in  den  zwölften  der 
flachs  nicht  abgesponnen  sei,  so  komme  die  Miirraue  (der 
accent  auf  der  ersten)  und  hesudle  ihn.  wenn  jemand  in 
den  zwölften  sjünnl,  so  bewürkt  die  31urraue  dafs  die  schale 
auf  dem  gehöft  von  der  drehkrankheit  befallen  werden,  und 
aufserdem  schickt  sie  noch  allerhand  Ungeziefer,  als  rallen, 
mause,  schaben  u.  dergl. ;  die  letztere  strafe  verhängt  sie 
auch,  wenn  am  Silvesterabend  spänc  im  ofen  verbrannt  wer- 
den, stiehlt  jemand  in  der  neujahrsnacht  seinem  nachbar 
eine  wagenrunge  und  nimmt  diese  auf  seinen  wagen,  so  be- 
würkt die  Murraue  dafs  ihn  der  förster  nicht  sieht,  wenn  er 
in  die  beide  fährt  um  holz  zu  stehlen.  —  derselbe  name 
Mt/rraue  bezeichnet  aber  zugleich  auch  das  aipdrücken.  — 
an  den  kienhäumen  findet  man  öfter  zweige  die  ganz  kraus 
zusammengewachsen  sind  und  fast  das  ansehen  eines  nestes 
haben  ;  wenn  es  nun  regnet,  so  mufs  man  sich  hüten  unter 
einem  solchen  zweige  fortzugehen,  weil  wer  von  einem  re- 
gentropfen  aus  demselben  getroffen  ist  in  der  nacht  von  der 
Murraue  gedrückt  wiid.  von  einem  menschen  dessen  au- 
geubraucn  zusammen  gewachsen  sind  sagt  man,  er  sei  eine 
Murraue. 

Wir  sehen  hier  also  zunächst  dafs  die  Murraue  dem  Alb 
ganz  gleich  sieht;  wobei  ich  bemerken  mufs  dafs  der  letz- 
tere name.    wie  er  neben  ?nofii'  oder  rnahri  vorkommt,   sich 


ZUR  DEUTSCHEN  MYTHOLOGIE        387 

sich  auch  hier  daneben  [indpf,  und  dals  wie  es  überall  in 
der  31ark  vom  alb  oder  nialir  licilsl,  man  luire  sie  ehe  sie 
sich  dt-m  schlafenden  auf  den  leib  lej^en  ordenliicli  hvran- 
scliloi-ri'/i,  dies  auch  liier  von  der  Murraue  berichtet  wird, 
wie  dem  Alb  die  verlil/.iMif^  der  haare,  der  wichtel-  oder 
weichscIzopC,  zugcschiicbcn  wird,  so  scheint  hier  die  Mur- 
raue das  kiause  zusammenwachsen  der  zweige  hervorzuru- 
fen, vielleicht  auch  in  dem  nestähnlichen  gewächs  ihre  Woh- 
nung zu  haben,  da  ja  auch  sonst  die  astlöcher  der  bäume 
den  Alben  zugeschrieben  werden,  dafs  ferner  ein  mensch 
mit  zusammen  gewachsenen  augenbrauen  eine  Murraue  heifst 
mufs  auf  einer  eigcnlhiimlichen  Vorstellung  von  der  elbischen 
geslall  beruhen,  die  irh   jedoch   nicht  nachweisen  kann. 

Aulserdeni  Irilt  nun  die  31urraue  aber  offenbar  auch  als 
ein  liölieres  wescn  auf  das  in  den  zwölften  erscheint  und 
ganz  einer  reihe  von  göllinnen  sich  an  die  seite  stellt  die 
mehr  oder  minder  identisch  mit  einander  sind,  ich  meine  frau 
Gaue,  frau  Harke,  frau  Holle  und  frau  ßerchte ;  wie  bei  je- 
nen steht  auch  bei  dieser  das  spinnen  unter  ihrer  besondern 
obhut  und  wer  ihr  fest  uiclit  feiert,  in  dessen  haus  sendet 
sie  allerhand  plage;  frau  Holle  und  frau  Berchte  stehen  aber 
mit  den  Eiben  im  nächsten  Zusammenhang  und  unsere  göt- 
tin  ist  sogar  im  namen  nicht  mehr  von  den  Eiben  geschie- 
den, dafs  sie  dem  welcher  eine  wagenrunge  stiehlt  unsiclit- 
barkeit  verleiht  steht  jedesfalls  auch  mit  der  elbischen  na- 
lur,  die  ja  eben  das  vermög«Mi  der  unsichtbarkcit  hat,  in  Zu- 
sammenhang; wie,  läl'st  sich  liier  nur  vermuten,  vielleicht 
sollte  man  ursprünglich  eine  runge  für  den  wagen,  auf  dem 
auch  sie  ihren  umzug  halten  mochte,  stehlen  und  dafür  be- 
lohnung  erhallen,  wie  der  bauer  der  einen  keil  für  den  wa- 
gen jener  göttin  haut  durch  goldene  späne  belohnt  wird,  soll 
man  vielleicht  darum  keine  späne  am  Silvesterabend  verbren- 
nen? ich  wüste  wenigstens  dafür  keinen  andern  bezug  nach- 
zuweisen. 

Nach  den  angeführten  thatsachen  scheint  mir  kein  zwei- 
fei darüber  walten  zu  können  wohin  wir  die  göttin  in  un- 
serer mythologie  zu  stellen  hätten,  aber  eine  andere  frage 
ist  die,  ob  wir  sie  überhaupt  dahin  stellen  dürfen,  die  an- 
gegebenen  geographischen    punkte,    namentlich  der  letztere, 

25* 


388        ZUR  DEUTSCHEN  MYTHOLOGIE 

der  durch  das  beiwort  bereits  deutlich  spricht,  weisen  auf 
wendische  bevölkerung,  die  hier  um  so  länger  ihre  einwür- 
kung  bewahren  konnte,  als  noch  bis  heule  wenige  meilen 
südlich  sich  die  Lausitzer  Wenden  ungeschwächt  in  ihrer 
naiionalität  erhalten  haben,  auch  der  name  3Iurraue,  der 
sich  dem  böhmischen  /;»/>«  =  alb  ziemlich  nahe  stellt,  möchte 
auf  slawischen  Ursprung  weisen ;  doch  läl'st  sich  auch  der 
deutsche  wegen  der  Übereinstimmung  mit  jenen  göttinnen 
nicht  ganz  abweisen,  auch  steht  die  form  7A/flV  =  alb,  beson- 
ders bei  dem  hiesigen  breiten  dialekt,  der  form  murraue  nicht 
so  fern  dafs  nicht  an  eine  möglichkeit  des  Übergangs  aus 
jenem  in  dies  gedacht  werden  könnte,  ferner  habe  ich  an 
aberglauben  und  dergleichen  wenigstens  an  dem  nördlichem 
der  beiden  punkte  so  viel  mit  dem  deutschen  übereinstim- 
mendes, auch  in  namen,  gefunden  dafs  ich  mich  für  jetzt 
weder  für  slawischen  noch  für  deutschen  Ursprung  entschei- 
den mag.  vielleicht  stehen  wir  hier  auf  einem  Übergangs- 
lande  in  dem  slawische  und  deutsche  mythologie  mit  einan- 
der verschmolzen. 

Bei  dieser  gelegenheit  möge  hier  noch  eine  bemerkung 
stehen.  Grimm  weist  auf  den  Zusammenhang  des  namens 
zwischen  frau  Holle  und  den  guten  hollen  hin  5  ganz  ähnlich 
sieht  es  mit  Berchta,  der  glänzenden,  der  weifsen  frau  und 
den  elben,  wenn,  was  mir  nicht  zu  bezweifeln  scheint, 
Grimms  annähme  dafs  alb  den  weifsen  bedeute,  richtig  ist. 
die  geister  werden  ja  bis  auf  den  heutigen  tag  noch  überall 
in  weifser  gestalt  gedacht. 

2.    NABERSKRÖCH. 

In  meinen  märkischen  sagen  n°  19  habe  ich  bereits  mit- 
gelheilt  dafs  in  der  Altmark  das  dorf  Neu-Ferchau  den  bei- 
namen  Naberskroch  führe  ;  hier  noch  ein  paar  kleine  nach- 
trage, man  sagt,  nur  die  todten  aus  der  Alfmark  kommen 
dort  zusammen;  liegt  einer  im  sterben,  so  heilst  es  ?iu  war- 
tet ba  II  na  Na  berskröch  chd n  ;  besonders  wenn  einer  viel 
getrunken  hat  heifst  es,  er  komme  nach  Naberskroch  und 
man  sagt  he  lett  sik  nomdl  tmen  gcmoeti. 

Ebenda  n"  110  habe  ich  den  Nobelskrug  besprochen;  die 


ZUR  DEl  TSCIIEN  »IVTFIOLOGIK  389 

stelle  liegt  eine  halbe  stunde  von  Hauen  an  der  stralse  nach 
Storkow,  und  die  jjcnauere  sage  lautet,  vor  zeiten  habe  dort 
ein  krug  gestanden  in  dem  ein  krügcr  namens  Nobel  ge- 
wohnt; der  ist  dort,  niemand  weifs  weshalb,  erschlagen  wor- 
den, und  zum  andenken  hat  mau  steine  und  tanneuzweigc 
auf  die  stelle  geworfen  und  thut  es  noch,  nachts  ist  es  nicht 
recht  geheuer  an  der  stelle,  und  schon  manchem  der  um 
niitternacht  einsam  durch  die  beide  daher  kam  sind  |»lötzlicli 
zwei  schwarze  männer  über  den  weg  gelaufen,  oder  er  sah 
einen  weifsen  Ziegenbock  an  der  stelle  liegen. 

Bemerkcnswerth  ist  endlich  noch  dafs  an  der  stelle  des 
bei  llictz  unweit  Brandenburg  untergegangenen  Näberskröch 
(märkische  sagen  n "  62)  nach  mündlichen  nacbrichten  eine 
grofse  menge  alter  graburnen,  über  deneu  zum  theil  noch 
ganz  vollständige  gerippe  lagen,  ausgegraben  worden  sind, 
und  dafs  von  diesem  orte  die  sage  von  dem  riesenmädchen, 
das  bauer  mit  pilug  und  ochsen  in  ihre  schürze  nahm,  er- 
zählt wird  (s.  unten  n»  4),  was  wohl  darauf  deutet  dafs  das 
beidenthum  sich  hier  lange  gewehrt  haben  mufs. 

3.     ELBEN. 

In  Bauen  bei  Fürstcnwalde  sagt  man,  wenn  einer  hefti- 
ges kopfweh  hat,  er  habe  die  verkehrten  oder  schwarzen 
elben.  soll  er  wieder  gesund  werden,  so  bindet  man  ihm 
abends  ein  tuch  um  den  köpf,  läfst  ihn  damit  die  nacht  hin- 
durch schlafen,  nimmt  es  am  andern  morgen  ab  und  geht 
zu  einem  klugen  manne;  der  büfst  dann  das  tuch  und  die 
elben  gehen  fort.  —  aufser  den  schwarzen  elben,  welche  die 
schlimmsten  sind,  gibt  es  auch  noch  rothe  und  weifse,  und 
bei  allen  dreien  äufsert  sich  die  krankheit  vorzugsweise  darin 
dafs  dem  damit  behafteten  das   gcdächlois  schwindet. 


4.     GESTIRNE. 

Ein  alter  hirt  zu  Brodewin  in  der  Ukermark  erzählte, 
Die  sonne  geht  nachts  unter  der  erde  durch  und  badet  sich 
alle  morgen,  ehe  sie  heraufkommt,  in  der  grofsen  see,  wo- 
durch sie  so  hell  und  ihre  strahlen  so  brennend  werden  dafs 


390  ZIR  DEUTSCHEN  MYTHOLOGIE 

die  soliift>i-  welche  iu  jenen  gegendon  fahren  (und  das  hatte 
ihm  sein  soli\vai::er  j^jesagl,  der  zur  sce  gewesen  war)  nichts 
weiter  zu  thun  hahen  als  die  schiffe  fortwährend  mit  wafser 
zu  begiefsen,  weil  sie  sonst  in  der  glut  aufgehen  würden. 

Derselbe  hirt  behauptete,  in  den  mondsflecken  könne  man 
deutlich  einen  mann  mit  einem  bunde  erbsenstroh  auf  dem 
rücken  erkennen,  der  an  der   ihüre  des  mondes  siehe. 

Endlich  sagte  er,  jeder  mensch  habe  sein  licht  am  him- 
mel,  und  wenn  er  sterbe,  so  gehe  es  aus;  es  kommen  aber 
statt  der  alten  immer  gleich  wieder  neue  zum  Vorschein,  da 
immer  wieder  neue  geboren  werden. 

5.    BESPRECHUNGSF0R3IELN. 

a.  ivenn  man  das  ßeber  hat,  viufs  jna?i  abends  in  den  wald 

gehen,  eine  eiche  umgehen  und  dabei  sprechen 
goden  abend,  du  gode  olle, 
ik  brenge  di  dat  warme  un  dat  kolle. 

b.  gegen  versehenes  vieh. 

dat  grote  mül  het  di  verröpen, 

tw6  falsche  ogen  hebbcn  di  versßn, 

dre  goden  sollen  di  weddersen. 

dat  erste  is  gott  der  vater, 

dat  twede  is  gott  der  söhn, 

dat  drüdde  gott  der  hillige  geist. 

c.  gegen  die  zahnrose. 

es  kam  eine  j unter  aus  Engelland, 

eine  rose  trug  sie  in  ihrer  h^^nd, 

bis  die  sonne  Untergang 

die  siebenundsiebzigsterlei  zahnrose  verschwand. 

d.  will  man  die  setern  (ßechten)  besprechen,  so  mvfs  man 

an  eine  gelbweide  gehen,  mit  einem  zweig  davon  drei 
mal  über  die  zetern  fortstreichefi  und  sprechen 

die  zeter  und  die  weide 

die  wollten  beide  streiten, 

die  weide  die  gewann, 

die  zeter  die  verschwand. 


ZI  K  UbliTSCIlEiN  MVlHOLlXilb:  .T.M 

(\      hlulbcsjtr(uliv/i . 

es  ^iiij^en  drei  jimreni   "cii   lioleii   we;;: 
die  erste  nahm  das  niiide, 
die  zweite   iialiin   das    Inill, 
die  drille  drii<kt   es   nieder 
dals  es   iiiclil    koiiiine  wieder. 

J.      blulbesprecltcn  (u/irullsliiii(lig). 

CS   kamen  drei  j unfern    .... 


die  eine,  die  liicls  Hillc, 

die  andre  sprach  '  lilul   sich   slille.' 

Dk  A.  lilllliN 


SAGEN   AUS   DER   31ARK. 

1.     DER  HELLJÄGER. 

Auf  dem  Thiirilzer  felde  in  der  Allmark  hört  man  oft  des 
nachts  wie  der  holljäj^^er  dahin  fährt  und  vernimmt  aus  der 
Infi  das  gifl'en  und  gaffen  seiner  hunde.  es  war  aber  ehe- 
dem ein  graf  von  Schukiil)urg  zu  Apenburg  und  was  jansch 
(lull  iippoi  Jagont,  so  dal  lifi  6h  sü/idachs  met  de  hunne 
üminer  dörcht  korcu  tri'cklo ;  dräin  is  hei  den  verwünscht 
waren  cw/ch  to  ja  gen. 

2.    LAND   ABGEPFLÜGT. 

In  Kerkow  in  der  Altmark  war  einmal  ein  bauer,  der 
hatte  seinem  nachbaren  ein  stück  seines  feldes  abgcpfliigl 
und  muste  dafür  zur  strafe  nach  seinem  tode  mit  dem  pflüge 
umgehen  und  alles  wieder  anpflügen.  da  sieht  man  ihn  denn 
um  mittag  mit  seinem  pflüge,  den  vier  Schimmel  ziehen,  ge- 
waltig dahin  arbeiten  und  mit  jedem  umzuge  den  er  thul 
wirft  er  nicht  mehr  als  ein  sandkorn  um.  das  sahen  auch 
einmal  ein  knecht  und  ein  Junge  mit  Verwunderung  und  jener 
fragte  ihn  ob  er  denn  dächte  dals  er  heute  damit  fertig  wer- 
den würde,  der  pflüger  aber  antwortete  dals  er  auch  fast 
daran  verzweifele,  fragte  jedoch  den  knecht,  ob  er  ihm  nicht 


392  SAGEN  AUS  DER  MARK 

vielleicht  helfen  möchte;  dann  möchte  er  es  vielleicht  noch 
vollbringen,  der  knecht,  der  ein  gutmütiger  bursche  war,  er- 
klärte sich  bereit  dazu,  und  der  erfreute  pfliiger  reichte  ihm 
seine  band,  indem  er  rief  nun  so  schlag  ein!'  da  wehrte 
aber  der  kleine  jenem  und  sagte  'reich  ihm  deinen  stöker'; 
das  that  er  und  im  augenblick  war  die  stelle  an  demselben 
welche  die  fünf  finger  berührt  hatten  kohlschwarz  gebrannt, 
und  knecht  und  junge  liefen  eilig  davon,  denn  sie  merkten 
nun  wohl  mit  wem  sie  es  zn  thun  gehabt,  der  pflüger  aber 
zog  mit  seinen  vier  schimmeln  weiter  und  pflügt  noch  bis 
auf  den  heutigen  tag. 

3.  DE   DRE   WITTE   JUMFERN. 

Bi  Rohrberg  in  de  Ollmärk  licht  en  groten  borchwall, 
d6  het  de  Kätinkenborch  ;  wo  hfi  düsen  näm  krejen  hett,  dat 
w6ten  se  nich  to  verteilen,  äwer  se  seggen  ümmer  dattet  da° 
nich  recht  richtich  is,  un  dat  sik  da  ümmer  drß  witte  jumfern 
Seen  läten.  da  was  6k  mal  en  halfwassenen  perjungen,  de 
hoede  sine  per  oever  nacht  un  kam  tolest  gansch  nä  annen 
borchwall ;  da  süt  hfe  innen  klären  mänschin  de  dre  witte 
jumfern  silten,  un  as  he  en  oevcrmoedigen  jungen  was,  näm 
he  sin  pitsch  un  schlok  damang  un  drap  dat  snopdok  van  de 
ein,  dattet  an  de  pitsch  sitten  blew;  dun  kümt  de  jumfer  hin- 
ner em  drein,  he  sprinkt  rasch  up  ein  van  sine  per,  äwer 
se  kunn'  drister  lopen  as  he  riden  un  was  all  gansch  nä  bi 
em,  da  nimt  h^  dat  snopdok  un  smittet  van  sick.  da  let  se 
af  van  dat  verfolgent  un  sechte  'dats  din  glück  west,  süst 
hetste  sterwen  mütten.' 

4.  RIESEN  UND  ERDWÜRMER. 

In  Rietz  bei  Brandenburg  war  einmal  eine  hüne,  der  wa- 
ren die  Schweine  auf  der  weide  gar  weit  auseinander  gelau- 
fen und  alles  rufen  war  vergebens,  sie  konnte  sie  nicht  wie- 
der zusammentreiben;  da  rifs  sie  endlich  einen  gewaltigen 
eichbaum  aus,  kam  damit  her  gestürmt,  trieb  sie  glücklich 
zusammen  und  kehrte  nach  hause  zurück,  da  sah  sie  unter- 
weges  zu   ihrer   grofsen  Verwunderung  einen  menschen  der 


SAGEN  AUS  DER  MARK  39:^ 

piliigle,  nahm  ilm  alsbald  auf  und  packle  ihn  samnit  ochsen 
und  pflufj  in  ihre  schürze,  damit  kam  sie  nun  zu  ihrer  mut- 
ier gelaufen  und  sagte  'sieh  muller,  was  ich  da  für  erdwür- 
mer  gefunden  habe!'  die  multcr  aber  sprach  'geh  eilends 
zurück  mein  kind,  und  Irage  alles  an  seinen  ort,  denn  das 
sind  unsere  verlreibcr  die  nach  uns  kommen.'  und  also- 
bald  packle  das  liünenmädchen  alles  wieder  zusammen,  ging 
zurück  nach  der  gegend  von  Brandenburg  zu,  wo  sie  den 
pllüger  gefunden,  und  setzte  alles  wieder  an  seinen  ort. 
darauf  schüHctc  sie  den  grofscn  llielzer  borg  auf,  damit  die 
verlreibcr  nicht  allzu  schnell  nach  Rielz  kommen  könnten, 
und  der  liegt  noch  bis  auf  den  heuligen  lag  da. 

5.     SELBERJEDAN. 

Da  was  emäl  ens  en  schepper,  dö  hadde  sik  bi  Detz 
vuerene  wint  elecht  un  junk  innen  käne  sitten  un  wull  sik 
tische  fangene.  as  he  nu  sonne  janze  lit  angelt  hadde  un 
noch  hadde,  da  junk  h6  wedder  in  sin  schep,  kroch  sine  pan 
her  un  wull  sik  de  fische  bradcne.  da  sal  h6  nu  so  bit 
fu^er,  kümt  up  emal  en  walernix  nie  Häele  up  sin  schep,  de 
was  so  grot  as  en  lüt  haneken  un  hadde  ne  rode  kap  uppene 
kop,  un  stellt  sik  bi  em  hen  un  fracht  em,  wo  he  hitt.  '  wo 
ik  heten  do?'  secht  de  schepper,  '  ik  het  Selberjedjin,  wen  det 
weten  wist.'  'na  Selberjedän'  secht  de  walernix  un  kunne 
knap  reden,  wil  he  et  janze  mül  vull  padden  hadde,  '  Sel- 
berjedän,  ik  bedrippe  di. '  'ja,  dal  sasle  mal  dön'  secht  de 
schepper,  den  n^mikken  stak  un  schlä  di  dämet  ar  de  rügge, 
datte  janz  krum  un  schef  wären  säst.'  sever  de  walernix 
kert  sik  da  nich  wat  an  un  secht  nomäl  'ik  bedrippe  di,' 
un  ir  sik  min  schepper  dal  versiene  deit,  spukt  he  em  alle 
padden  in  de  pan.  da  krßch  de  schepper  sinen  stak  her  un 
schlöch  uppene  walernix  janz  barbarisch  los,  dal  he  jotsj.im- 
nierlicke  an  to  schriene  fung  un  alle  de  wälernixe  lo  höpe 
kernen  un  em  frogcn,  wer  em  den  wat  dan  hedde.  da  schrech 
de  walernix  'Selbcrjedan  [het  mi  geschlän]!'  un  as  dat  de 
ängern  walernix  hu'erten,  sechten  se  'best  diil  selber  jedan, 
so  is  de  nich  lo  helpene,'  un  jungen  wedder  af,  un  de  eschläe- 
ne  sprunk  6k  wedder  in  de  Häele  un  het  kenen  schepper  wed- 
der bedript. 


:W4  SAGEN  AUS  DER  MARK 

6.     LÜCHTE3IÄNNCHEN  GEFANGEN. 

Da  war  einmal  ein  kuliliirl  zu  Ferchesar  bei  Kallieuow, 
der  halle  mit  seiner  herde  in  der  beide  umherf^etrieben,  und 
halte,  als  es  schon  finslcr  zu  werden  begann  und  er  heim- 
trieb, nicht  bemerkt  daTs  er  eine  kuli  verloren  habe,  als  er 
nun  nach  hause  kam,  ward  er  dessen  inne  und  machte  sich 
alsbald  auf  um  sie  zu  suchen,  er  gieng  deshalb  wieder  in 
den  wald  und  suchte  hier  und  dort,  konnte  sie  aber  nicht 
linden  und  setzte  sich  endlich  vor  ermüdung  auf  einen  alten 
baumslumpf  und  wollte  sich  eine  pfeife  anstecken,  wie  er 
aber  da  so  da  sitzt,  kommt  auf  einmal  ein  grofses  beer  von 
lüchtemännchen,  die  tanzen  wild  um  ihn  herum  dafs  ihm  or- 
dentlich hätte  bange  werden  können,  wäre  er  nicht  ein  drei- 
ster bursche  gewesen,  er  blieb  aber  ruhig  sitzen  und  stopfte 
sich  seine  pfeife,  aber  wie  er  sie  eben  anstecken  wollte  und 
feuerslahl  und  stein  sowie  die  schwammbüchse  hervorzog, 
da  flogen  sie  ihm  um  den  köpf  herum,  dafs  er  jeden  augen- 
blick  dachte,  sie  würden  ihm  die  haare  versengen,  deshalb 
nahm  er  seinen  stock  und  schlug  gewaltig  um  sich,  aber  je 
mehr  er  schlug,  desto  mehr  lüchtemännchen  kamen,  so  dafs 
er  endlich  zugriff  um  einen  zu  haschen,  und  da  hatte  er  auf 
einmal  einen  knochen  in  der  band,  das  mochte  jedoch  den 
andern  häufen  erschreckt  haben,  denn  sie  giengen  davon, 
er  aber  steckte  sich  den  knochen  in  die  lasche,  brannte  seine 
pfeife  an  und  gieng  nach  hause,  andern  morgens  trieb  er 
mit  der  herde  wieder  hinaus  und  fand  auch  seine  kuh  wie- 
der; als  er  aber  abends  nach  hause  kam  und  es  schon  dun- 
kel geworden  war,  da  sah  er  ein  paar  lichtchen  vor  seinem 
fensler  und  weil  er  glaubte  es  sei  ein  naclibar  der  mit  der 
laterne  zu  ihm  komme,  um  sich  wegen  eines  kranken  vie- 
hes  raths  bei  ihm  zu  erholen,  öffnete  er  das  fenster  und  sah 
nun  die  ganze  dorfslrafse  voll  von  lüchtemännchen,  die  ka- 
men in  gewalligen  häufen  daher  gehüpft,  wirbelten  unruhig 
durcheinander  und  riefen  'gibst  du  uns  unsern  kameraden 
nicht  heraus,  so  stecken  wir  dirs  haus  an.'  da  liel  ihm 
erst  der  knochen  wieder  ein,  und  er  sagle  'ach  so  macht 
doch  kein  dumm  zeug,  der  knochen  kann  doch  euer  kamerad 
nicht  sein!"    aber  sie  riefen   nur  immer  lauter  'gibst  du  uns 


SAGEN  AUS  DEH  MAHK  395 

unserii  kameraden  niclil  heraus,  so  stecken  wir  dirs  liaus 
an."  da  dachte  er,  es  könnte  doch  wohl  ernst  werden,  nahm 
den  knochcn,  legte  ihn  sich  in  die  (lache  hand  und  hielt  ihn 
zum  Icnsler  hinaus;  da  war  er  sogleich  wieder  ein  hell- 
llackerndes  Itichtemiinnchen  und  hüpfte  davon  und  die  andern 
alle  umringten  es  wie  im  jubd  und  hüpllen  und  sprangen 
lustig  zum  dorfe  hinaus.  l)n    A.    KÜHN. 


ZU  HARTMANN  VON  AUE. 

Die  Strophen  viit  denen  Hartninnn  sein  e/^stes  bücklein 
schliefst  sind  von  herrn  von  der  Nagen  in  seine  snmmlung^ 
der  minnesinger  (3,  468*^')  als  ein  leich  aufgenommen  wor- 
den.  gegen  diese  benenjiiing  habe  ich  mich  in  der  vorrede 
meiner  ausgäbe  der  kleineren  gedichlc  Hartmanjis  {s.  vii) 
mit  unrecht  erklärt.  Lachinann  macht  mich  auf  x-wei  stel- 
len aufmerksam  in  denen  der  dichter  gcsang  andeutet,  1713 
des  habe  ich  selten  gelpl'en  sanc  und  1868  dem  sage  ich  unde 
singe,  auch  ist  ohne  die  annähme  von  gesang  der  Über- 
gang aus  den  kurzen  rrimpanren  in  ungleiche  Strophen  nach 
einem  gcsetze  wunderlich,  gesungen  aber  sind  diese  Stro- 
phen allerdings  nur  ein  leich.  ein  beispiel  ähnliches  Über- 
ganges eines  ungesungenen  gedichtes  in  beschliefsenden  ge- 
sang führe  ich  am  besten  mit  Lachmanns  ivorten  an  {über 
singen  und  sagen  s.  5).  'Ulrich  von  Lichtenstein  schliefst 
jeden  absatz-  seines  dritten  büchleins  mit  einer  daktylischen 
seile,  den  letzten  aber  noch  aufserdem  mit  einem  ganzen 
abgesange  des  mitgesandten  liedes,  den  er  offenbar  wollte 
gesungen  haben  (39  i,  ^  ff), 

in  allen  miiien  leiden 

trowe  ichz  dar  zuo  bringen 

daz  mir  helfen  singen 

friund   unde  vind  offenbare 

'Trost  miner  jare, 

daz  ist  ir  schouwe,         si  frouwe,         zewäre  : 

mich  sol  ir  lachen  vro  machen,  si  schoene,  si  clare.' 
zu  s.  XVI  bemerke  ich  dafs  Haug  von  Salza  Günthers  va- 
ter  vielleicht  der  Hugo  de  Salza  ist  der  im  april  1251  citie 


396  ZU  HAKTMANN  VON  AUE 

tirkunde  deti  uiarks^rafon  Hemrich  von  Meißen  bezeugt, 
s.  Förstemouns  monumenta  verum  llfeldensium  s.  17.  er 
erscheint  zu  spät  a/s  da/s  man  an  den  dichter  denken 
könnte;  vielleicht  war  er  ein  gleichnamiger  söhn  desselben. 

büchl.   1,  1208.     da  Lachmann  zum  Iw.   s.  267. 
2,  770.  so  sul  wir  si  dem  livel  üf  seilen    altd.  bll.  1,  234, 
667.     Schmeller  3,  225.  H. 


ZU    WOLFRAMS    TITÜREL. 

Kiotes  kint  Si^üne         alsus  wuohs  bi  ir  iiiuomen. 

er  kos  si  für  des  meien  blic,  swer  si  sacli,  bi  tounazzeii 

bluomea: 
üz  ir  herze  bliiele  saelde  und  ere. 

lUt  ir  lip  in  diu  lobes  jär  volwahsn,  ich  sol  ir  lobes  sa- 

gen möre. 
wer  in  JVolframs  Titurel  diese  Strophe  (die  32e)  liest,  der 
erwartet  gewiss  nicht  dafs  der  dichter  in  Sigunens  lobe 
fortfahren  tverde:  er  bricht  hier  oJfe?ibar  von  ihr  ab  und 
verspart  ihre  ierherrlichu7ig  für  den  verlauf  seines  gedich- 
tes.     dennoch  folgt 

Swaz  man  an  reinem  wibe  sol      ze  ganzen  tagenden  mezzeu, 
an  ir  vil  siiezem  libe        was  des  ninder  bares  gröz  vergezzen, 
si  reiniu  fruht,  gar  lüler,  valsches  eine, 
der  werden  Schoysiänen  kint,  gelicher  art,  diu  kiusche 

junge  reine. 
die  Strophe  icäre  erträglich,  schwächte  sie  nur  nicht  durch 
ihre  gewöhnlichen   ausdrücke   den   glänz  der  vorhergehen- 
den,   der   sie   unerwartet  nachhinkt,     auch   die  nächste  ist 
7iicht  frei  von  anstöfsigem, 

Nu  sulen  ouch  wir  gedenken  Herzelöude  der  reinen, 

diu  künde  ir  lop  niht  krenken.  mit  wärheit  wil  ich  die  lie- 

ben meinen, 
si  ursprinc  aller  wiplichen  6ren, 
si  künde  wol  verdienen  daz    man    ir   lop  nmos  in  den 

landen  raören. 
nun  sollen  wir  auch  Herzeleudens  gedenken,    dieser   Über- 
gang oder  diese  rückkchr   loie  zu  lange  vorher  erwähntem 


zu  WOF.FHAMS  TITIREL  :i97 

dünkt  mich  ?ncht  sehr  geschickt ;  denn  die  muome  ///  der 
32«  Strophe  ist  ja  eben  Herzeleitde,  mit  namen  genannt  in 
der  26//  27//  21)//.  dafs  ir  loj)  zweimal  in  derselben  Stro- 
phe vorkommt  mag  hingehen;  aber  ist  es  dem  gedanken- 
reichen ff^olfram  zuzutrauen  dnj's  er  hier  sagte  si  künde 
wol  verdienen  daz  man  ir  lop  mnos  in  den  landen  nißren 
und  in  der-  folgenden  schönen  Strophe  ir  lop  daz  fuor  die 
virre  in  mangiu  riche?  dieser  zeile  geht  vorher  swer  bi  ir 
juni^en  zile  sprach  fronwen  lop,  dane  erhal  nilil  so  helles  : 
untadelhaft  ist  dann  der  ausdruck  lop  iciederholt ;  aber  nun 
haben  wir  dieses  wort  in  zwei  Strophen  viermal,  ohne  be- 
deutsamkeit  der  hiiuf'ung.  dazu  kommt  der  mittelreim  der 
34//  Strophe,  gedenken  :  krenken,  an  dem  Lachmann  voi^r. 
s.  xxviu  keinen  anstojs  nimmt,  zu  dem  aber  die  anderen 
bedenken  in  dieser  strophe  treten  und  ein  mittelreim  in  der 
nicht  minder  bedenklichen  33//.  denn  dort  ist  wohl  ohne 
Zweifel  mit  wibe  und  libe  ein  reim  beabsichtigt  und  sol  ge- 
hört zur  zweiten  hälfte  des  verses.  ich  halte  also  beide 
Strophen  für  unecht,  wie  sie  denn  auch  in  der  älteren  der 
beiden  hand.schriflen  des  bruchstückes  fehlen ;  doch  ist  dies 
Tieben  den  inneren  gründen  von  geringem  gewichte,  da  in 
derselben  handschrift  echte  Strophen  (30.  31.  36.  53)  aus- 
gefallen sind.  Infsen  wir  ohne  nachschleppendes  lob  Si- 
gunens  und  ohne  breite  Vorbereitung  sogleich  die  35e  stro- 
phe auf  die  32e  folgen,  so  stellen  wir,  glaube  ich,  echt 
wolframische  kunst  wieder  her.  ohne  nennung  des  namens 
ist  din  niagluoinliche  witewe,  daz  kint  Frimuteiles,  deutlich 
bezeichnet,  mit  ausdrücken  die  ims  aus  der  27n  strophe 
noch  im  gedächtnisse  sein  sollen  (diu  an  Gahmurets  arme 
lac  mit  ir  magtuonilichem  libe:  des  siiezen  Frimulelles  kinl). 
die  35e  strophe  mit  den  worten  frouwen  lop  und  ir  lop  rückt 
unmittelbar  an  die  zeile  lal  ir  lip  in  diu  lobes  jar  volwahsn, 
ich  sol  ir  lobes  sagen  mere.  also  auch  hier  lop  viermal 
hinter  einander,  aber  bedeutsam ;  denn  die  innere  Verbindung 
der  gedanken  ist  diese,  ' Sigune  ist  jetzt  noch  zu  jung  zu 
vollem  lobe;  vo?i  Herzeleuden  kann  ich  sagen  dafs  sie  vor 
allen  gelobt  war.'  H. 


398 


ZU   FREIDANK. 

///  dorn  zweiten  der  neulich  zu  Zürich  entilechten  und 
i'on  Ettmüllei'  in  den  sch/'i/ieu  der  Züricher  antiquarischen 
gesell.schaj't  und  in  einem  besonderen  abdrucke  (sechs  briej'e 
und  ein  leich.  Z.ürich  1843)  herausgegebenen  altdeutschen 
liebesbriefe  hei/st  es  z.  29  Jf. 

swer  ane  sinne  iiiiiinet, 

wie  seiden   dvr  gewinnet 

kaine  wunnecliclie  zfl! 

wan  her  Vridanc  der  cvil 

'ain  man  der  rechter  niinne  hat, 

wie  digge  er  von  den  linden  g;il. 

er  drnrel  ze  allen  stunden 

und  clagel  sine   wunden, 

die  noch  unverbunden  slant, 

wä  sime  nifine  haut 

der  si  kiinne  gehinden, 

so  si  bluoden  beginnen.' 
Ettmüller  fajst  mit  unrecht  nur  zwei  Zeilen  (ain  man  —  gät) 
als   anführung.     herstellen  Iqfsen  sich  alle  acht  mit  leich- 
ter mühe. 

ein   man  der  rehte  minnc  hat, 

wie  dicke  er  von  den  liuten  gat! 

er  triiret  zallen  stunden 

und  klaget  sine  wunden, 

diu  noch   unverbunden  slal, 

wan  si   nieman  enhat 

der  si  gehinden  künde, 

so  si  bluoten  begunde. 
wenn  diese  zeilen  würklich  von  Freidank  sind  {und  ich  se- 
he keinen  grund  zu  zweifeln),    so  lehren    sie  dnj's  von  sei- 
7iem   gedichte    mehr    und   anderes  fehlt   als   die   ?^on   ff^h. 
Grimm  s.  182  gesammelten  stellen  vermuten  liejsen. 

In  den  Züricher  liebesbriefen    ist   zu   sch'ciben    1,  26 
miner  47.   daz  min  herze  wilde  52.   leiden 

2,  20.  vielleicht  ze  hage  5,  13.  vielleicht  wider 

20.  swachet  oder  \7  f.  stunden  und  begunden.  H. 


399 


ZUR    GUTEN    FRAU. 

Einlcitun'^  s.  3S8   c.  ',>;{.   /.  2:)57  — 68.  s.  .389   3.  26 

Cr 

—  :n.  ßiii-r  hinzu  937—939  r=  iireg.  20 13./:,-  2188  = 
iireg.  2()i8;  2366  (.v.  /|6I  ist  die  ai//'  2:\G0  fo/gez/dc  vers- 
zahl  rcrdrucht)  =  Jiv.  8034;  2593  =  Greg.  2991  t//id 
Itv.    1 110.  A-.  390  z.  1  füge  hinzu  serjaut  1055. 

c.  9  /.  577.  z.   16.    zu  liiii  kallc  rergl.  das  nicht  nni (au- 

tende a  der  rerba  mit  wurzclhußem  ll  Ik.  (granim.  1,942). 
z.  21.  hu-te  (55)  ist  zu  streichen.  s.  391   z.  5.   die  zahl 

29  /.s7  zu  streichen.  z.  27.   /.   .sihm  statt  sehr. 

////  gedichte  2Ü.   döj  ic  55.   hate  56.  er  was  an 

sinein  rate  77.   6."j().   3038.   die  160.    inaiij^er 

205.    daz  ich    in   iiiiniiicr  crliezc  Lachmann.  245.    waii 

si   iniiinel  in   ic   L.  s.  zu  hv.   7764.  258.   bcvünde  ie- 

nieü  iine  lande         327.   die  er  ic  jjesach  L.  351.   ha'le  Z>. 

423  anvi.  I.  noch  ihrzt  der  ritter  die  frau;  sie  duzt  ihn 
als  ihren  diensl/uann/  499  anm.ßlge  hinzu  Erec  202i 

daz  daz  {jesmide  soldc  sin,   daz  was  von  silber  durchslajijcn. 
(g.    (ierh.   4477.  59 i7.   11.)         524.   si  cnwist  ab  niht 
568.  es         573.  icnicr         575.   des  wart  dcz  urliuge  L. 
632.  allezj  als  L.         658.  wiieste  L.  660.  verderbe; 

675.  mit  eren  vcrlribcn  679.  dazn  ist  747.   er  reit 

dan  des  nior>jens  vruo  L.  792.    ir   cnsull  818.    sA 

gejjen]  zegejjon  oder  engegen  L.  zu  826  ist  die  anmer- 
kung  zu  streichen,  da  das  feindliche  hecr  geineint  ist; 
vergl.  837.  846.  908  wird  undc  ir  gewarnte  biten  wohl 

angehen.  1078  annt.  füge-  hinzu  Eraclius   1300.   1441. 

rergl.   ergan   ///-.  3503.    Trisl.  7275.  1123.   taten;   zu 

gern    rergL    1431.  1258.    1742.    2088.    sie    {dagegen 

2191.   2588.   2771   si)  1278.   (S  1349.  si  eine  ist  al 

bclalle  L.  1353.  nach  hcrte  punkt  statt  komma. 

1360.  gcwalt  1381.   als  ich  in  mit  der  hs.  1413.   sin 

1443.   daz  wart  ir  über?         1470.   sin  1677.   wart  ez 

1683.   es  1757.  do  1858.   bcileger  1864.   nimtc 

1910.   sin   {vergl.  einl.  .s.  390)  1996.   ruofen  L. 

2006.   WCS  20Ü9   und  2179.   da]  der  2264.   sult 

2295.   künne  derzno  2395.   dar  koraens  über  vierzehen 


m)  ZUR  GUTEN  FKAU 

naiw  2396.  gcmalil  2il8.  gniizlich  2439.  daz  si 

dem  klinge  schale?  L.   zu  l/c.  7654.  2575.  swenn 

2593.  und  mil  gebele  2599.  ald  2657.  iemer 

2692.   donc  L.  2803.    manec  2952.  dö]  so  L. 

2971.   diu  schoene  ahsätzc  sind  zu  machen  625.   1243. 

1677.    1865.   1927.  drcumßexo  fehlen    120.   345.   678. 

716.  838.    1253.   1743.   1984.  2150.  2399.  2544. 

E.  SOMMER. 


ZU    KONRADS   ALEXIUS. 

147.  und  eine  196.   dar  inne  474  und  600.    s.  zu 

Engelh.  s.  239.  629.  nienian  iht  729.  von  in  was 

mit  der  hs.  890.  Arcadius  891.    Honorje 

895.  manec         1035.  sich]  im  1263,/.   man  müste  nach 

Do  stehen,  die  stelle  verlangt  andere  bej'serung.  ?iichl 
jvahrscheinlich  icäre  Do  man  die  klageba^ren  sach  in  disen 
swaeren         1271.  was  nach  der  hs. 

zu  den  anmerkungen.     233.  daz  i.  447.  ez  sprach  i. 

456.  gebete  ?.  851.  von  952.  dirre]  der  i. 

1252.  s'\c\\  fehlt  /.  1265.   io  fehlt  I. 

verbefsc7't/nge/i  von  Lachmann.    \7\jf.'l  gemähelt  in  dem 
templo  daz  sanle  Bonifacio  dem  niartersere  gewihet  ist. 
192.  ganc  uf  schouwen  dine  brut         250.   unde  im  gerne 
698.  sp6  odei^  spite :  in  der  urslende   106,  18  spiten. 
771.   wären  da  und  772  sa  für  gar?  969.?  ich  waene 

et  den  hän  funden.  1043.    ie  wart  1053.  daz  daz 

geschach  nie   keine   stunt  1143.?  bekennen 

1160.  brähte  1 162.  geklaget  wart  Alexius  1180.  ach] 
ouch   oder   et  1297 ^ ff.    daz  si  gesuntheit  fuorten  dan, 

swie   si   geruorten   die  bare,    daz  in  wart  gegeben 
1323.  sider         1371.  zeim  ende  H. 


iOl 


HAUGDIKTERICH     UM)     WOLFDlETElUCll. 

Nach  ci/ier  abschriJ'L  von  dr  Karl  Frommann  aus  der 
ff^iener  handstJiriß  2947  (ehedem  pliilol.  299,  papier,  aus 
dem  ende  des  15«  Jahrhunderts ;  verg-L  HoJJ'manns  Verzeich- 
nis s.  101).  l/eim  abdrucke  ist  die  in  der  handschrift  gänz- 
lich fehlende  interpunction  hinzugefugt,  unzweideutige  ab- 
kürzungen  sind  aujgeliist  und  die  reimzeilen  abgesetzt  ivor- 
den ;  in  der  handschrij't  sind  die  reime  nicht  abgetheilt  mid 
oft  zwei  oder  drei  Strophen  in  einen  absatz  mit  gemallem 
anjangsbuchstaben  vereinigt,  wo  dies  der  fall  ist  beginnen 
die  in  der  handschrift  unabgerUckten  Strophen  im  abdrucke 
mit  kleinen  anfangsbuchstaben .  die  übergeschriebenen  vo- 
cale  0  e  oder  zwei  punkte  lafsen  sich  oft  nicht  sicher  un- 
terscheiden ;  wo  sie  über  w  oder  y  stehen,  sind  sie  hier 
weggelafsen  worden. 

JEs  wuchs  in  conslantinopel  aiii  Junger  kiinig  reich,     bl.  V 
gewallig  vnd  piderbe,  der  hicsz  hoch  dietreich. 
Auf  von  chindes  Jugent  chunt  der  held  wol  leben, 
durch  got  vnd  durch  er  paide  leyheu  vnd  geben. 

2  Er  was  an  dem  leibe  wol  gcschaircn  vber  all, 
gedrol  als  ain  kertze  vber  die  huH'c  hin  ze  tal. 
sein  har  was  im  raid,  darczii  langk  vnd  fal; 

es   gieng  im  vber  die  achsel  auf  die  hiiff  hin  tal. 

3  Sein  valer  was  gehaissen  der  künig  anczrvs, 

ain  kfinig  in  kriechen  landt,    das  püch  sagt  vns  alsus. 
der  het  auf  seine  hofl'  erczogen,  das  ist  war, 
aincn  allen  lierczogcu,  der  lebt  vil  mauig  Jar. 

4  das  was  herczog  perchlung,  geporen  von  meran. 
der  künig  anczrvs  der  Lies  in  fiirsich  gan. 

Er  sprach  'Ich   hau  crczogen  dich  in  wirdikait. 

des  lass  mich  geniessen ;  ich  enphilch  dir  auf  meinen  cyd 

5  Hoch  dielreich,  mein  vil  liebes  chindelein, 

vnd  darczü  lanndt  vn  leül  liincz  den  trewn  dein. 
Z.  F.  D.  A.    IV.  26 


.m  HAÜGDIETERICH 

der  lodt  hat  mich  crsliclien,  dir  well  mTisz  ich  Verlan.' 
Ritter  vnd  knechte  sach  man   Iräwriklichen  stafi. 

6  Er  sprach  '  herczog;  perchlung,  du  soll  mich  geniessen  lau, 
Ich  lert  dich  messer  wcrlleu,  des  getar  dich  niemanl  bestan: 
Da  gab  ich  dir  weibe  die  edel  lierczogin : 

vnd  1er  es  hochdietreichen,  als  lieb  ich  dir  miig  gesein.' 

7  Er  sprach  'lieber  herre,  des  sült  h'  siecher  sein;  l'' 
was  ich  kan,  ich  lerfs  den  lieben  herren  mein. 

Ich  getrawe  got  von  himel,  Ir  miigt  noch  wol  genesen.' 
'Navn'  sprach  der  kiinig,   'das  mag  nymmer  enwesen.' 

8  Darnach  in  kürczen  tagen  der  kunig  da  erstarb. 

mit  züchten  herczog  perchtung  vil  schiere  daz  erwarb 
wie  er  begraben  wurde  als  mafi  nodi  kunigen  tut. 
Er  nam  zu  im  den  Jungen,  vil  traurig  was  sein  müt. 

9  Darnach  zoch  er  seinen  herren  huncz  an  daz  czwelfte  Jar. 
do  sprach  hoch  dietreich,  das  sag  ich  euch  fürwar, 
'lieber  raaister  perchtung,  ich  suche  trewe  zu  dir: 
durch  alle  deine  tugent  du  soll  czaigen  mir 

10  Nach  ainer  schönen  frawen :  so  stat  mir  der  müt. 
du  waist  wol,  lieber  maisler,   ich  hau  ere  vnd  gut, 
payde  lant  vnd  leüt,  weyt  ist  die  herschafft  mein : 
ob  ich  nu  also  stürbe,  wes  soll  es  danne  sein?' 

11  DO  was  herczog  perchtung  die  rede  nicht  laid. 

Er  sprach  '  ich  pin  gewesen  in  landen  verre  vnd  weyt  5 
Ich  gesach  nie  mit  äugen  frawen  noch  magedein 
die  dir  hie  zelande  mugen  genossam  sein. 

12  Hat  sy  es  an  dem  leibe,  so  ist  sy  ain  dienst  weib ; 
hat  sy  es  an  dem  adel,  so  ist  ir  vngeschaffen  der  leib. 
Dauon  chan  ich  vinden  chainer  stachle  mafs 

die  ir  hie  zelande  zw  frawen  woU  gezauges.' 

13  DO  sant  hochdielreich  vber  all  in  sein  lant. 

Da  chom   gen  hoff  geritten  manig  cliüener  weygant. 
Er  sprach  '  nu  rat  alle  an  ain  magedein 
die  mir  hie  zu  frawen  müge  wollgenossam  sein.' 
1-4     Er  sprach  'vil  lieber  herre,   das  tun  ich  euch  kunt,     2" 
es  siczczet  ze  saluckke  ain  kunige,  haisset  walgunl; 
sein  fraw  ist  gehaisscn  die  schone  fraw  liebgart; 
sech,  die  habent  ain  tochter,    daz  nie  kain  schöner  wart. 

5,3  mich  vor  hit  aus^esfric/ien.        13,  t.    (]\c  itarli   sanl  aitsgcslrichvn. 


HAUGDIETEHICH  /.U3 

15     Ililpurch  du  schöne  so  ist  sy  genaal. 
man  l'undc  ircn  j;elcichcn  nicht,    der  auch    für    durch  alle 

hijit, 
weder  kunigein  noch  kainer  shichl  niaj;;el, 
die  ir  hie  zc  lande  zefrawen  als  wol  behaftet. 

1(5     Sy  ist  von  aller  art  edclii  clninij^  gebar. 

ir  wonel  pey  zuchl  vnd  ere,    daz  sag  ich   auch  fiirbar; 
uials  vnd  auch  schani,  darczii  beschajdenhait, 
lugent  vnd  auch  schani,  die  tragt  die  schone  magt. 

17  Auir  aineui  turn  geslossen  so  ist  die  werde  niayt. 
ir  vater  hat  versworen  sy  allen  mannen  versait 
hiincz  an  sein  ende  die  weyl  er  hat  das  leben; 

daz  vmb  sy  pül  der  chaiser,  er  wolt  im  sy  nymuier  geben. 

18  Ir  phligt  ain  wachler  schon  ze  aller  czeit 

vnd  auch  ain  lorwerlel,  als  man  ir  ze  essen  Irait, 
vnd  auch  ain  JunkliiVaw  die  ir  darczü  behaget: 
sunsl  ist  sy  behiit  die  kayserleiche  maget. 

19  Was  hilft  euch,    vil  lieber  herre,    daz   ich   euch    verie- 

hen  han 
von  der  schonen  frawen?   die  müst  ir  raren  lau; 
mit  allen  ewrn  synnen  miigt  ir  sy  nicht  gewinnen  ; 
ir  müst  sy  lan  daliaim,  was  euch  darumb  beschicht.' 

20  'Du  waist  wol,  lieber  maistcr,   daz  die  tümen  chint     2'' 
ze  slunli  vnd  ze  slrevten  dhain  frum  nicht  ensinl, 

noch  ze  hohen  raten,  da  maa  der  phlegen  sol. 
rat  mir  durch  dein  trewe,  an  mir  so  tüeslu  wol. 

21  Nach  der  schonen  frawen  so  slat  mir  der  müt. 
ich  lern  nän  vnd  spinnen,  ob  es  dich  dunkhet  gut, 
darczü  würken  mit  seyden  vnd  mit  vaden; 

mit  frewleichcr  zuchl  wolt  ich  mich  vberladen. 

22  Hays  mir  palde  gewinnen  die  peste  maislerin 
als  sy  in  dem  lande  indert  mag  gesein 

die  mich  lern  würchen  mit  seyden  an  der  ram 
vn  darauir  cnlwerflen  paidc  wild  vnd  czam, 

23  Vnd  mich  lern  an  der  hauben  die  wunder  an  zail, 
darumb  gen  die  porten  paide  prait  vnd  smal, 
hirschen  vnd  binden,  als  es  müg  gesein. 

Ich  mufs  mit  listen  werben  vmb  das  schöne  magedein. 
17,  4.  sy  rtach  daz  ausgestrichen. 

26* 


404  HA[IGDIETEUlCn 

24  Der  maister  hcrczog  pcrclilung  den  lierrcn  an  sacli, 
da  er  von  ovclf  Jarea  so  lislcnleiclien  sprach. 

er  gewan  im  diirdi  ain  wunder  die  peslen  niaisteriu 
als  SV  zw  Jtrieclien  lande  indcrl  möchte  gesein. 

25  Da  lernt  hochdielereich  wol  ain  gantzcs  Jar 
also  wach  würchen,  das  sag  ich  fürbar, 

was  sy  im  vor  worcht,  sein  gelrewe  niaisJcrin, 
des  wart  er  auch  maisler  ze  den  henden  sein. 

26  Nach  weipleicher  stymme  so  chert  er  seinen   mnl; 
das  har  liefs  er  wachsen  an  der  selben  stund. 

da  ward  vil  schon  vnd  auch  gar  niinikleich, 
oberlhalb  der  gurtl  ainer  frawcn  gar  geleich. 

27  In  weipleicher  wat  er  sich  sechen  lie,  3" 
da  er  zw  conslantinopel  hincz  der  kriechen  gie. 

der  in  vor  wol  erchanle,  den  Fürsten  lobesaili, 
der  niöcht  wol  fragen  wer  sy  wer  die  wolgetafi. 

28  Also  hoch  dietreich  das  an  im  erfant 

daz  er  in  was  worden  den  leuten  vnerchant, 
des  frewt  er  sich  vnd  höchet  sich  sein  müt. 
er  gedacht,  chäm  er  gen  saluekke,  sein  werben  das  wur- 
de gut. 

29  Er  sprach  'vil  lieber  maister,   nu  gib  mir  deinen  ratt, 
Seyt  du  wol  sichest  daz  es  alles  an  dir  stat, 

mit  welher  hant  weyse    sol  ich  von  hinnen  varen?' 
da  sprach  der  alte  greisse  'ich  sol  es  wol  pewarn. 

30  Du  soll  mit  dir  füren  herfi  hoch  dietreich 
vnd  funfczig  riller  chün  mit  klaid  loblich 

vnd  vier  hundert  kappen,  das  sy  sein  wol  perait, 
sechs  vn  dreissig  Junkhfrl  die  auch  sein  wol  geklaydt. 

31  Du  soll  mit  dir  füren  dein  vil  reiches  geczeltt 
hin  gen  saluekke  für  die  pürg  auf  das  vell, 

vnd  haisse  es  schöne  auff  slacheu  auf  dem  grünen  plan ; 
darunder    siczczel   mit  ewr   chrone,    Ewr   diener   haisset 

vmb  euch  erslan. 

32  So  wirdt  von  dem  kunig  vil  schier  zu  euch  gesannt, 
durch    welher     haut    abentcwr    ir    seyt    chömen    in    das 

lanndl. 

2i,  3.  siirach  nach  er  aitsgcslr.         30,  3  zwischen  daz  und  sy  ist  scy 
ausifpsfr. 


IIAIGÜIETEHICII  400 

zuliaiidl  siill  ir  sjtrcchcii,   vil  lieber  lierre  mein, 

"ich  |)iii   aus  coiistantinopiiel  aiii  cdol  kuiiifjeiii," 
33     V  n<l  cucli  liab  vcrlriben  dein  prüder  hoch  dietreicb : 

der   wolf  dich   geben   aiuein   mau,    der  sey  dir    nicht  ge- 
leich, 3'' 

ainem  vngelaul"len   in  der  liaydeiischari ; 

viid  du  seist  chomen  auf  genad    z,u  dem  kiinig  so  tugenl- 

hallf, 
S'i     üaz  er  dich  behalt,   der  auserchoren, 

liüuoz  daz  gen  dir  verlasse  dein  prüder  seinen  czoiii. 

so  lal  er  dich  pelciben;  so  pcleib  du  dort 

selbvicrde,   das  gesinde  sende  wider  daü. 
35     vnd  wirb  du  dannc  das  pestc  pys  in  das  ander  Jar ; 

so  wil  ich  zu  dir  reitten,  das  sag  ich  dir  lürbar, 

vnd  dannc  suechcn  vnd  spehen 

ob  dir  icht  zesaluelke  sey  abentewr  beschehen.' 
3G     Do  ward  hoch  dietreich  desselben  rates  frö. 

funfczig  rilter  frum  hiesz  er  klaidcn  die, 

vier  hundert  kappen,  die  waren  wol  perait, 

Sechs  vnd  dreyssig  Junkhfrawen,  die  truegent  reiche  klayd. 

37  Sein  reiches  geczelt  niüst  wesen  da  perait 
vnd  ander  sein  gesinde,  als  es  vns  ist  gesayt. 
vrlaub  nam  sy  schier,  als  wir  haben  vernomen. 

au  dem  acht  zehenden  morgen  warens  gen  saluekk  chomen. 

38  Harte  reileich  slug  man  aufT  die  zeit 

für  die  pürch  ze  saluekke  niderauf  das  vellt. 

vier  karfunkel  gaben  auf  dem  knoppfe  schein. 

die  lewt  nam  vil  grofs  wunder  wer  die  geste  möchten  sein. 

39  Aiu  ritter  hies  der  degen,  der  ward  zu  im  gesant, 
durch  welher  abentewr   sy  weren  chomen  in  das  laut, 
der  ritter  da  vil  pald  aus  der  pürge  gie ; 
hochdielrcich  vnd  die  seinen  er  tugentleiche  enphie. 

40  Also  der  werde  ritter  die  herren  erst  an  sach, 
gern  mügt  ir  hören  wie  er  do  zu  ir  sprach. 

'edlein  künigin,  wannen  mügt  ir  her  chomen  sein?  4- 

das  sult  ir  mich  lan  wissen  vnd  was  sey  der  wille  dein.' 

41  Des  antwurt  im  der  fürste,  der  was  gar  vnuerczagt, 
'ich  von  constantinoppel  bin  ain  miniklithe  mail. 

3.3,  2.   vor  der  correctur  vngetauftem 


400  HAÜGDIETERICH 

da  hat  mich  verlribeii  mein  prüder  hoch  dielreich  ; 

der  woll  mich  geben  ainem   man,  der  ist  mir  vngeleich, 

42  Ainen  vngelauften  in  die  haidenschaft. 

nu  pin  ich  chomen  auf  genade   zu  dem   künig  so  tugenl- 

haft, 
daz  er  mich  behalt  selb  vierd,  der  aus  erchoren, 
vncz  daz  mein  prüder  verlafs  gen  mir  seinen  czorn.' 

43  Der  ritter  gieng  hinvvider  da  er  seinen  herren  vant; 
Er  sprach  'herre,  selczam  gest  die  sint  chomen  in  das  laut, 
es  ist  von  constantinoppel  ain  edle  knnigin 

chomen  her  czu  land,  her,  auf  die  genade  dein, 

44  Daz  du  sy  behaltest  selb  vierd,  her    aufs  erchorn, 
vncz  ir  prüder  liöcli  dietreich  verlafs  gen  ir  seinen  czorn. 
euphach  sy  tugentleichen,  vil  lieber  herre  mein, 

seyt  sy  ist  kömen  her  czü  lande  durch  den  willen  dein. 

45  Das  stat  herleich,  seyt  sy  her  cliömen  ist 

so  verre  aus  fremden  landen  vnd  doch   an  argen  list. 
du  hast  sein  frum  vnd  ere,  künig  edler  aufserchoren ; 
sy  ist  ain  magt  her  vnd  darczü  hochgeporen. 

46  Man  hat  ir  vil  von  dir   gesait,    du  seyst  ein  tugenthaf- 

ter  man ; 
des  solt  du  sy,  her,  hie  wol  geniessen  lan.' 
Walgunt  der  herre  aus  der  purge  gic, 
hochdietreichen  vn  die  seinen  er  tugentleich  enphie, 

47  Hoch  dietreich  liesz  sich  nider  für  den  künig  lobesam ;    4'' 
walgundt  der  künig  werd  pat  sy  bald  auf  stau. 

hoch  dietreich  sprach    ich  peüt  mich,  herre,  zu  den  fues- 

sen  dein, 
herre,  mein  liebleich  grüssen  last  mit  deinen  hulden  sein, 

48  Daz  du  mich  behallest  selb  vierd,  künig  aus  erchorn, 
vncz  mein  prüder  verlafs  gen  mir  den  sein  czorn. 

des  danckt  ir  wol  mit  eren  dem  kunig  also  reich, 
als  er  mich  lat  ze  hulden,  das  wisse  siclicrleich, 
so  wil  ich  von  dir  schaidcn,  herre  tugentleichen.' 

49  Seyt  ir  von  Constantinoppel  ain  edel  künigin, 

wes  ir  weit  des  sült  ir  ewrn  chinen  vor  mir  lassen  sein. 

müt  wes  ir  weit,  des  sült  ir  sein  gewert. 

das  ir,  frawe,  vor  mir  chniet,  des  pin  ich  nicht  wert. 

50  Ir  vnd  ewr  gesinde  sült  hie  pey  mir  sein. 


MAUGDIliTERICII  W7 

von  essen  viiii  von  Irinkclien  süll  ir  ain  vollen  lian 

durch  hoch  dietrcichs  willen,    vil  edle  kuni-jin.' 

zu  im  sprach  die  wcrd  '  herr  kunig,  des  mag  nicht  gesein. 

51  3iich  hat  her  bela\l  von  conslantinoppel  der 
von  mcran  herczog  perclilnng  mit  rilterlcicher  wer. 
der  ist  ain  fürst  werd  vnd  hat  ain  weytes  land. 

Ich    niüsz    iins    wider    liaym    senden,    des    ist   mein    trewe 

sein  phant.' 

52  '  Maister   perchlung    erkenne   ich    wol,    das    sag   ich   dir 

fiirbar. 
der  hat  mir  gedient  hincz  in  das' drille  Jar. * 
er  sant  sy  wider  havm  vnd  klavdel  sich  reichleich. 
da  belayb  er  seih  vierd,  der  kunig  hochdietreich. 

53  Der  kiinig  walgunt  in  pey  der  hande  nam  5 

er  fürt   in  tugenlleichen  auf  die  purgk  hin  dan.  5" 

die  edel  kunigin  in  do  engegen  gie; 

den  herren  vnd  die  seinen  sy  tugenlleichen  enphie. 

54  Do  sprach  der  kiinig  walgunt  '  vil  liebe  frawe  mein, 
die  magel  schöne  lal  euch  enpholhcn  sein 

vnd  nembt  euch  sy  zemasscu,    die  künigiu  auserchoreu^ 
wir  wären  wol  ir  aigen,  als  hoch  ist  sy  geporeu.' 

55  do  hiesz  die  künigiu  ain  sidel  dar  tragen 
mit  edlen  seyden  polstern,  das  sag  ich  für  war. 
'daraulF  so  sült  si  sitzen,  frawe  zu  der  stund/ 

sy  fragt  in  wie  er  hiesz.  do  sprach  sy  '  hildegundt.' 

56  Do  begund  klain  spinnen  hildegunt  zehanndt: 
miln  biet  nicht  iren    geleichen  funden  in  dem  lanndt: 
darczü  wach  nän  manig  klueges  vogelein 

mit  gold  vnd  mit  seyden,  als  es  lebenlig  möcht  gesein. 

57  als  die   künigin  die  reichen  chunst  an  sach, 
nu  mügt  ir  hörn  gern  wie  die  frawe  sprach. 

'das  solstu  mir  czwo  leren  hie  der  Junklifrowen  mein.' 
er  sprach  'ich  tun  es  gern,  vil  liebe  frawe  mein.' 

58  'Darumb  wil  ich  dir  ymmer  wesen  holt. 

Ich  gib  dir  auch  zelone  silber  vnd  auch  das  golt. 
wes  du  getarst  muten,  das  ist  dir  unuersagt.' 
des  dankt  ir  tugenlleichen  der  rilter  vnuerzagl. 

59  da  lernt  hochdietreich  czwo   Junkfrawen,  das  ist  war, 
also  wach  würchen  wol  ain  halbes  iar. 


408  IIAlir.niRTElUCll 

tisch  lachen  sclion,  die  waren  wcyl  vnd  prail, 

daz  man  sy  znhochczeylcn  für  cdele  iTirslen  leyl, 
f)0     Mit  slij;lil.z  vnd  inil,  czcyslein,  dröschel  vnd  nachlifijal,    r»** 

das  was  zu  dem  andre  ende  gezieret,  hin  zc  lal. 

andei'halh  der  greyü"  vnd  anch  der  adler 

zc  vödrist  zu  der  gesichl   daz  man   sein  nam  da  war. 
C)\      aiiderhalh  der  falkli  vnd  hähich  dan  linken 

vnd  anch  das  i^clii^el  schön  nach  im  hin   zug. 

millen  in  der  lewe  wihle  vnd  anch  der  lind  wnrili, 

sam  sy  hiellc  miteinander  aiii  i^rossen  stürm. 
02     Hasen  vnd  anch  luchs  vnd  das  auch 

demort  der  Icopart  also  rauch, 

das  eherswcin  zc  waidc,  mit  im  die  hundt  rol. 

aller  erst  man  es  dem  fiirslen  wol  er|)ol. 
G3     hirschcn  vnd  hinden  die  stunden  au(h  dar  an 

in  der  vil  roten  golden,  sam  sy  das  lehen  möchten   Iian. 

sällzamcr  aheiitewr  stund  vil  dar  an. 

das  schawet  an  dem    lisi-hlachen  vil  manig  pider  man. 

64  Da  sprach  der  kunig  walgunt  '  wer  hat   vns  das  gcnäl, 
ditz  sälczam  wunder  das  vor  vns  hie  slal?' 

da  sprach  ain  chamrer  an  der  seihen  stund 

'das  tut  alles  von  kriechen  die  schöne  hildegunl.' 

65  aller  erst  wurden  im  die  leiit  in  dem  lande   holt. 

er  begunde  herfiir  zu  succhen   sein  klain  gespunnen  goll. 
da  würcht  er  ab  ain  hauhcn  die  wunder  anczal; 
darumb  giengen  porlen,  aincr  prayl  der  ander  smal. 

66  Als  er  die  wol  gecziericn  hauhen  het  perait, 
do  sant  er  nach  dem  kunig,  als  vns  ist  gesait. 
er  saczt   im  aull"  die  hauhen  mit  den  licndcn  sein  : 

'das  trag  zu  diser  hochczeyt,  herre,  durch  den  willen  mein. 

67  ir  still  sy  durch  meinen  willen  vor  ewrn  gesten  tragen, 
als  sy  cliomcn  haym  zu    lande,    daz  sy  dannc  chunne  ge- 

sagen,  6" 

ir  tragt  auf  ewrm  haubt  ain  vil  reiches  klayd. 
er  sprach  'genad,   liehe  Irawe,  vil  nnkleiche  mayt. 

68  Ir  habt  mich  wol  gecrl,  vil  edle  knnigin. 
mutet  was  ir  weit,  des  wcrd  ir  gewert. 

ül,  3.   vor  der  curn-rlur  iiiitUiin 


iiAii(;i)iinKi(i(:if 


W.i 


laut.  VII   .iu(li  Iciilc,  ulli'H  iliiN  o.wn'.  Ufvr/r.  K''"'» 

ii;li   KÜ»   nicli    drs  iiuun   Irrwr,    «l«*H  küII  ir  si-iii   grwrrl. ' 

<»y      rr  H|ir;ir|i  '  vil   lirlicr  lu-rnr,   iiia^l  .ilicr  «i.iH  mIüI  j^riK-in? 
Do  N|ir;n  li    (1(1    kiiMif?  w«*nl  Miis  hol  lirKcliriicii  Müiii.' 
NO  lal'N  ah  «Inii   tiiin   /u   mir  «wr  lo(  iilcr  gaii ; 
NO    wil   irli    viiili   dir   iiaiilx-ii    iimIiI    iiM-r   /.«-loiic    li;il)<-ii. 

7(1      l'ir  spracli    rdic.  kiiiii^iri,    drs   siill   ir  M'iii   |4«rw«*rl. 
ir  iii(ii-lil<-l    VN ol    i'cic.iMrr  ^al>  .m    iiiiiii   lialicii   ^('rl. 
|iaid«'   hiiil.   viid   liriil,    sillicr  viid   ain^li   das  ^oll, 
daH   hicl    i(r|i   riicli   ^i-Ihmi,   oIi   ir  v.s   iiciiicii    wolt. 

71  Da   saut    kiiiii^   wal^iiiil.   Vlicr  alle,   seine    laiil.. 
/elioir  ilioiiieti   (^ei'illen    vil   iiiaiii^   kiieiier   we.y^aiil, 
licre/o^cri    viid   ^raleti    iiiil    klaider   loldeieli. 

do   Naiil   die   kiiiii^in    iiacli    iiiaiii^eii    iVaweii    reieli. 

72  All    aiiic   liocIic/.ryllKJelH'ti    laj^e    die   .loiiklilraw    ab  dem 

liini  ^:ir. 

do  lieH/   siitii   dielreieli   Ciir   sy   iiider  aiil'  die   elinie. 

Ny   villi)   lieii;^   in   iiiil   ariiM  n    vnd   [lal.  in    wilelioineri   Hein. 

Ky   N|)rae|i     '  slal.    auf,     .Iniikfraw;     lal.    ewr    knien    vor   mit 

Hein. 
7'.i      i'raw    lieli^arl    die   selion    e/winelien    in    jiaiden    (^ie ; 

rnil   yeiweder   liende   sy   in   arme   geiiic. 

Hy   liirl  «y    aull'   ain    hvdel    ((esee/l,     Heclil.,     d.is    war    als<i 

rieli. 

do    sacii    er  also   ^erii    die   Jonkliliaw    miniklieli. 
74      da   Aae/t    man    /n    am   ander   die   .liiii^cii    kiini^in. 

man   jiraclit    in   ^i'ili-   KpeyH    vnd   darc/ii   klaren    wein. 

da   Hith/.   der   werde    lürsle   jiey   der   Irawen    wol^elan. 

Nv   |iliklen   lu^enl.leiellen   an   ainandirr  an. 
7.'>      I'jV  |ii)I    ir   den    |)eelier   vii   n(  linaidir   iiir   dan   prol. ; 

lioH'leir.lier  e/.iielil   er  ir   do    iiil    er|iol,. 

wie    moelil.  dem   lierren   «ein   gewesen   (la» 
.    da   er  pey   Heiner  Irawen   an   ainem    lise.lie   san/.  ? 
70      I'raw   lieli^ail.  die   <;de,l   die   |ililii-|iL  ymmer  dar; 

ir  jiaider  gejwirdc  iiam   ny   vil  gi'il    war. 

