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Full text of "Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur"

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3^ 


ZEITSCHRIFT 


FÜK 


DEUTSCHES  ALTERTTIUM 


HERAUSGEGEBErV 

VON 

MORIZ  HAUPT. 

NEUNTER  BAND. 

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LVAV/ÄG 

Wi:il)MANNSCni<;    liUCmiANDUlNC. 

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ff.-  .V'ti* 


I  N  n  A  L  T. 


Bnidcr  David  von  Augsburg,  von  I'^-anz    PffiHcM" s.  1 

Hans  Vindlers  blume  der  lugend,   von   Fr.   Zarncke 68 

Leber    die  quaesliones  quodlibeticae ,    von  demselben 119 

Lust  und  Unlust,   von  MüllenholT 127 

VVinnasang  und  «inileod,    von    demselben 128 

L'bii  ,    von    demselben 130 

Zwei  stellen  der  scriptores  bistoriae  Augustae,  von  demselben  .  .  131 
l  eber  die  zeit  einiger  gediehte  \\  aldiers  von   der  \ OgelMeide,  von 

0.    Abel 138 

AnnierkungtMi    zum    VVaUliarius ,    voit   Aug.    Geyder 14') 

Zu   Marien  liimmelfalirt ,    von    \\'eigand IGfi 

Spriiebe   von  Hans  Rosenblut,  von  demselben 107 

Die  deulsclic  walserliölle  ,  von   Dietrieh 175 

Untergegangene  bs.    von   WoKVanis  Willebalm ,    von   Weigand    .    .  180 

Tbegathon,  von  Haupt 192 

Erklärung  von  Wilhelm  Grimm — 

(lynevulfs  Crist,    von    Dietiieb 193 

Hyegan   und   biipian,  von  demselben 214 

\erderble  namen   i)ei  Tacitus,    von  Müllenboll' 22;i 

Denlselic  Urkunden  von  120:?,  1207  und  1279,  von  l'r.  I'.ölimcr  .  .  201 
Fragnieiilc   einer   milleldi'ulselicn    eAangelieniibersel  ziing ,    lieransg. 

von     H.    lle|ipe 204 

D.r   lodlenlan/..    \om    Wh.    \\  uckernagel 302 

ImmIiImhIi   \  (in    niaislci'    ll.uinscn  ,  \(in    demselben 305 


,v  INHALT. 

Zur  frage   nach  dem  verfafser  des  Reineke,  von  Fr.    Zarncke   .    .  374 

iNoinina  lignorum  avium  piscium  lierbaruni,    von  Weigand    ....  388 

Zum  Unibos,  von   Haupt 398 

Zum  pfallen  Amis,  von    Fr.  Zarncke 399 

Ang^elsäclisisrhc  glossen ,    herausg.    von    Bouterwek 401 

Gewerbe,  bandel  und  scbiUTahrt  der  Germanen,  von  Wb.  Wacker- 

nairel ä3ü 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

.  De7^  zufally  der  so  oft  der  beharrlichen  forschung  sich 
günstig  zeigt,  hat  mich  nachfräg/ich  noch  zwei  Schriften 
des  bruders  David  von  Augsburg  auffinden  lafsen ,  die 
mir  bei  herausgäbe  des  ersten  bandes  der  mystiker  gar 
nicht  oder  nur  theilweisc  bekanjit  waren :  die  eine  in  deut- 
scher, die  andere  i?i  lateinischer  spräche,  beide  nicht  nur 
ihres  inhaltes  wegen,  sondern  auch  noch  in  anderer  be- 
ziehung  von  Wichtigkeit,  hier  zuerst  von  der  deutschen, 
die  ich,  soweit  sie  noch  ungedruckt  ist,  auf  den  nach- 
folgenden blättern  mittheilen  will;  auf  die  lateinische  werde 
ich  iveiter  unten  noch  ausführlicher  zu  reden  kommen. 


Die  hiesige  königlich  öffentliche  bibliothek  besitzt  unter 
der  bezeichnung  Brev.  4.  et  8.  nr.  88  eine  pergament- 
handschrifl  des  \An  Jahrhunderts  in  4.,  die  in  dem  alten., 
liöchst  unvollkounnc/icn  calalou'  ohne  weitem  beisatz  als 
ein  deutsches  breviarium  ansrcfi-eben  wird  und  aus  diesem 
gründe  mir  bis  vor  kurzem  verborgen  geblieben  ist.  in 
wirklichkeil  enthält  aber  dieselbe  nichts  weniger  als  ein 
brevier,  sondern  eine  anzahl  predigten  tion  meisler  Ek- 
harl .,  iroruntcr  mehrere,  die  ich  sonst  noch  nirgends  ge- 
funden habe,  und  dazwischen  auf  bl.  8G'' — 140''  einen  geist- 
lichen tractat ,  wovon  das  in  den  mystikcrn  1,  341 — 348 
abgedruckte  stück  nur  etwa  den  fihften  theil  bik,  die 

dort  diesem    bruchslück   gegebene    und  dessen  Inhalt  auch 
völlig  entsprechende  Überschrift  Clirisli  leben  unser  vorbild 
Z.   F.   n.  A.  IX.  1 


2  15RLDE11  DAVID  VON  AUGSHUHG. 

posst  nun  aber  nicht  mehr  auf  die  vollständige  abhand- 
lung ;  auch  die  der  handschrift  vorgesetzte  rothe  auj- 
schrift  Diz  ist  von  des  mens(;hen  edelkeite,  die  sich  nur 
auf  den  eingang  beziehen  kann,  ist  unrichtig:  es  miifs 
vielmehr  heifsen  Von  der  Offenbarung  und  erlösung  des 
menschengeschlechtes . 

Schon  das  bruchstück  glaubte  ich  {inyst.  einleitung 
s.  xxxix)  mit  Sicherheit  dem  bruder  David  zuschreiben  zu 
dürfen,  die  vielfache  Übereinstimmung  des  vollständigen 
tractats  in  wort  darstellung  und  Inhalt  mit  den  sieben 
vorregeln  und  dem  spiegel  der  tagend  bringt  darüber  volle 
bestäligung ;  und  aus  demselben  gründe  wird  auch  für  die 
übrigen  ihm  von  mir  beigelegten  stücke  Davids  verfafser- 
schaf't  entschieden  sicher  gestellt,  der  kürze  und  raum- 
ersparnis  halber  habe  ich  mich  begnügt,  bei  den  betref- 
fenden stellen  einfach  auf  die  7nf/stiker  zu  verweisen,  wer 
die  mühe  eine)'  vergleichung  nicht  scheut,  wird  sich,  wie 
ich  jnit  Zuversicht  hoffe,  vo?i  der  richtigkeit  meiner  be- 
haujitung  überzeugen  lafsen.  bei  dem  eigenthümlichen 
gepräge,  das  allen  Schriften  Davids  aufgedrückt  ist.  Hißt 
sich  das  ihm  zugehörige  unschwer  erkennen:  diese  Innig- 
keit des  gefühls,  diese  milde  des  urtheils  und  der  gesin- 
jiung,  dieser  einfache ,  klare  und  doch  wieder  so  tvarme 
und  belebte  vortrug  ist  keinetn  der  deutschen  prosaiker 
des  12 — lAn  Jahrhunderts  in  solchem  mafse  eigen,  und. 
auch  im  kunst-  und  lichtvollen  periodenbau  hat  es  ihm 
keiner  gleichgethan,  xveder  vorher  nocli  nachher. 

kleine  ansieht  über  den  werth  und  die  bedeutung  von 
Davids  scliriflen  ist,  wie  man  sieht,  noch  dieselbe  wie  vor 
sechs  Jahren,  und  der  beifall  und  die  beachtung,  die  man 
denselben  von  vielen  seilen  her  i>'eschenkl  hat ,  "iebt  mir 
den  beweis,  dafs  mein  urtheil  nicht  durch  die  einseitige 
befangenheit  getrübt  wurde,  die  bei  der  mit  liebe  und 
hingebung  besorgten  bearbeilung  eines  noch  unbekannten 
schriflslellers  ebenso  erklärlich  als  entschuldbar  ist.  für 
die  geschichte  des  Volkslebens,  für  sitten,  gebrauche,  mytho- 
logie,  sowie  für  die  grammalik,  nauienlli(  h  die  formenleJire, 
sind  die  prosadenkniäler  begreiflicherweise  bei  weitem  nicht 
so    ausgiebig    als  gedichte   selbst    von    höchst   untergeord- 


BHUDEH  DAVID  VON  AUGSBURG.  3 

netem  icerlhc,  und  theologische  reden  und  /ehren  sind 
ohnehin  nicht  jedermanns  licbhaberei.  dies  ist  jedoch  kein 
grund,  die  geistliche  prosa  des  deutschen  niiltelallers,  die 
einzige  die,  bei  dem  eigenthümlichcn  dränge  zu  poeti- 
scher behandlung,  neben  den  rechtsbüchern,  deren  deutsche 
abfafsung  sich  frühe  schon  als  ein  gebot  der  nolhwendig- 
keit  herausstellte ,  räum  fand,  darum  gering  zu  achten: 
einmal  gehören  diese  denkmäler  mit  derselben  berechti- 
gung  wie  die  poesie  unserer  lilteraturgeschiehte  an  und 
in  bezichung  auf  die  innere  entwickelung  des  deutschen 
Volksgeistes  nehmen  sie  keine  geringe  stelle  ein.  der  ge- 
schmack  der  menschen  ist  Jreilich  verschieden ,  aber  eben 
deshalb  kann  nicht  geleugnet  iverden ,  dafs  nicht  7iur  die 
Prosaiker  des  \Zn,  sondern  auch  die  mysiiker  des  \A?i  Jahr- 
hunderts eben  um  ihrer  geistigen  bedeutung  loillen  für 
viele  leser  ein  gegenständ  der  anziehung  und  des  ge?iuj'ses 
sind,  denen  die  altdeutschen  gedichte  ihrer  mehrzahl  7iach 
kein  Interesse  einzuflöfsen  vermögen. 

Durch  die  auffindung  dieser  neuen  schrift  gewinnt 
bruder  Davids  verdienst  um  die  deutsche  prosa  noch  eine 
weitere  erhöhte  bedeutung.  wie  allgemein  bekannt,  ist  es 
bis  zur  stunde  noch  nicht  gelungen,  den  verfafser  oder 
bearbeiler  des  s.  g.  SehwaOenspiegels  auch  mit  nur  eini- 
ger wahrschehdiehkeit  ausfindig  zu  machen,  ivie  wenn  es 
kein  anderer  als  Q-erade  bruder  David  wäre?  in  seiner 
vortrefflichen  ausgäbe  dieses  Werkes,  der  einzig  zuver- 
Uifsigen  und  genauen  die  es  gieht ,  deren  zweiter  band 
mit  dem  lehenrecht  und  den  versprochenen  historischen 
und  kritischen  abhandlungen  leider  noch  immer  auf  sich 
warten  liifst,  hat  IV.  Wackernagel  zuerst  die  schwanken- 
den nieinunden  und  vermutun!>en  über  zeit  und  ort  der 
entstehung  theils  beseitigt,  theils  berichtigt,  und  es  waJtr- 
scheinlich  gemacht  dafs  das  buch  vor  dem  jähre  1276 
von  einem  geistlichen  in  einer  schwäbischen  oder  baleri- 
sche?i  Stadt  abgefafst  tvorden  sei.  alle  drei  punkte  treffen 
aufs  haar  zu,  wenn  David  der  verfafser  ist.  und  dafs  er 
es  ist,  dürfte  eine  vergleichung  des  vorliegenden  tracfatcs 
mit  der  einleitung  zum  Sehwabenspiegel  mit  ziemlicher 
Sicherheit  ergeben. 


4  BRLDEK  DAVID  VON  ALGSBURG. 

Die  anfange  beider  stimmen  in  überraschender  weise 
so  sehr  wörtiich  mit  einander  überein  dafs  ein  blofser 
ziifall  vnmögfich  angenommen  loerden  kann,  eben  so  loe- 
nig'  darf  auf  der  einen  oder  der  andern  seite  an  eine 
entlehnung  gedacht  werden,  die  eingangs  Zeilen  in  Da- 
vids tractat  sind  so  ganz  in  seiner  weise  gehalten ,  und 
überdies  so  sehr  im  einklans;  mit  dem  sranzen  übri^rcji  in- 
halt,  dafs  sie  vollkommen  an  ihrem  rechten  platze  erschei- 
nen, aber  auch  die  einleitung  zum  Schwabenspiegel  kann 
nicht  daher  entnommen  sein,  indem  die  ausführung  der 
beiden  zu  gründe  liegenden  idee,  trotzdem  dafs  sie  bald 
von  der  des  tractates  abweicht  and  in  anderer  weise  an- 
gewendet wird ,  in  stil  und  darstellung  ganz  davidisches 
gepräge  trägt,  es  ist  fuir  hienach  gar  nicht  zweifelhaft 
dafs  der  verfafser  der  deutscheri  abhandlung  {die  ich  für 
älter  halte)  und  der  des  Schwabenspiegcls  eine  und  die- 
selbe perso7i  ist,  David  von  Augsburg,  mm  findet  auch 
die  aufnähme  einiger  stellen  aus  der  einleitung  des  Schwa- 
benspiegels in  bertholdische  predigten  {nicht  umgekehrt), 
die  IVaekernagel  zuerst  nachgewiesen  hat,  ihre  einfachste 
erklärung  -.  bei  der  zivischen  beiden  bestehenden  innigen 
Verbindung  hat  Berthold  diese  seines  lehrers  und  freundes 
arbeit,  violleicht  schon  vor  ihrer  Vollendung,  gekannt  und 
für  seine  zwecke  benutzt,  gerade  wie  den  lateinischen 
tractat,  von  ivelchem  später  die  rede  sein  wird,  eben  so 
leicht  erklärlich  ist  der  fernere  tnnstand ,  dafs  einzelne 
capitel  des  Schwabe7ispiegels  in  das  im  jähre  1276,  viel- 
leicht auf  Davids  anregung  oder  doch  durch  defsen  Vor- 
gang entstandene  Augsburgrr  stadtrecht ,  das  älteste  buch 
dieser  arl  in  deutscher  spräche,  eingang  gefunden  haben. 

Auch  sonst  hol  sich  David  nicht  blofs  mit  geistlichen 
Schriften  beschäftigt:  auch  unter  den  deutschen  geschicht- 
schreibern  gebührt  ihm  künftig  eine  stelle,  leider  kenne 
ich  von  seiner  lateinisch  geschriebenen  chronik  bis  jetzt 
blofs  die  nummer  der  auf  der  k.  hof  und  Staatsbibliothek 
zu  München  befndlicheti  handschrift  {s.  Höfler  in  den  ge- 
lehrten anzeigen  der  Münchener  academie  184(5.  bd.  23, 
1011).  doch  habe  ich  hoffnung ,  über  umfang.,  inJialt 
V.   s.   V.     bald   nähere    auskunft    zu    erhallen,    und   werde 


BUUDEK  DAVID  VON  AUGSBURG.         5 

daiüi    nicht   veiifehlen    das   ergebnis   der   Untersuchung  an 
geeigneter  stelle  mitzutheilen. 

Davids  betheiligung  an  der  abjaj'sung  eines  deutsclien 
rcchtsbuches  kann  hienach  um  so  weniger  verwunder7i.  7mr 
vnrd  man  ihn  7iicht  eigefitlrch  als  vcrfajscr  betrachten  dür- 
fe.il,  sondern  vielmehr  als  blojsen  ordner  und  bearbeiter 
des  stojf'es,  den  ihm,  wenigstens  so  weit  er  die  im  Schwa- 
bensj/iegel  eine  bedeutende  stelle  einnehmenden  gewohnheits- 
rechlc  beli-iJJ't,  richter  und  rechtsgelehrte  geliefert  haben 
werden,  darauf  deutet  z.  b.  das  58e  capitel  {bei  IVacker- 
nagel  =  73  bei  Lafsberg)  die  nieisler  sprecheiit  also,  die 
disiii  laijLrelit  geiuacliet  Iiant  den  künigeii  iinde  den  liiiten  ze 
liebe,  u.  a.  m.  seine  thätigkeit  hiebei  wird  man  sich  in 
ähnlicher  weise  zu  denken  haben,  icie  die  des  meistcr  Burk- 
hart  von  Frikke  beim  üsterreich-lutbsburgisvhcn  urbarbuche. 

Es  entsteht  nu?i  die  frage,  wer  David  diese  arbeit 
übertragen  habe?  auf  eigene  faast  kann  er  sie  nicht  wohl 
unternommen  haben:  hieza  hätten  ihm,  dem  geistlichen, 
von  vornherein  die  nä/h/gen  uialei'ialien  gefehlt,  und  dann 
muste  ein  rechtsbuch,  das  fast  in  ganz  Deutschland  meh- 
rere Jahrhunderte  hindurch  im  höchsten  ansehen  stand 
und  gl'ichsam  als  kaiserrecht  betrachtet  wurde,  nothwen- 
dig  von  der  höchsten  autorität  im  reiche  ausgegangen  sein, 
dafs  dies  noch  durch  Friedrich  11.  geschehen  sei,  dt/- 
schon  im  j.  1250  starb,  glaube  ich  nicht;  wer  aber  Jiälte 
während  des  grofsen  interregnunis  von  1254  — 1273,  wo  das 
reich  ohne  überhaupt  war,  den  auftrug  zu  einer  solchen 
arbeil  geben  sollen  mal  können?  ich  vermute  daher,  dafs 
Otto  der  erlauchte,  von  \T\\  —  1253  herzog  von  Baiern, 
es  war,  der  die  bearbeitung  des  wcrkes  angeordnet  hat. 
obschon  in  frühern  Jahren  mit  kaiser  Friedrich  vielfach 
in  streit  und  zwistigkeiten  verwickelt,  söhnte  er  sich  docli 
sjiäler  wieder  mit  Htm  aus  und  hielt  fest  zu  ihm  bis  zu  des- 
■•^en  tode,  viul  als  Kon r ad  It '.  zur  behau ptung  seines  erb- 
la/ides  Siciiicn  nach  Italien  zog,  beslellle  er  ihn  ,  seinen 
schtviegeii  ater,  zum   rcichsverweser. 

D'fs  dem  herzöge  in  dieser  eigenschaft  die  befignis 
und  die  machl  zustand,  die  abfifsung  eines  geselzbuches, 
das  fürs   ganz-e  /eich   beslimml   war,    a/izuord/ie/i ,   scheint 


6        BRUDER  DAVID  VON  ALGSBURG. 

;////'  keinem  Zweifel  zu  unlerliegen.  gewiss  tvar  ihm  Da- 
vid noch  von  dessen  aufenthnU.  in  üegenshurg  her  persön- 
lich belionnt*) :  denn  Regensbiirg  tvar  Ja  seine  zeitweilige 
residenz  und  dem  dortigen  Franciskanerkloster  hat  er,  wie 
ich  schon  in  den  mystikern  i,  xxix  naehgexviesen  habe,  mit 
seinem  Stiefbruder,  Albrecht  von  Bogen,  mehrere  Schen- 
kungen gemacht.  Davids  Meisterschaft  in  handhabung  der 
deutschen  spräche  sowie  seine  sonstige  gelehrsamkeit  konnte 
ihm  nicht  verborgen  bleiben  tmd  mochte  den  gedanken 
in  ihm  erivecken ,  sich  des  talentes  dieses  man?ies  in  der 
angegebenen  weise  zu  bedienen,  durch  dieihm  übertragene 
würde  tvar  er  auch  vollkomme7i  in  der  läge,  David  das 
erforderliche  material ,  dartinter  in  erster  reihe  die  im 
Schwabenspiegel  vielfach  benutzten  kaiserlichen  Verord- 
nungen und  reichsgesetze ,  in  die  hand  zu  geben,  dafs 
Otto  auch  sonst  die  deutsche  litteratur  begünstigte ,  weifs 
man  aus  dem  heiligen  Georg  von  Reinbot  von  Durne,  der 
auf  seine  besondere  aifforderung  gedichtet  wurde. 

Im  Jahre  1250  oder  1251  begann  Berthold  zuerst  in 
Baiern  als  öffentlicher  prediger  (lantbredier)  aufzutreten 
und  David  war  (s.  mystiker  i,  xxx.  xxxv)  auf  diesen  reisen 
sein  treuer  begleiter.  wie  loenn  diese  reisepredigten ,  die 
sich  fast   über  das  ganze   südliche  Deutschland  verfolgen 

*)  im  jähre  124G  wci/fe  David  noch  in  dieser  stadt,  ivic  aus  nach- 
stehender Urkunde  erhellt.  Pliilippus,  apnstolica  gratia  Ferrarieosis 
electus,  apostoücae  sedis  legatus,  religiosis  et  honestis  iiiulieribus  .  .  . 
abbatissae  et  convenlui  Tnferioris  Monasterii  in  Ratispona  io  vero  sa- 
iutari  salutem  u.  s.  w.  nos  ita(]ue,  piis  vestris  supjilicalionibus  inclinati, 
saluti  animaruin  veslrarum  et  vestris  conscientiis  consulere  cupientes, 
per  viros  provisos  et  ßdeles  Heinricum,  decanuiii  Ratisponensein  ,  Ulri- 
cum  de  Dornberch  ,  eiusdem  ecciesiae  canonicum  ,  IValres  Berlholdum 
et  David  de  ordine  minorum,  super  statu  vestri  monasterii  ac  liberta- 
libus  et  suprascrijjtis  consuetudinibus  apud  vos  ab  anliquo  diutius  ob- 
servatis  inquisitione  babila  diligcnti,  praescriptas  vobis  liberiates  ac 
consuetudincs ,  quae  vobis  longis  Icmporibus  i'cmanscrunt,  auctoritate, 
qua  funginiur,  conlirnianlcs,  super  memoratis  consuetudinibus  pateinae 
vobis  dispensationis  beneficiuni  exiiibcmus.  datum  >furinbercb  ,  pridie 
kai.  lanuarii,  Piintißcatus  domini  Innoccntii  pa])ao  iiijti  anno  iiijln. 
(31  dcc.  1246).  im  k.  reichsarchiv  zu  München  aus  dein  reichsstij't 
Niedrrtnünsfer  in  licj^ensbur^-  {s.  fasc.  ]().  82.  1.)  vergf.  Längs  Reg. 
2,  378.   niiltheilun'^  von  herrn  dr  l\arl  Roth  in  München. 


BKLDEU  DAVID  VON  AUGSHL'liG.  7 

laj'scn,  zum  thcH  gerade  im  interesse  des  zu  verfaj'sonden 
gesctzhnches  unternommen  worden  wären,  und  Davids  be- 
ghitung  den  besondern  zweck  gehabt  hätte,  die  wohl  häufig 
noch  ungeschriebenen  gewohnheitsrechte  u.  s.  w.  an  ort 
und  stelle  aufzuzeichnen  und  zu  sammeln?  der  zeit  7iach 
(1250 — 1253)  würde  dies  vortrefflich  passen,  und  auf  diese 
weise  und  in  ähnlicher  absieht  hat  ja  auch  Burhharl  von 
Friklic  in  den  jähren  1.303 — 1311  das  ElsaJ's  und  die 
Schweiz  bereist. 

Diese  letzteren  punkte  sind  freilich  nur  vmtmafsun- 
gen ,  die  keinen  ansprach  machen  für  unumstöj'sliche  be- 
weise angesehen  zu  werden,  ganz  aus  der  luft  gegriffen 
sind  sie  indi-ss  doch  nicht ,  und  die  eine  oder  die  andere 
dürfte  sich  wohl  als  im  höchsten  grade  wahrscheinlich  be- 
währen, die  vetvnutung  abc/',  dajs  das  buch  in  den  ge- 
nannten jähren  begotmen  worden  sei,  schlie/st  keineswegs 
die  behauptung  in  sich,  dojs  der  verfajser  es  auch  inner- 
halb dieser  zeit  vollendet  habe,  es  wäre  dies  bei  einer 
so  mühsamen  und  verwickelten  arbeit  sogar  nicht  wahr- 
scheinlich ,  und.  David  kann  sich  gar  wohl  bis  zu  seinem 
tode  (1271)  damit  beschäftigt  und  sie  vielleicht  wwollendet 
einem  andern  hinterlq/sen  haben,  indess  ist  diese  letztere 
annähme  nicht  einmal  ?iüthig.  die  beweisgründe,  auf  welche 
J.  Merkel  in  seiner  scharfsinnigen  Untersuchung  über  den 
Schwabenspiegel  ( de  republica  ^ilamannorum  commcnt. 
Berol.  1849.  xvi,  28-''"')  seine  behauptung  stützt,  dafs 
derselbe  nicht  vor  dem  jähre  1275  verfafst  tvorden  sei, 
haben  mich  wenigstens  nicht  überzeugt,  es  ist  überhaupt 
schwer,  wenn  nicht  ganz  unmöglich ,  die  entstehung  eines 
buches,  wie  der  Schwabenspiegel ,  der  schon  in  frühester 
zeit  erweitert  und  interpoliert  wurde,  auf  ein  jähr  hin  zu 
bestimmen,  denn  ivie  leicht  können  gerade  die  stellen,  auf 
die  man  sich  hiebei  stUtzeji  zu  dürfen  glaubt,  zusätze 
späterer  zeit  sein.  Merkels  weitere  Vermutung,  dafs  das 
werk  von  richlerji  der  stadt  Augsburg  bearbeitet  sei{a.  a.  o. 
s.  23)  hat,  auch  ohne  die  gründe,  die  für  David  sprechen, 
in  anbelracht  der  geistlichen  einleitang  ebenfalls  nur  ge- 
ringe Wahrscheinlichkeit  für  sich ,  obschon  damit ,  uue 
schon    oben    bemerkt    wurde ,    und  es  sich    von    selbst    vcr- 


8  BRUDER  DAVID  \  ON  AI  GSBl  RG. 

sieht,  die  betheiligu/ig-  roii  rcchtsgelehrten  /lieJtt  g-eleiignct 
werde//   so//. 

Ich  ziceiße  keinen  augenb/ic/{ ,  daß  die  hier  aufge- 
ste//ten  behauptungen  vie/Jachen  Widerspruch  erregen  wer- 
den, indess  bin  ich  ungesucht  und  ohne  vorgefofste  mei- 
nungsfi  dox-u  gekommen  und  mujs  nun  abwarten,  was  7nan 
davon  ge/fen  Infsen  wird,  die  anregung  so/eher  fragen 
über  eine  noch  /ange  nicht  abgescli/oj'scne  Untersuchung 
scheint  mir  keineswegs  müjsig,  und  wer  wei/s ,  ob  nicht 
von  fortgesetzter  forschung  eine  bestimmte  und  unzweife/- 
hajte  Vösung  zu  erwarten  steht. 

Die  oben  beschriebene  Stuttgarter  handsc/iriß  gehört 
etwa  der  mitte  des  14«  Jahrhunderts  an.  der  tejt  ist 
darin  ziem/ich  genau  und  correct  über/ie/ert.  meine  ände- 
rungen  betrejjf'en  meist  nur  die  orthograpliie.  da  sie  sich 
sehr  oft  wiederbo/en,  so  habe  ich  die  /esarfrn  nicJit  ininivr 
angemerkt,  aber  doch  hi/uj/g  gc/^ug,  um  die  niu/ithirt,  die 
ganz  bestimmt  die  des  E/saJ'ses  ist  und  daher  für  den 
Augsburger  David  /lieht  passte ,  mit  Sicherheit  erkc/i/ien 
zu  iaj'se/i.  /eider  fch/e/i  in  der  hs.  zu  anja/ig.  i/i  der 
mitte  und  am  ende  /nehm  re  b/ätter.  doch  Ja //en  daran  auf 
u/ise/v/  tractat  b/ojs  zwei  {zwischen  bi.  138  und  139),  die 
noch  dazu  de/n  sch/uj'se  angehören .  der  aus  Münchener 
hss.   in  den  /ni/stikern    bereits    eoi/stdndig    abgedruckt    ist. 

Stuttga/-t  29  sept.  1851 .  FRAXZ  PFEIFFER. 

Horro  'j;o\.  liimolisclior  \a\or.  iluri-h  ili'no  niillo  j;iicte  ge- 
schüeCe  du  tliMi  inoiiscIuMi  in  drivalligor  wirdokeit.  diu  erste, 
daz  er  nach  dir  j^obildol  ist.  diu  andere,  daz  du  dise  weit 
alle  ime  ze  dienende  i;eniaehet  liasi').  diu  dritte"-),  daz  er 
die  wiinne  unde  die  ere,  diu  du  bist,  mit  dir  eweelielie  nieze. 
der  weite  dienest  hast  du  inie  veri;ebene  i;ei;eben  zuo  einer 
niaiuin£je,  wie  groz  diu  ere  sf.  die  du  ime  unibe  dienest  her'') 
nach  will  geben,  sit  des  so  vil  i>l .  daz  du  ime  hie  hast*) 
vergebene  gegeben,  du  muotest  muh  niht  swu'res  diensles 
von  ime.  daz  diu"')  milte  deste  grivzer  sehine,  so  du  \\n\\cu 
Ion  (b/.  87')  ime  gist  und  ewigen  umbe  liiigen  niiil  ninbe 
kurzen  dienest. 

l     liest  •.')  «üito  ;>,   liar  i)   liest  ">     dine 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  9 

Der  dienest  ist  an  zweiii  dingen  :  daz  man  dir  uiider- 
Iwneclk'he  gehorsam  si  undc  daz  man  dich  durch  dine  giiete 
nbc  allen  dingen  minne.  waz  mölile  ringers  sin,  dcnnc  daz 
man  dorne  gerne  gehorsam  si,  der  niiil  gebiulet  wan  daz  uns 
aller  nülzosl  ist?  undc  daz  man  den  minne,  der  uns  mit 
ganzen  triuwen  minnet  unde  des  minne  ein  übergiilde  ist 
aller  wünne  und  ein  sache  aller  sadikeit? 

i*6  du  dem  ersten  menschen  helest  erloubel  allez  daz 
obez  in  deme  paradise,  do  nseme  du  niuwan  einez  üz ,  daz 
er  ez  desle  liliter  möble  vermiden  unde  daz  er  zeigete,  wie 
undertan  er  dir  wtere ,  so  er  din  gebot  vestecliche  behielte, 
bete  er  din  gebot  behalten ,  so  betest  du  in  unde  sin  ge- 
siebte ze  siner  zit  äne  we  oder  tot  mit  libe  unde  mitsele^) 
zuo  dir  bin  üf  unde  zuo  den  heiligen  engelen  in  die  ewige 
fröude  gcnomen.  do  erz  do  von  des  tiuvels  verraetnisse  iiber- 
gie,  do  gebieze  du  ime,  daz  er  iemer  mit  arbeilen  miieste 
leben  biz  ^)  daz  er  stürbe  unde  dar  nach  die  ewige  martel 
liden  in  der  hellen  mit  dem  tiuvel,  dem  er  wider  dich  ge- 
volget  liete,  dir  enwürde  denne  din  laster  gebüezet  (b/.  87'') 
unde  din  schade  von  dem  menschen  ,  daz  er  dir  also  groze 
ßre  erbiile  alse  gröz  lasier  er  dir  erbot,  und  allen  den 
schaden  büezte,  den  er  an  ime  und  an  allen  menschlichen^) 
gesiebten  bete  getan,  die  er  beroubef  bete  aller  rehfekeil 
unde  von  den  himelischcn  IVöuden  geworfen  in  den  ewigen  löl. 

i)isiu  beidiu  \\aien^^)  deme  menschen  müelich  und  ouch 
unuiigclich  zc  tuonne ;  \^an  alse  der  töle  weder  ime  selber 
noch  eime  andern  daz  leben  mac  geben  ,  daz  er  an  ime  sel- 
l)en  nilit  ha!,  also  enmac  der  siinder  weder  ime  selben  noch 
eime  anderen  gegeben  die  rehlikeit,  die  er  selber  niht  hat. 
noch  die  er  von  ime  selben  nilil  hclc,  obe  ers  vor  ie  gewan. 
alse  iiieman  mölile  ime  selben  sin  wesen  geben  ,  do  er  den- 
noch niht  was  ,  alse  mac  nieman  sich  selber  machen  l»e/.zer 
ane  des  helfe  der  ime  sin  wesen  vor  gegeben  hat.  daz 
bisl  du  alleine,  lierre  got,  der  alleine  von  nälure  guot  ist. 
alliu  anderiu  dinc  liabent  von  dinen  gnaden  swaz  guotes  an 
in  ist.  wie  möble  er  sich  unde  sin  gesiebte  wider  an  daz 
b(Slc  bringen  der  sich  selben  niht  möble  an  daz  nidcrstc 
guot  von  siner")  niaht  gesetzen?  wesen  ibt  (bl.  88)  daz  ist 
1)   seien         2)  bitze       !i)  mensl.   ii.   x.   ii<.        'i)  M.irenl       5)  siiirc 


10  BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

des  nidersten  guotes,  wesen  relil  ist  des  mittelen  guotes, 
weseii  in  dir  unde  dich  uiezen  völlecliche,  daz  ist  daz  hoeliste 
guot,    daz  crealüre  haben  niac. 

Herre  got,  dir  ist  der  arme  an  gevallen,  dem  nienian  ge- 
helfen mac  wan  du  alleine,  die  engele  miigent  nilit  wan 
alse  sie  von  dir  schöpfent.  ir  aller  gerehtikeit  ist  also  smal, 
daz  sie  fürbaz  niht  mac  gelangen  danne  daz  ir  ieclicher  mit 
sinnen  sich  selben  bedenke,  sinen  rät,  sine  helfe  mac  er 
niht  mit  mir  teilen;  mit  siner  rehtikeit  mac  er  mich  niht 
umbesweifen,  daz  uns  beiden  da  mite  geniiege.  du  bist 
alleine  also  riebe  der  rehtikeit  und  alles  guotes,  daz  du  ane 
sincn  schaden  mäht  mite*)  teilen  gevvaltecliche  sweme  du 
will  dine  rehtikeit,  dine  giiete,  dine  wünne  unt  dine  ere  unt 
dine  ewikeit.  dar  umbe  swar  wir  uns  keren^),  da  ist  uns 
der  wec  ze  enge,  daz  wir  weder  rat  noch  helfe  vinden^) 
da.  nu  keren^j  wider  gegen  der  wite,  diu  nibt  endes  hat"'^) 
gegen  diner  wisheit,  gegen  diner  güete,  gegen  diner  almeh- 
tikeit.  da  gebristet  uns  weder  rätes  noch  triuwe*')  noch 
helfe,  dii  kanst,  dii  mäht,  obe  du  wilt,  uns  allen  wol  gehel- 
fen üz  dem  nofstricke,  da  wir  [bl.  88^')  uns  selben  mite  ge- 
vangen  unde  gewürget  liahen.  wir  künnen')  niht  erlrahten, 
wie  ein  mensche  getuo^;  daz  menschen  unmiigelich  ist  unde 
doch  nieman  wan  mensche  tuon  sol  ze  rehte,  unde  wie  mensche 
daz  vergelten  müge  daz  er  niht  geleisten  mac,  der  niht  hat 
wan  daz  er  von  dineu^)  ze  leben  hat.  waz  aber  er  dir  ze 
rehte  gelten  siille,  daz  sol  man  merken. 

Du  betest  gedaht  von  menschen  kiinne  die  himelische 
stat  vollebringen  unde  die  sliickcn '")  der  aptriinnigcn  engele 
mit  menschen  erfüllen,  dö  er  do  geviel,  do  bleip  diu  edele 
stat  unvollebraht.  do  der  aptrünnige  engel  von  siner  be- 
trogenlieil  geviel,  dö  schliefe  du  den  menschen  dir  ze  einem 
erenscbille  wider  den  liuvcl,  wan  er  sine  schulde  uf  dich 
gerne  wolle  vicrfen,  daz  du  ime  unrehlc  betest  getan";,  dö 
du  in  verstieze  umbe  sünde.  dö  du  in  also  f^cmacbet  betest, 
daz  er  möble  siinden,  wicre  dö  der  mensche  ane  sünde  be- 
standen, daz  wa're  dem   tiuvele  ein  gröz  laster  gewesen,  daz 

1)  luil    mir  t.  '2)  kt'ront         3)  vindciit  i)   kercrit        fi)  mi/sf. 

'.Vl'i,  '21.  Gl  triiwcn  7)  kiiiinont  8)  gfelüii  \))  fc/i/f.  gnädcii  ?  IIj)t. 
10)  slücke  Schlund,  lüclu::  Fri.sch  2,  202.    0 bei  Um  1419.       ll)geton 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  11 

er  da  von  siiienie  eigenem  nuiohvillen  w;ere  gevallen ,  der 
sterker  von  natüre*)  was,  do  der  mensche  gesliiont  an  der 
rehlikeit,  der  von  nature  bloeder  was  durch  den  lip  von  er- 
den: daz  wwre  ouch  dir,  herre,  ein  {bl.  89")  groz  ere  ge- 
wesen wider  den  lim  el ,  daz  er  da  bi  gesehen  hete,  daz  du 
in  unde  den  menschen  niht  also  gemachet  betest,  daz  er  siin- 
dete  swanne  er  siinden  möhle,  mer  du  betest  in  also  ge- 
schaffen, so  er  Sünden  möble  von  der  nälüre~j  unde  niht  siin- 
den wolle  von  guolem  ^)  willen  unde  durch  diue  liebe,  daz 
ime  daz  wa-re  löbelicher  unde  dii  ime  daz  mer  danketest, 
obe  er  die  sünde  liezc  von  der  liebe  lugerule ,  denne  obe  er 
ir  niht  getuon  möhle.  der  niht  still  so  er  sin  guote  State  hat, 
dem  ist  daz  mer  ze  dankende  denne  deme  der  niht  geslelen 
mac.  da  mite  solle  der  mensche  unde  der  engel  verdienet 
han,  daz  sie  also  gevestent  würden^)  an  der  liebe  der  rehli- 
keit, daz  sie  niemer  der  von  möhlen  werden  gescheiden,  alse 
du  uns  ouch  noch  geheizen  hast,  hilf  uns  ,  daz  wiiz  ver- 
dienen, daz  wir  in  die  süelikeit  verwandelt  werden  des  ewi- 
gen guoles,  daz  du  selber  bist,  do  der  mensche  do  die  sünde 
tel,  do  wart  der  tiuvel  erfröwet,  daz  er  einen  gesellen  liele 
wider  dich  unde  daz  der,  der  diu  geziuc  solle  sin  wider  sine 
sünde,  daz  der  sin  genoz  viart  in  den  siinden,  dir  ze  leide 
unde  ze  lasier'"*);  unde  des  du  dich  von  den  menschen  ge- 
rüemet  betest  wider  den  tiuvel,  daz  dir  daz")  ze  eime  grö- 
zem')  (hl.  89'')  ilewize  wart  verwarulelf.  dii  betest  ouch 
liimel  und  erde  durch  den  menschen  gemachet,  daz  ez  ime 
diente  uuibe  den  dienst  den  er  dir  Iwle.  do  er  dir  aber 
sins  dienstes  abc  gienc  mit  der  ungehorsame  ,  do  macliel  er 
sich  unwürdic  alles  des  dienstes,  daz  ime  bimel  und  erde 
dienen  solle,  unde  dar  ziio  der  gelider  siiies  eigenen  libes, 
daz  in  diu  ougen  niht  wisen  sollen^)  nocii  die  l'üeze  liNigen 
noch  kein  gelit  sin  werc  üeben.  wanne  ir  dienst  bete  er 
wider  dich  ze  sünden  kerl,  do  bete  ers '■•)  von  reble  gar 
verworht,  und  also  het  er  dir  himel  und  erde  unde  sich  sel- 
ben unnütze  gemäht,  do  ez  dem  süuder  unde  niht  dinem '") 
diener  dienen  solle,  durch  den  duz  allcz  betest  geschairen. 
swaz  der  sünder   niuzet   diner    crealuren   dienstes ,    da  bi  er 

I)   naiuren  2)   rnilurcii  \\)  gulen  4)    wurdcnl         5)   lasiere 

(■))   Amfchll.  7)   srosciiu;  S)   soileiil  •.))   er  10)   (iiijcii 


12  BRLDEFl  DAVID  VON  AUGSBURG. 

sii'li  iiilil  Iiczzort,  daz  roiibet  er,  swaz^)  er  des  diiien  \\ider 
dinen  «illen  niiizet-). 

l)Ci  liefest  oucli  den  mensche»  relile  geschaffen,  daz  ist 
ane  alle  siinde,  iinde  die  selben  rehlikeit  solter  iemer  nl'  siii 
gesiebte  ban  geerbet,  do  er  dö  die  siinde  tet ,  do  verlo  rer 
iine  nnd  uns  die  rehtikeit,  daz  wir  alle  da  von  werden  in 
Sünden  geborn  und  enpfangen  ;  (b/.  90')  und  uns  wtere  bez- 
zer  nilit  sin  deiine  in  siinden  iemer  sin ,  wan  diu  rehtikeit 
ist  nienscblicber  uatüre  würdekeit,  da  mite  si  über  ander 
creatiire  gecdelt  ist.  so  sie  die^j  vcrliuret,  so  ist  si  dir  un- 
genauer denne  andere  creatüren,  die  niht  verstantiiisse  h.i- 
bent;  wan  die  haut  oucli  niht  verdampnisse.  daz  siiil  die 
schaden,  die  der  mensche  hat  getan,  dö  er  die  sünde  tet. 
die  solte  er  dir  gelten  unde  widertuon  e  daz  er  dine  luilde 
gewünne,  w'an  du  ime  vor  betest  geseit,  svvenne  er  din  gebot 
zerbra^che ,  so  stiiibe  er  des  todes,  daz  ist,  er  nuieste  an 
libe  und  an  der  sele  iemer  sterben.  Der  iemer  stirbet  der 
rauoz  iemer  leben,  daz  er  iemer  sterbe^),  wan  stürbe  er  ze 
einem  male  genzliclie,  so  möbte  er  niht  me  sterben,  und  also 
bete  sin  not  ein  ende;  aber  sus  nimet  si  nienier  ende,  in 
dem  kumbere  sint  alle  die  in  loellicheu  sünden  lebent  unde 
dar  inne  erslerbent.  in  dem  waren  wir  alle  von  der  ersten 
ungehorsame ,  daz  wir  din  antlitze  niemer  solten  gesehen 
noch  daz  honicvliezende  laut  beschouwen  des  himelriches, 
unde  dar  zuo  des  ewigen  todes  lluocb  iemer  tragen  die  wile 
dir  din  laster  niht  gebezzcrt  wwre  noch  {b/.  90'')  din  schade 
gebüezel. 

Herre  himelischer  vater,  bie  was  rätes  unde  helfe  not, 
wan  under  disen  zwein  da  was  einz  gar  sere  miielicb,  daz 
ander  gar  den  menschen  unmiigelich '').  ewecliche  veidam- 
nel  sin  ist  griuweliciie  müelich  zc'')  leisten;  daz  man  niiit 
geleislen  mac  ist  gar  unmügelich.  der  dir  ze  reiife  bezzern 
solte  die  schulde,  der  solle  ime  selben  unde  menschlichem 
küniie  wider  geben  die  rehlikeit,  die  wir  vcrloiii  beten'}. 
er  solle  den  liuvel  alse  krellecliche  überwinden  dir  ze  eren 
unde  durch  diiie  geborsanie,  alse  lililecliclie  er  sich  liefe  ge- 
iazen    überwinden    unde    gewaltigen    mit  den   siinden ,   dir  ze 

1)   was         2)  nüfscii         3)  die /(•/(//.  4)  slürlc         5)  vninulich 

ze  fc/i//.         7)  licllcul 


BRUDER  DAVID  VON  AIGSBIIRG.  13 

lasier,  daz  er  durch  din  ere  also  grnz  diiic  luo  oder  lidc 
umbe  die  relitekeit  ze  behalleniie,  daz  er  anders  iiilil  j^ebuii- 
den  si.  also  groz  lasier  er  dir  enbol,  do  er  sieb  lie  der 
rehlikeil  beroubeii ,  zuo  der  er  von  diiiie  gebole  was  gebun- 
den zc  bebaltenne,  er  solle  dir  alse  gröz  ze  gelle  geben, 
alse  der  schade  was ,  daz  diu  bimeliscbe  slat  verbüwen  lac 
von  sinen  schulden,  und  alse  allez  menschen  künne  isl ,  daz 
da  von  der  bimelischen  wiinne  verslözen  was,  unde  durch 
die  du  alle  dise  well  belesl  geniacbet,  daz  sie  den  erwel- 
len  dieule.  (bl.  91")  und  alsus  was  daz  gell  groezer  denne 
allez  menschlich  künne,  groezer  denne  alliu  disiu  well,  gice- 
zer  denne  daz  himelriche  unde  denne  allez  daz  got  nihl  isl. 
wie  möble  ein  mensche  bezzerz  vergellen  denne  er  selber 
was,  daz  selber  nihl  vergellen  möble  daz  er  selbe  waz,  der 
sich  selben  weder  möble  machen  noch  wider  machen,  weder 
geben  noch  wider  geben,  der  nihl  hele  wan  von  dir? 

Vier  dinge  muoz  cinez  doch  geschehen :  daz  der  mensche 
selbe  dii"  din  lasier  unde  den  schaden  bezzere,  oder  eleswer 
anderr  lür  in,  oder  daz  duz  ime  gar  umbe  sus^)  vergebest 
ane  alle  bezzerunge  ,  oder  daz  er  verstozen  würde  der  wür- 
dekeil unde  der  i'röuden,  durch  diu  ^j  du  den  menschen  ge- 
machel  liasl"');  wan  du  geschüefe  in,  daz  er  diner  I'röuden 
leilhai'l  würde  unde  des  engeis  genoz  vMcre ,  und  an  alle 
mal'';  und  sünde  vor"*)  dinem  anllilze  mil  eren  unde  mit 
wünnen  iemer  wtere  **)  unde  keinen  herren  obe  dir  he'ie') 
wan  din,  der  sin  schöjjfer  isl  alse  des  engeis.  daz  er  selbe, 
der  sündige  mensche,  nihl  möble  gebezzern,  daz  silil  man '^) 
da  lii  wol,  wan  dei'  sich  selbe  dem  liuvel  verkoulel  liele  mit 
den  Sünden,  der  (hl.  Dl'';  hele  nihl  niT;,  da  mite  er  losle. 
der  iiiie  selben  die  krall  hele  lazeu '')  benemen '")  der  rehli- 
keil, da  mile  er  den  sünden  solle  widerstanden  sin,  der 
möble";  sich  nihl  selbe  von  des  liuvels  gewall  enbrechen, 
wan  er  ieze  krcllelos  was.  der  nihl  guoles  von  ime  selben 
molilc  jialien  ,  wie  möbler  bezzerz  geleislen  ze  gelle  denne 
er  selbe  was.  bete  er  sich  lazen  loclen  lur  die  sünde,  die 
er  hele  getan,   daz  müesle  er  doch  erlilen  han,  daz  er  slüibe, 

I)  süs         2)   (Jen  3)  liest  //)  iii.ile  5)  von  (i)  wcrcn 

7)   licttciil  8)   11)011  9)   lasen  10)   lienonicn  II)   iii.'.lite 


\A  BRl  DER  DAVID  XON  AUGSBURG. 

wan  diu  siiude  hete  in  toetlich  gemachet :    er  wolle  oder  en- 
wolle,  er  müeste  sterben. 

Der  da  bezzern  sol,  der  sol  leisten ,  des  er  anders  von 
relite  niht  scliuldic  wsere,  obe  er  nilit  gesundet  hete,  unde 
dennoch  den  schaden  widerlaon ,  den  er  getan  hat.  alse 
mohte*)  der  sünder  niht  gebezzern,  weder  für  sich  noch  für 
einen  anderen:  wan  ein  diep  enmac  diebes  bürge  niht  wer- 
den vor  gerihle,  wan  sie  beide  versprochen  sint.  betest  dii 
aber  einen  anderen  menschen  von  niuwem  gemachet  äne 
Sünde,  der  von  Adame  niht  wwre,  daz  der  fiir  Adame  unde 
für  sin  küniie  dir  (bl.  92")  bete  gebüezel ,  so  enwa^ren  wir 
niht  an  die  würdekeit  wider  koiuen  ,  da  wir  vor  an  waren, 
do  wir  niuwan  dir  alleine  undertiin  wären,  wan  wir  mües- 
ten  nü  dem  undcrtan  sin ,  der  uns  erloeset  bete  unde  der 
von  nature  solle  unser  ebengeiioz  sin  gewesen  ,  wan  er  ein 
mensche  was  alse  ouch  wir;  und  also  miiesleu  wir  zweien 
herren  gedienet  hän :  dir,  herre  got,  wan  du  uns  geschairen 
hast"),  dö  wir  dennoch  niht  cnwaren  ,  unde  dem,  der  uns 
erlöst  bete,  dö  wir  verlorn  wären,  unde  \Air  wieien  dem 
groezers^)  diensles  unde  dankes  scliuldic,  der  uns  dine  hulde 
wider  gewuuuen  bete  ,  denne  dir,  der  uns  diz  lipliche  leben 
ireoeben  liete,  wan  uns  w*re  bezzer  niht  sin  denne  diner 
schulden  niemer  äne  sin.  dar  über  ist  der  mensche  eins 
menschen  wert,  der  aber  sich  solle  ze  voller  bezzerunge^) 
für  alle  menschen  geben,  der  solle  ouch  liurer  sin  denne  alle 
menschen,  obe  sie  joch  niht  gesundet  belen,  er  engiebe  an- 
ders niht  tiiirers")  wider  den  menschen  denne  der  mensche, 
der  got  gole  genomen  bele,  und  also  möhle  ein  liiler  mensche, 
der  niht  got  w«re,  niht  für  (ö/.  92')  alle  menschen  bezzern 
ze  rehte,  wanne  er  niht  liurre  wjere  denne  sie  alle,  anders 
müeslcn  wir  alse  manigen  erloesor  haben  alse  unser  aller  isl. 

Diu  selbe  rede  wtere  ez  gewesen,  obe  uns  ein  engel  er- 
löst bete,  unde  wir  mücsten  des  engeis  kneble  worden  sin, 
die  vor  ze  engele  genözscheftc  geordenl  wären,  der  des 
anderen  gnädeu  leben  muoz,  der  muoz  inie  mit  vlehcnne 
underUrnic  wesen,  und  also  wiere  menschlicbiu  nälüre  nie- 
mer wider  komen  an  ir  ersten  würdekeit,  die  si  gehabet 
solle  hän.     betest    du    aber   dem    menschen    die   schulde   äne 

I)  iiiiilile         2)   liest         3)  groses         4)  befseiunge         5)  lurrer 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.        15 

alle  bezzcrunge  ver<^eben,  daz  wa're  gescliiiien  als  übe  duz 
dar  mnbe  gelazeii  belest,  wan  duz  nibt  j^ebaben  mölitest. 
daz  sma'bele  diu  aluieblekeit ;  ez  wa?re  oucb  diner  relilekoit 
iiibl  wol  gestanden  ,  wa^re  diu  siiiide  an  dem  sünder  weder 
gepinigel  noch  gebezzert ,  iinde  daz  möhlen  die  engele  nibt 
wol  liir  guot  genonien  baben  ,  so  du  ir  genözen  verdamnet 
belest  umbe  ir  siinden  unde  den  menschen  gekroenet  betest 
in  Sünden  und  in  zuo  den  engelen ,  die  nie  gesundeten ,  in 
die  hiniels  eren  gesetzet  belest  ane  alle  bezzerunge.  und 
also  betest  dii  {hl.  93')  reinekeit  vor  dir  nibt  bezzer  geha- 
bet denne  die  unreinekeit.  wir  beten  ouch  des  kleine  ere 
gehabet  vor  den  engelen ,  so  sie  dir  nie  kein  leit  getan  be- 
ten, daz  wir  dir  groz  lasier  beten  erboten  unde  da  oucb 
nie  keine  bezzerunge  getan  beten,  und  also,  obe  wir  joch 
fröude  belen  mit  den  engein  in  bimclriche,  so  beten  wir  doch 
lülzel  eren  und  also  wahren  wir  nibt  genzlicbe  widerkomen 
an  die  ersten  würdikeit  der  engelischen  genözscbaft.  belest 
dii  sie  aber  alle  läzeii  vei-loru  werden  (wan  wir  dir  nibt 
mobten ')  gebezzern),  daz  wa're  diner  wisbeit  unde  diner 
giiete  nibt  wol  gestanden*),  wan  so  betest  dii  uns  baz  ge- 
tan, obe  du  uns  nilit  gesibalFen  belest  denne  daz  wir  ver- 
lorn sollen  werden  ewecliche  und  in  dime  zorne  sin,  so  nie- 
inan  wa're,  dcme  unser  verlornisse  ze  guote  ka-nie. 

Y)u\'^)  wisbeit,  diu  alliu  dinc  vor  vviste  unde  diu  vor 
sacb  allez  daz  geschehen  möhle,  wa*rc  dar  an  nihl  ze  lo- 
benne  gewesen,  obe  du  eine  so  edele  crealure  helesl  ge- 
macbet ,  diu  sazebanl  solle  genzlicbe  ane  wider  belle  ewec- 
liche vei'lorn  sin,  alsc  obe  du  (bl.  93'')  nihl  bezzci's  kündest 
noch  möblest  oder  wollest,  diu  alliu  diiii  gezement  diner 
uneischöplelen  wisbeit  iiiht  noch  diner  almehlekeil  noch  diner 
hwbslen  giiele,  du  luost  aber  nihl,  daz  dir  an  ihte  unzime- 
lich  möhle  sin;  du  w;eresl  anders  nibt  an  allen  lügenden 
vollebrahl,   ta-lesl  du  ihl,  daz  uugevellic '')  wa^re. 

Do  des  menschen  sache  also  allenthalben  was  verküm- 
berl,  dö  erlöstest  du  die  verwerrunge  unde  na-me  dich  der 
sache  an,  den  stril  ze  scheidenne  mit  giiele  unde  mit  diir- 
nehtekeil,     unde    hast    uns    <la    bi    zerkennendc    geben    diiie 

1)  mölili'iit  2)  gezemeii  \\)   Diiie  4)  vn/sl.   '.Vll .  IJO. 

330,  20. 


16  BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

inalif,  (line  wishelt  unde  dine  güete  völleclicher 'j,  denne  wir 
dich  V  erkennen  mölilen'*)  von  den  werken  aller  diner^)  ge- 
schöpfede.  daz  dn  hast  alliu  dinc  von  nilUe  gemachet,  daz 
ist  ein  groziu  mäht :  daz  aber  du  zerbrocheniu  dinc  wider 
ganz  machtest '^j  alse  da  vor,  daz  ist  niht  minre,  alse  der 
von  altem ^)  geziuge  ein  niuwez  hus  mähte;  daz  ist  meister- 
licher denne  von  niuwem.  der  dem  wol  tuot,  der  nilites  niht 
umbe  in  verschuldet  noch  verdienet  hat ,  daz  ist  ein  groziu 
milte^);  der  aber  deme  (l/L  94'')  vil  wol  tuot,  der  niht  wan 
allez  übel  gegen  imc  verschuldet  hat,  daz  ist  diu  hoehste 
güete.  nu  gezimet  diner  gücle  wol,  diu  also  gröz  ist  daz  si 
niht  groezer  sin  mac  (wan  nach  diner  michele  ist  ouch  din^) 
güele) ,  daz  du  guot  üz  übele  machen  kanst  unde  gar  ver- 
worrenz  wol  gerihten.  dar  an  ist  din  güele  löbelicher^)  unde 
din  wisheit  schinba^rre  denne  obe  du  uiuwen  guot  guot  mäh- 
test und  slehlez  schöne  hieltest,  wir  heten  dineu  gevvalt 
dar  an  wol  erkant,  daz  du  so  groziu  dinc  unde  so  manigiu 
möhtest  von  nihte  so  gar  gerinclich  machen^);  wir  heten 
ouch  dine  wisheit  dar  an  wol  erkant ,  daz  du  so  manicval- 
tigiu  dinc  alse  ordenliche '")  lif  einander  ebenhellende  gegoz- 
zen  hast''),  daz  diu  nidersten  mit  den  obersten '~)  nach  ir 
\Aise  gehellent  unde  daz  dii  diu  also  verrihtest'^)  ane  alle  be- 
kiimbernisse,  daz  ein  punte  diner  wisheit  niht  entrisen  mac, 
dii  cnwizzcst  ir  aller  ahte  alle  stunde,  wie  unde  war  umbe 
ein  iegelichez  also  sin  oder  wesen  solte.  dar  zuo  heten  wir 
dinc  strenge  rehlikeit  {b/.  04'')  wol  gesehen  an  den  aplrün- 
ni'-en  engclen ,  wie  du  die  verdamnet  hast'*)  umbe  sünde, 
daz  sie  nicmer  niiigent  wider  ze  luildcn  komen  ;  unde  daz  het 
uns  sere  erschrecket,  da  wider  haben  wir  ouch  dine  slate 
Iriunlschaft  gesehen  gegen  den,  die  ir  Iriuwe  an  dir  wol  be- 
haltent,  daz  sie  niemer  wider  dich  getuont  mit  keinen  Sün- 
den, alse  an  den  heiligen  engein,  die  dii  also  an  diner 
minnc'-"';  gcvestent  hast,  daz  sie  niemer  von  dir  werden 
gescheiden. 

Noch  soll    uns    zwei    dinc   zeigen ,    da  bi  w  ir    erkennen 

1)  niysL   ;>;{:$,  '2i{.              2)   iiiohlt'iit             '.\)   siner  4)  ntaclicst 

5)  gulemme           6)  rfj-^--/.  iriijsl.   385,  3-2  .//".           7)  dine  <S)  ILlielicli 

9)  niyst.  314,   15.           10)  oitlenlichn           II)  best.  I'2)   obi-rslcii 
13)  mi/sl.   327,  27.          14)  liest          15)  niiiincn 


BRUDER  DAVID  VON  ALGSBURG.  17 

niügen*),  daz  dekeiii  gebreste  an  dir  ist.  daz  eine:  obe  dii 
vergeben  künnest  denie-),  der  wider  dich  geliiot,  daz  man 
des  müge  wider  zuo  dinen  hulden  komen  mit  gnaediger  barm- 
herzikeit.'  daz  ander:  wie  du  künnest  Ionen  nach  diner  wür- 
dekeit  die  dir  wol  gedienent^).  des  einen  bedörfen  wir  wol 
hie,  die  wile  wir*)  niht  äne  sünde  sin^).  des  andern  siillen 
wir  warten,  obe  wir  mit  diner  helfe  iht  abe  verdienen''), 
des  dich  uns  ze  iönenne  gelüstet  her  nach  in  dem  hinielriche. 
man  verstet  eines  mensclien  gewalt  unde  sine  wisheit  an 
siner  habe  und  an  sinen  werken;  aber  sine  güete  muoz  man 
kiesen  an  ime  selben,  (bl.  95")  also  hast  du  uns  an  diner 
geschöpfede  gezeiget,  wie  mehtic  unde  wie  wise  du  bist,  nu 
solt  du  uns  zeigen  an  dir  selber,  wie  guot  unde  wie  gniedic 
du  bist,  wan  du  enkeiner  habe  richer  bist  denne  güete  unde 
gnaden,  du  bist  daz  guot,  daz  allez  guot  völlicliche  an  ime 
hat.  da  von  hat  ouch  minne  niht  die  kleinsten  stat  in  dir. 
du  heizest  unde  bist  diu  ganze  minne,  und  alse  unmügelich 
ist,  daz  fiur  niht  heiz  si,  alse  unmügelich  ist,  daz  minne  niht 
minne.  sit  du  nü  den  menschen  geschaffen  hast  von  minne'), 
daz  du  ime  mite  teilest  die  wünne  die  du  hast  unde  bist,  so 
wsere  daz  gar  wider  die  minne,  obe  dii  in  nü  genzliche  lie- 
zest  verlorn  sin,  sit  du  ime  gehelfen  kanst  unde  mäht  äiie 
allen  dinen  schaden  und  unere.  unde  wan  diu  gücle  diu 
oberste  sache  ist,  diu  dich  bewegete  den  menschen  ze  machenne, 
so  ist  daz  gevellic,  daz  si  sich  ouch  ze  förderst  üebc  den 
menschen  ze  behaltenne;  wan  diu  erste  ist  diu  kreftigiste  hitze 
den  dingen  der^)  ez  Ursache  ist:  so  ist  si  ouch  so  kreftic 
diner  güete,  daz  si  keine  nidere  sache  mac  erwerden,  wan 
diner  güete  bist  du  selbe. 

Herre  almehtiger  gol,  (hl,  95')  diz  siut  die  sachen,  die 
uns  ze  verstänne  gebenl ,  daz  wir  gelouben ,  war  umbe  du 
den  menschen  woltesl  selbe  erhesen.  wan  do  dem  menschen 
allenthalben  rätes  unde  helfe  zerran ,  do  geviel  der  rat  uf 
dich,  daz  du  ime  selbe  wider  hülfest,  wan  du  in  alleine  möb- 
lest erlidigen ,  der  in  alleine  ha'te  geschaffen,  unt  da  mite 
wart  ouch  allez  daz  vcrslihlet,  daz  kumberlichcz  unde  vcr- 
worrenz    was    an    des    menschen    erloesunge.      din^)    warheit 

1)  mugcnt  2)  dem /e/t/^  W)  gcdienct  4)  \\\v  fehlt. 

5)   sint  6)  verdient  7)  best      -  iiiiiincn         S)  die         !>)  dine 

Z.  F.  D.  A.   IX.  2 


18  BRIDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

wart  behalten  und  din  ere,  wan  dir  nach  rehte  gebezzert 
wart,  der  liuvel  wart  geschendet,  wan  inie  der  mensche 
mit  rehte  benomen  wart,  der  mensche  wart  erlidiget,  wan 
inie  diu  rehlekeit  wider  gegeben  wart,  und  wan  diu  bezze- 
runge  also  was ,  daz  si  nieman  möhte  geleisten  wan  got  al- 
leine unde  nieman  solle  leisten  wan  der  mensche ,  dö  wart 
der  rät  also  getempert,  daz  got  mensche  würde,  der  die 
niaht  bete  an  der  gotheit  unde  daz  reht  ze  bezzernde  an 
der  menscheit.  groezer  dinc  leisten  denne  allez  daz  got  niht 
ist ,  daz  was  niemanne  miigelich  wan  gote  alleine,  ze  bez- 
zernde dir,  herre  got,  {bl.  96")  din  laster  unde  dinen  scha- 
den gelten  ,  daz  tet  nieman  billicher  denne  derz  verschuldet 
bete,  daz  w?ere  der  mensche,  wan  aber  der  siinder  für 
Sünders  schulde  niht  mohte  gebüezen,  alse  diep  diebes  bürge 
niht  gesin  mac,  wan  sie  beide  des  todes  schuldic  sint  an 
rehtem  gerihte,  do  muoste  unser  süener  warer  got  sin  unde 
wärer  mensche  von  Adämes  künne  äne  alle  sünde,  der  die 
menscheit  an  inie  trüege  an  der  nätüre'),  diu  da  bezzern 
solte,  unde  die  sündelosekeit  bete  an  der  pcrsönen ,  die  den 
menschen  sunder  versprechen  solte  unde  für  in  leisten  die 
die  buoze ,  die  er  an  siner  persöne  niht  verschuldet  bete, 
wan  aber  diu  menschliche  nätüre  in  Adäine  alle  was,  do  er 
die  sünde  tet,  do  wart  si  ouch  also  verswechet  mit  sünden, 
geswechet  an  irre  bernden  kraft,  wsere  Adam  äne  sünde 
gestanden,  alse  er  denne  äne  b(Ese  gelüste  bete  kint  gewür- 
ket,  alse  wtereu  sie  ouch  äne  wßtagen  geborn  und  äne  aller 
sünden  mal,  wan  diu  veterliche  rehtikeit  von  nätüre ~)  bete 
üf  diu  kint  geerbet  von  diner  gnaden  ordenunge. 

Do  er  dö  dir  ungehorsam  wart,  {bl.  9G''J  dö  wart  ime 
sin  vleisch  ouch  widerbrühtic^)  mit  boesen  gelüsten  unde  mit 
mani"er  kränkelt,  diu  sünllich  ist  oder  pinlich  ist,  unde  diu 
erbeit  gie  noch  üf  allez  sin  gesiebte,  diu  näliurlich  ist  ber- 
baflikeit.  da  von  alse  daz  kint  gewürket  wirt  nach  der  nä- 
türe gewönlicher  art  von  den  bcesen  gelüsten,  so  enpfähet  ez 
ein  Sünden  mal  und  eine  sünden  würze,  von  der  aller  sün- 
den wiioclicr  springet  und  aller  smerzen  fruht  diuzet.  und 
wan  der  nätüre  nieman  enkein  ander  gehurt  geben  kau  denne 
nach  Sünden,  so  ist  des  not,  daz  der,  der  uns  von  sünden 
1)  nafuren         2)  nalureii        3)  imjst.  399,  28. 


BHLDER  DAVID  VON  AUGSBURG.        19 

lidigen  sol,  anders  geboren  werde,  denne  nach  der  natiur- 
lichesten  gewonheit,  diu  da  niiit  aue  sünden  pfliget  sin.  doch 
muoz  er  von  menschen  komen,  er  waere  anders  niht  Adämes 
gesiebte,  kuniet  er  aber  von  mannen  unde  von  vviben,  alse 
wir  alle,  so  wirl')  er  ein  sünder  geborn  alse  wir.  des  sol 
niht  sin.  da  von  muoz  er  von  menschen  komen  nach  mensch- 
licher nalüre'^),  unde  wan  Adam,  in  dem  alliu  menschliche 
näture  lac^),  ein  man  was,  so  ist  ouch  daz  redelich ,  daz 
der  ander  Adam,  der  uns  {hl.  97")  von  sünden  lidigen  sol 
unde  der  menschliche  nature  wider  bringen  sol  an  ir  wiirde- 
keit ,  ouch  ein  man  si,  wan  mannes  werc  ist  von  natüre 
creftiger  und  endehafter  denne  wibes  und  ist  diu  natüre  volle- 
brähter  und   edelr  an  dem*)  man. 

Sit  er  denne  ein  man  ist,  der  uns  erloeset  hat,  so  ge- 
zimet  daz  wol,  daz  er  die  menscheit,  diu  uns  alle  erloesen 
sol ,  von  einer  frouwen  enpfahe ;  anders  die  frouvven  wän- 
den ^),  sie  bete  got  verworfen  von  der  gemeinen  erloesunge. 
so  der  erloeser  weder  frouwe  noch  frouwen  kint  aller  meist 
(wan  Even  sünde  groezer  was  nach  efelicher  aht),  des  wän- 
den sie  engeilen,  daz  sie  niht  sollen  behalten  werden,  nu 
hast  du  aber  dine  güete  dar  an  gezeiget,  daz  beide  man 
unde  frouwen  dir  des  besten  getrüwent:  alse  diu  siinde  ze 
dem  ersten  von  der  frouwen  zuo  dem  manne  kam  unde  von 
dem  zuo  uns  allen  ,  daz  nu  her  wider  daz  ewige  heil  von 
der  frouwen  komen  ist,  diu  uns  den  man  geborn  hat,  von 
derae  wir  alle  erloeset  sin^).  daz  füegele  ouch  dincr  wis- 
heit  wol,  daz  dö  uns  da  bi  zeigelesl,  daz  dir  alliu  dinc 
{bl.  97'')  mügelich  sint. 

Vier  bände  wise  mahl  dii  einen  menschen  machen,  daz 
örste  ist  äne  man  und  äne  wij),  alse  Adamen ,  den  dti  von 
erden  mähtest,  daz  andere :  von  manne  äne  wi|),  alse  Even, 
diu  von  Adämes  rippe  gemachet  wart,  daz  drille'):  von 
manne  unde  von  wibe,  alse  wir  alle  sin^j.  dise  drie'*)  wise 
hast  du  uns  gezeiget,  daz  vierde :  von  einer  frouwen  äne 
man  einen  menschen  machen,  daz  hast  du  behalten  dem  men- 
schen, der  got  unde  mensche  ist;  demc  niuwon  menschen 
eine  uiuwe  gehurt,     svvie  aber    diu   gehurt  wider  der  natüre 

I)  «urt         2)  naturen         3)  lue  fehl  f.  4)  den  5)   waiidenl 

())  sint         7)  dirle         8)  sint         •))  driv 

9  * 


20  BRÜDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

gewonheit  si,  daz  ein  frowe  ane  man  ein  kint  gewinne'), 
so  ist  ez  doch  niht  wider  der  nälure  reht ,  wan  du  hast  ir 
gegeben  ein  teil  gewaltes,  alse  vil  du  wollest,  ze  merende 
unde  ze  behaltende  ir  gesiebte  von  mannen  unde  von  wiben. 
dar  über  hast  du  behalten  dir  selber  den  gewalt  an  der  nä- 
ture ,  daz  si  sol  dir  gehorsam  sin ,  daz  du  von  ir  machen 
mäht  swaz  du  wilt  unde  swie  du  wilt,  alse  dii  zem  ersten 
aller  dinge  nature  unde  mäterje  von  nihte  mohtest  machen, 
dar  an  ist  niht  ungelouplich,  sit  wir  sehen  an  anderen  din- 
gen, daz  diu  nature  {bl.  98'')  geburt  git  ane  vater  unde  ane 
muoter ,  alse  die  ebe'^)  in  dem  wage  wahsent  von  leimen 
unde  die  binen  w  erdent  von  blüenielinen ,  die  giren  so  sie 
alt  sint  brüetenl  äue  vater  unde  ze  Capodociä  diu  veltpfert 
kindent  ane  vater.  da  von  ist  niht  wunder,  sit  diu  nälure  au 
swachen  dingen  geburt  geben  mac  ane  vater,  obe  der  nä- 
türen  herre  möble  ime  selben  eine  besunder  geburt  geben 
von  einer  frouwen  ane  man. 

Herre  himelischer  vater,  du  bist  ein  gewärer  got  unde 
din  einborner  sun  ist  ein  wärer  got  und  iuwer  beider  minue 
der  heilige  geist  ist  wärer  got,  und  ir  drie  sit  niuwan  ein 
wärer  got  in  drien  personen  ,  in  einer  nälure,  in  einer  got- 
heit  ungescheiden,  in  drien  personen  unvermischet  ^).  iege- 
lichiu  dirre  drier  personen  ist  in  ir  selber  alse  wferliche 
vollekomener  got  alse  alle  drie  mit  einander,  sit  nü  der 
rät  ist  also  komen ,  daz  got  mensche  werden  solle,  dö  fiie- 
gete  sich  daz  aller  beste ,  daz  din  sun  uns  von  dir  gesant 
würde,  daz  er  mensche  würde,  von  manigen  Sachen,  wahren 
die  drie  persone  alle  worden  mensche  {bl.  98'')  unde  von 
einer  muoter  geborn,  so  wahren  sie  alle  gebrüedere  von 
der  muoter  und  wa3re  ein  unordenunge  worden  in  der^)  hei- 
ligen drivaltekeit,  so  der  vater  sines  sunes"'^)  bruoder  wtcre 
oder  sines  geisles,  der  von  ime  komen  isl.  daz  selbe  w«re, 
obe  zwo  personen  wteren  menschen  worden,  und  wa^re  euch 
ungclimpf,  obe  ein  mensche  wa're  zwo  persone.  da  von 
was  daz  gevelliger,  daz  ein  persone  die  menscheil  an  sich 
iKcme,  wan  diu  ist  alse  voller  got  alleine,  alse  sie  alle  drie 
sameut.     w«re    der   vater   mensche    worden  oder  der  heilige 

1)  pewiiiiiie  2)  cbe  su  die  lis.  a-le?  :5)  iiiiveniiüschet 

i)  der  j'iihlt.         5)  süiies 


BRÜDER  DAVID  VON  AUGSBURG.        21 

geist ,  s6  wseren  zwene  siiiie  iu  der  heiligen  drivaltckeil : 
goles  ewiger  sun  unde  des  menschen  suu ,  unde  möhle  des 
menschen  sun  so  edel  niht  sin  nach  siner  gebürte  alse  goles 
sun,  und  waere  euch  uns  ein  irretuom,  so  wir  enwesten*), 
weder  man~)  gotes  sun  nante  oder  des  menschen  sun.  nü 
ist  der  strit  also  ze  dem  besten  gescheiden,  daz  dii ,  himeli- 
scher  vater,  uns  dinen  einbornen  sun  gcsant  iiäst  ze  einem 
erloeser ,  ze  eime  heilande ,  ze  einie  behalter.  unde  da  von 
hast  du  in  genant  Jesus ,  daz  sprichet  ei'lneser  oder  heilant 
oder  behaller,  wan  [bl.  99")  er  hat  uns  erloeset  von  des  tiu- 
vels  gevancnisse  unde  heilet  uns  von  der  Sünden  tode  unde 
sol  uns  behalten  ze  dem  ewigen  lebenne.  Kristus  ist  ouch 
gezuonemet^) ,  daz  sprichet  gesalbet  oder  gekrisemet.  wan 
nach  der  menschlichen  nalüre  ist  er  durchsalbet  und  erfüllet 
der  gnaden  des  heiligen  geistes  vollekomenliche  ze  allen  din- 
gen ,  diu  ein  salbe  ist ,  diu  alliu  herzen  heilet  unde  senftet 
von  aller  bitterkeite,   diu  sie  erfüllet. 

Dar  umbc  alle,  die  der  salben  teilhaft  wellen*)  sin,  die 
SQOchen^)  da  ze' dem,  der  volle  ime  und  uns  enpfangen  hat, 
unde  drücken  sich  an  in  mit  liebe  und  diuhen  in  sich  der*') 
edelen  salben  dunst,  diu  von  ime  da  miltecliche  fliuzet,  da 
mite  sie  den  slanc  verdampfen  an  ir  herzen,  daz  sie  von 
diner  liebe  vcrgezzent  der  boesen  gelüste,  da  von  sie  siech 
worden  sint  alse  von  eime  helletampfe.  wan  nieman  mac 
des  ewigen  lebennes  teilhaft  sin,  er  enwerde'')  geheilet  mit 
dirre  salben  ;  unde  nieman  mac  die  himelische  kröne  tragen, 
er  enwerde  e  gewihet  mit  diseme  geistlichen  krisemen,  unde 
nieman  {bl.  99*")  mac  der  sünden  smac  an  ime  selben  er- 
löschen, uiuwan  mit  diseme  edelen  baisamen  smacke. 

Da  von  ist  der  kriseme  von  olei  unde  von  baisamen 
gemachet,  durch  die  bezeichenunge ,  daz  diu  cdele  golheil 
unde  diu  irdenische  menscheit  also  zesamene  gefüeget  sint, 
daz  gol  unde  mensche  sint  ein  pcrsftne  von  zwcin  natiiren, 
daz  ieweder  natüre  verwandelt  ist,  daz  diu  menschliche  na- 
ture  von  der  gotheit  geedelt  ist  unde  diu  gotheil  niht  da  von 
geswechet  ist.     daz  diu  gotheit  sich  verwandelte  in  mensch- 

1)  nemelen  3)  men  3)  das  heifst  wohl,   Christas  ist  auch 

ein  zuonamc  wie  Jesus.  i)  wclleut  5)  sucLent  G)  diu 

7)  euwurdc 


22        BRUDER  DAVID  VON  ALGSBURG. 

liehe  nalüre,  daz  was  unmiigelich  ,  vvan  diu  gotheit  ist  also 
staete  an  ir  irre  edele ,  daz  si  nilit  inac  verwandelt  werden 
von  irre  ewigen  vollekomenheit.  Avan  daz  beste  mac  niht 
bezzer  werden,  ez  hat  allez,  daz  bezzer  möhte  sin;  ez  sol 
euch  niht  niinre  werden,  wan  abeuenien  ist  ein  gebreste  des 
besten,  diu  menschliche  näture  solle  euch  niht  verwandelt 
werden  in  die  götelichen,  wan  wwre  niht  >ater  unde  mensche 
gewesen,  so  ha^te  er  niht  für  den  menschen  gebüezet.  nu 
ist  diu  göteliche  persone  des  gotes  sunes  *)  unde  diu  {bl.  100") 
menschliche  njiture  ein  persone  worden  in  Kristo  Jesu,  daz 
diu  mäht  an  der  gotheit  si,  den  menschen  wider  ze  machende, 
unde  daz  reht  an  der  menscheit,  für  den  menschen  ze  biie- 
zen  :  wan  den  menschen  wider  machen  ist  also  groz  ,  alse 
himel  und  erde  von  nihte  machen,  und  alse  daz  nieman 
möhte  tuon  wan  got,  als6~)  möhte  diz  nieman  tuen  wan  got, 
und  solle  doch  nieman  wan  ein  mensche  tuon.  da  von  ist 
Kristus  got  und  mensche :  got  von  gote  geborn  ewecliche, 
mensche  von  einem  menschen  geborn  reinecliche.  wsere  er 
von  der  muoter  gebrochen  als  Eva  von  Adämes  rippe ,  so 
wäre  er  menschen  kint  und  waire  uns  deste  frömder.  daz 
aber  er  uns  deste  heinlicher  weere  unde  von  der  heinliche 
deste  lieber,  do  wolte  er  niht  alleine  ein  wärer  mensche  sin, 
er  wolte  ouch  menschen  kint  sin. 

Herre  Jesu  Kriste ,  diz  was  dir  niht  unmiigelich ,  daz 
du  weitest  mensche  werden,  unde  din  würdekeit  ist  da  mite 
niht  geswechet.  wan  sit  wir  daz  geloubcn,  daz  du  den  men- 
schen eigenlicher  nach  dir  selber  hast  gebildet  unde  dir  ge- 
licher  gemachet  denne  {bl.  100'')  dekein  ander  creatüre  an 
manigen  dingen,  so  ist  daz  wol  gevellic,  daz  du  dich  ime 
gelich  hast^)  gemachef,  daz  du  sine  natüre  an  dich  genonien 
hast,  aue  sünde.  siinde  diu  entedelt  alleine  die  näture ,  diu 
nach  dir  gebildet  ist,  niiit  die  irdenischc  mäterje,  diu  dii  wol 
gemachet  hast,  sit  aber  diu  siinde  da  von  gesuudert  mohte 
werden,  waz  möhte  dö  dine  würdikeit  geswechen  diu  mensch- 
liche nalüre,  die  du  selbe  geschüefe,  daz  si  dine  wünne  mit 
dir  niczen  solle?  ez  leit  etewenne  ein  künic  sines  rillers 
roc  an  oder  sines  knehles  ,  obe  er  guol  und  reine  isl ,  unde 
hat  doch  siner   küncclichen    eren   dar  mite  niht  geswechet^). 

1)  sunes  2)  und  a.  3)  best  4)  gcsoliecbel 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  23 

also  mohfesl  du,  liimelischer  künic  Jesu  Krisle,  dines  kiiehtes 
des  menschen  nälure  an  dich  nemen  ane  sünde,  daz  doch  din 
götelichiu  wiirdekeit  da  von  nihtes  niht  geswcchet  noch  ver- 
wandelt wart,  den  du  niht  versmahetest  nach  dir  selben  ze 
bildende,  des*)  versmrihest  du  ouch  niht,  daz  du  dich  nach 
iine  hast  gebildet  an  menschen  bilde,  wir  wizzen  ouch  wol, 
daz  du  den  selben  menschen  üzgenomenliclie  ^)  minnesl 
vor  aller  dirre  weite ,  wanne  die  hast  du  durch  in  alleine 
{bl.  101")  geschaflen.  so  ist  diu  minne  der  krefte,  daz  si 
den  minner  neiget  zuo  dem  geniinneten  unde  machet  sie  ge- 
lich  einander  mit  der  liebe,  sit  du  nü  gar  ein  minne  bist 
unde  diu  hoehste  minne  bist  und  enmaht  äne  minne  niht  we- 
sen ,  alse  daz  fiur  äne  hitze  ,  so  begerst  du  niht  lürbaz  von 
den,  die  dii  minnest,  denne  daz  sie  dir  mit  dem  selben  gelte 
wider  mezzent ,  daz  sie  dich  mit  triuwen  minnent  nach  ir 
mäht,  alse  du  sie  hast  geminnet. 

Dar  umbe  woltest  du  allez  daz  tuou ,  da  mite  du  raöh- 
test  zeigen  ,  wie  liep  du  uns  hast  unde  waz  du  durch  unser 
liebe  tuon  wollest,  unde  da  von  wir  dich  alle  wider  aller 
liebest  künden  hän  und  aller  innerste  minnen.  wie  du  aber 
diner  götelichen  nätüre^)  aller  minnenclichcst  sisl,  so  kün- 
den wir  dich  doch  dar  iiiuc  niht  ze  reble  geniinnen,  wan 
unkiinde  machet  unminne'*),  wan  dinen  götelichen  hcrluom"') 
künde  unser  tunkel  bekanlnisse  niht  gereichen,  dar  umbe 
was  des  not ,  daz  du  mensche  würdest ,  daz  wir  die  nalure 
an  dir  minneten  ,  daz  wir  an  uns  selben  erkennen  und  also 
in  der  menschlichen  liebe  an  dir  würden  wahsende  zuo  der 
götelichen  erkanlnisse  unde  {bl.  lOl'')  zuo  der  geistlichen 
minne.  also  hast  du  alle  unser  liebe  an  dich  gezogen ,  daz 
wir  dich  minnen  alse  unseren  herren  got,  der  uns  unser  we- 
sen  git,  alse  unseren  heilant ,  der  uns  daz  ewige  leben  ge- 
ben wil,  alse  unseren  bruoder,  der  sich  uns  an  allen  dingen 
dcmüctecliche  gelichet  bat,  alse  unserr'')  genoze  einen  ane 
Sünde  und  äne  unwisheit.  wie  getörsten  wir  dich  liep  ha- 
ben in  diner  götelichen  magcnkraft^)?  oder  wie  gelörslen 
wir  dir  des  gelriiwen  von  diner  ewigen  wisheit,  daz  du  uns 

1)  daz  2)  vujsl.  330,  ;U).  3)  naluren  4)  Sprichwort : 

vergl.  Parz.  351,  13.     La/iz.  8585.  5)  licrlüme.    vii/nt.  3'21,  27. 

6)  VDseren         7)  ynyst.  342,  1. 


24  BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

hineden  irdenischen  menschen  minuelesf  so  minneclichen  also 
du  luost,  obe  du  dich  niht  so  gar  gedemiietiget  betest,  daz 
du  da  mite  die  getiirslekeil  gegeben  hast  uns  armen,  daz  wir 
dir  getruwen,  daz  du  unser  gnade  habest  unde  guote  ruoche. 

Zwei  dinc  diu  machent  uns  arcwan  ,  daz  wir  dir  alse 
liep  niht  sin  alse  die  engele.  daz  eine,  daz  du  uns  von  der 
erden  an  dem  libe  gemachet  hast,  dö  du  den  engel  in  dem 
himele  geschüefe  und  in  da  in  siner  geistlichen  luterkeit  und 
in  der  rincverten ')  edelkeit  ane  lipliclie  bürde  behielte,  dar 
an  möbten  wir  warnen,  daz  wir  dir  unraairre  wahren,  denne 
sie,  die  du  in  edelre  nätüre  gemachet  hast,  unde  die  mit 
{bl.  102")  enkeiner  liplichen  bürde  beheftet  siut  noch  mit 
irdenischer  mäterje  geswechet.  daz  ander,  wan  daz  wir 
gesundet  hän  unde  wider  dine  hulde  getan ,  daz  täten  die 
heiligen  engele  niht,  die  von  anegenge  in  dinem  ^j  willen 
statte  sint  unde  die  nie  niht  wider  dich  getaten,  klein  noch 
gröz :  da  von  müezen  wir  dich  ouch  förhlen,  swie  dii  doch 
die  schulde  vertreist ,  daz  du  uns  doch  dar  umbe  u"zeresl 
an  der  liebe ,  mer  denne  obe  wir  niht  wider  dich  getan  be- 
ten, unde  diu  selbe  vorlile  bena'me  uns  vil  der  liebe  hin  ze 
dir,  wan  diu  liebe  ist  hin  ze  dir  alse  vri,  daz  si  niemen  lät 
enkeiner  würdekeil  noch  gewaltes  geniezen ,  niuwan  .... 
weme  ich  waMie  niht  gar  liep  sin  ,  den  enmac  ouch  ich  niht 
gar  liep  haben,  swie  hoch  er  si  oder  swie  ahtba'r^j,  wan 
diu  liebe  ist  umbetwungen  :  der  si  koufen  welle,  der  koufe 
si  mit  liebe,  äne  die  ist  si  unveile'*).  also  hast  dö,  höchster 
künic ,  getan  :  du  hast  unser  liebe  alle  mit  aller  diner  liebe 
gekoufel.  swie  du  doch  anderr  dinge  vil  riebe  sist,  so  bist 
du  doch  niht  richer  denne  niinne  unde  güete.  dar  umbe 
hast  du  uns  die  zwene  arcwane  gar  benomen  da  mite ,  daz 
{hl.  102')  du  ein  mensche  worden  bist,  und  enmahl  mensch- 
liche natüre  nü  niht  versmälien,  die  du  an  dir  selber  hast,  und 
enmaht  si  ouch  niht  gehazzen ,  wan  so  müestest  du  dich 
selbe  hazzen,  sit  du  selbe  ein   mensche  bist. 

Von  näturc  minnct  ein  icclich  dinc  selben  sich  und  sine 
nAtüre.  also  ist  diu  mensclieit  ein  sla^tiu  hantveste  sicherre 
suone    unde    ganzer    liebe  von  dir,    diu    uns    der   engelischcn 

\)  riiiverlen.  vn/.sl.  IJ'i'i,  2',».  2)  iliiieii  3)  olibcr  4)  vvr^l. 
ini/.s/.   HlkS,  2:{. 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  25 

genozescliefte  niht  alleine  gelichet  h;U  an  der  würdekeit,  si 
hat  uns  joch  überhoehet ,  wan  diu  nätilre ,  diu  e  under  in 
was  von  den  siinden,  diu  ist  nü  hoch  über  sie  konien  an  ir 
herren ,  unde  neigent  sich  nü  deraüetecliche  under  sie  ze 
dienste,  diu  sich  vor  gegen  in  geneiget  hete  ze  vlehen.  die 
bürde'),  die  du  deine  menschen  betest  geben  an  dem  irdeni- 
schen  libe,  die  wilt  du  ime  nü  keren  ze  einem  erenkleide^) 
mit  diner  wüuuerichen  raenscheit,  alse  diu  gotheit  der  sele 
ist  ze  sehende  ein  volle  fröude  ,  daz  din  menscheil  also  si 
deme  libe  in  himelriche  ze  der  froelichen  urstende  ein  wün- 
nenspiegel ,  alse  diu  sele  mit  der  golheit  mit  fröuden  gese- 
gelt^) wirt  innän ,  daz  der  lip  ouch  mit  sa*lden  durchgozzen 
(/»/.  103")  würde  von  diner  menschlichen  angesihte  uzen, 
also  wirt  der  lip  der  eren  teilhaft  mit  der  sele ,  der  hie  mit 
ir  teilhaft  ist  gewesen  in  den  noeten.  wan  ez  zimet  wol, 
daz  die  wegegeverten  gemäzen  sin  in  der  Wirtschaft^),  daz 
wa^re  niht  so  genzlich  gewesen ,  betest  du  unser  menscheit 
niht  an  dich  genomen.  also  ergetzest  du  uns  aller  erbeit 
mit  dir  selber  unde  gist  uns  vor  den  engein  beide  geistliche 
fröude  unde  lipliche  wüuue.  unde  alse  du  uns  einhalp  hast 
gedemüeliget  under  die  engele,  alse  häst^)  du  uns  anderhalp 
über  sie  gceret  au  dir  selber. 

Wer  Uli  niht  geloubet,  daz  du  mensche  worden  sist, 
unde  wwnet,  diner  götelichen  würdekeit  si  daz  ungezseme, 
daz  du  dich  dar  zuo  gedemüetiget  habest,  der  verstet  niht, 
daz  rehte  güete  niht  gesin  mac  äne  ganze  demuot.  alse  vil 
eime  iegelichen  herren  gebristet  an  der  demuot.  alse  vil  ge- 
bristet  ime  ouch  an  der  güete.  nü  bist  du  der  herre  höchste 
an  aller  güete  obe  allen  guotcn  herren ,  alse  du  der  höchste 
bist  an  dem  gewalte  und  an  den  eren  obe  allen  höhen  her- 
ren. daz  wir  denne'')  ungewon  sin  grözer  demuot  an  grö- 
zer  herschaft,  daz  ist  niht  wunder,  wan  {hl.  103')  alse  wir 
dinen  genöz  niht  vinden  an  der  güete ,  also  vinden  wir  in 
ouch  niht  an  der  demuot.  alse  din  güete  alle  die  fürtrillet, 
die  in  himel  sint  und  üf  erden,  alse  gar  dincs  minncrichcn^) 
herzen  demuot  ist^)  vor   allen   engelen    und   allen  menschen. 

1)  bürden  2)  viiist.  381,   18.  3)  gesigelt?  gesegenelf 

4)  ocrgl.  iinjsl.  .'JSl,  t>l.   38.'),  23.  '^)  host         ♦))  den         7)  ininucs- 

richcn         8)  ist  fehlt. 


26  BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

Du  hast  enkeineu  kneht  detniietiger  denne  du  selbe  bist, 
aller  dinge  almehtiger  herre.  die  heiligen  engele  in  himele 
möhlen  dich  anders  niht  so  völlecliche  geminuen  ,  s*hen  sie 
so  genzliche  niht  an  dir  die  groze  demuol  diues  niinneclichen 
herzen  ,  wie  dii ,  aller  dinge  herre ,  allen  creälüren  dienest 
beide  höhen  unde  nideren,  mit  denie ,  daz  du  ir  iegelichem 
gist  allez,  daz  ez  ze  sime  vvesenne  stiindecliche  bedarf,  rehte 
als  obe  du  ir  ze  not  bedürfest  (unde  du  doch  uihtes  bedarft), 
rehte  als  obe  du  ir  ze  not  bedürfest,  diner  ewigen  niagen- 
kraft  ienier  richer  herre.  sit  wir  aber  din  götelich  herze 
niht  möhten  gesehen  alse  die  engele  in  himele,  do  wollest 
du  uns  hie  in  erden  zeigen  ,  wie  guot  du  sin  kanst  gegen 
den,  die  du  minnest,  unde  hast*)  dich  gedemüetiget,  eines 
versmäheten  forme  an  dich  ze  nemen^),  daz  ist  menschlich 
nätüre,  unde  hast  dar  inne  (hl.  104'')  uns  gedienet  dar  umbe, 
daz  du  dinem^)  vater  für  uns  gebüezet  hast  unser  schulde 
unde  bist  uns  ze  helfe  komen  in  unseren  noeten  als  ein  ge- 
triuwer  friunt:  wan  in  nceten  sol  man'*)  den  getriuwen  friunt 
kiesen,  der  friunde  ist  genuoc  ,  die  ir  guot  wol  teilent  mit 
ir  friundeu;  sie  wolten  aber  niht  grozes  kumbers  durch  sie 
liden.  daz  aber  du  uns  innan  bra'hlest,  wie  ganz  din  triuwe 
gegen  uns  si ,  so  wollest  du  uns  niht  alleine  din  riclie  mil- 
tediche  mite  teilen,  du  wollest  joch  durch  uns""^)  gröze 
smächeit,  groze  armuot,  gröze  arbeit,  grözen  wetagen  unde 
den  bittern  tot  liden.  wahren  wir  in  die  not  niht  komen, 
so  holest  du  so  gröziu  dinc  durch  uns  niht  getan  noch  er- 
lilen,  und  also  wseren  wir  diner  güete  unde  diner  minne  so 
genzliche  niht  innän  worden,  da  von  sin  wir  dir  nü  mere 
gnaden  schuldic  denne  obe  wir  nie  in  not  komen  wahren, 
unde  merre  liebe  unde  merre  triuwen ,  unde  von  der  grözen 
niiniic'')  verdienen  wir  nu  grot^zeren  lön  in  himeiriche.  also 
hast  du  uns  unseren  schaden  ze  gewinne  gekcretunde  {bl.  104'') 
unser  übel  ze  guole  und  unseren  val  ze  bezzerre  urstende  und 
unsern  töl  zc  heilsamer  gesuntheit.  swie  dii  von  anegenge 
gedahl  hetcst  den  menschen  ze  loesenne  unde  mensche  durch 
in  werden,  so  wollest  duz  doch  niht  zehant  nach  dem  ersten 
vaJle  tuon,  e  daz  der  übermüele  mensche  wol  innän  würde, 

1)  liest         2)  (lieb  gciiomen         3)  diiieu         4)  incii  5)  vusere 

U)  iiiinneu 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.        27 

waz  er  an  inie  selben  niöhte  han  und  in  weleme  kuniber  er 
Irege,  da  von  er  ime  selben  nilit  niohle  üz  gehelfen. 

Der  mich  arzenen  wil ,  6  daz  ich  mich  siech  erkenne, 
oder  der  mir  ilf  helfen  wil,  die  wile  ich  mir  selben  triuwe  ze 
helfende,  dem  danke  ich  so  grözer  gnaden  niht  noch  en- 
pfienge  sine  helfe  mit  so  grozer  begirde  niht,  alse  so  ich 
des  befiinde,  daz  ez  mir  an  die  rehten  not  zuo  gegienge. 
dar  nach  und  ein  iegelich  not  näher  get,  dar  nach  siht  man 
den  nölhelfer  froelicher  zuo  gan.  der  in  grözen  vreisen  ge- 
vangen  ist,  deme  kan  niht  liebers  geschehen,  denne  obe  er 
da  von  würde  erlöset,  also  wollest  du  beiten  mit  der  not- 
helfe hize  daz  der  mensche  sine  not  bekande ,  daz  er  dich 
so  vil  lieber  da  {hl.  105")  von  gewünne,  so  vil  ime  diu  helfe 
troestlicher  kseme.  also  kerestu  dicke  zuo  grcezern  fröuden 
groezer  ungemach  unde  lengeren  ^)  jämer ,  daz  din  trost  dar 
nach  dem^)  menschen  deste  siiezer  s\,  so  vil  er  kumer  er- 
liten  hat  unde  mit  sendem  grözem^)  jämere  gegert  hat.  deme 
hungerigen  ist  ein  brot  troestlicher  denne  deme  säten  ein 
gröziu*)  Wirtschaft,  dar  umbe  last  du  diniu  kint  üf  erden 
dicke  kumber  liden,  daz  sie  nach  dir  deste  mcr  janiere  unde 
daz  ir  fröude  her  nach  deste  groezer  werde,  wan  du  sie  ge- 
salest mit  dincr  froelichen  angesiht  nach  aller  ir  begerunge, 
wan  nach  der  begerunge  wirt  diu  salunge  der  himelischen 
fröuden. 

Diu  gerunge  derret  si  hie  mit  minnen  jamere,  daz  si 
des  lebenden  brunnen  deste  nie  her  nach  in  sich  müge  ge- 
ziehen, also  woltcst  dii  komen  ze  nöthelte  dem*^)  menschen, 
dö  er  in  allen  wis  versuochet  bete  unde  befunden,  daz  we- 
der er  selbe  noch  nieman  anders  möhte  ime  gehelfen  üz  si- 
nen  grozen  noeten,  niuwan  du,  hcrre  got,  alleine,  daz  aber 
dine  friunde  ihl  verzageten  von  der  langen  beituuge  (/>/.  105'') 
unde  daz  ieman  wände,  daz  du  des  menschen  vergezzen  hü- 
test oder  keine  nioclie  betest,  do  trete  du  ez  doch  lauge  vor 
kunt  von  ancgenge  mit  manigem  betiutlichcn  vorzeicbene, 
mit  der  eugele  geheize,  mit  der  vvissagen  worlen ,  mit  der 
heiligen  werken ,  mit  dius  heiligen  geistes  Urkunde ,  daz  du 
komen  woltest  unde  menschliche    natilrc  an  dich  nemcn,  und 

1)  leiigclereii  2)  den  3)  seiulcii  groscn  4)  eine  fijrose 

5)  den 


28  BRUDER  DAVID  VON  ALGSBURG. 

unser  keinpfe  derae  tiuvele  gegene  werden  unde  dinem  vater 
für  uns  biiezen  sin  lasier  und  uns  von  der  helle  kerker  lidi- 
gen unde  die  verlornen  rehtekeit  dinen  erweiten  wider  ge- 
ben unde  daz  paradis  üf  sliezen  unde  der  engele  genozschaft 
uns  wider  geben  unde  mit  sele  unt  mit  libe  ewecliche  sselic 
ze  himelriche  machen  mit  diner  froelichen  angesiht. 

Des  hilf  uns,  herre  Jesu  Krisle,  gelriuwez  herze,  daz 
diu  erbeil  iht  an  uns  verlorn  werde,  du  bist  dins  valer 
rehter')  erbe  unde  sin  einborner  sun.  unde  daz  wir  niht 
gedachten,  du  widersprachest  ez,  obe  der  vater  sin  erbe  mit 
uns  teilen  wolle ,  dar  umbe  bist  du  selbe  ein  mensche  wor- 
den, daz  du  (bl.  106")  uns  din  erbe  mit  dir  selber  stielest, 
daz  wir  erkennen  widersalz  gegen  dir  fiirsten.  diu  siinde, 
die  Eva  lel  zeni  ersten ,  da  von  wir  alle  gotes  hulde  verlu- 
ren ,  swie  diu  wwre  wider  die  heiligen  götelichen  drivalt, 
diu  an  allen  dingen  ungezweiget  ist  an  ir  ewiger  einvall, 
so  was  si  doch  eteswie  besunder  wider  dich ,  Jesu  Krisle, 
wan  du  dines  vater  wisheit  heizest,  wan  Eva  gerte  nach 
des  lügeners  geheize,  daz  si  din  genozin"';  würde  an  der 
wisheit  wider  dinen  willen ,  dö  ir  der  liuvel  gehiez  ,  daz  si 
wider  gotes  gebot  daz  obez  seze,  so  werde  si  gote  gelich  an 
der  wisheit  Übels  unde  guotes.  daz  wir  nü  deste  sicherr 
sin  diner  suone ,  so  wollest  du  selbe  mensche  werden  unde 
wollest  die  sünde ,  diu  besunder  wider  dich  getan  was  ,  für 
uns  büezen,  daz  wir  wislen  ,  daz  uns  din  vater  siner  hulde 
niht  verzihen  möhle,  sit  du,  sin  liebesler  sun,  umbe  uns  be- 
test, denne  er  niht  verzihen  mac.  und  obe  er  den  menschen^) 
wolle  vient  sin,  so  müesle  er  sins  Heben  sunes  *)  vient  ouch 
wesen.  daz  ist  gar  unmügelich  ,  wan  ez  wa^re  ungevellic. 
{hl.  106')  swaz  aber  iht  an  gote  möhle  ungevellic  wesen, 
swie  ez  joch  kleine  wsere,  daz  ist  mit  deme  selben  unmüge- 
lich ,  ez  enwa're  anders  niht  genzliche  vollekomen,  wa^re  iht 
wandelba'rcs  an  ime. 

Swä  uns  aber  dunkel,  daz  du,  herre  got,  anders  sin 
oder  luon  sollest,  der  gebresle  ist  niht  an  dir,  er  ist  an  un- 
serre  blinliieil  und  an  unserre  unvcrslandcnheit") :  wan  sto- 
zct  sich  der  blinde  in  deme  sunnenliehte,  daz  ist  siner  bliut- 

1)  rebt         '2)  gciiorseii  !?)  ineusche  4)  süiies  5)  myst. 

•yrs,  25. 


BRUDER  DAVID  VON  ALGSBURG.  29 

heil  schult'),  niht  der  sunnen  vinstere.  dunkel  aber  iemaii, 
daz  diu  valer,  Jesu  Krisle,  diel»  billiche  allem  dem  üz  n;eme, 
dem  er  sine  hulde  gebe  und  sin  erbe,  wan  dii  nie  siinde  ge- 
wunne  alse  wir  alle ,  unde  daz  er  uns  dar  umbe  siille  ver- 
slözen  sines  riches,  der  bedenket  niht  wisliche,  daz  dir  daz 
niht  ersam  wsere,  sollest  du  alleine  alles  dines^)  mensch- 
liches gesiebtes  din  wilez  riebe  besitzen,  daz  engeza-me 
iuwer  beider  minne  niht,  daz  des  küniges  sun  von  sinen 
schillgesellen  alleine  ze  sins  valer  tische  gienge  unde  sine 
gesellen  hie  vor  hungeric  unde  riuwic  lieze.  {bl.  107")  sol 
er  sin  ere  nach  siner  miltekeil  iemanne  mite  teilen ,  weme 
tuol  er  daz  billicher  denne  sinen  bruoderen  unde  die  sinen 
schilt  Iragent  mit  des  menschen   herzeichen^)? 

Swie  aber  den  ungeloubigen  liuten  daz  versmahe  und 
ungeloublich  dunke,  daz  got  si  mensche  worden,  so  verstaut 
doch  die  relilen  verstandenen*)  herzen  wol ,  daz  got  nie  so 
löbeliches  noch  so  hohes  werkes  nie  geworhle  in  aller  der 
welle,  driu  wunderlichiu  werc  hast  du,  lierre  schöpfer,  ge- 
würket.  daz  ersle,  daz  du  alse  raanic  dinc ,  alse  michele 
alse  stalle  alse  manicvallig  alse  in  aller  der  welle  ist  an  hi- 
niele  und  an  erden  ,  daz  dii  daz  also  schiere  alse  lihle  alse 
ordenliche  von  nihte  mohlesf')  gemachen  und  üt'  niht  hast'"') 
gestaltet  wan  uf  diner  wunderlichen  krat't.  wan  alliu  dinc 
eteswä  ende  haut,  so  bist  du  alleine  äne  allez  ende,  daz 
ander  werc  ist  noch  wunderlicher:  daz  du  die  witen  unde 
die  grözen  well  alle  in  eime  kleinen  vezzeline  beslozzen 
hast,  daz  ist  in  deme  menschen ,  in  deme  ein  gelichnisse  ist 
aller  der  welle,  da  von  heizet  er  die  minre  well,  wan 
daz^)  in  der  grözen  {bl.  107')  welle  wite  zerspreilet  ist, 
daz  ist  in  deme  menschen  nähe  zcsamene  gefüegel.  da  von 
heizet  er  alle  creatüre ,  wan  aller  dinge  nalilre  und  gelich- 
nisse ist  in  ime:  der  erden  an  deme  vleische,  der  steine*^) 
an  dem  gebeinc,  des  luftes  an  dem  geiste'"*),  der  winde  an 
den  bkrsten,  des  fiures  an  der  werme,  des  wazzers  an  dem 
bluote,  der  liebte  an  den  ougcn,  der  bäche'*^)  an  den  Adern, 
des  himels  an  der  hirneschalcn.     unde  also  alliu  nideriu  dinc 

1)  vergl.  vnjst.  .318,  "XA.  '2)  alleirie  aiie  diu?  ;{)  vcrgl. 

myst.  319,  29.  4)  nii/st.  310,  7.  5)  mölitest  (i)  best 

7)  der        8)  steinen         9)  den  geislen         10)  baclie 


30  BRIDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

sich  rihtenl  nach  den  oberen^),  also~)  vliezent  alle  sinne  des 
libes  von  dem  hirne.  unde  daz  noch  wunderlicher  ist:  disiii 
liplichiu  dinc  berililet  ein  geborner,  der  niht  liplich  ist:  daz 
ist  diu  sele,  in  der  allez  daz  ist  geschriben  natiurliohe  ,  daz 
geschaffen  sin  begriien  mac:  si  ist  wisheit,  si  ist  leben,  si 
ist  wille,  si  ist  kraft  in  ir  selber  und  ist  deme  irdenischen 
libe  in  gegozzen  wunderliche ,  daz  si  ime  leben  git  und  eu- 
pfindunge  unde  begerunge  unde  zuonemen.  alse  wunderlich 
daz  wsere ,  der  von  leimen  unde  von  winde  ein  bilde  ze  sa- 
mene  wuUe  ^),  diu  doch  beide  liplich  sint,  michels  wunder- 
licher ist ,  daz  ein  mensche  von  erden  unde  von  geiste  ze 
samene  {hl.  108")  gefüeget  ist.  so  ist  daz  dritte  werc  aller 
wunderlichest,  daz  got  unde  mensche  ein  persöne  ist  wor- 
den, daz  alle  wisheit  (daz  got  selber  ist),  alle  mäht,  alle*) 
tugende,  alle  ewikeit,  der  got,  der  alliu  dinc  in  ime  hat  be- 
slozzen,  der  weder  ende  noch  anegenge  hat,  des  michele  ist 
äne  mäze ,  daz  sich  der  in  eime  libe  hat  beslozzen  und  in 
einer  sele^),  die  er  gemachet  hat,  unde  diu  driu  also  ze- 
sameue  getempert  hat ,  daz  der  lip  unde  diu  sele  unde  diu 
gotheit  sinl  mit  einander  wärer  got  unde  mensche ,  unver- 
mischet  an  der  nätüre,  ungezweiet  an  der  persöne,  alse  sele 
unde  lip  ein  mensche  sint  und  ist  doch  einez  niht,  daz  daz 
ander  ist.  daz  min  sele  tuot,  daz  tuon  ich.  daz  min  lip 
tuet  daz,  tuon  ich,  swie  doch  der  lip  niht  künne  gedenken 
noch  diu  sele  niht  släfen  noch  ezzen.  also  ist  an  Jesu  Krislö 
got  mensche  unde  mensche  got.  waz  diu  meiischeil  Jesu 
Krisli  tet  oder  leit ,  daz  sprechen  wir,  daz  habe  got  getan 
oder  gelilen,  alse  ligen,  sitzen,  arbeiten,  sügen ,  ezzen,  sla- 
ien,  hunger  liden  unde  lurst  unde  siege,  sterben  unde  erstan, 
ze  himelc  varn ,  diu  alliu  din  menscheit  tet  unde  leit,  von 
den  diu  gotheit  vri  ist  in  ir  {bl.  108'')  ewigen  ruowe ,  die 
kein  waiidelunge  noch  erbeit  b(Mnier(Mi  kan.  also  swaz  din 
gotheit  ist  unde  tuot,  daz  tuost  du,  Jesu  Uriste ,  wärer  got 
und  wärer  mensche,  du  bist  dines  valei"  näliurlicher  sun, 
du  bist  ein  schöpfcr  aller  dinge  ,  von  deme  der  heilige  geist 
ewecliche  (liuzel  mit  dinem  vater*')  gemeine,  und  ist  din 
menscheit  doch  niht  von  deme  valer  ewecliche   geborn ,    und 

1)  oideren  2)  vü  \\)  j/i'ucf.  von  wellen,   wölben,  drehen. 

4)  aller         5)  seien         6)  dincn  vallere 


BRUDER  DAVID  VON  AÜGSBLRG.        31 

ist  geschaffen  von  dir  unde  von  dinem  vater  unde  von  dem 
heiligen  geiste ,  alse  alle  creätüre ,  und  ist  erfüllet  mit  der 
gnüde  ^)  des  heiligen  geistes,  mit  der  iibermäze,  niht  mit  der 
mäze,  wan  diu  ganze  vollunge  aller  gnaden  ist  dir  geben. 
nach  der  menscheit  enpfähest  du,  nach  der  gollieit  gist  du 
gnade,  du  aller  gnade  richiu  triskaraer^),  teile  uns  mit  diner 
gnaden  schätz,  da  mite  wir  unserre^)  armuot  ein  weninc*) 
versl«)zen. 

Lieber  lierre  unde  vater  unde  bruoder  Jesu  Kriste,  du  hast 
dir  eine  muoler  von  uns  erkorn ,  von  der  du  unseren  mensch- 
liciieu  lip  au  dich  geuomen  hast'*),  daz  du  uns  da  wider  teil- 
haft machest  diner  gotheit,  die  du  mit  dem  vater  unde  mit  dem 
heiligen  geiste  hast  {hl.  109"')  ewecliche  gemeinet,  alse  du  unser 
bruoder  bist  von  diner  muoler,  daz  wir  dine  briieder  von 
dinem  vater  würden,  wie  aber  din  gewalt  eine  iegeliche*') 
frouwen  dar  zuo  wol  möhtc  bereit  hau  unde  gereinet  mit 
dines  heiligen  geistes  kraft,  daz  si  würdecliche  din  muoter 
würde,  so  gezani  doch  des  diner  reiiiekeit  aller  beste,  daz 
si  ein  rciniu  maget  wcere,  diu  dich  gcberen  solle,  den  brun- 
nen  aller  reinekeile,  der  uns  alle  von  sünden  solle  weschen. 
diu  reinekeil,  diu  aber  alliu  von  dir  vliezen  solle  zuo  den, 
die  dich  an  gehnercnf,  diu  huop  sich  billiche  an  der  slat  an, 
(iannan  der  brunne  zem  erst  ist  üf  erlriche  üz  gegozzen  :  wan 
so  ie  naher  dem  ersten  Ursprünge^),  so  ie  luterr  unde  scho;- 
ner  liuz  ^). 

Du  bist  daz  wazzer  des  ewigen  lebennes  unde  der  heil- 
samen wisheit.  du  weschesl,  du  truckest,  du  küelest,  du 
trenkest  allez ,  daz  du  durchlliuzest.  diu  ewiger  ursprunc, 
Jesu  Krisle,  daz  ist  dins  ewigen  valcrs  herze,  nach  des 
süeze  unde  schoene  unde  nach  des  kraft  enlwirfel  sich  eigen- 
lich  din  gölelichiu  edelkcil,  alse  ein  edel  kint  nach  {bl.  109'') 
sinie  edcln  valcr.  so  du  mit  dime  gölelichen  lluzze  alliu 
himelischen  lant  erfüllet  betest  unde  den  engclischen  lugenden- 
garle  alle  mit  dem  '•')  fröudcnguzze  helesl  herhält  gemachet, 
dö  sanlest  du  dich  her  nider  ze  dürrem '")  erlwuocher,  daz 
euch  wir  armen  eleliche  tugent  unde  fruht  brachten  von  diner 

I)  gnaden  2)  tresk.  3)  unsere  4)  wennic  5)  liest 

G)  einer  ieglicher  7)  vrsprungen  8)  was.  vernl.  ini/.st.  'MO,  6. 

9)  den         10)  diirren 


32        BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

gnaden  träne,  und  alse  ein  vliezzende  wazzer,  daz  in  die 
erde  gßt  und  anderhulp  einen  ursprunc  vindet,  daz  ez  wider 
üz  fliuzet,  also  hast  du  der  reinen  megede  lip  dir  ze  einie 
irdenisclien  Ursprünge  üz  aller  der  weit  erweit ,  von  der  du 
uns  bist  mit  reiner  geburt  in  dise  weit  gesprungen,  swie 
aber  der  uzfluz  sich  an  dem  schine  nach  dem  Ursprünge  habe 
geverwet  (daz  ist  an  menschlicher  nätüre,  die  er  von  der 
muoter  enpfangen  hat) ,  so  ist  doch  diu  kraft  unde  der  smac 
da  von  an  nihte  geswechet:  alse  reine  alse  dich  diu  reinestiu 
muoter  von  dins  himelischen  vaters  herze  enpGenc,  alse  reine 
hat  diu  liebiu  muoter  dich  wider  geantwürtet  an  dise  weit, 
uns  ze  scelden  unde  dinem  *)  vater  ze  hohen  eren.  {bl.  110") 

Da  von  was  daz  zimelich,  daz  si  diu  muoter  solte  sin. 
in  der  hoehsten  reinekeit  unde  heilekeil  wiere  du ,  diu  nach 
gute  möhte  sin ,  diu  des  wert  was ,  daz  si  unde  got  vater 
ein  kint  gemeine  haben  solten ,  daz  wärer  got  wa^re  unde 
den  er  also  sich  selben  minnet  der  himelische  vater  unde  von 
dem  der  heilige  geist  eigenliche  alse  von  deme  vater  fliuzet. 
so  höher  hört  solte  niht  wan  in  deme  reinesten  sarke  ver- 
sigelt werden,  der  nie  enkein  unsuferkeit  häte  enpfangen. 
wan  swie  man  doch  ein  vaz  gereinen  müge,  da  unsuferkeit 
inne  gewesen  ist ,  so  pfliget  ez  doch  des  smackes  ein  teil 
in  ime  lange  ze^)  behalten,  also  der  siinder,  swie  doch 
der  von  gnaden  müge  geweschen  \^  erden  von  siinden ,  so 
blibet  ime  doch  dar  nach  der  gesmac  lange  in  der  gehiigede 
der  leiden  gewizzen^).  da  von  zam  wol ,  daz  gotes  muoter 
in  der  reinekeit  wa^re ,  diu  weder  von  werken  noch  von 
Worten  noch  von  gedanken  nie  betriiebet  von  siintlichen  ge- 
lüsten würde. 

Der  heilige  geist,  der  in  ir  daz  edelste  werc  würken 
{bl.  llü'')  solle  daz  ie  wart  oder  iemer  werden  mac,  der 
wolle  si  in  irre  muoter  übe  also  gereinen  unde  geheiligen 
von  Sünden,  daz  diu  gemeine  sünden  würze,  da  wir  alle 
inne  enpfangen  sin  die  von  Adäme  komen ,  nach  der  näture 
gcwonheit  möhle  an  ir  enkcinen  sünden'*)  wuocher  bringen, 
dar  zuo  het  er  si  ouch  von  kindes  beine  in  den  gnaden 
zarte  behüetet"'^)  und  in   den   tugenden    zühlen   erhaben,    daz 

1)  (liiien         'i.)  hat         3)  gewiseii       4)  siindere         5)  bebuteu 


BRÜDER  DAVID  VON  AUGSBURG.        33 

si  obe  aller  creatüren  werc  geniachel  ist,  daz  diu  götcliche 
clärlieit  in  ir  ganzlich  ir  eine  besiinder  riioweslat  ervvelt  hat, 
daz  si  alleine  gotes  nuioter  worden  ist.  wan  von  der  sub- 
stancien ,  diu  si  selbe  was ,  hat  got  die  menscheit  wa'rliche 
enpfangen  an  sich,  und  wan  si  ze  der  hrehslen  reinekeit  er- 
weit was,  die  got  einer  lüteren  creatüren,  diu  niht  got  was, 
geben  wolte,  daz  si  gotes  natiurlichiu  nuioter  wa-re  nach  der 
menscheit,  so  was  daz  gefiicge,  daz  si  des  hrehstcn  ordens 
diu  hoehste  wa^re,  der  üf  erden  ist. 

Die  drie  ordcn')  sint  eliute,  wilewen  unde  niegede.  der 
dritte  ist  der  hoehste,  unde  der  niegede  sint  eteliche ,  die 
{bl.  lir)  willen  gehabet  hänt  ze  toetlichen  sünden  unde  den 
willen  mit  buoze  abe  geweschet  hänt.  die  andern  sint ,  die 
ze  elichen-)  dingen  alleine  ir  willen  geneiget  haut  unde  wan- 
delent  den  willen  in  ewige  reinekeit.  die  dritten^)  sint  die 
hoehslen,  die  von  kinde  in  deme  megetlichen  fürsalze  gewe- 
sen sint  und  in  huote  aller  reinekeil  und  in  vlize  aller  heilekeit. 

Under  den  was  gotes  reinestiu  nuioter  diu  hoehste  und 
ouch  diu  erste,  wan  in  der  allen  e  was  magetlichiu  reinekeit 
ungewönlich ,  wan  sie  dö  nluvven  irdenische  wünne  miiine- 
len.  do  si  liebiu  magel  von  des  heiligen  geisles  lere  der 
himelischen  wünne  gesmahle,  dö  wart  ir  alliu  irdenischiu 
wunne  bitter  unde  lustcte  si  der  engele  reinekeil ,  die  mit 
gote  sint,  die  nieman  gesehen  mac,  er  si  gar  lüter  und  alse 
die  engele  äne  sünde.  dar  unibe  wolle  sie  iemer  niaget  bli- 
ben,  si  hieze  dcnne  gol  ein  anderz,  und  also  hiio|)  si  zem 
ersten  hie  üf  erden  den  li(clislen  orden.  des  mac  heizen 
magetuom  ein  edeler  lilje,  bluome  aller  niegede.  {bl.  lll') 
also  diu  lilje  bringet  diu  gollvarwen  kölbelin  von  ir  obersten 
mittel,  alse  hat  uns  diu  reine  magel  brähl  dich,  herre  Jesu 
Krisle,  wärer  got,  gekleidet  mit  der  menscheite. 

Der  kiuschekeit  orden  was  ie  an  der  götelichen  drivalt. 
von  der  lerneten  in  die  heiligen  engele  in  liimele.  dar  nach 
lerte  in  gol  selber  die  reinen  magel,  diu  gotes  muoler  wer- 
den solle,  kiuschekeit  orden  himels  leben.  (Mich  leben  ist 
irdi'iiisch.  da  von  wait  diu  e  gezieret  üf  der  erden  und 
ouch'')  in  dem  paradise.  daz  bezcichenl  die  nideren  slat  unde 
der  tiusche  (?)  unde  daz  ir  läl  müge  werden,  daz  aber  die 
1)  ('Irdeiic         '2)  eUelicIieii         W)  dirlen  i)  doch 

Z.   F.   D.  A.   IX.  3 


34  BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

eliule  linde  die  witewen  ilit  wänden,  daz  sie  verworfen  wie- 
ren  von  dir  (wan  du  niuwen  eine  maget  ze  einer  muoler 
wollest  erwelen),  do  schuof  daz  din  wislieit,  daz  si  gegeben 
wart  ze  reliler  e  einem  manne,  deme  du  den  selben  willen 
ga-be  ze  kiuschecliclier  reinekeit  als  oucb  ir.  wir  haben  ez 
ouch  da  für,  daz  er  ein  reiner  magetdegen  wa^re.  wan  daz 
berste  und  daz  boehste  beiltuom'),  daz  {bl.  112")  bimel  und 
erde  ie  gewan,  daz  bist  du,  Jesu  Kriste,  und  din  reiniu  muo- 
ler. daz  solle  nienian  billicher  bevolhen  werden  wan  der 
in  der  boebsten  reinekeit  wwre,  diu  üf  erden  ist.  sie  waren 
beide  von  der  kiineclicben  Davidcs  sippe,  daz  uns  da  bi  würde 
bezeichent,  daz  du  ein  künic  bist^)  himels  und  erden,  und 
alse  du  Daviden  von  sinen  sünden  wüesche  und  ime  daz 
riebe,  daz  er  durch  die  sünde  verlorn  bete,  genzlicbe  wider 
gsebe  und  groezern  richtuom  denne  da  vor,  daz  du  uns  von 
Sünden  loesen  wollest  unde  daz  himelricbe  wider  geben,  daz 
uns  die  sünden  benömen  lianl,  unde  groezer  ere  denne  wir 
verluren.  wan  daz  du  unser  bruoder  worden  bist  und  uns 
erloeset  hast,  unde  daz  wir  dine  erenriche  menscbeit  mit  lip- 
lichen  ougen  unde  geistliche  sehen  unde  niezen  sülleii  ,  daz 
ist  uns  menschen  ein  grcezer^)  ere  denne  wir  e  an  uns  ver- 
lorn baten. 

Wir  alle  sament  sint  ein  stoup  gegen  dir,  niht  alleine 
gegen  diner  ewigen  gotbeit,  joch  gegen  diner  mit  gote  ver- 
eineten  menscbeit.  {bl.  112')  din  eines  leben  ist  tiurer  dan 
obe  unser  ieglicbez  ein  ganziu  weit  wa^re  mit  liuten  und  an- 
deren dingen,  dar  umbe  ist  daz  gelt  groezer  gewesen ,  daz 
du  dich  hast  für  uns  ze  buoze  geben,  denne  obe  diu  schulde 
lüseiitvalt  merre  und  groezer  gewesen  wa^re.  da  von  sint 
zweier  bände  liute  groezer  verdamnisse  wert  denne  da  vor. 
die  einen ,  die  an  dir  verzwivelent  als  obe  du  niht  so  vil 
guoles  habest,  daz  du  in  ir  sünde  wellest  vergeben,  obe  sie 
rebte  riuwent.  die  anderen ,  die  die  selben  güele  versraä- 
bent,  daz  sie  die  sünde  niht  lazen  wcllent  durch  dine  liebe, 
die  du  uns  erzeiget  hast,  daz  du  dich  durch  uns  geben  hast, 
daz  wir  die  sünde  niht  für  dich  minnclen.  do  din  triuwe 
gegen  uns  ie  grcezer  ist,  so  unser  untriuwe  hin  wider  ie  unbil- 
licher  schinet,  obe  wir  niht  danken  diner  liebe  alse  wir  möhlen. 

1)  hellüm         'l)  biil  ß'Jill.         :$)  grose 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  35 

Der  nanie  daz  diu  nuioter  Älaria  genant  was,  daz  sprichet 
ein  mersterne.  daz  was  ein  bediulnnge  irre  stallen  heilikeit. 
wan  alse  der  mersterne  stsete ')  stat,  so  ander  Sternen  urabe- 
gant,  (hl.  WZ")  also  sluont  si  stalle  an  der  heilikeit,  davon 
si  klein  noch  groz  nie  vervvankete.  diu  erste  heilikeit,  daz 
si  der  heilige  geisl  in  ir  nuioler  lihe  gelieiligete ,  diu  benam 
der  angebornen  sünden  würze,  da  si  mite  eüipfangen  was, 
den  gewalt,  daz  si  si  nie  in  keine  groze  siinde  gewerfen 
mobte^).  so  beliuote  si  diu  gnade,  diu  an  ir  nie  was  deuoe 
an  ie  dekeinen  menschen  ,  alle  zit  üf  nanv  (?)  an  tugenden 
und  an  guoten  vlizen ,  daz  si  vor  kleinen  tegelichen  sünden 
beschirmet  wart  alse  vil  vöUeclicher  vor  allen  heiligen ,  alse 
vil  du  si  dir  selben  vor  in  allen  bereitest  ze  einer  bcsunder- 
lichen  wonunge,  in  der  ganzliche  du  wonest  geistlich  unde 
liplich.  dö  si  dich  do  enpfienc  von  des  heiligen  geistes  kraft, 
dö  wart  si  also  ganzlich  geliutert  von  aller  sünden  male,  daz 
weder  legelicher  noch  tätlicher  sünden  alse  weninc  gewaltes 
an  ir  fürbaz  bete  als  an  den  engein  in  himele,  si  wa're  an- 
ders niht  gar  gnaden  vol  gewesen,  waere  iht  la*res  und  ilels 
in  ir,  da  sünde  möhte  stat  gehabet  hän.  alse  vil  gotes 
{bl.  113'')  minne  den  menschen  indevvendic  erfüllet,  also  we- 
ninc hat  diu  sünde  stat  oder  mäht  in  im^).  alse  vil  aber  an 
dem  menschen  mrrre  wan"*)  ist  oder  itel  von  gotes  liebe, 
alse  vil  bat  diu   sünde  merre  stat  unde  gewaltes  an  ime. 

So  wir  dar  komen,  da  uns  din  liebe  gar  durchfüllet,  so 
werden  wir  gar  reine  von  der  sünden "')  vinster  mit  diner 
gesilite  liebte,  wan  dö  der  heilige  geist,  der  die  minne  hei- 
zet in  heiliger  drivalt,  si  also  gar  erfulte  indewendic  an  der 
seien  und  uzen  an  deme  übe  mit  gnaden,  da  von  sprechen 
wir,  daz  si  dich,  Jesu  Kriste,  enpfienc  von  dem  heiligen 
geiste,  wan  er  mit  siner  kraft  von  ir  überreinem  übe  worhte 
den  menschlichen  lip,  den  du  an  dich  genomen  betest  mit 
einer  reinen  sele.  swie  si  doch  also  gereinet  wa're ,  alse 
diner  muoter  zimelich  was,  so  wart  doch  daz  teil  ires  libes, 
daz  du  an  dich  enpfienge,  also  geiizlicbe  gesundert  von  allem 
sündcnmäl,  als")  diner  gölelichen  reinekeite  wol  gezam,  diu") 
ez  von  anegenge  von  Adame  {hl.   114")   behüetet    helc,    daz 

1)   ati  St.  sl.  2)  inohle  Jelill.  W)   ir  4)   wan,   leer. 

5)  süiider         0)  aller         7)   daz 

3* 


30  BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

ime  tliii  gemeine  angeborne  süiule,  diu  allez  niensdien  küiino 
bevangen  bete,  nibt  genahen  mÖbte.  wan  der  von  nienscb- 
licbem  werke  nibl  ciipfangen  wart,  den  solle  oiicb  nienscb- 
licliiu  schulde  niht  anerben.  der  uns  von  siinden  reinen  solle, 
der  solle  billicli  selbe  gar  reine  wesen.  sin  ewigiu  wisbeil, 
diu  ie  wiste  vvaz  daz  beste  was  und  ist,  diu  hat  unsere  er- 
besunge  also  geordent ,  daz  einz  ienier  an  dem  werke  der 
gnaden  wider  tribet,  daz  vordere  an  dem  valle ,  alse  der 
arzat,  der  wider  ein  iegelicbe  sacbe  des  siecbluomes  git  ein 
arzenie,  diu  da  wider  geliillel.  alse  der  erste  Adam  ane 
siinde  geschaffen  was  von  der  reinen  erden,  alse  ist  der  an- 
der Adam  äne  siinde  enpfangen  unde  geborn  von  der  reinen 
megede.  alse  Eva,  maget  wesende,  daz  obez  az ,  daz  uns 
den  tot  brabte,  alse  enptienc  diu  reiniu  muoler  Maria  magel- 
wesende  des  lebennes  frubt,  dich  berre  Jesum  Krislum,  der 
uns  daz  ewige  leben  geben  sol.  wider  Even  bobfarl  ist  in 
Marien  demuol  gevveliselt ').  Eva  geloubele  deme  slangcn 
(hl.  114'')  wider  gotes  warheit :  Maria  geloubele  deme  en- 
ge! Gabriele  die  göleliche  bolscbaft. 

Swie  du  doch  mohtest  mit  dines  geisles  beinlicher  krall 
gewürkel  haben  in  diner  muoler  swaz  du  wollest,  ane  enge- 
lische helfe,  so  wollest  du  doch  zeigen  da  bi,  daz  du  den 
engel  vor  sanlesl,  daz^)  du  der  engele  beri'e  bist,  deme  die 
engele  bereit  sint  ze  dienende,  als  die  herren  pflcgent  ir  vor- 
holen senden  swa  sie  wellent  herbcrgen.  er  wolle  oucli  die 
reine  maget  vor  mit  der  bolschafl  zuo  deme  gelouben  berei- 
ten gegen  siner  kiinfle.  wan  der  geloube  ist  ein  vorberei- 
lunge  gegen  diuer  gnaden  kunfl.  der  geloube^)  reiniget  daz 
herze  von  nngelouben  unde  bereitet  die  sele  zuo  der  gotes 
kiinfle.  also  der  ungeloube*)  an  Even^)  deme  tiuvele  einen 
wec  gap,  si  ze  vervellende,  so  si  zwivelte  an  gotes  gelü- 
bede,  daz  si  des  lödes  stürbe,  obe  si  daz  obez  a-ze,  alse  gap 
Marien  vester  geloube  deme  heiligen  geisle  einen  wec,  si  ze 
erfüllende  mit  gnaden,  wan  si  ganzliche  geloubele  daz  ir  der 
engel  kunle ,  daz  gol")  daz  mit  ir  tuon  möble  unde  wolle, 
swie  hoch  ez  über   menschliche    nalurc   und    über   {bl.   115") 

I)  Rcwersclt  '-')  ihiz  fehlt.  3)  {jeliMjige  4)  den  ungclobigcn 
5)  ert'ii         ()}  (las  daz  }?. 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSliURG.  37 

aller  ciTairircn  wiirdekcit  \\a're,    daz  si  inagel  wesciidc  kiiil 
ucbiiTC  unde  ^otcs  nuioler  würde. 

Alse  hoch  ir  ^eloube  was  obe  aller  heiligen  geloube, 
alse  vil  wart  si  niere  erfüllet  mit  gnaden  über  alle  creafiiren. 
nnde  wan  ir  leben  luere  des')  des  engeis  was,  deniie  mensch- 
lich au  dem  geiste,  so  was  daz  gefüeger^j,  daz  ir  diu  bot- 
schaft  kfeme  von  eime  engele  denne  von  einem  ^)  menschen  : 
wan  daz  wa^re  niht  zimelich  gewesen ,  daz  der  höchste  rat 
von  gotes  menschlicher  kunft  iemer  ül'  erden  waire  e  kunl 
getan  dennc  der  megede  ,  mit  der  er  solle  erfüllet  werden, 
da  von*)  der  rincverte  hote  Gabriel,  alse  schiere  ime  diu  hot- 
schaft bevollien  wart  von  der  höhen  ratkamer  der  götelichen 
drivalt,  so  ilete  er  si  zelianl  ze  kündenne  froeliche  der  rei- 
nen wirdigen  megede ;  wan  er  wistc  wol  ,  daz  dem  herren 
gach  was ,  daz  er  vorbote  was  zuo  der  verte  unsers  heiles, 
der  in"')  sin  herze  niht  mohte  erlazen  ,  do  diu  zit  was  ko- 
men,  die  sin  ewige  wisheit  dar  zuo  vor  geordent  liete.  der 
engel  zeigete  uns  ouch  da  bi ,  wie  frö  die  (b/,  115'')  heili- 
gen engele  sint  unsers  heiles  und  unserr  eren ,  wan  sie  ni- 
dent  uns  des  niht,  daz  du ,  herre  Jesu  Kriste  ,  hast  mensch- 
liche nature  an  dich  genomcn,  da  mite  dii  uns  für  sie  geeret 
hast,     des  si  diu  hoehste  demuot  iemer  gelohet  aue  ende. 

Diu  zai,  diu  von  der  aptrünnigen  engele  valle  was  ge- 
minret ,  diu  ist  von  der  menschen  erhesunge  erfüllet,  des 
sint  sie  liebez  gesinde  alle  gnezliclie  vrö,  durch  des  men- 
schen heil,  durch  ir  selbes  ere,  durch  irs  herzen  liebe,  in 
versmahet  ouch  niht,  daz  sie  sich  neigent  mit  aller  demuot 
gegen  der  menschlichen  nature  an  unserm  heilaude  Jesu 
Krislö,  der  ir  rehter  herre  ist  und  ir  scliöj)fer,  von  deme  sie 
alle  die  gnade  haut,  die  sie  haut,  und  ere.  ir  fröude  ist  ouch 
vil  genieret  von  diner  menscheit,  herre  Jesu  Kriste,  wan 
zuo  der  götelichen  angesiht,  die  sie  vor  heten  ,  so  hant  sie 
nü  besunder  fröude  von  diner  übererten  menscheitc,  die  sie 
sehent  gehwhet  über  alle  creatüren ,  alse  diu  suiiue  ist  über 
alle  Sternen,  wan  diu  ewigiu  gotheit  hat  alle  die  ere  an  sich 
{ÖL  116')  geleil,  diu  mügelich  ist  ze  enpfahende  der  crea- 
lureu.  gol  gevvorhte  nie  so  edelcs  werkes ,  an  dem  alliu 
sin  wisheit,  sin  mahl,  sin  güete  so  schiubicr  wa-re  unde 
1)  tifiiiie         •^)  gclüf^c         ;{)  uiiicii  i)  vo         5)  sin 


38  BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

so  vöUecliche  an  geleil  alse  an  den  menschen,  der  mit  diner 
ewigen  gotheit  ein  persone  ist  in  der  drivalt.  wie  solte  der 
engel  einen  Herren  versmalien  ,  den  der  himelische  vater  ze 
eime  naliurlichen  sune  ewecliche  erwelet  hat  nach  der 
menscheil?  wan  er  der  ist,  den  er  ewecliche  von  siner  nä- 
liire  inie  selben  ehengelich  geborn  hat  nach  der  gotheit  unde 
der  selbe  warer  got  ist ,  von  deme  der  heilige  geist  kiimet 
eigenliche  alse  von  dem  vater,  der  wärer  got  ist,  unde  mit  in 
zwein  er  ein  gewaltiger  got  unde  Schöpfer  ist  himels  und 
erden  und  aller  geschöpFede  an  der  götelichen  näturen  :  wie 
möhte  mensche  oder  keine  creatüre  groezer  würdekeit  en- 
pfähen  ? 

Aber  wir  armen ,  die  dir  dirre  feren  unde  dirre  liebe 
niht  danken ,  swcnne  wir  siinden,  so  bieten  wir  dir  groze 
smächeit,  daz  wir  die  näture  uneren  an  uns  selber  unde 
swechen  si  mit  der  siinden  (bl.  llß"")  bösheit,  die  du  durch 
unser  liebe  also  höhe  geeret  hast  an  dir  selber,  in  weleme 
gesiebte  der  keiser  eine  frouwe  ze  einer  gemahelen  nimet, 
daz  ziuhet  sich  allez  dcsle  schcLMier  und  deste  hueher  deme 
keiser  ze  eren  unde  ze  liebe,  Avan  ez  allez  da  von  gehoehet 
ist  unde  getiuret.  also  siillen  wir  billiche  die  nälüre  an  uns 
selben  eren  mit  lügenden,  die  du,  himelischer  kiinic  Jesu, 
diner  gotheit  gemehelt  hast ,  daz  diu  zwei  an  dir  ein  per- 
sone sint,  also  diu  eliche  zesamenfüegunge  machet,  daz  man 
unde  wip  sint  ein  lip,  also  ist  diu  göleliche  näture  unde  diu 
menschliche  an  dir,  Jesu  Krisle,  ein  persone  worden,  da  von 
allez  unser  künne  getiuret  ist  unde  gesa'liget. 

Daz  belle ,  da  diu  gemahelschaft  inne  vollebrähl  wart, 
daz  was  der  reine  lip  der  megede,  sancle  Marien ,  von  der 
und  in  der  got  die  menscheil  an  sich  enpfienc  alse  reinec- 
liche  als  ouch  diu  muoter  reine  was  und  alse  dem  heiligen 
geisle  wol  gezam ,  der  die  minneclichen  gemahelschaft  ge- 
prüevetc.  swie  doch  diu  heilige  di'ivall  ungesundert  si  in  ir 
selben  und  an  allen  ir  werken ,  so  git  man  doch  diz  werc 
dem  heiligen  geisle  {bl.  117")  bcsunder.  wan  diz  was  wun- 
derlich von  goles  giiele  unde  von  siner  hu'hslen  minue,  daz 
got  mensche  wart  von  sinen  lüleren  gnaden  äne  alles  des 
menschen  girdc,  wie  möhle  der  vor  gearnel  haben  die  gro- 
zeii   würdekeit,  daz  er  got  sin  solle  und  goles  sun,  der  eine 


BKUDER  DAVID  VON  ALGSBUKG.        39 

stunde  iiilil  vor  gewesen  was  mensche?  wan  alse  suelle 
er  in  der  muoler  libe  ze  menschen  geschöplet  was,  alse 
schiere  w^as  diu  selbe  menscheit  von  der  golheit  enpfaugen 
in  die  einunge  gölelicher  persone. 

Du  geschahen  driu  dinc  u.  s.  w.  {myst.  341,  10  — 16.) 
wan  din  götelichiu  giiele  ist  an  ir  triuwen  alse  stsete,  ze 
sweme  si  sich  mit  l'riuntschefle  geneiget,  daz  si  den  nicnier 
verlal  irhalp ,  si  werde  mit  sündcn  e  von  {bl.  117'')  dannan 
vertriben.  wan  götelichiu  uaUire  ist  alse  reine,  daz  ir  sünde 
niht  genahen  mac.  nnde  swa  sünde  in  Iringet,  da  entwichet 
din  gnade  üz. 

Diu  menscheit,  die  aber  du  an  dich  cnpfangen  hast  ,  da 
hast  du  alle  sünde  also  von  gefreraedet,  daz  nie  nilit  dar  an 
wart,  daz  diu  golheit  dörlte  schiuhen.  dar  unibe  solle  si  ouch 
niemer  von  ir  gescheiden  aller  meist,  wan  diu  menscheit  durch 
der  golheile  liebe  hat  den  tot  willecliche  erliten  ,  den  si  nie 
verdiente,  da  niht  sünden  ist,  da  sol  ouch  ze  rehte  niht 
pine  sin ,  diu  der  sünden  soll  ist.  w  sere  der  mensche  in 
sünde  ^)  niht  gevalleu ,  so  wsere  er  äne  ungeniach  gelebet 
untcetlich.  also  sollest  du,  herre  Jesu  Krisle,  Lilliche  gewe- 
sen sin,  wan  nie  sünde  an  dich  kam  noch  gebürte  noch  von 
selbe  getanen  sünden. 

