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I
ZEITSCHRIFT
FÜR
DEUTSCHES ALTERTHÜM
HERAUSGEGEBEIV
VON
MORIZ HAUPT.
t^"
VIERTER BAND.
LEIPZIG
WEIDMANN'SCUE BUCHHANDLUNG
1844.
<5ooS)
I
I
SEIFRIED HELBLING.
I
Der aller dinge hat gewalt,
des tugent nie wart üz gezalt,
sin mute noch sin güete,
der sende in min gemiiete
also redelichen sin, 5
ob ich ein teil unwise bin,
daz er min sinne mere
mit sines geistes lere,
den ich meine daz ist got:
der nem mich so in sin gebot, 10
daz er al die sinne min
rihte nach den hulden sin.
ich bedarf sinne wol,
so ich die wärheit sprechen sei.
von kinde hän ich her gezogen 15
einen kneht so betrogen
der mir manege läge
legt mit siner vräge,
die nü ich im bescheiden muoz.
von im wirt mir selten buoz, 20
er vräg mich vremder ma;re,
der ich wol enbaere,
wa;r ich ein wilder Unger.
dem meister tet der junger
nie die not sus noch so 25
an dem buoche Lücidäriö,
die er mir mit vräge tuot.
Überschrift Dacz ist der junge Lucidarins. 3. sin] Zein 24. Den
Z. F. D. A. IV. 1
SEIFRIED IIELBLING 1
also stet des knehtes muot.
so nenne wir daz buoch alsus,
den kleinen Lücidärius : ^^
daz spricht ein liehtgebaere.
nu grif wir an daz msere
und ez ze rchte läzen kan.
er ist ein guotsseliger man.
mit guote ist im wol, ob er wil, 35
mit guote tiiot er feren vil,
mit guote vrist er sinen lip,
mit guote gewinnt er schoeniu wip,
mit guote lebt er saeleclich,
mit guote dient er gotes rieh. 40
Sit manz allez da mit tuot,
da von ist ez geheizen guot.
1'' lieber herr, wie nennt irz dem,
der grozez guot hat in der schem
daz er da mit heget kein ere? 45
wan wie er sin gemach mere,
dar an kert er sinen vliz.
man sihet selten semein wiz
üf sinem tische und klaren win ;
er mac wol äne wiltprait sin; 50
daz sine spart er swä er mac ;
den armen kert er sinen nac,
daz er in durch got niht gebe,
er enruocht wie schenllich er lebe,
daz des guotes werde mer. 55
lieber herr, durch iuwer er,
wie ist daz selbe guot genant?
daz ist mir noch unerkant.'
'gesell, du vrägst nach einem guot?
die ewigen armuot CO
ich dirz vür war nenne,
wand ichz dar bi erkenne.
3;J. die folgende l'dcke ist iti der hs. durch punkte angedeutet.
34. er ist] Bist 43. nent 44. ind*^ sehe 45. leget deliain
51. swaz 61. ver war nehnnc
SEIFRIED HELBLING I 3
swer hie bi guot wil arm sin,
der hab üf den triwen min
"^mit gemach an sin ende baz 65
danne er junges wibes haz
mit siner höfscheit wirbet,
und enweiz niht wenne er stirbet.
er habt den rucke ul" enriht,
swie daz alter und daz gibt 70
in vii dicke stunge.
diu klare frou, diu junge,
diu hebt im herze und muot enbor.
oucb sol si daz wizzen vor
daz er niht gehelen mac 75
envollen vierzehen tac,
er beginne sigen,
wände er nach der gigeu
bi sehzec jären hat getreten
unde vrowen hat gebeten. 80
des müeze got nü walten !
er hat einer alten
wol drizec jär den rucke gekert
und hat ir selten gemert
daz wir heizen bettespil. 85
des wil er nu triben vil
2' mit der jungen, diu ist guol
daz si sinen willen tuot
und kan imz wol nach tragen:
daz ist umb sinen alten kragen. 90
lieber herre, berihtet mich,
umb wiu der selbe narre sich?'
'geselle, er wil ungemach.
doch ist mir der antwurt niht so gäch
gegen diuer wisen vräge. 95
zwischen Wienne und Präge
ist nindert din geliche
nach 64 die lücke unbezeichnef. 67. hafschait 68. wann
69. Rucken 7%. frau ist übergeschrieben. der junge
74. ouch] Ruech 81. rouez 84. hat nach selten
1*
4 SEIFRIED IIELBLLNG I
der so wisliche
sine rede ersprenge.
got mir des gehenge 100
daz ich dirz bescheide also
daz miner rede niht werden zwo,
der ich hie beginne
von dem selben sinne.
ich sag dir, überigez guot 105
git im iiberigen muot.
da von er niht gedenket
daz im doch niht wenket,
ich meine, der gewisse tot.
daz ist ein klag ob aller not. 110
ob in sümt sin aller sin?
der Wochen tage gßnt uf in
sam die dachtroufen.
er muoz schiere verkoufen
an vriunt und an mäge 115
mit des tödes wäge
sin jungez wip und sin guot,
von den im daz scheiden we tuot.
swie kleine er dar umbe klage,
ez ist gein äbent siner tage: 120
nach dem äbent im genäht
des vil grimmen todes naht.'
'owö, ir fiiert mir ab dem wege,
herr, die vräge der ich pflege
umb den riehen alten man! 125
sin wip schoene wol getan
wser mit jugent wol sin kint.
ir tugende also gröz sint
daz sie imz erbiutet wol.
s6 ich die wärheit sagen sol, 130
ich hän gehoeret von ir
2** niht eines, mör danne zwir,
99. Zeioe 104. denselben 121. in genath 122. nath
123. der abschreiber hatte Swe gesetzt, was der corrector des 17n
jh. in 0 we änderte. 126. vielleicht und wol g. 128. tu-
gent
SEIFRIED HELBLING l 5
(laz sie in siinel nennet,
swie alt sie in erkennet/
' vrumer kneht, hoere mich: 135
vil wol ich sin bewise dich,
ez machet ir Ineslich gekces
dem allen h engest lochet so"«
so er von dem brünen g6t.
da bi er spottes sich verstet 140
und siht vil selten umbe.
so waenet er tumbe,
er hab ir also liep gespilt,
und weiz niht rehle waz sie hilt
in ir wibes giiete. 145
der wibe gemüete
nieman rehte erraten kan;
daz merken junge und alte mau.'
'herre, got iu danken sol.
ir habt mir daz bescheiden wol. 150
lieber herre, beriht mich des.'
'edel kneht, sag an, wes?'
*swie gröz ist Ungerlant,
doch ist uns daz wol bekant,
ein Unger trit niht einen trit 155
üz sinem ungerischen sit.
da bi so ist Osterrich
ein kleinez laut : vil ungelich
lebent die Hute mit ir sit;
der wont in manger hande mit." 160
' lieber kneht, sage mir daz,
wie wä unde waz
vindest du da inne?
der vräge du beginne.'
'herre min, daz si getan. 165
133. suenel 137. losleich gechöes 138. Dem altem li. lochet
ZSes: von erster hand Den alten u. s. iv. cursivschrift bezeichnet
was zu verbefsejm nicht gelang. 139. Prune gemeint ist wohl
was Neidhard im rosenkranz die brunen bluomen nennt, oder ist
brunnen zu schreiben? 142. er] eur 147. kan] mag
148. Das merchen Junge man vnd alt 149. iu] er 153. Swie
g'wz ist V. 156. seinen 157. Oesterreich
B SEIFRIED HELBLING I
ich wil des ersten heven an :
ze wald und in der Ragzgegent,
dii inne sumeliche pflegent
s6 wunderlicher spaldcnier,
an einem ermel halten vier 170
ze rehtem wapenrocke genuoc.
daz in sin muoter ie gelruoc,
wie sie des an ir sele enkalt !
er ist so schentlich geslalt,
3" oben sam ncijger drauch. 175
wä im rücke unde buch
in der cheuerpeiint si,
des sinnes bin ich leider fri. '
' nü mizz an dinem leide,
wand ich dirz bescheide. 180
ez ist sin aller bester gelt,
s6 er ritet über velt
bi der naht und in dem nebel.
herte isen unde grebel,
örter ze den slozzen, 185
vüert der unverdrozzen
in dem einen ermel wol :
in dem andern ligen sol
ein geizfuoz und ein scheere
der ich wol enbaere 190
binden an mins stalles want.
daz gefluochet si der hant
diu gespan ie die vadera
mit den daz selbe miuchelgadem 1
ist gesteppet und genait. 195
daz der herzog einez tset
167. der ahschreiber hatte Wgz gesetzt, was der corrector in Rogz
änderte. 170. an] In 175. neyger ßihrt auf neiger zr: nabiger
bohrer. also vielleicht sam ein neiger- {oder auch sam eio eiger-,
8. Schmeller 'i, 686). aber was ist drauch? an druch pedica läfst
sich nicht denken, steht es JTrr truhe? 177. in cheuer- mag Iwcrh-
ttecken. 179. muzz mizz ist so viel als miz ez, 7n//i es an dei-
nem leide ab ; du kannst mit deinem schaden lernen was für eine
tracht das ist. 189 Scher 190. enper 194. daz selb
Weuchel gadem
SEIFIUEÜ IlELBLIiNG 1 7
1111(1 vorbiit si in disem lanl !
ir isl sündc uiidc sclianl.
der rilerschelle welle pllegeii,
der sol sie nimcr an jjelejjen. ÜOO
ez ensint nilit spaldenier,
man sol daz gelouben niier;
ez ist anders genant.
der tiuvel hAt si her gesant
üz siner helle sutten, 205
und heizent diupkutten!'
'herr, got geh iu sielde nnl sin!
daz ich wiser worden bin
von iu, des habt ir niichel reht.
ich bin iu ein gelriuwer knehl 210
nähen unde verre.
gar gelriuwer lierre,
eines dinges ich iuch bit;
bescheidet mir des landes sit
in Osterrich, daz ist min ger. 215
ez gat so wunderlich enlwer
daz ich niht erkennen kan
einen rehten Osternian.'
3"' 'frunier kneht, leg nü für
nach diner aller besten kür. 220
vindestü den rehten da,
üf min triuwe ich spriche Ja.'
' herre, s6 wil ich iu verjehen
daz ich einen han gesehen,
der treit ungerischez här 225
beierisch ist sin gebar,
sin herze in den ermein stet,
daz muoder niht da für gfet.
so sint im die elenbogen
in zwen gugelzipf gesmogen, 230
die hangent verre hin ze tal.
200. sie ist vom verbefserer. 202. mir 206. denpchuUen
211. Nahen ist vom verbefserer statt Haben gesetzt. 215. Öster-
reich 216. gat] Gott 218. Ain rechter 219. nü] nur
220. alln 225. harr 226. Pairisch 230. Gugel Zupf
8 SEIFRIED IIELBLIING I
sin gürlel ist beslagen smal,
dar an ein raezzer mit zwein schal».
man sihl im doch die stivaln
von des rockes kürze; 235
daz er in nider schürze,
des hat er guoten rät,
so er zuo den liulen gät.
ein ieslich man selbe spür.
vor gent die hoseneslel für; 240
binden siner schänden gwant,
daz ist von mir ungenant.
herre, ob ichz erraten hän,
ist der selbe ein Osterman?'
'frumer kneht, lüch dich wider! 245
du hast ez niht erraten sider,
als war ich bin din herre.
er ist ein krutwerre
von der werlde genennet.
swer esel niht erkennet, 250
der sehe in bi den oren.
also ist dem tören,
der stellet sich nach siner arl.
füer din vräge ein ander vart.'
'lieber herr, daz si getan. 255
ist aber der ein Osterman,
so er üf setzet sinen huot,
und ist er boes oder guot,
er senkt in bi den oren nider;
herr, was sprecht ir da wider?' 260
'lieber kneht, anders niht
wan daz ein törheit im geschiht.
der mit dem huote sinen köpf
als einen althiunischen knöpf
üf einem swerte stellet, 265
241 . Minder 242. von ist vom vcrbefserer eingeschoben.
243. ich 248. graut were 249. Vor 250. Der der abschrei-
ber, Wer der verbefserer. vergl. Freid. 82, 10 y. 257. sein
259. Ersenchetin 262. in 2G3. Die m. d. Huet jrn K. 264. (alt)
Haimiscben der abschreiber, Heunischen der verbefserer. 265. Auf
SEIFRIED HELBLING 1 9
der hat sich gesellet
4" mit den toren aller meist.
vräge, ob du iht anders weist.'
'ja, herre, ich weiz noch mer.
got geh iu immer sxUle und 6r! 270
min vrage wil ich baz vüeren.
gestricket hüben mit sniieren
sih ich sumliche tragen,
der gestalt muoz ich sagen.
si habent Schopfes vil da vor; 275
binden kepfet im enbor
ein spa^nel küme vingers breit,
üf dem sinem nacke er treit
ein gollier, daz ist selbwahsen.
ze Diiringen und in Sahsen 280
hat er doch dehein gelt ;
diu kornsät hat im gevaelt
ze Missen, wand er kam nie dar.
nü nemt an dem selben war,
welch tiuvel in des bit 285
daz er nach vremdem lantsit
sich s6 staete briutet?
wie er sich des entsniulet
daz er niht gereden kan !
'wal wolt gi, salik kumpan?' 290
'lieber friunt, wil du iht? \
diu rede diinket in enwiht.
nü sagt mir, lieber herre min,
mag ab der ein Osterman sin?'
' nein er, sam mir sant Johans ! 295
er ist ein rehtiu ostergans.
die gense seh wir für uns tragen
ainen Swert stellet 268. änderst 272. Swieren der abschreiberj
Snueren der verbeßerer. 277. spenel 278. nacke] Weche der
abschreibcr, Rouche der verbefserer. 280. Ze Duringe 282. Ney
Thorn (satt) der abxchreiber, Deu Chorn der verbefserer. geuell
284. denselben 285. das 287. priietet 288. entsnieltet
290. (wat) wolt saih chainan der abschreiber, woli saih kaman der
verbefserer. das aufgenommene ist von Haupt, kumpan braiielit z. b.
Gerhard von Minden mehrmals. 294. aber 296. rechteu'
10 SEIFRIED HELBLliNG I
kurzez houbel, langen kragen.
also stellt der selbe sich.
wii du ilit anders vrageu mich?' 300
'ja, herre getriuwer.
diu ere ist wol iuwer,
daz ir mich wiser machet,
sin lop si geswachet
den des wil betragen 305
daz ich iuch kan vragen
nach dem rebten lantsit.
min vrag niht lenger hat gebit.
ich sach vor eim lithüse stän
einen knappen, der het an 310
ob einem ketenwambis guot
einen roc nach sinem muot
4'" gesniten vil gewahre
üz einem Pöltingaere:
daz was in der gerwe blach. 315
ein gürtel ich in tragen sach,
diu was ze breit noch ze smal,
ein teil gesenket hin ze tal,
da er mit dem dümen an greif,
die andern vinger beten sweif 320
umb ein starkez misencar.
an sinen banden nam ich war
zweier ketenbantschuoch guot.
für gespitzet was sin huot;
da was isen in vernaet. 325
sin koller vest unde stsel
üf unz an daz kinne.
da was ouch isen inne,
daz sin ze rehte was genuoc.
ein swert er umb die siten truoc 330
daz wol ze beiden ecken sneit.
ez was scherf unde breit;
298. Chnrze 310. hat 311. Chcten Wames (Wanihis : wis
3, 198.) 312. Ain 315. der? grewe plach 319. Da er —
ilran gr. 321. Misinar vergl. 8,879. Netdhard il, S, 3 Ben.
325. einverneth 326. stelh
SEIFRIED HELBLING 1 H
wol gevazzet was der braut :
da von leil er eine haut
üf den knöpf des swertes vor, 335
daz ez binden stuonl eubor.
diu lifgebiu her für gie,
güctlicb sie in enpfie.
'sit willekomen, lieber herre T
'waz wajnt ir daz mir werre? 340
ich bau ouch daz da bizet.
der sich gein mir vlizet
keiner uugüele,
ich sag im min gemüete.
vrowe, tragt in die liute win! 345
lät wazzer trinken diu swin!'
sie truoc im einen köpf wit.
'gebt her, daz ir saelic sit,
liebiu litgebinne !
vrou sele, sit ir dinne?' 350
sprach der junge vßdeman :
'ich rät iu, so ich beste kan,
wand ich bin iuwer sippe ;
tretet üf ein rippe,
weit ir nibt ertrinken. 355
der win muoz in mich sinken
sam in die dürren erde,
daz ich vol allenthalben werde,
vrouwe, des sit flizec.
und slüende ein slunt drizec, 360
5" ich wil iu gerne gelten,
an bägen und an schelten ;
333. Prant vergl. Roquefort gloss. 1, 179". in Leopolds des glor-
reichen mautordnung für Siein an der Donau hei Rauch script. 2, 108
de duobus gladiis dictis prant 1 denarium. 340. went 341. pel-
zet 3i2. vlaizet 343. Khainer vnguett 344. mein Muett
347. ain 348. daz fehlt. solich der absehreiher, selich der ver-
befserer. 349. Lieber der abschreiber, Liebeu der verbefserer,
350 ./T- vergl. Steinmar MS. 2, 105* min sele üf eime rippe stät (wä-
fen!), diu von dem wine druf gehüppet hat. Haupt. 350. Vrane
sei 351. jung Vete Man 355. Wolt 359. Vrau 362. Ohne
— ohne
12 SEIFRIED HELBLLNG I
daz si iu van mir geseit,
und lob iuz üf disen eil,
so der tiufel raine toufe 365
in sinen kragen soufe,
ob ich iu immer iht behabe !
ich brauch ez ß mim vater abe,
der mich von kinde hat gezogen,
e daz iu von mir würde gelogen. 370
vrowe, ich bin niht guotes arm.
min kneht Wolvesdarm
ziuht ein vihe in iuwern stal ;
biet aber ich aller hengste wal,
für in einen nsem ich niht dri. 375
seht ob er niht kreftic si!
diu valtor er enzwei dräst.
do himel und erde zesaraen brsest,
er wischte wol eneben uz,
daz ich niht ein birsen grüz 380
vorhte daz gerumpel nider;
er braht mich wol gesunden wider.'
diu hüsvrou sprach 'üf min sei,
so ist er kreftic unde snel.'
' Wolvesdarm ! ' ' herre, 385
ich bin dir niht verre.'
' genc her, swing in dich deu win
und läz dir enpfolhen sin
daz vihe aller beste,
daz dem iht gebreste. 390
Swing im vuoter, mach ez rein,
streich im schone siniu bein,
wint im üf den hohen schöpf. '
die wile kom ouch Girskropf,
sin geselle, ein frumer kneht. 395
' nü wis willkomen und sag mir reht'
sprach der herre, 'waz hat dich
365. mein 368. Ich prech ez ehe meinem vater ab
372. Wolffsdarm 374. hengesl 375. airi nem 377. dre«sl
378. Daz — prest 382. gesnnder 383. hösfraa abschr., Haus-
frau verb. 387. Geher 392. seiner abschr., seineu verb.
SEIFRIED IIELBLIiNG I 13
s6 lange gesümet, des vrag ich?'
'herre, ich Ict ein munkel ;
dar nach gab mir ein klunkel 'iOO
iuwer vrumer meier,
sehs und drizec eier,
zw«Mi k.Tse und ein spanvarc,
daz was veizt unde starc,
5'' ein Schulter und zwo hammen; 405
ichn aht niht nieigrammen,
pardisepfel, negelin.
vrowe, tragt in die Hute win!'
also sprach (»irskropf.
si Iruoc im vol ein grozen köpf: 410
den zoch er in die vlozze.
' nü wol mich miner drozze !
waz da dinges durch vert
daz mir den lip vor zadel nert!'
diu vrowe sprach dem gaste zuo 415
' ich sag iu, herre, waz ich tuo
umb iur zwene kneble ;
daz luon ich ze rehte.
Girskropf zebrast nie ;
so ist ouch gewesen ie 420
Wolvesdarm gitec'
' diu sorge ist unstrilec'
sprachen die knehte beide.
' viillel uns wol daz geweide.
vrowe, so wir danne werden vol, 425
ir geringet mit uns wol,
wir gelten iu schöne dernäch.'
Wolvesdarm aber sprach
'vrowe, ich was nie s6 siech,
ich viselet iu ein ohsendiech 430
für ein kleinen gensefuoz :
daz tet mir des hungers buoz.'
owe, getriuwer herre,
399. Munkhel 400. Chlunkhel 403. Spetivarch 40G. Mar-
graininen, vergl. Schmeller 3, 550. 409 nach 410. 413. d"
415. dem] Ze dem 427. darnach 430. Ich viselieht eii
14 SEIFRIED HELBLING I
ich füer iuch gar ze verre
mit niiner vrage von dein wege 435
(got hab iuch in siner pflege
gesunl und unlcidec!),
die liulc sinl so vreidec,
ob sie unsern lantsit
in Osterrich hegen da mit?' 440
' nein sie zwAre, frumer kneht.
ich wil dirz bescheiden reht.
der sile von Beiern ist komen.
die Beier dicke habent ürenomen
in Osterrich der herren guot. 445
von Hulbach und von Landeshuot,
von Vüerding, von GoUenhoven,
über niangen steinschroven
sint sie dii her abe gevarn,
durch daz sie da heime ir guot sparn. 450
6" dar zuo hat got geschaffen
manegen österaffen :
swaz man dem äffen vor tuot
daz tuot er nach und dunkt in guot.'
'lieber herre, wer sint die? 455
ich hän in disem lande hie
gesehen sumeliche
so rehte frumeliche
gebaren daz sin was genuoc
und mit den Worten also kluoc. 460
get sin geselle gegen im,
disen gruoz ich vernim
' got gebe dir höveschen muol !
inä! wannen gäslu guot?'
'herre min, saliger, 465
ich gan her von miner swiger.'
'sag an, hästu swiger hie?'
'hie ze Wienne hän ich die.
wer sold hie äne swiger sin?
436. eu* 443. Payen 447. Gollenhauen 448. Steinschrauen
449. sinl] Mit -451. bat sie Gott 463. hübschen 464. gachstu
guett 465. Zelig.T 468. Wienna
SEIFKIED HELBLINCi I 15
da gänt so vil der tohterlin.' 470
' frumcr knelit, verniin mich.
ez ist Dibt unbillich,
riht wir uns nach den Swaben.
von den gotes gaben
wart ein herzog uns gesant 475
von Swaben her in ()slerlant.
da von hat man die Swab hie baz
dan ander Hut; biliicb ist daz.'
' hcrrc, bescheidel mir noch m6r
eine vrage der ich ger. 480
ich sach einen löblich tragen
gowant; da von wil ich sagen,
ez was gesniten wol unt eben
vor binden und eneben,
in rehter lenge hin ze tal. 485
weder ze breit noch ze smal
truoG er ein gürtel umbe sich,
der rinc was guot, den sach ich,
von wizeni belfenbeine,
ze groz noch ze kleine. 490
da hienc ein guot mezzer an :
als ichz gesehen bän,
diu klinge mobt wol guot sin;
daz heft was klein flederin.
wol stuont im al sin kleit. 495
daz niuoder was ze rehte breit
6'' oberhalp des vordem gern,
der enuel wolt er nibt enbern
als im der arm was gestalt.
sin mantel guot zwivalt ; 500
der under niden für gie.
sin bar er schöne wahsen lie
dar in rehter lenge.
sin hübe niht so enge,
sie dahte im siner oren tiir; 505
477. Schwaben 480. dez 489. weizzen 4'.t4. Nederein ahschr.,
flederein verb, 504. S. h. was n. so enge 505. seine »ihren
twer
16 SEIFRIED HELBLING I
da gie niender krustel für,
also doch vil mangem luol.
wol und eben stuont sm huot;
der was niht ze spa?he.
swer gegen im was gaehe 510
und im bot sin vreidekeit,
dem het er schiere widerseit.
er was gßn dem guoten guot,
gen dem übelen hochgemuot,
vrimüetic ander Schilde, 515
ze rehte guotes milde,
erkantes herzen gein got,
wol behalten sin gebot,
getriuwe wärhaft staete,
in noeten guolcr rotte. 520
gein schimpf kan er gebären wol,
verswigen swaz geligen sol.
er ist bedaehtic siner wart.
sin lip sin guot ist unverspart
vor ere, diu im sanfte tuot. 525
vor allem meile ist er behuot.
eiä, herre getriuwer.
nü wart ich allez iuwer,
daz ir mir saget wer er si:
im ist michel ere bi.' 530
'lieber kneht, ich sage dir,
du hast rehte gezeiget mir.
fürbaz soltü diu fragen län.
er ist ein rehter Osterman.'
'owe, herre, und ist er daz, 535
wie kan ich gesweren baz?
bi liep so hulden ! ez waire wol,
waer ir daz laut allez vol,
der site und der gebsere.
swer da für gerne wffire 540
ein Beier oder ein Sahse,
506.
Do — ChrusLel f. 511.
Vradechait
520. An
521.
Sein 525. Vor Eren
526. allen
528. Nun
541.
Poyer
SEIFRIED IIELBLING I 17
7' ich wünsche daz im wahse
ein hover und ein grozer kröpf:
er ist ein rehter giigelgopf:
giuz im hier in den köpf! 545
min frag hat noch nihl ende:
herre, daz ist anwende,
ich niüez iucli aber fragen.
des lat iiich niht betragen,
lieber herre, wand ichn kan 550
erkennen niht den rehten man
herzen unde muotes,
libes unde guotes,
behuol manlicher ern :
den erkante ich gern.' 555
' frumer kneht, verschöne,
so dir min trehtin lone,
dii hast also riehen sin,
suoch in selbe: vindst du in,
ich sprich Geselle, ez ist der; 560
du solt nach im niht fragen mer.'
' Sit ich den man suochen sol,
ich vind in ninder also wol
sam da der herzöge ein her
gebiutet durch des landes wer, 565
daz wir nach im über varn ;
sin vinde welle er niht sparn.
so ist daz lant an maze wit
daz hie dishalp Tuonouwe lit.
zwelf tageweide sinl gar 570
gen Nuzdorf an daz urvar,
eneben an der Pulka,
ze tal an der Smida.
die ab her von der Teie varnt,
arme liut si wenic sparnt. 575
die von der Lüesniz, von dem Kamp,
nach den in einem jär ein lamp
545 zu stvcichen'^ 552. Herze 559. selb du findest in 5(53. nider
564. ain Herr 565. das 567. Sein Veint w8U 572. Neben von der
Pulca 573. von der 575. wenic Haupt] weine 576, Laefznitz
Z. F. D. A. IV. 2
IS SEIFRIED HRLBUNG l
in deheins ^ebüreu hove enbla-t,
srans enschrit noch huon enkrivt.
den armen liuten tiionl sie we. öSO
ich wa^n daz iemen underste
An ob der vürste wäre
nach got ein rehter rihlare.
des ralenl im die herren niht.
von den der meiste schade geschihl. 585
nianec herre ist so geniuot.
iif sines nachgebüren gnol
T'* leil er sich an widerbot.
ez wier billich. sam mir gol.
daz er im e widerseit. 590
wand er tuot im schaden nnde leit.
fruraer man hat er niht dri.
swaz dos gezosres alles si
da er ein dorf mit überkumt.
sinie wirfe wenic vrnmt 595
daz er im engegen get.
so er von dem rosse stet.
er bitel in willekomen sin.
'habt danc. her wirt. ez ist ein win
da ze dem n^hsten markte veil: 6C0
der ist uns komen wol ze heil:
wir trinken hinte anders niht.
her wirt. ob des niht geschiht.
wir sin alte and jnnge
gein in an barmnnge ! 605
der wirt sprach herr«. ich tnnn sem
des ir weit niht enbern.
ez ist woi ein sünde
datz er in gaoter künde
Iset also geniczen. 61 o
er heizt in üf stiezen
sinin schrin. siuin gadeni.
der hiisvrowen ein zwirnes vadem
578. erflet iid. ersrkrait - erclirett »81. i» ximoj 5S2. Ab ob
384. Des Rat«n 593. Wes daz f^txof 598. bitt 605. SHn
«II. ia
sKiFiiiKi) iiF'i.nLr.Nf; i
19
iiiiidci' (lo hrlilii'l.
<li(- .sir.'i/. iii.iii \.-islr Ii'iIm I 015
die iialil. ^('itl des lirrrcti litis.
kiii'lil«!, sriiiill iil' Arir pu»,
well ii' iiilil Ii.-iIh II iiiiiiiMi /orii,
;;(M.sl('ii liiilt'rii wi'i/.r lv«»rii.
dort slrl |iiciH'rli iiiidcr liii'S. (;20
wir iiiolil ir ^'rv.ini wirs,
hra-iil ir in iiilil in den ki-llcr nun?
ich i/ dA liciiii vil ^'criin bnii.
.ilso lM'};inl er liisclirii.
kni'iilc, lAl iiiiiIm- rüsclicn ! (;25
siKM-lil iiiii ilrcki'ii /cinnii kohrl,
d.i/ iii.iii dar lilicr einen liolirl
mit ^i'iicnni liiiilm /ii-iii'.
der will lial, scImimicz viclie.'
^rinnen liAl«; er nz ^efuorl; CüiO
voll den wai'l viislr imilic ^osmiorl,
wand ir iicircn lidl/wa^rii
S" lief, vil liilzcl dar ^^clraj^cn ;
«■r was zcsanj f(«'reiri. niil widcn.
mit dem will wart lil' f;crid<'n : 035
des wa;;(Mi was licslageii slarc;
Wii'j^or einer liallx'ii iiiarc
all! ieli <laz der selbe war.
der wirl wa.s ein liieraT.
er silfte liiiic und (,'edAlil 640
der liuvel liAt mir /iio InAliI
ininer lins^i^enAz sf> vil !
für wAr irlj daz sprechen wii,
swie sie sich kne|)|iischen hAii,
den einen sacli ich zacker ^An ((■iä
und den andern i-iiehen (graben.
* die intioz ich hiiil ze herreii haben!
zc gol er nf blihle,
il.i DU), ii.illi tV2l. iiiochl Ii2ß. 7.e uinen Cliol)(>l 628. M.
iifii llcylcii xifli (i'2'J. Vieh (ilJO. fjcluerl (i'il. vuibgfsnucrt
ir/. Ci'y.i. Hat iVM). Der *V.\7 . Iiiiihn innir O/i'i. küu] un
T/.iilhcr (»47. lnMinl
20 SEIFRIEI) IIELBLING I
gegen himelrich enrihle :
' lieber got, wis im bi 650
rehte als sin gerihte si,
dem fürsten in dem lande !
mir tselen kume als ande
die vinde den er gegen verl/
ob er imz nimer gewert, 655
der zornvluoch da von ergle
daz man im niht enlie.
rinder schal' swin unde lamp,
wolle werc und akamp,
bürsten streler nizkarap schaer, 660
becher köpf und augstaT,
salzvaz drivuoz pfanne,
diu henne mit dem banne
moht im niht empfliehen.
des wirles betteziehen 665
ziuht er abe durch den sin,
daz kleine vazzt er allez drin,
gürtel hosen unde schuoch,
sleyer binden ermel tuoch,
mantel roc unde pfeit, 670
oberhemede und niderkleit.
als er den sac gestrutet vol,
er fremt in heim, daz tuot im wol.
dannoch nimt er im mer,
ka'se bachen unde smer, 675
sin bete daz kalvve.
Tzentschin der Valwe
7'' der tajt im nimmer also wß,
wan er waere gewarnet e.
siner diernen gie ez eben, 680
diu wart die naht umbegeben
sam « in dem kruoge.
in einem släfluoge
diu husvrouwe unde ir kint
649. G. himel Teich entribt 650. bis 657. nicht des enlie
659. ochamp 667. drein 671. Oder h. 673. frent, d. i. Fremt
rr: frumt. 682. Sam des in dem Chrueg 683. Siauf bucg
SEIFIUEÜ IIELBLING I 21
mit vil grözeu sorj^cn siiil, 685
daz luoc was veslc unde guol,
der wirl lict ez in siiicr liuol,
wan sie ez noch niht diiii^ten an.
den >virt sie fuorlcn von dau
ze einem grözen liuwcr: 690
holz was in nihl liuwer
die wile bran daz vorder tor;
liindcn was ein galer vor,
der lac ouch da ze gliiele.
ob es den wirt iht niücte? 695
nindcr er des gewiioc.
dö bran sin eide und der pfluoc
uü sprach ir einer under in
' her wirt, habt ir guoten sin,
volget mir, ich tuon iu kunt, 700
min herr wil von iu drizec phuul ;
gebt ir im diu hint niht,
so sag ich iu waz geschiht,
des lät iuch niemen troestcn;
her wirt, ich niuoz iuch rnesten 705
als einen herinc üf der gluot,
und hän willen unde muot
iuwer wip unde kint,
diu dort in dem luoge sint.'
der wirt sprach 's waz min herre wil, 710
ist des wenic oder vil,
swaz ich gehaben mac,
beit mir morgen an den tac,
ich gewin da mit sin hulde.
ir tuot mir äne schulde 715
also grözeu ungemacb.'
die zit er dö brinnen sach
ein fiur in dem tuofa;r
vor dem luoc, daz was im ,'^waer.
692. Voder 694. der] daz? 701. dreyzehen abschr., dreyze
verb. 702. der heunt 704. Iwesten abschr., trausteo, daraus
trösten, daraus tröesten verb. 710. waz 713. Pait
718. Tuoffer. Frisch 2, 394". Ottacker 427*.
22 SEIFlllED HELBLING I
ml huop sich des wirtcs klac; 720
er Huf da der herre lac
an einem belle unde slief,
die klegelichen stimme er rief
9" ' w6 hiute und immer wfe !
seht, herre, wie iu daz an st^ 725
(nü habt ir allez min guot)
daz man disen mort tuot
an minen lieben kindcn !
diu mac ich tot vinden !
seht wie man sie roeslet!' 730
der herr sprach 'ungelroestet,
her wirt, sit ir hie ze slunl,
ir gebt mir danne drizec phunt. '
'owe, herr, wä n*m ich diu?
füert mich gevangen mit iu 5 735
ich gib iu allez daz ich hän :
heizt mir diu kinl leben Idn
und die hüsfrowen min!'
' her wirt, daz mac niht gesin
daz diu vancnus erge. 740
zweinzic phunt nim ich e. '
' herre, nemt fünviu von mier 5
diu gewinn ich iu schier.'
' nü gebt sibeniu vil drät
unde driu in den ral; 745
so nert ir diu kindelin
und mac anders niht gesin.'
' herre, ich wil sie gerne geben
umb der minen kinde leben.
heizt daz fmwer lesclien, 750
daz sie ir lesten besehen
nihl in dem rucke enphahen.'
balde hiez er gäben
üz leschen die brende.
diu naht bete ein ende 755
und erschein der liebte tac.
721. lenBF 728. mein 733. dreyzc 734. oem 742. mir
751. leisten 752. Ruc, vergL Schmeller 3, 45.
SEIFRIED IlELBLliNG 1 23
kleine der wirl trüreu mac
iiiiib scheiden an dem morgen,
als dicke tet mit sorgen
der 3Iorung;er von liebe 760
und ander minue diclie
die der minne pdAgen
so sie bi liebe lAgen.
in was kurz diu wile :
ez diilite ein halbiu mile 7(55
den wirt gein dem rasten,
sin gest nilil wolden vasten ;
diu kuclien was beraten
mit sieden und mit braten,
9^ dar zuo sie vunden guoteu win. 770
des uiuostc üf geladen sin
daz die wege krachten,
dö sie sich lif machten,
miciiel was ir schallen.
von Fult, von Saut Galleu, 775
die zwen epte habenl kraft
an mehtiger riterschaft,
und varent zuo dem riebe
niht so schedeliche
als der arme herre tuet. 780
hat er rehlen maunes muot
der unbescheiden houbetman?
lieber herr, da sagt mir van.
frumer kneht, hab in da füer,
er ist ein rehter meinswiier 785
des lautvrides den man swert,
der s6 schedelichen vert
nach friunde verderben,
die vinde einen Scherben
habent uihl geusacht vor im. 790
üf min wärheit ich daz nim,
ez sin alt oder junge,
die äne barmunge
760. Morunger 768. Die Chuche was wolberalen 772. Chrathen
773. mathen 783. von 784. dafür 785. Maiu swur
24 SEIFRIED IIELBLING I
nach friunde schaden Irahtcnt,
der vint sie lützel ahtent, 795
ob ez wol in dem lande st6.
A
daz urvar bi Uzensö
ist ir rehter klagboura.
ich hän des genomen goum.
al sin mäht treit ein schef, 800
er spricht 'got gesegen dich uef
und min gesellen alle,
swaz dem manne gevalle
daz teilet güetlich.
losä!' 'herr?' 'Heinrich' 805
(der was sin seltraga3re),
' sag minem kelna*re
daz er daz vleisch salze
und des weizes malze
daz ich da heime finde hier. 810
^ac ich, so kum ich schier,
als ich den wagen abe gezer,
ich scheide von des fürsten her.'
10' 'wäfen, herre, wie ez get!
wie eben daz geschefte stet!' 815
sprach min kneht aber sä.
zehant muost ich lachen da.
ich sprach 'geselle, ez ist sin niht;
fürbaz ze fragen dir geschiht.'
'daz tuen ich, lieber herre min. 820
sol aber daz der man sin?
s6 der fürst ze velde lit
gegen sinen vinden durch strit,
so nimt der bescheiden man
sinen herren hin dan, 825
er spricht 'lät mich heim varn,
herre min ; der acker lit Ungarn,
da bi ist üf uns daz snit;
ir schät mir, ob ich langer bit.'
'vrumer kneht, daz wil ich dir 830
805. L5se 806. Seltrager 807. Chelluer 816. so
817. lachen doch 819. dir] die
I
SEIFUIEU HELBLLX; 1 25
hescheidcn, daz geloube mir.
dem luunnc ist baz inil bouwc
dan er mit swertcii houwe
ab dcu viiidcu rillers pris.
er ist so klär und so wis, 835
viillt er gruobe und kästen vol,
in habent doch die hcrren wol.'
min kneht sprach ' herre guot,
g6t daz viir rehten mannes muot?
herre, swie ich den rehten mau 840
erraten noch erlinden kau,
doch so weiz ich einen wol,
so man zuo den vinden so!
und ieslich man sin harnasch leit
an sich für not in dem strit, 845
so heizt er sine kuehte tragen
daz harnasch üf sinen wagen,
sin manheit ist so gröz
er rilet zuo den vinden blöz
sam ein sumertocke, 850
niht wan in einem rocke,
daz ist ein manlicli riten.
wil er mit swerten striten
und gegen renneu mit dem sper?'
'vrumcr kneht, nein er. 855
du soll sin haben deheineu wän.
ein kunst heizet Hab hin dan ;
diu selbe tugent ist im kuut,
10'' si lajt in selten werden wunt/
'owe, herre, ich bar nü daz 860
niemen kan gesagen baz
wie der strit sich ane vie,
welch ort in umbegie
und welche du punierteu,
wie sie huordierlen 865
vor den scharn durch pris.'
'geselle, er ist also wis
834. Ob — Retters 835. chlair 845. vor noet 847. sein
856. dehain 858. Derselben 865. heiFiirdiertea abtchr.
20 SEIFRIED HELBLING i
daz er ez kau wol yesagen.
im was der isenhuot geslagen
mit kolbcn viir diu ougen nichl. 870
daz lierseuier im für daz lieht
ninder was gerücket.
er was niht umbc geziicket
noch gehurt in dem strite,
er habt hin dan an einer wite 875 |
da er ein teil hat gesehen :
vil mer hörte er dort verjehen J
von künden und von gesten.
ahlc in niht ze dem besten.'
' herre min, da läz ich van. 880
ich wil aber heben an
von einem den ich hau gesehen,
dem muoz ich der wärheit jehen ;
so der vert ein hervart
mit allen triuwen er bewart H85
daz er den vriunden niht tuot.
gein den vinden hat er muot :
mag er in iht gebrechen abe,
da wirt gemßret von sin habe,
er hat got vor ougen 890
in sinem herzen tougen
und ze vrümekeit veslen muot.
mit willn er nimer missetuot.
er gert niht heim umb daz snit.
ob sin herre ein jär bit, 895
von im getaet er nimmer wanc
heim durch sinen ackerganc.
ob sin herre heim wolde,
er spraeche, ern solde.
jaihe sin herre, ern hicl niht, 900
er spraeche ' herre, daz gescbiht
den eilenden gesten.
swer durch gebresten
870. vor 872. geruchet 873. vmbgezuchet 874. gchuert 876. Do
889. Do 892. vreurnkhait 897. sein 899. 901. Er spreche
900. Jeh 902. Die
SEIFRIEÜ HELBLING I 27
sincn Herren la*t in not,
hat er wazzer undc brot, 1)05
ir biet er willbra-t unde win,
er llez oucb den bcrren sin.'
dannoch but er tugent vil.
s6 er zuo den vinden wil,
er leit sin barnascb allez au 910
und gebaret als ein man
der nindcr hat deheineu muot
wan ich gewinne 6r unde guot.
ob aber ich hie tot gelige,
gol hell' mir daz min hcrre gesige 915
und ich des gcliolfen ha!.',
daz er mir danke in daz grab.'
er habt niht üz der herle
und ist ein nölgeverte
sines berren in dem strit. 920
swaz im got geliickes git,
daz kan er ziihteclich verdagen
und \xl ez ander liute sagen.'
'vrumer kneht, wol ich dir gan,
du bekennest wol den rehteu man 925
nach dem du hast gefraget mich,
vragens du geloube dich.'
'nein, herre, sam mir min lip !
ir sult mir zeigen noch ein wip
diu an allen wandei si/ 930
' lieber knebt, des la mich vri,
wand ez kumt ze sorgen dir,
wil du die rehlen finden mir
der ich ze der besten gich.'
'getriwer herre, die suoch ich.' 935
nü dar! ich wil sin miiezec sin
ze hoeren, vriunt, die rede din.'
'lieber berr, so sag ich daz
mir gGviel nie wip baz
dan eine diecb gesehen hän. 940
herte guotes was ir man,
913. Dan 932. khume 936. muzzet 940. ain ich
28 SEIFRIED IIELBLLNG 1
er sprach 'min vil liebiu trüt,
leg wonic fleisclies in daz krüt,
daz der }iache lange wer.'
sie sprach ' lieber Rüegör, 945
ja het ich des doch e muot ;
ich gehalt vil gerne daz guot.'
also lie sie im den strit.
des morgens zuo der ezzens zit
Iruoc sie im daz krüt liier. 950
daz fleisch hie an einer snüer.
ll*" sie nani ez bi dem selben vadem
und truoc ez wider gein ir gadem.
er sprach 'wa sol daz fleisch hin?'
[sie sprach] 'daz behalt ich umb den sin, 955
wand ez ist s6 smalzhaft,
vier krüten gil ez kraft.'
der wirt sprach sän ' wol mich din !
daz krüt möht niht bezzer sin.
iz vaste kiineginne, 900
wand ich an dinem sinne
michel ere und triuwe spür,
du rihtest mir daz beste für,
da daz fleisch ist gelegen,
und kanst min güetlichen pflegen. 965
din ezzen ist vil kleine,
ich izze ez allez eine,
hab wir wenic oder vil,
in weiz wes du leben wil.'
sie sprach 'mir ist unsamft,' 970
unde gab im einen ramft,
den er mit im gein acker truoc.
'ich hän von mittem tage gnuoc'
gib her, du küneginne.'
er vuor üz, do bleib sie dinne. 975
daz mobte sie mit eren tuon :
948. dem 949. ze der Ezzen zeit 951. Daz fleisches — Swür
abschr., Snüer verb. 958. Sun 960. Ez 962. spyer
971. tampf abschr., Kampf verb. 973. Mittentag 974. Khünegin
975. du — din
SEIFRIED IIELBLINf; I 29
sie het ein gebraten liiion
daz niht bezzcr möhle sin ;
da zuo sie nam üz ir sclirin
guolcn win und weizbrot. 1)80
' got erläz in aller not
von dem ich disiu prösenl
so heimelichen swent.'
also sprach sie zir dicrn.
' vil lihle wir im iiolt biern: 985
er sparte ez an siui libe.
waz ist mir armem wibe?
ich laz in wazzer blitzen :
s6 w'il ich sin guot nützen.
nie sin notdurfl azzer. 990
ich mach im ka'sewazzer
zezzen. 3Iatz, da prang ich bi,
sam ich hincht vastent si.'
'vTou, daz ist billich. zeiner stunt
so leit spise in iuwern munt. 995
des niuoz ich der warheit jchen,
ir Sil so guot an ze sehen,
12'' nieman bi iu verdriuzet.'
zehant sie in giuzet
'uim, liebe 3Iatz, unde trinc, 1000
ein sprüngel vür die tiir sprinc,
ob din herre noch da var ;
des nim vlizeclichen war.'
Matz diu swanc ein swüngel
üz dem köpfe, ein sprüngel 1005
spranc sie für die tür dar nach,
dö sie den wirt ninder sach,
sie gienc zuo der vrowen wider,
'liebe frowe, sitzet nider.
min herre kumt niht ze stunt. 1010
982. (lise 984. ze ir diern 985. Piern 986. seinem
988. putzen 989. nutzen 991. micliese wazzer abschr., ChePz
wazzer verb. 992. prangen sich beim efsen zieren, nicht zugrei-
fen, Schmeller 1, 343. 993. Sam ich hin enlpfestent sei 994. ze
ain stundt 993. leithe 998. Giemen 1001. vor 1007. Da
1008. ze
30 SEIFRIED IIELBLING 1
w.THl ir daz ein vurhunt
so schiere von dem acker g6?
ir ezzel wol vier eiger e
und trinket dan ein beischerl.
zwiu sol in der wan daz verl? 1015
des ezzcl ir noch wol ein teil.'
' gib her ! got geh im heil,
er ist mir ein lieber man
von dem ich den gemach han!'
hin gein äbent kam der wirt. 1020
diu vrowe ir tugent nihl verbirt,
sie gie gen im uz her.
' willekomen, lieber Rüeger!
hungert dich? daz ist mir leit:
din ezzen wirt wol bereit.' 1025
'liebe trüt, des ist not.'
si sprach 'nü her tuoch unde bröt!'
Matze des ir gehiige Ireip.
einen girslinen leip
zehant si im für leit. 1030
ein schüzzel tief unde breit
vol varveln truoc sie dar.
si nam des vil tougen war,
dicke snilen sliez er drin.
'also liep ich dir bin, 1035
vrowe, die varveln sint guot.'
' ezzens hän ich ninder muot.
in weiz wie ez mir erget,
daz ezzen mir gar widerstet.
Älatze da hin naher trat 1040
ungebeten an den rät :
' ezzet vaste, lieber herre.
waz miner vrowen werre,
des sull ir ahten nihl vil.
1011. Went wirhnni fitrchenzic/iender] Yur hundl 1014. Paischerl.
vergl. Ui'ifer 1, 67. 1015. wannen? ?>« gefäj'se worin es {das ferkct)
gebacken isl. vergl. Sc/tmcl/er i, S2. 1023. wir 1028. gcha<;cb
1029. Ain gitT.sst«!n Lai[j 10.'52. Vorveln '/;m/^c.9 varuelen' sumerl.
49,77. vergl. Sc/imcller l, -»Ol. 103.5. Als 1030. Vorueln
SEIFRIKD IIELBLIXr. I 31
12'' ein ma're ich iu sagen wil : I()/j5
ir liabl ir ezzcii lilif gein{^rt
«laz Sil vicrzec wochen wert,
der wirt hegiuide lachen
so woll min sichle wachen,
liebe 3Iatze. wa-r daz wAr!' 1050
diu vrowc sprach ez ist gar
misseit, Malze, swie daz sl6,
mir isl vor in dem houple w6.'
vrowe, swaz iiich ezzens süm,
wa,T ez in guolem milthrüm, lOär)
sie iiielilcn bezzer niht gesin;
daz ziiich ich an den herren min.
der az vasl die selben vrisl:
hunger guot ze muose isl.
dö er sie gar in sich gesluoc, 1000
' nim hin daz liioch ; ich han genuoc.
liebe Malze, icli wil dich bilen,
mich hat der piluoc hlule geriten,
hilf mir an min bette nider.'
'wer sol da ilil sprechen wider, 10(55
lieber meisler? hie ze stet:
ez ist ouch miner frowen bet.
dö sis bediu nider braht,
der wirt an Malzen rede gedaht,
er greif der vrowen hin unde her, 1070
' mich wundert hiute und immermer,
wa so maezigez wip
nscme also schoenen lip.
so veizt und so gedrollen.
du hast rehte verwollen 1075
als ein müzersp:inze.'
'mir ist als ein minze'
gedaht sie in ir muote,
ob dir von dinem guole
1045. Ain Mehr 1040. leilh 1047. sit] stie weh absc/n-., mart vcrb.
1052. wie 1055. waerens {die /arjeln)-^ Milchraunib 1057. dem
1059. zu niuss 1073. .\em 1075. du bist? 1077. als aiiiem
Miutz
32 SEIFRIED HELBLING 1
ninier dchein güelc geschiht 1080
des cndarbc ich mich niht. —
th un egisch er ah so i/iart,
daz ich dich han, wol mich wart,
du bist der beste pepelaer;
ich gaebe niht umb zwen minnser 1085
dinen gelriiiwen lip.'
und ist diu niht ein biderbe wip,
lieber herre?' sprach min kneht.
ich wil dirz bescheiden reht.
ich ahte daz sie biderbe si 1090
und doch niht arger liste vri,
13" da si vil lihte ein hekel bi.'
' herre bescheiden unde getriu,
ich müeze immer dienen iu;
daz tuon ich von schulden gern. 1095
vrägens mac ich niht enbern
umb ein wip die ich han gesehen,
lieber herre, ir sult niht jehen
daz ich si unnütze.
si bei zwei antlütze 1100
ob ein ander wol getan,
daz ober ich geprüevet han :
dem was liehtiu varwe kunt;
ougen klär, roter munt ;
da lag an gotes vliz. 1105
daz nider sieht harmwiz.
diu vrow het sich geviizzen ;
der buosem was gerizzen
wit gein der semehe vor,
da innes löblich Iruoc enbor 1110
zwei hiufel tratz eben gedraet.
der da zwischen sehen ba^t,
von Zwetel einen miinich guot,
1082. Thunegischer kann auch Thumgischer oder Thungischer gelesen
werden. 1084. Pepeler J085. minner 1086. Dein
1094. muez 1102. Das aber 1109. gein dem smocke vor? Haupt;
vergl. gr. 3, 447. 1110. Da inne 1111. Zwai Heafel tratz eben
gedret 1112. Der do — bett 1113. ein
SEIFRIED HELBLING 1 3.}
er gcwiinne zun der werlde muot.
dd sie viir die Hute gie, II 15
eyä, wie sie sich sehen lie !
der munt ir slaete lachet,
loeslich si dft machet
IruLsfliel mit den ougen
liephch unde tougen. 1120
da sie ir friunde wesse,
den warf sie iiht zwei esse:
der andern schanze waT ze vi|,
da man ziihte hüelcn wil.
sam mir gnot nnde lip ! 1125
und Icht inder ein biderbe wip,
herre min, so ist ez diu.'
'du hast ez wol erraten, pfniu!'
'plniu hin wider, herre min!
sol daz niht diu rehle sin, 1130
doch s6 hat sie eren vil,'
'die rede ich bescheiden wil,
lieber kneht. und ist sie guot,
doch hat sie ze hohen muot;
ob sie wibes güete kan, 1135
13^ daz sie reizet so die man,
da von ist sie niht wandeis an.'
'owe, herre!' sprach min knehl,
'daz ir niht ze der besten jeht
von der ich iu hän geseit. 1 1 /i()
herre, ez ist mir billich leit
daz si niht gevellet iu.
saget mir, ist aber diu,
lieber herre, an wandel gar:
liutsa'lic was sie selpvar; 1145
doch bezzert sie hals unde kel.
kecsilber gaffer weizmel
mit altem smerwe streich sie an,
1114. ze 1115. Do sie vor 1121. freundt weste 1122. Deu
warff sie leichte zwai esste. de?- aiisdruck ist vorn Würfelspiel ent-
lehnt. 1124. Do 1128. ir>9. pfneu 1144. ohne
1145. Leutselch 1147. Cochsilber Goffer Waiz Meli 1148. Smerb
Z. F. D. A. IV. 3
M SEIFRIEl) HELBLINC; i
vilzel unde p^rnman
ob ir wciigeliüc ruet 1150
von gcribcner 7ioet,
und ist doch erbier da bi.'
'vriunt, swie ßrbjer sie si,
got la*t ir werden nimmer rAt,
daz sie an ir sin hantgetal 1 1 55
so gar verunriiochet.
da über bat er gevluochet
ir st'Ie ze einer immernol
in den ewigen tot.'
'owe, berre, wes han ich 1160
gefräget! ez riuwet mich,
und wand niht daz ez wsere
s6 rehte wandelbare,
'ja ez wserlich, frumer kneht:
du biet da niht wol gespeht. WCü^
nu bedenke fürbaz reht.
lieber herr, daz si getan,
ein wip ich gesehen hän,
ist diu niht an wandel gar,
so w«ne ich lange irre var 1170
6 ich min frage enbinde,
daz ich die rehten finde,
doch wil ich iu von einer sagen,
14' die sach ich wiz gebende tragen,
geflöhten klein ze den enden: 1175
bi den gebenden
sint die vrowen wol getan,
und Stent in wiplichen an.
diu frou ze kirchen ofte was,
ir tagezit sie gerne las 1180
und sprach ir päter noster da.
den gloubn und ir ävfe Marjä'
sprach sie da heim vil dicke.
dar nach ir dwcrhe blicke
giengen umb von dem ze dem. 1185
1150. Oben jr wengelein ruet: ob röt : not? 1175. Geflochet
1182. Den Glauben 1184. dwf-rbt
SEIFUIEI) HKLHLIN(; 1 35
so dich der viiil uns bcncm!"
so sprach sie ziio der dieni.
'mit dir wir gesiiinet bicrn;
du dienest uns An alle vorht.
wie ist der ka'se liz geworht ! 1190
ich siho da/, ka'sewazzer wol ;
daz ist guotcr topfen vol,
mich triegcn die sinne min.
der kneht mac dir heimlich sin,
dem dii pcpelsl da mit, 1195
du vil ba'se dchsclrit!"
diu vrowe in die stubcn göt,
der heizer bi der tiirc stßl,
dem sieht sie cinez au daz mül,
'boeswiht unrein undc iul, 1200
wie stiubet s6 der asche !
so dich diu suht benasche
daz dir hiit und har ab ge !
woldestii niht begiezen 6,
des geniuzeslü talanc' 1205
sie warf den lip uf die banc
als er ir enpfallen wier.
'nü püu dich, du snüdair!'
sprach sie dem buknchte zuo.
'du tuost mir spat unde fnio 1210
an minem hovegereite schaden,
daz dich wzen die madcn,
wol ich dir des gunde.'
an der selben stunde
kam der wirt. fioi'ipft/isck ! 1215
diu frowe'beiz umb als ein gruisch,
sie sprach 'owe, herrc wirt,
wie nütze ir dem hüse birl!
als ein verfuortez pfluocrat,
so eben iur geschefte stät.* 1220
1187. ze 1188. Pirn 1192. Toplfen: s. Schmeller 1, 451.
1196. vergl. Jac. Grimm myth. le ausg. 589. 120?. die Suth
1205. tolanck 1208. snauder 1211. Hoffgerechte 1212. ezzen
1218. nuz
3*
3f. SEIFRIKD HELBLIiXG I
14^ 'vrowc ich sclialTe wol unt eben,
heizt uns dralc ze ezzen geben,
daz wir die sluben rünien iu.'
lieber herre, ist aber diu
ane wandel? daz sagt mir.' 1225
' frumer kneht, ich sage dir
war, als liep du mir bist,
daz sie also vreidec ist,
daz ist ein wandel, sam mir Krisl ! '
' nu wol mich hiutc und immer wart! 1230
ich bin an der rehlen vart.
einer vrage ist mir ze muot.
herre, ich weiz ein vrowen guot
diu niemen in ir hüse wert,
swie unreht man ir guot zert, 1235
dar umb sie zorn gar verbirt,
si la^t ez allez an den wirt.
an allen dingen ist sie guot.
ir selben si vil wol tuot
und kan sich schone zäfen. 1240
wol gezzen, lange släfen,
der frowen tugenllicheu zimt.
sie enruocht waz der wirt nimt,
daz ot sie genuoc habe.
und brsech erz sinera Aater abe, 1245
er beswärt niht ir gemüete.
so groz sint ir giiete,
wil ir der wirt heimlich sin,
als ein guot lembelin
swiget sie, swie er ir tuot. 1250
swaz er wil, des hat sie muot.
si ist klär und gelenke.
daz sie inder wenke
ir liebem wirt, swie dicke er wil,
des dunket si allez niht ze vil. 1255
also tuot vil mangiu niht.
1223. stomben ranmben eu 1228. vradic 1239. selbe
1240. schöne Czotfea 1242. Der fraue Jugentleichen 1249. Lemelein
1253. nider 1254. lieben 1255. sei
SKIFUIEÜ IIKLÜLLNG I 37
so ir wirlc not gcscliilil,
daz er sich ir nahen leil,
' liint ist ein lieiligiii zil'
beginnet sie im künden: 12G0
'wir suln iiint nilit sündcn.'
daz ist jnngeni manne leit:
ein aller ist so gereil
daz er nach der frowcn sage
sie midel vierzehen tage. 1205
15' hie mit laz wir von der:
ich sag in von der ersten mei*.
lieber herre, als hell' mir lirist,
swaz inder wandelba-res ist,
uinder daz von ir geschilil." 1270
' frumer kneht, verswer dich niht.
du ablest daz si biderbe si:
ir ist ze lützel sorge bi;
da voQ ist sie niht wandeis vri.'
min kneht sprach 'lieber herre min, 1275
diu vrowe möht an wandel sin,
an daz ir sit ze merklich.'
'wartä, helt Friderich,
wie wol erz ervarn hat!"
'des wirt guot rat, 1280
uude bau ichz niht ervarn.
wa gesahl ir ie sparn
also geslen, herre min?
lat iur zornrede sio.
sit ir wiser dann ich, 1285
daz ir wiser machet mich,
da umbe wil ich dienen iu.
lieber herre, ist aber diu
an allen wandel? eine ich han
gesehen, diu ist wol getan 121)0
und gar innewendic.
1259. Heunl 1261. soln heunt 1263. gesait 1276. iii.i.lit
1279. eruorn 1280. rat llai/pt] Chunradt 1281. eruohrn
1282/.? 1282. Und gesaht abschv., Wo g. vi-rb. 1291. inne
"wendic
38 SEIFRIED IIELBLLXG I
doch ist sie behcudic
an venslcrn, an glasen,
luogen in die gazzen,
daz mac sie niht vermiden. 1295
sie winkt ir dierne Briden,
' liebiu iiride, sihslü den?
aht nach wem er sich sen.
so ich in dem venster leine
(waz er da mit meine?), 1300
gein mir er vaste blicket:
da von min herze erschricket.'
'vrowe, leint iuch wider dar,
lät mich des mannes nemen war 5
ich sag iu schiere wes er gert.' , 1305
'nü wis sin von mir gewert/
do von in beden daz geschach,
Bride ir vrowen zuo sprach
ein wisen rät riehen,
'yrowe, ich sihe iuch blichen. 1310
der man ist gein iu höchgemuot;
dem gelich iur varwe tuot.
weit ir sehen sinen kouf,
lö*" recket einen vinger ouf.
ich hän des guoten tretten, 1315
mit geraden henden beden
er iu vriuntschaft erzeiget.
er hat sich iu geneiget
und gebäret als ein man
der hin ze iu hat lieben wän.' 1320
diu vrou sprach ' liebe Bride,
dinen rät ich mide ;
üf diu triuwe daz vernim.
dort stßt einer hinder im,
durch den ich daz miden sol.' 1325
1293. gl-izzcH vergl. 1354/. 129G. preideii 1297. Preide
1303. eu 1307. Dauon 1308. Preidt 1309. Ain Wiseu Lad
reich 1310. plaith 1313. Wolt Choptf ahschr., Chauff verb.
1314. ouf: kouf 4, 483. 1315. gueten 1316. Mit geraden HendeD
bellen 1321. preude
SEIFUIED IIELBLIM; 1 ;{9
' uein ir. ' zwilrc, ich silie in wol.
vrouwe, er ist ein man
der höfsclieit verswigen kan.'
' wes sol er von uns verjehen
an (laz wir sehen wider sehen l'.VM)
uiul lac lien wider lachen ?
waz wil er da von machen?
nii huop min knehl aber an.
vragen er mich bcgan
herre, wie ahl ir die?' 1335
' vrumer kneht, ich sag dir wie.
die selben ich dir nenne
nach einer venslerhenne.
diu krizelt von ir man
uä(;h einem andern hao. 134Ü
also luoget sie dan.'
' getriuwer herre, ich weiz noch eine,
diu ist kiiisch und reine,
von wiplicher giiete
kam ir gemiiete 1345
nie eines kleinen bares breit,
des mac ir wirt sin gemeil
daz sie ir mehelvingerlin
in ir reinen herzen schrin
so lüteriich behaltet. 1350
des ein engel waltet,
daz wirt niht be wäret baz.
diu vrowe ir ziihte nie vergaz,
ze kirchen noch ze gazze.
luogen durch diu glase, 1355
rünen umb iippekeit,
daz was ie der vrowen leit.
si was diemüete und wise.
16* nach wiplichem prise
ze got stuont ir gemiiete. 1360
umb helfe siner giiete
1328. wol khan 1329. Was 1330. wider] vor der 1333. aber]
wider 1336. Vrum 1346. ains ciain 1354. gazzen
1355. die glazzen 1356. vm 1358. diemutfa
40 SEIFUIED HELBLE^IG I
gerl sie dicke hin ze got.
sie behielt wol daz gebot
'minne got vor allen dingeu/
da von muost ir gelingen 1365
an s^le und au libe.
von so geertem wibe
gehört ich nie mer gesagen
bi allen niiuen lagen.
ein lob ich an ir kroeue : 1370
sie bezzert niht ir schoene
und ist behuot alle zil.
gespriuzet höhe buosem wit
der vrowen sint unmare.
doch ist diu sailden höre 1375
underm ge wände wol getan.
der güft sich niemen an ir man.
diu vrou git niemen tue gein ir.
man sol daz gelouben mir,
twerhe blicke sint ir unkunt ; 1380
ir zurtenzertelt niht der munt
ieslichem ze blicke.
ir ist als ein wicke
swer sie velschlich luoget an.
ir reinez herz hat ninder wän, 1385
an gein dem der ir ist gezelt
ze friuntschaft und erweit.
owe, herre' sprach der kneht,
'ob ir der niht an wandel jeht,
doch so nam ich wol verguot 1390
daz ich biet eine so gemuot,
diu mir ze stete wsere erkorn.'
'dir bei diu katze niht genorn,
vrumer kneht und wser ez war,
wand sie ist äne wandel gar, 1395
1362. die nack 1363 Als geschriben sieht dortt 1372. behielt
1373. Gesprizelt h. b. weip 1374. Vnmer 137.5. die selten Herr
1377. des guett ahschr., des gueff verb. 1378. geith n, tuec, doch
ist tuec sehr unsicher. 1381. zurtenzertelt?] zurten zerteil
1383. ir] In 1386. ist fehlt. 1390. nehm 1393. genohrn
:{'.)•.). (lauou
SEIFIIIED HELULLNC; I II
und alilc da/, ir kuinc si
in ciuer wilcii gcgcnl dri :
der ich, ob gol wil, eine lian,
ob mich scheidel iiiiil da van,
ich niüez ir mannen slrit lau.' I iOO
' herre, daz ist goles {^chot.
mit urloup, herre!' gesegen dich gol!'
II
16'' Eines lages nach dem ezzen
was ich hindan gcsezzcn
ein teil von minem tische.
het ich niht wiltbraet noch vische,
daz liez ich an zerwürlte. 5
gol lübe ich niiuer dürfte
nach der rehten slihte.
mir luont min dri rihte
da heime voUich also wol
sam ob ich wa're krapfen vol 10
und manger hande present.
diu klaren condiment
sint mir dicke liure
bi minem kleinen viure.
daz wil ich lazen also sin. 15
ich trinke gerner vrischen win
in miner herberge
dann ab dem Nuzzberge :
den muoz man tiure gelten ;
da von trink ich in selten. 20
also gesaz ich eine
bi dem breiten steine
in minem boumgarten.
des begunde warten
min kneht unde gie ze mir. 25
er sprach 'herre, wizzet ir?
der herzog wil ein vrage hän.'
5. an zwiwurfft 6. durlft 9. vollecleicii 16. gerne 27. herzag
42 SEIFRIED IIELBLING 11
ich sprach lieber kneht, sag an,
wes wil du vor im verjchcn?
daz hl hie vor mir geschehen. 30
ich bin an des fiirsten slat
und wil dir nennen niiuen rat
der uns hilfel gedenken
wen wir hie bekrenken.
geselle, ez sol einhalp min 35
Triu unde Wärheit sin;
ich wil daz anderhalp mir bi
Schäme Zuht und 3lAze si,
Bescheidenheit und Ere :
wes bedürf wir mere?' '«<)
'herre, ir sitzet edellich ;
des lob ich got von himelrich.
vor iu Stab ich disen eil,
sag ich durch liep oder durch leit
ihl an die wären slihle 45
und niht durch reht gerillte,
so werd ich gotes hilfe verzigen
und aller siner heiligen.'
vriunt, got müeze dich bewarn!
du hast redelich geswaru. 51)
17" nü wis des von mir bewist
daz du ibt des helnde sist
daz dem lande schedelich si.
daz sage disem eide bi.'
'herre, so si iu gesaget, 55
bezzer laut nie betaget
in der groeze sam Osterrich,
an daz die liute unordcnlich
lebent, des ich in niht gan.
srebüren riler dienstmau 60
tragent alle glichez kleit.
swaz ein riter gerne Ireit,
nach swelhem lande und swelhem sil,
daz treit der gebüre mit.
44. oder] noch 46. Vnd durch rechtes g. 53. Des 59. daz
61. all gleiches 63. beide mal welchem
SEIFIUED HELBLING 11 43
Sit er ze dem jjfluoge ist crkorn, 65
so gieiif^e er billicli aiie sporn,
und undcrni iiiiol an lurriu luucii.
vür \ encdier lianlscliuocli
trüeg er licndelinge baz.
dö man dem lant sin relil maz, 70
inan erloubl im liuslodeu gru
und des virelagcs bla,
von einem guolen slampfhart.
dehein varwe mer erloubl wart
im noch sincm wibe. 75
diu Ireil nu an ir iibc
griiene brün rot von Jcnt.
des laudes guol sie swenl
daz Wandel des ich iu wol gan.
dinget den knelit wider an.' 80
ich sprach 'liebe Triu, daz si.'
der kneht sluont mir daunoch bi,
gein dem ich vragens niht vergaz.
ich sprach 'sag mir fiirbaz,
lieber kneht. weislü ibt mer? 85
daz sage durch des landcs er.'
'ja, herre, ich weiz noch vil,
der ich einez sagen wil.
daz g6t mir stözund umb die brüst,
ez ist geheizen Dienstumbsust 90
und gehoerl gewaltege herren an.
Dienstumbsust ist ein man
der wol twingen kau daz gen.
ez ist der sem understreu
der baz gedienen niac dan er. 95
Dienstumbsust ist s6 her,
17'' swaz er in dem lande tuot,
67. ohne herrein thue C9. hendtlinge 70. Da — Landte
71. haufs laden vergl. die stelle der haiserrlironik hei Jac. Grimm
rechtsalt. 340. 74. vorb 7G. nun 77. Gryen die liicke nach
78 ist in der handsehrijt durch punkte bezeichnet. 90. dienst vmb
sunst 94. Ez ist der sein vnder slrew : ist für sein zu setzen swine?
44 SEIFRIED IIELBLING 11
daz bringt sin herre im ze guot :
gcin dem fiirslen daz geschult.
Dienstumbsust hat anders niht lUÜ
von sincni herren, derst so arc.
Dienstumbsust ist gewinnes karc.
des haben in der sßle vlust
der herre und sin kneht Dienstumbsust!
wie sol getriuwer aruiman 105
sich mit dienste nu began?
gewaltege herren lönenl niht,
an mit der guot den schade geschiht:
des tragent si ir diener hin.
da umb sie findenl ungewin IIU
hin nach manec tüsent jar,
und gelribentz immer hundert gar.'
'gote lop' sprach diu Triuwe
'ob sie afterrinwe
umb ir gewalt findent. 1 1 5
daz sie so mangen bindent
in ze dienst umb ungetäl,
des wirl ir sßle müelich rät,
und ist ouch wandelba-re
daz unbescheiden m*re, 120
als der kneht hat geseit.'
'des gesten ich' sprach diu Wärheit.
'ist daz wandel dar geschriben,
herre, so ist mir noch beliben
ein rede, der mich niht betraget, 125
ich sage sie gerne ungefraget
und ziuh ez an den hoehslen Krist
daz niht so wandelbares ist.
in allem discm laut gemeine
rihtet niur der herzog eine. 130
diu sinen uächgerihte
sint uf die uuslihte.
daz miieze got erbarmen !
man rihtet niht den armen,
101. der ist 105. getreu ein Arm Man 110. Do 113. Gollloli
115. jrn gwall 130. Richter nur 131. Den
SEIFRIEO IIELBLING II 45
den riehen rihl man unib ir guol. 135
wider got man daz tuot.
hülf man dem fiirslen rihlcn
nach den reliten sliliton,
so soit ein ieslicli dienstman
die sinen selbe dingen an 140
18" und soll ir boslieit wenden:
so kund mans niht gesellenden
an in ze den lanlvrägen.
daz wellcnls also wagen;
sie briugenls zeigenschcfle 145
mit der schänden krefle.
da über sprach her Vridanc
einen spruch niht ze lanc,
er sprach 'dicke worden ist ze hoen
getwungen dienst, geribeniu schoen.' 150
also n)ac ez im ergen,
wil er sin vint mit im besten,
ich han gehört ein altez mser,
daz ein rehler stritzroubwr
in der herle si gar enwiht. 155
er hat gewont anders niht
wan twingen mit der geisel :
sin gesmucliu reisel
gcbent im immer genuoc.
daz sie ir muoter ie getruoc 160
die herren die sie heienl
daz sie die armen schreient!
137. stünde man dem fürslcn {der allein gerecht richtet 129/.) in
der Verwaltung des rechtes bei, so sollte Jeder ministeriale die seinen
{wenn sie iibeles thun) selbst vor gericht ziehen und ihre bosheit ab-
wenden, geschähe dies, so könnte man sie {die ministerialen) nicht
an ihnen {durch klagen über die unthaten ihres gesindes) bei den
landfragen {vergl. der herzog wil ein vrage han 26) zu schimpf und
schänden bringen, aber das wagen sie, weil sie duvch ihr räuberi-
sches gesinde zu eigentkum gelangen, obwohl mit schänden.
HilfT man den 141. Vnd schoL sein 143. An jn ze den Landt
vr. 144. wollentz 145. bringens 147. der Vraidanch
149. worden ist zehoen: vergl. 6, 47. 150. Getrungen d. geribene
schoen 157. Dannen 158. Sein gesmueteu Raisel oder Taisel
seine heimlichen raubfahrten?
i(> SEIFRIED IIELBLING II
der fiirsle ist bezzcr danne got.
do der von sinem gebol
sauf Pelcni den gewalt lie 165
zenbinden, doch wirt im ie
diu buGze von uns allen.
nü ist ez so gevalien,
unser forste hat gewalt,
wem diu buoze si gezalt 170
dazu weiz noch der drille niht.
da van ze swigen mir geschiht.'
dö sprach diu Bescheidenheil
' herre, der kneht hat geseit
mer wandel dann einez.' 175
' und ninder ein kleinez'
sprach diu Ere und diu Scham,
diu Triu sprach ja, als ichz vernam,'
und diu Mäze was ir bi.
diu Zuht sprach 'ich wil, daz si 180
allez wol ze schriben dar.'
diu Wärheit sprach 'daz ist war.'
ich sprach 'sit nü sint geschriben
diu wandel ze rehte bliben,
18'' getriuwer kneht, so hab üf mir, 185
ich teilt sie willeclich mit dir,
ob ichz der fürste selbe wser.
sie sint so reble wandelbar,
swaz so du ir für geleist.
geselle, daz du s«lic sisl! 190
got läze dir gelingen
wol an allen dingen!'
'genade, lieber herre min,
ez möble nimer groezer sin
iuwer tugent wider mich. 195
zweier wandel ich in gich,
daz eine ist nit, daz ander lüge.'
'swer diu niht ze wandel züge
der tort sich' sprach diu Triuwe.
164. Da 165. Sant Peter 172. swaigen 178. ich ez
179. ir] mir 187. ichs 196. zih
SEIFIUED HELBLIX; II M
'Nil vant (lio rrsle riiiwe. 200
d6 er sich in dein liimel liuo|),
er viel die gruuüosen gruop
her ahc in die helle nider.
dar nach liuoi) sich iVil wider
an Adames kindcn, 205
als wir geschrihen vinden,
daz Kain sinen bruoder sluoc.
des im jjfol doch niht verlruoc :
er gebot im hin ze tal
in den gruntloscn val, 'l\(\
um! nach im aller menschen kint
diu nidec unde hazzec sinl.
ow6!' sprach diu Triuwe,
' min sorge ist alniuwe.
ich wil, swa Haz und Nit si, 215
daz l nlriuwc si da bi.
diu was mir ie unmsere
und isl ouch wandelbare.
dö daz vernam diu Warheil,
sie sprach freu Triuwe, mir ist leit 220
daz ir der Lüge vergezzel.
swenne ir swinde mezzet,
Lüge viel den selben val
mit dem Nide her ze lal
in abgriinde der helle. 225
daz geloub mir der da welle,
der liuvel nieman betrüge,
ob im hülfe niht diu Lüge.
19' diu Lüge was dem slangen bi
der Even riet ab dem zwi 230
brechen daz ir got verbot,
da von sie lilen micliel not,
vrou Eve und her Adam,
mit der ungehorsam
200. Veit 202. fuel 207. sein 212. Die neidisch vnd haz-
zel s. 214. alle neue 215. wo 222. Swan 223. fit
226. Das geLaub mir d. d. w. 228. hilfe
48 SEIFRIED HELBLING II
bralil sie der liigewise 235
üz dem paradise
ze grozen arbeiten.
doch begund sich breiten
diu werlt von ir kinden.
als wir geschriben vinden, 240
sie lebten in des tiuvels vär
wol üf fünf lüsent jar.
gotes barmunge ergie,
diu Warheit sich von himel lie
und nani an sich die mcnscheil. 245
Lüge und Nit warn bereit
die Warheit ze wenden,
wider den eilenden
üz sines vater rieh.
daz tribens emzeclich 250
wol üf driu und drizec jAr.
Lüge und Nit bräht ez dar
daz Krist durch die warheit
die bitterlichen marter leit
und sinen menschlichen tot. 255
do wart erwendet unser not
mit veterlicher hende.
nach siner urstende
diu golheit die helle brach.
da von sa,'lden vil geschach 260
den reinen propheten,
die ez vor gewizagt böten.
den wart michel freude kunt.
do er den allen nilhunt
mit siner gotlichen haut 265
in abgründe der helle baut,
ir freude was an ende.
Adam an siner hende,
dem nach volgten alle die
die sinen willen täten hie. 270
239. Deu werk v. jrn Ch. 246. waren 250. ainzechleich
254. Die Pilterleiche 255. sein 250. Da 200. selten
265. guetlichen 266. In abgrnndt 270. sein
SEIFIUED HKLÜLING II 49
als6 bralil diu Warlieit wis
Adamen in daz paradis,
nu sprach aber sA min kneht.
19'' 'lieber herrc min, nü ssht
waz an den zwein wandcls Kt 275
daz da heizt lüg unde nit.
herre, bill den fiirslen des,
so man im den wandcl les,
daz er mir ein wandel gebe;
so hiin ich gnuoc die wile ich lebe. 280
swer daz nihl vermide,
sin ehcnkristcn nide,
der geh mir niur ein böne
und hab gewandelt schöne.
ich wa^ne, dehein klösler si 285
in disem lande, ich hab da bi
von nide böne veile.
ob mir würd ze teile
daz wandel von dem fiirslen,
hungern noch dürsten 290
liez ich mich selten immer.
ich verzert ez nimmer,
sold ich hundert jar leben,
daz mir ein böne würd gegeben
von den nitsüreu : 295
ich meine die gebüren;
die habent nides also vil,
von wärheit ich daz sagen wil,
mir würd ze Wiene in der slat
umb nit ein so getan bönsät 300
daz ich wolt erlichen leben.
von des Fürsten ratgeben
war mir etlich böne gezalt,
mir na,*me si dann ir gewalt.'
ich sprach ' geselle, hoere mir. 305
daz wandel muoz sich füegen dir;
von dem Fürsten daz geschiht.
276. Daz do 283. nur ain Pon 284. halb 288. ze hail
294. Wirt 299. ze Wien 304. Mir nem sei
Z. F. D. A. IV. 4
:,0 SRIFHIEI) lIELHLINi; H
er sol oucli inin vcrgczzen iiilil,
Sit ich frage an siuer slat.
nü wil ich haaren dinen rat, 310
unib welch wandel ich in bitc
da ich si behalten mite?'
niin kneht sprach 'ich ralc iu daz,
dehein wandel iu flieget baz.
ob iu der fürsle wol geborn 315
ie von der lüge ein weizkorn
schliefe in disem lande,
min triwe nenit zc pfände,
20" ir besachl iuch immer wol,
man liugt iu weizes kästen voL 320
ir soll ze vierzec nietzen
einen slübich setzen J
ze hove eneben an die stiege ;
swer den andern da beliege,
dienstman riler oder kneht, 325
der werf dar in iuwer reht.
mac er des niht beloufen,
so samen in die goufen
den lügeweiz zesamen gar
und schule iu mit ein ander dar. 330
swie kleine doch daz wandel si,
da ist doch schände und lasier bi,
ob der hof wsere gezogen,
daz nimer niht da würde gelogen,
ez waere drir Schillinge wert. 335
des fürslcn hof niur eren gert.
noch sult ir einen slübich haben
ze Wiene an dem graben ;
da ist manger bände veil.
Sit ir indert bi heil, 340
er wirt in vier tagen vol;
310. Nun 316. Waizen Chorn 322. Ain stubch 323. neben
"in ff. wird ihm des laiifens bei jeder einzelnen lüge zu viel, so mag
er seinen lügenweizcn in die hohle hand sammeln und im ganzen dort-
hin schütten. 335. dreier 336. nur 337. ein stubch
338. Ze Wien
SEIFKIED HELÜLING II 51
dA vou iniigt ir zeren wol.
und habt ein an der Schotten hove,
s6 man zelte undc drave
diu pCert an dein marktage. 345
uf rain warheil ichz sage,
da Ireslorl wciz von lügen in;
vil mau liuget durch gewin.
herre, hoert ein wunder gröz :
ich weiz den iuwcrn hüsgenöz 350
von des lüge vier tiiben
niöhten den weize klQbcn
daz ir kröpfe würden vol.
im ist mit lügen also wol
daz sie bi weiz von sinen lügen 355
aller menneclich üz zügen.
'owe' sprach ich, 'geselle min,
in mühte in vinder niht gesin
den lügenffiren allen glich !
bin ich von in weizes rieh, 360
so ist in doch min herze gram ;
sie liegent, daz ich mich sin schäm.'
' herr, diu sache hab ein ende
20'' von der missewende
diu da heizt lüg unde nit. 365
nü wil ich sagen, des ist zit,
die aller meisten schände
diu in disem laude
ie und ie wart enbart,
umb diu durchgründen wart, 370
der man so vil sprichet.
ob got daz niht riebet?
daz machet der unruoch :
wan des wissagen vluoch
voUenclich an in erg^t, 375
als er an dem saller st6t.
der wibe nie wirs wart gedaht:
daz hat der tiuvel dar zuo bräht.
344. zell von draue 353. Dar jr 355. sein 356. menchleich
358. Ir niöcht 370. durch gründen 374. Vlruch
4*
52 SEIFKIED HELBLING II
wir sin doch all von wibe konien .
ob einer lastcr würde vernoraen, 380
daz sold uns allen wesen leit.
nü ist sin manger so gemeit,
(welch tiuvel in des bite?)
er machet parat vil da mite.
verlluochler boeswihl, der ez tuo, 385
der sinne ein gans, der zühte ein kuo !
sin munt unreinet den liift,
er fülcr stanc der hellegruft!
niht baz ich sin gedenken kan.
wes zücket sich der snürrinc an?" 390
do sprach diu Bescheidenheit
' herre, der kneht hat geseil
beide schände und sünde.
pfiu die unreinen münde
da sie habent durchvart, 395
also lästerlichiu wart!'
'owe,' sprach diu Ere,
'nü muoz ich truren mere.
Schäme und Zuht sinl ergramt
daz niemen boeser wort sich schämt.' 400
als daz vernam diu Mäze,
'dem tiufl er si verwazen,
der sich boeser wort niht schäm !
dem bin ich und diu Triuwe gram.'
diu Wärheit wislichen sprach 405
'herre, ich sag iu waz geschach.
einem kinde was gezalt,
fünf jär wxre ez alt:
21* umb boesiu wort diu ez sprach
der vint ez sinem valer brach 410
ab der schöz und fuort ez hin
ze dem Ewigen ungewin.
da bezzer sich ein alter bi,
daz rät ich, ob der sinnic si.'
'die siben tugende habent geseit 415
379. alle 390. Wer Zuckhet sich den souerrinch an 410. Der
Veünt 415. Tugent
SEIFUIED HELBLING II 53
daz Wandel, Triu und Warlieit,
Maze Scham Zuiil und Er,
Beschcidcnlicit, waz well wir mftr?
man sol diu waudcl für tragen,
der kneht well danne nitit mer sagen.' 420
'ja ich warliche' sprach min kneht.
'ich sage noch ze wandeis reht
michcl liute zageliaft,
snff'tu/i^e Wirtschaft
und alter an alle lugenl, 425
und der sich iilfet in der jugeut,
giictlich gebaT an Iriuwe,
nach miltc aftcrriuwe,
ein guotswent an 6re,
des glouben ein abkere, 430
boeslich getät an alle schäm,
ein herz frunies muotes lam,
Juden gesuoch in kristcn haut,
meinswern, der enkiilt ein lant.'
'ow6 mir hiute sprach diu Er: 435
' nu muoz ich aber trüren raßr,
lieber kneht, umbe diu,
der wandel sint wol zwelfiu.'
'als ich sie gemerket hän'
sprach diu Warheit, ' sunder wän, 440
man sol sie billich schnbeu,
daz sie ze buoze bliben
von Haslou meister Kuonrät,
der in disem lande bat
den wandelbaren jüngelinc 445
niur unib einen pfenninc.
Sit hat unvuore sich gemert
418. wol 420. w5li dann mer s. 426. vlft. Reinmar von Zwe-
ier 2, 135" junc man, nu wis frö nnd doch mit zUhlen. iilffieit ist
ein suht ob allen sühten an jungen ere gernden liuten. ülfheit er-
ziuhet jungen lip so daz got noch reiniu wip in niht mügen geuiinnen
noch getriuten. vej'gl. Jac. Grimm, myth. 2e ausg. s. 411. Haupt.
427. ohne Treu 428. affter Reu 434. enchult 439. seu
441. schol 446. Nur 447. sich fehlt.
•>4 SEIFRIED HELBLING II
iu discni lant, daz ich niht gert
ze Wandel nier dann ein ort,
und wolde haben fürslen horl/ 450
du sprach aber so min knebt
' herre, beget des landes reht.
ir sult sitzen dri tage :
21'' und swaz ich iu morgen sage,
des wil ich hiute bedenken mich. 455
mit urloub herre.' 'got segen dich!'
des morgens do ich messe vernam
und az, als mir von gote gezam,
nach mines ezzens ende,
twuog ich die hende 460
und bliht üf und sprach alsus.
glorjä tibi deus !
genade si dir, got, gesagt.
an diner helfe ich nie verzagt,
du keiser, den diu magt gebar. 465
ich lob dich schepfer miner nar;
der häslu mich die mäze gewert,
also der päter nosler lert;
gib uns unser tegelich bröt
ze dürfte unsers libes not : 470
niht fürbaz lert uns din gebot,
gelobt wis, tugenthafter got,
daz niht min kuche unde gl6t
ze vier und zweinzec rihlen stSt.
ich bin den vieren gerne bi; 475
got si gelobt, und hän ich dri.
der wil ich mich besachen.'
des begunde lachen
min kneht und sprach also
'ow6 , hset ich guofer zwo, 480
ich wolde minen friunden sagen
'man hat mir 6rlich für getragen!'
448. Lande das 451. Do — da m. 456. der abschnitt in der ht.
unbezeichnet. 459. meinz 466. Var 473. Gleit
475. Vierne 481. mein
SEIFUIKD HELBLlNr. II 55
zwo der Wivv der hell wol wert.
" kukuk liiiiie uiide verl !
daz siiil benanuMi zwei jar. 485
nu slant uf; du hast ez gar.
iiiiii hin daz liioth, wir haben giiuoc ! "
d(j er daz ab wege Iruoc,
ich sluonl lif iiAch dem czzeii
da ich was gesczzen 490
bi niiiier wiiiiiiiie.
ich dahle in ininem sinne,
als uns tuonl die arzcf kunl,
daz gt'^n nach ezzen si gesuul.
do ich mich ein teil ergie, 495
min kneht aber niht eniie,
er kam und sprach mit witzen
' herre, weit ir sitze»
aber an des fiirslen stat?
22* die sibeu lugende, iuwer rät, 500
suhl mit samt iu sin bereit.
Triu unde Wärheit,
Schäme Zuht 3Iäze und Er,
Bescheidenheit; nach der 16r
sol man diu wandel schriben 505
diu iu ze rehte bliben.'
'getriuwer knehl, des habe dauc.
wol dan mit mir ze einer baue,
daz wir sitzen böde.
dort sl^t ein grede 510
schöne beleit mit griienem waseu.
daz diu ougen im erglasen,
der uns beden vint si!
er boesewiht niht wandeis fri,
rehter vriizmunt, ein häse ! 515
der vah sich selben bi der nase,
well er in gerne suochen,
483. Zwo' des wer 488. Da er daz abweckhte tr. 495. Da
498. wolt 500. Tugent 501. 505. Schol 511. Beleith schon
mit graen w. 515. R. Vrastmundt ain baffz cid] er? uude?
516. selbe 517. W5l
56 SEIFRIED HELBLING II
dem wir so swinde fluochen.'
ich saz. zcliant sprach min kueht
'herre, ich sage bi vrönreht 520
und bi gotes hulden
ze grozen wandelschulden
einen kündigen man,
der kündiclich gewinnen kan
des landes guot, und sag iu mer, 525
kündikeil ist äne er,
kündikeit diu liuget,
kündikeit diu Iriuget
den fiirsten daz er waent, im si
nienien so getriuwer bi 530
und in den noeten so bereit.
hab danc, liebe Kündikeit,
daz dii dich machest so hin für.
wir waren hinder der tür
von dir alle samt verzert, 535
Sit man da vor sich diu niht wert.
ez beswsert niht kündigen man,
und get daz laut ein not an ;
habent die lantherren
mit ein ander werren, 540
des blibet er äne kämpf.
stiez erz houbet in ein stampf,
in traife niht der stempfei ;
sin kündigen wempfel
22'' brsehten in gesunden hin. 545
ja get diu kündikeit fürn sin. '
'ow^,' sprach diu Wärheit,
'lieber kneht, mir ist leit
daz du vischest vor dem bßr.'
'der sin get vor' sprach diu Er. 550
'kündikeit, verfluochter nam'
sprach diu Zuht und diu Scham.
diu Maze und diu Triuwe
sprächen 'leit und riuwe
520. Vran recht 529. Dem 535. Vor 537. beswSrt
54i. chundige 546. Da geth — furn syn
SEIFRIED HELBLIXG U 57
si dir fewiciich bereit, 555
gar verfluoclile Küiidikeil ! '
do spnich ßestlieidenhcil {^ewaer
' silzet, her schriLaer !
schribet daz groze waiidel au;
da hab wir nil und wcrreu van.' 560
ich sprach ' gesell, haslu vernoineu
wie daz wandcl dar ist kumeu
unde gcschribcn schöne ?
so dir gol immer iöne,
wcislu iht ander nia^r 5C5
schedelich und wandelba;r,
diu sag uns durch des landes er,
daz wil ich dienen fürbaz mßr.'
'ja, herre, ich weiz genuoc,
daz den sin muoter ie gelruoc ! 570
ez was ein unsa'ligiu zit
an dem daz groze wandel lit
daz von gitikeil geschult.
ein gitic man erkent sich uiht,
liez äne barmunge 575
arm sin alt und junge,
daz er eine biete vil.
sin gilikeit ich sagen wil.
der im zesamen schütte
weizes tusent mütte 580
an einen grözen houfen,
und trüeg man im ein goufen
des selben weizes hin dan,
er waente sin gar zergän
von siner grözen gitikeit. 585
ez wirt noch siner sele leit
ze helle, da der süwer wirt
disen gruoz niht verbirt
' willekomen sit, her witer sac !
ob ich dich ervüUen mac, 590
557. Da spr. die b. gwer 558. sitzet her, her sehr. ? 568. dien
571. vusellige 581. aine 584. wente 586. seine 588. D.
gruoz er niht v. 590. erwuUen
58 SEIFKIKD HELBLLNG II
23' daz wil ich vorsuoclien.
die armen liut mit fluocheu
die liabenl des "gebeten mich,
der guot du allez züg an dich,
du bodemlöse ziille ! 595
als ich dich gefalle,
ich senk dich an der helle grunl ;
da wirt dir allerriwe kunl
dins grözen gewinnes.
du pda'gc kleines sinnes, <>00
üb duz t.Tl durch diniu kinl,
diu umb daz guot ouch min siut.
ich binz der hellescherge.
gitikeit und erge
habten nie s6 vast daz guot, 605
ichu habe dich vaster in der huot,
daz dir ilit zerrinne
not und jamers hinnc
und ewiges leides."
hau ich mich des eides OK)
wol eubundeu' sprach der kneht
'den ich swuor bi vronreht?'
diu Warheit sprach 'ez wa^re
drislunt wandelbare,
an libe, an sele, an muote, 615
daz im von sineni guote
nimmer dehein güete geschiht.'
diu Triuwe sprach 'ich aht des niht
daz er hab inder triuwe.'
' ez ist ein eigen niuwe' 620
sprach diu Schäme und diu Zuht,
' daz er bi grözer genuht
ist niht guotes riebe.'
' er zert ze maezliche
sin guot' sprach diu Mäze. 625
'daz in got verwäze!'
397. senck±e 606. Oder ich Lab 612. swer 617. gueti
620. ein eigen niuwe, eine neue, seltsame art des besitzes : ain aigen
reue die hs.
SEIFRIED IIELBLLXG II S9
sprach diu Kr, daz werde wAr.
man sol in billicli scliribeii dar.'
du sprach diu IJcschcideuheil
'her schriber, nu sit bereit: 030
er si dicnslman ritler kncht,
schribet si an des fiirslen reht
(billkh wirt dem sin wandelmiet),
daz er in die gilikeit verbiet.'
'ow6' sprach ich, 'geselle min, 035
wie möhl daz wandel grcrzer sin
23'' daz uns von dir ist viir geseit?
diner 6ren si gepfleit
von got, der alliu dinc wol weiz,
die lenge umb aller himel kreiz, 640
die hoehe tiefe wite nider.
da enzwischen weiz ich viir noch wider
ein kneht s6 wisen sam du bist,
ich bit dich, so dir helfe Krist,
daz du nach diner wisen kür 645
des landes schaden bringest für.'
min kneht sprach ' lieber herre min,
iwer wille der müeze sin.
noch habent uns die alten
ein ma;re her behalten, 650
dem wir hie volgen nach,
bi einem Liupolt ez geschach,
der disse landes herre was :
sich fuogte daz man vor im las
des landes reht; ez was sin bete. 055
man nante im dri stete
da er gerihle niht solde sparn,
Niunburc Tuln Mütaru.
da sold er haben offenbar
driu lantteidinc in dem jär. 660
bi den ziten daz geschach
631. Reiter häiißg. 634. im 636. inocht 638. gepflegt 641. die
Teuf die weite nider 649. Docli 650. Ain mer her b.
651. hie] ehe 653. ditzs 654. Tdegel 657. Da er die g.
658. Neuenburch, Tulin, Mautarn
60 SEIFRIED IIELBLING II
daz er ein lantteidinc sprach
nach der lanlherreu rät
hin ze Tuln in die stat.
siniu wort giengen für sich : 665
des hat man bewiset mich;
niemen velsch mich umbe diu.
warhaft er was und getriu;
da von muost im gelingen.
ze sinen teidingen 670
mohten die werden gerne komen ;
da wart nie falscher rat vernomen.
als er in die schranneu
gesaz mit sinen mannen,
er mohte lihte gerihten ; 675
sin laut lac üf den slihten,
daz im niemen kam ze klage.
er versuocht ez dri tage
nach der herren urteil.
er sprach 'drizec fiirsten heil 680
hastü mir, lieber gol, gegeben.
24' miniu laut Stent so eben,
daz niemen des andern värt :
got herre, daz hästü bewart ! '
sprach der fürste hoch geborn : 685
'du hast ze SiElden mich erkorn.
herre, ob du die sele min
enpfsehest in daz riebe din,
so hän ich ere dort unt hie.
du hast min vergezzen nie, 690
milter got, der meide kint.
an dir alle tugende sint.'
getriwer herr, daz mjere
ist niht wandelba.'re'
sprach an der stunt der wise kneht. 695
'ich sag iu nu des landes reht.
iz kostent mangen pfenninc
ze Wienne diu hofteidinc.
675. Leith 676. sliten 680. dreize 692. Tugenl
697. Iz chosten
SEIFRIED IIELBLING II 61
der ist uiulicli ^^c(h\ht ;
er hat sie hovelich dar braht, 700
der si hat getihlet.
als man ie mßr j^erilitet,
s6 ie nior da wirl geklagt.
daz des der herzog niht verzagt,
vil s6re mich des wunderl. 705
als geklageilt hundert,
so sinl dannoch tüsent
die umb die schrannen müsent
und klagten gerne, obz möhle sin.
so sinl hundert da zem win, 710
die trinkent ze einer anlwurt.
vliust einer ein Übergurt,
er spricht ' waz sei ich daz heln?
her wirt, sol man uns hinne stein?
bi minen triwen und bi got! 715
ich send iu hiute ein fürbot.
daz muoz mich kosten wol vier;
her wirt, die müezt ir gelten mier
und abe legen minen schaden.'
'wie wwrt ir in min hüs geladen' 720
sprach der wirt, 'und tajt ir daz?
heizt iwer knehte hüeten baz.'
die schimpfrede läz wir sin.
'wol dan, liebe gesellen min!'
spricht einer, der ist hirngeil, 725
' nü wol üf all, got geb uns heil
vor dem hovegebrehte !
24'' der lüte geruofen mehte,
er wser ein guot vürspreche.
wir haben in unser zeche 730
niemen der ez künne.
got uns eines günne,
dem diu schranne erschelle,
swer da reden welle,
daz er in betoere, 735
701. sei 709. ob ez 710. ze dem 715. mein 718. mir
727. Vur 728. Leuth 729. Vorspreclie
i
62 SEIFRIED IIELBLING II
unz uns der herzog hnere.'
also sint lui diu teidinc.
daz sint wandelbseriu diac.
arme unde riebe
brehteat algeliche 7^iO
mit einer grozeii ungenuht.'
'daz ist war' sprach diu Zuht.
diu Triuwe sprach ez wa;re
daz geriht niht wandelbajre,
der ez hiel mit zühten.' 745
hin ze allen sühten!'
sprach diu Mäze und diu Scham,
diu Wärheit sprach 'als ich vernam
an dem ersten maere,
so ist daz wandelbaere.' 750
'owfe mir hiule!' sprach diu Er J
' nü muoz ich klagen m^r.
diu zuht sich von uns ziuhet:
wie sie daz lant vliuhct!'
dö sprach diu Bescheidenheit 755
'der gerihles w*re bereit
driu lanlleidinc in dem jär
und lieze diu hofleidinc gar
und setzte lantrihtaere!'
dö sprach ein schribtere 760
'enwelle got! daz wajr uns ungesunt.
sehzec fürbot ist ein pfunt;
der gieng also mangez hin.
ez na.'m ein bischolf den gewin
von vier alterwichen ; 765
lät uns ouch riehen.'
dö sprach ich ' liep j^eselle min,
sol daz niht ein wandel sin
daz unser höchster prelät
die grözen gitikeit begät? 770
swenne er wihet urab daz guot,
ich wa-n erz niht ze rehte tuot.'
753. Di Zuht si 755. Da 760. Da Tftl. Wolle 704. nein
771. Swan
SEIFUIEf) HKLBLING II 63
lieber licrre si)r.'uli min kiielil,
ich wil iuz bcsclieidcn relil,
ez heizt gesiinoiiict. 775
IUI liabciil sich gefriel
25'^ die phall'eii, swaz so sie begt^^nl,
daz si des niht zc rehtc sl^iil
vor des laiides herrcn.
des hab wir j^rozcn werren. 780
unrehlen gwin sie briiij^enl,
ze Uome sie des dingcrit.
ob in daz niemen weren sol?
diu Sache lit ze wandel wol."
'jiV sprach diu A\ arheil, 785
'der kiielil lial wAr geseit;
die phaflen wurden nie s6 fri.
ob iz si an cibenl si,
herre, von sanle P(iler?
gil man im, so gcler 790
beruoclien die kristenheil ;
umb sust er niemen ist bereit,
'owe!' sprach diu Triuwe.
' wer hat rehte riuwe ?
niur der den phairen git. 795
waer der alle sine zit
gewesen ein gesuocha'r,
si sagent in niht got unmser.'
zehant sprach diu Maze
'ez gC'nt des tödes slräze 800
die phafFen sam die leien hin:
waz sol in unrnsczlich gewin?'
owe herre' sprach diu Scham,
' Sit phefQich leben an sich nam
der heilig Gregörius, 805
wie beiiallent sie sin 16re alsus !'
' nü muoz ich jehen' sprach diu Zuht,
'man seit der phafFen ungenuht;
so ist doch warheit vil an in :
788. Ob iza an 791. Geruechen 795. IVeur 800. gehn
806. behalten
G4 SEIFRIED HELBLING II
swer in volget, der hat sin.' 810
'ich wil gelouben' sprach diu Er,
'daz man nach der phaffen 16r
selten immer misseluot.
waz wcl wir wie sie sint gemuot?'
dö sprach diu Bescheidenheit 815
' waz soi daz vor uns geseit
des min herr niht rihten sol?
docli stet ez ze wandel wol.
der bähest ist ze verre ;
ez rihtet baz min herre. 820
ob ein phaffe unphelflich vert,
billiche daz der fiirste wert
und ander rehte leien.
25'' waz sol phaffen zweien
daz sie sich mit den nunnen tuont? 825
nie dehein dinc in wirs gestuont.
ob sie ir orden brechent,
in wert sin niht ir dechent,
ir bischof noch ir tuomprobst.
pßu iuch, ir cardenäl an bäbst! 830
die kristenheit ir roubet.
an krislenlichez houbet
seh wir der phaffen potich gen.
ir dinc möht niht wirs geslen.
wä wellent sie nü dingen hin? 835
der herzog rihtet wol in.'
do sprach aber so min kneht
'vrou Bescheidenheit, des ir jeht,
daz ist allez war,
und st«t ouch ze wandel gar. 840
doch hat diu pfaffheit ^ren vil,
als ich iu bescheiden wil.
an in michel sa^lde lit,
daz sich got von himel git
üz siner drivalt innerkeit 845
ze spise diu uns wirt bereit
814. wöl 815. Da 828. Techent 830. Pfui ea — ane Pabest
835. wollent 836. wol von in 837. so] do 840. dar
I
SEIFRIEÜ IIELBLENG 11 «5
in der pricstcr liendc,
da mit wir üz dem clleudc
au unser rehtez erbe kamen.
daz ent wirt sa'leclicb benamen, S,")()
<lö der uienscb an sündcn banl
enprcebt von des pricslers hanl
uiit rebter bibt, mil reinem muol
daz lebnlic vleiscb; daz wäre bluot,
als ez von Krisles wunden vlöz, 855
macbl in der engel büsgenöz.
laz wir der pfafnieil ir gewalt,
Sit sie ze den eren sint gezalL'
icb buop aber an,
den knebt fragen icb began 800
* lieber knebt, weist ibt raßr?
diu Wandel sint ein teil ze bßr,
als icb von dir hAn vernomen ;
man mac ir nuiclich zuo komen.'
'ja, herre, icb weiz nocb einez, 865
daz ist oucb nibt ein klcinez.
zwiu sol ein roemiscb kiinec erweit
der ze Swäben pfenninge zeit
und bi den Rinvranken?
willen nocb gedanken 870
hkt er ze Rom vil selten ^
des muoz böb enkelten
26* diu kristenbeit in kurzer frist,
wand sie an geisllicli boubet ist.
naim uns daz wandel sin gewalf, 875
so si der fluocb im gezalt,
daz riter nocb vrouwen
in nimmer gescbouwen
under des riches kröne 5
daz got im nimmer scböne 880
den stein laz an sim nacke sten
dem alle fürsten nach gen.'
als daz vernam diu Warheit
851. Da 857. jrn 859. aber wider au 866. niht fehlt.
873. khuerzer 875. Nem 881. seinem
Z. F. D. A. IV. 5
m ' SEIFUIEl) IIELBLIING II
sie spracli ' gesell, dii hast gesell
rehle als ein bischof.' 885
diu Triwe sprach 'du rehter gruf,
Sinnes unde muotes.'
' wir gunnc dir wol guotes'
sprach diu Zuht und diu Schani.
als diu Ere daz vernam, 800
'gol nimmer dich verlaze !
des wünsch ich und diu Maze.
dir ist allez unbilde leit.'
'ja,' sprach diu Bescheidenheil,
' wir loben dich von allem reht 895
für einen wisen kneht. '
der kneht sprach ' hcrre, ob sie loben?
die siben lugende beert ir loben
mich vil kleine bcsinden.
nü wil ich niht erwinden, 900
ich welle sagen daz ich weiz.
zwiu sol ein man dem nie wart heiz
in harnasch, ob er edel ist?
zwiu sol ein süfa?r alle frist
nach guote des in niht bestet? 905
zwiu sol ein man der niht begßt
eren und hat guotes vil?
zwiu sol ein riter der niht wil
den schilt urborn in der jugent?
zwiu sol ein dienstman äne tugent? 910
er füerl niht riter liin ze hove.
zwiu sol ein guotes richer grAve
der selten immer ere heget?
zwiu sol ein man der ab gestet
sinem herren an der not? 915
z\^'iu sol einem vil gedröt
der sich einer müs niht wert?
zwiu sol ein guot An ere gezerl?
26^ daz grüeb man baz in einen mist.'
885, Pischaue 886. Graue 887. Sin 896. ein 898. Tu-
gent 899. ciain besinten 900. erwindien 901. wolle
90i. sauffer 905. guett 911. haue 913. Nimer 919. ain
SEIFIUEÜ IIELBLING II 67
' geselle, als liep du mir bist' 920
sprach diu l'^re, 'ez ist wAr,
und sl«H oucli ze wandcl gar
allez daz du hast geseit/
'des gestßn ich' sprach diu Warhcit.
niiii knehl sprach üz wiser kür 925
herre, ich wil iu legen für
ein Sache wandelh;i;re.
der üz gevarn wa>,re
da ze Lilenvclde,
er hiet sin grö^e meldf <)30
von sineni iwhslen künne,
und isl ein abctrünne.
den liulen si daz vor gesant ;
doch so tuon ich iu baz bekanU
sant ßernhart, sant Augustin 935
sant Benedict, die wcllent sin
vil gerne gotes knehte.
' ze wie glichem rehte
stöt der keiser uud der kneht?
ich wil daz des keisers reht 94O
ze groezerme wandel ste.
got selbe der gab uns die e,
der keiser aller künege ist:
dö gap nach der selben vrist
sant Bernhart daz grawe leben. . 945
der sich da in hat gegeben
und den erden brichet,
al diu werlt daz riebet,
und sagent in ze krankem reht.
den orden gap der goles knehl: 950
so gap disen orden got.
die e von sineni gebot
und mit der kraft siner wart,
der die von sünden machet schart,
den hab wir alle samt für guot, 955
swie er doch wider got tuot.'
'owe, sprach diu Wärheit,
932. Abtrune 941. grofsem 946. da ain 953. wortt
5*
i
68 SEIFRIEI) IIELBLING II
'getriuwer kneht, mir ist leit;
ez ist vil nahen uf den wegen
sain man der e welle verpflegen.' 960
dö sprach diu Triuwe 'ez mac woi sin.
diu krislenheil vergizzet min.
ich wxn der dritte niht beste, !
er si ein ablrünne siner e.' ]
als daz vernam diu Maze, 965
sie sprach 'ich wil min slraze.
in keinem lande ist so vil
ebrechaer, von hinn ich wil.'
27" do sprach diu Zuht 'daz ist war.
waz sol schoen wiplich gebär 970
ze der e unstates mannes lip
der sich went an valschiu wip? j
'ow6 mir hiule' sprach diu Scham,
'daz er die e ie genam
an sich des rauot und des Itp 975
misserait als ein veilez wip!'
'nü wol in hiute' sprach diu Er,
' saelic sin sie immer mer,
diu zwei diu ir e tragent
daz sie gote da mit behagent!' 980
dö sprach diu Bescheidenheit
' billiche waer dem fürsten leil,
swä in dem lande waere
an schäme ein ebrecha^re.
des solde niemen lachen; 985
man sold in drumbe swachen
als einen abetriinnen.
got wolde des niht günnen
sant Petern und der pfafFheit
daz diu e würd abe geleit, 990
wand er sie ze triwen bant
mit siner göllicher haut,
ich mein die kristenlichen 6
960. w5U 968. voq hinnen 983. Swo — wer 984. Ohne —
Eheprecher 986. druinme 987. Als ain Abtninnen 988. gün-
nen 989. Sant Peter 990. werd 993 die Christenleiche ehe
SEIFRIED IIELBLIiNG U 6i)
und (lelicincii ordcn ine.
«ü ist niaiiec »^narre 995
der iu siner pfarre
unibe slriclit nach wibcn
und Ia>l eine belibcn
die er biet an snnde wol.
daz sie iniz über sehen sol lOOU
diu nie wart triwen gcin im fri,
Sünde und schände ist da bi
und ist ouch wandelbiere.
vil lieber schriba're,
schrij) den selben nascher an 1005
für einen abclrünncn man.'
do sprach aber so min kneht
'her herzöge, in daz laut seht,
üf wider unde für.
swaz man b(Bser valscheit spür 1010
und verschämter sünden,
daz wil ich iu künden :
ir solt ez gerne undervarn.
mit triwen ich des warn
27'^ als der engel ze Ninive. 1015
biet er die niht gewarnet e
und die liute gebezzerl da,
Gomor unde Sodomä
waereu nie so gar ertrunken,
sie wa-ren niht als gar versunken. 1020
doch sag ich ditz laut wol fri
daz dar inne ihl Sodomiten si.'
'ow^' sprach ich, 'getriuwer kneht,
der fürsten ir ze wandel jeht,
die gebeut iu niht umbe daz, 1025
an ob sie werdent iu gehaz.'
min kneht sprach 'daz läz ich sin:
ich sag inz durch die triwe min
und benamen ane spot.
994. khainen 995. manch ee narre 997. Vmb sireichen
999. Die Eer hiet 1007. Da 1020. uiht fehlf.
70 SEIFRIED HELBLING II |
der fursten w.tndel nimt got 1030
und la't sie biiezen an der stal
dii der armen wirt woi rat.
herre, ich luon iu mßr bekaut.
lolslege nolnunlt nötbrant
diebe rouber vaischen gwin 1035
gebent nü die rihter hia.
so wirt iuwer bi gcdäht :
ir habt diu geriht ze hohe brähl
und die verfluochten lotniiet.
daz sie der übel tiuvel biet!' 1040
'diu Wandel sint ze wünsche geseit ;
des gestän ich' sprach diu Wärheit.
' herre, stet üf, des ist zit. 1
daz ir bi iu selben sit,
des rat ich mit triuwen. 1045
mich müeste immer riuwen,
geschehe dem lande gelich
als dem guoten künecrich
Ungerlant ist geschehen.
ich muoz des von schulden jehen, 1050
sie habent not und riuwe.
aller Unger triuwe
trüege ein jaeriges kint;
so gar sie verfluochet sint.
herre, durch des landes 6r 1055
sag ich iu morgen aber mer,
weit ir gerne beeren mich,
mit urloup, herr. ' 'got segen dich!'
An dem dritten tage ich saz
aleine, also fuogl sich daz 1060
28" min kneht aber gie ze mir.
ich sprach 'geselle, weit ir
die dritten vrage grifen an?
minen rät ich bi mir bän.
Triuwe unde Wärheit, 1065
1032. Do 1040. must 1057. Woll 1058. gesogen nach
1058 kein absatz. 1060. flieget 1062. wolt
SEIFHIEU IlELliLLNG 11 71
Zahl und l'^re sinl bereit,
Bcsclieideiilicil 3I;\z undc Scham,
also isl ir aller iiaiii.
der kiielil sprach ' herre, ir weit wol.
jjerne ich iu sagen sol, 1070
Sil ir sin niht weit enberu.
daz wihlleisch izz ich niht so gern
also ich sage, helf mir Krisl,
daz dem lande schedelich ist.'
ich sprach ' hab dauc, lieber kncbt ! 1075
diu muot stet uf allez reht.
swaz du weist, des vergich;
wir wellen gerne hücrcu dich/
' herre, durch liep noch durch leit,
bi gote unde üt" niinen eit, 1080
sag icb biute dehein maT,
czn si ze reble waudelbuir.
des ersten icb au beben wil,
der Juden ist gar ze vil
hie iu disem lande. 10S5
iz ist sünde und schaude.
ez wart so gröz nie ein slat,
sie wa?r von drizec Juden sat
Stankes unde ungloubeu.
swelch krislen lernet roubcn lOüO
under der Juden panier,
den velle got und luo daz scbier!
zwiu sulnt in geumerklen Juden,
an dazs ir ketzerlichez studen
dem einvaltigen sagent vor? 1095
daz wirt üf in den niunlen kör
brahl für den höchsten Krist
der 6 von in gemartert ist.
ez bringeul noch alliu jär
die Juden Kristes Diarter darj 1100
1069. 1071. wolt 1072. ezz 1078. wSllen 1080. mein
1084. Der hureu Judeu 1086. Ir ist 1087. Ez war
1088. dreize 1093. schuln 1094. daz stüden (: jiiden) j^asctz,
Satzung? vergl. Graff 6, 652. 1099. alle
72 SEIFRIED HELBLING U
ein krislen sie niordent.
swä fürsten da mit hordent,
waer der schätz uiiib sust veil,
ich wold in lazen minen teil :
mir widersliiende gekouftez guot 1105
üz mines ebenkristen bluot.
28'' dö got den Juden gap die e
und der herre Äloysß
von im nam diu zehcn gebot,
da nach sie valschten wider got. 1110
des in der sa^lcge niht vertruoc;
die taveln er vil gar zesluoc
da diu gebot stuonden an.
herre, nü wizzet äne wan,
ez bezeichent daz sie sint 1115
noch hiute des gelouben blinl.
die andern taveln er enpfie
von gote, der in nie verlie
und alle die des wielten
daz sie diu gebot behielten. 1120
gein der niwen e
von der würze von Jesse
ein gerte enspranc, an der bluot sint
Jesus Krisl, Davides kint,
als er die menscheit an sich nam 1125
und unser vater Abraham
ladete klein unde gröz
in sine reine schoz
der allez menschlich künne enbar
wol üf viinf lüsent jar, 1130
und daz gewissaget holen
die heiligen propheten
daz er künftic wsere
und in ein reiniu niagt gebajre.
der sie alle erloste, 1135
er kam ouch uns ze tröste
die nach im komen sollen,
1101. mortem (: hordent) 1110. Dannach sie feisehten 1113. Do
die 1122. Yesse 1123. an der Pluetsündt 1127. Ladet
SEIFHIED IIELBLLNC; li 73
ob wir bolialten wollen
diu zcheii gebot und die iiiwen e.
we iu, vcrlluoclile judcu, \vO! 1140
wie iwer heil vergluvlicl !
ir slinkel unde pucket,
verduochle judeu, uinbe daz.
der warheil sil ir heriu vuz
unde velschet von der 1145
der daz himelrich hal ör
und die der wissag künflic sach
vor nianger zil, dö er sprach
als ez an dem saller ist
geschriben (swer den hiute lisl, 1150
der muoz des min geziuc sin),
[er sprach] ' herre, zuo der zesweu diu
diu kiinigin gekleidet slät.
29* von Hehlern golde ist ir wäl
in manger bände varwe lieht.' 1155
daz ir des geloubel niehl,
verfluochle Juden, umbe daz
habt ir immer minen haz.
und w*r ich ein fürst ze nennen,
ich hiez iuch alle brennen, 1160
ir Juden, swa ich iuch kiem an.
der keiser Vespasiän
und sin bruoder Titus
bäten iuch sin nihl umb sus ;
Jerusalem sie störten. 1165
da wart an allen orten
gein iu michel not erhaben.
iur wart geworfen in die graben
daz man üf den löten über gie.
ein teil man iwer leben lie; 1170
die fuort man an den seilen
und hiez iuch hin veilen
umb ein kleinez dinc,
1141. verglachet 1142. puekhet 1147. Weissage 1150. wer
1152. ze 1153. Die Cbunegin Maria g. st. 1158. meia
1171. fdert
74 SEIFRIED HELBLING II
drizec Juden unib ein pfenninc.
swer iwer koufte ein pfcnwcri. 1175
in swclch lant er mit in kßrl,
daz wart von in gunreinet.
got hat iuch vermeinet
ze Sünden und ze schänden
in allen kristenlanden. 118Ü
die fürsten tuont ze träge
umb iwer Synagoge
die ir üf rihtet
und den ungelouben tihtet.
ez w*r wol der in verbut 1185
ir kezerlichez talmut,
ein buoch valsch und ungensem.
verfluochte Juden widerzaem,
ir get den rehten hellestic.
der rote siechtuom und daz vic IIUO
macht iuch bleich unde gel.
verfluocht an lip und an sei
Sit ir worden wandelbsere.'
diu Triuwe sprach, ez waere
ein wandel lanc unde breit. 1195
'des gesten ich' sprach diu Warheil,
dö sprach diu Zuht mit der Scham
29** ' unbilde ich groezer nie vernam
sam daz die Juden boese unrein
sint bi der kristenheit gemein.' 1200
'pfiu sie hiute und immermör'
sprach diu Mäze und diu Er:
'sie geloubent niht daz Krist
von einer meit geborn ist.'
do sprach diu Bescheidenheit 1205
'du hast enbunden wol den eil
den du vor minem herren swiier.
lieber kneht, leg uns fiier
noch m6r, des ich dir wol gan:
daz wandel ist geschriben an.' 1210
ich sprach 'lieber kneht, hoere mich.
1175. Zw' eur 1193. wandelber 1194. wer 1201. Pfui
I
i
SEIFIUED IIELBLING II 75
diu Bescheidenheil fraget dich
ob du noch iht wizzest nia?r
schedeh'ch und wandelbaT. '
'herre, ich hau daz wol vcrnomen. 1215
ir mügt sin wol von mir bekomen
daz ich toerscher jüngelinc
sage iu wandelbajriu dinc
rehle als ichz gemerket hau.
knappen riter dienstman 1220
in iseninen banden
gent in allen landen
niht also sla'leclich
sam hie ze lande in Osterrich.
des ßrslen ist an sie geweten 1225
kleiniu wambis mit keten,
dii über legent sie ir gwant.
er hat an islicher haut
zwen hantschuoch wol geschicket,
mit isen underspicket: 1230
da sult ir rehte merken bi,
ir sint ob ein ander dri.
umb daz houpt ist er niht kal;
er hat ein vest hirnschal
zwischen zwen hiiete gemachet. 1235
selten er erlachet,
ich geliche in elewenne
der hübohten henne.
so diu an der sunnen gät
und siht eneben sich ir schal, 1240
diu henne von ir hüben
siht den schale strüben,
von Zorne schult sie ir gevider,
30* so briustert sich der schale hin wider.
also ist einem der sich gremt. 1245
1213. mep 1214. wandelber 1216. sin] sei 1219. ichs
1226. Chlaine Wambaifz 1227. Do 1235. huet 1238. Der
Haubt Athen h. 1240. neben 1243. schadt 1244. preuslerl.
das wort scheint anschwellen zu bedeuten, vergl. das alts. brustjaa
Hei. 132, 15 und gr. 2, 40.
76 SEIFUIED IIELBLING II
lieber herrc niin, verneint
an ir krenkc wie /;• dei
da van daz lanl ist vngei.
diu Sache lit ze wandel gar.'
diu Warheit sprach 'daz ist war.' 1250
diu Triuwe sprach uz wiser kür
'ein wandel ich iu lege für.
so getriu ist nü kein man,
er häh ein morlmezzer an.'
'owe mjr hiule' sprach diu Zuht, 1255
' ze wem sol ich haben lluhl,
dröut einer eime umb ein ei?
'ich unrein dir den köpf enzwei!'
spricht er vii ketzerlichen.
van hin wil ich entwichen.' 1260
' wäfen herre' sprach diu Er,
'ob iemen riterschefte ger !
die brünner sinl alle gebeten
umb ketenhantschuoch vn ver cheten
halsberge hosen hersenier 1265
bericht man imz wamhis daz ist mir. '
zehant sprach diu Maze
' ich wil von hin min sträze.
der geulwinger ist ze vil
in disem laut; von hin ich wil.* 1270
'ich wil des jehen' sprach diu Schani,
' an in gevelschet ist min nam
die innerhalp sint ungetriu
und uzen lachent, nü pfiu!'
d6 sprach diu Bescheidenheit 1275
'mir ist ein sache an mäzen leit.
gewaltege hinbringwre
machent ze rihta*re
den landes fiirsten gar euwiht :
1247. chrenche 1257. Droet ainr aim 1258. vnrain
125'J. Chertzerleichen 1203. Prunner 1264. Vmb cheteu handt-
scbach vn ver cheten 12ö7. vielleicht bricht, so dafs der nacksatz
ausgefallen wäre. 1274. uu pfui sey 1277. Gewaltige Hinpririger
1278. ze rihter
j
SEIFRIED HELBLINCi II 77
daz ist ein sclicdclicli {^escliilil." 1280
cz sprach aber so in in kncht
' hcrre, üf >^e'\n hinicl sclil,
nnd klopfet iwer herze an,
wand ich nie vcrnonicn han
die wisheit her von niiner jiigent. 128.»
wie ciirrot die lugent
die rcliten wandel pHngot fiier!
zwiu wserz ob icli dicke swüer?
30^ ich sage susl die wärheit:
bi got, üf niinen ersten eit, 1290
so sint sie rchte wandclb.er,
ich mein die lolersingier,
die gent viir der hcrren lisch.
einen Iwren arweizwiscii
gaeb ich niht unib ir aller kunsl. 1295
niht weiz meisler Riiebenlunst
waz im riiichet üz der biater,
s6 er als ein plalzloter
vor des herren tische stäl
niur in siner linwäl. 1300
er schallet üf sam er lobe
' herre, ich sing iu ze lobe !
ir Sit milter danne \ rnot
und habt eines lewen muot
an manheit, der iuch niht bevilt. 1305
under lielme, under schilt
beget ir Gämuretes werc.
der triun ein starker velsberc
Sil ir und wis als Salomön.
daz ich iuch gesehen han, 1310
mir ist ein wochen desler baz.
herre, gebt mir eteswaz,
s6 mach ich iwer ere breit."
diu Ere sprach ' mir waere leit,
woll ir im Ionen mit mier. 1315
1280. gesiht 128C/'. in currot wird ein adjectioum stecken, sint
ausgefallen und briogent zu lesen sein. 1293. vor 1395. Geb
1300. Nur 1306. Helbm 1310. eu 1315. lanen mit mir
78 SEIFUIED HELBLING II
ir Sit ein armer belschelier. '
diu Wärhcit sprach 'ir ungezogen,
ir habt den herren an gelogen,
her ribalt, des bin ich iu gram.'
dö sprach diu Zuht und diu Schani 1320
'gelogen lop ist unwert.'
diu Triwe sprach der des gert
daz man in mit lügen lobe,
ich hanz da für daz er tobe.'
diu 3Iäz mit der Bescheidenheit 1325
sprächen ' uns ist bßden leit,
der niwen singer ist ze vil.
von der wärheit ich daz sprechen wil,
ir wart, ir doen sint ze kranc
wider der alten meister sanc, 1330
31" daz man da bi vergizzet.
herre min, daz wizzet,
diu Sache ist wandelba^re.
schribet an, her schribsere!'
min kneht sprach aber hie ze stunl 1335
' ich tuon iu, herre, ir namen kunt.
einer heizt der Miltengruoz.
im tuont die milten sorgen buoz.
swie vaste er niget ir haut,
ez wirt an 6r von im verswant. 1340
der ander heizt der Miltenrät.
bitens wirt er nimmer sat
die milten, daz sie im vil geben,
da mit er lästerlich kan leben,
der dritte heizt der Miltenvriunt. 1345
der im g«be swaz er selpniunt
immer möht üf im getragen,
daz füere im durch sin eines kragen,
der vierde heizt der Miltendienst.
tiuvel, also wit du gienst, 1350
daz du ir niht slindest ein teil !
daz laut het deste bezzer heil.
1317. sprach ' ir] ward 1321. Gelogens 1329. Ir wart ir dan
seit 1339. jrre 1350. ginst
I
SEIFIUED IlELBLIiNG II 79
ich sag noch wandelbare
die inufclsinf^aTc,
den SlrafiiT, den 3Iehl;er, i;J55
den Zwickier, den Tunj^.Tr,
den Slrucluvr, den Trelljer,
den Hazzier, den TwingaT:
die sinl aller eren laT.
daz ir ein teil verrunncn waer ]'M}{)
in einer tiefen wazzersluohl !
sie werdent alle nimmer nuolil,
nnd lücjenl doch die lierren an.
nilit baz ich in erteilen kan,
so daz sie gent riicklinges ganc 1365
gein der liir. von manegeni swanc
in klaffent üf die naite
daz in nach dem gebrühte
die helse vasle rolent.
ruochl waz sie gespotent ! i:{7()
ich wciz noch zw6n ungefiieg
den Argenhaz, den Lasterrüeg;
und der Ereuknolle,
wines der volle.
sm wip diu Erenknollinn 1375
trinket vil in gotes minn ;
3i'' diu jung Hazzerin alsani.
in sol nienien wesen gram.
swer gegen in ist höfsch unde milt,
des sint sie bede niht bevilt. 1380
noch sint zwen der herren hagel,
1354. mutilon subtilitei- i/u/i'/nurare, Gjajf 7', 707 f. vielleicht ist aber
niielt'lsingaere m schreiben. 1359. ehren e ler 1361. wazzer sluht
1302. nullt 1363. flu'eint 1305. crugleinszganch. so deutlich,
herr von der Hagen Jahrb. der Bert, gesellscha/t f. d. spr. 4, 201
hat oeugleinsz gancli und denkt an den zwerg Euglein, der hier
schwerlich etwas zu schaffen hat. riicklinges schien zu wagen, da es
zum folgenden passt. 1360. G. il. twr vil manec swanch
1367. In chlaUeu auf die necche 1368. gebreche 1361). roUen
1370. gespotten 1373. Vnd der Eren chnoll 1374. Veines
1375. deu eren cheioUin 1380. nith plumfhilt:?
80 SEIFRIED IIELßLING II
der Naternsweiz, der Schornagel.
einer Iiiez der Argenvint;
sam mir diu heilic naht hinl,
het er den argen mcr vertragen, 1385
er wser ze tode niht erslagen.
die herren die da habent sin
enba'ren ir vil wol bi in.
sie irrents ir gcschefle
mit unnützer klefte. 1390
ir ist in dem laut ze vil.
ze Wienne, so man ezzen wil,
sie strichent umbe nach der pfrüent.
vor der herren tisch sie lüent
sam diu kelber nach den kiien. 1395
ein gräwen münich möht ez müen !
s6 ein herr ze rehte
riter unde knehte
setzet wol nach sinem muot,
sin schinipfrede dünkt in guot 1400
die er ob sinem tische hat.
zwene koment an der stat,
der Wiser, der Doenel ;
die doeneut üf ein hoenel,
daz der herre wirt betoert 1405
und in der sinen niemen hoert.
als die zwen geswigent,
zwen ander zuo sigent,
'herre, daz gesegen iu got !
ein Sache uns gesümet hat, 1410
wir sungen vor dem herzogen.'
daz ist in ir hals gelogen ;
durch ere nement sie sichz an :
isweder singer niht vil kan.'
do sprach der kneht gewaere 1415
'diu Sache ist wandelbare,
ich bän an discn stunden
1382. D. Notern sw. 1389. Sie jrrent Sie jrs gescheffte
1390. vnuzem 1395. n. der Chuen 1400. daucht 1401. ab
1404. twenent
SEIFRIED HELBLING II 81
relile wol enbiindcn
vor iu, hcrre, inincn eit.'
des geslen ich' sprach diu VVarheit. 1-420
du sprach diu Zuht und diu Scham
'wir sin iu von schuldcu gram 5
sie habent ein unsa^iec amt,
daz sie wol halp sinl verschämt."
diu Mäze sprach und diu Er 1425
'daz ir nimmer würde m6r
in disem lande danne vier,
daz wolde got und ouch wier,
daz der ze hove wa'ren zwen,
und zwen soldiin umbc gen. 1430
swaz die viere gesungen,
daz fuogte alt und jungen.'
diu Triu mit der Bescheidenheit
sprächen ' swaz du hast geseit,
lieber kneht, daz ist geschriben. 1435
ist dir noch iht üz hüben?'
'ja, herre, nü ncmt des war,
daz noch werde geschriben dar.
ein hanltr«ger gigair,
ein alter holerpfifa^r, 1440
ein singer ungedoenet,
ein hofwart der vil hoenel,
ein rätgebe äue Iriuwe,
ein übelta'le an riuwe,
ein vürspreche äne sinne, 1445
ein siechiu hübscherinne,
ein buochsager trunken,
ein valsch ros erh unken,
für kolbenslege ein ströhuot,
daz allez ist für niht guot: 1450
also ist ouch ze niht
ein laut unverriht
an siner ordenunge.
alte unde junge
1433. flieget doch wohl alten oder altn. 1440. holn Pfeiffer
1445. vorsprach ohDe Sünne 1447. Ain Buech sager tr.
Z. F. D. A. IV. 6
S-j SEIFRIEI) IIELBLING II
sint mir liic cnlwahseu. 1455
ob ich si ze Salisen,
ze BOlieim od in UugerlanI,
daz ist mir noch unbekant ;
ze Wienne gel cz allez in.
s6 ich ze hove gewesen bin 1460
vor des landes herren,
des bei ich nihl werrcn,
an swclch lant ich gedahl,
ich sa'h da Hute in der ahl.
gol mir des nihl giinde 1465
daz ich Inder vunde
nahen bi ein ander stän
siben rehte Oslennan.
an bar an gwanl an gebser
islicher gerne wa.'r 1470
von Eselsheim üz der slal.
32'' des müez ir werden nimmer ral I
daz sie ir lant unerenl
und die site verkerent
die ir vordem brählen her, 1475
daz ist unbillich' sprach diu Er.
'ja' sprach diu Wärheit,
' sin vater nie an geleit
mil langen ermelzipfen roc,
und ist er doch ein Pri/eschoch 1480
bi sinem valer, der im lie
da mil er sich esell hie.'
do sprach diu Zuhl und diu Scham
' unbilde ich groezer nie vernam,
daz ein lantsit wirt verkßrl 1485
der wol ist aller eren wert.'
diu Triuwe mil der Maze
sprach 'got in verwäze
der niden machet groziu bein
und oben Ireil den bolech klein!' 1490
1457. od] vnd 1464. seh do 1471. efzelshaim 1479. ernii-l Izipeii
1480. brisloc (rr brisliicke), er ist doch von gebi/rl licni vornclimer
fremder mann'f oder brisac? Haupt. 1483. dia fehlt. 148it. grozc
SEIFHiKU HELBLLNG II h;{
do sprach diu ßcsclieideulieif
'mir ist da/. ;ine mazcn Icil,
diu wandcl diu wir schriben,
und suhl uns diu hcliben
ungcbczzcrl von dem herzogen, 1495
da ist daz laut niil betrogen.'
' st(^t iir, lior schribicre!'
sprach der kncht gcwiere.
' wirl uns daz gcrihlc
nach des landes slihtc 1500
in einem ganzen jar,
so sul wir ncnicn war
waz dem lande nütze si
dem wir gerne wesen bi. '
sag an, sa'liger kncht, 1505
wer sol daz wandel und daz reht
dem fürsten bringen von dir?'
' lieber herrc, daz sult ir
oder ein ander gwisser böte,
sagt im min dienest in gote, 1510
daz er durch sin selbes er
disem lande verker
vremde site und uner,
als er vind an miner 1er.
des bite wir den fürsten hör, 1515
daz er uns des alle gewer.
Ii96. Do 1497. Ztel - Schreiber 1498. gwer 1503. nuz
1509. gewisser 1513. siteii 1510. gewer. Amen. Hie liat
das puech ain endt, Gott uns sein genade sendt (33") Von
ebenfurt raaister Peters hendt Haben geschriben daz puech vor
Sunebendt, Herrn Mainhardt dem frumen Man, Der im des wol
gelonen chan.
111
' Sit nü diu vräge ist volbräht,
so hün ich eines mir ged4ht
daz nach unmuoze niht schal,
ob bereit si daz bat,
84 SEIFRIED HELBLING III
des nim war, frimier knehl.' 5
' hcrre, ir weit wol unde reht,
ob ich da bi die warheil kies.
ich hörte daz der bader blies
und sach mit üiugebürstem här
barfüeze an giirtel slichen dar 10
unser nächgebüren dri.
da kius ich die wärheit bi.'
'ich wil dar, wol dan nach mir!
nim min badchemd mit dir.'
als ich zuo dem badehüse kam, 15
der kneht von mir nam
daz gewant und leit ez hin.
ze dienste het er guoten sin.
er sprach ' nu her an allen ladel.
einen frischen niuwen wadel 20
binden wol gebunden!'
'den hän ich schiere funden'
sprach der wirt und gap uns vier,
dar üz näm die besten wier.
als ich in die Stuben gie, 25
daz badevolc mich wol enphie.
sie beten unverdrozzen
die diln wul begozzen,
gewaschen schon die benke.
ein wibel vil gelenke 30
Dam min do mit dienste war.
sie Iruoc mit bat ein scheffel dar,
weder ze kalt noch ze warm,
sie streich mir rücke bein unt arm
als eim weteloufa're. 35
do sprach min kneht gewahre
'mich juckent arme und diu bein.
nü dar ! zwei scheiFel an die stein,
da wir nach erswitzen !
8. bort 9. neu gcbürsslea 13. nath 19. berr an aln
20. Ein 22. ich fehlt. 24. nam — wir 27. Sea 31. da
32. mit Päd: vielleicht mir bades. 35. Aia Wetlauifer
36. gewer 37. M. Juchcl arm 39. Do
!
SEIFKIKD IIELBLLNG 111 85
macht viusler da wir sitzen, 40
33"* daz wir die wcdel swingeu !
lat an dem ovcn klingen
zwen würfe mer die krachen!"
des begund icli hichen
in der vinslernüsse, 45
ich traf ouch da daz küsse
schiel mich und die banc.
ich sprach 'geselle, uü hab danc
dirre gramassein.
durch den willen min 50
bit noch zwrn würfe werfen dar.'
des wart der bada-re gewar,
er sprach 'seht da einez!*
(daz was niht ein kleinez)
'seht da einz und aber mßr, 55
da mit ich den herren er !
seht einz durch des knehtes willeu!'
do muosl ich uf die dillen.
" nü dar, badeliute reht,
ze uiinem herren!' sprach der kneht. 60
Mal iu€h nihl bedriezen.
riben und begiezen
füeget nach der leche wol.
guol louge man gewinnen sol
lüter unde lieht gevar. 05
ein badewibel füeg sich dar
diu wol künne dwahen,
des Ersten niht gäben,
mit langen umbesweifen,
wie gist in der seifen 70
der kamerwibe gebende?
also 1;U iwer hende
40. Jo 43. wurff 46. do 47. Scbaidel 49. gramerziii,
grofsen gefälligkeit? in Ulrichs Tristan 2340 dankend gramerzi, bele
fsüt. 51. wurff 52. bader 53. set dar ainz 55. Set dar
57. Set 58. diilien 59. Nu darnach 63. leche scheint be-
netzung zu bedeuten, lekjan rigare (Jrajf %^ 100. 07. chiine
68. gathcD 70. gist := gistet schäumt. 71. Der Chamer weip g.
8(5 SEIFRIED IIELBLING ill
in der gist dar strichen,
ze lesle ncmt ein klichen,
der louge ic mer unde mer; 75
so luol daz jesen widerkSr.
nü dar, her seher.rr,
strichet scharsach unde scharr,
ebent här und scheret hart ! '
ich sprach 'geselle, wol mich wart SO
diner grozen sinne !
würd din der herzöge inne-
er lieze dich mir nimmer,
nü wil ich helen immer
wie diu name si genant 85
daz du im sist unerkant/
34^ dö iz allez geschach,
min kneht stuont dar nach,
dö saz ich uf die fürbanc.
ich sprach 'geselle, nü hab danc. 90
ginc her unde knie für mich ;
ich wil ouch bewisen dich
wS du mir bist ungezesem.
ie lieber kneht, ie groezer besem :
daz muoz an dir werden schin.' 95
dö wart durch den willen min
ein besem mir gereichet.
der was wol erweichet
die wile in einem heizen bade.
'gesell, du hast min ungenade 100
daz du bist so merklich.
waz wil du der gebüren rieh?
ob sich die kneppischen hau,
daz soltü ungemeldet län,
ir fliegunt hiiete, ir klingunt sporn, 105
wil du niht haben minen zorn.'
'genäde, herre' sprach min kneht;
73. gifz 74. cbleichen 77. Scherer 78. Scher 79. Eben
85. si] sein 86. erehant 91. Gieng 93. vngezesem : vergl.
gr. 2, 153. 95. muez 103. Chnepischen an 104. Daz soit
vngemelt 105. büt v5 ir 106. mein
I
I
SEIFKiED IIELBLLNG 111 87
"^icli meld ez diirt'Ii des laiides relit.
als der {^ebur liölliclie tuol,
zelianl lial er lierreii niuot, 110
und ist daz lanl docli lierren vul.
ich enweiz wie sich bcsacheii sol
daz edel volc klein uiide gröz,
macht ir die geburen husgenoz.'
ich sprach dCi boeswiht, nein ich. I I ;»
daz du so kriegest wider mich,
daz ich dir niht vertragen mac.
d6 wart im erst ein besemslac.
ich sprach du meldest riler rieh.
Icbenl sie niht rilcrlich, 120
sie habent doch 6r unde guot. '
'ja, herre, und rilerlichen muot'
sprach der kneiil 'sie iiabent vil.
ir geschrei ich bescheiden wil:
' puch schevaliers ! roter munt! 125
man git den weize unib fünf phunt!"
ich sprach 'ouwe, gesell, waz tuest?
vil siege du liden muost
hiule disen langen tac'
dö wart im der ander slac. 130
'waz wil du edler litgeben?
enruoche wie die liute leben;
daz lä sie luon üf ir reht.'
ja gerne' sprach min kneht.
34'' ' biet ein bischolf win veil, 1 35
ich spra5che ' herr, got geb iu heil,
dar zuo sa'lde unde sin,
und aller litgeben gwin!"
'geselle, des gruozes ist ze vil
gen einem fiirslen. sint du wil 140
niht erwinden, oeder sac,
des hab ouch dir den dritten slac.
120. Lewent seu 121 seu 125. Puchsehr waliers Roteu muiult
131. leitgeben 132. Ruech 133. seu 136. sprach Herre
137. s5ld 138. Leitgewen gwin 139. gruezze 140. seint
141. oder sache
88 SEIFRIED HELBLING III
lieber kneht, noch volge mier.
waz wil du wiler spaldenier?
sIüfF einr in einen rossebouch, 145
den liezest sin gewäfent ouch.'
gerne, herre,' sprach min kneht.