NV   raiilil.  ir  in   da»  or,    der  jungen   kiinigin 

(In   soll    e/.u«lil   jiey   ir  lern,    vil   lir-lie,   loclilei    mein. 
77      der   kiiiiig    walgnnl,  li-nger   iiielil.  enlie, 

wie  pald  er  ze   lioll   Iiir  nein   genle  gie, 


410  HAUGDIETEllICH 

die  er  zu  der  hochczeit  het  geladeu  dar! 

durch  seines  holles  cre  iiain  er  schaden,    das  ist  war. 

78  Da  sprach  ain  graffe    herr,  tut  mir  bechafit 
durch  aller  ewr  tugeut,  wer  hat  euch  gesant 
dise  hauben  wach?  das  ist  aiu  stolczes  klayd/ 
'das  hat  getan  von  Kriechen  die  miniklciche  raayt. 

79  die  ist  ingesinde  pey  meiner  lochler  hie. ' 
der  künig  do  vil  palde  für  die  frawen  gie. 

da  sassen  pey  einander  die  czwo  gespilen  gilt : 

wer  sy  nu  wolle  schaiden,    der  het  nicht  weissen  müt. 

80  Do  sprach  die  schone  hillpurg  'vil  lieber  vater  mein, 
ich  pät  dich  also  gern,    möcht  es  mit  hulden  gesein, 

das  du  mir  auf  den  turn  liessest  Hildegunl:  7' 

die  wolt  mich  lern  was  sy  chafi  gar  in  kürczer  stund.' 

81  er  sprach  'vil  liebe  lochter,    darumb  pin  ich  dir  holt, 
ich  gib  ir  auch  ze  lön  silber  vnd  auch  das  golt; 

wil  SV  ainen  herren,    lafit   vnd   leüt   mach    ich    ir   vnder- 

tan/ 
'nain'  sprach  da  hildegunt,  'ich  wil  dhainen  man." 

82  Die  hochczeyt  nam  ain  ende,  die  herren  ritten  von  dan. 
wie  pald  der  chiinig  walgunt  die  czwo  gespilen  nam ! 
man  fürt  sy  aufF  den  turn,  darauf  man  sy  verslofs. 

des  wart  hochdietreichs   frewd  raichel  vnd  grofs. 

83  In  ward  darauff  geschafft  aller  der  gemach 

daz  sy  paide  pedorffen ;  mit  vollem  das  beschach. 

der  Wächter  vnd  der  torwertel  müsten  ausserhalben  sein  : 

man  pot  in  wes  sy  bedorfften  da  zw  aine  vensterlein. 

84  da  ward  hochdietreich    der  Junkhfrawen  also  holt ; 
er  lernt  sy  sprach  würchct  mit  seyden  vnd  mit  gold, 
darnach  in  der  lichte  wiirchen  an  der  ram 

vnd  auch  darauf  entv/erffen  päyde  wilde  vnd  czam. 

85  nu  merckhet  ob  der  fürste  nicht  grosser  cziichte  phlag, 
vnczt  daz  er  wol  acht  wochen  auf  dem  turn  lag, 

daz  er  sy  nie  pracht  innen  daz  er  was  ain  mann, 
huncz  daz  die  starkhe  minne  an  dem  held  enprann. 

86  Er  vmb  vieng  sy  mit  armen,  zu  im  er  sy  gesloss, 
sein  halsen  vnd  sein  küssen  das  ward  also  grosz. 

77,  4.  zwischen  nam  und  er  isl  ere  ausgestrichen.  86,  I.  vor  der 

corrcctur  geslossen 


IIArGDIETEHICH  411 

do  sich  nu  die  inyniie  iiiilil  luociil  verlielen, 

do  begiind  sich  sein  geselle  vil  pald  her  für  zu  slclleii.    7'' 

87  Do  sprach  hilpurj:;  '  vil  traut  gcspil   mein, 

was  pedawt  dicz  träulen  oder  was  mag  es  gcseiu?' 

'geliai)l  euch  zu  dem  pesleu,  chiinigein  reich: 

Ich  bin   von  conslaiiliiioppcl  der  kiniig  hochdiclrcich. 

88  ich   hau  durch  ewren  willen    erlitten  grol's  arbait, 
und   tun  es  noch  gern,  wünnikleichc  mait. 

ich  wil  euch   eleichen  zu  aincr  l'rawen  ; 

Ja  siilt  ir  ze  conslanlinoppcl  viider  der  chron  gan.' 

89  Si  begiind  haisse  waincii,  Jr  äugen  wurden  vil  roll. 
Sy  sprach   '  wirdt  sein  innen   mein  valer,    so   müssen  wir 

ligen  lod.' 
er  über  cliöm  sy  mit  gut,  daz  sy  ir  wainen  lie; 
Jn  wart  auch  wol  zeniül,   ir  paider  wille  ergie. 

90  da  het  hochdielreich  die  frawcn,  das   ist  war, 
voUikleichen  woll  sechs  wochen  vnd  ain  halbes  jar, 

daz  sein  niemant  wart  Jnnen  vnd    niemant  ward  gewar, 
wie   ofFt  die  künigin  gie  zu  i-n  paiden  dar. 

91  \  ncz  daz  die  l'ravve  enphicng  von  im   ain  chindelein. 
Saluekk  vnd  auch   kriechen  die  wurden  paide  sein  ; 
tüskan  vonpüll,  rom  vnd  latran, 

darczü    alles    römisch  reich  wurden  dem  chindc  vnderlan. 

92  als  die  Junkhfrawe  des   chindcs  do  enphannt, 
sy  pegund  vor  layd  wainen,  ir  hennde  sy  wannd. 
Si  sprach  '  hochdietreich,  fürstc  lobesan, 

ia  wann  ich  vnser  frewdc  die  müfs  ain  ende  haben.       8" 

93  ich  enpliinl  in  meinem  leibe,  Jch  trag  ain  chindelein. 
wir  müssen  pey  einander  hie  gcuangen  sein; 

wir  cbünnen  mit  vnseren  svnnen  chomen  nicht  hinab.' 
Er  sprach  'liebe  frawe,  durch  got  dich  woi  gehab. 

94  In  den  reichen  got  vnser  paide  leben  stat: 

der  sol  vns  von  hinnen  helfen  vnd  geh  vns    seinen  rat 
vnd  sol  vns  behüten  vnser  ere  vnd  vnser  leben 
daz  er  von   seinen  genaden  vns  paiden  hat  geben.' 

95  fraw  liebgart  die  künigin  nicht  lenger  enlie, 
zu  ir  schönen  tochter  sy  auf  den  turn  gie. 

sy  schawt  wie  sy  lernt  ir  liebes  töchterlein, 
vn  auch  durch  kurczweyle  chöm  sy  zu  in. 


412  HAUGDIETEIUCH 

96  Da  sprach  die  schöne  hiltpur^^  'vil  liebe  niuter  mein, 
Ich  pät  dich  also  gern  mit  deinen  hulden  sein 

daz  du  vus  ain  weylc  liessest  an  die  czinnen  gan, 
ob  wir  icht  abentewr  möchten  han.' 

97  si    sprach    'vil  liebe  tochter,   Jch  wil  dir  es  nicht  ver- 

sagen.' 
sy  hiesz  auf  entsliessen  den  turn  vnd  das  gaden. 
Hildeguut  die  schon  sy  pey  der  hende  geuie ; 
mit  den  Jungen  paiden  sy  an  die  czinnen  gie. 

98  Da  Sachen  sy  über  das  geuilde  seigen  ainen  vannen ; 
darunter  ritten  schon  czwelf  hundert  mann. 

wer  die  herren  waren,  das  was  den  vnchunt: 
vil  schier  sy  do  erchannt  die  schöne  hildegunt. 

99  Er  sprach  'die  wir  dort  sehen,  die  sint  mir  wol  bechannt; 
die  hat  mein  prüder  hochdietreich  her  nach  mir  gesant. 
es  ist  herczog  perchtung,  ain  ritter  aufserchoren. 

Es  hat  gen  mir  mein  prüder  lassen  seinen  czorn.'         8"* 

100  Da  sprach  die  schöne  hiltpurg  '  nain,  mein  trawt  gespil, 
tu  es  durch  got  den  guten  vnd  la  die  rede  sein. 

seit  ich  dich  verliessen  in  so  kurczer  stund, 

so  näm  mein  fräwde  ain  ende,  vil  schöne  hildegunt.' 

101  da  sprach  die  schöne  hildegunt  'vil  liebe  gespile  mein, 
vnd  soltest   du  also  lange  von  deinen  freunden  sein 

als  ich  hie  pin  gewesen,   vnd  sant  man  nach  dir, 
du  frewest  du  dich  in  deine  herczen  da  pey  gelaub  auch 

mir.' 

102  ES  gie  an  den  abent  daz  mann  in  essen  trüg. 
sy  betten  zw  allen  czeyten  aller  wirtschafft  genüg, 
von  in  gie  do  slaffen  die  edel  künigin : 

sam  let  auch   hoch  dielreich  mit  der  lieben  l'rawen  sein. 

103  Er  het  desselben  nachtes  vil  manigen  gedank 
von  so  grossen  sorgen  da  er  so  ser  mit  rang, 
wie  er  mit  füge  chäm  von  der  künigin, 

daz  er  behüt  ir  ere  vnd  auch  das  chindelein. 

104  Er  sprach  'edle  künigin,  als  ich  euch  gehaisscu  hau, 
Jr  sült  zu  constantinoppel  vnder  der  krön  gan. 

Jr  müst  arbait  leyden,  vil  liebe  frawe  mein: 
des  wil  ich  euch  ergetzen'  sprach  da  hochdietreich. 
103,  4.  flas  nach  vnd  aiisgeslr. 


IIAIGDIETEIUCII  413 

105  '  Weuii  IUI  clnunbl  die  czeil  daz  ir  ze  clieinnatcn  ^iu\ 
mit  vnser  paidcr  cliiiil  daz  wir  von  golles  genaden  haben, 
den  Wächter  vnd  der  torwerlel  neniel  niet  zu  euch  herein, 
vnd  auch  die  Junkhfrawc,  daz  sy  laufTen  das  chindelein. 

106  haisset  ains  morgens  frw  hiincz  dem  niiinsler  traj^en, 
daz  sy  es  vorholen  taullen,  das  wil  ich  euch  sagen.  9" 
sey  es  ain  niaget,    so  hayzz  es,    frawe,    nach  dem  willen 

dein; 
sey  es  ain  knab,  so  haizz  nach  den  willen  mein  dictreich. 

107  ain  aramen  haiz  es  schon  ziehen,    es    sey   ain  lochter 

oder  ain  knab. 
wann  du  dann  erst  milgest,  so  chüm  zu  im  hin  ab ; 
nym  zu  dir  czwen  riltcr  vnd  vier  magedein, 
den  wachler  vnd  den  torwerlel  vnd  auch  das  chindelein. 

108  Als  du  dan  chomest  zu  kriechen  an  das  lanndt, 

so  schaffe  daz  der  riller  ainer  zu  mir  werde  gesannt; 
so  wii  ich  gen  dir  reillen  mit  manigen  werden  mann 
vnd  machen  dich  auch  gewallig  alles  dazz  ich  han.' 

109  si  sprach  Sil  lieber  herre,   des  raltes  ich  volgen  sol. 
nu  vber  heb  mich  der  schäm  durch  got  vnd  tu  so  wol 
vnd  gewinnet  mir  die  geuiillrin  die  ich  dann  süU  han.' 
do  pegund  hoch  dictreich  ze  hannt  von  dem  pelle  auf  stan. 

110  Er  gieng  an  die  czinnen  da  er  den  wachter  vant. 
er  rüel't  im  an  ein  vensler,  tut  vns  das  püch  bechannt. 
'  sälczam  abenlewr,  wachler,  wolt  ich  dir  sagen. 

vnd  wärest  du  so  getrew  daz  du  es  wollest  vertragen, 

111  So  wolt  ich  enlsliessen  gen  dir  das  hercze  mein, 
des  müst  du  wol  geiiiessen,  wollest  du  getrewe  sein, 
das  soltu  versweigen,  wachter  zu  diser  stund.' 

Er  sprach  'vil  liebe  frawe,  es   chumbl  nymer  vor  meinen 

mundl.' 

112  so  lafs  dir  sein  enpholhen  die  Junge  kunigin 
vnd  sey  das  das  gewinne  ain  klaines  chindelein, 

so  soltu  geuatter  werden  vnd  soll  auch  das  vertragen.'    0'' 
er  sprach  'sweigt,  Junkhfrawe ;  was  wolt  ir  mir  sagen? 

1 13  Wie  biet  ich  dann  gehütet,  vnd  wer  yemanlkomen  her  ein 
pey  dem  wer  swanger  worden  die  liebe  frawe  mein? 
wurd  der   rede  jnnen  mein  her    der  kuuig  walgunt, 

er  hiesz  mich  an  den  turn  henkchen  an  diser  stundt.' 


/lU  HAUGDIETEIUCll 

1 1 '«     Da  sprach  hoch  dictreich    'an   alle  dein  schulde  ist  es 

erjjangeu. 
dich  laf  auch  dein  herre  vil  wol  sein  hulde  han. 
Ich  couslantinoppel  hoch  dietreich  künig; 
pey  mir  so  tragt  das  chindel  die  kunigin  reich. 

115  das  soltu  versweygeu,  wachter  tugenthaJTt: 

V'nd  chuiii  zii  mir  gen  kriechen;  ain  gancze  grafschaft, 
darczii  piirge  vnd  lewt  soltu  auch  für  aigen  haben  : 
vnd  pring  mit  dir  die    fräwe  vnd  auch  das  chindelein. 

116  Den  torwertel  vnd  die  Junkhfräwe    soltu  auch  mit  dir 

lafi, 
vnd  wifs,  tausent  markh  geldes  mach  ich  dir  vndertan 
vnd  ain  vil  gute  veste  damit  beslossen  ist  das  lannt : 
des  see  mein  kiinigleiche  trewe  vnd  mein  ere  für  all  cwr 

phannt.' 

117  do  ward  der  wachler  der  guten  gehaisse  frö. 
mit  den  seinen  trewen  lobt  er  do  dem  herren. 
do  frewt  er  sich  der  märe  daz  er  geuatter  was : 
er  tet  auch  was  er  soll,  da  die  fravve  gcnafs. 

118  Hochdielreich  gieng  hin  wider  da  er  sein  frawe  vant. 
er  sprach  '  wenn  ich  müfs  reyten  von  dir  aus  disem  lanndt, 
so  hau  ich  euch  wol  bewart,  viel  liebe  frawe  mein, 

vnd  dein  ere  behüt  vnd  auch  das  chindelein.' 

119  Des  morgens  chara  herczog  perchtuug  auf  den  hoff  ge- 

ritten, 
sy  erpaiczten  von  den  rossen  nach  fürslleichem  sitten     10' 
sy  fürten  von  golt  manig  reiches  gewannt. 
da  enphieng  mann  den  herren  ire  pherd  zehanndl. 

120  Walgunt  der  künig  reich  engegen  in  gie. 
herczog  perchtuug  er  gar  tugentleichen  cnphie. 

Da  sprach  herczog  perchlung     vil  lieber  herre  mein, 
wie  gehabt  sich  von  kriechen  die  edel  kunigin? 

121  Ich  pin  he'^r  nach  ir  komen,  edel  künig  reich, 
seinen  zorfi  hat  verlassen  gen  dir  hoch  dietreich. 
paide  lanndt  vnd  leüt  mag  sy  wol  gehan.' 

da  spraclr  der  künig  walgunt  'Job  wil  sy  niemant  lafi. 

122  ich  han  sy  meiner  tochler  zu  ainer  gespilcn  gegeben, 
pey  der  wil  sy  beleiben  die  weyl  sy  hat  das  leben. 

das  hat  sy  mir  gehaissen,  die  frawe  wol  getan.' 


IIAIGDIETEHICII  415 

da   sprach    ilor   lierczojj   perclilung   'ir   siill   mich    sy   se- 

clicri  hin.' 

123  An  (Ipiu  andorcii  iiiorf^^on  gicnjj  er  ab  dem  lurfi  Iierab. 
es  bcschach  nie  so  laid  aiiic  dem  mann  fürt  liiucz  dem  grab, 
vater  vnd  miiler  als  hiltpurgen  beschach. 

124  als  do  hochdielrcich  ab   dem  turn  gie, 

seinen  maister  perchtungen  er  gar  tugenlleichen  enphieng. 
Er  sprach  'lieber  maister  perchtung,   als  lieb  ich  dir  müg 

gesein, 
wie  gehabt  sich  hochdietreich,  der  liebe  prüder  mein?' 

125  Er  vmb  vieng  in  mit  armen,    er   rafibt  im  in  das  or, 
er  sprach  '  ich  hann  erworben  die  frawe,  das  ist  war. 
für  mich  mit  dir  von  hinnen,    mein  Irewer  dienst  man, 
oder  ich   mufs  das  leben,    das  wissen,  verloren  hau.' 

126  Da  sprach  der  kunig  walgunt  '  vil  edle  künigin 

du  soll  pey  mir  beleyben,  vnd  lafs  dein  räumen  sein.    10'' 
purg  lant  vnd  leüt  mach  ich  dir  vodertan, 
daz   du  pey  mir  beleybest,  fraw  wol  getan.' 

127  Do  sy  nu  betten  geessen  vnd  man  von  tisch  gie, 

da  liez  sich  hochdietreich  für  den  künig  nider  auf  die  chnie. 
'vrlaub  haim  zelannde  gebt  mir,  kunig  aus  erchorn, 
seit  gen  mir  mein  prüder  hat  Aderlässen  seinen  czorfi.' 

128  er  sprach  'ewr  Aville  ich  euch  gehaben  nicht, 
es  müfs  aber  meiner  tochtcr  freüd   sein  begraben.' 
Do  sprach  hochdietreich   zu  der  jungen  künigin 

*tü  es  durch  mein  willen  vnd    lafs  dein  wainen  sein.' 

129  Die  frawe  zoch  ab  ir  liende  ain  guld  vingerlein. 
'das  für  mit  dir  von  hinnen,  traut  gespile  mein. 

du  soll  es  durch  meinen  willen  tragen  an  deiner  hant: 
als  offt  du  es  an  plikhest  so   pis  ain  trewe  gemant.' 

130  Der   chünig   hiefs   im   palde  ain   reyleich  gewannt  her 

tragen, 
das  was  reichleich  vnd  kosper  das  sag  ich  euch  für. 
Do  sprach  zu  dem  herren  'vil  edle  künigin, 
das  traget  in  ewrcra  lannde,  frawe  durch  den  willen  mein.' 

131  Er  hiefs  in  pald  pringcn  vier  phärd  wunnesam. 

die  gab  er  hochdielerichen  vnd  seinen  Junkhfrawen  wun- 

neklich. 


416  HAIGDIETEKICH 

viiaub  iiain  sy  schiere,   do  kerllen  sy  von  dann, 
der  kiinijj   «^ab  im  das  gelaid    mit  mauigem  werden  mann. 
J32     Do  sprach  der  künig  walgunt  '  vil  libe  frawe  mein, 
ich  mufs  hie   haim  beleyben,  das  lat  mit  hulden  sein." 
Er  sprach  '  vil  lieber  herre  lat  euch  enpholhen  sein 
hilfpurgen  mein  gespilen  vnd  auch  die  tck'hter  dein.' 

133  do  rait  hochdielreich  haim  in  sein  aigen  lanndt.       11" 
sein  stctt  vnd  auch  sein  pürge  er  wol  in  wirde  vannt. 
gegen  im  ritten  schiere  die  seinen  dienstmann  ; 

sy  enphiengen  iren  herren  als  es  in  wol  geczam. 

134  Do  belayb  er  ze  constanlinoppel  wol  ain  halbes  Jar. 
er  wardt  ofTt  Irawriges  müles,  das  sag  ich  euch  fiirbar. 
als  offter  anplikt  das  guld  vingerlein 

da  Irawrt  im  das  hercze  nach  der  frawen  sein. 

135  aIso  tett  hillpurgen  zu  saluekken  hie, 
da  sy  mit  grossem  laide  auf  dem  turn  gie. 
mit  iren  paiden  henden  sy  das  har  aus  prach, 
da  liefs  ir  traut  gespilen  weder  hört  noch  sach. 

136  Do  sprach  der  wachter    vil  liebe  frawe  mein, 

tut  es  durch  got  den  guten  vnd  lat  ewr  wainen  sein. 

von  stund  hincz  weyle  vncz  daz   chom  der  tag 

so  hilf  ich  euch  des  pesten  des  ich  chann  vnd  mach.' 

137  sy  verdrukt  in  irem  herczen,   die  edel  kunigin, 
grols  laid  vnd  smerlzen  vnd  maniger  bannt  pein, 

von  stund  hincz  weyle  vncz  daz  nu  die  czeit  chommen  was 
daz  nu  die  frawe  aines   schönes  degen  chindes  genas. 

138  An  aine  morgen  frw®  da  der  tag  her  gie, 
da  was  die  kunigin  aines  chindes  genesen  hie. 

der  wachter  vnd   der  torwart  chonien  zu  ir  hin  ein 
vnd  auch  die  junkhfrawe.    sy  pcdekten  das  chindelein. 

139  da  begunden  die  kunigin  schawen  vnd  auch  spehcn 

ob  SV  ichl  abentewr  an  dem  chinde  abentewr  möcht  gesehen 
SV  wandt  im  czwischen  schultern  ain  rotes  krewtzlcin, 
da  pey  so  da  erchannt  ir  liebes  chindelein.  11'' 

140  Also  das  chindel   klain  ward  aus  dem  paid  erhaben, 
mann  vanndl  es  in  schöne  tüecher,  das  wil  ich  auch  sagen. 
ain  chiiis  von  palraat  seiden  man  vmb    das  chindel  wand ; 
ain  giirll  seiden  was  des  chindes  wiegen  panndt. 


IIAÜGDlIiTEUICIl  417 

141  fraw  liebgarl  die  alt  nicht  lennger  enlie, 
zu  ir  scLöneii  loclilcr  sy  auf  den  lurfi  gie. 
sy  hiez  sich  palde  einlassen,  die  edl  kunigiu. 

da  weslen  sy   nicht   war  sy  sollen  mit  dem  iungen  chin- 

delein. 

142  Do  sprach  der  wachter  'vil  liebe  frawe  mein, 

tut  es  durch  got  der  guten  vnd  lat  ewr  wainen  sein, 
wie  Süllen  wir  geparen  mit  dem  chindelein? 
hört  es  ewr  muter  wainen,  daz  ez  ist  erst  geporen, 
SO  müls  wir  sicherleichen  das  leben  han  verloren. 

143  wie  wellen  wir  geparen  das  chlain  chindelein?' 

ich  chann  euch  nicht  geraten'  so  sprach  die  künigein. 
der  reiche  got  von  himel,  der  es  beschaffen  hat, 
der  sol  es  behalten  vnd  geh  vns  seinen  rat.' 

144  Do  sprach  der  wachter  'fraw,  seyt  wolgemüt. 
ich  han  funden  ainen  list,  ob  es  euch  dunkchet  gut. 
wir  Süllen  es  vber  die  maur  hin  ab  in  den  hag  lann 
an  eine  sayl,  das  dunkt  mich  gut  getann. 

145  so  ist  wol  verporgen,  fraw,  dein  chindelein.' 

CS  dunkhet  mich   das  peste'  Da  sprach  die  kunigin. 
ee  das  die  kiinigin  ward  in  den   turn  gelan 
man  liefs  es  vber  die  maur  hin  in  den  hag  hin  dann. 

146  Fraw  liebgart  die  alt  zu  ir  lochter  gie. 

si  sprach  'wie  ist  dir  beschehen?  du  pist  erplichen  hie.'  12* 
'da  wolt  mich   haben   ergrummen,   fraw   müter,   ich   wais 

nicht  was. 
ich  was  nach  gestorben ;  nu  ist  mir  worden  pas. 

147  ich  het  vil  nach  verczweiuelt,  fraw  muter,    vmb  mein 

leben.' 
ain  edle  speys  hies  sy  ir  geben 
von  essen  vnd  von  trinkchen,  als  ir  dürft  was: 
die  alt  künigin  chund  ir  wol  gefiigen  daz. 

148  czwaier  hant   sorgen   die   Junkhfraw  in  irem  herczeu 

phlag: 
die  ain  das  daz  chindel  in  dem  hag  lag 
also  vnbehuet  vnd  nicht  west  wie  im  was; 
so  was  die  ander  sorge  daz  sy  sein  also  genas. 
147,  2.  sy  am  rande,  im  texte  ich  ausgestrichen. 

Z.  F.  D.  A.   rV.  27 


418  HAUGDIETEUICH 

149  Das  verdrillet  in  ircm  herczen  die  edel  kiinij^in. 
SV  laid  vil  grossen  smcrlzen  vnd  nianigerliannl  pein 
denselben  lag  als  langen  vncz  auf  den  abent  bie, 
vncz  das  ir  liebe  niüler  von  ir  ab  dcia  turn  gie. 

150  Dannocbt  lag  das  chindel  verporgen  in  dem  bag. 
denselben  tag  so  langen  es  der  rw  pblag 

daz  es  swaig  so  stille  vnd  es  nieniant  vernani. 

von  pas  vnd  aucb  windeln  was  im  sein  recbl  getann. 

151  Ain  wolf  nacb  seiner  speysc  in  den  bage  gie, 

dar  Jnne  er  biiener  vnd  kappawfi  er  uil  dikbe  geuie: 
der  nam  das  kindel  klain  vnd  vasst  es  in  den  nuindl; 
es  trüg  es  büncz  wald  an  derselben  stund, 

152  Gegen  aine  bocben  perg,  der  was  Jnnen  bol. 
der  allen  waren  czwene,   das  sag  ich  euch  wol. 

Sy  hellen  vier  Junge,  die  waren  ainer  wochen  alt; 

der  wicz  vnd  auch  des  chindes  waren  wol  geleich  geslalt.   12*^ 

153  für  sy  legt  da  der  allt  das  klain  kindelein  5 
Es  soll  der  jungen  wolf  speyse  gewesen  seyn. 

da  schuef  es  die  Jugcnt  daz  sy  dannocbt  warent  plint: 
das  half  die  künigin,  da  genas  ir  das  chint. 

154  jNv  lassen  wir  das  chindel  pey  den  Wolfen  hie 
vnd  hören  wie  es  der  nuiler  zu  saluckk  ergie. 

Sy  sprach   '  lieber  wachtcr  vnd  traut  geuatter  mein, 
sage  mir  durch  all  dein  tugent,  wie  gehabt  sich  mein  chin- 

delein?' 

155  wie  pald  der  wachter  ab  dem  turn  gie 
aussen  zu   der  maur  da  er  das  cbindelein  verlie. 

er  cbundet  sein  nvndort  vinden:  der  wolf  bei  es  hin  ge- 
tragen : 

er  sprach  '  wie  mir  der  märe  !  was  sol  ich  meiner  frawen 

sagen?' 

156  Maniger  bannt  gedänkh  er  in  seine  herczen  pblag, 
er  gedacht  '  ich  wil  peleiben  bicuor  dem  langen  lach 
hincz  an  den  morgen  frw"  daz  es  beginnet  tagen, 

Sam    ich    es    habe    getauffet,    vnd    wil    das  meiner  frawen 


sagen. 


157     so  wirdt  es  wol  verswigen  vmb  das  cbindelein 

149,  3.  als  vor  lag  aitsgestr.  154,  1.   vor  der  correitiir  «bindeiein 

1 56,  2.   vor  der  corr.   hiciior  vo  dem 


IIALGDIETERICIl  419 

vncz  (laz  sy  kunibt  aus  dem  pctlc,    die  liebe  frawc  mein. 

präclil  ich  yetzuiid  innen   daz  es  war  verloren, 

vor  laid  so  niust  sy  sterben,  die  trawe  liochjjeporen. 

158  An  dem  anderen  morgen,    da  es  begunde  lagen, 

der  waebter  cham  gegangen,   secbt  das  wil  ich  euch  sagen. 
Da  sprach  aber  die  frawe  '  vi!  traut  geuatter  mein, 
sag  mir  durch  all  dein  tugenl,  wie  gehabt  sich  mein  chin- 

dclein?' 

159  Er  sprach  'vmb  es  stat  es  wol,  vil  liebe  frawe  mein, 
da  hann  Ich  es  gelauft,  ewr  liebes  chindelein, 

ich  vnd  die  Junkhfraw  die  es  mein  Ilerre  pat;  13' 

es  hat  auch  der  torwarl  hein  nacht  gchut  an  meiner  slat.' 

160  Der  kiinig  wolt  Jagen   reylen,     als   ich    euch   beschai- 

den  hie. 

Da  sacii  mann  das  der  wolf  dort  in  dem  hage  gye. 

Da  ward  das  gejaid  alles  auf  den  wolf  verlann; 

mann  iagt  in  hinlz  walde,  da  er  den  schaden  bei  gelann, 
IGl      Gegen  aine  hochen  perge,   der  was  Jnnen  hol. 

do  was  niemant  so  kün  der  in  das  lug  wolle  gan. 

Der  allen  waren  czwen,  sechl  daz  ich  euch  für  war  nu  woll 
1G2     »0  sprach  der  kiinig  aus  czorfi  'Wir  müssen  doch  die 

wölf  haben.' 

Herren  vn  auch  knechl  die  niuslen  vasst  graben 

paydentlialben  des  luges  grofs  arbail  haben. 

das  nivnikleich  kindel  mann  an  den  wolffen  räch ; 

vil  schier  man  die  allen  in  dem  lug  erstach. 

163  Als  die  allten  paide  waren  nu  gelegen  tot, 
hinein  sloff  da  aiu  Jägr  der  sy  heraus  czoch, 

er  vandt  die  Jungen  vier,  der  mocht  nymmer  sein. 
Do    er   wolt  von  dannen  schaiden,    do    er  vant   das  chin- 
delein. 

164  Er  trueg  es  pald  an  das  liecht,    schawen  er  es  began, 
er  biet  nie  mer  gesehen  ain  chint  so  wunnesam. 

Do  sprach  der  Jägr  '  wart,  ('dler  kiinig  walgunnt, 
Ja  hann  ich  euch  funden  ainen  gar  reichen  fundt. 

165  SCchau,  lieber  herre  mein,  welch  ain  kind  ich  funden 

han.  IS"» 

159,  3.  mit  Herre,  dem  ersten  moi'fr  vo»  hl.   13",  beginnt  eine  andere 
hand. 

27* 


420  HAUGDIETERICH 

es  niöclit  in  allr  weit  nicht  schöncrs  sein  gclann.' 
Sy  sprachen  alle  geleich  das  wer  erste  geporen. 
Der  künig  sprach  'Es  müst  mich  rewen  vnd  wer  es  also 

verloren.' 

166  Do   sprach  der  kunig  zu  dem  Jägr  'liebr,   nu  sueche 

das  weyb, 
ob  sy  der  wolf  verdekchet  hab,   die  da  trueg  des  chindcs 

leib.' 
als  man  da  die  frawen  nicht  in  dem  perge  vandt, 
vor  dem  künig  mann  do  schier  das  kindel  aufF  pandt. 

167  was    sich  danne  sol   füegen  das  miifs  doch  beschfchen. 
des  mag  mann  abentewr  an  den  chinder  spehen. 
naturleich  trew  den  künig  des  petwanng 

daz  er  sein  pest  gewant  übr  das  chind  swanng. 

168  er  wolt  es  uiemant  lassen,  Er  namm  es  an  den  arm, 
er  sprach  'wir  süUen  freüleich  gen  saluekch  varn.' 

rittr  vnd  auch  knecht  des  lengr  nicht  behielt, 

sy  fürten  gen  der  veste  das  chindel  vnd  das  will. 

169  DO  chomen  sy  vil  schyer  auf  den  hoff  geritten. 

Do  erpaysten  sy  von  den  rossen  nach  fürstleichem  sitten. 
Do  gieng  der  künig  walgundt  für  sein  frawen  stann. 
'nu  schaw,    vil  liebe  frawe,    welch   ain   chind  ich  funden 

han.* 

170  Wie  es  die  wilden  wolff  betten  in  den  perg  getragen, 
Wie  mann  es  biet  gebunnen  Pegunde  er  Jr  zesagen.  14* 
'Es  ist  noch  vngetauffet  vnd  ist  neüleich  geporen  5 

es  müst  mich  ymmer  rewen,  vnd  wer  es  also  verloren. 

171  mann  sol  es  paden  das  klain  kindelein. 

Ich  will  es  hayssen  tauffen,  vil  liebe  frawe  mein, 

vn  will  es  schon  ziehen ;    vnd  wirdt  es  ain  pider  mano, 

tausent  markch  gutes  geltes  mach  ich  im  vndrtann.' 

172  DO  gewann  er  im  ze  götten  den  grafen  zu  wulfing 
vnd  auch  von  galicien  vnd  ain  edel  markchgrafein 

vnd  den  rittr  Jörgen  gar  ain  pidr  mann. 

Der  Wächter  vn  der  torwertel  musten  auf  hocher  stann. 

173  aIso  do  wart  perait  das  schon  kindelein, 

Do   Voigt  Jm   nach   der   tauff   der  künig  vnd    die    frawe 

sein. 
168.  die  Strophe  ist  erst  bei  Er  namm  abgesetzt. 


HALGDIETEHICH  421 

Rittr  vnd  auch  knechl  die  daucbt  es  wuuderleicli. 
Der  küni{j  liiefs  es  lanfl'en  vnd  hyel's  es  Dyelreich. 

174  AUso  do  das  cliindcl  Avardl  aus  der  tauf  gehaben, 

Do  schepht  uiann  im  aiu  nanien,  der  volgt  im  in  sein  grab, 
wolfdyelereich,  Aiu   herr  übr  alle  landl. 

175  im  gab  aiu  markch  goldes   der  graf  wiilfein  5 
Do  gab  im  auch  aiu  edle  mar  gräliu ; 

Do  gab  im  auch  Jörg  ain  guidein  vingerlein, 

das  mann  destcr  Pas  zug  das  klain  kindelein  14'" 

176  Aiuer  reichen  Ammen   das  chind  cmpholhen  ward. 
Die  zoch  es  also  schöne,  es  wart  ir  also  zart; 

es  wart  also  schöne  dar  nach  in  kiirtzen  tagen, 
von  purg  iiincz  purg  miist  mann  es  tragen. 

177  ES  wuchs  in  kiirtzen  tagen  das  chindel  wunnesam, 
es  wart  also  schon  vnd  auch  gar  wol  getann 

das  mann  in  dem  land  von  im  pegunde  ze  sagen. 
Dreystund   in   der  wochen  miist  mann   es    für  den  künig 

tragen. 

178  Fraw  liebgart  die  allt  nicht  lenger  enliefs, 
zu  ir  lieben  lochter  sy  auf  den  turü  gieng; 
sy  pegund  ir  sagen  mär  von  dem  chindelein. 

Do  erschrakch  sy  in  irem  hertzen,  die  Junge  kiinigein. 

179  wie  es  die  Jungen  wolf  hetten  in  den  perg  getragen, 
wie  es  der  künig  biet  funden  pegunnd  sy  ir  ze  sagen, 
wie  recht  schön  es  war,  das  edel  chindelein. 

Do  sprach  die  Jungkfrawe  '  herre  got,  wes  mag  es  gewe- 
sen sein?' 

180  DArnach  in  kürlzen  stunden  die  muter  von  Jr  gie. 
die  Junge  kunigeiu  lengr  nicht  enlie, 

sy  sprach  zu  dem  wachtr  '  vil  liebr  geuattr  mein, 
sag  mir  die  rechten  mar,    Wie  stat   es    vmb  mein  kinde- 
lein?' 15' 

181  Er  sprach  'es  gehabt  sich  woll,  vil  liebe  frawe  mein, 
ich  hann  es  getauffet,  ewr  liebes  chindelein.' 

Sy  sprach  '  Ich  mane  dich  des  gerichtes  das  zu  le"st  müfs 

über  dich  gann, 

175,  2.  mar  am  rande  nachgetragen.  178,  2.    lochtcr    vor  lieben 

ausgestr.         179,  3.  es  vor  schön  ausgestr. 


422  IIAÜGDIETEUICH 

sag  mir  die  reciilcu  wariiait  wie  es  vmb  mein  kiudei  sey 

gelann.' 

182  Alls  sy  den  wachlr  so  lewr  het  gemanet, 

Jm  übrlulleu  die  augcu,  sein  hende  er  do  wannt, 
er  sprach  'liebe  frawe,  das  will  ich  euch  sagen; 
ich  chund  es   uynderl  vinden,    Ich  weils  wer  es  hin  hat 

getragen.' 

183  Die  edel  knnigcin  het  do  leydens  genueg. 

mit  ircn  päyden  henden  sy  sich  zii  den   prusten  slueg; 

Sy  klagt  so  klägleichen,  die  frawe  wol  getann, 

sy  klagt  es  got  von  himel   das  sy  das  leben  ye  gewann. 

184  '  DAs  ich  von  niiifcr  ieybe  zu  der  weit   ye    wart    ge- 

poren ! 
wie  hann  ich  gottes  hulde  vnd  auch  mein  chindel  verloren, 
vnd  auch  hochdietreichen,  den  lieben  herren  mein! 
von  cren  vnd  von   gut  muls  ich  geschaiden  sein.' 

185  Do  sprach  aber  der  wachler  '  vil  liebe  frawe  mein, 
tut  es  durch  got  den  guten  vnd  last  ewr  wainen  sein. 

es  hat  Eür  vatlr  funden  ewr  liebs  kindelein  ;  lö** 

der  zeucht  an  ewni  schaden,    des  siilt  ir  freüleich  sein. 

186  Welt  ir  mir  nicht  gelaubeu,  so  hört  was  ich  euch  sage, 
so  pittet  ir  ewer  miiter  das  mann  es  mit  ir  herauf  trage, 
vn  schawet  dann  vil  rechte  dasselbe  kindelein ; 

so  wert  ir  des  wol  innen  ob  es  mag  ewr  gesein.' 

187  Fraw  liebgart  die  alt  nicht  lengr  enlie, 
zu  irer  schönen  tochter  sy  auf  den  turn  gie. 
sy  begund  ir  abr  sagen  von  dem  chindclein. 

Sy  sprach  'got  berre  von  himel,  wes  mag  es  gesein?' 

188  Da  sprach  abr  die  Junge    vil  liebe  mutr  mein, 
Ja  sech  ich  also  gern  das  selb  chindelein.' 

Sy   sprach    '  dein  vatlr  hat  es   lieb ;    der  wil  es  niemannt 

lann.' 
'so  hayfs  die  Ammen  morgen  mit  dir  herauff  gann.' 

189  Des  andern  morgens  früe  pracht  sy  die  ammen  sa  ze- 

hannt. 
die  Junge  nam  es  aulf  die  scliofs  ;  wie  pald  sy  es  auf  pandl ! 
Do   vandt   sy    im    tzwischen   den    schultern    das    goltuarb 

kreüczelein. 
sy  zoch  pald  ab  ir  hende  ain  guidein  vingerlein 


IIArCDIETEMICH  423 

190     vüd  gab  es  der  Aminen  zu  dem  cliindclein, 
das  sy  es  desfr  iials  zügc,  das  klaiii  chindelein. 
Sy  sprach  '  wör  ich  pey  den  leulen,   ich  woll  dir  gcniidij^ 

sein 

lül     DArnach  in  kiirczcn  czeyttcn  die  mülr  pey  Jr  safs ;    IC 
sy  redien  von  abenlewr  dilz  vnd  das. 
Sy  sprach  zu  der  mulcr  '  vnd  lörsl  ich  euch  verjehen 
scilzamer  abenlewr  die  mir  hie  sinl  bcschelien/ 

192  sy  sprach   '  vil  liebe  locliler,  du  macht  mir  wol   sagen 
was  dir  hie  ist  beschehen  pey  allen  deinen  tagen ; 

das  mag  ich  woll  versweygen'    sprach  do  die  kiinigein. 
'so  wisset  das,   Irawe  müler,  das  chint  ist  mein.' 

193  Wie  es  die  wilden  wölf  in  den  perg  hellen  gelragen, 
vnd  wie  es  darzu  kömeu  war,  pegund   sy  ir  nü  sagen, 
vnd  wenne  sy  es  biet  gebunnen,  dasselbe  chindelein. 
'Nu  sag  mir,    liebe  lochler,    wiir  mag  sein  vattr  gesein.' 

194  sy  sprach  'liebe  müler,  das  tun  ich  chunnt. 

ir  wisset  wol  von  kriechen  die   schöne  hildegunt, 

der  mich  lernt  die  hawben  wündrleich: 

das  ist  von  wilden  kriechen  der  künig  hochdietreich. 

195  Piiy  dem  hann  ich  gebunnen  ditz  kindelein. 

gehab  dich  zum  besten,  seyt  es  nicht  anders  mag  gesein. 

Ich   hann    dir   gesait    die  warhail,    rech  als  es  umb  mich 

stal. 

das  ich  chom  zu  im  gen  kriechen,  darzu  gib  mir  dei- 
nen rat.' 

196  'ich  Irew  niicli  der  merc'  sprach  die  kiinigin, 

das  du  hast  ainen  Herren  des  aigen  du  wol  möchtest  ge- 
sein. 16'' 

nu  sweig  vil  liebe  tochler,    seyl  es  also  vmb  dich  stal. 

daz  du  chomest  zu  im  gen  Kriechen,    darczu   gib    ich  dir 

meinen  rat.' 

197  Darnach  die  kunigein  pey  irem  herren  lag 
vnd  maniger  haut  freuden  er  mit  Jr  pflag. 
Sy  sprach  'künig  walgunt,  liebr  herre  mein, 

wie  sol  man  darzu    geparen  das  nihl  anders  mag  gesein 

198  vnd  aul"  der  weld  chann  niemanl  vudrslau?' 

190,  3.    nach    sein    die  zeile  viit  strichen  geju/lt.  nach  der  19(3/? 

ist  die  195e  Strophe  iviederholt,  aber  roth  durchstrichen. 


424  HAUGDIETERICII 

Des  antbort  ir  der  herre  'das  sol  mann  varen  lann. 

'des  gebt  mir  ewr  trcwc,  das  es  müg  stät  gesein.' 

er  sprach  'Ich  prich  es  nymmcr,  vil  liebe  frawe  mein/ 

199  'DEs  grossen  wunnders  müfs  ich  euch  verjehen 
das  vnnsr  lieben  tochter  kürtzleichen  ist  beschehen. 
So  ir  fund  in  dem  wähle  ain  schöns  chindelein, 
das  ist  hiltpurgen,  der  lieben  tochter  dein. 

200  vnd  wer  scy  tun  auch  ich  dir  chunnt. 

Jr  wisset  woll  von  wilden  chricchen  du  schöne  hildegnnt, 

das  sy  lerent  wiirchen  die  hauben  wunnderleich : 

das  ist  gewesen  von  kriechen  der  künig  hochdietreich. 

201  Pey  dem  hat  sy  gcbunnen  dilz  kindelein.  17* 
nu  gehaben  wir  vnns  zu  dem  pesten,  seyt  es  nicht  anders 

mag  gesein. 
Ir  sült  nach  im  senden  vnd  sült  im  sey  gern  lann, 
wann  paide  leiit  vnd  lanndt  mag  er  wol  gehann.' 

202  noch  het  der  chiinig  walgunnt  vil  manigen  gedankcb 
von  dem  grossen  zorn  der  in  seinem  herczen  rang. 

er  gedacht  vmb    sein  tochter  den  herrn  hietten  angelogen 
vnd  biet   dem   torwartter   odr   dem   wachtr  vbr   sich   ge- 

czogen. 

203  'GElaubet  ir  es  fraü,    so  tut  ir  es  vil  tumpleich. 
Jr  antlutz  vnd  ir  varb  was  ainr  frawen  vil  geleich; 
sy  was  minikleich  vnd  darczü  wol  getan : 

ich  fürchte,  frau,  vnnsr  tochter  hab  den  herren  angelogen.* 

204  an  dem  andern  morgen  hycl's  er  pald  gaben, 
den  torwertel  vnd  den  wachter  hiefs  er  do  vahen. 
er  sprach  'Ir  müst  mir  sagen  von  der  tochter  mein, 
pey  wem  sy  hab  gebunnen  daz  kindelein.' 

205  DO  sprach  der  wachter  wider  den  herren  so  zehant 
'gelaubet  mir,  lieber  herr,  so  tun  ich  euch  bechannt 
wie  es  sey  ergangen  vmb  die  tochter  dein, 

pey  wem  sy  gewunnen  ditz  kindelein. 

206  Hildegunt  die  schön,  die  nam  mich  pey  der  bannt, 
auff  Dem  turn  an  ain  vcnstr,  tun  ich  dir  pechannt,      17'' 
do  sagt  sy  mir  mär,  die  waren  wundrleich, 

er  war  von  wilden  kriechen  der  kiinig  hochdietreich. 

207  Das  byes  er  mich  versweygen,    der  herre   so  tugenl- 

hafft: 


HAUGDIETERICH  425 

darumb  jjab  er  mir  zc  miete  ain  ganczc  grafschaft, 

piirgc  vnd  laiml  must  auch  mein  aigen  sein, 

(las  ich  im  prächt  mein  frau  vnd  auch  das  chindelein. 

208  Do  li'tt  ich  sam  der  tumme  vnd  was  der  gchaysse  frö ; 
mit  meinen  ganizen  Irewen  loht  ich   dem  herren  do 
senden  hincz  conslanlinopel.   miige  es  nicht  also  gesein, 
so  hayssel  mich  hcnckcn,  vil  liebr  herre  mein.' 

209  ER  sprach  '  liebr  herre,  was  hei  ich  schult  daran 
das  ir  zu  ewer  lociiter  verspart  ainen  mann? 

es  ist  nicht  vngefuege,  hat  sy  ain  chindelein.' 

Do  sprach  künig  walgunt  '  nu  habet  die  hulde  mein.' 

210  Ell  sprach  zu  seinen  herren    'nu  hett  euch  doch  ge- 

poren, 
ich  gab  sy  nicht  ze  manne,  die  Junkhfrawen  hochgeporeu 
nu  hat  sy  sich  gemannet,  die  schön  magedein : 
nu  sprecht  ob  ich  woU  müg  der  ayde  ledig  sein.' 

211  'IR    seyt   der   ayd  wol  ledig'    sprachen  sy  do  all  ge- 

leich. 
'Ir  siilt  kurlzlcichen  nach  im  senden,    dem  künig  reich, 
daz  er  chöni   zu  lannde,  die  frawen  weit  ir  im  lann, 
seyt  er  ist  ain  herre  vnd  ain  fiirste  lobesam. 

212  Do  sprach  der  kunig  walgunt  'liebr  gralf  wiilffein,  18* 
Jr  vnd  der  ritlr  Jörg  Siilt  mein  poten  sein. 

Jr  seyt  sein  geuattern,   darzu  hann  ich  euch  erweit: 
nü  pringet  mir  von  kriechen  hochdietreichen  den  hell.' 

213  Do  waren  die  zwen  derselben  potschafft  vil  frö. 
vier  vnd  czwainczig  rittr  hiefs  er  klayden  do ; 

mit  den  füren  sy  von  dannen,  tut  vnns  das  puch  bekannt; 
sy  miisten  poltschaft  werlTen  in  der  kriechen  lanndt. 

214  DEr  künig  hyefs  do  pringen  für  sich  die  schönen  mäyt. 
er  fragt  sy  ob  es  war  als  der  wachlr  biet  gesayt. 

'es  ist  also  ergangen'  So  sprach  das  magedein, 

'vnd  anders  nicht,  des  mufs  mein  haubet  phannt  sein.' 

215  DO  sprach  die  Junkhfrawe  'vil  libr  graff  her  wüIfFein, 
ir  vnd  der  rilter  Jörg  sult  mein  poten  sein. 

Sagt  im  ze  wartzaichen,  er  wifs  wol  was  er  mir 
des   nachtes   an   dem   pette,   da   er  des  morgens  von   mir 

schved. 

216  HAisset  in  pesenden  weytten  in  sein  lanndt, 


420  IIAUGDIETERICH 

da/,  er  zu  im  gewin  nianii;cn  chiiniieu  weyyaiil, 
(laz  er  küni  ze  land  mit  nianigem  werden  mann, 
daz  mann    in  ze  saluekch  niiijj  für  ainen  lierreu  hann.' 

217  'ICIi  will  das  tun  gern'  sprach  der  graff  lobesam.   IS** 
gebt  mir  vrlaub  von  hinnen,  fraw  wol  gelann/ 

vrlaub  nam  er  von  dannen,  als  wir  haben  vernomeu. 
An  dem  achtzchenden  tag  warens  gen  constantinopel  cho- 

men. 

218  sy  chomen  gar  reichlich  auf  den  hoff  geritten. 

Sy  erpavczlen  von  den  rossen  nach  furstleichera  sillen  ; 
sy  giengcn  gen  constantinopel  für  den  künig  stann  ; 
do  eniphieng  sy  hochdietreich,   der   fürste  lobesann : 

219  Do  lie  sich  der  grafF  für  in  nider  auf  die  knie. 

er  sprach  'durch  ewrn  willen,  hcrre,  so  sein  wir  hie. 
gebet  vnns  das  petten  prott,  edler  kunig  frumm : 
fraw  hillpurg,  ewr  frawe,  hat  ainen  schönen  sunn. 

220  DOch  sein  wir  nicht  herchomen  allain  vmb  das  petten 

prot: 
Ich  will  euch  sagen  recht  was  euch  der  kunig  empeiil: 
Ir  sült  nach  der  fraw'en,  er  wil  euch  gern  lann, 
vnd  darczii  lanndt  vnd  leüt  macht  er  euch  vndertann.' 

221  'Wenn  genofs  sy  des  chindes,  die  liebe  frawe  mein?' 
'des  ist  wol  ain  halbes  Jar,  vil  liebr  hcrre  mein.' 

er  sprach   'got  von  biniel,    wer  mag  mein  geuatter  sein?" 
'das  pin  ich  vnd  der  rittr'  sprach  graff  wiilfein. 

222  DO  ward  hochdietreich  der  geuätterit  vil  frö. 
pey  yetweder  geuie  er  ainen  do ; 

er  fürt  sy  gezogenleichen  auf  den  sal  hinein  ; 

man  saczt  sy  auf  ain  gesidel,  mann  praclit  in  guten  wein. 

223  'wenn  ward  mann  sein  innen  vmb  die  frawe  mein? 
Wie  tet  der  kunig  walgunnt  gen  der  tochter  sein,        19" 
die  Junge  küiiigein?    das  biet  ich  gern  vernomen.' 

das   Junge   kindelein   ergangen    war,    als   es  darumb  was 

pechömen, 

224  wie  die  wilden  wolf  das  kindlein  betten  getragen, 
wie  es  der  künig  het  funden,  von  den  sy  im  sagten, 
vnd  Avie  recht  wunderleich  es  war  nach  eren. 

er  sprach  'got  herre  von  himel,  das  ich  ye  gcporen  wardl, 

225  Seyl  es  die  wilden  wolf  betten  in  den  perg  getragen, 


HAUGDIETERICH  427 

wie  maij  es  dann  liaysscii?    das  soll  du  mir  sagen.' 
Da  spracli  der  ^vati'  werde  'das  tun  ich  euch  pcchannt, 
es  haisset  woil'  dielreich  durch  daz  mann  es  pey  den  Wol- 
fen vaundl.' 
22(i     ES  gie   an  den  abent  daz  mann  in  essen  Irueg; 
sy  hellen  ze  allen  zeyllcn  AvirlschafH  gcnüchl. 
Iiuiiderl  markch  goldes  er  im  zcdiefisl  polt, 
rol's  vnd  auch  gut  klaidcr  gab  er  im  zepellen  prot. 

227  DO  chom  herczog  Perchlung  gerilen  in  das  lanndl. 
da  sagt  man  im  die  mär,    dem  fürslen,  so  zehannl. 

er  sprach  '  wir   siillen    reytlen    nach    der    frawen  wol  ge- 

tann  ; 
ir  siill  sy  hie  laiidt  zu  aiucr  kiinigin  hann.' 

228  DO  besannt  sich  hochdielreich  iibrall    in  sein  landt. 
vil  schier  so  chomcn  geritten  zchoff'  manig  chiieuner  wey- 

ganl, 
wolfl'  fiinir  tausent  beide,  die  waren  vnuerczayt, 
mit  dem  kiinig  Hochdielreich  gen  saluekch  rayl.  19'' 

229  aIso  do  die  sämer  wurden  bol  geladen 

vnd  auch  die  chammer  wagen  als  sy  sollen  tragen 

trinkciicn  vnd  s[)cyse   durch  die  weylen  lanndt, 

das  riet  im   wol  nach  eren  vil  manig  chiinner  weyganndt. 

230  DO  hiefs  er  pald  klaidcu  manigen  riltr  gut, 
die  zu  seiner  hochzeyt  mit  eren  woU  behüt. 
freyen  vnd  grafen,  vil  manigen  werden  mann, 
in  silbr  vnd  in  gold  sach  man  reichlichen  gan. 

231  DO   sprach  herczog  perchlung  'vil  liebr  herre  mein, 
das  goll  vnd  das  silbr  lat  euch  nicht  gar  ze  lieb  sein ; 
gebt  es  lugenlleichen  payde  frawen  vnd  man, 

daz  man  euch  zu  saluekch  für  ainen  herren  müg  gebann.' 

232  er  sprach  'vil  liebr  maister,  als  lieb  ich  dir  mug  sein, 
schair  daz    es    slee    nach    eren,    als    ich    chumm   mit  der 

frawen  mein.' 
vrlob  nonien  sy  von  dannen,  als  wir  haben  vernomen. 
an  dem  achczehendem  morgen  warens  gen  saluekch  komen. 

233  DO  hei  der  kiinig  walgunt  gepawen  auf  ainen  weg 
manige  herleich  gestiil  vn  manig  reiches  gezelt. 

230,  4.  reillen  vor  reictileichen  ausgrstr.  232,  4.   morgens,  das  s 

ausgestr. 


428  IIAUGDIETERICH 

die  kuöph  daraiill'  leücliteiil  vnd  gabeu  lieclilen  sciieiu. 
die  leüt  nam  niicliel  w  uiindr  wenn  die  geste  chämefi  darein. 

234  DO  cham  der  rittr  Jörg  vor  im  hin  gerannt;  20* 
er  saget  im  daz  er  chäni  mit  eren  in  das  lannl. 
walgunt  der  kiiuig  lierre  sich  darczu  perait, 

wol  ain  ganlze  tagwait  er  im  engegen  rait. 

235  Alls  er  hochdiclrcich  vcrren  ansach, 

vil  gern  miigl  ir  hören  wie  er  zu  im  sprach. 

'got  will  chömmen,    herre  vnd  frawe !    wie    habt   ir  mich 

betrogen ! 
Ich  sich  es  an  ewr  varbe,   der  wachlr  hat  nicht  gelogen. 

236  Den  wolt  ich  von  ewrfi  wegen,  herre,  verderbet  bann.' 
Do  sprach  hochdielreich   'das  war  vil  vnrecht  getann, 

Ir  holt  sy  nieniant  geben,  die  edel  künigein; 

do  müst  ich  mit  listen  werben   nach  der  frawen  mein.' 

237  DO  enphie  mann  die  gesste  so  gar  tugentleich, 
manigen  rittr  chün  vnd  auch  den  künig  reich, 
mann  het  sy  alle  schon,  vil  manigen  werden  mann, 
die  dar  waren   chomen  mit  den  fursten  lobesann. 

238  DO  chomen  sy  da  schyer  in  das  gestiil  geritten, 
da  betten  sy  chürtzweyl  nach  fiirstleichen  sltteu. 

da  sprach  hochdietreich  '  möcht  es  mit  hulden  sein, 
so  säch  ich  also  gern  mein  liebes  kindelein, 

239  Noch  dem  mir  nach  so  grosses  layd  was  beschehen. 
die  andern  sein  freünt  die  bann  ich  woU  gesechen : 

Ich  säch  mein  kindel  gern   Das  mir  der  wolf  nam.'      20'' 
do  müst  die  amme  palde  für  in  mit  dem  kinde  gut. 

240  ER  nam  es  an  den  arm  an  der  selben  stund, 
er  chust  es  gar  schon  vil  ofl't  an  seinen  mund, 
er  sprach  '  wolfdietreich,  mein  liebes  chindelein, 
constantinopel    sol    dein   aigen   sein    vor   andern    meinen 

erben.' 

241  seinen  mantel  liefs  er  sleyffen.  Der  was  so  reileich  gar, 
nidr  zu  den  fuessen,  daz  ich  euch  für  war, 

der  was  mit  liechtem  golde  reiche  wol  durch  slagen, 
den  hiefs  er  do  die  ammen  mit  dem  kindelein  fuder  tragen. 

242  DO  ward  sein  die  amme  aus  der  massen  frö; 
sy  sprach    genad'  liebr  herre,  zu  dem  kinde  da. 

236,  3.  holt  über  ausgestrichenem  soll 


IIAUGDIETERlCn  429 

'got  durch  all  sein  guele  lals   euch  mit  sälden  leben. 
Ir  habt  mir  zu  dem  kindc  so  reyleich  gegeben.' 

243  FIlaw  liebgart  die  kunigein  lengr  nicht  enlic, 
mit  ir  schönen  lochter  sy^  im  eugegcn  gie; 
zway  woll  spilende  äugen  vnd  ain  rolln  niundt 
tctten  hochdielreichen  aiu  liebleich  gruessen  chunt. 

244  Da  sprach  fraw  liebgart  'vil  liebr  herre  mein, 

Ich  wolt   sein  nicht  wanen  daz   es  also  mocht  gesein, 
Do  ir  so  schon  worclit  die  haubcn  wunderleich.' 
des  pegunde  do  lachen  der  künig  hochdietreich. 

245  DO  besanl  sich  künig  walgiint   nach  manigen  werden 

mann. 
Do  choni  zu  der  hochzeyt  geritten  nianig  werdermann,    21" 
freyen  vnd  grafen,  durch  die  weyten  lanndt. 
aller  erst  ward  hochdietreich  ze  salueke  erchant. 

246  den  herren  man  schon  ir  herberge  geuie. 

Der  werde  künig  walgunt  mit  seinen  gessten  gie ; 
essen  vnd  trinken  ward  da  nicht  gespart, 
alle  varende  diet  da  wol  beraten  ward. 

247  Die  hochzeyt  wert  mit  vollem  drey  wochen   odr  mer. 
do  füren  sy  von  dannen  mit  maniger  grossen  schar, 
'weit  ir  mit  mir  von  hinnen,  walgunt,  sweher  mein?' 

er  sprach  'Ja  vil  gern  pey  den  trewen  mein.' 

248  VRlaub  nam  hochdietreich,  das  wisset  sicherleich. 
sam  tett  von  Salueck  die  kunigein. 

hundert  weysser  maul  prachl  mann  der  kunigein ; 
Jr  yegleichs  trüg  den  kriechen  Ain  schönes  magedein. 

249  DO  pesannt  sich  kunig  walgunt  nach   manigem  werden 

mann, 
wol  vierhundert  riltr  er  zu  im  gewann, 
das  waren  held  küen  vnd  auch  gar  vnuerczayt. 
mit  seiner  tochter  er  gen  constanlinopel  rayt. 

250  DO  peraytlet  sich  von  galicien   die  edel  märgräfin  5 
mit  irem  lieben  geuatterfi  wolt  sy  auch  varen  hin  5 
woll  mit  sechczig  Jungkfrawen  ward  sy  do  berayt; 

nu  schaAvet  Wie  gar  erleich  die  fraw  von  land  rayt.  21'' 

251  DO  hueb  sich  zesalueck  ain  vil  reicher  schal, 

245,  1.  mit  wiederholtem   Zu  der  beginnt  das  blatt.  2.   Do  cham 

vor  freyen  ausgestr. 


430  HAUGDIETERICH 

do  sich  das  gesind  niacliL  von  danueii  übr  all. 
vrlaub  sy  zu  der  uiiiler,  als  ich  euch  beschaiden  wil. 
do  sach  man  vor  der  frawen  vil  maniger  hanndt  spil. 

252  DO  kaufft  mann  auf  die  Strasse  des  ye  der  fiirsle  gerf ; 
mann   lelt  da  nieniant  scliaden  aines  phennigs  wert. 

sy  ritten  übr  tzwainlzig  lag  mit   der  frawen  wol  getann. 
darnach  des  nächsten  morgens  sahen  sy  constantinopel  an. 

253  DO   het  herlzog  pottschafTt  in  die  hmndt 

vnd  het  zu  im  gewunnen  manigcn  chiinnen  wcygannt. 
er  rayl  seinem  herrcn  engegen  mit  manigem  werden  mann 
vnd  enphieng  in  wirdigkleichen  vnd  die  frawen  wollgetan. 

254  DO  chomen  sy  gar  reichleich  auff  den  hoff  geritten. 
sy  erpaysten  von  den  rossen  nach  fiirstleichem  sitten. 
sy  giengen  mit  der  frawen  auff  den  vil  schönen  sal. 
do  hueb  sich  allenthalben  ain  vngefüeger  schal. 

255  vierczehen  tag  so  lanng  het  mann  dieselben  hochzeyt. 
mann   het  dauon  zesajifen  in  dem  land  wevt. 

Vrlaub  nam  künig  walgunt  vnd  auch  die  seinen  mann 
datz  seiner  liehen  lochler.   do  hueb  er  sich  von  dann. 

256  Sy  rillen  haim  zelannde,  als  wir  haben  vernomen.  22" 
an  dem  achtzehenden  morgens  warens  gen  saluek  chomen. 
er  chunt  die  mär  dahaim  wol  gesagen  ye 

wie  mann  es  da  constantinoppcl  mit  tochler  begie. 

257  DO  wart  der  rillr  Jörg  kamrer  der  kunigynne ; 
do  ward  ir  phlegerin  die  edel  märgräfin  5 

Der  lorwerll  vnd   der  wachter  muslen  auch  herren  sein. 

258  DO  het  er  die  frawen  hunlz  in  das  achtend  Jar. 

sy  gewunnen  auch  zwen  süu,  das  sag  ich  euch  liirbar: 
Der  ain  liiefs  Paug,   der  ander  waschraüt. 
Darnach    in    kürlzen    zeylten    verschyed    die    frawc    gut 

Amen. 

259  DA  lassen  wir  peleyben  disen  künig  reich 
vnd  kürlzen  wir  die  weyl  mit  wolf  dielreich. 

es  wuchs  in  constantinopel  das  chindel  wunnesam 
vntz  im  slarbe  sein  vattr;    sein  freüde  was  zergan. 

260  aIs  nü  wolfdietreichs  vattr  an  seinem  ende  lag, 
seiner  lieben  cliinde  er  woU   mit  trewen  pllag. 

254,  4.  sich  vor-  hueh  ausgcsfr. 


WOLFDIETEHIcn  431 

Er  licl  zwen  siiii  Jiiugc,    die  luefs  er  für  sich  gan, 
sein  laut  vnd  auch  sein  Iciil  machet  er  in  viidcrlaiiu. 

261  er    sprach    '  vil   lieben    kinde,    nu    hört    was    ich    eiith 

sage : 
ich  wails  nicht  ob  ich  Icnger  mag  leben  ainen  lag.' 
er  gab  wachsmiilen  Pey  der  y\)\)  hiudan;  22'' 

do  gab  er  Paugen  ain  weyt  landf,  das  dicnut  dem  künnen 

mann. 

262  ER    sprach   zu  wolfdielreicheu  'couslantinopel  sol  we- 

sen  dein 
vnd  was  dir  zugehöret  vor  den  andern  erben  mein.' 
Do  hiefs  er  herczog  perchlungen  vil  palde  für  sich  gann : 
'Ich    enphilch    dir   wolfdietreichen,    du    pist   ain    getrewer 

mann.' 

263  Darnach  am  funlTten  tag  der  Iierre  sein  ende  nam. 
Do  ward  er  bestattet  als  es  im  wol  zam. 

vill  schier  herczog  perchlung  wolfdictreichen  nam ; 
er  fürt  in  in  sein  aigen  landt,  der  vil  getrewe  mann. 

264  Do  zoch  er  seinen  hcrren  wol  in  das   fünlflc  iar. 
er  lernt  in  niauigerlay,  das  sag  ich  euch  fürbar; 

er  lernt  in  weyt  springen  vnd  schiessen  wol  den  schallt; 
er  lernt   in  auch  mit  trewen  spiles    maniger  bannt  kralll. 

265  DO  lernt  er  in  mit  messer  werffcn.  secht  des  beschach 

im  not: 
er  war  von  ainem  hayden  anders  gelegen  tod, 
do  erstuend  in  nöten  vor  dem  havden  hochgremüt: 
dem  gesigct  er  an,  des  hallf  in  got  vnd  sein  maister  gul. 

266  Was  in  sein  maislr  lernet,    des  ward  er  maister  gar 
von  maniger  handt  kürweyle,  das  sag  ich  euch  für. 

er  wart  in  seiner  Jugent  biderbe  vnd  gut : 

des  freut  sich  des  Werden  herczog  perchlumbs  müt.    23" 

267  DArnach  in  kürtzen  zeytlen  betten  im  sein  prüder  ge- 

nomen 
was  im  von  conslautinopel  gutles  solt  sein  chomen. 
Im  wolten  sein  prüder  sein  lannt  nicht  dienen  lannj 
sy  iahen  ia  er  wer  ain  chebeschinl,  er  mocht  nicht  erbes 

gehann. 

268  Allso  herczog  perchtung  dieselben  mär  vernam, 
267,  4.  wer  am  runde  nachgetragpti . 


432  WOLFDIETERICII 

er  gieng  gezogenleichen  für  seinen  herren  stan, 

er  sprach  'herre  wolfdietreicli,  du  soll  Riürleichen  leben; 

dein  lannt  vnd  auch  dein  leüt  müfs  man  dir  widr  geben." 

269  ER  sprach  'liebr  maistr,   nu  gib  mir  deinen  ratt, 
seyt  du  woll  waist  daz  es  alles  an  dir  stal.' 

ein  swert  nam  er  nach  wirden,  an  ainem  phinstag, 
der  werde  degen  piderb   der  auch  vil  tugent  phflag. 

270  Alls  im  der  herczog  pe^rchtung  das  swert  zeder  pracht, 
Er  sprach  'ich  bann  sechszehen  sün,  die  sint  biderbe  vnd 

geslacht, 
darczü  fuuff  hundert  ritlr,  die  sint  kün  vnd  lobesam, 
die  leg  ich  auf  die  wag  mit  dir  vnd  alle  meine  mann.' 

271  DO  sant  herczog  perchtung  übrall  in  sein  lanndt. 
vier  tausent  held  chün  chomen  im  so  zehannt. 

die  mästen  sweren  aid,    Secht  das  wil  ich  euch  sagen, 
Sy  hulffen  wolf  Dietreichen  sein  aigen  Landt  behaben.  2.3'' 

272  '  nerre,  was  Ir  nun  weit  das  sol  als  ergann.' 
Do  ritten  sy  mit  züchten  aus  der  stat  zemeran. 
Sy  grüssten  tugenlleichen  die  menge  übrall. 

do  rittn  sy  vil  schier  ze  egpaü  In  das  tail. 

273  auf  punden  sy  die  segel,   die  aus  erweiten  mann, 
do  füren  sy  mit  freüden  übr  des  meres  trän. 

Sy  chomen  chürtzleich  gen  constanlinopel  in  die  hab ; 
sy  füren  nur  drey  wochen;    got  in  das  gelügk  gab. 

274  Do  erpaysten  sy  vil  pald  nidr  auf  das  lanndt 
auf  ainen  grünen  angr,  die  vil  chünnen  weygant. 

Do  sprach  herczog  perchtung  'vil  lieben  herren  mein, 
Ich  vnd  mein  herre  wolfdietreich  süUen  heinnacht  ze  hoffe 

sein.' 

275  ER  sprach  zu  seinen  sünen  'Ir  sult  hie  pestann, 
vnd   vernembt  ir  mein   stymme,   so   chumpt,    ir  chüenen 

mann; 
so  get  es  vnns  an  dy  ere  vnd  das  man  streytten  sol ; 
so  chömpt  ir  vnns  zehilff,    des  getrewen  wir  euch  wol.' 

276  Do  giengen  sy  vil  palde  in  der  zwayen  künig  sal. 
woll  enphieng  mann  den  alten,  das  gesinde  übrall ; 

269,  2.  das  nach  seyt  ausgestr.  274,  1.   vor  pald  ist  schyer  aus- 

gestrichen . 


WOLFDIETEUICII  433 

sy   enpliicugen    herczog    pcrchlungen,    den  Juntjen  Hessen 

sy  slann. 
er  sprach  'was  liat  mein  hcrre  zelayd  euch  gelann?' 

277  Do  sprach  Waschniul,  das  was  ain  Jungr  mann,     24" 
'nu  sag  mir,  herczog  pcrchUing,  wem  wildu  zu  herren  han?' 
er  sprach  '  wolfdietreichcu,  der  ist  ein  gelrewer  mann; 
den  enplialch  mir  sein  valtr;  ir  siill  im  sein  erbe  hinn.' 

278  DO  sprach  der  kiinig  Paug,  ain  vngetrewer  mann, 

'  woH'diclreich   ist   ain    chcbcs    kint ;    der  mag   erbes  nicht 

geliann  : 
mann  vannd  in  zc  waldc  pey  Jungen  wölflein : 
du  solt  in  varcn  lassen  vnd  solt  vunser  aigen  sein.' 

279  'Was  sagt  ir  mir  von  Wolfen  die  laufent  zu  hollz? 
er  ist  ain  dcgen  küen  vnd  auch  ain  weygannt  so  stoltz. 
Ir  sult  im  sein  erbe  durch  recht  widr  lan. 

Ich  will  da'mit  legen  alles  das  ich  Inndert  hann.' 

280  DO  sprach  woH'dielreich  '  vil  lieben  prüdr  mein, 

tut  es  durch  got  den  gutten  vfi  lat  mich  pey  euch  sein ; 
habet  euch  das  lanudt  halbes  das  mir  beschaiden  ist 
vnd  lat  mir  es  halbes  vnd  die  slal,   daz  doch  vil  pilleich 

ist/ 

281  DO  sprach  kiinig  paug,   der  vngetrewe  mann. 

Du  pist  ain  chebskiut,  du  machst  erbes  nicht  gehann. 
Du  heb  dich  von  hinnen,  vnd  wcllestu  genesen; 
odr  es  müfs  noch  heilt  von  mir  dein  enle  wesen. ' 

282  \)o    sprach    herczog    perchlung    'das    war    mir    ymmer 

layd,  24'' 

solt  ich  allso  verliessen  mein  vil  grosse  arbait 
die  ich  an  den  fürsten  han  lange  geleget, 
her*,   er  müfs  gewaltiklichen  hicuor  euch  allen  stann.' 