Wan  du  aber  durch  uns  mensche  geworden  bist,  niht 
durch  dincn  nutz  (wan  din  götelichiu  fröude  ist  ie  geliche 
vollebrahl  in  ir  selber,  diu  weder  abeneraen  mac  noch  wah- 
sen  bcdarl),  so  wollest  du  also  körnen,  alse  du  wistest  daz 
uns  aller  nützest  (hl.  118^)  was.  wan  wir  von  der  sünden 
schulde  in  menige  pine  verslozcn  sint,  dö  wollest  du  die 
sünde  vernitden,  daz  du  uns  da  bi  maulest  die  sünde  ze  vlie- 
hende,  diu  uns  den  schaden  bralil  hat.  aber  wenne  du  für 
uns  bezzern  wollest  dinem^)  valer  unser  schulde,  so  wollest 
du  die  pine  an  dicji  nemen ,  von  willen,  nihl  von  not,  die 
wir  helen  verdienet  an  dirre  welle :  ungemach  uiide  den  tot. 
so  du  unschuldic  unde  gewillecliche  diu  lilest  gole  ze  eren 
durch  die  rehlekeil,  daz  wir  da  mite  erheset  würden  von 
den  süiulcn  unde  von  den  pincn''),  die  wir  mit  sündeu  ver- 
dienet helcn  an  Übe  unde  an  sele. 

Alle   unser   broedekeil    häsl   du    von   willen    an  dich  gc- 

1)  süne         2)  diiien         3)  pineii  J'ehll. 


40        BRUDEH  DAVID  VON  AUGSBURG. 

nomen,  aiie  siecliluom  unde  sünde  und  unwisheit ,  wan  diu 
wreren  uns  niiit  nütze  an  dir  gewesen  und  wseren  dir  niht 
ziinelich.  sit  wir  von  uns  selben  ze  siindcn  bereit  sin  und 
uns  nihi  so  schedelich  gesin  mac  so  siinde,  helen  wir  denne 
der  Sünden  bilde  an  dir  gesehen,  so  siindeten  wir  deste  balt- 
licher, unde  sit  du  uns  von  dinem')  vater  (Z»/.  118^')  gcsant 
bist  ze  einem  lera'r  der  hinielischen  hovezuht,  ze  eime  volle- 
hrfibten  bilde  aller  tugende  und  aller  heilikeit,  so  getürsten 
wir  dir  niht  sicherliche  volgen  an  allen  dingen,  obe  wir  Sün- 
den valles  an  dir  verstehen.  unde  so  du  ze  forderst  dar 
unibc  bist  durch  uns  mensche  worden  ,  daz  du  uns  von  den 
Sünden  reinelest,  wie  möhteu  wir  gar  von  dir  gereinet ^) 
werden,  du  enwa-rest  ouch  selbe  gänzliche  von  allen  sünden 
reine?  unwisheit  wtere  uns  ouch  an  dir  gar  schedelich  ge- 
wesen, wände  wir  möhtcn  dir  ouch  deste  niinre  geloubet  han 
unde  deste  vörhtedicher  gevolget,  so  wir  wanden,  daz  du 
lihle  des  wsegesten  uns  niht  gewisen  kündest. 

Du  soltest  ouch  groziu  dinc  tuon,  da  mite  alliu  diu  werc 
vollebraht  würden,  diu  din  ewigiu  wisheit  vor  geordent  hete, 
diu  an  des  menschen  erloesunge  alliu  hiengen  und  äne  diu 
weder  himelriche  noch  ertriche  möhte  vollebraht  werden, 
dar  zuo  bedürftest  du  grozer  unde  vollebrahter  wisheit.  du 
bist  dines  vater  ewigiu  wisheit,  (bl.  119")  mit  der  er  alliu 
dinc  geordent  unde  gemachet  hat.  dar  umbe  zam  nienian 
baz  der  alliu  dinc  vollebrahte  alse  dir,  der  sie  ouch  üf  ge- 
leit  bete  unde  von  anegenge  begunnen  hete. 

Ein  iegclicii  hoch  werc  bedarf  alse  wol  höher  wisheit, 
daz  ez  nfich  siner  ahte  vollebraht  werde ,  alse  dö  ez  zem  ^) 
ersten  uf  geleit  wart,  der  ez  ouch  von  erste  üf  leite  ,  der 
weiz  aller  beste,  wie  erz  voUebringen  sol.  dar  umbe  ist 
daz  gevellic  gewesen,  daz  du,  der  dines  vater  wisheit  bist, 
selber  habest  daz  werc  bestanden,  da  mite  alliu  dinc  besloz- 
zen  unde  vollebraht  siut  nach  ir  ahle  unde  nach  ir  wirde. 
wall  ouch  der  liuvcl  nilit  mit  gewalt  den  menschen  überwant 
niuwau  mit  listen,  da  von  was  daz  gefüeger,  daz  der  sun, 
der  diu  wisheit  heizet,  mensche  würde  unde  des  viendcs  list 
mit  listen  ze  überwinden'')  ka-me  denne  der  vater,  der  diu 
kraft   oder   gewalt    heizet   in  der  drivalt.     ez  ist  ouch  zime- 

])  (liricii  '!)  gcrciH't         '^)  diMii  4)  uborwuiulc 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  41 

lieber,  daz  der  sun  den  valer  bite  unibe  den  menseben  denne 
der  vater  den  sun.  der  vater  sol  den  sun  minnen  und  er- 
hoeren,  der  sun  smen  vater  (hl.  119"')  eren  unde  zarleclicbe 
vleben.  swie  aber  din  golheit,  Jesu  Krisle,  si  ebenher  und 
ebengewaltie  ^)  dinem~)  vater,  daz  si  nibt  vleben  darf,  so 
bist  du  docb  nacb  diner  nienscbcite  vlebende  umbe  den  men- 
seben, die  dii  durcb  in  enpfangen  bäst,  unde  näcb  der  got- 
beit  bist  du  gewerende  mit  dem  vater  unde  mit  dem  beiligen 
geiste.  da  bitest  unde  gist:  da  von  nacb  diner  bete  muoz 
geweren  nacb  volgen. 

Nim  uns,  berre ,  in  din  gebet,  erwirp  uns,  berre,  die 
gnade,  durcb  die  du  unser  fiirspreebe  hast  geruoebet  werden, 
du  wollest  an  dich  nemen  toellicbe  unde  pinlicbe  nfilure,  daz 
du  uns  unser  ungemach  da  mite  senflertest,  wan  so  wir  dich 
sehen  ^)  in  erbeiten ,  der  nie  erbeit  verschuldete ,  unde  daz 
du  für  uns  schuldigen  erliten  hast,  daz  wir  von  rehte  liden 
sollen  ,  tot  unde  arbeit,  so  dunket  uns  unser  ungemach  deste 
ringer,  wan  du  unser  geselle  bist  in  semelichem  ungemache, 
wan  den  armen  troestet,  so  er  icman  bat,  der  im  in  sime 
kuniber  und  ungemache  kan  [hl.  120^)  gelonbic  sin;  unde 
der  guote  riltcr  claget  sine  wunden  nihl,  so  er  den  kiinic 
ane  sibt,  der  durch  in  mit  ime  verwundet  lit.  betest  du 
uns  arbeit  geboten  unde  betest  selbe  nibt  ungemach  erliten, 
so  murmelte  unser  ungedult  wider  dich,  waz  dii  uns  wizest, 
so  du  uns  uf  leitest  des  du  selber  nibt  liden  wollest. 

Nu  bist  du  vor  an  daz  seil  getreten,  arbeit  und  unge- 
mach, daz  wir  deste  willeclicher  dir  nach  gen  und  ouch  daz 
wir  dir  deste  baz  gelrüwen,  daz  du  bi  dir  selber  künnest 
den  gelouben,  die  in  ungemacbel  ringenl,  wan  du  des  Iran- 
kes  ouch  versuochel  hast ,  unveischuldet  dinhalp.  dar  umbe 
geruochlest '*)  du  ouch  arm  werden,  du  aller  welle  hßrre,  uiul 
eine  arme  muoler  dir  uz  allen  frouwen  erkiesen,  daz  die  ar- 
men iht  wanden,  daz  sie  dir  versmabelen  ze  diena-ren  alse 
die  rieben  der  weite  spulgent")  die  armen  versmahcn.  du 
wislest  wol,  daz  diu  merre  schar  diner  diener  alle  nibt  riebe 
möliten  sin,  unde  du  wollest  dich  in  gelicb  machen  {bl.  120'') 
an  der  arujuot,    daz  sie  deste  sieben"  wieren  gegen  dir,   daz 

I)  myst.  339,  8.  2)  diiieii  3)  seliciü  4)  gciiiclicst 

5)  mtjst.  326,   11. 


42  BRLUEH  DAVID  VON  AUGSBURG. 

du  ir  gnade  hetest  iinde  ruoche.  du  wollest  oucli  die  riehen 
da  mite  demiieligen ,  daz  sie  iht  wanden'),  daz  sie  dir  von 
irre  hohen  wise  desle  werder  wjeren ,  alse  sie  under  einan- 
der sint.  du  bedarft  irre  herschefte  niht,  du  bist  selbe  allez 
des^)  du  bedarft  ze  gewalte  unde  hertuome.  dii  weitest  in 
euch  zeigen  an  dir,  daz  diu  rehte  sielikeit  niht  au  weltlichen 
ereu  lit  noch  an  irdenischem  guote  noch  au  zergeuclichem 
geliicke  des  libes ,  niuwcn  an  den  tugenden  der  sele^)  und 
an  den  tugenllichen  werken  und  au  den  götelichen  gaben,  da 
von  man  dir  gelich  wirt  in  denie  geiste.  da  von  weitest  du 
niht  haben  der  weite  guoles  äne  die  baren  lipuar,  daz  sich 
die  armen  niht  deste  unsa^liger  diuhteu,  ob  sie  arm  siut, 
wan  so  miigent  sie  indewendic  so  vil  deste  sseliger  sin  au 
der  sele,  so  vil  sie  zuo  dir  uzen  gelicher  sint  au  der  willigen 
armuot.  wan  so  vil  so  sich  ein  iegelich  mensche  mer  vli- 
zet  dinem  lebenne  ze  gelichende  an  menschlichen  tugenden, 
so  er  ie  vöUeclicher  teilhaft  wirt  der  ewigen  sajlikeit  au 
{hl.   12P)  diuen  götelichen  fröudeu. 

W  ilent  in  der  alten  e  dühten  die  riehen  sich  sa;liger,  do 
man^)  dir  diente  umbe  irdenischen  Ion,  des  milchricheu  lan- 
des  ze  Jerusalem,  e  daz  daz  himelriche  wäre  üf  getan,  nu 
bist  dii  konien  unde  hast  den  himelsliizzel  mit  dir  bräht  üf 
ertriche  unde  hast  die  himelporte  erslozzen ,  daz  unser  ge- 
runge  nütze  si  dirre")  hinüfstige  (?),  diu  vor  lac  an  irde- 
nischer  liebe ,  unde  daz  wir  daz  ertriche  versmähen ,  da  ^) 
uns  diu  begirde  nider  ziubet  von  dir.  wan  der  vogel  mac 
niht  hohe  vliegen,  ob  ime  die  vetiche  mit  lielemen  beklcibet 
sint.  also  muoz  der  mensche  sich  eutslaheu  von  aller  irde- 
uischer  liebe,  der  höhe  zuo  dir  über  die  weit  in  die  himeli- 
schen  lüterkeit  vliegen  wil.  so  sich  ein  iegelich  geist  ie  ge- 
ringer machet  von  der  anehaftunge  aller  irdcnischer  dinge, 
so  er  ie  hoher  gefüeret  wirt  über  die  erde  in  die  himelischeu 
wüuue ;  und  so  ime  der  erde  ie  mer  aue  haftet  in  der  liebe, 
so  er  ie  tiefer  under  die  erde  gescuket  wirt  in  die  helle- 
scheu gruoben.  da  von  lertest  du,  daz  mau  gerne  arm  wtere 
durch  daz  himelriche,  wau  die  riehen  miigent  miieliche 
{hl.  121'')  dar  komeu,  wan  in  diu  liebe  des  irdenischen  guo- 
les die  begcruugc  nider  ziulict   von    deme    himele ,    wau    daz 

1)  wadcnt  'l)  das         3)  .seien         4)  inen         5)  dir         ö)  daz 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.        43 

goll  *)  ist  lililer  ze  versniahende  so  man  sia  nilit  hat,  denne 
so  man  sin  vil  hat.  der  dem  beche  verre  ist,  der  beiiiietel 
sich  desle  lihter,  daz  ez  im  iht  an  klebe,  der  aber  vil  an- 
klebendes beches  hat,  der  brennet  deste  vester,  so  er  zuo 
dem  fiure  kuraet. 

Da  vor  wollest  du  uns  schirmen  mit  diner  gelriuwen 
lere  unde  wollest  uns  die  lere  vor  tragen  mit  dem  bilde,  daz 
si  uns  deste  anminner^)  w«re^).  du  wollest  uns  ouch  zei- 
gen dine  kraft  dar  an  u.  s.  w.  {nijjst.   341,   17 — 342,  7). 

Waz  dunkel  vor  der  welle  leerlicher  denne  von  rich- 
tuome  ze  armüete  werden  willecliche  ane  alle  not  und  äne 
sin  selbes  nulz,  unde  von  grozem  gemache  zuo  dem  grneslen 
ungemache  unde  von  den  hoehsten  eren  zuo  der  groeslen 
smacheit?  daz  ist  den  ein  gröziu  torheit,  die  dir  dirre  liebe 
undancna-me*)  sinl.  die  aber  rehle  bedenkenl ,  waz  rehliu 
ganziu  niinne  nuic  tuon  unde  liden  durch  friundes  not  unde 
helle,  die  erkennent,  daz  din  armuot  nihl  ze  unwerde  ist  an- 
geleit,  diu  uns  niht  alleine  von  noelen  ze  grozen  soelden  ko- 
men  ist,  si  hat  joch  (bl.  123")  so  getane  liebe  erwecket  in 
allen  guoten  herzen  gegen  diner  niinne,  daz  wir  iemer  desto 
willeclicher  müezen  sin  dir  ze  dienenne  und  allez  daz  be- 
reiter sin  ze  luonne  unde  ze  lidenne,  daz  din  wille  und 
6re  ist,  unde  cwediclie  dich  mit  ganzen  triuwen  ze  minnenne 
unde  l'roeliche  ze  lobenne. 

Du  begerst  nilit  so  vil  von  uns,  daz  wir  dir  dienen 
(wan  du  nilites  bedarft) ,  wan  daz  wir  dich  minnen,  wan 
daz  ist  unser  oberstiu  sa'lde ,  so  man  ein  icgelich  dinc  ie 
mer  minncl,  so  man  ie  grnezer  fröudc  unde  woUust  dermile 
hat.  dar  umbe  daz  uns  deste  baz  mit  dir  werde  unde  desle 
groezer  iröude  an  dir  beten  unde  manicvalliger  wünnc,  so 
wollest  du  allez  daz  tuon  unde  lidcn  durch  uns,  da  von  wir 
dine  liebe  zuo  uns  vöUeclicIier  erkanlen  unde  da  von  wir 
dich  billicho  von  allem  dem  ,  daz  wir  künnen  unde  mügen, 
geuzliche  liep  li(^lcn.  der  niht  wider  danken  wil,  dem  ist 
undanc  swaz  man"')  ime  ze  liebe  luot.  der  aber  ein  gelriu- 
wez  herze  hat,  dem  ist  daz  ein  wiinne,  so  man  in  mit  minnc 
twinget   ze    widerminnen.      (bl.    123')    da    von    so   will    du 

1)  got  die  lis.   oder  guoi  ?       2)  liehliclier.       3)  wcreiil       4)  vijist. 
331,  33.  5)  men 


44        BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

üucli ,  (Jaz  wir  durch  dicii  tiion  unde  lideii ,  alse  du  durch 
uns  getan  hast'),  daz  uns  da  von  wahse  unzwivelhafligiu') 
fröude,  so  wir  dicIi  alleine  fröude  unde  sa^lde  hau  von^)  demc 
guote,  daz  du  uns  getan  hast  mit  dinen  triuwen ,  joch  dar 
über,  daz  wir  dir  dine  triuwe  etewenne  vergolten  hän  ,  daz 
wir  dir  etelichen  dienest  unde  ere  hin  wider  erboten  hau 
und  etewaz  durch  dich  alse  du  durch  uns  erliten  haben,  der 
mir  vil  guotes  unde  liebes  unde  triuwen  erzeiget  hat ,  swie 
wol  mir  sin  minne  unde  min  gefuore  tuo ,  so  ttete  ez  mir 
doch  verre  baz ,  möhte  ich  ime  wider  iht  liebes  getuon  und 
erzeigen  unde  ze  dienste  werden. 

Diz  ist  diu  andaht  unde  din  sin ,  so  dii  uns  wol  tuost 
unde  so  du  dienest  von  uns  vorderst,  daz  duz  uns  allez  ze 
nutze  wider  kerest.  daz  *)  ist  din  fröude  von  uns ,  daz  uns 
wol  geschehe  in  allen  wis.  da  von  genüeget  dir  niht  da 
mite,  daz  du  uns  ze  gemazen  wilt  haben  diner  wünnen ,  du 
woltest  uns  ouch  ze  gesellen  haben  diner  ercn.  welich  mei- 
ster  ein  höhez  (bl.  124'')  werc  voilebringet,  alse  sine  jun- 
gern wellent  des  getiuret  sin ,  daz  mit  ir  belle  ein  so  edel 
werc  erziuget  ist.  also  würkest  du  an  dinen  erweiten 
daz  edelste  werc  der  ewigen  glorjen.  unde  daz  sie  die  ere 
mit  dir  haut  ewecliche,  so  wilt  dii,  daz  sie  ir  williger  erbeit 
etewaz  dar  zuo  erbieten  unde  daz  sie  sich  zühtecliche  ge- 
riiemen  mügen,  daz  mit  ir  helfe  ein  edel  werc  vollebraht  si. 
des  möhte  niht  so  vöUecliche  gewesen  sin,  obe  dii  den  men- 
schen äue  vrie  willekür  gemachet  betest^),  alse  ander  creä- 
tiire ,  die  weder  guot  künnent  noch  übel  luon  von  der  na- 
türe  trancsal"). 

Also  geruochest  du,  almehtiger  herre,  der  niemannes 
helfe  bedarf,  uns  armen  ze  heller  hän ,  daz  wir  din  genoze 
mügen  sin  an  den  ereu,  so  wir  dir  ze  unserm  heile  mit 
guotem')  willen  helfen,  also  daz  wahs*^),  daz  sich  wol  bern 
lat  unde  würken,  daz  strichet  man,  ez  helfe  deme  menschen 
würken.  das  guote  wahs'')  ist  der  gevolgele  guote  wille. 
daz  übele  wahs  ist  daz  herze  unde  der  wider  strebende '") 
wille,  da  man  niht  guotes  unde  reines  iiz  (/j/.  12i'')  gewür- 
ken    mac.     nii  hast  du    alle    die   liste   erdaht,    wie    man   daz 

1)  hesl  2)  zwirdli.  z«  ivalligiu?  S)  vfi  ?  4)  da  5;  hcsl 
0)  uii/xi.  372,  23.         7)  giileii         cS)  was         9)  was         10)  sLerLeude 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  45 

iibcle  walis  gtiot  inadie ,  uudc  wie  diu  herlen  herzen  weich 
werden*)  mit  der  gewaren  niinne,  iinde  bist  unser  genoz 
worden  an  menschlicher  natilre ,  daz  wir  dine  genozen  wür- 
den an  göteh'cher  wünne.  der  ewigen  sunnen  schni  het  sich 
her  nider  geläzcn  zuo  uns  //.  s.   w.  {myst.  S42,  8 — 33). 

Die  engele  lobeten  unde  kunten  uns  die  zwiveitige  ge- 
hurt, do  sie  sungen  'ere  in  deine  hrehsten  gote  urabe  die 
göteliche  ewige  gehurt  von  dinem^)  vater,  des  ere  du  bist, 
und  an  der  erde  vride  den  menschen  guotes  willen/  wan 
diu  menschlichiu  geburt  ist  uns  ein  Urkunde  des  vrides  unde 
ganzer  suone ,  obe  wir  guoten  willen  haben  dir  ze  gelou- 
benne  unde  ze  dienenne  von  rehter  niinne.  unde  wan  sie 
vrö  sint  unserer  sajlden  unde  daz  wir  genöze  worden  sin^) 
an  der  hinielischen  wünne,  dar  umbe  ilten  sie  uns  die  fröude 
künden,  daz  du  uus  geboren  wahrest,  ein  heilant  der  welle, 
mit  dem  die  nidersten  unde  die  h(ßhsten  vereinet  sint  mit 
minne.  wan  dii  uus  gesaut  bist  von  dem  hinielischen  vater 
ze  eime  lera^r  u.  s.  w.  {vvjst.  342,  33  —  333,  17). 

Dii  wollest  den  versniahelen  hirlen  e  kunt  wei'den  denne 
den  hohen  fürslen,  daz  wir  sieben,  daz  die  hie  in  selben 
versmähet  sint  daz  die  vor  dir  die  vordersten  sint,  unde  die 
der  welle  wclleiil  wert  sin ,  daz  dir  die  hie  die  hinderslen 
sint.  —  daz  du  dich  lieze  besniden,  da  merken  wir  ouch 
dine  dcmuol  an  unde  lernen,  mit  welhem  vlize  wir  sünder 
gotes  gebot  behalten  sülIen ,  da  mite  wir  werden  sündelos, 
Sil  du  selbe,  gotes  sun  ane  sünde,  daz  gebot  behalten  hast, 
daz  den  sündern  wilent  was  gegeben  für  die  gemeine  ange- 
borne  sünde,  diu  von  Adames  valle  {hl.  127")  an  geerbel  was. 

Die  drie  wisen  von  oslerlande,  die  dir  ir  wisat*)  brah- 
len,  die  die  ersten  von  der  heidenschafl  dich  erkanden ,  do 
du  mensche  weere  üT  ertriche  geborn,  leren  uns,  obe  wir 
dich  vinden  wellen  mit  in,  daz  wir  dem  slernen  volgen  unde 
goll  unde  wirouch  dir  ze  willekume  bringen,  der  slerne  ist 
der  geloube,  der'"')  uns  zuo  wisel  zuo  dir;  daz  golt  diu  guo- 
ten werc;  daz  wirouch  diu  wäre  minne;  diu  mirrc  gedult 
in  ungemache.  ane  disiu  kumet  niemau  für  diu")  angesihte, 
wan     niciiian    sol    lare    vor    dir    erschinen.      den    geloubigen 

I     werileot  2)  dinen  3)  siiil  4)  wisat  vcvgl.   habsbuvy;. 

iirbaibucli  s.  365.         5)  daz         G)  diiic 


46  BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

süllent  diu  werc  zieren ;  diu  minne  sol  innän  daz  herze  en- 
zünden,  daz  üzwendige  werc  lebelich')  sin,  niht  slewie^j  als 
eines  touben  bilde,  in  ungeniache  sol  man  gedultic  sin  daz 
uns  joch  der  tot  nilit  von  dir,  Jesu,  gescheide.  daz  du  vor 
Herode  in  Egiptuni  fluhe  u.  s.  lo.  {myst.  343,  18—23). 

V^on  dinen  kintlichen  getiTten  woltest  du  uns  nilit  vil 
läzen  sehriben  niuwan  demüetige,  underta^nige  an  ^}  üfnemen, 
swie  du  doch  in  dir  selben  vollekonien  wärest  in  diner  kint- 
heit,  alse  du  liiute  bist  an  wisheit  und  an  tugenden.  alse 
din  gebot  ewecliche  voUebralit  ist  an  allen  dingen ,  also  was 
din  menscheit  an  allen  tugenden  vollebräht  von  der  stunde 
dö  du  in  diner  muoter  enpfangen  würde. 

Du  wollest  uns  aber  leren,  daz  kintliehiu  und  unvolle- 
bräbti  uwerc  niht  sint  ze  verma?rende  unde  daz  wir  unvolle- 
komenen  noch  lernen  siillen  unde  vragen  die  eitere  unde  de- 
miietecliche  unseren  meisteren  gehörsam  sin ,  alse  du  Josebe 
unde  diner  muoter,  unde  vlizen^)  uns,  wie  wir  ÜF  nemen  an 
den  tugenden  als  an  den  jären.  waz  du  grozer  dinge  ange- 
vangen  betest  vor  drizic  jaren,  daz  eins  mannes  alter  ist, 
{bl.  128'')  daz  beten  ungeloubiger  böchvertiger  liute  herzen 
für  kintheit  gezalt,  wan  mannes  werke ^)  zimet  wol  mannes 
alter,  unde  der  ein  lera^r  sin  sol,  der  sol  e  wol  geleret  sin, 
daz  man  ime  geloube.  du  woltest  ouch  niht  langer  beiten, 
daz  man  ibt  gedachte,  dii  vristelest  ez  von  zageheit. 

Daz  Johannes  von  dir  brediete  unde  toul'te,  da  mite 
warnete  er  unde  bereite  der  liute  herzen  diner  künl'le,  daz 
sie  dich  erkanten  unde  wirdecliche  dich  enpliengen,  dem  ein 
so  grozer  man  so  hoch  urkünde  gap,  daz  du  wjirer  goles 
sun  wa'rest ,  daz  du  von  ime  getoul'et  woltest  werden ,  alse 
ander  arme  liute  unde  sünder,  da  lertest*^)  du  uns  mite,  daz 
die  heiligen  liule  etewenne  niht  versniahen  süllent  ze  vol- 
gennc  armen  Hüten  guoter  bilde,  swie  sie  doch  mügent  noch 
hffiheriu  dinc  voUebringen  ,  unde  daz  sie  von  sünde  grozen 
prieslereu  niht  verwidern  ^on  ir  sünden  gehivset  werden  mit 
dem  heiligen  sacramente,  sil  du  reinez  goles  lamp,  der  aller 
der  welle  sünde  weschest,  woltest  von  dinem  knehte  {bl.  128'') 
geweschen  werden,    der   weschennes  niht  bedörlle.     mit  der 

1)  mi/st.  376,  40.  2)  myst.  320,  35.  3i8,   10.  3)  vfi  ? 

4)  vlisenl         5)  «erc         6)  leresl 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG,        47 

beriierunge  dines  reinen  libes  hast  du  geheiliget  daz  wazzcr 
und  hast  allen  wazzern  geben  die  kraft,  daz  sie  die  seien 
indewendic  von  sünden  weschen  in  dem  loufe,  alse  daz  waz- 
zer  uzen  den  lip  weschel. 

Ze  dincni  toule  wart  uns  diu  heilige  göleliche  drivalt 
zem  ersten  geoffent,  do  der  valer  in  den  eren*)  stimme  unde 
der  heilige  geist  in  der  tüben  gelichnisse  über  dich  waren 
golcs  sun^)  Urkunde  gap,  unde  der  himel  über  dich  wart  üf 
getan,  der  vor  versperret  wart  allen  menschen  durch  die 
sünde.  von  dinen  gnaden  werden  wir  von  sünden  geweschen 
in  dem  toule  unde  gotes  kint  geheizen  unde  diniu  gelide  ge- 
zalt  und  enpfahen^)  den  heiligen  geist  unde  der  himel  wirt 
uns  üf  getan,  disiu  dinc  gist  du  uns  in  dem  heiligen  toufe, 
daz  wir  sin  des  vaters  kint ,  des  sunes  gelit ,  des  heiligen 
geisles  wonunge ,  des  hinielriche  erbe  unde  daz  wir  lidic 
werden  von  des  tiuvels  gevancnisse  unde  von  der  sünden 
banden  und  dem  hellefiure.  e  daz  daz  du  {bl.  129")  mensche 
würdest  do  hiez  ez  diu  zit  des  zornes,  wan  nieman  was  so 
heilic,  der  der  helle  möhte  engan  so  er  stürbe,  sit  du  uns 
ZUG  komen  bist,  so  ist  diu  zit  der  gnaden  hie,  wan  uns  mit 
dir  unde  von  dir  alliu  gnade  komen  ist.  daz  zeiget  ouch 
diu  abenemunge  der  sünden ,  diu  geschach  wilent  hertecliche 
unde  vollebrahtecliclie  mit  der  besnidunge'*),  wan  si  nam 
die  sünde  abe  unde  loste  doch"')  nibt  zehant  von  der  helle*'). 
aber  nu  weschet  der  touf  die  sünde  senfteclichen  abe  unde 
völlecliche,  also  der  zehant  stürbe,  daz  er  zehant  ze  hi- 
mele  fücre. 

Diu  erkantnisse  ist  ouch  uns  nii  offenlicher  geben  denne 
wilent,  niht  alleine  von  diner  menscheit,  joch  von  diner 
6wigen  golhcit  unde  von  der  göleliclicn  drivallikeit.  da  von 
künde  dich  der  mensche  niht  alse  herzecliche  geminnen ,  do 
er  dich  so  völlecliche  dannoch  niht  erkanle.  sie  erkanlen 
wol,  daz  du  ein  schöpfer  bist  gewaltiger  aller  dinge:  sie 
waren  aber  noch  niht  iiinan  worden,  daz  du  ane  diner  eren 
schaden  dich  so  gedeiiiüeliget  hast  und  unserr  naUirc  genoz 
worden  bist  (hl.  129')  und  uns  mit  dirae  lodc  erhrsct  hast 
durch  unser  liebe,     sie  geloubeten^)  wol,  daz  du  ein  ßwiger 

1)  in  (lein  döiie  der?  in  da^neuder?  2)  sun  J'eliU.  3)  eiiliaiieri 
/i)  besnidnngen         5)  dich  G)  heilen         7)  gelol)enl 


48  BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

got  bist  einvaltiger  an  diner  nätrire  iinde  voUebrähter :  daz 
aber  diu  sele,  gollich  einvalt,  drlvallic  si  an  den  persönen, 
daz  künde  joch  der  geloube  gemeine  nilit  verslan ;  liitzel  di- 
ner heinlicheu  friiinde  den  duz  olfentesl  in  des  heiligen  gei- 
stes  lere. 

Sie  erkanten  dich  von  dinen  werken  an  der  geschöpfede 
aller  dinge,  alse  klein  aber  alliu  dinc  sint  wider  dich,  alse 
tunkel  ist  diu  erkantnisse  von  der  creatiire  wider  die  von  dir 
selber,  swie  niht*)  lioehers  si  über  menschen  sin,  denne 
dich,  herre  got ,  erkennen  in  diner  gotelichen  drivalt  und  in 
diner  ungezalten  einvalt,  so  ist  doch  Kristen  geloube  niht 
redelichers  ze  verstände,  denne  die  selben  warheit.  sit  wir 
gelouben,  daz  du  got  bist  alleine  und  also  voUekonien  an 
allem  guote,  daz  niht  bezzers  sin  möhte,  so  bist  du  alse 
mehlic  und  alse  wise  und  alse  guot,  daz  des  niht  merre 
möhte  sin  (wan  diu^)  maze  ist  äne  maze),  so  sehen  wir  wol, 
daz  din  wisheit  unde  diu  mäht  unde  din  güete  an  dir  niht 
miiezic  {hl.  130")  sülleut  sin  ,  dii  envollebringest  alse  hohiu 
dinc,  alse  du  mäht  unde  kanst.  diu  sint  ouch  diu  besten, 
wan  deme  besten  zimet  daz  wol,  daz  er  daz  beste  aller 
förderst  unde  mit  dem  höchsten  vlize  voilebringe,  daz  mac 
den  andern  creätiiren  niht  geschehen.  wan  alliu  creätüre 
ist  mit  zil  unde  mit  maze  umbegrillen,  unde  möhtestu  niht 
mere  denne  andere  creätüren  wirken ,  s6  wa^e  din  gewalt 
unde  din  wisheit  in  maze  begriffen,  wan  diu  creaturen,  alse 
dich  diu  rehte  wisheit  leret,  mahl  du  niht  mere  geminnen^) 
denne  nach  ir  wirdekeit.  diu  ist  ouch  ma'zic.  daz  ist  wis- 
lich  n)innen  ein  iegelich  dinc,  weder  mere  noch  miure  denne 
nach  siner  wirdekeit.  da  überlriffet  din  mäht  unde  din  wis- 
heit unde  diner  güete  minne  alle  creatiire  an  allen  dingen, 
mer  denne  alliu  diu  weit  si  gegen  einer  mihven  ^).  JKTtest 
du  denne  minner'')  niaht  unde  wisheit  unde  minne  denne  du 
an  die  creätüren  mahl  gelegen,  obe  ir  nu  Joch  nianic  tüsent- 
slunt  mere  würde,  so  wa're  din  mahl  unde  din  wisheit  unde 
din  minne  alze  kleine  worden,  oder  din  hohiu  {Ol.  130')  mahl 
unde  wisheit  unde  minne  wajre  nach  dem  groeslen  ^)  teile  müe- 
zic  an  dir  und  alse  man  sprechen  möhte  üheric  odci'  unnütze. 

1)  nibl  niht         '2)  die   .  diu?  ;{)  gewinnen  i)  vey'g/.  mi/sf. 

321,  2;>.         5)  niinnen         (i)  grosen 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.        49 

Des  sol  aber  nihl  sin,  daz  des  besten  ihl  niiiezic  oder 
unnütze  gesin  mac.  ez  wsere  ouch  niht  zimelich  gewesen, 
daz  du  vor  dem  anegenge  dirre  weite  müezic  wserest  gewe- 
sen eweclicbe,  din  mäht,  diu  wisheit  unde  din  giiete  bete  sieb 
geüebet  an  den  dingen,  da  diner  wirdekeit  zimelich  wajre. 
sit  nu  daz  an  keiner  creätüre  was  noch  möbte  sin,  so  rauoz 
ez  sin  an  dir,  berre  aller  geschöpfe.  an  dir  selbe  lit  din 
oberstiu  mäht  unde  wisheit  unde  minnc,  diu  nie  müezic  wä- 
ren an  dir  eweclicbe,  e  du  ie  ihl  geschüefcsl,  daz  du,  berrc 
himeliscber  vater,  dincn  einbornen  *)  hast  geborn  dir  eben- 
ewic,  ebenher  an  allen  dingen,  unde  du  unt  din  naliurlicher 
sun  deme  heiligen  geiste  gelicb  eweclicbe  von  iuwer  natiire 
gewaltediche  bringent  iu  beiden  ebenewic  und  ebcngewallic 
an  allen  dingen,  der  iuwer  beider  minne  ist  unde  fröude  unde 
gesellscbaft  und  einungc ,  wan  er  von  iu  beiden  {bl.  IST) 
kreftecliche  unde  süezecliche  fliuzet,  alse  diu  minne  von  den 
waren  minna'ren ;  wan  swä  minne  ist,  da  mac  niht  minre 
sin  denne  driu :  der  minnende,  der  geminnele  unde  diu  minne 
zwischen! -)  iu  beiden. 

Diz  ist  uns  gezeiget  ze  dinem  toufe ,  lieber  hßrre  Jesu 
Kriste,  do  din  vater  von  bimele  in  der  stimme^)  sprach  zuo 
dir  'du  bist  min  lieber  sun,  in  deme  ich  mir  wol  gevalle'*). 
wan  daz  liebeste,  daz  er  ie  gewan,  daz  bist  du  irac  mit  dem 
heiligen  geiste.  in  dir  gevellet  er  ime  selben  wol ,  wan  er 
an  dir  daz  hoehste  lop  hat,  daz  er  mohte  unde  mac  eweclicbe 
äne  sin  selbes  wandelunge  einen  sun  gebern ,  der  sin  gelicb 
ist  an  allen  cren ,  in  dem  er  sich  selben  ersihet  als  in  einie 
voUekomenen  bilde,  du  bist  der  liebte  Spiegel  unde  dins  va- 
ter erenschin  unde  siner  subslancien  eigenlichiu  gelichnisse 
und  ein  Icbendcz  exemplar,  mit  dem  unde  in  dem  din  vater 
alliu  dinc  gemäht  hat;  unde  von  dir  iuwer  beider  beilig  geisl 
alse  vöUecIiche  vliuzet  alse  von  dinem  vater,  unde  daz  selbe 
häst^)  du  von  dinem"')  vater,  daz  din  mäht  iht  minre  schine 
denne  dines  {bl,   131°)  vater. 

Der  vater  ist  der  brunne  unde  der  ursprunc  des  götc- 
iicbcn  lluzzes;  der  sun  ist  alse  daz  rivier^;  unde  der  bacb 
der  von  dem  brunnen  lliuzct;    der    heilige   geist   ist  alse  der 

1)  din  eiiiborner  2)  zvvifsent  W)  stiiiiiiicn  4)  gevolleii 

5)  best         6)  (linen         7)  riiier 

Z.   F.   D.   A.   IX.  /« 


50  BlUDER  DAVID  \  ON  AUGSBURd. 

se  der  von  dem  briinnen  unde  von  dem  riviere  fliuzct.  der 
vater  ist  daz  anegenge,  der  sun  daz  millel,  der  heilige  geist 
daz  zil  des  göleliclieu  fluzzes ,  wan  daz  oberste  guot  mac 
nihi  an  stele  gestfin  also,  ez  enteile  sich  und  erbiete*)  sich 
ze  niezende  unde  ze  würkende  daz  beste,  und  wan  enkein 
creälüre  begrifenlich  beviihic  ist  genzliche  des  nutzes  unde 
des  gewürkes,  daz  diu  oberste  mäht  unde  güete  unde  wis- 
heit  ist  unde  bringen  mac,  diu  niht  miiezic  sin  mac  unde  diu 
ewecliche  vor  allen  creätüren  e  was ,  so  muoz  si  sich  in  ir 
selber  ergiezen  wunderliche,  daz  der  vater  dem  sune")  von 
siner  substancien  ewecliche  gebernder  mite  teile  die  wünne 
unde  die  fere,  diu  er  selber  ist  unde  die  nieman  wan  got 
beväheu  möhte ,  unde  daz  der  sun  mit  deme  valere  den  hei- 
ligen geist  von  ir  beider  subslancie  ewecliche  bringe,  deme 
sie  mite  teileut  die  {bl.  132')  wünne  unde  die  ere,  die  sie 
ime  selben  ewecliche  habent,  die  enkein  creatüre,  diu  got 
niht  ist,  begrifen  unde  bevahen  möhle. 

Swie  wir  diz  heizen^)  einer  bände  gewürke,  daz  -ist 
doch  unrehte  gesprochen ,  wan  got  ist  diu  ewige  ruowe  in 
ime  selber  unde  diu  unwandeUe  staHekeit  ie  unde  iemer. 
uns  gebristet  worte ,  swä  wir  von  götelicher  naliire  reden 
siillen.  allez  daz  got  in  ijue  selben  ist,  daz  ist  sin  ewigez 
unde  sin  nätiurlichez  wesen.  da  ist  enheiu  bewegunge  noch 
müege^).  wan  aber  got  aller  dinge  oi-denunge  ist,  so  ist  er 
ouch  in  im^)  selber  aller  geordentest.  wrere  der  göteliche 
fluz  in  ime  selber  ane  zil,  so  wa^re  er  ane  ordenunge**).  da 
von  alse  der  vater  ist  daz  anegenge  des  götelichen  fluzzes, 
also  ist  daz  zil  der  heilige  geist,  der  von  den  zwein  perso- 
neu  fliuzet ,  und  enkein '^)  persone  von  ime.  unde  da  mite 
ist  ein  underscheiden  gelicheit  in  der  ebenhereu  drivalt,  diu 
einez  ist  an  der  substancien  unde  drie  an  den  personen. 
wan  daz  der  vater  niht  von  eime'')  anderen  ist,  daz  erfoUel 
er  da  mite,  {bl.  132')  daz  zwcne  an  imesint:  der  sun  unde 
der  heilige  geist.  daz  von  deme  sune  niiiwan  einer  ist,  daz 
ervollet  er  anderhalp,  daz  er  ouch  von  einem  ist:  daz  ist 
von  dem  vatere.  daz  von  deui  heiligen  geiste  enkeiner  ist, 
daz  ervollet  er  da  mite,  daz  er  von  zweien  ist,  wände  daz 

1)   eibeilc  2)   den   üuii  3)  licisonl  i)  mugcn  5)  miii 

0;  ordcd  7)  eiiikeiii  8)  einenie 


BRÜDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  51 

zeiget  also  hohe  werdekeit,  der  von  zweien  edelen  geslehlen 
koinen  ist,  swie  doch  von  ime  keiner  si  komen.  alse  von 
dem  zwei  edeliu  geslehle  konient  and  er  ouch  von  einie  ede- 
len geslehte  komen  ist,  der  hillet  gelich  an  der  mittele  ge- 
gen den  anderen  zwein  der  wirdekeit.  nach  dirre  gelich- 
nisse  so  merken  wir  die  cbenhere  in  der  edelen  drivalt  des 
vaters  unde  des  sunes  unde  des  heiligen  geistes.  da  sliuzet 
sich  wider  in  diu  eiuunge,  diu  ungescheidene  gotheit  unde  diu 
ewige  drivalt,   diu  valtel  sich  wider  in  die  ungezalten  eiuvalt. 

Herre  himelischer  vater,  liebez*)  herze  gotes  kint  Jesu 
Krisle,  iemer  zarler  heiliger  geist,  vergip  uns  giielliche,  daz 
wir  so  baltliche  getörrcn  von  dinen  {bl.  133')  hoehsten  lou- 
gen  gedenken,  wan,  herre,  mit  dinen  hulden  gesprochen, 
du  gist  uns  Kristenen  die  getursl  da  mite,  daz  wir  von  dime 
geböte  nilit  so  dicke  triben  l'ruo  unt  späte,  tages  und  nahtes, 
so  die  gcnemede  der  heiligen  drivalt,  des  vaters  unde  des 
sunes  unde  des  heiligen  geistes.  des  leret  man  zem  Ersten 
von  deme  toul'e  gelouben.  da  mite  loufet  man  uns,  da  mite 
Lesliezen^)  wir  allez  gebet  unde  segene  unde  lop  unde  swaz 
wir  mit  haben  ze  werbenne.  da  von  sol  ouch  Wunders  niht 
sin,  obe  wir  ouch  lipliche,  mit  bliudekeit^j  unde  mit  demuot 
eteswenne  dar  an  gedenken,  du  weist  ouch  wol,  liebez 
herluom,  gol  hßrre,  swä  wir  so  rehle  und  als  eigenliche  niht 
kiinnen  von  dir  gereden  alse  wir  solten  und  alse  diu  wär- 
heit  ist ,  daz  daz  niht  von  ungelouben  ist  unde  von  verker- 
tem  sinne:  ez  ist  niuwen  von  unkunste  unde  von  unverstan- 
denunge^der  von  gebresten  der  eigeulicher  worte.  wan  alse 
menschlichiu  werc  gegen  götelichen  werken  blint  sint,  also 
sinl  menschlichiu  wort  gegen  der  götelichen  wärheit  (Z»/,  133'') 
küme  eines  stummen  wanc. 

Allez  daz  wir  gelouben  siillen  von  dir,  daz  süllen'') 
wir  gelouben  allez  genzliche  und  einvaltecliche.  wir  miigcn 
dich  mit  nihte  anders  vollereichen  wan  mit  dem  gelouben. 
allez  daz  du  mäht  unde  daz  dii  kaust  unde  Ißresl  unde  will 
unde  bist  unde  tuost ,  da  geben  wir  niht  an  bevor,  wir  bc- 
jeheu  des  alles  mit  dem  kristenlichen  gelouben  ,  den  du  uns 
geben  hast,  behalt  uns  und  besla-le  uns  mit  diner  kraft, 
crliuhte  uns  mit  diner  crkantnissc  und  mache  uns  smachalt 
1)  lieber         2)  beslieslien  3)  hiridcdekeit  4)  siillen  fehlt. 

4* 


52  BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

mit  diner  liebe,  gip  uns  den  geist,  bimelischer  vater,  der  üf 
dime  lieben  sune  völleciiche  ruowet ;  teile  mit  den  geliden 
die  gnade  des  hoiibctes,  daz  wir  in  diner  minnen  geiste  ein 
dinc  und  ein  geist  werden  mit  dir  und  mit  dinem  lieben 
sune,  in  dem  du  und  er  ein  minne  und  ein  berze  ewecliche 
Sit,  wan  niendert  schinbserlicher  iuwer  beider  minne  und 
iuwer  mille  schinet  so  dar  an  daz  der  heilige  geist  von 
iu  beiden  fliuzet  miltecliche,  dcme  ir  beide  mite  teilet  niht 
alleine  alle  iuwer  wünne  {bl.  134")  und  iuwer  eren ,  die 
ir  mit  einander  habet,  ebengelich  alse  ir  iuch  selber  giin- 
net  ime ,  joch  daz  iuwer  iewedere  in  mit  ime  minne, 
alse  dich,  an  allen  dingen,  daz  du,  bimelischer  vater,  dinen 
sun  gebirst,  der  dich  wider  minnct  mit  allen  triuwen  alse  du 
in,  da  sehen  wir  dine  groze  mäht  unde  dine  ganze  minne*) 
an.  daz  aber  du  den  heiligen  geist  mit  ime  bringest,  dem 
du  ganst ,  daz  in  din  liebesler  sun  mit  dir  minnet  alse  dich 
an  allen  dingen,  unde  dem  din  sun  gan  mit  ganzen  triuwen, 
daz  du  in  mit  ime  geliche  minnest  alse  in  allen  dingen,  waz 
möhte  milters  sin  danne  so  luleriu  liebe  ?  daz  ist  niht  luteriu 
liebe,  diu  niht  liden  mac,  den  ich  genzliche  minne  unde  von 
dem  ich  ger  wider  geminnet  werden,  daz  der  einen  anderen 
mit  mir  alse  mich  minne.  gan  ich  aber  einem  anderen  ,  da 
ich  vil  liep  bin,  daz  er  da  mit  mir  geliche  liep  si,  daz  ist 
diu  lütere  minne,  diu  ir  fröude  mit  triuwen  ir  lieben  mite 
teilet^),  der  niht  geniieget  mit  der  fröude  daz  sie  liep  ist,  si 
zwivaltet  ouch  ir  fröude  {bl.  ISi*")  da  mite  daz^)  ir  liebez 
liep  sich  fröuwet  alse  des  daz  si  selbe  liep  ist. 

Unde  wan  du,  herre  got,  aller  wiinne  brunne  bist  und 
aller  luterkeite  Spiegel ,  so  solte  ouch  dirre  vollekomenheit 
an  dir  niht  gebresten.  disiu  vollekomenheit  möhte  ouch  niht 
sin  minre  wan  an  drin  personen  an  dem  lieben  des  lieben 
und  an  deme  mite  lieben  (?).  und  wan  alliu  vollekomenheit 
an  den  drin  personen  völleciiche  beslozzen  ist,  so  ist  des 
billich,  daz  der  gölelichen  persone  merre  noch  minre  si  denne 
der  vater  unde  der  sun  unde  der  heilige  geist,  unde  doch 
iegelichiu  persone  ist  in  ir  selber  vollekomener  got  als  alle 
drie  mit  einander  unde  sinl  doch  alle  drie  niuwen  ein  got, 
ein  oberstez  giiol ,  daz  alliu  dinc  in  ime  besliuzet  und  alliu 
1)  wuiiue         2)  leilent         3)  daz  su 


BRUDER  DAVID  VOiN  AUGSBURG.  53 

diiic  erfüllet ,  vor  dem  uiht  ist  gewesen ,  üzerlialp  des  niht 
gesin  mac.  unt  darumbe  blibet  die  heilige  drivalt  in  ir  ewi- 
gen einvalt ,  wan  si  uz  ir  selber  nilit  hat,  dar  si  gediezen 
niiige,  also  ein  ewikeit  in  der  ewikeit  ist  niuwen  ein  6wi- 
keit,  wan  einiu  mac  die  andern  an  nihte  fiirtrefFen  :  {bl.  135'') 
uf  daz  volle  mac  niht  mfi.  alse  vor  gote  noch  nach  gole 
enkein  zit  ist,  also  ist  üzer  ime  kein  stat ,  da  sich  diu  me- 
nige  ergän  miige.  da  von  mac  götelichiu  einvalt  von  der 
heiligen  drivalt  niht  sich  gemeren,  wan  swä  si  sich  merte*), 
so  möhte  si  doch  üz  ir  selber  uiht  fürbaz  gefliezen ,  wan  si 
daz  oberste  guot  ist,  daz  weder  ende  hat  vor  oder  nach  unde 
deweder  zit,  oben  oder  nebent  oder  mittel  hat,  ewic  und 
unmaezic  und  soelic.  heiligiu  drivalt,  ewigiu  höhiu  süeze,  du 
uns  nach  dir  gebildet  hast  an  der  sele,  erliuhte,  erfülle  uns 
mit  dir  unde  verwandele  uns  in  dich ,  wan  wir  nach  dir 
getoufet  sin ,  daz  wir  ouch  von  dir  geheiliget  werden  und 
ewecliche  geswliget  werden  an  sele  und  an  libe.     amen, 

Daz  din  zeichen ,  da  mite  du  uns  in  dem  toufe  gemer- 
ket hast  zuo  dinen  schwfelinen ,  an  uns  iht  vergebene  ge- 
trucket  si,  alse  an  den  irren  schafen ,  diu  der  wolf  verleitet 
hat  von  dem  hirten ,  lieber  guoter  getriuwer  hirte ,  Jesu 
Kriste ,  ka^nie  du  von  himelc ,  din  irrez  schäf  ze  suochene, 
nu  (bl.  135'')  briiic  uns  heim  in  die  himelischen  herte^),  da 
wir  iemer  me  sicher  wesen  von  wolven  unde  von  irre;  fiiere 
uns  in  in  die  götclichen  weide ,  da  wir  lüterliche  sehen  den 
vater  in  deme  sune  unde  den  heiligen  geist  in  iu  beiden. 

Nach  dime  toufe  l'uorte  dich  din  heiliger  geist  in  die 
wüesle^)  zuo  den  tiercn,  da  du  vierzic  tage  unde  naht  va- 
stetest  unde  da  dich  der  widerwarte  versuochte  mit  libes 
Wollust,  mit  gilekeil,  mit  iteler  ere,  da  mite  er  alle  die  weit 
überwindet,  er  niohte  aber  dich  da  mite  niht  gevellen,  wan 
der  Sünden  säme  was  in  dir  niht  und  er  vunt  niht  des  sinen 
an  dir,  da  mite  er  dich  gepfcndeu  möhte  als  uns,  die  er 
pfendet  umbe  der  sünden  solt,  den  wir  von  im  enpfangen 
haben,  du  woltest  ouch  unser  fürkempfe^)  sin  wider  den 
allen  vient.  da  von  soltc  er  von  dir  überwunden  werden  an 
den  dingen ,  da  er  uns  an  dem  ersten  Adam  überwunden 
hete,    daz  dii  ime   benamest  den  gewalt ,  den  er  mit  roube 

1)  inerre         1)  hürde.         3)  \v6stc         4)  myst.  359,  23. 


54        BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

über  uns  liele.  alle  die  in  sünden  wAren,  die  wären  in  sinen 
(bl.  136')  banden;  da  von  moliten  sie  in  gewaltecliche  nilil 
überwinden,  daz  sie  ime  engiengen  und  vri  würden,  wan 
aber  du  äne')  alle  sünde  wa're,  so  rünge  dd  vriliche  mit  im 
unde  bäst  in  überwunden  unde  hast  in  gebunden  unde  hast 
uns  gefriel  vor  ime ,  daz  er  enkeinen  gewall  bat  nü  über 
alle ,  die  sich  wellent  an  gehoeren  unde  dich  ze  eime  houbet- 
herren  haut,  niuwen  als  sie  ime  irs  dankes  verhengent. 

Dil  hast  uns  geleret  wider  in  slriten ,  uns  gegen  ime 
weren  mit  dem  gelouben  unde  mit  der  gehücnisse  diner  ge- 
böte an  der  heiligen  geschrift.  du  lertesl  uns  ouch  die  stille 
suochen  an  der  einoete  unde  der  gezameten  menschen  als  der 
wilden  tiere  viheliche  site  güetliche  vertragen  und  ir  mit 
vlize  schönen  und  bescheidenliche  leren ,  wie  sie  zam  wer- 
den, du  lertest  uns  ouch  den  lip  zühtigen  mit  vallende  unde 
mit  enziehunge  liplicher  gelüste,  wan  swer  sich  selben  rehte 
überwindet ,  der  gesiget  allen  vienden  gcrincliclie  an ,  wan 
alle  frömde  viende  mügent  uns  niht  äne  gevehten  niuwan  mit 
unser  selbes  wal'en ,  daz  ist  mit  {bl.  136'*j  unseren  geliden, 
mit  unseren  gerungen,  mit  unseren  gedanken^).  lihen  wir 
in  der  drier^),  niht,  so  habent  sie  niht,  da  mite  sie  uns  ge- 
schaden  mügent. 

Disiu  driu  dinc  hast  du  uns  geben ,  daz  wir  dir  alleine 
da  mite  dienen  unde  sie  nienian  lihen  ane  din  urloup  unde  ze 
anderme  nihte  nützen  niuwan  ze  reinen  ze  guoten  ze  nützen 
dingen  unde  nach  ir  wirde.  diu  ist  ouch  hoch  und  hime- 
lisch*),  und  swa  mite  wir  niht  verdienen  himelisclien  Ion,  da 
süllen  wir  disiu  dinc  niht  zuo  nützen,  ez  w«re  ein  unedel 
gewohnheit,  der  einen  güldinen  kelich  wol  gezierten  mit  ede- 
len  steinen  unde  mit  anderen  hohen  werken  wolle  ze  eime 
harnvazze^)  oder  daz  alse  boese  ist,  unde  da  nützete  man 
doch  niuwan  erde  zuo  erden,  michels  unibillicher  ist,  der 
disiu  (Irin  dinc,  diu  daz  bimelriche  verdienen  "j  unde  besitzen 
süUcnt,  diu  got  selbe  riiit  siner  wisheit  hat  gewürket  und 
ime  selben  er  selbe  mit  ime  selben  gewürket  hat,  der  diu 
nützet  ze  sünden,  die  unreiner  sinl  dcnnc  aller  der  misl  der 
in    aller   der    welle    ist      wir  süllen  sie  ouch  unscrm  viende 

1)  alle  2)  wyst.  3I.H,  \\-->—W.  ii)   in   drier  4)  liiinels 

5)  liorvazze?         0)  vcrdienerit 


HHUDEIl  DAVID  VON  AUGSBüRf..  55 

iiilil  liheti    Ulis  zc  schaden,    waii  swer  sin  swerl    lilicl,    daz 
man  inie  da  luile  sin  selbes  lioubet  abe  slaiie,  der  ist  unwisc. 
Do    du    uns   gelertcsl    in   diiier   stille   biz   an    drizic  jar 
u.   s.  w.   {mysl.   343,  24  —  348,  2). 

II. 

Der  bei  M arten e  und  Durand  im  Thesaurus  norus  anec- 
dolorum  {Paris  1717.  fol.)  v,  1777  — 1794  abgedruckte 
tiactatus  de  haeresi  pauperum  de  Lugduno  ist  als  eine  für 
die  ketzcrgeschichte  des  viitlelalters  überhaupt ,  und  ins- 
besondere der  geuannten  mit  den  IValdensern  verwandten 
häretischen  secte  nicht  unwichtige  quelle  längst  bekajint 
und  namentlich  in  neuern  werken  vielfach  benutzt  worden, 
die  herausgeber  haben  ihn  unier  den  Schriften  des  domi- 
nicaners  und  Inquisitors  F.  Stephanus  de  ßurbone  aufge- 
funden, der  verfafscr  war  ihnen  unbekannt,  und  sein  an- 
geblicher name  wurde  erst  später  auf  die  bahn  gebracht 
durch  C.  du  Plessis  d'jirgentre  (Colleclio  iudiciorum  de  no- 
vis  erroribus.  Paris  1728.  fol.  i,  95 — 97).  derselbe  berief 
sich  hiebei  auf  Franc.  Pegna  oder  Pena  (cominentarii  su- 
per directorium  inquisitoruni  Nie  Eymerici.  Vcnet.  1607. 
p.  II.  q.  II,  279),  wonach  der  obige  tractat  nur  ein  theil 
eines  grofsern  uwrkes ,  summa  de  origine  Waldensium, 
iväre,  das  sich  unter  dem  nameii  eines  dominicaners  Yvo- 
iietus  vollständig  in  einer  hnndschrift  des  Vaticans  befinde, 
seitdem  galt  bis  in  die  neueste  zeit  Yvonetus  unbestritten 
für  den  verfafscr  des  tractats.  da  jedoch  dieser  name 
sonst  ganz  unbekannt  ist  und  in  den  alten  Verzeichnissen 
des  dominicanerordens  gar  nicht  vorkommt ,  so  hat  schon 
Echard  ( Quelif  et  Echard  Scj'iptores  ordinis  praedica- 
torum  I,  484)  mit  recht  zweifei  dagegen  erhoben,  und  es 
wahrscheinlich  gemacht,  daj's  Pegnas  angäbe  auf  einer 
Verwechslung  beruhe  mit  Monetas  oder,  wie  dci^  name  auch 
geschrieben  wird,  Simonetas  summa  contra  (^alliaros  et  Wal- 
denses ,  ivelches  werk  ebenfalls  wie  das  in  der  vaticani- 
schcn  hs.   befindliche  aus  fünf  büchern  besteht. 

Ich  glaube  im  sta?ide  zu  sein,  die  bisherige  annähme 
widerlegen  und  den  unzweifelhaften  verfafser  nachweisen 
zu  können,    die  hiesige  k.  öJJ'entliche  bibliolhek  besitzt  eine 


56        BRÜDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

papierhandschrift  {Cod.  theol.  4.  7ir.  125),  die  den  frag- 
lichen tractat,  vollständiger  als  der  druck,  enthält  und  an 
dessen  ende  sich  folge?ide  nachricht  befindet:  Explicit 
Iraclalus  fratris  David  de  ordine  miuorum  de  inquisitione 
Iiaereticoruni  .  finitus  anno  domini  mcccc  sexagesimo  nono 
sabbato  ante  Elizabel  vidiie  per  fratrem  N.  correclus  per 
euudeni  anno  1470.  also  bruder  David  von  Augsburg 
wird  hier  als  verfafser  genannt,  da  jedoch  die  Schreiber 
nicht  immer  glauben  verdienen ,  so  liegt  in  dieser  angäbe 
noch  kein  voller  beweis,  ich  hojfe  ihn  aber  auf  andere 
tveisc  führen  zu  können,  bekanntlich  eifert  der  bei  aller 
seiner  entschiedenheit  doch  sonst  so  milde  bruder  Berthold 
mit  ungewöhnlicher  heftigkeit  gegen  die  ketzer,  die  das 
arme  ei? fältige  volk  zum  irrglauben  zu  verführen  suchen, 
fast  in  allen  seinen  predigten  zieht  er  gegen  sie  zu  felde, 
und  er  ivird  ?iivht  müde,  seine  zuhörer  vor  ihnen  zu  war- 
nen, zu  öftern  malen  beschreibt  er  ausführlich  die  kenn- 
zeichcn ,  an  denen  man  sie  erkennen  solle  -.  die  haupt- 
grundsätze  ihrer  lehre,  ihre  tracht  und  sonstiges  beneh- 
nie7i.  Jacob  Grimm  hat  in  seiner  musterhaften  recension 
{Wiener  Jahrbücher  1825.  bd.  xxxii,  211  —  216)  die  be- 
ireffenden stelle?i  hervor gehobe7i  und  die  verschiedenen 
kctzernamen ,  soweit  sie  in  den  gedruckten  predigten  auf- 
gezählt sind,  erläutert  und  erklärt,  bei  einem  der  vielen 
namen ,  der  in  den  hss.  Pouerlewe  und  Pouerlewer  ge- 
schrieben wird,  hat  er  sich  in  der  deutung  geirrt,  oder 
ist  viebnehr  von  der  richtigeji  zu  einer  falschen  ab- 
geschweift. 

Die  nachfolgenden  auszüge  und  parallelstellen  iver- 
den  die  richtige  erkläruug  des  ?iamens  geben  und  zugleich 
mit  Sicherheit  erkennen  lafsen ,  dafs  Berthold  nicht  nur 
die  mehrzahl  der  von  ihm  genannten  secten,  sondern  auch, 
ihre  lehren  und  sonstigen  kcnnzeichen  nur  aus  dem  tractate 
seines  lehrers  und  freundes,  Davids  von  Augsburgs,  gegen 
die  armen  von  Lyon  geschöpft  haben  kann,  tind  damit 
gewinnt  diese  schrift  auch  für  die  littvralurgeschichte  be- 
deutungf  indem  sie  predigten  des  berühmtesten  deutschen 
redners  des  mittelnlters  erläutern  hilft. 

Zuerst    einige    sä/zr   aus  dem  anfing,   der  im  drucke 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  57 

bei  Martene.  fehlt:  fides  katholica  est  fundamenlum  omnis 
boni,  sine  qua  surami  boni  non  possiimus  esse  capaces  .... 
lianc  fidem  stibverJere  teniptant  haeretici ,  qui  fidei  puritatcm 
nilunlur  corrumpere  falsilate.  —  haeretici  quippe  diciinlur, 
qui  fidem  per  sacramentum  baptismi  susceperunt  et  perverse 
sentiendo  abiiciunt ;  nam  qui  nee  baptismum  nee  fidem  katho- 
licam  aliquando  susceperunt,  aut  gentiles  dicunlur  aul  iudaei, 
quaravis  et  apud  iudaeos  dieantur  esse  haeretici,  qui  litteram 
veteris  testamenti  pravis  inlerpretationibus  corrunipunt.  et 
quia  veteres ,  sint  Arrii  et  Pelagii  et  Manicheorum  et  alio- 
rum ,  per  sapienliam  sanclorum  conli^iti  sunt,  qui  aperle 
fidem  impugnaverunt ,  surrexerunt  novi  latenter  in  angulis, 
serpentes  nocivius  venenum  erroris  simplicibus  infundentes, 
quo  magis  periculosum  est  mal  um  occultum ,  quod  nescias 
cavere  vel  adhibere  remediura,  quam  apertum ,  quod  poteris 
elTugere  el  sanare.  —  inter  alios  modcrnos  haerelicos  in  terra 
nostra  magis  nocivi  vidcnlur  hü ,  qui  pavperes  de  hugduno 
vocantur,  quorum  robur  maxime  in  hypocrisis  pallialione  cou- 
sistit  et  falsi  nomiuis  scientiae  iaclalione,  [qui]  quia  sie  lati- 
lare  noverunt,  quod  et  ubi  plurimi  sunt,  nuUi  esse  a  fidei 
doctoribus  putantur;  et  tanlo  plures  latenter  inficiuntur, 
quanto  caulius  sciunl  occullare  quae  faciunt.  {vergl.  damit 
Berthold,  undc  dar  umbc  sol  man  sich  vor  dem  ketzer  hüe- 
ton,  so  er  vil  heimlichen  get  zuo  iu  unde  sprichet,  er  welle 
iuch  guoliu  dinc  leren  heimelich  in  einem  winkel  u.  s.  w. 
Kling  270).  ad  caulelam  ßdelium  et  instruclionem  zelatorum 
fidei,  qui  praemunire  simplices  valeant  et  (ab?)  haerelicorum 
versutiis ,  aliquae  nominare  de  illorum  secta  videtur  non  in- 
utile ,  quibus  agcns  minus  polest  noccre  prudenti  (bruoder 
Berhlolt ,  wie  sulle  wir  uns  vor  in  bchiieten  ,  sit  sie  guolen 
liutcn  so  gar  geliche  sint?*  seht,  daz  wil  ich  iuch  leren, 
den  Worten,  daz  ir  iuch  iemer  mere  dcste  baz  gchüeten  kiin- 
net.   Kling  307). 

Das  ßilgcnde  steht  aueh  bei  Marlene,  ortus  illius 
sectae ,  quae  dicilur  Poner  de  Leun  (=^  dem  Pouerlewe  der 
hss.)  seu  paupercs  de  Lngduno,  sicut  a  diversis  audivi  et  a 
quibusdam  ipsorum ,  qui  videbanlur  ad'  fidem  reversi ,  dum 
eorum  inlcrcsscm  cxaminaloribus ,  sie  se  fertur  habuisse. 
apud  Lugdunum  fuerunl  quidam  simplices    laici ,    qui    quodam 


58  BRUDER  DAVID  VON  ALGSBI1RG. 

spirilii  inflainmali  et  super  caeleros  de  se  praesunientes,  iacla- 
banl  se  oninino  vivere  secundiun  evangelicam  doctrinam  et 
illani  ad  liüeram  perfecte  servare  poslulantes  a  domlno  papa 
Innoccnlio  (III.)  hanc  vivendi  l'orniam  sua  auclorilale  sibi 
et  suis  sequacibus  confirmari ;  adhuc  recoguoscentes  prinia- 
luni  apud  ipsum  residere  apostolicae  polestalis.  poslea  coe- 
perunt  ex  se  ut  plenius  se  Clirisli  discipulos  i.  e.  aposlo- 
lorum  successores  ostentare  et  officium  praedicalionis  sihi 
iacfanter  assumere ,  dicenles  Christus  praecepisse  suis  disci- 
pulis  evangelium  praedicare,  et  quia  sensu  proprio  verba 
evangelii  interprelari  praesumpserunt,  videnles  nullos  alios 
evangelium  iuxta  lilteram  omnino  servare,  quod  se  velle  iacta- 
verunt,  se  solos  Christi  veros  iniitatores  esse  dixerunt.  cum- 
que  ecciesia  videret  eos  praedicalionis  sibi  officium  usurpare, 
quod  eis  commissum  non  fuerat,  cum  essent  idiotae  et  laici, 
prohibuit  eos,  ut  debuit,  et  nolenles  obedire   excommunicavit 

//.    S.    IV. 

Aiifser  den  obefi  angefüJuHen  altern  seclen  der  Ar- 
rianer  und  Pelagianer  nennt  David  fünf  neuere,  die  frü- 
her eins  gewesen,  aber  in  verschiedene  zweige  sich  ge- 
trennt haben ,  die  sich  gegenseitig  bejeinden  und  verfol- 
gen ,  und  mir  noch  im  hafs  gegen  die  katholische  kirche 
einig  seien.  Berthold  macht  aji  verschiedenen  stellen  im 
ganzen  zehn  seclen  namhaft,  darunter  vier,  die  in  Davids 
tractat  fehlen  ,  und  die  ihm  ohne  zweifei  ans  den  ketzer- 
verordnungen  k.  Friedrichs  IL  (Padua  22  febr.  1224.  ab- 
gedruckt bei  Harzheim,  Coiicili.a  Germaniae  iii,  506 — 509, 
auch  beiPertz,  Monumenta,  Leges  n,  328.  l^ergl.  244.  288) 
oder  aus  deren  bestäligung  durch  papst  Innocenz  IV.  {vom 
22.  mai  1253  unter  den  briefen  Peters  de  Vincis  Hb.  i, 
nr.  25  —  27)  bekannt  waren,  nämlich  die  Patarener,  Spo- 
rer, Ixatharer  und  Sifrider.  es  ist  dies  freilich  nur  eine 
geringe  zahl  gegenüber  den  anderthalbhundert  seclen,  von 
denen  er  zu  öftern  malen  spricht. 

Ich  will  hier  zuerst  die  betreffende  stelle  aus  deui 
lateinische?i  tractat,  die  bei  Marlene  fehlt,  miltlieilen  und 
daran  die  verschiedenen  stellen  aus  Berlholds  predigten 
anreihen. 

Cum    oliu)    uua   secla    fuisse   dicanlur  Poucr  de  Lcun  et 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  59 

Orlliebarii  et  Arnoltistae  et  Runcbarii  et  Waltenses  et  alii, 
ex  anibi'.ione  primatum  et  erroris  conlicti  (?),  diversis  se  inier 
opiniorum  alteratione  conscissi,  in  diversas  haereses  divisi  sunt, 
denominati  ab  illarum  auctoritatibus  opinionuni  cuiuslibet  bo- 
rum  secfatores.  agnoscunt  autem  se  mutuo  diversarum  hae- 
resiim  seclatores  et  detestantur  et  contemnunt  et  suos  com- 
plices  ab  aliorum  consortio  cuslodiiint,  ne  ab  eis  seducantur. 
non  autem  prodit  unus  aliuni  de  alia  haeresi,  ne  forte  vicis- 
sim  et  ille  prodat  eum,  sicut  squamae  Leviathan  sese  com- 
primunt,  ut  spiraculum  incedat  per  eas.  oranes  autem  unani- 
miter  exosam  habent  ecclesiam  katbolicam ,  quae  adversatur 
convincendo  eos  per  veritatis  doctrinam  et  condemnando  eos 
per  iudicium  acceptae  ab  eo  (a  deo?)  potestalis. 

An  einer  frühern  stelle,  die  hei  Marlene  ebenfalls 
fehlt,  hcifst  es 

Quanto  autem  irralionabiliora  credunt  vel  destabiliora  fa- 
ciunt,  tanto  facilius  caventur,  et  ipsa  viiitas  prodit  se  esse  fu- 
giendos,  quia  malum  apertum  minus  nocet,  secta  vero  Pouer  de 
Leun  et  siuiiles  tanto  periculosi  omnes  (?periculosiores)  sunt, 

quanto  sub  sanclitatis  simulatione  se  palliant sie  et  isti 

hypocritae  diversa  sibi  nomina  tribuunt.  non  cnim  appellant 
se  quod  sunt,  scilicet  baerelicos,  sed  vocant  se  veros  cbristia- 
nos  et  araicos  dei  *)  et  pauperes  dei  et  huiusmodi  nominibus. 

Die  hierher  gehörigen  sätze  Bertholds  lauten,  cod. 
palat.  nr.  24.  bl.  54"'  und  nr.  35.  bl.  76  {vergl.  Kling 
s.  394)  daz  sint  kelzer,  die  abtrünnig  sint  von  dem  beiligen 
kristenglouben  unde  sich  ergeben  haut  in  den  gevvalt  des  lei- 
digen viendes.  die  sint  gcbeizen  Manacbei  und  Patrine  und 
Poucrlewe  und  Runkcler  und  Sporer  und  Sil'rider  und  Ar- 
nolder. unde  der  ungelouben  ist  dannoch  andertlialbhunder- 
terleie,  der  einer  niht  geloubct  als  der  ander. 

Cod.  palat.  nr.  35  bl.  27''; 
—  die  kelzer,  daz  ist  siner  (des  vicrden  raorda?rs)  morlaxlen 
einiu,  da  bangent  wol  anderllialp  biindcrt  morda'r  an;    ir  ist 
wol    andcrUialp    liunderlslalile    kelzer,    Poucrlcwcn,  Patrine, 
Spora^'r,  Riinkeler**),  Orllieber,  Gazzars,  Sifrider,  Arriani, 

*)  darnach  wäre  der  i/rspruiiif  der  gollc-ifrcitnde    viel   älter,  als 
man  bisher  aiigenummen  hat  und  nachweisen  kunnle. 
*')  Hiiiglcr  hs. 


60  BRUDER  DAVID  VON  ALGSBURG. 

Arnolder,  Manichei.  iiii  seht,  des  ist  also  vil  des  uiivolkes, 
daz  da  ketzer  heizet. 
Ebd.  bl.  88^: 
-  heiden  habent  inanigen  gelouben,  jüden  sint  ouch  niht 
alle  eines  gelouben ,  aber  der  ketzer  der  geloubet  reht  einer 
niht  als  der  ander,  daz  ein  Riinkeler  geloubet,  des  geloubet 
ein  Arriän  niht,  noch  des  ein  Pouerlewe  geloubet,  des  ge- 
loubet ein  Sifrider  niht.  seht,  der  ist  wol  anderlhalp  hun- 
dert, daz  allez  ketzer  sint,  der  einer  niht  geloubet  als  der 
ander,  so  ist  krislen  geloube  allez  ein  geloube :  daz  man 
hie  geloubet,  daz  geloubet  man  ouch  ze  Beheini;  daz  man 
ze  Beheim  geloubet ,  daz  geloubet  man  ouch  ze  Francriche 
unde  ze  Ispänien  unde  ze  Engellant.  unde  swä  eht  kristen- 
geloube  ist,   daz  ist  allez  ein  geloube. 

Cod.  palat.  nr.  24  bl.   16P  {Kling.   302;.- 

—  ketzer  die  habent  ouch  den  allermeisten  ungelouben ,  der 
ie  gehört  wart,  sie  habent  wol  anderthalp  hundert  ketzerie, 
der  einer  niht  geloubet  als  die  andern,  swenne  ie  einer  hat 
funden  eine  niuwe  ketzerie,  diu  ketzerie  heizet  danne  als 
jener  der  si  von  erste  da  vant.  eine  heizent  Pouerlewe, 
und  ein  Arriäni  unde  Riinkeler  unde  Manachei  unde  Sporer 
unde  Sifrider  und  Arnolder,  und  also  manigerlei  namen,  daz 
ez  nieman  volenden  mag.  aber  swie  manigerleie  namen  sie 
haben,  so  heizent  sie  über  al  ketzer. 

Cod.  palat.  nr.  35  bl.   16': 

—  so  der  ketzer  ie  me  predige  beeret,  so  er  ie  boeser  ist, 
wan  get  er  unde  hoeret  die  predige,  so  waere  er  mir  lieber 
da  heime,  wan  er  get  durch  dehein  guot  her,  niwan  durch 
gelichsenüsse  oder  ob  er  mir  iht  verlernen  raiige.  Pouer- 
lewe, Riinkeler,  Orllieber,  bist  dii  iendert  hie?  (frequentant 
nobiscum  ecdesias,  intersunt  divinis,  offerunt  ad  allare,  perci- 
piunt  sacramcnta  ii.  s.  iv.  cum  haec  et  omnia  similia  irrideant 
et  prolana  iudicenl  et  damnosa ,  sicut  aliquando  lupus  pelle 
se  conlegit,  ne  lupus  ab  ovibus  dignoscatur  Marlene  s.  1782). 

Ebd.   bl.   98": 
Vi,  ketzer,  wie  ist  dir  so  geschehen  durch  einen  boescn  wan, 
daz  du    wa'ncst ,    jener  wa're  ein  guot  mensche,   der  dich  hat 
gcleret  in  einem  winkel !    sag  an,  ketzer,  waz  zeichen  stehe 
du  in    luon,  wan  daz  er  dir  siieze  rede  vor  tote?    unde  hast 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.        61 

dar  unibe  den  lielilen  gclouben ,  den  höhen,  den  slaelen,  den 
reinen ,  den  heiligen  uude  den  durchnathlen ,  den  rehten  kri- 
stengelouben  verlan  durch  den  stinkenden,  den  valschen  ketzer- 
geloubcn,  niuwan  unib  eine  siieze,  valsche  rede  unde  durch 
den  wan  ,  daz  du  wantest,  er  woere  er  guot  mensche ,  unde 
s?ehe  in  doch  dehein  zeihen  luon.  vi,  welch  ein  torheit ! 
Sporer,  sag  an,  gelouheslü  Patrine  und  Manachei,  geloubeslu, 
daz  die  alle  unreht  haben  unde  daz  du  reht  habest?  'ja  ich, 
Iriun!'  se  ,  wä  von  wildü  reht  haben  unde  sie  niht?  wan 
waerc  dir  ein  Rünkeler  ze  banden  komen  oder  ein  Pouer- 
lewe,  der  hsele  dir  alse  guote  rede  vor  geseit  oder  süezer 
rede  haete  er  dir  vor  geseit  dannc  dir  der  Sporer  tele,  dem 
haetest  du  als  schiere  gevolget  als  disen.  se,  waz  zeichen 
tele  er?    vi,  tor,  man  kan  dich  nienier  bekeren,  vi ! 

Untej'  den  angeführten  naimm  bedürfen  die  Arrianer, 
Manichäer,  PatHner,  Pelaginner,  Gazzers  {Ga:inri  ^=  Ra- 
tharer)  und  Wnldcnser  keiner  weitern  erklärung.  die 
Arnolder  ( Arnoldislac)  sind  anhänger  des  Arnold  von 
Brescia  und  die  Pouerlewe.,  oder  wie  befser,  jedes  falls 
richtiger  zu  schreiben  ist,  Pouer  de  Leun,  die  auch  sonst 
in  den  quellenschriflen  über  die  mittelalterlichen  secten  oft 
genannten  Pauperes  de  Lugduno,  in  den  päpstlichen  bullen 
auch  Leonislae  genannt,  über  die  sporer  ( Sperouistaej, 
deren  Stifter  nach  Berthold  {Kling  Z^^)  ein  Spornmacher 
war,  weifs  man  nichts  näheres,  ebensowenig  über  die  Si- 
frider,  die  aufserdein  nur  noch  in  dem  tractat  des  Pseudo- 
Reinherus  {Bibliotheca  max.  Lugd.  xxv  fol.  206)  voll- 
kommen: item  SilVidenses  {so  ist  nach  dem  druckfehler- 
verzeichnis  für  Siscidenses  zu  lesen)  concordant  cum  VVal- 
densibus  lere  in  omnibus.  die  Rünkeler  (Runcharii ,  Run- 
caroli ,  rergl.  darüber  Hahn,  geschichle  der  kctzer  im 
m.  a.  1,  52)  wurden  ohne  zweifei  nach  den  Urtern  ge- 
nannt, wo  sie  sich  gewöhnlich  aufzuhalten  pflegten  (run- 
caria  heifst  nach  Dufresne  ein  wüstes  unbebautes  feld), 
und  den  namen  f Finkeier,  den  sich  eine  secte ,  die  vom 
anfing  des  l^n  bis  ins  loe  Jahrhundert  in  Strafsbuj'g  be- 
stand, beilegte,  halte  ich  für  nichts  anderes  als  den  deut- 
schen ausdruck  für  Rünkeler  {vergl.  Röhrich,  die  gutles- 
freunde  und  die  Winkeler    am  Oberrhein   in  lllgens  zeit- 


62  BRÜDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

schriß  1840,  144/1  loid  Hahn  a.  a.  o.  2,  Z&O  jf.).  von 
den  Oftliebern  (Orlliebarii ,  Ordibarii  u.  s.  iv.  worüber  bei 
Pseudo-Reinherus  das  nähere  zu  finden  ist)  sagt  Röhrich 
ff.  ff.  0.  s.  125,  daj's  diese  secle  durch  einen  gewissen 
Ortlieb  von  Strafsburg  (qui  fuit  de  Argentioa ,  quem  Inno- 
ceutius  III.  condemuavit :  Reinherus)  zuerst  in  der  Rhein- 
gegend verbreitet  worden  und  von  ihm  den  namen  erhalten 
habe  (vergl.  auch  Hohn  1,  53). 

Folgendes  sind  nach  Rerthofd  (Kling  s.  307—309) 
die  sieben  hauptkennzeichen  eines  ketzers. 

Ir  sult  die  kelzer  halt  an  siben  worten  erkennen,  und 
swenne  ir  der  siben  wort  einz  erhoeret,  von  dem  sult  ir  iucli 
hüeten,  wan  der  ist  ein  reliter  ketzer.  —  das  erste,  swer 
da  sprichet,  ez  müge  dehein  eman  bi  siner  hüsfrouwen  ge- 
ligen äne  houbetsiinde.  (=  malrimouium  dicunt  esse  fornica- 
tionem  iuratam ,  nisi  continenter  vivant,  qiialibet  alias  im- 
munditas  (?)  magis  licitas  quam  copulara  coniugalem  Marlene 
s.  1779.  coniuges  si  quas  ante  habuerunt  relinquunt  ebd. 
s.  1781.) 

Daz  ander  ist,  swer  da  sprichet,  ez  nuige  dehein  rihter 
nieman  ertoelen  äne  houbetsiinde ;  vergl.  Kling  s.  14  so 
sprichet  der  ketzer,  ez  müge  nieman  einem  menschen  sinen 
lip  genemen  äne  sünde  mit  gerihte  (  =  dicunt  eliam ,  quod 
non  licet  occidere  maleficos  per  iudicium  saeculare  Marteiie 
s.   1780). 

Daz  dritte,  swer  gibt,  daz  die  siben  heilikeite  unde  der 
wihebrunnen  niht  kraft  enhaben,  der  ist  gar  ein  ketzer.  im 
lateinischen  tractate  werden  aujser  der  ehe  nur  die  taufe, 
die  firmung  und  die  letzte  Ölung  ausdrücklich  verworfen : 
unclionem  extremam  respuunt,  dicenles,  potius  fore  male- 
dictiones  quam  sacramentum.  —  conlirmationis  sacraraentum 
respuunt.  —  dicunt  baptismum  non  valere  parvulis  Mart. 
s.  1779.  doch  liegt  in  der  übrigen  lehre  die  leugnung 
der  übrigen  sacramente  gleichsam  eingeschlofsen ,  vergl. 
Martene  ebd. 

Daz  vierde ,  swer  da  gibt,  daz  ein  priester  ,  der  selbe 
in  houbelsündcn  ist,  daz  der  nieman  von  sinen  siindcn  en- 
L'inden  müge,  der  ist  ouch  ein  ketzer  (=  dicunt,  quod  pec- 
calor  sacerdos  non  possit  aliqucm  solvere  et  ligare,   cum  ipse 


imUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  63 

sil  ligaliis  pcccalis ,  et  quilibel  bonus  et  sciens  laicus  possit 
alium  absolvere  et  poenilentiain  imponere  Mart.  s.  1779). 

Daz  fünfte  ,  swer  da  sprichet ,  man  siille  der  wärhcit 
nihl  swern  und  ez  si  houbcisiinde  ,  swer  der  rchtcn  warheit 
swert;  ferner  ebd.  s.  305  sie  swuoren  niht  durch  deliein 
dinc,  unde  da  bi  wart  mau  sie  erkennen,  nii  wandeint  sie  ir 
leben  ....  unde  swernt  die  eide  nu  (=  dicunt  illicilum 
esse  omne  iuramentum,  inde  vero  et  peccalum  mortale,  sed 
tarnen  dispensant,  nisi  iuret  quis  pro  evadenda  corporis  morte 
ti.  s.  w.  Mart.  1780.  difliuierunt  olim  non  iurare  omnino; 
sed  quia  per  hoc  facilius  deprehcndebanlur  et  condemnabantur, 
caule  dispensaverunt  modo  iurare  pro  se  vel  pro  alio  a  morte 
liberando  et  defendendo.  cum  autem  iurare  compellunlur  aut 
pallialis  verbis  iurant,  ne  putenlur  iurasse,  sed  fiele  agunt 
ex  bis  diversis  modis  ebd.  s.   1784). 

Der  sechste  satz,  nämlich,  dafs  auch  die  ungclehrten 
und  die  laien  aus  der  schritt  reden  dürfen ,  ist  auf  allen 
Seiten  des  tractats  und  in  der  ganzen  tiefgehenden  oppo- 
silion  gegen  die  geistlichkcit  enthalten,  so  dafs  es  hiefür 
keiner  besondern  hervorhebung  bedarf,  und  der  siebente, 
dafs  wer  zwei  rücke  habe  einen  durch  gott  hergeben  solle, 
obschon  nirgend  deutlich  ausgedrückt ,  ist  ebenfalls  eine 
natürliche  fulgerung  ihrer  behauptuug,  dafs  sie  kein  eigen- 
thuui  besitzen. 

Bertholds  predigten  und  der  lateinische  tra^tat  ent- 
halten aber  noch  andere  stellen,  die  in  auffallender  weise 
mit  einander  übereijistimmen. 

Kling  s.  305  also  tragent  nii  die  ketzer  swert  unde 
mezzer  (=  quamvis  gladios  et  arma  fcrant  Mart.  s.  1785). 
—  Kling  s.  308  merket  mir  disiu  worl  gar  eben  unde  be- 
liallet  sie  iemer  unz  an  iuwern  löt.  ich  wolte  halt  gerne, 
daz  man  liet  da  von  siiuge.  ist  ilit  guoler  meister  hie,  daz 
sie  niuwen  saue  da  von  singen?  die  merken  mir  disiu  si- 
bcuiu  wort  gar  eben  unde  machen  liedcr  da  von.  da  tuot 
ir  an  unde  machet  sie  kurz  und  ringe  ,  daz  sie  kiudecliche 
wol  gclerneu  miigen ,  wan  so  gelernent  sie  die  Hute  alle  ge- 
meine diu  selben  ding,  unde  veigezzcnt  sie  deste  miuuer. 
ez  was  ein  verworhler  ketzer,  der  machte  liet  von  der 
ketzerie   und  Ißrte  sie  diu  kiiit  an  der  straze ,    daz  der  liule 


64        BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

(lesle  mer  in  kelzerie  vielen,  und  dar  umbe  sa'lie  ich  gerne, 
daz  man  diu  liet  von  in  siinge.  dieser  merkwürdigen  stelle 
scheinen  mir  folgende  sülze  aus  dem  lateinischen  tractat 
zu  gründe  zu  liegen,  puellas  parvulas  docent  evangelia  et 
epistolas,  ul  a  puerilia  consuescant  errorem  amplecli  u.  s.  w. 
Mart.  s.  1782.  finxerunt  etiam  quosdam  rilliinos,  in  quibus 
docent  quasi  virtules  sectari  et  vitia  deteslari,  et  callide  in- 
serunl  ritus  suos  et  haereses,  ut  melius  alliciantur  ad  ea  di- 
cenda  et  fortius  inculcent  ea  memoria  ,  sicut  nos  laicis  pro- 
ponimus  symbolum ,  dominicam  oralionera ,  et  alia  pulcra 
huiusmodi  causa  confinxerunl  ehd  s.  1784.  —  Kling  s.  303 
s6  get  der  ketzer  alse  geistliclien  zuo  den  liuten  und  redet 
also  siieze  rede  des  ersten  unde  kan  sich  also  wol  zuo  ge- 
tuon  ....  er  seit  dir  vor  also  siieze  rede  von  gote  unde 
von  den  engelen,  daz  du  wol  swüeresl  er  si  ein  engel  u.  s.  tv. 
(=  dociles  inter  aliquos  complices  et  facundos  docent  verba 
evangelii  et  dicta  apostolorum  et  sanctorum  alioruni  in  vul- 
gari  lingua  corde  lirraare ,  ut  sciant  et  alios  informare  et 
sectam  suam  pulcris  sanctorum  verbis  polire  •  .  .  ;  et  sie 
per  dulces  sermones  et  benedictiones  seducuut  corda  inno- 
centium  Mart.  s.   1781.) 

Die  ketzer,  sagt  Berthold  zum  öftcrn ,  pßegen  sich 
am  liebsten  an  einsamen ,  abgelegenen  orten  aufzuhalten, 
in  winkeln.,  wo  sie  die  einfälligen  ungesehen  und  mit  leich- 
ter mühe  verführen  können-,  sie  gent  ouch  niht  ze  frumen 
Stelen,  wan  da  sint  die  liute  verstendec  unde  hcerenl  an  dem 
ersten  wol,  daz  er  ein  ketzer  w6re.  sie  gent  zuo  den  wi- 
lern  und  zuo  den  dorfern  gerne  unde  halt  zuo  den  kinden, 
diu  der  gense  hiielent  au  dem  velde  Kling  s.  304  (=  so- 
lent  eliam  tales  mansiones  habere  in  locis,  ubi  babent  sludia 
sua  vei  celebrant  conventicula ,  quae  cirtumquaque  aliis  sunt 
inaccessibiles,  ne  prodantur,  ut  in  t'oveis  sublerraneis  vel  ali- 
ter  sequestratis.  —  ad  simplices  et  rüdes  solenl  accedere, 
maxime  ad  cos,  qui  non  sunt  iratribus  praedicaloribus  et  mi- 
noribus  lamiliares,  et  ad  loca,  quae  non  rrc(iuculantur  ab  illis 
Mart.  s.   1781.   1782). 

f^on  der  anklage,  dafs  sie  nachts  katzen  und  kr'öten 
küssen,  werden  die  armen  von  Lyon  im  lat.  travtat  frei- 
gesprochen   noctibus    autem    maxime    huiusmodi  conventicula 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.        65 

frequenfanl,  quando  alii  dormiunt,  ut  libenter  minisleria  ini- 
quitatis  opereiitur.  quod  auteni ,  ut  dicilur,  osculenlur  ali- 
qui  catos  et  ranas  et  videanl  diabolum  vel  extinclis  lucernis 
pariler  fornicentur,  noii  pulo  istiiis  esse  sectae  Maft.  ebd. 
ohne  ziveifel  ist  es  aber  diese  stelle,  die  Berthold  zu  fol- 
gender vergleichung  anlafs  gegeben  hat:  so  hüete  sich 
alle  weit  vor  der  kalzen.  so  get  si  hin  unde  lecket  ein 
kroten.  s\v;\  si  die  viudcf,  iinder  einem  züne  oder  swa  si  die 
vindet,  unz  d;iz  diu  krolc  hluotet,  so  wirt  diu  kalze  von 
eiler  indurslic.  —  ir  reinen  krislcnliute,  da  von  hüetet  iuch 
vor  disen  ketzern ,  die  also  ze  iuch  sliefent  sani  die  katzen 
und  iuch  ertocten  wellent  mit  ir  krolensamen  der  unreinen 
ketzerlichcn  lere ,  die  er  in  sich  gelecket  hat  sam  diu  katze 
daz  eiter  von  der  kroten  Kling  s.  303.  307. 

Ich  will  die  hervorhebung  von  vergleichstellen ,  de- 
ren sich  noch  ynehr  darbieten  würde/i,  nicht  iveiter  führen  ; 
die  gegebenen  werden  hinreichen  7iin  zu  zeigen  dafs  Bert- 
hold die  merkmale  und  lehren,  die  er  von  den  ketzern 
im  allgemeinen  hinstellt,  die  aber  ganz  besonders  die  ar- 
men von  Lyoti  sind,  nur  aus  diesem  tractate  geschöpft 
haben  kann,  dieser  umstmid ,  zusammen  mit  der  angäbe 
der  Stuttgarter  hs.,  dürften  hinreichen  zum  beweise  dafs 
David ,  Bertholds  lehrer  und  freund ,  der  wirkliche  ver- 
fafser  des  lateinischen  traciules  ist.  dafs  derselbe  ein 
Deutscher  war,  was  der  auch  sonst  ganz  imbekannte  Yvo- 
netus  schon  seinem  namen  nach  nicht  sein  könnte,  geht, 
wie  mir  scheint,  auch  aus  einer  stelle  hervor,  wo  erzählt 
wird ,  dafs  trdhrrnd  des  ziviespalts  zwischen  papst  Inno- 
cenz  IV.  und  kaiser  Friedrich  II.  ein  deutscher  fürst  im 
begriffe  gewesen  sei,  sich  offen  für  die  ketzer  zu  erklä- 
ren, was  aber  sein  tod  glücklicherweise  verhindert  habe: 
Marlene  s.   1786. 

Uebrigefis  zeichnet  sich  Davids  tractat,  ganz  im  ein- 
klang  mit  seinem  character,  wie  v)ir  ihn  aus  den  übrigen 
Schriften  kennen ,  bei  aller  entschiedenheit  dennoch  durch 
kritik  und  milde  aus  {vergl.  Hahn,  geschichte  der  ketzer 
1,  28).  die  letztere  eigenschaft  war  den  Franciscanern, 
bei  denen  der  liebevolle  geist  ihres  grofsen  Stifters  noch 
lange  fortwirkte,  in  viel  höherm  grade  eigen,  als  den  Do- 
Z.  F.  D.  A.  IX.  5 


66  BRÜDER  DAVID  VON  AUGSBURG. 

minicaneru .,  die  sich  durch  herhhcit .,  strenge  und  blinden 
eifer  heim  volke  in  eben  dem  mnfse  verhaj'st  machten,  als 
die  Minoriten,  die  freilich  schon  durch  die  gänzliche  ent- 
sagung  alles  irdischen  besitzes  den  niedern  ständen  viel 
näher  standen,  in  früherer  zeit  wenigstens  beliebt  teuren. 

Nachtrag. 

Die  freundliche  gefälligkeit  des  herrn  Maurer-  v.  Con- 
stant  in  Müncheri  setzt  mich  in  den  stund ,  über  die  oben 
berührte  lateinische  chronik  jetzt  schon  auskunft  geben 
zu  können,  die  freilich  anders  lautet,  als  ich  gehofft  hatte, 
die  hs.  trägt  nun  die  nummer  Cod.  lat.  5541.  perg.  xw.jh. 
8.  zu  zivei  spalten,  die  chronik  steht  dari?i  auf  bl.  V — 45" 
und  reicht  den  eingangszeilen  zufolge  bis  zum  j.  1271  :  In 
nomine  doniini  noslri  Jesu  Christi  in  liac  compilalione,  quae 
de  diversis  excerpta  est,  videlicet  de  iure  canonico,  de  eccle- 
siaslica  historia,  de  Orosio  ,  de  crouicis  Eusebii,  Hieronynii 
et  alioruni,  de  libro  qui  dicitur  gemma  animae ,  de  opusculo 
quod  vocatur  ordo  Romanus,  ostendilur  leg^^re  volenlibus  de 
gestis  sive  statutis  Romanorum  ponlificum  et  de  statu  bono 
vel  malo  iraperatorum.  insuper  quibus ,  qui  meraorati  prin- 
cipes  conteraporanei  fuerint  a  beato  Petro  aposlolo  et  a  Cae- 
sai'e  Auguslo  usque  ad  annura  mcclxxi  u.  s.  w.  also  bis  zum 
j.  1271  (die  auf  den  beiden  letzten  spalten  enthaltenen 
nachrichten  aus  den  j.  1272 — 1281  mögen  spätere  Zusätze 
sein),  dem  todesjahre  Davids,  das  würde  der  zeit  nach  vor- 
trefflich passen,  und  an  dem  ausdrucke  compilatio  brauchte 
man  sich  ?iicht  zu  stofsen ,  da  die  chronik  in  bezug  auf 
die  frühere  zeit  bis  mindestens  1200  der  natur  der  suche 
nach  nichts  anderes  sein  kan?i.  Davids  name  wird  indess 
im  buche  selbst  nirgends  genannt  und  nur  auf  der  innern 
Seite  des  vorderdeckeis  findet  sich  von  einer  hand  des 
\^7i  jahrhmderts  folgende  bcmerkung  -.  Haec  continentur 
in  libro  hoc.  item  (Chronica  fValris  David  de  Aiigusta  de 
summis  ponlificibiis  et  imperatoribus  u.  s.  w.  ich  kenne  die 
gründe  nicht,  ivelchc  die  inönche  des  klosters  {Bayer-) 
Diefse7i,  woher  die  hs.  stammt,  vermocht  Itaben,  gerade 
dem  brudcr  David  diese  chronik  zuzuschreiben,  vielleicht 
war  es  der  Zeitpunkt,  womit  sie  schliefst;   und  sein  name 


BRUDER  DAVID  VON  AUGSBURG.  67 

und  seine  lateinischen  Schriften  waren  ihnen  nicht  unbe- 
kannt, indem  deren  erste  ausgäbe  vornehmlich  auf  Die- 
fsener  hss.  sich  gründete. 

Ich  zweifle  jedoch  an  der  richtigkeit  dieser  angäbe, 
tvenigstens  koimten  mich  die  abschriften,  die  mir  herr 
Maurer-  von  Constant  in  zuvorkommender  weise  von  bl.  24'* 
— 45"  f720 — 1281)  mittheilte,  nicht  überzeugen,  dafs  Da- 
vid der  verfafsor  dieses  von  anfang  bis  zu  ende,  'höchst 
dürftigen  buches  sei ;  man  müste  denn  annehmen,  er  hätte, 
für  seine  schüler  etwa,  absichtlich  ein  kurzes  geschichts- 
compendium.  schreiben  wollen,  nicht  unmöglich,  aber  ich 
kann  nicht  daran  glauben. 

Die  heftigkeii ,  womit  hier  gegen  die  Staufer  partei 
genommen  wird*),  die  a/f/allend  häufige  erwähnung  thü- 
ringischer und  sächsischer  orts-  und  klosternamen  und  die 
ausführlichkeit,  womit  die  den  predigerorden  betreffenden 
angelegenheiten  erzählt  loerden ,  lafsen  mich  eher  vermu- 
ten, dafs  der  verfafser  ein  thüringischer  dominicaner  loar. 
Zu  ei7ier  genauem  Untersuchung  der  chronik  reicht 
die  mir  zu  diesem  nachworte  vergönnte  frist  nicht,  ich 
mufs  sie  daher  auf  eine  spätere  zeit  verspare?i  und  werde 
dann  die  eigenthümlichen  ?iachrichten ,  die  sie  etwa  dar- 
bietet {beträchtlich  dürften  sie  kaum  sein),  den  geschichts- 
freunden  nicht  vorenthalten. 

Für  die  vorliegende  frage  genügt  es,  dafs  ich  diesen 
punkt,  durch  den  ich  meine  entdcckung  nocli  fester  be- 
gründen zu  können  glaubte ,  hiemit  fallen  lafse :  wie  ich 
hoffe,  ohfie  erheblichen  nachtheil  für  meine  beweisführung, 
die  nach  meiner  Überzeugung  auf  entscheidenderen  grün- 
deii  ruht,  jedesfalls  aber  zur  Steuer  der  Wahrheit  oder 
doch  dessen,  ivas  ich  als  solche  erkenne. 

Stuttgart  29  nov.   1851.  FRANZ  PFEIFFEU. 

')  ein  gj'iifsernr  abschnitt  bl.  il,  voll  schiverer  anklagen  gegen 
kaiser  Friedrich  II.,  ist  indessen  ausdrücklich  und  wörtlich  dem  ah- 
selzungsdecrete  papst  Innoccnx-  IV.  enlnommen.  die  darin  enthaltene 
besc/iuldigung,  Friedrick  habe  den  herzog  Ludwig  von  Baiern  durch 
Assassinen  tüdten  lafsen,  darf  daher  nicht  als  besondere  beweissteile 
angeführt  werden,  wie  Höfler,  der  bei  dieser  gelegenheit  zuerst  der 
chronik  erwähnte,  in  den  Münchener  gelehrten  anzeigen  I84fi  bd.  '2'.i 
s.    IUI  i,  gethan  hat. 

5* 


68  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

Hans  Vindlers  buch  der  Tugent ,  une  der  Atigshnrger 
druck  von  1486,  oder  richtiger  {vergl.  unten  v.  8  der  ein 
leitung)  blume  der  tugend,  ivie  die  gothaische  hs.  das 
werk  nennt  {vergl.  Jac.  Grimms  mythologie ,  1.  ausgäbe, 
a?ihang  li),  nach  der  eigenen  angäbe  Vindlers  im  icesent- 
lirhen  eine  Übersetzung  aus  dem  Italienischen  (vergl.  tinten 
die  einleitung^ ,  enthält  in  der  gestalt,  in  welcher  es  uns 
vorliegt,  verschiedenartige  bestandtheile,  deren  sonderung 
im  folgenden  versucht  werden  soll,  es  lajsen  sich  nämlich 
deutlich  zwei  theile  unterscheiden,  und  namentlich  in  dem 
ersteren  ehi  ursprünglicher  stamm  von  einschaltungen  scharf 
trennen,  anfserdem  ist  im  zweiten  theile  ein  selbständiges 
gedieht  eingesqhoben ,  mitten  in  den  Zusammenhang  eines 
abschnittes  hinein,  so  dafs  der  leser,  so  lange  er  nicht 
den  loahren  Sachverhalt  bemerkt  hat,  in  der  grasten  ver- 
loirrung  umhertappt.  —  in  der  mittheilung  von  stellen  aus 
dem  werke  bin  ich  nicht  sparsam  gewesen,  um  bei  dieser 
gelegenheit  zugleich  ein  möglichst  vollständiges  bild  von 
dem  loerke  Vindlers  zu  geben,  das  nur  in  zwei  oder  drei 
e.vemplaren  vorhanden  ist,  und  dessen  vollständiger  Wieder- 
abdruck schwerlich  je  zu  erwarten  sein  dürfte. 

Bei  der  7iachstehenden  Untersuchung  habe  ich  nur  den 
Augsburger  druck  des  Joh.  Phmbirer  {nicht  Plaubiler, 
tvie  V.  d.  Hagen  im  grundriss  s.  414  ihn  ne?int)  vom 
jähre  1486  {nicht  1484,  wie  v.  d.  Hagen  a.  a.  o.,  auch 
nicht  1485,  ivie  Gervinus ,  gesch.  d.  p.  N.  L.  2.  hd. 
s.  381  //.  382  angiebt)  benutzt,  verm%ite  jedoch  dafs  die 
handschrift  in  allem  wesentlichen  zu  dem  dj^uck  stimmen 
wird,  einmal  weil  das  von  Jac.  Grimm  a.  a.  o.  aus  jener 
mitgethcilte  stück  fast  wörtlich  mit  der  cntspreche?idejt 
stelle  des  drucks  übereinstimmt ,  danti  weil  es  auch  Jac. 
Grimm  entgangen  zu  sein  scheint  dafs  gerade  jene  zauber- 
und  aberglaubenaufzählungen  zu  jenem  selbständigen,  mit 
Vindlers  blume  der  lugend  nicht  zusammenhängenden  ge- 
dichte  gehören,  was  nur  möglich  war,  wenn  in  der  hand- 
schrift dieselbe  Verwirrung  herscht  wie  im  druck. 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  69 

Ich  ivill  dies  letztere  stück  zuerst  ausscheiden ,  be- 
merke aber  vorher  noch  im  allgemeinen  dafs  man  sich 
durch  die  eintheilungen  und  die  Überschriften  des  drucks 
weder  leiten  noch  stören  lafsen  darf:  sie  sind  besten  falls 
rein  zufällig  getroffen,  meist  dagegen  völlig  unsinnig, 
aufserdem,  wie  auch  der  text ,  durch  druckfehler,  oft  ge- 
rade an  entscheidenden  puncten ,  entstellt;  ich  nehme  auf 
sie  gar  keine  rücksicht. 

Jenes  gedieht  nun  vom  aber  glauben  beginnt  auf  bl.  Z*'', 
ohne  seinen  anfang  dusserlich  durch  den  druck  zu  mar- 
kieren, enthüll  904  verse,  und  kündigt  sich  zu  anfang  und 
ende  als  ein  für  sich  bestehendes  ganzes  an : 

Gol  vater  aller  gütigosler 

Jhcsu  Crist  aller  süssosler 

O  lieilijrer  geyst  voller  niill 

Wann  keiner  gab  dich  nye  beuill 

Gen   den  die  dich  anrüH'en  sind  « 

HiUr  dz  ich  ze  sanien  pind 

üitz  keyn  werck  nach  meyner  ger 


Vnd  dz  man  alleyn  got  ereu 

Wafi  er  ist  kiing  vfi  keiser  ob  alle  her'n 

Aber  dz  l'elscht  mau  yelz  gar  ser 

Wan  des  vngelaubens  ist  mer 

Wan  sy  yemanlz  kan  gesagen 

Ich  waifz  ir  vil, 

nun  folgen  alle  die  abergläubischen  gebrauche ,  die  von 
Grimm  a.  a.  o.  abgedruckt  sind,  riebst  einer  reihe  war- 
nender beispiele.     das  gedieht  schliefst  auf  bl.  D®: 

Ich  wailz  auch  wol  dz  ich  hab 

Grosse  straffung  von  niangem  man 

Die  mainent  es  sey  recht  getan 

Was  man  thü  mit  zauberey  list 

Wan  doch  die  warheit  selber  spricht 

Es  werdent  auff  stan  an  mangcn  steten 

Falsch  trugenthafft  propheten 

Die  die  Icul  v'lailen  werdent 

Dz  selb  seynd  die  do  crent 


70      HANS  VINDLERS  BLl  ME  DER  TUGEND. 

Der  teüffel  vnd  auch  sein  zauberey 
So  spricht  manger  auch  dabey 
Ich  hab  zeuil  für  mich  genümen 
Vnd  mag  sein  nymmer  ze  end  körnen 
Den  selben  antwurt  ich  on  wan 
Wann  ich  tun  was  ich  kan 
So  tun  ich  mir  genug 
Doch  ist  das  buch  so  klug 
Das  yeglicher  da  von  uympt 
Als  vil  als  seyner  kunst  gezyrapt 
Dem  Ochssen  hew  dem  Esel  distel 
Dem  Ritter  gold  geit  dise  czistel 
Yedoch  so  tut  mir  dick  zoren 
Gib  ich  den  gensen  haber  od'  koren 
Do  mischen  sich  die  falcken  zu 
Das  selb   machet  mir  vnru 
'    Od'  gib  ich  frisches  afz 
Den  selben  falcken  so  wellen  die  genfz  dz 
Zwar  falcken  fled'mufz  vnd  fligen 
Seynd  vngelich  man  well  den  trigen 
Das  selb  wüstet  alle  recht 
Wann  der  her'  tut  als  der  knecht 
Vnd  der  knecht  tut  als  der  her' 
Dz  selb  macht  alle  wer'*) 

*)  ich  lafse  die  var/anfcn  des  drucks  zu  der  von  Grimm  mitgc- 
theilten  stelle,  die  ich  vers  1— 27G  beziffere,  fvlgen. 

3.  pfaff  4.  do  sprach  5.  muncb  odev  fehlt.  16.  dise  den 
23.  welleüt  fehlt.  die  Dyadeiua  25.  auch  fehlt.  sy  haben 

27.  vnd  fehlt.  etlich  giessen  32  ii.  33  fehlen.  37.  sehen 

vnd  auch         43.  percht  61.  zan  62.  habent  yene  den  vierdcn 

68.  die  do  schl.  71.  trisesseln  74.  der  die  76.  Pippfis 

78.  die  trut  81.  leule  82.  deute  83.  orken  vn  alben 

85.  schrruzlin  91.  syl  92.   nutzend  etlich  die  94.  pley 

101.  ob  es  in  102.  etlich  leul  105.  mau  fehlt,  sy  dz  grabent  ze 
sybend  1Ü6.  vnd  etlich  pilfz  127.   das  dem  130.   liiicicen 

132.  stolz  d.  k.  138.  vale  150.   segcnt  156.   Hören  eyn 

158.   Martins  164.  affter  wegen  176.  wollT  179.  drysessc' 

191.  Regen  194.  tag  199.  Geomaiica  207.  kircheo  211.  ich 
vnd  diser  216.    pfefliu  219.   riicbnacht  226.  etlich  die 

228.  vnd  etlich  lassent  jagen  239.  rennen  242.   fiu-t  mange 


HAiNS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 


71 


Der  abschnitt,  in  icclche?!  dies  gedieht  eingeschoben 
ist,  handelt  von  der  rede,  zuerst  ivird  darin  vom  schwei- 
gen gehandelt  u?id  dasselbe  anempfohlen,  mehrere  beispiele 
erläutern  dies,  unter  ajideren  auch  das  von  einem  schweig- 
samen ritter,  der  in  ein  kloster  gieng: 

Vfi  hiefz  sich  do  v'sperren  an  der  stet 

In  eyn  sonderliches  gaden 

darüb  dz  er  seyn  schweigen  mocht  habe 
und   hieran   schliejsen   sich   die  erstell  ivorte  nach  beendi- 
gung  jenes  gedichtes  auf  das  ungezwungenste  an : 

Aber  wer  do  well  volkömen  seyn 

An  d'  red  der  ueme  eyn 

Ayn  gut  lere  von  dem  han 


Das  hauptwerA'  nun  zer/a'/lt,  aufser  der  einleitung 
und  dem  schlufse,  seiner  construction  nach  in  zwei,  ivesent- 
iich  von  einander  unterschiedene  iheile. 

Der  erstere  eiithält  eine  reihe  schilderunge?i  von  je 
einer  tilgend  und  dem  ihr  entsprechenden  laster.  es  sind 
deren  Y7  paare: 

I,    1.  die  liebe. 
II,   1 .   die  freude. 

III,  1 .  der  friede. 

IV,  1.  die  barmherzigkeit. 
V,   1.  die  milde. 

VI,   1.   die  straf ung. 
VII,   1.  die  Weisheit. 
VIII,   1.  die  gerechtigkeit. 
die  treue, 
die  Wahrheit, 
die  stärke. 


IX,  1 

X,  1 

XI,  1 

XII,  1 

XIII,  1 

XIV,  1 
XV,  1 


die  starkmütigkeif. 
die  släligkeit. 


die  mäfsigkeit. 
die  dcmut. 
XVI,   1.  die  miijsigkeit. 
XVII,   1.   die  keuschheil . 


2. 

der  neid. 

2. 

die  tj^aurigkeit. 

2. 

der  zorn. 

2. 

die  gräuU.chkeil. 

2. 

der  geiz. 

2. 

die  schmeiehung. 

2. 

die  thorheit. 

2. 

die   Ungerechtigkeit 

2. 

die  falsch  hei t. 

2. 

die  lüge. 

2. 

die  furcht. 

2. 

die  eitel e  ehre. 

2. 

die  unstäte. 

2. 

die  unmäfsigkeil. 

2. 

die  hojfart. 

2. 

die  frajsheil. 

2. 

die  unkeusche. 

250. 
'2  «7. 


so  slal       '252-   iiäwe       '253.  Deins 
Für  den   iiassel         '275.   beck         '270. 


5  4.  niainajd       203.   duricn 
viid  durcli  slcck 


72  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

der  theil  schliefst  mit  dem  abschnitt: 

XVIII,  die  mUfsigkeit, 
hier  im   hohem   sinne    als  grundlage   und  kröne  aller  lu- 
genden verstanden ,    daher  auch  flicht  mit  einer  speciellen 
Untugend  gepaart. 

Jeder  dieser  35  abschnitte  ist  auf  dieselbe  weise  con- 
strifiert.  sie  zerfallen  gleichmäfsig  in  drei  theile :  der  erste 
enthält  die  definitio7i  der  in  rede  stehenden  tagend  oder 
Untugend ,  die  unterabtheilungen  derselben  u.  s.  w.;  der 
zweite  wird  regelmüfsig  eingeführt  durch  ein  gleichnis, 
nach  der  im  mittelalter  so  beliebten,  die  natur  zu  morali- 
schen zwecken  ausdeutenden  iveise,  daran  schliefst  sich  eine 
lange  reihe  moralischer  Sentenzen  ^  als  dritter  theil  folgen 
dann  eine  oder  mehrere  erzählungen ,  die  das  vorher- 
gehende durch  beispiele  noch  anschaulicher  machen^  wahr- 
scheinlich auch  wohl  zur  ubwechselung  und  Unterhaltung 
dienen  sollen,  die  beiden  ersten  theile  bestehen  eiffürmig 
aus  compilierten  stellen  aus  christlichen  und  classischen, 
poetischen  und  prosaischen  schriftstellei^n,  mit,  wenige 
ausnahmen  abgerechnet ,  gewifsenhafter  angäbe  des  na- 
mens des  autors  jeder  entlehnten  stelle  (nur  bei  den  deßnitio- 
nen  und  gleichnissen  finden  sich  zuweilen  die  autoren  nicht 
genannt);  der  dritte  theil  ist  ebenfalls  nur  aus  büchern 
entnommen,  nie  aus  lebendiger  tradition  geschöpft,  so  daj's 
also  das  ganze  werk  sich  darstellt  als  die  fieissige  com- 
pilationsarbcit  eines  büchergelehrten ,  der  pedantisch  und 
trocken  sich  nur  in  moralischen  allgemeinheiten  bewegt. 
ich  unterscheide  die  drei  abtheilungen  durch  a,  b  und  c. 
Als  beispiel  theile  ich  einen  solchen  abschnitt  mit,  um 
zugleich  von  der  spräche  des  verf.  und  der  Verderbnis  der 
Überlieferung  ein  bild  zu  geben,  und  wähle  hauptsächlich 
der  kürze  tvegen  V,  2 : 

Die  {^eitikait  ist  ein  widerporl 

Gen  der  mill  nach  dem  wort 

Als  Tuliiis  spricht  i  seyner  Siim 

dz  sy  sej  ein  hochmütigfig-  d'  begerung 

Zegwinne  dz  recht  vn  dz  vnrechl 

vn  dz  zeuerhallen  dz  not  ist  vn  schlecht 

Vn  zeuerzeren  alle  ding  gar  schwach 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  73 

Vfi  zewusteii  dz  do  über  bleibt  on  sach 
In  der  Suin  do  man  allen  Tadel  list 
Spricht  mü  dz  d'  aigenllich  geitig  ist 
Der  do  behalt  dz  man  v'zeren  sol 
vn  d'  do  v'zert  dz  mä  behalte  möcht  wol 
Gregorius  spricht  in  aller  weit  prait 
Fint  man  ellich  end  in  der  geitikait 
Wafi  man  mag  sy  erfüllen  nimer  recht 
vn  wer  ir  dient  d'  ist  seis  knechlz  knecht 

Die  geitikait  mag  mä  wol  gelich 
d'  krote  die  lebt  allzeit  dez  ertrich 
Durch  vorcht  die  sy  an  ir  hat 
Dz  sy  sich  dez   ertreich  nit  müg  werde  sat 
Wan  sy  erfüllet  sich  mit  essen  nicht 
Alle  krote  seind  geitig  mit  irem  gesiebt 
In  der  Sum  do  sich  der  tadel  pirl 
Fint  man  dz  kein  schände  auf  erd  wirt 
Gebraucht  als  die  Geitikait 
Vn  doch  ist  sy  ein  miiter  aller  pofzhail 
Wan  doch  all  tadel  werdent  alt 
An  de  menschen  wie  sy  seind  geslalt 
Ab'  die  geitikait  wirt  allweg  zwar 
Ye  lenger  ye  lenger  von  iar  ze  iar 
Sant  Pauls  die  wurtz  aller  pofzheyt 
Das  ist  die  recht  geytikeyt 
Salomö  d'   geitig  mag  nit  erfüllet  werde 
Mit  keynem  gut  auff  diser  erden 
Vnd  wer  auch  lieb  die  reiclitum  hat 
Der  hat  kein  vorcht  wz  man  vö  im  sagt 
Alanus  spricht  das  der  geytig  man 
Nymnier  wol  eralten  kan 
Vnd  d'  neydig  mit  seym  streit 
Die  rasten  nymmer  zii  keyner  zeit 
luuenalis  spricht  die  pfcnning  sind 
Nil  defz,  ab*  d'  geitig  ist  d'  pfenning  kind 
de  pfennig  mag  mä  wol  ei  nam«;  scheide 
Eyneni  abgot  die  die  beiden 
Belent  an  nach  irer  Ke 
Gleich  also  betet  de  geytig  me 


74  '  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

De  pfenning  an,   vvä  er  glaubt  darbey 
Das  keyii  ander  got  nicht  sey 
0  du  gütiger  man  spricht  Seneca 
Was  hilfft  dich  dein  reichtum  hernach 
Mit  de  gut  zelun  in  deim  leben 
Wenst  du  das  dir  der  pfennig  sey  geben 
Das  du  sy  solt  sperren  in  deyn  schreyn 
het  got  gewolt  sy  solle  wol  verspert  sein 
V'^nd  het  dich  sy  nyiunier  lassen  vinden 
Wes  wiit  du  dich  denn  vnderwinden 

Von  d'  Geytikait  list  man  das 
dz  marcus  cassidius  so  geitig  wz 
Das  er  zoch  in  Hyspania  land 
Als  eyner  von  dem  höchsten  ampt 
Vn  de  der  Römer  rat  het  aufz  erweit 
Do  sant  er  Kalphur  von  im  den  helt 
Vnd  Silum  den  gesellen  seyn 
Die  do  betten  gesworen  Cassidius  peyn 
Vnd  betten  auch  baid  waffen  in  d'  baut 
Do  mit  yn  der  lod  ward  bekant 
Die  liefz  er  baid  leben  vuib  die  geitikeit 
Vmb  eyn  klein  giit  als  man  seit 
Wan  im   liebet  nun  dz  gut  an  d'  stet 
Waü  im  die  gerecbtikait  dez  gericht  tet 
Vn  darüb  spricht  d'  meysler  alsus 
Was  wenstu  das  Marcus  Cassus 
Het  geben  in  sollicher  not 
Ee  wer  er  tausent  tod  gelegen   tot 
Ee  das  er  sollich  gelt  het  gegeben 
Vnd  damit  gefristet  het  seyn  leben 
Als  gar  het  in  der  geyt  überkömen 
Dz  im  sein  giit  nit  wer  zeslalten  körnen 

Von  d'  geilikait  schreibt  mä  alsus 
Von  einem  d'  hiefz  Gemiruis 
d'  het  all  sein  tag  kein  and'  wunn 
Nur  das  er  vil  gutes  gcwunn 
Vnd   kund  doch  nye  crliillen  sein  miil 
Vnd  do  er  als  reich  ward  an  gut 
Vber  alle  die  in  der  slat  waren 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  75 

Do  er  ynn  was  geporeii 
Vnd  sich  etlich  zeit  v'gieng  darbey 
Do  rufFt  er  zu  im  seiner  Sune  drey 
Die  er  gar  lieb  het  vnd   sprach 
Mein  lieb  sün  ich   pit  euch  vni  ein  sach 
dz  ir  mein  gut  dz  mich  hat  gemacht  rieh 
Werd  von  euch  v'zert  also  miltiglich 
Wa  es  notturfft  ist  mein  lieb  sün 
Wann  ich  mag  seyn  laider  nit  getiin 
Ich  han  die  geitigkait  so  lang  erkant 
Für  ein  grossen  tadel  als  er  i  allem  lant 
Oder  auff  erd  yendert  mag  geseyn 
Wan  d*  mensch  hat  dauon  allzeit  peyn 
Wan  ich  erkant  auch  nye  grösser  pofzheit 
Vnd  do  er  in  dz  also  geseit 
Do  tet  got  seyner  wunder  scheyn 
Wan  mä  fand  dz  geitig  hertz  i  sei  schrein 
Do  sein  pfennig  yn  waren  v'schlossen 
Dz  was  mit  blut  allesampt  begossen 
Bei  de7n   schlufscnpitel  XVIII   ist  in  c  durchaus  pas- 
send  als    ein    beispiet  der    höchsten    tvcisheit  eine  längere 
geschichte  der  Schöpfung  gegeben,   an  deren  ende  es,  den 
t-rsten  tlicit  sehr  schicklich  beseht iejsend,  heijst 
Also  het  die  oberst  Golheyt 
Alle  ding  gemacht  mit  mässigkcyt 
Nun  finden  sich  aber  in  einigen  capiteln  stellen ,    die 
aus  jener    normalen    haltung   der    abschnitte    heraustreten 
und   die    ich    daher,     bei  dem    augenscheinlich    ic allenden 
streben  nach  Symmetrie  in  der  anläge,  nicht  fidr  productc 
des  ersten  ivurj's  halten  möclite ;    es   sind    dies   stellen,    in 
denen  keine    compilationen    sich  finden ,    sondern  in  denen 
die  eigene  persönlichkeil  des  dichters  hervortritt,    sie  sind 
doppelter  art.     es  wird  n Hin  lieh 

1.    ein   gebet   eingeschoben.      dies   geschieht   zu   ende 
von   VII,  2,  b: 

Ach  lieber  goJ  nun  gib  mir  guust 
Dz  alles  meyn  tun  dii-  sey  ein  lob 
Wie  gar  nun  doch   mein  syfi  ist  grob 


76  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

Als  das  der  Prophet  spricht 

Das  deyn  barmhertzikait 

Erfüll  die  hymel  vnd  die  erde  prait 


Wer  möcht  dein  wunder  gar  sagen 

Nyeinant  herre  wann  du 

Dein  heiligen  geist  wolleslu  senden  zu 

Der  selb  niocht  wol  die  wunder  deyn 

Zeliechte  pringen  herre  uieyn 

Aber  alle  kunst  wer  sunst  entwicht 

V^nd  het  er  aller  der  gedieht 

Die  alle  meyster  vor  ye  betten 

Vn  wer  ich  auff  de  süssen  berg  gelrette 

Der  Elicon  mit  namen  heysl 

Vnd  do  die  golter  allermeyst 

Ir  aller  höchstes  gedieht  vinden 

Dennocht  wer  ich  bey  den  plinden 

3Iit  meiner  krancken  fanlasey 

Dauon  ich  herre  an  dich  schrey 

Wann  du  hillFesl  doch  allermeist 

Ich  mein  dich  vater  sun  vn  heiliger  geist 
es  hängt  durch  den  reim  mit  dem  voraufgehenden  zusam- 
men. —  ferner  in  XIV,  2  zu  efide  von  c 

Her'  gib  mir  auch  eyn  sollich  mafz 

Das  ich  dich  lob  mit  sant  michael 

Waü  du  bist  in  der  glöbigen  sei 

Als  eyn  preiitiger  an  seine  brul  pel 

Vnd  als  eyn  künig  in  seyner  stet 


So  mul'z  vns  helffen  die  mayd 
Die  do  antregt  das  klayd 
In  d'  driuallikail  dz  quater 
Mit  Abba  dem  vater 
Vnd  mit  dem  Sun  vn  heiligen  gaist 
0  3Iaria  ich  gelrew  dir  aller  maist 
Dz  du  mir  hclflest  für  deyn  Kind 
Dz  do  lag  vor  dem  Esel  vfi  Rind 
Vnd  den  der  Engel  hiefz  Jhesus 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  77 

vfi  die  heilige  sprechent  sanctus  sanctus. 
es  hängt  ebenfalb  durch   den  reim  mit  dem  voraufgehen- 
den zusammen.  —  ferner  in  XV,   2  zu  ende  von  b : 

Ach  wie  auch  gar  slrenglich 

Wirt  den  holTerligen  gesprochen  zu 

Gel  hyii  in  die   ewigen  vnrii 

Zii  den  teüffeln  in  dz  für 


Rieht  rieht  über  der  weit  kind 

Seyt  sy  seind  d'  Irnwen  1er 
auch  dies  hängt   durch  den  reim  mit  dem  vor  aufgehenden 
zusammen.      der    reim    auf    den     letzten    vers   fehlt,     es 
mufs  also   eine  lücke  angenommen  werden. 

2.  klagen  über  sittliche  Verhältnisse  eingeschaltet, 
hier  sind  es  zwei  gegner,  die  dem  dichter  sehr  viel  rer- 
drufs  gemacht  zu  haben  scheinen ,  die  bauern  und  die 
edelleute;  von  einem  der  letztern  scheint  er  undankbar 
behandelt  %u  sein. 

a)  gegen  die  bauern.  es  geschieht  dies  in  V  III,  2,  c, 
tvo  erzählt  wird  dafs  der  teufel  eine  seiner  7  mit  der 
Untugend  erzeugten  töchter,  die  falschheit ,  den  bauern 
vermählt  habe,  die  stelle  scheint  auf  ein  kurz  zuvor  ge- 
schehenes ereignis  anzuspielen  : 

Ach  ich  wail'z  ir  vil  in  eynem  nest 

Der  ich   nit  wol  tar  nennen 

Aber  doch  seynd  sy  leicht  zii  erkennen 

Hey   ir  falscheit  die  sy  haben 

Ach  vnd  sehe  ich  sy  rauhen 

Strallen  an  der  Sunnen 

Aber  erst  het  ich  wnnnen 

Vnd  wafi  das  nun  war  geschehen 

Vnd  dz  dan  yederman  ward  iehen 

Zwar  ich  sich  es  von  hertzen  geren 

Sy  haben  es  vdient  an  ire  herren 

Die  in  alle  Ireü  teilen 

Dauon  ist  billich  das  yederman 

Den  selben  paurcn  sey  gran 


78  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

auch  dies  hängt  durch  den  reim  mit  dem  vormifgehenden 
^usavimen.  —  gleich  darauf  wieder  in  IX,  2,  zu  ende  von  b 

Ach  möchlman  die  falscheit 

Erweren  aller  cristenheit 

Falscheit  ist  des  teüfels  present 
Der  hat  sy  geben  in  aller  weit  kreilz 
Eynem  voick  dz  man  die  puren  heifzl 
wafi  die  selben  hond  sy  frü  vnd  spal 
Ach  sich  dz  wol  erzaigt  hat 
Aber  dz  mich  yeraant  verdencket 
Der  sy  zwirunt  halb  ertrenckel 
Ich  meyn  nun  die  falschen  wicht 
Aber  den  frummen  wünsch  ich  nicht 
Anders  zwar  denn  eytel  gut 
Also  stat  mir  gen  in  meyn  niut. 
b)  Gegen  die  edelleute.    -zuerst  in  V,  1 ,  zu  ende  i'on  c : 
Man  vindt  d'  hVn  yelz  vil  vnd"  der  sun 
Die  do  haben  den  selben  sieclitum 
wen  einer  von  i  sol  geben  pfennig  od"  rolz 
So  vindt  er  für  sich  darauff  ein  glofz 
Dar  mit  das  er  im  doch  nicht  geit 
Nun  secht  wie  sich  d'  pöse  geit 
Sich  so  gar  überzogen  hat 
Vnd  sich  doch  an  keyner  stat 
Das  ir  keiner  dester  reicher  werde 
Waü  er  verleiiset  dauon  wird  vnd  ere 
Gab  er  aber  schon  vnd  eben 
Wem  er  zerecht  solt  geben 
Das  kam  im  wol  zwifach  wider  eyn 
Aber  die  hr'n  gend  yetz  nun  d'  rebaldej 
Yn  den  pösen  falschen  klaffern  ir  gut 
Dz  macht  auch  daz  manger  pid'man  tut 
Änderst  denn  er  billich  sol 
Wann  er  waist  das  vor  hin  wol 
Dz  sein  dienst  ist  zwir  halb  v'loren 
Aber  bej  den  allen  zeiten  hie   voren 
Do  die  hr'n  gaben  ir  gut  niilligiich 
Do  namen  sy  aulf  vnd  wurden  rieh 


HANS  VINDLERS  BLUME,  DER  TUGEND.  79 

So  ist  aber  yelz  vil  manger  her' 
Der  (lo  nit  wil  haben  wird  noch   er 
Dz  belaib  also  bej  seinem  allen  sil 
Wan  ich  mag  es  doch  gewenden  nit 
Vnd  ich  mich  denn  vast  darumb  swend 
Vnd  v'leüfz  die  weil  all  mein  zend 
Wer  legt  mir  den  ah  den  schaden  mein 
Dauon  so  will  ich  mit  gemach  sein. 
f'pruov  in  VIII,  2,  b,  m  die  compilationen  hineingeschoben. 
Ach  wes  man  doch  sein  yetzund  pdigt 
Dz  nyemant  trew  gen  Irew  wigt 
Wann  wer  yetzund  den  herren  recht  tut 
Den  bringlmä  für  sich  vmb  seyn  gilt 
Aber  wa  do  ist  eyn  wiitrich 
Der  verderbt  arm  vnd  rieh 
Wider  got  vnd  wider  recht 
Der  ist  den  herren  eyn  lieber  knecht 
Vnd  d'  do  vil  schmaicher  red  kan 
Der  ist  den  herren  eyn  lieber  man 
Vnd  der  auch  nicht  trew  vnd  er 
Dem  geyt  der  herr  sicher  mer 
Denn  er  eynem  frümen   lal 
Der  do  pider  ist  vnd  stäl 
vnd  der  nicht  nem  alles  gut 
Nun  dz  er  solt  haben  den  mut 
Das  er  yemant  betrüben  woll 
Dem  selben   wirt  man  nynimer  lioll 
vnd  ist  nun  allfrenckysch  genani 
Aber  nun  ist  eyn  newe  haut 
Die  hat  yelz  gar  vast  iren  lauff 
vnlz  die  vier*)  sprechen  heb  auH" 
So  ist  es  dan  alles  ab 
Wann  man  in  trcgt  zu   dem  grab 
So  volgcnt  im  seyue  werck  nach 
Sy  seyen  gut  oder  schwach 
Zuletzt   ufid  am    nuafuhr liebsten  in  XVIII,  h.     nach- 

')  im  vorhergehenden  vier  liaitptsünden  ^enaiini. :  1)  einem  u?i- 
schnldigen  übel  thitn ,  2)  luordbraud ,  3)  sodomilerei ,  i)  belnig  des 
Irenen  dicners. 


80  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

dem  in  a  bereits  von  der  schäm  und  ehrharheit  als  heglei- 
tcrinyien  der  mdfsigkeil  gesprochen,  und  angedeutet  ist 
da/s  aus  ihnen  sich  die  sucht  und  daraus  die  edelkeit 
entwickele,  icird  dies  in  b  nochmals  ausgeßihrt.  hier  nun 
zu  ende  der  stellen  über  die  eigenschaften  der  letzteren 
knüpft  der  dichter  an,  und  läfst  seinem  ingrimm  in  einem 
längern  stücke  freieii  lauf: 

Aber  etlich  Herren  seind  so  frat 

Wann  man  in  lang  gedienet  hat 

Das  ist  gen  in  als  wol  erkani 

Als  der  do  stiebet  an  ein  want 

Wan  er  denckt  im  in  seinem  syn 

Tag  vn  nacht  wie  dz  er  pring  yfi 

Vmb  dz  seyn  mit  sollichem  mort 

Macht  er  pald  aufF  in  eyn  worl 

Das  im  wirt  eyn  alenfantz 

Vnd  spricht  er  nit  wol  an  dem  lantz 

Heür  zu  der  falznacht  gan 

31it  sollichem  auff  salz  hat  man  dan 

Den  guten  armen  man  gelaicht 

Oder  man  gichl  er  hab  gesaicht 

Heür  gen  der  sonnen  klar 

Oder  man  gicht  er  hab  das  iar 

Mer  gebadet  denn  dreymal  daruili 

Ee  dz  er  vmb  dz  seyn  kfim 

So  habent  den  ellich  hcrren  rat 

Die  selben  seind  eren  grat 

Wann  sy  ratend  aufF  allenfantz 

Man  vindt  die  rät  selten  ganlz 

Wie  sol  d'selb  gütz  raten  ichl 

Der  do  selbs  ist  zenichl 

So  habent  die  rät  den  neytharl 

Der  selb  der  wüstet  aller  hart 

Alle  rät  hör  ich  sagen 

Wann  es  will  yglicher  sagen 

\  nd  ob  man  eyncm  geyl  den  mer 

Das  selb  dz  miil  den  and'n  ser 

Vnd  wirt  denn  daraulz  eyn  ncyt 

Wann  dz  ist  zu  aller  zeyt 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  81 

Dz  die  mynd'n  neydent  czii  aller  stund 

Die  nierern  das  ist  allen  kund 
Dauon  spricht  Scneca  d'  wevl'z  man 

Do  der  ueyd  am  ersten  aufF  kam 

Dz  kam  alles  von  eynom  wort 

Do  nun  dz  selb  gesprochen  wart 

Das  ist  meyn  dz  ist  deyn 

Von  dem  kam  der  neyd  vnrcyn 

3Ian  solt  billich  loben  den  Adel 

So  sticht  etlicher  als  eyn  nadel 

Ich  bederffl  gar  eyns  langen  zedei 

Solt  ich  sagen  wie  der  edel 

Seyn  er  solt  besorgen 

Den  abent  vnd  auch  den  morgen 

So  bcdarlT  er  ze  seyn  Ireii  vnd   weilz 

Züchtig  keusch  so  wirt  seyn  reilz 

Pluen  vor  zarten  frawen  klar 

Nympt  er  d'  dcmut  vn  d'  gehorsam  war 

Vnd  auch  d'  barmhertzikait 

Vnd  ist  er  manheyt  vnuerzait 

So  wirt  seyn  lob  gar  weyt  erkant 

Vnd  fürt  auch  gar  reichlich  seyn  ampt 

Auch  gehört  eynem  edelman 

Das  von  got  alle  zeit  an 
Das  er  schirm  arm  vnd  reich 
Als  ver  er  mag  das  ist  billeich 
Aber  es  tut  sich  fast  verkeren 
Man  sieht  wol  die   armen  scheren 
Das  ist  der  herren  ampt 
Pfeü  hyn  der  grossen  schaut 
Dz  macht  den  Adel  an  eren  wund 
Man  solt  sy  halten  als  die  hund 
Dz  sy  sich  selber  wurden  erkennen 
Ich  waifz  ir  vil  soll  ich  sy  nennen 
Die  do  nement  gut  für  Er 
Dieselben  solt  man  nymmer  mei- 
JJey  dem  Adel  lau  beleihen 
Man  solt  sy  pillich  furder  Scheiben 
Zu  den  posen  falschen  wichlen  :. 

Z.  F.  I).   A.   IX.  6 


82  HANS  VINDLEHS  BLUME  DEll  TIGENU. 

Auch  soll  ich  sy  aurzrichlen 
Die  selben  Pilz  Edel  leiil 
Dz  sy  <r   teiiflel  ymmer  freiil 
Die  (lo  nye   kanient  von  reclilein  adel 
Man  soll  sy  mit  eyner  mist  gabel 
Allzeit  lassen  paissen 
Vnd  soltz  nit  anders  liaissen 
Wann  die  Pifz  Edel  leiil 
Die  seihen  seind  als  ich  euch  hedeiit 
So  ^ar  an  Adel  saiir 
Vnd  j^ellent  doch  drey  nun    ein  paur 
Vnd  wenn  eyn  sollicher  poser  man 
Gewalt  sol  über  leüt  hau 
Der  tiit  dem  Adel  denn  als  wee 
Ich  wail'z  ir  zehen  oder  nie 
Die  selben  die  seind  balz  gelert 
Wie  dz  sy  nyemen  mit  der  gert 
Wan  das  sy  leyhen 
Das  macht  den  Adel  teyhen 
Was  ein  sollich  villan 
Sol  an  gericht  od'  lelien  gan 
Der  nit  waist  was  adel  ist 
Es  wesl  vil  pafz  wie  der.misl 
•    -       Den  acker  solt  betungen 
Ich  mag  ims  nicht  gunnen 
Dz  etlich  knaben  seind  so  kmilz 
Die  geleich  ich  zu  der  Fledermulz 
Wie  dz  beschicht  dz  will  ich  sagen 
Wann  man  sol  Er  beiagen 
Gen  den  veinden  mit  der  band 
Oder  beschirmen  sol  die  land 
So  will  der  pölz  man  vnrayn 
Sein  ein  mulz  vn  allweg   beleihe  daliaym 
Oder  wenn  man  stewren  sol 
So  wil  er  seyn  eyn  vogel  wol 
Darumb  wer  sicher  woi  getan 
Das  m;ui  keynen  Pyl'z   Edlen   man 
JNicht  Heiz  zu  den   edlen  l'alcken 
Man  solt  sy  furder  schalcken 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  83 

Zu  der  eylcn  Iiynden  zu 

Viid   au  sy  sclireyeu  im  liu  liu 

An  die  selben  newlich  edel 

Als  man  auch  list  an  eynem  zedel 

Als  dz  niaugem  ist  bckaul 

Dz  an  dem  oslerlichem  ampl 

Zu  der  weich  wirl   gelragen 

Der  pock  zu  den  selben  lagen 

Vnd  ob  dz  lamp  vnden  Icyl 

So  wirl  im  doch  seyn  wichy  zeit 

Vnd  dem  pock  obnan  nichl 

Gleich  also  hal  der  adcl  pflichl 

Der  selb  wirl  nymanl  geben 

Nun  der  ziichliglich  kan    leben 

Man  vindl  vil  mangen  pysman 

Der  niciit  wil  seyn  eyn  villan 

Ob  er  den  Iregt  eyn  veliin  rock 

So  slinckel  er  doch  als  ein  pock 

Wann  vnart  koppcl  in  sein  art 

Als  Salomon  wol  beweisel  wart 

Mit  eyner  kalzen  die  do  was 

Die  selb  die  kund  von  gewonheil  das 

So  man  salz  ob  dem  lisch 

Man  alz  wilpret  od'  visch 

Ein  kerlzen  sy  doch  allweg  hielt 

Mit  iren  lüssen  der  sy  wiell 

Vntz  das  essen  ward  getan 

So  lielz  man  sy  den  lurder  gan 

Nun  west  eyn  weyser  wol  die  kunst 

Der  vieng  drey  meyfz  mit  vunnUt 

Do  lielz  er  bald  laulfen  eyne 

Neben  der  katzen  pcyne 

Doch  sy  do  die  katze  hielt 

Dz  sy  sy  nil  von  ir  schielt 

V^nd  grailT  auch  nit  nach  der  mul'z 

Do  lielz  d'  weysc  eyn  andere  herul/. 