'ich sage daz üf iuwer reht,
sie miiezen baz gewäfent sin
denne Feirefiz Antschevin, 150
den ein edliu küneginne
het uz geflöret durch die minne.
des wäfen grozer richeit wielt,
ir triwe sich nie von im gespielt.
daz gap ouch guoten willen 155
der riehen Secuudillen,
diu in sant iif riters wal.
Orilus unt Parziväl
und der riebe Anfortas,
ir dehein baz gewäfent was 160
sam der nü hat ein spaldenier.
daz got einez vuogte mier !
swie so ich arme t»t,
daz sich ein geswulst hin dan blae*
üf für miniu wange, 165
ich sseze in dem twange
daz man mich lihter funde
ze walde in einem gründe.'
'din gelichnus mir zorn ist
an dich, geselle, als helf mir Krist!* 170
üf huob ich minen besem :
'sam mir toufe unde chresem
daz got an mich hat geleit !
du laest mir deheinen strit
hiute disen langen tac.' 175
ich sluoc dar den vierden slac.
143. nach v. mir 145. Sluffe ainr 146. D. Liezzest sei
149. Sea 150. D. Verauiz antschavein 151. Dann ein
153. Daz woffen grözzer 156. Setundilien 162. fuget mir
163. Wie .<so ich dem arme tet 164. geswnlt hin dan plet
166. saz 167. lichter 169. geleichnu^n
SEIFRIED IIELBLIING III 89
' herre, waz ir da mit well
daz ir die siege üf mich zeit
uud ich in alles guotes gan?
ir solt mich des geniezen lau 180
35" daz ich iu dien so stiellich
und iu nimer fuoz entwich
mit dienste einen halben tac.
daz ich des niht geniezen mac,
da ist wol ein wunder bi. 185
lieber herr, von wiu daz siV
' frumer kneht, geloube mir,
die rehten zuht rate ich dir.
als ich rede wider dich,
miniu wort niht underbrich ; |«J0
du solt stille swigen :
niht guot ist ze gigen
in der müln gedoeze :
ouch nim ich bi der groeze
den besem, daz mac werden schin 195
der wipfel an dem rucke din.'
'neinä herre, deheinen wis !
ich swige als ein wambis.'
'diu zabelrede la, frumer kneht.
ich wil dich sin bewisen reht. 200
ezn sint üf allem ertrich
zwei menschen niht ein ander glich,
iz si man, iz si wip,
sich sunder doch ir eines lip,
an gestalt, an varwe. 205
und habe ouch begarwe,
swaz ungelichen schin tuot,
daz ist ouch ungliche gemuot.
waz wildu ob einer Ireit gewanl
üz der Elsazen lanl, 210
der ander nach den Swäben?
180. 1er solt euch 182. euch n, fug 183. ein 193. Mulle
194. nam 196. Der Wiphsel an d. Ruke sein 199. D. Zabel
red la frura Chn. 201. ezn sint] Vind 202. Zwai meosch an
ein ander gleich 209. wild
1)0 SEIFRIED MELBLINCi 111
daz soltü allez loben,
(lein drillen sollü danken,
ob er der Rin franken
sile mit gewande kan. 215
der vierd iial liht gewanl an
nach dem Swanvelde:
daz selbe du nibt melde,
ze Düringcn und in Sabsen
Itet man diu bar nibl wabsen 220
an die reiiten lenge ;
der büben gelwenge
macbenl in kleiniu spa'neiin :
daz laz ouch dinen willen sin.
waz Avildü Pülan bocbbescborn? 225
den Ungern wa're daz vil zorn,
35'' der ir langem bare erküer
die hohen polaniscben schiier.
waz wiltü wie Stirare leben?
die riehen sitzent da vil eben ; 230
so lä die armen machen
rüebekrüt ze geizbacben.
läz Beyer trinken biremost.
schaufln kürsen für den vröst
koment uns von Tsechen ; 235
die läz ouch hier zechen
mit sant den Merba'ren.
wines sie enba^ren,
deswar sie vil gelicb,
an durch daz liebe Osterrich : 240
des geniuzet manec laut,
gen Ungern geb wir allez gwanl:
gen Pazzou lad wir gröziu schef;
die Beier sprecbenl 'sich üf, nef!
uns mac her üf komen sin 245
212. soll 218. Daz selbe allez du 219. Ze Duriuge
223. ciainen spendelein 226. wer 227. erchur 228. schür
229. W. wild w. Steirer 1. 232. zu 233. Lazze Boyei- Ir. pie-
rcn most 234. Scheifen 236. Jazze 237. Mercheren
238. so 239. Des wer sey 241. Das 244. siech
SEIFKIED HELBLI^G III DI
Oslorwciz und Oslerwiii.
wir Silin uns alle hniclcn,
den zadohvurni Irrten,
der uns dicke liat genagen.'
geselle, ich wii dir niiner sagen ; '25(1
stanl üf und ginc in goles gewall.
la diu sorge nianicvall
umb iegeliclies mannes sit.
got der sinen gnaden bit,
daz er uns geruoche geben 255
mit freuden daz 6wic leben,
und uns got durch smen löl
die iuinierewigen not
von sinen gnaden wende.
niin zuht hab nü ein ende 2(j0
der ich gen dir hab gcpdegen.
nü hin! daz dich got gesegen.'
der kneht sluont üf, im was endanc.
ich rümte euch die selben banc
da ich was gesezzen. 265
min wart nihl vergezzen,
begozzen wart ich vor der tiir.
dei was mir gerihtet für
ein bette, als ich wolde,
da ich ruowen solde. 270
als ich geruote, zehant
der kneht reichte mir daz gwant;
ich leit mich an vii schone,
die badeliut nach ir löne
dienten; des wart in gegeben. 275
36" 'herre, got laze iuch lange leben,
der aller ding wol Ionen kau!'
sprachens, dö ich schiet von dan.
min kneht aber niht enlie,
er sprach, do ich von dannen gie, 280
/herre, mich hat iwer zuht
246. Osterwaz 25'2. sarig 255. geruech ze g. 256. freiden
259. sein 265. Do 271. geroubt 277. all dioge
280. da
92 SEIFRIED HELBLIN(; 111
gÖQ iu braht üf die lluhl,
und sa'li ich alle niiinche tragen
gewanl mit silber beslageu,
und die leien kutten, 285
sa*h ich in haderlutten
alle riche fiirstinne gän,
und die gebüren Scharlach an
Irüegcn, daz geviel mir wol,
sint man unreht niht rechen sol. 290
fuorten die phafTen harnasch lieht,
daz wolt ich allez rechen nicht.
punierten sie mit schalle,
und daz die riter alle
fuorten körröckel an, 295
daz diuht mich allez rehte getan.
sseh ich die edeln kneht
gewant tragen, den wser reht,
so sie in den wegen giengen,
daz in die ermel hiengen 300
für die siten hin ze tal,
daz die zipf tagten val
gegen den wagenleisen.
wer solte scha?i beueisen
sin gewant sam daz ist getan? 305
iz lit so rehte eben an :
herr, des wolt ich dem gewande jehen.
iu ze lieb daz müeze geschehen
daz drizec mit ein ander lügen,
die lüge alle an mich zügen, 310
der wolt ich ir geziuc sin
durch iwer liebe, herre min.
sint man niht bushcit rechen sol,
so muoz mir lüge gevallen wol.'
ich stuont, den kneht ich an sach, 315
282. Gehn eu 283. 286. sech 286. huder. lütten 290. Seint
— Riehen s. 292. richea 293. seu 295. Chorrochel
297. Sech — Chnechte 298. Gwanl — dein wer Rechte
299. seu 304. schöner brisen? 307. daz 308. mues
313. Seint — riehen s. 314. muez
SEIFHIEI) IIELBLING III 93
üz rehtcin unimiol ich sprach
' lAz diu blickonblacken.
dir ist als llillvlackcu ;
swaz diu ze einem male bcgan,
daz hie ir vierzic wochen an, 320
wan sie künde der maze niht,
36'' als ouch dir vil lihle geschihl:
swaz du immer redunt wirst,
dar an du mäze gar verbirst.'
'nein ich, Iierre' sprach min kneht. 325
ich wil iiiz bescheiden reht.
durch iuwer lugent verslctz.
ich mizze ebener danne gcrz
die nie dchein man iibermaz.
herre, beert mich fiirbaz ; 330
daz wil ich immer dienen,
ein Sahs biirlic von Wienen,
des miieze nimmer werden rät,
ein Diirinc von der Niuwenstat
hab im oucli minen fluoch : 335
er rehter landes unruoch,
der sinen lantsit niht kan !
von Bruk biirlic ein Polun,
der ist rehte wandelbaT.
von Heinburc ein Missena;r, 3/iO
von 3Iarchecke ein Brabant,
von Niunburc ein lloUant,
ein Rinfrank von Trebensß,
den selben geschehe allen w^.
ein Hesse bürtic von Tuln, 345
swie geliche sie gehuln,
ein Beheim von sant Polten,
so sie über wölten
317. Lazze d. plikchen plakchea 318. hilt vlakkea 320. puchs
328. ewenr in gerz n'ird ein dcminuierter weihlicher name stecken
und der knecht des herren Sprichwort von Hildßacken durch ein an-
deres erwidern. 333. Des muefs immer 337. Landt sie
338. Prukch 3i0. haimwurch 341. V. Maricliek eio Probant
344. gesehech 346. Wie gleich seu g. 347. Ein Peliem v. s.
Pellen 348. So seu vber wollen
94 SEIFRIED HELßLING III
von 31ularn gegen Stein,
iz würde von in zwein 350
geredel wenic viirna'nis.
bi eim Weslvül von Krems
üz der stat her bürlic
wirde ich buozwürtic.
lieber herr, daz tuot mir ant. 355
alle die ich hän genant,
ka^mens von ir landen her,
man solt in billich bieten er :
daz sich danne ein Osterraan
nimt den selben lantsit an, 360
daz bat der tiuvel im erkorn.
lieber herr, mit iwerm zorn
vart gen mir doch stapfes !
enplipfes und enplapfes
daz lant alles get, 305
wand iz niemen understet.
diu selbe sach mich sere müet.
37^ herre, seht ir die witen hiiet
mit irhen underzogen?
daz sag ich iu ungelogen, 370
der wintvanc sieht für die nase,
under einem huofblat der hase
so wol niht ist verborgen,
ob er si in sorgen?
ja, herre, des ich wol swüer: 375
er luogt s6 wiltlich her füer;
swaz er habe verbernt,
umbe sust er sich niht ternt. '
lieber knehl, gloube mir,
gerne bort ich von dir 380
349. Maulern gehn 351. Vil geredet wenich vornems. der sinn
schien zu verlangen Cber die würde wenig geredet werden, sie er-
regten kein anfsehn. 352. Bin ein 353. Der aus der St.
wer purlich 354. VVierd ich puez wurtich 357. Chemen seu
363. stapfs 364. Enplips vnd enplaps 369. hreo : über irh, weifs
gegerbtes leder, Grajf I, 461. Schmeller 1, 97. 377. 378. ver-
bernt : lernt so : und an ternt, verbirgt, ist wenigstens nichts zu än-
dern.
SEIFRIED IIELBLLNG IM 95
diu rede, ich bin ciiivcldcc,
so bist du ball und incldec.
daz brinj^et mich in werren
gen niincü lanlherren.
die w.Tnenl icli si schuldec 385
(laz du so uiiiluldec
und so rrhlc merklich bist.'
der knehl sprach als lielf mir Hrisl,
des sull ir gar an angesl sin.
und habt uf den triwcn min, 390
sint ich den relilcn lanlsit Icr,
daz tuon ich durch des landes 6r
und durch dehein ander noi.
herre, swaz ir mir gedröl,
unrehte sife ich melde. 395
niemen des enkelde,
an der sich ziehe den sniirrinc an;
der wart nie ein biderhe man.
hie mit min rede ende sich.
'vriunt, got gesegen dich! 400
willu volgon miner 1er,
wis so merklich niht mßr.
miner bete mich gewer;
so hab wir bede frum unl er.'
381. ainfällicL 3S2. meldich 385. went 391. Seiiil
395. Vnreht 397. snuerrinch
IV
Hnert mit sinnes kreflen
von den vier margrafscheften,
wie vier herrn in Osferlant
wol sich selbe liabent geschaut.
swaz in dem lande 6 geschach,
da gedäht ich dicke nach,
unz ich Schimpfes began.
da hau ich nü lazen van :
37'' mit gemach wil ich nü leben ;
5. er 8. Do
% SEIFRIED HELBLING IV
dem knelite ich urloup Iian gegeben. 10
so ich iz bedenke reht,
wunderlich was der kneht,
mir ze lidenne swier.
sine vrage siniu maer
wären wunderliche. 15
arme unde riche
nam sin dicke wunder,
so höfschiu msere kunder.
ich horte einez von im,
niemere ich vernim 20
dehein moer s6 wunderlich,
daz hie ze lande in Osterrich
wären vier dienstman
die daz riche bulen an,
ob ir fürste würde verkert, 25
der riches hört w«re gemert
alle jär vierzic tüsent marc.
die herren listic unde karc
wolden dannocli dienen mer,
füeren durch des riches 6r 30
dem künege vier hundert man ;
swä in gienge ein not an,
die liez erm versmähen
verre unde nähen,
ob in Osterrich daz lant 35
würde in des küneges hant.
der vier dienstman einer sprach
' ir herren, rihtet iuch dar nach,
iz muoz benamen kosten vil
swer dem riche volgen wil.' 40
der ander sprach ' iz ist war,
iz muoz also komen dar,
werd wir hie gewaltec,
daz so manicvaltec
diu koste in dem lande iht si. 45
13. leiden swer. li. Sein vr. seineu Mer 17. Namen
18. hobschen mer 20. Nimer 28. vnd starch charcli
29. dannach 31. Chunich 33. erm] im 38. eu 39. benam
SEIFRIED IIELHLINf; IV U7
rilaere uud knelil siut gar ze fri:
der leben sul wir setzen
in einen rollten motzen,
daz sie liaben doch genuoc.
dem guoten acker sin piluoc ,')(>
büt, der sol sla'tlitli
uns bereit sin und dem rieh
schöne varunt als ein biderman.
da stet anders nilit an.'
der dritte sprach ob daz geschiht 55
38* daz man uns gcwaltic siht,
wir haben also vil gewins
daz wir dem riebe sinen zins
vor üz bescheiden wol.
kästen unde kcller vol 00
hab wir dannoch volliclich.
von dem roemischen rieh
noch nicr ich für legen wil.
einschilt riter habcnt vil
und rilcrnia.'zic knchte; 05
den sul wir nach ir rehte
islichom die mäze geben,
wie sie uns ze dienste leben ;
wir suln in ze hüse gen,
daz diu in rchter maze slon. • 70
ein riter sol ein fuoder gar
wines haben ze einem jär.
dem knoht erloube ich niur ein vaz :
billich hat man die riter baz.'
der vierde sprach zuo den drin 75
' ir rätmezzer gar äne sin,
sam der vischet vor dem bßr,
weit ir volgen minor I6r?
lät alle rede beliben,
heizet brieve schriben 80
46. Retter vnd Chnecht 47. schulte 49. seu 50. Dem gutes
acher einen phluch 51. sol] so 53. Schön 58. seines eins
64. Ain Schilt Vetler 66. schulle (38. seu 69. schulten
70. die 73. nur
Z. F. D. A. IV. 7
98 SEIFRIEO UELBLING I\
die dem künege rchle sagen
waz daz lauf inac getragen.
da von wirt er wol gemuot,
nach unserm rille er gerne luol.
s6 hab wir denne Fürsten kraft. 85
wir suhl vier niargrafscliafl
üz disein lande machen.
des begundcn lachen
alle die daz nuvre rehte
horten von dem knehte. 90
ein alter riter stuont da bi,
'geselle, als liep ich dif si,
wie ka^m du zuo der spräche ?
so diu gotes räche
über ir bluotegez leben, ge! 95
wie tuot in unser gmach so w6?
suln riter des niht wirdec sin
daz sie zeren weiz unde win,
die sin doch wol habent stat?
got selbe den riter geret hat. 100
als er under heim kumt,
in strite den fürsten kleine frumt,
hat er witer lande kraft;
38'' er muoz im geben husgnözschaft,
• kumt er in dem strite an in. 105
geselle, als liep ich dir bin,
la dir min rede niht wesen swa?r,
grif wider an daz mser.'
der kneht zühticliche sprach
[herre] diu einunge also geschach. 110
ze walde an eime gejeide
ze sam sie swuoren eide
wider aller menneclich.
die niht dingten an daz rieh,
g6n den waer in niht wol ze muot. 115
86. schullen 91. stunde dabei 94. So du 95. plutgez
97. Schullen wirdec Haupt] wider 100. selber geehrt
101. helme 104. Er muez — Haufznozchaft 111. aincm
112. seu
SEIFKIEU IIELBLLNG IV 99
sie hietea vriuut unde ^uot,
iz künde uiiumer so crgt^u,
daz luul müesl aa in vieren sl6a.'
der rilcr s|)racli '{geselle uiiu,
lie man dicii lii doni rate sin?" 120
' nein, iiorre, niil willen nilil.
ich kam dar von gescliilil..
du wir ze den liiircn gazco,
ze sumen sie dö sAzen
sam sie einen sigslcin 125
bliesen, ich wart des eneia
daz ich an allen vierea krouch
ia eia sliidon, diu was rouch,
da inncs min nihl sahen.
ich was in doch so nahen 1,'tO
daz ich horte ir ahten,
ir wegen, ir betrahteu,
wie daz lant solle slen,
ob got ir willen lieze ergcu.
der alte riter aber sprach 135
geselle, 6re und gemach
geb dir got hie sailiclich
nndc dort daz himelrich !
lä dir min vrag nihl wesen swa;r;
alte Hute hcerent gerne niiur." 140
der kneht sprach 'mit willen gern,
herre, wil ich iur alter ern
und iu diu ma^re tuou bekant
wie die brieve wurden gesant
dem künege ÜF über Rin. 145
vier margraven sollen sin
in diseni lant, wie kleine ez si.
'werd wir des herzogen vri,
iz sol an uns vier fürsten sten,
iewederlhalp Tuonouwe zwen. 150
der eine ist wol ze Wienen ;
116. Sen 118. must 12 i. Zc sam seu 129. Da inne seu
131. Alheu 134. wille 150. le woderllialbe der Tliuenaw zwea
l.'il. Wienm-
100
SEIFRIED HELBLING IV
dem sol daz lant dienen
39" von Ilcimburc an den Semernic.
er ist niht unsajlic,
ob er gewaltic vvirt iesä 155
üz den bergen an die Litä!"
der riter sprach 'gern ich erkant
wie der niargrave wwre genant.'
'west ir iz gerne?' sprach der knebt:
'er beizet inargraf Lebsenbreht. 160
wirt im diu margrafschaft, des namen
endarf der belt sich ninder schämen,
dö sie dem einen des gehullen,
der ander sprach 'Niunburc und Tüllen
si ze dienste mir bekant, 165
daz Tulner velt und daz lant,
der vorst und daz Ibser velt,
über den Strenberc si min gelt,
Ens Linz unde Wels.'
er biet gewäget tüsent bels, 170
daz er komen wser da van.
iz ist war, er balz getan,
und ist wider die unsa'ligen
ze grozen eren im gedigen.'
der riter sprach 'des lob ich got, 175
daz der märgräven gebot
s6 rehte lützel für sich get;
daz lant so baz in eren stet,
der mich nü wizzen lieze,
wie der raargräve hieze!' 180
der knebt sprach 'herre, wol heizt er
der edel margräf Rüdensmer.
der nam füegt siner werdekeit,
s6 er dem riebe ist bereit.
der dritte sprach zuo den zwein 185
' ir herren, werd wir enein :
152. dienne 153. Seinereich 156. an deu Leita 160. Lech-
senprecht 162. Bcdorff sich der hold n. seh. 163. seu
167. Ybbse 168. .Slrenwerch 169. Ennz — Welfz
182. Rüdensmer 183. sein
SEIFRIED IlELBLINd IV 101
iwer margrarscliari sinl guol.
ich han ouch ze diennc muol
dem riche, ob iz gol wil.
j;ill min teil nihl so vil 100
sam daz iwer, so Ic^cl mör
dar durch des riches er,
und haben doch j^eliche krafl.
daz ist guol geselleschaft.'
die dri sprachen ' wol weit ier: 195
des sul wir swern alle vier.'
dö sie geswuoren, sa zehant
zeigten sie im sin lant.
Krems und Stein nach ir rät
39^ solte wesen sin houbetstat. 200
durch die Wachouwe,
üf bi der Tuonouwe,
au des herzogen gebiet
van Beiern er gewalt biet.
sin gewalt wirt vil starc : 205
daz Machlant, die Rietmarc
üf vür die Vrinstat
an daz Beheimisch er hat;
der Lüesnitz nach dem Gmünde,
des ich im niht engünde : 210
Litschouwer walt, die säze,
gerne ich daz laze.
da wirt daz vierde lant mit
gevürstet nach des riches sit.
nii keren datz Gemünde wider, 215
für daz Piuchrich her nider,
zwischen Egeuburc und Pulka,
ze tal an die Smida,
diu sol daz gemerke sin.
'an die Tuonouwe wirt iz min, 220
daz laut' sprach der drit.
188. dinne 195. Ir 1«6. schulle 199. Chrembrz 201. deu
Wachaw 205. wrt 208. Behmisch 209. Der Lunsniz nach
den gmünd 210. Daz — enchünd 215. Nu ehern datz geraurid w.
216. Peuchreich 220. In diu Tuenaw
i02 SEIFRIED IIELBLLXG IV
' ist daz min vuoz getril
in Fürsten amt, ich schaffe daz
daz man liilzel iemen baz
hAt in des riches hof.' 225
' hab danc, niargräve luslof!'
gedaht ich in der slüdcn mir:
'ja gcrisl so vil nilit dir
in den buosem so du waenst.
ob du dich des underrenst 230
daz dins rehlen herreu ist,
des schündet dich din valscher list. '
lazze ivir dauon danch sint frey :
sint verrihtel sint die dri,
dem vierden schrib wir noch ze lant. 235
daz dem küncge werd bekant,
Niunburc 3Iarchek unde La,
üf bi der Tey alsä,
von der Tuonowe an den Schelsch.
den markgräf wser vil Iimdernetsch, 240
gieng iz nach dem willen sin.'
der riter sprach 'geselle min,
nenne mir den einen sam die dri.'
der kneht sprach ' lieber herr, daz si :
ich gewert sin nieman an iuch. 245
er heizet margräf Henneriuch.
40^ der nanie zimt im fürstlich,
er hielt vor dem rieh.'
der riter sprach got lone dier
daz du die fürsten alle vier 250
mir so güetlichen nennest,
wie reht du sie erkennest !
wan ich sie geliehen wil
dem schalkhaften vederspil :
so man daz ie baz hat, 255
ie mer untugent ez begät.
222. mein fuezze gedritte 226. eusloEF 227. ich fehlt.
228. gereist 229. wenst 230. vnderrenst 232. schundt
234.* Sein verr. 235. zlant 236. Chanich 246. Ilennereuch
248. Er — Reich : ? 2i9. lan dir 252. 253 und häv.fi^ sen
SKIFHIED IIELÜLLNG I\ lO:;
ich wil dir der warlieit jelieu.
ze hove iiaii ich daz gesehen:
der herzog sluonl, sie säzeu,
so sie sin verwAzen ! :l(H)
saz er bi in, sie leinten.
da mit sie bescheinten
ir unzuht; daz was unreht.
nü sprach aber so der kiiehl.
' lieber herre, tuot so wol, 2G5
lät iu daz niKre sagen vol
hie au disen stunden,
sie wellen, ob sie künden,
über in setzen ir stuol.
der iu der tiefen helle phuol 270
von hiuiele geworfen wart,
der schündet sie der höchvarl,'
ich stuont allez da bi.
daz aber ich der riter si
der den kneht vragt so vil, 275
wol ich mich des bereden wil.
ich bin anders gemuot.
swer ein grözez unbilde tuot,
den heize ich gerne schriben an,
daz sich da bi ein ieslich man 280
bezzer, der iz hoere lesen,
ein dienstmau sol getriu wesen
dem fürstcn, daz ist safliclich ;
ein fürste si getriu dem rieh,
also sol iz allez slen, 285
der uider nach dem hohen gen.
swer ein langez ma're seit,
iz si im licp oder leit,
iz wirt dicke underrel,
als der alte riter tel 290
mit vräge gen dem kneble,
ich biet ouch ze reble
geswigen ; des enmac Ich nihl,
201. seu lanntea 262. sea beschaDten 208. wollen 271. ge-
warffen hat 273. stunde 278. Wer
104 SEIFRIED HELBLING IV
s6 grözez unbilde geschihl.
40"' als wir geswigen stille, 295
daz was des knehles wille,
er huop aber an.
sagen er uns began
wie er in der slüden lac
wol gen einem halben tac 300
da die Herren sazen.
'wes sie sich verniazcn,
daz hört ich allez sant von in.
der herzöge muoz schier da hin
mit allen sinen Swäben. 305
des welle wir got loben.
iz beeret niemen dan wir vier.'
'ja scheiz!' gedäht ich mier,
ich sei sin törel ewer sin.
er ist niht so linin, 310
daz ir iuch sin mugt erwern.
weit ir dem riebe meinswern,
sünde und schände iu geschiht'
gedäht ich mir und sprach sin niht.
gedanke sint fri, daz ist war. 315
weit ir daz ma?re hoeren gar?
die herren sprächen alle vier
'ob ez erget also daz wier
gewaltic sin an alle müe,
nieman verliuset schäf noch küe, 320
iz muoz ergen an allen schaden,
hab wir den künic her geladen,
daz sol von uns verswigen sin
die wile er ist bi dem Rin.
kumt er uns so nähen 325
daz wir in enphähen
hie üf dem Trunvclde,
ob wir kaemen des ze melde,
294. grozze 297. Er hueb aber wider an 305. Swoben 307. nicm
(lanne wir Vier 308. mir 309. vielleicht ir sult sin torlsere sin,
vergl. 7, 836. torel 15, 126. 310. leinein 318. wir 320. Niem
327. Traunueldt 328. chamen des zemelt
I
SEIFRIED IIELBLIXG IV 105
(laz kan uns ge.scliadcn uilil;
s6 relite wol uns gescliilil. 330
trahtea üf unde nidcr !
der herzog niuoz gi^n Swaben wider
mit allen sincn SwAbeu !
des sul wir gol loben.'
nü sprach der niargräf Lehseubreht 335
die mir ze Wienne sint gcreht,
die wil ich für zücken
und die nider drücken,
sie sin alt oder kinl,
die nach dem herzogen sint.' 340
' mit gemache guot unt 6r*
sprach der margraf Rüdensmer
' nieman gewinnen kan.
welle wir daz urliug heben an?'
41" 'weit ir umb rinder und um schäf 345
sprach der margraf luslof
'gewunnen spil wagen ?
wir suln im anders lägen,
ob der künic ze lange waer,
iz gedige uns ze einer swser.' 350
'weit ir, ich jag; weit ir, ich fliuch'
sprach der margraf Henneriuch.
'wir haben niangen jungen neven 5
der lazen zwen daz urliug heven
heimlich nach unserm rät. 355
ob iz in dan so eben gät
daz iz in niemen weren wil,
dannoch hab wir zit vil
daz wir uns danne underwinden
swaz wir an wer vinden.' 360
als diu rede vol geschach,
der eine zuo den drin sprach
'wir suln die spräche enden,
dem künege brieve senden
334. schuUe 335. Lechsenbrecht 343. Niem 346. euslaff
348. schullen 352. hennereich 353. Nefen 354. hefen
356. danne so ewen 357. Daz iz in j\iem 363. schullen
\{H\ SEIPHIED IlELBLIiNG IV
die im besclicidenliche sa^^en, 365
ob er kaenie in kurzen tagen,
wol uns daz gevalle.'
' nii habt uf den snalle'
gedalit ich ' sunder snellen,
ir valschcn eilgescUcn !' 370
daz ich niht rette, niur gedahl,
diu vorhle mich dar zuo braht.
ich lac in der stüdcn.
zispizen undc snüden
muost ich an mir twingen. 375
ich het den gedingen,
ob sie min würden gewar,
daz sie mich fuorlen bi dem här
hin da ich geslagen würt
daz man iz an niiner hut spürt. 380
diu spräche nam ein ende,
schöne grifFens in die hende
und lobten mit ir triwen daz
sie waeren allen den gehaz
die gehuUen dem herzogen. 385
lip und guot sie wolten wagen,
iz miieste nach ir willen gen.
sie begunden üf sten,
winken ir knehten,
daz sie in gerehten .*»yO
diu pferift schiere und balde,
sie wolten heim von walde.
dannoch lac ich an dem bouch,
41'' hinder mich her für ich krouch
und streich loup unde gras 395
ab mir da ich inne gelegen was.
zwei pferift vie ich an,
366. cham 368. den so. 309. ist suudersnellen zu lesen und
dein snalle z= der siielle {Obcrl. 1425. Frisch 2, 215". recktsalt.
72C)? der sinn wäre Möchtet ihr euer heimliches geschwätz auf der
wippe, dem schnellgalgcn, halten! 371. ret nur 374. vielleicht
zispern. 375. mich? 382. Schan 387. Iz must 389. Iren
391. baldt 39^. Waldt
SEIFHIEI) IIE[.BLIN(. IV 107
als ein knciit der dienen kan,
niinoni licrrcn daz sin,
ich selbe saz üf daz niiu. 400
dö w\y nu waren bereit,
die lierren vraglen um daz jcil,
wie iz sie vervienge,
ob iz in wol erj;ien|^e.
'der uns gesagen künde, 405
wie liufen die liiiiide?'
ich sprach 'lierr, daz weiz ich wol.
s6 ich die wiirlieil sagen sol,
nie hunde gelinlcu baz
danne Nil Valsch unde Haz. 410
Fürst was unverdrozzen;
er het wol genozzen,
im was von der vert niht gäch.
Fulis und Wolf im slichen nach,
wolden sin genozzen hau: 415
daz künde Fürst underslan;
er erbiaht die zende unde grein,
woll in lazen niht ein bein.
Wolf ist gilslündec,
so ist Vuhs vil kündec : 420
daz half sie niht gein einer her ;
Fürst was an siner wer.
wol Huf Wenk und Werre:
unsielic si der hene
der die zwen von ruore lie ! 425
Triwe kam ze verle nie :
diu was geseilet vasle,
gebunden ze einem aste
smachliche hnene unde truop ;
loufcn wol unhoch sie huop. 430
daz Triwe Schilt Milt unt Er
ze verte kscme nimmer mßr,
401. Da 402. fragea 406. lauffen 409. gelauffen
414. suchen absclir., slichen verb. 418. Wolt ich in latzen
er wolt? 423. lauf 425. Kuer 429. heun vnd Irueb
108 SEIFRIED HELBLING IV
in wileiii unibesweife
liuf Erge unde Grife,
liasp unde Gite, 435
tal berc und lite,
ebene unde gründe,
daz verlluocbte gehünde
kan zervücicn ditz laut,
42* daz horte ich und ist mir bekaul. 440
Wünsch wil ze verre sin,
der streich üf zuo dem Rin.
Wünsch ist wunderlicher art,
er vert selten rehte vart.
iz ist den jagern vil zorn 445
daz Wünsch so dicke ist verlorn.
Merk under einer slüden lac
hiule disen langen tac,
daz er nie ist worden lüt;
er vorht iz gieng im an die hül. 450
also ist daz gejeit ergän.'
die herren vast mich sähen an.
der eine sprach sä ze stunt
'du nennest frömde hunt.
ich hän hie wol niun. 455
einer heizet Striun,
der ander Wän, der dritte Wank,
der vierde Fruot, der fünfte Frank,
der sehste Sturm, der sibent Drenk,
der ahte Louf, der niunde Schenk.' 460
der ander herre dem was zorn.
er nam daz pferit mit den sporn
und sprach ' wes wel wir biten ?
wir suln heime riten.
iwer antwurt ist mir leit. 465
der kneht kan vil schalkheit.'
der dritte sprach ' ez ist war,
434 Lauf erige vnd graiff 435. Raschp vnde geit 436. leit
437. grundt 438. geliund 439. Taacen Vieren 443. wnnder-
leich 447. Merch vüd ainer 450. Slreyu 457. Wän] von
458. frad 460. luef 463. welle
SEIFRIED IIELBLLNG IV 109
sin rede gM uz eiiiic vär:
swen er meine du mit?'
der vierde sprach 'ez ist sin sil^ 470
er kan sellsa-niu ma'r
und ist bi inincni scliriba.'r
wol ein lialbcz jar gewesen,
der unser brieve hat gelesen.
den weiz ich in den triuwen wol, 475
swaz er ze reht verswigen sol,
für war sult ir wizzcn daz,
nimmer kumt iz fiirbaz.'
sie rilen über einen furl.
' boes rede enhal nihl anlwurl' 480
gedaht ich in dem niuol;
' min rede sol wesen guot
gen in 5 iz kumt wol ouf,
ob sie veilent rehten kouf",
daz ist An missewende.' 485
daz ma're hat ein ende,
so in der tiuvel sehende
der vride und gnade uns wende!'
du daz mare wart volbraht,
42'" 'ich wil gen' ich mir gedaht. 490
der riter huop aber an,
den kneht hiez er stille stau
und sprach 'dil muost sagen mir
6 ich scheide von dir
wie iz umb die spräche st6 495
diu geschach ze Trebcnse.'
der kncht sprach 'lieber herre, gern,
sint ir sin niht weit enbern.
morgen ist der tac vil laue,
so nem wir uns einen ganc, 500
sitzen zuo ein ander nider.
dem hiut daz ma3re ist niht wider
und iz im wol gevellcl,
ob er sich uns gesellet,
471. seizemeu mehr 476. Waz 491. hueb wider an
49f». Tuenise absehr., Triembsce verh. 498. Seint — wolt enpern
HO SEIFRIED IIELBLING IV
wil er morgen bi uns siu, 505
daz ist wol der wille min.'
ich gic und sprach ein wort niht
und gedahl mir 'red ich iht,
der kncht hebt aber gen mir an,
als er ofle hat getan.' 510
swes ich mir her nach gedaht,
min gelelös mich dar zuo braht,
ich wolt diu nuere hceren gar
und ir also nemen war
daz sie würden an gcschriben, 515
hundert jär nach uns beliben
zuo einem urkünde,
daz die totsünde
die schände und den werren
unser lantlierren 520
uimmernier gegriffen an,
daz wwre sa'liclich gelan.
ich gie heim, als ich gedahl,
und weite ezzen gen der naht,
nach dem ezzen ich niht lie, 525
an dem lüfte ich mich ergie
ein wile nach der meister rät,
unz daz iz wart so spät,
dem keiner hiez ich winken
daz er min släftrinkeu 530
mir bneht, ich wolt mich nider legen
und die naht gemaches phlegen.
des morgens ich ze kirchen gie.
nach der messe ich enphie
den segen und gie aber hin 535
da ich lange gewesen bin.
in minem hüs ich gebot
üf ze tragen kuocli unde brot;
ich wolt ezzen. daz geschach.
do ich ein wile gesaz dar nach, 540
43" ich stuont üf und gie da hin
509. aber] wider 5IÜ. Iiale 511. Wes 51 '2. gellos
513. wil 526. lusl 535, aher] wider
SEIFUIED IlELIiLIN(; IV III
in min kanier; durcli den sin
an niirli loil icli ander gwani
daz min der knehl nilit kanl.
an die slraze iili üz gie, 5^i5
da sazen dise, da sazen die,
ieslicli alsA sie fanden slal.
an ir rehlen rezzat :
also nennl nianz in dem göu ;
ir licrren, daz iiicli gol gevröu, 550
der daz worl gescliriben silil
hab mich für geburen nihl.
ich gie fiirbaz alzehanl
dA ich den alten riter vant.
giiellicli er mich enphie. ö;").")
der knehl der wile zuo gie
und sprach gen uns sinen gruoz.
' gol tuo dir aller sorgen buoz!'
sprach der riter; 'des ger ich.
so rehle gerne sihe icii dich! 560
' herre, daz ir mich gerne seht,
des lob ich got' sprach der knehl.
biz an daz ma-re ge,
ein vor red wil ich sagen e.
ich was iiovegesint, 565
herre, von einem knehlkini
bi einem ritcr den ich vragl
so vil daz in sin beiragt.
er was alt und wise.
do ich sinem rise 570
enlwahsen was, er änl sich min
und wolle mit gemache sin.
daz ich die rede han getan,
lieber herr, daz ist da van,
der riler der uns sitzet bi, 575
swaz er minem herren si,
got weiz wol von himelrich,
er ist aller dinge gelicli.'
54'j^ diz 549. mans 561. gereii 503. Diz an 500. einen
576. \Va/. 578. alle ding
112 SEIFRIED IIELBLLNG IV
ich spracli ' swcm ich gelich bin,
dich mag wol triegeu diu sin. 580
als liep mir din hulde ist,
ich enwciz niht wer du bist,
an daz ich gerne bi dir wter
durch diu selts»nen ma'r.'
der alte riter aber sprach 585
'geselle, gedenke dir dar nach
wä du daz mare liezest,
als du uns gehiezest
nelilen im unde mir.
daz hoer wir gerne von dir.' 590
43^ ' herre, daz wil ich iu sagen,
swaz heimlich wirt an getragen,
daz kumt ze hove dicke für.
rünet einer bi der tür
sim gesellen in daz 6r, 595
der ist da von wol ein tör:
vil ir umb in dringent
die iz hin vür bringent.
da von rät ich so t'e nehn zäun
daz man da ie stille run. 600
do der herzog wart gewar
daz sie sprächen im ze vär,
die herren er besande
alumbe in disem lande,
daz sie ze hove solten komen. C05
des wart ein tac für genomen
nach des herzogen rät
hin ze Wienne in die stat.
der tac also zuo gie.
die lantherren er enphie GIO
und nam der besten vier von in.
er sprach 'ir herren, habt ir sin,
der si ze rate mir gezelt.
dem riche ein künic ist crwelt,
der betrahtet minen schaden. 615
579. wem 584. selzem 589. Rehten 598. Die in h.
OOl. Da
SElFllIED HELBLLNG IV li;i
iiü hau ich iiicii iicr geladen
daz ir ralcl mir da zuo
waz ich umb dise saclie luo.'
der eine sprach vil drale
' herrc, nach sA hftheni rAle, (j20
an iiircDi willen daz gcslß,
wir wellen uns besprechen 6.'
der herzog sprach 'daz si getan.'
mit urloup giengens hin dan.
dö sprach der eine zuo den drin 625
'iz wx're wol und hiet wir sin
ze disen grozen Sachen.'
des begundc lachen
der ander unde sprach zehant
'er zittert als ein steinwant. 630
swie ez uns gßn im erge,
er ist niht vil geschrecket 6.'
der dritte sprach ' nü lät da van.
grife wir mit zühten an,
daz wir im anlwurt geben 635
diu uns i'iiege wol unt eben.'
der vierde sprach 'daz rät ich.
weit ir fürbaz beeren mich ?
44' wir suln im raten dar zuo
daz er der herren willen tue 640
• die daz laut gehoerent an:
niht baz ich im geraten kan."
des gehuUens alle vier,
der dritte sprach ' nü ger wier
daz ir sprechet unser wart. 645
ir Sit an der rehten vart,
diu Sache ist iu wol kunt;
Sit hiute unser vormunt,
mit iu si wir unbetrogen.'
sie giengen für den herzogen. 650
der ein sprach ' herr, mit urloup wier
iu wellen raten alle vier.
631. Wie 636. ewen 641. gehörnt 642. ich fehlt.
651. wir
Z. F. D. A. IV. 8
114 SEIFIUEI) lIKLBLliNG IV
iNverii ral liab wir gcswarn:
den welle wir also bewaru.
der laiilherren willen tuot, 055
lierre, so ist iu niht also guol.'
der herzog sprach vil wislich
' nü hnercl arm uiide rieh,
swä ich bra'che ir willen,
mag ich daz geslillen, (560
daz luon ich mit friwen gern,
ditz lanl wil ich immer ern.'
des lob ich got' sprach der ein
und der eine zuo den zwein,
der drille zu dem einen. (>(>;")
gol wil uns bescheinen
sin gnade' der vierde sprach,
'gel min herre der rede nach. '
der herzog sprach 'benanien gern,
lanl und liute wil ich ern, ()/(>
so ich aller beste kau.
nach iwerm rät daz si getan ;
den wil ich hoeren hie ze stet,
doch und ist iz iwer bei
daz ir iuch besprechet e, 07;")
iwer wille dar an erge.'
ja, herre, durch iwer er
läl uns der lantherren mer
gesprechen (die sint wol da bi),
waz dem lande nütze si.' 680
mit der rede sie gicngen hin,
daz lerle sie ir bester sin.
swä sie die wisen funden
die in geraten künden,
der rät w*r nütze unde guol, 685
ob sie in rieten nach ir muot.
44'' da von sag ich iu niht mer;
wie siez wägen hin unl her,
daz wil ich läzen under wegen.
659. Wo ich prech 669. benahm 675. eu 681. gienpcn sie
682. lert 686. im 688. seuz
SEIFHIED IIELBLING IV 115
wir lifrrcn iz wol für legen (»IM)
nocli liiiile vor dein herzogen.
des sol uns lürbaz uieiuen vragcn 5
wir werden sin wol inne.
dö sie nach ir sinne
bedahlcn sich, alzehant (>95
sich der rede underwani
der ir wart vor sprach :
dem wollens alle volgcn niich.
sie giengen mit eiuunge für.
der herzog sprach üz wiser kür 700
' nü dar, ir herren ! grifet an !
waz han ich wider iuch getan?'
der eine sprach vil ziihliclich
'mit urloup, herr von Osterrich;
swaz ze reden mir geschiht, 705
daz ist min eines rede niht;
sie wellentz alle mit mir hän,
min herren, die dienslman/
'ich han iz ouch gerne mit'
sprach der herzog: 'swaz ich lit 710
von in umb beschcidenheit,
diu w«re umb sust üf mich geleit.
hie mit min rede bab ende.
swaz ir weit daz ich wende
und swaz dem lande schedelich si, 715
des bin ich iwerm rate bi.'
der vürsprech zühticlichen sprach
' hcrre, gedenket in dar nach.
wir haben ein gebresten,
daz mit vrömden gesten 720
ditz laut ist überladen,
daz wir nemen grözen schaden.
und well ir uns wenden daz,
so sage wir iu fürbaz."
691. Nach — Herzageu 692. niem 693. Wir werren
695. alle ze h. 099. mit der Ainunge f. 700. aus wes Chur
707. wollentz 709. geren 714. Waz ir wolt 715. waz
717. Der Vorsprech 723. wolt
8*
116 SEIFRIED IIELBLING IV
der herzog sprach uz wiser kür 725
'legt uns nach ein ander für,
ob sin noch ihl mör hie si.
swes ich iuch mac hlzen vri,
mit rehlen triwen tuon ich daz;
ungerne lid ich iwern haz. 730
ich hoer iur meinunge wol.'
'min herren iuch ze dem andern mal
biltent, da daz laut an lil,
daz ir ane hofgesinde sit;
45* sie wellen selb ze hove sin, 735
sparn ir weiz und ir win,
mit samt ir phenningen.
sie kunnen als wol dringen
als einer von Elsazen.
ir sult da heime lazen 740
Swäbe und Rinfranken;
des welns iu immer danken,
diu dritte ist ir aller bet;
bürge merkt unde stet,
daz iemen der gewaltic si. 745
da si ir aller rät bi.
ze dem vierden male rat wir iu
daz ir dem lande sit getriu.
in dem laut gebt iuwern solt;
silberphenninc unde golt 750
niemen üz dem lande gebt,
nach unserm rate da mit lebt,
in driu teilt des landes guot :
ein teil mit der kost vertuot,
daz andr an phert, an kleider, 755
der bedürft ir beider;
mit dem dritten hordet ier,
ein richer fürsle ir werdet schier,
ze dem fünften male ist uns haz,
ritser und knehte hat man baz 760
728. ea 732. eu ze d. a. mol 733. Bitten do 738. chaunen
742. wolns 743. Der dritte 745. iem des 751. Niem
755. Das ander an Phiert 757. Ir 759. ist vnz das 760. Retter
SEIFRIED IIELÜLINf; IV 117
danne uns nllcu licp si ;
du von siiit sie gar ze vri.
gebt uns g6n in bczzer relit.
er si riler, er si kncht,
unser relil sol für gt^n. 765
sie suln niht mit relile slen
gen uns in den schrannen.
an den dienslinannen
urteil und vräge sol geligen ;
von den armen si geswigen. 770
ja mach wir durch des landes ftr
iu der dienstman desler mßr,
daz sie der urteil uns gesteu.
unser geziuc sol für gen.'
daz was den armen ungemadi. 775
ein riter zorniclichen sprach
(der stuont nahen da bi)
'pfiu, daz er verwäzen si,
ein gemachter dienstman !
niht baz ich in ahten kau 780
(er rehter unruoch ! )
als bi stivaln buntschuoch.
weint sie iu dienstman machen?'
45'' der herzog muost des lachen
und sprach 'daz iuch got gesegcn ! - 785
lät nach ein ander für legen.'
der fürleger sprach 'nü hoert!
lilliche man die hochvarl sloert
der sie gön uns habent vil.
mßr ich für legen wil. 790
iz sol nienien bürge hän,
niur die rehten dienstman,
die habent sie wol.
uu bile wir iuch ze dem sehsten mal
einer bet, der sit nihl wider: 795
die göuvest brechet alle nider;
so dient daz göu dem herren
778. Phui 783. Wellent seu eu 785. eu 792. Nur
794. auch
118 SEIFRIED HELBLING IV
gar all allen werreii.
des waren die hell wol wert.'
'kukuk hiurc unde vert! 800
so koinciil zwei jär für'
sprach einer liinder der tiir :
' wil der herzog volgen in,
er hat einen luniben sin.
ich enruochle wer iz im da vor 805
gerünle heimlich in sin 6r.
der rede wart vil gemachel,
heimlich gelachet.
daz was ein ungemach.
der die fürlegunge sprach 810
der herren gen dem herzogen,
er sprach ' ich wil iuch alle vrägen
waz ich fürbaz reden siil?
niht guot ist herphen in der müL'
der herzog sprach ' swiget stille!' 815
ervoUet wart sin wille.
do diu stille was gelän,
er huop aber an,
ze dem sibeulen mal er dö sprach
' swer einen in dem lande slach, 820
daz man im nach dem selben tage
eigen und leben widersage,
daz ist miner herren rat.
van swem er diu leben bat,
diu suln ouch dem ledic sin. 825
daz reht gebt uns, herre min.
dar umbe si wir iu gelriu ;
daz eigen erteil wir iu.
swelcb dienstman bat verlihens vil,
der hat ein guot kapfenspil; 830
ob all tag vaihten sine man,
er solt sin niht understän.
800. Kuknch 801. chament 806. geraunt 807. war
812. eu 813. sol 814. Mull 818. aber wider an 820. ain
824. Van wem 825. Schullen 830. chaphen spil 831. Ob
alle Tag Vehten
SElFIllKD HELBLING IV 119
lieiTC, die sibcii sarlie
4t)" zc öreii und ze gniache
hab wir disoiii laiil f,M*daliU 835
als sie iu siiil für bralit.'
der berzog spracb 'j;()l Ion iiil
ml Sil bescbcid'.Milicbc üctriu,
ir dicnslniaii von Ostcrricb,
daz ir mir ralel wislich. 840
uiiu erste antwiirl beb ich an.
als ir mir habt kunl getAn,
ich sul die {!;esle lazen varn,
daz wil ich nibt langer sparn,
an ich wil beballcn die 845
die wi[) und kinl liabcnl bie,
doch von iurem könne.
des sult ir mir günne.
trib ich die liz dem lande,
daz wa're wol ein schände. 850
der andern bet ich wol enba^'r,
daz ich an bofgesinde ihl wa'r,
wände iz waere unfürstelich.
der biderbe herzog Friderich
mit sinem bofgcsindc bie 855
t'rumkeit und öre vil begie ;
sin dienstman buiren im wol des :
so bitt ir ich enweiz nibt wes.
ir guot sie örlich zerten
mit ir scbiltegeverten, 860
den sie kleider gaben :
diu ere was ze loben.
ir herberg sluonden bt^rlicb,
da von die stete wurden rieb.
daz kam dem fiirslen alzehaut, 865
lost er den berren ir phant.
also soll iz noch st^n,
daz guot zwischen uns umb gen,
van iu an mine burgser,
837. lau 838. beschaidenleichen 843. schulle 847. Chunne
848. guQtte 866. Logt — irrea ph. 869. mein
120 SEIFRIED HELBLING IV
der sliure ich gewis wwr. 870
ich würde ninicr also boes,
iu allen gx'b ich phanlhcs/
873. gel) nach 872 ein strich in der hs. ist das gedieht zu ende?
Swen des uiht beirage,
der hoer des landes klage.
Ey, kiinec Iluodolf, sit ir gelriu
roemiscber erd, so klag ich iu
und iwern Swäben allen dich. 5
ich armez lant Oslerrich
ich man iueh des daz ir vier jar
ab mir näml die iwern nar.
sin bin ich ja'merlich gedigen,
daz wirt iu lenger niht verswigen. 10
46'' ir habt mich armez lant betrogen,
den ir mir habt geben ze herzogen,
so mir die Unger nement re,
so vert er jagen hin ze le.
ich klag iu über die herzoginne, 15
diu hat nach guot so starke sinne,
swaz sie des begrifen mac,
daz schiubt sie allez in ir sac
und sendet iz gen Kernten lant
ir vater, daz si iu bekant. 20
ich sag iu schedeÜchiu werc.
ein schriber sent gen Nüerenberc
miues silbers manic 16t
und stßt mir z'eren niht ein kät.
ich klag iu über den gräven wis 25
von Rabenswald ist sin pris.
swä er vil geschatzen mac,
beidiu naht unde tac,
'i. Dcu hör 3. Sit] sen 4. Römisch 5 geleich 7. Seih
man eu 12. Den habt ir mir 13. rex 14. hintz lex
20. lerem — euch b. 22. sem gehn 24. zu ehren n. e. Chött
SEIFUIED FIELBLING V 121
unz er wol gefüllt sin schrni,
(laz habt üf den triuweu min, 30
sin soumer ladet er zchant
und sent iz gi^n Diiringe lant.
die sine gricvin ket er ein.
des swesler her von Hellenslein,
ein alliu Swa-binne karc, 35
lihet plienning unib die marc
und koufet weiz unde körn
und behalt daz, als iz si verlorn,
unz ir k;em ein liwerz jar.
gloubt mir, her künic, ich liän war. 40
ich klag iu über den Tüfersier;
ein kündiger glichscnier!
er neiset liute unde lant,
er kündic vuhs, iu sin haut,
umb Heiniburc er müset : 45
swenn er ze soume geklüset
sinen kündigen gewin, *
den sent er zun der Etsch hin.
ich klag iu über die prediga^r,
die habent des silbers sagerier, 50
den lantschriba're, an sich gezogen ;
da ist der herzog mit betrogen,
werlllich schand und sünde
hat der apt von Agmünde
braht in ditze lant. 55
her künic, daz si iu bekant,
vil valscheit er pflict.
s6 in sanl Benedict
gescheut, des orden er füert veil,
hin allen tiufeln ze teil! 60
zwiu sol der an Fürsten rät
47* der ordenbrechen leben hat?
ich klag iu daz der rAtgeben,
der rät der herzog solde leben,
nimer ist danne vier. 65
33. Di seinen Grefin let er ain 34. Herr 38. si fehlt.
41. Taufferser 47. Sein 53. und] tut 02. orden prechens
122 SEIFRIED HELBLING V
her künic, daz geloubet mier,
den einen hat grät" Ybau
gevangen, des ich im nihl gan,
ich mein den Puocheiniaere:
baz er ze Wienne wx're 70
gewesen bi dem Fürsten junc ;
da wiird im manec vrischer truuc,
und traet ouch manegen vrischcn sprunc.
der ander rätgeb der ist gröz,
den datz liove nie verdröz, 75
er liege ol an des fürsten rät.
gräf Ybän sinen bruoder hat;
daz klaget er klegelich.
der herzog sprichet ' Friderich,
ez ist mir endiclichen leit. 8()
ist daz min her wirt bereit,
den Ungern we von mir geschiht. '
stant seheiz bricht den satel niht !
der dritte ist'siech an einem bein,
Stirecke und der Rotenstein 85
im ze ratmiet worden ist.
iz ist wol, so helf mir Krist,
daz er Kapelle verbezzert hat.
smutz der tiuvel, welch ein rat !
des vierden ich niht nennen wil; 90
her künic, der hat guotes vil
und sprichet gerne sin gebet.
swä er mac an aller stete
so ruoft er tiwer hin ze got.
so sie ertrinken in dem kät, 95
daz sie iht unreinen
daz lüter wazzer ! meinen
kan sie min vluoch. ich armez lanl
bin von ir gitekeit geschaut.
roemischer künic, daz klag ich 100
ze einem mal, nü beeret mich.
66. mir GS. ich fehlt. 72. wierd 73. treti — vreschen spr.
76. leg 77. Ybaofs 81. Herr 83. etwa gar sanl Scbeiz?
85. Steirek 89. wilch 95. Chott 100. ich dir
SEIFUIED ^ELHLL^(; V I2:i
ze dem aiiderii male ich in kia^.
ich hau den \ollen iniiicn tag,
volendel ir sin iiiht,
daz ir mir rihtel ihl. 105
uu isl min drillcz klagen,
der liulel scliize iu in den krajicii !
o^
lOJ. iblj iiil 107. srhiezz
VI
lloerl alle und junge,
daz ist von der samunge.
' Iz ist erhaben' sprach lluolant.
herzöge Albrehl, wis genunit,
daz dich IViimkeit erbeut sint. 5
des roeniischen küneges kint
47'' bistii, von dem ich han vernomcn
daz er ist an sin alter komen
gewit als ein gerl
mvA er hat behert 10
daz rcemische riche
mit eren riterliche.
nu wii ich umb des iandes schaden
die besten iu ze helfe laden,
beidiu junc unde alt. 15
herre von Rabenswalt,
ich wil datz iu beben an.
fiierl dem Fürsten hundert man.
daz ist billiche ;
ir Sit an mäzen riche. 20
iwer groziu guot ich melt.
llepsch unde Witervelt,
Pulkii unde Rez,
da ist groz der mez ;
den lat also ab risen 25
daz man iuch miige geprisen.
3. vergl. Rol. 144, 11. Strickers Karl hh''. 4. genant 5. an
erbenl s. ? 9. Gewitt als ein geritl 10. Vntz — beheritt
21. grozze 2%. wider Veld 26. eu
124 SEIFRIED HELBLIN(i VI
herre von Kuenringen,
wir sehen nach iu dringen
riche ritr und niangen edeln kneht.
durch liebe und durch daz groze rehl 30
ich iu wol der eren gan
daz ir füert dri liundert man
wol bereit, wandeis vri,
daz iht gebüren drunder si,
niur die satelknehte, 35
die sint da ze rehte.
herre von Missouwe,
sint iu wol gelrouwe
der roeniisch kiiuic, als ir jehl,
sin sun der herzöge Albreht 40
iu vil raaneger eren gan.
dem fuert ir wol zwei hundert man,
die dem marschalkambt gezemen
und den solt von iu nemen.
daz ir sie iht twinget, 45
e daz irs ze velde bringet!
getwungener dienst, geribeniu schoen
dicke worden ist ze hoen.'
alle Sunberga*re,
ob ir noch als vil waere, 50
den gebiut ich bi dem banne
daz icbs mit sibenzic manne
bi dem edeln fürsten vint.
swie ir zwen rätgeben sint,
die Werdaere al geliche, 55
arme unde riebe,
niht fürbaz ich sie ahten kan
48" denne daz sie füerent fünfzec man.
truhsaz ze Greitschensteine,
so füert ir fiinfzic eine. 60
waz wil ich iuwer ze 16rn?
ir dienet benamen gern.
/t7. Chunringe 28. noch 29. Reiche Retter 34. darnnder
35. Nor 37. Meissaw 38. Seint euch w. getraw 39. reht
51. 52. so. 55. Werder 61. eu ze leren 62. benam gern
SEIFHIED IIELBLING VI Pif)
von ßuochelni ein Bcier,
von Liehlcnwcrl ein Meier,
von Wcigcrberc ein Stira-r. G5
von VVeii^erberc er wa;r
billiche ein Oslcrnian,
wan daz ich nilil wizzen kan
wie wer ode waz,
odc wa oder daz, 70
oder enez oder ditz.
der lierre ist wankelwilz;
doch ist er wol so rieh
daz er fiierel billich
sehzic man wol bereit. 75
den lob ich üf oiincn eit
daz sie vil unsücziii wart
hoerent in der hervart.
von Pilchdorf her liuonrät,
des fiirslen rät an iu stat, 80
iwer kreflic sin ist mir kunt,
ir sprecht uz der prophelen nnint:
die Wolkerstorfer alle dri,
daz die und ir ein dinc si
und daz iuch iht verkiese 85
der von Bokvliese.
hundert man hab iwer schar
und leit dem Fürsten üz dem jär,
wand er hat ze schaffen vil
mit den der ich niht nennen wil, 90
von Telesbrunne her Ternolt,
gebt zwein hundert man den solt.
daz markvelt ist wit
des ir gar gewaltic sit,
dar zuo ein groz guot iu wart 95
daz der biderbe Eberharl,
iwer Werder bruoder, lie,
dö der tot an im ergie.
65. Waigerberch 66. VVeierberch 69. Wie wer cttewaz
70. Ette wo oder daz 86. Der v. Poch fliefz 88. leit : ?
91. Teletsprunne 92. Mane 93. Marichvclt
126 SEIFRIED RELBLING VI
der was ein belt gen vindes nnl.
nü si doch für sich eine tot; lOü
weit ir iz nu schaffen baz,
daz wil ich läzen äne haz.
von Gerlos her Wülfinc,
ich wil iu raten ein dinc :
iuwern schätz riieret 105
sibcnzic man dem fiirsten liieret:
48'" der hat den Tüfersa-r verlriben :
vor dem waer iu niht beliben.
üz iwerm kästen weiz unt körn
nam er iu, daz was iu zorn. 110
wie treit ze same ein bie?
sam tet der selbe vrie.
sin kündikeit was manicvalt.
swaz kiindiclich was gestall,
mezzer oder scharel, 115
daz hiez wir Tüfersserel:
also sint in Osterrich
die Hute leider merklich,
die Haselouwer bede,
tretet ab der grede 120
von iuwerm vater her zetal.
swie der tot sins libes val
hat, sin wirde ist noch ob iu.
er was benamen gar getriu,
biderbe unde wol gezogen. 125
er biet ze hove niht gelogen
umb deheiner slahle guot,
und stet ouch übel, swer ez tuot.
her Otte und her Kadolt,
gebt sehzic mannen den solt. 130
her Ott von Rotensteine,
der füert ir vierzic eine :
des treit er über rucke
99. holt 100. ain 103. Gcrlofz 111. pei 112. Sam tut
_ vrey 114. Waz 115. Scherl 116. Tauferserl
119. haslauuer 120. Treffet 124. benam 126. nicht mer ge-
logen 129. Chadolt 131. Rottenstain 133. er] eu
SEIFUna) IlKF.nLIiNG \ I 127
die burcjijrafschufl zc Brücke,
von TiiUinansdorf her Sliilisc, 135
zc kleine wa-r ein bülise
ze iwerni uiiUerlicljoiii j;uol.
die silberkisten üf tuol
und iwer kornkaslcn.
ir siillz 6 iiberva.sleu, 140
ir bricht zuo des fiirsten her
hundert man ze landes wer,
und wert daz iu iht abe gc
der gewalt unz an den Furtes sii.
die Polcndorfcr alle dri 145
\ind wir staeJe ein ander bi,
nahen bi der Lila,
die werdent von den sorgen grä,
daz man urliugen sol.
sie gewünnen sust zUngern wol 150
win wciz undc körn,
wirl sant Margrcleu verlorn
und Merliusdorl", so gel iu abe
ein teil der ungrischen habe,
daz sult ir gerne undcrslän. 155
her Kuonrat, viicrl hundert man.
49' her Heinrich und her Sibot,
hundert man hab iuwer rot.
iz mac anders nihl gcsiii
wan trinkt und gellet Ezeln win. 160
ir herren uz dem Forste,
ob ich gcwünschen lorste,
so wünscht ich daz ir wacrel rieh,
ir Sit alle cbenglich,
der geburt ich meine, 105
134. Pruck (: ruk) 135. V. Traulmannstorff lierr SluchCz
136. PuclisTz 137. vnlioleiclien : vergl. 202. 140. soltz ehe
141. brecht 142. lanns 143. euch 140. an ander
147. Nahten 149. verleugen 150. sust vug n
156. Für 157. Seubolt 158. H. m. h. ewr Katt in Goll
160. Danne Trinchel vnd gelt Esels wain : i'et'gl. Nib. 1897, 3.
163. uintsch
128 SEIFRIED HELBLING VI
dienslman ze Pilsteine.
etliche die sint baz geborn,
so sint suniliche üz erkorn.
waz wil ich des zereizen nu?
ir heizet alle ein ander du. 170
wol uf, Sit bereit schier
mit manger liebten panier !
swie vil der paniere si,
sint zwei hundert man da bi,
des sol uns geniiegen wol, 175
so man die wärheit sprechen sol.
von Lengenbach her Kameras,
ir Sit ze groz und ze swaer,
grift iuwer groz guot an,
versoldet üz zwei hundert man 180
die mit dem herzogen varn.
umb wiu weit ir guot sparn ?
ir habt niht der kinde.
ein altez mrere ich finde,
daz ist doch ze mazen lanc ; 185
ez sprach her Bernhart Vridanc
' zwiu sol der riehen witewen lat,
an daz sie dest me bitel hat?
ir gröz guot wol fliegen kan
daz sie nimt ein junger man. 190
für ir alte runzen
git sie im silberpunzen :
die kan er wol nützen
und rent ir üf die sprützen.'
von Kapelle her Uolrich, 195
tuot einem wisen manne gelich,
grift iuwer grozez guot an,
fiiert dem fürsten hundert man:
üf min triuwe, den sil ir
wol ein houbetriler, daz gloubt mir. 200
169. zeraitzen 170. alle an einander 175. Dez 180. auz
182. Vmb beu 186. her] der 188. dester mer pitel li.
189. grozze 192. piinzen /«/ier, s. Schmeller 1, 288.
200. einen
SEIFRIED HELBLING VI 129
habt ot ritcrlichen muot,
iuwer unlnerlicliez guot
(laz enspart nilit raßr
201. Habt oe r. 202. vnlorleichcz 20S. entsparl die folgen-
f^enden drei seilen der hs. leer.
n
vn
51" 'Aller wisheit anevanc
ist gotes vorhte sunder wanc'
sprach der wise SalomoQ.
ob ich in unwisheit won,
daz wend an mir, herre Krist, 5
Sit duz diu wäre wisheit bist,
geruoche uiiner sinne pflegen,
ich hän ein maire für ze legen,
daz iz wol verslendic si
den die mir nahen sitzen bi. 10
got man nennet alsus,
miräbilis deus ;
daz sprichet Wunderlicher got.
sin wille werd mir ein gebot,
ich wil siner wunder 15
Zellen einz besunder.
swaz man in velde schouwet,
s6 daz der Meie betouwet,
wise anger beide unde walt
zehant sich verwet manicvalt; 20
so griienent berg und elliu tal.
die rösen bluomen, vial,
sihet man üz der grüen
gar wünniclichen blücn,
walt und ouwe geloubet: 26
die vögele unbetoubet
singent spa?he dcene.
in der selben schoene
ich gie eins morgens schouwen
1. 2. Freidank 1, 5/. 18. Moey 27. spezziu don
Z. F. D. A. IV. 9
\'M) SEIFUIKD HELIM.ING VIl
da ich zwo jiinovrouweii 30
vanl. ander einer linden,
den sleich ich also liinden
daz sie min nihl sahen,
und kom in do so nahen
daz ich vernam ir niwre. 35
wie ir beider nanie wsere.
daz was mir ilniuwe.
diu eine sprach 'ver Triuwe,
liebiii swesler, wa sit ir
gerne? vrowc, daz sagt mir/ 40
diu Triwe sprach 'ver Warheit,
min wesen ist mir dicke verseit
du ich serne wolle sin.
Warheit, liebiu swester min,
swä ein valschcr rat geschiht. 45
da belibe ich fürbaz niht.
ir ist in disera lande vil
die ich gerne miden wil.'
diu Warheit sprach an der stal
'unser vater hiez der Rät; 50
51*' triwe und warheit er uns riet,
ze muoter uns got beschiel
die Scham, diu uns hat getragen,
ir zuhlbesem üf uns geslagen.
den sie hiute als uns ziige, 55
der schämt sich valscheil unde lüge.'
diu Triu sprach ' VV arbeit, swester min,
wie !ange wel wir hie sin?
sich hebet in diseni lande
sünde unde schände 60
sit wir dar uz sin gevarn.'
'got müeze dich bewarn,
Triu, min liebiu swester!
ich was dannoch gester
gevarn in einen phafFen, 65
35. Jreu mer 36. Namen wer 37. itneu 38. verlren
45. Wo 50. Iiitz 52- Zemweler 53. Deu selia.ni die
58. wolle 59. haliel Ol. sini
I
I
SEIFUIKD IIELÜLING VII I.'JI
der lict so vil ze klalleii
und treij) daz also lauge
daz ich uiicli in sin waugc
eiulialp muoste sniicgen
und lie in l'iir mich liegen. 70
owe daz sin ie gedalit warl!
er louc an sanl ßcrnhart,
saut Paul und saut Augusfiu:
die rieten Oeisch und guolen win,
gröziu bröt, zein aller tragen ; 75
zeni sibendcn, zen Jarlagon
und ze der bevilde
soll man weseu milde
mit opfcr und mit selgcrtel,
und swer des niht entset, 80
der waT in dem banne
von wiben und von manne;
da von kuml er nibt lihle.
' phenninge von der bihle
sei er vrumeclichen geben, 85
wil er krislenlichen leben,
man sol den kinden koulcn
chresem unde toufen,
daz lieilic öle gellen wol.
s6 ich die warheil sagen sol, 90
wir phalTen haben veile
iu allen ze einem heile
den wären gotes lichamen :
des dürft ir iuch niht enschamen ;
swaz ir uns phafTen eren tuol, 95
diu miete ist bezzer danne guot,
da iuch got wirt umbe geben
in daz ewige leben.'
der prediga're ein ende schuof
52" und huop den gebüren einen ruof, 100
den raunt er wit üf tet:
69. Ain halbe must sineygeu 70. ieygen 75. Grozzer brot zdem
80. eutrat 84. Phening 93. leicbnam 94. eoscham
97. eil
132 SEIFIIIED IIELBLIJNG MI
dA vnor ich uz an der slct
unde kam da iier ze dir.'
' liebiu swester, wis mir
mit allen triuwen vvillekomen ! lOr»
groz unbilde han ich vernomen.'
diu Triu sprach ' liebiu Warheit,
ein ma*re liaslil mir geseit,
daz wil ich dir gelten.
ez flieget sich vil selten, 110
uns miiezc etwaz werren.
ich was bi einem herren,
der düht sich selben gar getrin.
von dem vuor ich umbe diu :
er ist mit boeseu listen 115
gen sinem ebenkristen,
dem er gar vint ist.
lange der vor im genist:
er wartet siner wil,
ob er im einen pfil 1^0
heimlich niiige geschiezen ;
(des kan in niht verdriezen),
und griiezt in güetlich da bi;
ob ez umb sin herze si,
daz weiz er und der tiuvel wol, 125
der so getan sünde wizzen sol,'
ich kam an dem morgen vruo
dar und horte in allez zuo
ir rede daz ich sprechen mac
wol unz an den mitten tac. 130
nu kam ein böte gegangen,
der wart niht wol enphangen,
des mich wol da bi gezam.
wunderlich was sin nam.
diu Wärheit sprach 'her Wankelbolt, 135
wir böde iu wurden nie holt,
ich und diu liebe swestcr min.'
102. Da vür 104. pist 105. trauen 11.3. sie selb
115. lüssteti 116. NebenChrisslen 118. unlange? 126. Sagctan
130. vnzt meistens.
I
SEIFRIED HELBLINC; MI 133
|)liii alle die uiista'lc sin !
gol lazc ir nimer werden rat!"
sprach diu Triwe uf der slal; 140
nilit anders sie in cnphie.
zuo in heden er doch <;ie,
ev sprach ' Triu und Warheil,
ir dienst in habenl widerseit
Unlriu Lüge Ilaz unde Nit; 145
sie wellen iuch in kurzer zit
suochen mit einem grozem her.
ob sie vindcn iuch in wer,
daz ist in licp sunder spot.
nu merkt iz bi dem widerbot, 150
ir samenung wirt ze Trebens6.
ist da iht gesprächet e,
52'' vil nütze waren sie da bi.
waz iwcr beder wille si,
daz leit minhalp niht dernider, 155
ich wirb ez endehaft hin wider.'
nü sprach diu Wärheit ' Wankelbol
<ier Lüg du von mir sagen solt
und dem Hazze da hi,
ich und diu Güete in vint si. 160
vil schände wirt erziuget
da man in hazze liugct.
daz wirt in vil kurzen tagen
üf ir beder köpf geslagen!'
diu Triu sprach ' VVankelbolt, nü sage 165
dem Nide daz diu erstiu klage
von im für got konien si.
her Käin was niht nides vri;
vil nides er in im truoc,
dö er sinen bruoder sluoc, 170
den reinen Abeln,
waz sol ich daz heln?
Untriu Nit da bi was
dö der arme Judas
138, Pfui 151. Trembse 152. gesprechet 155. derwider
164. Choff 1Ü8. Herr Kay war 170. 174. Da 170. seinem
13i SEIFUIED HELBLLNG VII
den waren gotes sun verriet 175
benamcn umb ein kleine miet
die er mit lasier cnpliie :
der verzagt sich selben hie.
Kain braht Nif, Judas Uutriu
in die ewigen riu. 180
nü hat sie aber uz gesaut
der Tiuvel in elliu laut,
daz sie die liule schünden dar,
ze meren sin verfluochle schar.
umbe daz si in widerseit 185
von mir und von der Rehlekeit.'
diu Triu zuo der W iirheit sprach
swcster, gedenke dir da nach,
wanne und ze weihen lagen
der böte miig unsern vinden sagen 190
daz wir ritcn in ze vär.'
' liebiu swester, du hast war;
wir miiezen geben e den soll. '
diu Warheit sprach ' Wankelbolt,
var hin, unsern vinden sage 11)5
von suntag an dem alilen tage
si wir warden des enein,
wir welln uns über den wägrein
bi Ekendorf ze velde legen
mit manegem erlichem degen." 200
Wankelbolt üf spranc.
hin fuor er : des hab ich danc,
ob ich so gewerben kan,
daz unbilde wirt getan.'
53* ' nü rümten sie die linden. 205
niht lange stuonl ich binden,
ich ilte heim üf mine baue,
gerne ich az unde tranc,
als einer hiute tuon mac
176. Benahm 179. Kay 180. In diu 181. Nu hat aber
183. (leu Lcut 184. verfluecbteu 189. lachen (: sagen)
196. Von Santag 197. warten 198. wollen 199. Echendorff
206. ich da binden
SElb^lUEÜ IIELULLNG Ml 135
der vasict eiiioii laiif^tMi lac. 'IH)
midi (lulil diu avculiiiro
so relile gcliiure
daz ich czzeiis nie ^cdalil,
diu rede einviiide volltralil.
Iiiii undc her ich iz wac, '-ilö
beidiii naht uiide (ac,
vil gedaht ich mir da nach
daz ich liigenl nie {^esach,
als si ein mensch he"ie.
an
d"
ich spracli ' lieher got, nu wie 220
isl diu sa'lde mir geschehen?
juncvrouwcn ich hau gesehen
die nach den lugenden siul genanl,
als ich sie vor dem walde vant
under der griienen linden. 225
owe, kund ich ervinden
wie der strit sich fliege dar,
s6 diu reiue tugeudeschar
mil den Untugenden striten sol !
lieber got, nü tuo so wol, 230
lä mir den enge! wesen bi
dem ich von dir bevolhen si,
daz er minem sinne eubinl
msere diu unsihtic sinl,
guoter got, swem ich diu sage, 235
daz er in sinem herzen trage
der lügende zeichen offenbar
und ker von der untugende schar!'
uü was diu zit wol dar komen,
als ich die hervart het vernomen 240
und als sie Wankelbolle seit
Triu unde Warheit.
ich kert des endcs vor dii hin,
daz lerte mich min bester sin,
üf des wägreines steten. 245
got wolt ich ane beten ;
'IM. wurdl 223. Jugenten 233. meinen Synn 240. die] der
243. eher
13G SEIFRIED IIELBLING VII
ich kniet, ralit üf min heude,
'lieber got, nü sende
mir einen wisa*re
der mich der rehten nia5re 250
bewise, wie der lugende schar
gen den anlügenden kome dar/
als ich gesprach daz gebet,
üf sliiont ich an der stet.
ich sach Tuonouwehalp daz her 255
53'' ligen mit starker wer,
vil swarzer panier,
diu unreinen lier
warn dar inne gebildet.
'der sin ist mir erwildet, 260
waz daz zeichen meine?'
ich was der Hut gar eine,
ein stimme sprach dö ze mir
'vriunt, nu wil ich sagen dir,
swaz untugent wirt getan, 265
der tiuvel daz wol schünden kan
und lonet sin mit schänden,
sihstu nach den branden
gevarwiu wäpenkleil?
den ir slurmvanen Ireit 270
her Käin, mordes anevanc.
sin schar ist breit unde lanc;
alle morder, Haz unde Nil
wol an sinem ringe lit.
haz truoc er dem bruoder sin 275
und nit, daz unser trehlin
sin opfer wirdiclich enphie.
daz sin er välschlich begie ;
got was ez unmaere.
da von der morda^re 280
Abeles bluot durch nit vergoz,
daz üf in die lüfte schöz,
ze tal in abgründe,
252. cbamen 255. wnnau*halb 259. Warn darin 270. stürm
vanoe 271. Kay
SEIFRIED HELBLLN'G VII 137
da er die uiortsütide
«Hviclichen arncl. 285
alle inordcr sin gewariiet,
sie niüezen alle iiaih im dar
ze nitiren sin vervluoclilc schar.
' nü sa{|je an, lieber engel min,
wer mac der ander vienl sin? 290
diu schar ist lanc undc breit,
'vriunt, nü si dir geseil'
sprach aber dö diu slimme,
' in valsch der muoles grimme
den wir nennen Judas. 295
Unlriu, Zaglieil bi im was.
an Krist er unlriu begie,
von zagelicit er sich selben hie,
nach im swer untriu begät.
eins zagen wirt ouch nimer rat: 300
des ist gemeret sin schar,
du sihst wol daz ich hau war.'
'liebiu gotes stimme, nii sage
wer den dritten vanen trage,
diu schar ist in der mäze wit, 305
si g«b wol allen scharn strit.'
54" ' nü hopr mich' sprach diu stimme ;
' ir houbetliut sint grimme,
der uamen sin dir dri geseit.
Höchvart Lüge und Gitikeit 310
hie in allen landen
von Sünden und von schänden
und von Untugenden habent kraft,
der Tiuvel pfligt der riterschaft
under einem vanen pechvar. 315
lieber vriunt, nim selbe war,
der Höchvart krön dran brinnet.
du weist wol wes beginnet
hie diu Lüge und Gitikeit.
sie füegent, der die selben leit, 320
284. Do 290. Voent 293. so 298. er sie selber 303. nuer
sag 306. geb 314. pflegt 315. pevabr 320. denselben
I
138 SEIFRIED HELBLING V 11
erge und argcl riuwe.
Girlicil 3Iissctriuwe
SchalklieiL unde Honkusl
vücgenl dort der sele verlusl
und sint hie doch an cre. 325
vriunt, waz sag ich m^re?
die unlugent sint geschart.
kör dich umhe iif der wart
und sich wer dir zuo vert/
ich sprach 'got hat mir beschert 330
dich zuo einem wisser.
diu schar ist so achtbger,
ir vane lieht, wiz als ein swau ;
da stet schone gemälet an
ein beseni in einer zeswen hant. 335
wie der houbetman si genant,
daz sag mir, lieber gotes bot.'
'vriunt, ich sage dir bi got,
ez ist diu Zuht der tumben jugent
und der marschalc aller tugent.' 340
' lieber engel, sag an mer.
ein groziu schar vert an der,
ir banier wiz, dar inne gemalt
ein wäge, dar üf rotez golt \
gewegen, daz iz ab riset. 345
ir schar ist wol gepriset
in harnasch, rieh ir wapenkleit.
nie schar wart so wol bereit.
ich wa^n sie wellen striten
üf blanken räviten. 350
dehein ander varwe sihe ich da,
swarz vizzelvech rot noch gra ;
lieht klär sint ir schilte.'
'vriunt, iz ist diu Mute'
sprach diu stimme hin ze mir. 355
321. Argel : arge? arge und erger riuwe? 322. Geirszeit
327. geschert 328. Wortt 333. ler von 334. sehen
343. darin 345. Zewegen 349. willen 351. Dehaimb an der
353. Liet
SEIFKIED Ilfc:LULl>(; VII ISU
' alrßst wil ich sagen dir
wer mßret der Mille ir schar.
54'' sant (jcorgen iiini des «}rslen Avai-;
der liiert den vanen in der hanl.
dir si der millen mer bekaiil. 360
sanl Merlin und sant Oswalt
zun den millen sin gezalt.
ez so! ouch bi den millen sin
der edel künic Salaliii
und der milleclich j^enuiot 365
genant von Tenniarke \ ruot.
ez hal ouch eren vil getan
in Diiringen laiitgraf Uennan ;
des nieret er der millen schar,
noch sul wir eines nemen war, 37(J
genant was er gräf Liutolt
von Hardek. silber unde golt
gab er so bald von siner baut
sam iz an die viüger brant.
der millen ist so vil da bi 375
daz sie miner zal sint vri.'
ich sprach 'uü lat sie ungezalt/
gesaht ir in dem meien wall
mit wizer bliiete [ie baz] gellort?
noch baz sich die lugende schart 380
under manger banier lieht,
dannoch legt sich der marschalc nicht;
er habt als ein degcn maer.
do kamen diu vürrcnna-r;
die herbergl er ül" der stat 385
schone nach der Mille rät.
nü kamen sie gevarn zuo,
ez was dannoch wol so vruo
daz der man ie wol besach
wä sin herre biet gemach. 390
zehant er mit zühten bat
356. All erst 358. Georgen 362. Ze 368. In duringe
370. Nach suUe 379. weizzeo bluell 380. N. paz s. die tu-
gendte schort
140 SEIFIUED IIELBLING Vll
(len inarschalc unib die selbeu stal.
sie wart im zühticlicli gegeben;
daz marhl ich üf der wart vil eben,
ich sprach 'vil lieber gotes bot, 395
sag mir nemlich durch gol
wes der wize vaue si :
dar in gemalt daz agnus dei,
ein kriuz in siner zeswen klä,
des die propheten waren vrö, 400
wan inz beschiet sunderma;r.
sant Johans der toufar
zeiget mit sim A'inger dar
und sprach da sie des namen war
' seht daz gotes lamp zeig ich 405
daz unser schult nimt an sich/
die stimme güetlichen sprach
' vriunt, da du vrägest nach,
daz wil ich bescheiden dicr.
55* ez vüert die selben banier 410
Semftikeit und Güete,
Gedultikeit Diemüete
Liebe unde Rehtikeit.
diu wäre 3Iinne ist ouch bereit
ze meren die selben schar. 415
nü nim ouch der Wisheit war:
swä sich der vane hin wendet,
ir rotte ez allez endet,
vriunt, ob du dich erest,
daz du din sinne körest, 420
gedenke nach der selben schar,
got hat die lugende alle gar. '
ich sprach 'lieber engel min,
des gelouben wil ich sin,
er hab ir tüsenstunt mer. 425
daz ich volge der 16r,
als mir von dir geraten ist,
394. wortt 398. Darin gemalt: ob da ist gemalt? 399. chllu
400. Daz — worn vrei 403. seinem 409. dir 416. Nu
nembt — wor
SEIFRIED IIELBLLNG VII 141
des helfe mir der wäre Krist!'
lieber vriiinl, mi will dii wol.
inör ich dir sa{;cii sol. 430
ein wizer vanc verl da her,
Triwe Barmunj;e uiidc Er
fiierent wol mit ereii den.
swcr wil nach gotes hulden stdn,
der si den lugenden gerne bi. 435
ich wil, in dem hiniel si
diu Triu in 6ren wol erkant.
gol die liarnuinge sant
durch Triwe nach dem siinda?r,
daz er bi im in eren wajr.' 440
\
'so isl Triu und Er von himel komen,
als ich han von dir vernomen,
redelicliiu stimme,
silber golt noch gimme
wold ich nemen nihl für dicii. 445
alrerst du bewise mich
umb die allermeisten schar.
under einer banier liehtgevar,
niilten in gelpfer wize,
an dem ende mit filze 450
ein swarziu liste ist erhaben
meisterlich mit buochstaben.
ich bin der kunst niht eulwesen,
von verre hän ich dran gelesen
'ein got ie was und immer ist, 455
den wir nennen Jesus Krist."
nü sprach diu stimme wider mich
'ich beer die Warheil nennen dich:
der schar sich billich breitet,
diu St.Tte ir vanen leitet; 460
3iaze mit der Bescheidenheit
machent die schar lanc unde breit:
des hilfet in diu Sterke.
55'' lieber vriunt, nü merke
die tugent hat algeliche 465
434. wil] sie 443. Redlicher 459. sich] sie
U2 SEIFHIED HELBLING VII
got in dem himclriche.
der Kiusch ist wol den lugenden bi,
daz icmcn übermazic si
ofl'cnbar uocb stille.
diu Manhcit und der Wille 470
viiegent wol in strit ze wer.
nü ist geschart der lugende her.
lieber vriunt, ich wil von dir'
sprach diu stimme hin ze mir.
'die leste schar legt sich hin zuo : 475
s6 wirt der strit morgen vruo.
niht raer sollü vriigen mich :
ich han wol verrihtet dich
wer sie sint jen unde dis,
in got du gesegent wis.' 480
ich sprach amen, daz werde war!
dö sich geleit diu leste schar,
zehant diu sunnc nider gie,
der tac den liebten schin lie.
ich gie ab dem berge 485
und suochte mir herberge
nähen da bi in einem graben;
da wold ich gemach haben,
her vür nam ich durch hungers not
üz einer twehel kses unde bröt. 490
mit win ein lägel wol beslagen
het ich mit mir dar getragen ; .
nach der spis dar üz ich tranc,
unz mir diu ougen zuo twanc
der slaf. wol in der wile 495
daz einer gienge ein mile
mir Iroumte wie iz wa^re tac.
üz dem släfe ich erschrac
und ilte wider üf die wart.
diu her sach ich hie unde dart. 500
der lugende viur brunnen
glich der liebten sunnen:
472. geschort 475. schor 483. vnder gi« 404. zne wancli
499. 508. worlf r)00. dorn
I
SEIFRIED IIELBLING Vll 143
(l;l der uiilugcMidc viiir brau,
geiniscliler rourli j^ic du van
den ich ylicli crkande 505
sam man die kol brande,
vil schiere der tac üi" gie.
die warte ich in der tunkel lic
und sleich ze tal zuo dem her.
die roUierlen sich ze wer 510
baz dan irli gepriieven kan.
nu kam die wile ir warlman
mit den relilen nia-ren
daz ir vinde wieren
ze velde komen in ze var: 515
sie helen vor ninr dri schar:
der sint sehs gemachet.'
56** diu A\ arheit des erlachet
und sprach ' wer hat sie daz gelerl
daz sie die schar hant gemört?' 520
der ander wartman zuo reit,
genant diu Bescheidenheit,
er sprach ze den wiganden
' ir sult iuz hiute enblanden !
Sit hohes muotes unde vrechs ! 525
der schar sinl grozer sechs
die iwer wellent biten,
benamen mit in striten.
die ersten schar fiiert Erge
Schalkeit unde Kerge. 530
die andern schar Haz unde Nit.
mit der dritten schär lit
Gitikeit Lnlriuwe.
die vierden schar biet riuwe,
ob iemens kraft viir sie züge ; 535
die viiert Valscheit unde Lüge.
so fiiert die fünften schar bereit
Misstriu unde Glichsenhcit,
Unmäze Trunkenheit da bi,
515. zenoi- 510. nur dreu schar ä2?i. Er spr. yeden VV.
526. grözzer
144 SEIFRIED nELBLING VII
daz ir diu schar niichel si. 540
die sehsten vüert diu Höchvarl :
we daz ir ie gedaht wart!
ir vane ist swarz nach peche gar;
da inne ein kröne viurvar
ist gekeret hin ze lal. 545
daz bezeichent uns den val
den Lücifer von himel viel
umb höchvart in der helle giel.
diu selbe schar strilet niht,
an ob den vünven not geschiht. 550
ich hau iuz bescheiden gar;
nü nem der man sin selbes war/
diu Wisheit üf sluont unde sprach
' ir herren, rihtet iuch dar nach !
suoch der man den sinen; 555
ich vinde wol den minen.
Zuht und Milde, habt ein schar,
nemt Erge unde Schalkeit war.
Liebe und Güete, in dem strit
bestet den Haz und den Nit. 560
vrou Triu, ir habt ein schar breit;
suocht Untriu unde Gitikeit.
vrou Wärheit, mit der Slihte
hebt iuch dar enrihte
da Lüge unde Valscheit si; 565
die lät hiut niht strites fri.
Verstendikeit Rät unde Sin,
kßrt iuch gen den vinden iiin,
suocht Glichsenheit 3Iisslriu Unmaz ;
so vart ir die rehten sträz.' 570
56'' diu Wisheit sprach 'die sehsten schar
viier ich wol mit 6ren dar;
des hilfet mit Gedultikeit
diu Diemuot. unser schar ist breit
under einem vanen lieht, 575
da man daz gotes lamp an sieht.
540. Daz er 550. Vünffteri 554. 564. 568. eu 558. Arg
567. V. guett rat vnd Synn 573. mir
i
I
I
SEIFUIED HELBLLNG Ml »45
uns hilfet Sterk iManheil unt Er;
waz sol ich iu sagen iiitir?
unser kunfl git jainers (lAn
den bi dem vancu mit der krön.' 580
nii Iiuoben sie ze den vinden sich,
üf der sla volget ich.
die Zuht und die Milte
lützel des beville,
ze stril« waeren sie bereit. 585
die Erge uud die Schalkeit
sie vinllich an ranlcn :
schier sie daz erkanten
daz diu tugent von hiniel was.
sie vluhen da her Sätanas 590
habt mit dem vanen hellevar,
ungevüege was sm schar.
nü vie üf dem nach jagen
diu Milt die Erge bi dem kragen
und diu Zuht die Schalkeit. 595
' mir geschach nie groezer leit'
sprach diu Erge zuo der Milte.
'wol zehen tüsent scliille
het wir daunoch hiute fruo.'
diu Mite sprach der Erge zuo 600
'wer hat iu die läzen?'
sie sprach 'der verwäzen,
genant der helle scherge.
mit schalkeit und mit erge
hab wir sie al zer helle bräht; 605
nü ist in ninder gedäht
daz sie uns helfen wellen,
die boesen hergesellen.'
nü sprach diu Zuht 'des göt in not,
wand sie den ewigen tot 610
von iwern schulden lident;
billich sie helfe mident.'
579. dan 580. Chraa 582. slag 585. wem 587. veintlei
590. do der S. 59;j. Vngeuege 595. Vnd die z. deu seh.
605. zder, häußg.
Z. F. D. A. IV. 10
146 SEIFRIED HELßUNG VII
nu huop sich der amier slril,
an den Haz und au den Nit
diu Liebe und diu Giiete. (515
mit semflem gemiiele
■ so geslreit nie schar baz.
diu Liebe sprach 'wie iiu, her Haz?
wä sint iwer helfa'r?
ir Sit in bilHche unmaer. 620
sie niugeu uns nihl an gesehen:
daz ist von iweru) rale geschehen ;
den habent sie begangen.'
nü wart der Haz gevangeu.
57* diu Güele sprach ' nü hau ich zit. 625
wie nü, bnesewiht, her Nit?
wä ist iwer Käin?
iz fliehent vast mit im da hin
alle nitmorda're
in die ewegen sw^ere.' 630
der Nil sprach ' mir ist geschehen
daz ich iu muoz siges jehen.'
an den selben stunden
Haz und Nit sie bunden
zesamen als sie solden ' 635
und sie behaldcn wolden.
diu dritte schar die zit streit,
üntriu unde Gitikeit.
Triu Manheit unde Mäze
kerten die rehlen slräze, 640
da diu verfluocht Lntriwe was.
diu Triwe sprach ' her Judas,
ir seht daz ichz diu Triwe bin,
und vlieht mit iwer schar da hin,
die verzagten alle mit iu. 645
daz ist billich umbe diu:
diu 3Janheit raste an sie jagt,
swelch siinder also verzagt,
daz er sich selbe toetet,
628. Iz flibens 630. ewigeu 632. iu] nu 635. Zcsam
637. diu Zeit str.
SEIFRIED IIELBLING VII 147
der töl in also iinelel (550
mit jämcr iitid mit s6re
an ende immcrinore.
nü sprach diu 31az zer (iilikcil
iur scliar was laue uude breit;
die flielicul hin, des ^H in not, 055
wand sie den ewigen lol
von iuwcrn schulden lidcnt:
hillich sie helle mident.
ir liezt sie hie nie werden vol;
des müezen sie des jamers hol 660
ze helle buwen immer:
des geniczt ir nimmer,
diu 31azc ir rede war lie,
hi dem kragen sie si vie.
alsam der L ntriwe geschach 665
und der Zageheil da nach.
die vierden schar der unlugent
vuort Valscheit, Lüge, alter, jugent,
viiegent sie den gotes haz.
Slihte und Wärheit stet in baz : 670
den wünschen heiles an dem strit !
üf einem swarzen ravit
iiuoj) sich von der schar diu Lüge
gen der \^ ärheit, sani sie vlüge ;
diu Valscheit gen der Slihte. 675
ze miner angesihte
wart der vierde strit erhaben,
ich was da bi üf eime graben,
57'' daz mir von treten nie enwar.
diu Lüge ruoft 'zuo her, min schar!' 680
sie vlöch vast die zit da hin.
ein stimme sprach 'Lüg, hastü sin,
daz wir dir helfe sin bereit
und der verfluochteu Valscheit?
von iu beden wart uns kunt 685
derjämer bernde hellegrunt :
602. ir ir? 671. au deu str. (580. zu her die hs.: ziuch her?
oder tuo her (vergl. grainm. 3, 306)? 682. lug hastu ge^in
10*
148 SEIFRIED HELBLINfi Vit
so ist diu Warheit wol ze wer.
von himclriche ist ir her:
des niuge wir niht an gesehen;
von lügen ist uns daz geschehen 690
und von valscher meintät.'
hie mit min rede ende hat.
nü wart niht lenger gespart,
diu Lüge dö gevangen wart
gefuorl für die Warheit. 695
dannoch genendiclichen streit
diu Sliht, dö sie die Valscheit vie.
der vierde strit also ergie.
den vünften strit zehant streit
Misstriu Unniäze Glichsenheit. 700
Verstendikeit mit ir schar
kert genendiclichen dar.
nü sprach diu Güete und der Sin
'ir helfer vliehent da hin;
sie müezen all vor uns dernider!' 705
diu Glichsenheit ruoft vaste wider:
ir antwurt eine stimme
üz jämer mit grimme
'ich was ein apt in der gebser
samz himelrich min eigen wser. 710
ze vesper und ze complel
ich dicke wol getrunken het
und verslief die mettin
durch gemach von guotem win.
über daz gebot ich 715
daz alle Hute lohten mich.
Glichsenheit, von dime rät
brinne ich um die misselät
ewiclich an ende :
so dich der tiuvel sehende!' 720
ich wil niht anders sagen hie.
so diu Tugent den gevie
688. ir Herr 694. da 703. der Gott 708. Suz 712. ge-
trungen 713. deu Mertein 715. geboett 716. vorhten?
717. dem
SEIFHIEÜ IIELULKNG VII 149
des untuj^enl g^ii ir was,
<lannocit habt her Satanas
stille mit siin vaticii darl. 725
sie besazen >vol die wart
und zoglen lur die VVisheil:
diu habt in vreiidcn sunder leit.
sie wurden wol enphangen.
' wie ist iz iu ergangen, 730
ir lieben hergesellen?'
diu W arbeit sprach ' wir wellen
58* sagen iu diu waren niaer.
iz habt der sele verra^'tier
wolt mit uns nilit striteu, 735
er wil iwer biten. '
diu Wisheit sprach 'des walte Krist.
«wer von iu gevangen ist,
den gebt ze halten, daz er st
vürbaz nimer also vri/ 740
diu Wärheit sprach 'daz si getan,
ich wil des ersten heben an.
Lüge, du waer mir ie unmaer;
var in einen rostüschrer.
wart min an der selben stat. 745
vlozgallen, beinwahs unde spat,
gebt ez allez hin für guot:
Lüge, habt niht vürbaz muot!'
'Valscheit' sprach diu Slihte,
'vart in ein gerihte, 750
sliefet in den rihtaer;
müelich iwer der enba;r.
von dem gerihte git er zins ;
an iuch biet er niht gewins.
nü vart ninder anderswä, 755
ver Valscheit, unde wart min da!'
723. g. im w. 724. der 725. dort 726. wortt
734^7". es hält still der seele verräther, der seele verräther wollte mit
uns nicht streiten. 737. des wolt 740. Vürwaz
743. werd 746. Peinwachst 751. Sleuffl
754. An eu
ISO SKIKHIED IIELBLÜNG VII
diu Liebe sprach ' mi pliu dich, Haz !
ich kan dich niht behalten baz.
in einen riehen man du var
der sich niht gewern tar, 760
er warne vliesen sin guot.
von siüi zagchaften niuot
ist er sta'te hazzes vol.
bi im vind ich dich wol.'
diu Güete sprach ' nu dar, her Nit ! 765
vor got ir verwazen sit.
varl in einen gebiiren,
da mugt ir wol getüren,
wand sin nit ist so groz,
hat einer sin hüsgenöz 770
bi im einen acker breit,
vor nit ist im also leit
daz er den rein im hin ert.
dar umbe er ze helle vert
nach dinem rät, verflnochter Nit! 775
bi dem gebüren dii min bit.'
diu Triwe sprach dich riuwe,
ich meine dich, Lntriuwe,
daz dich got verfluochet hat.
nü var hin üf der stat 780
in einen verralwre !
e daz er din enbaere,
er riete e sin kint an.
viirbaz hab deheinen wän !'
58'' diu 3Iäze sprach 'ver Gitikeit, 785
nü wol üf! sit bereit,
vart in einen phaffen hin!
er hat manigen gewin
und kan doch nimer werden vol.
bi im wartet ir min wol.' 790
diu 3Ianheit sprach 'ich wil den zagen
von mir in einen weber jagen
757. pfudicb 761. Er weene vervliezzen 771. ein 775. ver-
flucht 777. spr. dein Reu 784. dehain 785. vergei-
tichait
SEiFRIED MELBLING Vn 151
der sitzet stajte an scliamgewant;
da bi sin zajjeheit ist erkauL'
diu Miltc sprach ' vrou Erge 795
waz liiltet iwer kcrj^e?
ir iniiezt, und niuf^pl nilit bewarn,
in einen argen lierren varn
der sich niht la'l erbarmen
den notliaften armen. 80U
an dem meht er gedienen got;
dehein ander milt ist sin gebot.
gaebe er vrischalla'ren
und valschen lobsing:eren,
daz wa;re nacli des liuvels rAt. 805
Ergc, nü wart min an der slat.
diu Zuht sprach ' vrou Schalkheit,
wol bin drate ! sit bereit,
vart in einen schelman
der nie tugenl gewan 810
und sprichet gruntbieser wart
vii üf siner nouvart.
bi im sult ir warten min.
nü hin balde ! ez muoz sin.
diu Ere sprach 'vrou Schande, 815
ich trib iuch üz dem lande
gerne, unde möht ich wol;
DU mac ich noch ensoi.
ein edel man der trunken si,
da sult ir min warten bi. 820
lät in nimer werden nuoht;
ich weiz wol daz ers enruoht.
der Sin sprach ' vrou Torheit.
iwer schar ist vil breit,
die ir alle tneret: 825
von den lut unde hnerel,
vart in einen erbesuon.
der niht iäzen wil da von,
793. an schäm g. 799. erbarm 800. Arm 801. gedien
803. Vrej Schallern 808. drot 816. eu 821. nueht
822. er enrueht 827. Eribs Sun 828. wil da Ynn
152 SEIFRIED IIELBLING VII
er ziehe sinem erbe zuo.
beidiii späte undc vruo 830
ist er gerne in den sielen,
zeni wine, zen guolen meleu.
sin erbe er da mil vertuot,
ver T«'>rhcit, nach ivverm muol.
59* nu daz iiich irre dehein niser, 835
ich vind lach bi dem förlffir!'
diu Dienmol sprach Wroa Wisheil,
wir suln alle sin bereil.
mich niüel, so mir helfe Krist,
daz noch nihl gevangen ist 840
diu Hochvart, und hat ein her,
daz der künec Terramer
ein groezerz g6n Orans nie bräht.
billich uns daz versmähl,
Sit wirz die gotes lugende sin, 845
und daz in hellevarwem schin
diu Hochvart gen uns haldet dart.'
nu kam diu Sorge ab der wart
si sprach 'wol ilf, sil bereit
ich vüer alhie die Vriheit, 850
als ich sie vor der schar vie.
wer kan mir baz behalten die
danne ein alter spilman?
schäm noch zuht er nie gewan,
an daz er vrilich gäbe gert ; 855
got und der well ist er unwert.'
nü sprach diu Wisheit in zorn
'heiz blasen diu herhorn !
ez wirt nihl langer gespart,
wir müezen gen der Hochvart: 860
diu hat der hellekünege vil,
den ich doch strit schaffen wil ;
gfen dem künic Phäräon
hern Moyses und Aron,
829. 833. Erib 832. Zden — zrlen: so hävß^. 835. Jen A. mer
836. torler 845. tugent 846. Helle varben 847. dort
848. Wortt 861. der helle Chunege 864. Herr
SEIFRIED ilELBLING Vil 153
geborn ze guolcu werken, 865
sam die i)alrierkcii,
Abraham Isac Jacob.
Jacobes zweit" sün, ze lob
sint sie üz erwclliu kiiit.
islichem zwelf liisenl sint 870
gezeichcnl in daz himelricb
von sini gesiebte siL'liclicb.
der erst Jacobes sun Judas,
Rüben der ander was.
der dritc was Neplalin genant, 875
31anass6 der vierd erkant.
wa nü der vünft? Kad hiez der,
und der sebste Äser,
der sibent beizet Simeon,
Levi ich für den abten hau. 880
der niunte heizet Isascbär,
59^ der zehent Zabulon für war.
der einleft, Joseph nenn ich in,
und den z weiften Benjamin,
die babent also zwelf schar, 885
ieglicber zwelf tüsent gar.
nü seht, ob her Pbaraön
da müge vinden sinen Ion.
im wirt vergollen üf der stet
swaz er den Israelen tet, 890
die er durch daz mer treip ;
sin her mit schaden da beleip.
ob ich der künege nante mer,
so spreche diser unde der,
icb wolle langer maere pflegen ; 895
dji von icbz läze underwegen.
diu Diemuot sprach vil wislicb
'arm üf erd, ze himel rieh,
die lugende bede sint an mir.
ob ich der böchvarl enbir, 900
872. V. seinem Gshlehte 875. D. dritte w. JVeptUlin genaul
880. ohten 887. ob der Ph. 888. Do — sein 1. 890. Was
899. Tugendt
\M SEIFHIED HELBLING VII
daz tuon ich von schulden gern,
wand sie stet ze deheinen 6rn
dort in der ewikeit.
seht wie sie ir kröne treit!
diu hanget nider viurvar. 905
min kröne stet en 6ren gar
in dem oberisten Irön
dem alwaltigen künec schön
und der küniginne.
dieniiietlich und geminne 910
sint sie uns hie gewesen,
als wir die phaffen hoeren lesen
an der heiligen schrift,
so ist diu Höchvart ein gilt
diu tribet in die helle. 915
swer immer helfen welle,
der si üf, mit mir bereit!'
zehant sprach diu VVisheit
'vrou Stat, hebt üf den hervanen !
bi iu ze nähest heiz ich wonen 920
den Willen 3Ianheit Sterke,
ein islich man daz merke,
swer die dri tugende hat,
der mac volbringen beides tat.'
nü sprach diu Triu 'ich muoz jehen, 925
ein groezer her wart nie gesehen,
und ist niur ein vane bi.
swer der selp vener si,
60' er phligt deheiner giiete.'
dö sprach diu Diemüete 930
'liebiu Triu, ez ist der,
ze himel vlös er al sin er.
dar nach in diu gotes haut
umb höchvart in die helle baut.'
' Sit wir nu alle sin bereit' 935
sprach diu reine Wisheit,
'ich wil iu raten unde manen,
002. dehain 908. D. Albaltigen 919. Vra stet 920. zeiiost
923. Tugeadt 927. nuer 928. Wer — Venr sei 932. loz
SEIFHIKD HELBLIiNfi VII I5Ö
seht alle Tif den einen vaiieii
niil, der lanibes {^iicle.
iiu sacli (Im Dirmiiele 940
die llnclivarl hallen vor der scliai';
si hii(>[) sieh snellielieiien dar.
nü sumte sieh diu ÜMelivart iiilil,
si sprach 'ein sniiehe mir f^cschihl,
daz ich mit dir steilen iniioz. 945
reck her dan den lenken fuoz,
la (lirn giiellich ahc slalien/
diu Dienmol sprach ' lA din gahen.
iz kuml ze nianeyen stunden,
snuehe vint und snuehe wunden 950
ze schaden dicke sint «rkant:
du hast den habcch an gerant!'
diu her habten stille ;
daz was ir bßdcr wille.
wol was der lugende her j^escbart. 955
diu Dieniuol an die Hochvart
sich huop mit ungevüegen siegen.
da vaht diu Hochvart engegen,
sie sprach ich han gedingen,
begrir ich dich mit ringen, 960.
so muost du mir siges jchen.'
<liu üiemuot si)rach 'ez mac geschehen.
wol ist dir e gelungen,
do du hast gesprungen
von hinielrich, daz ist mir kunl, 965
umb hochvart in der helle grünt.
zem andern male dich min hant
in die selben helle bant.'
diu Hochvart sprach ' s6 waerst duz got?'
'jA, ich bin sin gewisser bot. 970
got ist diu rein diemiiele,
got ist diu wäre giiete,
got ist diu 6re An ende breit,
got ist diu ganze wislieit,
938. ain 950. Snieh v. vnd smeliwundcn 951. dicli
952. Hawich vergl. pf. Amts 102. 957. Si hueb 964. Da
156 SEIFRIED HELßLING VII
got ist diu warheit bekaut, 975
got ist diu Irin, diu mill genant,
got ist diu zui)t und diu schäm,
got ist aller tugende nam,
got ist diu manlich sterke.
60^' armiu Hochvart, merke, 980
miniu wart sint eliiu war!'
si viel der Hochvart in daz här
und warf sie üf die erd zetal
einen ungeviiegen val.
diu Hochvart schrei 'wä nu min her? 985
ich bin sigelos äne wer.'
ir antwurt ein stimme dö
'wir helfen dir niht sust noch s6,
gar vervluochtiu Hochvart !
daz diu ie gedaht wart, 990
des lid wir kuniber unde not
und den ewigen tot.'
diu Hochvart sprach in giiete,
'vil reine Diemiiete,
ich wil dir loben Sicherheit. 995
sin helf hat mir der widerseit
dem ich von Adam allez her
hän gesendet seien mer,
dann ander untugende vier,
wan sie schepfent in mier 1000
die untugende aller meist,
nü hat uns der verfluochte geist
her geschündet an den strit
der uns wol ze schänden lit.
nü habt er dort an ere.' 1005
der rede wart niht mere.
diu Diemuot nach der Hochvart greif
und vie sie an eim afterreif,
si vuort sie der Wisheit vür.
diu Wisheit sprach daz sie erkür 1010
wä sie wesen wolde 5
vürbaz si niht solde.
992. leid 999. 1001. Vnlugcndl 1000. Scheffpeut 1008. ein
SEIFIUED HELBLING VII 157
(lö sprach diu arme Höchvart
' wol mich hiiile und immer wart,
daz icli hau von iu die wal. 1015
ze Komc in einem kardinal
bin ich durch iwern willen gern,
wan der lebt in hohen <}rn
gar hohverlicliche.
guotes ist er riche, 1020
daz ist mir für war kunt.
er provist niht gßn eim pl'unl
der kleinen pFcnninge;
si diinkent in ze ringe.
der im die grözcn viir leit, 1025
al sin sünd er im vergit
an riuwe und ane buoze.
s6 vellet im ze fuoze
der arme sünder unibe daz
daz er im gebe den autläz ; 1030
des hat er vil umb silber veil,
61" al der krislenheit ze heil.'
diu Diemuot sprach nü wis da
und var ninder anderswa.'
ez ist wol ergangen 1035
daz Uli sint gevangen
die unlugende also gar.
zehant ilt ich viir die schar,
da liuf dannoch Wankelbolt :
diu Slihte was im niht vil holt, 1040
die rehten hant sluoc sie im ab.
' nim in die lenken dinen stab,
und ile balde hin von mier,
du vil armer betschalier.
die zit du vertribe 1045
bi eim iibelem wibe
diu gar wankelmüetic si;
da lä mich dich vinden bi.'
also sprach diu Slihte
1022. probitzt 1026. vergeit 1033. Deu diemaclte 1034. ni-
Jer 1037. Vntugendt 1039. laui'
158 SEIFIUED HELBLliNG Vll
zuo dein breswihte. 1050
ich saeli der untugende her
wücleii, sani daz wilde mer.
ir lioubelmau was grimme,
er schrei mit luter stimme
'habt iuch vasle her ze mier ! 1055
der tilgende her uns uahent schier:
ine weiz wie uns wil geschehen,
wir mugcn ir niht an gesehen,
si habent überliehlen schin. *
seht ir dort daz Icmbclin 1060 j
gezeicheiit in dem vanen lieht?
wir mugen in gestriten nieht.
als er die rede vol gesprach,
ein wunder gröz do geschach.
daz her sich zuo ein ander krampl 1065
in einen engestlichen tanipf.
do wart von pech und von swebel
bediu rouch unde nebel; |
anders sach ich do niht mer.
' we, zergeuclichiu er!' 1070
ein stimme jamerlichen schrei,
' swer dich koul'et umb ein ei,
dem bist du gar ze tiure,
Sit man in dem viure
unzillich ere gelten muoz, 1075
da nimmermer wirt kumbers buoz/
ein ander [stim] schrei 'ach unde we !
weeren die untugeode e
gevangen, do wir lebten darl,
so het wir uns baz bewart 1080
vor Sünden die uns brahlen her
zuo dem ewiclichen ser.'
61'' der nebel huop sich uf enbor
und gie minen ougen vor.
über Tuonou sach ich in 1085
gfen in daz gebirge hin,
1055. eu 1001. in dein Von I. 1064. da 1007. Da
1079. da — dart
SEIFIUEÜ IIELBLLNG VII 159
üf vür den Oclscliau.
iiimer sag ich iu du vau.
der lugende her kam gcvaru
dar niil wüiiuccliclieii stliarn. 1 (»'.»(>
dö sie niht slrites vundeii,
an den selben slundcn
wurden vil banier ül" geslagen.
' wä sint nu die boesen zagen?
sprach diu \V isheil offenbar. 1095
' unser rilerlichiu scliar
üz Abrahäiues gercn verl ;
da ist in vreuden vil beschert
in dem vronen paradise.
ein sielde ich an in prise, IIÜO
diu gßt allen sadden vor,
daz sie in dem niunlen kor
den Spiegel der golheil
sehent, da in ist bereit
volliu gnade und ere 1105
an ende immer mere."
die lugende sprachen algelich
' wir gaben in daz himelrich,
und gebenz noch dem der sin gert.
er wirt sin anders niht gewert, 11 10
ez gescheh nach unserm rät
mit reliter lugenllicher lät.
s6 gebeut die unlugende
alter unde jugende
die ewigen helle. 1115
swer des niht glouben welle,
der si den anlügenden bi ;
der helle wirt er nimmer vri. '
umb daz her huop sich ein lieht,
des moht ich erliden nicht, 1120
ez was so bilterlichen starc,
daz ich diu ougen under bare
und kniet üf die erd zetal.
1097. guetten 1098. Do 1099. Vron 1104. do 1117. Vu-
tugende
160 SEIFRIED HELBLING VII
do hört ich singen siiezen schal,
ein schar sanc Aroelich also 1125
'glorjä in excelsis Jeö!'
so sanc diu ander schar alsus
'et in terra pax hominibus!'
und üf der erd frid allen den.
da engegen sprach ich 'amen!' 1130
schiere stuont ich üf dar nach.
62* niemen hört ich noch ensach,
ich kerte heim min sträze ;
diu was in der mäze
wol gen drin milen. 1135
umb wiu soll ich ilen?
ich slief da heime und het gemach.
in eime troume mir geschach
daz ich diu wunder hän gesehen,
ich wil der fiventiure jehen 1140
ZUG einem schnenen sinne
magzogen und magzoginne,
daz si der jugent vor sagen
waz tugende höher eren tragen
und waz unlugent schänden git, 1145
der ir mit willen ane lit.
ein magzog der sol wesen vri
daz er niht wankelmiietic si.
er sol nach eren sin gcmuot,
warhaft, gewizzen, daz ist guol. 1150
der tugcnd sich aller undcrwinl,
so ziuht er wol der hcrren kint,
ob sie entwahsen simc beseni,
da von si in niht ungezesem.
hoert er, daz ir einer lüge, 1155
hovelich er in des enziige,
spreche ' vil lieber herre min,
lät iwer rostüschcn sin.'
spreche der ander bcesiu wart,
1125. vreulich 1130. Da engeng 1132. Niem 1136. Vmben
1141. Sinn 1142. M. vnd Magzogiii 1144. Tugendt 1140. ohne
1155. lug 1156. enzug:?
SEIFRIED IIELBLLNG VII 161
gßu im diu rede si ungespart 1 1 GO
'junc herre, ir Viirl enouwe,
daz ich ungernc sciiouwe,
wand diu Zuht die Sclialklieit
in einen bcescn sclicfniau jeil.'
ich sprach 'vil lieber niagzoge, 1165
miuer rede iuch niht beirage,
sagt iwern juokherren daz,
si künn sich niht behiieten baz
dau vor der bnesen trunkenheit,
Sil daz diu Er die Schande jeit 1170
in einem trunken edeln man,
daz sie nenien sich da van.
ir sult in raten rilerschaft :
diu hat in der jugenl kraft,
in dem alter gßl im abe ; 1175
daz man in nach eren habe,
sin jugent daz gedienel hat
in maneger iobelichen tat.
daz alter hat niht krefte mßr
wan wisheit und der jugent ler. 1180
62'' ein junger riler haben sol
niun lugent, die ich nenne wol.
diu erste tugent si im kunt,
daz er gol niinne in alier stunt.
zem andern mal minn reiniu wip, 1185
daz ungevelschet si ir lip ;
des gewinl er vreude und sa^lde.
guot riten üf dem velde
zem dritten mal nem wir vür guot.
zem vierden manlich hochgemuot, 1190
zem vünften eren wise,
zem sehsten triu ich prise,
zem sibenlen wärhaft siner wart,
zem ahlen milt in rehter varl,
1165. ich sprich? oder zu streichen''^ magzog 1166. betrog
1168. chunnen 1172. sich] si 1175. im, dem rittcr.
1179. crefften 1180. Dann 1185. hier und im folgenden überall
zdem
Z. F. D. A. IV. 11
162 SEIFRIED HELBLING VII
zcm uiunleu mal barinherzikeil, 1 195
daz im der armen schade si Icit.
swelch riler nü die lugende hat,
daz er si voUedich begat,
ich uim iz üf die triuwe min,
er niac vor got ein riter sin. 1200
owe, wa;rn in Oslerrich
drizec riter also lobelich,
den die lugende wa-ren bi,
swie vil doch der riler si,
ir hiel daz laut immer er. 1205
waz sol ich iu sagen mer?
ich vveiz den riler des getät
euch wol uiun lugende hat.
mit bü, mit guol behalten,
mit gwinnen manicvallen 1210
hat er riterlichen muot.
wer hat veil zwei lehenguot,
der stapf gen im üf den rinc;
er sticht den selben jiiugelinc, 1
ez si im liep oder zoru, 1215
daz diu leben sint verlorn,
owe, waz wil ich riterschaft?
ja hat min riterlichiu krafJ
vil nahen an mir ende.
got herre, an missevvende, 1220
habe mich baz in diner pflege,
ich suoche bedenlhalp die wege ;
nü zeig mir nach der mitte,
mir gevellet küm der drille ;
so gevalle ich dem vierden niht : 1225
dar an mir vil rehte geschiht.
ich bin ein teil dar an betrogen,
daz ich 1er die magzogen
und die magzoginne.
si habenl viir mich sinne, 1230
63' daz ich kum geruofe dar.
1196. arm 1229. Magzogin 1230. Synn
SEIFUIED IIELBLING VII Iti^i
ich soldc sagen ollciibar
iniiic Iroiimc der tuiubeii jugenl,
wiiz scliaiideii ycbeiil uiiliigciil
und waz diu liigcnl crcii biit 1235
dem des si ycwallic >virt.
si git im t're üf erde liie,
ein guot ende, ich sag iu wie.
ob er in ercn sich verwigt
gemaches des diu werll pfligt, 1240
so git im lugenl sa*Iiciich
gemeinsam in dem himelricli.
hoer vülez aller, lumbiu jugenl,
got selbe ist diu wäre lugent.
den hab vor ougeu, rat ich dir; 1245
tuost du unrehl, daz hab üf mir.
daz büechel sul wir enden,
den wisen liuten senden,
die künnen woi gewendcn
der unfugende sehenden. 1250
mit des tiuvcls blenden
gen der helle brenden
verre üz sincn zenden
sul wir ninder lenden,
da die tugentswenden 1255
trürcn und verphenden
vreudc, in drin genenden,
mit den gewaltes heuden
die von der belle gewenden
uns losten mit Adamen, 1260
sunder loese uns, lugende got,
durch aller diner krefte gebot
vor allem übel. amen.
1243. tumer 1253. ? 1254. nider 1257^/. ? nach 1263
Recordare virgo maier dum steteris. la conspectu dei vt loquaris
pro nobis Bona et vt auertas iodignatioiiein suam, Aue Maria
ein hört reicher Sinne Aue Maria du heil Vuegerinne, Aue
Maria vueg vns ze gewinne, Aue Maria die worn Minne,
Aue Maria hilff Chuueginne, Aue Maria so wir schaiden hinne,
Deines Chindes zorn eher vnd wis, A nobis. die folgenden drei
Seiten der hs. leer.
11*
164 SEIFRIED IIELBLING VIH
VIII
65" Gcwonheit diu ist riche.
dem luol wol gelfche
min knelil niil der vr.ige.
er hat sine läge
wä er eine vinde mich. 5
zehanl fiirdcrt er sich
und kumt ze mir gegangen,
sin rede wirt an gevangen
schoene und wislich da zuo.
ich gie eines morgens vruo 10
an daz velt schouwen
wie mir wa*r gebouwen.
daz was ze den stunden
dö sich üf bunden
die lerchen mit gesange. 15
nü sümte sich niht lange
min kneht aber zuo mir gie.
sin rede er wislich ane vie,
er sprach 'lieber herre min,
mac iz mit iwerm urloube sin, 20
ich wil iuch aber vrägen :
des lät iuch niht betragen,
so iuch got immer vrist.
eines siunes mir gebrist,
daz ich niht erkennen kan 25
einen rehten dienstnian.
waz der ze reble haben sol,
des wist mich, herr: so tuot ir wol.*
ich sprach ' sseliger kneht,
ein dienstman haben sol ze reht 30
rita;r und edel knehte
die gerne unde rehte
im dienen eigenliche.
gebeert er zuo dem riche
Wie die gebaurn ze Reitter werden. 1. Gibonheit 13. zdcn
14. Da %l. eu 2G. Ein 28. Das 34. zdem
SEIFUIED OELBLING VIII 165
und hat diciistniaiincs nameii, 35
des darf er sich niiidcr schämen,
er sol daniioch haben niOr
von dem liche, des hat er ör.
daz er vogt der golcshuse si
und üf sinem eigen fri 40
sol er von dem riche hau,
stoc galgen unde bau.
er sol ouch pfarre lihen,
und sich der miete verzihen
die ein phafTe im geben wil : 45
der werde nimer also vil,
er miige ir gerne haben rat ;
lihe sie nemlich dem durch got
der ir in sime nameu ger;
des hat er lön von got unt er. 50
65'' liht er die kirchen umbe guot,
daz er die simonie tuot,
ich sage dir, trülgeselle,
diu fewige helle
ist im da von beschaffen 55
und dem verfluochlen phait'en.'
der kneht sprach 'herr, ja kumt iz dar
daz sin got nimer wirl gewar.
die phaffeu sint wol gclert.
sineu sin er dar zuo kert, 60
er sprichet 'lieber herre min,
mac iz in iwern gnaden sin,
liht mir die kirchen, her, durch got.
ich setze in iuwer gebot
allez daz ich inder hiin. 65
wirt diu gnade mir getan'
von in, lieber herre,
iz ligent niht gar verre
mines silbcrs sehzic marc;
ich wirde nimer s6 arc, 70
nemt irs an dem nächsten tage,
daz ich iemen binz iu klage.
30, sie 47. rot 49. seim Name 64. earn 7?. iein
16(5 SEIFRIED HELBLLNG VIII
ein herre nimt sfra vogtinan wol
daz er doch verswigen sol.'
der herre spriclil 'her pharrar, 75
ir Sit so wisc und so gewaer
diu rede hab ende zwischen uns.
im nanien des vater und des suns,
des heilegen geistes da zuo,
ich iu dise gnade luo, 80
anders unib dehein guot.
ir Sit so tugcnllich gemuot,
als iwer wille wirt erl'ull,
ir wizzt wol waz ir luon sult/
nü hnpret, herre, sunder spot, 85
diu kirche gelihen ist durch got/
'seliger knehl, tuo hin!
du hast einen tumben sin,
daz sie durch got gelihen si.
da sint zwo groze siinde bi. 90
simoni diu eine,
die arider ich meine
ir välschlichez liegen,
daz sie wa'nenl Iriegen
den der elliu herze verstel 95
e der gedanc da von get.
66' nü sprach min k«eht gewaer
'ich wänte, swaz ein pharraer
gaebe sinem herren,
daz biet er äne werren 100
sinem lip und siner sei.'
'geselle, ich sag dir sunder hei,
vür die wärheit duz vernim,
nimt er daz silber von im
daz er im geheizen hat, 105
ir bßder sei wirt nimer rät.'
herre, got müez iuch bewarn,
läze wir die phaffen varn,
swaz in schadet, swaz in vrumt.
swer von in ze rede kumt, HO
79. D. heilligeo geist 104. Mint 109. beide mal was
SEIKlUlil) IIELBLING Vlli 167
heiTc, daz ist iin wende,
ez iiiiiit St) lilit iiiiit ende.
herre, hebet wider an.
sol ein reliter dienstinan
von gote ikmIi ilit liahen iner? 115
daz saget mii- durch iwer <>r.
'ji\ gerne, Iriinier knehl.
iz sol ein dienslnian ze rehl
haben sin und wilzc,
<laz er mit i^ren sitze 120
an des lantlürslen rat
der daz lanl ze lehen hat
von des riches herren,
ein dienstman niht werreu
gen dem selben fürstea hab. 125
sazt im daz riche einen slab,
dem solde wesen underlau
ein gelriwer dienstman
dem lantviirslen si getriu ;
geselle, ich sage dir umbc diu 130
daz daz lant mit vride si.
er sol sin valscher ra.'te vri
mit sineu husgenozen 5
so beginnet grözen
dem lande alliu sa^likcit 135
und kleinel trüren unde leit.
da triu ist wider triuwe,
da wirl niht aflerriuwe.'
min kueht sprach ' nü sagt m6r,
lieber herr, durch iwer ßr 140
waz ein rehter dienstman si.
66'' ist er eigen? ist er vri?
mit urlouj) ich des vräge
ob der herzöge
eigenschaft jeh uf in?' 145
ich sprach 'lieber kueht, tuo hin!
daz laut ist sin eigen niht,
wan man inz euphahcn siht
118. Ic sol 134. werteo 136. Saz 133. HauTznozzeu
168 SEIFRIED IIELBLING VIII
ze lohen von dem riebe.
ich sage dir endcliche 150
in disem lant ze rehle
sint riter, edel knehte,
eigen der rehten dienstman,
die daz riche hoerent an,
die gebaren alle vri, 155
swes ir guol ze rebte si,
si sitzcnt uf buroreiile.
dienstman riler kuebte
jehenl ir ze holden,
daz sie dienen solden 160
niht wan ir rehten zins.
si bieten also vil gewins,
der si braebt ze hocbvart.
got bat iz da mit bewart,
swaz die selben vrien 165
zesamen als die bien
durch daz jiir bringent,
da mit si küme gedingent,
dienststiure von ir guot
wert in dicke iibermuot.' 170
der knebt sprach 'lieber herre,
ich gedenke verre,
doch wolt ich lieber eigen sin,
dö man mir lieze daz min,
dan ich ein vri hieze 175
und man mich niht erlieze,
ich miieste stsete sin bereit
mit dienst von miner arbeit,
herr, doch wil ich iu verjehen,
den riter ich hän gesehen 180
des vater ein gebüre was.
sin muoter des wol genas,
ders ein gebürinne hiez ;
niemen sluoc in noch enstiez
dar umbe, ez was diu wärheit. 185
156. Wes 166. Zesam 179. ich vh v. 183. Derz ein gebo-
rinse h. 184. ISiem slueg in so e.
SEIFRIED IIELBLING VIII IG9
ob ir suii nlers kicidcr Ireil,
67" lieber Iicrr, wie fliegt sich daz ?
daz beschcidel mir baz
iiinb die selben rilorschafl;
hcrre, so sil ir tugenlliaff. ' 190
gesell, du iiianst so hohe mich
daz ich uihl verzihc dicii.
vrag mich alles des du wil ;
des dunkel mich niht ze vil.
ob duz Iiancn wil von mir, 195
lieber knchl, so sag ich dir,
ein hcrr hat einen amman,
der im guol wol fliegen kan
ab sinen holden, swie iz göl,
daz im sin guot heslet. 200
da von wirt er riebe.
er trabtet wisliche,
daz er ze hove wert si.
dem herren ist er gerne bi,
der gwinnet vil nach sime rät, 205
da von er in wol hat.
sinen sun er ze hove laet,
sin tohlcr vor vrouwen nat
schone ab eiinc bilda^'r,
diu billich da licime wa^r, 210
daz sie ir muoter spin.
zwiu möhle si spilgewin
wagen, dazs ir vielen wol?
so ich die warheil sagen sol,
lieber knchl, iz gel der kouf 215
swie got wil, der ab, der ouf.
eins geboren grozez guot
bringt in an den übermuot
daz er dunkel sich so wert,
ze konschalt er niht gert 220
siner hüsgnözinne,
in leitent sine sinne
210. do 211 Jf. ? 211. spun 212. Zweu moht si spill gewan
213. Wogen daz Jer Viellen woil 221. haufznozzine
170 SEIFRIED IlELßLING VIII
(laz er eins rilers loliter bil.
niancgciii riter wonenl mit
vil kiiil Hilde uoelikeit, 225
der sin tohler nilit verseil
dem selben gebüren.
so er niüeze erknüren!
des wünsch ich. pGu sinen nac,
daz er den hänfinen sac 230
leit zer edeien siden !
daz solde wol verniiden
67*' ein gebiurischez barn.
von in werdent zwilarn
daz mein ich ir beder kinl; 235
so diu nü gewahsen sint,
diu dünkent sich dan vruoter
nach der edeien muotcr,
also sint die goles gab
wunderlich, der üf, der ab. 240
frumer knehl, geloube mir,
nü wil ich rehte sagen dir
wie der selbe riter wirt.
der tot, der niemen verbirt,
im sinen vater sterbet, 245
von dem in danne erbet
ein michel teil guotes ;
daz hilft im übermuotes.
er get zuo dem herren sin
und sprichet 'lieber herre min, 250
ir sult mich riter machen,
swes ir zuo den Sachen
bedürft, ich gib iz heimlich dar
und wil iuch verrihten gar.
weit ir zer hochzit iemen laden, 255
daz geschiht an iwern schaden.'
der herre sprach durch sin 6r
*hästü iht ze reden mär?
228. erchnauren: vergl. Schmeller 2, 375. 229. pfui 230. Ha-
netfeinen 231. zden 233. gebeyrisclies 237. danne
243. Swie 244. niem 249. zdem 254. cu 255. iem
SEIFHIED HELBLING VIII 171
ich hkn mich des wul beduht,
gol dich mir lial ziu» brAlit. 260
swaz sA du mir liebez luost,
wol du des ijeniezen muost.
der lierzdjif nach de s landes krall
wil Ilaben grozc rilcrscliafl.
au des brief biu ich geschriben ; 205
übel wierst du üz beliben.
hast du ze riterschefte muot,
des ist dir miu wilie guot. ,
du biet von mir burcreht
die wil dii bist gewesen kneht ; 270
des wil ich mich verzihen,
dir ze leben lihen.'
der knappe sprach 'so tuot ir wol.
swaz ich gen iu luon sol,
daz luon ich williclichen gern, 275
und des ir niht well enbern.'
der herre sprach 'ich lihe dir
und mach dich riter mit mir.
so ich dich ze geverlen hän,
so bin ich wol ein dienstman, 280
68" und mäht du in den eren din
ein einschill riter wol sin.'
also kumt der riter dar.
tuot war, seht, her Engelraär,
Guilnorisch her Eberrüsch.' 285
'wie ir tribet iuwern tusch!'
sprach min kneht der vrägser.
' herr, ir sit s6 wandelba;r.
iu ist misselungen
daz ir mit zwein zungen 290
redet, des ersten huobt ir an,
iz biet ein rehler dienstman
ritier und edel kneble:
nu bringet ir ze rehte
ein gebüren under schilt 295
263. noh 281. mocht 285. Guitnoriscli {so der verb., Guetnisch
der abschr.) her Eberausch
172 SEIFRIED IIELBLING VIII
der rilcrscliaft ist will,
an daz ich in geliche
zuo der ostenviche.
diu göt über dehein geiz :
umb daz lanip ich wol weiz, 300
daz will do gewichet.
diu Sache sich gelichet,
daz der wäre rilers segen
deheins gcbüren niac pflegen,
ich wolle daz mich got gewerl, 305
s6 man im schilt uude swert
segenl, daz im an der stet
der schilt wiird ein mollbret,
daz swert ze einer riutel,
sin sidiner biutel, 310
s6 er den an hienge,
daz er umb in gienge
und wajr ein guot sietuoch.
noch la't ich im einen fluoch,
ob mich got erhörte, 315
daz sin gürtelborte
ein hänfiner vuoterstric
würd; so sxh ich lieben blic.
lege er riters kleider an,
so werd im sin vürspan 320
gelich einer eiden.
daz müez er also liden
und daz im sin rennegewant,
s6 er üf den buhurt rant,
würd ein altez plahenväch, 325
und im allez liefe nach
ein fül in der gewahre,
daz ros sin muoter wiere.
wir solden alle schrien
68'' 'lät, hell, daz vüle dien!' 330
ich sprach ' trütgeselle,
'umb wiu dienst du die helle?
298. Zder 301. da geweihet 302. geleihet 314. Nach
317. haneüencr 337. gewer 330. daz rdll teien : ? 332. Vmb beu
SEIFRIED RELBLING VIII 173
dem got sin werdikcil hie niCr,
mit got dii den selben 6r
als diiien ebenkrislen.' 335
der knehl sprach mit listen
'lieber lierr, ja luon icli daz,
An daz mir gcviele baz
ein gebür rieh unde wert.
so man dem gesegent svvert, 340
der wirt unwert ein riter.
herre, sa-Iic siter !
er hiet in siner iiüsgnozschaft
an sinen wirdcn bezzer kraft.
swie rieh ein gebüre wa-r, 345
billiche er riterschaft verbair.
ciiischiltcm riter ich niht gan
daz er si ein dienslman.
ein dienstman sol wesen fri
daz er niht ein gräve si. 350
ich wil raten, daz ein graf
habe niht richer vürsten hof.
ein vürst treit kiineges kröne niht
6 wal und wihe an im geschiht.
der keiser gßt den kiinegen vor, 355
wan in der habest hebt enbor
ze houble al der krislenheit.
herre, daz si iu geseit.
ein frumer nian in siner art
der sin triu sin ere bewart, 360
er sol uns allen liep sin ;
daz rat ich, lieber herre min.'
'frumer kneht, diu rat ist guot 5
des han ich ze volgen muot.
doch sag ich dir offenbar, 365
iz kumt so ordenlich niht dar
also duz gemezzen kanst.
ich sage dir, ob du mir sin ganst,
noetigem riter des gezimt
daz er ze konschefte nimt 370
357. alle 367. geniezzen 368. miersii ganst 370. CLonschafft
174 SEIFRIED IIELBLINC; VIII
ein gebüriniie umbe p\o[.
ein dicnstman flaz selbe tuot.
ist er noellc endelich,
da bi ein einschilt riter rieh,
69' des tohter niml er umbe daz, 375
er beireit sich dester baz.
so ist ein richer dienstnian,
der nach 6ren werben kan,
des giiol unde des sin
vueget im ein grajvin. 380
ein gräve rieh ist so wert,
ob er eins vürsten tohter gcrl,
die git man im als er wil ;
vürsten habent kinde vil.
ichn weiz, wes ich anders jech. 385
die liut wol halp sint alstervcch,
daz müelich iemen vinden kan
einen reht gevierteu man
her von sinem kiinne.
got mir Salden günne, 390
so mac ichs gelüren.
dienstman riter büren,
daz hän ich in miner aht,
wir werden schiere einer slaht
bie in disem lande. 395
mir ist daz vil ande,
swie edelliche ein man tuot,
des aht man uiht, ern habe guot.
Sit guot den liuten edel birt
und man von guot edel wirt, 400
swie iz kumt zesamme,
des walt ein siechiu amme !
ich wil daz lip und guot zergß ;
swie iz umb die sele st6,
als lip und guot ist gewesen, 405
also muoz diu sele genesen.
371. gebörinn 385. Ich waiz was 387. iem 388. gefiertlen
392. gebaurii 398. er 401. zesam 402. Sicheu Ainm
404. Wie
SEIFIUKD HELHLliNG VIII ll^t
gel lip und j^uol zo rclilc liiu,
daz ist der s«}le ein reiu gewin.
ist \i[) und guot in ii:isselal,
s6 wirl der s61e nimer nU. 410
owö, sii'liger knelil,
uiiuer zuhl brich ich ir rehl!
daz min rede ist so lanc,
des hal) diu wisiu vräge danc;
diu git vil ze reden mir. 415
noch einez wil icli sagen dir.
ez kam bi allen zilen sus
CU'' daz der keiscr Julius
den Tiulsclien allen gap die 6r,
daz sie hinfür immer ni6r 420
ir übcrgenoz hiczcn ir,
man sol daz geloubcn mir,
diu gäbe was alilba^re.
der selbander waere,
' ir herren' spra'ch man wol zuo in ^ 425
'du herre' daz wa^r äne sin,
Sil ir isl mer dan einer.
seilen ist deheiner,
er waere euch vil gerne zw eu ;
ob er möbte uuderslßn 430
daz in sin vriunde erliezen
und in nihl du hiezen,
des dulil er sich also her.
da von sag ich iu niht mer.
ez sint her bi minen tagen 435
ze löde niör dan dri erslagen
die ir genrkze hiezen du.
waz sol ich anders sprechen nü ?
daz fiirbaz iemen duzel,
ein semel, einen struzel, 440
Qseoi ich dar uuibe niht ze mir,
und wil daz mirs got verbir.
die liute sinl so wenslick,
412. brinch ich ^^T ff- vergl. das Jnrwlied in frackeniagc/s h:uli.
184, iff. 42.'i. Ahiper 439. iein duzel 443. wensicich
176 SEIFRIED HELBLING VIII
er si arm, er si rfch,
der kelcnhantschuoch an hat, 445
niins duzen hat er guotcn rat,
wan er in der mäze gebart,
er va'hte mit eim umb ein wart.'
min kneht getriidichen sprach
' lieber herre, habt gemach : 450
ze hove sult ir niht dringen vii.
eines ich iudi warnen wil,
die kullenwite ermcl tragen,
der e niur die niünche pflagen,
den sult ir niht ze nähen gen ; 455
lät sie ze hove eine sten.
ich waene er sich umb sus niht pfnus.
under die ermel üf die mos
hat er gebunden armleder.
herre, da tuot umbe entweder, 460
weit ir mit im dringen da,
der arm niac iu werden blä
von der leder herte.
ez sol sin geverte
70* in gedrange niemen sin, 465
daz rät ich an den triwen min."
'so wil ich gerne volgen dir,
Sit duz in Iriwen ragtest mir.'
der kneht sprach 'lieber herre,
und rede ich ze verre, 470
des enzieht mich gnsediclich.
hie ze laut in Osterrich
nimt sich gar ze maneger au
daz er si ein dienstman,
und hat doch einen riter nihtj 475
dar zuo in niemen lihen siht
sentma^zigen liuten leben,
herre, lät uns iwern rät geschehen,
wil der selbe für uns gen,
448. Er Veht 453. Die Chulten weit 454. nur 45G. Einsten
457. wenn 40 1. in dr. do 462. plo 465. niem getvöhnlick
466. rott 470. ze fehr
SEIFRIED IIELBLLNG VIII 177
ob wir gßii im ul" sti'n? 4S0
sitz wir stille, iz ist im zorn ;
er (Hinket sicli so wol geborn.
'frumer knelit, j^cloubc mir.
mir ist reliLe alsam dir.
er gibt der bcrrcn zc neven : 485
wä sie die sippe dalz in beven,
daz wterc mir zervarn lanc.
ez spracli ber Uernbart Vridanc
' hocbvertigiu armuot,
daz ist riebeil aiie guol : /i9()
armiii böcbvarl iiilit raör bat
waii bübe gcdanke, an ercn spol.
der knelit spracb vil war bat er.
berre, lal in sagen mer;
daz wil icb immer dienen. 495
icb was datze Wienen
und wolde bin ze hove gen ;
dö sacb icb bi ein ander st^n
üf der boben slräze
zwen berren in der mäze, 500
daz niemen do hi in drauc.
der eine sprach der tac ist lanc ;
wir suUen gen, daz ist min rat.
kurzwilen in die stat
zuo dem Kuonringtere. 505
vil billicb ez wa're
daz wir baz beiten den.
des alten Hadmäres en
was unser anen basen veler.
ez miiese sin ein übel weter 510
daz in immer von uns brseht,
70'' so er an die sippe geda'bl.'
viirbaz bin ze bove icb gie:
bi minen ziten ban icb nie
485. nefen 486. datz inheben 488. der Freid. 43, 20 vr«-
licliiu armuot, deist groz richeit ane gaol. 491. Armer
49;J. Dann Holigedanckh an ehr vnd spotl 490. daz 497. hintz
ze hof 505. Chuenringer 508. Ehn
Z. F. D. A. IV. 12
178 SEIFRIED HELBLING VIII
s6 manegen dienstnian gesehn 515
des valer sitz uf einem lehn.
der heizet da die herren du.
waz sol ich anders sprechen nu?
si komenl selten hin für,
an daz si uns bi der tür 520
die besten in ze mäge zelenl,
da mit si in herschaft welenl.
etcliches rede ich vernini,
sam si diu lember mit im
haben da heime gehalten. 525
des müez der tiuvel walten !
ich sag iu, lieber herre min,
suln sie alle dienstnian sin,
ir wirt ein michel gedrasch.
allez herren!' sprach der vrosch. 5:i(>
gie diu cide über in:
wie ich uiit in bekumbert bin !
islicher minen schaden mert
der mir den buch üf kert:
also gröz ist ir gewalt. 535
min sorge diu ist manecvalt.
ich sprach ' trutgeselle min,
la diu zornrede sin.
man weent liht ich si schuldec
daz du bist ungeduldec : 540
so bin ich gar unschuldec an,
wan ich dirz nihi erwern kan.
herre, der wa'uel, der enweiz.
grinunden bunt der nie gebeiz
sult ir harte vürhten niht. 545
dicke man iuch trüren siht
unde sorgen alle zit;
von noeten ir gerumpfen sit.
herre, nü habt guoten muot,
luot dem libe gerne guot, 550
517. do 519. chomen 525. do 529. gedrosch 530. Allez
hern -. herren scheinen die zacken der egge genannt zu werden.