283  DO  sprach  kiinig  Paug    du  allter  zugpart, 

daz  du  auf  vnnserm  hofl"  wurd  ye  so  lange  gespart ! 

du  wilt  sein  nicht  erwinden,  du  wi-rst  sein  anders  gewar, 

das  har  von  deine  mund  hayfs  ich  dir  zerren  gar.' 

284  DO  sprach  wolfdielreich  'wie  ir  seyt  die  prüder  mein, 
wer  an  riiret  meinen  maistr,    der   mufs   verschrotten  sein 

278,  1.    kiinig  über  geschabtem  und  durchstrichciiem  hercz  .  .  c 

279,  3.    ir  vor  im  ausgesir.         283,  2.  so  lang  egespart 
Z.  F.  D.  A.    IV.  28 


4,Vi  WOLFDIETEIUCII 

von  meiiiö  guten  swört,    odr  ich  niiil's  ligcn  lol/ 
Also  anlbort  er  aus  czorn,   der  gic  in  grosse  not. 

285  Die  herren  wichen  paid  gegen  ainer  liir  hindan. 
sich  verwappenl  auf  der  purg  vil  küener  mann. 

sy  sluHcn  in  die  ring,  als  wir  haben  vernomen ; 

sy  hellen  in  gern  verderbel,  niöcht  es  also  sein  chömen. 

286  DO  sprach  herczog  perchlung   '  vil  liebr  herre  mein, 
hüllet  wol  der  liir,  lasl  nienianl  aus  noch  ein: 

wer  aus  odr  ein  welle  slicd'cn,  der  sol  sein  haubl  hie  lann; 
so  sült  ir  werden  innen  ob  ir  habt  aincn  dicnslmann.' 

287  Do   sprang   für   die    liir  herczog  perchlung  der  chiiene 

mann, 
ain  hörn  rot  von  golde  pliel's  der  hell  so  lobesani. 
daz  erhörten  sein  Siin,  sy  gachten  pald  dan,  25'^ 

mit  allem  irem  gesindc  chomens  an  die  porlten  hinan. 

288  DO  hueb  sich  in  der  piirg  ain  vngefiieger  schal, 
Do  die  ritlr  drungen  in  der  purge  iibrall. 

des  wesl  nicht  der  alt  das  sein  her*  stund  in  grossr  not. 
do  miisl  von  wolfdielreichen  manig  held  ligen  tot. 

289  sy  stritten  ainen  langen  tag,    das  wil  ich  euch  sagen. 
Do  wurden  herczog  perchtungen  sein  held  all  erslagen, 
nur  hüntz  an  seine  süne,  die  peliben  dannocht  gar, 

vnd  sein  herre  wolfdietreich  vnd  er  selber  das  ist  war. 

290  DO  sprach  wolfdietreich  'wir  sullen  von  hinnen  varen, 
seyt  vnns  die  held  sind  erslagen.  got  miifs  vnns  pcwaren. 
noch  lebent  all  dein  sün,  die  füren  wir  von  dan  ; 

vnd  verlür  ich  der  ainen,  so  müst  ich   traurig  stann.' 

291  Do  sprach  herczog  perchlung 'vil  liebr  herre  mein, 
es  süUen  alle  mein  noch  hie  pey  dir  sein: 

es   sol  ir  yegleicher  noch  hundert  mann  peslann; 
Sam  tun  ich  selb  czway  hundert'  sunst  sprach  der  küene 

mann. 

292  DO  giengen  sy  zu  dem  streit,  das  wil  ich  euch  sagen, 
do    wurden   herczogen    perchtungen    seiner   sün   sechs  er- 
slagen. 

als  er  ir  ainen  sach  vallen,    den  herren  plikt  er  an 

vfi  Irost  Inn  taugentleichen,   der  fürst  iobesam.  25'" 

290,  3.  bin  vor  dan  atisgestr.  4.  sein  vor  staii  ausgnstr. 

291,  4.  innn  vor  sunst  auxge.ifr. 


WOLFDIETERICH  /i35 

293  1)0  ward  wolfdiclrcich  gcdruiij^en  verr  liiiulann, 

das   czwischcn   im   vnd   sein   sluiideii   wol   Izway  buudcrl 

niaiiti. 
des  wi'st  nicht  der  alt,    der  stund  in  grossr  not  5 
er  wannt,  sein  licrrc  woirdielrcich  w(T  nu  gelegen  lol. 

294  1)0  sach  mann  den  allen  gar  Iraurigkleichcn  staun; 
im  iibrluH'en  die  äugen,  dem  vuuerczaglen  mann. 

Do  sprach  sein  sunn  hack,   der  fürst  lobesam, 
'Ich    sich    die    swörl    dort   plckchcn,    da    stat    der   cliüene 

mann.' 

295  die    schilt    namen    sy  zu  dem  rugken,    maniger   schlag 

darauf  erhal ; 
sy  vachten  grymmikliclien,  do  sy  drungen  durch  den  wal; 
sy  erslugen  wol   czway  hundert  sein  werd  dienslmann, 
vncz  das  sy  sahen  iren  herren  mit  äugen  an. 

296  DO  hell  beides  werch   erzuget  der  fürst  vil  gemait; 
mer    dann    czway    iiunderl    tollen    ligen    hett  er  sich  vmb 

sich  gelayl; 
da  mitten  stund  er  in,  der  vuuerzayt  degen  ; 
da  hett  sich  des  leybs,  das  wifs,  gar  verwegen : 

297  ob  im  stund  ain  degen,    der  was  gar  hochgemut; 
der  warir  im  ain  wunden  durch  seinen  heim  gut, 
DAuon  wolfdictreich  slraucht  vnd  viel  nidr  auf  den  plan. 
Do  lag  er  in  vnkrcften,   der  tugenthalfte  mann. 

298  wie  pald  Iierczog  perchlung  iibr  in  sprang! 

er  zugkt  In  aufl' vil  pald,  die  weyl  was  im  nicht  langk.  26** 
DEn  heim  von  dem  haubl  prach  im  der  chuene  mann, 
'wol  mich  daz  ich  euch,  herrc,  noch  lebenlig  funden  hau! 

299  nu  süUcn  wir  von  hinnen,    das  wil  ich  euch  sagen, 
sevt  vnns  die  beide  sint  alle  zetod  erslagen. 

werdcnt  vuusr  die  kriechen  innen,  so  sein  wir  alle  tod.' 

do  gachlen  sy  zu  den  rossen,  von  dannen  was  in  nott. 
30Ö     DO  chertten  sy  von  dannen,  die  küenen  degen  pald, 

so  sy  paldest   mochten  gegen  ainen  grüenen  wald ; 

fünf  fausent   ire  veint  die  gachten  im  alles  nach; 

Wolfdictreich  vnd  den  seinen  ward  auch  vil  gach. 
301     Sy  Gliomen  neben  der  stral's  in  ain  wild  hin  ze  tal 

296,  2.  totten  zu  ende  der  zcilc  nachgetragen.  297,  3.  mit  Dauoi» 

Strophenabsalz.         298,  3.  inif  DKn  strophcnabsatz. 

28* 


436  WOLFDIETERICH 

auf  ainen  grüenen  angr.  gelegen  was  der  schal, 
da  beliben    im  die   berren ;   streytes    betten   sy   sich  ver- 
wegen; 
doch  betten  sy  gedingen,  sy  sollen  dennocht  lengr  leben. 

302  Sy  pclibeu  da,  die  berren,  vncz  sy  begrailF  die  nacbl. 
Do  sprach  wolfdietreich  zu  den  beiden  geslacbt 

'  Ir  lield,  legt  euch  slafTenn  ;  ich  wil  der  schilt  wacht  pflegen.' 
'nu  welle  got'  sprach  back,  der  auserwelte  di'gen. 

303  DO  sprach  herczog  pcrchlung  'vil  liber  berre  mein, 
warumb  wolt  ir  vnns  dienen,  seyt  wir  ewr  aigen  sein? 
lut  mich  vfi  mein  Gesind  heinnacht  vor  euch  slann       26^* 
vnd  leget  ir  euch  slaffen ;  ir  seyt  ain  müder  mann.' 

304  DO  sprach  wolfdietreich,  ain  kiiener  degen  her , 
'  ia  furcht  ich  gedienen  ewr  chainem  nymmer  mer. 
lat  mich  euch  beint  dienen,  das  ist  der  wille  mein.' 

305  DO  sprach  herczog  Perchtung  'ewr  wart  ain  rauhes 

weyb: 
wie  weit  ir  vor  der  selben  gefristen  ewrn  leib? 
sy  ist  euch  nach  gegangen  vnlz  in  das  dritte  iar; 
sy  biet  euch  gern  zu  manne,  das  sag  ich  euch  fürbar.' 

306  DO  sprach  wolfdietreich   'wie  sol  ich  das  pewaren? 
es  ist  mir   libr   in  der   Jugent  was   mir  laydes  sol  widr- 

uaren 
dann  ob  es  wurd  gespart  mir  in  das  alter  mein, 
was  ich  arbait  müfs  leyden,  das  mag  anders  nicht  gesein.' 

307  DO  legten  sy  sich  slaffenn  sein  aindlef  dienslmann ; 
wachen  woll  huncz  auf  mitte  nacht  herczog  perchtung  pe- 


gann; 


wolfdietreich   wolt   nicht   slaffen,    er   gedacht,    der   kuene 


mann. 


ob  sein  maistr  gen  dem  tag  möcht  ain  weyl  rw  gebann. 

308  Als  sein  maistr  do  entslieff,  do  chora  das  rawhe  weyb 
zu  dem  feür  gegangen,  sy  sach  des  fürsten  leib, 

Sy  gieng  auf  allen  vieren  recht  sam  sy  wer  ain  perr, 

er  sprach  'pistu  gebewr?  welbr  leiifl  pracht  dich  her?'    27" 

309  DO  sprach  die  rauch  fraw  eise  'ich  pin  gebeiir  gar. 
nu   mynn   mich,    wolfdietreich,    so   chumbstu  von   sorgen 

für  war. 
305,  2.  dan  nach  ir  ausgestr. 


WÜLFDIETERICH  437 

Ich  gib  dir  ain  kiiuigrelch,  darczü  aiii  weytes  laudt, 
daz  es  dir,  her,  für  aigeii  dient  an  dein  hant.' 

310  'Nayn  ich  auf  mein  trewe'   sprach  do  wolfdielreich. 
'Ja  wil  ich  dich  nicht  mynnen,  du  volantinne  reich. 

du  hi'b  ich  zii  der  hiUe,  du  pist  des  tcüfels  genofs. 
Ja  niiit  mich  an  massen  dein  vngefüger  döl's.' 

311  Vor  zorn  nam  sy  ain  zaubr  vn  warll'  es  auf  den  mann, 
dauon  sich  wolfdietrclch  nicht  gar  wol  versann. 

vil  pald  sy  im  sein  gut   swert  vnd  seinen  volen  nam; 
ee  das  er  cham  zu  im  selbr  da  het  sy  es  von  dann. 

312  Pyfs   er  sich  nu  versan   do   grayf  er  nach  dem  swert 

hindan; 
er  wolt  sich  vnd  die  seineu  vmbrisscn  han. 
aiser  es  nicht  envannt,    do  eylt  der  chiiene  mann 
suechen  seinen  volen:  sy  het  in  auch  von  dann. 

313  DO  sprach  wolfdietreich  'wes  sol  ich  hie  pestaü? 
vnd  ist  das  nü  erwachet  mein  aindlef  dienstmann, 

so  peiit  mir  ainer  sein  swert,  der  ander  wil  mir  auch  das 

sein  geben ; 
so  kann  ich  nicht  gewissen  wie  ich  mit  in  sol  leben.* 

314  DO  chert  wolfdietreich  von  in  in  den  vinsterfi  dan.  27'' 
sy   het   gemachet   von    zauber  ain  strafs,    da  cham  er  auf 

gegangen. 
er  lief  desselben  nachtes  zwelf  meyl,  der  küene  weygant, 
vndr   ainen    schonen  pawm  da  er  die  rauhen  eisen  vandt. 

315  Sy   sprach    'wild   du  mich  noch   mynnen?'    do  sprach 

wolfdietreich 
'  uain  ich  auf  mein  trewe,  du  valantinne  reich, 
du  gib  mir  palde  widr  mein  swert  vnd  meinen  volen, 
daz  du  mir,    vngeslachtes  weyb,  hast  so  gar  pösleich  ge- 

stolen.' 

316  Sy  sprach  '  nu  leg  dich  slaffcn,  du  pist  ain  müdr  mann, 
vnd  lafs  mich  dir  schaydelen  deine  löckh  wunnesam.' 
'Der   teufel  sol   pey    dir   slaffen!'    so    sprach    der  küene 

degen : 
'was  gemaches  solt  ich  pey  dir  rauhen  weyp  phlegen?' 

317  Uor    zorn  nam    sy   ain   zauber  vfi   warff  es    auf  den 

mann, 
das  pcstund  im  an  der  prust;  slaffen  er  begann, 


438  WOLFDIETERICH 

(laz  er  miist  nydr  seyi^en  aulF  den  griienen  plan, 
do  verschriet  sy  im  sein,  dem  vnuerczagten  mann. 

318  Sy  nam  des  bares    czwefi  lock  von  den  slaff  hindann. 
sy  macht  in  zu  aine  toren,    den  lugenthaften  mann, 

daz  er  lief  unuersunen  da  ze  wald  ain  halbes  iar 

vnd  die  speyfs  nam  von  der  erde,  das  sag  ich  euch  fürbar. 

319  DO   erbacht   herczog   perchtung,    der   gelrewe  sa   ze- 

haunl.  28" 

er  erschrakch    in    seine   herlzen,   da   er   den  herren  nicht 

enuannt. 
Er  sprach  zu  seinen  sünen    '  nu  greyf  das  vnrecht  an 
vnd  wert  der  zwayer  kiinig  zekriechen  dinstmann. 

320  IR.  siilt  in  ayd  sweren ;  sich  hebt  arbait  vil. 
wie  ir  die  ayd  behaltet  Ich  euch  beschaiden  wil: 
wenn  ir  ewrfi  herren  secht  mit  äugen  an, 

daz  ir  den  der  ayd  seyt  ledig'  so  sprach  der  chüene  man. 

321  Stab  vnd  auch    taschen  nam  der  kiienne  degen. 

er  sprach  'vil  lieben  chint,  got  ruch  ewr  eren  phlegen.* 
klagent  vnd  auch  waynent  er  von  seinen  kinden  schied; 
er  suecht  seinen  herren,  als  im  sein  synn  riet. 

322  DO  tetten  die  Jungen  das  in  der  alt  gepot. 

sy  chertten  von  der  wild,  des  twang  sy  grosse  not. 
sy  chomenn  zu  den  Jungen  künigen  vnd  wurden  ir  dienst- 
mann, 
vnd  taltens  doch  nicht  gern,  die  hold  lobesam. 

323  DO  wolt  herczog  perchtung  von  dem  mer  hin  dan 
mit  gar  traurigem  müt,    vnlz  er  gen  alten  troyen  kam, 
da  er  die  rauhen  eisen  vor  aine  münster  vannt; 

sy  griiest  in  taugentleichen,  die  frau,    so  zehannt. 

324  DO  sprach  herczog  perchtung  'vil  edel  kiinigin,      28^ 
ich  pät  euch  also  gern,  möcht  es  mit  hulden  gesein, 

daz  ir  mir  zaigt  meinen  herren,  den  ir  mir  habt  genomen. 
awe  meins  lieben  herren!   wo  ist  er  hin  chomen?' 

325  DO  sprach  die  rauch  frau  eise  'ich  han  sein  nicht  ge- 

sechen. 
wie  getürt  ir  mich  sein  zeyhen?  euch  möcht  wol  layd  ge- 
schehen.' 
'Ach'  sprach  er,  '  liebe  fräwe,  als  ich  mich  chann  verslann, 
Ir  seyt  im  nach  gegangen,  dauon  ich  in  verloren  bann.' 


WOLFDIETEIUCII  43i) 

326  ER   sprach     nu   iiiuls   aller  erst   mein  freiid    ain  cude 

iiaiin. 
awe  meius  lieben  lierren!'    so  spracii  der  cliiienne  niaim. 
'lieber  got  von  liiincl,  wie  sol  mir  nu  geschehen, 
vnd  sol  ich  meinen  licrren   nyninier  lebcnlig  gesehen!' 

327  DO  »alt  herczog  perchlung  durch  die  haydenschaH'l 
mit  traurigem  müt,  Icyhes  liet  er  wol  die  kraft, 

Vbr  pcrg  vnd  übr  tal.  da  er  sein  nicht  cnuant, 
von   lavde  was    er   nach   verdorben,    der  vil  küene   wev- 

gannt. 

328  DO  schift  er  mit  layde  übr  des  wilden  meres  trän. 
Do  vannt  er  seine  siin  in  der  kiinig  hofl"  gann. 

do  ward  er  avoI  enphaiigen,  vil  laides  was  im  beschehen. 
Sy  sprachen  '  habt  ir  noch  nindert  wolfdictreichen  gesehen?* 

329  '  Nain  ich'  sprach  der  alt.  'Ja  furcht  ich  laydr,  er  sey 

todt.  29" 

mein  hertz  in  meine  leybe  leydet  arbait  vnd  not.' 
'lieber  got  von  himel,  wie  sol  vnns  dann  geschehen, 
vnd  siillen  wir  vnsern  herren   nymmermer  in  freüden  ge- 

sechen !' 

330  Dannocht  lief  wolfdietreich  woU  ain  halbes  iar 
wilder  da  ze  wald,  das  sag  ich  euch  fürbar, 

vnczt  got  nicht  lengr  wolt  die  arbait  sein  vertragen  ; 
er  sanndt  der  frawen  ainen  engel,  secht  das  wil  ich  euch 

sagen, 

331  Der  engl  sprach  zu  der  fraüen  'was  hastu  gelann, 
das  du  wild  verderben  ainen  gar  piderben  mann?" 

du  wider  thü  es  pald,  du  vngeslachtes  weyb, 

oder  dir  nymet  der  tonner  in  drein  lagen  den  leib.' 

332  Alls  die  küniuvnne  dieselben  stvmme  vernam, 

daz  sy  von  got  was  chomen,    do  hüb  sy  sich  von  dann 

pald  hincz  wald  da  sy  in  het  verlann ; 

da  vannt  sy  wolfdictreichen,  den  gar  gelrewen  mann. 

333  'Wilt  du   mich  noch   mynnen?'    sprach   do   die   frawe 

reich. 
Des  anlbort  ir  von  kriechen  herr  wolfdietreich 
'vnd  wert  ir  getauffet    sprach  der  küene  degen, 
'so  wolt  ich  mit  euch  wagen  paide  leib  vnd  auch  leben.' 

334  Er  sprach  'edle  künigin,  nu  saget  mir  Fürbar,        29'' 


440  VVOLFDIETERICII 

ob  ich   euch   gern    niyiint,    wie   chäin   ich  euch  durch  das 

har?' 
sy  sprach  'darunib  soltu  liitzel  sorgen  han, 
wann  ich  es  sicherleichen  vil  wol  gefügen  chann.' 

335  DO  fürt  sy  in  in  ainen  chyel,  den  vnuerczagten  mann, 
do  füren  mit  freuden  übr  des  meres  trann, 

da  het  sy  ain  künigreicli  vnd  auch  ain  weytes  landt. 
sy   sprach    '  wilt   du   getrew   sein,    das    dient  dir  an  dein 

hanndt.' 

336  Sy  furle  in  in  dem  lannl,  den  fiirsln  lobesam, 

für  ainen  perg,    do  wesst  sy  ainen  Junkch  prunnen  stan ; 
der  w^as  ain  halb  ehalt,  anderhalb  was  er  warm ; 
darein  sprang  die  frawe,  sy  pat  sich  got  pebaren. 

337  DO  ward  sy  getauffet.  ee  was  sy  rauch  eise  genant; 
nu  hiefs  sy  frau  sigmynn,  die  schönst  übr  all  lant. 

sy  het  die  rauhen  haut  in  dem  prunnen  gelan; 

er  het  nye  mer  gesechen  ain  frawen  so  wolgetann. 

338  Sy  was  an  dem  leib  wol  geschaffen  übr  all, 
gedroU  als  ain  kertz  übr  die  hüff  hin  ze  tal ; 
ire  Hechte  wängel  waren  gar  rosen  var; 

sy  legt  an  klayd  von  seyden,  das  sag  ich  euch  fiirbar. 

339  Sy  sprach  'wildu  mich  noch  mynnen,  wolfdietreich?' 
des  anlbort  ir  von  kriechen  der  wörd  fürst  reich 

'  ir   seyt  worden  schön  vnd  auch  gar  mynikleich : 
ir  habet  euch  woU  verchert ;    Ir  w  art  vor  dem  teüfel   ge- 
leich.' 

340  'DAuonsoltumichmynnen,  vil  vntugenthafter  mann.'  30" 
des  antbort  ir  w'olfdietreicb,  der  fürst  lobesam, 

'wer  ich  nu  als  schön  als  ich  was  vor  aine  iar, 
so  mynnt  ich  dich   gern,  das  sag  ich  dir  fürbar.' 

341  DO   sprach    fraw   sigmynne  'vnd  wellest  du  nu  schön 

Wesen, 
so  spring  in  den  prunnen,  so  pistu  woll  genesen, 
so  wirstu  sam  ain  kindel  von  czwelf  iaren  gar, 
schön  vnd  mynnigklich,  das  sag  ich  dir  fürbar.' 

342  DO  sprang  er  in  den  prunnen,  der  tugenthafte  mann, 
als  er  daraus,  zu  aine  pet  fürt  mann  in  dann  ; 

336,  2.   vor  der  correctur  Junkchfrl  jirunncri 


WOLFDIETERICII  441 

daran  legt  er  sich  sclilafTen,  der  gelrewe  wolfdictreich, 
zu  seiner  schönen  frawen;    sy  waren  niynikleich. 

343  DO  het  er  hochzeyt  mit  der  frawen  wolgctann, 
daz  er  nie  gedaclit  an  sein  aindlef  dienstmann. 

im  chom  in  sein  syn  aines  nachtes  vnd  in  den  mul 

wie  er  mit  kaiser  Orlneit  solt  streyllen,    dem  degen  gut. 

344  DO  sprach  wolfdielreich  'vil  liebe  frawe  mein, 

nu  helfet  mir  meines  mütes,  als  lieb  ich  euch  mug  gesein, 

das  ich  gestreyt  mit  orlneit,   dem  kiienen  mann. 

Ey  reicher  got  von  himel,    vnd  biet  ich  im  gcsigct  an  V 

345  Sy   sprach    'vil   lieber   herre,     was  hat   er   euch   ge- 

tann,  30' 

daz  ir  in  also  gern  mit  streit  wolt  pestann?' 
er  sprach  '  vil  liebe  frawe,  ich  will  euch  wissen  lan, 
da  ich  was  ain  klaines  kindel,    do  wolt  er  mich  twungen 

bann. 

346  Do   sannt   er   seiner  grafen    zwelf    in    meines    vaters 

landt, 
ich  solt  im  zinsen  purg  vnd  auch  lannt,  tatten  sy  mir  pc- 

channt. 
ich  enpot  im  hinbidr,    als  ich  wurd  zu  aine  mann, 
so  wolt  ich  in  zegarten  vmb  mein  aigen  laut  pestann. 

347  Nv  pin  ich  gewachsen  vn  worden  zu  aine   mann ; 
nu  wil  ich  in  zegarten  vmb  mein  erb  bestaun; 

sein  gesell  wil  ich  werden,  vnd  gesig  ich  im  an : 
darczii  siilt  ir  mir  raten,  fraw  gar  woU  getann.' 

348  Sy  sprach  '  ir  seyt  mir  lieb,  ich  hilf  euch  aus  der  not, 
daz  ir  von  kayser  ortneyt  nicht  geliget  todt.' 

Do  hiefs  sy  im  peraiten  ainen  chyel  gar  wunnesam 
mit  gutem  greiffen  gefider,  der  was  woU  getann. 

349  DO  hiefs  sy  dem  herren  in  den  chyel  tragen  dar 
ain  palmat  seydem  herabde,  das  sag  ich  euch  fürbar : 
sannt  pangräczien  hayltumb  darjnn  versigelt  was; 

es  was  von  hundert  vachen ;  darjnn  er  vil  dikch  genafs. 

350  Auff  punden  sy  die  segel,  die  vnuerzagten  mann, 
do  füren  sy  mit  freuden  übr  des  meres  traun. 

Do  er  kom  zu  landt,  er  chert  gen   garten  hin  dann;    31* 
da  erpaist  er  ündr  ain  linden,   der  tugenlhafte  mann. 

351  Vmb  dieselben  linden  was  es  also  getann 


442  VVOLFDIETEHICH 

das  nicmaniil  diiroli   chürlzweyl  gelorsl  dariindr  ganu, 

er  war  dann  durch  strvt  chonien  in  das  landl; 

darunib  so  was  wolfdietreich  chönien,  der  cliüene  weyganl. 

352  Auir  derselben  linden  sungen  die  vogelein. 
wie  möclit  do  sein  freiide  grosser  gewesen  sein? 

als  er  die  stynime  erhört  vfi  den  freiiden  reichen  schal, 
do  freut  er  sich  der  wunne,  do  sang  wol  die  nachligal. 

353  DO  sang  wol  yeder  vogel  sein  stynime  sunderbar; 
dauon  wart  wolfdietreich  in  hertzen  freudn 

vnd  daz   von  dem  schal  entslieff  der  chiienne  mann. 
Do  cham  kaysr  orlncyt  an  ain  zynnen  gann. 

354  ER  stund  an  aincr  zynnen,   der  wörd  kayser  gut. 
pey  im  die  schön  frau  liebgarl;  die  gab  im  hohen  mut. 
Sy  sprach  'kayser  ortneyl,  wart  hin,    vil  werder  degen, 
ich  sach  sich  so  gewalligklichen  niemer  kainen  darlegen.' 

355  ER  sprach  'vil  liebe  frau,  das  gat  im  an  das  leben 
kurczleichen    von   meinen    banden,     das    wisset,    schönes 

weyb. 
er  vert  mit  ainem  schal  sam  das  lannt  sein  aygen  sey. 
es   wonet    vil    grosser    vberniüt    seinem    hertzen    nahent 

pey.  31'' 

356  DO  sprach  die  schone  fraw  'nain  lieber  herre  mein, 
er  mag  wol  wesen  miit  vnd  verr  gestrichen  sein. 

ir  lat  in  rw  pflegen ;  er  ist  ain  küener  degen : 

sich  getorst  ain  zager  nymmer  mer  vnder  die  linden  legen.' 

357  ER  sprach  '  vil   liebe   frawe,    ich   gelaub,    ir   seyt  im 

holt, 
in  chan  doch  nicht  gehelfen  sein  vil  rotes  golt 
daz  im  durch  die  prunnge  vnd  durch  den  heim  gut. 
Ja  mül's   er  mit   mir  streyttcn,   wer  er  noch   als  hochge- 
mut.' 

358  Sy  sprach  '  vil  liebr  herre,  warnmb  soll  ich  im  wesen 

holt? 
ich  gesach  in  mit  äugen,  darumb  wil  ich  wol  sweren  wolt. 
Ja  rat  ich  euch  auf  mein  trewe,  ir  sült  sein  nicht  peslann.' 
do  sprach  kaysr  ortneyt  'ia  wirdt  er  sein  nicht  erlann.' 

359  ER    sprach    'jtey  meinen  Irewcn,    ich    gesten  im  kam- 

phcs   pey. 
354,  4.   sy  so  vor  sich  so  ausgestr. 


WOLFDIETEIUCII  4i3 

er  vert  mit  aiiir  sclialle  sam  das  laut  sein  ai^'cn  sey. 
(las   haun  ich  her  pehalten  vor  inaui|jem  Averden  manu ; 
er  mul's  mein  reich  sicLrleidi  lij^en  hmn.' 
300     DO  sprachen  sy  do  alle,  die  seinen  dienslman 
'  herre,  snllcn   wir  mit  euch  zu  der  linden  gann?' 
'Ich  will  in  alain  zu  hochen  preyfs  pestann.' 

361  DO  hiel's    er   pald    springen    seinen    harnasch   für    sich 

p  ringen ; 
an  wapent  sich  der  kaysr,  sechl,  das  wil  ich  euch  sagen; 
ainen  Schaft  grossen  nam  er  in  die  haut; 
Do  gieng  er  zu  der  linden  da  er  wolfdietreichen  vanndt. 

362  ER  slyefs  in  auf  die  prust,  der  kayser  hochgemut.   32* 
auf  sprang  wolfdietrcich,  vil  zornig  was  sein  mul, 

er  sprach   'vn   phlagt  ir    tugent,   ir   solt  mich  anders  ge- 

wekchet  hann. 
ir  vordert  mich  vngefiige,  ir  habt  vnhödich  gelann.* 

363  '  IR   werdt   slreyltes   nicht  erlassen,    streilles  pestann 

ich  euch  pey. 
ir  vart  mit  ainem  schal  sam  das  lanndt  ewr  aigen  sey: 
das  bann  ich  her  behalten  vor  manigem  werden; 
Ir  müesset  mir  sicherleichen  mein  reich  ligen  lann.* 

364  'SO  strikchet  mir  die  riemen,  seyt  ir  ain  pider  mann, 
ich  waifs  euch  woU   so  chüenen  das  ir  mich  wol  türt  pe- 
stann. 

ich  hann  von  ewr  manhait  alsuil  vernomen 

vnd  pin  auch  durch  slreyttes  willen  auch  her  land  chömen.' 

365  'IR  werdt  sein  nicht  erlassen,  degen  hoch  gemut.' 
auft'  pannt  er  wolfdietreichen  seinen  heim  gut; 

do  strikt  er  im  die  riemen  mit  den  henden  sein ; 
Do  cham  hin  nach  geslichen  die  edel  chäyserin. 

366  DO  wolt  sy  besehen  weder  dem  andern  angesiget. 
do  giengen  sy  zii  slreyt  die  czwen  küenne  mann. 

do  wurden  sy  nicht  innen    der  frawen  wol  getann  ; 
die  schilt  begunden  sy  vassen,  die  zwen  küenne  manu. 

367  Sy  stunden  gegen  ainandr,  ainer  den  andern  an  sach. 
gern  miigt  ir  hösen  wie  der  kayser  sprach  ; 

er  sprach  'degen  chiien,  nu  sag  mir  Deinen  namen,     32'* 
das  ich   dich  miig  erkennen  des  soltu  dich  nicht  schämen.' 

368  DO  sprach  wolfdietreich   'das  wer  ain  grosse  zaghait, 


4i4  WOLFDIETEIllCII 

vnd  soll  ich  dir  so  pald  von  meinem  künn  sagen, 
wer  mein  valer  wer  odr  von  wannen  ich  sey  geporn. 
was  habt  ir  des  zefragen?  das  ist  mir  auf  euch  zorfi/ 

369  '  3Iich   zymmet    an   ewrn    gepärden    (ir   scyt  so   hoff- 

leich), 
ir  seyt  von  wilden  kriechen  wolf  her    dictreich, 
Ich  hau  von  euch  vernomen    daz  ich  gern  gehört  hann.' 
'so  wert  euch,   heV  orlneit  5    euch   wil  der  wolf  pestann.' 

370  DO  Sprüngen  sy  zesamen,    die  czwefi  küenne  mann, 
üo  ward  vil  michel  wundr  von  in  payden  gclann. 

es  slueg  ye  ainer  den  andern  drey  stund  auf  das  land; 
zu   dem   vierden  mal   wolfdielreich  viel   zu  der   erden  zu 

hanndt. 

371  Wie  pald  wolfdielreich  widr  auf  sprang! 
sein  vil  gut  swert  im  in  der  hende  erklang. 

'nu  wert  euch,  chaysr  ortneyt!   ee  sich  volendel  diser  tag, 
so   wirdt   euch   wol    vergolten   von  mir   diser    vngefüger 

slag. ' 

372  Sein  swert  zepayden  henden  wolfdietreich  nam, 
mit  vnuerczagtem  mut  lief  er  den  kayser  an ; 

er  slueg  im  auf  das  haubet  ainen  so  geswinden  slag 
daz  der  kaysr  ortneyt  vor  im  lag, 

373  Vnd   daz   er   auch   zu   der   stund   weder   gehört   noch 

gesach 
noch  zu  denselben  zeytten  nie  kain  wort  gesprach 
vnd  daz  im  das  plüt  ze  mund  Vnd  ze  oren  aus  sprang.  33' 
wie  pald  die  kayserin  vbr  iren  herren  spranng ! 

374  Sy  sprach  '  vil  lieber  herre,  was  hann  ich  euch  getann, 
daz  ir  mir  habt  verderbet  meinen  lieben  mann? 
pringet  mir  des  prunnen,  daz  ich  den  herren  mein 
gelab.'  Do  sprach  wolfdielreich  'wo  mag  das  wassr  sein?' 

375  '  DA  cheret  ir  zelal  von  der  linden  hin  ze  lal 
vnd  fudert  euch  herbidr  zu  vnns  auf  den  wal, 

das  ich  gclab  den  herren.  tut  es  durch  den  willen  mein.' 
er  sprach  ''ich  tun  es  gern,  vil  liebe  frawe  mein.' 

376  DO  gieng  wolfdietreich  durch  den  vinstren  tann. 
in   seinem  guln  heim  er  des  wassers  nam. 

Do  cherl  er  zu  der  linden  da  er  sy  payde  vant; 

da  labten  sv  in  mit  züchten,  orlneyten,  sa  zehanndl. 


WOLFDIRTKIUCFI  445 

^77     Als  er  cliain  zekrclllcn  viid  wider  auf  sacli, 
vil  gern  mügt  ir  hören  wie  der  chayser  sprach, 
'vil  lieber  herre,   Ist  das  die  frawe  mein? 
mag  sy  mit  kainer  lieb  ewr  gewesn  sein?' 

378  DO  sprach  gezogenleichen  der  getrewe  wolfdielreich 
'nain  sy  zwar,  lierre ;  i\cm  tut  sy  nicht  geleich. 

ir  wärt  des  leybes  ain  gast,  war  die  l'rawe  mein, 
sy  sylzel  euch  wol  so  nahen  sy  mag  wol  ewr  sein. 

379  Do  sprach  gezogciileiclien  Orlneyt,  der  chüene  man 
'war  es  an  ewrri  willen,  Ich  wolt  euch  zugesellen  han.'    33'' 
Do   sprach    woirdielrcich  'mein  trew  wil  ich  euch  geben 
das  ich  euch  haun  zugesellen  die  weyl  ich  hann  das  leben.' 

380  DO  swuren  sy  zesamen,  die  fiirslen  lobesam, 

sy  schied  niemant  dann  der  todi,  Die  czwefi  kuen  mann. 
Do  sprach  wolfdietrcich,  der  ausscrwelte  degen, 
'was  du  wild,    das  sol   geschehen.'    er  kiind   wol   lugenl 

pflegen. 

381  DO  giengens  mitcinandr  auf  die  purg  hin  dann. 

do  wurden  sy  woU  enpliaiigcn  von  den    frawen  gelann. 

DO  chert  sich  herumb  die  edel  kayserin, 

sy  pat  die  czwen  gesellen  got  billchomen   sein. 

382  DO  pelayb   er  zu  garten  woil  ain  halbes  iar, 
daz  er  nie  gedacht  an  sein  frawe  chlar, 

die  er  dalz  allen  troyen  het  hindr  im  gelann ; 
des  verdrofs  fraw  sigmifi  nach  dem  vil  kiienen  mann. 
3S3     IN  pegunde  die  kayserin  mit  äugen  plikchen  an. 
das  sach  gar  vngerfi  orlneyt  der  werde  mann : 
er  gedacht  das  sy  mynnet  wolfdietreichen  schönen  leib; 
doch  verlofs  er  nicht  gern  sein  ere  vnd  das  w^eyb. 

384  DO  sprach  gezogenleichen  Orlneyt  der  kayser  gut 
'wenn  wildu  von  hinnen,  gsell  hochgemut? 

hat  dir  yemant  icht  gesaget  von  der  frawen  dein, 
vnd  auch  von  deinem  land,  ob  es  wirden  gesein?' 

385  DO  sprach  wolfdielreich,    der  tugenlhafte  mann,      34" 
'nain,  vil  liebr  gsell,    ich  hann  gar  vnrecht  gelann; 

ia  prich  ich  mein  trewe  an  der  lieben  frawen  mein; 
Ich  soll  vor  manigen  zeylten  zu  meine  lannde  sein.' 

386  VRlaubt  sich  von  danuen  der  tugenlhafte  mann. 
Do  körlt  er  sich  vil  pald  gen  dem  mer  dann : 


44C  WOLFDIETEIIICII 

da  vannd  er  sein  frawen  aii  dem  sladc  stann ; 

sy  was  im  nach  gciiaren  vnd  wolt  in  gesuecliet  hauii. 

387  Sy  fureu  hin  widr  vbr,  sy  waren  gar  wunnsam, 
hincz  der  allen  Iroyen,   als  wir  vernomen  liann. 

da  peliben  sy  mit  Ireuden  zwelf  wochcn  odr  mör. 
aines  lages  rait  wolfdietreich  zu  ainem  grossen  see. 

388  DA  wolt  er  Jagen  mit  den  liundcn  sein ; 
mit  im  fürt  er  sein  frawen  in  den  wald  hin  ein 

vndr  ein  gezelt  von  seydeu ;    sein  freud  ward  maniguall ; 
er  wolt  ain  weyl  eiintwadlin  der  cliüenc  degen  pald. 

389  Recht  als  er  kiirlzweyl  mit  der  frawen  wolt  hann, 
Do  cham  vil  schier  gelauffen  ain  tyer  gar  wunnesam  : 
das  was  ain  hirfs  schöner,  secht  das  sag  ich  euch  wol; 
sein  gehiirn  was  im  guidein  mit  gold,  des  was  er  dol, 

390  Als  in  ain  allter  ritter  het  in  denn  Wald  gesannt  34'' 
durch  schöner  frawen  willen,    der  was   traisian  genannt, 
als  wolfdietreich  den  hirfs  an  sach, 

vil  gern  mügt  ir  hören  wie  der  getrewe  sprach. 

391  'N\    lat  euch  nicht  verdriessen,  vil  liebe  frawe  mein, 
ich  mufs  nach  dem  wild  mit  den  hunden  mein.' 

er  Jagt  im  nach  vil  pald  vnd  andr  sein  mann ; 
die  fraw  ward  allain  vndr  dem  gezelt  verlan. 

392  DO  cham  der  allt  rittr  zu  der  frawen  wolgetann, 
die  fürt  er  von  dannen  vbr  des  wilden  meres  trän 
auf  ain  schöne  vesst,  die  was  gar  wunnesam, 

die  lag  in  seine  lannd  ;    dauon  wolfdietreich  layd  gewann. 

393  DO  hett  er  die  frawen  wol  ain  halbes  Jar, 

das  nicmant  west  wo  sy  was,  das  sag  ich  euch  fürbar. 
wolfdietreich  das  gejaid  auf  den  hirfs  uam ; 
er   eylt   im   pald    nach    so   laung  vncz   im  nu  mueden  pc- 

gann. 

394  Do  erpaist  der  degen  edel  da  er  sein  frawen  het  gelan, 
der  chün  degen  pald  er  cham  des  abenlz  spat  zu  dem  ge- 
zelt gann; 

da  vannd  der  herre  niemant  der  da  pey  wer  peslann. 

395  Als  er  do  die  frawen  nindert  vinden  chund, 
sein  klag  ward  vngefüeg  an  der  selben  stund; 
Do  sprach  aus  laide  der  getrewe  wolfdietreich 

vnd   sullen   wir  nu  verloren  han  die  frawen  miniklich?' 


\N  OLFDIICTKIUCII  447 

39G     ER    nam   aiiieii    rauhen    liolzen,    er    legi    in    an    dm 

leib ;  35' 

sein  swerl  in  .liiien  jtalnj  niaclit  er  vnd  sueclil  sein  weib ; 
ei"  flierl  liin  vnd  j^edaclil  ob  sy  wer  hain»  körnen 
odr   ob  in  seinem  lannd  venianl  von  ir  icbl  vernomen. 

397  DO  er  sy  da  baini  nicht  vannt,    do    cberl    er  vbr  des 

nieres  Irann 
in  seinen  jaulen  ehyel  den  im  die  fraw  hei  verlann. 
Do  er  chom  binvbr,   Do  bueb  er  sich  von  dann 
mil  vil  traurigem  niut  vucz  er  gen  garten  cham, 

398  Aul'  die  guten  vesten  da  er  ortiieyln  vanndl. 
da  was  iiiemanl  da  der  den  hcrren  ercliannl, 
wie  im  doch  da  wer  liebes  vil  gescbelicn 

vn  mann  in  auch    vil  dikch  bot  in  l'reüden  gesehen. 

399  J)0  in  do  niemanl  ercbannt,    den   tugenthallen  mann, 
Do  pal  er  chayser  orlneyt  das  er  in  da  liel's  peslann. 
Do   sprach   kayser  orlneyt  'Ich  wil  euch  sein  nicht  ver- 
sagen. 

wannen  baslu  bi-r  gewallel  ?  des  mül's  mich  wunder  haben. 

400  llastu  ibt  ver    gewallel  durch  die  Ironibden  lannd? 
odr  baslu  icbl  vernomen  von  woll'dielreichen  dem  weyganl?' 
er  sprach  'vil  liebr  herre,  Ich  ban  sein  niclit  gesechen 
vnd  chann  auch  der  warhait  nicht  recht  von  im  verjeben. 

401  ich  pin  vil  vcrr  herr  gewall  durch  die  frombden  lannd. 
der  da  baist  Wolfdielreich,  der  ist  mir  vnercbannt.'  3ä'' 
er  nam  in  pey  der  hende,  er  weist  in  mit  im  dann, 

•    er  rugkt  im  einen   sessel  für  den   tisch,  der  kiiene  mann. 

402  IN  pegunde  die  kayserin  mit  äugen  plikcben  an; 

Do  erluchl  sy  lugentleichen,  sy  ercbannt  wol  den  küenen 

mann, 
als  sy  nu  heücn  geessen,   der  kayser  wolt  slallen  gann, 
mil  im  die  schön  fraii  liebgart,   die  was  gar  woU  getann. 

403  Als  der  kavsr  do  entslieU",    do  hub  sv  sich  von  dan ; 
do  vannt  sy  den  waller  auf  dem  hofe  gan ; 

sy  enphicng  in  schon  vnd  sprach  'Ich  ercbenn  euch  wol.' 
do  wurden  im  vor  layd  die  augcu  wassers  vol. 

404  Sy  sprach  '  wolfdielreich,  wie  seyt  ir  so  getann? 

ist  euch  icbl  laid  bescheben?  das  sult  ir  mich  wissen  lann.' 
402,  2.    mil  äugen  voi'  lugentleichen  ausgesfr. 


448  WOLFDIETEHICII 

er  sprach  'seyl  ir  mich  erchennet,  so  muls  ich  euch  ver- 

iehcn,     , 
mir  ist  in  frombdcn  landen  gar  uil  zu  laid  bcschehcn,* 

405  Er  sprach  'Ir  siilt  mich  nicht  melden  als  lieb  ich  euch 

müg  gesein.' 
'Ich  gelraw  es  wol  versweygen'  so  sprach  die  kayserein. 
do  gieng  sy  vil  pald  da  sy  orlneylcn  vandt; 
do  was  er  nu  erwacht,   der  kiiu  sa  zchannt. 

406  Sy  sprach   'vil   lieber  herre,    was  sol    den  der  zelonc 

bann 
der  dir   zaigt  wol  gesunden   Wolfdietreichen   den  küenen 

mann?'  30' 

Do  sprach  der  kayser,  ain  ausserwelter  dcgen, 
'Ich  woll  im  immer  gern  payde  leyhen  vnd  geben. 

407  N  nd  solt  ich  meinen  gesellen  mit   äugen  sehen  an, 
mir  möcht  in  aller  weit  nicht  lieber  sein  getan.' 

sy  nam  in  pey  der  hende  vnd  hisfs  in  mit  ir  gann ; 
do  funden  sy  den  waller  dort  in  der  purg  stann. 

408  Sy  sprach  'schaw  deinen  gesellen,  wie  er  ist  getann, 
vnd  klagen  wir  seinen  kummer;  er  ist  ein  getrewer  mann.* 
als  in  do  der  kayser  verrist  an  sach, 

gern  mögt  ir  hörn  wie  er  zu  wolfdietreichen  sprach. 

409  Er  sprach  '  warumb  verlaugenst  du  gen  mir  des  namen 

dein? 
wenn  ich  dich  nicht  erkenne,   du   sollest  dich  nicht  schä- 
men sein.' 
Do  sprach  er  mit  züchten,  der  getrew  wolfdielreich, 
'Ich   klag  dir  meinen  kummer,  vil  werdcr  kayser  reich. 

410  Ich  hct  die  schönsten  frawen   als  sy  ye  kain  man  ge- 

wann ; 
die  ist  mir  verstolen  ;  dauon  ich  kummer  bann.' 
'wie  lang  baslu  sy  gesuecbet?  das  sag  mir,  küener  degen.' 
er  sprach  'ain  halbes  iar  bann  ich  vngemaches   pflegen. 

411  Vnd  solt  ich  also  lang  leben,    so   wer  mir  pesser  der 

tod.' 
Do  sprach  der  werde  kayser  'Ich  hillT  dir  aus  not.' 
Do  sprach  von  Kriechen  der  getrew  wolfdielreich         Sß^ 
'so  lallest  du  zwar  aine  kind  geleich. 
411,  4.  nach  kiod  ist  wolfdielreich  aiisgestr. 


WOLFDIETEUICII  4/*9 

412  ia  sollu  hie  zu  lannd  poy  deiner  fraweii   pcslann. 
waruiub  wolleslu  die  von  meinen  wegen  lann?' 

Do  sprach  gezoj^enlcichen  orlneyt,    der  kayser  reich, 
'Ich  will  mit  4lir  von  hinnen,   das  wil's  sichrleichen. 

413  Seyt  ich  dich,  liebe  gesel,  lebenlig  hann  gesechen, 
paydc  lieb  vnd  layd  miils  mir  pey  dir  beschehen.' 

die  herreu  woiden  payd  mit  einandr  von  dan: 
des  begunde  hayls  waynen  die  fraw  wolgelann. 

414  Sy  klagt  daz  sy  mit  äugen  het  wolfdielreichen  ye  ge- 

sehen, 
seyt  ir  so  grosses  laid  von  im  seit  beschehen. 
Do  sprach  gezogenleich  der  getreu  wolfdietreich 
'Ja  will  ich  allain  suechen   mein  fraw  sichrleich. 

415  Dauon  gebet  mir  vrlaub  ;  ich  wil  von   hinnen  varen. 
ortneyt,   mein  geselle,  got  mufs  dich  pewaren.' 

Do  sprach  gezogenleichen  ortneyl,  der  kayser  reicJj, 
'Ich  will  mit  dir  von  hinnen,    gscll  wolfdietreich. 

416  Vnd   wil  dir  helfen  suechen  dein  frawen  wolgelann, 
odr   mich    sich    ze    garten    In   früudcn   nymmer   mer    kain 

mann.' 
Do  zugen  do  die  herren  paydc  ze  fuessen  von  dan ; 
rofs  vfi  auch  gute  klaidr  31üchtens  woll  gebunnen  hann.  37" 

417  Sy  giengen  holcz  vn  hayd,  die  czwen  küene  mann, 
an   trinkchen  vnd   an    speyfs,    als   ich    euch    wol   gesagea 

kann, 
sy  giengen  miteinander,  die  czwen  dcgen  gut, 
vnlz  an  den  vierden  morgen,  die  degcn  hochgemiit. 

418  Sv  chomcn  hincz  ains  waldners  haufs,  die  czwen  kücne. 
der  wirt  sy  tugentleich  enphieng,  als  wir  vernomen  lian. 
Do  sprach  der  waldncr  '  vil  lieben  herren, 

weit   ir    heint   hie  peleiben,    ICIi    gib  euch  mein  prot  vnd 

mein  wein 

419  vnd  auch  wilprät'  so  sprach  des  waldes  mann, 
'ir  habt  mir  hie  zewald  nie  nicht  zelayd  getann,' 

Do  sprach  kayser  ortneyl  '  wir  snllen  dir  sein  nicht  ver- 
sagen : 


du  hast  mir  vil  gedient;  des  soltu  genad  haben 


412,  3.  fiirste  r  vor  kayser  ausgcstr.        418,  4.  viit  peleiben  sclilicfu 
in  der  hs.  die  strophe. 

Z.  F.  D.  A.  IV.  29 


/,5()  WOLFDIETEniCII 

4*20     Nv  ist  also  chomcn  das  vnns  ist  beschöhen  not.' 
aiii  gantze  reiche  Wirtschaft  in  der  waldner  do  erpot. 
Do  sprach  abr  der  waldner  '  vil  lieben  lierren  mein, 
Ir  sült  encli  legen  slallen ;  Ir  niügt  wol  mued  sein. 
'«21     als  der  kayser  do  enlsliell",  wolfdietreich  hueb  sich  von 

dann. 
DO  liefs  er  sein  gesellen  hinder  im  peslann. 
gar  tngenlleichen  er  sich  dem  waldncr  erpot; 
er  sprach    du  soll  im  nicht  zaigcn  nach  mir  des  ist  im  not 
All     Tliu    es    durch    meinen    willen    vnd    Iiieis    den    kücncn 

man  37'' 

hie  haim  pey  seine  land  pey  seiner  frawen  pestann.' 
vrlaub  nam  er  von  dem  waldner.    Do  chert  er  von  dan. 
er  cliani  auf  ain  smalen  staig,  darauf  chert  der  kiiene  man. 
42.3     DO   gieng    er    hollz    vnd    hayd   volligklich    woU   siben 

tage, 
an  trinkeben  vnd  an  speyfs,    das  sag  ich  euch  fürbar, 
dan  laubes  vnd  auch  wnrtzcn,  die  er  ze  wald  vannt, 
vnd  auch  des  grüenen  kräutz   nert  sich  der  weygant. 

424  DArnach  der  knene  degen  ser  raüeden  pegann. 

pey  ainer  hochen  stain  wanndt  entslief  der  kuene  mann, 
vor  dem  selben  stain  vannl  er  ain  linden  stann, 
darob   so  lag  ain  mermel,  der  bas  gar  wunnesam. 

425  DArvndr  was  ain  vrsprung  vnd  dapey  guter  wurtzen  vil : 
darzu  legt  er  sich  slaffen  ;  der  smakch  was  seines  herczen 

spil. 
Do  was  derselb  stain  hoch  michl  vnde  prayt. 
do  het  sigmin  an  ain  venstr  gelait. 

426  DAs  gieng   aus  der  purg  darein  vnd  sy  gefüret  was. 
do  het  sich  im  ze  hail  vil  wol  gefuget  das 

sy  zu  dem  venstr  was  komen  zu  derselben  zeyt 
ee  das  er  chäm  von  dannen,  der  fürst  vil  gemait. 

427  DA  schawt  sy  vbr  den  wall  gegen  dem  prunnen  dan. 
Do  sach  SV  auf  dem  stain  li^jcn  den  wallenden  mann. 
Do  kam  zu  ir  Gegangen  der  alt  drasian :  38* 
sy  sprach  'vil  liebr  herre,    weit  ir  nü  mein  hulde  bann, 

428  SO  pring  mir  den  waller  der  dort  auf  dem  stain  leyl; 
so  will  ich  pey  dir  slaffen. '  Do  sprach  er  des  wer  woU  zeyt.' 

420    die  slropJie  leicht  in  der  hs.   bis  421,  1  von  dann 


WOLFDIETEKICII  451 

Do  gieng  er  aus  der  piirg  der  all  drasian. 

Do  vaiid  er  wolfdiclreiclien;  er  liiels  in  pald  auf  staun. 

429  er  spracli  'willu  mit  gemach  an  mein  herbcrg  wesen, 
Ich  laist  dir  gut  Wirtschaft,  du  machst  auch  wol  genesen.' 
Do  sprach  wolfdietreich    des  ist  mir  also  not; 

ich  wil  es  ymmer  dienen.'  des  twang  in  hungers  not. 

430  'Sein  ist  manig  tag  das  ich  nie  wirt  gewann.' 
'So  gang  mit  mir  von  hinnen'  sprach  do  der  drasian. 
er  fürt  in  tugenlleichen  mit  im  auf  die  purg  hin  dan ; 
er  safs  zu  ainem  fcür  das  gar  schon  prann. 

431  DO  safs  wolfdielreich  vnd  het  guten  gemach. 

wie  uast  der  degen  edel  in  der  purg  all  vnib  sich  sach ! 
er  wart  nach  seiner  gewonliait.   Do  sach  der  kiienc  manu 
ainen  schönen  vnibhanng,    dauon  er  freüd  gewann, 

432  Der  im  mit  der  frawen  von  dem  gezelt  ward  genomenn. 
er  gedacht  'ich  pin  zehayl  zu  diser  purg  körnen. 

wie  pald  wolfdietreich  von  dem  feür  aufsprang! 
do  schaut  er  also  gern  denselben  vmbhanngk. 

433  DO  sprach  der  all  drasiann  'dir  möchl  vil  liebr  sein,  38'' 
der  dich   liefs   pey   dem   feür   vnd   phflegen  des  gemaches 

dein, 
dann  das  du  al  vmb  schauest.'  Do  sprach  der  küene  mann 
'mann  schawel  manig  ding  durch  wunder:  als  hann  auch 

ich  gelann.' 

434  ER    sprach    '  ich    hann    vil    fröiiidcr    mifr   kiirlzleichen 

komen, 
die  nu  in  dem  land  erst  sind  aus  chomen.' 
Do  sprach  der  alt  'was  mag  das  gesein? 
vnd  möchteslu  vor  vntreüenn  phlegen  nicht  des  gemaches 

dein?' 

435  Do  sprach  wolfdietreich  '  wie  sol  es  vns  ergann, 
daz  der  kayser  orlneyt   betwinget  so  manigen  man?' 
Do  hellen  sy  der  mer  also  vil  gesait: 

do  safs  gezogenleichen  mit  ganlzer  wirdigkail 

436  wolfdietreich  pey   dem  feür:    in  dauchl  die  weyl  gar 

zelanng 
vntz  das  mann  mit  der  speyfs  zu  dem  tische  drang. 
mann  begund  laut  rueffen  das  mann  das  wasser  näm. 
Do  kom  gen  hof  gegangen  gelwerg  gar  wol  gelanu. 

29* 


452  WOLFDIETEUICII 

437  DO  tranng  für  den  tisch  m.inig  klueges  twerg; 
die  pautcn  siclirleichcn  die  piirg   vnd  den  perg. 
Darnach  kam  gegangen  die  kaysercin  reich ; 

SV  pat  got  willkomen  sein  den  getrewen  wolfdielreich. 

438  Sy  naygt  im  mit  dem  haubt,  also  teil  auch  der  kiiene 

man, 
sy  sprach  'mann  sol  den  waller  heint  vor  mein  essen  lann.' 
mann  trneg  im  ain  sessel  für  den  Tisch  dan.  39" 

in  pegund  die  kayserin  vil  dikch  plikclicn  an. 

439  Sy  sprach  'habt  ir  iclil  verr  gewallet  durch  die  lannd? 
habt   ir  icht  vernomen  von  aine  der   ist  wolfdielreich  ge- 
nant?' 

er  sprach  'vil  liebe  fravve,  ich  lian  sein   nicht  gesechen 
vn  kann    auch   euch    der  warhait  nicht  recht  von  im  ver- 

ielicn.' 

440  Sy  sassen  an  dem  tisch,  kürlzweyl  hellen  sy  vil, 

sy  hellen  von  Irinckchen  vnd  von  speys  ires  herlzen  spil, 
wes  sy  nur  gerlen,  vnd  darczu  sayllen  klang, 
manigerlay  kürlzweyl,    dauon  ir  hcrlz  in  freuden  rang. 

441  DO    sy    nu   hellen    gessen   vnd  die  tische  wurden  hin 

getragen, 
das  wil  ich  euch  sagen. 

er  gedacht  in  seine  miit  '  nu  getrau  ich  gesogen  wol 
wes   mir   nu   wirdt   zu  müt  zwe   recht;    mein   ding  stat 

woll.' 

442  ER    sprach   '  ich    hann   vil    frömbder  mt"r  kürlzleich  in 

dem  land  vernomen 
vnd  die  auch  kürlzleich   ze  wege  sint  komen.' 
Do  sprach  der  alt  drasian  'was  mag  abr  das  gesein? 
raagslu  von  vnlreücn  pflegen  nicht  des  fridcs  dein?' 

443  ER   sprach   'es    hat   ze    allen    troyen  ain  Jungr  künig 

reich 
kürlzleich  hochtzeyt  gehabt  mit  ainer  frawen  miniklich.' 
die  frawe  pegunde  wainen,  die  äugen  wurden  ir  rot 
vnd  vbrliifTen  ir  dikh,  des  gieng  sy  grosse  not. 

444  DO  sprach  abr  der  alt  drasian  'was  hastu  getann?  39'" 
du  hast   petriibt  mein  frawen ;    es   mufs   dir  an  das  leben 

gann.' 
444,  2.  gann  roth  durchstfichen. 


WOLFDIETEIUCH  453 

Do  sprach  die  frawe  'nain,  liebr  herrc  mein  5 

so  wolteslu  an  mir  preclieii  die  grossen  Irewe  dein.' 

445  Sy    sprach    '  herre,    icli   wolt   noch    nie   deines  willen 

pflegen : 
des  wii  ich  mich  verbegen,  daz  du  in  lassest  leben.' 
de  sprach  abr  der  all  drasian  '  vnd  mag  das  slät  wesen, 
Ich  wil  in  durch  deinen  willen  noch  gern  lann  genesen.' 

446  DO    sprach  abr   der  alt   drasiann    '  wir   sullen   slafleu 

gan.' 
also  sprach  er  aus  fräudcn,  er  was  gar  wunnesam. 
die  twerg  giengen  von  dannen  ;  er  nam  sy  pey  der  bannt: 
wie  pald  wolfdietreich  den  kotzen  aufpanndl ! 

447  Sein  swert  aus  dem  palm  prach  der  kuene  manu, 
'sy  ist  lang  hie  gewesen,  die  fraw  wolgetann ; 

sy  müls  mit  mir  von  bynnen.    ir  vngetrewer  mann, 

ir  stall  mir  sy  läslerleichen,   do  ir  sy  fürt  von  dannen.' 

448  Do  sprach  der  all  drasian  '  vn  well  ir  euch  vmb  sy  an 

neraen, 
vad   peslund    ich    euch   zägleichen,    das    möcht    mir    vbl 

zemen. 
wir  süllu  vmb  sy  slreitten,  vnd  wer  sy  den  behab, 
dem  werd  die  schon  frawen  vn  alles  das  sy  hab.' 

449  Do  ward  wolfdietreich  aus  der  massen  fro. 

drey  vil  liecht  prunnen  pracht  mann  dem  Wirt  do;      40* 

die  trug  man  vil  schyer  zu  in  auf  den  sal. 

der  wirt  sprach  '  nym  dir  aine,  ich  wil  dir  lann  die  wal.* 

450  Ain  priinne  die  was  all  vnd  weylter  ring  gar: 
die  tzwo  waren  liecht  vnd  auch  gar  silbr  val. 
wie  pald  wolfdietreich  do  zu  der  alten  sprang! 

do   sprach    der   alt   aus    layde    'was    geyt    dir    disen   ge- 

dankch?' 

451  Au  wappeul  sich  do  pald  der  alt  drasiann. 
wolfdietreicheu  den  verwappenl  die  frawe  wolgetann : 
do  strikt  sy  im  die  riemen,  die  frawe  miniklich ; 

die  freüd  sich  in  dem  hertzen  der  getreu  wolfdietreich. 

452  DO  Sprüngen  sy  zesamen,  die  czwen  kiienen  mann. 

445,  3.  Das  du  in  lassest  leben  vor  do  sprach  als  anfang  einer  neuen 
stroi)he  iviedcr/ioU.  450,  2.    gar  nach  liechl  ausgestr.  4.  er 

vor  dir  ausgestr. 


454  WOLFDIETERICH 

do  ward  vil  michel  wuiidr  von  in  payden  gelann. 
es  sclilueg  ye  ainer  den  andern  auf  das  landt 
wol  funfstund.   zu  dem  sechsln  mal  wolfdietreich  vil,  der 

kiienne  mann. 

453  DO  sprach  die  kunigin  'gott  herre,  will  du  mich  lann?' 
do  rief  er  vnsern  hcrrcn  in  seine  hertzen  an, 

er  sprach  'got  herre  von  himel,  du  soll  mir  pey  stann, 
vnd   perait   mir   auch   ze    kriechen    mein    aindlef    dienst- 

mann  !' 

454  DO  waren  die  wilden  twerg  vil  auf  den  sal  komen ; 
sy  hetten  gerö  wolfdielreichen  sein  leben  genomen  5 

sy  würfen  vnd  Schüssen  auf  den  vil  chüenen  mann ; 
sy  wollen  wolfdielreichen  gerü  A^erderbel  hann. 

455  Wie  pald  wolfdietreich  widr  aufsprang!  40^^ 
sein  vil  gut  swert  im  in  der  hende  erklang. 

er  sprach     nü  wert  euch,    drasiann!    es  gat  euch  an  den 

leib, 
wie  gelorst  ir  es  erleben  das  ir  mir  stall  mein  beib?' 

456  Wolfdietreich  der  getrewe  sein  swert  zu  payden  hen- 

den  nam, 
mit  vnuerzaglem  mül  lief  er  den  allen  an ; 
er  spielt  in  von  der  achsel  vnlz  auf  die  gürll  dan, 
daz  er  viel  zu  der  erde  vnd  auch   sein  ende  nam. 

457  Des  nü  des  hauses  herre  was  gelegen  todt, 

die  twerg  fluhen  von  dannen,  des  gieng  sy  grosse  not 5 
sy  purgen  sich  in  die  winckl  von  dem  vil  küenen  mann, 
wolfdietreich  vnd  sein  frawe  die  hueben  sich  von  dann. 

458  Die    frawe    sprach    '  mir   babent    die    twerg   zelaid   vil 

getan.' 
'des  süllent  sy  engellen'    so  sprach  der  kuene  mann, 
wie  pald  er  ain  feür  zündt  mit  seiner  hannt! 
in  ainer  kurtzen  weyl  wardt  die  purg  mit  in  verpranndt. 

459  Wolfdietreich  vnd  sein  frawe  hueben  sich  von  dann 
auf  ain  smalen  steig;    do  chertten  sy  durch  den  lann. 
sy  giengen  in  fünf  lagen  widr  huntz  dem  wald  hinan 
von  dem  in  siben  tagen  der  chiin  was  gegangen. 

460  DO    fragt   er    den   waldner   wo   sein  gesell  wer   hin- 

kömen. 
452,  3.   auf  das  landt  zwischen  senkrechten  doppclstrichen. 


VVOLFDIKTEIUCH  455 

er  zaigl  im  auf  sein  Strasse  nach  im,  haben  wir  vernomen. 

er   cylt   Im    mit   der    Irawen    hinnach,    der   kiicnnc   wey- 

gant.  41» 

darnach  in  kiirlzen  zcyllea  er  kayser  orlncyl  vannl. 
461     Alls  er  do   den  kavsr  verren  ansach, 

vil  gern  mügt  ir  hören  wie  der  liirsl  spracli. 

'pils  wille  chonicn,  gesell!  Ich  hanii  dich  gesechen, 

mir  möcht  auch  von  kainem   nicht  lieber  sein  geschehen. 
402     'Sv  Ion  dir  got  der  milt'  so  sprach  der  chiin  manu. 

'wie  pistu  so  swartz  worden?  was  haslu  getann? 

daz  du  mich  hast  gesuchet,  des  ist  mir  layd  geschehen.' 

vnd   mich    doch    nicht   mocht   vinden,    weder   hören    noch 

Sechen.* 

463  DO  sprach  gezogenleichen  orlneyt,  der  kayser  reich, 
'das  wifs  sichrleich,  gesell  woUdielrcich, 

ee  ich  prich  die  aid  die  ich  dir  bann  gesworen, 
ia  müsl  ich  ymmermer,    das  wifs,  sein  verloren. 

464  Ich  vandt  vor  ainem  perg  ain  grossen  risen  stann, 
mit  dem  ich  an  mafs  vill  gestritten. 

mit  ainer  stachlein  slafig  lief  er  mich  dickch  an ; 
doch  half  mir  got  von  himel  das  ich  den  sig  gewann. 

465  VOr  aine  hohen  perg,  der  was  Jnnen  hol, 
getwerg  vnd  vil  die  laut  was  er  aller  vol. 

die  zünden  an  den  swebel   das  pech  vnd  auch  das  hartz ; 
von  dem  swebel  tampf  pin  ich  worden  also  swartz. 

466  Der  rise  iach  im  zeherren  ainer,  haisset  drasian;  41*' 
dem  dient  derselb  berg,    das  ward  mir  chunnd  getann.' 
Do  chcrlten  sy  gen  gartten,  die  czwene  kiiene  mann; 

do  funden  sy  fraw  liebgarten  an  ainer  zynnen  stann. 

467  Die  biet  ir  mit  layde  gewartet  nianigen  tag. 

sy  freiit  sich  in  ireni   berlzen,  als  ich  euch  woll   sag. 
als  sy  ersach  die  herren,  mit  iren  Jungkhfraweu  buch  sy 

sich  dar; 
ia  ward  ir  also  gach,  das  sag  ich  euch  fürbar. 

468  Sy  giengen  in  engegen,  die  frau,   sa  zehannt, 
pald  vbr  den  hoff  da  sy  wolfdietreichen  vandt. 

40*2,  1.  Sv]  dem  nibricalor  ein  ii  vorgeschrieben,  also  Nv.  4.  we- 

rcn  vor  weder  ausgestrichen.  404,  2.  nach  gesiritlen  ist  a  ausge- 

slvichrn. 


/i56  WOLFDIETERICII 

sy  cnphieng  in  tugenllcichcn,  den  vnuerczaglen  mann, 
Sy  sprach  'wo  ist  mein  hcrre?  wo  habt  ir  in  hin  gelann?' 

469  Ell  sprach  Sil  liebe  frawe,   crchennet  ir  sein  nicht? 
secht  ir  clisen  swartzcn?  dauon  euch  lieh  geschieht. 

das  ist  ewr  der  kayser.'  Do  sprach  die  kayserin 
wie  mag  er  in  diser  stund  so  gar  swartz  wordn  sein?' 

470  Sy  giengen  mileinandr  in  die  purg  hin  dan, 

do  wurden  sy  wol  enpliangen  von  der  frawen  wolgelann, 
mit  also  grossen  eren ;  die  edel  kayserin 
pat  sy  vnd  frau  sigmin  got  wil  konien  sein. 

471  DO  beliben  sy  zw  garten  mer  dan  vierczehen  tag. 
er   sprach    '  Wir    siillen   von   hinnen,    es  ist  war  das  ich 

euch  sag.  42" 

gebt  mir  vrlaub  von  hinnen,  ortneyt,  geselle  mein, 
ia  mag  ich  nicht  wol  lenger  von  meine  lande  sein.' 

472  'NV  wolt  got  von  himel'  sprach  der  kaysr  reich, 
'das  ich  dich  möchl   gehaben  pey  mir,   wolfdietreich. 
soll  ich  dich  so  schier  hie  verloren  bann, 

so  ward  ich  nymmer  recht  frö'  so  sprach  der  küen  mann. 

473  '  ich  mag  nicht  lenger  beleyben'  so  sprach  wolfdietreich. 
'es  slat  vbl  in  meine  lannd,  werder  kayser  reich.' 

'es   stat   hie   destr  wirscher   daz   du  vnlang  pist  aus  ge- 
wesen, 
wie  sint  dann  die  meinen  so  lanng  an  mich  gewesen?' 

474  Da   ist   sein   vil    nahen    ain   iar    das    ich   von   danncn 

schied, 
seyt  hab  ich  gewallel  wo  mir  mein  synn  hin  riedt, 
vncz  ich  nu  hab  luuden  die  lieben  frawen  mein, 
nu  will  ich  haim  ze  land,   das  last  mit  hulden  sein.' 

475  VRlaub    nam   er   do  zu   dem   gesellen  vnd   da  zu  der 

frawen  wol  getann. 
do  chert  er  mit  der  frawen  gegen  dem  mer  dann, 
er  biet  in  gern  lenger  behabt,  wann  er  im  das  veriach 
daz  er  sich  fr/iut  von  herczen,    wenn    er   wolfdiclreichen 

sach. 

476  DO  füren  sy  mit  freiiden  Vbr  des  meres  trän 
hincz  der  alten  troyen,  als  wir  vernomen  ban. 

409,  1.  ir  vor  erchennel  ausgestrichen. 


WOI.FDIETERICIl  457 

(lo wurden  sy wolenplian^en  Von  nianigcn  werden  niaun  42"" 
vnd  auch  von  schönen  Irawen,  die  waren  wol  getann. 

477  DO  pclaib  er  |)ey  der  frawcn  wol  ain  lialbcs  iar, 
vnlz  got  vbr  die  frawen  gepoll,    das  sag  ich  euch  fiirbar. 
sy  hig  an  irem  ende:    wie  schon  die  frawc  verschied! 

do   starb  frau  signiyn,  sunsl  kündet  vnns  das  licd. 

478  Als   nu  Iran  sigmyn  was  gelegen  lol, 

darnach  in  kurlzcn  zovllen  kam  kavsr  ortnevt  in  grosse  nol. 
im  sannt  sein  swehr  in  das  hinnl  zweii  wiirin  gar  fraissaui 
vnd  ain  vngefüeges   weyb  vnd  ainen  grossen  mann. 