Laull'en  gar  nahend  j)ey  ir 

Die  kalz  wincket  mcr  dan  zwir 

Vnd  wolt  SV  han  ersprungen 

()* 


84  HANS  VINDLERS  BLIME  DEH  T[]GENÜ. 

Doch  vorclil  sy  zesluiulen 

Alda  des  hohen  küniges  wort 

Dz  sy  die  kerlzen  hielt  so  lorl 

D.arnaeh  Heiz  er  die  drille  niulz 

Für  die  kalzcn  springen   herulz 

\  nd  do  die  niiilz  ward  springen 

Do  kund  sich  die  kalz  nil  zwingen 

Sy  vieng  die  mufz  mit  schallen 

Vnd  liefz  die  kerlzen  fallen 

Also  tut  nit  das  edel  pliit 

Oh  im  verkeret  wirl  der  möt 

Zu  lasterberen  dingen 

Das  lat  er  sich  nil  zwingen 

Als  die  katz  let  hie  vor 

wann  adel  flewchl  der  schänden  spor 

Als  ir  offt  hahl  gehört 

So  tut  vnarl  nach  seyner  arl 

Augustinus  der  lerer  gicht 

Das  der  Adel  körne  nicht 

Von  vatler  noch  von  Ennen 

was  darff  ich  mich  darnach  sennen 

Das  mein  vatler  ist  gesund 

V  nd  das  ich  wer  siech   alle  stund 

wann  rechter  adel  ist  so  mügent 

Das  er  nur  kompl  von  eyner  lugent 

wan  man  vindt  manig  wulrich 

Die  do  seind  an  gut  rieh 

Vnd  doch  nil  hahent  adellichen  mul 

Die  selben  die  l'elschent  das  edel  plut 

wann  ellich  leüt  seind  so  her 

Dz  sy  niaynen  all  ir  Er 

Die  sy  habenl  in  diser  weit 

Die  haben  sy  von  irem  gelt 

Vnd  von  irem  grossen  schätz 

Vnd  auch  von  irem  aull"  salz 

Die  sy  treybenl  aull"  diser  erde 

Sy  dunckl  halt  gol  darzu  vnwerde 

Dz  sy  im  nun  gebeut  die  er 

wann  sy  maynent  sy  habenl  mer 


HANS  VINDLERS  BLUME  DEK  TUGEND.  85 

Ir  "til   von   in  selber  hie 

Jr  seind  auch  vil  wenn  man  die 

Straffet  vmb  ir  niissetat 

So  (Inchent  sy   an  d'  stat 

Gol  vnd  d'  vil  rayne  uiail 

Das  sol  nun  seyn  eyn  nianhait 

vnd  welcher  yetz  aller  hast  fluchen   kan 

Den  sol  man  haben  für  eynen  man 

vnd  iui"  eyn  guten  gesellen 

Aber  welcher  sich  kan  stellen 

Tugenllicli  vnd   nach  goles  gebot 

Der  selb  ist  yetzund  der  leute  spol 

Aber  welcher  yetz  in  disen  iaren 

Nun  üppiglich   kan  paren 

vnd  nun  polzheyt  kan  treyben 

Den  selben  solman  sclireyben 

Jetzund  in  diser  fürsten  rat 

vnd  sol  in  eren  an  aller  slal 

Als  einen  vvirdigen  man 

Nun  secht  an  wclz  der  teiillel  kan 

Das  er  mangen  kan  also   leren 

Dz  er  juiilz  eynen  pösen  eren 

Noch  mer  den  den  lieben  gol 

Als  man  wol  sieht  sunder  spot 

An  dem  heyligcn  sacrament 

Das  VHS  allen  kömer  went 

Wenn  man  das  Eleuiert 

So  sich  ich  mangen  so  v'pulierl 

Das  er  sich  vngercn  kerle  dar 

Das  er  des  heylands  name  war 

Oder  das  er  seynen  hiit 

Abzug  gen  de  selbigen  vn  heilige  plül 

Oder  dz  er  seyne  peyn 

V  ngeren  nun  pug  eyn  kleyn 

Gen  der  höchsten    heyligkait 

Wann  doch  l'aulus  also  sait 

Alle  himlische  irdische  vn  hellische  knie 

Miissenl  dem  goles  namen  ye 

i\aigcn  als  dz  pillich  ist 


86  HANS  VINDLEKS  BLLME  DER  TUGEND. 

Nun  wen  sy  huren  nennen  Crist 

Dz  mag  man  mercken  wol  dar  pey 

Dz  der  mensdi  poser  sey 

Wen  der  mensch  mit  seynem  triegen 

Wafi  der  leüfTel  tut  sicli  piegen 

Gen  dem   lieyligen  gotlichen  namen 

0  mensch  delz  sollu  dich  wol  schämen 

Dz  d'  teufel  got  naigt  als  man  spricht 

Vnd  du  wilt  Got  naigen  nicht 

Der  dir  gab  leib  vnd  leben 

Sich  lieber  mensch  gedenck  dich  eben 

Das  du  so  gar  nichtz  bist 

Du  wärest  noch  schnöder  den  d'  misl 

Ob  du  gotes  soltcst  enberen 

Ich  waifz  wo!  das  du  eynem  herren 

Naigen  miist  olTt  vnd  vil 

Der  dich  nicht  lieb  haben  wii 

Als  dich  got  war  vnd  sicherlich 

Er  ist  als  wol  als  du  ertrich 

Dem  musl  du  naigen  auff  paide  knye 

Vnd  du  wilt  dich  nit  naigen  hye 

Gen  dem  der  für  dich  nackent  vfi  plolz 

Hieng  vnd  laid  vil  marter  groi'z 

Es  war  zwar  wol  dz  got  der  her' 

Die  selben  straffet  die  im  seyn   Er 

Wellent  also  nemen  hie 

Das  denn  Ire  vnsälige  knie 

Erstartcn  als  dem  lielffant 

Das  an  in  wurd  erkanl 

Das  sy  got  v'scchmehet  betten 

Auch  dz  in  für  ir  haubt  zestellen 

Wuclifz  aufz  dem  haubt  eyn  poxliorn 

Daruinb  dz  sy  den  hochgeporn 

Nicht  eren  wellen  mit  eyne  kleinO  gut 

Das  sy  nun  abtaten  den  hut 

Gen  d'  aller  höchsten  sälikeyt 

Do  aller  vnser  Irost  anleyt 

Das  sy  den  nit  eren  wellen 

Ich  hau  gebort  von  meinen  gesellen 


HANS  VliNDLEUS  BLUME  DEK  TLGEiNO.  87 

Das  Albertus  magims 

Der  (Jo  was  eyn  Nigromaiilicus 

Vnd  was  daryfi  gar  bellen l 

Eines  lages  sach  er  dz  sacramcnt 

Trag  zii  eyneni  siechen  mau 

Vnd  sach  den  tciiHel  auch  dorl  slan 

Der  zuckt  sejn  kappen  fürsich  hie 

V^nd  viel  nydcr  aull"  seyne  knye 

Gen  dem  heiligen  vfi  starcke  altissimus 

Do  sprach  zu  im   Albertus 

Sag  au  warumb  knyest  du  nyder 

Do  sprach  d'   leiilFel  zu   im   hynwider 

Sich  du   nit  den   hcyligeu   leicliuam 

Den  Got  von  Maria  an  sich   nau» 

\  nd  darzü  neun  legion  d'  engel 

Die  alle  do  scind  milgengel 

Der  göllichen  glenlz 

Den  selben  beul  ich  reuerentz 

Hie  als  das  pillich  ist 

Wann  es  ist  der  war  heylig  Crisl 

Noch  waü'z  ich  eyn  Tadel  grolz 

Der  tut  d'  sele  mangen  slolz 

Das  niauger  betet  mit  dem   nuind 

\  iid  doch  dem  herlzen  nil  ist  kund 

Dieselben  betrachten  nicht 

Mit  wem  sy  reden  als  Jeremias  spricht 

Ditz  volck  pet  mich  an  mit  grosser  gir 

vnd  ist  doch  ir  Iiertz  ver"  von  mii- 

VV'ie  niöcht  got  die  geweren 

Sy  tfind  als  der  mit  eynem  herren 

lledt  vnd  kcrr  in    den  rugken  dar 

Sol  es  d'  her'  nemen  war 

Das   man  so  spotlich  redt  mit  ym 

Gleich  als  der  redt  aulz  eynem   vnsyn 

ller'e  got  dz  ist  dan   nit  on  s()ot 

Dz  hcrlz  ist  ver"  d'  müd  geit  vnnülz  \\ort*; 

■)  iiuis  bellen ti't  der  in  diexrin  gedieht e  rorhoiiiiiiciidc  ausdnieh 
l*jr/,cilell(Mi(e ,  oder,  wie  er  auch  iiesehrieben  irird ,  Ujlzedflleulc, 
oder    einfach     pylinan  ,     byfiiiaii  ?       Cervinus ,     gesell,     d.    puel.  n.   l. 


88  HANS  VINDF.KHS   ULL'ME  DER  TUGEND. 

Ich  glaube  nicht  zu  irreti,  u'o/nn  ich  die  angeführten 
stellen,  gestützt  hauptsächlich  auf  den  gänzlich  verän- 
derten tun,  der  sich  von  dem  übrigen  scharf  abhebt,  und 
auf  die  genaue  begrenzung  derselben  ,  als  arbeit  zweiter 
hand  bezeichne. 

Zweifelhaft  mag  es  dagegen  sein ,  ob  die  folgenden 
stellen  der  ersten  oder  zweiten  hand  zuzuschieben  seien. 

1.  in  X,  2,  a  die  worte : 

Vnd  treibt  maus  doch  yetz  hie  vfi  da 
Dz  lieissel  man  yelz  nur  loyca 
Die  selbe  kunsl  verfluchet  sey 
Wan  ir  wonet  nun  falscheit  bey 

2.  in  VIII,  2,  b  wird  plötzlich  gegefi  die  sonstige 
gewohnheit ,  die  in  b  nur  kurze  Sentenzen  duldet,  eine 
lange  erzählung  eingeschoben ,  die  von  dem  ton  des  gan- 
zen übrigen  werAes  durch  ihre  frische  vortheilhnft  ab- 
sticht,  und  die  ?nehr  als  erklärung  der  voraufgehenden 
Worte  liinzugedicJitet  scheint,  als  ich  sie  der  feder  des  pe- 
dantisch compilierenden  bücherkrämers  zutrauen  möchte, 
ich  lafse  sie  ganz  folgen  : 

Die  vngerecbtikail  gleichet  man  des  teuffels  knecht 
Wan  d'  selb  hat  nimer  kei  recht 

'}  bd  s.  382  netinf.  ihn  ein  arges  Schimpfwort,  bringt  ihn  also  mit 
niingere  zusammen,  allerdings  liommt  bereits  in  lexicis  des  Ion  jh. 
vor  Pysse  od  saiche  od  pruntz«asser.  vrina  niinctura ,  nnd  das  wort 
erscheint  in  unserem  gedickte  in  verdächtiger  nähe  von  mist  nnd 
d'ünger ;  dennoch  scheint  mir  diese  deiifung  des  ausdrucks  so  ohne 
alle  analogie  dazustehen,  daj's  ich  ntich  bei  derselben  nicht  beruhigen 
möchte.  Tobler  im  ajjjjcnz.  sprachsch.  *.  54  führt  an  Bil'z  zr  die 
kratze;  Schmidt  im  svhwäb.  Wörterbuch  s.  7Ü  eingebissen  =r  stolz, 
einbildisch.  sollte  das  wort  mit  einem  dieser  zusatnmenhängen? 
tjder  sollte  man  etwa  gar,  wenn  7nan  den  regen  verkehr  des  süd- 
lichen Deutschlands  mit  Oberitalien  bedenkt,  es  in  verbindiuig  brin- 
gen können  init  dem  alten  ausdruck  ,  der  namentlich  in  Oberitalien 
zu  hause  war,  bezzo  ^  gcld,  der  auch  sprichwörtlich  mehrfach  in 
derselben  iveise  vorkommt ,  wie  unser  deutsches  pfeiinig,  tind  sollte 
vielleicht  auch  das  von  Schmcller  1 ,  298  angejiihrte  Das  Piessel 
uz  6  kreuzer  oder  5  Schilling,  quinarius,  sich  richtiger  zu  diesem 
bezzo  gesellen,  als  zu  dem  franz.  piece?  zu  beachten  ist  jedenfalls, 
dafs  das  gedieht  hauptsächlich  gerade  die  habsucht  des  adels,  theil- 
weise  auch  den  geldudel  im  äuge  hat. 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  89 

Wafi  alle  seyn  v'stenlnul'z 

Vnd  lust  vfi  auch  alle  seyn  gedechlnulz 

Ist  übel  zelun  zu  aller  zeit 

Seynen  dienern  ou  widerstreit 

Also  hör  ich  von  im  sagen 

Dar  zu  Moden  in  den  tagen 

Was  eyn  burger  hoch  gemut 

Der  het  verthan  alles  seyn  gut 

Darunib  im  offt  trauret  seyn  syn 

Nun  het  er  eyn  gewouheit  an  ym 

Das  er  ye  alle  sampstag 

Kam  für  die  stat  in  eyn  hag 

Zu  eyner  kirchen  die  lag  daryn 

Vn  betet  do  an  die  hymel  keyseryn 

Dz  traib   er  etlich  zeit  also 

Eins  tages  gedacht  im  der  burger  do 

Wie  lang  sol  ich  mit  armüt  ringen 

Zwar  ich  will  yglichem  heiigen  bringe 

Eyn  kerlzen  Hecht  dz  er  hellfe  mir 

Dz  ward  also  gelhan  nach  seyner  gir 

Eyns  tags  bracht  er  mit  im  alldar 

Vil  mangc  ivCrlz  wol  gefar 

\  nd  gab  yglichem  heiligen  allda 

Eyn  kerlzen  ze  eren  seyner  memoria 

Nun  belib  im  übrig  ein  kertzcn  eben 

Dz  er  die  keinem  heiligen  kund  geben 

Do  gedacht  er  des  in  seinem  syn 

Wa  sol  ich  mit  der  kerlzen  hyn 

Do  gieng  er  in  d"  kirchen  hin  vfi  her 

Am  leisten  sach  er  dort  huiler 

Der  gemall  was  gar  engsllich 

31it  l'eürin  ketten  yemerlich 

Do  gedacht  d'  burger  in  seinem  mut 

West  ich  dz  du  mir  gul 

Möchtest  geben  nach  meiner  begir 

So  wölt  ich  die  kerlzen  dir 

Verprciiiien  in  den  ei-en  (lc\  ii 

wer  waist  du  magst  mir  lichl  hilllig  sei 

Do  mit  nam  er  die  kerlzen  her 


90  HANS  VINDLERS  BLUME  DEH  Tl  GEND. 

Vnd  slackl  die  liyii  für  Lucil'er 

Ml  liel'z  sy  brlnea  vor  de  teiiffel  vnrayn 

Do  mit  gieng  d'  purger  liayni 

Zu  seym  weib  vfi  legt  sich  sclilaircn  nyd' 

Nun  was  der  leüffel  also  pyder 

Das  er  woll  Ionen  dem  diener  seyn 

Der  im  liet  geben  dz  liechtleyu 

V  nd  kam  zii  dem  burger  an  der  stel 

Der  lag  bey  seynem  weib  an  de  bei 

V^nd  sprach  stand  aufF  vü  gang  mit  mir 

Wann  ich  will  hynnacht  Ionen   dir 

Der  kertzen  die  du  mir  hast  gegeben 

Der  burger  het  keyn  widerstreben 

dz  er  gieg  dez  in  ducht  mit  de  teiifel  bald 

In  dem  schlauff  d'  fürt  in  yn  einen  wald 

Darjn  do  waren  manigerlay  bom  zwar 

Der  teiiffel  sprach  nun  nym  war 

Das  du  grabest  morgen  frii 

Disem  bom  gar  nahen  zu 

Wann  do  vindest  du  eyn  grossen  hört 

Do  sprach  d'  burger  zu  disem  wort 

Meyn  graben  ist  hie  entwicht 

Wann  ich  kenne  des  bonies  nicht 

Do  sprach  der  teiifel  an  diser  frist 

Ich  lere  dich  eynen  list 

Das  du  den  bom  wol  magst  vinden 

Scheyfz  vnden  zu  des  boms  rinden 

So  vindest  du  in  morgen  dester  bafz 

Der  burger  was  do  nit  ze  lafz 

Vnd  let  als  in  der  leüffel  lerl 

Seynem  weyb  er  den  ars  kerl 

Vnd  schifz  ir  in  die  schofz  glich 

Die  fraw  zucket  hinder  sich 

Vnd  schrey  mit  lauter   slyfn 

Waifcn  man  wa  scynd  de\n  syn 

Wie  bescheifzt  du  micli  vnd  dein  bei 

Der  man  d'  erwacht  an  der  stet 

Vnd  crschrack  vnd  was  fro 

Vnd  sprach  zii  seynem  weyb  do 


HANS  VINDLERS  BLLME  DER  TUGEND.  91 

Fraw  du  soll  nit  zornig  seyn 

Mich  hat  betrogen  des  teiiüels  scheyn 

Dem  ich  nechtig  geopfFert  hon 

Der  hat  mir  gegeben  den  Ion 

Also  hüb  er  aiilF  vnd  seit 

Dem  weih  alle  die  gelegenheil 

Die  er  mit  dem   teiilTel  hat  gepflegcn 

Die  fraw  die  sprach  du  solt  dich  segcn 

Do  sprach  der  Burger  ich  beger 

Dz  mich  d'  teiilTel  betrieg  nit  mer 

Von  got  das  er  mir 

Meyn  schuld  vergeh  schir 

Wann  der  teiilTel  hat  recht 

Der  lonct  allwcg  also  seynem  knecht. 
dann  geht  es  in  der  gewöhnlichen  weise  fort: 

V^nser  her'  ihcsus  xpus  der  seyt 

Das  die  vngerechlikeyt 
3.   in  XI,   1,  b  auf  ganz  dieselbe  weise  eine  längere, 
nicht  aus  büchcrn,  sondern  aus  der  lebendigen  tagoschronik 
entnumniene  geschichte  eingeschaltet,  die  ich  ebenfalls  ganz 
folgen  lafse : 

\o  d*  selben  fraidikait  miilz  ich  sagen 

Das  do  geschehen  ist  in  kurlzen  lagen 

An  einem  peurischen  man 

Der  selb  villan  bei  vil  Übels  getan 

An  niaiigen  menschen  bor  ich  sagen 

Die  er  zelod  hei  geschlagen 

Dz  wercl  ellicli  zeit  darnach 

Vnlz  das  got  sein  räch 

Auch  herwider  von  im  woll  ncmon 

Als  dz  seyner  gcrcclilikail  woll  zemon 

VVan  seyn  gcrechlikail  die  woll 

Das  er  in  sünden  also  sterben  solt 

VVan  er  ward  d'  sclbs  teiilTels  knecht 

Vnsynnig  als  dz  billich  was  vfi  recht 

Vnd  do  er  also  lag  on  alle  syn 

Do  kam  sein  weih  zii  \\n   liyii 

(io  sprach   ei'  zu  scim  weih  du   bist  so  sliil 

Nim  schall'  ich   hi(^   mein  sei  kral 


92  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

Vn  enpfilchs  dir  aufF  Ireii  xn  Er 

Das  du  mir  verheissest  her 

Das  du  meinen  iungen  sun 

Die  geliipnul'z  wellest  tun 

Dz  du  im  meyn  messer  wellest  geben 

Wann  sich  verendet  hat  meyn  leben 

Wafi  dz  messer  ist  also  gut 

Dz  es  wol  v'gossen  hat  ein  eymer  blut 

Aufz  d'   menschen  hertz  vn  magen 

Daruon  luget  es  dem  selben  knaben 

VVan  ich  wailz  wol  dz  er  wirt  ein  man 

Der  do  plut  v'giessen  kan 

Auch  wailz  ich  in  wol  des  müles 

Hau  ich  v'gossen  ein  eymer  plutes 

So  v'giisset  er  sicherlich  zwu 

Hie  mit  schray  er  hü  hfl 

Vnd  ward  wid'  vnsynnig  als  Ke 

Das  was  seyn  geschefft  vnd  nit  nie 

Vnd  do  er  seyn  gescheft  getan  het 

Do  furl  in  der  teüH'el  von  dem  bet 

Vnder  dz  venster  hör  ich  sagen 

Vnd  warff'  in  yn  den  burckgraben 

Das  im  der  krage  abbrach 

Also  tet  Gol  an  im  seyn  räch 

Darnach  stflud  dz  nit  lang 

Das  der  sun  gewan  grofz  zwang 

Nach  dem  selben  pargamast 

wann  er  mocht  nit  haben  ru  noch  rast 

Von  des  selben  uiessers  wegen 

Die  muter  sprach  du  solt  dich  segen 

do  sprach  der  sun  an  der  fart 

So  wer  ich  wol  cyn  paslhart 

Solt  ich  nit  als  vil  plut 

Vergiessen  vn  machen  als  meyn  Hut 

Als  meyn  vater  getan  hat 

So  wer  ich  nit  gut  zu  eyner  Inilial 

Da  von  bit  ich  dich  mflter  scr 

Dz  du  mir  gebest  das  kleynet  her 

dz  n)ir  nu'yn  valor  hat  geschallbn 


HANS  VINDF^ERS  BLUME  DER  TUGEND.  93 

Nil  sccht  nun  an  den  iungen  afren 
Wie  er  so  gar  ist  verpelt 
Oder  sol  ich  in  heyssen  eyn  hell 
Diircli   willen  seyner  grossen  fraidikail 
Die  der  held  an  im  trait, 
Vnd  gewint  d'  ancli  nun  eyn  siin 
Wa  well  wir  den  den  selben  hyn  liiii 
Der  wirt  erst  in  de  blut  vm  watlen 
Mer  wen  valer  vn  niuler  ye  tatten 
Der  do  liat  eyn  solich  viclilich  fraidikait 
Die  ist  eyn  fundainenl  der  narrhait 
Aber  dz  ist  ein  fraidikait  perfecte 
Vn  ein  lugenl  reicli   nach  de  decrele 
Wen 

diejenigen ,  inelche  auch  diese  partie?i  für  einschaltungen 
zweiter  hand  erklären  möchleii,  dürfen  sich  zu  ihrer 
Unterstützung  auf  den  oben  erwähnten,  diesen  einschal- 
tungen  eigenthüinlichen  bauernhafs  berufen. 

Binders  scheint  es  sich  dagegen  mit  de?i  folgejiden 
stellen  zu  verhalten,  die  ebenfalls  aus  der  reihe  der  cnni- 
inlationen  herauszutreten  scheinen. 

Am  ausführlichsten  ist  J,  1  behandelt,  und  daher  um 
den  faden  nicht  zu  verlieren,  deutet  der  dichter  mehrmals 
die  disposition  an.  nachdem  in  b  das  gleichnis  und  einige 
moralische  Sentenzen  gebracht  sind,  heifst  es  weiter 

Darnach  will  ich  euch  sagen  me  . 

Wie  die  lailung  der  liebe  stec 

Darnach  so  oH'enbar  ich  eü 

Vö  d'  lieb  vn  von  der  frawen  teii. 
die  liebe  ivird  eingetheilt  in  I)  die  liebe  zu  gott,  2)  zu 
den  verwandten ,  3)  zu  de?i  freunden ,  4)  zu  den  frauen, 
5)  von  gleich  und  gleich.  —  nachdem  diese  themata  ein- 
zeln durchgegangen  sind,  ganz  in  der  gewöhnliche?i  weise, 
doch  oft  sehr  corfus,  helft  es  weiter 

Darfib  will  ich  den  zarten   frawenn 

Die  difz  forniüg  in  lugcnt  pauwen 

In  lieb  vnd  in  rast 

Ir  kempücr  seyn  so  ich  aller  past 


94  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

Kan  vnd  ir  beschirraer  sevn 


so  will  ich  kiinflf  vo  vn 


Die  do  haben  gesprochen  gar  wol 
Von  den  frawen  Darnach  sol 
3Ian  herfür  bringen  die 
Die  den  frawen  sprechen  übel  hie 
\'nd  am  leisten  will  ich  doch 
Die  beweisung  sagen  noch 
\'nd  machen  ein  wider  erlösung 
Dz  man  schneyde  de  falschen  ir  zung 
Aufz,  die  de  frawe   übel  gesproche  haben 
diese    drei  puncte    werden   nun    ebenfalls   durchgegangen^ 
die  beiden  ersten  in  der  gewöhnlichen  coinpilierenden  weise, 
der  dritte  dagegen  muste  selbständiger   behandelt  werden, 
ich  setze  die  stelle  ganz  hierher,    um  zu  zeigen ,    in   wie 
geringem  mafse  sie  sich  von  der  gewöhnlichen ,  allgemein 
moralisier  enden  an  bibelstellen  und  andern  citaten  anknü- 
pfenden   weise   entfernt,     nachdem    die    stelle?/    zusammen- 
getragen  sind,    in  denen    das  iceib  getadelt  wird,  geht  es 
weiter 

Zeuerslan  nun  von  den  pösen  frawen 

Das  mag  man  olfenlich  schawen 

wann  es  ist  dariimb  nicht 

Das  das  Salonion  also  spricht 

Das  er  nye  kein  treu  befunden 

Ir  ist  doch  vil  zu  disen  stunden 

Vnd  ob  er  ir  dann  nit  gefunden  hat 

So  seind  ir  noch  vil  on  misset at 

Ir  seind  auch  vil  die  sy  gefunden  haben 

So  mag  er  auch  nil  gesagen 

Oder  es  sey  vor  oder  nach  seyn 

Gewesen   zarl  frawen  reyn 

Doch  ist  es  nil  not  dz  ich  sy  nenne 

Wann  es  ist  eyn  onenbckenne 

\n  mit  seine  vrlaub  sprich  ich  das 

Dz  er  das  sprach  in  eine  rechten   balz 

Das  kein  gute  fraw^  sey  gewesen 


HANS  VINDLERS  15UIME  DER  TliGENl).  «».. 

Nun  wir  (loch  olTenbar  lesen 

Der  (lo  lisct  seyne  tat 

Dz  ers  in  eira  zorn  gesprochen  h.il 

Man  vindl  in  (P  allen  geschrilTt 

Do  Saloinon  den  tenipel  stifft 

Dz  in  zwang  ein  swarize  lieidyn 

Durch  d'   selben  willen  v'lol'z  er  sevii  s\  n 

Das  er  gofes  verlaugnet  da  niil 

wan  er  betet  ahgoter  an  nach  ireni  svl 

Auch  bracht  sy  in  so  gar  von  synnen 

Das  er  ir  mul'zt  lernen  spynnen 

Vnd  niiist  auch  Irawe  gewanl 

Das  er  für  eyn  dienerin  wurd  erkaiil 

Also  gieng  sy  mit  im  vnibe 

Vnd  (larnnih  will  ich  dz  ers  drfime 

Das  hab  gesprociim  von  zorns  wogrn 

Das  keyn  gute  fraw  siille  leben 

Wer  wil  laber  alle  übel  sagen 

Das  die  frawen  an  in  haben 

So  habent  sy  auch  vil  gutat 

Das  sich  wol  erlindel  an  nianger  slal 

So  seind  auch  yetz  gar  wenig  man 

Oder  sy  haben  auch  tadel  etwan 

Was  narr  vn  lor  ist  nun  der 

Der  do  sieht  eyn  weyb  her" 

Die  im  geit  frod  vnd  hohen  miit 

\  nd  redt  dann  von  ir  vngüt 

Werlich  es  wäre  vil  besser 

Das  da  ein  hiipsch  schweigen  mer 
ilaiiül  scJilicJH  I,    1,  b  und  c  hcghint  in  gewoJmter  weise, 
diese   aus  fährung   haben   wir   in   keiner    weise    das    reeht 
dem  cotnpilaior  erster  hand  abzuslreitcn. 

Nur  um  nic/ils  unerwähnt  zu  laj'sen  beuierke  ieh  noeh, 
dajs  bei  [,  2,  am  schluj's  von  a  eine  allgemeinere  bemer- 
kung  über  den  mUgliehen  nutzen  des  /asl''rs  gemaeht  ist,  die 
bei  einj'ührung  des  ersten  lasters  ganz  am  orte  war,  und 
in  ihrer  haltung  aus  dem  eharaeter  der  eompilation  nicht 
heraus/'dllt : 

Vn  die  tadel  seynd   auch  ctwen  gcmail 


96  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TüGEN  D. 

Als  wen  einer  dz  sich  in  seynem  miit 

Das  eyn  ander  all  zeit  übel  tut 

Dz  macht  dz  einer  erkennt  davon 

Wenn  er  sieht  den  posen  Ion 

Den  der  ander  dauon  trait 

Also  macht  er  sich  selber  gemait 

Salomon  die  lugent  ist  ein  gute  gestalt 

Wafi  durch  sy  so  vvirt  man  all 

A  iid  durch  sy  so  lebt  man  wol 

Das  man  eben  mercken  sol 

Sy  ist  eyn  aufzlegung  des  mutes 

V'nd  eyn  State  anvveisung  des  gutes 

Yn  nit  ei  anlegüg  d'  naturliche  schöheit 

Sy  ist  ein  recht  leben  der  gutikeit 

Vnd  d'  sitten   vnd  eyn  liebe  gotes  sun 

Ein  er  dez  mensche  die  also  recht  thun 
ferner,  dafs  der  cinfang  vo7i  I,  1  nicht,  loie  bei  den  übri- 
gen abschnitten,  scharf  bestimmt  ist,  vielmehr  mit  der  ein- 
leitung ,  über  die  später,  verschmilzt,  der  dichter  sagt, 
dafs  er  sich  seines  icerkes  loegen  gern  strafen ,  d.  h.  ta- 
deln und  belehren  lassen  icolle, 

wann  straffung  macht  nun  tugent  me 

Auch  ist  straffung  niangerlay  sach 

Ellich  ist  gut  ellich  ist  schwach 

Aber  welche  straffung  von  liebe  kompt 

Die  selb  strauff  fast  IVompt 

Vnd  pringt  dar  zu  vil  nutzperkeit 

Aber  wer  do  straulfet  mit  kunterfeit 

Dasselbs  ist  keyn  lieb  nit 

wann   rechte  lieb  ist  da  quit 

Wann  alle  ding  an  der  liebe  Icit 
Als  vns  sanctus  Thomas  vrkund  geil 
ferner,  dafs  der  anfing  von  \ ,  1   unregelmäfsig  in  bezie- 
hung  gesetzt  ist  zu  IV,  2, 

Das  miit  gemut  ist  so  miigent 
Dz  sy  ist  ein  widerwcrlig  tugeiil 
Gen  der  schnöden  greiilicheit 
da  d'cs    sonst   nur    bei  jedrm   paare  unter  sich  geschieht. 
?'erg/.    z.    b.    den    oben    milgetheillen    anfing    von    IV,   2. 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  97 

übngc7is   stellt    \',  2   den    richtigeii    parallelismus    wieder 
her,  jene  abweichung  ist  also  7nir  zufällig. 

Ferner  ist  zu  ende  von  XM,  2,  c  gegen  die  gewohn- 
heit,  die  stets  einfach  mit  der  er  Zählung  schlief sen  läfst, 
eine  kurze  moral  beigefügt  .- 

Das  kam  alles  von  der  Iralzhait 

Vnd  aisu  ist  frafzheit  gewesen 

Die  erst  sund   also  hat  man  gelesen 

Die  hie  in  dise  weit  ye  kam 

Wann  got  ist  keiner  sünd  so  gram 

\\'ann  wir  haben  alles  iait 

Am  ersten  von  der  Iraizhait. 
Endlich  findet  sich   zu    anfang   von  XVIII   nochmals 
eine  die  disposition  des  sloJJ'es  betreffende  bemerkung: 

Ich  iian  euch   vor  auch  gesagt 

Von  d'  mässigkait  als  ir  habt 

Do  vornen  wol  v'nümen 

Nun  will  ich  an  ein  andre  niafz  kömen. 
beiläufig  ein  beweis  von  der  unbehilflichkeit  und  gcdanken- 
losigkeit  des  Übersetzers,  im  Originaltext  war  wohl  XIV,  1 
und  XVIII  mit  demselben  worte  bezeichnet^  und  der  dich- 
ter fügte  daher  diese  bemerkung  hinzu;  dagegen  war  der 
name  der  tagend  von  XM,  1  im  original  ein  von  XIV,  1 
und  XVIII  verscliiedener ;  der  Übersetzer  wählte  dagegen 
den  zunächstliegenden  deutschen,  ohne  zu  beachten,  dafs 
auch  dieser  mit  XIV,  1  zusammenfalle ,  tind  ohne  daher 
eine  dies  betreffende  entschuldigung  beizujügen.  —  es 
ist  kein  grund  vorhanden,  diese  zuletzt  angeführte?i  fälle 
der  bearbeitung  erster  hand  abzusprechen. 

Aufser  diesen  im  vorhergehenden  erwähnten  stellen  ist 
alles  übrige  eine  aneinanderrcihung  einzelner  aus  verschie- 
denen Schriftstellern  exctrpiertcr  stellen  in  der  weise, 
wie  oben  ein  beisjjiel  angeführt  ist,  denen  zuweilen  sogar 
nur  der  name  des  verfafsers  ohne  weitere  znfügung  eines 
Zeitworts  voraufgescldckt  wird,  z.   b.   in   III,    1 

Plalo  wer  de  frid  erkennet  der  hat 

Keyn  syn  zckriegen  an  keiner  stat 

Dauid  In  die  weit  köpt  kei  frid  nicht 

Aber  in  got  ist  frid  als  er  gicht 
Z.  F.   D.  A.  IX.  7 


98  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND . 

Vsaias  ein  werck  d'  rechte  geicchlikail 

Das  ist  d'  den  IVid  alhveg  Irail 
lüid  iu  V,    1  : 

Alexänd',   gil)  aueli  and'n   leiile  iiie  vi"  erd 

Will  du  das  dir  dort  geben   werd 

Ouidius,   wiilu  gebe  so  gib  bald  vfi  el>e 

Damit  das  nit  ze  spal  werd   dein  geben 

Facelo  d'  v'zeret  niilliglich  seyn  gut 

Der  das  on  alles  nuirnilen  tül 

Sydrach  ein  yeglifh  gab  ist  gar  reich 
\        Die  man  nun  geit  i'röleicli 
und  öfter,    iiergl.   auch  die  oben   angeführten  stellen,     es 
ist   zu   beachten,    dafs  fast    in    allen  fällen    der    so    dem 
Spruch    vor  aufgestellte   name   nicht   mit  zum  verse  gezählt 
wird ;  zuweile7i  treymt  ihn  auch  ein  comma  von  diesem. 

Wir  uH'.nden  uns  zu  dem  zweiten  theile.  dieser  be- 
steht aus  einer  reihe  grüfserer  ziemlich  planlos  an  einan- 
der gefügter  abschnitte. 

1.  nach  dem  schlufsc  von  XVITI  beginnt  im  druck 
unter  der  Überschrift  Von  d*  Massigkait  mer  ein  stück, 
welches  zu  dem  vorhergehenden  in  gar  keiner  beziehung 
steht,  und  augenscheinlich  zu  anfange  defect  ist.  der  aii- 
fang  lautet  nämlich: 

Vnd  will  du  haben  ein  gut  leben 

In  diser  weit  schon  vnd  eben 

So  niiistu  am  ersten  schaide  dich 

Von  betrübten  gedencken  sicherlich 

Vnd  leb  mit  eynera  frolichen  antliitz 

wan  dez  mensche  wesen  war  niclilz  niilzt 

Dz  man  in  einem  guten  Aveseii  Mcr 

Vn   dz  gemut  wer  danuocht  schwer 

Da  von  spricht  Senena 

Treib  von  dir  traurige  Melencolica 


denn 


Wem  wid'wertikait  anleyt 
Vnd  die  bedenckl  zu  aller  zeyt 
Der  hat  wol  eyn  hertes  leben 
Wan  die  weit  kan  nicht  anders  geben 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  99 

Wafi  eyu  schnöde  sclinödikcyt 


hier   wird  numvntlich  bei  der  sdiildcrung    der  gebrechen 
des  alters  verweilt,  und  dann  vorgeschlagen 

Dauon  sol  man  Irosicn  das  hertz 

Vnder  vveylcn  mit  hiipschcm  scherlz 

Das  selb  erfröwet  deuii  den  mut 
so    habe   selbst   Socrates    zuweilen     kindliche    spiele    nicht 
verschmäht  .- 

Des  lacliet  Allilia  ye  syder 

Vnd  spollct  seyu  an  der  stet 

Das  er  so  gar  kinllicli  let 
und  hiemit,  ziemlich  unbejriedigetid ,    bricht  plötzlich   das 
bisherige  thema  ab,  und.  es  beginnt 

2.   eine  längere  auseinandersetzung  über  den  geiz,  im 
druck  freilich  durch  nichts  vom  voraufgehenden  getren?it : 

Die  begirlicheil  ist  ein  geprech  greulich 

Seneca  spricht  der  synne  rieh 

wer  do  zefast  darhynder  kumt 

Der  ist  arm  zu  alier  stunt 


tiach  vorbringung  der  gewöhnlichen  klageti  schliejst  sie 

Eyn  weyser  man  also  gicht 

Es  sol  keyn  man  nymmer  nicht 

Seyn  gut  meren  mit  vsuran 

wafi  wiicher  pringt  schad  vn  schant 
3.   unmillclbar    hieran   schliefst,    im    druck   wiederum 
durch  nichts  den  anfing  auszeichnend ,   ein  abschnitt,  der 
eine  reihe   verschiedenartiger   lebensregeln    und  sentenze?t 
enthält : 

Ecclesiasles  tut  viis  kunt 

Welcher  mensch  ist  on  fröd  ze  aller  stunt 

Der  ist  geleich  mit  der  helle 

Als  eyn  leichnam  on  die  sele 

Aber  auch  dz  geschriben  slat 

Welcher  mensch  nit  l'riind  hat 

Der  hat  auch  keyn  iVödc  niclil. 


Alle  wort  die  man  geredl  hat 


7* 


100  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

Da  sol  man  sich  wol  bedencken  vmi 


Wer  do  grossen  gewalt  hat 
Der  sol  nyninier  seyn  so  dral 
Das  er  yeraant  missefall 


Vergib  yed'man  pald  vnd  schir 
So  will  auch  got  vergeben  dir 


Man  sol  auch  nil  seyn  zegach 
Vnd  frö  dich  nit  ander  leüt  lait 


u.  s.  w.     als  letzte  und  hauptregel  keifst  es  dann 
Der  Meysler  von  Senlenciis 
Spricht  tviltu  seyn  gar  gewyfz 
Sei  vnd  leib  sicherlich 
So  sollu  gesellen  dich 
Zu  der  edlen  senfflrauligkait 
Wan  doch  die  warheyt  selber  sait 
Die  senffuiuligen  seind  so  reich 
Dz  sy  besitzent  hymel  vnd  ertreich 
Vnd  Dauid  sagt  es  auch  eben 
Auch  h'st  man  in  d'  altuäter  leben 
Das  der  abl  Macharius  was 
So  gar  gütig  on  vnderlafz 
wann  do  er  eines  tags  gieng 
Für  sein  zell  vnd  enpfieng 
Ein  natürlich  külurab 
Vnd   do  er  kam  herwiderumb 
Do  fand  er  ein  dieb  in  seinem  hul'z 
Der  triig  sein  plund'  allen  herufz 
Do  WZ  Macharius  so  gütig  hör  ich  sage 
Das  er  im  halfT  auilladen 
Vnd  half!"  im  gedultiglichcn 
Von  dannen  tragen  gar  giiliglichen 
Vnd  sprach  got  gab  got  nam 
Gelobt  miil'z  sein  jmmcr  sein  nam 
Pompcgius  ein  meisler  spricht 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  101 

Kein  übel  überwint  dz  and*  übel  nicht 

Darumb  so  lu  dem  wol 

Der  dir  übel  tut  wari  man  sol 

Nicht  übel  mit  übel  gellen 

Aber  das  Int  man  yelz  gar  selten 
4.  und  hieran  schliefst  sich  eine  feriode  ^  die  das 
bisher  ungestört  zusammenhängende  zusammenknüpft  mit 
dem  anfang  eines  neuen  längern  abscluiittes  ^  nämlich  ei- 
ner anwcisung,  ivas  man  alles  in  betreff  der  rede  zu  beob- 
achten habe,     diese  überleitende  periode  lautet 

darüb  die  obrost  tugent  ist  senfmutikait 

Vn  die  man  halt  für  ein  volkömenhait 

Hat,  verre  für  ander  tugent 

Wan  die  senftmülikait  ist  so  mugent 

Wann  man  sy  redlich  halt 

Nach  dem  sitlen  vn  nach  d'  geslalt 

Vnd  auch  in  allen  andern  Sachen 

Vnd  WZ  d'  mensch  anhebt  zemachen 

So  ist  doch  die  obrost  mainung 

Das  man  zwingen  sol  die  zung 

AJs  auch  Katho  lert  gar  eben 

Yedoch  so  will  ich  auch  anheben 

Vnd  sagen  etwas  dar  van 

Das  best  das  ich  denn  kan 


zuerst  wird  darauf  das  lob  des  Schweigens  verkündigt, 
dann  {hier  ist  es,  wo  ganz  sinnlos  jenes  obe?i  ausgeson- 
derte gedieht  vom  aberglauben  eingeschaltet  ward)  tverden 
anweisungen  zum  reden  gegeben,  namentlich  16  Tadel  der 
red  besprochen,  endlich  eine  belehrung,  iine  man  botschaf- 
ten  auszurichten  habe,  worartf  noch  einige  äufserliche 
verhaltungsregeln  folgen;  schhifs 

Vnd  wen  du  für  die  Icut  will  gen 

So  Iridel  nicht  vmb  als  eyn   hün 

Wann  dz  selb  nun  narren  tiin. 
5.   hieran  unmittelbar  knüpft   ein  abschnitt  über  hoch- 
mut,  hoffart,  putzsuchf,  adel  u.  s.  w.  an-. 

Salomon  gicht  bey  d'  füfz  Tadel 

Erkennet  man  der  narren  adel 


102  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

er   schliefst,    nachdem   die   auf  die   begräbnisse  geivandte 
pracht  getadelt  ist: 

Vnd   dariimb  ist  vns  allen  kunt 

Das  tolcn  liolTarl  ist  ein  spot 

Wan  sy  allzeit  ist  wider  got 
6.  nun  folgt ,    sich  an  dos    vorhergehende  anlehnend, 
das  letzte  capitel,  vom  jüngsten  gericht,   von  den  fürchter- 
lichen und  ewigen  strafen  der  hülle,    und  von  den  unend- 
lichen freuden  des  himmels  handelnd 

Seyt  den   die  Iioffart  also  ist 

wider  den  gntigen  iliesu  clirisl 

Vnd  auch  also  geschriben  stat 

Das  got  keyn  guttat 

Lasset  vnbelonet  nicht 

So  last  auch  seyn  götlich  gericht  ] 

Keyn  pofzheyt  vngepeiniget 
zt/m  Schlafs 

Jeronimus   der  lerer  spricht 

0  mensch  gedenck  das  iungst  gericht 

So  magstu  hart  sündeu  tun 

Vn  gedenck  allzeit  an  die  frucht  ihesum 

Ich  mag  es  nicht  halbs  gesagen 

Was  pein  die  sunder  haben 

Oder  was   frod  ze  himel  ist 

Wenn  es  mag  menschen  list 

Nymmer  mer  begreiffen 

Da  von  so  lafz  ich  es  schliden 

Auch  aul'z  meyner  synnen  rore 

Wan  es  ist  pesser  dz  ich  bore 

Wan  dz  ich  sagen  solt  zeuil 

wann  zeuil  wüstet  alle  spil 
I/iemit  schliefst  der  zweite  theil  des  Werkes,  tvir  unter- 
scheiden in  ihm  deutlich  jene  beiden  selben  demente ,  die 
wir  auch  im  ersten  fanden,  auch  im  zweiten  theile  treffen 
wir  lange  reihen  von  verscn  ,  die  blifs  aus  compilationen 
bestehen,  ja  auch  liier  wird  zuweilen  der  name  des  auturs 
ohne  weiteres  dem  spräche  vorangeselzl ,  ohne  im  verse 
einen  platz  zu  Jlnden.  dagegen  ist  die  behandlungsart 
selbständiger,  ungebundener,  jene  compilierten  stellen  sind 


HANS  VINDLERS  HLUME  DER  TUGEND.  lo:{ 

/////■  noch  malcrial  in  den  händf.n  eines  Jrciern  bearheilers, 
ein  trennen  zweier  bearbeilungen  wäre  nicht  mehr  ange- 
hraclil,  man  würde  dadurch  in  den  meisten  fällen  das  ganze 
gerast e  umreissen . 

Als    beispiele  führe    ich    den    13//    bis    15//    tadel  aus 
dein  abschnitt  über  die  rede  an : 

Der  .  XIII .  Tadel  ist  wider  got 

Wer  ander  leiit  inachl  ze  spol 

Saloinon  spricht  des  spotters 

Des  spottet  got  ymmer  niers 

Aber  den  tiigeiitliclien 

Ceyt  got  gnad  aiifT  crlriciien 

Vnd  auch  dem   spoltcr  dem  isl 

Der  Spot  bereit  zii  aller  Trist 

So  isl  dein  narren  eyn   scheyt  heiail 

Katho  der  nieyster  sait 

Du  solt  nit  spotten  mit   wortcii 

Noch  mit  werckcn   in  keyiier  oiieii 

Socrates  spricht  mer  dann  zwir 

Spot  iiymant  das  rat  ich   dir 

Wafi   es  ist  on  Tadel  nymant 

Seneca  tut  vns  auch  bekant 

Du  solt  deins  fründes  spotten  nicht 

Anders  die  rriinfschaü't  wirt  entwicht 

Wann  es  müt  in  Ee  von  dir 

Dan  von  eyra  t'remden  dz  gelaub  mir 

Salustius  die  spotter  seind  gcschalfeii 

Das  sy  gleich  seind  als  die  allen 

Die  selben  spottent  ycdcrman 

Vfi  ycd'man  spot  ir  auch  on  wan 

Vnd  wer  mit  gespot  vmbgat 

Der  wirt  gespot  an  aller  stat 

Manger  will  gcspöt  machen 

Dz  scyn  die  leiit  sullcn  lachen 

Vn  macht  sich  selber  zu  eyncm  narren 

Ich  wail'z  ir  vil  in  diser  pfarren 

Die  sich  also  machen  wellen 

Zu  gespot  durch  der  gesellen 

Willen  das  er  in  ircralle 


104  HANS  VINDLERS  BLOIE  DER  TUGEND. 

Also  wirt  er  gar  mit  alle 

Zu  eyn  rechten  riffion 

Das  sol  im  seyn  ein  rechter  rom 

Vnd  welcher  vil  geschmelz  kan  mache 

Als  hüllen  vn   narrisch  lachen 

Vnd  sollich  narrenvverck  vnrain 

Die  selben  seynd  gemain 

Vnder  etlichen  milch   tutten 

Vnd  welcher  sich  kan  zu  schuppen 

Mit  üppiger  poser  rebaldey 

Der  selb  der  tregt  der  eren  drey 

Ich  mayn  bey  andern  toren 

Das  selb  seind  esels  oren 

Vn  maynent  doch  die  weysosten  seyn 

Doch  hangt  in  an  de  mund  d'  preyn 

Vn   dz  sy  als  die  vnsinnigen  schreyn 

Dz  sol  yetzund  holFlich  seyn 

Das  merckt  man  wol  an  den  Sachen 

Das  sy  sich  selber  zu  narren  machen 

Vnd  Solls  eynand'  also  treyben  vmb 

So  wollen  sy  zürnen  darumb 

Aber  dz  sy  sich  selber  treiben 

Zu  narren  vnd  narren  beleiben 

So  haben t  ellich  knaben  gefunden 

Eyn  neüwe  sprach  bey  disen  stunden 

Vnd  heysset  maus  die  rot  welsch 

Die  treibt  man  yelz  mit  mangem  falscii 

Der  sy  nit  wol  v'lüntzen  kan 

doch  sieht  ma  mange  ein  torheit  began 

So  fayet  etlicher  über  die  flech 

Vnd  ob  er  kleiner  recht  zu  sech 

So  wurd  im  wol  eyn  klüppeis 

Nun  sechl  wie  d'   teüffel  seyn  weifz 

Tribt  mit  mangen  öden  hach 

Ach  vnd  sech  ich  sy  im  pach 

Ertrinckcn  als  die  iungen  hund 

Die  sollich  schnöde  vnfur  tünd 

Doch  haben  die  alten  war  gesait 

W^enn  der  abt  die  würffei  Irait 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  105 

So  spylent  die  inünch  all  geren 
Also  ist  es  hie  bei  den  heren 
Wann  die  ein  recht  beyspel  Iriegen 
So  raöcht  sich  dz  hart  gefiiegen 
Man  muste  recht  tun  hyn  nach 
Aber  wenn   dz  haubt  ist  schwach 
So  seynd  die  andre  gelider  geniain 
Nymmer  wol  in  ain 
Vnd  was  die  grossen  herren  tragent  an 
Das  ist  yetz  alles  recht  getan 
Vnd  trieg  er  halt  ein  seü  hut 
So  wolt  mans  tragen  iiberlut 
Darumb  seyen  wir  geschaffen 
Als  die  wilden  iungen  äffen 
Was  die  sehen  tun  vor  yn 
Das  selb  lassens  nymmer  hyn 
Oder  sy  wellent  es  tun  hyn  nach 
So  ist  denn  niangen  nach  wund'  gach 
Vnd  fert  darumb  über  mer 
Vnd  kam  der  selb  zu  mir  her 
Ich  wolt  im  zaigcn  wund'  hie 
Das  er  gesach   souil  nye 
An  weiten  ermlen  zoltcn  vfi  kappen 
Zu  dem  .  xiiij  .  mal  sol  man  sich 
Hüten  gar  aigenllich 
Dz  man  nit  leichtiglich  rede 
Noch   vnsaubre  wort  nyemät  gebe 
Als  sant  Paulus  spricht  damit 
Vnsaubre  wort  wüstend  gut  sit 
Honorius  ein  meysler  d'  gicht  das 
Die  zung  erzaigt  on  vnderlafz 
Wie  der  mensch  ist  gestalt 
Oder  was  er  in  seynem  hertzen  halt 
Pristianus  der  meyster  list 
Wa  ein  pöse  zung  ist 
Do  ist  auch  geren  der  neyt 
Als  der  weylz  vrkund  geyt 
Des  neydigen  mund  ist  plaich 
Vn  süchtig  \h  an  de  gemiit  waich 


106  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

Wan  er  lliar  nyeniant  nicht 

Tun  als  Oracius  spricht 

Wan  dz  er  sich  frot  zu  aller  zeit 

Dz  seyu  nächster  in  vngelück  leit 

Der  nydig  hat  ein  galle  i  hertze  v'slossen 

Vn  sein  zung  ist  mit  gilFt  übergössen 

Ich  wolt  dz  neidig  leiit  an  allen  stetten 

Augen  und  oren  hetten 

Das  sy  horten  vnd  sähen 

Das  den  leülen  geliick  wolt  nähen 

Als  offt  wurden  sy  von  ireni  neit 

Gemartret  vn  geprest  zii  aller  zeit 

Seneca  als  vil  fröd  die  sälige  leiit  haben 

Alz  vil  seiilTtzen  leide  waine  vn  klagen 

Haben  die  neidigen  leiit  zu  aller  stunde 

Jeroninius  der  tut  vns  künde 

Dz  der  neidig  niartret  sein  aigen  herren 

Als  ein  wurm  d'  do  wechst  in  hollzkere 

Der  das   holtz  hernach  frist 

Darynn  vnd  er  geporn  ist 

Oracius  spricht  der  meyster  kliig 

Die  nydigen  seid  vngeluckhartig  gnug 

Wann  von  ander  leiit  gesunt 

W  erden t  sy  siech  zu  aller  stunt 

Vnd  von  ander  leiit  leben 

Werdent  sy  dem   tod  gegeben 

Der  neidig  mensch  peyst  vnd  ist 

Sich  selb  zii  aller  Trist 

In  de   .  XV .  Capitel  will  ich  sagen 
Von  den  die  do  veiiislre  red  habe 
Sam  die  die  do  vil  reden 
\'nd  v'borgne  wort  dannocht  geben 
Als  die  falschen  zu  träger  tun 
Vn  wellent  in  also  machen  rinn 
Vsiderus  spricht  es  pringt  mer  frfim 
Das  eyncr  siec  als  ein  stumm 
Wann  der  mau  redt  das  man 
Nicht  wol  verslec  kan 
Sydracli  wer  viligct  mit  veinstrc  worle 


HANS  VINDLERS  BLÜxME  DER  TUGEND.  107 

Der  selb  maint  an  allen  orten 

Vil  witziger  ze  seyn 

Wann  er  ist  das  ist  wol  scheyn 

Daruuib  sol  der  mensch  besehen 

Was  in  anbring  ze  yehen 

Vnd  sech  auch  eben  was  er  tö 

Das  er  zeit  vnd  auch  stat  hab  darzü 

Plalo  spricht  was  man  redt  on  sach 

Das  gilt  wenig  vnd  ist  schwach 

Vnd  d'  weyse  halt  es  als  man  sait 

Für  ein  grosse  torhait 
hici^  licfse  sich  in  cap.  13  die  reihe  des  selbständig  ge- 
dichteten noch  allenfalls  mit  ziemlicher  schärfe  von  der 
reihe  des  compilicrte?i  trennen ,  in  stellen  dagegen ,  wie 
die  folgende ,  aus  dem  capitel  von  der  hojfart,  ist  dies 
kaum  möglich  ; 

Darnmb  ist  der  adel  gegebe 

Den  züchtigen  vnd  den  friimen 

Vnd  nit  den  toren  vnd  den  tfimen 

Die  do  niainent  dz  ir  adel 

Sey  von  hohen  kiinigen  sedel 

Vnd  w eilen t  doch  dar  bey 

Treybcn  alle  rebaldey 

Aber  sy  wellen t  mercken  nicht 

Was  d'  weyse  man  spriciit 

Das  man  geren  halt  den  man 

Nach  dem  vnd  er  sich  hallen  kan 

Halt  er  sich  als  eyn  wüHliii 

So   hall  man  in  als  eyn  i'iillin 

Wan  rechter  adel  ist  also  gestall 

Das  man  in  darnach  halt 

Als  er  sich  sclbs  hallen  lilt 

Nil  dz  man  an  sech  seyn  phil 

Wafi  man  kan  erkennen  nicht 

Dz  adcliich   [iliil  an  dem  gesiclit 

Aber  an  den  worcken  wol 

Soci'ales  spricht  man  sol 

Nymaiit  heysson  eyn  edel  man 

er  hab  daü  vorchl  zucht  vnd  schäm 


108  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

Wafi  aller  adel  am  ersten  kam 

Von  Eua  vn  von  Adam 

Do  will  sich  nymanl  ankeren 

So  liabent  yetz  etlicli  herren 

Die  aller  schnödiste  hoffart 

Als  sy  ye  bekennet  wart 

Als  mit  scliilten  vn  panier 

Vn  and'  wunderliche  zier 

Die  do  in  den  kirchen  steckent 

Wann  es  sieht  nianger  man 

Die  Wappen  also  mit  vleifz  an 

Dz  er  v'gisset  der  heilikait  da 

Als  do  slat  in  Jeremia 

Dz  volck  dz  hat  v'gessen  meyn 

Vnd  hat  mir  kert  den  rucken  seyn 

Da  von  schreybt  vns  alsiis 

Der  vierd  pabst  Gregorius 

In  dem  Consilio  Lugdonensis 

Do  mans  auch  da  list 

In  dem  Capitel  vn  in  der  Süm 

Dz  do  sagt  von  d'  kirchen  freyum 

Deynem  haufz  zimpt  die  heylikait 

In  dem  Capitel  beschliisset  er  vn  sait 

Dz  alle  vechtliche  ding 

Die  do  seind  der  sünden  vrspring 

Die  siillent  alle  seyn  hie  vor 

Vnd  nichtz  bekümmern  den  gotlichen  kor 

Wan  an  der  stat  sol  man 

Eyn  Vergebung  der  sfind  han 

Vnd  nicht  raitzen  die  do  sind 

Willielmus  vns  auch  v'kindt 

In  seinem  buch  dem  Racional 

Das  ellich  entlich  seind  so  kal 

Die  sich  laussen  genügen  nicht 

An  de  schonen  panern  licht 

Die  do  in  d'  kirchen  hangen 

Es  mussent  auch  ir  wappen  prangen 

Auff  den  kasulen  vnd  humeral 

Do  man  got  ynn  wandlen  sol 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  109 

So  seind  die  kelch  mit  vvappeu  geziert 

Do  man  got  yiiu  celebriert 

Dz  v'hengent  die  pfaffen  also  prail 

Vmb  ein  pose  geylikait 

Als  dz  auch  gescliriben  sLat 

lu  dem  Capitel  vfi  in   de  rat 

Do  dz  sagt  von  der  begrebnulz 

Vud  sich  an  hebt  alsus 

Der  selbe  schad  El  cetera 


V^ofi  dieser  chaj^aktetnslik  des  werkes  wenden  wir 
uns  zu  der  frage  nach  den  Urhebern  der  einzelnen  theile 
desselben,  und  jetzt  erst  wird  die  bisher  nickt  erwähnte 
einleitung  und  der  schlujs  des  buches ,  letzterer  in  dem 
druck  mit  der  besondern  Überschrift  Von  d'  beschliessung 
difz  buchs  versehen,  für  uns  von  Wichtigkeit. 

I.  Die  einleitung . 

Ich  han  gethan  recht  als  eyn  man 

Der  do  kam  auff  eynen  plan 

Do  er  fand  blümcn  manigerlay 

Als  sy  pringen  mag  der  may 

Vud  die  d'  blümen  aller  blümen  nympt 

Eyn  krentzlin  macht  dz  im  gezympt 

Daruon  will  ich  dz  mein  werck  dz  klein 

Heyfzt  die  bliim  der  tiigent  reyn 

Danen  so  bit  ich  herre  dich 
folgt  eine  anrufung  an  gntt,   die  Jungfrau  Maria,  an  den 
heiligen  geist  und  die  heilige  dreieinigkeit,  und  bitte,  dem 
vf  zu  thun,  wie  Jeremias  und  Moses,  die  gott  mit  seiner 
kraft  rediiafTt  machte. 

Y  edoch  mich  ser  im  hertzen  mnl 

Das  villeicht  spricht  etwer 

Sich  nümerdnili  wie  mag  der 

Gutes  icht  gcdichten 

Der  selber  sich  verrichten 

Kan  zu  guter  sach  nicht 

Wer  also  redt  od'  gicht 

Der  selb  hat  vnweysen  mul 


HO  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

Was  schadet  mir  was  yener  tut 

Von  dem  ich  hesserung  nyni 

Tuot  er  iiit  wol  das  wirt  ym 

Vnd  ist  seyn  1er  doch  nütze  mir 

Dauon  so  wend  ich  mein  gir 

AufF  hüpsche  edle  mere 

Vngeren  ich  seyn  enbere 

Durch  tugenlliches  hertzen  sitle 

Auch  mach  ich  mir  do  mitte 

Frowd  vnd  kurtzweil  gut 

Waü  es  geit  mir  hohen  müt 

\'nd  niembt  mir  nianig  fantasmata 

Vnd  vnnütz  Melencolia 

Die  ich   all  da  mit  vertreib  gar  schon 

Also  nyem  ich  mir  selber  den  don 

Auch  spriciit  dz  vil  maniger  man 

Der  sich  nit  balz  v'synnen  kan 

Der  hat  vil  arbait  v'loren 

Das  wer  vil  pösser  verporen 

Wan  erh  maiigen  maister  genant 

Vnd  seynd  im  doch  nit  recht  bekaiit 

Das  sprich  ich  selb  vnd  auch  war 

Ich  wailz  ir  mcisterschefft  nit  gar 

So  hat  vor  mein  auch  nye  keyn  man 

Alle  kunst  allein  gehan 

Es  hat  einer  von  dem  and'n  genömen 

Also  haben  sy  die  kunst  iiberkömen 

Also  han  ich  allhie  gethan  auch  ich 

Ich  han  gesucht  des  gelich 

Von  allen  maisteru  die  vor  mein 

Gabent  hoher  kunste  schein 

Vnd  die  vns  gabent  gute  lere 

Also  han  ich  bans   Vindler 

Die  red  klaubt  aulz  mangcn  buchen 

\'nd  die  ich  alle  müst  durchsuchen 

Ee  dz  ich  die  red  bracht  zu  eyner  süm 

Ich  han  durchsucht  Florcs  v'tutiim 

Das  do  ein  welsches  buch  ist 

Das  han  ich  gemacht  zu  diser  Frist 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  1 1 1 

Das  es  teiilsclie  zung  vernynipt 

Wann  es  der  reclilen  tugenl  zynipt 

Darumb  lian  ich  es  zeteülsch  braglit 

A'il  niange  1er  vnd  abenteiir 

Die  zn  lugenl  gebent  sleiir 

Die  han  ich  prachl  all  zfi  eynander 

Ich  han  gesucht  in  Alexander 

Was  der  hie  aiifP  erd  gelhan  hat 

Darnach  sucht  ich  der  Römer  tat 

Was  die  wunders  habent  getriben 

Oder  WZ  die  propheten  haben  geschriben 

Wie  Dauid  vn  Salomon  sprach 

Josue  Jereniias  vn  Jesus  Sydrach 

Vnd  WZ  sy  wunders  geschriben  haben 

Od'  was  die  biicher  d'  altuäler  sagen 

Das  han  ich  alles  sanipt  durciisiiclit 

Vnd  wie  got  Pharaone  fliicht 

Vnd  vil  WZ  in  d'  Bibel  geschriben  ist 

Darnach  sucht  ich  alle  die   list 

Die  do  haben  geschribe  die  philosophus 

Platü,   Arestoteies  vnd  TuUius 

Ouidius  Pharo  Socrales   vn   Kato 

Pitagoras  Culicnus  vnd  Faceto 

Ptholomeus  vnd   Vppocras 

Salustius  d'  auch  eyn  raeysler  was 

Älagrobius  vnd  Ermogenes 

Vnd  cyner  der  hiefz  Ernies 

Wassiliko  vnd  Kassiodonis 

Andronico  vnd  Longinus 

Terencius  vnd  luuenale 

Thomas  de  aquino  vnd  Sermoniale 

Noch  han  ich  gesucht  d'  meysler  mer 

Oder  was  die  Decret  gebeut  1er 

Oder  WZ  Auguslinus  vn  Ambrosius 

Gregorius   vnd  Jeronimus 

Ilabent  geschriben  in  iren  seruioneu 

Bedam  (h'isostimum  vfi  Oricnem 

Die  all  geschribe  habe  mangerlay  ligiir 

Oder  was  das  buch  d'  natur 


112  HANS  VINDLEKS  BLUME  DER  TUGEND. 

Inne  hat  von  allem  weseii 
Das  hau  ich  alles  sanipt  durch  lesen 
Ich  han  ^uch  gesucht  i  valerio  maximi 
Vnd  eyn  buch  heisset  gesta  Romani 
Was  Wunders  daryh  geschriben  ist 
Oder  WZ  do  gesprochen  hat  ihesus  crist 
Vnd  sant  Pauls  d'   do  ward  bekerdt 
Vn  WZ  bernhardus  gesagt  hat  d'  werdt 
^'on  der  gotes  gerechtikayt 
Ysiderus  vnd  Poecius  sayt 
Das  man  thü  von  der  weit  ker 
Noch  seind  d'  meister  vil  vnd  vil  mer 
Die  ich  nit  all  nennen  kan 
Wann  es  wurd  verdriessen  eltwan 
Doch  han  ich  sy  all  durch  klaupt 
Vnd  yeglichen  ein  wenig  beraupt 
Do  mit  das  doch  eyn  büchlein 
Ist  volbracht  nach  dem  willen  mein 
Vn  ob  an  dem  büchlein  ichl  gepreche  ist 
Sü  bit  ich  den  der  es  do  list 
Das  er  das  wend  wen  ich  im  des  gan 
Waö  ich  der  kunst  nit  enhan 
Das  mein  gedieht  sey  slrauffe  frey 
Ich  halt  aller  kunsle  krey 
Das  ich  die  kind  lailen  wol 
Dannoch  man  mich  slraufTen   sol 
Wafi  wer  die  slralTnug  nit  wil  han 
Der  ist  den  schänden  vnderthau 
Als  das  her'  Salomon  auch  spricht 
Wer  sich  will  strauflen  lassen  nicht 
Dem  ist  nicht  fast  nach  tugendcn  we 
wann  strafTung  macht  nun  tugent  me 
und  dann  folgt  die  auf  abschnill  I,  1   überleitende  periode, 

II.   Der  svhtufs. 
Ach  starker  got  Marie  kind 
Du  sihcsl  wol  dz  ich  laid*  plind 
Byn  in  meines  gedichlcs  kür 
Yedoch   so  preclit  ich  gcren  für 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND.  113 

Deyne  wunder  manigfalt 
So  bin  ich  laider  also  gestalt 
Dz  ich  nit  wailz  end  noch  Iruni 
Doch  waifz  ich   wol  dz  ich  Jhesuni 
Den  süssen  namen  anriiffen  sol 
Der  selb  d'  kan  yedernian  helfTen  wol 
Zu  allen  guten  dingen 
Wafi  ich  möchlz  nil  volbringen 
Wer  der  selb  Jliesus  Crislus  nicht 
Wafi  er  hiHFl  als  er  spricht 
Durch  Johannem  Euangelisten 
Ich  will  euch  alle  zeit  leren  vn  fristen 
Vnd  will  euch  geben  stercke  vnd  syfi 
Delz  küm  lieber  Jhesus  kfim 
Vnd  geiilz  in  mich  deyn  weyfzheyt 
Da  mit  das  dz  buch  werd  bereyt 
Vnd  dz  man  sich  pessere  da  von 
Vii  dz  ich   auch  vollen  den  Ion 
Do  die  fröd  keyn  ende  hat 
Vnd  do  deyn   hohe  Trinitat 
Fröt  die  heyligen  vn   die  engcl  klar 
31it  wunniglicher  fröde  gar 
Ey  lieber  bans  Vindler 
Du  will  zc  lang  machen   die  mcr 
Du  soll  es  enden  mit  klugen  synnen 
Wafi  maul'z  iTigt  zu  allen  dingen 
Dz  tat  ich  gercn  sicherlich 
Ob  ich  were  so  synnc  rieh 
Das  ich  kiind  in  allen  sachcn 
Eyn  hiipsches  reynes  cnd  machen 
Wan  alle  ding  seind  vnfrüt 
Wann  dz  end  nicht  ist  gilt 
Dänocht  will  ich  tun  dz  pesl  vfi  ich  kan 
Aber  ich   hau  eyn  solliclicn  nam 
Dz  man  mich   hcyssct  den   V  indler 
Des  bin  ich  hiipscher  vindc  1er 
Das  ich  wol  vindcn  kan 
Hiipschc  vind  mit  den   man 
Die  weyl  n>iig  v'treyben 
Z,   F.  D.  A.   IX.  8 


114  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

Ich  niufz  es  lassen  beleiben 

Von  delz  willen  das  ich  1er 

Der  hiipsche  vind  die  mir  zeschwer 

Seind  zedichten  vn  aufzzelegen 

Hie  mit  will  ich  dem  bfichlein  geben 

Eyn  hüpsches  reynes  ende 

Herre  got  nun  wende 

Den  alles  laid  die  es  do  lesen 

Vnd  das  sy  kömen  zu  deyner  zesem 

An  dem  iungslen   lag 

Dem  do  nymant  enlrynnen   mag 

Ey  werde  diel  ob  ich  nun  hau 

Dem  puchlin  nicht  so  recht  gethan 

Das  ist  des  schuld  dz  meyn  mund 

Nit  pessers  kund  zu  diser  stund 

Dauon  so  will  ich  euch  pitten 

Dz  ir  dz  pesseren  an  allem  dem 

Das  ir  wenent  das  gut  sey 

Wann  mir  ist  die  kunst  nit  pey 

Die  man  heysset  Gramatica 

So  kan  ich  nit  Rethorica 

Die  hiipsche  red  pricht  enzway 

Wann  ich  bin  eyn  eytel  lay 

Der  teiilsch  ein  kleyn  lesen  kan 

Darumb  sol  maus  für  giit  han 

Wann  ich  han  es  getan  in  gut 

Vnd  das  es  pring  hohen  mfit 

Vnd  demut  auff  der  erde 

Vnd  das  v'mitten  werde 

Das  man  heysset  die  vMrossenheyt 

Wan   das  büchlein  das  seyt 

Gar  kurtzlich  vil  guter  ier 

Ey  starcker  got  viul  auch  her' 

Ob  ich  icht  hab  geseyt 

Wider  deyn  hohe  heyligkeyt 

So  zaigc  deyn  alte  diemut 

Vnd  nyem  es  auch  von  mir  für  gut 

Wan  ich  bin  leyder  nit  ein  man 

Der  dich  wirdig  loben  kan 


HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TCGEND.  115 

Wann  vor  dir  mein  gediclite 

Ist  als  der  Fledennulz  gcsiciile 

Gen  der  liechlcn  sonnen  klar 

Het  ich  halt  weilzheit  als  d'  adlar 

Der  aülF  deynen  prislen  schlieff 

Dannocht  wer  es  mir  zelielF 

Gen  deyner  hohen  wirdigkait 

Eya  3Jaria  muter  reyne  niait 

Hilft"  mir  gen  devnem  liehen  siin 

Ob  ich   ichl  gesucht  nun 

Hab  in  disem  gediclite 

Das  er  mir  verschlichle 

3Iit  seyner  heyligen  parniherlzikait 

Gen  seyner  hohen  gerechlikait 

Del'z  hillT  mir  her"  Jhesu  Crist 

Hie  mit  das  ptich  gemachel  ist 

In  dem  namen  der  heyligen  driualt 

Do  man  Tausent  iar  zait 

Aon  goles  gepurt  sicher  zwar 

\  nd  vierhund'l  vfi  im  aylff"len  iar 

Zehen  lag  in  dem  Junius 

Quarto  die  ydus 

In  dem  zaichen  aquario 

Do  ward  dz  piichlin  volendel  do 

Defz  loben  wir  gol  vfi  seinen  namen 

N'nd  spreclienl  alle  Amen 
hier  schildcj^t  sich  also  Vi/idlcr  als  ei/ic/i  laieti,  der  zwar 
deutsch  lesen  könne,  der  aber  weder  Grammalica  noch 
Rhetorica  gelernt ,  also  keine  »gelehrte  hildang  empfon>j!;en 
habe;  er  habe  ein  italienisches  buch,  Flores  virtulnm  ge- 
nannt, ins  deutsche  übersetzt,  sich  aber  mit  der  Über- 
setzung nicht  begnügt,  sondern  auch  aus  vielen  andern 
Schriftstellern  stellen  ausgesucht,  aus  denen  er  erst  dieses 
buch  zusammengestellt  habe;  also  geht  er  darauf  aus,  die 
ganze  arbeit  des  cof/tpilierens  sich  anzueignen,  aus  der 
oben  angegebenen  darstellung  ergiebt  sich  nun  ,  daj's  dtes 
unmöglich  ist,  denn  jene  compilalionen  bilden  ja  den  ei- 
gentlichen ursprünglichen  stamm,  und  was  sollte  das  tla- 
lienischc  buch  enthalten  haben,  dessen  titel  Flores  virtuhnn 

8* 


116  HANS  VINDLERS  BLUME  DER  TUGEND. 

ja  unleugbar  bereits  eine  derartige  anthologie  ankündigt, 
höchstens  könnte  man  also  zugeben,  J^indler  habe  noch, 
aus  dem  bereiche  der  gelehrten  litteratur,  die  er  verzeich- 
net, eine  nachlese  gehalten;  aber  auch  dies  ist  unwahr- 
schvinlich,  nicht  blofs  wegen  seiner  offen  gestandene?i  laii- 
schen bildung,  sondern  weil  sich  auch  mehrfach  im  buche 
stellen  finden,  die  es  höchst  unwahrscheinlich  machen, 
dafs  Vindler  überhaupt  latein  verstand  und  lateinische 
Schriftsteller  gelesen  hatte,  so 

b8^  Vnd  sprach  icli  bin  Armoniam 
Geporn  aufz  künigüclicni  slaili 
dV'  Das  ein  grosser  lanlzlier'  do 

Was  geheyssen  YppoHlo 
ta"  Das  der  keyser  Theodosio 

Hct  cynen  sun  der  was  also 
nC)'  d'  selb  hiefz  Oracius  Codext 
Also  nennet  in  der  lexl 
diese  beispiele  können  zu  hunderten  vermehrt  werden,  und 
dem,   der  sie  schrieb,  dürfen  ivir  die  ausgebreitete  gelehrte 
belesenheit ,    die  V.  von    sich  rühmt,  nicht  zutrauen;    um 
ihn  ?tun  nicht  einer  offenen  lüge  zu  zeihen,  ist  wohl   das 
auch  sonst  waht^scheinlichste  anzunehmen,  dafs  diese  stelle 
bereits  so  in  dem  ihm  vorliegenden  italienischen  texte  stand, 
und  er  sie  nur  mit  den  andern  übersetzte. 

IVcmi  uns  also  Vindlers  eigene  angaben  im  sticke 
lafsen,  so  müfsen  wir  auf  den  versuch  ausgehen  ,  ihm  aus 
anderri  gründen,  die  im  iverke  selber  liegen,  das  ihm  ge- 
bührende reckt  an  der  autorschaft  des  buckes  zuzuweisen, 
und  kier  drängt  sick  zucj'st  die  frage  auf,  sind  ihm  etwa 
.  die  oben  bezeichnete?i  cinsckaltungen   zuzuweisen  ? 

Ich  glaube  nicht,  wenigstens  nickt  alle;  denn  auck 
in  ihnen  werden  mein  fach  Schriftsteller  citiert ,  auch  Se- 
neca,  den  Vindler,  ivenn  unsere  obige  annähme,  ivas  ivohl 
nicht  zu  bezweifeln,  richtig  ist,  gewiss  nickt  gelesen  katte. 
Jf^enn  nun  aus  diesem  gründe  nickt  wahrscheinlich 
gemacht  werden  kann,  dafs  ihm  die  ganze  oben  s.  g.  ar- 
beit zweiter  hand  zuzuweisen  sei,  vielmehr  diese,  minde- 
stens theilweise ,  bereits  dem  italienischen  originale  zu- 
falle,  so  würde   es,    namentlich   bei   der   schlechten  über- 


HANS  VINÜLEUS  DLIME  DER  TUGEND.  117 

lieferung  des  Icates,  unfruchtbare  kähnheit  sein,  Findlers 
etwaige  Zusätze  trennen  zu  wollen  von  den  von  ihm  vor- 
gefundenen italienischen.  allerdings  finden  sich  stellen, 
die  rein  deutseh  zu  sein  scheinen,  sowohl  in  den  oben  mit- 
getheilten  abschnitten,  als  auch  im  zweiten  theile,   z.  b. 

Auch  wer  sich  gercn   zii  dem  feür  mengt 

Der  wirl  geren  dauoii  besengt 

V'nd  sicli  gern  mischet  vnd'  die  kley 

Den  fressen  die  8eü  mit  dem  prey 


u.  G^'^ff,  Wenn  d'  bischoir  den  lopff  treibt 

Vnd  wenn  d'  riller  pncher  schreibt 

V  nd  das  der  miinch  harnasch  trait 

Vfi   wen  eyn  hiipsche  stollze  mail 

Ze  rolz  sol  eyn  schütz  seyu 

Vnd  wenn  die  nun  vnd  pegeyn  , 

Wellent  zu  den  hoffen  Faren 

Vnd  wenn  der  man  sol  spyunen  garen 

Vn  ein  kind  mit  eim  geren 

Sol  siechen  ei  peren 

Das  selb  ist  alles  widerwärtig 

Vn  wirt  nymmer  recht  arlig 
und  mehrere  andere  stellen,  auch  ist  es  nicht  unmöglich, 
dajs  die  gcbcte ,  die,  ziemlich  alle  im  gleichen  tone  und 
freier  sich  bewegend  als  die  übrigen  theile  des  buches, 
im  an  fang,  am  ende  und,  wie  erwähnt ,  mehrfach  in  der 
mitte  eingeschoben  sind,  meist  von  Vindler  herrühren: 
dies  aber  ins  einzelne  verfolgen  zu  wollen ,  würde  zu 
Spielerei  werden :  —  für  uns  genügt ,  das  Vorhandensein 
/{letzter  origifialparlien  Vindlers  wahrscheinlich  gemacht, 
im  übrigen  aber  nachgewiesen  zu  haben,  da/s  ihm  ein 
italienischer  tex't  vorlag,  dessen  grundstamm  bereits  eine 
bearbeitung  zweiter  band  erfahren  hatte. 

Hier  ist  es  mir  nun  durchaus  wahrscheinlich ,  dafs 
dieses  erste  original  lateinisch  war,  schon  der  name 
Floi'cs  virlutum  führt  darauf,  dann  eine  anzahl  zurück- 
gebliebener lateinischer  worle ,  wie  allissimus,  reime  wie 
duplex  :  mille  arlifex.  auch  erklärt  sich  so  das  vorschie- 
ben  des  blofsen  namens  vor  die  angeführte  stelle. 


118      HANS  VINDLEHS  ULUME  DEK  Tl  GEND. 

Nach  einem  lateinischen  buche  Flores  virtutuui,  welches 
die  quelle  unseres  werltes  gewesen  sein  könnte ,  habe  ich 
mich  vergebens  umgesehen ;  dagegen  kenne  it  h  ein  an- 
deres, mit  ganz  ähnlichem  tilel  und  ähnlicher  anläge,  es 
heij'sl  Flores  poelaniiu  de  virtulihus  et  vitiis,  ist  im  15«  Jahr- 
hundert gedruckt.  Jedoch  augenscheinlich  weit  früher  ent- 
standen und  handelt  nach  einander  De  siiperbia ,  de  bona 
fania ,  de  inuidia ,  de  ira  ,  de  aiiarilia,  de  gula ,  de  luxuria, 
de  virlutibus,  de  doiio  sancli  Spiritus,  das  ganze  buch  be- 
steht hlqfs  und  allein  aus  cilaten ,  die  aneinander  gereiht 
sind,  im  Originaltext  belassen,  wo  dieser  bereits  metrisch 
construiert  war,  oder  in  verse  gebracht,  wo  das  original 
in  prosa  war.     am  rande  steht  der  name  des  dichters. 

Eine  solche  Sammlung  nun,  unter  dem  namen  Flores 
virtulum,  scheint  mir,  lag  dem  italienischen  bearbeiter  ror. 
er  brachte  ?neistcntheils  die  namen  der  Schriftsteller  mit 
in  den  Zusammenhang  der  rede,  zuweilen  unterliefs  er  es, 
und  da  blieb  nichts  anderes  übrig,  als  sie  wieder  an  den 
rand  zu  schreiben ;  durch  nachläfsige  abschreiber,  oder 
wohl  richtiger  durch  nachl'ifsiges  rubricieren  mischten 
sie  sich  in  die  verse  selbst  ein,  ich  vermute,  erst  nachdem 
Kindler  sie  bereits  übersetzt  hatte,  denn  in  den  meisten 
fällen  scheint  er  sie  nicht  mitzurechnen,  an  einzelnen  stel- 
len werden  sie  sogar  durch  ein  zeichen  vom  übrigen  verse 
getrennt. 

Sicher  gehörten  zu  diese/n  lateinischen  werke  auch 
die  compilationsreihen  des  zweiten  theils ,  die  als  eine  art 
anhang  beigegeben  waren ,  allgemeine  lehren  zum  glück- 
lich leben  enthaltend :  der  italienische  Übersetzer  benutzte 
sie  um  so  freier.  Je  freiem  Spielraum  ihm  der  mnngel 
einer  beschränkenden  si/mmetrischen  form  gewährte. 

Oh  nun  das  oben  nachgewiesene,  selbständige  gedieht 
von  dem  aberglauben  ein  originalwerk  Vindlers  ist ,  oder 
ob  er  auch  dies  nur  übersetzte ,  oder  ob  es  vielleicht  gar 
nicht  zusammenhängt  mit  den  Verfassern  der  blume  der 
lugend,  das  läfst  sich  schwerlich  sicher  bestimmen:  zu 
beaclilen  ist  allerdings ,  da /'s  in  der  zweiten,  von  Grimm 
nicht  mitgetheilten ,  hälfte  des  gedichts  mehrfach  von  be- 
lesenhcil  zeugende  cilatc  vorkotnmen,   und  daj's  örtlichkeiten 


LliEK  DIE  QÜAESTlüNES  QLOULlBETiCAE.  III) 

aucli  hier  uuf  Italien  sclillcfscii  lafsen,   wie  die  erwfihnun<>- 
von  Ravenna  und  Slena. 

Leipzig.  fkii:drich  zarncke. 


ÜBER   DIK    QAESTIOIXES    QüODLlBETICAE. 

Auf  mehreren  deiilsclien  iioclisclmleii  wurde  aufser  den 
gewöhnlichen ,  meistens  wöchentlich  abgehaltenen  geistes- 
tiirniercn  der  academisclien  jngend  noch  jährlich  eine  dlspu- 
tallo  de  quüllbel  (coiiccrlatlo  (/uodllhetlca,  dlsputatlo  quod- 
llbetarls,  oder  blols  quodllhelum,  auch  linde  ich  In  dlsccpta- 
tlone  qaodllbetarla)  angestellt,  der  eine  ganz  besondere  Wich- 
tigkeit beigelegt  wurde,  in  Erfurt  dauerte  sie  mehrere  tage, 
auf  welche  weise  sie  eingerichtet  war,  weils  ich  nicht  be- 
stimmt, in  Paris  scheint  etwas  entsprechendes  gewesen  zu 
sein  der  actus  Surbonlcus.  bei  diesem  präsidierte  ein  ma- 
gister,  der  die  verpllichtung  hatte,  mindestens  14  stunden 
rede  und  antwort  zu  stehen,  während  nur  eine  Viertelstunde 
ihm  zum  einnehmen  eines  mittagsmahles  zugestanden  wurde, 
ähnlich  scheint  die  dlsputatlo  quodllbctlca  in  Prag  gewesen 
zu  sein ,  das  sich  ja  auch  in  seinen  übrigen  einrichtungen 
vielfach  nach  Paris  gebildet  hatte,  es  ist  leicht  erklärlich, 
dafs  man  sich  um  diese  schwierige  arbeit  wegzuschleichen 
suchte,  und  wir  finden  daher  bereits  im  15n  jahrh.  strenge 
Verordnungen  ,  wonach  man  eventualiter  zur  Übernahme  die- 
ser pflicht  gezwungen  werden  konnte  bei  Vermeidung  bedeu- 
tender geldstrafen,  ja  des  ausschlufses  aus  der  facultät.  nach 
dem  prager  muster  scheint  die  einrichtung  in  Leipzig  ge- 
trollen  zu  sein  ,  und  auch  hier  linden  wir  die  bittersten  kla- 
gen,  dafs  oft  das  quodllhet  gai-  nicht  zu  stände  kam,  weil 
niemand  sich  zin-  abhallung  desselben  bereit  linden  liefs. 
nicht  ganz  unälmlich  mag  diese  dlsputatlo  auch  in  Heidel- 
berg und  iMfurl  gewesen  sein ,  denn  mehrfach  wird  gerade 
der  Scharfsinn  des  praeses  besonders  betont,  ja  es  ist  eine 
fast  zum  tilel  gewordene  bezeichnung  des  präsidierenden  ma- 
gistei's  :   dlsputator  de  quollbet  aeullsshiius. 

Ueber  den  nainen  sagt  du  Fresne :   quodllbel,   quodllbe- 
tum  ,    scholastlcls ,    de  quo  In  ut)-ainque    dlsserltur  purteui, 


120  ÜBER  DIE  QIAESTIONES  QUODLIBETICAE. 

ex  eo  dictum,  quia  quod  übet  defeniUlur.  wenn  diese  er- 
klärung  des  Ursprunges  der  benennuiig  richtig  ist,  so  ist  doch 
zu  bemerken,  dafs  man  gar  bald  diesen  sinn  vergal's,  und 
die  bedeutung  damit  verband,  dals  es  eine  disputation  über 
alles  mögliche  sei.  und  das  war  es  in  der  that  auch,  so 
erzählt  Conrad  Wimpina ,  worüber  14.97  in  Leipzig  dispu- 
tiert wurde  :  de  loquendi  regulis ,  de  expolilis  ■persuasioni- 
biis,  de  disserendi  taliof/fbus,  de  dinlecticis  disceptatronibus, 
de  malhematieis  Jigun's  numen's  et  dimensionibiis,  de  lincis 
indivisibilibus,  de  ylanelarum  adspectibus ,  de  verum  prin- 
cipns,  de  naturae  efßcacibus  occultisque  proprietatibus,  de 
hominum  moribus ,  de  civilibus  inslitutis ,  de  sphaerarum 
harmoniis,  de  orbiuiii  motricibus ,  de  celorum  gyi'is  et  itii- 
pressionibus^  de  ipsius  denique  prinii  e/itis  ottn'butalibus  per- 
fectionibus ,  ac  breviter  de  cunctis  ralionabilitir  adductis 
quaeslionibus .-  qiiisquis  ingenium  prodüurus  suum  in  pa- 
laestrnm   Deo  diice  deseendemus. 

Um  nun  bei  der  langen  dauer  dieses  acles  nicht  zu  er- 
müden wurden,  in  Erfurt  und  Heidelberg  wenigstens,  scherz- 
hafte und  belustigende  inlermezzos  eingeschoben,  und  zum 
schlufse  des  ganzen  eine  oder  zwei  satirische  reden  vorge- 
tragen, so  heifsl  es  in  der  1515  in  Erfurt  gehaltenen 
schlufsrede  : 

Consuevit  enim  huiusmodi  ludus  philosophicus  cum  qui- 
busdam  iucundissimarum  verum  amoenilatibus  et  duicibus 
fabulis  i/iterspergi  tum  in  quandam  festivani  et  ioci  ple- 
nam  facetiam  desinere ,  quo  animi  dies  iam  aliquot  seve- 
rioribus  philosophiae  studiis  occupati  et  quasi  dejessi  refi- 
ciantur  et  in  semet  ip.sis  reviroseant. 

Diese  scherzhaften,  satirisch-didaclisclien  reden  sind  es, 
die  uns  hier  interessieren. 

Eine  solche  wurde  im  gegensatze  zu  den  voihergehen- 
den  ernsten  disputalionen  genannt  quaestin  (quaestiuncu/a) 
minus  principa/is,  und  weil  sie  am  schlufs  des  ganzen  gleich- 
sam angeschoben  wurde  quae.stio  accessoria.  auch  wohl 
den  namen  von  dem  ganzen  borgeiul  quaestio  quodlibetica. 
daneben  heilst  es  auch  quuestiuneula  solatiosa,  quaestio 
favetosa,  facetiarum  et  urbanilatis  plena. 

Der  dem    ganzen  acte  präsidicreiulc  magister  wurde  ge- 


ÜBER  DIE  QUAESTIONES  QUODLIBETICAE.         121 

nannt  jrraesidens ,  spectahilis  (oder  vigilantissimus)  domi- 
nus dispulator,  auch  disjmtntor  de  quolibct  (oder  de  quod- 
libet) ,  dominus  quodlibetarius.  (gewöhnlich  humanissimus 
und  im  verlauf  der  rede  wohl :  vestra  p7'aestabilis  humanilas.) 

Wer  diese  rede  halten  sollte  (was  quaestionem  deter- 
minare,  recensere ,  recitare  und  in  Erfurt  scholastico  more 
explirare  hiefs) ,  scheint,  wenigstens  formell,  nicht  in  dem 
freien  willen  des  helroffencn  gelegen  zu  haben ,  so  wenig 
wie  die  wähl  des  thema.  beides  scheint  ihm  gegeben 
zu  sein. 

Hier  zeigt  sich  nun  eine  Verschiedenheit  zwischen  Heidel- 
berg und  Erfurt,  von  welchen  beiden  orten  allein  uns  der- 
artige reden  bekannt  sind,  in  Erfurt  nämlich  bestimmte  der 
Vorsitzende  sowohl  den  redner  wie  das  thema.  so  heilst  es 
in  der  rede  von   1494  : 

Vires  colligo  ipsvmque  mihi  per  spectabilem  viriim  do- 
minum de  quodlibet,  i/isig/ieui  meuiu  praeceplorem  integer- 
rimuiu,  probleuma  [rroposilum  et  solvendum  accedo. 
und  in  der  von   1515 : 

Vellcm  profecto  kumanissime  domine  Quodlibetaric  ad 
kuiusce  taut  grandis  tamque  diffusae  quaestionts  sententiam 
explicandam  alium  vestra  praestubilis  human itas  ad  id 
operae  subeundum  magis  idojieum  deiegisset ,  und  am 
schlufse :  Haec  sunt  humanissime  domine  quodiibetarie, 
quae  ex  vestrae  excellentiae  mandato  ad  quaestionis  mihi 
assignatae  enodationem  ajf'ere  potui. 

Anders  Avar  es  in  Heidelberg,  hier  scheint  die  wähl 
des  redners  dem  Vorsitzenden  zugestanden  zu  haben,  wäh- 
rend das  thema  von  einem  baccalaureus  gestellt  wurde.  Paul 
Olearius  in  seiner  rede  (s.  u.)  sagt: 

Tanta  est  vestrae  prudcnliae  apud  me  auctoritas  hu- 
manissime domine  quodiibetarie,  ut  praeceplis  et  man- 
datis  vestris  nullo  paeto  contravenire  queam,  quibus  ut 
quaestionem  minus  principalem  a  baccalaur  e o  q  uo  d a m 
pridem  mihi  pro posilam  determinarem,  qui  .  ...  ex 
me  quaesivit. 
und  an  einer  andern  rede  heilst  es : 

Vretus  vestra  hnmanitale  vigilanlissime  domine  dispu- 
lator ....    dcerevi   avccssoriam    quandam    qaacs/iuncu/am 


122  IßEK  DIE   QUAESTIOiNES  (JUOÜLIBETICAE. 

nudi  US  lei' tiiis    mihi  a  quo  dam    haccalareo    obla- 

tum  evolvere. 

und  am  schlul'se  einer  andern  : 

His  meis  ineptiis  volui  speclabilis  domine  disputalov 
vobis  et  bacculario  morem  gercre. 

Den  baccalaureen  scheint  es  noch  nicht  zugestanden  zu 
haben,  selber  eine  rede  zu  halten.  lodocus  Gallicus  Rubia- 
censis  sagt  in  seiner  rede : 

Id  voluit  dominus    bacularius  Nicolaus  Germa/ius  l{u- 

bioce/isis ,  conterroneus  et  discipulus  mens  mihi  obtempero- 

tissimus  ....  dum.  non  Heer  et  ei  aequc  atque  mihi 

hoc   loco  publice   ut  vellet  huic   quaesito   satis- 

J'acere,  credidit  id  oneris  curae  et  sollicitudini  meae. 

Vielleicht  war  es  daher  als  eine  art  ersalz  den  bacca- 
laureen gestattet,  das  ihema  aufzuwerfen,  ob  der  hierzu  be- 
rechtigte baccalaureus  stets  in  einem  solchen  Verhältnis  zu  dem 
redner  stand,  wie  jener  Nicolaus  Germanus  zum  Jodocus 
Gallicus,  weil's  ich  nicht. 

Das  Ihema  scheint  erst  wenige  tage  vorher  gestellt  zu 
sein  (vielleicht  zu  anfang  der  mehrtägigen  dispulalion) ;  denn 
mehrfach  beklagen  und  entschuldigen  sieh  die  redner  mit 
kürze  der  zeit,  die  ihnen  zur  ausarbeitung  zu  geböte  gestan- 
den habe. 

Die  hier  gehaltenen  reden  sind  nun  eine  wahre  hiiid- 
grube  deutschen  witzes  und  liumors,  ein  wahrer  schätz  so- 
wohl für  die  deutsche  litteratur-  wie  für  die  Sittengeschichte, 
hier  wurden  die  gebrechen  der  zeit  auf  die  schärfste  weise 
gegeifselt,  und  dadurch  sind  diese  reden  ein  sehr  wesent- 
liches beförderungsmittel  der  reformation  geworden,  ebenso 
wichtig  sind  sie  für  die  litteratur ;  sie  waren  ein  jährlich 
von  neuem  und  frisch  aufsprudelnder  lebensquell  der  komischen 
litteratur,  namentlich  der  prosa  ,  und  sie  geben  uns  ein  bild 
von  der  damals  im  deutschen  volke  lebenden  lust  an  satiri- 
schen darstellungcn.  auch  die  spätere  komische  litteratur, 
sowohl  im  ganzen,  in  ton  und  haltung,  wie  in  einzelnen 
stellen ,  ist  nicht  völlig  zu  verstehen  ohne  eine  genauere 
konnlnis  dieser  (|uo(llil)Clischen  reden,  durch  deren  kenntnis 
mehrfach  die  vei-wickeltslen  slcllen  zu  lebendigster  anschau- 
lichkcit   gebracht    werden,     sollte  es  nocli  gelingen,   mehrere 


l  IJER  DIE  QUAESTIONES  QUODLIBETICAE.  123 

derartige  reden  aurzutreibeii ,  oder  vielleiclit  nur  ein  Ver- 
zeichnis der  behandelten  iheniata  zu  stände  zu  bringen ,  so 
würde  für  die  lilleratur  des  14n  und  15n  Jahrhunderts  ein 
schätzbarer  beitrag  gewonnen  werden. 

Die  mir  bekannten  derartigen  reden  sind  die  folgenden  : 
I.  in   Heidelberg, 
hier    wurden    in   den    achziger  Jahren    des    J5n   Jahrhunderts 
unter  dem  vorsilze  des  Jac.  Wimpheling  zwei  reden  gehallen. 

1 .  Monopoliuin  philo.sophorum,  vulgo  die  schelniezunfft. 
quaeslio  accessoria  determinatn  a  viagistro  B  ariholom  co 
Gribo  Ai  genliiH'iisi  pro  cxcUaialo  ioco  solutioqve  audilo- 
ritm  iit  iiio7'is  est. 

2.  Monopoliuin  et  socielas  citlgo  des  licchlschiirs.  (juae- 
stio  minus  principatis  a  Jodoco  Gallico  Rubiacensi  in 
disputalione  quodlibelari  cxcitandi  ioci  et  animi  laxandi 
caiissu   Hcidelbcrgae  detenninata*). 

Gedruckt  sind  sie  1489,  Argentinae  per  Petruni  Atten- 
dorn., in  einer  Sammlung  satirisch-didactischer  Schriften,  welche 
dieser  mit  Wimphelings  zuslimmung  herausgab,  unter  dem 
titel  Directoriuvi  slatuum.  seu  veriiis  Tvibulatio  secuii. 
vergl.  Panzer  i,  39  nr.  159  u.  i,  92  nr.  493. 

Weil  bekannter  sind  die  beiden  folgenden  reden,  die, 
wohl  in  den  neunziger  jähren  des  15n  Jahrhunderts,  unter 
dem  Vorsitze  des  Johannes  Hill  Hotwilensis  gehalten  wurden. 

1.  De  ßde  concubinnrum  in  sacerdotes.  quaesiio  ac- 
cessoria causa  ioci  et  vrbanilatis  in  quodlibeto  Heidelber- 
gensi  determinata  n  magist ro  Paulo  Oleario  Heidcl- 
bergensi. 

2.  De  ßde  merelrieum  in  suos  amatores.  quaestio  mi- 
nus principalis  urbanilatis  et  fuceliae  causa  in  ßne  quod- 
libeti  Heidelbergensis  determinata  a  magistro  Jacobo 
Hartlieb  Landoiensi. 

Wohl  in  folge  einer  lliichligkeii ,  die  Iilbcrl  in  seinem 
bibl.  Icxikon  sich  hat  zu  schulden  kommen  lalsen  ,  wird  ge- 
wöhnlich  (selbst    noch    von    Vilmar  in  seinem    aulsalzc    über 

)  Obgleich  \\'iiii|ilielinj;  iiiclil  hei  beiden  reden  als  praeses  ge- 
nannt wird,  indem  die  zweite  gar  keinen  praeses  nennt,  so  liiC^it  sieh 
doeh  als  ganz  walirsebeinlieh  iiiuliweisen  ,  dal's  bi-idi;  reden  an  dem- 
selben tage  geballen  wurden. 


124  ÜBER  DIE  QUAESTIONES  QLODLIBETICAE. 

Fischarl  in  Ersch  und  Griibers  encyklopädie)  Jac.  Winiplieling 
für  den  verfal'ser  gebalten,  aus  den  Worten  Cratos  von  Uden- 
heini  in  der  vorrede  läfst  sich  aber  nicht  nur  Wimphelings 
autorschalt  nicht  beweisen,  sondern  eher  das  gegentheil.  sie 
lauten  Co  piain  mihi  fecit  J.  JV.  duariim  quaestionum,  quae 
ifi  ßne  disputationis  quodlibetaris  in  ßorentissimo  Heidel- 
bcrgensi  gymnasio  .  .  .  pridem  detcrminatae  fucrunt. 
prima  explanal  fraudes  meretriceas  ....  bekanntlich 
liel's  Wimpheling  es  sich  sehr  angelegen  sein,  brauchbare 
arbeiten  anderer  zum  druck  zu  befördern.  —  eine  auffallende 
Übereinstimmung  im  baue  beider  abhandlungen  ist  freilich 
nicht  abzuleugnen,  spricht  aber  mindestens  ebenso  sehr  gegen 
die  idenlität  des  autors  als  für  dieselbe,  die  beiden  verfalser 
kommen  auch  sonst  noch  als  verfertiger  lateinischer  ge- 
dichle  vor. 

Gedruckt  sind  diese  beiden  reden  wohl  zuerst  durch 
Ludwig  Hoheuwang  in  Ulm.  vergl.  Leo  Hafslers  Ulmer 
buchdrucker-geschichte.  Ulm  1840.  f.  die  von  Hafslcr  be- 
schriebene ausgäbe  ist  freilich  die  princeps  nicht,  doch  aus 
derselben  oflicin  wie  diese,  die  schon  Ebert  kannte  (vergl. 
bibl.  lex.),  dahingegen  läfst  sich  die  Vermutung  wegen  des 
druckorts  durch  anderweitige  beweise  stützen ,  die  Hafsler 
nicht  zu  geböte  standen. 

Ich  habe  beide  paare  von  reden  in  der  Ordnung  aufge- 
führt, wie  sie  gedruckt  sind,  gehalten  sind  beide  in  der 
umgekehrten,  wie  sich  aus  ihrem  texte  mehrfach  bestimmt 
nachweisen  läfst;  bei  dem  Ictzteru  paare  ist  die  Umstellung 
augenscheinlich  eine  absichtliche,  um  gleich  auf  den  titel  die 
pfallencoucubineu  zu  bringen,  sogar  die  vorrede  wurde  aus 
diesem  gründe  in  die  mitte  geschoben.  —  hiernach  möchte 
es  nun  fast  scheinen  ,  als  sei  jedesmal  die  erste  der  beiden 
reden  genannt  quaeslio  minus  principalis ,  und  die  zweite 
quaestio  accessoria ,  was  einen  ganz  \ernünftigen  sinn  ha- 
ben würde  :  aber  dem  ist  nicht  so ,  denn  im  texte  werden 
diese  bezeichnungen  durchaus  promiscue  gebraucht ,  und  der 
parallelismus  in  den  titeln  ist  daher  nur  zufall. 

>'on  spätoi-n  Heidelberger  quodlibets  kenne  ich  vveitei' 
nichts,  als  die  folgende  notiz  aus  Luthers  tischrcden  : 

Zu  Heidelberg   im    Quodlibet    ward  disputiert  und  gefra- 


IIBER  DIE  QUAESTIONES  QlIODLIBETICAE.  125 

gel,    woher   die   miinch    kämen.      darauf  ward   geantwortet 
der  teiifel  wäre  der  mönche  Stifter  und  Schöpfer. 
II.  In  Erfurt. 

Das  Erfurter  quodlibet  wird  mehrfach  erwähnt,  und  die 
hei  demselben  entwickelte  gelehrsamkeit  und  kuiist  der  dia- 
lektik  gerühmt,  auch  sind  uns  (jiiaesiiofies ,  die  dort  deter- 
miniert wurden,  erhalten,  z.  b.  die  bei  Panzer  ii,  107,  32 
angeführten,  die  1486  behandelt  wurden,  die  arl  und  weise 
jedoch,  wie  wir  in  betreif  der  scherzhaften  dissertationen  die 
bekannlschaft  des  dortigen  gelehrtenkreises  machen ,  ist  für 
denselben  nicht  die  schmeichelhafteste;  wir  bemerken  näm- 
lich ,  dafs  alle  jene  herren  sich  von  einem  dreisten  plagiator 
betrügen  liefsen. 

Es  kam  nämlich  im  jähre  1494  in  Erfurt  das  folgende, 
wie  mir  scheint,  noch  niemand  zu  gesiebt  gekommene  druck- 
stück heraus 

Quaestio  fahulosa,  rccitata  'per  inagistrum  Johan- 
ncm  Schräm  ex  Dachaw  Incli/to  in  Gijmnnsio  Erffor- 
diensl  sub  disputnlione  quotUhctari  Presidetite  pro  tunc  con- 
certatioTii  quolhheticac  Venerahili  viagistro  Johanne 
Ganss  ex  Herbstei/n,   theologiae  baculario.    1494. 

Diese  rede  nun  ist  weiter  nichls,  als  eine  schülerhafte, 
mit  geringen  ausnahmen  wörlliche  zusammenkoppeliing  der 
beiden  oben  erwähnten  disputationen  des  Gribus  und  lodocus 
Gallus,  indem  der  compilator  die  des  letztern  in  die  des  er- 
stem hineinzuarbeiten  sich  bemühte ,  was  ihm  meistens  sehr 
schlecht  gelang,  und  iiulem  er  beiden  als  cinleifung  die  vor- 
rede zu  des  Pogf^iiis  facetieu  vorsetzte,  die  bekanntlich  1491 
in  Leipzig  bei  Kacheloven  herauskamen,  neu  und  daher 
möglicher  weise,  von  Schrams  eigener  fabrik  ist  nur  die  einge- 
schobene geschichtc  des  Schieinkonlzius  des  stifTlers  der 
Scliweinezunjf'l  (denn  dazu  macht  der  niederdeutsche  die  Schel- 
menzunlft  des  Gribus). 

Um  so  erfreulicher  ist  die  nächste  mir  bekannte  Erfurter 
scherzredc : 

De  ge/icribu.s  ebr/o.sort/fn  et  cbriclate  vilnnda.  quae- 
slio  J'aceliarum  cl  vrbanitatis  plenn  quam  pulcherrimis 
oplimorum  scriptorum  ßosculis  refccta,  in  conclusione  Quod- 


126  ÜBER  DIE  QUAESTIONES  QLODLIBETICAE. 

libeti  Erphurdiensis  Anno  Christi  m  .  d  .  x^ .   Circa  uulitmnnlc 
uequinoctiiim  scolastico  i/iorc  e.vplicofa.  (a.  e.   1516.) 

Diese  treffliche  arbeit  ist  gleich  nach  ihrem  erscheinen 
mehrfach  nachgedruckt  worden,  nebenbei  erwähne  ich,  dafs 
die  ansieht  derer,  die  diese  rede  dem  Eobanus  Hessus  zu- 
schreiben möchten,  sicher  falsch  ist,  denn  dieser  wird  in  der 
rede  selbst  erwähnt  und  ein  gedieht  von  ihm  vorgetragen. 

Ich  habe  anstand  genommen,  unter  den  Universitäten,  an 
denen  diese  satirischen  intermezzos  oder  schlufsreden  gehal- 
ten wurden,  Leipzig  zu  nennen,  allerdings  wurde  auch  hier 
das  quodlibctum  feierlichst  begangen ,  und  wir  haben  noch 
gedruckte  thesen  aus  jenem  acte  (z.  b.  Panzer  i,  49J.  183), 
sowie  noch  zwei  bei  einer  solchen  gelegenheit ,  1497,  unter 
dem  Vorsitze  des  Henricus  Grevo  Gotlingensis  gehaltenen  re- 
den ,  eine  religiös-feierliche  von  Conrad  Wimpina  und  eine 
andere  des  Matthaeus  Lupinus  Calidomius  de  pootis  a  re~ 
publica  rninime  -pcllendis.  (Panz.  i,  498,  nr.  256.)  jene 
erstere  (Panz.  i,  488,  148)  oratio  invocatoria  in  inissa  quod- 
liheti  Lipsiensis  ist  fast  ohne  alles  interesse,  die  letztere  in 
mancher  beziehung  vortrcfTlich ;  aber  beide  sind  durchaus 
ernsten  inhalts ,  und  konnten  schon  ihrer  länge  wegen  (die 
letztere  dauerte  sesquihoram)  schwerlich  animi  rclaxandi 
causa  gehalten  werden,  freilich  fielen  sie  beide  auch  nicht 
ans  ende  der  ganzen  disputatioii.  —  übrigens  ist  der  bau  der 
rede,  das  Verhältnis  des  redners  zum  Vorsitzenden  wie  in 
Erfurt. 

Sodann  finde  ich  noch  erwähnt 
G.   Bruns    oratio    quodlibet.    de   Concubinariis  Saeerdot. 
Colon.    1566. 

Wie  lange  sich  diese  sille  auf  den  Universitäten  erhal- 
ten hat,  weifs  ich  nicht;  es  scheint  mir  aber,  dafs  sie  zu 
ende  des  16n  Jahrhunderts  noch  existierte.  Fiscliart  sagt  in 
der  vorrede  zu  seiner  geschichtsklilterung 

....   die  in  Schulen  mit  deponieren ,  vn  Quodlibeten  : 
welche  weifz  wie  die  quodlihetaiü  fürgebcii  auch  St.  Augustin 
soll  gebraucht  haben,    vn   gewiss  St.  Thomas  von  Aquauino. 
LEIPZIG.  FRIEDRICH  ZARNCKE. 


LUST  UND  UNLUST.  127 


LUST  UND  UNLUST. 

Treffend  übersetzt  Simrock  den  eingang  der  Völuspü 
durch  Andacht  gebiet  ich  allen,  das  altn.  hlioct  hat  hier 
wie  in  den  formein  at  heyrandn  hliodi,  i  pegjando  hliodi 
(gramm.  4,  68)  und  in  dem  at  beidaz  hliods ,  petere  silen- 
tium  ut  audiatur,  die  bedeutung  stille,  stillschweigen  nur 
insofern  als  damit  ein  aufhorchen,  anhören,  verbunden  ist. 
erst  spät  scheint  das  adj.  hli'odr  in  dem  sinne  von  tacitur- 
nus  schlechthin  gebräuchlich  zu  sein,  die  eingangsworle  der 
Völuspä  sind  augenscheinlich  eine  hieraJische  formel,  wie 
das  lat.  favete  Unguis  und  das  gr.  £i(p)jfte7t£.  sile/itium 
per  sacerdotes,  (juihis  tum  et  coercendi  ius  est,  imperutur 
sagt  Tacilus  Germ.  11  bei  der  beschreibung  einer  deutschen 
Volksversammlung,  die  hier  gebräuchliche  formel  wird  jenen 
aus  der  Grägäs  und  Völuspä  ganz  ähnlich  gewesen  sein, 
wie  das  altn.  hliod  so  ist  auch  das  alts.  hlust,  ags.  hlyst, 
altfr.  hlest  abgeleitet  von  dem  verlorenen  verbum  hlira/i, 
yiXvELV  einer c  i  und  dieses  altfriesische  hlest  kommt  gerade 
so  wie  das  altnordische  wort  nur  in  einer  hieratischjuristi- 
schen formel  vor.  bei  Richthofen  436,  1 1  spricht  der  könig 
müh  hleste  d.  i.  nt  heyranda  hliodi,  und  491  ,  35  lautet 
die  Vorschrift  halda  litic  to  hleste  gitde  mentc.  das  gegentheil 
davon  ist  dann  unhlest  401  ,  20,  onhlest  460,  31.  477,  19. 
500,  23  ,  die  unruhe  und  das  lermen  woduich  eine  gericht- 
liche Verhandlung  absichtlich  gestört  wird  und  die  darum  so 
strafbar  ist  wie  die  sinvlhsliihane ,  die  ivonondieord  und 
der  klem  (obscenilas).  auch  das  alls.  hlust  linden  wir  im 
Heljand  bis  auf  eine  stelle,  148,24,  wo  es  von  Malchus 
obre  vorkommt,  und  in  demselben  formelhaften  gebrauche, 
he  undar  theru  thiodu  stdd  eiidi  ihdr  gihdrid  ober  hlust 
mikil  theo  godes  lern  76,  11.  12;  lerda  thea  liudi  liohtun 
wordu/i,  hli'idero  slemnuH:  was  hlust  f/ri/iil,  thagode  ihegan 
manag  119,  18.  19  5  he  theru  menigi  sagde  ohar  hlust 
mikil  159,  21.  22.  endlich  weist  Haltaus  1945  auch  noch 
ein  mnd.  Inst  unlust  in  demselben  sinne  nach ,  so  dafs  an 
dem  hohen  alter  und  langen  gebrauch  der  formel  nicht  zu 
zweifeln  ist. 


128  LUST  UND  UNLUST. 

Das  fries.  onhlest  gieng  dann  auch  in  die  bedeulung 
von  lermen ,  schelten  überhaupt  über,  wie  man  aus  einem 
merkwürdigen  paragraphen  der  westerlauwerschen  gesetze  bei 
Richth.  409,  25  sieht,  klagt  ein  mann  auf  ehebruch ,  so 
schilma  hit  {riucht)  aldus  gveta  dat  dio  frie  Frcsinne  coem 
oen  dts  fvia  Fresa  wa/d  müh  huernes  hlüd  ende,  rnith  büra 
oefihlest,  müh  bdkena  brand  ende  müh  icinnasang  u.  s.  w. 
vergleicht  man  hiermit  eine  der  überküren  Richth.  98,  17 
hwersa  via  tvif  halat  müh  hörne  and  müh  hliide^  müh 
dorne  and  müh  dr echte ,  thet  hm  emmer  scolde  üftne  stol 
bisüta ,  ferner  Richth.  52,  14  hiversa  tivene  brothere  send 
end  thi  öther  wif  halat  tö  hovc  and  tö  hiise ,  mith  dorne 
and  müh  drechte,  müh  hörne  and  müh  hlüde,  so  sieht 
man  dafs  der  büra  onhlest  die  timht  der  hochzeitszug  ent- 
spricht, der  mit  schellen  und  singen  einherzieht,  denn  die 
formel  müh  domc  and  müh  drechte  ist  ein  iv  6ia  dvoiv. 
dorn  ist  hier  wie  oft  im  ags.  und  im  alts.  (Helj.  122,  13) 
dignitas  bonos  gloria ,  wie  auch  im  ahd.  iuomheü  magnifi- 
centia.  im  Ommelander  landrecht  sind  die  formein  der  er- 
sten stelle  nach  Richthofen  übersetzt  mü  enen  waechhorens 
geschal  end  mü  buiren  geschal  end  mü,  barnendc  baeke- 
nen  end  mü  soeten  sänge,  und  dies  führt  auf  die  erwägung 
eines  anderen  merkwürdigen  ausdrucks  der  stelle  hin. 

WINiNASANG  UND  WINILEOD. 
ist  winnasang  nichts  weiter  als  ahd.  wunnisang  iubilatio 
und  etwa  ags.  wz/nsong?  die  Übersetzung  ?nü  soetem  sänge 
erinnert  an  ahd,  suazaz  sang  melodia  GrafF  6,  250,  stioz- 
sanc  melodia  Docen  1  ,  238 :  oder  beruht  diese  glosse ,  wie 
man  vermutet  hat,  nur  auf  einer  falschen  etyniologie  von 
mel-odia?  im  mhd.  hat  der  süeze  safte  oder  dön  ,  so  viel 
ich  sehe,  nichts  technisches,  Nib.  1643,3.  ich  glaube  dafs 
Richthofen  mit  dem  gröslen  rechte  ein  friesisches  dem  ahd. 
wüii,  ags.  vine,  altn.  vinr  entsprechendes  leinne  sodalis  zur 
erklärung  der  ohne  zweifei  sehr  alten  formel  ansetzte,  dann 
findet  auch  die  Umschreibung  des  Ommelander.  landrechtes 
eine  rechtfertij'ung.  der  wüinasang  setzt  ein  winüeod  vor- 
aus, aus  der  ahd.  glosse  bei  Ilattemer  1,  305  und  unter  den 
Schlettst.  gl.  22,  00  plebeios  psahnos,  seculares  cnntüenas 
vel  ritsticos  psalmos  sine  auctorüate  vel  caiüus  aut  wifiUeod, 


WINNASANG  UND  WINILEOD.  129 

und  aus  der  alten  31onsecr  bei  Pez  1 ,  375  zum  concil. 
Landic.  plebcios  psntmos  ?'iisifg-iu  sanch  vel  winüiot,  folgt 
dafs  unter  auuileod  nur  lieder  zu  verstehen  sind  die  zc 
singetuie  getan,  nicht  aber  für  den  epischen  Vortrag  bestimmt 
waren,  die  andere  glosse  Emmer.  bei  Pez  1,  402,  cantica 
rustica  et  inepta  odo  winileod  odo  scofleod,  bei  G raff  2,  192 
scofleod  odo  ivtnile.od  plebeios  psalmos  ,  cantica  rustica  et 
inepta,  bestätigt  dies,  da  scof  seiner  bedeutung  nach  ein  ganz 
allgemeiner  ausdruck  und  nicht  ausschliesslich  auf  die  epische 
dichlung  bezogen  werden  darf,  leinileod  war  der  allgemeine 
name  für  lieder  wie  sie  unter  dem  volke  auf  freier  slrafse 
bei  festlichen  aufzügen  und  spielen,  bei  Zusammenkünften, 
gelagen  und  tiinzen  im  chor  oder  von  einzelnen  gesungen 
wurden,  wie  später  und  noch  heule  die  Volkslieder,  ganz 
ohne  grund  schränkt  Wackernagel  (litcralurgesch.  s.  38)  den 
namen  auf  mädchenlieder  ein.  auch  eine  andere  erklärung 
fai'st  die  gattung  zu  eng  als  liebeslied  ,  obgleich  man  sicher 
sein  kann  dafs'  die  alten  winelieder  ebenso  oft  erotischer 
nalur  und  erotisches  inhaltes  waren  als  die  Jüngern  Volks- 
lieder, den  Ursprung  der  lyrik  überhaupt  später  zu  selzen 
als  das  epos  beruht  auf  einem  irrthume.  das  liebeslied  ist 
wie  das  preislied  und  das  spoltlied  ein  nothwendiges  glicd 
der  urallen  Stegreifdichtung,  was  die  kunstdichlung  des  elften 
Jahrhunderts  daran  vervoUkommnelc  ist  leicht  einzusehen.  — 
die  richtige  erklärung  von  winileod  gaben  schon  Jac.  Griuun 
gr.  2,  205  und  Lachmann  in  seinen  Vorlesungen:  es  ist  ge- 
sellenlied.  oder  gesellschaftslied ;  vcrgl.  das  altn.  vinabod  \n 
Wildas  gildewesen.  beide  geschlechter  oder  befreundete  la- 
milien  waren  beisammen  wo  winelieder  gesungen  wurden : 
daher  der  name.  in  seiner  vollen  echten  bedculüng  erscheint 
nun  der  toinnasang  bei  der  altfriesischen  braullcile.  aber 
Neidhart  nennt  32,  5.  40,  6  Engelmars  lieder,  die  er  /// 
einer  hohen  wise  sang,  schon  verächtlich  mit  dem  obsoleten 
ausdruck  loineliedel,  gleichsam  galsenhauer.  doch  ist  auch 
hier  deutlich  bei  welcher  gelegenheil  sie  gesungen  wurden  : 
ei?i  schuoch  was  im  genial, 
du  mit  er  mir  trat  nider  al  min  wisenmät : 
oller  viretegelich  siveimet  er  vür  liinirental 
(vergl.  Liliencron  in  dieser  zeitschr.  G,  79  l'^lorc  75(51).  auch 
Z.    K.   I).    A.  IX.  9 


130  UBII. 

bei  der  oll  angefiihrleii  stelle  des  capitulars  von  789  hat  man 
nicht  genii«^  beachtet  dafs  zuerst  den  äbtissinncn  und  nonnen 
verboten  wird  das  kloster  zu  verlal'sen  (um  liinaus  zum  tanze 
zu  gehen),  dann  nullaterus  ibi  ivinileudos  scribere  vel  rnit- 
tere.  jenes  scribere  könnte  wohl  von  der  abfafsung,  dem 
dictare  weltlicher  lieder  in  der  Volkssprache  verstanden  wer- 
den :  ob  aber  das  mittere  auch  die  schriftliche  niillheiUmg 
der  lieder,  wie  sie  unter  des  lesens  kundigen  klosterfrauen 
und  geistlichen ,  nur  nicht  unter  dem  laienstande ,  immerhin 
möglich  war,  zu  beziehen  ist ,  oder  ob  man  auch  im  achten 
Jahrhundert  die  lieder  mündlich  durch  boten  bestellen  liefs, 
wie  später  (frauend.  125,  9.  134,  1)  will  ich  nicht  entschei- 
den, zu  vergleichen  ist  aufser  Olf'rids  cantus  lectionis  das 
verbot  der  schniählieder  vom  j.  744,  obgleich  es  zweifelhaft 
ist  dafs  dies  sich  auf  die  deutsche  geisllichkeit  bezieht,  qui 
in  blasphemiam  alterius  cantica  cowposuerit  vel  qui  ea 
cantaverit,  extra  ordiiiein  iudicetur,liarzhcim  1,  55.  Bened. 
Lev.  3,  200  (Peilz  4,  2,  l\i\  66).     K.  MÜLLENHOFF. 


UBII. 

In  dieser  Zeitschrift  7,  383  habe  ich  den  namen  der 
Senmonen  daraus  erklärt,  was  Tacitus  von  ihnen  sagt,  dafs 
net/io  /lisi  vinculo  ligatus  ihren  heiligen  liain  betreten  durfte, 
so  erkläre  ich  auch  den  namen  der  Ubier  aus  Caesar  de  hello 
Gall.  4,  3,  wo  erzählt  wird  {Ubiurum)  Juit  civitas  ampla 
atqiie  ßorens,  ut  est  capitis  Gerntanoram,  et  paullo  quam 
su?ii  eiusdem  generis  et  ceteris  huuiam'ores,  propterea  quod 
Rhenum  altingunt  multxnnque  ad  eos  mercatores  ventitant 
et  ipsi  propter  propinquitatem  Galileis  sunt  moribus  ad- 
suefacti.  ahd.  uppi  maleficus,  iippi  uppiheit  sanitas ,  vppic 
inauis  vanus  otiosus  (vergl.  die  earmina  inania  otiosa  ob- 
scena  lalcorum) ,  nlln.  ubbi  hirsutus  Irux  (obba  aversari 
abominari)  setzen  ein  älteres  ubjis  voraus,  was  gothisch  uf- 
jis  wäre,  wovon  das  abgeleitete  fem.  ufjo.,  überfluls  iieqig- 
oov,  noch  voT'handcii  ist.  jenes  ubjl.'i  ist  genau  üblus.  doch 
braucht  man  den  naiiien  nicht  als  spott-  und  ekelnamen  zu 
fafscn;   es  wird  vielmehr,  wenn   man  auf  die  gothische  wort- 


ZWEI  STELLEN  DER  SCRIPT.  BIST.  AÜGLSTAE.      131 

bedeulung  neben  der  allhoclideulschen  riicksicht  nimmt ,  ein 
heldenmälsiges  epithelon  darin  liegen,  wie  in  ags.  Yffe  oder 
(schwach)  Offa,  Uffa,  wozu  Ufßngns  das  patronymiciiin  ist, 
und  im  alln.  Ubbi  und  dem  noch  heute  in  Oslfricsland 
gangbaren  Ubbe.  denn  diese  namen  scheinen ,  abgesehen 
von  der  schwachen  form ,  dasselbe  zu  sein  mit  dem  volks- 
namen,  wenn  man  sie  nicht  etwa  für  hypocoristisciie  formen 
halten  will,  auf  keinen  fall  aber  gehört  wohl  das  ahd.  Offa 
(Schannat  trad,  Fuld.  nr  xl  a.  773)  und  Uffo  (ebendas. 
s.  301  nr  38)  dazu.  K.  MÜLLENHOFF. 


ZWEI  STELLEN  DER  SCRIPTORES  HISTO- 
RIAE  AUGÜSTAE. 

Die  wichtigste  stelle  zur  geschiclite  des  marcomannischen 
krieges  lautet  in  den  ausgaben  der  Scriptores  bist.  Augustae 
in  Capitolinus  vila  Marci  c.  22  so,  gentes  or/mes  ab  lUy- 
rici  limile  usque,  in  Galliam  consptravefant,  ut  Marco- 
rnan7ii  Nan'sci  Hernntnduri  et  Quadi  Suevi  Sarinatae  La- 
tringcs  et  Buri;  hi  aliique  cum  Victovnlis  Sosibcs  Sico- 
botes  Rhoxolani  Baslarnae  Alant  Peucini  Costoboci.  dafs 
die  namen  hier  zum  iheil  verderbt  sind  isl  deutlich,  schon 
vor  einigen  jähren  war  herr  professor  Bernhardy  in  Halle  so 
gütig  mir  auf  meine  bitte  über  die  handschriflliche  Über- 
lieferung hier  und  an  der  nachher  zu  besprechenden  stelle 
auskunl't  zu  ertheilen.  diese  ergab  für  die  hauptsache  weuig. 
doch  holfe  ich  jetzt  meine  schon  damals  brieflich  geäufserle 
vermiiluiig,  wie  der  stelle  aufzuhelfen  sei,  berichtigen  und  er- 
gänzen zu  können,  ich  theile  sie  hier  um  so  lieber  mit  weil 
die  nachrichtendes  herrn  prof.  Bernhardy  einige  bisher  zweifel- 
hafte deuls(;he  volksnamcn  feststellen  helfen. 

1.  NAuisci.  in  Tacitus  Germania  c.  42  haben  die  hss. 
an  erster  stelle  entweder  xYö/v'v// PVaN  {maristi  VC  oder  ISa- 
risti  F  in  marg.  Vd  (norült  St),  und  ebenso  an  zweiter 
Naristi  PVacNSt,  Nai'üci  Vd.  auch  in  einem  fragmente  des 
Dio  71,21  aus  der  gesrhiditc  des  Marcomannenkricges  las 
Fulvius  Lirsinus  oxi  /xd  vaQiaicd  raXai/icüQr'jaavitg  u.  s.  w. 
allein    die   Verwechselung   von  n  und  v  ist   in    den    hss.    der 

9* 


132     ZWEI  STELLEN  DER  SCRIPT.  BIST.  AÜGÜSTAE. 

Germania  aiisserordenllicli  liiiulig  und  auch  bei  Dio  liegt  die 
äuderuiig  des  /.cd  vaQiazal  in  xat  ovaQLOrai  nahe,  die  hss. 
des  Capitoliniis  ergeben  Van'stae  Pal,  f.  edd.  vett.  ante  Basil., 
f^ar/'slf  g,  Tkavistae  Reg.  apud  Casaub,,  und  bei  Ptolemaeus 
2,  11  ,  23  liest  man  vno  de.  xa  [^ovdiqTa]  oq7]  Oia.QiOTOr 
elra  rj  Faßgi^ra  v?^rj,  wo  die  Variante  NovaqiGzoi,  die  Wil- 
berg  aus  drei  hss.  anführt,  von  keinem  gewichte  ist.  auch 
Aethicus  fand  in  seiner  quelle  wohl  Quadi  Varisti^  woraus 
Quach'uastos  wurde  ^  früher  jjat  er  Qiiados  f^accaeos  Var- 
daeos  Fn'siones  verbunden.  gegen  NaHsti  oder  Narisci 
entscheidet  endlich  die  leichtigkeit  der  auslegung  von  Faristi 
oder  Vnristac.  während  sich  für  Naristi  keine  auslegung 
findet,  erkennt  man  Varisii  sogleich  als  eine  superlativische 
bildung  vom  goth.  vars  behutsam  (ahd.  gawor  providus,  vi- 
gilans),  womit  varjan  defendere  und  wahrscheinlich  warnun 
prospicere  instruere,  zusammenhängt  und  das  in  dem  namen 
jedesfalls  in  kriegerischer  bedeutung  aufgefalst  werden  nuifs. 
hiezu  kommt  noch  folgendes,  die  Burgunder,  ehe  sie  den 
Rhein  überschritten,  safsen  bekanntlich  am  oberen  3Iain.  es 
können  also  leicht  die  Überreste  der  \  aristen  ihnen  von  hier 
nach  Gallien  gefolgt  sein,  und  die  Vermutung  von  Zeufs 
s.  585 ,  dafs  eben  dies  die  am  Jura  wohnenden  fFarasci 
seien,  hat  viele  Wahrscheinlichkeit,  zumal  wegen  der  allen 
nachrichl  in  Egilberts  vila  s.  Ermenfredi  (Roll.  Sept.  7,  117), 
fFaresci  oli/n  de  pngo  qui  dicitiir  Stadevanga  (d.i.  ufere- 
bene), qui  Situs  est  circa  Regnuin  (Regen?  andere  lesart 
Rhenu/n)  ßumcfi  partibus  oi'ientis,  fuerant  eiecti  et  contra 
Burgitndiones  ■pugnam  inicrunt,  sed  a  primo  certaini/ie 
terga  veHentes  dehinc  advcnervnt  atque  in  jntgnajii  re- 
vcrsi  victores  quoquc  effccti  in  eodein  pago  JVarescoruin 
cunsedcritnt.  der  name  mufs  offenbar  ebenso  gedeutet  wer- 
den wie  Varisti  oder  Varistae,  nur  dal's  die  ableitung  ge- 
wechselt hat. 

2.  LATRi.NGF.s.  die  hss.  Pal.  fg.  Med.  haben  hier  Lu- 
cringes. Immanuel  Rekker  führt  zu  Dio  71,  13  die  alte  les- 
art an ,  läfst  aber  das  hier  bei  Dio  überlieferte  Jäyv.qiyoi 
unangetastet,  allein  Petrus  Palricius  schrieb  den  Dio  in  der 
geschichtc  des  Marcomannenkrieges  aus,  wie  die  vergleichung 
eines    excerptes  s.    124  Bonn,    mit    Dio  71,   II    crgiebt.     s.» 


ZWEI  STKLLElN  DER  SCRIPT.  HIST.  AÜGLISTAE.      133 

darf  auch  das  iiäclistfolgende  CAcerpl  auf  Dio  zuriickgeführl 
werden ,  wo  es  lieifst  otl  rjld^ov  y.al  ^ortyyoi  '/.cd  yia- 
xoiyyol  elg  ßo^d-eiav  tov  31dQzov.  diese  von  Zeufs  s.  462 
natürlich  schon  angeführte  stelle  ist  von  Bekker,  wie  von 
andern,  übersehen,  ist  auch  die  erklärung ,  ja  selbst  die 
grammalische  auflösung  des  namens  zweifelhaft ,  so  leidet  es 
doch  kein  bedenken  jetzt  bei  Dio  yiaxQiyyol  in  Überein- 
stimmung mit  Capilolinus  und  seinem  epitoniator  herzustellen 
statt   des  herkömmlichen  /läy/.Qiyoi. 