531. Gie sie den 532. im 548. Noet ohne von: etwa note?
SEIFHIED IIELBFJNG VIU 179
trinket so iucli dürste,
ich sa;;^ iu, daz ein bürste
so vil iiilil hat der börste,
ob ichz genenneu torstc,
die diciistniaii die gi^nt eiizal, 555
breite sti-jc siut ul" der sal,
si geut nach ein ander nibl;
da von der schade aluicist geschihl.
71" g6t einer in dem wege dar,
des wirt der ander gewar, 560
der ilet vastc hin enebcn.
waer ez dem dritten gegeben
ze l)uoze an der bihle
(daz wa-re doch nihl Übte),
mit strucben in den schollen 565
bnozt er allen vollen.
dem vierden ist dar vil gach,
e daz er gieuge binden nach,
im ist ir vor gßn so zorn,
über sligeln, durch dorn, 570
slüff er einhalp bin vür,
daz er niht hüsgnözschaft verlür,
ich mein der rebten dienstman niht:
ob man ir einen noetic sibt,
billiche man im wichen sol ; 575
daz lerl diu zuht und stel wol.
swer sich dan wil nemen an
daz er si ein dienstman
und küme ein cinschilt riter ist,
daz müet mich, also hell" mir Krist. 580
die dienstman in Osterrich
sint an wirden ungelich.
dienstman ze Pilsleine
ze den besten ich niht meine.
daz einscliill riler inder si 585
in dem Vorst, des ist er fri.
552. Vuerst 553. porst 554. dorst 555. enzat vereinzelt.
561. neben 566. Puest 567. da vil goh 568. hinten nnli
572. haufznozschatrt verbuer 577. danne 584. Zdem
12*
m) SEIFRIED HELBLING VIII
umb Lengenbach die dienstmau
sul wir iiilil zen besten hän.
Slah lif und Pfif mit der floit,
die liez uns alle der luomvoil.' 590
ich sprach 'owe, du bnesewihi !
daz du dines mundes niht
hüelest, daz ist mir vil leit.
Ja j'zz hio haiin nicht olheif
sprach der kneht wider mich. 595
ich sprach ' waz meinst du ? pfiu dich !
du bist ein unnützer kneht
und redest üf daz unreht.
' herre, ir redet mir übel mit,
und ist daz immer iuwer sil 000
daz ir zürnet gen mir.'
'gesell, daz wil ich sagen dir,
da bistü selbe schuldec an.
waz wildii der dienstmau?
die gewinnestü ze vint.' 605
71'' ' sam mir diu heilic naht hinl!
herre, ja ist ir gar ze vil.
nimer ich nü reden wil,
an ob uns got gesande
den künic her ze lande, 610
so wolt ich danne reden m^r,
herre, durch des landes er.'
ich gedäiit in minem muot
got mit dem knehte wunder luol.
der siner rede dinget, 615
an den künec bringet,
kumt si niht ze rehte dar,
ich vürhte, er übele gevar.'
nach den gedanken sprach ich daz
geselle, mir geviele baz 620
daz dii die tumben rede din
liezest vor dem künic sin.
er ist so ahtbaere
daz diu dinen meere
- 588. zdem .i96. pfui 61.5. seiner
SEIFIUEJJ IIELULING VIII 181
M>i im null t'ilielloiil wol. 02;")
so icli die warlieil saften sol.
Iierre, ich läze iiilil da vaa!
sag an, wie vvillu heben an?
als diu sa'lde mir geschihl
daz den kiincc min ou<^e an sihl. iVM)
licne, als ir nnch lial gevragt,
ich g»^n vür des riches vogt
und striche ' künec des riches,
iu lebt niht geliches,
An gol der viir iuch hat gewalt, (i35
des wirde nie wart iibcrzalt.
Uli Sit von mir im üf gesell
von des genaden man iuch weit
ze scheruie al der krislenheil.
swie hoch, swie lief und swie breit 640
sin wirde übr alle kiincge si,
im sint doch die lugende bi,
daz er den armen e vernimi
6 den riehen ; daz geziml
dem oberislen keiser wol. 645
her künic, ob ich reden sol,
mit urloup, des mir nol get,
dilz lant unordenlichen slfil.
man dringet umb den vürgauc,
iaer sinl die scheniel, vol diu banc 650
sie sLigent an dem übermuot.
her künic, daz enwart nie guot.
72" zeigt uns die rehlen dienstmau,
die welle wir ze herren hän,
und gebiett, als daz geschiht, 655
daz uns die andern absein niht.
gebt dem riter ouch sin reht,
und daz ein rilermwzic knehl
der drizec jär hab unde tage
niht Silber üf gewande trage. 660
ez suln tragen wan diu kint
636. wart] word 639. alle 650. die Pauch 6.54. ze hören
han 656. Absein 661. Ez schullen
o
182 SEIFRIEÜ IIELBLING VIII
diu riterschaft ze juiic siut,
und ein richer koufman,
dem stät ez niht übel an.
ein gestanden edel knelit, 665
Ireit er silbr, er tuot nihl rehl;
heiz iz vergolden gern
sinen kinden ze ern,
also daz er riler si :
da ist micliel ere bi ; 670
daz si heizen riters kint,
des si sust erlazen sint.'
frumer kneht, geloube mir,
ez ist müelich, sage ich dir,
vor dem rieh ze reden vi!. 675
' ijo mier, herre, ob got wii.
der künec ist so tugenthaft,
daz er in siner herschaft
genaediclich bedenket sich
und vil gerne hoeret mich. 680 f
so tuot er geliche
got in dem himelriche,
der den armen hoeret baz
danne den riehen ; wol zimt daz
siner almehtikeit. 685
lieber herr, mir wiere leit,
wand iz dem riebe misseza^me,
ob er mich armen niht vernähme,
als den hcehsten den er hat.
ich bin des selben hantgetät 690
der in gehoehet hat viir mich,
er wart als jämerlich sam ich
geboru von der muoter sin.
mich truoc ouch diu muoter min
als in diu sin hat getragen. 695
näcii unser beder lebefagen
wirl er mir aber so gelich,
ich vil arm und er rieh
72'' geligen bedc in einem wert,
fi62. Du- 683. Am 694. truegl 696. lebt ta|;eij
SEil'lUKI) llELBLl.NG Vlll 183
gelicli der uiij;t'länrii eil. 700
liAl er hie werdikeil liir mich,
«1er sül er dort iiiiil trccslcn sich.
ich mein des riches ratgeben ;
man soI mich h(i>reii uuch vil eben.
lieber herre, rede ich reht?" 70;")
ja, vil sa'liger kneht,
du redest wislich vor mir.
get din i'ede als eben dir
vor dem nrmischcn kiinege dort,
dir velschet niemcn diniu Avorl. 710
der kneht sprach aber wider mich
herre, wieuet ir daz ich
dutze hove rede also?
solt ich einem sagen dö,
wie er wart und wer er wirt, 715
min zuht daz vil wol verbirt.
ob ich rede hie vor iu,
herre, daz ist nmbe diu,
ir geheizet mir niht wol
daz ich billich reden sol. 720
ich bin ein unbesprochen kneht :
s6 ist daz riebe niur daz reht.
swä daz reht niht enwaT,
da waer daz riebe wandelbaer.
man sol uns alle geliche 725
hoeren vor dem riebe,
wil man dem riebe tuon sin reht.
miuiu wort sint vil sieht,
ist daz diu saelde mir geschiht
daz den kiinec min ouge ansiht, 730
ich wil in manen unde bilen
nach den rehten lanlsiten,
als die e sint gewesen,
da mit in Osterriche genesen
ist vil manic werder man. 735
ob mir got die sinne gan,
dem kiinege werden sol b
722. Reich nur 724. Do 731. monen
184 SEIFUIED HELBLING VIII
uiiib daz kokanisch gewani
des man in diseni lande pfligl.
einen daz vil ringe wigt, 740
s6 iz den höhen got erbarm, ^
daz er dri ein an die arm
über ein ander snürket.
da mit er sich verwürket.
der bolich vierstunt ist s6 groz : 745
den liez er e gewandes bloz,
73' die ermel miiezcn vollich sin.
nu hoerel, lieber herre min,
kamt diu klage dem kiinege vüer,
er hoert sie gerne, des ich swiier, 750
wan sie ist ze beeren guot,
so der künec ist wolgemuot. '
'gesell, daz ist vil billich.
kum mit den maeren viir daz rieh,
er laet der viirsten boten sten 755
und heizet dich hin viir gen,
wan diniu gumpelmsere
sint so ahtbsere.'
'owe, herre, ir spottet min;
daz sult ir billich läzen sin. 760
der herzöge ist des küneges kinl.
so vor dem rieh die Fürsten sint,
die Beheim tragent ir gewant,
als sit ist in Beheimlant,
die Sahsen und die Pölän 765
tragent ouch gewant an
da bi man sie erkennet,
nach ir lande nennet.
Beier und Rinfranken,
den ist wol ze danken 770
daz si niht manecvaldent,
ir lantsit behaldent;
dar an tuont sie wislich.
73». kokanisch so: hängt das wort mit Gocagne zusammen?
741. dem 743. snurchett 747. luiessen 755. der] den
7.i7. Kumpel mer 760. soll 7()9. Bnyr
SEIFRIED IIELBLING VIII I8ü
so der vürst üz Ostcrrich,
des kiineges suii, ze hove g6l 775
und vor sinem vater stet,
sC) iiiac der kiinoc iipiiion war
daz ein nirsllicliiii scliai
da bi sincni snii waT,
an daz sie allerslaliticr 7JS0
sint mit ir gewandeu
uz ander fürslen landen,
si tragent nach der Belieini sil
gewant, da sie mörent mit
der Bt'^lieini schar unbiMich, 785
und sinl doch von Ostcrrich.
ich wolle, swer in Osterlant
triieg nach Beheini sit gewanl,
swes in vragte ein biderb man,
daz er sprajch nie roszmie pan, 790
und mit sinem munde
nihl anders reden künde ;
73'' und swer in dem lande snite
gwant nach der Pöläne site,
daz dem sin bar wa^re geschorn 795
hoch üf vür diu orn,
daz sold im nimer wabsen;
und swer nach den Sabsen
in Osterricbe gewandes pHa'g,
daz im diu Osterspräche gelwg: 800
er sei reden 'wit wal waet. '
got ich des vil gerne ba^t
daz er niht kunt reden mer.
man bat des ze Sabsen tr
daz sich nimt ir lautsit an 805
manic tumber Osterman :
daz sol der künec verkßren,
daz laut da mit eren.'
ich sprach Trumer kneht, sag mir,
ist der rede ernest dir? 810
780. aller slabter 789. Pidennaii 790. d. i. nerozumjin, pane
ich verstehe tiichf, herr. 801. wel 802. bet
I8f. SEIFHIEÜ HELULINi; VIII
wil tili ir vor dem kiinege pllegen,
der kunipanie vür zc legen?
des isl dir ein teil ze vil,
ob du sin nihl erwinden wil.
nein ich, lieber herre min: 815
diu rede sol sieht und eben sin,
daz ist wol billich.
kume ich vür daz rieh,
ich kere allen minen sin
daz ich bi mir selben bin. 820
ob ich ze vil rede vor in,
lieber her, daz isl von diu
daz ir sorget umbe mich,
swiez ergß, daz wäg ich,
und kumt uns der künec her, 825
ich rede ie des landes er,
ez si daz man mich binde,
der rede ich niht erwinde.'
vrumer kneht, nü ein dich des
hie vor mir, ich sag dir wes, 830
daz ebene sten diniu wart
vor dem kiinege, ob sin vart
wendic wirt in unser laut,
daz sinem sun doch werde erkaut,
den er uns ze viirsten git, 835
waz tugent an dim rate lit.
rietest du dem fürsten wol,
der künec dir des danken sol.'
min kneht sprach 'herre, sitzet nider:
red ich unrehte, so seit wider, 840
so wende ichz nach iwerm riit.
74° nü sitzet an des küneges stat:
ich wil den zühten wesen bi,
sam ich vor dem kiinege si.'
ich sprach 'vrumer kneht, hab danc!' 845
und saz nider üf eine baue
under einer louben.
SI2. \r fehlt. 824. orgeth 833. Wen dich 839. siz
nider
I
SEIFniKD IIELHLING V 111 187
wus sie gedahl mit sclioubcii.
des ii;nn wir vi! kleine war.
icli sprach ' lieber vriunl, iiü dar ! 850
la mich an des kiineges slat
ha*ren dineii wiseii raf,
ob er dem lande viiege rcht.
'gerne, herre' sprach min kuelit.
des ersten ich anheben wil, 855
in dem lant ist A'intschaft vil,
die wil ich in kunl tuon.
unib da/ verlluochte geuhuon,
treit bruoder sime bruoder nit,
ob man imer mer git. S()0
die gebüren machent daz :
iegliciier wil sich herren baz,
danne er geherrct si von gel;
des hat der tiuvel sinen spol.
gröz wisöl er niht verbirt, 865
unz er des guotes äne wirt;
s6 ist er danne ein knappe,
daz in ein ber sappe !
sin armuol er da mit hilt,
tac und naht er morilich stilt. 870
her kiinec, well ir wenden daz,
so sag ich iu fürbaz.'
ich sprach 'geselle, rat wie.'
ir sull daz lant setzen hie
■ als iz der herzog Liupolt liez. 875
die gebüren er tragen hiez
kniilel l'iir die hunde;
der swert man in niht gunde,
noch der langen misicar.
man schuof in zeiner lipnar 880
vleisch unde krut, gerslbrin ;
an willprwl solden sie sin :
848. gedechf 858. geuhuou, vergl. rechtsalt. 374, Haupt: gehuon
die lis. 862. Iierru 803. gelieret 865, wisot Haupt: weifseid
die hs. 868. Per sapp 877. Kiiiiteln 879. Misigar: vergl.
1, 321. 880. zener
1.S8 SEIFRIED HELBLING VIII
zeui vasttag haoi', lins unde böii;
viscli und öl sie liezen schön
die Herren ezzen, daz was sit. S85
ml ezzent sie den herren mit
swaz man guotes vinden uiac.
74^ daz ist dem laude ein scliürslac.
her künec, ich wil iu raten mer.
verriht daz lant, des habt ir er: 890
da inne ist haz unde nit,
sam mir diu heilige zit;
niht baz ich iu geswern kan.
mine herrn die dienstmau
sumlich, ich enweiz um waz, 895
tragent nit unde haz
riteru unde knehteu.
sie woltens an ir rehten
bekrenken. durch got, daz wert,
her künec. ir habts e ernert, 900
nü lät iuch noch erbarmen,
ir sit ein vogt der armen
genant von dem riebe ;
die schermet alle geliche,
her künec, und habt daz vür sltel, 905
daz iuch got nimer verladt
hie üf diser erde,
und iuch in sinem werde
setzet ze himel schone
mit Zepter under kröne. 910
ich weiz der dienstman wol dri,
swä ez in disem lande si,
den gebüren lieber sint
dan riter unde riters kint.
des haben in sant Georgen haz 915
und gotes vluoch umbe daz !
swer sich zieh den snürrinc an,
her künec, wizzet ane wän,
883. Iiaiiif linfs vnd Ponn 'JOl. erbarm 902. Ann <)05. ver-
stell 906. verlel 908. eu in seinem werlh 910. M. Cepeter
912. disen
SEIFIIIED HELBLIN(i \ III 181»
der sl6t iu in aller nöl
niht g«'ii Cime lialben löl. i>20
des wir zen besten eren jelien,
daz ist von riterschafl gesclieiien.
iierre, sol diu rede also sti^n,
s6 ich vür den künec gön?"
'ja, gesell, vil waTlich. 925
dilze lant Osterrich
hat sin ere undc frumen.
wirl diu rede von dir vernumen,
daz der kiinec volget dir,
ez vruinl in selp, daz liab uf mir.' D.'iO
min kneht der buop aber an,
noch mer ich ze reden hän'
sprach er ' lieber herre min.
möht ez mit gotes helfe sin,
75' ich >volde wünschen, daz ich slat 935
hiele an des küneges rät :
dem w;er ich ein nützer kneht.
ein teil weiz ich des riches reht:
daz wil ich iu vür legen,
herre, und iwers rates pflegen : 940
den teilet mit mir sunder spot
durch iwer ere und durch got!'
' lieber vriunt, geloube mir,
hoer ich des riches reht von dir,
da nach ich dir raten wil. 945
doch hästu selbe sin so vil
daz dir mines rätes niht
an deheinen sachen not geschiht.
'herre, ich hoer wol waz ir weit,
des ßrsten si iu vor gezelt, 950
swen der bäbst ze banne bracht,
billich biet er des riches *ht,
trüeg er den ban über jar.
herre, nü merket offenbar,
921. zdeiu 92.T. werieicli 927. fiiiinb 928. vernumb
931. aber] wider 946. Do h. selb Sinin- souil 951. preht
952. eht
IUI) SEIFUIED IlELBLIiNG VIII
iz isl war daz ich sage, 055
alliu jar an dem anllazlage
tuot der habest in den ban
vürslen graven dienstman
phalTen rilcr buren ;
die des wellenl türen, 9G0
daz sie vür selzeut umbe guot,
ze banne sie der habest tuol.
diu Ahte solde da nach gen
und liez in niht des besten
daz sie unrehte gewunnen. 965
so wfere wol begannen
der liehe, als min herze gerl,
zwischen slole unde swert.
dem keiser daz wol gezsem
daz er ir guot allez uaem 970
unde fuorte ez über mer
mit einem kristenlichem her
dem muten gote zeiner gab
hinz dem heiligen grab.
ow6, herre valer Krist, 975
waz ir in dem lande isl
die wuochernt mit listen
und kunnen sich wol vristen
75'' daz mans niht ofFenbair
nennet gesuochair, 9S0
doch sie gewinnent üf ir s6l.
ez ntcme der Jude Smoyel
den gewin wol viir vol,
der offenliche gesuochet wol.
nü dar, des keisers münzhamer 985
slahe ir guot ins riches kamer!
daz erteil ich' sprach min knehl
bi got und hi vrönreht.
Sit der bähst ze banne tuot
die selben umb ir wuocherguot, 990
956. Alk- 959. gebaurn 961. Vuersezent 963. da noh
978. chuunp 979. offenbar 980. gesuechar 98.3. vervöl
986. Slaht 989. wann.;
SEIFIUEÜ IIELIJLING Vlll 191
des lAl sie oihl geiiiezen :
her kiinec, heizt üf sliezen
ir silhers volle kislen
die ah ir chcnkrislen
gevüllel sint mit gesiioch ; <l9r)
des will in der gotcs vluocli.
daz silber dem riche
wirl vil billiche,
daz der kiinec nach mincm miioi
griff nach allem wuocherguot. 1000
sin würd so gar an niaze vil,
niil warheit ich spreclien wii,
ob erz na-m nach inincni raf,
daz er Jeriisalcni die stal
cnhalp mers büte wider, 1005
diu vaste ist gevellet nider.
swie hoch, swie edel w»r ein man,
uf dem laeg der wuocherban,
dem seit diu aht werden kunt,
daz im kunie belibe ein phunt 1010
ze Samen, der in wider bracht
in des liiivels ahera'hl.
' null baz ich dir geraten kan,
vrumer knchl, lä da van
daz du will raten dem rieh. KU 5
dem bislil minder gelicii
an sinne noch an muotc,
an libe noch an guole.
daz- rieh manegen vürslen wert
hat der radlet unde lerl 1020
den kiinec waz er luon sol :
da von enbirt er din wol.
' herre, von wiu mac daz geschehen?
mügt ir mich doch an sehen,
76' so wirt iu von mir wol kunt, 1025
ich hän ougen nase unde munt,
Aren füeze und hende
993. Silber 1005. MörFs 1008. leg 1009. oehr 1012. Aiier
oeht 1021. Dem
m SEIFHIKD HELBLING VIII
und in dem munde zende.
wolt einer bizen mit niier,
ich üherbizz in lilite als schier 1030
sam er überbizze mich.
der ich da bin, der bin ich:
so si ouch er, der er si.
ist der künec mins rätes vri,
ich sag im doch, kumt er her, 1035
des landes frum und sin er. '
'geselle, wol ich dir des gan.
des ersten solt du heben an
wie der herzog Liupoll
über mer gap den solt 1040
und wie er vuor über mer
von Osterrich mit eime her
und bule enhalp ein werc,
die guoten burc Starkenberc,
die er den diutschen herren gab 1045
ze helfe dem heiligen grab,
die in doch sider an gewan
von Babilon der soldan.
wil du fiirbaz sagen mer
dem künege disse landes er, 1050
s6 tuo im dar nach bekant
daz der künec von EngellanI
in disem lande beschatzet wart,
ein künic rieh von hoher art.
owe, nü muoz ich m6r sagen! 1055
umb ditz lant wart erslagen
der biderbe herzog Friderich.
den wir klagen klegelich,
wan sich liuop angst unde not.
s6 schedelich was uns sin tot. 1000
dar nach ladet wir einen her,
herzöge Herman, so hiez der,
von Baden, wie er ende nam
und war künec Ezel ie bequara,
1032. do 10.50. ditz 105'i. Engelnlandt 1059. sich] si
1062. HiJrmari 1004 /. da von weiz noch niemen war der künec
SEIFRIED IIELBLING Vlll 193
des kan ich gesagen nilit: 1065
da von ze swigcn mir geschult,
der küncc uz der HcMieim lanl
sich diser lande underwanl,
76^ Oslerrich und Slire.
er pllac deheiner vire, 1070
so er geint^ren mäht sin habe.
Ungern hei er unz an Rabe;
sin gcwalt was also starc,
er hei die windischen marc;
Kernden unde Krein 107r)
dicnlc im allez gemein;
Porlcnowe, ob der Ens daz lanl
im ze diensle was erkanf,
und Eger vor dem wähle
dient im ouch vil balde, 1080
Troppower lant, Pulissin.
er sprach 'ez ist allez min,
daz wil ich bewceren,
Czechen und 3Ierha>ren.'
nie künec was so herlich ; 1085
er was mchlic unde rieh.
wol uf vünf und zweiuzec jär
disiu lant im dienten gar;
sime gwalt was niht gelich.
nach dem keiser Friderich 1090
daz riebe lange an houbet was.
vor den fiirsten man niht las
des riches brief und sin gebet
unz daz des verhängte got.
der habest durch des riches not 1095
ein concilium gebot.
ze Lugidani daz ergie.
da hin lat man alle die
den man vürsten namen gab.
Ezel ie bequam klage 4398 L. 1071. hab 1072, Rah
1075. Cheroden vnde Chrain 1077. Portenau 1081. Troppouer
landt Puttisseia 1083. webern 108i. Merichern 1086. moh-
ticb 1097. Ze lugidany 1099. name geb
Z. F. D. A. IV. 13
194 SEIFRIED HELBLING VIII
under imfcl, kriimbe stab, 1100
wurden alle geladen dar,
lind die leiviirsten gar.
swer nihl ehafl not crzalt,
den bien er von sime gwalf.
dö si alle dar komen, 11 05
an den rät wurden gcnomen
die besten die des waren wert
daz man ir ze rate gert.
unser geistlich vater sprach
'ir herren, ratet uns dar nach. MIO
der stuol ze Rome an scherm ist
gewesen alze lange vrist;
daz sag ich iu endelich.
77" nach dem keiser Friderich
wart noch nie roemischer voget : 1115
da Sit rätes umbe gevraget,
wä man einen künec nem
der dem riebe wol gezem.'
die vürsten zühliclich im nigen,
nach der rede ein wil si swigen, 1120
einer den andern an sach,
der mit der ersten stimme sprach
vater al der kristenheit,
die walviirsten sint bereif
und wartent iuwers gebotes.' 1125
' nü dar in dem namen gotes !
sitzet balde an die wal.
der den himelischen sal
buwet immer ewiclich,
der vüeg uns einen dem rieh 1130
der im sin ere bringe wider
diu im ist enphuort sider.
er wirt von mir gewihet schon
und setz im üf des riches krön,
wer möht die rede alle erzein, 1135
1100. steh 1103. chafft 1105. chamen 1110. roltel uns tlo
nach 1116. Do seit H23. alle 11.30. ein 1132. Dor im
1135. moht
1
i
1
(
SEIFKIED IIELULLNG VIII 195
wie sie ahten, wie sie wein?
fjeliclie sie gcliullon.
alrt^rst diu luu-rc erscliulleu,
sie giengeu vür deu lia'lislcu nU,
'geistlich valer an gotes slal' 1140
sprach der örsle, ' iu ist erweit
dem riebe ein üz gcuoinen hell.
/ der ander sprach daz ist war.
er ist wise und manlich gar,
der drille sprach sin Irin hat kraft. 1145
der vierde er ist wärhaft.'
der viiufle 'er ist wol gezogen,
daz rieh an im unbetrogen.'
der sebste sprach *er lat nibt wider,
got selbe müest in vellen uider; 1150
er muoz immer vür sich
au sinen 6ren, des swer ich.
der sibent sprach ' iu si geseit,
an aller siner werdikeit
wart er von kinde nie unvuorc. 1155
gräf Ruodolf von Havechbuorc,
also ist der hell genant:
ir berren, daz si iu bekant. '
daz mwre in diu lant erschal,
er wart gewihel nach der wal 1160
mit sant der küueginnen.
77*' zwo krön hiez man gewinnen
die si vor vürsten solden tragen.
dA nach in vil kurzen tagen
der künec einen hol" geböl 1 165
den viirslen umb des riches not.
des riches brieve wurden gesanl
den vürsten allen in diu lant.
daz düht si ungewonlich ;
so lange an scherni was daz rieb. 1170
dö diu zit nü was körnen,
1138. All erst 1149. leht 1155. vnfuerhc 1156. Hauch-
puerchc llGl. Chuneginn 1162. gewhio 11§4. Da noh
1167. brief: vielleicht brief wart?
13*
11)6 SEIFRIED HELBLING VIII
als der hof wart genomen,
die vürslen kamen alle dar
mit maneger crlichcn schar.
dem rieh si alle swuoren. 1175
die höchsten die dar fuoren
swuoren da des riches rät.
der künee vragt si an der stat
ob dem rieh ihl üz lege n
des er billichen pflege. 1180
er geliez da nimmer van,
ez miiest im wesen underlän.
der rät gert gesprechen sich.
diu spräche was doch kurzlich;
si weiten einen nach ir kür 1185
der ir rede solde legen viir
vor dem roemisclien voget.
'herre, als ir hat gevräget,
daz sag wir alle, ich niht ein,
die windsclien marc, Kernden, Krein, 1190
Stire und Osterriche,
daz hat gar unbilliche
der Behcim künec lange vrist,
wand ez dem riche ledic ist.'
boten er dem künege sant, 1195
er liez im ligen diu lant,
diu sinen er billiche
enphienge von dem riche.
des was der von Beheim wider.
von dem Rin huop sich her nider 1200
der künec ; Stire und Osterlant
er sich mit eren underwant. '
der kneht sfuont, sach mich an,
'lieber herre, lät da van.
künec Ruodolfs werdikeit 1205
ist so lanc und so breit,
ir mugt sie halbe niht gesagen.
der Bßheim künec wart erslagen;
1179. auzleg 1183. rott 1185. noji 1190. Die windischeii
Marc cherdeD Chrein
SEIFIUED IIELBLING VUl 197
unib (lisiii laut daz j;esiliach.
78* iu kurzen jareii d;\ nach 1210
loch er diu lanl den kindcn sin
und k^rle wider zuo dem Hin :
da ricliscnl er niil »'rcn gar.
doch nanien ende sfniu jar,
iu eren slarp der werde hell. 1215
ein ander kiinec wart erwell,
der ouch nach disem lande streit,
wer im daz gar widerseil,
da sag dem künege niemen van,
wand er diu ma're selp wol kan. 1220
nü ist der ander kiinec l6l
unib disiu lanl, daz ist ein nöl,
und ein werder herzöge.
lieber herre, s6 iuch betrAge,
s6 lest diu ma're an der stunt, 1225
dem künic sint sie alliu kunt,
vor sagt ir im alliu maer,
diu im der alte Haselouwajr
vor zweinzec jären hat geseit. *
'nü gescheh dir allez leit! 1230
boesewihl, ginc von mir,
Sit ich nihl gevalle dir.'
den kncht begreif sin aller tue,
er sprach 'des wirt guot rät, kukuc !
herre, und änet ir iuch min, 1235
miuiu rede sol anders sin.
und kumt uns der kiinec her,
ich rede ie des landes 6r.
lieber herre, läl da van.
swaz die kriege haben getan, 1240
ditz ist ein guot lendelin :
des "wirt man inne bi dem Hin.
hän wir hiwer boesen win,
des sol uns got ergetzunl sin,
ob er wil, hin ze jär. 1245
amen, daz werde war.*
1224. euh : iuchs niht? 1232. geuallen 1240. Was 1245. »lintz ze yar
198 SEIFRIED HEL13LING IX
IX
TS'' Dies illä, dies irß,
lang vor tiisent järeu 6
ist gesprochen gen dem tac,
dö nienien erwenden mac
gotes gerillte, sinen zorn. 5
w6 daz ich ie wart geborn,
Sit ich im so nähen bin,
daz ich niiit gedenk da hin
und hie bedacht min unrebt!'
lieber herrc' sprach min kneht, 10
'ez mac noch lüsent jar gestfen
6 wir vür gerihte gen.'
vrumer kneht, geloube mir,
got rihtet alle tage dir.
swie ofte du die sünde tuost, 15
als ofte du sie biiezen muost
hie mit dem libe sunder hsel
oder dort an der sei.'
' herre, diu rede ist uns swair;
ir sult sagen guotiu ma;r.' 20
'geselle, ich sage niht anders dir :
beerst duz ungerne, ginc von mir;
rehte wol ich diu enbir.
ich bin die maze betagt ein man
daz ich wil noch enkan 25
minen vriunden niht geleben,
dö mir diu jugent künde geben
bediu muot und den gelimpf,
ich treip mit in manegen schimpf,
des mir nü vil abe get, 30
die mäze als ez umb mich stßt.'
ich saz in gedanken,
dö mir begunde kranken
IX. Überschrift Hie vrlaubt er den Chneht 6. geworn 14. tage
von (lier 17. hell 18. Seil 20. soll 22. du 24. moz
2fi. Vreinden 29. im 31. moez 33. Da
SfcilFUlliD HKLULhNG 1\ VJd
der liji in alloi's iiiii;oinacli.
liurc siiil'l icli uiide >|)racii 3ö
'ow6, luiiibiu Jugt'iit min!
ich lian von den schulden din
vi! Sünde, ho>se gewonheit.
daz si dein hohen yol gekloil,
daz ich mich nihl crweren kan, 40
mir hanget allez noch au
ein viec der allen kürsen min.
billich soll ich läzen sin
die minen jungen liicke.
ez wx're min geliicke, 45
lieze ich lumpheit under wegen.
79" mir gel alle läge engegen
der Tot ein lageweide.'
in dem selben leide,
<lö ich bedaht min unrehl, 50
uu kam aber do min kneht.
er sprach 'gelriuwer herre,
wie sorget ir so verre?
ir mugt noch leben drizec jär;
ob gol wil, herre, daz wirt war.' 55
ich sprach 'diu lä mich leben gar,
so hän ich sehzic vor gelebt,
als got sprichet ' wider gehl
die zit iuwers lancleben,'
ow6 miues wider geben ! 60
dö man unreht gen rehle wigt,
min unreht wol der swa;re pfligl
daz ich min rehl aht da bi
als die veder wider bli.
nü tuen ich gar ze trage 65
daz ich' üf die wage
uiht guoter dinge pflige ze legen
diu minen siinden wider wegen
der ich lauge hau gepflegen.'
35. senffl i2. Ein Viech d. a. ChurseD m. 44. tuch
45. geluch 50. So 51. aber so 56. legen 59. längs leben
60. widerä geben
200 SElFRIEl) HELBLIiNG IX
der kneht sprach 'weit ir verzagen? 70
gedenket an den wissagen;
als er die sünde getet,
ze gote sprach er sin gebet
nach den sünden alsus
' misererfe mci deus ! 75
got erbarme dich min,
durch die gröze barmunge diu
und durch die inenge diner bermikeit.
vertilg min unreht, daz ist breit,
erwasch mich üz der schalkeit min, 80
reine mich von der sünden pin,
wan min unreht erkenn ich.
min sünde alzit ist wider mich :
dir eine ich gesundet hdn
unde übel bi dir getiin.' 85
der kneht buop aber an
' herre, got was ie gnaden rieh,
weit ir vürhten helmeglich,
so kumt niraer üf dehein stro.
da sult ir des wesen vrö 90
daz min got ie gedäht hat.
ich gib iu sin und wisen rät
79** der iu z^e hohen 6ren stät.'
'frumer kneht, ich vreu mich din
lülzel zuo den sachen min. 95
hab urloup unde ginc von mir ^
vürbaz wil ich mit dir
wenic noch vil ze schaffen hän.
ich wil wartunt sin ein man
der wären gewisheit 100
diu uns allen ist bereit,
dem riehen als dem armen,
im kan niht erbarmen
der alte noch der junge ;
er ist an barmunge 105
imer unser lestiu not;
78. lueiiig 79. Vertilige 81. Raining 83. alle Zeit
84. ein 88. helmcleich 89. So chambl 90. Do
SEIFRIED HELBLING IX 201
icli meine den i^ewissen lAl.
dem werd wir alle geliclie,
arme unde riebe,
daz ist nnwendelichc' 110
der knclil wider umbe sacli,
vil un^iielliclie er spracii
' seht, berre, ich g6n da bin.
lat mich sin der ich bin,
und sit oucb ir der ir sit, 115
wan ir sorget alle zit.
gelich ich iucb vinde
dem vorbtigem kinde
daz beunsubert sin pfeit
t daz bat wirt bereit. l'-iO
ich sag iu die warbeit.'
ich sprach 'swic, vervluochter balc !
du bist ein rehter dielscbalc.
ich wil mich gerne änen din :
daz bab üf den Iriwen min 125
und üf miner wärbeit.'
'herre, daz solt mir wesen leit?
daz enist ez aber niebt.
gebt mir daz gwanl, berr, unde flieht;
lät mich scbaflen umb deu Sani, 130
sit iucb der tot wil an komen,
als ich von iu hän vernomen.'
ich sprach 'er sol komen dir,
ob got wil, e danne mir.
ginc und var din weide!' 135
dö schied wir uns beide,
als diu schidunge geschach,
ich gedäbte unde sprach
got bat wol an mir getan
daz ich bin des knebles an. 140
er künde niht geswigen.
80' die Gumpoltes gigen
119. Daz ßeuaseuwert 128. Dezen ist 129. Her
130. umb den sämen? 131. wil ancham 132. han vernom
142. Gumppoltes
202 SEIFRIEÜ IIELBLING IX
wolt er haben stalle an niicli,
swie er möhl, des vleiz er sich.
so ist mir nindert ze iniiol. 145
möht ioli nii ein leben guol
in uiineni aller gelragen,
gedachte an den wissagen
wie er hin ze gote spracli
(bi sime leben daz geschach) ! 150
'quia defec^rnnl:'
daz ist uns an dem salter kunl
und gescbriben da bi
' sicut fumus dies mei,
min tage zergiengen als ein roucli. 155
also tuont die minen ouch :
die tage der ich ledic bin
leider sint mit siinden hin
noch tuont mir die sünde leit
von boeser gewonheit. 160
daz miieze got erbarmen,
ob sich an mir armen
der boese wille niht verkert.
daz alter wsere des wol wert,
ob im witze unde sin 165
volget an sin ende hin,
des ich immer wünschunl bin.
143. hohen stet 144. moht 155. zergengeu 158. No luent
167. wuschund
Maria, muoter äne raeil,
aller heiligen heil,
du wäriu himelvrouwe,
der engel spiegelschouwe
bistu erwelliu küneginne,
ein gruntveste der wären minne.
kör mich von minen siinden.
din barmungc ergründen
X. kein absatz in der hs. 7. Cer mich vor
SEIFIUED HELBLliNG X 203
noch j^cmcz'/en iiicincii kan :
den selben IrtVst >vil ich han. 10
du bliiende gert Arönes,
du tron SalaniAucs,
ICzechieles porle,
dem du mit einem worle
gein dim kinde helfen wil, 15
der liJit aller Salden zil.
wand ich der selben gnädcn ger
au dich, reiniu maget hör,
durch dine güetc mich gewer.
trösl aller sündtere, 20
Sit du den geba're
der uns geschuof und loste,
so kum mir, vrowe, ze tröste
SO** und wis bi minem ende,
swenne ich ditz eilende 25
der kranken werlte rüme,
daz ich min söle iht sume.
ir ßrstiu vluht si ze dir:
du mäht wol gehelfen ir,
ob sie bringet sünden meil, 30
daz din barmunge lieil
die selben sündemasen,
6 daz die engel blasen
ze gerihte an dem losten tage,
vrou, daz mich din giiete sage 35
ledic vor dins sunes zorn.
dii bist ze seiden uns erkorn
üz gutes drivallikeit;
dir wirt nimmer niht verseil
von dem oberisteu got; 40
din wille ist im ein gebot,
got ist din vater, got din sun,
got ist der heilic geist ; ob dun
bitest umb aller werlte heil,
er entwert dich nimmer teil : 45
so vol bistü genaden da.
11. blueuude 12. trone 23. Vrau mir 32. Sundenmosen
204 SEIFRIED HELBLING X
da von ruof wir gfen dir sä
'6 dulcis MariÄ!'
vater, sun, Iieiliger geist,
als du ein wariu gotheit sisl, 50
also hilf mir, ich ger niht m6r.
din gotlich gücte an mir er,
daz niiner s61e werde rät.
got, ich bin din hantgetät;
din menschcit mich erarnet hat. 55
nü hoert ir lieben vriunde min,
sol diu rede niht bezzer sin
nach dem wären goles reht,
danne ob mich ein tumber kneht
mit siner vräge brachte viier, 60
daz ein islich man geswüer,
mir geviele sin wise niht?
nimmer daz an mir geschiht.
swaz so tuot ein biderbe man,
daz ist allez wol getan, 65
da von ich im 6ren gan.
ich wart nie so merklich,
bede arm unde rieh
sie gedingten mit mir wol ;
81' daz man da bi merken sol, 70
bi der menege was ich gern,
wolt ich Schimpfes niht enbern,
mit schimpf sie daz galten mir.
des ich nü vil wol enbir
an daz ich mich dar nach sen. 75
kint vater unde en
bin ich allez sant gewesen,
möht mir nu diu sele genesen,
des vreute sich min gemiiete.
got durch alle sine giiete 80
mich da vor behüete
daz in der helle gliiete
min armiu s6Ie niht erglos.
helft ruofen Xhristß, audi nos,
64. pidennan 78. inoht 83. erglofs
SEIFRIED IIELBLING X 205
jubß domnß beiiedicer»^ ! 85
gesegeu dich vor allem var,
der, den ein magfct reine gebar.'
XI
Av6, der gruoz von Gabriel,
der gevreut vil manic s61,
die kumber böten
in der vinsler, daz sie niebt
sahn daz vreuden wernde liebt, 5
doch die prophßten
wissagten vor, also der kiinftic wa;re
den ein niagct niagtlicb rein geba^re,
ende nwni ir swarc.
Maria, ein raersternc lieht, 10
sich kan dir geliehen niehl
an allen 6ren.
wir israhelisch arniez her
Sweben üf dem jaraers nier :
du bist der steren 15
der uns leiten sol uz dem eilende
hin ze vreuden ewiclich an ende,
dehein sach daz wende.
Gralia, genaden vol,
der gruoz zimt dir, maget, wol, 20
du reine und werde,
daz din reiner lip unibgreif
den der den witeu umbesweii",
himel und erde,
umbgriffen hat und alle creätiure. 25
6 süeziu magt, gip uns genaden stiure,
du rein gehiure.
Plena, vol genaden du
Sl*" 3Iaria, also Sprech wir nü
von wären schulden. 30
du gnaden iibervliizzic vaz,
XI. kein absatz in der lis. 3. Die Chumber Herrn 7. als
y. nam 10. mehr Sterne 15. Stern 17. Ze Vreyden hin
206 SEIFRIEÜ IIELBLING XI
dem der dich gnaden übermaz
bring uns ze Imldcn,
daz diner gnaden iibervluz von rise
an den wec der uns relile wise 35
zeui paradise.
Dominus, unser herre Krist,
der von dir geboren ist,
inaget reine,
nach dem wir kristen sin genau l, 40
der clliu dinc in siner hant
hat gemeine,
6 siieziu frowe, daz du rein gcbajre
den gotes sun gar äne alle swwre
und maget waere! 45
Tecum, mit dir ist wol bekleit
gotes drivaltikeit,
diu des gedähte
daz sie in diner eren schrin
selb in wonunge wolde sin, 50
als sie volbrähte.
wä beslöz ie maget hört so grözen?
dir Salden kefs vol heilikeil gestözen
kan niht genozen.
ßenedictä, du gesegcnt 55
ob allen wiben diu da pflegent
wiplicher güete,
den bistü gesegent obe.
Maria, vrouwe, dir ze lobe
stet min gemüete. 60
du eren hört, got selbe dich erte,
do er ze dir nach siner menscheit kerte :
diu saelde er merte.
Tu in mulieribus
sprach der engel niht umsus. 65
ob allen wiben
bistü gesegent und erweit,
zer hoehsten kiinegin gezell,
34. von reis: ? 35. wcch 53. seiden Chefz : vergl. fVh. Grimm
gold. schm. XXXV, 17. 56. di do 61. hört 62. noh sein
■i^
SEIFHIED IIELBLING XI 207
und kaust vertriben
unser nol, du bliiend ArAncs gerte, 70
Kzecliiclcs porle, diu uns norlc
von unf^everle.
lA benediclus, und gesegent
in gole, wol in die des pflegenl
wol erkennen 75
82" daz du maget muoter wier,
uns ze trost den sun gebser
den wir nennen
Jesu Krist, oinborn kint der gnaden :
in gotes rieh si wir mit dir geladen 80
uz mancgcni schaden.
Truclus, diu vruhl von dir bequani
diu uns al den zwivcl naui,
magel werde.
daz got sel|) vor nianeger stunl 85
sprach uz der prophelen niunl
liF der erde,
daz was den einvalligen vor gema'rel ;
o süeziu magel, ez ist nü enbäret,
mit dir bewaerct. 90
^ entris, din reiner lip beslAz
den der al der werlde groz
wart ze besliezen.
sin sint die himel alle vol,
diu abgründ er erfüllet wol. 95
laz uns geniezen.
wcrdiu maget, daz er was so kleine,
dö in besloz din lip algemeine,
maget reine.
Tui, din lop werdiclich, 100
Maria, in dem himelrich
ist gemeret,
daz du des muoter magel bist
der gotes sun einboren ist.
drumb dich eret lOö
70. bliicund Aaronefz 7i. des] daz? 83. allen den 85. selbe
88. vorgemert 89. enperet 90. beweret 93. Word zbesliezzeii
208 SEIFRIED IIELBLING XI
gol und al sin engel immer möre.
hl autem, (lomint% nostri nnscrere.
dt'o gralias.
106. alle sein 108. man erwarfef den drillen reim.
XII
Quinque sunt vocales,
A i: I 0 L.
Diu erst vocälis ist daz ä.
owe, nu wa'r ich gerne da !
wil mich iemen vrägen vva, 5
dem zeig ich niht anderswä,
danne zuo der raaget Marjä.
sold ich die sehen, ich sprseche sä
'von dinen gnaden mich niht lä ;
so wirde ich nimmer sorgen grä. 10
ob daz min bestiu vreude wa'r?
82'' uf min warheit sprich ich ja.'
Waz wil ich bluomen unde kle?
mir tuot ein ander sorge we.
ich sten uf der sünden le. 15
der solde ich mich gelouben fe.
ich wil, diu sträz ze helle ge,
da not ist in dem jamerse.
got selbe in miner helfe sie ;
waz wil ich danne genaden me, 20
ob mich sin barmunge ncrl
dort nach mines todes re?
Diu dritt vocalls ist daz i.
got herr, durch dine namen dri
wis mir mit diner helfe bi, 25
reht als diu warheit an dir si.
von dir uns wuohs der saelde zwi
an dem wir wurden Icdicvri.
ez was ein jämerlicher schri
XII. kein absatz in der ks. 3. Vocales 15. Ich ste 16. ge-
lonbe ehe 18. Do 22. noh 23. Vocales 25. dein
I
SEIFKIED FIELÜLING XII 209
an (lern kriuze '(Mi, cli ! 30
lielf uns der ruof und iriu leit,
diu dich gebar, magllicli Mari!
Waz wil ich bluonieii rot unl blo
ieh unsa'lij^er dan ein krA?
grözer sorgen hän ich zwo : 35
diu eine, so min ougenbro
beluchent, wie mich vinde d<^
der tot ; diu sorge lil mir ho,
diu ander not, wie unde wo
wirt min gcverte, ich sprich also 40
' wis mir mit diner helfe bi,
du herre, genant alpha et 6.
Diu viinl't vocalis ist daz ü.
waz sei ich anders sprechen nu?
3Iaria, vrowe, sprich selbe zii 45
dem dinen lieben sun Jesu.
mir hilfet niemen baz dan du.
min siind mich leider selten rü,
der ich vil üf min sei gebrii;
doch gent min tage hin als ein tu. 50
nu ner mich, der Jacoben nert
vor sinem bruoder Esäü.
3Ü. Chreyz 36. Die ain 37. Pelaurhent 3*t. Dtii 43. Vo-
cales 46. Dem dein 52. Osau
xiri
Ein mare ist guol ze schriben an,
da zwen hovegumpelman
an ein ander sendent brief.
der sin ist krcflic unde tiel,
83" wan sie beten bede kunst. 5
an al mines herzen gunst,
ist der eine meister l6t
der dem andern enböt
'lieber vriunt, her Julian,
sinen dienst hat iu kunt getan 10
xin. kein absafz in der hs. 2. hoff kumpeil man
Z. F. D. A. IV. 14
t>10 SEIFRIED HELBLING XIU
ich armer Uclblinc Sifrit.
treu aller swindenl mir diu lit ;
ich han die besten überlebt
der miiol nach höhen eren strebt.
von Ilarleck waren zwen genant, 15
zen besten wirden wol erkant
mit aller lobelichen tat,
f^räf Otle und gräf Kuonral.
der schilt ich priief rot unde wiz,
baz dan des riehen Feirefiz 20
Schildes richeit üz genam
von Eschenbach her Wolfram.
nü gnäd iu got, her Kol, her Krall
von Sliunz, zwen degen ellenthaft.
den schilt in einer varwe griien 25
vuorten die beide manlich küen.
uf eren schanz lac ir gebot
als wahrlich so genäde in got.
der Kuonringwrc werdikeit,
da ist iu lange von geseit; 30
die bräht mit grözen eren her
ein Heinrich Hadmär Alber.
hey Kuonrinc Witrä Tiernstein,
wie dick dö löbelich erschein
der schilt von zwelf strichen klar :ir)
zobelswarz lieht goltgevar!
der ligent zwei teil nü dernider;
daz dritte habt sie gerne wider,
von Tiernstein her Liutolt :
der gsebe noch der 6ren solt; 40
so weiz man im sin rehte danc.
zykä, wie schön der vogel sanc,
von Valkenberc der alt Rapot !
owe, nu genäde im got.
wie des sin muot biet getobt, 45
II. Helblinch Seifrit 12. swent 20. Veraueifz 21. Cliildes
23. H. Chol H. ChrafTt 24. Von Sleüntz 28. Als werleich
29. Der Chunringer 31. Die Probten 33. Chunring VVcitra
40. Der geh noh 43. Valchenwercb 44. nun 4.5. biet tobl
SElllUEl) HELBLING XIIl 211
ob icnien vür in Wiur gelobt,
swenn rr kont undcr Schildes dach,
den man dnVr vaiwc sach.
ein teil gcweckel swarz unl wiz,
daz ander rot. er het des vliz 50
daz erz zimier in einen kränz
verteilt, der stael an triwen ganz,
83'' under belm.e niuotic fri.
daz siner sßle gena'dic si
der elliu dinc bescheiden kan ! 55
die wile er was, dö lebt ein man
in werdidiciicr schouwe.
lebte von Missouwe
her Ölte, ein üz erwcller hell !
er was zen besten ie gezelt, 60
so man gen vinden helle gert.
erklangt ie löblichen swert
riters lianl, daz let diu sin.
sin scbilt gap goltvar lichten schin
bi swarzer varwe dem einhorn. 65
er was zen besten üz erkorn,
gßn riterlichem prise:
er was manlich wise.
ich klag die edelen Weisen.
g6n vinllicheu reisen 70
pflagens riterlicher sit.
her Kadolt und her Sifrit,
zwen beide manlich unde milt,
vuorten den leun au dem schilt
und beten ouch des leun muot. 75
der leu snelliclichen tnot
sin gelat mit krel'te.
so sie ze riterschefte
zimierten üf riters wal,
Gamuret und Parziväl 80
47. Swan 48. dreie Varibe 51. Daz erz zu niert 52. Ge-
uierteilt der stel 58. Meyssau 60. zdein 62. Er chlengt
64. Goltt vor 66. zdem 69. waisen 71. pflagen si 72, Der
r.hadolt vnd der Seifridt 80. Kamoret
14*
212
SEIFRIED IIELBLING XIIl
lieten do vunden strites vil.
doch brahl ir lop zeni hoehsten zil
her Wolfram von Eschenbach,
der ir einen nie gesach :
so hän ich dise wol gesehen, 85
daz in ist eren vil geschehen.
die werden immer sint ze klagen,
doch so muoz ich mich bejagen
so ich aller beste kan.
lieber vriunt, her Julian, 90
kam ich in merkt und in stet,
da vind ich beide umb diu brel.
die rünent unde winkent:
ävoi, wie sie triukent,
die selben waltswenden ! 95
man siht an ir henden
mit vil hurticlicher ger
iriu wines volliu sper
gen dem munde senken
84* und sich zer tjoste lenken 100
diu in niht harte vellet.
nach dem trunke er snellet
ein hovelichez snellin,
' hurtä, geselle, daz ist win,
den wir sehen vür uns tragen! 105
wer möht im sinen munt versagen?
er ist snidec linde klär!'
klüegelichen trit ich dar,
min gruoz wirt in kunt getan ;
den hoere, lieber Julian. 110
ich sprich ' von Tenmarke Vruot,
geh iu seligen muot,
und gesogen iu disen win
der milte künec Salatin!'
da griiez ich die werden mit. 115
' willekomen, lieber Sifrit!'
sprichet ein kneht getriu :
'vrouwe, tragt im vieriu!'
83. Der 91. merch 94. Avi 98. Wein 116. Wil chum
SElFKIEl) IIELHLIiNG \11I 213
der ander s|)riciicl iiacii dem
ez wa'r immer mir ein scliem, 120
belib er von mir unjjcj^rl:
tragt im selis plieriwert!
durch miiic» willen diu Irinc,
Silrit, lieber lleibline!'
der dritte und der vierde 125
bictent mir die wierde ;
<iaz zabelines dinc stet vvol.
als ich danne wirde vol,
von mir wirl üf gebrieren
' läzä runibcliereü!" 130
<laz ist ein s\v;ebisch krie.
'slülziu massenie,
ich sag iu guoliu mare,
wol zehen vüereere
varent, des bin ich gewer, 135
üf der Kremser slräze her.
ir wegen die sint ringe,
sie vüerenl plienninge
nach Weizen hinz dem Aunis.
jrüian, bistü nü wis 140
so merk ir namen rehte,
sie sint va^ric knchtc.
Sifrit, du redest ze lüt'
sprichet Kunzel Unkrüt.
ßrichenvrid Gebürenhaz 145
sprechent ' sagt uns viirbaz
84'' nach der rehten sliht.'
'der herzöge doch nihl rihl,
er hat so vil ze schaffen
mit leyen und mit phaffen 150
daz er nimmer miiezic wirl,
da von er geriht verbirt:
des sulu wir vroelichen reschen'
sprach liinzgrap, Stantbidervlescheu :
122. Pheuiwert 124. Heblinch 127. Daz Zobeleins diiich
129. aufgebriern 139. Oaiieifz 140. auu 142. Vcrich
145. Prihen Vrid 153. retschen 154. standt
214
SEIFRIED HELBLÜNG XUl
' wir sin eitgcsellen.
hellen daz sie hellen
die phaifen, wir gewinnen guol.
ist der tiuvel unj^emnot,
dem slah ich eiuez an die kel.
Endänriu und iEhldersßl,
wol üf, zwen göret knappen,
so iuch die bern sappen!'
' her GrolnürT sprach Miischenrigel,
' swer hiuwer niht gebüren vigel,
dem sin die rosen widcrseit!'
' Strülensac, bislü bereit?
sprach sin geselle durh den S w eller :
wir vliehen niht inz waltgeczeler;
der lantvride ist so guot
daz uns niemen niht entuot!'
' nü wol mich wart' sprach Geizvuoz:
losä, geselle, hemschen gruoz,
got vrist uns disen herzogen
bi dem wir in dem lant so brogen!'
üf die straze ist in gäcli ;
ich rit von verren binden nach.
also muoz ich mich began,
lieber vriunt, her Julian.
wirt mir niht Scharlach unde zobel,
ez wirt mir eins gebüren hobel
von eim guoten Pöltingsere.
hurtä, ir degen ma^re!'
heb ich an min krie,
so mant in sin ämie
daz er den gebüren libertret,
s6 er von dem pherft wet.
daz msere si in kunt getan,
lieber vriunt, her Julian,
gilt iu iht daz selbe werc
155
100
165
170
175
180
185
160. eht der Sei 166. Strulten sach 167. in durh den Sweller
wird ein name auf -swelch a?/ suchen und in der folgenden zeih
waltgezelch zu lesen sein. 172. Loes an g. heniisclier gr.
176. Ich reit von Vertten 182. Vurltra
SEH UiKL) HELBLING Xlll 21:)
von La uuz an den Mcinliailsberc, i*.M)
des gan ich in mit triwcn wol,
als ein geselle dem andern sol.
85' ob ir wol sciiairol iwrr dinc
des vrenl sieh Siliil llelhlinc.
l'IU. \<*ll l.dO
xrv
Eines lages ich gesaz
in gedanken unde ma/.
ieglichen lanlsit,
der dem lande wonel mil.
so isl dem lande niht gelicli 5
<laz da heizet Oslerrich.
die liule wintschaffen sinl.
winlschaft'en Ireit ein kiul
und ist dem alten euch vil reht.
den selben sit ir an uns seht. 10
swes ie ein lantvolc began,
hie ze lant daz grif wir an.
ich hän gehört von verre,
daz unsers landes herre,
der biderbe herzog Friderich, 15
den Ungern stalte sich gelich.
wir sin des niht entwahsen,
kurzez bar nach den Sahseu
hab wir oucli getragen hie.
der Beheim sit uns niht vergie, 20
daz wir jehen niiiezen,
unser vriunde grüezen
tohroytra des morgens,
dö was niht ane borgens,
wir künden unser lachen 25
groz beheimisch machen,
ich sag iu dem was also
XIV. kein absatz in der ht. 8. Ireidl 13. von Verren
14. her* 23. genau dobre gilro odei' dobry'tro, guten morgen.
'li. ohn porgens
216 SEIFRIED HELBLING XIV
'huersi/na so eso eso. '
do was unser lachen üz.
'witoipan! yopomau<V 30
daz gie cnzwischen uns entwer.
dannoch hab wir vuoge mer,
die wil ich iu nennen,
wir kunnen ros rennen
sam die 31issena're, 35
nider huet, nilit swaere
und wacker mit dem houbet.
s6 man uns niht erloubet
vrilages ksese und eier,
vreidic sam die Beier 40
si wir mit gevroeze.
wir dünken uns als rseze
85'' sam die Stiraire.
tsepischiu maere
künne wir sagen da nach 45
uz der Kerndensere sprach,
ze Kreine si wir des gebeten
daz wir windischen treten
nach der blaterpfifen.
uns kan niht entslifen ; 50
wir vüeren mit den Walhen
liderine malhen.
nü hänt uns die Swäbe,
des ich gol immer lobe.
her in ditze laut bräbt, 55
des ich e nie gedäht,
sälel als die krippe
gönt uns umb die rippe
als die zarge umb den tuorn.
s6 wir kurzwilen vuorn, 60
do der turnei was snel,
bekelhüben bräzel
30. wjtey pane willkommen herr ; bopomozi glück zu. die 28e zeile
weifs ich nicht mit Sicherheit zu deuten. Haupt. 35. Meissehner
36. Nider hnet nit swer: ? 38. Sa 44. Tepischeu 49. Plotler
pheyffen 51. Walichen 52. Malicben 59. Zarig 62. Pechel
SEIFRIED HELBLING \IV 217
liez wir allcz underwegeu ;
des wir nü vil gerne pflegeu,
durch der Swabc willen. 65
ez kan sich nihl verzilleii,
des Osterliulcii wirl ze niuol;
si grifcnz au und luon ez guot.
den landen ist niht gelich,
Slire unde Oslerrich, 70
diu zwei wol geherret sinl.
des roeniischen küneges kint
sint zw6u ahlbaTC viirslen hie.
s6 guot vride wart noch nie
an allen genierken. 75
dar an kan uns wol Sterken
der künec abher von dem Rin.
daz sol umb in gedienel sin
von disem lande endelich.
ir dienslraan wurdet nie so rieh; 80
aliez daz ir vindet veil,
des koul'el ir ein michel teil.
daz lat etliche wile sin,
und vart üf zuo dem Rin ;
daz rat ich bi den triwen min : 85
ir trinket unde geltet den Ezelines M'in!'
liauben Pramzzeli : auf hriiztl führt die altfranzösisc/ie heuennung der
aviiischiene, brachelle. 80. wnerd 86. Ezleins vergl. Nib.
1897, 3.
XV
86* Got in dem hnehslen tron
in sinen drin persön
mit vollen genäden ewiclich
ist in siner vreuden rieh.
wes er da beginne,
des bin ich äne sinne
daz ich von den werken sag
siner gotheit. ich enmag
IV. Überschrift Dacz ist der taugen buch. 8. ich mag
218
SEIFRIED HELBLING W
gedenken iiilit die vröude,
diu an der bescliöude 10
siuer golheit niao gesiii.
daz envollen waren min
aller engel sinne,
uiüelicli wiird ich inne
waz dort t'reuden ist bereit 15
in dem Spiegel der gotheit.
die erwellen manic tougen
mit geistlichen ougen
in des himeis vreude sehenl,
des sie ze vollen gnaden jehenl. . 20
sit min sin ist ze kranc,
ich wil wenden den gedanc
an menschliche sinne,
ob ich rede beginne,
daz die wol verstendic si : 25
gotlicher sinne bin ich vri.
ditz ist mins Sprechens anevanc.
ir herren, dünkt ez iuch ze lanc,
SO kürze wir daz ende
an alle missewende. 30
der kneht den ich hän vertriben,
von dem ist mir ein msere beliben,
des sag ich iu die wärheit.
bi den ziten ich reit
schöne üf einer strAze sieht. 35
nü reit enneben mich der kneht,
er sprach 'herre, geruochet ir
eine rede bescheiden mir,
umb waz die Hute in Osterrich
gebärent also blüclich. 40
ob einer gerne vreudic waer,
den heiz wir einen rogzser.
10. bescheidt (: Vreüd) 20. gebeat 27. meins preclis ohne Vanc
28. dunchz eu 35. Schön 40. Geworn also plaueleich
42. Roggtzer: das wort rogzaere erklärt sich durch das baierischc
rohezen (Schmeller 3, 78) und das ahd. röhön, röhjan, rugire (Graff
2, 431/.).
SKIFIUKU HELBLING \V 219
ist eiu ander vr6 dii bi,
86'' wir wellen daz er tninkcu si.
ich sprach vriunl, wie incinslu daz? 45
daz bcscheide mir noch haz.
' herre, ich \nv.v die allen sagen
daz bi ir alten lebelagen
daz lant gar mit vrendeu was.
so die bluomen iinde gras 50
ensprungcii in dem meien,
die hoch geniuolen leien,
ich mein die horren mille,
die gäben kleider, schilte :
so huop sich turnieren, 55
tanzen, tjosticren,
buhurt in den gazzen,
schilt rilerlichcn vazzen
vor den sciioenen vrouwen.
dö was guot ze schouwen 60
gezieret manic klärer lip,
b^diu maget uude wip.
die riter truogen kleider.
des ist nü niht leider.
ein riter nimt gar viir guot 65
zem winder einen vehen huot
und eiu kürsen scluelin :
daz sint nü diu kleider sin :
zem sumer einen zendäl,
under einem huote hin zetal 70
ein roc äu suckenie.
den herren ich verphie
der s6 zcgelichen luo ;
geb die suckeni da zuo !
ich sprach ' swic, unwiser kneht ! 75
diniu uKcre sint n)ir unrehl;
du vliusest mir äne schult
der lantherren hult.
er sprach ' herre, erloubel mir
50. und daz gras? 71. Sukkaney 72. verphey 74. Sukkeney
75. swei
220
SEIFRIKD IIELBLLNG XV
87*
87. Wien
102. nuz
ze reden mer : ich urit ir
sfn die maze wol vcrswigen
daz diu rede sol geligen.'
ich sprach 'kanslü verswigen,
so gerne horte ich gigen
niht sam diniu ma;re.'
dö sprach der vil gewahre
' herre, ich kam ze Wienen
und sach ze hove dienen.
dö der vürst von tische stuont,
ich tet sam die geste tuont
und stuont üf eine la;re banc.
diu wile was mir doch niht lanc
der aller besten vier
sazen so nahen mier
daz ich ir rede wol vernam.
si sint niht in dem munde lam,
iriu mxve hörte ich wol,
herre, diuch iu sagen sol.
ez sprach der altist under in
'hoert, ir herren, ich hän sin
unde wisheit da zuo.
der ein guot nütze kuo
hat, den wer ich üf der stat
daz er ein vuoder milch hat
von ir in eime jär.
daz sag ich iu vür war.'
ich dähte, seht, wä Gämurel
vor Camvoleis daz beste tet !
lützel er sin eilen spart
unz im diu küneginue wart,
Herzeloid, diu sehnen, diu klär,
mit ir zwei künecrich vür war.'
der ander sin rede huop
' ich freu mich zehen korngruop 5
die hiez ich verstözen wol,
wan sie sint getreides vol.
80
85
90
95
100
105
HO
115
88. dieD 91. auf ain lerpanch 98. die icfa eah
107. wo Kameret 111. Herzen laud 112. verbar
SEIFRIED ÜELBLING XV 221
wol ich des geniezen niac
hin unz umb sanl Georgen lac*
(lo dahl ich seht hie Parzival !
wie er wuole uinb den gral 120
und wie er ranc nach werdikeil,
dö Orilus mit im streit!'
dö sprach der dritte dienslnian
'zwar ichn weiz unde kan'
an daz ich hiwer in dem lesen 125
gar ein lörel bin gewesen,
umb vierzec jihiinl koufl ich win vür:
den besliuzct min kellertiir,
daz ich in trink vil selten;
er muoz mir wider gelten 130
min phenninge und so vil mer
daz ich sin niht ze wandel ger. '
ich dähte owe, Gramoflanz !
87'' wie er tobete umb den kränz
den Gäwän ab der linden brach, 135
daz er die herzoginne sach,
Orgelus, die sehnen, die klar,
diu in mit ir brahte dar. '
der vierde sprach ' ir herren,
wir haben einen werren, 140
der ist uns niht rehte.
riter unde kneble
ein teil ze höchvertic sint.
die minen ich doch überwint
daz sie sich miiezen smücken. 145
wir suUens nider drücken
swä wir immer kunnen ;
niht sulle wir in gunnen
daz sie vordem an uns gab.
hab der man daz er hab. 150
ob wir umb sust vunden
ros bi drizic phunden,
diu sul wir in so niht geben.
120. wieltet vmb den Cral 125. ich 12G. niht gar? 132. Ora-
ineflaotz 134. tobt 135. Kaban 137. Origelus 153. Der
222 SEIFRIED HELBLING XV
wir siillen aliten ^ vil eben
(laz er gclt diu vünf feil: 155
wirl im daz selisle ze heil,
des siut doch wol vünf pimiil.
da bi sol im werden kiiut,
daz er statte si bereit
und uns lob üf sinen eil, H>()
die wile und daz march lebe,
daz erz nimmer hin gebe,
ich gedahte ' künec Artus,
ze Karidol in dinem hüs
milticlichen gap din haut! I(>5
des hat mich dirre her ermant.
do straft ich aber den kneht,
sim, dii boeswiht, sag mir reht,
was der von Kuonringe da?'
'nein er, er was anderswä, 170
ich waene dalzc Velsberc/
ijol durch diniu hoehstiu werc
wis gelobt der raa^re !
nie dehein Iiuonringsere
gap dehein ros an vier bein: 175
sie habentz al vergolten ein,
da zuo phantloese gegeben,
got der vriste in ir leben !
88" ich mein, die Kuonringa>re sin.
dA Kuonringaere vuore an schin, ISO
die ner uns sant Marien kint !
ich weiz wol, so sie nimmer sini,
hundert jar hin nach ir nam
wirl genennel zeiner schäm
den boesen ungeslahten 185
die schemlichen trabten.'
'lieber herre min, nü seht,
ir Sil zornic' sprach der kneht.
' nü nemt iu vil guoten muol :
ich sag iu ma^re, diu sint guot. 190
168. sim: vergl. gr. .3,303. 779. 169. Chunringe 171. dotze
179. 180. Chunringer 180. Do — otin schein 183. hin noch
SEIFUIED IIELÜLI.NG XV 223
nie dicnstniaii wart ze rehle
an ril(M' aude an knelite
die oucii rilcniuezic sin.
Iiiet er gohles volliu sclirin
der riler nilil {^eliaben kan, 195
wie inac der sin ein dicnslnian?
er ist boese unreine :
sin guol zert er ze kleine;
er wa'nel ez erbe an sin kinl.
got machez krnnip unde blinf! 200
ich mein daz selbe unvascl.
ez bringet birche noch din liasel
mit siegen nimer da zuo
daz ez edellichen luo.
vaterbalp ist ez verschämt 205
und ist nuiolerliai|) erlami
an aller handc werdikeit,
an daz er grozen nit Ireit
und ninder sich gesellet
da man sich vrumelich stellet.' 210
ich sprach 'nn swic, vrunier knehl
der rede, uns siiil doch ungerehl
sumeliche dienstnian.
get daz lanl ein not an,
mit wem wellent sie daz wern 215
und vor vinde schaden nern?'
der knehl sprach ' herre min,
da wellen t siz läzen sin :
dem tagten sie geliche wol,
so ich die wärheil sagen sol, 220
da enhalp Tuonouwe.
an sinem hove an bouwe
manec man sach leiden blic,
von Wieue unz an den Semeruic.
88'' der Harlberc wart niht vermiten, 225
daz lanl allez abe gerilen
bi der Lila hin zelal.
199. erib 2ÜU. iiiahs 203. pirli 210. D.. 211. swei
216. Veint 218. sihs 219. D. Töten sili
224 SEIFRIED HELBLING XV
da die Unger heten wal,
da ist daz lant gar verhert,
wand inz leider nieraen wert.' 230
' nü lä niichz immer dienen,
gesell, waer du ze Wienen,
do die vinde viir die stat
suchten? wie wart daz pfat
getreten an dem tokzen ! ' 235
min knelit begunde wakzen
daz houbet, 'lieber herre min,
des lät iuwer vragen sin.
ich stuont bi stuben burctor
in einer zinn. da sach ich vor 240
einen riehen dienstman
sinen kneht ruofen an
' Ekwart, ile hin und goum,
daz der vorder schrancboum
inder sich entzwicke. 245
sie ritent also dicke
als daz in der sunne vert.
waz uns von in si beschert?
sie rennent üf dem grieze/
der mich hin üz lieze.' 250
sprach ein ander da bi,
' ich braeht ir zw6n oder dri
her in gevangen mit mir.'
dem wart verhabet do diu gir,
daz er anders niht entct, 255
wan er lie'z durch friunde bet.
ich sach umbe in die stat.
ein herre sinen knappen bat,
der mohte wol ein baseman sin,
er sprach 'lieber Gozwin, 260
du hast ein jopen, diu ist guot,
veste ist din isenhuot,
228. 229. Do 234. Suchten 235. Toegzen 236. wegzen 238. Des
tat mich ewer 240. nach dieser zeile in der hs. ein querstrich.
244. schran paum 245. In der s. entzwiche 250. mich] mir
256. Danne er liez 259. Pazman 260. Gözzwein 261. Vöppen
i
SEIFUIED HELBLIi\(; XV 225
so bislü, lielf, vermezzeii,
wol üf gesezzen.
ml nini min väiicl in die hant 265
und wis vlizeclicli geniant,
rit für das burctor,
und liab iz lobelich enbor,
daz ez der herzog selber sehe
und uns beiden frumkeit jehe/ 270
89* dem knappen was zer verle gäch,
der herre ruoft im aber nAch
' habe, la dir sagen mer.
wis an die vinde niht ze ger.
du hast vor diner starken wamp 275
gesoten hanifakamp,
<laz dir niht gewerren kan.
Gozwin, hab den hengst her dan :
wirt er dir erschozzen,
ich gap dir unverdrozzen 280
ein phunt vert dran ze stiure,
daz giltest dii mir hiure. '
' ir mant in alze vcrre'
sprach ein ander herre.
'owfe, wä sint die minen? 285
nü get iz an ein grinen.
den Ungern gie iz nie so eben,
in ist Ebersdorf gegeben:
s6 iz si verwazen !
ow6, wie hat mich hizen 290
Gerolt, den mir min vater lie
üf einem hengest, der noch nie
gras an fulzande enbeiz !
ich leiste im doch den geheiz
der mich düht niht sncßde, 295
do ich daz wisnede
ze phingsten sinem vater liez
da von daz ich imz gehiez
266. vleifselcich 281. daran 285. Awe 291. den] de
293. Grafs an falfzezeod nie cnbayz 295. snode 296. Weisode
Z. F. D. A. IV. 15
'>-.><; SEIFRIED IIELßUNG X\
an dem liengsl ze sliure.
' lierre, klaget nilil so linre' 300
sprach ein rennaTC,
' ich weiz diu rehten rnivre.
ein bekklotz, ein meslswin
er ze des Pibers türlin
kündiclichen uz bräht: 305
ze sincr herberge er gabt :
da sitzet der veltlursle ;
meizlinc unde wurste
kan er machen wol da van :
er dient iu gerne, swie er kau. 310
ich wil an in nihl riten.
bring in, ich wil sin bilen.
die vinde uf den griezen
die Innern des niht liezen,
89'' sie huoten wol der schrancboum : 315
daz sag ich niht üz eime troum.
ein dienstman kam mit grimme,
zornic was sin stimme,
er vuort ein venel in der liani,
'alze nahen ist der brant 320
der vor der stat üf get !'
dri schützen er da het
die vuorten ärmst unde bogen.
'wir sullen vür die stat zogen!
swes man da beginne, 325
so lät diu pherifl hinne'
sprach einer vor dem burctor:
'da hat niemen pherift vor,
wir tokzen da ze vuoze.'
daz setze gol ze buoze. 330
aller unser vordem sei,
die wären zuo den vinden snel.
niöhten sie gedenken wider
303. Pekhkloz 304. Daz er zc des P. t. .305. hinauz
308. Maysling vach 312 in der hs, ein querstrich. 315. Schran-
paum 325. Wes 328. Do hat mein Ph. v. 329. W. Cegzen
do 331. Alle
SEIFHIED HELBLLNG XV 227
wie wirz liAn geschulFen sider,
ez waT in dorl ein wize wol. 335
so man die warlieit saj^en sol.
ow6 her Schenk von llüshach,
waz iu ^ren hie gesciiach !
gol iuchs geniezen laze
daz man ze Wienne ein strAze 340
nach iwer herberge hiez.
billich iu der viirste liez
die burcgräfschalt ze Brücke,
wand ir truogt über rucke
daz gemerke wa-rlich. 345
zwene beide nuiolcs rieh,
ich mein die werden Priuzel,
die liieten niht ein griuzel
umb tiisent Lnger gegeben,
s6 sis gen in sähen streben. 350
ir banier gesparret,
wol diu bi vinden harreJ.
Richerstorf! sie kriren
zehant die Lnger schriren
' fugal fush niingrcl ! 355
hie kumt Wuhart krel ! '
90" ich nennes niht zen riehen :
bi herzog Friderichcn
siut sie hofgesinde gewesen,
die besten het er üz gelesen 360
alumbe in disem lande,
swen er vrum erkande,
der muoste hofgesinde sin.
des landes brot, des landes win
er mit in erlichen zert; 365
daz wart vrumclich gewerl
von in an allen enden,
daz wellent sie wenden
und den viirslen rihten abe
337. Scheuch von Haufspach 339. euchz 343. Prukh
344. rukh 345. werleich 350. So si 351. gesparel
353. Reiherstorff 357. Ich nennf siu nich zden reihen 367. im?
15'
228 SEIFRIED HELBLLNG XV
daz er niht hofgesinde habe. 370
der hof ist nihl des kleiner,
deham selb ist niur einer.
des ist daz lant allez vol.
riche hern daz bew^rent wol
die selbe hofgesinde sint. 375
wä nü riter riters kint!
ir Sit ze hove niht erkorn,
iuwer herr get ane sporn,
er bat diu pherift heime gesant.
da mit sit ir des gemant 380
daz man iu niht vuoter git.
wä sin herberge lit,
daz wizzet ir liht baz dan ich.
des herren kiiche, dünket mich,
ein vil lülzel riuhet. 385
der kocb ab wege fliuhet
und muoz iu unwierden.
er hat niur im selbvierden
bereit ein liitzel spise;
daz schuof der herre wise. 390
da ist niht schoener wecke.
Kuonrät von Marchecke
git iuz willeclicher,
ern ruocht werd er sin richer.
des vürsten hof niht wol gevert,. 395
so der rät zesamne swert
geselleschaft durch gewin.
niht wol daz gevellet in,
so ein herre erlichen gßt
hin ze hove, swä er stet, 400
90'' daz riter umb in dringent.
zem vürsten sie gespringent,
ir einer im zuo snallet
wie der sin guot verschallet,
lieber herre, äne not! 405
372. nuer 38.3. leit paz 383. Ein vil luzel reuhet 386. fleuhet
392. Marichekk 394. Rueht ohne ern 396. rott 404. sein
gurtt
SEIFHIED flELBLING XV 229
ich Wien die ezzenl al sin bröl
als er die rede kume verla-l
der ander liiiizuo dra'l,
' herre, ich han deheincn nuiot
daz ich veiiogzen well min guot.' 4 10
deui vürsten er ziio runet.
' sparn guot, des sliiiiel!'
s6 daz verninil der dril,
hin näher er getril,
er spricht ' waz suln riler vil? 415
an der gerne swenden wil
vische wiltpral guolen wiu,
der läz vil riter bi im sin.'
so sprichet danne der vierde
' nimmer vro ich wierde, 420
liebez herrel, wan hi dir.
daz ist billich, du pepelst mir
reht sam dinem kinde.
din win klär unde linde
tuot mir voUiclich als wo! 425
sam ob min herberge vol
riter unde knappen saeze,
der ieslicher aeze
üf minen schaden, herre min.
ich gibe min weize, minen win, 430
lieber umbe silbcrplischel,
danne ich imz geb na pischel :
daz ist ein übel zabelwart ;
der liuvel var im in die swart,
der sin ie gedsehte 435
und ez erste vür bra'hte.
der vürst solt wesen grüezec :
uü tuont si in so unmüezec
daz ein nigen küme erget
406. die Ezzen alle 407. vertat 408. drei 410. wolle
412. Sporn guett des slaunet 416. wil] vil 418. Der lazze v.
421. wao] nuer 431. Silber pUeshel: vergl. plasch Schmeller 1, 338?
432. na pischel r'st vielleicht eine scherzhafte entstelltitig des höhmi
sehen napj se trink ! 434. varm in
230 SEIFUIED HELBLING XV
gein dem, der dort iu.eren stöt. ^^q
der beginnet danne jehcn
'den viirsten han ich wol gesehen
und sine ralgesellen.
waz sie da mit wellen?
91' sie nagent im diu ören. 445
ze einem landes toren
wellent sie in machen.'
des mac der liuvel lachen
daz er inz niht erwern kan.
ich wil niht langer hie stän, 450
wir suln zer herbergc.
Kuonrat von Silzenberge,
nim diu gesellen mit dir,
ir sult ezzen vor mir.
als ez üz gewendet, 455
der hof wirt eullendet
daz man in siht blözen.
einen schoch grozen
siht man nach im üz geu.
daz dühte e ein wol sten ; 460-
nu ist ez gar ze nihte.
Heber got, daz rihte
über al die snuder da zuo
daz man edellichen tuo,'
'owe, waz redest, frumer kneht? 465
ich biet aber sträfens reht
gßn dir, daz du sagen wil
des mir ze beeren ist ze vil
und ist disem lande
ein werltlichiu schände.' 470
' herr, nü lät mich doch genesen ;
ir sult mir geneedic wesen.
ditz ist der tougen buoch genant ;
daz sol niemen sin bekant,
an heimlichen gesten 475
441. gehen 446. torren 451. zder Herwerig 452. Sizzenperig
455. ez] er? 456. enelendet? 460. Daz douht e ein Wolstcn
463. Vber alle die snauden da zue 470. wertleicheu
SEIFKIEJ) HKLÜLI.NC; XV 231
die Ulis den gebresleii
iiiisers landes liolfcn klugen.
den sullr wir viii- Inigen
unser buocli der louf^en.
Iiorr, daz isl Ane lougen, 'iSO
daz u);i'r niuoz an ein ende,
sliiegel ir niicli an die zende,
so wil ich doch reden nit^r.
was ez der lantherren er?
do man enhal|) Tuonouwe branl, 485
do roublens disehalp daz huil,
ze VVieune, wol drin tüsenl man.
waz gewunnen sie den vinden an
in sehs woclien unde baz?
91'' üwe, unib win lie man daz? 490
kleinen schaden man in tet.
ez wieren bürge oder stet,
da die vinde suochten hin,
uienien het deheioen sin
der in iht abe bra-che 495
und sjnen schaden ra*che.
in sumlicher veste
wert man sich der gesle
leider bceslich genuoc.
ein gebüre sin släfluoc 500
wert vrunieclicher vaster.
daz ist wol ein laster.
Rorouwe, Kirchenprel,
Swabedorf, sant Pßternel,
daz gefluochet si der zit 505
dö ßrste wart an iuch geleil
morter unde steine !
man wert iuch gar ze seine.
s6 der schade geschiht,
s6 spricht man lehn getrül sin niht. 510
484. Waz 48fi. Do raublenst 488. gewinoe 490. vmbeu
492. purign 495. Der 500. SlauHnech: vergl. !, 68.3.
503. Rorau Chiichen prel 504. Swobdorf sand P. 507. Mauter
nIO. So sprihten ihn getrauzen niehl
23^ SEIFRIED HELBLING XV
daz sie bedachten e den shi !
Getriitsinnilit reit den hengst hin,
wan sie ze nahen lit dem hiern.
ich sach hiute wol an viern,
den waren sie unnütze. 515
in diu antlülzc
enphiengen sie die schrimpfen,
daz sie sie muosten rimpfen.
mit urloup, lieber herre,
und rede ich ze verre. 520
jr sprecht liht waz ich würke?
der bischolf von Giirke
vlös nier pf'erift an wer
dan allez ungerischez her
in disem lande tujte^ 525
daz habet gar vür staete»
diu rede hab ende, herre min,
nu lät iu enpholhen sin
daz sie niht kume viirbaz :
die herren würden uns gehaz, 530
ob von in diu schände
erschülle in disem lande.'
'geselle, ich bring ez niht vür,
92" so slipfic ist niht diu tür
mines mundes daz ich sage 535
swes ich billiche verdage/
'ow6, künec Ruodolf,
des muots ein leu, der raeze ein wolf
der steete vür sich wirbel
daz er niht verdirbet. 540
der muot was volliclich an im,
üf min wärheit ich daz nim,
biet imz niht erwant der tot,
512. Getranzen niht: wer achtlos ist kommt zu schaden, dem die aus-
rede 'ich dachte das nicht' nicht abhilft, ähnlich ist Trauwol ritt da»
pferd hinweg, bei ^gricola und noch im volksmunde. aber die fol-
gende zeile, in der hs. Wann sy zenahen leit dem Hyern, scheint
verderbt. 515. Den woren si vnaz : unverständlich ehe das vorher-
gehende klar wird. 520. redde 521. werckh 522. Cuerkh
529. chöm 534. stiphich 536. Wes 543. erwendet
SEIFRIED IIELBLliXG XV 233
er hiet gerochen unser not,
daz sin ditz rieh hiel immer 6r. 545
von Augustus allcz her
wart nie sin j,feliche
ilf allem crlriche,
noch nimmer m6re werden kan
in diser werk dehein man 550
s6 gar an missewende.
got herr, ze diuer hende
si diu s^le dir gesielt!
er was ein unverzagter hell
hie an allen dingen : 555
dar umbe geruoch in bringen,
lieber got, üz aller not
durch dinen menschlichen tot !
uü wart ein vride geworben,
der was unverdorben 560
des kiiniges halp, der herzogen,
die sazten sich an undervragen
bedenthalp an ir rat,
daz, ob got wil, wol ergat.
nii laze wir die rede stän 565
und hebe wir aber an
unser altez msere.
wer bi der spräche wa're
des kiineges halp von Ungern da?
der bischolf von Goletschä 570
und mit im etelich wiser man
der ich niht genennen kan.
der unsern ich niht nenne,
swie wol ich sie erkenne.
sie wägenz hin, sie wägenz her, 575
dis wolden vil, jen woldcn mßr;
des was es ungescheiden
enzwischn den viirsten beiden,
der bischolf sprach üz wiser kür,
' nu leget iuwerm herren vür, 580
92'' ob im diu rede viiege.
562. sazzenl 566. aber wider an
234
SEIFRIED HELBLING XV
der die nol zertrüej^e
die wir in dem lande begön,
got niöhtc lieber niht gesten
uf der erde an deheiner stal.
so welle oucli wir niins herren räl
viirbaz da über vinden
und wellen uns enbinden
daz in süni niht unser sin.'
dis vuoren her, jen vuoren hin
da sie den künec vunden.
au den selben stunden
wurden sie wol enphangen,
giietlich mit in gangen
hin näher von den Hüten baz.
der künec dö ze rate saz
mit den aller besten
die sinen rät wol westeu.
gräf Myssä und gräf Ybän
wären von dem rate getan,
wand in stet ir gemüete
üf deheine güete.
der bischolf wislichen sprach
' herre, sa^lde unde gemach
und küneclichiu ere
volg iu immer mere.
lät werden mir ein stille,
herr, siz iwer wille,
daz ich iu rehte vür gelege
wie ich iwer eren pflege
g§n iwern widerwinnen,
der rede wil ich beginnen.'
zehant man swjgen began.
dö huop er wislichen an
' herre, des herzogen rät
datze Wienne üz der stat
komen üf daz velt gfen mier,
der aller wisislen vier,
die er gewinnen mähte.
584. Gott luoht er 1. 590. Des v. h. gen 591. Do
585
590
595
600
6Ü5
610
615
SEII UIEÜ llELBHiX; XV 235
(Ja engegen ich beträhle, 620
ob ich 6 reden wolle
u(l in gunncn solle
daz sie gen mir spraechen 6.
swiez umbe gedanken slß,
ein man vil dicke gedenket, 625
daz im doch uiht wenket.
dö wir mit gruoze enphiengen
93° ein ander unde giengen
hin ZUG einem ringe stan,
wir sahen vaste ein ander an. 630
ich sprach in einer stille
und si daz iwer wille,
ir herren, ich luon iu bekant,
der groze voget üz Ungerlant
enbiut iwerm herren daz, 635
well er wenden sinen haz,
daz er sin lant im wider gebe
und mit im vriunilichen lebe.
waz sin wille si dar an,
daz sult ir mich w^izzen län.' 640
si swigen nach der rede min.
die minen rede liez ich sin,
daz sie erfunden wol ir sin.
dö sprach der wisist under in
herre, ez hat daz selbe lant 645
errungen so mins herren hanl,
daz ez in kostet also starc
wol üf vierzec tusent marc.
git uns die der kiinec her,
wir sin des landes sin gewer.' 650
ich sprach ' sagt ir von koste mir,
ez bieten iwers herren vier
niht daz kostet unser her.
von dem Riuzischen mer,
von Priuzen unz an Walhen, 655
die bälgen und die malhen
«22. od] Er 624. Wies 625/. vergl. 1, 107/. 634. Vngern-
landt 652. eurz 655. V. Preusen — Wulichen 656 J'. ?
236 SEIFRIED HELBLIiNG XV
luil Silber nilit möhteii tragen,
ane karren Ane wagen
liunderl niile üf dem rucke.
Heinburc unde Brücke, 6G0
Hiüiperc und die Niwenstat
gebt uns, daz ist min rät,
unde Slarkenberc da zuo,
daz man iu niht schaden tuo.'
herre, also schiet ich dan 665
und die dinen werden man.'
der künec sprach 'nü Ion iu got,
üz erweiter gotesbot,
der rehtikeit ein ewart.
du verst der getriwen vart 670
in diser werlt: des wirt din slat
dort vor der hohen trinität.
ir herren, ir habt wol vernomen
daz min rät ist widerkomen
93^ gar an allez ende. 675
swenn ich im mer noch sende,
so hazz mich allez daz si !
da was doch niht schände bi,
wand ich in niht ervorhte,
an daz sich verworhte 680
min volc an dem sinen.
do lie ich daz schinen
daz ich ein rehter kristen bin,
und sande mine boten hin.'
dö sprach der bischolf von Gran, 685
' und hoeret daz gräf Y bän,
der ahtet des vil kleine,
möhte er alters eine
verderben laut unde liut,
im wa;r sam er mit einer briut 690
vroelichen heim rite,
657. mohten getragen 058. Ane Cham ane W. 660. Hainwuerch
vnde Pruckb 663. Starchenwerc 665. schiede 669. retticheil
676. Swan 680. An daz si v. 681. den 682. la
688. allers so ein
SEIFIUED lIELBLIiVG XV 237
also sl6t des uiannes site.'
dö sprach der von Vetzprem
' min her au sineii ral nein
den wilden gravcn Mizzen; 695
nimer guolen bizzen
gizzet der herzog mit im :
uf min ambet ich daz nim. '
dö sprach der bischolf von Rahe
' herr, luot iuch unmuoles abe. 700
wir Süllen von dem rate sten :
heizet die leien zuo iu gßn.
swä man trelt gßn vinden haz,
da zuo ralent leien baz/
der von Viinfkirchen sprach 705
' min phafheil waer mir ungemäch,
e min herre liez sin lant,
ich slüege mit miner haut
bßdiu wip unde kint :
an mich doch vil phafien sint!' 710
gräf Ybau hin näher trat,
' mir ist verborgen iuwer rät,
her küuec, umbe daz,
der herzöge ist mir gehaz,
er hat mir schaden vil getan, 715
daz ich ein teil gerochen hän
mit iwer helf, daz ist billich,
wand ez ist daz künecrich
mit rehtem erbe an iuch komen.
swaz er mir 6 hat genomen, 720
94' do daz laut an herren was,
doch ich selbe vor im gnas,
so er üf mich vuor mit her,
er vant mich nie äue wer. '
der küuec wislichen sprach 725
' bödiu vride unde gemach
schüef ich benameu gern,
swä ich möhte mit ern.
Sit des dan niht mac gesin,
703. tratt 727. penatn
238 SEIFRIED HELBLING XV
s6 ratet, werde helde min, 730
wä und welch ende
ich min her hin wende,
ditz lant ist s6 erarmef
daz cz mir erharmet.'
dö sprach der gräf Vbän 735
' nihl baz ich in geraten kan,
ir heizet morgen rennen
viir Wienne nnde brennen
also nähen vor der stat
daz alle die der viirste hat 740
den rouch hin in smecken :
ob die isenkecken
gen uns ze velde haben muol,
daz die brenner üf ein huol
her dan vaste fliehen, 745
unz wirs umbeziehen,
daz wirs vähen äne wer.
die zit vart mit iwerm her
zelal in die Vizze,
daz der woldan wizze 750
nach iu komen üf die sla
und iuch benamen vinde da."
der rät geviel in allen,
sie wurden ane schallen
ir gevertes do enein. 755
des morgens do der tac erschein,
begund üf brechen daz her.
wie hoert man bullen daz mer
von den Sturmwinden?
den döz moht man do vinden 760
dö wol sehzehen sprach,
die dem kiinege volgten nach,
begunden sich üf machen,
man horte wegen krachen
94'' über stein, über gras. 765
was da vihes, was da has,
739. voD 750. Wolddan 752. benam 758. pullen : vergl.
Graff 3, 92. 760. möht 762. volgen 766. Haz
SEIFIUKD [lELBLING XV 239
(laz was allez vor in l(U.
der vogel in den lullen not
leil von des heres galni
uiiz in nider lie der twalm 770
daz man in mit der hende vie.
also rumJon sie liie
nAch unsrrni schaden ditze lanl.
der woldan der vor Wienne branl
kam ouch nngestrilen dan ; 775
hin nach do legen sich began
daz her in der \ izze.
do sprach der grave Myzze
' her, her kiincc, sendl hin abe.
von Comorn unde von Habe 780
heizt diu schef bringen her,
ich rat ez durch iuwer er.
wir suUcn sie über varn
und daz lanl wenic sparn
von der March an den Kamp. 785
ez si schuf oder lamp,
pherfl rindcr unde swin,
daz sol allez unser sin.
uns kan niht enbresten :
in den boesen veslen 790
gwinne wir Hut unde guot.
her künec, sit hochgemuot.
si ez iwer wille,
ligt mit dem her stille :
lat mir zehen tiiseut man, 795
da hän ich liut envollen an.
der herzöge mit sinem rät
vuor ze Heinburc in die slaf.
ein vride wart gemachet.
sin 6r si ungeswachet, 800
der die rede ane vie
von der diu reise wider gie.
772. A. rauintcns sie liie 774. Wolddan 785. V. d. Maricli an
den Champ 789. Vnnd 79G. Des hau 798 Hainwurch
799. war 801. ohne vie
240 SEIFRIED IIELBLING XV
der kiinec und der herzöge
sazten sich au uudervräge,
islicher an sehs man. 805
swiez die zwelfe legten an,
also waer cz gescheiden ;
daz lobten sie mit eiden.
die schidliut naher giengen,
95° ein stat sie geviengen. 810
dö sie die rede griffen an,
dö sprächen des küneges man
ir herren trahtet üf und nider.
min herre hab sin lant wider,
diu schidung wirt nimmer guot. 815
daz nemt rehte in iwern muot. '
do sprach des herzogen rät
'min herre grozen schaden hat.
dem gunt daz er sich reche,
diu diuphiuser breche, 820
diu mit urliug er gewan
gar unrehten liuten an
die ir bosheit niht helnt,
tages roubent, nahtes steint,
und sint mit rehter wärheit 825
zwischen zwein landen überseil,
dö sprach der bischof von Grau,
ir sult guoten muot hau.
min herre ist so gewaere,
so rehter rihta.Te, 830
daz er sie selbe breche,
des landes schaden reche.
Sit irz danne nemt viir vol,
man sol iu sin gunnen wol,
an swelch burc rains herren si, 835
die sult ir läzen brechens vri, '
hie mit gehullen sie gelich
und giengen viir den kiinec rieh,
dem sagten sie diu maere,
808. loben 809. Schidleith 826. vber seit 833. ver
834. eusengunnen
SEIFKIED IIELBLING XV 241
wie ez gesclieiden wrerc. 840
(15 daz graf Vban veniani,
als ein cberswin er lani
und vuor enwcc sa ze sUinl
sam ein winnnnder hunl.
die goisel er vast ruorle, 845
sam in der liuvel vuorle.
also wart diu suone getan,
her, daz wizzet ane wän.
ine wciz wes man dö noch began;
die Unger riimlen dö den plan. 850
well ir mich vragens nihl erlan,
ich sag in niur als ichz kan.
des haut geschuof den ersten man,
der tuo uns aller sorgen an.
854. an. Aincii.
bl. 96 stehen die folgenden anmerliuugen. die blattzahlen sind dir
einer älteren kandschrijt. die eingeklammerten Verweisungen sind hier
im abdrucke hinzu gesetzt worden.
Fol. 1 (2, 147?) Bernhardt Vrcidanch wierdt etlichinal gedacht, ob «t
Autor sey oder nit.
12 (?) Hie hebt er an die vollen Knappen zu reprehendiern.
27 (?) Postprineipia.
69 (2, 85 i/.) Conimuuio sab vtraquc, ein tail 7c hör, id est iq
hoch, sensus, dise Wandel ein Infidens, als von den Cardinaln.
Bischoffen vifd Pfaffen, sei gar zu schwer, wie auch die vom
Kayser, quod priuata curat, publica id est Schisma Romannm
negligat.
(2, 869?) Franken, gallica moneta.
70 (2, 926 i".) Contra Pfaffen.
91 (3? ' .ff-) Ain anders gcsprech des Herrn vnd Knechts im Badt.
94. 1 (3, IQIff.) Strafft er die Paurn, das sie wie Edel leuth leben.
3 (3, 122 If) Strafft er die Ritterschafft, das sie sich mer auf
den Geiz: als Ritterschafft geben, vnd der Teurnng freien vnd
daiüber Juh/.on, dan vmb 5 iL ist ein teurung, vide obser-
vaciones in verbo caristia. 20 fs ist sonst ein gemainer Kauff
gewesen.
3 (3, 135) Die Edlen, davon wil er nicht sagen, Mengt doch
die Bischoff daruiider, die Wein leit geben.
4 (3, 145) Werden reprehendiert, di weiten Ermel, so er spal-
denier nent, so sie vber die risslung truegen, daruon supra im
Z. F. D. A. IV. 16
242 ZU SEIFRIED HELBLING
lui-idariü, folio 5. pulo ilesigiiari : die Hofleulli, dise Ermel wer-
den an einem andern Ort CliulleMErniel };eiianl. N ide observa-
ciones meas, Verbo : -Veslilns Austrialiuin.
(3, I6i) Swi die Gesehwulsl her da plel. Vide interpretacio-
nein in meis obsernacionibiis.
Toi. 102 (4, 1,//'.) Die vier landUierren so Oesterreich in vier Mar-
grallsebaft laiin wollen, Chueariug, Sunierau, Liecblenstain, vide
Lalii Genealogiam Austriani, fol. 195. Annales Austriae sub
Anno 1305.
129 (4, TU ff.) Herzog Friderich hal allerlai liorgeüindl, quare,
dann er ist mit dem Herrnsl.aiindl nit wol gestandlen. Ist Epi-
logus Argument!, das die Herrn allain dem Herzogen haben wol-
len dienen, daher zusehen, das difs gediihl alles zusammen ge-
bort, anzufahen, v ie die 4 landlberren ralhschlagen.
135 (7, l Jf.) In disem Gedicht werden die Lasster gestrafft vnd
werden tugent vnd lassler eingefiiert . das si miteinander ein
sehlaebl thain.
137 (7. t)5y/.) Wider die pfatTen.
167 (7, 1131?) Altera pars.
174 (8, l J/'.) Ein anders gedieht wider den Herrnslandt.
178 (?) Zwajen, id est. Uiuent Zwayen sieh vermischen, vide qnod
notaui sub, LandtRichter, in hune loeum.
183 (8, 629) Seide. Vide in meis observacionibus.
184 (8, 738) Kukäniseh. Ain iedes Landt hal sein Gewandt allain
Oeslerreieb nit.
192 (8, 1037,^.) Narratio bist. Aust. Die zulezt der Cbnecht spott.
Slarebenberch von den erzelt wierdt in der Oesterreichischen
Croniea manuscripla reimweifs von Herzog Leopoldo, der Teul-
scben Herrn, die iezo gedachte Histori diuersum sagt, er babs
den Jobaoiterordens etc. quare. Ist beraufszunehmen, das
er vber Mehr eines Landt so er Slarebenberch genant hat. vnd
nit daz in Oesterrek-h das heylige Grab dort.
193 (?) reprebendiert das der fyersst do er die Landlberren griessen
sei, sie in daruon abhalten, das er sie kaum naiget, difs buch
ist gemachl wider die kargen Herrn.
2(>5 (13, liff.) Mich gedeucht er wölk durch dise Specification an-
zaigen, das er die besslen im Lande schon überlebt bab, son-
dfrlich die Hitler vnd Chnecbl gefiirderl h.rben. daher bei den
von Chuenring. der geb noch der Ehre snldl vnd Meiss Reitter
handt das thctt.
211 ,13, l'iAff.) Wider die Strassenrauberei der Chnappen.
215 (? Thomae {Thema?) Die Herren trag<'n ncid vnd baz wider
Ritter vnd Cbnecht vnd machen in odium nobililalionis I'aurn
zu Ritter fol. al.hinc 23.
der dag binwider wie es der Rilterstandt vermessen vnd sy ge-
zigen hat, Ritter vnd Cbnecht seyn gar zu frey, droben supra
zu SEIFK[E1J HELBLING 243
im Gedicht von den vier Laridlherrn et iiifra im Gedicht das ist
der lu{;en bnecii, in das \ ii-rlcn Ilfiifn llud, so daselbst einge-
fucrt «ierdl.
fnl. 217 (15, oi//".) Sentenz, .le/.o peb sy kaiiie claider.
(15, 72) Verphey put«» pro lob, der es auch thue vnib so vil
Hier, wann der Suiviveuey vielleicht Soekhen auch darzue gibt,
Painclaider.
220 (15, 241 ^•) Die Landtherreu haben das Landt lassen verhörn.
221 (15, 2bSJf.) Hie sticht er den Dienstnian. das sie nur Jre
Knecht an den fcindt schickhcn.
228 (15, 500) Ein l'aur sein Schlal'loch wert besser.
(15, 523) Die Hungern das Landt verderbt.
231 (15, 559^.} Ad historiam, Frids tractation mit Hungern.
Sei/'ried Ilelbli/ig, so nennt er sich selbst iviederlioU,
13, H. 124 und 194, ist um 1230 geboren, diese annähme
beruJit auf folgendem sehluj'se. in einem seiner büehlein,
dem neunten, das dem inhalte nach vor das vierte rückt — -
z. l^^ Jjf- vertreibt er nämlich seinen knappen und 4,10 w-
wähnt er dies — , nennt er sich z. 57 einen sechziger.
nun kann aber das vierte gedieht nur zwische?i dem spät-
herbste 1295 und dem hochso?nmer 1298 verfaßt sein, denn
die verschwürung der landherren ist vorüber, nach z. 322^^.
tmd könig Adolf lebt noch, z. 6 12 Jf. i folglich gewinnt
unser schlufs volle Sicherheit.
Dafs er ein Österreicher war bedarf keines tceiteren
beweises als der betrachlung seiner überall hervortretenden
ausschließend österreichisch patriotischen gesinnung und
seiner innigen liebe für Österreich, das er höher hält als
alle übrigen lunder und dessen freie volksthümliche enl-
wickelung ihm durch das eindringen fremder sitte gefähr-
det scheint, 1,225. 1,280. 1,443. 1,473. 2,63. 2,1463.
3, 210. 3, 332. 14, 5. 14, 11 u. s. w., abgesehen davon
dafs er, tvo er von Österreichern .spricht, sich häußg mit
einem wir oder uns ihnen beizählt, so z. b. 1,475. 1,566.
3, 243. 8, 394. 14, 12. seine liebe zum vaterlande ist da-
bei so echter art daß er mit ehrenwerther gesinnung das
fünfzehnte seiner bücher, das manchen bitteren tadel ent-
hält, nur vor vertrauten fremden gelesen wünscht, daz sol
niemen sin bekant, an heimlichen gesten, die uns den ge-
16*
•244 ZU SEIFRIED HELBLiNG
brcslen iinscrs landos helfen klagen z-.A7\ff.; schon die
iiberschrij'l der lougen boucli, cergl. 5.473, verrätli gleiche
absieht, hierin ist er ohne vergleich zar {fühlender als die
tadler unserer zeit, die die schniach des Vaterlandes scham-
los am fremden herde ausposaunen.
Ich hiinnte hier eine lange reihe urkundlich erschei-
nender Ih'lhlinge von 1145 bis zinn heutigen tage aufzäh-
len; ich selbst henne drei mitlebende stadtgennfsen dieses
namens; doch scheint mir dies cbeiiso fruchtlos wie mein
mühseliges immer tvieder begonnenes suche?}, das am ende
doch keinen Seifried zu tage förderte, ob sein geschlecht mit
dem in Tijrol erscheinenden ritiergeschlechte der Ilelblinge
von Strafsfried (F. A. Brandis, des tirolischen adlers ini-
mergrünendes ehrenkriintzcl. Botzen 1678. 4^. 2, 66), ivel-
ches 1436 ausstarb, vei^wandt war, iveifs ich nicht; so viel
ist aber gewiss dafs er selbst dem ritterstande angehörte,
weil es sich aus seinem werke schlief sen liifst. denn abge-
sehen V071 der ganz ritterlichen gesinnung in der er seinen
stand höher hält als alle übrigen, sehnsüchtig in die tha-
tenvolle Vergangenheit blickt, 4, hjf., ja alles ernstes noch
zum kreuzzuge mahnt, 8, 970 ff. 8, 1003j^., tadelt er, ivo
es erscheint, unritterliches leben, 7, \2Q7ff. 13,91. 15, 65^.,
misbilligt bitter die absieht der mächtigen grundbesitzcr
den freien stand der ritter zu unterdrücke?}, 4, 760—^782.
8, 894. 15, 140, ja er bezeichnet sich an melü'eren stellen
geradez?? als eine?i solchen, so 4, 275. 4, 565. 7, 1217.
8, 263, und hält ei?ien knappe?i 1, 16, den er selbst edel
kneht anspricht 1, 152, und betschelier d. i. bachelier ?ien-
nen läfst 2, 1316. seine jugeiid hat er ivahr schein lieh am
hofe irgend eines ?nächtigen österreichische?} n}i?}iste?nalen,
etivn Liutholts vo?} Hardek oder eines von Kuo?irinc zuge-
biacht, treil er diese besonders preist 7, 371. 15, 169, und
er hält sich ?}och i?n aller in der ?}ä1}e der besilzungen jener
geschleditcr auf. man vergleiche 1,568. 1,167. 1,1113.
7, 199. 7, 1133. i/} der e?H?u}er}t?}g a?} jene e/}tschwundene
zeit, zu der ar i??}?ner iviederkehrt, wi?'d er weh?nütig in
seine?n a}isd?rueke und fühlt seine zeit jener ihatkräftigeim
nur zu unähnlich, .in läfst er 15, 47 seinen jugendlichen
knappen aim-ufen herre, ich h(er die alten sagen daz bi ir
zu SEIFHIKD flEIJJf.INC 245
alten lebctagcii daz laut gar mit vreiiden was. s6 die bluomeii
undc {,n'as cnspriiuj^cn in dem meien, die liöcli|;cinuolcn leien,
ich mein die lierreii niilto, die j^abon kleider, schule : so
huop sich liirnioren, tanzen, tjoslieren, buhurl in den gaz-
zen, schilt literlichen vazzen //. s. w. im dreizehnten ge-
iliclile aber nennt er eine reihe berühmter vuinncr seines va-
ter/findes, deren thaten er selbst gesehen habe, niitnlieh Otte
und Ixi/onrät ron Hardelc 13, 18; die von Sliunz 13, 24;
Albreht, Heinrich und Uadmdr von Kuonrinc 13, 29; Liitt-
holl von Ticrnstein 13, 3ü ; liapot von Valkenberc 13, 43;
Otte von Missou 13, 58; Ixddolt und Sifrit die Weisen
13, 69 (vergl. über die genannten die u/iten folgenden er-
iäuierungen) und bemerkt gerührt ich armer Helblinc Sifrit,
g6n alfer swindenf mir diu lit, ich hän die besten überlebt
der muot näcli hohen eren strebt, ebenso in?iig preist er
den rahm des letzten Babenbergers, Friedrichs des stj'eit-
baren, dessen heldenmütigen tod (15 juni 1246) er erlebt
hat (vergl. Ulrich v. Lichtenstein 529, 29 ff.), so wie Ru-
dolfs von Habsburg iüchtigkeit, tvo sich nur veranlafsung
findet, doch mit der gegenwart ist er zerfallen und er-
klärt sie geradezu für jeder festen i'ichtung entbehrend,
vergl. 1,216. 1, 158. 2, 58. 3, 364. 8, 648. 8, 762. mir
gevellet kum der dritte ; so gevalle ich dem vierden niht
üufsert er 7, 1224, und an dieser trüben Stimmung mag
zum theil wohl auch sein vorgerücktes alter schuld sein,
was er auch an viehreren stellen, aufser der oben ange-
führten an der er sich be?'eits sechzig jähre vorüber nennt,
ausdrücklich eriviiJmt. einmal 7, 1218 ow6, waz wil ich
riterschaft? ja hat min riterlichiu kraft vil nahen an mir
ende; dann9^24, vei^gl. 9,164, ich bin die maze betagt ein
man daz ich wil noch enkan minen vriunden niht geleben,
do mir diu jugent künde geben bediu niuot und den gelimpf,
ich treip mit in manegen schimpf, des mir nü vil abe get.
vergl. 5, 5(jöjf.
fVie man aus 1, 1398 und 2, 490 sieht war Helbling
zur zeit unserer dichtungen lerehlicht, und dafs seine ehe
keine kinderlose loar bemerkt er selbst mit den Worten kint,
vater unde en bin ich allez sant gewesen 10, 76. seines Hau-
ses erwähnt er 2, 17 vergl. 4, 537, eines baumgartens2,2Z.,
246 ZU SEIFRlEl) HEf.BLINC
so trie eine s fei des 8, 10. aufser dem erwähnten knappe/i
erscheint noch ein kellna're 4, 520 in seinen diensten und
vuifs zur feldbestellunfc doch wenigstens ein 'bauknechV an-
genommen werden, er nennt sich übrigens an mehr als ei-
?ier stelle mit seinem auskommen xn frieden, so 2, 6. 2, 472
//. s. te.
Do/s Helbling nicht zu Wien selbst ansäj'sig war läj'st
sich ai/s inehreren stellen seiner gedichtc schliefsen, so
1. 568,/r. 7, 199. 5, 1133. 8, 496 u. s. w., obwohl er mit
den örtlichkeiten dieser Stadt ziemlich vertraut ist. so ein-
wohnt er den graben 2, 338, den Schottenhof 2, 344, die
hochstrafse 8, 499, das biberthürlein 15, 304, das stuben-
Ihor 15, 239, das haus des Kuonringers 8, 505, die Schen-
kenstrafse 15, 340; doch hält es nach der zu unbestimmten
angäbe im siebenten gedichte z. 1133 ^ind 199 schwer sei-
nen auf enthalt genauer an zif geben.
Seifried war für einen laien 7iicht ungebildet, er kotrnte
lesen, wie er selbst 7, 450^! zu versleheji gibt, war in der
bibel zieinlich bewandert, ja er liebte es sogar hie und da
lateinische worte seinen gedichten einzureihen, die er dann
geschäftig verdeutscht, so 2, 462. 7, 12. 8, 1126. 8, 1128.
9,75. 9,151. 9,154. 10,48. \^,M u. s.iv. nicht minder
bekannt zeigt er sich mit der schönen literatur. am häufig-
ste?} envähnt und preist er Jf^olfram von Eschenbach, die
stellen 3, 150. 13, 20. 13, 80. 15, 107. 15, 119. 15, 133.
15, 163 beziehen sich auf dessen Parzival, 7, 842 wahr-
scheinlich auf den Wilhelm, den Morunger erwäh?it er
1, 759; einen meisler Kuofirut von Haslou 2, 443, der ohne
zweifei Osterreich angehörte wie der dichter jenes rügelie'
des das er 2, 699 als vor kurzem gedichtet erwähnt, auch
der 2, 147. 6, 47. 6, 186. 8, 488 angeführte Bernhard
Freidank scheint mir ein zeitgenofse und landsma?m Sei-
frieds zu sein, wie schon der reim hat : spot 8, 491 zeigt,
dafs er mit dem bisher bekannten Freidank nichts gemein
habe braucht demnach wohl kaum erwähnt zu iverden, um
so weniger als die von Seifried angeführten stellen allein
schon sich des älteren Freidanks unioürdig zeigen, dafs
Seifrieden bei seinem iverke jenes gr'öfsere klaggedicht des
Strickers (bei Hahn xii) vorgeschwebt habe, besonders beim
zu SEIFUIKI) HELBLIX; 247
fünften gedickte, scheint mir nicht unmöglich, so wie «, 283
hc/T Engeliiiür mich <in ^eidharl erinnerte, einer mir un-
bekannten viel leicht striche/sehen Ja hei ist die leider so
kurze anj'ührung 8, 530 entnommen, doch rer mochte ich sie
unter den bekannt gemachten fabeln dieses dichters nicht
aufzufinden. aus G, 3 IdJ'st sich auf bekann tschaft mit
Strickers liarl oder seiner quelle dem liolandsliede schlie-
fen, auf die sage von den Nibelungen deutet G, 160 und
11,86: auf die klage (z. 2159 Jf.) 8, 1064. dem Jnno-
liede scheint 8, 417 nacherzählt, so wie die wieder halte er-
wähnung des königs Fruote von JJiinemark?, 366 und 13,111
an dichtungen jenes kreifses denken liifsl.
Einige seiner biichlein hat Helbling der form jener
vielvej'breiteten in gesprächen zwisckefi meister und schaler
abgefaj'sten laienenci/clopädie des mittelalters nachgebildet,
bekannt unter dem namen Lucidarius, Elucidarium, oder
Aurea gemma. ich sage nur einige, denn das zvas sich uns
i?i der einzigen papierhs. cod. phil. «"50 der kaiserlichen
hofbibliothek zufTien (vcrgl. IluJ/'manns Verzeichnis s. 156
unter n° lxxv) von Helbling erhalten hat ist eine auf der
scheide des 16// jh. veranstaltete V7id geschriebene Sammlung
seiner verschiedenen gedickte, deren zivei er selbst 'buch'
und 'büchlein' nennt 7, 247 und 15, 473, ein drittes der
alte Schreiber schon (2 nach z. 1516). es icar Seifrieden
in diesen gedickten hauptsäcklick itm wahrke.it zu thun, die
er auck unverzagt verkündet, vergl. 1, 13. 1, 31. ferner
swer ein grözez unbilde tuot den heize ich gerne schriben an,
daz sich da \i\ ein ieslich man bezzer der iz hoere lesen
4, 278. im ackten gedickte aber z. 826 Jf. Uifst er den
kneckt sagen swiez ergß daz wag ich. und kunituns der künic
her, ich rede ie des landes ßr, ez si daz man mich binde,
der rede ich niht erwinde, denn, bemerkt er an einer an-
dern stelle 2, 89 daz gßt mir slozund umb die brüst; 3, 394
aber herre, swaz ir mir gedröt, unrehte site ich melde ;
15, 482 slüegel ir mir an die zende, s6 wil ich doch reden
mer. dabei gekl es zuweilen nickt ohne derbkeiten ah,
wie man 1, 84. 1, 139. 1, 296. 1, 451. 1, 1199. 2, 385.
5, 83. 5, 89. 5, 95. 5, 107 //. s. w. seken kann.
Dafs eine solciie Sammlung freimütiger rügen Jur die
248 ZU SEIFRIED HELBLLNG
sitte?igcschichte über/ioi/pt, fiai/ipfitlich aber für die innere
geschickte des Inndes das sie betreffen, als quelle von nicht
geringem iverthe sein miifse begreift sich; befremdend aber
ist es dafs sich bis zur stunde nirgends auch ?iur eine spur
einer zweiten hs. hat entdecken lafsen, loährend noch am
anfange des 17« jh. verschiedene hss. der einzelnen vor-
handen traren, ivie sich aus der wechselnden Schreibweise
unserer Sammlung darthun läfst. wir haben also in der oben
bezeichneten leider so späten abschrift alles beisammen was
uns von Seifried erhalten ist; denn dafs jene unter dem
nainen eines Seifrieds bekannte Alexandreis nicht unserem
Helbling angehöre lehrt, aufser der über ein halbes Jahr-
hundert jüngeren spräche, schon die betrachtung dafs Hel-
bling, sollte er der dichter jener elende?i bearbeitung sein,
über ein hundert und zwanzig jähre hätte leben und dabei
noch so viele kraft bewahre?i müj'sen um bei einer so end-
losen und leei^en reimerei nicht schon nach de?i ersten tau-
send Zeilen zu erliegen, übereinstimmend ivird. nämlich in
den hss. der Alexandreis jenes in sehr dürftigen Verhält-
nissen lebendeji Seifried das jähr 1352 als das der abfa-
j'sung augegebeii. die mittheilung über die Münchener hs.,
welche den Alexander auf 10,000 Zeilen bringt, verdanke
ich der gute des herrn Franz Pfeiffer, die Heidelberger
und die drei Wiener hss. habe ich selbst eingesehen.
Die aufschrift Dacz ist der junge Lucidarius, loelche
das erste gedieht unser-er sam?nlung trägt, bezieht sich ohne
zweifei nicht auf alle, und schon zur zeit des Sammlers war
man dieser ansieht, denn Reichart Strein freihei^r zu Schwar-
zenau, welcher, wie ich nach der fafsung der alten in der
hs. erhaltenen anmerkungen schliefse, höchst loahrschein-
lich der summier war, (vergl. über ihn F. C. F. llhauz
versuch einer geschichte der österreichischen gelehrten.
Frfl. und Leipz. 1755. 8. s. 22^ ff.) führt in einem aus-
zuge seiner genealogischen notizen, handschriftlich im archive
der niederösterreichischen stände zu Wien, mehrere stellen
aus Helbling auf, erwähnt aber unterscheidetid immer nur
die cinzelüberschriften der gedichte, als der taugeabuech,
von den vier markgrafscheflen, des landes klage u. s. w.
Die einzelnen büchlein sind auch in verschiedene?i jah'
zu SEIFIUKD HELIJMNG 24'J
ren entstanden, das iilh-sle, ndmlich das J'ii/iJ'fe.. nuch rin-
dern 25// april 1289, an we/c/iem tage Alhrecht mit bedeu-
tendem heere gegen den graj'en Yban ron (iüssing auszog,
folglich der vorwarf z-. 13./'. nicht mehr passte, das jüng-
ste aber, das vierzehnte, in der zeit der regierung von
Albrechts des 1// sühnen, Rudolf und Friedrich, das ist 1299,
sieh z. 73 ,//". das erste, dritte, sechste, siebente, zehnte,
cilfte, zwölfte und dreizehnte fallen ohne schärfere bezeich-
nung in diesen zeitrauvi, denn xilbrecht heifst überall noch
herzog; das fünfzehnte nach dem zuge Andreas des 3n ron
Ungern, des f enezianers, gegen Jflen, also nach 1291;
das zweite ohne zweifcl in den sommer, höchstens herbst
1292, wie die erwähnte sedisrncnnz nach pabst ±\icolaus dem
4n, zusammengehalten mit allen übrigen Verhältnissen, schlie-
fsen läßt, das vierte gedieht mit seinem Vorläufer, dem
neunten, ist wie schon erwälmt zwischen dem spätherbsle
1295 und dem hochsommer I2d8 abgefafst, das achte endlich
harz nach deui 27 n Juli 1298, denn hönig Adolf lebt nicht
mehr, die nähere begründung dieser bestimmungen geben
die unten folgenden anmerkungen.
Helblings gedichle in einer leserliche/i- gestalt und von
den ärgsten entslellungen der späten hs. ?uöglichst gerei-
nigt den freunden unserer geschieht e und literatur zu über-
geben war meine absieht, die liegend gedruckten stellen
zeigen leider wo meine kraft nicht hinreichte der schweren,
ja vielleicht unmöglichen aufgäbe zu genügen, denn das
werk eines dichters des dreizehnten Jahrhunderts von dem
auch sonst noch anderes in guten hss. und von ziemlichem
umfange erhalten ist, nach einer einzigen dem ausgange
des 16// jh. oder beginne des 17 n ungehörigen herzustellen
ohne gewalt anzuwenden, gehört schon zu den schwierig-
sten aufgaben besonnener kritik ; was aber erst wenn der
dichter aujserdem völlig unbekannt ist? ivenn er noch dazu
vom bekannten sicheren pfade reiner höfischer spräche ab-
lenkt i?is wilde gestrüppc mundartlicher eigenheiten'? wenn
nirgends ein halt sich zeigt, die hs. willkürlich ändert,
der dichter willkürlich wechselt, der boden unter den fü-
fsen wankt? welche schioierigkeiten bot nicht Neidhart ei-
nem Benecke und rvas war das för eine hs. ? aber Helbling
2ÖÜ ZU SKIFHIKD HELBLING
ccrdtetitr os gar sehr ans licht zu treten, de/i/i seine Schil-
derungen sind roll leben, wenn auch nicht zierlich, doch
wahr, er ist ein derber zeuge seiner zeit, aber ein auf-
richtiger, dem das herz blutet tven/t er tadelt und der den
mächtigsten zeitgenoj'sen. Ja ganzen stdndeji gegenüber ohne
scheu verwarf was ihm verwerflich schien.
Zu herzlichem danke fühle ich mich meinem freunde
Moriz Haupt verpflichtet, dessen aufmunterung mich wäh-
rend der arbeit ermutivrte und der noch während des druckes
half wo zu helfen tear.
Wien den 23// niärz 1844.
THEODOll GEOIiG VON KARAJAN.
AN3IERKUNGEN
1, 167. ze wald. das ist im nordwestlichen theile Österreichs
unter der Enns, noch jetzt 'das waldeiertel' genaiinl von
den auslaufen des mächtigen Böhmerwaldes, der sich von
da an weithin an die gränzen Baierns zieht, auch jen-
seits heifsen die ihm anliegenden gegenden, nördlich von
Straubing DeggendorJ' 7/nd J^i/shofen 'imwahV oder vor
dem leahV (Schmeller wb. 4, 62,/) und schon früh, in
einer Urkunde kaiser Konrads desZn vom jähre 1139 Jinde
ich die gegend wn Zwetlel mit nordica silva bezeichnet
(kirchl. fopographie Österreichs bd. 16 s. 8). die benen-
nung galt übrigens für die ganze gegend bis herab an
die Krems, wie man aus dem alten salbuche Passaus
lernt (mon. Boica 29% 66).
in der Ragzgegent. nm Hetz an der gränze Mähre?is,
oder wie andere wollen, sechs stunden tvestlieher um
Raabs, indem sie das urkundlich oft erscheinende Ra-
kez, Rachez, Rakz, Ragtz, Ragz u. s. w. auf den letz-
teren ort beziehen (vergl. F. Kurz Österreich unter Ot-
toc. und Albrecht bd. 2 tirhmde xiii, xliii und xliv;
M. Fischer merkw. Schicksale Kloster -Neuburgs 2, 68.
S. Calles annales Au,striae 2, 584 anmerkung c, und R.
fr. V. Stillfried • Rattonitz genealogische gesch. d. burg-
grafen v. Nürnberg. Görlitz 1843. s. 3jf.).
zu SKIKHIED IIEI.BLING I 251
I, 170. an fiiipin ermcl liiilen vier zo lelitein wäpeurocke
geiiuoc. über die tolle aiisartt/nf^ der traclU dieser ge-
ge/idcn setze ith die zußilli<j; crhalletie äufserung eines
zeili^enqßen hierher, weil sie mir zum vergleiche mit
Ilelhliiigs tndrl an mehreren stellen seiner gediehte, z. b,
8, 454. 8, 7'i0 //. s. ir., lehrreieh seheint, iiotandum ([iiod
post inorlcin Albcrti regis Uoiiiaiiormii in AusJria et in
Sliria et eliam in aliis lerris plures adinvenliones et
nnvitalcs in sarcicndo vosics siirrexernnt. alii in tunicis
sinislrani nianicam de alio paiiiio Icrebanl: alii i|)sam si-
iiisfrain iiiaiiicain in lanlum ainj)liabant iit anipliliido ex-
cedorcl lnii>;iiudinem ijj.siiis tunicc ; alii amhas nianicas in
tantuni ampliahanl ; alii siuislram nianicam ornabant di-
versimodc, vel cum sericis vel cum argenio ; alii cannas
argenteas in sericis dcpendcbant per lolam illam nianicam ;
alii laniinam de alieno panno cum litleris argenteis vel se-
ricis in peclore defcrebant; alii in sinistra parte pectoris
imagines defercbanl; alii circulis serieeis circa pectus per
toluin se circumcingebant. in tantum eliam arlabant fere
omncs luiiicas ul aliqui nisi per adinlorium aliorum, ali-
qui per nodulos, per brachia a manibus usque ad bumeros,
et per pectus et per totum ventrcm inlierenlcs tunicas
iiigredi vel egrcdi valuerunl. ampliabant eliam tunc ca-
picia, id est foraniina per que caput veslem egreditur, ut
in bominibus istis buuieri, scapule, pectora in niaxima
parle apparerenl. tunc eliam de alieiiis pannis magnilica-
bant limbrias Innicarum et ornabant ul quondam fatuis
contingebanl. inlcrdum iucisuras in linibus vestium facie-
bantelpro ümbriisporlabant. capuciis eliam omnesinceperunt
Uli, lam (/. tanquam) ruslici, Judei, paslores. cessavit eliam
tunc usus mitrarum viriliuni, per quas inier laicos plures
Cbristianus agnoscebalur a Judeo. de coina eliam vel valde
parum vel omnino ut Judei vel l ngari comam dividebant.
cingulos eliam mutabanl. nam vel zonam vel sie muni-
tissimas corrigias deferebant et valde profunde, videlicet
nisi super bracile, deferebanl. tunc etiam pallia in tantum
curtabant quod aliquibus vix posleriora langebant. ince-
pit etiam in sericis tunc varietas a famulis et clientibus
ttsa contra militum antiquam consuetudiuem. in superio-
•252 ZU SEIFIUED HELBLIiMG 1
bus lunicis ctiam aciirlabanl iiianicas, ut super bracliia \ix
ad cubilum allinüjebanl; sub cubilu vero longuui quid ul
vcxilluni dcpendebat. so der anonymus Lcobiensis bei Pez
Script, rer. austr. 1, 947 zum falschen jähre 1336. vergl.
Böhmer fontes ?'er. germ. 1, 425 n7imerkung 4 zu Jo-
hanji von Victring.
[1, 177. Cbeverpcunt ein. ortsnamc icie Keferloh {Schmeller
2, 285)? oder gar gemahnend an das seltsame ags. cea-
forlün {mi/th. 1e ausg. G55), da tun gerade loie peunt
septum, hortus? Jacoh Guimm.J
1, 314. uz einem Pöltingaere. das ist aus tuch von St.
Polten, einer sehr alten Stadt Osto'reichs unter der Enns.
sie liegt im viertel ob dem Wiener loalde an der Trai-
sen und trieb im 13» jh. lebhaften handel. auch sonst
werden ösferreichische tücher in Jener zeit genannt, so
bei Neidhart 29, 2, 6 Ben. si truogen beide rocke nach
dem hovesite Osterricbes tuocbes. den bürgern St. Pöl-
tens aber gestattet eine Urkunde könig Ottackers vo?n
18/^ apj'il 1259 die einfuhr gefärbter tücher nach fVieri
{monumenta Boica 29'', 138). flandrische tücher erscheinen
bei Helbling 2, 77 und zwar griien brun rot von Jent.
1, 444. die Beier dicke habent genomen in Osterrich der
herren guot. schon der umstand daj's Osterreich ob der
Enns bis 1156 zu Baiern zählte, datin die auch noch
später gröstentheils durch Schenkung den bairischen Stif-
tern Salzburg, Pafsau, Regensburg, Bamberg, Freising
u. s. w. unterthänigen zahlreichen besitzungen im inne-
ren des landes musten dem einflufsc des nachbarstaates,
besonders in früheren zeiten, bedeutenden Vorschub lei-
sten. Pafsau stand aufserdem durch sein diöcesanverhält-
nis in bedeutendem übergewichte, und es begreift sich dafs
der zahlreiche niedere adel des grofseren mutterlandes
durch lehe?isnahme, vogteien, erbpachl und sonstige dienst-
verhältnisse diesen ihm günstigen einßufs zu nützen loohl
wird verstanden haben, in den österreichischen Urkun-
den jener zeit erscheinen dem entsprechend allenthalben
bairische edle in dienstverhältnissen zu den geistlichen
körper schuften und den herren des landes. der dichter
rügt diesen einßufs von seinem Standpunkte aus, als die
Zr SEIFHIED IIELBLING I 253
freie entwich elung des nationalcliarak(e7's hemmend, so
wie später
1,472. ez ist nilit unbilluli, rilit wir ims nacli den Swaben
jenen des schwäbischen adels, der am ho/c Albrechts des 1«,
besonders in der ersten zeit nach dessen ankunfl in Oster-
reich und nach dessen ernennung zum herzog (1 juni
1283; Ph. Lambacher österreichisches interregnum. Jfien
1773. a/ihang s. 191)) auf hosten des heimischen sich
platz zu machen suchte.
1, 564. sani da der lierzoge ein her gebiulel. der Sammel-
platz des heeres, das hier ohne zweifei gemeint ist, war
die ebene um Traiskirchen, zwei stunden südlich von
Wien, auf welcher herzog Albrecht am 25/^ april 1289
(sant 31arcbstac Otlack. sp. 267*') fnit ^fünfzehn tausejid
mann gegen den grafen Yban von Güssing auszog (ve?'gl.
St. Itätona hist. critica Hungariae, stirpis Arpadianae.
Budae 1782. 7, 986 Jf.). den verlauf des feldzugs
erzählt Ottacker sp. 267'' Äw 281'' ausfuhrlich und leben-
dig wie immer, aber auch er, wie Seifried, unten 1,822
bis 829, vergl. 1, 894 ,ff., vnterläfst nicht sp. 275"
deji heimzug der edlen hehlen zu schnitt feldbestellung
und iceinlese zu rügen, in seiner iveise ernst tadelnd wo
Seifried spottend geifselt.
1, 569. daz hie dishalp Tuonouwc lil. der z eile 1, 167 ent-
sprechend ist auch hier die gegend ze walde und um
Ragz gemeint, etwa eine stunde südöstlich ßiefst näm-
lich die Pulka von tvesten nach osten, und diese richtung
nimmt auch nothwendig das heer der aufgebotenen aus
der traldgegend, also eneben an der Pulka 572, bis etwa
zum uralten markte Pulkau, damals zur grafschaft Ilar-
deck gehörig, wo sich die strafse südwärts der Schmi-
da zuwendet, diese um Röschitz erreicht 7ind bis zu ih-
rer mündung in die Donau in der nähe des z. 4, 496.
7, 151 u. s. tc. anscheinenden uralten Trübensee oberhalb
Stockerau nicht wieder verläfst, also ze tal an der Smi-
da 573. vergl. 4, 217/.
Die z. 574 genannte Teie d. i. die Thaya bildet die
gränze Österreichs gegen Mähren, ßiefst vo?i west nach
ost und wer von ihr oder aus der grafschaft Hardeck der
254 ZU SEIFRIED HELBLING I
Donau zu will mujs nothwcndig südwärts ziehen, dahei-
die ab her von <lcr Teic variil x-. 574. der richtung des
Kamps wird aber folgen wer von der Lüesnilz, jetzt
Lainsitz, Leisnits, zuweilen Luschnitz genannt {vergl.
rationarium Stiriae bei Rauch Script, rcr. austr. 2, 207,
die Urkunde von \ 185, /'ern er das chronicon antiquuni de
finibus Austriae, ebenda 1, 246, die kirchl. topographic
Österreichs 16, 4 7i. s. w. sie erscheint noch öfters bei
Helbling, so 4, 209), an der grunze Böhmens, aus dem.
tcestlichen theite des waldviertels ost- und südwärts etwa
über Zwettel an die Donau zieht, an dieser selbst wird
auch
1, 677. Tzenlschin der Valwe tim^d irgend einen bestimm-
ten. Jetzt nicht zu ermittelnden anführer der Humanen
bezeichnen, loenn nicht an Matthäus Csuki von Trentschin
(*f* 1318) zu denken ist, der seiner gewaltthaten wegen
im nahen Ungarn so gefürchtet war dafs noch heutzutage
sein name daselbst spricliwörtlich den kinderii wie bei
uns der des knechles Ruprecht klingt, über das leben
des Matthäus vergl. F. Budai Magyar orszäg polgäii
hislöriäjära valö lexicoii, d xvi szdzäd vegeig. Grofs-
ivardein 1804. 8*^. 1, 4SS Jf. noch heute heifst eine
strecke von 26 meilen an der fVag, einst seine besi-
tzung, ' Matthäus - land ; Hormayrs taschenbuch. jahrg.
1820 .V. 62. 1823 .y. 200. A. Szirmay Hungaria in pa-
bolis. Budw \M\. 8^ s. 36. er hat 1278 die March-
feldschlacht mit gekämpft, ivie man aus Ottacker 144''
sieht.
1, 785. ein rehter ineinswüer des lantvrides den man swerl.
der landfriede Rudolfs von Habsburg, JVürzburg am 24«
märz 1287 (7ieue sajnmlung der reichsabschiede 1, 34),.
ist gemeifit.
1. 797. daz urvar bi Uzense zu suchen sein, entweder in
der gegend um Stocket^au, wofür mir auch die Urkunde
vom jähre 1014 in den iii^h. Boic. 28% 450 zu sprechen
scheint, welche ein oulcinesseuue zugleich mit Tuln nennt,
oder, wie Fischer will in der kirchl. topographie 15, 236
und zwar in der erläuteru7ig zur Urkunde xxxiii dessel-
ben bandes s. 172, eine stunde nördlich von Wien dem
Zr SEiriUED FIELBLING I 255
urvar ze iNuzdorl", das oben z. 571 erscheint (eergl. Jac.
Grimm treisllt. 3, COÜ) gegenäher, an der slollr des heu-
tigen .ledlersee. in der eben angejahrten arhunde, sie
ist vom 'lOn jiinner \\\1. erscheint auch zweinia/ das
Urvar zc V czesse, nirgends ist aber ein anhaltspunkt für
nähere örtliche bestimmung zu finden, eine Urkunde des
k. k. geh. hausarchirs zu ffl'en dat. ff^ien 12 mai 14(57,
in welcher der prior des Augustinerklosters daselbst sei-
nem stifte zehent und bergreehte zu Grofs - Enzersdorf
iXolendotf im lirotendor/'er fekU L'rleiusdurf, Uczcssee
und lii/iglinssee reversiert, weist in dieselbe gegend. die
im alten PaJ'sauer salbuche, mon. lioic. 28'', 478 neben
Uczcssee aufgeführten ürtliehkeiten seheinen für Jedler-
jiee zu sprechen.
. 798. ist ir rohlcr klai^bonm. das heifsl der Sammelplatz
all dieser auswürftinge, wie der klogbaum. zu trien der
sammelj>latz für alle 'sundcrsiechen oder aussätzigen,
man vergl. die deutsche sliftungsurkunde dieses erst 126C
gegründeten versorgungshauses in Hormatjrs gesch. JViens.
\r Jahrg. bd. 5 urkundcnbuch s. vn nrk. cxxix. unter
dem bäume der klage, dacz dem CJiigpawm, wird man sieh
wohl ein kreuz mit den beiden klagenden frauen vorzu-
stellen haben, und würklich zeigt das alte sieget des hau-
ses mit der Umschrift S. DOAII.XAIiVM IN CIILAGPAVM ei,/
grofscs kreuz, über dessen beiden armen sonne und ?no?id.
unter denselben aber zwei vögel (tauben?) erscheinen,
der bäum der erkenntnis und des lebens aus genesis 2, 1>
(ligiuim vitae) auf das kreuz des erlösers übertragcTi mag
den ausdruck vermittelt liaben, 7/nd schon Otfried 5, 1, lU
und 21 wechselt mit krüzi und houm. in einer Urkunde
des Stifters vom 2bn nov. 1267, mon. Boic. 29'', 468 ur-
kunde xcii, heifst das sundersieehenhaus zum klagbaum
befremdend in honore sancli lol) ad marlyreS nominatuni.
und ich weifs diesen namen mit dem otjigen nicht zu ver-
einigen, jedoch scheint mir die benennung datz dem chlag-
paum mehr der örtlichen läge und gangbaren bezcich-
nungsart derselben entnommen, während s. lob ad niar-
lyres fuehr de?i eigentlich kirchlichen namen der Stiftung
256 Zn SEIFRIED HELBLIiNCw 1. II
enthalten dürfte, daß der hlagbaum übrigens der Sam-
melplatz- für alle aussätzigen war, selbst für solche wel-
che fTien nur durchreisend berührten, sieht man ans der
folgenden bestimmung der eben angeßlhrtcn Urkunde
(s. 478) insuper per ipsorum (der nionialium ad s. lob)
procuralores de liiis frequenler tencndo scruliiiiiini, quos
eiusdem lepre morbus cruciat et casligat, eosdem ubiquc
suffragio mei successoris iudicisque civium auxilio inuo-
cato a ciuilalc wiennensi et villis in terniinis parrochie
constitutis poslulent cici et excludi, ne quis ipsorum con-
tagio infici possit uel offendi. Iiospiles aulem leprosos
uadecunque et quandocunque de aliis parlibus venieutes
in Signum humanitatis et compassionis sepedicti mei in-
firmi per tres dies secum teneant ut requiescant, et iidem
hiis transactis ullerius tunc procedant.
1, 1046. lies gemerf.
[1, 1315. lies creden, glauben, der crede, ags. se crfida.
Jacob Grimm.]
2, 18. dann ab dem Nuzzberge. der Nnfsbcrg zieht sich
von dem oben erwähnten urvar ze Nuzdorf nordwestlich
zu den höhen des Kaiengebirges hinan und ist noch jetzt
seines weines wegen im lande berühmt.
2, 70. dö man dem lant sin reht maz. vergl. 2,652. 8,876.
[2, 94. sin understreu ka?m richtig sein, nu bedünkent si
sich vri, nu muoz ich sin ir underströu MSHag. 3, 195*.
ich hatte an der swine understreu gedacht; — er wirt
gekapfct an als er si ein wilder man und muoz sin der
ganzen (der hengste) underströu MSHag. 3, 283''. Haupt. |
2, 338. ze Wiene an dem graben, da ist manger handc
veil. duo hospicia an dem graben und in fossato, dies
zweite mahl zwischen dem Petersplatze und der heutigen
Breuner.strafse, heij'st es in den beiden grundbuchsaus-
zügen des Schottenklosters zu IVien, dem ersten vom
jähre 1314, dem zweiten von 1398, in Hormayrs gesch.
Wiens \r Jahrg. \r bd s. ui 7ind lvi urk. xx und xxi.
diese beiden anjührungen, vergleicht man ihre Umgebung,
gestatten den schlufs daß der markt an dem graben an der
stelle des noch jetzt so genannten plalzes zu suchen sei.
zu SEIFRIED IIELBLLNG II 257
2, 343. an der Schotten liove. der ^t^undriß Augustin Hirsch-
vogets vom Ja/irc 1547 zeigt im inneren der engen atadl
zwei platze unter dem namen rojsmarkt. den einen an
der süd'ostlivhe/i fortsetzung des heutigen Lob/cowitz-
plülzes, den zweiten mit der bczcichnung am allen llos-
niarckl an der stelle des heutigen Stockimeisenplatzes.
hier lernen wir einen dritten kennen, der, wie die Urkunde
d. }Vien 7 juli 1303 in Horma//rs gesch. ff^iens \r jahrg.
2/' bd urkundenbuch s. lxv «° lxiv lehrt, in der heutigen
Renngafse zu suchen ist. denn dort und zwar an der
stelle des kaiserlichen Zeughauses lag das dem erzbisthu-
nie Salzburg verkaufte haus ouf dein rosmarclite zeWic-
nen daz da leit hinter vnserm (des Schottenklosters) gar-
ten von dem die oben angeßihrtc Urkunde spricht, vergl.