479  das  was  der  rise  hell,  ain  vngd'iieger  mann, 
sein  weib  frau  runtz,  der  zorn  der  was  fraissam. 

sy  trügen  die  würmc  wilde  pey  garten  in  ainen  walt, 
von  den  verlols  der  kayser  sein  leben,  der  degen  pald. 

480  Die  wurme  er  in  dem  pcrg  gar  sichrleich  vcrparg. 
sy  zugen  vntz  daz  sy  wurden  gar  michl  vnd  starkch. 
do  giengen  sy  aus  dem  wald  vnd  lalten  schaden  grol's ; 
es  lebet  nicmant  in  dem  lannt  der  war  der  würm  genol's. 

481  DO  beguude  man  dem  kaysr  vil  dauon  sagen; 

weih    schaden    sy    da   telln   in   dem   land,    hört  mann   do 

sagen, 
an  manigem  werden  riltr   vnd  manigen  chüenen  mann : 
des  wolt  Nymmer  vertragen  der  kayser  lobesam.  43* 

482  ER  gieng  gezogenleichen  für  sein  frawen  stann, 
er  sprach  'edle  kayserin,  Ich  sol  dein  vrlaub  hann, 
reytten  hincz  wald  vnd  löse  das  erbe  mein ; 

ich  mag  sein  nicht  erleydcn,    süllent  mein  leüt  verdorben 

sein.' 

483  DO  sprach   die  kayserin   'nain,  vil  lieber  herre  mein, 
du  soll  hie  haim  peleibcn  als  lieb  ich  dir  müg  gesein. 

du    erchennest   die   wurme   nicht  recht   (der  streit  ist  dir 

gar  fraissam) 
vnd  das  vngefüege  weib  vnd  Iren  grossen  mann.' 

484  DO  sprach  gezogenleichen  der  kayser  lobesanu 
'wie  lang  sol  ich  verderben  lan  manigen  pidermanu? 
ich  bestund  mit  gottes  hilf  alain  wol  hundert  mann: 
vnd  solt  ich  dan  die  leüt  in  solhen  nöten  lann  ?' 

485  Sy   sprach    '  vil    lieber   herre,    Ich   hör  euch  des  ver- 

leben. 


458  WOLFDIETEiUCH 

ir  weit  nicht  erwindcn,  ir  weit  die  wiirnie  scheu : 

so  miils  ich  euch  seiu  gunden  vud  auch  mein  vrlauh  jjebeu, 

nu  frist  euch  got  von  himel  ewr  iunges  werdes  leben!' 

486  Sein  gut  harnasch  liefs  er  für  sich  tragen. 

au  wappeut  in  die  frawe,  das  wil  ich  euch  sagen, 
sy  hiefs  in  tugentleichen  die  kayscrin  herr, 
sy  sprach  'mir  sagt  mein  herze,    ich  gesich  dich  nynimcr 

mer.' 

487  Aln  rofs  hiefs  der  wcrd  mit  züchten  ziehen  dar,    43'' 
vnd  seinen  schilt  von  golt  pot  mann  im  auch   für  bar; 
sein  helili  rot  von  golt  raicht  manu  dem  fürsten  reich 
vnd  ainen  guten  laidhund,  das  wisst  sichrleich. 

'  488     Als  er  auf  das  rofs  gesafs,    er  sprach   zu  der  frawen 

sein 
'Ich  var  mit  deinen  hnlden,  vil  edle  kayserin. 
sey  das  mir  die  würm  wild  gesigen  an, 
so  soltu  zu  herren  nemen  ainen  piderben  mann, 

489  Der  nach  mir  die  würme  gelürr  wol  pestann.' 
do  begunde  hayfs  waynen  die  frau  woigetann. 
'Ich  waifs  abr  kainen  so  gar  mutes  reich, 

CS  thü  dann  mein  geselle,  der  getrew  wolfdietreich. 

490  Der  trait  in  seine  hertzen  aines  beiden  mütes. 
vnd  chöm  er  her  zu  land,  edle  käyserinne  gut, 
vnd  ist  das  ich  verdirb,  so  nim  in  zu  aine  mann, 
wann  er  getar  die  würme  mit  streit  hol  pestann.* 

491  VRlaub  nam  er  zu  der  frawen.  do  chert  er  von  dann, 
er  kam  au(F  ainen  steig,  der  trüg  in  in  den  tann 

vndr  ain  linden  grücn.   da  erpayst  er  auf  dem  grafs, 
da  des  risen  geuert  zu  allen  zeytten  was. 

492  Ain  hörn  rot  von   golt  pliefs  der  kayser  gut. 
das  erhört  der  rise  hell,  vil  zornig  was  sein  müt. 

er  begrailf  ain  stächlein  stangen  ;  do  liucb  er  sich  von  dan; 
do  vannt  er  Kayser  Ortneyt  allain  vndr  der  linden  stann.  44* 

493  DO  sprach  der  vngefuege    du  klaines  wichtelein, 
warumb  hastu  mich  erwckchel?  es  müfs  dein  ende  sein, 
du  sluegsl  paumgarlen,  den  lieben  nefen  mein: 

nu  bann  ich  dich  hie  funden ;  es  mufs  dein  ende  sein.' 

487,  2.  dar  nach  auch  ausgnslr.  493,  4.  es  mufs  dcio  ende  sein 

zweimal  hinler  einander. 


WOLFDIETERICH  459 

494  Do  sprach  kayser  ortneyl,  der  kiieii  di-^jcu  pald, 

•  'du  valant  vngclieiir,  was  iiraclil  dich  in  disen  wald  ? 
ich  getrau  meine  reich  nocli  woU  vor  ewr  gehaben ; 
ich  wil  dir  noch  heul  gar  ujanleich  widrsagen.' 

495  Das  was  dem  slargkhii  risen  aus  der  masscn  zorn. 
des  het  der  kayser  wi-rd  das  leben  nach  verloren. 

die  Stangen  hueb  er  hoch,  der  vngefiiege  mann, 
er  slueg  der  linden  eslc  vor  im  uidr  auf  den  plan. 
49G     wie  pald  der  kayser  ortneyl  von  der  linden  sprang ! 
sein  vil  gul  swerl  im  in  der  hende  erklang. 
er  schriet  im  ab  die  slange  recht  sam  sy  pleyen  wer: 
des  ward  der  kayser  ortneit  in  seine  herlzen  freüden  wer. 

497  Wie  pald  der  rise  hell  hindcr  sich  sprang ! 

er  zugkt  ain  swerl,    das  was  wol  zwelf  eilen  lanng. 
er  slueg  den  kayser  nidcr,  der  vngefiiege  mann  5 
er  woll  des  landes  herren  gern  verderbet  bann. 

498  EH  begund  laut  ruefTen,  der  vngefiiege  mann, 
das  erhört  fraw  Runnlz  do  sy  da  licff  vmb  den  tann. 

sy  Pegraif  Ir  Stangen  ;  do  hiib  sy  sich  von  dan ;  44'' 

do  cham  das  vngefiige  weyb  zu  irem  grossen  mann. 

499  Sy  begund  laut  riieflen   'was  ist  dir  beschehen? 
hat  dir  yemanl  iclit  getann?  des  soltu  mir  veriehen.' 
er  sprach  'ich  bann  den  kayser  hie  zutod  erslagen. 

nu  wirdt  die  herschafl  vnnsr:  des  süllen  wir  freiide  haben.* 

500  DO  gedacht  in  seine  müt  ortneit,    der  würde  mann, 
'vnd  rür  ich  mich  nü  indert,    so   müfs  ich  das  leben  ver- 
loren bann. 

ich  wil  ligen  styl'  gedacht  der  kiiene  mann, 

'ob  ir  ains  von  dem  anderen  gieng  in  den  wald  hindann.' 

501  Der  pragk  begund  gelfen  do  er  lief  dort  in  den  tann. 
das  erhört  irau  runlz.  da  hub  sy  sich  von  dann. 

sy  gedacht,  es  war  ain  Jiigr  vnd  woll  sy  pestan. 
sy  kert  hin  nach  vil  pald  do  sy  die  stymm  vernam. 

502  Wie  pald  kaysr  ortneit  widr  auf  spranng! 
sein  vil  gut  swerl  im  in  der  henndt  erklanng. 

do  sprang  er  von  der  linden,  der  vnuerczagte  mann ; 
do  lielT  er  den  recken  gar  grimmikleich  an. 

503  Do  sprach  der  vngefiige  'vnd  pistu  noch  genesen? 
495,  3.  auff  nach  hoch  ausgestrichen. 


a 


460  WOLFDIETEHICH 

Ja  wolt  ich  des  wäueri,    es  wäre  dein  ende  gewesen. 

ia  kann  dich  dein  nianhail  gen  mir  nicht  vernähen : 

ich  wil  dich  mit  meinen  henden  noch  heüt  zn  lod  erslahen.' 

504  Das  swert  der  rise  ze  payden  henden  trüg.  45' 
wie  gar  neydigkleichen  er  es  nach  dem  kayser  slüg, 
daz  er  vast  musl  weychen,  der  vnuerzagt  man! 

er  schriet  der  linden  esle  nach  im  nidr  auf  den  plan. 

505  Wie  pald  do  kayser  orlneyt  von  der  linden  sprang  ! 
mit  seine  guten  swert  er  auf  den  risen  Irang ; 

er  gab  im  auf  den  rugken  ainen  swinden  slag, 
vnd  daz  im  die  nider  giirtl  vnder  den  füessen  lag. 

506  üo  trat  der  rise  hell  gegen  dem  küenen  mann. 

er  wolt  den  kayser  gern  mit  ainem  fuefs  gestossen  hann. 
der  kayser  was  behende,  das  pain  slueg  er  im  ab 
recht  sam  es  war  ain  sw ein ;  sein  manhait  im  das  gab. 

507  DO  trat  er  zu  der  linden,   der  vngefiiege  mann ; 
do  graif  er  mit  den  henden  nach  des  pawmes  stam. 

der  kayser  sprach   'mich  rivet  daz  dich  mein  swert  nicht 

pas  versnaid ; 
vnd  ist  dir  herbidr  gewachsen  ain  fuefs,  das  ist  mir  laid. 

508  ICh   mufs   es   pas   versuechen'    so   sprach   der  kiieue 

mann, 
mit  vil  zornigem  mut  liefT  er  den  risen  an ; 
er  slueg  im  ab  das  ander  pain  mit  seiner  edlen  hannt, 
das  er  mocht  gesten  nicht  lengr,  er  vil  nidr  auf  das  lant. 

509  DO  liefs    er  ainen  lauten  gar  vngefüegen  schal, 

daz  der  perg   vnd  auch  der  walt  vil  vast  darnach  erhal. 
Do  das  erhört  frau  Runtz,  das  es  was  Jr  mann,  45'* 

sy   vergafs    der   slächlein   Stange,    ainen  Jungen    paum  sy 

nam; 

510  sy   swang   in   Vbr   die    ahsel    (secht  das  wil   ich  euch 

sagen) ; 
den  möcht  von  swäre  ain  wagen  nymer  haben  getragen, 
die  tolden  vnd  die  esle  liefs  sy  hangen  daran ; 
do  hueb  sy  sich  vil  pald  zu  der  linden  dann. 

511  Sy  vant  den  kayser  ortneyt  ob  irem  mann  stann. 
sy  ueruält  des  herren  vnd  traf  iren  mann, 

.^08,   1.   pald  V07'  pas  aiisgestric/icn. 


WOLFDIETERICn  461 

das  es  in  dem  wald  darnach  dosen  pegann  5 
sy  woll  den  lierrcn  <^ern  vcrdt'rl)ct  liann. 

512  Do  sprach  gezogcnleichen  do  der  kayser  orlneyl 
'ich  cnwaifs  nicht  wclher  leiifel  dir  so  grosse  krefle  geyt. 
ey  reicher  gol  von  himel,  ich  slan  in   grosser  not! 

vnd  hilft  mir  nichl   dein  giil,   ia  miiCs  ich  ligen  tot.' 

513  Als  sy  do  war  Jnncn  das  sy  hell  Iroiren  iren  man, 
do  erschragk  sy  also  serc  daz  sy  viel  hindersich  hindann, 
wie   pald  do  kayser  orlncyt  hin  nachcr  pafs  gelrat! 

sein  swerl  furl  er  in  der  hcnde  an  derselben  stat. 

514  Ell  slueg  ir  ab  das  liaubt,  der  vnuerczagt  di-gen. 
sy  begunde  mit  dem  pain  vast  al  vmb  sich  geben  ; 

sy  trair  in  mit  dem   pain  vnd  stiefs  den  kiienen  mann, 
daz  er  viel  sichrleiclien  nidcr  zn  der  erden  dann. 

515  Wie  pald  der  kayser  ortneyt  Wider  auf  sprang!     4G" 
sein  vil  gut  swert  im  in  der  band  erklang. 

er  sprach  'vnd  warst  du  noch  lebentig,  mein  sorg  die  war 

grofs. 
Ja  ward  nie  kain  leufel,  du  warst  wol  sein  genofs.' 

516  Auf  sein  rofs  safs  er  schier,  der  tugenlhafle  mann, 
er  kam  auf  ein  stral's,  da  trabt  er  durch  den  plan. 

do  rait  der  degen  edel  wol  ainer  meyl  weyt: 
do  hört  der  werd  fürst  an  derselben  zeyt 

517  Vor  im  in  den  wald  ain  fraislcicher  stürm. 

da  slreyt  ain  helfant  wilde  mit  aine  grymmen  wurm, 
er  fürt  an  seine  schilt  ainen  helfant,  der  was  rot: 
durch  desselben  willen  er  dem  wilden  helf  pott. 

518  Ell  stund  von  seine  rofs,  sein  swert  er  zu  der  hende 

namm, 
mit  gar  vnuerczagten  mut  lief  er  den  wurm  an, 
er  slueg  in  kürczleichen  tieffer  wunden  drey, 
der  wurm  floch  von  dannen,   der  helfant   bestuend  im  pey. 

519  EK  sprach  'wie  nu  helfand,  wildu  hiucz  walde  gann 
oder  wildu  hie  pey  mir  in  trewen  pestan? 

Ich  füre  dich  hincz  garten'  sprach  der  degen  her 
'vndfreydich  vor  dem  wurm, daz  er  dich  geangstet  nymmermer.* 

520  DEr  helfant  naigt  mit  dem  haubt  gegen  dem  vil  kiienen  man. 
er  sprach  '  Ich  sich  wol  ir  weit  pey  mir  * 

*  hierauf  nach  der  ahschn'ft  4  Iccrc  selten. 


462  WOLFDIETERICIl 

521  3Iorgen  kam  der  dcgen  pald  48"' 
goriflcn  ane  sorge  für  ainen  grücnen  wald 

auf  ain  prayle  hayde,  der  fürslc  lobesam. 
da  sacli  er  für  im  ain  schöne  pürg  stan. 

522  An  derselbe  pürge  wol  czbay  hundert  turn  lag. 
die  zynnen  auf  der  mauren,  die  leuchtent  als  der  tag. 
er  sach  aulT  der  zynnen  woll  fünf  hundert  haubt  stanii. 
Do  plikt  er  auf  gen  himel,  der  lugenlhafte  mann. 

523  es  mag  vii    woll   die   purg  sein  da   ich  von  vernomen 

han. 
nu  berat  mir  got  ze  kriechen  niain  aindlef  dienslman.' 
do  erpaitz  er  zu  der  erden  nider  auff  das  laut, 
do  klagt  er  klägeleichen,  der  küene  weygant. 

524  'Awe,    mich    nu    habent   verlriben   die  lieben   prüder 

mein! 
das  wolte  gol,    vnd    solt    in    der  kriechen  landt  dise  purg 

sein, 
das  mit  gemach  süssen  mein  aindleff  dienstmann ! 
darumb  wolt  ich  ymmer  mit  vngenaden  gann.' 

525  sein  rofs  das  was  schöne,    das  gurt  der  degen  pas. 
hart  Vermessenleichen  er  darauf  safs. 

da  trabt  er  gen  der  purgc,  der  lugenlhafte  man. 
der  hayden  vn   sein  schone  tochler  waren  an  die  zynnen 

gan. 

526  als  in  die  Jungkfrl.  verren  an  sach, 
gern  sült  ir  hören  wie  die  Junkchfrl.   sprach. 
'  Vatlr  herre  ich  wil  dich  wissen. 

525,  1.  das  v  i'or  sein  ausgestrichen. 


/iG3 


DIE    SAiNCT(;ALIJSC:iIi:    RHETORIK. 

(>/.  :.9  r.)     DE   MATERIA    AUTIS   KIIETüIUCAE. 

Quot  sunt  gcncra  causarum?  Irin,  quac?  iudiciale  gcnus 
causae.  Deliboraliunm  gcnus  causae.  Dcinoiisiraliuuni  ge- 
mis  causae.  Quid  coiisidcranduin  est  in  iuridiciali  geiiere 
causae?  quid  aequum,  (59  v.)  quid  iniquum,  quid  iusluui, 
([uid  iuiuslnm,  (|uid  bonum,  quid  nialum.  In  qua  rc  uersa- 
lur?  In  [(reinii  et  peiiao  pelicione,  iti  accusalionc  et  delcn- 
sioue.  Quid  cousiderauduni  est  in  delibcratiuo  genere  cau- 
sae? (juid  ulile,  quid  iiiulile.  In  qua  re  consideralur?  In 
suasione  et  disuasionc.  Quid  consideranduni  in  demonslra- 
tiuo  genere  causae?  Quid  honesluni,  quid  turpe.  in  qua  re 
uersalur?  In  laude  et  in  uituperatione.  Et  una  quaeque 
Iiaruni  frium  causarum  diuiditur  in  duos  Status,  in  raciona- 
lem  et  legalem.  Et  ralionalis  slalus  diuiditur  in  iiii.,  in  con- 
iecturani  et  in  finem  et  in  (jualitatem  et  in  translationcm. 
Tres  autem  ex  illis,  i.  coniecturalis  et  diliniliuus  et  Iranla- 
liuus,  inlelleguntur  per  sc,  non  in  suis  partibus.  Et  ille  quar- 
tus  qualitaliuus  non  traclalur  per  se,  sed  in  suis  partibus, 
i.  in  iuridiciali  et  negotiali.  Negotialis  enim  inlellegitur  per 
se,  non  in  suis  partibus.  luridicialis  autem  non  tractatur 
per  se,  sed  in  suis  partibus,  i.  in  absumptiuo  et  in  absolulo. 
Absolulum  autem  intellegilur  per  se,  non  in  suis  partibus. 
Absumpliuum  autem  non  tractatur  per  se,  sed  in  suis  parti- 
bus, i.  in  comparatione  et  in  remotione  et  in  relatione  et  in 
concessione.  Trcs  autem  ex  illis,  i.  comparatio  remotio  re- 
latio,  intelleguntur*  per  se,  sed  in  suis  partibus.  (60  ;•.; 
Et  ille  quartus,  concessio,  non  traclalur  per  sc,  sed  in  suis 
partibus,  i.  in  purgatione  et  deprecalione.  Deprccatio  intel- 
legilur per  se,  non  in  suis  partibus.  Purgatio  autem  non 
tractatur  per  se,  sed  in  suis  partibus,  i.  in  inprudenlia  et 
in  casu  et  in  necessilate.  Et  illi  tres  Status  intelleguntur 
per  se,    non    in   sui.s    partibus.     Legalis   Status   diuiditur  in 

/.   non  intellpffuntur. 


464  DIE  SANCTGALLISCHE  lUIETORIR 

qiiinque,  in  scriptum  et  sentenliani,  in  ambiguas  leges,  et 
contrarias  Icges,  diniiiilionem,  et  raliocinationem.  Nam  in 
coniectura  de  inlenlionc,  de  puls-ione  facti  constilutio  dino- 
scilur.  ut  ante  regem  salomonem  diiae  meretrices  conlen- 
dunt.  dorniicns,  inquit  altera,  obpressil  filium  suum.  E  con- 
trario illa  dicebal:  menliris.  In  dininilione  non  factum,  sed 
nomen  Hicli  negatur.  vt  in  ciccronis  exemplo.  Qui  Sacra 
uasa  de  domo  priuati  subtraxit,  sacrilegi  arguitur.  confessus 
furtum,  sacrilegium  ncgat.  In  translatione  minime  cerlalur 
de  facto  aut  de  nomine  facti,  non  oportere  tarnen  fieri  ubi 
factum  est,  vt  in  plalea  niissas  celebrare ;  aut  quando  factum 
est,  vt  archiepiscopum  pallio  uestiri  in  die  non  sollemni ; 
aut  quibus*  factum  est,  vt  ab  herelicis  bablizari;  auquo  ** 
crimine,  vt  si  scismalicus  est,  hereticus  scribatur;  at*** 
qua  pena,  vt  morte  affici  qui  uerberibus  castigandus  sit.  In 
qualitale,  i.  in  generali  constitutione,  queritur,  hoc  quod  fa- 
ctum est  bonum  sit  an  malum,  utile  aut  inutile,  iustum  aut 
iniustum.  ut  in  partibus  eins  declaralur.  sunt  enim  iuridi- 
ciale  et  negotiale.  Negotiale  (60  v.)  enim  est,  dum  inuo- 
luta  est  questio  et  ex  utraque  parte  ueri  siniile  uidelur  hoc 
quod  dicitur,  nee  facilc  altera  pars  alteri  concedit.  vt  quidam 
uxorcm  duxit  in  quadragesima,  quae  ex  eo  genuit  filium. 
patre  iam  mortuo,  et-|-  germani  fratres  hereditatem  conantur 
subripere  filio  dicentes  :  non  potest  heres  patris  fieri,  qui  de 
lali  malre  nalus  est,  quae  tempore  ducta  non  legitimo  ipsa 
facta  est  non  legilima.  Defensores  eius  dicunt:  quomodo, 
quae  licita  erat  palri,  non  legilima  quoquc  esset?  Et  si  li- 
cita  matrimonia  inlicite  perpetrasset  et  inique,  filius  non 
porlabit  hanc  iniquitalem  patris.  De  quibus  uerbis  hinc  et 
inde  oriuntur  plurima,  quae  implicilas  in  ciuili  iure  gencrant 
qucstiones.  Ergo  ciceronis  exemplum  de  hac  constitutione 
aliquanlura  abhorret  a  noslra  consuetudine.  luridiciale  aulem 
planius  est,  quia  in  eo,  quid  aequum,  quid  iniquum  sit  se- 
cundum  iura  nalurac  requiritur,  non  secundum  consuetudi- 
nem  iuris  ciuilis.  et  ideo  iuridiciale  isla  constilucio  uocatur, 
quia  in  eo  de  iure  naturali  dicitur.  Habet  ergo  partes  ab- 
sumptiuum  et  absolulum.  Absolutum  est,  ut  qui  seruum  dis- 

*  aut  a  quibus         **  aut  quo         ***  aut         -J-  ecce 


DIE  SANCTGALLISCIIE  RHETORIK.  465 

traxil,    obiur<^atus  ab  aliqiio  iiil  defcnsionis  aliundc  rcquirit, 
Heere  hoc  taiiluin  dicil.     Absuinpliuo  sunt  iiii.   partes,  com- 
parallo,  reinolio,  relatio,  conccssio.      Agnoscitur  eniin  coui- 
paralio,    dum  ille,    (jui    arjjuilur  de  aliqua  inprobauda  re,  ea 
sc  dicit  niaius  daninum  uitasse,    ul    (61   r.)    cius    cousidera- 
tionc  laudanduin  sit  quod  ipse  fccit.     Ergo  quidain  piscalor, 
socium  delapsum  de  naui  dum  ccrncrct  mcrgi,    relraxit  cum 
uiico   ferrco,    quem    liabuit  ad   piscandum,    cius   iniixo  oculo. 
qui    postea    duclus    in  iudicium   pro  lesionc  cius  oculi  defen- 
dil  se  comparatione  maioris  periculi,    quod  non  aliler  euade- 
rct   mortem,     llemolio    est  vt   delendat   se  quis  neglegentie 
dicens  :   non  ad  me  perlinuit  ut  hoc  faccrem.  aut  si  arguitur 
facti,    alterius    iussu   ad    quem    hoc  pertinet   se  fecisse  dicit. 
vt  minister  qui  panem   obtulit,    obiurgatus  cur  et  potum  non 
dederit,  remouet  a  se  culpam  et  pinccrnam  Iioc  oflicii  habere 
dicit.     Et    si   sumptuosc    agere,    non    sc,    scd   dominum    sibi 
iubcnlem  hoc  agere   ostendit.     Relatio  est   dum  culpa  retor- 
quetur  in  prouocantem.  vt  de   oreste  dictum  est.     Concessio 
criminis  duplex  est.    In  purgatione  et  deprecatione.    Depre- 
cationem    coltidiana   cxempla  docent,    quando  delinquentes  in 
iudicio    ueniam   postulant    et   nil    defcnsionis    aliundc  parant. 
sicut  et  dauid  confessus  est  pcccala  sua  dicens:  peccaui  do- 
mino,  et  nathän  propheta  indulgentiam  proraisit  atque  respon- 
dil:    dominus    transtulit  pcccatum  tuum,    o  dauid.     Purgatio 
sequitur  triplex,    Inprudentia  casus  Neccssitas.    inprudentia 
purgat  se  qui  patrem  uel  fratrcm  in  lumultu  non  agnouit  et 
occidit.     Paulus    (61   v.)    quoque  confessus  est  inprudentiam 
dicens:    nesciui    cum    esse   principem  sacerdolum.     scriptum 
est    cnim :     principem    populi    tui    non    malcdiccs.     Et  item: 
plasphemus  et  pcrseculor  eram  ;  scd  ueniam  conscculus  sum, 
quia    ignorans  feci.     Casus  dcfendit  eum  cui  aliquid  iniungi- 
tur,   et    preucnlus    morbo    aut   uulnere   aut  hostili  gladio  aut 
subita   inundalione   fluuii    aut   aliqua   re  graui   inopinatu  non 
potest  obedire.    Non  sicut  ille  qui  ait:  uxorem  duxi  et  ideo 
non  possum   uenire.    poluit  cnim,    sed  noluit.     Necessitatem 
docet  quod  scpe  audiuimus,  ui  obpressä  mulierem  et  innoxiani 
iudicari.'*     Legalis    Status   diuidilur  in  quinque,    in  scriptum 

*  /.  ui  obpressam  mulierem  inno\iam  iudicari.  —  obiger  stelle  ent- 
sprechend im  Boeth.    s.   59    Purgatio  ist  triplex.      Ein  purgatio  heizet 
Z.  F.  D.  A.    IV.  30 


-466  DIE  SANCTGALLISCHE  RHETORIK. 

et  scnlcntiam,  in  anibiguas  leges,  et  contrarias  leges,  difini- 
lioneni,  et  ratiocinalionem.  Scriplura  et  sentenciam.  Ergo 
cicero  huius  Status  nobile  dcdit  exempluni  de  greca  historia, 
quoniodo  epenienondas  dux  ihebanoriira,  dum  annuam  polesta- 
tem  haberet,  successori  suo  statuto  tempore  exercilum  se- 
cundum  scriptum  legis  non  redidit,  sed  pro  ulilitate  rei  pu- 
blice diutius  aliquantum  secum  retinuit  scque  contra  scriptum 
scntencia  scriptoris  racionabililer  defendit.  Ambiguae  leges 
sunt,  ut  est  ciceronis  exemplum  :  3Ierelrix  coronam  auream 
non  habeto,  uel  si  babueril,  publica  eslo.  Polest  dubitari, 
meretrix  an  corona  publicelur.  Apud  uos  paulus  legem  sla- 
tuit  dicens :  vnus  quisque  habeat  suam  uxorem  propter  for- 
nicationem.  3Ielius  est  enim  (62  r.)  nubere  quam  uri.  Am- 
biguum  cnim  uidetur,  an  de  laicis  uel  eliam  de  clericis  dixe- 
rit.  Coutrariae  leges  uidenfur  de  quibus  scriptum  est  in  libro 
saloraonis:  Ne  respondeas  stulto  secundum  stulticiam  suam, 
ue  efficiaris  ei  similis.  Et  item:  Ilesponde  stulto  secundum 
stulticiam  suam,  ne  sibi  sapiens  uidealur.  Sed  utraque  per 
discretionem  suscipienda  sunt.  De  romanis  legibus  exemplum 
est:  qui  lirannum  occiderit,  rem  quam  uelit  a  senatu  pro 
premio  accipiat.  Item  altera  lex  est.  Tiranno  occiso  eius 
quoque  quinque  proximos  cognatione  magistratus  necato.  Con- 
tigit  alexandrum  lirannum  ab  uxore  inlerlici.  hec  filium  suum 
quem  ex  tirano  babebat  sibi  in  premii  locum  deposcebat. 
sunt  qui  consenliant,  sunt  qui  puerum  occidi  ex  lege  dicant. 
Diffinilio  communis  slalus  est,  quia  sicut  ralionalis  ita  et  le- 
galis  est.  in  hunc  modum.  Diuina  lex  est:  diliges  proximum 
tuum  sicut  te  ipsum.  fit  questio  :  quis  est  meus  proximus? 
fit  diffinilio:  qui  facit  midiam*.  Et  ilem :  saucium  se  facere 
in  naui,  i.  relinquere  naucm,  et  de  scapha  gubernare  nauim, 
hoc  est  remanere  in  naui.    De  raliocinatione  lale  exemplum 

casus  t.  eil.  keskiht.  Mit  casu  antseidöt  sih  ter  dir  chit  taz  inis  lazli 
anderes  mannes  töd  aide  sin  selbes  suhl  aide  etelili  ungewändiu  geskilit. 
Anderia  purgatio  heizet  necessitas  t.  eh.  not,  also  daz  ist,  übe  er  ze 
Worte  habet  taz  er  warte  captus  aide  vi  obprcssas  aide  in  vincala  mis- 
sus.  Tiu  dritla  purgatio  heizet  impruJenlia  d.  eh.  nnwizentheit,  also 
Panlus  sih  antseidöla  tö  er  chad :  nesciebam  eum  esse  priucipcm  sa- 
cerdotum.  die  ehhaftc  noth  des  deutschen  rechtes  begreift  beides  in 
sich,  casus  vnd  necessitas. 

*  {d.  i.  misericordiam.    s.   Luc   10,  37.     //.] 


DIE  SANCTGALLISCnE  RIIETÜHIK  467 

habetur,  famis  tempore  a  quodani  audilum  est,  qui  bumanis 
carnibus  uescebatur.  quo  duclo  ia  iudicium  non  est  iiuien- 
tum  qua  paenitentia  uel  qua  paena  dignus  sit.  Ergo  prima 
est  maleria,  i.  causa  de  qua  diximus.  deinde  oratio,  quam 
nunc  diciulus.  quae  oslen-  (62  zk)  dit  causam  qualis  sit.  Jpsa 
oratio  ex  oratoris  procedit  senicnlia,  quam  rethoricam  uoci- 
tamus.  vt  bene  inlcllcgas  caui  cxtrinsecus  haurire  de  ma- 
teria  quae  de  intus  propinet.  Et  eadem  quid  sit,  sie  deli- 
niatur.  Rethorica  est  bencdicendi  scientia.  Quid  est  bene 
diccre?  apposite,  i.  apte  uel  congrue  aliquid  dicere  ad  per- 
suadendum  uel  ad  disuadenduni.  vnde  quis  haec  potest?  na- 
tura adniinistrat  ea,  doctrina  uero  nulrit  et  äuget.  Partes 
eins  sunt  quinque,  Inucnlio  dispositio  memoria  elocutio  pro- 
nuntialio.  Non  solum  orator,  sed  et  prcdicalor  et  qui  nun- 
cium  fert,  et  quicunque  uiua  uoce  uult  narrare,  bis  partibus 
indiget.  Scriptores  autem  librorum  etsi  non  quinque,  qua- 
tuor  tamen  partibus  fretos  esse  oportet.  Et  cum  sex  sunt 
partes  orationis  illius  qua  orator  utitur  ia  causis,  Exordium 
Particio  Narratio  Confirnialio  Reprehcnsio  Conclusio,  earum 
nuUa  nisi  bis  quinque  poterit  partibus  expcdiri.  Quicquid 
enim  in  omni  loculione  rcprehendilur  uel  laudatur,  ad  has 
quinque  pertinet  partes. 

De    inueiitlone. 

Inuentio  est  excogitatio  rerum  uerarum  aut  ueri  simi- 
lium  quae  causam  probabilem  reddunt,  i.  quam  defendere  uis 
in  iuridiciali  genere  causae  uel  suaderc  in  deliberatiuo  ge- 
nere  causae  uel  lau-  (63  r.)  dare  in  demonstratiuo  genere 
cause.  Cur  aliter  deicndatur  suadeatur  laudetur,  nisi  sit 
probabilis?  Excogitauit  enim  salomon  rem  qua  probauit,  quae 
ex  duabns  raeretricibus  nialer  esset  infanlis  uiui,  dicens : 
diuidatur  gladio.  boc  noluil  audire*  quia  quae  mater  est  di- 
ligit  filium.  quae  autem  mater  non  erat,  hoc  postulauit  Oeri. 
Sic  et  danihel  inuenit  argumentum  quo  probauit  falsum  te- 
slimonium  prolatum  esse  contra  sussannam.  Quia  sub  cino 
et  sub  rino**  repugnant  et  non  possunt  simul  stare.  causam 
igitur  sussannae  quam  ipse  defendit  fecit  probabilem.  haec 
sunt  in  coniectura  iudiciali.  Ia  coniectura  autem  delibera- 
*  es  fehlt  etwa  quae  maier  erat,  "'  Dan.  13,  54.  58. 

30* 


468  r>IE  SANCTGALLISCHE  RHETORIK 

tiua  inditb  inucnil  rationeni,  qua  holofernem  occidendo,  hostes 
fti'Miido  causam  suani,  quac  est  non  oportere  tradi  ciuila- 
leni,  reddidil  probabileni.  lu  coniectura  autem  dcnionstraliua 
samuhcl  oslendit  saulem  populo  diccns:  hie  est  quem  elegit 
deus.  Fit  controuersia  in  populo.  alii  salutant  eum  dicentes: 
viuat  rex.  filii  autem  belial  di(Mint :  num  poterit  iste  sal- 
uare  nos?  Deinde  pergunt  simul  saul  et  Samuel  cum  populo 
contra  iilios  ammon  et  reuersi  sunt  cum  uictoria.  Inde  inue- 
niunt  qua  causa*  suam  probabileni  faciant  lii  qui  sludiosi  erant 
parcium  saulis  et  samubelis  (63  v.)  dicentes  ad  samuhelem: 
ubi  sunt  uiri  qui  dixerunt:  non  poterit  saul  reguare  super 
nos?  date  nobis  illos,  ut  occidamus  eos. 

De    disposione    (.so). 

Dispositio  est  rerum  inuentarum  et  sententiarum  in  or- 
dinem  distribulio,  Täs  chit  scäfunga  vnte  ürdenihiga  des 
ke  chösis.  Bona  dispositio  est  rem  eo  ordine  quo  gesla  est 
narrare.  non  est  hoc  obserualum  in  libris  regum  nouissimis, 
nbi  prepostero  ordine  quorundam  regum  obitus,  deinde  quid 
in  uita  gesserit  (so),  narralur.  Rationabilis  dispositio  luci- 
dam  facit  orationem. 

De    memoria. 

Memoria  est  firma  anirai  rerum  et  uerborum  ad  inuen- 
tionem  percepio  {so),  Tds  chit  kehi'/gida  des  tu  geddhiöst 
se  sprcchenne.  Sufficit  de  memoria  dicere,  si  non  sit  na- 
turalis, artificiosam  parere,  quod  solet  üeri  uigiliis  et  assi- 
duis  meditationibus.  Solemus  eliam  suceurrcre  obliuioni  scri- 
bendo  et  notando  quac  cogitauimus  et  monitores  subslitucndo. 
Nam,  ut  solinus  dicit,  bonum  memoriae  facile  elabitur  uel 
morbo  uel  aliquo  casu.  Ait  ergo  omnis  orator,  ut  aduersa- 
rios  frangat,  iudices  et  auditores  attrahat  et,  ut  cicero  dicit, 
persuadeat  dictione.  Quid  persuadeatur?  Utique  (64  r.)  fa- 
ctum quod  ipse  defendit  bonum  iuslum  aut  honestum  esse, 
aut  econtra  quod  inpugnat  lurpe  et  in  pudendum  et  ab  omni 
religione  atque  iuslicia  alienura. 

*  /.  quo  {()ö.cr  ralionem  (jua)  causam  suam 


DIE  SANCTGALLISCIIE  RHETORIK  469 

(^iiid    sit    elücutlo. 

Elorulio  est  idoncorinn  ucrboruin  ad  inuenllüncm  aconi- 
luodatio  (Elociiliü,  ilnz  chit  i'eht  /ccsprache  uel  J'eht  kechose, 
ist  Ideonoruin  ucrhoniin  aconimodalio  ad  inucnlionem,  ücro 
sculdii^o/i  uiiorto  h'giJa  ze  dinen  kcdanchin,  zc  deino  so  du 
sprechen  uuellest).  quod  si  hoc  non  feceris,  acyroloyani  pa- 
ris.  Item  cloculio  est  perfecta  locutio.  Siciit  ciiini  ebibe 
est  lotuin  bibe,  Ita  est  eloqiii  ad  inle{^runi  loqui.  Idoncoruni 
uerborum  aconimodalio  ad  inueutionein,  i.  propiorum  {so)  et 
coiiuenicntium  uerborum  adiunclio  ad  excogitationera.  Ergo 
elocutio  pars  elociucnliac,  quia  elocutio  ipsa  et  ceterac  partes 
pariunt  eloquentiam.  Elocutionis  duplex  ratio  est,  vna  qua 
in  singulis  uerbis  lumen  apparet,  Altera  ut  dignitas  eloqucndi 
copulationis  ipsius  decore  seruetur.  Et  structurae  totius  elo- 
cutionis cicero  duo  fundamenta  posuit :  latine  posuit  loqui  pla- 
neque  dicere.  duo  fastigia :  copiose  ornateque  dicere.  pro- 
pria  uerba  rebus  dare,  hoc  est  plane  dicere.  Haec  pro- 
pterea  fun-  (64  r.)  danienta  sunt,  quia  stabilem  inlellectum 
et  certum  consliluunt.  Sunt  tarnen  et  alia  propria  precepta, 
queniadmodum  plane  quis  dicat.  Translata  uerba  et  alienie- 
uata  (so)  ad  ornatum  pertinent.  Nam  dum  uilescunl  propria, 
requirunfur  aliena,  ut  eis  splcndida  et  illustris  efllciatur  ort-i- 
tio.  Propter  hanc  subliniitatem  haec  quasi  fastigia  dicuntur. 
Noslri  itaque  scriptorcs  plerique  scriplores  (.so)  in  funda-. 
mentis  studiosi  fucrunt*,  fastigia  ucro  quasi  superuacua  re- 
fulaucrunt.  Ergo  ad  iuuentioneni  idonea  sunt  propria  uerba, 
aut  pro  eis  aliena  quac  decenti  simililudine  sint  propinqua 
uel  contraria,  ut,  si  minus  intellegentcm  stultum  dicamus, 
proprium  est.  Si  asinum  uel  insulsum,  alicnum  est,  commo- 
dum  tamen  propter  similitudincm.  Si  sapienlem,  plus  alie- 
num  est,  scd  per  contrarium  non  minus  commodum  est  ad 
intellcgendum.  In  propriis  simplcx  locutio  est.  In  alienis 
figurata  locutio  est.  Ilis  et  dominus  usus  est.  Nam  quod 
dixit:  Ite  dicite  iohanni,  simplex  et  propria  locutio  est.  Ite 
dicite  uulpi  illi,  pro  herodi,  per  similitudincm  figurata  locu- 
tio est.  lila  autem  :  quid  existis  in  desertum  uidere?  harun- 
dincm  uento  agitatam  ?  uel  homincm  mollibus  ucslitum?  per 
aus  posuerunl  gebefsert. 


470  DIE  SANCTGALLISCIIE  RHETORIK 

contrarium  simililcr  figurata  est  loculi  *.  Aliquando  desun 
propria,  queninfur  aliena.  ut  geniniare  uites,  (65  ?'.)  i.  ou- 
gcn  die  reba,  dicimus  et  letas  segetes,  i.  sconiu  chorn,  non 
inuenicnlcs  quid  alius**  dicamus.  Aliquando  sunt  propria, 
quae  quia  non  sunt  ornala,  requiruulur  aliena.  ut  fluctuare 
segetes  pro  moueri  dicimus.  Non  solum  autem  singula  uerba 
idonea,  sed  et  senlenlias  oportet  licri  idoneas.  Sunt  namque 
et  ipsae  simplices  et  figuratae.  Intcndcndum  est  cautc,  quia 
quod  oralor  dicit  ad  inuentionem  pcrlinct  qualilcr  dicat,  et 
quo  ministerio  ucrboruin  aul  scnlentiarum  ad  elocutionem 
perlinet.  Si  quodcunique  causa  remcdium  requirat,  hoc  pa- 
ratum  liabeant,  ex  inuentionis  abundantia  est.  vt  si  irali 
sunt  iudices  et  ille  sciat  rem  uel  personam  introducere,  qua 
illos  placatos  et  beniuolos  faciat.  Hie  non  parum  refert, 
splendidis  an  festiuis  {lag ältlichen)  an  grauibus  instet,  quia 
grauem  rem  aut  personam  grauibus  uerbis,  iocosam  rem  aut 
ridiculosam,  sicut  est  parasiti,  festiuis  conuenit  explicare. 
Hoc  ad  elocutionem  pertinet.  Ergo  omnis  locutio  simplex 
uel  figurata  siue  in  sentenliis  siue  in  singulis  dictionibus 
idonea  fieri  potest  ad  inuentionem.  Simplex  intellegentiam 
rei  amministrat  proprielatem***  uerborum.  figurata  commen- 
dat  se  eliam  uenustate  compositionis  arlificiosae  aut  signifi- 
cationis  alienae.  vt  apto*J-  uirgilium :  Marsa  (65  v.)  peligna 
cohors  leslina  uirum  uis-|-f.  Ma  et  na,  gna  et  sa,  ors  et 
ars,  uis  et  ui,  similes  sillabae  dissimilibus  distinctae,  gratam 
quodammodo  concinnitudinem  et  concordem  uarietatem  dant. 
et  fit  per  induslriara  talis  composilio  im  omni  lingua  causa 
delectalionis.     sicut  et  illud  teutonicum : 

Söse  snel  snellcmo 

pegügenet  ändermo, 

so  uuii'det  slierno 
ßrsniten  sciltriemo. 


Et  item; 


Der  hchcr  gut  in  litun, 

tregit  sj>er  in  situn : 


*  /.  locutio  **  alias  ***  proprielale  -j-  apud 

■{•  f  [Marsa  manus,  Peligua  cohors,  Vcslina  {so  Dousa  und  JS'i'vbu/ir 
röm.  gesch.  1,  112)  virum  vis.  der  vers  wird  bekanntlich  dem  En- 
nius  :,ii geschrieben .     II. \ 


DIE  SANCTGALLISCIIE  RIIETOUIK  471 

sin  bald  rllin 

/IC  /dz et  in  urllin. 
Ilae  lii^urac  lexeos  grece  dicilur*,  i.  dictionis,  in  quibus  sola 
coniposilio  placet  ucrborum.  Aliae  sunt  daneos,  **  i.  sen- 
tenlianini,  ubi  aliud  dicilur  et  aliud  inlellcgilur.  ut  est  illud : 
Porcus  per  taurum  scquitur  uesligia  ferri.  Nam  sinodocli^;*** 
de  operc  suloris  lolum  dicilur  et  pars  intcllegilur.  vcl  ypcr- 
bolicc.  ut  uirj^ilius  dixil  de  caribdi :  alque  uno-^j-  baralri  Icr 
gurj^ile  uastos  sorbct  in  abrulum  (.so)  lluclus  rursusquc  sub 
aurasEgeril  altcrnos  et  sidcra  uerberat  unda.  Nani  plus  di- 
cilur et  minus  iutellegilur.     Sicul  et  leutonice  de  apro : 

Imo  sint  ßiozc 

fi'iodermdze, 

imo  sint  bärste 

eben  hu  forste^ 

ünde  zene  sijic, 

zuuelif einige. 
Hec  aliena,  sed  propinqua  sunt.  Item  per  contrarium  intel- 
leguntur  sentenliae.  vt  in  sueludine  latinorum  interroganti- 
bus:  quesiuit  nos  aliquis?  (68  r.)  respondelur:  bona  Fortu- 
na, i.  Hei  undc  salida,  et  intellegitur:  nemo,  quod  durum 
esset,  i.  iinminesam  se  sprechennc.  Simililer  teutonice  po- 
stulanlibus  obsonia  promitlimus  sie:  Alles  liebes  gnuoge-^^., 
et  intellegitur  per  contrarium  propler  grauilatem  uocis.  Sed 
bi  modi  numerali  sunt  in  grammaticae  tropis.  Ilic  tan  tum 
dicilur,  qiiia  aliquando  idonei  sunt  ad  inucnlionem.  Ad  hoc 
perlinct  scire  alias  oraliones  esse  continuas,  alias  uero  per 
membra  dislribulas.  Conlinua  est:  Christus  assislens  pon- 
tifex  futurorum  bonorum  per  amplius  et  perfectius  taberna- 
culum  non  manu  factum,  i.  non  liuius  crealionis,  neque  per 
sanguinem  hircorum  aut  uilulorum,  sed  per  proprium  sangui- 
nem  inlroiuit  semel  in  sancta.  Hec  non  recurrit,  sed  sem- 
per  ultra  tendit,  quia  non  possunt  superiora  intellegi,  nisi 
proxima  consequanlur.  proplerea  finis  tolius  sentenliae  ex- 
pectalur,  ut  inlellegalur.  Alia  aulem  est  districta,  cuius 
omnes  partes  per  se  inlellegunlur,  quae  dicuntur  cola  et  com- 
mata,    hoc  est  membra  et  cesurae.    ut  est  illud :    Noli  mihi 

dicuntur        **  Doeen  dianoeas       ***  Docen  synecdochice       f  imo 
•j-i  ik  hebbe  gott  uii  allewege  wol  d.  say;.  der  br.   Grimm  1,  360. 


472  DIE  SANCTGALLISCIIE  RHETORIK 

moleslus  esse :  iani  oslium  clausuni  est,  et  pueri  mei  mecum 
sunt  intus  in  cubili :  non  possum  surgere  et  dare  tibi.  Hec 
periodos  dicilur  et  potest  conslare  duobus  nienibris  uel  tri- 
bus  ucl  quatuor  uel  sex.  Si  uno  membro  (68  v.)  senten- 
tia  constal,  non  periodos,  sed  colon  dicitur.  Deum  nemo  ui- 
dit  umquani.  Marhanus  pcne  similem  difiinitioneni  de  colo  et 
coniniate  dat,  plura  uerba  absoluta  nienibris,  duo  uerba*  uel 
plura  ilideni  absoluta  caesis  Iribuens.  Cacsuni  est  autcin  pars 
eins,  quod  colon  dicitur,  et  per  se  non  intellcgitur.  vt  est: 
omnis  plantatio  quam  non  plantauit  pater  mens  celestis.  Hie 
necessario  ad  plenuni  intelletum  (so)  subiungendum  est:  era- 
dicabitur.  et  fit  colon  duobus  commalibus.  Sed  caesuni  est, 
quando  sensus  per  se  non  stat,  statim  autem  subinfertur. 
ita :  Nisi  dominus  edificauerit  domum:  caesum  est.  mox  se- 
quitur:  in  uanum  laborant  qui  edificant  eam.  et  inipletur 
sententia,  fitquc  colon  coramate  diuisum. 

Dicendum  est  quoque  de  uitiis  elocutionis,  quae  cauenda 
sunt  singulis  et  compositis  dictionibus,  et  quae  non  sunt 
idonea  ad  inuentioneni.  In  singulis,  ut  sunt  barbara,  corru- 
pta,  inpropria,  antiquata,  turpia,  differentia,  longe  recta,  in- 
solenter prolala.  barbara,  i.  Kndirskm  älder  frocviidiu,  i. 
qualia  donatus  dicit  Maslruga  cateia  magalia,  et  legibus  ala- 
mannorum  plurima  leguntur,  ut  nahisteit  et  uucregeldum  et 
fredum.*  Corrup-  (67  r.)  ta,  i.  sämerartiu,  ut  est  cirogra- 
phuni  pro  chyrographum,  perfodiri  vt  quidam  legunt  in  euan- 
gelio  pro  perfodi,  et  peiurus  pro  periurus,  intelligere  pro 
intellegere,  et  omnes  barbarismi.  Inpropria  sunt,  i.  tiu  un- 
sculdigcn^  quas  grammalici  achyroloias  ***  grece  dicunt,  et 
interpretari  possumus  raanuales  dictiones.  ut  sperare  pro  ti- 

*  /.  membra  **  Docen    nasthai  et  fredum  et  uncrigeldum ;  /. 

Alam.  5G  nastahit  d.  h.  nastait.  es  wird  hier  als  name  des  eides  be- 
zeichnet den  eine  frau  der  tnorgengabe  wegen  sehwort ;  dabei  pßegten 
aber  die  frauen  aiifser  der  brüst  noch  de?i  zopf  zu  berühren  (rechts- 
alterth.  897.  schwabcnsp.  landr.  20,  6.  Blunfsehli  Zürich  1,  108); 
ein  Wort  für  brüst  ist  der  erste  bestandtheil  schwerlich :  mithin  bleibt 
wohl  nur  die  bedcutiing  von  zopf  oder  flechte,  ivürklich  sieht  auch 
nast  im  ablautsverhüUnis  zu  niist  und  nusta,  eben  wie  im  lat.  nodus 
und  nidus  verwandt  sind,    und  nestila  ist  der  umlaut  dazu. 

***  im  anfang  dieses  abschnittes  acyroloya,  nämlich  axvQoloyia ; 
der  verfafser  versteht  jedoch   achirologia. 


DIE  SANCTGALLISCIIE  RHETORIK  /i73 

nicre,  Sicut  in  illo  ucrsu  :  llunc  cgo  si  pofui  lanlum  sperarc 
dolorem.  Nam  sperarc  de  boiiis  ditimus,  timcre  de  inalis. 
Tale  est:  iuslo  itinere  pro  recto  itinerc,  aul  ueniain  dci  pro 
gratia  dei.  Aiiliqiiata,  i.  Jiniiu  ucl  inntuorfeniu.,  vt  aluci- 
nari  cerritum  caperratum,  quae  anti({uis  in  usu  fuisse  mar- 
tianus  lestafur.  Intellegitur  enini  aliuinari  nana  somniare. 
Est  auteni  proprio  alucinare  tilioncs  aj^ilarc,  ut  lunien  ui- 
deatur.  Cerrilus  esl  insanus,  a  cererc  dicfus.  Capcrralus 
hispidiis  et  pilosus  uel  rigosus,  sicut  est  cornu  capri.  et 
apud  plautum  plurima  iam  obsolcla.  Turpia  sunt,  ut  arrige 
aures,  paniphile,  quod  in  roniana  lingua  de  erectione  uirilis 
membri  diiilur.  et  sie  lodius  *  pro  malicia  sua  slercus  cu- 
riae  dicalur.  et  si  propter  uirtutem  alfricani  morlc  eius  ca- 
strata  res  publica  dicatur.  Diflercnlia  sunt  aliena,  i.  i'inge- 
häftiit,  quae  sccundum  marlianum  sine  ulla  ralione  dicuntur, 
ut  si  iioniincin  nequc  corpore  durum  neque  ingenio  stolidum 
lapidcm  dicamus.  longe  repetila  sunt,  i.  ze  uerro  getiorne- 
niu,  vt  si  uastam  caribdim  luxuri-  (67  v.)  osam  dicamus. 
Insolenter  prolata  sunt,  id  est  ui/ider  goinioneheite,  quae  per 
deriuationem  aut  interpretalionem  nouanlur,  i.  noua  inue- 
niuutur,  et  potuissent  quidem  dici  singulariter,  sed  non  so- 
lent.  vt  a  capile  capitatus,  manu  manuatus,  ala  alatus,  remo 
remitus.  a  quibus  temperandum  est  propter  insolentiam,  i. 
seltsam  aide  Wigeuuoneheite.  Sic  ciceroni  insolens  uisum 
est  soterem  interpretari  saluatorem,  quod  apud  nos  soUemne 
et  celeberrimum  est  et  ait  qui  salulem  dedit. 

De    uitiis    coniuctorum    {so)    uerborum. 

In  compositis  autem  uerbis  aliquando  slructura,  ali- 
quando  clausula  iit  uitiosa.  Malam  structuram  soloecismum 
gramniatici  uocant.  Cuius  species  sunt  moitacismi,  lauta- 
cismi,**  iotacismi,  polisignia,***  omoeoprofora,  diprofora, 
hiatus,  freni,  coUisiones,  turpia  quoque,  uel  cuiuslibet  lite- 
rae  assiduitas  repetita,  uel  multae  breues  sillabae.  Moita- 
cismi lautacismi  iotacismi  polisigmia  sunt  ubi  he  literae  m  1 
i  s  uel  plurimum  soiiant  uel  male  distinguuntur  a  sequenti- 
bus    uocabulis.     m    ut  bonum  aurum,    bonum  amicum.     1  ut 

*  /.  si  clodius  "   mytacismi,  lainbdacismi  *"  polysijinia, 

wie  nachher. 


474  DIE  SANCTGALLISCHE  UHETORIK 

sül  et  liina  caelo  luceiit,  et  luna  lucct  luce  aliena.  i  ul  iure 
iuiio  ioui  iuncta  est,    uel   non   est   isliid   iudicium  iudicii  si- 
mile,  iiidices.     s  ut  sosias  sedens   in  solario  suo  suebat  so- 
leas  siias.     Omocoproforon  est  siinilis  proniinliatio,    vt  apud 
cnniuiii :    0  tite,  üite,  (68  ;•.)  tati,    tibi  tanta,    tyranne,  tu- 
iisti.  Diproforon  bis  prolatuni,  vt  protere  pedem  pede.   Hiul- 
cae   sunt    conipositiones    quae  hiatum  oris  faciunt  multis  uo- 
calibus  conclirrcntihus,  vt  insulae  ionio  in  magno.     CoUisae 
niullis    consonanfibus    duriter  concurrentibus,   vt  nuillum  ille 
et  terris  iactalas  et  alto.    Freni  diciinlur  iioces  quae  in  ore 
bis  sunt,  *  vt  fratres  terrore  prostrati  in  terram  ruunt.  Tur- 
pis  compositio,  ut  iuat  (so)  ire  et  dorica  castra  uidere.   Casa 
(.90)  in  roniana  linguaest:  uentrem  purga.  Sic  et  numerum  cum 
nauibus  aequat,  turpe  est,    quia  cunna  una  tantum  litera  di- 
stante  ostium  niuliebris  uuluae  significat.     vnde  et  lalini  fu- 
giunt  dicere  cum  nobis,  ac  prepostero  ordine  dicunt  nobiscum, 
ne  turpitur  sonet.     Assiduitas  cuiusque  literae  in  odiuni  re- 
petitae  est  (vn/ustsamo  gohabente)'  buostab**),  ut  casus  cas- 
sandra    canebat.     Et   apud   ciceronem :    0  forlunatam  natam 
me  consule  roniam.  Diuina  uero  pagina  non  est  obligata  bis 
regulis,     ut  interpres  timeret  dicere  :     Oranis    homo   primum 
bonum   uinum  ponit.    uel  hoc :   si  conresurrexistis  cum  chri- 
sto,  quae  sursum  sunt,  querile.    Flures  quoque  sillabae  bre- 
ues  uitandae  sunt,     vt:  quam  timida  leuipedis  animula  lepo- 
ris !     Sanctum  est  canere:  31agnificat   anima  mea  dominum. 
Haec  ante  finem  senlenliae  cauendae***  sunt.     Dehinc  clau- 
sulae  quae  pessimae  sunt  non  minus  cauendae.     Sed  de  bo- 
nis   prius    doceamus.      De  bo-  ((J8  v.)  nis  clausulis.     Mono- 
silb?    (so)    dictioncs    ubi    colon   aut    comma    finiuntur   melius 
ponuntur  quam    in  fine  sentenfiae.     Ergo  si  in  longam  desi- 
nat,  ut  lex  aut  nox,  precedat  trocheus.  ut  cicero :  non  scri- 
pta,   sed  nätä  lex.     Item  ipse :    At   debct   esse  legum  in  re 
publica  prima  uöx.     Si  autem  in  breuem  desinat,  anapestus 
aut   iambus    precedat.     vt   salustius :  Tola  autem  insula  mo- 
dica  et  cultibus  uäriis  est.     Haec  monosillabae-]-  dictio  posi- 
lione  longa,    natura  et  accenlu  breuis  est.     Item :  filius  filii 
meus  nepös  est.    Dissillabae  dictiones  aptiores  sunt  claudeo- 

•  hiscnnl  ' '  Ducen  uiiluslsaino  geaberter  puchslab 

* ' '  cauenda  •{•  monosyllaba 


DIE  SANCTGALLISCHE  RFIETORIK  475 

dis  sentcnliis.  Et  quidem  bona  claiisuhi  ianibus  et  spondcus, 
vt  est:  felix  patria  quae  continet  bonos  couciues.*  Aut  iani- 
bus et  trocbeus,  vi  est:  Corona  ambiat  capfit  regTs.  licne 
qiioque  ponuntiir  diio  trochei,  vi  illud  est:  Lex  est  bonorum 
ciuiuin  magna  cürä.  Similiter  placcnl  trocheus  et  spoiideus, 
vt  est:  Haec  sunt  quae  maximi  priiicipcs  sola  cüränt.  Tris- 
sillabam  clausulam,  si  uelis  niolliter  (luere  eam,  fac  trocheum 
et  molosnni,  vt  illud  tiillii :  Marc  fluctuanlibus  litiis  .igTlanti.** 
Item  pulclira  erit,  si  media  molosi  in  duas  breues,  vi:  lilüs 
emiliT'.  vel  si  terciam  solueris  in  duas  breues,  vt:  litüs 
aequabile.  Item  üt  elegans,  si  penultinia  trochei  et  prima  mo- 
losi soluatur,  vt  est:  curas  regere  änimörüm.  Item  de  ui- 
tiosis.  In  monosillabis,  si  aut  breuis  (69  r.)  breuem  aut 
longa  longam  seclalur  in  colo  aut  conimale,  non  sine  uitu- 
peratione  est.  vt  illud:  Isla  mea  res  est.  Et  ut  cicero  pro 
ligario :  Non  lu  eum  qui  (so)  patria  priuare,  qua  caret,  sed 
Ulla  uis.  Quod  uoluntate  orator,  non  errore  composuit.  Dis- 
sillabae  displioent  duobus  iambis,  vt  est:  inueni  öues  meäs. 
vel  spondeo  et  iambo,  vi:  teuui  seruös  mcös.  Aut  spondeo 
et  pirrichio,  vt  est:  Consül  uidt-t.  Aul  duobus  iambis,  vt 
est:  pugnare  iuuenes  pro  parentibüs  suis.  Aut  ianibus  et 
pirricliius,  vt  est:  pugnare  iuuenes  pro  suis  pärentibiis.  Dis- 
plicet  ualde  pirricliius  post  pirrichium.  ita :  perdidi  bon.i 
meä.  Aut  pirricliius  et  trocheus,  vt  est:  Conqueritur  süä 
facta.  Aut  pirrichius  et  spondeus,  vt  est:  Tmputat  sibT  de- 
mens.  Aut  trocheus  et  iambus,  vi  est:  Omnia  nempe  uTdes. 
Aut  trocheus***  vt  est:  Aspice  läctä  meä.  Talis  clausula 
finera  elagiaci  (so)  pentametri  turpiter  reddil.  In  trissilla- 
bis  pessima  conclusio  est  spondeus  et  molosus,  vt  est:  Marc 
fluctuanlibus  rüpes  eieclis.  Item  pessima  pirrichius  et  mo- 
losus, vt  est:  3Iare  fluctuanlibus  äpex  eieclis.  Item  uiciosa, 
si  molosi  ullimi  prima  breuis  sit  syllaba,  quia  heroicum  com- 
nia  nascitur,  vt  est:  lilüs  ämicis.  Item  cauendus  est  spon- 
deus ante  molosum,  s.  in  tercia  syllaba  resolulum,  vt  est: 
Si  semel  ad  meas  capsäs  äd-  (69  v.)  miserö  (so).  Item  ne 
incurras  in  endecassillabi  phalleulii  (so)  pecularilatem,  vt  est 

/.  cives       ' '  ein  bcispiel  mit  drm  reinen  molossus  und  dann  ei- 
nige Worte  über  die  aiißüsuug  der  ersten  länge  desselben  fehlen, 
'"fehlt  et  pyrrhichius 


476  DIE  SANCTGALLISCIIE  RHETORIK 

illud  ciocronis :  Successit  tibi  lutius  nictellus.  Sic  omnes 
fines  inetricis  similcs  uitiosi  sunt.  Quos  tarnen  nee  cicero 
prae  niagnitiidinc  operis  sui  potuit  uitare.  De  elocutionis 
dignitate.  Post  inuentionem  niaximam  uini  habet  clocutio. 
Cicero  in  libris  rethoricorum  de  sola  inuentione  tractat,  De 
ceteris  partibus  ad  herenlium  (so)  scripsit.  Namque  habet 
elocutio  nimiuni  exercitationis,  i.  et  (so)  nimiuni  industriae, 
ila  ut  inuentio  parum  prosit,  si  non  elocutio  assit.  Sic  de- 
muni  aparet  excogilatio,  si  sequitur  eins  per  uerbum  expli- 
catio.  Nani  quorum  maxime  luiramur  iiigenia,  duabus  parti'- 
bus  clari  erant,  alius  iuuentione  et  alius  in  (so)  eloculione. 
In  hac  palmam  habet  uarro,  in  illa  tullius  cicero,  Diceute 
augustino  in  libro  de  ciuitate  dei :  quanlo  iuuat  uarro  stu- 
diosum  rerum,  tantum  deleclat  cicero  studiosum  uerborum. 
Ea*  grata  seraper  est  elocutio,  vt  a  quibusdam  poslponere- 
tur  inuentio  vilem  estimantibiis  materiain,  quae  non  esset 
eloquio  decorata,  vt  hieronimus  testatur  in  expositione  euan- 
gelica  dicens :  Quia  mulli  accesserunt  legere  nostras  scriptu- 
ras,  sed  abhorruerunt  ab  exteriori  cortice  antequam  perue- 
nirent  ad  interioreni  meduUae  dulcedinem.  Et  augusti-  (70  r.) 
nus  in  libro  confessionum  de  iuuentute  sua  loculus  discernit 
inter  eos,  quorum  auditor  erat  ipse,  inter  manicheum  scili- 
cet  et  ambrosium,  quod  aliquanto  ornatus**  esset  eloquium 
manichei  quam  ambrosii,  De  cetero  autem  nuUam  haberet 
comparationem,  Tribuens  bis  uerbis  ulilitatem  sensuum  ara- 
brosio,  uanilatem  nitidi  sermonis  manicheo.  Tanta  enim  di- 
gnitas  elocutionis  apud  anliquos  fuit,  ut  sine  magisterio 
uerbi  pene  ingralum  esset  omne  quod  audirelur  et  cicero, 
ut  predictum  est***,  abuli  literis  iudicaret  qui  eas  nesciret 
decorare  et  artificio  commendare. 

De    pronuntlatione. 

Pronuntialio  est  ex  rerum  et  uerborum  dignilale  uocis 
et  corporis  moderatio.  Possumus  haec  uerba  sie  interpretari. 
Pronunliatio  däz  ist  tut  gerertida  dero  slimma  iöh  tis  li- 
chamhi  näh  tcvo  geriste  dero  uuorto  ünde  dero  dingo. 
Item,    quid  est  pronuntialio?    kcrirlida,    kebärda,    kehäba, 

*  l.  Tarn         **  orualius         ***  diese  Jrühvre  slcllc  fehlt  jedoch. 


DIE  SAiNCTGALLlSCIIE  lUIETORIK.  477 

keuurßli^i,  kezdini,  s/'/ifsdnii*,  zi'ihtigi.  Ilcin  iironuntiarc 
(licimus  /'('rrenun  sägen,  i.  preuciiirc  uerba  geslu  corporis 
et  qualilale  uocis.  Quid  est  gestus?  Antpära,  tiilutiirliim' 
ga**,  äntcn'i/iga,  iiurrbida.  Kt  quid  est  moderalio?  .vc«- 
l'unga,  mezunga,  rm'-tenscüß.  llinc  aparel  bene  illuiii  pro- 
iiuntiare,  qui  loqucns  dignc  (70  v.)  bis  rebus  de  quibus  lo- 
(juitur  contincre  se  sciat.  Ad  baec  in  oralore  uox,  uultus, 
geslus,  et  habiUis  oris  obseruanlur.  De  bis  singulis  prc- 
cepla  relborice  digesla  sunt.  Bonitas  uocis  constat  clarilale, 
lirniilale,  suauitale,  quae  etsi  natura  tribuit,  nutriunlur  la- 
incn  tibi,  polus,  coitus  Icniperanlia,  precipueque  ut  corpus 
dcanibulando  nioucatur  inlra  breuc  spaciuni  redilu  niaturato. 
Qui  niolus  cum  dij^estionem  facileiu  prestat,  sine  dubio  pur- 
j;;at  et  uocem.  Nimia  excursio  et  longa  deambulatio  extenuat 
et  fatigat  uocem.  Post  banc  deambulationera  statiin  se  ora- 
lor  ad  sludia  conferal,  priusque  quam  sit  dicendum  uocem 
lectione  suscitet.  Nee  ab  inicio  clamandum,  sed  tenui  mur- 
mure  inchoandum,  vi  paulatim  in  uocem  possit  crescere. 
vultus  quoque  pro  senleuliae  dignilale  mulandi  sunt,  sed  non 
ila  ut  ystrionibus  mos  est,  i.  anterdrin,  qui  ora  torquendo, 
1.  priohi'/i  mächofido,  ridiculos  molus,  i.  spilcliche  gebdrda, 
spcclantibus  prestant.  In  bac  parte  oculorum  magna  est  mo- 
deratio,  i.  rnezäfligi,  qui  tum  bilarilate,  tum  intentione,  i. 
(inaseungo,  tum  minaci  mouentur  aspectu.  Nee  nimiuni  gra- 
uioribus  superciliis  premendi  aut  pelentibus  frontem  nudandi 
sunt  oculi,  i.  df  i'inde  nider  (71  r.)  gd/iddu  dinbrduuun*** 
iiist  ze  uuistrinne  näh  se  uuitsehunnc.  Quod  in  pisone  tul- 
lius  amare  uituperat,  i.  häntegu  scillit.  JNec  molliter  agitandi 
sunt  gcslus,  i.  nüh  ze  liso  nc  rudrc  sih,  nee  muliebriler  de- 
ducenda  sunt  latera,  {nüh  uuiblicho  Jieuuänchue  mitten  si- 
tdn)  nee  iactanda  deformiler  ceruix  (nü/ine  hd/.suuerfue  ze 
i/ngezemeroj  nuis),  ne  in  illas  borlensii  illecebras,  i.  ün- 
zi'ihte,  quibus  etsi  uenuste  tamen  non  uidcbantur  {so)  uti 
uiriliter,  i.  di  er  tcta  ziero,  ni  doch  kömelicho.  Ad  su- 
mam  •]*•{*  geslus  non  is  oratori  tencndus  est,  quo  scbenae 
placere    dicuntur  actores,   i.  recitatores,    s.  fabularum  comi- 

*  Doccii  sintsami;  /.  sitisainf  oder  silesaini         "  /.  taluurchunga ; 
Docen  Quid  est  gestus?  aut    parauufchunga  ***    d.  i.    dien  brä- 

uuön  j  Docen  gantendin  brauuon        •}•  ebenso  Docen.        ff  /.  summam 


478  DIE  SAJSCTGALLISCHE  RHETORIK 

carum  ucl  Iraicarum,  raanus  in  contenlionibus  fusa  porreclius, 
i.  ze  nörro  hina  g-erärter*  arm  stridendo**,  in  sermocina- 
tione  uel  narralione  contracta,  i.  ünde  aber  mildere  gezüh- 
t6r  sdgendö.  Precipue  in  hac  prcslandum,  ut  deccant  cun- 
cta,  quod  magis  prudentia  quam  ulla  preceptionis  huius  arte 
serualur. 

Epilogus.  Has  quinque  partes  rethoricae,  qui  tenet  ip- 
sam,  tenet  et  partes,  cum  ipsa  nihil  aliud  sit  quam  quod  par- 
tes eius.  lalet  autem  in  occulto,  sicut  omnis  scientia,  vi- 
delicct  in  intime  cordis,  ubi  et  anima  sedem  habet,  qua  sine 
haec  locum  habere  non  posset.  Sed  in-  (71  v.)  uenta  oc- 
casione  manifestam  se  prebet,  et  in  mullitudine  populi,  ubi 
sunt  iudicia  plebis  et  consilia  principum  curam  regni  mini- 
stranlium,  ibi  maxirae  gloriatur,  ex  bis  quae  de  foris  hausit 
quam  uera  de  intus  erucluet.  Hoc  namque  totum  opus  est 
rethorum,  qualis  sit  ipsa  et  ingrediens  ad  eam  materia  atque 
de  ea  egrediens  oRAxio. 

I?i  derselben  Zürcher  handschrift,  jedoch  von  a?iderer 
handy  als  die  im  altd.  Icseb.  111.  142  und  in  den  altd.  blät- 
tern 2,  133  mitgetheilten  stücke;  ein  kleinerer  abschnitt 
bereits  im  leseb.  109.  aus  einer  zweiten,  zu  München  lie- 
genden redaction  dieses  sanctgallischcn  collegienheftes,  die 
wie  es  scheint  theilweis  ausßlhrlicher,  namentlich  aber  rei- 
cher ist  an  eingeschalteten  Verdeutschungen,  hat  Docen  in 
Arelins  beitragen  7,  290—294  auszüge  gegeben  unter  dem 
wenig  passlichen  namen  virgilianischer  glossen.  auf  diesen 
abd7'uck  gehn  die  vergleichungen  die  oben  hin  und  wieder 
vorkommen. 

*  Docen  gerachter         **  Docen  strltendo 

WILH.  WACKERNAGEL. 


479 


GEOGRAPHIE    DES   MITTELALTERS. 