3.  vicTOVALi.  wo  die  aufzählung  der  zweiten  völker- 
reihe  bei  Capitolinus  beginnt,  ergeben  die  hss.  cum  VictuaUa 
Pal.  fg. ,  cum  flcltiali  Med.  ,  co/ivictiinles  libb.  Casaub. 
et  Aid.  ,  und  aufserdem  nur"  noch  der  schlechte  Regius  bei 
Casaubonus  Sicrobotes.  offenbar  steckt  in  Sosibes  Sicobotes 
ein  arges  Verderbnis,  und  es  hilft  nicht  viel  dafs  Zeufs  s.  436 
aus  den  Sicobotes  nach  Trebellius  Pollio  Claud.  c.  6  Sigi- 
pedcs  macht:  was  sind  denn  Sosibes?  das  Verderbnis  mufs 
tiefer  liegen,  was  aber  zunächst  die  Victovali  oder  richtiger 
Victuali  Vicivali  betrifft,  so  wird  diese  Schreibung  des  na- 
mens auch  c.  14  bei  Capilolinus  handschriftlich  bestätigt, 
bei  Ammianus  war  l^iclobali  die  gemeine  lesart,  bis  \  ale- 
sius  angeblich  im  cod.  llegius,  Colberlinus  und  Toiosanus 
Victolinli  fand,  was  aber  entweder  von  ihm  selbst  oder  vor 
ihm  von  Schreibern  sicherlich  nur  verlesen  ist  für  Victobalii 
denn  Ammianus,  ein  Antiochener  von  gehurt,  hat  beinahe 
regelmäfsig  in  fremden  namen  griechische  laulbezeichnung,  so 
auch  z.  b.  ,  wie  hier,  J'ilhigabius  statt  Vidugavins ,  wie 
wohl  ein  aufmerksamer  und  genauerer  Römer  geschrieben 
haben  würde;  ferner  BUhvridtts,  Fartiohiiis?  bei  Eulropius 
slimmcn  die  hss.  mit  Capitolinus  in  Victuali  Victola  (Paca- 
riius  Biy.%6aloi)  iiberein;  die  Variante  Victophali  verdankt 
allein  dem  vorhergehenden  Taiphnli  ihr  dasein,  nach  allem 
diesem  schlägt  eine  erklärung  des  namens  die ,  wie  die 
Grimms  (gesch.  der  d.  spr.  s.  715)  von  der  lesart  Victolinli 
ausgeht,  nolhweudig  fehl,  der  name  setzt  wohl  ein  verlore- 
nes subst.  (golh.  i-aihlc?  sacrilicium?)  voraus,  auf  das  eben- 
falls der  name  des  mythischen  angelsächsischen  horos  J'ihla 
(lat.  Vectü,  s.  Grimms  myth.  le  ausg.  anhang)  zurückgeht. 
—  schwieriger  als  die  festslelluni!;  dieses  namens  scheint  die 


134     ZWEI  STELLEN  DER  SCRIPT.  HIST.  AUGüSTAE. 

herslellung  der  anderen,  allein  in  den  angeführten  lesarten 
{cum  J^ictuali ,  co7ivictiiales)  scliimmert  vielleicht  noch  die 
ehemalige  scriptura  continua  durch,  unbedenklich  darf  man 
die  namen  wieder  zusammen  rücken, 

cumvictualisosibessicobotes , 
und  sie  nun  von  neuem  ablheilen.  so  ergeben  sich  nächst 
den  Victualen  erstens  die  aus  dem  Tacitus  Germ.  c.  29.  43 
wohlbekannten,  sonst  aber  nirgend  erwähnten  Osi,  deren  läge 
im  rücken  der  Quaden  durch  die  erwähnten  eisengruben, 
deren  auch  Ptolemaeus  2,  11,  26  gedenkt,  an  den  vordem 
oder  kleinen  Karpaten  mit  vollkommener  Sicherheit  bestimmt 
wird,  zweitens  nach  den  Osi  die  Bessi ,  ohne  zweifei  die 
Bieooot  TTCiQo.  tov  KaQTrarr^v  'i)Qog,  die  Ptolemaeus  3,  5,  20 
mit  andern  slavischen  oder  dakischen  Völkerschaften  südlich 
von  den  Weichsclquellen  nennt,  danach  bleiben  denn  nun 
auch  drittens  die  Cobotes  nicht  mehr  zweifelhaft:  es  sind 
die  eben  vor  den  Biessen  von  Ptolemaeus  genannten  ^aßcoy.oi- 
oder  JSaß6/.oi.  dies  wird  die  richtigere ,  echte  form  des 
n?.nens  sein,  und  man  darf  Cobotes  in  Saboccs  ändern,  die 
zweite  reihe  der  von  Capitolinus  erwähnten  Völkerschaften 
umfafst  die  Völker  die  mit  den  \'iclualen  (Astingen,  Van- 
dalen  bei  Dio)  in  Oberungarn  an  der  spitze  gegen  das  rö- 
mische Dacien  und  die  unlere  Donau  vordrangen,  von  denen 
die  Costobokcn,  bei  Capilolinus  zuletzt  genannt,  sogar  bis 
nach  Griechenland  streiften  (Pausanias  9,  34),  während  die 
w'estlicheren  vÖlker  unter  anführung  der  Marcomannen  sich 
auf  Pannonien  Noricum  und  Rätien  warfen  und  selbst  Italien 
erreichten.  die  abwcichung  in  der  flexion  des  namens, 
2c(ß6/.ot  bei  Ptolemaeus  und  Saboces  bei  Capitolinus,  darf 
nicht  irren,  da  auch  Lacr/z/g-cs  und  ylay.qiyyoi ,  Triboces 
bei  Caesar  und  Triboci  bei  anderen  alternieren. 

vVuf  ähnliche  weise  wird  nun  auch  eine  andei'e  historisch 
nicht  weniger  wichtige  stelle  bei  Trebcilius  Pollio  im  (^^lau- 
dius  c.  6,  die  über  die  iheilnelimer  an  den  furchtbaren  so- 
genaiiutcn  sc\  lliisclKMi  kriegen  des  di'ittcn  jalHliunderls  bei- 
nahe allein  ausliilirlichere  auskunfl  giebt,  zu  berichtigen  sein, 
sie  lautet  in  uiisern  \\\\?i'^i\\)Gn  Scythaj'um  cUversi  populi, 
Peiicini ,  Tndtni^i ,  Austroi^'othi ,  l^irtingi.i ,  Sigf'prdes, 
Ccltae  cliam  et  Heruli  praedae  cupiditate  in  liomanum  solum 


ZWEI  STELLEN  DER  SCRIPT.  HIST.  AUGUSTAE.      135 

et  rem  piiblicam  venevunt ,  wofür  lir  prof.  Bernhardy  mir 
folgende  Varianten  mitgetlieilt  hat ,  Peuci  Trutungi  (penci- 
triilungi  f  mit  geringeren  Vatic.  Truluugi  om.  Ald.)  Au- 
storgoti  {Austrogoii  eliani  Basil.  Ostrogotihac  Ald.)  f^ir- 
tingui  (vertingui  alii)  Sigypedes  (vel  Sigipedcs ;  Gopidae 
Ald.)  Pal.  Vaticani  et  Med.  Eruli  Pal.  g.  Med.  da  diese 
Völker  unter  dem  allen  namen  Scythen  zusammengefafst  wer- 
den, so  entsteht  sogleich  die  Vermutung  dafs  Trcbellius  hier 
aus  einer  griechischen  quelle  geschöpft  habe,  ohne  zweifei 
aus  dem  Dexippus,  dem  gleichzeitigen  geschichtschrciber  des 
scythischen  krieges,  den  Trebellius  auch  sonst  anführt,  Claud. 
12,  vergl.  Gordian.  2.  Gallien.  23.  Trig.  tyr.  32.  denn  der 
name  war  in  dieser  neuen  anwendung  nur  bei  den  Griechen 
gebräuchlich,  so  auch  namentlich  bei  Priscus,  der  Hünen  und 
Golhen  darunter  begreift,  das  in  den  hss.  statt  des  gewöhn- 
lichen Peucinl  überlieferte  Peuci  wird  nicht  anzutasten  sein, 
da  auch  die  Baslernen  bei  Zosimus  1,  42,  an  einer  stelle 
wo  Dexippus  quelle  sein  wird  ,  TIsv/xa  heifsen.  die  ausge- 
sprochene Vermutung  wird  endlich  bestätigt  durch  den  zwei- 
ten namen  Truiungi ,  was  offenbar  verlesen  ist  fiir  Fqov- 
rovyyoi  oder  rQOtd^iyyoi.  bei  Claudianus  ad  Eutrop.  2,  153 
liest  man  Ostrogothis  colitur  mislisque  Grutungis  {Gvu- 
thuiigis  Grolhunnis  Grolunnu  Gri/tiinnis)  Phryx  nger. 
Dexijtpus  schrieb  aller  Wahrscheinlichkeit  \n\c\\  VQOvd^iyyoi. 
dies  linden  wir  wenigstens  in  einem  namenlosen  fragmenle 
aus  der  geschichle  des  scythischen  kiieges  bei  Siiidas  unter 
^x/^ifjag,  y.al  o/jr^ipctf^iiviov  riicuv  rrqoöooiav  of^ioyXojöOcov 
roig  ^yiv&aig  rolg  /.aXovf.ievoig  rQOv^lyyoig,  und  Suidas 
beiiulzle  sonst  den  Dexippus,  Exe.  ]Jonn.  s.  34  ff.  auch  die 
Jl()(')!hyy()i  bei  Zosimus  4,  38  sind  auf  FQÖlhyyOi  zurück- 
zuführen ,  und  dies  spricht  für  die  gebräuchliclikeit  dieser 
form  des  namens  bei  den  Griechen  überhaupt,  die  richtigere, 
getreuere  auffafsung  der  deutschen  laule  hat  ohne  zweifel 
Ammianus  in  Greuthungi,  wo  nur  die  aspirala  so  falsch  ist 
wie  in  Golhi,  und  bei  Flavius  V  obiscus  im  Probus  c.  15  ist 
aus  dem  Gruuthiuigi  des  Pal.  bei  Grulcr  statt  des  Gauluimi 
der  vulgata  Greuthungi  oder  Grcutmigi  herzustellen,  nun 
aber  sind  die  Greutunge  des  Ammian  die  später  wohlbekann- 
ten Ostgolhen,  die  bei  Trebellius  als  Anstorguli ,  bei  Clau- 


136     ZWEI  STELLEN  ÖER  SCRIPT.  IIIST.  AUGUSTAE. 

dianus  als  Ostrogothi  neben  den  Greutungen  stellen,    es  sind 
die   beiden    ersten   stellen   wo    dieser   nanie    vorkommt ,     und 
wenn    Trebellius    aus   Dexippus   geschöpft   hat ,    so   ist   sein 
Zeugnis  nur  noch  merkwürdiger,      denn  wenn  Jordanes  c.  14 
behauptet    dal's    die   tJotlien    bei    ihrer    niederlafsung   in    den 
gegenden  an  der  Donau  und  dem  Ponius  sich  in  Vesegothae 
und  Ostrogofhae  geschieden  hätten,  so  ist  das  allein  für  sich 
von  keinem  gewicht,    da   die  namen  vor  dem  eindringen  der 
Golhen  in   das  römische  reich  hier  wenigstens  nicht  gebräuch- 
lich sind,     allein    aus    dem    namen    des  bei  ihm  als  ein  zeit- 
genofse    des    Decius    erwähnten    königs    Oslrogota ,    mögen 
die  nachrichten    über   diesen   immerhin  von  Ablavius  aus  der 
gothischen  volkssage    geschöpft    und  von  Cassiodor  oder  Jor- 
nandes    mit    andern    römischer    oder    griechischer   historiker 
verknüpft    sein ,    hat    man    mit  recht  schon  auf  das  alter  des 
volksnamens  gcschlofsen,    und  der  epischen   sage    ist   so  viel 
glauben  zu  schenken ,    dafs  Ostrogota  eine  historische  person 
und    seine    herschaft    über    die    Greutungen    oder   Oslgothen 
gleichzeitig  war  der  ankunft  der  Gepiden  unter  Fastida.  diese 
aber   fällt    nach    dem   historischen   zusammenhange   (die  erste 
erwähnung  der  Gepiden    geschieht  in  unserer  stelle  des  Tre- 
bellius   Pollio) ,    wie    an   einem    andern   orte    gezeigt  werden 
soll,  in  den  anfang  des  grofsen  scythischen  krieges  ,  woraus 
folgt  dafs  ,  wenn  der  könig  Ostrogota  den  volksnamen  schon 
voraussetzt,  dieser  bei  Dexippus  sehr  wohl  vorkommen  konnte, 
das  Austorgoli  bei  Trebellius  für  ein  späteres  glossem  zu  er- 
klären ist  schon  wegen  der   Übereinstimmung  mit  Claudianus 
unzuläfsig ,    aber    beinahe    noch    mehr    deswegen    weil    der 
Schreibung  Aiistor  die  allere  aussjjrache,   nach  der  noch  Ul- 
fiias  seine  Orthographie  bildete,    zum    gründe  liegt,    während 
das  später    allein    übliche  Osiro  der  jüngeren  ausspräche  des 
diphthongs  an  folgt,   die  in  deutlichen  spuren  aucii  in  unsern 
gdtliischcn    hss.    erkennbar    ist.     darauf  aber,    dafs    nach  der 
Zusammenstellung   bei    Trebellius ,    wie  bei  Claudianus ,  Ost- 
gothcn    und  (jJreutuiigen    verschiedene    völkerscliaflen  zu  sein 
scheinen ,    ist    kein    gewicht    zu    legen,      waren  beide    namen 
gleichalt   und    bestanden    sie    neben    einander,    so   konnte  der 
geschichtsclirciber    und    noch  leichter  ein  dichter  verschiedene 
hcerliaufcn  und  ablheiluii^rcn  desselben  volkcs  für  verschiedene 


ZWEI  STELLEN  DER  SCRIPT.  BIST.  ALGUSTAE.      137 

Völker  ausgeben  und  nach  den  nanien  unterscheiden ;  daraus, 
dals  Oslgolhen  zuerst  in  V  erbindunji^  mit  Greutunj^en  erwähnt 
werden,  ist  viehuehr  auf  ihre  Zusammengehörigkeit,  nicht 
auf  ihre  Verschiedenheit  zu  schliefsen,  je  leichter  hier  der 
irrlhum  war.  nun  aber  steckt  in  dem  vierten  namen  l^ir- 
tingui  J^ertingui  ohne  zweifol  der  andere  name  der  West- 
gothen,  Tcrvingi.  ich  zweifle  auch  nicht  dafs  dies  terui/igi 
in  uirtingui  ucrtingui  erst  durch  abschreiber  in  der  minuskel 
verderbt  ist,  und  ich  würde  nicht  anstehen  Tervingi  in  den 
lext  zu  setzen,  auf  fallt  nur  das  -ui  der  endung;  aber  auch 
der  folgende  fünfte  name  Sigipedes  hat  eine  silbe  zuviel, 
denn  nachdem  die  monströsen  Sicobotcs  bei  Capilolinus  ge- 
bannt sind,  bleibt  für  Sigipedes  auch  nicht  der  schein  eines 
Zeugnisses,  man  hat  sich  gewöhnt  Sigajtibri  durch  Sig- 
gniitbri ,  was  für  Sigiigainhri  stehen  soll,  oder  durch  eine 
contraclion,  wie  sie  erst  im  nihd.  vorkommt,  zu  erklären 
und  pllegt  als  analogon  dies  Sigipedes  anzusehen,  das  eigent- 
lich Sigiigipedes  sein  sollte,  Zeufs  s.  436.  Grimm,  gesch.  der 
d.  spr.  s.  403.  aber  diese  erklärungen  sind  unbedingt  zu 
verwerfen,  weil  sie  sich  auf  corruptelen  stützen  die  so  früh 
grammatisch  unmöglicli  sind  und  ebenso  wenig  den  llömern 
oder  Griechen  als  den  Germanen  schuld  gegeben  werden  kön- 
nen, da  auch  nicht  eine  einzige  analogie  dazu  ein  recht  giebt. 
daraus  folgt  dafs  wir  aus  der  scriplura  continua  i/erti/igui 
sigipedes  die  drei  namen  T'ervingi  f^isi  Sigipedes  herstellen 
dürfen,  so  ergiebt  sich  auch  der  zweite  name  der  Tervinge, 
die  verkürzte  form  des  spälei'  gebräuchlichen  f^isi-  oder 
t^esegollii,  eine  form,  die  bei  Ai)ollinaris  Sidonius  dreimal, 
an  stellen  ,  die  bisher  für  die  ältesten  Zeugnisse  für  den  na- 
men galten,  vorkommt,  Zeufs  s.  408.  die  sache  ist  hier 
also  genau  dieselbe,  wie  bei  Grtiti/ngi  AustorgoU.  allein 
mit  dieser  befserung  ist  die  ganze  Verderbnis  der  stelle  noch 
nicht  gehoben,  nur  der  letzte  name,  Henili  oder  Eri/li, 
steht  fest,  aber  unglaublich  ist  dafs  Trebellius  Gellen  bei 
Dexippus  sollte  erwähnt  gefunden  haben,  mag  dieser  immer- 
hin ein  rhetor  hcifsen  und  falsche  gelehrsamkeit  lieben ,  wie 
unter  anderm  seine  alberne  griechische  etymologie  von  Ifcru- 
lus  beweist,  mag  er  imincrhin  den  complex  der  golhischen 
dakischen  sarmatischen  und  vielleicht  slavischen  Völkerschaften 


138  ÜBER  DIE  ZEIT  EINIGER  GEDICHTE 

über  der  Donau  und  am  Pontus  mit  längst  veraltetem  namen 
Scylhen  nennen ,  so  darf  man  darum  noch  nicht  ihm  eine 
lüge  zutrauen  oder  glauben  dafs  er,  der  sich  sonst  durch 
unmittelbare  thälige  theilnahme  an  den  ereignissen ,  so  viel 
wir  sehen,  sehr  wohl  unterrichtet  beweist,  hier  auf  gut  glück 
irgend  ein  barbarenvolk  Gelten  gelauft  habe,  auch  von  Tre- 
bellius  rührt  schwerlich  der  namc  her ;  das  bedeutungslose 
clutin  hinter  Celtae  gehört  wohl  ursprünglich  dazu,  aber 
die  entscheidung  fällt  schwer,  von  deutschen,  gothischen 
Völkern  kommen  zunächst  die  Taifali  und  aufserdem  die 
J^ictuali,  Kandali  mit  dem  allgemeinen  namen ,  den  Dexip- 
pus  (Jord.  c.  22)  erwähnte,  in  betracht;  von  dakischen  oder 
celtischen  die  Carpi  {Kaqniavoi  Ptol.)  oder  Daci  Petropo- 
riaiii  der  Tab.  Prut.,  die  möglicherweise  auch  Goiae  Utriani 
genannt  werden  konnten,  wenn  aber  die  hss.  zur  auflösung 
des  reltaectiam  nichts  beitragen,  so  wird  diesmal  alles  rathen 
umsonst  sein.  K.  MÜLLENHOFF. 


ÜBER  DIE  ZEIT  EINIGER  GEDICHTE  WAL- 
THERS VON  DER  VOGELWEIDE. 

Von  Lachmann,  dem  hierin  W.  Wackernagel  in  seinen 
anmerkungen  zu  Simrocks  Übersetzung  ii,  13G  folgt,  wird 
das  gedieht  Wallhers  Ich  sach  mit  minen  ougen  manne  und 
wibe  taugen  (Lachm.  s.  9)  aus  geschichtlichen  gründen  ins 
jähr  1203  gesetzt,  gewiss  mit  unrecht,  er  stützt  seinen 
beweis  hauplsächlich  auf  die  worte  si  hierien  die  si  wol- 
len und  7iiht  den  si  sollen,  dö  störte  man  diu  goteshus  — 
und  führt  zu  ihrer  erläuterung  eine  stelle  des  Caesarius  von 
Ilcislerbacli  dial.  mirac.  ii ,  9  an  ,  wonach  bischof  Liulpold 
von  Worms,  der  eifrige  anhänger  könig  Philipps,  weder 
kirchen  noch  kirclihöfe  geschont,  ja  auf  seinem  feldzuge  nach 
Italien  den  papsl  selbst  excommuniciert  habe,  dafs  dieser 
l'eldzug  nicht,  wie  Lachmann  vermutet,  'mönchsgeschwälz' 
ist,  hat  iJöhmer  in  seinen  i-egeslen  des  kaiserreichs  1198 
—  1254  s.  310  gezeigt,  dessen  beweisslcllen  ich  noch  Chron. 
vetus  ex  libris  Penth.  bei  Alencken  Script,  i,  33  und  Innoc. 
Epp.  vii,  228.     Brequigny  ii,  646  hinzufüge,     nicht  minder 


WALTHERS  VON  DER  VOGELWEIDE.  139 

unrichtig  ist  es  nun ,  wenn  Lachniann  weiter  die  stelle  des 
Caesarius  in  Verbindung  bringt  mit  einer  des  Arnold  von  Lü- 
beck V,  5 ,  die  von  dem  thüringischen  krieg  im  jähr  1203 
redet,  wo  von  den  Böhmen  350  kirchen  zerstört  worden 
seien,  denn  einmal  standen  die  Böhmen  damals  nicht  auf 
Philipps  Seite,  sondern  gerade  dem  bischof  Liutpold  gegen- 
über; sodann,  war  es  denn  im  jähr  1203  allein  dais  die 
kirchen  so  mitgenommen  wurden?  mit  nichlen;  es  geschah 
vielmehr  während  des  ganzen  krieges :  und  bleiben  wir  bei 
den  Böhmen  stehen,  die  es  allerdings  am  ärgsten  trieben,  so 
giebt  uns  die  Reinhardsbrunner  chronik  (Mspt.  l'ol.  331'") 
schon  bei  dem  feldzug  des  Jahres  1198  folgende  nachricht 
von  ihnen,  qui  {Odackarns  diuv)  cum  iunumera  Bohemo- 
rum  multitudine  et  fortibus  avxUlariis  in  parlem  Philippi 
üoncurrit  el  supcris  Austritte  (das  obere  Ostfranken)  ter- 
minos  depopulans  ubicumque  castrametatus  est,  ibi  virgi- 
num  deßoralio ,  mntrimonii  separatio ,  sanctimonialiiwi  et 
viduarum  nefanda  ab  eis  corrt/ptio  perpetrata  est.  deniquc 
civitates  dejlagrariint,  eunniitatibiis  ecclesiarum  et  monaste- 
riorum  minime  parcenles  sacra  profaiiis  miscuerunt  u.  s.  w. 
der  einzige  grund  also,  der  für  1203  angeführt  wird,  ist 
nicht  stichhaltig,  passt  vielmehr  ebenso  gut  für   1198. 

Und  sollte  das  gedieht  nicht  wirklich  gerade  in  dieses 
jähr  1 198  gehören?  zwei  gründe  scheinen  dafür  zu  sprechen; 
ein  formeller  wie  ein  sachlicher:  das  gedieht,  im  ton  der 
beiden  vorhergehenden  abgefafst  und  mit  ganz  gleichlauteindem 
anfang.  Ich  sach  mit  minen  ovgen.  Ich  saz  iij'  eime  steine 
und  Ich  hörte  ein  tvazzer  diezen ,  läist  auch  auf  gleiches 
alter  mit  diesen  schliefsen,  die  unzweifelhaft  dem  jähre  1198 
angehören,  sodann  weist  der  schlufs  owe  der  habest  ist  ze 
junc  auf  eine  möglichst  frühe  zeit,  wo  man  die  bedeutenden 
eigenschaften  Innocenz  IN.  in  Deutschland  noch  nicht  er- 
kannt halte,  ihn  blofs  nach  seinem  für  einen  papst  unge- 
wöhnlichen aller  beurlheille. 

Jedoch  einen  vollgültigen  beweis  liefern  diese  gründe 
nicht,  dafs  Walther  für  sein  gedieht  einen  ton  wählte  in 
dem  er  einige  jähre  früher  lieder  verwandten  Inhalts  und 
gleicher  politischen  gesinnung  abgefafst  halte,  kann  nicht  auf- 
fallen,  ist  auch   nicht  ohne  beispiele.     auch  des  pajjstes  alter 


140  ÜBER  DIE  ZEIT  EINIGER  GEDICHTE 

sieht  (1er  aimalinie  einer  um  wenige  jalire  jüngeren  abfafsang 
nicht  im  wege.  bedenkt  man  dal's  Innocenz  in  den  erslen 
Jahren  seines  ponlilicats  dem  deutschen  thronstreite  schein- 
bar ganz  unthälig  zusah ,  so  kann  es  nicht  befremden  dafs 
leiite ,  die  wie  Walther  nicht  eingeweihte  politiker  waren, 
des  papstes  kralt  und  gröfse  verkannten  und  ihm  als  nach- 
läfsigkeit  und  pflichtvergelsenheit  auslegten,  was  fein  berech- 
nete absieht  war. 

Um  indess  zu  einem  festen  ergebnis  zu  kommen,  müfsen 
noch  andere  stellen  des  gedichls  in  betracht  gezogen  werden  ; 
so  zunächst  die  worte  ze  Röme  horte  ich  liegen,  zwene 
kllnoge  triegPH.  wer  ist  mit  den  zwei  königen  gemeint? 
Philipp  und  Otto  oder  Philipp  und  Friedrich?  gehörte  das 
gedieht  noch  in  das  jähr  1198  oder  1199,  so  wäre  wohl  an 
die  zwei  ersten  zu  denken:  hatte  doch  Innocenz  lange  ein 
so  feines  spiel  gespielt,  dafs,  wie  er  selber  schreibt,  bis  zum 
friihjalir  1199  beide  könige  sich  seiner  giinst  rühmen  konn- 
ten und  in  Deutschland  laut  die  rede  gieng ,  nicht  auf  die 
Wohlfahrt  des  reiches,  sondern  auf  seine  ernicdrigung  und 
Zerrüttung  habe  er  es  abgesehen  (Epp.  ii,  293.  Baluze  i,  534). 
und  das  lange  ausbleiben  einer  entschiedenen  erklärung  von 
ihm,  auf  dessen  beifall  Ottos  partei  von  anfang  an  sicher 
rechnen  zu  dürfen  glaubte,  rief  endlich  eine  solche  niisslim- 
mung  in  ihr  hervor,  dafs  bereits  davon  gesprochen  wnrde, 
den  Weifen  fallen  zu  lafsen  und  dem  römischen  stuhl  zum 
ärger  einen  dritten  zu  wählen  (Reg.  iinj).  51.  Baluze  i,  710). 
aber  aufrallend  bliebe  es  dann  docli  immer,  dafs  Walther  so 
bald  na(  h  kaiser  Heinrichs  tod  dessen  söhn  ,  den  erwählten 
könig  I^^riediich,  ganz  vergefsen  haben  sollte,  darum  scheint 
es  angemefseiier,  unter  den  zwei  beliogenen  königen  die  bei- 
den Holieiistaufer  zu  verstehen,  dann  mufs  man  aber  auch 
mit  dem  gedieht  in  eine  zeit  horunleriücken ,  wo  Innocenz 
sich   ber<'ils   offen   für  Otto  erklärt  hatte,   also   ins  jähr    1201. 

Und  dahin  weis!  uns  denn  auch  der  weitere  ve;  lauf  des 
gedichls:  si  hie/ie/i  die  si  wollen  und  nihl  den  si  soften. 
richtig  hat  Lacinnann  das  die  si  walten  auf  den  vom  cai-dinal- 
legaten  (iuido  am  29  juni  1201  über  Philipp  und  seine  an- 
hänger  ausgesprochenen  bann  bezogen ,  unbegreiflicherweise 
luu-  das  den  si  sotten    auf   Innocenz    selbst    statt,    wa.s    docIi 


WALTHERS  VON  DER  V^OGELWEIDE.  lU 

so  nahe  liegt,  auf  Oüo.  wenn  man,  um  das  jähr  1198 
zu  halten,  dagegen  einwendet,  dal's  dies  ja  nicht  die  erste 
über  Philipp  ergangene  excommunication ,  er  vielmehr  noch 
von  Cölestin  her  im  bann  gewesen  sei ,  und  wenn  man  zur 
Unterstützung  dessen,  da  ja  nicht  von  einem,  sondern  von 
einer,  mehrzahl  von  gebannten  die  rede  ist,  auf  die  von  Inno- 
cenz  excommunicierten  deutschen  heerfiihrer  in  Italien,  Mark- 
ward, Diepold  u.  a.  hinweisen  könnte,  —  so  antworte  ich: 
jener,  wie  Innocenz  beiiauptet,  von  seinem  Vorgänger  über 
Philipp  verhängte  bann  ist  geschichtlich  nicht  ervveisbar,  ja, 
was  an  einem  andern  orte  dargethan  werden  soll ,  falsch ; 
jedesfalls  war  er  in  Deutschland  nicht  bekannt,  von  einem 
so  eifrigen  anhänger  Philipps  wie  Walther  nicht  anerkannt, 
und  auch  die  päpstliche  partei  konnte  sich  nicht  auf  ilin  be- 
rufen ,  seitdem  der  vom  papst  geschickte  bischof  von  Sutri 
den  Philipp  im  märz  oder  april  1198  von  dem  behaupteten 
banne  gelöst  hatte,  in  so  frühe  zeit  das  gedieht  zu  setzen, 
kann  aber  niemand  iu  den  sinn  kommen. 

Aufs  aller  bestimmteste  jedoch  wird  dem  gedirht  seine 
zeit  angewiesen  durch  das,  was  den  dienen  vorangeht:  die 
pfdjfen  striten  sere :  dock  wart  der  feien  mere.  diu  swcrt 
diu  leiten  si  dernider,  und  griffen  zuo  der  stufe  wider. 
Walther  unterscheidet  von  der  kölnisch-päpstliclien  partei 
Ottos,  den  pfalfen ,  die  staufische  als  die  laien.  diese  letz- 
tere gewann  seit  dem  tod  könig  Richards  von  England 
(6  april  1199),  der  seines  neffen  hauptstütze  gewesen  war, 
immer  entschiedener  die  oberhand,  so  dafs  Ottos  völliges 
unterliegen  nahe  und  unvermeidlich  schien :  da  griff  die  päpst- 
liche partei,  sagt  VV^alther,  von  den  weltlichen  walTen,  mit 
denen  sie  nichts  mehr  ausrichtete,  zu  den  geistlichen,  zu  dem 
bannlluch.  er  giebl  uns  also  eine  kurze  Übersicht  des  bis- 
herigen Verlaufs  des  krieges,  wie  durch  das  ungerechte  falsche 
thiin  des  römischen  Stuhls  der  bürgeikrieg  entzündet  und  zu 
der  verderblichen  höhe  gesteigert  worden  sei,  dafs  die  gotles- 
häuser  zerstöi-t  und  leib  und  seele  getödlet  wurden,  das  ge- 
dieht ist  demnach  iu  die  zeit  bald  oder  unmittelbar  nach  dem 
bann  Philipps,   in  den  sommer   1201    zu  setzen.      " 

Kürzerer  ausführung  bedarf  es ,  um  einem  andern  ge- 
dieht seine  zeit  anzuweisen,   die  Jjachmann  ganz  unbestimmt 


142  ÜBER  DIE  ZEIT  EINIGER  GEDICHTE 

gelafsen ,  Wackernagel  um  zwanzig  jähre  zu  spät  angesetzt 
hat.  ich  meine  das  gedieht:  JVu  wachet!  uns  get  zuo  der 
tac  Lachmann  s.  21.  Simrock  ii ,  91.  Walther  verkündigt 
das  nahen  des  jüngsten  tages:  tuir  hart  der  ze/'c/ten  vi! 
gesehen,  dar  an  wir  sine  kunft  lool  spehen,  als  iins  diu 
Schrift  mit  wdrheit  hat  bescheiden.  diu  sunnc  hat  ir 
schi?i  verlieret,  untriuive  ir  säinen  uz  gereret  u.  s.  w. 
Wackernagel  bringt  das  gedieht  in  Verbindung  mit  dem  Owe 
es  kumt  ein  wint,  das  wizzent  sicher/iche  (hachm.  s.  13), 
das  Lachmann  treffend  auf  den  grofsen  stürm  im  dec.  1227 
deutet,  von  dem  Gottfried  von  Köln  berichtet,  wozu  dann  noch 
Wackernagel  die  stelle  der  Garster  annalen  zu  dem  j.  1225 
beibringt:  hoc  anno  ventus  validus  venit ,  qui  arbores  mul- 
tas  de  terra  evulsit  et  inultas  do/nos  deiecit ,  Pertz  SS. 
IX,  596.  indess  von  dem  ende  der  weit  ist  in  diesem  und 
den  drei  andern  gleichfalls  mit  Owe  beginnenden  und  in  dem- 
selben ton  abgefafslen  gedichlen  ebenso  wenig  die  rede,  als 
in  dem  unsrigen  von  dem  starken  winde,  dagegen  passen 
die  von  Walther  angeführten  zeichen  aufs  beste  für  Philipps 
zeit  und,  um  es  gleich  genauer  zu  sagen,  für  das  jähr  1207. 

Als  die  eine  art  von  Vorzeichen  werden  naturerschei- 
niingen ,  insbesondere  eine  sonnenfinsternifs  angeführt  nach 
offenbar.  Job.  6,  12  die  sonne  ward  schwarz  wie  ein  hä- 
rener sack  und  der  mond  ward  wie  blut,  vergl.  8,  12  es 
ward  geschlagen  das  dritte  theil  der  sonne  —  dafs  ihr  drittes 
theil  verlinstert  ward.  Luc.  21  ,  25  es  werden  zeichen  ge- 
sehehen  an  sonne  und  mond  und  Sternen,  damit  halte  man 
nun  zusammen,  was  aus  dem  jähr  1207  von  zeichen  am  him- 
mel  berichtet  wird  :  signum  apparet  in  coelo,  ita  quod  duo 
circuli  concalenali  visi  sunt  et  in  medio  quaedam  Stella 
claritate  fulgens ,  quae  niullum  non  distabat  a  s-ole  Annal. 
Caesenat,  bei  Muratori  SS.  Ital.  xiv,  1093.  vielleicht, 
dafs  auch  der  komct,  dessen  erscheinen  die  chronik  von 
Weihcnslephan  (Pez  SS.  Austr.  ii ,  403)  erzählt,  noch  ins 
jähr  1207  gehört. 

Weit  festere  anhaltspunkte  bietet  uns  aber  Caesariiis  von 
Heisterbach,  wir  lesen  bei  ihm  (dial.  mirac.  x,  23)  von 
einem  grofsen  zeichen,  das  am  30  Januar  1207  (scrlo  cr- 
giebt  sich  aus  dem  folgenden  als  ein  blofses  versehen)  während 


WALTHEKS  VON  DEIl  VOGELWEIDE.  143 

des  Fraiikrurler  reichsfags  an  der  sonne  erschien :  in  tres 
siquideni  partes  divisus  est,  ita  ut  intervalla  esscttt  inter 
partein  et  partem  ad  instar  bjlii  tres  ßores  hahcntis.  quod 
ubi  notari  coepit,  viulti  concurrerunt  super  tanto  miraciiln 
disputantes.  Hernianmis  vero  lanlgravius  interpretatiis  est, 
quod  nnus  de  principibus  imperii  eodem  nnno  moriturus 
esset:  nee  erat  idonea  eius  interpretatio.  noch  Ireflenrler 
ist,  was  Caesarius  gleich  im  folgenden  capitel  erzählt:  mense 
sequenti,  scilicet  pridie  kalendas  Martii,  aliud  signum  ap- 
paruit  in  sole ,  non  dico  miraculosum,  quia  naturale,  sed 
magnae  rei  prenosticum.  facta  siquideni  est  ecbjpsis  solis 
tarn  magna  tempore  meridiano ,  ut  vix  aliquid  splendoris 
superesset,  mulli  videntes  extimuerunt ,  dicentes  aliquid 
magni  fore  futurum  ....  videtur  viiiii  defcctus  ille  so- 
laris presignasse  mortem  Philippi,  qui  sequenti  anno  occi- 
sus  est  et  defecit  ....  ///  luna  vero  sigfia  no7i  defue- 
runt  quae  eclypsis  magnas  solito  crebrius  passn  est. 

Auch  darin  stimmt  Caesarius  zu  unserem  gedichte,  dafs  er 
diese  zeichen  mit  der  schrift,  mit  Luc.  21,  26,  und  mit  der 
herschenden  untreue  jener  zeit  in  Verbindung  bringt :  in  pre- 
dicto  enini  schistnate  7ion  solum  principes  seeulares,  sed  et 
spirituales  moti  sunt ,  quia  tvni  propter  pecuniam ,  tum 
propter  amorem  sioe  timorem  instabiles  facti,  nunc  uni, 
nunc  altert  iuraverunt .  nam  ipse  princeps  ejriscoporum, 
scilicet  papa  Innocenlius  u.  s.  w.  dazu  halle  man  nun  die 
die  vcrse  Wallbers  diu  su?me  hat  ir  schin  verlieret,  un- 
triuwe  ir  samen  uz  gereret  allenthalben  zuo  den  wegen : 
der  vater  bi  dem  kinde  untriuwe  vindet,  der  bruoder  sineni 
bruodcr  liuget  (vergl.  Marc.  13,  12):  geistlich  leben  in 
kappen  triuget,  die  uns  ze  himel  sollen  stegen :  gewalt  get 
üfy  reht  vor  gerihte  swindet.  diese  bitteren  klagen  wären 
für  die  jähre  1225  oder  1227  nicht  im  geringsten  gerecht- 
fertigt: erst  im  jähre  1229,  also  nach  Waithers  zeit,  begann 
in  Deutschland  wieder  innerer  zwist  in  folge  von  Gregors  IX. 
leidenschaftlichen  niafsregcln  ;  bis  dahin  aber  genol's  das  reich 
eines  lange  entbehrten  und  lange  nicht  mehr  wiederkehren- 
den friedens ,  der  dem  könig  Heinrich  ein  gutes  andenken 
gesichert  hat  :  der  junge  kii/iic  Heinrich  rihte  raste  unibe 
sich,     siniu  tiutschen  riche  stuonden  gar  vrideliche  kaiser- 


144     ÜBER  DIE  ZEIT  EINIGER  GED.  W.  V.  D.  VOGELWEIDE. 

chronik  v.  17915  fg.  hingegen  passt  VVallhers  Schilderung 
ganz  und  gar  für  die  zeit  der  biirgerkriege ,  deren  entsitt- 
lichende Wirkung  man  im  jähr  1207  im  vollen  mafse  gespürt 
hatte  und  noch  spürte. 

Noch  ein  drittes  gedieht  mag  hier  besprochen  werden, 
das  Kihic  Constantin  der  gap  so  vil  (Lachmann  s.  25. 
Simrock  ii ,  27).  es  enthält  die  dem  engel  in  den  mund 
gelegte  klage  über  Konstantins  Schenkung  an  den  römischen 
stuhl,  worauf  dann  Wallher  fortfährt:  alle  f'drslen  lebent 
nit  mit  eren,  wem  der  hoshste  ist  geswachet :  daz  hat  der 
pfaffen  wal  geinachet.  Lach'mann  setzt  das  gedieht  ins 
jähr  1198;  Simrock  und  Wackernagel  schwanken  zwischen 
1201  und  1212—15  (übersetz,  ii ,  27.  116.  144).  ich  bin 
der  meinung  dafs  es  in  diese  letzte  zeit  gehört,  wo  Walther 
noch  auf  seilen  kaiser  Ottos  gegen  Friedrich  II.  steht  und 
in  jener  reihe  krarivoiler  sprüche  seinem  sittlichen  und  pa- 
patriotischen  Unwillen  über  die  päpstlichen  anmalsungen 
luft  macht. 

Obwohl  es  der  erzbischof  Adolf  von  Köln  vornehmlich 
war,  der  Ottos  erwäliliing  bewirkte  und  dafür  des  papstes 
vollen  beifall  erntete,  so  kann  man  sie  doch  nicht  eine  pfaffen- 
w%Uil  nennen,  denn  England,  Brabant,  Flandern  waren  kaum 
minder  rülirig  dabei ,  und  während  unter  Ottos  anhängern 
sich  anfangs  nur  fünf  bischöfe  befanden,  halte  Philipp  die 
ganze  übrige  geistlichkeit  für  sich  und  die  biscliöfe  von 
Magdeburg  und  Konstanz  waren  die  hauptlorderer  seiner 
wähl.  dagegen  ward  ja  Friederich  bei  seinem  ersten  auf- 
treten rex  preshytrroriun ,  pfaffenkönig  von  seinen  gegnern 
genannt  (Ilich.   de  S.    Germ.). 

Aufserdem  aber  weist  das  gedieht  mit  seinen  starken 
angrilfen  auf  die  wellliche  lierschaft  des  papsllhums  unver- 
kcunbar  auf  die  zeit  wo  Innocenz  III.  auf  der  höiie  seiner 
macht  stand ,  wo  Fnglaud  römisches  lehen  geworden  war 
und  mit  Deutschland  nicht  anders  geschaltet  wuide  als  wäre 
es  auch  bereits  eines,  etwa  ins  jähr  1213  oder  1214. 

BONN.  Dr.  OTTO  ABFL. 


ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  145 


ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS. 

C.  Fauriel  (Histoire  de  la  poesie  proven^ale  t.  i,  s.  269  ff.) 
hat  es  versucht  nachzuweisen  dafs  der  verfafser  des  Waltha- 
rius  dem  miltäj^lichen  Frankreich  angehörte ,  an  den  ulern 
der  Loire,  also  an  der  gränze  zwischen  dem  fränkisclien 
Gallien  und  Aquilanien  das  gedieht  verfal'ste,  dessen  näheres 
Verständnis  uns  erst  durch  J.  Grimm  eröffnet  worden  ist. 
Fauriel  kannte  entweder  dies  buch  nicht  oder  hat  es  absicht- 
lich unberücksichtigt  gelafsen.  rührend  und  erfreulich  zu- 
gleich ist  seine  Vorliebe  für  die  dichlung,  die  ihm  erwünschte 
gelegenheit  bot  die  Franzosen  mit  dem  gesammtinhalt  der 
Nibelungensage  bekannt  zu  machen ;  allein  wir  können  sei- 
nem wünsch  nicht  willfahren  aus  dem  reichen  schätz  unserer 
literatur  ihm  und  seinem  vaterlande  ein  werk  abzulafsen, 
welches  wir  mit  vollem  recht  als  unser  eigenthum  betrach- 
ten müfsen. 

Wie  J.  Grimm  (Lat.  gcd.  des  lOn  und  lln  jh.  s.  78  ff.) 
so  giebt  auch  Fauriel  (s.  351  ff.)  eine  ausführliche  inhalts- 
anzeige  des  Waltharius  ;  der  erstere  ist  jedoch  genauer,  hält 
sich  lediglich  an  das  gedieht  und  findet  nur  das  darin  was 
eben  darin  steht.  Fauriel  dagegen  bringt  hin  und  wieder  Zu- 
sätze hinein  oder  erklärt  einzelne  verse  ganz  unrichtig, 
z.  b.  V.  30 

fiUn  huic  tanlum  fiiit  tmica  nomine  Hiltgunt, 
7iolnlitnle  (piidcin  poKcns  ac  stewmate  formae, 
c'elait  un  noble  roi,  mais  il  n'avait  pour  hcritier  de  sa  cou- 
ronne    d'aulre    enfant   qu'une    petite   fille   nonimee    Hildegund 
(s.  352). 

259  cim  amore  pati  toto  siim  pectnre.  praeslo, 
lout  me  sera  doux  pour  l'amour  de  lui. 

268.  209  inde  qualor  bhnum  mihi  Ja  c  de  viore  coturnum, 
tanlundcmque  tibi  pulrans  imponito  ,• 
fais  quatre    paires    de   chaussurcs    pour   moi    et   aulant   pour 
toimeme,    que  tu  mcttras  dans  les  coffrels,    pour  achcvci"  de 
Ics  remplir  (s.   350).     die    schuhe   sollten   nicht   dazu    dienen 
die  truhen  voll  zu  machen ,  sondern  sie  waren  nach  der  bei 

Z.   F.   D.  A.    IX.  10 


146  ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS. 

den  Hunnen    üblichen   sille  mit  gold,  edelsteinen  und  andern 
koslbaikcilen    geschmückt    (Priscus  in  Niebiihrs  corp.  Script, 
bist,  byzant.  i,  203)  ;  sonach  machten  die  schuhe  einen  theil 
des  Schatzes  aus  den  Hildegund  einpacken  sollte. 
282  tu  tarnen  interea  vicdiocriter  uterc  vino, 

atque  sitim  vix  ad  mensani  restinguere  cnra ; 
tu  boiras  a  peine  de  vin  ce  qu'ii  en  faudra  ä  ta  soif;  niais 
tu  en  verseras  ä  tous  largement  (s.  356).  vom  schenkenamt 
der  Hildgund  weils  unsere  dichlung  nichts,  nach  v.  278 
war  Atlilas  gemahlin  bei  dem  von  Walther  veranstalteten 
fest  zugegen;  aus  v.  282.  283  ersehen  wir  nur  dafs  auch 
Hildegund  daran  theil  nimmt,  und  es  bestätigen  sich  dadurch 
anderweitige  berichte ,  wonach  bei  den  Hunnen  die  frauen 
nicht  nach  orientalischer  weise  in  harems  eingeschlolsen  ge- 
halten wurden.  nach  der  erzählung  des  Priscus  (a.  a.  o. 
s.  202  ff.)  fand  ein  zum  übermafs  wiederholtes  zutrinken 
bei  den  festgelagen  der  Hunnen  statt;  hierauf  scheint  Wal- 
ther hinzudeuten  :  Hildgund  soll,  wenn  ihr  zugetrunken  wird, 
nur  mäfsig  bescheid  thun,  sich  kaum  den  durst  löschen. 

Die  wechselreden  zwischen  Ekefrid  und  Wallher  v.  760 
— 775  hat  J.  Grimm  (s.  86)  richtig  gedeutet.  Ekefrid  fragt, 
da  er  gesehn  dafs  Walther  drei  tapfere  kämpfer  umgebracht 
hat  ohne  auch  nur  eine  leichte  wunde  davon  zutragen,  hast 
du  einen  körper  dem  man  ankommen  kann  {corpus  tracta- 
bile)  oder  bist  du  ein  luftgebild  ?  mir  scheinst  du  ein  tcald- 
schrat  zu  sein,     hierauf  entgegnet  Walther 

celtica  lingua  probat  te  eoc  üla  gente  creatum, 
cui  natura  dedit  reliquas  ludendo  praeire. 
nahe  liegt  hier  folgende  Vermutung,  der  verfafser  des  Wal- 
Iharius  hatte  eine  deutsche  bearbeilung  der  Walthersage  vor 
sich  liegen  ;  iu  dieser  bediente  sich  Ekefrid  zur  bezeichnung 
des  waldgeistes  eines  nicht  bei  allen  deutschen  stammen  gleich 
versländlichen  wortes;  —  man  erinnere  sich  des  sächsischen 
waldcs  thi'gatkon  sacra  (J.  Grimm  myth.  46).  —  dies  taya- 
-O-ov  bczcicliiicte  wesen  sank  in  folge  christlicher  Vorstellungen 
zu  einem  trugbild,  f.iuiii  fantasma,  herab  und  Ekefrid  bezeich- 
nete es  mit  ciiicin  dem  ags.  scinläc  oder  gilroc  (J.  Grimm 
myth.  273)  cnlsi)ircliendcn  aiisdruck.  daher  ruft  VValthcr 
ihm  zu  ccilica  lingua  probat,  aus  deinem  kanderwelsch  ersehe 


ANMEKKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  147 

ich  u.  s.  w.  Fauiiel  dagcjjeii  lälst,  wie  dies  auch  früher 
J.  Grimms  ansieht  war  (mylh.  s.  273),  verleitet  durch  v.  760, 
wo  die  vormals  mosheimische  hs.  hunc  ut^VaUharius  statt 
hie  ubi  IFallharium  hat,  die  verse  761 — 763  den  Wallher 
sprechen,  denen  dann  die  cntgegnung  Ekefrids  v.  765 — 770 
folgt,  dadurch  verwirrt  sich  alles,  wie  kommt  Walther 
dazu  an  der  körperlichkeit  Ekefrids  zu  zweifeln,  mit  dem  er 
bis  dahin  noch  nicht  zusammengetroffen  ist,  und  wie  kommt 
Ekefrid  dazu  dem  Walther  zu  empfehlen  dafs  er  nach  voll- 
brachtem kämpf  den  Sachsen  von  seinem  zusammentreffen 
mit  dem  schrat  erzählen  möge ,  da  Wallher  gar  keine  ver- 
anlafsung  hat  zu  den  Sachsen  zu  gehn ,  sondern  auf  der 
rückkehr  nach  Aquitanien  begriffen  ist.  aufserdem  ist  es 
durch  nichts  motiviert  dafs  Ekefrid  cellisch  versteht,  wenn 
man  sich  nicht  durch  Leo  (die  malberg.  glosse  i,  s.  65)  zu 
der  Vermutung  verleiten  läfst  dafs  er  auf  einem  plünderungs- 
zug  mit  andern  Sachsen  nach  Irland  kam  und  dort  cellisch 
lernte.  Walther  ist  kein  Celle,  sondern  deutschen  Stammes  : 
dies  beweist  schon  sein  und  seines  vaters  Alphere ,  Alphari, 
name,  dies  seine  Verlobung  mit  Hildgund ,  der  man  doch  die 
deutsche  abslammung  nicht  bestreiten  kann,  die  celtica  lin- 
gua  bezeichnet  hier  nichts  anders  als  jede  fremdartige  spräche, 
und,  wie  bereits  bemerkt,  deutet  sie  darauf  hin  dafs  h^kefrid 
sich  für  schrat  eines  nicht  allgemein  verslUndlichen  ausdrucks 
bediente. 

770  'alteniptaho  quidcm  quid  sis'   Ekefrid  ait^ 
mais  si  loins   que  tu  sois  ,    ce  javelot  va  me  dire  cc  que  tu 
es  (s.   368) 

774  haec  tibi  silvnnus  transponit  muncra  famius. 

aspice,  num  inage  sit  lelum  pe/ietrabite  nostrum, 
voila    ce   que   le    bouffon    d' Aquitaine    envoie    en    echange  ä 
l'csprit  des  bois. 

1257  quippe  tut  facics  pairis  obliriscior  ogil, 
j'aimais  ton  p^re  comme  le  micn  (s.  376). 

Ich  habe  hier  nur  einige  stellen  hervorgehoben,  wo  Fau- 
riel  den  text  des  gedichlcs  misverstanden  oder  unrichtig  ge- 
deutet hat.  im  cap.  xii  (s.  381  ff.)  sucht  er  nun  nachzu- 
weisen dafs  der  Wallliarius  provenralischen  Ursprungs  sei. 
wohl  ist  es  ihm  nicht  unbekannt  geblieben,  in  welchem  nahen 

10* 


148  ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS. 

verhüHnis  die  Wallljersage  zu  der  von  den  Nibelungen  steht, 
wie  in  deulsolien ,  nordischen  und  slavisclien  dichtungen 
sich  hinweisungen  auf  dieselbe  vorfinden :  denn  Fauriel  hat 
W,  Grimms  deutsche  heldensage  gut  zu  benutzen  gewust: 
aber  trotzdeni  hielt  er  den  verfafser  des  Walthaiius  für  kei- 
nen Deutschen,     seine  gründe  sind  folgende. 

1.  die  in  deulschland  aufgefundenen  hss.  des  Wallha- 
rius  nennen  keinen  verfafser.  es  ist  dies  richtig,  allein  Fau- 
riel läfst  unberücksichtigt  was  Eckehard  IV.  in  den  casus 
S.  Galli  (Pertz  2,  118)  erzählt,  dieser  Eckehard  heilst  des- 
halb der  vierte  oder  der  jüngere,  weil  er  in  seinen  Schriften 
noch  andere  Eckehardes  erwähnt,  die  älter  als  er  waren  und 
weil  in  dem  kloster  St.  Gallen  sich  vor  ihm  drei  niönche 
desselben  namens  bemerkbar  machten,  der  ältere  von  diesen 
dreien ,  Eckehard  I. ,  war  Ichrer  und  später  auch  decan  da- 
selbst; auf  einer  reise  nach  Rom  hatte  er  sich  die  freund- 
schaft  des  papsles  erworben  und  schon  bei  lobzeiten  des  abtes 
Craloh  übernahm  er  die  regierung  des  klosters.  er  wäre 
zum  abt  gewählt  worden,  hätte  er  sich  nicht  bei  einem  un- 
glücklichen stürz  vom  pferde  ein  bein  gebrochen,  da  die 
heilung  nicht  vollständig  erfolgte,  so  schlug  er  als  ein  lah- 
mer mann  die  ihm  angetragene  würde  aus.  er  starb  am 
14  Januar  973.  von  ihm  erzählt  Eckehard  IV.  (geb.  um 
980,  gest.  1070:  Hattemer  denkmale  des  deutschen  mittel- 
allers  i,  339)  in  der  oben  angeführten  stelle  folgendes:  'er 
schrieb  unter  anleitung  seines  lehrers  der  nietrik  als  schüler 
und  daher  unbeholfen  {scrrpsit  et  in  scolis  metrice  magislro, 
vaci'llanter  (juidoin)  das  leben  Walthers  mit  der  starken  band, 
er  war  näniiich  damals  in  seinen  neigungen  noch  ein  knabe, 
obschon  er  bereits  nach  weise  der  mönche  lebte  {qnixi  in 
affrcliotie  non  in  habilu  erat  piier).  dies  leben  iiabeii  wir 
auf  gclieifs  des  erzbischofs  Atribo  bei  unserm  aiil'culhall  in 
3Iainz  nach  \  ermögen  verbcfsert.  deutscher  abkunlt  und  in 
seiner  mull('rs])rache  noch  allzusehr  belangen  verfalsle  er  dies 
w  cik :  ein  Deutscher  kann  nicht  sofoit  in  einen  Lateiner  um- 
gewandelt werden  (Ixirbarics  eniiii  et  idtomala  eius  Teiito- 
neni  adhuc  atlj'''(lii/ilciii  ri'jii'iitc  latiniiin Jicri  iioji  patiuntur). 
es  giebt  aber  solche  halhgebildele  lelirer,  die  ihren  schülern 
vorzureden  pflegen,    ihr  müst  stets   berücksichtigen  wie  man 


ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  149 

am  besten  vor  einem  Deutschen  einen  Vortrag  zu  halten  hat, 
und  dann  übersetzt  die  worte  in  derselben  folge  ins  lateinische.' 
Nach  der  regei  des  heil.  Benedict  (Holstenii  cod.  reg. 
nionast.  Aug.  Vindel.  1759,  i,  132  c.  59)  konnten  adliche 
eitern  so  wie  auch  ärmere  leute  ihre  minderjährigen  söhne 
dem  mönchsieben  bestimmen,  dies  war  mit  Eckehard  I.  ge- 
schehn  ;  der  knabe  hatte  aber,  wenn  er  sich  gleich  der  lebens- 
weise  der  mönchc  bequemen  muste  —  so  verstehe  ich  das 
obige  haö?'tus — ,  eine  besondere  Vorliebe  für  ritterliche  aben- 
teuer:  daher  versuchte  er  die  thaten  AValthers  unter  anlei- 
lung  seines  lehrers  der  nietrik  in  lateinischen  hexametern 
zu  schildern  so  wird  man  den  allerdings  ungelenken  bericht 
Eckehards  IV.  versieben  müfsen.  dafs  der  knabe  den  inhall 
des  gedichtes  erfand,  ist  undenkbar:  denn  wo  hätte  er  alle 
die  anschauungen  und  erfahrungen  hernehmen  sollen ,  die 
dasselbe  auszeichnen :  er  behandelte  einen  ihm  gegebenen 
Stoff,  der  ihm  mündlich  mitgetheilt  \Aorden  war  oder  in  einer 
schriftlichen,  vielleicht  in  einer  deutschen  bearbeitung,  vor- 
lag, dies  mag  zwischen  920  und  930  geschehen  sein.  Ecke- 
hard IV.,  der  ein  schüler  des  berühmten  Notker  war  und 
von  diesem  im  lateinischen,  deutschen  und  griechischen,  in 
der  astronomie ,  mathematik  und  musik  unterrichtet  wurde, 
gieng  auf  ansuchen  des  erzbischofs  Aribo  nach  Mainz ,  wo- 
selbst er  die  leitung  der  schule  übernahm  (Arx  in  den 
monum.  germ.  bist,  ii,  75).  er  will  die  schülerarbeit  Ecke- 
hards I.,  die  allzusehr  verrieth,  dafs  sie  von  einem  Deutschen 
verfafst  worden  war ,  in  ein  mehr  lateinisches  gewand  ge- 
kleidet haben,  nun  kann  er  sich  aber  selbst  keines  ausge- 
zeichneten laleins  rühmen,  wie  dies  schon  ein  blick  in  seine 
Fortsetzung  der  von  Ilatpert  begonnenen  St.  Caller  chronik 
lehrt;  vielmehr  schreibt  er  oft  confus  und  dunkel,  so  dafs  es 
schwer  fällt  auslindig  zu  machen  was  er  sagen  wollte,  der 
Walthaiius  ist  dagegen  in  einer  weniger  ungelenken  abfafsung 
auf  uns  gekommen,  was  sich  Eckehard  \V.  als  verdienst 
anrechnet,  mag  daher  zumeist  nur  dai'in  bestanden  haben, 
dafs  er  die  scbülerarbeit  mit  vcrsen  und  redensarten ,  die 
er  aus  Virgils  Aeneide ,  Ceorgica  und  Hucolica  eiillchnle 
(.1.  (jiimni  s.  05),  zum  grofsen  schaden  und  nachtlicil  des 
echldculschen  stofFs  ausstaffierte.    Virgils  gcdicbte  waren  be- 


150  ANMERKUNGEN  ZCM  WALTHARIUS. 

reits  im  achten  Jahrhundert  im  kloster  St.  Gallen  bekannt 
(Arx  a.  a.  o.  ii ,  66  n.  44);  es  ist  nicht  anzunehmen  dal's 
Eckehard  I.  als  knabe  sich  mit  ihnen  so  genau  vertraut  ge- 
macht hatte ,  um  sie  in  der  art  benutzen  zu  können ,  wie 
dies  in  dem  uns  vorliegenden  Waltharius  geschehen  ist. 

In  der  Pariser  und  Brüsseler  hs.  unsers  Waltharius 
findet  sich  ein  prolog ,  welcher  zunächst  ein  gebet  für  einen 
hohen  kirchenfürsten  Erkambald  enthält;  dieser  wird  sodann 
ersucht  ein  geschenk  anzunehmen,  das  ein  schwacher  sünder 
Gerald  nach  umfal'sender  pflege  ihm  zu  überreichen  beschlofsen 
hat;  das  büchlein  besinge  nicht  die  erhabenen  werke  gottes, 
sondern  die  wundersamen  thaten  eines  ritlers  Waltharius 
(J.  Grimm  s.  59). 

J.  Grimm  (s.  60  ff.)  hat  ermittelt  dafs  dieser  Gerald 
ein  zeilgenol'se  Eckehards  I.  und  wie  dieser  lehrer  zu  St.  Gallen 
war,  wo  er  an  der  klosterschule  wirkte,  so  lange  er  lebte; 
er  war  zugleich  priester  und  ein  sehr  beliebter  prediger. 
auf  dem  bischöflichen  stuhl  zu  Strafsburg  safs  von  965 — 991 
Erkambald,  von  dem  gerühn»t  wird  dafs  er  ein  freund  der 
dichtkunst  und  gelehrsamkeit  war.  mit  den  mönchen  von 
St.  Gallen  stand  er  im  verkehr,  die  larga  citra,  welche 
Gerald  auf  seine  arbeit  verwandte,  kann  darin  bestanden  ha- 
ben dafs  er  den  Waltharius  Eckehards  I.  zierlich  abschrieb  : 
dann  würde  er  aber  diesen  wohl  als  den  verfafser  genannt 
haben:  oder  dafs  er  bereits  vor  Eckehard  IV^.  die  schülerarbeit 
Eckehards  I.  zu  verbefsern  suchte. 

Ein  umstand  verdient  hier  noch  berücksichtigung.  St.  Gal- 
len war  ein  benedictinerkloster.  aus  dem  Waltharius,  wie 
er  uns  vorliegt,  ergiebt  sich  dafs  die  beiden  hauplhelden 
Walther  und  Hagen  unter  umständen  sich  wie  Christen,  ja 
sogar  \\ie  nach  der  regcl  des  heil.  Benedict  verpflichtete 
mönche  äufsern  und  betragen,  bekannt  ist  es  dafs  das  ritter- 
wesen ,  welches  sich  unmerklich  entwickelte  und  erst  im 
zwölften  Jahrhundert  eine  feste  gestalt  erhielt,  manche  an- 
sichten  und  einriohlungcn  von  den  mönchsorden  entlehnte, 
und  es  ist  jedesfalls  interessant  zu  erfahren  wodurch  sich 
ein  deulscher  kriegsheld  nach  der  christlichen  ansieht  des 
zehnten  Jahrhunderts  auszeichnen  nnisle. 

Nach  cap.  5  der  regel  des    heil.  Benedict  ist  unverzüg' 


ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  151 

liclier  gehorsam  der  erste  grad  der  demut:  was  ein  oberer 
befiehlt  muls,  als  wäre  es  von  got  selbst  geheil'sen,  sofort 
ausgeführt  werden.  Waltharius  erbielet  sich  (v.  IGl)  dem 
Hunnenkönig  am  späten  abend,  selbst  mitten  in  der  nacht 
dienstbereit  zu  sein. 

Cap.  7  der  regel  zählt  72  beförderungsmillel  guter  werke 
auf.  als  dreiundfiinfzigsles  wird  genannt  liebe  zur  keusch- 
heit :  als  achlundfiinfzigstes,  den  gelüsten  des  fleisches  nicht 
nachzugeben.  Waltharius  hat  während  seiner  flucht  der  jung- 
fräulichen  ehre   seiner   Hildgund  nicht  nachgestellt  (v.  420). 

Nach  cap.  4  nr  34  soll  der  mönch  nicht  übermütig 
sein ,  nach  cap.  7  weder  mit  gedanken  noch  mit  der  zunge 
sündigen,  alle  bösen  gedanken,  so  wie  sie  in  seinem  her- 
zen aufsteigen,  alles  böse,  was  er  insgeheim  gethan ,  dem 
able  beichten,  als  Waltharius  die  fränkischen  Nibelunge 
erblickt,  vermifst  er  sich  mit  stolzem  wort  keinen  Franken 
ungestraft  von  dannen  zu  lal'sen ;  doch  kaum  hat  er  dies 
ausgesprochen,  so  fällt  er  auf  die  knie  und  bittet  gott  um 
Vergebung  (v.  561). 

Nach  cap.  3  soll  kein  mönch  eigenwillig  sein  und  sich 
gegen  seinen  abt  aufsätzig  erweisen,  nach  cap.  4  nr  22  sei- 
nen groll  nicht  äufsern ,  nach  nr  23  die  sonne  nicht  über 
seinem  zorn  untcrgehn  lafsen  (Ephes.  4,  26).  Hagen  zürnle 
dem  könig  Günther, 

si  tamcti  in  domimim  Ucitum.  est  irascier  vllum 
(v.  633) ,    doch    versöhnte  er  sich  am    abend  desselben  tages 
wieder  mit  ihm. 

Nach  cap.  4  nr  66  soll  der  mönch  nicht  streit-  und 
händelsüchtig  sein.  Hagen,  obschon  vom  könig  (jünther  hart 
angelafsen,  hadert  nicht  mit  ihm,  sondern  entfernt  sich  nur 
aus  seiner  nähe  (v.  638).  auch  AValtharius  will  den  kämpf 
vermeiden ;  er  erbietet  sich  den  friedlichen  durchzug  durch 
Günthers  land  mit  hundert ,  selbst  mit  zweihundert  arm- 
spangcn  zu  erkaufen  (v.  613.  662);  Hagens  scliild  will  er 
mit  rolhcm  gold  anfüllen ,  wenn  er  dadurch  den  gegncr  vom 
kämpf  abhalten  kann  (v.   1263). 

Nach  cap.  4  nr  70  soll  der  mönch  für  seine  feinde  be- 
ten ;  Waltharius  bittet  zu  gott  dafs  die  von  ihm  erschlage- 
nen feinde  in  den  himmel  gelangen  mögen  (v.   1165). 


152  ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS. 

Aus  dieser  Zusammenstellung,  die  allerdings  manches 
bedenken  hat,  soll  nicht  gefolgert  werden  dafs  der  oder  die 
verfafser  des  Waltiiarius  mit  bestimmter  absieht  den  ritter- 
lichen laien  mönchische  gesinnuiig  und  art  andichteten:  denn 
die  meisten  der  angeführten  stellen  lafsen  sich  eben  so  gut 
vom  allgemein  christlichen ,  ja  selbst  vom  rein  menschlichen 
standpunct  aus  rechtfertigen,  bringt  man  sie  jedoch  mit  der 
ascetischen  betrachtung  (v.  857  ff.)  in  Verbindung,  die  den 
ruhigen ,  epischen  gang  des  gedichles  auf  eine  ungehörige 
weise  unterbricht,  so  dürfte  wenigstens  so  viel  feststehen, 
dafs  die  V\  althersage ,  wie  sie  uns  im  Waltharius  entgegen- 
tritt, manche  zöge  in  sich  aufnehmen  muste  die  ihr  ur- 
sprünglich nicht  angehörten,  ja  nicht  angehören  durften. 

Dafs  der  prolog  der  Brüsseler  hs.  des  Waltharius  den 
Geraldus  als  verfafser  nennt,  dafs  dieser  Geraldus  in  der 
Pariser  hs.  von  einer  spätem  band  bezeichnet  wird  »S.  Ge- 
rauld  moine,  de  Fleuri,  comme  il  sejnble,  hat  Fauriel  ver- 
leitet (s.  398)  die  heimat  unsers  gedichts  nach  dem  kloster 
Fleury  an  der  Loire  zu  verlegen,  die  geschichte  von  Fleury 
kennt  einen  solchen  Geraldus  nicht,  der  pontifex  summus 
Erkambald  des  prologs  ist  nach  Fauriel  zwar  der  bereits 
oben  erwähnte  Strafsburger  prälat :  wie  dieser  aber  mit  dem 
mönch  von  Fleury  in  Verbindung  kam,  das  hat  er  nicht  unter- 
sucht (s.  400) ;  auch  sind  ihm  die  von  J.  Grimm  (s.  60) 
verzeichneten  bischöfe,  welche  den  nameu  Erckenbald  führen, 
unbekannt  geblieben. 

2.  Fauriel  spricht  (s.  398)  von  den  barbarischen  Wör- 
tern die  sich  in  dem  text  des  Waltharius  vorfinden;  es 
sollen  ihrer  etwa  zwölf  sein,  zwei  deutschen  Ursprungs,  die 
dans  Ics  langi/es  neo-lntins  egalement  vorkommen ,  zwei 
ccitischcn  Stammes ,  während  die  übrigen  unbekannten  Ur- 
sprungs sind,  nähere  Untersuchungen  sind  nicht  angestellt. 
J.  Grimm  (s.  70 — 72)  liefert  ein  Verzeichnis  dci-  ungewöhn- 
lichen oder  in  besonderer  bedcutung  gebrauchten  Wörter, 
dem  ich  nichts  hinzuzufügen  habe,  die  behauplung  Fauriels, 
dais  die  rc(le^^■eise  im  Wallliariiis  dem  geist  der  romanischen 
spräche  angemcfsen,  aus  ihm  entsprungen  sei  (s.  398),  wird 
durch  J.  Grimm  (s.  68)  auf  das  schlagendste  widerlegt. 
Eckehard  IV^   hat   nicht  unrecht,   wenn  er  von  der  harhnries. 


ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  153 

von  den  idioviata  des  verfafsers,  Teiilonem  adhiic  njfeclantvm, 
spricht,  damna  tuli  (v.  658)  brachte  ich  schaden  ?  Ia7icea  pul- 
mone  resedit  die  lanze  safs  in  der  lunge,  pahnam  de  pugna 
revocare  (619)  die  band  vom  streit  abziehen,  Hunos  hie  ha- 
bemus  (543)  hier  haben  wir  die  Hunnen,  verum  vctle  mcinn 
(257)  das  ist  mein  wahrer  willc,  fames  insotiatus  (857)  statt 
insaliala,  solche  und  eine  nicht  geringe  anzahl  anderer  stel- 
len deuten  klar  darauf  hin  dafs  der  verfal'ser  des  Waltharius 
kein  Romane,  sondern  ein  Deutscher  war. 

3.  einer  geschichtlichen  grundlage  entbehrt  die  Walther- 
sage nicht:  sie  schliefst  sich  den  erschütterungen  an  welche 
die  germanische  weit  durch  Attilas  heerztige  erlitt;  und  wenn 
gleich  der  vielgefiirchtete  Hunnenkönig  nicht  im  stände  war 
sein  grofses  reich  so  zu  gestalten  dafs  es  unter  seinen  nach- 
folgern  hätte  zusammengehalten  werden  können ,  da  der 
Deutsche  zumal  nimmer  auf  die  dauer  den  Slaven  und  ihren 
genofsen  untertliänig  sein  wird ,  so  haben  sich  doch  die  tiia- 
ten  der  geifscl  gotles  lange  zeit  hindurch  bei  unsern  A'or- 
fabren  im  andenken  erhalten,  die  sage  aber  an  bestimmte 
geschichtliche  begebenheiten  anzuknüpfen ,  wie  dies  Fauriel 
(s.  402  ff.^  versucht,  ist  ein  vergebliches  bemühen,  ihr 
wohnt  eine  andere  Wahrheit  inne,  nämlich  die ,  dal's  sie  ein 
getreues  abbild  ist  der  zeit  in  welcher  sie  allmählich  entstand, 
dafs  sie  den  handelnden  personen  keine  andern  gesinnungen 
andichtet  als  die  ihnen  eigen  sein  musten,  dafs  sie  sich  nicht 
entäufsert  des  rechts  und  der  sitte  die  mit  ihr  zugleich  aus 
dem  innersten ,  geheimen  walten  des  Volkslebens  liervor- 
giengen.  die  oben  crwähnlen  bcziehungcn  auf  christliche, 
mönchische  Vorstellungen  haben  noch  nicht  die  gesammte 
sage  durchdrungen ;  sie  sind  ein  ihr  von  dem  oder  den  bear- 
bcitern  angeflicktes  beiwcrk,  dessen  sie  sehr  gut  eniralhcn  kann. 

Nach  dem  erörterten  wird  auch  die  vcrmuluiig  Fauriels 
in  nichts  zerfallen,  dafs  der  Waltharius  die  thalen  eines  Gal- 
liers ,  eines  Gallo -Romanen  vcrherlichen  und  dadurch  die 
Franken  herabsetzen  sollle  (s.  408  If).  in  der  deutschen 
sage  wie  in  der  deulschen  geschichte  aller  und  neuer  zeit 
stehen  sich  die  verbnidcrien  stamme  leider  nur  zu  häufig 
feindlich    gegenüber,    überheben    sich    gegenseitig  und  suchen 


154  ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS. 

sich  unter  einander  herabzuwürdigen,  halten  die  deutschen 
Völker  einmütig  stets  nur  wider  fremde  stamme  gekämpft, 
sich  nicht  mit  feuer  und  schwert  gegen  ihr  eigenes  fleisch 
und  hhit  gewandt,  wie  weit  müsten  sich  da  nicht  die  grän- 
zen  unsers  Vaterlandes  erstrecken.  allerdings  haben  auch 
Deutsche  den  Napoleon  in  liedern  gefeiert :  aber  so  wenig 
wie  die  alle  deutsche  sage  den  Attila  zu  einem  ihrer  haupt- 
helden  erhoben  hat,  ebenso  wenig  konnte  es  alten  dichtem 
einfallen ,  einem  Gelten  zu  huldigen  und  ihn  als  ein  ideal 
mannhafter  ritterlichkeit  aufzustellen. 

An  vorstehendes  knüpfe  ich  einige  bemerkungen  zum 
Wallharius  an. 

15  prnle  reccns  orta  gaiidens,  quam  postea  iiarro : 
nainque  viarcni  genuit,  quem  Guntharüwi  vocitaint. 
die  Pariser  hs.  de  te  recens ;  es  müsle  dann  de  te  receiis 
orlo ,  quem  gelesen  werden,  denn  von  Hildgund  kann  hier 
nicht  die  rede  sein  sondern  nur  von  Gibichs  söhn  Günther, 
seltsam  erscheint  J.  Grimm  (s.  67  n.  *)  quam  postea  narro, 
da  der  folgende  vers  gleich  Günther  nennt;  er  vermutet  hier 
einen  falschen  zusatz  der  nacharbeiter.  allein  7inrro  heifst 
nicht  ich  nenne,  sondern  quam  postea  narro  heifst  von  dem 
ich  später  noch  rede ,  ein  dem  classischen  lateiu  angemefse- 
ner  ausdruck. 

24.  bei  den  deutschen  Völkern  hatte  in  ältester  zeit 
der  vater  das  recht  seine  kinder  auszusetzen  ,  zu  verkaufen 
(J.  Grimm  RA.  455  If.),  es  kann  daher  nicht  auffallen, 
wenn  könig  Herrich  von  Burgund  seine  tochter  Hildgund, 
da  sie  noch  nicht  verheiratet  war  (Grimm  ebd.  461),  Alpher 
seinen  unmündigen  söhn  Walther  (Grimm  ebd.)  dem  könig 
Altila  als  geisein  übergeben.  Gibiclis  söhn  war  zu  klein,  er 
bedurfte  noch  der  mütterlichen  pflege  :  daher  wurde  statt  seiner 
Hagen  als  geisel  gestellt.  Hagen  war  ein  freier,  edler  die- 
ner  des  Frankenkönigs;  dadurch  dafs  er  sich  in  die  dienst- 
])arkeit  desselben  begeben  hatte,  war  zwar  sein  adel  nicht 
gekränkt  worden  (Grimm  ebd.  277),  er  befand  sich  in  truste 
doviifiica  (Grimm  ebd.  275) ,  aber  der  könig  konnte  über 
ihn  verfügen ,  ihn  selbst  den  härtesten  körperlichen  Züchti- 
gungen unterwerfen  (Fürth  ,  ministerialen  22)  und  so  muste 
er  es   sich   auch   gefallen    lafsen   als   geisel    einem    fi'emdcn 


ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  155 

heerführer   übergeben    zu   werden    (Hüllmann    geschichte  des 
Ursprungs  der  slände  378  n.  36). 

Dal's  die  deutschen  Völker  edle  Jungfrauen  als  geisein 
zu  stellen  pflegten  berichtet  Tacitus  (Germania  c,  8  vgl.  20). 
Octavius  soll  zuerst  frauen  als  geisein  gefordert  haben ,  da 
er  bemerkte  dafs  man  um  männliche  geisein  sich  nicht  sehr 
kümmerte  (Suet.  Octavius  c.  21). 

38  dcbuit  haec  heres  aula  residere  paterna 
atque  diu  congesta  find,  si  forte  liceret. 
die  bezeiclinung  heres  steht  hier  nicht  raüfsig.  bei  den  Bur- 
gunden  erbte  in  ermangelung  eines  sohnes  die  tochter  den 
väterlichen  und  den  mütterlichen  naclilaCs  (Lex  Burgundionum 
14  c.  1).  auch  das  alemannische  volksrecht  setzte  dasselbe 
fest  (Eichhorn  deutsche  Staats-  und  rechtsgesch.  i  §  65). 

47  ferrea  silva  mical. 
man   liebte   es    die    menge    der    von    den    reisigen    geführten 
spiefse  mit  einem  walde  zu  vergleichen  (s.  z.  b.  Aimoin  in,  82 ; 
Grimm    deutsche    sagen  ii ,  92);   ich    erinnere   auch   an    den 
Schäftenwald,  Glevinkwald  (Grimm  ebd.   140  f.). 

68  ff,  yet  this  savage  hero  (Atlila)  was  not  inacccssibile 
lo  pity:  bis  suppliant  enemies  might  confide  in  the  assurance 
of  pcace  or  pardou  (Gibbon  the  history  and  fall  of  the  roman 
emp.   c.  34). 

80.  fürstliche  kinder  wurden  mit  einander  im  zartesten 
alter  verlobt  und  verehlicht  (Grimm  RA.  486). 

113.  Hildgund  stand  dem  dreso,  threso,  driso,  trisohus, 
der  trisuchamara  vor.  in  einer  Urkunde  kaiser  Friedrich  I. 
von  1163  wird  als  zeuge  ein  Bertoldus  triscamerarius  ange- 
führt, die  uns  erhaltenen  dienslrechte  haben  keine  bestim- 
muiigcu  über  die  dicnste  der  frauen  (Fürth  ministerialen  240). 
123.  Attila  hatte  eine  menge  frauen;  die  haupikönigin 
hiefs  Cerca  ((iibbon  a.   a,   o.   c.   34). 

136.  köuigc  und  fürsten  übten  von  ältester  zeit  bis  ins 
späte  miltclalter  das  recht  söhne  und  töchtcr  der  freien, 
selbst  der  edlen  mit  ihrem  hofgesinde  zu  vorehelichen,  ei- 
tern und  kiiidcr  muslen  selbst  wider  ihren  willen  folge  lei- 
sten  (Grimm  RA.  436  ff.) 

Elievcrbote  kommen  in  den  ältesten  volksrechlen  nicht 
vor;   jedoch   scheint  die    sitte    eine   ehe   zwischen   mann  und 


156  ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS. 

frau  die  verschiedenen  volkssfäniraen  angehörten  nicht  ge- 
billigt zu  liaben.  ein  edler  Franke  hafte  eine  edle  frau 
sächsischen  Stammes  nach  sächsischem  recht  geheiratet;  spä- 
ter gab  er  an  dafs  er  sie  nicht  nach  seinem  fränkischen 
recht  geehlicht  habe;  auf  gruad  dieses  umstandes  trennte  er 
sich  von  ihr  und  verband  sich  mit  einer  andern ;  die  väter 
auf  dem  concil  zu  Tribur  895  erklärten  ihn  für  bufsfällig, 
die  zweite  ehe  für  nichtig  und  verpflichteten  ihn  zur  ersten 
gattin  zurückzukehren  (c.  ix  de  sponsalibus  et  malrimo- 
niis  IV,  1).  nach  Adam  von  Bremen  (bist.  eccl.  c.  5)  wa- 
ren eben  zwischen  angehörigen  verschiedener  volksstämme 
nicht  geradezu  verboten  aber  wenigstens  nicht  üblich.  Otto, 
der  Stiefbruder  des  von  den  Luitizen  erschlagenen  mark- 
grafen  Wilhelm  von  der  Nordmark,  galt  für  in  ungleicher 
ehe  geboren,  da  seine  multer  eine  Slavin ,  sein  vater  ein 
Sachse  war  (Lambertus  Schafnaburg.  zum  jähr  1057  bei 
Krause  s.  14.  Stenzel  geschichle  Deutschlands  unter  d. 
fränk.  kais.  i,  191).  Waltber  deutet  auch  nicht  leise  dar- 
auf hin  dafs  eine  ehe  zwischen  ihm  und  einer  Hunnin  eine 
ungleiche  sein  würde. 

150.  man  vergleiche  mit  den  hier  von  Walther  ent- 
wickelten ansichten  Iwein  2799  S. 

150.  es  kann  auffallen  dafs  hier  Walther  den  könig  duzt, 
während  er  ihn  vorher  geihrzt  hat.  Hagen  duzt  den  könig 
Günther,  die  kämpfenden  beiden  duzen  sich  unter  einander, 
wenn  Walllicr  anfangs  den  könig  mit  ihr  anredet,  so  sieht 
er  ihn  als  seinen  herrn  und  gebieter  an  ;  im  verfolg  der  im- 
mer dringlicher  werdenden  rede  wendet  sich  aber  Wallher 
an  seinen  kampfgenofsen  Attila  ,  den  er  zuletzt  sogar  bester 
vater  nennt;  daher  der  Übergang  vom  ihr  zum  du  (vergl. 
Grimm  gr.  4,   301). 

18.'{  tu//c  uialique  clamor  ad  auras  tollitur. 
es   ist    dies    das    nach    aller    sitte    erforderliche    feldgeschrei 
(Grimm  gr.   3,   307). 

199  ac  si  praesentem  metuehant  cernere  mortem. 
wie  Waltber  verderben  bringend  unter  die  feinde  reitet,    so 
kommt    nach    altdeutscher    Vorstellung    der   tod    geritten ,    um 
die  Seelen  auf  sein  ross  zu  laden    oder  um  mit  denen  die  er 


ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  157 

überwältigen    will    zu   ringen ,    sie    mit    seinen    pfeilen ,   mit. 
seiner  Streitaxt  zu  treffen  (Grimm  myth.  489). 

258.  vergl.  Tacitus  Germ.  c.   18. 

289  IVallharius  magnis  instruxit  sumplibus  escas. 
Wallher  besafs  also  ein  mittel  ein  fest  auszurichten ,  wäh- 
rend ihm  Atlila  (v.  1 57)  sagt  et  noii  panperiem  propriam 
perpenderc  eures,  dieser  widersprach  liel'se  sich  folgender- 
mafsen  lösen :  Walther  hatte  vom  letzten  kriegszug  reiche 
beute  heimgebracht  (vergl.  v.  207),  sie  liefert  ihm  die  kosten 
des  festes,  als  echter  rittersmann  mufs  er  riteii  und  geben 
(Iwein  2811).  die  Schilderung  des  festes  stimmt  mit  der 
welche  uns  Priscus  von  einem  ähnlichen  gelag  hinterlafsen 
hat  (Niebuhr  corp.   bist.  byz.  i,  202  ff.)  wohl  iiberein. 

321   donec  .   .   . 

passim  porticihus  sterinmtur  humotenus  omnes. 
die  behausungcn  Attilas  und  seiner  frauen  waren  mit  einem 
hölzernen  zäun  umgeben,  der  nur  zur  zier,  nicht  als  befesti- 
gung  diente,  sie  bestanden  aus  brettern,  die  mit  bildhauer- 
arbeit geschmückt  und  wohl  zusammengefügt  waren,  aus  bal- 
ken ,  die  man  meisterhaft  behauen  und  aufgerichtet  hatte, 
über  diesen  befanden  sich  hölzerne  bogen,  die  an  der  erde 
begannen  und  sich  allmählich  nach  oben  wölbten  (Priscus 
a  a.  o.  I,  187,  197).  die  häuser  mögen  denen  der  heuti- 
gen (Chinesen  älinlich  gewesen  sein. 

369   Ospirin,   Hiltgunde.m  pnstquam  cognovit  abesse 
7iec  iuxla  morem  vestes  defense  suetuin. 
liier  wird  man  an  die  ancilla  vestinrio,  an  die  puella  prior 
de  genecio  der  lex  Alamannorum  (80  c.    1 — 3),  an  die  ye- 
minae  in  minislerio  ducis  (ebd.   33)  erinnert. 

405  hiinc  ego  inox  auro  vestirem  saepe  recocto 

et  tellure  qnidevi  stantem  liinc  inde  oneraretn 
atque  viani  penitus  claiisissem  vivo  talentis. 
Atlila  verspricht  den  der  ihm  Walthei-  wieder  verschafft  mit 
reinem  gold  dcrmafsen  zu  umhüllen  dal's  er  nach  keiner  seile 
hin  einen  weg  finden  soll,  dem  von  Giinnii  (IIA.  G72j  an- 
geführlen  fall  aus  Fredegar  lüge  ich  einen  andern  bei.  Hein- 
rich,  richtiger  Günther  von  Swalenberg  wurde  1278  zum 
erzbischof  von  Magdeburg  erwählt;  er  ist  aber  weder  bestä- 
tigt noch  consecrierl  worden,     unter   ihm  übcrzoi:  Otto  IV., 


158  ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS. 

raarkgraf  von  Brandenburg,  bruder  des  markgrafen  Konrad, 
das  erzbislhum  mit  krieg,  der  erzbischof  ergriff  auf  anralhen 
eines  näcbllichen  traunigesichts  die  fahne  des  heil.  Moriz 
und  zog  mit  den  vasallen  der  kirche  und  mit  den  grafen  von 
Anhalt  auf  den  markt,  wo  er  die  bürger  zu  den  waffen  rief 
und  gegen  den  feind  zu  ziehn  aufforderte,  bei  Frose  kam 
es  am  lOn  januar  1278  zur  schlacht.  Otto  ward  gefangen 
und  nach  Magdeburg  gebracht,  wo  er  in  ein  einem  aus  star- 
ken balken  gezimmerten  kästen  gefangen  gehalten  wurde, 
von  hier  aus  bat  er  seine  gemahlin  sich  mit  dem  gesammlen 
adel  zu  berathen,  wie  er  der  gefangenschaft  entledigt  werden 
könnte;  namentlich  sollte  sie  sich  dieserhalb  mit  einem  alten 
riller  von  Buch  besprechen,  dieser  verweigerte  jedoch  an- 
fangs seinen  beistand,  da  ihn  der  markgraf  unwürdig  behan- 
delt hatte :  endlich  aber  erklärte  er,  gold  und  silber  dürfe 
nicht  geschont  werden  ;  damit  müfse  man  die  domherren  und 
vasallen  des  erzstifts  bestechen,  dies  geschah,  und  als  sich 
der  erzbischof  mit  ihnen  wegen  des  gefangenen  berieth, 
sprachen  fast  alle  zu  gunsten  desselben:  er  könnte  der  kirche 
noch  nützlich  werden,  wenn  man  ihn  glimpflich  behandeln 
würde,  deshalb  beschlofs  der  erzbischof  den  markgrafen  auf 
vier  Wochen  zu  entlafsen,  mit  der  bedingung  sich  nach  ablauf 
dieser  frisl  wieder  zu  gestellen  oder  4000  mark  goldes  löse- 
geld  zu  zahlen.  Otto  begab  sich  zu  den  seinen  und  man 
beschlofs  die  im  lande  vorhandenen  silbernen  gefäfse  und 
sonstigen  kostbarkeiten  zusammenzubringen  und  einzuschmel- 
zen, da  erklärte  von  Buch,  er  wifse  einen  befsern  ratli, 
den  er  jedoch  nur  dann  miltheilen  wolle,  wenn  ihn  der 
markgraf  wieder  zu  gnaden  aufnähme,  dies  versprach  Otto, 
darauf  führte  ihn  und  seineu  bruder  der  ritter  an  einen 
Schrein  in  der  kirche  zu  Angermünde  (Tangermünde?),  in 
welchem  ein  mit  eisernen  bändern  fest  umschlofsener,  mit 
gold  und  silber  angefüllter  klotz  lag.  'das'  sprach  der  von  Buch 
'  ist  ein  schätz  den  mir  allein  euer  vater  anvertraute  und  den 
ich  euch  erst  dann  verabfolgen  sollte,  wenn  ihr  in  nolh  ge- 
riethet.*  hocherfreut  nalimen  die  markgrafen  die  4000  mark 
heraus  und  übergaben  sie  dem  erzbischof,  den  Otto  fragte, 
ob  er  sich  nun  der  gefangenschaft  entledigt  habe,  da  dies 
bejaht  ward  ,    rief   der    markgraf  mit  lachendem  munde  'das 


ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  159 

war  nicht  die  rechte  art  lösegeld  für  eiiieii  gefangenen  niark- 
grafen  zu  erheben,  wifsct  dafs  ich  mich  auf  ein  pferd  setzen, 
eine  lanze  iiochaufgerichtet  in  der  band  halten,  und  dafs  man 
mich  dann  bis  zur  lanzenspilze  hinauf  mit  gold  und  silber 
umhüllen  musle.  so  hoch  ist  das  lösegeld  eines  gefangenen 
markgrafen  anzusetzen:   das  habt  ihr  aber  nicht  gewufst/ 

(Georgii  Torquati  series  pontilicum  eccles.  Magdeburg,  in 
Menckens  Script,  in,  386  sqq.  Mencken  schreibt  diese  series 
irrlhümlichcrweise  dem  G.  Torqual us  zu,  der  aufser  annalium 
JMagdeb.  et  Halberst.  dioecesium  pars  i  nichts  geschrieben  hat 
s.  Monumenta  inedita  rer.  germ.  praecipueMagdeb.  et  Halberst. 
von  Boysen  l.  i  praef.). 

Anders  erzählt  diese  geschichte  Job.  Lindner  oder  Ti- 
lianus  (Onomasticum  in  Mencken  ii,  1513):  es  wurde  mark- 
graf  Otto  in  einer  feldschlacht  gefangen  mit  dreihundert  rit- 
lern;  der  graf  von  Arnslein  blieb  auf  der  wahlstatt;  der 
markgraf  sollte  7000  mark  geben,  kam  aber  durch  eine  listige 
auslegung  los. 

Buchholz  (Versuch  einer  gesch.  der  churmark  Brandenb. 
II,  222)  hält  die  von  ihm  zum  iheil  misverstandene  erzählung 
für  einen  roman,  'der  viel  zu  unwitzig  aussiebet,  als  dafs  er 
sollte  wahrscheinlich  sein.'  der  philisterhafte  Sammler  konnte 
sich  in  den  geist  derselben  nicht  finden,  man  vergl.  über 
die  merkwürdige  begebenheit  H.  Rathmann  gesch.  d.  Stadt 
Magdeb.  ii,   123  If. 

liier  ist  also  ein  lebender  mensch  sammt  seinem  pferd 
zu  u.nhiillen.  damit  in  Verbindung  bringen  läfst  sich  eine  be- 
slimmung  des  Uollerlander  gogräfcuprolokolls  von  1604  (Grimm 
IIA.  661)).  wenn  ein  hund  jemandem  schaden  gelhan ,  ihn 
gebifsen  hat,  so  soll  man  das  thicr  am  schwänz  aufhängen 
und  mit  waizen  beg-ie/scn,  dafs  man  nichts  von  dem  liunde 
sehen  kann;  der  waizen  sammt  dem  hunde  ward  eigenthum 
des  beschädiglen.  Grimm  meint,  ein  lebendiger  hund  würde 
sich  nicht  so  leicht  beschulten  lal'sen ,  und  die  annähme  dafs 
man  ihn  vorher  gelödlet,  dann  beschüttet  und  mit  dem  ge- 
traide  dem  beschädigten  zugcllieilt  habe,  wäre  völlig  unwahr- 
scheinlich, allein  diese  bcstimmung  des  Ilollerreclils  ist 
ebenso  sagenhaft  wie  das  gleichfalls  nicht  leichte  beschütten 
eines  lebendigen   pfcrdes    und    eines  lebenden  menschen,     die 


160  ANMERKUNGEN  Zmi  WALTHARIÜS. 

tradition  hat  nicht,  wie  Grimm  vermutet,  alte  rechtsgebräiiche 
verwirrt,  sondern  nur  von  uns  fern  abliegende  und  eben 
deshalb  dunkel  erscheinende  beslimnmngen  erhalten,  über 
deren  schwierige  oder  leichte  ausführung  sich  jetzt  nicht 
streiten  läfst. 

Die  ausdrücke  für  das  umhüllen  sind  circumfundere,  be- 
giefsen,  cooperire,  operire,  bedecken  oder  behusen,  begiefsen 
und  bedecken,  beschütten,  altn.  hi/lja.  erwägt  man  nun, 
dafs  bedenken  in  der  frühern  spräche  mit  dem  acc.  der  per- 
son  in  verdacht  haben ,  mit  dem  acc.  der  sache  für  etwas 
sorgen ,  etwas  überlegen  bedeutete ,  so  möchte  man  in  den 
jetzt  üblichen  redensarten :  er  hat  mich  bedacht,  er  hat  mich 
mit  geld  bedacht,  das  bedacht  nicht  auf  bedenken  zurückfüh- 
ren sondern  auf  bedecken,  dessen  praet.  früher  bedaht  lautete. 
426.  vergl.   Iwein  (5574  ff. 

475  atqiie  omni  de  plebe  viros  secum  duodenos 
viribus  insignes,   aiiimos  pleri>mque  pi'obatos 
leg  erat. 
die    auch    in   andern    sagen    wiederkehrende    zahl   von    zwölf 
kämpfern    erhält   dadurch    noch    eine    liefere   bedeutung    dafs 
ihnen    ein    dreizehnter,    der   Schwächling   Günther,    beigefügt 
wird ,    grade    wie    bei    abgaben    und    bufsen    eine    geringere 
münze  einer  gröfsern  als  zugäbe  dienen  niuste  (Grimm  RA.  223). 

490.  Eckeliard  IV.  halte  einen  bruder  Imnio ,  der  in 
einem  tief  in  den  Vogesen  dem  heil.  Gregor  geweihten 
klosler  abt  war  (Arx  bei  Perlz  ii ,  75);  daher  die  ge- 
nauere bekannlschafl  unserer  dichlung  mil  dem  Wasichen- 
wald,  an  dem  sich  so  manche  deutsche  sage  knüpft. 

560  die  beiden  rühmen  den  frauen  ihre  ihalen  vergl. 
Tac.   Germ.  7. 

581.  Gamelo  kann  burggraf,  vielleicht  auch  graf(Wailz 
in  Rankes  Jahrbüchern  i,  75)   zu  3Ielz  gewesen  sein. 

662.  da  ein  fremder  sich  nicht  in  der  rechtsgenofsen- 
schaft  der  mark  oder  landschafl  befand  in  welcher  er  grade 
verweilte,  so  konnte  er  auch  auf  den  schütz  und  frieden  der- 
selben keinen  anspruch  machen  (Grimm  HA.  397).  schon 
sehr  früh  ist  dieser  grundsalz  gemildert  worden  (VVilda  das 
slrafrccht  der  Germanen  i,  672  11".  6S2).  der  fremde  muste 
sich  in  dem  lande  welches  er  durchreiste  schütz  zu  verschallen 


ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIÜS.  161 

sucheu ,  woraus  das  geleilsrecht  entsprang,  wer  sein  leben 
oder  gut  daran  wagte ,  hatte  nicht  nöthig  das  geleitsrecht 
nachzusuchen  (Ssp.  2,  27,  2).  hier  und  schon  früher  v.  613 
erklärt  Wallher  sich  vom  könig  das  geleit  erkaufen  zu 
wollen;  er  erkennt  es  selbst  an,  v.  1245,  dafs  er  bei  den 
Franken  als  fremder  keinen  schütz  und  frieden  zu  hoffen 
hatte,  dafs  er  jedoch  erwartete,  Hagen  würde  sich  seiner 
gastfrei  annehmen  und  ihn  friedlich  geleiten.  Hagen  konnte 
allerdings  als  dinggenofse  der  Franken  den  fi'emden  Walther 
schützen  (Wilda  a.  a.    o.  675). 

656.  wenn  gleich  das  canoniscbe  recht  schon  sehr  früh 
das  bei  unsern  vorfahren  nicht  gebräuchliche  zinsnehmen 
(Tacilus  Germ.  26)  verbot,  so  hat  es  doch  nicht  hindern 
können  dafs  geschäfte  die  einem  zinsbaren  darlehn  ähnlich 
waren,  wie  z.  b.  der  rentenkauf,  aufkamen,  ein  solches  ge- 
schäft  meint  Walther,  denn  sonst  stünde  merito  müfsig. 

687  at  dum  forte  nepos  conspexerat  hoc  Camalonis, 
filius  ipsius,  Kitno  cognomine  Jratris, 
quem  referunt  quidam  Scaramundum  7iomine  dictum. 
W.  Grimm  (deutsche  heldens.  29),  J.  Grimm  (84  und  116) 
und  Lachmann  (zu  den  Nibel.  308,  816)  erklären  diese  stelle 
so,  dafs  Gamelos  neffe  Kimo,  der  auch  Scaramund  hiefs,  den 
kämpf  zwischen  Wallher  und  Gamelo  angesehen  habe ,  da 
sich  Kimo  kaum  auf  fratris  beziehen  lafse,  w^eil  dann  Kimonis 
stehen  würde,  man  darf  jedoch  an  das  Latein  des  gedichtes 
nicht  zu  strenge  anforderungen  machen,  weiter  unten  v.  1008 
finden  wir  nonus  Eleuther  erat,  Helmnod  cognomhic  di- 
ctus;  auch  hier  müste  Helmnodi  stehn.  ebenso  heifsl  es 
in  dem  prolog  (Grimm  59)  v.  18  nomine  Waltharim,  nicht 
nomine  JValtharii.  ich  ziehe  daher  Kimo  zu  ipsius  fratris. 
wichtig  sind  die  worte  quein  referunt;  sie  deuten  darauf 
hin  dafs  der  oder  die  bearbeiler  des  Waltharius  die  sage 
nicht  erfanden,  sondern  sie  durch  mittheilung  kennen  lernten. 
691  nunc  aut  coinmoriar  aut  carurn  ulciscar  amicum. 
nach  der  ältesten  Vorstellung  deutscher  völker  ist  rächen  so 
viel  als  angreifen  mit  den  waffen,  so  dafs  tod  oder  Verwun- 
dung, wie  es  sich  traf,  die  folge  solchen  angrifls  sein  konn- 
ten, die  unijemefsene  räche  der  Deutschen  war  die  eines 
erzürnten  mannes ;    fremd  war  ihm  eine  heimliche  oder  eine 

Z.   F.   D.   A.  IX.  11 


162  ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS. 

kaltblülige ,  eine  grausame,  eine  in  der  weise  berechnete 
räche  dafs  der  Vollstrecker  derselben  sie  an  tlen  wehrlos  in 
seine  bände  gelieferten  vollziehen  mochte  (Wilda  strafrecht 
1,    157-159.    169  ff.) 

718.  Chlotar  haut  dem  von  ihm  erlegten  Sachsenherzog 
Bertoald  das   haupt  ab  (Grimm  d.  sagen  2,  94). 

750.  die  Franken  trugen  langes  haupthaar. 

757  qiii  fro  nece  facta 

ciiiusdam  primatis  eo  diffugerat  exul. 
wer  ein  verbrechen    begangen    halte    wie  Eckefrid ,    der  ver- 
pflichtete  sich,    längere    oder  kürzere  zeit,    unter  schwerern 
oder  leichtern  bedingungen,  wie  ein  friedloser  in  die  Verban- 
nung zu  gehn  (Wilda  a.  a.   o.  367.  381). 

781.  der  könig  hatte  nicht  das  recht  frei  über  die  kriegs- 
beute  zu  verfügen  5  volk  und  adel  theilten  sich  in  die  eroberte 
fahrende  habe,  die  man  auf  einen  häufen  trug;  der  könig 
konnte  auf  etwas  besonderes  daraus  keinen  anspruch  machen, 
es  wurde  alles  verlost  (Grimm  RA.  246.  249).  unter  ein- 
ander konnten  sich  die  theilhaber  an  der  beute  vergleichen, 
das  dem  einen  zugefallene  konnte  er  einem  andern  iiber- 
lafsen;  so  erkläre  ich  die  regis  sponsio   v.  799. 

810  et  ipse 

non  cum  JVallhario  loqiiererls,  forsan  abesset. 
diese  worte  machen  Grimm  (87,  383)  Schwierigkeiten ,  ich 
erkläre  sie  auf  folgende  weise:  hätte  ich  den  schild  in  mei- 
nen frühern  kämpfen  nicht  gehabt,  hätte  er  mich  nicht  so 
gut  geschirmt ,  dann  würdest  du  heute  nicht  mit  mir,  dem 
Walther  reden ;  ich  würde  wohl  nicht  hier  sein  sondern 
wäre  längst  im  kämpf  gefallen. 

819.  Walther  gilt  als  bufsfäliig,  weil  er  Gamelo,  Scara- 
mund,  Wernhard  und  Eckefrid  erschlagen  hat.  ein  bestimm- 
tes mafs  der  bufse  wird  nicht  gefordert,  sondern  schild,  pferd, 
niädchcn  und  das  gold ;  dies  dürfte  für  das  alter  der  sage 
sprechen,  da  sich  in  späterer  zeit  genaue  beslimmungen  über 
bufse  und  wergeld  finden. 

918.   reiiü  et  ancipilvm  rihvarü  in  nra  bipcnnem  i 
istius  ergo  modi  Francis  tunc  arma  J'uere. 
hier    ist   nicht   blofs    des    dichtcrs   abstand    von   der   zeit  der 


ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  163 

begebeuheit  ausgedrückt  (Grimm  75) ,    sondern    zugleich   dals 
das  was  er  erzählt  ihm  überliefert  ward. 

965.  IVielandia  fabrira. 
wenn  man  berücksichtigt  dafs  Wieland  in  der  deutschen 
heldensage  als  ein  berühmter  schmied  erscheint,  der  mit 
Eiberich  seine  werkstälte  im  Caucasus  (Göckelsas ,  berg 
zu  Glockensassen)  hatte,  und  dazu  hält  dals  nach  d'Ohsson 
(des  peuples  des  Caucase  s.  22.  175;  s.  Ferd.  Wolf  in  Haupts 
und  Hoffmanns  altd.  bl.  1 ,  45.  46)  die  Kuwetschis  daselbst 
abgeschlol'sen  von  andern  Völkern  die  ausgezeichneten  panzer- 
hemden ,  helme  und  Schwerter,  wie  sie  bei  den  bewohnern 
des  Caucasus  gefunden  werden,  anfertigen,  so  kann  Walt- 
hers hämisch,  der  aus  Attilas  Schatzkammer  entnommen 
ward  ,  von  den  Hunnen  auf  ihren  zügen  von  osten  her,  er- 
worben,  caucasischen  Ursprungs  sein. 

1036.  vioxque  genu  posito  viridem  vacuaverat  aedem. 
bei  der  erklärung  dieses  verses  iirt  Grimm  (75).  waffenlos 
war  Trogus  nicht;  er  hatte  wie  die  übrigen,  welche  am  seil 
zogen,  nur  lanze  und  schild  abgelegt  (v.  1026.  1027),  also 
das  scliwert  noch  bei  sich ;  das  zieht  er  nun  aus  grüner 
scheide ,  nachdem  er  bereits  wegen  seiner  wunden  an  den 
waden  auf  die  knie  gesunken  ist,  und  schwingt  es  wenigslens 
in  der  luft,  da  er  Walther  nicht  mehr  damit  erreichen  kann, 
als  er  keine  rettung  mehr  sieht,  ruft  er  (v.    1043) 

ad  scutum  mucronem  tollilo  nostrtnn. 
die  viridis  ardcs   ist  also  nicht  das   grüne    gras    sondern  die 
grüne  schwertscheide. 

Die  t/lra  riridis,  worin  Grimm  (75)  Waltlier  sein  Schwert 
niederlegen  läfst,  welches  der  waffenlose  Trogus  beim  nieder- 
knien aufgefunden  haben  soll  (922  sanguineiimque  ulva  vi- 
i'idi  dimiserat  cnsem)  versiehe  ich  gleichfalls  anders  als 
Grimm,  der  dichter  vergleicht  die  grüne  sclnvertscheide  mit 
dem  grünen  röhr ;  sie  konnte  ja  aus  grünem  rohrgeflecht  sein 
und  diiniltore  kann  der  dichter  sehr  gut  für  herausziehen 
gebrauchen.  Waltlier  zog  das  blutige  scliwert  aus  grüner 
scheide,  um  es  sogleich  bei  der  band  zu  haben,  wenn  die 
lanze  nicht  genügte,  abgesehn  davon  dafs  auf  der  höhe,  wo 
Walllier  stand,  schwerlich  rolir  wuchs,  ist  auch  zu  hodcn- 
ken  dafs  Trogus    iininöglicli    bis    dahin  gelangt  sein  kann  wo 

II* 


164  ANMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS. 

Walther  mit  Gerwich  kämpfte ,  zumal  da  Trogiis  zurück- 
gelaufen war,  um  schild  und  speer  zu  holen,  auCserdem  hat 
Walther  (v.  939)  dem  Gerwich  den  köpf  abgehauen  und  es 
nicht  gesagt  dafs  er  sich  dazu  seines  zweiten  Schwertes 
bedient  hätte. 

1069.  vergl.  630.  der  ehrenrührigste  schimpf  im  allerfhum 
war  der  Vorwurf  der  feigheit  (Grimm  RA.  644),  daher  ist 
Hageu  so  ungehalten  darüber  dafs  sein  vater  für  feig  er- 
klärt wird. 

1083  qui  sohis  hodie  capul  infamaverat  orbis. 
»ach  dem  vorbild  römischer  kaiser  —  Antonius  Pius  nennt 
sich  Tov  v.6o(.iov  xvQiog  (l.  9  D.  ad  leg.  Rhod.  de  iaclu), 
Cassiodor  (lib.  i,  ep.  1)  den  kaiser  Aurelian  totiiis  orbis 
praesidium  —  haben  sich  die  deutschen  könige  und  kaiser 
seit  Karls  des  grofsen  krönung  zu  Rom  ähnliche  bezeich- 
nungen  gefallen  zu  lafsen.  Heinrich  III.  wird  von  Wippo 
in  der  dedication  huius  orbis  domino  doniinaiitium  angeredet; 
Conrad  III.  in  einem  von  den  Römern  an  ihn  gerichteten 
schreiben  orbis  totius  domino  (Otto  Frising.  de  gest.  Frider.  I. 
lib.  I,  c.  28);  römische  abgesandte  an  Friedrich  I.  salutarit 
vos  ianquam  dominum  ei  imperatorem  urbis  et  orbis  (Radevic. 
lib.  I,  c.  22);  Friedrich  I.  sagt  von  sich  quia  divinae  pro- 
videntiae  dementia  urbis  et  orbis  gubernacula  tenemus  (Otto 
Frising.  ii ,  30).  bekannt  ist  die  geschichte  von  desselben 
kaisers  Spazierritt  mit  den  beiden  Juristen  Bulgarus  und  Mar- 
tinus  (Savigny  gesch.  des  röm.  rechts  im  ma.  4,  159). 
Maximilian  I.  bezeichnete  sich  in  aller  und  gantzer  Christen- 
heit obj'ist  he}'r  und  könig,  womit  das  temporale  caput  mundi 
(goldne  bulle  i,  4)  vergleichen  ist.  weitere  ausführungen  bei 
Eichhorn  deutsche  st.  u.  rsgesch.  2,  370). 

Der  dichter  hat  das  bewuslsein  von  der  wellherschafl 
der  Franken,   er  kann  also  nicht  vor  Karl  d.  gr.  gelebt  haben. 

1109.  vergl.  954  proprius  dolor  succumbit  honori 
regis, 
nach  Tacitus  (Genn.  14)  hielten  unsere  vorfahren  es  für  die 
höchste  Schmach,  ihren  heerführer  im  kämpf  zu  verlafsen; 
jeder  hielt  es  für  seine  heiligste  pflicht  ihn  zu  schützen  und 
zu  schirmen  und  durch  die  eigene  lapfcrkeit  des  führers  rühm 
zu  erhöhen. 


ANMERKUNGEN  ZüM  WALTHARIUS.  165 

1160  ac  nudum  retineiis  ensem  hoc  cum  voce  precatur. 
Grimm  vermutet  hier  heidnische  sitte :  möglich  ist  es  dafs 
bei  germanischen  Völkern  das  schwert  einem  gott  geheiligt 
war.  näheres  bei  Grimm  RA.  896  und  Haupt  und  Hoffmann 
altd.  bl.  1,  291.  vielleicht  deutet  das  entblöste  schwert  auf 
hunnische  sitte.  schon  Herodot  (4 ,  62)  erzählt  von  den 
Scylhen  dafs  sie  den  Ares  unter  dem  bild  oder  symboI  eines 
alten  eisernen  Schwertes  verehrten,  welches  auf  eineunge- 
heure Schicht  von  reisig  gestellt  ward,  das  andenken  an 
dies  schwert,  von  dem  sich  spätere  nachrichten  bei  Jornandes 
c.  35  (vergl.  Gibbon  the  bist,  of  the  decl.  and  fall  of  the  rom. 
emp.  34),  in  Lambertus  Schafnaburg.  annal.  zum  jähr  1071 
bei  Krause  s.  74  und  in  Fischarts  Gargantua  (vergl,  Grimm 
deutsche  heldens.  311)  vorfinden,  hat  sich  bis  auf  den  heuti- 
gen tag  unter  dem  volk  erhalten. 

In  den  serbischen  gebirgen  schläft  Marko,  der  königs- 
sohn.  wenn  einmal  das  schwert,  welches  er  in  das  adria- 
tische  meer  geworfen  hat,  durch  die  flut  an  das  land  gespült 
wird  und  in  die  bände  eines  beiden  gerälh,  dann  bricht  Marko 
aus  dem  gebirg  hervor  und  gründet  das  grofse  Slavenreich 
im  süden.  es  wird  berichtet  dafs  bei  der  letzten  erhebung 
Ungarns  wider  Österreich  die  Ottochaner  ein  alterthümliches 
schwert  au  der  küsle  fanden  und  es  dem  bau  Jellachich 
schenkten  (sagen  und  erzählungen  aus  Ungarn  von  Therese 
Puisky  1,  253  tf.) 

1337.  numidus  nrsus  sagt  der  dichter  im  classischen 
eifer;  auch  in  der  nähe  von  St.  Gallen  wurden  hären  gejagt 
(Ekkehardi  IV.  casus  S.  Galli  bei  Pcrtz  2,   85). 

1343  taliter  in  nonam  conjlictas  ßuxernt  undnm. 
einige  hss.  lesen  horam  st.«H  undatn.  der  kämpf  begann 
hora  secunda,  acht  uhr  morgens  und  konnte  allerdings  bis 
nachmiitag  währen,  denn  es  wird  ausdrücklich  gesagt,  dafs 
die  sonne  hcifs  auf  die  kämpfenden  herabschien  (v.  1345). 
Grimm  vermutet  (74)  dafs  widam  die  richtige  Icsart  ist: 
denn  die  wellen  halten  dreischlag  ^  die  dritte  ist  stärker  als 
die  beiden  ersten,  die  sechste  noch  stärker,  die  neunte  am 
allerstärksten.'  hiernach  erkläre  ich  mir  die  stelle  so :  Wal- 
ther ist  der  fels,  an  dem  sich  die  wogen  des  kampfes  brechen 
und  zurückgeschlagen  mit  erneuerter  wut  wiederkehren,    der 


166  ZU  MARIEN  HIMMELFAHRT. 

dichter  kann  aber  auch  die  uns  unbekannte  einrichtuug  einer 
walseruhr  im  äuge  gehabt  haben, 
1436  carnem  vilabis  aprinnm. 
Grimm  fragt  (97  *) :  galt  die  alte  heldenspeise  einäugigen 
für  ungesund?  ich  berücksichtige  mehr  den  gegensalz  zwi- 
schen eberfleisch  und  mehlbrei.  Walther  meint :  da  dir  sechs 
zahne  ausgeschlagen  sind,  so  wirst  du  eberlleisch  nicht  kauen 
können   sondern  dich  mit  mehlbrei  begnügen   müssen. 

TRACHENBERG.  Dr.  AUG.  GEYDER. 


ZU  3IARIEN  HIMMELFAHRT 

zeitschr.  5,  515 — 564. 

Die  hs.  hat   v.   13  ein  22.  zveier  77.   zvei 

284.  virriet  394.  von  spatei^er  hand  am  zu  stark  bc- 

schiiittenen  rande  unter  einander  de(r,^)  meh  ir  {b?) 
wonach  der  im  text  ausgelnfsene  vers  leohl  gelautet  haben 
sollte  der  da  mehte  ir  l)vwen  408.  einen  sehr  verblass- 

ten  strich  durch  doch  518.   am  rande,  wie  ich  später 

deutlicher  erkannte,  mugit  wifsin  vir  war  522.  ivden 
574.  vordem  ?nit  vor  dorch  rasur  aus  von  578.  frovde 

eincorrigiert  675.  di  haut  719.  niman  741.  mitten 
morgen  mit  einem  komma  als  zeichen  der  trennung  zwi- 
schen beiden  zusammengeschriebenen  Wörtern  873.  iocli 
{nicht  ich)  895.  sie  1059.  kvnc  1069.  bekome 

1264.  heija  1342.  alleine  1411.  es  1418.  frovweten 
1431.  wahenes  1523.   dike  {vgl.   1647)  1531.  dinis 

1557.  aireist  {vgl.    1585)  1571.  sie  di  1572.  con- 

dvierten  1577.    1579.     .\  .  {vgl.  7)  1585.    aireist 

(vgl.   1557)  1617.   cngel  \c>\h.  liht  1630.  Iris 

das  ganze  gedieht  uiiifaj'st  in  dem  hand.srliriftenbandr,  dem 
es  angehört,  die  lagen  IX — XII,  Jede  10  blätter  stark, 
und  von  der  luge  XIII  bl.  1  — 5.  die  ersten  acht  lagen 
(s.  1—162)  enthalten  den  in  Adria?is  mittheilungcn  aus  hss. 
und  seltenen  druckwerken  (Frankfurt  a.  m.  1846)  s.  417 
—  455  unter  der  benennung  Salomonis  hüs  abgedruckte?! 
allegorisch-mystischen  tractat ,  mit  welchem  s.  105  — 138 
der    hs.    die    auch    in    einer   tFiener    hs.    {Hoff'manns  verz. 


SPRUCHE  VON  HANS  ROSENBLÜT.       167 

s.  85,  xxxvi)  etilhaltene  bezeichenvnge  der  heiligen  inesseu  *) 
dann  s.  138  — 148  eine  erklärung  des  vaterunsers  mit  be- 
trachtiüig  übe?'  dasselbe,  endlich  s.  148  — 162  ein  zum 
grasten  theile  roh  gereimtes  Zwiegespräch  Christi  und  der 
minnenden  seele  verbunden  sind,  das  ganze  gehört,  wie 
Marien  himnielfahrt  und  die  als  läge  XV  —  XIX  d.  i. 
s.  277  —  368  beigebundene  hs.  des  gedichtes  der  suudeii 
widerslrit,  der  milteldeutschen  spräche  an,  in  welcher,  wie 
IFilh.  Grimm  im  Athis  s.  \Q  zeigt,  nicht  wenig  gedichtet 
wurde,  die  druckversehen  bei  Adrian  lafse  ich  nach  des- 
sen Seitenzahl  hier  folgen-,  (s  )  419,  (z.)  25  lies  fon  (st. 
for)  420,  20  kneht  421,  30  Die  426,  24  offe 

sibeu  427,  27   wiegetane   (vgl.  431,  28.    432,  21.  27. 

438,  21)  428,  7  sinken  430,  16  mienin  ich  432,  30  bo- 
den  dines  434,  9  shrift  20  vnshvlt         435,   19  libe 

436,   16  shranke  437,  4  wi  440,  5  swaz  [97]  er 

20  ovch  444,  30  alder  werlde.  446,  9  vnde  marla 

12  stant  447,  25  danne  singit  448,  1  vn  18  ivn- 
geren  alse  449,  28  vader  riebe  451,    16  dise 

452,  33  vingin  453,   1  gestochen  (e  in  en  aus  i  corri- 

giert)  14  einin  21   miner  35  shelden 

VVEIGANÜ. 

•)  vergl.  auch  bihtebuoch  75  ff.  'übri<^e»s  hat  die  frivner  hs. 
Die  vierden,  ivo  bei  Adrian  450,  3  Die  tritten,  und  schliefst  ;«//  ehlai- 
nez  dinch  lazzent  irren  Amen,  während  in  der  GieJ's.  hs.  noch  folgt 
Die  wierden  [/.  vierden]  daz  üiiil  die  vnsers  herren  iichamen  virsma- 
Lint  vnde  drof  uiet  in  achtent.    s.   bei  Adrian  450,   5.   0. 

SPRÜCHK  VON  HANS  ROSENBLÜT. 

Der  mit  nr  1264  bezeichnete  handschrij'tenband  der 
universilUtsbibliothek  zu  GieJ'sen  vereinigt  zwei  völlig  ver- 
schiedene hss.  in  folio,  eine  deutsche  und  eine  lateinische, 
die  nrn  502  und  503  der  ehemaligen  senckenbcrgschen 
bibliothek.  was  jene  erste  hs.  betrifft  —  denn  sie  altein 
kann  hier  besprochen  werden  —  ,  so  mufs  dieselbe  früher 
viel  beträchtlicher  gewesen  sein;  jetzt  zählt  sie  nur  noch 
25  blätler    ochsenkopj'papier*),     und   es  fehlt   sowohl   der 

*)  der  zwischen  den  hörnern  emporsteigende  slab  ist  von  einer 
schlänge  umwunden  und  endigt  in  ein  kreuz. 


168       SPRÜCHE  VON  HANS  ROSENBLUT. 

onfang,  als  auch  toie  es  scheint  nicht  wenig  im  innern. 
aufserdeni  sind  von  altef's  her  blatte?'  verbunden  und  von 
bl.  8  und  15  der  länge  nach  stücke  abgerifsen.  ohne 
zweifei  bestand  die  ganze  hs.  aus  einer  Sammlung  von 
Sprüchen  d.  h.  gedichtefi  zum  vorlesen  (vergl.  zeitschr. 
8,  508).  die,  welche  in  jenen  25  blättern  vorliegen,  sind 
meist,  oder  vielleicht  alle  bis  auf  einen,  nämlich  den 
Spruch  von  aiuem  rilter  mit  den  nussen  bl.  16^,  von  Hans 
Rosenblut,  bei  einem  (X.)  zeigt  dies  der  name  im  schlufs- 
verse,  bei  andern  (V.  VI.  IX.)  in  diesem  der  reim  auf  -üt, 
-ut,  hinter  welchem  der  Schreiber  d.  h.  der  dichter  seinen 
nameu  neckisch  versteckt,  und  bei  den  übrigen,  in  denen 
der  schlufs  nichts  in  beziehung  des  dichters  kund  giebt, 
Rosenbluts  geist  und  weise,  auch  ßnden  sich  mehrere  un- 
serer spräche  (V.  VI.  X.  XI.  XII  und  vielleicht  IX)  in 
der  Dresdener  hs.  tvelche  erzählungen  dieses  dichters 
ejithält  (s.  V.  d.  Hagens  Ut.  grund.  364  ff.^.  die  schrift 
der  hs. ,  welche  noch  in  das  i5e  j'h.  gehört,  ist  sauber 
und  deutlich,  und  die  v er sz eilen ,  deren  fast  jede  volle 
Seite  32  zählt,  sind  abgesetzt,  der  aifangsbuchstabe  eines 
jeden  Spruches  nimmt  die  höhe  von  4  Zeilen  ein,  die  des- 
halb eingerückt  wurden  ^  aber  er  ist  nicht  überall  einge- 
zeichnet, wo  er  sich  findet,  ist  er  roth,  wie  die  Über- 
schriften, von  welchen  übrigens  auch  einige  fehlen,  den 
atfangsbuchstaben  der  verszeile  zeichnet  jedesmal  ein  rother 
strich  aus.  einzelne  ivenige  fehlende  verse,  deren  stelle 
leer  gelafsen  ist,  unterbrechen  in  I.  II.  XII  {bl.  24''). 
bl.   V  begiiint  mit  einer  er  Zählung  (I) 

Ich  wolt  ee  peleln  mit  Ir  gan 

Aber  sprach  der  alt  man 

War  ich  als  Jungk  als  du  pisl 

V  nd  biet  ain  l'rawen  als  die  ist 

Mich  hat  das  alter  nyder  truckt 

Vnd  die  Jugent  hin  gezuckt 

V^nd  acht  solichs  dinges  nit  mer 

Aber  solich  wird  vnd  err 

Als  ich  hör  von  Ireni   leben 

Iliet  ich  mich  dennoch  ainst  crgebeji 

Ich  lies  got  sein  hymelreich 


SPRÜCHE  VON  HANS  ROSENBLUT.       169 

Vnd  dienl  der  fraweu  ewigkleych  u.  s.  tc. 
schlufs  hl.  2*.   Damit  gab  er  [der  alt  miui\  mir  sein  Imit 

Viid  pol  mir  seinen  segen  nach 

Mir  was  wider  haim  Jach 

Vnd  eilt  vast  aus  dem  wald 

Nun  secht  auf  Jung  vnd  alt 

Wer  mein  frawen  gern  kenneu  wel 

So  merckt  ain  gut  gesel 

An  welicher  die  stuck  alle  sein 

Die  ist  die  selbig  die  ich  da  main 
Die   stelle   der  Überschrift  von  II.  ist  leer   gelafsen. 
wahrscheinlich  sollte  diese  zugleich  mit  dem  anfangsbuch- 
staben    (Z)    eingeschrieben    iverde7i.       die    er  Zählung    be- 
ginnt bl.  V^ 

V  einen  zeiten  es  geschach 
Das  ich  zwo  frawen  sitzen  sach 
Die  retten  von  ainem  geseleu  gut 
Die  ain  sprach  er  gibt  mir  niut 

Vor  allem  das  auf  erdreich  lebt 

Mein  hertz  in  gantzen  frevvden  swebt 

Wan  ich  von  Im  reden  sol 

So  pin  ich  aller  frewden  vol 

Wan  ich  wais  wol  auf  meinen  aid 

Das  ich  Im  lieb  mit  Stattigkait 

Vor  aller  werlt  dem  ist  also 

An  In  so  mag  ich  nie  werden  fro 

Das  red  ich  wol  an  alles  nayn 

Die  ander  sprach  gespil  mein  u.  s.  w, 
schlufs  bl.  5* 

Nun  musen  wir  vns  schaiden 

Got  geh  euch  hail  paiden 

Vnd  das  dir  ward  zu  tail 

Frewd  vnd  ere  vnd  darzu  hail 

Des  selben  ich  von  hertzen  ger 

Das  mich  der  Der  pet  gewer 

Der  da  almechtig  ist 

Wan  er  vns  mit  seine  list 

Kan  macheu  all  frewden  reich 

Mit  seiner  genaden  himelreich 


170       SPRUCHE  VON  HANS  ROSENBLÜT. 

Dar  zu  so  geb  er  sein  gewalt 

Vnd  mach  vns  alle  an  frewden  alt 
Bei  III.  verhält  es  sich  mit   der  Überschrift  und  dem 
anfan^shuchstaben  (I)  xvie  bei  II. 
nnjang  b/.   5". 

CH  lag  ains  nachts  In  ainem  Iraiini 
Da  hei  mich  der  sorgen  säum 
Gar  swärlich  über  laden 
Vast  mit  wachsen  vnd*) 

Da  mich  grose  trew  zu  pracht 

0  wie  oft  ich  mir  gedacht 

Was  hat  mein  fraw  an  mir  getan 

Wil  sy  mich  nit  geniessen  lan 

Das  ich  Ir  ye  was  gerecht 

Mit  trevven  zwar  Ir  aigner  knecht 

Vnd  wil  auch  nymer  an  Ir  prechen 
[bl.   Ö**.]  Was  wil  sy  dan  an  mir  rechen  u.  s.  iv. 
nach  bl.  5  ist  offenbar  eine  lücke ,    doch  fehlt  vermutlich 
7iur  ein  blatt.    jenes  schliefst 

Da  er  haymlich  pey  mir  was 

Des  ich  in  hertzen  nye  vergas 

Wir  wollen  gar  sicher  seyn 
und  bl.  6"  beginnt 

Vngemelt  vnd  vngehort 

Vn  vnuerschrolen  an  ewrn  ern 

Also  wolt  ich  euch  puelschal't  lern 

Das  ir  lang  peyn  frewden  belibt 

Vnd  irs  in  solicher  mas  tribt 

Ist  ainer  sunst  ain  pider  man  u.  s.  w. 
schlufs  der  erz'dhlung  bl.  7'' 

Gol  tue  alle  die  hassen 

Die  von  frawen  übel  yehen 

Vnd  las  in  nymer  wol  geschehen 

Des  wünsch  ich  in  frue   und  spat 

Damit  die  red  ain  end   hat 
IV,  ein  krieg  d.  h.  Wettstreit  zwischen  herlz  vml  mund, 
beginnt    ohne    Überschrift   und   deti  anfangsbuchstaben  (I) 
mit  dem  stark  versldmmelten  bl.  8 
')  lies  Vasl  mit  waschen  vnd  paden 


SPRÜCHE  VON  HANS  ROSENBLUT.  171 

CH  ka(m) 
Da  hertz 
Vesligklich 
Der  niund 
Gelegt  das  gar  v 

Darurab  du  wol  u.  s.  w. 

der  schlufs  höchst  wahrscheinlich  auf  der  ersten  seite  des 
verlornen  blattes  nach  hl.   11,  welches  letzte  endigt 
Ob  er  [der  rnund]  darnach  nicht  wer  crmant 
Vnd  er  der  rainen  ain  tail  tet  kuut 
Des  das  hertz  da  pat  den  mundt 
Des  wais.  ich  nit  got  geh  In  hail 
Vnd  das  in  paiden  werd  zulail 
Der  frawen  trost  für  sendes  laid 
Des  wünsch  ich  In  mit  stätigkait 
Vnd  lieblich  zwischen  Ir  paider  see 
Vnd  in  In  gantzen  frewden  erge 
Als  ich  des  selben  von  hertzen  ger 
Vnd  ir  paider  frewd  sich  nier 
V,  übei^schrieben  Ain  schöner  spruch  von  aineni  Edlman 
mit  dem  hasgeyr*)    (in   der  Dresdn.  hs.    die   2Ge    ///•),    be- 
ginnt bl.   12" 

In  Edelnian  der  hette  ain  Weib 
Die  zoch  auf  hoffart  Iren  leib 
Mit  nianichem  kosperlichem  klaidt 
Dar  Innen  sy  oft  spaciren  rait 
Zu  stechen  hoflirn  vnd  tentzen 
Dartzu  konl  sy  sich  wol  aus  sprenlzen 
Wan  sy  helte  ain  guten  man  //.  s.  w. 
ist  fortgesetzt   auf  dem   nicht  sehr   verstümmelten  hl.    15 
und  endigt  hl.   16'" 

Also  geschach  disem  Edelmau 
Wer  pulen  wol  der  gedencke  daran 
Das  er  ain  volle  laschen  hab 
Er  ist  anders  darumb  schab  ab 
Nun  hat  die  abentewr  ain  ende 
Wer  kaull'en  wolle  aus  lerer  hende 
Der  krencket  sein  synn  vnd  sein  gfemul 

*)  d.  i.  geicr  der  auf  den  hasen  stufst,  vultur  leporariiis. 


Ai 


172       SPRUCHE  VON  HANS  ROSENBLUT. 

So  list  vns  der  Schreiber  wol  geniut 

VI,  ohne  Überschrift  und  den  anfangsbuchstaben  (E), 
ist  nr  12  in  der  Dresdn.  hs.:  von  dem  knecht  im  garten, 
der  Bamberger  druck  von  1493 ,  wo  das  gedieht  die  aiif- 
schrift  von  dem  man  im  garten  führt,  findet  sich  wieder- 
holt in  Bragur  5,  1,  87 — 96  und  daraus  in  Göze?is  Hans 
Sachs  3,  170—177.     anfang  bl.   13^ 

In  Reicher  man  der  helle  ain  knecht 
Der  dint  Im  manig  gar  recht 
Bis  auf  ain  stundt  vnd  auf  ain  zeyt 
Gar  slarck  er  vmb  sein  frawen  freyt 
Er  kam  an  sy  mit  grosser  pet 
Das  sy  seinen  willen  Ihet         u.  s.  w. 
bl.   lA^  endigt  mit 

Sy  sprach  gelaubst  du  meinen  worlen  nicht        120 
So  geiaub  pas  deinem  gesicht 
Stee  auf  vnd  leg  mein  klayder  an 
Vnd  stelle  dich  in  weibliche  person 
Vnd  gee  hinab  in  den  garten  schir 
Vnd  ihue  desgleichen  sam  du  zu  mir*)  125 

das   übrige,    ein   blatt ,  fehlt  bis   auf  die  4  schlufszeilen, 
mit  welchen  ein  verbundenes  blatt,  bl.   12,  anfäfigt 
Das  weib  langet  über  In 
Nun  hat  ain  ende  diser  sin 
Got  alle  frome  frawen  vnd  man  behuet 
So  lisl  vns  der  schreiber  wol  gemuet**) 

VII,  Ain  schöner  Spruch  von  ainem  Riller  mit  den 
nussen  findet  sich  auch  in  einer  Wiener  {Hoffmanns  verz. 
s.  95,  xxi)  und  einer  Dresdener  hs.  {v.  d.  Hagens  lit. 
grundr.  326).  hier  bl.  16''  ?iur  die  ersten  22  verse ;  das 
übrige,  welches  nach  de?i  unten  stehende?i  worten  3  bleller 
herumb  verbunden  war,  fehlt. 

anfang  [M]An  sol  den  Frawen  sprechen  gut 

Er  ist  salig  wer  das  thul 
Doch  kunnen  sy  zu  zeylen  vil 
Ich  wil  euch  sagen  ain  hubschs  spii 
Das  soll  ir  haben  für  vngelogen 

*)  214.    125  fehlen  in  Bragur  und  bei  Göz. 

")  in  Bragur  und  bei  Göz  Das  hat  gcdicbl  Hans  Rosenblut! 


SPRUCHE  VON  HANS  ROSENBLUT.       173 

Wie  ain  Ritter  ward  betrogen  u.  s.  w. 
V.  22.      Dye  achteten  des  wirts  nil  Zu  der  missetat 

VIII  sind  die  letzten  48  vej^se  eines  schwanks.  bl.  17* 
begin?it 

Er*)  ist  ain  stoltzer  Ritter  Frey 
Er  lag  mir  Newlicli  gar  naiienl  bey 
Ir  seyl  mir  zu  frue  komen 
Das  hat  vns  der  frewden  vil  benomen 
schbtfs  bl.   \1^ 

Do  sy  den  gast  also  beschied 

Do  sawmbt  er  sich  des  wegs  nit 

Vnd  ging  als  pald  dohin 

Aus  der  kemnatten  von  In 

In  gedaucht  Im  wer  gar  wol  gelungen 

Das  er  also  dauon  was  gesprungen 

IX  ist  Ain  schöner  Spruch  von  aine  Edlman  mit  der 
Wolfsgrueben ,  dei^  mit  nr  25  der  Dresdn.  hs.  'von  dem 
edelmann  uiid  dem  pf äffen'  stimmen  könnte,  hier  nur  die 
ersten  11  verse  bL  17'';  alles  übrige  verloren,  wenn  ?iicht 
in  dem  bruchstück  bl.  18  noch  die  letzten  57  verse  er- 
halten sind. 

anfang  [N]Vn  schweyget  so  wil  ich  heben  an 

Aber  ain  kurtzweil  von  ainem  Edelman 
Wie  in  sein  weib  wolt  elTen  vnd  Ihörn 
Als  ir  hernach  wol  werdet  hörn 
Auf  ainer  vesten  er  do  sas 
Sein  fraw  sich  haymlich  des  vermas 
Das  sy  ainem  plairen  zu  Ir  zilt 
Dem  wolt  sy  leihen  Iren  schilt  u.  s.  w. 
bl.   18'  beginnt  Drey  menschen  vnd  ain  wildes  thier 
schlufs  bl.   18'' 

Damit  sy  Verliesen  Ir  eren  ain  krau 
Die  den  frawen  ist  berait 
Bey  got  dort  in  der  ewigkait 
Da  helf  vns  gel  hin  mit  seiner  gut 
Sagt  der  Schreiber  den  Got  behut 
X.  Ain    schöner   sproch   von  ainem  farenden  schuler  (s. 
nr  23  in  der  Dresdn.  hs.) 

')  Er?  das  blatt  hat  hier  eine  schadhafte  stelle  vielleicht  Hie 


174  SPRUCHE  VON  HANS  ROSENBLUT. 

anfang  hl.   18'' 


H 


Ort  hie  aiu  clugen  list 
Wye  ainsteu  aim  geschehen  ist 
Ain   farender  schuler  was  er  genant 
Hübsch  abentewr  wurden  Im  bekant 
Zu  aym  pawern  er  eindrat 
Die  frawen  vmb  die  herberg  pat  u.  s.  zv. 
Schluß  bl.  21'' 

Sy  lebten  wol  die  ganlzen  nacht 
Vil  kurtweil  er  dem  pawern  macht 
Des  morgens  gunde  er  von  Im  schaiden 
Er  dancket  Im  vnd  Ir  in  baiden 
So  sere  aus  allen  seinem  gemut 
Also  hat  getichtet  Hans  Rosenplut 
XI.  Ain  schöner  spruch  von  aim  Thumbrobst  von  Wirtz- 
purgk  vnd  aym  maier  {s.  nr  21  in  der  Dresdn.  hs.).    anfang' 
bl.  21''     -^-^yOlt  Ir  schweigen  vnd  belagen 

Ain  abentewr  wil  ich  euch  sasen 


w 


Die  spricht  von  ainem  klugen  man 
Der  abenlewer  souil  began 


Zu  wirlzpurgk  was  er  da  haymen 
Was  fliegen  mocht  oder  schwaymen 
Das  kont  er  malen  oder  schuytzen  n.  s.  w. 
schlufs  bl.  23'' 

Der  Maler  was  ain  frumer  man 
Er  trüge  die  hundert  pfundl  hindan 
Er  kam  haym  tzu  der  frawen 
Vnd  lies  Sy  das  gelt  anschawen 
Er  gap  Irs  dar  in  Iren  geern*) 
Noch  plaib  die  fraw  bey  Iren  Eren 
XII.    Ain    Spiegl  mit   dem    bech    ain    spruch  (.v.  7ir.  24 
i    d.    Dresdn.    hs.).     anfang  bl.   23'' 

-N  ainem  dorl"  sals  ain  man 
Als  ich  hieuor  vernomen  hau 
Der  het  ain  dicrn  vnd  ain  knecht 
-Zu  dinst  warn  sy  Im  gerecht 
Der  knecht  was  genant  heroll 
Er  het  die  Mayd  ym  hertzen  holt  //.  .v.   ir. 
')  I.  geren 


I 


DIE  DEUTSCHE  WASSERHÖLLE.  175 

schlufs  bl.  25'^ 

Nun  wolt  ich  das  alle  hawsdiern  hellen 

Ain  solichen  Sin  vnd  auch  also  teilen 

Wen  sy  die  puben  vnd  die  läppen 

Allzeit  also  wollen  helappen 

Das  sy  in  also  konlen  schern 

So  belib  maniche  diern  bei  Ern 

Die  Susi  Izuschanden  wirt  den  leuten 

Nicht  nicr  vvil  ich  euch  bedeuten 

Das  haisl  der  Spiegel  mit  dem  pech 

Herre  Got  kain  siinde  an  vnser  Selc  gerech 
hierunter  setzt  der  Schreiber  der  hs.  in  rother  schrift  nur 
noch  Ain  schöner  spruch  von  aym  sludenlen  zu  Brag  etc, 
oh?ie  das  gedieht  selbst  mitz-ul heilen,  ermüdet  scheint  er 
andeuten  zu  ivollen,  dafs  in  der  hs.,  ivetcke  seiner  Samm- 
lung-  zu  gründe   liegt,    dies   und  noch    anderes  Jolge,  er 

aber  Jilr  jetzt  abschliejse. 

WEIGAND. 


DIE  DEUTSCHE  VVASSERHOLLE. 

Zwiefache  zustände  der  abgeschiedenen  sind  nach  den 
Zeugnissen  der  älteren  Edda  für  das  nordische  heidcntluun 
nicht  zu  leugnen,  ein  ausschliefsliches  stralleben  ist  die  düs- 
tere Wohnung  bei  Hei  durchaus  nicht  f  sie  hat  an  ihren  Ihä- 
lern,  bergen  und  nianigfalligen  strömen  in  der  liefe  viel  fried- 
liche Ställen  für  menschen,  zwerge  und  riesen  ,  und  zu  ihr 
gelangen  ja  alle  die  in  ruhigem  aller  verschieden  und  die 
durch  krankheit  oder  sonst  wehrlos  dahingerall'l  sind,  eben 
so  sicher  aber  isl  es  alte,  nicht  erst  durch  das  christenllium 
aufgetragene  ansieht,  dafs  es  da  unten  auch  qualorle  gebe 
für  die  bösesten  der  übelthäter.  diese  erwartet  nach  den 
aussprüchen  der  Vala  in  den  nördliclislen  tiefen  ein  sclilan- 
gensaal,  ebenda  der  drache  Nidhöggr  und  der  woll ,  östlich 
aber  in  den  giftthälern  der  mit  schlämm  und  schwerlern 
flielsende  slrom  Slipr,  der  ohne  zweifei  gemeint  oder  doch 
begriffen  ist  unter  den  schweren  strömen ,  die  jene  vei- 
brecher   waten   müfsen.     in  einem  der  heldensaglichen  lieder 


176  DIE  DEUTSCHE  WASSERHOLLE. 

heifst  der  peinliche  fliifs  Yadgelmir,  in  der  jüngeren  Edda 
führt  der  schlimmste  den  namen  Hvergelmir,  es  mögen  im- 
merhin mehrere  strafflüfse  gedacht  worden  sein ;  am  stärk- 
sten hat  der  name  Slipr  selbst  in  der  spräche  wurzel  ge- 
schlagen, wie  schon  angedeutet  ist  bei  dem  früher  gegebenen 
beweis,  dafs  die  wafserslrafen  der  nordischen  unterweit  nicht 
erst  durch  christlichen  einflufs  hinein  gekommen  seien*). 

Fraglich  kann  nur  sein ,  ob  irgend  etwas  davon  auch 
deutsche  Vorstellung  gewesen  sei ,  um  so  mehr  da  die  so 
manche  erinnerungen  aus  dem  heidenthum  aufbewahrenden 
sagen  und  mährchen,  wo  sie  von  den  tiefen  der  brunnen  und 
seen  aus  einige  weitere  blicke  in  die  Unterwelt  eröifnen,  nur 
grüne  lachende  wiesen,  reiche  säle  und  andre  friedliche  und 
freundliche  wohnstätten  zeigen,  sehr  befremden  könnte  gleich- 
wohl ein  früher  Untergang  des  gedankens  an  einen  finstern 
flufs  des  abgrunds  eben  nicht,  da  man  es  als  eine  erste  an- 
gelegenheit  der  einführer  dos  christenthums  betrachten  mufs, 
vor  allem  in  himmel  und  hölle  reinen  haushält  zu  machen ; 
und  wirklich  wurde  das  mittelalter  hindurch  kaum  eine  lehre 
mehr  getrieben  als  die  vom  gericht  und  der  feuerhölle. 
hielten  sich  aber  spuren  unterweltlicher  grauen  in  alter  form, 
so  darf  man  sie  wohl  nicht  gerade  dem  mährchen  abverlangen, 
welches  überhaupt  nur  besonders  die  heiteren  erinnerungen 
aus  der  alten  weit  in  seine  kreise  schlofs.  der  verfafser  die- 
ser Zeilen  unternahm  es  jene  spuren  in  der  alten  spräche,  wie 
sie  schon  angedeutet  sind,  weiter  zu  verfolgen  und  solche  in 
den  Schriften  von  und  über  mittelalterliche  visionäre  aufzu- 
suchen ,  deren  eingebungen  immer  aus  bereits  im  volk  vor- 
handncn  biblischen  oder  paganen  volksmäfsigen  ideen  zu  er- 
klären sind. 

Erwarten  liefs  sich  dafs  auch  unsere  iieidnischen  vor- 
väler  strafzustände,  sei  es  nun  nah  oder  fern  nach  dem  tode, 
gegenüber    den    lolmzuständen    angenommen    haben,    da    dies 

*)  zcitsclir.  7,  305  —  314.  die  jüngere  Edda  hat  giftflüfse,  in 
denen  die  eidbrüchigen  und  uieuchelmörder  waten  niüfsen,  entspringend 
vom  Schlangensaal,  s.  75  ;  es  kann  ihr  schweigen  vom  Slithr  an  dieser 
stelle,  wo  es  im  Hvergelmir  am  schlimmsten  genannt  wird,  nichts  ver- 
schlagen, da  sie  höchst  ungenau  comhiniert,  «ie  s.  4  zeigt,  und  da  sie 
den  Slithr  doch  dort  unter  den  fiül'sen  der  unterwell  namhaft  macht. 


DIE  DEUTSCHE  WASSERHÜLLE.        177 

auf  einem  elliischeu  trieb  bcruhl,  der  nur  einem  ganz  rohen, 
nur  blinde  naturmächle ,  noch  nicht  zugleich  geistige  götter 
verehrenden  heidenthum,  oder  einem  solclien  das  das  sein  in 
der  unterweit  überhaupt  nicht  weiter  ausdenkt,  würde  von 
vorn  herein  abzusprechen  sein,  nun  haben  aber  die  gothi- 
schen  und  sächsischen  Völkerschaften  ganz  sicher,  wohl  auch 
die  mebrzahl  der  hochdeulscben  stamme,  jene  zweite  stufe 
des  Polytheismus  erreicht ,  die  in  der  ankunft  Vodans ,  Thu- 
nars,  Baldars  und  andrer  der  Ansen  sich  mythisch  ausge- 
sprochen hat ;  dabei  wird  der  überall  wenn  auch  nicht  grund- 
böse doch  gegensätzliche  Loki  mit  dem  gefolge  seiner  ver- 
derblichen unterweltlichen  mächte  nicht  gefehlt  haben.  Völ- 
ker die  zu  Vodan  beteten ,  und  um  das  fortleben  und  forl- 
kämpfen  der  beiden  als  einer  auswahl  von  treuen  im  kämpfe 
wüsten,  werden  auch  das  wifsen  um  endliche  ahndung  der 
untreue  an  den  meineidigen  und  mordwölfeu  gehabt  haben, 
auch  der  im  deutschen  heidenthum  schon  stark  ausgebildete 
rechtssinn  führt  auf  diese  annähme,  die  verbrechen,  denen 
jener  nordische  mythus  sichere  strafe  im  endgeschick  zu- 
spricht, sind  nur  solche  welche  ihrer  natur  nach  höchst  selten 
mit  vollen  beweisen  zur  abbüfsung  oder  vor  menschliches  ge- 
richt  zur  strafe  gezogen  werden  können ;  ein  volksbewust- 
sein  welches  sonst  so  gründlich  den  zurückfall  der  bösen 
that  auf  den  urhcber  wollte,  kann  ihn  für  diese  schwersten 
rechtsbrüche  selbst  im  fall  der  bufsabfindung  mit  den  men- 
schen noch  schwerer  erwartet  haben.  auch  die  nordische 
form  der  ahndung,  eine  wafserstrafe,  lag  deutschen  stänunen 
nahe  genug  von  der  oberweit  auf  die  unterweit  zu  ü'her- 
tragen,  da  von  aufang  an  für  das  äufserste  von  unw  iirdig- 
kcit  nach  Tacitus  die  sumpflauchc,  einheimisch  war,  und  da, 
wie  Grimm  gezeigt  hat,  als  bürgerliche  strafarten  bei  den 
Deulsclien  nicht  nur  einfaches  inswafserwerfen,  sondern  auch 
ausgesuchtere  strafen  im  wafser,  wie  in  Sachsen  das  sacken, 
zum  iheil  sehr  lange  fort  beslandeii.  dafs  luin  das  an  sich 
wahrscheinliche  bei  ihnen  wirklich  vorhanden  vvai",  dafür  wird 
sich  das  folgende  geltend  machen  lafsen. 

Zunächst  bietet  sich    die    auffallende    sjirachliche  erschei- 
nung    dar,    dals    wie    von    dem    nanien   des    nt)rdis('lHMi    straf- 
flufses  Slipr  ein  altes  sehr  bald    aufgegebenes    beiwort  .v///>/-, 
Z.    P.   D.  A.    IX.  12 


178  DIE  DEUTSCHE  WASSERHOLLE. 

slipj'itg,  sliprloga  für  schauerlich,  gräfslich  oder  höllisch  ent- 
stand, so  im  gothischen  und  in  den  sächsischen  dialecten  früh 
untergegangene  adjectiva  desselben  Stamms,  nur  ohne  die  ab- 
leitung  mit  R,  vorhanden  sind,  welche  keinen  weiteren  sprofs 
der  Wurzel  neben  sich  haben  woraus  sie  könnten  erklärt 
werden,  welche  aber  an  derselben  übertragenen  bedeutung 
llieil  haben:  das  goth.  sia/p/s,  das  ags.  sliße  und  sHpen,  das 
alts.  slfpi  (und  slidi)  lalsen  auf  einen  Slipi  goth.  SIeips 
in  der  unterweit  schliefsen,  wie  slip?'  und  s/ipjf^ng-  auf  Slipr, 
wie  ovvyiQog  auf  2tv'^  hinweist.  *)  der  gleiche  gebrauch 
jener  adjectiva  für  das  schauerliche  und  grausige  kann  nicht 
verkannt  werden:  wie  die  ausführungen  der  räche  am  eignen 
fleisch  und  blut  in  der  Edda  hefndir  slifirar  ok  särar  heifsen, 
so  sind  von  Ulphilas  die  schauervollen  jähre  der  letzten  Zei- 
ten sleidjai  2  Tim.  3,  1  genannt,  und  wird  von  Cynevulf  an 
des  heilands  tödtung  erinnert  mit  nn  pa  slipan  tid  El.  856, 
und  an  den  ersten  Ursprung  des  bösen  und  des  Übels  mit  on 
pa  slipnan  tid  Cod.  Ex.  161,  27;  Avie  im  nordischen  ein 
grausiger  mörderischer  kämpf  senna  slip)7ifengligüst  hiefs,  so 
ist  das  sverdbealo  sUpjen  B.  2287  und  gedenkt  man  slidra 
geslyhta  4791;  sUprra  säcce  C.  Ex.  384,  14;  so  ist  der 
mörderische  Herodes  slidmöd,  slidwwdi  im  Heliand ;  wie  im 
altnordischen  der  eher  als  s/ipri^gta//m  erschien,  so  den  Angel- 
sachsen als  slipherde  deor  C.  Ex.  344,  22.  einmal  steht 
es  im  gotliischen  auch  als  beschreibung  der  dämonischen 
Matth.   8,  28  für  gefährlich. 