Hormaijr \r jahrg. 2röds.67*.
2, 443. von Haslou ineister Kuonrut. schwerlich ist hier
herr Konrad von Haslau gemeint der urkundlich 1268
ej'scheint und dessen söhne Seifried, Otto und Ulrich ihn
1301 bereits todt nennen (sieh F. Ii. IViJ's grill Schau-
platz des landsiifsigen ?iieder-öster. adels. }Vien 1800.
4, 198), iveil derselbe sonst, als einem der edelsten
geschlechter des landes angehörig, dessen glieder noch
lebten und in hohen würden standen, gewiss mit dem sei-
nem stände gebührenden her wäre erwähnt worde?i, son-
dern wahrscheinlich irgend ein zu Haslau in Osterreicli,
im viertel unterm Wiener wald an der Leitha, gebor?ier
dichter, dessen werke, vielleicht auch satirischeti Inhalts,
uns leider verlor eii scheinen, schon F. }V. JV eiskern
topographie von Niederösterreich. IVien 1769. 1, 242
bemerkte dies, aber auch er, wie fFurmbrand, Rauch und
und uTidere nach ihnen bis auf herrn von der Hagen
MS. 4,374 noteG, spincht von einem Ronrad von Haslau,
der schon hundertjährig Österreichs hanner in der March-
feldschlacht 1278 geführt haben soll, ohne zu bemerken
dafs der alt Ilaslouvvwre, von dem dies gilt, nicht Kon-
rad sondern Otto hiefs, wie aus Ottacker 72'' längst zu
entnehmen war. meister Konrad scheint übrigens nach
2, 447 und 448 zur zeit unseres gedicktes würklich nicht
Z. F. D. A. IV. 17
•258 ZU SEIFRIED IIELBLING II
mehr am Ivben, auch 2,699 bis 7 dl Jährt auf die spur
eines jetzt wahrscheinlick ver/ore/te/i üsterrei':hische/i dich-
fers, ire/ui sich nicht etwa unter den uns noch erhaltenen
leider zerstreuten wer/icn des StricA'ers ein solches ge-
dieht noch findet.
[2, 515. lies rcliler vraslimiude ein liase. vergl. vrastnuinl
secretum G raff 2,813. J. Giumm.]
2, 520 bis 546. diese ganze stelle bezieht sich ohne zweifei
auf Haug den TauJ'erser. vergl. 2, 574 bis 609 und
zu 5, 41.
2, 652. bi einem Liupolt ez gestliach. es scheint ein mü-
fsiges geschäfl unter den .ipdteren Leopolden des babe?i-
bcrgischen Stammes {an die früheren ist nicfit zu denken)
jetzt mit unseren schwachen hilfsmitteln einen bestimmten
als träger des hier erzählte?i zu bezeiclinen, oder mit an-
dern Worten, ?nehr wifsen zu wollen als unser dichter
selbst, der gewiss nicht ohne grund liier den unbestimm-
ten artikel gebraucht, die stelle .sagt soinit nicht inehr
als dofs schon zu zeiten der Babenberger nach Jierkömm-
lichejn rechte jdhrlich drei landtage gelialtcn xourden und
ztcar zu Neubursc Tu In und Mautern, die damals nach
JVien die drei grbsten städte Osterreicfis unter der Enns
waren, alle drei am haupt ströme, der Donau, gelegen,
vergl. 4, 199. da dieser landesbrauch Jahrhunderte durch
in Übung blieb, so liifst sich aus dem umstände dafs auch
in dem zuerst von J. P. Ludewig reliquiae manuscripto-
rum. Frft. 1722. 4, 3, darnach von H. Ch. von Sen-
ckenberg visiones diversae. Lips. 1765. *. 213 herausge-
gebenen sogenannten österreichischen landrechte dieselben
orte für die jährlichen landtage erscheineii liein sicherer
Schlafs zu genauerer Zeitbestimmung jenes rechtsbuches
ziehen, um so weniger als unsere stelle selbst höchst un-
bestimmt .sich ausdrückt, übrigens ist zu vergleiche?i was
unten 8, 874 bis 888 folgt.
2, 697. iz kostent mangen pfenninc ze Wienne diu hoftci-
dinc. die einführung dieser hofgerichtstage an der stelle
der alten landtage und die aufhebung der landrihtaere,
welche die übrige zeit des jahres hindurcfi das gerichts-
verfafiren der sonst freien gemeinden schonend überwach-
zu SEIFRIED IIELBi^IiNG II 259
ten, ja fast fiur bei fi/iwcfidu/ig- des peinlichen rechtes
als gewallboten des landesfürsteti die rechtliche form zu
geben hatten, fällt höchst wahrscheinlich in die zeit
Ottachers von Böhmen, der überhaupt für maschinenar-
tiges cenlralisieren wie für gewohntes allein- und viel-
regieren Vorliebe hatte. daher verlangt unser dichter
wiederholt die Wiedereinführung der alten landrichter und
so mittelbar der landtage 2, 129. 2, 756. 2, 1038, auf
denen der arme leichter zu seinem rechte gelangte als
auf den entfernten hoftagen, die dem einjlufse der mäch-
tigen zu nahe lagen, kurz die frühere unbeschränktere
Stellung der gemeinden, diese klagen waren ebenso tief-
gefühlt und weitverbreitet wie die von 2, 767 bis 858,
besonders 810 und 820 folgenden, die sich noch spät
in der beabsichtigten Vereinigung des geistlichen und welt-
lichen Oberhauptes der Christenheit in einer pe?'son, in
Maximilia?is des In kühnem plane, als fortdaucrjid kund
geben, vergl. unten 8, 966.
2, 830. pliu iuch, ir cardenal an bäbsl ! die sedisvacanz
zwische?i Nicolaus dem 4n und Cölestin dem 5n, durch volle
zwei Jahre und drei monate, vom An april 1292 bis 5/t
j'uli 1294 während, ist gemeint, vergl. 2, 874.
2, 867. zwiu sol ein roemisch küuec erweit der ze Swaben
Pfenninge zeit? seit dem Juni 1281 war Rudolf nicht wie-
der nach Osterreich gekommen und den gleich darauf
folgenden Vorwurf der begreiflich auch auf könig Adolf
von den zeitgenofsen übertragen ward, macht Rudolfen
und seinem söhne auch Dante purg. 6, 97, o Alberto
Tedesco, cli' abbandoni oostei {Italien ist gemeint) eh' e
fatta indoinila e selvaggia e dovresli inforcar li suoi ar-
cioni oh' avete tu e'l luo padre solferto per cupi-
digia di costa distretli, che '1 giardin dello 'mperio sia di-
serlo. vergl. purg. 7, 91.
2, 929. da ze Lilenvelde, einejyi noch bestehenden Cister-
cienserstiffe Ostei^reichs unter der Enns, im sept. 1206
gegründet durch den vorletzten Babenberger Leopold den In .
2, 1048. als dem guoten künecrich Ungerlant ist geschehen.
schon 1209 den 20« mai schrieb pabst Nicolaus der 4e
klagend über die Verwirrung in Ungarn als durch die
17*
260 ZU SEIFRIED IIELBLING II. III
einfalle der Tarlare/i, die niederlafsung der ketzerischert
Nogai/ei', kurz- durch die scJuvache i'egiert(?)g des tnimiin-
digen Ladislaus des hn herheigeßihri. Od. Raynaldus
antinl. ecclesiast. unde einsdeni regni mullimode lurbalo re-
giniine eccicsiarum iura cl aliorum piornm locoram temere
usurpanlur ac hoiia fidclium iii regno ipso niullis direptio-
nibus ac vaslalionibus cxponiuüur cl überlas ccclesiastica
oonculcalur: ex iis aiiimaruin deploranda pericula et hor-
renda conlingunt excidia personarum: mulliplicalis in regno
ipso dissidiis alia noii facile numeranda discriinina subse-
quuntur. ?mch der ermordung des jimgen königs aber,
10 juli 1290, als könig Rudolf dies reich als ein heirti-
gejallenes lehen bald seinem söhne Albrecht dem In (Ur-
kunde d. 31 august 1290 bei F. Kurz Osterreich unter
Ottocar und Albrecht 2, 203 n'^. xvii und xviii), bald,
wie es hiej's (man sehe den brief an den bischof von Re-
gensburg bei B. Pez, thesaurus 6, 2, 204") zur hälftc
dem könig von Böhmen verlieh, vo?i anderer seite her
Karl der 2e V07i Anjou für seinen söhn Karl Martell an-
spräche erhob. Ja im inneren des reiches selbst ein aben-
teurcr, vielleicht maschine irgend einer selbstsüchtigen
parteiy sich für Andreas, des verstorbenen königs bruder,
ausgab und so die Spaltungen unter den grofsen des rei-
ches sich nur noch steigerten, bald hier hin bald dort-
hin die wage schwankte, da muste der neu erwählte kö-
nig Andreas der 3c dem fernen bcobachter verloreti schei-
nen und der dichter konnte allerdings erbittert meinen^
aller Ungern treue wiege so leicht dafs ein kind von ei-
nem jähre sie zu tragen vermöchte.
[2, 1247/. dit : ungebit. vergl. dien 8, 330.
2, 1264. unverketen (unfarquetan). Wortspiel zu ketten-
handschuh. vergl. 8, 445.
2, 1266. daz ist mier (liep oder endanc wie 3, 263). die
ellipse etwa schon gr. 4, 953.
2, 1479. doch nicht brisschuocb ? J. Grimm.]
3, 35. als eim weleloufare. diese stelle läfst schlief sen dafs
das 'renne7i zu ei?iem Scharlach' nicht erst, loie man an-
nimmt, neunzig jähre später unter Albrecht dem Zn 1382
ist eingeführt worden, sondern schon zur zeit Albrechts
zu SHIFIUED IIELBLLNG III 261
des \fi in iihnng xoai\ weil sn/tst ein solcher oei gleich
UNpassend schiene, eergl. ./. E. Schlagers ff^iener skiz-
zen ff/is dem mitlelalter. JUen 1835. 1,1.
3, 63. lies lecke.
[3, 70. f^ist von jescn. der wiii j;,"ejas (gnhr) in IhidolJ's
wellchronik. über \e.scn lieders. 1,434. auch steht '3, 7(j
jescn.
3, 73. gis richtig, nicht gisl. J. Grimm.]
3, 217. nach dem Swanvelde. Lachmann zu den Nibcl.
1465, 1. der betrügerische Erasmus St/'lla bei Menken
Script, rer. german. 3, 2041 und Spangenbergs mans-
Jeldische cJtronik. Eisleben 1572. s. 12'' bezeichnen die ge-
gend um Zwickau, damals zur markgraf schuft MeiJ'sen
gehörig, die SwanveldaTC erscheinen übrigens bei Haug
von Trimberg im rcmicr, z. 22256 der Bavibergcr aus-
gäbe, als Franken.
3, 227 f. lies erkür : schür.
3, 242. gen Ungern geh wir altez gwant. Friedrichs des
letzten Babenbergers wassermautslariff ßir Haimburg,
Rauch Script, rer. austr. 1, 208, spricht ebenfalls von
diesem kandelsziveigc. es keifst daselbst swaz ein menl-
ler füert altes gewandes gen Ungern, der inner landes ge-
sezzen ist, der git niur 2 pfenninc. ein gast von eini
uiuwen gewant 2 pfenninc, von eim allen gewant 1 pfen-
ninc //. s. w. doch bin ich nicht sicher ob hier unter al-
tem gewande bereits getragene kleidungsstücke (vergl.
Schmeller bair. lob. 4, 101) zu verstehen sind {denn wie
vertrüge sich das mit der völlig verschiedenen landestracht?
und die nachäjfer, die unser dichter geiselt, wareii doch
wohl mffallende ausnuhmeii) oder ob man sich 7iicht viel-
mehr unter altem gewande bereits nach der landestracht
verarbeitete tücher zum unterschiede des in stücken ver-
führten neuen gewandes d. i. tuches zu denken habe.
3, 243. gßn Pazzou lad wir gröziu schef. die ausfuhr von
getreide und wein nach Baiern erwähnt noch Friedrichs
des schönen stadtrecht für Wien vom jähre 1320, Rauch
Script, rer. austr. 3, 21, mit den Worten ist daz ein bur-
gsere gein Ungern farn wil oder gein Beiern üf dem waz-
zer, so git er von allem sinem guot, swaz er füert an
262 ZU SEIFRIED IIELBLING III. IV
eim schcffe, zwen pfenninj^e, an von getreide und von
wioe aleine so git er von dem niülle zw6n pfenniiige, iif
oder abc, von dem fuoder wines sehs pfenninge, uf oder
abe. ist aber der win und daz Ircide im selben gewah-
sen, so git er nihJ. noch in der Münchener polizeiord-
nuns^ von 1370 kommen die ostervaz 7nit wein und ihr
einfuhr szoll vor. Schmellcr 1, 288. Pez ihesaur. 2, 210
hat einen brief Wcrnhcrs abts des klosters Allaich in
Baiern, gestorben 1317, an den herzog von Osterreich
bewahrt, worin er diesen ersucht licet corpus monasterii
uostri extra limites principaliium vestrorum exislat, quia
tamen gratiae vestrae subiacent subsidia vilae nostrae,
sub cuius doniinio sita sunt quaedam praedia de quibus
pro maiori percepimus corporalia nutrimenta, docli per fre-
quentem expericnliam ad vestram benignitatem recurrimus,
roganles bumiliter, qualenus navem in qua vinum nostrum
fuit deducendum sculo proleclionis solitae defendatis.
[3, 304. in schan beweisen steckt wohl neisen, vergl. 5,43.
gramm. 1, 183. der acc. folgt; könnte scbande im gen.
vorausgehe?i? J. Grimm.]
4, 1. Hoert mit sinnes kreften von den vier margräfscheften.
die hier leider nur angedeuteten oder, was bei der ar-
mut unserer quellen noch trostloser ist, nur obenhin ver-
höhnten Vorgänge, des jahres 1295 sind bis jetzt noch
nicht ganz klar gemacht, auch die hier zuerst veröffent-
lichte quelle bisher unbenutzt, das Jahr selbst der ve?'-
schwörung schwankt. Ottacker, der auf mehreren zwan-
zig spalten deri gang der ereigniase schildert, 572" bis
583% thut geheim mit nennung der hauptpersonen, der
Herren wären vier, bei man sie halt genant micr, so en-
wolt ich ir niht nennen 572'', und setzt offetibar ein fal-
sches jähr 1297, den7i Albrechts neue handfeste als be-
lohnung für die treue der JViener ist schon vom \2n fe-
bruar 129G, IJormayr gesch. Wiejis \r jahrg. bd 2
s. XI urk. LV, des Kuonringers treubrnef aber vom 2b juni
1296, F. Kurz Osterreich unter Ottoc. und Albrecht 2, 215
n°. XXIX, so dafs der verlauf der ganzen Verschwörung
nothwendig ins jähr 1295 rückt.
Die vier markgrafschaften scheinen mir erßndung des
zu SblirniEÜ IIELULING IV 2(53
dichters, der ilainiL recht ^rrll die si-lbslauclii der ver-
schworenen und um leas siehs drehte zeigen wollte, so
viel sich aus llelhlin!:; und Oltacker schliej'sen liifst wa-
ren Liutholt von liuonrlnc, Albrecht von üuucheim,
Heinrich von Liechtenstein und Huonrat von Suminerou
die seele der Verschwörung und sind jene vier dienslinan
4, 23 die In unserem gedieh te unter den nanieu Lehsen-
breht 160 Rädensmer 182 Juslof 226 und Hennerluch 240
verkappt erscheinen, spätere quellen, die bei ncnnung
der nnmen nicht mehr, wie die zeltgenoj'sen Ottacker und
Hclbllng, beengt waren, bestätigen die annähme der oben
genannten vier mlnlsterlalen, die Im lande reich begütert
und den ältesten einheimischen geschlechtern angehörig
alles aufboten um dem eingedrungenen fremden adel ge-
genüber Ihre verlorc7ien rechte wieder geltend zu machen,
an denen Albrecht und vor ihm schon Ottacker scho-
nungslos rüttelten, vergl. 4, 719 bis 742. selbst die
feinde ihres Vaterlandes, könlg Adolf Ottacker 583%
könlg Wenzel, Ottacker fi7?>^\ der graf von Güsslng, Ott.
579', wurden in bewegung gesetzt ntn das ziel zu errei-
chen, das sie an der festigkell Albrechts, vergl. 4,310,
scheiternd dennoch verfehlten, unser dichter macht Ihnen
aufser dem melnelde, von seinem Standpunkte aus, noch
den vorwarf der beabsichtigten Unterdrückung des ritler-
standes. man sehe 4, 46 bis 74, 759 bis 783.
4, 10. dem knelite ich urloup hau gegeben, die zeile lehrt
dafs diesem gedichte ursprünglich das mit ix bezeichnete
vorausgleng.
4, 164. Niunburc und TuUeii. Kloster -Neuburg an der Do-
flau, drei stunden nordwestlich von ßflen ist gemeint; da-
gegen unten 4, 237 Korn -Neuburg.
4, 166. daz Tuluer velt. auch bei Neidharl 18, 4, 3. 20,
5, 8. 21, 7, 1 erscheinend, die fruchtbare ebene rings um
die Stadt Tuln, helfst bis zur stunde noch dos Tulncr-
feld oder der Tulnerboden.
4, 166. daz laut der vorsl. das coiuma ist zu tilgen, die
graf schaß Pellsteln ist geineint wie man aus 6, 161 bis
166 sieht, vergl. die anw*'rkung zu dieser stelle.
4, 167. daz Ibser vell. die gegond um Ibs, eine stunde ober-
264 ZU SEIFRIED IIELBLING IV
halb des alten Becheldren an der Donau, der in der näch-
sten zci'lc erscheinende Strenberc, Jetzt Strengberg, liegt
vier stunden westlicher, zwei stunden von Eims.
4, 199. Krems und Stein, die beiden städte mit dei' eben-
falls uralten schwesterstadt MiltArn, jetzt Mautern, ge-
genüber, liegen am eingange der gleich unten z. 201
genannten Wachouwe, dem gla?izpunkte der herrlichen
Donau fahrt von Linz nach IVien. heutzutage versteht
man u?iter der Jf^achaue die ganze strecke von Krems
aufwärts bis Melk, dem alten 3Iedeliche. über die alten
gränzen des bezirkes vergl. die Urkunde könig Ludwigs
vom 6n october 830 in den mon. Boic. 31, 58.
4, 206. daz Machlant. ehemals ein theil des späteren Mach-
landviertels Osten^eichs ob der E?ms, welches jetzt unter
. dem namen des unteren Mühlviertels hekanjit ist. die al-
ten gränzen dieses bezirkes sind jetzt schwer zu ermit-
■ ieln. vergl. F. Kurz beitrage zur geschichte des lajides
Osterreich ob der Enns. Linz 1805. 3, 367. Hormayr
herzog Luitpolt .y. 51 imd 52. das gebiet um Freistadt,
die Rietmarc üfvür die Vrinstat an daz Bßheimisch, sowie
. das Machland zählten schon zur alten markgrafschaft
gegen Böhmen, die Riedmark finde ich erwähnt in einer
Urkunde markgraf Leopolds des heiligen vom ^juni 1115
in ridmarcha uel in omnibus locis mei regiminis trans da-
nubium positis. F. Kurz Osterreich unter Albrecht dem 4n.
Linz 1830. 2, 453. vergl. über die Verhältnisse dieser
alte?i gränzmark die abhandlung von Kurz in seinen bei-
tragen zur geschichte Österreichs ob der Enns. Linz
1805. bdk, 492 — 522, besonders ^ö^Z jf., dann Hormayr
herzog Luitpolt s. 52.
4, 209. der Liiesnilz nach gßn Gmünde. so ist zu lesen für
dem. die Lüesnitz entspringt an der böhmischen gränze
hinter Gmfs-Bertholds und fiiefst an IVeitra vorüber ge-
gen Gmünd, einem kleinen Städtchen an der cinmündung
des Braunaubachos {vergl. JV. C. W. Blumenbach neue-
ste landeskunde von Österreich. G uns 1834. 1, 115), von
wo sie sich nordwä?'ts nach Böhmen wendet, dj^ei stun-
den nördlich von Gmünd liegt das Städtchen Litschau
rings von dichtem walde umgeben. 4, 211.
zu SEIFIIIKÜ HELBLiiNG IV 265
/i, 216. (laz Piuchricli. die sorgend um St. Bcriihurt bd Hörn
im vicrlvl ob dem Manliartsbergc, wie man aus dem sal-
buche /.Wedels bei Link annales c/arara/ienses 1, 389"
sie/if. abt Ebro, -J- 1305. bezeiehnet daselbst die fegend
also ad sanclmn Hernliardiim in dislriclu Peuclircich utique
infraPolan, d. i. ^iltpiilla zwei stunden westlich von Hörn,
vergl. das unserm Helbling gleichzeitige deutsche gedieht
bei Pes Script, rer. austr. 2, 289 u. 295. in dem Piucricli
daz gescliach, da vliuzet der Tefrenbach d. i. die Tajf'a
an einer slal diu liiez ze Kruoc; alda sie gmacbes gwun-
uen gnuoc //. s. w. ; Jerner dar nach wart der nainc Kruoc
verkerel jnil solher vuoc : von Pazzou biscliof ßcrnhart
hiez künden allen dise genäd, swer Kruoc sanl IJernbarl
nant, dem gieng her abe zeliant siner sünden zehen tac.
vergl. übrigens A. Buchner gesch. von Bayern. München
1826. 4, 204*.
[4, 233 scheint mir klar, vergl. 315. J. Grimm.]
4, 237. 3Iarohek unde La. ersteres eine stunde nördlich ober
dem einßufse des die grunze gegen Ungern bildenden
MarckJIuJses in die Donau, nordwestlich von dieser Stadt
ergiefst sieh die von der grunze Mährens und Österreichs
kommende Tha>/a nach zahllosen krümmungen in dieMarch.
üf bi derTey 4, 238. an dieser liegt auch die uralte stadt
Laa, oft in der zweiten hälfte von Enenkels fdrstcnbuch
erscheinend .
4, 239. von der Tuonouwe an den Schetsch. über den berg
Scketsch, jetzt Saß genannt, um Göjfritz im viertel ob
dem Manhartsberg vergl. Blumenbach neueste landes-
kundc 1, 146. ferner Enenkels fürstenbuch (Megisers
ausgäbe. Linz 1618) s. 8. 7non. ßoic. 29^, 312.
4, 308. lies scbiz. so auch 5, 83.
4, 327. hie üf dem Trünvelde. die ebenen um den Traun-
flufs, jetzt zum theile 'die f Felser heide' genannt, bis
Lambach, in einer Urkunde Gleinks vom jähre 1088
bereits unter diesem namen anscheinend, mon. Boic. 29^",
43. Kurz beitrüge 3, 295.
4, 496. Trebens^. vier stunden nordwestlich von fVien ?iahe
an der Donau der uralten stadt Tuln gegenüber unweit
266 ZU SEIFIUED HELBLING IV. V
der miindung der ScJnnida in die Donau, von diesem
landtago spricht auch Ollacker 575". der ort erscheifit
übrigens schon seit dem neunten Jh. in Urkunden Passaus
als Trebinsec, Trebinse. mon. Boic. 30% 382. 31, 338 u.
340. vergl. unten 7, 151.
[4, 548. vezzät clunis, vergl. ßanz. fesse, auch Schmeller
1,580.
4, 599. euebeii zun? ennent ziin? J. Giumm.]
4, 606. des wart ein tac für geiiomen. diesen tag beschreibt
Ottacker 574".
4, 854. lierzog Fridericli. Friederich der streitbare, der letzte
Babenberger, ist gemeint, vergl. Lirich von Lichtenstein
529, 29/".
5, 7. daz ir vier jiir ab uiir nämt die iwern uar. Rudolf
verweilte vom beginne des octobers 1276 bis anfangs juni
1281 in Osterreich. (Böhmers regesteii 4259 bis 4409),
also strenge genommen vier jähre und acht monate.
5, 13. so mir di Unger nenient r6. ohne zweifei sind die
eil fälle des grafen Yban von G'dssing geineint, die schon
seit längerer zeit wählten, namentlich zum nachtheile der
Leithagegend undJViener-iSeustadts. vergl. Ottacker 211^.
der feldzug von 1289, vergl. oben zu 1, 564, nniste der
klage unsers dichters genug thun und dieses gedieht ivird
daher noch ins spätjahr 1288 zu setzen sein.
5, 15. ich klag iu über die herzoginne, diu hat nach guot
so starke sinne. Elisabeth^ gemahlin Albrechts, eine toch-
ter Meinharts des An von Kärnten, wenn der bittere vor-
warf den der dichter seinem vaterlande über die herzo-
gin in den mund legt gerecht ist, so fiel wenigstens der
apfel nicht weit vom stamme, denn auch Meinhart tvar
habgierig und in zahllose besitzstreitigkeiten verwickelt,
vergl. liormayrs tuschenbuch 1826 *'. 29 bis 65. R. C.
Coronini a Cronberg, tentamen geneal. chronol. promo-
vendae seriei comitum et rer. Goritiae. edit. 2'°. Vieri-
nae 1759. s. 2\2t ff. und Johann von Victring bei Böh-
mer fonies 1, 334, der nicht unterläfst über Meinhart
verständigen genügend anzumerken filiis thcsauruni nia-
gnum reliquit, res ducatus et comitalus prediis ac posses-
sionibus pluribus augmentavit, in excommunicatione de-
zu SEIFKIED HKLüLliNG V 267
cfssil propler qii.isdaiu ecclesias quas leserat in boiiis
eiiruni.
5, 22. ein scliriber scnt jijcn Xiierenberc. /// ilrtt Jahren
1288 bis 1291, und in spiitcrc zeit kann unser }f ('dicht
nicht fallen, denn liönii;- ihidolf lebt noch, finde ich als
herzuglichen landschrciber Österreichs, und zwar in rein
österreichischen angelegenheiten, namentlich mit ausschlufs
Steiermarhs, das seinen landschrciber für sich hatte, ei-
nen nieistev Gottfried in Urkunden, einmal in einer Ur-
kunde herzogs ytlbrecht d. Neuburg- 20 febr. 1288 in
angelegen heilen des österreichischen stiftes St Florian
als Magister Golfridus prollionotarius nosler dilcclus, J.
Stülz gesch. von St Florian. Linz 1835. a. 327 : dann
in einem aufsandbriefe ll'dlßngs von Sunnberg für das
kloster Aschbach d. Wien 25 febr. 1288 als Magister
GotlVidus l*rolhonolarius Ducis Auslrie, mon.Boic. 5,17ü;
dann in einer Urkunde herzog Albrechts d. Wien 26 febr.
1288 als prollionotarius nostcr in gleicher angelegenheit,
ebenda s. 177; endlich, allen zweifei hebend, in einem
reverse Pabos jrrobsten des klosters Neuburg bei Wien
d. 2!S Jänner 1291 als niaister Gotfrid obrisler Schreiber
des herezogen von Österreich, M. Fischer merkwürdige
Schicksale Kloster- Neuburgs. fFien 1815. 2,301. es ist
derselbe meister Gottfried welchen der herzog von ff^ien
aus unterm 20 nov. 1291 .dem bischof Bernhart von Pas-
sau für die erledigte pfarre zu Jfeitra in Osterreich
unter der Enns vorschlägt, mon, Boic. 29'', 576. er war
also geistliches Standes, wie der neue landschreiber Steier-
marks. vergl. übrigens 5, 50 Jf.
o, 26. von Rabenswald ist sin pris. 77iit dieser stelle ist
nothwendig 6, 16 bis 20 zu vergleichen, wo wir den gi'a-
fen, es ist Berhtold der \e ivie sich unten zeigen wird,
als besitzer der oben zu 1 , 1 67 und 569 erwähnten
hcrrschaften Raabs, Betz und Pulkau finden. Witervelt,
Jetzt Weitersfeld, liegt in derselben gegejid eine stunde
nördlich vom oben erwähnten Pulkau, eine und eine halbe
von Hardeck an der Taya, dem hauptorte der gleich-
namigen grafschraft, init welcher nachWifsgrills (4, 105)
angäbe könig Rudolf ihn unterm 5» dec. 1278 belehnt
•.>68 ZU SEIFRIED HELBLING V
hatte, er erscheint als zeuge in vielen Urkunden, deren
einige man bei Jf^ijsgrill nachlesen mag. zum vergleiche
mit den äi/fserungen Hetblings und zur erläuterung der
gleich folgenden zeile 34 unseres gedichtes sin swesler
her von Helfenstein setze ich aber aus dem todtenbuche
der predigermönche zu Refz folgendes hierher, vii Idus
Augusti, d. i. 7 ai/gusf. Anno Dom. mcccxij* obiit D. Co-
mes Berichtoldus de Hardech, fundator convenlus nostri
in Retz et consumnialor, qui fuit oriundus de Thuringia,
de comilia nomine Rabenswalde. hie rexit pacifice comi-
tiam de Hardech in omni iuslitia et aequitate commenda-
biliter plusquam Iriginta quatuor annis cum uxore sua
Domina Wiibirgi. sie staj'b zwei jähre nach ihm, loie
nia7i ebendas. unterm 27 aug., vi Kai. Septembris mcccxiv,
sieht. R. Duellius miscellan. 2, 172. sie hatte ih?n
die graf schaß zugebracht, nach Wifsgrill loar Wilbir-
gis eine geborene griißn von Helfenstein, wonach z. 34
unseres gedichtes swester die Schwägerin Berhtolds be-
zeichnete, vergl. Kei'ler gesch. der grafen v. Helfen-
stein. Ulm 1840. s. 42, wo statt Ravensberc Rabenswald
zu lesen ist. die angäbe der quelle über die Verbindung
IVilbirgis mit dem grafen vermifse ich bei Wifsgrill und
Kerler.
5, 41. ich klag iu über den Tüferseer. Haug von Taufers
ist gemeint, einem tyrolischen in der ersten hälfe des
\An Jh. ausgestorbenen geschlechte angehörig. F. A.
Sinnacher beitrage zur gesch. der bischöfl. kirche Sä-
hen und Brixen in Tijrol. Brixen 1821—1837. bd. 4,
1 92 ff. er war zu Neuhaus in der pfarre Gais im thale
Taufers, einem seitenlhale des Unterpuslerthalcs, zu hause,
über seine Schicksale in Osterreich ist besonders Ottacker
zu vergleichen und zwar 142% 144S 209\ 233\ 267\
274\ 280'' und 28l'',jf.
5, 43. er neiset liule unde lant. ähnlich sagt Ottacker 283'
er het alliu jär und er des rätes pflac so wol gevüllt sinen
sac daz er in oben küme verbaut.
5, 45. umb Heimburc er müset. Ottacker 209^ gräf Hug der
Tüfersaere umb Heimburc mit hüse saz, das ist Heimlnirg
an der Donau, hart an der gränze Ungarns.
zu SEIFRIED IIELBLING V 2C<.t
5, 49. ich klag in über die prediguT. ihifs die ordensbrüilcr
des heih'f^^en Domhiiciis, schon, in den drci/'si<^er jähren
des dreizehnten jh. zu ffien ansäj'sig, so ivie jene des
heiligen Franz von ^Jssisi, rom landesherren bei wichti-
geren das gemeine leohl betreffenden rcrfügiingen zu ra-
thc gezogen wurden geht ans einer Urkunde ^llbrechts,
d. Wien 25 juli 1281, auszugsweise bei Calles annales
Austritte 2, 585 note B, hervor, in welcher es heij'st do
besant wir prcdiguT und miiiiier briicder, die wisesteu und
die besten von den zweien hiusern ze Wienne. den ge-
viel diser üfsatz wol.
5, 54. der apl von Agmünde. Heinrich der 3<? abt zu Ad-
mont, einem noch bestehenden Benedictinerstijte der obe-
ren Steiermark, wahrhaft classisch ist die Schilderung
dieses abtes in Ottackers chronik bei mehr als dreifsig
verschiedenen anliij'sen. ich setze über Heinrich zur ver-
gleichung nur eine stelle aus der gleichzeitigen reihen-
folge der übte Seitenslettens, ebenfalls eines Benedicti-
ner stiftes Österreichs unter der Enns, hierher aus //.
Pez scriptor. rer. austr. 2, 309, weil sie fast wie ironic
klingt, cuius {des abtes honrad \2^0ff.) tempore Hein-
ricus Abbas ecclesiae Agmontensis floruit. qui capita-
neus Stvriae et landscriba existens sub duce Alberto et
postea rege Romanoruni in omnibus agendis alque guber-
nandis sapienter se habebat, adeo quod fama eins celebris
non solum per Germaniani, verum eliam per Galliam et
Ilaliam est respersa. regi etiam Francorum familiaris fuit
mullum in secretis, in tanlum quod litteris et xeniis se
niufuo visilabant. nach der series abbatum Admonlen-
siuni, bei E. Fröhlich diplomataria sacra ducatus Styriac.
Viennae 1757. 2,51, von einem gleichzeitigen mitgliede
des Stiftes verfafsl, heifst es von Heinrichs tode tandem
animi causa supra monteni Dielniarsberg cum nepote ascen-
dens sagitte ictu, quem nepos in feram intcnderal, im-
proviso laclus interiit, annos vix quinquaginta natus, anno
Mccxcvij. bei Ottacker fehlt leider die vollständige er-
zdhlung des mordes, der erhaltene schlufs aber spn'chl
schon gegen unabsichtliche tödtung. Ottacker 596*.
5, 63. ich klag iu daz der ratgeben . . . nimer ist danne vier.
270 ZU SEIFRIED IIELBLING V
Z'Ur rr/of/feri///g- dieser slellc ist Ottaclicr 209'' zu beach-
ten und das hier bis z-. ^!k folgende hinzuzunehmen, der
rath bestand 1. aus Albero von Buocheiui. die anspiehing
z. 67 geht auf dessen gefangennehmung durch graf Yban
von Güssing, welche Ottacher 233'' erzählt; sie fiel 7iach
dessen daf\stellung ins Jahr 1286. — 2. ausFriedrich truch-
säfsen von Lengenbach, dessen bruder Berthold, bei Ott-
acker 227'' als der junc von Lengcnbacli und 228'' der
truclisaeze her Berhtlioll erscheinend, bei derselben gele-
genheil mit Albero von Buochcini gefangeri ward. — 3. aus
herrn Ulrich von Kapellen, vergl. Ottacker 331'', derscho?i in
der Marchfeldschlacht mitgcfochten hatte, Ottacker 146''.
153% und ebenda 276*. 321'". 331^ 38r u. s. w. noch in
mehreren anderen zügen herzog Albrcchts verwendet er-
scheint, auf einem derselben ivird er wohl auch zu sei-
nem siechen bcine gelangt sein, unten z. 84. er hatte
den heinamen der lanc Kapeller. im Jahre 1279 ward er
landeshauptniann in Österreich ob der Enns und kaufte
1280 von herrn Albero von liuonring die herrschaft
Steijereck, drei stunden unterhalb Linz an der Donau
gclegeji. Rotenstein, z. 85, Jetzt Ruttenstein genannt,
im Mühlviertel Österreichs ob der Enns, erhielt er im
Jahre 1284 pfandweise vo7i könig Rudolf und herzog Al-
brecht sammt den vesten Stain, If^aseneck, Münzbach
dem markt u. s. w. mit dem beisatze, dafs die von Ka-
pellen dieser veste Rote7istein ewige burggrafen sein und
bleiben sollen, so JVifsgrill a. a. o. 2, 4 aus des frci-
herrn von Enenkel urkundlichen Sammlungen, vielleicht
bezieht sich hierauf der ausdruck daz er Kapelle verbez-
zert hat 5, 88. vergl. 6, i9ajf. über Ulrich sieh beson-
ders Sechster bericht über das rnuseum Francisco -Caro-
linwn. Linz 1842. s. 85 — 104 7ind J. G. A. fr. v. Ho-
heneck Die stände des erzherzogth. Ost. o. d.Enns. hd. 3,
61j^. — 4. aus herrn Stephan von Meissau, den Helbling
absichtlich verschweigt, 5, 90. vergl. tvas von seiner Stel-
lung zum herzog 6, 37 bis 46 gesagt ist und unten zu
15, 170. ferner {IVurmbrand) Collectanea 18*^ . er war
landesmarschall Österreichs, der ritterlich den siges van
mit gewalt viieret in dem lant, obrisler marschalk genant
zu SEIFHIED HELBMNG VI 271
liei/sl CS in dem oben erwulinlen alten gediehlc auf die
sti/h/ng des ?intinen/i'loslct's St Benihard !iit Piucrirli
durch unseren Strj/han, vergl. zu A,'Z\^. Pez Script. 7'er.
austr. I, 291. //v/v i// seiner ron Seifried herroj^gehobe-
nen frünunigheit slimnil. über das traurige schicfisat sei-
nes vnters belehrt dasselbe gedieht.
6, 16. vergl. zu 5, 26.
6,27. Iierrc von Kiionilngcn. rcrgl. 13. !?9 — 42 und 15,
169—181. Iicrr LiuthoU ist goneint.
6, 37. vergl. zu ö, 90.
6, M . alle Suiihorga-re. ///// die zeit unseres gedichtes leb-
ten lladniar ron Sunneberc nebst zwei gleichnamigen söh-
nen ' lladinar und aber lladmaf dann Liutwin, Herman
und ßf'üljinc. sie erscheinen in 7/iehreren ur künden Li-
lienfelds bei Uanthaler rccensus dipl. geneal. archiri Cam-
piliensis. f 'im nae 1820. '2 , 27 4 Jjf'. , ivo überhaupt der i^oll-
ständigste aufsehlufs über dieses geschlecht sich ßndet^
dem noch M. Fischer merkwürdige Schicksale Kloster -
Neuburgs 2, 275 beigefügt werden kann.
6, 54. swic ir zw6n ratgcbcn sint die Werda-ro al geliclic.
in einer Urkunde Melks com jähre 1308 übergeben die
brüder 'liddolt, Hddmdr und Kunnrut' eine hnfstal an das
Stift. Ph. Ilueber Austritt ex arch. Mellic. illustr. Lips.
1722. .V. 36. vergl. Hanihaler recensus 2, 346.
6, 59. Irulisa'z zc (ireilsohensteine. jetzt Kreuzenstein, ein
ausgedehntes nun verfallenes schlnfs auf einem hügel des
linken üouauufers zwischen Stockerau und Kornneubursr.
über dieses geschleckt ist nur sehr wenig bekannt, ich
vermag der zeit unseres gedichtes ?ioch am nächsten
rückend nur Heinrichen truchsäfsen von ' Grischenstein
aufzuführen, der in einer Melker Urkunde vom 13 decevi-
ber 1256 bei Hueber s. 24 erscheint, das geschlecht im/fs
früh ausgestorben oder sonst herabgekommen sein, denn
schon 1303 sehen wir das stnmmschlofs dem landesfür-
sten anheimgefallen, wenigstens für diesen durch herrn
Dietrichen von Pillichdorf verwaltet, kirchl. topographie
Österreichs 9, 119. Verwechslungen mit den Greifenstei-
nern mögen übrigens in tmseren genealogischen werken
auch unterlaufen, wie ich gleich jenem Henri<'us da-
272 ZU SEIFRIED HELBLING VI
pifer de (ireiflicnslciii bei Hatithalor 1,332 zum jähre 1257
nicht recht trai/e, der bei ansieht der originnlurkunde
höchst wahrscheinlich in unsern obigen Heinrich überge-
hen dürfte.
6, 63 bis 71. ich gestehe den sinn dieser zeilen nicht zu
verstehen, obwohl ich die örtlichheiten nachzuweisen ver-
mag. Buocheim, Jetzt Buchheim, liegt im Hausruckvier-
tel Österreichs ob der Enns, nahe an der straj'se von
Linz nach Salzburg, zwischen f^öcklabruck und Schwa-
nenstadt ; Lielileawcrt im viertel untej'm ff^ienerwald, öst-
lich von Neustadt an der kleinen Fischa. über das ge-
schlecht das sich nach dieser ehemaligen gränzveste
nannte vergl. Hanthaler 2, 77^. Weigerberc aber, jetzt
JVeyerburg, liegt im viertel imterm Manhartsberge, etwa
drei Viertelstunden östlich von Ober-HoUabrunn, der vier-
ten postStation der strqfse von lVie7i nach Znaim.
6, 79. von Pilchdorf her Kuonrät. vergl, über ihn und sein
geschlecht die kirchl. topographie Österreichs 11,239. er
erscheint bei Ottacker 381" im jähre 1229 zugleich mit
bischqf Leopold von Seckau, Liutholt von Kuonrinc, Ste-
phan dem Meissauer, dem langen Kapeller, herrn Pernolt
vonTelesbrunn, vergl. unten 6, 91, und herrn Berchthohl
von Emmerberg als vermittler des friedens zwischen An-
dreas dem 3« dem Venezianer und herzog Albrecht,
vergl. zu 15, 570. Pillichdorf liegt am fufse des Hoch-
leitengebirges an der nordwestlichen gränze des March-
feldes, eine halbe stunde von Bockßies, ivonach der un-
ten 6, 86 erscheinende landherr sich yietmt.
6, 83. die Wolkersdorfer alle dri. es sind Hermann, Diet-
rich und Bernhard, deren Stammsitz im viertel u?iter dem
Manhartsberg, drei Meilen nördlich von Wien liegt,
vergl. über dieses geschlecht die urkundliche Zusammen-
stellung in der kirchl. topogr. 11, 52 bis 56.
6, 86. der von Bokvliese. wahrscheinlich Wichardus de Pok-
flyes, de7i ich in einer Kloster- Neuburger Urkunde vom
24 april 1279, bei Fischer 2, 274 ßnde.
6, 91. von Telesprunn her Pernolt. so ist zu lesen, beide
brüder Pcrnold und Eberhard, unten z. 96, fnde ich in
einer Urkunde von 1287, nach welcher der erstere corani
zu SEIFRIED IIELBLING VI 273
placito publico, praesidenle ipso Alberto i duce, renuiiciat
occupalioiii iuriiiin in villa Wizcistorf, bei Ilanlhaler re-
ceusus 2, 279, tvo auch sonst noch 7iachweisungen zu fin-
den sind, vor gl. zu 6, 79.
6, 103. von Geiios her Wiillinc. fflfsgrill 3, 280 hat nebst
vielen nachweisungen über dieses geschlccht aus den enen-
kelsehen hss. auszugsireise eine Urkunde vom jähre 1285
imveleher irulfinc nebst dem oben 6,49 erwähnten Had-
mar dem älteren und Jüngeren von Sunnberg, dann Liut-
u'in und Hermann, auch noch Liutwin und Kadolt voti
ff^erde, vcrgl. zu 6, 54, als zeugen erscheineyi. vergt.
Hanthaler 1, 318/
6, 107. der hat den Tüfersier vcrtriben. vergl. zu 5, 41
und was Ottacker 281'' bewahrt hat.
6, 119. die Haseiouwer bßde. Otto und liadolt, wie man
unten z. 129 sieht, die söhne des alten Otto von Haslau ;
vergl. zu 2, 443 und unten 8, 1228 undlVifsgrill 4, 199,
wo viele nachweisungen.
6, 131. her Ott von lloleosteine. einen Ulricus de Roten-
stain finde ich im Jahre 1270 urkundlich bei Hueber 26,
vergl. das sieget auf tafel 6 n^. 1 und 2, und über das
geschlecht Hanthaler recensus 2, 228. einen Otto de Ro-
tenstaya hat Lazius de gentium migrationihus s. 182,
zum Jahre 1300, doch scheint 7nir dieser, wenn die ganze
a7iführung überhaupt stich hält, einem Kärntner gc-
schlechte anzugehören, die ruinen eiriei' alten veste Ro-
tenstein liegen nächst Heinburg an der Donau, hart an
der gränze Ungarns, unter der burggrafschaß ze Brücke
z. 134 ist Druck an der Leitha, das auch bei Ottacker
z. b. 375^ nur kurzweg Bruk genannt wird, zu verste-
hen, fänf meilcn südöstlich von JVien an der ungarischen
gi^änze.
6, 135. von Trutmansdorf her Stiihse. wahrscheinlich herr
Albero, der in den Jahren 1285 und 1308 bei Hantha-
ler 2, 295 erscheint, das geschlecht war, wie bekannt,
schon in Jener zeit so zahlreich dafs die sage geht es
sein in der Marchfeldschlacht allein vierzehn, in der
Mühldorfer Schlacht gar achzehn dieses namens gefal-
len. Hormaijr taschenbuch 1822 .v. 90, j^'. und Hanthalei'
Z. F. D. A. IV. 18
274 ZU SEIFRIED HELBLING VI
*2, 293 ///.y 296. TrautmaiinsilorJ\ schloj's und markt, liegt
an der Leitha eine stunde östlich von Brück.
r», 144. unz an den Fiirles s6. der Neusiedler see in Un-
garn, nicht iveit von der südöstlichen grunze Österreichs,
er hei/st auf 7in garisch Förlö. M. Bei compendium Hun-
garinc geographicum. Pnsonii et Pesthini 1792. s. 14.
(). 145. die Folendorfcr alle dri. 'her Kuonrdt, her Heinrich
und her Silwt,' wie man unten 6, 156 sieht, sie erschei-
nen alle drei in den Jahren 1277, 1279, 1289, 1294 H?id
1308 in Urkunden Lilienfclds, im letzten jähre zugleich
mit dorn oben zu 6, 135 nachgewiesenen ' Albcro^ hier
' Albcrf von Trautmannsdorf, Hanthaler 2, 186. Konrad
aufserdcm unten zu 15, 570 als bevollmächtigter herzog
Albrechts zur Schliessung des griinzvertrags mit Andreas
dem 3« von Ungarn. Votlendorf, jetzt ein markt mit
einem sehlojse, liegt nahe an der ungai^ischen g?'änze
zwei und eine halbe stunde nordöstlich von Neustadt.
Hanthaler hat s. 181 — 188 eine abhandlung über dieses
geschleeht, das, ivie man schon aus Helbling 6, löOjjf.
sieht, auch jenseits (ein teil) der ungarischen gränze be-
gütert war. — Margreten, nicht zu verwechseln mit Mar-
grcthen am Moos bei .TrautmannsdorJ", liegt eine halbe
stunde von Rusl, am oben 6, 144 erscheinenden Furles
se : 3Iertinsdorf aber ist das jetzige Mattersdorf, unga-
risch noch Nagy - Märtony, etwa zwei stunden südöst-
lich von Neustadt, eine stunde vo?i der österreichischen
gränze.
6, 161. ir Herren üz dem Forste. 7ioch bis heute heifst die
gcgend um st Leonhard im viertel ob dem IVieiiertvalde,
eine und eine halbe stunde südlich von Melk, im forste.'
st heonhard, dermal ein 7narkt von fünfzig häusern,
bildet im vereine mit Peilenstein und /.iverbach eine be-
deutende patrimonialherrschafl. schon bei Neidhart 4, 4, 9
und 4, 5, 2 erscheint es als sante Lienhart im vorsle U7id
noch auf der visscherschen karte Österreichs vom jähre
1672 zeigt sich die Umgehung dieses ortes mit grafschaft
Peiluslain bezeichnet, die ganze stelle von 5. 161 bis 176
ist jetzt unmöglich genügend zu erläutern, da nirgends
ZU finden ist iver in jener zeit als dienstmann zur graj-
zu SEIFHIED IIELBLING VI. VII 275
Schaft Pil stein gehörte und weil, nimmt man bei bvant-
wortung dieser tehens/rage hlnj's das terrain zur rickt-
schnur, sicher vermengungen eintreten müj'sen. denn wer
im gebiete der gra /schaff saj's, deren gränzen, wie man
aus dem eingange zu Enenkels J7irstenbuche sieht (Rauch
Script. 1, 249 ///i^/ 250), sehr ausgedehnt und durchbro-
chen waren, war deshalb noch nicht nothwendig dienst-
mann der graj'schqft. wie ist aber hier olme allem an-
hallspunkt zu unterscheiden'? schon Strein in seinem oben
erwähnten handschriftlichen auszuge sei7ier genealogischen
Schriften ßihlte bei diesen stellen Hclblings über die
dienstmänner Peilsteins die nothwcndigkeit der scheidimg
dieser verschiedenen dicnslverhültnisse und drückt sich
darüber in seiner weise folgendermafsen aus, s. 47, diensl-
raan zu Peilslain sein den dicnstmaii in Österreich darumb
nit gleich dals sie aines grauen oder grauschafl't diensl-
raan sein, die andern aber haben sich genent dienstberrn
oder auch dienslinan in Österreich vnd von den marggrauen
vud herzogen de ordine minislerialiuni vnd gehörn dz reich
an u. s. w. vcrgl. unten 8, 583 Jf.
6, 177. von Lengenbach her kanierar. Friedrich von Len-
genbach, wie man aus der Urkunde d. Kreyns 7 october
1291 beiPez, thesaurus 6, 2, Umsieht. Lengenbach, jetzt
Alt-Lengbach im viertel ober dem Wienerwald etwa vier
stunden östlich von st Polten am Tulnerbache gelegen,
vergl. über Friedrich auch Hanthaler recens. 2, 65.
6, 195. von Kapelle her Lolrich. vergl. zu 5, 63.
7, 151. ze Trebense. vergl. zu 4, 496.
7, 199. über den wagrein bi Ekendorf. Ekendorf, noch jetzt
Eggendorf am JVagram genannt, liegt im viertel unterm
Manhartsberg am linken Donauufer drei viertel stunden
nördlich von ' Trebense'. unter dem Wagram d. i. wagrein
versteht man in jener gegend den von Stockerau am lin-
ken Donauufer aufwärts bis Krems sich fortziehenden
rand der hügelreihe die daselbst mit Weingärten be-
pßanzt gegen süden ins Donauthal sich senkt, alle in
jenem bezirke liegenden orte mit allgemeineren auch sonst
vorkommenden namen werden mit dem beisatze 'am Wagram"
vor Verwechslung mit anderen gesichert, so z. b. nufser
18*
270 ZU SEIFRIED nELBLING VII. VIII
Eggendorf am JVagvnm noch Kirchbcrg n. fF., Hmis-
leuthen a. JF. i/. s. w. Ilclhling hofindct sich daher z. 245
ilf des wagreimes sleten ufid sieht Tuonouwehalp das heer
liegen, und als später z. 1083 der nebel sich votn schlacht-
fchh- hebt, sieht er ihn über die Donau dem jenseits lie-
genden gebirge zuziehen, das sich von hier aus gesehen
grofsartig erhebt und in dessen mitte der Octscher,
z. 1087 Oelsclian, zur höhe von nahe sechs tausend fujs
hinansteigt.
7, 332. lies ahlbaer.
7, 382. lies nicht.
7, 709. ich was ein apt ff. tvahrschei?ilich ist in diesen
Zeilen abt Heinrich von yJdmont gemeint, vergl. zu 5, 54.
8, 107. vor herre fehlt das zeichen der rede.
[8, 285. vielleicht slavisch. sloven. hud böse {böhm. chud,
chudy), noriz //arr.
8, 443. Schmeller 4, 78 hat wemseln, wimsein, kriebeln,
winseln. J. Grixtm.]
8, 499. üf der hohen sträze. ?ioch auf dem plane Augustin
Hirschfogels von 1547 ist die jetzige Herrengafse mit
Die Hoch-Slrafs bezeichnet.
8, 505. zuo dem Kuonringsere. wahrscheinlich ist hier Al-
bero von Kuonring gemeint, dessen haus in der nähe der
porta Judeoruni, also vom heutigen Arsenale gegen das
Elend hin lag, wie der auszug aus dem älteste?i grund-
buche des Schottenklosters lehrt, mcccxiv conscriplus per
D. Nicolauni Abbatem, Hormayr gesch. IFiens. Irjhrg.
\r bd. urkundenbuch s. li n° xx.
8, 583. dienstraan ze Pilsleine und das folgende ^ vergl. zu
6, 161.
8, 590. die liez uns alle der tuomvoit. Ulrich v. Lichtenst.
frauendienst 285, 10 dö kern der vogt von Lengenbach:
der tuomvogt so was er genant, ebenda 66, 1 aber heifst
es von Regensburc der luomes vogt da ritterliche zwar
in zogt, herr Ott hiez er von Lengenbach {sieh die be-
richtigung auf s. 724) der, was ritterliche pracht be-
trifft, selbst von Ulrich angestaunt ward (vergl. die vie-
len stellen auf welche das Verzeichnis der namen weist).
um seiner ncigung zu genügen mag Otto wohl auch des
zu SEIKIUEI) IIELÜLING \ lli 277
guten zu n'cl gelhon haben, so Jojs seine verntögensvcr-
hältnisse nicht ivuner gleich glänzend (80, 13 Llr.) blei-
ben konnten, somit auch seine ilienslleute, besonders nach
seinem tode, nicht gleiches ansehen J'ovtgeniejsoi konn-
ten, vergl. man. Boica 29'", 313. so erkläre ich mir die
bittere anspielung des dichters. an Friedrich von Len-
genbach, der zur seit unseres gedichtes noch lebte, we-
nigstejts noch 1294 (sieh Hantlialer 2, 65), ist schon des-
halb nicht zu denken weil er ?iirgends als domvogt, son-
dern immer nur als kämmerer und truchsäjs erscheint,
eergl. oben zu 6, 177.
8, 609. ob uns got gesunde den künic her ze lande, dafs
hier leie 8, 775, 832, 851 //. s. w. Albrecht der \e ge-
meint sei, geht aus unserem gedichte z. 1221 hervor, ivo
de?' tod könig Adolfs erwähnt wird, sotnit ist unten
8, 761, 774 und SZ\ herzog Rudolf, der erstgebor nc Al-
brechts, zu verstehen.
8, 874. ir sult daz lant setzen hie als iz der herzog Liu-
polt liez. vergl. oben zu 2, 652.
8, 1039. wie der herzog Liupolt über mer gap den soll.
vergl. Enenkel bei Rauch 1, 290 und Ottacker 839\
Leopold der 6e der tugendhafte, 1177—1194, aus dem
hause Babenberg, ist gemeint, die ereignisse fallen ins
jähr 1191 und 1192, der vcrlust Acres, Ottacker 389^ ff- >
ins Jahr 1291 .
8, 1057. herzog Friderich. der letzte Babenberger, gefal-
len in der schlacht gegen die Ungern an der Leiiha,
15 j'uni 1246. vergl. Ulrich v. Licht. 528, 13.#'.
8, 1062. herzöge Herman, s6 hicz der, von Baden. Ottacker
25'' setzt Hermanns Vermählung mit Gertruden ins Jahr
1249 — daß die Vermählung vor dem 23 mai 1249 fällt,
lehrt die Urkunde bei Fischer 2, 208 — und läfst ihn
im vieiHe?i Jahre darnach sterben, 25**, also 1252. den
tag ohne angäbe des Jahres nennt das todtenbuch Klo-
sterneuburgs, Fischer 2, 112, iv Non. (Ö67oZ»m) Herma-
iius dux Austrie et comes de Paden. er liegt auch da-
selbst begraben, nach Fischer 1, 107. die ungewissheit
unseres dichters über den ausgang Hermanns, z. 1063/".,
wird daher wohl einer Verwechselung Hermanns mit dem
278 ZU SEIFRIED HELBLING VIII
erste/i reichsveiuroser Otto von Eberstein zuzuschreiben
sein, tvclchov noch im Jahre 1248 oder 1249 mit mehre-
ren inisvergniii^ten zum kaiser nach Verona zog, unter-
tvegs überall gewalllhätig' angehalten ward und niemals
tviederkehrte. vergl, A. Rauch österr. geschichte. IVien
1781. 3, 34.
8, 1082. er sprach, ez ist allez min. charakteristisch ist die
äufserung welche dieser stelle Helblings entsprechend
Ottacker 103" detn künig vcn Böhmen in gleichem sinne
in den mund legt. Ottacker zieht nämlich an der gränze
des gebietes von Aquiloja und spricht sein heer, das sich
bereits Rom nahe wähnt und sich unheimlich in Jener ge-
gend fühlt, also an ich wil läzen iuch daz sehen an,
swenn da her kumt ein Pölän gevarn ode ein Beheim,
daz den dünkt er si da heim, sol ich der jare werden
alt, als verre muoz min gewalt werden volrecket und üz
ein ander gestrecket.
8, 1097. ze Lugidani daz ergie. diese von allen bisherigen
so abweichende angäbe Helblings über de?i ort der kö-
nigswahl Rudolfs von Habsburg ist eben so auffallend
wie das bekannte allseitige schwanke?! über den tag der
wähl, vergl. Gerbert cod. epist. Rudolf s. 2 ?iote 3 und
s. 7 noteZ. dafs Lyon nicht der oj^t der definitiven wähl
Rudolfs seilt konnte lehrt schon der ei'ste brief des kU-
nigs an den pabst nach der würklichen wähl; ob aber
nicht eine der viele?i Verhandlungen, vielleicht sogar die
bestimmendste (post multos et varios de futuri regis ele-
clione tractatus sagt Rudolf selbst im eben erwähnten
briefe) zu Lyon im heisein des pabstes und concils statt
hatte wäre erst noch genauer zu untersuchen.
8, 1165. der künec einen hof gebot. ' üf sunt Mertinstac
d. i. 11 nov. 1274, und nach Nürnberg. Ottacker 121*.
8, 1200. von dem Rin huop sich her uider. sept. 1276,
nach den reges te?i bei Lichnowsky gesch. d. hauses Habs-
burg bd l. n° U8jf.
8, 1208. der Beheim künec wart erslagen. 26 aug. 1278.
F. Palacky gesch. v. Böhmen 2, 275.
8, 1210. in kurzen jären da nach lech er diu laut den kin-
den sin. die belehnungsurkunde d. Augsburg 27 dec.
zu SEIFIUEÜ llhLbLiiX; Vlll. 1\. \lll 27i)
1282 hat A. Hauch ö.sferv. •fv.schichtc, im anhange des
3 bdes s. bl.
», 1212. uml kcrle wider zm» dt iii Hin. das war schon J'rii-
hor ireschehcu. dir letzte aus Österreich datierte Urkunde
liudulfs ist t'uui \n Juni 1281, Biihmer regesta 4408.
8, 1215. in ercn starp der \v«Mdc hell. Gennersheini \bjuti
1291. Böhmer s. 251 nach Gerbert <;lxiu.
8, 12 IG. ein ander küuec wart erweit. 5 mai 1292 zuFranh-
f'urt kihiig Adolf. Böhmer a. a. o.
8, 1221. nü ist der auder kiiiicc tut. Adolf, 2 Juli 1298.
Böhmer s. 262.
8, 1223. und ein werder lierzoge. Friedrich der streitbare
ist gemeint, vergl. zu 8, 1057.
8, 1228. der alle Uaselouwa-r. vergl. zu 2, 443.
[9, 129. flieht verstehe ich nicht, gebt mir daz gwant her
unde pflilil und im folgenden versc unib diu samen für
alles das zusammen? J. Giumm.]
9, 142. die Gumpoltes gigen. zur vcrgleichung ivill ich hier
anmerken dafs im viertel unterm JVienerwald nahe bei
Baden auch ein uralter l andesfurstlicher markt liegt der
Jioch jetzt Gumpoltskirchen heifst. einem bischof G um-
polt von Pafsau, an den die kirclil. topogr. 4, 127 als
erbauer der kirchc zwischen 915 bis 931 erinnert, kann
aber der name des oi'tcs nicht zugeschrieben werden, weil
es einen solchen nie gegeben hat, ebenso wciiig einen
bruder Leopolds des erlauchten aus dem hause Baben-
berg, dem eine zweite sage die benennung zuschreibt.
\ich denke die Gumpoltes gigen an einen hähen ist ein
sprichwörtlicher ausdruck für ' seinen spott ?nit einem
trcibe?i ;' vergl. gumpelman gumpelspil gumpclwise und
der gl. Haitt.]
13, 15. von Hartek waren zwen erkant. Otto und Konrad
fielen in einem blutigen treffen gegen die Kumanen am
26 Juni 1200 bei Staat z im viertel unterm Manharlsberg.
das todtenbuch Kloster -Neuhurgs, Fischer 2, 108, hat
hierüber folgende stelle vi Kai. (lulii) Otto Chunradus
comites de hardek. Chadoldus orplianus. Chrafto de Slevntz
occisi cum aliis multis circa Slevz obierunt. mcclx occisi
sunt, mit Otto und Konrad starb der haupt.stamm der
280 ZU SEIFRIED HELBLING XIII
alteji grofen von Hardek aus. sieh Wifsgrill 4, 103
und ßlgc hinzu Otlaekcr 7Vß\, wo die ganze begeben-
heit aus/uh?'/ich c7'zählt wird.
13, 23. her Kol her Kraft von Sliunz. über Ki^aft sich die
vorhergehende amncrkung, Kolo de Sleunze et Otto frater
eius ßnde ich in einer Urkunde vom Jahre 1213 bei hu-
dewig rcliquiae ?nss. 4, 37.
13, 32. Heinrich, Hadmar, Alber, von Kuonrinc, die söhne
ffadmors des 2/^, erschein e?i alle drei in einer Urkunde
d. Zwettel 5 jäimer 1220 bei Link 1, 274. vergl. das
namenverzeichnis bei Ulrich v. Licht. JVifsgrill 2, 49.
Hohcncck 3, 90^. Hormayrs archiv 1829 s. 209^.
U7id F. Kurz Österreichs handel in alt. zeiten. Lins
1822. s. 133. übrige?is Helbling unten 15, 169.
13, 33. Kuonrinc, Witrä, Tiernstein. JVeitra im viertel
ob dem Manhartsbergc nordwestlich von Zivettel loar der
sitz Heinrichs; Tiernstein, jetzt Dürenstein, an der Do-
nau bei Krems jener Hadmars.
13, 39. von Tiernstein her Liutolt. das hier und z. 37
und 38 angedeutete bezieht sich wahrscheinlich auf die
der schon obeii erwähnten Unterwerfungsurkunde Liutholts
(bei F. Kurz Österreich unter Ottoc. und Albr. 2, 215)
vorausgegangene ächtung durch den herzog Albrecht.
[13, 42. zyka. vergl. cicha Doc. misc. 2, 205. J. Gbimm.]
13, 43. von Valkenberc der alt Rapot. vergl. zu Ulrich v.
Licht. 474, 25. ivie man aus der Urkunde d. IVieji 12 dec.
1285 bei Fischer 2, 285 sieht loar der alte Rapot iri die-
sem jähre nicht mehr am leben, zugleich mit dem in
der zeile
13, 56. die wile er was dö lebt ein man . . . von Missouwe
her Otle, erscheinenden Otto von Meissau ßnde ich ihn
als zeuge an einer Urkunde vom ^ juli 1248 bei Fischer
2, 206. über Otto vergl. Ulrich v. Licht. 93, 1 und die
übrigen stellen im vei^zeichyiisse der namen. der oben
zu 5, 63 angeführte Stephan von Meissau war dessen
söhn, vergl. Hanthaler recens. 2, 108.
13, 69. die edelen Weisen. Seifried und Kadolt erscheitien
oft in Ulrichs v. Licht, frauendienst, sieh das namen-
zu SEIFIUEÜ IIELBI.ING XIII. XIV. XV 281
vers., dann in Enonkcls fuvstcnbuch hei Rauch I, 3iG,^'.
vergl. oben zu 13, 15.
[13, 129. j^ebrireii rzr gebriscn? J. Grimm.]
13, 139. hinz dem Aiiiiise, nämlich an die Enns.
13, 169. der lanlvridc ist sA guot. sieh zu 1, 786.'
13, 181. von einem guotea Pölliiigfjere. vergl. zu 1, 314.
13, 190. von La unz an den Meinliartsberc. Laa an der
grunze Mährens, Junf stunden östlich von Reiz, der
Manhartsberg zieht sich von dieser stadt südlich bis ins
Dunauthal herab, nämlich bis an den Kamp, eine stunde
nordöstlich von liretns.
14, 15. der biderbe berzoge Friderich, der letzte Baben-
herger, wie oben 8, 1057.
14, 40. vreidic sam die Beier. vergl. oben zu 1, 438 bis
443.
14, 74. s6 guot vride wart noch nie. vergl. hiei^mit tvas
F. Kurz Österreich unter Ottoc. und Albr. 1, 231 über
den leider nur so kurzen friedlichen zustand Österreichs
während der regierung der söhne Albrechts bemerkt.
15, 169. was der von Küenringe da. wahrscheinlich ist
Leuthold gemeint, vergl. zu 13, 39.
15, 171. ich wa'ne dalze Velsberc. jetzt Feldsbei'g im vier-
tel unterm Manhartsberg nahe an der mähi'ischen gränze
und eigenthum des Järsten von Lichtenstein, vergl. die
stellen in Ulrichs v. Licht, frauendienst nach dem Ver-
zeichnisse der namen.
15, 221. dö enhalp Tuonouwe j^'. von hier an beginnt die
Schilderung des einfalls und der belagerung Wiens durch
Andreas den Zn den Venezianer, über dessen veranla-
Iqfsung und verlauf ich vor allem auf J. Czechs aiif-
satz in Hormaijrs taschenbuche ßir 1831 .v. 135 — 168
verweise, wo auch die entsprechenden stellen Ottackers
angezogen sind.
15,224. unz an den Semernic. das ist an die gränze Steier-
viarks drei stunden südlich vo?i Neustadt. — südöstlich
von diesem berge liegt
15, 225. der Hairlherc, jetzt Hartbergerkogel genannt, ?iö?'d-
lich vom Städtchen Hartberg in Steici^mark, acht meilen
7iordöstlich von Graz.
282 ZU SEIFIUKD HELBLING XV
15, 227. bi der Litä hin ze tal, also dem laufe de?' aus den
südlichen bergen nach nordost JUefsende.n Leitha nach.
[15, 259. bascman? Pazman ist ein österTeichischer name.
vergl. Pazmaiisdorf tceisth. 3, 694. J. Gkimm.]
15, 288. in ist Eberstorf gegeben, das jetzige Kaiser-Ehei's-
dorf nahe dem aiisjhij'se der Schwechat in die Donau,
zwei stunden südöstlich von ff'l'en.
15, 304. ze des Pibers türlin. ohne zweifei ein ausfallthür-
lein des Pibcrthuvms der noch viel später erscheint (Schla-
gers fi'lener skizzen aus dem mittelaltei' 1, 166) ander
stelle der jetzigen Biberbastei. Hormaijr gesch. fViens.
\r Jahrg. 2r bd Zs heft .y. 69*.
15, 337. owe her schenk von Hüsbach. es ist schwer zu
entscheiden welcher aus diesem geschlechte hier gemeint
sei, da man zwischen Ulrich Gundacker Heimlich Gott-
fried und Konrad in den urkundlichen stellen bei Jf^ifs-
ginll 4, 212 aus dieser zeit die wähl hat. die voi^dere
und hintere Schenkenstrajse zu Wien ßihren aber noch
heute diesen namen.
15, 343. die burcgräfschafl ze Brücke, ohne zweifei Brück
an der Leitha, das hart am gemerke, z. 345, Ungarns
liegt, vergl. oben zu 6, 131.
15, 347. diu werden Priuzel. einer davon war Heinrich,
wie man aus Ottacker 74' sieht, der andere Bernhart,
sie erscheinen allenthalben zusammen : so bei Ulrich v.
Licht.; dann bei Enrnkel, Rauch 1, iioOjf.
15, 353. Richerstorf sie kriren. hier wie oben ist der kämpf
Belas mit Ottacker iyn jähre 1260 auf dem Marchfelde
gemeint, welchen Ottacker 73'' bis 76'' schildert. Rei-
chersdorf liegt auch in jener gegend, ganz nahe dem oben
zu 6, 79 nachgewiesenen Bockjlies.
15, 355. fugat fush mingrel. vielleicht fussatok mind el d. i.
lauft alle davon! vergl. Ottacker fuscho meyn gele, so die
hs. y fol. 24 V. a. die nächste zeile gibt keineri sinn.
15, 3d8. bi herzog Friderichen. abermals der letzte Ba-
benberger, wie oben 8, 1057. 1223 u. s. w,
15, 392. Kuoorät von Marchecke, diesen Konrad finde ich
in den mir zugänglichen quellen nicht.
15, 452. Kuonral von Silzenberge. während ich mehrmals
zu SEIFIUED HELBLING XV 283
einen Cnonradus de Sizcndorf um diese zeit urliundlirli
naclauu'i'iseTi vennn^, finde ick nir^^e/ids einen ron Sitzen-
bei'i^-, jetzt einem darf mit lierrschaßliehem schloj'se im
viertel oh dem JUenenrnld etwa eine stunde nordöstlich
vom stifte Herzof^^enhurp^.
15, 503. Uorou Kirclienprel SwAbdorf sant Peternel. siimmt-
lieh in der umgegend von Bj'uck an der Leithn gelegen.
Uörou hart an der alten Parndorf'er schanze, nord-
östlich von Brück; Kirthenprel jetzt Prellenkirchen auf
der anhöhe östlich von liohrau ; SwAbdorf ye<^/ Schwa-
dorf nordwestlich von Brück an der Piesting ; Peternel,
das ist Petrnnell an der Donau nördlich von Bohrau am
anfange der schanze.
15, 522. der bischof von Gurke, es könnte nach der rei-
henfolge der bischöfe {Marian österr. klerisei 5, 524J
nur Hartwich sein, 1280 — 1298; doch scheint mir hier
eine Verwechslung mit dem bischof von Seckau eingetre-
ten, sieh unten.
15, 570. der bischolf von Golelschä. Johannes bischof von
Ixolocza, wie 7nan aus dem jetzt bei Lichnowsky 2, cclxxvii
gedruckten friedens- und gränzvertrag vom 28 august
1291 sieht, ich setze die betreffende stelle hierher, weil
sie auch die sonstige?i vermittler des Vertrages nennt,
vergl. zu 6, 79. Lodoiiicus Strigoniensis et Johannes (]o-
locensis dei gracia ecclesiarum archiepiscopi, Gregorius
banus comes JNytriensis et Barosiensis, magisler doniini-
eus quondani palatinus, Wernliardus Pathawiensis et Leo-
poldus Secowiensis per eandera graciam ecclesiarum epi-
scopi, Stephanus de 31yssowa et Conradus de Pathundorph
ordinatores et arbitratorcs per illustrissinios principes An-
dream dei gracia regiii Vngarie regem illustrem, domi-
num Albertum eadem gracia ducem Austrie Styrie, domi-
num Carniole 3Iarchie et portus Naonis deputati. über
die Verhandlungen vergl. den aufsatz Czechs und die zu
demselben bezeichneten stellen Ottackers, der auch sonst
über diese Verhältnisse sehr ausführlich und, wie auch
Czech note 54 bekennt, sehr wohl unterrichtet ist.
15, 599. gräf Myssa und gräf Ybän. unter dem grafen Myssa
d. i. Moses ist entweder der zu 15, 570 genannte comes
U84 ZU SEIFRIED HELBLING XV
Nytrieusis oder der graf von Tolna tind Bodrog zu ver-
stehen, verg/. A. Leholzkij stentynatographia Hungariae.
pars i *. 118. 134 und 153. graf Yban ist der schon
oben 5, 63 erwähnte graf von Güssing.
15, 661^. Hiulberc unde Starkenberc. die übi'i-
gen orte sind bekannt. Hiinberg ztvei u?id eine halbe stun-
de südlich von Wieji, eine nordöstlich von Lachsenburg.
Slarkeiiberc, jetzt Starhenberg, westlich von Neustadt
am Halten gange zwischen JVopßng und Ober-Piesting ;
noch jetzt sind die ruinen der ausgedehnten veste die be-
deutendsten im ganzen lande.
15, 685. der bischolf von Gran. Ludwig, s. oben zu 15, 570.
!5, 693. der von Vetzprem. bischof Betiedict von Vefsprim.
s. Czech s. 155.
15, 699. der bischolf von Rabe, yindreas. s. Czech.
15, 705. der von Vünfkirchen. bischof Paul. s. Czech.
15, 749. die Vizze. die gegend um die Fischa, die allent-
halbe?i bei Enenkel und Oltacker unter diesen namen er-
scheint, die Fischa selbst ergiefst sich bei Fischament,
vier stunden östlich von Wien i?i die Donau.
WERNHER VON ELMENDORF.
Pergamenthandschrift des \An jh., 10 blätter in quarty
n°. 1056 in der bibliothek der Augustiner chorherren zu
Kloster - Neuburg . das gedieht gehört dem 12n jh. aji.
zwei bruchstücke aus einer hs. des 13// jh. (z. 87 — 155.
356—420) sind abgedruckt in denaltd. bliitteyvi 2, 207—210.*
HOFFMAJ\N V. F.
* für die unter den text gesetzten Vermutungen bin ich verant-
wortlich. Haupt.
Diner rede hat ich gedacht;
Di het ich gerne vollinbracht.
Do zcu bedarf ich einer volleist;
Di such ich an dem heyligen geisl,
Daz er mich daran beware, 5
Lies 1 , Einer
WEUNIIER VON ELMEiNDOHF 285
Vn swer si gcliorc, daz er so geiiaro
So cz sye sin fi-iimo vn sin crc.
Daz (lidih'f der pliaplic Wcrnere,
Von l^hnindorf der capeian,
Vn lialez dureh daz getan, 10
W'andez ane gebot vnde bal
Der probisl von Hcligcnslal,
Von Kiniindorf her Ditericb.
Da zeu denuileget licr sich
Vn liz mich in sinon buchen 15
Di selbe rede suchen.
Nv sta ich zu uwir allir gebolc,
Daz ir mir gnaden hellilt zu gote.
Wenil daz ich iz au mime hercen funde.
Der rede han ich gut vrkunde. 20
Vn allim ist daz vrkunde heyden,
Dar vmme lazet v di rede nicht leyden.
Ich sage vch durch welche not.
Wan do Salomon dein tragen menschen geboth,
Her sprach 'sich in der amciten schüre: 25
Di spisc wirt ir nvmmer Iure,
Si samenet in der erne also vile
Daz si al daz iar lebit mit spile.'
Waz meinet her do mite?
Daz wir besseren vnsir site im
Vn der tugende so vil zcu samene lesin
Daz wir vmmer mit gnaden wesen.
Sol ich an ein wurmelin sien
Wi ich den vntugenden sule inflien,
So muz ich an eime heyden wol merken 35
Wi ich nach den lugenden sule wirken.
Ouch en sit dez nicht ane wane,
Ich ein habez ouch durch daz getan
Daz sich alle di schämen
Di sich in crislenemc namen 40
Zcu den boshevden keren.
11. ane] ime? 18. helfet 19. VVtXnet ir — funde als frage?
21. Allein ist 25. in] an? 33. ein» 38. Ich enhabez
4 1 . ei/i vers fehlt.
286 WEHNHKR VON ELMENDüHF
Iz ist manic cristen man
Der gniick wislieit kan
Vn si an sich selben inne keret, 45
Noch eyner den anderin nicht lerel,
Vn in tut doch so vile
Daz her si mit lust oder mit spile
An ein blal gescribe,
Daz man sin gedenke nach sime libe. 50
Diz ist ein iamir vil grose.
Also ierit ein gedene sinen gnoze.
Daz mach man wol versuchen
In den heydenischen buchen.
Iz in hilft vbir al nicht 55
Daz man en burnet eyn licht
Vn beslurzil iz vndir eyn vaz ;
So in sehet nieman deste bas.
Ouch em sal her nvmer riche werden
Der sinen schätz begrebel vnder der erden. 60
Diz selbe gedute
Get an di lute
Di di anderin wol geierin kiinnen
Vn in der selikeit nicht gunnen.
l*" Doch in ist ez so nicht bliben, 65
Vns si also vil gescriben
Von vnserin heyligen voruarin
Daz wir di sele wol mugen bewarin.
Nv denke ouch zcu denie libe,
Daz ez vmbewaril inne blibe ; 70
Wanne wirt er in den eren erzogen,
So blibet di sele vmbelrogen.
Dv salt beuelin al din leben
Vil getruen ratgeben :
Dez warnit dich alsus 75
Der wise man Salustius ;
Her spricht ' so gach si dir zu keiner tat,
Dune suches e diner frunde rat;
Du tust anderes lichte daz dir nicht touck/
Salomon her sprichet ouch 80
45. niene 52. gedene] beiden? 59. cnsal 70. niene 80. der
WEKiNIIEK \ ON ELMENDOUF 287
' Üiiic oiijjon sulhMi diue wrrc bewarin."
üaz spiiiliel, dci- rat sal vinmcr uoriiarin.
üri sacliiii hören an den rat.
Da by alle tiijjcnl nu slat.
üaz eine daz is crc, daz ander Ironte, 85
Daz dritte \vi man do zu kome
Daz man dnicli liebe noch leyde
P^rc VM IVomc vmmer nicht gescheyde.
W az solden si sundir?
Ir newcdir in touc ane dar andir. 90
Tvlius sprichel von deme ralj^cben.
Her suUc selbe wislicli leben
V n suUe an allen sacliin vorsehen
Waz danach mujje gesehen,
Waz zu beiden banden muge komen, 95
Beide zu schaden vn zu Ironien,
Daz her danach nicht in dürfe sagen,
Als man den schaden beginnet clagen,
Daz her dez lutzel dechte,
Daz her also kumen machte: 100
Her schämet sich ouch zu späte
Nach dem schedelichen rate,
IfMan abir sprichet alsus
Der wise man Bohecius
' Iz in kumit nicht zu der wisheite 105
Daz man sich donacb breite
Daz nu geschafiin ist ;
Man sal daz ende prüfen mit rechter list.'
Valschir frunde der ist vile :
Da Avur liule dich zalleme spile : 110
Wenne suchez tu iren rat
Vmme eine scheideliche tat.
Sine wellen dinen zorn nicht erarneu,
Daz si dich dines schaden gewarnen.
An dine worl wellen si ien, 115
Daran machlu ire bosheit wol sen.
90. daz ander b {bruchstück j woraus hiev nur angeführt wird was
den texl befsert). 100. her] iz b. 103. /. Wr.o aber: Dan
.nie b. 106. bereidc b. 112. scliediliclie b.
288 WEKNHER VOIV ELMEiNDORF
Si flizciit sich alle geliche,
Welcher dich aller suzelichis bcswichc.
Diz iz allez dem vil na;
Des waruit dich Seiieca. 120
Nv merke ouch da mite
Der gctruwen ratgeben site.
Swer dir vaste zu sprichet
Vn mit scharfen Worten slichet
Vn dich diner duniheit berufil, 125
Daz is der diner eren gebruchil.
2" Der sin vil di sich getruwe sagen
Vfi dez an deme hercen nicht tragen.
Der in kau sich sundir nicht genennen ;
Hi an saltu si bekennen: 130
Si dringin sich an dinen rat
Vn loben alle dine tat;
Si kunnen sich also flien,
Alse si vnder dinen wusen wellen lieti.
An di list han si sich geflizen, 135
Di geswasheit wollen si witzen;
Da mit beginnent si dich twingen,
So mustu all ir liet singen.
Her is wis der di zungen midet
Di vor salbit vn nach snidet : 140
Vil suze ist ire gecose,
Daz ende wirt dicke hose.
Manie is der sich inne versinnel
Als man in loben beginnet,
Vn denket an sime gemule, 145
Is kume von siner gute
Vn von siner frumekeit,
Vn kumez zu groser erbeit.
Dez muget ir bispel hören
De rege Medoruni, 150
Daz spricht von Meden riebe ;
Daz bispel warnit vns alle gliche.
118. suzlichest b.
126. gerochit b.
127. /. sint
ist b.
129. sich] ich h.
130. fline h.
143. nie ne b.
148
knmit iz b.
VII
WEUMIEK \ ÜN ELMEiNDOHF 289
jfMcrses waz der kuuic getiant ;
Her iiiitot siiicin volke in da/ (^riciiiiilaiil.
\\ anue uierdes bediichte, 155
l)az liei iz wol breiigen niiiolilc.
Aiser der unmu zu hegan,
Her sanienet sine beisle man
\'u redete mit in stille;
Her sagete in sinen willen, lf>0
Her sprach In vnibe wil ich wucrs rates leben.
Do antworte im ein sin ralgebe
Heil du kunic hcrrc min !
Selic nuisiz du vnnner sin !
So ne mugen sich di Crichin nicht bereiten 165
Daz si dines volwigis crbeiten.
Vorwar wil ich dir iz sagen,
Zu der flucht wellen si sich gehaben,
E wir in daz laut kumen :
Andirs in mac in nicht gelrumen. 170
üiz is al min kummir.
Do sprach ein andir
Nehein angist han ich so groz,
So wir daz laut vinden bloz
Vn itel di bürge veste, 175
So ne weiz ich wan dise edelen geisle
Ire manheit bescheiden.
Den iarair mac ich weinen ;
Diz iz al min kummir.
Do sprach ein andir 180
' Is wirl ein groz gedrenge.
Daz mere iz vns zu enge,
Vnser schifherre in mac ez nicht gelragen.
Diz ist al min angist daz ich habe,
Daz wirrit mir dar vndir.' 185
Do sprach ein andir
'AI ein han ich iz lange vorborgen,
Doch sage ich wes ich sorge.
Hi is zu rosse so manic riter gemeit
153. Perses ft; /. Xerxes 155. merdes] indes? 157. uninäze begaii
176. wa geste 177. bescheinen 183. schifhere 184. daz] die
Z. F. D. A. IV. 19
290 WERNHER VON ELMEiNDORF
Daz ich in wez nehein velt so breit, 190
2'' Ob iz in volcwigis gesladete,
Daz ez vnimer icht grünes me geladete.
Diz ist al min kummir.'
Do sprach ein andir
'Ich niuz nu sprechen zu leistz, 195
Wandich in kan iz nicht allir best^
Ouch lide ich iene not,
Talanc in hortich neheine also groz,
Swenne wir beginnen sciezen,
Wi iz der hirail sulle geniezen. 200
Iz is damit al getan,
Der luft in mac vnsir gescor nicht vntfan."
Di heris craft sagelin si so groz
Daz der kunic wenit sin der gote gnoz.
Sin gemute begunde do stigen. - 205
Do ne mochte nicht langer geswigen
Deme rat der aide ;
Der sprach do vil balde
Aiser wol wiste
Daz ez komen solde zu letzste. 210
'Herre, bistu dez gewiz,
Daz here, daz hi gesamenit iz,
Daz du an furchtin macht
Dich verlazen an sine craft?
Nicht in ist so starc uf der erden, 215
Ez en muge verwnnen werden,
Vn so daz here ist von grozeren creftin.
So man iz wirs mage berichten,
Vfi swanne man iz berichten nicht in mac,
So beginnet dir der lediste tac 220
Der dir ie quam zu banden.
So wirdistu zu maze dinen vinden.
Berichte dich nach der heren gelfe.
Du verheisches wol waz iz helfe.*
Diz sprach der aide deme rat; 225
Vnde also quam ez an der tat
190. enweiz 192. gehabete 195. ze leste 197. eine
202. gescoz 207. 225. Demärät 220. leidiste
WEKNFIER VON ELMEXDüflF 291
Daz der kunic sin ere verlos :
Kumme iutran er sigelos.
M^v merke an disme gedichle
Wedir man mit mereme rechte 230
Volge zu den erin
Den valschin lugencrin
Oder den sielin luten
Di di warheit wol kunnen beduten.
Bistu rechte becanl, 235
Du veres zu der bezzeren hant.
Ouch wil ich dich lerin
Dez du bcdarft zu diner erin.
Alle tugent saltu minnen,
Daz saltu an deme rechten beginnen. 240
Daz recht iz ein sulich tugent,
Alsir alle merken wol mugent,
Daz niman iz so hose
Den ein andir so wil genofe,
Mac her sin recht erstriten, 245
Er lezet ime vngerne engliten.
Owe manic den anderin verstiezen
Vn im dez sinez nicht lieze
Vn in almelalle verdrunge,
Ob in des recht nicht twunge. 250
Nicht in hat vns die natura bescheiden
Me denue den vihe an der weiden.
Si gab vns alle dinc gemeine.
Do begreif sumelich al eine
Dez manic leben muchte. 255
Dar vmme salzste man daz gerichte,
Daz man vngerechte lule twunge,
Daz igelich den anderin nicht vordrunge.
3' Swer da gerichte hat gerne,
Dem is ist gut daz her lerne 260
Wi der arstit tut mitten wunden :
Is da dehein gelide sich vnder den gesunden
Vn geset er, daz ez nicht mac genesiu,
244. so vil geneise 246. Er 1. ez 247. verstieze 250. daz
252. dem 263. gesihet
19*
vy*2 WEKNHEIl VON ELMENÜORF
So sal erz also f;;ereil wesen
Daz er mit sineme wafene ablose; 205
Ez machit andcriz alliii den lib böse.
Diz gctrillet zu den bösen wichlen
Di da niman niac berichten;
Di sol man von den tagen tun,
Daz gute Inte mugen gerun. 270
üucli wil ich dicli lerin
VVaz Seneca si»richit von den richterin,
Daz er also dicke schuldick si
Alsc nianigen schuldigen er lezel vri ;
Wander also zcu gerichte sal sitzen. 275
Daz in brengen von sinen witzen
Wedir gut noch zorn.
Durch di wirl manic reth urtil virkorn
Vn lidet man manige uorchte,
Dez man nicht dorfte, 280
Si leten kurcer reda zva :
Sus saget uns Seneca :
Der di mochte geslilleu,
Di lule beten al iren willen;
Daz spricht, wene min vfi din, 285
Di lule mochten al mit gemache sin.
Teilele al geliche,
Wir werin al ebenriche,
Sone dorfte niman ermeliche lebin ;
Nv muz der riche dem armin gebin. 290
Daz sint allir tugende meiste
Vn kumit von eime milden geiste.
Mildekeit iz ein tugent.
Di ir alle gerne minncn mugenl.
Si tut dich ein anderin des gunnen 295
Dez tu mit pinen has gewunnen.
Si ne lezet dich frume habe nicht gerin,
Din eigen tut si dich wol enperin.
Owis leidir manic tumme
Vn nicht weiz hier vmme, 300
265. erz 272. dem rilitaerc 281. Sine? 287. man fehlt .
297. fremder habe 299. \u ist
WEn.MIKU VO.N KL.MKMJOMF '29A
Vfi woiiic sich kcrin ;m «li mildekeil
Vfi beyrilil sich mit der iickeil.
üaiaii iz er so viilorstinneii.
üaz iiiic sine vonlerin hcHeii •jewuiiiieii
l)az vorgehil er zu viisliiiidcii 'M)^t
Vii wirt so mit kümmere verladen
Daz er sich dar uz in kan nichl, intwirken.
Daz salin rechte niirken,
Vii willu mir ichtez j^etruwen, 310
Vffe diseu j^runt salin nichl bnwfrn.
Manie lia( daz zcn sitin,
Als man in beginnet biten,
So wirl er dinier nmmc sin ougen, 315
Si dunkit in vnnutzze,
80 wisel er ein vnfrolich anllilze.
Diz kumit von einer siner gute.
So claget er sin armute,
Groz angist gel in ane, 320
Gerne wer her danne,
Er gel here vnde dare ;
So wirt der ander wol gewarc
Daz da nicht in ist gewunnen.
Dez siten wil ich dir nicht gunnen. 325
3^ Is daz du gesis den armin,
So laz en dich erbarm in
Mit dinem gutem willen.
Du in salt im nicht gestalen 330
Den hungerigen salin säten ;
Is er nackeit, gib im daz cleit.
Ein wort weiz ich so leit
Noch zcu sprechene so schemeliche
So daz wort ' ich bite dich.' 335
An deme gebene ist nichl so gutes
So daz man neme vn gebe al eines niutes.
Iflanic man bitet durch not
\ n wirt zu hant von scanien rot ;
301. Und waenet 306. eüi vers fehlt. 315. dinster ein vers
fehlt. 318. deheiner? 3..>6. gesihesl 329. ein vers fehlt.
330. sin niht gespoten? 333. Debein
294 WERNHER VON ELMENDORF
Dar an tut er wol schin, 340
Her liez ez gerne, mochtes sie.
0 wi selicliche er tete,
Der deme ge e dan her bete,
Daz her dez schamin erlazen were ;
Sone weiz ich keine gäbe so dancbere. 345
Is sint allir schänden meiste
Daz man vil gelobe vn lulzil leiste
Vn di lote mit schöner rede leite.
Mauigeme iz liber, e er zu lange beite,
Daz man im zu haut versage, 350
Dan er ein itele hofFenunge trage.
Swer dan get in richte,
Der zwiualdiget sine gifte.
Woch wil ich dich lerin,
Dez du bedarft zu dinen erin. 355
Din gut gib nicht zu rome
Noch zu vil wider dime richtume.
Verermistu dich mit gufte,
Da nach volget vil lichte
Daz dir vbele mac gezemin ; 360
So mustu eineme anderin nemin
Da« du den anderen hates zu gebene :
Daz gezimit ubil gutes mannes lebene ;
Vü ienen den du minnes
Mit dem gute daz du sus winnis, 365
Er in ist din frunt nicht vil deste baz :
Von deme anderin hastu steten haz.
Dem du sin gut hast genumin ;
Des wechseles machtu gerne abekumin.
BToch sol ich dich lerin 370
Dez du bedarft zu dinen erin.
Also setzze din gemute,
Dustu imanne keine gute,
Dez du inne genuzis
375
Du weris ouch vil vnforsunnen,
343. gaebe e 352. git 358. gifte b. 374. nie ne b.
375. sich daz du iz ime nit airwizis b.
WEHNUKK \0N ELMK.NDOIIF 295
Swodu den Iruul uiil diner cosl hetes j^ewuiiueu,
Daz du in verluris uiil diner zungc
]!Voch sol ich dich Icria 380
W estu bedarll zu dinen erin.
Biginnel dir iniau sin no» clagen,
üenic saitu mit arclisten nicht vorsagen
Keine bete.
Also der kuniuc Antugenes tete ; 385
Do in ein dürftige eines pundis bat,
Er sprach so groz were dir nicht gegat.
üo bat er in eines cieinen dinges,
Eines einiges phenninges.
' Dez mochte ich mich' spracli er schämen 390
4* Miues kuniclichen nameu,
Daz ich gebe also deine.'
Sus in tete siner bete keine.
Daz weizgo der riebe,
Er uersagete mir bösliche, 395
Ob er ez gemirken künde,
Er in gebe mir nicht zcu vil au eiueuie phuude
Durch sine kunicliche ere.
Noch ouch des nicht zu lutzil in were,
Daz er im einen piienninc tete, 400
So in ein dürftige bete.
JMichil baz tete ein ander,
Der kunic Alexander.
Do in ein arme gnadin bat,
Er gab im wol gebuete stat. 405
Des ginc den armen angist ane,
Er in waz der almusen nicht gewone,
Er waz arm vü bloz,
Er sprach 'mir ne gecimit keinen gaben so groz.'
Do sprach der kunic riebe 410
'Ich in ruche waz dir geliche. »
Waz achtich uf dineu cranc lebin?
379. diz widir radin ich aldin unde iungin b. 385. antigonus b.
393. sus ne teder b. 394. weiz got b. 395. 397. mir] ime b.
409. necliein gäbe b. 412. dinen krangin lebin b.
296 WERNHER VON ELMENDORF
Ich weiz wol waz mir cimit zu gebin.'
Bfoch sal ich dich lerin
Dez du bedarft zu dinen erio. 415
Daz salin kunuin begatin,
Welche dir dine habe zu meriu statin
Kerls an des armin gute
Oder an daz riehen obirmute.
Der riebe wil dir liebe han getan. 420
Daz er dine habe wil inphan ;
Er denket oueh do bi
Daz er von sime gelucke kurain si.
So hastu im ein groz dinst getan ;
Ich in weiz waz ez dir muge uerstan. 425
Du wenist zu hant fruntschaft vinden ;
Si werit seiden von dem vater zu dem kinden.
Gesistu einen armen,
Daz schinit alse si dich al erbarmin,
Ez komit ouch also, 430
Von hoffenunge werdin si alle l'ro.
Du gewinnis nicht ire allir minne;
Si wizzen daz wol in irem sinne,
Swaz du in gibis dines gutes,
Daz du irs darvmme nicht vermutes. 435
Wen daz din gnade eineme teit,
Si hoffen, ez si in allin gereit,
Swanne si iz an dich gesinnen.
Hi saltu fruntschaft gewinnen.
Von tummir minne saltu dich hüten ; 440
Si lenget sieh seiden mit guten,
Si kumit dicke zcu leide.
Wil tu daz ich dir daz bescheide?
Manie wunsehit siner ammen 445
'Muste si eine sucht ligen
Daz ich dir doch so muse wisin
Di sucht wolde ich vmmcr prisin.'
So denket ein andir an sine mute
417. wedir dine b. 419. des b. 421. gäbe b. 423. /. cz
435. ? 436. tuot 440. Vor 444. ein vers fehlt. 446. liden
449. muoter
WEHNHEH \'ÜN ELMENÜOIIF 297
Eia, reclileii f;iile, ioO
S(»l(]e si riiinin daz laut !
Mit ir wol ich zu liaul.
Lcbir helle ich daz si in eilende were
üaz ich ire iiininiermere . . . .'
4'' So denkel ein aiidir slille 455
'Daz mere in isl nichl niine wille
Daz sinenic lietc zu lebin
Wenne daz ich ir sohle gebin ;
So brechte si wol ininne
Mit wckheme hercen ich si mirine." 460
Daz vcinde viidir in soldcn,
Daz wunschin di turnmen iren holden.
Nv merke di selben niinnen,
Sw'i suzelichen si ire beginnen,
E si sich vmmer gelendc, 465
Si vn der haz nemint al ein ende.
Also me is ime zcu mute
Deme sin niinne nicht wirt so gute
Alse deme der sinen anden
Nicht mac gerechen an sinen vinden. 470
Nu lobich nicht vil baz
Der tummen minne denne den haz.
ülToch sallu ralis lebin
Vmme deme gift in saltu nicht gebin :
Do uolget ere noch fronie na. 475
Sus sagit vns Seneca
'Lezistu scenken dinin win
Den lulen die vertrungken sin,
Ich ein weiz waz dirz nie geniez is
Wene ob du wazzer in den vin gizes.' 480
Gib dem manne des er gere.
In deme gemule gewere ;
Daz siet er dicke mit dem hercen ane ;
Is isl schände daz man siner gift mane.
Dv weist wol welcher maze 485
450. trehten gaoter 452. wolde 453. Lieber 454. abgerifsen :
es fehlt enbaere 456. Daz wjere niht wider m. willen? 457. si
niene 462. Des 407. Als6 we 479. enweiz 480. win?
298 VVERNHEK VON ELMEiNDüKF
sali vn lazen.
Nv lerne och da bye
üaz er dir al zu danke sye.
Swaz dir ieman gibet sines gutes
Danke im froliclies niutes. 490
Daz sallu tun obirlut
3Ie danne iz so trut
Her geciemit och wol vndir holden:
Doch in ist die gäbe nicht so verguldeu.
Gutes willen danke mit werten, 495
Widir gift sal man gäbe warten.
Bistu abir mit dem gelde 2u ga.
So uolget dir daz da na,
3Ian sprichet, du weris mit einer bürden ver-
ladia.
V'on di beite vfi warte scaden. 500
Daz sage ich dir zu wäre,
Is fuget sich nicht zware
Daz man mit der wider gifte also iage
Als ein campslac wider slage.
Wi kurz di rainne in dem hercen belibet 505
Da ein di ander vs tribet!
UToch sal ich dich lerin
Dez du bedarft zu diaen erin.
Wirt diu frunt beclaget in gerichte,
Daz im zu schaden kumin mochte 510
31ac er diner vorsprechin icht genisen,
Dez in sal dich nicht verdrisen,
Vn sehe daz di den einen so vorespreches
Daz du den anderin in keinen kummer nicht
steches.
Wil man einen man enterben 515
5' Odir dez libes alsus verterben,
Machtu in den icht gutes geleriu,
Daz komit dir zu allen erin.
Mac er dich zu vorsprechin gewinnen,
Damit in tustu nicht wider des clagers minne. 520
486. du geben sali? 488. ez 492. ? 511. din ze vürsprechen?
513. di] du
WERNFIER VON ELMENDÜRF 291»
JVoch sallu daz nierkiu,
Wil ich ieniaiiae au sine cre wirkiii
Vfi wil ich dir clage bevclin,
Daz in wil ich dir nicht heilen.
Mach tu iz uiil rechte vntgan, 525
Di clage in saltu nicht bestan.
Daz teil sallu gernir kisen
Daz tu hilfis bchalden dan Verliesen ;
Wände nieman iz so wise,
Er komis zu grozeme vnprisc ; 530
Waude man kerit allen rogeren
Ir ammeycht zu grosin vncrin.
Swaz dir got zu gnaden habe getan,
Daz in tu nieman zcu missetaten stau.
Saltu yeman vorsprechin in gerichte, 535
Wur in an wareit vil rechte;
Iz stet dir schentlichen,
Sprichistu daz lugenin gliche.
En machtu nicht irvaren di wareit,
So tu alse in Salustio gescriben steil: 540
'Allen haz saltu senken,
In keiner fruntschaft saltu gedenken,
Zorn saltu lazen,
An den gnadin saltu dich mazen ;
Wenne dise sache viere 545
Verkerint di wareit vil sciere.'
Din dinc saltu noch tun,
Dez hastu erin vfi frum,
Wil der richter mit dicheinen dingen
Zu sere durch niet iemanne verdenken, 550
Da saltu dem vnrechten widerstan.
Dez wirt doch nv lutzil getan ;
Di werlt iz nv also gewant,
Der allir meist gibt in di haut,
Der machit von einem svanen ein raben. 555
Dez sitins in saltu nicht habin.
]^och sal ich dich ein tugent lerin
522. 523. für ich scheint beide mal er {der klüger) zu lesen.
536. Füere? 542. Enkeiner 550. verdringen?
300 WERNIIEH VON ELMENÜOHK
Di dir niit iz czu diiiea criu
N II oucli di. aniiiii scie labil;
Sclich iz der si liabit. 560
Daz ist redeiichcn ; di saltu ininiieu.
In gole sallu der bejii^inueu.
Daz saltu tun alHr erist
Daz tu dich dinez vnrechtes bekcrist.
Daz ist die erste selicheit. 565
Der werlt vustetikeit,
Dine saltu nicht in Iratin;
Laz dir selbe got ralin;
An sine gnade saltu dich beueliu;
In keine dine geswasheit in saltu hin hylen ; 570
Kundistu dich rechte versinnen,
So guten rehenere in machtu nirgen vinden :
Din dine selzit er ebene,
Alse du bedarft zcu diuem lebene ;
Lieber hat er din heil 575
ö*" Den du selbe ein michil teil.
Daz in beniuiit dir kein vnmuze,
Du ne kumes alle tage zu sinen vusin,
Vn spriche zu im kurtliche,
Vn meine daz inicliche, 580
Daz dir von sinen gnadin blibe
Ein recht in dime gesundiu übe.
Diz gebet vollen kurtz,
Nichtis menis dir dürft.
Diz hat vns luuenalis bescriben ; 585
Sehet dise man waz ein beiden.
Och spricht Seneca von den sitin
Daz wir tumphilich bietin;
Her spricht 'wi mochte mere torheit
Dan daz der man vor sime scheppere steit 590
Vn rumit im in sine oriu
Daz er keinen man lise horin.'
Daz sin bezzere site,
567. enträten fürchten. 570. Enkeine — in helen 577. enbe-
oeme? .584. Nihte« me enist? 588. biten 591. ninet
593. sint
WERMIEH VON ELMENDORF 301
Alle der ni,iii got biete,
üaz er spreclie an sine oriii 595
Alses alle di lule liorin
Vn also lebe vndir den luleii liio
Als iz got ane sehe.
Diz ist grose selickeit
Da zu höret truwe vn wareil. OdO
Von dirre wareit sagit alsus
Ein buch daz scribel er Tullius,
Warlieit sie daz man da truwe heisil,
Daz man alle gelubede leislit.
Nv gelobe elteweme daz in nose: 605
Leislit iz daz ist bosc.
Is mac vndir stunden scadin wirken.
Daz machtu an disen bispellen merkin.
Si Irel'en zu der rede wert.
Di beiial ein sinnic man ein swert; 010
Daz haslu im wider geiobit:
Nv komil er lofende vn tobil;
Deme in sallu iz nicht wider geben,
Wan der beniemit eltesvcme sin leben.
'Xv weristu min frunl so stete (115
Daz ich dir min gut zu behalden lete :
So komil iz so vnder deme gedinge
Daz ich din laut mit vrlo^e twinge :
lieristu mir daz gut wider zu haut,
So urlogistu din eigen lant; (;2(>
So misselustu sere ;
Dir in sal nicht sin widir dinis landis ore,
Vn swanne dir zwei vbil anligen,
Der du beide nicht mach vercien,
Daz saltu alsus masen, 625
Daz ergere sallu lasin.
A.n eine lugint sallu dich keren :
Din darft dich nieman lerin,
Doch iz sc zu wizzene gut;
Si sal lerin dich fliese vn blut; 630
Tz sal dich von naturen an konien:
594. Alse — hite 605. neise 606. Leislestuz 6l(t. Dir
:k>2 weunher von elmendorf
Swaz du dineii niagen macht gefromen,
Da vore sallu nicht sparen ;
Dines hindis erin saltu bewarin.
Dazu tribet dich kein nieisterschaft, 635
Wanne iz dir di natura gab.
Hin aber sprichet Seneca alsus
' Nemo coartandus : '
Daz spricht nieman darf in an twingen dazu
6' Daz er im selben gut tue.' 640
Swaz wir vnsen magen tun zu gute,
Daz tu wir vnsin fleische vfi vnsim blute.
Hin abir spricht alsus
Der wise man Tulius
'Nyman getruwe deme 645
Der sine mage gerne ergreme.
Wi mochte er eines anderen frunt sin vnde
bliben
Der sinen mach von siuen eren wolde triben?'
mfoch salich dich ein tugent lerin
Di beide nutzze iz zu den erin 650
Vn gibet dir golis hulde.
Daz ist di wäre vnsculde ;
Di saltu in din herce vazzen,
Vnrecht gewalt saltu hassen,
Keine vngtuginl tu habe 655
Di dich tungke groz vn vnreine,
Vn du hettis si gerne von dir vertriben.
Daz abir hat Oracius gescriben,
Ob ich iz rechte sagen künde,
' Nyman wirt geborn ane sunde ; 660
V^n swen di deine drigen,
Di mac mit den meisten desle baz gedingen.'
Din leit in rieb nicht zu sere :
Tustu iz, daz iz din ere.
Manie iz zu der räche zu ball 665
Vn wirt iz lichte sere gevalt.
Weislu waz Ouidius sprichit?
'Der sin leit zu sere richit,
C55. Untugent du habe keine? 601. dringen 664. unÄre
VVERNIIER VON ELMENDORF 303
Her inacliil sich selben schuldic.'
Bis an diiieine zoruc geduldic, (570
Wanne Salomon tut vns des gewis
Daz der man sterker iz
Der sich in sincnie liercen versinnel
Den der di hure mit stürme gewinnet.
Gewin guter lute künde, ^75
Mache dir vil der guten frunde.
Di saltu stete kiesen,
Nicht lichte saltu sie verliezen,
\\ enne iz ist also Seneca sprichit
Als ein l'rnnt daz gesiet 680
Daz man den anderin betrüget,
Wi schire sich di fruntschalt virzugit!"
Diz wort saltu pruben ;
Mit eineme machtu den anderin belruwen :
Daz spricht, wiltu vntrue an einen kereu, 685
Da mite machtu di anderin alle erveren.
Is iz als ich wene,
So iz stete fruntschaft vil selzene.
Di gezeme wol vndir holdin
Di sich durch recht minnen solden. 690
Dar abe hortich Salustium sagin,
Si soldin al ein gemute tragen ;
Si suUin sich stille zu den erin maniti,
Alse di da vechten vnder einem vanin,
Vn igelich so vil er mochte 695
Den anderm zu sineni prise brechte.
]Voch wil ich dir kundin
Waz Seneca sprichet von den frunden.
Her spricht ' iz ist recht, den du minnis,
6'' Daz du in keiner dinge ancsinnis 700
Da im siner erin an gebreche ;
Er tut baz daz er dine bete vur si reche.'
Vh swaz er wolle heiin,
Daz in dietin dir nummer beuelin;
Wil her iz dir vbir daz sagin, 705
Daz saltu beslozzen in dime hercen tragen;
702. verspreche 704. Daz enbit in
304 W ERNHER VON ELMEiNDORF
Bnieliz iz dinir zvtigen ;
Is iz dir lichte vnlsprungen :
Ez ga dan zu schaden odir zu rromin
Daz worl in niac numnicr wider kuiniii. 710
Sezze al din ere an dines Irundes hanl.
Den salin abir e vil rechte hau derkanl;
Iz stet dir andirz vil ho,
Dez warnit dich Cycero.
. Her spricht 'kein laj^e scadel so serc 715
So vndir frunilichen j>eberc.
Dez wurdin Troiani betrogen,
Daz die Crichen so heilicliche Ingen.
Si sprachen, si brechten ein gotinne :
Da waren gewafenete ritter inne. 720
Nicht in bizet mit so scarfen zanden
So der wol vnder derae scaiene gewaiide.
Dune hutis dich vil garewe,
Dich betrugit des wolfis varwe.
Dez warnet vns Oracius ; 725
Er meinetiz abir alsus
' Bestet dich ein man mit schonir list
Da vor du vngewarnil bis,
Er mac dich lichte ervellen. '
Hute dich vor dem rotin gesellen. 730
Daz des wolfis varwe gligit,
Daz is der dich aliir erst beswiget.
Nicht in weis zu freuele.
Is komit dicke vuele
Daz man dankes not besla 735
Vfi nicht in merke wi iz irga.
Stritis tu wider dinen geliehen,
Is ist zwiuel wo der sie hin wiche.
Stritis tu wider den der dir zu starc is,
Do hastu den schaden gewis. 740
Stritis tu wider einen cranken,
Dez siges in darft dir niman d:mken.
Ouch in laz dich nicht verdruckin,
716. So under vinden fr. g. 112. wolf 731. j-lichcl
732. beswichel 733. »»nwis
WEHXHEK VON ELMEiNUOUF 305
Wanne daz man dir zu lästere zacken,
Dez salin dich mit nianlieit vnlsaj^en 745
Odir man sezzel dich vndcr die zagin.
Zaj;chcil vfi freude
Di j;ecimin beide vhele.
Jiislii kiine, daz ist gut:
Vil alz iz dir nicht not tut, 750
So bis gerne mit friede.
\ rlouge iz gut vormiden ;
Vn in machlu iz nicht verlazen sin.
So tu daz werliche schin,
hl tele man dir nicht vnrechle, 755
Daz dich kein honinl da zu brechle.
So ne dorfslu nicht beiten :
3Iil llize sallu reden.
Keinir drouwe laz dich irverin.
Ouch wil ich dich lerin 760
7' Zwaz da zu habin sali :
Recken snel vn halt,
Di sullin sin \z erkorin,
Da zu di din eigen sin geborn.
Di saltu haldin mit schöner spise, 765
Vn tu sie ire brune eckin wisen
Die so wol sniden
Daz si keinen slahel hol nith gemiden.
Wenne du dich denne bereiten macht,
Sone sume nicht mit der heriscraft, 770
Wanne iz vmme die mudekeit
Alse in Lucano gescriben steil.
Her sprichit ' nocuit deferre :
Jz spricht, iz in ist nicht dem schaden verre
Daz man zu vil obir daz heilet 775
Sin daz man sich zer sachin wol bereitet.
Di muzekeil in hat ander gute
Wenne si machil vnslele gemute.
In la dich keinen slaf da zu brengen
Daz dich dine viende vnsamfle ersprengen. 780
744. zacke 753. es niht erlazeo s. 758. Jich bereiten? 761. du
fehlt. 766. brunen ecken wise 771. W. iz ist 776. [Sin]?
Z. F. D. A. IV. 20
m\ WEKNHKK \()N ELMENDOKF
Kus vndir diiicn j^csrllcn
\\'arlmaii von kuncto rllin,
Di dicli vor la^in wol bcwaren.
Du selbe ril vruler den scharin
Vn tu iz gul, daz iz billich; 785
Daz machit daz volc wunllich.
So mane dinc beide zu den banden
Daz si sieb bouwen uz den scbanden :
Sage in von iren alderin,
Mane sie daz sie ir ere behalden 790
Di an si iz geerbet ;
Sage in daz ein tot alle di lule sterbet
\ h der selbe sciere iz irgan.
Di ere raac vbil ane der weide stan.
Wanne du den sigen hast gewunnen, 795
So bis wol versunnen;
Den besten hilfen dez libes;
Si daz du keinen morder lides,
Daz dich dine vinde beslin 800
Vn lazen dich vffe dine sichereit varin.
Di truwe saltu wol bewaren ;
Daz ist daz wol gescimit.
So spricbet man wa man verniniel
'Wer solde valschis uirdenken? 805
Er in wolde sine truwe wider sine vinde
crenken.'
Och tu daz di wole steit,
Minne rechte sletikeit.
Weistu waz daz sie?
Wes dinez liercen vrie : 810
Dinis glukis vrowe dich zu niaze ;
Dinen kumnier in saltu dir nicht zcu leit
lasen ;
Bis gerecht zu iewedirre baut ;
So wirdislu vor einen stetin man bekanf.
OiK-h tut vns Seneca kunllich 815
782. von kiienem eilen? 78G. unverwuntifcli ? 794. ?
797. Den gesten hilf? 800. ein vcm ßhll. 804 swä niiinz
805. in valsches' 807. dir
WEHMU:U VON ELMEM)OKK ;{07
Wi der stete man si vuuerwuiitlicli.
Her sprich 'diz iz daz wäre sceicliiu,
Man in niac nicht lichte verweichin,
Sin herce mac an siner slat wol bliben ;
Her lezit sich nicht als einen hasen vubelriben." 820
^Ictikeit in iz nicht cinir bände.
üi mochte baz heizen scande,
Daz man so siele an dem zwiuelc is
7'' Daz man niimmer wirl gewis
Swaz man endelichen sal tun. 825
Daz mac daz herce nimmer mer gerun
Danne als da man uf ein schotke tritit
V n alle den tac wider wint slritit :
Alse strilil di man wider sin gemute,
Dem gescbil scldin odir nimmer kein gute. 830
Oracius sagit daz ;
Her spricbit diruit ediOcat:'
Daz sprichet, er brichet vn buwel;
Er tut daz in zu hant geruit;
Er in ist wol siecht noch ru; 835
Daz her nicht wolde, daz bitit er nu.
Manie is dcz gewone,
Kumit er di vustetikeit ane,
Daz er also vaste daran steil.
Daz iz mac heizen sin stclikeit. 840
So mac her sich des namen
INvmmer zcu der werlde schämen.
luimit dir ein leit zcu banden,
Vii mac dirz nicht wol geandin,
Da zcu saltu dine dult kerin. 845
Ua abe hortich Bohetium alsus leren
'Daz leit daz tu nicht macht gereeben,
Daz machlu mit vngedult swerer machen.'
Therencius spricbit ouch
Daz iz dir zu uichte touc 850
Daz du strebis wider clagetwanc,
817. sprichet — wärzeichen 819. tiach mac fehlt in 82fi. Des
827. schocke, Parz. 181,7. 835. wol] weder 836. des bitet
842. Immer? 844. mäht duz
20*
308 WERNHER VON ELMENDORF
Dune koniislis abe, du wirdis cranc.
Da komit ein groz vbil na,
Daz abir sprichet Seneca
' Dez sieben vndult 855
Macbit ime den arlit vnholl.'
I^ocb merke waz man dich lere.
Kushe wort vn schone gebere,
Daran salin dich vlizen.
Di schäme mach dir niman verwisen. 860
Manie Iz vnchusher wone
Vn dunkit er nicht in missetue.
Da nicht so iz manic der daz midil
Vn sine wort schone besnidet.
Vndir disen beiden 865
La dich di natura bescheiden;
Vn da na daz si hat gelazt
Ein igelich an sine stat,
Beide vbir lut vn vorholen,
AI da mac man di wort geholen. 870
Daz sprichit, dez sich di ougen Schemen,
Daz saltu beschouwen an dem namen.
Ich sage dir waz noch vbele cimit,
Daz man einen notlichen rat zcu banden,
Daz man da spotus phleget, 875
Wanne daz leitit den rat vz dem wege.
Swar du einen cleppere weist,
Vor deme hei dine geswasheit allir meist.
Her mac dich lichte melden :
Wiltu in dar vmme scheiden, 880
So antwort her dir
'War vmme saget ir mir?
Wi soldich iz vormiden?
Wanne lize du dine zunge swigen?
Ich pin al zuspalden ; 885
Von dir in mocht ich iz nicht behalden.
Waz machtu mir daz heiin zu eischen
862. nach dunket /e/*// in 863. Da gegen so ist? 867. gesazt
874. Da nimt fehlt. 87.5. spotes 884. zunge szunge die hs.
888. niht envr.
WERMIEU VON ELMENDORF 309
8* üaz ich au dir nicht er vcrcische?'
!Diz selbe si dir von denie Ircnkere :
An den ia du nicht din ere. 890
V on vbir tränke salin dich hüten ;
Du sies wol, iz tut den man wüten.
Ez in schadit im keiner maze.
31il in ezzen saltu lazen ;
Is in hat keine fuge: 895
lez vn trinc daz dir di natura genüge.
Vn du der lusl wirdis gewone,
So ligct dir bosheit ane ;
Vn halt si an dime getwange vil vaste,
Odir si jnachit dich dinir erin zu eineme gaste. 900
Sie euch daz dich dine schone
Zu der werlde nicht gehoue.
Dar abe hortich luuenalem,
Daz si seiden in ein wol getragen,
Schone vnde reinikeit. 905
Dinir grozen bis nicht zu gemeit:
Is ist mislich wie is dir irga.
Hin abe sprichit Seneca
So di vederen sin von grozereme namen,
So sich di kint me mugen schämen.' 910
Sal man in daz verwisen,
Daz si wederdigen heizen ?
Weistu was luuenalis spricliit,
Da er einen bösen edelinc gesiet?
Er spricht 'dez hettis tu grozir ere 915
Daz ein undiege din vater were
Vn du dich tugende so an neraes,
Daz du iz in ncbin bozzcsten sprches,
Den du einen guten vater hettis
Vn dine dinc also böslich zetzis 920
Daz du wordis so smelich
Daz man dich den ergesten bete gelich.
Dune wellis selbe tugende ladin,
So stet dir zu geliehen schadin
Dinir mage ere vü rum 925
893/. ? 899. Enlhali 901. Sich
310 WERJNHER VON ELMENDOKF
Vn dinir vindc richtura.
So dinc ma^e io froniere sin.
So diu boshcit io me wirdit schin ;
Vn dine vinde me nuigen tun,
So du wers vor in macht gerun. 930
Swoso iz ein bosewicht,
Deme in hilfet iz nicht,
Priset man vil sine mage.
So man io sin mit dem ersten gewage.
Ai wie swar daz gecimit, 935
Daz ieman daz ane nimit
Daz er an eines anderin fromekeit warte!
Dicke wirt er betrogen harte
Swer sich an den stab wil sturen ;
So er in allir gernist hette, so wirt iz im ture. 940
Saltu gesinde wol inthalden,
Dez muz al maze gewaldin :
Diz saltu allir erst mirken.
Lesistu selbe ein hus wirken,
Daz in buwe nicht zu rume 945
Noch zu groz zu dime ingetume,
Des wil ich an den Tulium ien.
Ouch habe ich selbe gesen,
Swar so iz ein groz hus
Vn sin sine winkele itel vn bloz, 950
Komin dar in die lute seiden,
S*" Di nicht in daz hus brengen.
Der geiste wil ich swigen,
Daz sint seiden wol beraten hien.
Steit iz denne an einer slrazen, 955
So mac iz gut man vbele lazen,
Als er da vore beginnit varin,
Vn dez grosen huzes wirt geware.
Er in wolde da in kerin.
So hat iz der wirt luzzil ere, 960
Daz man in in eineme wüsten huse vinden
930. So du wsenes vor ir mahl geruon ? 934. m. den ergsten gewage (ge-
wahene) 951. Dar koinen in 952. Die iht? 953. 972. 976. gesle
961. vinde
WERMIEU VON' ELMENDOIU' .{11
Mil erniecliclieiii gcsindc.
Vveislu waz Seticca icl?
Ii'li weiie cv luge oiicli iiichl;
Her sjiriclit ' kein Im/, iz so clfiiio. '.M).")
Is iz aiidcris gcfiigo viide reine,
llcrbergcl iz inanigoii lihcii gasl.
Is iz wol groz vh vasl.'
Willu Lucanes worlcu getriiweii,
So sallu in der niazcii buwen. '.»70
Beide in groze vn in vcsle,
Wusliii dich ilemie viilroliclie geisle.
Den winleris ingesinde,
Daz is dich vnwerohafl nicht vinde.
Daz iz sne regen vii winl V)75
In deme huze leide geiste sinl :
Ob si mit freuele wollen lebin,
Daz du mit gewalt si muges verlriben.
Sallu gesinde habin mit erin,
Du sali si dine sitin lerin. 080
Komit ir da wol mite zu samene,
So hat ir vuder ein ander luzzil zu clagene.
Danne abe horlich Oracium sagen
Daz si seidin wol in ein getragen,
Der grozir vroude wil phlegen, 985
Vn der andir iz zornic vn grimme.
Daz machil dicke daz sich scheidet din gesinde.
Diz sallu inzit bewarn,
Daz dir dine hien vnlelliche nicht in zu varin : 990
Vn des du vnschuldic bist,
Dez mache si sicher vn gewis.
Nicht in la sie zu lange heilen
Dez du sie mit rechte sali bereiten
Von ge wände vn von spise, 995
So salin igelichen zu sinen werkin wise.
Seneca spricht du hast dez vnreichl.
Haslu einen eigenen knecht,
Wenistu daz er alliz si din :
Daz bezzere teil sin iz von dir vri, 1000
973. Dfs <)85. ein vers fehlt. 990. unstaleliche'
312 WERNHER VON ELMENDORF
Daz sinis libes allir meist,
Daz sanlc got da in, daz is der geisl.
Vbir di licde machtu wol gebietin,
Dune darfl abir mit drouwe noch mit niietin
Vbir den geist keine walt gewinnen. 1005
Joch den lip do her wonet inne,
Er in niac si so vil gewalde
Daz er in vbir sinen wille niuge behalden.
Als er dcnne rumit mit siner gewalt,
So blibet stoc bloz vn kalt; 1010
Der geist verit zu lande
Zu vnserm herren der in here sante.'
Hat er denne daz heimute verwarcht,
So wirt sin eilende vil starc.
9* Versin du dich vil rechte 1015
Vn var si eteliche mit dimc knechte ;
Vn alse du gedenken salt
Daz du sin habes gute gewalt,
So gedenke ouch da bie
Wi geweldic din herre sie, 1020
VS laz in dez von dir clagen
Destu dime herren nicht wilt vertragen.
Bislu als von suUchin luten komen
Daz du salt dinen vmme dinen frumen,
So kus dir einen herren, 1025
Deme du mugis dinen mit eren 5
Vn swaz dinstes du im tun salt.
Da zu wis gefuge vn halt;
Vn ob dir sin spise nicht behage,
Dez in getu du nuramer keine clage ; 1030
Wanne alz ich iz von Lucano han vornumen,
Iz in mac dir nimmer wirs bekomen
Dan iz dime herren tut
Daz sin gefoure iz crenclich vn nicht gut.
1001. Daz ist 1006. Joch der? 1007. Er enmac siq 1010. der
stoc : mens quidem sui iuris, quae adeo libera et vaga est ut ne ab
hoc quidem carcere cui inclusa est teneri queat quo minus inipetu suo
ntatur et ingentia agat et in infinitum comes caelestibus excat Sen. de
boief. 3,20. 1016. siteliche 1021. in niht des
VVEKNFIEIl VON ELMENDOKF 313
Clageslu zu vil viiiiue sin brol 1035
Vn tut iz dir ein teil iiol,
\s iu liurit niinaii so wis,
Er in spreche daz du ein vbil sclialck sis.
JJes wil jch an Oraciuni i(Mi
Da/, iz dicke iz gesehen, 104(1
Swer siner not wil verswigen
Vn sinen herren des beislen zien,
Ifer niac mit grosernie rechte
\Varlcn nach grosir gifte
Uanne der dez gewonet, 1045
Daz er sinis dinstes zallen ziten nianel.
Alle die des siten habin,
Di uenien bilde an dem rabin.
Der rabe hat ein vbele wise,
Mit roue izet er sine spise : 1050
Mochte er arme des vergessin
Vn wolde her stille essen,
Her hette dicke mc mazes
Vn miuner niedes vn hasses.
Sus kumit iz vmme den clepphere 1055
Der vil geclait vmme sinen herreu.
Ich horte zu eine
Ein wort von luuenale ;
Ich gedenke dicke sin da bie :
Er spricht daz an dem schalke nicht erge 1060
Is si dan die zunge an sinem munde :
Der gelichet deinen bellenden hunde.
Von dir in bis dinir wort nicht zu balt
Widir denie du diiien salt.
Bislu mit armute bevangen 1065
Vn wiltu vngerne dar an hangen,
Volge mir mit eine sachin,
Zu hant wil ich dich riebe machen.
Alsus sagit daz buch
'Des tu has des dunke dir gnuk 1070
Vn ne gere nichtis rae,
1042. besten 1047. den site 1057. male fehlt. 1060/. eige-
res si Dan: Jiiv. 9. 120. 1063. Von rliu enwis
314 WERNHEU VON ELMEiNDÜUF
So uis des iiiolil der dir zuste
So in iz kein were so breite,
Daz dich so sciere zu deine ricliluni leite.
Dinis armules in saltu dich nicht misse trösten. 107ü
Di habe vol<^et dicke den besten.
9'' W eiste war vmme si daz tu?
Si in hat mit dem mildin keine ru,
Si iz mit imc allir lute gemeine;
Von die hat ir manic man deine. 1080
Nv wil ich dir duten
Wi di habe spiichet A^on den milden luteu.
'Wiltu mich sus vmme Iriben,
Sone mac ich mit dir nicht bliben.
Lisestü mich in deme brüte ligen, - 1085
Ich were desle baz gedigen.
Nv muz ich mich zu den bösen zien :
Derne tar des nimmer geien,
Daz ich da mite ime sie ;
Von sineme getwange bin ich vri; 1090
Ich in kere mich nicht an sine drouwe 5
Her iz min knecht, Ich bin sin vrouwe,
Er legit mir in einer ulewaz zu;
Er bewaret wol daz er min ich abe tu,
Er beheldit mich alleine. 1095
Mit ir waz ich zu vil gemeine ;
Daz in mochtich nicht wol vertragen.
Doch wil dir ich vor war sagin,
Swaz deme schalke waz angeborn,
Daz in han ime nicht vorlorn. 1100
Sinir bosheit ich im nicht in nenne.
Wol weiz ich daz ich im vbele gezeme.
Is iz böse vmme den man
Der keine maze nicht in kan,
Daz er die abe zu zere minnit. 1105
Vn so er ire io me gewinnet,
So sizzit der mudinc vn quilet,
1072/.? 108.5. in dime brote 1.? 1087. zuo (ieiii 1093. mir
immer etewaz zuo? 1090. Mit dir 1100. i'me IIOI. ennime
JI02. gezime 1105. die habe
WEHMIKU V(hN ELMEMJOUF 315
Daz im (U'z gutes moiic crvilol.
So iz (lez so vile des er wolde
iicide an silber vii an *;joldc. II 10
Ilrr vcrj^issel dez er is gewis
\ II Henket nach dem daz einis andireii iz.
Oraciiis sprieliil vil rechte,
Swcr is den heidene an hrechle,
Er spricht der man is rechte bekanl, 1115
Swl hilzil inic konie von golis haut.
Daz er iz fioliche vnfeit.
V'n niinnit vor f^roze richcit.
Her sprichet ouch da bi
'Daz dineme liebe wol sie, 1120
Sone mac dir des knniges richtum
Nicht nie zu gemache tun.'
Ms iz groze tiniipheit
Daz man groze pine vninie ein habe besteil;
Wandes in is ninian gewis, 1125
Der hüte wol varinde is,
Daz er bis morgene blibe.
Ich wene das Oracius daz selbe scribe.
Ouch in lial Seneca nicht gelogen;
Her spricht 'damite si wir alle betrogen 1130
Daz wir an den tac beiten
So wir von dirre werlde scheidin
Vn wenen daz daz vnse tot sie :
Her is vns alle tage bie,
Wir ne wollinz nicht so note, 1135
Daz wir gelebet han daz boret zu dem tote.
Meli sage dir noch waz du lazen sali :
Vnmaze pin vn groze gewalt.
10" Daz saltu dar vmme miedin,
Wenne zu haut beginnet mau dich uiedin 1040
Vn di dine vrunt waren
Di beginnen dinis lasteres faren
Vn sin vmmer an dem willen,
Swi dich von der geuellen.
1108. niene 1120. libe 1135. ? 1143. sin» 1144. Swie si
d. V. d. gewalt gevellen?
316 WERNHEU VON ELMENDOKF
Si wcriii diu gerne ane. 1145
Dilz horlicli von Lucane.
Gewall lian sie schiere gewannen,
Di der nach werben kunnen.
Beginnet man sie denne niediu,
80 iz is niislich wi lange sie danne daran
hüben. 1150
Des hat mich Seneca berichtet
Mit einem worle daz er dichtet ;
Her spricheit 'an einir kurzen stunden
Hat man gelucke fanden ;
Sal man ez abir keine wile behaldeu 1155
Dez muz groz heil gewaldin.'
Swer vmme groze gewalt pinet
Vfi die kurzen wile biderbe scinet
Vn in hat iz an deme herzen nicht,
Also schire sin wiile geschiet, 1160
So in iz borlanc dar na,
Sus sagit vns Seneca,
Is in werde wol offinbare
Wilich man er da vor were.
Manie man iz ouch mute 1165
Vfi in machit kein sinis herzen gute,
Der sinen mut ho setzte
Ob er iz an deme gute vn an der gewall
stete helle.
Der herre sal sin also beginnen,
Daz in sine vndirtane minnen. 1170
Geschäft er daz in sin volc forten sal,
Daz ich lichte siner erin val.
Daz date ich dir baz :
Den du forchles, dem bislu gehas,
Vn swen du nides sere, 1175
Du rouchis lutzil vmme sin ere,
V n queme im ein lasier zu banden
Von sinen vindcn.
Du soltis in lutzil rechen.
Sus hortich Salustium sprechin. 1180
1163. Iz enwerde 1165. Iiöchmücle? 1172. ich] ist
WERMIEU VON ELMENDORF 317
Von dir sal sich der licrrc vcrsinncu
\ n scliallc daz in sine liilc minnen ;
So die ninin sie im mit Iruwen
Baz dan durch sin drouwen.
lluni daz iz itcl ere. 1185
Den ladir vinincr niere.
Da in iz kein frufhl anc.
Der ninime hal abir des gewonef,
Ime iz lieber daz er böse sie
Vfi daz man in lobe da bic 1190
Dan er sich alle tugcnl anneme
\'n dez nimmer zu prise ([ueme.
Oracius sagil mir daz ;
er spricht 'falsus honor iuual/
Den lummen gelüstet iteler cren. 1195
Ouch mac man in lichte crweren,
Daz man in bosheit ziet
10'' Doch da kein wareit ane ligel.
Wiltu dich an tugendin (lizen,
Sone mac dir niman nicht verwisen 1200
Dan din hercc beswere.
Daz sagit mir Senofon zware.
Iz iz manic der bosheit midit
Vn dar vmme angist lidet,
Ob er dar ane queme 1205
Daz er des grosin kummcr nemc.
Vn lezet iz dar vmme schiere.
Der gelicheil sich dem wilden tivre.
Der woIf daz vie dicke neme
Wan daz er vorchtet daz iz ime vnrechle
queme 1210
Wi schire sich der
Et sie ßnis.
1181. Von diu 1183. So dienent sie 1180. Den iä dir unina;re
1188. Der ruomsere hat aber des gewone 1203. Iz ist
1208. gelictiet
31 S
IIF^LMBIIECHT.
Die er Zählung von dem tneierssohne Helmbrecht, wie be-
hebt sie auch gewesen sein mag (zeilschr. 3, 279), hat sich
bis Jetzt nur in zicei späten handsclirij'len gej'undcn, i7i
dem ^imbrascr sogenannten heldcnbuchc aus dem anfange
des sechzehnten Jahrhunderts, und danach hat sie hcrr cu-
stos Joseph Bergmann im Sön bände der // iener Jahrbücher
der literatur (1839) abdrucketi laj'sen, und hinter einem Ti-
turel aus dem fünfzehnten Jahrhundert der aus fVien in
die königliche bibliothek zu Berlin gekommen ist (mss. Germ,
fol. 470j. die Berliner handschrijl, von der Lachmann mir
eine abschrift gütig mitgetheilt hat, enthält vieles was sich
sogleich als absichtliche änderung des in der Ambraser über-
lieferten kund giebt ; so sind z. b. in vielen versen Senkun-
gen die dort ganz- richtig fehlen hier loillkdrlich ergänzt.
ich durfte also bei dem versuche einer herstellung des ge-
dichtes nicht ohne nolh von der Ambraser handschrift zu
gunsten der anderen abgehen, damit inuste vielleicht auf
manches echte verzichtet iverde?ii ich bin zufriede?i wenn
ich von den lesarlen der Berliner handschrift nicht viel er-
weislich richtiges vei^schmäht habe und wenn meine arbeit
im ganzen leistet was die hilfsmitlel erlauben und die treff-
lichkeit des gedichtes fordert.
Dafs die in der Berliner handschrift enthaltene bear-
beitung dieses gedichtes von einem Österreicher herrührt
kann nicht bezweifelt werden, wo der Ambraser text zwi-
schen Höhenslcine und Ilaldenberc giebt (192j setzt er zwi-
schen Wels und dem Trünberc, imd statt des brunnens ze
Wankhüsen (897) erwähnt er eines anderen ze Liubenbache,
oder nach der hs. Leubenbach, und bleibt damit in dersel-
ben ob er österreichischen gegend. Liubenbach ist das heu-
tige Leojibach, auf halbem wege von tfels nach Ki^emsmün-
ster, von beide?i zwei stunden entfernt, wie LiupoU in Len-
polt Leopold so gieng Liubenbach über i?i Leubenbach Leobn-
bach Leombach Leonbach, von dem orte handeln B. Pillwein,
HELMUHECHT 310
geu-^/'f/p/i/r imil shilisti/,- (fs/c/'i-i'/chs oh der hlnns (L///z-
1828) 2, 370, die hirrlil. topo-rraphic Österreichs hd 14
ahlli. 2 s. ()(5, ,/. (i.^i. fr. rnn Hidie/ierl,-. die stände Oster-
reivhs oh der En/is {Linz 1747^ 3, Al'i. ein lehenshriej'
kaiser Friedrich des \n vom '27 n nirrz- 1 472 //// /r. /r. ge-
heime/i hausnrchire nennt den zclieiü auf (Iciii nicdcrnliof zu
Lewbmpacli miiI auf dem |)a\vngarlciiloliou in \\ eiskirclicr
[iliarr j?clc|^en. die pf'urre WeifsUirchen liegt anderthalh
stunden nördlich von Leonhach, ganz nahe an dem alten
' Liubenhache^ von dem Leonhach den namen hat und der
schon in einer urkundlichen stelle von 1143 erscheint (se-
cus Liuboiibaoli) hei Marianus Pachmat/r historico-chrono-
log-ica series ahhatum 1 1 religiosorum monasterii Cremi/a-
ncnsis (Sti/rae 1777 — 1782) 1, 74. jetzt gehört I^eonbach
nicht zu dieser pj'arre, sondern nach Sippachzell, etwa eine
stunde nördlicher, das alte nun verj'allene schloj's Liuhen-
hach war vom ausgang des 14// Jh. an eigen thum des im
lün Jh. ausgestorbenen geschlechtes der herren von dem
Miurlin ze Liiibenhach' oder wie Hohen eck schreibt ' Meurl
zu Lcomhach. ' alle diese nachweisungen verdanke ich mei-
nem freunde Ixarajan.
Die scene der erzählung nach dem echten te.vte der
Amhraser handschrift hat man bisher in Niederösterreich
gesucht und Ilolienstcia für das im viertel oh dem Man-
hartsberge gelegene Jetzt verfallene schloj's gehalten, aber
fär das dabei erwähnte llaldcubcro ist in Jenen gegenden
kein gleichnamiger ort aufzufinden, weshalb Lachmann
(über singen und sagen s. 12) an Nakenherg an der mäh-
rischen grenze dachte, eine ganz andere deutung theilt
mir Uarajan mit. Wankliusen. Jf anghausen im Innvier-
tel, gehört Jetzt freilich zu Österreich, aber bis zum schlu-
fse des achzehnten Jahrhunderts war es baierisch. ivie
für dieses baierischc ffanghausen in der Berliner hand-
schrift das österreichische Leubenbach untergeschoben ist
so sind nach Ixarajan von dem österreichischen umarbeiter
IVels und der Traunberg anstatt unösterreichischer orte sre-
setzt und mit Höllenstein ist nicht die österreichische bürg
gemeint, sondern die fränkische an der Pegnitz, nordöst-
lich von Xürnberg. sie gehörte im \3n Jh. zur advocatie
320 HELMBKECHT
Hohcnstnufen ; J\07iva(h'n verknnftc sie zu Augsburg am
24// october 126G dem pfalzgrafen Ludwig von Baiern, s.
?non. Boica 30" s. 354. Haldenberc aber liegt am Lech,
ziviscken Lichtenberg tmd Landsberg ; daher es bald miter
diesem bald unter jeriem orte mit auf gejährt teird ; z. b.
unter Lichtenberg im geographisch- statistisch- topographi-
schen le.vikon von Baiern {Ulm 179C) 2, 191. es ivar ein
ynächtiges schloj's mit doppelter ringmauer und gehörte wie
Hohenstein zum officium Sloufcnse. ein berühmtes baieri-
schcs adelsgeschlecht führte durch Jahrhunderte von diesem
schlofse den namen, s. z. b. mon. Boica 6, 532. 541,/".
568. 7, 186. 426. 8, 302. 311. 9, 335. 10, 114. 22, 264.
301. 23, 129. Püterich von Reichertshausen bei Duellius
exe. '2.71. der sinn jener stelle in der Hohenstein und Hal-
denberg erwähnt werden ist dieser 'selten hat ein bauer von
norden bis süden, hoch oben von Frankeii bis hinab an das
ende des Lechfeldes, an seinen warkus (gardecorps) solchen
fleifs gewendet.^ hält man zu der ei'wähnung von Hohen-
stein und Haldenberg die von IVanghausen, so wird man
darauf geführt als den Schauplatz der erzählung nicht Oster-
reich sondern Baiern anzunehmen.
Für Karajans a?isicht dafs die erzählung von Hehn-
brecht ein baierisches gedieht sei läfst sich vielleicht in an-
schlug bringe7i dafs der alte Helmbrecht in seiner Jugend
gerade vom herzog Ernst von Baiern hat am hofe lesen
hören (955,/.), das gedieht das im J. 1180 graf Berchtold
von Andechs von dem baierischeii hischofe Ruprecht von
Tegernsee zum abschreibe?i begehrte (Pez thes. anecd. 6, 2, 13).
alles ziveifels wären wir überhoben, zvenn sich 444,/". ver-
binden liefse e du mit roube koufesl win datz Oslerriche :
den?i von alle?i ?iachbarn Ostei'reichs haben allei?i die Baiern
keinen wein; sie holten ihn vornehmlich aus Osterreich
{Karajan zu Helbl. 3, 243). aber der Zusammenhang der
folgejiden zeilen lehrt dafs fiach win (444) stark zu inter-
pungieren ist. clamirre (445) verstehe ich zwar nicht, doch
ist deutlich dafs der vater eine gemeine in Osterreich be-
liebte .speise nennt, daraus folgt aber nicht dafs er ein
Österreicher ist; er kann auf den brauch des nachbarlan-
des hinweisen, und zu einer solchen hinweisung auf ein
IIELMRHECFIT 321
minderes land als die heimat stimtnt da z. 448. ondlich der
Spessart (37) ka/iH zwar füglich übcrhaupl als ein be-
kannter grofsrr leald genannt sein, aber ein Baier konnte
auf ihn leichter geralhen als ein Österreicher, wie gerade
Wolfram seiner gedenkt Parz.2\Q, 12, /FÄ. 96, 16 {der
ll'iirzburger lionrad Iroj, kr. 25021).
f^erjaj'st ist der Helmbrecht nach jXeidharls lade (217),
also nach 1234 (s. Wackernagel in des herrn von der Ila-
gen minnes. 4, 438), and noch bei lebzeiten kaiser Fried-
richs des 2n (411), also vor 1250 (vergl. Lachmann über
singen und sagen s. II). der dichter bezeichnet sich als
einen fahrenden mann {^M fj\) und nennt sich am schlaf sc
\A cnilicr den {^artciuiTC. herr von der Hagen {Jahrb. der
Berl. gesellsch. f. d. spr. 1,267) meint, er sei ' ohne zwei-
fei von Garda, deutsch Garton., am Gardasec, benannt. '
mir ist diese annähme sehr bedenklich -. Werjihcrs leben-
dige sprachgewandte darstellung trägt nichts fremdes an
sich ; sie fühlt sich heimisch in der landesart die sie schil-
dert, ich fafsc garleuaere als einen appellativischen bci-
nameu.