///  einer  reihe  von  auszügen  aus  verschiedenen  histo- 
rischen werken  des  jnittelaiters  (Gottfried  vonVilerbo  it.  a.), 
die  jedoch  übel  genuin  geordnet  und  durch  mancherlei  fremd- 
ortige  einschaltungen,  z.  b.  gedichte  in  deutscher  spräche, 
unterbrochen  ist,  enthält  die  pergamenthandschrift  //"  260 
der  stadtbibliothe/c  zu  Bern  vom  Hin  bis  zum  134«  bl. 
auch  eine  ziemlich  ausführliche  erdbeschreibung,  oder  viel- 
mehr, da  nur  die  einzelnen  länder  in  alphabetischer  folge 
vorgeführt  tcerdett,  ein  geographisches  Wörterbuch,  über- 
schrieben De  orbe  et  eius  diuisione  ac  viiiuersis  rcgionibus 
tocius  niundi.  aus  ivelchcr  quelle  zunächst  dieser  theil  der 
hs.  geschöpft  sei  habe  ich  nicht  ermitteln  können  :  dafs  in 
dem  capitel  De  Tuscia  auch  alle  die  hauptstädte  dieses  lan- 
des  na mhnft  gemacht  iverden,  was  bei  anderen  gerade  nicht 
so  geschieht,  möchte  norditalischen  Ursprung  vermuten  la- 
fsen :  die  hs.  selbst  gehörte  früherhin  dem  convent  der  cö- 
lestiner  zu  Metz.  v\inder  schwer  ist  die  zeit  der  abfafsung 
zu  bestimmen,  obschon  es  da  bei  ziemlich  weiten  grenzen 
bleibt:  nach  dem,  was  cap.  126  und  171  über  Esthland 
gesagt  ist,  fällt  das  wer/c  zwischen  ff'aldemar  den  in  und 
ff'aldemar  den  Sn  von  Dänemark,  zwischen  den  anfang  des 
13//  und  die  mitte  des  \An  jahrh.  ich  will  nun  von  den 
175  capiteln  diejenigen  mittheileti  die  auf  deutsches  land 
und  volk  beziehung  haben ;  zuvor  jedoch  einige  irrthümer 
berichtigen  die  dem  verstorbenen  Grajf  bei  exccrpierung  je- 
ner deutschen  gedichte  (Diut.  2,  240  —  266)  begegnet  sind, 
die  hs.  ist  nicht  aus  dem  13/^  sondern  aus  der  zweiten 
hälfte  des  \An  jahrh.,  wie  denn  auch  die  historischen  aus- 
züge  bis  zum  j.  1350  reichen,  von  den  zahlreichen  lese- 
fehlern  sind  die  erheblicheren  s.  258  z.  14.  brunnen  :  die 
hs.  brunen;  260,5.  minnen:  hs.  minnc ;  9.  zu  zen  andern: 
hs.  züzen  ander;  24.  we:  hs.  me ;  261,  8.  gotl :  hs.  golt; 
18.  VügeUin  beschihet:  hs.  vögellin  da  von  beschihel;  262,  5. 
fröudesenden :  hs.  fröude  senden;  15.   niinnengliche  (<^  noch 


480  GEOGIL\PIIIE  DES  MITTELALTERS 

durch  einen  cursirbiichstob  bekräftigt) :  hs.  minncncliche ; 
31.  niinnen :  hs.  iiiinne ;  265,  26.  schaden  vfi  fruuien :  hs. 
schade  vn  frünie.  noch  ist  übersehen  dajs  unter  Neidharts 
Hede  steht  Hie  endet  der  rosenkranlz,  und  dafs  in  dem  re- 
gister  zu  anfang  der  hs.  die  tenzone  von  den  ztoei  Johan- 
sen  mit  dem  namen  Klein  heinzelins,  die  zioei  Strophen  aber 
Gut  wahter  wiz  und  Wer  nun  (so)  verhohlen  niinnen  phli- 
get  {Gr.  256)  als  tage  liet  verzeichnet  sind. 

De  Alamannia.   xiij.    capitulum. 

Alamannia  est  regio  in  Europa  nobilis  et  generosa  ale- 
mannio*  fluuio.  ultra  danubium  secunduni  ysidorum  sie  vo- 
cata  ubi  illius  terre  incole  prius  habilauerunt  qui  a  fluuio 
Lenianno  alenianni  dicti  sunt.  Hec  et  gerniania  dicta  est. 
vt  dicil  ysidorus  libro  .xv.  ut^  dieit  post  daciam  que  finis 
est  sicie  inferioris.  occurrit  gerniania  ab  Oriente  habens  da- 
nubium a  meridie  Renum  flumen  a  septenitrione  et  occasu 
occeanura.  et  est  duplex  germania  scilicet  superior  que  se 
extendit  usque  ad  alpes  et  niare  mediterraneum  sine  adria- 
ticum.  Vbi  mare  magnum  sistitur  inaquileis  parlibus  per  palu- 
des.  3  Alia  est  gerniania  est  terra  inclila  et  tarn  iuribus  quam 
diuiciis  ac  bellicosis  populis  nunierosa.  Vnde  a  fecunditate 
gignendorura  populorum  a  germiuando  gerniania  est  vocata. 
Vt  dicit  ysidorus  libro  .xv.  *  generosos  enim  et  inmanes  gignit 
populos  de  quibus  dicitur  in  libro  ix.  ysidorus.  germanie 
nationes  sunt  inulte  inniania  corpora  habentes  viribus  fortes 
audaccs  animo  et  feroces  indomili  raptu  caplibus  et  venatio- 
nibus  occupati  facie  decori  et  formosi  comati  et  coma  flaui. 
liberales  animo  hylares  et  iocuudi.  et  potissime  saxones  qui 
in  predictis  sunt  precellentes.  de  quibus  dicit  ysidorus.  Saxo- 
num  inquit  gens  in  occeani  finibus  et  liltoribus  constituta 
uirlule    et  agilitate  agilis.     vnde   et  sie  appellata.     eo  quod 

1.  /.  a  lemanno.  ich  will  jedoch  weiterhin  nur  die  wichtigeren  fehler 
anmerken.  ^       2.  /.  ubi  3.  am  randc  IVota  bene.  4.    Isidorns 

sa^t  origg.  14,  4,  4  propter  fecundidalem  gignendoruin  populorum  (ler- 
mania  dicta  est,  wie  auch  nach  Paul.  Diac.  1,  1  tautac  populorum 
multitadines  Ursache  sind  nl  generali  vocabulo  Germania  vocitetur. 
also  Germania  von  Irman  volk,  Germanus  a?if  deutsch  gairmans  volks- 
genofs. 


GEOGRAPHIE  DES  MITTELALTERS  481 

valculissinium  sit  genus  lioiniiiiiin.  preslanlius  celeris  priua- 
tis.  Non  ciiira  per  torram  soluin  suis  hoslibus  sunt  infesli. 
verum  et  per  niarc  illis  qiii  sc  nioleslant.  ac  si  essent  saxei 
sunt  inporlabilos  alque  duri.  quorum  terra  est  ualde  fructi- 
fera.  aquis  et  lluniinibus  opiimis  irri<^ua.  in  ipsorum  cciam 
niontaiiis  oHodiuiilnr  lere  oiiiiiia  inclalla  prclcr  sla;,'num.  Sunt 
et  alie  prouinc'ic  in  utraquc  {^(Miiiania  quc  non  sunt  minus 
laude  dij;nc.  ul  sunt  Auslria.  Bawaria.  Circa  danubium. 
Franconia.  Sweuia.  Alsacia.  circa  renum.  et  inulte  alie 
quas  per  singulas  cnunicrarc  esset  lediosum.  Angii '  proces- 
serunt  quorum  jirogeiiies  et  successio.  IJrilannicam  insulam^ 
quorum  iinguam  et  mores  anglorum  gcns  usque^  inpluribus 
imilatur.  \  t  dicil  Beda  in  libro  de  gcstis  Anj^iorum.  Quere 
inl'ra  liltera  scilioel*  de  Savonia. 


De  Anjjiia.  xiiij.   Capilulum. 

Anglia  occeani  est  insula  maxiraa  quc  circumfusa  mari  a 
loto  orbe  vndique  diuisa.  que  quondam  albion  ab  albis  rupibus 
alonge  circa  maris  litora  apparentibus  est  uocata  quam  suc- 
cedente  tempore,  quidam  proceres  de  Troge  excidio  disce- 
denlcs  facta  classe  palladis  ut  lertur  oraculo  ad  predicte  in- 
sule  lillora  peruencrunt.  qui  cum  gygantibus  qui  tunc  ter- 
ram  possederunt  diucius  pugnanles  arle  pariter  et  nirtute 
insulam  superalis  giganlibus  suo  dominio  subieccrunt.  et 
abruto  qui  illius  exercilus  erat  princeps.  tcrram  vocaucrunt 
Britanniani.  quasi  insulam  abrulo  lunc  lemporis  arniis  et 
potencia  acquisilam.  A  cuius  Bruli  prosapia  reges  potissimi 
processcrunl.  quorum  opera  magnifica.  si  quem  audire  de- 
leclat  hysloriam  Bruti  legal.  lila  autcm  insula  post  longa 
lempora  a  saxonibus  germanicis  multis  et  varijs  interuenien- 
tibus  seuissimis  prelijs  est  acquisita.  et  a  suis  posteris  est 
posscssa.  qui  Brilonibus  uel  morluis  uel  exulatis  insulam 
inter  se  diuiserunt.  et  singulis  prouincijs  secundum  lingue 
sue  proprielates  nomina  imponentes  lingue  ^  genlis  sue  me- 
moriam  reliquerunt.  Vocanles  insulam  Angliam  ab  Engela 
regina.  clarissimi  ducis  Saxonum  filia.  que  illam  insulam  post 

\.  fehlt  etwas;  vielleicht  Ex  Saxonia  Angli  3.  fehlt  etwa  habitat 

3.  fehlt  hodie  4.    /.  littera  S  5.  lingue  zu  streichen. 

Z.  F.  D.  A.  IV.  31 


482  GEOGRAPHIE  DES  MITTELALTERS 

niuUa  prelia  pl^  *  possedil.  ysidorus  tarnen  dicil.  Angliam 
ab  angulo  dictani  quia  ^  terram  in  fme  uel  quasi  mundi  au- 
gulo  consliliilam.  sed  bealus  Grcgorius.  videns  Anglorum 
pueros  ronie  venalcs  tempore  paganorum.  Audiens  quod  es- 
senl  angli.  alludoiis  j)alrie  vocabulo  respondil.  vere  inquit 
sunt  angli  quia  wllu  nitent  ut  angeli.  illis  oportet  uerba 
annunciare  salutis.  Nam  ut  dioit  Beda.  fer  auila  nobilitas 
adhuc  in  pueronim  wllibus  resullabat.  de  bac  insula  dicit 
plinius  mulla,  siuiililcr  et  Orosius.  Sed  ysydorus  suniiiialiin 
tangil  expressiua  que  alij  obscurius  retulere.  '  Brilannia 
que  scilicet  nunc  dicitur  Anglia  est  insula  que  ■*  contra  aspc- 
ctum  Gallie  et  byspanie  sila  circuitus  eins  obtinet  Qnadragies 
octies.  Ixxv.  niilia.  nnilia  et  magna  flumina  sunt  in  ea  fon- 
tes  calidi.  melallorum  et  larga  copia  gagades  lalis  *  ibi  plu- 
rimus  et  niargarila.  gleba  optima,  et  diuersis  fructibus  valde 
apta.  ibi  oues  lanigcre  in  precipiiri  babundancia.  ibi  ferarum 
et  cerunrum  mullitudo  nimia  inuenilur.  pauci  lupi  uel  nulli 
in  insula  reperiunlur.  et  idco  oues  que  ibi  maxime  babun- 
dant  tucius  in  caulis  et  pascuis  sine  custodia  relinquuntur. 
Vi  dicit  Beda.  Vnde  quidam  describens  insulam  Anglicanam 
nietrice  sie  dixif.  Anglia  terra  ferax  et  sterilis  angulns 
orbis.  §  Insula  prediues  que  toto  vix  eget  orbe.  §  Et  cu- 
ius  totus  indiget  orbis  ope  §  Anglia  plena  locis  nee  non  gens 
libere  ^  mentis.  Item  libcr*  lingua.  sed  lingua  nielior  libe- 
rior  que  ^  manu,  mullas  alias  prosequitur  genlis  et  insule 
dignitates.  quas  bic  interponere  esset  longum.  quere  int'ra 
de  Britannia. 

De  Brabancia  xxv.  capilulum. 

Brabancia  germanie  finalis  est  insula,  que  gallie  bellice  ^° 
est  contigua.  babcns  Uenum  ab  Oriente  et  Irigiam  ^  ^ .  Britan- 
nicura  occeanum  et  Flandricum  sinum  siue  ^-  ab  aquilone  infe- 
riorem galliam  ab  occidente  superiorem  uero  Franciam  a  me- 
ridie.  quam  Acupius  famosa  pretcrfluit  multa  habens  opida 
et  famosa.    terra  fertiiis  in  frugibus  populosa.  gens  elegantis 

1.   /.  patris  2.   /.  quasi  3.  am  randc  Nota         4.  que  zu  strei- 

r.hPTt.  5.  /.  lapis  ^.am  randr  Noia  7.  /.  libera  8.  /.  libera 
0.  d.  h.  liberiorqne  10.  /.   Belpicae  11.  d.  i.  Frisiain 

12.  siue  zu  streichen. 


CEOGUAPHIE  DES  MFiTELALTERS  483 

slaliire  cl  venustc  forme  bcllicosa  aniniosa  coutra  hosles.    In- 
ter  se  autcm  placita  et  «juiefa. 

De  Bohcniia.  xxx.  Caiiiluhim. 

Bocniia  pars  est  messic'  ad  plaj^ani  orientalcni  in  quarla 
Germania  posila  in  iMiropa  qiic  a  moiilihiis  maximis  et  sil- 
uis  (iciisissimis  et  allis  vndiciiic  circuinscripla  a  (jeniiania  et 
paiuionia  cl  uacionibus  alii.s  per  monlcs  ,siluas  et  (liimiiia  est 
diuisa.  Est  autem  regio  moncium  alliliidine  in  plurimis  sni 
partibns  ualde  firnia  camporum  et  pratorum  planicic  conspi- 
cua  facie  celi  saluberiima  glelia  lorlissima.  in  vineis  liabun- 
dans  et  annona  in  auro  argcnlo  staj^no  alijs  metallis  ditis- 
sima.  fontibiis  et  fluuijs  irrigua.  Nam  terram  irrigat.  albia 
fluuius  nobilissimus  qui  in  monlanis  orilur  Bocmorum.  simi- 
liler  et  muUa  quasi  -  prcterfluil  IJragam  regiam  ciuitatem.  In 
eins  nionlibus  habundant  pini  et  abietes,  habundanl  et  berbe 
innumerabiles  non  solnmmodo.  pascnales.  verum  eciam  aro- 
nialice  et  mcdicinales  ibi  diuersortim  generum  babundanl. 
lere  innumerabiles.  scilicel  vrsi.  apri.  Cerui  capreole.  Tru- 
gelapbi  Uubali  seu  Bisontes.  et  inter  has  feras  est  quedam 
Habens  niagniludinem  bouis.  llec  beslia  ferox  est  et  seua  et 
habet  magna  corniia  et  ampla.  cum  quibus  se  non  defendit. 
sed  habens  sub  menlo  amplum  folliculum  in  ipso  aquas  recol- 
ligit  et  cursando  aquam  miro  modo  in  illo  folliculo  calefacit. 
quam  super  venalores  seu  canes  sibi  nimis  appropinquantes 
proicit  et  quicquid  leligerit  depilat  borribiliter  et  exurit.  et 
boc  animal  lingua  Boemica  loth  nuncupatur  Hec  terra  circui- 
tur  ex  parte  orientis  mazouia  et  pannonia.  Ex  parte  Euri. 
aquilonaris  Polonia.  ex  parte  ucro  meridionali  Auslria.  Ex 
parte  occidenlis  Bauwaria  Germanica  et  Missenensi  marchia 
circumdalur  et  ambitur. 


De  Franconia.    Capitulum  Lvi. 

FRanconia  germanie  est  prouincia  in  Europa  a  Francis  il- 
lius  regionis  incolis  nominata.  cuius  3Ietropolis  HerbipoHs 
est  nominata  sita  super  ampnem.  Mogum.  Ab  Oriente  habet 

1.  d.  i.  Moesiae  2.  l.  Mulda  quae 

31* 


484  GEOGRAPHIE  DES  MITTELALTERS 

Thuringiam  Saxonuni.  A  nieridic  Danubiura  et  Bawariam. 
Ab  occasu  Siieuiam  et.  Alsaciam.  a  septeinpirioiie.  Henen- 
seni.  *  cuius  3Ielr()polis  est  Moguruia.  sila  super  Renuni 
quem  Mogus  ibidem  subintrat.  Est  autem  terra  opJima  fe- 
cunda  frugibus  et  viniferis.  siluis  decora.  opidis  et  castris 
munila.  et  pluriinum  populosa. 

De  Flaiidria  Caplliiliim  Lviij. 

Flandria  est  prouiiicia  (iallie  IJelgice  iiixta  litus  occeani. 
constitula  apnd  -  Gcrmaniaiii.  ab  occidentc  (so)  insiilain  Brita- 
niam  a  septemptrione.  Ab  occidentc  inare  gallicuin  A  nieridie 
Galliain  Senonensem  et  Burgniidiam.  Hoc  proiiincia  (juaiiiuis 
situ  terre  sit  paruula.  niullis  tarnen  boiiis  sliigularibus  est 
referla.  Est  enim  terra  pascuis  vberrima.  et  armentis  et 
pecudibus  plena.  nobilissimis  opidis  et  portibus  maris  inclyta. 
Ampnibus  famosis.  scilicet  Scandaleia  undique  irrigua.  et  per- 
fusa.  gens  eius  elegans  corpore  et  robiisla.  nuilliplcx  in  so- 
bole  et  in  substancia.  in  oniniuin  mercium  diuicijs  locuplex. 
Venusla  facie  generaliler  et  decora.  alFeclu  pia.  AlTatu  blanda. 
geslu  matura.  habitu  honusta.  erga  domeslicos  pacifica.  erga 
extraneos  valde  fida.  Arte  et  ingenio.  in  opere  lanifico 
preclara.  per  cuius  induslriam  niagne  parti  orbis  in  laniücis 
subuenitur.  §  Nam  preciosam  lanam  quam  sibi  Anglia  com- 
municat  in  pannos  nobilcs  sublili  artificio  Iransmulans.  per 
mare  per  terras  multis  rcgionibus  aniministrat.  §  Est  autem 
terra  plana  et  friigilera  in  ^  in  mullis  locis  niullas  quidem 
arbores.  non  tarnen  nuillas  siluas.  gandet  quibusdara  locis 
palustribus  in  quibus  effodiiintur  glcbc  que  siluarum  supplent 
defectum  quo  ad  ignium  incremenlum.  Nam  ex  liijs  calldus 
et  fortis  ignis  solet  lieri  niagis  ellicax  quam  ex  lignis.  sed 
inulilior  et  vilior  quo  ad  cinerem  grauior  quo  ad  rcdolen- 
ciam  et  odorem. 

De  Frigia.   Capilulum.  Lxi. 

Fnisia  est  prouiucia  afinibus  inferioribus  germanie  super 
litus  occeani  tractu  longissimo  constituta.     que    a  fine  Reni 

i.  i  2.  /.  habet  3.  /.  habet 


GEOGHAPniE  DES  MITJELALTEIIS  485 

incipit  et  niare  danico  tcrminafur.  cuius  iiuole  Frisones  a 
germanicis  uuncupanlur.  In  liabilu  anlem  et  nioribiis  pluri- 
muni  «lifTeninl  a  germanicis,  Aani  viri  fcre  omncs  in  coma 
circulariter  sunt  allonsi.  ([ui  ([uanto  sunt  nobiliorcs  tanto 
altius  circunitondcri  gloriosius  arbilranlur  §  Est  auleni  gens 
viribus  lorfis  proceri  corporis  seucri  aninii  et  fcrocis.  Cor- 
pore agilis.  ianceis  utens  ferreis.  pro  sagittis.  terra  plana, 
pascuosa  palustris  et  graminosa  lignis  carens  pro  ignium  fo- 
mento.  terre  bituminosis  cespilibus  sepe  utens.  gens  quidcm 
est  libera.  extra  genteni  suam  alterius  dominio  non  subieeta. 
niorti  se  exliibcnl  gracia  libertatis.  et  pocius  mortem  diligunt 
quam  iugo  opprimi  seruilutis  ideo  militares  dignitates  abnuunt. 
et  aliquos  inter  sc  sublime  ^  non  permitlunt.  sub  milicie  ty- 
tulo  subsunt.  Tarnen  -  iudicibus  quos  annuatim  de  se  ipsis 
eligunl.  qui  rem  publicam  inter  ipsos  ordinant  et  disponunt. 
castitatem  multum  celant^  et  omnem  inpudiciciara  seuerius  pu- 
nientes  iilios  suos.  et  filias  ad  conpletum  fere  adolescencie 
terminum  fere  castas  seruant  ex  quo  contingit  quod  tunc 
temporis  dato  nuptui  temporum  soboles  prolem  conpletam  ge- 
nerant*  et  robustam. 

De  Gothia.  Lxxi. 

Gothia  Sicie  inferiorls  est  prouincia  in  Europa,  que  ut 
creditur  a  Magog  iilio  laphet  est  uocala.  ut  dicil  ysidorus 
libro.  ix.  Vndc  dicit  quod  illas  naciones  magis  Gethas  quam 
Gollios  nominauerunt.  et  fuit  quondam  gens  forlissima  mole 
corporum.  ingeos  armorum.  genere  terribilissiraa.  de  quo- 
rum  sobole  maxima  pars  Europe  et  Asye.  creditur  populata. 
§  Nam  eorum  soboles  sunt  daci  et  multe  alic  naciones  ex 
parte  occidentis.  Getuli  in  Affrica.  Amazones  in  asya.  ex 
Gottorum  prosapia  proccsserunt.  vt  dicit  idem.  libro.  ix.  et 
XV.  §  Est  autem  usque  bodie  regio  latissima  ab  aqnilone  Ha- 
bens Nouergiam  ac  daciam.  in  alijs  eins  lateribus  niari  oc- 
ceano  circunidatur.  Huic  regioni  adiacct  insula  qucdam  no- 
mine Gothlandia.  Gottorum  terra  dicta  quia  a  Golts  (so)  anti- 
quitus  fuit  babita.  et  est  insula  frugifera  pascuosa  plurimum  et 

1.  /.  sublimes  2.  titulo.  subsunt  tarnen  3.   colunt? 

4.  /.  data  uuptui  soboles  pr.  c.  generat 


486  GEOGRAPHIE  DES  MITTELALTERS 

piseosa  et  mulliplici  genere  merciuni  maxinie  negociacionis, 
Nam  varie  pellcs  cl  ccicraram*  copie  de  regionibus  diuer- 
sis  ad  illam  insulam  nauigio  deferuiilur.  et  indc  in  gernia- 
uiain  Brilauiain  et  Hyspaniaui  per  occeanum  deducunlur. 


De    Karinlhia.     Capitulum.  Lxxxiij. 

KArinlhia  prouincia  est  modica  gcrmanie  in  Europa.  Ha- 
bens Pannoniam  ab  Oriente,  ab  occidenle  ytaliam.  Danu- 
bium  a  seplemtrione.  Dalmaciam  et  Salmoniam  a  meridie. 
montibus  in  vna  parte  cingitur.  et  in  alia  mari  adrialo  ter- 
minatur  et  est  terra  ferlilis  in  niullis  locis.  habundans  feris 
pecudibus  et  iumentis.  gens  bellicosa  et  fortis.  niunita  i« 
apidis  et  in  caslris.  §  Est  aulem  terra  propter  alpium  vici- 
nitatem  frigida.  niuibus  et  pluuijs  frequeus.  ubi  propter  fri- 
giditalem  aquarum  a  niuibus  solularum  eirca  monlana.  plu- 
Fimi  sunt  slrumosi  ul  dicitur.  ibi  ursi  mnlli.  Bisontes  et 
alie  bestie  mirabiles.  et  siluestres.  ibi  eciam  sunt  glires 
comestiales.  qui  quaniuis  uideantur  esse  de  genere  murium 
comeduntur  tarnen,  quia  habent  carnes  sapidas  atque  pingues. 

De  Liuonia.     Capitulum.  Lxxxviij. 

Liuonia  est  eiusdem  ^  regionis  ydiomatis  prouiucia  spe- 
cialis que  longo  niaris  occeani  interiectu  a  finibus  germanie 
est  diuisa  cuius  incole  Liuoues  vocabantur.  quorum  ritus 
iuit  niirabilis.  anlequam  acultura  demonuni  ad  unius  dei  fidera 
et  cultum  per  gernianicos  cogcrcntur.  Nam  deos  plures 
adorabant.  proplianis  et  sacrilegis  sacrificijs  responsa  a  de- 
monibus  exquirebant.  augurijs  et  diuinacionibus  seruiebant 
mortuorum  cadauera  tuniulo  non  tradebanlur.  sed  populo 
facto  rogo  maximo  usque  ad  cineres  conburebant.  ^  post  mor- 
tem autem  suos  aniicos  uestiebant  et  eis  pro  viatico  eius* 
oues  et  boues  et  alia  animancia  exbibebant  seruos  et  ancil- 
las  cum  aliis  rebus  incendebant  credentes  sie  incensos  ad 
quandam  viuorum  regionem  feliciter  perlingere.  et  ibidem 
cum  pecorum    et   seruorum   sie  ob  graciam  domini  conbusto- 

1.   /.  ceterae  2.  das  vorhergehende  cap.  ha7idelt  De  Lectouia  {Lit- 

thauen).        3.  /.  a  populo  —  conburebantur  4.  /.   el  pro  viatico  eis 


GEOCH M'llIE  DES  MITTELALTEUS  487 

runi  inulliludiuc  fclicilalis  et  uitc  Icmporalis  j)alriani  iuucnire. 
llec  i»atria  tali  crrorc  dcinomiin  anli(iiiissimo  leinporc  fasci- 
nata.  iiiüdo  in  parle  nia^iia  cum  iiiullis  regionibus  subdilis 
uel  annexis.  proccdenle  gracia'.  et  cooj)crante  geruianoruin 
polencia  iam  crcditur  a  prediclis  crroribus  esse  liberata. 

De  Lothoringia.     Capilulum.   xci. 

Lollioriiigia  gcrmanie  est  quasi  vltima  et  ßnalis  prouiii- 
cia  a  rege  Lolario  uoniinata.  IIcc  ab  Oriente  babel  Keciani. 
siue^.  Brabanciaui.  A  nicridie.  Ucnuiii  et  Alsaciam.  sub  oc- 
cidenleni  galliam  seiioiiensein.  A  seplcmptrione  (ialliam  Bel- 
gicam.  Haue  3iosa  fluuius  preteriluit.  in  hac  ciuilas  Metis 
consislil.  t;)  Est  autem  regio  inniullis  locis  fruclifera  vini- 
l'era.  fonlibus  et  aiiipnibus  irrigua.  iiionluosa  siluestris  et 
nemorosa  feris  pecudibus  et  armentis  fccunda.  gens  est  mixla 
gallicis  et  germanicis.  fontes  habet  niirabiles  et  medicinales. 
ex  quorum  potu  languores  varij  sanantur. 


De  3Iyssena.     Capilulum.   Cij. 

Myssena  germaiiie  est  prouincia.  ab  urbe  que  Myssene 
dicilur  sie  vocala.  cum  Bohemia  coniuncta  et  polonia.  Iii- 
solis  orlu  cum  Bawaria  In  nieridie  cum  Saxonibus.  elTurin- 
gis  in  occidenle.  cum  Kelia  et  tinis  Reni  ^  a  scptempirione. 
et  est  terra  ampla  et  spatiosa.  nunc  plana  nunc  monluosa. 
ferlilis  niullum.  et  pascuosa  aquis  optimis  irrigua.  Nam  no- 
bili  fluuio  Albie  pro  niaiori  sui  parle  per  eins  longiludinem 
est  perfusa  ciuitates  habet  forles  et  opida  et  castra  habet 
forcia  et  munita  cuius  gens  locuples*  est  generaliler  in  di- 
uicijs  frugibus  et  pecudibus  et  melallis.  et  cum  sit  populus 
magne  pulchritudinis  et  rorlitudinis  et  elegantis  proceritalis.  ^ 
§  Est  autem  gens  benigna  et  pacifica  ex  natura  minus  ger- 
niinalis.     habens  in  omnibus   feritatis.  ^ 

1.  /.  dei  gracia  2.   Reciain.  siue.  zti  streichen.  3.  ? 

4.  aus  locuplex  gpbrfsrrt.  5.  fehlt  der  nachsatz.  6.  [vielleicht 

minus  Germanis  habens  omnibus  feritatis.     //.] 


488  GEOGRAPHIE  DES  MITTELALTERS 

De  Norwegia  capitulum.  Cv. 

Norwegia  latissima  est  Europe.  prouincia  niari  fere  vn- 
dique  circumcincla.  sub  aquilone  dislenta.  Gotorum  regioni- 
bus  coniuncata*  §  Nam  a  parle  meridiana  et  orientali  per 
quendam  fluuium  qui  albia  dicilur  est  diuisa  a  Gothia.  Est 
autem  regio  asperrima  et  frigidissima.  monluosa.  silueslris 
et  ncmorosa.  cuius  incole  plus  de  piscatura  et  venacione 
viuunt.  quam  de  pane.  Nam  rara  est  ibi  annona.  propler 
frigoris  magnitudinem.  ibi  fere  mullo  ut  albi  vrsi.  ibi  eciam 
sunt  fibri  qui  et  castores  dicuotur.  mira  sunt  ibi  raulta  et 
monstruosa.  fontes  enim  sunt  ibi  quibus  omne  impositum  co- 
rium  siue  lignum  statim  in  lapidem  commutatur.  in  eins  aqui- 
lonari  parte  nou  uidetur  sol  occumbere  in  esliuali  solsticio 
per  plures  dies,  nee  eciam  videtur  sol  ibidem  per  lotidem 
dies  in  Solsticio  hyemali.  Vnde  tunc  teniporis  oportet  inco- 
las  terre  operari  cum  candclis.  frumenti.  vinei.  et  olei  ex- 
pers  est  nisi  aliunde  deferantor.  gens  autem  ingenlis  corporis 
est  slature  et  pulchre  forme  et  magne  fortitudinis.  ac  robuste. 
Validi  sunt  pirate  et  animositatis  magne.  Ab  Oriente  babet 
galaciam.  ^  a  septemptrione  Irlandiam.  Vbi  mare  perpetuo 
congelatur.  ab  occidente  et  hybernicam  oeceanum  et  ßritan- 
nicum.  A  meridie  Dacia  et  Gothie  finibus  terminatur. 


De  Olondia.     Capitulum.   Cx. 

Olondia  est  quedam  prouincia  modica  sita  iuxta  bostia 
Thema  ^.  vbi  intrat  mare  Brabancie  contigua  a  meridie  vi- 
cina  frigie.  Ab  Oriente  occeano.  vnde  Britannice  coniuncta 
ab  aquilone  inferiori  gallie  bellice  est  propinqua  atque  Flan- 
drie  ab  occidente  §  Est  autem  terra  palustris  et  aquosa. 
fere  ad  modum  insule.  vndique  maris  brachijs.  atque  Reni 
fluminis  circumfusa.  Habens  lacus  et  stagna  mulla  et  pascua 
valde  bona,  et  armentis  pecudibus  et  iumentis  est  referta. 
eins   gleba   inlocis   plurimis   est  valde  frugifera.    et  in  pluri- 

1.  /.  coniuncta  oder  conuicina  [oder  continuala     //.]  2.  cap.  131 

De  Ruthea  (Ruthenia)  .  .  .  Hec  aquadam  parte  sai  Galacia  est  vocata 
et  eius  incole  quondam  Galatbe  vocabantur.  qnibus  dicitnr  Paulus  apo- 
stolus  dixisse  epistolam  direxisse.         3.  /.  Rheni 


GEOGRAPHIE  DES  MITTELALTERS  489 

bus  eciam  ncniorosa  plures  et  vliles  liabcns  veiiaciones.  in 
pliiribus  eciam  est  buliuosa.*  ex  qua  lormalur  nialeria  apta 
ad  ifjiiium  uutrinicnla.  et  est  terra  diuicijs  que  Irauseuiil 
per  iiiare  et  per  (liiiuina  imilluin  opuleiila.  cuius  ciuitas 
Traier.liiin  iiifcrius  nimcupalur  in  lalino.  liuztreht  vero  dici- 
lur  in  ydioniale  gernianicoruni.  ad  germaniam  enim  perlinet, 
quo  ad  siliim.  quo  ad  mores  quo  ad  dominum,  et  eciam  quo 
ad  linguam.  cuius  gens  elegans  est  corpore,  robusta  viribus. 
audax  animo.  venusta  facie.  honesta  in  moribus.  deuola  deo. 
lida  hominibus  et  pacilica.  minus  prcdis  intendens  et  rapti- 
bus  quam  alie  germanice  naciones. 

De  Rencia.  -     Capitulum.   Cxxv. 

Rencia  Renensis  est  prouincia  regio  scilicet  quam  Renus 
circumduit  ac  perl'undit.  sie  dicta  eo  quod  sit  iuxta  Renum. 
ut  dicit  ysidorus  libro.  xv.  et  est  terra  habens  multas  ciui- 
tates.  et  opida  ualde  firma.  cuius  gleba  est  frugifera  et  vini- 
fera  in  multis  locis.  gens  t'orlis  et  animosa  in  uita  et  iu 
moribus  conuenienciam  habens  cum  germanicis  non  tarnen  ila 
inhyat  spolijs  et  rapiuis. 

De  Riualia.     Capitulum.   Cxxvi. 

Riualia  est  prouinciola  quondam  Barbara  dislans  cuius 
pars  uironia  est  vocata.  multum  audax.  Nunc  autcm  est 
sub  cbristi  fide.  regno  dacie  est  subiecla.  a  virore  sie  dicta. 
eo  quod  sit  graminosa  et  pascuosa  in  locis  pluribus  nemo- 
rosa.  cuius  gleba  mediocriler  est  frugifera.  aquis  et  stagnis 
irrigua  a  piscibus  marinis  et  lacualibus  est  fecunda.  Plures 
habens  greges  pecudum  et  armenta.  Sicie  vero  partibus  est 
coniuncta  solo  fluuio  qui  varna  ^  a  noricorum  et  Megardorum'* 
regionibus  est  dislricla  ut  dicil  Erodocus. 

1.  /.  bitumioosa  2.    der   ehjinologie   wegen  aus  Raetia  entstellt. 

Fischart  im  gütchbnften  schiff  Rhrintzii-rland.  3.   /.   narva,  und 

fehlt  etwa  vocalur         4.  /.  Nagardorum 


490  GEOGRAPHIE  DES  MITTELALTERS 

De  Rinchonia*    Capilulum.  Cxxvij. 

Rinohonia  quedaiu  est  terra  inodica  a  ciuilale  Magun- 
lina.  Cilia  *  super  Ripam  Reni  inter  moiites  protensa.  usquc 
ad  opidiim  quod  Pinguia  nominatur.  Vnde  et  a  Reno  qul  per 
eius  medium  defluit  Rinchouia  est  vocata  et  est  terra  quamuis 
modica  in  ulroque  Reni  lillore  usque  ad  monlium  cacumina 
aniena  mirabiliter  et  fecunda.  tante  enim  pulchritudinis  est. 
et  tam  incrcdibilis  fcrlililalis  quod  tarn  ibi  habilanles  quam 
eciam  per  ipsam  Iransilum  facienles  dclectat  et  reficit.  quasi 
orUis  inestimabilis  voluptalis.  tam  duicem  enim  habet  glcbam 
et  lam  pingues  (so),  quod  fructus  et  fruges  mira  fecunditate 
paritcr  et  celeritale  procreat  et  producit  ineodem  agro  arbores 
pomiferas  diuersi  generis  parturit  et  nuces  gignit.  et  tandem* 
propter  tantam  frucluum  mulliformilalem  fruges  parere  non 
obmitlit.  arborum  eciam  diuersitas  vinela  non  impedit  immo 
vnus  et  idem  agellus  pariter  fruges.  et  vna  nuces  et  poma. 
sorbas  et  pira.  et  mulla  alia  habet  ^  frucluum  genera.  produ- 
cere  consueuit  fontes  calidi  et  medicine  corporum  necessarij 
ibi  de  uisceribus  lerre  oriuntur.  multa  alia  habet  commoda 
vite  mortalium  necessaria  que  recitare  per  singula  esset 
iongum. 

De  Saxonia.     Capltulum.  Cxxxix. 

Saxonia  prouincia  est  in  germania  cuius  incole  agrecis 
dicuntur  contraxisse  originera  et  partes  ubi  nunc  habitant. 
nauigio  aduenisse.  Turingis  qui  tunc  usque  ad  litus  occeani 
habitant  nuillis  plus  '^  sedes  obtinuisse.  gens  enim  semper 
fuit  bellicosissima  elegantis  forme,  procere  slature.  robusta 
corpore  et  audax  mente.  §  Est  autem  Saxonia  terra  quo 
ad  glebam  ferlilissima.  frugum  et  omnium  fructuum  valde 
ferax.  in  montuosis  nemorosa.  in  campestribus  frugifera. 
et  pascuosa.  fecunda  in  gregibus  et  arraentis  opulenta.  In 
argento.  cupro  et  alijs  mineris  ac  metallis.  montes  enim  ha- 
bet insignes.  de  quibus  effodiunlur  lapides  qui  igne  fortissi- 
me  resolulis  in  eris  substanciam  conuertuulur.  Flumina  habet 
nohilissima  et  famosa.   scilicel  weriseram.  Linriam.  Albiam. 

1.  /.  Rinchouia  Rheingau        2.  /,   sita         3-   /.  tarnen  4.  habet  zu 

streichen.  5.  /.  inuilis?    [Turingisque  tunc  —  habitantibus    pulsis 

sedes  obt.     //.] 


GEÜGHAI'HIE  DES  MITTELALTEKS  '«91 

Salam  alqiie  Kodani.  et  niulta  alia  quo  Icrrain  prelerlluunl 
Iraiisalbinam.  loiites  liahcl  salsos  in  iimllis  locis.  ex  quibus 
sal  albissiiiiiiin  et  ()|)liimiin  decoqiiiliir.  ac  paralur.  Ciullates 
habet  plurinias  forlissiiiias  et  iminilas.  forcia  opida  et  caslra. 
tarn  in  campeslribiis  (iiiam  in  iiiontanis.  luxta  monleni  aulem 
iibi  cuprum  lodilur  imienilur  inons  inajjnus  cuius  lapidcs  re- 
doleiit  sieut  violc.  In  aliqiiibns  cciam  nionlibus  inuenilur 
luarmor  valde  puUhrnm  et  hoe  potissinic  iuxta  cenobiuni  quod 
lapis  sancti  Mitlialielis  nuncupalur.  in  illis  nionlibus  maxi- 
mus  est  conoursus  rerarnin  et  besliaruin.  Aprornni.  Vrsorum. 
Ccruorum  et  damularnm  et  idco  in  illis  nionlibus  ncmorosis 
uiulla  veuacionuni  gcnera  excrienlur.  IIcc  et  niulla  alia  laude 
digna  in  Saxonuni  regionibus  inucniunlnr.  quere  supra  de 
Germania  in  lillcra.  G.  el  ^  inliltcra.  A  de  aleniannia.  Habet 
auteni  Saxonia  Jioeniiam  et  Poloniam.  Ab  Oriente.  Wesliua- 
liam  aboccidenle.  Frisonum  lacus  ad  occeanuni.  a  sepleni- 
ptrione.  Thurinj^orum  uero  genlem  et  Francorum  a  nieridie. 
cuius  gcns  fortis  inclita  usquc  hodie  pcrseueral.  ul  dicit 
Erodocus. 

De  Selandia    Capilulum  Cxliij. 

Selandia  maritima  ad  modum  insule.  flumine  et  maris 
brachijs  circumdala.  habet  autem  Hollandiam  ab  oricnle. 
Fiandriam  a  ineridie.  occeanuni  ad  occidcnleni.  Britanniam 
ad  septemplrionein.  Sunt  aulem  plures  ibi  insule  parue  et 
magne  braciiijs  maris  separate  ab  inuicem.  et  disiuncte  el 
sunt  ille  insule  fortissimis  aggeribus  accincle  in  circuitu  con- 
tra maris  impelum  et  niunite.  quarum  glebe  sunt  valde  fer- 
tiles  quo  ad  segeles.  sed  quo  ad  arbores  est  quasi  nuda. 
Non  enim  possunt  arbores  propler  maris  salsugine  (so)  prolun- 
dare  suas  radices.  et  ideo  post  plantacionem  cito  deficiunl  el 
arescunt  §  Est  aulem  Selandia  valde  populosa.  diuicijs  opu- 
lenfa  varijs  gens  magne  slalure  fortis  corpore,  et  audax 
menle.  circa  cullum  dei  deuota  inter  se  pacilica  et  quiela. 
multis  bcnefica.  nullis  molesla.  uisi  quando  hoslium  inso- 
lencie  resislere  est  coacta. 

1.  in  littcra  G.   el   zu  streichen. 


492  GEOGRAPHIE  DES  MITTELALTERS 

De  Swecia    Capitulum  Cliij. 

Swecia  regio  est  inferioris  Sycie  in  Europa,  a  qua  tota 
Golhia  que  infer  dauorum  et  Noricorum  aquilonarium  regna 
regio  est  niaxima  hodie  nominata.  Habens  Balcicum  mare  ab 
Oriente,  occeanum  Brilannicuni  ab  occidente.  Noricorum  pre- 
rupta  et  populos.  a  seplenipJrione.  a  meridie  vero  datorum 
confinis  lerniinalur.  §  Est  autem  Swetia  que  et  Golhia  est 
vocata.  quo  ad  soluni  frugifera.  Vinearum  tarnen  expers.  sed 
in  pascuis  vberrimis  alios  defectus  recuperat  et  metallis. 
§  Nam  preter  divicias  quas  illa  regio  ex  mari  multipliciter 
contrahit.  in  feris  pecudibus  et  iunienlis.  in  argenli  fodinis 
et  alijs  lucris  mineris  nuiltas  regiones  alias  preexcellit.  gens 
valde  robusta.  cuius  niililaris  potencia.  quondam  fcre  tocius 
asie  et  Europe  partem  niaximam  nuillis  temporibus  edomauit. 
quos  aggredi  tempore  Alexandri  magni  grecorum  audacia  ex- 
timuil.  lulij  etiam  cesaris  inuicta  potencia  superatis.  Gal- 
licis.  Almanicis  et  Britannicis  cum  Danis  et  Golhis  Noricis 
et  Aquilonaribus  proprijs  ^  alijs  congredi  formidauit.  secun- 
dum  quod  tradunt  scriplores  liyslorie  tarn  grecorum  quam 
eciam  Romanorum.  quorum  dictis  potest  et  debet  merito  ^ 
adliiberi.  in  quibus  sicut  nee  religiosi  ^  fidei  nee  eciam  ra- 
cioni  poterit  obuiari  in  aliquo  ut  leronimus.  illorum  inquit 
poetarum  et  scriptorum  scriptis  et  diclis  fidem  adhibere  con- 
uenit.  quorum  relacio  fidei  moribus  non  preiudicat  nee  mer- 
cati*  agnilc  conlradicil.  Ex  istorum  prosapia.  Amazones 
processerunt.   \  t  dicit  Orosius.  et  ysidorus  libro  xv. 


De  Sweuia   Capitulum  Cliiij. 

Sweuia  Germanie  Renensis  est  prouincia  in  Europa,  cu- 
ius gens  habere  maximum  dominium  in  Germania  consueuit. 
Vt  dicit  ysidorus  libro.  xv.  dicit  autem  idem  in  capitulo  de 
vocabulis  gencium  libro.  ix.  Sueui  inquit  sunt  pars  Germa- 
norum  in  fine  Septemptrionis  de  quibus  dicit  Lucanus.  Fun- 
dit  ab  extremo  flauos.  Ab  aquilone  Sueues  ^  equorum  ®  fuisse. 

1.  /.  populis  2.   l.  ucritas  3.  /.  scilicet  nee  religiosae 

4.  /.  ueritati         5.  Fundat  ab  extremo  flavos  aqailone  Suevos  Luca7i. 

2,  51.         6.  quorum  oder'  et  quorum 


I! 


GE0GUAI>H1E  DKS  MITTELALTERS  403 

c.  pagos  et  popiilos  iiiulli  credideruiil.  v;;  üioli  aulem  sunt 
Sueui  a  Siieuiu  niunte  qui  ab  ortii  lieriiianic  orliiin  habet, 
et  illius  inoiilis  loca  et  coniinia  primitiis  colucruiiL  vt  dicit 
idein.  !:)  Ileni  ul  dIcit  idem.  ab  ortu  habet  Daiuibiiim  cum 
Hawaria.  Ab  occasu  Renuin  cum  Alsacia.  A  nieridie  lugera 
Alpium  cum  ylalia.  a  sepleniptrione  Fraiicoiiiam  in  inferiori ' 
Geruiauiam.  et  est  duplex  Sueuia.  Inlerior  conlra  llenum. 
Superior  contra  alpes  et  danubinm  vlraquc  est  terra  optima 
et  frugifcra  et  viuilera  in  nuiltis  locis.  habens  ciuitates  mu- 
nitissimas  opida  et  castella.  circa  campcstria  et  montana 
ainpnes  et  lluiuina  ncmora  nuilta.  graniina  et  pascua.  ouium 
greges  et  arnicnla.  circa  montana  eciam  lerruni  habet,  et 
argcntum  procreat  ac  melalla.  gens  populosa  niniis  fortis. 
audax  et  bellicosa.  procera  corpore,  flaua  crine.  venusta  fa- 
cie  et  decora. 


De  Thuringia   Capituluiii.   Clvi. 

Tiiuringia  Germanie  est  prouincia  media  inter  gcnlem 
Saxonum  cl  Francorum  et  Weslfaloruni.  habet  enim  ßoenios 
Saxones  ab  orienle.  Francones  et  Bawaros  a  nieridie.  Swe- 
uos  et  Alsalicos  ab  occidente.  lienenses  Westfalos  ab  aqui- 
lone.  «::i  Gens  siquidem  sccundum  nomen  patrie  Thuringia 
idest  dura  conlra  hostes  raaxinie  seuera.  est  enim  populus 
numcrosus  elegantis  stature.  fortis  corpore,  durus  et  Con- 
slans  mente.  habens  tcrram  monlibus  lere  vndiquc  circum- 
vallatam  et  niunitani,  Inlcrius  vero  planain  valde  frugiferam. 
a  venenis  -  eciam  non  experlem.  opida  mulla.  caslra  forcia 
non  solum  in  monlanis.  \  nde  ^  eciam  per  plana,  ampnibus 
stagnis  lacubus  irrigua.  aere  saluberrima.  j)abuli  übertäte 
gratissima.  Arnienlis  et  grcgibus  valde  plana,  in  eius  mon- 
libus diuersa  iuucniunlur  niineralia  et  melalla  ul  dicit  idem 
Erodocus.  qui  nulialenus  permisit  secreta  Germanie  coniinia 
inscrutata. 

De  Westfalia.     ('apilulum   Clxx. 

Uvestfalia  germanie  inferioris  est  prouincia.  habens  Saxo- 
niam  ad  oricntem.  Thuringiam  et  Hessiam  ad  meridiem.  Ke- 
1.  /.   i't  inferiorem         2.  amoenitatis?         3.   /.  scd 


494  GEOGRAPHIE  DES  MITTELALTERS 

mim  et  Coloniani  ad  occidcntem.  occeanum  et  Frisiain  ad 
aqniloneni.  Nobilissimis  duobus  fluminibus  in  eius  extrenii- 
tatibus  cingilur.  scilicet  visccra  alquc  Renonam.*  Renum 
langit  versus  occidentem  terra  nniltum  nemorosa  pascuosa. 
plus  alcndis  gregibus  quam  ferendis  frugibus  apta.  multis 
fonlibus  et  ampnis  est  irrigua.  Lippia  scilicet  atque  Rura  et 
mullis  alijs  fonles  liabcl  salis.  et  montcs  fcriilcs.  in  nietal- 
lis  babundat  terra,  fructibus,  glandibus.  nucibus  atque  pomis. 
eciam  fcris.  porcis  pecudibus  et  iumenlis.  populus  communi- 
ter  eleganlis  slature  est  et  procerc.  Venuste  forme  et  forlis 
corpore  et  audax  mente.  niiliciam  habent  copiosam  ac  mira- 
biliter  animosam.  promptam  ad  arma  continue  et  paratam. 
ciuitates  habet  forles.  et  niunitas  castra  fortissima  et  opida 
tarn  in  niontibus  quam  in  planis. 

De  Vironia.     Capitulum.   Clxxi. 

Uironia  prouincia  est  paruula.  Ultra  daciam  versus  orien- 
tem  a  virore  dicia  eo  quod  sit  graminosa  et  nemorosa  mul- 
tis aquis  et  fonlibus  perfusa  cuius  gleba  est  frugum  ferax 
gens  quondam  Barbara  seua  incomposita  ac  inculta.  Nunc 
vero  Danorum  regibus  pariter  et  legibus  est  subiecfa  terra 
vero  tola  est  a  Germanicis  et  Danis  pariter  habitafa.  quere 
supra  in  littera  R.  de  Riualia.  §  Hec  terra  Anagardorum - 
gente  et  Rutheorum  per  fluuium  maximum  qui  Narwe  dici- 
tur  est  separata. 

De  Winlandia  ^    Capitulum  Clxxij. 

Uvinlandia  est  palria  iuxla  montana.  Norwegie  versus 
orientem  sita  super  litus  occeani  protensa  non  multum  ferti- 
lis  nisi  in  graminibus  et  insiluis.  gens  eius  est  Barbara,  ag- 
grestis  et  seua.  magicis  artibus  occupata.  Vnde  nauigantibus 
per  eorum  littora  uel  apud  eos  propter  venti  defectum  moram 
conlrahenlibus.  uenlum  venalem  ofTerunt  atque  vendunt.  glo- 
bum  de  filo  faciunt  et  diuersos  nodos  in  eo  connectenles 
usque  ad  tres  nodos,  uel  plures  de  globo  extrahi  precipiunt. 

1.  /.  Reno.  nam         2.  d.  i.  a  Nagardorum         3.    /.  Vinlandia  zz  Fin- 
landia 


GEOGRAI'FIIE  DES  MITTELALTERS  /i05 

secundum  quod  volucriiit  Ventura  habere  forcioreni.  quibiis 
propter  corum  incretiulitalein  illudenles  dcnioiics  coiicitnnt  et 
ventum  niaiorcm  uel  minorem  excilanl  secundum  quod  plures 
nodos  de  lilo  cxlraliunt  uel  pauciores  et  ([uandcxjuc  dictum 
commouent  ucntum  quod  miseri  talibus  lidem  ahibcntes  iusto 
iudicio  submerguntur. 


De  Yselandia  ('.apilulum.   Cl.xxiiij. 

^  selandia  est  rcj;io  ultima  iu  Europa  a  scpteniptrionc  vl- 
tra  Nor\vej;iam.  sita  porpelua  glacie  in  remocioribus  eins 
linibus  condempnata  protcnditur.  sunt'  super  litus  occeani 
maris  versus  seplemptrionem  vbi  mare  pre  nimio  frigore  con- 
gelatur.  ab  Oriente  babcns  siciam  superiorem.  ab  austro 
Norwegiam.  ab  occidente  occeanum  Ilybernicum.  ab  aquiloue 
mare  congel.itum  et  est  dicla  yselandia.  quasi  terra  glaciei. 
eo  quod  ibi  dicuntur  esse  montes  iuncti  -  glaciei  duricicm 
congelati.  ibi  cristalli  inueniuntur.  §  In  illa  eciam  regione 
sunt  albi  vrsi  maxinii  et  iortissimi  qui  vnguibus  glaciom  rum- 
punt.  et  foramina  niulta  laciunt.  per  que  in  mari  sc  submcr- 
gunt.  et  sub  glacie  pisccs  capientes.  eos  extrahunt  per  fo- 
ramina predicla  et  ad  litus  deferentes  inde  viuunt  terra  est 
sterilis  quo  ad  fruges  exceptis  paucis  locis  in  quorum  valli- 
bus  vix  crescit  aucna  gramina  tanlummodo  et  arborcs  in  lo- 
cis ubi  liabil.iut  boniincs  parlurit  et  producit.  et  in  illis^ 
partibus  feras  gignit  et  iumenta  nutrit.  Vnde  de  piscibus  et 
venacionibus  et  cornibus  *  pro  maiore  parte  populus  uiuit. 
oues  pre  frigore  ibi  uiuere  oon  possunf.  et  ideo  incole  de 
ferarum  et  vrsorum  pellibus  quos  venatu  capiunt.  contra  fri- 
gus  se  muniunt  et  corpora  sua  legunt.  alia  uestinienta  habere 
non  possunl  nisi  aliunde  dei'eranlur.  gens  eciam  multum  cor- 
pulenta.   robusta  et  ualde  alba. 

WILH.  WACKERNAGEL. 

1.  sunt  zu  streichen.  1.  fehlt  in   [cuncti  in?  //.]  3.   /.   aliis 

4.  /.    carnibus 


496 


DIE    ZWÖLF   MEISTER   ZU   PARIS. 

U/iter  den  hohen  schulen  des  mittelalters  gciiiefst  auch 
bei  deutschen  auioron  der  zeit  die  graste  und  älteste  der 
theologischen,  die  zu  Paris,  eines  fast  sprichtrörtlichen  ruh- 
ines:  wo  Universitäten  zu  nennen  sind,  darf  Paris  nicht 
fehlen,  und  es  pßegt  dieser  name  vora^if  zu  stehen  {altd. 
wäld.  3,  24.  Reinh.  s.  335.  rninnes.  vdH.  2,  213\  Re?tner 
Bamh.  34''.  154''.  159''),-  wird  im  gedieht  der  name  einer 
theologischen  schule  gebraucht,  so  heifst  sie  loiedcrum  nur 
Paris  (Reinh.  s.Z34jf.  Re/mer  15 A\  Bonerius  99) ;  ja  man 
geräth  damit  so  in  das  sagenhafte  da/s  im  kriege  auf  der 
Wartburg  (vdH.  2,  11")  fF alt  her  sich  rühmt  zu  Paris  Con- 
stantinopel  und  Babijlon  studiert  zu  haben,  um  so  auffal- 
lender ist  dafs  Berthold  42G  nur  von  Orleans  Montpellier 
Salerno  Padua  und  Bologna  spricht. 

Bei  solcher  sprichwörtlichen  Jind  sagenhaften  bedeutung 
des  namens  war  es  weiter  keine  willkür  mehr,  ivenn  theo- 
logische erörterungen  von  allgemeinerem  interesse  gleich 
nach  Paris  und  meistern  dieser  schule  in  den  ?nund  gelegt 
wurden,  so  der  streit  welcher  Johannes  den  vorzug  ver- 
diene, der  tauf  er  oder  der  ev  an  gelist.  Klein  Heinzelin  theilt 
das  spiel  unter  zwei  frauen  eines  ungenannten  klosters 
(vdH.  3,  AOSff.):  dagegen  bei  Berthold  141/.  so  lobet 
man  die  heiligen  ie  nach  den  lügenden  die  si  gehabet  hänt, 
und  dar  umbe  so  kriegent  die  mcisler  ze  Paris,  ez  kriege- 
len  zwene  meisler  mit  einander,  da  kriegete  einer,  sant 
Johannes  Baplislc  waere  hoeher  da  ze  himele.  da  kriegete 
einer,  ez  wa^re  sant  Johannes  Ewangeliste ;  der  wa;re  hoe- 
her u.  s.f  so  auch  in  einer  Zürcher  papierhandschrift  des 
\An  jh.  Uvafserkirche  B.  223/730.  bl.  122  rw.—  VZ4rw.) 
folgender  Wettstreit  um  das  tiefste  treffendste  erbaulichste 
wort;  zwölf  meister,  so  viel  der  schule  vorgesetzt  sind, 
nehmen  daran  theil,  nach  der  anzahl  der  beiden  und  der 
sänger  im  rosen garten;  daruiiter  zivei  die  allerdings  zu 
Pa?'is  gelebt  und  gelehrt  haben,  nur  in  ganz  verschiedenen 


DIE  XII  MEISTER  ZU  PARIS  497 

Seiten,  Albertus  magniis  und  inoistcr  Eckard;  der  dritte 
name  ist  neu,  der  ron  Kro/ienherg ;  die  neun  übrigen  sind 
nicht  benannt. 

Zwclf  ineistcr  sinl  erhaben  ze  paris  in  der  schuolc.    Do 
sprach  ieklichcr  vsser   sinein  sinne    das    nechste  des  er  sich 
verstuond.     (]  Der  erst  nieisler  spracli    'Es    ist   besser  die 
sünde    gelassen  dur   gol  denne    für  die  siind  als  vil  gelitten 
als  unser  herre  ihcsus  leide  do  er  vf  ertrich  gieng.     So  ist 
besser  das  man  die  siind  dur  got  lasse,  denne  das  der  iMen- 
sche  also  vil  liüe  als  unser  liorre  ihcsus  ehrislus  leit  do  er 
den  tot  leit  an  dem  kriuz.'     (|   Der   ij  mcisler  sprach    'Got 
hat  elliu  ding  dem  menschen    ze  also  grossem    guo  {so)  ge- 
schalTen,  Die  minsten  tugent  die  er  getuon  mag  die  mag  im 
got   nit   vergelten  mit  allem    dem    das    er   ie    geschuof:     Er 
muos  im  sich  selber  geben.'     (I  Der  iij  meister  sprach  'Als 
verre  der  sunne  lutrcr  vnd  klarer  ist  denne  der  slerne,   Als 
verre   ist   gedult   edler   in    lidcnder  uebunge  denne  groessriu 
(/.  groessiu)    werk    an   gedult.'     (I    Der   iiij    meisler   sprach 
'Ich  wölt  lieber    sterben    mit   dem  den    got  Iritlet  mit  sinen 
fuessen  in  der  zit,    denn    mit  dem  den    got  küsset  an  sinen 
muQt.   Was  heissen  wir  trellen?  Wenne  es  uns  übel  gal  an 
dem  lib  vnd  an  dien  friunden  oder  an  dem  guot,  so  sprechen 
wir  "Got   zürnet   vf  uns."     Wenne    es    uns  aber  wol  gat 
beidiu  liplich  vnd  geistlich,  so  loben  wir  got  vnd  danken  im. 
So  wölt   ich  verre  lieber  sterben    mit  dem  dem  niemer  lieb 
geschieht  in  der  zit,  denne  mit  dem  dem  alles  guot  geschieht.' 
(I  Der V meister  sprach  'In  der  selben  ewigen  minne  als  der  hi- 
melsch  vatter  sinen  ein  gebornen  svn  in  liden  sant,  In  der  selben 
ewigen  minne  sendet  er  noch  aller  menschen  liden  vnd  in  keiner 
andren  minne.  Weri  liden  nit  das  edelst   das  got  in  der  zit 
geben  mag,  er  hetti  sinen  ein  gebornen  svn  nie  in  liden  ge- 
sent.  3Iit  liden  heint  die  heiligen  alle  ir  viende  überwnden; 
Mit  liden  heint  die  heiligen  das  rieh  gotles  erkrieget.'    (I  Der 
vj  meisler  sprach  '  Da  ein  Mensche  were  das  mit  andaht  vnd 
mit  inrkeit   ein    pater   noster   spreche,    der  mensch   möchte 
sprechen    "Herre,   behalt  mir  dis    pater  noster  vntz  an  die 
iungsten   zit   das   ich   sin  bedarf."     Vnd  weri  der  Mensche 
küng  vnd  keiser  vf  ertrich  gewesen,  er  möht  an  siner  iung- 
Z.  F.  D.  A.    IV.  32 


498  DIE  XU  MEISTER  ZU  PARIS 

steu  zil  sprechen  zuo  iinsrem  lierreu  "  llerre,  umessigc  dich: 
Ich  hau  enwenig  mit  dir  ze  sprechcnne.  Ich  gab  dir  an  enr 
weit  ein  pater  noster :  das  hast  du  mir  vnvergullen.  Du  geh 
mir,  herre,  niut  %van  das  du  geschafTen  hallest:  da  mit  hast 
du  mir  vnvergullen  din  schuld."  Also  edel  ist  das  andeh- 
tig  palcr  noster.'*  Der  vij  meister  sprach  'Werl  ein  Men- 
sche wis  als  salanion  vnd  stark  als  sampson,  schoen  als  Ab- 
solon,  vnd  der  mensche  alle  die  slerki,  Alle  die  wisheit  vnd 
alle  die  scha*ni  verzarli,  ob  es  muglich  wer,  in  aller  der 
siecheitdie  elliu  Menschen  haut  siechen  vnd  malatzen  :  Den- 
noch weri  dem  himelschen  vatter  löblicher  das  der  Mensche 
belibi  an  siinde,  denne  das  er  das  alles  litti  für  sin  siind. 
Ich  sprich  me.  das  der  soldan  von  babiloni  Sprech  "Ich 
wil  mich  lassen  loufen  vnd  alle  heidenschalt"  zuo  einer  iunk- 
frouwen  dar  vmb  das  si  iren  magtuom  ze  einem  mal  sölti 
verlieren:  so  weri  dem  himelschen  vatter  vil  loblicher  das 
diu  iunkfrouwe  magt  belibe,  denne  das  die  hciden  alle  ge- 
toulTet  wurdin.  Also  edel  ist  der  Mensche  der  in  siner  er- 
ster luterkeit  belibet.'  Ü  Der  viij  meister  sprach  '  Wisdi 
der  mensch  wie  verre  er  sich  verret  mit  dem  minsten  ge- 
dank  den  er  uebel  wider  got,  er  Cörcht  gol  also  sere  das 
er  in  nieraer  getörsti  gebilten.  So  sprich  ich  her  wider: 
Wisti  der  Mensche  wie  nach  er  sich  nehet  mit  der  minsten 
tugent  die  er  geueben  mag,  er  diucht  sich  also  kündig,  das 
in  des  diucht  das  er  golles  niut  mer  bedörl'ti.'  G  Der  ix 
meister  sprach  'Mensch,  wiltu  gotlcs  antliut  schouwen,  so 
gib  wider  alles  das  du  schuldig  bist.  Von  erst  so  gilt  dinem 
ebenmenschen  alles  das  du  im  schuldig  bist  nach  siner  gna- 
den vnd  nach  siner  erberrade,  Vnd  Ino  denne  das  du  mahl. 
Zuo  dem  ander  mal,  hast  du  ieman  sinen  guoten  liumden 
benomen,  den  gib  im  wider,  ob  es  in  der  warheit  ioch  weri. 
Si  das  din  ebenmensche  ein  siind  begangen  hab,  Vnd  seist 
du  es  do  man  sin  vor  nit  enwissel,  Vnd  benimest  im  also 
sin  guotes  wort,  Du  gebist  im  denne  sin  guot  wort  wider, 
das  antliut  golles  beschouwesl  du  niemer  me.  Ze  dem  iij 
mal  entwürt  dinem  himelschen  vatter  in  der  zit  ein  also  lu- 

*  eben  diesen  spruch,  jedoch  theilweis  deittlicher  abgefaßt,  giebt 
dieselbe  hnndschrijt  hl.  77  rw.  78  vw.  als  ein  wort  brudcr  Johanns 
von  Hasla :  x.  altd.  lescb.  892- 


ÜIE  XII  MEISTER  ZU  PARIS  499 

ter  klar  sele,  das  er  sin  ewiges  wort  wider  in  dir  geberen 
uiüg  a»  vuderlass  :  so  liaslu  im  vergullen.'  G  Der  x  niei- 
ster  sprach,  das  was  biscliof  albreclit,  'Das  ist  got  löblicher 
vnd  dem  Menschen  nutzer,  das  der  Mensche  in  der  zit  die 
wil  er  lebet  vnd  gesunt  isl  ein  ey  durch  got  git,  denne  nach 
sime  tot  als  vil  goldes  ;ils  von  dem  crtrich  vutz  an  den  hi- 
niel  geligen  möchle.  Ich  sprich  me.  Es  ist  besser  das  der 
3Iensche  ein  widcrwerlig  wort  dur  got  mit  gedult  vertreit, 
denn  er  als  vil  ruolcn  vf  sime  riiggcn  zcrslueg,  me  den  ein 
wagen  getragen  mocht.  Ich  sprich  aber  me.  Vergib  dime 
vieud,  vnd  der  dir  leit  tuol,  dem  tuo  dv  guetlich  dur  got: 
das  ist  got  löblicher  vnd  ist  dir  besser,  denne  ob  das  mög- 
lich wer  das  du  alle  lag  von  hinnen  vntz  an  das  mere  gien- 
gesf,  das  dir  das  bluot  von  dinen  fucssen  vs  giengi.  Ich 
sprich  noch  me.  Wil  man  fragen  nach  den  wisosten  pfafen 
die  vf  ertrich  sint,  die  vindet  man  ze  paris  in  der  schuol: 
Wil  man  aber  fragen  nach  der  heimlich  gottes,  so  frage  man 
nach  dem  ermstcn  menschen  der  vf  ertrich  ist,  der  mit  wil- 
len gern  arm  isl  dur  got:  der  weis  gottes  heimlich  me  denne 
der  wisost  pfafl'c  der  vf  ertrich  ist.'  (I  Der  xj  meister 
sprach,  das  was  der  von  kronenbcrg,  'Got  hat  alles  das  er 
wil:  im  gebrast  nie  keines  dinges  denne  eins.  Nv  möcht 
man  sprechen  ''Wes  gebrast  got?  er  ist  doch  gewallig  vnd 
mehlig."  Sit  das  got  den  menschen  geschuof,  so  vant  er 
nie  so  vil  reiner  herzen  noch  luler  seien  dien  er  sich  vol- 
komenlich  möcbti  geben  als  er  gern  teli.  Wan  er  gebe  sich 
gern  allen  menschen  gciich,  einem  als  dem  andren,  den  boe- 
seu  als  den  guolcn,  werin  die  menschen  luter  vnd  rein,  das 
siu  sin  enphenklich  weren.  des  gebristet  got  vnd  anders 
nil.'  (I  Der  xij  meister  sprach,  das  was  Meister  cghart, 
'Got  helt  den  menschen  also  lieb,  das  er  hell  getan  als  alle 
sin  gotheit  an  dem  menschen  ligge.  ''Ich  sprich  das  es  bes- 
ser ist  ein  almuosen  dur  got  euphangen  denn  hundert  mark 
dur  got  gegeben."  Nv  möcht  man  sprechen  "Wie  mag  das 
war  sin?"  Das  sag  ich  iuch.  Das  almuosen  ist  an  im  sel- 
ber heilig  vnd  guot.  Das  ist  war.  Wer  das  almuosen  git, 
so  ist  es  an  im  selber  alle  zit  heilig  vnd  guot.  Ich  wil  iuch 
aber  bewisen  das  es  war  ist.  Git  ein  Mensche  hundert  mark 
dur  got,  im  wirt  zwei  hundert  mark  wert  eren  wider.    Als 

32* 


500  DIE  Xn  iMEISTER  ZU  PARIS 

verre  nv  ere  besser  ist  denne  guol,  als  verre  gewinnet  er 
me  den  er  dar  vmb  geb.  Als  dik  der  rieh  man  sin  hant  von 
im  streket  mit  dem  almuoseu,  als  dik  enphahet  er  wollust 
vnd  ere  in  aller  siner  natur:  Als  dik  aber  der  arm  mensche 
sin  hant  von  im  biutet  nach  dem  alniuosen,  so  git  er  alle 
sin  ere  vmb  ein  almuosen  brotes,  vnd  vertrucket  sin  natur 
alle  zit  vnder  den,  von  dem  er  das  almuosen  enphahet.  Als 
vil  nv  dem  himelschen  valter  versmecht  werder  ist  vnd 
lieber  denne  ere,  als  vil  ist  im  der  arm  lieber  denne  der 
rieh  der  es  git.  Ich  sprich  mc.  giengen  zwei  menschen 
einen  weg  mit  enander,  vnd  iundin  einen  bluomen  an  dem 
weg  stand;  Der  ein  mensche  gedehti  "brich  den  bluomen: 
er  ist  so  schoen"  vnd  gedehti  denne  da  wider  "Lass  in  stan 
dur  got"  ;  Der  ander  3Iensche  gat  im  nach  vnd  brichet  den 
bluomen:  Der  tuot  enhein  siind  daran;  Aber  der  in  dur  got 
lat  stan,  der  verdienet  also  grossen  Ion  wider  dem  der  in 
da  brach,  also  hoch  der  himei  ob  dem  erlrich.  Sit  unser 
herre  vmb  so  kleiniu  werk  so  grossen  Ion  wil  geben.  Was 
wenent  ir  denne  das  er  dem  geben  welle,  der  sich  selber 
vnd  elliu  ding  dur  in  lat?'* 

WILH.  WACKERNAGEL. 

*  denselben  spruch  vom  geben  und  nehmen,  in  kürzerer  und  sonst 
auch  abweichender  fafsung,  aber  gleichfalls  unter  mcister  Eckards 
namen,  hat  die  handschrift  ß.  ix.  15  der  Basier  Universitätsbibliothek. 

SCHWEDISCHE   VOLKSSAGEN. 