Ebenfalls  gleich  ist  das  frühe  erlöschen  des  Wortes,  wo 
es  das  iiöllisch  grausende  bedeutete  und  somit  heidnischen 
geruch  hatte,  im  altnordischen  habe  ich  es  aufser  der  altern 
Edda  nur  in  der  stelle  eines  ungenannten  alten  Skalden  siglur 
sUprdükadar  Sn.  E.  161  und  bei  dem  noch  im  heidenlhum 
gebildeten  Thiodolf  von  Hvin  gefunden,  der  Haustl.  2,  6  vom 
riesen  sagt,  er  habe  slidrloga  geschlungen;  spätere  dichter 
und  die  gesammte  prosa  brauciien  es  so  wenig  —  ein  com- 
positum sliprluigar  hat  noch  Arnor  um  1046  einmal  Sn.  E. 
95  —  dafs  es  liiörn  Halderson  nicht  einmal  in  sein  lexicon 
aufnahm,      früher    abslract  geworden   war  es   im   gothischeu, 

*)  im  hoclid.  wäre  sUdi  zu  erwarten  gewesen  ,  ein  slithic  fiodet 
sieb  Dur  noch  in  flössen,  den  reiclieabachischen  und  keronischen. 


DIE  DEUTSCHE  WASSERHOLLE.  179 

wo  auch  ein  Substantiv  und  ein  verbum  daraus  entstand,  alles 
für  Ulphilas  unanstöfsig.  die  Angelsachsen,  soweit  ich  sehe, 
haben  es  nur  bis  ins  8e  Jahrhundert;  es  findet  sich  aulser 
dem  Beov.  nur  im  Exeterbuch,  besonders  bei  Cynevulf,  und 
im  alliterierenden  theil  der  psalmen,  der  weit  älter  ist  als 
der  prosaische,  und  einmal  im  Cädmon*);  dagejjen  bei  Alfred 
nicht  mehr,  noch  weniger  bei  Alfric.  im  alts.  ist  es  nur 
noch  im  9n  Jahrhundert  nachweislich.  der  verfafser  des 
Heliand  gebraucht  das  wort  nur  von  bestimmten  besonders 
strafwürdigen  Sinnesarten  und  handlungen,  namentlich  von 
mordlust;  den  kindermörder  Herodes  nennt  er  stets  sUduiir- 
dcan  ku7iing  16,  20,  oder  slidmöd  19,  7.  21,  13.  ebenso 
die  Juden,  die  nach  des  herren  blut  dürsten  113,  8.  130,  10. 
136,  17.  169,  22,  ihre  herzen  sind  slipi  hugi  169,  10;  am 
tage  des  weltgericiits  wird  jeder  gern  menes  tomig,  slidero 
sacono  80,  7  sein  wollen,  mit  men  aber  steht  sonst  mord- 
werk 82,  24  zusammen;  den  stein  gegen  die  ehebrecherin 
soll  aufheben  wer  von  ihren  ankliigern  äno  slidearo  sundeon 
ist  118,  15.  in  keinem  dialect  gibt  es  ein  gleichstammiges 
verbum  daneben,  womit  auf  eine  sinnliche  bedeutung  zu  kom- 
men wäre,  das  ags.  slidan,  släd ,  slideti ,  was  wie  das 
engl,  to  slide,  schnell  gleiten,  entgleiten,  fallen  bedeutet 
hat,  niufs  fern  gehalten  werden,  so  passend  es  auch  für  einen 
flufsnamen  wäre,  da  bei  aller  Schwankung  des  inlautenden  J» 
in  d  ,  doch  im  n.  pr.  und  adjcctiv  die  Schreibung  mit  {)  die 
herschende  ist.  es  kommt  auch  hier  nur  darauf  an,  das  Ver- 
hältnis der  beiden  zu  bestimmen,  nun  ist  nicht  anzunehmen, 
dafs  der  flufs  Slipr  von  dem  angeführten  adj.  der  grausame 
gräfsliche  benannt  worden  ;  solche  abstracte  benennung  wäre 
gegen  alle  analogie  ebensowohl  der  unterirdischen  als  der 
oberweltlichen  flufsnamen,  die  vielmehr  eine  sinnliche  eigen- 
schaft  des  flufses  oder  das  fliefscn,  gehen,  rinnen,  wallen, 
rauschen  selbst  bezeichnen;  man  hat  nur  die  wähl  eine  bei- 
den als  unabhängigen  ableitungen  gemeinsame  sinnliche  grund- 
bedeutung  anzunehmen ,  wozu  man  durchaus  keinen  anhält 
hat,  oder  zu  gestehen,  die  abslracten  bedeutungen  sind  von 
der  untcrwelilichcn  örilichkeit  entsprungen,  wie  Gtvyf^onQ, 
stygius  und  unser  als  adv.  schon  nur  steigernd  gewordenes 
')  eine  zusammenslcllung  in  Boulerncks  glossar  s.  250. 

12* 


180  DIE  DEUTSCHE  WASSERHOLLE. 

höllisch,  und  wie  auf  sehr  vielen  punclen  innerlialb  des  ger- 
manischen appcllalive  bedeutiingen  aus  mythischen  eigen- 
namen  hervorgegangen  sind,  der  name  Slipr  selbst  enthält 
wohl  zwei  mittel  der  ableilung,  so  dal's  nur  sli  aus  slihn?i 
oder  slicnn  wurzelliaft  ist;  in  diesem  fall  ist  ahd.  sleo,  sle- 
wcs  ags.  slär  nord.  sliär  (hmgsam,  stumpf)  zur  erklärung  zu 
ziehen,  denn  dafs  dies  wort,  was  goth.  slaivs  heifsen  würde, 
auch  auf  stumpfen  langsamen  flufs  übertragen  wurde,  beweist 
sli-in  (schleim):  schwerlich  hat  es  wirklich  ein  nord.  sächs. 
filifian ,  sh-if)  gegeben;  dafür  liefse  sich  sicher  nicht  das  nord. 
sliitra  ( langsarakeit,  trägheit*)  anführen:  von  dortlier  aber 
gelangt  man  zu  einer  grundanschauung  die  vortrefflich  zu  der 
arl  des  sumpfigen  schlammigen  langsam  fliefsenden  mylhi- 
sihen  flufses  stimmt,  nicht  aber  zu  den  abstracten  bedeutun- 
gen  gräfslich,  grauenhaft,  mörderisch,  schädlich,  strafe.**) 
ob  sich  nicht  irgendwo  noch  ein  flufs  oder  eine  an  einem 
wafser  gelegene  Stadt  mit  dem  namen  jenes  dunkeln  Walsers 
der  unterweit  finden  sollte?  kann  das  durch  den  geschicht- 
schreiber  Sleidauus  berühmte  Schieiden  an  der  Oleff  in  der 
Eifel  verglichen  werden  ?  die  Schlei  bei  Schleswig  hiefs  sonst 
Slia;  die  bedeutung  ist  mir  unbekannt,  wenigstens  in  der 
Wurzel  verwandt  mit  Sli-par  scheint  das  in  ags.  Urkunden 
nicht  seltene  sloh  für  lache,  Schlund  oder  sumpf,  entsprechend 
dem  heutigen  slovgh  z.  b.  pät  füle  sloh  Dipl.  ni,  406  auch 
382.  genug  jener  flufsname  ist  ohne  sinnlicher  anschauung 
zu  erklären ,  und  sein  Vorhandensein  auch  stets  da  wahr- 
scheinlich wo  das  abstracterc  adjectiv  war. 

Dazu   kommen    nun   bilder  und  ausdrücke  in  nordsächsi- 
schen alten  schriften,  welche  an  den  eddischen  strafflufs  zum 

')  dieses  ist,  wie  B.  Halderson  riclitig  angiebt,  die  gewöhnlicLe 
abweichung  für  slinnra  {ulinthra  ;  sliiini  ist  ein  träger;  slindiiilegr  wie 
slid/iriifegr  steht  für  langsam  ,  trag.  --  ein  andres  im  nord.  sehr  ge- 
wöhnliches wort  slidluir  f.  pl.  scheide,  mit  den  zusstzgen  slidhra- 
v'öndr  sli'dhrlogi  der  scheide  flamme  Kräk.  12  sli'dhra  fhoin  eb.  7  kann 
nicht  hierher  gezogen  werden  ;  der  pl.  weist  auf  die  in  der  scheide 
verbundenen  zwei  slücke  hin  ,  und  bedeutet  auch  streifen  ,  blätter, 
platten,  also  das  geglättete  stück,  sei  es  leder  oder  metall,  gehört  ."-o- 
mit  zu  sli'dan  gleiten. 

**)  eine  ableilung  des  sl/d/ie  aus  dem  indischen  s.  bei  ßouferwek 
H.  a.  o. 


DIE  DEUTSCHE  WASSERHÖLLE.  181 

llieil  hell  und  deutlich  erinnern  ,  und  deren  zeugnis  man  bei 
dem  lungern  haften  heidnischer  erinncrungen  im  norden  nicht 
brechen  kann  durch  den  einwand  dals  sie  aus  christlichen 
Jahrhunderten  sind,  niedergeschrieben  von  Christen. 

Das  merkwürdigste  Zeugnis  ist  die  visio  Godeschalci  in 
Leibnitz  Script,  reruni  Brunsvic. ,  welche  ich  hier,  um  ihr 
gewicht  aufzuweisen,  so  weit  vorführe  als  sie  Leibnitz  aus 
seiner  handschrift  ausgezogen  hat;  es  ist  zu  bedauern  dals 
er  meist  nur  überschrillen  der  einzelnen  abschnitte,  nicht  die 
ganze  ausfiihrung  gegeben  hat.  als  Heinrich  der  löwe  nach 
kurzem  aufenthalt  in  England  1188  aus  seiner  Verbannung 
zurückkehrte  um  das  nördliche  Sachsen  wieder  einzunehmen, 
und  die  bewohner  Holsteins  aufgefordert  wurden  ihm  beizu- 
slehn ,  kam  gezwungen  auch  Godskalk,  ein  bauer  aus  Hor- 
chen ,  eine  meile  von  Neuniünstcr,  angewiesen  zu  arbeiten 
bei  der  belagerung  des  schlofses  Segeberg,  er  wurde  krank 
und  gerieth  in  einen  fünf  tage  anhaltenden  ekstatischen  zu- 
stand, während  dessen  er  seinen  leib  für  todt  erklärte,  nur 
seine  seele  lebe  und  schaue  übersinnliche  dinge,  das  gesiebt 
stellt  gute  und  böse  auf  einer  Wanderung  dar,  bei  der  die 
letzten  besonders  viererlei  strafleiden  treffen  bis  sie  zu  den 
feuerstrafen  gelangen,  die  erste  anschauung  Godskalks  ist 
eine  linde  voll  schuhe ,  für  die  welche  durch  das  verderben 
unverletzt  hindurch  gehen  sollen ,  ein  engel  auf  der  linde 
tiieilt  sie  aus  (c.  3).  er  selbst  mufs  mit  hundert  und  zwanzig 
andern  den  ersten  strafort  durchwandern,  eine  gegend  voll 
dornen  und  disteln,  die  seine  blofsen  fiifse  ganz  durchstechen 
(c.  7),  ein  engel  geht  zur  linde  und  bringt  ihm  schuhe  (c.  8), 
dann  eine  collatio  iuslorum  et  miserorum  (c.  9),  hierauf  folgt 
c.  10  de  poena  aquac,  et  dujdici  periculo  eins,  ßumus  evdX., 
JVvrois  aciebus  repletus ,  quem  transiie  oportebal;  c.  II  de 
consolatione  et  ratione  consolationis  iustorum.  ligna  natantia 
sponle  ad  litus  appulsa  eos  recipicbant,  alque  inter  eos  Go- 
descalcum ;  c.  12  de  pocna  iniquorum.  hos  Humen  transi- 
luros  acies  illae  conscindebant  et  carne  [»rivabant;  c.  13  de 
reslauratione  et  separatione  punitorum  et  de  processione  par- 
lis  utriusque;  c.  14  de  trivio  c.  15  de  poena  aeris  foetidi 
et  baratro  viae  ad  sinistram  ;  c.  1(5  de  via  dextra  ad  collem 
elevala ;    c.  20  de   poena  ignis :    hier  nun  brennt  den  dieben 


182  DIE  DEUTSCHE  WASSERHOLLE. 

die  liaiic],  den  schwelgern  der  bauch,  einigen  der  ganze  leib, 
ganz  nach  der  sonstigen  ausraahlung  der  höllischen  feuer- 
strafen, aufgezeichnet  ist  das  zwar  von  einem  geistlichen, 
dem  pfarrer  von  Neumünster,  der  Godskalk  1190  vernahm, 
da  dieser  in  seine  parochie  gehörte,  doch  wird  niemand  im 
ernst  behaupten  ,  der  pfarrer  habe  die  wafserstrafen  aus  der 
Edda  Saemunds  (f  1133)  erst  hineingetragen,  oder  gar  dafs 
der  kränkliche  bauer  seine  anschauungen  aus  früher  gelese- 
nen büchern  und  zwar  aus  bekanntschaft  mit  den  gegenwär- 
tigen schriftlichen  eddaliedern  erhalten  habe ,  die  bis  ins 
16e  jahrh.  niemand  gekannt  hat.  das  volksmäfsige  der  Vi- 
sion, bei  welcher  sich  offenbar  christliche  und  heidnische  an- 
schauungen und  erinnerungen  gemischt  haben,  springt  in  die 
äugen,  die  Wanderung  fängt  von  der  linde  an ;  die  linde, 
die  dornige  distelheide,  das  waten  durch  den  flufs,  die  sich 
selbst  nach  dem  ufer  lenkenden  flölse,  der  kreuzweg  endlich, 
wo  gut  und  bös  auseinandergeht,  das  sind  echt  deutsche 
züge ,  durchaus  nicht  der  christlichen  Überlieferung  ange- 
schlofsene ;  die  schuhe  für  die  Wanderschaft  nach  den  unter- 
welllicheu  gegendeu  erinnern  an  den  todtenschuii  {helskö) 
womit  die  Nordländer  den  abgeschiedenen  versahen,  der  flufs 
endlich  mit  den  eisernen  spitseri  oder  Schwertern  (acies), 
welche  den  bösen,  die  ilin  durchwaten  raüfsen,  den  leib  zer- 
fleischen ,  gleicht  völlig  dem  Sli[)r,  der  nach  dem  Kopenh. 
cod.  der  Vol.  33  saiirom.  ok  sveräom  flols,  wofür  der  Stock- 
holmer die  unmythische  verflachung  giebt  sain'om  ok  si'er- 
dum,  mit  rasenstücken.  schon  Finn  JMagnusen  hat  richtig 
den  slrafllufs  Indiens  der  mit  schmutz  und  schwerlern  fliefsl, 
im  lex.  mythol.  verglichen;  der  nordische  ziig  von  dem  stin- 
kenden kolh  des  Walsers  ist  in  unsrer  darslellung  nur  ver- 
sprengt in  die  poena  aeris  foelidi,  und  diesen  höUengeruch 
der  inl'ernalen  mächle  kennen  unsere  volkssagen  noch  voll- 
kommen. 

Waren  nun  sitlche  vorslellunjren  von  wafserstrafen  der 
Unterwelt  dem  nordsärlisichen  volke  noch  neben  den  christ- 
lichen gangbar,  so  darf  man  hier  auch  erinnerungen  daran  in 
ausdrücken  annehmen  die  zunächst  eine  andere  anwendung 
haben,  solche  linde  ich  bei  dem  unter  allen  bibeldichtern 
am  meisten  in  volksmäfsiger  darslellung  sich  hallenden  dichter 


DIE  DEUTSCHE  WASSERHOLLE.  183 

des  Heljand;  er  hat  nicht  nur  feuerstrafe,  sondern  auch 
wafserslrafe  in  alliterierenden  zum  theil  sehr  alten  Ibrnieln. 
so  in  dem  von  Noahs  flut  gebrauchten  ausdruck  ina  ncrida 
g'od  .  .  will  pes  ßudes  fann  133,  9,  ein  wort  das  sonst  nur 
von  der  höllenstrafe  vorkommt:  y>/;Y/  kiosan  an  fiures  farm 
75,  10.  wie  diese  nun  herschend  hclliwitl  oder  einlach  xviti 
heilst,  so  findet  sich  auch  umteres  uiiti  und  zwar  in  einer 
stelle  wo  man  nicht  wie  bei  der  flut  eine  christliche  straf- 
vorstellung  darin  finden  kann :  Petrus  der  auf  den  wellen 
gehen  soll,  gerufen  vom  lierrn ,  fürchtet  das  wafser,  tho 
sprac  imu  en  pero  manno  angegin  obar  bord  scipes ,  bar- 
wirdf'g  gmno,  Petrus  pe  gudo,  ni  weide  pine  poloji  uuatares 
uuiti:  cf  pu  it  waldaiid  is  .  .  .  90,  man  darf  in  solchen  alli- 
terierenden formein  um  so  wahrscheinlicher  reste  von  heid- 
nischen erinnerungen  sehen,  da  im  Heljand  bei  Schilderung 
der  unterweit  noch  mehr  des  alten  begegnet,  namentlich  die 
düstern  thäler  65,  9,  das  tiefe  thal  des  todes  157,  22  im 
vergleich  mit  den  neun  nachte  zeit  kostenden  dunkeln  und 
tiefen  ihälern  durch  die  Ilermodr  zur  unterweit  reitet  nach 
Snorras  edda ,  und  die  zorngesinnungen  die  die  bösen  da 
mil  zahnen  beifsen ,  thar  sie  iro  tarn  manag  tandon  bilad 
65,  10,  wobei  die  eddischen  schreckbilder ,  nidhöggr  und 
wolf,  noch  nicht  ganz  der  sinnlichen  lebendigkeit  entkleidet, 
ins  innere  versetzt  sind. 

Man  sieht  leicht  wie,  nachdem  die  unterweit  ganz  zu 
einem  strafort  geworden  war,  in  der  christlichen  anschauung 
von  der  eigentlichen  höllc  kein  räum  mehr  für  einen  unter- 
irdischen flufs  bleiben  konnte,  da  dem  höllischen  feuer  kein 
tropfen  beiwohnen  durfte  (Mallh.  16,  24);  daher  rückte  das 
waiser  entweder  in  eine  vorhölle ,  \\ic  in  Godskalks  vision, 
oder,  das  kommt  auch  vor,  es  wird  n;»mentlicli  ein  trübes, 
vielleicht  übel  dunstendes  wafser,  wie  es  in  höhlen,  wäldern 
und  moorländern  nicht  selten  ist,  als  eingang  zur  unterweit 
(feuerhölle)  vorgestellt;  auch  in  solchen  fallen  darf  man  forl- 
\\iikendes  heidentlmm  annehmen.  von  belegen  dazu  sind 
mir  nächst  einer  italienischen  sage  auch  einige  isländische, 
englische  und  deutsche  zur  band,  bei  Putcoli  ist  ein  see 
mit  dunkelm  verderblichem  wafser.  ein  bischof  Johannes  von 
Puleoli,  so  erzählt  Gervasius  Tilberiensis  in  seinen  Olia  im- 


184  DIE  DEUTSCHE  WASSERHOLLE. 

perialia*),  hörte  einst  in  der  gegend  viele  klägliche  stimmen ; 
er  machte  das  wafser  durch  darauf  ausgegofsenes  feines  öl 
ganz  durchsichtig,  da  sah  er  unter  dem  wafser  eherne  thore 
und  riegel  und  erkannte  daran  die  pforten  der  unterweit.  — 
eine  aus  dem  ersten  christlichen  Jahrhundert  Islands  herriih^ 
rende  sage  erzählt  dafs  in  der  Brianschlacht  1014  ein  schon 
zweimal  seiner  sünden  wegen  in  Rom  gewesner  gefolgsmann 
des  orkadischen  jarls,  Hrafn  der  rolhe,  in  einen  ßufs  gedrängt 
wird,  der  übrigens  nicht  näher  beschrieben  wird;  da  schien  er 
sich  die  höllischen  quälen  {hclwitis  kvalar  inidri)  in  der  tiefe 
zu  sehen  und  wie  die  teufel  ihn  zu  sich  reifsen  wollten;  er  ruft 
den  h.  Petrus  an,  gelobt  eine  dritte  romfahrt  und  kommt 
glücklich  hinüber,  so  die  Nialsaga  c.  148,  die  im  anlang 
des  12n  jh.  aufgezeichnet  ist.  an  der  südlichen  seile  des 
jetzt  erloschenen  und  sehr  eingesunknen  vulkanischen  Krabla 
in  der  nähe  von  Myvatn,  so  erzählt  Eggert  Olafson**),  lie- 
gen zwei  stinkende  seen,  die  ihn  nicht  unbekannt  werden 
lafsen ;  diese  seen  nennt  man  inte,  abgekürzt  aus  helvite, 
welches  die  hölle  bedeutet,  woran  ohne  zv.eifel  ein  alter 
aberglaube  schuld  ist. 

Viel  trugen  sich  mit  visionen  vom  fcgefeuer  oder  viel- 
mehr vom  reinigungsort ,  denn  nicht  allemal  ist  nur  feuer 
darin,  und  von  der  hölle  die  Angelsachsen,  in  den  schon 
von  Beda  erzählten  gesiebten  des  than  Drihthelm ,  der  nach 
seiner  im  Scheintod  empfangenen  Offenbarung  ins  kloster 
Mailros  gieng,  hat  der  vororl  'n\  einem  breiten  tiefen  thale' 
feuer  zur  einen  und  hagel  und  kälte  zur  andern  seite ,  die 
feuerkugeln  aus  der  hölle  selbst  steigen  wie  aus  einem  tiefen 
brunnen  auf.  —  sichtbar  für  alle  sich  ernstlich  vorbereiten- 
den zu  sehen  war  dergleichen  iti  dem  sogenannten  purgato- 
rium  sancti  Patricii  in  Irland;  den  namen  und  den  bericht  dar- 
über gebe  ich  aus  llanulph  Higden'**).  auf  einer  der  bei- 
den inseln  des  sees  Ultonia  in  Irland ,  die  den  anlaufen  des 
teufeis  ausgesetzt  ist,  ist  ein    wafser  worin    schon  verschie- 

*)  Lcibnilz  stri|)l.    1,   '.166.    er  spricht  vom  Averner  see,  wo  schon 
nach  Virgil    unterweit   war.      über    die    mehrfachen    Acheron    auf   der 
Oberwelt  handelt  Nilzsch  zu  Od.  x,  511,  vergi.  v,  184. 
**)  Keise  in   Island.     liop.  u.   t^eipz.    177."».    2,  58. 
***)  Bei  Gale  Script.   1,    183. 


DIE  DEUTSCHE  WASSERHOLLE.  185 

(lene  die  anlange  der  liöllenstraf'cii  gesehn  und  empfunden  ha- 
ben, es  ist  ein  runder  trüber  dunkler  teich,  der  bald  mit 
einer  mauer  eingetalst  und  von  den  räunilichkeiten  eines 
klaslers  umgeben  wurde,  'wenn  jemand'  fährt  der  clironist 
fort  'die  quälen  als  aufgeleckte  hülse  ausliält,  wird  er,  auch 
wenn  er  zuletzt  unbufsferlig  ist,  die  höllenstrafen  nicht  zu 
leiden  baben.'  merkwürdig  noch  ist  die  vision  eines  Solda- 
ten von  der  Patrikhöhle  bei  Maltheus  Parisiensis  s.  84  fl". 
er  sah ,  und  zwar  unter  den  Vorstrafen ,  nach  den  feuer- 
qualen,  wobei  die  glieder  mit  eisernen  ,  feurigen  nageln  bis 
auf  die  erde  durchstochen  wurden  einen  kalten  und  slinken- 
den  flufs,  in  welchen  alle  und  mit  ihnen  der  soldal  geworfen 
und  von  teufein  untergetaucht  wurden,  dann  erst  die  flamme 
mit  Schwefelgeruch  die  aus  einem  brunnen  aufstieg  und  für 
den  eingang  der  liölle  erklart  wurde.  —  man  sieht,  wie  auch 
die  dunstigen  flüfse  und  seen,  die  man  in  grofsen  höhlen  an- 
trifft, zur  Vorstellung  unterweltlicher  strafwafser  führten,  eine 
anschauung  die  gewiss  der  heidnischen  zeit  nicht  ferner  lag 
als  der  christlichen. 

Aus  Deutschland  scheinen  derartige  halbheidnische  fest- 
haltungen des  Walsers  früher  verschwunden  zu  sein ;  doch 
lafsen  sie  sich  aus  namen  erschlief.sen.  ich  denke  an  den 
Muschioillensee ,  von  dem  Kuhn  erzählte*);  manche  seen 
mögen  dann  den  namen  leufelsce  geführt  haben ,  wie  der 
bairische,  dessen  Arnpekhs  chronicum  Boiariorum  gedenkt: 
die  verworfene  seele  Arnolds  des  hcrzogs  der  Noriker,  die 
937  von)  körper  schied  ,  zogen  die  leufel  in  einen  schilfsee 
nahe  beim  castrum  Schirense,  wo  die  leute  nachher  oft  heu- 
len hörten,  daher  der  lacus  Schirensis  allgemein  teufelsee 
hiefs**).  Ofhlo  aus  Freisingen,  der  1032  mouachus  Augieii- 
sis  ward,  und  1002  nach  Fulda  kam,  sah  in  geistiger  ent- 
zückung  sehr  viele  feuerbrunncn  furchtbare  flammen  aus- 
speiend ,  und  die  seelen  der  elenden  in  gestalt  schwarzer 
vögel  durch  die  flamme  llatlernd  und  heulend ,  dann  auch 
einen  ßu/'s  mit  Jeu  er  und  pcch,  worüber  ein  balken  als  eine 
arl  brücke  gelegt  war  zur  reinigung  der  nur  etwas  sündigen 

*)  Norddeutsche  sagen   und   lualiirliOM.    Lei|)Z.  1848.   s.  255.  5Ul. 
•*)   Pez  thes.   I.  1.   p.  III   ().  142. 


186  UNTERGEGANGENE  HS. 

Seelen*),  die  auschauungen  der  seelen  als  vögel  und  von 
der  schwippe  über  den  flufs ,  woran  offenbar  die  seelen  sich 
anhaltend,  im  feuer  hangend,  kürzere  gelindere  quälen  lei- 
den, sind  durchaus  volksniälsig ,  die  erslere  heidnisch;  der 
flufs  geht  nun  nach  christlicher  Vorstellung  mit  feuer,  kann 
aber  als  solcher  nicht  dem  einflufs  biblischer  ausdrücke  zu- 
geschrieben werden,  denn  einzig  in  der  apocalypse  gab  es  et- 
was ähnliches  ;  der  feurige  pfuhl,  wie  Luther  stets  hat,  heifst 
immer  '/.if-ivi]  tov  TivQÖg  apocal.  20,  10.  14.  15,  niemals  flufs. 
noch  bei  Barlholoraaeus  Ringwald  sagt  eine  seele  in  der  höUe, 
obwohl  nun  keine  spur  mehr  von  wafser  ist  'derhalben  ist  auch 
billig  ietz  was  seichter  in  verdamnis  sitz'  tr.  Eckh.  70.  viel- 
leicht  lafsen  sich  auch  die  Zusammensetzungen  unglückspjuhl, 
unglücksflufs,  ung'Iücksschlamm,  die  ich  bei  dem  Hamburger 
Brockes  häufig  gefunden  habe,  als  unbewuste  verdunkelte  reste 
der  erinnerung  vom  schlammigen  slrafflufs  in  der  deutschen 
Unterwelt  betrachten. 

Will  man  also  hier  wie  sonst  für  die  bei  uns  unter- 
gegangenen mythen  die  nachklänge  in  der  spräche  und  in  den 
einzelneu  zügen  der  sage  als  beweise  gelten  lafsen,  so  wird 
der  turbidus  hie  coefio  vastacjiie  vnragine  gurges  mit  den 
hier  daran  angeknüpften  anfangen  der  vergellungslehre  von 
den  nordischen  stammen  auch  auf  die  deutschen  zu  er- 
strecken sein. 

MARBURG.  DIETRICH. 

*)  Vlsiones  c.   19.     Pez  III,  II,  597. 


UNTERGEGANGENE  HS.  VON  W0LFRA3IS 
WILLEHALM. 

Durch  hr/i  geh.  archivar  Bnur  zu  Darmstadt ,  wel- 
cher mir  das  in  dem  gräf/iche/i  arcJu'oe  z-u  Erbaeh  im 
Odetiwalde  aufbewahrte,  aus  27  papierblätlern  in  kleinstem 
oclae  besiehende  erste  Copial-Buch  enthallend  Abschriften 
von  den  Stift-  und  Schenkungsbriefen  zur  Capellc  in  der 
Stadt  Erbaeh  gestiftet  von  Scheiick  l^^bcrhard  und  Designa- 
tion   der   ständigen  Gülten    und  Ziunfscn   d:  a:    1370    usque 


VON  WOLFRAMS  WILLEHALM.  187 

ad  aiiiios  14f^*)  freundlichst  zusandte  und  mich  auf  den 
t/?nsch/ag'  des  ivakrschei/i/ich  schon  im  ]5n  Jh.  gebunde- 
nen bächleins  aufmerksam  machte,  bin  ich  in  deti  stand  {ge- 
setzt, eine  schöne,  ohne  Zweifel  noch  aus  dem  \Zn  jh.  stam- 
mende,  bisher  iinhekannte  untergangene  pergamenths.  von 
IVolframs  JVillehalm  nachzuweisen,  jener  aus  einem  gröfse- 
ren  und  einem  kleineren  stücke  zusammengenähte ,  oben 
und  unten  eingebogene  Umschlag  niimlich  ist  ein  trauriger 
Überrest  derselben,  aus  diesem  ergiebt  sich  dafs  das  for- 
mal der  hs.  folio  loar  mit  breitem  unteni  und  seitenrande. 
jede  Seite  hatte  zwei  spalten  von  je  52  abgesetzten,  zwi- 
schen liiiien  gleichniäj'sig  und  zierlich  geschriebenen  ver- 
sen.  der  grofse  anfangsbuchstabe,  welcher  den  anfang 
einer  hauptablheilung  bezeichnen  soll**),  ist  roth,  aber 
ohne  erhebliche  Verzierung,  der  einer  unter  ab  theihing***) 
oder  eines  eigennamens  nur  roth  durchgestrichen,  was 
nun  unsern  Umschlag  im  besondern  betrifft,  so  besteht  der- 
selbe atis  einem  arg  verstümmelten  blatte  das  mit  250,  15 
bei  Lachmann  begann  und  mit  liil ^  12  schlofs.  die  hälfte 
dieses  blattes,  auf  welcher  die  erste  und  die  vierte  spalte 
stehn  ,  ist  bis  auf  die  untern  19  Zeilen  (251,  18  —  252,  6 
und  25G,  24 — 257,  12)  weggeschnitten,  das  gleiche  Jln- 
dbt  sich  bei  der  zweiten  hälfte  mit  der  zweiten  und.  drit- 
ten spalte,  von  welchen  die  verse  253,  10  —  28  und  255, 
2  —  20  geblieben  sind,  aber  aus  dem  oberen  abgejällnen 
theile  dieser  letzten  hälfte  war  das  erwähnte  angenähte 
kleinere  .stück  des  Umschlags  herausgeschnitten  und  so 
werden  durch  dieses  jene  zweite  und  dritte  spalte  bis  auf 
6  unter  der  scheere  des  buchhinders  verlorne  verse  (253, 
4 — 9  und  25^,  2G  —  255,  1)  ergänzt,  doch  ist  die  ergän- 
zung  nicht  vollständig  ^  denn  von  den  inwendig  auf  die- 
sem kleineren  stücke  stehndcn  versen  (252,7  —  253,  3) 
sind  durchweg  anfangsujorte  und  von  den  versen  auf  der 
auj'senseile  (253,  29  —  254,  25)  hie  und  da  die  endbuch- 
staben  weggeschnitten-];),     dazu  ist  bei  diesen  letzten  ver- 

*)  So  steht  auf  einer  spü(ern   äiißerufcn   blauen  decke. 
**)  252,  25.  255,  3.  257,  1. 
*•*)  253,  19. 

t)  253,28.  \[rcbel]         30   [iiebel]         25 i,  3  /a[r//]         S  cbla8[c«] 
22  \n[ter]         25  [toi] 


188  UNTERGEGANGENE  HS. 

se?i  vieles  abgeriehen  und  erloschen,  überhaupt  erscheint 
die  Schrift  auf  der  aufsenseite  des  ganzen  Umschlages, 
ivelche  253,  29  —  257,  12  mit  ausfiahme  der  loeggeschnit- 
tenen  ver^e  254,  26  —  255,  1  und  255,  21—257,  23  um- 
fafst,  dermafsen  abgerieben  da/s  namentlich  so  weit  das 
erwähnte  gröfsere  stück  reicht  (255,  2 — 20  und  256,  24 
—  257,  12)  aufser  mehreren  eingebogeiien  verszeilen  kaum 
noch  einige  ivorte  zu  lesen  sind*),  dies  vorausgeschickt 
lafse  ich  einen  genauen  ahdruck  des  bruchstücks  folgen 
und  bemerke  dafs  die  i  init  dem  strichlein  oben  über 
durch  i  bezeichnet  sind  und  auch  das  zweimal  vorko?n.- 
mende  i  (wibe  252,  19.  sit  253,  18)  sich  angegeben  ßndet. 
dann  habe  ich  verletzte  buchstaben  durch  cursivschrift  an- 
gedeutet und  über  diejenigen ,  welche  sich  nur  vermuten 
lafsen,  in  den  anmerkvnge?i  berichtet. 

GIESSEN.  WEIGAND. 

s.  1.  sp.  1. 
[251,18]  toir  wceren  vz  werdecheit  verlribu. 
het  ir  minen  svn  verchorn. 
[20]  da  mite  wsere  diz  laut  verlorn, 
vnde  Oransce  div  vesle. 
aller  bvrge  div  beste. 
d        von  stvrnie  manege  not. 
enpfiencb  wan  daz  iv  gebot, 
[25]  iw"er  triw°e  vn  iv  noch  gebivtel. 
daz  iw°er  pris   bedivtel. 
wes  sich   friwnt  ce  friwndin  sol  vsehu. 
des  mach  min  svn  der  markis  ieh'n. 
vnt  sine  mage  vber  al. 
ir  habt  den  totlichen  val. 
[252]  vnsers  chunnes  wol  ver  golden, 
ob  wir  nv  niht  gerne  woiden. 
dienen  nach  iw'erre  hvlde. 

*)  256  ,  30  iat  zum  (heil  i/?ilesbai'  durrli  das  später  darauf  ge- 
schriebene trort  Fuudattores ,  woruii/er  dann  cofi  derselben  hand 
Schenck  Eberbart  Elizabet 

•)  251,  18  wir]  nicht  mehr  zu  lesen,  die  obern  t heile  der  bnch- 
staben  sind  weggeschnitten.  23  d]  iv  hinter  d  vom  aufkleben  ei- 

nes blattes  völlig  erloschen. 


\  ON  WOLFRAMS  WILLEHALM.  189 

(llv  vnverchorn  scvlde. 
[5]  soll  immer  vnser  sin  vor  gole. 

wir  svln  mit  triwen  in  iwerm  geböte. 
s.  1.  sp.  2.  habe  wir  sinne. 

svn  (Ivrh  iwer  minne. 

ce  viende  brahle. 
[10]  riw'e  des  gedable. 

ramer  dvrh  Tybalt. 

wsce  chom  mit  dem  gewall. 

t'ch  div  hers  flvt  besaz. 

w^er  gvte  niht  vergaz. 
[15]  bt  der  minne  ir  reht  getan. 

7nmev  ellenthafte  man. 

Ions  scvleu  gedenchen. 

niht  ir  dienstes  wenchen. 

werder  wibe  minne  gern. 
[20]  ir  svlt  mich  des  gewern. 

ir  dvrch  den  dienest  min. 
vrch  ander  fvrsten  die  hie  sin. 

w°er  weinen  lazet. 

hercen  sorge  mazet. 
[25]  ?il  in  siner  hende  lach. 

i'negin  chvme  des  gepflach. 

z'ncniichez  hisscen. 

it  rede  begvnde  raisscen. 

besten  vater  sido  sprach. 

t  er  chantez  vngemach. 
[253]  wit  gemezzen  leit. 

o  /anch  vfi  ovch  so  breit. 

iv  heidenscalt  enplant. 


[10]  der  bede  gemachet  hat. 
den  krislen  vnt  den  beiden. 

252,  6    von    späterer    hand   etwas    tiefer   auf  dem  untern  runde 
noch  einmal,  aber  statt  triwen  'iruwen'  25-  über  ' nC   ein   rof/ier 

strich  als  rest  der  Verzierung,  welche  von  dem  grofsen  rot/ien  an- 
fangsbnchstaben  der  zeile  ausgieng.  30.  t]  fast  ganz  weggeschnit- 
ten und  nicht  mehr  lesbar. 


190  UNTERGEGANGENE  HS. 

ach  was  vliisle  in  beiden, 
an  mir  w°hs  bede  in  vnde  vns. 
svs  han  ich  herre  iwers  svns. 
[15]  en  kolten   .  vnt  der  wirde  sin. 
da^  iw^er  niage  vnt  di  min. 
zcni  /ode  ir  werdechlichez  lehn, 
hanl  ce  beder  sit  gegebn. 
Hoch  fvrsle  in  di  werdecheit  gedigen. 
[20]  wie  soll  ich  iamer  han  ver  swigen. 

swenne  ich  den  scehe  des  manlich  frvht. 
mit  also  ellenthafter  zvht. 
mit  vröden  was  ensprvugen. 
ich  chlage  den  sconen  ivngen. 
[25]  Vivianzen  d*  ce  vorderst  mvz. 
minen  sivfzebaren  grvz. 
immer  fvr  daz  lachen  han. 
waz  hat  der  bitter  tot  getan. 
s.2.sp.l.  an  dem  chlaren  svzen  chivscen  v 
andervt  man;/e  antlvzze  ^-in 
[254]     as  swa  sin  blich  er  seein 

dew  pris  trvc  er  vor  vz  al  eiw 

in  ff/anz  was  wol  der  ander  Pa 
*wa  sin  lip  vf  aliscanz  belach 
[5]  da  mo  en  ivngiv  svnnelin 

wahs         vz  sime  liebten  sein. 

wil  nv  nimmer  so  betagen 
eile  den       elen  chlag 

ander  d/  wir         n  verlorn 
[10]  iamers  erborn 

ich  herre  an        r  zvht 
de  vz  mime  hercen  vlvht 
niht  wi 
geniezeu  des  ^az 
[15]  Iriwe 

mir  d*  tot  am 

mage  min 

chlagendc  sin 

254,   5  —  24.   alles  in  den  vevszeilen  fehlende  abgerieben  und  er- 
loschen. 


VON  WOLFRAMS  WILLEHALM.  191 

des  töfes  nilil. 
[20]  doch  an  in  gibt 

rilen  bß/er 
isem  venster  mir  va 

?oeinende 
vn  der  ?«nier  de  vo»  tm 

[25]  waz  hoher  mage  vns  nam  der 

*  * 

s.  2.  sp,  1. 
[255,  2]  ehr  ir  lehn  gein  im  \kouJten. 

Minen  magen  di  der  lot  nani  zim 

der  kvnec  Pinel  von  Ahsim 


[256,24]  wingarten  .  böme  .  gesaetez  velt. 
al  die  wisen  vnt  di  beide, 
ors  vnde  ander  vih  div  beide 
al  den  bw°  vnz  an 
die  vögele  daz  w 
wolt  ich  der 
daz  het  er 
[257]  D 

21.  \>ater\  'ater'  undeutlich  durch  abreiben. 

255,  2.  V  kovflen\  aus  den  verbliebenen  untern  enden  der  bitcli- 
staben  vermutet.  5  —  10  abgerieben  und  nur  ivenigcs  noch  mit 
mühe  zu  lesen:  8.  ura  9.  sea  svii  13  cljaiiach  li.  an  im 
gescach  15.  N  .  .  patris  .  lO.  meiincsclicliez  17.  sein 
19.  gcsanl        20.  id  toten  vant 

256,  27 — 30.  das  an  den  verszeilen  fehlende  abgerieben  und  nicht 
mehr  zu  lesen. 

257,  1 — 12.  aufser  dem  D  alles  abgerieben  und  erloschen. 


192  THEGATHON. 


THEGATHON. 

Eine  zuerst  von  Wilkens  in  seiner  geschichte  von  Mün- 
ster, dann  von  Pertz  nion.  2,  377  herausgegebene  alte  nach- 
richt  von  einem  kämpfe  der  Franken  und  der  Sachsen  im 
3Iiinslerlande  im  j.  779  gedenkt  einer  silra  St/lhrri  quae 
fnit  thegathon  sacj^a.  das  anfangs  befremdende  thogathon 
ergab  sich  als  eutlehnl  aus  Macrobius  zum  soranium  Si:ipio- 
nis  1,2  —  suminum  et  principem  omniinn  deum,  qui  apuci 
Graecos  rccyad-öv  —  nuncupatur,  und  bei  dieser  erklarung 
ist  Jacob  Grimm  myth.  s.  61  geblieben,  'gewiss  eine  sehr 
unsichere  annähme'  nennt  sie  hr  W.  3Iiiller,  gesch.  und 
System  der  altd.  religion  s.  328,  und  meint  thi'gathon  auf 
eine  einfache  weise'  aus  dem  celtischen  zu  erläutern,  aber 
auch  hier  war  es  vom  übel  aufs  gerathewohl  ins  celtische  zu 
tappen,  jenes  halbgelehrte  thegathon  steht  nicht  einsam. 
Honorius  Augustodunensis  de  imagine  niundi  1  ,  123  super 
hunc  crate)\  in  quo  tagaton,  id  est  summus  deus ,  pastam 
miscuit,  de  qua  am'mas  feeit,  de  qua  adhuc  aniinae  le- 
thaeum  poculum  bibunt,  cum  corpora  intereunt.  H. 


ERKLARUNG. 

Irrthümlich  habe  ich  in  meiner  schrift  über  Freidank 
s.  22  eine  bemerkung  über  Helbling  herrn  professor  Moriz 
Haupt,  in  dessen  Zeitschrift  4,  246  sie  steht,  beigelegt:  sie 
ist  volles  eigeulhum  des  herrn  professors  Theodor  Georg 
von  Karajan. 

Berlin  im  märz  1851.  WILHEL31  GRIMM. 


CYNEVULFS  CRIST. 

Uuter  den  schätzen  des  Exeterbuchs,  durch  dessen  er- 
öffnung  der  hochverdiente  Thorpe  sich  weithin  ehre  und  von 
uns  den  lebhaftesten  dank  erworben  hat,  befinden  sich  zwei 
dichtungen  welche  den  nanien  Cynevulfs,  des  ruhmvollen  dich- 
ters  der  Elene,  tragen,  die  eine  ist  die  in  sieben  gesängen 
bearbeitete  legende  von  der  heiligen  Juliana,  die  andere,  de- 
ren wahrer  umfang  hier  gezeigt,  und  worauf  weiteres  ge- 
gründet werden  soll ,  ist  eine  Schilderung'  des  jüngsten  ge- 
richts,  in  deren  eingaug  der  dichter  sich  mit  ähnlichen  ruuen 
nennt  als  am  schlufs  der  Elene.  sie  ist  aber  nicht  eine 
dreitheilige ,  sie  erstreckt  sich  nicht  nach  des  herausgebers 
angäbe  nur  über  cod.  Exoniensis  s.  49,  1 — 66,  34,  sondern 
hat  acht  theile ,  wie  der  erste  blick  auf  den  inhalt  der  soge- 
nannten 'hymnen'  s.  49 — 103  lehrt,  ihr  gegenständ,  die 
handlungen  und  reden  bei  der  Wiederkunft  Christi  zum  ge- 
richt  und  der  Scheidung  der  unseligen  von  den  seligen ,  hat 
einen  langsamen  aber  stetigen  forlschritt  und  ist  nah  ver- 
wandt mit  der  darstellung  im  3Iuspilli,  nur  dafs  der  legende 
von  Henoch  und  Elias  noch  kein  eingang  verstattet  ist. 

Schon  nach  erkenntnis  dieses  Zusammenhangs  kann  es 
der  verehrte  Thorpe  jemand  nicht  verdenken,  der  dem  geist- 
lichen werk  mehr  werth  und  anziehungskraft  beiniifst  als  er 
ihm  und  den  vorhergehenden  stücken  zugestand,  indem  er 
sagte ,  er  möchte  die  ersten  hundert  seilen  alle  geopfert 
sehen ,  wenn  dadurch  hätte  ein  einziges  der  späterfolgenden 
weltlichen  gedichte  wie  '  the  ruin'  vollständig  erhalten  wer- 
den können,  die  richtige  darlegung  des  inhalts  soll  zeigen 
dafs,  wer  nur  poesie  an  geistlichen  Stoffen  für  möglich  hält, 
dem  epos  von  der  Wiederkunft  des  himmelskönigs  keinen  ge- 
ringeren dichterischen  werth  zuerkennen  kann  als  etwa  dem 
Muspilli ;  überaus  wichtig  ist  es  als  Zeugnis  für  Cynevulfs 
eigenscliaften  und  kräfte  und  als  Wegweiser  für  das  Verständ- 
nis des  im  codex  voransteheiiden. 

Z.   F.   D.   A.  IX.  13 


194  CYNEVULFS  CRIST. 

Auch  das  andere  was  man  für  selbständige  besondere 
loblieder  hielt,  von  s.  1 — 48,  reiht  sich  zusammen  zu  gröfse- 
ren  ganzen;  es  si/id  zwei  fortlaufe7ide  epische  gedieh te, 
deren  entwickelung  der  viel  leichleren  des  dritten  liedes  vom 
gericht  vorangehen  soll :  durch  das  alles  wird  sich  zeigen, 
die  drei  gröfseren  gedickte  stehen  in  einem  planm'dfsigcn 
zusammenhange  und  haben  einerlei  verfafser.  sehr  zu  be- 
klagen ist  dafs  der  handschrift  die  sieben  ersten  blätler  feh- 
len ,  so  dafs  das  erste  gedieht  nur  ein  bruchstiick  ist;  es  ist 
indessen,  da  es  vom  achten  bis  auf  das  vierzigste  blatt  reicht, 
in  der  ausgäbe  s.  1 — 27,  grofs  genug  um  seinen  gegenständ, 
zum  theil  auch  seine  anläge  festzustellen. 

Damit  aber  die  bisherigen  1 5  einzelnen  hymnen ,  deren 
Zusammengehörigkeit  ins  licht  gesetzt  werden  soll ,  leicht 
festzuhalten  seien,  wähle  ich  zahlen  dafür  welche  auf  Thor- 
pes  Überschriften  verweisen,  es  sind  danach  erhalten  fol- 
gende: I  to  Jesus  Christ,  II  to  the  virgin  Mary,  III  on 
ihe  nativity,  IV^  on  the  same,  V^  to  the  trinily,  VI  on  the 
uativity,  VII  on  the  nativity  and  ascension ,  VIII  on  the 
ascension  and  the  harrowing  of  hell,  IX  hymu  of  praise 
and  thanksgiving,  X  hymn  in  continuation  of  the  foregoing; 
XI  poems  on  the  day  of  judgement  1  —  3,  XII  on  Ihe  cru- 
cifixion ,  XIII  on  the  day  of  judgement,  1.  2;  XIV^  on  the 
crucifixion  elc,  XV  of  souls  after  death  etc.  1.  2.  —  zwei- 
mal ist  Zusammenhang  bereits  erkannt,  zwischen  VII  und 
VIII  und  zwischen  IX  und  X,  dagegen  scheint  man  die  un- 
ter XI  begriffenen  theile  für  nebeneinanderlaufende  gesänge  ge- 
halten zu  haben,  was  auch  Wanleys  ansieht  gewesen  sein 
mag,  der  sonst  richtiger  für  XI — XV^  dieselben  bezeichnun- 
gen  hat,  die  er  jedoch  auch  nr  VIII  sehr  ungehörig  gab.  im 
folgenden  soll  nun  zunächst  erwiesen  werden,  dafs  nr  I — VI 
die  ankunft  Christi  auf  erdeti ,  VII — X  seine  hinwie (fahrt, 
XI — XV  seine  Wiederkunft  zum  gericht  ausschliefslich  zum 
gegenständ  haben. 

1. 

Die  sechs  ersten  gesänge,  welche,  wie  eben  angedeutet, 
nur  die  forlsetzung  und  zwar  die  zweite  hälfte  eines  lehr- 
gedichts    über    die  j^churl   des    lieilandes   gewähren,    belreffcn 


CYNEVÜLFS  CRIST.  195 

von  nun  an  besonders  das  geheimnisvolle  und  den  segen  sei- 
nes eintrilts  in  die  meiiscliheit,  gemeinsam  ist  ihnen  äufser- 
lich  die  häufige  anrode  mit  eala,  wie  im  anfang  der  gesänge 
II  — VI,  so  in  ihrer  mille  s.  2,  12.  4,  9.  7,  20.  9,  5.  11,  24. 
14,  4.  22,  7.  dies  mag  verführt  haben  einzelne  lieder  an- 
zunehmen, deren  Überschriften  oft  nur  nach  den  erslen  wer- 
ten gemacht  sind ,  während  es  nur  zur  redeforui  gehört  und 
dadurch  hervorgerufen  ist  dafs  die  betrachtung  bald  sich  in 
gebet  auflöst,  bald,  wie  sonst  im  guten  epos ,  in  apostrophe 
und  in  dialogische  form  eingekleidet  wird,  zum  gründe  liegt 
diesem  rest  des  gedichls  epische  behandlung  von  Matlh.  1, 
18  —  23,  was  nach  dem  gedächlnis  mit  übergehung  des  trau- 
mes  Josephs  ausgeführt  und  durch  viele  auf  das  kommen 
Christi  bezügliche  bibelstellen  beleuchtet  wird,  dabei  bewegt 
sich  der  dichter  ganz  frei;  er  giebt  uns  nichtbiblische  ge- 
sp.'iiche  zwischen  Maria  und  den  bewohnern  Jerusalems,  er 
läfst  uns  nichtbiblische,  nach  rein  menschlichen  gefühlen  ent- 
stehende klagen  Josephs  gegen  Maria  und  erklärungen  Ma- 
rias an  Joseph  über  das  geheimnis  ihrer  empfängnis  verneh- 
men ,  worin  sie  vorträgt  was  nach  dem  evangelium  Joseph 
schon  durch  den  engel  erfuhr;  der  dichter  erweitert  einen 
biblischen  lobgesang  der  engel ,  er  fügt  einen  eignen  hinzu, 
so  dafs  man  den  schlufs  lyrisch  zu  nennen  hat.  das  unter- 
liegende epische  tritt  3,  13.  G,2l.  10,  7  und  von  11  an 
häufiger  hervor.  —  die  gemeinsame  beziehung  des  Inhalts 
aller  stücke  auf  die  ankunft  Christi  zeigt  schon  die  stets 
wiederkehrende  bitte ,  dafs  er  auch  ankommen  möge  in  den 
herzen,  dals  seine  hierherkunft  die  sehnsüchtigen  befriedige, 
die  reuigen  auch  jetzt  und  hier  begnadige:  nü  is päm  veorcc 
pearf,  [)(U  se  criiflgn  cume  (zum  ausbau  seines  verfallcnca 
hauses)  1,  21  ;  nu  is  pat  bearn  cijmen  5,  8  (I^  ;  hidcd,  pät 
pu  pä  beorhlan  us  sunnan  ofiscnde ,  and  pe  sylf  cymc  8, 
5 — 8  (II),  Imm  longc  liis  hijhlan  hidorcj/mc  9,  28  (III);  mi 
pu  sylfa  cum,  heoj'ones  heahcijning  10,  9  (II),  com  nu, 
sigori's  vcard  .  .  .  and  pine  miltse  her  drfäst  ijve  15,  29 
(III),  pu  pisno  middnngcnrd  milde  gehlissa  purh  piniie  her- 
cyme  IG,  8  (III);  help  pät pin  hidercyme  ajrejre  J'ea.sceafte 
23,  12  (IV);  cym  nu  hälepa  cyning  23,  22;  pu  gebiet sod 
leofa,   pe   in  dryhtnes   nomun    dugedum    cvome   26,   6  (V) 

13* 


196  CVNEVULFS  CRIST. 

vergl.  26,  21  (VI).  —  obwohl  die  einzelnen  tlieile  ihr  ende 
mehrmals  durch  eine  doxologie  bezeichnen,  so  folgt  doch  erst 
am  schluis  des  VI  jenes  Ame7i ,  womit  Cynevulf  auch  sonst 
den  abschlufs  gröfserer  gedichte  hervorhebt,  wie  in  Juliana 
und  in  Elene. 

Der  jetzige  inhalt  von  nr  1  ist:  ...  dem  könige.  du 
bist  der  bauslein  den  die  bauleute  verworfen  haben  (Matth. 
21,42);  dir  ziemt  dafs  du  der  halle  haupt  seist,  und  alle 
mauern  mit  festem  gefüge  verbindest  (Eph.  2,  20 — 22.4,  15  f.): 
offenbare  nun,  herr,  dein  eignes  werk  und  lafs  mauer  auf 
maucr  steigen.'  sehr  nöthig  sei  dafs  der  weise  Werkmeister 
komme  und  das  verfallne  haus  herstelle  (Am.  9,  11.  act. 
15,  16)  und  sein  armes  volk  aus  der  gewalt  der  feinde  er- 
rette (Luc.  1  ,  71).  er  selbst  möge  die  in  finsternis  sitzen- 
den (Luc.  1  ,  79)  und  der  heimal  beraubten  der  zulafsung 
seiner  herrlichkeit  werlh  machen,  jung  war  die  maid,  eine 
fleckenlose  Jungfrau,  die  er  sich  selbst  zur  mutter  erwählte, 
und  die  ohne  mannes  liebe  gebar;  ein  nie  erhörtes  geheim- 
nis,  verkündet  vom  propheten.  'o  heiliges  Jerusalem,  in  dei- 
nen Wohnungen  soll  befleckung  aufhören ,  soll  sünde  fluch 
und  streit  verschwinden:  schau  nun,  wie  der  himmels- 
könig  kommt,  seine  wohnung  in  dir  zu  nehmen;  er  kennt 
deine  yölhe.' 

Tu  nr  II  sprechen  zuerst,  wie  die  antwort  zeigt,  die  so 
eben  angeredeten  bewohner  Jerusalems  'Maria,  du  lieblichste 
der  frauen ,  erzähle  uns  das  geheimnis ,  wie  du  frucht  era- 
pöengst  zur  gehurt  und  doch  Vereinigung  mit  einem  manne 
nicht  kannlest.'  sprach  Maria  'wie  könnt  ihr  euch  so  ver- 
wundern? die  söhne  und  löchter  Jerusalems  fragen,  wie  ich 
die  jungfrauschaft  erhielt  und  doch  die  mutter  dem  söhne  des 
Schöpfers  ward,  weil  nicht  bekannt  den  menschen  das  ge- 
heimnis ist,  das  Christus  oll'enbarle  in  Davids  geschlecht,  dafs 
Evas  sünde  all  verwunden,  der  fluch  vernichtet,  und  das 
schwächere  geschlecht  verherrliclit  ist.'  darauf  Fährt  der  dich- 
ter mit  anrede  an  Christus  fort,  'der  du  jede  zeit  durch  dich 
selbst  erleuchtest  (Job.  1,  4.  9),  sende  uns  die  helle  sonne 
und  komm  selbst  uns  zu  erleuchten ;  nun  glauben  wir  an 
dich  als  das  worl  gotles  welches  im  anfang  bei  dem  vater 
war  .  .  .   (Joh.  1,  1 — 5.  14).     nun  wird  der  name  Emmanuel 


(n  NE  V  ULFS  CRIST.  197 

1111(1  (las  Vorbild  des  Melchisedek.  erklärt,  und  Cliristus  der 
lehrer  und  Gesetzgeber  genannt  auf  den  die  Hebräer  nacb 
verheifsungen  lange  hofften,  auch  die  in  banden  gefel'selten 
(frommen  erzväter)  hofften  nun  leichtes  mules  seine  an- 
kauft: der  dichter  legt  ihnen  ein  gebet  in  den  niund  dafs  der 
hohe  himmelskönig  auch  sie  in  der  Unterwelt  besuchen  und 
erlösen  wolle,  ehe  er  von  der  erde  scheide,  damit  schliefst 
dieser  vermeintlich  an  Maria  gerichtete  gesang. 

Vergleicht  man  nun  nr  II  mit  I ,  so  ist  erstlich  die  an- 
kniipfung  offenbar  zwischen  dem  ende  des  I  und  dem  an- 
fang  des  II  Stücks  durch  die  einführung  der  bewohner  Jeru- 
salems, sie  werfen  hier  die  frage  auf  warum  der  heiland 
nur  eine  irdische  mutter,  nicht  auch  einen  irdischen  vater 
solle  gehabt  haben ;  sie  werden  verwiesen  auf  gottes  beschlufs 
durch  dasselbe  geschlecht  heil  und  leben  zu  beginnen ,  durch 
welches  tod  und  verderben  begonnen  halle,  wie  Augustinus 
lehrte,  und  darauf  dafs  der  anfang  des  lebens  dessen  der 
alle  erleuchtete  nicht  in  die  zeit  falle  nach  Johannes,  dafs 
er  also  einen  irdischen  vater  nicht  haben  konnte,  weil  er 
schon  existierte  bei  seinem  himmlischen  vater.  im  ersten 
gesang  war  dies  vorbereitet  durch  die  erklärung  dafs  der 
söhn  goltes  nach  seinem  freien  willen  um  in  die  menschheit 
einzutreten  die  Jungfrau  sich  zur  mutter  gewählt  habe. 

Nach  dem  gespräch  zwischen  Maria  und  Joseph  im  an- 
fang von  nr  III,  'o  mein  Joseph,  du  willst  meine  liebe  ver- 
lal'sen?'  "ich  bin  tief  bekümmert  und  geschmäht  durch  das 
schmerzliche  gerücht  über  dich."  'was  klagst  du,  ich  habe 
kein  verbrechen  an  dir  gefunden,  und  du  sprichst  als  wärest 
du  geschmäht?"  "zu  viele  kränkungcn  habe  ich  über  diese 
empfängnis  erfahren ,  wie  kann  ich  meinen  feinden  antw  or- 
ten?" 'ich  sage  die  Wahrheit  bei  dem  heiland  der  seelen, 
ich  weifs  keines  mannes  gcmeinschaft,  der  engel  Gabriel 
sagte  mir  dafs  ich  den  söhn  gottes  gebären  sollte;  sein  tcm- 
pel  bin  ich  nun  geworden  ohne  fehl :  so  lafs  nun  deine 
schmerzen  und  dmke  dem  ewigen  dafs  du  sollst  sein  vater 
heifsen."  danach  schreitet  die  belrachtung  weiter  so  fort: 
o  du  könig  der  könige,  allmächtiger  Christ,  wie  warst  du 
vor  alier  wellen  scliaaren  gezeugt  vom  vater.  nienuuid  kann 
begreifen    wie  der   himnielswarl  im  anbeginn  dich  nalim  zum 


198  CYNEVÜLS  CRIST. 

soliiie.  im  anfang  als  goll  das  wort  sprach  Es  werde  licht, 
da  setzte  der  ewige  dals  du  sein  söhn  wärest  gleich  her- 
schend  mit  ihm  selbst;  du  bist  die  Weisheit  \>orait  der  all- 
mächtige alle  gcschöpfe  wirkte  (prov.  8 ,  22  — 31).  —  von 
hier  an  bis  zum  schlul's  folgen  bitten  um  sein  geistiges  gegen- 
wärtiges kommen:  darin  heilst  es  auch  'segne  durch  deine 
ankunft  diese  weit  und  heifs  die  lange  verschlolsen  gewesenen 
goldenen  thore  öffnen'  (Hehr.  9,  24.   12,  22  und  Ez.  44,  2). 

Klar  ist  nun  auch  die  beziehung  von  III  auf  II ;  beide 
abschnitte  gehn  in  der  beleuchtung  der  wunderbaren  geburt 
des  Sohnes  gottes  auf  Job.  1,  1  —  5  zurück,  um  gleiche  an- 
wendung  und  bitten  anzuknüpfen;  der  vorige  betraf  den  salz 
da^  wort  wurde  fleisch  ,  oder  das  muttergeschlecht  Christi, 
dieser  wendet  sich  nun  mehr  zu  dem  anfänglichen  sein  des 
Wortes  bei  und  in  golt,  oder,  wie  es  unser  gedieht  nennt, 
zu  dem  valergeschlecht  Christi. 

Nr  IV  hebt  der  dichter  selbst  wieder  an  'o  Maria, 
reinste  der  frauen ,  wie  mit  recht  nennen  dich  alle  rede- 
tragenden die  braut  des  himmelsherren,  und  sagen  und  singen 
alle  mannen  Christi,  dafs  du  die  königin  seist  über  alle  ge- 
schöpfe  im  himmel  und  auf  erden  und  im  abgrund ,  denn  al- 
lein du  brachtest  dein  magdthum  dem  schöpfer  ohne  sünde 
zum  Opfer,  weshalb  auch  der  siegesgeber  seinen  engel  sandte 
dir  zu  verkünden  dafs  du  den  söhn  des  herrn  gebären  und 
gleich  unbefleckt  immer  bleiben  solllest.  auch  haben  wir 
einen  propheten  in  alten  tagen ,  Jesaia ,  sagen  hören  dafs  er 
entrückt  in  die  ewige  heimat  einen  edlen  eingang,  ein  mit 
festen  riegeln  verschlofsenes  thor  schaute ,  wovon  ihm  ein 
engel  sagte,  einst  gehl  der  allmächlige  durch  dies  goldne  thor 
die  erde  zu  besuchen ,  und  dann  steht  es  ewig  so  wie  jetzt 
wieder  beschlofsen.  das  ist  nun  erfüllt,  du  (Maria)  bist  das 
maucrthor ,  golden  mit  tugenden  geziert,  durch  dich  gieng 
der  waltende  herr  und  verschlofs  dich  wieder,  nun  zeige 
uns  die  auszeichnung  die  dir  widerfuhr,  bitte  für  uns  mit 
kühnen  wortcn.'  —  auch  dieses  lied  schliefst  mit  einem  gebet 
an  den  vor  allen  geschöpfen  mit  dem  valcr  gleich wesenden 
söhn  ,  seinen  von  den  höllischen  geistern  mit  übelen  riemen 
gebundenen  knechten  zu  helfen. 

Hier  will  nicht  sogleich  ein  forlschritt  einleuchten :  denn 


CYNEVULFS  CRIST.  199 

du  der  gegenständ  der  rede  vorzugsweise  Maria  ist,  so  scheint 
das  ein  rückschrilt  zum  vorletzten  stoff.  vor  allem  aber  tritt 
sichtlich  die  einlieit  des  verfal'sers  mit  dem  von  I  —  III  in 
gleichen  Wendungen  und  ausdrücken  hervor:  pUt  pus  gyld- 
nnn  gatti  .  .  .  god  sylf  vilc  gaestes  rnägnc  gefähian  20,  19 
(IV),  wie  voldc  gefähian  foldan  mägdc ,  smjlce  grundas 
eac  gaestes  mägtie  sipe  gesecan  9,  33 —  10,  2  (II);  von 
den  fern  von  ihrer  heimat  irrenden  menschen  heilst  es  ve 
hveai'ßad  het'mlice  23,  21  (IV),  so  us,  pä  pe  heanlice  hveor- 
fan  sceoldan  to  pis  enge  londZ,  4  (I);  von  denselben  höre 
die  stimme  der  gefefselten,  häfla,  deiner  schuldknechle,  fiinra 
uiedpiova  22,  33  (IV^);  ebenso  früher,  bring  uns  das  heillebcn 
deinen  verignm  intopeovum,  wir  sind  häftas  hygegcomre 
10,  12.  18  (II);  du  allein  kannst  helfen  heifst  is  seo  bot  ge- 
lang eal  dt  pe  (inuin  23,  8  (IV)  wie  is  seo  bot  gelang  eal 
(il  pe  äniim  10,  15  (II);  dazu  kommt  das  gleiche  bild  pa 
gyldnan  gatu,  in  IV  auf  Maria  gedeutet,  in  III  16,  10 — 15 
auf  das  ihor  des  himmelreichs  oder  des  paradieses.  auch  bei 
Hieronymus  finden  sich  moralische  und  dogmalische  deulung 
desselben  neben  einander.  —  indessen  rührt  das  lied  nicht  nur 
von  dem  urheber  der  früheren  her,  es  gehört  auch  als  fort- 
setzung  dazu:  die  zurückwendung  zur  mutter  des  herrn  ist 
voibercitel  durch  die  äul'.serung  gegen  ende  von  nr  III,  uns 
ist  allen  noth  dafs  wir  dciin  multergeschlecht  recht  kennen 
lernen,  da  wir  dein  valcrgesclilccht  nicht  begreifen  können, 
15,  33  If.  der  dichter  giebt  jetzt  die  l'olgcrungcn  aus  dem 
bisherigen  für  die  hohe  würde  der  mutier  Christi,  die  noch 
nicht  im  dogma,  aber  in  der  liturgic,  dem  sagen  und  singen, 
gefeiert  war.  dafs  sie  wie  ein  reiner  lempel  war  als  goltes 
söhn  kam  in  ihr  zu  wohnen,  auch  nachdem  sie  seine  mutter 
geworden  war,  ein  unbelleckles  wesen  blieb,  dies  ist  im 
bilde  vom  goldnen  ihor,  wie  es  dem  zarten  dichter  zukam, 
angedeulel,  während  es  kirchenväter,  zumal  Scholastiker,  mit 
häfslichen  narklen  reden  der  Zergliederung  ausführten,  die 
dreifache  Jungfräulichkeit  Marias  nahmen  die  Angelsachsen 
durch  Gregor  von  Hieronymus  au  ;  die  deutung  des  goldnen 
ihors  auf  Maria  gab  schon  Ambrosius  in  der  schrifl  de  vir- 
ginilate  perpetua  s.  Mariae  oder  de  institulione  virginis, 
wollte  sich  Hieronymus  jedoch    nicht    aneignen,     die  weifsa- 


200  CYNEVULFS  CRIST. 

giing  findet  sich  übrigens  im  Ezechiel  44,  1 — 3,  nicht,  wie 
es  hier  heifsl,  bei  Jesaia;  sollte  sie  in  einer  mittelalterlichen 
geslalt  des  anabaticon  des  Jesaias  gestanden  haben,  oder  irrte 
das  gedächtnis  des  dichters?  Cynevulf  war,  wie  Elene  zeigt, 
erst  in  späteren  jähren  von  einem  weltlichen  zu  einem  geist- 
lichen dichter  geworden,  also  wohl  nicht  von  Jugend  auf  in 
geistlichen  schrit'ten  geschult. 

Nr  V  enthält  zuerst  den  gedanken  dafs  die  das  wesen 
des  dreicinigen  gottes  erschliefsende  ankunft  des  sohnes  ob 
ihrer  herrliclikeit  auch  von  den  edelsten  engein  des  himmels 
gepriesen  werde,  und  dann  ihr  darauf  bezügliches  loblied 
selbst,  welches  aus  dem  trishagion  Jes.  6,  3,  dem  gesang  in 
der  heiligen  nacht  Luc.  2,  14  und  der  begrüfsung  Matth.  21,9 
=  ps.  118,  26  gebildet  ist.  dies  singen  am  schlufs  des  klei- 
nen abschnitts  die  seraphim.  ähnlich  ist  von  Cynevulf  das 
trishagion  El.  750 — 753  als  gesang  der  seraphim  eingelegt. 

Das  kleine  stück  nr  VI,  welches  vielleicht  nicht  ge- 
trennt sein  sollte,  schliefst  mit  einer  hinlenkung  von  dem 
äufseren  auf  die  inneren  wunder  und  einer  aufforderung  aller 
zum  preis  dafür,  'o  was  ist  das  für  ein  wunderbarer  Wech- 
sel dafs  der  schöpfer  der  menschen  von  einem  weihe  unbe- 
flecktes fleisch  empfieng,  die  von  niannes  liebe  nichts  wüste ! 
aber  das  war  eine  gröfsere  machterweisung  als  alle  men- 
schen erdenken  können,  dafs  der  hohe  herr  des  himmels  des 
menschengeschlechtes  rettung  vollbrachte  durch  seiner  mutter 
leib  (durch  seine  menschwerdung) ,  und  wie  er  täglich  seine 
Vergebung  auslheilt.  das  ist  ein  hoher  rath  ,  den  alle  ver- 
ständige menschen  oft  und  innerlichst  preisen  sollen ,  was  er 
ihnen  selbst  in  seiner  heimat,  in  die  er  vorangieng,  vergel- 
ten will.' 

Dafs  sich  nr  V  und  VI  als  zweigliedriger  abschlufs  zu 
dem  bisherigen  ganzen  verhalte  ist  unverkennbar;  ebenso 
dafs,  indem  zuletzt  der  blick  auf  die  während  des  erdenlebens 
von  Christus  noch  nicht  betretene  heimat  hingerichtet  wird, 
das  folgende  gedieht  von  seiner  rückkehr  in  die  himmlische 
heimat,  von  der  aus  er  den  menschen  gaben  giebt,  vorbe- 
reitet wird. 


CYNEVÜLFS  CRIST.  201 

2. 

Vier  gesänge  VII — X  im  cod.  Ex.  s.  28  —  48  sind  der 
himnielfahrt  gewidmet,  sie  wird  zuerst  mit  dem  absciiied  von 
den  Jüngern  bis  zur  erscheinung  der  engel  beschrieben,  und 
dann  als  die  ankunft  des  siegreichen  beiden  und  als  fest  des 
triumphes  über  die  höile  im  himmel  geschildert,  der  dritte 
und  vierte  gesang  betrachtet  sie  als  die  Vollendung  des  heils 
und  als  den  Ursprung  aller  höberen  begabung  unter  den  men- 
schen, 'er  ist  aufgefahren  zur  höhe  und  hat  die  beute  ge- 
fangen geführet,  und  hat  den  menschen  gaben  gegeben.' 
dieser  aus  Ps.  86,  19  aufgenommene  spruch  Eph.  4,  8  hat 
offenbar  die  betrachtung  geleitet ,  in  welche  auch  andere 
für  weifsagung  der  himmelfahrt  gehaltene  stellen  des  A.  T. 
eingcHochten  sind. 

VII.  '  nun  betrachte  mit  fleifs ,  warum  die  engel  ?iicbt 
bei  der  gehurt  des  herrn ,  sondern  nur  bei  seiner  himmel- 
fahrt in  tveifsen  kleidern,  nach  der  schrift  erschienen^.  — 
diese  frage  dient  nur  zur  Überleitung  und  zur  Spannung,  es 
wird  nicht  sogleich,  sondern  erst  in  VIII  darauf  geantwortet, 
'weil  jene  ankunft  auf  erden  eine  ankunft  zur  niedrigkeit, 
diese  eine  zur  herrlichkeit  war.'  —  darauf  beginnt  der  dich- 
ter: nach  Bethanien  zu  folgten  seine  jünger,  die  treuen 
mannen,  ihrem  schatzgeber,  als  vierzig  tage  nach  der  auf- 
erstchung  erfüllt  waren,  da  tröstete  er  sie  mit  den  worten 
'freuet  euch  im  herzen,  ich  Avill  euch  nimmer  verlafscn' 
u.  s.  w.  Job.  16,  22  und  Matth.  28,  18—20.  da  entstand 
ein  gerausch  in  der  luft,  eine  schaar  engel  kam  glänzend  vom 
himmel ,  die  als  der  hcrr  aufstieg  einen  lobgesang  erhoben  ; 
ihrer  zwei  aber  standen  bei  den  jungem,  '  was  harret  ihr, 
galliläische  niänncr,  ihr  seht  nun  den  herrn  in  den  Jiimniol 
gehn  mit   dieser  cngelschaar  zu  seines  valers  cdelsluhl.' 

Vlil.  'wir  wollen  mit  solcher  gesellschaft  den  herrn  über 
des  himmels  höhen  zur  glänzenden  bürg  geleilen:'  offenbar 
nicht  Worte  des  dichlers  an  die  leser  (Thorpe),  sondern  wei- 
tere rede  der  beiden  engel  an  die  jünger,  denn  es  heilst  so- 
dann 'dieses  edelste  aller  siegkinder  wird  wiederkommen  auf 
die  erde  mit  grofser  schaar  um  alle  lliaten  zu  riclilen.'  act, 
I,  II.     nun   fährt    der    dichter    fort:    da   wurde  der  wart  der 


202  CYiNEVULFS  CRIST. 

Iierrlichkeit  in  wölken  aufgenommen,  in  den  liinimlischen  bür- 
gen aber  war  frcutJe  über  des  beiden  ankunl't,  der  sich  nun 
zur  rechten  des  valers  setzte,  darum  musten  weilsgekleidete 
engel  ihn  abholen ,  da  das  grösle  der  feste  gekommen  w  ar, 
denn  es  halle  der  heilige,  der  siegesfrohlockende,  die  hölle 
alles  tributs  beraubt,  ihre  kämpen  durften  sich  der  waffen 
nicht  riihinen,  seit  der  könig  der  ehre  gegen  sie  kämpf  er- 
hob und  die  gröste  beute  davontrug  (ps.  68,  19.  Eph.  4,  8), 
ein  zahllos  volk.  diese  beute  ist,  so  redet  nun  der  sänger 
seine  hörer  au,  eben  diese  schaar,  die  ihr  hier  vor  eucii 
seht  —  alle  erlösten  Christen  werden  ja  als  der  hölle  be- 
raubt angesehen  —  '  nun  geht  ihr  fröhlich  euern  freunden 
entgegen,  schliefset  die  thiiren  auf,  zu  euch  will  der  allwal- 
tende könig,  um  das  volk  dafs  er  den  teufein  enlriis,  mit 
nicht  geringerer  schaar  zur  höchsten  freude  zu  führen,  sein 
friedensbund  ist  nun  (mit  der  rückkehr  zum  vater)  zu  stände 
gebracht,  ein  heiliger  vertrag  der  liebe,  der  hoffnung  und 
lichter  freude.  nun  kann  jeder  mensch  auf  der  erde  wählen 
zwischen  hölle  und  liimmel,   leben  und  lod,  was  ihm  lieber  ist.' 

So  leicht  das  fortgehende  zwischen  VII  und  \U\  zu  sehen 
ist  —  die  Worte  der  engel  in  act.  1,  11  stehen  halb  noch 
dort,  halb  hier,  —  mit  so  grofsem  schein  sind  immer  IX  und 
X  als  selbständige  dauklieder  für  alle  gottesgabeu  betrachtet 
worden  :  es  sind  daher  die  stellen  fürs  äuge  hervorzuheben, 
welche  ihre  anknüpfung  darlegen. 

IX.  es  ist  würdig  und  recht  dafs  die  menschen  dem  her- 
ren  für  alle  seine  manigfaltigen  gaben  dank  sagen,  über  alles 
geziemt  es  aber  für  das  heil,  das  er  uns  zu  hoifen  gab,  da 
er  öei  seinem  aufsteigen  {ät  Ins  upstige)  den  nothstand,  den 
wir  eher  erduldeten,  abwendete  und  bei  seinem  vater  für  die 
menschenkinder  fürsprache  einlegte,  Hebr.  9,  24.  er  tilgte 
den  fluch  der  von  früh  auf  den  menschen  lastete,  gen.  3, 
17—19.  leicht  vollbrachte  dies  der  königssohn  für  uns,  als 
er  zur  heimat  der  engel  aufsteigen  wollte  (s.  38,  1  —  39,  22;. 
uns  kam  dieser  wille  zu  gut,  wovon  schon  Hiob  sang,  der 
den  söhn  des  allwaltendcn  einen  vogel  nannte,  Hiob  28,  7, 
was  die  Juden  nicht  verstehen  konnten  von  dem  der  sich 
zum  himmel  schwang,  obwohl  auch  der  |)rophet  sang  er 
ward  erhoben  durch  engelarme  in  seiner  grofsen  njachirülle, 


CYNEVULFS  CRIST.  203 

hoch  und  heilig  über  der  himmel  herrlichkeit  fwohl  nach 
ps.  8  ,  2  elevata  est  magnificeulia  tua  super  coelos  im  ver- 
gleich mit  17,  10  ascendit  super  cherubim  et  volavit;  vola- 
vit  super  pennas  ventorum,  vuig.),  sie  konnten  des  vogels 
Jlug  nicht  erkennen,  die  die  himme (fahrt  leugneten  (41,  3).  — 
damals  ehrte  uns  gottes  geislessohn  und  gab  uns  ewige  Woh- 
nungen oben  bei  den  engein,  Joh.  14,  20,  und  säte  und  setzte 
auch  nianigfaltige  geistige  kräfle  in  die  seelen  der  menschen.* 
nun  werden  geistliche  und  weltliche  begabungen  aufgezählt, 
zuletzt  heifst  es :  so  verlheilt  der  söhn  gottes  die  gnaden, 
will  nicht  einem  alle  geisleskraft  geben  ,  dafs  ihm  nicht  die 
überhebung  schade  über  andre. 

X.  'so  ehrt  der  allmächtige  könig  die  erdenkinder  mit 
geisleskräften  und  künsten,  so  giebt  er  auch  den  seligen  herr- 
lichkeit im  himmel.  davon  sang  der  prophel  dal's  erhoben 
seie?i  heilige  edelsteine,  die  himmelsgestirne,  sonne  und  moud 
(Hab.  3,  11);  was  sind  die  edelsteine,  als  gott  selbst?  auch 
die  kirche  ist  ein  geistlich  gestirn ,  im  empfangenen  glänze 
dem  monde  gleichend,  nachdem  das  golteskind  vom  erden- 
grund  aufgestiegen,  halte  die  kirche  heidnische  Verfolgung 
zu  leiden,  doch  gedieh  durch  des  geisles  gäbe  der  segen  der 
gottesmänner  nach  der  himuiel/'ahrt  {äfter  upstige)  des  ewi- 
gen herren.  von  dem  auch  Salomo  sang  im  geiste  'kund 
wird  einst  dafs  der  könig  der  engel  berge  überspringen 
wird,  hüpfen  über  höhen  und  leisen,  und  erlösen  alle  erden- 
bcwohner  durch  den  edlen  Sprung'  (nach  cant.  2 ,  8  ecce  ve- 
nit  saliens  in  monlibus  et  Iranssiliens  colles,  der  auch  bei 
deutschen  dichtem  so  viel  auf  Christus  heldenlhat  angewen- 
deten stelle),  darauf  werden  sechs  spriinge  Christi  ausge- 
führt, deren  letzter  der  zum  himmel  zurückführende  ist.  zu- 
letzt folgen  ethische  anwenduiigen  ,  'so  sollen  auch  wir  von 
lugend  zu  lugend  steigen  ,  und  von  herzen  das  heil  suchen, 
die  wir  ernstlich  glauben  dajs  der  heiland  von  Iti/incn  mit 
unserni  leibe  aufstieg,  verachten  sollen  wir  eille  fieuden, 
und  des  befsern  uns  freuen,  dann  haben  wir  den  Irost,  er 
will  seine  engel  hierhersendeu ,  die  uns  gegen  des  feindes 
pfeil  {earhfare)  schützen.' 

Die  Iierleilung  aller  dankensvverthen  gaben  im  menschen, 
auch  der  sogenannten  natürlichen  befähigungen,  aus  der  ver- 


204  CYNEVULFS  CRIST. 

leiliung  des  siegreich  vetlierrlichlen  goltessohns,  welche  io 
IX  und  X  nach  Eph.  4,  8  festgehalten  ist,  und  die  durch 
beide  stücke  sich  hinziehenden  andeutungen  der  himmelfahrl 
aus  dem  A.  T.  welche  die  kirche  längst  dafür  befestigt  hatte, 
beweisen  zur  genüge  für  die  fortgängigkeit  der  in  VII  und 
und  VIII  begonnenen  Schilderung,  unwiderleglich  wird  dieser 
beweis  durch  folgendes,  dieselbige  gedankenreihe  wie  in  VII 
—  X  ist  in  derselben  Ordnung  ja  mit  wörtlich  dem  gleichen 
anfang  in  der  lateinischen  quelle  verbunden ,  welches  eine 
und  dieselbe  honiilie  auf  den  himmelfahrtstag  ist.  ich  kann 
nämlich  nicht  anders  als  den  zweiten  iheil  der  29n  ho- 
niilie des  Gregor  für  das  original  halten,  welches  Cyne- 
vulf  in  freier  weise  dichterisch  gestaltet  hat;  die  betrach- 
tung  welche  auf  die  erzählung  cod.  Ex.  s.  34,  18  folgt  bis 
zu  ende  s.  48,  ist  eben  dieselbe  als  bei  Gregor  §  9  — 11 
und  zwar  mit  dessen  anfang,  hoc  autem  nobis  primum  quae- 
rcndum  est,  quidnam  sil  quod  nato  domino  appanieriint 
angeli,  et  tome7i  non  leguntur  in  albis  vestibi/s  apparuisse, 
ascendente  autem  domino  jnissi  angeli  in  albis  leguntur 
vcstibus  apparuisse;  was  auch  unser  dichter  in  VII  voran- 
stellte,  und  später  völliger  aufnahm. 

3. 

Am  sorgrälligsten  und  klarsten  ist  die  anläge  und  aus- 
führung  des  gedichts  vom  jüngsten  gericht  nr  X[— X^  .  von 
seinen  acht  oder  neun  theilen  ist  der  erste  ein  paränetischer 
eingang,  der  die  Wiederkunft  des  herrn  im  allgemeinen  an- 
kündigt und  zu  bedenken  ermahnt;  der  zweite  und  dritte 
spricht  von  der  plötzlichen  ankunit  Christi,  von  der  auler- 
weckung  und  versanuiilung  aller  menschen ,  vom  aufbrechen- 
den weltbrand ,  und  den  schrecken  der  erwartung  des  ge- 
richls  ;  im  vierten  unil  fünften  beginnt  die  handlung  des  ge- 
richts  mit  der  aufii(-htui)g  des  kreuzes  und  Christus  zeigt 
seine  wunden  wie  im  Muspilli,  W^ackern.  76,  8 — 11.  die 
reinen  werden  von  den  unreinen  abgetheilt,  an  denen  die 
Vorzeichen  ihres  künftigen  Schicksals  erscheinen,  der  6e  und 
7e  gesang  giebt  die  reden  Christi  des  richters ,  kurz  an  die 
zur  rechten  und  dann  ausgeführt  an  die  zur  linken ;  der  8e 
enthält  die  Vollziehung  des  urtheils ,    und  die  Schilderung  des 


CYNEVULFS  CR  IST.  205 

verschiedenen  endschicksals.  ein  anhang  erklärt  wie  die 
reine  seele  nicht  bei  ihrem  abschied  von  der  erde ,  sondern 
jetzt  nach  der  entscheidung  von  einem  engel  empfangen  und 
zu  den  freuden  des  himmels  geführt  wird,  was  im  Musp. 
W.  70,  17  ff.  voransieht.  —  diese  für  die  einheil  von  s.  49 
— 103  beweisende  übersieht  soll  nun  durch  kurze  inhalts- 
angaben  im  einzelnen  gerechtfertigt  werden. 

XL  1.  das  gericht  ist  nahe,  Christus  kommt  wieder  zur 
Vergeltung,  ich  mufs  die  zeit  fürchten,  denn  ich  weifs  mich 
sündevoll,  wie  einst  die  weit  in  wafser  untergieng,  soll  sie 
in  feuer  vergehn.  deshalb  ermahne  ich  dafs  niemand  seiner 
seele  heil  versäume,  wir  leben  jetzt  wie  auf  einem  schiff 
in  weiter  see  schwebend,  lal'st  uns  in  den  hafen  segeln,  den 
der  herr  uns  bezeichnet  hat. 

2.  unvorhcrgesehn  wird  seine  ankunft  sein  Mattli.  24,  43. 
1  Thess.  5,  2.  zum  Zion  sollen  alle  völker  durch  die  posaune 
versammelt  werden ,  und  alle  entschlafenen  werden  wieder 
erweckt;  ein  glänz  geht  über  dem  Zion  auf  und  goltes  solin 
kommt  in  den  wölken,  an  jeder  seite  eine  schaar  engel.  da 
bricht  feuer  auf.  sonne  und  Sterne  ftillen  und  der  mond. 
Sturm  und  erdbeben  erhebt  sich,  die  erde  verbrennt. 

3.  in  dem  feuer,  das  nun  erde  berge  und  nieer  verzehrt, 
geht  alle  herrlichkeit  auf  und  alle  befleckung;  der  alimäch- 
tige erscheint  und  zitternd  erwarten  engel  und  menschen  sein 
gericht,  zu  dem  alle  erstanden  und  mit  einem  neuen  nichts 
mehr  verbergenden  leibe  umgeben  sind,  die  gedanken  und 
werke  aller  werden  ollenbar,  niemand  kann  etwas  davon  vor 
dem  ewigen,  alUvifsenden  verhehlen. 

XII.  4.  dann  wird  vor  allen  sündenbeflecklen  menschen 
des  hcrren  kreuz  aufgerichtet,  benetzt  mit  seinem  blute, 
glänzend  über  alle  völker  C7,  6  ff.  68,  11  (T.  wie  es  66,  2  ff", 
(in  XI,  3)  schon  angekündigt  Avar.  ein  schrecken  ist  es  den 
undankbaren  und  sündigen ,  die  den  nicht  erkannten  der  um 
ihres  heiles  willen  gekreuzigt  ward;  sie  sollen  die  wunden, 
die  gcöff'nete  seite ,  und  alles  was  er  für  sie  duldete  mit 
sorge  und  schmerz  sehen  ;  sie  sollen  erkennen  was  sie  trotz 
aller  wunder  bei  seiner  kreuzigung  nicht  erkannten,  was 
doch  die  hölle  verstand,  was  doch  das  meer  einsah,  das  sich 
vom   hcrrn  betreten  liefs,  was  doch  die  bäume  verkündigten. 


20fi  CYNEVÜLFS  CRIST. 

als  er  den  kreiizesbauni  bestieg,  ja  nur  die  edlen  unsterb- 
lichen Seelen  hatten  kein  einsehen,  waren  härter  als  stein, 
wollten  ihren  herrn  nicht  erkennen,  den  doch  propheten  ver- 
kündigt hatten. 

XIII.  5.  was  denkt  der  welcher  all  der  lehren  und 
leiden  Christi  nicht  gedenken  will?  dem  ists  nun  ein  grau- 
sen an  jenem  tage  die  wunden  zu  schauen  an  dem  heiland 
als  richter.  —  dann  werden  die  reinen  zu  seiner  rechten  ge- 
schaart,  die  befleckten  zur  linken,  und  an  jedem  von  ihnen 
erscheinen  drei  zeichen:  hier  leuchten  die  guten  werke  glän- 
zend hervor,  hier  wird  die  zubereitete  gnade  des  herrn  mit 
äugen  geschaut,  hier  wird  auf  die  strafe  der  andern  gesehen ; 
dort  scheinen  alle  siinden  wie  durch  glas  durch  die  leiber  un- 
verdeckt  hervor,  dort  wird  das  höUenfeuer  zu  ewiger  pein 
bereitet  gesehen ,  dort  wird  die  Seligkeit  der  frommen  ange- 
schauet,  die  sie  auch  hätten  haben  können,  jeder  reinige 
sich  daher  die  kurze  fiist  dieses  lebens. 

6.  ernst  müssen  wir  unsers  herzens  gedanken  prüfen 
mit  den  äugen  des  geistes ,  dafs  sie  gott  gefällig  seien  am 
tage  des  gerichts.  —  dann  wird  der  söhn  vor  allen  Völkern 
die  zur  rechten  anreden ,  'empfangt  von  mir  meines  vaters 
reich,  denn  ich  bin  hungrig  gewesen'  u.  s.  w.  Matth.  25,  35. 
die  zur  linken  wird  er  anreden,  sprechend  wie  nur  zu  ei- 
nem, 'wie  begabte  ich  dich  mit  geist  und  gaben,  da  ich  dich 
mit  bänden  wirkte  und  in  das  schöne  paradies  setzte,  ich 
will  das  alte  vergcfsen,  dafs  du  mir  undankbar  abfielst  5  mich 
jammerte  dein  elend,  und  um  dich  vom  verderben  zu  erret- 
ten stieg  icli  selbst  herab  ,  ward  ein  schwaches  kind  in  ar- 
mer krippe.' 

XIV.  7.  '  manches  elend  der  menschheit  nahm  ich  auf 
mich  (damals  während  meines  erdenlebeus) ,  um  dich  mir 
ähnlich  zu  machen  und  rein  von  sünden ;  ich  duldete  schlage, 
anspeien ,  kreuzesqual  für  dich  5  sieh  die  wunden  an  meiner 
seite,  an  bänden  und  füfsen:  für  dich  litt  ich  das  alles,  du 
wüstest  mirs  keinen  dank,  du  verhöhntest  mich  mit  deinem 
befleckten  leib  und  leben,  du  hast  mich  schmerzlicher  ans 
kreuz  deiner  sünden  geheftet,  ihr  habt  den  durstigen  nicht 
getränkt ,  den  hungernden  nicht  gespeist,  den  elenden  nicht 
aufgerichtet :    deshalb  sollt  ihr  ewige  strafe  dulden ;  gehl  hin 


CYNEVULFS  CR  [ST.  207 

in  (las  ewige    feuer'  3Ialll).  25,  37.  —    hier   erst  sclilielst  7 
und  die  in  6  angefangene  anrede  an  die  verdammten. 

XV.  8.  dann  schwingt  der  richter  das  siegesschwert,  so 
dafs  mit  den  teufein  das  hcer  der  gottlosen  in  die  finstre 
feurige  tiefe  rällt,  wo  sie  das  andenken  des  herrn  nirjit  wie- 
der suchen  und  das  feuer,  obwohl  ewig  brennend,  ilire  Sün- 
den nicht  aufzehrt,  möge  jetzt  der  mensch  für  seine  seele 
sorgen  wo  sie  ewig  wohnen  soll ;  alsdann  ist  die  reue  zu 
spät,  wenn  der  Verbrecher  vor  seinen  schöpfer  gestellt  ist; 
vergebens  sind  dann  die  thränen,  die  bösen  bleiben  in  feuer- 
qual  gebunden  ;  in  der  sie  verschlingenden  hölle  müfsen  sie 
ihre  schwarzen  glieder  darreichen,  gebunden  ,  gebrannt  und 
geschlagen  zu  werden,  aber  die  erwählten  sollen  von  nun 
an  sündlos ,  mit  licht  umgeben  in  süfsem  frieden  die  ge- 
raeinschaft  mit  dem  herrn  alles  lebens  und  den  ihm  lobsin^en- 
den  engein  geniefsen;  da  schauen  alle  selig  das  theure  ange- 
sicht  ihres  herrn  heller  als  der  sonne  licht,  keine  sorge, 
kein  alter,  kein  mangel,  keine  quäl  des  erdenlebens  rührt  sie 
mehr  an  ;  ewig  geniefsen  sie  ihres  königs  gnade  und  der  ge- 
sellschafl  der  seligen. 

9.  das  ist  die  gröste  der  freuden,  wenn  engel  und  se- 
lige Seelen  sich  zuerst  begegnen ;  dann  begrüfst  sie  der  engel, 
'nun  soUts  du  eingehen,  wohin  du  lange  strebtest,  ich  will 
dich  geleiten  zur  heiligen  heimal,  wo  der  höchste  könig  der 
bürgen  waltet,  zu  den  wohnungeii  die  nie  in  trümmern  fal- 
len, wohin,  um  ewig  mit  der  abendmahlsjugend  *)  vereint  zu 
sein,  die  tapfern  Streiter  gegen  das  böse  auf  erden  kommen 
sollten.' 

4. 

Wenn  nun  hiernach  sicher  ist  dafs  die  fünfzehn  bisher 
besprochenen  gesänge  nur  drei  gcdichte  sind ,  und  ich  bin 
überzeugt ,  eine  spätere  zeit  wird  sich  verwundern  dafs  es 
einmal  hat  bewiesen  werden  müfsen,  dann  kann  es  auch 
nicht  schwer  fallen  sich  von  der  einerleiheit  ihres  verfafsers 
zu  überzeugen,  denn  die  drei  sind  vielfach  verkettet. 

Aufserlich,    aber    nicht  zufällig,    ist  das  erste  glied   der 

')  mit  denen  die  so  rein  lebten  dafs  sie  hier  vom  tisch  des  herren 
nithl  ausgcschlofsen  wurden;  huself^eo^ndh,  was  Th.  unüberselzt  liel's, 
ist  collecliv   zu  husclbeavn  (Ex.  135,  28). 


208  CVNEVLLFS  CRIST. 

dritten  reihe  an  das  letzte  glied  der  zweiten  angesclilofsen, 
und  diese  mit  ihrem  aufang  ans  ende  der  ersten  gebunden, 
gute  dichter  leiten  über,  sie  machen  einschnitte  und  mildern 
sie  durch  fortführung  eines  schliefsendeu  gedankens.  diese 
eigenschaft  ist  an  Cynevulf  besonders  hervortretend,  wie  die 
theilung  der  gesänge  in  dem  dritten  liede  überall  beweist, 
so  hat  nun  dieser  selbst  einen  durch  den  gegenständ  gewiss 
nicht  hervorgerufenen  anfang.  '  nicht  braucht  des  teufeis 
pfeile  einer  der  menschen  auf  erden  zu  fürchten,  die  speer- 
fahrten igarfare)  der  bösen,  wenn  ihn  gott  schützt  (Ax^V^/e^/), 
der  herr  der  heerschaaren.  nah  ist  das  gericht,  wo  wir' 
u.  s.  w.  der  auffallende  erste  satz  erklart  sich  als  anknü- 
pfung  an  den  vor  der  doxologie  am  ende  des  zweiten  liedes 
zuletzt  vorhergehenden,  'der  vater  im  himmel,  er  sendet,  wenn 
wir  statt  der  eiteln  die  befsere  freude  lieben,  seine  boten 
hierher,  die  uns  schützen  (gescildad)  wider  die  pfeilfahrten 
(eurhfarum)  der  Schädiger,  dafs  die  unholden  nicht  wunden 
wirken,  wenn  sie  auf  das  volk  gottes  enlsenden  vom  trug- 
bogen den  bittern  pfeil  .  .  .  bitten  wir  den  söhn  gottes  und 
den  milden  geist  dafs  er  uns  schütze  wider  des  mörders  Waf- 
fen, die  lügenrüstung  der  bösen.'  47,  23  —  48,  23,  Xschlufs.  — 
eine  andere  eben  so  deutliche  anschliefsung  hat  das  zweite 
gedieht  an  das  erste,  das  von  der  himmelfahrt  hebt  an  'nun 
erforsche  mit  geistes  gedanken  verständiges  sinnes  ,  wie  das 
geschab,  als  der  allmächtige  gott  durch  reinen  stand  geboren 
wurde,  Marias  der  edelsten  Jungfrau  leib  erwählend,  dafs  da 
die  engel  nicht  in  weifsen  kleidern  erschienen'  u.  s.  w.  und 
noch  einmal  in  diesem  eingang  wird  auf  Christi  geburt  in 
Bethlehem  verwiesen,  so  dafs  Thorpe  ein  'on  the  nativity' 
in  die  Überschrift  neben  'ascension'  aufnahm,  doch  schon  das 
min  erlorsche  reicht  hin  zum  beweise  dafs  der  dichter  der 
himmelfahrt  schon  ähnliche  damit  verwandle  belrachtungen 
hatte  vorangehen  lafsen.  zu  meinen  dafs  diese  uns  verloren 
gegangen  wären  geht  deshalb  nicht  an ,  weil  der  schlufs  des 
gedichles  von  der  geburt  des  herrn  die  betrachtung  seiner 
rückkehr  in  den  himmel  anbahnt,  wie  oben  bei  V'I  gezeigt 
ist,  und  der  anfang  von  VII  so  anhaltend  auf  den  ersten 
ireuensland  zurüc^kweist. 

Doch    üfreifen    niclil    nur    die    äufsercn    rahmen   der  drei 


CYxNEVüLFS  CRIST.  209 

lieblichen  bilder  in  fester  fiigung  in  einander,  die  aus  dem 
leben  Jesu  gewäiiUcn  slofl'e  selbst  haben  innere  Verwandt- 
schaft, und  sind  nach  der  Verwendung  die  ihnen  der  dichter 
gegeben  hat  unter  gleichen  gesiclitspunkt  gestellt,  die  geburt 
Christi  ist  nach  dem  ausgesprochenen  glauben  an  seine  vor- 
weltliche existenz  im  hinimel  durciigängig  als  sein  hierher- 
kommen ,  als  ein  kommen  in  die  niedrigkeit  gepriesen ,  der 
könig  des  himinels  kommt  und  gründet  das  heil;  die  himmel- 
fahrt  steht  nicht  vor  uns  als  abschied  und  riickkehr,  sondern 
als  der  einzug  des  siegrsheldcn  in  des  vaters  land  und  bürg, 
als  ein  ankommen  in  herliclikeit ;  der  in  kämpfen  erniedrigt 
gewesene  solin  des  königs  nimmt  den  gabenstuhl  der  halle 
ein  und  spendet  von  da  herab  nun  des  himmels  Schatzes  allen 
seinen  mannen;  das  gericht  endlich  ist  schon  in  der  bibel 
nicht  handlung  des  Schöpfers,  sondern  des  sohnes,  es  ist 
hier  ganz  wie  in  den  pauÜnischen  briefcn  als  sein  zweites 
kommen  auf  die  erde  dargestellt  um  die  niedrigkeit  in  die 
herrlichkeit  zu  verklären,  wie  ausdrücklich  hervorgehoben 
wird  cod.  ex.  s.  49,  14  —  21.  51,  25 — 31.  wir  finden  also 
den  gesammten  hcilsrath  gottes  durch  Christus  in  den  wich- 
tigsten, ergreifendsten  punkten  —  man  kann  sie  als  anfang, 
mitte  und  ende  bezeichnen,  ein  leben  des  heilands  im  weite- 
sten, geistigsten  sinne  aufgefafst.  wir  sehen  das  di'cifache 
kommen  Christi  dichterisch  ausgefühit  als  dreimalige  ankunft 
des  himmelskönigs  in  der  Umgebung  seiner  tliane,  der  engel, 
und  zwar  mit  allen  tönen  der  begeisterten  sinnenden  liebe, 
um  den  ganzen  ewig  lebendigen  Ciirislus  in  die  herzen  des 
Volkes  einzuschreiben.  dieses  wolilangelegte ,  gleiclimäfsig 
erhabene  und  einfache  epos  mufs  die  schöpfung  eines  dichlers 
sein,  und  wenn  dies,  zu  Cyncvulfs  besten  werken  gerechnet 
werden,  mag  es  nun  Cynevulfs  Crist  helfsen  ,  oder  künftig 
befser  benannt  werden  können;  ich  lafse  von  dem  namen 
nicht,  weil  er  das  wesentliche  zu  trellcn  scheint  des  Inhalts 
und  auch  der  form,  da  das  überall  ins  Ijrische  überlliel'sende 
epos  bei  aller  epischen  ruhe  und  einfachheit,  worin  es  nur 
nicht  ganz  an  den  Ileliand  reicht,  doch  stets  von  der  Ihat 
so  zum  gedanken  aufdringt,  und  der  belrachtung  fast  so  viel 
räum  gestattet,  als  ütfrids  Krist. 

Mit  diesem  ausdruck  der  im  innern  der  dichtung  erkann- 
Z.  F.  I).  A.    IX.  14 


210  CYNEVÜLFS  CRIST. 

len  einheit  und  alles  beleuclilcnden  lierliclikeit  könnte  ich 
schlielsen,  da  es  die  ait  der  unsicheren  ist  nur  recht  viele 
beweise  für  eine  sache  von  einigem  «ewicht  zu  häufen, 
wenn  mich  nicht  die  erinnerung  an  zweil'ler  befiele,  die  eine 
behauptuiig  im  gebiete  der  angelsächsischen  literalur  mit  mis- 
Irauen  ansehen  und  davon  so  viel  wie  möglich  abzuziehen 
geneigt  sein  könnten,  welche  von  keiner  der  englischen  au- 
toriläten,  Wanley,  Conybeare,  Tliorpe,  Kemble  ,  noch  von 
deulsclien  gelehrten  die  auf  diesem  leide  gearbeitet  haben, 
unter  denen  zuletzt  Bouterwek  und  Etimiiller  das  Exeter- 
book  besprachen,  ausgegangen  oder  geahuet  worden  ist*). 
gegen  ein  vornehmes  nichtainiehmen  wollen  ist  nichts  zu 
machen;  wird  ein  theilweiser  zweifei  begründet,  etwa  mit 
sprachlichen  Verschiedenheiten  :  solche  niüfsen  sich  bei  jedem 
guten  dichter  zwischen  verschiedenen  werken  neben  dem 
gleichen  vorfinden,  sie  sind  stark  bei  Cynevulf,  aber  auch 
zwischen  sicher  seinen  dichtnngen  ,  wie  Elene  und  Juliana, 
und  sie  sind  noch  lange  nicht  so  grofs  als  die  der  Ornamente 
an  einem  einzigen  säulenbündel  deutscher  baukunst.  das 
übereinstimmende  in  der  spräche  zwischen  den  beiden  ersten 
iheilen  und  dem  dritten  des  Crisl,  und  die  berührungcn  aller 
dreier  mit  E.  und  J.  so  ^^ie  mit  Andreas,  den  ich  gleichem 
Urheber  zuschreiben  mufs ,  habe  ich  zusammengestellt;  ich 
behalte  sie  zurück,  bis  jemand  versucht  haben  wird  sprach- 
verschiedenheiten  in  den  theilen  des  Crist  nachzuweisen  die 
zur  annähme  versciiiedener  verfafser  berechtigten. 

Für  jetzt  sei  nur  auf  die  aurfallend  starke  hinneigung 
zum  innern  reim  der  langzeilen  verwiesen,  womit  im  mitt- 
lem Iheile  von  CC  einmal  sechs  zeilen  nach  einander  37, 
10 — 21  ausgezeichnet  sind,  wie  zwei  (114.  115)  und  drei- 
zehn (1237—1246  und  1248  —  1251  in  E,  und  fünf  in  uu- 
mitlelharer  folge,  viel  mehr  vereiuzelf,  in  A  ;  auch  der  reime 
in  unmillelbar  folgenden  Wörtern  haben  Cynevulfs  bis  jetzt 
genannten  werke  A,  (],   E,  J  so  viel  als  kein  andrer  angel- 

')  Was  Thorpe  später,  1844  im  ersleii  llieil  der  liomilien  Alfrics, 
noeii  als  Cynevulfs  wvrk  in  anspriicli  naiiin  war  der  vierte  gesang  (oii 
llie  erucifixioii)  des  letzten  Iheils,  nirlil  [laeli  dein  /.usainiuenliang,  son- 
dern auf  grund  einer  lieriiheriielirnniif;  aus  AllVic,  «elehes  naelihcr 
beteuclilel   werden   sdll. 


CYNEVÜLFS  CRIST.  211 

siichsisclier  dichler.  nächsldem  will  ich  vorläufig  ein  halbes 
(lutzend  der  »nancherlei  zum  llieil  schwierigen  alten  wörler 
hervorheben,  die  sonst  nur  bei  Cynevulf  oder  noch  gar  nicht 
gefunden  waren,  nicht  in  der  bedeutung,  nur  in  der  her- 
leilung  dunkel  war  orgete  (sichtlich)  in  der  epischen  formel 
open  orgete  A  759 ;  dieselbe  findet  sich  im  C  69,  7,  dann 
geseon  orgete  89,  17  und  dreimal  orgete  tacen  75,  3.  76, 
12.  22,  welche  Verbindung  auch  347,  6  wiederkehrt;  an  der 
letzten  stelle  und  75,  3.  76,  12  ist  orgeale  geschrieben,  da 
ein  Substantiv  get  gcal  nur  in  dem  compositum  heget ,  be- 
geat  (Alfric  hom.  2,  104,  bei  Ettm.  fehlt  es)  vorhanden  und 
die  bedeutung  fund  oder  erwerb  unpassend  ist,  so  wird  man 
sich  entscliliefscn  niüfsen  von  geat  thiir  abzuleiten;  vor  der 
thür  beginnt  die  strafse,  das  oflene  gegenüber  dem  gedeck- 
ten oder  eingeschlofsencn;  orgeate  ist  was  aus  der  thür, 
was  hervorgetreten,  wie  orige  Ine  c.  28  wer  aus  der  insel, 
ins  ausländ  gekommen  ist.  die  änderung  in  ongete  wird 
Grimm  längst  noch  stärker  bezweifelt  haben  als  zu  Andr. 
s.  115.  —  die  bedeutung  mangel  für  onsjjn,  welche  Thorpe 
erst  bei  der  Übersetzung  von  225 ,  32  erkannt  und  einge- 
führt, Ettnniller  in  seinem  lexicon  übergangen  hat,  findet 
auch  151,  24  (Guihlac)  201,  13  (Thom.)  und  im  mittlere« 
theile  des  C  30,  16  statt:  [)al  eor  wfre  ?ie  hid purh  gif'e 
viine  gödes  onsien;  wonach  Thorpe,  weil  godes  oiisicn 
(god's  countenance)  keinen  sinn  giebt ,  eine  lücke  angenom- 
men hatte  ,  welche  die  alliteralion  so  wenig  als  der  Zusam- 
menhang verlangt;  diese  seltene  bodeulung  gebraucht  Cyne- 
vulf auch  E  350.  —  so  müfscn  in  die  angelsächsischen  lexica 
auch  aufgenommen  werden  die  adjecliva  onhael  und  hellen 
und  das  vcrbum  liega/i.  das  erste  aus  CG  56,  i)  Jxir  ge- 
mengde  beod  onhado  gehle  eiigla  and  deofla^  es  sind  nicht 
unheile  (an  unsound  assemblage),  sondern  ganze,  sämmtliche 
schaaren ,  die  am  geiiclilstagc  versammeil  werden  sollen; 
dasselbe  adjectiv  tj/ih(vl,  dem  wie  dem  onsinid  (IJ  1993)  die 
verschiedenen  bedd.  des  lat.  integer  zustellen,  kehrt  ebenso 
verkannt  123,  13.  134,  9.  333,  9.  396,  19  wieder,  für  den 
Singular  hellen  hclsceada  23,  5  will  Thorpe  den  plural  mit 
zweimaliger  änderung  in  hetlan  oder  helolan  hcl.sceadas, 
Ettm.    hellun  hel.sceadti/i,  aber  ohne  dal's  die  dortige  vcrbin- 

14* 


212  CYNEVÜLFS  CRIST. 

düng  zweier  subjecte  die  gleichheit  des  numerus  verlangte; 
heilen  ist  von  liete  gebildet,  wie  fi/rleti  oder  fcorlen  von 
feorr.  —  von  durst  verzehrt,  liingenonimen  lieifst  92,  17 
purste  gepegede :  Thorpe  \ermulei  gepregede  ;  allein  pegan, 
sei  es  nun  pegati  oder  (nach  alln.  pegi  empfänger)  pegan, 
neben  vilpege  A  153  foddorpege  A  160,  hätte  man  aus 
112,  8  (Gulhlac)  wifsen  können,  wo  es  annehmen  bedeutet, 
wäre  beides  Ettmüller  nicht  entgangen ,  so  würde  er  s.  590 
nicht  qfpegan  bezweifelt  haben,  genug,  Cynevulf  hat  noch 
eine  grolse  menge  von  worlformen  und  stammen,  von  denen 
schon  im  Cädmon  keine  spur  meiir  ist,  wie  man  nun  durch 
ßouterweks  willkommnes,  praktisch  geordnetes  glossar  recht 
übersehen  kann. 

Über  die  quellen  des  Crist  und  die  art  ihrer  benutzung 
behalte  ich  mir  noch  weitere  Untersuchung  vor;  dazu  reizt 
mich  die  herlichkeit  der  dichtung.  bis  jetzt  kann  ich  nur 
wenig  mehr  sagen  als  Thorpe ,  dessen  Vermutung  ich  bestä- 
tigt finde,  wenn  er  sagt  The  pieces  they  contain  (the  first 
106  pages)  are  no  doubl  translations  frora  the  Latin ,  but 
their  subject  is  not  of  a  nature  to  stimulate  many  to  search 
after  Ihe  Originals,  which  if  discovered,  would  prove  of  liltle 
use  in  elucidating  the  obscurilies  or  correcting  the  errors  of 
a  Version,  in  this  and  all  similar  cases  yel  known ,  too  pa- 
raphrastic  to  admit  of  comparison.  der  mittlere  theil  des 
C  ist,  wie  oben  bemerkt,  nach  der  29n  homilie  Gregors  des 
grofsen  sehr  frei  bearbeitet;  es  sind  daraus  nur  die  gedan- 
ken  ,  die  bibelslellen  und  ihre  reihenfolge ,  der  zug  der  be- 
trachlung  aufgenommen,  sie  sind  lebendig,  dichterisch  ge- 
stallet und  mit  eignen  oder  anderswoher  entnommenen  ver- 
mehrt, vom  dritten  habe  ich  nur  den  inhalt  einer  stelle  des 
vierten  gesangs  aufgefunden  in  der  lOn  homilie  desselben 
Gregors,  wonach  die  Vermutung  Thorjjcs  wegfällt,  die  be- 
trachlung  sei  erst  aus  Alfric  hom.  i,  622  eiillelint*)  :  beide 
schöpften  hier  wie  sonst  unabhängig  aus  derselben  (|uclle ; 
somit  kann  diese  stelle  auch  nicht  eine  stütze  der  beliauplung 
sein,  Cynevulf  sei  ein  zeilgenofse  Alfrics  gewesen,  was 
mit  der  Sprachgeschichte  geradezu  unvereinbar  ist. 

Die   veranlafsung  zur  dichtung   des    Crist   mag  die  auf- 

*)  Ttic  lioinilies  ol"  Aellric  cd.   l)j  Tliorpe.  Loiiti.  ISi'i.   l.  I,  j).  0',*'i. 


CYNEVULFS  CRIST.  213 

iorderung^  eines  aiigcsehnen  laien,  vielleicht  eines  königs,  ge- 
wesen sein,  denn  im  beginn  des  zweiten  tlieils  wird  ein 
mann  zur  weiteren  befraclituiig  mit  einem  zusalze  aufgefor- 
dert der  für  jedweden  gewöhnlichen  leser  zu  hoch  gegeben 
wäre,  wenn  es  heilst  'nun  mit  eifer  in  geistlicher  berathung, 
grofser  mann  {mon  se  marä)  suche  mit  sinneskunst  .... 
wie  das  geschah'  u.  s.  w.  mir  ist  keine  stelle  bekannt,  wo 
mxvre  nicht  den  theuern  höherstehenden,  wo  es  den  theueru 
unter  gleichstehenden  auszcichnele.  dadurch  bestätigt  sich 
Grimms  auslegung  von  A  1487 — 89  gegen  die  noch  dazu  am 
lext  ändernde  betrachUing  Thorpes.  wie  Andreas  für  ein 
hohes  ehepaar,  so  wurde  der  Crist  für  einen  hohen  herren 
gedichtet;  was  natürlich  der  bestimmung  für  eine  kirchliche 
gemeinde,  die  mit  ihr  mehrmals  angeredet  ist,  keinen  einlrag 
thut,  so  wenig  als  wo  All'ric  für  das  angelsächsische  volk  und 
und  für  den  ealdorman  Alhehveard  schrieb.  Alfric  gleicht 
als  verfafser  von  über  dreifsig  allitlerierenden  heiligenleben 
dem  Cynevulf  auch  darin  dafs  er  Crist  als  ersten  an  die 
spitze  seiner  heiligen  stellt,  ob  Cynevulf  seinen  Crist  auch 
zuerst,  vor  Elene,  Andreas,  Juliana  geschrieben  habe,  oder 
später,  ist  von  geringerem  belang;  ich  meine  das  erstere, 
denn  die  kuiisl  in  A  und   E  ist  gröfser. 

Ich  kann  schliclslich  die  Wahrnehmung  nicht  unter- 
drücken, dafs  er  noch  mehr  gedichtet,  namentlich  dafs  es 
('ynevulf  gewesen  sei  der  noch  einen  heiligen,  den  Guthlac, 
besang,  und  der  die  schönere  allegorie  auf  Christus  und  sei- 
ner heiligen  auferstehung,  den  Phönix,  dichtete;  auch  das 
reimgedicht  spricht  seine  Urheberschaft  an.  dieser  dreizack 
von  behaupluiig,  dem  die  stütze  später  nachfolgen  soll,  sei 
denen  enlgegengeworfen  welche  der  ausdehnung  von  Cyne_ 
vull's  namen  im  licd  vom  gcricht  auf  die  vorigen  ein  zuweit- 
gegangcn  nachrufen  sollten,  ich  gehe  noch  weiter,  Cyne- 
vulf, ich  weifs  es,  dichtete  auch  das  kleine  herrliche  lied  von 
der  ankunl't  des  himmelskönigs  in  der  Unterwelt,  worin  ihn, 
den  crlöser  auch  der  frommen  des  allen  bundes,  Johannes 
der  läufer  als  herold  begrülst,  der  sich  rühmt  der  rüslung 
die  er  von  seinem  lieben  hcrrn  schon  empfangen ,  und  dafs 
er  zusammen  mit  ihm  in  Jordan  habe  baden  dürfen,  und  zu- 
sammen  mit  ihm  die  well  durch  die  laufe  selig  erregt  habe. 


214  HYCGAN  UND  HOPIAN. 

dieses  seitenstiick  zu  dem  frühem  dreifachen  ankommen  Christi 
—  es  lindel  sicli  mit  der  ungenauen  Überschrift  On  the  re- 
suj^rectiofi  and  the  han^owing  of  hell  459 — 467  des  Exeter- 
buchs  —  mag  allerdings  später  entstanden  sein,  da  der  gute 
verband  dieser  drei  lieder  zu  einem  ganzen  keine  stelle  zeigt 
wo  es  gleich  anfangs  hätte  eingereiht  sein  können. 

MARBURG.  DIETRICH. 


HYCGAN  IIIND  HOPIAN. 

Die  Wichtigkeit  des  Sprachgebrauchs  für  krilik  wollte 
sich,  wie  sehr  auch  sonst,  doch  am  angelsächsischen  nicht 
recht  erweisen  wegen  der  frühen  verschiedenheil  seiner 
nördlichen,  östlichen  und  südlichen  gestaltung,  und  wegen 
der  scheinbaren  gleichheit  der  reinsten  südlichen  spracii- 
fafsung  in  verschiedenen  zeiten,  deren  bestimmung  noch  dazu 
an  vielen  wichtigen  denkraälern  aus  sonstigen  gründen  nicht 
leicht  ist.  ich  versuche  jene  zeugenkraft  der  sprachgewohn- 
heiten  für  die  zeit  der  psalmenübersetzung  an  zwei  stam- 
men zu  erbringen ,  deren  darslellung  auch  in  den  ags.  lexi- 
cis  der  berichtigung  und  Vervollständigung  bedarf,  die  übri- 
gens aufser  einiger  berülirung  in  der  bedeutung  und  grofscr 
ausbreitung  über  die  verschiedensten  deutschen  Völkerschaften 
nichts  gemein  haben. 

Hycgan,  eins  der  allgemeinsten  Wörter  für  denken  nimmt 
unter  den  verschiedensten  richtungen  welche  das  denken  ein- 
geht auch  die  wendung  auf  das  hoffen,  es  tritt  als  Über- 
setzung von  spcrare  ein  ps.  61,  8.  90,  2.  113,  18.  142,  8 
und  es  hat  ein  für  wonniges  denken,  für  hoffiiung  besonders 
gebräuchliches  worl  zur  seite,  hyhtf  welches  nicht  wie  Thorpe, 
ßoulerwck,  EttmüUer  angeben,  femininum  sondern  in  jeder 
zeit  niasculinum  ist:  hijht  abvodan  Cädm.  ii ,  096  hcofon- 
cundne  hi/ht  CynevulJ'  cod.  ex.  112,  13  hdigan  hijhtes  4,  25 
Oll  god  miniie  hi/ht  sette  ps.  72,  23  gleacne  hyhl  77,  9 
se  hahsta  hyht  90  ,  9  ;  tirne  gelcafaii  and  urne  hihi  Alfric 
hom.  1,  24  se  hyhl  1,  250.  554  seltad  eovrne  hiht  on  dam 
hiclende  2,  370;  davon  wieder  ^VawwwV  hyhtan,  welches  früh 
und  spät  gewöhnlich  ist  für  holl'cn,  zuweilen  auch  noch  froh- 


IIYCGAN  UND  HOPIAN.  215 

locken  ps.  83,  2.  i)l  ,  3.  149,  2  bedeutet,  mit  liupian  wird 
am  meisten  sperare,  confidere,  auch  ps.  2i,  2.  2G,  IG  ex- 
speclare  A\ieder{;egeben ,  die  bedeiilung  beobachten  fehlt  in 
den  lexicis,  sie  zeigt  sich  ps.  36,  32  sc  sijnfulla  hopad 
sijmle  püs  i'ihtrisan  .  .  für  coiisiderat  peccator  iiisluni  et 
quaerit  perdere  eum ;  sie  kann  vielleicht  zur  etymologie  des 
schwierigen  wertes  benutzt  werden,  worauf  ich  hier  ver- 
zichte weiter  einzugehen,  verschieden  von  liopn,  tohopa 
holfnung  ist  Iwp,  dessen  bedeutung  recessus  B.  1521,  welche 
in  die  von  bucht  und  mcer  wie  im  altn.  Reksteüa  35  Sn.  E. 
217,  so  auch  im  ags.  c.  Ex.  384,  111  übergeht,  von  Thorpe 
und  Ettmiiller  nicht  erkannt  scheint. 

Merkwürdig  ist  die  ungemeine  herschaft  die  beide  Wör- 
ter einmal  erlangt  haben :  Itijcgan  fehlte  keiner  deulscheii 
muudart  von  der  Donau  bis  nach  Norwegen  und  Island,  hu- 
pianj  wovon  im  gothischen,  altdeutschen  und  altnordischen 
keine  spur  war,  hat  nun  sein  sonst  auf  die  beiden  sächsi- 
schen dialecte,  wie  es  scheint,  beschränkles  gebiet  allmiihlich 
von  norden  nach  süden  über  ganz  Deutschland,  und  von  Sü- 
den nach  norden  über  Dänemark,  Schweden,  nur  nicht  völlig 
über  Island  ausgedehnt,  und  ist  in  England  durch  das  fran- 
zösische unverlilgbar  geblieben. 

An  hopian  ist  die  jugend,  wie  an  lujcgan  das  alter  we- 
nigstens seiner  ausbreitung  auffallend;  das  golh.  hui>j(in  ahd. 
huckan  hui^geu  dauert  hier  nur  bis  ins  12ejahrh.  allgemein 
lebendig  fort,  die  gegenwart  hat  es  iheilweis  in  Holland,  völ- 
liger nur  im  äufserslen  norden,  in  Schweden  und  Island; 
das  sächsische  hopian  ist  im  lln  jh.  noch  ungebiäuchlich, 
da  es  im  Heliand  gar  nicht,  zuerst  in  den  psalmen  des  näch- 
sten Jh.  vorkommt,  im  übrigen  Deutschland  nimmt  es  erst 
seit  jener  Übergangsperiode  zum  mitlclhoclideulschen  seit  dem 
12n  jh.  übeihand ,  n\  o  hijc<^tiii  mit  seiner  Verwandtschaft 
aus  der  ölfenlliclikcil  zurücktritt,  wo  auch  grdfiige  und  :,'7'- 
(li/igen,  womit  früher  das  holfen  bezeichnet  wurde,  auf  den 
südcD  zurückgedrängt  werden. 

Ich  will  nun  aufweisen  dafs  im  herschenden  dialecl  des 
angelsächsischen,  dem  westsächsischen,  Jtycgnn  bereils  im 
lOn  jh.  zu  verschwinden  beginnt,  obwohl  verwandte  stamme 
fortdauern,    und    dafs   liopa    und   hopian   erst   seit    mitte  des 


216  HYCGAN  UND  HOPIAN. 

lOn  jii.  allniälilicli  zur  lierschaft  gelangt,  wenn  es  auch  im 
9n  vorlianden  ist.  davon  soll  dann  anwendung  auf  die  kritik 
der  zur  liälfle  allilterierenden  psalmenübersetzung  gemacht 
werden  die  Thorpe  herausgegeben  hat. 

Zuvor  nmls  ich,  damit  man,  wo  hycgan  zu  finden  isl, 
nicht  lioginn  oder  hijhtan  suche,  eine  form  bestimmende  be- 
merkung  machen,  da  die  lexica  und  glossarien  theils  darüber 
schweigen,  theils  unrichtiges  enthalten,  im  ganzen  Beovulf, 
Cyncvulf,  Cädmon  giebt  es  kein  hogiaii  und  ist  hogde  und 
hogode  praelerilum  zu  hi/cgan,  welches  nicht,  wie  Etlmüller 
s.  481  und  Lxviii  angiebt,  im  praet.  hi/gde,  sondern  wie  in 
allen  übrigen  dialeclen  mit  rückunilaut  hogde  (aus  hiigda)  bil- 
dete, und  diese  form  schwankt  früh  in  die  zweile  schwache 
conjugalion ,  wie  so  manche  andere  verba  beide  neben  ein- 
ander haben ,  und  wird  zu  hogode.  daraus  erst  hat  eine 
spätere  zeit  auch  im  praesens  hogian  gemacht,  als  auch 
hyge  abkam  und  nur  hoge,  ymbhoga  (das  denken,  die  sorge) 
übrig  blieb,  jenes  hijcgan  ist  von  nun  an  unter  die  verba 
anomala  aufzunehmen. 

Im  einzelnen  ist  der  thalbestand  im  gebrauch  dieser, 
das  praeteritum  zu  htjcgan ,  welches  man  naturgemäfs  für 
das  älteste  rechlmälsigc  hallen  mufs,  hogde,  findet  sich  nur 
in  den  meisten  theilen  des  cod.  Ex.  namentlich  bei  Cynevulf, 
iu  der  Juliana  hogde  2M  ,  \8  forhogde  (contemsit)  279,  27 
fromhogde  244,  28  vidhogde  2i5,  9  hogdes  vül  267,  28 
forhogdest  251,  17,  im  Crist  hogdim  99,  33  gehogdes  85,  29 
forhogdon  79,  10  und  im  Gutlilac  on  hyge  hogde  177,  14 
forhogde  14G,  22  vidhogdo/i  139,  33  neben  on  hyge  hycge 
473,  ^  forhycge  235,  4.  250,  18  hycgnd  166,  27  gehycgad 
130,  11  gt'hycgan  105,  5  uhy(gan  50,  20;  das  pari,  praes. 
hycgende  G8,  28.  254,  12  isl  überaus  häufig,  das  pari,  prael. 
habe  ich  hier  nicht  gefunden ,  auch  in  A  und  B  nicht ,  so 
auch  den  imp.  nicht,  nirgends  aber  ein  hogiau ,  das  einzige 
hogitd  to  pcvi^e  betrau  vynne  355,  23  in  dem  sehr  verderb- 
ten reimgedichl  wird  demnach  hycgaä  herzustellen  sein,  das 
praeteritum  hogode  findet  sich  im  c.  Ex.  nur  im  gebet  des 
Azarja  zweimal  186,  15.  191,  2,  welches  eine  jüngere  bear- 
beitnng  der  stelle  im  (Cädmon  zu  sein  scheint,  in  den  gno- 
men   :54G,  9,    in    dem    gebet    450,  5    und    sonst   selten,     in 


HYCGAN  Ui\D  HOPIAN.  217 

Cynevulfs  Elene  kein  praet.  ,  als  praesens  vidhycge  617; 
deophijcgende  353.  881  stiähi/cgcnde  682  vidcrhycgende ; 
im  Andreas  hogode  622  Jor/wgodes  1381  hngodest  1317  ge- 
hogodan  429,  als  praesens  nie  hogian,  sondern  hycgad  1612, 
stidhycgede  741.  1429  vidorhijcgonda  1073.  1174.  im  Bco- 
vulf  stets  hycge  864  hycgende  783.  1591.  5126.  1831.  2025. 
4465  hogode  1257  gehogodcst  3972  oferhogode  4685;  die 
ahgebrot'liene  zeile  4340  hygde  .  .  .  aealde  ist  herzustellen 
Hygeläcc  scalde.  auch  hier  kein  hogian.  die  stellen  des 
Cädnion  hat  Boulerwek  gesammelt,  sie  ergeben  hycgan, 
uhycgan ,  gehyrgan,  vidhycgan  mit  und  in  hogade,  gcho- 
godc,  vidhogode  und  das  seltene  part.  gehogod  2886,  aber 
nirgends  ein  hogian.  auch  in  den  gesanimten  psalmen  ist 
kein  hogian  zu  finden,  mir  ist  es  zuerst  bei  Alfred  aufge- 
fallen, der  nun  neben  hycgan  auch  häufig  hogjan  und  for- 
hogian  und  auch  oferhogian  oferhogode  {=  forhogian,  ver- 
achten) gewährt,  im  lied  auf  ßyrhtnod  bald  nach  993  noch 
hicgan  Th.  121,  6  hogode  125,  5.  53  neben  stidhtgende 
124,  51.  im  anfang  des  lln  jalirh.  hat  der  merzische  W ulf- 
stan  (Lupus)  auch  noch  hycgan  nicht  selten ,  aber  der  wes- 
sexisclie  Alfric  ende  des  lOn  anfang  des  lln  jh.  gebraucht 
dieses  fast  gar  nicht  mehr,  und  wenigstens  in  seinen  reden 
ans  Volk  von  994,  wie  ich  anderwärts  zeigen  werde,  ist 
hogian  in  allen  punkten  an  die  stelle  von  hycgan  eingerückt 
und  trägt  alle  bedeutungen  desselben,  denken ,  slreben ,  sor- 
gen :  carfullice  hogian  p dt  re  AHom.  1,  548  hogast  embe 
1,  448  hogad  ymhe  2,  372  hogige  se  yf'ela  1,  56  hogade 
yinbe  1,  404.  2,  118  hogode  ymhe  1,  404  hogiadfordy  2,  12! 
to  hogiennc  2,  ^^%  forhogiad  1,  64.  2,  376  J'ojdiogige  1,  60 
Jorliogii'iide  2,  130  forhogede  1,  460,  kein  hycgan,  for- 
hyrgan  in  den  honiilion.  —  kehren  wir  min  zu  den  psalmen 
zurück,  hier  hat  der  allillericrende  theil  nur  hygan.  hycgean, 
hogode,  der  prosaische  gebraucht  für  cogilare  pcnccan ,  für 
studere  pencean  m.  gen.,  für  mcdilari  smeagan,  smean ,  für 
conlemnere  forseon ,  rnthX,  forhycgan,  für  sperare  hopian; 
kurz  der  erste  theil  giebt  hycgan  in  keiner  seiner  bedeu- 
tungen und  zusammenselzungen ,  hogian  kommt  im  ganzen 
psalter  nicht  vor.  die  belege  sind  hycge  61,  8  90,  2.  118,  69. 
106.  146.   120,  3.   142,  8.  hycgead71,  1.    139,  2.   8.  hyc- 


218  HYCGAN  UND  HOPIAN. 

g-ea  132,  1.  hi/cgian  76,  6.  hijegoiuh  67,  21.  68,  25.  104,  4. 
hogode,  hogedo/t  69,  3.  72,  6.  77,  20.  35.  82,  3.  108,  16. 
118,  81.  142,  5.  gehogedon  57,  2.  113,  18;  forlujcgan 
68,  34.  Jorhi/cgead  52,  6.  forhogede ,  Jorhogedon  77,  24. 
59.  62.  88,  32.  101,  15.  105,  29.  106,  39.  118,  118.  141. 
Wenden  wir  uns  jetzt  zu  hopion  und  hopn.  im  gan- 
zen Beovulf,  im  ganzen  codex  Ex.,  in  Andr.,  Elene,  im  Cäd- 
mon  ist  keine  spur  davon,  es  beginnt  mit  hopian  to ,  und 
töhopa  bei  Alfred;  seine  ungelauligkeit  verrälli  das  noch  im 
lOn  jh.  erklärend  dabei  gesetzte  ältere  synonym  hi/hl.  so 
lautet  im  Scintillarius  eine  Überschrift  De  spe.  be  hopan 
odde  be  ht/hte,  und  es  heifst  943  hyht  and  hopan  io  him 
Dipl.  IV,  279.  bei  Alfric  ist  hopian  und  hopa  sehr  gewöhn- 
lich ,  allein  noch  besieht  daneben  hijhtan ;  zuweilen  hat  er 
das  noch  ältere  venan,  aber  in  dem  späteren  sinne  von  wäh- 
nen,  wofiirhalten  AH.  1,  554.  für  hoETnung  nur  hi/ht  und 
hopa.  —  die  psalmen  dagegen  haben  von  51  an  bis  zu  ende 
gar  kein  hopa,  hopian,  sondern  nur  jene  ältesten  ausdrücke 
dafür,  während  dieselben  von  anfang  bis  ps.  50  überaus  häu- 
fig hopian  und  kein  venan  mehr  im  sinne  von  hoffen  stellen, 
es  findet  sich  nämlich  ic  hopige  to,  hopade  io  u.  s.  w.  4,  6. 
5,  7.  12.  7,  1.  9,  10.  15,  1.  16,  7.  17,  2.  29.  21,  3.  24, 
1.  2.  25,  1.  26,  4.  16.  30,  1.  7.  17.  21.  28.  31 ,  12.  32, 
16.  17.  33,  22.  35,  8.  36,  3.  5.  9.  37,  15.  39,  3.  19.  41, 
3.  6.  14.  42,  6.  daneben  gehjgtan  nur  27,  8.  32,  18  und 
zuweilen  getriivian  für  sperare,  nur  tohopa  3,  7.  4,  9.  15,  9. 
16,  9.  21,8.  32,  15.  38,  9.  39,  4  für  spes.  von  nun  heifst 
es  ic  gcrenc  an  51,  7.  54,  3.  55,  4.  61,  10.  62,  6.  63,  9. 
68,  3.  118,  40.  42.  144,  16.  146,  12.  ic  gelreovigc,  ge- 
treovde  on  51,  6.  70,  13.  117,  8.  118,  74.  80.  114.  129, 
5.  0.  130,  5.  ic  hi/cgc  61,  8.  90,  2.  113,  18.  142,  8.  ic 
hi/hte  tu  85,  2.  90,  4.  14.  117,  9.  ic  hähbe  htjht  on  62,7. 
77,  9.  113,  20.  129,7.  143,  3  und  für  spes  giebt  es  nur 
hijht  59,  7.  60,  2.  61  ,  7.  61,  7.  70,  4.  72,  23.  90,  9. 
111.  7.  118,  49.  129,  7.  141,  5.  143,  3.  soll  nun  derselbe 
Übersetzer  erst  ausschliefslich  hopa  und  hopian ,  nachher  be- 
harrlich gcrenan  und  ///////  gesagt  haben?  kann  das  zufall 
hcifsen,  oder  wäre  jemanden  hopian  prosaisch  erschienen, 
was  doch  der  dichter  der  Judith   134,  54    und  Alfred  in  den 


HYCGAN  UND  HOPIAN.  219 

liedern  des  Boethius  nicht  versclimäliete,  und  hyht  zu  pocliscli, 
um  es  einfliefsen  zu  lal'sen,  was  doch  Alfrics  absiclillich  ein- 
fache prosa  Siels  neben  glaube  und  liebe  für  holfnung  hat? 

Das  nächste  ergebnis  dieser  Untersuchung  ist,  nach  den 
verschiedenen  spracl)ge\vohnheilen  sind  für  die  beiden  ihcilc 
der  psalnicnübersclzung  zwei  verschiedene  verfafser  anzu- 
neinnen.  darauf  führt  auch  eine  menge  anderer  abweichuu- 
gen  in  der  sprachgevvohnhcil.  man  kann  eine  reihe  beson- 
derer ausdrücke  des  zweiten  iheils  ansehen  als  herbeigeführt 
durch  die  gewählte  poetische  form ,  allein  auch  einige  ge- 
wöhnliche Wörter  hat  jeder  der  beiden  für  sich,  so  hat  für 
altar  I  stets  altei\  II  stets  vighed,  woraus  das  der  prosa 
ganz  geläufige  vofod,  veofod  geworden  ist;  für  brunnen, 
grübe  und  abgrund  I  ])ytt^  II  send,  welches  letztere  auch  bei 
Alfric  gewöhnlich,  keineswegs  gerade  poetisch  isl;  refugium 
überträgt  beständig  \  fridstoi),  9,  9.  17,  1.  30,  3  geheorh- 
stuv  31,  8;  II  fn'dstöl  89,  1.  90,  9.  93,  21;  als  Über- 
setzung von  simul  zeigt  sich  das  schwierige,  auch  bei  Alfric 
häufige  etidemes  nur  bei  I,  nie  bei  II,  der  dafür  on  dne, 
sanied ,  ätg'ddere ,  ätsamne  gebraucht;  oft  hat  die  vulgala 
schirmer  durch  susceptor  gegeben,  dafür  1  jedesmal  aiidfc/i- 
ge/id,  II  stets  aiidfengea^  von  tahernaculum  ist  \ii^\\  gelvld 
oder  Icinpel,  bei  II  immer  selegesceot  die  einzige  Über- 
setzung, auch  wo  beide  für  einen  begrilf  etwas  gemeinsam 
haben,  tritt  noch  oft  eine  verschiedenheil  zugleich  auf,  z.  b. 
für  retrorsum  gewährt  I  on  häcling,  on  earsUng,  gewöhn- 
lich vnderbäc,  II  an  hüclhig  einmal,  gew.  on  hindcriing,  on 
hindcT.  die  beiden  Übersetzer  gehn  auch  im  genus  mancher 
nomina  auseinander:  ßöd  bei  I  neutrum ,  ist  bei  II  masc, 
s(P  hat  I  nur  als  fem.,  II  vorhersehend  als  masc;  gcpi'uht 
(consilium)  I  nur  als  neulr  ,  II  gew.  fem.  davon  nuils  man 
übrigens,  was  die  Icxica  noch  nicht  wifsen ,  unterscheiden 
das  masc.  gcpohl,  welches  die  meisten  scliriflsleller  auf  die 
bedeulung  cogitalio   beschränken*).  —  die  ai'l  und  weise  der 

*)  klar  ist  besonders  ps.  S2 ,  9  {^od)  loslcncl:  titä  ^ctlicaht  (eoii- 
silia)  yj'clvillendra  kynna  and  hvj'ursyhdh  tliä ^vtliohlas  (co^ilaliones) 
tlnira  J'ulca ,  and  r.ac  y/elra  ealdormanna  ^ellteaht  (consilia)  In-  fur- 
syftdh;  c.  10  ac  godes  gtUhvaht  (consilia)  üunadli  on  o'cuissc  and  ge- 
t/iü/U  hi's  modcs  (cogilatioues  cordis)  a   vcoiulda   vvuruld.  —    so   wird 


220  HVCGAN  UND  IlOPIAN. 

Übersetzung  ist  auch  eine  ganz  andre  im  ersten  als  im  zwei- 
ten theile,  denn  1  hat  die  neigung  zu  erklären  und  macht 
oft  lange  auslegende  einschiebsei,  sowie  er  den  lateinischen 
Überschriften  lange  angelsächsische  vorausschickt,  dagegen  11 
hält  sich  in  Überschrift  und  text  strenger  an  das  original,  mit 
geringen  der  epischen  fülle  dienenden  Zusätzen. 