Die Ambraser handschrifl habe ich a genannt, die Ber-
liner b. abschnitte bezeichnen beide durch gemalte anfangs-
huchstaben folgender verse, 259. 279. 299. 329. 361. 403.
487. 509. 561. 577. 601. 635. 653. 697. 749. 913. 984.
1049. 1177. 1257. aufserdem a 21. 45. 57. 73. 85. 107.
117. 185. 221. 389. 519. 795. 805. 839. 859. 1575. 1713.
1913; b 295. 439. 471. 517. 611. 835. 1115. 1185. 1231.
1265. 1385. 1411. 1463. 1487. IIALPT.
bl. 225"' «, Einer saget waz er gesiht,
s. 452" b. der ander saget waz im geschiht,
der dritte von minne,
der vierde von gewinne,
der fünfte von grözem guote, 5
der sehsle von hohem muole :
Das puech ist von dem Mayr Helmprechte. a, Hie hebt sich an ain
mär von de Helmprecht der was ain narr und auch ain gauglSr amen. h.
l. was im geschieht b. 2. and b. was er gesiebt b.
3. drit a, dritte sagt b. 4. von ungewinne 6.
z. F. D. A. rv. 21
32? MEf.MBRECHT
liie wil ich sagen waz mir geschacli,
ilaz ich mit iiiinon ougen sach,
ich sacli, (leisl sicherlichen war,
eins gebaren sun, der Iruoc ein här, H>
daz was reide nnde val :
ob der ahsel hin ze tal
mit lenge ez volliclichen gie.
in eine hüben er ez vie,
diu was von bilden wa^he. 15
ich wa'ne, icman gestehe
s6 maugen vogel üf hüben.
siteche unde liiben
die waren aldar iif genäl.
weit ir nu hncren waz da stal? 20
Ein nieier der hiez Helmbrehl :
des sun was der selbe knehl
von dem daz nia?re ist erhaben,
sam den valer nanle man den knaben ^
si bede hiezen Ilehubreht. 25
mit einer kurzen rede sieht
künde ich iu daz raa^re
waz üf der höben wwre
Wunders erziuget.
daz msere iuch niht belriuget: Mi
ich sage ez niht nach wane.
binden von dem spane,
225° a nach der scheitel gegen dem schöpfe,
rehte enmilten üf dem köpfe,
der lim mit vogelen was bezogen, 35
reht als si waeren geflogen
7. Ich wil euch s. b. 9. das ist a. Ains gebauren sun trüg
aio har b. 10. eines gepaura a. Das isl sicberleicheD war /;.
11. raide a, rayd b. 12. Auf die b. 14. gevie b. 19. all
darauf genat b, alle darauf geoäet a. 20. slet a. Nu hört wie
ez viii die hauben stat b. 21 — 20 fehlen b. 21. Helemprecht a.
24. nennet a. 27. Ich wil euch künden die mar b. 28. mer
war b. 29. W. vil erz. b. 31. Ich red ez b. 32. von a:
auf b. 33. 34. Minen auf dem kopffe Nach der schaitel gein de
schöpfe b. 35. der lün a, Das leym b. vogel b. 36. Als ob
sy dar waren g. b.
HELMBHECflT 323
üz (lein Spelilliarte.
üf jjcburcn s warte
kam nie bczzer lioul)t'l(Jacli
dan man ül" IIelml)relile sacli. 40
dem selben geuloren
was ge','en dem zeswen Aren
nf die hüben genaf
(well ir nü beeren waz da stäl?)
452'' b wie Troye wart besezzen, 45
do Paris der vermezzen
dem kiincge üz Kriechen nam sin wip,
diu im was liep als sin iip,
und wie man Troye gcwan
und Eneas von danne eulran 50
üf daz mer in den kielen,
unde wie die liirne vielen
und manic steinuiüre. »
owe daz ie gebüre
sölhe hüben solle tragen 55
da von so vil ist ze sagen !
well ir nü beeren me
waz anderhalp dar üf st^
mit siden erfüllet?
daz nia^re iuch nilit belrüliet. 60
ez sluonl gegen der winstern hanl
wie kiinic Karle und Kuolanl,
Turpin und Oliviere,
die nolgeslaldeu viere,
37. spechlliarle b, speclit harte a. spetharte {d. i. Spelithartc) Mb.
908, 3 A. Spechlhart Jf'h. 96, 16 p. 38. Auf des g. sw. b.
39. Koin b. houbet dach b, hoube dach a. 40. helmprechte b.
42. W. zudem b. 43. genacet a. 44. nu fehlt b. stet a.
nach 44 Das sult ir mir gelaubea Gcnat was auf die hauben b.
i5. was b. 47. künige von a, künig vö b. 48. lieb was sam b.
49. Do man troy da g. b. 51. Auf dem m. b. 52. wie fehlt b.
54. awe a. 55. Ain solhe b. 56. so ist vil b. 57. au. fehlt b.
58. W. anderhalben darauf ste b, w. anderhalb auf der hauben stee a.
59. wol gefnUet b. 60. betrillet a. 61. Es stund gein der vin-
ster h. b. 62. kiinic fehlt b. Karl a, Karll b. vnde b.
63. vnd Olefiere a, vnd auch Olyfcre b. fii. notgestalten a.
21*
32/« HELMBRECHT
waz die wundcrs mit ir kraft 65
worhlen gegen der lieidenscliaft.
Provcnz und Arie
betwanc der kiinic Karle
mit manlieit und mit witzen ;
er betwanc daz laut Galitzen : 70
daz waren allez beiden 6.
weit ir nü hoeren waz hie ste
von ener nestel her an dise
(ez ist war daz ich in lise)
zwischen den oren binden? 75
von frowen Heichen kinden,
wie die wilen vor Raben
den lip in stürme verloren haben,
dö si sluoc her Witege,
der küene und der unsitege, 80
und Di^thern von Berne.
noch mügt ir beeren gerne
waz der narre und der gouch
truGc üf siner hüben ouch.
ez het der gotes tumbe 85
453* b vor an dem lime alurabe
von dem zeswen oren hin
unz an daz tenke, des ich bin
mit warbeit wol bewseret
(nü beeret wiez sich mseret), 90
man möht ez gerne schouwen,
von rittern und von frouwcn,
ouch was da niht überhaben,
beidiu von mägden und von knaben
vor an dem lime stuont ein tanz, 95
66. gein b. 67. arll b, Arel a. 68. d. künig Karel a, d. kayser
karll b. 72. Hört was noch auf der hauben ste /;. 73. einer a,
jener b. 74. euch a, nun b. 76. fraw b. 77. weylen b,
weylend a. 78. stürmen a. In stürm ir leib verlorn h. b.
79. erslüg b. Weittege a, wittig b. 81. Vnd her dietreich v,
perne b. 86. leym ab. 88. lencke das a, lenge des b.
89. wol berichtet b. 90. nu boret wie es s. m. a, Nun hört wie
ez s. tichtet b. vcrgl. 1788. 91 7iarh 92 b. 91. es a, sy b.
94. Baid von mägten b, baide von rittern a. 95. leyme stuend a,
llELiMBUECHT 325
geiiAl niil sidcii, diu was glänz.
ie zwischen /.wein fidwcn sluonl,
als si nucli bi tanze (lutnt,
ein riller an ir liende ;
dort an enein ende 100
ie zwischen zwein meiden gie
ein knabe der ir hendc vie.
di\ sluonden videla're bi.
Nu lireret wie diu hübe si
geprücFel Helnibrehle, 105
dem lumbcn ra'zen knchle.
noch liabl ir alles nihl vernonieu
wie diu hilbe her si komen.
die nale ein nunne gemeil.
diu nunne durch ir hübscheil 110
üz ir zelle was cnlrunnen.
ez gescliach der selben nunnen
als vil nianeger noch geschiht;
min ouge der vil dicke siht
die daz nider teil verraten hat: 115
225'' a da von daz ober mit schänden stät.
Helmbrehles swestcr Gotelint,
der nunnen ein genamez rinl
gap si ze kiichenspise.
si was ir werkes wise; 120
si diente ez wol mit najte
an der hübn und an der Wiele.
Do Gotelint gap dise kuo,
nü hoeret waz diu muoler tuo.
leyme stund h. 96. geiiaeel a, Genät h. die warn a, der was h.
97. le fehlt b. 100. ainem a, jene b. 101. Stund zwüscben
zwain maiden ye b. 102. chnappe h. 104. Nun mercket b.
107. alles b: alle a. 108. dar b. 109. naet a, näl b.
110. Die was d. ir höbschhait b. 111. was fehlt b. 112. Dirr
selben nuuncn b. 113 — llö fehlen b. 115. nidertail a.
117. Gab helmpreclites swöster götliiit b. 118. Ain genämes siayge-
rint b. vergl. 1291. 119. kuclien speyse a. Zu der kuche
speyse b. 120. ir werches b, irs werche a. 121. näte b, nate a.
122. hoaben ab. wate b, wate a. 123. da a. Götlinl die gab
die chü b. 124. die müter tU b, der vater thue a.
326 HELMßHECHT
diu gap s6 vil der zweier 125
der nunnen, k.Tse und eier,
die wile si ze revende gie,
daz si die selben zil nie
so manic ei zerkluclc
noch kaese versmucle. 130
Noch gap diu swcsler möre
dem bruoder durch sin 6re
453'' b kleine wize linwäl,
daz lützel iemen bezzer hat.
diu was so kleine gespunnen, 135
ab dem tuoche entrunnen
wol siben websere
e ez volweben wajre.
ouch gap im diu muoter
daz nie seit so guoter 140
versniten wart mit schsere
von keinem snidajre,
und einen beiz dar under
von so getanem kunder
daz üf dem velde izzet gras; 145
niht so wizes in dem lande was.
dar nach gap daz getriuwe wip
ir lieben sune an sinen lip
kettenwambis unde swert ;
des was der jiingelinc wol wert. 150
noch gap si dem selben knaben
zwei gewant, diu muost er haben,
gnippen unde laschen breit;
125. Die b, der a. 127. Die weil vnd sy b. ze reuende a,
zerenend b. 128. zeit a, lag b. 129. zerklugkte a, verchluchte b.
132. Durch ir brüder ere b. 133. Vil chlain weys b. leynen
wat a. 134. pessers a. 135. Die b, das a. 137. Wareu w.
s. webbäre b. 138. vol webet ab. 139. auch a, Dar nach b.
142. von dbalDem a, Vö dechainc b. 143. Vnd aine peltz dar an-
der b, vnd einer pellltz darundler a. 146. weysses a, wachs {d. i.
wajhes) b. 147. gab im d. ab. 148. Ir lieben b, irem lieben a.
149. ketten wambis a, Cheten wambis b. 150. Jüngling wol a,
chnappe vil wol b. 151. noch a: Auch b. 152. mue.st a,
müst b. 153. Gnypen b, Gmpen (? ich denke Gnipen) a. bei Neid-
er ist iiocli la'xc der si li"ei(.
Ü6 si ^ckU'idel lict (JtMi knuln'ii. IT);'»
(lo sjH"K'li IT miiolcr. ich rmntz li;il)iri
dar über ciiwii warkus :
und soll ich des beliiieii sus.
s<i wuTe ich j;ar vcrswachel.
der s(»l (Mich sin gemachel, HW)
also diu oiige in au ^csihl,
daz dir diu herze des verj-ihl.
du haltest des kiiides ere,
swar ich der laude köre."
Si het noch in den valdeii IC».")
ein röckelin behalden :
des uarl si ane leider
durch des siiiies kleider.
si kont'le im tuocli, daz was bla.
weder hie noch anderswa 170
Iruoc nie deheiu ineier
einen roc der zweier eier
wiere bezzer dan der sin;
daz habt bi den tiiuwen min
er künde in lügende leren 175
und hohen lop gemeren
der im daz bei geraten.
454" b nach dem rückes brAlcn
von der giirti unz in den nac
ein kncipfel an dem andern lac ; IHO
diu wären rot vergoldet.
Iiart MS. 2, 71' — ein vil guot swert: dar zuo Ireit er eine gnippe
ist man versucht an einen dolc/i zu denken. MSIIag. 3, 253" — schaf
daz der oede krage mit siner gnippen Jiaiif;e lehrt nichts, nach unse-
re)' stelle scheint die gnippe zum ^civandc (152) zu gehören. Jacob
Grimm erinnert mich du/'s F'risch I, 528'' kniplasehe hat, e'ne lasche
die sich schliefst, zuknippt, und lasclien steht hier neben gnippen.
154. noch a: nil b. 157. ainen b, einer a. 158. soll a?
159. geswacliet b. 161. in] den a. .\ls den dein aug an sieht b.
UV», hercze gicht b. 164. War ab. der lande b: danne a.
165. noch fehlt b. 166. rScklein b, tüeclielein a. 171. dechaiii b.
kain a. 174. auf die trewe m. b. 176. hoches b. 178. nigkt's
|)r. a, ruckbraten b. 179. giirll vnlz in a, gürte! viilz in b.
328 * HELMBRECHT
ob irz uü hoeren woldel
von dein rocke fürbaz,
durch iwcr liebe sagte ich daz.
da daz goUier unz an daz kin 18;">
reichte, unz an die rinkeu hin,
diu knöpfel wären silberwiz.
ez hat selten solhen vliz
an sinen warkus geleit
dehein gebiire der in treit, 190
noch so koslclichiu werc,
zwischen Hohensteine und Haldenberc.
seht wie in daz gevalle:
driu knöpfel von kristalle,
weder ze kleine noch ze gröz, 195
den buosem er da mite beslöz.
er gouch unde er tumbe.
sin buosem was alumbe
225"^ a bestreut mit knöpfelineu.
diu sach man verre schinen 200
gel blä grüene brun rot
swarz wiz, als er gebot;
diu lühten so mit glänze,
swenn er gie bi dem tanze,
so wart er von beiden, 205
von wiben und von meiden,
vil minnecliche an gesehen.
ich wil des mit wärheit jehen
daz ich bi dem selben knaben
den wiben het unhohe erhaben. 210
182. nl) irs nu gern h. w. a, Ob ir nü h. w. h. 184. sag h.
185. Da fehlt b. kyn a, kina b : kin im reime bei Raumeland 5? J.
186. raichet a, Gericht b. 188. het ab. 189. Am b.
192. Zwu sehen weis vnd de traunb g b. 193. euch ab.
190. verslos b. 201. Gel pla a, Gel brann b. praun vnd rot a,
blaw rot b. 202. S\v. vnd weys wie er g. b. 203. die leuchten
so a, Die lanchten wol b. 204. Wann a, Wen b. bey dem t. a,
an dem t. b. 205. von in baiden b. 208. des für war j. b.
210. den weihen ab: der dativus wie in der hs. des J'rauendienstes
362, 12. 376, 8. 452, 24, vergl. gr. 4, 238. hohe stän mit dem dat. in
hss. Nib. 329, 3. vnhoch a h.
IIELMBIIECIIT :i21»
Ak der crmel au daz niuoder gät
aliiiubc und uinbc was diu uät
behanj^cu wol mit soht'llcn :
die hört man lute hellen,
swenne er an dem rcien spranc ; *il5
den wiben ez durch diu ören klanc.
her Nithart, undc solle er lebeu,
dem hele jjot den sin gegeben,
der kuude ez iu gesingen baz
dann ich gesagen, nu wizzet daz. *i20
si verkoufte nianic huou uul ei
6 si im gewiinne diu zwei,
-'i54'' fj hosen und spargolzen.
Als si do dem stolzen
siniu bein hei gekleit, *22ö
'min wille mich hiuz hove treit
sprach er. ' lieber valer min,
nu bedarf ich wol der stiure diu.
mir hat min muotcr gegeben
und oucli min swesler, sei ich leben, 23U
daz ich in alle mine tage
immer holdez herze trage.'
Dem vater was daz ungemach.
zuo dem sun er dö spracii
'ich gibe dir zuo der wa'te 235
einen hengest der ist dnete
uud der wol springt ziun unde graben,
den soll du da ze hove haben,
und der lange wege wol loufe ;
212. Vnd vmb vnd vmb b. 214. erhellen b. 21.5. Wen b,
wann a. den b. 216. die orcn a, ir oren b. 217. vnd sott
der 1. a, soll er noch 1. b. 219. Das er euch kund ges. b. b.
220. nu fehlt b. 221. Sy verkauften b. 222. .E. sy gewunneu
dise zwey b. 223. spargolzen, MSHag. 3,278*. Oberl. 1528.
224. Damit sy dem st. b. 225. heten b. 226. hincz b, hin ze a.
227. lieber a: vil lieber b. 228. JVü bedürft ich w. d. trewe d. b.
229 —222 fehlen b. 229. geben a. 234. do a, in spotte *.
235. wüte b, farte a. 236. ist drale a, lauffet drate b.
237. und fehlt b. springet b, springe a. 238. da fehlt b.
239. wol fehlt b.
XM) HELMKKECHT
gerue ich dir den kouFe, 240
ob ich in vcile vinde.
lieber suu, im erwinde
hinz hove diiier verle.
diu hovewise ist herte
den die ir von kindes lil 245
liabent nilil j'evolj;;eL niil.
lieber sun, nii incn du mir,
od habe den pfluoc, so nien itli dir.
und bouwen wir die huobe;
so kumsl du in drne gruobe 250
mit grozen 6ren alsam icli.
zwäre des versihe ich mich.
ich bin gelriuwe, gewa're,
niht ein verr«Uere.
dar zuo gibe ich alliu jar 2ö5
ze rehte minen zehenden gai'.
ich haa gelebet mine zit
iiue haz und äne nit. '
Er sprach 'lieber vater min,
swic und lä die rede sin. 2(»0
da niac niht anders an geschehen,
Man ich wil benamen besehen
wie ez da ze hove smecke.
mir sulen ouch dine secke
nimmere rilen den kragen. 2G5
ich sol ouch dir üf dinen wagen
nimmere mist gevazzen.
so solle mich gol hazzen,
swenn ich dir ohsen wa^le
und dinen habern sa'le: 270
"240. Wie gern b. 242. du fe/iä b. 243. Hincz b, hin ze a.
245. 246 fehlen b. 247. Vil lieber s. b. nü mene mir b, nu mey
du mir a. 248. oder ab. men b, mey a. 249. Vnd bawe
mir b. 250. dein ab. 251. M. guten eren b. 253— 258/t'Ä-
len b. 259. lieber a: vil lieber h. 201. an fehlt b.
262. sehn b. 263. tia f-hlt b. 264. ouch fehlt b.
205. 207. nymmer ab 265. N. gereiten meinen ehr. b.
268. soll ab. gehassen a, wol hassen b. 209. wenn a, Wan b.
dir ohsen welle a, dir deine ohsen mänte b. 270. vnd dein habern
HELMBHECHT 33i
(laz zii'iiie iiilil zcwAre
miuein langen valweu liare
unde ininem reideni locke
und niinoin wo! slAnden rocke
und iiiitier wol standen liubeii 275
und den sidinen tilben
die dar uf nälen frouwen.
455" b ich liilfe dir ninimere bouwen.
' Lieber sun, belip bi mir.
ich weiz wol, ez wil geben dir 280
225' a der nieier Ruopreht sin kint,
vil schAfe, swin, und zehen rint,
alter unde juiiger.
ze hove hast du hunger
und muost dar zuo vil harte ligen 285
und aller gnaden sin verzigen.
Uli volge miner lere,
des hast du frum und ere;
wan vil selten im gelinget
der wider sinen orden ringet. 290
din ordcnunge ist der pfluoc*
du vindest hoveliute genuoc,
swelch ende du kerest.
din laster du genierest,
sun, des swer ich dir bi gol;. 295
der rehlen hoveliute spot
wirdest du, vil liebez kint.
du soll mir volgen unde erwint. '
' Vater, und wirde ich geriten,
ich trouwe in hovelichen siten 300
immer also wol genesen
saete a, Oder deine haber säte b. 272. valwö lange h. 273. Vnd
meinen rayden locken b. 274. Vnd ineinen wolstenden rocken b.
275. wolsteenden a, wähen b. 270. den b: die a. 277. fiawen b,
tauben a. 278. bilf a, wil b. nymmer bawen b, nymer ze
pauen a. 279. Der vater sprach lieber sun beleib bey mir a, Der
vater sprach beleib bey mir b. 281. seine kint b. 282. zehen
fehlt b. 286. gnade b. 289. wann s. a, Vil s. b. 29.3. wel-
ches ennde a, Welchs endest b. 294. merest b. 298. soist b.
299. Er sprach vater wird (vnd wirde a) ab.
3S2 HELMBRECHT
saiu die ze hove ie siut gewesen,
swer die hüben w.nehe
mF niincm lioupte sa*he,
der swüer wol tusenl eide 305
für diu werc beide,
ob ich dir ie gemente
od pliluoc iu furch gedente,
swenne ich mich gekleide
in gewant daz si mir beide 310
ze stiure gäben gester,
min muoter und min swesler,
so bin ich sicherliche
dem vil ungeliche,
ob ich etewenne 315
körn II f dem lenne
mit drischelen üz gebiez
od ob ich stecken ie gestiez.
swenne ich iüeze unde bein
hän gezieret mit den zwein, 320
hosen und schuohen von korrün,
455'' h ob ich ie gezünle zun
dir oder ander iemen,
des meldet mich niemen.
gist du mir den meidem, 325
Ruoprehle zeinem eidem
bin ich immer verzlgen :
ich wil mich niht durch wip verligeu.'
Er sprach 'sun, eine wile dage
und vernim waz ich dir sage. 330
303. wer ab. 308. Oder pllüg in furch b, Oder den phluog in der
furch a. 309. wenn ab. bechlaide b. 312. vnd ouch mein
8w. a. 315. ettwenne a, je ettwenne b. 317. Mit tryschelu
ausgepiess a, Mit der drisehel vns gepiefs b. vergl. Lachm. ISib.
1823, 2. 318. Oder ab. nar.k 318 dir oder anders yeinand.
das meldet mich niemandt a, vergl. 323/. 319. Sweü b, wenn a.
321. corraun a. Hosen schlich vnd karraun b. 322. gezeunte ab.
32i fehlt b. des vermeltet a, vergl. zu 318. 325. Geyst b,
gibst a. maidem a, maiden b. 326. mayr Ruoprehlen a, Mair
Riiprechten b. aydem a, aydeu b. 327. ymmer a, nymmer
luer b.
iiEL.MHUEcirr .'m
swer volgel ^iioler lere
der gewinnet fruni und ßre :
swclch kint sines valcr rät
ze allen zilen iibcrgal,
daz siH zc jungest an der scliani 335
und an dem schaden relite alsant.
will du dich sichcriichen
genözen und geliehen
dem wol gebornen iioveman,
di\ misselingct dir an ; 340
er tregt dir dar unibe haz.
du solt ouch wol gelouben daz,
ez klaget kein gebüre niiil
swaz dir da ze leide geschilu.
und nicmc ein rchler hoveman 345
dem gebüren swaz er ie gewan,
der gedingte doch ze jungest baz
danne du, nu wizze daz.
nimst du im ein fuoter,
lieber sun vil guolcr, 350
gewinnet er din obcrhant,
s6 bist du bürge unde phant
für alle die im habent genomen.
er lät dich nicht ze rede komen ;
die Pfenninge sint alle gczalt; 355
ze gote hat er sich versalt,
sieht er dich an dem roube.
lieber sun, geloube
mir diu ma,Te und belip
331. wer ah. 333. Swelches b, welches a. 335. zc jüngst a,
zelesle b. 340. Da müs dir misselingen an b. 34'i. Auch soltu
g. d. b. 343. klaydt kain a, chlaugt dechaia b. 344. Was b,
war a? da zc laide a, davon laids b. 346. dem a: Ainen b.
was a, das b. 347. gedingete a, gedinget b. ze iungste a, zem
Icsteo b. 348. Dan du solta wissen d. b. 352. Du bist borge // ;
vergl. anm. zu Jf'altlicr 26, 2 z. 5. 353. die im haben b, die im
icht haben a. 355. 356 fehlen b. 355. gezelt a. der atis-
druck wird sprichwörtlich sein, 'die rechnnng ist lairz.' 356. ver-
selt ff. er glaubt ein gott gefälliges werk zu thvn ? 357. Er
siecht dich b. 359. die ab.
334 MELMBHKCFIT
und iiini oiii oliclicz wip. 360
' Vater, swaz so mir gescliilil,
226" a ich laze ininer verte niht;
ich niuoz benamen in die biine.
nü heiz ander dine süne
daz si sich mit dem pfluoge müen. 365
ez miiczcn riiidcr vor mir liien
die ich über ecke Iribc.
456" 0 daz ich so lange bclibe,
des irret mich ein gurre.
daz ich niht ensnurre 370
mit den andern über ecke
und die gebüren durch die hecke
niht enfüere bi dem hare,
daz ist mir leit zewäre.
die armuot möht ich niht verdoln : 375
swenne ich drin jär einen voln
züge und als lange ein rint.
der gewin wwr mir ein wint.
ich wil rouben alle tage;
da mite ich mich wol betrage 380
mit voUiclicher koste
und den lip vor froste
wol behalte in dem winder,
ez enwelle et niemen rinder.
vater, balde ile, 385
entwäle deheiner wile,
gip den meiden balde mir;
ich blibe lenger niht bi dir/
Die rede wil ich kürzen
einen loden von drizic stürzen 390
360 ein eeliches a, dir ain eleicti b. 361. Er sprach valer ab.
was so mir a, was mir b. 363. Icli wil b. bey (pey i) namen ab.
püne a, pun b. 3C4. Du b. 365. den pflügen b. 372. bau-
ren b. 373. IN'icht Tür //. 376. wann a, VV'eü b. 378. gwin b.
380. vil wol betrag b. 381. voUiclicher a: völliger reicher b.
384. es sei denn dafs niemand belieben zu rindern trägt und die ge-
raubten mir abkauft. Ich mäs ot haben rinder b. 385. Dar vmb
ualer bald eyle b. 386. Etwell dechain w. b. 388. nicht len-
ger a b. 390. dreyssig a, drein 1i.
iii:LMi{i{K(;riT 3:^5
(also saget uns daz ma're.
(laz der lode wiiTc
aller loden leiigcst),
den gap er au den liengesl,
und guoler kiieje viere. .'{Qö
zw6n oliseu und dri stiere,
und vier mülte korues :
owe dir, giiol verloruez I
er koufte den liengst um zehen pliunl;
er het in an der selben stuiit /lOO
kiinie gegeben unihe driu :
(•wt} vcrlorniu sibeniu I
Do der sun wart bereit
unde er sich het an geleit,
nu lia'ret wie der kuabe sprach. 405
er schütte dez houbet unde sacli
ul" ictweder ahselbein,
ich bizze wol durch einen stein;
ich bin so muotes ra.'ze ;
hey waz ich isens Iraeze ! 4 10
ez Dseme der keiser für gewin.
vieng ich in nilit und züge in hin
und beschazte in unz an den slouch,
und den herzogen ouch,
unde eleslichen graven. 415
über velt wil ich draven
45G'' // an angesl niines verlies
391. Als uns sagt b. 394. an a: vnib h. 395. kiie a, chii b.
39G. drey a, zwey b. 397. vnd vier mute a, Vnd darrzu vier
uiütt b. 398. kornes : verlornez wie einez : meines llif- oder ist
hier etwa owe, guots verlorni-s und in der anderen stelle nieinez zu
schreiben Y hiis : liz 17l)9y. lüj'st sich nicht genau verglvickcn.
0 wo gut verlornes b. 399 — ^^2 fehlen b. 402. verlorniie a.
403. Da a. 4Ü4. hat a. 405. im fehlt b. clinappc b.
406. er schüt (schulte b) das a b. 407. Auf sein ycgleich achel-
bein b. 408. pisse a, peysse b. 410. Wey wes ich evseiis
ässe b. 413. iii fehlen b. 413. unz an den sluch bis an den
Schlund Y vergl. Frisch 2, 193". 415. Den herczogen und etlich
grauen h. 416. Vber ecke h. traben n. 417. Anc vorcht h.
336 IIELMBRECIIT
und alle weit dwcrlies.
la mich üz diner liuole:
iiiuiien für nach mincm nuiotc 420
wil ich selbe wahsen.
vater, einen Sahsen
züget ir lihter danne mich.'
Er sprach ' sun, so wil ich dich
nuner zähle läzen fri. 425
nu zno des der neve si !
Sit dich min zuht sol niiden
an dem üf riden,
so h fiele diner hübe»
und der sidinen tüben, 430
daz man die inderl rüere
od mit übele iht zefiiere
und din langez valwez hare.
unde will du zeware
miner zuht nimniere, 435
so fiirhle ich vil scre
du volgst ze jungest einem slabe
und swar dich wist ein kleiner knabe."
er sprach 'sun, vil lieber knabe,
419. er sprach vater la a. 420. Hinnen für b: von hinnen phur-
ren a. 421. selben a. 423. Den zügt h. er lönte im sit so
hohe sam einem wilden Sahsen oder Franken Gudr. 366, 4 (1400).
424. Dich zu avfang der folgenden zeile b. 420. neue ab.
denselben spricliw'örtUchen ausdvuck zeigt mir Lachmann bei üttacker
53 , wo die königin von Arragon die Unterhandlung mit dem burg-
grafen, der sich weigert ihre Schwester frei zu geben, abbricht : der
künigin versmahte daz, and hiez in varh an sin gemach. ' nu dar
balde' si do sprach, füert einen {der gefangenen die in ihrer gewalt
sind) nach dem andern her. ez ist wol nach miner ger daz in der tot
wone bi. nu dar des der neve si!' der sinn scheint in beiden stellen
'ich will nichts mehr mit ihm {damit) zu schaffen haben.'
427. seyt ich a, Seint ich b. 428. auf reyden b, aufreiden a. ich
weifs diese zeile nicht mit Sicherheit zu deuten. 149. so fehlt b.
431. nyndert b. 432 oder ab. nicht a, fehlt b.
433. Dein lang valwes hare ohne und b. hare : zware ab.
ebenso haben beide hss. 791 f. zware: ein jare. 435. nicht mere b.
437. volgest a. zleste b. 438. vnd war ab. kleiner fehlt b.
439. der vater sprach n.
IIELMBRECIIT 337
la dich noch rihlen abc. 440
du soll leben des ich lebe
und des dir diu niuoler gebe.
trinc wazzer, lieber sun min
6 du mit roube koulesl win.
226'' n dalz Oslerriclie claniirre, 445
ist ez jener ist ez dirre,
der luinbe und der wise
haut ez da für hcrren spise.
die soll du ezzen, liebez kint
6 du ein geroubtez rint 450
gebest umb eine henne
dem wirle eteswcnne.
diu umoter durch die wochen
kan guotcn brien kochen :
den solt du ezzen in den grans 455
6 du gebest umb eine gans
ein geroublcz phärit.
sun, und helest du den sit,
457" b so lebtest du mit eren,
swar du wollest keren. 460
sun, den rocken mische
mit habern e dii vische
ezzest nach uneren.
sus kan din vater leren.
volge mir, so hast du sin : 465
si des niht, sd var da hin.
erwirbst du guot und ^ren vil,
für war ich des niht enwil
mit dir haben gemeine :
hab ouch den schaden eine.' 470
440. La mich d. n. weysen ab h. 445. Dacz 6, da ze a.
chlamirre b. was das J'ür eine speise ist habe ich nicht ßnden noch
er/raffen können. Vermutungen, wenn sie reifen, sollen später mit-
getheilt werden. 446. Es sey jenr es sey dirre b, 448. Hand b,
habent a. dafür b, 451. Gäbest b. 452. etswenne a, elt-
wenne b. 454. preyn k. a, prein wol k. b. 456. .E. das du
gäbest b. 457. phaerd a. 458. Hey sun bettest b.
460. War b, wohin a. 464. sunst c b. kan dich dein b.
470. alleine b.
Z. F. D. A. IV. 22
338 HELMBRECriT
' Du soll hinken, valcr min,
wazzer; sA wil ich trinken win.
und h du {^eyslitze ;
so wil ich ezzen dilze
daz man da heizet huon versotcn. 475
daz wirt mir nimmer verboten,
ich wil ouch unz an minen tot
von wizen scnieln ezzen brot :
haber ist dir geslaht.
man liset ze Rome an der phaht, 480
ein kint gcvälie in sincr jugent
von sinem toten eine tugent.
ein edel ritter was min tot :
saelic si der selbe got
von dem ich so edel bin 485
und trage so höchvertigen sin!'
Der vater sprach nü gloube daz,
mir geviele et niichel baz
ein man der rehte taete
und dar an belibe stsete. 490
waer des geburl ein wenic laz,
der behagte doch der weite baz
dan von küneges fruht ein man
der tugenl noch ere nie gewan.
ein frumer man von swacher art 495
und ein edel man an dem nie wart
weder zuht noch ere bekant,
und koment die bede in ein laut
da niemen weiz wer si sint,
471. Er sprach du ab. 473. ysse ab, geislicze b. ich kenne auch diese
speise nicht xmdweijs nicht ob geiz- oder güu- in dem worte steckt, auch
mit 'glicerium giseliz' sumerl. 27, 5 ^ Diut. 3, 145 weifs ich nichts
anzufangen, den eigennameii Geislitzer ytwrfe ich in einer Wiener vr-
kundc von 1309, mon. Buica 30, 2 «.41. 475. Da man haisset b.
479. H. der ist b. 481. inder jugent b. 482. Noch seinen glit-
ten b. ain b, einen a. 483. mein gut b. 484. dersclbig a.
485. also b. 480. Vnd han also b. 487. nu fehlt b. 488. ot b.
492. Der geviel d. d. w. vas b. 4'JG. an fehlt b. 497. Tugent
noch h. bekant b: nie bekannt a. 498. Körnen {ohne
and) b.
HELMBRECIIT 331)
man lial des swaclicn niannes kiiit äUO
457'' b für den edeleu lukligcborn
der für 6rc hat schände crkorn.
SUD, und will du edel sin,
daz rate ich üf die Iriuwe min,
so tuü vil edcUiche. 505
guol zuht ist sichcrliche
ein kröne ob aller edclkeit:
daz si dir für war geseit.'
Er sprach ' vater, du hast war.
mich enläl min hübe und min här 510
und min wol steudc gewaete
iiiht bclibcn sta'te.
si siot beide so glänz
daz si baz zahmen einem tanz
danne der eidcu oder dem phluoc* 515
' W6 daz dich muoter gctruoc!*
sprach der valer zuo dem suon.
'du will daz beste län unlz boeste tuoü.
sun, vil schojuer jüngelinc,
du soll sagen mir ein dinc, 520
ob dir wonent witze bi,
welher baz lebender si,
dem man fluochet unde schiltcl
und des al diu weit engiltet
und mit der liule schaden lebet 525
22C' n und wider gotes hulde strebet;
uü welhes leben ist reiner?
so ist aber einer
des al diu weit geuiuzet
und den des niht verdriuzet, 530
500. Da hat man des b. 502. Da für er hat b. 506. Gut tugent
ist vil Sicherleiche b. 510. vnd a : noch b. 511. wol stendes
gwUte b. 513. Die siol mir baide so glaucz b. 514. Das ich
Las zini an aine tancze b. 515. oder a: und b. 516. We das
dich dein inüler ye gelrüg b. 517. Sprach aber der v. b.
sun ab. 518. du wilt das pcste lan vnd das böse tun a, Du wilt
et laider übel tun b. 521. ob d. wonen w. bey a, Ob d. wone die
wirde bey b. 522. W bas lebendig' scy b. 523. den c.
524. all die a, die 6. 528. aber a ; da pey b. 530. des /cA/f b.
22*
340 HELMBRECHT
er werbe naht unde tac
daz man sin geniezen niac,
und fi;ot dar under eret.
swelhez ende er keret,
dem ist got und al diu weit holt. 535
lieber sun, daz du mir solt
mit der warheil sagen daz,
wer dir nü gevalle baz.'
' Vater min, daz luol der man
des mau nihl engelten kan 540
und des man geniezen sol ;
der ist lebendiger wol.'
458" b lieber sun, daz waerest du.
ob du mir wollest volgen nü,
so bouwe mit dem phluoge ; 545
so geniezent diu genuoge :
din geniuzel sicherliche
der arme und der riebe ;
din geniuzet wolf und der ar
und alle creatiure gar 550
und swaz got üf der erden
hiez ie lebendic werden,
lieber sun, nü bouwe :
ja wirl vil manic frouwe
von dem bouwe geschcenet; 555
manee künic wirt gekrcenet
von des bouwes sliuwer ;
wan niemen wart so liuwer,
sin hochvart wsere kleine,
wan durch daz bou aleine. 560
' Vater, diner predige
got mich schiere erledige.
533. eret a, auch eret. b. 534. welches ennde er k. a. Welches
ends er sich k. b. 535. all die a, die b. 536. daz fehlt b.
546. geniesset a. 549. der wolüc vnd der ar a, wolf und ar b.
551. vnd was a, Was b. 553. Vil 1. s. b. 554. Es wirt b.
555. Von pawe wol g. b. 557. sleur a. Vnd des bawes sleü-
rer b. 558. wan fehlt b. tewr a, teurer b. 559. wäre
klaine a, wurd vilchlaine b. 500. das paw (baw b) ab.
561. Er sprach vater ab. 562. Mich got b.
ÜELMBUKCIIT 34i
und ob uz dir worden wjere
ein rcliter |)rcdij;;i'i(',
du brii'lilcsl liulc wol ein her 565
niil diuer prediije über nier.
verniui waz ich dir sagen wil:
bouwent die geburen vil,
si ezzeiil wol desler ni6.
swie hall mir min dinc ergß, 570
ich wil dem phluoge widersagen
und sol ich wize hende tragen.
von des phluoges schulde,
s6 mir goles hulde,
so wa're ich immer geschanl, 575
swenne ich tanzte an irowen haut. *
Der vater sprach ' nü Trage,
daz dich des iht betrage,
swä du sist den wisen bi,
mir troumte ein troum, waz daz si. 580
du betest zwei lieht in der haut;
diu brunnen daz si durch diu laut
lühlen mit ir schine.
lieber sun der mine,
458'' b sus Iroumt mir verl von einem mau; 585
den sach ich hiure blinden gän.'
er sprach ' vater, daz ist guot.
ich gelaze nimmer minen muot
umb sus getäniu maere:
ein zage ich danne wa;re.' 590
In enhalf et niht sin 16re.
er sprach 'mir troumte mßre.
ein fuoz dir uf der erde gie ;
du stüeude mit dem andern knie
563. und fehlt b. 565. Du brächtest ain ganczes her b.
568. pawen a. 570. wie ab. 571. dein pflüge b. 572. Solt
ich swarcz h. tr. 6. 575. So würd ich vil ser g. b. 576. wenn a.
Waü ich tanczt frawen an der h. b. 578. des b: der a.
579. VVa b, wo a. 585. sunst ab. 589. vnd sunst a, Durch
so b. 591. In haltf ot b. 592. mir entraumte m. a, mir träumt
ot m. b. 593. erden b. 594. da stuondest dn mit d.a. knie a,
^'nd du mit d. a. chnie b.
342 HELMBRECIIT
hohe uf einem stocke. 595
dir ragcte uz dem rocke
einez als ein ahsen drum.
sol dir der tronm wesen fruni,
oder waz er bediute,
des frage wise liule.' 600
'Daz ist saelde unde heil
und aller riehen freuden teil.'
er sprach 'sun, noch troumte mir
226** a ein troum, den wil ich sagen dir.
du sollest fliegen hohe 605
über weide und über lohe :
ein vetich wart dir vcrsniten :
dö wart dm fliegen vermilen.
sol dir der troum guot sin?
owe hende füeze und ougen din !' 610
'Vater, al die tröume din
sint vil gar diu sa^lde min'
sprach der junge Helmbreht.
'schaf dir umhe ein andern kueht:
du bist mit mir versouraet, 615
swie vil dir si getroumet.'
' Sun, al die tröume sint ein wint
die mir noch getroumet sint:
nü hoere von tröume.
du stüende üf einem boume : 620
von dinen füezn unz an daz gras
wol anderhalp kläfter was :
ob dinem houbte üf einem zwi
593. Stnndt auf aine st. b. 596. do ragte dir a, Dir regt auch b.
597. achsendrumb a, ächsen drüm b, 601. Er sprach das ab.
602. riehen fehlt a. Vnd aller reichtüm und friiden tail b.
605. du soltes fl. hohe a, Wie du sollest fl. hoch b. 606. über
walt u. ü. lohe a, V'bel veld uü über loch b. 607. veder b.
608. da ab. gar vermitten b. 610. awe a. 611. V. alle
träume d. h. 614. einen a, aine b. 616. wieuil dir a. Was dir
halt s. g. b. 617. Er sprach sun all die tr. sein ein w. a, Die
tröme sint alle ain w. b. 618. Gein den die mir getraumet s. b.
619. nu hier von ainem (aine b) tr. ab. 620. Du stund b, da
stuondest a. 621. niesseu vntz an a, Hissen an b.
IIELMÜHKCIIT 343
saz ein rabc, ein krA dA bi :
45'.>" b diu bar was dir bestroub«'! : 625
dö streite dir diu boubel
zesweiibalp der rabc da ;
winslerbalp scbiet dirz diu kra.
ow6, sun, des troiinies !
owö, suu, des boumes ! 630
ow6 des raben ! ow6 der krau !
ja waene icb riuwic bestau
des ich au dir hau erzogen,
uiir habe der trouni daune gelof^en.'
Ob dir Uli, vater, wizzc Krist, 635
Irounite allez daz der ist,
beide übel uude guol,
ich gelaze nimmer minen muul
hinnen unz an miuen löt.
mir wart der verte nie so not, 640
valer, gol der hiiete diu
und ouch der lieben niuoler min ;
iwer beider kindeliu
miiezen immer sa-lic sin :
got Iiabe uns alle in siner pflege.' 645
da mite reit er üf die wege ;
urloup uam er zuo dem valer,
hie drabete er durch den galer.
soll ich allez sin geverte sagen
daz enwiirde in drin lagen 650
od lihle in einer wochen
nimmer gar volsprochen.
Lf eine burc kam er gerilen.
024. rab ain a, mpe vnd ein a. 025. zerstraubct b. 020. <la ab.
627. Zeswt'uhalb ain rab da b, ceswentbalbe ein rabe safs da a.
628. Vinslerbalb b. dirs b, dir a. 029. awe a. 030. awc a,
Owei b. 631. awe (\Ve b) den rabeu awe (we b) den cran (cbran b)
ab. 032. traurig müs gestau b. 635, vater a: vasser b.
638. Zwar ich gelas doch meinen m. b. 039. hynnen a, Nimmer b.
642. der a : die b. 644. Die müssen b. 046. Da mit so rait b.
647. zum valer a, da zede vater b. 048. hie trat er vber den g. a,
\lhin so drät er durch de gatter b. 650. enwurd b, wurde a.
drein fc, dreyen ö. 651. oder leicht a, Oder villeicht fc. <",n3. knnier i-
344 HELMBRECHT
da was der wirt in den siten
daz er urliuges wielt 655
und oucli vil gerne die behielt
die wol gelorslen riten
und mit den vinden striten.
da wart der knappe gesinde.
an roube wart er so swinde, 660
swaz ein ander liegen liez,
in sinen sac erz allez stiez ;
er nam cz allez gemeine.
dehein roup was im ze kleine ;
im enwas ouch niht ze groz. 665
ez wsere rüch, ez waere blöz,
459'' b ez waere krump, ez waere sieht,
daz nam allez Helmbreht,
des meier Helrabrehtes kint.
er nam daz ros, er nam daz rint, 670
er lie dem man niht leffels wert ;
er nam wambis unde swert,
er nam mantel unde roc,
er nam die geiz, er nam den boc,
er nam die owe, er nam den wider; 675
daz galt er mit der hiute sider.
röckel pheit dem wibe
zöch er ab dem libe,
266® a ir kiirsen unde ir mandel :
des het er gerne wandel, 680
dö in der scherge machte zam,
daz er wiben ie genam ;
daz ist sicherlichen war.
654. in solchem siten b. 655. Das er stät vrleuges w. b.
656. ouch fehlt b. 657. reiten b, streiten a. 658. streiten b,
reiten a. 659. knabe a, chnab b. 661. was a, Das wol b.
anderr b. 662. ers alles a, er das b. 664. dhain a, Chain b.
665. was ab. 666. oder blos b. 668. alles der junge Helm-
precht a, als der selbe cbnecbt b. 669. des mayr a, Des mayers b.
670. beide Aaz fehlen b. 671. dem manne a. 673. vnd röclt a,
et nam rock b. 674. die fehlt b. die pöck a, bock b.
675. die ob a, die au h. 677. Rock b. 681. Gehabt do ab.
machet a.
HELMBUECIIT 34ä
ze wünsche im daz Orsle jar
sine Segelwinde duzzen 685
und sinin scliaf ze heile fluzzen.
sines muotes wart er geil
da von daz im der beste teil
ie geviel an gewinnen.
dö begunde er heim sinnen, 690
als ie die iiute phlagen
heim zuo ir magen.
ze hove er urloup genam
und ze dem gesinde sam,
daz si gol der giiote 695
hete in siner liuote.
Hie hebet sich ein maere
daz vil müelich wa're
ze verswigen den liuten.
künde ich ez bediuten 700
wie man in da heime enphie !
ob man iht gegen im gie?
nein, ez wart geloufen,
al mit einem houfen ;
einez für daz ander dranc, 705
vater unde muoter spranc
als in nie kalp erstürbe,
wer daz botenbrot erwürbe?
460* b dem knehte gap man äne fluocb
beide hemede unde bruoch. 710
sprach daz friwip und der kneht
' wis willekomen Helmbreht?
nein, si entäten ;
ez wart in widerraten :
si sprächen j'unkherre min, 715
ir sult gote willekomen sin.'
685. seine a, Sein b. 686. seine a, sein b. 687. er so gail a b.
688. Dar umb das b. 689. gewinne a. 693. nam a, do nam b.
697 ff . vergl. Lachm. zur klage t. 700. Ey künde ich b.
704. All b, alle a, 709. Dem gab man es äne fluch b. 711. das
frey weib a, das weib b. vergl. 743. 1088. 1727. 712. bis ab.
716. willekomen a: vil wilkome b.
34G HELMßUECHT
' vil liebe susterkindekin,
jrol lale iach immer Sivlic siu.
diu swestcr gegen im lief,
mit den armen si in umbeswiel : 720
dö sprach er zuo der swester
' grätiä vesler.'
hin für was den jungen gäch,
die allen zugen binden nach,
si enphieugn in beide äne zal. 725
zem valer sprach er 'd6u sal;'
zuo der muoler sprach er sä
beheimisch dobrayträ.'
si sähen beide ein ander an,
beidiu daz wip und der man. 730
diu hüsfrowe sprach ' her wirl,
wir sin der sinne gar verirt:
er ist niht unser beider kint:
er ist ein Beheim oder ein Winl. '
der valer sprach 'er ist ein Walch: 735
min sun den ich gole bevalch,
der ist ez niht sicherliche,
und ist ime doch geliche.'
dö sprach sin swesler Golelinl
'er ist niht iwer beider kint: 740
er antwurt mir in der laliu ;
er mac wol ein pfaffe sin.'
'entriuwen' sprach der friman,
'als ich von im vernomen hän,
so ist er ze Sahsen 745
od ze Bräbanl gewahsen :
717. er sprach vil liebe swesler kintekin a. Er sprach vii liebe süs-
sen kindc h. 718. lat lat a, Got las b. 719. die sw. entgegen
im 1. a, Gegen im sein swoster 1. h. 721. zder b. 723. dem b.
724. zogte b. 726. zum a, Zedem b. deus h. 728. do
braytra b, de braylra a. 729. ain ander an b, an einander an a.
731. hausfraw ab. herre w. ab, 735. vater a: wirt b.
736. Mein b, meinen a. enipfalch b. 737. sicherleich b. 738. doch
gar änleich b. 739. Da a. nach 740 Do ich im engegen gicnch
Und in mit armen umbeviench b. 741. er antwurtet mir in der la-
lein a, Do antwart er mir latin b. 743. frey man b. 746. odf-^r /» />
IIELMBHECHT 'M7
460'' f/ er sprach "liebe susler kiudekin;"
er niac wol ein Salisc sin.'
Der wirl sprach mit rede sieht
'bist duz min snn Ilelnibrcht? 750
dil hast mich gwunncn da niile,
sprich ein wort nach unserni silc,
als unser vordem taten,
so daz ichz niüge erraten.
dii sprichest immer "döu sal," 755
daz ich enweiz zwiu ez sal.
226' a erc diue muoter unde mich,
daz dien wir immer umbc dich,
sprich ein wort tiutischen ;
ich wil dir dinen hengest wischen, 760
ich selbe unde niht min kneht,
lieber sun Ilelmbreht;
daz du immer sadic miiezest sin!'
'ey waz sakent ir gebürekin
und jenez gunerte wif? 765
min parit, ininen klaren lif
sol dchein gebiirik man
zware nimmer gripen an.'
des erschrac der wirt vil sere.
dö sprach er aber mßre 770
'bistuz Helmbreht min suon?
ich siude dir noch hinte ein huon
und brate dir ab einez,
daz rede ich niht meines.
und bist duz niht Helmbreht, min kint, 775
747. liebe swester kiodekin a, liebe kindelein b. 748. Des mag er
wol b. 750. Pistu b. 751. gcsvunnen ab. 753. unser vonle n
b, vnsere vordere a. 755. du sprachest ymmer a. deus b.
758. das dienen — vinb d. ab. 759. Nu spr. ein w. endeutsche fr.
760. Dein pfärt wil ich dir wische b. 761. selb b, selben a.
mein b, dein a. 763. immer fehlt b. 764. sackent a, sagt b.
gebäurelein b. 765. Vnd dicz ungerte wief /;. 766. Mein pert
und mein chlare lief b. 767. Sol dehain gepurick man a, Sol de-
cbein gebaureckein man b. 768. gryppen b, gegripen a. 770. da a.
772. Ich hais sieden dir ain hün b. 773. ab] aber a, darzü b.
eines a, aines b. 774. maines b. s. zu 398. 775. Bistu aber
348 HELMßUECHT
Sil ir ein ßeheim oder ein Wiiil,
so vart hin ziio den Winden,
ich han mit niinen kinden
weizjjol vil ze schalFen:
ich gibe ouch keinem pfafl'en 780
uiht wan sin barez relit.
Sil irz null llelmbreiit,
hei ich dan alle vische,
irn Iwaht bi jnineni lische
durch ezzen nimmer iwer hanl. 785
Sit ir ein Salise od ein Bräbanl,
461' b oder sil ir von Wallien,
ir miiezel ez in iwer nialhen
mit iu hän gefiierel.
von iu wirl gerüerel 790
des minen niht zeware,
und waer diu naht ein järe.
ich enliän den mete noch den win :
junkherre, ir sult bi herreu sin.'
Nu was ez harte späte. 795
der knabe wart ze rate
in sin selbes muote,
'sam mir got der guole,
ich wil iu sagen wer ich si.
ez ist hie nindert nahen bi 800
ein wirl der mich behalte,
niht guoter witze ich walle
daz ich min rede verkere :
ichn tuon ez nimmer mere.'
er sprach 'ja bin ich ez der.' 805
der vater sprach 'nu saget, wer?"
'der da heizet alsam ir.'
nicht mein kint b. 780. dhaiuem a, decliaine b. 782. irs a,
ir ez b. 783. Vnd bet ich a. v. b. 784. Ir entwacht b, ir
twacht a. 786. oder ab. 78S. So möcht ir ew' malhen b.
789. mit euch a, Mit euch wol b. 790. Von euch wirt nicht g. und
791 ebenfalls nicht a, Von euch so wirt g. b. 794. bey den her-
ren a. 796. Des ward der chnapp zerate b. 799. iu] euch ab:
in? 804. Ich eotiin 6, ich tun a. 805. ich es b, icbs a.
806. 808. vater a : wirt h.
HELMRRECHT 349
der vater s|ir;«oli (Ini nennet mir.
ich bin j^elieizen llolinbrehl;
iwer sun und iwer knelil 810
was ich vor einem jare :
daz sage ich in zeware.
der vater sprach ' nein ir.
'ez ist >vär.' 'so nennet mir
min ohsen alle viere/ ^ 815
daz tuon ich vil schiere.
der ich do wilen pdcgte
und minen gart ob in wegte,
der eine heizet l wer;
ez wart nie gebüwer 820
so riche noch s6 wacker,
er za>me üf sinem acker.
der ander der hiez Ra-ime;
nie rint so genwme
wart geweten under joch. 825
den dritten nenne ich in noch :
der was geheizen Erge.
ez kunit von miner kerge
461*' b daz ich si kan genennen.
weit ir mich noch erkennen? 830
der vierdc der hiez Sunne,
ob ichs genennen kunne,
des lat mich geniezen,
heizet mir daz tor üf sliezeo.'
der vater sprach ' tiir unde tor, 835
da solt du niht sin lenger vor;
beide gadem unde schrin
sol dir allez offen sin.'
227* a Unsolide si verwazen !
812. zware a, fiirware b. 813. spr. zwar nain ir b. 816. Das
tu ot ich V. seh. b. 817. da ab. 819. ower a, awer b.
820. gepaur a, gebawer b. 821. So reich noch also w. b.
822. seine b. 823. der hiePs a, haisset b. länie b, rame a.
824. Ain r. also g. b, 825. Ward nye g. b. 8'2t). So nenn
ich euch den dritten noch b. 828. k8int b. 829. ich sy b,
ichs a. 831. fler haisset s. b. 832. ichs a: ich sy b.
833. mich niT g. b. 839. On selde a.
;{5ü IIELMBRECHT
ich bin vil gar erlazeii 840
so guoler harideluiige
als do het der junge,
sin phiirt wart enphettet,
im selben wol gebettet
von swester und von muoter. 845
der valer gap daz fuoter
weizgot niht mit zadele.
swie vil ich var enwadele,
so bin ich an deheiner stete
da man mir tuo als man im tetc. 850
diu muoter rief die tohter an
'du solt loufen und niht gan
in daz gadem unde reich
einen polster unde ein küsse weich,'
daz wart im under den arm 855
gelegt üf einen oven warm,
da er vil sanfte erbeit
unz daz ezzen wart bereit.
Do der knabe erwachet,
daz ezzen was gemachet, 860
und er die bende het getwagen,
hoert waz für in wart getragen,
ich wil iu nennen d'ersten trabt:
wair ich ein herre in hoher aht,
mit der selben rihte 865
wolte ich haben phlihle :
ein krül vil kleine gcsniten ;
veizt und mager, in bcden siten,
ein guot fleisch lac da hi.
beeret waz daz ander si: 870
842. als da hat a, Als alda hei b. 844. Im selb ward wol g. b.
847. zadel b, zodel a. 848. wie ab. entwadel ab. enwadele
hin und her, vage, ir sia fuor anwedele, sam vor dem wint diu ve-
dere und ouch daz loup gerne luol Wcvnh. Mar. 154, 28. wadalön
vngari Gvajf 1, 777. 851. riieirt a. 855. uuder seinen arm b.
857. sauFl auf erbait b. 859. chnappe h. erwachte a. s. Lachm.
zu fValth. 36, 33. 860. gemachte a. 861. het zwagen a, hat
getwagen b. 803. die ersten a b. 864. in a : von b.
867. vil a: was vil b. 870. Nu höret b.
HELMnilECHT 351
462* /> ein veizicr ka'se, der w;is mar;
diu rillte wart f^elrayeii dar,
nu lurrl wie ich daz wizze.
nie veizler gans an spizze
bi liiire warl j^ebrAlen : 875
mit willen si daz t;\ten,
ir delieinen es verdröz;
si was micliel unde groz,
gelich einem trappen ;
die sazl man für den knappen. 880
ein luion gebraten, einz versoten,
als der wirt liet geboten,
diu wurden ouch getragen dar.
ein herre nwme der spise war,
swenn er gejeides phla.'ge 885
und üf einer warte l«g'e.
noch spjse maneger bände,
die gebure nie bekande,
also guote lipnar,
truoc man für den knaben dar. 890
der vater sprach und bei ich win,
der müeste hiute getrunken sin.
lieber sun min, nü Irinc
den aller besten ursprinc
der üz erden ie gefloz ; 895
ich weiz nilit brunnen sin genöz,
wan ze ^^ ankliusen der:
den Iregt et uns nu nienian her.'
Do si dö mit l'reuden gäzen,
der wirt niht wolle läzen, 900
872. ward a, ward auch b. 874. spizze, s. zu Engel/i. 2213.
875. bcy dem feur a. 877 nach 878 b. 877. ir dbaincs des v. a,
Ir dehaines des v. b. 880. knaben (: trappen) a. 881. aines v. a,
vnd aios v. b. 882. Der wirt daz bet gepotten b. 884. näm b,
nam a. 885. Wen b, wann a. gejägcs b. 888. erkande b.
889. als guot a, Xnd also güle b. 890. Die trüg — chna|)pen d. b.
892. ra'dste b, muesset a. heut a, beint b. 893. min fehlt a.
895. Der aus der e. b. 89G. nicht prunncn a, nyndert b.
897. Dan ze leubenbach der b. 898. Den trait uns aber nü nye-
man her b. 899. da sy do mit u, Do sy mit b.
352 HELMBHECHT
er fragte in der inaere
wie der hovewis waerc
da er waere gewesen bi.
'sage mir, sun, wie der si ;
s6 sag ich dir denne 905
wie ich etewenne
bi minen jungen jaren
die liule sach gebären.*
'valer min, daz sage mir;
zehant so wil ich sagen dir 910
wes du mich fragen wil:
der niuwen site weiz ich vil.'
' Wilen dö ich was ein knehl
462'' b und mich diu ene Helmbrehl,
der min vater was genant, 915
hin ze hove het gesant
mit kaese und mit eier,
als noch tuot ein nieier,
dö nara ich der rilter war
und markte ir geverte gar. 920
si wären hovelich unde gemeit
und künden niht mit schalkheit,
als nü bi disen zilen kan
227*" a nianic wip und manic man.
die ritter beten einen site, 925
da liebtens sich den frouwen mite.
einez ist buhurdiern genant;
daz tet ein hoveman mir bekant,
do ich in fragte der mare
wie ez genennet wa^re. 930
si fuoren sam si wollen toben
(dar umbe hörte ich si loben),
902. der hofweifz a, der hofweyse b. 906. etlwenne a, entwenne b.
908. sacli a: da sacli b. 911. Wes du wilt fragen mich b.
912. siten a. Der neuwen siten weis ich dich b. 913. Der vater
sprach do ich waz chnecht b. 916. Hiucz ze b. hat a.
917. käs b, käsen a. frauetid. 297, 4 mit gel zendal gefurrirt wol.
vergl. 1331/. 1343 J^. 919. da a. 920. merckte ab.
921. hoflich a, schön b. 923. nü b, man a. 926. liebten sy
sich ab. 928. mir ein hofeman a, mir ainer do b. 932. hört a,
llELMBKECIir 353
ein schar hin, diu ander her;
ez fuor diser unde der
als er enen wolle slözen. 935
undcr niinen gcnözen
ist ez selten geschehen
daz ich ze hove han gesehen,
als si danne daz getAlen,
einen tanz si danne traten »J/jO
mit hochvertigeni gesange :
daz kürzt die wile lange.
vil schiere kam ein spilman ;
mit siner gigen huoj) er an :
dö stuondcn üf die frouwen ; 945
die Diöhl man gerne schouweu;
die ritter gegen in giengeu,
bi handen si si vieugen.
da was wunne Überkraft
von frouwen und von ritterschaft 950
in siiezer ougen weide,
junkherren unde meide,
si tiinzten froeliche,
arme unde riche.
als des danne nie me was, 955
463* b so gie dar einer unde las
von einem der hiez Eruest.
swaz ieglich aller gernesl
wolte tuon, daz vander.
dö schoz aber der ander 9()0
mit dem bogen zuo dem zil.
maneger freude was da vil :
euer jagte, diser birste.
der dö was der wirste,
so hört b. 934. dirr b. 935. enen a: den andern 6.
940. danne a : da b. 942. die a ; in die b. 943. kom dan ein b.
945. da a, So b. 946. möcht a, macht b. 949. Da was dan
wun vn über chraft b. 954. Bald arm b. 955. des dann nym-
mer a, daü des nicht mer b. 958. was jeglicher (mit ei b) ab.
900. da a, So b. 962. froden b. 963. einer jaget a, Ainer
rait b. diser pirset a, dirr pirste 6. 964. da ab. wirste b:
wirset a.
Z. F. D. A. IV. 23
354 HELMBRECHT
der wa^rc uns nu der beste. 905
wie wol ich elewenne wesle
waz Iriuwc und cre nierte
e ez valscheit verkßrte !
die valschen und die lösen,
die diu reht verbösen 970
mit ir listen künden,
die herrn in dö niht gunden
ze hove der spise.
der ist nü der wise,
der lösen undc liegen kan ; 975
der ist ze hove ein werder man
und hat guot und ere
leider michels mcre
danne ein man der rehle lebet
und nach gotes hulden strebet. 980
als vil weiz ich der alten site.
sun, nü 6re mich da mite
und sage mir die niuwen.'
'Daz tuon ich entriuwen.
daz sinl nü hovelichiu dinc : 985
" trinkä, herre, trinkä trinc!
trinc daz üz ; s6 trinke ich daz.
wie möhte uns immer werden baz? '
vernim waz ich bediute.
e vant man werde liute 990
bi den schoenen frouwen :
nü muoz man si schouwen
bi dem veilen wine.
daz sint die hoehsteu pine
den äbent und den morgen, 995
wie si daz besorgen,
ob des wins zerinne,
965. uns fehlt a. 966. hey wie wol a. etwenne h, elweii a.
968. die valschait a, die valhait h. 970. verbösen b. 972. her-
ren a b. 973. Da zu hof b. 983. der neuwen b. 984. lunn o,
tu Ol b. 986. trincke tringk a. 987. aus a, fehll b.
989. V. recht was ich b. b. 994. Da sint h. 997. weines
zerynne a, weines zrinne b.
HELMBHECIIT 355
wie der wirt gewinne
/jfi.'i'' h einen der si als guot,
da von si haben liolien nuiot. 1(100
daz sint ml ir niinno,
"vil siiczc lilgcbinnc,
ir sull füllen uns den niaser.
ein äffe unde ein narre waser,
der ie gesente sinen lip 1005
für guolen win unibe ein wip. '
swer liegen kan, der ist geiueit;
Iricgcn daz ist hövischeit;
er ist gefücge, swer den man
mit guülcr rede versiiidcn kan; 1010
227*^ n swer scliillet sclialcliclie,
der ist ml tiigentriche.
der allen leben, geloubet mir,
die du lebent alsam ir,
der ist nu in dem banne 1015
und ist wibe und manne
ze genoze als mtere
als ein hähaere.
aht und ban daz ist ein spol/
Der valcr sprach 'daz erbarme goi 1020
und si im immer gekleit
daz diu unrelit sint s6 brcil.
die allen turnei sint verslagen,
und sint die niuwen für gelragen.
wilen hörte man kroyieren so, 1025
999. Ainen andern der sy also gilt b, 1001. das sint nu ir bricfe
von niynne a. Das sint ir brief vnd minne b. ich habe bricfe von
nicht lilofs di'.i verses wegen gestrichen, sondern weil es für den ge-
dankcn, hier wo von keiner botschaft die rede ist, und Jur den ge-
gensatz zu 990 y. unpassend schien, der plurulis minue mag die ün-
derung veranlafst haben. 1002. leitg. a, laidg. b. 1003. ir solt
f. vnns d. maser a, \5 füll vns wol den naser b. 1004. unde
fehlt b. wasscr b. 1007. wer ab. 1008. hofischait a,
liöbpschait b. 1009. wer a, nü wer b. 1011. wer ab.
1013. lebüt b. 1014. lebent a: lebüt b. 1015. Die sint b.
lOlC. Vnd sind b. 1017. Zu genes also m. 6. 1018. Alsam b.
1020. vater] alle a, alt b. 1022- berait a. 1025. horl ah.
23*
356 HELMBRECHT
"heya, rillcr, wis et frö!"
ml kroyicrt man durch den lac
"jagä, riller, jaga jac !
sticha slich ! slahä slach !
slümbcl den der e gesach ; 1030
slach mir dem abe den luoz ;
luo mir disem der hende buoz :
du soll mir disen hähen,
und enen riehen vahen,
der git uns wol hundert phunl.' 1035
'Mir sint die site alle kunt.
vater min, wan daz ich enwil,
ich trouwe dir gesagen vil
niuwan von den niuwen siten.
ich rauoz slafen; ich han vil gerilen; lO^iO
464" b mir ist hint ruowe not/
dö täten si als er gebot,
lilachen was da fremde ;
ein niwewaschen hemde
sin swester Gotelint do swief 104 5
über daz bette da er slief
unz ez höhe wart betagel.
wie er nü vert, daz wirl gesagel.
Ez ist biliich unde reht
daz der junge Helmbreht 1050
üz ziehe, ob er iht bringe
von hove gämelicher dinge
dem vater der muoter und der swester.
ja zewäre, unde wester
waz ez allez wa;re, 1055
ir lachtet der msere:
dem vater er bräht ein welzeslein,
kroyren a, grogieren b. 10^6. Heya b, hell a. wis ot b, we-
set a. 1027. kroyeret a, grogiert b. 1028. iage rinder iagc iag a.
1029. schlahe schlach a. 1031. disem b. 1033. Vnd lü mir
dem b. 1034. vnd enem r. nahen a, Vnd ainen r. vahen b.
1035. Der uns geh wol 6. 1038. Ich getraut b. 1039. Nü wan
von b, nun von a. 1040. \\\ fehlt b. 1042. da tetten a.
1043. was da a, waren im b. 1044. new waschen b, new gewa-
schen a. 1047. was b. 1056. lachet a, lachet gnüg b. 1057. er
HEL.MIJUECHT 357
(laz nie nispüer dclieiii
in kunipf bczzern j;cbanl,
und eine scgenso, (laz nie lianl lOHÜ
so guolc gezöcli diirdi daz gras :
hey welch geburkleinol daz was!
und bralil im ein bilc,
daz in nianej^cr wile
gesmidl so guolez nie kein sniil, lOGu
und einen haken dfi mit.
einen fulispelz so guoler,
den brahl er siner muoter,
Helmbreht der junge kuabe:
den zAch er einem pCaH'en abe ; 1070
ob erz rouble oder sUele,
vil ungernc ich daz ha'le,
w'ier ich sin an ein ende konien.
einem krämer het er gnomeu
ein sidin gebinde; 1075
daz gap er Golelinde,
und einen borten beslagen,
den billicher solle tragen
eines edelen mannes kint
dan sin swesler Gotelint. 1080
dem kneble schuoh mit riemen.
die het er ander niemen
464'' b so verre gefiieret
noch mit banden gerüeret.
so hövesch was Helmbreht: 1085
bracht b, bracht er a. eineu a, ainen b. 1058. mader ab,
1059. kunipf, s. Schmeller 2, 302. lOGO. ein (ain b) segens ab.
1062. hey welch gepawr klainat das was a, fehlt b. 1063. im auch
ain b. b. 1065. geschniit a, Gesmitt b. chain b, dhain a.
1066. vnd ain hagiieu daniit a, Vnd ain hollzhackeu auch mit b.
1067. so guoter] ähnlich siden — der guoten, roc und mandel des
guuten, in den bcispielen bei Lachm. Nib. 353, 2. 1071. ers a,
er es b. 1073. kumen a. 1074. gcnomen a, genumcn b.
1075. ein seyden gepinden a, Ain seydine binden b. 1076. das g.
er Gotlinden a, Die g. er götlinden b. 1077. port abgeschlagen a,
borten wol beslagen i;. 1081. d. kn. schuche mit r. a (i'er/j7. 1087).
Dem chnecht bracht er schüchrienien b. 1082. anders b.
1083. -Vlso b. 1085. so hübsch a, Also gar hübsch b.
358 HELMBRECHT
weere er noch sins vater kiieht.
er hei in hlzen äne schuoch.
dem friwibc ein houbettuoch
braht er unde ein bcndel rot;
der zweier was der dierne not. 1090
Nu sprechet wie lange si
der knabe dem vater bi.
sibcu tage, daz ist wAr.
diu wile dühto in ein jar
daz er niht enroubte. 1095
227^ a zehant er urloubte
von vater und von niuoter.
' neina, lieber sun vil guoter.
ob du trouwest geleben
des ich dir hau ze geben 1100
immer unz an min ende,
so sitz und Iwach dine hende;
genc niuwan üz unt in.
sun, tuo die hovewise hin ;
diu ist bitter unde sür. 1105
noch gerner bin ich ein gehör
danne ein armer hoveman
der nie huobegell gewan
und niuwan zallen zilen
uf den lip muoz rilen 1110
den äbent und den morgen
und muoz dar under sorgen
swenn in sine vinde vähen,
stümbeln unde bähen.'
'Vater' sprach der junge, 1115
diner handelunge
der solt du immer haben daoc.
1086. waer a, Vnd war b. seines vaters a. 1089. einen a.
1090. die zway warn a. 1092. d. knabe dem a: D. chnappe alda
dem h. 1094. in wol ain j. b. 1095. raubete a. 1090. vr-
lanbete a. 1101. Ymmer vncz an h, vnd ymmer an a.
1102. dein ah, 1103. Ge nü wan b, gee nur a. 1106. pawr a.
1108. hüb gelt b. 1109. nü wan ze a. b, nun zu a. a.
1113. wenn ab. sein veinde h, sein veint a. 1114. Vnd Stum-
meln oder b. b.
HELMUUECHT 359
(iocli Sit ich iiilil wiiics tranc
des ist iiiiir dauiie ei» woclie :
des ^ürle ich drier loche 1120
au der giirtel nitri hiiihiiidcr.
ich nuioz el hahcii riuder
6 diu linke jjeslö
405" b an der slat dA si was e.
ez werdeul phliicge gesilmel 1125
und riuder üf gerümcl
6 mir der li|) geraste
und aher wider geniasle.
mir hat ein richer getan
so leide daz mir nie mau 1130
als vil getan hat.
über mines toten sät
sach ich in eines riteu.
niöht et erz erbiten,
er giltet mir mit hout'eu. 1135
sine rinder niiiezeu loufeu,
siniu schäl', siuiu swiu,
daz er dem lieben toten min
also zertrat sin arbeit :
daz ist mir inneclichen leil. 1140
noch weiz ich einen riehen man,
der hat mir leit ouch getan,
der az zuo den kraphen bröt :
rieb ich daz niht, so bin ich tot.
noch weiz ich einen riehen, 1145
daz mir sicherlichen
deliciner leider nie getete^
durch eines bischoves bete
wolt ich ez niht enlän
daz er mir leides hat getan.' 1150
1118. Doch seint i. n. wein Ir. b. 1119. lue b. 1121. min
fehlt h. 1122. ot b. 1123. ringgc mir g. b. 1125. wer-
den ab. 1129. reicher a, richter b. 1131. Also vil zelaid g.
h. b. 1132. tüten a, guten b. 1134. uiohl et ers a, Miicht ers b.
113G. Sein b. Wii. tötten a, gute b. 1139. betrat b.
1142. Der mir auch laidc hat g. b. 1143. Der aufz zu dem b.
1144. ieb fehlt b. 1149. wolt Ichs n. lan «.
360 HELMßRECIIT
der vater sprach 'waz ist daz?"
'er lie die giirlel nider baz,
do er saz ob sinem tische.
hey waz ich des erwische
daz du heizet sin! 1155
daz mnoz allez wesen min
daz im ziuht pfluoc unde wagcu.
daz hilfet mir daz ich sol tragen
gewant ze wihnahten,
swie ich daz mac betrahten. 1160
wes w«nt et er vil tumber gouch,
zwäre und etelicher ouch
der mir herzen leit hat getan ?
465*" b liez ich daz angerochen stän,
so wsere ich niht ein frecher. 1165
der blies in einen becher
den scbüm von dem biere :
und raeche ich daz niht schiere,
so würde ich nimmer frowen wert,
zwäre, und solte ouch nimmer swert 1170
gürten umbe mine siten.
man hoeret in kurzen ziteu
von Helmbrehte mare
daz witer hof wirt Ijere ;
und vinde ich niht den selben man, 1175
s6 tribe ich doch diu rinder dan.'
Der vater sprach ' nü nenne mir,
daz ichz immer diene hin ze dir,
227* a dine gesellen die knaben
die dich daz geleret haben 1180
daz du dem riehen manne
sine habe nemest danne,
1152. nid* h, weiter a. 1154. Ey b. 1157. zeuhet ab.
1159. G. zu disen w. b. 1160. wie ab. getrachten h.
1161. waeoet et a, wänet b. 1163. hat herczelaid g. b.
1166. Er b. 1168. und fehlt b. 1170. Oder ich solle n. sw. b.
1171. Gegürten b. vmb mein a, vmb meine b. 1172. hört a.
1173. Helmprechten a, helmprechte b. 1175. nnA fe/ilt a.
1177. DO nenne m. a, sun mene m. b. 1178. Das dien ich ymmer
gegen dir b. 1179. Dein g. die bösen chn. b. 1182. habe b:
IIELMBRECHT 361
so er zuo de» kraphen izzcl brol ;
die nenne mir, des ist mir nöl.'
' Daz ist min geselle Lemberslinl 1185
und Slickenwider ; die zweue sinl
von den ieh lian die 16re.
noch nenne ich dir möre.
Hellesac und Uiilelschrin,
daz sint die schuolmeisler min, 1190
Küefräz und Müschenkelch.
nü sich, lierrc vater, welch
knaben sinl an der schar,
die sehse ich hau {^eucnnel gar.
min geselle Wolfcsguome, 1195
swie liep im si sin niuonie
sin base sin ceheim und sin veter,
und waere ez hornunges weter,
er lat niht an ir übe
dem manne noch dem wibe 1200
einen vaden vor ir schäm,
den fremden und den künden sam.
min geselle Wolvesdriizzel,
466* b üf tuot er äne slüzzel
alliu sloz und isenhalt. 1205
in einem järe ich han gezall
hundert isenhalt gröz,
daz ie daz sloz danne schöz,
als er von verren gie dar zuo.
ros ohsen unde manic kuo 1210
ungezalt sint beliben
'o*
habest a. 1183. zudem b. 1185. er sprach das ist jnein a, Er
sprach mein b. 1186. Schlickenwider a, sleich wider b.
1187. die] dise ab. 1189. Helle sach b. 1191. gemüschte kel-
che unter den verbotenen pfätidern im baierischen landrecht, bei
Schmeller 2, 642. 1193. Chnappcn das sint b. 1194. die sechsse
(sechs b) han ich ab. 1195. wnlfsgiim (: miim) b. 1196. wie a 6.
1197. das letzte sin fehlt b. 1198. der febriiar ist erwähnt wie
bei JValther 28, 32 nü cnrürhte ich niht den hornunc an die zchcn.
1200. noch b: vnd a. 1201. vor b: an a. 1202. Dem frömdea
vnd künden sam b. 1203. Vnd mein b. 1206. han ich ab.
1208. danne b. 1210. mauige a. 1211. die ung. sint b. ab.
36-.> HELMBRECIIT
diu er uz hove hat gelribeu,
daz ie daz sloz von siner stal
schöz, swenu er dar zuo trat.
noch hau ich einen compan, 1215
daz nie knappe gewan
einen nanien also hovelich ;
den gap im diu herzoginne rieh,
diu edele und diu frie,
von Nönarre Narric : 1220
der ist geheizen Wolvesdarni.
ez si kalt oder warm,
roubcs wirt er nimmer vol.
diupheit tuot im s6 wol,
der enwirt er nimmer sat. 1225
einen fuoz er nie getrat
üz der iibele in die giiele.
im strebet et sin gemüele
gegen der übeltäte
als diu krä tuot zuo der saete.' 1230
Der vater sprach ' nü sage mir
wie si sprechen hin ze dir,
ieglich din geselle,
so er dir riiefen welle.'
'vater min, daz ist min name, 1235
des ich mich nimmer geschame,
ich bin genant Slintezgeu
die gebüren ich vil selten freu
die mir sint gesezzen.
ir kint miiezen ezzen 1240
uz dem wazzer daz koch.
1212. die ab. hofe a, höfen b. 1214. schos wenn — Ir. a,
Fürder schos wan er dar trat b. 121"). kumpan b. 1216. knabe
g. a, chnappe me g. b. 1217. als b. 1220. von Nonarre Na-
reye o, Von navarre hylarye b. 1221. wolfsda'm b, Wolfftami a.
1224. also b. 1225. wirt b. 1227. aus der vbel a, Ans übel b.
1228. strebt a, strebt ot b. 1229. Gein d. üblen t. b.
1232. Lieber sun wie sprechiis dir b. 1234. dir rütfea b, dich
riieffen a. 1235. mein n. a, ain n. b. 1236. D. i. m. vil wenich
scbam h. 1237. genant Slinlzgew a, genennet slinczgew fc. 1238. vil
selten frew a, wenich fr8w b. 1240. kinder b. 1241. choch 6:
HELMBRECnr 363
leider tuoa ich in noch :
dem ich daz onjje üz drücke,
466'' b discn howe in den rücke,
disen binde ich in den ameizsloc, 1245
enem ziiihe icii den loc
mit der zange üz dem harte,
dem andern rize ich die swarle,
enen mülle ich die lide,
disen henke ich in die wide 1250
bi den sparradern sin.
daz die biiren hant daz ist min.
swa unser zchen riten,
ob unser zweinzcc erbiten,
daz ist umb alle ir ere, 1255
227' a ob ir noch wiere mere.'
' Sun, die du da nennest,
swic wol du si erkennest,
baz dan ich, vil liebez kint,
doch swie ra*ze si da sint, 1260
so got wil selbe wachen,
so kan ein scherge machen
daz si tretent swie er wil,
waer ir noch dristunt als vil.'
' V ater, daz ich 6 tete, 1265
hin für durch aller künege bete
wolle ich sin nimmöre tuon.
nianege gans und nianic huon,
rinder k.'cse unde fuoter,
han ich dir und miner muotcr 1270
gefridct vor miner seilen vil:
des ich nu niramöre tuon wil.
vergl. Sclimeller 2, 278. 1242. Dar zu lün ich in leider noch b.
1244. habe a, plow b. 1245. Den b. 1246. Diseni z. i. seinen
1. b. 1247. Zangen b. 12 49. einem niiillc a, Aine inüll b.
1250. bengk a, heog b. 1251. sparr ädern a : vergl. Schmeller
3, 574. 1252. baure habüt b, gepaurn band a. 1253. VVa b,
wo a. 1257. Er sprach snn ab. 1258. 1260. 1263. wie ab.
1261. selbe b: selber a. 1265. er sprach vater ab. 1267. Wil b.
nymmer ab. 1268. manig g. a, Manicb g. b. 1271. meiner ge-
sellen vil a, meinen geselle vil b. 1272. nymmer tuon a, nicht
364 HELMBRECHT
ir sprechet alze sere
frunien knabeii an ir 6re,
der delieincr nimmer missetuol, 1275
er roube, er stele daz guol.
hetet irz nilit verkallel
noch s6 vil üf uns geschallel,
iwer tohter Gotelinde
die wolle ich Lemberslinde 1280
mime gesellen hän gegeben ;
so bete si daz beste leben
467" b daz ie wip bi einem mau
in der weite ie gewan.
kürsen manlel linwat, 1285
als ez diu kircbe beste hat,
des gäbe er ir den vollen bort,
hetet ir so scherphiu wort
gegen uns niht gesprochen.
und woltes alle wochen 1290
ein iteniuwez siegerint
ezzeu, daz bete Gotelint.
nü hoere, swesler Gotelint,
dö min geselle Lemberslint
mich von erste um dich bat, 1295
dö sprach ich an der selben slat
"ist ez dir beschaffen unde ouch ir,
daz soll du wol gelouben mir
daz ez dich nicht sol riuwen.
ich weiz si in den triuwen, 1300
des wis gar an angest,
daz du iht lange hangest,
si slahe dich mit ir baut abe
und ziehe dich zuo dem grabe
üf die wegcscbeide. 1305
entüa b. 1273. Du spricliest als zusere b. 1274. chnappen b.
1275. dbainer a, dechainer b. 1276. daz ist gut b. 1277. het a,
Hett b. 1279. Gotlinden a, götlinden b. 1280. Lemperslinden ab.
1281. meiiicni a, Meine b. 1284. ze der weite a. 1287. geb ab.
1288. het ab. scherphe a, scbiirpfleiche b. 1290. wolt sy ab.
n^l fehlt b. 1296. da a. 1299. bereuwen b. 1302. nicht b.
1303. .slach ab. 1304. zeucbt ab. dicb selb zdcin gr. b.
IIELMBHECFIT 365
wiroucli und niirre beide,
vil sicher du des wesen mäht,
da mite si dich alle naht
umbegAl ein ganzez jar:
daz wizze für war, 1310
si rouchel diu fjcbcinc,
diu fifuolc und diu reine,
ob dir diu sa-lde widervert
daz dir blintheit wirl beschert,
si wiset dich durch alliu laut 1315
wege und siege an ir haut.
wirt dir der fuoz abe geslagen,
si sol dir die stelzen tragen
ze dem bette alle morgen.
wis ouch ane sorgen, I,'i2()
ob man dir zuo dem fuoze
der einen hende buoze,
407'' b si snidt dir unz an dinen tot
beide fleisch unde bröt."
wider mich sprach dö Lemberslint 1325
• " nimt mich diu swesler Gotelint,
ich wil ze morgengabe ir geben,
daz si dester baz mac leben,
ich han voller secke dri,
die sint swa're als ein bli. 1330
der eine ist vol uuversniten
klein linin tuoch in den siten,
swer sin ze koufe gert,
diu ein ist fünfzehn kriuzer wert:
die gäbe sol si prisen. 1335
in dem andern ligent risen,
1306. inirre die baide a, mirrc die baiden (: wegscbaide) b.
1310. D. gelaub mir für w. b. Kili. daz dir die [A. a.
1310. weg vnd steg ab. 1320. iiii alle s. b. 1321. dir zu dem
fues3e a, dir zu dem fiisse b. 1322. bufse b, puessc a. 1323. sney-
det b, schneidet a. 1325. da a. 1327. ze (Zu b) morgengab
wil ich ir g. ab. 1330. als a : sam b. 1332. kiain leynen-
luoch a, Chlain lyncyn tüch b. 1333. ze kauffe a, da zuliofe b.
1334. die eile ist wol fünftzehen kreutzer wert a. Die eil war fiinr-
zebü hall werd b.
m] HELMBRECHT
vil röckel iiiide hemde
(anmiol wirt ir fremde,
wird ich ir man und si min wip) :
daz gibe ich allcz an ir lip 1340
zware an dem nächsten tage,
und immer mer swaz ich bejage.
der dritte sac der ist vol,
üf und üf geschoppet wol,
fritschäl brünät, v6he veder 1345
dar under zwo, der ielweder
mit scharhit ist bedecket,
und da für geslrecket
einez, heizet swarzer zobel :
die hau ich in einem tobel 1350
228" a hie nähen bi verborgen ;
die gibe ich ir morgen.
daz hat din vater undervarn.
Golelint, got müeze dich bewarn !
din leben wirt dir süwer. 1355
so dich nu ein gebüwer
nimt ze siuer rehten e,
so geschach nie wibe als we.
bi dem muost du niuwen
dehsen swingen bliuwen 1360
und dar zuo die ruoben graben.
des hete dich alles überhaben
468'' b der getriuwe Lemberslint.
owe, swesler Gotelint,
diu sorge muoz mich smerzen, 1365
sol an dinem herzen
als unedel gebüwer,
1337. vnd darzü b. b. 1338. ir vil fr. b. 1340. icii ir alles afc.
1342. waz b, was a. 1343. sack ist auch vol b. 1344. gela-
den b. 1345. Fritschat b. pruiiat n, brauriat b: s. zu En-
gelh. 1308. vehe feder a, vech veder b. 1347. scbat-
lar a, scbarlach b. 1350. Die h. hie pey laine kobel b.
1351. Naben hie verb. b. 1355. säur ab. 1356. gebaur b vnd
mit p a. 1358. als a : so b. 1359. Pey dem so müstu ncuwcn b.
1360. d. sw. vnd pleuen a. 1361. riiben b. 13G2. het b, bat a.
1364. awe a. 1365. die a, Dein b. 1367. gepawr a, gebaur b.
IIELMBRECFIT IMM
des minne dir wirt süwer,
immer naht eiilslAfen !
wAlcn, lierre, walen \'Mi)
gesclirirn über den valor diu !
ja enisl er nilil der valer min :
für war wil ich dir daz saj^eii.
dö mich miu muoter hei {^elraj^eii
fünfzehen wochen, 1375
dö koin zuo ir gekrochen
eiü vil fi^efüeger hoveman.
von dem erbet mich daz an
unde ouch von dem loten min
(die bede müezen sadic sin) \'^H^)
daz ich alle niinc tage
minen muot so höhe trage."
Dö sprach sin swesler Golelini
ja wsene onch ich sin kini
von der wärheil niht ensi. 1385
ez lac miner muoter bi
gesellidiche ein riller kluoc,
dö si mich an dem arme Iruoc.
der selbe ritter si gevie,
dö si den abent späte gie 13U(»
suochen kelber in dem lohe:
des stet min muot so höhe,
lieber bruoder Slinlezgeu,
daz dich min Irehtin gel'reu'
sprach sin swesler Golelini, 1395
'schaf daz mir Lemberslint
werde gegeben ze manne;
so schriet mir min pfanne,
1368. sawr a, säur b. 137?. ja er ist n. a. 1374. het Ira-
gen b. 1370 da a. 1378. Von dem so erbet h. 1379. von
dem tüten m. a, vö den glitten m. b. 1383. da a. 1384. ia
wanu auch ich s. k. a, Ia wen auch ich das ich s. k. h.
1385. lebt a. 1389. ritter a: herre b. 1390. da a. des
abendes b. 1301. in den loch b. 1392. Des stet auch mir m.
müt hoch b. 13'J3. Vil lieber b. 1390. schaffe a, Nu schaffe b.
1397. werde geben ze einem m. a. Gegeben w'd zu ra. b. 1398. die
phanue b. die wile ich weiz dri hove so lobelicher manne, so ist
3()8 HELMBRECfIT
so ist gelesen mir der win
und siul gefüUel mir diu sclirin, 1400
s6 ist gebrouwcn mir daz hier
unde ist wol gemaleii mier.
werdent mir die secke dri,
468** b so bin ich armiiete fri,
so hän ich z'ezzen und ze hiil; 1405
sich waz mir gewerren süi !
so bin ich alles des gewert
des ein wip an manne gert.
ouch trouwe ich in gewern wol
des ein man haben sol 1410
au einem starken wibe :
daz ist an minem Übe ;
swaz er wil daz hän ich.
ez sümet wan min vater mich,
wol dri stunt ist vester 1415
min lip dan miner swester
dö man si ze manne gap.
des morgens gie si äne slap
und starp niht von der selben not.
ich waene ouch wol daz mir der tot 1420
da von iht werde ze teile,
ez si dan von unheile,
bruoder min, geselle,
daz ich mit dir reden welle,
durch minen willen daz verswic. 1425
ich trite mit dir den smalen stic
an die kienliten;
ich gelige bi siner silen ;
nü wizze daz ich wäge
vater muotr und mäge.' 1430
Der vater niht der rede vernam
min win gelesen unde sdset wol min pfanne If'altlier 34, 34.
1402. Vnd ist auch wol b. mir ab. 1404. armiite b, armuot a.
1405. ze hiil ab. 1406. gewerre siill b, gewern sül a.
1408. an aine m. g. b. 1409. in ftidt a. 1413. Waz b, was a.
Uli. wan] nuon a, fehlt b. 1418. one starp a. 1420. Ich traw
auch w. b. 1425. versweige b. 1426. den sra. stige b.
1427. kicD leiten a, chien leiten b. 1430. mueter a, müter b.
HELMBUECHT 36U
noch diu imioler als.ini.
der bruodor wart zc ralc
mit der swesler drate
228'' a daz si im volgle von dan. 1435
' ich gibc dich dem selben man,
swie Icil ez diiiem vater si.
du geligcsl Lembcrslinde bi
wol nach dinen eren.
diu richluom sol sich meren. 1/iU)
will du ez, swesler, enden,
ich wil dir herwider senden
Ulineu holen dem du volgcn soll.
sil du im bist und er dir holt,
469" h iu beden sol gelinj^en 1445
vil wol an allen dingen.
ouch l'iiege ich dine höchzit
daz man durch dinen willen git
wambis unde rocke vil:
für war ich dir daz sagen wil. 1450
swesler, nii bereite dich;
Lemberslint sam tuot er sich.
gol hüete din, ich wil da hin :
mir ist der wirt als ich im bin :
muoler, got gesegene dich.' 1455
hin fuor er sinen alten stricJi
und sagte Lemberslindc
den willen Gotelinde.
vor freuden kusle er im die hani,
umbe und umbe an sin gewanl, 14(50
er neic gegen dem winde
der da wate von Gollinde.
Nu hoert von grozer freise.
manec wilewe und weise
an guote wart geletzet 1465
1434. vil drate a6. 1437. wie ai*. 1438. leraperslinden h.
1440. reichait b. 1441. will dus a, Willu des b. 1444. Seint b.
1447. dein a, solche b. 1457. Leraperslinden ab. 1458. Gotelinden a,
götlinden *. 1460. an sein g. a, an seine g. b. 1461. er naigle a.
1462. waeete a, wate b.
Z. F. D. A. IV. 24
370 HELMBRECHT
und riuwic gesetzel,
do der helt LeniberslinI
und sin {^enialiel Golelinl
den briutesluol besäzen.
swaz si trunkn und äzen, 1470
daz wart gesamnet wilen.
bi den selben zilen
vil unmiiezic si beliben ;
die knaben fuorlen unde Iriben
üf wagen unde uf rossen zuo 1475
beide späte unde fruo
in Lemberslindes vater hüs-
dA der künic Artus
sin frowen Ginoveren nain,
diu selbe hochzit was lam 1480
bi der Lemberslindes :
si lebten nilil des windes.
do ez allez wart gerelit,
sinen boten sanlc Helmbrehl,
der vil balde gähte 1485
und im die swester brähte.
469'' b Do Lemberslint het vernomen
daz Gotelint was komen,
balde er gegen ir gienc :
beeret wie er si enphienc. 1490
'willekomen, frou Gotelint.'
got lone iu, her Lemberslint/
friuntliche blicke
undr in beiden dicke
gegen ein ander gieugen entwer; 1495
er sach dar, si sacb her.
1466. Vnd rewig gar g. h. 1467. da a. 1469. preulstui a, hraiU-
stiil b. 1470. was sy Iruncken a, Was sy da druncken h. 1471. ge-
gammetafc. 1472. bey ö. Zu h. 1474. chnappen fo. 1475. Auf
wägen vnd b, vnd fiierten a. 1477. vaterhauss a. 1478. da a.
1479. Gyaoueren b, Ginoferen a. Ii84. sant h, sendet a. 148 j. der
a: Das er b. gachte a, gjicbte b. 1486. die sw. brachte a, sein sw.
brächte b. 1487. het a, das het h. 1489. Wander bald er gein ir
g. b. 1490. Nu höret b. 1491. fraw a fc. 1492. sprach got a,
Sy sprach got h. her fehlt n. 149:5. Vil h. hl. b.
HELMBREGHT 371
Lcmbcrslint scIiAz sinoii bolz
mit geliiej^en worlen slol/.
gegen (iotelinde :
daz galt si Leinberslinde 1500
uz wiplichcin munde
so si beste kundc.
Wir suln Gotelinde
geben Lemberslinde
und suln Lemberslinde 1505
geben (iotelinde.
uf stuont ein alter grise,
der was der worte wise,
der künde so gctaniu dinc.
er Stalles beide in einen rinc; 1510
er sprach ze Lemberslinde
' well ir Gotelinde
oliclien ucmen, so sprechet J4/
gerne' sprach der knabe sä.
er fragte in aber ander slunt : 1515
gerne' sprach des knaben raunt.
228" n ze dem dritten male er dö sprach
' nemt ir si gerne?' der knabe jach
so mir sele unde lip
ich nim gerne ditze wip. 1520
do sprach er zuo Gotliude
'weit ir Lemberslinde
gerne nemen zeinem man?'
'ja, herre, ob mir sin got gan.
' neml ir in gerne?' sprach ab er: 1525
li99. gegen Gollinden a, Gein jückfraw göllinden b. 1500. 1504.
l.)ll. Leinpcrslinden ah. 1503. wir sollen Göllinden a, Nu sull wir
göllinden b. 1505. 1506 /e/(/e?2 a: vergl. 1529./^. 1505. Vnd süllen
leinperslinden b. 1506. G. göllinden b. 1507. ain alt greyser b.
1508. weyser 6. 1509. Erb. dingen. 1510. er stellet sy baide in
ainen ringe a. Er stall sy baid an ainen rinch b. 1512. Göllinden a,
frawn göllinden ^. 1 514. chnappe i*. 1515. änderst, ab.
1516. sprach aber d. chnappen b. 1518. chnappe b. 1521. da a.
zu Göllinden a, zn göllinden b. 1522. VV. ir Leinperslinden a, Vnd w.
ir leniperslinden b. 1523. zu ainem ab. 1525. gern spr. aber er ab.
die versschlüfue ab er und was e 1124 befremden bei diesem dichter so
wenig als die ähnlichen bei Neidhart die Lachm. z. Iw. s. 476 anmerkt.
24*
372 HELMBRECHT
'gerne, herre ; gebt mirn her.
470" b ze dem drillen male 'well irn?'
'gerne, herre; nü gebt inirn.'
dö gap er Golelinde
ze wibe Lembcrslindc 1530
lind gap Leniberslinde
ze manne Golelinde.
si sungen alle an der stat :
lif den fuoz er ir trat.
Nü ist bereit daz ezzen. 1535
wir suln niht vergezzen,
wir enschafTen anibelliute
dem briulegomen und der briute.
Slinlezgeu was marschalc ;
der fülle den rossen wol ir balc. 1540
so was schenke Slickenwider.
Hellesac der sazte nider
die fremden unde die künden :
ze truhssezen wart er funden,
der nie wart gewahre. 1545
Rülelschrin was kamera*re.
küchenmeisler was Kiiefraz:
der gap swaz man von küchen az,
swie manz briet oder sol.
Müschenkelch der gap daz brot. 1550
diu höchzit was niht arm.
Wolvesguome und Wolvesdarm
unde Wolvcsdriizzel
lärlen manege schüzzel
und manegen becher witen 1555
ze den selben höchziten.
1526. mir in her a 6. 1527. mal sprach er weit irin i». 1.528. Vil
gerne herr b. 1529. da a. Gotlinden ab. 1530. ze w, Lemper-
slinden a, Dem chriappen lemperslinden b. 1531. lö^l Jchfen b.
1531. Lemperslinden a. 1532. Gotlinden a. 1537. &n fehlt ab.
1538. preuttigam a, breütgaum b. 1539. SIeintzgew b. 1541. Do w.
seh. sleichen wider b. 1544. trugksafs a, druchssäss b. erfunden b.
1547. Kuefrass fl, chiifräss 6. 1548. was at. 1549. wie ab.
1550. Att fehlt b. 1553. Vnd der chnappe wolfsdrussel b. 1554. iär-
ten a, Secht die lärten b.
IIELMHMKCIIT 373
vor ilt-ii knabeii swuiil diu spisc
in aller der wise
als ein wiiit vi! drate
j>i ab dem tische wAle. 15(50
ich wjeiie iegliolier a-ze
swaz im sin Irulisa-ze
von kiiclieii dar Iriiej^e.
ob der liiinl ilil nüej^e
iiacii in ab dem beine? 1565
daz let er vil kleine:
wan ez saget ein man wise
' iej^lich mensche siner spise
unniazen s6re gäbet
470'' b so im sin ende nähet.' 1570
da von gählens uuibe daz,
ez was ir junges lez maz
daz si immer mere gäzen
od froeliche gesazen.
Do sprach diu brut (iolelinl 1575
'ow6, lieber Lcmberslint,
mir grüset in der hiute !
ich fiirhie fremde liule
uns ze schaden nähen sin.
ey vater uude rauoter min, 1580
daz ich von iu beiden
so verre bin gescheiden !
ich fiirlitc daz mir wecke
die Lembcrslindes secke
vil schaden unde unßre; 1585
des fürhte ich vil s6re.
wie wol ich heime wajre!
mir ist der muot so swa;re ;
niines vater arniuot
1557. chnappen verswand b. 1302. was ab. 1563. dar gelrüge b.
15(55. im a. 1566. vil a : harte b. 1568. yeglicher mensch a, Ain
yegleich mensch b. 1570. ende a: lod b. 1571. gachten sy ab.
1573. Wan es was ir jüngstes Fiss b. 1573. ymmer me b. 1574. Oder
frbleich b, oder froelichen a. 1575. Da a. 1570. awe a. 1578. Ich
furcht (furcht &) das fr. I. a/y. 1580. Eya ^. 1586. vil«; harte/;.
1587. heime] daheime a, da da hayme b. 1589. vaters a.
374 HELMBRECHT
ii*nie ich niichels baz für guol 1590
daune ich bin mit sorgen hie ;
wan ich horte sagen ie
die Hute algenieine
daz dem würde kleine
der ze vil welle. 1595
diu girheit ze helle
in daz abgründe
228' a vellet von der sünde.
ich verdenke mich ze späte.
owe daz ich nü so dräle 1600
gevolget her mim bruoder hAn !
des muoz ich riuvvic beslan.'
dar nach vil schiere sach diu brüt,
daz si da heime ir valer krüt
het gaz ob sinem tische 1605
für Lemberslindes vische.
Do si nach dem ezzen
wären eine wile gesezzen
und die spilliule
enphiengen von der briute 1610
471" b ir gäbe und von dem briulegomen,
dar nach ze haut sach man komen
den rihter selpfünfte.
mit der sigenünfle
gesigete er den zehen an. 1615
der in den oven niht entran,
der slouf under die banc.
ieglich für den andern dranc.
1591. Danne das ich b. 1594. wurde (wurd 6) vil claine ab. 1596. girs-
heit a, geiticheit b. 1599. mich nü zu sp. b. 1600. awe daz ich
mich so dr. a, 0 we das ich da so dr. b. 1601. meinem a, meine b.
1603. sach a, sprach b. 1604. irs b. 1608. Waren ain weil b, wa-
ren io weyle a. 1611. preuttigamen <z, preütgaumen b. 1612. Sa
ziihand do sach 6. komen i ; kamen a. 1613. selb funffte a, selb
fünften b. 1614. m. der signunfTle a, M. der sigenüften b. der plural
mit den sigenünften vertrüge sich schwerlich mit der spräche, mit selp-
fiinfte statt der genau richtigen accusative selben Fünften vergleicht sich
er ertrancle swaz dö was also daz nieman dö genas der werlde keiner
slahte biz an Noe selbahte in einem, ungedrucklen gedichte von Marien
himmelfahrt 39 #. 1617. vnnder a, aber vnder b. 1618. yeglicher
üliLMHIlECflT 375
der IC viere iiilil eull(k:li,
des sciier<:^cn kiiclit aleiiie in zocli 1020
her dir hi ileiri luh'e.
daz .saj!;c ich iu liir wäre,
ein rehlci' (li»'|), swie kiiciie er si.
slüege er eines tages dri,
daz er sich vor dem scherjen Hi'ir)
iiiininer inac erwerjeii.
sus wurden si gebunden,
die zehcn, an den slunden
mit vil starken banden
von des scherten handen. 1630
(•olelinl vios ir hriulegewanl.
hl einem ziinc mau si vant
in vil swacher küste.
si hei ir beide brüste
mit handen verdecket. 1(»35
si was unsanfte erschrecket.
ob ir anders iht gesehiehe,
der sage ez der daz siehe.
got ist ein wundera5re ;
daz beeret an dem uia're. 1640
sliiege ein diep aleiue ein her,
geio dem Schergen hat er keine wer:
als er den von verreu siht,
zehant erlischet im daz liht ;
sin rotiu varwe wirt im gel. 1645
swie kiiene er 6 wa;r und swie snei,
in vaiht ein laraer scherge.
sin snelheit und sin kerge
die sint im alle gelegen,
{mit ei b) ab. 1020. tbneclil den allaia zoch b. 1632. fürwartJ hier ab,
813 6. verf;l. gr. 3, 108. wohl nichts als eine formerweiterung wie die
au 433 bemerkten. 1623. wie ab. Iü24. Vnd sliig er b.
I6"?5. Schergen b, scheren a. 1020. erweren ab. 1G27. sunstul».
1631. G. verlos ir preullicb gewant a, Gölliiid verlos auch ir prent ge-
wandt. 1633. koste a, kost 6. 1634. baider a. 1635. Mit ir
handea gedecket b. 1638. Das sage der das s. //. 1642. Gein de b,
gegen dem a. dhain weer a, nicht wer b. 1646. wie k«ide mal a b.
1647. vächt b, vacht a. 1648. schnellikait a.
376 HELMBRECHT
so got wil selbe der räche phlegfen. 1650
Nu lioeret den Sprüchen,
471'' b wie die diebe kriichcu
für gerihlc mit ir bürden
da si erhangen würden.
Gotelinl wart ungefreut, 1655
dö Lcmbcrslinl zwo rindcs heul
wurden an den stunden
üf sinen hals gebunden.
sin bürde was diu ringest.
da von truoc er daz niinnest, 1660
durch des briutegomen 6re.
die andern truogen mer und raöre.
es truoc sin geswie
ruher hiute drie
vor dem Schergen; daz was reht: 1665
daz was Slintezgeu Helmbreht.
ieglich truoc sin bürde mit im hin ;
daz was der rihters gewin.
Do wart vürsprechen niht gegeben.
der in lengen wil ir leben, 1670
dem kürze got daz sine ;
daz sint die wünsche mine.
ich weiz den rihter so gemuot,
ein wilder woIf, gajb im der guot,
und erbizz er allen liuten vihe, 1675
von der warheit ich des gihe,
1C50. der räche (räch b) wil .selber ah. 1651. nu beeret das maere mit
Sprüchen a, Nb hört das ward (daz wort?) mit spruchen h. wie die hss.
diesen vers überliefern verstehe ich ihn nicht, 'nun horcht auf die erzäh-
lung' ist passend und sprachrichtig, s. gr. 4, 696. der dichter thut sich
avf die folgende darstcUiing etwas zu gute j daher nennt er sie Sprüche.
1652. ehrlichen b, kruchen a. 1653. purden {mit h b) ab. 1654. Do b,
wurden ab. 1655. vngefreut ff, vngefröwt ft. 1656. Do lemperslind
zwo rioder heut 6, da Leniperslinden zwo rinders heut rt. 1661. des
preutligams a, das brautgaums b. 1662. truog ye mer vnd mere a,
trüge ye mere b. 1667. yeglicher a, Yegleich* b. purde a, dich
{d. ?. diube) b. 1669. da ward vorsprechen ab. gebü b.
1674. gab a. 1675. und erb. er] bis (Piss b) er im vnd ab. weder das
einfache bizen noch dafs auch des richters vieh erbifsen werden soll schien
mir passend. 1676. das b.
HELMHKECHT 377
er lieze in umbe guot genesen,
swie des doch nilil solle wesen.
der Scherge do die iiiiiiie hie,
228"' a den einen er d<^ leben lic 1G8Ü
(daz was sin zehende und sin rebl);
der biez Slinlezgeu lieliubreht.
Swaz geschehen sol, daz gescbiht :
gol dem vil seilen iibersibt
der Inot des er niht tuon sol. 1685
daz schein an Helnibrehle wol,
an dem man den valer räch ;
der Scherge im iiz diu engen stach.
dannocb was der räche niht geuuoc;
man räch die muoler, daz man sluoc 1090
im ab die hanl und einen fuoz.
dar nmbe daz er swacben gruoz
472* b vater unde muoler bot,
des leit er schände unde not.
do er sprach zuo dem vater sin 1695
' waz sakcnt ir gebürikin?'
und sin muoter biez gunertez wip,
von den siinden leit sin lip
maneger slabte not,
daz im lüsent stunt der tot 1700
lieber möble sin gewesen
dan sin scbämlicb genesen.
Helmbreht, der diep blinde,
schiel von Golelinde
üf einer wegescheide 1705
mit riuwe und mit leide.
den diep blinden Helmbreht
braht ein stap unde ein knebt
beim in sines vater hüs.
1677. 1678/fÄ/en ff. 1G78. Wie «;. 1G80. Den zelinden 6. 1681. Der
was b. zeheadt a, zebüt b. 1(183. was ab. 1686. Iielniprechir" b.
1688. die augea aus b. 1089. der racli nicht was b. 1690. 1691. im
nachjaanab. 1693 erfe/i/la. 1695. da a. 1696. sagenl a.
sagt b. vergl. 764. 1697. Vnd biet sein miiter ungcrtes w. b.
l&^S fe/ilt b. 1699. dise inaniger slaclileu n. b. slachteii fr.
1706. Dem blinden dieb b. b.
378 HELMBRECHT
er behielt iii nihl, er Ireii) in üz, 1710
sine swaere er im nibl buozte,
hoeret wie er in griiozle.
'dt^ii sal, her blinde !
dö ich was ingcsinde
ze hove wilen (des ist laue), 1715
dö lernte ich disen anlvanc.
get ir nü, her blindekin!
ich weiz wol, an iu mac gesia
swes ein blinder knabe gert.
ir Sit ouch da ze Walhen wert. 1720
den griioz sull ir von mir haben,
also griieze ich blinde knaben.
waz touc langez teidinc?
got weiz, her blinder jiingelinc,
die herberge ir mir rümet. 1725
ist daz ir iuch sümet,
ich läze iuch minen friman
slahen daz nie blinde gewan
von siegen alsölhe not.
ez w«re ein verworbtez bröt 1730
daz ich hint mit iu verliir.
ir hebt iuch üz für die tiir!'
' Neinä, herre, lät mich betagen!'
sprach der blinde, 'ich wil iu sagen
wie ich bin genennet; 1735
durch got mich erkennet.'
er sprach 'nu saget dräte.
zöget iuwer, ez ist späte,
ir sult iu suochn ein andern wirl;
472'' b min hant mit gäbe iuch gar verbirt.' 1740
1710. Der hielt b. 1713. Deus .sal b, Deuol a. 1714. Wes seit ir
ingesinde 6. \1\^ — \1%Q fehlen b. 1716. daß. anfang a.
1718. ich wajTs wol daz an ew wol mag gesio a. 1719. was a.
1720. iunckherre ir seit a. 1721. sult b, soit a. 1723. taugt b.
1725. mir fehlt b. 1727. lafs a, hais b. 1729. solhe a. 1732. ew
hin aufz für b, euch aus balde für a. 1733. naine a. 1738. zöget
cwr a {vergl. gr. 4, 35. 943), Zogt aas b. 1739. suechen ainen an-
dern a, suchen ain andern b. 1740. mit a: mein b. euch gar a,
ftn b.
»ELMBHECHT 379
beidiu mit leide und mit schämen
seil er dem vater sinen naaien,
' lierre, ich binz iiiwer kint.'
und isl der knabc worden blinl
der sich dA nanle Slinlez^eu? 1745
nu vorht ir nilit des schergen dreu
noch alle rilitaerc,
ob ir noch m6r waere.
hei waz ir isens äzet,
do ir uf dem hengsle sazel 1750
dar umbe ich gap -miniu rinder !
unde kriechet ir uü blinder,
daz enwirl mir nimmer zorn.
mich riwet min lode und min körn,
Sit mir so tiuwer ist daz bröt. 1755
und heget ir vor hunger tot,
ich gibe iu nimmer umbe ein grüz.
ir sult iuch balde heben üz
228*^ a und luot nimmer mere
ze mir die widerkcre.' 1760
Do sprach aber der blinde
' Sit ir min ze kinde
geruochet nimmöre,
durch die gotes ere
sult ir dem tiuvel an gesigen : 1765
lät mich als einen dürftigen
in iuwerm hüse kriechen ;
swaz ir einem armen siechen
weit geben in der minne,
durch got daz gebt mir hinne. 1770
mir sint die lantliule gram :
leider nu sit ir mir sam.
1741. baide a, Baid b. 1743. er sprach hcrre ich bin a, Er sprach ich
bins b. 17 4 4. chnappe b. 1746. nu vorcht er a. der seh. drow b.
1748. mere b. 1749. Ey b. 1750. So ir auf e\v*m b. 1751. mei-
ne a, mein b. 1752. Vnd b, fehlt a. 1753. wirt a. 1754. mein
loden vnd mein körn a, mein lod vnd körn b. 1757. vmb einen graus a.
vergl. zu Enge/h. IDü. 1758. soll a. 1759. Vnd getüt 6. 1761. da a.
1763. nymmere a, nymmer mere b. 1765. Siilt b, soll a. 1768. was
ab. 1772. mir alsam a.
380 HELMBRECIIT
ich eninac nihl geneseu,
weit ir mir uiigenivdic wesen.'
Der wirt lionlaclite, 1775
swie im sin herze krachte
(er was sin verch und sin leint,
swie er doch stüende vor im bliul).
' nü fuort ir dwerhes die weit 5
473' b iwer nicidem gie nie enzelt, 1780
er dravelc unde schufte,
manec herze von iu sülte.
ir wärt so ungehiuwer.
manec wip und bin wer
sint von iu habe worden fri. 1785
nü sprechet ob die troume dri
an iu sint bew«ret.
noch hoeher ez sich maeret,
daz iu wirt wirser daune we.
e der vierde troum erge 1790
hebt iuch balde für die tür.
kneht, sperre, stöz den rigel für;
ich wil hinaht hän gemach.
den ich mit ougen nie gesach,
den behielt ich unz an minen tot 1795
e ich iu gsebe ein halbez bröt.'
aliez daz er het getan,
daz itewist er dem blinden man.
er was gar sin schiuhe.
'sich, blinden kneht, nü ziuhe 1800
in von mir der sunnen haz.'
er sluoc den 'kneht: ' nü habe dir daz.
1773. ich mag a, Laider ich mag b. 1776. wie ab. hercz doch ehr. b.
1777. Es h. 1778. wie er doch stuonde a. Wie es doch stund b.
1779. er sprach nu Tderet ir dwerhes die weit a, Er sprach nü fürt ir
twerches das feld /;. 1780. maidem a 6. nie a .- nicht ö. 1781. er
draffle vnd schauffte a, Er endrabte noch enschuftzte b. 1782. er-
saufiFte a, erseüftzte ft. 1783. vngehewr 0, ungeheur &. 1784. ge-
paur ö, gebaur b. 1785. euch alle w. ab. 1786. an fehlt b.
trawme a, träme b. 1787. seint b. 1790. E. das der b. 1792. sloss
rigel f. b. 1793. heint b. 1795. hielt b. ee vntz an a, e. uncz
an 6. 1797. er ye het i. 1798. itweisst b, etweyset a,
1799. scheuhe a, scheuche b. 1800. zeuhe ab : vergl. crwinde 242.
iiEf.MüHKcnr :i8i
(liuein meisler l;i't ich sam,
wan daz ich mich des schäm,
ob i^'h blinden sliiege. 1805
ich bin wol so geliiege
daz ichz kan vermiden.
doch niac cz sich verriden.
des hebt iucli, ungelriuwer Rüz,
b;ihle für die tür hin üz. 1S10
ich ahle nihl lif iuwer not.'
im gaj) diu muoler doch ein brol
in die iianl als einem kinde.
hin gie der diep blinde.
swä er über velt gie, 1815
dehein gebure daz vcrlie,
er schrire in an und sinen kneht
'hahA, diep Helmbreht,
473'' b betest du gebouwen alsam ich,
so züge man nu niht blinden dich.' 1820
also leit er ein jar not
unz er von haben leit den tot.
Ich sage iu wie daz geschach.
ein gebure in ersach
dii er gie zuo einer frist 1825
durch einen walt um sine genisl.
der gebure kloup da wit,
ander büren ouch da mit.
daz was eines morgens fruo.
dem bete Helmbreht eine kuo 1830
gcnomen von siben binden.
1803. tat &, tet ff. 1804. daz /eA//! a. 1807. ich es ft. 1808. Ye-
(loch inöcht es b. doch kann es sich verhehren ; es kann noch so weit
kommen dafs ich ihn schlafe, daz iii d;\ misselunge, daz Isege et eben
an. daz sich doch vil lihte mac verriden; welleiils ir getelse niht vermi-
den, sich mügcn zwenc an miner weibelruoten wol versniden Ncidh. 16, 3
Ben. 180'J. des/(V(/^ a. rtns b, heraus a. Riiz rz Riuze) nennt
der vafer den söhn weil er so ivenig als von dem fremdesten manne von
ihm tvij'sen will. s. Lachm. zu Jf'allh. s. 190. 1810. hin aus b, aus a.
1814. dieb b, deubc a. 181."). VVa b, wo a. 1817. schricr b, schray a.
1818. ha ha a. 1821. laidc a. 182-2. hengen b. 18211. sein ab.
1828. Ander gebanren auch damit b, nach der gepauren sit a. 1831. von
seinen kinden a.
382 FIELMBRECHT
do er sacli in also blitidoii,
er sprach ze sinen holden
ob si im helfen wolden.
entriuwen' sprach der eine, 1835
' ich zerre in also kleine
sam daz in der sunne vert,
ist daz mir in nieman werf.
mir und minem wibe
zoch er ab dem libe 1840
unser beider gewant.
er ist min vil rehtez plianl.'
do sprach der dritte da bi
oh sin eines wseren dri,
229' a die wolte ich toeten eine. 1845
er vil unreine,
er brach mir üf niinen glet
und nara daz ich da inne het. '
der vieide der den wit kloup,
der bidemt vor girde sam ein loup; 1850
er sprach 'ich briche in als ein huon.
von allem rehte ich daz tuon.
er stiez min kiut in einen sac
do ez släfende lac.
er waut ez in ein bet. 1855
ez was naht dö er daz tet.
do ez erwachte unde schre,
474" b do schütte erz üz an den sne.
sin ende het ez da genonien,
waer ich im niht ze helle komen. 1860
'entriuwen' sprach der fiintte,
'ich freu mich siner kiinfte
s6 daz ich mines herzen spil
1832. da er sacli a, Der ersach b. 1835. Entrewn b, cnlraun a.
1837. sunnen b. 1838. niemant a, yeinan b. 1842. mein a, ah
mein b. 1844. waren a. 1848. Vnd nani mir wris ich darin het b.
1850. sam b: als a. 1851. die zepriche ich sam daz huon Jtul. 135, 16
(ich zebriches alle als ein huon Strick. Karl öl"), ich zerbraicbe dich als
ein huon Erec 5482. 1854. da a. 1855. übe?' bet für bette s. Lacinn.
zum Iwein \%\t. 1858. Do schut fc, da schüttet a. 1859. Seinen
endet. 1861. entrawn a. der a: do der J!>.
HELMfUtRCFIT 383
hiute an im f^cschouwen wil.
(M- iiAlzogelc mir min leint. 1805
wa-r er noch dii slunt also blinl,
ich sol in hahcn an den asl.
selbe ich im kiime enhrasl
beide nacket nndc blöz.
\\\Tre er als ein hüs so grAz, 1870
ich wirde an im erroclien,
Sit er sich hat verkrochen
in disen walt sA tiefen.'
'dar näher!' si dö riefen
nnd kcrten alle reble 1875
gegen Helmbrelile.
d(5 si sich wo! an im errachen
mit siegen, si sprachen
'nu hüete der hüben, Helmbreht!'
daz ir dar vor des schergen knehl 1880
het lazen ungeriieret,
daz wart nü gar zerfüeret.
daz was ein griuwclich dinc.
so breit als ein phenninc
beleip ir niht beinander. 1885
siteche und galander,
sparw^re und türtcllüben,
die genälen üf der haben,
wurden gestreut üf den wec.
hie lac ein loc, dort ein flec 18<>0
der hüben und des bares.
gesagte ich nie iht wäres.
doch sult ir mir gelouben
daz niaere von der houben,
wie kleine man si zarte. 1895
ir gesaht nie swarle
1864. Alhie mit im haben w. b. 1865. nolzogte b, notznpet ti.
1866. als a. Vnd «är er noch dreystui.d pliiid b. 1868. S. koum
ichimenprast b. 1869. naekent a. Is72. Seint fc. 1874. dar
fehlla. 1877. rächen ft. 1880. Was ir da vor fr. 1S83. greu-
lich a, grealeiches b. 1885. bey einander a. pey ain ander b.
1889. Die wurden ab. 1892. ich ye ibi a, ich ye b. 1895. zer/.arle b.
384 HELMBRECHT
474'' b uf Iioubete also kalwc.
sin reidez har daz vahve
sach man in swachem werde
ligen üf der erde. I9(M)
daz wac si doch vil lilile.
si liezen sine bihte
den müedinc dö sprechen.
einer begunde breclicn
ein brosemen von der erden. 19Ü5
dem vil gar unwerden
gap er si zeiner sliuwer
für daz hellefiuwcr,
und hiengen in an einen bouni.
ich waine, des valcr trouni, 1910
daz er sich hie bewsere.
hie endet sich daz m«re.
Swä noch selphcrrischiu kinl
bi vater und hi nuioler sint,
die sin gewarnel hie mite. 1915
begent si Helmbrehtes site,
ich erteile in daz mit rehtc,
in geschehe als Helmbrehte.
üf den slräzn und üf den wegen
was diu wagenvarl gelegen: 1920
die varent alle nü mit fride,
sit Helmbrehl ist an der wide.
nü seht üf und umbe :
rate iu wol ein tumbe,
229'' a dem volgt und ouch des wisen rat, 1925
1897. kale a. 1898. das vahve b, falbe a. 1.S99. swacher a.
1900. Da ligen b. 1901. das was jedoch a. Das was doch b. 1902. sy
licssen in seine peichle a, Sy Hessen in nicht sein p. b. 1903. da ab.
1905. ein proseni a, Ain brosem b. 1907. sizu einer slewr o, die zu
ainer steur 6. 1908. hellefeur a, helle feür t. 1909. an aine pau-
me 6. 1910. träume 6. 191 1. Sich alhie b. i. 1912. Wo noch
selbherrisch k. a, Wanoch selb rechte k. b. man kann an selpherriu
denken, welches adj. bei ßerchloldilC) vorzukommen scheint. 1913. das
andere hi fehlt a. 1915. seint h. da mit b. 1921. die warent a,
Die füren b. 1922. Seint helmprechl hieng an der galgen wide amen
Explicit Finis adest vere et vere Scriptor debet pretiü hre b.
HELMBRECHT :{«5
waz ob Helmbrclil noch hat
etewÄ junge knchld?
die werdent oiich Hclmhrehlel.
vor den gib ich iu niht fride,
si konien danne ouch an die wide. 1930
swer iu dilzc nuere lese,
bittet daz im got geoa'dic wese,
unde dem tihtsere,
Wernher dem gartena^re.
1928. werden a. I'JSO. sy kommen auch dann a. 1931. wer «.
I'.I34. der haysset VVernlier der Gartensere a.
ZUR DEUTSCHEN MYTHOLOGIE.
1. DIE GÖTTINNEN DER ZWÖLFTEN.
In der vorrede zu meinen märkischen sagen habe ich den
aUmärkischen namen des ärnlefcstes, vergodendcl, als ein
ß'6 Goile/f (fei zu erklären gesucht; E. Sommer (preufsische
staatszcilung vom KWi april 1843) dagegen sieht darin Jrü,
und ich mul's ihm jetzt darin recht geben, indem in densel-
ben gegenden, wo sich jener ärntcgebrauch findet oder ehe-
mals land, eine fr// Gode oder Goe bekannt ist, die in den
zwölften umzieljen und, wo sie noch hede auf dem wockea
findet, diesen verunreinigen soll, der name derselben findet
sich besonders im nördlichen theile der Allmark, in der um-
gegeud der Städte Salzwedel und Osterburg. weiter südlich
ist er mir nicht vorgekommen: dagegen fand ich hier eine
andere bezeichnung bis ins Hannoversche hinein zwischen
Broma und Fallersleben; man sagt nämlich dort, wenn am
heiligen drei königs abend der flachs nicht abgesponnen ist,
so kämt de koen un hHelt in de höi. koe7i, mit kurzem oe,
das nahe an u streift, ist eine alte form des dortigen dia-
lekts für könig und der könig im kegelspiel heilst noch koen;
man wird deshalb zu der annähme geführt dafs einer der
heiligen drei könige an die stelle der alten göttin getreten
sei, und daher die beschränkende bestimmung, dafs der koen
nur an dem abend jener heiligen komme, platz gegriffen habe.
z. F. D. A. rv. 25
380 zun DEUTSCHEN MYTHOLOGIE
ilocl» licfsc sich ;(ik1i denken dals koen die bezeichniing für
den allen goU sei, da jene,/)'// Gnde ofFenbar an die sielle
des Wodan j^elrelen ist; dann niiislc diese bezeiclinung frei-
lich sehr all sein, es wäre daher Aviinschenswerlh dafs al-
les was sonst noch in dortiger gegend vom koen erzählt wird
nesanunelt werde ; ich konnte nur was ich niiltheile darüber
erfahren ; vielen war der ausdruck ganz unverständlich, an-
dere bezogen ihn auf die heiligen drei könige.
In der Mittelmark ist der name für die in den zwölften
umziehende göllin ziemlich allgemein Jru Harke (daneben fin-
det sich frü Harfen, fn'i Harfe, auch frü Arkc und der
Haken) und dieser name scheint ziemlich weit südlich hin-
abzu"-ehen, denn ich habe ihn auch in IJallenstädt am Harz
noch gefunden, im oslen der 31ittelmark tritt aber ein an-
derer auf: nämlich in Hauen bei Fürstenwalde sowie bei
Wendisch -Bachholz heilst es, wenn in den zwölften der
flachs nicht abgesponnen sei, so komme die Miirraue (der
accent auf der ersten) und hesudle ihn. wenn jemand in
den zwölften sjünnl, so bewürkt die 31urraue dafs die schale
auf dem gehöft von der drehkrankheit befallen werden, und
aufserdem schickt sie noch allerhand Ungeziefer, als rallen,
mause, schaben u. dergl. ; die letztere strafe verhängt sie
auch, wenn am Silvesterabend spänc im ofen verbrannt wer-
den, stiehlt jemand in der neujahrsnacht seinem nachbar
eine wagenrunge und nimmt diese auf seinen wagen, so be-
würkt die Murraue dafs ihn der förster nicht sieht, wenn er
in die beide fährt um holz zu stehlen. — derselbe name
Mt/rraue bezeichnet aber zugleich auch das aipdrücken. —
an den kienhäumen findet man öfter zweige die ganz kraus
zusammengewachsen sind und fast das ansehen eines nestes
haben ; wenn es nun regnet, so mufs man sich hüten unter
einem solchen zweige fortzugehen, weil wer von einem re-
gentropfen aus demselben getroffen ist in der nacht von der
Murraue gedrückt wiid. von einem menschen dessen au-
geubraucn zusammen gewachsen sind sagt man, er sei eine
Murraue.
Wir sehen hier also zunächst dafs die Murraue dem Alb
ganz gleich sieht; wobei ich bemerken mufs dafs der letz-
tere name. wie er neben ?nofii' oder rnahri vorkommt, sich
ZUR DEUTSCHEN MYTHOLOGIE 387
sich auch hier daneben [indpf, und dals wie es überall in
der 31ark vom alb oder nialir licilsl, man luire sie ehe sie
sich dt-m schlafenden auf den leib lej^en ordenliicli hvran-
scliloi-ri'/i, dies auch liier von der Murraue berichtet wird,
wie dem Alb die verlil/.iMif^ der haare, der wichtel- oder
weichscIzopC, zugcschiicbcn wird, so scheint hier die Mur-
raue das kiause zusammenwachsen der zweige hervorzuru-
fen, vielleicht auch in dem nestähnlichen gewächs ihre Woh-
nung zu haben, da ja auch sonst die astlöcher der bäume
den Alben zugeschrieben werden, dafs ferner ein mensch
mit zusammen gewachsenen augenbrauen eine Murraue heifst
mufs auf einer eigcnlhiimlichen Vorstellung von der elbischen
geslall beruhen, die irh jedoch nicht nachweisen kann.
Aulserdeni Irilt nun die 31urraue aber offenbar auch als
ein liölieres wescn auf das in den zwölften erscheint und
ganz einer reihe von göllinnen sich an die seite stellt die
mehr oder minder identisch mit einander sind, ich meine frau
Gaue, frau Harke, frau Holle und frau ßerchte ; wie bei je-
nen steht auch bei dieser das spinnen unter ihrer besondern
obhut und wer ihr fest uiclit feiert, in dessen haus sendet
sie allerhand plage; frau Holle und frau Berchte stehen aber
mit den Eiben im nächsten Zusammenhang und unsere göt-
tin ist sogar im namen nicht mehr von den Eiben geschie-
den, dafs sie dem welcher eine wagenrunge stiehlt unsiclit-
barkeit verleiht steht jedesfalls auch mit der elbischen na-
lur, die ja eben das vermög«Mi der unsichtbarkcit hat, in Zu-
sammenhang; wie, läl'st sich liier nur vermuten, vielleicht
sollte man ursprünglich eine runge für den wagen, auf dem
auch sie ihren umzug halten mochte, stehlen und dafür be-
lohnung erhallen, wie der bauer der einen keil für den wa-
gen jener göttin haut durch goldene späne belohnt wird, soll
man vielleicht darum keine späne am Silvesterabend verbren-
nen? ich wüste wenigstens dafür keinen andern bezug nach-
zuweisen.
Nach den angeführten thatsachen scheint mir kein zwei-
fei darüber walten zu können wohin wir die göttin in un-
serer mythologie zu stellen hätten, aber eine andere frage
ist die, ob wir sie überhaupt dahin stellen dürfen, die an-
gegebenen geographischen punkte, namentlich der letztere,
25*
388 ZUR DEUTSCHEN MYTHOLOGIE
der durch das beiwort bereits deutlich spricht, weisen auf
wendische bevölkerung, die hier um so länger ihre einwür-
kung bewahren konnte, als noch bis heule wenige meilen
südlich sich die Lausitzer Wenden ungeschwächt in ihrer
naiionalität erhalten haben, auch der name 3Iurraue, der
sich dem böhmischen /;»/>« = alb ziemlich nahe stellt, möchte
auf slawischen Ursprung weisen ; doch läl'st sich auch der
deutsche wegen der Übereinstimmung mit jenen göttinnen
nicht ganz abweisen, auch steht die form 7A/flV = alb, beson-
ders bei dem hiesigen breiten dialekt, der form murraue nicht
so fern dafs nicht an eine möglichkeit des Übergangs aus
jenem in dies gedacht werden könnte, ferner habe ich an
aberglauben und dergleichen wenigstens an dem nördlichem
der beiden punkte so viel mit dem deutschen übereinstim-
mendes, auch in namen, gefunden dafs ich mich für jetzt
weder für slawischen noch für deutschen Ursprung entschei-
den mag. vielleicht stehen wir hier auf einem Übergangs-
lande in dem slawische und deutsche mythologie mit einan-
der verschmolzen.
Bei dieser gelegenheit möge hier noch eine bemerkung
stehen. Grimm weist auf den Zusammenhang des namens
zwischen frau Holle und den guten hollen hin 5 ganz ähnlich
sieht es mit Berchta, der glänzenden, der weifsen frau und
den elben, wenn, was mir nicht zu bezweifeln scheint,
Grimms annähme dafs alb den weifsen bedeute, richtig ist.
die geister werden ja bis auf den heutigen tag noch überall
in weifser gestalt gedacht.
2. NABERSKRÖCH.
In meinen märkischen sagen n° 19 habe ich bereits mit-
gelheilt dafs in der Altmark das dorf Neu-Ferchau den bei-
namen Naberskroch führe ; hier noch ein paar kleine nach-
trage, man sagt, nur die todten aus der Alfmark kommen
dort zusammen; liegt einer im sterben, so heilst es ?iu war-
tet ba II na Na berskröch chd n ; besonders wenn einer viel
getrunken hat heifst es, er komme nach Naberskroch und
man sagt he lett sik nomdl tmen gcmoeti.
Ebenda n" 110 habe ich den Nobelskrug besprochen; die
ZUR DEl TSCIIEN »IVTFIOLOGIK 389
stelle liegt eine halbe stunde von Hauen an der stralse nach
Storkow, und die jjcnauere sage lautet, vor zeiten habe dort
ein krug gestanden in dem ein krügcr namens Nobel ge-
wohnt; der ist dort, niemand weifs weshalb, erschlagen wor-
den, und zum andenken hat mau steine und tanneuzweigc
auf die stelle geworfen und thut es noch, nachts ist es nicht
recht geheuer an der stelle, und schon manchem der um
niitternacht einsam durch die beide daher kam sind |»lötzlicli
zwei schwarze männer über den weg gelaufen, oder er sah
einen weifsen Ziegenbock an der stelle liegen.
Bemerkcnswerth ist endlich noch dafs an der stelle des
bei llictz unweit Brandenburg untergegangenen Näberskröch
(märkische sagen n " 62) nach mündlichen nacbrichten eine
grofse menge alter graburnen, über deneu zum theil noch
ganz vollständige gerippe lagen, ausgegraben worden sind,
und dafs von diesem orte die sage von dem riesenmädchen,
das bauer mit pilug und ochsen in ihre schürze nahm, er-
zählt wird (s. unten n» 4), was wohl darauf deutet dafs das
beidenthum sich hier lange gewehrt haben mufs.
3. ELBEN.
In Bauen bei Fürstcnwalde sagt man, wenn einer hefti-
ges kopfweh hat, er habe die verkehrten oder schwarzen
elben. soll er wieder gesund werden, so bindet man ihm
abends ein tuch um den köpf, läfst ihn damit die nacht hin-
durch schlafen, nimmt es am andern morgen ab und geht
zu einem klugen manne; der büfst dann das tuch und die
elben gehen fort. — aufser den schwarzen elben, welche die
schlimmsten sind, gibt es auch noch rothe und weifse, und
bei allen dreien äufsert sich die krankheit vorzugsweise darin
dafs dem damit behafteten das gcdächlois schwindet.
4. GESTIRNE.
Ein alter hirt zu Brodewin in der Ukermark erzählte,
Die sonne geht nachts unter der erde durch und badet sich
alle morgen, ehe sie heraufkommt, in der grofsen see, wo-
durch sie so hell und ihre strahlen so brennend werden dafs
390 ZIR DEUTSCHEN MYTHOLOGIE
die soliift>i- welche iu jenen gegendon fahren (und das hatte
ihm sein soli\vai::er j^jesagl, der zur sce gewesen war) nichts
weiter zu thun hahen als die schiffe fortwährend mit wafser
zu begiefsen, weil sie sonst in der glut aufgehen würden.
Derselbe hirt behauptete, in den mondsflecken könne man
deutlich einen mann mit einem bunde erbsenstroh auf dem
rücken erkennen, der an der ihüre des mondes siehe.
Endlich sagte er, jeder mensch habe sein licht am him-
mel, und wenn er sterbe, so gehe es aus; es kommen aber
statt der alten immer gleich wieder neue zum Vorschein, da
immer wieder neue geboren werden.
5. BESPRECHUNGSF0R3IELN.
a. ivenn man das ßeber hat, viufs jna?i abends in den wald
gehen, eine eiche umgehen und dabei sprechen
goden abend, du gode olle,
ik brenge di dat warme un dat kolle.
b. gegen versehenes vieh.
dat grote mül het di verröpen,
tw6 falsche ogen hebbcn di versßn,
dre goden sollen di weddersen.
dat erste is gott der vater,
dat twede is gott der söhn,
dat drüdde gott der hillige geist.
c. gegen die zahnrose.
es kam eine j unter aus Engelland,
eine rose trug sie in ihrer h^^nd,
bis die sonne Untergang
die siebenundsiebzigsterlei zahnrose verschwand.
d. will man die setern (ßechten) besprechen, so mvfs man
an eine gelbweide gehen, mit einem zweig davon drei
mal über die zetern fortstreichefi und sprechen
die zeter und die weide
die wollten beide streiten,
die weide die gewann,
die zeter die verschwand.
ZI K UbliTSCIlEiN MVlHOLlXilb: .T.M
(\ hlulbcsjtr(uliv/i .
es ^iiij^en drei jimreni "cii lioleii we;;:
die erste nahm das niiide,
die zweite iialiin das Inill,
die drille drii<kt es nieder
dals es iiiclil koiiiine wieder.
J. blulbesprecltcn (u/irullsliiii(lig).
CS kamen drei j unfern ....
die eine, die liicls Hillc,
die andre sprach ' lilul sich slille.'
Dk A. lilllliN
SAGEN AUS DER 31ARK.
1. DER HELLJÄGER.
Auf dem Thiirilzer felde in der Allmark hört man oft des
nachts wie der holljäj^^er dahin fährt und vernimmt aus der
Infi das gifl'en und gaffen seiner hunde. es war aber ehe-
dem ein graf von Schukiil)urg zu Apenburg und was jansch
(lull iippoi Jagont, so dal lifi 6h sü/idachs met de hunne
üminer dörcht korcu tri'cklo ; dräin is hei den verwünscht
waren cw/ch to ja gen.
2. LAND ABGEPFLÜGT.
In Kerkow in der Altmark war einmal ein bauer, der
hatte seinem nachbaren ein stück seines feldes abgcpfliigl
und muste dafür zur strafe nach seinem tode mit dem pflüge
umgehen und alles wieder anpflügen. da sieht man ihn denn
um mittag mit seinem pflüge, den vier Schimmel ziehen, ge-
waltig dahin arbeiten und mit jedem umzuge den er thul
wirft er nicht mehr als ein sandkorn um. das sahen auch
einmal ein knecht und ein Junge mit Verwunderung und jener
fragte ihn ob er denn dächte dals er heute damit fertig wer-
den würde, der pflüger aber antwortete dals er auch fast
daran verzweifele, fragte jedoch den knecht, ob er ihm nicht
392 SAGEN AUS DER MARK
vielleicht helfen möchte; dann möchte er es vielleicht noch
vollbringen, der knecht, der ein gutmütiger bursche war, er-
klärte sich bereit dazu, und der erfreute pfliiger reichte ihm
seine band, indem er rief nun so schlag ein!' da wehrte
aber der kleine jenem und sagte 'reich ihm deinen stöker';
das that er und im augenblick war die stelle an demselben
welche die fünf finger berührt hatten kohlschwarz gebrannt,
und knecht und junge liefen eilig davon, denn sie merkten
nun wohl mit wem sie es zn thun gehabt, der pflüger aber
zog mit seinen vier schimmeln weiter und pflügt noch bis
auf den heutigen tag.
3. DE DRE WITTE JUMFERN.
Bi Rohrberg in de Ollmärk licht en groten borchwall,
d6 het de Kätinkenborch ; wo hfi düsen näm krejen hett, dat
w6ten se nich to verteilen, äwer se seggen ümmer dattet da°
nich recht richtich is, un dat sik da ümmer drß witte jumfern
Seen läten. da was 6k mal en halfwassenen perjungen, de
hoede sine per oever nacht un kam tolest gansch nä annen
borchwall ; da süt hfe innen klären mänschin de dre witte
jumfern silten, un as he en oevcrmoedigen jungen was, näm
he sin pitsch un schlok damang un drap dat snopdok van de
ein, dattet an de pitsch sitten blew; dun kümt de jumfer hin-
ner em drein, he sprinkt rasch up ein van sine per, äwer
se kunn' drister lopen as he riden un was all gansch nä bi
em, da nimt h^ dat snopdok un smittet van sick. da let se
af van dat verfolgent un sechte 'dats din glück west, süst
hetste sterwen mütten.'