Endlich  wendet  man  sich  auch  in  Schweden,  dessen  ab- 
gelegene unberührte  strecken,  gleich  den  norwegischen,  mehr 
davon  austragen  als  die  übrigen  länder  unseres  Stammes, 
zur  Sammlung  der  noch  unter  dem  volk  lebenden  lieder  sa- 
gen und  gebrauche,  den  reichen  vorrath  konnte  man  ahnen 
nach  dem  was  gelegentlich  und  fast  wider  willen  in  histori- 
schen oder  geographischen  werken  angeführt  war.  auch  dort 
hat  sich  die  neigung  der  sammler  zuerst  auf  die  lieder  ge- 
richtet, den  svenska  folkvisor  von  Geijer  und  Afzelius 
(1814  — 1816)  folgten  svcnska  fornsdni^er  von  Arvidsson 
(1833.  1837,  der  dritte  band  soll  1843  erschienen  sein), 
demselben  Afzelius   danken  wir  svenska  folkets  sagohiifder 


SCHWEDISCHE  VOLKSSAGEN  501 

(1839  —  1843  in  Itiuf  abllioiliingen,  aber  noch  ungesclilofsen), 
welches  werk  nicht  auf  eigcnllichc  sunimlung  ausgeht,  son- 
dern die  ganze  schwedische  gcschichlc  aus  ihm  zugänglichen 
liedern  und  sagen  zu  erläutern  sucht,  wobei  viel  willkomm- 
nes  und  unbekanntes  niitgelheilt,  dennoch  ein  gewisser  zu- 
schnitt des  Stoffs  vorgenommen  wird,  der  uns  dessen  voll- 
ständigere nulzung  nicht  entbehrlich  maciit.  nur  wenige  niär- 
cheu  stehen  beiAfzelius;  unterdessen  überrascht  die  ungemein 
frische  Sammlung  norwegischer  von  Asbiörnsen  und  Moe 
(Christiania  1842),  der  sich  eine  gleich  ansehnliche  schwe- 
discher bald  an  die  seile  stellen  möge. 

Erst  neulich  ist  mir  zugelangt  Runn,  en  shrifl  ßir  Ja- 
dcr/icslandcts  forfiviinner,  ulgijvcn  af  Richard  Dijbeck 
(Stockh.  1842.  18/i3),  in  vier  heften,  womit  bedauerlich  schon 
das  buch  geschlofsen  wird ;  wie  es  scheint  haben  die  unnö- 
thigen  vielen  bilder  es  zu  kostspielig  gemacht,  und  man  mufs 
wünschen  dafs  der  strebsame  herausgeber  auf  andre  weise 
fortfahre  bekannt  zu  machen  was  von  treu  und  einfach  auf- 
gezeichneter Volksüberlieferung  bereits  in  seinen  bänden  sich 
befindet,  er  ist  ein  schlichter  landmann  (dagakarl),  der  noch 
selbst  mit  dem  pflüg  zu  acker  geht,  in  der  Volkssprache 
heimisch,  vom  werth  der  sage  und  des  lieds,  wie  sie  auf 
dem  lande  fortwähren,  lebhaft  durchdrungen ;  ungelehrl  aber 
wohlunterrichtet :  frdn  späda  barndomen  drog^  hau  ock  ali- 
ud hcldre  tili  skogs  an  tili  boks,  och  da'  kan  änmi  ett  harn 
stod  och  beundrade  fosterbygdens  'nattomhöljda  borgar  (er 
scheint  aus  Westmanland  gebürtig),  hjssnade  tili  vallhjone- 
sangerna  (hirtenlieder),  af  hvilka  hau  inhdmiade  r'dtt  ma  n- 
ga  af  cti  oförgdtlig,  nu  hädangangoi,  moder,  tankte  han 
väl  pd  ingen  ting  miridre,  an  att  derom  ski^ifva  prosa  eller 
ddlig  poesi.  —  ddlig  läfst  sich  fast  nicht  übersetzen. 

Das  buch  beschreibt  nun  schwedische  landschaften  nach 
ihren  wäldern,  bergen,  bügeln,  thälern  und  theilt  sorgfältig 
mit  was  sich  von  sagen,  liedern,  denkmälern  daran  bindet; 
feste  und  trachten  werden  nicht  vergefsen,  einzelne  merk- 
würdige nachrichten  aus  handschriften  oder  seltnen  werken 
beigefügt,  alles  sehr  löblich  und  dankenswerth ;  seinen  etwas 
schwärmerischen  ton  mufs  man  dem  begeisterten  verfafser 
zu  gute  halten. 


502  SCHWEDISCHE   VOLKSSAGEN 

Ich  wähle  aus  dem  im  vierten  sliick  s.  23  —  46  gegebe- 
nen hundert  schöner  dalsländischcr  sagen  einige  besonders 
anziehende. 

Die  zehnte,  ein  mann  in  Höklida  gieng  auf  seine  wiese 
und  mähte,  da  kam  eine  riesin  gchuifen  und  sagte  ihm 
wirst  du  jemand  sehn,  so  schweig!'  damit  fuhr  sie  ihres 
wegs,  gleich  darauf  kam  der  riese  geritten  und  fragte  den 
mann  'hast  du  jemand  gcschn?'  der  mann  schwieg,  deutete 
aber  mit  dem  Metzftein  nach  der  seile  wohin  die  riesin  ge- 
gangen war,  der  riese  fuhr  ab,  als  am  folgenden  tag  der 
mann  sich  wieder  auf  seiner  wiese  einfand,  kam  die  riesin 
und  warf  einen  scharfen  stein  nach  seinem  haupt,  wovon  er 
starb,  dies  geschah  bei  einer  tanne,  die  von  der  zeit  an  fahl 
und  verdorrt  stand. 

Hierzu  mufs  sage  48  genommen  werden,  ein  mann  lag 
m  einer  waldscheune  und  ruhte,  da  kam  eine  riesin  durch 
das  fenster  der  scheune  gesprungen  auf  der  flucht  vor  einem 
woIf,  der  ihr  in  vollen  zügen  nachsetzte,  die  riesin  setzte 
sich  ins  fenster,  ihre  füfse  nach  aufsen  herab,  sie  hielt  sich 
für  gerettet,  schlenkerte  mit  den  füfsen  und  sagte  spöttisch 
zum  Wolf: 

lasse  tar  td , 

om  du  kati  nd  l  * 
der  mann,  der  in  der  scheune  lag,  sagte; 

fasse  tar  td , 

när  hau  kan  fd !  ** 
sogleich  hüpfte  der  wolf  in  das  fensler  auf,  zog  die  rie- 
sin nieder,  welche  dem  mann  zurief  'dir  und  deinem  ge- 
schlecht soll  es  nimmer  wohl  ergehn!'  und  rifs  sie  in  stücken. 
In  beiden  sagen  wird  die  treulosigkeit  dessen  gestraft 
der  einen  (liehenden  gast  dem  nachfolgenden  feinde  deutlich 
oder  undeutlich  anzeigt,  das  erstemal  thut  er  es  blofs  durch 
deuten,  nicht  durch  worte,  und  hier  haben  wir  in  lebendi- 
ger Volksüberlieferung  die  dem  mitlelalter  schon  geläufige,  unter 
die  phädrischen  fabeln  gestellte  (appendix  fab.  a  Marq.  Gudio 
ex  ms.  Divionensi  descriptarum  n"  23):  h/pus,  pastor  et  ve- 
nator.     der  wolf,  vom  jäger  verfolgt,  flieht  zum  hirten  und 

*  tatze  nimmt  zehe,  wenn  du  kannst  kriegen. 
**  tatze  nimmt  zehe,  da  sie  kann  fangen. 


SCIIWKDISCIIK    VOLKSSACEN  503 

biltcl  iliii  niclil  zu  vcrrallicii.  dein  Iragcndcu  jagcr  sagt  der 
iiirtc  er  Höh  liiikwärls',  iiiil  den  äugen  nach  der  rcciilen 
seile  winkend,  den  wink  aher  verkannte  der  Jäger  und  enl- 
tcrnlc  sich,  lupo  tunc  paslor  t/t/as  habcbis  graf/as  f/uod 
te  cdarimT  'maxiinas  lin^iiae  tuai-'  li/pi/s  ai^o'  dixit, 
(it  ocitlis  J'aUacibits  anternae  cacciUüi'in  noctis  iniprccor.' 
Acsoj)  hat  die  fabel  nicht,  aber  sie  stellt  bei  Marie  de  France 
42  und  ist  von  nihd.  dichtem  zweimal  beliandelt  (lleinh. 
luchs  s.  328.  348),  das  einenial  mit  der  bedeutsamen  annä- 
herung  an  die  schwedische  sage,  dal's  der  jägcr  ein  wilder 
mann  (=:  turs  oder  riese)  ist,  und  der  wolf  zum  bauer,  der 
sein  heu  schobert,  fliichlel.  der  zweiten  schwedischen  sage 
ist  der  wolf  zum  Verfolger  geworden,  da  er  weit  besser  den 
(liichlling  d.  i.  varg,  vargus  exul  (IIA.  733)  bezeichnet, 
hier  aber  schweigt  der  mann  nichl,  er  reizt  den  wolf  zum 
aufspringen  gegen  die  sich  sicher  wähnende  riesin.  der  er- 
sten sage  mangelt  der  fast  wesentliche  zug  des  augenwin- 
kens,  vielleicht  dafs  er  vollständigeren  fafsungen  nicht  ab- 
geht, dafür  gebricht  der  lat.  und  mhd.  fabel  die  räche  und 
Verwünschung  von  seile  der  riesin.  zuweilen  gewinnt  alles 
guten  ausgang.  nach  sage  51  war  eine  frau  mit  backen  be- 
schäftigt, als  die  riesin  kam,  vor  dem  wolf  lliehend  der  sie 
verfolgte,  die  frau  trieb  mit  einem  ofenschieber  den  wolf  in 
die  lluchl.  da  rief  die  riesin  'du  sollst  glück  haben  und 
krunmihörniges  vieh'  (welches  man  für  das  beste  hält). 

Das  nachgewiesne  Verhältnis  bestätigt  mir,  was  ich  längst 
glauble,  dafs  den  besten  und  ältesten  äsopischen  so  wie  phä- 
drischen  fabeln  würkliche  volkssagen  zum  gründe  liegen,  die 
wir,  sobald  uns  die  uordische,  linnische,  litlhauische  Über- 
lieferung näher  bekannt  sein  wird,  noch  grofsentheils  in  die- 
sen, und  zwar  mit  roheren  aber  frischeren  motiven  aufzu- 
decken hoffen  dürfen,  das  wirft  licht  auf  die  beschaffenheit 
und  den  Ursprung  der  fabel  und  stellt  sie  in  engen  Zusam- 
menhang mit  der  ältesten    poesie   der  Völker  überhaupt. 

Sage  57.  bei  Gillanda  in  liölandasocken  steht  ein  un- 
geheurer grabstein.  ein  riese,  der  in  der  gegend  wohnte, 
war  ausgegangen  und  hatte  sich  so  lange  unter  dem  blofsen 
himmel  verweilt  dafs  der  aufgehenden  sonne  strahlen  an  ihn 
Helen,  da  verwandelte  er  sich  in  diesen  stein. —   sage  65.  auf 


504  SCHWEDISCHE   VOLKSSAGEN 

einer  höhe  bei  Frendö  in  Fergelandasocken  findet  sich  der 
gTundwall  einer  begonnenen  baute,  ein  riese  hatte  unter- 
nommen jede  nacht  steine  auf  die  stelle  heranzutragen  wo 
jetzt  Fergelandakircbe  steht,  in  einer  nacht  aber,  während 
er  geschäftig  war  einen  solchen  stein  zu  tragen,  hatte  er 
damit  gezaudert  bis  die  sonne  aufgieng.  da  verwandelte  er 
sich  in  einen  grofsen  stein,  welcher  noch  zwischen  Frendö 
und  Fergelandakirka  bei  Skrikclorp  aufrecht  steht,  und  der 
stein,  den  der  riese  im  augenblicke  der  Verwandlung  trug, 
liegt  daneben. 

Nach  3,  24  hauste  in  einer  waldhöle  bei  ßerga  in  Taxin- 
gesocken (auf  Hernön  in  Söderraanland)  ein  riese  der  men- 
schen und  gut  raubte,  eines  tags  hatte  er  einen  knaben  er- 
griffen und  wollte  ihn  eben  zur  hole  schleppen,  als  der  knabe 
rief  '  halt,  lieber  vater,  schau  auf  zum  himmel,  da  wirst  du 
eine  schöne  Jungfrau  sehen.'  der  riese  erhob  seine  äugen, 
in  welche  die  strahlen  der  sonne  fielen,  da  zersprang  er 
und  der  knabe  entkam,  ähnliches  meldet  ein  färöisches  lied 
von  Gangerolf  (antiqv.  annaler.  Kbh.  1820.  3,  295.  296) 
und  eine  norwegische  sage  bei  Faye  s.  15  vom  jutul  in  Spi- 
rillen, hier  aber  mengen  sich  riesen  mit  zwergen,  denn 
beide  sind  bergmänner  und  können  kein  Sonnenlicht  ertragen 
(vergl.  mythol.  s.  435.   1195). 

Mythol.  s.  631  gedenke  ich  der  schwarzen  kuh,  und  auch 
sonst  wird  in  Deutschland,  Schottland  und  im  Norden  von 
eibischem  vieh  in  blauer,  schwarzer  und  grauer  färbe  be- 
richtet, zufolge  der  ersten  dalsländischen  sage  wohnen  in 
Tonshög  bergriesen,  welche  ihr  schwarzes  fettes  vieh  bei 
nacht  auf  den  umliegenden  triften  weiden,  eine  frau  mit 
nameo  Stina  wohnte  vor  wenigen  jähren  dort  in  der  gegend; 
sie  konnte  nie  feuer  unterhallen  eh  die  sonne  untergieng, 
denn  bei  tag  löschte  ihr  der  riese  immer  das  feuer  aus. 
mitternachts  sieht  man  auf  der  höhe  ein  licht  brennen,  es 
scheint  ganz  hell  und  bei  diesem  schein  weidet  der  riese 
seine  herde.  die  riesin  kommt  dann  aus  dem  hiigel  und 
trägt  einen  silbernen  stab.  sie  melkt  ihr  vieh  das  aber  blut- 
rothe  milch  giebt,  und  wo  etwas  davon  aufs  feld  gesprengt 
wird,  erscheint  dieses  ganz  versengt. 

Sage  28.     schiffer   giengen   auf  einer  abgelegenen  insel 


SCHWEDISCHE  VOLKSSAGEN  505 

im  Wenersee  ans  land.  sie  trafen  da  einen  riesen,  welcher 
sagte  dals  er  hier  wohne  seitdem  er  vor  Öhrbjelie  (der 
glocke)  aus  Borrekoll  entwichen  sei.  dort  habe  er,  tiigte 
er  hinzu,  einen  grofsen  schwarzen  stier  zuriickgelaCsen,  und 
ermahnte  sie  ihn  aufzusuchen,  das  thier  solle  ihnen  gehören, 
als  die  miinner  bald  darauf  nach  Borrekoll  gelangten,  such- 
ten sie  den  stier  mehrere  nächle  hintereinander,  sie  hörten 
wohl  in  den  naligelegnen  wäldern  vieh  brüllen,  konnten  es 
aber  nicht  finden,  der  diesen  stier  erlangen  kann  wird  nie- 
mals irgend  nolh  leiden. 

Sage  47.  auf  Berg  in  üdsköldsocken  liegt  ein  berg  mit 
einer  grofsen  riesenkanimer,  in  welcher  vordem  riese  und 
riesin  wohnten,  sie  hatten  eine  schwarze  kuh,  die  sie  auf 
den  umliegenden  wiesen  weideten,  noch  sieht  man  im  berg 
wo  die  kuh  an  eine  eisenketle  gebunden  stand. 

c  o 

In  Westmanland  (3,  14)  geht  die  sage,  dafs  bei  Angsjön 
von  zeit  zu  zeit  das  von  den  leuten  auf  der  weide  gelafsne 
vieh  in  den  berg  geführt  {bergtagen)  wurde,  vorzüglich 
schwarzfarbiges,  dem  die  berggeister  begierig  nachstellen, 
sie  wifsen  es  so  an  sich  zu  ziehen  dafs  es  nicht  mehr  auf 
das  locken  der  menschen  hört,  selbst  wenn  man  ihm  die 
schönsten  namen  gibt,  ein  mittel  dagegen  ist,  drei  blühende 
blumen  zu  nehmen  und  sie  dem  vieh  zu  frefsen  zu  geben, 
indem  man  spricht 

en  hlomma  en,  det  gür  en, 
en  blomma  bla  ,  det  gür  tvd, 
en  blomma  te  {=  ////,  zu)  det  gör  tre. 
übrigens  ergibt  sich,    wenn   jemand  auf  solche  art  ein  stück 
vieh   verliert,   meistentheils    dafür    ersalz,   ja    zuweilen   fand 
sich  anstatt  des  vermisten  im    stall  ein   schöneres  und  fette- 
res, allzeit  aber  schwarzes,     ganze    herden    solches   schwar- 
zen, feiten,  glänzenden  viehs  erblickt  man  nachts  in  den  wäldern. 
In    einem    hof  von  Westanforssocken    (in  Westmanland) 
halte  jemand  eine   schwarze  kuh,    die    ein  weib   zur  weide 
führte,     diesem  trug   die  bergfrau  einen  tausch  der  kuh  ge- 
gen   zwei    schwarze    geifse    an.     man  hörte   im  berge  rufen 
diu  svarta  ko,   mina  tva   svarta  getter!    eines  abends  sagte 
es  die  hirlin  zu,  ohne  es  ernstlich  zu  meinen,  und  morgens 
standen  im  stalle  zwei   geifse  an  der  schwarzen  kuh  stelle. 


506  SCnWEÜISCFIE   VOLKSSAGEN 

Sage  66.  ein  widder  stand  frühmorgens  vor  der  stall- 
Ihür  zu  Klappe  in  Odeborgsocken.  das  mädchen  kam  und 
meldete  es  der  Iiausmulter,  die  fragte,  welche  färbe  der  wid- 
der habe,  das  mädchen  antwortete  schwarze'  und  die  frau 
sprach  'sage  nie  ein  worl  davon.'  bald  darauf  lammten  alle 
schafe,  und  seit  der  zeit  fand  man  in  diesem  hof  immer  die 
besten  lämmer. 

3Iylhol.  s.  507  mutmafste  ich  recht;  auch  in  Söderman- 
land  wird  folgendes  erzählt,  ein  riese  lag  an  seinem  ende, 
die  riesin  gieng  aufs  feld,  wo  sie  einen  mann  den  acker  pflü- 
gen fand,  sie  nahm  mann,  pflüg  und  vorgespannte  ochsen 
in  ihre  schürze,  trug  sie  zum  berg  dem  sterbenden  riesen 
hin  und  sagte,  'sieh  vater,  was  ich  da  für  kleines  zeug 
{tingcstar)  auf  dem  felde  fand.'  der  riese  schaute  auf  und 
erwiderte  'lafs  du  die  in  ruhe,  das  sind  die  nach  uns  kom- 
men und  nach  uns  den  acker  bauen  werden.'  der  sterbende 
riese  weissagt  seines  geschlechts  hinsterben. 

Es  darf  nicht  verwundern  dal's  auch  unter  dem  schwe- 
dischen landraann  ein  uralter  rechtsbrauch  (RA.  s.  668  11". 
weisth.  3,  222)  unverschollen  ist.  bauern  von  Dräggesta  in 
Westraanland  hatten  einen  hirtenhund  gelödtet  der  nach 
Ekeby  gehörte,  die  sache  wurde  vors  gericht  auf  Lundboa- 
berg  gebracht  und  der  spruch  gefällt,  die  angeklagten  sollen 
schuldig  sein  den  klägern  so  viel  körn  zu  geben  dafs  der 
todte  hund  in  einer  leeren  scheune  (i  en  tom  hinge)  aufge- 
stellt davon  bedeckt  werde,  die  verurtheilten  erboten  sich 
jedoch  den  Ekebyern,  die  damit  zufrieden  waren,  einige 
flecken  laudes  abzutreten  und  diese  heifsen  seit  der  zeit 
Hundana. 

Bei  Frostaby  in  Köpingsocken  (Westmanland)  findet  auf 
einer  anhöhe  sich  ein  kreis  von  steinen,  in  der  mitte  steht 
ein  spitzer  fünf  eilen  hoher,  in  alten  tagen,  und  auch  wohl 
jetzt  noch,  sah  man,  wie  die  sage  geht,  einen  eher  um  die- 
sen mittelstein  im  kreise  wandern  und  hörte  ihn  grunzen 
{frnmgrijm  ta) 

sve  sve  ryggabörst, 
vill  du  Ja    i  Ida  fih'st  (2,  7). 
zu   Röleby   CGunnilbosocken)  hingegen,  wird  erzählt,    sollen 
in  einem  wald  zwei  zäune  mit  einem  gegen  die  enden  offnen 


scnwEDiscnE  volkssagen  :m 

weg  gewesen  und  in  diesem  weg  ein  eher  geselin  worden 
sein,  in  dessen  rücken  ein  blankes  goldnielser  slccklc.  das 
thier  wanderte  ohne  unlerlals  auf  und  ab  in  dem  weg  und 
grunzte 

skär  och  ät, 
skär  och  ät! 
d.  i.  schneid  «ind  ifs;  unversländliclicr  sind  mir  die  worte 
des  ersten  ebers,  doch  läfst  sich  riickenborste  nicht  verken- 
nen, dieser  umgehende  eher  gemahnt  an  die  vielfachen  spu- 
ren des  heidnischen  Frodiensles  Cmylhol.  3.  44.  194 — 196. 
632.  1201)  und  ich  lürchle  nicht  mehr  daCs  man  die  von 
Notker  angeführten  reime,  worin  der  borsten  und  hauer  des 
GuUinbursti  gedaclit  wird,  auf  den  erymanthischen  eher  deu- 
ten wolle,  wie  die  gelobenden  auf  den  sonargöltr  die  bände 
legten,  vielleicht  Schwerte  und  mefser  in  ihn  steckten,  wie 
noch  heute  bei  gastmalen  die  feierliche  gesundheit  ausge- 
bracht wird  wann  das  mefser  im  braten  steckt,  so  läfst 
auch  Hans  Sachs  im  Schlauraffcnland  die  gebratenen  saue 
umgehen : 

jede  ein  messer  hat  im  7'ück, 
damit  ein  jeder  schneid  ein  stück 
und  steck  das  messer  loider  drein  ; 
in    diesem   scherz   sogar  hat  sich   der  heidnische  brauch  er- 
halten. 

Ich  schliefse  mit  einer  1,21  zwar  aus  des  verrufenen 
Rudbecks  Atlantica  4,  70  entnommenen,  aber  auf  volkssage 
(wie  auch  angegeben  wird)  gegründeten  erzählung,  könig 
Toril  richtete  seinem  vetler  oder  söhn  Erik  die  hochzeit  aus, 
zu  welcher  sich  auch  viel  armes  volk  eingefunden  hatte,  als 
das  gastmal  zu  ende  war  stiefs  ein  anderer  könig  auf  eine 
alte  bei  der  hochzeit  gewesene  hexe  und  fragte  sie  wie  al- 
les abgelaufen  sei.  das  weib  antwortete,  niemals  habe  sie 
dergleichen  gehört  und  glaube  nicht  dafs  je  solches  wieder 
geschehen  werde ;  da  seien  mehr  menschen  gewesen,  als  sie 
zählen  könne,  thiere,  vögel,  fische  ohne  zahl,  er  fragte,  wo 
sie  denn  so  viel  fische  fiengen.  sie  antwortete,  Toril  brannte 
mit  blitz  ein  grofses  meer  auf,  da  fiengen  sie  so  viel  gebra- 
tene fische  dafs  alle  pferde  in  seinem  (des  fragenden  königs) 
reiche  die   fische    nicht   auf  sich   laden  könnten,     er  fragte. 


508  SCHWEDISCHE   VOLKSSAGEN 

wo  sie  so  viel  vögel  fiengen.  sie  antwortete  'derselbe  blitz 
brannte  alle  wälder  im  lande  auf,  davon  bekam  man  so  viel 
gebratene  vögel.*  er  fragte,  wie  man  so  viel  thiere  fieng. 
sie  antwortete  'der  blitz  verzehrte  so  viel  städte,  da  fiengen 
sie  beide  Icute  und  thiere  gebraten.* 

Unverkennbar  ist  dieser  Toril  kein  anderer  als  Thor  selbst, 
und  die  volkssage  hat  uns  einen  echten  mylhus  aufbewahrt. 

JACOB  GUBIM. 


JAHRSGANG. 

Peter  Rudbeck,  den  man  nicht  mit  Olaus  verwechseln 
darf,  theilt  im  56n  capitel  seiner  ungedruckten  smäländska 
antiqviteter  folgende  merkwürdige  in  Dybccks  Runa4,  82.  83 
ausgehobene  nachricht  mit. 

Jahrsgang  nach  alter  sitte  zu  gehen,  es  war  in  Smäland 
althergebrachter  brauch  die  beschaffenheit  des  künftigen  Jah- 
res zu  erforschen  und  vorauszusehen  alles  was  sich  im  jähre 
ereignen  wird,  wie  die  ernte  ausfallen,  wer  im  hof  sterben 
soll  oder  nicht,  ob  ein  grofses  sterben  eintreten,  ob  ein  au- 
fser  landes  gefahrener  heimkehren,  krieg  ausbrechen,  feuers- 
oder  wafsersnoth  über  haus  oder  über  Stadt  kommen,  böse 
Zauberei  statt  finden,  gute  fischerei  und  jagd  zu  hoffen  sein 
wird,  und  anderes  mehr;  und  diese  sitte  jahrsgang  zu  ge- 
hen hat  sich  vom  heidenlhum  her  bis  auf  jetzt  (den  schlufs 
des  17n  jh.)  in  Smäland  erhalten,  gilt  aber  für  eine  beson- 
dere kunst  und  heimlichkeit,  und  es  wird  folgendermafsen 
dabei  verfahren. 

Fünf  nächtc  im  jähre  sind  vor  andern  dazu  ausersehen, 
1  Thomasnacht,  2  julnacht,  3  Stephansnacht,  4  neujahrs- 
nacht,  5  dreizehntentagesnacht.  die  den  jahrsgang  gehen 
wollen  faslen  nachmittags  und  offenbaren  es  keinem  men- 
schen, sagen  es  niemand  dafs  sie  ausgehen,  und  kein  feuer 
dürfen  sie  den  tag  schauen,  geschähe  es  aber  dafs  sie  irgend 
ein  feuer  an  dem  tage  im  hause  gesehen  hätten,  so  schlagen 
sie  feuer  mit  stahl  und  stein  und  glauben  von  diesem  feuer 
werde  das  hindernis  gedämpft  das  aus  dem  andern  feuer 
entspringen  könnte,    nicht  mehr  dürfen  folgen  als  zwei  und 


JAIIHSGANG  509 

kein  wort  sollen  sie  reden,  sobald  sie  aus  der  stube  treten, 
noch  zurück,  schauen,  nicht  lachen,  es  komme  ihnen  auch 
noch  so  lustiges  und  seltsames  vor,  noch  weniger  erschrecken, 
sondern  ernst,  still  und  schweigend  gehen,  erst  gehen  sie 
nach  dem  kircliliof,  wenn  sie  sich  dahin  und  wieder  heim  in 
der  nacht  zurecht  finden  können,  und  da  schauen  sie  viel 
seltsame  Sachen ;  zumal  wenn  ein  grolses  sterben  im  bevor- 
stehenden jähr  eintreten  soll,  so  werden  hier  die  ganze  nacht 
von  vielen  sichtbaren  leuten  gräber  gegraben ;  soll  gute  ernte 
erfolgen,  so  schauen  sie  auf  den  ackern  kleine  männcr  grofse 
garben  tragen  und  es  dünkt  sie  als  ob  sicheln  und  sensen 
in  den  steinen  rauschen,  und  kleine  mause  schwere  lasten 
frucht  tragen,  grofse  biertonnen  gefahren  werden,  kommen 
sie  an  ein  haus,  so  klopfen  sie  sachte  an  die  wand  und  sa- 
gen 'wird  hierin  jemand  sterben?'  dann  antwortet  der  wel- 
cher sterben  wird  'ja,'  oder,  wenn  keiner  von  denen  stirbt 
die  im  hause  sind,  'nein',  und  diese  antwort  geschieht  ha- 
stig, sie  schlafen  nun  oder  wachen,  bricht  krieg  aus,  so 
hört  man  greulich  im  walde  hauen  als  solle  stürm  gestiegen 
werden,  gerüstete  männer  reiten  auf  und  ab  auf  den  wegen 
und  pfeifen  erschallen,  soll  raiswachs  eintreten,  so  zeigt 
sich  nur  wenig  volk  auf  den  ackern,  kleine  garben  werden 
zusammengetragen,  das  volk  sitzt  auf  den  feldsteinen  traurig 
und  weinend,  feuer  und  wafserfluten  erscheinen  an  den  hö- 
fen,  die  sich  das  jähr  über  ereignen  werden,  und  zauber, 
spuk  und  unzählige  Vorbilder  lafsen  sich  blicken,  aber  so 
viel  seltsames  oder  lächerliches  vor  ihre  äugen  komme,  den 
jahrsgang  gehenden  ist  es  streng  verboten  darüber  zu  lachen  : 
verziehen  sie  nur  den  niund  zum  lächeln  oder  brechen  sie  in 
laute  lache  aus,  so  bleibt  ihr  mund  schief  stehen. 

Sind  sie  nun  sieben  jähre  lang  so  gegangen  und  haben 
sich  gebührend  betragen,  so  erscheint  im  siebenten  jähre  an 
dem  letzten  tage  des  jahrsgangs  ein  reitender  mann,  aus 
dessen  hals  das  baare  feuer  schlägt,  dieser  mann  hat  einen 
runstab  im  munde  5  ist  nun  der,  welcher  jahrsgang  geht, 
dreist  und  schnell,  dafs  er  hinzu  springen  und  dem  andern 
den  Stab  aus  dem  munde  nehmen  kann,  so  wird  er  durch 
das  bei  sich  tragen  dieses  stabs  klug  und  weise,  so  dafs  er 


510  JAHRSGANG 

alles  weifs  wonach  man  ihn  fragl,  ja  er  soll  neun  eilen  nie- 
der in  den  erdbodon  sehen  können  und  anderes  mehr. 

Haben  sie  aber  noch  zwei  jähre  länger  und  ohne  fehl 
den  gang  gelhan  und  kommen  spät  abends  auf  den  kirchhof, 
so  linden  sie  da  viele  kleine  knaben,  welche  varfvar  heifsen, 
alle  mit  hüten  auf  dem  haupte,  spielen  und  unendlichen 
scherz  treiben,  in  der  absieht  den  ganger  dadurch  zum  lachen 
zu  bringen,  lacht  er  nun,  so  ist  all  sein  neunjähriger  gang 
umsonst  und  er  mul's  von  neuem  neun  jähre  gehen,  falls  er 
den  hut  haben  will,  richten  aber  die  knaben  nichts  durch 
ihr  spielen  und  scherzen  aus,  so  suchen  sie  ihn  durch  schreck- 
liche, seltsame  erscheiuungen  fortzujagen;  misglückt  ihnen 
alles,  so  mülsen  sie  ihm  stand  halten  und  können  nicht  von 
ihm  weichen,  ohne  dafs  einer  den  hut  im  stich  lafse,  so  sehr 
sie  mit  ihm  ringen  .  und  rufen  'du  erhältst  den  hut  nicht, 
aufser  du  kannst  ihn  einem  von  uns  mit  gewalt  oder  ge- 
schwindigkeit  abnehnien!'  doch  zuletzt  läfst  ihn  einer  gut- 
willig los.  dieser  mann,  solciiergestalt  ausgerüstet  mit  dem 
Stab  und  hut  {livarj'shalten)^  gilt  für  einen  weifsager  und 
weifs  alle  verborgenen  dinge,  ohne  dafs  er  nöthig  hat  wei- 
ter jahrsgang  zu  gehen,  wenn  er  weifsagen  will  nimmt  er 
den  hut  aufs  baupt  und  den  slab  in  die  band. 

Soweit  der  bericht,  dessen  Veröffentlichung  wahrschein- 
lich auskunft  darüber  verschaffen  wird,  ob  noch  heutzutage 
in  Smäland  oder  andern  schwedischen  gcgenden  spuren  je- 
ner gewohnheit  zurückgeblieben  sind,  von  den  deutschen 
weifsagern  habe  ich  mylh.  1060  —  70  zusammengestellt  was 
sich  aul'linden  liefs.  in  Niedersachsen  dauert  der  glaube  an 
voraussichtige  menschen,  sogenannte  vorkiekers  zulängst, 
es  scheint  aber  eine  gäbe,  die  ihnen  selbst  lästig  und  nicht 
erst  mühsam  erworben  wird,  auf  Scheidewegen,  aufdächern 
und  an  wafserfällen  lauscht  der  mensch  den  künftigen  din- 
gen, es  pflegt  gewöhnlich  in  der  neujahrsnacht,  wo  sich  al- 
tes und  neues  jähr  scheiden,  zu  geschehen,  aber  die  dreizehn 
tage,  in  welchen  den  allen  göttern  und  geislern  noch  eine 
gewisse  macht  gelafsen  ist,  schicken  sich  überhaupt  zur  weifsa- 
gung.  den  ausdruck  varfvai^  verstehe  ich  nicht,  wenn  er 
nicht  mit  dem  nachher  gebrauchten  hvarfshatt  verwandt  sein 


JAIIKSGAiNG  511 

soll;  (las  allu.  Iirarf  bezeichnet  plötzliches  verschwinden, 
hrer/'a  aus  den  atij^en  enlriickl  werden,  hrarfshatl  ist  also 
der  uusiclilhar  machende  tarnhiit  oder  die  nebelkappe  (mvlhol. 
s.  4.'}I),  die  vorzüglich  zwergen  beigi-legt  wird,  und  die  als 
knaben  geschilderten  rar/rar  oder  /war/rar  scheinen  elbi- 
sche  wcsen,  die  ihren  luil  ungern  an  den  mann  ahlalsen. 
das  ist  das  charakleriscbe  der  ganzen  meidung  dals  die  kraft 
des  wcifsagens  einmal  von  dem  runsfab  des  reiters,  welcher 
Oden  sein  könnte,  dann  von  dem  hui  der  elben  abliiinjrisr  <re- 
macht  wird,  gleich  seinen  geislern  trägt  aber  Oden  selbst 
den  bcziehungsvollen  hui  oder  maulcl,  dessen  der  jünger  der 
Weisheit  so  wenig  enlralhen  kann  als  ein  (in  drei  statt  neun 
Jahren  vorbereiteter)  doctor  der  philosophie  hules,  mantels 
und  Stabs.  JACOB  GRI3JM. 


DIE    3ILLRADSPRACHE. 

Ich  weifs  nicht  ob  auch  bei  andern  Völkern  das  klappern 
des  mülrads  in  worlc  gesetzt  wird,  dem  unsrigen  mul's  es 
von  aller  zeit  her  bis  auf  heute  gcläulig  gewesen  sein,  schon 
in  der  heldensage,  als  Heime  vor  üietleib  auf  der  flucht  ist 
und  an  einen  flufs  gelangt,  svd  er  sagt,  at  mylnn  cor  i  (hi- 
ni  oc  goc/,-  inijhia/i,  cnii  llcimi  licijrdist  svä  tu  sein  inylnti 
hinlin  UvU  sih'i  'sing  slag'  oc  ' drep  drepV  svd  f)utti  Heimi, 
sem  epiir  hotuim  J'ffvi  hinn  gamli  liitriilfr  oc  mielli  vid  si/n 
sinn  Thetleif  högg  liögg'  oc  drep  drcp  V  in  der  zum 
gründe  liegenden  niedersäclisischen  sage  wird  es  aber  wohl 
geheil'sen  haben  drip  en  stach!  denn  wir  werden  aus  den 
andern  bcispielen  sehen  dafs  die  formcl  lieber  vom  laut  auf 
den  ablaut  springt  (gramm.  1,  562).  das  märchen  vom  machan- 
delbom  läfsl  den  vogel  fliegen,  nn  he  ßög  wit  ivech  ?ia  enc 
viäl,  un  de  mal  g'dng  ' klippe  klappe,  klippe  klappe,'  un 
in  de  viäl  dor  seien  twintig  inälenbursen,  de  hauden  enen 
sten  un  harkden  ' hick  hack,  hick  hack,  hick  hack,'  un  de 
mal  güng  'klippe  klappe,  klippe  klappe,  klippe  klappe.' 
dem  auf  die  Wanderschaft  gehenden  handwerksgesellen  haben 
erst  die  raben  zugeschrien  'er  zieht  weg,  er  zieht  weg!' 
dann   drei    alle   weiber    umzukehren   geralhen,    er   schreitet 


512  DIE  MULRADSPRACHE 

tapfer  zu,  an  des  dorfes  ende  sagt  ihm  die  miile  '  kehre  wi- 
der, kehre  wider!'  (nihd.  kei'd  hell  7iu  kercl)  und  er  ant- 
wortet 'miile  geh  du  deinen  klang,  ich  will  gehen  meinen 
gang.*  raben  frauen  und  miile  waren  ihm  ein  rechter  an- 
gang (mythol.  s.  1077).  hübsch  erzählt  ist  im  Renner 
7876  —  91 

ein  mül  mit  einem  rcdelin 

hi  einem  kleinen  dorfelin 

hete  hie  vo?'  ein  armer  mati. 

SU  ivazzers  dem  red/in  zcran 

und  ez  niht  hete  vollen  swane, 

mit  jdmer  cz  umbe  gie  unt  sanc 

'hilf  herre  got!  hilf  her re  gotl 

dir  ist  alleine  bekant  min  not.' 

nü  was  da  bi  ein  dorf  vil  gruz 

hi  dem  ein  kreftic  wazzer  ßöz ; 

daz  treip  zwei  reder  krefteclich, 

die  slaberten  mit  einander  glich : 

hilf  oder  Idz,  hilf  oder  Idz ! 

diu  erd  si  trocken  oder  nazy 

so  hob  wir  doch  guot  tac  unt  ?iaht; 

uns  wirt  so  manec  sac  her  brdht.' 
aus  der  Wetterau  meldet  Phil.  DiefTenbach  folgende  sage,  bei 
Rodenbach  liegt  eine  miile  mit  einem  gang,  die  gewöhnlich 
kleines  wafser  hat  und  deren  rad  gar  langsam  umgeht,  an 
dieser  miile  gieng  ein  bursche  vorüber  zur  kirchweih  und  das 
langsam  drehende  rad  schien  ihm  zu  sagen  'juckt  dich  dein 
buckel?  juckt  dich  dein  buckel?'  das  war  schlimme  Vorbe- 
deutung, auf  der  kirb  tanzte  er  lustig;  es  dauerte  nicht  lange, 
so  bekam  er  streit  und  fafste  eine  gute  tracht  schlage,  als  er 
nun  abends  heimkehrte  und  wieder  an  der  müle  vorbeikam, 
war  das  wafser  von  gewitterregen  stark  angeschwollen,  das 
rad  drehte  sich  rasch  und  sagte  'hat  dich  dein  buckel  gejuckt? 
hat  dich  dein  buckel  gejuckt?'  hier  ist  auch  aus  dem  präsens 
in  Präteritum,  wenn  man  will,  in  reduplication  übergegangen; 
wie  jenes  i  in  a  fällt,  ohne  zweifei  werden  ähnliche  ge- 
schichten  noch  anderwärts  in  Deutschland  gehört. 

JACOB  GRIMM. 


:>13 


LOBr.ES.ViXG    AUF    MARIA    UND    CHRISTUS 
VON    GOTTFRIED    VON    STRASSBURG. 

Ein  glücklicher  fu/iil  setzt  mich  in  den  stund  den  lü.cke7i- 
hqfl  iihevlieferten  groj'sen  lobgcsong  Gottfrieds  von  Strqfs- 
hiirg  der  Vollständigkeit  näher  zu  bringeji.  aber  lieber  als 
ergänzungen  lafse  ich  das  ganze  gedickt,  so  viel  von  ihm 
erhalten  ist,  nach  kräften  gereinigt  abdrucken  :  man  mufs 
ja  die  bis  jetzt  bekannten  strophen  aus  mehreren  bänden 
mühselig  zusammen  lesen. 

B,  die  jydngarter  liederhandschriß,  die  ich  in  herrn 
Pfeiffers  ausgäbe  gebraucht  habr,  enthält  von  s.  229 — 238 
ohne  Überschrift  30  Strophen,  alle  aus  dem  theile  des  ge- 
dichtes  der  an  Maria  gerichtet  ist.  die  letzte  seile  hat 
nur  eine  Strophe,  also  räum  für  noch  drei,  und  die  folgejide 
(239)  ist  leer,  ivie  in  dieser  handschrift  mehrmals  selten 
oder  blättcr  für  nachtrage  frei  gelafsen  sind. 

C,  die  Pariser  liederhandschrift.  bl.  364''  —  367^  giebt 
sie  03  Strophen  (Meister  Golfril  von  Strasburg  7 — 09).  sie 
setzt  die  anfangsstrophen  des  gedichtes  an  das  ende,  7i7id 
auch  dort  noch  in  falscher  Ordnung,  vielleicht  ivareyi  in 
ihrer  quelle  die  einleitenden  Strophen   nachgetragen. 

K,  eine  pcrgamenthaudschrift  von  S.  Georgen  in  der 
Karlsruher  bibliothek,  in  kleinem  formate,  aus  dem  vier- 
zehnten Jahrhunderte,  hinter  deutschen  homilien  stehen  ohne 
Überschrift  11  strophen  an  Maria,  von  deneji  zwei  bisher 
unbekannt  waren,  die  erste  und  den  schlufs  der  elften  thcilt 
der  anzeigerfür  künde  des  deutschen  mittelalters  3(1834),  42 
mit,  ohne  zu  rnerken  dafs  sie  von  Gottfried  sind,  herr 
hofrath  Adolf  Hollzmann  hat  die  gute  gehabt  sie  auf  meine 
bitte  Jur  jnich  abzuschreiben. 

Über  meine  Unordnung  der  strophen  weif  ich  ohne  weit- 

läußgkeit  nicht  zu  sprechen ;  sie  mufs  versuchen  sich  selbst 

zu  rechtfertigen,    bescheidet  sich  aber   an  mehreren  stellen 

sehr  unsicher  zu  sein,    wie  wäre  dies  auch  anders  möglich 

Z.  F.  D.  A.  IV.  33 


514  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

in  einem  gedickte  das  in  keiner  handschrift  in  einiger  Voll- 
ständigkeit einhalten  aus  dreien  zusammengestellt  icerden 
jnufs?  weder  durch  bestimmten  Jortschritt  des  gedankens 
noch  tcie  das  sonst  ähnliche  ivcrk,  Ronrads  goldene  schmie- 
de, durch  fest  verkettete  reimpaare  war  es  gegen  Verluste 
und  Umstellungen  geschützt,  noch  manche  strophe  mag  ver- 
loj^en  sein  :  wenigstens  der  schlujs  fehlt  ,•  denn  ich  glaube 
nicht  dafs  der  dichter  ohne  alle  abrundung  mitten  in  der 
Unruhe  seiner  ausrufungen  abgebrochen  hat. 

7  august  1844.  31.  HAUPT. 

Swer  gotes  niinnc  wil  bejagcn,  MS.  2,  183'' 

der  muoz  ein  jagendez  herze  tragen 

daz  niht  verzagen 

künn  üf  der  jagenden  weide. 
5    er  muoz  ouch   beides  krefte  hau, 

wil  er  die  reinen  niiune  van, 

und  vaste  slän; 

ringen,  striten,  diu  beide, 

diu  muoz  er  haben  naht  unde  tac 
10    nach  der  gewihten  minne : 

si  gät  niht  släfende  in  den  sac ; 

wan  muoz  si  twingen  in  den  hac 

sieht  unde  strac 

mit  reinem  staeten  sinne. 
2         Diu  gotes  minne  ist  hochgemuot,  ISS*" 

da  bi  diemiietic  unde  guot: 

swer  niht  entuot 

als  er  sol  gegen  der  minne, 
5     dem  wirt  sl  niemer  rehte  kunl, 

noch  minneclicher  wunden  wunt 

ze  keiner  stunt 

wirt  er  in  sinem  sinne. 

sist  also  sseliclich  gemuot 
10    daz  si  wil  olfenba're 

sin  in  dem  herze  dez  höchste  guot 

und  aller  liebste  herzebluot : 

swer  des  niht  tuot, 

der  muoz  ir  sin  unmtere. 


GOTTFRIEDS  LOÜGESAJVG  515 

3       Dien  gotes  minnc  frömde  sinl,  183'' 

die  siiit  mit  liclileri  ougcii  bliut  : 
diu  selben  kint 
diu  hcizent  kinl  der  erde. 
5     diu  aber  golcs  niinne  haut, 
diu  kint  sint  gotes  kint  genant 
übr  elliii  laut 
mit  niinncclichcm   werde, 
ir  berndiu  l'ruht  hat  bernden  regea 
10     und  hinicllouwes  siieze; 

ob  in  SU  swebt  der  gotes  segen 
der  ir  kan  zalien  ziten  pflegen: 
daz  er  uns  wegen 
zen  hohen  fröideu  miieze! 

4  Swen  gotes  niinne  nie  getwanc, 
nie  der  in  höhen  fröiden  ranc 
noch  guot  gedanc 

im  nie  gewurzet  inne. 

5  swer  gotes  minne  nie  bevant,  184' 
derst  als  ein  schale  an  einer  want 

dem  unerkant 

ist  leben  witze  und  sinne. 

swem  gotes  minne  nie  besaz 
10     den  sin  noch  daz  gemiiete, 

der  ist  der  gnade  ein  itel  vaz, 

blint  ist  sins  herzen  Spiegelglas, 

sin  lip  ist  laz 

gein  aller  soliden  blüete. 
5  Daz  ich  nu  von  der  minne  sage  184^ 

und  ich  ir  doch  so  lützel  trage, 

daz  ist  ein  klage 

diu  wol  ze  klagenne  wsere. 
5     versuochle  si  mir  minen  muot, 

als  si  diu  reinen  herzen  tuet 

diu  wol  behuot 

sint  unde  unwandelbaere, 

s6  möhte  ich  deste  baz  gesagea 
10    von  der  gewihten  minne: 

nu  muoz  ich  an  der  rede  verzagen, 

33* 


516  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

wan  ich  ir  leider  hän  getragen 

bi  mincii  tagen 

so  liitzel  in  dem  sinne. 

6  Und  hülfe  mich  nu  sendez  klagen,  184" 
ich  klagele,  daz  manz  möhte  sagen, 

daz  ich  der  tagen 
s6  lützel  hele  der  minne 
5     mit  der  ich  solte  geworben  han 
daz  licp  daz  niemer  kan  zergän. 
mich  Irouc  der  wän 
der  manegem  ninit  die  sinne ; 
ich  wände  und  wolte  wizzen  nihl; 
10     ich  bin  der  wsener  eine 

der  inne  ist  blint  und  uzen  siht, 
als  allen  toren  da  geschiht: 
des  ist  enwiht 
mins  herzen  fröide  kleine. 

7  Gelriuwer  got,  nu  erbarme   dich  184* 
genaideclichen  über  mich : 

der  gnaden  ich 
bedarf  von  allem  herzen  5 
ö     wan  rainer  sünde  der  ist  me 
dan  wages  in  dem  Bodens^ : 
des  ist  mir  we 
und  dulde  manegen  smerzen. 
ich  hän  dich  lützel  mine  tage 
10     geminnet,  däst  an  lougen: 

däst  ouch  daz  ich  dir,  herre,  klage, 
ich  was  gein  diner  minne  ein  zage : 
da  von  ich  trage 
ein  wundez  herze  tougen. 

8  Swä  lugentrichiu  herzen  sin  184* 
dien  disiu  klage  werde  schin, 

diu  sulen  min 
dur  got  ze  gote  gedenken 
5     und  zuo  der  süezen  muoter  sin, 
daz  si  dem  dürren  herzen  min 
den  lebenden  win 
der  wären  riuwe  schenken. 


GOTTFUIEDS  LOßGESAiNG  517 

des  bile  ich  dur  daz  höre  bluol 
10     daz  er  göz  dur  uns  armen, 

sial  mir  ze  siner  miiuie  guol  184*' 

diu  dürrez  herze  Liiiejeu  tuol, 
und  mir  der  niuot 


in  riuwen  mucze  erwarmen. 
9         Nu  wil  ich  lau  die  klage  varu 

und  wil  ein  lop  zem  andern  scharn 

des  man  sol  warn 

mit  lülerlicher  miune, 
5     mit  ane  gtinder  reinekheil. 

der  Sünde  der  si  widerseit 

diu  berndcz  leit 

kan  beru  und  arge  sinne. 

wan  sol  ir  gar  und  gar  gedageu 
10     swä  man  ♦ 

liet  oder  msere  welle  sagen ; 

wan  sol  si  von  dem  herzen  jagen 


10         Swer  hoehen  welle  nu  sin  leben 
und  dort  mit  got  in  fröiden  sweben 
und  sich  ergeben 
dem  vride  und  ouch  der  minne, 
5     swer  welle  lernen  widerstän 
der  boesen  sünde  an  allen  wän 
und  sich  erlän 
vil  maneger  argen  sinne, 
der  lerne  disen  minncsanc 

10  und  tuo  nach  siner  16re, 

so  entliuhlet  ime  der  siieze  inganc 
den  sin  den  muot  und   den  gedanc 
an  allen  wanc 
mit  hoher  wirde  und  6re. 

11  Swer  beeren  welle  daz  er  nie 
vernaeme,  von  mir,   daz  er  ie, 
der  hoere  hie 

swaz  im  min  zunge  entsliuzet 
5     und  neme  des  süezen  lobes  war 


518  GOTTFRIEDS  LOßGESANG 

von  der  diu  goles  kint  gebar, 

da  von  si  gar 

genäden  über  vliuzet, 

alsam  der  luft  des  touwes  luot 
10     in  siner  bernden  wünne. 

sist  also  saileclich  gemuot, 

ez  wart  nie  kiuscher  lierzebluot, 

so  rein,  s6  guot, 

geborn  von  wibes  künne. 
12         Ir  bcrndcn  himel,  neigt  iuch  har 

und  ncmet  des  siiezen  lobes  war 

daz  ich  enbar 

von  dem  gewihten  bilde, 
5     diu  sich  uns  vor  gebildet  hat 

mit  reiner  schäm,  mit  kiuscher  tät,^ 

diu  siiezen  rät 

git  mangem  herzen  wilde. 

neig  ouch  diu  beilegen  oren  din 
10     zem  lobe  daz  ich  singe, 

Jßsus,  der  siiezen  muoler  din. 

daz  si  gesegent  müeze  sin ! 

wan  si  ist  ein  schriu 

vol  aller  guoten  dinge. 

13  Ir  lop  mit  bernder  wirde  uf  ge 
sam  loup  gras  bluomen  und  der  kld 
durch  griienen  It 

von  bcrndes  regens  giiete. 
5     ez  muoz  uns  sigen  in  den  muol 
alsam  der  tou  von  himele  tuot 
üf  bernde  bluot ; 
ez  muoz  uns  daz  gemüete 
enlliuhten  sam  den  morgenröt    / 
10     der  fröudenbernder  sunne; 

ez  muoz  uns  bern  daz  lebende  bröl 

daz  guot  ist  für  der  s61e  tot 

an  rehter  not: 

des  hilf  uns,  lebender  brunne. 

14  Du  reine  uns,  reinebernder  muot, 
lachender  rosen  spilendiu  bluot, 


GOTTFRIEDS  LUUGESAJNG  519 

walleiidiu  lluol, 

(liezeiuliu  lioncfifes  süeze; 
5     rein  uns,   daz  wir  diili  lohende  loben, 

und  valie  uns  inil  der  niiunc  kleben, 

daz  man  uns  oben 

ze  frouden   sehen  nuieze  ; 

giuz  uns  daz  berude  niinuelrauc   j 
10     in  lihe  in  s61e  in  herzen, 

daz  aller  herzen  widerwanc 

noch  ie  mit  lebender  süeze  twanc; 

gip  uns  gedanc 

der  wären  riuwe  smerzeu. 
15         Enlliuhle  uns,  liehlebernder  tac, 

inbrinndiu  niinne,  balsmen  sniac, 

blüejender  hac, 

inbriinstiu  herzen  hitze. 
5     erfriihte  uns,  bernder  gnade  ein  fruht, 

leid  uns  der  sünden  ungenuht 

und  alle  unzulit 

uns  von  dem  herzen  slitze. 

teil  mit  uns,  vrowe,  dinen  segeu 
10     den  dir  der  engel  brahle, 

dö  dich  begöz  der  sa'lden  regen: 

zen  selben  sa^lden  hilf  uns  Stegen 

der  dir  der  degen 

mit  fröuden  zuo  gedähte. 
16         Du  rösen  bluol,  du  liljen  blal, 

du  künegin  in  der  hoehsten  stat, 

dar  nie  getrat 

kein  frouwen  bilde  mere, 
5     du  herzeliep  für  allez  leit, 

du  fröude  in  rehter  bitterkeit, 

dir  si  geseit 

gesungen  lop  und  6re. 
des  lebenden  gotes  zelle  was 
10     din  lip  vil  saeldenbaire : 

rehl  als  der  sunne  durch  daz  glas 
kan  dringen,  süezer  unde  baz 


520  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

dranc  äne  haz 

ze  dir  Krist  der  gewähre, 

17  Du  rösen  tal,  du  violvelt, 
du  wiinneberndez  herzen  gelt, 
du  blüender  hell, 

du  süeziu  gotes  wünne, 
5     du  lichteberndcr  morgenröt,    ' 
du  relitiu  friundin  an  der  not, 
daz  lebende  brot    '<■ 
gebaer  du  küneges  künne, 
daz  manic  vinster  herze  kalt 
10     erliuhtele  unde  enbrande 

mit  siiezer  minne  raanecvalt; 
so  rehte  slarc  ist  sin  gewalt: 
des  wirt  gezalt 
din  lop  in  manegem  lande. 

18  Du  minneclicher  bluonien  glänz, 
du  blüemest  aller  niegede  kränz; 
der  sselden  swanz 

dich  hat  alumbevangen. 
5     du  bist  daz  blüende  himelris 

daz  blüende  blüet  in  manege  wis, 
wan  gotes  vliz 
der  ist  an  dir  ergangen, 
des  wirt  dir  hohes  lobes  sanc 
10     ze  wünsche  wol  gesungen; 

vil  maneges  herzen  guot  gedanc 
dir  klenket  manegen  süezen  klanc 
an  allen  wanc ; 
s6  wol  ist  dir  gelungen. 

19  Du  bluomen  schin  durch  grüenen  kl6, 
du  blüendez  lignum  älöe, 

du  gnaden  s6 

da  man  mit  fröuden  lendet, 
5     du  wiinneberndez  fröuden  lach 
da  durch  man  regen  nie  gesach, 
du  guot  gemach 
des  ende  niemer  endet, 


GOTTFIUEDS  LOBGESANG  521 

du  helfeberiidcr  kraft  ein  lurn 
10     vor  vieiillicliein  bilde, 

du  wendest  uianegcn  liertcn  stur» 
den  an  uns  luol  durch   siiicu  liurn 
der  helle  wurn 
und  ander  wiirine  wilde. 

20  Du  bist  ein   sunne,  ein  mäue,  ein  steru,      ' 
du  bist  diu  elliu  guot  kan  wern 

und  uns  entwern  i 

von  des  viandes  stricke: 
5     die  kraft  die  h;\t  dir  got  gegeben, 
daz  frone  lieht,  daz  lebende  leben; 
des  sihct  man  swcben 
din  lop  in  eren  blicke, 
du  hast  in  reiner  reinekeit 
10     daz  ha'hsle  lop  gewunnen 

daz  an  die  werlt  ie  wart  geleit; 
ez  fliuzet  schöne  an  allez  leit 
wit  unde  breit 
üz  maneges  herzen  brunnen. 

21  Du  gimme,  ein  golt,  ein  edel  stein, 
ein  milch,  ein  r6tez  helfenbein, 

ein  honecsein 
in  herzen  und  in  munde, 
5     du  bernder  lugende  ein  edel  krüt, 
ein  minneclichiu  gotes  brüt, 
ein  siiezez  Irüt, 
ein  sseldeberndiu  stunde, 
du  rehler  kiusche  ein  blanker  sne, 
10     der  reinekeit  ein  trübe, 

der  wären  minne  ein  grüener  kl6, 
der  gnade  ein  grundelöser  se, 
und  dar  zuo   mö 
der  triuwe  ein  tiirlellübe. 

22  Ob  aller  siieze  ein  siiezer  schin, 
du  siiezer  danne  ie  wurde  win, 
diu  siieze  din 

mir  blüen  ze  saelden  müeze. 
5     du  bist  daz  siieze  minnetranc  \ 


522  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

dar  in  diu  goleheit  suoze  dranc: 
I     SirOuen  sanc 

nie  wart  so  rehte  siieze. 
du  gast  dur  oren  ougcn  in 
10     ze  herzen  und  ze  sinne: 
da  birstu  wünneberndeu  siu 
und  stoezest  alle  unvröudc  hin. 
du  bist  gewin 
der  herzeclichcn  niinne. 

23  Ob  aller  wünne  ein  wünne  trut, 
du  schoener  danne  ie  küneges  brut, 
du  liljen  krüt, 

du  bliiender  rösen  tolde, 
5     du  brinnder  stern,  du  brinnder  man, 
ob  allen  bilden  wol  getan, 
du  bliiender  plan 
lieht  under  sunnen  golde, 
wiz  als  ein  sne,  blanc  als  ein  swau, 
10     var  sam  der  butten  bliiete, 

ganz  als  eins  wilden  ebers  zau, 
so  bist  du  roseblüender  stau; 
der  sa'lden  gan 
dir  got  von  siner  giiete. 

24  Ob  aller  tugende  ein  süeziu  tugent, 
du  jugent  an  ende  in  bliiender  jugenl, 
des  si  wol  mugeut 

din  lop  ze  liebte  bringen, 
5     die  bimele  und  der  bimele  kiul 
und  alle  die  mit  gote  siut. 
ja  sint  si  blint 
an  allen  guoten  dingen, 
die  dinc  siiezen  werdekeit 
10     niht  erent  innecliche, 

die  got  an  dich  da   bat  geleil 
mit  manger  hohen  wirde  breit, 
daz  von  dir  seit 
manc  herze  tugende  riebe. 

25  Vol  aller  gnade  ein  reioez  vaz, 
der  staeten  tugent  ein  adamas, 


GOTTFRIEDS  LOBGESANG  523 

ein  spiej^elj^Ias 

der  wuiiiie  diu  sich  wunnef, 
5     du  heiles  und  }:^eliickes  rat, 
des  iieilcj^cu  geisles  niinnesat, 
an  froncr  stat 
diu  bilde  wart  gebrunnet, 
dar  in  der  lebende  goles  degen 
10     von  himele  nider  dräte 

sam  üf  die  bluomen  siiezer  regen ; 
so  siiezer  senfte  künde  er  phlegen : 
des  ist  sin   segen 
bi  dir  fruo  unde  spate. 

26  31ariä,  reiniu  werdekeit, 
swaz  man  dir  singet  oder  seil, 
daz  ist  gcmeit, 

lieplich  vor  allem  sänge; 
5     ez  tuot  den  lip  die  sele  vro, 
ez  lüftet  sinne  herze  ho, 
nu  sus  nu  so, 
mit  süezem  anegange ; 
ez  blüejet  schone  in  bluomen  wis 
10     in  herzen  und  in  muote. 
du  bist  so  gar  ein  paradis, 
der  wünne  ein  bliiendez  röseu  ris, 
der  saelde  ein  pris, 
der  gnade  ein  wiinsclielruole. 

27  Got  hat  dir  siben  hande  kleit 
an  dinen  reinen  lip  geieit: 

daz  wirl  geseit 
wie  diu  geschaffen  wären. 
5     daz  eine  kiusche  was  genant  5 
daz  ander  tugent  ist  uns  erkant ; 
daz  dritte  gewant 
genant  was  wol  gebären : 
daz  vierde  kleit  daz  ist  d^muot, 
10     daz  fünfte  erbärmde  reine, 
daz  sehste  stsliu  triwe  guot, 
daz  sibende  zahl,  der  ßren  bluol, 


524  GOTTFRIEDS  LÜBGESANG 

diu  dich  bcliuot 

hat  gar  vor  allem  meine. 

28  Eilf  bände  kiusche  hat  din  lip 

die  nie  gewan  noch  magel  noch  wip : 
die,  frowe,  Irip 
ze  sagenne  üz  mineni  munde. 
5     kiusch  ist  din  sehen,  din  angesiht; 
,kiusch  din  gehoerde  in  aller  phliht; 
din  rede  was  niht 
wan  kiusch  ze  aller  stunde; 
kiusch  was  din  maz,  kiusch  was  din  tranc ; 
10     kiusch  wären  dine  sinne; 

kiusch  was  din  herze  und  din  gedanc ; 
kiusch  din  gebären  und  din  ganc : 
da  von  dir  dranc 
ze  herzen  gotes  minne. 

29  Du  sunne,  ein  mäne,  ein  tac,  ein  stero,       / 
der  valer  wolte  niht  enbern, 

er  wolte  wern 
din  Crist  ze  einer  muoter: 
5     zem  herzelieben  kinde  sin, 

daz  uns  birt  leben  und  lebens  schin, 
brot  unde  win, 
die  kiusche  din  behuoter, 
daz  diaer  bernder  tugende  zwi 
10     nie  Sünde  dorn  beruorte; 

sin  brinndiu  minne  was  dir  bi, 
diu  dich  tet  alles  wandeis  vri; 
ein  golt,  niht  bli, 
wie  dich  diu  sa.'lde  fuorte ! 

30  Du  reiner  lip  üz  höher  art, 
nie  frowen  lip  so  reine  wart, 
so  trüt,  so  zart, 

alsam  din  lip,  der  here. 
5     Maria,  bernder  eren  zwi, 
gewihtez  templum  domini, 
der  dir  ie  bi 
was  unde  ist  iemer  märe. 


GOTTFRIEDS  LO «GESANG  525 

du  bernder  fröude  ein  anevanc, 
10     du  Salden  ancgcnge, 

diu  golcheit  in  din  herze  dranc 
dar  an  uns  allen  wol  gelanc : 
des  IiAstu  danc 
die  breite  und  ouch  die  lenge. 

31  Dir  spriche  ichz  beste  daz  ich  kan. 
nie  muoter  reiner  kinl  gewan 

noch  kinl  gewan 
ein  muoter  nie  so  reine. 
5     er  sellele  sich  da  nach  er  was ; 
sin  reiniu  goteheit  üz  erlas 
daz  reinste  vaz 

von  fleische  und  ouch  von  beine 
daz  muoter  ie  ze  herzen  Iruoc 
10     enzwischen  himcl  und  erde, 
an  dir  lac  alles  des  genuoc 
des  man  ze  tugenden  ie  gewuoc; 
diu  SKide  sluoc 
dich  an  von  hohem  werde. 

32  Du  wahsdez  liep  für  alle  dol, 
du  triulinne  aller  gnaden  vol, 
ja  ist  nienien  wol 

von  herzen  wan  dem  einen 
5     der  rehle  erkennet  wer  du  bist 
und  dinen  sun,  den  werden  Crist, 
der  alle  vrist 

uns  gnade  kan  erscheinen, 
dem  iuwer  siieze  ist  unerkant, 
10     derst  witewe  unde  weise, 

und  dienten  im  joch   elliu  lanl: 
so  vil  ist  gnade  an  iuch  gewant; 
ir  sint  ein  bant, 
ein  turn  vor  aller  freise. 

33  Du  bist  ein  lieht,  ein  anevanc 
des  lebenden  Icbens  an  allen  wanc  5 
vor  dir  uns  Iwanc 

diu  gnädelose  vorhle 
5     unz  daz  din  bernder  sunnen  schin 


526  GOTTFRIEDS  LOB  GESANG 

uns  hat  mit  dcme  liebte  din 
die  vinstcriii 

vertriben,  du  biinclporte. 
du  entsliizze  uns  der  genäden  tor, 
10     daz  leider  alze  lange 

uns  armen  was  beslozzen  vor; 
du  bülfe  uns  an  dem  reblen  spor : 
des  vert  enbor 
din  lop  mit  siiezem  sänge. 

34  Dich  eren,  frowe,  sa'lde  birt 
diu  bernde  stunde  niemer  erwirt: 
er  sfflic  wirt, 

si  saeligiu  wirtinne, 
5     die  dich  ze  herzen  künnen  laden 
in  daz  geminnete  niinnegaden ; 
die  müczen  baden 
in  unzallicher  minne. 
dich  6reu  minne  machen  kan 
10     an  zamen  unde  an  wilde;        ' 
dich  eren  minnen  tuot  den  man 
dem  minne  nie  ze  herzen  bran : 
so  lobesan 
du  bist  in  wibes  bilde. 

35  Dich  eren,  frowe,  fiieget  daz 
daz  man  dir  traege  wirt  gehaz 
und  daz  man  laz 

wirt  gegen  übeler  sünde  ; 
5     dich  eren,  frowe,  daz  ist  kunst 
die  niht  verderbet  kein  Ungunst 
noch  diep  noch  brunst 
noch  keines  wäges  ünde ; 
dich  eren,  frowe  erlinden  kan 
10     diu  flinscherten  herzen; 

dich  eren,  frowe,   tuot  den  man 
und  ouch  daz  wip  untugende  an 
und  verre  dan 
von  aller  sünde  smerzen. 

36  Dich  eren,  frowe,  beten  tuot 
verstabten  munt,  verzagten  muot, 


GOTTFIUEDS  LüBGESANG  527 

daz  kalte  bliiol 
des  herzen  liitzen  suozc ; 
5     dicli  ereil,   frowe  leren  kan 
die  siinde  miden  niane^en   man 
des  herze  bran 
in  wallnder  siinde  uniniinze  ; 
dich  ßren,  frowe,  dest  ein  zwi 
10     dar  an  diu  sielde  blüejet; 

und  ouch  daz  gole  iiit  liebers  si 
diu  wizzende  ist  mir  vaste  bi : 
got  tuot  in  vri 
der  helle  diu  da  brüejet. 

37  Dich  eren,  l'rowe,  swer  daz  tuot, 
dem  giuzet  got  in  sinen  muol 

der  minne  bluol: 
du  bist  so  rehte  reine. 
5     swer  dich  hie  lobet,  der  erel  in 
und  sinen  hohen  goles  sin ; 
6st  ein  gewin 

ein  minne  und  ein  gemeine, 
ein  sta'ter  wille  und  ein  gewalt, 
10     ein  nein,  ein  ja,  ein  minne, 

und  wirt  daz  niemer  umbe  gevalt, 
wan  ez   ist  ßweclich  gestall: 
des  wirt  gezalt 
din  lop  von  manegem  sinne. 

38  Nu  lobe  dich  hiut  wip  unde  man 
und  swaz  von  muoter  libe  ie  kan, 
wild  unde  zan, 

mit  lobender  wirde  untrAge ; 
5     so  lobe  dich  hiut  swaz  lebendes  lebe 
und  in  dem  himeltouwe  strebe, 
vliez  oder  swebe 
in  walde,  in  wildem  wage ; 
hiut  lobe  dich  aller  Sternen  schin 
10     der  mäne  und  ouch  diu  sunne ; 
hiut  loben  dich  d'elemente  die; 
hiut  müezestu  gesegenet  sin, 


528  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

du  fröundcr  win 

und  aller  j;iiadc  ein  brunne. 

39  Hiiit  lobe  dich  got   der  dich  geschuof 
und  lieplich  aller  herzen  ruof 

hoert  unde  ir  wuof, 
ir  fröude  und  ouch  ir  swsere  ; 
5     hiut  loben  dich  aller  engel  schar 
und  aller  hinielschen  megde  gar ; 
hiut  nemen   diu  war 
mit  lobe  die  niarlcraere ; 
hiut  loben  dich  gewillten  schrin 
10     die  Hehlen  hiniel  schcene 
und  alle  die  dar  inne  sin, 
die  troue  und  ouch  die  cherubin, 
die  seraphin, 
und  aller  engel  doene. 

40  Hiut  lobe  dich,   siieziu  reinekeit, 
swaz  ie  den  tot  durch  got  geleit ; 
hiut  si  geseit 

dir  lop  von  allen  zungen; 
5     hiut  lobe  dich,  blüendez  rösen  ris, 
der  kiuschen  megde  höher  vliz; 
hiut  si  din  pris 
durch  al  die  werlt  gesungen; 
hiut  eren  dich  gesegenten  bort, 
10     dich,  fröudenberndiu  wünne, 
die  hie  da  sin,  vor  gote  dort; 
hiut  si  dins  süezen  lobes  wort 
hob  über  bort 
gelobet  von  allem  künne. 

41  An  swem  so  vil  der  sa;lde  lit, 
der  mac  sich  vröuwen  ze  aller  zit 
in  widerstrit, 

als  an  dir,  vrowe  reine. 
5     an  dir  lit  al  der  werlte  heil 
und  aller  himel  ein  michel  teil; 
6st  allez  geil 
von  diner  minne  aleine. 


: 


GOTTFRIEDS  LOBGESANG.  529 

du  bra'lile  uns  wider  den  lebenden  schm 
iO     mit  diner  reinen  giiete 

den  uns  verlos  der  helle  grin : 

des  soll  du,  vrowe.  in  vröuden  sin; 

daz  licrze  diu 

sol  Sweben  in  liocligemüete. 

42  ^  il  rciriiu  inuolcr,    nii  wis  vrö, 
Sit  dich  gehcßhet  hat  alsA 

s6  rehtc  hö 

din  kint  daz  sacldenbajre. 
5     du  soll  in  hiij^cuden  fröuden  leben ; 
du  solt  in  riclier  wiiunc  sweben: 
dir  ist  {gegeben 
ein  leben  an  alle  swa?re. 
daz  reine  kiusclic  bilde  din 
tO     sol  in  der  wiinne  bliiete 

an  ende  in  allen  fröuden  sin : 

ez  hat  der  lebenden  sunnen  schin 

dich  6ren  schrin 

erweit  zer  hnehsien  giiete. 

43  Nu  fröu  dich,  aller  vre  wen  pns, 
nu  fröu  dich,  wiinne  paradis, 

nu  fröu  dich,  ris 
der  schncnen  rosen  bliiete. 
5     nu  fröu  dich,  frowe,  wunnesan, 
nu  fröu  dich  daz  dich  rüefet  an 
wip  unde  man 
durch  dine  hohen  giiete. 
nu  fröu  dich  daz   du  hast  gemein 
10     mit  gote  an  grozen  dingen: 

din  ja  sin  ja,  din  nein  sin  nein, 
an  ende  hellent  ir  enein ; 
groz  unde  klein 
wil  er  dir  vollebringen. 