Weiter  wird  man  auch  über  verschiedene  zeit  der  beiden 
Übersetzer  der  psalmen  schon  durch  das  oben  angegebene 
altersverhältnis  der  ihrer  natur  nach  hier  am  meisten  ge- 
brauchten verba  für  denken,  sinnen  und  hoffen  belehrt,  jedes- 
falls  ist  II,  der  hijcgan  und  hyht  ausschliefslich  hat,  und 
gevenan  vorzugsweise  für  hoffen  gebraucht,  hopian  aber  gar 
nicht  kennt,  ein  viel  älterer  schriftsteiler  als  I,  dem  das 
späte  hopian  ganz  zur  herschaft  gelangt,  lujcgan  aber  ab- 
handen gekommen  ist.  obwohl  der  Schreiber  der  psalmen  ei- 
niges orthographische  durchgeführt  hat,  wie  die  auszeichnung 
des  Wortes  vi/uing  zuweilen  auch  des  ct/n  durch  h,  und  die 
auszeichnung  des  namen  gotles  durch  grofse  buchslaben,  so 
hat  er  doch  sonst  an  seinen  verschiedenen  originalen  im  gan- 
zen so  wenig  geändert  dafs  uns  auch  in  den  lautverhält- 
nissen  das  bild  der  älteren  spräche  in  II  noch  fast  vollstän- 
dig erhalten  ist,  was  schwerlich  affectation  des  prosaüber- 
setzers  I  ist.  die  alterthümlichen  llexionen  ece ,  ecean, 
eccum ,  ci/n'ce,  cyriceaii,  andfongen,  ßsceas,  l(Ece,  iccceas, 
väcce,  vHcceum  zeigt  II  überall,  I  nirgends,  auch  die  for- 
men secean,  seceait ,  sccgenn,  secgead  fast  nur  bei  II.  ebenso 
ist  das  alte  VI  bei  dem  I  in  VU  übergegangen  ;  II  sagt  noch 
svigian ,  viht ,  dviht,  navihl ,  wie  sveotol,  treovian ,  I  stets 
svugian ,  nnviiht,  7iauht,  herschend  bctvuh,  svutol,  truria/t. 
die  abgeworfenen  endungen  in  fcondas ,  hälopas ,  hettendns 
hat  II  noch  oft,  I  ganz  verloren,  von  vcson,  was  II  beson- 
ders oft  im  conj.  und  imp.  gebrauchte,  ist  in  I  keine  spur 
mehr;  cuiiian  bildete  in  der  zeit  des  II  noch  cvom,  cvönion, 
bei  I  nur  com ,  cuinoti.  jindon  noc\\  fand  [)U  Junde ,  bei  I 
dagegen  ic  fände  und  sc\hsl  pit  fandest  16,  3;  gangan  hat 

consiliuin  mit  {ielhea/if  übcrselzt  ps.  1,  1.  G.  9,  28.  12,2.  13,  5.  10. 
19,  4.  25,  i  ij.  oft  ;  .55,  6.  70,  9.  82,  5.  88,  0  u.  s.  w.  cügitatioucs  mit 
gctho/itas  7,  10.  9,  21.  25,  2.  39,  5  u.  o.  13S,  2.  17.  vergl.  auch  Rlatlb. 
5,  22.  Luc.  7,  30  mit  Luc.  2,  35. 


IIYCGAN  UND  HOPIAN.  221 

noch  vit  gengon  54,  13  neben  eodon.  unverkennbar  ist  der 
ältere  stand  auch  der  prononiina  bei  II;  ich  fand  zwar  kein 
mec,  pec  mehr,  aber  öfter  iisic;  noch  ic  sylj'a,  Im  xijlfu, 
he  si/lfa  nie  si/lf;  und  nicht  nur  hu  n.  sondern  auch  bä  m. 
des  duals  59,  5.  103,  9.*)  die  menge  der  seltenen  Wörter 
und  vcrbinduui^cn  bei  II  vorzuführen  niufs  ich  mir  versagen  : 
in  den  ersten  theil  hat  sich  auch  nicht  ein  einzigesmal  ein 
wort  wie  fäle  (lieb)  oder  gcneahhic  (viel ,  reichlich)  ver- 
laufen, die  man  wohl  liundcrlmal  bei  II  und  sonst  selbst  bei 
den  dichtem  seltener  liudet.  nach  allem  dem  steht  fest,  der 
verfafser  des  II  theils,  der  über  ein  reiches  kräftiges  sprach- 
gut zu  gebieten  hat ,  und  gegen  den  die  spräche  bei  I  eine 
kümmerlich  einförmig  sich  hinziehende  ist,  mufs  ein  sänger 
der  blütezeit  angelsäcbsischer  dichtung  gewesen  sein,  der 
nicht  erst  von  ps.  51,  6  an  seine  allitterierende  Übersetzung 
sich  durchzuführen  getraute,  wo  sie  jetzt  beginnt,  dessen  ar- 
beit vielmehr  dem  ersten  theil  nach  verloren  gegangen  ist. 

Schwieriger  ist  die  letzte  frage,  welcher  zeit  nun  be- 
stimmter der  dichter  und  welcher  jüngeren  der  spätere  er- 
gänzer angehörte.  Thorpc  hat  für  das  ganze  werk  das  lOe  jh. 
in  anspruch  genommen,  für  den  ersten  Übersetzer  ist  das 
nicht  zu  spät;  ich  würde  ihn  eher  imi  die  mille  des  llnjh. 
wo  die  handschrift  geschrieben  ist ,  setzen  ,  weil  hopian  all- 
gemein geworden ,  ht/cgan  und  hogian  nebst  forhogian,  so- 
wie auch  hi/ge  gehi/gd  ofcrlu/clig  verschwunden  ist.  eini- 
ges wie  svugiaji  aus  srigian,  und  navuht,  nauht  aus  noviht 
scheint  freilich  älter  als  Älfrics  und  der  cvangelien  suricai, 
naht,  was  den  poetischen  beträchtlich  älteren  theil  belriHl, 
so  kann  ich  nicht  zweifeln  dafs  er  älter  als  Alfred,  dafs  er 
dem  8n  jh.  zuzuweisen  ist,  da  er  die  sprachformen  des  ßco- 
vulfs  und  die  in  Cynevulfs  zeit  gangbaren  biblischen  und 
kirchliclien  ausdrücke  hat,  und  da  er  auch  aufserdcm  eine 
nicht  unbeträchtliche  reihe  früh  untergegangener  zum  Ihcil 
sonst  unerhörter  wörter  und  bedeutuugen  bewahrt,  dazu  ge- 
hören   folgende    bei    Etimülier   fehlende   ausdrücke,     hcchrägl 

*)  unriclilijj  s.igt  Eltiii.  p.  297  bii  koiniiie  nur  in  ziisaiiiinenselziui}; 
vor  und  es  sei  gleich  bu;  denn  hit  ([liclil /y«,  polli.  ba\  ist  ctfKfoTtQ«, 
fal'st  nomina  von  verschiedenem  gcnus  zusainiiu-ii  j)s.  '.).'),  7,  bd  {goÜ\.  bai) 
zwei  niascuiina  oder  fem.  103,  9.  5'J,  5. 


222  HYCGAN  UND  HOPIAN. 

((liplols)  cyme  (graliis)  dreltan  (consumere)  earon  (sunt) 
iifeohtan  (evcllere)  128,  4  wie  yrtV.w ,  peclo ,  healfveard 
(possessionis,  imperii  socius)  Änwä/»/?e/ (morus)  hrui^  102,  16. 
126,  5.  132,  2  (potens)  hveoäu  106,  28  Icavßnger  (in- 
dex) wodurch  lacvan  licht  erhält;  mdnirian  63,  4  {scriitni'i, 
nicht  dormire  Etlm.)  scipii  scripcndc  scrinde  (impelu?)  ßeo- 
tad  103,  24  snijtruhüs  (labernaculum)  spircan  101,  3  ge- 
sviru,  gesveoru  (colles)  a?isijn  (del'ectus)  wie  cod.  Ex.  151,  24. 
201,  13  teofrian  (ponere,  coramiltere,  fügen)  loste  (rana) 
woraus  sich  der  name  des  altdorm.  Tostig  erklart,  getijnum 
(atriis)  115,  8  trage  (sinistre?)  taelan  108,  20  treajlice 
(lacere?  aegre?  vergl.  alln.  ?r<^(lacinia,  fibra)  Fornm.  1,  126) 
teonati  polian  102,  6;  pindan  106,  25.  111,  9  (tabescere) 
pand  (tabcscebam)   118,  158.  ydvc  (intestina)   108,  18, 

Es  giebt  eine  alle  tradition  dafs  Aldhehn  {•];  709),  der 
lateinisch  und  in  seiner  niultersprache  gedichtet,  auch  die  psal- 
men  ins  angelsächsische  iibetragen  habe,  die  schon  aufgegebene 
Vermutung,  dafs  sich  sein  werk  hier  erhalten  habe,  ist  für 
den  allitterierenden  theil  nach  den  obigen  ausführungcn  wieder 
aufzunehmen,  und  kann  durch  einige  wenige  auch  hier  wie 
im  ersten  theil  vorkommende  mängel  der  Übersetzung,  welche 
noch  nach  abzug  der  vom  abschreiber  und  vom  lateinischen 
verschuldeten  übrig  bleiben,  nicht  umgeworfen  werden,  das 
erste  drittel  seiner  arbeit  mag  an  der  handschrifl  abgerifsen 
gefunden  und  von  einem  Schreiber  des  llnjh.  durch  die  vor- 
liegende prosa  vermeinllich  ersetzt  w^orden  sein,  vielleicht 
ist  die  prosa  aus  einer  etwas  älteren  ebenfalls  vollständig  ge- 
wesenen Übersetzung  entnommen. 

MARBURG.  DIETRICH. 


VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITÜS.  228 


VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITUS.*) 

Da  die  licrausgeber  des  Taciliis  der  deutsclien  graninialik. 
und  unsrer  alten  spräche  seilen  kundig  zu  sein  scheinen, 
diese  aber  bei  zweifelhafter  Überlieferung  der  namen  von  ent- 
scheidender Wichtigkeit  ist,  werden  die  folgenden  bemerkun- 
gen  am  orte  sein,  ich  gebe  sie  mit  gröfserer  ausfiihrliclikeil 
als  manchem  nöthig  scheinen  möchte;  aber  sie  war  nicht  zu 
vermeiden,  da  zumal,  wo  verschiedene  Vermutungen  zusammen- 
Ireflen,  diesen  gegenüber  es  darauf  ankommt  zu  zeigen  wie 
weit  wir  hier  mit  Sicherheit  urtheilen  können,  im  übrigen  ver- 
weise ich  auf  das  im  aprillieft  der  allgemeinen  monatsschrift 
für  wifsenschaft  und  litteralur  (1852)  s.  335.  336  gesagte. 

Actumerus.  so  der  3Iedicus  ii  ann.  11,  16;  im  nächsten 
capitel  Catumerus ;  bei  Strabo  s.  292  Ovy.QOi.iLQog,  dal's  bei 
Strabo  und  Tacitus  von  einer  und  derselben  person ,  einem 
rjyei^iiov  Xamov  oder  pn'iiceps  Chattorum  und  schwelicr  der 
beiden  brüder  des  Arminius ,  die  rede  ist,  kann  nicht  wohl 
bezweifelt  werden;  vergl.  Grimms  GDS.  s.  615.  das  zweite 
comi)Osilionswort  des  namens  steht  fest;  denn  das  handsclirifl- 
liche  -f-iiQog  statt  -fit^oog  macht  keinen  unterschied,  auch 
der  biudevocal  unterliegt  keinem  bedenken ,  da  das  0  bei 
Sli'abo  nicht  nothwendig  deutsches  A,  sondern  sehr  wohl 
auch  U  bezeichnet,  kommt  dann  der  31cd.  an  der  ersten  sielle 
mit  Strabo  in  der  Stellung  des  gulturals  überein,  so  ist  an 
der  zweiten  stelle  der  buchslab  versetzt  und  ^Ictumcrus  bei 
Tacitus  gesichert ,  und  herr  Ritter  durfte  nicht ,  dem  inter- 
polierten Gudianus,  der  ohnehin  keine  autorität  hat,  folgend, 
an  der  ersten  stelle   Calumorus  schreiben,  wiewohl  dies  ein 

*)  in  ineinen  letzten  aufsätzcn  (bd.  9)  sind  folgende  druckfelilei-  zu 
bcrichligen.  s.  127  z.  9  v.  u.  und  \.  nur  —  128,  2  v.  o.  schclldi  I. 
schaUcn  —  15  V.  o.  schellen  I.  schallen  —  129,  17  v.  u.  elften  I. 
zwiilj'te/i  —  130,  4  V.  0.  I.  nullalenus  —  8  v.  u.  1.  vanitas  —  131,  ti 
V.  u.  l.  Fe)  —  5  V.  u.  I.  Narisci  —  novisci  —  133,  10  v.  u.  I'iclula 
I.  Victoali  —  135,  5  v.  u.  i.  J'opiseus  —  137,  15  v.  u.  Fisi  Sigipc- 
pedes  1.  Visi  Gipcdcs  —  138,  13  \.  o.  cillischen  1.  (feilschen  —  Pe- 
tropo-  I.  Pefopo-  —  14  v.  o.  Prut.  1.  Peut.  —  Cofae  Ulriani  I. 
Getae  Isiriani. 


224  VERDERBTE  NAMEiN  BEI  TACITÜS. 

guter  deutscher  name  ist ,  ahd.  Hadumdr,  vergl.  Catualda 
alid.  HaJoll.  steht  aber  Aclumerus  bei  Tacilus  fest,  so 
dürfen  wir  bei  Slrabo  das  P  statt  T  wohl  auf  rechnung  der 
abschreiber  setzen,  auch  wohl  das  anlautende  Ov  slait  'O. 
dies  wäre  nichts  anderes  als  eine  unreinere  auffafsung  des 
A,  wie  in  Mnroboduus  statt  Morabaduus,  goth.  Maraba- 
thtis  (wie  zeitschr.  7,  528  zu  verbefsern  ist),  Aleboduus 
Gruter  758,  II;  vergl.  unten  Bojohemum.  die  genauigkeit 
der  römischen  auffafsung  und  lautbezeichnung  bewälirt  sich 
auch  hier.  ahd.  Ahtomar,  was  Grimm  GDS.  580  für  Aclu- 
merus ansetzt,  weifs  ich  freilich  nicht  zu  belegen,  noch  auch 
andere  ahd.  composita  mit  aht-  nachzuweisen;  A/ito  mar  würde 
auch  lat.  Actomerus,  goth.  Ahtomers  fordern,  wohl  aber 
treffen  wir  bei  Plinius  Actania,  was  nach  dem  daneben  ste- 
henden Austeravia  in  Actavia  zu  befscrn  ist,  und  hierdurch 
wird  das  compositionswort  als  solches  hinlänglich  gesichert. 
Wackernagels  Vorschlag  Vncrumeriis  ist  unglücklich,  denn 
abgesehen  davon  dafs  für  den  abfall  der  anlautenden  spirans 
im  munde  der  Römer  kein  grund  denkbar  ist  und  kein  bei- 
spiel  spricht,  so  wird  auch  VVackernagel  seinen  eigenen  na- 
men  nicht  zum  zeugnis  anführen  können  dafs  früher  einmal 
das  adjectiv,  womit  doch  Vacrumcrus  gebildet  sein  müsle, 
als  erstes  compositionswort  in  namen  gebräuchlich  war;  und 
wenn  dies,  wie  wollte  er  den  bindevocal  U  rechttertigen? 

Adgandestruis  ann.  2,  88.  wollte  man  den  namen 
zerlegen  in  Adgan-deslrius  und  dann,  um  ein  gebräuchliches 
compositionswort  zu  erhalten  ,  Adgaii  et\\  a  in  Angan  ver- 
ändern, so  würde  die  andre  worthälfte,  grammalisch  betrach- 
tet, sogleich  die  Verkehrtheit  dieses  Versuchs  beweisen,  in 
-p.strius  liegt  augenscheinlich  eine  bekannte,  auch  im  griechi- 
schen und  lateinischen  gebräuchliche  ableitungssilbe  vor.  dar- 
nach ist  gandcstrins  zusammenzufafscn  ,  und  Ad  müste  eine 
latinisierende  darslellung  der  deutschen  präposition  at,  ahd.  az, 
sein,  ein  solches  compositum  würde  aber  jedcsralls  nur  einen 
ganz  besondern  beinameii,  nicht  einen  eigentlichen  namen  ab- 
geben, und  gandc.slrius  würde  imujcr  wohl  als  ein  verbales 
Substantiv  aufzufafsen  sein ,  wie  die  ähnlich  gebildeten  ags. 
fcminina ,  gramm.  2,  134.  viel  natürlicher  und  einfacher 
stellt  sich  der  deutsche  name  dar,  wenn  wir  nach  J.  Grimms 


VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITUS.  225 

vorschlage  (zeitsclir.  des  Vereins  i'ür  liess.  gesell.  2,  155, 
vergl.  GüS.  5S0J  bei  Tacitiis  lesen  ropcrio  npud  scn'ptores 
senatoresque  eoriindem  tcmporiim  ad  Gandcslrii ,  principis 
Chattorum ,  Icetas  in  sennlii  h'ltrras ,  quilnis  morleni  Ar- 
ininn  promülehal ,  si  patrandae  uvci  veiienum  viilleretur, 
responsum  esse  u.  s.  w.,  statt  responsiiinque.  herr  Nipper- 
dey  mag  über  die  latinität  entscheiden.  Grimm  stellt  Arpus 
(prmceps  Chattorum  ann.  2,  7)  mit  Gandestrius  zusammen 
und  erklärt  jenen  namen  als  nias  anas,  diesen  als  eine  masculin- 
form  zu  gans  (gafita?),  ags.  gandra,  niederd.  g ander  g än- 
dert, ist  diese  erklärung  richtig,  so  haben  die  namen  den 
Charakter  von  beinamen,  und  Neidharts  zwein  vil  (jeden  gan- 
ze7i  gent  si  vil  gelich  27,  7,  ieh  liün  von  ocden  ganzen 
alle  wile  her  gesungen  28,  ß  ,  ein  ton'seher  ganze,  JVal- 
berün ,  tuot  mir  zallen  ziten  ungereht  29,  3  wird  die  mei- 
nung  der  bericnnung  erläutern,  aber  ahd.  Canzo  (Juvav. 
s.  132  a.  930),  Genza  (Juvav.  s.  200  a.  970),  und  der  van- 
dalische  Gento  rev'Qwv  gehören  wohl  nicht  hierher,  noch 
weniger  Gensv.ricus. 

Acstii.  Gerlach  setzte  Germ.  45  ^ieslui  in  den  lext  und 
Zeuls  s.  267  stimmt  darin  bei.  die  wichtigeren  hss.  RacdNS 
(+  RIlhfFLM)  zeugen  für  Aestii,  P  hat  neben  Estii  über 
der  zeile  und  am  rande  Efliii  (Malsmanii  lab.  2  nr.  19), 
und  dies  findet  sich  wieder  in  den  hss.  TH  und  in  allen 
drucken,  denen  ebensowenig  als  jenen  eine  autorilät  zu- 
komn)t;  nur  der  schlechte  Venetus  hat  Estui ,  andre  alle 
ausgaben  Aestiji.  lasl  seheint  es  als  wenn  der  Zusammen- 
hang —  iani  dvxtro  Suevici  mai'is  litore  Aestiorum  gentes 
alluuntur  —  die  abschreiber  verleitet  habe  das  ganz  lateinisch 
klingende  EJIui,  EJ'Jlui  herauszulesen  ;  das  adj.  efjluus  kommt 
bei  Avienus  vor.  gleichwohl  könnte,  da  in  den  hss.  häufiger 
i  aus  u  enslanden  ist  (s.  unten  LIgii),  Tacitus  Aestiii  ge- 
schrieben haben  und  dies  sehr  wohl  mit  Zeul's  auf  einen 
deutschen  plural  ^lislvos  (vergl.  Ahnovia  bei  Ptol.)  zurück- 
geführt werden,  allein  da  die  allen  Preulsen  allnord.  Eistir 
heilsen,  was  goth.  Aisteis  wäre,  und  der  name  bei  Cassiodor 
Haesti,  bei  Jordanes  Acsti,  bei  Einhaid  ^l'sti  lautet,  so  hat 
die  Schreibung  Aestii  die  gröfsere  Sicherheit  für  sich.  VV^ulf- 
stäns  Estas  oder  Edstas  bei  Alfred  können  nicht  dawider 
Z.    F.   D.   A.  IX.  15 


226  VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITÜS. 

zeugen,  da  die  declinalion  in  I  im  .iijs.  im  erlöschen  begriffen 
ist;  das  mid  Islinn  des  travellers  songs  lälst  die  declinalion 
nicht  erkennen. 

Jinpsfcani.  Angrivorii.  im  sommer  des  j.  16  n.  Chr. 
landete  Germanicus  mit  seinem  licere  auf  dem  linken  ufer  der 
Ems,  setzte  dann  aufs  rechte  ufer  hinüber  und  zog  ,  in  süd- 
westlicher richinng,  an  die  Weser,  etwa  in  die  gegend  von 
Minden  oder  Rinteln,  da,  heilst  es  ann.  2,  8,  metanti  castra 
CuQsari  Angn'variunim  defectio  a  tei'go  ininiiatiir :  missus 
ilico  Stevlinius  cum  equite  et  armnhira  levi.  igne.  et  caeili- 
l)us  perßdinm  iiltus  est.  die  Angrivarier  miilsen  ganz  in  der 
nähe  gewolinl  haben  und  des  Siertinius  streifzug  kann  nicht 
eben  weil  gegangen  sein,  seine  riickkehr  ins  lager  wird  nicht 
einmal  erwähnt;  er  ist  schon  im  unmillelbar  auf  die  ange- 
führten \\  orte  folgenden  caj)itel ,  wo  des  Flavus  und  Arnii- 
nius  Unterredung  berichtet  wird,  als  des  ersten  begleiter  zu- 
gegen, am  tage  nach  der  Unterredung  setzt  dann  Germani- 
cus mit  dem  beere  über  die  Weser,  wirft  am  folgenden  die 
Germanen  zurück,  diese  denken  anfangs  daran  sich  über  die 
Elbe  zurückzuziehen,  postvemo  deligiint  locum  ßiimine  et 
silvis  clausvDi,  arta  ititus  planitie  et  umida ;  sileas  qvoque 
profunda  palus  ambibat ,  ?nsi  quod  latus  unum  Angrivarii 
lato  aggere  extulerant,  quo  a  Cheruscis  dirimerentui\ 
cap.  19.  etwas  weifer  hin  cap.  20  heifst  es  hostcm  a  tergo 
palus  ,  Romanos  ßumen  aut  montes  claudebant.  unmöglich 
kann  unter  dem  ungenannten  llufse  ein  nebenflufs  der  Elbe 
verslanden  werden,  wie  herrNi|)perdey  für  wahrscheinlich  hält: 
Tacitus  spricht  kaum  von  einem  vorrücken  der  Körner,  auch 
kann  man  nicht  mit  herrn  Piilter  an  die  Aller  denken  (deren 
aller  name  nicht  Altera,  sondern  Alara  lautet)  ,  denn  hier 
giebl  es  keine  vwntes.  eher  passt  die  Leine  (ihren  namen 
latinisiert  herr  Ililter  auf  gut  glück  in  Linia-.  seine  älteste, 
reinsle  form  isl  Lagina).  ich  sehe  aber  auci)  nicht  ein 
warum  nicht  an  einen  entfernteren  punkl  an  der  Weser  ge- 
dacht werden  könnte,  wie  dem  auch  sei ,  am  abend  nach 
der  zweiten  schlachl  errichten  die  Römer  ein  lager  cap.  21 ; 
darauf  cap.  22  laudatis  pro  contione  rietoribus  Caesar  con- 
geriem  armoruin  slruxit,  superbo  cum  titulo :  debellatis  in- 
ter  Rhenum  Albiinque  nationibiis  cxercitum  Tiberii  Cacsaris 


VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITUS.  227 

ea  vionimenta  Marti  et  lovi  et  Augusto  sacravisse .  —  mox 
bellum  in  Angrivarios  Stertinio  mnndnt,  ni  deditionem  pro- 
pei'avisscnt.  atqi/e  Uli  supplices  nihil  nhniiendo  veniam 
omnium  accepore.  ein  theil  der  legioiieii  wird  jetzt  auf  dem 
landwege  ziiriickgeschickt ,  der  giölsere  theil  aber  gehl  von 
der  Ems  aus  zu  schiffe  cap.  23,  und  als  eine  sturmdut  beer 
und  flotte  zerstreut ,  multos  Angrivarii  miper  in  ßdein  ac- 
cepti  j'edeinplos  ab  interioribus  reddidere  cap.  24.  nach 
cap.  41  triumphierte  dann  im  sommer  darauf  Germanicus  de 
Cheruacis  Chattisque  et  Angrivariis ,  quaeqiic  aliae  natio- 
nes  iisque  ad  Albiin  colunt.  bei  vorurtheilsfreier  betrach- 
tung  dieser  stellen  ergiebt  sich  dafs  die  Angrivarier  zu  bei- 
den Seiten  der  Weser,  in  gröfserer  stärke  aber  auf  dem  lin- 
ken ufer  wohnten,  wenn  auch  nicht  bis  an  die  Ems,  deren 
anwohner,  im  jähre  vorher  heimgesucht  ann.  1,  60.  03,  dies- 
mal nicht  genannt  werden,  die  zweite  schlacht  ward  hart 
an  der  südöstlichen  grenze  der  Angrivarier  gegen  die  Che- 
rusker geliefert,  so  dafs  der  wall  auf  dem  linken,  der  unge- 
nannte Hufs  mehr  auf  dem  rechten  fliigel  der  Römer  lagen, 
als  Stertinius  hier  den  aufirag  erhielt  sie  für  ihren  abfall  zu 
bestrafen  ,  sollte  er  offenbar  mit  der  von  ihm  commandierten 
reiterei  und  den  leichten  truppen ,  wie  ann.  1,  60.  71,  den 
vorlrab  des  zum  flotlenlager  an  die  Ems  zurückkehrenden 
lieeres  bilden :  das  ganze  gebiet  der  Angrivarier  wäre  mit 
feuer  und  schwert  durchzogen  worden,  wären  sie  durch  zei- 
tige Unterwerfung  nicht  dem  zuvorgekommen,  auch  auf  dem 
hinmarsch  halte  Germanicus  ihr  gebiet  durchzogen,  und  ihre 
grenzen  wohl  schon  eben  überschritten,  als  ihr  aufstand  hin- 
ter seinem  rücken  gemeldet  wurde,  war  dieser  eine  pcrfidia 
und  dnj'ectio,  geschah  aber  der  erste  durchmarsch  des  heeres 
friedlich  und  ohne  widerstand ,  so  mufs  eine  verlragsmäfsige 
Unterwerfung  des  volkes,  wenn  nicht  schon  bei  der  vorjähri- 
gen anvvesenheil  des  Germanicus  an  der  Ems,  doch  gleich 
bei  seinem  ersten  erscheinen  an  ihrer  grenze  erfolgt  sein, 
aus  allem  diesem  ergiebl  sich  für  die  Angrivarier  die  Stel- 
lung, dafs  westlich  von  ihnen  die  Chamavcn,  im  norden  zu 
beiden  seiten  der  untern  Weser  die  Chauken,  im  osten  und 
Süden,  kleinere  Völkerschaften  ungerechnet,  die  Langobarden, 
Cherusker  und  Bructerer  safsen.     die  Stellung  der  Chamaven, 

15* 


228  VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITUS. 

<lio  Zeufs  s.  92  irrlluimlii  li  an  die  obere  Hmile  und  die 
Werre  setzt,  gehl  aus  der  angäbe  des  Tacitus  ann.  13,  55, 
Germ.  33,  sowie  aus  ihrem  späteren  auftreten  (Zeufs  s.  334) 
hinlänglich  hervor.  Tacitus  giebt  den  Chamaven  und  Angri- 
variern  in  der  Germania  die  Stellung  der  ßructerer,  die  er 
als  ein  untergegangenes  volle,  das  von  jenen  vernichtet  sei, 
betrachtet,  obgleich  ihr  nanie  bekannllicli  noch  lange  fort- 
dauert; er  räumt  dagegen  zufolge  dieser  annähme,  in  der 
meinung  die  Angrivarier  seien  in  das  gebiet  der  ßructerer 
ausgewandert,  das  gebiet  jener  den  Chauken  ein,  so  dal's 
diese  sich  bei  ihm  mit  den  Chatten,  die  die  macht  der  Che- 
rusker gebrochen,  an  der  Weser  berühren,  ich  glaube  dafs 
diese  Stellung  nicht  einmal  für  seine  zeit  vollkommen  der 
Wahrheit  gemäfs  ist.  jedesfalls  war  sie  vorübergehend,  giebt 
man  den  ßructerern  und  Cheruskern  ihre  alle,  unzweifel- 
hafte stelle  zurück,  so  rücken  Chamaven  und  Angrivarier 
auch  genau  in  jene  läge  die  vorhin  angegeben  ward,  die 
späteren  Angarii  oder  Angraril  erstreckten  sich  zwischen 
der  Hunle*)  und  Leine  zu  beiden  seiten  der  Weser  von 
Münden  bis  an  die  Elbe,  so  dafs  das  ehemals  chaukische 
gebiet  zwischen  Weser  und  Elbe  und  theile  des  clieruski- 
schen  landes ,  vielleicht  auch  die  kleineren  Völkerschaften, 
haud  perinde  memorntac  Germ.  34,  darunter  begriffen  wa- 
ren :  eine  ausdehnung  des  alten  namens  die  sich  sehr  wohl 
historisch  begreifen  lälst  und  den  Zusammenhang  mit  der 
ehemaligen  Stellung  der  Angrivarier  am  wenigsten  verleugnet, 
vielmehr  diese  bestätigt,  es  ist  sehr  zu  beachten  dafs  An- 
grarii  nicht  der  name  eines  gauvolkes,  sondern  ein  collecti- 
vum  ist. 

Herr  W.  E.  Giefers,  derselbe  von  dem  der  geistreiche 
gedanke  ausgegangen  dafs  die  frmenseule  bei  der  Eresburg 
nichts  anderes  gewesen  sei  als  der  heilige  bäum  der  Tamfana, 
den  die  Römer  bei  der  Zerstörung  des  heiligthums  an  ästen 
und  zweigen  gekappt  hintcrlal'sen,  dieser  '  iuvenis  in  his  re- 
bus probe  \ersatus'  nach  Fr.  Ritlers  Zeugnis,  hat  nun  ver- 
mutet dafs  Tacitus  sowohl  ann.  2,  8.  22  als  auch  in  der  Ger- 
mania c.  33.  34  die  Angrivarier    mit    den  Amsivariern    ver- 

*)  doch  gellörle  der  gjiu  Leri  zwisciicn  der  Lede  oder  Saterems  und 
Hunte  nach   dem  legislruiu  Sarachoiiis  605  auch   nocli  zu  Engern. 


VKIIDEHHTK  iNAMEiN  BEI  TACITUS.  229 

wcohscif  liiibe,  und  lierr  Ritter  zweifelt  nicht  dals  an  den 
beiden  stellen  der  annalen  Ainsivarier  im  Text  stehen  soll- 
ten, lullet  sich  aber  noch  diese  correctur  zu  vollziehen,  das 
versaunife  hat  Nipjierdey  in  vollem  mal'se  nachgeholt:  \on 
nun  an  liest  man  im  zweiten  buche  ab  excessu  divi  Augusli 
nur  zweimal,  c.  19  und  41,  von  Angrivariern,  dreimal  von 
den  bis  dahin  hier  unbekannten  Ampsivariern ,  und  viel- 
leicht sind  jene  an  zweiter  stelle  herrn  INipperdey  nur  zu- 
fällig entgangen,  aber  wie  sein  verl'ahren  zu  rechtfertigen 
sei  hat  er  sciiwerlich  recht  bedacht,  bei  der  annähme  einer 
allerdings  leichten  huchstabenvervvechslung  in  diesen  namen 
würde  man  voraussetzen  dafs  cap.  8  dem  abschreiber  schon 
die  angeblich  c.  19  zuerst  erwähnten  Angrivarier  bekannt 
gewesen  und  dafs  dann  c.  22  und  24  die  ändcrung  ahsichl- 
lich  vorgenommen  sei.  einen  geographischen  oder  histori- 
sclien  irrthum  aber  des  Tacitus  selbst  zu  berichtigen  ist  der 
kriliker  nicht  befugt,  und  einen  solchen  hier  auch  nur  nach- 
zuweisen ebenso  unmöglich  als  die  annähme,  dafs  absichtlich 
an  allen  drei  stellen,  c.  8.  22.  24,  der  Übereinstimmung  mit 
c.  19  und  41  zu  liebe  der  name  der  Ampsivarier  getilgt 
sei,  unbegründet  ist. 

Es  ist  schon  unkritisch,  wenn  das  zeugnis  des  Ptolenuius, 
wie  in  diesem  falle  von  den  genannten  gelehrten,  über  die  an- 
gäbe eines  Römers  gestellt  wird,  noch  mehr  aber,  wenn  dies 
ohne  alle  prüfung  des  Zeugnisses  geschieht.  Ptolemäus  giebt 
an  dafs  die  Angrivarier  unterhalb  der  grofsen  Hauchen  wohn- 
ten, da  er  nun  diese  zwiscdien  die  mündungen  der  Elbe  und 
Weser  setzt,  so,  schliefst  man,  haben  jene  nicht  westlich 
von  der  Weser  gewohnt,  aber  schon  Zeufs  bemerkte  s.  139 
dafs  localität  und  ein  zeugnis  des  Tacitus,  ann.  II,  19,  mit 
nolhwendigkeit  den  grofsen  Chauken  ihre  stelle  zwischen  Ems 
und  Weser  anweisen,  wo  nach  Ptolemäus  die  kleinen  Chau- 
ken safsen.  wohin  kommen  nun  die  Angiivarier?  man  wende 
nicht  ein  dafs  Ptolemäus  unlcihalb  dir  kleinen  Rauchen,  also 
zwischen  Ems  und  VV^eser,  die  grofsen  Rructerer  nennt,  die 
Hructeier,  die  Cermanicus  im  j.  l.~)  an  der  Ems  hinauf  zie- 
hend und  (]äciua  vom  Rheine  aus  bezwang,  reichten  sicher- 
lich nicht  an  die  Weser:  C<i"(i/iani  .  .  .  (Jlstrahcmio  Iiosti 
per  Bructcros  tid  Jlumcn  ^tmisiam  iitillH   .  .  .   ipsc  i/iposilas 


230  VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITÜS. 

navibus  qmittuor  legiones  per  lacus  vexit ,  simulque  pedes 
eques  clussis  aput  praedictum  ain?iem  cotivenere.  Chauci  .  .  . 
in  coinmilitium  ndsciti  sunt.  Bructeros  sua  urenlis  expe- 
dita  cum  manu  L.  Stertinius  vässu  Germanici  fudit  .  .  . 
ductuni  indc  agmen  ad  Ultimos  Bructerorum ,  quantumque 
Amisiam  et  Lupiam  amnes  inter,  vastatum ,  haud  procul 
Teutoburgiensi  saltu,  ann.  1,  60.  die  Unterscheidung  der 
grofsen  und  kleinen  Briicterer  kommt  in  unmittelbar  römi- 
schen quellen  nicht  mehr  vor.  aus  Strabos  übrigens  verwor- 
rener angäbe  s.  291  sieht  man  jedoch  so  viel  dafs  die  kleinen 
Bructerer  an  der  Lippe  safsen,  womit  Ptolemäus  §  8  überein- 
stimmt; hier  an  der  Lippe  kennen  die  römischen  quellen  nur 
Bructerer,  vergl.  bist.  5,  22.  4,  61.  vorher  verbindet  Strabo 
TiQog  T(p  coTieavoi  ^ovya/ußQol  re  '/.cd  Xavßoi  y.al  Bqov/.te- 
QOt  xal  Kl^ißQOi,  Kav-/.ol  xe.  u.  s.  w.,  wo  Cluvcr  aus  Xavßoi 
unleugbar  richtig  Xai.iaßoi  herstellte  ;  Bructerer  aber  wohn- 
ten nach  Sirabo  s.  290  so  weit  an  der  Ems  abwärts  dal's 
Drusus  mit  ihnen  zu  schiffe  kämpfte,  wie,  wenn  die  soge- 
nannten grofsen  Bructerer  keine  anderen  wären  als  die  Cha- 
raaven ,  und  diese  auch  bei  Tacitus  ann.  1,  60  und  Strabo 
s.  390  mit  unter  die  wie  es  scheint  an  die  Chauken  gren- 
zenden Bructerer  begriffen  sind?  diese  Vermutung  kann  an 
sich  keinem  unsrer  alten  geschichte  und  verfafsung  kundigen 
anstöfsig  sein,  denn  wer  da  vveifs  dafs  der  begriff  einer 
taciteischen  civitas  nur  dem  eines  gauvolkes  oder  fijlkes  ent- 
spricht (Wailz  1,  51),  dals  aber  oft  mehrere  cirilatcs  oder 
gauvölker,  jedes  mit  besonderem  namen,  in  einer  bald  losern 
bald  innigem  und  stätigern  Verbindung  zusammenstehen  unter 
einem  gemeinsamen  namen  ,  der  entweder  ihre  alle  stamm- 
verwandtschaft  oder  ihre  politische  gemeinschaft  ausdrückt, 
oder  auch  blofs  von  dem  eben  den  vorrang  behauptenden 
Volke  hergenommen  sein  kann  ,  der  wird  auch  den  Wechsel 
der  namen  und  das  schwanken  ihrer  ausdehnung  leicht  ver- 
stehen und  z.  b.  aus  dem  fehlen  oder  verschwinden  eines 
namens  nicht  gleich  auf  den  Untergang  oder  die  abwesenheit 
des  Volkes  scliliclsen.  die  verkcnuung  jener  einfachen  lliat- 
sache  ist  vielmehr  hauplsächlich  schuld  an  der  fast  allgemei- 
nen Verkehrtheit  der  behaudliiiig  und  heurllieilung  unsrer  allen 
völkerverhällnisse,   wobei  ich  Zeiils  natürlich  ausnehme,     die 


VEUDEKinE  iNAMEN  BEI  TACITUS.  231 

verkeimiuig  jener  tliatsache  ist  auch  die  Ursache  dals  Nipper- 
dey  sich  zu  einer  offenbaren  fälschung  taciteischer  nachrichlen 
verleiten  liefs.  denn  mit  den  Anisivariern  und  Angrivariern 
verhält  es  sich  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ganz  ähnlich  wie 
ich  für  Bructerer  und  Chamaven  vermutete. 

Freilich  kann  erst  eine  besondere  nntersuchunu-  den  be- 
weis  rühren  dals  des  Ptoleujäus  karte  von  Germanien  durch- 
weg aus  zwei  auch  der  zeit  nach  verschiedenen  berichten 
zusammengesetzt  ist,  denen  natürlich  einige  namen  gemein- 
schaftlich waren:  doch  kann  man  die  erfahrung  auch  an  unsrer 
stelle  machen.  Strabo  hat  in  seinen  bericht  einen  abschnitt 
Ji)  4  über  die  kriege  der  Römer  und  besonders  den  triumph 
des  Germanicus  eingeschaltet;  im  übrigen  gehört  seine  Schil- 
derung der  zeit  der  kriege  des  Tiberius  im  anfang  des  Jahr- 
hunderts an ,  mit  einzelnen  rückblicken  auf  die  kriege  des 
Drusus.  wahrscheinlich  aber  ist  nach  der  kenntnis  die  man 
aus  diesen  über  Germanien  gewonnen  die  älteste  bei  Ptole- 
mäus  zu  gründe  liegende  karte  in  sehr  allgemeinen  umrilsen 
entworfen,  ihr  gehören  auch  wohl  die  kleinen  und  grofsen 
Bructerer  an,  die  bei  Ptolemäus  ähnlich  wie  bei  Strabo  den 
räum  zwischen  Friesen  und  Wcstchauken  im  norden  und  Su- 
gambern  im  südcn  einnehmen,  die  jungem  hierher  gehören- 
den nachrichten  dagegen  sind  heillos  verschoben,  fast  ganz 
Germanien  ist  s(;hon  mit  namen  angefüllt;  die  läge  der  Semno- 
nen  zwischen  der  mittlem  Elbe  und  Oder  ist  richtig  bestimmt; 
da  heilst  es  §  18.  19  vtco  f.iev  zovg  2e/iivovag  ol/.nvüi  — t- 
Xiyyai  .  .  .  vno  de  rovg  ^iXlyyag  Kalovmovsg  icf  axdrsQa 
Tov  J^lßiog  7TOTaf.iov ,  vq)  ovg  XchqovoxoI  •/.al  Xaf.iavol 
f^ii%oi  TOV  IMrjlißö/.ov  oQOvg'  cbv  ycQog  dt'aTolag  neql  rov 
J^Xßiv  7C0Tafidv  Bai[v]oxcufiaL  u.  s.  w.  und  §  23  V7r6  de 
Tovg  Xc(f.ic(vovg  XarTai  xal  Tovßavroi  /.al  vireq  tu  ^oidrjza 
oQTj  TavQioxcdfiai,  vjto  de  rd  oq)]  OvaQiaroL  darnach  kä- 
men die  Cherusker  und  (Ihauken  nach  ßöhmen  ,  und  doch 
sollen  östlich  von  ihnen  die  Bccioycunai  wohnen,  die  läge 
der  (Llieruskei-  sieht  nach  andern  bericlilen  fest  genug,  gehen 
wir  davon  aus,  so  ergiebt  si(-li  leicht  eine  Verwechslung  der 
Elbe  und  der  Weser :  die  Caluconen  niülsen  zu  beiden  sei- 
len der  Weser,  und  zwar  nördlich  von  den  Cheruskern,  ge- 
wohnt haben,  sowie  die  Chatten  im  süden  an  der  Weser  mit 


232  VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITLS. 

den  Cheruskern  zusaniniensliersen ;  mit  den  Clianiaven  aber 
berührten  die  Chatten  sich  ebenso  wenig  als  die  Tubanten 
unter  ihnen,  die  Chamaven  unter  den  Cheruskern  wohnten, 
vielmehr  gewinnen  wir  eine  besläligung  für  die  vorhin  an- 
gegebene Stellung  der  Chamaven ,  wenn  wir  die  aus  andern 
nachrichlen  vollkommen  sichere  läge  der  Tubanten  im  westen 
der  Chatten  festhalten,  es  ist  mit  jenen  eine  ganz  ähnliche 
Verschiebung  vorgegangen  wie  mit  diesen ,  eine  Verschiebung 
die  ubriirens  nicht  so  schwer  zu  erkliiren  ist  als  es  vielleicht 
im  ersten  augenblicke  den  anschein  hat.  denn  offenbar  stellte 
der  zum  gründe  liegende  alte  bericht  von  den  Chauken  und 
Caluconen  ausgehend  die  an  der  Weser  mächtigen  völker  mit 
ihren  nachbarn  in  gruppen,  aber  Ptolemäus  oder  sein  Vor- 
gänger Marinus  stellte  darauf,  das  nebeneinander  der  grup- 
pen übersehend ,  die  namon  reihenweis  unter  einander,  die 
richtigkeit  dieser  annähme  bewährt  sich  schon  dadurch  dafs 
die  unter  den  Chatten  und  Tubanten  siehenden  TevQioycä^iai 
VTtsQ  Tcc  2ovdi]Ta  OQTj,  mit  den  Varisten  und  dem  Gabreta- 
wald  darunter,  nothwendig  Hermunduren  sind,  also  neben 
den  Chatten  stehen  sollten  ;  noch  vollständiger  aber  dadurch 
dafs  sie  mit  einem  male  die  andre,  nicht  minder  arge  con- 
fusiou  auf  der  ptolemäischen  karte  zerstreut;  ich  meine  die 
beiden  völkerreihen  zu  beiden  selten  der  Abnoba,  im  westen 
zunächst  am  Rhein  die  Teucterer  und  Lsipier  mit  mehreren 
kleinen  sonst  unbekannten  Völkerschaften,  im  osten  die  Cha- 
suarier,  ebenfalls  mit  mehreren  sonst  unbekannten  Völkern, 
beachtet  man  nämlich  dafs  bei  Ptolemäus  die  nordspitze  der 
Abnoba  mit  den  quellen  der  Ems  und  dem  Melibocus,  an  dem 
die  Cherusker  wohnen,  ungefähr  auf  gleicher  breite  liegt, 
so  kommen  die  Chasuarier  an  die  Emsquelle ,  eine  Stellung 
die  sehr  wohl  mit  der  angäbe  des  Tacitus  sich  vereinigt 
Angrifurios  et  Chamavos  a  tergo  Dulgubini  et  Chnsuarü 
eludunl  aliae(fue  gentes  hond perinde  memoratae,  Germ.  34, 
wenn  auch  Tacilus  dabei  aufser  acht  golafsen  haben  sollle  dafs 
seine  Angrivarier  und  (Chamaven  die  stelle  derBructerer  einge- 
nommen, da  bei  Ptolemäus  die  üiilgubnier  unter  den  Lango- 
barden, das  ist  wohl  zwischen  den  Angrivariern  an  der  Weser, 
den  Cheruskern  und  Langobaiden,  stellen,  sobald  man  die  Cha- 
suarier au  die  r^msquellen  {niiyai)  setzt  (die  Hase  entspringt 


VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITLS.  233 

auf  der  andern  seile  des  gebirgs)  und  nun  die  reihen  der 
Völkernamen  auflöst,  so  erhält  man  deren  genug  um  den  lee- 
ren räum,  der  von  den  Cheruskern  Chatten  Tubanten  Tencle- 
rern  und  Usipiern  und  den  Bruoterern  umschlolsen  Murde, 
mit  gentibus  haud  pen'ndi-  Diemorntis  anzufüllen  es  ist  die 
fj'  ßdOei  XMQa,  wohin  nach  auflösung  der  Sugambern  durch 
die  Römer  nach  Strabo  die  üborieste  des  volkes,  -/MOaTTSQ 
MaQGOi,  sich  zurückzogen,  vergeblich  wäre  der  versuch  die 
namen  wieder  in  eine  ordnung  zu  bringen;  wahrscheinlich 
sind  es  gaiivölker  die  sonst  mit  unter  einem  allgemeinen  na- 
men  begrillen  werden,  allein  keineswegs  sind  die  angaben 
der  beiden  verschiedenen  berichte  bei  Plolcmäus  durch  ein- 
ander geworfen,  als  beiden  beri<hten  gemeinsam  nehme  ich 
an  die  namen  der  Bructerer  Friesen  Chauken  und  vielleicht 
der  Cherusker,  der  ältere  kannte  südlich  von  den  kleinen 
Bruclerern  und  der  Lippe  noch  die  Sugambern,  unter  diesen 
die  Suebi  Langobardi,  d.  i.  die  Chatten  (Zeuis  s.  94.  95), 
im  Osten  von  diesen  bis  zur  mittlem  Elbe  ausgebreitet  die 
Suebi  Anglii,  d.  i.  Hermunduren  (und  Cherusker?),  und 
zwischen  diesen  Sueben  und  den  grofsen  Bructerern,  also 
hinler  den  Sugambern  an  den  Weserbergen,  Xaljuai,  ein 
sonst  unerhörter  name  für  die  (^hasuarier  und  deren  anhang. 
statt  nun  die  Völker  des  zweiten  berichtes  wieder  an  die 
Bructerer  anzuschliefsen,  werden  sie  vielmehr  in  parallel  lau- 
fenden reihen  unter  die  Sueben  gestellt,  und  zwar  kommt 
die  dritte  reihe,  die  mit  den  Caluconen  beginnt,  ganz  folge- 
recht unter  das  dritte  Suebenvolk,  die  Semnonen ,  an  die 
obere  Elbe ;  Caluconen  Ciieriisker  und  Chamaven  aber  rücken 
etwas  nördlicher  als  die  Tenctei'cr  und  Chasuaricr,  die  ersten 
in  der  ersten  und  zweiten  reihe  ,  ollcnbar  weil  dem  Ptole- 
mäus  ziemlich  richtige  bestimmungen  der  breite  der  Ems- 
quellen  und  des  Harzes  (Mch'huciis),  des  Erzgebirges  [St/deta, 
zeitschr.  7,  52C)  und  der  Donau  vorlagen  und  zwischen  den 
Sudelen  und  der  Donau  am  (iabrclawald  noch  Varislen  Mar- 
comannen und  Sudinen  räum  linden  sollten  (s.  die  oben  an- 
geführte stelle),  hiermit  ist  nun  das  schwierigste  räthsel  der 
jitolcmäischen  lafel ,  wie  ich  meine,  sehr  einfach  gelöst:  im 
übrigen  macht  die  unlcrscheidung  des  ersten  summarischen 
berichls    vom    zweiten    keine   schwierijikeit.      ich    habe    mich 


234  VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITU8. 

hier  aber  nur  darum  so  weil  auf  die  unlersucluing  eingelarseii, 
um  zu  zeigen  dal's  erst  wenn  wir  aufgrund  der  übrigen,  un- 
befangnem und  unmittelbarem  Zeugnisse  eine  einsieht  in  die 
Zusammensetzung  der  ptolemäischen  karte  gewonnen  haben, 
es  möglich  und  erlaubt  ist  aus  ihren  angaben  nutzen  zu  zie- 
hen; und  mit  voller  Zuversicht  glaube  ich  als  resultat  für 
den  vorliegenden  speciellen  fall  es  hinstellen  zu  dürfen  dafs 
die  sitze  der  aus  der  zweiten  quelle  genannten  Caluconen 
mit  denen  der  Angrivarier  bei  Tacitus  und  dem  altern  ge- 
währsmann  des  Ptolemäiis  zusammenfallen;  mit  andern  Wor- 
ten, beide  völker  scheinen  hiernach  eins  zu  sein. 

Allein  mit  hilfe  des  Strabo  läfst  sich  dieser  punkt  noch 
genauer  bestimmen.  Strabo  hebt  s.  290  die  groi'se  ausdeh- 
uung  der  Sueben  hervor,  dann  s.  291  als  kleinere  nicht- 
suebische  völker  die  Cherusker  Chalten  Gambrivier  und  Chat- 
tuarier,  ^qoq  ds  rcj)  (u/sajw  ^ovya/iißQoi.  ts  ytal  Xafiaßol 
(s.  oben)  yial  Bqov/.t£qol  /.at  Kl/iißQOi,  Kavxol  xe  ■KalKaovX- 
y.Oi  ytal  Ka/mpiavol  y.al  aXXoc  nXeiovg.  da  die  Hermun- 
duren und  Langobarden  schon  vorher  unter  den  Sueben  ge- 
nannt sind,  so  fehlen  von  den  bedeutendem  Völkern  im  westen 
der  Elbe  nur  die  Angrivarier.  dafs  dies  aber  eben  die  mit 
den  benachbarten  Chanken  znsammengenannten  Kaovly.oi 
y.al  Kaiixlnavol  sind,  wird  durchaus  wahrscheinlich  aus  fol- 
gender stelle  über  den  triumph  des  Germanicus  s.  292,  /.cd 
alla  de  acoinara  irtOfiTtev&rj  ex  raiv  TteTioqd^rj^iivtov  eS-vcuv, 
Kad^vlxMv  /.al  Ji(.i\paviov ,  Bqov/.T€qcov  ,  OvoLrcov,  X'tj- 
QOva/.tor,  XäzTtor,  XaxvovuQtiov,  ylavöcov,  ^oißarxUov.  hier 
sind  die  ILAQYylKOl  offenbar  dieselben  mit  den  KAOYA- 
KOI ,  so  auch  die  J^/.iiliavoi  und  Kai.nj'iavni.  die  nächst- 
folgenden sind  bekannt  als  vom  Germanicus  besiegte  völker, 
bis  auf  die  (]hattuarier,  die  woiil  nur  durch  einen  irrthum 
entweder  des  Strabo  oder  eines  des  namens  von  der  seile 
vorher  noch  eingedeuken  abschreibei-s  hierher  gekommen  sind, 
da  die  ßalaver  und  Canninefalen  d.  i.  Cliatluarii  (Zcufs  s.  lUO) 
wenigstens  schon  seit  dem  j.  \  n.  Chr.  (Vellejiis  2,  105) 
innerhalb  der  grenzen  des  römischen  rcichs  wohnten  und 
dienstpilichtig  selbst  dem  Germanicus  (atm,  2,  11)  gegen  ihre 
slammgenofsen  heerfolge  leisteten,  gar  sehr  aber  iaill  das 
fehlen    der  Marsen  auf.     man  setzt  ihren  namen  seit  Cluver 


VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITUS.  235 

für  das  gewiss  verderbte  udavdiov,  und  auch  Kramer  stimmt 
darin  bei.  aber  mir  sciieint  Groskiirds  änderung  dieses  na- 
mens in  ^ayyoßdgdcüv  durchans  nicht  so  unglücklidi,  d,i 
diese,  wenn  auch  bei  Tacitus  nicht  erwähnt,  doch  ohne  aUcn 
zweifei  am  grenzwall  der  Angri\'arier  mit  unter  den  Völkern 
bis  zur  Elbe  besiegt  wurden;  die  obscuren  zlavdovxoi  bei 
Pti)lemäus  für  Aavdo'i  in  anschlag  zu  bringen  war  ein  mis- 
grilT  (zeitschr.  7,  472).  wie,  wenn  der  znfall,  der  in  der 
besten  hs.  des  Strabo  XäTxtüv  fehlen  liefs ,  recht  halte  und 
XccrzovciQiiov  (XcaxovrciQiiov  liest  man  in  AB)  in  Xcaxiov, 
DIuQOiüv  zu  verbeisern  Aväre?  wie  man  sich  auch  entschei- 
det ,  die  Voraussetzung  dafs  hinter  einem  dieser  namen  die 
Marsen  verborgen  und  von  Sirabo  genannt  seien ,  ist  nach 
Tacitus  geschichtserzälihing  wohl  begründet,  in  ^oViiazTUov 
endlich  hat  man  längst  mit  recht  die  Tubanten  erkannt,  und 
den  versuch  die  handschriftliche  Überlieferung  zu  rechtfer- 
tigen (zeitschr.  7,  472.  473)  halte  ich  für  vollsländig  mis- 
lungen.  so  wenig  als  Siigambri,  Sig/'pedos  in  S/gt/gambn', 
Sigugipedes  aufgelöst  werden  dürfen  (oben  s.  137),  können 
auch  ^ovßctTTiOi  Stgubotlü  sein;  nnd  Sigubattii  können 
wieder  nicht  S?'gubo/itf7  werden  ,  weil  die  rhinistischc  form 
die  ujcdia  voraiisselzt ,  ba//t  aber  alid.  b(//iz  lautet,  so  dafs 
weder  Sigubaiilü  mit  dem  epischen  hochdeutschen  Sigebant, 
noch  auch  Sigubattii  mit  den  Tubantes  Bucinobanles  u.  s.  w. 
zusammengestellt  werden  dürfen,  auch  der  nachweis  hessi- 
scher Batten  verunglückte:  lautete  Battctijcld  an  der  Iilder 
ehemals  Baddajifeld,  so  entspricht  Battenberg  oder  Batle?i- 
borg  dem  ags.  liadda/ibyrig  (Leo  rectit.  s.  20;;  der  sinn 
des  namens  wird  deutlich  am  ags.  Benddansyle ;  ignavos  et 
itnbellvs  et  corpore  infamen  caeno  ac  paliide ,  iniecta  in- 
snper  crate,  ?nergant  (.crm.  c.  12.  mit  den  Batti  =-  Baddi 
aber  können  die  Bataci  nichts  zu  schaden  haben,  in  deren 
namen  die  einlache  tenuis  feststeht,  der  auch  keineswegs 
componicrt  ist;  Batavi  Chamavi  als  Bataviones  Chamavio- 
nes  zu  erklären  ist  fehlerhaft,  es  bleibt  also  bei  der  beide 
male  durch  Tacitus  hinlänglich  gerechlfertigten  emendation 
des  BccTTCüv  rjytfiovog  in  einen  Xctxxiov  rjy£f.icöv  und  der 
^ovßaTxiiov  in  TovßavxUov.  da  nun  aber  Tacitus  unter  den 
im  Iriumph  des  Germanicus    aufgcfülirlcn    Völkern    neben  den 


236  VERDEKBTE  NAMEN  BEI  TACITLS. 

Clicruskern  und  Chatten  allein  die  Angrivarier  liervorlieht 
und  diese  in  der  thal  im  letzten  l'eldzuge  eine  solche  rolle 
gespielt  hatten  dals  Strabo  sie  nicht  unerwähnt  lal'sen  konnte, 
so  schlielse  ich  dals  es  eben  die  beide  male  paarweise  ge- 
uannten  KccovX/ml  y.cd  ^^Nnavoi  sind,  eine  Vermutung  die, 
sobald  man  die  übrigen  von  Strabo  im  triumph  erwähnten 
Völker  an  ihre  geographische  stelle  bringt,  sich  sofort  als 
richtig  bewährt. 

Die  Identität  der  namen  Xa.ovXy.oi  und  KaXovy.iovtq 
ist  nicht  zu  bezweifeln,  die  fehlerhafte  laulverbindiing  in 
Kaovh/Mi  mag  schon  von  Strabo  herrühren,  Caluco  für 
Chaluco,  wie  Calli  für  Chatti,  Cuesia  für  Chaosja  (ahd. 
Heisi),  Catualda  für  Chathuldo ,  Cauci  Caiichi  Chouci  für 
Chauchi  (d.  i.  Hänhüi  nom.  plur.  von  hüuhs  celsus),  ist 
ahd.  Haluhho  (Haliliho  Meichclb.  nr  10  a.  700,  Ihlihho 
nr  162  a.  808  u.  s.  w),  alls.  Haluco.  ich  bin  nicht  sicher 
ob  dies  das  mehrmals  in  den  Corveier  Iraditionen  §  399.  414 
(Wigand)  vorkommende  Hetuco  oder  §  243  Heloco  ist  und 
ob  Hnlec  Hnlechern  Halecbert  Halacbold  Halegdog  Halec- 
gard  Halecmar  Halagmund  dazu  gehören ;  der  noch  jetzt 
in  Dilmarschen  übliche  genilivische  zuname  Halkins  setzt 
Halke,  alts.  Haluco?  voraus,  der  name  ist  abgeleitet,  wie 
Patuliho  \o\\  patu  pugna,  Hcdca  von  hadn  caedes  und  manche 
andre,  wenn  Strabo  die  fle.xion  nicht,  wie  auch  sonst  wohl, 
nachläfsig  behandelt  hat,  so  führt  Kaovl/.og  statt  KaXovy.og 
auf  eine  starke  form  Hn/t/c ,  ahd.  H(t/t//i  (vergl.  gramm.  2, 
285.  286.  3,  676.  677j;  viellciclit  sind  auch  die  Javdorroi  in 
Javöovy.01  zu  befsern.  die  ableitung  und  der  spätere  ge- 
brauch des  namens  sichert  ihm  eine  heroische  bedeulung, 
mag  diese  auch  an  sich  zweifelhaft  sein.  Angrirarii  aber 
ist  anerkannt  und  unzweifelhaft  ein  blol's  geographischer  name: 
ahd.  angar  arvum  ,  pratiim  ((Jralf  1,  350),  Jngan\  jetzt 
Enger,  ein  Städtchen  bei  Hcirord  millcn  im  herzogthum  Eii- 
gern,  Angerisgowi  der  Engersgau  am  Uhcin ,  in  Hessen 
Wulliaongav  u.  s.  w.,  vcrgl.  alln.  eiigi  pratum,  jetzt  auch 
Grimms  Wörterbuch  1,  348.  so  dürfen  wir  Calticonos  und 
.^(.ixpLavni  für  die  eigentlichen  volksnamcn  halten :  gab  der 
jüngere  gewährsmann  des  Plolcmäiis  den  ('aiiu'oneu  i(p  l/.d- 
T€Qa  xov  (OviaoLQyiog)  Aoiiif.iov  dieselbe  ausdehnung  mit  den 


VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITUS.  237 

Angrivaricrn ,  so  ist  das  ein  si)racligebraucli  den  Nij)[)crdey 
zu  aiin.  1,  51  riclitig^  in  bcziij;-  auf  die  Tenclcrcr  und  Usipier 
anmerkt,  der  aber  auch  bei  den  Batavern  und  sonst  sich 
nachweisen  oder  wahrscheinlich  machen  läfst.  für  Ka[.i\piavoi 
und  ^!Af.iipavoi  ergiebt  sicii  ^äinfncivol  als  das  richtige  mit- 
tel ;  in  Ka/mpiai'Oi  ist  der  anlaut  der  voraufgelienden  con- 
junction  fehlerhaft  wiederholt,  gleichwohl  ist  l4f.npic(voi  zur 
hälfle  wenigstens  undeulsch :  die  endung  ist  lateinisch  oder 
griechisch,  da  nun  das  volk ,  in  Verbindung  mit  Chauken 
und  Caluconen  genannt,  in  der  Wesergegend,  und  zwar  wahr- 
scheinlich auf  der  linken  seile  des  fliifses,  gesucht  werden 
mufs,  so  können  doch  wohl  nur  die  AinpsiiHirii  damit  ge- 
meint sein,  yimpsivarii  (so  steht  im  Med.  JI  an  der  zwei- 
ten und  dritten  stelle,  an  der  ersten  Amsibarii)  erscheinen 
nach  ann.  13,  55  im  j.  58  am  Rhein  in  der  gegend  des 
spätem  Hamelandes  :  pulst  a  Chaucis  et  sedis  inopes.  ihr 
fiihrer  ßoiocalus  rühmt  seine  treue  gegen  die  Römer,  inn- 
ctiim  sc  rebclUonc  Cherusca  iussu  Arininii  rcfevcns,  mox 
Tiberio  ac  Germanico  diicibus  slipendia  meruisse.  weil 
aber  der  Ampsivarier  von  Tacilus  weder  im  ersten  noch  im 
zweiten  buche  der  annalen  gedacht  wird ,  so  hat  man  von 
dieser  stelle  die  berechligung  hergenommen  die  Angrivarier 
darein  zu  verwandeln,  ein  Widerspruch  ist  da:  er  löst  sicji 
aber  ganz  einfach  durch  die  annähme  dafs  die  Ampsivarier 
eben,  wie  wir  für  die  ldf.iipiavoi  des  Strabo  vermuteten, 
eine  ablheilung  der  Angrivarier  waren,  dann  hat  Boiocal 
mit  den  seinen  dieselbe  rolle  gespielt  wie  Segestes  bei  den 
Cheruskern,  als  die  Römer  ihnen  die  niederlafsung  in  jenen 
strichen  verweigern,  rufen  sie  die  Bructerer,  Tencterer, 
ulten'ores  ctidvi  7iaii07ies  zum  kriege  auf,  und  als  diese  bald 
auf  die  drohung  der  Römer  jene  im  sliche  lafsen,  weicht  der 
häufe  zu  den  Usipiern  und  Tubanten  ,  dann  zu  den  Chatten 
und  Cheruskern  zurück,  wo  er  vernichtet  und  zerstreut  wird, 
nach  diesen  angaben  ist  es  das  natürlichste  anzunehmen  dafs 
sie  von  der  Weser  herkamen,  hinter  den  Bructerern,  aus  der 
nähe  dei-  (Cherusker,  der  Vernichtungskrieg  der  Chamaven 
und  Angrivarier  gegen  die  Bructerer  und  die  ausbreilung  der 
Chauken,  wovon  Tacitus  in  der  («ermania  berichtet,  mögen 
mit  diesem  zuge  der  Ampsivarier  einen  zusammriihaug   haben: 


238  VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITÜS 

es  ist  möglich  dafs  die  Cliamaven  und  Angrivarier  ebenso 
wie  elwas  früher  Ampsivarier  von  den  Chauken  bedrängt 
wurden,  dafs  nicht  das  ganze  volk  unter  Boiocal  auszog 
und  untergieng  lehren  nachrichten  aus  dem  vierten  Jahrhundert, 
als  die  alte  gesammtheit  der  Istaevonen  sich  unter  dem  na- 
men  der  Franken  erweitert  hatte,  der  wiederum  bald  dies- 
seits des  Uheins  dem  Sachsennamen  platz  machen  sollte. 
Julian  gieng  im  sommer  360  über  den  Rhein  von  Tricesimae 
aus,  bei  Santen  :  regio7iciii  subito  porvasit  Francorum  quos 
Ansivarios  (andere  lesarten  Ansiiarü  Antuarii  Advavii  At- 
tuarii*)  vocant,  inquietorum  homiimni ,  licentius  eliam  tum 
■percursantium  exlimn  Galliarwn.  quos  adortus  subito  nihil 
metuentes  hostile  fiimiumque  securos,  quod  scruposa  oiaru7n 
difficultate  arcente  nuUuni  ad  suos  pagos  int7'oisse  memi- 
nerant  principein,  supci'acit  brcvi  negotio,  Animian.  20,  10. 
hierzu  bemerkt  Zeul's  s.  342  triftig  genug  dafs,  weil  Con- 
stantinus  sclion  die  diesseitigen  uferstriche  durchzogen,  die 
Ansivarier  Ammians,  wie  auch  die  scruposa  viaruvi  diffi- 
cultas  erkennen  läfst,  an  den  Waldgebirgen  weiter  im  innern 
gesefsen  haben  müfsen  (was  nicht  auf  Altuarier  passt).  ge- 
nauer läfst  das  fragmcnt  des  Sulpicius  Alexander  aus  dem 
ende  des  Jahrhunderts  (bei  Greg.  Tur.  2,  9)  ihre  läge  er- 
kennen :  Arbogastes  .  .  .  Agrippinam  .  .  .  petiit.  collecto 
exercitu,  transgressus  Rhcfium,  Brucleros  ripae  proximos, 
pagum  etiam  quem  Chainnvi  incolunt,  depopulatus  est,  nullo 
unquam  occursante ,  nisi  quod  pauci  ex  Ampsivariis  et 
Chattis  .  .  .  in  ulterioribus  collium  iugis  appnruere.  mög- 
lich ist  es  dafs  die  Bruclerer  schon  damals  die  später  nach 
ihnen  benannte  terra  Boroctra  im  süden  der  Lippe  und  die 
Chamaven  den  nördlichen  uferstrich  inne  hatten :  hinter  ihnen 
aber  stehen  die  Ampsivarier  an  den  Weserbergen  wesentlich 
noch  in  derselben  Stellung  wie  bei  Tacitus  und  Slrabo.  bei 
Ammianus  hat  der  name  einen  gewissen  gesammtbegrilf,  wäii- 
rend  er  bei  Sulpicius  Alexander  in  sein  rechtes  Verhältnis 
Irin,  gewiss  nicht  zufällig  stehen  Uructerer  und  Ampsivarii 
(andere  lesart  Ambsuarii)  zweimal  neben  einander  unter  den 
hilfsVölkern  der  Notitia  dignitatum  occ.  v,   0,   1,  Cb  29.  30. 

*)  diese  lesarlen  werden  von  Lindeiibrog  angeführt.    Böclting  Nolit. 
II    234   bezweifeil  sie,  ich  weifs  nicht  mit  welchem  rechte. 


VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACiTUS.  239 

VH,  I,  C,  6.  7.  bei  Aetliicus  werden  Amsiharü  zwischen 
Moriiiern  und  Langionvs  (1.  f^angio/u-s)  aufgeführL  auch 
Isidor  orig.  9,  2,  97  (vergl.  Hoffnianns  ahd.  glossen  s.  11, 
Grair  3 ,  825)  nennt  noch  A/nsirar/i.  dal's  Amniians  u4n- 
sivarii  dieselben  sind  mit  den  Ampsirariis  beweist  das  IVag- 
nient  des  Sulpicius,  Avie  weit  auch  die  beiden  formen  des 
namens  von  einander  abliegen.  Ansivarii  liel'se  leicht  eine 
erklärung  zu,  nicht  die  Iriilier  in  Schmidts  zeitsclirift  l'iir  ge- 
schichte  S,  262  aiirgestellle ,  die  ich  mit  anderem  dort  ge- 
sagten jetzt  verwerfe,  sondern  eine  aus  ans  in  der  hedeu- 
tung  iugum  terrae,  monticulus  oblongus  in  formam  trabis. 
doch  möchte  ich  nicht  Omiabrugga  und  den  Osning  zur  be- 
stäligung  herbeiziehen,' obgleich  ich  nicht  in  Osna-  mit  Grimm 
GDS.  657  einen  schwachen  gen.  plur.  von  6s  =  ans  deus 
erkennen  kann,  da  Osning  Osncngi  das  N  vor  der  ableilung 
bewahrt,  in  der  alten ,  den  Römern  vom  ersten  bis  ins 
vierte  Jahrhundert  offenbar  gebräuchlichsten  form  Avtpsi- 
varii  mag  das  P  euphonisch  sein ,  da  im  deutschen  die  Ver- 
bindung MPS  oder  MBS  schw eilich  sich  belegen  oder  recht- 
fertigen läfst :  gleichwohl  darf  ein  herausgeber  des  Tacitus 
nicht  Amsivnrii  schreiben  ohne  der  befsern ,  durch  Strabos 
und  des  Sulpicius  zeugnis  unterstützten  autoritäl  zu  wider- 
sprechen ;  noch  viel  weniger  aber  die  herausgeber  sich  ein- 
bilden dafs  die  Anisivarii ,  wie  herr  Ritler  sagt,  una  I  ex- 
pulsa  ,  für  A/n/siourn  siehe ,  und  nun,  in  dem  glauben  die 
Amsivarier  seien  Emsauwohner,  an  drei  oder  fünf  stellen 
des  Tacitus  die  Angrivarier  herauszucorrigicren  sich  einfal- 
len lassen,  schon  Zeufs  s.  90  maciite  auf  die  unslattliaftig- 
keit  jener  annähme  aufmerksam,  und  mit  ihm  wird  jeder  über- 
einstimmen der  etwas  von  deuischer  grammatik  versieht, 
heilst  der  Hufs  Amisia  oder  Aniisiits  noch  im  ahd.  stets 
Emisn,  der  gau  an  seiner  mündung  noch  in  Urkunden  des 
13n  jh.  immer  Eviisgu  oder  Emcsgo,  so  kann  die  s\  ncopierte 
form  früher  hier  ebenso  wenig  als  in  andern  wöilei-n  ähn- 
licher ableilung  gegolten  haben,  aber  die  ediloren  des  Ta- 
citus glauben  nun  einmal  über  dinge  deutscher  j;rammalik 
und  allerthumskunde  sprechen  zu  dürfen  ohne  davon  auch 
nur  eine  ahnnng  zu  haben,  für  die  angenommene  syncope  in 
Amsirarii  läfst  sich   auch   iiiclil   eine  znlretrende  analogie  an- 


240  VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITÜS. 

führen,  man  wird  auch  wohl  kein  Beispiel  beibringen  können 
einer  composition  des  -var/i  mit  einem  flufsnamen  :  denn  alln. 
f^ikverjar  läl'st  eine  andere  auffal'sung  zu.  kannten  vielleiclil 
die  Römer  Tihericolao,  Rhrnicolae  oder  dergleichen,  oulser 
etwa  als  llul'sgötler?  aus  dem  z weilen  compositionsworte 
kann  man  nur  \ernuUen  dal's  der  name  geographischer  bedeu- 
tung  war.  was  aber  im  ersten  steckt  ist  nicht  zu  sagen  : 
goth.  amsa  humerus  passt  nicht:  nur  dal's  die  Amsivarier  an 
der  Ems  gewohnt  und  davon  den  namen  erhalten  haben  ist 
eine  ganz  nichtige  annähme,  die  durch  niciits  bewiesen  noch 
wahrscheinlich  wird,  hatte  Germanicus  nach  ann.  13,  55 
mit  ihnen  zu  thun  ,  spricht  Tacitus  aber  im  zweiten  buche 
der  annalen  nur  von  Angrivariern,  so  löst  sich,  wie  gesagt, 
der  Widerspruch,  wenn  die  von  Strabo  an  zwei  stellen  paar- 
weise genannten  Arapsivarier  und  Caluconen  eben  die  An- 
grivarier  sind. 

Aurinia.  dal's  Germ.  8  Albnmnm  statt  Auriniam  zu 
lesen  sei,  habe  ich  in  der  allg.  monatsschrift  für  wifsensch. 
und  litt.  I8n2  s.  335  (zur  runenlehre  s.  51)  nachgewiesen. 
wer  mir  etwa  einwendet,  es  sei  unerweislich  dafs  ditto- 
graphien  schon  in  der  hs.  die  den  erhaltenen  zum  gründe 
liegt  vorkamen ,  und  daher  unerlaubt  von  dieser,  wie  vom 
Mediceus  I,  sogleich  auf  die  uncialhandschrift  zurückzugehen, 
den  mache  ich  darauf  aufmerksam  dafs  in  der  ihat  die  sache 
hier  dieselbe  bleibt  und  paläographisch  betrachtet  die  lesart 
Albriniam  neben  Auriniam  immer  für  die  beste  gelten  mufs, 
weil  au-  wohl  für  alb- ^  nicht  leicht  aber  alb-  für  au  ver- 
lesen sein  kann. 

Baduhenua.  ann.  4,  72  apud  lucuin  quem  Bnduhemiac 
vücant ;  vergl.  1  ,  51  tetnplum  quod  Tamfanae  vocabant. 
mit  den  wenigen  deutschen  götternamen  bei  Tacitus  steht  es 
wundeilich.  bei  cap.  43  der  Germania  Caslorcm  PoUucem- 
que  mcmorant;  ea  vis  numini,  nomen  Alois,  streitet  man 
sich  ob  .llcis  gen.  sing,  oder  dativ  plur.  sei ,  und  Grimm 
erklärt  es  für  das  unj)ersönliche  örtliche  nlhs  templum.  'Ba- 
duhcnna  ist  vielleicht  ein  ortsname  \\\(t  Arduejina^  (mylli.  61). 
herr  Müller  (syslcm  der  altd.  rel.  s.  48.  49),  der  Taufana 
und  Baduhcnna  aus  dem  celtischen  zu  deuten  weifs,  ist  ge- 
neigt beide,  entschieden  den  zweiten,  für  orlsnamen  zu  halten, 


VERDERBTE  xNABIEN  BEI  TACITüS.  241 

und  darin  sind  auch  hcrr  Giefers  und  lierr  Riller  einver- 
standen, nacli  ihrer  f^rammalik  würde  man  also  saj^en  dür- 
fen iirbs  quam  Rnmac  vocaiit,  inons  (jucin  Vesuvii  voca- 
bant,  und  sie  vergal'scn  Genn.  c.  9  liicos  ac  nemora  con- 
secrant,  deorumquc  7iominibus  appellnnl  secrelum  illud  quoil 
sola  rpverenlia  vulent.  Iierr  Nipperdey  ist  ein  zu  guler  la- 
leiner  um  in  diese  irrlhümer  mil  einzustimmen  (s.  zu  ann. 
1,  5Ij.  ist  Badahenna  namc  einer  göttin ,  so  nuilsen  wir 
ihn  sflion  lur  einfach  und  uncomponierl  lialten  :  denn  nur  un- 
eigentlichc  göUernamen,  beinamcn  und  iicroische  namcn  sind 
composita.  auf  jeden  fall  darf  auch  wohl  das  H  für  einge- 
schoben gelten,  wie  in  cohercere  Med.  i  ann.  I,  G4.  2,  43, 
'phrahaten  6,  31,  prahates  2,  1.  2;  vergl.  hostonlandam 
1,  67,  habundantia  4,  62,  Ihesus  Iherusalcm  und  ähnliches 
schon  in  den  ältesten  lateinischen  hss.  ,  z.  b.  in  dem  von 
Waitz  über  das  leben  des  UlOla  benutzten  codex,  ich  habe 
daher  schon  einmal  Baduenna  als  ahd.  Patunna  =  Badvinua 
dargestellt,  und  die  namen  der  götlinnen  Fiörgijn  gen.  Fiör- 
gynjar,  Hlodyn  gen.  Hlodijnjar,  Sigi/n  oder  Sfgun  gen. 
Sigy/ijar,  Idii/in  Idunnar,  Niörun  kann  man  vergleichen ; 
Fiörgyn  ist  ahd.  Fei^guiina  (mylh.  157),  Hludana  anders 
abgeleitet  als  Hlodi/n;  Sigiju  anders  als  der  deutsche  (lul's- 
namc  Siga/ia;  das  masc.  Fiörgijim  bildet  in  gen.  Fiörgvins. 
die  bcdeutung  von  badu  ist  bekannt;  liadnenna  könnle  eine 
kriegsgöttin ,  eine  göltin  des  Schlachtfeldes  sein ,  wie  die 
Freyja  V^alfreyja.  aber  es  bleibt  gar  sehr  zu  erwägen  dafs 
alle  ableitenden  N'N  unorganisches  Ursprungs  siiul  (gramm. 
2,175.318.  3,336),  und  es  ist  sehr  zweifelhaft  ob  wir 
diese  unorganische  form  schon  der  zeit  des  Tacitus  beilegen 
dürfen,  die  in  allem,  so  viel  wir  sehen,  auf  der  stufe  des 
ijolhischcu  steht,  sollten  namen  wie  Arducnna  verleitet  ha- 
ben  die  ähnlich  lautende  ableilung  des  deutschen  worles  um- 
zuformen? nur  so  viel  scheint  mir  gewiss,  ist  der  namc 
deutsch,  so  ist  er  nicht  componiert,  honna  ist  gar  nichts, 
das  //  ist  zu  sireichen. 

Barditus.  wie  ich  sehe,   hat  Orelli  Germ.  c.  3  barilum 

aufgenommen,    eine   Icsart   ohne    auloriiäl;    denn    dafs    in  N 

über  der  zeile  und  in  S  ans  randc;  ban'iuin  beigcschi'icben  sieht 

und  danach  in  einigen  werlhloscn    hss.    BcTfV  im  text  vor- 

Z.  F.  l).  A.    IX.  16 


'>/i2  VEiU)Ei{l]l  E  NAMEN  l?EI  TACHIS. 

koniml,  bewcisl  iiiclils,  schon  Richlliofcii  im  allTries.  wörler- 
biiclie  henierkle  dal's  bnn'o  niclil,  wie  Riilis  und  Grimm  an- 
geben, claniare,  sondern  slels  nur  accusare,  manifestare,  be- 
deute, vergl.  de  poesi  chorica  s,  19.  hier  ward  auch  s.  20 
auf  altii.  Ixu'di  hingewiesen,  und  ungefähr  gleichzeitig  schlug 
Wackernagel  (litleraturgesch.  s.  9)  dieselbe  erklärung  vor, 
die  ofFenbar  sehr  gut  zu  Tacitus  angaben  passt.  doch  wird 
eine  andere  vielleicht  richtiger  sein  ,  da  hardi  clypeus  doch 
w'ohl  ein  tropischer  ausdruck  ist.  darüber  ein  ander  mal. 
abgeleitet  ist  barditus  wie  f //////), s  ags.  /}///id  (mytli  672). 
dals  der  satz  fjt/c/Ji  havdiliiin  rucant  ein  glossem  sei .  wird 
wohl  niemand  herrn  Ritter  abnehmen. 

Boihetmim.  die  Schreibung  scheint  (ierm.  28  durch  die 
hss.  Racd  {bo^'Jemi  P,  bohicuii  S)  lestzusfehen.  allein  da 
man  c.  1  Raetis  schreibt  statt  Rctiis  Rhotiis  der  hss.,  c,  2 
Ingacvo?ic's  statt  Ingeroiies  u.  s.  w. ,  so  mufs  man  auch 
Boihaemuiii  schreiben,  wie  es  die  rö:«ische  weise  das  doulsche 
ai\  abd.  ei,  zu  bezeichnen  fordert;  vergl.  Caesni  alid.  Hcisi. 
die  Veränderung  des  genus  beruht  auf  der  aiialogie  von  La- 
Ihim,  Nor/cum  und  dergl.  dem  Boihaeinum  des  Tacitus  ent- 
spricht zunächst  xo  Boviai/^iov  des  Strabo.  der  cod.  Amerb. 
des  Vellejus  hat  richtig  Boiohaevunn  statt  des  Boiohoemum 
der  vulgata,  und  damit  übereinstimmend  Plolemäus  Baio- 
yiaXi-icii ,  auch  Tsvoioycufiai  und  Xaliiai.  hingegen  seine 
Balf^ioi ,  in  denen  Zeufs  die  Sueben  des  Vannius  erkannte, 
sind  wohl  in  Bcaaifioi  aufzulösen ,  was  wieder  der  Schrei- 
bung des  Tacilus  und  Strabo  näher  käme,  in  den  hss.  steht 
Bcavoxa7/iiai,  aber  auch  (Dowdoraoi  sfalt  Oovöovooi  {Fu- 
dttsii  statt  Eudiisii),  BovvTovvzai  statt  BovyoirTat,  Fafi- 
ßqrfca ,  was  Nobbe  fälschlich  aufnahm,  statt  FaßQijTa  und 
anderes  von  Zeufs  s.  116  schon  zusammengestelltes,  die 
'autbezeichnung  im  ersten  coniposilionswort  ist  bei  Ptolemäus 
genauer  als  irgendwo  sonst,  ahd.  Bcehehn  (Perlz  1,  46.  192) 
setzt  Bajahcims  voraus;  den  ahd.  Bchohnä  neben  Brliewuire 
(Grair  3,  43)  entsprechen  genau  Baioxcd^iai.  in  syllaba  pura 
musle  der  regel  nach  alles  at  ahd.  e  werden,  so  auch  in 
Beowinithd,  Broiri?iidi ,  wie  der  anon.  Langob.  bei  Ritter 
praef.  ad  cod.  Theod.  tom.  ii  aus  dem  anfang  des  9n  jli. 
und  gleichzeitige  Chronisten  die  Czechea  nennen,    in  Belara 


VERDERBTE  NAMEN  REI  TACITUS.  243 

Paigird  liält  sich  hingegen  der  diphthong,  vergl.  ci  pl.  eigir, 
vielleicht  darf  man  schon  aus  Baionrii  Baiuvnrii  und  Beo- 
wiiddä  auf  ein  einfaches  Baja  neben  Bajaheim  schliefseu, 
das  beim  geogr.  Ilav.  4,  18  erscheint,  est  palria  quan  di- 
citur  Albis  (Maur)wng(im\  viontuosa  per  longuni,  quae  ad 
oriovlein  inultum  ci'tendifnr ;  cuius  aliqua  pars  Baias  di- 
citiir,  wo  Baias  wohl  nicht  nach  romanischer  weise  acc.  für 
nom.  pl.,  sondern  ein  aus  dem  griechischen  originale  bei- 
behaltenes femininum  ist.  in  demselben  znsammenhang,  wo 
der  anon.  Langob.  die  Bt'owinidi  nennt,  heilst  es  im  prolog 
des  edictum  Rotharis  dafs  die  Langobarden  einmal  aufser 
Anlhaib  und  Burgnudaih  auch  Baij?iaih  (so  cod.  Mutin., 
Baiiiaib  Matrit.  und  Cav.)  bescfsen  hätten,  wahrscheinlich 
steckt  hierin  ein  alter  langobardischer  schwacher  gen.  pl. 
Bajina  =  golh.  -ane,  ahd.  -6nö,  ags.  -ena;  Baynaih  statt 
Baji/in  aib,  Bajinaib  wäre  danach  Boiorum  regio,  dafs  ne- 
ben Bai/naib  des  Paulus  Diaconus  Banihaib  nichts  ist  als 
eine  den  gieichklang  mit  dem  voraufgehenden  Anthaib  suchende 
entstellung,  leuchtet  ein,  da  Paulus  bekanntlich  den  prolog 
seiner  erzählung  zum  gründe  legte,  die  landläulige  Zusammen- 
stellung des  Banthaib  mit  Tubantes  Buci/iobantes  Bracbant 
u.  s.  w.  ist  schon  darum  fehlcrhafl  weil  die  Langobarden 
die  Verschiebung  kannten. 

Dulgubiiii.  nach  anleitung  der  hss.  PBncdNS  hat  man 
Germ.  c.  34  dies  statt  des  frühem  Diilgibini  mit  recht  in 
den  text  gesetzt,  doch  ist  die  sache  noch  nicht  ganz  in  Ord- 
nung, der  namc  ist  abgeleitet  von  ags.  dolg,  fries.  dolch, 
ahd.  tolc  vulnus,  Zcufs  s.  112.  die  ableilung  ist  das  sonst 
nur  noch  im  goth.  (und  nord.)  nachweisbare  -ab/ti  oHcr  -f/fni, 
womit  neiitiah'  oder  feminine  abstracta  gebildet  werden,  das 
aber  hier  im  xolksnamen  als  masculinum ,  ganz  so  wie  das 
raasc.  -ung  neben  dem  jenem  -ab//i  gleichbedeutenden  fem. 
-unga ,  ein  patronymicum  oder  den  begrifl"  der  handelnden 
person,  eben  den  nan)cn,  anzeigen  nuifs.  daraus  ergiebt  sich 
die  form  Dulgiibiiü ,  goth.  Diilgubnjos ,  vulneratores,  mit 
nothwendigkeit,  und  sie  wird  vollkommen  bestätigt  durch  des 
Ptolemäus  Jovlyovi^ivLOi.    ebenso  urtheilt  Giimni  GDS.  623. 

Gothini.  Germ.  43:  I.  /*  (lotini ,  alii  Gol/iif/i  {Mal's- 
mann.   Bacd  Golini  Gerlach;:   2.   l*  gotinns  c.  cet.,   St  got- 

16* 


244  VERDEUBTE  NAMEN  BEI  TACIIIS. 

tinos;  3.  PUnilSl  Golrni ,  RcN  {-\-  Rh/FM)  Colini.  und 
diese  letzte  lesart ,  mag  sie  auch  ersl  aus  Golhil  enlslauden 
sein,  triiri  das  riclilige.  bei  Dio  71,  12  finden  \^ir  die  Ko- 
Tiroi,  bei  Plolemäus  Körrni ,  denn  dies  liej;!  dem  band- 
scbrifllicben  Koyvoi  zum  gründe,  das  jedesiaÜs  bel'ser  ist  als 
das  von  Nobbe  aufgenommene  Kcoyvni.  möglicher  weise  ge- 
hört die  verwet'lisehing  des  T  und  7"  sdion  dem  Plolemäus 
selbst  an,  da  die  hss.  hier  nicht  schwanken,  wohl  aber  zwi- 
schen ylovTioi  und  ylovyoi  (1.  ylovyioi) ,  zwischen  Bov- 
Tovrrat  und  Bovyoivxai.  so  leicht  für  absclireiber  die  Ver- 
wechselung eines  römischen  G  und  C  war,  so  undenkbar 
ist  ein  schwanken  der  ausspräche  oder  der  aiiffafsung  eines 
anlautenden  G  oder  C  bei  Tacitus.  Cotini  Cotinos  ist  auch 
bei  ihm  herzustellen ,  und  damit  möge  allem  ferneren  mis- 
brauch  des  namens  gesteuert  sein. 

Gothones.  dafs  Germ.  c.  43  trotz  der  hss.  in  Überein- 
stimmung mit  dem  Med.  i  ann.  2,  62,  mit  Strabos  Bovtco- 
veg  (1.  FovTOi'sg) ,  des  Plinius  Guto?ies,  des  Trebeliius  jiu- 
sto/'goti  (oben  s.  135),  Spartians,  Goti  oder  Gotti  u.  s.  w. 
Gotones  zu  schreiben  ist,  bedarf  wohl  kaum  der  bemerkung. 
Jacob  Grimm  nimmt  neuerdings  den  Geten  zu  liebe  eine  go- 
thische  form  des  namens  an,  die  des  Plolemäus  FvOioveg 
und  die  später  bei  Griechen  und  Römern  übliche  Schreibung 
ForO^oi  Gothi  nicht  bewähren  können,  gotli.  Gulpiuda  selzl 
goth.  Giilös  voraus  ==  lat.  Goti.  diesem  entspricht  viel- 
leicht altn.  Gotar,  Sa-m.  125''  Munch,  RcnTi^offtr  (1.  Hreid- 
gotitm  Sa'm.  23")  ;  dem  Gotones  oder  Giitoucs  alln.  Got/mr, 
ags.  Gotan  cod.  Exon.  324,3.  325,  10.  378,28.  Hred- 
gota/i  322,  3,  Elene  20,  und  alid.  Gozo/f,  das  aus  Gozzon- 
sdzzp.  (Hormayr  werke  1,  279,  Sleub  urbew.  Rätions  s.  22) 
am  Brenner  mit  vollkommener  Sicherheit  zu  schliefsen  ist. 
dafs  das  angeblich  Iiochdeulscbe  6V//  (Graff  4 ,  173)  nichts 
ist  als  die  gemeinlaleinisclie,  romanische  form,  die  z.  b.  auch 
in  dieser  Zeitschrift  1,  562  vorkommt,  beweist  das  in  karo- 
lingischer  zeit  neben  Gi/tia  geltende  Gozia,  Pcrlz  1,  9.  26. 
27;   dies  läl'sl  \ielmelirdie  wahre  hoclideulsche  form  erkennen. 

Gngerni.  dals  Sillig  zu  Plinius  4,  31  auf  eine  von 
VVcsseling  zum  itin.  Anton,  s.  373  angefüiirle  inschrift  auf- 
merksam machte  ist  sehr  dankenswerlli.     wenn  aber  mit  recht 


\  EllÜEKliTE  NAi^lEN  BEI  TACITÜS.  245 

die  Guber/ii  in  Cugerni  geändert  würden  ,  miislen  aiuli  an 
allen  drei  stellen  bei  Tacilus  die  Gugerni  weichen,  allein 
da  hier  nur  einmal  hist.  5,  16  in  der  hs.  Cugi-rni ,  sonst 
4,  26  und  5,  18  Gtfgerni  sieht,  so  scheint  der  anlaul  durch 
die  übereinslinnnung  mit  den  liss.  des  Plinius  gegen  die  in- 
schrift,  die  leicht  verlesen  sein  kann,  gesichert.  Gugerni, 
wie  viJuvairns  OQipavög,  ahd.  diorna  dicnia  altn.  [lerna 
(goth.  pirairnö?) ,  Basterna  und  ähnliches  abgeleitet,  geht 
mit  langobard.  Gugingus  wolil  zurück  auf  die  wurzel  nr  536 
gramm.  2,  50,  worüber  jetzt  Beneckes  Wörterbuch  1,  539 
zu  vergleichen  ist;  auch  ahd.  gougar  vagus ,  das  ich  aus 
gougarön  (GralT  4,  142)  folgere,  gehört  wohl  dazu,  sowie 
ags.  gt/geldoppe  fulica  mei-gus.  Gugi/igus  bezeugen  die  Mo- 
deneser  und  Madriter  hs.  des  prologus  ed.  Ilotharis,  sowie 
die  des  jiingcru,  bei  Muralori  1,  2  schlecht  gedruckten  pro- 
logs  gegen  die  heiseren  hss.  des  Paulus  Diaconus ,  auf  die 
Waitz  1,  164  sich  für  Gu/igifigus  beruft.  Gugerni  und 
Gagingas  setzen  ein  einfaches  gaga  ahd.  gogo  voraus;  es 
ist  vielleicht  das  ahd.  Cogu  (Meichelb.  nr  89,  vor  78 i;, 
wenn  hier  das  0  kurz  ist.  da  mhd.  gogel  sich  dem  ahd. 
appi  in  der  bedculnng  vcrgleichf,  so  könnte  der  name  Gogo 
ebenso  gut  wie  Lbho  und  OJfa  heroisch  gemeint  sein ;  um- 
gekehrt ist  ahd.  ganieit  stolidus  im  mhd.  zu  einem  helden- 
mäi'sigen  epitheton  geworden,  die  Gagcrni  hätten  auf  diese 
weise  einen  ganz  ähnlichen  namen  wie  ihre  nächsten  nach- 
barn  niid  schicksalsgenofsen,  die  Ubier  (oben  s.  130).  Gu- 
gerni als  Gihigcrni  zu  erklären  geht  mindestens  ebenso  wenig 
an  als  Sagainhri  durch  Sigagainhri. 

llarii.  (jJerm.  43  bezeugen  alle  guten  hss.  PliucdNS 
an  erster  stelle  Uarius-  an  zweiter  ist  allen  die  corruptel 
alii  gemein  und  ohne  zweifei  ist  diese  aus  der  alten  zum 
gründe  liegenden  hs.  herüber  genommen,  ist  dies  der  fall, 
so  wird  der  anlaut  zweifelhaft  und  Lassen  könnte  beinahe 
recht  haben,  wenn  er  (iud.  alterthumsk.  1,  6)  in  dem  deut- 
schen namen  einen  rest  urältester  Überlieferung  erblickt,  die 
Sache  steht  nämlich  so.  in  Hclisii  (ahd.  Elis  Meichelb. 
nr  715  a.  865,  Ilclisacluir  Francas  MB.  xi ,  107  a.  834, 
Elismot  Mcicjielb.  nr  281  a  806,  Ilisa  Meichelb.  1,  171 
a.  9i0,    Uisanc  MB.  vi,    17  a.    1027  u.  s.  w.   Zeufs  s.  124, 


246  VEKDKHBTE  NAMEN  BEI  TACITÜS. 

zeitsclir.  l^,  146),  Hcllusii  (bei  Piinius  Ilillevioncs  lllevio/iea), 
Helrccoties  (s.  uiileii),  Hprittino/ies  und  Heritiitiuhiri,  Her- 
cynia  ungerechnet,  ist  das  H  prostheliscli  und  nicht  wurzel- 
haft.  dagegen  in  dem  einzigen  falle  wo  es  vor  E  =  l 
wurzelhat't  ist,  in  Cheriisci  (alts.  heru  ensis),  wird  stets  CH 
geschrieben,  so  oder  durch  C  wird  anlautend  auch  vor  A 
oder  diphthongen  die  gulturalaspirala  bezeichnet:  Caesia  Ca- 
tiialda  Chamavi  Chariocalda  (Chnrirn  bei  Piinius,  Charudes 
nion.  Ancyr.  Ptoleni.)  Chasuarii  Chatti  Cluittuarn  Chauci; 
inlautend  durch  C  in  Chauci  Marsaci ,  vielleicht  auch  in 
Boiocalus,  wenn  der  nanie  deutsch  ist.  in  Brucleri  Actn- 
merus  {Actavia  bei  Plin  ,  Vicluali)  steht  CT  für  IIT  -,  auch 
in  Tencicri  läfst  es  sich  rechlferligen.  //'  linden  wir  bei 
Tacitus  allein  beibehalten  in  BoUiannum  (s.  oben) ,  Naha- 
narvali?  (s.  unten),  vergl.  VnhoUa  {Vachalis  Sidon.  Apoll., 
Vacalus  ^ÄÄ'^-AV)-^  uhcv  Baduhc/f/ia  s.  oben,  auch  wenn  sonst 
bei  andern  Schriftstellern  dafür  keine  beweise  vorhanden  wä- 
ren, würde  diese  Orthographie  durch  ihre  eigne  consequenz 
und  gleichmäfsigkcit  es  hinreichend  darthun  dafs  sie  in  den 
ersten  beiden  Jahrhunderten  bei  den  Römern  die  übliche  war 
und  einigermafsen  fest  stand,  darnach  müste  man  Ca?'n  oder 
ChfD'ii  statt  Harii  erwarten,  so  gut  wie  Cfiariovalda  CJiai'ini 
geschrieben  wird,  nur  bei  Cäsar  findet  man  Uariidcs  für 
Charudes  (IAqovO'  Procop.  Agath. ,  Arodus  Paul.  Diac, 
alts.  Haruth  trad.  Corb.  5;j  475),  und  später  in  einem  briefe 
des  kaisers  Valerian  (Vopiscus  Aurelian.  c.  11)  Hartoinun- 
dus  Halidcgasles  Hildemundus  neben  Carioviscus ,  was  an 
Ariovistu.s ,  einen  gewiss  uudeutschen  namen  erinnert,  bei 
Amniian  Hariobadus  oder  Hariobaudes  u.  a.  ;  dagegen  bei 
Vcllejus  sogar  Alluarii  statt  Challuarii,  später  ^!AoTiyyoi, 
l4Qioyaißog  bei  Dio  u.  s.  w.,  zum  beweise  dafs  die  Schrei- 
bung 67/  oder  C  allein  in  dem  bestreben  ihren  grund  hat, 
das  starke  hörbare  deutsche  //  von  dem  schwachen  unhör- 
baren lateinischen  //  zu  unterscheiden,  diese  Schreibung  hielt 
sich  am  längsten  in  (Pallien;  es  ist  daraus  aber  nicht  zu  ent- 
nehmen dafs  die  Franken  den  laut  rauher  gesprochen  als  etwa 
die  Golhen  ,  deren  H  im  auslaut  und  in  Verbindung  mit  an- 
dern consouanten  gewiss  nicht  anders  klang  als  später  im 
althochdeutschen     und    no(;h    heute    im    munde    der    Isländer. 


V  EHDERBTE  NAHMEN  I3EI  TACITLS.  247 

die  bekaunllicli  HL  HR  HN  HT  wie  CHL  u.  .s.  w.  sprechen, 
neben  Merovechus  gilt  Mcrovcus,  neben  Chlodococlius  CliU- 
dovcns  Hlodocitis  und  Ulodvihas  (Pardessus  loi  salique  s.  345) 
bei  Cassiodor  ist  Hludcin  zu  belscrn  in  Hludviu ,  bei  Joi- 
danes  Lodoin  in  Lndoiu;  die  rirlilige  erklärinig  des  zweiten 
Wortes  ist  in  dieser  zcitscliril't  6,  431  gegebfii  ,  was  herr 
Joseph  Bachlechner  (7,  524)  ebenso  wenig  bemerkt  haben 
nuifs  als  dal's  dort  und  noch  einmal  s.  437,  ja  schon  1843 
in  den  Nordalliiiigischen  sludien  1,  158,  auf  die  Merovinge 
im  Beovulf  hingewiesen  wurde,  was  aber  die  tacitcischen 
Harri  dennoch  als  golhischc  harjos  einigermalsen  wahrschein- 
lich macht,  das  ist  die  Miachrichl  von  ihrer  eigenthiimlichen 
art  der  kriegsfiihrung.  goth.  huvjis  bedeutet,  wie  im  ahd, 
heri  und  sonst,  oiquciä,  leyeiüv ;  aber  im  ahd.  wird  auch 
noch  die  bedeulung  miles,  hostis,  angegeben  (Graff  4,  983), 
und  so,  scheiut  es,  ist  das  wort  auch  an  zweiter  stelle  in 
eigennamen  gemeint,  wie,  wenn  das,  was  Tacitus  von  Ha- 
riern  erzählt ,  die  unter  den  Lugiern  insgesammt  herschende 
kriegsweise  gewesen  wäre?  dann  beruhte  die  existcnz  der 
Harier  als  volk  freilich  auf  einem  misversländnisse;  die  harjös 
wären  blols  die  kriegsleute  oder  kriegerschaaren  der  lugischen 
Völker,  und  ganz  richtig  hiefse  es  von  ihnen  dals  sie  an 
macht  allen  überlegen  seien,  die  Charini,  die  Plinius  als 
dritte  oder,  wenn  Farini  (liss.  uan'ne  uarinne)  nur  eine 
dittographie  wäre,  als  zweite  gruppe  der  ostvölker  nennt, 
obgleich  den  Hariern  dem  namen  nach  verwandt ,  sind  geo- 
graphisch doch  wohl  von  ihnen  zu  unterscheiden.  \>äre  man 
der  Varini  sicher,  könnte  man  in  den  beiden  namen  den 
gegensalz  von  heei^en  und  wehren  finden,  die  alte  poesie, 
deien  gcsetze  auch  in  der  namengebung  walten,  liebt  gleich- 
klingende namen  zu  verbinden  :  so  eihielten  sich  auch  Cha- 
rini  und  Varini,  wie  liitgii  und   l.ugii. 

Hclvecones.  die  einst  von  (ji-imin  gebilligte  lesart  Het- 
vetonas  Germ,  c,  43  entbehrt  dei-  auloritäl  der  befsern  hss. 
PltacdNS.  nur  findet  Mafsmanu  sich  veranlafst  zu  P  hel- 
uecünas  ein  (/uasi  lio.luetonas  hinzuzufügen  ;  in  Ha  ist  Hel- 
velunas  durch  ein  c  über  der  zcile  corrigiert.  auch  von 
sprachlicher  scite  empfiehlt  sich  die  von  Grimm  gewählte 
lesart  nicht,   weil  eine  deminulivform,   wie  ahd.  Imizo   Uinizo 


248  VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITUS. 

(gramm.  3,  691),  vorauf  He/velo  zurückgeführt  werden  miisle, 
für  einen  volksnamen  wenig  angemefsen  wäre,  hingegen 
scheint  Holreco  sprachlich  nicht  miiulcr  als  durch  die  hss. 
gesichert,  wegen  des  anlautes  s.  unter  linrii.  Hclveco  wäre 
goth.  llrika,  ahd.  llri/iho  oder  lluhlw ,  eine  ableitung  wie 
in  Kalov/Aong  und  sonst  in  zahlreichen  eigennanien.  da 
ahd.  l'/o  gen.  elwcs  fulvus  bedeutet,  der  schild  ags.  gcolo- 
rand  (Elenc  115,  Beov.  870.  5216),  gelbrand ,  heifst,  so 
könnte  der  nanie  von  der  aus  Tacilus  Germ,  c.  6  wohl- 
bekannten sitte  die  Schilde  zu  bemalen  hergenommen  sein; 
an  eine  kriegerische  beziehung  ist  bei  eigennamen  immer 
zuerst  zu  denken,  dennoch  wird  der  zweifei  rege  ob  Helveco 
die  richtige  form  des  namens  ist.  Plolemäus  nennt  unter 
den  Völkern  zwischen  Oder  und  Weichsel ,  also  gerade  da 
wohin  auch  die  lugischen  Ilclveconen  des  Tacitus  gehören, 
^dllova.uoveg ,  was  offenbar  derselbe  name  ist.  an  dem  di- 
phthong  der  ersten  silbe  ist,  wie  in  XaiQovGAoi,  wohl  nur 
die  herschende  ausspräche  des  ca  wie  ü  schuld,  die  Ver- 
schiedenheit der  ableitung  aber  kann  man  nicht  gelten  lafsen, 
und  zwar  wird  man  bei  TaciUis  zu  ändern  sich  schon  ent- 
schliefsen,  weil  -ecoves  leicht  für  -neo?ies  verlesen  sein  kann, 
bei  Ptolemäus  in  diesem  lall  aber  ein  solcher  irrthum  nicht 
wohl  denkbar  ist.  auch  bei  Slrabo  ist  KAI  Z0YM0Y2 
am  wahrscheinlichslen  in  KAI  AIA0YAI0Y2  oder 
IA0YAI0Y2  zu  befsern ,  v.ie  anderswo  gezeigt  werden 
soll;  das  fehlen  der  schwachen  flexion  kann  bei  ihm  keinen 
anstofs  geben,  über  die  ableitung  vergl.  unten  Ing-aevo?ies. 
Idistariso.  höchst  dankenswerlh  ist  die  bemerkung  Nip- 
perdeys  zu  ann.  2,  16  dafs  Idistaviso  dem  Sprachgebrauch 
des  Tacilus  gemäfs  nothwendig  ein  nominativ  sein  müfse. 
aber  unnölhig  war  es  die  alle  längst  vergefsene  erklärung 
Schinimerwiese  aus  der  ersten  ausgäbe  der  granimatik  zu 
wiederholen,  die  von  Hermann  Müller  (marken  des  vaterl. 
s.  99)  zuerst  angebahnte,  dann  von  Jacob  Grimm  (über  zwei 
entd.  ged.  aus  der  zeit  des  d.  hcidenlli.  s.  15,  mylhol.  s.  372) 
vollzogene  befserung  Idi.siariso  hätte  dagegen  unbedenklich  in 
den  lext  gesetzt  werden  sollen  :  sie  ist  ebenso  notliNvendig  und 
glücklich  als  irgend  eine  IJorgliesis  aus  römischen  inschriften. 
Iierrn  Franz  Uitters  bcmcikung  '  res  piorsus  incerla'   ist  nur 


VEHDERBTE  NAMEN  BEI  TACITÜS.  249 

ein  beweis  mehr  von  der  dreisligkeit  seines  urtheils  in  din- 
gen von  denen  nichts  zu  verstehen  aufrichtiger  weise  er  be- 
kennen sollte,  es  kann  nur  noch  die  frage  sein  ob  die  Rö- 
mer nicht  richtiger  und  genauer  Idisiovisa  geschrieben  hätten, 
widerstrebte  ihnen  diese  lautfolge? 

I?igaevo?ies.  Isfnevo7ies.  von  Grimms  hcaevoncs ,  die 
Halm  noch  kürzlich  in  seinen  lext  setzte,  kann  nicht  mehr 
die  rede  sein,  seit  alle  liss.  der  Germania  und  des  Plinius 
für  Istacvones  entschieden  haben,  dies  bestätigt  auch  das 
Istio  der  ältesten  und  besten  aufzeichnung  der  fränkischen 
völkertafel  im  cod.  Sangall.  732,  die  zuerst  von  Graff  1,  497, 
neuerdings  mit  andern  zum  theil  abweichenden  fafsungen  von 
Pertz  X  (viii),  314  herausgegeben  ist;  dem  latio  gleich  steht 
das  Ostius  oder  Hostius  der  aufzeichnung  von  La  Cava 
(zeitschr.  1,  561).  dagegen  kommen  der  Vaticanus  (Grimm 
mylh.  anh.  xxvii  .  xxviii)  und  die  Pariser  hss.  bei  Pertz  nebst 
Nennius  mit  Escio  Etscius  Hessicio  nicht  auf.  ja  es  kommt 
noch  darauf  an  ob  eine  abermalige  vorurtheilsfreie  vei'gleichung 
der  hss.  in  Paris,  die  um  der  sache  willen  sehr  zu  wün- 
schen ist,  die  angegebene  lesart  bestätigt,  dafs  der  völker- 
tafel der  name  der  friinkisclicn  gebührt,  dafs  sie  um  das 
j.  520  in  Gallien,  im  fränkischen  reiche  entworfen  ist  und 
ihc*  verfafser  die  namcn  der  drei  brüder  aus  einer  von  Ta- 
citus  sowohl  als  Plinius  unabhängigen  quelle  schöpfte,  Heise 
sich  leicht  nachweisen,  war  diese  quelle,  was  doch  am  näch- 
sten liegt,  die  mündliche  Überlieferung  der  Franken,  so  muls 
erst  nachgewiesen  werden  dafs  diese  im  sechsten  Jahrhundert 
noch  „S  statt  l{ ,  ST  oder  Zu  statt  HT  oder  Itl)  sprachen, 
ehe  Grimms  aulTafsung  des  Ist-  als  Izdvus  (myth.  325,  vcrgl. 
gramm.  1^,319,  zeitschr.  1,22)  Wahrscheinlichkeit  gewinnt, 
der  name  ist  dunkel,  desto  gewisser  ist,  auch  durch  das 
Zeugnis  der  völkertafel,  dafs  der  dritte  bruder  Erniin  oder 
Irniin  hiefs  und  dafs  folglich  sowohl  bei  Plinius  und  31ela 
als  bei  Tacilus  Hcrminoncs  gelesen  werden  mufs,  wenn  die 
hss.  bei  jenen  auch  nur  Hcvinioncs  bezeugen.  —  aber  zweifel- 
haft ist  die  ableitung  der  beiden  ersten  namen.  Istrinones 
hliaones  Stheones  Slhreones  steht  in  den  hss.  des  Plinius, 
was  offenbar  auf  Istroeones  zurückweist ;  und  damit  überein- 
stimmend bezeugen  hier  die  hss.  an  beiden  slellcn  f//^//ac()//cs 


250  VEHÜEUiri'E  NAMEN  IJEl  TACITIIS. 

(Ingi/aeones  Inci/aones  u.  s.  w. ;  bei  Soliiius  ( Hallenier 
(Jcnkin.  des  ma,  1,  413)  bigynones),  mit  aiisiialime  des  ^/, 
der  an  erster  stelle  Ingaevones .  und  des  unbedeutenden 
Snake?ib.  ,  der  an  zweiter  Ingevones  gewäbrt.  bei  Tacitus 
hingegen  stebt  Ingaevones  Istaevones  fest,  von  der  Verlesung' 
des  iV  für  ü,  der  scbreibung  E  für  AE  in  einigen  liss.  ab- 
gesebcn.  diesem  entspricht  das  inschriftliche  Frisacvo  bei 
Orelli  nr  173,  vielleicht  auch  Frisaeo  ebend.  nr.  175;  die 
Frisiavo7ies  Frhfnboiics  und  Hilleviones  bei  Plinius  bleiben 
als  nicht  congruent  befser  aus  dem  spiele,  noch  mehr  Cha- 
mavi  Batavi.  der  Schreibung  higuaeones  Istuaeones  aber 
entspricht  vollkommen  jenes  ^iXovaiwveg  bei  Ptolemäus  (s. 
Helcecones),  wo  nur  das  ü.  so  verkehrt  ist  wie  in  ^lyxQico- 
vsg  OiaQyuoreg  ^lyovXcoreg  Kc(?,ov/.cor€g  ^Idcorsg.  welche 
form  ist  nun  die  richtigere,  -aerones  oder  -vaeoties?  oder 
lafsen  etwa  beide  eine  rechtl'ertigung  zu?  an  composita  mit 
t't'ba  wird  niemand  mit  Wackernagel  (zeitschr.  6,  20)  dabei 
denken;  und  dafs  weder  die  Sravee  des  Sachsenspiegels,  d.  i. 
Svdcce,  noch  auch  das  goth.  judatoisks,  d.  i.  die  regelrechte 
ableitung  von  goth.  Jiulaiits  =  "lovdcung  ludaeus ,  hierher 
gehören  ist  klar,  ein  ableitendes  aiva  =  aevo  ist  nicht  nach- 
weisbar: ich  glaube,  es  läfst  sich  hier  auch  nicht  behaupten, 
altn.  Y/ig/'i  oder  Ingvi,  das  1/tgiio  der  völkertafel,  liiguio- 
merus  bei  Tacitus,  ahd.  Inguviur  higuram  Inguferht  (^\t\Q\Kt\\). 
nr  241  c.  810)  Inguheri  (Schannat  nr  5G0  a.  920)  lugvis 
(Schannat  nr  275  a.  815),  das  ags.  ß'oä  Ingeina  (mytli.  192. 
321),  das  altn.  Ingunav  Fretjr  (S;em.  44"  Munch) ,  ahd. 
Inguni  (Meichelb.  nr  73  c.  782)  beweisen  unwidersprechlich 
dais  Imx  ein  ableitendes  /'  hatte,  dafs  von  Jacob  Grimm  also 
und  schon  früher  in  Schmidts  Zeitschrift  8,  221  mit  recht 
ein  gothisches  Iggi'  angesetzt  wurde,  das  vom  goth.  runen- 
alphabet  (Kirchholf  s.  30)  bestätigt  wird,  dies  spricht  dann 
weiter  entschieden  für  den  vorzug  von  Ingnaeoncs ,  das 
l.stuarones  nachzieht,  aber  auch  ableitendes  aio  =  aeo  in 
Ingraco  hlraeo  Uclcaeo  Frisaeo  konimt  nicht  vor,  es  sei 
denn  in  verbauen  der  dritten  schwachen  classe ,  wie  goth. 
armaio  von  annan  (ahd.  armen,  vandal.  ebenso)  =  armaian. 
Iggvm  ergiebt  abgeleitet  Iggrja,   Istvus?  Istvj'a,  formen  die 


VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITUS.  251 

Grimm  sogar  dem  I/igaeco  Istaevo  gleichsetzte ;  und  in  der 
thal  bestehen  sie  leicht  die  probe  (zeitsciir.  7,  528). 
Iggrjatis  jnh  Istrjans  jah  Aivminans  godai 
ist  ein  vers  genau  gemel'sen  nach  Lachmanns  regeln,  die  nicht 
nur  dem  deutschen,  sondern  auch  dem  ags.  und  aitn.  verse 
zum  gründe  liegen :  denn  dieser  vers  ist  nichts  anderes  als 
die  einfachste  symmetrische  darslellung  des  allen  dialecteu 
gemeinsamen  gesetzes  der  betonung,  und  darum  so  alt  als  dies 
gesetz  selbst,  so  dals  er  für  die  von  Tacilus  erwähnten  lie- 
der  nolhwendig  mufs  vorausgesetzt  werden,  jenes  Iggirja 
wäre  in  andrer,  der  ausspräche  der  westlichen  stamme  ge- 
mäl'serer  Schreibung  Ingrea  oder  Ingvöo,  und  wäre  dies 
Ingiiaeo,  so  diirfic  Ingnevo  Istaevo  wie  Chainavun  Baiavus 
beurtheilt  werden,  wo  das  A  der  ableitung  sich  vergleicht 
mit  ahd.  balo  balaires,  salo  salawes  u.  s.  w.  (gramm.  2,  187  f.) 
statt  balw  balwcs,  sa/tv  salives.  denn  wären  Grimms  Cka- 
viaviones  richtig,  so  müsten  die  Chamaven  nicht  nur  auf 
einer  insel  (av?a)  gesefsen,  sondern  es  würde  auch  nie  alts. 
Hamnlnnd  geheifsen  haben ;  statt  Betihce  mochten  schon  die 
Römer  Batnra  oder  Batva  (=  Batvö ,  goth,  Batve)  avia 
hören,  higaevo  aber  als  Iggva  angesetzt  würde  sich  ver- 
halten wie  goth.  raurstra  zu  vaurstvja,  gasinpa  zw  gasrnpja, 
Jauragagga  zu  /'auragaggja,  allein  die  gleichung  vom  AE 
und  deutschem  E  oder  /  wird  durch  des  Ptolemäus  Xai- 
Qovoy.oi  .Alkovaicoveg,  durch  Ammians  Annthaeus  slallA?'m- 
theus  goth.  Arntpius,  Aeruli  statt  Eruli  20,  1,  3  und  andre 
beispiele  dieser  art  weder  für  Ivgaevo  Istaevo  noch  für  In- 
giiaeo  Istvaco  bewiesen ;  man  würde  sie  in  diesem  falle  nur 
einräumen  können ,  wenn  nachgewiesen  würde  dafs  irgend 
eine  analogie  oder  lautregel  ihrer  spräche  die  auffafsung  der 
deutschen  ableitung  bei  den  Kömern  beslimmen  konnte,  ge- 
wiss scheini  mir  nur  dafs  Ingacro  Istaoro  bei  Tacitus,  Fri- 
saevo  auf  der  inschrift  schlechtere  formen  sind  als  die  bei 
Plinius  vorkommenden. 

Lewor/i.  (icrm.  c.  A3  scheint  die  gröfsere  autorität  auf 
seilen  der  angenommenen  lesart:  RacdN  (-f-  RBb)  und  P 
über  der  zeilc  zeugen  füi-  Lemorii.  hingegen  hat  P  in  der 
zeile  und  am  rande  Ldiio/u'i ,  so  auch  St  (-f-  BfMUTr). 
welche  lesart  die  heisere  und  zuverl;ifsigcrc,    läfsl  sich  nicht 


252  VERDERBTE  NAMEiN  BEI  TACITÜS. 

entscheiden ,  auch  nicht  auf  grammatischem  wege.  Lemocii 
kann  man  nicht  mit  Gambriiii  (vergl.  goth.  lasii's  und  hai- 
pivisks?)  zusammenstellen,  man  wird  das  0  der  ableilung 
für  nichts  andres  halten  dürfen  als  für  eine  vocalisalion  der 
Verbindung  Mf^,  wie  in  Chainavi  Bnlavi,  die  hier  zumal 
üblich  gewesen  zu  sein  scheint,  vergleicht  mau  Nasva  bei 
Cäsar,  Masva  bei  Dio,  Mai'obodnis  und  bei  Ptolemäus  7«- 
dovag  {?  tov  ladova  /rotafiov  §  13,  oihadov  nor.  §  4, 
1.  Oviadova  tcox.  =  lat.  Viadua,  goth.  Vijapva?)  ^lotovia 
Kavdovov?  Dleooviov  "Aqov/.ctva  ^erovla,  aufserdem  Naha- 
narvnli .,  Vicluali  oder  flctovali.  darnach  ist  für  Lcmovii 
entweder  goth.  Limveis  oder  Limvjös  oder  endlich ,  ein  ad- 
jectivisches  limviis,  wie  Jiianvus  oggvus,  angenommen ,  Li- 
mvjai  anzusetzen,  mit  Lemonii  aber  vergliche  sich  goth. 
siponeis  pl.  sipunjös,  alts.  gesuiströni  ags.  gcsustrene,  ahd. 
noi'dröni  und  ähnliches  (zeifschr.  6,  543)  aufs  vollkommenste, 
und  da  die  ableilung  den  localen  begriff  '  von  woher',  den 
abstracten  'von  der  art'  ergiebt,  so  scheint  sie  sich  auch 
vortrefflich  für  einen  volksnamen  zu  eignen  der  jedcsfalis 
ein  colleclivum  ist,  da  die  hemonii  des  Tacitus  mit  den 
^ißivol  des  Slrabo  oder  ^idsivol  des  Ptolemäus  zusammen- 
fallen:  einer  von  diesen  namen  wird  nur  richtig  sein,  aber 
sie  lafsen  beide ,  wie  es  scheint ,  eine  deutung  zu ,  ^ißivol 
von  sibj'a  Verwandtschaft ,  ^löeivol  von  sidus  mos ,  consue- 
tudo.  wie,  wenn  Lemonii  abgeleitet  wäre  von  alln.  lim 
ags.  leom ,  das  ein  neutrum  im  ags.,  im  altn.  masc.  oder 
fem.  glied ,  im  altn.  als  neutrum  aber  zweig  bedeutet?  so 
könnte  es  wohl  das  cpllectivum  für  eine  anzahl  kleiner  ver- 
wandter Völkerschaften  sein  :  aber  auch  Lemovii  müste  wohl 
daher  abgeleitet  sein,  da  kein  andres  wort  aufser  jenem  lim 
im  deutschen  dafür  zu  geböte  steht,  die  zweite  bedeutung, 
die  die  Wörterbücher  nicht  kennen,  kommt  auch  ags.  im  Beo- 
vulf  l^'i  (Icumi/m  and  Icäfum)  und  im  cod.  Kxon.  334,  33 
{beäm  sceal  Icäfum  lil)an,  leomum  grövan)  vor,  und  war 
auch  wohl  ahd.  nach  dem  merkwürdigen  namen  Limez/hi  bei 
Neidhurt  20,  G,  7.  ohne  grund  nimmt  (irimm  (jDS.  469 
in  Lemonii  eine  arge  Verderbnis  an.  Zeufs  s.  155  vergleicht 
y/ijuiOGccXeiop,  das  Ptolemäus  an  das  asciburgischc  gebirgc 
setzt:  aber  diesen  namen  erklärt  uns  Plinius  27,  70,    Limeum 


VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITUS.  253 

herba  appcllalitr  a  Gallis  qua  sagittas  in  vpjiatu  tingunt  me- 
(Ucamento ,  quod  venenum  cervarium  vocant.  ex  hac  in 
tj'es  modios  salivali  additiir  quantum  in  iinam  sogittam  nddi 
solet:  ita  offa  doniltitiir  bomn  faucibus  in  morbis.  yli^LO- 
adleiov  j^ehört  daher,  wie  andere  Ortsnamen  bei  Ptoleniäus, 
dem  soldatenlatcin  an  und  ist  kein  deutscher  nanie. 

Ligii.  Li/gii.  ann.  12,  29.  30  steht  im  Med.  ii  ein- 
mal Ligii,  dann  Ligius,  gleich  daneben  aber  auch  iazigibus 
iaz'igcs  statt  laz-i/ges  Inzuges  Med.  ii  bist.  3,5,  und  vor- 
her c.  22  bithinis  statt  Bithynis ,  c.  23  silla  statt  Si/lla 
Sulla,  c.  38  sifaccm  statt  Sijphocem,  c.  49  siriam  statt 
Sijrinm  oder  Suriam ,  denn  so  steht  c.  11  Suriae,  Med.  i 
ann.  2,  69,  79.  4,  5.  6,  27  Suria,  vergl.  inschr.  bei  Orelli 
und  goth.  Sau/\  das  die  gemein  und  echt  lateinische  form 
Su?u/s,  nicht  griechisches  ^vQog  voraussetzt,  diese  beispiele 
lielscn  sich  leicht  vermehren,  es  ergiebt  sich  daraus  dafs  die 
Schreibung  Ligius  aus  Lygius  entstanden  sein  kann  und 
durch  diese  auf  Lugius  zurückgeführt  werden  darf,  dies  be- 
stätigen die  Varianten  zu  Germ.  c.  43.  Legiorum  ist  die 
allen  wichtigen  hss.  gemeinsame  lesart  an  erster  stelle ;  über 
der  zeile  und  am  rande  steht  daneben  in  P  Ligij,  Ra  Lygii, 
NS  uegii  oder  rcgii,  Re  leugiormn.  an  zweiler  stelle  lia- 
ben  PRd  ligios ,  RacN  Lygios ,  S  lugios  und  darüber  li- 
gyos.  —  niemals  kann  ein  Grieche  oder  Römer  aus  deut- 
schem munde  Lygi-us  vernommen  haben,  wenn  Dio  67,  5 
ylvyioi  schreibt  und  Zosimus  1,  67  yloyitoveg,  so  versuchen 
beide  nur  eine  möglichst  genaue  bezeichnung  des  kurzen  deut- 
schen U.  für  die  Römer  aber  lag  bei  der  ersten  aulTafsung 
des  namens  kein  grund  vor  diesen  laut  nach  griechischer 
weise  zu  bezeichnen,  wenn  auch  oft  kurzes  Li  wie  L'^  bei 
ihnen  gesprochen  wurde,  aus  dieser  ausspräche  erkläre  ich 
mir  die  Schreibung  Lygius.  lehren  aber  die  Varianten  zur 
Germania  dafs  die  Schreibung  Ligius  aus  Lygius  entsprang, 
SO  kann  hier  kein  laiitwechsel  von  /  und  C,  wie  etwa  in 
Sigainbri  und  Sugnnibi'i  und  einigen  andern  deutschen  Wör- 
tern stattfinden,  sondern  Ligius  ist  schlechterdings  zu  ver- 
werfen, aber  auch  statt  Lygius  bei  Tacitus  Lugius  lieiv.u- 
stellen.  denn  so  schrieben  und  sprachen  die  llönicr  wirk- 
lich,    bei   Strabo ,  der  seine  nachrichlen  ans  dem   munde  der 


254  VERDERBTE  NAMEN  REI  TACITÜS. 

Kömer  schöpfte,  finden  wir  als  die  ersten  in  der  reihe  der 
östlichen  vöiker  die  ^iOlTlOV:^.  denn  warum  der  neueste 
Herausgeber  diese  verbefserung  Cluvers  statt  des  handschrift- 
lichen ^OYIOY^  nicht  in  den  text  aufnahm,  begreife  ich 
nicht  recht,  da  der  ausfall  des  F  bei  folgendem  J  graphisch 
so  leicht  zu  erklären  ist.  dafs  Jacob  Grimm  GDS.  711  bei 
der  erklärung  des  namens  von  der  sichtlich  und  anerkannt 
verderbten  form  ausgeht  kann  diese  nicht  stützen  noch  jene 
eben  wahrscheinlich  machen,  auch  Plolemäus  oder  vielmehr 
sein  Vorgänger  3Jariiius  folgte  römischen  berichten  und  wie 
Strabo  den  vocal  für  lang  haltend  schrieb  er  ^ovyioi,  nicht 
Aovyoi,  was  Wilberg  in  den  text  setzte:  das  richtige  läfst 
die  Variante  ytavTioi  erkennen,  die  tab.  Peut.  endlich  läfst 
die  der  griechischen  bei  Zosimus  genau  entsprechende  rö- 
mische form  Liigiones  in  ihrem  Liipiones  erkenne,  sie  setzt 
den  namen  an  die  nordgrenze  Daciens  ;  denn  hier  hatten  Lu- 
gier,  unter  dem  alten  stammnamen  ,  als  \  andalen  {Astingi) 
seit  dem  marcoraannischen  kriege  fufs  gefafst.  man  wird 
nicht  anstehen  dürfen  fortan  Lvgn  statt  Ligii  oder  Lygii 
bei  Tacitus  in  den  text  zu  setzen. 

Nahanarvali.  herr  Ritter  hat  die  alte  lesart  Naharvalos 
Germ.  c.  43  wieder  aufgenommen,  und  allerdings  haben  P 
und  Rcl,  aufserdem  P^,  so  an  beiden  stellen,  ein  blick  aber 
auf  die  Varianten  bei  Mafsmann  lehrt  dafs  die  alte  zum  gründe 
liegende  hs.  an  erster  stelle  Nahanat'ralns ,  an  zweiter  Na- 
hai^ralos  hatte,  dies  bezeugen  RncNS  (-f-  AJfFH)',  in  St 
ist  jedoch  N(iha/ta7'v(ilos  in  Naharrcnialos  verschrieben  und 
dies  an  zweiter  stelle  eist  in  Nahorvalos  corrigiert.  auch 
in  Ra  steht  diese  correctur,  aber  an  erster  stelle  über  der 
zeile.  ollenbar  rührt  sie,  so  auch  die  lesart  in  PRd  (-f  /'), 
nur  daher  dafs  eine  gleichmäfsigkeit  der  form  hergestellt  wer- 
den sollte,  umgekehrt  haben  auch  RTRhJT  beide  male  ent- 
weder Naliaiifirrulos  oder  NabanarDdlos.  keinem  dei-  irgend 
eine  alinung  von  deutscher  Wortbildung  hat  kann  bei  diesem 
Stande  der  Überlieferung  die  enischeidung  zweifelhaft  sein. 
Naiiarrali  ist  nichts,  hingegen  Naha/iariuili  gicbt  sich  so- 
gleich als  composiliim  zu  erkennen  ,  wenn  auch  die  deutung 
schwer  bleibt,  die  früher  de  poesi  chorica  s.  8  aufgestellte, 
von  Grimm  GDS.   715  gebilligte  mutmafsung,  dafs  der  name 


VEIU)EI{nTE  NAMEN  BEI  TACITIIS.  255 

als  Nararnahfth'  aufzufafsen  sei,  ist  ganz  unhaltbar,  weil 
ihre  Voraussetzung,  Grimms  auflösung  des  alln.  ?wr»  in  golli. 
7}arairns  (todesgöttin)  weder  etymologisch  (zeitschr.  6,  4G0) 
noch  mythologisch  z«  rechtlerligcn  ist.  das  wahrscheinlichste 
dünkt  mich  jetzt  folgendes,  wenn  quäle?)  ahd.  qualjan  ags. 
cvellan  nicht  nur  torquere,  cruciare,  sondern  ganz  gewöhn- 
lich auch,  ja  im  ags.  immer  (daher  engl,  to  kill)  iugulare, 
necare,  mactare  bedeutet,  so  kann  nari'al,  von  alts.  //^ro 
narwps  ags.  nearu  angustus,  anxius*  (ags.  noavvian  artare. 
cruciare)  auf-/  abgeleitet,  das  ein  nomcn  agenlis  andeutet, 
sehr  wol  dem  ags.  cvellcre  engl,  killer  nahe  kommen  ,  zu- 
mal wenn  noch  eine  nähere  bestimmung  durch  die  composi- 
tion  hinzutritt,  der  vater  der  Nacht  wird  in  der  Edda  iVy?;v'/ 
oder  Nörvi  genannt;  ebenso  heifst  ein  söhn  von  Loki,  sein 
bruder  aber  NdH  d.  i.  golh.  Navareis,  der  lödter,  todes- 
dämon.  wie,  wenn  Naha  vielmehr  Nova  wäre?  die  lesart 
Nabannrvali  ist  freilich  schlecht  beglaubigt ,  aber  lehrt  doch 
wie  leicht  H  für  B  =  V  verlesen  sein  kann,  um  Nnha  zu 
deuten  steht  doch  nur  goth.  nahau  ccQ/.elv  (ags.  7ieahhe  g-e- 
neahhe  salis)  zu  gebot.  Nahanarval  ist  jedesfalls  ein  eigen- 
Ihümlich  componiertcr  name;  wie  man  ihn  auch  auslege,  we- 
gen des  ableitenden  L  bleibt  die  annähme  dafs  die  erste 
worlhälfte  eine  modale  oder  objeclive  beslimmung  enthält 
immer  wahrscheinlich,  ja  gewiss,  und  es  wird  nicht  zu  be- 
zweifeln sein  dafs  der  name  ein  hieratischer  ist  für  das  volk 
in  dessen  besitz  der  fuiliquae  religioms  lucus  des  gölter- 
brüderpaares  sich  befand,  für  VictuaU  haben  wir  oben  s.  133 
eine  ähnliche  bedeutiing  vermutet.  es  läfst  sich  streng 
erweisen  dafs  Viclualen  und  Nahanarvalen  dasselbe  volk 
sind,  nur  nicht  in  der  weise  wie  Grimm  GDS.  715  es  ver- 
suchte. —  beiläufig  bemerke  ich  dafs  man  den  altnordischen 
namen  für  die  strafse  von  Gibraltar  nicht  mit  jenem  iölun 
Narvi  oder  mit  Lokis  söhn  zusammenbringen  darf.  Sachsen 
und  Franken  war  die  meerenge  eher  bekannt  als  den  Nord- 
mannen; das  altn.  Nörvasu/id  wird  daher  dem  alfs.  Aarrrsr 
(bei  Adam  Brem.  schol.  90.  Alb.  Stad.  a.  1152),  d.  i.  marc 
strictum,  nachge!)ildet  sein. 

*)   Ihone  ncariHVt  nidh  Cadin.  43,  27.    on  nearcri'  l/f  5S,  II.   \er(;l. 
ni-ariil liarip  dolus,   ncnrolvi'i^dh   iiisidiac.    t>i/rr(l/i   cnrrev. 


256  VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITÜS. 

Na?'isci.   s.  oben  s.   131.   132. 

Ncrthus.  diese  form  besläligeii  alle  hss.  eiihveder  direct 
oder  indirect.  dennoch  selzt  lierr  Franz  Ritter  Erlham  in 
den  text.  es  wäre  vergebliche  mühe  diesen  editor  des  Ta- 
cilus,  der  die  hs.  P  für  die  quelle  der  übrigen  der  Germania 
hält,  der  nicht  einmal  zu  wifsen  scheint  dafs  unter  den  no- 
niinibus  der  vierten  lateinischen  declination  auch  feminina  auf 
-US  vorkommen,  über  dinge  deutscher  grammatik  und  niylho- 
logie  heleiiren  zu  wollen,  nur  die  Unverschämtheit,  mit  der 
herr  Ritter  von  einer  '  infelix  coniectura'  Jacob  Grimms  zu 
sprechen  sich  herausnimmt,  verdient  eine  nola,  andern  zur 
Warnung;  vergl.  unter  hlistaviso. 

Nuithones.  dies  bezeugen  RacdN  (+  J^fFKM);  in  P 
ist  Nurtones  (das  herr  Ritter  in  den  text  setzt)  corrigierl  in 
Nvitones;  steht  in  S  VuUhones  (und  in  H)  ^  so  hat  dies 
ebenso  wenig  als  huitones  in  RbfF  zu  bedeuten ,  zumal  da 
die  S  zunächst  verwandte  hs.  iY  Nuitlio/ies  gewährt,  trotz 
dieser  Übereinstimmung  der  hss.  ist  der  name  doch  verderbt. 
Nerita  bei  Ammian ,  was  ahd.  Niunzo  wäre,  ist  nicht  zu 
vergleichen,  weil  es  ein  deniinutivum  und  als  volksname  nicht 
anwendbar  ist.  UI  ist  undeutsch,  verhielte  es  sich  mit  dem 
TU,  was  allerdings  sehr  wahrscheinlich  ist,  \\ie  bei  Gotho- 
?ics ,  so  könnte  man  leicht  Niutones  vermuten,  da  niutim 
ehemals  ayqaveiv  bedeutete,  goth.  7iuia  cc?u€vg  und  tcoyqdiv, 
so  passte  das  gut  zu  Acimßuminibus  nut  silcis  mutüuntur.  aber 
die  Römer  würden  Neutones  für  deutsches  Niutnns  geschrieben 
haben,  und  Nuithones  mit  jenem  goth.  nuta ,  '  expulsa  una 
/',  wie  herr  Ritter  bei  andrer  gelegenheit  sagt,  in  Überein- 
stimmung zu  setzen  wage  ich  nicht.  Grimms  Vithones  wider- 
streitet der  Überlieferung  ,  wie  leicht  auch  eine  deutung  des 
namens  in  dieser  gestalt  wäre,  uns  scheint  jeder  herslellungs- 
versuch  vergeblich,  aber  auch  überllüfsig,  weil  der  name  histo- 
risch von  keiner  bedeutung  ist. 

Oxioncs.  neben  Oxionas  ist  Etionas  Germ.  c.  4G  gleich- 
niäfsig  bezeugt  und  ein  herausgeber  sollte  das  eine  neben  dem 
andern  an/.uführen  nicht  unlerlarsen.  das  eine  wie  das  andre 
ist  verderbt,  und  ich  glaube  nicht  dafs  das  vorhergehende  et 
am  Verderbnis  schuld  ist.  unciales  0  und  E  waren  leicht  zu 
verwechseln,  und  wer  die  dillographie  Aurinia  und  ^llbrinia, 


VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITÜS.  257 

Dulgibini  und  Dulgubini  und  vielleicht  noch  ein  paar  andre 
schon  der  allen  zum  gründe  liegenden  hs.  zuschreibt,  würde 
auch  in  diesem  falle  von  dieser  auf  die  uncialhandschrift  zurück- 
zugehen wagen,  stellt  man  Oxionas  und  Elionas  in  der 
uncialschrift  etwa  des  vierten  oder  fünften  jh.  dar,  so  wird 
der  irrlhum  begreiflich ,  die  herslellung  freilich  um  nichts 
leichter.  Zeufs  s.  275  rieth  auf  ags.  Cuenns  altn.  Kw/iir 
Qvwnir,  und  es  thäte  nichts  dafs  Tacitus  der  Finnen  schon 
einmal  gedacht;  denn  auch  seine  Hcllasii  sind  ohne  zweifei 
die  Hillevio?ies  des  Plinius,  nur  dafs  dieser  dem  namen  eine 
ausdehnung  giebt  über  ganz  Scandinavien,  während  Hellusn 
bei  Tacitus  ein  fabelhaftes  nordvolk  sind,  aber  das  von 
Zeufs  vorgeschlagene  Cuones  ist  ein  unding:  Tacitus  würde 
Quenios  oder  (nach  goth.  qinö)  Quenonas  geschrieben  haben, 
und  eins  von  diesen  herzustellen  wird  niemand  wagen,  sollte 
nicht  einmal  jemand  lust  haben  bei  den  Elionas  an  die  iötriar 
und  lotunheim  zu  denken?   ich  verweise  auf  myth.  486.  487. 

Reudigni.  die  beiden  besten  hss.  PRa  haben  Germ.  c.  40 
Veusdigni;  doch  corrigiert  P  das  V  in  R;  Rd  hat  f^eu- 
digni ,  RcNS  (+  Rbf  cet.)  Reudigni.  dies  ist  leicht  ver- 
ständlich durch  goth.  imids  OEf-ivög,  altn.  riodr  rubicundus 
(Schmidts  zcilschr.  8,  220.  227,  (irimm  GDS.  716).  im 
anlaut  scheint  ^^  für /?  verlesen,  wie  Neuthiis  (Rc)  üiv  Net'- 
ihiis  und  umgekehrt  Arnoba  für  Aunoba,  Tristo  für  Tiiisto. 
wie  das  S  in  Veusdigni  zu  erklären ,  errathe  ich  nicht, 
aber  dafs  es  ein  Schreibfehler,  ist  nicht  zu  bezweifeln,  da 
die  Römer  goth.  XD  wie  in  Astingi  bezeichnet  hätten, 
jenes  SD  darf  niemand  irren. 

Suevi.  der  Med.  I  hat  an  allen  stellen  ann.  I,  44.  2,  26. 
44.  45.  62.  6;{  Suebi ;  damit  stimmen  bei  Plinius  4,  28  die 
beiden  besten  hss.  RA  überein,  während  Sillig  c.  25  keine 
varianle  zu  Sueri  anführt.  der  31ed.  II  hat  nur  einmal 
ann.  12,  21)  Suevi,  an  den  übrigen  stellen  bist.  1,2.  3,  5.  21 
stets  Suebi.  in  der  Germania  und  im  Agricola  liest  man 
überall  Suebi;  allein  Germ.  c.  41  ist  allen  hss.  das  aus  der 
ältesten  (juelle  stammende  Verderbnis  pai's  rerboruni  gemein- 
sam und  dies  führt  wieder  auf  Suebi.  Sueri  maji  den  deul- 
sehen  laut,  ursprünglich  ein  aspiriertes  R..  wie  die  vergleichnng 
von  ahd.  Swdbd,  Swdpd ,  nind.  Sudee ,  ags.  Siur/'us ,  altn. 
Z.   F.   I).  A.  IX.  17 


258  VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITUS. 

Srdrnr  beweist,  genauer  ausdrücken  als  Siicbi ;  es  war  auch 
die  bis  ins  miltelalter  gewöhnliche  spätere  Schreibung:  aber 
die  herausgeber  des  Tacitus  (und  Plinius)  halten  wie  Halm 
«letrosl  Siiehi  überall  durchfrihren  sollen,  das  B  ist  hier 
kein  anderes  als  das  in  Vibilius  Nahalia  Dulgvhnii,  ja  das 
in  Albis. 