4. RIESEN UND ERDWÜRMER.
In Rietz bei Brandenburg war einmal eine hüne, der wa-
ren die Schweine auf der weide gar weit auseinander gelau-
fen und alles rufen war vergebens, sie konnte sie nicht wie-
der zusammentreiben; da rifs sie endlich einen gewaltigen
eichbaum aus, kam damit her gestürmt, trieb sie glücklich
zusammen und kehrte nach hause zurück, da sah sie unter-
weges zu ihrer grofsen Verwunderung einen menschen der
SAGEN AUS DER MARK 39:^
piliigle, nahm ilm alsbald auf und packle ihn samnit ochsen
und pflufj in ihre schürze, damit kam sie nun zu ihrer mut-
ier gelaufen und sagte 'sieh muller, was ich da für erdwür-
mer gefunden habe!' die multcr aber sprach 'geh eilends
zurück mein kind, und Irage alles an seinen ort, denn das
sind unsere verlreibcr die nach uns kommen.' und also-
bald packle das liünenmädchen alles wieder zusammen, ging
zurück nach der gegend von Brandenburg zu, wo sie den
pllüger gefunden, und setzte alles wieder an seinen ort.
darauf schüHctc sie den grofscn llielzer borg auf, damit die
verlreibcr nicht allzu schnell nach Rielz kommen könnten,
und der liegt noch bis auf den heuligen lag da.
5. SELBERJEDAN.
Da was emäl ens en schepper, dö hadde sik bi Detz
vuerene wint elecht un junk innen käne sitten un wull sik
tische fangene. as he nu sonne janze lit angelt hadde un
noch hadde, da junk h6 wedder in sin schep, kroch sine pan
her un wull sik de fische bradcne. da sal h6 nu so bit
fu^er, kümt up emal en walernix nie Häele up sin schep, de
was so grot as en lüt haneken un hadde ne rode kap uppene
kop, un stellt sik bi em hen un fracht em, wo he hitt. ' wo
ik heten do?' secht de schepper, ' ik het Selberjedjin, wen det
weten wist.' 'na Selberjedän' secht de walernix un kunne
knap reden, wil he et janze mül vull padden hadde, ' Sel-
berjedän, ik bedrippe di. ' 'ja, dal sasle mal dön' secht de
schepper, den n^mikken stak un schlä di dämet ar de rügge,
datte janz krum un schef wären säst.' sever de walernix
kert sik da nich wat an un secht nomäl 'ik bedrippe di,'
un ir sik min schepper dal versiene deit, spukt he em alle
padden in de pan. da krßch de schepper sinen stak her un
schlöch uppene walernix janz barbarisch los, dal he jotsj.im-
nierlicke an to schriene fung un alle de wälernixe lo höpe
kernen un em frogcn, wer em den wat dan hedde. da schrech
de walernix 'Selbcrjedan [het mi geschlän]!' un as dat de
ängern walernix hu'erten, sechten se 'best diil selber jedan,
so is de nich lo helpene,' un jungen wedder af, un de eschläe-
ne sprunk 6k wedder in de Häele un het kenen schepper wed-
der bedript.
:W4 SAGEN AUS DER MARK
6. LÜCHTE3IÄNNCHEN GEFANGEN.
Da war einmal ein kuliliirl zu Ferchesar bei Kallieuow,
der halle mit seiner herde in der beide umherf^etrieben, und
halte, als es schon finslcr zu werden begann und er heim-
trieb, nicht bemerkt daTs er eine kuli verloren habe, als er
nun nach hause kam, ward er dessen inne und machte sich
alsbald auf um sie zu suchen, er gieng deshalb wieder in
den wald und suchte hier und dort, konnte sie aber nicht
linden und setzte sich endlich vor ermüdung auf einen alten
baumslumpf und wollte sich eine pfeife anstecken, wie er
aber da so da sitzt, kommt auf einmal ein grofses beer von
lüchtemännchen, die tanzen wild um ihn herum dafs ihm or-
dentlich hätte bange werden können, wäre er nicht ein drei-
ster bursche gewesen, er blieb aber ruhig sitzen und stopfte
sich seine pfeife, aber wie er sie eben anstecken wollte und
feuerslahl und stein sowie die schwammbüchse hervorzog,
da flogen sie ihm um den köpf herum, dafs er jeden augen-
blick dachte, sie würden ihm die haare versengen, deshalb
nahm er seinen stock und schlug gewaltig um sich, aber je
mehr er schlug, desto mehr lüchtemännchen kamen, so dafs
er endlich zugriff um einen zu haschen, und da hatte er auf
einmal einen knochen in der band, das mochte jedoch den
andern häufen erschreckt haben, denn sie giengen davon,
er aber steckte sich den knochen in die lasche, brannte seine
pfeife an und gieng nach hause, andern morgens trieb er
mit der herde wieder hinaus und fand auch seine kuh wie-
der; als er aber abends nach hause kam und es schon dun-
kel geworden war, da sah er ein paar lichtchen vor seinem
fensler und weil er glaubte es sei ein naclibar der mit der
laterne zu ihm komme, um sich wegen eines kranken vie-
hes raths bei ihm zu erholen, öffnete er das fenster und sah
nun die ganze dorfslrafse voll von lüchtemännchen, die ka-
men in gewalligen häufen daher gehüpft, wirbelten unruhig
durcheinander und riefen 'gibst du uns unsern kameraden
nicht heraus, so stecken wir dirs haus an.' da liel ihm
erst der knochen wieder ein, und er sagle 'ach so macht
doch kein dumm zeug, der knochen kann doch euer kamerad
nicht sein!" aber sie riefen nur immer lauter 'gibst du uns
SAGEN AUS DEH MAHK 395
unserii kameraden niclil heraus, so stecken wir dirs liaus
an." da dachte er, es könnte doch wohl ernst werden, nahm
den knochcn, legte ihn sich in die (lache hand und hielt ihn
zum Icnsler hinaus; da war er sogleich wieder ein hell-
llackerndes Itichtemiinnchen und hüpfte davon und die andern
alle umringten es wie im jubd und hüpllen und sprangen
lustig zum dorfe hinaus. l)n A. KÜHN.
ZU HARTMANN VON AUE.
Die Strophen viit denen Hartninnn sein e/^stes bücklein
schliefst sind von herrn von der Nagen in seine snmmlung^
der minnesinger (3, 468*^') als ein leich aufgenommen wor-
den. gegen diese benenjiiing habe ich mich in der vorrede
meiner ausgäbe der kleineren gedichlc Hartmanjis {s. vii)
mit unrecht erklärt. Lachinann macht mich auf x-wei stel-
len aufmerksam in denen der dichter gcsang andeutet, 1713
des habe ich selten gelpl'en sanc und 1868 dem sage ich unde
singe, auch ist ohne die annähme von gesang der Über-
gang aus den kurzen rrimpanren in ungleiche Strophen nach
einem gcsetze wunderlich, gesungen aber sind diese Stro-
phen allerdings nur ein leich. ein beispiel ähnliches Über-
ganges eines ungesungenen gedichtes in beschliefsenden ge-
sang führe ich am besten mit Lachmanns ivorten an {über
singen und sagen s. 5). 'Ulrich von Lichtenstein schliefst
jeden absatz- seines dritten büchleins mit einer daktylischen
seile, den letzten aber noch aufserdem mit einem ganzen
abgesange des mitgesandten liedes, den er offenbar wollte
gesungen haben (39 i, ^ ff),
in allen miiien leiden
trowe ichz dar zuo bringen
daz mir helfen singen
friund unde vind offenbare
'Trost miner jare,
daz ist ir schouwe, si frouwe, zewäre :
mich sol ir lachen vro machen, si schoene, si clare.'
zu s. XVI bemerke ich dafs Haug von Salza Günthers va-
ter vielleicht der Hugo de Salza ist der im april 1251 citie
396 ZU HAKTMANN VON AUE
tirkunde deti uiarks^rafon Hemrich von Meißen bezeugt,
s. Förstemouns monumenta verum llfeldensium s. 17. er
erscheint zu spät a/s da/s man an den dichter denken
könnte; vielleicht war er ein gleichnamiger söhn desselben.
büchl. 1, 1208. da Lachmann zum Iw. s. 267.
2, 770. so sul wir si dem livel üf seilen altd. bll. 1, 234,
667. Schmeller 3, 225. H.
ZU WOLFRAMS TITÜREL.
Kiotes kint Si^üne alsus wuohs bi ir iiiuomen.
er kos si für des meien blic, swer si sacli, bi tounazzeii
bluomea:
üz ir herze bliiele saelde und ere.
lUt ir lip in diu lobes jär volwahsn, ich sol ir lobes sa-
gen möre.
wer in JVolframs Titurel diese Strophe (die 32e) liest, der
erwartet gewiss nicht dafs der dichter in Sigunens lobe
fortfahren tverde: er bricht hier oJfe?ibar von ihr ab und
verspart ihre ierherrlichu7ig für den verlauf seines gedich-
tes. dennoch folgt
Swaz man an reinem wibe sol ze ganzen tagenden mezzeu,
an ir vil siiezem libe was des ninder bares gröz vergezzen,
si reiniu fruht, gar lüler, valsches eine,
der werden Schoysiänen kint, gelicher art, diu kiusche
junge reine.
die Strophe icäre erträglich, schwächte sie nur nicht durch
ihre gewöhnlichen ausdrücke den glänz der vorhergehen-
den, der sie unerwartet nachhinkt, auch die nächste ist
7iicht frei von anstöfsigem,
Nu sulen ouch wir gedenken Herzelöude der reinen,
diu künde ir lop niht krenken. mit wärheit wil ich die lie-
ben meinen,
si ursprinc aller wiplichen 6ren,
si künde wol verdienen daz man ir lop nmos in den
landen raören.
nun sollen wir auch Herzeleudens gedenken, dieser Über-
gang oder diese rückkchr loie zu lange vorher erwähntem
zu WOF.FHAMS TITIREL :i97
dünkt mich ?ncht sehr geschickt ; denn die muome /// der
32« Strophe ist ja eben Herzeleitde, mit namen genannt in
der 26// 27// 21)//. dafs ir loj) zweimal in derselben Stro-
phe vorkommt mag hingehen; aber ist es dem gedanken-
reichen ff^olfram zuzutrauen dnj's er hier sagte si künde
wol verdienen daz man ir lop mnos in den landen nißren
und in der- folgenden schönen Strophe ir lop daz fuor die
virre in mangiu riche? dieser zeile geht vorher swer bi ir
juni^en zile sprach fronwen lop, dane erhal nilil so helles :
untadelhaft ist dann der ausdruck lop iciederholt ; aber nun
haben wir dieses wort in zwei Strophen viermal, ohne be-
deutsamkeit der hiiuf'ung. dazu kommt der mittelreim der
34// Strophe, gedenken : krenken, an dem Lachmann voi^r.
s. xxviu keinen anstojs nimmt, zu dem aber die anderen
bedenken in dieser strophe treten und ein mittelreim in der
nicht minder bedenklichen 33//. denn dort ist wohl ohne
Zweifel mit wibe und libe ein reim beabsichtigt und sol ge-
hört zur zweiten hälfte des verses. ich halte also beide
Strophen für unecht, wie sie denn auch in der älteren der
beiden hand.schriflen des bruchstückes fehlen ; doch ist dies
Tieben den inneren gründen von geringem gewichte, da in
derselben handschrift echte Strophen (30. 31. 36. 53) aus-
gefallen sind. Infsen wir ohne nachschleppendes lob Si-
gunens und ohne breite Vorbereitung sogleich die 35e stro-
phe auf die 32e folgen, so stellen wir, glaube ich, echt
wolframische kunst wieder her. ohne nennung des namens
ist din niagluoinliche witewe, daz kint Frimuteiles, deutlich
bezeichnet, mit ausdrücken die ims aus der 27n strophe
noch im gedächtnisse sein sollen (diu an Gahmurets arme
lac mit ir magtuonilichem libe: des siiezen Frimulelles kinl).
die 35e strophe mit den worten frouwen lop und ir lop rückt
unmittelbar an die zeile lal ir lip in diu lobes jar volwahsn,
ich sol ir lobes sagen mere. also auch hier lop viermal
hinter einander, aber bedeutsam ; denn die innere Verbindung
der gedanken ist diese, ' Sigune ist jetzt noch zu jung zu
vollem lobe; vo?i Herzeleuden kann ich sagen dafs sie vor
allen gelobt war.' H.
398
ZU FREIDANK.
/// dorn zweiten der neulich zu Zürich entilechten und
i'on Ettmüllei' in den sch/'i/ieu der Züricher antiquarischen
gesell.schaj't und in einem besonderen abdrucke (sechs briej'e
und ein leich. Z.ürich 1843) herausgegebenen altdeutschen
liebesbriefe hei/st es z. 29 Jf.
swer ane sinne iiiiiinet,
wie seiden dvr gewinnet
kaine wunnecliclie zfl!
wan her Vridanc der cvil
'ain man der rechter niinne hat,
wie digge er von den linden g;il.
er drnrel ze allen stunden
und clagel sine wunden,
die noch unverbunden slant,
wä sime nifine haut
der si kiinne gehinden,
so si bluoden beginnen.'
Ettmüller fajst mit unrecht nur zwei Zeilen (ain man — gät)
als anführung. herstellen Iqfsen sich alle acht mit leich-
ter mühe.
ein man der rehte minnc hat,
wie dicke er von den liuten gat!
er triiret zallen stunden
und klaget sine wunden,
diu noch unverbunden slal,
wan si nieman enhat
der si gehinden künde,
so si bluoten begunde.
wenn diese zeilen würklich von Freidank sind {und ich se-
he keinen grund zu zweifeln), so lehren sie dnj's von sei-
7iem gedichte mehr und anderes fehlt als die ?^on ff^h.
Grimm s. 182 gesammelten stellen vermuten liejsen.
In den Züricher liebesbriefen ist zu sch'ciben 1, 26
miner 47. daz min herze wilde 52. leiden
2, 20. vielleicht ze hage 5, 13. vielleicht wider
20. swachet oder \7 f. stunden und begunden. H.
399
ZUR GUTEN FRAU.
Einlcitun'^ s. 3S8 c. ',>;{. /. 2:)57 — 68. s. .389 3. 26
Cr
— :n. ßiii-r hinzu 937—939 r= iireg. 20 13./:,- 2188 =
iireg. 2()i8; 2366 (.v. /|6I ist die ai//' 2:\G0 fo/gez/dc vers-
zahl rcrdrucht) = Jiv. 8034; 2593 = Greg. 2991 t//id
Itv. 1 110. A-. 390 z. 1 füge hinzu serjaut 1055.
c. 9 /. 577. z. 16. zu liiii kallc rergl. das nicht nni (au-
tende a der rerba mit wurzclhußem ll Ik. (granim. 1,942).
z. 21. hu-te (55) ist zu streichen. s. 391 z. 5. die zahl
29 /.s7 zu streichen. z. 27. /. .sihm statt sehr.
//// gedichte 2Ü. döj ic 55. hate 56. er was an
sinein rate 77. 6."j(). 3038. die 160. inaiij^er
205. daz ich in iiiiniiicr crliezc Lachmann. 245. waii
si iniiinel in ic L. s. zu hv. 7764. 258. bcvünde ie-
nieü iine lande 327. die er ic jjesach L. 351. ha'le Z>.
423 anvi. I. noch ihrzt der ritter die frau; sie duzt ihn
als ihren diensl/uann/ 499 anm.ßlge hinzu Erec 202i
daz daz {jesmide soldc sin, daz was von silber durchslajijcn.
(g. (ierh. 4477. 59 i7. 11.) 524. si cnwist ab niht
568. es 573. icnicr 575. des wart dcz urliuge L.
632. allezj als L. 658. wiieste L. 660. verderbe;
675. mit eren vcrlribcn 679. dazn ist 747. er reit
dan des nior>jens vruo L. 792. ir cnsull 818. sA
gejjen] zegejjon oder engegen L. zu 826 ist die anmer-
kung zu streichen, da das feindliche hecr geineint ist;
vergl. 837. 846. 908 wird undc ir gewarnte biten wohl
angehen. 1078 annt. füge- hinzu Eraclius 1300. 1441.
rergl. ergan ///-. 3503. Trisl. 7275. 1123. taten; zu
gern rergL 1431. 1258. 1742. 2088. sie {dagegen
2191. 2588. 2771 si) 1278. (S 1349. si eine ist al
bclalle L. 1353. nach hcrte punkt statt komma.
1360. gcwalt 1381. als ich in mit der hs. 1413. sin
1443. daz wart ir über? 1470. sin 1677. wart ez
1683. es 1757. do 1858. bcileger 1864. nimtc
1910. sin {vergl. einl. .s. 390) 1996. ruofen L.
2006. WCS 20Ü9 und 2179. da] der 2264. sult
2295. künne derzno 2395. dar koraens über vierzehen
m) ZUR GUTEN FKAU
naiw 2396. gcmalil 2il8. gniizlich 2439. daz si
dem klinge schale? L. zu l/c. 7654. 2575. swenn
2593. und mil gebele 2599. ald 2657. iemer
2692. donc L. 2803. manec 2952. dö] so L.
2971. diu schoene ahsätzc sind zu machen 625. 1243.
1677. 1865. 1927. drcumßexo fehlen 120. 345. 678.
716. 838. 1253. 1743. 1984. 2150. 2399. 2544.
E. SOMMER.
ZU KONRADS ALEXIUS.
147. und eine 196. dar inne 474 und 600. s. zu
Engelh. s. 239. 629. nienian iht 729. von in was
mit der hs. 890. Arcadius 891. Honorje
895. manec 1035. sich] im 1263,/. man müste nach
Do stehen, die stelle verlangt andere bej'serung. ?iichl
jvahrscheinlich icäre Do man die klageba^ren sach in disen
swaeren 1271. was nach der hs.
zu den anmerkungen. 233. daz i. 447. ez sprach i.
456. gebete ?. 851. von 952. dirre] der i.
1252. s'\c\\ fehlt /. 1265. io fehlt I.
verbefsc7't/nge/i von Lachmann. \7\jf.'l gemähelt in dem
templo daz sanle Bonifacio dem niartersere gewihet ist.
192. ganc uf schouwen dine brut 250. unde im gerne
698. sp6 odei^ spite : in der urslende 106, 18 spiten.
771. wären da und 772 sa für gar? 969.? ich waene
et den hän funden. 1043. ie wart 1053. daz daz
geschach nie keine stunt 1143.? bekennen
1160. brähte 1 162. geklaget wart Alexius 1180. ach]
ouch oder et 1297 ^ ff. daz si gesuntheit fuorten dan,
swie si geruorten die bare, daz in wart gegeben
1323. sider 1371. zeim ende H.
iOl
HAUGDIKTERICH UM) WOLFDlETElUCll.
Nach ci/ier abschriJ'L von dr Karl Frommann aus der
ff^iener handstJiriß 2947 (ehedem pliilol. 299, papier, aus
dem ende des 15« Jahrhunderts ; verg-L HoJJ'manns Verzeich-
nis s. 101). l/eim abdrucke ist die in der handschrift gänz-
lich fehlende interpunction hinzugefugt, unzweideutige ab-
kürzungen sind aujgeliist und die reimzeilen abgesetzt ivor-
den ; in der handschrij't sind die reime nicht abgetheilt mid
oft zwei oder drei Strophen in einen absatz mit gemallem
anjangsbuchstaben vereinigt, wo dies der fall ist beginnen
die in der handschrift unabgerUckten Strophen im abdrucke
mit kleinen anfangsbuchstaben . die übergeschriebenen vo-
cale 0 e oder zwei punkte lafsen sich oft nicht sicher un-
terscheiden ; wo sie über w oder y stehen, sind sie hier
weggelafsen worden.
JEs wuchs in conslantinopel aiii Junger kiinig reich, bl. V
gewallig vnd piderbe, der hicsz hoch dietreich.
Auf von chindes Jugent chunt der held wol leben,
durch got vnd durch er paide leyheu vnd geben.
2 Er was an dem leibe wol gcschaircn vber all,
gedrol als ain kertze vber die huH'c hin ze tal.
sein har was im raid, darczii langk vnd fal;
es gieng im vber die achsel auf die hiiff hin tal.
3 Sein valer was gehaissen der künig anczrvs,
ain kfinig in kriechen landt, das püch sagt vns alsus.
der het auf seine hofl' erczogen, das ist war,
aincn allen lierczogcu, der lebt vil mauig Jar.
4 das was herczog perchlung, geporen von meran.
der künig anczrvs der Lies in fiirsich gan.
Er sprach 'Ich hau crczogen dich in wirdikait.
des lass mich geniessen ; ich enphilch dir auf meinen cyd
5 Hoch dielreich, mein vil liebes chindelein,
vnd darczü lanndt vn leül liincz den trewn dein.
Z. F. D. A. IV. 26
.m HAÜGDIETERICH
der lodt hat mich crsliclien, dir well mTisz ich Verlan.'
Ritter vnd knechte sach man Iräwriklichen stafi.
6 Er sprach ' herczog; perchlung, du soll mich geniessen lau,
Ich lert dich messer wcrlleu, des getar dich niemanl bestan:
Da gab ich dir weibe die edel lierczogin :
vnd 1er es hochdietreichen, als lieb ich dir miig gesein.'
7 Er sprach 'lieber herre, des sült h' siecher sein; l''
was ich kan, ich lerfs den lieben herren mein.
Ich getrawe got von himel, Ir miigt noch wol genesen.'
'Navn' sprach der kiinig, 'das mag nymmer enwesen.'
8 Darnach in kürczen tagen der kunig da erstarb.
mit züchten herczog perchtung vil schiere daz erwarb
wie er begraben wurde als mafi nodi kunigen tut.
Er nam zu im den Jungen, vil traurig was sein müt.
9 Darnach zoch er seinen herren huncz an daz czwelfte Jar.
do sprach hoch dietreich, das sag ich euch fürwar,
'lieber raaister perchtung, ich suche trewe zu dir:
durch alle deine tugent du soll czaigen mir
10 Nach ainer schönen frawen : so stat mir der müt.
du waist wol, lieber maisler, ich hau ere vnd gut,
payde lant vnd leüt, weyt ist die herschafft mein :
ob ich nu also stürbe, wes soll es danne sein?'
11 DO was herczog perchtung die rede nicht laid.
Er sprach ' ich pin gewesen in landen verre vnd weyt 5
Ich gesach nie mit äugen frawen noch magedein
die dir hie zelande mugen genossam sein.
12 Hat sy es an dem leibe, so ist sy ain dienst weib ;
hat sy es an dem adel, so ist ir vngeschaffen der leib.
Dauon chan ich vinden chainer stachle mafs
die ir hie zelande zw frawen woU gezauges.'
13 DO sant hochdielreich vber all in sein lant.
Da chom gen hoff geritten manig cliüener weygant.
Er sprach ' nu rat alle an ain magedein
die mir hie zu frawen müge wollgenossam sein.'
1-4 Er sprach 'vil lieber herre, das tun ich euch kunt, 2"
es siczczet ze saluckke ain kunige, haisset walgunl;
sein fraw ist gehaisscn die schone fraw liebgart;
sech, die habent ain tochter, daz nie kain schöner wart.
5,3 mich vor hit aus^esfric/ien. 13, t. (]\c itarli sanl aitsgcslrichvn.
HAUGDIETEHICH /.U3
15 Ililpurch du schöne so ist sy genaal.
man l'undc ircn j;elcichcn nicht, der auch für durch alle
hijit,
weder kunigein noch kainer shichl niaj;;el,
die ir hie zc lande zefrawen als wol behaftet.
1(5 Sy ist von aller art edclii clninij^ gebar.
ir wonel pey zuchl vnd ere, daz sag ich auch fiirbar;
uials vnd auch schani, darczii beschajdenhait,
lugent vnd auch schani, die tragt die schone magt.
17 Auir aineui turn geslossen so ist die werde niayt.
ir vater hat versworen sy allen mannen versait
hiincz an sein ende die weyl er hat das leben;
daz vmb sy pül der chaiser, er wolt im sy nymuier geben.
18 Ir phligt ain wachler schon ze aller czeit
vnd auch ain lorwerlel, als man ir ze essen Irait,
vnd auch ain JunkliiVaw die ir darczü behaget:
sunsl ist sy behiit die kayserleiche maget.
19 Was hilft euch, vil lieber herre, daz ich euch verie-
hen han
von der schonen frawen? die müst ir raren lau;
mit allen ewrn synnen miigt ir sy nicht gewinnen ;
ir müst sy lan daliaim, was euch darumb beschicht.'
20 'Du waist wol, lieber maistcr, daz die tümen chint 2''
ze slunli vnd ze slrevten dhain frum nicht ensinl,
noch ze hohen raten, da maa der phlegen sol.
rat mir durch dein trewe, an mir so tüeslu wol.
21 Nach der schonen frawen so slat mir der müt.
ich lern nän vnd spinnen, ob es dich dunkhet gut,
darczü würken mit seyden vnd mit vaden;
mit frewleichcr zuchl wolt ich mich vberladen.
22 Hays mir palde gewinnen die peste maislerin
als sy in dem lande indert mag gesein
die mich lern würchen mit seyden an der ram
vn darauir cnlwerflen paidc wild vnd czam,
23 Vnd mich lern an der hauben die wunder an zail,
darumb gen die porten paide prait vnd smal,
hirschen vnd binden, als es müg gesein.
Ich mufs mit listen werben vmb das schöne magedein.
17, 4. sy rtach daz ausgestrichen.
26*
404 HA[IGDIETEUlCn
24 Der maister hcrczog pcrclilung den lierrcn an sacli,
da er von ovclf Jarea so lislcnleiclien sprach.
er gewan im diirdi ain wunder die peslen niaisteriu
als SV zw Jtrieclien lande indcrl möchte gesein.
25 Da lernt hochdielereich wol ain gantzcs Jar
also wach würchen, das sag ich fürbar,
was sy im vor worcht, sein gelrewe niaisJcrin,
des wart er auch maisler ze den henden sein.
26 Nach weipleicher stymme so chert er seinen mnl;
das har liefs er wachsen an der selben stund.
da ward vil schon vnd auch gar niinikleich,
oberlhalb der gurtl ainer frawcn gar geleich.
27 In weipleicher wat er sich sechen lie, 3"
da er zw conslantinopel hincz der kriechen gie.
der in vor wol erchanle, den Fürsten lobesaili,
der niöcht wol fragen wer sy wer die wolgetafi.
28 Also hoch dietreich das an im erfant
daz er in was worden den leuten vnerchant,
des frewt er sich vnd höchet sich sein müt.
er gedacht, chäm er gen saluekke, sein werben das wur-
de gut.
29 Er sprach 'vil lieber maister, nu gib mir deinen ratt,
Seyt du wol sichest daz es alles an dir stat,
mit welher hant weyse sol ich von hinnen varen?'
da sprach der alte greisse 'ich sol es wol pewarn.
30 Du soll mit dir füren herfi hoch dietreich
vnd funfczig riller chün mit klaid loblich
vnd vier hundert kappen, das sy sein wol perait,
sechs vn dreissig Junkhfrl die auch sein wol geklaydt.
31 Du soll mit dir füren dein vil reiches geczeltt
hin gen saluekke für die pürg auf das vell,
vnd haisse es schöne auff slacheu auf dem grünen plan ;
darunder siczczel mit ewr chrone, Ewr diener haisset
vmb euch erslan.
32 So wirdt von dem kunig vil schier zu euch gesannt,
durch welher haut abentcwr ir seyt chömen in das
lanndl.
2i, 3. siirach nach er aitsgcslr. 30, 3 zwischen daz und sy ist scy
ausifpsfr.
IIAIGÜIETEHICII 400
zuliaiidl siill ir sjtrcchcii, vil lieber lierre mein,
"ich |)iii aus coiistantinopiiel aiii cdol kuiiifjeiii,"
33 V n<l cucli liab vcrlriben dein prüder hoch dietreicb :
der wolf dich geben aiuein mau, der sey dir nicht ge-
leich, 3''
ainem vngelaul"len in der liaydeiischari ;
viid du seist chomen auf genad z,u dem kiinig so tugenl-
hallf,
S'i üaz er dich behalt, der auserchoren,
liüuoz daz gen dir verlasse dein prüder seinen czoiii.
so lal er dich pelciben; so pcleib du dort
selbvicrde, das gesinde sende wider daü.
35 vnd wirb du dannc das pestc pys in das ander Jar ;
so wil ich zu dir reitten, das sag ich dir lürbar,
vnd dannc suechcn vnd spehen
ob dir icht zesaluelke sey abentewr beschehen.'
3G Do ward hoch dietreich desselben rates frö.
funfczig rilter frum hiesz er klaidcn die,
vier hundert kappen, die waren wol perait,
Sechs vnd dreyssig Junkhfrawen, die truegent reiche klayd.
37 Sein reiches geczelt niüst wesen da perait
vnd ander sein gesinde, als es vns ist gesayt.
vrlaub nam sy schier, als wir haben vernomen.
au dem acht zehenden morgen warens gen saluekk chomen.
38 Harte reileich slug man aufT die zeit
für die pürch ze saluekke niderauf das vellt.
vier karfunkel gaben auf dem knoppfe schein.
die lewt nam vil grofs wunder wer die geste möchten sein.
39 Aiu ritter hies der degen, der ward zu im gesant,
durch welher abentewr sy weren chomen in das laut,
der ritter da vil pald aus der pürge gie ;
hochdielrcich vnd die seinen er tugentleiche enphie.
40 Also der werde ritter die herren erst an sach,
gern mügt ir hören wie er do zu ir sprach.
'edlein künigin, wannen mügt ir her chomen sein? 4-
das sult ir mich lan wissen vnd was sey der wille dein.'
41 Des antwurt im der fürste, der was gar vnuerczagt,
'ich von constantinoppel bin ain miniklithe mail.
3.3, 2. vor der correctur vngetauftem
400 HAÜGDIETERICH
da hat mich verlribeii mein prüder hoch dielreich ;
der woll mich geben ainem man, der ist mir vngeleich,
42 Ainen vngelauften in die haidenschaft.
nu pin ich chomen auf genade zu dem künig so tugenl-
haft,
daz er mich behalt selb vierd, der aus erchoren,
vncz daz mein prüder verlafs gen mir seinen czorn.'
43 Der ritter gieng hinvvider da er seinen herren vant;
Er sprach 'herre, selczam gest die sint chomen in das laut,
es ist von constantinoppel ain edle knnigin
chomen her czu land, her, auf die genade dein,
44 Daz du sy behaltest selb vierd, her aufs erchorn,
vncz ir prüder liöcli dietreich verlafs gen ir seinen czorn.
euphach sy tugentleichen, vil lieber herre mein,
seyt sy ist kömen her czü lande durch den willen dein.
45 Das stat herleich, seyt sy her cliömen ist
so verre aus fremden landen vnd doch an argen list.
du hast sein frum vnd ere, künig edler aufserchoren ;
sy ist ain magt her vnd darczü hochgeporen.
46 Man hat ir vil von dir gesait, du seyst ein tugenthaf-
ter man ;
des solt du sy, her, hie wol geniessen lan.'
Walgunt der herre aus der purge gic,
hochdietreichen vn die seinen er tugentleich enphie,
47 Hoch dietreich liesz sich nider für den künig lobesam ; 4''
walgundt der künig werd pat sy bald auf stau.
hoch dietreich sprach ich peüt mich, herre, zu den fues-
sen dein,
herre, mein liebleich grüssen last mit deinen hulden sein,
48 Daz du mich behallest selb vierd, künig aus erchorn,
vncz mein prüder verlafs gen mir den sein czorn.
des danckt ir wol mit eren dem kunig also reich,
als er mich lat ze hulden, das wisse siclicrleich,
so wil ich von dir schaidcn, herre tugentleichen.'
49 Seyt ir von Constantinoppel ain edel künigin,
wes ir weit des sült ir ewrn chinen vor mir lassen sein.
müt wes ir weit, des sült ir sein gewert.
das ir, frawe, vor mir chniet, des pin ich nicht wert.
50 Ir vnd ewr gesinde sült hie pey mir sein.
MAUGDIliTERICII W7
von essen viiii von Irinkclien süll ir ain vollen lian
durch hoch dietrcichs willen, vil edle kuni-jin.'
zu im sprach die wcrd ' herr kunig, des mag nicht gesein.
51 3iich hat her bela\l von conslantinoppel der
von mcran herczog perclilnng mit rilterlcicher wer.
der ist ain fürst werd vnd hat ain weytes land.
Ich niüsz iins wider liaym senden, des ist mein trewe
sein phant.'
52 ' Maister perchlung erkenne ich wol, das sag ich dir
fiirbar.
der hat mir gedient hincz in das' drille Jar. *
er sant sy wider havm vnd klavdel sich reichleich.
da belayb er seih vierd, der kunig hochdietreich.
53 Der kiinig walgunt in pey der hande nam 5
er fürt in tugenlleichen auf die purgk hin dan. 5"
die edel kunigin in do engegen gie;
den herren vnd die seinen sy tugenlleichen enphie.
54 Do sprach der kiinig walgunt ' vil liebe frawe mein,
die magel schöne lal euch enpholhcn sein
vnd nembt euch sy zemasscu, die künigiu auserchoreu^
wir wären wol ir aigen, als hoch ist sy geporeu.'
55 do hiesz die künigiu ain sidel dar tragen
mit edlen seyden polstern, das sag ich für war.
'daraulF so sült si sitzen, frawe zu der stund/
sy fragt in wie er hiesz. do sprach sy ' hildegundt.'
56 Do begund klain spinnen hildegunt zehanndt:
miln biet nicht iren geleichen funden in dem lanndt:
darczü wach nän manig klueges vogelein
mit gold vnd mit seyden, als es lebenlig möcht gesein.
57 als die künigin die reichen chunst an sach,
nu mügt ir hörn gern wie die frawe sprach.
'das solstu mir czwo leren hie der Junklifrowen mein.'
er sprach 'ich tun es gern, vil liebe frawe mein.'
58 'Darumb wil ich dir ymmer wesen holt.
Ich gib dir auch zelone silber vnd auch das golt.
wes du getarst muten, das ist dir unuersagt.'
des dankt ir tugenlleichen der rilter vnuerzagl.
59 da lernt hochdietreich czwo Junkfrawen, das ist war,
also wach würchen wol ain halbes iar.
408 IIAlir.niRTElUCll
tisch lachen sclion, die waren wcyl vnd prail,
daz man sy znhochczeylcn für cdele iTirslen leyl,
f)0 Mit slij;lil.z vnd inil, czcyslein, dröschel vnd nachlifijal, r»**
das was zu dem andre ende gezieret, hin zc lal.
andei'halh der greyü" vnd anch der adler
zc vödrist zu der gesichl daz man sein nam da war.
C)\ aiiderhalh der falkli vnd hähich dan linken
vnd anch das i^clii^el schön nach im hin zug.
millen in der lewe wihle vnd anch der lind wnrili,
sam sy hiellc miteinander aiii i^rossen stürm.
02 Hasen vnd anch luchs vnd das auch
demort der Icopart also rauch,
das eherswcin zc waidc, mit im die hundt rol.
aller erst man es dem fiirslen wol er|)ol.
G3 hirschcn vnd hinden die stunden au(h dar an
in der vil roten golden, sam sy das lehen möchten Iian.
sällzamcr aheiitewr stund vil dar an.
das schawet an dem lisi-hlachen vil manig pider man.
64 Da sprach der kunig walgunt ' wer hat vns das gcnäl,
ditz sälczam wunder das vor vns hie slal?'
da sprach ain chamrer an der seihen stund
'das tut alles von kriechen die schöne hildegunl.'
65 aller erst wurden im die leiit in dem lande holt.
er begunde herfiir zu succhen sein klain gespunnen goll.
da würcht er ab ain hauhcn die wunder anczal;
darumb giengen porlen, aincr prayl der ander smal.
66 Als er die wol gecziericn hauhen het perait,
do sant er nach dem kunig, als vns ist gesait.
er saczt im aull" die hauhen mit den licndcn sein :
'das trag zu diser hochczeyt, herre, durch den willen mein.
67 ir still sy durch meinen willen vor ewrn gesten tragen,
als sy cliomcn haym zu lande, daz sy dannc chunne ge-
sagen, 6"
ir tragt auf ewrm haubt ain vil reiches klayd.
er sprach 'genad, liehe Irawe, vil nnkleiche mayt.
68 Ir habt mich wol gecrl, vil edle knnigin.
mutet was ir weit, des wcrd ir gewert.
ül, 3. vor der curn-rlur iiiitUiin
iiAii(;i)iinKi(i(:if
W.i
laut. VII .iu(li Iciilc, ulli'H iliiN o.wn'. Ufvr/r. K''"'»
ii;li KÜ» nicli drs iiuun Irrwr, «l«*H küII ir si-iii grwrrl. '
<»y rr H|ir;ir|i ' vil lirlicr lu-rnr, iiia^l .ilicr «i.iH mIüI j^riK-in?
Do N|ir;n li (1(1 kiiMif? w«*nl Miis hol lirKcliriicii Müiii.'
NO lal'N ah «Inii tiiin /u mir «wr lo( iilcr gaii ;
NO wil irli viiili dir iiaiilx-ii iimIiI iiM-r /.«-loiic li;il)<-ii.
7(1 l'ir spracli rdic. kiiiii^iri, drs siill ir M'iii |4«rw«*rl.
ir iii(ii-lil<-l VN ol i'cic.iMrr ^al> .m iiiiiii lialicii ^('rl.
|iaid«' hiiil. viid liriil, sillicr viid ain^li das ^oll,
daH hicl i(r|i riicli ^i-Ihmi, oIi ir v.s iiciiicii wolt.
71 Da saut kiiiii^ wal^iiiil. Vlicr alle, seine laiil..
/elioir ilioiiieti (^ei'illen vil iiiaiii^ kiieiier we.y^aiil,
licre/o^cri viid ^raleti iiiil klaider loldeieli.
do Naiil die kiiiii^in iiacli iiiaiii^eii iVaweii reieli.
72 All aiiic liocIic/.ryllKJelH'ti laj^e die .loiiklilraw ab dem
liini ^:ir.
do lieH/ siitii dielreieli Ciir sy iiider aiil' die elinie.
Ny villi) lieii;^ in iiiil ariiM n vnd [lal. in wilelioineri Hein.
Ky N|)rae|i ' slal. auf, .Iniikfraw; lal. ewr knien vor mit
Hein.
7'.i i'raw lieli^arl die selion e/winelien in jiaiden (^ie ;
rnil yeiweder liende sy in arme geiiic.
Hy liirl «y aull' ain hvdel ((esee/l, Heclil., d.is war als<i
rieli.
do sacii er also ^erii die Jonkliliaw miniklieli.
74 da Aae/t man /n am ander die .liiii^cii kiini^in.
man jiraclit in ^i'ili- KpeyH vnd darc/ii klaren wein.
da Hith/. der werde lürsle jiey der Irawen wol^elan.
Nv |iliklen lu^enl.leiellen an ainandirr an.
7.'> I'jV |ii)I ir den |)eelier vii n( linaidir iiir dan prol. ;
lioH'leir.lier e/.iielil er ir do iiil er|iol,.
wie moelil. dem lierren «ein gewesen (la»
. da er pey Heiner Irawen an ainem lise.lie san/. ?
70 I'raw lieli^ail. die <;de,l die |ililii-|iL ymmer dar;
ir jiaider gejwirdc iiam ny vil gi'il war.
NV raiilil. ir in da» or, der jungen kiinigin
(In soll e/.u«lil jiey ir lern, vil lir-lie, loclilei mein.
77 der kiiiiig walgnnl, li-nger iiielil. enlie,
wie pald er ze lioll Iiir nein genle gie,
410 HAUGDIETEllICH
die er zu der hochczeit het geladeu dar!
durch seines holles cre iiain er schaden, das ist war.
78 Da sprach ain graffe herr, tut mir bechafit
durch aller ewr tugeut, wer hat euch gesant
dise hauben wach? das ist aiu stolczes klayd/
'das hat getan von Kriechen die miniklciche raayt.
79 die ist ingesinde pey meiner lochler hie. '
der künig do vil palde für die frawen gie.
da sassen pey einander die czwo gespilen gilt :
wer sy nu wolle schaiden, der het nicht weissen müt.
80 Do sprach die schone hillpurg 'vil lieber vater mein,
ich pät dich also gern, möcht es mit hulden gesein,
das du mir auf den turn liessest Hildegunl: 7'
die wolt mich lern was sy chafi gar in kürczer stund.'
81 er sprach 'vil liebe lochter, darumb pin ich dir holt,
ich gib ir auch ze lön silber vnd auch das golt;
wil SV ainen herren, lafit vnd leüt mach ich ir vnder-
tan/
'nain' sprach da hildegunt, 'ich wil dhainen man."
82 Die hochczeyt nam ain ende, die herren ritten von dan.
wie pald der chiinig walgunt die czwo gespilen nam !
man fürt sy aufF den turn, darauf man sy verslofs.
des wart hochdietreichs frewd raichel vnd grofs.
83 In ward darauff geschafft aller der gemach
daz sy paide pedorffen ; mit vollem das beschach.
der Wächter vnd der torwertel müsten ausserhalben sein :
man pot in wes sy bedorfften da zw aine vensterlein.
84 da ward hochdietreich der Junkhfrawen also holt ;
er lernt sy sprach würchct mit seyden vnd mit gold,
darnach in der lichte wiirchen an der ram
vnd auch darauf entv/erffen päyde wilde vnd czam.
85 nu merckhet ob der fürste nicht grosser cziichte phlag,
vnczt daz er wol acht wochen auf dem turn lag,
daz er sy nie pracht innen daz er was ain mann,
huncz daz die starkhe minne an dem held enprann.
86 Er vmb vieng sy mit armen, zu im er sy gesloss,
sein halsen vnd sein küssen das ward also grosz.
77, 4. zwischen nam und er isl ere ausgestrichen. 86, I. vor der
corrcctur geslossen
IIArGDIETEHICH 411
do sich nu die inyniie iiiilil luociil verlielen,
do begiind sich sein geselle vil pald her für zu slclleii. 7''
87 Do sprach hilpurj:; ' vil traut gcspil mein,
was pedawt dicz träulen oder was mag es gcseiu?'
'geliai)l euch zu dem pesleu, chiinigein reich:
Ich bin von conslaiiliiioppcl der kiniig hochdiclrcich.
88 ich hau durch ewren willen erlitten grol's arbait,
und tun es noch gern, wünnikleichc mait.
ich wil euch eleichen zu aincr l'rawen ;
Ja siilt ir ze conslanlinoppcl viider der chron gan.'
89 Si begiind haisse waincii, Jr äugen wurden vil roll.
Sy sprach ' wirdt sein innen mein valer, so müssen wir
ligen lod.'
er über cliöm sy mit gut, daz sy ir wainen lie;
Jn wart auch wol zeniül, ir paider wille ergie.
90 da het hochdielreich die frawcn, das ist war,
voUikleichen woll sechs wochen vnd ain halbes jar,
daz sein niemant wart Jnnen vnd niemant ward gewar,
wie ofFt die künigin gie zu i-n paiden dar.
91 \ ncz daz die l'ravve enphicng von im ain chindelein.
Saluekk vnd auch kriechen die wurden paide sein ;
tüskan vonpüll, rom vnd latran,
darczü alles römisch reich wurden dem chindc vnderlan.
92 als die Junkhfrawe des chindcs do enphannt,
sy pegund vor layd wainen, ir hennde sy wannd.
Si sprach ' hochdietreich, fürstc lobesan,
ia wann ich vnser frewdc die müfs ain ende haben. 8"
93 ich enpliinl in meinem leibe, Jch trag ain chindelein.
wir müssen pey einander hie gcuangen sein;
wir cbünnen mit vnseren svnnen chomen nicht hinab.'
Er sprach 'liebe frawe, durch got dich woi gehab.
94 In den reichen got vnser paide leben stat:
der sol vns von hinnen helfen vnd geh vns seinen rat
vnd sol vns behüten vnser ere vnd vnser leben
daz er von seinen genaden vns paiden hat geben.'
95 fraw liebgart die künigin nicht lenger enlie,
zu ir schönen tochter sy auf den turn gie.
sy schawt wie sy lernt ir liebes töchterlein,
vn auch durch kurczweyle chöm sy zu in.
412 HAUGDIETEIUCH
96 Da sprach die schöne hiltpur^^ 'vil liebe niuter mein,
Ich pät dich also gern mit deinen hulden sein
daz du vus ain weylc liessest an die czinnen gan,
ob wir icht abentewr möchten han.'
97 si sprach 'vil liebe tochter, Jch wil dir es nicht ver-
sagen.'
sy hiesz auf entsliessen den turn vnd das gaden.
Hildeguut die schon sy pey der hende geuie ;
mit den Jungen paiden sy an die czinnen gie.
98 Da Sachen sy über das geuilde seigen ainen vannen ;
darunter ritten schon czwelf hundert mann.
wer die herren waren, das was den vnchunt:
vil schier sy do erchannt die schöne hildegunt.
99 Er sprach 'die wir dort sehen, die sint mir wol bechannt;
die hat mein prüder hochdietreich her nach mir gesant.
es ist herczog perchtung, ain ritter aufserchoren.
Es hat gen mir mein prüder lassen seinen czorn.' 8"*
100 Da sprach die schöne hiltpurg ' nain, mein trawt gespil,
tu es durch got den guten vnd la die rede sein.
seit ich dich verliessen in so kurczer stund,
so näm mein fräwde ain ende, vil schöne hildegunt.'
101 da sprach die schöne hildegunt 'vil liebe gespile mein,
vnd soltest du also lange von deinen freunden sein
als ich hie pin gewesen, vnd sant man nach dir,
du frewest du dich in deine herczen da pey gelaub auch
mir.'
102 ES gie an den abent daz mann in essen trüg.
sy betten zw allen czeyten aller wirtschafft genüg,
von in gie do slaffen die edel künigin :
sam let auch hoch dielreich mit der lieben l'rawen sein.
103 Er het desselben nachtes vil manigen gedank
von so grossen sorgen da er so ser mit rang,
wie er mit füge chäm von der künigin,
daz er behüt ir ere vnd auch das chindelein.
104 Er sprach 'edle künigin, als ich euch gehaisscu hau,
Jr sült zu constantinoppel vnder der krön gan.
Jr müst arbait leyden, vil liebe frawe mein:
des wil ich euch ergetzen' sprach da hochdietreich.
103, 4. flas nach vnd aiisgeslr.
IIAIGDIETEIUCII 413
105 ' Weuii IUI clnunbl die czeil daz ir ze clieinnatcn ^iu\
mit vnser paidcr cliiiil daz wir von golles genaden haben,
den Wächter vnd der torwerlel neniel niet zu euch herein,
vnd auch die Junkhfrawc, daz sy laufTen das chindelein.
106 haisset ains morgens frw hiincz dem niiinsler traj^en,
daz sy es vorholen taullen, das wil ich euch sagen. 9"
sey es ain niaget, so hayzz es, frawe, nach dem willen
dein;
sey es ain knab, so haizz nach den willen mein dictreich.
107 ain aramen haiz es schon ziehen, es sey ain lochter
oder ain knab.
wann du dann erst milgest, so chüm zu im hin ab ;
nym zu dir czwen riltcr vnd vier magedein,
den wachler vnd den torwerlel vnd auch das chindelein.
108 Als du dan chomest zu kriechen an das lanndt,
so schaffe daz der riller ainer zu mir werde gesannt;
so wii ich gen dir reillen mit manigen werden mann
vnd machen dich auch gewallig alles dazz ich han.'
109 si sprach Sil lieber herre, des raltes ich volgen sol.
nu vber heb mich der schäm durch got vnd tu so wol
vnd gewinnet mir die geuiillrin die ich dann süU han.'
do pegund hoch dictreich ze hannt von dem pelle auf stan.
110 Er gieng an die czinnen da er den wachter vant.
er rüel't im an ein vensler, tut vns das püch bechannt.
' sälczam abenlewr, wachler, wolt ich dir sagen.
vnd wärest du so getrew daz du es wollest vertragen,
111 So wolt ich enlsliessen gen dir das hercze mein,
des müst du wol geiiiessen, wollest du getrewe sein,
das soltu versweigen, wachter zu diser stund.'
Er sprach 'vil liebe frawe, es chumbl nymer vor meinen
mundl.'
112 so lafs dir sein enpholhen die Junge kunigin
vnd sey das das gewinne ain klaines chindelein,
so soltu geuatter werden vnd soll auch das vertragen.' 0''
er sprach 'sweigt, Junkhfrawe ; was wolt ir mir sagen?
1 13 Wie biet ich dann gehütet, vnd wer yemanlkomen her ein
pey dem wer swanger worden die liebe frawe mein?
wurd der rede jnnen mein her der kuuig walgunt,
er hiesz mich an den turn henkchen an diser stundt.'
/lU HAUGDIETEIUCll
1 1 '« Da sprach hoch dictreich 'an alle dein schulde ist es
erjjangeu.
dich laf auch dein herre vil wol sein hulde han.
Ich couslantinoppel hoch dietreich künig;
pey mir so tragt das chindel die kunigin reich.
115 das soltu versweygeu, wachter tugenthaJTt:
V'nd chuiii zii mir gen kriechen; ain gancze grafschaft,
darczii piirge vnd lewt soltu auch für aigen haben :
vnd pring mit dir die fräwe vnd auch das chindelein.
116 Den torwertel vnd die Junkhfräwe soltu auch mit dir
lafi,
vnd wifs, tausent markh geldes mach ich dir vndertan
vnd ain vil gute veste damit beslossen ist das lannt :
des see mein kiinigleiche trewe vnd mein ere für all cwr
phannt.'
117 do ward der wachler der guten gehaisse frö.
mit den seinen trewen lobt er do dem herren.
do frewt er sich der märe daz er geuatter was :
er tet auch was er soll, da die fravve gcnafs.
118 Hochdielreich gieng hin wider da er sein frawe vant.
er sprach ' wenn ich müfs reyten von dir aus disem lanndt,
so hau ich euch wol bewart, viel liebe frawe mein,
vnd dein ere behüt vnd auch das chindelein.'
119 Des morgens chara herczog perchtuug auf den hoff ge-
ritten,
sy erpaiczten von den rossen nach fürslleichem sitten 10'
sy fürten von golt manig reiches gewannt.
da enphieng mann den herren ire pherd zehanndl.
120 Walgunt der künig reich engegen in gie.
herczog perchtuug er gar tugentleichen cnphie.
Da sprach herczog perchlung vil lieber herre mein,
wie gehabt sich von kriechen die edel kunigin?
121 Ich pin he'^r nach ir komen, edel künig reich,
seinen zorfi hat verlassen gen dir hoch dietreich.
paide lanndt vnd leüt mag sy wol gehan.'
da spraclr der künig walgunt 'Job wil sy niemant lafi.
122 ich han sy meiner tochler zu ainer gespilcn gegeben,
pey der wil sy beleiben die weyl sy hat das leben.
das hat sy mir gehaissen, die frawe wol getan.'
IIAIGDIETEHICII 415
da sprach ilor lierczojj perclilung 'ir siill mich sy se-
clicri hin.'
123 An (Ipiu andorcii iiiorf^^on gicnjj er ab dem lurfi Iierab.
es bcschach nie so laid aiiic dem mann fürt liiucz dem grab,
vater vnd miiler als hiltpurgen beschach.
124 als do hochdielrcich ab dem turn gie,
seinen maister perchtungen er gar tugenlleichen enphieng.
Er sprach 'lieber maister perchtung, als lieb ich dir müg
gesein,
wie gehabt sich hochdietreich, der liebe prüder mein?'
125 Er vmb vieng in mit armen, er rafibt im in das or,
er sprach ' ich hann erworben die frawe, das ist war.
für mich mit dir von hinnen, mein Irewer dienst man,
oder ich mufs das leben, das wissen, verloren hau.'
126 Da sprach der kunig walgunt ' vil edle künigin
du soll pey mir beleyben, vnd lafs dein räumen sein. 10''
purg lant vnd leüt mach ich dir vodertan,
daz du pey mir beleybest, fraw wol getan.'
127 Do sy nu betten geessen vnd man von tisch gie,
da liez sich hochdietreich für den künig nider auf die chnie.
'vrlaub haim zelannde gebt mir, kunig aus erchorn,
seit gen mir mein prüder hat Aderlässen seinen czorfi.'
128 er sprach 'ewr Aville ich euch gehaben nicht,
es müfs aber meiner tochtcr freüd sein begraben.'
Do sprach hochdietreich zu der jungen künigin
*tü es durch mein willen vnd lafs dein wainen sein.'
129 Die frawe zoch ab ir liende ain guld vingerlein.
'das für mit dir von hinnen, traut gespile mein.
du soll es durch meinen willen tragen an deiner hant:
als offt du es an plikhest so pis ain trewe gemant.'
130 Der chünig hiefs im palde ain reyleich gewannt her
tragen,
das was reichleich vnd kosper das sag ich euch für.
Do sprach zu dem herren 'vil edle künigin,
das traget in ewrcra lannde, frawe durch den willen mein.'
131 Er hiefs in pald pringcn vier phärd wunnesam.
die gab er hochdielerichen vnd seinen Junkhfrawen wun-
neklich.
416 HAIGDIETEKICH
viiaub iiain sy schiere, do kerllen sy von dann,
der kiinijj «^ab im das gelaid mit mauigem werden mann.
J32 Do sprach der künig walgunt ' vil libe frawe mein,
ich mufs hie haim beleyben, das lat mit hulden sein."
Er sprach ' vil lieber herre lat euch enpholhen sein
hilfpurgen mein gespilen vnd auch die tck'hter dein.'
133 do rait hochdielreich haim in sein aigen lanndt. 11"
sein stctt vnd auch sein pürge er wol in wirde vannt.
gegen im ritten schiere die seinen dienstmann ;
sy enphiengen iren herren als es in wol geczam.
134 Do belayb er ze constanlinoppel wol ain halbes Jar.
er wardt ofTt Irawriges müles, das sag ich euch fiirbar.
als offter anplikt das guld vingerlein
da Irawrt im das hercze nach der frawen sein.
135 aIso tett hillpurgen zu saluekken hie,
da sy mit grossem laide auf dem turn gie.
mit iren paiden henden sy das har aus prach,
da liefs ir traut gespilen weder hört noch sach.
136 Do sprach der wachter vil liebe frawe mein,
tut es durch got den guten vnd lat ewr wainen sein.
von stund hincz weyle vncz daz chom der tag
so hilf ich euch des pesten des ich chann vnd mach.'
137 sy verdrukt in irem herczen, die edel kunigin,
grols laid vnd smerlzen vnd maniger bannt pein,
von stund hincz weyle vncz daz nu die czeit chommen was
daz nu die frawe aines schönes degen chindes genas.
138 An aine morgen frw® da der tag her gie,
da was die kunigin aines chindes genesen hie.
der wachter vnd der torwart chonien zu ir hin ein
vnd auch die junkhfrawe. sy pcdekten das chindelein.
139 da begunden die kunigin schawen vnd auch spehcn
ob SV ichl abentewr an dem chinde abentewr möcht gesehen
SV wandt im czwischen schultern ain rotes krewtzlcin,
da pey so da erchannt ir liebes chindelein. 11''
140 Also das chindel klain ward aus dem paid erhaben,
mann vanndl es in schöne tüecher, das wil ich auch sagen.
ain chiiis von palraat seiden man vmb das chindel wand ;
ain giirll seiden was des chindes wiegen panndt.
IIAÜGDlIiTEUICIl 417
141 fraw liebgarl die alt nicht lennger enlie,
zu ir scLöneii loclilcr sy auf den lurfi gie.
sy hiez sich palde einlassen, die edl kunigiu.
da weslen sy nicht war sy sollen mit dem iungen chin-
delein.
142 Do sprach der wachter 'vil liebe frawe mein,
tut es durch got der guten vnd lat ewr wainen sein,
wie Süllen wir geparen mit dem chindelein?
hört es ewr muter wainen, daz ez ist erst geporen,
SO müls wir sicherleichen das leben han verloren.
143 wie wellen wir geparen das chlain chindelein?'
ich chann euch nicht geraten' so sprach die künigein.
der reiche got von himel, der es beschaffen hat,
der sol es behalten vnd geh vns seinen rat.'
144 Do sprach der wachter 'fraw, seyt wolgemüt.
ich han funden ainen list, ob es euch dunkchet gut.
wir Süllen es vber die maur hin ab in den hag lann
an eine sayl, das dunkt mich gut getann.
145 so ist wol verporgen, fraw, dein chindelein.'
CS dunkhet mich das peste' Da sprach die kunigin.
ee das die kiinigin ward in den turn gelan
man liefs es vber die maur hin in den hag hin dann.
146 Fraw liebgart die alt zu ir lochter gie.
si sprach 'wie ist dir beschehen? du pist erplichen hie.' 12*
'da wolt mich haben ergrummen, fraw müter, ich wais
nicht was.
ich was nach gestorben ; nu ist mir worden pas.
147 ich het vil nach verczweiuelt, fraw muter, vmb mein
leben.'
ain edle speys hies sy ir geben
von essen vnd von trinkchen, als ir dürft was:
die alt künigin chund ir wol gefiigen daz.
148 czwaier hant sorgen die Junkhfraw in irem herczeu
phlag:
die ain das daz chindel in dem hag lag
also vnbehuet vnd nicht west wie im was;
so was die ander sorge daz sy sein also genas.
147, 2. sy am rande, im texte ich ausgestrichen.
Z. F. D. A. rV. 27
418 HAUGDIETEUICH
149 Das verdrillet in ircm herczen die edel kiinij^in.
SV laid vil grossen smcrlzen vnd nianigerliannl pein
denselben lag als langen vncz auf den abent bie,
vncz das ir liebe niüler von ir ab dcia turn gie.
150 Dannocbt lag das chindel verporgen in dem bag.
denselben tag so langen es der rw pblag
daz es swaig so stille vnd es nieniant vernani.
von pas vnd aucb windeln was im sein recbl getann.
151 Ain wolf nacb seiner speysc in den bage gie,
dar Jnne er biiener vnd kappawfi er uil dikbe geuie:
der nam das kindel klain vnd vasst es in den nuindl;
es trüg es büncz wald an derselben stund,
152 Gegen aine bocben perg, der was Jnnen bol.
der allen waren czwene, das sag ich euch wol.
Sy hellen vier Junge, die waren ainer wochen alt;
der wicz vnd auch des chindes waren wol geleich geslalt. 12*^
153 für sy legt da der allt das klain kindelein 5
Es soll der jungen wolf speyse gewesen seyn.
da schuef es die Jugcnt daz sy dannocbt warent plint:
das half die künigin, da genas ir das chint.
154 jNv lassen wir das chindel pey den Wolfen hie
vnd hören wie es der nuiler zu saluckk ergie.
Sy sprach ' lieber wachtcr vnd traut geuatter mein,
sage mir durch all dein tugent, wie gehabt sich mein chin-
delein?'
155 wie pald der wachter ab dem turn gie
aussen zu der maur da er das cbindelein verlie.
er cbundet sein nvndort vinden: der wolf bei es hin ge-
tragen :
er sprach ' wie mir der märe ! was sol ich meiner frawen
sagen?'
156 Maniger bannt gedänkh er in seine herczen pblag,
er gedacht ' ich wil peleiben bicuor dem langen lach
hincz an den morgen frw" daz es beginnet tagen,
Sam ich es habe getauffet, vnd wil das meiner frawen
sagen.
157 so wirdt es wol verswigen vmb das cbindelein
149, 3. als vor lag aitsgestr. 154, 1. vor der correitiir «bindeiein
1 56, 2. vor der corr. hiciior vo dem
IIALGDIETERICIl 419
vncz (laz sy kunibt aus dem pctlc, die liebe frawc mein.
präclil ich yetzuiid innen daz es war verloren,
vor laid so niust sy sterben, die trawe liochjjeporen.
158 An dem anderen morgen, da es begunde lagen,
der waebter cham gegangen, secbt das wil ich euch sagen.
Da sprach aber die frawe ' vi! traut geuatter mein,
sag mir durch all dein tugenl, wie gehabt sich mein chin-
dclein?'
159 Er sprach 'vmb es stat es wol, vil liebe frawe mein,
da hann Ich es gelauft, ewr liebes chindelein,
ich vnd die Junkhfraw die es mein Ilerre pat; 13'
es hat auch der torwarl hein nacht gchut an meiner slat.'
160 Der kiinig wolt Jagen reylen, als ich euch beschai-
den hie.
Da sacii mann das der wolf dort in dem hage gye.
Da ward das gejaid alles auf den wolf verlann;
mann iagt in hinlz walde, da er den schaden bei gelann,
IGl Gegen aine hochen perge, der was Jnnen hol.
do was niemant so kün der in das lug wolle gan.
Der allen waren czwen, sechl daz ich euch für war nu woll
1G2 »0 sprach der kiinig aus czorfi 'Wir müssen doch die
wölf haben.'
Herren vn auch knechl die niuslen vasst graben
paydentlialben des luges grofs arbail haben.
das nivnikleich kindel mann an den wolffen räch ;
vil schier man die allen in dem lug erstach.
163 Als die allten paide waren nu gelegen tot,
hinein sloff da aiu Jägr der sy heraus czoch,
er vandt die Jungen vier, der mocht nymmer sein.
Do er wolt von dannen schaiden, do er vant das chin-
delein.
164 Er trueg es pald an das liecht, schawen er es began,
er biet nie mer gesehen ain chint so wunnesam.
Do sprach der Jägr ' wart, ('dler kiinig walgunnt,
Ja hann ich euch funden ainen gar reichen fundt.
165 SCchau, lieber herre mein, welch ain kind ich funden
han. IS"»
159, 3. mit Herre, dem ersten moi'fr vo» hl. 13", beginnt eine andere
hand.
27*
420 HAUGDIETERICH
es niöclit in allr weit nicht schöncrs sein gclann.'
Sy sprachen alle geleich das wer erste geporen.
Der künig sprach 'Es müst mich rewen vnd wer es also
verloren.'
166 Do sprach der kunig zu dem Jägr 'liebr, nu sueche
das weyb,
ob sy der wolf verdekchet hab, die da trueg des chindcs
leib.'
als man da die frawen nicht in dem perge vandt,
vor dem künig mann do schier das kindel aufF pandt.
167 was sich danne sol füegen das miifs doch beschfchen.
des mag mann abentewr an den chinder spehen.
naturleich trew den künig des petwanng
daz er sein pest gewant übr das chind swanng.
168 er wolt es uiemant lassen, Er namm es an den arm,
er sprach 'wir süUen freüleich gen saluekch varn.'
rittr vnd auch knecht des lengr nicht behielt,
sy fürten gen der veste das chindel vnd das will.
169 DO chomen sy vil schyer auf den hoff geritten.
Do erpaysten sy von den rossen nach fürstleichem sitten.
Do gieng der künig walgundt für sein frawen stann.
'nu schaw, vil liebe frawe, welch ain chind ich funden
han.*
170 Wie es die wilden wolff betten in den perg getragen,
Wie mann es biet gebunnen Pegunde er Jr zesagen. 14*
'Es ist noch vngetauffet vnd ist neüleich geporen 5
es müst mich ymmer rewen, vnd wer es also verloren.
171 mann sol es paden das klain kindelein.
Ich will es hayssen tauffen, vil liebe frawe mein,
vn will es schon ziehen ; vnd wirdt es ain pider mano,
tausent markch gutes geltes mach ich im vndrtann.'
172 DO gewann er im ze götten den grafen zu wulfing
vnd auch von galicien vnd ain edel markchgrafein
vnd den rittr Jörgen gar ain pidr mann.
Der Wächter vn der torwertel musten auf hocher stann.
173 aIso do wart perait das schon kindelein,
Do Voigt Jm nach der tauff der künig vnd die frawe
sein.
168. die Strophe ist erst bei Er namm abgesetzt.
HALGDIETEHICH 421
Rittr vnd auch knechl die daucbt es wuuderleicli.
Der küni{j liiefs es lanfl'en vnd hyel's es Dyelreich.
174 AUso do das cliindcl Avardl aus der tauf gehaben,
Do schepht uiann im aiu nanien, der volgt im in sein grab,
wolfdyelereich, Aiu herr übr alle landl.
175 im gab aiu markch goldes der graf wiilfein 5
Do gab im auch aiu edle mar gräliu ;
Do gab im auch Jörg ain guidein vingerlein,
das mann destcr Pas zug das klain kindelein 14'"
176 Aiuer reichen Ammen das chind cmpholhen ward.
Die zoch es also schöne, es wart ir also zart;
es wart also schöne dar nach in kiirtzen tagen,
von purg iiincz purg miist mann es tragen.
177 ES wuchs in kiirtzen tagen das chindel wunnesam,
es wart also schon vnd auch gar wol getann
das mann in dem land von im pegunde ze sagen.
Dreystund in der wochen miist mann es für den künig
tragen.
178 Fraw liebgart die allt nicht lenger enliefs,
zu ir lieben lochter sy auf den turü gieng;
sy pegund ir sagen mär von dem chindelein.
Do erschrakch sy in irem hertzen, die Junge kiinigein.
179 wie es die Jungen wolf hetten in den perg getragen,
wie es der künig biet funden pegunnd sy ir ze sagen,
wie recht schön es war, das edel chindelein.
Do sprach die Jungkfrawe ' herre got, wes mag es gewe-
sen sein?'
180 DArnach in kürlzen stunden die muter von Jr gie.
die Junge kunigeiu lengr nicht enlie,
sy sprach zu dem wachtr ' vil liebr geuattr mein,
sag mir die rechten mar, Wie stat es vmb mein kinde-
lein?' 15'
181 Er sprach 'es gehabt sich woll, vil liebe frawe mein,
ich hann es getauffet, ewr liebes chindelein.'
Sy sprach ' Ich mane dich des gerichtes das zu le"st müfs
über dich gann,
175, 2. mar am rande nachgetragen. 178, 2. lochtcr vor lieben
ausgestr. 179, 3. es vor schön ausgestr.
422 IIAÜGDIETEUICH
sag mir die reciilcu wariiait wie es vmb mein kiudei sey
gelann.'
182 Alls sy den wachlr so lewr het gemanet,
Jm übrlulleu die augcu, sein hende er do wannt,
er sprach 'liebe frawe, das will ich euch sagen;
ich chund es uynderl vinden, Ich weils wer es hin hat
getragen.'
183 Die edel knnigcin het do leydens genueg.
mit ircn päyden henden sy sich zii den prusten slueg;
Sy klagt so klägleichen, die frawe wol getann,
sy klagt es got von himel das sy das leben ye gewann.
184 ' DAs ich von niiifcr ieybe zu der weit ye wart ge-
poren !
wie hann ich gottes hulde vnd auch mein chindel verloren,
vnd auch hochdietreichen, den lieben herren mein!
von cren vnd von gut muls ich geschaiden sein.'
185 Do sprach aber der wachler ' vil liebe frawe mein,
tut es durch got den guten vnd last ewr wainen sein.
es hat Eür vatlr funden ewr liebs kindelein ; lö**
der zeucht an ewni schaden, des siilt ir freüleich sein.
186 Welt ir mir nicht gelaubeu, so hört was ich euch sage,
so pittet ir ewer miiter das mann es mit ir herauf trage,
vn schawet dann vil rechte dasselbe kindelein ;
so wert ir des wol innen ob es mag ewr gesein.'
187 Fraw liebgart die alt nicht lengr enlie,
zu irer schönen tochter sy auf den turn gie.
sy begund ir abr sagen von dem chindclein.
Sy sprach 'got berre von himel, wes mag es gesein?'
188 Da sprach abr die Junge vil liebe mutr mein,
Ja sech ich also gern das selb chindelein.'
Sy sprach ' dein vatlr hat es lieb ; der wil es niemannt
lann.'
'so hayfs die Ammen morgen mit dir herauff gann.'
189 Des andern morgens früe pracht sy die ammen sa ze-
hannt.
die Junge nam es aulf die scliofs ; wie pald sy es auf pandl !
Do vandt sy im tzwischen den schultern das goltuarb
kreüczelein.
sy zoch pald ab ir hende ain guidein vingerlein
IIArCDIETEMICH 423
190 vüd gab es der Aminen zu dem cliindclein,
das sy es desfr iials zügc, das klaiii chindelein.
Sy sprach ' wör ich pey den leulen, ich woll dir gcniidij^
sein
lül DArnach in kiirczcn czeyttcn die mülr pey Jr safs ; IC
sy redien von abenlewr dilz vnd das.
Sy sprach zu der mulcr ' vnd lörsl ich euch verjehen
scilzamer abenlewr die mir hie sinl bcschelien/
192 sy sprach ' vil liebe locliler, du macht mir wol sagen
was dir hie ist beschehen pey allen deinen tagen ;
das mag ich woll versweygen' sprach do die kiinigein.
'so wisset das, Irawe müler, das chint ist mein.'
193 Wie es die wilden wölf in den perg hellen gelragen,
vnd wie es darzu kömeu war, pegund sy ir nü sagen,
vnd wenne sy es biet gebunnen, dasselbe chindelein.
'Nu sag mir, liebe lochler, wiir mag sein vattr gesein.'
194 sy sprach 'liebe müler, das tun ich chunnt.
ir wisset wol von kriechen die schöne hildegunt,
der mich lernt die hawben wündrleich:
das ist von wilden kriechen der künig hochdietreich.
195 Piiy dem hann ich gebunnen ditz kindelein.
gehab dich zum besten, seyt es nicht anders mag gesein.
Ich hann dir gesait die warhail, rech als es umb mich
stal.
das ich chom zu im gen kriechen, darzu gib mir dei-
nen rat.'
196 'ich Irew niicli der merc' sprach die kiinigin,
das du hast ainen Herren des aigen du wol möchtest ge-
sein. 16''
nu sweig vil liebe tochler, seyl es also vmb dich stal.
daz du chomest zu im gen Kriechen, darczu gib ich dir
meinen rat.'
197 Darnach die kunigein pey irem herren lag
vnd maniger haut freuden er mit Jr pflag.
Sy sprach 'künig walgunt, liebr herre mein,
wie sol man darzu geparen das nihl anders mag gesein
198 vnd aul" der weld chann niemanl vudrslau?'
190, 3. nach sein die zeile viit strichen geju/lt. nach der 19(3/?
ist die 195e Strophe iviederholt, aber roth durchstrichen.
424 HAUGDIETERICII
Des antbort ir der herre 'das sol mann varen lann.
'des gebt mir ewr trcwc, das es müg stät gesein.'
er sprach 'Ich prich es nymmcr, vil liebe frawe mein/
199 'DEs grossen wunnders müfs ich euch verjehen
das vnnsr lieben tochter kürtzleichen ist beschehen.
So ir fund in dem wähle ain schöns chindelein,
das ist hiltpurgen, der lieben tochter dein.
200 vnd wer scy tun auch ich dir chunnt.
Jr wisset woll von wilden chricchen du schöne hildegnnt,
das sy lerent wiirchen die hauben wunnderleich :
das ist gewesen von kriechen der künig hochdietreich.
201 Pey dem hat sy gcbunnen dilz kindelein. 17*
nu gehaben wir vnns zu dem pesten, seyt es nicht anders
mag gesein.
Ir sült nach im senden vnd sült im sey gern lann,
wann paide leiit vnd lanndt mag er wol gehann.'
202 noch het der chiinig walgunnt vil manigen gedankcb
von dem grossen zorn der in seinem herczen rang.
er gedacht vmb sein tochter den herrn hietten angelogen
vnd biet dem torwartter odr dem wachtr vbr sich ge-
czogen.
203 'GElaubet ir es fraü, so tut ir es vil tumpleich.
Jr antlutz vnd ir varb was ainr frawen vil geleich;
sy was minikleich vnd darczü wol getan :
ich fürchte, frau, vnnsr tochter hab den herren angelogen.*
204 an dem andern morgen hycl's er pald gaben,
den torwertel vnd den wachter hiefs er do vahen.
er sprach 'Ir müst mir sagen von der tochter mein,
pey wem sy hab gebunnen daz kindelein.'
205 DO sprach der wachter wider den herren so zehant
'gelaubet mir, lieber herr, so tun ich euch bechannt
wie es sey ergangen vmb die tochter dein,
pey wem sy gewunnen ditz kindelein.
206 Hildegunt die schön, die nam mich pey der bannt,
auff Dem turn an ain vcnstr, tun ich dir pechannt, 17''
do sagt sy mir mär, die waren wundrleich,
er war von wilden kriechen der kiinig hochdietreich.
207 Das byes er mich versweygen, der herre so tugenl-
hafft:
HAUGDIETERICH 425
darumb jjab er mir zc miete ain ganczc grafschaft,
piirgc vnd laiml must auch mein aigen sein,
(las ich im prächt mein frau vnd auch das chindelein.
208 Do li'tt ich sam der tumme vnd was der gchaysse frö ;
mit meinen ganizen Irewen loht ich dem herren do
senden hincz conslanlinopel. miige es nicht also gesein,
so hayssel mich hcnckcn, vil liebr herre mein.'
209 ER sprach ' liebr herre, was hei ich schult daran
das ir zu ewer lociiter verspart ainen mann?
es ist nicht vngefuege, hat sy ain chindelein.'
Do sprach künig walgunt ' nu habet die hulde mein.'
210 Ell sprach zu seinen herren 'nu hett euch doch ge-
poren,
ich gab sy nicht ze manne, die Junkhfrawen hochgeporeu
nu hat sy sich gemannet, die schön magedein :
nu sprecht ob ich woU müg der ayde ledig sein.'
211 'IR seyt der ayd wol ledig' sprachen sy do all ge-
leich.
'Ir siilt kurlzlcichen nach im senden, dem künig reich,
daz er chöni zu lannde, die frawen weit ir im lann,
seyt er ist ain herre vnd ain fiirste lobesam.
212 Do sprach der kunig walgunt 'liebr gralf wiilffein, 18*
Jr vnd der ritlr Jörg Siilt mein poten sein.
Jr seyt sein geuattern, darzu hann ich euch erweit:
nü pringet mir von kriechen hochdietreichen den hell.'
213 Do waren die zwen derselben potschafft vil frö.
vier vnd czwainczig rittr hiefs er klayden do ;
mit den füren sy von dannen, tut vnns das puch bekannt;
sy miisten poltschaft werlTen in der kriechen lanndt.
214 DEr künig hyefs do pringen für sich die schönen mäyt.
er fragt sy ob es war als der wachlr biet gesayt.
'es ist also ergangen' So sprach das magedein,
'vnd anders nicht, des mufs mein haubet phannt sein.'
215 DO sprach die Junkhfrawe 'vil libr graff her wüIfFein,
ir vnd der rilter Jörg sult mein poten sein.
Sagt im ze wartzaichen, er wifs wol was er mir
des nachtes an dem pette, da er des morgens von mir
schved.
216 HAisset in pesenden weytten in sein lanndt,
420 IIAUGDIETERICH
da/, er zu im gewin nianii;cn chiiniieu weyyaiil,
(laz er küni ze land mit nianigem werden mann,
daz mann in ze saluekch niiijj für ainen lierreu hann.'
217 'ICIi will das tun gern' sprach der graff lobesam. IS**
gebt mir vrlaub von hinnen, fraw wol gelann/
vrlaub nam er von dannen, als wir haben vernomeu.
An dem achtzchenden tag warens gen constantinopel cho-
men.
218 sy chomen gar reichlich auf den hoff geritten.
Sy erpavczlen von den rossen nach furstleichera sillen ;
sy giengcn gen constantinopel für den künig stann ;
do eniphieng sy hochdietreich, der fürste lobesann :
219 Do lie sich der grafF für in nider auf die knie.
er sprach 'durch ewrn willen, hcrre, so sein wir hie.
gebet vnns das petten prott, edler kunig frumm :
fraw hillpurg, ewr frawe, hat ainen schönen sunn.
220 DOch sein wir nicht herchomen allain vmb das petten
prot:
Ich will euch sagen recht was euch der kunig empeiil:
Ir sült nach der fraw'en, er wil euch gern lann,
vnd darczii lanndt vnd leüt macht er euch vndertann.'
221 'Wenn genofs sy des chindes, die liebe frawe mein?'
'des ist wol ain halbes Jar, vil liebr hcrre mein.'
er sprach 'got von biniel, wer mag mein geuatter sein?"
'das pin ich vnd der rittr' sprach graff wiilfein.
222 DO ward hochdietreich der geuätterit vil frö.
pey yetweder geuie er ainen do ;
er fürt sy gezogenleichen auf den sal hinein ;
man saczt sy auf ain gesidel, mann praclit in guten wein.
223 'wenn ward mann sein innen vmb die frawe mein?
Wie tet der kunig walgunnt gen der tochter sein, 19"
die Junge küiiigein? das biet ich gern vernomen.'
das Junge kindelein ergangen war, als es darumb was
pechömen,
224 wie die wilden wolf das kindlein betten getragen,
wie es der künig het funden, von den sy im sagten,
vnd Avie recht wunderleich es war nach eren.
er sprach 'got herre von himel, das ich ye gcporen wardl,
225 Seyl es die wilden wolf betten in den perg getragen,
HAUGDIETERICH 427
wie maij es dann liaysscii? das soll du mir sagen.'
Da spracli der ^vati' werde 'das tun ich euch pcchannt,
es haisset woil' dielreich durch daz mann es pey den Wol-
fen vaundl.'
22(i ES gie an den abent daz mann in essen Irueg;
sy hellen ze allen zeyllcn AvirlschafH gcnüchl.
Iiuiiderl markch goldes er im zcdiefisl polt,
rol's vnd auch gut klaidcr gab er im zepellen prot.
227 DO chom herczog Perchlung gerilen in das lanndl.
da sagt man im die mär, dem fürslen, so zehannl.
er sprach ' wir siillen reytlen nach der frawen wol ge-
tann ;
ir siill sy hie laiidt zu aiucr kiinigin hann.'
228 DO besannt sich hochdielreich iibrall in sein landt.
vil schier so chomcn geritten zchoff' manig chiieuner wey-
ganl,
wolfl' fiinir tausent beide, die waren vnuerczayt,
mit dem kiinig Hochdielreich gen saluekch rayl. 19''
229 aIso do die sämer wurden bol geladen
vnd auch die chammer wagen als sy sollen tragen
trinkciicn vnd s[)cyse durch die weylen lanndt,
das riet im wol nach eren vil manig chiinner weyganndt.
230 DO hiefs er pald klaidcu manigen riltr gut,
die zu seiner hochzeyt mit eren woU behüt.
freyen vnd grafen, vil manigen werden mann,
in silbr vnd in gold sach man reichlichen gan.
231 DO sprach herczog perchlung 'vil liebr herre mein,
das goll vnd das silbr lat euch nicht gar ze lieb sein ;
gebt es lugenlleichen payde frawen vnd man,
daz man euch zu saluekch für ainen herren müg gebann.'
232 er sprach 'vil liebr maister, als lieb ich dir mug sein,
schair daz es slee nach eren, als ich chumm mit der
frawen mein.'
vrlob nonien sy von dannen, als wir haben vernomen.
an dem achczehendem morgen warens gen saluekch komen.
233 DO hei der kiinig walgunt gepawen auf ainen weg
manige herleich gestiil vn manig reiches gezelt.
230, 4. reillen vor reictileichen ausgrstr. 232, 4. morgens, das s
ausgestr.
428 IIAUGDIETERICH
die kuöph daraiill' leücliteiil vnd gabeu lieclilen sciieiu.
die leüt nam niicliel w uiindr wenn die geste chämefi darein.
234 DO cham der rittr Jörg vor im hin gerannt; 20*
er saget im daz er chäni mit eren in das lannl.
walgunt der kiiuig lierre sich darczu perait,
wol ain ganlze tagwait er im engegen rait.
235 Alls er hochdiclrcich vcrren ansach,
vil gern miigl ir hören wie er zu im sprach.
'got will chömmen, herre vnd frawe ! wie habt ir mich
betrogen !
Ich sich es an ewr varbe, der wachlr hat nicht gelogen.
236 Den wolt ich von ewrfi wegen, herre, verderbet bann.'
Do sprach hochdielreich 'das war vil vnrecht getann,
Ir holt sy nieniant geben, die edel künigein;
do müst ich mit listen werben nach der frawen mein.'
237 DO enphie mann die gesste so gar tugentleich,
manigen rittr chün vnd auch den künig reich,
mann het sy alle schon, vil manigen werden mann,
die dar waren chomen mit den fursten lobesann.
238 DO chomen sy da schyer in das gestiil geritten,
da betten sy chürtzweyl nach fiirstleichen sltteu.
da sprach hochdietreich ' möcht es mit hulden sein,
so säch ich also gern mein liebes kindelein,
239 Noch dem mir nach so grosses layd was beschehen.
die andern sein freünt die bann ich woU gesechen :
Ich säch mein kindel gern Das mir der wolf nam.' 20''
do müst die amme palde für in mit dem kinde gut.
240 ER nam es an den arm an der selben stund,
er chust es gar schon vil ofl't an seinen mund,
er sprach ' wolfdietreich, mein liebes chindelein,
constantinopel sol dein aigen sein vor andern meinen
erben.'
241 seinen mantel liefs er sleyffen. Der was so reileich gar,
nidr zu den fuessen, daz ich euch für war,
der was mit liechtem golde reiche wol durch slagen,
den hiefs er do die ammen mit dem kindelein fuder tragen.
242 DO ward sein die amme aus der massen frö;
sy sprach genad' liebr herre, zu dem kinde da.
236, 3. holt über ausgestrichenem soll
IIAUGDIETERlCn 429
'got durch all sein guele lals euch mit sälden leben.
Ir habt mir zu dem kindc so reyleich gegeben.'
243 FIlaw liebgart die kunigein lengr nicht enlic,
mit ir schönen lochter sy^ im eugegcn gie;
zway woll spilende äugen vnd ain rolln niundt
tctten hochdielreichen aiu liebleich gruessen chunt.
244 Da sprach fraw liebgart 'vil liebr herre mein,
Ich wolt sein nicht wanen daz es also mocht gesein,
Do ir so schon worclit die haubcn wunderleich.'
des pegunde do lachen der künig hochdietreich.
245 DO besanl sich künig walgiint nach manigen werden
mann.
Do choni zu der hochzeyt geritten nianig werdermann, 21"
freyen vnd grafen, durch die weyten lanndt.
aller erst ward hochdietreich ze salueke erchant.
246 den herren man schon ir herberge geuie.
Der werde künig walgunt mit seinen gessten gie ;
essen vnd trinken ward da nicht gespart,
alle varende diet da wol beraten ward.
247 Die hochzeyt wert mit vollem drey wochen odr mer.
do füren sy von dannen mit maniger grossen schar,
'weit ir mit mir von hinnen, walgunt, sweher mein?'
er sprach 'Ja vil gern pey den trewen mein.'
248 VRlaub nam hochdietreich, das wisset sicherleich.
sam tett von Salueck die kunigein.
hundert weysser maul prachl mann der kunigein ;
Jr yegleichs trüg den kriechen Ain schönes magedein.
249 DO pesannt sich kunig walgunt nach manigem werden
mann,
wol vierhundert riltr er zu im gewann,
das waren held küen vnd auch gar vnuerczayt.
mit seiner tochter er gen constanlinopel rayt.
250 DO peraytlet sich von galicien die edel märgräfin 5
mit irem lieben geuatterfi wolt sy auch varen hin 5
woll mit sechczig Jungkfrawen ward sy do berayt;
nu schaAvet Wie gar erleich die fraw von land rayt. 21''
251 DO hueb sich zesalueck ain vil reicher schal,
245, 1. mit wiederholtem Zu der beginnt das blatt. 2. Do cham
vor freyen ausgestr.
430 HAUGDIETERICH
do sich das gesind niacliL von danueii übr all.
vrlaub sy zu der uiiiler, als ich euch beschaiden wil.
do sach man vor der frawen vil maniger hanndt spil.
252 DO kaufft mann auf die Strasse des ye der fiirsle gerf ;
mann lelt da nieniant scliaden aines phennigs wert.
sy ritten übr tzwainlzig lag mit der frawen wol getann.
darnach des nächsten morgens sahen sy constantinopel an.
253 DO het herlzog pottschafTt in die hmndt
vnd het zu im gewunnen manigcn chiinnen wcygannt.
er rayl seinem herrcn engegen mit manigem werden mann
vnd enphieng in wirdigkleichen vnd die frawen wollgetan.
254 DO chomen sy gar reichleich auff den hoff geritten.
sy erpaysten von den rossen nach fiirstleichem sitten.
sy giengen mit der frawen auff den vil schönen sal.
do hueb sich allenthalben ain vngefüeger schal.
255 vierczehen tag so lanng het mann dieselben hochzeyt.
mann het dauon zesajifen in dem land wevt.
Vrlaub nam künig walgunt vnd auch die seinen mann
datz seiner liehen lochler. do hueb er sich von dann.
256 Sy rillen haim zelannde, als wir haben vernomen. 22"
an dem achtzehenden morgens warens gen saluek chomen.
er chunt die mär dahaim wol gesagen ye
wie mann es da constantinoppcl mit tochler begie.
257 DO wart der rillr Jörg kamrer der kunigynne ;
do ward ir phlegerin die edel märgräfin 5
Der lorwerll vnd der wachter muslen auch herren sein.
258 DO het er die frawen hunlz in das achtend Jar.
sy gewunnen auch zwen süu, das sag ich euch liirbar:
Der ain liiefs Paug, der ander waschraüt.
Darnach in kürlzen zeylten verschyed die frawc gut
Amen.
259 DA lassen wir peleyben disen künig reich
vnd kürlzen wir die weyl mit wolf dielreich.
es wuchs in constantinopel das chindel wunnesam
vntz im slarbe sein vattr; sein freüde was zergan.
260 aIs nü wolfdietreichs vattr an seinem ende lag,
seiner lieben cliinde er woU mit trewen pllag.
254, 4. sich vor- hueh ausgcsfr.
WOLFDIETEHIcn 431
Er licl zwen siiii Jiiugc, die luefs er für sich gan,
sein laut vnd auch sein Iciil machet er in viidcrlaiiu.
261 er sprach ' vil lieben kinde, nu hört was ich eiith
sage :
ich wails nicht ob ich Icnger mag leben ainen lag.'
er gab wachsmiilen Pey der y\)\) hiudan; 22''
do gab er Paugen ain weyt landf, das dicnut dem künnen
mann.
262 ER sprach zu wolfdielreicheu 'couslantinopel sol we-
sen dein
vnd was dir zugehöret vor den andern erben mein.'
Do hiefs er herczog perchlungen vil palde für sich gann :
'Ich enphilch dir wolfdietreichen, du pist ain getrewer
mann.'
263 Darnach am funlTten tag der Iierre sein ende nam.
Do ward er bestattet als es im wol zam.
vill schier herczog perchlung wolfdictreichen nam ;
er fürt in in sein aigen landt, der vil getrewe mann.
264 Do zoch er seinen hcrren wol in das fünlflc iar.
er lernt in niauigerlay, das sag ich euch fürbar;
er lernt in weyt springen vnd schiessen wol den schallt;
er lernt in auch mit trewen spiles maniger bannt kralll.
265 DO lernt er in mit messer werffcn. secht des beschach
im not:
er war von ainem hayden anders gelegen tod,
do erstuend in nöten vor dem havden hochgremüt:
dem gesigct er an, des hallf in got vnd sein maister gul.
266 Was in sein maislr lernet, des ward er maister gar
von maniger handt kürweyle, das sag ich euch für.
er wart in seiner Jugent biderbe vnd gut :
des freut sich des Werden herczog perchlumbs müt. 23"
267 DArnach in kürtzen zeytlen betten im sein prüder ge-
nomen
was im von conslautinopel gutles solt sein chomen.
Im wolten sein prüder sein lannt nicht dienen lannj
sy iahen ia er wer ain chebeschinl, er mocht nicht erbes
gehann.
268 Allso herczog perchtung dieselben mär vernam,
267, 4. wer am runde nachgetragpti .
432 WOLFDIETERICII
er gieng gezogenleichen für seinen herren stan,
er sprach 'herre wolfdietreicli, du soll Riürleichen leben;
dein lannt vnd auch dein leüt müfs man dir widr geben."
269 ER sprach 'liebr maistr, nu gib mir deinen ratt,
seyt du woll waist daz es alles an dir stal.'
ein swert nam er nach wirden, an ainem phinstag,
der werde degen piderb der auch vil tugent phflag.
270 Alls im der herczog pe^rchtung das swert zeder pracht,
Er sprach 'ich bann sechszehen sün, die sint biderbe vnd
geslacht,
darczü fuuff hundert ritlr, die sint kün vnd lobesam,
die leg ich auf die wag mit dir vnd alle meine mann.'
271 DO sant herczog perchtung übrall in sein lanndt.
vier tausent held chün chomen im so zehannt.
die mästen sweren aid, Secht das wil ich euch sagen,
Sy hulffen wolf Dietreichen sein aigen Landt behaben. 2.3''
272 ' nerre, was Ir nun weit das sol als ergann.'
Do ritten sy mit züchten aus der stat zemeran.
Sy grüssten tugenlleichen die menge übrall.
do rittn sy vil schier ze egpaü In das tail.
273 auf punden sy die segel, die aus erweiten mann,
do füren sy mit freüden übr des meres trän.
Sy chomen chürtzleich gen constanlinopel in die hab ;
sy füren nur drey wochen; got in das gelügk gab.
274 Do erpaysten sy vil pald nidr auf das lanndt
auf ainen grünen angr, die vil chünnen weygant.
Do sprach herczog perchtung 'vil lieben herren mein,
Ich vnd mein herre wolfdietreich süUen heinnacht ze hoffe
sein.'
275 ER sprach zu seinen sünen 'Ir sult hie pestann,
vnd vernembt ir mein stymme, so chumpt, ir chüenen
mann;
so get es vnns an dy ere vnd das man streytten sol ;
so chömpt ir vnns zehilff, des getrewen wir euch wol.'
276 Do giengen sy vil palde in der zwayen künig sal.
woll enphieng mann den alten, das gesinde übrall ;
269, 2. das nach seyt ausgestr. 274, 1. vor pald ist schyer aus-
gestrichen .
WOLFDIETEUICII 433
sy enpliicugen herczog pcrchlungen, den Juntjen Hessen
sy slann.
er sprach 'was liat mein hcrre zelayd euch gelann?'
277 Do sprach Waschniul, das was ain Jungr mann, 24"
'nu sag mir, herczog pcrchUing, wem wildu zu herren han?'
er sprach ' wolfdietreichcu, der ist ein gelrewer mann;
den enplialch mir sein valtr; ir siill im sein erbe hinn.'
278 DO sprach der kiinig Paug, ain vngetrewer mann,
' woH'diclreich ist ain chcbcs kint ; der mag erbes nicht
geliann :
mann vannd in zc waldc pey Jungen wölflein :
du solt in varcn lassen vnd solt vunser aigen sein.'
279 'Was sagt ir mir von Wolfen die laufent zu hollz?
er ist ain dcgen küen vnd auch ain weygannt so stoltz.
Ir sult im sein erbe durch recht widr lan.
Ich will da'mit legen alles das ich Inndert hann.'
280 DO sprach woH'dielreich ' vil lieben prüdr mein,
tut es durch got den gutten vfi lat mich pey euch sein ;
habet euch das lanudt halbes das mir beschaiden ist
vnd lat mir es halbes vnd die slal, daz doch vil pilleich
ist/
281 DO sprach kiinig paug, der vngetrewe mann.
Du pist ain chebskiut, du machst erbes nicht gehann.
Du heb dich von hinnen, vnd wcllestu genesen;
odr es müfs noch heilt von mir dein enle wesen. '
282 \)o sprach herczog perchlung 'das war mir ymmer
layd, 24''
solt ich allso verliessen mein vil grosse arbait
die ich an den fürsten han lange geleget,
her*, er müfs gewaltiklichen hicuor euch allen stann.'
283 DO sprach kiinig Paug du allter zugpart,
daz du auf vnnserm hofl" wurd ye so lange gespart !
du wilt sein nicht erwinden, du wi-rst sein anders gewar,
das har von deine mund hayfs ich dir zerren gar.'
284 DO sprach wolfdielreich 'wie ir seyt die prüder mein,
wer an riiret meinen maistr, der mufs verschrotten sein
278, 1. kiinig über geschabtem und durchstrichciiem hercz . . c
279, 3. ir vor im ausgesir. 283, 2. so lang egespart
Z. F. D. A. IV. 28
4,Vi WOLFDIETEIUCII
von meiiiö guten swört, odr ich niiil's ligcn lol/
Also anlbort er aus czorn, der gic in grosse not.
285 Die herren wichen paid gegen ainer liir hindan.
sich verwappenl auf der purg vil küener mann.
sy sluHcn in die ring, als wir haben vernomen ;
sy hellen in gern verderbel, niöcht es also sein chömen.
286 DO sprach herczog perchlung ' vil liebr herre mein,
hüllet wol der liir, lasl nienianl aus noch ein:
wer aus odr ein welle slicd'cn, der sol sein haubl hie lann;
so sült ir werden innen ob ir habt aincn dicnslmann.'
287 Do sprang für die liir herczog perchlung der chiiene
mann,
ain hörn rot von golde pliel's der hell so lobesani.
daz erhörten sein Siin, sy gachten pald dan, 25'^
mit allem irem gesindc chomens an die porlten hinan.
288 DO hueb sich in der piirg ain vngefiieger schal,
Do die ritlr drungen in der purge iibrall.
des wesl nicht der alt das sein her* stund in grossr not.
do miisl von wolfdielreichen manig held ligen tot.
289 sy stritten ainen langen tag, das wil ich euch sagen.
Do wurden herczog perchtungen sein held all erslagen,
nur hüntz an seine süne, die peliben dannocht gar,
vnd sein herre wolfdietreich vnd er selber das ist war.
290 DO sprach wolfdietreich 'wir sullen von hinnen varen,
seyt vnns die held sind erslagen. got miifs vnns pcwaren.
noch lebent all dein sün, die füren wir von dan ;
vnd verlür ich der ainen, so müst ich traurig stann.'
291 Do sprach herczog perchlung 'vil liebr herre mein,
es süUen alle mein noch hie pey dir sein:
es sol ir yegleicher noch hundert mann peslann;
Sam tun ich selb czway hundert' sunst sprach der küene
mann.
292 DO giengen sy zu dem streit, das wil ich euch sagen,
do wurden herczogen perchtungen seiner sün sechs er-
slagen.
als er ir ainen sach vallen, den herren plikt er an
vfi Irost Inn taugentleichen, der fürst iobesam. 25'"
290, 3. bin vor dan atisgestr. 4. sein vor staii ausgnstr.
291, 4. innn vor sunst auxge.ifr.
WOLFDIETERICH /i35
293 1)0 ward wolfdiclrcich gcdruiij^en verr liiiulann,
das czwischcn im vnd sein sluiideii wol Izway buudcrl
niaiiti.
des wi'st nicht der alt, der stund in grossr not 5
er wannt, sein licrrc woirdielrcich w(T nu gelegen lol.
294 1)0 sach mann den allen gar Iraurigkleichcn staun;
im iibrluH'en die äugen, dem vuuerczaglen mann.
Do sprach sein sunn hack, der fürst lobesam,
'Ich sich die swörl dort plckchcn, da stat der cliüene
mann.'
295 die schilt namen sy zu dem rugken, maniger schlag
darauf erhal ;
sy vachten grymmikliclien, do sy drungen durch den wal;
sy erslugen wol czway hundert sein werd dienslmann,
vncz das sy sahen iren herren mit äugen an.
296 DO hell beides werch erzuget der fürst vil gemait;
mer dann czway iiunderl tollen ligen hett er sich vmb
sich gelayl;
da mitten stund er in, der vuuerzayt degen ;
da hett sich des leybs, das wifs, gar verwegen :
297 ob im stund ain degen, der was gar hochgemut;
der warir im ain wunden durch seinen heim gut,
DAuon wolfdictreich slraucht vnd viel nidr auf den plan.
Do lag er in vnkrcften, der tugenthalfte mann.
298 wie pald Iierczog perchlung iibr in sprang!
er zugkt In aufl' vil pald, die weyl was im nicht langk. 26**
DEn heim von dem haubl prach im der chuene mann,
'wol mich daz ich euch, herrc, noch lebenlig funden hau!
299 nu süUcn wir von hinnen, das wil ich euch sagen,
sevt vnns die beide sint alle zetod erslagen.
werdcnt vuusr die kriechen innen, so sein wir alle tod.'
do gachlen sy zu den rossen, von dannen was in nott.
30Ö DO chertten sy von dannen, die küenen degen pald,
so sy paldest mochten gegen ainen grüenen wald ;
fünf fausent ire veint die gachten im alles nach;
Wolfdictreich vnd den seinen ward auch vil gach.
301 Sy Gliomen neben der stral's in ain wild hin ze tal
296, 2. totten zu ende der zcilc nachgetragen. 297, 3. mit Dauoi»
Strophenabsalz. 298, 3. inif DKn strophcnabsatz.
28*
436 WOLFDIETERICH
auf ainen grüenen angr. gelegen was der schal,
da beliben im die berren ; streytes betten sy sich ver-
wegen;
doch betten sy gedingen, sy sollen dennocht lengr leben.
302 Sy pclibeu da, die berren, vncz sy begrailF die nacbl.
Do sprach wolfdietreich zu den beiden geslacbt
' Ir lield, legt euch slafTenn ; ich wil der schilt wacht pflegen.'
'nu welle got' sprach back, der auserwelte di'gen.
303 DO sprach herczog pcrchlung 'vil liber berre mein,
warumb wolt ir vnns dienen, seyt wir ewr aigen sein?
lut mich vfi mein Gesind heinnacht vor euch slann 26^*
vnd leget ir euch slaffen ; ir seyt ain müder mann.'
304 DO sprach wolfdietreich, ain kiiener degen her ,
' ia furcht ich gedienen ewr chainem nymmer mer.
lat mich euch beint dienen, das ist der wille mein.'
305 DO sprach herczog Perchtung 'ewr wart ain rauhes
weyb:
wie weit ir vor der selben gefristen ewrn leib?
sy ist euch nach gegangen vnlz in das dritte iar;
sy biet euch gern zu manne, das sag ich euch fürbar.'
306 DO sprach wolfdietreich 'wie sol ich das pewaren?
es ist mir libr in der Jugent was mir laydes sol widr-
uaren
dann ob es wurd gespart mir in das alter mein,
was ich arbait müfs leyden, das mag anders nicht gesein.'
307 DO legten sy sich slaffenn sein aindlef dienslmann ;
wachen woll huncz auf mitte nacht herczog perchtung pe-
gann;
wolfdietreich wolt nicht slaffen, er gedacht, der kuene
mann.
ob sein maistr gen dem tag möcht ain weyl rw gebann.
308 Als sein maistr do entslieff, do chora das rawhe weyb
zu dem feür gegangen, sy sach des fürsten leib,
Sy gieng auf allen vieren recht sam sy wer ain perr,
er sprach 'pistu gebewr? welbr leiifl pracht dich her?' 27"
309 DO sprach die rauch fraw eise 'ich pin gebeiir gar.
nu mynn mich, wolfdietreich, so chumbstu von sorgen
für war.
305, 2. dan nach ir ausgestr.
WÜLFDIETERICH 437
Ich gib dir ain kiiuigrelch, darczü aiii weytes laudt,
daz es dir, her, für aigeii dient an dein hant.'
310 'Nayn ich auf mein trewe' sprach do wolfdielreich.
'Ja wil ich dich nicht mynnen, du volantinne reich.
du hi'b ich zii der hiUe, du pist des tcüfels genofs.
Ja niiit mich an massen dein vngefüger döl's.'
311 Vor zorn nam sy ain zaubr vn warll' es auf den mann,
dauon sich wolfdietrclch nicht gar wol versann.
vil pald sy im sein gut swert vnd seinen volen nam;
ee das er cham zu im selbr da het sy es von dann.
312 Pyfs er sich nu versan do grayf er nach dem swert
hindan;
er wolt sich vnd die seineu vmbrisscn han.
aiser es nicht envannt, do eylt der chiiene mann
suechen seinen volen: sy het in auch von dann.
313 DO sprach wolfdietreich 'wes sol ich hie pestaü?
vnd ist das nü erwachet mein aindlef dienstmann,
so peiit mir ainer sein swert, der ander wil mir auch das
sein geben ;
so kann ich nicht gewissen wie ich mit in sol leben.*
314 DO chert wolfdietreich von in in den vinsterfi dan. 27''
sy het gemachet von zauber ain strafs, da cham er auf
gegangen.
er lief desselben nachtes zwelf meyl, der küene weygant,
vndr ainen schonen pawm da er die rauhen eisen vandt.
315 Sy sprach 'wild du mich noch mynnen?' do sprach
wolfdietreich
' uain ich auf mein trewe, du valantinne reich,
du gib mir palde widr mein swert vnd meinen volen,
daz du mir, vngeslachtes weyb, hast so gar pösleich ge-
stolen.'
316 Sy sprach ' nu leg dich slaffcn, du pist ain müdr mann,
vnd lafs mich dir schaydelen deine löckh wunnesam.'
'Der teufel sol pey dir slaffen!' so sprach der küene
degen :
'was gemaches solt ich pey dir rauhen weyp phlegen?'
317 Uor zorn nam sy ain zauber vfi warff es auf den
mann,
das pcstund im an der prust; slaffen er begann,
438 WOLFDIETERICH
(laz er miist nydr seyi^en aulF den griienen plan,
do verschriet sy im sein, dem vnuerczagten mann.
318 Sy nam des bares czwefi lock von den slaff hindann.
sy macht in zu aine toren, den lugenthaften mann,
daz er lief unuersunen da ze wald ain halbes iar
vnd die speyfs nam von der erde, das sag ich euch fürbar.
319 DO erbacht herczog perchtung, der gelrewe sa ze-
haunl. 28"
er erschrakch in seine herlzen, da er den herren nicht
enuannt.
Er sprach zu seinen sünen ' nu greyf das vnrecht an
vnd wert der zwayer kiinig zekriechen dinstmann.
320 IR. siilt in ayd sweren ; sich hebt arbait vil.
wie ir die ayd behaltet Ich euch beschaiden wil:
wenn ir ewrfi herren secht mit äugen an,
daz ir den der ayd seyt ledig' so sprach der chüene man.
321 Stab vnd auch taschen nam der kiienne degen.
er sprach 'vil lieben chint, got ruch ewr eren phlegen.*
klagent vnd auch waynent er von seinen kinden schied;
er suecht seinen herren, als im sein synn riet.
322 DO tetten die Jungen das in der alt gepot.
sy chertten von der wild, des twang sy grosse not.
sy chomenn zu den Jungen künigen vnd wurden ir dienst-
mann,
vnd taltens doch nicht gern, die hold lobesam.
323 DO wolt herczog perchtung von dem mer hin dan
mit gar traurigem müt, vnlz er gen alten troyen kam,
da er die rauhen eisen vor aine münster vannt;
sy griiest in taugentleichen, die frau, so zehannt.
324 DO sprach herczog perchtung 'vil edel kiinigin, 28^
ich pät euch also gern, möcht es mit hulden gesein,
daz ir mir zaigt meinen herren, den ir mir habt genomen.
awe meins lieben herren! wo ist er hin chomen?'
325 DO sprach die rauch frau eise 'ich han sein nicht ge-
sechen.
wie getürt ir mich sein zeyhen? euch möcht wol layd ge-
schehen.'
'Ach' sprach er, ' liebe fräwe, als ich mich chann verslann,
Ir seyt im nach gegangen, dauon ich in verloren bann.'
WOLFDIETEIUCII 43i)
326 ER sprach nu iiiuls aller erst mein freiid ain cude
iiaiin.
awe meius lieben lierren!' so spracii der cliiienne niaim.
'lieber got von liiincl, wie sol mir nu geschehen,
vnd sol ich meinen licrren nyninier lebcnlig gesehen!'
327 DO »alt herczog perchlung durch die haydenschaH'l
mit traurigem müt, Icyhes liet er wol die kraft,
Vbr pcrg vnd übr tal. da er sein nicht cnuant,
von lavde was er nach verdorben, der vil küene wev-
gannt.
328 DO schift er mit layde übr des wilden meres trän.
Do vannt er seine siin in der kiinig hofl" gann.
do ward er avoI enphaiigen, vil laides was im beschehen.
Sy sprachen ' habt ir noch nindert wolfdictreichen gesehen?*
329 ' Nain ich' sprach der alt. 'Ja furcht ich laydr, er sey
todt. 29"
mein hertz in meine leybe leydet arbait vnd not.'
'lieber got von himel, wie sol vnns dann geschehen,
vnd siillen wir vnsern herren nymmermer in freüden ge-
sechen !'
330 Dannocht lief wolfdietreich woU ain halbes iar
wilder da ze wald, das sag ich euch fürbar,
vnczt got nicht lengr wolt die arbait sein vertragen ;
er sanndt der frawen ainen engel, secht das wil ich euch
sagen,
331 Der engl sprach zu der fraüen 'was hastu gelann,
das du wild verderben ainen gar piderben mann?"
du wider thü es pald, du vngeslachtes weyb,
oder dir nymet der tonner in drein lagen den leib.'
332 Alls die küniuvnne dieselben stvmme vernam,
daz sy von got was chomen, do hüb sy sich von dann
pald hincz wald da sy in het verlann ;
da vannt sy wolfdictreichen, den gar gelrewen mann.
333 'Wilt du mich noch mynnen?' sprach do die frawe
reich.
Des anlbort ir von kriechen herr wolfdietreich
'vnd wert ir getauffet sprach der küene degen,
'so wolt ich mit euch wagen paide leib vnd auch leben.'
334 Er sprach 'edle künigin, nu saget mir Fürbar, 29''
440 VVOLFDIETERICII
ob ich euch gern niyiint, wie chäin ich euch durch das
har?'
sy sprach 'darunib soltu liitzel sorgen han,
wann ich es sicherleichen vil wol gefügen chann.'
335 DO fürt sy in in ainen chyel, den vnuerczagten mann,
do füren mit freuden übr des meres trann,
da het sy ain künigreicli vnd auch ain weytes landt.
sy sprach ' wilt du getrew sein, das dient dir an dein
hanndt.'
336 Sy furle in in dem lannl, den fiirsln lobesam,
für ainen perg, do wesst sy ainen Junkch prunnen stan ;
der w^as ain halb ehalt, anderhalb was er warm ;
darein sprang die frawe, sy pat sich got pebaren.
337 DO ward sy getauffet. ee was sy rauch eise genant;
nu hiefs sy frau sigmynn, die schönst übr all lant.
sy het die rauhen haut in dem prunnen gelan;
er het nye mer gesechen ain frawen so wolgetann.
338 Sy was an dem leib wol geschaffen übr all,
gedroU als ain kertz übr die hüff hin ze tal ;
ire Hechte wängel waren gar rosen var;
sy legt an klayd von seyden, das sag ich euch fiirbar.
339 Sy sprach 'wildu mich noch mynnen, wolfdietreich?'
des anlbort ir von kriechen der wörd fürst reich
' ir seyt worden schön vnd auch gar mynikleich :
ir habet euch woU verchert ; Ir w art vor dem teüfel ge-
leich.'
340 'DAuonsoltumichmynnen, vil vntugenthafter mann.' 30"
des antbort ir w'olfdietreicb, der fürst lobesam,
'wer ich nu als schön als ich was vor aine iar,
so mynnt ich dich gern, das sag ich dir fürbar.'
341 DO sprach fraw sigmynne 'vnd wellest du nu schön
Wesen,
so spring in den prunnen, so pistu woll genesen,
so wirstu sam ain kindel von czwelf iaren gar,
schön vnd mynnigklich, das sag ich dir fürbar.'
342 DO sprang er in den prunnen, der tugenthafte mann,
als er daraus, zu aine pet fürt mann in dann ;
336, 2. vor der correctur Junkchfrl jirunncri
WOLFDIETERICII 441
daran legt er sich sclilafTen, der gelrewe wolfdictreich,
zu seiner schönen frawen; sy waren niynikleich.
343 DO het er hochzeyt mit der frawen wolgctann,
daz er nie gedaclit an sein aindlef dienstmann.
im chom in sein syn aines nachtes vnd in den mul
wie er mit kaiser Orlneit solt streyllen, dem degen gut.
344 DO sprach wolfdielreich 'vil liebe frawe mein,
nu helfet mir meines mütes, als lieb ich euch mug gesein,
das ich gestreyt mit orlneit, dem kiienen mann.
Ey reicher got von himel, vnd biet ich im gcsigct an V
345 Sy sprach 'vil lieber herre, was hat er euch ge-
tann, 30'
daz ir in also gern mit streit wolt pestann?'
er sprach ' vil liebe frawe, ich will euch wissen lan,
da ich was ain klaines kindel, do wolt er mich twungen
bann.
346 Do sannt er seiner grafen zwelf in meines vaters
landt,
ich solt im zinsen purg vnd auch lannt, tatten sy mir pc-
channt.
ich enpot im hinbidr, als ich wurd zu aine mann,
so wolt ich in zegarten vmb mein aigen laut pestann.
347 Nv pin ich gewachsen vn worden zu aine mann ;
nu wil ich in zegarten vmb mein erb bestaun;
sein gesell wil ich werden, vnd gesig ich im an :
darczii siilt ir mir raten, fraw gar woU getann.'
348 Sy sprach ' ir seyt mir lieb, ich hilf euch aus der not,
daz ir von kayser ortneyt nicht geliget todt.'
Do hiefs sy im peraiten ainen chyel gar wunnesam
mit gutem greiffen gefider, der was woU getann.
349 DO hiefs sy dem herren in den chyel tragen dar
ain palmat seydem herabde, das sag ich euch fürbar :
sannt pangräczien hayltumb darjnn versigelt was;
es was von hundert vachen ; darjnn er vil dikch genafs.
350 Auff punden sy die segel, die vnuerzagten mann,
do füren sy mit freuden übr des meres traun.
Do er kom zu landt, er chert gen garten hin dann; 31*
da erpaist er ündr ain linden, der tugenlhafte mann.
351 Vmb dieselben linden was es also getann
442 VVOLFDIETEHICH
das nicmaniil diiroli chürlzweyl gelorsl dariindr ganu,
er war dann durch strvt chonien in das landl;
darunib so was wolfdietreich chönien, der cliüene weyganl.
352 Auir derselben linden sungen die vogelein.
wie möclit do sein freiide grosser gewesen sein?
als er die stynime erhört vfi den freiiden reichen schal,
do freut er sich der wunne, do sang wol die nachligal.
353 DO sang wol yeder vogel sein stynime sunderbar;
dauon wart wolfdietreich in hertzen freudn
vnd daz von dem schal entslieff der chiienne mann.
Do cham kaysr orlncyt an ain zynnen gann.
354 ER stund an aincr zynnen, der wörd kayser gut.
pey im die schön frau liebgarl; die gab im hohen mut.
Sy sprach 'kayser ortneyl, wart hin, vil werder degen,
ich sach sich so gewalligklichen niemer kainen darlegen.'
355 ER sprach 'vil liebe frau, das gat im an das leben
kurczleichen von meinen banden, das wisset, schönes
weyb.
er vert mit ainem schal sam das lannt sein aygen sey.
es wonet vil grosser vberniüt seinem hertzen nahent
pey. 31''
356 DO sprach die schone fraw 'nain lieber herre mein,
er mag wol wesen miit vnd verr gestrichen sein.
ir lat in rw pflegen ; er ist ain küener degen :
sich getorst ain zager nymmer mer vnder die linden legen.'
357 ER sprach ' vil liebe frawe, ich gelaub, ir seyt im
holt,
in chan doch nicht gehelfen sein vil rotes golt
daz im durch die prunnge vnd durch den heim gut.
Ja mül's er mit mir streyttcn, wer er noch als hochge-
mut.'
358 Sy sprach ' vil liebr herre, warnmb soll ich im wesen
holt?
ich gesach in mit äugen, darumb wil ich wol sweren wolt.
Ja rat ich euch auf mein trewe, ir sült sein nicht peslann.'
do sprach kaysr ortneyt 'ia wirdt er sein nicht erlann.'
359 ER sprach 'jtey meinen Irewcn, ich gesten im kam-
phcs pey.
354, 4. sy so vor sich so ausgestr.
WOLFDIETEIUCII 4i3
er vert mit aiiir sclialle sam das laut sein ai^'cn sey.
(las haun ich her pehalten vor inaui|jem Averden manu ;
er mul's mein reich sicLrleidi lij^en hmn.'
300 DO sprachen sy do alle, die seinen dienslman
' herre, snllcn wir mit euch zu der linden gann?'
'Ich will in alain zu hochen preyfs pestann.'
361 DO hiel's er pald springen seinen harnasch für sich
p ringen ;
an wapent sich der kaysr, sechl, das wil ich euch sagen;
ainen Schaft grossen nam er in die haut;
Do gieng er zu der linden da er wolfdietreichen vanndt.
362 ER slyefs in auf die prust, der kayser hochgemut. 32*
auf sprang wolfdietrcich, vil zornig was sein mul,
er sprach 'vn phlagt ir tugent, ir solt mich anders ge-
wekchet hann.
ir vordert mich vngefiige, ir habt vnhödich gelann.*
363 ' IR werdt slreyltes nicht erlassen, streilles pestann
ich euch pey.
ir vart mit ainem schal sam das lanndt ewr aigen sey:
das bann ich her behalten vor manigem werden;
Ir müesset mir sicherleichen mein reich ligen lann.*
364 'SO strikchet mir die riemen, seyt ir ain pider mann,
ich waifs euch woU so chüenen das ir mich wol türt pe-
stann.
ich hann von ewr manhait alsuil vernomen
vnd pin auch durch slreyttes willen auch her land chömen.'
365 'IR werdt sein nicht erlassen, degen hoch gemut.'
auft' pannt er wolfdietreichen seinen heim gut;
do strikt er im die riemen mit den henden sein ;
Do cham hin nach geslichen die edel chäyserin.
366 DO wolt sy besehen weder dem andern angesiget.
do giengen sy zii slreyt die czwen küenne mann.
do wurden sy nicht innen der frawen wol getann ;
die schilt begunden sy vassen, die zwen küenne manu.
367 Sy stunden gegen ainandr, ainer den andern an sach.
gern miigt ir hösen wie der kayser sprach ;
er sprach 'degen chiien, nu sag mir Deinen namen, 32'*
das ich dich miig erkennen des soltu dich nicht schämen.'
368 DO sprach wolfdietreich 'das wer ain grosse zaghait,
4i4 WOLFDIETEIllCII
vnd soll ich dir so pald von meinem künn sagen,
wer mein valer wer odr von wannen ich sey geporn.
was habt ir des zefragen? das ist mir auf euch zorfi/
369 ' 3Iich zymmet an ewrn gepärden (ir scyt so hoff-
leich),
ir seyt von wilden kriechen wolf her dictreich,
Ich hau von euch vernomen daz ich gern gehört hann.'
'so wert euch, heV orlneit 5 euch wil der wolf pestann.'
370 DO Sprüngen sy zesamen, die czwefi küenne mann,
üo ward vil michel wundr von in payden gclann.
es slueg ye ainer den andern drey stund auf das land;
zu dem vierden mal wolfdielreich viel zu der erden zu
hanndt.
371 Wie pald wolfdielreich widr auf sprang!
sein vil gut swert im in der hende erklang.
'nu wert euch, chaysr ortneyt! ee sich volendel diser tag,
so wirdt euch wol vergolten von mir diser vngefüger
slag. '
372 Sein swert zepayden henden wolfdietreich nam,
mit vnuerczagtem mut lief er den kayser an ;
er slueg im auf das haubet ainen so geswinden slag
daz der kaysr ortneyt vor im lag,
373 Vnd daz er auch zu der stund weder gehört noch
gesach
noch zu denselben zeytten nie kain wort gesprach
vnd daz im das plüt ze mund Vnd ze oren aus sprang. 33'
wie pald die kayserin vbr iren herren spranng !
374 Sy sprach ' vil lieber herre, was hann ich euch getann,
daz ir mir habt verderbet meinen lieben mann?
pringet mir des prunnen, daz ich den herren mein
gelab.' Do sprach wolfdielreich 'wo mag das wassr sein?'
375 ' DA cheret ir zelal von der linden hin ze lal
vnd fudert euch herbidr zu vnns auf den wal,
das ich gclab den herren. tut es durch den willen mein.'
er sprach ''ich tun es gern, vil liebe frawe mein.'
376 DO gieng wolfdietreich durch den vinstren tann.
in seinem guln heim er des wassers nam.
Do cherl er zu der linden da er sy payde vant;
da labten sv in mit züchten, orlneyten, sa zehanndl.
WOLFDIRTKIUCFI 445
^77 Als er cliain zekrclllcn viid wider auf sacli,
vil gern mügt ir hören wie der chayser sprach,
'vil lieber herre, Ist das die frawe mein?
mag sy mit kainer lieb ewr gewesn sein?'
378 DO sprach gezogenleichen der getrewe wolfdielreich
'nain sy zwar, lierre ; i\cm tut sy nicht geleich.
ir wärt des leybes ain gast, war die l'rawe mein,
sy sylzel euch wol so nahen sy mag wol ewr sein.
379 Do sprach gezogciileiclien Orlneyt, der chüene man
'war es an ewrri willen, Ich wolt euch zugesellen han.' 33''
Do sprach woirdielrcich 'mein trew wil ich euch geben
das ich euch haun zugesellen die weyl ich hann das leben.'
380 DO swuren sy zesamen, die fiirslen lobesam,
sy schied niemant dann der todi, Die czwefi kuen mann.
Do sprach wolfdietrcich, der ausscrwelte degen,
'was du wild, das sol geschehen.' er kiind wol lugenl
pflegen.
381 DO giengens mitcinandr auf die purg hin dann.
do wurden sy woU enpliaiigcn von den frawen gelann.
DO chert sich herumb die edel kayserin,
sy pat die czwen gesellen got billchomen sein.
382 DO pelayb er zu garten woil ain halbes iar,
daz er nie gedacht an sein frawe chlar,
die er dalz allen troyen het hindr im gelann ;
des verdrofs fraw sigmifi nach dem vil kiienen mann.
3S3 IN pegunde die kayserin mit äugen plikchen an.
das sach gar vngerfi orlneyt der werde mann :
er gedacht das sy mynnet wolfdietreichen schönen leib;
doch verlofs er nicht gern sein ere vnd das w^eyb.
384 DO sprach gezogenleichen Orlneyt der kayser gut
'wenn wildu von hinnen, gsell hochgemut?
hat dir yemant icht gesaget von der frawen dein,
vnd auch von deinem land, ob es wirden gesein?'
385 DO sprach wolfdielreich, der tugenlhafte mann, 34"
'nain, vil liebr gsell, ich hann gar vnrecht gelann;
ia prich ich mein trewe an der lieben frawen mein;
Ich soll vor manigen zeylten zu meine lannde sein.'
386 VRlaubt sich von danuen der tugenlhafte mann.
Do körlt er sich vil pald gen dem mer dann :
44C WOLFDIETEIIICII
da vannd er sein frawen aii dem sladc stann ;
sy was im nach gciiaren vnd wolt in gesuecliet hauii.
387 Sy fureu hin widr vbr, sy waren gar wunnsam,
hincz der allen Iroyen, als wir vernomen liann.
da peliben sy mit Ireuden zwelf wochcn odr mör.
aines lages rait wolfdietreich zu ainem grossen see.
388 DA wolt er Jagen mit den liundcn sein ;
mit im fürt er sein frawen in den wald hin ein
vndr ein gezelt von seydeu ; sein freud ward maniguall ;
er wolt ain weyl eiintwadlin der cliüenc degen pald.
389 Recht als er kiirlzweyl mit der frawen wolt hann,
Do cham vil schier gelauffen ain tyer gar wunnesam :
das was ain hirfs schöner, secht das sag ich euch wol;
sein gehiirn was im guidein mit gold, des was er dol,
390 Als in ain allter ritter het in denn Wald gesannt 34''
durch schöner frawen willen, der was traisian genannt,
als wolfdietreich den hirfs an sach,
vil gern mügt ir hören wie der getrewe sprach.
391 'N\ lat euch nicht verdriessen, vil liebe frawe mein,
ich mufs nach dem wild mit den hunden mein.'
er Jagt im nach vil pald vnd andr sein mann ;
die fraw ward allain vndr dem gezelt verlan.
392 DO cham der allt rittr zu der frawen wolgetann,
die fürt er von dannen vbr des wilden meres trän
auf ain schöne vesst, die was gar wunnesam,
die lag in seine lannd ; dauon wolfdietreich layd gewann.
393 DO hett er die frawen wol ain halbes Jar,
das nicmant west wo sy was, das sag ich euch fürbar.
wolfdietreich das gejaid auf den hirfs uam ;
er eylt im pald nach so laung vncz im nu mueden pc-
gann.
394 Do erpaist der degen edel da er sein frawen het gelan,
der chün degen pald er cham des abenlz spat zu dem ge-
zelt gann;
da vannd der herre niemant der da pey wer peslann.
395 Als er do die frawen nindert vinden chund,
sein klag ward vngefüeg an der selben stund;
Do sprach aus laide der getrewe wolfdietreich
vnd sullen wir nu verloren han die frawen miniklich?'
\N OLFDIICTKIUCII 447
39G ER nam aiiieii rauhen liolzen, er legi in an dm
leib ; 35'
sein swerl in .liiien jtalnj niaclit er vnd sueclil sein weib ;
ei" flierl liin vnd j^edaclil ob sy wer hain» körnen
odr ob in seinem lannd venianl von ir icbl vernomen.
397 DO er sy da baini nicht vannt, do cberl er vbr des
nieres Irann
in seinen jaulen ehyel den im die fraw hei verlann.
Do er chom binvbr, Do bueb er sich von dann
mil vil traurigem niut vucz er gen garten cham,
398 Aul' die guten vesten da er ortiieyln vanndl.
da was iiiemanl da der den hcrren ercliannl,
wie im doch da wer liebes vil gescbelicn
vn mann in auch vil dikch bot in l'reüden gesehen.
399 J)0 in do niemanl ercbannt, den tugenthallen mann,
Do pal er chayser orlneyt das er in da liel's peslann.
Do sprach kayser orlneyt 'Ich wil euch sein nicht ver-
sagen.
wannen baslu bi-r gewallel ? des mül's mich wunder haben.
400 llastu ibt ver gewallel durch die Ironibden lannd?
odr baslu icbl vernomen von woll'dielreichen dem weyganl?'
er sprach 'vil liebr herre, Ich ban sein niclit gesechen
vnd chann auch der warhait nicht recht von im verjeben.
401 ich pin vil vcrr herr gewall durch die frombden lannd.
der da baist Wolfdielreich, der ist mir vnercbannt.' 3ä''
er nam in pey der hende, er weist in mit im dann,
• er rugkt im einen sessel für den tisch, der kiiene mann.
402 IN pegunde die kayserin mit äugen plikcben an;
Do erluchl sy lugentleichen, sy ercbannt wol den küenen
mann,
als sy nu heücn geessen, der kayser wolt slallen gann,
mil im die schön fraii liebgart, die was gar woU getann.
403 Als der kavsr do entslieU", do hub sv sich von dan ;
do vannt sy den waller auf dem hofe gan ;
sy enphicng in schon vnd sprach 'Ich ercbenn euch wol.'
do wurden im vor layd die augcu wassers vol.
404 Sy sprach ' wolfdielreich, wie seyt ir so getann?
ist euch icbl laid bescheben? das sult ir mich wissen lann.'
402, 2. mil äugen voi' lugentleichen ausgesfr.
448 WOLFDIETEHICII
er sprach 'seyl ir mich erchennet, so muls ich euch ver-
iehcn, ,
mir ist in frombdcn landen gar uil zu laid bcschehcn,*
405 Er sprach 'Ir siilt mich nicht melden als lieb ich euch
müg gesein.'
'Ich gelraw es wol versweygen' so sprach die kayserein.
do gieng sy vil pald da sy orlneylcn vandt;
do was er nu erwacht, der kiiu sa zchannt.
406 Sy sprach 'vil lieber herre, was sol den der zelonc
bann
der dir zaigt wol gesunden Wolfdietreichen den küenen
mann?' 30'
Do sprach der kayser, ain ausserwelter dcgen,
'Ich woll im immer gern payde leyhen vnd geben.
407 N nd solt ich meinen gesellen mit äugen sehen an,
mir möcht in aller weit nicht lieber sein getan.'
sy nam in pey der hende vnd hisfs in mit ir gann ;
do funden sy den waller dort in der purg stann.
408 Sy sprach 'schaw deinen gesellen, wie er ist getann,
vnd klagen wir seinen kummer; er ist ein getrewer mann.*
als in do der kayser verrist an sach,
gern mögt ir hörn wie er zu wolfdietreichen sprach.
409 Er sprach ' warumb verlaugenst du gen mir des namen
dein?
wenn ich dich nicht erkenne, du sollest dich nicht schä-
men sein.'
Do sprach er mit züchten, der getrew wolfdielreich,
'Ich klag dir meinen kummer, vil werdcr kayser reich.
410 Ich hct die schönsten frawen als sy ye kain man ge-
wann ;
die ist mir verstolen ; dauon ich kummer bann.'
'wie lang baslu sy gesuecbet? das sag mir, küener degen.'
er sprach 'ain halbes iar bann ich vngemaches pflegen.
411 Vnd solt ich also lang leben, so wer mir pesser der
tod.'
Do sprach der werde kayser 'Ich hillT dir aus not.'
Do sprach von Kriechen der getrew wolfdielreich Sß^
'so lallest du zwar aine kind geleich.
411, 4. nach kiod ist wolfdielreich aiisgestr.
WOLFDIETEUICII 4/*9
412 ia sollu hie zu lannd poy deiner fraweii pcslann.
waruiub wolleslu die von meinen wegen lann?'
Do sprach gezoj^enlcichen orlneyt, der kayser reich,
'Ich will mit 4lir von hinnen, das wil's sichrleichen.
413 Seyt ich dich, liebe gesel, lebenlig hann gesechen,
paydc lieb vnd layd miils mir pey dir beschehen.'
die herreu woiden payd mit einandr von dan:
des begunde hayls waynen die fraw wolgelann.
414 Sy klagt daz sy mit äugen het wolfdielreichen ye ge-
sehen,
seyt ir so grosses laid von im seit beschehen.
Do sprach gezogenleich der getreu wolfdietreich
'Ja will ich allain suechen mein fraw sichrleich.
415 Dauon gebet mir vrlaub ; ich wil von hinnen varen.
ortneyt, mein geselle, got mufs dich pewaren.'
Do sprach gezogenleichen ortneyl, der kayser reicJj,
'Ich will mit dir von hinnen, gscll wolfdietreich.
416 Vnd wil dir helfen suechen dein frawen wolgelann,
odr mich sich ze garten In früudcn nymmer mer kain
mann.'
Do zugen do die herren paydc ze fuessen von dan ;
rofs vfi auch gute klaidr 31üchtens woll gebunnen hann. 37"
417 Sy giengen holcz vn hayd, die czwen küene mann,
an trinkchen vnd an speyfs, als ich euch wol gesagea
kann,
sy giengen miteinander, die czwen dcgen gut,
vnlz an den vierden morgen, die degcn hochgemiit.
418 Sv chomcn hincz ains waldners haufs, die czwen kücne.
der wirt sy tugentleich enphieng, als wir vernomen lian.
Do sprach der waldncr ' vil lieben herren,
weit ir heint hie peleiben, ICIi gib euch mein prot vnd
mein wein
419 vnd auch wilprät' so sprach des waldes mann,
'ir habt mir hie zewald nie nicht zelayd getann,'
Do sprach kayser ortneyl ' wir snllen dir sein nicht ver-
sagen :
du hast mir vil gedient; des soltu genad haben
412, 3. fiirste r vor kayser ausgcstr. 418, 4. viit peleiben sclilicfu
in der hs. die strophe.
Z. F. D. A. IV. 29
/,5() WOLFDIETEniCII
4*20 Nv ist also chomcn das vnns ist beschöhen not.'
aiii gantze reiche Wirtschaft in der waldner do erpot.
Do sprach abr der waldner ' vil lieben lierren mein,
Ir sült encli legen slallen ; Ir niügt wol mued sein.
'«21 als der kayser do enlsliell", wolfdietreich hueb sich von
dann.
DO liefs er sein gesellen hinder im peslann.
gar tngenlleichen er sich dem waldncr erpot;
er sprach du soll im nicht zaigcn nach mir des ist im not
All Tliu es durch meinen willen vnd Iiieis den kücncn
man 37''
hie haim pey seine land pey seiner frawen pestann.'
vrlaub nam er von dem waldner. Do chert er von dan.
er cliani auf ain smalen staig, darauf chert der kiiene man.
42.3 DO gieng er hollz vnd hayd volligklich woU siben
tage,
an trinkeben vnd an speyfs, das sag ich euch fürbar,
dan laubes vnd auch wnrtzcn, die er ze wald vannt,
vnd auch des grüenen kräutz nert sich der weygant.
424 DArnach der knene degen ser raüeden pegann.
pey ainer hochen stain wanndt entslief der kuene mann,
vor dem selben stain vannl er ain linden stann,
darob so lag ain mermel, der bas gar wunnesam.
425 DArvndr was ain vrsprung vnd dapey guter wurtzen vil :
darzu legt er sich slaffen ; der smakch was seines herczen
spil.
Do was derselb stain hoch michl vnde prayt.
do het sigmin an ain venstr gelait.
426 DAs gieng aus der purg darein vnd sy gefüret was.
do het sich im ze hail vil wol gefuget das
sy zu dem venstr was komen zu derselben zeyt
ee das er chäm von dannen, der fürst vil gemait.
427 DA schawt sy vbr den wall gegen dem prunnen dan.
Do sach SV auf dem stain li^jcn den wallenden mann.
Do kam zu ir Gegangen der alt drasian : 38*
sy sprach 'vil liebr herre, weit ir nü mein hulde bann,
428 SO pring mir den waller der dort auf dem stain leyl;
so will ich pey dir slaffen. ' Do sprach er des wer woU zeyt.'
420 die slropJie leicht in der hs. bis 421, 1 von dann
WOLFDIETEKICII 451
Do gieng er aus der piirg der all drasian.
Do vaiid er wolfdiclreiclien; er liiels in pald auf staun.
429 er spracli 'willu mit gemach an mein herbcrg wesen,
Ich laist dir gut Wirtschaft, du machst auch wol genesen.'
Do sprach wolfdietreich des ist mir also not;
ich wil es ymmer dienen.' des twang in hungers not.
430 'Sein ist manig tag das ich nie wirt gewann.'
'So gang mit mir von hinnen' sprach do der drasian.
er fürt in tugenlleichen mit im auf die purg hin dan ;
er safs zu ainem fcür das gar schon prann.
431 DO safs wolfdielreich vnd het guten gemach.
wie uast der degen edel in der purg all vnib sich sach !
er wart nach seiner gewonliait. Do sach der kiienc manu
ainen schönen vnibhanng, dauon er freüd gewann,
432 Der im mit der frawen von dem gezelt ward genomenn.
er gedacht 'ich pin zehayl zu diser purg körnen.
wie pald wolfdietreich von dem feür aufsprang!
do schaut er also gern denselben vmbhanngk.
433 DO sprach der all drasiann 'dir möchl vil liebr sein, 38''
der dich liefs pey dem feür vnd phflegen des gemaches
dein,
dann das du al vmb schauest.' Do sprach der küene mann
'mann schawel manig ding durch wunder: als hann auch
ich gelann.'
434 ER sprach ' ich hann vil fröiiidcr mifr kiirlzleichen
komen,
die nu in dem land erst sind aus chomen.'
Do sprach der alt 'was mag das gesein?
vnd möchteslu vor vntreüenn phlegen nicht des gemaches
dein?'
435 Do sprach wolfdietreich ' wie sol es vns ergann,
daz der kayser orlneyt betwinget so manigen man?'
Do hellen sy der mer also vil gesait:
do safs gezogenleichen mit ganlzer wirdigkail
436 wolfdietreich pey dem feür: in dauchl die weyl gar
zelanng
vntz das mann mit der speyfs zu dem tische drang.
mann begund laut rueffen das mann das wasser näm.
Do kom gen hof gegangen gelwerg gar wol gelanu.
29*
452 WOLFDIETEUICII
437 DO tranng für den tisch m.inig klueges twerg;
die pautcn siclirleichcn die piirg vnd den perg.
Darnach kam gegangen die kaysercin reich ;
SV pat got willkomen sein den getrewen wolfdielreich.
438 Sy naygt im mit dem haubt, also teil auch der kiiene
man,
sy sprach 'mann sol den waller heint vor mein essen lann.'
mann trneg im ain sessel für den Tisch dan. 39"
in pegund die kayserin vil dikch plikclicn an.
439 Sy sprach 'habt ir iclil verr gewallet durch die lannd?
habt ir icht vernomen von aine der ist wolfdielreich ge-
nant?'
er sprach 'vil liebe fravve, ich lian sein nicht gesechen
vn kann auch euch der warhait nicht recht von im ver-
ielicn.'
440 Sy sassen an dem tisch, kürlzweyl hellen sy vil,
sy hellen von Irinckchen vnd von speys ires herlzen spil,
wes sy nur gerlen, vnd darczu sayllen klang,
manigerlay kürlzweyl, dauon ir hcrlz in freuden rang.
441 DO sy nu hellen gessen vnd die tische wurden hin
getragen,
das wil ich euch sagen.
er gedacht in seine miit ' nu getrau ich gesogen wol
wes mir nu wirdt zu müt zwe recht; mein ding stat
woll.'
442 ER sprach ' ich hann vil frömbder mt"r kürlzleich in
dem land vernomen
vnd die auch kürlzleich ze wege sint komen.'
Do sprach der alt drasian 'was mag abr das gesein?
raagslu von vnlreücn pflegen nicht des fridcs dein?'
443 ER sprach 'es hat ze allen troyen ain Jungr künig
reich
kürlzleich hochtzeyt gehabt mit ainer frawen miniklich.'
die frawe pegunde wainen, die äugen wurden ir rot
vnd vbrliifTen ir dikh, des gieng sy grosse not.
444 DO sprach abr der alt drasian 'was hastu getann? 39'"
du hast petriibt mein frawen ; es mufs dir an das leben
gann.'
444, 2. gann roth durchstfichen.
WOLFDIETEIUCH 453
Do sprach die frawe 'nain, liebr herrc mein 5
so wolteslu an mir preclieii die grossen Irewe dein.'
445 Sy sprach ' herre, icli wolt noch nie deines willen
pflegen :
des wii ich mich verbegen, daz du in lassest leben.'
de sprach abr der all drasian ' vnd mag das slät wesen,
Ich wil in durch deinen willen noch gern lann genesen.'
446 DO sprach abr der alt drasiann ' wir sullen slafleu
gan.'
also sprach er aus fräudcn, er was gar wunnesam.
die twerg giengen von dannen ; er nam sy pey der bannt:
wie pald wolfdietreich den kotzen aufpanndl !
447 Sein swert aus dem palm prach der kuene manu,
'sy ist lang hie gewesen, die fraw wolgetann ;
sy müls mit mir von bynnen. ir vngetrewer mann,
ir stall mir sy läslerleichen, do ir sy fürt von dannen.'
448 Do sprach der all drasian ' vn well ir euch vmb sy an
neraen,
vad peslund ich euch zägleichen, das möcht mir vbl
zemen.
wir süllu vmb sy slreitten, vnd wer sy den behab,
dem werd die schon frawen vn alles das sy hab.'
449 Do ward wolfdietreich aus der massen fro.
drey vil liecht prunnen pracht mann dem Wirt do; 40*
die trug man vil schyer zu in auf den sal.
der wirt sprach ' nym dir aine, ich wil dir lann die wal.*
450 Ain priinne die was all vnd weylter ring gar:
die tzwo waren liecht vnd auch gar silbr val.
wie pald wolfdietreich do zu der alten sprang!
do sprach der alt aus layde 'was geyt dir disen ge-
dankch?'
451 Au wappeul sich do pald der alt drasiann.
wolfdietreicheu den verwappenl die frawe wolgetann :
do strikt sy im die riemen, die frawe miniklich ;
die freüd sich in dem hertzen der getreu wolfdietreich.
452 DO Sprüngen sy zesamen, die czwen kiienen mann.
445, 3. Das du in lassest leben vor do sprach als anfang einer neuen
stroi)he iviedcr/ioU. 450, 2. gar nach liechl ausgestr. 4. er
vor dir ausgestr.
454 WOLFDIETERICH
do ward vil michel wuiidr von in payden gelann.
es sclilueg ye ainer den andern auf das landt
wol funfstund. zu dem sechsln mal wolfdietreich vil, der
kiienne mann.
453 DO sprach die kunigin 'gott herre, will du mich lann?'
do rief er vnsern hcrrcn in seine hertzen an,
er sprach 'got herre von himel, du soll mir pey stann,
vnd perait mir auch ze kriechen mein aindlef dienst-
mann !'
454 DO waren die wilden twerg vil auf den sal komen ;
sy hetten gerö wolfdielreichen sein leben genomen 5
sy würfen vnd Schüssen auf den vil chüenen mann ;
sy wollen wolfdielreichen gerü A^erderbel hann.
455 Wie pald wolfdietreich widr aufsprang! 40^^
sein vil gut swert im in der hende erklang.
er sprach nü wert euch, drasiann! es gat euch an den
leib,
wie gelorst ir es erleben das ir mir stall mein beib?'