44  Nu  fröu  dich  daz  du  bist  genant 
diu  hcehste  in  hirael  übr  elliu  laot 
und  dir  bekant 

sint  aller  engel  süeze. 
5     nu  fröu  dich  daz  du  bist  betaget 
2.  F.  D.  A.    IV.  34 


530  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

zen  höchsten  fremden,  so  man  saget; 
nu  frön  dich,  maget, 
der  sunnenheizen  griieze 
die  dir  sint  ze  allen  ziten  knnl 
10     von  manegen  reinen  herzen  ; 
nu  frön  dich  aber  liisentslunt 
daz  du  wirst  niemer  mere  wunt 
noch  ungesunt 
von  keiner  slahte  snierzcn. 

45  jNn  fröu  dich  daz  du  bist  erkorn, 
daz  du  soll  stillen  gotes  zorn, 

der  da  geborn 
wart  uns   von  dinein  libe. 
5     nu  fröu  dich  daz  der  lebende  Crisl 
din  kint  din  got  din  schepfer  ist 
und  daz  du  bist 
ein  Spiegel  aller  wibe. 
nu  fröu  dich  daz  diu  minnebliiol 
10     von  herzenberndeni  leide 

enbunden  hat  vil  menegen  muot 
der  bran  in  leide  alsam  ein  gluoL 
nu  fröu  dich,  guol, 
der  güete  ein  ougenweide. 

46  ^u  fföu  dich  daz  unniiltekeil 
die  diue  niilte  nie  versncit. 

du  wa-re  bereit 

ze  gebenne  swer  es  gcruoclile. 
5     du  gsebe  den  nackenden  die  waf 
und  twte  in  menegen  guoten  ral. 
geschriben  slät, 
swer  dine  gnade  suochle, 
daz  dem  nie  helfe  wart  verzigen 
10     von  dir  durch  gotes  ere : 

des  ist  diu  lop  so  höhe  gestigen 
daz  ez  kan  niemen  übersigen ; 
des  wirt  genigen 
dir  üf  genade  sere. 

47  Nu  fröu  dich,  rciniu  vrowe  zarl, 
daz  nie  din  lip  bewollen  wart 


GOTTFRIEDS  LOBGES.LNG  531 

von  keiner  art 
an  herzen  noch  an  sinne: 
5     des  niahlu  s6re  vrönwen  dich, 
wan  cz  ist  s6rc  lobeüch. 
sich,   frowe,  sich, 
waz   '^n{  der  edclen  niiniie     ' 
dir  in  diu  rcinez  herze  göz 
10     und  in  diu  rein  geniiiete ! 

da  von  du  niender  hAst  genoz 
wan  einen  der  genözclos 
ist  und  so  groz 
an  eren  bernder  bliiele. 

48  Nu  fröu  dich,  siieziu  zuckerwabe, 
duz  dir  gol  Gabrielen  abe 

der  gotes  liabe 
mit  liöher  wirde  sanle; 
5     daz  er  dir  kunte  sinen  gruoz 
der  ienier  siieze  wesen  muoz : 
liht  was  sin  fuoz, 
snell  er  zuo  dir  gcrante. 
'dich  griieze  gol !  genäden  vol 
10     so  bislu,  maget  reine. 

din  lip  in  fröude  enphahen  sol : 
dar  umbe  habe  enheine  dol ; 
ez  kumet  dir  wol 
und  aller  werlle  gemeine.' 

49  Nu  fröu  dich,  frnudebernder  rät, 
daz  dir  der  lebenden  sselde  sat 

mit  reiner  tat 
got  in  din  herze  säte. 
5     nu  fröu  dich,  vrönez  paradis, 
daz  er  in  türteltüben  wis, 
din  siieze  ämis, 
von  himele  nider  dräle 
durch  daz  vil  beilege  öre  din 
10     alunder  diue  brüste  : 

da  von  du  muost  gesegenet  sin. 
ach  aller  engel  künegin, 

34* 


532  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

waz  birt  din   schin 

der  Wunderbernden  lüsle ! 

50  Nu  fröu  dich  daz  daz  herze  dm 
enzunte  des  beilegen  geisles  schin : 
da  von  du  sin 

muosl  ienicr  sa^ldenba-re. 
5     nu  fröu  dich,  lebendcz   heil  belagelr 
daz  du  geba're   ♦  maget 
gar  unverdaget 
belibe  an  alle  swaere. 
nu  fröu  dich,  reiniu  reinekeit, 
10     daz  du  mit  reine  enphienge 
und  in  gebore  an  allez  leit; 
daz  manec  zunge  machet  breit, 
swar  wirt  geseit 
daz  cz  dir  wol  ergienge. 

51  Nu  fröu  dich,  lichter  sunnen  schm., 
daz  die  gesegenten  brüste  din 

daz  kindelin 

des  lebenden  goles  sougten. 
5     nu  fröu  dich  daz  dir  waren  bi 
von  frömcden  landen  künege  dri,. 
her  unde  vri, 
die  dir  ir  minne  erougten 
an  dem  gewihten  kinde  din 
10     daz  si  mit  gäbe  sähen. 

nu  fröu  dich  daz  des  Sternen  schin 

si  wiste  hin  zcn  6ren  din. 

ach  6ren  schrin, 

waz   eren  si  dir  jähen ! 

52  Nu  fröu  dich,  reiner  muoter  barn, 
daz  du  saih  üf  ze  hiraele  varn 

als  einen  arn 
Jßsum  den  du  gebaere. 
5     nu  fröu  dich  daz  er  mcnegen  segen 
dir  giebe  under  den  selben  wegen, 
der  suoze  phlegen 
din  künde  wol  vor  swaere. 


I 


GOTTFRIliUS  LÜßGESANG  533 

nu  fröu  dich  daz  du  ssehe  daz 
10     wie  in  die  liiflc  cnpliienj^en, 
wie  niiuneclicli  an  allen  liaz 
er  üf  der  winde  vederen  saz, 
wan  er  gol  was 
dem  si  engcgen  giengcn. 

53  Nu  fröu  dich,  iemer  berndez  leben, 
daz  du  solt  helfen  urteil  geben 

dÄ  man  siht  streben 
vil  manegen  jämmerlichen 
5     an  deme  zorneclichen  tage, 
so  got  mit  gnisenlicher  klage, 
mit  grimmer  sage, 
den  armen  und  den  riehen 
tuot  sine  hOren  wunden  kuut, 
10     frisch  und  von  bluote  niuwe, 

der  er  wart  durch  uns- armen  wunt; 

des  meneger  wirt  uugesunt: 

ow6  der  stunt, 

ow6  der  seueden  swaere ! 

54  Ich  hän  gelobet  die  muoter  din, 
vil  süezer  Krist  und  herre  min, 
der  eren  schrin 

in  dem  du  mensche  würde : 
5     nu  wil  ich  ouch  dich,  herre,  loben, 
tset  ich  des  niht,  so  künde  ich  toben, 
du  swebest  oben 
ob  aller  6ren  bürde, 
sibenstunt  an  dem  tage  sol 
10     dir  lop  von  mir  erklingen: 

diu  wirde  zimt  dir,  herre,  wol, 
wan  du  bist  aller  tugende  vol ; 
Icillichc  dol 
kanslu  von  herzen  dringen. 

55  In  dinem  namcn  so  lobe  ich  dich 
daz  du,  herr,  ie  geschüefe  mich ; 
alsus  lob  ich 

dich,  minneclicher  keiser.  \ 
5     so  lobe  ich,  herre,  daz  du  bist 


534  GOTTFRIEDS  LOBGESAiNG 

ein  warer  got,  ein  wxTer  Krist, 

und  nil)t  euisl 

an  diucm  bilde  heiser. 

ez  ist  an  allen  lugenden  klär, 
10     durchliuhlic  unde  reine; 

da  ist  wandeis  an  nilit  unibe  ein  här 

ez  ist  reiit  sieht  unde  war 

und  offenbar 

und  alles  valsches  eine. 
56         Ich  lobe  dich,  vater,  herre  Krist, 

daz  dir  so  ma;re  der  sünder  ist; 

du  gist  im  vrist 

vil  lange  üf  bezzerunge. 
5     so  si  gelobet  naht  unde  tac 

diu  lop,  daz  mich  vil  armen  sac 

gein  dir  enmac 

verteilen  menschen  zunge. 

wan  dir  sint  elliu  herzen  kuut 
10     und  offen  allez  tougen, 

du  weist  daz  mer  unz  üf  den  grunl 

und  allez  daz  ie  menschen  munt 

ze  keiner  stunt 

gesprach,  däst  äne  lougen. 

57  So  lobe  ich,  herre,  dinen  tot, 
der  in  vil  strengebernder  not 
uns  helfe  bot 

und  uns  vil  armen  löste 
5     von  iemer  wernder  brinnder  brunst 
da  jämer  ist  und  jämers  gunst 
so   ♦ 

der  uns  s6  tiure  tröste. 
des  sol  dich  loben  swaz  äten  habe 
10     mit  höher  wirdc  und  ere, 

wip  unde  man,  kint  unde  knabe, 
dar  nach  swaz  fliege  fliez  unt  trabe, 
kriech  unde  snabe, 
an  ende   und  iemer  möre. 

58  Got,  aller  giietc  ein  anevanc, 
tief  unde  hö,  breit  unde  laue: 


GOTTFHIliüS  LOÜGESAiNG  530 

si  kau  ^cdanc 

siicz  in  dem  licrzcn  luaclieii; 
5     SI  iliuzcl  üz  der  iniiiue   laut;  I 

vil  wol  im  dem  si  wirl  crkaul ! 

dem  muoz  zehaul 

sin  herze  in  fröiden  lachen : 

swaz  im  diu  werit  ze  leide  luol 
10     daz  ist  im  gar  ein  wiinne ; 

so  suozc  enzündct  im  den  muol 

din  siieziu  brinndiu  minnegluül; 

du  bist  so  guol 

ob  allem  menschen  kiinne. 
5J)         Du  bist  diu  senfte  siiezekeii 

die  man  vor  senfte  unsanfte  treil, 

und  herzeleit 

wart  nie  solichez  mere 
5     alsam  diu  senfte  süeze  din; 

ez  ist  ir  wünueberuder  schin 

für  senden  pin 

ein  saelde  richiu  Ißre. 

doch  kam  din  süeze  niendcr  hin 
10     wan  in  diu  reinen  herzen: 

da  birt  si  wünnebernden  sin 

und  ziuhet  alle  gnade  driu 

und  der  gewin 

vertribet  grimmen  smerzen. 
60         Du  küel,  du  kalt,  du  wann,  du  heiz, 

und  aller  sselde  ein  umbekreiz, 

der  dich  niht  weiz 

wiest  dem  so  rehte  swaere! 
5     im  ist  der  tac  eins  järes  lanc, 

im  gruonet  selten  sin  gedanc, 

erst  aiie  wanc 

gar  aller  fröiden  lajre. 

du  bist  so  gar  des  herzen  schiu 
10     ein  fröidcbcrnder  sunne, 

ein  herzeliep  für  senden  pin, 

für  triure  ein  fröide  voller  schriu. 


536  GOTTFRIEDS  LüBGESANG 

den  gerndeii  sin 

für  durst  ein  lebender  brunne. 

61  Liep  unde  liep,  liep  unde  zart, 
nie  liep  so  liep  eim  liebe  wart; 
du  bist  von  art 

liep  allen  reinen  bilden. 
5     dich  minnent  mcgde,  süeziu  wip, 
und  nianic  tugentbafter  lip: 
da  von  vertrip 
swaz  uns  dir  welle  wilden, 
dich  minnet  erde  und  ouch  daz  nier, 
10     fiur,  luft  und  ouch  die  winde, 
die  hiraele  und  allez  himelher; 
sus  gistu  blüender  bluomen  ber 
an  alle  wer 
dim  liebsten  ingesinde. 

62  Vil  maneges  reinen  herzen  trüt,    \ 
vil  manger  reiner  mägde  brüt, 

lieht  unde  lüt 
in  ir  getrütem  sinne, 
5     dich  triutet  raanic  edeler  niuot, 
dich  triutet  herze  und  herzebluot, 
du  bist  s6  guot 
ze  triutenne,  trutminne. 
dich  triutet  aller  Sternen  schin, 
10     der  mäne  und  ouch  der  sunne, 
dich  triutent  d'elemente  din; 
waz  möhte  baz  getriutet  sin? 
kein  triutelin 
sam  du  getriiter  brunne ! 

63  Du  voller  man,  du  voller  stern, 
wer  möht  din  iemer  stunde  enbern? 
der  tugende  gern 

kan  unde  süezcr  minne, 
5     der  muoz  din  inneclichen  gern, 

wan  du  kanst  wunder  wünnen  wem; 

du  bist  ein  stern 

in  herzen  unde  in  sinne : 


GOTTFRIEDS  LOBGESANG  537 

du  erliuhtcsl  daz  nie  sunneu  schin 
10     noch  sicrn  erliuhtcn  künde, 
so  mille  ist  dincr  niinne  win, 
swem  er  kunit  in  duz  herze  sin, 
des  herzen  schrin 
wirt  fluiden  vül  von  gründe. 

64  Du  nianges  herzen  niinncbant, 
du  brinndiu  niinnc  übr  elliu  lant, 
ez  wart  bckant 

nie  lieberz  üf  der  erde. 
5     din  liep  in  lebendem  liebe  lebet : 
eia,  wol  im  swer  dar  nach  strebet ! 
des  herze  swebet 
in  wiinneberndem  werde, 
du  bliiejesl  in  dem  reinen  muot 
10     als  in  der  lichten  ouwe 

ein  bernder  boum  schoen  unde  guol 
lachende  sine  blüende  bluot 
blüejende  luot 
üf  gegen  dem  morgentouwe. 

65  Tief  ist  des  wilden  meres  grünt : 
noch  tiefer  tüsenthundertstuut 

(daz  ist  uns  kunt) 
ist  din  erbermde  reine. 
5     si  reichet  von  den   slernen  abe 
unz  üf  die  grundelösen  habe ; 
si  ist  ein  wabe 
des  lebenden  honges  seine  5 
si  fliuzet  fliuget  unde  gät 
10     dur  mangiu  wildiu  wunder. 

du  bist  ein  visch  unz  üf  den  grät; 
din  süeze  wandeis  niht  enhät ; 
du  bist  ein  siit 
durfrühlic  übe  und  under. 

66  So  lobe  ich  dich,  vil  süezer  got, 
daz  also  reine  ist  din  gebot 

an  allen  spot, 
so  staete  und  so  getriuwe. 
5     so  lobe  ich  dich  daz  du  bist  da 


538  GOTTFRIEDS  LOBGESANC. 

swä  man  din  gert,  verr  uude  nä, 
iiud  daz  dir  gä 
ist  nach  des  menschen  riuwe. 
so  lobe  ich  daz  du,  siiezer  Krisl, 
10     versniahtest  nie  den  armen : 
din  heilic  ore  entslozzen  ist 
gein  siner  stimme  zaller  vrist, 
wan  du  der  bist 
der  sich  da  kan  erbarmen. 

67  Sit  daz  du,  berndiu  minnebluot, 
bist  also  tugenlrich  gemuot 

und  also  guot 
daz  dine  bernden  güete 
5     mit  rede  nie  volenden  kan 

der  engel  dort,  hie  wip  noch  man, 
swie  vil  wir  hän 
gemiiejet  diu  gemüele, 
ouch  zimet  wol  daz  ich  dir  sage 
10     ein  lop  durch  dine  minne 

daz  blüejende  in  die  werlt  ertage 
und  ez  den  besten  wol  behage, 
an  alle  klage, 
in  herzen  unde  in  sinne. 

68  Du  bist  diu  erbarmherzekeit 
diu  höhe  üf  in  den  himel  treit 
und  überbreit 

des  wilden  meres  breite ; 
5     ir  tief  abgründe  ist  äne  grünt, 
ir  lenge  wart  nie  menschen  kunt, 
swie  maneger  stunt 
man  ie  da  von  geseite; 
ir  gnade  niender  ist  so  smal 
10     daz  ir  diu  werlt  geliche; 
ir  triuwe  diu  ist  ane  zal; 
ir  minne  füllet  berc  unt  tal 
in  maneger  wal 
durch  elliu  künicriche. 

69  Du  bist  genant  daz  lebende  heil 
daz  dur  uns  wart  dem  lodc  veil; 


GOTTFRIEDS  LOBGESAISG  539 

du  la'le  uns   geil 
mit  (linio  heizen  söre; 
5     du  fröilesl  uus  mit  diner  nut; 
du  lieze  uns  leben  und  liege  löt : 
die  Iriuwe  erbot 
nie  mensche  menschen  niöre. 
Sit  daz  Adilm  von  diner  haut 
10     gebildet  wart  von  erden, 

son  wart  nie  hoher  triuwe  erkant 
noch  niemer  wirt;  dast  unerwant: 
des  wirt  gesaut 
dir  lop  zc  himel  von  erden. 

70  Du  bist  gesungen  und  geseit 
daz  lamp  daz  unser  sünde  treit, 
daz  dur  uns  leit 

mit  willen  alze  verre. 
5     wir  warn  dir,  herre,  gar  ze  trüt; 
du  spien  din  golt  an  bloze  hüt; 
wit  unde  lüt 
erschal,  getriuwer  herre, 
diu  reine  staete  minne  din, 
10     diu  siieze,  unwandelbare, 
des  müezeslu  gesegent  sin, 
du  reiner  herzen  sunneu  schin, 
du  lebender  win, 
du  fröide  in  rehler  swsere. 

71  Du  bist  genant  der  guote  got 
an  des  gewalt,  an  des  gebot, 
an  allen  spot, 

nie  niht  enkunde  werden. 
5     ez  loufe,  ez  klinne,  ez  sliche,  ez  strebe 
*  ez  rinne,  ez  flieze,  ez  swebe, 
swaz  Inder  lebe 
enzwischen  himel  und  erden, 
der  aller  leben  ist  dir  bekant, 
10     dien  allen  birstu  spise, 

der  aller  leben  stat  unverwant 
in  diner  gotelichen  haut: 


540  GOTTFRIEDS  LOBGESAiNG 

sus  ist  bekant 

din  gnade  in  maneger  wise. 

72  Du  Icbendez  lieht,  du  lebendez  heil, 
und  aller  scelde  ein  s*lden  teil, 

wer  waere  geil 
enzwisclien  himel  und  erde, 
5     euwaer  din  minncbernder  muot 
der  aller  reiner  herzen  bluol     i 
ze  fröiden  tuot 
mit  minneclichem  werde? 
du  fröiwest  aller  engel  muot 
10     und  aller  menschen  sinne; 

swaz  iender  hat  bein  oder  bluot, 
ze  fröiden  ez  din  güete  tuot; 
du  bist  so  guot, 
du  reiner  herzen  minne.    \ 

73  Du  zallen  ziten  hast  zertän 
din  arme,  uns  armen  wilt  enpfän, 
swie  vil  wir  hiin 

getan  gein  diner  hulde : 
5     und  wellen  wir  ze  hulden  vän, 
die  sünde  dur  din  minne  lan, 
so  willu  uns  hän 
unschuldic  unser  schulde, 
du  bist  so  guot,  so  rehte  guol, 
10     so  guot  ob  aller  güete  ; 

din  güete  lebendiu  wunder  tuot, 
si  bringet  dar  zuo  töten  muot 
daz  berndiu  bluot 
swirt  üz  des  herzen  blüete. 

74  Dich  minnebernde  minnebluot, 
dich  minnet  sin,  dich  minnet  muot, 
dich  minnet  guot, 

des  reinen  herzen  güete, 
5     dich  minnet  lip,  dich  minnet  leben, 
diu  sei  die  man  siht  drinne  streben, 
wan  du  kanst  sweben 
ob  aller  minne  blüete. 


GOTTFKIEDS  LOBGESANG  541 

des  bistu  minne  iniundeii  bi 


10 


den  minne  niinnden  wandeis  frf, 

swie  vil  der  si, 

den  fliuzestu  ze  muote. 

75  I^n  bist  der  minne  ein  anevanc, 
noch  niemer  mßr  ein  abeganc ; 

du  bist  ein  sanc 
des  niemer  stunde  verdriuzcl. 
5     wan  minnet  dich  mit  wcrdekeit, 
lief  undc  hoch,  wit  unde  breit, 
an  allez  leit, 
din  minne  verre  fliuzet. 
wan  minnet  dich  für  win,  für  bröt, 
10     für  golt,   für  edel  gesteine  ; 

wan  minnet  dich  für  scharlüt  röt ; 
wan  minnet  dich  unz  üf  den  tot: 
und  tuot  daz  not ; 
du  bist  so  reble  reine. 

76  l)u  bist  der  brinnden  minne  fluz 
der  minnde  giuzet  manegen  guz 
und  süczen  duz 

in  brinndiu  minndiu  herzen, 
5     und  süezest  in  sin  unde  muot 
alsam  daz  tou  die  bluomen  tuot ; 
din   minndiu  bluot 
vertuot  in  allen  smerzen. 
diu  herzen  diu  diu  haut  bekort, 
10     diu  müezen  sich  des  gesten 

daz  du  der  lebenden  minne  ein  bort 
bist  beidiu,  hie,  ze  himele  dort; 
da  von  din  wort 
dir  blüement  dalre  besten. 

77  Got,  von  dir  reden,  got,  von  dir  sagen 
kan  in  diu  herzen  minne  tragen 

und  kan  versagen 
uuminne  ir  süezen  porte. 
5     got,  von  dir  reden,  got,  von  dir  sagen 


542  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

kan  in  diu  herzen  schoene  tragen 
und  kan  dich  wagen 
mit  manegem  siiezen  worte. 
got,  von  dir  reden,  got,   von  dir  sagen 
10     kan  herzen  fröide  machen. 

got,  von  dir  reden,  got,  von  dir  sagen 
kan  rihten  üf  der  soliden  wagen 
der  uns  soi  tragen 
da  man  sol  iemer  lachen. 

78  Got,  von  dir  reden,  got,  von  dir  sagen 
kan  trüren  ilz  den  herzen  jagen 

und  kan  drin  tragen 
des  beilegen  geistes  minne 
5     got,  von  dir  reden,  got,  von  dir  sagen 
lert  dine  heren  marter  klagen 
und  lert  si  tragen 
ze  herzen  und  ze  sinne, 
got,  von  dir  reden,  got,  von  dir  sagen 
10     ist  wol  halp  himelriche. 

got  von  dir  reden,  got  von  dir  sagen 
lert  uns  ze  himelriche  jagen; 
ez  wart  nie  sagen 
so  rehte  minnecliche. 

79  Got,  von  dir  reden,  got,  von  dir  sagen, 
d4  mite  wirt  diu  sünde  erslagen, 

und  kan  verjagen 

den  tievel  in  die  helle. 
5     got,  von  dir  reden,   got,   von  dir   sagen 

kan  dinen  höchsten  Iröst  bejageu 

und  kan  zuo  tragen 

dem  herzen  guot  gevelle. 

got,  von  dir  reden,  got,  von  dir  sagen, 
10     ist  wiinue  ob  aller  wiinne ; 

ez  luot  daz  herze  in  fröiden  wagen, 

die  reinen  sele  nach  dir  klagen: 

so  schöne  ertagen 

kanstu  menschlichem  künne. 
HO         Got,  von  dir  reden  kan  riuwe  geben 

und  leiden  elliu  valscben  leben; 


GOTTFIUEDS  LOIJGESANG  543 

so  slehf,  sA  eben, 

so  f^al  diu  wort  daz  reine. 
5     ez  duldet  nünre  valsclion  niimi 

dannc  daz  nier  die  siinde  tuut; 

so  reinen  niuot 

birt  ez,   daz  wandcls  eine. 

got,  von  dir  ceden  birt  reinen  sin 
10     und  kiusdiez  hocligemüete 

und  jaget  den  tievel  von  uns  hin ;   / 

des  ich  vil  wol  versinnet  bin  : 

ez  ist  gewin 

der  iemer  wernden  giiete. 
Hl         Cot,  von  dir  reden  birt  gnaden  vil 

und  ist  daz  aller  liebste  spil 

daz  ich  wol  wil 

für  elliu  spil  llorieren. 
5     ez  kan  dem  libe  wünne  geben  ■ 

und  tuot  die  sele  in  fröiden  sweben ; 

lip  unde  leben 

kan  ez  mit  fröiden  zieren. 

swH  sich  gesellent  zweue  od  dri 
10     in  diner  süezen  minne, 

den  bislu,  herrc,  enmitten  bi 

mit  diner  bernden  gnaden  zwi 

und  tuosl  si  fri 

von  wandclberndem  sinne. 
82         Hu  bist  des  reinen  herzen  spil; 

cz  hat  dich  also  dicke  ez  wil; 

du  birst  so  vil 

der  minne  in  manegem  sinne. 
5     wan  hat  dich  hie,  wan  hat  dich   da, 

wan  h;\t  dich  bi  verr  unde  na, 

nu  aber  sä, 

mit  herzesiiezer  minne. 

du  bist  daz  aller  liebste  trüt 
10     daz  ougen  ie  gesähen; 

zem  herzen  in  dur  ganze  liüt 

gästn  ze  diner  kiuschen  briit; 


544  GOTTFRIEDS   LOBGESANG 

lieht  unde  lüt 

sol  man  dir  liebe  nahen. 

83  Des  cdelen  menschen  reiner  niuot     ' 
mac  gerne  sin  kiusch  unde  guot, 

sin  herzebluot 
mac  gerne  wesen  reine 
5     dur  dich,  vil  reinez  herzebluot; 
du  bist  so  rein,  du  bist  so  guot, 
s6  wol  behuot 
vor  allem  valschen  meine, 
mit  rehter  reinekeit  enpfie 
10     dich  diu  von  herzen  reine; 
reinez  gebern  an  dir  ergie; 
daz  seiher  reine  wart  noch  nie 
uf  erde  alhie 
noch  üf  dem  himel  gemeine. 

84  Ach  bluomen  richez  bluomen  krut, 
ach  kiuscher  herzen  sundertrüt, 

ach  süeziu   brüt, 
ach  minneclichiu  minne, 
5     ach  herzeclichez  herzen  bluot, 
ach  güete  ob  aller  giiete  guot, 
ach  edeler  muot, 
geblüemet  üz  und  inne, 
ach  siieze  anblic,  ach  süeze  an  sehen, 
10     ach  süeze  an  dich  gedenken, 
ach  siiezez  von  dir  süeze  jehen, 
ach  süeze  dich  vil  suoze  an  spehen  ; 
din  süeze  an  sehen 
kan  sendiu  leit  verkrcnken. 

85  Ach  reiner  sele  süeze  ämis, 
ach   wie  wol  zimt  dir  höher  pris 
und  daz  man  iliz 

an  dir  der  tugenden  üebe ! 
5     ach  keisers  kint,  ach  küneges  barn, 
ach  swebender  ar  ob  allen  am, 
wie  wol  bewarn 
du  kanst  vor  sender  trüebe 


GüTTFlUEDS  LOBGESANG  545 

die  dich  da  ininDent  ane  waiic 
10     inil  lulcrlic-lier  luiiiiie  ! 

aeli  iu  den  ören  siiezer  sanc, 
ach  in  den  herzen  frö  gedanc, 
ach  harplcii  klanc, 
in  muotc,  in  allem  sinne! 

86  Ach  {joles  kinl,  ach  siiezer  Krisl, 
ach  herre  (ihr  allez  daz  der  ist, 

ach  der  du  bist 

ein  sunne  cngegen  dem  morgen, 
r>     ach  siiczez  leben,  ach  siieziu  zil, 
ach  voUiu  IVöide  an  allen  nit, 
waz  an  dir  lit 
der  saeldcii  unverborgen ! 
ach  minneclicher  umbevanc, 
10     ach   vol  vriunllichcr  grüeze, 
ach  nie  kein  süeze  naher  dranc 
ze  herzen  noch  so  liefe  ensanc 
an  allen  wanc 
alsam  diu  bcrndiu  siiezc! 

87  Ach  herzen  trül  genäden  vol, 
ach  wol  und  icmer  mere  wol, 
ach  Sender  dol 

ein  siieziu  arzcnic, 
5     ach  herzen  bruch,  ach  herzen  not, 
ach  sendiu  Iriuwc  unz  üf  den  tot, 
ach  rose  rot, 
ach  rose  wand  eis  vrie, 
ach  jugendiu  jugent,  ach  jugender  muot, 
10     ach  blüendes  herzen  niinne 

ach  wahsdiu  tugent,   ach  wahsdez  guot, 

ach  redelichez  triubelbluot, 

ach  honeges  fluot 

in  muote,  in  allem  sinne  ! 

88  Ach  wahsedez   liep  von  tage  ze  tage 
baz  unde  baz  an  alle  klage, 

ach  siieziu  sage 
dur  örcQ  in  diu  herzen, 
5     ach  gernder  ruowe  ein  guot  gemach, 
F.  D.  A.   IV.  35 


546  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

ach  f^ar  für  scndiu  leit  ein  lach, 
ach  klingdcr  bach 
für  durstebernden  snierzen, 
ach  schoene  anllülz,  wol  siendcr  niunf, 
'     10     ach  reiniu  valkcii  ougen, 

ach  liep  unz  üf  der  sele  grünt, 
du  tuost  din  liep  mit  liebe  wunt ! 
daz  ist  uns  kunt, 
diu  rede  ist  ane  lougen. 

89  Ach  brehender  slerne,  ach  brinnder  man, 
ach  glenzder  sunne  wol  getan 

dur  manegen  plan, 
ach  blüendiu  berndiu  beide, 
5     ach  ougen  vol,  ach  herzen  'sat, 
ach  liep  dar  nie  kein  liep  gelral, 
♦ 

ach  richiu  ougenweide, 
ach  liep  aldä,  ach  liep  alhie, 
10     ach  liep  in  allem  sinne, 

ach  liep  daz  noch  kein  lieberz  nie 
erwuchs  in  menschen  herzen  ie ! 
nie  herze  enpfie 
in  sich  so  liebe  minne. 

90  Ach  iezunl  wol  und  aber  wol 
und  iemer  wol  an  allen  dol, 

du  bist  so  vol 
der  wünnebernden   wünne! 
5     ach  zuckersiiezer  honecsein, 
ach  rein  ob  allen  dingen  rein, 
ach  ane  mein, 
ach  rein  ob  allem  künne ! 
ach  rein  ist  er,  ach  rein  ist  si, 
10     ach  ssblic  sint  si   alle 

die  dich  da  minnent,  ^ren  zwi; 
ach  swaz  in  wont  der  sselden  bi ! 
ach  daz  si  fri 
sint  vor  dem  helle  valle ! 

91  Ach  iczunt  fro  und  aber  frö 
mit  fröiden  hö  nu  sus  nu  s6 


UÜTTFIUEDS  LOBGESANG  547 

• 

du  (lisrm  und  dem  gemeine! 
5     ach  iezunl  jjuol  und  aber  guol 
und  ieuier  guot,  so  reiner  uiuol! 
so  lial  din  bluot, 
din  li{),   din  s«^le,  reine, 
ach  süezer  wunder  äuc  swerl, 
10     ach  sundcr  fiur  brennaere, 

wol  im  swer  wunden  von  dir  gert! 
der  wirl  der  liebeslen  gewerl 
die  ie  der  hert 
gelruoc;  daz  ist  gewsere. 

92  Ach  aller  arebeit  ein  Ion, 
in  leide  ein  fröidebernder  dön, 
ein  bernder  bön 

der  alle  genäde  bringet, 
5     ach  zeller  aller  arebeit 

die  durch  dich  ie  der  mensche  leit, 
ach  millekeit 
diu  alle  swwre  ringet, 
ach  wiser  man  der  nie  vergaz 
10     der  dir  ie  bot  kein  ere, 

ach  künec  der  ie  zeinander  las 

daz  guot  durch  guot,   daz  übel  dur  haz, 

ach  Spiegelglas 

der  lüterlichen  16re ! 

93  Ach  rein  ein  tugent,  ach  rein  ein  vaz, 
ach  kiuscher  ougen  Spiegelglas, 

ach  adanias 

der  bernden  tugende  giiete, 
5     ach  wünnebernder  6ren  tac, 
ach  saelde  diu  sich  nie  verlac, 
ach  bismen  smac, 
ach  bluome  in  bliieuder  blüete, 
ach  himelriche  swä  du  bist, 
10     in  himele,  in  erde,  in  helle, 
ach  aller  liste  ein  Überlist, 
ach  vor  dem  niht  verborgen  ist, 

35* 


548  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

ach  Heber  Krist, 

ach  siiezer  rodegeselle ! 
1)4         Ach  lugent  alhie,    ach  luj^enl  alda, 

ach  tugent  lif  maneger  wilden  slä   / 

verre  unde  na, 

ach  lugent  in  allen  enden, 
5     ach  wol  gcwizzniu  reinekeil, 

ach  güete  die  din  herze  treit ! 

die  sint  so  breit 

deiz  nieman  kan  volenden. 

ach  valer  rauoler  unde  mac, 
10     ach  bruoder  unde  swesler, 

ach  ganzer  triuwe  ein  IsAac, 

♦ 

ach  äne  Iräc 

ein  friunt  hiut  also  gester! 

ANMERKUNGEN. 

1  =  Meister  GStfrit  von  Strasburg  61  C.  1.  gottes  C. 
2.  iagen  des  herzen :  verbefsert  von  Bodmer.  3.  kunne  C. 
iagundea  C.         8.  beide  aus  beidu  gebcfsert  C.  10.  gewibtun  C. 

2  =r  62  C.  1.  hob  g.  C.  9.  si  ist  C.  11.  herzen  dis 
hohste  g.   C.          12.  vü  das  allerliebste   C. 

3  =  63  C.         2.  lichten   Bodmer -.   lihten  C.         17.  über  C. 

4  =  64  C.         6.  der  ist  C.         schalten  C,  schatten  Bodmer. 
11.  der  ist  der  genaden  ein  ital  v.  C.         14.  gegen  C. 

5  —  65  C. 

6  =r  66  C         3.    der  tagen:  ver'^l.  Lachmann  zu  den  IS  ib.  461,  2. 
4.  hatte  C.         8.  nianigem  C.  11.    innan   C.  12.   beschihl  C. 
13.  des  ist  als  ein  wiht  C.         14.  mis  C. 

7  =  67  C  3.  der  genaden  C.  6.  danne  C.  8.  mani- 
gen  C.  10.  dasl  ane  C.  11.  dast  —  kl.]  das  ouch  ich  dir  h. 
kl.   C.         12.  gegen  C. 

8  =:  68  C.  3.  die  suln  C.  4.  zc  gölte  C.  9.  here  licrr 
von  der  Hagen  :  h're   C. 

9  :=  69  C.  2.  ob  zein  oder  zein  undeutlich  C.  5.  m.  ane- 
gender  reinigheit  C.  10.  kein  räum  für  das  fehlende  C.  die  liickc 
kann  eben  so  wohl  nach  maere  angesetzt  werden.  13.  14.  zwei  Zei- 
len leer  gelafscn   C. 

10  =  58  C.         8.  inauiger  C. 

11  z=.  59  C.  4.  entsliesse  C  6.  der]  dero  C.  gottes  C. 
8.  von  genaden  C.         10.  wiinne  Ilagen:  ininne  C.         11.  si  ist  C. 


GOTTFIUEÜS  LüUGESANG  549 

11  =  l   li  {ohne  Überschrift),     OÜ  C.  1.   rit-igeiit  BC. 

2.  ueineiit  ßC.  8.  luaiigt;  C,  inaiiigeui  ß.  9.  neige  BC.  hei- 
ligen BC.  10.  ze  dem  BC.  singe  ß:  da  siuge  C.  11.  mo- 
t€r  B.         gese-^pent  in\zi  B.         14.  guoter  C. 

13  =  'i  B.         3.  grvnez  ß.         5.  invte  iJ.         «.  himel  B. 
y.   morgen  rot  ß. 

14  =  3  i?.  1.  Du   reine  vns  reiner  berndern  m.   // :  verbefsert 
von  herrn  von  der  Haften.  5.   reine  B.  7.   obeiieu  B. 

9.  güze  —  minne  tr.  ß.  ID.    herze  ß.  12.  noch  ie  lebende 

sivze  tw.   Zf.  13.  gedanke  B. 

15  rr:  4  //.  1.   liehl'  bernd*  B:    verbefsert  von  hcrrn  von  der 
I/a^en.         2.   inbrinnende  m.  baisamen  smag  B.         5.   er  fVivhle  B. 
gnaden  B.         6.  leide  ß.  8.   slitze]  liez  B.  12.  ze  den  selben 
{aus  seiden  gebefsert)  s.  B.         13.  der]  die  B. 

i6  =  ö  ß,  7  C,   l   h:  1.  blust  K.  lilicn  5,  lylien  K,  gili- 

gen  C.  2.    du  /«".  künigin  T/i',    kuneginne  B.  hohestvn  B, 

hohen  C,  hohün  /i'.  4.  ni^gei  l'row'n  N,  ie  vrouwen  C,  menschen  ß. 
5.  du  fehlt  C.  6.   dii  vrode  />".  biterkeit  BC.         7.   sie  A". 

8.  ere  feh/f,  am  ende  der  seile,  h'.         9.  gelles  BK.  11.  rehte  B. 

12.  sivzer  B,  süzer  A*,  süsser  C         14.  zu  6',  zv  A'.         xpc  K 

\7  =  6  ß,  8  C,  1  N.         2.  w.  berndcs  BCK.       3.  blivgender  ß. 

4.  suze  C."  gottes  Bh'.  wunne  C,  wnne  ÄA".  5.  lichter  bern- 
der ß,  liehtebernder  A".  morgen  rot  BCK.  C.  rehte  C.  frivn- 
dinne  ß.  7.  brote  B.  8.  geber  A*,  gebe're  B  und  dreisilbig 
aueh  C.  du  A'.  küniges  6'?  kvnne  B.  10.  erlühlet  vnd 
enbrande  B,  entluhle  und  euch  enbrande  C,  erlüht  vü  üf  enzünte  {ob- 
wohl im  reim  a?// lande)  K.           11.  manikvalt  C,   manigvalt  Jf. 

12.  so  reht  starg  B.  14.  in  ßli:  an  C.  manigem  BC,  ma- 
nige  A'. 

18  =  7  B,    0  C,    3   A.  1.  blime  C.         giance  B.         2-  ine"- 
gede  B,  megde  CK.             krance  B.  4.  al  ünbe  vangen  A". 

5.  blivgende  himel  riz  B.  6.  de  blivgende  blvt  in  manege  wiz  B, 
daz  blunde  blüiet  manige  wis  C,    de  blünde  blüget  manig  wis  A'. 

7.  gottes  Bh'.  9.  wirt  ßli:   ist  C.  10.  wusch  ß.  11.  mane- 

ges  A':  maniges  BC.  12.  dir  denket  manigen  svzen  klang  B,  klen- 

kit  suze  mauigen  klaok  C,    dir  klenket  süze  manigen  klank  A*. 

13.  ane  BK.         14.   des  hastu  si  (hast  du  su  A")  betwnngen  CK. 

19  =  S  B,  \(i  C,  i  K.  1.  dur  C.  2-  du  A".  immer. 
blündes  K,  blivgendes  B,  blünd*  C.  5.  du  minneberndes  frouden 
lach  B,  du  (du  A)  wunnebernder  vroude  (vrode  A")  ein  lach  (tag  A") 
CK.  6.  da  dur  C,  dürh  den  A.  7.  gemach  fehlt  K.  9.  helfe 
bernder  A".  10.  vigentliche  A',  vintlichem  B.  11.  manigen  CK. 
12.  dur  C.  hürn  A*.  ivas  hurn  bedeutet  weifs  ich  nicht.  steht 
hurm  in  ahlautsverhältiiis  zu  härm?         14.  wrme  B,  w'rme  K. 


550  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

20  =  9  B.  1,  Sterne  B.        %.  e'lliv  B.  5.  krafte  B. 

9.  reiner]  einer  B.         10.  höhest  B.        12.  ane  B.         13.  vnd  B. 

21  =  10  B,  14  C,  6  jR".  2.  ain  micheltron  ain  helfenbain  K. 
3.  honiksein  C,  honecseim  B,  honigsai  K.  4.  Du  bernder  tagende  K, 
dv  berndern  tvgende  B,  ein  berndü  tugent  C.  6.  7.  8.  du  reine 
suze  stunde  C,  woA/  oÄ/?e  andeiitung  der  lücke.  6.  gottes  brut  B, 
goltcs  trut  ü'.  7.  du  seiden  brU  A\  8.  du  rainu  siizil  stünde  ü". 
11.  warvn  B,  warun  K.  12.  gnaden  D.  der  gnade  ein  gruntse  C. 
13.  darzv  B,  dannoch  K,  darna  C.  14.  Iriiwö  Ii.  turtelt,  ohne 
Umlaut  BCK. 

22  =:  11   C,  5  A\  1.  Ob  K:  Du  C.  2.  denne  Ä".  3.  ze 
selde  C          6.  suze  K.  7.  syrenen  C,  serenün  K.          9.  gast  C. 
dür  oren  dii  ogen  in  K.  10.  das  erste  ze  fehlt  C.         sinnen  K. 
II.   da  birst  du  vns  w.  K.         12.  stozest  K,  störest  C. 

23  z::  7  K.  2.  dv  shoner  dan  K.  4.  dv  blvder  b  {neue 
seife)  blvnder  A*.         5.  beidemal  brinnender  h'.  7.  blvnder  K. 

8.  liehlv  svnne  vnder  golde  A'.  9.  wize  K.  bläh    A'. 

10.  bvtten  A'.  dieses  wort  wird  nicht  zu  ändern  und  nicht  gerade 
niederdeutsch  sein,  denn  Dasypodius  hat  arbutus,  ein  buttenbonm, 
Pictorius  botten  und  butten.     s.  Frisch  1,  159''.  bivte  A". 

11.  ainer  A\         13.   rosblvder  stam  K.  14.  gvti  K. 

an  der  stelle  dieser  Strophe,    d.  h.  nach  unserer  22«,   hat  C  (12) 

Ob  aller  wünne  ein  schoenez  trut, 

ezn  wart  {die  hs.  es  enw.)  nie  stein    (die  hs.  gestein)  noch 

edel  krut 
noch  menschlich  brut 

so  schoen  {die  hs.  schon),  vil  schoene  vrouwe. 

« 

« 

*    alsam 

daz  lieplich  hinieltouwe. 

ez  bliiejet  {die  hs.   blüwet)  dar  und  aber  dar 

vil  süeze  {die  hs.  suzer)  unde  süeze  {die  hs,  vü  süsse). 

küm  ich  dich  an  gesehen  tar   {die  hs.  sehen  getar) 

vor  diner  reinen   süeze  {die  hs.  süsser)  klär. 

mit  höher  war 

si  got  der  dich  da  griieze. 
die  lücke  habe  ich  mit  herrn  von  der  Hagen  angesetzt,  weil  nach  sei- 
ner angäbe  mit  der  in  zcife  eine  seile  der  hs.  schliefst,  in  die  an- 
merkungen  habe  ich  diese  Strophe  verwiesen  ivcil  ich  ihr  im  gedieh te 
nur  willkürlich  eine  stelle  hätte  geben  können,  dafs  sie  hier  stört 
sieht  man  leicht :  die  drei  in  ihren  beiden  ersten  zeilen  sich  ähnlichen 
Strophen  22,  23,  24  müfscn  auf  einander  folgen,  an  der  echlhcit  der 
neu  hinzugekommenen  23«  ivird  man  nicht  zweifeln  können;  eher  ist 
mir  die  strophe  die  statt  ihrer  in  C  steht  als  crgänzung  verdächtig. 


GOTTFRIEDS  LOßGESAiNG  551 

24  rz  13  C,  8  I\.  1.  süsse  lu^i'iit  C,  süssiv  tvgende  li. 

2.  du  lügende   C.         dv  tvgeiide  in   bl\  nder  ivgeiide  li.  3.  dez  K. 

5.  beidemal  liiinel  CA*.  6.  gölte  Cli.  7.  jo  CA".  sv  K. 

8.  50  /»■;  au  sinnen  vn  an   g.  d.   C.          9.  svzvn  Ix.  10.   niht  eranl 

inneklicli  K.          12.  inaniger  C.          hoher  wirdekeit  /»'.           14.  manik 
CA".          lügenden  rieh  A",   tngenlrielie  C. 

25  1=  16  C,  y  A".  1.  gnade  C,  tvgendc  A".  2.  der  stelvn 
gnade  7«".          4.  d.   wnne  dv  sich  in  dir  wouet  A'.  5.    glvkes  A*. 

6.  minne  sat  C.  7.  froner  A",  vrone  C.         8.  gcbrunnel  C,  gebrv- 
net  A".     ist  gebrunnet  so  viel  als  gegozzen  ?  9.  goltes  A". 

10.  bimel  CA".         nider  die  C,  nidertrale  A\         11.  sam  C;  als  A. 
12.  so  svze  seuTle  konde  A",  so  senfler  süsse  künde  C.         13.  14.  des 
—    dir  fe/ilt  uhne  dafs  räum  gelafsen  ist  C,  vrßre  vn(?)  sp.  C, 
frv  vü  sp.  A". 

26  =  15  C,  10  A".  1.  reiniu  werdekeit  fehlt  A.  2.  oder 
K:  unde  C't         5.  du  lüsl  C.          6.  herze  hohe  A',  herzcl  ho  C. 

8.  süsse  C,  sCzc  A".         anegenge  A".  9.  ez  bli'iet  A",  du  blujest  C 

14.  der  genade  C. 

27  =  1 1   j9.  1.  sivbenhande  B.  5.  de  ein  kivsch  B. 

6.  tvgende  A'.  10.   rein  B.  11.   de  sehzte  B.  12-  de  siv- 

bende  B.         14.  ^mr  fehlt  B. 

28  =:  12  B.  1.  Einifhande  B.  2.    noch  wip  fehlt  B. 

5.  kivsche  hat  dia  s.    B.  6.    din  gehSrde  kusche  B.  12.    gauc 
Pfeiffer:  gedank  B.         13.  dir]  drin  B.          14.  goltes  B. 

29  z=  13  5.         1.  Sterne  B.         2.   der  vatler  wolt  nit  erbern    B. 

3.  wolt  B.  4.  moler  B.  5.   zv   dem  B.  7.  vnd  B. 
8.  die  kivsch*  diu  behvte  B.         11.   hrinnendiv  B. 

30  =  14  i?.  3.  trut  B.  5.  schin  vor  zwi  getilgt  B. 

6.  gewihler  B.         7.  dir  fehlt  B.         9.   frovden  B. 

31  r=  15  ^.  I.  ich  de  beste  B.         2.  moter  B.  3.  4.  noch 
kint  dawider  ein.     uioter  gewan  nie  so  rein  B.         5.  Er  gesellet  sich 
B.         7.  reinest  B.          8.  von  fleisch  —  bein  B.         9.  moler  B. 
gelrvg  B.         10.   entswischent  B.         12.  gewuoc  Pfeiffer:  getrvc  B. 

32  =  16  B.  1.  Dv  wahsendes  B.  e'lliv  i?.  3.  Joch  ist 
niemanne  w.  B.  5.  reht  B.  8.  gnaden  B.  9.  sivze  ist  vnr- 
kant  B.             10.    der  ist  witwe  vnd  w.  Zf.             12.    gnade  B. 

14.   tvrne  B. 

33  =  17  A.         2.  ane  B.         5.  diu]  div  B.         6.  hat]  kau  B. 
de  1.  A.         7.   die  vinsteri  B.         9.  dv  entsliiz  B.         gnaden  B. 

34  r=  18  B.  1.  fr.  se^ldenb^r  B.  5.  kvnnen  ß.  6.  minne 
g.  B.  7.  mvzent  B.  10.   ane  zamen  vn  ane  wilde  B. 

11.  miunen  Hagen:  minne  B. 

35  =  19  B.  4.  ivbelen  sivnden  B.  8.  ünde  A.  9.  erlia- 
den  Hagen:  erliden  B.         10.  flinzberlen  B.         11.    irowe  fehlt  B. 

12.  aae  ^. 


552  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

30  =:  20  B.  1.  betten  B.  2.  'obstipeo  obrigeo,  i,  fersta- 

ben'  sumerl.   12,  35.  vergl.  Graff  6,  613.     Schmeller  3,  602. 

4.  s\^ze  B.  8.  wallender  B.  9.  de  ist  B.  11.  got  B. 

12.  vaste  B.         14.  brvgelt  B. 

37  =r  21  i?.         4.  rein  B.        6.  gottes  B.        14.  me^negem  Ä. 

38  =:  22  /?.  1.  hivte  wip  vnd  man  B.  2.  moter  B. 
3.  wilde  B.         5.  lobt  5.         bivte  B.         lebt  Ä.         6.  strebet  B. 

7.  swebet  /?.  8.  wilden  wagen  B.  «).  lob  B.  II.  bivte  I.  d. 
die  vier  elementen  din  B:  vergl.  62,  11.  12.  biütc  mvzislü  gcse- 
genat  sin  B.         13.   frowender  B.         14.   gnaden  ein  brunne  B. 

39  =  23  B.  1.  nivle  lob  B.  2.  liplich  ^.  3.  boret  vnd 
ir  w^fen  B.         4.  swar  B.  5.  hivte  lobent  B.  7.  biüte  B. 

8.  marterer  i?.         9.  hivte  B.         10.  schone  i?.         12.  throni  B. 
14.  done  B. 

iO  =  2i  B.         1.  Hivte  lob  B.  2.  vnd  swc  ie  B.         3.  hiute 

gesaget  si  B.         5.  hivte  lobent  /?.  blvgendes  B.  7.  hivt  werde 

din  priz  B.         8.  alle  die  weite  B.  9.  erent  B.  12.  biüte  j?. 

13.  hohe  ivber  wort  B.          14.  allen  kvnnen  B. 

41  =z  11  /C.  1.  swe  K.  2.  vrowen  A'.  4.  an  a?«  rawrfe 
nachgetragen  K.           5.  aller  der  weite  haile  K.           7.  gaile  A\ 

10.  gvti  H.         12.  vröden  K.         14.  in  hohem  gemvte  K. 

42  =  25  5.  1.  moter  B.  4.  se^'idenb^r  B.  5.  bivgen- 
den  Ä.             6.   10.  wnne  B.            8.  ane  B.  10.  bivte  ^. 

11.  ane  B.  13.  erin  B.  14.  erweite  ze  hShvnsten  {die  buchsta- 
be7i  vn  rfurcA  punkte  getilgt)  B. 

43  r=  26  ^.  1.  frowe  B.     so  immer.  2.    wnne  B. 

5.  frowe  fehlt  B.  wnnesam  B.  7.  vnd  B.  8.    hohe  B. 
10.  got  B.         12.  ane  j?.        in  ein  B.         13.  vnd  B. 

44  =  27  i/.  2.  höhest  B.  ivber  Ä.  5.  genant  vor  be- 
taget getilgt  B.  6.  ze  den  B.  8.  der  sunnen  herzen  grvz  B. 
vergl.  die  nachtrage  zu  Honrads  Engelhart  5563.  12.  mer  //. 

45  =  28  B.         6.  Schöpfer  B.         9.  daz  fehlt  B.         14.  gfti  J?. 

40  =  29  B.  2.  die  /cA/^  B.  4.  ez  ^.  6.    tet  B. 

8.  swer  diner  gnaden  rvhte  B.  10.  gottes  B.  12.   nieman  ivber 

stigen  :  verbefsert  von  Herrn  von  der  Hagen. 

47  =  30  i?.  11.  nieneger  B.  12.  wan  einen  dinen  genoze- 
loz  B:  meine  verbefserung  meint  Christum. 

48  —  31  B.  2.  her  abe  B.  3.  dir  gottes  h.  B.  4.  wirdi 
sant  B.  5.  das  aus  des  gebefsert  B.  kvnt  B.  8.  snelle  oAwe 
er  B.         10.  so]  si  B.         12.  en  hein  if.         14.  gemein  B. 

49  =  32  B.         2.  lebende  /?.         3.    getat  B.         4.  sat  B. 
5.  paradise  aw«  paradiz  geändert  B.  6.    tvrteltvben  wise  B. 
8.  von  himel  niderbrahte  B.     vergl.  25,  10.  9.  heilig  B. 
10.  brvste  5.         11.  gesegenat  B.         14.  livste  B. 

50  =r  33  ;ß.         2.  heiligen  B.         5.  lebendes  heil  dir  betaget  B. 


GOTTFRIEDS  LOBGESANG  553 

6.  etwa  und  reiniii  in.  8.  blibc  aiie  ß.  9.  dich  reinekcit  reine 

B.  10.  rein  ß.  11.  anc  B. 

51  zr  34  )7.  2.  gesegenetvn  brvste  B.  4.  goltes.  sovge- 
ten.  B.  7.  here  vnd  B.  8.  erovgeten  B.  12.  si  wisete  hin 
ZV  den  B.          14.   siv  B. 

52  ^  35   //.  1.    niolcr  IL  2.  s^he  vf  ze  himel  Jl. 

6.  dir  gab  vnder  den  selben  wegen  B.         viellviclit  \oa  J'iir  vnder? 

7.  si'ze  B.  10.   lüfte]  Hüte   //.  11.   ane  B.  14.   siv  B. 

53  rrr  30  //.  4.  janierlichen  /y.  5.  dem  B.  C.  grvsenli- 
cher  B.  'J.  [uot  fi-/ilt  B.  siner  heren  wnden  wnt  J7.  11.  Iri- 
sche ß.         13.   slvndc  B. 

54  =   17  r.  1.  gelobt  C.         4.  wurde  C.         0.  kSode  C. 

8.  bürde  C. 

55  =:   18  6".  1.  dine  C.  2.  herre  C.  5.   lob  C. 

6.  wscrer]  werer  C:  warer  H'ackernagcl.  aber  es  braucht  nicht  das- 
selbe adjectivum  sich  zu  wiederholen;  Gottfried  konnte,  mit  einer  art 
von  Wortspiel,  ein  verwandtes  folgen  lafscn.  der  wiere  Crist  Silv. 
331.  4437.  vei'gl.  zu  Engelh.  s.  219.  Krist  der  gcwa;re  unten  16,  14. 
12.  der  vers  ist  schwerlich  vollständig :  denn  der  auftakt  fehlt  nur 
54,  9  in  dem  zahlworte  sibenstunt.     vielleicht  wan  ez  ist  u.  s.  w. 

56  =  19  r.  1.  lob  C.  5.  gelobt  C.  7.   gegen  C. 

57  =  20  (\  1.  lob  C.  5.  brinnender  C.  G.  iamers  gu 
vor  iamer  ausgestrichen   C.        7.  ,////'  die  liicke  kein  räum  gelafscn  C. 

8.  turre  C.  12.  flieze  trabe  tVackernagel.  14.  snabe  IVaeker- 
nagel :  gnabe  C.         14.  aü  fehlt  C? 

58  r=  21  C.  4.  süsse  C.  6.  im  swirt  erkant  C :  verbefsert 
von  herrn  von  der  Hagen.             7.  de  C.  10.    im  fehlt  C 

11.  süsse  C?  12.   d.  süsse  brinnende  minne  blüt  C.        14.  allez  Cif 

59  ==  22  C.         4.   soliches  C.         8.  riebe  C.         10.  in  fehlt  C. 

60  =  23  C.         1.   kille  C.         4.  wie  ist  C.         6.  grünet  C. 

11.  froidebernder  oder  — de  Cf  12.  triure  ein]  truren  C:  ein  ist 
Jiöthig  und  triure  eine  gottfriedische  form. 

61  rr  24  V.  2.  nie  liep  ein  liep  so  liebe  w.  C :  verbefsert  von 
fVackernagel.  5.  süsse  C.  10.   hiinel  C.  11.  sust  C. 

14.  dine  liebestcn  C. 

62  =  25  C.  1.  inaniges  C.  4.  getruten  C.  5.  maniger 
edel  m.  C.  8.  trut  in.  ('.  II.  d'elemente]  vier  elemente  C: 
vergl.  38,  11. 

63  =  26  C.  l.  mane  C.         2.  mühte  C.  11.  milt  C. 

12.  er  /f'ackernagel :    ez  orfer  ts  C  f 

64  =  27  6'.         2.  du  brinnende  m.  über  C.         6.  stöbet  C. 

9.  invte  C.         11.  bon  schone  C.         12.  sin  C. 

65  ::=  28  C.  1.  mers  C.  7.  wan  si  ist  C :  verbefsert  von 
Jf^ackernagel.  10.  inange  wilde  ('.  11.  grat  C.  12.  milte 
i'or  süeze  C,  von  herrn  von  der  Hagen  gestrichen. 


554  GOTTFRIEDS  LOBGESANG 

66  z=  29  r.         1.  5.  9.  lob  C.        2.  rein  C.        6.  verre  C. 

12.  gegen  C, 

67  =  30  C.  1.  berndez  {oder  —  s)  C.  4.  diiie  IFackerna- 
gel:  diner  C.  5.  nie]  nieman  C.  6.  der]  weder  C, 

9.  ziint  f.         8.  hat   C  diu  orfer  din? 

08  =  31   C.         2.   der  höh  C :  vcrbefsert  von  Jf^ackcrnagcl. 
7.  swie  aus  swer  gchefsort  C.         maniger   C.         9.  ie  genade  C. 

13.  maniger  T. 

69  rr  32  T.         3.  uns  IFackcrnagel :  fehlt  C.         6.  liez  C. 

11.  sonc   r.  12.  das  uns  genant  C :  vcrbefsert  von  Jf  ackernagel. 

14.  vielleicht  ze  himele  werde  und  10  von  erde,  das  adverbium  werde 
hat  Gottfried  im  Tristan  490. 

70  =  33  C.  2.  unsir  C.  5.  warn]  wä  C.  8.  erschal 
es  C. 

71  =  34  C.  5.  die  richtige  form  wäre  klimme;  aber  es  kann 
ein  mittelreim  auf  rinne  beabsichtigt  sein.  slreb  C.  7.  swa  es 
in  der  welle  lebe  C:  verbefsei't  von  hcrrn  von  der  Hagen;  nur  schien 
mir  swaz  passender  als  swa  ez.            8.    entzwischen  —  erde  C. 

12.  gotlichen  C.         13.  sust  C.         14.  d.  genade  in  maniger  w.  C. 

72  ■=z  35  C.  2.  aller  seiden  C.  4.    ealzwischen  C. 

5.  enwcere  6'. 

73  =:  36  C.         4.  gegen  C.         6.  dine  C.         11.   lebende  C. 
14.   blute  C. 

74  =  37  (^'.  1.  minnet  berndes  C:  verbcfsert  von  ff^ackerna- 
gel.           6.  diu  sei  Hagen  :  die  sele  C.  9.   12.  minnende  C, 

10.  11  f eitlen  ohne  dafs  räum  gelafsen  ist   C. 

75  =  38  C.         9.   brot  C.         13.  not  C. 

76  =z  39  6'.  1.  brinnenden  C.  2.  minnenden  C.  raani- 
gen  C.             4.  brinnendiu  minnendiu  C.             7.   minnendiu  C. 

10.  müssen  C.  13.  bist  ömä  bei  gebrfscrt  C.  hie  und  ze  hi- 

mel  d.   C. 

77  =  40  C  6.  diu]  dien  ü.         8.  manigem  C. 

78  =  41   C.  4.  heiligen  C.         0.   Irrt  C. 

79  =  42  C.  2.  da  mitte  C.         6.  hohsteu  C.         8.  de  ^7. 
12.  diu  reinun  C. 

80  z=  43  C  2.  die  sünde  If^ackernagel  in  Hoffmanns  fund- 
gruhen  1,  284:  dii  linde  C.  8.  birt  si  du  C :  ein  ähnlicher  fehler 
81,  8.         Wandels  Hagen:   wandel  C. 

81  :=  44  C.  1.  genaden  C.  8.  ez]  si  C.  9.  zwene  alder 
dri   C. 

82  =:  45  C.  2.  also  Hagen:  als  C.           4.    manigem  C. 

6.  verre  6'.  7.   nu  uü-  aber  nu  C,  13.   lieht  Hagen:  lihl  C 

83  =  40  C.  8.  alle  velsche  C.  11.  rein*  gib*n  C. 
12.  selker  C.          14.  de  C. 

84  zz  47  C.         7.  edelr  6'.  9.  amblik  C.  süsses  C. 
12.  suoze]  suesse  C.         13.  süsses  6'. 


GOTTFRIEDS  LÜBGESANG  555 

85  zr  48  C.         5.   künipes  barn  (b  aus  a  gebefsrvt)  C. 
80  =r  49  C.         3.   über  C.         der]  dir  C.         3.  der]    wer  Cv 
ü.  volliu  /lagen:  wullü  C.         nit  C.  10.   griizc  C. 

87  rr  50  C.         8.  vrie  C.         lü.  hlügendes  6".  11.  ach  wali- 
sendiu  t.   ach  wahsendez  g.  C.         14.  alle  C. 

88  =  51    C.  1.  wahsendez  C.  7.  klingender  C. 
8.  durstbernden   6'.         U.   anllüt  C. 

89  :=  52  f .  1.  biinnender  niaiie   C.  2.   t^lenzcnder  C. 
getane  C.         3.  manigen   C.          4.  blunde  C.  7  ß-ldt  ohne  leereti 
räum  in   C.          11.  kein   Hngcn  :  fehlt  C.          14.  lieber  C. 

90  =  53  C.  1.  iczonl  V.  2.  ane  C  8.  allG  C. 
13.  des  C. 

91  ^  54  C         1.   5.   iezoDt  C.         3.  keine  lUcke,  wie  es  scheint, 
in  C  gelafsen.  12.   licbestun   C.  13.  de  C. 

92  =:  55  C.  1.  arbeit  C.  3.  bou  C.  11.  der  iezont  an 
derlas  C. 

93  =  56   C.         4.    lugenden  C. 

94  =:  57  C.  2.  inaniger  C.  3.  verre  C.  5.   gewis- 
sem'!  C         6.  die]  der  C.         8.   daz  (oder  das)  6'.         9.    valier  C. 
11.  trüwen  C.        für  12  A-ci«  ra«;«  in  C.         14.  hiute  als  C 


ZUM   EiNGELlIART. 


15.  noch  fV  (Wh.  Wackernaget):  aber  wie  zuweilen  bei 
gern  tvird  nach  auch  bei  verlangen  stehen  können,  daz  uns 
muoz  nach  in  belangen   fFalth.  28,  12.  206.  näher  an 

das  überlieferte  hiilt  sich  dran  er  vil  sselic  bilde  :  so  auch  }V. 
300.  unde]  unibe  71^.  441,/'.  meine  Vermutungen  von  ime 
und  min  herze  ich  wol  geslime  sind  mir  jetzt  sehr  bedenk- 
lich, denn  zu  der  Verbindung  dieses  verbums  mit  dem  ac- 
cusativus,  die  ich  nicht  belegen  kann,  kommt  noch  die  starke 
form  desselben,  die  ich  nach  Jac.  Grimin  gr.  1,  OSS/".  an- 
genommen hatte,  aber  ebenso  wenig  beweisen  kann,  das 
verbum  gestemen  findet  sich  auch  in  den  Icsarten  zu  Parz. 
553,  2  und  dreimal  im  Lanzelot.  vorzuscJilagen  weifs  ich 
nichts  befseres  als  von  dane  und  min  herze  ich  wol  geniane. 
687.  el]  her /F.  689.  nach  bereit  beßer  punkt  und  691 
nach  geruochen  komma.  1136.  verholne  1301.  wan 

daz  W.         1343,/.  jehen  :  gesehen:  vergl.  5174.   W. 
1347.  mit  eine  W  nach   dem  drucke.        1447.  hie]  ie  fF. 


556  ZUM  EiNGELHART 

1985 — 1993.  gewar,  —  waere.  —  waii  si  g'ahte,  im  kseme 
baz  so  balde  und  also  dicke  ir  spilende  ougen  blicke  enpflü- 
gen  u.  s.  11'.   fr.  2021.  mir  f^.  2094.  erläzen  fF. 

2411.  zc  libe  schone  ff^.  2732.  ez  giille  manegen  bisant. 
daran  ha  hon  Lachmann  JVackernagi'l  und  ich  selbst  ge- 
dacht: aber  auch  diese  Vermutung  hilft  nichts,  wenn  es  nicht 
gelingt  die  vorher  gehende  zeile  mit  loahrscheinlichkeit  zu 
verbefsern.  zu  der  in  der  anmerkung  versuchten  verbejse- 
rttng  bemerke  ich  dafs  der  hause  bei  dem  Schulmeister  von 
Efslingen  MS.  2,  93'  in  einem  sprichworle  vorkommt,  rize 
er  mir  baz  des  hüsen  dar,  od  unser  eltiu  friuntschafl  kan 
geweren  niht  die  lenge.  3043.  gebrisen  3089.  dar 

obe]  des  daches  JV.  3184/".  ir  triieben  sorge  Lachmann. 
3244.   inie]  in  W.  3294.  enpfallen  Lachmann. 

3390.  sehe  JV.  3628.  geweinet  }V.  3635.  ze  langer 
zit  IV.  3761.  5504.  5526.  swenn]  so  JV.  3806.  en- 
gegen werte  JV.  3872.   geste   deutet  JV  als  'zum  gast 

mache,  ßir  befreundet  erkläre.'         4065.  gezecket  JV. 
4588.    ersehen    JJ^.  4668/!    so   si   solten   vor  dem  k. 

sXx.JV.  4692.  des  /r.  4782.  nach /f^.  4854.  von  IT. 
4879.  kert  (fegt)  in  deme  w.  JJ^.  5040.  ze  deme  wah- 
tsere  JF.  5263.    sä  zehant   JV.  5318.  viir 

5563.  von  der  sunnenheizen  gluot.  so  habe  ich  in  Gottfrieds 
lobgesang  44  (r=  27  B),  8  geschrieben  der  sunnenheizen 
griieze.  5340.  ze  wunnen  und  ze  wunder  JJ^.  ich  glaube, 

die  SU  1625  gegebenen  beispiele  von  Verdoppelungen  schütze/i 
diese  stelle,    noch  näher  steht  wunder  unde  wunder  in  Al- 
bers  Tundalus  49,  43.   63,  6.  5614.  5782.  smäheit 
5900.   niht  mit  dem  drucke. 

anm.  zu  115.  triwe  unde  wärheit  5?ezV.scAr.  1,459,  761. 
174.  nü  tuont  im  die  secke  vil  gedon  Neidh.  5,  6,  11  Ben. 
209  s.  219    z.  10.    richiu  382.    ti^oj.  kr.   166''  befsert 

Lachmann  länt  mich  —  hie  werden  iuwer  ßlich  man. 
s.  237  s.  11  f  diu  ist  steht  bei  Bodmer  2,  198'  und  bei 
Goldast  paraen.  s.  457  U7id  nur  durch  einen  druckfehler  ist 
diu  bei  herrn  von  der  Hagen  ausgefallen,  aber  ungewöhn- 
lich bleibt  diust  bei  Konrad.  s.  239  ä.  II.  Silv.  3725 
ist  vielleicht,  worauf  Lachnann  mich  führt,  Verlust  ifi 
muolgelust  zu  verwandeln ^   vcrgl.  4542.  721.  das  citat 


ZUM   EXGELHAirr  557 

' Alexius  1323'  ßilll  durch  Lnchmanns  verbofseritn';-  (sidei) 
weg.  809  .V.  242   z.  20    halle    ich  die  geziihllr/i  ausrii- 

fungen  nicht  einen  frostigen  ein/all  des  dichtrrs  nennen 
sollen.  Lachmann  erinnert  mich  an  die  gezählten  accla- 
mationen  der  Römer,  z.  b.  bei  Trebellitts  Pollio  Claud.  4, 
Flavius  yopiscusTac.  5.  rergl.  Ferrari  de  veteriim  acclama- 
tionibas  et  plausu  im  Gn  bände  von  G?'(ives  thesaurt/s. 
1217.  lieber  haben  bei  ff^ernher  von  E/mendo?'J'  453.  575. 
daz  iucli  min  vater  liep  hat  in  Grieshabers  deutschen  pre- 
digten des  13//  jh.  (Stuttgart  1844)  s.  26.  sun  du  soll  din 
^lich  wip  han  liep  alsam  din  selbes  lip  Tirol  von  Schotten 
MS.  2,  250\  1397.   swic  sanfte  man  in  triiege,   er  mölile 

lieber  gan  tfalth.    30,  4.  1025.   gar  und  gar  Gottfried 

ijn  lobgesang  9,  9.  als  bat  in  der  künic  dicke  und  dicke 
Grieshabers  prcd.  s.  73.  die  müezen  iemnier  und  iemmer 
brinnen  in  dem  eiloven  der  bilteron  helle  s.  138.  daz  si  die 
ßwigon  fröude  besizzeut  diu  niemmer  noch  niemmer  kan  zer- 
gAn  s.  76.  verre  und  verre  br.  Berchtold  s.  17. 
1706.  so  ist  sin  vil  noeter  armen  liuten  Grieshabers  pred. 
s.  73.  s6  des  ie  nceter  ist  br.  Berchtold  s.  110.  ziler  i\>7;. 
911,  2.  1989.    wan    er  bcgond    (/.  began)    sich  dö   belia- 

ben    troj.  kr.  96''.  am    schlvfse  der  anm.    zu  2475    /. 

Silv.   1739.  2482.  ze  foresten  Hag.  MS.  3,  47\ 

3046  s.  263  z.  6  v.  u.  l.  kriiegclin.  das  wort  kügellin, 
das  ich  nicht  nachweisen  konnte,  steht  MS.  2,  237".  die 

anm.   zu  4291   ist  zu  streichen.  4080./.    Botter  29,  19 

sich  hebet  nianig  grozer  winf,  des  regne  doch  vil  kleine  sint. 
nach  grözem  donre  dik  beschichl  daz  man  gar  kleinez  wei- 
ter sieht,  ez  dröut  mit  worten  manig  man,  der  doch  wßning 
schirmen  kan.  4702.  er  lebt  in  eime  süezen  döne  Diut. 
1,   316.  5325.    komen   sint  die  bluomen  maneger  bände 

leie  jS'eidh.  10,  2,  2  Ben.  6294.  soso  iz,  s.  Lachm.  zum 
Iw.  s.  558  z.  32.  6346.   schüeben  Leysers  pred.  83,  17. 

schüpvische  und  scliübe  Grieshabers  pred.  s.  146.  scbiipe 
sumerl.   17,  61,  scöpochter  31,  30. 

zur  vorrede  s.  xi.  des  milten  Fruoles  lugende  Sigeher 
MS.  2,  221*'.  den  milden  Fruie  meint  auch  Spervogels  mich 
riwet  Vruote  über  mer  MS.  2,  227''.  H. 