Tarn  Jana,  im  Med.  I  steht  ann.  1,  51  tüfanae,  cum 
lineola  super  primam  syllabam  :  in  der  hs.  aber  finde  ich  nach 
den  vorliegenden  vergleichungen  nur  folgende  abkürzungen 
gebraucht.      i,   10  pej]fectä*  13  nput  te*  15  annü* 

74   oms  76  depcantis  78  depcante  ii ,   1   cos 

^  ßum  15  tergü*  41  cos  k~  {kalendas)  4S  Jamd* 
4(5  orns*  (omne)         49  cräd*  (aedem)  iii ,   1   adpulsü* 

12  «  ex  corr.  17  cös  44  cupidine*  50  P.    C. 

53  p.   c.  54  p.   c.  zweimal  62  passü    (passuum) 

72  procös  IV,    1   cüs  8  oms  9  ofnsqiie  oma 

12  sps  (spiriius)  16  quo  {(juoniom)  17  cös  19  cons 
24  onis  28  cös  32  cöposivere  34  cös  37  P.  C. 
oriia  oms  39  prwc/'pe*  {principiwi)  46  cö  52  sanguinc* 
55  aede*  56  ow.v  57  interq ;  {inter  quae)  62  cö* 
ainphithoatrü*  63   cö*  70  A:    {kalendis)         v,   1   cö* 

VI,  &  P.   C.         9  ow*  15  cö.y        25  A"        o/7/*        28  cö* 

31   cö*  42    f.    Tesiphö  43  o,v?*  44   o///*.         die 

Sterne  zeigen  corruplelen  an,  die  in  den  meisten  lallen  ge- 
hoben werden,  sobald  man  nur  von  der  lineola  absieht,  sind 
die  vorkommenden  abkürzungen  genau  und  vollständig  ange- 
geben (und  man  mul's  es  glauben ,  da  die  oms  und  cös  im- 
mer wiederholt  werden),  so  befolgt  der  Med.  I  auch  in  die- 
ser hinsieht  die  weise  der  ältesten  erhaltenen  hss. ,  zum  be- 
weise wie  treu  er  copierl  ist.  die  lesung  Tamfana  aber 
wird  sehr  zweil'elhart,  da  auFser  etwa  cöposirere  kein  ana- 
loger fall  begegnet,  wenn  es  sich  mit  der  lineola  hier  ebenso 
verhielte  wie  mit  jener  über  dem  letzten  worte  des  Hilde- 
brandsliedes? jedesfalls  wäre  es  gut  unsrer  göttin  wegen  ein- 
mal in  Florenz  wieder  nachzusehen :  herr  Baiter  wird  doch 
nicht  blofs  in  jenen  beiden  lallen  die  lineola  angemerkt,  sonst 
aber  sie  stillschweigend  n  oder  m  gelesen  haben?  wäre 
Tq/'ana  die  handschril'tliche  lesart,  so  wird  vielleicht  man- 
cher dabei  sogleich  an  altn.  lajh  victinia  (myth.  36)  denken, 


VERDERBTE  NAMEiN  BEI  TACITUS.  259 

oder  auch,  da  anlautendes  T  für  TH  wenn  auch  nicht  be- 
wiesen, doch  nicht  unwahrscheinlich  ist,  darin  einen  beweis 
für  Grimms  sonst  unmöj^liche  deutung  GDS.  232  erkennen, 
allein  wenn  für  ags.  pefjan,  altn.  pcfja  ppft\  das  thema  pib 
pah  peb  lautet,  und  goth.  pabnnn  ahd.  Dapana  angesetzt 
wird,  so  würden  die  Römer,  wie  bei  Suevi  (s.  oben) ,  ent- 
weder Tavana  oder  Tnbann  geschrieben  haben,  nicht  aber 
Tafanu.  wenigstens  läfsl  sich  F  für  aspiriertes  B  nicht  be- 
weisen, und  die  deutung  bleibt  unsicher;  aus  gleichem  grnnde 
auch  die  aus  Infn  victima.  denn  bei  Ptolemäus  ytf-vq)(xva 
ist  an  ein  alts.  Liubhana  Liobhana.  nicht  zu  denken :  es  ist 
vielmehr  das  Levefnno  der  tab.  Peut. 

Tuistu.  heir  Franz  Ritter,  die  hs.  P  mit  lächerlicher 
einseitigkeit  bevorzugend ,  setzte  Germ.  c.  2  Tn'stonetn  in 
den  text  und  that  noch  die  anmerknng  hinzu  'correclio  Tiiisto 
et  Tulsco  demum  ex  nominibus  Tedesco  et  Teutsche,  Tacito 
plane  incognitis ,  petita  est.'  dafs  doch  die  gelehrten  Italiä- 
ner,  denen  die  correctur  wohl  angehören  müsle,  nicht  gleich 
im  ersten  zuge  die  uamen  noch  mehr  einander  annäherten, 
um  herrn  Ritter  und  seines  gleichen  die  mühe  des  rathens 
zu  ersparen !  es  ist  aber  eine  unwahrheil,  wenn  herr  Ritter 
Tristonem  aufser  dem  P  noch  'ceteris  libris  plerisque'  zu- 
schreibt, die  Wahrheit  ist  dafs  selbst  im  P  über  der  zeile 
Ti^i  in  Tui  corrigiert  ist,  'ab  altera  manu',  wie  lierr  Ritter 
sagt,  deren  correcturen  er  für  aus  der  luft  gegriffen  hält, 
dafs  aber  aufser  der  so  nicht  einmal  in  P  sicheren  lesart 
diese  in  keiner  andern  hs.  vorkommt,  allerdings  führt  Mafs- 
mann  aus  Ra  Trz'stonem  an ,  aber  gleich  danach  aus  eben 
dieser  hs.  Tr/s(one?n  und  als  margiiiallesart  Tin'stnan ,  und 
nur  diese  beiden  scheint  ßrotier  zu  kennen,  so  dafs  hier  wie 
auch  anderswo  in  Mafsmanns  angaben  confusion  slallfindet. 
Tuistonem  bezeugen  aufserdem  Rc  (-}-  VIV)  und  indirecl  .S 
am  rande  durch  histoneni,  N  durch  Bistoiicin ,  H  durch 
Vistoncm ,  sowie  5  im  texte  nebst  Vvi^  durch  Tiiisconem. 
kommt  endlich  in  der  ganz  unwichtigen  hs.  Rb  lijrstonevi 
und  tirstonem  vor,  so  lehrt  die  vergleichnng  von  Ti/islofiem 
der  dieser  zunächst  verwandten  hss.  FRf  dafs  /•  in  Rb  für 
/  verlesen  ist;  Tijistoncm  aber  bestätigt  wieder  Tuistonem. 
nun   ist  die    Verwechselung    von  sl  und    sc    allerdings    häulig 

17* 


260  VERDERBTE  NAMEN  BEI  TACITÜS 

und  leicht,  aber  da  nicht  einmal  in  S  Tuisconem  feststeht, 
da  die  mit  St  und  Rd  zunächst  verwandte  hs.  N  durchaus 
nur  St  kennt,  so  ist  Ttiisto  die  handschriftlich  allein  sichere 
form  des  namens;  und  wir  brauchen  auch  die  sprachlich  sich 
leichter  empfehlende  form  Tuisco  dem  text  nicht  aufzudrängen. 
altn.  tvistr  ags.  tvist  filum  duplicatum  und  hochd.  zwist, 
ndd.  niederl.  fries.  tiHst  lis  sind  wie  tiiisc  zw/sc,  wodurch 
Lachmann  Tuisco  erklärte ,  vom  zahlvvort  abgeleitet ;  die 
dyas,  daus  im  spiel  heilst  altn.  tvistr,  auch  wohl  ags.  tvist, 
wie  heute  die  karten  mit  zwei  und  drei  äugen  im  niederd. 
twischen  und  (Irischen:  altn.  tvistra  in  duas  partes  sepa- 
rare  ,  Twistringen  ein  ort  in  der  grafschaft  Ho\  a  ;  Twiste 
ein  bach  der  in  die  Oste  fällt,  und  ein  nebenfliifschen  der 
Diemel ,  im  alten  pagus  Hessi  Saxonicus,  mit  einem  gleich- 
namigen orte,  alt  Tuistai  reg.  Sarach.  nr  179.  362.  trad. 
Corb.  §  371  ;  vergl.  Tuistina,  Tuischimhi  trad.  Corb.  §  28. 
284.  unbedenklich  ist  auch  dem  Tuisto  der  sinn  von  ge- 
minus,  binus,  zuzutrauen,  so  dafs  es  im  gründe  ganz  einerlei 
ist  ob  man  Tuisto  oder  Tuisco  liest,  denn  ganz  unhaltbar 
und  nicht  zu  rechtfertigen  ist  die  von  Zeufs  zuerst  vorge- 
tragene, dann  von  Grimm  und  herrn  prof.  Müller  in  Göt- 
lingen  gebilligte  deulung  aus  Tiu.  nicht  um  herrn  Müller, 
wohl  aber  um  andre  von  der  Verkehrtheit  dieser  Vermutung 
zu  überzeugen  ,  mache  ich  noch  darauf  aufmerksam  dafs  er- 
stens dabei  ein  doppeltes  Verderbnis  angenommen  wird  :  Tuisco 
soll  für  Tiusco  verschrieben  und  dies  wiederum  Tivisco  sein, 
kann  man  für  den  ausfall  des  vocales  der  ableitung  sich  auf 
Chei'usci  berufen,  so  vergifst  man  doch  dafs  nach  allem  was 
wir  wifsen  Tacilus  und  seine  zeilgenofsen  nicht  Tiusco,  son- 
dern Tcusco  geschrieben  hätten,  dafs  also  von  jenem  irrthum 
der  abschreiber  nicht  die  rede  sein  kann,  aber  angenommen 
dafs,  wie  Grimm  will,  die  formel  Tiu  sich  hier  in  Tu  oder 
Tv  verengt  hätte,  so  soll  nun  zweitens  Tuisco  der  göttliche, 
himmlische  bedeuten :  beides  scheint  man  für  eins  zu  nehmen, 
allein  welcher  Zusammenhang  bleibt  dann  noch  mit  dem  gotte 
Tiu,  da  dies  ein  name  ist  und  erst  hinler  Zeig  Diioris  Tiu 
sanskr.  djaus  caelum  steht  und  deus  ^eog  und  altn.  pl.  tiwar, 
wenn  auch  verwandt,  doch  nicht  dasselbe  wort  ist?  und 
welche    genealogie    hätte    wohl  je   an    ihrer   spitze   ein   solch 


DEUTSCHE  UUKUNDEN  VON  1263,  1276  UND  1279.     261 

absiractes  adjectivum  wie  der  himmlische,  der  göttliche?  welche 
mythologie  endlich  nennte  einen  söhn  der  Erde  den  himm- 
lischen? wäre  mir  Wackernagels  aufsalz  im  ersten  liefle 
des  sechsten  bandes  dieser  Zeitschrift  schon  zu  anfang  des 
Jahres  1847  zur  hand  gewesen,  als  ich  meinen  aufsatz  dem 
herausgeber  der  Zeitschrift  für  geschichte  übergab,  so  würde 
es  ein  leichtes  gewesen  sein  unsre  beiden  auffafsungen  an 
diesem  |Hinkte  zu  vereinigen,  denn  im  wesentlichen  fallen 
sie  hier  zusammen,  und  nur  weil  mir  die  menge  der  paral- 
lelen fehlte,  die  Wackernagel  beibrachte,  habe  ich  nicht  ge- 
wagt die  Vermutung  auszusprechen  dafs  das  zwiefache  ur- 
wesen  auch  als  zwitter  vorgestellt  wurde,  diese  auffafsung, 
glaube  ich  ,  ist  die  mythologisch  und  sprachlich  einzig  halt- 
bare und  wahrscheinliche,  und  sie  bleibt  auch  bei  der  lesart 
Tuisto  bestehen,  wahrend  die  andre,  wenn  irgend  begründet, 
mit  Tu/SCO  steht  und  lallt. 

KIEL.  K.  MÜLLENHOFF. 


DEUTSCHE  URKUNDEN  VON  1263,   1276 
UND    1279. 

Ei/ie  znsamviensteUung  der  unzweifelhaften  ältesten 
deutschen  Urkunden  müste  anziehend,  genug  sein,  im  gan- 
zen wurde  die  deutsche  spräche  bei  urkundlich  niederge- 
schriebenen geschäften  wohl  am  frühesten  und  um  meisten 
in  fVestdcutschland,  zumal  in  de/i  obern  landen,  angewe/i- 
det.  die  durch  herrn  von  der  Hagen  in  dem  neuen  Jahr- 
buch der  Berliner  gesellschaft  für  deutsche  spräche  2,  66 
bekannt  gemachte  Urkunde  von  angeblich  1222  niufs,  wie 
mir  herr  landamman  Lohner  zu  Thun  im  /.  1841  aus  den 
darin  vorkommenden  personen  bewies ,  beiliiujig  hundert 
jähre  Jünger  sein,  wahrscheinlich  ist  sie  von  1322.  fest 
steht  dagegen  könig  Konrads  If^  deutsche  urku?ide  für 
die  Stadt  Uaufbcuern  vom  2fijuli  1240,  die  in  den  comment. 
Golting.  von  1753  s.  207  vollständig  nachgebildet  ist.  in 
der  jetzigen  Schweiz  folgen  dann  deutsche  Urkunden  von 
1248,  1251  drei,  1252  drei,  1257  //.  s.  w.  vergl.  hopp 
urkk.    zur  geschichte  der  eidgenöfsischen  bände  s.  2,  und 


262    DEUTSCHE  URKUNDEN  VON  1263,  1276  UND  1279. 

dessen  Rudolf  von  Habsburg  und  seine  zeit  2,  718  y.  ins- 
besondej'e  hat  dieser  Rudolf'  als  graf  und  als  honig  eine 
mehrzahl  solcher  Urkunden  ausgestellt.  Schreibers  ur- 
kundenbuch  der  stadt  Freiburg  im  Rreisgau  enthält  deutsche 
Urkunden  von  1258,  1265,  1272  zwei,  1273,  1275  u.  s.  w. 
die  reges ta  Boica  enthalten  auf ser  jener  konradini sehen  der- 
gleichen von  1259,  1269  zivei,  1270,  1272  drei,  1274,  1275 
zwei  V.  s.  w.  im  urkundenbvch  Frankfurts  erscheinen 
sie  1290,  1303,  1304,  1317,  1318  u.  s.  w.  am  Nieder- 
rhein  ist  die  älteste  deutsche  Urkunde  die  zwischen  den 
ßrzbischüfen  von  Trier  und  Cöln  eine?'-,  und  de?n  Rhein- 
pfalzgrafe?i  aridererseits  wegen  Thuron  geschlofsene  sühne 
von  1248.  es  folgen  dann,  mehrmals  zugleich  deutsch  und 
lateinisch,  Urkunden  von  1251,  1257  zwei,  1259.  eine 
besonders  zahlreiche  gruppe  bilden  die  von  1261  bis  1284 
für  die  gräfin  Mechtild  von  Sain  und  von  ihr  ausgestell- 
ten Urkunden,  zu  denen  welche  man,  gleich  den  erwähn- 
ten früheren,  in  Hbf  er  s  aus  wähl  der  ältestefi  iir  künden 
deutscher  spräche ,  ujid  in  Lacomblets  urkundenbuch  des 
Niederrheins  vorßndet,  füge  ich  folgende  drei  aus  den 
originalien.  das  siegel  derjenigen  von  1263  ist  dreieckt, 
im  Schilde  sind  drei  querliegende  würfel,  die  Umschrift 
lautet:  S.  L  .  .wici  Walpo  . .  nis  de  Novo  Castro,  dasjenige 
der  von  1276  ist  oval  und  zeigt  eine  stehende  fr  au  die  in 
der  linken  einen  schild  hält  mit  der  Umschrift  S.  Julie 
rel .  .  . .  dni.  ...  condaui  Rifersclieil.  a?i  der  Urkunde  von 
1279  ist  das  siegel  abgefallen. 

Frankfurt  a.  M.  im  aug.  1852.  FR.  BÖHMER. 

I. 

Alle  di  diiseii  hrif  siiil ,  di  suleii  wizzin,  dal  ilic  Lude- 
wilic  Walpodc  vau  der  Nuwei-  hiirlic  allcriiaiide  vordcruiige,  | 
ol"  ihc  iiikeyne  helle  geliaft,  iip  iiiiiie  vrove  Melliilde  di  gre- 
vimiin  was  zu  Seync,  hau  vercigcu  bil  |  vrieu  wiliiu  uui- 
helvuugeu ,  iudc  sal  ir  gclruwe  iiid  holl  siu  inde  gerelhit, 
als  ze  reihe  eyu  burhinau  |  iud  eyu  mau  siuer  i'eliler  vro- 
wcu  sculdihc  is  bil  gudcu  liuwcu.  Mag  ihc  iu  kcyucrhaude 
guade  vcrdineu  ua  inue  live  au  deu  geyucu,  di  ir  erve  suliu 
bcsizzin,    dal  iicnien  ihc  gerue  iud  iuvercigius  nit.     Hi  over 


DEUTSCHE  IJHKUNDEN  VON  1263,  1276  UND  1279.     263 

was  der  vuogit  vaii  Haccheuberg,  bruder  Gerhart  van  Gelre, 
bruder  Heiirihc  van  Wisle,  her  Lanbreht  der  kirghere  van 
Aspaho,  bruder  Manegolt  van  Seyne.  Duis  brif  wart  gescri- 
ven  und  gegevin  zu  der  Nuer  burhc  des  neyslen  dagis  na 
sente  Jacobs  dage,  du  verliden  warin  dusint  iar  zue  hundert 
iar  ind  dru  ind  seszic  iar. 

II. 

Ich  Jutte  vrowe  van  ßethbure  dun  kunl  allen  den  die 
disen  brit"  sulen  sien  inde  hören,  dat  ich  bit  Frideriche  vau  | 
Ryphcrscheit  niimc  sone  also  overdragen  haven ,  dat  icli  der 
echt  fuder  winis  van  sente  Mertine ,  die  mir  |  die  grevinne 
Mechtilt  die  wilen  grevinne  was  zu  Seyne  iargelichs  plach 
ze  gevene,  uz  gegangen  bin  |  sowat  ich  rechtis  dar  ane  hadde 
inde  verzigen.  Den  selven  win  sal  der  selve  Friderich  min 
sun  van  der  selver  vrouwen  haven  inde  halden  vortme  ze 
mannislene,  inde  ich  niecht^  inde  he  sal  och  ire  alsulchen 
dinist  inde  recht  dun  alse  man  dan  ave  zerechle  schuldich  is 
zedune.  In  Urkunde  diser  dinge  so  have  ich  diesen  bri^f  ge- 
geben der  selver  grevinnen  besigilt  mit  mime  ingesigel.  Dit 
geschag  na  godes  geburde  dusint  iar  zuei  hundert  iar  iiide 
seisse  inde  sivencich  iar  dat  dis  brief  gegeven  wart. 

III. 

Wir  suster  Mechtilt  ebdisse  inde  suster  Sophie  priorisse 
inde  dal  con  |  vent  algemeine  van  sente  Walburgeberge 
dun  kunt  allen  den  die  |  disen  brif  sulen  sin,  dat  die  pert 
die  uns  Reinart  van  Lindenberg  inde  |  sine  helphere  na- 
men  ze  Secheme  op  unser  vrowen  lande  der  grevinnen  Mech- 
tilde  die  wilen  grevinne  was  ze  Seyne,  uns  virgulden  sin 
inde  also  wiederdan,  dat  wir  der  selver  vrouwen  danken  inde 
allen  den  die  uns  darzo  hulphen.  Wir  hau  ouch  gütliche 
dar  op  virzigen  also  dat  wir  dat  nimmer  en  gevorderen  an 
nimanne  bit  geinre  hande  vorderingen.  Hie  over  was  har 
Winrich  van  Vischenich ,  bruder  Henrich  van  sente  Johans 
spitalc,  bruder  Arnolt  inde  ouch  ander  unse  brudere,  ßlankarl 
der  durwarder,  inde  ander  gude  lüde  genuch.  In  Urkunde 
diser  dinge,  so  hau  wir  der  selver  vrouwen  gegeven  disen 
brir  besigelt  bit  unsen  ingcsigelc.  Dit  gescach  na  godis  ge- 
burde dusint  iar  zuei  hundert  iar  inde  nun  inde  sivenzich  iar. 


264  FRAGMENTE  EINER  MITTELDEUTSCHEN 


FRAGMENTE  EINER  MITTELDEUTSCHEN 
EVANGELIENÜRERSETZÜNG 

HERAUSGEGEBEN     V0> 

Dr.  HEINRICH  HEPPE 

PROFESSOR    DER    THEOLOGIE    ZU    MARBURG. 

Bei  gelegenheit  meiner  archiva lisch en  studien  über  die 
geschickte  des  sechszehnten  Jahrhunderts  war  ich  so  glück- 
lich in  den  archiven  zu  Kassel  fünf  grosse  pergament- 
bogen aufzufinden  die,  in  den  1580er  jähren  zur  ein- 
Icgung  von  akten  sehr  verschivdner  art  verwe7idet,  bruch- 
stückc  einer  bis  dahin  noch  unbekannten  bibel-  oder  eva?i- 
gelienüb  er  Setzung  eiithielten.  einer  der  pergamentbogen 
war  leider  sehr  beschädigt,  und  an  vielen  stellen  der  übri- 
gen membranen  war  die  .'chrifl  ganz  verblichen,  aller- 
dings gelang  es  mir  das  verblichene  durch  anwendung  von 
eichen  gerb  säure  fast  vollständig  herzustellen,  gleichivohl 
war  an  einzelnen  stclleji  die  aufgiefsung  des  reagens  ganz 
erfolglos,  und  ich  sah  mich  daher  genöthigt  das  manu- 
script  mit  denjenigen  lücken  zu  copieren  die  unter  sol- 
chen umständen  unvermeidlich   waren. 

IVas  die  äufsere  beschaffenheil  des  manuscripts  im 
übrigen  anlangt,  so  bemerke  ich  noch  dafs  dasselbe  wie 
es  scheint  aus  lagen  von  Je  fünf  bogen  bestande?i  hat. 
Jede  Seite  des  blaltes  ist  mit  drei  columnen  beschrieben, 
es  findet  sich  eine  art  versablheilung  des  textes  vor,  die 
Jedoch  mit  der  stephanischen  verseintheilung  nicht  überein- 
stimmt. Jeder  dieser  verse  beginnt  mit  einem  grofsen 
durch  einen  rothen  strich  bezeichneten  anfangsbuchstaben. 
ähnlich  beginnt  Jedes  capitel  mit  einer  kleinen  rothen 
oder  blauen  initiale,  die  zu  aifang  eines  Jeden  evange- 
liums  btfindlichen  grofsen  initialbuchslaben  sind  mit  blauer 
und  rother  färbe  ausgemalt,  aujserdem  zeichnet  sich  die 
erste  columne  eines  Jeden  evangcliums  dadurch  aus  dafs 
an  der  äufseren  seile  der  columne  Je  drei  Zeilen  derselben 
abwechselnd  durch  einen  blauen  und  einen  rothen  strick 
verbunden  sind. 


EVANGELlEMBERSETZÜxNG.  265 

üei'  Charakter  der  schriftzüge  iveist  auf  die  mitte 
oder  die  zweite  hälße  des  vierzehnten  Jahrhunderts  hin. 
die  interpnnctions zeichen  ivelche  sich  in  der  handschrij't 
vorfnideii  sind  die  geivöhnliche7i  (.)  (?)  (..)  (/^)  (/n/\),  vo?i 
dene?i  die  drei  letzteren  zur  schärferen  bezeichnung  eities 
abschfiittes  gebraucht  werden. 

Die  spräche  ist  das  mitteldeutsch  des  vierzehnten  Jahr- 
hunderts, aber  iiicht  bbfs  die  zahlreichen  niederdeutschen 
forme7i,  sondern  auch  die  orthographischen  mängel  und 
nachläfsigkeiten  der  handschrift  machen  es  kaum  möglich 
den  Charakter  der  spräche  genau  zu  bestimmen  und  die 
handschrift  zu  emendieren.  es  findet  sich  sciui  und  schu, 
brudloiif,  brulloft  und  Iiroullouft,  weifen  und  well'er,  geboud 
und  gebout,  slimnie  und  sfimo  ;  antworten  statt  antwortende, 
irvol  statt  irvoll;  ghen  und  gehn  u.  s.  w.  so  viel  als  thun- 
lich  ivar  ist  versucht  worden  auch  die  anomalien  welche 
die  handschrift  darbietet  auf  eine  regel  zurückzuführen 
und  bei  der  (möglichst  schonenden)  emendierung  des  textes 
wiederzugeben . 

über  das  alter  der  vorliegenden  Übersetzung  läfst  sich 
im  allgemeinen  nur  sagen  dafs  sie  der  ersten  hälj'te  des 
vierzehnten  Jahrhunderts  angehört,  und  dafs  sie  in  keinem 
falle  jünger  ist  als  die  evangelienübersetzung  des  Matthias 
von  Beheim  {von  1343)  oder  als  die  bei  den  deutschen 
mystikern  des  vierzehnten  Jahrhunderts  vorkommende  Über- 
setzung, unsre  fragmente  liefern  daher  einen  neuen  be- 
weis fir  den  starken  gebrauch  den  man  im  \  An  Jahrhun- 
dert von  der  h.  schrift  in  deutscher  spräche  machte,  denn 
eben  dieser  zeit  gehört  ojfenbar  auch  die  in  der  herzog- 
lichen bibliolhek  zu  Gotha  (Membr.  1  ///•  10.  Cypr.  catal. 
s.  2  nr  IX  und  x)  befindliche  Übersetzung  der  ganzen  bibel 
an,  von  der  Fr.  Jacobs  {beitrage  zur  älteren  literatur, 
Leipzig  1836,  .y.  38)  und  Kehrein  (zur  gesch.  der  deut- 
schen bibelübersetzung  vor  Luther,  Stuttgart  1851,  s.  '2Gjf.) 
nachricht  gegeben  haben,  dafs  übrigens  unsre  Übersetzung 
von  den  genannten  übertragunge?i  trotz  aller  sprachlichen 
und  interpretationsverwandtschaj't  unabhängig  und  verschie- 
den ist,  ergiebt  sich  aus  Jolgender  Zusammenstellung,  bei 
welcher  zur   Vervollständigung   die   entsprechenden    citate. 


266 


FRAGMENTE  EINER  MITTELDEUTSCHEN 


die  sich  bei  Hermann  oon  Fritzlar  (verg-i.  deutsche  my- 
stiker  des  \  An  Jahrhunderts  ron  Franz  Pfeiffer,  Leipzig 
1845,  s.    28 — 29)  vorßnden,  zusainmengclragen  sind. 


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EVANGELIENUBERSETZUNG.  267 

Das  hier  abgedruckte  manuscript  ist  der  laiideshiblio- 
thek  zu  Kassel  zur  außjewahrung  übergehen  worden. 


FRAGMENTE  AUS  DEM  EVANGELIUM  MATTHAEI. 

Cap.   I. 

Jiicipil  evanj^cliuni  seciindain  malheum. 

Buoch  der  geborte  ihesu  cristi  sones  daiiid  des  sones 
abraham.  Abraham  gevvan  ysaac,  vnd  ysaac  gewan  iacob. 
Jacob  gewan  iudam  vnd  di  brudere  sin.  vnd  iudas  gewan 
phares  vnd  zam  von  Uuimar.  Pliares  gewan  -esron.  vnd 
esron  gewan  aram.  Aram  gewan  aniinadab.  vnd  aminadab 
gewan  naasson.  Naasson  gewan  salnion.  vnd  salmon  ge- 
wan booz  von  raab.  Booz  gewan  obet  uz  rulh.  vnd  obeUi 
gewan  yesse.  Yesse  gewan  dauid  den  koning.  vnd  dauid 
der  koning  gewan  Salomonen,  uz  der  di  gewest  was  vrie. 
Salomon  gewan  roboam ,  vnd  robnani  gewan  abya.  Abya 
gewan  asa,  vnd  asa  gewan  iosaphal.  Josaphat  gewan  iorani, 
vnd  iorani  gewan  ozyam.  Ozyas  gewan  iolliam ,  vnd  iolha 
gewan  achaz.  Achaz  gewan  ezechiam ,  vnd  ezechias  gewan 
iosiam.  Josias  gewan  iechoniam  vnd  sine  brudere  in  der 
obirvarl  babylonis.  Vnd  nach  der  obirvarl  bahylonis  iecho- 
nias  gewan  salathiel.  Salathiel  gewan  zorobabel ,  vnd  zoro- 
babcl  gewan  abiud.  Abiud  gewan  eliachim ,  vnd  eliacliini 
gewan  azor.  Azor  gewan  sadoch,  vnd  sadoch  gewan  achim. 
Achim  gewan  eliud,  vnd  eliud  gewan  eleazar.  Eleazar  ge- 
wan nialhan,  vnd  niallian  gewan  iacob.  Jacob  gewan  ioseph 
den  man  marie,  von  der  geboren  ist  ihesus  der  genant  ist 
cristus.  Hirumme  alle  geborte  von  abraham  biz  czu  dauid 
vicrzcchen  geborte.  ^'nd  von  dauid  biz  zcu  der  obirvart 
babylonis  vicrzcehcn  geborte.  V  nde  von  der  obirvart  baby- 
lonis biz  zcu  cristum  vierzcehcn  geborte. 

Abir  di  gebort  cristi  was  alsus.  Du  vcriruwet  was  di  niuo- 
tcr  ihesu  maria  ioseph,  c  dan  si  zcusamne  quemcn,  was  si  vun- 
den  habende  in  dem  übe  von  dem  heiligen  geisle.  Joseph  aliir 
ir  man,  du  her  was  gerecht,   vnd  nicht  wolde  si  nemcn,  wolde 


268  FRAGMEiNTE  EINEH  MlTTELDEÜTSCHEiN 

lieimelichen  lazeu  si.  Du  her  abir  dachte  dise  ding,  warle, 
der  engel  godis  irscheiu  in  dem  slafe  ioseph  sagende.  Jo- 
seph son  dauidis,  nicht  wolle  intvorchten  nemen  niariain  dine 
gemaheleu,  wante  daz  in  ir  geboren,  ist  von  dem  heiligen 
geisle.  Vnd  si  geberet  einen  son,  vnd  du  nennes  sinen  na- 
raen  ihesum.  Wanle  her  tut  gesunt  sin  volk  von  iren  Sun- 
den. Abir  daz  geschach  alniitalle  vmme  daz  irvolt  worde 
daz  gesaget  ist  von  gode  dorch  den  propheten  sagende.  Warte, 
ein  iungvrowe  in  dem  libe  sal  haben,  und  geberet  einen  son, 
vnd  nennen t  sinen  namen  emmanuel ;  daz  ist  bescheiden : 
mit  vns  god.  Vnd  slunt  uf  ioseph  von  dem  slafe ,  vnd  tet 
als  im  geboud  der  engel  godis,  vnd  nam  sine  gemahelen,  vnd 
nicht  bekanle  si ,  biz  si  gebar  iren  son  einen  erstgebornen, 
vnd  nante  sineu  namen  ihesus. 


.    Caj).  II. 

Hirumme  du  geboren  was  ihesus  in  bethleem  iude  in 
den  tagen  herodis  des  koninges,  warte,  wise  koninge  von 
oslen  quamen  zcu  iherosolima  sagende.  Wor  ist  der  gebo- 
ren ist  koning  der  iuden?  Wante  wir  sahen  sinen  sterren 
in  Oriente,  vnd  komen  anebedcu  in.  Vnd  daz  horte  herodes 
der  koning,  vnd  wart  betrübet,  vnd  al  iherosolima  mit  im. 
Vnd  besamnete  alle  vorsten  der  prestere  vnd  scribere  des 
Volkes,  vn  vragete  von  in  wor  cristus  worde  geboren.  Vnd 
sageten  im.  In  belhleem  iude.  Wante  also  ist  gescreben 
bi  den  propheten.  Vnd  du  belhleem  laut  iuda,  keine  wis  di 
minnest  bis  in  den  vorstinnen  iuda.  Wante  uz  dir  ghel  ein 
vuerer  der  richte  min  volk  israhel.  Du  ysch  herodes  hei- 
melichen  di  koninge  ,  vnd  vlizeclichen  larte  von  in  des  ster- 
ren zeit  der  in  irscheneu  was.  V^nd  sanle  si  in  belhleem 
sagende.  Geht  vnd  vraget  vlizeclichen  von  dem  kiiide,  vnd 
wan  ir  iz  vindet,  saget  mir  iz  wider,  daz  ich  ouch  komende 
anebede  iz.  Du  si  gehörten  den  koning,  si  gingen  hin.  Vnd, 
warte,  ein  sterre,  den  si  hallen  gesehen  in  oslen,  vorcging 
si,  biz  her  quam  vnd  stunt  intpoben  dar  daz  kind  was. 
Vnd  sahen  den  sterren  vnd  worden  irvrowol  scrc  mit  gro- 
zer  vroude.  >'nd  gehende  in  daz  lius,  vunden  daz  kind  mit 
maria    siner    muotcr.      Vnd   nidder   vallende   anebcdeten   iz. 


EVANGELIENllßERSETZUNG.  2C9 

Vnd  ufneten  iren  schätz,  vnd  oppfirfen  ime  gäbe,  goll,  wi- 
rouch  vnd  mirram.  Vnd  namen  antworte  in  dem  slafe,  daz 
si  nicht  wider  quemen  zcu  herode,  vnd  quanien  einen  andern 
weg  wider  in  ir  land. 

Du  si  waren  hin  gegangen ,  warte ,  der  engel  godis  ir- 
schein  in  dem  slafe  ioseph  sagende.  Stant  vf  vfid  nim  daz 
kind  vnd  di  munter  sin ,  vnd  vluch  in  egyptiim  vnd  wis  dar 
biz  daz  ich  sage  dir.  Wante  iz  ist  künftig,  daz  herodes 
suoche  daz  kind  zcu  vorterbende  iz.  Der  stunt  uf  in  der 
nacht,  vnd  nam  daz  kind  vnd  sine  muoter  vnd  weich  in 
egyplum,  vnd  was  dar  biz  zcu  dem  tode  herodis  ,  daz  irvolt 
worde  daz  gesprochen  was  von  gode  dorch  den  propheten 
sagende.     Vz  egypto  ysch  ich  minen  son. 

Du  sach  herodes  daz  her  was  betrogen  von  den  konin- 
gen ,  vnd  zcornete  sere.  Vnd  sante  vnd  todete  al  di  kint, 
di  waren  in  bethleem  vnd  in  al  iren  enden  von  zcwen  iaren 
vnd  benedir,  nach  der  zeit  di  her  irvraget  hatte  von  den 
koningen.  Du  wart  irvolt  daz  gesprochen  was  dorch  iere- 
miam  den  propheten  sagende.  Ein  stimme  ist  gehört  in  rama 
weinendes  vnd  vile  hulendes.  Rachel  weinende  ire  sone, 
vnd  nicht  wolde  getrost  wesen,  wante  si  nicht  sint. 

Du  abir  gestarb  herodes,  warte,  des  herren  engel  ir- 
schein  in  dem  slafe  ioseph  in  egypto  sagende.  Stant  uf  vnd 
nim  daz  kind  vnd  sine  muoter,  vnd  gang  in  daz  land  israel, 
Avante  gestorben  sint  di  suochten  des  kindes  sele.  Der  stunt 
uf  vnd  nam  daz  kind  vnd  sine  muter,  vnd  quam  in  das 
land  israel.  Vnd  horte  daz  archelaus  regnirete  in  iudea  vor 
lierode  sime  vatere ,  vnd  vorchte  dar  hine  gehen.  Vnd  ge- 
raanet  in  dem  slafe  weich  in  di  land  galilee ,  vnd  körnende 
wonete  in  der  stat  di  genant  ist  nazareth,  daz  irvolt  worde 
daz  gesprochen  ist  dorch  di  propheten.  Wante  nazareus 
wirt  her  genant. 

Cap.  III. 

Vnd  in  den  tagen  quam  iohannes  baplista,  predigende  in 
der  wuestenunge  iudee.  vnd  sagende.  Tut  ruwe.  wante 
genahet  daz  riebe  der  himele.  Wante  diser  was  gesaget 
dorch  esaiam  den  propheten  sagende.     Stime  des  rufenden  in 


270  FRAGMEXTE  EI>iER  MITTELDEUTSCHEN 

der  wueste,  bereidet  weg  des  herren,  recht  machet  sine  slige. 
Abir  der  Johannes  halle  ein  cleit  von  baren  der  camele.  vnd 
einen  huediuen  gortel  vmme  sine  lenden  vnd  sin  spise  was 
locuste  vnd  waldhouin«?.  Du  ijing  uz  zcu  im  ierosolima  vnd 
ai  iudea.  vnd  alliz  laud  vmme  den  iordan.  vnd  worden  ge- 
loafl  von  ime  in  iordane  bichlende  ire  sunde.  V  n  sehende 
uile  der  phariseorum  vnd  saduceorum  körnende  zcu  siner 
toufe,  sagete  in.  Natern  geslechle  wer  hat  uch  gewiset  vli- 
hen  von  dem  künftigen  zcorne?  Darvmme  luot  windige  vrucht 
der  ruwe.  vnd  nicht  wollet  sprechen  inbinnen  uch.  Eynen 
vater  habe  wir  abraham.  Wante  ich  sage  uch  .  daz  gewal- 
dig ist  güd  uz  disen  steinen  irwecken  sone  abrahe,  wante  di 
ax  intzcunt  ist  gesazt  zcu  der  boume  worzcelen.  Hirvmme 
ein  iclich  bovm  der  nicht  tuot  guode  vruchl  wirt  abgehowen 
vnd  wirt  gesant  in  ein  vuer.  Ich  toufe  uch  in  wazzere  zcu 
ruwe:  der  abir  nach  mir  künftig  ist.  starker  ist  dan  ich,  des 
ich  nicht  wirdig  bin  tragen  sine  sehn.  Der  toufet  uch  in 
dem  heiligen  — 


Cap.  XI. 

VV'az  gienget  ir  uz  sehen  in  die  wueste?  Ein  ror  ge- 
iaget  von  dem  winde?  Sunder  waz  gienget  ir  uz  sehen? 
Einen  menschen  mit  weicheme  gecicidete?  Warte,  di  mit 
weicheme  gecleidet  sint.  sinl  in  der  koninge  huse.  Sunder 
waz  gienget  ir  sehen?  Einen  propheten?  —  Ich  sage  uch 
ouch :  me  dan  einen  propheten.  VVanle  diser  ist  von  dem 
gescreben  ist.  Warte,  ich  sende  mine  engel  vor  dirae  ant- 
luzce.  der  dir  dinen  weg  bereidet  vor  dir.  VVarlich  ich 
sage  uch :  NLch  irstunt  zcwischen  der  wibe  sonen  ein  grozer 
dan  iohannes  baptista.  V  nd  wer  minuer  ist  in  dem  riebe  der 
himele.  der  ist  grozer  danne  her.  Abir  von  den  tagen  io- 
hannis  baptiste  biz  nu  der  himele  riebe  iidet  gewald.  vnde 
di  vrebelen  roubent  iz  —  — 

—  —  ezzende  vn  trinkende  vnd  sprechent.  Warte,  ein 
vrezig  mensche  vnd  ein  trenkere  wines,  vrund  der  publi- 
cane,  vnd  der  sundefe.  vnd  gerichtet  ist  die  wisheit  von 
iren  kinden.  Du  begunde  her  scheiden  di  stede  in  den  ge- 
schehen waren  uile  siner  togende,  daz  si  nicht  hatten  getan 


EVANGELIEMBERSETZLNG.  271 

ruwc,  We  dir  corazaym ,  we  dir  belhsayda;  wanle  ob  ia 
lyro  vnd  svdone  gesehen  weren  togende  di  gesehen  sint  in 
uch  ,  aldens  hellen  si  ruwe  getan  in  heren  vnd  in  aschen. 
Doch  sagen  ich  uch.  tyro  vnd  sydone  v\irt  senfler  in  dem 
tage  des  gerichles  dan  uch.  Viul  du  capharauni.  werdes  du 
gehohel  biz  in  den  himel?  Du  sinkes  biz  in  di  helle.  Wante 
ob  in  sodomis  gesehen  weren  togeode  di  gesehen  —  — 

—  —  dan  der  son.     vnd  wenie  der  son  iz  wil  inlecken, 
"Kuniet  zcu  mir  alle  di  arbeidel.      vnd   gelestet   sit,    vnd    ich 

irquicken  vch.  Hebet  daz  ioch  min  ober  ueh ,  vnd  lernet 
von  mir  daz  ich  senfte  bin  vnd  olmuodig  in  hirzcen.  vnd 
ir  vindel  ruwe  uwirn  seien ;  wanle  min  ioch  ist  sueze .  vnd 
min  borde  licht. 

Cap.  XII. 

In  der  zeit  sins  ihesus  in  eime  sabbate  obir  sad .  vnd 
sine  iunijirn  hungerte,  vnd  bejiundcn  roufen  aber  vnd  ezzen. 
Abir  di  pharisei  sahen  iz  vnd  sageten  ime.  Warte,  dine 
iungirn  luont  daz  in  nicht  irloubet  ist  tuon  in  sabbat  tagen. 
Vu  her  sagelc  in.  Hat  ir  nicht  gelesen  waz  tede  david  du 
in  hungirte    vnd  di  mit   im    waren,    wi    her    ginge   in   godes 

hus,    vnd der   vorelegungc.     di musfe    ezzen, 

noch  di  mit  im  waren,  dan  allein  den  presteren?  Odir 
laset  ir  —  — 

—  —  Warte  .  ein  mensche  habende  eine  dorre  hant. 
vnd  si  vragelen  in  sagende  —  —  heilen  in  sabbat  lagen, 
daz  si  in  mochten  besagen.  Abir  her  sagele  in.  Wer  ist 
ein  mensche  uz  ueh,  der  habe  ein  sehaf,  vnd  ob  daz  valle 
in  sabbat  tagen  in  eine  gruben ,  heldet  her  iz  nicht  .  vnd 
hebet  iz.  Wi  vile  ist  ein  mensche  bezzer  dan  ein  schaf? 
Darvilie  ist  iz  —  —  in  den  sabbat  tagen  wole  zcu  tuon. 
Du  sagele  her  dem  menschen.  Strecke  dine  hant.  \'nd  her 
strachte.  \'nd  si  wart  wider  gegeben  der  gesundlieit.  alse 
di  andere.  Vnd  gingen  uz  di  pharisei ,  vnd  taten  einen  rad 
wider  ine,  wi  si  in  vortcrbeten.  Abir  ihesus  wüsle  daz  vnd 
weich  dannen.   —  — 

—  Vnde  wunderten  alle  schare  vnd  sprachen.  Ist  diser 
dauidis    son.     Abir  di  pharisei  horten   iz  vnd  sagelcn  :   ihener 


272  FRAGMENTE  EINER  MITTELDEUTSCHEN 

niclil  vortreibet  —  di  tuvele  dan  dorch  beelzebub  der  tuvele 
vorsten.  Abir  ihesus  wizzende  ire  gedanken  sagete  in : 
Iclich  riebe  geleilet  wider  sich  wirt  vorwueslet.  vnd  iclich 
stat  oder  hus  geteilet  wider  sieb  nicht  bestet.  Vnde  ob  sa- 
thanas  vortreibet  sallian;nn  —  Hirvmnie  wi  bestet  daz  riebe 
sine  —  — 

—  —  wider  den  heiligen  geist.  daz  wirt  nicht  vor- 
geben ime,  noch  in  diser  werlde  noch  in  der  kvnftigen  werlde. 
Odir  tuet  einen  guden  bovni  vnd  gud  sine  vrucht.  odir  tut 
einen  hosen  bovni ,  vnd  sine  vrucht  böse,  wante  von  der 
vruchl  irkennet  man  den  bovm.  Natern  gesiechte,  wi  mo- 
get  ir  gut  gesprechen ,  sinl  ir  böse  sit?  Von  vuUide  des 
herlczen  sprichet  der  mund.  Ein  gud  mensche  uz  gudeme 
schatzce  bringet  gud,  vnd  ein  böse  mensche  uz  boseme  schatzce 
bringet  böse.  Wante  ich  sage  uch,  daz  von  iclichem  vbe- 
lem  Worte ,  daz  di  lüde  sprechen ,  si  geben  rede  von  im  in 
dem  tage  des  gerichtes.  Wante  uz  dinen  worten  wirs  du 
gerichteget,  vnd  vz  dinen  worten  wirs  du  vortuomet.   — 

Cap.  XIII. 

—  ein  iclich  scriba  gelart  in  dem  riebe  der  bimele.  glich 
ist  eime  menschen  gesinde  vatere ,  der  vorebringet  uz  sime 
schatzce  di  nuwen  vnd  di  alden.  Vnd  gescbach  du  ihesus 
hatte  voUenbracht  dise  bispel,  her  ging  dannen  vnd  quam  in 
sin  heimmuode.  vnd  larte  in  iren  sinagogen ,  also  daz  si 
wundirten  vnd  sprachen :  Wannen  komet  disme  dise  wisheit 
vnd  togende?  Ist  diser  nicht  des  smedes  son?  Heizet  nicht 
sin  muoter  maria ,  vnd  sin  bruodere  iacobus ,  vnd  ioseph, 
vnd  symon  vnd  iudas?  Vnd  sint  nicht  bi  vns  alle  sine  swe- 
slere?  üirvmme  wannen  komen  disme  alle  dise  ding?  \'nd 
worden  gevalt  an  im.  Abir  ihesus  sagete  in :  Nicht  ist 
ein  prophete  ane  ere.  dan  in  sime  lande,  vnd  in  sime 
hus.     V  nd  lel  nicht  dar  vile  togende  dorch  iren  vngelouben. 

Cap.  XIV. 

Tu  der  zeit  horle  herodes  lelrarciia  daz  geruchle  ihesu, 
vnde  sagete  sinen  kiiiden.  Diser  ist  iohannes  baptista ,  vnd 
her  ist  vlgestandcn  von  den  toden,  vnd  darvmme  werdent  ge- 
worcht   tobende  an  im.     Wante  lierodes    hilt  iohannem  ,  vnd 


EVANGELIENUBERSETZÜNG.  273 

band  in,  vnd  s«izte  in  einen  kerker,  dorcli  herodiadem  sines 
briiodcr  vvib.  Wante  im  sagete  iolianncs:  Du  nuiosl  nicht 
haben  si.  Vnd  her  wolde  in  todcn  vnd  inlvorchte  daz  volk, 
wante  si  hatten  in  als  einen  prophelen.  Vnd  in  dem  tage 
der  gebort  herodis  sprang  di  tochter  herodiadis  in  miltene. 
vnd  behagete  herodi.  üarvmme  gelobete  her  ir  mit  eime  eide 
geben,  waz  si  ysche  von  im.  Vnd  si  vor  gemanet  von  der 
nuioler,  vnd  iach  :  gib  mir  hir  in  einer  schuzzeln  daz  hou- 
bel  iohannis  bapliste.  Vnd  betrnbet  wart  der  koning.  Sun- 
der dorch  den  cid  vnd  iene  di  mit  einander  azen  hiez  iz 
geben.  Vnd  sante  vnd  inthoubedete  ioliannen  in  dem  ker- 
kere. Xnd  wart  bracht  sin  houbet  in  einer  schuzzeln  vnd 
gegeben  der  maget.  vnde  si  brachte  iz  irer  muoter.  Viul 
naheten  sine  iungern,  vnd  holeten  sinen  lib,  vnd  gruben  in. 
Vnd  quamen  vnd  kvndeten  iz  ihesu.  Du  daz  gehörte  ihesus, 
her  weich  dannen  in  eime  scliiffe  in  eine  wueste  stede  einsid. 
V^nd  du  iz  gehorten  di  scliaren,  si  volgelen  im  zcu  vuozc  uz 
den  sieden.  V  nd  her  ging  uz  vnd  sach  di  uilen  schare,  vnd 
irbarmele  der  vnde  heilete  ire  suchen.  Vnd  du  iz  abend 
wart  naiieten  zcu  ime  sine  iungern  sagende.  Wueste  ist 
dise  stede,  vnd  di  stunde  ist  irgangen.  Laz  di  schare  daz 
si  ghcn  in  di  castele  vnd  kovlcn  in  spise.  Vnd  ihesus  sa- 
gele  in:  Si  doifent  nicht  ghcn,  gebet  ir  in  czzen.  Si  ant- 
worten ime:  Wir  haiul  hir  nicht  dau  vunf  brod.  vnd  zwcne 
fyschc.  Der  sagete  in :  Biiiigcl  si  mir  hcre.  V^nd  du  her 
gchiez  di  schare  silzcen  ul"  daz  how,  her  nam  vunf  brod, 
vnd  zcwene  fysche,  —  sach  in  den  himel  vnd  segent  si  vnd 
zcubrach ,  vnd  gab  sinen  iungern  di  brod ,  vnd  di  iungern 
gaben  den  scharen,  vnde  azen  alle,  vnd  worden  sat.  \'nd 
namen  di  alcibe  —  korbe  vol  der  stucke  —  —  ezzcndcu 
zcal  was  fünf  tusent  man  ane  kind  vnd  wibe.  Viul  zcuhanl 
hiez  ihesus  die  iungern  sligen  in  ein  schiC,  vnde  voreghen  in 
obir  daz  meer,  biz  her  geliezc  di  schare.  Vnde  du  her  ge- 
liez  di  schare,  her  steig  uF  einen  berg  alleine  beden.  Vnd 
du  iz  abend  wart  alleine  was  her  dar.  Viul  daz  schif  in 
mittene  des  meres  wart  gew orlen  in  vluodcn ,  wante  der 
wind  was  in  wider.  Abir  in  der  vierten  wachte  der  nacht 
quam  her  zcu  in.  wandirudc  ul"  dem  uicre.  Vnd  sahen  in 
vf  dem  mere  wandirnde,  vnd  worden  betiubct  sagende :  wante 
Z.   F.   U.  A.    IX.  18 


274  FHAGMENTE  ELNEll  MITTELDELTSCHEiN 

daz  ist  ein  getrognisse,  vnd  riefen  vor  angesle.  Vnde  zcu- 
hanl  sprach  lier  in  sagende.  Habet  kvnheit,  icli  bin  iz. 
nicht  wollet  intvorchlen.  Vnd  pelrus  antwortende  sagete. 
Herrc.  ob  du  iz  bis,  heize  mich  komen  zcu  dir  uf  di  waz- 
zere.  V  nd  her  iach.  kvni.  Vnd  nidder  gehende  pelrus  von 
dem  schiffe  wanderte  uf  daz  wazzer,  daz  her  queme  zcu 
ihesu.  Vnd  sehende  einen  starken  wind,  intvorchte.  Vnd 
du  her  bcgunde  sinken,  rief  her  sprechente.  Herre  tue  mich 
gesunt.  \  nd  snel  reichele  ihesus  di  band,  vnd  begreif  in 
vnd  sagete:  deines  gelouben.  Worvmme  zcwiueltes  du?  Vnd 
du  —  was  gestegen  in  daz  schif,  ruowete  der  wind.  Vnd 
di  in  dem  schiffe  waren,  quamen  vnd  anebedeten  in  sagende: 
Warlichen  godis  son  bis  du.  Vnd  du  si  obir  geschiffeten, 
quamen  in  daz  land  genesar.  Vnd  du  iz  bekanten  di  man 
der  stede ,  sanlen  in  daz  land  ,  vnd  brachten  im  al  die  sich 
obele  hatten  ,  vnd  baden  in  daz  si  sines  deides  sovni  ruer- 
ten.     Vnd  alle  di  in  rucrten  worden  gesunt. 

Cap.  XV. 

Du  naheten  zcu  inie  von  iherosolimis  scribe  vnd  pha- 
risei  sagende.  Worvmme  obirtredenl  dine  iungeren  side  der 
alden?  Wante  si  twahen  nicht  ire  hende  wan  si  brod  ez- 
zen.  Vnd  her  antwortende  sagete  in.  Worvmme  obirghet 
ir  ouch  uwere  gewonheit?  Wante  god  sagete:  Ere  vater 
vnde  muoler,  vnd  wer  vluoche  sime  valer  vnd  muoler,  der 
sterbe  des  todes.  Abir  ir  sprechet :  swer  sage  sime  vater 
odir  muoler:  wilcli  gäbe  ist  von  mir,  di  vromet  dir.  vnd 
erele  nicht  sinen  vater  odir  muoler.  vnd  ladet  vuslele  so- 
des  gebod  dorch  uwere  lare.  Glizenere  ypocrile.  Wo!  prophe- 
lirete  von  uch  ysaias  :  Dil  volk  mich  erel  mit  den  lyppen,  abir 
{V  herlzce  verre  ist  von  mir.  Ane  sachc  iibent  si  mich  ler- 
nende lare  der  lüde  gebod.  Vnd  ysch  zcu  sich  die  schare 
vnd  sagete  in  :  Höret  vnde  vorslet.  Waz  in  den  mund  gliet. 
daz  inlreinet  nicht  den  menschen,  sundir  waz  vore  gel  uz 
dem  munde  daz  infreinet  den  menschen.  Du  naiielen  zu  im 
sine  iungeiii  vnd  sagelen  im.  Du  weis  daz  di  pluirisci  sinl 
geschand  alse  dit  worl  ist  gehört?  \'n(l  her  antwortende 
iach:    Iclich    planlzcunge    di    nicht    planzcede   min    liimelische 


EVANGELIENUBERSETZUNG.  275 

vater,  wirt  uzgerouft.  Lazet  si.  si  sint  blind,  leidere  der 
blinden.  Ob  abir  ein  blinder  vorlihet  leidunge  eime  blin- 
den, beide  vallenl  si  in  di  gruben.  Vnd  pelrus  antwor- 
tende sagete  im.  Bescheide  vns  dil  bispel.  Vnd  her  sagele : 
Sit  ir  ouch  noch  ane  vorstenlnisse  ?  Vorstet  ir  nicht  daz 
alliz  waz  in  den  raunt  ghet,  ghef  in  den  buch,  vnd  wirt 
iizgelazen  in  den  uztrag.  Di  abir  vore  ghen  uz  dem  munde, 
ghent  uz  dem  hertzcen,  vnd  inlreinent  den  menschen.  Wante 
uz  dem  hertzcen  ghent  böse  gcdanken:  todslachte,  ebrache, 
vnkuscheide ,  vnd  dube,  valsche  gezcugnisse  vnd  honheide. 
Dit  sint  di  intreinen  den  menschen.  Abir  ezzen  mit  vnyfe- 
twanen  henden  nicht  intreinel  den  menschen.  Vnd  uzge- 
gangen  ihesus  dannen  gieng  in  di  land  tyri  vnd  sydon.  Vnd 
warte,  ein  chananeisch  wib  von  dem  lande  uzgegangen  rief 
sagende  im  :  Irbarme  dich  min  herre  dauidis  son,  min  tochler 
obele  von  dem  tufele  wirt  gequelel.  Der  antworte  ir  nicht 
ein  word.  Vnd  sine  iungirn  naheten,  vnd  baden  in  sagende: 
Laz  si ,  wante  si  ruofet  uns  nacii.  Vnde  her  iach  antwor- 
tende:  Ich  bin  nicht  gesant,  danne  zcu  den  schalen  di  vor- 
torben  sint  des  hiises  israel.  Vnd  si  quam  vnd  anebedete  in 
sagende :  Herre  hilf  mir.  Der  iach  antwortende :  Iz  ist 
nicht  gud  nemen  der  kindere  brod.  vnd  senden  den  hunden. 
Vnd  si  sagete:  Vmir  herre.  Wante  di  weifer  ezzent  ouch 
von  den  krumen  di  vallent  von  dem  lysche  irer  herren.  Du 
antwortende  ihesns  sagete  ir.  0  wib  groz  ist  din  geloube. 
dir  gesche  alse  du  wilt.  Vnd  geheilet  ist  ir  tochter  von  der 
stunde.  V  tid  du  gegangen  was  ihesus  dannen ,  her  quam  bi 
das  meer  galylee,  vnd  steig  an  einen  berg  vnd  saz  dar.  V^nd 
naheten  zcu  im  vile  schare,  habende  mit  in  stummen,  blinden, 
lamen,  kranken,  vnd  anderer  uile,  vnd  worfen  si  zcu  sinen 
vuozen,  vnde  her  heilete  si ,  also  daz  sich  wundirlen  di 
schare,  sehende  di  slummen  sprechende,  di  lamen  vvandirnde, 
vnd  di  blinden  sehende.  — 

Ca|).  XXI. 

—  —  tucs  du  diso  ding?  vnd  wer  gab  dir  dise  gc- 
walt?  Ihesus  antwortende  sagete  in:  Ich  wil  ouch  vragen 
uch  eine  rede.  Saget  ir  mir  di,  ich  sage  uch  oucli  in  wil- 
cher  gewalt  ich  tue  dise  ding.    Di  tourc  iohannis  wannen  was 

1,8* 


276  FRAGMENTE  EINER  MITTEI.DEUTSCIIEN 

di.  von  liimele  odir  von  den  luden?  Viid  si  dachten  zcwi- 
sclien  in  sagende :  Ob  wir  sprechen  von  hiniele ,  her  saget 
vns.  Worvmme  geloiibedet  ir  ime  dan  nicht,  sprechen  wir 
abir  von  den  luden,  wir  vorchlen  daz  volk ,  wanle  si  hant 
alle  iohanneni  als  einen  prophelen.  Vnd  antwortende  ihesu 
vnd  sageten :  Wir  wizzen  is  nicht.  Her  sagele  in  euch, 
vnd  ich  sage  uch  nicht,  in  wilcher  gewalt  ich  tue  dise  ding. 
Abir  waz  danket  uch?  Ein  mensche  hatte  zcwene  sone. 
vnd  nahende  zcu  dem  ersten  sagete :  Son  gang  hude  vnd  ar- 
beide  in  mime  wingarten.  Vnd  her  iach  antwortende:  ich 
in  wil.  Abir  dar  nach  wart  er  irweget  von  ruwe  vnd  ging. 
Vnd  nabele  zcu  dem  andern  vnd  sagete  dem  gliche.  Vnd 
der  iach  antwortende:  ich  ghe  herre ,  vnd  ging  doch  nicht. 
Wilcher  von  den  zcweii  tet  des  vater  w  illen  ?  Si  sagent. 
Der  erste.  Ihesus  sagete  in  :  Vorwar  sage  ich  uch,  wante 
publicani  vnde  pulen  voreghent  uch  in  dem  riche  godes.  Jo- 
hannes quam  zcu  uch  in  dem  wege  der  gerechlekeit,  vnd 
nicht  geloubedet  ir  ime.  Abir  di  ufTenbaren  sundere  vnd  pu- 
ten  geloubeten  im.  Abir  ir  sähet  iz  vnd  hallet  nicht  ruwe. 
dar  nach  daz  ir  geloubedet  im.  Ein  andir  bispel  boret:  Ein 
mensche  was  ein  gesindcs  vater  der  planzcede  einen  win- 
garten vnd  einen  zcvn  vmniegab  her  im,  vnd  grub  in  im  eine 
keltere,  vnd  bvwete  einen  torn,  vnd  tet  in  ackerluden,  vnd 
wandirte  wallen.  Du  abir  der  vruclite  zeit  naiicte,  her  sanle 
sine  knechte  zcu  den  ackerluden,  daz  si  nemen  sine  vruchle. 
Vnd  di  ackerlude  begrifl'en  sine  knechte,  vnd  slugen  den 
einen,  vnd  todeten  den  andirn,  vnd  sleineten  den  anderen. 
Anderwerbe  sanle  her  andere  mer  dan  di  ersten,  vnd  la- 
den in  deme  gliche.  Abir  zculest  sante  her  zcu  in  sinen 
son  sagende:  Si  vorchlent  minen  son.  Abir  di  ackerlude 
sahen  den  son,  vnd  sageten  zcwischen  in.  Dil  ist  der  erbe, 
komel  vnd  loden  wir  in,  vnd  haben  wir  sin  erbe.  Vnd  be- 
greHen  in  vnd  Ireben  uz  dem  wingarten,  vnd  todeten  in. 
Hirvmmc  wanne  komet  des  wingarten  herre,  Waz  gelul  her 
den  ackei'luden?  Si  sageten  im.  Di  bösen  tilget  her  bös- 
lichen, und  bevelel  den  wingarten  anderen  ackerluden,  di  im 
gehlen  di  vruchl  in  irc  zciden.  Ihesus  sagele  in:  Laset  ir 
ni  in  der  scrilt.  der  stein  den  die  bvowere  vorboseten,  der 
ist   worden    an    daz    houbet    der   ecken,     von  jrode   geschach 


EVANGELIENIJBERSETZUNG.  277 

dil,  vnd  ist  wunderlich  in  vnsen  ougen?  Darvmnie  sage  ich 
ich  uch .  daz  abegenomen  wirt  von  uch  daz  riche  godes, 
vnd  wirt  gegeben  einie  volke  tunde  sine  vruchte.  Vnd  swer 
vellet  uf  den  stein,  wirt  zcubrochen.  vnd  uf  wen  her  vellet 
zcuknorset  in.  Vnd  du  gehorten  der  pristere  vorsten  vnd 
pharisei  sine  bispel,  bekanten  daz  her  von  in  spräche.  Vnde 
suchende  halden  in,  invorchlen  di  schare,  wante  si  als  einen 
propheten  halten  in. 

Cap.   XXII. 

Vnde  antwortende  ihcsus  sprach  abir  in  bispelen  sagende 
in  :  Glich  ist  worden  der  himele  riche  einie  menschen  eime 
koninge,  der  brutlol't  machte  sinie  sone.  V^nd  sante  sine 
knechte  eischen  di  geladenen  zcu  der  brutloft.  vnd  si  wolden 
nicht  konien.  Anderwerbe  sante  her  andere  knechte  sagende. 
Saget  den  geladenen.  Warte,  min  ezzen  han  ich  bereid, 
mine  ossen  vnd  mine  vögele  getod.  vnd  alle  ding  bereidet. 
koniet  zcu  der  brutloft.  Vnd  iene  vorsümelen  iz,  vnd  gin- 
gen hin,  der  andere  in  sin  dort",  vnd  der  andere  zcu  siner 
koufmanschafi,  vnd  die  andern  bilden  sine  knechte,  vnd  tod- 
ten  di  gepiiigelen  mit  honheil.  V  iid  der  koning,  du  her  iz 
geborte ,  w  arl  zcornig  vnd  sante  sine  here  vnd  lilgele  di 
manslechtien.  vnd  braute  ire  stat.  Du  iach  her  sinen  knech- 
ten :  Di  brudloul"  was  bereidet.  sunder  di  geladel  waren, 
nicht  waren  werdig.  Darvmme  ghet  zcu  uzgengen  der  wege, 
vnd  wilche  ir  vindet,  di  ladet  zcu  der  brullouft.  Vnd  gin- 
gen uz  sine  knechte  in  di  wege  vnd  samneten  alle  di  si 
vunden ,  di  bösen  vnd  di  guden,  vnd  worden  irvolt  di  wirt- 
schefle  der  ezzenden.  V^nd  der  koning  ging  in,  daz  her 
sehe  di  ezzenden,  vnd  sach  dar  einen  menschen  nicht  geclcit 
mit  einie  brudlouft  cleide ,  vnd  sagele  im.  Vriind,  wi  bistu 
her  in  gegangen,  nicht  habende  ein  broutlouftiges  cleid?  Vnd 
iener  verstümmele.  Du  sagele  der  koning  den  dinern  :  i\lit 
gebundenen  vuozen  vnd  sinen  henden  sendet  in  in  di  uzers- 
len  dinslernisse  ,  dar  wirt  weinen  vnd  zcene  grausen.  Vile 
siul  geladen ,  vnd  wenige  sinl  irkoren.  Du  gingen  hin  di 
|iliarisei,  vnd  anegingeu  einen  rad ,  daz  si  vingen  in  an 
der  rede.  Vnde  sendenf  im  ire  iungern  mit  den  herodienern 
sagende:    Meister,  wir  wizzcn  daz  du  warhalt  bis,  vnd  den 


278  FRAGMENTE  EINER  MITTELDEUTSCHEN 

weg  godes  in  der  warheit  lernes,  vnd  nicht  ist  die  ruche  von 
ymande.  Wante  du  nicht  anesehes  persona  der  Iiide.  Dar- 
vmnie  sage  vns.  Waz  danket  dir?  3Iuz  man  zcins  geben 
dem  Jceisere  oder  nicht?  V'nd  bekanle  ihesus  ire  schalkheit, 
vnd  iach :  Waz  vorsuochet  ir  mich  ir  glizenere  ?  Wiset 
mir  des  cinses  miinzce.  Vnd  si  brachten  im  einen  pfenning. 
Vnd  sagete  ihesus  in:  Wes  ist  dit  bilde  vnd  dl  obirscritl? 
Si  sageten  im  :  des  keisers.  Du  sagete  her  in  :  Darvmme  gel- 
det  dem  keiser  di  des  keisers  sint,  vnd  di  godis  sint  gode. 
Vnd  horten  iz  vnde  wundirten  sich,  vnd  liezcn  in  vnd  gien- 
gen  hin  .  .  In  dem  tage  naheten  zcu  im  saducei,  di  loukent 
wesen  di  ufirstandunge ,  vnd  vrageten  in  sagende :  31eister, 
moyses  sagete,  Swer  stirbel  nicht  habende  einen  son.  daz 
neme  des  bruoder  sin  wib ,  vnd  irwecke  samen  sime  bru- 
dere.  Vnd  waren  bi  vns  siben  gebrudere ,  vnd  der  erste 
nam  ein  wib  vnd  starb  nicht  habende  einen  samen,  vnd  liez 
sin  wib  sime  bruoder.  glicher  wis  der  andere  vnd  der  drelle 
biz  zcu  dem  sibende.  Vnd  allirlest  starb  ouch  daz  wib. 
Hirvmme.  wes  wib  ^^irt  si  in  der  ufferstandunge  von  den  si- 
benen?  wante  si  liatten  si  alle,  Vnd  ihesus  antwortende  sa- 
gete in:  Ir  irret,  vnd  wizzel  nicht  die  scrift  noch  di  logent 
godis,  wante  in  der  ufferstandunge  nemenl  si  nicht,  noch  in 
werdent  genomen.  sunder  sint  alse  di  engele  godes  in  dem 
himele.  Laset  ir  aber  nicht  von  der  ufirstandunge  der  toden, 
daz  gesaget  ist  von  gode  der  uch  sagete:  Ich  bin  god  abra- 
ham  vnd  god  ysaac  vnd  god  iacob?  Her  ist  nicht  god  der 
toden  suuder  dei-  lebenden,  Vnd  horten  iz  di  schare,  vnd 
wunderten  sich  an  siner  lare.  Vnd  di  pharisei  horten  daz 
her  ein  swigen  angeleget  hatte  den  saduceis.  Vnd  quamen 
zcusamne  in  ein,  vnd  vragete  in  einer  uz  in  ein  lerer  der  e. 
vorsuchende  in.  Meisler  wilch  ist  daz  groze  gebod  in  der  e. 
Ime  sagete  ihesus:  Habe  lieb  den  herren  dinen  god  uz  al 
dime  herzcen  ,  vnd  in  al  diner  sele,  vnd  in  al  dinie  gedan- 
ken.  Daz  ist  daz  erste  vnd  daz  groste  gebod.  Vnd  daz 
andere  ist  disnie  glich.  IIa!»  lieb  dinen  nehesten  alse  dich 
seibin.  In  disen  zcwen  geboden  hanget  ;il  di  e,  vnd  di  pro- 
pheten.  Du  abir  gesamnel  waren  di  pharisei ,  vragete  si 
ihesus  sagende:  Waz  dunkel  uch  von  cristo?  Wes  son  ist 
her?    Si  say-cnl  im  dauidis.     Her  sagete  in:     Wi  nennet  in 


EVANGELIEiNlIBERSETZUNG.  279 

(lau  dauid  in  dem  geisle  sinen  herreu  sagende.  Sagele 
der  herre  mime  herren :  sitzce  zcu  miiier  zceswen ,  biz  ich 
lege  dine  viende  einen  schemel  diner  vuoze.  Hirvmme  ob 
dauid  in  heizet  herre,  wi  ist  her  dan  sin  son?  Vnd  nymant 
moclile  geanlw'orten  ime  ein  word,  vnd  niniant  torste  nach 
deme  tage  in  vort  me  vragen. 

Cap.   XXIII. 

Du  sprach  ihesus  zcu  den  scharen  vnd  zcu  sinen  iun- 
gern  sagende:  Vf  den  stul  moysi  sazen  scribe  vnd  pharisei. 
Darvmme  allez  daz  si  uch  sagent  bewaret  vnd  tuot.  Abir 
nach  iren  werken  wollet  nicht  tun.  Wante  si  sprechenl  vnd 
tuon  nicht.  Si  bindet  abir  zcusamne  swere  borden  vnd  vn- 
Iregeliche.  vnd  legent  uf  der  lüde  aslen.  abir  mit  irme 
vingere  wollent  si  iz  nicht  regen.  AI  ire  werke  tuont  si, 
daz  si  werden  gesehen  von  den  luden,  si  zcubreident  ire 
philacteria*),  vnde  grozent  ire  sovme.  Si  haut  lieb  die  ersten 
silzunge  in  den  wertschaften  vnd  die  ersten  stule  an  dem 
markete,  vnde  geheizen  von  den  luden  rabbi.  Abir  ir  wollet 
nicht  geheizen  rabbi.  wante  einir  ist  uwir  meister,  vnd  ir 
alle  sit  gebrudere.  Vnd  nicht  wollet  uch  nennen  einen  vater 
uC  erden,  wante  einir  ist  uwir  vater,  der  in  den  himelen  ist. 
Vnd  wirt  nicht  genant  meister,  wante  uwir  meister  ist  einer 
cristus.  Wilch  uwir  grozer  ist,  der  wirt  uwir  diner.  Swer 
abir  sich  irhohet.  der  wirt  gcodmutiget,  vnd  swer  sich  od- 
mutiget  wirt  irhohet.  we  uch  scribe  vnd  pharisei  glizenere, 
di  vrezen  di  hus  der  wedewen  in  laugeme  gebede  bedende, 
dorch  daz  ncnil  ir  vorder  daz  gerichte.  We  uch  scribe  vnd 
pharisei  glizenere,  wante  ir  beslizet  der  himele  riebe  vor  den 
luden,  wante  —  —  —  ir  nicht  inghen.  We  uch  scribe 
vnd  pharisei  glizenere,  wante  ir  vmeghet  daz  mer  vnd  d' 
erde,  daz  ir  gemachet  einen  proselyten**) ,  vnd  wan  her 
gemacht  ist,  ir  luot  in  einen  son  der  helle,  zcuivall  me  dan 
uch.  We  uch  blinden  leideie  di  sjtrcchet :  Swer  sweret  bi 
dem  lemplo,  daz  ist  nicht,  swer  abir  sweret  bi  dem  golde 
des    templis,    der   sal    halden.     Torechte  vnd    blinde,    wante 

')   bribe  inil  den  zceheii   {^ebodeii. 

•*)  pro.ielyla    ist    einer    der  kvinel  in   eineu   niuwen  glouboii   vud   in 
ein  niuNve   lebe. 


280  FRAGMENTE  EINER  MITTELDEUTSCHEN 

waz  ist  grozer  daz  goll  odir  der  Icnipel,  der  daz  golt  heili- 
get? Vnd  swer  sweret  bi  dem  altare,  daz  ist  niclil.  swer 
abir  sweret  bi  der  gäbe,  di  vf  im  ist,  der  ist  schuldig.  Ir 
blinden,  wilch  ist  grozer,  di  gäbe  odir  daz  allare  daz  di 
gäbe  heiliget,  liirvmme  wer  sweret  bi  dem  allare,  der  swe- 
ret bi  ime  vnd  bi  allen  di  vf  im  sint.  Vnd  (/.  Vnd  swer)  swe- 
ret bi  dem  lemplo,  der  sweret  bi  ime  vnd  bi  dem  der  in  ime 
wonet.  Vnd  wer  sweret  bi  dem  himele,  der  sweret  bi  dem 
throne  godes ,  vnd  bi  dem  der  ul"  im  sitzcel.  Vnd  we  uch 
scribe  vnd  pharisei  ypocrile.  wante  ir  verzcertet  menlen 
vnd  tille  vnd  cimin ,  vnd  lazel  di  di  swerest  sint  in  der  e, 
gerichte  vnd  barmeherzcekeit  vnd  gelouben.  üise  muoste 
man  tuon.  vnd  iene  nicht  vnderwegen  lazzen.  Blinden  lei- 
der sidende  di  mucken  vnd  sinkende  daz  camel.  We  uch 
scribe  vnd  pharisei  ypocrifae.  di  ir  reiniget  daz  uzzewendig 
des  kelches  vnd  di  schuzzcin,  abir  innewcndig  sit  ir  vol  rou- 
bes  vnd  vnreinekeide.  Blinde  pharisee  reinige  erst  daz  inne- 
wendig  ist  des  kelches  vnd  der  scluizzeln,  daz  iz  ouch  reine 
werde,  waz  innewendig  ist.  We  uch  scribe  vnd  pharisei 
glizenere ,  wanle  ir  sit  glich  grebern  di  gewizet  sint.  di 
—  —  schinent  uzzewendig.  vnd  innewendig  sint  vol  toden 
knocheu  vnd  allir  vnreinekeide.  Also  schinet  ir  ouch  den 
luden  uzzew^endig  gerecht,  abir  innewendig  sit  ir  vol  valschis 
vnd  vngerechles.  We  uch  scribe  vnd  pharisei  ypocrite,  di 
buwent  grebere  der  propheten  vnd  ziiret  grebere  der  gerech- 
ten, vnde  sprechet.  Weren  wir  gewest  in  den  tagen  vnser 
velere ,  nicht  weren  wir  ire  gesellen  an  hluode  der  prophe- 
ten. Vnd  also  sit  ir  gezcugnusse  uch  selben ,  daz  ir  sone 
sit  jener  di  di  propheten  todten ,  vnd  ir  irvullet  daz  maz 
vwir  veterc.  Slangen  nalcrngcslechle.  wi  gevlihel  ir  von 
dem  gerichte  der  helle?  Darvmme  warte  ich  senle  zcu  uch 
pio|(helen  vnd  wise  vnd  scribas.  vnde  von  den  todet  ir  vnd 
ci'uciget.  \'nd  vz  den  geisell  ir  in  vwirn  sinagogen.  vnd 
vcrvolgct  von  slad  zcu  stad ,  daz  komc  vi"  vch  al  daz  ge- 
rechte bluod  daz  vorgozzen  ist  vohir  di  erde  von  dem  bluode 
abel  des  gerechten  biz  zcu  dem  hiiiode  z.uharie  des  sones 
barachie.  den  ir  lodlet  zcwischen  dem  lemplo  vnd  dem  al- 
tare. Vorwar  sage  icli  ndi.  diso  alle  kouienl  vT  dise  ge- 
l)orl(!.      Iherusalem   iluMii.saleni ,   di   du   lodcs  di   propheten   vnd 


EVANGELIENüUERSETZUNG.  281 

Steines  ieiie  di  zcii  dir  gesant  sint,  wi  dicke  wolde  ich  be- 
säume dine  kind  als  eine  liene  besaninet  ire  kuclienc  vnder 
di  viliclie.  vn  du  iiiwoldes.  Warte,  vorlazen  nirt  ucli  iiwcr 
lius  wueste.  Wanle  ich  sage  uch ,  nicht  sehet  ir  mich  vort 
ine,  biz  ir  sprechet.  Gebenediet  der  quam  in  dem  na- 
men  godis. 

Cnp.    XXIV. 

Unde.ging  uz  ihcsus  von  dem  templo ,  und  ging.  Lnd 
naheten  sine  lungern  daz  si  im  wiseten  des  lemplis  buwunge. 
Vnd  her  antwortete  vnd  sagete  in:  Sehet  ir  dit  alliz?  \  or- 
war  sage  ich  uch.  nicht  wirt  gelazen  hir  stein  ul'  steine  der 
nicht  werde  zcuvurt.  Vnd  du  her  saz  uf  dem  berge  oliueti, 
naheten  zcu  im  di  iungcrn  heimelichen  sagende.  Sage  vns, 
wanne  gesehen  dise  ding?  vnd  waz  ist  daz  zceichen  diner 
zcukunlt  vnd  vorendunge  der  werlde?  Vnd  antwortende 
ihesus  sagete  in:  Sehet  daz  uch  nimant  vorleide.  Wante 
mannige  koment  in  mime  namen  sagende ,  ich  bin  cristus, 
vnd  vorleident  mannige.  Wante  ir  werdet  hörende  stride 
vnd  strides  wan ,  sehet  daz  ir  icht  werdet  belriiebet,  wanle 
dise  ding  miiezen  gesehen.  Sunder  noch  nicht  daz  ende. 
Wante  volk  iihebet  sich  an  volk  ,  vnd  riebe  an  riebe,  vnd 
werdent  sterbe  tage,  vnd  hunger,  vnd  erdbebunge  in  steden. 
Abir  dise  alle  sint  anbeginne  der  pine.  Dan  gebeut  si  uch 
in  betriiebnisse  vnd  lodent  uch ,  vnd  ir  werdet  zcu  hazze 
allen  volken  dorch  den  namen  min.  Vnd  dan  werdent  man- 
nige geschaut  vnd  vorradent  sich  vndir  einander.  V  nd  vile 
falsche  propheten  Stent  uf,  vnd  liiiegcnt  mannige.  Vnde  wante 
genieret  ist  daz  vngerecht,  vorkaldent  di  libe  manniger  lüde. 
Der  abir  hebertet  biz  in  daz  ende,  dir  wirt  gesunt.  Vnd  wirt 
geprediget  ewangelium  des  riches  in  al  der  werlde,  zcu  geczug- 
nisse  allen  dielen.  Vnd  dan  kvmmet  di  cndunge.  Hirvmme 
wan  ir  sehet  vorwazcnheit  der  vorstorunge ,  di  gesagel  ist 
von  daniele  dem  propheten  siebende  in  der  heiligen  siede, 
swer  iz  leset  der  vorslhe  iz.  Di  dan  sint  in  iudea ,  vlihen 
zcu  den  bergen,  vnd  der  vi'  dem  dache  ,  der  stige  nicht  nid- 
der  nemen  eleswaz  von  sime  hus.  Vnd  der  an  dem  ackcr 
ist,  kere  nicht  widder,  vllieben  sinen  rok.  Abir  we  den 
li'iigenden   \miI   den   saugenden   in   den   laj^eii.      Hillel  abir  daz 


282  FRAGMENTE  EINER  MITTELDEUTSCHEN 

nicht  gesche  uwere  vluclil  iu  wintere  oder  in  sabbal.  Wante 
dan  wirt  groz  belrüebnisse ,  daz  solch  nicht  was  von  anbe- 
ginne  der  werlde  biz  nu,  noch  ni  wirf.  Vnd  weren  nicht 
gekorzcet  di  tage,  nicht  were  behalten  alliz  vleisch.  Sunder 
dorch  di  irwelten  werden  gekorzcet.  Swer  uch  dan  sage: 
warte,  hir  ist  cristus,  odir  dort,  nicht  wollet  glouben.  Wante 
irstent  valsche  cristi  vnd  valsche  propheten,  vnd  gebent  groze 
zceichene  vnd  wundere,  also  daz  in  irrunge  werden  gelei- 
del,  ob  iz  mag  gesehen,  ouch  di  irwelten.  Wante  ich  han 
iz  uch  voregesagel.  Hirvmnie  ob  si  uch  sagent,  warte  hir 
ist  in  der  wüestenunge,  nicht  wollet  uz  gehn.  warte  in 
uinkeln,  nicht  wollet  glouben.  wante  alse  der  schin  uzghet 
von  Oriente,  vnde  irschinet  in  occidente ,  also  wirt  ouch  di 
zcukunft  des  menschen  sones.  Wan  daz  corpus  ist,  da  wer- 
dent  gesammet  di  arne.  Vnd  zcuhant  nach  betriiebnisse  der 
tage,  verdunstert  di  sunne ,  vnd  der  mane  gibt  nicht  sin 
Hecht,  vnd  sierre  vallent  von  dem  himele ,  vnd  der  himele 
togende  werden  beweget,  vnd  —  schinet  daz  zceichen  des 
menschen  sones  an  dem  himele.  Vnd  dan  schrient  alle  ge- 
slechte  der  erden ,  vnd  sehent  des  menschen  sone  komen  in 
wölken  des  himele  mit  vil  togent  vnd  gewalt,  vnd  her  sen- 
det sine  engele  —  —  —  vnd  grozer  stimme.  Vnd  besam- 
raent  sine  irweleten  von  vier  winden,  vnd  von  den  hohen 
der  himele  biz  zcu  iren  enden.  Vnd  von  dem  figboume  ler- 
net ein  byspel.  Wan  itzcunt  sin  zcelge  zcart  ist  vnd  bletere 
geborn,  sa  wizzet  ir  daz  nahe  ist  der  svmmer. 


Cap.   XXVI. 

—  —  her  mit  eide.  wante  ich  nicht  irkenne  den  men- 
schen. V  nd  nach  eime  deine  naheten  di  dar  stunden ,  vnd 
sagplen  pctro.  Werlichen,  du  bist  ouch  von  den,  wante  din 
spräche  tiiot  dich  ultVnbar.  Du  begunde  her  vorsniclien  vnd 
sweren,  daz  her  nicht  bette  bekant  den  menschen.  Vnd  zcu- 
hant sang  der  haue.  Vnde  gedachte  petrus  des  worles  ihesu, 
daz  her  hatte  gesprochen :  e  dan  der  haue  sunge  dristunt 
loukens  du  min,  vnd  gieng  uz  hin.     vnd  weintte  bitterlichen. 


EVANGELIENUBERSRTZÜNG.  283 


Cap.   XXVII. 

Vnde  du  iz  morj^eu  wart,  einen  rad  anegingen  alle 
vorsten  der  prislere  vnd  di  eldeste  des  Volkes  wider  ihesuni, 
daz  si  in  dein  lode  geben.  Vnd  brachten  in  gebunden,  vnd 
gaben  in  pontyo  pylato  dem  richlere.  Du  sacli  iudas  der  in 
vorried ,  daz  her  gedainmet  was ,  vnd  wart  in  ruwe.  vnd 
widerbrachte  drizig  silberne  der  pristere  vorsten  vnd  den  al- 
den  sagende:  Ich  han  gesundiget,  vorradende  gerechte/  bluod. 
Vnd  iene  sagelen :  Waz  zcu  vns?  Du  gesehes  iz.  Vnd 
warf  di  silberne  hin  in  dem  teniplo,  vnd  ging  hin.  Vnd  abe 
gehende  hing  sich  in  einen  strik.  Vnd  der  piislere  vorsten 
namen  di  silberne  vnd  sagelen :  man  muoz  si  nicht  legen  in 
corbana ,  wante  iz  ist  ein  Ion  des  bluodes.  Vnd  angingen 
einen  rad,  vnd  kouften  mit  in  eines  vlners  acker  zcu  begraCt 
der  pilgerime.  Dorch  daz  ist  geheizen  der  acker  achelde- 
mach,  daz  ist  des  bluodes  acker  biz  in  den  hudigen  lag.  Du 
wart  irvoll  daz  gesprochen  ist  dorch  ieremiam  den  proplie- 
ten  sagende:  Vnd  nam  drizig  silbernne  Ion  des  gekouften 
den  si  kouften  abe  den  sonen  israelj ,  vnd  gaben  si  an  eines 
vlners  acker,  alse  mir  intliiez  der  herre.  Vnd  ihesus  stunt 
vor  dem  richlere,  vnd  vragele  in  der  richlere  sagende:  Du 
bis  koning  der  iuden?  Dem  sagele  ihesus:  Du  spriches  iz. 
Vnd  du  her  besaget  wart  von  den  vorsten  der  pristere  vnd 
den  eldeslen,  nicht  antwortete  her.  Du  sagele  im  pylatus : 
Mores  du  nicht  wi  groze  gezcugnisse  si  sprechent  wider  dich  ? 
Vnd  nicht  anlworlete  her  ime  zcu  eime  worte,  also  daz  der 
richler  sich  wunderte  starke.  Vnd  zcu  dem  heilgeu  tage 
pflag  der  richler  lazcn  dem  volke  einen  gevangenen  den  si 
volden.  Vnd  halte  du  einen  edelen  gevangenen.  der  was 
geheizzen  barrabas.  Hirvmme  du  si  waren  gesamnet  sagele 
pylatus:  Wen  wollet  ir  daz  ich  uch  laze?  Barraban  odir 
ihesum  der  geheizen  ist  crislus?  wante  her  wusle,  daz  si 
dorch  liaz  hatten  obirgeben  in.  ^'nd  du  her  saz  an  gerich- 
les  stule,  sanle  zcu  im  sin  wib  sagende  :  nicht  dir  vnd  dem 
gerechten  ,  wante  vile  han  ich  geledcn  hudc  in  dem  troume 
dorch  in.  Vnd  der  pristere  vorsten  vnd  di  eldeslen  rieden 
den   volkcn,   daz  si  bcdcn  banaban,  vnd  ihesum  lilgelen.   Vnd 


284  FRAGMENTE  EINER  MITTELDEUTSCHEN 

der  richler  antworlende  sagete  in  :  Wen  wollet  ir  ucli  wer- 
den gelazen  von  den  zcwen?  \  nd  iene  sagelen.  barraban. 
Den  sagcle  pylaliis:  Waz  geluon  ich  dan  von  ihesus  der 
geheizen  ist  crislus  ?  Si  sagcten  alle :  Her  werde  gecruciget. 
Den  sagete  der  ricbter.  Waz  hat  her  dan  böses  getan? 
Vnd  jene  riefen  noch  nicr  sagende:  Man  crucige  in.  Vnd 
sach  pylatus ,  daz  her  nicht  invromede ,  sunder  daz  ein  ge- 
stornie  wart  noch  mer.  Her  nam  wazzer  vnd  wusch  di  hende 
vor  dem  volke  sagende :  V  nschuld  bin  ich  von  dem  bluode 
dises  gerechten ,  ir  gesehet  iz.  Du  sagete  antwortende  al 
daz  Volk:  Sin  bluod  obir  vos  ghe  vud  obir  vnse  kind.  Du 
liels  her  in  barrabam  vnd  ihesum  gab  her  in  gegeiselt,  daz 
her  worde  gecruciget.  Du  intpfingen  ihesum  des  richters 
rittere  in  dem  richtehus,  vnd  samneten  zcu  im  al  di  sciiare. 
Vnd  zcogcn  ime  uz ,  vnd  vmmegaben  ime  einen  pfellelinen 
manlel ,  vnd  vlochten  eine  cronen  von  dornen  vnd  sazten  uf 
sin  houbet,  vnd  ein  ror  in  sine  zceswen  hant,  vnd  bougelen 
di  kni  vor  ime,  vnd  spolteden  im  sagende:  Wes  gegruzt  ko- 

ningr  der  iuden.     Vude  — —  sin  houbet.     Vnd  nach 

dem  daz  si  im  spotleden.  zcogen  im  uz  den  manlel ,  vnde 
cleideten  in  vnd  vurlen  ,  daz  si  in  crucigeten.  Vnd  gingen 
uz  vnd  vunden  einen  menschen  von  cyrene  symonem  genant, 
den  twungen  si  daz  her  nf  nerae  sin  cruce.  Vnd  quamen  in 
eine  stede  di  genant  ist  golgatha,  daz  ist  calvarie  locus.  Vnd 
gaben  im  win  trinken  mit  gallen  gemischet.  Vnd  du  her  in 
gesmachle  nicht  in  wolde  trinken.  Vnd  du  si  in  gecrucigeten, 
teileten  si  sine  deidere  loz  werfende.  Vnd  sazen  vnd  be- 
warcten  in.  Vnd  sazten  pobere  sin  houbet  sine  sache  ge- 
screben :  Dit  ist  ihesus  koning  der  iuden.  Du  worden  ge- 
cruciget mit  im  zcwene  stiudere  einer  zcu  der  zceswen  vnd 
einer  zcu  der  linketen.  ^'nd  di  dar  vor  hene  gingen,  sme- 
heten  in  wegende  ire  houbele  vnd  sageten  :  Wach  ,  der  den 
lempcl  godes  briciiet,  vnd  in  dren  lagen  den  wider  buowet. 
Hilf  dir  selben.  Ob  du  godes  son  bis,  stig  von  dem  crucc. 
Deme  glich  spotleden  der  prislore  vorslcn  mit  den  scrihern 
vnd  (Jen  eldesten  sagende.  Andere  tct  her  gesunt,  sich  sel- 
ben mag  her  nicht  gehelfen.  Ob  her  koning  ishrael  ist,  her 
slige  nu  von  dem  criirc  ,  vnd  wir  glouhcii  ime.  Her  vor- 
Iczct  sich   zcu  godc,   der   lose   in   nu  ob  licr  wil.     Oucli  spracit 


EVANGELIENUBERSETZÜNG.  285 

her,  wanle  j^odis  son  bin  ich.  V^iide  dazselbe  vorwizzen  im 
ouch  di  sirudere ,  di  mit  im  gecriicigel  waren.  Vnde  von 
derselben  stunde  worden  dinsternissc  ob  al  di  erden  biz  in 
di  nnnde  stunde.  Vnd  vmme  di  nunde  stunde  rief  ihesus  in 
grozer  stimme  sagende:  Ilely  hely  lama  zabatani?  Daz  ist: 
God  min,  god  min,  worummc  vorlizez  du  mich?  Vnd  eles- 
liche  stende  dar  vnd  hörende  sagelen :  Helyam  eischet  diser. 
V  nd  zcuhant  lief  einer  uz  den ,  vnd  nam  einen  swam  vnd 
volle  mit  ezzige,  vnd  legete  in  vf  ein  ror  vnd  gab  ime  Irinken. 
Vnd  di  andirn  sagelen  :  Laz,  sehen  wir  ob  kome  helyas  lo- 
sende in.  Vnd  ihesus  abir  ruofende  in  grozer  stimme ,  uz 
liez  den  geisl.  V^n  warte  des  templis  Vorhang  reiz  in  zcwen 
teil,  von  dem  hohsten  biz  nidder.  Vnd  di  erde  wart  be- 
weget, vnd  di  steine  worden  gespalden,  vnd  di  greber  geof- 
fent,  vnd  vile  corpere  der  heiligen  di  geslaten  halten  stunden 
uf,  vnd  ghende  uz  von  den  grebern  nach  siner  ufstandunge. 
quamen  in  di  heilige  stat  vnd  irschenen  mannigen.  Vnd  der 
centurio  vnd  di  mit  im  waren  bewarende  ihesum.  Du  si  sa- 
hen di  erdbebunge,  vnde  di  dar  geschahen,  intvorchlen  sich 
sere  vnd  sprachen :  Weilichen  godis  son  was  diser.  Vnd 
dar  waren  vile  wibe  von  verreme,  di  gevolget  waren  ihesu 
von  galylea ,  dienende  ime.  Vndir  den  was  maria  mag- 
dalene  vnd  maria  iacobi  vnd  di  muoter  ioseph  vnd  di  muoter 
der  sone  zebedei.  V  nd  du  iz  abent  wart  quam  ein  mensche 
riebe  von  arimalhia,  genant  ioseph,  der  ouch  selbe  ein  iun- 
gere  was  ihesu.  Diser  nabele  zcu  pylalus  vnd  bad  den  licha- 
meii  ihesu.  Vnde  du  hiez  pylalus  widdergeben  den  liclia- 
men  vnd  nam  den  cor|)er  ioseph,  vnd  bewant  in  in  ein  reine 
linen  gewant,  vnde  legete  in  in  ein  nuwez  grab  daz  her  ge- 
bowen  halte  in  eime  steine.  Vnd  welzete  einen  grozen  stein 
zcu  des  grabcs  torc  vnd  gang  hin.  Vnd  was  dar  maria 
magdalena  vnd  di  andre  maria,  sitzeende  gegen  dem  grabe. 
Vnd  an  dem  andern  tage,  der  ist  nach  dem  — rilage  quamen 
zcusamne  der  prislere  vorslen  vnd  pharisei  zcu  pylalo  sa- 
gende: Herne  wir  gedenckeii  daz  der  Irogenere  sprach,  noch 
lebende:  nach  (Iren  lagen  wil  ich  irslen.  Darvmme  heiz  be- 
wachen daz  grab  biz  in  den  dritten  lag,  daz  lichte  niclil 
komen  sine  iungern  vnd  sielen  in,  vnd  sagen  dem  volke  her 
ist   iil''M>slaiiden   von   den   lodeii.      Vnd    wirl   der  Icsic   (M'iiiti"e 


286  FRAGMENTE  EINER  MITTELDEUTSCHEN 


erger  da»  der  erste.  Du  sagile  in  pyhitus,  Ir  hat  di  liiiode. 
ghet  huodet  als  ir  kviiiiet.  \  iid  iene  gingen  hin  vnd  vesle- 
ten  daz  grab,  besegilnde  den  stein  mit  den  huodein. 


Cap.   XXVIII. 

Vnd  an  dem  abende  des  sabbatis  der  lachten  beginnet 
in  dem  ersten  des  sabbatis  quam  maria  magdalene  vnd  di  an- 
dere maria  sehen  daz  grab.  Vnd  warte  erdbebunge  was 
gesehen  groz.  Wanle  der  engel  godes  quam  nider  von  hi- 
mele,  vnd  nahende  abcwelzcende  den  stein  ,  vnd  saz  nf  in. 
Vnde  was  sin  angesichte  als  ein  blick  vnd  sine  cleidere  alse 
der  sne.  Vnd  vor  siner  vorchte  wurden  irvert  di  huodere, 
vnd  worden  alse  toden.  Vnd  antwortende  der  engel  sagete 
den  wiben :  Nicht  wollet  intvorchten  ir,  wante  ich  weiz  daz 
ir  ihesiim  der  gecruciget  ist  suchet.  Her  ist  nicht  hir,  wante 
her  ist  irsten  ,  alse  her  sagete :  komet  vnde  sehet  di  stede, 
dar  geleget  was  der  herre.  Vnd  snel  ghet  vnd  saget  sinen 
iungirn,  daz  her  irslanden  ist.  Vnd  warte,  her  ghet  uch 
vore  in  galyleam.  Dar  sollet  ir  in  sehen.  Warte  ich  hau 
iz  uch  gesaget.  Vnd  gin^^en  uz  snel  von  dem  grabe  mit  be- 
bungc  vnd  grozer  vrovde.  Vnd  lifeu  kvudigcn  iz  sinen  iuu- 
gern.  Vnd  warte  ihesus  beiegente  in  sagende:  Sit  gegruzt. 
Vnd  si  naheten  vnd  bilden  sine  vuoze,  vnd  anebedeten  in. 
Du  sagete  in  ihesus:  Nicht  wollet  intvorchten.  Glhet  vnd 
kvndet  minen  bruodern,  daz  si  ghen  in  galyleam,  dar  sollent 
si  mich  sehen.  Du  si  waren  hin  gegangen,  warte,  etesliche 
von  den  huodern  quamen  in  di  stat  vnd  kvndeten  der  pri- 
stere  vorsten  alle  ding  di  gesehen  waren.  Vnd  worden  ge- 
samnet  mit  den  eldesten  vnde  namen  rad,  vnd  gaben  den 
rittern  richez  gelt  sagende:  Sprechet  daz  sine  iungern  in  der 
nacht  quamen,  vnd  stolen  in,  du  wir  slielen.  Vnd  ob  daz 
gehört  wirt  von  dem  richtere ,  wir  raden  im  vnd  tuon  uch 
sicher.  V^nd  iene  namcu  daz  gelt,  vnd  tadcu  alse  si  gelart 
waren.  \  nd  wart  vomieret  dit  word  bi  den  iuden  biz  in 
den  hudigen  tag.  Vnde  di  eilt"  iungern  gingen  hin  in  galy- 
leam an  den  berg,  dar  in  bescheiden  hatte  ihesus,  vnd  sahen 
in  vnd  anebedeten.  sunder  etesliche  zcwiuelten.  Vnd  ihesus 
nahete  vnd  sprach  in  sagende  :   Gegeben  ist  mir  al  gewalt  an 


EVANGELIENUBERSETZUNG.  287 

lilmele  vnd  an  erden.  Hirvninie  ghet  lernet  alle  diel  loufende 
si  in  dem  namen  des  valer,  vnd  des  sones,  vnd  des  heiligen 
geisles,  lernende  si  halten  alle  ding  di  ich  han  geboden  ach. 
Vnd  warte  ich  bin  mit  uch  alle  tage  biz  zcu  endunge  der 
werlde.    Amen. 

Explicit  ewangelium. 

secundum  malheum. 

II. 
FKAG31ENTE  AUS  DEM  EVANGELIUM  MARCI. 

Incipit  ewangelinm 
secundnm  niarcum 

Ayn  anbegin  ewangelij  ihesu  christi  godes  soues ,  alse 
gescreben  ist  in  ysaia  dem  propheten.  Warte,  ich  sende 
minen  engel  vor  dime  anllitzce,  der  bereiden  sal  dinen  weg. 
Stimme  des  ruofenden  in  der  wüste :  Bereidet  des  herren 
weg,  recht  machet  sine  pfede.  Johannes  was  in  der  wüste 
tonfende  vnd  predigende  tonte  der  ruwe  in  abelaz  der  snnde. 
Vnd  gieng  uz  zcu  ime  alle  di  geborde  iudee ,  vnd  di  ihero- 
solimifen  alle ,  vnd  worden  getouft  von  im  in  iordane  der 
vluod  bichtendc  ire  sunde.  Vnd  was  iohannes  gecleit  mit 
hären  eines  camelis ,  vnd  ein  pclzccn  sene  vmme  sine  Icn- 
den ,  vnd  locusten  vnd  waldhoning  az  her.  Vnd  predigetc 
sagende :  Iz  kvmmet  ein  sterker  dan  ich  nach  mir,  des  ich 
bin  nich  werdig  buckende  intlosen  den  rimen  siner  schue. 
Ich  toule  uch  in  wazzere,  sunder  her  toufet  uch  in  dem 
heiligen  geiste.  \  nd  geschach  ,  in  den  tagen  quam  ihesus 
von  nazareth  galylee,  vnd  wart  gcloult  in  iordane  von  io- 
hanne,  vnde  zcuhanl  uF  gehende  von  dem  wazzere  sach  her 
geoH'enet  di  hymele,  vnd  den  geist  als  eine  tuben  nidder- 
ghende  vnd  blibendc  in  ime.  Vnd  geschach  ein  stimme  von 
den  himelen :  üu  bist  min  libe  son,  an  dir  behagele  ich  mir. 
Vnd  zcuhant  treib  in  uz  der  geist  in  di  wüste  ,  vnd  was  in 
der  wüste  virzcig  tage  vnd  virzi  ig  ncchte,  vnd  wart  vorsuoclil 
von  salhana.  Vnd  was  mit  den  besticn ,  vnd  di  engelc  dic- 
neten  ime.  Vnd  nach  dem  du  gegeben  was  iohannes,  quam 
ihesus    in    galyleam     predigende    da/,    ewangelium    des    riches 


288  FRAGMENTE  EINEH  MITTELDEUTSCHEN 

godis ,  vnd  sagende:  wante  irvoll  ist  di  zeit  vnd  nahet  daz 
riche  godes.  Tuot  ruwe  vnd  ginbet  dem  ewangelio.  Vnd 
vort  gliende  bi  d.iz  nur  galylee,  sach  synioncm  vnd  andreain 
sinen  briioder  lazende  di  netzce  in  daz  nieer.  Wante  si 
waren  fyschere.  Vnd  siigele  in  ibesus :  Koniel  nach  mir, 
vnd  ich  tuon  uch  werden  tyschere  der  menschen.  Vnd  zcn- 
hanl  liezen  si  di  garnc  vnd  volgelen  ime.  Vnd  gieng  dan- 
nen  ein  cleinez,  vnd  sach  iacobum  zebedei.  vnde  ioliannem 
sinen  bruoder,  vnd  si  in  dem  schiffe  zcusamne  legeten  di 
garne,  vnd  zcuhant  ysch  her  si.  Vnd  liezen  iren  vater  zebe- 
deum  in  dem  schiffe  mit  den  miedeknechlen ,  vnd  volgetcn 
ime.  Vnd  giengen  in  capharnaiim  ,  vnd  zcnhant  in  sabbatis 
gieng  her  in  di  Synagogen  vnd  larte  si.  vnd  irschrocken  von 
siner  lare.  VVanle  her  was  lernende  si  alse  gewalt  habende, 
vnd  nicht  alse  di  scribe.  Vnd  was  in  irer  Synagogen  ein 
mensche  in  vnreineme  geiste ,  vnde  rief  sagende:  Waz  vns 
vnd  dir  ihesu  nazarene?  Bisln  komen  vorterbcn  vns?  Ich 
weiz  wer  du  sis  der  heilige  godis.  Vnd  drowete  im  ihesu 
sagende:  V^orstumnie,  vnd  gang  uz  dem  menschen.  \  nd 
zcukrazcete  in  der  vnrcine  geist,  vnd  ruolende  in  grozer 
stimme  gieng  uz  von  ime.  Vnd  wundirtcn  sich  alle,  also 
daz  si  vragelen  zc\Aischen  sich  sagende:  Waz  isi  daz?  VVilch 
ist  dise  nuwe  lare,  wante  her  in  gewalt  den  vnreinen  geisten 
gebudet,  vnd  sint  im  gehorsame  ?  V  nd  gieng  uz  sin  gerufte 
zcuhant  in  al  geburde  galylee.  Vnd  zcuhant  gingen  si  uz 
von  der  Synagogen,  vnd  quamen  in  daz  hus  symons  vnd  an- 
dree  mit  iacobo  vnd  iohanne.  Vnde  sychete  di  swegeren 
symonis  febricitirende.  Vnd  zcuhand  sageten  si  ime  von  ir. 
Vnd  her  nahete  vnd  hub  si  uf  begrifendc  ire  band.  V^nd 
snel  liez  si  di  krangheit  vnd  dienele  in.  Vnd  du  iz  abend 
wart,  vnd  di  svnne  was  vndergegangen  brachten  si  zcu  ime 
alle  di  sich  obele  hatten,  vnd  di  di  tufcle  halten.  Vnd  al  di 
stat  was  gesamnet  zcu  der  tuere.  Vnd  her  heilete  mannige 
di  gequelet  waren  mit  mannigirhande  krangheit.  vnd  vile 
luvele  treib  her  uz,  vnd  liez  si  nicht  sjtrechen,  wante  si  ir- 
kanlen  in.  V  lul  serc  vruc  sluiit  her  uf  vnd  gieng  uz  in 
eine  wüste  stedc,  vnd  dar  bedete  her.  V  nd  volgeten  im  sy- 
mon  vnde  di  mit  im  waren.  \  nd  du  si  in  vunden ,  sage- 
ten   im:   wante   si    alle   suochent   dich.      Vnd    her  sagete  in: 


EVANGELIENUBERSETZÜNG.  289 

Ghen  wir  in  dl  nehesten  wigbildc  vnd  stede ,  daz  ich  ouch 
dar  predige,  wante  dar  zcu  bin  ich  konien.  Vnde  was  pre- 
digende in  iren  Synagogen ,  vnd  in  al  galylea.  vnd  vorlri- 
bende  di  liivele.  Vnd  quam  zcu  im  ein  nialadisch  biddende 
in,  vnd  boiigetc  sin  kni ,  vnd  spracii :  Willn  du  macht  mich 
reinigen.  Vnde  ihesus  irbarmele  sich  sin,  vnde  slrachle  sine 
band ,  vnd  rurte  in  vnd  sagete  ime :  Ich  wil.  Wes  gerei- 
neget.  Vnd  du  her  gesprach ,  zcnhant  zcuging  von  im  daz 
mahid ,  vnd  wart  gereineget.  Vnd  drowete  im.  Vnd  zcu- 
hant  vorlreib  her  in,  vnd  sagele  im:  Sich  daz  du  iz  imanne 
sages,  sunder  gang  wise  dich  der  pristere  vorsten ,  vnde 
oppfere  vor  dine  reinegunge  daz  inoyses  geboud  in  gezcug- 
nisse  den.  Vnd  her  gieng  uz  vnd  begunde  predigen  vnd 
vomieren  di  redde ,  also  daz  her  itzcunt  nicht  mochte  vffen- 
berlichcn  ghen  in  di  stat,  sunder  in  wüsten  steden  weseii. 
Vn  quamen  zcusamne  zcu  im  allenthalben. 


Cap.  V,  31  —  38. 


—  —  mine  deiden?  V^nd  sageten  sine  iungirn.  Du 
sehes  di  schare  dringende  dich,  vnd  du  sages  wer  rurete 
mich.  Vnd  her  merkete  —  — .  Vnd  daz  wib  —  vorch- 
lende  vnd  bebende  —  —  daz  gesehen  was  an  ir,  quam  vnd 
viel  vor  in  vnd  sagete  im  al  di  warlieit.  Vnd  her  sagete 
ir:  Tochter,  diu  geloubc  hat  dir  — ,  wis  gesunt  von  diner 
plage.  Du  her  noch  sprach ,  quamen  von  dem  arzcesyna- 
gago,  sagende:  Dine  lochter  ist  tod ,  waz  ([ueles  du  den 
meister?  Vnd  ihesus,  du  her  daz  wort  gehörte,  sagele  — 
nicht   wollet  intvorclilen   —    — 

Vnde  treib  uz  —  —  vnd  nani  -  -  den  valer  vnd  di 
muoter  der  maget  vnd  di   mit  im   waren,   vnd  giengen   in  dar 

di  iungvrowe  was  liegende. vnd  sagele  ir:  Talilha  komi. 

daz  ist  geheizen :  Jungvrowe  dir  sage  ich  ,  slant  uf.  Vnde 
zcuhanl  slunt  uf  di  iungvrowe  vnd  wandirte.  Vnd  si  was 
von  zcweir  iaren,  vnd  irschrocken  in  grozer  irschreckunge. 
Vnd  her  geboud  harte  da/,  niinanl  iz  inwisle,  vnd  liiez  ir 
geben  zcu  (ezzen) 

Z.   F.   D.  A.    IX.  10 


290  FRAGiMENTE  EINEK  MITTELDEUTSCHEN 


Cap.   VI. 

Vnde  gieiig  uz  dannen  —  S'^^o  '"  s'"  l^"'^  —  ^'"^ 
volgeten  ime  sine  iiingirn.  Wi  —  —  sabbat  begunde  her 
in  der  syngogen  lernen.  Vnde  mannige  horten  iz ,  vnd 
wundirten  sich  in  siner  lare ,  sagende :  Wannen  komen 
disnie  dise  alle?  Vnd  wilch  ist  die  wisheit  di  gegeben  ist 
ime  vnd  sulche  lügende  di  mit  sinen  henden    —    — 

Vnd  mochte  dar  keine  togente  geluon ,  dan  her  heilete 
ein  wenig,  vnd  anelegete  in  di  hende.  Vnd  wunderten 
dorch  iren  vngelonben.  Vnd  her  vmmegieng  di  castele  al 
vmme  hin  lernende.  Vnd  ysch  zcusamne  di  zcwelfe  vnd 
begunde  si  senden  selbandir,  vnd  gab  in  gewalt  der  vnrei- 
nen  geiste.  Vnd  geboud  in,  daz  si  nicht  ufnemen  in  dem 
wege  dan  allein  eine  gerten ,  nich  taschen,  nich  brod  noch 
gelt  an  dem  gortele,  sunder  geschuhet  mit  hohen  schuon, 
vnd  daz  si  nicht  gecleidet  \\eren  mit  zcwen  rocken.  Vnd 
sagete  in:  Wor  ir  ingeht  in  ein  hus,  vnd  blibel  biz  ir  uz- 
ghet  von  dannen.  Vnd  di  ucJi  nicht  intplahen,  noch  inhoren 
uch ,  ghel  dannen  vnd  schoddet  daz  gestiippe  von  uwirn 
vuezen  in  gezcugnisse  den.  Vnd  si  giengen  uz  vnd  predi- 
gelen  daz  si  ruewe  teden.  Vnd  vile  tuvele  gingen  uz,  vnd 
salbeten  mannige  mit  oleie  vnde  lieileten  si.  Vnd  horte  iz 
herodes  der  konig,  wante  ulFenbar  was  worden  sin  name, 
vnd  sagete:  Wante  iohannes  baptista  ist  ufgestanden  von 
den  toden,  vnd  darvnime  worden  —  —  an  ime  togende. 
Vnd  di   andirn  sagrlen:   Wante  iz  ist  Elyas  —  — 


v.  19  —. 
Vnd  herodiadas  lagete  ime ,  vnde  wolde  in  toden  vnd 
nicht  mochte.  Wante  herodes  vorclite  iohannem  wizzende 
in  einen  gerechten  man,  vnd  einen  heih'gen,  vnd  bewarete 
in.  Vnd  du  her  in  gehörte,  tct  vile  vnd  gerne  horte  her 
in.  Vnd  du  ein  bequeme  tag  ancviel ,  herodes  tet  ein  abend 
ezzen  siner  gcbord  den  vorslen  vnd  trübunen  vnd  den  ersten 
galylee.  Vnd  du  ingangen  was  di  tochter  herodiadis ,  vnd 
hatte  gesprungen  vnd  behaget  herodi,  vnd  di  mit  einandir 
azen.     Der   konig    sagete    ir:     Bidde    von    mir   waz  du  wilt, 


*s^ 


EVANGELIENLBERSETZUNG.  291 

ffebe  ich  dir.    alleine  daz  halbe  niines  riches.    Du  si  uzüieiur. 
sagele  irer  nuioter:    Waz   bidden  ich?     Vnd  si  sagete:    daz 
houbet  iohannis    baplisle.      Vnd  du    si    ingieng,    zcuhant  mit 
ylunge  zcu  dem   konige ,    bad  si   sagende :    Ich  wil ,    daz  du 
zcuhand  gebis    mir   in    einer   schuzzelii    daz    hoiihel   iohannis 
bapliste.      Vnd    betruebet   wart    der    konig.      dorch   den    eid 
vnd  dorch  di  ezzenden  mit  einander  wolde  her  si  nicht  wer- 
den betruebet.     Sunder  sante  den  lodere,  vnd  geboud  bringen 
sin  houbet  in  einer  schuzzeln.     Vnd  inthoubedete   in   in  dem 
kerkere,  vnd  brachte  sin  houbet  in  einer  schuzzeln,  und  gab 
iz  der  niaget.     Vnd  di  maget  gab    iz    irer   muoter.      Du  daz 
gebort  wart,     sine  iuiigern  quameen  viid  holeten  sinen  licha- 
men ,    vnd  legeten    in   in    ein    grab       Vnd   quamen  zcusamne 
di  aposlole  zcu   ihesu  vnd  sagelen  im  alliz  daz  si  halten  ge- 
tan  vnd  halten  gelarl.     Vnd  her  sagete  in:   Koniet  einsid  in 
eine  wiisle  siede,  vnd  ruowet  ein  deine,     waiite  vile  waren 
di    quamen   vnd    wider   quamen ,    vnd    hatten    ovcli    nicht   ein 
rum   zcu  ezzende.     Vnd    stiegen   in    ein   scliif,    vnd   gierigen 
hin   in    eine    wueste    siede    einsid.      Vnd    mannige    sahen    si 
hineghende  vnd  bekanlen  iz,    vnd  liefen    dort   zcu  vuoze  vor 
allen  sieden  vnd  vorequamen  si.     \  nd  gieng   uz   ihesus  vnd 
sach  uile  schare,  vnd  irbarniele  sich  obir  si,  wante  si  waren 
alse  schaf  nicht  habende  einen  herte,  vnd  beguude  si  lernen 
vile.     \  nde  du  iz  itzcunt  worden  vile  stunde,    naheten  sine 
iungern  sagende:     Wüste   ist  dise    stede,    vnd    itzund   ist  di 
stunde  (vorgangen)     Laz  si  daz  si  glien  in  di  nehesten  dor- 
fer vnd  wigbilde,    daz  si  koul'en   in    spise  di  si  ezzen.     Vnd 
her  anlwortede  in:     Gebet  in  zcu  ezzen.     Vnd  sageten  ini: 
Wir   ghen  vnd  koufen  brod   vnime  zcweihunderl  groze  pl'en- 
nige  vnd  geben  in  ezzen.    V  nd  sagete  in  :    Wi  nuinnig  brod 
habet  ir?    Cihel  vnd  sehet.     Vnd  du   si  iz  wüsten,  sugeten: 
Vunfe    vnd   zcwene    tische.      V  nd    geboud    in ,    daz    si    telen 
sitzcen   si  alle    an    gesclleschaflcn    vi'   daz    grüne    hov.      Vnd 
sazten   in  teilen   bi    hunderden    vnd  bi  vunlzigen.      Vnde  her 
nam  vunf  brode  vnd   zcwene  fische,   vnd  sach-  an  den  himel, 
vnd  segnete  vnd  brach  di  brod    vnd  gab    sinen  iungern,    daz 
si  legeten  vor  si.      V  nd   leilelc  zwene  lische  den  allen.    \  nd 
azen    alle,     vnd    worden    gesadel,    vnd    hüben    vT   aleibe    der 
stucke  zcwelf  korbe  vol,   vnd  von  den   lisclien.     Iz   waren  di 

19* 


292  FRAGiMEiNTE  EINER  MITTELDEÜTSCHEx\ 

azeii  viinf  lusend  man.  Viid  zcuhant  zwang  lier  sine  iiin- 
gern  vf  ghen  in  ein  schif,  daz  si  voregiengen  in  obir  daz 
meer  zcu  bethsaida ,  biz  her  gelieze  daz  volk.  Vnde  du 
her  si  geliez,  her  gieng  an  den  berg  beden.  V^nd  du  iz 
abend  wart,  daz  schif  was  in  niiltene  dem  mere,  vnd  her 
alleine  an  dem  lande.  Vnd  sach  si  arbeiden  an  dem  rudeln- 
de,  wante  der  wind  was  in  wider.  Vnde  vnime  di  vier- 
den  wachte  der  nacht  quam  her  zcu  in  wandirende  uf  dem 
mere,  vnd  wolde  si  voreghen.  Vnd  du  iene  sahen  in  wan- 
dirnde  vf  dem  mere ,  si  wanten  iz  wesen  ein  getrognissc 
vnd  riefen.  Wante  si  sahen  in  alle,  vnde  waren  betruebet. 
Vnd  zcuhant  sprach  her  mit  in  vnd  sagete  —   —  — 

Vnde  du  her  obir  geschilfete,  quamen  in  daz  land  gene- 
sarelh,  vnd  hielden  zcu.  Vnd  du  si  uz  waren  gegangen  von 
deme  schiffe,  zcuhant  irkanten  si  in.  Vnde  obir  loufende 
al  daz  land  begunden  in  betten  iene  di  sich  obele  hallen 
vmnie  zcu  tragen,  dar  si  horten  wesen  in.  Vnd  wor  her 
in  gieng  in  wigbilde  odir  in  dorfer  odir  in  siede  in  den 
gazzen  legeten  si  di  kranken,  vnd  baden  in  daz  si  den  sovm 
sines  cleides  ruorlen.  Vnd  wi  niannige  in  ruorten  di  wur- 
den gesund. 

Cap.  VII. 

\  nde  quumen  zcusanine  zcu  inie  pharisei  vnde  etelliche 
von  den  scribern  kommende  von  ilierosolimis.  \  nd  du  si 
sahen  etesliclie  von  sitien  lungern  mit  gemein  henden  daz 
ist  mit  vngetwahenen  henden  ezzen ,  si  slrafeten.  Wanle 
di  pharisei  vnd  alle  luden  ezzent  nicht,  si  inlwahcnt  dicke 
di  hende,  habende  lare  der  eldisten.  Vnd  ezzen  nicht  kö- 
rnende von  dem  markele ,  si  in  sin  gewaschen.  Vnd  sint 
vile  andere  ding,  di  in  sint  gegeben  zcu  hallende,  loufe  der 
kelche  vnd  der  kruse  vnd  der  erencn  vaz  vnd  der  bellen. 
Vnd  vragelen  in  di  pharisei  vnd  scribc:  warvmme  wanderen 
nicht  dine  iunger  bi  der  lare  drr  alden  ,  sunder  mit  gemei- 
nen henden  ezzent  si  brod?  Vnde  her  antwortende  sagete 
in:  Wol  prophetirelc  ysaias  von  uch  glizenern,  alse  gescre- 
ben  ist:  Dil  volk  mit  den  lyppen  eicl  mich,  sunder  ir 
herzcen    sint    verre    von   mir.      Vnd    voriiebens    vbend    mich 


EVANGELIENUHEHSKTZLNG.  293 

lernende  lare,  gebod  der  lare.  VVaiile  ir  lazzel  j^odes  gebod 
vnd  lialdet  lare  der  lade,  toiife  der  kruse  vnd  der  kelclie, 
vnd  luot  andere  ding  vilc  discn  glich.  Vnd  sagelc  in:  Wol 
luot  ir  wiisle  godes  gebot,  daz  ir  gelialdet  iuvere  —  —  . 
Wanle  nioyses  sagete :  ere  dinen  valer  und  dine  muoter, 
vnd  swer  vluocliet  sime  vater  odir  siner  muoter  der  sterbe 
an  lode.  Abir  ir  sprechet.  Ob  ein  mensche  sprechet  sime 
vater  odir  siner  muoter:  corban,  daz  ein  gäbe  ist,  waz  von 
mir  ist  daz  vromet  dir.  vnd  ir  lazet  in  nicht  vorbaz  tuon 
sime  vatere  odir  siner  muoter,  vnd  ir  zcurizet  da/,  word  mit 
uwir  lare  di  ir  gäbet,  Vnd  luod  mannige  ding  sulchen 
gliche.  Vnd  ysch  abir  di  schare  vnd  sagete  in  :  Höret  mich 
alle  vnd  vorslet.  Nicht  ist  uzcwcndig  des  menschen ,  in- 
ghende  in  in,  daz  in  möge  inireinen,  sunder  di  von  dem 
menschen  uzghent,  di  sint,  di  intreinent  den  menschen. 
Swer  hat  oren  zcu  hörende ,  der  bore.  Vnd  du  her  gegan- 
gen was  in  daz  hus  von  der  schare,  vrageten  in  sine  iun- 
gern  vmme  daz  bispil.  Viide  her  sagete  in:  Sit  ir  ovch 
also  vnwise?  Vorstet  ir  nicht  daz  allez?  Waz  uzewendig 
ghet  in  den  menschen  daz  mag  in  nicht  intreinen ,  wante  iz 
ghct  nicht  in  sin  Iierzce  suuder  in  den  buch ,  vnd  ghet  uz 
in  di  Icngere ,  reinigende  alle  spise.  Vnd  sagete:  Di  uz- 
ghent von  dem  menschen  di  intreinent  den  menschen.  Vante 
von  innewendig  von  der  lüde  hertzen  ghen  uz  böse  gedan- 
keu ,  ebrache ,  uiikuscheide,  manslachte,  dube,  gyrekeidc, 
schalkeide,  trogene,  schemelosekeide,  böser  ouge,  afterkosen, 
hoclivarl,  toiheit.  Alle  dise  hosen  ding  ghent  uz  von  inne- 
wendig, vnd  inireinen  den  menschen.  Vnd  (lannen  stunt 
her  uf  vnd  gieng  hin  in  di  ende  tyri  vnd  sydonis ,  unde 
gieng  in  ein  hus,  vnd  wolde  iz  nimande  wizzen,  vnd  mochte 
nicht  geschuolcn.  Waute  ein  wib  zcuhanl,  du  si  gehörte 
von  ime ,  der  tochter  hatte  einen  vnreinen  geist,  gieng  in, 
vnd  viel  zcu  sinen  vuozeu.  Wanle  si  was  ein  heidenisch 
wib,  syrophenissa  von  gesiechte.  Vnd  bad  in  ,  daz  her  den 
tuvel  vorworfe  von  irer  tochter.  Der  sagete  ir:  Laz  erst 
sad  werden  di  kinde.  Wanle  iz  ist  nicht  gud  nemen  der 
kindcre  brod  vnd  senden  iz  den  hundcn.  Vnd  si  antworlete 
vnd  sagelc  ime:  Vntmir  hcrre.  Wante  ovch  di  wellen 
vnder  dem  tysche  ezzeut  von  den  kiumen  der  kindere.    Vnd 


291  FRAGMENTE  EINEU  MITTELDELTSCHEN 

her  sagele  ir:  Dorcli  dise  rede  gang,  vnd  der  liivel  gang 
uz  von  diner  tochter.  Vnd  du  si  was  gegangen  in  ir  lins, 
si  vand  di  iungvrowen  logende  vf  einie  belle,  vn  der  liivel 
uzgegangen.  \  nd  abir  nzgliende  von  dem  lande  lyri  ,  qnani 
dorcli  sydonen  zcn  dem  mere  gaKlee  zcwisclien  den  landen 
niitlene  droapolens.  \  nd  Lringcnt  im  einen  toiihen  vnd 
stummen.  Vnd  baden  in  daz  her  im  anlegete  di  band.  Vnde 
begrifende  in  von  der  schare  eiiisid  sanle  sine  vingere  in 
sin  oren ,  vnd  spigele  nz ,  vnd  ruorte ,  sine  zcungen.  Vnd 
sach  uf  an  den  himel  vnd  siilzcede ,  vnd  sagete  ime :  Effc- 
la  Daz  ist.  W^is  geoffent.  V  nd  zcuhant  sint  geoffent  sine 
oren,  vnd  gelost  daz  band  siner  zcungen,  vnd  sprach  rechte. 
Vnd  her  gebnnd  in,  daz  si  iz  nimande  sageleu.  Sunder 
wiuil  her  in  geboud  sa  uile  me  predigelen  si.  vnd  wundir- 
ten  deste  vorder,  vnd  sageten.  VVole  tet  her  alle  ding,  di 
louben  lel  her  boren,  vnd  di  stummen  sprechen. 


Ca[).    Vlll 

In  den  tagen,  du  abir  der  schare  was  vile,  vnd  halten 
nicht  daz  si  ezen,  her  ysch  zcnsamne  di  iiingern  vnd  sagete 
in:  Ich  irbarme  uiich  obir  di  schare,  wanle,  warte,  si  bei- 
dent  min  itzcunt  dri  tage,  vnd  nicht  inliant  daz  si  ezzen. 
V^nd  laze  ich  si  hungerig  in  ir  hus,  si  vorterbenl  uf  dem 
wege.  Wanle  elesliche  uz  den  von  verreme  waren  komen. 
V  nde  antworten  im  sine  iungern :  VVorvon  mag  eteswer  dise 
gesaden  mit  broden  hir  in  der  wüste?  Vnd  vragete  si :  Wi 
mannig  brod  habet  ir?  Di  sprachen:  Sibene.  Vnd  her  ge- 
bovd  der  schare  sitzcen  vf  di  erde.  \rid  nemende  siben 
brode  dankede  vnd  brach  si ,  vnd  gab  sinen  iungern,  daz  si 
vore  legeten.  V^nd  legeten  der  schare  vore,  vnd  hatten  we- 
ning  tischechene,  vnd  di  selben  segenle  her,  vnd  liiez  vore- 
legen.  Vnd  azen  vnd  sint  gesadet.  V  nd  hüben  uf  daz  obe- 
rig was  von  stucken  siben  korbe.  Vnd  waren  di  dar  azen 
alse  vier  tusent,  vnd  liez  si.  Vnd  zcuhant  steig  her  in  ein 
schif  mit  sinen  iungern,  vnd  (|iiain  in  di  hind  dalmamuta. 
Vnd  giengcn  uz  pharisei  vi'agen  mit  im  suochonde  von  im 
ein  zceichen  von  dem  himelc  vorsuochende  in.  Vnd  der 
sufzcede  in  dem  geiste,  vnd  iach :    Waz  suochet  dise  gebort 


EVANGELIEN  LBEHSETZUNG.  295 

ein  zceiclien?  VVerlichen  sage  icli  ucli ,  nicht  wirt  gegeben 
ein  zceiclien  diser  gebort,  V^nd  liez  si  vnd  gieng  vf  in  ein 
scbif,  vnd  vuer  abir  obir  daz  nieer.  Vnd  vorgazen  nemen 
brod,  vnd  halten  nicht  mit  sich  in  dem  schiffe  dan  ein  brod. 
Vnde  her  geboud  in  sagende :  Sehet  vnd  bewaret  uch  von 
dem  svrteige  phai'iseorum ,  vnd  von  leysemen  lierodis.  Vnd 
si  dachten  zcn  einander  sagende :  Wante  wir  nicht  han  brod. 
Daz  bckante  ihesiis  vnd  sagete  in:  Waz  denket  ir  daz  ir 
brod  nicht  inhat?  Wizzet  ir  noch  nicht,  noch  vorstet? 
Hat  ir  jioch  uwirz  hirzce  vorblendet?  Ovgen  habende  nicht 
insehet  ir,  vnd  oren  habende  nicht  boret  ir,  vnd  nicht  ge- 
denket, du  icli  vunf  brod  brach  in  vunf  lusent,  vnd  \vi  vile 
korbe  hubet  ir  uf  der  stucke?  Si  sagent  im:  zcwelte.  Du 
ich  ovch  siben  brod  brach  in  vier  tusent,  wi  vile  korbe  hu- 
bet ir  uf  der  stucke?  si  sageten  im:  sibene.  Vnd  sagete 
in:  VVi  vorslet  ir  noch  nichte?  Vnde  kommet  befhsayda, 
vnd  leident  im  zcu  einen  blinden ,  vnd  baden  in  daz  her 
den  ruorte.  Vnde  hergreif  des  blinden  band,  vnd  leidete  in 
uz  den  gazzen ,  vnde  spiele  an  sine  äugen  vnd  legete  sine 
hende  an  in,  vnd  vragete  in,  ob  her  nicht  sehe.  Vnd  sach 
sich  vmine  vnde  iach  :  Ich  sehe  lüde  alse  bovme  wandirende. 
Dar  nach  legete  her  anderwerbe  sine  hende  vf  ienes  ougen, 
vnd  begunde  sehen.  Vnd  was  wider  gegeben,  also  daz  her 
sehe  clerlichen  alle  ding.  Vnd  sante  in  in  sin  hus  sagende: 
Gang  in  diu  hus,  vnd  ob  du  ghes  in  di  gazzen,  sage  iz 
nimande.  Vnd  gieng  uz  ihesus ,  und  sine  iungern  in  di  ca- 
stele  c(  sarie  philippi.  Vnd  in  dem  wege  vragete  her  sine 
iungern  sagende:  Wen  sagen  mich  wcsen  di  lüde?  Di  ant- 
worteden  im  sagende.  Johaancm  baptislam.  Di  andern  he- 
lyam ,  vnd  di  andern  einen  von  den  propheten.  V  nd  sagete 
in.  Wen  saget  ir  abir  mich  wesen  ?  Petrus  antwortende 
sagete   im  :    Du  bis  cristus   —  —  — 

III. 
FRAGMENTE  AUS  DEM  EVANGELIUM  LUCAE. 


Gap.   I. 

ilc 
schach  du  iivoll  waren  di  tage  sincs  anitcs,  gieng  her  in  sin 


—   —  her  was  wenkendc  in  vnd  bleib  slum.     Vnde  jje- 


296  FRAGMEiNTE  EINEK  MITTELDEUTSCHEN 

hues.  Viid  nach  disen  lagen  intpfiiig  elyzabelli  siu  vsib,  vnd 
behuele  sich  viiiif  mande  sagende:  Wante  also  hat  mir  getan 
der  herre  in  den  tagen  du  her  hesach  abenemen  niine  ydewilzce 
zcwisclien  den  luden.  Vnd  in  dem  seslen  mande  gesant  wart 
der  engel  gabriel  von  gode  in  eine  slat  galylee.  der  name 
nazarclh,  zcu  einer  iungvrowen  vortruwel  eime  manne, 
deme  der  name  was  iosepli  von  dem  hus  davidis ,  vnd  der 
iungvrowen  name  maria.  Vnd  gieng  in  der  engel  zcu  ir 
vnd  sagele :  Wes  gegruozt,  genade  vol,  der  herre  mit  dir, 
gebencdiet  du  in  den  wiben  Du  si  gehörte  dise  ding,  si 
wart  betruebet  in  siner  rede,  vnd  dachte:  wigetan  were 
diser  gruoz?  Vnd  sagete  der  engel  ir:  Nicht  intvorchte  ma- 
ria, wante  du  has  vunden  genade  bi  dem  herren.  Warte, 
du  inlpfes  in  dem  libe,  vnd  geheres  einen  son,  vnde  nennes 
sinen  namen  ihesus.  Diser  wirt  groz  vnd  wirt  geheizen 
son  des  obirslen.  Vnd  im  gibt  der  herre  god  den  sluol 
Dauidis  sines  valer,  vnd  regniret  in  dem  hus  iacob  in  evigee, 
vnd  sines  reiches  wirt  nicht  ende.  \  nd  sprach  maria  zcu 
dem  engele :  Wi  gescliil  dit,  wante  ich  man  nicht  bekenne? 
Vnd  der  engel  antwortende  sagete  ir :  der  heilige  geist  obir- 
iomet  in  dich,  vnd  des  hoesten  togenl  obscheinit  dir.  Vnd 
darumnie  daz  heilige  daz  geboren  wirt  in  dir,  wirt  geheizen 
godes  son.  Vnd  warte  elyzabeth  diu  nvl'lele  hat  ovch  int- 
pfangen  einen  son  in  irme  aldere.  Vnd  diser  mand  ist  der 
seste,  ir,  di  geheizen  ist  vmbere.  Wante  nicht  wirt  vmmo- 
gelicli  iclichcz  worl  bi  gode.  Vnd  sprach  maria :  Warte, 
ich  maget  des  herren ,  mir  gesche  nach  dime  worle.  Vnd 
gieng  hin  von  ir  der  engel. 

Vnd  vf'stehnde  maria  iti  den  tagen  gieng  hin  an  di  ge- 
birge  mit  ylunge  in  eine  stat  iuda.  Vnd  gieng  in  daz  hus 
zachaiie  vnd  gruozte  elyzabeth.  V^nde  geschach  du  elyza- 
beth hoi'te  den  gruoz  marie,  sich  vrouwete  daz  kind  in  irme 
Übe.  \  iid  wart  ii-voll  mit  dem  iieiligen  geiste  elyzabeth, 
vnd  irschrei  in  grozer  stimme  vnd  iach .-  (•ebencdiet  du 
zcwischen  den  wiben,  vnd  gebenediet  di  vruchl  dines  buches. 
Vnd  von  wannen  ist  mir  daz,  daz  kome  di  mulcr  mines 
herren  zcu  mir?  \\  ante  warte,  du  di  stimme  dines  gruozes 
geschach  in  minen  oren,  vrovwele  sich  in  vrouden  daz  kind 
in  mime  buche.     Vnd  selig   ist  di  gloubetc ,  wante  volbracht 


EVANGELIENIJBERSETZUNG.  297 

werdent  di  gesaget  sitit  ir  von  dem  herren.  vnd  sprach 
niaria :  Min  sele  grozeget  den  herreii.  Vnd  vrouwele  sich 
min  geist  in  gode  mime  tröste.  VVante  her  ansach  di  od- 
rauodikeil  siner  maget,  wante  warte,  darvon  sagent  mich 
selig  alle  geborte.  Wante  mir  tel  groze  ding  der  gewaldig 
ist.  vnd  heilig  sin  name.  Vnde  sine  barmeherzcekeit  in 
gesiechte  vnd  gesiechte,  den  di  in  intvorchtent.  Her  tet  gewalt 
an  dem  arme  sin,  zciislrowete  di  hocht'ertigen  an  gedanken 
des  herzcen  sin.  Absazte  di  geweldigeii  von  dem  stnole  vnd 
hohete  di  odmuodigen.  Di  luingerigen  irvolte  mit  gudeme. 
vnd  di  riehen  liez  her  ydel.  Her  inpling  israhel  sin  kind, 
gedenkende  siner  barmeherzcekeit.  Alsc  her  sprach  zcu  vn- 
sen  vetern,  abraham  vnde  sime  samcn  in  di  werlde.  Vnd 
bleib  Maria  mit  ir  alse  dre  manden  ,  vnd  karte  wider  in  ir 
hiis.  Vnd  elyzabeth  ist  irvolt  ir  zeit  zcu  geberende,  vnd 
gebar  einen  son.  Vnd  horten  di  nachgebure  vnd  ire  mage, 
daz  gegrozet  hatte  der  herre  sine  barmeherzcekeit  mit  ir, 
vnd  middevroweten  sich  ir.  V^nd  geschach  in  den  achten 
tage  quamen  si  besniden  daz  kind,  vnd  nanten  iz  nach  dem 
namen  sines  vater  zachariam.  Vnd  antwortende  sin  muoter 
spi'acii  :  keine  wis  sunder  iz  wirt  geheizen  iohaiines.  Vnd 
sprachen  zcn  ir:  wante  nimant  ist  in  diner  mageschal't  der 
genant  weide  mit  dem  namen.  Vnd  zceigeten  sime  vater, 
wen  her  wolde  iz  geheizen  werden.  Vnd  —  —  eine  hand- 
lafeln  vnd  screib  sagende:  Johannes  ist  sin  name.  Vnd  wun- 
derten sich  alle.  Vnd  geolFent  wart  zcuhant  sin  munt,  vnd 
sin  zcunge,  vnd  sprach  benediende  god.  V^nd  wart  vorchle 
uf  al  ire  nachgebure  ,  vnd  uC  al  gebirge  iudee  worden  vor- 
nierct  alle  dise  word.  \  nd  sageten  alle  di  iz  horten  in  irme 
herzcen  s|)rechende.  Waz  sal  weiden  dit  kind?  wante  di 
band  godis  was  mit  im.  Vnd  zacharias  sin  vater  wart  ir- 
volt mit  dem  heiligen  geisle,  vnd  prophetirclc  sagende:  Ge- 
benediet  si  der  herre  god  ,  wante  her  hat  besehen  vnd  ge- 
scall  iilosunge  sines  Volkes.  Vnde  hat  ulgerichtet  ein  hörn 
des  heiles  vns  in  dem  hiis  david  sines  kindes.  Alse  her 
sprach  dorch  den  nuiiid  siner  heiligen  prophelen,  di  von  der 
^^erlde  sinl.  Heil  uz  vnsen  vienden.  vnd  von  der  haut 
allir  di  vns  hazzeten.  Zculuond  barmeherzcekeit  mit  vnsen 
vetern,   vnd  gedenken  sines  heiligen  geselzces.     Den  eil  den 


29S  FRAGMENTE  EINER  MITTELDEUTSCHEN 

her  swuer  zcu  abraham  vnsem  valere,  her  wolde  geben  vris. 
Daz  wir  ane  vorchte  von  band  vnser  viende  gevriit.  dienen 
ime.  In  heilikeit  vnd  gerechtekeit  vor  ime.  in  alle  unse 
läge.  Vnd  du  kind  geheizen  wirs  ein  prophete  des  obirsten, 
wante  du  vore  ghes  vor  dem  anllitzce  des  herren  bereiden 
sine  wege,  Zcu  gebende  bekentnisse  heiles  sirae  volke.  in 
ablaz  irer  sunde  bi  den  —  der  barineherzcekeil  vnsis  godis, 
in  dem  uns  besach  der  schinende  von  der  hohe.  Luchlende 
den  di  in  dinslernissen  vnd  des  lodes  —  emen  silzen.  zcu 
richtende  vnse  vuoze  in  den  weg  des  vredes.  Vnd  daz  kinl 
wuochs  vnd  warl  gesterckel  in  dem  geisle,  vnde  was  in 
wiislenungen  biz  an  den  lag  siner  wisunge  zcu  israhel. 