456 Wolfdietreich der getrewe sein swert zu payden hen-
den nam,
mit vnuerzaglem mül lief er den allen an ;
er spielt in von der achsel vnlz auf die gürll dan,
daz er viel zu der erde vnd auch sein ende nam.
457 Des nü des hauses herre was gelegen todt,
die twerg fluhen von dannen, des gieng sy grosse not 5
sy purgen sich in die winckl von dem vil küenen mann,
wolfdietreich vnd sein frawe die hueben sich von dann.
458 Die frawe sprach ' mir babent die twerg zelaid vil
getan.'
'des süllent sy engellen' so sprach der kuene mann,
wie pald er ain feür zündt mit seiner hannt!
in ainer kurtzen weyl wardt die purg mit in verpranndt.
459 Wolfdietreich vnd sein frawe hueben sich von dann
auf ain smalen steig; do chertten sy durch den lann.
sy giengen in fünf lagen widr huntz dem wald hinan
von dem in siben tagen der chiin was gegangen.
460 DO fragt er den waldner wo sein gesell wer hin-
kömen.
452, 3. auf das landt zwischen senkrechten doppclstrichen.
VVOLFDIKTEIUCH 455
er zaigl im auf sein Strasse nach im, haben wir vernomen.
er cylt Im mit der Irawen hinnach, der kiicnnc wey-
gant. 41»
darnach in kiirlzen zcyllea er kayser orlncyl vannl.
461 Alls er do den kavsr verren ansach,
vil gern mügt ir hören wie der liirsl spracli.
'pils wille chonicn, gesell! Ich hanii dich gesechen,
mir möcht auch von kainem nicht lieber sein geschehen.
402 'Sv Ion dir got der milt' so sprach der chiin manu.
'wie pistu so swartz worden? was haslu getann?
daz du mich hast gesuchet, des ist mir layd geschehen.'
vnd mich doch nicht mocht vinden, weder hören noch
Sechen.*
463 DO sprach gezogenleichen orlneyt, der kayser reich,
'das wifs sichrleich, gesell woUdielrcich,
ee ich prich die aid die ich dir bann gesworen,
ia müsl ich ymmermer, das wifs, sein verloren.
464 Ich vandt vor ainem perg ain grossen risen stann,
mit dem ich an mafs vill gestritten.
mit ainer stachlein slafig lief er mich dickch an ;
doch half mir got von himel das ich den sig gewann.
465 VOr aine hohen perg, der was Jnnen hol,
getwerg vnd vil die laut was er aller vol.
die zünden an den swebel das pech vnd auch das hartz ;
von dem swebel tampf pin ich worden also swartz.
466 Der rise iach im zeherren ainer, haisset drasian; 41*'
dem dient derselb berg, das ward mir chunnd getann.'
Do chcrlten sy gen gartten, die czwene kiiene mann;
do funden sy fraw liebgarten an ainer zynnen stann.
467 Die biet ir mit layde gewartet nianigen tag.
sy freiit sich in ireni berlzen, als ich euch woll sag.
als sy ersach die herren, mit iren Jungkhfraweu buch sy
sich dar;
ia ward ir also gach, das sag ich euch fürbar.
468 Sy giengen in engegen, die frau, sa zehannt,
pald vbr den hoff da sy wolfdietreichen vandt.
40*2, 1. Sv] dem nibricalor ein ii vorgeschrieben, also Nv. 4. we-
rcn vor weder ausgestrichen. 404, 2. nach gesiritlen ist a ausge-
slvichrn.
/i56 WOLFDIETERICII
sy cnphieng in tugenllcichcn, den vnuerczaglen mann,
Sy sprach 'wo ist mein hcrre? wo habt ir in hin gelann?'
469 Ell sprach Sil liebe frawe, crchennet ir sein nicht?
secht ir clisen swartzcn? dauon euch lieh geschieht.
das ist ewr der kayser.' Do sprach die kayserin
wie mag er in diser stund so gar swartz wordn sein?'
470 Sy giengen mileinandr in die purg hin dan,
do wurden sy wol enpliangen von der frawen wolgelann,
mit also grossen eren ; die edel kayserin
pat sy vnd frau sigmin got wil konien sein.
471 DO beliben sy zw garten mer dan vierczehen tag.
er sprach ' Wir siillen von hinnen, es ist war das ich
euch sag. 42"
gebt mir vrlaub von hinnen, ortneyt, geselle mein,
ia mag ich nicht wol lenger von meine lande sein.'
472 'NV wolt got von himel' sprach der kaysr reich,
'das ich dich möchl gehaben pey mir, wolfdietreich.
soll ich dich so schier hie verloren bann,
so ward ich nymmer recht frö' so sprach der küen mann.
473 ' ich mag nicht lenger beleyben' so sprach wolfdietreich.
'es slat vbl in meine lannd, werder kayser reich.'
'es stat hie destr wirscher daz du vnlang pist aus ge-
wesen,
wie sint dann die meinen so lanng an mich gewesen?'
474 Da ist sein vil nahen ain iar das ich von danncn
schied,
seyt hab ich gewallel wo mir mein synn hin riedt,
vncz ich nu hab luuden die lieben frawen mein,
nu will ich haim ze land, das last mit hulden sein.'
475 VRlaub nam er do zu dem gesellen vnd da zu der
frawen wol getann.
do chert er mit der frawen gegen dem mer dann,
er biet in gern lenger behabt, wann er im das veriach
daz er sich fr/iut von herczen, wenn er wolfdiclreichen
sach.
476 DO füren sy mit freiiden Vbr des meres trän
hincz der alten troyen, als wir vernomen ban.
409, 1. ir vor erchennel ausgestrichen.
WOI.FDIETERICIl 457
(lo wurden sy wolenplian^en Von nianigcn werden niaun 42""
vnd auch von schönen Irawen, die waren wol getann.
477 DO pclaib er |)ey der frawcn wol ain lialbcs iar,
vnlz got vbr die frawen gepoll, das sag ich euch fiirbar.
sy hig an irem ende: wie schon die frawc verschied!
do starb frau signiyn, sunsl kündet vnns das licd.
478 Als nu Iran sigmyn was gelegen lol,
darnach in kurlzcn zovllen kam kavsr ortnevt in grosse nol.
im sannt sein swehr in das hinnl zweii wiirin gar fraissaui
vnd ain vngefüeges weyb vnd ainen grossen mann.
479 das was der rise hell, ain vngd'iieger mann,
sein weib frau runtz, der zorn der was fraissam.
sy trügen die würmc wilde pey garten in ainen walt,
von den verlols der kayser sein leben, der degen pald.
480 Die wurme er in dem pcrg gar sichrleich vcrparg.
sy zugen vntz daz sy wurden gar michl vnd starkch.
do giengen sy aus dem wald vnd lalten schaden grol's ;
es lebet nicmant in dem lannt der war der würm genol's.
481 DO beguude man dem kaysr vil dauon sagen;
weih schaden sy da telln in dem land, hört mann do
sagen,
an manigem werden riltr vnd manigen chüenen mann :
des wolt Nymmer vertragen der kayser lobesam. 43*
482 ER gieng gezogenleichen für sein frawen stann,
er sprach 'edle kayserin, Ich sol dein vrlaub hann,
reytten hincz wald vnd löse das erbe mein ;
ich mag sein nicht erleydcn, süllent mein leüt verdorben
sein.'
483 DO sprach die kayserin 'nain, vil lieber herre mein,
du soll hie haim peleibcn als lieb ich dir müg gesein.
du erchennest die wurme nicht recht (der streit ist dir
gar fraissam)
vnd das vngefüege weib vnd Iren grossen mann.'
484 DO sprach gezogenleichen der kayser lobesanu
'wie lang sol ich verderben lan manigen pidermanu?
ich bestund mit gottes hilf alain wol hundert mann:
vnd solt ich dan die leüt in solhen nöten lann ?'
485 Sy sprach ' vil lieber herre, Ich hör euch des ver-
leben.
458 WOLFDIETEiUCH
ir weit nicht erwindcn, ir weit die wiirnie scheu :
so miils ich euch seiu gunden vud auch mein vrlauh jjebeu,
nu frist euch got von himel ewr iunges werdes leben!'
486 Sein gut harnasch liefs er für sich tragen.
au wappeut in die frawe, das wil ich euch sagen,
sy hiefs in tugentleichen die kayscrin herr,
sy sprach 'mir sagt mein herze, ich gesich dich nynimcr
mer.'
487 Aln rofs hiefs der wcrd mit züchten ziehen dar, 43''
vnd seinen schilt von golt pot mann im auch für bar;
sein helili rot von golt raicht manu dem fürsten reich
vnd ainen guten laidhund, das wisst sichrleich.
' 488 Als er auf das rofs gesafs, er sprach zu der frawen
sein
'Ich var mit deinen hnlden, vil edle kayserin.
sey das mir die würm wild gesigen an,
so soltu zu herren nemen ainen piderben mann,
489 Der nach mir die würme gelürr wol pestann.'
do begunde hayfs waynen die frau woigetann.
'Ich waifs abr kainen so gar mutes reich,
CS thü dann mein geselle, der getrew wolfdietreich.
490 Der trait in seine hertzen aines beiden mütes.
vnd chöm er her zu land, edle käyserinne gut,
vnd ist das ich verdirb, so nim in zu aine mann,
wann er getar die würme mit streit hol pestann.*
491 VRlaub nam er zu der frawen. do chert er von dann,
er kam au(F ainen steig, der trüg in in den tann
vndr ain linden grücn. da erpayst er auf dem grafs,
da des risen geuert zu allen zeytten was.
492 Ain hörn rot von golt pliefs der kayser gut.
das erhört der rise hell, vil zornig was sein müt.
er begrailf ain stächlein stangen ; do liucb er sich von dan;
do vannt er Kayser Ortneyt allain vndr der linden stann. 44*
493 DO sprach der vngefuege du klaines wichtelein,
warumb hastu mich erwckchel? es müfs dein ende sein,
du sluegsl paumgarlen, den lieben nefen mein:
nu bann ich dich hie funden ; es mufs dein ende sein.'
487, 2. dar nach auch ausgnslr. 493, 4. es mufs dcio ende sein
zweimal hinler einander.
WOLFDIETERICH 459
494 Do sprach kayser ortneyl, der kiieii di-^jcu pald,
• 'du valant vngclieiir, was iiraclil dich in disen wald ?
ich getrau meine reich nocli woU vor ewr gehaben ;
ich wil dir noch heul gar ujanleich widrsagen.'
495 Das was dem slargkhii risen aus der masscn zorn.
des het der kayser wi-rd das leben nach verloren.
die Stangen hueb er hoch, der vngefiiege mann,
er slueg der linden eslc vor im uidr auf den plan.
49G wie pald der kayser ortneyl von der linden sprang !
sein vil gul swerl im in der hende erklang.
er schriet im ab die slange recht sam sy pleyen wer:
des ward der kayser ortneit in seine herlzen freüden wer.
497 Wie pald der rise hell hindcr sich sprang !
er zugkt ain swerl, das was wol zwelf eilen lanng.
er slueg den kayser nidcr, der vngefiiege mann 5
er woll des landes herren gern verderbet bann.
498 EH begund laut ruefTen, der vngefiiege mann,
das erhört fraw Runnlz do sy da licff vmb den tann.
sy Pegraif Ir Stangen ; do hiib sy sich von dan ; 44''
do cham das vngefiige weyb zu irem grossen mann.
499 Sy begund laut riieflen 'was ist dir beschehen?
hat dir yemanl iclit getann? des soltu mir veriehen.'
er sprach 'ich bann den kayser hie zutod erslagen.
nu wirdt die herschafl vnnsr: des süllen wir freiide haben.*
500 DO gedacht in seine müt ortneit, der würde mann,
'vnd rür ich mich nü indert, so müfs ich das leben ver-
loren bann.
ich wil ligen styl' gedacht der kiiene mann,
'ob ir ains von dem anderen gieng in den wald hindann.'
501 Der pragk begund gelfen do er lief dort in den tann.
das erhört irau runlz. da hub sy sich von dann.
sy gedacht, es war ain Jiigr vnd woll sy pestan.
sy kert hin nach vil pald do sy die stymm vernam.
502 Wie pald kaysr ortneit widr auf spranng!
sein vil gut swerl im in der henndt erklanng.
do sprang er von der linden, der vnuerczagte mann ;
do lielT er den recken gar grimmikleich an.
503 Do sprach der vngefiige 'vnd pistu noch genesen?
495, 3. auff nach hoch ausgestrichen.
a
460 WOLFDIETEHICH
Ja wolt ich des wäueri, es wäre dein ende gewesen.
ia kann dich dein nianhail gen mir nicht vernähen :
ich wil dich mit meinen henden noch heüt zn lod erslahen.'
504 Das swert der rise ze payden henden trüg. 45'
wie gar neydigkleichen er es nach dem kayser slüg,
daz er vast musl weychen, der vnuerzagt man!
er schriet der linden esle nach im nidr auf den plan.
505 Wie pald do kayser orlneyt von der linden sprang !
mit seine guten swert er auf den risen Irang ;
er gab im auf den rugken ainen swinden slag,
vnd daz im die nider giirtl vnder den füessen lag.
506 üo trat der rise hell gegen dem küenen mann.
er wolt den kayser gern mit ainem fuefs gestossen hann.
der kayser was behende, das pain slueg er im ab
recht sam es war ain sw ein ; sein manhait im das gab.
507 DO trat er zu der linden, der vngefiiege mann ;
do graif er mit den henden nach des pawmes stam.
der kayser sprach 'mich rivet daz dich mein swert nicht
pas versnaid ;
vnd ist dir herbidr gewachsen ain fuefs, das ist mir laid.
508 ICh mufs es pas versuechen' so sprach der kiieue
mann,
mit vil zornigem mut liefT er den risen an ;
er slueg im ab das ander pain mit seiner edlen hannt,
das er mocht gesten nicht lengr, er vil nidr auf das lant.
509 DO liefs er ainen lauten gar vngefüegen schal,
daz der perg vnd auch der walt vil vast darnach erhal.
Do das erhört frau Runtz, das es was Jr mann, 45'*
sy vergafs der slächlein Stange, ainen Jungen paum sy
nam;
510 sy swang in Vbr die ahsel (secht das wil ich euch
sagen) ;
den möcht von swäre ain wagen nymer haben getragen,
die tolden vnd die esle liefs sy hangen daran ;
do hueb sy sich vil pald zu der linden dann.
511 Sy vant den kayser ortneyt ob irem mann stann.
sy ueruält des herren vnd traf iren mann,
.^08, 1. pald V07' pas aiisgestric/icn.
WOLFDIETERICn 461
das es in dem wald darnach dosen pegann 5
sy woll den lierrcn <^ern vcrdt'rl)ct liann.
512 Do sprach gezogcnleichen do der kayser orlneyl
'ich cnwaifs nicht wclher leiifel dir so grosse krefle geyt.
ey reicher gol von himel, ich slan in grosser not!
vnd hilft mir nichl dein giil, ia miiCs ich ligen tot.'
513 Als sy do war Jnncn das sy hell Iroiren iren man,
do erschragk sy also serc daz sy viel hindersich hindann,
wie pald do kayser orlncyt hin nachcr pafs gelrat!
sein swerl furl er in der hcnde an derselben stat.
514 Ell slueg ir ab das liaubt, der vnuerczagt di-gen.
sy begunde mit dem pain vast al vmb sich geben ;
sy trair in mit dem pain vnd stiefs den kiienen mann,
daz er viel sichrleiclien nidcr zn der erden dann.
515 Wie pald der kayser ortneyt Wider auf sprang! 4G"
sein vil gut swert im in der band erklang.
er sprach 'vnd warst du noch lebentig, mein sorg die war
grofs.
Ja ward nie kain leufel, du warst wol sein genofs.'
516 Auf sein rofs safs er schier, der tugenlhafle mann,
er kam auf ein stral's, da trabt er durch den plan.
do rait der degen edel wol ainer meyl weyt:
do hört der werd fürst an derselben zeyt
517 Vor im in den wald ain fraislcicher stürm.
da slreyt ain helfant wilde mit aine grymmen wurm,
er fürt an seine schilt ainen helfant, der was rot:
durch desselben willen er dem wilden helf pott.
518 Ell stund von seine rofs, sein swert er zu der hende
namm,
mit gar vnuerczagten mut lief er den wurm an,
er slueg in kürczleichen tieffer wunden drey,
der wurm floch von dannen, der helfant bestuend im pey.
519 EK sprach 'wie nu helfand, wildu hiucz walde gann
oder wildu hie pey mir in trewen pestan?
Ich füre dich hincz garten' sprach der degen her
'vndfreydich vor dem wurm, daz er dich geangstet nymmermer.*
520 DEr helfant naigt mit dem haubt gegen dem vil kiienen man.
er sprach ' Ich sich wol ir weit pey mir *
* hierauf nach der ahschn'ft 4 Iccrc selten.
462 WOLFDIETERICIl
521 3Iorgen kam der dcgen pald 48"'
goriflcn ane sorge für ainen grücnen wald
auf ain prayle hayde, der fürslc lobesam.
da sacli er für im ain schöne pürg stan.
522 An derselbe pürge wol czbay hundert turn lag.
die zynnen auf der mauren, die leuchtent als der tag.
er sach aulT der zynnen woll fünf hundert haubt stanii.
Do plikt er auf gen himel, der lugenlhafte mann.
523 es mag vii woll die purg sein da ich von vernomen
han.
nu berat mir got ze kriechen niain aindlef dienslman.'
do erpaitz er zu der erden nider auff das laut,
do klagt er klägeleichen, der küene weygant.
524 'Awe, mich nu habent verlriben die lieben prüder
mein!
das wolte gol, vnd solt in der kriechen landt dise purg
sein,
das mit gemach süssen mein aindleff dienstmann !
darumb wolt ich ymmer mit vngenaden gann.'
525 sein rofs das was schöne, das gurt der degen pas.
hart Vermessenleichen er darauf safs.
da trabt er gen der purgc, der lugenlhafte man.
der hayden vn sein schone tochler waren an die zynnen
gan.
526 als in die Jungkfrl. verren an sach,
gern sült ir hören wie die Junkchfrl. sprach.
' Vatlr herre ich wil dich wissen.
525, 1. das v i'or sein ausgestrichen.
/iG3
DIE SAiNCT(;ALIJSC:iIi: RHETORIK.
(>/. :.9 r.) DE MATERIA AUTIS KIIETüIUCAE.
Quot sunt gcncra causarum? Irin, quac? iudiciale gcnus
causae. Deliboraliunm gcnus causae. Dcinoiisiraliuuni ge-
mis causae. Quid coiisidcranduin est in iuridiciali geiiere
causae? quid aequum, (59 v.) quid iniquum, quid iusluui,
([uid iuiuslnm, (|uid bonum, quid nialum. In qua rc uersa-
lur? In [(reinii et peiiao pelicione, iti accusalionc et delcn-
sioue. Quid cousiderauduni est in delibcratiuo genere cau-
sae? (juid ulile, quid iiiulile. In qua re consideralur? In
suasione et disuasionc. Quid consideranduni in demonslra-
tiuo genere causae? Quid honesluni, quid turpe. in qua re
uersalur? In laude et in uituperatione. Et una quaeque
Iiaruni frium causarum diuiditur in duos Status, in raciona-
lem et legalem. Et ralionalis slalus diuiditur in iiii., in con-
iecturani et in finem et in (jualitatem et in translationcm.
Tres autem ex illis, i. coniecturalis et diliniliuus et Iranla-
liuus, inlelleguntur per sc, non in suis partibus. Et ille quar-
tus qualitaliuus non traclalur per se, sed in suis partibus,
i. in iuridiciali et negotiali. Negotialis enim inlellegitur per
se, non in suis partibus. luridicialis autem non tractatur
per se, sed in suis partibus, i. in absumptiuo et in absolulo.
Absolulum autem intellegilur per se, non in suis partibus.
Absumpliuum autem non tractatur per se, sed in suis parti-
bus, i. in comparatione et in remotione et in relatione et in
concessione. Trcs autem ex illis, i. comparatio remotio re-
latio, intelleguntur* per se, sed in suis partibus. (60 ;•.;
Et ille quartus, concessio, non traclalur per sc, sed in suis
partibus, i. in purgatione et deprecalione. Deprccatio intel-
legilur per se, non in suis partibus. Purgatio autem non
tractatur per se, sed in suis partibus, i. in inprudenlia et
in casu et in necessilate. Et illi tres Status intelleguntur
per se, non in sui.s partibus. Legalis Status diuiditur in
/. non intellpffuntur.
464 DIE SANCTGALLISCHE lUIETORIR
qiiinque, in scriptum et sentenliani, in ambiguas leges, et
contrarias Icges, diniiiilionem, et raliocinationem. Nam in
coniectura de inlenlionc, de puls-ione facti constilutio dino-
scilur. ut ante regem salomonem diiae meretrices conlen-
dunt. dorniicns, inquit altera, obpressil filium suum. E con-
trario illa dicebal: menliris. In dininilione non factum, sed
nomen Hicli negatur. vt in ciccronis exemplo. Qui Sacra
uasa de domo priuati subtraxit, sacrilegi arguitur. confessus
furtum, sacrilegium ncgat. In translatione minime cerlalur
de facto aut de nomine facti, non oportere tarnen fieri ubi
factum est, vt in plalea niissas celebrare ; aut quando factum
est, vt archiepiscopum pallio uestiri in die non sollemni ;
aut quibus* factum est, vt ab herelicis bablizari; auquo **
crimine, vt si scismalicus est, hereticus scribatur; at***
qua pena, vt morte affici qui uerberibus castigandus sit. In
qualitale, i. in generali constitutione, queritur, hoc quod fa-
ctum est bonum sit an malum, utile aut inutile, iustum aut
iniustum. ut in partibus eins declaralur. sunt enim iuridi-
ciale et negotiale. Negotiale (60 v.) enim est, dum inuo-
luta est questio et ex utraque parte ueri siniile uidelur hoc
quod dicitur, nee facilc altera pars alteri concedit. vt quidam
uxorcm duxit in quadragesima, quae ex eo genuit filium.
patre iam mortuo, et-|- germani fratres hereditatem conantur
subripere filio dicentes : non potest heres patris fieri, qui de
lali malre nalus est, quae tempore ducta non legitimo ipsa
facta est non legilima. Defensores eius dicunt: quomodo,
quae licita erat palri, non legilima quoquc esset? Et si li-
cita matrimonia inlicite perpetrasset et inique, filius non
porlabit hanc iniquitalem patris. De quibus uerbis hinc et
inde oriuntur plurima, quae implicilas in ciuili iure gencrant
qucstiones. Ergo ciceronis exemplum de hac constitutione
aliquanlura abhorret a noslra consuetudine. luridiciale aulem
planius est, quia in eo, quid aequum, quid iniquum sit se-
cundum iura nalurac requiritur, non secundum consuetudi-
nem iuris ciuilis. et ideo iuridiciale isla constilucio uocatur,
quia in eo de iure naturali dicitur. Habet ergo partes ab-
sumptiuum et absolulum. Absolutum est, ut qui seruum dis-
* aut a quibus ** aut quo *** aut -J- ecce
DIE SANCTGALLISCIIE RHETORIK. 465
traxil, obiur<^atus ab aliqiio iiil defcnsionis aliundc rcquirit,
Heere hoc taiiluin dicil. Absuinpliuo sunt iiii. partes, com-
parallo, reinolio, relatio, conccssio. Agnoscitur eniin coui-
paralio, dum ille, (jui arjjuilur de aliqua inprobauda re, ea
sc dicit niaius daninum uitasse, ul (61 r.) cius cousidera-
tionc laudanduin sit quod ipse fccit. Ergo quidain piscalor,
socium delapsum de naui dum ccrncrct mcrgi, relraxit cum
uiico ferrco, quem liabuit ad piscandum, cius iniixo oculo.
qui postea duclus in iudicium pro lesionc cius oculi defen-
dil se comparatione maioris periculi, quod non aliler euade-
rct mortem, llemolio est vt delendat se quis neglegentie
dicens : non ad me perlinuit ut hoc faccrem. aut si arguitur
facti, alterius iussu ad quem hoc pertinet se fecisse dicit.
vt minister qui panem obtulit, obiurgatus cur et potum non
dederit, remouet a se culpam et pinccrnam Iioc oflicii habere
dicit. Et si sumptuosc agere, non sc, scd dominum sibi
iubcnlem hoc agere ostendit. Relatio est dum culpa retor-
quetur in prouocantem. vt de oreste dictum est. Concessio
criminis duplex est. In purgatione et deprecatione. Depre-
cationem coltidiana cxempla docent, quando delinquentes in
iudicio ueniam postulant et nil defcnsionis aliundc parant.
sicut et dauid confessus est pcccala sua dicens: peccaui do-
mino, et nathän propheta indulgentiam proraisit atque respon-
dil: dominus transtulit pcccatum tuum, o dauid. Purgatio
sequitur triplex, Inprudentia casus Neccssitas. inprudentia
purgat se qui patrem uel fratrcm in lumultu non agnouit et
occidit. Paulus (61 v.) quoque confessus est inprudentiam
dicens: nesciui cum esse principem sacerdolum. scriptum
est cnim : principem populi tui non malcdiccs. Et item:
plasphemus et pcrseculor eram ; scd ueniam conscculus sum,
quia ignorans feci. Casus dcfendit eum cui aliquid iniungi-
tur, et preucnlus morbo aut uulnere aut hostili gladio aut
subita inundalione fluuii aut aliqua re graui inopinatu non
potest obedire. Non sicut ille qui ait: uxorem duxi et ideo
non possum uenire. poluit cnim, sed noluit. Necessitatem
docet quod scpe audiuimus, ui obpressä mulierem et innoxiani
iudicari.'* Legalis Status diuidilur in quinque, in scriptum
* /. ui obpressam mulierem inno\iam iudicari. — obiger stelle ent-
sprechend im Boeth. s. 59 Purgatio ist triplex. Ein purgatio heizet
Z. F. D. A. IV. 30
-466 DIE SANCTGALLISCHE RHETORIK.
et scnlcntiam, in anibiguas leges, et contrarias leges, difini-
lioneni, et ratiocinalionem. Scriplura et sentenciam. Ergo
cicero huius Status nobile dcdit exempluni de greca historia,
quoniodo epenienondas dux ihebanoriira, dum annuam polesta-
tem haberet, successori suo statuto tempore exercilum se-
cundum scriptum legis non redidit, sed pro ulilitate rei pu-
blice diutius aliquantum secum retinuit scque contra scriptum
scntencia scriptoris racionabililer defendit. Ambiguae leges
sunt, ut est ciceronis exemplum : 3Ierelrix coronam auream
non habeto, uel si babueril, publica eslo. Polest dubitari,
meretrix an corona publicelur. Apud uos paulus legem sla-
tuit dicens : vnus quisque habeat suam uxorem propter for-
nicationem. 3Ielius est enim (62 r.) nubere quam uri. Am-
biguum cnim uidetur, an de laicis uel eliam de clericis dixe-
rit. Coutrariae leges uidenfur de quibus scriptum est in libro
saloraonis: Ne respondeas stulto secundum stulticiam suam,
ue efficiaris ei similis. Et item: Ilesponde stulto secundum
stulticiam suam, ne sibi sapiens uidealur. Sed utraque per
discretionem suscipienda sunt. De romanis legibus exemplum
est: qui lirannum occiderit, rem quam uelit a senatu pro
premio accipiat. Item altera lex est. Tiranno occiso eius
quoque quinque proximos cognatione magistratus necato. Con-
tigit alexandrum lirannum ab uxore inlerlici. hec filium suum
quem ex tirano babebat sibi in premii locum deposcebat.
sunt qui consenliant, sunt qui puerum occidi ex lege dicant.
Diffinilio communis slalus est, quia sicut ralionalis ita et le-
galis est. in hunc modum. Diuina lex est: diliges proximum
tuum sicut te ipsum. fit questio : quis est meus proximus?
fit diffinilio: qui facit midiam*. Et ilem : saucium se facere
in naui, i. relinquere naucm, et de scapha gubernare nauim,
hoc est remanere in naui. De raliocinatione lale exemplum
casus t. eil. keskiht. Mit casu antseidöt sih ter dir chit taz inis lazli
anderes mannes töd aide sin selbes suhl aide etelili ungewändiu geskilit.
Anderia purgatio heizet necessitas t. eh. not, also daz ist, übe er ze
Worte habet taz er warte captus aide vi obprcssas aide in vincala mis-
sus. Tiu dritla purgatio heizet impruJenlia d. eh. nnwizentheit, also
Panlus sih antseidöla tö er chad : nesciebam eum esse priucipcm sa-
cerdotum. die ehhaftc noth des deutschen rechtes begreift beides in
sich, casus vnd necessitas.
* {d. i. misericordiam. s. Luc 10, 37. //.]
DIE SANCTGALLISCnE RIIETÜHIK 467
habetur, famis tempore a quodani audilum est, qui bumanis
carnibus uescebatur. quo duclo ia iudicium non est iiuien-
tum qua paenitentia uel qua paena dignus sit. Ergo prima
est maleria, i. causa de qua diximus. deinde oratio, quam
nunc diciulus. quae oslen- (62 zk) dit causam qualis sit. Jpsa
oratio ex oratoris procedit senicnlia, quam rethoricam uoci-
tamus. vt bene inlcllcgas caui cxtrinsecus haurire de ma-
teria quae de intus propinet. Et eadem quid sit, sie deli-
niatur. Rethorica est bencdicendi scientia. Quid est bene
diccre? apposite, i. apte uel congrue aliquid dicere ad per-
suadendum uel ad disuadenduni. vnde quis haec potest? na-
tura adniinistrat ea, doctrina uero nulrit et äuget. Partes
eins sunt quinque, Inucnlio dispositio memoria elocutio pro-
nuntialio. Non solum orator, sed et prcdicalor et qui nun-
cium fert, et quicunque uiua uoce uult narrare, bis partibus
indiget. Scriptores autem librorum etsi non quinque, qua-
tuor tamen partibus fretos esse oportet. Et cum sex sunt
partes orationis illius qua orator utitur ia causis, Exordium
Particio Narratio Confirnialio Reprehcnsio Conclusio, earum
nuUa nisi bis quinque poterit partibus expcdiri. Quicquid
enim in omni loculione rcprehendilur uel laudatur, ad has
quinque pertinet partes.
De inueiitlone.
Inuentio est excogitatio rerum uerarum aut ueri simi-
lium quae causam probabilem reddunt, i. quam defendere uis
in iuridiciali genere causae uel suaderc in deliberatiuo ge-
nere causae uel lau- (63 r.) dare in demonstratiuo genere
cause. Cur aliter deicndatur suadeatur laudetur, nisi sit
probabilis? Excogitauit enim salomon rem qua probauit, quae
ex duabns raeretricibus nialer esset infanlis uiui, dicens :
diuidatur gladio. boc noluil audire* quia quae mater est di-
ligit filium. quae autem mater non erat, hoc postulauit Oeri.
Sic et danihel inuenit argumentum quo probauit falsum te-
slimonium prolatum esse contra sussannam. Quia sub cino
et sub rino** repugnant et non possunt simul stare. causam
igitur sussannae quam ipse defendit fecit probabilem. haec
sunt in coniectura iudiciali. Ia coniectura autem delibera-
* es fehlt etwa quae maier erat, "' Dan. 13, 54. 58.
30*
468 r>IE SANCTGALLISCHE RHETORIK
tiua inditb inucnil rationeni, qua holofernem occidendo, hostes
fti'Miido causam suani, quac est non oportere tradi ciuila-
leni, reddidil probabileni. lu coniectura autem dcnionstraliua
samuhcl oslendit saulem populo diccns: hie est quem elegit
deus. Fit controuersia in populo. alii salutant eum dicentes:
viuat rex. filii autem belial di(Mint : num poterit iste sal-
uare nos? Deinde pergunt simul saul et Samuel cum populo
contra iilios ammon et reuersi sunt cum uictoria. Inde inue-
niunt qua causa* suam probabileni faciant lii qui sludiosi erant
parcium saulis et samubelis (63 v.) dicentes ad samuhelem:
ubi sunt uiri qui dixerunt: non poterit saul reguare super
nos? date nobis illos, ut occidamus eos.
De disposione (.so).
Dispositio est rerum inuentarum et sententiarum in or-
dinem distribulio, Täs chit scäfunga vnte ürdenihiga des
ke chösis. Bona dispositio est rem eo ordine quo gesla est
narrare. non est hoc obserualum in libris regum nouissimis,
nbi prepostero ordine quorundam regum obitus, deinde quid
in uita gesserit (so), narralur. Rationabilis dispositio luci-
dam facit orationem.
De memoria.
Memoria est firma anirai rerum et uerborum ad inuen-
tionem percepio {so), Tds chit kehi'/gida des tu geddhiöst
se sprcchenne. Sufficit de memoria dicere, si non sit na-
turalis, artificiosam parere, quod solet üeri uigiliis et assi-
duis meditationibus. Solemus eliam suceurrcre obliuioni scri-
bendo et notando quac cogitauimus et monitores subslitucndo.
Nam, ut solinus dicit, bonum memoriae facile elabitur uel
morbo uel aliquo casu. Ait ergo omnis orator, ut aduersa-
rios frangat, iudices et auditores attrahat et, ut cicero dicit,
persuadeat dictione. Quid persuadeatur? Utique (64 r.) fa-
ctum quod ipse defendit bonum iuslum aut honestum esse,
aut econtra quod inpugnat lurpe et in pudendum et ab omni
religione atque iuslicia alienura.
* /. quo {()ö.cr ralionem (jua) causam suam
DIE SANCTGALLISCIIE RHETORIK 469
(^iiid sit elücutlo.
Elorulio est idoncorinn ucrboruin ad inuenllüncm aconi-
luodatio (Elociiliü, ilnz chit i'eht /ccsprache uel J'eht kechose,
ist Ideonoruin ucrhoniin aconimodalio ad inucnlionem, ücro
sculdii^o/i uiiorto h'giJa ze dinen kcdanchin, zc deino so du
sprechen uuellest). quod si hoc non feceris, acyroloyani pa-
ris. Item cloculio est perfecta locutio. Siciit ciiini ebibe
est lotuin bibe, Ita est eloqiii ad inle{^runi loqui. Idoncoruni
uerborum aconimodalio ad inueutionein, i. propiorum {so) et
coiiuenicntium uerborum adiunclio ad excogitationera. Ergo
elocutio pars elociucnliac, quia elocutio ipsa et ceterac partes
pariunt eloquentiam. Elocutionis duplex ratio est, vna qua
in singulis uerbis lumen apparet, Altera ut dignitas eloqucndi
copulationis ipsius decore seruetur. Et structurae totius elo-
cutionis cicero duo fundamenta posuit : latine posuit loqui pla-
neque dicere. duo fastigia : copiose ornateque dicere. pro-
pria uerba rebus dare, hoc est plane dicere. Haec pro-
pterea fun- (64 r.) danienta sunt, quia stabilem inlellectum
et certum consliluunt. Sunt tarnen et alia propria precepta,
queniadmodum plane quis dicat. Translata uerba et alienie-
uata (so) ad ornatum pertinent. Nam dum uilescunl propria,
requirunfur aliena, ut eis splcndida et illustris efllciatur ort-i-
tio. Propter hanc subliniitatem haec quasi fastigia dicuntur.
Noslri itaque scriptorcs plerique scriplores (.so) in funda-.
mentis studiosi fucrunt*, fastigia ucro quasi superuacua re-
fulaucrunt. Ergo ad iuuentioneni idonea sunt propria uerba,
aut pro eis aliena quac decenti simililudine sint propinqua
uel contraria, ut, si minus intellegentcm stultum dicamus,
proprium est. Si asinum uel insulsum, alicnum est, commo-
dum tamen propter similitudincm. Si sapienlem, plus alie-
num est, scd per contrarium non minus commodum est ad
intellcgendum. In propriis simplcx locutio est. In alienis
figurata locutio est. Ilis et dominus usus est. Nam quod
dixit: Ite dicite iohanni, simplex et propria locutio est. Ite
dicite uulpi illi, pro herodi, per similitudincm figurata locu-
tio est. lila autem : quid existis in desertum uidere? harun-
dincm uento agitatam ? uel homincm mollibus ucslitum? per
aus posuerunl gebefsert.
470 DIE SANCTGALLISCIIE RHETORIK
contrarium simililcr figurata est loculi *. Aliquando desun
propria, queninfur aliena. ut geniniare uites, (65 ?'.) i. ou-
gcn die reba, dicimus et letas segetes, i. sconiu chorn, non
inuenicnlcs quid alius** dicamus. Aliquando sunt propria,
quae quia non sunt ornala, requiruulur aliena. ut fluctuare
segetes pro moueri dicimus. Non solum autem singula uerba
idonea, sed et senlenlias oportet licri idoneas. Sunt namque
et ipsae simplices et figuratae. Intcndcndum est cautc, quia
quod oralor dicit ad inuentionem pcrlinct qualilcr dicat, et
quo ministerio ucrboruin aul scnlentiarum ad elocutionem
perlinet. Si quodcunique causa remcdium requirat, hoc pa-
ratum liabeant, ex inuentionis abundantia est. vt si irali
sunt iudices et ille sciat rem uel personam introducere, qua
illos placatos et beniuolos faciat. Hie non parum refert,
splendidis an festiuis {lag ältlichen) an grauibus instet, quia
grauem rem aut personam grauibus uerbis, iocosam rem aut
ridiculosam, sicut est parasiti, festiuis conuenit explicare.
Hoc ad elocutionem pertinet. Ergo omnis locutio simplex
uel figurata siue in sentenliis siue in singulis dictionibus
idonea fieri potest ad inuentionem. Simplex intellegentiam
rei amministrat proprielatem*** uerborum. figurata commen-
dat se eliam uenustate compositionis arlificiosae aut signifi-
cationis alienae. vt apto*J- uirgilium : Marsa (65 v.) peligna
cohors leslina uirum uis-|-f. Ma et na, gna et sa, ors et
ars, uis et ui, similes sillabae dissimilibus distinctae, gratam
quodammodo concinnitudinem et concordem uarietatem dant.
et fit per induslriara talis composilio im omni lingua causa
delectalionis. sicut et illud teutonicum :
Söse snel snellcmo
pegügenet ändermo,
so uuii'det slierno
ßrsniten sciltriemo.
Et item;
Der hchcr gut in litun,
tregit sj>er in situn :
* /. locutio ** alias *** proprielale -j- apud
■{• f [Marsa manus, Peligua cohors, Vcslina {so Dousa und JS'i'vbu/ir
röm. gesch. 1, 112) virum vis. der vers wird bekanntlich dem En-
nius :,ii geschrieben . II. \
DIE SANCTGALLISCIIE RIIETOUIK 471
sin bald rllin
/IC /dz et in urllin.
Ilae lii^urac lexeos grece dicilur*, i. dictionis, in quibus sola
coniposilio placet ucrborum. Aliae sunt daneos, ** i. sen-
tenlianini, ubi aliud dicilur et aliud inlellcgilur. ut est illud :
Porcus per taurum scquitur uesligia ferri. Nam sinodocli^;***
de operc suloris lolum dicilur et pars intcllegilur. vcl ypcr-
bolicc. ut uirj^ilius dixil de caribdi : alque uno-^j- baralri Icr
gurj^ile uastos sorbct in abrulum (.so) lluclus rursusquc sub
aurasEgeril altcrnos et sidcra uerberat unda. Nani plus di-
cilur et minus iutellegilur. Sicul et leutonice de apro :
Imo sint ßiozc
fi'iodermdze,
imo sint bärste
eben hu forste^
ünde zene sijic,
zuuelif einige.
Hec aliena, sed propinqua sunt. Item per contrarium intel-
leguntur sentenliae. vt in sueludine latinorum interroganti-
bus: quesiuit nos aliquis? (68 r.) respondelur: bona Fortu-
na, i. Hei undc salida, et intellegitur: nemo, quod durum
esset, i. iinminesam se sprechennc. Simililer teutonice po-
stulanlibus obsonia promitlimus sie: Alles liebes gnuoge-^^.,
et intellegitur per contrarium propler grauilatem uocis. Sed
bi modi numerali sunt in grammaticae tropis. Ilic tan tum
dicilur, qiiia aliquando idonei sunt ad inucnlionem. Ad hoc
perlinct scire alias oraliones esse continuas, alias uero per
membra dislribulas. Conlinua est: Christus assislens pon-
tifex futurorum bonorum per amplius et perfectius taberna-
culum non manu factum, i. non liuius crealionis, neque per
sanguinem hircorum aut uilulorum, sed per proprium sangui-
nem inlroiuit semel in sancta. Hec non recurrit, sed sem-
per ultra tendit, quia non possunt superiora intellegi, nisi
proxima consequanlur. proplerea finis tolius sentenliae ex-
pectalur, ut inlellegalur. Alia aulem est districta, cuius
omnes partes per se inlellegunlur, quae dicuntur cola et com-
mata, hoc est membra et cesurae. ut est illud : Noli mihi
dicuntur ** Doeen dianoeas *** Docen synecdochice f imo
•j-i ik hebbe gott uii allewege wol d. say;. der br. Grimm 1, 360.
472 DIE SANCTGALLISCIIE RHETORIK
moleslus esse : iani oslium clausuni est, et pueri mei mecum
sunt intus in cubili : non possum surgere et dare tibi. Hec
periodos dicilur et potest conslare duobus nienibris uel tri-
bus ucl quatuor uel sex. Si uno membro (68 v.) senten-
tia constal, non periodos, sed colon dicitur. Deum nemo ui-
dit umquani. Marhanus pcne similem difiinitioneni de colo et
coniniate dat, plura uerba absoluta nienibris, duo uerba* uel
plura ilideni absoluta caesis Iribuens. Cacsuni est autcin pars
eins, quod colon dicitur, et per se non intellcgitur. vt est:
omnis plantatio quam non plantauit pater mens celestis. Hie
necessario ad plenuni intelletum (so) subiungendum est: era-
dicabitur. et fit colon duobus commalibus. Sed caesuni est,
quando sensus per se non stat, statim autem subinfertur.
ita : Nisi dominus edificauerit domum: caesum est. mox se-
quitur: in uanum laborant qui edificant eam. et inipletur
sententia, fitquc colon coramate diuisum.
Dicendum est quoque de uitiis elocutionis, quae cauenda
sunt singulis et compositis dictionibus, et quae non sunt
idonea ad inuentioneni. In singulis, ut sunt barbara, corru-
pta, inpropria, antiquata, turpia, differentia, longe recta, in-
solenter prolala. barbara, i. Kndirskm älder frocviidiu, i.
qualia donatus dicit Maslruga cateia magalia, et legibus ala-
mannorum plurima leguntur, ut nahisteit et uucregeldum et
fredum.* Corrup- (67 r.) ta, i. sämerartiu, ut est cirogra-
phuni pro chyrographum, perfodiri vt quidam legunt in euan-
gelio pro perfodi, et peiurus pro periurus, intelligere pro
intellegere, et omnes barbarismi. Inpropria sunt, i. tiu un-
sculdigcn^ quas grammalici achyroloias *** grece dicunt, et
interpretari possumus raanuales dictiones. ut sperare pro ti-
* /. membra ** Docen nasthai et fredum et uncrigeldum ; /.
Alam. 5G nastahit d. h. nastait. es wird hier als name des eides be-
zeichnet den eine frau der tnorgengabe wegen sehwort ; dabei pßegten
aber die frauen aiifser der brüst noch de?i zopf zu berühren (rechts-
alterth. 897. schwabcnsp. landr. 20, 6. Blunfsehli Zürich 1, 108);
ein Wort für brüst ist der erste bestandtheil schwerlich : mithin bleibt
wohl nur die bedcutiing von zopf oder flechte, ivürklich sieht auch
nast im ablautsverhüUnis zu niist und nusta, eben wie im lat. nodus
und nidus verwandt sind, und nestila ist der umlaut dazu.
*** im anfang dieses abschnittes acyroloya, nämlich axvQoloyia ;
der verfafser versteht jedoch achirologia.
DIE SANCTGALLISCIIE RHETORIK /i73
nicre, Sicut in illo ucrsu : llunc cgo si pofui lanlum sperarc
dolorem. Nam sperarc de boiiis ditimus, timcre de inalis.
Tale est: iuslo itinere pro recto itinerc, aul ueniain dci pro
gratia dei. Aiiliqiiata, i. Jiniiu ucl inntuorfeniu., vt aluci-
nari cerritum caperratum, quae anti({uis in usu fuisse mar-
tianus lestafur. Intellegitur enini aliuinari nana somniare.
Est auteni proprio alucinare tilioncs aj^ilarc, ut lunien ui-
deatur. Cerrilus esl insanus, a cererc dicfus. Capcrralus
hispidiis et pilosus uel rigosus, sicut est cornu capri. et
apud plautum plurima iam obsolcla. Turpia sunt, ut arrige
aures, paniphile, quod in roniana lingua de erectione uirilis
membri diiilur. et sie lodius * pro malicia sua slercus cu-
riae dicalur. et si propter uirtutem alfricani morlc eius ca-
strata res publica dicatur. Diflercnlia sunt aliena, i. i'inge-
häftiit, quae sccundum marlianum sine ulla ralione dicuntur,
ut si iioniincin nequc corpore durum neque ingenio stolidum
lapidcm dicamus. longe repetila sunt, i. ze uerro getiorne-
niu, vt si uastam caribdim luxuri- (67 v.) osam dicamus.
Insolenter prolata sunt, id est ui/ider goinioneheite, quae per
deriuationem aut interpretalionem nouanlur, i. noua inue-
niuutur, et potuissent quidem dici singulariter, sed non so-
lent. vt a capile capitatus, manu manuatus, ala alatus, remo
remitus. a quibus temperandum est propter insolentiam, i.
seltsam aide Wigeuuoneheite. Sic ciceroni insolens uisum
est soterem interpretari saluatorem, quod apud nos soUemne
et celeberrimum est et ait qui salulem dedit.
De uitiis coniuctorum {so) uerborum.
In compositis autem uerbis aliquando slructura, ali-
quando clausula iit uitiosa. Malam structuram soloecismum
gramniatici uocant. Cuius species sunt moitacismi, lauta-
cismi,** iotacismi, polisignia,*** omoeoprofora, diprofora,
hiatus, freni, coUisiones, turpia quoque, uel cuiuslibet lite-
rae assiduitas repetita, uel multae breues sillabae. Moita-
cismi lautacismi iotacismi polisigmia sunt ubi he literae m 1
i s uel plurimum soiiant uel male distinguuntur a sequenti-
bus uocabulis. m ut bonum aurum, bonum amicum. 1 ut
* /. si clodius " mytacismi, lainbdacismi *" polysijinia,
wie nachher.
474 DIE SANCTGALLISCHE UHETORIK
sül et liina caelo luceiit, et luna lucct luce aliena. i ul iure
iuiio ioui iuncta est, uel non est isliid iudicium iudicii si-
mile, iiidices. s ut sosias sedens in solario suo suebat so-
leas siias. Omocoproforon est siinilis proniinliatio, vt apud
cnniuiii : 0 tite, üite, (68 ;•.) tati, tibi tanta, tyranne, tu-
iisti. Diproforon bis prolatuni, vt protere pedem pede. Hiul-
cae sunt conipositiones quae hiatum oris faciunt multis uo-
calibus conclirrcntihus, vt insulae ionio in magno. CoUisae
niullis consonanfibus duriter concurrentibus, vt nuillum ille
et terris iactalas et alto. Freni diciinlur iioces quae in ore
bis sunt, * vt fratres terrore prostrati in terram ruunt. Tur-
pis compositio, ut iuat (so) ire et dorica castra uidere. Casa
(.90) in roniana linguaest: uentrem purga. Sic et numerum cum
nauibus aequat, turpe est, quia cunna una tantum litera di-
stante ostium niuliebris uuluae significat. vnde et lalini fu-
giunt dicere cum nobis, ac prepostero ordine dicunt nobiscum,
ne turpitur sonet. Assiduitas cuiusque literae in odiuni re-
petitae est (vn/ustsamo gohabente)' buostab**), ut casus cas-
sandra canebat. Et apud ciceronem : 0 forlunatam natam
me consule roniam. Diuina uero pagina non est obligata bis
regulis, ut interpres timeret dicere : Oranis homo primum
bonum uinum ponit. uel hoc : si conresurrexistis cum chri-
sto, quae sursum sunt, querile. Flures quoque sillabae bre-
ues uitandae sunt, vt: quam timida leuipedis animula lepo-
ris ! Sanctum est canere: 31agnificat anima mea dominum.
Haec ante finem senlenliae cauendae*** sunt. Dehinc clau-
sulae quae pessimae sunt non minus cauendae. Sed de bo-
nis prius doceamus. De bo- ((J8 v.) nis clausulis. Mono-
silb? (so) dictioncs ubi colon aut comma finiuntur melius
ponuntur quam in fine sentenfiae. Ergo si in longam desi-
nat, ut lex aut nox, precedat trocheus. ut cicero : non scri-
pta, sed nätä lex. Item ipse : At debct esse legum in re
publica prima uöx. Si autem in breuem desinat, anapestus
aut iambus precedat. vt salustius : Tola autem insula mo-
dica et cultibus uäriis est. Haec monosillabae-]- dictio posi-
lione longa, natura et accenlu breuis est. Item : filius filii
meus nepös est. Dissillabae dictiones aptiores sunt claudeo-
• hiscnnl ' ' Ducen uiiluslsaino geaberter puchslab
* ' ' cauenda •{• monosyllaba
DIE SANCTGALLISCHE RFIETORIK 475
dis sentcnliis. Et quidem bona claiisuhi ianibus et spondcus,
vt est: felix patria quae continet bonos couciues.* Aut iani-
bus et trocbeus, vi est: Corona ambiat capfit regTs. licne
qiioque ponuntiir diio trochei, vi illud est: Lex est bonorum
ciuiuin magna cürä. Similiter placcnl trocheus et spoiideus,
vt est: Haec sunt quae maximi priiicipcs sola cüränt. Tris-
sillabam clausulam, si uelis niolliter (luere eam, fac trocheum
et molosnni, vt illud tiillii : Marc fluctuanlibus litiis .igTlanti.**
Item pulclira erit, si media molosi in duas breues, vi: lilüs
emiliT'. vel si terciam solueris in duas breues, vt: litüs
aequabile. Item üt elegans, si penultinia trochei et prima mo-
losi soluatur, vt est: curas regere änimörüm. Item de ui-
tiosis. In monosillabis, si aut breuis (69 r.) breuem aut
longa longam seclalur in colo aut conimale, non sine uitu-
peratione est. vt illud: Isla mea res est. Et ut cicero pro
ligario : Non lu eum qui (so) patria priuare, qua caret, sed
Ulla uis. Quod uoluntate orator, non errore composuit. Dis-
sillabae displioent duobus iambis, vt est: inueni öues meäs.
vel spondeo et iambo, vi: teuui seruös mcös. Aut spondeo
et pirrichio, vt est: Consül uidt-t. Aul duobus iambis, vt
est: pugnare iuuenes pro parentibüs suis. Aut ianibus et
pirricliius, vt est: pugnare iuuenes pro suis pärentibiis. Dis-
plicet ualde pirricliius post pirrichium. ita : perdidi bon.i
meä. Aut pirricliius et trocheus, vt est: Conqueritur süä
facta. Aut pirrichius et spondeus, vt est: Tmputat sibT de-
mens. Aut trocheus et iambus, vi est: Omnia nempe uTdes.
Aut trocheus*** vt est: Aspice läctä meä. Talis clausula
finera elagiaci (so) pentametri turpiter reddil. In trissilla-
bis pessima conclusio est spondeus et molosus, vt est: Marc
fluctuanlibus rüpes eieclis. Item pessima pirrichius et mo-
losus, vt est: 3Iare fluctuanlibus äpex eieclis. Item uiciosa,
si molosi ullimi prima breuis sit syllaba, quia heroicum com-
nia nascitur, vt est: lilüs ämicis. Item cauendus est spon-
deus ante molosum, s. in tercia syllaba resolulum, vt est:
Si semel ad meas capsäs äd- (69 v.) miserö (so). Item ne
incurras in endecassillabi phalleulii (so) pecularilatem, vt est
/. cives ' ' ein bcispiel mit drm reinen molossus und dann ei-
nige Worte über die aiißüsuug der ersten länge desselben fehlen,
'"fehlt et pyrrhichius
476 DIE SANCTGALLISCIIE RHETORIK
illud ciocronis : Successit tibi lutius nictellus. Sic omnes
fines inetricis similcs uitiosi sunt. Quos tarnen nee cicero
prae niagnitiidinc operis sui potuit uitare. De elocutionis
dignitate. Post inuentionem niaximam uini habet clocutio.
Cicero in libris rethoricorum de sola inuentione tractat, De
ceteris partibus ad herenlium (so) scripsit. Namque habet
elocutio nimiuni exercitationis, i. et (so) nimiuni industriae,
ila ut inuentio parum prosit, si non elocutio assit. Sic de-
muni aparet excogilatio, si sequitur eins per uerbum expli-
catio. Nani quorum maxime luiramur iiigenia, duabus parti'-
bus clari erant, alius iuuentione et alius in (so) eloculione.
In hac palmam habet uarro, in illa tullius cicero, Diceute
augustino in libro de ciuitate dei : quanlo iuuat uarro stu-
diosum rerum, tantum deleclat cicero studiosum uerborum.
Ea* grata seraper est elocutio, vt a quibusdam poslponere-
tur inuentio vilem estimantibiis materiain, quae non esset
eloquio decorata, vt hieronimus testatur in expositione euan-
gelica dicens : Quia mulli accesserunt legere nostras scriptu-
ras, sed abhorruerunt ab exteriori cortice antequam perue-
nirent ad interioreni meduUae dulcedinem. Et augusti- (70 r.)
nus in libro confessionum de iuuentute sua loculus discernit
inter eos, quorum auditor erat ipse, inter manicheum scili-
cet et ambrosium, quod aliquanto ornatus** esset eloquium
manichei quam ambrosii, De cetero autem nuUam haberet
comparationem, Tribuens bis uerbis ulilitatem sensuum ara-
brosio, uanilatem nitidi sermonis manicheo. Tanta enim di-
gnitas elocutionis apud anliquos fuit, ut sine magisterio
uerbi pene ingralum esset omne quod audirelur et cicero,
ut predictum est***, abuli literis iudicaret qui eas nesciret
decorare et artificio commendare.
De pronuntlatione.
Pronuntialio est ex rerum et uerborum dignilale uocis
et corporis moderatio. Possumus haec uerba sie interpretari.
Pronunliatio däz ist tut gerertida dero slimma iöh tis li-
chamhi näh tcvo geriste dero uuorto ünde dero dingo.
Item, quid est pronuntialio? kcrirlida, kebärda, kehäba,
* l. Tarn ** orualius *** diese Jrühvre slcllc fehlt jedoch.
DIE SAiNCTGALLlSCIIE lUIETORIK. 477
keuurßli^i, kezdini, s/'/ifsdnii*, zi'ihtigi. Ilcin iironuntiarc
(licimus /'('rrenun sägen, i. preuciiirc uerba geslu corporis
et qualilale uocis. Quid est gestus? Antpära, tiilutiirliim'
ga**, äntcn'i/iga, iiurrbida. Kt quid est moderalio? .vc«-
l'unga, mezunga, rm'-tenscüß. llinc aparel bene illuiii pro-
iiuntiare, qui loqucns dignc (70 v.) bis rebus de quibus lo-
(juitur contincre se sciat. Ad baec in oralore uox, uultus,
geslus, et habiUis oris obseruanlur. De bis singulis prc-
cepla relborice digesla sunt. Bonitas uocis constat clarilale,
lirniilale, suauitale, quae etsi natura tribuit, nutriunlur la-
incn tibi, polus, coitus Icniperanlia, precipueque ut corpus
dcanibulando nioucatur inlra breuc spaciuni redilu niaturato.
Qui niolus cum dij^estionem facileiu prestat, sine dubio pur-
j;;at et uocem. Nimia excursio et longa deambulatio extenuat
et fatigat uocem. Post banc deambulationera statiin se ora-
lor ad sludia conferal, priusque quam sit dicendum uocem
lectione suscitet. Nee ab inicio clamandum, sed tenui mur-
mure inchoandum, vi paulatim in uocem possit crescere.
vultus quoque pro senleuliae dignilale mulandi sunt, sed non
ila ut ystrionibus mos est, i. anterdrin, qui ora torquendo,
1. priohi'/i mächofido, ridiculos molus, i. spilcliche gebdrda,
spcclantibus prestant. In bac parte oculorum magna est mo-
deratio, i. rnezäfligi, qui tum bilarilate, tum intentione, i.
(inaseungo, tum minaci mouentur aspectu. Nee nimiuni gra-
uioribus superciliis premendi aut pelentibus frontem nudandi
sunt oculi, i. df i'inde nider (71 r.) gd/iddu dinbrduuun***
iiist ze uuistrinne näh se uuitsehunnc. Quod in pisone tul-
lius amare uituperat, i. häntegu scillit. JNec molliter agitandi
sunt gcslus, i. nüh ze liso nc rudrc sih, nee muliebriler de-
ducenda sunt latera, {nüh uuiblicho Jieuuänchue mitten si-
tdn) nee iactanda deformiler ceruix (nü/ine hd/.suuerfue ze
i/ngezemeroj nuis), ne in illas borlensii illecebras, i. ün-
zi'ihte, quibus etsi uenuste tamen non uidcbantur {so) uti
uiriliter, i. di er tcta ziero, ni doch kömelicho. Ad su-
mam •]*•{* geslus non is oratori tencndus est, quo scbenae
placere dicuntur actores, i. recitatores, s. fabularum comi-
* Doccii sintsami; /. sitisainf oder silesaini " /. taluurchunga ;
Docen Quid est gestus? aut parauufchunga *** d. i. dien brä-
uuön j Docen gantendin brauuon •}• ebenso Docen. ff /. summam
478 DIE SAJSCTGALLISCHE RHETORIK
carum ucl Iraicarum, raanus in contenlionibus fusa porreclius,
i. ze nörro hina g-erärter* arm stridendo**, in sermocina-
tione uel narralione contracta, i. ünde aber mildere gezüh-
t6r sdgendö. Precipue in hac prcslandum, ut deccant cun-
cta, quod magis prudentia quam ulla preceptionis huius arte
serualur.
Epilogus. Has quinque partes rethoricae, qui tenet ip-
sam, tenet et partes, cum ipsa nihil aliud sit quam quod par-
tes eius. lalet autem in occulto, sicut omnis scientia, vi-
delicct in intime cordis, ubi et anima sedem habet, qua sine
haec locum habere non posset. Sed in- (71 v.) uenta oc-
casione manifestam se prebet, et in mullitudine populi, ubi
sunt iudicia plebis et consilia principum curam regni mini-
stranlium, ibi maxirae gloriatur, ex bis quae de foris hausit
quam uera de intus erucluet. Hoc namque totum opus est
rethorum, qualis sit ipsa et ingrediens ad eam materia atque
de ea egrediens oRAxio.
I?i derselben Zürcher handschrift, jedoch von a?iderer
handy als die im altd. Icseb. 111. 142 und in den altd. blät-
tern 2, 133 mitgetheilten stücke; ein kleinerer abschnitt
bereits im leseb. 109. aus einer zweiten, zu München lie-
genden redaction dieses sanctgallischcn collegienheftes, die
wie es scheint theilweis ausßlhrlicher, namentlich aber rei-
cher ist an eingeschalteten Verdeutschungen, hat Docen in
Arelins beitragen 7, 290—294 auszüge gegeben unter dem
wenig passlichen namen virgilianischer glossen. auf diesen
abd7'uck gehn die vergleichungen die oben hin und wieder
vorkommen.
* Docen gerachter ** Docen strltendo
WILH. WACKERNAGEL.
479
GEOGRAPHIE DES MITTELALTERS.
/// einer reihe von auszügen aus verschiedenen histo-
rischen werken des jnittelaiters (Gottfried vonVilerbo it. a.),
die jedoch übel genuin geordnet und durch mancherlei fremd-
ortige einschaltungen, z. b. gedichte in deutscher spräche,
unterbrochen ist, enthält die pergamenthandschrift //" 260
der stadtbibliothe/c zu Bern vom Hin bis zum 134« bl.
auch eine ziemlich ausführliche erdbeschreibung, oder viel-
mehr, da nur die einzelnen länder in alphabetischer folge
vorgeführt tcerdett, ein geographisches Wörterbuch, über-
schrieben De orbe et eius diuisione ac viiiuersis rcgionibus
tocius niundi. aus ivelchcr quelle zunächst dieser theil der
hs. geschöpft sei habe ich nicht ermitteln können : dafs in
dem capitel De Tuscia auch alle die hauptstädte dieses lan-
des na mhnft gemacht iverden, was bei anderen gerade nicht
so geschieht, möchte norditalischen Ursprung vermuten la-
fsen : die hs. selbst gehörte früherhin dem convent der cö-
lestiner zu Metz. v\inder schwer ist die zeit der abfafsung
zu bestimmen, obschon es da bei ziemlich weiten grenzen
bleibt: nach dem, was cap. 126 und 171 über Esthland
gesagt ist, fällt das wer/c zwischen ff'aldemar den in und
ff'aldemar den Sn von Dänemark, zwischen den anfang des
13// und die mitte des \An jahrh. ich will nun von den
175 capiteln diejenigen mittheileti die auf deutsches land
und volk beziehung haben ; zuvor jedoch einige irrthümer
berichtigen die dem verstorbenen Grajf bei exccrpierung je-
ner deutschen gedichte (Diut. 2, 240 — 266) begegnet sind,
die hs. ist nicht aus dem 13/^ sondern aus der zweiten
hälfte des \An jahrh., wie denn auch die historischen aus-
züge bis zum j. 1350 reichen, von den zahlreichen lese-
fehlern sind die erheblicheren s. 258 z. 14. brunnen : die
hs. brunen; 260,5. minnen: hs. minnc ; 9. zu zen andern:
hs. züzen ander; 24. we: hs. me ; 261, 8. gotl : hs. golt;
18. VügeUin beschihet: hs. vögellin da von beschihel; 262, 5.
fröudesenden : hs. fröude senden; 15. niinnengliche (<^ noch
480 GEOGIL\PIIIE DES MITTELALTERS
durch einen cursirbiichstob bekräftigt) : hs. minncncliche ;
31. niinnen : hs. iiiinne ; 265, 26. schaden vfi fruuien : hs.
schade vn frünie. noch ist übersehen dajs unter Neidharts
Hede steht Hie endet der rosenkranlz, und dafs in dem re-
gister zu anfang der hs. die tenzone von den ztoei Johan-
sen mit dem namen Klein heinzelins, die zioei Strophen aber
Gut wahter wiz und Wer nun (so) verhohlen niinnen phli-
get {Gr. 256) als tage liet verzeichnet sind.
De Alamannia. xiij. capitulum.
Alamannia est regio in Europa nobilis et generosa ale-
mannio* fluuio. ultra danubium secunduni ysidorum sie vo-
cata ubi illius terre incole prius habilauerunt qui a fluuio
Lenianno alenianni dicti sunt. Hec et gerniania dicta est.
vt dicil ysidorus libro .xv. ut^ dieit post daciam que finis
est sicie inferioris. occurrit gerniania ab Oriente habens da-
nubium a meridie Renum flumen a septenitrione et occasu
occeanura. et est duplex germania scilicet superior que se
extendit usque ad alpes et niare mediterraneum sine adria-
ticum. Vbi mare magnum sistitur inaquileis parlibus per palu-
des. 3 Alia est gerniania est terra inclila et tarn iuribus quam
diuiciis ac bellicosis populis nunierosa. Vnde a fecunditate
gignendorura populorum a germiuando gerniania est vocata.
Vt dicit ysidorus libro .xv. * generosos enim et inmanes gignit
populos de quibus dicitur in libro ix. ysidorus. germanie
nationes sunt inulte inniania corpora habentes viribus fortes
audaccs animo et feroces indomili raptu caplibus et venatio-
nibus occupati facie decori et formosi comati et coma flaui.
liberales animo hylares et iocuudi. et potissime saxones qui
in predictis sunt precellentes. de quibus dicit ysidorus. Saxo-
num inquit gens in occeani finibus et liltoribus constituta
uirlule et agilitate agilis. vnde et sie appellata. eo quod
1. /. a lemanno. ich will jedoch weiterhin nur die wichtigeren fehler
anmerken. ^ 2. /. ubi 3. am randc IVota bene. 4. Isidorns
sa^t origg. 14, 4, 4 propter fecundidalem gignendoruin populorum (ler-
mania dicta est, wie auch nach Paul. Diac. 1, 1 tautac populorum
multitadines Ursache sind nl generali vocabulo Germania vocitetur.
also Germania von Irman volk, Germanus a?if deutsch gairmans volks-
genofs.
GEOGRAPHIE DES MITTELALTERS 481
valculissinium sit genus lioiniiiiiin. preslanlius celeris priua-
tis. Non ciiira per torram soluin suis hoslibus sunt infesli.
verum et per niarc illis qiii sc nioleslant. ac si essent saxei
sunt inporlabilos alque duri. quorum terra est ualde fructi-
fera. aquis et lluniinibus opiimis irri<^ua. in ipsorum cciam
niontaiiis oHodiuiilnr lere oiiiiiia inclalla prclcr sla;,'num. Sunt
et alie prouinc'ic in utraquc {^(Miiiania quc non sunt minus
laude dij;nc. ul sunt Auslria. Bawaria. Circa danubium.
Franconia. Sweuia. Alsacia. circa renum. et inulte alie
quas per singulas cnunicrarc esset lediosum. Angii ' proces-
serunt quorum jirogeiiies et successio. IJrilannicam insulam^
quorum iinguam et mores anglorum gcns usque^ inpluribus
imilatur. \ t dicil Beda in libro de gcstis Anj^iorum. Quere
inl'ra liltera scilioel* de Savonia.
De Anjjiia. xiiij. Capilulum.
Anglia occeani est insula maxiraa quc circumfusa mari a
loto orbe vndique diuisa. que quondam albion ab albis rupibus
alonge circa maris litora apparentibus est uocata quam suc-
cedente tempore, quidam proceres de Troge excidio disce-
denlcs facta classe palladis ut lertur oraculo ad predicte in-
sule lillora peruencrunt. qui cum gygantibus qui tunc ter-
ram possederunt diucius pugnanles arle pariter et nirtute
insulam superalis giganlibus suo dominio subieccrunt. et
abruto qui illius exercilus erat princeps. tcrram vocaucrunt
Britanniani. quasi insulam abrulo lunc lemporis arniis et
potencia acquisilam. A cuius Bruli prosapia reges potissimi
processcrunl. quorum opera magnifica. si quem audire de-
leclat hysloriam Bruti legal. lila autcm insula post longa
lempora a saxonibus germanicis multis et varijs interuenien-
tibus seuissimis prelijs est acquisita. et a suis posteris est
posscssa. qui Brilonibus uel morluis uel exulatis insulam
inter se diuiserunt. et singulis prouincijs secundum lingue
sue proprielates nomina imponentes lingue ^ genlis sue me-
moriam reliquerunt. Vocanles insulam Angliam ab Engela
regina. clarissimi ducis Saxonum filia. que illam insulam post
\. fehlt etwas; vielleicht Ex Saxonia Angli 3. fehlt etwa habitat
3. fehlt hodie 4. /. littera S 5. lingue zu streichen.
Z. F. D. A. IV. 31
482 GEOGRAPHIE DES MITTELALTERS
niuUa prelia pl^ * possedil. ysidorus tarnen dicil. Angliam
ab angulo dictani quia ^ terram in fme uel quasi mundi au-
gulo consliliilam. sed bealus Grcgorius. videns Anglorum
pueros ronie venalcs tempore paganorum. Audiens quod es-
senl angli. alludoiis j)alrie vocabulo respondil. vere inquit
sunt angli quia wllu nitent ut angeli. illis oportet uerba
annunciare salutis. Nam ut dioit Beda. fer auila nobilitas
adhuc in pueronim wllibus resullabat. de bac insula dicit
plinius mulla, siuiililcr et Orosius. Sed ysydorus suniiiialiin
tangil expressiua que alij obscurius retulere. ' Brilannia
que scilicet nunc dicitur Anglia est insula que ■* contra aspc-
ctum Gallie et byspanie sila circuitus eins obtinet Qnadragies
octies. Ixxv. niilia. nnilia et magna flumina sunt in ea fon-
tes calidi. melallorum et larga copia gagades lalis * ibi plu-
rimus et niargarila. gleba optima, et diuersis fructibus valde
apta. ibi oues lanigcre in precipiiri babundancia. ibi ferarum
et cerunrum mullitudo nimia inuenilur. pauci lupi uel nulli
in insula reperiunlur. et idco oues que ibi maxime babun-
dant tucius in caulis et pascuis sine custodia relinquuntur.
Vi dicit Beda. Vnde quidam describens insulam Anglicanam
nietrice sie dixif. Anglia terra ferax et sterilis angulns
orbis. § Insula prediues que toto vix eget orbe. § Et cu-
ius totus indiget orbis ope § Anglia plena locis nee non gens
libere ^ mentis. Item libcr* lingua. sed lingua nielior libe-
rior que ^ manu, mullas alias prosequitur genlis et insule
dignitates. quas bic interponere esset longum. quere int'ra
de Britannia.
De Brabancia xxv. capilulum.
Brabancia germanie finalis est insula, que gallie bellice ^°
est contigua. babcns Uenum ab Oriente et Irigiam ^ ^ . Britan-
nicura occeanum et Flandricum sinum siue ^- ab aquilone infe-
riorem galliam ab occidente superiorem uero Franciam a me-
ridie. quam Acupius famosa pretcrfluit multa habens opida
et famosa. terra fertiiis in frugibus populosa. gens elegantis
1. /. patris 2. /. quasi 3. am randc Nota 4. que zu strei-
r.hPTt. 5. /. lapis ^.am randr Noia 7. /. libera 8. /. libera
0. d. h. liberiorqne 10. /. Belpicae 11. d. i. Frisiain
12. siue zu streichen.
CEOGUAPHIE DES MFiTELALTERS 483
slaliire cl venustc forme bcllicosa aniniosa coutra hosles. In-
ter se autcm placita et «juiefa.
De Bohcniia. xxx. Caiiiluhim.
Bocniia pars est messic' ad plaj^ani orientalcni in quarla
Germania posila in iMiropa qiic a moiilihiis maximis et sil-
uis (iciisissimis et allis vndiciiic circuinscripla a (jeniiania et
paiuionia cl uacionibus alii.s per monlcs ,siluas et (liimiiia est
diuisa. Est autem regio moncium alliliidine in plurimis sni
partibns ualde firnia camporum et pratorum planicic conspi-
cua facie celi saluberiima glelia lorlissima. in vineis liabun-
dans et annona in auro argcnlo staj^no alijs metallis ditis-
sima. fontibiis et fluuijs irrigua. Nam terram irrigat. albia
fluuius nobilissimus qui in monlanis orilur Bocmorum. simi-
liler et muUa quasi - prcterfluil IJragam regiam ciuitatem. In
eins nionlibus habundant pini et abietes, habundanl et berbe
innumerabiles non solnmmodo. pascnales. verum eciam aro-
nialice et mcdicinales ibi diuersortim generum babundanl.
lere innumerabiles. scilicel vrsi. apri. Cerui capreole. Tru-
gelapbi Uubali seu Bisontes. et inter has feras est quedam
Habens niagniludinem bouis. llec beslia ferox est et seua et
habet magna corniia et ampla. cum quibus se non defendit.
sed habens sub menlo amplum folliculum in ipso aquas recol-
ligit et cursando aquam miro modo in illo folliculo calefacit.
quam super venalores seu canes sibi nimis appropinquantes
proicit et quicquid leligerit depilat borribiliter et exurit. et
boc animal lingua Boemica loth nuncupatur Hec terra circui-
tur ex parte orientis mazouia et pannonia. Ex parte Euri.
aquilonaris Polonia. ex parte ucro meridionali Auslria. Ex
parte occidenlis Bauwaria Germanica et Missenensi marchia
circumdalur et ambitur.
De Franconia. Capitulum Lvi.
FRanconia germanie est prouincia in Europa a Francis il-
lius regionis incolis nominata. cuius 3Ietropolis HerbipoHs
est nominata sita super ampnem. Mogum. Ab Oriente habet
1. d. i. Moesiae 2. l. Mulda quae
31*
484 GEOGRAPHIE DES MITTELALTERS
Thuringiam Saxonuni. A nieridic Danubiura et Bawariam.
Ab occasu Siieuiam et. Alsaciam. a septeinpirioiie. Henen-
seni. * cuius 3Ielr()polis est Moguruia. sila super Renuni
quem Mogus ibidem subintrat. Est autem terra opJima fe-
cunda frugibus et viniferis. siluis decora. opidis et castris
munila. et pluriinum populosa.
De Flaiidria Caplliiliim Lviij.
Flandria est prouiiicia (iallie IJelgice iiixta litus occeani.
constitula apnd - Gcrmaniaiii. ab occidentc (so) insiilain Brita-
niam a septemptrione. Ab occidentc inare gallicuin A nieridie
Galliain Senonensem et Burgniidiam. Hoc proiiincia (juaiiiuis
situ terre sit paruula. niullis tarnen boiiis sliigularibus est
referla. Est enim terra pascuis vberrima. et armentis et
pecudibus plena. nobilissimis opidis et portibus maris inclyta.
Ampnibus famosis. scilicet Scandaleia undique irrigua. et per-
fusa. gens eius elegans corpore et robiisla. nuilliplcx in so-
bole et in substancia. in oniniuin mercium diuicijs locuplex.
Venusla facie generaliler et decora. alFeclu pia. AlTatu blanda.
geslu matura. habitu honusta. erga domeslicos pacifica. erga
extraneos valde fida. Arte et ingenio. in opere lanifico
preclara. per cuius induslriam niagne parti orbis in laniücis
subuenitur. § Nam preciosam lanam quam sibi Anglia com-
municat in pannos nobilcs sublili artificio Iransmulans. per
mare per terras multis rcgionibus aniministrat. § Est autem
terra plana et friigilera in ^ in mullis locis niullas quidem
arbores. non tarnen nuillas siluas. gandet quibusdara locis
palustribus in quibus effodiiintur glcbc que siluarum supplent
defectum quo ad ignium incremenlum. Nam ex liijs calldus
et fortis ignis solet lieri niagis ellicax quam ex lignis. sed
inulilior et vilior quo ad cinerem grauior quo ad rcdolen-
ciam et odorem.
De Frigia. Capilulum. Lxi.
Fnisia est prouiucia afinibus inferioribus germanie super
litus occeani tractu longissimo constituta. que a fine Reni
i. i 2. /. habet 3. /. habet
GEOGHAPniE DES MITJELALTEIIS 485
incipit et niare danico tcrminafur. cuius iiuole Frisones a
germanicis uuncupanlur. In liabilu anlem et nioribiis pluri-
muni «lifTeninl a germanicis, Aani viri fcre omncs in coma
circulariter sunt allonsi. ([ui ([uanto sunt nobiliorcs tanto
altius circunitondcri gloriosius arbilranlur § Est auleni gens
viribus lorfis proceri corporis seucri aninii et fcrocis. Cor-
pore agilis. ianceis utens ferreis. pro sagittis. terra plana,
pascuosa palustris et graminosa lignis carens pro ignium fo-
mento. terre bituminosis cespilibus sepe utens. gens quidcm
est libera. extra genteni suam alterius dominio non subieeta.
niorti se exliibcnl gracia libertatis. et pocius mortem diligunt
quam iugo opprimi seruilutis ideo militares dignitates abnuunt.
et aliquos inter sc sublime ^ non permitlunt. sub milicie ty-
tulo subsunt. Tarnen - iudicibus quos annuatim de se ipsis
eligunl. qui rem publicam inter ipsos ordinant et disponunt.
castitatem multum celant^ et omnem inpudiciciara seuerius pu-
nientes iilios suos. et filias ad conpletum fere adolescencie
terminum fere castas seruant ex quo contingit quod tunc
temporis dato nuptui temporum soboles prolem conpletam ge-
nerant* et robustam.
De Gothia. Lxxi.
Gothia Sicie inferiorls est prouincia in Europa, que ut
creditur a Magog iilio laphet est uocala. ut dicil ysidorus
libro. ix. Vndc dicit quod illas naciones magis Gethas quam
Gollios nominauerunt. et fuit quondam gens forlissima mole
corporum. ingeos armorum. genere terribilissiraa. de quo-
rum sobole maxima pars Europe et Asye. creditur populata.
§ Nam eorum soboles sunt daci et multe alic naciones ex
parte occidentis. Getuli in Affrica. Amazones in asya. ex
Gottorum prosapia proccsserunt. vt dicit idem. libro. ix. et
XV. § Est autem usque bodie regio latissima ab aqnilone Ha-
bens Nouergiam ac daciam. in alijs eins lateribus niari oc-
ceano circunidatur. Huic regioni adiacct insula qucdam no-
mine Gothlandia. Gottorum terra dicta quia a Golts (so) anti-
quitus fuit babita. et est insula frugifera pascuosa plurimum et
1. /. sublimes 2. titulo. subsunt tarnen 3. colunt?
4. /. data uuptui soboles pr. c. generat
486 GEOGRAPHIE DES MITTELALTERS
piseosa et mulliplici genere merciuni maxinie negociacionis,
Nam varie pellcs cl ccicraram* copie de regionibus diuer-
sis ad illam insulam nauigio deferuiilur. et indc in gernia-
uiain Brilauiain et Hyspaniaui per occeanum deducunlur.
De Karinlhia. Capitulum. Lxxxiij.
KArinlhia prouincia est modica gcrmanie in Europa. Ha-
bens Pannoniam ab Oriente, ab occidenle ytaliam. Danu-
bium a seplemtrione. Dalmaciam et Salmoniam a meridie.
montibus in vna parte cingitur. et in alia mari adrialo ter-
minatur et est terra ferlilis in niullis locis. habundans feris
pecudibus et iumentis. gens bellicosa et fortis. niunita i«
apidis et in caslris. § Est aulem terra propter alpium vici-
nitatem frigida. niuibus et pluuijs frequeus. ubi propter fri-
giditalem aquarum a niuibus solularum eirca monlana. plu-
Fimi sunt slrumosi ul dicitur. ibi ursi mnlli. Bisontes et
alie bestie mirabiles. et siluestres. ibi eciam sunt glires
comestiales. qui quaniuis uideantur esse de genere murium
comeduntur tarnen, quia habent carnes sapidas atque pingues.
De Liuonia. Capitulum. Lxxxviij.
Liuonia est eiusdem ^ regionis ydiomatis prouiucia spe-
cialis que longo niaris occeani interiectu a finibus germanie
est diuisa cuius incole Liuoues vocabantur. quorum ritus
iuit niirabilis. anlequam acultura demonuni ad unius dei fidera
et cultum per gernianicos cogcrcntur. Nam deos plures
adorabant. proplianis et sacrilegis sacrificijs responsa a de-
monibus exquirebant. augurijs et diuinacionibus seruiebant
mortuorum cadauera tuniulo non tradebanlur. sed populo
facto rogo maximo usque ad cineres conburebant. ^ post mor-
tem autem suos aniicos uestiebant et eis pro viatico eius*
oues et boues et alia animancia exbibebant seruos et ancil-
las cum aliis rebus incendebant credentes sie incensos ad
quandam viuorum regionem feliciter perlingere. et ibidem
cum pecorum et seruorum sie ob graciam domini conbusto-
1. /. ceterae 2. das vorhergehende cap. ha7idelt De Lectouia {Lit-
thauen). 3. /. a populo — conburebantur 4. /. el pro viatico eis
GEOCH M'llIE DES MITTELALTEUS 487
runi inulliludiuc fclicilalis et uitc Icmporalis j)alriani iuucnire.
llec i»atria tali crrorc dcinomiin anli(iiiissimo leinporc fasci-
nata. iiiüdo in parle nia^iia cum iiiullis regionibus subdilis
uel annexis. proccdenle gracia'. et cooj)crante geruianoruin
polencia iam crcditur a prediclis crroribus esse liberata.
De Lothoringia. Capilulum. xci.
Lollioriiigia gcrmanie est quasi vltima et ßnalis prouiii-
cia a rege Lolario uoniinata. IIcc ab Oriente babel Keciani.
siue^. Brabanciaui. A nicridie. Ucnuiii et Alsaciam. sub oc-
cidenleni galliam seiioiiensein. A seplcmptrione (ialliam Bel-
gicam. Haue 3iosa fluuius preteriluit. in hac ciuilas Metis
consislil. t;) Est autem regio inniullis locis fruclifera vini-
l'era. fonlibus et aiiipnibus irrigua. iiionluosa siluestris et
nemorosa feris pecudibus et armentis fccunda. gens est mixla
gallicis et germanicis. fontes habet niirabiles et medicinales.
ex quorum potu languores varij sanantur.
De 3Iyssena. Capilulum. Cij.
Myssena germaiiie est prouincia. ab urbe que Myssene
dicilur sie vocala. cum Bohemia coniuncta et polonia. Iii-
solis orlu cum Bawaria In nieridie cum Saxonibus. elTurin-
gis in occidenle. cum Kelia et tinis Reni ^ a scptempirione.
et est terra ampla et spatiosa. nunc plana nunc monluosa.
ferlilis niullum. et pascuosa aquis optimis irrigua. Nam no-
bili fluuio Albie pro niaiori sui parle per eins longiludinem
est perfusa ciuitates habet forles et opida et castra habet
forcia et munita cuius gens locuples* est generaliler in di-
uicijs frugibus et pecudibus et melallis. et cum sit populus
magne pulchritudinis et rorlitudinis et elegantis proceritalis. ^
§ Est autem gens benigna et pacifica ex natura minus ger-
niinalis. habens in omnibus feritatis. ^
1. /. dei gracia 2. Reciain. siue. zti streichen. 3. ?
4. aus locuplex gpbrfsrrt. 5. fehlt der nachsatz. 6. [vielleicht
minus Germanis habens omnibus feritatis. //.]
488 GEOGRAPHIE DES MITTELALTERS
De Norwegia capitulum. Cv.
Norwegia latissima est Europe. prouincia niari fere vn-
dique circumcincla. sub aquilone dislenta. Gotorum regioni-
bus coniuncata* § Nam a parle meridiana et orientali per
quendam fluuium qui albia dicilur est diuisa a Gothia. Est
autem regio asperrima et frigidissima. monluosa. silueslris
et ncmorosa. cuius incole plus de piscatura et venacione
viuunt. quam de pane. Nam rara est ibi annona. propler
frigoris magnitudinem. ibi fere mullo ut albi vrsi. ibi eciam
sunt fibri qui et castores dicuotur. mira sunt ibi raulta et
monstruosa. fontes enim sunt ibi quibus omne impositum co-
rium siue lignum statim in lapidem commutatur. in eins aqui-
lonari parte nou uidetur sol occumbere in esliuali solsticio
per plures dies, nee eciam videtur sol ibidem per lotidem
dies in Solsticio hyemali. Vnde tunc teniporis oportet inco-
las terre operari cum candclis. frumenti. vinei. et olei ex-
pers est nisi aliunde deferantor. gens autem ingenlis corporis
est slature et pulchre forme et magne fortitudinis. ac robuste.
Validi sunt pirate et animositatis magne. Ab Oriente babet
galaciam. ^ a septemptrione Irlandiam. Vbi mare perpetuo
congelatur. ab occidente et hybernicam oeceanum et ßritan-
nicum. A meridie Dacia et Gothie finibus terminatur.
De Olondia. Capitulum. Cx.
Olondia est quedam prouincia modica sita iuxta bostia
Thema ^. vbi intrat mare Brabancie contigua a meridie vi-
cina frigie. Ab Oriente occeano. vnde Britannice coniuncta
ab aquilone inferiori gallie bellice est propinqua atque Flan-
drie ab occidente § Est autem terra palustris et aquosa.
fere ad modum insule. vndique maris brachijs. atque Reni
fluminis circumfusa. Habens lacus et stagna mulla et pascua
valde bona, et armentis pecudibus et iumentis est referta.
eins gleba inlocis plurimis est valde frugifera. et in pluri-
1. /. coniuncta oder conuicina [oder continuala //.] 2. cap. 131
De Ruthea (Ruthenia) . . . Hec aquadam parte sai Galacia est vocata
et eius incole quondam Galatbe vocabantur. qnibus dicitnr Paulus apo-
stolus dixisse epistolam direxisse. 3. /. Rheni
GEOGRAPHIE DES MITTELALTERS 489
bus eciam ncniorosa plures et vliles liabcns veiiaciones. in
pliiribus eciam est buliuosa.* ex qua lormalur nialeria apta
ad ifjiiium uutrinicnla. et est terra diuicijs que Irauseuiil
per iiiare et per (liiiuina imilluin opuleiila. cuius ciuitas
Traier.liiin iiifcrius nimcupalur in lalino. liuztreht vero dici-
lur in ydioniale gernianicoruni. ad germaniam enim perlinet,
quo ad siliim. quo ad mores quo ad dominum, et eciam quo
ad linguam. cuius gens elegans est corpore, robusta viribus.
audax animo. venusta facie. honesta in moribus. deuola deo.
lida hominibus et pacilica. minus prcdis intendens et rapti-
bus quam alie germanice naciones.
De Rencia. - Capitulum. Cxxv.
Rencia Renensis est prouincia regio scilicet quam Renus
circumduit ac perl'undit. sie dicta eo quod sit iuxta Renum.
ut dicit ysidorus libro. xv. et est terra habens multas ciui-
tates. et opida ualde firma. cuius gleba est frugifera et vini-
fera in multis locis. gens t'orlis et animosa in uita et iu
moribus conuenienciam habens cum germanicis non tarnen ila
inhyat spolijs et rapiuis.
De Riualia. Capitulum. Cxxvi.
Riualia est prouinciola quondam Barbara dislans cuius
pars uironia est vocata. multum audax. Nunc autcm est
sub cbristi fide. regno dacie est subiecla. a virore sie dicta.
eo quod sit graminosa et pascuosa in locis pluribus nemo-
rosa. cuius gleba mediocriler est frugifera. aquis et stagnis
irrigua a piscibus marinis et lacualibus est fecunda. Plures
habens greges pecudum et armenta. Sicie vero partibus est
coniuncta solo fluuio qui varna ^ a noricorum et Megardorum'*
regionibus est dislricla ut dicil Erodocus.
1. /. bitumioosa 2. der ehjinologie wegen aus Raetia entstellt.
Fischart im gütchbnften schiff Rhrintzii-rland. 3. /. narva, und
fehlt etwa vocalur 4. /. Nagardorum
490 GEOGRAPHIE DES MITTELALTERS
De Rinchonia* Capilulum. Cxxvij.
Rinohonia quedaiu est terra inodica a ciuilale Magun-
lina. Cilia * super Ripam Reni inter moiites protensa. usquc
ad opidiim quod Pinguia nominatur. Vnde et a Reno qul per
eius medium defluit Rinchouia est vocata et est terra quamuis
modica in ulroque Reni lillore usque ad monlium cacumina
aniena mirabiliter et fecunda. tante enim pulchritudinis est.
et tam incrcdibilis fcrlililalis quod tarn ibi habilanles quam
eciam per ipsam Iransilum facienles dclectat et reficit. quasi
orUis inestimabilis voluptalis. tam duicem enim habet glcbam
et lam pingues (so), quod fructus et fruges mira fecunditate
paritcr et celeritale procreat et producit ineodem agro arbores
pomiferas diuersi generis parturit et nuces gignit. et tandem*
propter tantam frucluum mulliformilalem fruges parere non
obmitlit. arborum eciam diuersitas vinela non impedit immo
vnus et idem agellus pariter fruges. et vna nuces et poma.
sorbas et pira. et mulla alia habet ^ frucluum genera. produ-
cere consueuit fontes calidi et medicine corporum necessarij
ibi de uisceribus lerre oriuntur. multa alia habet commoda
vite mortalium necessaria que recitare per singula esset
iongum.
De Saxonia. Capltulum. Cxxxix.
Saxonia prouincia est in germania cuius incole agrecis
dicuntur contraxisse originera et partes ubi nunc habitant.
nauigio aduenisse. Turingis qui tunc usque ad litus occeani
habitant nuillis plus '^ sedes obtinuisse. gens enim semper
fuit bellicosissima elegantis forme, procere slature. robusta
corpore et audax mente. § Est autem Saxonia terra quo
ad glebam ferlilissima. frugum et omnium fructuum valde
ferax. in montuosis nemorosa. in campestribus frugifera.
et pascuosa. fecunda in gregibus et arraentis opulenta. In
argento. cupro et alijs mineris ac metallis. montes enim ha-
bet insignes. de quibus effodiunlur lapides qui igne fortissi-
me resolulis in eris substanciam conuertuulur. Flumina habet
nohilissima et famosa. scilicel weriseram. Linriam. Albiam.
1. /. Rinchouia Rheingau 2. /, sita 3- /. tarnen 4. habet zu
streichen. 5. /. inuilis? [Turingisque tunc — habitantibus pulsis
sedes obt. //.]
GEÜGHAI'HIE DES MITTELALTEKS '«91
Salam alqiie Kodani. et niulta alia quo Icrrain prelerlluunl
Iraiisalbinam. loiites liahcl salsos in iimllis locis. ex quibus
sal albissiiiiiiin et ()|)liimiin decoqiiiliir. ac paralur. Ciullates
habet plurinias forlissiiiias et iminilas. forcia opida et caslra.
tarn in campeslribiis (iiiam in iiiontanis. luxta monleni aulem
iibi cuprum lodilur imienilur inons inajjnus cuius lapidcs re-
doleiit sieut violc. In aliqiiibns cciam nionlibus inuenilur
luarmor valde puUhrnm et hoe potissinic iuxta cenobiuni quod
lapis sancti Mitlialielis nuncupalur. in illis nionlibus maxi-
mus est conoursus rerarnin et besliaruin. Aprornni. Vrsorum.
Ccruorum et damularnm et idco in illis nionlibus ncmorosis
uiulla veuacionuni gcnera excrienlur. IIcc et niulla alia laude
digna in Saxonuni regionibus inucniunlnr. quere supra de
Germania in lillcra. G. el ^ inliltcra. A de aleniannia. Habet
auteni Saxonia Jioeniiam et Poloniam. Ab Oriente. Wesliua-
liam aboccidenle. Frisonum lacus ad occeanuni. a sepleni-
ptrione. Thurinj^orum uero genlem et Francorum a nieridie.
cuius gcns fortis inclita usquc hodie pcrseueral. ul dicit
Erodocus.
De Selandia Capilulum Cxliij.
Selandia maritima ad modum insule. flumine et maris
brachijs circumdala. habet autem Hollandiam ab oricnle.
Fiandriam a ineridie. occeanuni ad occidcnleni. Britanniam
ad septemplrionein. Sunt aulem plures ibi insule parue et
magne braciiijs maris separate ab inuicem. et disiuncte el
sunt ille insule fortissimis aggeribus accincle in circuitu con-
tra maris impelum et niunite. quarum glebe sunt valde fer-
tiles quo ad segeles. sed quo ad arbores est quasi nuda.
Non enim possunt arbores propler maris salsugine (so) prolun-
dare suas radices. et ideo post plantacionem cito deficiunl el
arescunt § Est aulem Selandia valde populosa. diuicijs opu-
lenfa varijs gens magne slalure fortis corpore, et audax
menle. circa cullum dei deuota inter se pacilica et quiela.
multis bcnefica. nullis molesla. uisi quando hoslium inso-
lencie resislere est coacta.
1. in littcra G. el zu streichen.
492 GEOGRAPHIE DES MITTELALTERS
De Swecia Capitulum Cliij.
Swecia regio est inferioris Sycie in Europa, a qua tota
Golhia que infer dauorum et Noricorum aquilonarium regna
regio est niaxima hodie nominata. Habens Balcicum mare ab
Oriente, occeanum Brilannicuni ab occidente. Noricorum pre-
rupta et populos. a seplenipJrione. a meridie vero datorum
confinis lerniinalur. § Est autem Swetia que et Golhia est
vocata. quo ad soluni frugifera. Vinearum tarnen expers. sed
in pascuis vberrimis alios defectus recuperat et metallis.
§ Nam preter divicias quas illa regio ex mari multipliciter
contrahit. in feris pecudibus et iunienlis. in argenli fodinis
et alijs lucris mineris nuiltas regiones alias preexcellit. gens
valde robusta. cuius niililaris potencia. quondam fcre tocius
asie et Europe partem niaximam nuillis temporibus edomauit.
quos aggredi tempore Alexandri magni grecorum audacia ex-
timuil. lulij etiam cesaris inuicta potencia superatis. Gal-
licis. Almanicis et Britannicis cum Danis et Golhis Noricis
et Aquilonaribus proprijs ^ alijs congredi formidauit. secun-
dum quod tradunt scriplores liyslorie tarn grecorum quam
eciam Romanorum. quorum dictis potest et debet merito ^
adliiberi. in quibus sicut nee religiosi ^ fidei nee eciam ra-
cioni poterit obuiari in aliquo ut leronimus. illorum inquit
poetarum et scriptorum scriptis et diclis fidem adhibere con-
uenit. quorum relacio fidei moribus non preiudicat nee mer-
cati* agnilc conlradicil. Ex istorum prosapia. Amazones
processerunt. \ t dicit Orosius. et ysidorus libro xv.
De Sweuia Capitulum Cliiij.
Sweuia Germanie Renensis est prouincia in Europa, cu-
ius gens habere maximum dominium in Germania consueuit.
Vt dicit ysidorus libro. xv. dicit autem idem in capitulo de
vocabulis gencium libro. ix. Sueui inquit sunt pars Germa-
norum in fine Septemptrionis de quibus dicit Lucanus. Fun-
dit ab extremo flauos. Ab aquilone Sueues ^ equorum ® fuisse.
1. /. populis 2. l. ucritas 3. /. scilicet nee religiosae
4. /. ueritati 5. Fundat ab extremo flavos aqailone Suevos Luca7i.
2, 51. 6. quorum oder' et quorum
I!
GE0GUAI>H1E DKS MITTELALTERS 403
c. pagos et popiilos iiiulli credideruiil. v;; üioli aulem sunt
Sueui a Siieuiu niunte qui ab ortii lieriiianic orliiin habet,
et illius inoiilis loca et coniinia primitiis colucruiiL vt dicit
idein. !:) Ileni ul dIcit idem. ab ortu habet Daiuibiiim cum
Hawaria. Ab occasu Renuin cum Alsacia. A nieridie lugera
Alpium cum ylalia. a sepleniptrione Fraiicoiiiam in inferiori '
Geruiauiam. et est duplex Sueuia. Inlerior conlra llenum.
Superior contra alpes et danubinm vlraquc est terra optima
et frugifcra et viuilera in nuiltis locis. habens ciuitates mu-
nitissimas opida et castella. circa campcstria et montana
ainpnes et lluiuina ncmora nuilta. graniina et pascua. ouium
greges et arnicnla. circa montana eciam lerruni habet, et
argcntum procreat ac melalla. gens populosa niniis fortis.
audax et bellicosa. procera corpore, flaua crine. venusta fa-
cie et decora.
De Thuringia Capituluiii. Clvi.
Tiiuringia Germanie est prouincia media inter gcnlem
Saxonum cl Francorum et Weslfaloruni. habet enim ßoenios
Saxones ab orienle. Francones et Bawaros a nieridie. Swe-
uos et Alsalicos ab occidente. lienenses Westfalos ab aqui-
lone. «::i Gens siquidem sccundum nomen patrie Thuringia
idest dura conlra hostes raaxinie seuera. est enim populus
numcrosus elegantis stature. fortis corpore, durus et Con-
slans mente. habens tcrram monlibus lere vndiquc circum-
vallatam et niunitani, Inlcrius vero planain valde frugiferam.
a venenis - eciam non experlem. opida mulla. caslra forcia
non solum in monlanis. \ nde ^ eciam per plana, ampnibus
stagnis lacubus irrigua. aere saluberrima. j)abuli übertäte
gratissima. Arnienlis et grcgibus valde plana, in eius mon-
libus diuersa iuucniunlur niineralia et melalla ul dicit idem
Erodocus. qui nulialenus permisit secreta Germanie coniinia
inscrutata.
De Westfalia. ('apilulum Clxx.
Uvestfalia germanie inferioris est prouincia. habens Saxo-
niam ad oricntem. Thuringiam et Hessiam ad meridiem. Ke-
1. /. i't inferiorem 2. amoenitatis? 3. /. scd
494 GEOGRAPHIE DES MITTELALTERS
mim et Coloniani ad occidcntem. occeanum et Frisiain ad
aqniloneni. Nobilissimis duobus fluminibus in eius extrenii-
tatibus cingilur. scilicet visccra alquc Renonam.* Renum
langit versus occidentem terra nniltum nemorosa pascuosa.
plus alcndis gregibus quam ferendis frugibus apta. multis
fonlibus et ampnis est irrigua. Lippia scilicet atque Rura et
mullis alijs fonles liabcl salis. et montcs fcriilcs. in nietal-
lis babundat terra, fructibus, glandibus. nucibus atque pomis.
eciam fcris. porcis pecudibus et iumenlis. populus communi-
ter eleganlis slature est et procerc. Venuste forme et forlis
corpore et audax mente. niiliciam habent copiosam ac mira-
biliter animosam. promptam ad arma continue et paratam.
ciuitates habet forles. et niunitas castra fortissima et opida
tarn in niontibus quam in planis.
De Vironia. Capitulum. Clxxi.
Uironia prouincia est paruula. Ultra daciam versus orien-
tem a virore dicia eo quod sit graminosa et nemorosa mul-
tis aquis et fonlibus perfusa cuius gleba est frugum ferax
gens quondam Barbara seua incomposita ac inculta. Nunc
vero Danorum regibus pariter et legibus est subiecfa terra
vero tola est a Germanicis et Danis pariter habitafa. quere
supra in littera R. de Riualia. § Hec terra Anagardorum -
gente et Rutheorum per fluuium maximum qui Narwe dici-
tur est separata.
De Winlandia ^ Capitulum Clxxij.
Uvinlandia est palria iuxla montana. Norwegie versus
orientem sita super litus occeani protensa non multum ferti-
lis nisi in graminibus et insiluis. gens eius est Barbara, ag-
grestis et seua. magicis artibus occupata. Vnde nauigantibus
per eorum littora uel apud eos propter venti defectum moram
conlrahenlibus. uenlum venalem ofTerunt atque vendunt. glo-
bum de filo faciunt et diuersos nodos in eo connectenles
usque ad tres nodos, uel plures de globo extrahi precipiunt.
1. /. Reno. nam 2. d. i. a Nagardorum 3. /. Vinlandia zz Fin-
landia
GEOGRAI'FIIE DES MITTELALTERS /i05
secundum quod volucriiit Ventura habere forcioreni. quibiis
propter corum incretiulitalein illudenles dcnioiics coiicitnnt et
ventum niaiorcm uel minorem excilanl secundum quod plures
nodos de lilo cxlraliunt uel pauciores et ([uandcxjuc dictum
commouent ucntum quod miseri talibus lidem ahibcntes iusto
iudicio submerguntur.
De Yselandia ('.apilulum. Cl.xxiiij.
^ selandia est rcj;io ultima iu Europa a scpteniptrionc vl-
tra Nor\vej;iam. sita porpelua glacie in remocioribus eins
linibus condempnata protcnditur. sunt' super litus occeani
maris versus seplemptrionem vbi mare pre nimio frigore con-
gelatur. ab Oriente babcns siciam superiorem. ab austro
Norwegiam. ab occidente occeanum Ilybernicum. ab aquiloue
mare congel.itum et est dicla yselandia. quasi terra glaciei.
eo quod ibi dicuntur esse montes iuncti - glaciei duricicm
congelati. ibi cristalli inueniuntur. § In illa eciam regione
sunt albi vrsi maxinii et iortissimi qui vnguibus glaciom rum-
punt. et foramina niulta laciunt. per que in mari sc submcr-
gunt. et sub glacie pisccs capientes. eos extrahunt per fo-
ramina predicla et ad litus deferentes inde viuunt terra est
sterilis quo ad fruges exceptis paucis locis in quorum valli-
bus vix crescit aucna gramina tanlummodo et arborcs in lo-
cis ubi liabil.iut boniincs parlurit et producit. et in illis^
partibus feras gignit et iumenta nutrit. Vnde de piscibus et
venacionibus et cornibus * pro maiore parte populus uiuit.
oues pre frigore ibi uiuere oon possunf. et ideo incole de
ferarum et vrsorum pellibus quos venatu capiunt. contra fri-
gus se muniunt et corpora sua legunt. alia uestinienta habere
non possunl nisi aliunde dei'eranlur. gens eciam multum cor-
pulenta. robusta et ualde alba.
WILH. WACKERNAGEL.
1. sunt zu streichen. 1. fehlt in [cuncti in? //.] 3. /. aliis
4. /. carnibus
496
DIE ZWÖLF MEISTER ZU PARIS.
U/iter den hohen schulen des mittelalters gciiiefst auch
bei deutschen auioron der zeit die graste und älteste der
theologischen, die zu Paris, eines fast sprichtrörtlichen ruh-
ines: wo Universitäten zu nennen sind, darf Paris nicht
fehlen, und es pßegt dieser name vora^if zu stehen {altd.
wäld. 3, 24. Reinh. s. 335. rninnes. vdH. 2, 213\ Re?tner
Bamh. 34''. 154''. 159''),- wird im gedieht der name einer
theologischen schule gebraucht, so heifst sie loiedcrum nur
Paris (Reinh. s.Z34jf. Re/mer 15 A\ Bonerius 99) ; ja man
geräth damit so in das sagenhafte da/s im kriege auf der
Wartburg (vdH. 2, 11") fF alt her sich rühmt zu Paris Con-
stantinopel und Babijlon studiert zu haben, um so auffal-
lender ist dafs Berthold 42G nur von Orleans Montpellier
Salerno Padua und Bologna spricht.
Bei solcher sprichwörtlichen Jind sagenhaften bedeutung
des namens war es weiter keine willkür mehr, ivenn theo-
logische erörterungen von allgemeinerem interesse gleich
nach Paris und meistern dieser schule in den ?nund gelegt
wurden, so der streit welcher Johannes den vorzug ver-
diene, der tauf er oder der ev an gelist. Klein Heinzelin theilt
das spiel unter zwei frauen eines ungenannten klosters
(vdH. 3, AOSff.): dagegen bei Berthold 141/. so lobet
man die heiligen ie nach den lügenden die si gehabet hänt,
und dar umbe so kriegent die mcisler ze Paris, ez kriege-
len zwene meisler mit einander, da kriegete einer, sant
Johannes Baplislc waere hoeher da ze himele. da kriegete
einer, ez wa^re sant Johannes Ewangeliste ; der wa;re hoe-
her u. s.f so auch in einer Zürcher papierhandschrift des
\An jh. Uvafserkirche B. 223/730. bl. 122 rw.— VZ4rw.)
folgender Wettstreit um das tiefste treffendste erbaulichste
wort; zwölf meister, so viel der schule vorgesetzt sind,
nehmen daran theil, nach der anzahl der beiden und der
sänger im rosen garten; daruiiter zivei die allerdings zu
Pa?'is gelebt und gelehrt haben, nur in ganz verschiedenen
DIE XII MEISTER ZU PARIS 497
Seiten, Albertus magniis und inoistcr Eckard; der dritte
name ist neu, der ron Kro/ienherg ; die neun übrigen sind
nicht benannt.
Zwclf ineistcr sinl erhaben ze paris in der schuolc. Do
sprach ieklichcr vsser sinein sinne das nechste des er sich
verstuond. (] Der erst nieisler spracli 'Es ist besser die
sünde gelassen dur gol denne für die siind als vil gelitten
als unser herre ihcsus leide do er vf ertrich gieng. So ist
besser das man die siind dur got lasse, denne das der iMen-
sche also vil liüe als unser liorre ihcsus ehrislus leit do er
den tot leit an dem kriuz.' (| Der ij mcisler sprach 'Got
hat elliu ding dem menschen ze also grossem guo {so) ge-
schalTen, Die minsten tugent die er getuon mag die mag im
got nit vergelten mit allem dem das er ie geschuof: Er
muos im sich selber geben.' (I Der iij meister sprach 'Als
verre der sunne lutrcr vnd klarer ist denne der slerne, Als
verre ist gedult edler in lidcnder uebunge denne groessriu
(/. groessiu) werk an gedult.' (I Der iiij meisler sprach
'Ich wölt lieber sterben mit dem den got Iritlet mit sinen
fuessen in der zit, denn mit dem den got küsset an sinen
muQt. Was heissen wir trellen? Wenne es uns übel gal an
dem lib vnd an dien friunden oder an dem guot, so sprechen
wir "Got zürnet vf uns." Wenne es uns aber wol gat
beidiu liplich vnd geistlich, so loben wir got vnd danken im.
So wölt ich verre lieber sterben mit dem dem niemer lieb
geschieht in der zit, denne mit dem dem alles guot geschieht.'
(I Der V meister sprach 'In der selben ewigen minne als der hi-
melsch vatter sinen ein gebornen svn in liden sant, In der selben
ewigen minne sendet er noch aller menschen liden vnd in keiner
andren minne. Weri liden nit das edelst das got in der zit
geben mag, er hetti sinen ein gebornen svn nie in liden ge-
sent. 3Iit liden heint die heiligen alle ir viende überwnden;
Mit liden heint die heiligen das rieh gotles erkrieget.' (I Der
vj meisler sprach ' Da ein Mensche were das mit andaht vnd
mit inrkeit ein pater noster spreche, der mensch möchte
sprechen "Herre, behalt mir dis pater noster vntz an die
iungsten zit das ich sin bedarf." Vnd weri der Mensche
küng vnd keiser vf ertrich gewesen, er möht an siner iung-
Z. F. D. A. IV. 32
498 DIE XU MEISTER ZU PARIS
steu zil sprechen zuo iinsrem lierreu " llerre, umessigc dich:
Ich hau enwenig mit dir ze sprechcnne. Ich gab dir an enr
weit ein pater noster : das hast du mir vnvergullen. Du geh
mir, herre, niut %van das du geschafTen hallest: da mit hast
du mir vnvergullen din schuld." Also edel ist das andeh-
tig palcr noster.'* Der vij meister sprach 'Werl ein Men-
sche wis als salanion vnd stark als sampson, schoen als Ab-
solon, vnd der mensche alle die slerki, Alle die wisheit vnd
alle die scha*ni verzarli, ob es muglich wer, in aller der
siecheitdie elliu Menschen haut siechen vnd malatzen : Den-
noch weri dem himelschen vatter löblicher das der Mensche
belibi an siinde, denne das er das alles litti für sin siind.
Ich sprich me. das der soldan von babiloni Sprech "Ich
wil mich lassen loufen vnd alle heidenschalt" zuo einer iunk-
frouwen dar vmb das si iren magtuom ze einem mal sölti
verlieren: so weri dem himelschen vatter vil loblicher das
diu iunkfrouwe magt belibe, denne das die hciden alle ge-
toulTet wurdin. Also edel ist der Mensche der in siner er-
ster luterkeit belibet.' Ü Der viij meister sprach ' Wisdi
der mensch wie verre er sich verret mit dem minsten ge-
dank den er uebel wider got, er Cörcht gol also sere das
er in nieraer getörsti gebilten. So sprich ich her wider:
Wisti der Mensche wie nach er sich nehet mit der minsten
tugent die er geueben mag, er diucht sich also kündig, das
in des diucht das er golles niut mer bedörl'ti.' G Der ix
meister sprach 'Mensch, wiltu gotlcs antliut schouwen, so
gib wider alles das du schuldig bist. Von erst so gilt dinem
ebenmenschen alles das du im schuldig bist nach siner gna-
den vnd nach siner erberrade, Vnd Ino denne das du mahl.
Zuo dem ander mal, hast du ieman sinen guoten liumden
benomen, den gib im wider, ob es in der warheit ioch weri.
Si das din ebenmensche ein siind begangen hab, Vnd seist
du es do man sin vor nit enwissel, Vnd benimest im also
sin guotes wort, Du gebist im denne sin guot wort wider,
das antliut golles beschouwesl du niemer me. Ze dem iij
mal entwürt dinem himelschen vatter in der zit ein also lu-
* eben diesen spruch, jedoch theilweis deittlicher abgefaßt, giebt
dieselbe hnndschrijt hl. 77 rw. 78 vw. als ein wort brudcr Johanns
von Hasla : x. altd. lescb. 892-
ÜIE XII MEISTER ZU PARIS 499
ter klar sele, das er sin ewiges wort wider in dir geberen
uiüg a» vuderlass : so liaslu im vergullen.' G Der x niei-
ster sprach, das was biscliof albreclit, 'Das ist got löblicher
vnd dem Menschen nutzer, das der Mensche in der zit die
wil er lebet vnd gesunt isl ein ey durch got git, denne nach
sime tot als vil goldes ;ils von dem crtrich vutz an den hi-
niel geligen möchle. Ich sprich me. Es ist besser das der
3Iensche ein widcrwerlig wort dur got mit gedult vertreit,
denn er als vil ruolcn vf sime riiggcn zcrslueg, me den ein
wagen getragen mocht. Ich sprich aber me. Vergib dime
vieud, vnd der dir leit tuol, dem tuo dv guetlich dur got:
das ist got löblicher vnd ist dir besser, denne ob das mög-
lich wer das du alle lag von hinnen vntz an das mere gien-
gesf, das dir das bluot von dinen fucssen vs giengi. Ich
sprich noch me. Wil man fragen nach den wisosten pfafen
die vf ertrich sint, die vindet man ze paris in der schuol:
Wil man aber fragen nach der heimlich gottes, so frage man
nach dem ermstcn menschen der vf ertrich ist, der mit wil-
len gern arm isl dur got: der weis gottes heimlich me denne
der wisost pfafl'c der vf ertrich ist.' (I Der xj meister
sprach, das was der von kronenbcrg, 'Got hat alles das er
wil: im gebrast nie keines dinges denne eins. Nv möcht
man sprechen ''Wes gebrast got? er ist doch gewallig vnd
mehlig." Sit das got den menschen geschuof, so vant er
nie so vil reiner herzen noch luler seien dien er sich vol-
komenlich möcbti geben als er gern teli. Wan er gebe sich
gern allen menschen gciich, einem als dem andren, den boe-
seu als den guolcn, werin die menschen luter vnd rein, das
siu sin enphenklich weren. des gebristet got vnd anders
nil.' (I Der xij meister sprach, das was Meister cghart,
'Got helt den menschen also lieb, das er hell getan als alle
sin gotheit an dem menschen ligge. ''Ich sprich das es bes-
ser ist ein almuosen dur got euphangen denn hundert mark
dur got gegeben." Nv möcht man sprechen "Wie mag das
war sin?" Das sag ich iuch. Das almuosen ist an im sel-
ber heilig vnd guot. Das ist war. Wer das almuosen git,
so ist es an im selber alle zit heilig vnd guot. Ich wil iuch
aber bewisen das es war ist. Git ein Mensche hundert mark
dur got, im wirt zwei hundert mark wert eren wider. Als
32*
500 DIE Xn iMEISTER ZU PARIS
verre nv ere besser ist denne guol, als verre gewinnet er
me den er dar vmb geb. Als dik der rieh man sin hant von
im streket mit dem almuoseu, als dik enphahet er wollust
vnd ere in aller siner natur: Als dik aber der arm mensche
sin hant von im biutet nach dem alniuosen, so git er alle
sin ere vmb ein almuosen brotes, vnd vertrucket sin natur
alle zit vnder den, von dem er das almuosen enphahet. Als
vil nv dem himelschen valter versmecht werder ist vnd
lieber denne ere, als vil ist im der arm lieber denne der
rieh der es git. Ich sprich mc. giengen zwei menschen
einen weg mit enander, vnd iundin einen bluomen an dem
weg stand; Der ein mensche gedehti "brich den bluomen:
er ist so schoen" vnd gedehti denne da wider "Lass in stan
dur got" ; Der ander 3Iensche gat im nach vnd brichet den
bluomen: Der tuot enhein siind daran; Aber der in dur got
lat stan, der verdienet also grossen Ion wider dem der in
da brach, also hoch der himei ob dem erlrich. Sit unser
herre vmb so kleiniu werk so grossen Ion wil geben. Was
wenent ir denne das er dem geben welle, der sich selber
vnd elliu ding dur in lat?'*
WILH. WACKERNAGEL.
* denselben spruch vom geben und nehmen, in kürzerer und sonst
auch abweichender fafsung, aber gleichfalls unter mcister Eckards
namen, hat die handschrift ß. ix. 15 der Basier Universitätsbibliothek.
SCHWEDISCHE VOLKSSAGEN.
Endlich wendet man sich auch in Schweden, dessen ab-
gelegene unberührte strecken, gleich den norwegischen, mehr
davon austragen als die übrigen länder unseres Stammes,
zur Sammlung der noch unter dem volk lebenden lieder sa-
gen und gebrauche, den reichen vorrath konnte man ahnen
nach dem was gelegentlich und fast wider willen in histori-
schen oder geographischen werken angeführt war. auch dort
hat sich die neigung der sammler zuerst auf die lieder ge-
richtet, den svenska folkvisor von Geijer und Afzelius
(1814 — 1816) folgten svcnska fornsdni^er von Arvidsson
(1833. 1837, der dritte band soll 1843 erschienen sein),
demselben Afzelius danken wir svenska folkets sagohiifder
SCHWEDISCHE VOLKSSAGEN 501
(1839 — 1843 in Itiuf abllioiliingen, aber noch ungesclilofsen),
welches werk nicht auf eigcnllichc sunimlung ausgeht, son-
dern die ganze schwedische gcschichlc aus ihm zugänglichen
liedern und sagen zu erläutern sucht, wobei viel willkomm-
nes und unbekanntes niitgelheilt, dennoch ein gewisser zu-
schnitt des Stoffs vorgenommen wird, der uns dessen voll-
ständigere nulzung nicht entbehrlich maciit. nur wenige niär-
cheu stehen beiAfzelius; unterdessen überrascht die ungemein
frische Sammlung norwegischer von Asbiörnsen und Moe
(Christiania 1842), der sich eine gleich ansehnliche schwe-
discher bald an die seile stellen möge.
Erst neulich ist mir zugelangt Runn, en shrifl ßir Ja-
dcr/icslandcts forfiviinner, ulgijvcn af Richard Dijbeck
(Stockh. 1842. 18/i3), in vier heften, womit bedauerlich schon
das buch geschlofsen wird ; wie es scheint haben die unnö-
thigen vielen bilder es zu kostspielig gemacht, und man mufs
wünschen dafs der strebsame herausgeber auf andre weise
fortfahre bekannt zu machen was von treu und einfach auf-
gezeichneter Volksüberlieferung bereits in seinen bänden sich
befindet, er ist ein schlichter landmann (dagakarl), der noch
selbst mit dem pflüg zu acker geht, in der Volkssprache
heimisch, vom werth der sage und des lieds, wie sie auf
dem lande fortwähren, lebhaft durchdrungen ; ungelehrl aber
wohlunterrichtet : frdn späda barndomen drog^ hau ock ali-
ud hcldre tili skogs an tili boks, och da' kan änmi ett harn
stod och beundrade fosterbygdens 'nattomhöljda borgar (er
scheint aus Westmanland gebürtig), hjssnade tili vallhjone-
sangerna (hirtenlieder), af hvilka hau inhdmiade r'dtt ma n-
ga af cti oförgdtlig, nu hädangangoi, moder, tankte han
väl pd ingen ting miridre, an att derom ski^ifva prosa eller
ddlig poesi. — ddlig läfst sich fast nicht übersetzen.
Das buch beschreibt nun schwedische landschaften nach
ihren wäldern, bergen, bügeln, thälern und theilt sorgfältig
mit was sich von sagen, liedern, denkmälern daran bindet;
feste und trachten werden nicht vergefsen, einzelne merk-
würdige nachrichten aus handschriften oder seltnen werken
beigefügt, alles sehr löblich und dankenswerth ; seinen etwas
schwärmerischen ton mufs man dem begeisterten verfafser
zu gute halten.
502 SCHWEDISCHE VOLKSSAGEN
Ich wähle aus dem im vierten sliick s. 23 — 46 gegebe-
nen hundert schöner dalsländischcr sagen einige besonders
anziehende.
Die zehnte, ein mann in Höklida gieng auf seine wiese
und mähte, da kam eine riesin gchuifen und sagte ihm
wirst du jemand sehn, so schweig!' damit fuhr sie ihres
wegs, gleich darauf kam der riese geritten und fragte den
mann 'hast du jemand gcschn?' der mann schwieg, deutete
aber mit dem Metzftein nach der seile wohin die riesin ge-
gangen war, der riese fuhr ab, als am folgenden tag der
mann sich wieder auf seiner wiese einfand, kam die riesin
und warf einen scharfen stein nach seinem haupt, wovon er
starb, dies geschah bei einer tanne, die von der zeit an fahl
und verdorrt stand.
Hierzu mufs sage 48 genommen werden, ein mann lag
m einer waldscheune und ruhte, da kam eine riesin durch
das fenster der scheune gesprungen auf der flucht vor einem
woIf, der ihr in vollen zügen nachsetzte, die riesin setzte
sich ins fenster, ihre füfse nach aufsen herab, sie hielt sich
für gerettet, schlenkerte mit den füfsen und sagte spöttisch
zum Wolf:
lasse tar td ,
om du kati nd l *
der mann, der in der scheune lag, sagte;
fasse tar td ,
när hau kan fd ! **
sogleich hüpfte der wolf in das fensler auf, zog die rie-
sin nieder, welche dem mann zurief 'dir und deinem ge-
schlecht soll es nimmer wohl ergehn!' und rifs sie in stücken.
In beiden sagen wird die treulosigkeit dessen gestraft
der einen (liehenden gast dem nachfolgenden feinde deutlich
oder undeutlich anzeigt, das erstemal thut er es blofs durch
deuten, nicht durch worte, und hier haben wir in lebendi-
ger Volksüberlieferung die dem mitlelalter schon geläufige, unter
die phädrischen fabeln gestellte (appendix fab. a Marq. Gudio
ex ms. Divionensi descriptarum n" 23): h/pus, pastor et ve-
nator. der wolf, vom jäger verfolgt, flieht zum hirten und
* tatze nimmt zehe, wenn du kannst kriegen.
** tatze nimmt zehe, da sie kann fangen.
SCIIWKDISCIIK VOLKSSACEN 503
biltcl iliii niclil zu vcrrallicii. dein Iragcndcu jagcr sagt der
iiirtc er Höh liiikwärls', iiiil den äugen nach der rcciilen
seile winkend, den wink aher verkannte der Jäger und enl-
tcrnlc sich, lupo tunc paslor t/t/as habcbis graf/as f/uod
te cdarimT 'maxiinas lin^iiae tuai-' li/pi/s ai^o' dixit,
(it ocitlis J'aUacibits anternae cacciUüi'in noctis iniprccor.'
Acsoj) hat die fabel nicht, aber sie stellt bei Marie de France
42 und ist von nihd. dichtem zweimal beliandelt (lleinh.
luchs s. 328. 348), das einenial mit der bedeutsamen annä-
herung an die schwedische sage, dal's der jägcr ein wilder
mann (=: turs oder riese) ist, und der wolf zum bauer, der
sein heu schobert, fliichlel. der zweiten schwedischen sage
ist der wolf zum Verfolger geworden, da er weit besser den
(liichlling d. i. varg, vargus exul (IIA. 733) bezeichnet,
hier aber schweigt der mann nichl, er reizt den wolf zum
aufspringen gegen die sich sicher wähnende riesin. der er-
sten sage mangelt der fast wesentliche zug des augenwin-
kens, vielleicht dafs er vollständigeren fafsungen nicht ab-
geht, dafür gebricht der lat. und mhd. fabel die räche und
Verwünschung von seile der riesin. zuweilen gewinnt alles
guten ausgang. nach sage 51 war eine frau mit backen be-
schäftigt, als die riesin kam, vor dem wolf lliehend der sie
verfolgte, die frau trieb mit einem ofenschieber den wolf in
die lluchl. da rief die riesin 'du sollst glück haben und
krunmihörniges vieh' (welches man für das beste hält).
Das nachgewiesne Verhältnis bestätigt mir, was ich längst
glauble, dafs den besten und ältesten äsopischen so wie phä-
drischen fabeln würkliche volkssagen zum gründe liegen, die
wir, sobald uns die uordische, linnische, litlhauische Über-
lieferung näher bekannt sein wird, noch grofsentheils in die-
sen, und zwar mit roheren aber frischeren motiven aufzu-
decken hoffen dürfen, das wirft licht auf die beschaffenheit
und den Ursprung der fabel und stellt sie in engen Zusam-
menhang mit der ältesten poesie der Völker überhaupt.
Sage 57. bei Gillanda in liölandasocken steht ein un-
geheurer grabstein. ein riese, der in der gegend wohnte,
war ausgegangen und hatte sich so lange unter dem blofsen
himmel verweilt dafs der aufgehenden sonne strahlen an ihn
Helen, da verwandelte er sich in diesen stein. — sage 65. auf
504 SCHWEDISCHE VOLKSSAGEN
einer höhe bei Frendö in Fergelandasocken findet sich der
gTundwall einer begonnenen baute, ein riese hatte unter-
nommen jede nacht steine auf die stelle heranzutragen wo
jetzt Fergelandakircbe steht, in einer nacht aber, während
er geschäftig war einen solchen stein zu tragen, hatte er
damit gezaudert bis die sonne aufgieng. da verwandelte er
sich in einen grofsen stein, welcher noch zwischen Frendö
und Fergelandakirka bei Skrikclorp aufrecht steht, und der
stein, den der riese im augenblicke der Verwandlung trug,
liegt daneben.
Nach 3, 24 hauste in einer waldhöle bei ßerga in Taxin-
gesocken (auf Hernön in Söderraanland) ein riese der men-
schen und gut raubte, eines tags hatte er einen knaben er-
griffen und wollte ihn eben zur hole schleppen, als der knabe
rief ' halt, lieber vater, schau auf zum himmel, da wirst du
eine schöne Jungfrau sehen.' der riese erhob seine äugen,
in welche die strahlen der sonne fielen, da zersprang er
und der knabe entkam, ähnliches meldet ein färöisches lied
von Gangerolf (antiqv. annaler. Kbh. 1820. 3, 295. 296)
und eine norwegische sage bei Faye s. 15 vom jutul in Spi-
rillen, hier aber mengen sich riesen mit zwergen, denn
beide sind bergmänner und können kein Sonnenlicht ertragen
(vergl. mythol. s. 435. 1195).
Mythol. s. 631 gedenke ich der schwarzen kuh, und auch
sonst wird in Deutschland, Schottland und im Norden von
eibischem vieh in blauer, schwarzer und grauer färbe be-
richtet, zufolge der ersten dalsländischen sage wohnen in
Tonshög bergriesen, welche ihr schwarzes fettes vieh bei
nacht auf den umliegenden triften weiden, eine frau mit
nameo Stina wohnte vor wenigen jähren dort in der gegend;
sie konnte nie feuer unterhallen eh die sonne untergieng,
denn bei tag löschte ihr der riese immer das feuer aus.
mitternachts sieht man auf der höhe ein licht brennen, es
scheint ganz hell und bei diesem schein weidet der riese
seine herde. die riesin kommt dann aus dem hiigel und
trägt einen silbernen stab. sie melkt ihr vieh das aber blut-
rothe milch giebt, und wo etwas davon aufs feld gesprengt
wird, erscheint dieses ganz versengt.
Sage 28. schiffer giengen auf einer abgelegenen insel
SCHWEDISCHE VOLKSSAGEN 505
im Wenersee ans land. sie trafen da einen riesen, welcher
sagte dals er hier wohne seitdem er vor Öhrbjelie (der
glocke) aus Borrekoll entwichen sei. dort habe er, tiigte
er hinzu, einen grofsen schwarzen stier zuriickgelaCsen, und
ermahnte sie ihn aufzusuchen, das thier solle ihnen gehören,
als die miinner bald darauf nach Borrekoll gelangten, such-
ten sie den stier mehrere nächle hintereinander, sie hörten
wohl in den naligelegnen wäldern vieh brüllen, konnten es
aber nicht finden, der diesen stier erlangen kann wird nie-
mals irgend nolh leiden.
Sage 47. auf Berg in üdsköldsocken liegt ein berg mit
einer grofsen riesenkanimer, in welcher vordem riese und
riesin wohnten, sie hatten eine schwarze kuh, die sie auf
den umliegenden wiesen weideten, noch sieht man im berg
wo die kuh an eine eisenketle gebunden stand.
c o
In Westmanland (3, 14) geht die sage, dafs bei Angsjön
von zeit zu zeit das von den leuten auf der weide gelafsne
vieh in den berg geführt {bergtagen) wurde, vorzüglich
schwarzfarbiges, dem die berggeister begierig nachstellen,
sie wifsen es so an sich zu ziehen dafs es nicht mehr auf
das locken der menschen hört, selbst wenn man ihm die
schönsten namen gibt, ein mittel dagegen ist, drei blühende
blumen zu nehmen und sie dem vieh zu frefsen zu geben,
indem man spricht
en hlomma en, det gür en,
en blomma bla , det gür tvd,
en blomma te {= ////, zu) det gör tre.
übrigens ergibt sich, wenn jemand auf solche art ein stück
vieh verliert, meistentheils dafür ersalz, ja zuweilen fand
sich anstatt des vermisten im stall ein schöneres und fette-
res, allzeit aber schwarzes, ganze herden solches schwar-
zen, feiten, glänzenden viehs erblickt man nachts in den wäldern.
In einem hof von Westanforssocken (in Westmanland)
halte jemand eine schwarze kuh, die ein weib zur weide
führte, diesem trug die bergfrau einen tausch der kuh ge-
gen zwei schwarze geifse an. man hörte im berge rufen
diu svarta ko, mina tva svarta getter! eines abends sagte
es die hirlin zu, ohne es ernstlich zu meinen, und morgens
standen im stalle zwei geifse an der schwarzen kuh stelle.
506 SCnWEÜISCFIE VOLKSSAGEN
Sage 66. ein widder stand frühmorgens vor der stall-
Ihür zu Klappe in Odeborgsocken. das mädchen kam und
meldete es der Iiausmulter, die fragte, welche färbe der wid-
der habe, das mädchen antwortete schwarze' und die frau
sprach 'sage nie ein worl davon.' bald darauf lammten alle
schafe, und seit der zeit fand man in diesem hof immer die
besten lämmer.
3Iylhol. s. 507 mutmafste ich recht; auch in Söderman-
land wird folgendes erzählt, ein riese lag an seinem ende,
die riesin gieng aufs feld, wo sie einen mann den acker pflü-
gen fand, sie nahm mann, pflüg und vorgespannte ochsen
in ihre schürze, trug sie zum berg dem sterbenden riesen
hin und sagte, 'sieh vater, was ich da für kleines zeug
{tingcstar) auf dem felde fand.' der riese schaute auf und
erwiderte 'lafs du die in ruhe, das sind die nach uns kom-
men und nach uns den acker bauen werden.' der sterbende
riese weissagt seines geschlechts hinsterben.
Es darf nicht verwundern dal's auch unter dem schwe-
dischen landraann ein uralter rechtsbrauch (RA. s. 668 11".
weisth. 3, 222) unverschollen ist. bauern von Dräggesta in
Westraanland hatten einen hirtenhund gelödtet der nach
Ekeby gehörte, die sache wurde vors gericht auf Lundboa-
berg gebracht und der spruch gefällt, die angeklagten sollen
schuldig sein den klägern so viel körn zu geben dafs der
todte hund in einer leeren scheune (i en tom hinge) aufge-
stellt davon bedeckt werde, die verurtheilten erboten sich
jedoch den Ekebyern, die damit zufrieden waren, einige
flecken laudes abzutreten und diese heifsen seit der zeit
Hundana.
Bei Frostaby in Köpingsocken (Westmanland) findet auf
einer anhöhe sich ein kreis von steinen, in der mitte steht
ein spitzer fünf eilen hoher, in alten tagen, und auch wohl
jetzt noch, sah man, wie die sage geht, einen eher um die-
sen mittelstein im kreise wandern und hörte ihn grunzen
{frnmgrijm ta)
sve sve ryggabörst,
vill du Ja i Ida fih'st (2, 7).
zu Röleby CGunnilbosocken) hingegen, wird erzählt, sollen
in einem wald zwei zäune mit einem gegen die enden offnen
scnwEDiscnE volkssagen :m
weg gewesen und in diesem weg ein eher geselin worden
sein, in dessen rücken ein blankes goldnielser slccklc. das
thier wanderte ohne unlerlals auf und ab in dem weg und
grunzte
skär och ät,
skär och ät!
d. i. schneid «ind ifs; unversländliclicr sind mir die worte
des ersten ebers, doch läfst sich riickenborste nicht verken-
nen, dieser umgehende eher gemahnt an die vielfachen spu-
ren des heidnischen Frodiensles Cmylhol. 3. 44. 194 — 196.
632. 1201) und ich lürchle nicht mehr daCs man die von
Notker angeführten reime, worin der borsten und hauer des
GuUinbursti gedaclit wird, auf den erymanthischen eher deu-
ten wolle, wie die gelobenden auf den sonargöltr die bände
legten, vielleicht Schwerte und mefser in ihn steckten, wie
noch heute bei gastmalen die feierliche gesundheit ausge-
bracht wird wann das mefser im braten steckt, so läfst
auch Hans Sachs im Schlauraffcnland die gebratenen saue
umgehen :
jede ein messer hat im 7'ück,
damit ein jeder schneid ein stück
und steck das messer loider drein ;
in diesem scherz sogar hat sich der heidnische brauch er-
halten.
Ich schliefse mit einer 1,21 zwar aus des verrufenen
Rudbecks Atlantica 4, 70 entnommenen, aber auf volkssage
(wie auch angegeben wird) gegründeten erzählung, könig
Toril richtete seinem vetler oder söhn Erik die hochzeit aus,
zu welcher sich auch viel armes volk eingefunden hatte, als
das gastmal zu ende war stiefs ein anderer könig auf eine
alte bei der hochzeit gewesene hexe und fragte sie wie al-
les abgelaufen sei. das weib antwortete, niemals habe sie
dergleichen gehört und glaube nicht dafs je solches wieder
geschehen werde ; da seien mehr menschen gewesen, als sie
zählen könne, thiere, vögel, fische ohne zahl, er fragte, wo
sie denn so viel fische fiengen. sie antwortete, Toril brannte
mit blitz ein grofses meer auf, da fiengen sie so viel gebra-
tene fische dafs alle pferde in seinem (des fragenden königs)
reiche die fische nicht auf sich laden könnten, er fragte.
508 SCHWEDISCHE VOLKSSAGEN
wo sie so viel vögel fiengen. sie antwortete 'derselbe blitz
brannte alle wälder im lande auf, davon bekam man so viel
gebratene vögel.* er fragte, wie man so viel thiere fieng.
sie antwortete 'der blitz verzehrte so viel städte, da fiengen
sie beide Icute und thiere gebraten.*
Unverkennbar ist dieser Toril kein anderer als Thor selbst,
und die volkssage hat uns einen echten mylhus aufbewahrt.
JACOB GUBIM.
JAHRSGANG.
Peter Rudbeck, den man nicht mit Olaus verwechseln
darf, theilt im 56n capitel seiner ungedruckten smäländska
antiqviteter folgende merkwürdige in Dybccks Runa4, 82. 83
ausgehobene nachricht mit.
Jahrsgang nach alter sitte zu gehen, es war in Smäland
althergebrachter brauch die beschaffenheit des künftigen Jah-
res zu erforschen und vorauszusehen alles was sich im jähre
ereignen wird, wie die ernte ausfallen, wer im hof sterben
soll oder nicht, ob ein grofses sterben eintreten, ob ein au-
fser landes gefahrener heimkehren, krieg ausbrechen, feuers-
oder wafsersnoth über haus oder über Stadt kommen, böse
Zauberei statt finden, gute fischerei und jagd zu hoffen sein
wird, und anderes mehr; und diese sitte jahrsgang zu ge-
hen hat sich vom heidenlhum her bis auf jetzt (den schlufs
des 17n jh.) in Smäland erhalten, gilt aber für eine beson-
dere kunst und heimlichkeit, und es wird folgendermafsen
dabei verfahren.
Fünf nächtc im jähre sind vor andern dazu ausersehen,
1 Thomasnacht, 2 julnacht, 3 Stephansnacht, 4 neujahrs-
nacht, 5 dreizehntentagesnacht. die den jahrsgang gehen
wollen faslen nachmittags und offenbaren es keinem men-
schen, sagen es niemand dafs sie ausgehen, und kein feuer
dürfen sie den tag schauen, geschähe es aber dafs sie irgend
ein feuer an dem tage im hause gesehen hätten, so schlagen
sie feuer mit stahl und stein und glauben von diesem feuer
werde das hindernis gedämpft das aus dem andern feuer
entspringen könnte, nicht mehr dürfen folgen als zwei und
JAIIHSGANG 509
kein wort sollen sie reden, sobald sie aus der stube treten,
noch zurück, schauen, nicht lachen, es komme ihnen auch
noch so lustiges und seltsames vor, noch weniger erschrecken,
sondern ernst, still und schweigend gehen, erst gehen sie
nach dem kircliliof, wenn sie sich dahin und wieder heim in
der nacht zurecht finden können, und da schauen sie viel
seltsame Sachen ; zumal wenn ein grolses sterben im bevor-
stehenden jähr eintreten soll, so werden hier die ganze nacht
von vielen sichtbaren leuten gräber gegraben ; soll gute ernte
erfolgen, so schauen sie auf den ackern kleine männcr grofse
garben tragen und es dünkt sie als ob sicheln und sensen
in den steinen rauschen, und kleine mause schwere lasten
frucht tragen, grofse biertonnen gefahren werden, kommen
sie an ein haus, so klopfen sie sachte an die wand und sa-
gen 'wird hierin jemand sterben?' dann antwortet der wel-
cher sterben wird 'ja,' oder, wenn keiner von denen stirbt
die im hause sind, 'nein', und diese antwort geschieht ha-
stig, sie schlafen nun oder wachen, bricht krieg aus, so
hört man greulich im walde hauen als solle stürm gestiegen
werden, gerüstete männer reiten auf und ab auf den wegen
und pfeifen erschallen, soll raiswachs eintreten, so zeigt
sich nur wenig volk auf den ackern, kleine garben werden
zusammengetragen, das volk sitzt auf den feldsteinen traurig
und weinend, feuer und wafserfluten erscheinen an den hö-
fen, die sich das jähr über ereignen werden, und zauber,
spuk und unzählige Vorbilder lafsen sich blicken, aber so
viel seltsames oder lächerliches vor ihre äugen komme, den
jahrsgang gehenden ist es streng verboten darüber zu lachen :
verziehen sie nur den niund zum lächeln oder brechen sie in
laute lache aus, so bleibt ihr mund schief stehen.
Sind sie nun sieben jähre lang so gegangen und haben
sich gebührend betragen, so erscheint im siebenten jähre an
dem letzten tage des jahrsgangs ein reitender mann, aus
dessen hals das baare feuer schlägt, dieser mann hat einen
runstab im munde 5 ist nun der, welcher jahrsgang geht,
dreist und schnell, dafs er hinzu springen und dem andern
den Stab aus dem munde nehmen kann, so wird er durch
das bei sich tragen dieses stabs klug und weise, so dafs er
510 JAHRSGANG
alles weifs wonach man ihn fragl, ja er soll neun eilen nie-
der in den erdbodon sehen können und anderes mehr.
Haben sie aber noch zwei jähre länger und ohne fehl
den gang gelhan und kommen spät abends auf den kirchhof,
so linden sie da viele kleine knaben, welche varfvar heifsen,
alle mit hüten auf dem haupte, spielen und unendlichen
scherz treiben, in der absieht den ganger dadurch zum lachen
zu bringen, lacht er nun, so ist all sein neunjähriger gang
umsonst und er mul's von neuem neun jähre gehen, falls er
den hut haben will, richten aber die knaben nichts durch
ihr spielen und scherzen aus, so suchen sie ihn durch schreck-
liche, seltsame erscheiuungen fortzujagen; misglückt ihnen
alles, so mülsen sie ihm stand halten und können nicht von
ihm weichen, ohne dafs einer den hut im stich lafse, so sehr
sie mit ihm ringen . und rufen 'du erhältst den hut nicht,
aufser du kannst ihn einem von uns mit gewalt oder ge-
schwindigkeit abnehnien!' doch zuletzt läfst ihn einer gut-
willig los. dieser mann, solciiergestalt ausgerüstet mit dem
Stab und hut {livarj'shalten)^ gilt für einen weifsager und
weifs alle verborgenen dinge, ohne dafs er nöthig hat wei-
ter jahrsgang zu gehen, wenn er weifsagen will nimmt er
den hut aufs baupt und den slab in die band.