558  ZUM  ENGELHAUT 

2 

Mone  in  seinem  anzeig-er  Jilr  künde  der  deutschen  Vor- 
zeit 5,  353./.  gicht  nach  einer  handschrift  des  15^^  jh,  die 
sich  zu  Arras  bejhidet  inhalt  und  stellen  des  in  alexandri- 
nern  gedichteten  roinans  von  Auiilles  und  Amis,  ein  zwei- 
ter codex  eben  desselben^  in  meinem  besitz,  hat  den  vorzug 
eines  altern  echteren  textes  und  grofserer  Vollständigkeit, 
doch  ist  auch  er  aus  dem  i5n  j'h.  und  auf  papier ;  74  i7i 
spalten  beschriebene  folioblätter ;  auf  dem  letzte?i  Explicit 
le  roumant  damilles  et  daniis  commenciet  le  .xvj^  ioiir  de 
mav  laa  .m.  iiij^  xxv.  et  finet  en  celi  incarnation  le  xxiij". 
iour  de  Juing  le  nuit  Saint  Jehan  bapllsle  enlour  .iiij.  apries 
dlsner.  ich  theile  daraus  anfang  und  schlufs  des  gedich- 
tes  mit;  jenen  weil  er  der  handschrift  von  Arras  mit  dem 
ausgeschnittenen  ersten  blatte  fehlte  diesen  weil  in  ihm  eine 
hauptabweichung  beider  texte  beruht:  der  meinige  bricht 
bei  der  Vermählung  Gerarts  mit  der  schönen  Ermengart  ab, 
während  der  von  Arras  den  genealogischen  faden  noch  um 
ein  stück  länger  und  dünner  ausspinnt,  nur  damit  der  ro- 
man  von  Jourdain  de  Blavcs  sich  gleich  daran  knüpfen 
lafse. 

1"     Signeurs  or  faites  pais  sores  boine  cancou 
Que  nostre  sire  dieus  qui  .  .  .  a  passion 
Voiis  octroit  boine  fin  et  de  dieu  le  pardon 
Isloire  voiis  diray  v  il  na  se  voir  non 
En  le  ville  de  blaues  en  escript  le  Irueue  on 
Droit  per  dedens  leglise  .S.  gerart  le  baron 
cest  damis  et  damiles  qui  furent  conipaignon 
les  plus  loiaus  du  monde  menlir  ne  vo  puet  on 
bien  parut  le  valeur  de  leur  condition 
car  li  boins  quens  amiles  que  dIeus  face  pardon 
occist  ses   .ij.  enfans  que  de  fit  le  scet  on 
pour  rendre  au  conle  amis  certaine  garison 
de  le  meselerie  dont  il  ol  se  parcon 
ensi  que  vous  ores  es  viers  de  le  cancon 
mais  anchois  vo  dirai  le  droite  extraction 
dont  eil  furent  estrait  le  lieu  et  le  roion 
damiles  et  darais  dont  ie  fai  mention 


ZUM   ENGELIIAIIT  55« 

vous  ont  aucun  canto  inais  nen  sceuent  le  soii 
ne  le  commcnccnient  ne  lour  iesiiasion 
le  vray  ores  \n\r  nioy  se  il  vo  vioiil  ahon 
et  on  se  vocilc  laire 

Baron   ceslc  malere  doil  nioiilt  *  eslre  oie 
cesl  darines  et  daniours  de  boine  compaigiiir 
a  clennonl  en  auuerjjne  celle  eile  iollie 
ot.   I.   conte  iadis  de  grant-  sii^nourie 
anliames  ol  anon  pour  voir  le  vous  aiie 
amiles  fu  ses  iieus  qui  tant  ol  lourloisie 
el  li   compains  amis  dont  lisloirc  esl  furiiie 
eis  coiilcs  que  ie  dl  fu  de  nioult  saiule  vie 
vne  moullier  auoil  de  j;;ranl  biaule  garnfe 
donneur  el  de  biaule  moull  bleu  auctorisie 
plus  bielle  de  son  cors  au  tams  ne  resnoil  niic 
X.   ans  l'urent  ensamle  en  boine  amour  prisic 
eonquis  hoir  not  li  quens  de  le  dame  iolie 
dont  il  prierenl  dien  tout  doy  a  vne  fie 
cun  hoir  leur   enuoiast  par  diuine  maistrie 
I.  enfanl  qui  tenisl  leur  terre  apres  leur  vie 
affin  se  cest  hoirs  malle  ains  lanee  acomplio 
Iront  au  .s.  sepulcre  en  terre  de  surie 
Ibesus  li  tous  poissans  a  leur  parolle  oie 
car  .1.   lil  engenrercnl  en  icelle  nuitie 

l**      tout  le  plus  gralieus  en  nianiere  adrecie 

qui  fusl  si  lonc  con  va  par  terre  sans  nanie 

amiles  fu  clames  moull  ol  baceleric 

buiuiais  ores  istore  qui  doit  eslre  prisie 

Je  croy  que   de  milleur  ne  soit  lions  que  vo  die 

ne  de  plus  veri table 

Apres  chou  que  eis  enfes  signeur  fu  engenres 

le  porla  le  ducoise  .ix.  mois  en  ses  cosles 

li   pers  ^  fu  moull  lies  de  li  fu  dieus  loes 

et  disl  pers  ^  poissans  qui  en  crois  fu  penes 

bien  doit  iestre  vo  non  de  parmoy  aoures 

cils  qui  de  euer  vo  siert  niert  ia  desconforles 

et  se   cest  .1.  hoirs  malles  quenuie  lamenes 

au  beneoit  sepucre  (so)  iert  li  miens  cors  passes 

1.  /.  etwa  inoutl  bien  2.  grandc  3.  4.  peres 


500  ZUM   ENGELFIAIIT 

cnlrcmi  et  m,!  feniine  et  nies  rices  barnes 
lies     il  yala  dont  cc   fu  grans  pites 
signeur  li  quens  anliamcs  dont  vous  oit  aues 
fu  sires  de  cleruiont  cl  dauuergne  deles 
.1.    senescal  auoil  qui  henris  fu  clames 
mais  en  ce  propre  iour  que  vous  oit  aues 
que  le   femme  au  boin  conte  qui  tant  ot  de  biautes 
deliura  de  cel  hoir  qui  tant  fu  desires 
deliura  dun  biau  fil  ce  dist  lauctorites 
le  femme  au  senescal  qui  henris  fu  clames 
de  viaire  et  de  corps  et  tout  ensi  moles 
que  li  fieus  le  contesse  camiles  fu  nommes 
tout  a  vne  iournee  furent  li  enfant  nes 
la  yot  nioult  de  princes  cheualier  et  casses 
cardinaus  et  legaus  euesques  et  abes 
laposlole  de  romme  quenterre  est  dieus  nommes 
estoit  a  ycel  tamps  dedens  ces  hiretes 
parins  fu  ces  enfans  lapostole  senes 
.ij.  nioult  rices  hanas  leur  a  ce  iour  donnes 
dun  granl  et  dun  affaire  dune  facon  ouures 
qui  toudis  les  veist  tant  les  eust  auises 
on  ne  seuist  au  quel  on  se  fust  ix  tournes 
li  fieus  au  conte  fu  amiles  apielles 
li  sencscaus  henris  qui  bien  fu  doctrines 
a  dil  a  lapostole  ie  voelle  et  sest  mes  gres 
con  apielle  mon  fil  amis  cest  mes  penses 
car  pour  tant  le  vo  dy  et  men  sui  auises 
cau  fil  mon  signeur  soit  et  amis  et  priues 
1"      et  Jay  encouuent  dieu  qui  de  vierge  fu  nes 
que  se  nies  sires  passe  a  calans  et  a  nes 
son  enfant  garderay  et  ses  grans  hiretes 
que  ia  pour  iestre  occis  et  treslous  decopes 
nen  sera  amenris  le  monle  de  .ij.  des 
senescaus  dist  li  papes  preus  iestes  et  senes 
amis  ara  anon  quant  vous  le  commandes 
amiles  fu  deuant  en  fons  rengeneres 
mais  sur  liere  aporta   cils  fais  iert  bien  prouues 
grande  senefiance 


ZUM  EiNGELMAHT  561 

73"^    Antiame  saccminc  et  si  esploila  laut 
qiiil  est  veniis  v  Ircl  olivier  et   rolaiil 
inoull  saloiciif   IVancois  dcliii  osmoruillant 
ne  sciireiil  v  il  riirotil  inoull  en  lurenl  dolant 
quant  li  coiilc  out  veul  antiame  le  vaillani 
seil  furent  a  leur  euer  baut  et  liet  et  wianl 
adonl  de  ses  nouuiellcs  il  li  vont  dcinandant 
et  antianies  leur  dist  qiie  riens  ni  va  celant 
or  tos  dist  il  baroii  ales  vous  adoubant 

73''    car  le  cite  de  tis  arons  nous  mainlenant 
qnanl  loent  li  barou   si  en  furent  ioiant 
doni   manderent   tous  ceus  v  plus  se  vout  llanl 
.X.  M.  en   foul  venj^ier  uers  le  perle  dcnanl 
antianies  leur  a  dit  ne  vous  alcs  parlant 
tanl  que   .iij.   fois  ores  soniicr  mon  oliphant 
puis  venes  lienicnt'  a  le  porlc  acourant 
ear  le  eitel  arons  se  ne  soinnies  mcscant 
viie  aulre  conii)aignc  -  en  reprcnl  mainlenant 
en  Celle  compaignic  mena  roy  gloriant 
et  florise  son  frere  que  ses  corps  amoit  lant 
les   .xij.   pers  de  france  qui  moult  furent  poissant 
adieu  les  commandc  le  per  roy  aniant  (so) 
ny  et  fcu  alume  ne  clairle  aparant 
que  ne  sen  perceuissent  sarasins  ne  persant 
eil  ca  le  fause  porle  sen  alerent  deuant 
sen  aloienl  apiet  loul  biellemenl  passant 
vienent  sur  le  fosset  la  se  vont  arrestant 
antianies  li  genlis  y  est  enlrcs  deuant 
dedens  le  fause  porle  vont  li  baron  cnlrant 
la  csloit  le  pucielle  auocc  le  ber  ostrant 
V  caslicl  sonl  enlret  li  chcualier  vaillant 
quant  il  y  furent  loul  lors  vont  li  cok  canfant 
signeur  dist  le  pucielle  ales  vous  esploitant 
mainlenant  sera  iours  ie  le  vous  acreanl 
venes  enl  apries  nioy  et  eil  le  vont  sieuant 
par  le  ville  sen   vont  li  cbeualier  vaillant 
venus  sont  a  le  porle  par  deuers  euriant 
orable  le  pucielle  a  fail  au  porfier  lant 

1.  lieement         2.   compaignie 

Z.  F.  D.  A.    IV.  36 


562  ZUM  ENGELIIAHT 

que  le  porle  a  ouiierlc  a  no  gcnt  mainlenant 
el  le  pont  aualcl  a  le  caiiie  peiidant 
auliames  li  gentieus  sonna  son  olipliaiil 
et  li  .X.  JM.  sonl  briefmciit  vcnul  courani 
en  le  eitel  eulrerenl  lors  voiil  eslounnissaiil 
le  ville  tout  au  tour  el  deriere  el  deuanl 
les  sarasias  aloienl  en  leiir  lil  üciant 
11  ny  vonl  deporlant  ne  femme  ne  enfant 
ensi  esse  de  gerre  oii  le  voit  aparanl 
li  noble  marceanl  el  li  ketif  deuanl 
loul  adies  le  comperent 
31ise  fu  le  eitel  a  graul  destruision 
tout  raeitenl  a  lespee  li  nobile  baron 
74"    viers  le  palais  sen  vonl  fail  de  vielle  facon 
tout  lonl  enuironne  en  tour  el  enuiron 
agrapart  out  saisi  li  francois  de  renon 
II  lonl  pris  el  loijet  et  niis  en  leur  prison 
et  sarasins  sen  fuienl  en  reclaniaut  uialiou 
par  le  creliaus  haulains  saloienl  v  nioilon 
du  fosset  granl  el  lel  qui  estoit  moull  parfon 
li  .1.  ront  vne  cuisse  li  autres  le  nicnlon 
ensement  furent  niis  a  Iribulation 
ne  feiumes  ni  enfant  ni  ol  garison  (so) 
prise  fu  le  cites  donl  ie  fai  mention 
sur  le  niaistrc  crclicl  onl  posel  le  pignon 
karle  en  fu  moull  lies  en  se  conditioii 
lendcniain  au   nialin  lierbegier  (.so)  li  vit  oii 
et  y  lint  noble  courl  de  ceus  de  son  roiou 
orable  baptisserent  eu  lonneur  de  ihesum 
par  droit  non  de  baptesme  uiaric  ol  eile  auon 
anfiame   le  genlil  li  donncnl  a  baron 
la  endroit  lespousa  li  princes  de  renon  , 
grandes  furent  Ics  noeces 
Aprieis  ce  mariaige  que  vous  oii  aues 
manderenl  agrapart  qui  fu  emprisonnes 
quant  glorians  Ic  voil  li  siens  freres  carnes 
II  li  a  dil  biaus  freres  enuers  moi  entendes 
laissies  le  loy  mahon  se  vous  cbrestiennes 
Je  vo  prie  pour  dieu  le  baptesme  prcndes 


ZUM  KNGKLHAHT  563 

qiianl  a-^rapurs  loy  li  saus  li  csl   mues 
sc  li  a   (Jit  Irailres  tu   soies  vergoiidcs 
car  iaroie  plus  kicr  icslre  en   .1.  Icu  ieles 
que  maliüu  renoaissc  et  scs  .saiutes.  boulcs 
et  se  ie  te  teuoic  la  (ieliors  en  ces  pres 
Ic   (iestc  le  loroie  Iraitres  desfaes 
quanl  gloriant  lenlcul  li  sans  li  est  niues 
11  (lisl*  a  karluni  enuers  moy  entendes 
11  ny  a  liomme  ci  qui  laut   soit  redoules 
sil  ocioit  niou  t'rere  deuii  i'ust  ia  ames 
si  vo  pri  laissics  nicnl  faire  nies  volentes 
bieu  nie  plcst  ce  dist  karle  li  lors  rois  courouiies 
gloriant  trait  lespee  qui  li  pendoil  au  les 
puis  a  dit  a  sou  frere  vous  chrestieuneres 
ueuil   dist  agrapart  pour  uoiant  enparles 
74''    dont  le  liert  ijloriant  ce  dist  lauclorites 
si  quil  le  pourlcudi  eufresi  qucus  v  ues 
puis  dist  a  chrestieus  nion  frere  mentieres 
car  ianiais  a  uul  iour  niere  par  li  greues 
ne  clireslieus  ossi  qui  de  niere  soit  nes 
or  poes  vous  sauoir  se  cest  vo  volentes 
se  ie  sui  sur  nion  droit  baplisies  et  leues 
adont  lacola  karle  et  li  rices  barnes 
la  fu  grande  li  ioie  et  li   solemnites 
la  endroil  fu  antiames  v  palais  couronnes 
et  de  liongrie  fu   li  drois  rois  apielles 
puis  alerent  conquere  les  nobles  biretes 
bours  villes  et  castiaus  et  toules  les  ciles 
ensi  ont  de  hongrie  lous  les  pas  abites 
si  en  fu  rois  antiames  sires  et  auoes 
auoeckes  se  niouUier  vesqui  de  puis  asses 
karle  li  empereis**   ne  si  est  ariestes 
ses  .ij.  neueus  apielle  quil  auoit  couronnes 
cest  florise  li  rois  anlianie  a  lautre  les 
florise  dist  li  rois  en  venise  en  ires 
le  roiame  de  la  vo  pri  que  vous  gardes 
et  se  besoing  vo  croist  vistement  me  mandes 
et  ie  vo  secourai  a  .C.  M.  adoubes 
*  a  dit         **  empereres 

36' 


564  ZUM  ENGELIIART 

en  france  meii  irai  il  cn  est  tamps  passes 
et  vous  antiames  nies  cy  endroit  dcniores 
le  pays  de  liongrie  vo  pry  que  vous   gardes 
et  ie  vo  secourai  se  bcsoing  en  aues 
dont  baisa  les  enfans  se  les  a  acoles 
et  les  mouUiers  ossi  qui  les  corps  ont  moles 
voire  celui  de  quoy  antiames  fu  doues 
aicelle  parolle  sen  est  karle  seures 
II  trespasse  les  tieres  et  les  grans  hiretes 
vcniis  en  est  (so)  a  geneues  qui   est  boine  cites 
la  ot  vne  pucielle  v  grans   fu  li  biautes 
et  fu  suer  a  basin  qui  tant  fu  natures 
erniengart  ot  anon  celle  dont  vous  oes 
a  karle  saparut  qui  tant  iert  redoutes 
marit  li  demanda  voiant  tous  ses  barnes 
karle  se  regarda  se  vit  a  .1.  des  les 
le  ber  gerart  de  blaues  dont  moult  fu  honnoures 
gerart  ce  dist  li  rois  cest  (so)  dame  prendes 
et  gerart  respondi  sicome  vous  (so)  coniniandes 
74"    la   endroit  lespousa  ce  dist  lauclorites 

et  de  celle  ierraengart  fu  iourdains  li  doutcs 

qui  conquist  par  se  force  .xiiij.  roiautes 

et  fu  li  plus  preudons  qui  au  monde  fu  nes 

mais  aincois  fu  gerart  bien  .x.  ans  maries 

conkes  eust  fieu  ne  fille. 

Bielles  furent  les  noeces  quant  gerart  espousa 

iermengart  le  ducoise  qui  loialment  lama 

et  .XV.  iour  apries  gerart  le  ramena 

en  le  ville  de  blaues  karle  Ic  conuoia 

et  tous  les  .xij.  pers  cauoec  li  mena  (so) 

ens  V  palais  a  blaues  rois  karle  soslela 

et  pour  laraour  des  noeces  .viij.    iours  yseiourna 

tont  rendy  a  gerart  le  pays  par  dela 

et  il  len  fist  hommaige   conkes  ne  len  fausa 

karle  a  pris  congiet  et  uers  france  sen  va 

et  son  rice  barnaigc  auoec  li  remena 

li  bers  gerart  de  blaues  asses  le  conuoia 

quant  du  roy  se  parti  tenrement  larmia 

et  sen  reuint  a  blaues  v  se  femme  trouua 


ZL'M  ExN'GELIIAUT  565 

Ions  tttmps  fureiil  cnsauilc  quc  nus  iruis  ncnkicrla 

(lont  gerarf  fu  dolans  et  inoult  li  aiioia 

sc  list  prijere  a  dieu  qui  nous  üsl  et  crea 

quil  li  cuuoic  fruit  qui  sc  ticre  tenra 

dicus  ny  se  prijere  qui  uo  list  et  crea 

car  li  contes  gerart  cn  se  feinme  engenra 

.1.  lil    noble  et  poissant  qui  noblenicnt  regna 

ce  fu  ie  biau  iourdaiu  qui  maint  mal  eiidura 

dessus  les  sarasins  que  tous  iours  gcrria 

signeur  oit  aues  nies    cors  dil  le  vous  a 

damiles  et   daniis  (jue  ihcsu  laut  ama 

Cliy  linc  li  islore  ne  plus  auan  uen  a 

Ihesu  voelle  garder  qui  escoutee  la 

tautos  ores  dune  autre 

WILH.  WACKERNAGEL. 


MADOC. 

Die  seil  einigen  jähren  in  der  burgundischen  bibliothek 
zu  Brüssel  befindliche  holländische  handschrift  des  Rcinaerl 
beginnt  mit  den  Worten 

Willem,  die  Madock  maecle, 

daer  hi   dicke  oni  waecle, 

hem  jamerde  seer  haerde 

dat  di  gceste  van  lieinaerde 

niet  tc  recht  en  is  gescreven : 

een  deel  is  daer  after  gebleven : 

daeroni  dcde  bi  di  vite  soeken 

ende  iiecflse  uten  walscen  bocken 

in  duutse  aldus  begonnen. 
Jacob  Grimm  zog  Madock  als  Opposition  zu  Willem  und 
glaubte  dei^  dichter  habe  3Iadock  geheij'sen.  allein  abge- 
sehen da?'0fi  dafs  Madock  doch  als  beiname  fast  nicht  vor- 
kommt, auch  nur  eine  schwierige  erklärung  bietet,  führt 
Grimm  selbst  aus  Maerlant  eine  stelle  an  tvo  offenbar  ein 
gedieht  Matocs  droom  genannt  wird,  offenbar  ist  also  zu 
übersetzen  '  ffilhelm  welcher   den  Madock  dichtete.' 

JVas  hat  es  nun  mit  diesem  Madock  för  eine  bewandl- 


566  MADOC 

nis?  früh  schon  ?»i{fs  der  name  nicht  mehr  verstanden  wor- 
den sein,  denn  die  Stuttgartei'  hs.  hat  dafür  das  verwäfserte 
Willem  die  vele  boeke  maecte.  doctor  Geyder  in  seiner 
Übersetzung  des  Reinaert  {Breslau  1844)  scheint  mit  Jf^il- 
lems  an  den  tvälschen  fürsten  3Iadoc,  den  soJm  Owe/t  Gwy- 
neddSf  zu  denAen,  de?'  um  1170  Amerika  entdeckt  haben 
soll,  allein  nicht  der  geringste  grund  ist  vorhanden  der 
diese  annähme  stützen  könnte,  dagegen  liegt  eine  andere 
entrüthselung  sehr  nahe,  der  dichter  hat  jenen  eingangs- 
versen  zufolge  in  unilschen  büchern  eifie  vollständigere  dar- 
stellung  der  thiersage  gefunden  als  die  Deutschen  unter  dem 
namen  Madock  bis  dahin  kannten;  deshalb  macht  er  diese 
vollständigere  wälsche  erzählung  zu  einer  deutschen,  sei 
es  nun  dafs  hier  unter  icälsche?i  büchern  nur  französische, 
sei  es  daf$  im  engeren  sinne  ivälsche  d.  h.  in  der  spräche 
von  Wales  gedichtete  zu  verstehen  sind,  auf  jeden  fall 
keifst  madoc  oder  madog  in  der  spräche  von  ff'ales  der 
fuchs;  und  zivar  ist  es  eine  dichterische  benennung,  denn 
die  gewöhnliche  ist  Uwynawg  oder  llwynog,  wohl  verwandt 
mit  dem  hretcnischen  und  corjiischen  louarn,  dem  altwäl- 
schcR  lowarn.  der  poetischere  ausdruck  ist  madog  oder  in 
vollerer  form  madawg.  das  xcörterbuch  von  Oweri  Pughe 
gibt  folgendes  'madawg  the  word  reynard.  it  is  also  a 
very  common  name  of  men.^  offenbar  liegt  diesem  worte 
eine  älto^e  in  abgang  gekommene  form  mad  zu  gründe, 
denn  nur  daraus  erklären  sich  die  anderen  verwandten 
wörtei',  maden  ein  junger  weiblicher  fuchs,  madyn  ein  jun- 
ger männlicher  fuchs,  madryn  ein  kleiner  fuchs,  auf  den- 
selben stamm  iceisen  hin  die  verwandten  gaelischen  wörter 
madadh,  madradh  oder  madra,  jedes  thier  vom  geschlechte 
canis,  insbesondere  zwar  der  hund,  aber  auch  ivolf  und 
fuchs,  obwohl  in  letzterer  bedeutung  gewöhnlich  noch  näher 
durcji  a^jectiva  bezeichnet,  der  wolf  z.  b.  als  wilder  hund. 
auch  maduigh  heifst  im  gaelischen  dei'  hund,  welches  buch- 
stäblich dem  wälschen  madog  entspricht. 

Es  scheint  demnach,  es  habe  ein  altes  Jüdisches  oder 
überhaupt  keltisches  gedieht  gegeben  (mochte  es  auch  für 
den  dichter  fVilhelm  wohl  nur  noch  französisch  vorhanden 
oder  ihm  nur   in  dieser  spräche  bekannt  sein)   ivelches  den 


MAUOC  567 

wülscheji  titel  führte  Madoc  d.  i.  (Irr  fuchs  oder  Hehieke. 
liilhelm  miij's  dieses  gedieht  in  irgend  einer  weise  bear- 
heilet  haben.  Maduvk  und  Reinaert  sind  also  ganz  tai/to- 
iogisch  zu  f'afsen.  der  sinn  jener  verse  ist  dieser.  '  H  il- 
helm,  der  den  Madocii  {die  frühere  dirhtung  von  Hvinhnrl 
fuchs)  dichtete,  weshalb  er  viele  nachte  verpachte,  der  he- 
daurrte  d<fs  die  geschickte  von  Hein  hart  nicht  recht  ge- 
schrieben ist;  ein  theil  ist  zurück  geblieben,  deshalb  suchte 
er  die  vila  und  hat  sie  aus  den  wälschen  büchern  zu  deutsch 
also  begonnen.  H.  LEO. 


BELGISCHES    KELTISCH    >OCH    ANDER- 
WÄRTS  ALS    IN   DEN   3IALBERGISCHEN 

GLOSSEN. 

Bischof  AI bei'ick  von  Kammerich,  welcher  770*  bis  79ü 
diesen  sitz  inne  hatte,  liefs  einen  liber  canonum  herstellen, 
oo^ii  welchem  der  8e  band  des  archives  der  gesellschaft  für 
ältere  deutsche  geschichtskunde  s.  432  und  433  eine  höclist 
interessante  nachricht  gicbt.  mitten  nämlich  in  diesem  la- 
teinisch geschriebenen  und  dem  gebrauche  der  geistlichen 
seiner  diöcese  bestimmten  buche  findet  sich  eine  stelle  in 
keltischer  spräche,  die  sich  dein  alt  irischen  so  nahe  an- 
schliefst dafs  sie  mit  hilje  schon  bekannter  irischer  wörter 
und  formen  sich  leicht  erklären  läfst.  dnfs  die  stelle  blofs 
einer  jener  häufig  in  lateinischen  handschriften  begegnenden 
irischen  zusätze  sei  läfst  sich  in  diesem  falle,  wie  schon 
Leglay  in  seinem  catalogue  descriptif  bemerkt  hat,  schwe?'- 
lick  annehmen,  da  sie  eine  anrede  enthält  die  in  der  diö- 
cese verstanden  werden  sollte  und  da  doch  nicht  vorauszu- 
setzen  ist  dafs  damals  alle  geistlichen  von  hammerick  und 
Utrecht  oder  auch  nur  deren  mehrzahl  Irländer  gewesen 
sein:  auch  müste  man  bei  dieser  annähme  davon  ausicehen 
dafs  der  Schreiber  in  einem  etwas  abweichenden  irischen 
dialckte  geschrieben  habe,  was  freilich  nicht  unter  die  Un- 
möglichkeiten gehört  hätte,     es  bleibt  nicht  wohl  eine  an- 

'  die  Jahreszahl  763  (/w  archive)  ist  falsch,  wie  Leglay  anßihrt, 
chroDiqne  d'Arras  et  de  Cambray  par  Balderic  s.  430. 


568  BELGISCHES  KELTISCH 

ihi'e  Wahrscheinlichkeit  als  dqfs  die  belgische  mundart  des 
keltischen  selbst  eine  der  irischen  so  ganz  nahe  stehende 
jvar  wie  ich  es  schon  bei  erklärung  der  malbergischen  glos- 
sen  zu  zeigen  gesucht  habe,  und  daj's  Leglay  vollkommen 
recht  hat  in  seiner  Vermutung,  es  möge  uns  in  dieser  stelle 
ein  bruchstück  allbelgischer  spräche  einhalten  sein,  um  die 
leser,  deren  schwerlich  viele  altirische  texte  zum  gegen- 
stände ihres  besondern  Interesses  bis  jetzt  gemacht  haben 
möchten,  über  das  Verhältnis  ins  klare  zu  setzen  gebe  ich 
im  folgenden  1)  den  anfang  der  stelle:  denn  sie  ganz  zu 
commentieren  möchte  bei  dem  übrigens  nicht  eigenthümlichen 
Inhalte  langweilig  sein;  2)  die  deutsche  Übersetzung  des 
mitgetheilfen  Stückes  i  3)  a/imerkungen  die  das  Verhältnis 
der  Wörter  der  mitgetheilte?i  stelle  zu  den  betrejfefiden  iri- 
schen Wörtern  besprechen. 

1 

In  nomine  dei  summi.  Si  quis  null  post  me  uenire, 
abneget  senictipsum  et  tollet  crucem  suam  et  sequatur  nie. 
insce  inso  asber  arfeda  chfi*  fricach  noein  dince  ne.  ludo 
me  arenindur  he  analchi  ood.  ocu  sapelthu  "1  ocüs  arati- 
nola.  soalclii.  ocus  arenaireiua.  futhu.  ocus  airde  cruche 
archrist  ceinbes  iclioraus  coirp  ocus  anme  aires  exhethar  scli- 
ctu  arfedot  indag  nimrathib  isaireasber.  Si  quis  uult  post 
me  uenire,  abneget  seniet  ipsum  et  tollet  crucem  suani  ocuis- 
tiosalh  achruich  et  sequatur  me  ocuisnum  sichethre  —  u.  s.  w. 

2 

In  nomine  dei  u.  s.  w.  —  dieser  auspruch  loiederholt 
sich  (gilt  wieder)  vollständig  in  beziehung  auf  uns.  sagen 
wir  nicht?  von  jedem  manne  in  miterdrückung  {kuimner): 
er  ivird  vereinigt,  welcher  ist  in  sitten  eifrig  und  reif,  und 
heloknung  folgt  solcher  sitte,  und,  abrechnung  darunter 
(d.  i.  zwischen  leiden  und  folgender  belohnung  des  eifers), 
und  die  indiehöhehebung  (aufnähme)  des  kreuzes  unseres 
Christus  soll  gnädige  erlösung  sein  des  leibes  und  der  seele. 
klare   einsieht   in    schlichter   und    vollständiger   weise   (ist) 

*  di-r  druck  giebt  zwar  ihü,  aber  dies  würde  sich  in  keiner  weise 
erklären,  noch  würde  bei  der  so  nahen  verwandtscliaft  mit  dem  iri- 
schen sich  ein  solches  inlaiilendes  h  in  solcher  Stellung  nur  denken 
lafsen ;  deshalb  erlaube  ich  mir  die  .kleine  ändcrung  des  i  in  c. 


BKLCilSCHES    KELTISCR  nc.y 

darin  in  iibcrflufs,  und  r  ort  reff  lieh  wirdfi'holl  sich  {^ill 
wieder):  Si  (luis  vull  posl  nie  venire,  abnej|;et  semelipsiim 
et  loUcl  cruccin  suani  und  nehme  auf  sein  kreuz  el  seijua- 
tur  nie  und  er  folge  mir- —  //.  s.  w. 

3 

Hinsichtlich  der  erläuternden  bemcrkungen  beginnen 
wir  von  hinten,  weil  die  keltischen  würter  ociiis  licsalh  a 
cliriiich  offenbar  den  lateinischen  el  tollet  cruceni  suani  und 
die  keltischen  Wörter  ocais  luiin  sidicth  re  offenbar  den  la- 
teinischen et  seqiiatur  me  entsprechen,  also  ihre  bedeutung 
gesichert  ist  und  einen  mnfsstab  giebt  für  den  übrigen  In- 
halt der  stelle,  dem  ersten  satze  würde  in  altirischer  sprä- 
che entsprechen  ocus  toigcadh  sc  a  chroch  'und  er  nehme 
auf  sein  kreuz  f  dem  zweiten  ocus  num  seiclieadh  se  'und 
mit  mir  folge  er.'  die  formen  licsath  und  siclielh  ,///>  loi- 
geadh  und  seiclieadh  würden  also  der  belgischen  mundarl 
angehören,  icclche  mundartlich  für  toig  utid  seich  die  dün- 
neren verbalstämme  tics  (doch  halte  ich  das  hier  auslau- 
tende s  für  schreibe-  oder  lesefehler)  und  sich  gehabt  hätte, 
die  meisten  bedenklichkeiten  dürfte  das  re  erwecken  iji 
siciiethrc,  was,  wenn  es  würklich  zu  sicheth  gehört,  etwa 
einem  irischen  sc  entspräche,  doch  ist  möglich  dafs  dies  re 
auch  eine  art  adrerbialischer  bedeutung  gehabt,  es  wird 
auch  im  irischen  zuweilen  in  dieser  weise  nach  verbis  ge- 
braucht, z.  b.  eisdeadh  re  aufmerken,  hören  aiif  (etwas) ; 
so  könnte  sichelli  re  auch  'folgen  auf  (etwas),  nachfolgen 
bedeuten,  obgleich  dieser  begriff  schon  in  dem  sicheth  al- 
lein zu  liegen  scheint,  du  iui  neueren  irisch  seicheadh  nicht 
sequi  sondern  persequi  bedeutet,  auf  jeden  fall  reichen 
diese  parallclstellen  hin  das  Verhältnis  des  keltischen  unse- 
rer stelle  zum  alten  irischen  zu  erläutern ;  es  ist  deutlich 
nur  eine  mundartliche  eerschiedenheit  die  hier  obwaltet,  zu 
dem  folgenden  katm  dies  re  nicht  gehören,  denn  die  Wör- 
ter is  ear  ndiltuth  dünn  entsprechen  ganz  altirischen  is  iar 
ndiultadh  duine  'und  nachher  (d.  h.  in  folge  davon)  ver- 
leugne sich  der  me?isch,'  so  dafs  ein  diesem  satze  vorge- 
stelltes re  keinen  sinn  hätte. 

ff^enden  wir  uns  nun,    nachdem  hiermit  das  Verhältnis 
dieses  fragmentes  im  allgemeinen  zum  irischen  festgestellt 


570  BELGISCHES  KELTISCH 

üt,  zu  dem  anfans^c  desselben,  die  ersten  beiden  wör/er 
sind  i'olllionnnen  allirisch,  iusce  inso  'tiusspruch  dieser;' 
sie  haben  gar  keine  Schwierigkeit,  dagegen  asber  würde 
große  ?nühe  machen,  kämen  nicht  auch  im  altirischen  inehr- 
fach  Übergänge  von  präjigiertem  ath-  oder  aith-  i?i  as-  oder 
ais-  vor,  z.  b.  suidh-  sitzen,  assuidh-  sich  wider  setzen,  ßir 
ath-  suidh- ;  lill-  sich  wenden,  aisßll-  sich  loider  wenden, 
sich  zurück  wenden,  JÜr  ailhlill-  u.  s.  w.  dieser  analogie 
zufolge  haben  tvir  in  asber  eine  mundarlliche  parallele  zu 
allirischem  althbeir,  'regenerat,  re?iovat,  repetit.' 

Arl'eda  ist  irisches  air  feadh,  d.  h.  w'ih'tlich  'in  der  gan- 
zen länge,'  dann  überhaupt  adverbialisch  'vollständig',  chu 
ist  im  irischen  gebräuchliche  abbrerialur  für  chu'^Ainn,  d.  i. 
die  zusammenziehung  von  chuige  inu  'in  beziehung  auf  uns, 
her  zu  uns.'  fri  cach  noe  iu  dince  sind  ganz  altiinsch, 
'von  jedem  manne  in  Unterdrückung  (betrübnis).'  ne  ludo- 
me  ;  —  die  ?iegalive  form  lautet  irisch  ni,  und  die  ludome 
etitspr Gehende  irische  form  wäre  ludhamaoi :  also  ne  ludome 
;=:  'sagen  ivir  nicht?  bezeichnen  loir  nichlT  tvir  werden  in 
unserem  texte  noch  einige  beispiele  davon  finden  dafs  e  an 
der  stelle  von  irische7n  ao  oder  aoi  steht. 

.  Areniudur.  die  jetzigen  irischen  passivfornien  werden  mit 
-ifiV  gebildet  i  bei  der  vorhandenen  mundartlichen  abweichung 
dürfte  also  diese  form  in  -dur  auch  eine  passivform  sein; 
und  da  wir  eben  c  an  der  stelle  von  aoi  sahen,  so  kann 
aren  für  araoin  oder  araon  stehen;  araon  heifst  im  irischen 
'zusammen,  vereint,'  und  ein  verbum  könnte  recht  gut  da- 
von gebildet  werden,  ähnlich  dem  jetzigen  aontuigh  etwa 
aroinigh  ;  einem  solchen  ivorte  etwa  mufs  das  alte  keltische 
von  desseti  stamme  die  form  areuindur  gebildet  ist  analog 
gewesen  sein,  aus  diesen  gründen  rathe  ich  blofs  dafs 
arenindur  bedeute  'er  ivird  vereinigt.' 

Da  be  auch  irisch  bedeutet  'er  ist,'  und  in  den  kelli- 
schen sprachen,  ebenso  wie  in  den  älteren  deutschen  mund- 
arten  und  noch  in  der  englischen,  das  relativum  oft  ohne 
weiteres  ausfällt,  übersetze  ich  'welcher  ist.'  an  alchi,  — 
auch  altirisch  heifsl  an  oft  'in,'  und  alchi  scheint  irischem 
ailce  parallel,  welches  bedeutet  'das  handeln,  das  betragen, 
die  Sitten.'     also  an  alchi  -=-    im    betragen,    iri   seinen  sit~ 


ßELGISCIlES   KELTISCH  571 

ten/  ood,  —  i/m  diexex  wort  zu  erkl(wc7t,  iiplime  ich  die 
an  der  malheri^ischen  <^lnsse  geuiacltle  u'ahrncliinuii'i\  dafs 
irische^  cä  helgi.svliem  o  oder  au  entspreche,  zu  hilj'e ;  Jolf^- 
lich  schliej'se  ich  von  ood  auf  irisches  cäd,  und  dies  bedeu- 
tet als  suhstautie  'ei/er;'  adjectieisch  erhält  es  dem  ge- 
brauche nach  jetzt  im  irischen  noch  eine  bildungssilbe, 
cadacli.  das  hindert  aber  nicht  auf  den  sonst  durchgehen- 
den satz  zurückzu/ionunen  dafs  in  den  kellischen  sprachen 
einfache  stamme  zugleich  substantivischen,  adjectirischcn 
und  verbalen  gebrauch  haben  und  in  diesen  verschiedenen 
anwendungen  nur  nach  läge  der  suche  andere  Jle.vioncn  er- 
halten; so  kann  man  dem  belgischen  ood  auch  die  bedeu- 
tung    eifrig     zuschreiben. 

Die  Wörter  ocu  sapelllui  sind  ojfenbar  nach  der  ver- 
schleifenden ausspräche  geschrieben  und  sollten  getrennt 
sein  ocus  apctlliu.  ocus  kennen  wir  schon,  es  ist  dasselbe 
viit  ocuis  5  apcllhu  scheint  dem  irischen  apaidli  reif"  ver- 
wandt zu  sein  (es  bedeutet  ursprünglich  'was  fertig  ist,' 
also  auch  'todt').  nach  a\)ell\m  folgt  das  zeichen  ~1,  wel- 
ches sonst  im  irischen  'und'  bedeutet;  da  aber  ocus  dane- 
ben steht,  ist  es  wohl  nur  aus  versehen  noch  vom  Schreiber 
hineingesetzt,  aralin  ola  entspricht  ganz  irischem  aradliain 
ola  'nachfolgende  belohnung,  belohnung  welche  nachfolgt. ' 
so  alchi,  —  letzteres  wort  kennen  wir  schon;  ersteres  ist 
das  demonstrativum  'dieses,  solches.'  die  ?iachsetzung  be- 
zeichnet wahrscheinlich  die  genitivische  bezeichnung  zu 
arailiiain  ola,  'solches  betragens,  solcher  sitte.' 

In  arcnairema  haben  wir  zuerst  wieder  das  schon  obe?i 
begegnende  aren  {irisches  araon),  und  dann  entspricht  airema 
wahrscheinlich  dem  irischen  aireainli  'die  Zählung,  rech- 
nung ;  also  aren -airema  'die  zusammenzählung,  berech- 
nung. '  lullm  7nufs  mit  irischem  l'uil  'zwischen,  unten  ver- 
wandtschaj't  haben ;  auch  im  altirischen  heifst  fula  'unter 
ihnen.'  airde  ist  ganz  irisch,  'die  erhebung ;  also  airde 
cruche  'die  erhebung,  aufnähme  des  kreuzes.'  ar  christ, 
'unseres  Christus'  ivilrde  auch  altirisch  ebenso  lauten,  cein 
bes  icliouius;  ce'm  für  irisches  caoiu  'jnild,  gnädig,'  da  wir 
oben  schon  e  mehrfach  an  der  stelle  von  ao  xind  aoi  sahen; 
hes  ßir  irisches  blas  'soll  sein;'  ichomus  verwandt  irischem 


57?  BELGISCHES   KELTISCH 

I'  caim  odej'  icim  'ich  heile,  zahle  eine  schuld,  kaufe  los, 
befreie;  da  i'e?'balst/bsfa?ifire  sowohl  «w/" -aiuh  als  auf  -Mi 
als  ^//// -amliiis  irisch  rorkoitnnen,  würde  ichomus  bedeuten 
heilung,  befreiung,  erlösungS  coirp  ocus  anme  ' des  körpers 
und  der  seele'  ivürde  altiinsch  lauten  coirp  ocus  anma,  also 
fast  gleich. 

Aires  exhelli  entspricht  irischein  airis  exide  'einsieht 
klare.'  ar  slictu;  da  ein  irisches  vorgesetztes  i\T  adverbiali- 
sche bcdeutung  vermittelt  und  sliclu  wohl  mit  irischem  sliog 
'eben  machen,  schlicht  machen'  als  eine  von  demselboji  kel- 
tischen verbalstarnme  abgeleitete  participialform  {irisch 
sliogla,  altirisch  könnte  auch  sliocta  geschrieben  tverden) 
zusammenhängt,  dürfte  ar  sliclu  bedeuten  "^in  schlichter  tveise.' 
der  auslout  u  m  sliclu  statt  irischem  a  entspriiche  dann  gerade 
wie  oben  futhu  dem  irischen  futa.  arfedo  ist  nur  dasselbe 
wort  was  uns  oben  arfeda  geschrieben  begegnete,  also  'in 
vollständiger  weise,  vollständig. '  das  t  scheint  nur  eupho- 
nisch eingeschoben,  was  im  gaelischen  ganz  ähnlich  wie  im 
französische?!  (y-a-t-il)  vorkommt,  indag  ist  ivohl  durch  ver- 
schleifende ausspräche,  die  ja  allen  kellischen  sprachen  (wie 
in  einem  gewisse?i  grade  dem  französischen)  eignet,  aur 
ionta  ag,  icie  die  Wörter  irisch  lauten  icürden,  zusammen- 
gezogen; ionta  heifst  'darin,'  und  ag  schliefst  sich  sofort 
dem  folgenden  nioirathib  an,  was  sich  durch  die  endung  als 
dativus  pluralis  kund  giebt  und  ganz  irischem  nioniradliaibh 
entspricht;  ag  niuiralhib  heifst  'in  mengeii,  in  überßufs.' 
isaire  scheint  irischem  is  saire  zu  entsprechen ;  is  ist,  ivic 
CS  uns  schon  weiter  oben  (is  ear)  begegnete,  copula  {ein  in 
seifiem  anfange  verschluckt  ausgesprochenes  ocuis ;  gerade 
so  kommt  es  altirisch  vor);  saire  ' die  vortrefflichkeit'  wird 
auch  irisch  adjectivisch  u?id  adrerbialisch  gebraucht  im  sinne 
von  'vortrefflich,  vollkommen,  sehr. '  asber  endlich  habe?i  wir 
schon  oben  besprochen.  H.    LEO. 


573 


ALTÜELTSCIIE    DKJITEU. 

KLAGE    IM    OTTOKAK    VON    BiilfMEX. 

Die  einzige  bis  Jetzt  bekannte  hnndsvhrif't  der  liolma- 
fer  geschichtsdenkmale  des  \^n  Jh.,  teelche  JVursiisen  als 
Annales  Colmarienscs  und  Clironicon  Colmarieuse  ttnvoll- 
ständig  herausgegeben  hat,  irurde  mir  im  vorigen  somnier 
auf  der  öffentlichen  bibliothek  zu  Stuttgart  durch  meinen 
freund  bibliothecar  Stalin  bekannt  gemacht,  sie  ist  in  quart 
auf  papier  und  aus  dem  sechzehnten  Jahrhundert,  zwischen 
Jenen  beiden  geschieh tswerken  enthält  sie  manche  alterthüm- 
liche  nachrichten,  wovon  folgende,  die  ich  so  genau  abge- 
schrieben habe  als  ick  sie  vorj'and,  der  deutsclien  dichtkunst 
angehören. 

Frater  Hugo  Ripilinus  de  Argentiiia  prior  longo  tem- 
pore luricensis  postea  factus  argentinensis  bonus  cantor  lau- 
dabilis  predicalor  dictalor  scriplorque  bonns  atqiie  drpicior 
vir  in  oniuibus    graciosus  sumiiiam  fecit  iheologie  verilalis. 

Frater  Henricus  prior  basiliensis  ordinis  fratrum  predi- 
catorum  fecit  rilhnios  tlieutonicos  bonis  nmlierculis  ac  devofis. 

Frydanckns  vagiis  fecit  rithnios  tlieutonicos  gratiosos 

Conradus  de  Wirciburc  vagus  fecit  rhitnios  ihculoiiicos 
de  beata  virgine  preciosos.* 

Primas  vagus  multos  versus  edidit  raagistrales 


Cantilena  de    rege  Bohemie. 

Wafin  iemer  mere 
es  weint  milt  und  ere 

den  kunig  usscr  behem  lant 
dem  lod  wil  ich  fluchen 
sol  man  den  kung  nite  suchen 

und  sin  gebinde  band. 

*  der  tod  Konrads  von  Jf  ürtbiirg  ist  bekannllicli  in  den  .inn. 
Colm.  beim  j.  1287  so  angegeben  Obiit  Cuonradus  de  Wirzihurcti  io 
teutonico  raultorum  bonoram  dictamiaum  cumpilator. 


574  KLAGE  UM  OTTOKAU  VOiN  BÖHMEN 

Man  sol  den  kung  Otacliir  klagen 
ia  her  got  er  ist  erschlagen 
sin  milte  sach  (es , fehlt  man)  nie  verzagen 
er  was  ein  schilt  in  sinen  tagen 
über  alle  cristenheit. 


Den  falwen  und  den  heideu 
was  er  den  cristen  ir  leidin  (so) 

den  schilt  er  gegen  bot 
er  was  ein  low  an  gemüte 
ein  adler  an  gütte 

der  werde  kuug  ist  tod. 
Der  behem  kuug  ist  nun  gelegen 
des  weiueut  ougen  iamers  regen 
wer  sol  den  witweni  (so)  weisen  pflegen 
der  kunc  ist  tod  recht  als  ein  legen 
der  noch  eren  streit. 
in  der  hs.  ßndet  sich  noch  ein  a/ijafig   von  vmsiknoten  mit 
den  loorlcn  wafin  iemer  mere  es  weint. 

Frankfurt  am  Main  Dr  BÖHMER. 

30  wai  1844. 


BESCHREIBUNG     DER    GESTALT    CHRISTI. 

Adelnhauscr  handschrij't  auf  der  ivafserkirche  in  Zürich 
(C  76/290)  w"53. 

An  den  alten  bvochen  ze  rome.  da  liset  man  das  vn- 
ser  herre  ihesus  cristus  was  von  den  beiden  geheisen  ein 
wissage  der  warheit.  vnde  man  liset  da  das  er  were  adeli- 
cher geschepphede.  au  lengi  mitteler  maze.  vnde  gelvstlich 
vnde  das  er  helle  ein  ersam  aullutze.  alse  die  in  an  sahen 
das  siv  in  wol  mohlen  minnen  vnde  fiirhten.  vnde  was  sin 
bar  var  alse  ein  zilig  haseluvs.  vil  nahe  vnze  an  die  oren. 
nidewendig  der  oren  was  es  ime  reide  vnde  gel  vnde  slvg 
ime  vber  die  abseien,  vnde  er  hate  eine  scheilelen  en  mit- 
ten ame  hovbete.  nach  den  silten  der  nazareneu.  vnde  sin 
stirne  was  ebene  vnde  wit.  Sin  antlütz  was  ane  rvnzen 
vnde  flecken  gezieret  mit  einer  ersami  (.so)  roeli.     an   sinre 


BESCHREIBUNG  DER  GESTALT  CHRISTI  575 

naspn  vnde  an  sime  mvnde  was  enliein  f;;ebreste.  Sin  bart 
was  föUicIi  vnde  nilil  ze  ivuclich  noch  ze  lang,  vnde  ebcnvar 
sineni  bare,  vnde  an  dem  kinne  gcleilit.  Sin  angesibt  was 
einvalteclicb.  vnde  zitelicb  (/.  sitelicbj.  Sin  ovgen  warent 
brvnvar  vnde  gar  Ivter.  vnser  berrc  ibesiis  crislus.  was  an 
der  bestrafvnge  crscbrokenlich  vnde  was  vnclicb  mit  crncste. 
>nde  weinde  etwennc  vnde  gelacbele  nienier.  an  lengi  vnde 
an  groezi  des  libis  was  er  vollich  vnde  rebter  maze.  Sin 
bende  vnde  sine  armen  (so)  waren  gelvsllicb  an  ze  sehenne. 
an  der  rede  was  (so)  eruestlicb  vnde  bescheidenlicb.  selzen- 
lich  vnde  mezig  vnd  das  ist  billicb  in  dem  salter  von  eime 
(so)  gesprocben  er  was  schoene  an  der  gescbepphede  vber 
alle  menschen  kint  ame\. 

Eben  ein  solches  stück  auch  am  schlufs  der  Bas/er  hand- 
schrift  ß.  j\.   15. 

WILH.  WACKERNAGEL. 


BRUDER   BERTHOLD    UND   ALBERTUS 

MAGNUS. 

Bruoder  berchtolt  der  lantbrediger  kam  einest  zuo  dem 
bischof  albracbt  vnl  fragte  in  vil  dingen,  vnt  fragte  ouch  vnder 
andern  dingen  also,  Avenne  ein  mensche  sin  süude  geriuwet 
helti,  das  si  ime  got  het  vergeben,  do  sprach  er  'wenne  ein 
menschen  sin  sünde  riuwent  also  vil  das  er  do  von  bewe- 
get wirl,  der  sol  wissen  das  ime  got  het  sin  sünde  vergeben.' 

Do  fragte  er  in  zuo  dem  andern  male  wenne  ein  men- 
sche vnserm  herren  siner  marter  het  gedancket.  do  seit  er  'wenn 
ein  mensche  an  vnsers  herren  marler  gedenket  also  vil  das 
ime  das  ouge  uas  wirl,  ist  ioch  das  der  Ircher  nit  herus  kä- 
met, das  wil  got  von  dem  menschen  nenien,  als  ober  ime 
sin  wunden  vnder  dem  criuce  mit  baisame  habe  geweschen.' 

Zuo  dem  trillcn  male  do  fragte  er  in  was  liplicher  werc 
gölte  aller  loplichest  were.  er  sprach  '  wenne  ein  mensche 
sin  ebenmenschen  sieht  in  gepresten  vnl  in  arbeilen,  vnt  er 
iu  denne  Iroestet  mit  worlen  oder  mit  werken  vnt  ime  ce 
helfe  kumet  als  verre  ime  denne  müglichen  ist,  das  ist  gölte 
das  loplichest  werc  das  der  mensche  geluon  mag. 
Z.  F.  D.  A.  IV.  37 


576     niUlDER  BERTHOLD  UND  ALBERTUS  MAGNUS. 

Do  fragte  er  in  zuo  dem  vierden  male  wenne  ein  men- 
sche wissen  möclile  das  er  ein  niinne  irehern  het  geweinet, 
do  sprach  meisler  albrachl  '  wenne  der  mensche  ^  weder  dur 
vorchte  der  helle  noch  dnr  liebi  des  himelriches  noch  dur 
die  marter  die  got  erlitten  hat  ald  kein  sin  heilic,  wanne 
das  er^  von  rechter  minne  vnt  liebi  so  er  zuo  got  hat  vnt 
vmb  sin  lutern  guetin  triuwe  vnt  edelkeit  die  er  an  got  er- 
kennet, der  sol  wissen  das  er  ein  minne  trehern  het  ge- 
weinet. ' 

Perga7nentha?idscfn'fft  des  \Afi  jh.  auf  der  universit'dts- 
hihliothek  zu  Basel  B.  ix.  15.  etwas  abiveichend  auch  in 
der  handschr?'ß  der  loafserkirche.  zu  Zürich  B.  223  /  730. 

WILH.  WACKERNAGEL. 

1.  2.  fehlt  weinet 


KIRCHLICHE    UND    UNKIRCHLICHE 
SEGNUNGEN. 

Die  Basler  handschrift  A.  iv.  24,  auf  papier,  aus  dem 
1i5n  Jh.,  e?ithält  unter  verschiedenen  in  lateinischer  spräche 
abgcfafsten  Schriften  theologisches  und  historisches  inhal- 
tes  auch  eine  klcinej^e  deutsche  vom  j.  1405,  worin  sich  ein 
augustinertnönch,  bruder  IVernher  von  Frydberg,  mehre- 
rer unkirchlichen  lehrsiitze,  deren  er  vor  dem  bischof  von 
Speier  angeklagt  tvorden,  schuldig  bekennt  vud  dieselben 
xciderruft.  es  sind  ihrer  acht;  von  intcresse  für  die  deut- 
schen alterthümer  ist  der  vierte,  der  in  der  einleitenden 
aufzdhlung  der  anklagepunkte  also  lautet  daz  segen  zimlich 
sigent.  vnd  avne  sünde  mügent  geschcchen.  Wernher  ge- 
steht nun  folgendes  zu.  Item  vff  den  vierden  artikell.  daz 
segen  zimlich*  vnd  ane  sünde  geschehen  mügent  Da  han  ich 
geantwürt  vnd  veriechen  daz  ich  also  geprediet  han  Sind  alle 
segen  valsch.  warvmb  segnet  man  denne.  äschen.  palmen. 
eyger.  vnd  fleisch  &c.  Des  han  ich  ein  vrsach  genomen 
Es  kamcnt  frowen  zuo  mir  mit  einem  kinde.  dem  was  we 
an  einem  finger.    zuo  den  sprach  ich.    war  vmb  si  daz  kinl 

*  sigent  fnlilt. 


KIIICIILICHE  UND  UiNKIUCHLlCIlE  SEGNONGEN       577 

uit  Hessen  segnen.     Do  sprachen  si.    es    ist  einer  lierr*  ze 
der  niuwenstall  vnd  och  ander  priesler  die  daz  slraflenl  vnd 
verbieltend   ^  11'  daz  sprach   ich  die  vorgcnanlen  worl.     Ileni 
do  wart  icli  ^^cfraj^el  oh  ich  söliche  segcn  könde.   Do  sprach 
ich  ich  könde  niut  denn  einen  mit  disen  worlen  (h'istus  wart 
geborn.    crislus    wart   verlorn,     crislus    wart  wider    l'undcn. 
der  gesegen  dise  wnnden.     In  dem  nanien  dez  vatlers.     des 
sunes  vnd  dez  heiligen  geisles  Amen  Ich  han  ovch  veriecheu 
daz    ich  den    selben    segen    gelriben    han  an  mir  selber  vnd 
bin    da   mit   gesunt   worden    Vnd  han  in  ovch  geleret  einen 
Jungen  bruoder  mines  ordens   vll"  die  nechsten  crislnacht  in 
einer  messe.     Doch    so    han  ich  nit  veslenklich  gelovbt  daz 
derselb  segen  also  kreflleklich  sige.  daz  er  die  wunden  hcille 
Item   ich   iian    ovch  veriechen  daz  ich  etwenne    so  ich  bicht 
gebeert  han.   befunden  han  von  den  die  mir  gebicht  band  daz 
si  semlich  getan  band  vnd  han  mir  die**  tuon  sagen  Vnd  in 
welem    segen.    der  tiufel   nit   an  gerueffet  wart  die  ban  ich 
nit   gestraÜ't  noch  verbotten  da  von  zelassen   Vnd  sprach  si 
waerent  wol  zimlich  Aber  in  welem  segen.    man   den  tiufel 
nemmet.    daz  die  nit  zimlich  werint.     endlich  der  widerruf 
dieser   irrthüiner :    Vnd   bekennen  von    dem  vierden  arlikel. 
von  der  segen  wegen,     daz  alle  die    segen  die  von  Ordnung 
vnd  Satzung  der  heiligen  kilchen  vnd   guoter  gewonheit  der 
gemeiner   {so)    cristenheit   geschechcnt.     alz    an  der  äschen. 
palmen.    tovlF.    liecbler.    wasser.    saltz.    fleisch,    vnd  ander 
ding  nit  anders  zuo  gand   noch  krafft  band,    denne  in  beder 
wise  von  der   heiligen   kilchen    die  got  so  geneme    ist.     daz 
si  nit  vnerhoert  wirt  belibt  {so).   Aber  min  segen  vnd  sem- 
lich segent  (so)  alz  hovptsegen.    ovgen  segen.    pferit  segen. 
wunden  segen.    vnd  dez  gelich  die  von  der  heiligen  kilchen 
nit   geordnet   noch    gesetzt   sint   zuo    sölicben    dingen,     man 
nemme  den  tiufel  dar  inn  oder  nit.    kein  krafft  habent  noch 
dar  an  ze  glovben  ist  Vnd  bekennen  alz  mir  ovch  liule  von 
semlichen    segen  band  gebichtet.    vnd  si  da  von  nit  gewiset 
noch  gestrafft,  noch  buofs  dar  vber  gesetzt  han.  daz  ich  dar 
au  geirret  vnd  nit  recht  getan  hab. 

WILH.  WACKERNAGEL. 

*   einer]    vielleicht    hej'ser    ein;     herr    d.  h.   geistlicher,    pfarrer: 
Schmcller  2,  230.  **  die]  nämlich  segen 

37* 


578 


ALTDEUTSCHE   ZUNAMEN. 

1.  üie  zeile  ihuuegischer  ahselhart  bei  Helbling  1,  1082 
ist  zwar  unverständlich,  aber  alisellitirt  wird  nicht  anzuta- 
sten sein.  Cluinraduni  Acliselharduni  plebanum  ecclesie  sancti 
Pauli  Patavie  finde  ich  in  einer  Pnjkauer  Urkunde  vom  j. 
1308,  7non.  ß.  30,  2,  39.  oh7ie  zweifei  dasselbe  ist  Chun- 
radus  Hochselhordus  vicarius  chori  in  eitier  Pqfsaiier  Urkunde 
vom  j.   1288,  mon.   B.  4,  159. 

2.  Das  wachlelmäre  mit  seinem  ein  wahlel  ia  den  sac 
u.  s.  w.  ist  bekanfit.  mit  den  wachtein  die  in  den  sack  ge- 
hen scheinen  die  lügeii  gemeint,  wie  man  noch  heutzutage 
hört  'er  lügt  in  seinen  sack.'  ivie  sie  dazu  kommen  weijs 
ich  nicht;  der  ausdruck  mujs  aber  verbreitet  gewesen  sein: 
bei  Ottacker  364"*  heifst  ein  böte  Peter  der  wahtelsac. 

3.  Kaudern  von  undeutlichem  reden  wie  vom  gekoller 
des  truthahns  und  kauderwälsch  sind  gewöhnliche  ausdrücke, 
auch  der  letztere  ist  alt.  Berchtoidl  Khawdervvalch  bürger 
zu  Rain  1379  mon.  B.   16,  450. 

4.  JVh.  Grimm  theilt  in  den  Gott.  gel.  a?iz.  1835 
s.  447  aus  einer  Karlsimher  hs.  folgenden  spruch  Freidanks 
mit,  driu  dinc  sint  al  eine 

aller  manne  geraeine  : 

pfaffen  w  ip  unt  spiler  win ; 

begozzen  bröt  niagz  dritte  sin. 
er  bemerkt  dazu  'unter  pfaffen  w  ip  tvij^d  wohl  meretrix,  un- 
ter spiler  win  der  gewöhnliche  wein  verstanden ;  begozzen 
bröt  ist  mit  fett  beträufeltes  iveifsbrot,  eine  wie  es  scheint, 
häufige  näscherei.  MS.  2,  191  so  der  haven  walle  unt  daz 
veizte  drinne  swimrae,  so  begiuz  in  wiziu  bröt.  fragm.  30* 
belröifete  wecke.'  hierzu  stellt  sich  ein  beiname:  her  Hein- 
rich der  Begozzenbröt  stadtpßeger  von  Augsburg  1347  mon, 
B.  33,  2,  135.  136;  Johansen  den  Gozzenbröt  bürger  zu 
Augsburg  1374.   1378   mon.  B.  33,  2,  474.  511. 

5.  Walther  der  Vogelweid  von  Veitheim  in  einer  Ur- 
kunde des  klosters  Schönfeld  vom  j.  1394  ynon.  B.  16,459. 


ALTDEUTSCHE  ZUNAMEiN  579 

der  beiname  dieses  iralthcr  kann  auf  den  berühmten  dich- 
ter anspielen. 

6.   So  spielen  beinamen  auf  die  he/densa^e  an.    Diete- 
ricli  voiic  ßenie  biirger  zu  Augsburg  1 1G2  inon.  ü.  33, 1,42. 

li. 


KLEINE   BExMERKLNGEN. 

1.  Nib.  963,  2.  dö  wanden  sumelichc,  si  sohlen  kicider 
Iraj^en.  diese  zeile  ist,  wie  mich  dünkt,  noch  nicht  recht 
gedeutet  worden,  ihre  erk/drung-  Hegt  in  der  vorhergehen- 
den Strophe,  ivo  erzählt  wird  wie  Siegmund  und  seine  hun- 
dert mannen  aus  den  betten  springen,  die  waj/'en  rasch  er- 
greifen und  hin  stürzen  wo  Kriemhilt  und  ihr  gesinde  klagt, 
jetzt  heijst  es  'manche  von  den  rittern  meinten,  sie  sollten 
sich  doch  erst  ordentlich  ankleiden  ehe  sie  zu  den  J'rauen 
eilten.'  es  fällt  mir  nicht  ein  die  9G3e  strophe  für  echt 
oder  erträglich  zu  halten,  ich  wollte  blqfs  zeigen  was  ihr 
verfafser  in  der  vorhergehenden  einfältig  vcrmifste  und  hier 
ungesch  ickt  ein  seh  o  b . 

2.  Im  Helmbrecht  \&7^  ff.   wird  erzählt 

der  Scherge  do  die  nlune  hie, 

den  einen  er  do  leben  lie 

(daz  was  sin  zehende  und  sin  reht) ; 

der  hiez  Slinlezgeu  Ileluibrehl. 
hiermit  vergleicht  sich  was  Fritz  Closener  unter  dem  jähre 
1333  (s.  79)  berichtet,  die  Strafsburge?'  belagern  Schwanau 
am  Rhein,  wo  rüubcr  nisten,  und  verbrennen  ein  7'itterhaus 
in  der  bürg;  die  belagertest  entweichen  auf  den  thurm.  nu 
woreut  wol  lx  duffe,  edel  und  unedel,  der  degedingetent 
sich  wol  vij  US  und  gobenl  die  andern  in  den  tot.  der  wur- 
den! XLviij,  ellich  sprechent  lüj  enthoubetet.  drie  werg- 
mansraide  und  zimberlule  die  dufle  worenl  wurdent  gewor- 
fen mit  dem  qwolwerke  gegen  der  bürg,  zwen  uflenander 
gebunden  und  einre  alleine,  donoch  brochent  sü  die  bürg, 
die  von  Slrosburg  gundent  dem  henker  daz  er  ein  alles  men- 
nelin  daz  unschadeber  was  zu  zehenden  nam,  vnd  ein  jun- 
ges rennerlin  wart  ouch  ledig  geloszen,  wand  es  ein  kint  was. 


580  ZU  HARTMANN  VON  AUE 

3.  Fi'its  Closcner  in  seiner  erzähl ung  von  iler  grofsen 
geiselfahrt  im  Jahre  1349  theilt  (s.  89,//'.)  den  brief  mit 
der  nach  der  geiselung  als  eine  von  hinunel  auf  sanct  Pe- 
ters altar  zu  Jerusalem  herab  gekommene  botschoj't  verle- 
sen wurde,  dieser  brief  ist  eine  abkürzende  auflösung  eines 
gedicktes  aus  dem  \Zn  Jh.  das  in  den  alt.  blättern  2,  241  bis 
263  steht.  H. 


ZU   HARTMANN   VON  AUE. 

Zu  den  liedern.  4,7.  gelobe  8,  13.  daz  im  et]  dem 
9,  17.  24,  17.  ja]  joch.  ebenso  23,  5.  24,  8  für  joa : 
vergl.  leseb.  wb.  cccxv.  14,  9.  10.  gäheloseu:    vergl. 

Grimm,  gr.  2,  565/*.  unruochelosekeit  incuria  Konr.  von 
Heinrichau  Bresl.  hs.  iv,  4°.  92.  [swä  kluokheit  ist  mit  val- 
scher  ger,  diunzimet  niht  wol  wan  den  argelosen  Reinmar 
von  Zweier  MS.  2,  130''.   Hpt.^  18,  20.  uude  muoz  ie] 

unde  muoz 

Zn  den  büchlein.   1,  37.  allen  den  ich  truwe       40.  und 
wa're  dar  zuo  State  mir,         145.  146.  verderbe  :  sterbe 
232.  233.  hat]  het  294.  Freuden  297.  erziicket 

503.  also  er  den  schaden  getuot:  vergl.  den  scaden  Lampr. 
AI.  4608,    di    not   4688,    den  zorn  En.  98^  561.  sit 

du  mich  ze  rate  erwelet  hast  672.  hast  du    oder   luost 

du  dir  916.    ichn   hän  gewaltes  wan  den  muot:    vergl. 

gr.  4,  647.  1144.  dem  muoz  sin  sin  geswichen :  vergl. 
büchl.  2,241.  1357.  von  rehte]  uarehte        1498.  ziuht] 

ziert  1519.  diuhte  1584.  an  1654.  ob  mir  gar 

geswunde         1679.  liep         1691.   brant  {%b  =i  ivährejid) 
1716.    doch]  ouch:  ebenso  2,^2^.         1731.1732.  kranc:  — 
diuhte  swa;re,  1755.  me]  nie  1831.  ich  wx-ne  6 

1833.   deist  1906.  8.    10.  erwerbe  ersterbe  verderbe 

2,87.  vor  147.  miner  triwe  717.  danne  si  manne 
(oder  der  manne)  tuo  754.  der  wil  (oder  waen)  ich  daz 
der  waeger  si         757.  iz]  si  760.  761.  wol,  und  muoz 

WILH.  WACKERNAGEL. 


:)8i 


ERKLÄRUNG. 

In  der  noiicn  ans<;ai)P  meiner  niylliologie  konnte  dem 
anlianj^,  wie  ihn  die  erste  enthält,  kein  räum  gejifehen  wer- 
den, es  liälle  eines  {ganzen  dritten  bandcs  bedurft  um  die 
sehr  erweiterten  Untersuchungen  über  die  alten  slammlafeln, 
den  angeschwoUncn  vorralh  des  aberglauhens  und  der  segcns- 
formeln  aufzunehmen,  von  meiner  niul'se  sowie  von  dem 
willen  des  publicums  mag  es  abhangen  ob  ich  einen  solchen 
drillen  band  hinterher  sende,  angeführt  werden  mustc  bis 
dahin  noch  nach   dem  ersten  druck. 

Vorrede  xlvh,  18  ist  zu  lesen:  und  die  parallele  Wuo- 
tan,  Donar,  Zio  irz:  Kadigast,  Perun,  Svetovit  sieht  unbe- 
zweifelbar.  JAC.  GRI3L\I. 


LIES  s.  345  V.  086  schcf  358  c.  II 13  wenn     {die  anmcrluing  ist 

zu  streichen.) 


582 


INHALT. 

Seifried  Helbling,   herausg.  von  Th.  von  Karajan s.       1 

Wernher  von  Elmeadorf,    herausg.    von  Hülfmann -  284 

Helmbrccht,    herausg.    von  Haupt -  318 

Zur  deutschen  mytbologie,   von  A.  Kuhn -  385 

Sagen  aus  der  Mark,   von  demselben -  391 

Zu  Hartmann  von  Aue,    von   Haupt -  395 

Zu  Wolframs  Titurel,  von  demselben -  396 

Zu   Freidank,    von    demselben.., -  398 

Zur   guten    frau,   von  Sommer -  399 

Zu  Konrads  Alexius,  von  Haupt -  400 

Haugdielerich  und  Wolfdieterich,  herausg.  von  K.  Frommann.  -  401 

Die  sanclgallische  rhetorik,    herausg.  von  Wh.  Wackernagel..  -  463 

Geographie  des  mittelalters,    herausg.  von  demselben -  479 

Die  zwölf  meister  zu  Paris,    herausg.  von  demselben -  496 

Schwedische  volkssagen,   von  Jacob  Grimm -  500 

Jahrsgang,   von  demselben -  508 

Die  miilradsprache,  von  demselben -  511 

Lobgesang  auf  Maria  und  Christus  von  Gottfried  von  Strafsburg, 

herausg.    von  Haupt -  513 

Zum  Engelhart,    von  Haupt    und  Wh.  Wackernagel -  555 

Madoc,    von    H.  Leo -  565 

Belgisches  keltisch    noch    anderwärts  als  in  den  malbergischen 

glossen,    von   demselben  -  567 

Altdeutsche  dichter;   klage  um  Otlokar  von  Böhmen,  von  Böhmer  -  573 

Beschreibung  der  gestaltChristi,  herausg.  von  Wh.  Wackernagel  -  574 

Bruder  Berthold  und  Albertus  Magnus,  herausg.  von  demselben  -  575 

Kirchliche  und  unkirchliche  Segnungen,  von  demselben -  576 

Altdeutsche  zunamen,   von  Haupt -  578 

Kleine  bemerkungen,  von  demselben -  579 

Zu  Hartmann  von  Aue,    von    Wh.  Wackernagel -  579 

Erklärung,  von  Jacob  Grimm -  581 


DRUCK  VON  BREITKOPF  UND  HÄRTEL  IN  LEIPZIG 


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^Uüj        Altertum  und  deutsche 

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