Soweit der bericht, dessen Veröffentlichung wahrschein-
lich auskunft darüber verschaffen wird, ob noch heutzutage
in Smäland oder andern schwedischen gcgenden spuren je-
ner gewohnheit zurückgeblieben sind, von den deutschen
weifsagern habe ich mylh. 1060 — 70 zusammengestellt was
sich aul'linden liefs. in Niedersachsen dauert der glaube an
voraussichtige menschen, sogenannte vorkiekers zulängst,
es scheint aber eine gäbe, die ihnen selbst lästig und nicht
erst mühsam erworben wird, auf Scheidewegen, aufdächern
und an wafserfällen lauscht der mensch den künftigen din-
gen, es pflegt gewöhnlich in der neujahrsnacht, wo sich al-
tes und neues jähr scheiden, zu geschehen, aber die dreizehn
tage, in welchen den allen göttern und geislern noch eine
gewisse macht gelafsen ist, schicken sich überhaupt zur weifsa-
gung. den ausdruck varfvai^ verstehe ich nicht, wenn er
nicht mit dem nachher gebrauchten hvarfshatt verwandt sein
JAIIKSGAiNG 511
soll; (las allu. Iirarf bezeichnet plötzliches verschwinden,
hrer/'a aus den atij^en enlriickl werden, hrarfshatl ist also
der uusiclilhar machende tarnhiit oder die nebelkappe (mvlhol.
s. 4.'}I), die vorzüglich zwergen beigi-legt wird, und die als
knaben geschilderten rar/rar oder /war/rar scheinen elbi-
sche wcsen, die ihren luil ungern an den mann ahlalsen.
das ist das charakleriscbe der ganzen meidung dals die kraft
des wcifsagens einmal von dem runsfab des reiters, welcher
Oden sein könnte, dann von dem hui der elben abliiinjrisr <re-
macht wird, gleich seinen geislern trägt aber Oden selbst
den bcziehungsvollen hui oder maulcl, dessen der jünger der
Weisheit so wenig enlralhen kann als ein (in drei statt neun
Jahren vorbereiteter) doctor der philosophie hules, mantels
und Stabs. JACOB GRI3JM.
DIE 3ILLRADSPRACHE.
Ich weifs nicht ob auch bei andern Völkern das klappern
des mülrads in worlc gesetzt wird, dem unsrigen mul's es
von aller zeit her bis auf heute gcläulig gewesen sein, schon
in der heldensage, als Heime vor üietleib auf der flucht ist
und an einen flufs gelangt, svd er sagt, at mylnn cor i (hi-
ni oc goc/,- inijhia/i, cnii llcimi licijrdist svä tu sein inylnti
hinlin UvU sih'i 'sing slag' oc ' drep drepV svd f)utti Heimi,
sem epiir hotuim J'ffvi hinn gamli liitriilfr oc mielli vid si/n
sinn Thetleif högg liögg' oc drep drcp V in der zum
gründe liegenden niedersäclisischen sage wird es aber wohl
geheil'sen haben drip en stach! denn wir werden aus den
andern bcispielen sehen dafs die formcl lieber vom laut auf
den ablaut springt (gramm. 1, 562). das märchen vom machan-
delbom läfsl den vogel fliegen, nn he ßög wit ivech ?ia enc
viäl, un de mal g'dng ' klippe klappe, klippe klappe,' un
in de viäl dor seien twintig inälenbursen, de hauden enen
sten un harkden ' hick hack, hick hack, hick hack,' un de
mal güng 'klippe klappe, klippe klappe, klippe klappe.'
dem auf die Wanderschaft gehenden handwerksgesellen haben
erst die raben zugeschrien 'er zieht weg, er zieht weg!'
dann drei alle weiber umzukehren geralhen, er schreitet
512 DIE MULRADSPRACHE
tapfer zu, an des dorfes ende sagt ihm die miile ' kehre wi-
der, kehre wider!' (nihd. kei'd hell 7iu kercl) und er ant-
wortet 'miile geh du deinen klang, ich will gehen meinen
gang.* raben frauen und miile waren ihm ein rechter an-
gang (mythol. s. 1077). hübsch erzählt ist im Renner
7876 — 91
ein mül mit einem rcdelin
hi einem kleinen dorfelin
hete hie vo?' ein armer mati.
SU ivazzers dem red/in zcran
und ez niht hete vollen swane,
mit jdmer cz umbe gie unt sanc
'hilf herre got! hilf her re gotl
dir ist alleine bekant min not.'
nü was da bi ein dorf vil gruz
hi dem ein kreftic wazzer ßöz ;
daz treip zwei reder krefteclich,
die slaberten mit einander glich :
hilf oder Idz, hilf oder Idz !
diu erd si trocken oder nazy
so hob wir doch guot tac unt ?iaht;
uns wirt so manec sac her brdht.'
aus der Wetterau meldet Phil. DiefTenbach folgende sage, bei
Rodenbach liegt eine miile mit einem gang, die gewöhnlich
kleines wafser hat und deren rad gar langsam umgeht, an
dieser miile gieng ein bursche vorüber zur kirchweih und das
langsam drehende rad schien ihm zu sagen 'juckt dich dein
buckel? juckt dich dein buckel?' das war schlimme Vorbe-
deutung, auf der kirb tanzte er lustig; es dauerte nicht lange,
so bekam er streit und fafste eine gute tracht schlage, als er
nun abends heimkehrte und wieder an der müle vorbeikam,
war das wafser von gewitterregen stark angeschwollen, das
rad drehte sich rasch und sagte 'hat dich dein buckel gejuckt?
hat dich dein buckel gejuckt?' hier ist auch aus dem präsens
in Präteritum, wenn man will, in reduplication übergegangen;
wie jenes i in a fällt, ohne zweifei werden ähnliche ge-
schichten noch anderwärts in Deutschland gehört.
JACOB GRIMM.
:>13
LOBr.ES.ViXG AUF MARIA UND CHRISTUS
VON GOTTFRIED VON STRASSBURG.
Ein glücklicher fu/iil setzt mich in den stund den lü.cke7i-
hqfl iihevlieferten groj'sen lobgcsong Gottfrieds von Strqfs-
hiirg der Vollständigkeit näher zu bringeji. aber lieber als
ergänzungen lafse ich das ganze gedickt, so viel von ihm
erhalten ist, nach kräften gereinigt abdrucken : man mufs
ja die bis jetzt bekannten strophen aus mehreren bänden
mühselig zusammen lesen.
B, die jydngarter liederhandschriß, die ich in herrn
Pfeiffers ausgäbe gebraucht habr, enthält von s. 229 — 238
ohne Überschrift 30 Strophen, alle aus dem theile des ge-
dichtes der an Maria gerichtet ist. die letzte seile hat
nur eine Strophe, also räum für noch drei, und die folgejide
(239) ist leer, ivie in dieser handschrift mehrmals selten
oder blättcr für nachtrage frei gelafsen sind.
C, die Pariser liederhandschrift. bl. 364'' — 367^ giebt
sie 03 Strophen (Meister Golfril von Strasburg 7 — 09). sie
setzt die anfangsstrophen des gedichtes an das ende, 7i7id
auch dort noch in falscher Ordnung, vielleicht ivareyi in
ihrer quelle die einleitenden Strophen nachgetragen.
K, eine pcrgamenthaudschrift von S. Georgen in der
Karlsruher bibliothek, in kleinem formate, aus dem vier-
zehnten Jahrhunderte, hinter deutschen homilien stehen ohne
Überschrift 11 strophen an Maria, von deneji zwei bisher
unbekannt waren, die erste und den schlufs der elften thcilt
der anzeigerfür künde des deutschen mittelalters 3(1834), 42
mit, ohne zu rnerken dafs sie von Gottfried sind, herr
hofrath Adolf Hollzmann hat die gute gehabt sie auf meine
bitte Jur jnich abzuschreiben.
Über meine Unordnung der strophen weif ich ohne weit-
läußgkeit nicht zu sprechen ; sie mufs versuchen sich selbst
zu rechtfertigen, bescheidet sich aber an mehreren stellen
sehr unsicher zu sein, wie wäre dies auch anders möglich
Z. F. D. A. IV. 33
514 GOTTFRIEDS LOBGESANG
in einem gedickte das in keiner handschrift in einiger Voll-
ständigkeit einhalten aus dreien zusammengestellt icerden
jnufs? weder durch bestimmten Jortschritt des gedankens
noch tcie das sonst ähnliche ivcrk, Ronrads goldene schmie-
de, durch fest verkettete reimpaare war es gegen Verluste
und Umstellungen geschützt, noch manche strophe mag ver-
loj^en sein : wenigstens der schlujs fehlt ,• denn ich glaube
nicht dafs der dichter ohne alle abrundung mitten in der
Unruhe seiner ausrufungen abgebrochen hat.
7 august 1844. 31. HAUPT.
Swer gotes niinnc wil bejagcn, MS. 2, 183''
der muoz ein jagendez herze tragen
daz niht verzagen
künn üf der jagenden weide.
5 er muoz ouch beides krefte hau,
wil er die reinen niiune van,
und vaste slän;
ringen, striten, diu beide,
diu muoz er haben naht unde tac
10 nach der gewihten minne :
si gät niht släfende in den sac ;
wan muoz si twingen in den hac
sieht unde strac
mit reinem staeten sinne.
2 Diu gotes minne ist hochgemuot, ISS*"
da bi diemiietic unde guot:
swer niht entuot
als er sol gegen der minne,
5 dem wirt sl niemer rehte kunl,
noch minneclicher wunden wunt
ze keiner stunt
wirt er in sinem sinne.
sist also sseliclich gemuot
10 daz si wil olfenba're
sin in dem herze dez höchste guot
und aller liebste herzebluot :
swer des niht tuot,
der muoz ir sin unmtere.
GOTTFRIEDS LOÜGESAJVG 515
3 Dien gotes minnc frömde sinl, 183''
die siiit mit liclileri ougcii bliut :
diu selben kint
diu hcizent kinl der erde.
5 diu aber golcs niinne haut,
diu kint sint gotes kint genant
übr elliii laut
mit niinncclichcm werde,
ir berndiu l'ruht hat bernden regea
10 und hinicllouwes siieze;
ob in SU swebt der gotes segen
der ir kan zalien ziten pflegen:
daz er uns wegen
zen hohen fröideu miieze!
4 Swen gotes niinne nie getwanc,
nie der in höhen fröiden ranc
noch guot gedanc
im nie gewurzet inne.
5 swer gotes minne nie bevant, 184'
derst als ein schale an einer want
dem unerkant
ist leben witze und sinne.
swem gotes minne nie besaz
10 den sin noch daz gemiiete,
der ist der gnade ein itel vaz,
blint ist sins herzen Spiegelglas,
sin lip ist laz
gein aller soliden blüete.
5 Daz ich nu von der minne sage 184^
und ich ir doch so lützel trage,
daz ist ein klage
diu wol ze klagenne wsere.
5 versuochle si mir minen muot,
als si diu reinen herzen tuet
diu wol behuot
sint unde unwandelbaere,
s6 möhte ich deste baz gesagea
10 von der gewihten minne:
nu muoz ich an der rede verzagen,
33*
516 GOTTFRIEDS LOBGESANG
wan ich ir leider hän getragen
bi mincii tagen
so liitzel in dem sinne.
6 Und hülfe mich nu sendez klagen, 184"
ich klagele, daz manz möhte sagen,
daz ich der tagen
s6 lützel hele der minne
5 mit der ich solte geworben han
daz licp daz niemer kan zergän.
mich Irouc der wän
der manegem ninit die sinne ;
ich wände und wolte wizzen nihl;
10 ich bin der wsener eine
der inne ist blint und uzen siht,
als allen toren da geschiht:
des ist enwiht
mins herzen fröide kleine.
7 Gelriuwer got, nu erbarme dich 184*
genaideclichen über mich :
der gnaden ich
bedarf von allem herzen 5
ö wan rainer sünde der ist me
dan wages in dem Bodens^ :
des ist mir we
und dulde manegen smerzen.
ich hän dich lützel mine tage
10 geminnet, däst an lougen:
däst ouch daz ich dir, herre, klage,
ich was gein diner minne ein zage :
da von ich trage
ein wundez herze tougen.
8 Swä lugentrichiu herzen sin 184*
dien disiu klage werde schin,
diu sulen min
dur got ze gote gedenken
5 und zuo der süezen muoter sin,
daz si dem dürren herzen min
den lebenden win
der wären riuwe schenken.
GOTTFUIEDS LOßGESAiNG 517
des bile ich dur daz höre bluol
10 daz er göz dur uns armen,
sial mir ze siner miiuie guol 184*'
diu dürrez herze Liiiejeu tuol,
und mir der niuot
in riuwen mucze erwarmen.
9 Nu wil ich lau die klage varu
und wil ein lop zem andern scharn
des man sol warn
mit lülerlicher miune,
5 mit ane gtinder reinekheil.
der Sünde der si widerseit
diu berndcz leit
kan beru und arge sinne.
wan sol ir gar und gar gedageu
10 swä man ♦
liet oder msere welle sagen ;
wan sol si von dem herzen jagen
10 Swer hoehen welle nu sin leben
und dort mit got in fröiden sweben
und sich ergeben
dem vride und ouch der minne,
5 swer welle lernen widerstän
der boesen sünde an allen wän
und sich erlän
vil maneger argen sinne,
der lerne disen minncsanc
10 und tuo nach siner 16re,
so entliuhlet ime der siieze inganc
den sin den muot und den gedanc
an allen wanc
mit hoher wirde und 6re.
11 Swer beeren welle daz er nie
vernaeme, von mir, daz er ie,
der hoere hie
swaz im min zunge entsliuzet
5 und neme des süezen lobes war
518 GOTTFRIEDS LOßGESANG
von der diu goles kint gebar,
da von si gar
genäden über vliuzet,
alsam der luft des touwes luot
10 in siner bernden wünne.
sist also saileclich gemuot,
ez wart nie kiuscher lierzebluot,
so rein, s6 guot,
geborn von wibes künne.
12 Ir bcrndcn himel, neigt iuch har
und ncmet des siiezen lobes war
daz ich enbar
von dem gewihten bilde,
5 diu sich uns vor gebildet hat
mit reiner schäm, mit kiuscher tät,^
diu siiezen rät
git mangem herzen wilde.
neig ouch diu beilegen oren din
10 zem lobe daz ich singe,
Jßsus, der siiezen muoler din.
daz si gesegent müeze sin !
wan si ist ein schriu
vol aller guoten dinge.
13 Ir lop mit bernder wirde uf ge
sam loup gras bluomen und der kld
durch griienen It
von bcrndes regens giiete.
5 ez muoz uns sigen in den muol
alsam der tou von himele tuot
üf bernde bluot ;
ez muoz uns daz gemüete
enlliuhten sam den morgenröt /
10 der fröudenbernder sunne;
ez muoz uns bern daz lebende bröl
daz guot ist für der s61e tot
an rehter not:
des hilf uns, lebender brunne.
14 Du reine uns, reinebernder muot,
lachender rosen spilendiu bluot,
GOTTFRIEDS LUUGESAJNG 519
walleiidiu lluol,
(liezeiuliu lioncfifes süeze;
5 rein uns, daz wir diili lohende loben,
und valie uns inil der niiunc kleben,
daz man uns oben
ze frouden sehen nuieze ;
giuz uns daz berude niinuelrauc j
10 in lihe in s61e in herzen,
daz aller herzen widerwanc
noch ie mit lebender süeze twanc;
gip uns gedanc
der wären riuwe smerzeu.
15 Enlliuhle uns, liehlebernder tac,
inbrinndiu niinne, balsmen sniac,
blüejender hac,
inbriinstiu herzen hitze.
5 erfriihte uns, bernder gnade ein fruht,
leid uns der sünden ungenuht
und alle unzulit
uns von dem herzen slitze.
teil mit uns, vrowe, dinen segeu
10 den dir der engel brahle,
dö dich begöz der sa'lden regen:
zen selben sa^lden hilf uns Stegen
der dir der degen
mit fröuden zuo gedähte.
16 Du rösen bluol, du liljen blal,
du künegin in der hoehsten stat,
dar nie getrat
kein frouwen bilde mere,
5 du herzeliep für allez leit,
du fröude in rehter bitterkeit,
dir si geseit
gesungen lop und 6re.
des lebenden gotes zelle was
10 din lip vil saeldenbaire :
rehl als der sunne durch daz glas
kan dringen, süezer unde baz
520 GOTTFRIEDS LOBGESANG
dranc äne haz
ze dir Krist der gewähre,
17 Du rösen tal, du violvelt,
du wiinneberndez herzen gelt,
du blüender hell,
du süeziu gotes wünne,
5 du lichteberndcr morgenröt, '
du relitiu friundin an der not,
daz lebende brot '<■
gebaer du küneges künne,
daz manic vinster herze kalt
10 erliuhtele unde enbrande
mit siiezer minne raanecvalt;
so rehte slarc ist sin gewalt:
des wirt gezalt
din lop in manegem lande.
18 Du minneclicher bluonien glänz,
du blüemest aller niegede kränz;
der sselden swanz
dich hat alumbevangen.
5 du bist daz blüende himelris
daz blüende blüet in manege wis,
wan gotes vliz
der ist an dir ergangen,
des wirt dir hohes lobes sanc
10 ze wünsche wol gesungen;
vil maneges herzen guot gedanc
dir klenket manegen süezen klanc
an allen wanc ;
s6 wol ist dir gelungen.
19 Du bluomen schin durch grüenen kl6,
du blüendez lignum älöe,
du gnaden s6
da man mit fröuden lendet,
5 du wiinneberndez fröuden lach
da durch man regen nie gesach,
du guot gemach
des ende niemer endet,
GOTTFIUEDS LOBGESANG 521
du helfeberiidcr kraft ein lurn
10 vor vieiillicliein bilde,
du wendest uianegcn liertcn stur»
den an uns luol durch siiicu liurn
der helle wurn
und ander wiirine wilde.
20 Du bist ein sunne, ein mäue, ein steru, '
du bist diu elliu guot kan wern
und uns entwern i
von des viandes stricke:
5 die kraft die h;\t dir got gegeben,
daz frone lieht, daz lebende leben;
des sihct man swcben
din lop in eren blicke,
du hast in reiner reinekeit
10 daz ha'hsle lop gewunnen
daz an die werlt ie wart geleit;
ez fliuzet schöne an allez leit
wit unde breit
üz maneges herzen brunnen.
21 Du gimme, ein golt, ein edel stein,
ein milch, ein r6tez helfenbein,
ein honecsein
in herzen und in munde,
5 du bernder lugende ein edel krüt,
ein minneclichiu gotes brüt,
ein siiezez Irüt,
ein sseldeberndiu stunde,
du rehler kiusche ein blanker sne,
10 der reinekeit ein trübe,
der wären minne ein grüener kl6,
der gnade ein grundelöser se,
und dar zuo mö
der triuwe ein tiirlellübe.
22 Ob aller siieze ein siiezer schin,
du siiezer danne ie wurde win,
diu siieze din
mir blüen ze saelden müeze.
5 du bist daz siieze minnetranc \
522 GOTTFRIEDS LOBGESANG
dar in diu goleheit suoze dranc:
I SirOuen sanc
nie wart so rehte siieze.
du gast dur oren ougcn in
10 ze herzen und ze sinne:
da birstu wünneberndeu siu
und stoezest alle unvröudc hin.
du bist gewin
der herzeclichcn niinne.
23 Ob aller wünne ein wünne trut,
du schoener danne ie küneges brut,
du liljen krüt,
du bliiender rösen tolde,
5 du brinnder stern, du brinnder man,
ob allen bilden wol getan,
du bliiender plan
lieht under sunnen golde,
wiz als ein sne, blanc als ein swau,
10 var sam der butten bliiete,
ganz als eins wilden ebers zau,
so bist du roseblüender stau;
der sa'lden gan
dir got von siner giiete.
24 Ob aller tugende ein süeziu tugent,
du jugent an ende in bliiender jugenl,
des si wol mugeut
din lop ze liebte bringen,
5 die bimele und der bimele kiul
und alle die mit gote siut.
ja sint si blint
an allen guoten dingen,
die dinc siiezen werdekeit
10 niht erent innecliche,
die got an dich da bat geleil
mit manger hohen wirde breit,
daz von dir seit
manc herze tugende riebe.
25 Vol aller gnade ein reioez vaz,
der staeten tugent ein adamas,
GOTTFRIEDS LOBGESANG 523
ein spiej^elj^Ias
der wuiiiie diu sich wunnef,
5 du heiles und }:^eliickes rat,
des iieilcj^cu geisles niinnesat,
an froncr stat
diu bilde wart gebrunnet,
dar in der lebende goles degen
10 von himele nider dräte
sam üf die bluomen siiezer regen ;
so siiezer senfte künde er phlegen :
des ist sin segen
bi dir fruo unde spate.
26 31ariä, reiniu werdekeit,
swaz man dir singet oder seil,
daz ist gcmeit,
lieplich vor allem sänge;
5 ez tuot den lip die sele vro,
ez lüftet sinne herze ho,
nu sus nu so,
mit süezem anegange ;
ez blüejet schone in bluomen wis
10 in herzen und in muote.
du bist so gar ein paradis,
der wünne ein bliiendez röseu ris,
der saelde ein pris,
der gnade ein wiinsclielruole.
27 Got hat dir siben hande kleit
an dinen reinen lip geieit:
daz wirl geseit
wie diu geschaffen wären.
5 daz eine kiusche was genant 5
daz ander tugent ist uns erkant ;
daz dritte gewant
genant was wol gebären :
daz vierde kleit daz ist d^muot,
10 daz fünfte erbärmde reine,
daz sehste stsliu triwe guot,
daz sibende zahl, der ßren bluol,
524 GOTTFRIEDS LÜBGESANG
diu dich bcliuot
hat gar vor allem meine.
28 Eilf bände kiusche hat din lip
die nie gewan noch magel noch wip :
die, frowe, Irip
ze sagenne üz mineni munde.
5 kiusch ist din sehen, din angesiht;
,kiusch din gehoerde in aller phliht;
din rede was niht
wan kiusch ze aller stunde;
kiusch was din maz, kiusch was din tranc ;
10 kiusch wären dine sinne;
kiusch was din herze und din gedanc ;
kiusch din gebären und din ganc :
da von dir dranc
ze herzen gotes minne.
29 Du sunne, ein mäne, ein tac, ein stero, /
der valer wolte niht enbern,
er wolte wern
din Crist ze einer muoter:
5 zem herzelieben kinde sin,
daz uns birt leben und lebens schin,
brot unde win,
die kiusche din behuoter,
daz diaer bernder tugende zwi
10 nie Sünde dorn beruorte;
sin brinndiu minne was dir bi,
diu dich tet alles wandeis vri;
ein golt, niht bli,
wie dich diu sa.'lde fuorte !
30 Du reiner lip üz höher art,
nie frowen lip so reine wart,
so trüt, so zart,
alsam din lip, der here.
5 Maria, bernder eren zwi,
gewihtez templum domini,
der dir ie bi
was unde ist iemer märe.
GOTTFRIEDS LO «GESANG 525
du bernder fröude ein anevanc,
10 du Salden ancgcnge,
diu golcheit in din herze dranc
dar an uns allen wol gelanc :
des IiAstu danc
die breite und ouch die lenge.
31 Dir spriche ichz beste daz ich kan.
nie muoter reiner kinl gewan
noch kinl gewan
ein muoter nie so reine.
5 er sellele sich da nach er was ;
sin reiniu goteheit üz erlas
daz reinste vaz
von fleische und ouch von beine
daz muoter ie ze herzen Iruoc
10 enzwischen himcl und erde,
an dir lac alles des genuoc
des man ze tugenden ie gewuoc;
diu SKide sluoc
dich an von hohem werde.
32 Du wahsdez liep für alle dol,
du triulinne aller gnaden vol,
ja ist nienien wol
von herzen wan dem einen
5 der rehle erkennet wer du bist
und dinen sun, den werden Crist,
der alle vrist
uns gnade kan erscheinen,
dem iuwer siieze ist unerkant,
10 derst witewe unde weise,
und dienten im joch elliu lanl:
so vil ist gnade an iuch gewant;
ir sint ein bant,
ein turn vor aller freise.
33 Du bist ein lieht, ein anevanc
des lebenden Icbens an allen wanc 5
vor dir uns Iwanc
diu gnädelose vorhle
5 unz daz din bernder sunnen schin
526 GOTTFRIEDS LOB GESANG
uns hat mit dcme liebte din
die vinstcriii
vertriben, du biinclporte.
du entsliizze uns der genäden tor,
10 daz leider alze lange
uns armen was beslozzen vor;
du bülfe uns an dem reblen spor :
des vert enbor
din lop mit siiezem sänge.
34 Dich eren, frowe, sa'lde birt
diu bernde stunde niemer erwirt:
er sfflic wirt,
si saeligiu wirtinne,
5 die dich ze herzen künnen laden
in daz geminnete niinnegaden ;
die müczen baden
in unzallicher minne.
dich 6reu minne machen kan
10 an zamen unde an wilde; '
dich eren minnen tuot den man
dem minne nie ze herzen bran :
so lobesan
du bist in wibes bilde.
35 Dich eren, frowe, fiieget daz
daz man dir traege wirt gehaz
und daz man laz
wirt gegen übeler sünde ;
5 dich eren, frowe, daz ist kunst
die niht verderbet kein Ungunst
noch diep noch brunst
noch keines wäges ünde ;
dich eren, frowe erlinden kan
10 diu flinscherten herzen;
dich eren, frowe, tuot den man
und ouch daz wip untugende an
und verre dan
von aller sünde smerzen.
36 Dich eren, frowe, beten tuot
verstabten munt, verzagten muot,
GOTTFIUEDS LüBGESANG 527
daz kalte bliiol
des herzen liitzen suozc ;
5 dicli ereil, frowe leren kan
die siinde miden niane^en man
des herze bran
in wallnder siinde uniniinze ;
dich ßren, frowe, dest ein zwi
10 dar an diu sielde blüejet;
und ouch daz gole iiit liebers si
diu wizzende ist mir vaste bi :
got tuot in vri
der helle diu da brüejet.
37 Dich eren, l'rowe, swer daz tuot,
dem giuzet got in sinen muol
der minne bluol:
du bist so rehte reine.
5 swer dich hie lobet, der erel in
und sinen hohen goles sin ;
6st ein gewin
ein minne und ein gemeine,
ein sta'ter wille und ein gewalt,
10 ein nein, ein ja, ein minne,
und wirt daz niemer umbe gevalt,
wan ez ist ßweclich gestall:
des wirt gezalt
din lop von manegem sinne.
38 Nu lobe dich hiut wip unde man
und swaz von muoter libe ie kan,
wild unde zan,
mit lobender wirde untrAge ;
5 so lobe dich hiut swaz lebendes lebe
und in dem himeltouwe strebe,
vliez oder swebe
in walde, in wildem wage ;
hiut lobe dich aller Sternen schin
10 der mäne und ouch diu sunne ;
hiut loben dich d'elemente die;
hiut müezestu gesegenet sin,
528 GOTTFRIEDS LOBGESANG
du fröundcr win
und aller j;iiadc ein brunne.
39 Hiiit lobe dich got der dich geschuof
und lieplich aller herzen ruof
hoert unde ir wuof,
ir fröude und ouch ir swsere ;
5 hiut loben dich aller engel schar
und aller hinielschen megde gar ;
hiut nemen diu war
mit lobe die niarlcraere ;
hiut loben dich gewillten schrin
10 die Hehlen hiniel schcene
und alle die dar inne sin,
die troue und ouch die cherubin,
die seraphin,
und aller engel doene.
40 Hiut lobe dich, siieziu reinekeit,
swaz ie den tot durch got geleit ;
hiut si geseit
dir lop von allen zungen;
5 hiut lobe dich, blüendez rösen ris,
der kiuschen megde höher vliz;
hiut si din pris
durch al die werlt gesungen;
hiut eren dich gesegenten bort,
10 dich, fröudenberndiu wünne,
die hie da sin, vor gote dort;
hiut si dins süezen lobes wort
hob über bort
gelobet von allem künne.
41 An swem so vil der sa;lde lit,
der mac sich vröuwen ze aller zit
in widerstrit,
als an dir, vrowe reine.
5 an dir lit al der werlte heil
und aller himel ein michel teil;
6st allez geil
von diner minne aleine.
:
GOTTFRIEDS LOBGESANG. 529
du bra'lile uns wider den lebenden schm
iO mit diner reinen giiete
den uns verlos der helle grin :
des soll du, vrowe. in vröuden sin;
daz licrze diu
sol Sweben in liocligemüete.
42 ^ il rciriiu inuolcr, nii wis vrö,
Sit dich gehcßhet hat alsA
s6 rehtc hö
din kint daz sacldenbajre.
5 du soll in hiij^cuden fröuden leben ;
du solt in riclier wiiunc sweben:
dir ist {gegeben
ein leben an alle swa?re.
daz reine kiusclic bilde din
tO sol in der wiinne bliiete
an ende in allen fröuden sin :
ez hat der lebenden sunnen schin
dich 6ren schrin
erweit zer hnehsien giiete.
43 Nu fröu dich, aller vre wen pns,
nu fröu dich, wiinne paradis,
nu fröu dich, ris
der schncnen rosen bliiete.
5 nu fröu dich, frowe, wunnesan,
nu fröu dich daz dich rüefet an
wip unde man
durch dine hohen giiete.
nu fröu dich daz du hast gemein
10 mit gote an grozen dingen:
din ja sin ja, din nein sin nein,
an ende hellent ir enein ;
groz unde klein
wil er dir vollebringen.
44 Nu fröu dich daz du bist genant
diu hcehste in hirael übr elliu laot
und dir bekant
sint aller engel süeze.
5 nu fröu dich daz du bist betaget
2. F. D. A. IV. 34
530 GOTTFRIEDS LOBGESANG
zen höchsten fremden, so man saget;
nu frön dich, maget,
der sunnenheizen griieze
die dir sint ze allen ziten knnl
10 von manegen reinen herzen ;
nu frön dich aber liisentslunt
daz du wirst niemer mere wunt
noch ungesunt
von keiner slahte snierzcn.
45 jNn fröu dich daz du bist erkorn,
daz du soll stillen gotes zorn,
der da geborn
wart uns von dinein libe.
5 nu fröu dich daz der lebende Crisl
din kint din got din schepfer ist
und daz du bist
ein Spiegel aller wibe.
nu fröu dich daz diu minnebliiol
10 von herzenberndeni leide
enbunden hat vil menegen muot
der bran in leide alsam ein gluoL
nu fröu dich, guol,
der güete ein ougenweide.
46 ^u fföu dich daz unniiltekeil
die diue niilte nie versncit.
du wa-re bereit
ze gebenne swer es gcruoclile.
5 du gsebe den nackenden die waf
und twte in menegen guoten ral.
geschriben slät,
swer dine gnade suochle,
daz dem nie helfe wart verzigen
10 von dir durch gotes ere :
des ist diu lop so höhe gestigen
daz ez kan niemen übersigen ;
des wirt genigen
dir üf genade sere.
47 Nu fröu dich, rciniu vrowe zarl,
daz nie din lip bewollen wart
GOTTFRIEDS LOBGES.LNG 531
von keiner art
an herzen noch an sinne:
5 des niahlu s6re vrönwen dich,
wan cz ist s6rc lobeüch.
sich, frowe, sich,
waz '^n{ der edclen niiniie '
dir in diu rcinez herze göz
10 und in diu rein geniiiete !
da von du niender hAst genoz
wan einen der genözclos
ist und so groz
an eren bernder bliiele.
48 Nu fröu dich, siieziu zuckerwabe,
duz dir gol Gabrielen abe
der gotes liabe
mit liöher wirde sanle;
5 daz er dir kunte sinen gruoz
der ienier siieze wesen muoz :
liht was sin fuoz,
snell er zuo dir gcrante.
'dich griieze gol ! genäden vol
10 so bislu, maget reine.
din lip in fröude enphahen sol :
dar umbe habe enheine dol ;
ez kumet dir wol
und aller werlle gemeine.'
49 Nu fröu dich, frnudebernder rät,
daz dir der lebenden sselde sat
mit reiner tat
got in din herze säte.
5 nu fröu dich, vrönez paradis,
daz er in türteltüben wis,
din siieze ämis,
von himele nider dräle
durch daz vil beilege öre din
10 alunder diue brüste :
da von du muost gesegenet sin.
ach aller engel künegin,
34*
532 GOTTFRIEDS LOBGESANG
waz birt din schin
der Wunderbernden lüsle !
50 Nu fröu dich daz daz herze dm
enzunte des beilegen geisles schin :
da von du sin
muosl ienicr sa^ldenba-re.
5 nu fröu dich, lebendcz heil belagelr
daz du geba're ♦ maget
gar unverdaget
belibe an alle swaere.
nu fröu dich, reiniu reinekeit,
10 daz du mit reine enphienge
und in gebore an allez leit;
daz manec zunge machet breit,
swar wirt geseit
daz cz dir wol ergienge.
51 Nu fröu dich, lichter sunnen schm.,
daz die gesegenten brüste din
daz kindelin
des lebenden goles sougten.
5 nu fröu dich daz dir waren bi
von frömcden landen künege dri,.
her unde vri,
die dir ir minne erougten
an dem gewihten kinde din
10 daz si mit gäbe sähen.
nu fröu dich daz des Sternen schin
si wiste hin zcn 6ren din.
ach 6ren schrin,
waz eren si dir jähen !
52 Nu fröu dich, reiner muoter barn,
daz du saih üf ze hiraele varn
als einen arn
Jßsum den du gebaere.
5 nu fröu dich daz er mcnegen segen
dir giebe under den selben wegen,
der suoze phlegen
din künde wol vor swaere.
I
GOTTFRIliUS LÜßGESANG 533
nu fröu dich daz du ssehe daz
10 wie in die liiflc cnpliienj^en,
wie niiuneclicli an allen liaz
er üf der winde vederen saz,
wan er gol was
dem si engcgen giengcn.
53 Nu fröu dich, iemer berndez leben,
daz du solt helfen urteil geben
dÄ man siht streben
vil manegen jämmerlichen
5 an deme zorneclichen tage,
so got mit gnisenlicher klage,
mit grimmer sage,
den armen und den riehen
tuot sine hOren wunden kuut,
10 frisch und von bluote niuwe,
der er wart durch uns- armen wunt;
des meneger wirt uugesunt:
ow6 der stunt,
ow6 der seueden swaere !
54 Ich hän gelobet die muoter din,
vil süezer Krist und herre min,
der eren schrin
in dem du mensche würde :
5 nu wil ich ouch dich, herre, loben,
tset ich des niht, so künde ich toben,
du swebest oben
ob aller 6ren bürde,
sibenstunt an dem tage sol
10 dir lop von mir erklingen:
diu wirde zimt dir, herre, wol,
wan du bist aller tugende vol ;
Icillichc dol
kanslu von herzen dringen.
55 In dinem namcn so lobe ich dich
daz du, herr, ie geschüefe mich ;
alsus lob ich
dich, minneclicher keiser. \
5 so lobe ich, herre, daz du bist
534 GOTTFRIEDS LOBGESAiNG
ein warer got, ein wxTer Krist,
und nil)t euisl
an diucm bilde heiser.
ez ist an allen lugenden klär,
10 durchliuhlic unde reine;
da ist wandeis an nilit unibe ein här
ez ist reiit sieht unde war
und offenbar
und alles valsches eine.
56 Ich lobe dich, vater, herre Krist,
daz dir so ma;re der sünder ist;
du gist im vrist
vil lange üf bezzerunge.
5 so si gelobet naht unde tac
diu lop, daz mich vil armen sac
gein dir enmac
verteilen menschen zunge.
wan dir sint elliu herzen kuut
10 und offen allez tougen,
du weist daz mer unz üf den grunl
und allez daz ie menschen munt
ze keiner stunt
gesprach, däst äne lougen.
57 So lobe ich, herre, dinen tot,
der in vil strengebernder not
uns helfe bot
und uns vil armen löste
5 von iemer wernder brinnder brunst
da jämer ist und jämers gunst
so ♦
der uns s6 tiure tröste.
des sol dich loben swaz äten habe
10 mit höher wirdc und ere,
wip unde man, kint unde knabe,
dar nach swaz fliege fliez unt trabe,
kriech unde snabe,
an ende und iemer möre.
58 Got, aller giietc ein anevanc,
tief unde hö, breit unde laue:
GOTTFHIliüS LOÜGESAiNG 530
si kau ^cdanc
siicz in dem licrzcn luaclieii;
5 SI iliuzcl üz der iniiiue laut; I
vil wol im dem si wirl crkaul !
dem muoz zehaul
sin herze in fröiden lachen :
swaz im diu werit ze leide luol
10 daz ist im gar ein wiinne ;
so suozc enzündct im den muol
din siieziu brinndiu minnegluül;
du bist so guol
ob allem menschen kiinne.
5J) Du bist diu senfte siiezekeii
die man vor senfte unsanfte treil,
und herzeleit
wart nie solichez mere
5 alsam diu senfte süeze din;
ez ist ir wünueberuder schin
für senden pin
ein saelde richiu Ißre.
doch kam din süeze niendcr hin
10 wan in diu reinen herzen:
da birt si wünnebernden sin
und ziuhet alle gnade driu
und der gewin
vertribet grimmen smerzen.
60 Du küel, du kalt, du wann, du heiz,
und aller sselde ein umbekreiz,
der dich niht weiz
wiest dem so rehte swaere!
5 im ist der tac eins järes lanc,
im gruonet selten sin gedanc,
erst aiie wanc
gar aller fröiden lajre.
du bist so gar des herzen schiu
10 ein fröidcbcrnder sunne,
ein herzeliep für senden pin,
für triure ein fröide voller schriu.
536 GOTTFRIEDS LüBGESANG
den gerndeii sin
für durst ein lebender brunne.
61 Liep unde liep, liep unde zart,
nie liep so liep eim liebe wart;
du bist von art
liep allen reinen bilden.
5 dich minnent mcgde, süeziu wip,
und nianic tugentbafter lip:
da von vertrip
swaz uns dir welle wilden,
dich minnet erde und ouch daz nier,
10 fiur, luft und ouch die winde,
die hiraele und allez himelher;
sus gistu blüender bluomen ber
an alle wer
dim liebsten ingesinde.
62 Vil maneges reinen herzen trüt, \
vil manger reiner mägde brüt,
lieht unde lüt
in ir getrütem sinne,
5 dich triutet raanic edeler niuot,
dich triutet herze und herzebluot,
du bist s6 guot
ze triutenne, trutminne.
dich triutet aller Sternen schin,
10 der mäne und ouch der sunne,
dich triutent d'elemente din;
waz möhte baz getriutet sin?
kein triutelin
sam du getriiter brunne !
63 Du voller man, du voller stern,
wer möht din iemer stunde enbern?
der tugende gern
kan unde süezcr minne,
5 der muoz din inneclichen gern,
wan du kanst wunder wünnen wem;
du bist ein stern
in herzen unde in sinne :
GOTTFRIEDS LOBGESANG 537
du erliuhtcsl daz nie sunneu schin
10 noch sicrn erliuhtcn künde,
so mille ist dincr niinne win,
swem er kunit in duz herze sin,
des herzen schrin
wirt fluiden vül von gründe.
64 Du nianges herzen niinncbant,
du brinndiu niinnc übr elliu lant,
ez wart bckant
nie lieberz üf der erde.
5 din liep in lebendem liebe lebet :
eia, wol im swer dar nach strebet !
des herze swebet
in wiinneberndem werde,
du bliiejesl in dem reinen muot
10 als in der lichten ouwe
ein bernder boum schoen unde guol
lachende sine blüende bluot
blüejende luot
üf gegen dem morgentouwe.
65 Tief ist des wilden meres grünt :
noch tiefer tüsenthundertstuut
(daz ist uns kunt)
ist din erbermde reine.
5 si reichet von den slernen abe
unz üf die grundelösen habe ;
si ist ein wabe
des lebenden honges seine 5
si fliuzet fliuget unde gät
10 dur mangiu wildiu wunder.
du bist ein visch unz üf den grät;
din süeze wandeis niht enhät ;
du bist ein siit
durfrühlic übe und under.
66 So lobe ich dich, vil süezer got,
daz also reine ist din gebot
an allen spot,
so staete und so getriuwe.
5 so lobe ich dich daz du bist da
538 GOTTFRIEDS LOBGESANC.
swä man din gert, verr uude nä,
iiud daz dir gä
ist nach des menschen riuwe.
so lobe ich daz du, siiezer Krisl,
10 versniahtest nie den armen :
din heilic ore entslozzen ist
gein siner stimme zaller vrist,
wan du der bist
der sich da kan erbarmen.
67 Sit daz du, berndiu minnebluot,
bist also tugenlrich gemuot
und also guot
daz dine bernden güete
5 mit rede nie volenden kan
der engel dort, hie wip noch man,
swie vil wir hän
gemiiejet diu gemüele,
ouch zimet wol daz ich dir sage
10 ein lop durch dine minne
daz blüejende in die werlt ertage
und ez den besten wol behage,
an alle klage,
in herzen unde in sinne.
68 Du bist diu erbarmherzekeit
diu höhe üf in den himel treit
und überbreit
des wilden meres breite ;
5 ir tief abgründe ist äne grünt,
ir lenge wart nie menschen kunt,
swie maneger stunt
man ie da von geseite;
ir gnade niender ist so smal
10 daz ir diu werlt geliche;
ir triuwe diu ist ane zal;
ir minne füllet berc unt tal
in maneger wal
durch elliu künicriche.
69 Du bist genant daz lebende heil
daz dur uns wart dem lodc veil;
GOTTFRIEDS LOBGESAISG 539
du la'le uns geil
mit (linio heizen söre;
5 du fröilesl uus mit diner nut;
du lieze uns leben und liege löt :
die Iriuwe erbot
nie mensche menschen niöre.
Sit daz Adilm von diner haut
10 gebildet wart von erden,
son wart nie hoher triuwe erkant
noch niemer wirt; dast unerwant:
des wirt gesaut
dir lop zc himel von erden.
70 Du bist gesungen und geseit
daz lamp daz unser sünde treit,
daz dur uns leit
mit willen alze verre.
5 wir warn dir, herre, gar ze trüt;
du spien din golt an bloze hüt;
wit unde lüt
erschal, getriuwer herre,
diu reine staete minne din,
10 diu siieze, unwandelbare,
des müezeslu gesegent sin,
du reiner herzen sunneu schin,
du lebender win,
du fröide in rehler swsere.
71 Du bist genant der guote got
an des gewalt, an des gebot,
an allen spot,
nie niht enkunde werden.
5 ez loufe, ez klinne, ez sliche, ez strebe
* ez rinne, ez flieze, ez swebe,
swaz Inder lebe
enzwischen himel und erden,
der aller leben ist dir bekant,
10 dien allen birstu spise,
der aller leben stat unverwant
in diner gotelichen haut:
540 GOTTFRIEDS LOBGESAiNG
sus ist bekant
din gnade in maneger wise.
72 Du Icbendez lieht, du lebendez heil,
und aller scelde ein s*lden teil,
wer waere geil
enzwisclien himel und erde,
5 euwaer din minncbernder muot
der aller reiner herzen bluol i
ze fröiden tuot
mit minneclichem werde?
du fröiwest aller engel muot
10 und aller menschen sinne;
swaz iender hat bein oder bluot,
ze fröiden ez din güete tuot;
du bist so guot,
du reiner herzen minne. \
73 Du zallen ziten hast zertän
din arme, uns armen wilt enpfän,
swie vil wir hiin
getan gein diner hulde :
5 und wellen wir ze hulden vän,
die sünde dur din minne lan,
so willu uns hän
unschuldic unser schulde,
du bist so guot, so rehte guol,
10 so guot ob aller güete ;
din güete lebendiu wunder tuot,
si bringet dar zuo töten muot
daz berndiu bluot
swirt üz des herzen blüete.
74 Dich minnebernde minnebluot,
dich minnet sin, dich minnet muot,
dich minnet guot,
des reinen herzen güete,
5 dich minnet lip, dich minnet leben,
diu sei die man siht drinne streben,
wan du kanst sweben
ob aller minne blüete.
GOTTFKIEDS LOBGESANG 541
des bistu minne iniundeii bi
10
den minne niinnden wandeis frf,
swie vil der si,
den fliuzestu ze muote.
75 I^n bist der minne ein anevanc,
noch niemer mßr ein abeganc ;
du bist ein sanc
des niemer stunde verdriuzcl.
5 wan minnet dich mit wcrdekeit,
lief undc hoch, wit unde breit,
an allez leit,
din minne verre fliuzet.
wan minnet dich für win, für bröt,
10 für golt, für edel gesteine ;
wan minnet dich für scharlüt röt ;
wan minnet dich unz üf den tot:
und tuot daz not ;
du bist so reble reine.
76 l)u bist der brinnden minne fluz
der minnde giuzet manegen guz
und süczen duz
in brinndiu minndiu herzen,
5 und süezest in sin unde muot
alsam daz tou die bluomen tuot ;
din minndiu bluot
vertuot in allen smerzen.
diu herzen diu diu haut bekort,
10 diu müezen sich des gesten
daz du der lebenden minne ein bort
bist beidiu, hie, ze himele dort;
da von din wort
dir blüement dalre besten.
77 Got, von dir reden, got, von dir sagen
kan in diu herzen minne tragen
und kan versagen
uuminne ir süezen porte.
5 got, von dir reden, got, von dir sagen
542 GOTTFRIEDS LOBGESANG
kan in diu herzen schoene tragen
und kan dich wagen
mit manegem siiezen worte.
got, von dir reden, got, von dir sagen
10 kan herzen fröide machen.
got, von dir reden, got, von dir sagen
kan rihten üf der soliden wagen
der uns soi tragen
da man sol iemer lachen.
78 Got, von dir reden, got, von dir sagen
kan trüren ilz den herzen jagen
und kan drin tragen
des beilegen geistes minne
5 got, von dir reden, got, von dir sagen
lert dine heren marter klagen
und lert si tragen
ze herzen und ze sinne,
got, von dir reden, got, von dir sagen
10 ist wol halp himelriche.
got von dir reden, got von dir sagen
lert uns ze himelriche jagen;
ez wart nie sagen
so rehte minnecliche.
79 Got, von dir reden, got, von dir sagen,
d4 mite wirt diu sünde erslagen,
und kan verjagen
den tievel in die helle.
5 got, von dir reden, got, von dir sagen
kan dinen höchsten Iröst bejageu
und kan zuo tragen
dem herzen guot gevelle.
got, von dir reden, got, von dir sagen,
10 ist wiinue ob aller wiinne ;
ez luot daz herze in fröiden wagen,
die reinen sele nach dir klagen:
so schöne ertagen
kanstu menschlichem künne.
HO Got, von dir reden kan riuwe geben
und leiden elliu valscben leben;
GOTTFIUEDS LOIJGESANG 543
so slehf, sA eben,
so f^al diu wort daz reine.
5 ez duldet nünre valsclion niimi
dannc daz nier die siinde tuut;
so reinen niuot
birt ez, daz wandcls eine.
got, von dir ceden birt reinen sin
10 und kiusdiez hocligemüete
und jaget den tievel von uns hin ; /
des ich vil wol versinnet bin :
ez ist gewin
der iemer wernden giiete.
Hl Cot, von dir reden birt gnaden vil
und ist daz aller liebste spil
daz ich wol wil
für elliu spil llorieren.
5 ez kan dem libe wünne geben ■
und tuot die sele in fröiden sweben ;
lip unde leben
kan ez mit fröiden zieren.
swH sich gesellent zweue od dri
10 in diner süezen minne,
den bislu, herrc, enmitten bi
mit diner bernden gnaden zwi
und tuosl si fri
von wandclberndem sinne.
82 Hu bist des reinen herzen spil;
cz hat dich also dicke ez wil;
du birst so vil
der minne in manegem sinne.
5 wan hat dich hie, wan hat dich da,
wan h;\t dich bi verr unde na,
nu aber sä,
mit herzesiiezer minne.
du bist daz aller liebste trüt
10 daz ougen ie gesähen;
zem herzen in dur ganze liüt
gästn ze diner kiuschen briit;
544 GOTTFRIEDS LOBGESANG
lieht unde lüt
sol man dir liebe nahen.
83 Des cdelen menschen reiner niuot '
mac gerne sin kiusch unde guot,
sin herzebluot
mac gerne wesen reine
5 dur dich, vil reinez herzebluot;
du bist so rein, du bist so guot,
s6 wol behuot
vor allem valschen meine,
mit rehter reinekeit enpfie
10 dich diu von herzen reine;
reinez gebern an dir ergie;
daz seiher reine wart noch nie
uf erde alhie
noch üf dem himel gemeine.
84 Ach bluomen richez bluomen krut,
ach kiuscher herzen sundertrüt,
ach süeziu brüt,
ach minneclichiu minne,
5 ach herzeclichez herzen bluot,
ach güete ob aller giiete guot,
ach edeler muot,
geblüemet üz und inne,
ach siieze anblic, ach süeze an sehen,
10 ach süeze an dich gedenken,
ach siiezez von dir süeze jehen,
ach süeze dich vil suoze an spehen ;
din süeze an sehen
kan sendiu leit verkrcnken.
85 Ach reiner sele süeze ämis,
ach wie wol zimt dir höher pris
und daz man iliz
an dir der tugenden üebe !
5 ach keisers kint, ach küneges barn,
ach swebender ar ob allen am,
wie wol bewarn
du kanst vor sender trüebe
GüTTFlUEDS LOBGESANG 545
die dich da ininDent ane waiic
10 inil lulcrlic-lier luiiiiie !
aeli iu den ören siiezer sanc,
ach in den herzen frö gedanc,
ach harplcii klanc,
in muotc, in allem sinne!
86 Ach {joles kinl, ach siiezer Krisl,
ach herre (ihr allez daz der ist,
ach der du bist
ein sunne cngegen dem morgen,
r> ach siiczez leben, ach siieziu zil,
ach voUiu IVöide an allen nit,
waz an dir lit
der saeldcii unverborgen !
ach minneclicher umbevanc,
10 ach vol vriunllichcr grüeze,
ach nie kein süeze naher dranc
ze herzen noch so liefe ensanc
an allen wanc
alsam diu bcrndiu siiezc!
87 Ach herzen trül genäden vol,
ach wol und icmer mere wol,
ach Sender dol
ein siieziu arzcnic,
5 ach herzen bruch, ach herzen not,
ach sendiu Iriuwc unz üf den tot,
ach rose rot,
ach rose wand eis vrie,
ach jugendiu jugent, ach jugender muot,
10 ach blüendes herzen niinne
ach wahsdiu tugent, ach wahsdez guot,
ach redelichez triubelbluot,
ach honeges fluot
in muote, in allem sinne !
88 Ach wahsedez liep von tage ze tage
baz unde baz an alle klage,
ach siieziu sage
dur örcQ in diu herzen,
5 ach gernder ruowe ein guot gemach,
F. D. A. IV. 35
546 GOTTFRIEDS LOBGESANG
ach f^ar für scndiu leit ein lach,
ach klingdcr bach
für durstebernden snierzen,
ach schoene anllülz, wol siendcr niunf,
' 10 ach reiniu valkcii ougen,
ach liep unz üf der sele grünt,
du tuost din liep mit liebe wunt !
daz ist uns kunt,
diu rede ist ane lougen.
89 Ach brehender slerne, ach brinnder man,
ach glenzder sunne wol getan
dur manegen plan,
ach blüendiu berndiu beide,
5 ach ougen vol, ach herzen 'sat,
ach liep dar nie kein liep gelral,
♦
ach richiu ougenweide,
ach liep aldä, ach liep alhie,
10 ach liep in allem sinne,
ach liep daz noch kein lieberz nie
erwuchs in menschen herzen ie !
nie herze enpfie
in sich so liebe minne.
90 Ach iezunl wol und aber wol
und iemer wol an allen dol,
du bist so vol
der wünnebernden wünne!
5 ach zuckersiiezer honecsein,
ach rein ob allen dingen rein,
ach ane mein,
ach rein ob allem künne !
ach rein ist er, ach rein ist si,
10 ach ssblic sint si alle
die dich da minnent, ^ren zwi;
ach swaz in wont der sselden bi !
ach daz si fri
sint vor dem helle valle !
91 Ach iczunt fro und aber frö
mit fröiden hö nu sus nu s6
UÜTTFIUEDS LOBGESANG 547
•
du (lisrm und dem gemeine!
5 ach iezunl jjuol und aber guol
und ieuier guot, so reiner uiuol!
so lial din bluot,
din li{), din s«^le, reine,
ach süezer wunder äuc swerl,
10 ach sundcr fiur brennaere,
wol im swer wunden von dir gert!
der wirl der liebeslen gewerl
die ie der hert
gelruoc; daz ist gewsere.
92 Ach aller arebeit ein Ion,
in leide ein fröidebernder dön,
ein bernder bön
der alle genäde bringet,
5 ach zeller aller arebeit
die durch dich ie der mensche leit,
ach millekeit
diu alle swwre ringet,
ach wiser man der nie vergaz
10 der dir ie bot kein ere,
ach künec der ie zeinander las
daz guot durch guot, daz übel dur haz,
ach Spiegelglas
der lüterlichen 16re !
93 Ach rein ein tugent, ach rein ein vaz,
ach kiuscher ougen Spiegelglas,
ach adanias
der bernden tugende giiete,
5 ach wünnebernder 6ren tac,
ach saelde diu sich nie verlac,
ach bismen smac,
ach bluome in bliieuder blüete,
ach himelriche swä du bist,
10 in himele, in erde, in helle,
ach aller liste ein Überlist,
ach vor dem niht verborgen ist,
35*
548 GOTTFRIEDS LOBGESANG
ach Heber Krist,
ach siiezer rodegeselle !
1)4 Ach lugent alhie, ach luj^enl alda,
ach tugent lif maneger wilden slä /
verre unde na,
ach lugent in allen enden,
5 ach wol gcwizzniu reinekeil,
ach güete die din herze treit !
die sint so breit
deiz nieman kan volenden.
ach valer rauoler unde mac,
10 ach bruoder unde swesler,
ach ganzer triuwe ein IsAac,
♦
ach äne Iräc
ein friunt hiut also gester!
ANMERKUNGEN.
1 = Meister GStfrit von Strasburg 61 C. 1. gottes C.
2. iagen des herzen : verbefsert von Bodmer. 3. kunne C.
iagundea C. 8. beide aus beidu gebcfsert C. 10. gewibtun C.
2 =r 62 C. 1. hob g. C. 9. si ist C. 11. herzen dis
hohste g. C. 12. vü das allerliebste C.
3 = 63 C. 2. lichten Bodmer -. lihten C. 17. über C.
4 = 64 C. 6. der ist C. schalten C, schatten Bodmer.
11. der ist der genaden ein ital v. C. 14. gegen C.
5 — 65 C.
6 =r 66 C 3. der tagen: ver'^l. Lachmann zu den IS ib. 461, 2.
4. hatte C. 8. nianigem C. 11. innan C. 12. beschihl C.
13. des ist als ein wiht C. 14. mis C.
7 = 67 C 3. der genaden C. 6. danne C. 8. mani-
gen C. 10. dasl ane C. 11. dast — kl.] das ouch ich dir h.
kl. C. 12. gegen C.
8 =: 68 C. 3. die suln C. 4. zc gölte C. 9. here licrr
von der Hagen : h're C.
9 := 69 C. 2. ob zein oder zein undeutlich C. 5. m. ane-
gender reinigheit C. 10. kein räum für das fehlende C. die liickc
kann eben so wohl nach maere angesetzt werden. 13. 14. zwei Zei-
len leer gelafscn C.
10 = 58 C. 8. inauiger C.
11 z=. 59 C. 4. entsliesse C 6. der] dero C. gottes C.
8. von genaden C. 10. wiinne Ilagen: ininne C. 11. si ist C.
GOTTFIUEÜS LüUGESANG 549
11 = l li {ohne Überschrift), OÜ C. 1. rit-igeiit BC.
2. ueineiit ßC. 8. luaiigt; C, inaiiigeui ß. 9. neige BC. hei-
ligen BC. 10. ze dem BC. singe ß: da siuge C. 11. mo-
t€r B. gese-^pent in\zi B. 14. guoter C.
13 = 'i B. 3. grvnez ß. 5. invte iJ. «. himel B.
y. morgen rot ß.
14 = 3 i?. 1. Du reine vns reiner berndern m. // : verbefsert
von herrn von der Haften. 5. reine B. 7. obeiieu B.
9. güze — minne tr. ß. ID. herze ß. 12. noch ie lebende
sivze tw. Zf. 13. gedanke B.
15 rr: 4 //. 1. liehl' bernd* B: verbefsert von hcrrn von der
I/a^en. 2. inbrinnende m. baisamen smag B. 5. er fVivhle B.
gnaden B. 6. leide ß. 8. slitze] liez B. 12. ze den selben
{aus seiden gebefsert) s. B. 13. der] die B.
i6 = ö ß, 7 C, l h: 1. blust K. lilicn 5, lylien K, gili-
gen C. 2. du /«". künigin T/i', kuneginne B. hohestvn B,
hohen C, hohün /i'. 4. ni^gei l'row'n N, ie vrouwen C, menschen ß.
5. du fehlt C. 6. dii vrode />". biterkeit BC. 7. sie A".
8. ere feh/f, am ende der seile, h'. 9. gelles BK. 11. rehte B.
12. sivzer B, süzer A*, süsser C 14. zu 6', zv A'. xpc K
\7 = 6 ß, 8 C, 1 N. 2. w. berndcs BCK. 3. blivgender ß.
4. suze C." gottes Bh'. wunne C, wnne ÄA". 5. lichter bern-
der ß, liehtebernder A". morgen rot BCK. C. rehte C. frivn-
dinne ß. 7. brote B. 8. geber A*, gebe're B und dreisilbig
aueh C. du A'. küniges 6'? kvnne B. 10. erlühlet vnd
enbrande B, entluhle und euch enbrande C, erlüht vü üf enzünte {ob-
wohl im reim a?// lande) K. 11. manikvalt C, manigvalt Jf.
12. so reht starg B. 14. in ßli: an C. manigem BC, ma-
nige A'.
18 = 7 B, 0 C, 3 A. 1. blime C. giance B. 2- ine"-
gede B, megde CK. krance B. 4. al ünbe vangen A".
5. blivgende himel riz B. 6. de blivgende blvt in manege wiz B,
daz blunde blüiet manige wis C, de blünde blüget manig wis A'.
7. gottes Bh'. 9. wirt ßli: ist C. 10. wusch ß. 11. mane-
ges A': maniges BC. 12. dir denket manigen svzen klang B, klen-
kit suze mauigen klaok C, dir klenket süze manigen klank A*.
13. ane BK. 14. des hastu si (hast du su A") betwnngen CK.
19 = S B, \(i C, i K. 1. dur C. 2- du A". immer.
blündes K, blivgendes B, blünd* C. 5. du minneberndes frouden
lach B, du (du A) wunnebernder vroude (vrode A") ein lach (tag A")
CK. 6. da dur C, dürh den A. 7. gemach fehlt K. 9. helfe
bernder A". 10. vigentliche A', vintlichem B. 11. manigen CK.
12. dur C. hürn A*. ivas hurn bedeutet weifs ich nicht. steht
hurm in ahlautsverhältiiis zu härm? 14. wrme B, w'rme K.
550 GOTTFRIEDS LOBGESANG
20 = 9 B. 1, Sterne B. %. e'lliv B. 5. krafte B.
9. reiner] einer B. 10. höhest B. 12. ane B. 13. vnd B.
21 = 10 B, 14 C, 6 jR". 2. ain micheltron ain helfenbain K.
3. honiksein C, honecseim B, honigsai K. 4. Du bernder tagende K,
dv berndern tvgende B, ein berndü tugent C. 6. 7. 8. du reine
suze stunde C, woA/ oÄ/?e andeiitung der lücke. 6. gottes brut B,
goltcs trut ü'. 7. du seiden brU A\ 8. du rainu siizil stünde ü".
11. warvn B, warun K. 12. gnaden D. der gnade ein gruntse C.
13. darzv B, dannoch K, darna C. 14. Iriiwö Ii. turtelt, ohne
Umlaut BCK.
22 =: 11 C, 5 A\ 1. Ob K: Du C. 2. denne Ä". 3. ze
selde C 6. suze K. 7. syrenen C, serenün K. 9. gast C.
dür oren dii ogen in K. 10. das erste ze fehlt C. sinnen K.
II. da birst du vns w. K. 12. stozest K, störest C.
23 z:: 7 K. 2. dv shoner dan K. 4. dv blvder b {neue
seife) blvnder A*. 5. beidemal brinnender h'. 7. blvnder K.
8. liehlv svnne vnder golde A'. 9. wize K. bläh A'.
10. bvtten A'. dieses wort wird nicht zu ändern und nicht gerade
niederdeutsch sein, denn Dasypodius hat arbutus, ein buttenbonm,
Pictorius botten und butten. s. Frisch 1, 159''. bivte A".
11. ainer A\ 13. rosblvder stam K. 14. gvti K.
an der stelle dieser Strophe, d. h. nach unserer 22«, hat C (12)
Ob aller wünne ein schoenez trut,
ezn wart {die hs. es enw.) nie stein (die hs. gestein) noch
edel krut
noch menschlich brut
so schoen {die hs. schon), vil schoene vrouwe.
«
«
* alsam
daz lieplich hinieltouwe.
ez bliiejet {die hs. blüwet) dar und aber dar
vil süeze {die hs. suzer) unde süeze {die hs, vü süsse).
küm ich dich an gesehen tar {die hs. sehen getar)
vor diner reinen süeze {die hs. süsser) klär.
mit höher war
si got der dich da griieze.
die lücke habe ich mit herrn von der Hagen angesetzt, weil nach sei-
ner angäbe mit der in zcife eine seile der hs. schliefst, in die an-
merkungen habe ich diese Strophe verwiesen ivcil ich ihr im gedieh te
nur willkürlich eine stelle hätte geben können, dafs sie hier stört
sieht man leicht : die drei in ihren beiden ersten zeilen sich ähnlichen
Strophen 22, 23, 24 müfscn auf einander folgen, an der echlhcit der
neu hinzugekommenen 23« ivird man nicht zweifeln können; eher ist
mir die strophe die statt ihrer in C steht als crgänzung verdächtig.
GOTTFRIEDS LOßGESAiNG 551
24 rz 13 C, 8 I\. 1. süsse lu^i'iit C, süssiv tvgende li.
2. du lügende C. dv tvgeiide in bl\ nder ivgeiide li. 3. dez K.
5. beidemal liiinel CA*. 6. gölte Cli. 7. jo CA". sv K.
8. 50 /»■; au sinnen vn an g. d. C. 9. svzvn Ix. 10. niht eranl
inneklicli K. 12. inaniger C. hoher wirdekeit /»'. 14. manik
CA". lügenden rieh A", tngenlrielie C.
25 1= 16 C, y A". 1. gnade C, tvgendc A". 2. der stelvn
gnade 7«". 4. d. wnne dv sich in dir wouet A'. 5. glvkes A*.
6. minne sat C. 7. froner A", vrone C. 8. gcbrunnel C, gebrv-
net A". ist gebrunnet so viel als gegozzen ? 9. goltes A".
10. bimel CA". nider die C, nidertrale A\ 11. sam C; als A.
12. so svze seuTle konde A", so senfler süsse künde C. 13. 14. des
— dir fe/ilt uhne dafs räum gelafsen ist C, vrßre vn(?) sp. C,
frv vü sp. A".
26 = 15 C, 10 A". 1. reiniu werdekeit fehlt A. 2. oder
K: unde C't 5. du lüsl C. 6. herze hohe A', herzcl ho C.
8. süsse C, sCzc A". anegenge A". 9. ez bli'iet A", du blujest C
14. der genade C.
27 = 1 1 j9. 1. sivbenhande B. 5. de ein kivsch B.
6. tvgende A'. 10. rein B. 11. de sehzte B. 12- de siv-
bende B. 14. ^mr fehlt B.
28 =: 12 B. 1. Einifhande B. 2. noch wip fehlt B.
5. kivsche hat dia s. B. 6. din gehSrde kusche B. 12. gauc
Pfeiffer: gedank B. 13. dir] drin B. 14. goltes B.
29 z= 13 5. 1. Sterne B. 2. der vatler wolt nit erbern B.
3. wolt B. 4. moler B. 5. zv dem B. 7. vnd B.
8. die kivsch* diu behvte B. 11. hrinnendiv B.
30 = 14 i?. 3. trut B. 5. schin vor zwi getilgt B.
6. gewihler B. 7. dir fehlt B. 9. frovden B.
31 r= 15 ^. I. ich de beste B. 2. moter B. 3. 4. noch
kint dawider ein. uioter gewan nie so rein B. 5. Er gesellet sich
B. 7. reinest B. 8. von fleisch — bein B. 9. moler B.
gelrvg B. 10. entswischent B. 12. gewuoc Pfeiffer: getrvc B.
32 = 16 B. 1. Dv wahsendes B. e'lliv i?. 3. Joch ist
niemanne w. B. 5. reht B. 8. gnaden B. 9. sivze ist vnr-
kant B. 10. der ist witwe vnd w. Zf. 12. gnade B.
14. tvrne B.
33 = 17 A. 2. ane B. 5. diu] div B. 6. hat] kau B.
de 1. A. 7. die vinsteri B. 9. dv entsliiz B. gnaden B.
34 r= 18 B. 1. fr. se^ldenb^r B. 5. kvnnen ß. 6. minne
g. B. 7. mvzent B. 10. ane zamen vn ane wilde B.
11. miunen Hagen: minne B.
35 = 19 B. 4. ivbelen sivnden B. 8. ünde A. 9. erlia-
den Hagen: erliden B. 10. flinzberlen B. 11. irowe fehlt B.
12. aae ^.
552 GOTTFRIEDS LOBGESANG
30 =: 20 B. 1. betten B. 2. 'obstipeo obrigeo, i, fersta-
ben' sumerl. 12, 35. vergl. Graff 6, 613. Schmeller 3, 602.
4. s\^ze B. 8. wallender B. 9. de ist B. 11. got B.
12. vaste B. 14. brvgelt B.
37 =r 21 i?. 4. rein B. 6. gottes B. 14. me^negem Ä.
38 =: 22 /?. 1. hivte wip vnd man B. 2. moter B.
3. wilde B. 5. lobt 5. bivte B. lebt Ä. 6. strebet B.
7. swebet /?. 8. wilden wagen B. «). lob B. II. bivte I. d.
die vier elementen din B: vergl. 62, 11. 12. biütc mvzislü gcse-
genat sin B. 13. frowender B. 14. gnaden ein brunne B.
39 = 23 B. 1. nivle lob B. 2. liplich ^. 3. boret vnd
ir w^fen B. 4. swar B. 5. hivte lobent B. 7. biüte B.
8. marterer i?. 9. hivte B. 10. schone i?. 12. throni B.
14. done B.
iO = 2i B. 1. Hivte lob B. 2. vnd swc ie B. 3. hiute
gesaget si B. 5. hivte lobent /?. blvgendes B. 7. hivt werde
din priz B. 8. alle die weite B. 9. erent B. 12. biüte j?.
13. hohe ivber wort B. 14. allen kvnnen B.
41 =z 11 /C. 1. swe K. 2. vrowen A'. 4. an a?« rawrfe
nachgetragen K. 5. aller der weite haile K. 7. gaile A\
10. gvti H. 12. vröden K. 14. in hohem gemvte K.
42 = 25 5. 1. moter B. 4. se^'idenb^r B. 5. bivgen-
den Ä. 6. 10. wnne B. 8. ane B. 10. bivte ^.
11. ane B. 13. erin B. 14. erweite ze hShvnsten {die buchsta-
be7i vn rfurcA punkte getilgt) B.
43 r= 26 ^. 1. frowe B. so immer. 2. wnne B.
5. frowe fehlt B. wnnesam B. 7. vnd B. 8. hohe B.
10. got B. 12. ane j?. in ein B. 13. vnd B.
44 = 27 i/. 2. höhest B. ivber Ä. 5. genant vor be-
taget getilgt B. 6. ze den B. 8. der sunnen herzen grvz B.
vergl. die nachtrage zu Honrads Engelhart 5563. 12. mer //.
45 = 28 B. 6. Schöpfer B. 9. daz fehlt B. 14. gfti J?.
40 = 29 B. 2. die /cA/^ B. 4. ez ^. 6. tet B.
8. swer diner gnaden rvhte B. 10. gottes B. 12. nieman ivber
stigen : verbefsert von Herrn von der Hagen.
47 = 30 i?. 11. nieneger B. 12. wan einen dinen genoze-
loz B: meine verbefserung meint Christum.
48 — 31 B. 2. her abe B. 3. dir gottes h. B. 4. wirdi
sant B. 5. das aus des gebefsert B. kvnt B. 8. snelle oAwe
er B. 10. so] si B. 12. en hein if. 14. gemein B.
49 = 32 B. 2. lebende /?. 3. getat B. 4. sat B.
5. paradise aw« paradiz geändert B. 6. tvrteltvben wise B.
8. von himel niderbrahte B. vergl. 25, 10. 9. heilig B.
10. brvste 5. 11. gesegenat B. 14. livste B.
50 =r 33 ;ß. 2. heiligen B. 5. lebendes heil dir betaget B.
GOTTFRIEDS LOBGESANG 553
6. etwa und reiniii in. 8. blibc aiie ß. 9. dich reinekcit reine
B. 10. rein ß. 11. anc B.
51 zr 34 )7. 2. gesegenetvn brvste B. 4. goltes. sovge-
ten. B. 7. here vnd B. 8. erovgeten B. 12. si wisete hin
ZV den B. 14. siv B.
52 ^ 35 //. 1. niolcr IL 2. s^he vf ze himel Jl.
6. dir gab vnder den selben wegen B. viellviclit \oa J'iir vnder?
7. si'ze B. 10. lüfte] Hüte //. 11. ane B. 14. siv B.
53 rrr 30 //. 4. janierlichen /y. 5. dem B. C. grvsenli-
cher B. 'J. [uot fi-/ilt B. siner heren wnden wnt J7. 11. Iri-
sche ß. 13. slvndc B.
54 = 17 r. 1. gelobt C. 4. wurde C. 0. kSode C.
8. bürde C.
55 =: 18 6". 1. dine C. 2. herre C. 5. lob C.
6. wscrer] werer C: warer H'ackernagcl. aber es braucht nicht das-
selbe adjectivum sich zu wiederholen; Gottfried konnte, mit einer art
von Wortspiel, ein verwandtes folgen lafscn. der wiere Crist Silv.
331. 4437. vei'gl. zu Engelh. s. 219. Krist der gcwa;re unten 16, 14.
12. der vers ist schwerlich vollständig : denn der auftakt fehlt nur
54, 9 in dem zahlworte sibenstunt. vielleicht wan ez ist u. s. w.
56 = 19 r. 1. lob C. 5. gelobt C. 7. gegen C.
57 = 20 (\ 1. lob C. 5. brinnender C. G. iamers gu
vor iamer ausgestrichen C. 7. ,////' die liicke kein räum gelafscn C.
8. turre C. 12. flieze trabe tVackernagel. 14. snabe IVaeker-
nagel : gnabe C. 14. aü fehlt C?
58 r= 21 C. 4. süsse C. 6. im swirt erkant C : verbefsert
von herrn von der Hagen. 7. de C. 10. im fehlt C
11. süsse C? 12. d. süsse brinnende minne blüt C. 14. allez Cif
59 == 22 C. 4. soliches C. 8. riebe C. 10. in fehlt C.
60 = 23 C. 1. kille C. 4. wie ist C. 6. grünet C.
11. froidebernder oder — de Cf 12. triure ein] truren C: ein ist
Jiöthig und triure eine gottfriedische form.
61 rr 24 V. 2. nie liep ein liep so liebe w. C : verbefsert von
fVackernagel. 5. süsse C. 10. hiinel C. 11. sust C.
14. dine liebestcn C.
62 = 25 C. 1. inaniges C. 4. getruten C. 5. maniger
edel m. C. 8. trut in. ('. II. d'elemente] vier elemente C:
vergl. 38, 11.
63 = 26 C. l. mane C. 2. mühte C. 11. milt C.
12. er /f'ackernagel : ez orfer ts C f
64 = 27 6'. 2. du brinnende m. über C. 6. stöbet C.
9. invte C. 11. bon schone C. 12. sin C.
65 ::= 28 C. 1. mers C. 7. wan si ist C : verbefsert von
Jf^ackernagel. 10. inange wilde ('. 11. grat C. 12. milte
i'or süeze C, von herrn von der Hagen gestrichen.
554 GOTTFRIEDS LOBGESANG
66 z= 29 r. 1. 5. 9. lob C. 2. rein C. 6. verre C.
12. gegen C,
67 = 30 C. 1. berndez {oder — s) C. 4. diiie IFackerna-
gel: diner C. 5. nie] nieman C. 6. der] weder C,
9. ziint f. 8. hat C diu orfer din?
08 = 31 C. 2. der höh C : vcrbefsert von Jf^ackcrnagcl.
7. swie aus swer gchefsort C. maniger C. 9. ie genade C.
13. maniger T.
69 rr 32 T. 3. uns IFackcrnagel : fehlt C. 6. liez C.
11. sonc r. 12. das uns genant C : vcrbefsert von Jf ackernagel.
14. vielleicht ze himele werde und 10 von erde, das adverbium werde
hat Gottfried im Tristan 490.
70 = 33 C. 2. unsir C. 5. warn] wä C. 8. erschal
es C.
71 = 34 C. 5. die richtige form wäre klimme; aber es kann
ein mittelreim auf rinne beabsichtigt sein. slreb C. 7. swa es
in der welle lebe C: verbefsei't von hcrrn von der Hagen; nur schien
mir swaz passender als swa ez. 8. entzwischen — erde C.
12. gotlichen C. 13. sust C. 14. d. genade in maniger w. C.
72 ■=z 35 C. 2. aller seiden C. 4. ealzwischen C.
5. enwcere 6'.
73 =: 36 C. 4. gegen C. 6. dine C. 11. lebende C.
14. blute C.
74 = 37 (^'. 1. minnet berndes C: verbcfsert von ff^ackerna-
gel. 6. diu sei Hagen : die sele C. 9. 12. minnende C,
10. 11 f eitlen ohne dafs räum gelafsen ist C.
75 = 38 C. 9. brot C. 13. not C.
76 =z 39 6'. 1. brinnenden C. 2. minnenden C. raani-
gen C. 4. brinnendiu minnendiu C. 7. minnendiu C.
10. müssen C. 13. bist ömä bei gebrfscrt C. hie und ze hi-
mel d. C.
77 = 40 C 6. diu] dien ü. 8. manigem C.
78 = 41 C. 4. heiligen C. 0. Irrt C.
79 = 42 C. 2. da mitte C. 6. hohsteu C. 8. de ^7.
12. diu reinun C.
80 z= 43 C 2. die sünde If^ackernagel in Hoffmanns fund-
gruhen 1, 284: dii linde C. 8. birt si du C : ein ähnlicher fehler
81, 8. Wandels Hagen: wandel C.
81 := 44 C. 1. genaden C. 8. ez] si C. 9. zwene alder
dri C.
82 =: 45 C. 2. also Hagen: als C. 4. manigem C.
6. verre 6'. 7. nu uü- aber nu C, 13. lieht Hagen: lihl C
83 = 40 C. 8. alle velsche C. 11. rein* gib*n C.
12. selker C. 14. de C.
84 zz 47 C. 7. edelr 6'. 9. amblik C. süsses C.
12. suoze] suesse C. 13. süsses 6'.
GOTTFRIEDS LÜBGESANG 555
85 zr 48 C. 5. künipes barn (b aus a gebefsrvt) C.
80 =r 49 C. 3. über C. der] dir C. 3. der] wer Cv
ü. volliu /lagen: wullü C. nit C. 10. griizc C.
87 rr 50 C. 8. vrie C. lü. hlügendes 6". 11. ach wali-
sendiu t. ach wahsendez g. C. 14. alle C.
88 = 51 C. 1. wahsendez C. 7. klingender C.
8. durstbernden 6'. U. anllüt C.
89 := 52 f . 1. biinnender niaiie C. 2. t^lenzcnder C.
getane C. 3. manigen C. 4. blunde C. 7 ß-ldt ohne leereti
räum in C. 11. kein Hngcn : fehlt C. 14. lieber C.
90 = 53 C. 1. iczonl V. 2. ane C 8. allG C.
13. des C.
91 ^ 54 C 1. 5. iezoDt C. 3. keine lUcke, wie es scheint,
in C gelafsen. 12. licbestun C. 13. de C.
92 =: 55 C. 1. arbeit C. 3. bou C. 11. der iezont an
derlas C.
93 = 56 C. 4. lugenden C.
94 =: 57 C. 2. inaniger C. 3. verre C. 5. gewis-
sem'! C 6. die] der C. 8. daz (oder das) 6'. 9. valier C.
11. trüwen C. für 12 A-ci« ra«;« in C. 14. hiute als C
ZUM EiNGELlIART.
15. noch fV (Wh. Wackernaget): aber wie zuweilen bei
gern tvird nach auch bei verlangen stehen können, daz uns
muoz nach in belangen fFalth. 28, 12. 206. näher an
das überlieferte hiilt sich dran er vil sselic bilde : so auch }V.
300. unde] unibe 71^. 441,/'. meine Vermutungen von ime
und min herze ich wol geslime sind mir jetzt sehr bedenk-
lich, denn zu der Verbindung dieses verbums mit dem ac-
cusativus, die ich nicht belegen kann, kommt noch die starke
form desselben, die ich nach Jac. Grimin gr. 1, OSS/". an-
genommen hatte, aber ebenso wenig beweisen kann, das
verbum gestemen findet sich auch in den Icsarten zu Parz.
553, 2 und dreimal im Lanzelot. vorzuscJilagen weifs ich
nichts befseres als von dane und min herze ich wol geniane.
687. el] her /F. 689. nach bereit beßer punkt und 691
nach geruochen komma. 1136. verholne 1301. wan
daz W. 1343,/. jehen : gesehen: vergl. 5174. W.
1347. mit eine W nach dem drucke. 1447. hie] ie fF.
556 ZUM EiNGELHART
1985 — 1993. gewar, — waere. — waii si g'ahte, im kseme
baz so balde und also dicke ir spilende ougen blicke enpflü-
gen u. s. 11'. fr. 2021. mir f^. 2094. erläzen fF.
2411. zc libe schone ff^. 2732. ez giille manegen bisant.
daran ha hon Lachmann JVackernagi'l und ich selbst ge-
dacht: aber auch diese Vermutung hilft nichts, wenn es nicht
gelingt die vorher gehende zeile mit loahrscheinlichkeit zu
verbefsern. zu der in der anmerkung versuchten verbejse-
rttng bemerke ich dafs der hause bei dem Schulmeister von
Efslingen MS. 2, 93' in einem sprichworle vorkommt, rize
er mir baz des hüsen dar, od unser eltiu friuntschafl kan
geweren niht die lenge. 3043. gebrisen 3089. dar
obe] des daches JV. 3184/". ir triieben sorge Lachmann.
3244. inie] in W. 3294. enpfallen Lachmann.
3390. sehe JV. 3628. geweinet }V. 3635. ze langer
zit IV. 3761. 5504. 5526. swenn] so JV. 3806. en-
gegen werte JV. 3872. geste deutet JV als 'zum gast
mache, ßir befreundet erkläre.' 4065. gezecket JV.
4588. ersehen JJ^. 4668/! so si solten vor dem k.
sXx.JV. 4692. des /r. 4782. nach /f^. 4854. von IT.
4879. kert (fegt) in deme w. JJ^. 5040. ze deme wah-
tsere JF. 5263. sä zehant JV. 5318. viir
5563. von der sunnenheizen gluot. so habe ich in Gottfrieds
lobgesang 44 (r= 27 B), 8 geschrieben der sunnenheizen
griieze. 5340. ze wunnen und ze wunder JJ^. ich glaube,
die SU 1625 gegebenen beispiele von Verdoppelungen schütze/i
diese stelle, noch näher steht wunder unde wunder in Al-
bers Tundalus 49, 43. 63, 6. 5614. 5782. smäheit
5900. niht mit dem drucke.
anm. zu 115. triwe unde wärheit 5?ezV.scAr. 1,459, 761.
174. nü tuont im die secke vil gedon Neidh. 5, 6, 11 Ben.
209 s. 219 z. 10. richiu 382. ti^oj. kr. 166'' befsert
Lachmann länt mich — hie werden iuwer ßlich man.
s. 237 s. 11 f diu ist steht bei Bodmer 2, 198' und bei
Goldast paraen. s. 457 U7id nur durch einen druckfehler ist
diu bei herrn von der Hagen ausgefallen, aber ungewöhn-
lich bleibt diust bei Konrad. s. 239 ä. II. Silv. 3725
ist vielleicht, worauf Lachnann mich führt, Verlust ifi
muolgelust zu verwandeln ^ vcrgl. 4542. 721. das citat
ZUM EXGELHAirr 557
' Alexius 1323' ßilll durch Lnchmanns verbofseritn';- (sidei)
weg. 809 .V. 242 z. 20 halle ich die geziihllr/i ausrii-
fungen nicht einen frostigen ein/all des dichtrrs nennen
sollen. Lachmann erinnert mich an die gezählten accla-
mationen der Römer, z. b. bei Trebellitts Pollio Claud. 4,
Flavius yopiscusTac. 5. rergl. Ferrari de veteriim acclama-
tionibas et plausu im Gn bände von G?'(ives thesaurt/s.
1217. lieber haben bei ff^ernher von E/mendo?'J' 453. 575.
daz iucli min vater liep hat in Grieshabers deutschen pre-
digten des 13// jh. (Stuttgart 1844) s. 26. sun du soll din
^lich wip han liep alsam din selbes lip Tirol von Schotten
MS. 2, 250\ 1397. swic sanfte man in triiege, er mölile
lieber gan tfalth. 30, 4. 1025. gar und gar Gottfried
ijn lobgesang 9, 9. als bat in der künic dicke und dicke
Grieshabers prcd. s. 73. die müezen iemnier und iemmer
brinnen in dem eiloven der bilteron helle s. 138. daz si die
ßwigon fröude besizzeut diu niemmer noch niemmer kan zer-
gAn s. 76. verre und verre br. Berchtold s. 17.
1706. so ist sin vil noeter armen liuten Grieshabers pred.
s. 73. s6 des ie nceter ist br. Berchtold s. 110. ziler i\>7;.
911, 2. 1989. wan er bcgond (/. began) sich dö belia-
ben troj. kr. 96''. am schlvfse der anm. zu 2475 /.
Silv. 1739. 2482. ze foresten Hag. MS. 3, 47\
3046 s. 263 z. 6 v. u. l. kriiegclin. das wort kügellin,
das ich nicht nachweisen konnte, steht MS. 2, 237". die
anm. zu 4291 ist zu streichen. 4080./. Botter 29, 19
sich hebet nianig grozer winf, des regne doch vil kleine sint.
nach grözem donre dik beschichl daz man gar kleinez wei-
ter sieht, ez dröut mit worten manig man, der doch wßning
schirmen kan. 4702. er lebt in eime süezen döne Diut.
1, 316. 5325. komen sint die bluomen maneger bände
leie jS'eidh. 10, 2, 2 Ben. 6294. soso iz, s. Lachm. zum
Iw. s. 558 z. 32. 6346. schüeben Leysers pred. 83, 17.
schüpvische und scliübe Grieshabers pred. s. 146. scbiipe
sumerl. 17, 61, scöpochter 31, 30.
zur vorrede s. xi. des milten Fruoles lugende Sigeher
MS. 2, 221*'. den milden Fruie meint auch Spervogels mich
riwet Vruote über mer MS. 2, 227''. H.
558 ZUM ENGELHAUT
2
Mone in seinem anzeig-er Jilr künde der deutschen Vor-
zeit 5, 353./. gicht nach einer handschrift des 15^^ jh, die
sich zu Arras bejhidet inhalt und stellen des in alexandri-
nern gedichteten roinans von Auiilles und Amis, ein zwei-
ter codex eben desselben^ in meinem besitz, hat den vorzug
eines altern echteren textes und grofserer Vollständigkeit,
doch ist auch er aus dem i5n j'h. und auf papier ; 74 i7i
spalten beschriebene folioblätter ; auf dem letzte?i Explicit
le roumant damilles et daniis commenciet le .xvj^ ioiir de
mav laa .m. iiij^ xxv. et finet en celi incarnation le xxiij".
iour de Juing le nuit Saint Jehan bapllsle enlour .iiij. apries
dlsner. ich theile daraus anfang und schlufs des gedich-
tes mit; jenen weil er der handschrift von Arras mit dem
ausgeschnittenen ersten blatte fehlte diesen weil in ihm eine
hauptabweichung beider texte beruht: der meinige bricht
bei der Vermählung Gerarts mit der schönen Ermengart ab,
während der von Arras den genealogischen faden noch um
ein stück länger und dünner ausspinnt, nur damit der ro-
man von Jourdain de Blavcs sich gleich daran knüpfen
lafse.
1" Signeurs or faites pais sores boine cancou
Que nostre sire dieus qui . . . a passion
Voiis octroit boine fin et de dieu le pardon
Isloire voiis diray v il na se voir non
En le ville de blaues en escript le Irueue on
Droit per dedens leglise .S. gerart le baron
cest damis et damiles qui furent conipaignon
les plus loiaus du monde menlir ne vo puet on
bien parut le valeur de leur condition
car li boins quens amiles que dIeus face pardon
occist ses .ij. enfans que de fit le scet on
pour rendre au conle amis certaine garison
de le meselerie dont il ol se parcon
ensi que vous ores es viers de le cancon
mais anchois vo dirai le droite extraction
dont eil furent estrait le lieu et le roion
damiles et darais dont ie fai mention
ZUM ENGELIIAIIT 55«
vous ont aucun canto inais nen sceuent le soii
ne le commcnccnient ne lour iesiiasion
le vray ores \n\r nioy se il vo vioiil ahon
et on se vocilc laire
Baron ceslc malere doil nioiilt * eslre oie
cesl darines et daniours de boine compaigiiir
a clennonl en auuerjjne celle eile iollie
ot. I. conte iadis de grant- sii^nourie
anliames ol anon pour voir le vous aiie
amiles fu ses iieus qui tant ol lourloisie
el li compains amis dont lisloirc esl furiiie
eis coiilcs que ie dl fu de nioult saiule vie
vne moullier auoil de j;;ranl biaule garnfe
donneur el de biaule moull bleu auctorisie
plus bielle de son cors au tams ne resnoil niic
X. ans l'urent ensamle en boine amour prisic
eonquis hoir not li quens de le dame iolie
dont il prierenl dien tout doy a vne fie
cun hoir leur enuoiast par diuine maistrie
I. enfanl qui tenisl leur terre apres leur vie
affin se cest hoirs malle ains lanee acomplio
Iront au .s. sepulcre en terre de surie
Ibesus li tous poissans a leur parolle oie
car .1. lil engenrercnl en icelle nuitie
l** tout le plus gralieus en nianiere adrecie
qui fusl si lonc con va par terre sans nanie
amiles fu clames moull ol baceleric
buiuiais ores istore qui doit eslre prisie
Je croy que de milleur ne soit lions que vo die
ne de plus veri table
Apres chou que eis enfes signeur fu engenres
le porla le ducoise .ix. mois en ses cosles
li pers ^ fu moull lies de li fu dieus loes
et disl pers ^ poissans qui en crois fu penes
bien doit iestre vo non de parmoy aoures
cils qui de euer vo siert niert ia desconforles
et se cest .1. hoirs malles quenuie lamenes
au beneoit sepucre (so) iert li miens cors passes
1. /. etwa inoutl bien 2. grandc 3. 4. peres
500 ZUM ENGELFIAIIT
cnlrcmi et m,! feniine et nies rices barnes
lies il yala dont cc fu grans pites
signeur li quens anliamcs dont vous oit aues
fu sires de cleruiont cl dauuergne deles
.1. senescal auoil qui henris fu clames
mais en ce propre iour que vous oit aues
que le femme au boin conte qui tant ot de biautes
deliura de cel hoir qui tant fu desires
deliura dun biau fil ce dist lauctorites
le femme au senescal qui henris fu clames
de viaire et de corps et tout ensi moles
que li fieus le contesse camiles fu nommes
tout a vne iournee furent li enfant nes
la yot nioult de princes cheualier et casses
cardinaus et legaus euesques et abes
laposlole de romme quenterre est dieus nommes
estoit a ycel tamps dedens ces hiretes
parins fu ces enfans lapostole senes
.ij. nioult rices hanas leur a ce iour donnes
dun granl et dun affaire dune facon ouures
qui toudis les veist tant les eust auises
on ne seuist au quel on se fust ix tournes
li fieus au conte fu amiles apielles
li sencscaus henris qui bien fu doctrines
a dil a lapostole ie voelle et sest mes gres
con apielle mon fil amis cest mes penses
car pour tant le vo dy et men sui auises
cau fil mon signeur soit et amis et priues
1" et Jay encouuent dieu qui de vierge fu nes
que se nies sires passe a calans et a nes
son enfant garderay et ses grans hiretes
que ia pour iestre occis et treslous decopes
nen sera amenris le monle de .ij. des
senescaus dist li papes preus iestes et senes
amis ara anon quant vous le commandes
amiles fu deuant en fons rengeneres
mais sur liere aporta cils fais iert bien prouues
grande senefiance
ZUM EiNGELMAHT 561
73"^ Antiame saccminc et si esploila laut
qiiil est veniis v Ircl olivier et rolaiil
inoull saloiciif IVancois dcliii osmoruillant
ne sciireiil v il riirotil inoull en lurenl dolant
quant li coiilc out veul antiame le vaillani
seil furent a leur euer baut et liet et wianl
adonl de ses nouuiellcs il li vont dcinandant
et antianies leur dist qiie riens ni va celant
or tos dist il baroii ales vous adoubant
73'' car le cite de tis arons nous mainlenant
qnanl loent li barou si en furent ioiant
doni manderent tous ceus v plus se vout llanl
.X. M. en foul venj^ier uers le perle dcnanl
antianies leur a dit ne vous alcs parlant
tanl que .iij. fois ores soniicr mon oliphant
puis venes lienicnt' a le porlc acourant
ear le eitel arons se ne soinnies mcscant
viie aulre conii)aignc - en reprcnl mainlenant
en Celle compaignic mena roy gloriant
et florise son frere que ses corps amoit lant
les .xij. pers de france qui moult furent poissant
adieu les commandc le per roy aniant (so)
ny et fcu alume ne clairle aparant
que ne sen perceuissent sarasins ne persant
eil ca le fause porle sen alerent deuant
sen aloienl apiet loul biellemenl passant
vienent sur le fosset la se vont arrestant
antianies li genlis y est enlrcs deuant
dedens le fause porle vont li baron cnlrant
la csloit le pucielle auocc le ber ostrant
V caslicl sonl enlret li chcualier vaillant
quant il y furent loul lors vont li cok canfant
signeur dist le pucielle ales vous esploitant
mainlenant sera iours ie le vous acreanl
venes enl apries nioy et eil le vont sieuant
par le ville sen vont li cbeualier vaillant
venus sont a le porle par deuers euriant
orable le pucielle a fail au porfier lant
1. lieement 2. compaignie
Z. F. D. A. IV. 36
562 ZUM ENGELIIAHT
que le porle a ouiierlc a no gcnt mainlenant
el le pont aualcl a le caiiie peiidant
auliames li gentieus sonna son olipliaiil
et li .X. JM. sonl briefmciit vcnul courani
en le eitel eulrerenl lors voiil eslounnissaiil
le ville tout au tour el deriere el deuanl
les sarasias aloienl en leiir lil üciant
11 ny vonl deporlant ne femme ne enfant
ensi esse de gerre oii le voit aparanl
li noble marceanl el li ketif deuanl
loul adies le comperent
31ise fu le eitel a graul destruision
tout raeitenl a lespee li nobile baron
74" viers le palais sen vonl fail de vielle facon
tout lonl enuironne en tour el enuiron
agrapart out saisi li francois de renon
II lonl pris el loijet et niis en leur prison
et sarasins sen fuienl en reclaniaut uialiou
par le creliaus haulains saloienl v nioilon
du fosset granl el lel qui estoit moull parfon
li .1. ront vne cuisse li autres le nicnlon
ensement furent niis a Iribulation
ne feiumes ni enfant ni ol garison (so)
prise fu le cites donl ie fai mention
sur le niaistrc crclicl onl posel le pignon
karle en fu moull lies en se conditioii
lendcniain au nialin lierbegier (.so) li vit oii
et y lint noble courl de ceus de son roiou
orable baptisserent eu lonneur de ihesum
par droit non de baptesme uiaric ol eile auon
anfiame le genlil li donncnl a baron
la endroit lespousa li princes de renon ,
grandes furent Ics noeces
Aprieis ce mariaige que vous oii aues
manderenl agrapart qui fu emprisonnes
quant glorians Ic voil li siens freres carnes
II li a dil biaus freres enuers moi entendes
laissies le loy mahon se vous cbrestiennes
Je vo prie pour dieu le baptesme prcndes
ZUM KNGKLHAHT 563
qiianl a-^rapurs loy li saus li csl mues
sc li a (Jit Irailres tu soies vergoiidcs
car iaroie plus kicr icslre en .1. Icu ieles
que maliüu renoaissc et scs .saiutes. boulcs
et se ie te teuoic la (ieliors en ces pres
Ic (iestc le loroie Iraitres desfaes
quanl gloriant lenlcul li sans li est niues
11 (lisl* a karluni enuers moy entendes
11 ny a liomme ci qui laut soit redoules
sil ocioit niou t'rere deuii i'ust ia ames
si vo pri laissics nicnl faire nies volentes
bieu nie plcst ce dist karle li lors rois courouiies
gloriant trait lespee qui li pendoil au les
puis a dit a sou frere vous chrestieuneres
ueuil dist agrapart pour uoiant enparles
74'' dont le liert ijloriant ce dist lauclorites
si quil le pourlcudi eufresi qucus v ues
puis dist a chrestieus nion frere mentieres
car ianiais a uul iour niere par li greues
ne clireslieus ossi qui de niere soit nes
or poes vous sauoir se cest vo volentes
se ie sui sur nion droit baplisies et leues
adont lacola karle et li rices barnes
la fu grande li ioie et li solemnites
la endroil fu antiames v palais couronnes
et de liongrie fu li drois rois apielles
puis alerent conquere les nobles biretes
bours villes et castiaus et toules les ciles
ensi ont de hongrie lous les pas abites
si en fu rois antiames sires et auoes
auoeckes se niouUier vesqui de puis asses
karle li empereis** ne si est ariestes
ses .ij. neueus apielle quil auoit couronnes
cest florise li rois anlianie a lautre les
florise dist li rois en venise en ires
le roiame de la vo pri que vous gardes
et se besoing vo croist vistement me mandes
et ie vo secourai a .C. M. adoubes
* a dit ** empereres
36'
564 ZUM ENGELIIART
en france meii irai il cn est tamps passes
et vous antiames nies cy endroit dcniores
le pays de liongrie vo pry que vous gardes
et ie vo secourai se bcsoing en aues
dont baisa les enfans se les a acoles
et les mouUiers ossi qui les corps ont moles
voire celui de quoy antiames fu doues
aicelle parolle sen est karle seures
II trespasse les tieres et les grans hiretes
vcniis en est (so) a geneues qui est boine cites
la ot vne pucielle v grans fu li biautes
et fu suer a basin qui tant fu natures
erniengart ot anon celle dont vous oes
a karle saparut qui tant iert redoutes
marit li demanda voiant tous ses barnes
karle se regarda se vit a .1. des les
le ber gerart de blaues dont moult fu honnoures
gerart ce dist li rois cest (so) dame prendes
et gerart respondi sicome vous (so) coniniandes
74" la endroit lespousa ce dist lauclorites
et de celle ierraengart fu iourdains li doutcs
qui conquist par se force .xiiij. roiautes
et fu li plus preudons qui au monde fu nes
mais aincois fu gerart bien .x. ans maries
conkes eust fieu ne fille.
Bielles furent les noeces quant gerart espousa
iermengart le ducoise qui loialment lama
et .XV. iour apries gerart le ramena
en le ville de blaues karle Ic conuoia
et tous les .xij. pers cauoec li mena (so)
ens V palais a blaues rois karle soslela
et pour laraour des noeces .viij. iours yseiourna
tont rendy a gerart le pays par dela
et il len fist hommaige conkes ne len fausa
karle a pris congiet et uers france sen va
et son rice barnaigc auoec li remena
li bers gerart de blaues asses le conuoia
quant du roy se parti tenrement larmia
et sen reuint a blaues v se femme trouua
ZL'M ExN'GELIIAUT 565
Ions tttmps fureiil cnsauilc quc nus iruis ncnkicrla
(lont gerarf fu dolans et inoult li aiioia
sc list prijere a dieu qui nous üsl et crea
quil li cuuoic fruit qui sc ticre tenra
dicus ny se prijere qui uo list et crea
car li contes gerart cn se feinme engenra
.1. lil noble et poissant qui noblenicnt regna
ce fu ie biau iourdaiu qui maint mal eiidura
dessus les sarasins que tous iours gcrria
signeur oit aues nies cors dil le vous a
damiles et daniis (jue ihcsu laut ama
Cliy linc li islore ne plus auan uen a
Ihesu voelle garder qui escoutee la
tautos ores dune autre
WILH. WACKERNAGEL.
MADOC.
Die seil einigen jähren in der burgundischen bibliothek
zu Brüssel befindliche holländische handschrift des Rcinaerl
beginnt mit den Worten
Willem, die Madock maecle,
daer hi dicke oni waecle,
hem jamerde seer haerde
dat di gceste van lieinaerde
niet tc recht en is gescreven :
een deel is daer after gebleven :
daeroni dcde bi di vite soeken
ende iiecflse uten walscen bocken
in duutse aldus begonnen.
Jacob Grimm zog Madock als Opposition zu Willem und
glaubte dei^ dichter habe 3Iadock geheij'sen. allein abge-
sehen da?'0fi dafs Madock doch als beiname fast nicht vor-
kommt, auch nur eine schwierige erklärung bietet, führt
Grimm selbst aus Maerlant eine stelle an tvo offenbar ein
gedieht Matocs droom genannt wird, offenbar ist also zu
übersetzen ' ffilhelm welcher den Madock dichtete.'
JVas hat es nun mit diesem Madock för eine bewandl-
566 MADOC
nis? früh schon ?»i{fs der name nicht mehr verstanden wor-
den sein, denn die Stuttgartei' hs. hat dafür das verwäfserte
Willem die vele boeke maecte. doctor Geyder in seiner
Übersetzung des Reinaert {Breslau 1844) scheint mit Jf^il-
lems an den tvälschen fürsten 3Iadoc, den soJm Owe/t Gwy-
neddSf zu denAen, de?' um 1170 Amerika entdeckt haben
soll, allein nicht der geringste grund ist vorhanden der
diese annähme stützen könnte, dagegen liegt eine andere
entrüthselung sehr nahe, der dichter hat jenen eingangs-
versen zufolge in unilschen büchern eifie vollständigere dar-
stellung der thiersage gefunden als die Deutschen unter dem
namen Madock bis dahin kannten; deshalb macht er diese
vollständigere wälsche erzählung zu einer deutschen, sei
es nun dafs hier unter icälsche?i büchern nur französische,
sei es daf$ im engeren sinne ivälsche d. h. in der spräche
von Wales gedichtete zu verstehen sind, auf jeden fall
keifst madoc oder madog in der spräche von ff'ales der
fuchs; und zivar ist es eine dichterische benennung, denn
die gewöhnliche ist Uwynawg oder llwynog, wohl verwandt
mit dem hretcnischen und corjiischen louarn, dem altwäl-
schcR lowarn. der poetischere ausdruck ist madog oder in
vollerer form madawg. das xcörterbuch von Oweri Pughe
gibt folgendes 'madawg the word reynard. it is also a
very common name of men.^ offenbar liegt diesem worte
eine älto^e in abgang gekommene form mad zu gründe,
denn nur daraus erklären sich die anderen verwandten
wörtei', maden ein junger weiblicher fuchs, madyn ein jun-
ger männlicher fuchs, madryn ein kleiner fuchs, auf den-
selben stamm iceisen hin die verwandten gaelischen wörter
madadh, madradh oder madra, jedes thier vom geschlechte
canis, insbesondere zwar der hund, aber auch ivolf und
fuchs, obwohl in letzterer bedeutung gewöhnlich noch näher
durcji a^jectiva bezeichnet, der wolf z. b. als wilder hund.
auch maduigh heifst im gaelischen dei' hund, welches buch-
stäblich dem wälschen madog entspricht.
Es scheint demnach, es habe ein altes Jüdisches oder
überhaupt keltisches gedieht gegeben (mochte es auch für
den dichter fVilhelm wohl nur noch französisch vorhanden
oder ihm nur in dieser spräche bekannt sein) ivelches den
MAUOC 567
wülscheji titel führte Madoc d. i. (Irr fuchs oder Hehieke.
liilhelm miij's dieses gedieht in irgend einer weise bear-
heilet haben. Maduvk und Reinaert sind also ganz tai/to-
iogisch zu f'afsen. der sinn jener verse ist dieser. ' H il-
helm, der den Madocii {die frühere dirhtung von Hvinhnrl
fuchs) dichtete, weshalb er viele nachte verpachte, der he-
daurrte d<fs die geschickte von Hein hart nicht recht ge-
schrieben ist; ein theil ist zurück geblieben, deshalb suchte
er die vila und hat sie aus den wälschen büchern zu deutsch
also begonnen. H. LEO.
BELGISCHES KELTISCH >OCH ANDER-
WÄRTS ALS IN DEN 3IALBERGISCHEN
GLOSSEN.
Bischof AI bei'ick von Kammerich, welcher 770* bis 79ü
diesen sitz inne hatte, liefs einen liber canonum herstellen,
oo^ii welchem der 8e band des archives der gesellschaft für
ältere deutsche geschichtskunde s. 432 und 433 eine höclist
interessante nachricht gicbt. mitten nämlich in diesem la-
teinisch geschriebenen und dem gebrauche der geistlichen
seiner diöcese bestimmten buche findet sich eine stelle in
keltischer spräche, die sich dein alt irischen so nahe an-
schliefst dafs sie mit hilje schon bekannter irischer wörter
und formen sich leicht erklären läfst. dnfs die stelle blofs
einer jener häufig in lateinischen handschriften begegnenden
irischen zusätze sei läfst sich in diesem falle, wie schon
Leglay in seinem catalogue descriptif bemerkt hat, schwe?'-
lick annehmen, da sie eine anrede enthält die in der diö-
cese verstanden werden sollte und da doch nicht vorauszu-
setzen ist dafs damals alle geistlichen von hammerick und
Utrecht oder auch nur deren mehrzahl Irländer gewesen
sein: auch müste man bei dieser annähme davon ausicehen
dafs der Schreiber in einem etwas abweichenden irischen
dialckte geschrieben habe, was freilich nicht unter die Un-
möglichkeiten gehört hätte, es bleibt nicht wohl eine an-
' die Jahreszahl 763 (/w archive) ist falsch, wie Leglay anßihrt,
chroDiqne d'Arras et de Cambray par Balderic s. 430.
568 BELGISCHES KELTISCH
ihi'e Wahrscheinlichkeit als dqfs die belgische mundart des
keltischen selbst eine der irischen so ganz nahe stehende
jvar wie ich es schon bei erklärung der malbergischen glos-
sen zu zeigen gesucht habe, und daj's Leglay vollkommen
recht hat in seiner Vermutung, es möge uns in dieser stelle
ein bruchstück allbelgischer spräche einhalten sein, um die
leser, deren schwerlich viele altirische texte zum gegen-
stände ihres besondern Interesses bis jetzt gemacht haben
möchten, über das Verhältnis ins klare zu setzen gebe ich
im folgenden 1) den anfang der stelle: denn sie ganz zu
commentieren möchte bei dem übrigens nicht eigenthümlichen
Inhalte langweilig sein; 2) die deutsche Übersetzung des
mitgetheilfen Stückes i 3) a/imerkungen die das Verhältnis
der Wörter der mitgetheilte?i stelle zu den betrejfefiden iri-
schen Wörtern besprechen.
1
In nomine dei summi. Si quis null post me uenire,
abneget senictipsum et tollet crucem suam et sequatur nie.
insce inso asber arfeda chfi* fricach noein dince ne. ludo
me arenindur he analchi ood. ocu sapelthu "1 ocüs arati-
nola. soalclii. ocus arenaireiua. futhu. ocus airde cruche
archrist ceinbes iclioraus coirp ocus anme aires exhethar scli-
ctu arfedot indag nimrathib isaireasber. Si quis uult post
me uenire, abneget seniet ipsum et tollet crucem suani ocuis-
tiosalh achruich et sequatur me ocuisnum sichethre — u. s. w.
2
In nomine dei u. s. w. — dieser auspruch loiederholt
sich (gilt wieder) vollständig in beziehung auf uns. sagen
wir nicht? von jedem manne in miterdrückung {kuimner):
er ivird vereinigt, welcher ist in sitten eifrig und reif, und
heloknung folgt solcher sitte, und, abrechnung darunter
(d. i. zwischen leiden und folgender belohnung des eifers),
und die indiehöhehebung (aufnähme) des kreuzes unseres
Christus soll gnädige erlösung sein des leibes und der seele.
klare einsieht in schlichter und vollständiger weise (ist)
* di-r druck giebt zwar ihü, aber dies würde sich in keiner weise
erklären, noch würde bei der so nahen verwandtscliaft mit dem iri-
schen sich ein solches inlaiilendes h in solcher Stellung nur denken
lafsen ; deshalb erlaube ich mir die .kleine ändcrung des i in c.
BKLCilSCHES KELTISCR nc.y
darin in iibcrflufs, und r ort reff lieh wirdfi'holl sich {^ill
wieder): Si (luis vull posl nie venire, abnej|;et semelipsiim
et loUcl cruccin suani und nehme auf sein kreuz el seijua-
tur nie und er folge mir- — //. s. w.
3
Hinsichtlich der erläuternden bemcrkungen beginnen
wir von hinten, weil die keltischen würter ociiis licsalh a
cliriiich offenbar den lateinischen el tollet cruceni suani und
die keltischen Wörter ocais luiin sidicth re offenbar den la-
teinischen et seqiiatur me entsprechen, also ihre bedeutung
gesichert ist und einen mnfsstab giebt für den übrigen In-
halt der stelle, dem ersten satze würde in altirischer sprä-
che entsprechen ocus toigcadh sc a chroch 'und er nehme
auf sein kreuz f dem zweiten ocus num seiclieadh se 'und
mit mir folge er.' die formen licsath und siclielh ,///> loi-
geadh und seiclieadh würden also der belgischen mundarl
angehören, icclche mundartlich für toig utid seich die dün-
neren verbalstämme tics (doch halte ich das hier auslau-
tende s für schreibe- oder lesefehler) und sich gehabt hätte,
die meisten bedenklichkeiten dürfte das re erwecken iji
siciiethrc, was, wenn es würklich zu sicheth gehört, etwa
einem irischen sc entspräche, doch ist möglich dafs dies re
auch eine art adrerbialischer bedeutung gehabt, es wird
auch im irischen zuweilen in dieser weise nach verbis ge-
braucht, z. b. eisdeadh re aufmerken, hören aiif (etwas) ;
so könnte sichelli re auch 'folgen auf (etwas), nachfolgen
bedeuten, obgleich dieser begriff schon in dem sicheth al-
lein zu liegen scheint, du iui neueren irisch seicheadh nicht
sequi sondern persequi bedeutet, auf jeden fall reichen
diese parallclstellen hin das Verhältnis des keltischen unse-
rer stelle zum alten irischen zu erläutern ; es ist deutlich
nur eine mundartliche eerschiedenheit die hier obwaltet, zu
dem folgenden katm dies re nicht gehören, denn die Wör-
ter is ear ndiltuth dünn entsprechen ganz altirischen is iar
ndiultadh duine 'und nachher (d. h. in folge davon) ver-
leugne sich der me?isch,' so dafs ein diesem satze vorge-
stelltes re keinen sinn hätte.
ff^enden wir uns nun, nachdem hiermit das Verhältnis
dieses fragmentes im allgemeinen zum irischen festgestellt
570 BELGISCHES KELTISCH
üt, zu dem anfans^c desselben, die ersten beiden wör/er
sind i'olllionnnen allirisch, iusce inso 'tiusspruch dieser;'
sie haben gar keine Schwierigkeit, dagegen asber würde
große ?nühe machen, kämen nicht auch im altirischen inehr-
fach Übergänge von präjigiertem ath- oder aith- i?i as- oder
ais- vor, z. b. suidh- sitzen, assuidh- sich wider setzen, ßir
ath- suidh- ; lill- sich wenden, aisßll- sich loider wenden,
sich zurück wenden, JÜr ailhlill- u. s. w. dieser analogie
zufolge haben tvir in asber eine mundarlliche parallele zu
allirischem althbeir, 'regenerat, re?iovat, repetit.'
Arl'eda ist irisches air feadh, d. h. w'ih'tlich 'in der gan-
zen länge,' dann überhaupt adverbialisch 'vollständig', chu
ist im irischen gebräuchliche abbrerialur für chu'^Ainn, d. i.
die zusammenziehung von chuige inu 'in beziehung auf uns,
her zu uns.' fri cach noe iu dince sind ganz altiinsch,
'von jedem manne in Unterdrückung (betrübnis).' ne ludo-
me ; — die ?iegalive form lautet irisch ni, und die ludome
etitspr Gehende irische form wäre ludhamaoi : also ne ludome
;=: 'sagen ivir nicht? bezeichnen loir nichlT tvir werden in
unserem texte noch einige beispiele davon finden dafs e an
der stelle von irische7n ao oder aoi steht.
. Areniudur. die jetzigen irischen passivfornien werden mit
-ifiV gebildet i bei der vorhandenen mundartlichen abweichung
dürfte also diese form in -dur auch eine passivform sein;
und da wir eben c an der stelle von aoi sahen, so kann
aren für araoin oder araon stehen; araon heifst im irischen
'zusammen, vereint,' und ein verbum könnte recht gut da-
von gebildet werden, ähnlich dem jetzigen aontuigh etwa
aroinigh ; einem solchen ivorte etwa mufs das alte keltische
von desseti stamme die form areuindur gebildet ist analog
gewesen sein, aus diesen gründen rathe ich blofs dafs
arenindur bedeute 'er ivird vereinigt.'
Da be auch irisch bedeutet 'er ist,' und in den kelli-
schen sprachen, ebenso wie in den älteren deutschen mund-
arten und noch in der englischen, das relativum oft ohne
weiteres ausfällt, übersetze ich 'welcher ist.' an alchi, —
auch altirisch heifsl an oft 'in,' und alchi scheint irischem
ailce parallel, welches bedeutet 'das handeln, das betragen,
die Sitten.' also an alchi -=- im betragen, iri seinen sit~
ßELGISCIlES KELTISCH 571
ten/ ood, — i/m diexex wort zu erkl(wc7t, iiplime ich die
an der malheri^ischen <^lnsse geuiacltle u'ahrncliinuii'i\ dafs
irische^ cä helgi.svliem o oder au entspreche, zu hilj'e ; Jolf^-
lich schliej'se ich von ood auf irisches cäd, und dies bedeu-
tet als suhstautie 'ei/er;' adjectieisch erhält es dem ge-
brauche nach jetzt im irischen noch eine bildungssilbe,
cadacli. das hindert aber nicht auf den sonst durchgehen-
den satz zurückzu/ionunen dafs in den kellischen sprachen
einfache stamme zugleich substantivischen, adjectirischcn
und verbalen gebrauch haben und in diesen verschiedenen
anwendungen nur nach läge der suche andere Jle.vioncn er-
halten; so kann man dem belgischen ood auch die bedeu-
tung eifrig zuschreiben.
Die Wörter ocu sapelllui sind ojfenbar nach der ver-
schleifenden ausspräche geschrieben und sollten getrennt
sein ocus apctlliu. ocus kennen wir schon, es ist dasselbe
viit ocuis 5 apcllhu scheint dem irischen apaidli reif" ver-
wandt zu sein (es bedeutet ursprünglich 'was fertig ist,'
also auch 'todt'). nach a\)ell\m folgt das zeichen ~1, wel-
ches sonst im irischen 'und' bedeutet; da aber ocus dane-
ben steht, ist es wohl nur aus versehen noch vom Schreiber
hineingesetzt, aralin ola entspricht ganz irischem aradliain
ola 'nachfolgende belohnung, belohnung welche nachfolgt. '
so alchi, — letzteres wort kennen wir schon; ersteres ist
das demonstrativum 'dieses, solches.' die ?iachsetzung be-
zeichnet wahrscheinlich die genitivische bezeichnung zu
arailiiain ola, 'solches betragens, solcher sitte.'
In arcnairema haben wir zuerst wieder das schon obe?i
begegnende aren {irisches araon), und dann entspricht airema
wahrscheinlich dem irischen aireainli 'die Zählung, rech-
nung ; also aren -airema 'die zusammenzählung, berech-
nung. ' lullm 7nufs mit irischem l'uil 'zwischen, unten ver-
wandtschaj't haben ; auch im altirischen heifst fula 'unter
ihnen.' airde ist ganz irisch, 'die erhebung ; also airde
cruche 'die erhebung, aufnähme des kreuzes.' ar christ,
'unseres Christus' ivilrde auch altirisch ebenso lauten, cein
bes icliouius; ce'm für irisches caoiu 'jnild, gnädig,' da wir
oben schon e mehrfach an der stelle von ao xind aoi sahen;
hes ßir irisches blas 'soll sein;' ichomus verwandt irischem
57? BELGISCHES KELTISCH
I' caim odej' icim 'ich heile, zahle eine schuld, kaufe los,
befreie; da i'e?'balst/bsfa?ifire sowohl «w/" -aiuh als auf -Mi
als ^//// -amliiis irisch rorkoitnnen, würde ichomus bedeuten
heilung, befreiung, erlösungS coirp ocus anme ' des körpers
und der seele' ivürde altiinsch lauten coirp ocus anma, also
fast gleich.
Aires exhelli entspricht irischein airis exide 'einsieht
klare.' ar slictu; da ein irisches vorgesetztes i\T adverbiali-
sche bcdeutung vermittelt und sliclu wohl mit irischem sliog
'eben machen, schlicht machen' als eine von demselboji kel-
tischen verbalstarnme abgeleitete participialform {irisch
sliogla, altirisch könnte auch sliocta geschrieben tverden)
zusammenhängt, dürfte ar sliclu bedeuten "^in schlichter tveise.'
der auslout u m sliclu statt irischem a entspriiche dann gerade
wie oben futhu dem irischen futa. arfedo ist nur dasselbe
wort was uns oben arfeda geschrieben begegnete, also 'in
vollständiger weise, vollständig. ' das t scheint nur eupho-
nisch eingeschoben, was im gaelischen ganz ähnlich wie im
französische?! (y-a-t-il) vorkommt, indag ist ivohl durch ver-
schleifende ausspräche, die ja allen kellischen sprachen (wie
in einem gewisse?i grade dem französischen) eignet, aur
ionta ag, icie die Wörter irisch lauten icürden, zusammen-
gezogen; ionta heifst 'darin,' und ag schliefst sich sofort
dem folgenden nioirathib an, was sich durch die endung als
dativus pluralis kund giebt und ganz irischem nioniradliaibh
entspricht; ag niuiralhib heifst 'in mengeii, in überßufs.'
isaire scheint irischem is saire zu entsprechen ; is ist, ivic
CS uns schon weiter oben (is ear) begegnete, copula {ein in
seifiem anfange verschluckt ausgesprochenes ocuis ; gerade
so kommt es altirisch vor); saire ' die vortrefflichkeit' wird
auch irisch adjectivisch u?id adrerbialisch gebraucht im sinne
von 'vortrefflich, vollkommen, sehr. ' asber endlich habe?i wir
schon oben besprochen. H. LEO.
573
ALTÜELTSCIIE DKJITEU.
KLAGE IM OTTOKAK VON BiilfMEX.
Die einzige bis Jetzt bekannte hnndsvhrif't der liolma-
fer geschichtsdenkmale des \^n Jh., teelche JVursiisen als
Annales Colmarienscs und Clironicon Colmarieuse ttnvoll-
ständig herausgegeben hat, irurde mir im vorigen somnier
auf der öffentlichen bibliothek zu Stuttgart durch meinen
freund bibliothecar Stalin bekannt gemacht, sie ist in quart
auf papier und aus dem sechzehnten Jahrhundert, zwischen
Jenen beiden geschieh tswerken enthält sie manche alterthüm-
liche nachrichten, wovon folgende, die ich so genau abge-
schrieben habe als ick sie vorj'and, der deutsclien dichtkunst
angehören.
Frater Hugo Ripilinus de Argentiiia prior longo tem-
pore luricensis postea factus argentinensis bonus cantor lau-
dabilis predicalor dictalor scriplorque bonns atqiie drpicior
vir in oniuibus graciosus sumiiiam fecit iheologie verilalis.
Frater Henricus prior basiliensis ordinis fratrum predi-
catorum fecit rilhnios tlieutonicos bonis nmlierculis ac devofis.
Frydanckns vagiis fecit rithnios tlieutonicos gratiosos
Conradus de Wirciburc vagus fecit rhitnios ihculoiiicos
de beata virgine preciosos.*
Primas vagus multos versus edidit raagistrales
Cantilena de rege Bohemie.
Wafin iemer mere
es weint milt und ere
den kunig usscr behem lant
dem lod wil ich fluchen
sol man den kung nite suchen
und sin gebinde band.
* der tod Konrads von Jf ürtbiirg ist bekannllicli in den .inn.
Colm. beim j. 1287 so angegeben Obiit Cuonradus de Wirzihurcti io
teutonico raultorum bonoram dictamiaum cumpilator.
574 KLAGE UM OTTOKAU VOiN BÖHMEN
Man sol den kung Otacliir klagen
ia her got er ist erschlagen
sin milte sach (es , fehlt man) nie verzagen
er was ein schilt in sinen tagen
über alle cristenheit.
Den falwen und den heideu
was er den cristen ir leidin (so)
den schilt er gegen bot
er was ein low an gemüte
ein adler an gütte
der werde kuug ist tod.
Der behem kuug ist nun gelegen
des weiueut ougen iamers regen
wer sol den witweni (so) weisen pflegen
der kunc ist tod recht als ein legen
der noch eren streit.
in der hs. ßndet sich noch ein a/ijafig von vmsiknoten mit
den loorlcn wafin iemer mere es weint.
Frankfurt am Main Dr BÖHMER.
30 wai 1844.
BESCHREIBUNG DER GESTALT CHRISTI.
Adelnhauscr handschrij't auf der ivafserkirche in Zürich
(C 76/290) w"53.
An den alten bvochen ze rome. da liset man das vn-
ser herre ihesus cristus was von den beiden geheisen ein
wissage der warheit. vnde man liset da das er were adeli-
cher geschepphede. au lengi mitteler maze. vnde gelvstlich
vnde das er helle ein ersam aullutze. alse die in an sahen
das siv in wol mohlen minnen vnde fiirhten. vnde was sin
bar var alse ein zilig haseluvs. vil nahe vnze an die oren.
nidewendig der oren was es ime reide vnde gel vnde slvg
ime vber die abseien, vnde er hate eine scheilelen en mit-
ten ame hovbete. nach den silten der nazareneu. vnde sin
stirne was ebene vnde wit. Sin antlütz was ane rvnzen
vnde flecken gezieret mit einer ersami (.so) roeli. an sinre
BESCHREIBUNG DER GESTALT CHRISTI 575
naspn vnde an sime mvnde was enliein f;;ebreste. Sin bart
was föUicIi vnde nilil ze ivuclich noch ze lang, vnde ebcnvar
sineni bare, vnde an dem kinne gcleilit. Sin angesibt was
einvalteclicb. vnde zitelicb (/. sitelicbj. Sin ovgen warent
brvnvar vnde gar Ivter. vnser berrc ibesiis crislus. was an
der bestrafvnge crscbrokenlich vnde was vnclicb mit crncste.
>nde weinde etwennc vnde gelacbele nienier. an lengi vnde
an groezi des libis was er vollich vnde rebter maze. Sin
bende vnde sine armen (so) waren gelvsllicb an ze sehenne.
an der rede was (so) eruestlicb vnde bescheidenlicb. selzen-
lich vnde mezig vnd das ist billicb in dem salter von eime
(so) gesprocben er was schoene an der gescbepphede vber
alle menschen kint ame\.
Eben ein solches stück auch am schlufs der Bas/er hand-
schrift ß. j\. 15.
WILH. WACKERNAGEL.
BRUDER BERTHOLD UND ALBERTUS
MAGNUS.
Bruoder berchtolt der lantbrediger kam einest zuo dem
bischof albracbt vnl fragte in vil dingen, vnt fragte ouch vnder
andern dingen also, Avenne ein mensche sin süude geriuwet
helti, das si ime got het vergeben, do sprach er 'wenne ein
menschen sin sünde riuwent also vil das er do von bewe-
get wirl, der sol wissen das ime got het sin sünde vergeben.'
Do fragte er in zuo dem andern male wenne ein men-
sche vnserm herren siner marter het gedancket. do seit er 'wenn
ein mensche an vnsers herren marler gedenket also vil das
ime das ouge uas wirl, ist ioch das der Ircher nit herus kä-
met, das wil got von dem menschen nenien, als ober ime
sin wunden vnder dem criuce mit baisame habe geweschen.'
Zuo dem trillcn male do fragte er in was liplicher werc
gölte aller loplichest were. er sprach ' wenne ein mensche
sin ebenmenschen sieht in gepresten vnl in arbeilen, vnt er
iu denne Iroestet mit worlen oder mit werken vnt ime ce
helfe kumet als verre ime denne müglichen ist, das ist gölte
das loplichest werc das der mensche geluon mag.
Z. F. D. A. IV. 37
576 niUlDER BERTHOLD UND ALBERTUS MAGNUS.
Do fragte er in zuo dem vierden male wenne ein men-
sche wissen möclile das er ein niinne irehern het geweinet,
do sprach meisler albrachl ' wenne der mensche ^ weder dur
vorchte der helle noch dnr liebi des himelriches noch dur
die marter die got erlitten hat ald kein sin heilic, wanne
das er^ von rechter minne vnt liebi so er zuo got hat vnt
vmb sin lutern guetin triuwe vnt edelkeit die er an got er-
kennet, der sol wissen das er ein minne trehern het ge-
weinet. '
Perga7nentha?idscfn'fft des \Afi jh. auf der universit'dts-
hihliothek zu Basel B. ix. 15. etwas abiveichend auch in
der handschr?'ß der loafserkirche. zu Zürich B. 223 / 730.
WILH. WACKERNAGEL.
1. 2. fehlt weinet
KIRCHLICHE UND UNKIRCHLICHE
SEGNUNGEN.
Die Basler handschrift A. iv. 24, auf papier, aus dem
1i5n Jh., e?ithält unter verschiedenen in lateinischer spräche
abgcfafsten Schriften theologisches und historisches inhal-
tes auch eine klcinej^e deutsche vom j. 1405, worin sich ein
augustinertnönch, bruder IVernher von Frydberg, mehre-
rer unkirchlichen lehrsiitze, deren er vor dem bischof von
Speier angeklagt tvorden, schuldig bekennt vud dieselben
xciderruft. es sind ihrer acht; von intcresse für die deut-
schen alterthümer ist der vierte, der in der einleitenden
aufzdhlung der anklagepunkte also lautet daz segen zimlich
sigent. vnd avne sünde mügent geschcchen. Wernher ge-
steht nun folgendes zu. Item vff den vierden artikell. daz
segen zimlich* vnd ane sünde geschehen mügent Da han ich
geantwürt vnd veriechen daz ich also geprediet han Sind alle
segen valsch. warvmb segnet man denne. äschen. palmen.
eyger. vnd fleisch &c. Des han ich ein vrsach genomen
Es kamcnt frowen zuo mir mit einem kinde. dem was we
an einem finger. zuo den sprach ich. war vmb si daz kinl
* sigent fnlilt.
KIIICIILICHE UND UiNKIUCHLlCIlE SEGNONGEN 577
uit Hessen segnen. Do sprachen si. es ist einer lierr* ze
der niuwenstall vnd och ander priesler die daz slraflenl vnd
verbieltend ^ 11' daz sprach ich die vorgcnanlen worl. Ileni
do wart icli ^^cfraj^el oh ich söliche segcn könde. Do sprach
ich ich könde niut denn einen mit disen worlen (h'istus wart
geborn. crislus wart verlorn, crislus wart wider l'undcn.
der gesegen dise wnnden. In dem nanien dez vatlers. des
sunes vnd dez heiligen geisles Amen Ich han ovch veriecheu
daz ich den selben segen gelriben han an mir selber vnd
bin da mit gesunt worden Vnd han in ovch geleret einen
Jungen bruoder mines ordens vll" die nechsten crislnacht in
einer messe. Doch so han ich nit veslenklich gelovbt daz
derselb segen also kreflleklich sige. daz er die wunden hcille
Item ich iian ovch veriechen daz ich etwenne so ich bicht
gebeert han. befunden han von den die mir gebicht band daz
si semlich getan band vnd han mir die** tuon sagen Vnd in
welem segen. der tiufel nit an gerueffet wart die ban ich
nit gestraÜ't noch verbotten da von zelassen Vnd sprach si
waerent wol zimlich Aber in welem segen. man den tiufel
nemmet. daz die nit zimlich werint. endlich der widerruf
dieser irrthüiner : Vnd bekennen von dem vierden arlikel.
von der segen wegen, daz alle die segen die von Ordnung
vnd Satzung der heiligen kilchen vnd guoter gewonheit der
gemeiner {so) cristenheit geschechcnt. alz an der äschen.
palmen. tovlF. liecbler. wasser. saltz. fleisch, vnd ander
ding nit anders zuo gand noch krafft band, denne in beder
wise von der heiligen kilchen die got so geneme ist. daz
si nit vnerhoert wirt belibt {so). Aber min segen vnd sem-
lich segent (so) alz hovptsegen. ovgen segen. pferit segen.
wunden segen. vnd dez gelich die von der heiligen kilchen
nit geordnet noch gesetzt sint zuo sölicben dingen, man
nemme den tiufel dar inn oder nit. kein krafft habent noch
dar an ze glovben ist Vnd bekennen alz mir ovch liule von
semlichen segen band gebichtet. vnd si da von nit gewiset
noch gestrafft, noch buofs dar vber gesetzt han. daz ich dar
au geirret vnd nit recht getan hab.
WILH. WACKERNAGEL.
* einer] vielleicht hej'ser ein; herr d. h. geistlicher, pfarrer:
Schmcller 2, 230. ** die] nämlich segen
37*
578
ALTDEUTSCHE ZUNAMEN.
1. üie zeile ihuuegischer ahselhart bei Helbling 1, 1082
ist zwar unverständlich, aber alisellitirt wird nicht anzuta-
sten sein. Cluinraduni Acliselharduni plebanum ecclesie sancti
Pauli Patavie finde ich in einer Pnjkauer Urkunde vom j.
1308, 7non. ß. 30, 2, 39. oh7ie zweifei dasselbe ist Chun-
radus Hochselhordus vicarius chori in eitier Pqfsaiier Urkunde
vom j. 1288, mon. B. 4, 159.
2. Das wachlelmäre mit seinem ein wahlel ia den sac
u. s. w. ist bekanfit. mit den wachtein die in den sack ge-
hen scheinen die lügeii gemeint, wie man noch heutzutage
hört 'er lügt in seinen sack.' ivie sie dazu kommen weijs
ich nicht; der ausdruck mujs aber verbreitet gewesen sein:
bei Ottacker 364"* heifst ein böte Peter der wahtelsac.
3. Kaudern von undeutlichem reden wie vom gekoller
des truthahns und kauderwälsch sind gewöhnliche ausdrücke,
auch der letztere ist alt. Berchtoidl Khawdervvalch bürger
zu Rain 1379 mon. B. 16, 450.
4. JVh. Grimm theilt in den Gott. gel. a?iz. 1835
s. 447 aus einer Karlsimher hs. folgenden spruch Freidanks
mit, driu dinc sint al eine
aller manne geraeine :
pfaffen w ip unt spiler win ;
begozzen bröt niagz dritte sin.
er bemerkt dazu 'unter pfaffen w ip tvij^d wohl meretrix, un-
ter spiler win der gewöhnliche wein verstanden ; begozzen
bröt ist mit fett beträufeltes iveifsbrot, eine wie es scheint,
häufige näscherei. MS. 2, 191 so der haven walle unt daz
veizte drinne swimrae, so begiuz in wiziu bröt. fragm. 30*
belröifete wecke.' hierzu stellt sich ein beiname: her Hein-
rich der Begozzenbröt stadtpßeger von Augsburg 1347 mon,
B. 33, 2, 135. 136; Johansen den Gozzenbröt bürger zu
Augsburg 1374. 1378 mon. B. 33, 2, 474. 511.
5. Walther der Vogelweid von Veitheim in einer Ur-
kunde des klosters Schönfeld vom j. 1394 ynon. B. 16,459.
ALTDEUTSCHE ZUNAMEiN 579
der beiname dieses iralthcr kann auf den berühmten dich-
ter anspielen.
6. So spielen beinamen auf die he/densa^e an. Diete-
ricli voiic ßenie biirger zu Augsburg 1 1G2 inon. ü. 33, 1,42.
li.
KLEINE BExMERKLNGEN.
1. Nib. 963, 2. dö wanden sumelichc, si sohlen kicider
Iraj^en. diese zeile ist, wie mich dünkt, noch nicht recht
gedeutet worden, ihre erk/drung- Hegt in der vorhergehen-
den Strophe, ivo erzählt wird wie Siegmund und seine hun-
dert mannen aus den betten springen, die waj/'en rasch er-
greifen und hin stürzen wo Kriemhilt und ihr gesinde klagt,
jetzt heijst es 'manche von den rittern meinten, sie sollten
sich doch erst ordentlich ankleiden ehe sie zu den J'rauen
eilten.' es fällt mir nicht ein die 9G3e strophe für echt
oder erträglich zu halten, ich wollte blqfs zeigen was ihr
verfafser in der vorhergehenden einfältig vcrmifste und hier
ungesch ickt ein seh o b .
2. Im Helmbrecht \&7^ ff. wird erzählt
der Scherge do die nlune hie,
den einen er do leben lie
(daz was sin zehende und sin reht) ;
der hiez Slinlezgeu Ileluibrehl.
hiermit vergleicht sich was Fritz Closener unter dem jähre
1333 (s. 79) berichtet, die Strafsburge?' belagern Schwanau
am Rhein, wo rüubcr nisten, und verbrennen ein 7'itterhaus
in der bürg; die belagertest entweichen auf den thurm. nu
woreut wol lx duffe, edel und unedel, der degedingetent
sich wol vij US und gobenl die andern in den tot. der wur-
den! XLviij, ellich sprechent lüj enthoubetet. drie werg-
mansraide und zimberlule die dufle worenl wurdent gewor-
fen mit dem qwolwerke gegen der bürg, zwen uflenander
gebunden und einre alleine, donoch brochent sü die bürg,
die von Slrosburg gundent dem henker daz er ein alles men-
nelin daz unschadeber was zu zehenden nam, vnd ein jun-
ges rennerlin wart ouch ledig geloszen, wand es ein kint was.
580 ZU HARTMANN VON AUE
3. Fi'its Closcner in seiner erzähl ung von iler grofsen
geiselfahrt im Jahre 1349 theilt (s. 89,//'.) den brief mit
der nach der geiselung als eine von hinunel auf sanct Pe-
ters altar zu Jerusalem herab gekommene botschoj't verle-
sen wurde, dieser brief ist eine abkürzende auflösung eines
gedicktes aus dem \Zn Jh. das in den alt. blättern 2, 241 bis
263 steht. H.
ZU HARTMANN VON AUE.
Zu den liedern. 4,7. gelobe 8, 13. daz im et] dem
9, 17. 24, 17. ja] joch. ebenso 23, 5. 24, 8 für joa :
vergl. leseb. wb. cccxv. 14, 9. 10. gäheloseu: vergl.
Grimm, gr. 2, 565/*. unruochelosekeit incuria Konr. von
Heinrichau Bresl. hs. iv, 4°. 92. [swä kluokheit ist mit val-
scher ger, diunzimet niht wol wan den argelosen Reinmar
von Zweier MS. 2, 130''. Hpt.^ 18, 20. uude muoz ie]
unde muoz
Zn den büchlein. 1, 37. allen den ich truwe 40. und
wa're dar zuo State mir, 145. 146. verderbe : sterbe
232. 233. hat] het 294. Freuden 297. erziicket
503. also er den schaden getuot: vergl. den scaden Lampr.
AI. 4608, di not 4688, den zorn En. 98^ 561. sit
du mich ze rate erwelet hast 672. hast du oder luost
du dir 916. ichn hän gewaltes wan den muot: vergl.
gr. 4, 647. 1144. dem muoz sin sin geswichen : vergl.
büchl. 2,241. 1357. von rehte] uarehte 1498. ziuht]
ziert 1519. diuhte 1584. an 1654. ob mir gar
geswunde 1679. liep 1691. brant {%b =i ivährejid)
1716. doch] ouch: ebenso 2,^2^. 1731.1732. kranc: —
diuhte swa;re, 1755. me] nie 1831. ich wx-ne 6
1833. deist 1906. 8. 10. erwerbe ersterbe verderbe
2,87. vor 147. miner triwe 717. danne si manne
(oder der manne) tuo 754. der wil (oder waen) ich daz
der waeger si 757. iz] si 760. 761. wol, und muoz
WILH. WACKERNAGEL.
:)8i
ERKLÄRUNG.
In der noiicn ans<;ai)P meiner niylliologie konnte dem
anlianj^, wie ihn die erste enthält, kein räum gejifehen wer-
den, es liälle eines {ganzen dritten bandcs bedurft um die
sehr erweiterten Untersuchungen über die alten slammlafeln,
den angeschwoUncn vorralh des aberglauhens und der segcns-
formeln aufzunehmen, von meiner niul'se sowie von dem
willen des publicums mag es abhangen ob ich einen solchen
drillen band hinterher sende, angeführt werden mustc bis
dahin noch nach dem ersten druck.
Vorrede xlvh, 18 ist zu lesen: und die parallele Wuo-
tan, Donar, Zio irz: Kadigast, Perun, Svetovit sieht unbe-
zweifelbar. JAC. GRI3L\I.
LIES s. 345 V. 086 schcf 358 c. II 13 wenn {die anmcrluing ist
zu streichen.)
582
INHALT.
Seifried Helbling, herausg. von Th. von Karajan s. 1
Wernher von Elmeadorf, herausg. von Hülfmann - 284
Helmbrccht, herausg. von Haupt - 318
Zur deutschen mytbologie, von A. Kuhn - 385
Sagen aus der Mark, von demselben - 391
Zu Hartmann von Aue, von Haupt - 395
Zu Wolframs Titurel, von demselben - 396
Zu Freidank, von demselben.., - 398
Zur guten frau, von Sommer - 399
Zu Konrads Alexius, von Haupt - 400
Haugdielerich und Wolfdieterich, herausg. von K. Frommann. - 401
Die sanclgallische rhetorik, herausg. von Wh. Wackernagel.. - 463
Geographie des mittelalters, herausg. von demselben - 479
Die zwölf meister zu Paris, herausg. von demselben - 496
Schwedische volkssagen, von Jacob Grimm - 500
Jahrsgang, von demselben - 508
Die miilradsprache, von demselben - 511
Lobgesang auf Maria und Christus von Gottfried von Strafsburg,
herausg. von Haupt - 513
Zum Engelhart, von Haupt und Wh. Wackernagel - 555
Madoc, von H. Leo - 565
Belgisches keltisch noch anderwärts als in den malbergischen
glossen, von demselben - 567
Altdeutsche dichter; klage um Otlokar von Böhmen, von Böhmer - 573
Beschreibung der gestaltChristi, herausg. von Wh. Wackernagel - 574
Bruder Berthold und Albertus Magnus, herausg. von demselben - 575
Kirchliche und unkirchliche Segnungen, von demselben - 576
Altdeutsche zunamen, von Haupt - 578
Kleine bemerkungen, von demselben - 579
Zu Hartmann von Aue, von Wh. Wackernagel - 579
Erklärung, von Jacob Grimm - 581
DRUCK VON BREITKOPF UND HÄRTEL IN LEIPZIG
^^ Zeitschrift für deutsches
^Uüj Altertum und deutsche
•^ Literatur
Bd. 4
PLEASE DO NOT REMOVE
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