Cap.  II. 

Vnde  geschach  in  den  tagen  gieng  uz  ein  gebod  von 
dem  keisare  Augusfo ,  daz  bescreben  werde  di  werlt.  Dise 
ersle  bescribunge  geschach  von  dem  richlere  syrie  cyreno. 
V^nd  giengen  alle  daz  si  iehen,  icliche  in  ire  slat.  V"nd  gieng 
loseph  von  galylea  uz  der  slal  nazarclh  iu  iudeam  in  di  stal 
davidis,  di  genant  ist  belhleem,  vmme  daz  her  was  von  dem 
hus  vnde  gesinde  dauid,  daz  her  iehe  mit  maria  siner  vor- 
truweten  wertinne  der  tragenden.  Vnd  geschach,  du  si  wa- 
ren dar,  irvolt  sinl  di  tage  daz  si  gebare,  vnd  gebar  iren 
son ,  den  ersigebornen.  Vnd  bewant  in  mit  tuchern.  vnd 
legete  in  in  eine  krippen,  wante  nicht  was  eine  siede  in  der 
herberge.  Vnde  herte  waren  in  derselben  geburde  wachende 
—  —  —  der  nact  wachte  obir  ir  vihe.  Vnd  warte  des 
herren  engel  slunt  beneben  in ,  vnd  godis  clarheit  vmme- 
schein  si  vnd  inlvorchten  grozer  vorchte.  Vnd  sagele  in  der 
engel.  Nicht  wollet  inlvorchten,  wante,  warte,  ich  kundige 
vch  groze  vroude,  di  werden  sal  alme  volke,  wante  geboren 
ist  vch  hude  ein  loser  der  ist  crislus  der  herre  in  der  stat 
david.  Vnd  daz  ist  uch  ein  zceichen.  Ir  vindel  ein  kind 
mit  tuochcrn  bewunden,  vnd  gelegel  in  eine  krippen.  \  nd 
zcuhant  wart  mit  dem  engelc  ein  menige  der  himelischen 
riltcrschare,  der  lobenden  vnd  sagenden:  Ere  si  in  den 
obirsten  god  vnd  an  erden  vrcde  den  luden  gudenes  willen. 
Vn  geschach,  du  inlwechen  von  in    di    cngcle  in  den  himel. 


EVANGELIENLBERSETZUNG.  299 

dl  lierte  sprachen  mit  einander:    Ghen  wir  hin  biz  zru  belh- 
leeni  vnd  seilen  dif  worl ,    daz  gesehen  ist.     —     —    —    — 

\'nd  nachdenie  daz  volleiibracht  waren  achte  tage,  daz 
bosneden  worde  daz  kind ,  genant  wart  sin  name  ihesus  der 
genant  \\as  von  dem  engele.  e  dan  her  in  dem  übe  worden 
intpfangen.  Vnde  nach  dem  daz  irvolt  worden  di  tage  irer 
reinegunge.  nach  der  e  moysi ,  tniogen  si  in  in  ierusalem, 
daz  si  in  sezlen  dem  herren,  alse  gescreben  ist  in  der  e  des 
herren  :  wanle  iclicher  manlicher  offende  di  uzlracht  sal  ge- 
heizen  werden  heilig  dem  herren,  vnd  daz  si  geben  ein  opfer, 
alse  gesaget  ist  in  der  e  des  herren ,  ein  par  lorlellnben, 
odir  z<\vei  liiben  hvon.  Vnd  warte,  ein  menschen  was  in 
ieiusalem  dem  Her  mme  symeon  ,  vnd  diser  mensche  gerecht 
vnd  vorchtsam,  bcidende  der  Irostunge  israhel.  vnd  der  hei- 
lige geist  was  in  inie.  Vnd  hatte  genomen  antworte  von 
dem  heiligen  geiste,  her  solde  nicht  sehen  den  tod,  her  in- 
sehe erst  cristum  des  herren.  Vnd  quam  in  dem  geiste  in 
daz  templum.  V  nd  dn  invuyten  daz  kint  ihesum  sine  eldirn, 
daz  si  leden  nach  gewonheit  der  e,  vor  in,  vnd  her  nam  in 
in  sine  ellenhogen.  vnd  gebenediele  god  vnd  sagete:  Nvn 
lezes  du  dinen  kneclit  herre,  nach  dinie  worte  in  vrede. 
Wanle  gesehn  han  mine  ovgen  dinen  Irosf,  Den  du  has  be- 
reidet  vor  dem  antlitzce  allir  volke,  Ein  Hecht  zcu  intteck- 
unge  der  heidenen.  vnd  di  ere  dines  volkes  israhel.  Vnd 
was  sin  valer  vnd  rauoter  wundernde  von  den  di  gesaget 
worden  von  im.  Vnd  benediete  si  Symeon,  vnd  sagete  zcu 
maria  siner  muoter :  Warte,  gesazt  ist  diser  zcu  valle  vnd 
vfslandunge  viler  in  israhel.  vnde  zcu  eime  zceichene  dem 
widergespiochen  wirt.  V^nd  sin  swert  muoz  ghen  dorch  dine 
scle ,  daz  geblozel  werden  uz  maniiigen  herzcen  di  gedan- 
ken.  \  iHJe  was  anna  eine  prophelisse ,  di  lochter  phanuel, 
von  dem  geslechte  aser.  Di  was  vort  gegangen  in  vile  lagen, 
vnde  halte  gclcbet  sibcn  iar  mit  irme  manne  nach  irme  ma- 
getuome,  vnd  si  was  \>  idewe  biz  zcu  vier  und  achzcig  iarcn, 
di  nicht  intweich  von  dem  templo  mit  vasten  vnd  gebeden 
dienende  nacht  vnd  lag.  Vnde  si  quam  dar  obir  in  dersel- 
ben stunde  vnd  dankede  gode  vnde  sprach  von  im  allen  di 
bcideten  der  losunge  israhel.     N'nd    du  si  vollenbrachlen  alle 


300  FRAGMEME  EINEK  ]MlTTELDEUTSCHEx\ 

ding-  nach  der  e  des  lierren,  karten  Avider  in  galyleani  in 
ire  slal  nazarelh.  Vnd  das  kind  wuochs,  vnd  wart  geslerket 
völ  wisheit,  vnd  godes  genade  was  in  ime.  Vnd  giengen 
sine  eidern  alle  iar  in  ieriisalem  in  dem  heiigen  tage  pasche. 
Vnd  du  worden  was  ihesiis  zcwelf  iar  alt,  du  si  uCgiengen 
in  iherosolimam  na(ch)  gewonheit  des  heiigen  tages ,  Vnd 
du  geendet  waren  di  tage  daz  si  vndergiengen,  bleib  daz  kind 
ihesus  in  ierusalem,  vnd  daz  irkanten  nicht  sine  eldirn.  Vnd 
wonten  in  wesen  in  dem  getrecke ,  vnd  quamen  einen  weg 
eines  tages,  vnd  suochten  in  zcuischen  den  raagen  vnd  den 
vrnnden,  vnd  vunden  in  nicht.  Vnd  giengen  wider  in  ieru- 
salem vnd  suochten  in.  Vnd  geschach  nach  dem  dretten 
tage,  vunden  si  ien  in  dem  lemplo  sitzcende  in  mittene  der 
lerer,  hörende  si  vnd  vragende  si.  Vnd  irschrocken  alle  di 
in  horten  von  siner  wisheit  vnd  antworten.  Vnd  sahen  in 
vnd  wunderten.  Vnd  sprach  sin  nmoter  zcu  im:  Son,  wo- 
runime  tedes  du  vns  also?  Warte,  din  vater  vnd  icli  que- 
lende  suochten  dich.  Vnd  her  sprach  zcu  in:  Waz  ist  daz 
ir  mich  suochtet?  Wüstet  ir  nicht,  daz  ich  in  den  di  mines 
valers  sint  muez  wesen?  Vnd  si  vorstunden  nicht  daz  word. 
daz  her  sprach  zcu  in.  V^nd  gieng  nider  mit  in,  vnd  was 
in  vndertan.  Vnd  sin  muoter  bewarete  alle  dise  word  in 
irme  herzcen,  Vnd  ihesus  gedeich  an  wisheit  vnd  an  aldere 
vnde  genade  bi  gode  vnd  den  luden. 


o^ 


Cap.   III. 

Vnde  in  dem  vunfzcehenden  iare  des  gebodes  tyberij  des 
keisers ,  du  pontius  pylatus  besorgete  iudeam ,  vnd  herodes 
was  telrarcha*)  galylee ,  vnd  philipp  sin  bruoder  letrarcha 
yturee.  vnde  traconitidis.  vnd  lysania  tetrarcha  abyline  vn- 
der  den  vorslen  der  pristerc  anna  vnd  caipha ,  geschach  des 
herren  word  obir  iohanncm  zacharie  son  in  der  wuestenunge. 
Vnd  quam  in  aldi  gebuerde  iordanis ,  predigende  loiil'e  der 
ruwe.  in  abelaz  der  sunde,  alsc  gescreben  ist  in  dem  buoche 
der  redde  isaie  des  prophetcn.  Stimme  des  ruofeden  in  der 
wucsten,  bereidet  den  weg  des  herren,  recht  machet  sine 
stige.  Alle  tal  wirt  gevuUet ,  und  alle  berg  vnd  hobel  wirl 
*)  Telrarcha  eiu  vorsle  dos  virdculciles  von  dem  riclie. 


EVANGELIENUBERSETZÜNG.  801 

geniddirt.  vnd  werdenl  di  bösen  recht,  vnd  di  ihIicii  in 
siechte  wege.  Vnd  sal  sehen  alliz  Heisch  den  trost  godis. 
Du  sagete  her  zcu  den  scharen  di  quamen ,  daz  si  getouft 
worden  von  im.  Geslechle  der  natern,  wer  wisele  nch  viihen 
von  dem  zcnkiinfligen  zcorn.  Darvmme  tnot  vverdige  vrnchte 
der  ruwe,  vnd  niclit  beginnet  zcii  sprechen:  Einen  vater 
haben  wir  abraham,  vvanfe  ich  sag  nch,  daz  god  mag  in  di- 
sen  steinen  erwecken  sone  abrahe.  Wanle  itzcnnt  di  ax 
zcu  der  bovme  worzceln  ist  gesazi.  Darvmme  ein  idich 
bovin  der  nicht  tuot  guode  vru(;ht.  wirt  abgehowen  vnd  in 
daz  vuer  gesant.  Vnd  vragcfen  in  di  schare  sagende :  Waz 
geluon  wir  danne?  Vnd  her  antwortende  sagete  in.  Swer 
hat  zcwene  rocke,  der  gebe  —  —  .  Nicht  vorder  dan  daz 
uch  gesazt  ist.  tuot.  Vnd  vrageten  in  ouch  di  ritlere  sa- 
gende, waz  getuon  ovch  wir?  Vnde  sagete  in:  Nimanden 
zcuslahet,  noch  luot  falscheit.  vnd  sit  —  an  uwirme  solte. 
Vnd  du  daz  voik  wonte  vnd  dachten  alle  in  iren  herzen  von 
iohanne,  daz  her  villichte  nicht  were  cristus ,  Johannes  ant- 
wortende sagete  in  allen  :  Ich  in  wazzere  tovfe  uch ,  vmir 
iz  kumet  ein  stärkerer  dan  ich,  des  ich  nicht  bin  werdiu' 
losen  den  rimeu  siner  schuo.  Her  tul'et  uch  in  dem  heiligen 
geiste  vn  in  vuere.  Des  schufele  in  siner  haut,  vnd  reini- 
get sin  gctenne,  vnd  samnet  den  weizcen  in  sinen  spicher, 
vnd  bornet  di  spru  in  vuere  daz  nicht  vorleschet.  Mannige 
vnd  andere  worle  manete  her  vnd  larte  daz  volk.  Sunder 
herodes  telrarcha,  du  her  gesirafet  wart  von  im  vmme  hero- 
diadem  sines  bruoders  wib ,  vnd  von  allen  bosheiden,  di  her 
tet,  Herodes  zcu  warf  —  daz  poben  di  alle,  vnd  besl  — 
iohannem  in  einie  kerkere.  Vnd  gcschach  du  geloiilt  wart 
allez  volk,  vnd  ihesus  bedelc,  geollent  ist  der  hiinele ,  vnd 
nider  gieng  der  heilige  geisl  in  liblichcm  gcsteünisse  alse  ein 
tube  in  in.  Vnd  ein  stimme  wart  von  himele  :  Du  bist  mein 
libe  son,  in  dir  behagele  mir.  \'nde  ihesus  was  selbe  ane- 
hebende  alse  driziger  iare.  Alse  man  wonle  ein  son  ioseph. 
Der  was  hcli,  der  was  matlliat.  der  was  leiii.  Der  was 
melclii ,  der  was  iannc,  der  was  ioseph,  der  was  matthalie, 
der  was  amos.  der  was  naum.  Der  was  esli ,  der  was 
naggc,  der  was  mahath.  Der  was  mallhathie,  der  was  se- 
mei,   der  was  ioseph.     Der  was   ioda,    der  was  iohanna,   der 


302  DER  TODTENTANZ. 

was  resa.  Der  was  zorobabel,  der  was  salathiel ,  der  was 
neri.  Der  was  luelchi,  der  was  addi,  der  was  chosan.  Der 
was  elmadan,  der  was  her,  der  was  ihesu.  Der  was  elie- 
zer,  der  was  iorini,  der  was  matlliat.  Der  was  levi ,  der 
was  symeon,  der  was  iuda.  Der  was  ioseph,  der  was  iona, 
der  was  eliacliim ,  der  was  melclia.  der  was  menna.  Der 
was  mallhalha.  Der  was  nalhan ,  der  was  dauid,  der  was 
yesse.  Der  was  obed ,  der  was  booz ,  der  was  salinoii. 
Der  was  naasson,  der  was  aminadab.  Der  was  aram.  der 
was  esron  ,  der  was  iude.  Der  was  iacob,  der  was  ysaac, 
der  was  abrahe.  Der  was  ihare,  der  was  nachor,  der  was 
sarub.  Der  was  raugav,  der  was  phalech,  der  was  heber.  Der 
was  sale  der  was  cainan,  der  was  arfaxad.  Der  was  sem, 
der  was  noe.  der  was  lainech.  Der  was  niaUuisale,  der 
was  enoch ,  der  was  iareth.  Der  was  malaleel ,  der  was 
cainan.  Der  was  beiios.  der  was  seth ,  der  was  ade,  der 
was  godis.   — 

DER  TODTENTANZ. 

Es  ist  ein  freudeloses  bild,  das  die  letzten  zwei  Jahr- 
hunderte des  mittelalters  gewähren,  ohne  reiz  schon  für  den 
allgemeineren  anblick,  und  immer  abschreckender,  je  näher 
man  ihm  tritt,  namentlich  gilt  das  in  bezug  auf  Deutsch- 
land, die  grofsen  gedanken,  die  früherhin  das  ganze  volk 
mit  kraft  und  schöpferischer  freudigkeit  erfüllt  hatten,  waren 
abhanden  gekommen:  pabstthum  und  kaiserthum  hatten  sich, 
eine  macht  an  der  andern,  aufgei'ieben  ;  die  kirche  war  ver- 
sunken, das  reich  zerrüttet,  das  volksgefühl  gebrochen,  und 
nur  mit  ohnmächtigem  grimme,  da  auch  die  ritterliche  begeis- 
Icrung  der  kreuzzüge  längst  erloschen  war,  sah  man  dem 
wachsthum  der  Türkenherrschaft  zu.  neue  gedanken  zwar, 
neue  bestrcbungen  rüsteten  sich  an  die  stelle  der  alten  zu 
treten  :  aber  sie  waren  noch  unklar  in  sicli  selbst ,  noch 
nicht  ausgereift,  noch  gelähmt  durch  die  lähmung  aller  dinge 
und  die  zähe  Widerstandskraft  des  abgelebten  alten,  schon 
regten  sich,  und  immer  dringlicher,  die  anfange  der  kirchen- 
bel'serung:  aber  noch  überwog  die  macht,  nicht  der  kirche, 
sondern  des  aberglaubens    und  der  verdumpfung;    vom  süden 


DER  TODTENTANZ.  303 

lier  gieng  der  humanlsnius  auf,  aber  nur  langsam,  geliemnit 
in  der  vollen  wirkung  seiner  befruchtenden  kräfte  :  denn  er 
fand  keine  lilteralui-  des  Volkes  vor,  die  der  dassisclien  der 
allen  weit  auch  nur  von  fern  entsprechend  ,  ihr  in  sinn  oder 
form  irgend  verwandt  gewesen  wäre,  nur  nach  der  früheren 
blute  und  fülle  ein  halb  unfruchtbares,  halb  von  unkraut 
überwuchertes  feld;  es  bereitete  sich  um  auf  die  vollendete 
baukunsl  des  dreizehnten  Jahrhunderts  zu  folgen  jetzt  auch 
eine  bildhauerei,  eine  maierei:  aber  den  bildenden  künstlern 
wie  dort  den  dichtem  mangelte  das  geschick  für  fornienge- 
bung,  mangelte  geschmack  und  unbefangener,  frei  sich  bewe- 
gender sinn,  neben  die  geistliche  und  die  wellliche  eiuhcrr- 
schaft  und  adelsherrschaft,  die  bis  dahin  gegolten  hallen, 
rückte  jetzt  der  leitende  geist  des  neueren  Staatslebens,  die 
democratie:  noch  aber,  stürmisch  wie  das  Zeitalter  war, 
artete  sie  in  gesetzlose  i-ohheit,  oder,  lahm  wie  es  war,  in 
nüchterne  bürgerliclikeit  aus.  da  waren  auch  der  reichlhum 
und  die  macht,  welche  sich  einzelne  fürsten  und  besonders 
die  Städte  des  reiches  mitten  in  der  allgemeinen  noth  und 
durch  kluge  benulzung  derselben  zu  erwerben  wüsten,  nur 
guter  von  zweifelhaftem  werlhe:  denn  die  macht  wurde  in 
Übermut,  der  reiclithum  in  Üppigkeit  gezogen,  und  selbst 
bei  der  Üppigkeit  war  keine  rechte  lust;  man  konnte  ihrer 
nicht  ungestört,  man  musle  sie  wie  im  Uuge  geniefsen : 
denn  in  eben  diesen  Jahrhunderten  kamen  zu  den  endlosen 
schrecken  des  krieges,  gehäuft  wie  noch  nie,  all  die  räthsel- 
liaflen  und  unbezwingbaren  schrecken  der  natur,  pest,  erd- 
bebcn,  üheischwemmungen ,  luiiigersnöthe.  am  drückendsten 
l;»g  diese  ganze  last  natürlichen,  geistigen,  sittlichen,  politi- 
schen elendes  auf  dem  deutschen  volke  :  Frankreich  war  ge- 
gen vieles  durch  die  slralfere  zusammenziehung  der  königli- 
chen gewalt,  England  durch  die  gesetzliche  beschränkung 
derselben,  Spanien  durch  den  lilteisinn  gesichert,  den  hier 
mit  all  seiner  lomantik  die  iMauren  wach  erhielten,  Ilaiien 
aber  durch  die  glückliche  gemütsart  seiner  bevölkerung, 
durch  seine  nie  ganz  unierbrochene  verbiiulung  mit  dem  clas- 
sischen  alterthum  und  durch  hochstrebende  fürsleu  wie  ein- 
zelne päbste  und  die  Mediceer  wenigstens  dazu  befähigt,  die 
wiederhergestelle  wifsenschal't  und  kunsl  scimeller  und  voller 


304  DER  TODTENTANZ. 

als  irgend    ein   anderes   volle   Europas   in   sich  aufzunehmen 
Italien   halte  gerade  jetzt   in    Dante   seineu   grösten    dichter, 
und  welche  nialer,    welche    bildhauer  bereits   im  fünfzehnlen 
Jahrhundert ! 

Zeilen  wie  die  geschilderte  üben  auf  die  einzelnen  men- 
schen ,  je  nach  deren  sinn  ,  eine  ganz  verschiedene  einwir- 
kung.  die  einen  fliehen  vor  solchen  Strafgerichten  in  sich 
selbst  zurück  und  zu  golt,  die  andern  suchen  die  Strafgerichte 
und  gott  und  sich  selbst  in  den  bunten  freuden  der  weit  zu 
vergefsen;  die  einen  verschmähen  den  genufs  des  augenblik- 
kes,  weil  er  doch  vergänglich,  die  andern  haschen  nach 
ihm,  weil  er  allein  gewiss  sei.  so  denn  auch  damals,  und 
die  litteratur  zeigt  die  gegensälze  bedeutsam  ausgeprägt,  in 
Italien  hier  Daule,  dessen  sittlich -religiöser  ernst  durch  das 
Unglück  des  Vaterlandes,  dessen  liebe  zum  vaterlande  durch 
die  Verbannung  nur  zu  noch  gröfserer  strenge,  gröfserer 
wärme  gesteigert  wird,  dort  Boccaccio,  mit  dessen  leichtsin- 
nigen novellen  sich  eine  laudgesellschaft  lachend  die  stunden 
kürzt,  während  in  der  heimat,  aus  der  sie  entwichen  sind, 
tausende  der  pesl  zum  opfer  fallen,  oder  deutsche  beispiele. 
da  gehen  neben  einander  her  geistliche  lieder  der  bufse  und 
des  lieimwehs  und  wellliche  seihst  der  frevelhaftesten  art, 
Irinklieder  z.  b.,  welche  parodien  von  psalmen  und  gebeten 
sind;  neben  einander  das  buch  von  den  schalks-  und  Schel- 
menstreichen des  Eulensi)iegels  und  die  sage  vom  \'cnusberge, 
in  den  die  verführte  Jugend  zu  trügerischer  lusl  und  ewiger 
Verdammnis  fährt,  umsonst  gewarnt  von  dem  treuen  Eckard, 
der  am  thore  sitzt. 

Dieser  gegensalz  von  düstrem  ernst  und  scherzendem 
leichtsinn  stand  jedoch  nicht  lediglich  so  unvermittelt  da  :  er 
fand  zugleich  seine  gemütliche  und  künstlerische  ausglei- 
chung.  er  fand  sie  in  der  salire,  welche  die  lugend  empfahl, 
indem  sie  das  lasier  strafte,  und  das  lasier  strafte,  indem  sie 
dasselbe  als  ihoi-heit,  als  narr  heil  dem  gelächler  preisgab  ;  er 
fand  sie,  mit  höherem  mafs  der  erlicbung,  als  die  satirische 
iroiiie  gewähren  konnte,  in  jener  grofsen  Stimmung  des  ge- 
müts,  wo  laune  und  wehmut,  komische  und  tragische  Welt- 
anschauung in  «'inen  Ion  zusammenfliefsen,  im  humor.  nur 
dafs,    wie    überhaupt    die    Vollendung    jetzt   beinahe    nirgend 


DER  TODTENTANZ.  305 

gelang,  auch  die  Verschmelzung  der  zwei  elemente  nur  sel- 
ten ganz  vollzogen  ward :  gewöhnlich  überwog  die  irdische 
schwere  und  drückte  den  geist,  der  empor  wollte,  halb  wie- 
der hinab  zur  salire  und  der  blolsen  laune.  aus  dieser  sa- 
tirisch-humoristischen zeitrichlung  geschah  es,  dals  auf  bil- 
dern  des  jüngsten  tags  die  nialer  ihre  meiste  erfindungsfülle 
an  die  grausam -lächerlichen  quälen  der  verdammten  wende- 
ten und  gern  in  die  menge  derselben  mit  besonderer  aus- 
zeichnung  einen  pabst  und  cardiniile  stellten  ;  dafs  ähnliche 
züge  aucii  den  Irauerspielen  eingereiht  wurden,  mit  deren 
aufführung  man  die  heilige  passions-  und  osterzeit  verherr- 
lichte; dafs  man  unmitfelb.ir  vor  die  grofsen  faslen  die  tolle 
volle  ausgelafsenheit  der  fastnacht  und  der  fastnachtspiele 
rückte,  und  gelegentlich  wieder  diesen  fastnachtsspielen  den 
ernsthaftesten  zweck  und  Inhalt  gab  ;  dafs  hart  am  ende  des 
miltehilters  noch  Sebastian  Braut  seinen  bittren  ingrimm  über 
all  die  Verworrenheit  und  Verworfenheit,  die  er  ringsum  sah, 
nicht  schicklicher  einzukleiden  wusle  als  in  den  grofsen 
fastnachtsaufzug  seines  narrenscIiifTes.  und,  wie  zum  theil 
schon  diese  beispiele  zeigen,  der  spott,  die  laune  liefs  kei- 
nen, auch  den  höchsten  nicht,  unangetastet  und  kehrte  sich 
voraus  gegen  die  geisllichkeit:  denn  der  liumor  in  seinem 
aufschwung  achtet  der  irdischen  Standesunterschiede  nicht,  und 
es  war  die  zeit  der  neuen  democralie  und  der  schon  sich  ver- 
kündenden kirchenbefserung. 

Zumal  aber  ward  diese  arl  und  weise  die  dinge  der  weit 
zu  betrachten  auf  den  angewendet,  der  auch  keines  Standes 
achtet  noch  schont,  der  gleichsam  der  genius  des  Zeitalters 
war,  den  man  das  physisclie  leben  vernichten  und  hinter  der 
erschöpfung  des  moralischen  und  politischen  lauern  sah,  den 
tod.  immerfort  und  immer  auf  dem  gründe  der  ironisch - 
humoristischen  Stimmung  wurden  neue  vcrbildlicluingen  und 
personificierungen  des  lodes  erfunden  und  gebraucht  und  aus 
der  poesie  in  die  alltägliche  denk-  und  Sprechweise  fortge- 
l)llanzl;  manche  derselben  haben  sich  von  daher  bis  auf  den 
heutigen  tag  erhalten,  aus  dem  umstände  nun,  dals  einige 
dieser  bildlichkf^iten  und  andre  mehr  oder  minder  ihnen  ähn- 
liche uns  auch  bereits  im  früheren,  ja  im  frühesten  mittel- 
alter  begegnen,  ist  wiederholendlich,  zuerst,  wie  ich  glaube, 
Z.   F.   D.   A.  IX.  20 


306  DER  TODTEiNTANZ. 

von  Jacob  Grimm')  vermutet  worden,  es  finde  liier  ein 
fortwirken  alllieidnischer  anschauung  statt,  und  man  habe 
sich  darum  im  vierzehnten  und  fünfzehnten  Jahrhundert  den 
lod  auf  diese  oder  jene  weise  persönlich  handelnd  gedacht, 
weil  sclion  der  heidnische  Germane  sich  ihn  ebenso  gedacht 
habe,  dem  ist  aber  kaum  so.  die  altgermanischen  Vorstel- 
lungen von  dem  leben  jenseits  waren  so  wesentlich  verschie- 
den von  denen ,  die  das  christenthum  brachte ,  und  wurden 
von  letzteren  so  gänzlich  unterdrückt,  dals  nun  auch  der 
Übergang  in  das  jenseils,  auch  der  tod  in  anderer  gestalt  als 
vormals  erscheinen  muste.  es  genügt  hier  auf  einen  einzi- 
gen, aber  haiiplsächlichen  punkt  aufmerksam  zu  machen,  dem 
heidnischen  Germanen  war  die  gotlheit  des  todes  ein  weih, 
Halja;  der  christliche  übertrug  diesen  namen  (es  ist  unser 
wort  hölle)  einschränkend  auf  den  ort ,  an  welchem  jenseits 
die  unseligen  leben:  den  tod  aber  hat  er  stets,  auch  wo  er 
denselben  pcrsoiiilicierte,  eben  den  tod  genannt,  ihn  als  mann 
aufgefafst").  und  so  traf  denn  die  art  von  mythologie,  die 
sich  im  verlaufe  des  mittelalters  neu  und  frei  an  den  begriff 
des  todes  schlofs,  von  vorn  herein  eher  mit  dem  griechischen 
als  dem  germanischen  heidenthum  zusammen,  mit  dem  grie- 
chischen, dem  auch  der  Tod  eine  männliche  gottheit  war. 

Es  hat  aber  diese  mittelalterliche  todcsmylhologie  vor 
dem  vierzehnten  Jahrhundert  fast  durchgehends  einen  anderen 
character  besefsen  als  in  und  seit  demselben,  vor  ihm  ge- 
schah die  verbildlichung  meist  noch  ohne  zuthun  des  humors, 
in  einem  einlachen,  aber  durch  die  einfachheit  grofsartigen 
Stile,  und  es  w  ard  der  Tod,  um  nur  die  gangbarsten  darstel- 
lungen  zu  berühren,  entweder  mit  weiterer  ausführung  eines 
biblischen  bildcs^)  als  ackermann  dargestellt,   der  den  garten 

1)  (leulschc  mythologie   1835,    480  tf.    I84i,   799  ff. 

2)  de»  Dänen  in  iVorilsclileswig  ist  sogar  Hei  selber  ein  spuk  von 
männlieliem  gesclileilil  geworden:  MüllenholTs  sagen  d.  herzogtliümer 
Schleswig,   Holstein  und  Laueiiburg  244. 

3)  ingredicris  in  abundaiilia  scpulcrum ,  sicut  infertiir  acervus 
tritici  in  tempore  siio  Job  5,  20.  et  cadet  morlicinum  hominis  quasi 
stcrcus  sitper  J'ucieni  regionis,  et  quasi  J'oenum  post  terguni  melenlis, 
et  7ion  est  qui  vülligat  Jereniias  9,  22.  zahlreiclie  stellen  des  allen 
wie  des  neuen  teslanienis,  die  den  menschen  in  seiner  Vergänglichkeit 
mit  dem  gras  und  der  blume  des  fehles  vergleichen. 


DER  TODTENTANZ.  307 

des  lebens  jälet  und  eine  blunic  darin  nach  der  anderen 
bricht,  der  über  das  Schlachtfeld  schreitet  und  es  mit  blute 
düngt,  mit  Schwertern  furcht  und  mit  leichen  ansät*);  oder 
mit  mehr  Selbständigkeit  der  vergleichung  als  ein  gewaltiger 
könig,  der  durch  die  lande  fährt  und  seine  heerschaaren  sam- 
melt^), der  gewappnet  auszieht  gegen  seine  feinde  die  men- 
schen'^) und  sie  gefangen  nimmt ^),  der  sie  in  sein  gastliches 
haus^)  oder  als  richler  vor  seinen  gerichtsstuhl  ladet'-'):  krank- 
heiten  sind  die  wiederholendlich  mahnenden  boten  ^''),  und 
grofse  schlachten  werden  als  processc  durchgefochten  ^^). 
anders  seit  dem  vierzehnten  Jahrhundert,  für  die  neigungen, 
die  von  jetzt  an  herschten,  waren  jene  bilder  zu  helden- 
haft einfach,  zu  unmittelbar:  man  liefs  sie  meistens  fallen 
und  griff  dafiir  nach  solchen,  die  auf  den  näheren  stufen  des 
alltagslebens  lagen,  und  die  den  eindruck  des  erhabenen  da- 
durch machten,  dafs  sie  das  grofse  einkleideten  in  verhält- 
nismäfsig  niederes  und  geringes,  ja  gemeines,  bilder  der 
art  waren  den  früheren  Jahrhunderten  entweder  noch  ganz 
fremd  gewesen,  oder,  wo  man  etwa  auch  schon  damals  auf 
sie  Stiels,    pflegte  man    ihnen  doch  nicht  weiler  nachzugehn. 

4)  zeitschr.  7,  129;  »/'/e  der  tot  iinibe  sich  mit  krcften  lui't  ge- 
boi/wen  kliige  82S.  luich  in  späterer  zeil  brauclit  Joliaiin  Ackermann 
fast  kein  andres  bild  als  des  gi'asendeii  und  i)lunien  au.sreutenden  To- 
des: s.  eap.  2.  'i.  IC)  u.  17  seines  gesptiiches.  unmittelbar  hieran 
grenzt  es,  wenn  in  Geilers  predigten  de  arborc  inimaiia  der  Tod  ein 
holtzmeyer  d.  li.  lorsler  genannt  und  so  auch  in  bildern  der  deutschen 
ausgäbe  (Strafsb.  1521)  dargestellt  wird,  wie  er  den  Maid  aushaut; 
vergl.   niythül.  (Sil. 

5)  mj'lhol.  SOfi  f.  des  Todes  zeichen  d.  h.  das  \\ap|)en  des  To- 
des, das  die  sterbenden  oder  gestorbenen  als  seine  diinstuiannen  alle 
tragen  (vgl.  Willi.  (Jrinini  über  Freidank  C5 ) ,  am  ausliihrlichsten  in 
der  Warnung,  zeitschr.    1,    142. 

6)  mylhol.  Süä  f.  zeitschr.  7,  548  f. 

7)  mythol.  805.  de  duet  —  bint  uns  mit  enen  soc  vasten  band, 
dat  he  t/ns  tliuet  in  cen  ander  lant  Mones  quellen  und  Forschungen 
1,   127.    vgl.   des  teufeis  bände  mythol.   964. 

8)  mythol.  8ü;j;   thore  des   todes  zeitschr.  2,   530. 

9)  der  Tod  aber  auch  selbst  als  klüger:  mythol.  80(3. 

10)  mylhol.  807.  813.  altd.   biälter  2,  78.     Job.   Pauli    schimpf  und 
ernst,  leseb.  3,   1,  79. 

11)  nuoldcr    iindr   errahclidn    s/min    uuidarsaUrhon    i>ud\\igsleich ; 
Lhlands  Volkslieder  518. 

20* 


308  DER  TODTENTANZ. 

desto  häufiger  und  geläufiger  wurden  sie  jetzt,  und  es  sind 
z.  b.  die  alten  krieges-  und  siegeslicdcr  der  Scliweiz,  wie 
namentlidi  das  auf  die  schlacht  von  Sempach,  ganz  angefüllt 
mit  solchen  mehr  oder  weniger  durch-  und  ausgeführten  ver- 
gleichungen.  so  brauchte  man  gern  um  den  begriff  des  Ster- 
bens dichterisch  zu  umkleiden  die  Verhältnisse  und  amtsver- 
richtungen  der  niederen  geistlichkeit,  und  der  kämpf  mit  dem 
feinde  ward  ein  beichtehören,  dessen  lödtung  eine  ertheilung 
von  segen  und  ablafs*^),  der  galgen  das  klosler  zu  den  dürren 
brüdern  genannt*^),  oder  man  verglich  das  leben  mit  einem 
Schachspiel,  den  lod  mit  dem  matt  oder  mit  dem  aufräumen 
der  figureu.  auf  einem  biid  im  kreuzgange  des  Slral'sburger 
münsters  sah  man  vormals  den  Tod  am  Schachbrett,  ihm  ge- 
genüber eine  gesellschaft  von  päbsten,  kaisern  ,  königen,  bi- 
schöffen  u.  s.  f.;  der  Tod  aber  sprach  alles,  das  do  lebt, 
groj's  und  klein,  das  vinfs  mir  wei^den  gemein ;  bobst^  kä- 
nig  und  cardinal,  bischof,  lie7'zog  all  zu  mal,  grave/i,  imit- 
ier und  fraucn,  bürger ,  knaben  und  junkfrauen,  ich  sag 
üch  vfs  friem  won,  keinen  ich  des  spiles  er  Ion.  bewarent 
üch,  junk  und  alt :  üwer  jar  sind  ufs  gezalt.  lenger  will 
ichs  nit  gestatten:  zu  tod  will  ich  üch  matten^'^).  ein 
noch  älterer  beleg :  ein  meister  glichit  dise  werlt  eime 
schäfzabelc.  da  stdn  iijfe  kunige  unde  kuniginnen  und 
ritlere  und  knappen  und  venden  :  hie  mite  spilen  si :  wanfie 
si  müde  gespilet  haben,  so  werfen  si  den  einen  under  de?i 
anderen  in  einen  sack,  alse  tut  der  tot:  der  wirf  et  iz 
allez  in  die  erden,  ivelich  der  riche  si  ader  der  arme  si 
ader  der  bäbist  si  ader  der  kunic ,  daz  schoivet  an  deme 
gebeine:  der  knecht  ist  dicke  über  den  herren  geleget,  so 
si  ligen  in  deme  beinhuse^^).     anderswo,   und  das  von  jeher 

12)  Sempacber  lied  im  altd.  leseb.  922,  1.  92r),  8.  930,  41;  vgl. 
iu  dem  lügenmärcheri  von  den  18  wachtein  z.  67  ein  eichin  pfaffe, 
daz  ist  war,  ein  büechin  messe  singet:  siver  da  zem  opfer  dringet, 
der  antläz  im  gegeben  wirt ,  daz  im  der  rücke  gar  geswirt:  der  se- 
gen was  ein  hulben  slac  und  die  proccssionen  mit  spiefseii  ,  das  capi- 
tel  beim  fahnlein  in  Uhlands  Volksliedern  517  i'.  anderer  beispiele 
der  art  noch  genug. 

13)  z.  b.  Waldis  Esop  4,  43. 

14)  die  neue-kirche  in  Slralshurg  v.   Edel  88  fg. 

15)  bei  liermaun  von  Fritzlar  inPfeiirers  deutschen  mystikern  1,  164. 


DER  TODTENTANZ.  309 

besonders  häufig,  wird  wie  der  tod  überhaupt  als  ein  fest, 
das  die  weit  den  menschen  gebe*''),  so  der  kanjpf  einzelner 
krieger  oder  ganzer  beere  als  ein  gastmal  dargestellt  und 
jede  todeswunde  als  ein  eingeschenkter  und  geleerter  trunk*^); 
Hugo  von  Langenstein  in  seiner  marter  des  heil.  Martina 
überträgt  diese  verbildlichung  von  dem  tode  auf  den  nachbar- 
lich verwandlen  teufel  und  schildert  mit  grausenhafter  aus- 
führlichkcit  die  gasterei  des  höllischen  Schenkwirtes  *^). 

Hieran  denn  endlich  lehnt  sich  die  vergleichung,  auf 
welche  wir  fortan  unser  ausschliefsliches  augenmerk  richten 
wollen,  die  Zusammenstellung  des  todes  mit  solchen  luslbar- 
keiten,  die  band  in  band  mit  den  übrigen  freuden  eines  festes 
und  festmales  zu  gehen  pflegen,  mit  musik  und  tanz,  schon 
im  Nibelungenliede  wird  wiederholendlich  der  todeskampf  des 
beiden  und  spielmannes  Volker  ein  geigenspiel  und  das  schwert 
sein  ßedelbogen  genannt'^);  jetzt,  ein  Jahrhundert  später, 
führt  der  Rosengarten  dasselbe  bild  des  weiteren  und  fast 
übermäfsig  aus ,  verstärkt  aber  zugleich  dessen  reiz  ,  indem 
er  als  gegenkämpfer  dem  spielmanne  den  möncli  Ilsangiebt: 
nun  erscheint  der  kämpf  abwechselnd  als  geigenstrich  und  als 
beichte  und  ablafs"**).  in  eben  diese  anschauiingsart  schlägt 
noch  ein  Wortspiel  ein,  welches  Abraham  a  s.  Clara  liebt: 
er  sagt  öfters,  mit  anwendung  der  alterthiimlichen  notenua- 
nien,  das  leben  eines  menschen  gehe  schon  auf  das  letzte  In 

16)  Fieidank   178,   12. 

17)  z.  b.  //('/"  shancla  ce  hanto7i  sim/n  fiantoii  bifteres  li'des  im 
Ludwigsleicli ;  des  heiligen  Cristcs  scheuche  Ruolant  182,  18;  7iu  trin- 
ken wir  dir,  minnc  und  gelten  sküneges  win  Nib.  1897  ;  hie  schenket 
Ilagne  daz  aller  wirseste  iranc  ebd.  1918;  vnd  schenken  mir  sanct 
Johans  segcn  tvie  die  wbljf'  den  lennnern  pßegcn  Waldis  Esop  1,  49; 
sus  künde  er  si  ze  hüse  biten,  si  muosten  im  den  pfeffer  gelden 
Ernst  918;  morgenbrot  mit  iüffeln  im  Seinpacher  lied ,  altd.  leseb. 
922,  24.  den  ersten  anstofs  niochlcti  auch  liier  bibcislelien  gegeben 
haben  wie  Jes.  49,  26.  51,   17.  22  u.  a. 

18)  aitd.  leseb.  758  f.  vgl.  Nobiskrug  inythol.  954.  zeitschr. 
4,  388. 

19)  videlen  1903.  1913.  19il.  diene  1939.  1941.  gigcn  slac  1759. 
vidclbiige  1903.  1943.  ez  ist  ein  riitcr  anstrich  (blut  statt  barzes), 
den  er  zeni  vidclbogen  hdt  1941.  einen  mdelbogcu  starken  —  gelich 
eimc  swerte  1723.     vgl.   Reinardus  3,  2161  ff. 

20)  1458  (r.  Wilh.  Grimm  x  und   xvii. 


310  DER  TODTENTANZ. 

vii  fa  (1.  li.  lafs  mich  fahren^*),  oder  es  singe  der  Tod 
denselben  das  la  mi  fa  i'e^~).  zur  musik  aber  wird  getanzt, 
beide  kiinste  gehören  zusammen:  die  grauenhaften  weisen, 
welche  dort  Volker  aufspielt,  heifsen  /e/c/ie^^),  ebenso  in 
dem  schweizerischen  siegsgesange  die  sclilacht  von  Senipach 
ein  tanz''');  Freidank  spricht  von  einem  tanze,  zu  welchem 
der  tod  die  menschen  sammle  ^^),  Sebastian  Brant  von  sprän- 
gen, die  derselbe  lehre,  vom  reigen  des  todes  und  dem  vor- 
tanze daran  ^''),  ein  Niederländer  des  14n  jahrh.  von  einem 
reigen,  an  den  alle  miifsen  um  sich  hinüber  zu  singen  in 
ein  andres  land^').  die  vergleichung  ward  noch  dadurch 
empfohlen,  dafs  man  sich  auch  in  diesem  andren  lande  selbst 
die  seligen  wie  die  unseligen  tanzend ,  dafs  man  sich  him- 
mels-  und  höUentänze  dachle^^),  gerade  wie  schon  das  aller- 
thum  gesang  und  tanz  auch  in  den  elysischen  gefilden'^''). 
Hartniann  Schedels  weltchronik  von  1493 ,  die  mit  holz- 
schnitten  nach  Michael  Wohlgemulh  und  Wilhelm  Pleyden- 
wurlT  geziert  ist,  gieht  als  bihi  der  aufcrstehung^'*)  drei  tan- 

21)  z.  b.  gehab  dich  wohl,  Passaucr  ausf%  d.  säminll.  sverke  11, 
255.  383. 

22)  Judas  ebd.   5,  20i 

23)  s/n  leiclie  ItUenl  Ubele,  sin  z'iigc  sint  rüt  Nil).  1939.  s/ne  leiclie 
hellent  durch  heim  unt  durch  rant  1944. 

24)  altd.  leseb.  930,  30. 

25)  gol  tet  wol ,  daz-  er  verbot,  daz  niemnn  weiz  sin  selbes  fdt  : 
wisten  in  die  Hute  gar,  der  tanz  gewänne  kleine  schar  175,   15. 

26)  iiarrenschilF,   Strobel  232.  234. 

27)  Mones  quellen  u.  forschuiigen  1,  127.  ob  auch  die  oft  vor- 
komniende  redensart  den  tot  an  der  hant  haben  den  zum  tanze  ge- 
fafsten  tod  oder  blofs  die  greifbare  nähe  desselben  meint?  J.  Griinni 
giebt  letztere  deulung:,  mythol.  377,  vgl.  807.  für  erstere  könnten 
Str.  2  und  4  des  hochdeutschen  todtentanzgedichtes  sprechen  :  ich  hau 
iuch  an  die  haut  genomen  und  ich  wil  iuch  fiteren  bi  der  hcnd  an 
discr  swarzer  briieder  tanz. 

28)  reigen  der  engel  und  der  heiligen  bei  .Christi  hinimelfahrt : 
olTenbarungen  der  Christina  Ebnerin,  Heunianni  opuscuia  301  ;  hei  der 
himniclfahrl  Mariae  :  Mones  alld.  Schauspiele  87;  der  hello  reijc :  des- 
selben  Schauspiele   d.    uiiKelaiters  2,   81.    102. 

29)  Anacreon  4,    17.     niylliol.   807. 

30)  bl.  204  VW.  der  lateinischen,  201  vw.  der  deutschen  ausgäbe, 
hier  mit  keiner,  dort  niil  der  Überschrift  Imago  mortis:  der  vorher- 
gehende  text   fordcit  jeiioch    ein   auferslchungsbild. 


DER  TODTENTANZ.  311 

zende  todte,  denen  ein  vierler  bläst^').  das  sterben  also  ein 
lanz,  zu  weichem  der  tod  den  mensclien  aufspielt:  im  gegen- 
safze  dazu  schreibt  einmal  Heinrich  von  Nördliugen  seiner 
geistlichen  freundin  es  pfjjfet  auch  mancher^  gar  woly 
das  dem  hwrer  sücjser  ist  den  dem  ]if;jfer,  imd  die  an- 
dern tanzent  mer  darnach  dan  er  selber :  pit  hie  für  mich, 
das  ich  den  tanz-  eins  wdrhaften  lebens  Iret  nach  der 
süe/sen  j)fifen  dins  liebs  Jhesu   Christi^-). 

Wir  haben  bisher  blofs  solche  fälle  ins  äuge  gefafst,  wo 
die  verbildlichung  und  persnnificierung  des  todes  nur  gelegent- 
lich und  nur  vorübergehend  in  den  dehkmälern  unsrer  alten 
litteratur  uns  entgegentritt,  dabei  liefs  man  es  jedoch  nicht 
bewenden  :  das  Wohlgefallen  an  diesem  kreise  neugewonnener 
anschauungen  trieb  zu  abgesonderter  und  abgcsclilolsener  dar- 
stcllung  desselben,  eine  der  schönsten  alldeutschen  prosa- 
schriften ,  verfal'st  von  Johann  Ackermann  im  jähr  1429^^), 
zeigt  uns  den  Tod  in  sireitendcm  Zwiegespräche  mit  einem 
witwer,  der  ihn  vor  golt  verklagt  hat,  und  schon  im  vier- 
zehnten Jahrhundert  ward  von  den  angeführlen  vergleichun- 
gen  diejenige,  die  am  eindrücklichsten  in  die  sinne  fiel,  ward 
der  miisicierende  und  mit  den  menschen  davon  tanzende  Tod 
zum  gegenstände  dramatischer  dichtung  und  Schaustellung 
gemaclil.  denn  tanz  und  drama  fielen  damals  fast  in  eins 
zusammen,     die  tanze,  die  das  volk   schaarenweis  im   freien 

31)  'eine  Lüllicher  papicrhandschrift  aus  der  abtei  s.  Truyden  ent- 
hält liinlcii  eingeklebt  einen  liolzschniti,  auf  dem  drei  g;erippe  vor  dem 
vierten  iifeifenden  tanzen:'  MaTsmann  in  Naumanns  Serapeum  8,  131). 
dieselbe  darstellung  als  in  Scbedels  cbronik  oder  ein  ausgescbnittenes 
blallstiick  derselben. 

32)  Heumanni  opuscula  390. 

33)  unter  dem  tilel  der  ac/icniiann  at/s  B'öhcim  erneuert  heraus- 
gegeben durch  V.  d.  Hagen,  den  nanien  Johann  zeigt  das  acroslichon 
des  schlufsgebetes ,  Ackermann  als  den  zunamen  die  cap.  3  und  4. 
dieser  Johann  Ackermann  war  aber  nicht  aus  ^'()gel\vad  oder  Vogelwaid 
(v.  d.  Hagen  s.  iv.  Gottfrieds  v.  Sirafsb.  werke  i,  viii),  sondern  von 
gewerb  ein  vogler:  von  f'o^elwaid  ist  mein  pßug  cap.  3;  vgl.  gen 
und  lonj'in  ist  min  pjlitoc  altd.  wäld.  2,  51.  du  bist  ein  jii^er  klug : 
zeuc/i  hin  und  her,  pßege  deines  vatcrs  pßug  ebd.  3,  118.  ßuochcn, 
schelten  ist  min  pßuoc  ebd.  57.  iSsheit  ist  in  ein  nutzer  phluoe 
Ulrich  v.  Liechtenstein  630,  27.  W.  Grimm  zu  Freid.  385.  pßuoc 
das  Substantiv  zu  pßcgcn. 


312  DER  TODTENTANZ. 

oder  in  eigens  dazu  bestimmten  gebäuden  anstellte,  waren 
meist  auch  von  irgend  welchem  gebärdenspiel  begleitet,  ver- 
bunden mit  gesang  und  feierlichem  aufzug^*);  die  länze  der 
Jünglinge,  welche  Tacitus  als  die  einzige  art  Schauspiel  bei 
den  Germanen  nennt,  ahmten  kühn  und  schön  eine  schlacht 
nach^^),  und  selbst  in  den  geistlichen  Schauspielen  des  mit- 
telalters,  die  man  ursprünglich  doch  in  und  bei  kirchen  auf- 
führte, kam  häufiger  tanz  vor :  in  den  osterspielen  tanzten 
die  ritter  singend  zu  dem  grabe  Christi ,  das  sie  bewachen 
sollten^''),  und  tanzten  mit  jiebräischem  gesang  die  klagen- 
den Juden  zu  Pilatus  hin^^).  so  nun  auch  der  tanz  des 
Todes  als  öffentliche  Schaustellung,  als  drama.  natürlich  aber 
konnte  das  bei  den  motiven,  die  einmal  gegeben  waren,  im- 
mer nur  ein  drama  von  der  einfac-hsten  und  kunstlosesten, 
von  der  rohesten  art  sein :  indem  eine  reihe  von  menschen 
verschiedener  alter  und  stände  vorwärts  schritt  oder  auch  in 
geschlofsenem  kreise  da  stand,  und  der  Tod  musicierend  her- 
zukam und  einen  von  ihnen  nach  dem  andern  im  tanz  ent- 
führte, muste  sich  der  dialog  auf  wenige  worte,  welche  der 
Tod  zu  jedem  einzelnen  und  wiederum  jeder  einzelne  zu  dem 
Tode  sprach ,  und  muste  die  handlung  auf  eine  beständige 
Aviederkehr  immer  des  gleichen  ab  -  und  zugehens  sich  be- 
schränken, indess  man  gab  sich  auch  sonst  wohl  und  noch 
im  beginn  der  neueren  litteratur  mit  solcher  änfscrsten  ein- 
fachheit  des  dramas,  mit  solcher  eiiilörmigkeit  und  eintönig- 
keit  zufrieden,  der  ludus  de  corpore  Christi ^^),  der  streit 
der  sieben  weiber  um  einen  mann^'')  sind  um  nichts  beweg- 

34)  vgl.  was  hierüber  in  meiner  lilteralurgeschichle  §  72  und  83 
gesagt  ist. 

35)  Germania  24;  nudi  iuvciics:  auch  in  schlachten  selbst  glengen 
die  kühneren  nackt,  noch  in  späteren  zcilen  und  noch  jetzt  derglei- 
chen schwerltÜDze  :  sagen  d.  br.  Grimm  1,  241  ;  bei  den  Ditmarschen : 
Vieth  in  üahlmanns  Neocorus  2,  56G ;  in  Vorkshire:  mylhol.  281;  als 
ustej'spil:  V.  d.  Ilagens  minnes.  2,  78;  als  öirentliche  Schaustellung 
der  fechlschulen,   wie   1551   zu  Ulm:  Schmids  schwäb.  wörlerb.    18('). 

36)  z.  b.   lluiniianns  fiiiidgr.  2,  302. 

37)  fundgr.   2,  3ÜÜ.   307. 

38)  Mones   aild.   Schauspiele   145. 

30)  MafsmauMS  crläulerinigen  zum  Wessobrnuner  gebet  08.  das 
gedieht    ist    eine    mutwilligem  auslührnng    der  anfangsworte  von    Jes.   4. 


DER  TODTENTANZ.  313 

ter  und  mannigfaltiger,  ja  sind  es  eigentlich  in  noch  gerin- 
gerem grade ;  ganz  so  aber  iäfst  Pamphilus  Gengenbach  in 
seinem 'Ihatspiel'  von  den  zehn  altern  des  menschlichen  le- 
bens**^)  eben  diese,  vom  zehnjährigen  kind  an  bis  zum  hun- 
dertjährigen greise,  an  einem  waldbruder  vorüberziehn  und 
dessen  lehren  und  Warnungen  empfangen,  und  wiederum  ganz 
so  hat  sein  fastnachtsspiel  von  1517,  der  Nollhard,  die  unbe- 
wegliche haupt-  und  mittelfigur  eines  frommen  eiiisiedlers, 
der  hinter  einander  allen  mäclitcu  Europas ,  dem  pabst,  dem 
kaiser  und  so  fort  bis  zum  landsknecht  und  dem  Juden,  ihre 
Zukunft  prophezeit. 

Eine  dramatisierung  der  art  vom  tanz  des  Todes  hat  die 
deutsche  lilteratur  schon  im  vierzchenlen  Jahrhundert  besefsen, 
eine  reihe  meist  vierzeiliger  versabsätze,  Strophen,  wenn  man 
will,  die  ein  regclmäfsig  wechselndes  Zwiegespräch  zwischen 
dem  Tod  und  je  einer  person  von  immer  anderem  stand  oder 
alter  bilden,  es  sind  der  personen  ursprünglich  24,  und  ihre 
reihenfolge  ist  nach  der  rangordnung  wohl  abgemefsen :  zu- 
erst der  pabst,  dann  kaiser  und  kaiserin ,  dann  könig,  car- 
dinal,  erzbischof,  herzog,  bischof  und  so  immer  weiter  hinab; 
zuletzt  der  bauer,  jiiugling  und  Jungfrau  und  das  kind'*'). 
ihren  hauptsächlichen  inhalt  nehmen  die  reden  und  gegenre- 
den  von  dem  her,  was  die  grundanschauung  des  ganzen  ge- 
dichtes  ist,  von  dem  tanz,  an  dem  jeder  müfse,  hoch  und 
nieder,  jung  und  alt,  von  dem  tanz  und  der  ihn  begleitenden 
musik :  gelegentlich  aber  Hechten  sich  auch  noch  andre  der 
beliebten  bildlichkeiten  ein,  wie  wenn  der  Tod  (ich  führe  aus 
der  hochdeutschen  geslalt  der  dichtung  an)  zum  könige  sagt 
ich  wil  iuch  fäeren  bi  der  hend  an  disar  swarzcv  briieder 
tanz :  schwarze  brüder  sind  Benedictinermönche''^) ;  oder  er 
den  ritter  und  den  edelmann  zum  kämpf  herausfordert;  und 
überall  spricht  trell'cnd  der  Tod  und  crwiedert  ihm  der  mensch 

40)  nach   Aufsels  anzeiRcr  2,   14  bereits  im  j.   1500  gedruckt. 

41)  xye  mitcslen  all  tif  sync  J'art  und  danzen  im  7ioc/i  sijncii  7'('i/cn, 
bäbst,  kaiser,  hünig,  hischüjf,  leijcn  narrenscliilF  234  ;  pawcs,  heiser, 
hcrloghen  ende  grevcn,  gcistelic,  werltlic ,  richler  ende  Jieven ,  —  gy 
aduocaten ,  gy  ojjicialc,  richter,  schcpene  al  to  male,  —  olt ^  ,/""/'> 
starc  of  leal  bewant,  ivy  moten  alle  in  dat  ander  lant  quellen  uml 
forscliungen  1,   128  f. 

42)  in  swarlzen  kltvstern   alld.   leseb.   901,   ;{0. 


314  DER  TODTENTANZ. 

mit  der  characleristischen  beziiglichkeit,  welche  stand  und 
aller  vertragen ,  in  besonders  rührenden  wortcn  aber  das 
kind  :  oive.  Hebe  muoter  mini  ein  swarzer  man  ziuht  mich 
du  hiti.  wie  iviltu  mich  also  verlän?  muoz  ich  tanzen, 
und  kan  niht  gdn  ! 

Wo  und  wann  dieses  deutsche  drama  zur  öfTentlichen 
aufliilirung  gekommen,  wird  zwar  nirgend  berichtet,  von  ihm 
so  wenig,  als  es  bei  andren  zu  geschehen  pflegt :  doch  ist, 
dal's  solche  stattgefunden,  auch  von  ihm  unzweifelhaft:  dem 
niiltelaller  war  die  Unnatur  noch  fremd  dergleichen  blol's  zu 
schreiben  und  zu  lesen,  nicht  aber  auch  zu  spielen,  von 
Florenz  haben  wir  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhundert  das  nach- 
her zu  besprechende  beispiel  einer  umziehenden,  mit  gesang 
begleiteten  Schaustellung  des  Todes,  und  es  mag  daraus  noch 
auf  weiteres  und  früheres  geschlofsen  werden ;  in  Frank- 
reich aber  sind  während  derselben  zeit  eben  solche  dichtun- 
gen  wie  jene  deutsche  nicht  nur  handschriftlich  aufgezeich- 
net*^), sondern  sie  sind  auch  gespielt  worden,  zu  Paris  ge- 
gen das  j.  1424,  zu  Besannen  im  j.  1453**).  hier  standen 
die  todtentänze,  was  übrigens  mit  gewissheit  auch  für  Deutsch- 
land anzunehmen  ist,  gleich  aller  dramalik  in  der  nächsten 
beziehung  zu  der  kirche :  sie  wurden  von  geistlichen  veran- 
staltet und  geleilet,  sie  wairden  in  oder  bei  den  golteshäu- 
sern  aufgeführt ,  und  es  scheint ,  dafs  ursprünglich  auch  die 
in  der  legende  so  genannten  Maccabäer,  d.  h.  die  sieben 
brüder  samml  der  niutter  und  Eleasar,  die  unter  Anliochus 
Epiphanes  den  märlyrertod  gelitten*'^),  eine  rolle  in  ihnen 
und  eine  vorzügliche  rolle  gespielt  haben ,  falls  man  nicht 
blofs  die  aufführung  zuerst  an  deren  fest  verlegte :  nur  so 
oder  so  erklärt  sich  der  in  Frankreich  altübliche  name  la 
danse  Macabrc,  chorea  Machabaeorum''^).     die  alle  kirche 

43)  explicalion  de  la  danse  des  morls  de  la  Chaise -Dieu  par  Ju- 
binal,  Paris   1841,  19. 

44)  Carpentier  und   Henschel  unter  Macliabaeorum  chorea. 

45)  2  Maecab.   0  und  7. 

40)  dieser  lateinische  ausdruck  niaclil  all  die  sonst  versuchten  her- 
leilungen  unzuliil'sig,  die  von  Macarius ,  der  heiligen  iigur  einer  den 
todtentanz  beriilii-enden  legende  (  reeherches  sur  les  daiises  des  morls 
|(ar  Peignol,  Dijon  ISSO,  81  u.  a.),  von  Marc  Jpvi-il,  einem  bürger  zu 
\ienne,    der  dem  capilcl  zu    s.  Maurice  ein  gut   uameus  Mucabraij  ge- 


DER  TODTENTANZ.  315 

hal  nur  zweierlei  ungetaufteu,  blofs  in  ihrem  blute  getauften 
heiligen  eigene  feste  gewidmet,  jenen  Maccabäern  und  den 
unschuldigen  kindlein  ^'^j  ,  und  zu  Paris  fanden  die  tanze  der 
Maccabäer  aux  Itmoce?is ,  in  dem  klostcr  der  unschuldigen 
kindlein  statt ^^). 

Als  die  älteste  jahrzahl  des  französischen  todtentanzes 
ist  oben  1424  vorgekouimcn :  doch  niufs  gleich  dem  deut- 
schen auch  dieses  drama  schon  im  vierzehnten  Jahrhundert 
bestanden  haben,  denn  schon  ein  dichter  des  letztern  sasrt 
im  rückblick  auf  eine  im  j.  1376  erlittene  krankheit  jcßs 
de  Macabre  la  donce ,  qui  ioute  goiit  iiuiine  ä  sa  traice 
et  ä  la  Josse  Ics  odresse,  d.  h.  ich  wäre  an  meiner  krank- 
heit beinahe  gestorben  '^^) ,  und  um  dieselbe  zeit  ist  die  ganze 
dichtung  auch  schon  von  Frankreich  aus  nach  Spanien  ge- 
langt: ich  meine  die  danza  gcneral,  die  man  friihcrhin  irr- 
Ihümllch  dem  Juden  Santob  von  Carrion  zugeschrieben^^), 
eine  reihe  von  79  achtzeiligen  Strophen,  wechselrede  zwi- 
schen dem  Tod  und  den  von  ihm  entführten  menschen  mit  ei- 
nem eingange,  welchen  nächst  dem  Tode  selbst  ein  predica- 
dor  spricht^'),     obwohl  so  früh  bereits   eingeführt,    ist  den- 

scheukt  (Jubinal  10),  aus  dein  arubisclien  nia^baruli  oder  maghourah 
oder  mogabir  s.  v.  a.  kircliliof  (^an  Praet  bei  Doure ,  tlie  daiice  of 
Death  ,  London  1833,  30)  u.  s.  w.  ;  vgl.  Mafsniann  in  Naumanns  Sera- 
peuin  8,  135.  und  ebenso  ersebeint  es  als  ein  niissversland ,  wenn  in 
den  iiandscbriften  auf  den  zu  anfang  sprecbenden  docleur  der  naine 
Macliabre  überlragen  (Jubinal  19)  und  darnach  wieder  in  die  lateini- 
sche Übersetzung  des  französisciien  gedichts  gar  als  verfarser  des  gan- 
zen ein  Macaber  bezeichnet  wird. 

47)  Jacobi  a  Voragine  legeiida  aurea  cap.  109,  ausg.  v.  Grül'se 
s.  454. 

48)  in  Köln  ein  kloster  der  heil.  Maccabäer:  ein  dort  verfafstes 
gedieht  über  deren  niarter  von  1517  verzeichnet  Panzer,  anualen  der 
alt.   deutsclien    litt.    I,   zusiitze   142. 

49)  Marsniaiin,  der  im  Serapeum  8,  134  die  stelle  miltheilt,  srhcinl 
sie  unrichtig  aul"  die  ahfalsung  der  (lause  Macabre  auszudeuten. 

50)  Douce  25. 

51)  gedrnckt  in  Tirknors  geschichte  der  schönen  litt,  in  Spanien, 
deutsch  V.  Julius,  2,  598  —  (il2.  über  den  französischen  Ursprung 
ebd.  1,  77.  'sie  ist  aber'  unstreitig  kein  diania,  sondern  ein  lelirge- 
dichl,  dessen  aul'führuiig  ganz  willersinnig  gewesen  sein  würde'  ebd. 
1,211.  Schaek  indessen  reebnet  sie  zu  den  dramatischen  dichtungen  : 
geschichte   d.    dram.    lit.    u.   kunst   d.    S|)aiiicr   I,    123. 


316  DER  TODTENTANZ. 

noch  die  anschauung  vom  todtentanze  nie  einheimisch  in  Spa- 
nien geworden,  wie  sie  es  in  Frankreich,  wie  sie  es  gar  in 
Deutschland  ist:  erst  im  sechzehnten  Jahrhundert  kommt  sie 
wieder  dort  zum  Vorschein,  aber  auch  da  wiederum  als  drama, 
als  frohnleichnamsspiei :  ein  hiirger  zu  Segovia ,  Juan  de  Pe- 
draza,  jiat  es  gedichtet,  zum  schaden  des  todtentanzes  selbst 
res  bleiben  von  diesem  nur  der  pabst,  der  könig,  die  dame 
und  etwa  noch  der  hirte  übrig)  mit  derjenigen  einmischung 
allegorischer  personen  (la  Razon,  la  Ira^  el  Entendimiento), 
die  den  frohnleiciinamsspielen  überall  nah,  besonders  aber  in 
der  art  der  spanischen  autos  lag^^). 

Das  altfranzösische  Schauspiel,  der  erste  anstofs  dieser 
beiden  spanischen ,  ist  jedoch  minder  auf  dem  gewöhnlichen 
wege  der  Überlieferung  solcher  dinge ,  nicht  sowohl  durch 
die  Schrift  allein  als  unter  vermittelung  noch  einer  zweiten 
kunst  auf  die  nachweit  und  bis  auf  uns  gekommen,  indem 
man  nämlich  der  handschriftlichen  aufzeichnung  Strophe  für 
Strophe  bilder  beigegeben  ^^),  indem  man  zu  Paris  auf  die 
kirchhofniauer  desselben  klosters,  wo  man  den  lodtentanz  zu 
spielen  pflegte,  die  ganze  reihe  seiner  einzelnen  Situationen  sammt 
den  dabei  gesprochenen  verscn  hingemalt  und  späterhin,  ehe 
noch  die  bilder  und  inschriften  von  der  zeit  wieder  ausgewischt 
waren,  vom  j.  1485  an,  durch  holzschnilt  und  druck  deren 
ferneren  bestand  gesichert^*),  indem  man  anderswo  und  noch 
häufiger  blofs  die  einzelnen  Situationen  gemalt  oder  in  stein 
gehauen,  die  worle  aber,  welche  dazu  gehörten,  aus  räumli- 
cher nölhigung  oder  weil  mit  ihnen  jeder  doch  bekannt  war, 
weggelafsen  hat.  solcher  anschluls  der  bildenden  kunsl  an 
die  dichtende  ist  natürlich ,  ist  auch  zu  jeder  zeit  und  bei 
allen  Völkern  üblich  gewesen:  hier,  wo  die  grundlage  ein 
drania ,  eine  Verbindung  der  dichterischen  rede  mit  sinnlich 
wahrnclinibai-er  darslellung,  mit  tanz  und  gebärdenspiel  war, 
gewann  die  Übertragung  noch    an    reiz  und    leichtigkeit.     die 

52)  fai-sa  llinada  datn-a  de  la  miicrlc  1551;  neu  Lerauspegeben  von 
Wolf:   ein  spanisches   fi-ohnleiclinaiiisspiel  vom  lodtentanz,  Wien   1852. 

53)  besclireibung  solch  einer  bandscbrift  zu  Paris  bei  Jubinal  18; 
den  bandschiiften  ohne  bilder  (ebd.  19)  mügeu  lediglich  die  bilder  feh- 
len:  wir  werden   nachher  in   Deutschland  das  gleiche  finden. 

54)  Mafsinann  im  Seraj)enm  2,  191    If 


DER  TODTENTAxNZ.  317 

danse  Macabre  aux  Innocens  ist  laut  einer  chronikslelle  in 
den  Jahren  1424  bis  1425  gemalt  worden^"^);  für  die  übri- 
gen, die  gemalten  zu  Amicns"'^'"')  und  Angers  ^^),  den  gestick- 
ten bei  Nolre  Dame  zu  Dijon''^),  die  steinernen  zu  Ronen  ^^), 
zu  Fecanij)  und  im  schlols  von  ßlois*"*),  giebt  es  einstweilen 
keine  Zeitbestimmung  und  wird  auch,  da  bis  auf  den  zu  An- 
gers sie  alle  zu  gründe  gegangen  sind,  kaum  noch  eine  solche 
zu  ermitteln  sein:  nur  von  dem  gemalten  des  kreuzganges 
der  sainte  Chapelle  zu  üijon  weifs  man  ,  obschon  die  revo- 
lulion  auch  dieses  gebäude  zerstört  hat,  die  zeit  und  von  ihm 
auch  den  meister,  Masoncelle  und  das  jähr  1436''*);  der  noch 
erhaltene  aber  der  ableikirche  von  La  Chaise -Dieu  in  Au- 
vergne  mit  dem  unverkennbaren  gemisch  zweier  ganz  ver- 
schiedener arten  der  maierei,  einer  leblos  unbeholfenen  und 
einer  bewegtem  befseren ,  mag  zuerst  schon  im  vierzehnten 
Jahrhundert  entstanden  sein,  nach  1343,  in  welchem  jähre 
die  kirche  gegründet  worden,  im  fünfzehnten  aber  stückweis 
eine  übermalung  und  erneuerung  erfahren  haben"-),  die 
verse  der  dichtung  sind  auch  hier  nicht  beigefügt:  es  weist 
aber  zurück  auf  deren  grund,  wenn  auch  hier  wie  schon  in 
der  danza  general  den  anfang  der  reihe  (nur  Adam  und  Eva 
und  die  schlänge  mit  einem  todlenkopfe  gehn  noch  voran) 
und  ebeuso  wieder  deren  schlufs  eine  malerisch  bedeutungs- 
lose ligur,  ein  prediger  macht,  wir  werden  auf  den  tod- 
tentanz  von  La  Chaise -Dieu  noch  wiederholendiich  zurück- 
kommen müfsen. 

Mit  dieser  liebhaberei  der  Franzosen  für  malerische  fest- 
haltung der  todlenlanzgedichle,  die  freilich  schon  aus  der 
Sache  selber  sich  erkiiirl,  mag  man  etwa  ihre  kaum  geringere 

55)  Peignot  xxxiij   f.  83   f.     Douce   15. 

5ö)  ia  (lein  kreuzganpe  der  kalliedrale,  der  1817  abgebroelien  wor- 
den :  Douce  47. 

57)  erst  kürzlicli   unter  einem  luörlelübcrzug  entdeckt:    Jubinal   1  i. 

58)  in  der  revolulion  verschwunden  :   Peignot  xxxviij.    Douce  35. 

59)  bei  s.   Maclou  ;    ebenfalls  nicht  mehr  vorhanden:    Peignot  xlvij. 
6U)  auch  diese  beiden  nicht  mehr  da:    Jubinal   14. 

Ol)  Peignot  xxxvij.    Douce   35. 

G2)  Jubinal,  dessen  oben  schon  erwähntes  buch  aul'ser  der  beschrci- 
bung  auch  eine  vollständige  abbildunp  giebl,  hat  diese  mischung  der 
Stile  nicht  beachtet  und  setzt  das  ganze  unlerschiedlos  in  das   15c  jh. 


318  DER  TODTENTANZ. 

für  bilder  aus  der  thiersage ,  aus  den  abenteuern  des  Fuch- 
ses und  des  woIfs  vergleichen :  auch  die  thiersage  hatte 
einen  satirischen  bezug,  gelegenUich  gab  auch  sie  den  stofF 
zu  theatralischer  darslellung  (Philipp  der  schöne  liefs  mehr- 
mals um  pabst  ßonil'acius  viii  zu  verhöhnen  die  procession 
des  fuchses  Reinhard  aufführen''^),  und  scnlpturen  und  ge- 
mäide  aus  ihr  wurden  auch  in  den  Wohnungen  geistlicher 
herren  und  selbst  in  kirchen  angebracht*"*),  wie  viel  befser 
noch  passte  in  die  geheiligten  räume  der  todtentanz,  der  nicht 
blofs  satirisch,  der  zugleich  ein  geistlich-ernstes  lehrsliick 
war!  und  so  vergleichen  sich  denn  noch  näher  die  bildwerke, 
die  im  j.  1408  ebenfalls  aux  Innocens  zu  Paris  über  das 
kirchenportal  sind  gesetzt  Morden "^^),  bildwerke  aus  jener 
legende  von  den  drei  todten  und  den  drei  lebenden  königen, 
die  schon  im  dreizehnten  Jahrhundert  mit  wechselnder  ge- 
stallung  verschiedene  verfafser  gedichtet  hallen,  Baudouin  de 
Conde,  Nicolas  de  Marginal  und  ungenannte'"^),  die  auch, 
eng  wie  ihr  inhalt  an  die  danse  3Iacabre  rührt,  sich  mit 
dieser  selbst  verknüpft    und  in  sie  eingeschaltet  findet*''). 

Von  Paris  aus  kamen  bei  der  politischen  und  litterari- 
schen und  künstlerischen  veibindung  Frankreichs  mit  Eng- 
land die  reime  und  bilder  des  todlentanzes  auch  hieher :  das 
capitel  von  s.  Paul  in  London  liefs  unter  k.  Heinrich  vi 
und  schon  vor  dem  j.  1430  den  Pariser  todlentanz  auf  der 
mauer  seines  kreuzgangs  wiederbilden ;  die  französischen 
verse  wurden  dabei  wörtlich    in  die   Landessprache  übersetzt, 

63)  Reinhart  fuctis  v.  Jac.   Grimm  cc. 

64)  zeilscbr.  6,  285. 

65)  Douce  33. 

66)  Douce  31.  Jubinal  8  f.  auch  in  zwei  mittelniederdeutschen 
bearbeilungen  vorhanden:  niythol.  810.  eine  Weiterbildung  ist  die 
visio  licreniifae  von  einem  gespräch  zwischen  der  vana  Potentia,  vana 
Priidcntia  oder  Sciciitio,  vana  Pulrriliido  und  einem  rex,  einem  sapi- 
ens oder  i'i/n's/jcn'fns  und  einer  fcniina  oder  mcretrix  movtua ,  die 
hinler  dem  Macaber  in  (Joldasts  ausgäbe  von  Roderici  spcculuni  '271  ff. 
lind  in  einer  Münchner  handschrift  mit  liol/.schnitten  steht:  Mafsmano 
im  Serapeum  8,  13(5.  ebenda  sind  noch  andre  bildliche  darstellungen 
der  legende  nachgewiesen  ;  von  Orcagnas  bild   zu  Pisa  weiter  unten. 

07)  bilderliandschrif!  zu  Paris:  Jubinal  18;  drucke  von  1481).  l'»9I 
u.  a.  :   Mulsmann   im  Serapeum  2,    192.    195. 


DER  TODTENTANZ.  319 

von  John  Lyndgale  ^^).  auch  von  andern  dergleichen  gemäl- 
den ,  die  sich  ehcinais  zu  Salisbury ,  zu  Wortley  hall  in 
Gloucestershire,  zu  Hexham  in  Northumberland,  zu  Croydon 
im  palast  des  erzbischofs  befunden ,  und  von  einem  teppich 
im  Tower,  ähnlicli  jenem  zu  Dijon,  wird  berichtet;  das  bild 
in  Salisbury  soll  von  etwa   1460  gewesen  sein*'^). 

Aber  kehren  wir  in  das  heimatliche  gebiet,  nach  Deutsch- 
land zurück,  dem  lande,  das  von  der  dichterischen  wie  der 
bildenden  behandlung  des  Stoffes  länger  und  mannigfaltiger 
und  eigcnthiimliclier  als  irgend  ein  andres  ist  beschäftigt  wor- 
den :  Frankreich  hat  neben  den  bildern  das  gedieht  fast  durch- 
weg fallen  lafsen,  England  aber  hat  zu  beiden  erst  der  fran- 
zösische Vorgang  angeregt  und  eben  derselbe  Spanien  nur  zur 
dichtung. 

Die  freude  an  bildwerken ,  die  ihren  gegenständ  aus 
gleichzeitig  gangbaren  und  beliebten  gedichten  entnahmen, 
war  schon  seit  langem  in  Deutschland  nicht  minder  grols  als 
in  Frankreich,  auch  hier  wurden,  um  nur  auf  einige  näher 
liegende  beispiele  hinzuweisen ,  bilder  aus  der  thiersage  an 
die  kirchen  gesetzt,  von  denselben  geistlichen,  die  eben 
daraus  um  sich  in  ihrer  klostereinsamkeit  eine  kurzwcil  zu 
nia(;lien  theatralische  Vorstellungen  schöpften'");  an  ein  haus 
zu  Winterthur  ist  im  vierzehnten  Jahrhundert  ein  lanz  von 
männern  und  weibern  und  ein  heitres,  doch  nicht  gar  sau- 
beres abenteuer  gemalt  worden,  der  inhalt  eines  dem  dichter 
Neidhart  zugeschriebenen  liedes"*);  ebenso  in  dem  schwäbi- 
schen kloster  Lorch  ein  gleiclinis  aus  dem  Barlaain  Rudolfs 
von  Ems ,  welches  den  uubcsland  des  menschlichen  lebens 
und  die  Sorglosigkeit  der  menschen  anschaulich  macht:  letz- 
terem gemälde  waren  die  bezüglichen  verse  der  legende  beige- 
setzt'"), der  handschriftcn  aber,  in  denen  deutsche  gedichte 
von   bildern   unterbrochen    und    begleitet   sind ,    ist    eigentlich 

08)  Douce  51  f.  Lyndsate  starb  14150:  daher  die  oben  gegebene 
zeilbestiinmung;  ausgaben  seiner  übersclzung  verzeichnet,  Mafsinann  im 
Serapeum  2,  211.  der  kreuzgang  bei  Old  Sainl  Paul's  ist  schon  15'jO 
niedergerifsen  worden. 

6*))  Douce  52—54. 

70)  zeitschr.   6,   285  f. 

71)  das  Veilchen:  v.  d.    Magens  minnes.   3,  202.   4,  ■iil. 
7->)  litteraturgesch.  §  55,  8i. 


320  DER  TODTENTANZ. 

eine  unzahl,  und  die  fruchtbarste  zeit  der  deutschen  hand- 
schriftnialerei  fällt  gerade  in  das  vierzehnte  und  fiinfzelinte 
Jahrhundert,  so  ist  denn  auch  der  todtentanz  als  eine  lieb- 
lingsdichlung  eben  dieser  an  verschiedenen  punkten  Deutsch- 
lands und  jedesmal  so,  wie  örtliche  und  zeitliche  Verhältnisse 
den  text  und  noch  mehr  die  bilder  änderten,  in  die  wand- 
und  büchermalerei  übergegangen :  dadurch  allein  hat  sich, 
wie  jenes  altfranzösische,  so  auch  dies  alldeutsche  Schau- 
spiel bis  auf  uns  erhalten. 

Noch  in  der  einfacheren ,  also  der  mehr  ursprünglichen 
gestalt,  wo  der  auftretenden  personen  blofs  24  und  nur  die 
wichtigern  stände  und  ämter,  besonders  aber  die  reichern  und 
höhern  vertreten  sind  ,  giebt  den  todtentanz  ein  gcmälde  zu 
Lübeck"^),  in  einer  capelle  der  Marienkirche,  welche  sonst 
die  plaudercapelle  geheifsen  hat,  von  einem  bilde,  das  sich 
ehemals  auch  darin  befand ,  drei  plaudernden  miinnern  und 
drei  tcufeln  mit  der  Überschrift  lüg,  düvel,  lüg!''*)  leider 
sieht  man  diesen  todtentanz  nur  noch  in  einer  erneuerung 
vom  j.  1701,  der  vierten,  nachdem  ihn  frühere  schon  1463,^^) 
1S88  und  1642  betroffen  hatten,  die  bilder  mit  Ölfarbe  auf 
leinwand  übertragen  und  die  alten  niederdeutschen  reime  ge- 
gen hochdeutsche,  hochdeutsche  vom  j.  1701  vertauscht,  zum 
glück  jedoch  haben  sich  anderweit  auch  die  echten  reime,  wo 
nicht  ganz,  doch  wenigstens  theilweis  noch   erhalten'^),  und 

73)  ausfütiriiclie  besclireibung  u.  abliildung  d.  todtentanzes  in  der 
St.  Marien-kirche  zu  Lübeilv,   Lüb.   1831. 

74)  die  merltwürdiglieilen  d.  Marieii-Icirclie  zuLübeclc,  Lüb.  1823,  19. 

75)  von  dieser  die  unlersctirlft ,  die  sieb  bis  auf  die  letzte  erneue- 
rung lortgepflaozl  bat,  yinno  Dovrini  MCCCCLXIII.  in  vigilia  Assum- 
cionis  Marie. 

7f))  ein  Lübeclier  büchlein  ,  der  todtentanz  in  der  s.  g.  todten- 
Ivapelle  der  st.  Maiieiikircbe  zu  Lübeck,  {!;iebt  anfser  den  versen  von 
17l)t  auch  die  niederdeutschen,  ^^■ciche  denselben  zunächst  vorange- 
gangen, nacli  einer  Vermutung  Mal'snianns  aber  (Serapeum  10,  305 
f.)  wären  die  letztern  erst  bei  der  aulTriscbung  im  j.  1588  verfafst 
worden  und  nur  die  zwei  stro|)ben  zu  anfang  und  am  schlufs  rührten 
noch  von  der  uis|)rüngiiciicn  diclilung  lier.  diese  tauten  de  J)ot 
spricht,  tlio  (Icssein  daiizc  rope  ich  algltcniciic  pawest ,  heiser  viid 
alle  crcaliiren,  arme,  i-ike,  grole  und  hlenc.  tredet  vort:  wente  nii 
cn  liclpt  nen  Irurcn  und  daf  wegen  hind  lo  derne  Dode.  o  Dot,  wo 
.schal  ih  dal  vorslani'    ih  schal  dansscn  und  hau  nicht  ghan. 


DER  TODTENTANZ.  321 

an  den  bildern  scheint,  trotz  jenen  wiederholten  auffrischun- 
gen  und  ummalungen ,  wesentlich  nichts  abgeändert:  immer 
noch  tragen  sie,  aucli  über  jene  älteste  jahrszahl  J463  noch 
weiter  rückwärts  deutend,  im  costüm  und  mehr  noch  in  der 
einlachen,  wohl  gar  nicht  ungchildctcn  ("ormengebung  die  un- 
verkennbaren spuren  der  kunst  schon  des  vierzehnten  Jahr- 
hunderts, vierundzwanzig  menschliche  gestalten  also:  sie 
geben  sich  selbst  und  durch  die  beigefügten  Unterschriften  zu 
erkennen  als  pabsl ,  kaiser ,  kaiserin ,  cardinal,  könig,  bi- 
schof,  herzog,  abt,  rilter,  carthäuser,  bürgermeisler,  domherr, 
edelmann,  arzt,  Wucherer,  capellan,  amtmann,  küster,  kauf- 
mann,  klausner,  bauer,  Jüngling,  Jungfrau,  kind.  man  sieht, 
in  fast  ungestörter  regelmäfsigkeit  wechseln  geistliche  und 
weltliche  personen  mit  einander  ab,  und  zehn  von  vierund- 
zwanzigen  sind  geistliche:  so  gerne  ward  von  der  Stimmung 
der  zeit  ihnen  der  vortanz  gegönnt,  es  tanzen  aber  diese 
menschen  nicht  jeder  für  sich  mit  dem  Tode,  sondern  in  lan- 
ger reihe,  die  nur  an  zwei  siellen  zufällig  unleihrochen  ist, 
stehn  band  in  band  je  eine  Todesgestalt  und  eine  menschliche 
neben  einander  da  :  vierundzwanzig  menschen  und  eben  so  viele 
Tode  bilden  einen  reigcn,  aus  welchem  erst  nach  und  nach  die 
einzelnen  paare  zum  tanz  antreten  sollen,  ein  Tod  springt 
pfeifend  voran:  pfeifend,  wie  überall  in  den  alten  todtentänzen 
nur  die  geräuschvollere  musik  der  blasgeräthe  sich  angewen- 
det zeigt:  denn  sie  allein  pllegle  jetzt  den  volksgesaiig  und 
den  tanz  des  Volkes  zu  begleiten"):  in  den  Nibelungen  und 
dem  Ilosengarten,  der  hierin  nur  die  Nibelungen  weiter  l'üln't, 
ist  es  noch  das  spiel  der  geige,  von  welchem  die  dichfkunsl 
ihre  herben  bildlichkeilen  nimmt,  die  im  reigen  stehenden 
Tode  liaben  durchweg  auch  eine  springende  haltung  ihres  lei- 
bes,  während  die  menschen,  deren  band  sie  fafsen ,  minder 
lebhaft  bewegt  sind :  denn  diese  sträuben  sich  noch  und 
möchten  lieber  nicht  im  reigen  sein,  nirgend  aber  erscheint 
der  Tod  als  gänzlich  entfleischtes  gerippe:  so  stellt  man  ihn 
erst  seit  dem  sechzehnten  Jahrhundert  dar;  überall  nur  als 
eingefallene  zusammengeschrumpfte  leiche,  nicht  mit  nackt 
daliegenden,   nur  mit  stärker   hervortretenden  knochen.     das 

77)  litleralurgescbklile  iij  75,  7. 
Z.   F.   D.  A.   IX.  21 


322  DER  TODTENTANZ. 

war  im  millclalter  allgemeiner  gebrauch  ^^)  :  er  halte  seinen 
Vorgang  in  der  kunst  der  Römer;  für  die  todtentanzbilder 
kam  als  besonders  wirkender  umstand  noch  hinzu ,  dafs  in 
den  Schauspielen,  die  ihnen  zunächst  zum  gründe  lagen,  die 
Verkleidung  auch  wohl  den  äufsersten  grad  der  magerkeit, 
aber  kein  gebein  ohne  alles  Heisch  nachahmen  konnte,  und 
vielleicht  noch  ein  umstand :  in  Lübeck  nicht,  aber  anderswo 
finden  wir  den  Tod  mit  aufgeschlitztem  unterleibe  gemalt:  es 
ist,  als  hätte  der  maier  da  sein  muster  an  den  künstlich  zu- 
bereiteten mumien  kühler  grabgewölbe  genommen,  hier  in 
Lübeck,  eben  auch  als  leiche,  tiägt  immer  der  Tod  ein  viel- 
faltig um  den  leib  sich  schlingendes  und  ihn  grofsentheils 
verdeckendes  grabtuch.  vornehmlich  ausgezeichnet  mag  noch 
die  letzte  ,  [dem  wiegenkind  sich  nähernde  geslalt  des  Todes 
werden:  sie  führt  eine  sense:  in  Deutschland  und  im  vier- 
zehnten Jahrhundert  weniger  eine  erinnerung  an  den  gott  der 
zeit  als  an  den  ackermann ,  den  Schnitter  Tod ,  jene  altbe- 
liebte Vorstellung  der  Deutschen. 

Fast  durchgehends ,  wenn  wir  auf  schon  besprochenes 
zurück  und  wieder  jetzt  hinüber  nach  Frankreich  blicken, 
stimmt  dieser  todtcntanz  von  Lübeck  zusammen  mit  dem  von 
la  Chaise -Dieu.  auch  hier  erscheint  der  Tod  wie  immer 
fleischig  und  mehreremal  im  grabtuch  und  öfters  auch  hier 
nach  beiden  seiteu  hin  die  menschen  fufsend :  nur  die  pfei- 
1er,  welche  die  mauerfläche,  auf  die  er  gemalt  ist,  unterbre- 
chen, unterbrechen  auch  den  Zusammenhang  des  reigens; 
auch  hier  die  menschen  kaum  bewegt,  der  Tod  aber  fröhlich 
springend  oder  mit  weitschreitenden  beinen  zum  tanz  antre- 
tend. Übereinstimmungen,  in  denen  jedoch  weder  hier  noch 
dort  ein  merkmal  der  entlehnung  liegt:  beidemal  ward  eben 
dem  Schauspiel  gefolgt,  das  Schauspiel  aber  muste  in  Frank- 
reich wesentlich  dasselbe  als   in  Deutschland  sein. 

Der  lodlenlanz  von  Lübeck  ist  lange  zeit  hindurch,  da 
noch  ein  alleinfacher  sinn  dergleichen  dinge  höher  achtete, 
ein  rühm  und  stolz  der  sladt  gewesen:    er  ist  sprichwörtlich 

78)  noch  der  grabsteiu  landgral'  Wilhelm  II  von  Hessen  (f  IdÜ'J) 
iu  der  Elisabelheiikirehe  zu  Marburg  zeigt  denselben  als  fleischiges  ge- 
ri()j)e,  lind  doch  war  hier  ein  einzelner  tüdtcr,  nicht  der  Tod  selbst 
«bzubildeo. 


DER  TODTENTANZ.    ^  323 

geworden"'"'),  er  hat  vviederholendlich,  im  fünfzehnten  und 
im  sechzehnten  Jahrhundert,  nachahmungen  erweckt,  er  hat 
durch  deren  vermittelung  die  ganze  bildlichkeit  noch  mehr 
nach  norden  hin  verbreitet,  schon  im  j.  1496  ward  zu  Lü- 
beck ein  Dodendantz^^)  ^  ein  zweiter  eben  da  im  j.  1520*') 
gedruckt,  der  erstere  noch  in  zahl  und  Ordnung  der  bilder 
näher  bei  dem,  was  die  Marienkirche  an  die  liand  gab,  der 
andre  mit  aller  willkürlichkeit  ändernd  und  mehrend ,  durch- 
aus neugestaltend^"),  privatarbeilen ,  wenn  man  so  sagen 
darf,  beide:  beide  wichen  von  dem,  was  in  kunst  und  dich- 
tung  öffentlich  überliefert  war,  in  eigene  freiheit  ab  und 
übten  selbst  auch  keinen  einflufs  weiter  auf  die  öffentliche 
kunst  und  dichtung  Deutschlands,  doch  auf  aufserdeutsche 
dichtung  hat  der  zweite  von  1520  eingewirkt:  es  giebt  von 
ihm  eine  theilweis  wörtliche  nachbildung  in  dänischer  sprä- 
che, die  zwischen  1530  und  1540  im  druck  herausgekom- 
men*^). 

Lübeck  hatte  den  todtentanz  in  niederdeutscher,  andre 
theile  des  reichs  in  hochdeutscher  spräche :  er  gieng  durch 
die  lande  und  wechselte  die  mundart  und  mit  land  und  mund- 
art  mehr  oder  weniger  auch  die  fafsung  selbst :  gleichzeitig 
geschah  dasselbe  mit  dem  leich  der  geifsler  und,  die  dem 
todtentanz  noch  näher  zur  seite  stehn,  mit  den  passions-  und 
osterspielen  *').  wir  wenden  uns  jetzt  nach  dem  oberen 
Deutschland  hin. 

Hier  begegnet  uns  dieselbe  vierundzwanzigzahl  wie  in 
Lübeck  und  begegnen  uns  der  hauptsache  nach  eben  diesel- 
ben personen  wie  dort  in  den  meiirfachen  handschriftlichen 
oder  in  holz  geschnittenen  aufzeichuungen  des  todlentanzes, 
die  aus  der  ersten  hallte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  sich 
in  den    bibliotheken    zu  München    und   Heidelberg   und   sonst 

79)  he  s'uhl  üt  as  de  Dod  van  Lübeck:  Liibisctie  gescliichten  und 
sagen  von  Deecke   118. 

80)  Bruns  beitrüge  3,  .321    ff. 

81)  Mafsniann  im  Scrapcuiu   10,  30t')  If. 

82)  den  Tod  mit  der  sense,  den  das  kirclienbild  nur  cininat  Jiat, 
haben  seine  bilder  zu  wi(;derli()llen  malen,  und  am  schlufs  ruft  der  Tod 
ick  wyl  ijw  alle  umme  mvijm. 

83)  Miifsmann  a.  a.  o.  312  IF. 

84)  litteraturgeschichte  §  76,  38  f.  und  §  85,  52.  04. 

21* 


324  DER  TODTENTANZ. 

noch  erlialleii  iiaben  ^^).  dieselben  personen :  nur  ist  die 
reihe  der  geistlichen  und  welllichen  Würdenträger  noch  um 
den  Patriarchen ,  den  erzbischof  und  den  grafen  vermehrt, 
dem  edelmanne  ist  noch  die  edelfrau,  dem  kinde  die  multer 
beigesellt,  Jüngling  und  Jungfrau  dagegen  sind  weggelafsen, 
und  an  ihre  stelle  und  die  des  carlhäusers ,  des  Wucherers, 
des  capellans ,  des  amfmanns  und  des  küsters  sind  die  klo- 
slerfrau,  der  betller  und  der  koch  getreten :  im  ganzen  wie- 
der vierundzwanzig;  aber  der  regelmäl'sige  Wechsel  zwischen 
geistlichen  und  welllichen  ist  aulgehoben.  noch  wesentlicher 
jedoch  weichen  in  zwei  andern  punkten  diese  bücher  von 
dem  todtentanze  zu  Lübeck  ab.  den  Zwiegesprächen  des 
Todes  mit  den  menschen  geht  in  ihnen,  gleichfalls  gereimt, 
noch  eine  kurze  vermahnung  vorauf,  die  einem  prediger  in 
den  mund  gelegt  wird^*');  eine  zweite  der  art  macht  den 
schlufs ;  ja  die  eine  handschrifl  fügt  noch  eine  dritte  hinzu. 
allerdings  nun  mag,  wie  in  Spanien  die  danza  general  ein 
predicadoi' ,  in  Frankreich  die  danse  Macabre  ein  docteiir 
oder  VacUmr  eröffnet  und  auf  dem  bilde  von  !a  Chaise-Dieu 
ein  prediger  beginnt  und  schliefst ,  das  gleiche  bei  den  auf- 
führungen  des  deutschen  Schauspieles  vorgekommen,  es  mag 
der  sonst  bei  dramen  übliche  praecursor  hier  ebenso  ge<;en 
eine  person  von  mehr  geheiligter  gcslalt  und  rede  passlich 
vertauscht  worden  sein,  wie  es  geschieht,  dafs  s.  Augustinus 
oder  engel  das  cingangswort  von  osterspiclen  sprechen ^^) 
und  der  pabst  das  schlufsvvort  eines  frohnleichfiamsspicles^^); 
allerdings  auch  hat  dieses  wort  des  pabsles  ganz  die  predigt- 
weisc ,  und  überhaupt    lag  die  predigt   dem   geistlich -ernsten 

8ä)  die  eine  liandsclirift  zu  Heidelberg  fügt  den  deutschen  versen 
noeli  eine  lateiiiiselie  Übersetzung  bei.  vgl.  die  Baseler  todtentanze 
von  MarMnann  ,  Slullg.  1817,  102  f.  120  11'.;  dazu  in  Steindruck  die 
bilden  aus  Heidelberg,  wie  zu  dem  hier  gegebeneu  texte  sich  die  hand- 
schrifl des  herrn  lüiiipitsch  zu  Wien  vom  j.  1501  verhalte,  wird  aus 
der  kurzen  angäbe  in  Mones  anzeiger  8,  21 1  nicht  ersichtlich:  die  niit- 
gelhcilten  eingangsworlc  weichen  ab. 

86)  iu  der  so  eben  erv\ühnten  handschrifl  von  1501  sogar  goll  dem 
herrn  selber:  dvr  cwij^c  gol  spricht  Nu  i'r  menschen^  hallet  niciii  ge- 
bot u.   s.   vv. 

87)  IMones  Schauspiele  des  mitleiallers  1,  72.  2,  33. 

88)  Mones  altteutsche  Schauspiele  101. 


DER  TODTENTAiNZ.  325 

draina  so  wenig  fern,  dafs  man  das  spiel  von  der  liinimel- 
fahrt  Mariae  auch  innerhalb  mit  wiederholten  reden  der  art 
aus  dem  munde  der  apostel  diirchflechten  und  an  einer  stelle 
derselben  ^'•')  noch  einen  eigenen  praedicator  einschalten 
mochte :  diese  predigten  aber  des  deutschen  todtentanzes  sind 
so  zum  mindesten,  wie  sie  vor  uns  stelin,  offenbar  schon  der 
spräche  und  dem  versbau  nach  ein  jüngerer  zusalz,  sind  erst 
im  fünfzehnten  Jahrhundert ,  während  das  übrige  um  hundert 
jähre  älter  ist,  hinzugedichtet  worden,  und  was  das  wichtig- 
ste, sie  nehmen  nicht  auf  eine  lebendig  sich  bewegende 
Schaustellung,  sondern  auf  das  gemälde,  auf  die  ßguron  be- 
zug,  die  man  hier  vor  sich  sehe,  hier  also  wie  zur  glei- 
chen zeit  in  Frankreich  handschriflmalerei  des  todtentanzes, 
und  dieser  selbst  in  seinem  texte  theilweis  auf  die  bilder 
eingerichtet,  doch  fehlen  die  bilder  in  den  handschriflcn  •'*'): 
es  mochte  sich,  da  man  dieselben  fertigte,  nicht  gleich  der 
rechte  maier  dazu  linden  ;  nur  zwei  ganz  in  holz  geschnit- 
tene bücher  geben  sie,  denkmäler  der  holzschneidckunsl  von 
einem  alter  wie  wenige  mehr,  die  bilder  siellen  aber  nicht 
wie  das  in  der  kirche  zu  Lübeck  einen  zusammenhangenden 
reigen  dar:  sie  lösen  denselben,  was  in  einem  buche  nicht 
wohl  anders  angieng  und  deshalb  in  jenen  Lübecker  drucken 
und  den  drucken  der  danse  iMacabre  ebenfalls  geschah"*), 
was  auch  die  dichtung  selbst  mit  ihrer  einlheilung  in  lauter 
gleiche  stücke  von  rede  und  gegenrede  wohl  zuliefs  ,  ja  for- 
derte,  sie  lösen  den  reigen  in  die  einzelnen  lanzgruppcn  auf 
und  geben  blatt  für  blalt  nur  je  ein  paar  von  tanzenden,  den 
Tod  mit  einem  menschen;  zu  der  eingangs-  und  der  schlufs- 
rede  aber,  an  denselben  stellen  wie  dort  zu  la  Ch;use-I)ieu, 
ist  der  prediger  abgebildet,  vor  ihm  pabst  und  kaiser,  könig 
und  Cardinal,  die  ersteren  sitzend,  die  letzteren  stehend, 
schön  sind  die  bilder  nicht,  aber  woiil  mehr  durch  die  schuld 

89)  atlt.  sctiaiispiele  42. 

90)  zu  vergleiclien  der  jiliysiologiis  zu  Wien,  der  auch  auf  bilder 
verweist  ( Ftolfinauns  fundgrul)en  I,  28)  und  platz  dafür  läfst,  aber  iiin 
leer  läfst:  die  von  Karajan  in  den  Deutschen  sprach-denknialen  des  !2n 
jahrh.  herausgegebene   Umarbeitung  in   reime  hat  die  bilder. 

91)  ob  auch  bereits  in  dem  Wandgemälde  von  Paris,  ist  nicht  mehr 
zu  wiPsen  ;  la  Chaiso-Dieu  vereinzeil  die  paare  nur  zufällig,  nicht  mit 
absieht. 


326  DER  TODTENTANZ. 

des  holzschneiders,  der  sich  hier  in  einer  noch  kaum  geübten 
kunsl  versuchte,  als  durch  schuld  des  handschriftmalers,  dem 
er  gefolgt  ist.  die  heisere  mcinung  des  maiers  schimmert 
überall  noch  durch  das  harte  holz  hindurch  ,  in  den  lustigen 
Sprüngen  des  Todes  und  den  bittren  scherzen,  mit  welchen 
er  hie  und  da  seine  länzer  fafst,  wie  wenn  er  z.  b.  bei  ent- 
führung  der  mutter  deren  flatternden  kopfpulz  sich  autgesetzt 
hat.  die  bekleidung  mit  dem  grabtuche,  die  in  Lübeck  durch- 
geht, kommt  hier  nur  einige  mal  vor,  wie  in  la  Chaise-Dieu, 
und  während  dort  nur  ein  Tod,  der  an  die  spitze  gestellte, 
die  pfeife  bläst,  kehrt  hier,  wo  der  reigen  sich  vereinzelt, 
die  pfeife  des  Todes  in  drei  tänzerpaaren  wieder,  und  aufser- 
dem  noch  andere  tongeräthe  so  geräuschiger  art ,  der  dudel- 
sack,  die  tromrael,  die  pauke,  eine  bedachtlosigkeit,  dafs 
die  gleiche  person  als  spielmann  und  als  tänzer  erscheinen 
mufs. 

An  die  zwei  bisher  besprochenen  auffafsungen  des  deut- 
schen lodtentanzes ,  die  niederdeutsche  zu  Lübeck  und  die 
hochdeutsche  der  holzschniflwerke ,  schliefst  sich  eine  dritte 
gleichfalls  hochdeutsche,  die  zufällig  zwar  in  einem  unzwei- 
felhaft älteren  denkmale,  als  wenigstens  die  holzschnitle  sind, 
auf  uns  gekommen,  in  gehalt  und  gestalt  aber  ebenso  un- 
zweifelhaft jünger  ist  als  sogar  diese:  der  todtenfanz  im 
Klingenthal ,  einem  ehemaligen  frauenklostcr  der  kleinstadt 
Basel ^^).  leider  ist  derselbe,  und  nicht  blofs  durch  die  Un- 
gunst der  zeit,  solch  einem  zustand  der  Zerstörung  en (gegen- 
geführt worden,  dafs  wir  von  seinen  bildern  nur  noch  wenig, 
von  seinen  reimen  gar  nichts  mehr  würden  zu  sagen  wifsen, 
wenn  nicht  in  den  sechziger  jähren  des  vorigen  Jahrhunderts 
ein  kunstsinniger  Uasler  bürgcr,  Emanuel  Bnchel  der  bäcker- 
meister,  alles,  was  damals  noch  zu  sehen  war  (und  dessen 
war  diunals  noch  ebenso  viel  als  jetzt  nur  wenig),  sorgsam 
nachgemalt  und  abgeschrieben  hätte ''^J.     Biicliel  nun  hat  über 

92)  melireres  von  dieseni  kioslcr  in  meinem  aeademisclien  projjramm 
über  Walllier  von  Hiingen,  slifter  des  Klingenllials  und  minnesänger, 
Basel   18  45. 

93)  aus  diesem  jetzt  der  ötTenllicIien  kunstsanimlung  einverleibten 
werke  sind  die  reime  und  bilder  des  klingentbalisclien  todtenlanzes 
entnommen,  wie  Mafsniann  bei'le  in  seinen  Baseler  todtentiinzen, 
Stuttg.   1847,  veröHenllicIil  bat. 


DER  TODTENTANZ.  327 

einer  der  figureii,  über  dem  grafen ,  noch  die  Zeitangabe  ge- 
lesen üusse?it.  ior  dri  hutiterl  vnd  a'ij\  das  tausend  und  die 
hunderte  so  mit  buchsfaben,  die  zwölf  so  mit  zilTern  bezeich- 
net, man  mag  die  richligkeit  dieser  letztern  zahl  in  anstand 
ziehen,  sie  kann  verwischt  oder  unvollständig  gewesen  sein : 
aber  das  vierzehnte  Jahrhundert  steht  fest"'),  während  für 
den  Lübecker  lodtentanz  das  gleiche  nur  allerdings  wahr- 
scheinlich, die  zeit  aber,  aus  der  jene  handschriften  und 
holzschnitte  stammen,  mit  gewissheit  erst  die  vordere  hälfle 
des  fünfzehnten  Jahrhunderts  ist.  und  dennoch  ist  die  form, 
in  welcher  man  das  Schauspiel  vom  todtentanz  an  die  wände 
des  Klingenthaies  geschrieben  und  gemalt  hat,  eine  jüngere 
und  erst  eine  abgeleitete :  denn  sie  ist  deutlich  aus  einer 
Verschmelzung  der  zwei  einfacheren  hervorgegangen ,  die  zu 
Lübeck  und  in  jenen  handschriften  und  holzschuitten  vor  uns 
siehn:  sie  hält  zugleich  die  personen  fest,  die  blofs  dem 
Lübecker,  und  diejenigen,  die  blofs  dem  todtentanze  der  bü- 
cher  eigen  sind:  sie  hat  mit  letzterem  den  patriarchcn  ,  den 
erzbischof,  den  grafen,  die  edelfrau,  den  beltler,  den  koch, 
die  mutier  gemein,  und  doch  auch  mit  dem  ersleren  den 
wuchrer,  den  vogl,  den  waldbruder,  den  jüngling,  die  Jung- 
frau; nur  der  carlhäuser,  der  capellan  und  der  küsler,  welche 
Lübeck  hat,  die  handschriften  aber  nicht,  fehlen  ebenso  im 
[iiiugenlhal.  dafür  sind ,  wie  die  Heidelberger  holzschnitte 
zu  dem  arzle  noch  den  apotheker  fügen,  zwei  andre  perso- 
nen hier  noch  vermehrfacht :  neben  dem  betller  oder  krüppel 
kommt  noch  der  blinde,  und  an  den  ])lalz  des  einen  bürger- 
meislers  oder  Juristen  der  älteren  texte  rücken  drei  liguren 
dieser  art,  der  Jurist,  der  fürsprech  und  der  schultheifs. 
aufserdem  noch  treten  ohne  irgend  welchen  älteren  anlafs 
einige  personen  erst  hier  hinzu,  der  pfeifer,  der  herold ,  der 

94)  Heinrich  von  Nördlingen  ,  der,  wie  aus  seinen  biiefen  sicii  er- 
giebt,  viel  mit  den  noniien  im  Klingenliial  veikehrle,  war  zu  Basel  in 
den  jaiiren  1338.  1339  und  1347  oder  48  ( beiträ^te  zur  valerländi- 
sclien  gescbiclite,  iierausf^egeben  von  der  liistor.  gesellscliart  zu  IJasel, 
2,  13G  ff.):  dürfte  sein  scbon  oben  aiigelübries  vvort  von  dem  zum 
tanz  des  lebens  pfeifenden  Jesus  Christus  als  eine  bindeutung  auf  den 
zum  tanz  des  lodes  pfeifenden  Tod  im  Klingenthaie  gedeutet  werden, 
so  läge  darin  eine  bestdtigung  mehr  für  den  frühzeitigen  Ursprung 
dieser  bilder. 


328  DER  TODTENTANZ. 

narr,  die  begine,  der  Jude,  der  beide  d.  b.  Mobammedaner 
und  die  hcidiii:  erweilerungen ,  die  dem  todtenlanze  ibeils 
noch  ein  beslinimteres  glaubensgepräge  verleiben,  ibeils,  in- 
dem sie  auch  die  niederen  stände  zahlreicher  in  niilleiden- 
scbaft  zogen  ,  der  ganzen  dicbtiing  etwas  von  ihrer  democra- 
tischen  bitterkeit  benehmen  sollten,  durch  jene  Verschmel- 
zung der  beiden  älteren  texte  und  zugleich  diese  neuen  Zu- 
sätze ist  die  menge  der  personen,  die  ursprünglich  mit  einer 
gewiss  nicht  zufälligen  noch  bedeutungslosen  abgrenzung  nur 
24  betragen  hatte ,  hier  auf  die  nichts  bedeutende  ungerade 
zahl  31   angewachsen. 

Also  auch  zu  Basel  und  schon  im  vierzehnten  Jahrhun- 
dert ein  todlenlanz.  wenn  es  nöthig  ist,  aufser  der  allge- 
meinen Stimmung  des  volk.es  und  der  richlung  seiner  kunst 
noch  besondere  umstände  aufzusuchen,  die  der  örtlich  nähere 
anlafs  solcher  maierei  gewesen  seien ,  so  bietet  sicli  deren 
gerade  für  Basel  eine  lange ,  das  ganze  Jahrhundert  durch- 
ziehende reibe  dar,  im  j.  1314  eine  pest,  an  welcher  vier- 
zeben  tausende  starben,  und  darauf  hungersnotb  bis  zu  gräueln 
der  verzweifelung,  1349  der  schwarze  tod,  der  noch  schreck- 
licher Avütete,  1356  am  Lucaslage  das  erdbebcn ,  und  wie- 
derum erdbeben  und  seuchen  noch  in  späteren  jähren^"'),  es 
ist  jedoch  auf  dergleichen  bestimmtere  einzelanläfsc  schon 
deshalb  weniger  gewicht  zu  legen,  weil  dieser  todtentanz 
durchaus  nicht  den  character  eines  öffentlichen  erinnerungs- 
zeichens  hat,  wie  mit  den  umzögen  am  s.  Lucasfage''^;  ein 
solches  bezweckt  war :  sein  platz  sind  die  abgescblofsenen 
und  schwer  zugänglichen  räume  eines  klosters ,  die  doppelt 
unzugänglichen  eines  frauenklosters.  und  zwar  ist  es  an  den 
wänden  des  kreuzganges  angebracht,  desjenigen  theiles  der 
gebäulichkeiten,  den  nian  überall  gern  mit  bildern  schmückte, 
und  dessen  aussciinu'ickung  mit  bildern  des  lodes  schon  die 
nähe  der  gräber  empfahl,  die  innerhalb  seines  umfangs  lagen, 
es  geht  aber  hier  dem  todtenlanze  selbst  noch  eine  scene 
voraus,  die  bei  dessen  aulTülirnng,  falls  sie  nach  gewohnbeit 
in  oder  vor  einer  kirclic  geschah  ,  auch  gar  wohl  mag  vor- 
gekommen sein  :  vor  einem  beinbause  mit  aufgehäuften  schä- 

95)   Ochs  geschichle  d.   slailt  ii.   lanJscIiart  I5ascl  2,   1,  22.   02.   1)7. 
yO)  Ocbs  a.  a.  o.  19ü. 


DER  TODTENTANZ.  329 

dein  stehn  zwei  Tode,  beide  blasend,  der  eine  aufserdem 
noch  mit  der  art  von  trommel,  die  man  im  millelalter  su//iber 
nannte"'):  solche  figuren  mochten  das  spiel,  wie  auch  sonst 
im  beginn  eines  dramas  sich  musik  vernehmen  liefs"^),  eröff- 
nen und  dann  mit  Iromniel  und  pfeife  den  tanz  begleiten, 
von  eben  diesen  kann  man  sich  auch  die  worle  gesprochen 
denken,  die  als  inschrifl  über  dem  beinhause  stehn:  Hie  i-icht 
got  noch  dem  rechten,  die  lierren  ligen  bi  den  knechten, 
nü  merket  hie  bi,  welcher  her  oder  knechl  gewesen  si. 
sodann  die  tänzer,  und  zwar  wie  in  den  vorher  erwähnten 
holzschnittwerken  lauter  einzelne  paare,  nicht  wie  zu  Lübeck 
ein  gesammelter  reigen,  obschon  die  lange  und  ununterbro- 
chene fläche  der  wand  die  darslellung  eines  solchen  wohl 
gestattet  hätte :  die  beschaffenlieil  des  gedichtes  liefs  den 
maier  auch  hier  die  theilung  wählen,  von  den  figuren  der 
tanzenden  hat  die  des  Todes  überall  den  geringeren  kunst- 
werth;  nicht  ihrer  häfslichkeit  wegen :  auf  jene  sanfte  Schön- 
heit, weiche  der  Grieche  dem  Tod,  dem  bruder  des  Schlafes, 
lieh,  konnte  und  woUle  man  jetzt  nicht  ausgehn;  aber  hier 
mangelt  dem  Tode  selbst  die  rechte  characteristik ,  und  Lü- 
beck und  die  holzschnilte  leisten  darin  heiseres :  er  macht 
nicht  sowohl  den  eindruck  des  grausenhaften  als  den  des 
matten,  erscheint  nicht  sowohl  beinern  als  gleichsam  ledern 
weich,  tanzt  auch  eigentlich  nirgend,  sondern  macht  nur  mit 
schlaff  gebogenen  knieen  einen  ansatz  wie  zum  laufen,  mehr- 
mals pfeift  und  einmal  trommelt  er  noch  selbst  wie  in  den 
holzschnillen ,  und  ebenso  kommt  auch  hier  zu  mehreren 
malen  das  umgehängte  grabtuch  vor.  selten  nur  humoristi- 
sche einzelnheiten ,  fast  nur  bei  der  edelfrau  und  bei  dem 
kinde :  hier  wie  dort  hat  der  Tod  aus  seinem  tuche  eine 
kopfverhüllung  nach  weiberart  gemacht,  und  schaut  nun  so 
der  edelfrau  über  die  schultcr  hinweg  in  den  spiegel,  in  wel- 
chem sie  selbstgefällig   sich    erblicken    möchte ,   und  fafst  das 

97)  vgl.  frauciidiLMist  125,  20  dar  ntlch  ein  hulrhliiscr  slitoc  einen 
siimbcr  lueistevli'ch  gennoc. 

'J8)  primo  igiltir  pemone  ad  Ivca  siat  ci/m  insiruincnlis  niunirali- 
bus  et  clangore  tubarum  sollanipintcr  deducantur  Ficliards  Frankf. 
archiv  3,  137.  die  zwen  liornbldser  Moncs  scliausit.  des  iniMeiallers 
1,  185. 


330  DER  TODTENTANZ. 

kind,  als  solle  es  ihn  für  die  iimller  halten,  bel'ser  geralhen 
als  der  Tod  sind  die  figurea  der  menschen ,  befser  im  aus- 
drucke, bcfser  auch  in  der  Zeichnung,  der  patriarch  und  die 
edellrau  haben  schönen  fallen vvurf;  namentlich  aber  ist  die 
Jungfrau  in  gestalt  und  gewandung  ein  fast  vollendetes  kunst- 
werk  und  erinnert  an  den  adel  der  antike,  solcher  gelunge- 
nen theile  wegen  würde  man  gern  den  namen  des  maiers 
Avifsen,  dem  wir  die  ganze  lange  bilderreihe  zu  danken  haben, 
man  kann  jedoch  nur  so  viel  errathen,  dafs  er  nicht  in  Basel 
noch  in  Basels  nähe  daheim  gewesen  sei,  sondern  am  Nie- 
derrhein: das  zeigen  die  sprachlormen,  in  welchen  er  die 
verse  schreibt,  am  Niederrheine  lüftete  die  kunst  der  maierei 
schon  damals  freier  ihre  schwingen,  und  in  dem  benachbarten 
Westfalen,  zu  Minden,  ward  im  j.  1383  ein  bild  gemalt, 
welches  nah  an  den  todtentanz  und  besonders  an  eine  so 
eben  ausgezeichnete  scene  des  Klingenthaies  rührte,  ein  fah- 
nenbild,  auf  der  einen  seite  ein  königlich  geschmücktes  weih 
mit  einem  Spiegel,  darüber  vafiüas  vanitatum ,  unten  die 
Jahrszahl  1383  und  am  rande  deutsche  reime,  auf  der  andern 
der  Tod  mit  der  sense  und  wiederum  deutsche  reime  ^^). 

Die  deutschen  todlentanzbilder  und  ebenso  die  französi- 
schen sollten  nur  eine  allbeliebte  schauspieldichtung  festhal- 
ten und  veranschaulichen :  die  folge  dieser  Unterordnung  ist, 
dafs  sie  lediglich  auch  nichts  weiter  geben  als  eine  reihe  von 
einzelheiten ,  die  alle  einander  gleichartig  und  blofs  nach 
äufserer  schicklichkeit  gerade  so  geordnet  sind,  eine  reihe, 
die  nach  zufall  und  willkür  beginnt  und  endet,  aber  sich  zu 
keinem  einigen  ganzen  abschliefst,  nicht  einmal,  was  doch 
nahe  gelegen  hätte,  zu  einem  ganzen  nach  reliefart.  denn 
dafs  auf  dem  Lübecker  gemählc  alle  figuren  sich  die  bände 
reichen,  macht  daraus  noch  kein  ganzes,  giebt  ihm  keine 
cinheit,  ist  keine  composilion.  und  doch  wären  die  maier 
sowohl  dieses  todtentanzes  als  dessen  im  lilingenthal  einer 
mehr  künstlerischen  behandlungsweise  vielleicht  nicht  unfä- 
hig gewesen,  dafür  scheint  im  Klingenthaie  das  schon 
mannigfaltiger    zusammengesetzte  bild    zu  sprechen,    welches 

99)  Hilscliers  besclircibiing  d.  totlleii-taiitzes  —  in  Drefsderi,  Dresd- 
11.  Leipz.  170."),  12.  iiacL  eben  demselben  lÜ  f.  u.  91  auch  anderswo 
dergleichen   lulinenbildcr. 


DER  TODTEMTANZ.  331 

dem  tanze  voransieht,  die  zwei  Tode  vor  dem  gebeinhause, 
dafür  in  Lübeck ,  falls  dieser  theil  des  gemäldes  schon  ur- 
sprünglich ist,  die  hmdschaft  mit  der  ansieht  der  Stadt,  die 
hinter  dem  reigen  als  gemeinsamer  grund  sich  ausdehnt, 
weder  das  eine  noch  das  andre  war  durch  worte  des  ge- 
dichts  gefordert :  im  übrigen  aber  folgten  sie  diesem  und 
musten  sie  ihm  folgen,  und  da  wiederholte  sich  mit  jedem 
schritte  die  gleiche  beengung.  das  darf  man  nicht  aus  den 
äugen  setzen,  wenn  man  nicht  den  abstand  zwischen  diesen 
deutschen  bildern  und  einem  berühmten  italiänischen  dersel- 
ben zeit  und  nächst  verwandten  inhaltes  zu  grell  finden  soll, 
ich  meine  den  Iriumph  des  Todes  von  Andrea  Orcagna,  ei- 
nes der  vorzüglichsten  unter  den  Wandgemälden,  welche  die 
bogenhalle  des  Campo  santo  in  Pisa  schmücken"''^*),  es  wird 
dieses  bild  durch  einen  hohen,  bis  in  den  Vordergrund  rei- 
chenden felsen  in  zwei  hallten  getheilt.  auf  der  linken  seite 
bewegt  sich  ein  jagdzug  zu  pferd  und  zu  fufse ,  an  seiner 
spitze  drei  künige;  ihr  fröhlicher  ritt  wird  durch  drei  sarge 
gehemmt,  in  denen  drei  leichen,  ebenfalls  fürstliche  perso- 
nen,  oflen  da  liegen,  umspielt  von  schlangen  und  die  eine 
schon  fast  in  ein  gerippe  verwandelt,  ein  gebeugter  greis, 
der  heil.  Macarius,  steht  dabei  und  deutet  den  anblick  mit 
ermahnenden  worlen  aus ;  gesiebt  und  gebärde  der  könige 
und  ihres  gefolges  zeigen  grausen  und  betrübnis  und  reuiges 
insichgchn.  im  hinlergrund  felsige  und  begrünte  höhen  mit 
den  thieren  der  wildnis  und  einsiedlern ,  den  genofsen  des 
Macarius.  also  wieder  im  gemälde  wie  schon  oben  in  ei- 
nem französischen  bild  werk  die  legende  von  den  drei  lodten 
und  den  drei  lebcndiMi  königen ,  hier  aber  an  einen  heiligen 
eigennamen  angeknüpft,  während  diese  hälfte  des  bildes  den 
tod  in  seiner  bufseweckenden  macht  vorführt,  gewahren  wir 
auf  der  andren  den  wellsinn,  der  dahinlebt  in  allen  freuden, 
unbesorgt  um  den  lod  ,  welcher  den  freuden  schrecklich  ein 
ende  machen  und  den  sünder  einer  ewigen  strafe  überliefern 
wird,  unter  blühenden  und  fruchlbeladenen  Orangenbäumen 
weilt  eine  gesellschaft  jugendlicher  männcr  und  frauen ,  die 
zeit  sich  kürzend  jnit  gesang  und  spiel  und  heileren  gcsprä- 
chen.  sie  gewahren  uiclil,  wie  durch  die  lüfte  der  Tod  auf 
lüO)  Andrea  Orcagna   slarb   1389. 


332  DER  TODTEiNTANZ. 

sie  herabrauschl,  eine  grausige  weibsgeslalt  (denn  die  Ilalia- 
ner  sagen  la  morte)  mit  fliegenden  haaren,  fledei'raausfliigeln, 
dunklem  drathgeflochtenem  gewande  und,  dem  Saturnus  nach- 
gebildet, einer  sense.  schon  hat  sie,  während  lahme  und 
blinde  vergeblich  um  erlösung  aus  diesem  leben  (lehn ,  einen 
häufen  vornehmerer  darniedergemäht,  männer,  weiber,  geist- 
liche,  rilter,  könig  und  königin,  und  engel  und  feufel  eilen 
herzu  um  die  in  kindesgeslalt  entschwebenden  seelen**^*')  theils 
dem  paradiese,  theils  der  höUe  zuzutragen,  deren  eingang 
hinten  die  feuerspeiende  ölTnung  eines  berges  ist*"^).  hier 
haben  wir  denn  fieilich  composition ,  hier  kunst  in  der  dar- 
stellung  der  gedanken  von  tod  und  weit,  und  der  zwiespäl- 
tige gegensatz,  in  welchem  dieselben  scheinbar  noch  darge- 
stellt sind,  findet  alsbald  seine  einheit  in  dem  gemiit  des 
beschauenden,  aber  hier  war  auch  der  maier  an  kein  ge- 
dieht nach  art  des  deutschen  todtentanzes  gebunden  :  er  durfte 
selber  schaffen,  selbst  anordnen,  und  allerdings  kam  ihm 
auch  zu  gute,  d;ifs  überhaupt  die  kunst  in  Italien  damals 
schon  weiter  gediehen  war  als  in  Deutschland  ,  dafs  er  ein 
Italiäner  und  so  schon  von  natur  mit  drang  und  befäliigung 
zu  höherem  künstlerischem  bilden  begabt  war.  die  Wahr- 
nehmung desselben  Unterschiedes  zu  gunsten  Italiens  drängt 
sich  uns  auf,  wenn  wir  bei  Vasari  "'^)  von  jenem  fastnachts- 
zuge  lesen ,  den  einst  zu  Florenz  Piero  di  Cosimo  angeord- 
net hat,  zur  zeit  als  die  31ediceer  verbannt  waren,  im  j. 
1433.  ein  grofser,  von  büffeln  gezogener  wagen  fuhr  ein- 
her, ganz  schwarz  und  mit  todtengebcinen  und  weifsen  kreu- 

lÜI)  die  Seele  als  kind  :   vgl.  Otlocar  cp.  444.  Mones  anzeiger  8,  021. 

102)  deutlich  bloTs  eine  naclialiiiiung  dieser  zweiten  liiiirie  von  Or- 
cagnas  liiide  ist  der  triuniph  des  Todes,  den  Antonio  Cresceuzio  an 
eine  aufsenwand  des  Spedale  gi'aiide  zu  Falerjno  gemalt  hat:  vgl. 
darüber  Kin  jähr  in  Italien  v.  Slahr  2,  100.  nur  reitet  hier  der  Tod 
und  schielst  mit  plVilen,  von  dcu  pfeileu  des  Todes  späterhin  noch 
einmal;  das  pferd,  das  auch  in  der  danse  Macabre  mehrmals  vorkommt 
und  auf  Dürers  holzsehnitt  Hitler  Tod  und  Teufel,  kann  mythischen 
wie  biblischen  anlafs  haben:  apocal.  0,  S.  J.  (irimnis  mythol.  8015  — 
805.  über  den  triumph  des  Todes  von  Ilieronynius  Bosch,  der  sich  zu 
s.  lldcfonso  in  Spanien  befinden  soll,  weifs  ich  aufser  dieser  augabe 
nichts. 

1ü:{)  opere  (l'irenzc  1822)  3,  55  —  57. 


l)El\  TODTENTANZ.  333 

zen  bemall;  auf  ihm  stand  rieseiiliafl  der  Tod  mil  der  sense, 
umgeben  von  zugedeckten  grähern.  von  zeit  zu  zeit  aber 
hielt  der  aul'zug  still :  ein  dumpfer  posaunenstofs  ertönte,  die 
gräber  ölFnelen  sich  ,  die  todten  stiegen  heraus,  männer  näm- 
lich in  schwarzer  kleidung  mit  weils  darauf  gemalter  abzeich- 
nung  des  gebeines,  und  setzten  sich  auf  den  rand  der  gräber 
und  sangen,  das  lied  begann  dolor ,  pia/ito  e  pcnitefizia, 
und  weiter  kamen,  mit  anbringung  eines  durch  die  Jahrhun- 
derte und  namentlich  auch  in  Deutschland  oftmals  wieder- 
kehrenden Spruches '*'''),  die  verse  darin  vor  ?norti  s?'am, 
come  vedete:  cosi  inovti  vedrem  voi.  fummo  giä  comi  voi 
setc ;  voi  sarcie  come  noi.  vor  und  hinter  dem  wagen  rit- 
ten todte  auf  abgemagerten  pferden,  jeder  mit  vier  ihm  gleich 
verlarvten  dienern,  welche  schwarze  fackeln  trugen  und  eine 
grofse  schwarze  fahne  mil  kreuz  und  todlenkopf "'^).  zehn 
ebensolcher  fahnen  beschlofsen  den  zug.  und  so  bewegte 
sich  derselbe  vorwärts,  indess  alle  mit  zitternder  stimme  das 
miserere  sangen,  gewiss,  ebenso  weit  als  jenes  bild  zu  Pisa 
an  belebter  mannigfalligkeit,  an  einheit,  an  kunst  die  bilder 
in  Basel  und  Lübeck  und  zu  la  Chaise-Dieu  überlridt,  ebenso 
weit  dieser  florentinische  fastnachlszug  den  tanz  der  todten, 
wie  man  ihn  in  Frankreich  und  in  Deutschland   spielte. 

Richten  wir  den  blick  wiederum  nach  letzterem  lande, 
hier  zeigen  uns  Lübeck  und  das  Klingenthal  in  Basel  und 
die  holzschnittwerke  wesentlich  stäts  die  gleiche  schauspiel- 
dichlung,  nur  dafs  im  Klingenthal  dieselbe  weiter  und  reicher 
als  sonst  ausgeführt,  zu  Lübeck  aber  deren  echte  gestalt  fast 
durchweg  gegen  eine  spätere  Überarbeitung,  die  kürzere 
Strophe  der  wechselreden  gegen  eine  von  acht  zeilen  ver- 
tauscht ist:     noch    aber   spricht   z.    b.    das    kind    in    Lübeck 

104)  siis  sprechcnt,  die  da  sint  begraben,  bcidiu  zen  alten  unt  zen 
knaben  '  daz  ir  da  si't,  daz  wäre  wir;  daz  wir  nii  s/n,  daz  werdet  ir^ 
Freidauk  22,  18.  über  dem  beinliaus  in  Manuels  todlentanze  hie  Ugend 
also  iinsre  gebei/i.  zu  uns  hür  danzend,  groj's  und  klein,  die  ir  ie/z 
sin,  die  waren  wir.  die  wir  ictz  sind ,  die  werdeii  ir.  andre  stellen 
bei  Mafsniann  int  Scraiteuni  8,  1157  f.  und  l)ei  \\illi.  Grinini  über  Frei- 
dank 51). 

lOr»)  ist  die  laline  mit  dem  Todesbild  zu  Minden  und  sind  die  ihr 
älinliclien  anderen  bilderiubnen  urspiünglicli  ebenso  wie  diese  zu  Flo- 
renz verwendet  worden? 


334  DER  TODTExNTANZ. 

ganz  so  zum  Tode  wie  an  den  andren  orten :  o  Dot,  ico 
schal  ik  dat  vorsfan?  ik  schal  danssen  und  kan  nicht 
ghanl  die  Lübecker  reime  und  bilder  haben  nachahmungen 
in  niederdeutscher  spräche  herbeigeführt :  auf  ähnliche  weise, 
jedoch  selbständiger,  ordnet  sich  neben  die  holzschnitte  und 
das  Klingenthal  noch  ein  zweiter  hochdeutscher  todtentanz, 
gleichfalls  ein  druckwerk  (die  erste  seiner  mehrfachen  aus- 
gaben mag  schon  um  1460  erschienen  sein)*"^),  gleichfalls 
in  achtzeiligen  absätzen  des  gespräches,  aber  so,  dafs  gleich 
die  ersten  eingangsworte  fast  noch  lebendiger  als  irgend  sonst 
den  eindruck  eines  aufführbaren  und  aufgeführten  dramas 
machen.  Wol  an  wol  an  ir  henken  vnd  knecht  Springet 
her  hy  von  allem  gesiecht  fVie  iunck  ivie  alt  wie  schone 
ader  kriij's  Ir  ?n/(/set  alle  in  difs  daritz  hufs.  den  vier 
blasenden  Toden,  welche  das  beigefügte  bild  als  die  Sprecher 
dieser  worte  bezeichnet  (schon  auch  erheben  unter  ihnen 
drei  todte  sich  zum  tanz),  folgt  zunächst  ein  todter  auf  der 
bahre,  den  wieder  andre  umspringen,  einer  dazu  noch  trom- 
melnd ;  Alle  menschen  dencken  an  mijch  Vnd  hüden  vor 
der  icerlt  st/ch  Ich  hafte  viell  gutes  vnd  was  in  eren  Golt 
und  sylber  hatte  ich  tzu  vertzeren  Nu  hyn  ich  inn  der 
iciirme  gewalt  u.  s.  w.  hierauf  37  paare  der  tänzer,  zuerst 
der  Tod  und  der  babst  und  so  fort  die  übrigen  geistlichen 
und  gelehrten,  cardinal,  bischof,  ojßcial,  diimherr,  pferr- 
ner,  cafpellan,  apt  und  art^^t;  dann  die  weltlichen,  kaiser, 
konig,  herczog ,  graue,  ritter ,  iunckher,  icapendreger, 
rauber,  Wucherer,  burger,  hantwercksinan,  iungeling,  das 
iunge  kindt,  wirt,  spieler,  diep,  der  böse  vwnich,  der  gude 
monich,  bruder,  doctor,  burgermeister,  rather,  vorsprech, 
schriber,  nonne,  burgerin,  iunckfrauwe,  kauf  man;  zuletzt 
wie  in  der  spanischen  danza  general  "*')  noch  todte  von 
allem  staidt:  Nv  kämmet  her  fürt  von  allem  stait  JVelych 
hyc  vor  difser  dantze  nyt  en  halt.  Vwer  ist  vyll  ich  by?i 
alleyn  Doch  überwinden  ich  uch  alle  gemeyn  Vwer  tzyt 
ist  kommen  yr  müfset  sterben  Langer  tzyt  mogent  yr  ?iyt 
erwerben    Synt  yr  gottes  frunde  das  ist  uch  gilt    Ist  das 

106)  Mafsm.inn    im  Serapuiiin  2,    134   11".     icli    lial)e   das  meusebacbi- 
scbc  exeniplar  (von   1470?)  auf  der  bibliotliek  zu  Berlin  benutzt. 

107)  lo  que  dice  la  Muerte  a  los  quo  iion  iiombro :  Ticknor  2,  Ö12. 


DER  TODTENTANZ.  335 

/////  so  fürt  yr  in  der  hellen  ghiil;  und  nach  deren  anl- 
wort  die  schhifsrede  des  Todes  (im  bild  ein  beitiliaiis) : 
Merckent  vnd  gedenkent  ijv  menschen  gemeijn  Hi/e  Ifjgent 
geheync  grofs  vnd  kleyn  Welchs  syn  man  frauwe  ritter 
oder  knechl  Hye  halt  sych  tzii  lygon  yedermnn  recht 
Der  arme  hy  dem  rychen  der  knecht  by  dem  herrn  — 
Welcher  auch  sy  der  geweitigst  an  synem  gewallt  Der 
drett  herfüre  er  sy  Hing  oder  alt  —  Nil  buwe  auch  eyn 
yederman  off  dyssze  werll  Vnd  sehe  an  yr  siiberlychs  vnd 
snodes  geizellt  Der  kerner  ^^^)  ist  yfs  genant  Dar  inn  so 
kommen  wyr  gar  tzii  hant  Goit  ivoille  das  wyr  also  dar 
in  kommen  Das  yfs  komme  vnfseren  seien  tzu  frommen. 
auf  den  bildern  steht  bald  der  Tod  nur  vor  dem  menschen 
bald  tanzt  er  vor  ihm ,  bald  auch  ergreift  er  ihn  mit  zum 
tanze  5  immer  ist  er  zugleich  gerippt  und  fleischig-  und  fast 
immer  mit  irgend  welciiem  tongeriithe  versehn,  mit  trompete, 
dudeisack,  orgel,  geige,  harfe,  triangel  oder  Schellenklapper, 
beim  kind  mit  einem  kinderspiel,  einem  slab  mit  einer  Wind- 
mühle darauf,  zuweilen  (auch  dies  für  die  öflentliche  Schau- 
stellung ein  wohl  tauglicher  schmuck)  kommen  wappenbilder 
vor,  beim  pabst  und  beim  kaiser  die  schlüfscl  und  der  doppelle 
adler  auf  dem  banner  der  trompete ,  welche  der  Tod  bläst, 
beim  könig  und  beim  gralen  l'ahnen,  welche  sie  selber  halten, 
mit  den  französischen  lilicn  und  d(;n  liirschhörnern  Würtem- 
bergs,  dem  wappenträger  aber  führt  der  Tod  sein  eigenes 
Wappenschild  entgegen ,  einen  todlcnkopf  und  darüber  zwei 
gekreuzte  todtenbeine. 

Jenes  wappen  in  der  fahne  des  grafen  mag  auf  den  ersten 
Ursprung  des  gedichtes  weisen :  andre  eigenheiten  weisen  auf 
einen  Zusammenhang  mit  der  französischen  danse  Macabre 
hin.  nicht  die  drei  lilien  in  der  fahne  des  königs  :  der  kö- 
nig von  Frankreich  stand  dem  deutschen  mittelalter  wie  er- 
klärlich an  der  spitze  alles  königlhums:  so  tritt  derselbe 
schon    bei    Wernher    von    Tegernsee    in   dem    osterspiele    de 

108)  (las  beinhaus,  mittellat.  earnarlum,  ahd.  charndri,  iiilid.  iilid. 
charnflrc  kariicr  ^vriifr:  Sclniieller  2,  06.  330.  Riiol.  2()(),  1.  iiiinncs. 
2,  333  I)  (wo  V.  d.  Hipien  die  lesart  gerner  f^egcti  die  scliwerlich  bes- 
sere kcrenter  vertauscht  hat).  Icseb.  3,  1,  456  f.;  gcrnerhtifs  iiar- 
renscliiir  134.  265.  gernerbcin  ebd.    185 


336  DER  TODTENTANZ. 

advenlu  el  interitu  Anlichrisli  aiif'"^),  und  wo  Nicolaus  von 
Strafsburg  von  einem  reichen  und  mächtigen  könige  zu  spre- 
chen hat,  spricht  er  jedesmal  von  dem  von  Frankreich*'"^, 
sondern  einmal  die  anordnung  der  länzer,  welche  das  ganze 
in  zwei  reigen  iheilt,  einen  geistlichen  und  einen  weltlichen: 
anderswo  in  Deutschland  sind  beide  stände,  in  Lübeck  sogar 
mit  regelmäfsiger  abwechslung  gemischt;  in  Frankreich  aber 
trennt  der  todtentanz  von  Paris  und  ebenso  der  von  la  Chaise- 
Dieu  auf  ähnliche  weise,  wenn  auch  nicht  die  stände,  so 
doch  die  geschlechler  *"),  noch  mehr  aber  an  einzelnen  stel- 
len ,  beim  kinde ,  beim  kaufmann,  die  Übereinstimmung  der 
Worte *'^).  rechnet  man  hiezu  noch  den  auffallenden  umstand, 
dals  der  lateinische  todtentanz  von  Petrus  Desrey*'^),  den 
man  gewohnt  ist  als  eine  Übersetzung  der  danse  Macabre  zu 
betrachten,  gleichwohl  auf  dem  titel  von  deutschen  versen  als 
seiner  urform  spricht  ( choren  ab  ea'imio  Macabro  vei^sibus 
alemanicis  edita  et  a  Petro  Desroy  emetnlata) ,  so  könnte 
deutsches  Selbstgefühl  daraus  wohl  den  schlufs  ziehn,  es  sei 
für  die  danse  Macabre  aus  unsrer  deuts';hen  dichtung  ge- 
schöpft, erst  von  Deutschland  aus  sei  der  todtentanz  nach 
Frankreich  gebracht  worden,  indess  würde  so  nur  Über- 
eilung folgern,  denn  es  wäre  alsdann  nöthig  anzunehmen, 
dafs  3Iacaber  der  name  eines  deutschen  dichters,  dafs  diesem 
deutschen  dichter  zunächst  die  lateinische  chorea  nachge- 
ahmt und  erst  aus  der  chorea  die  danse  Macabre  über- 
setzt sei.  Desrey  hat  jedoch  nicht  früher  als  unter  Karl 
VIII  und  Ludwig  xii  gelebt,  während  die  danse  Macabre  aux 
Innocens  zu  Paris  bereits  im  j.  1425  vorhanden  war.  liie- 
nach  kann  das  durchgängige  zusammentreiren  der  danse  Ma- 
cabre und  der  chorea  nur  so,  wie  man  es  von  jeher  gelhan 
hat,  aufgefafst,    für  die  wenigen  stellen  aber,    wo  jene  auch 

10<»)  l'ez  Uicsaur.   aiiecd.  2,  3,    185   If. 

HO)   Pfeiirers  deutsche  mysliiier  J,  2(5:5,  36.  2(J7,  34.  288,  I,  302,  13. 

111)  unter  deu  ausgaben  der  dause  Macal)i'e  entiiäll  die  erste,  von 
1485,  nur  noch  die  niänner,  die  von  l-'SSti  nur  die  weiber,  nuinner  und 
weiber  beide  zuerst  die  \ou  14'J9:  Malsinann  im  Serapeum  2,  l'Jl- 
iy3.   195. 

112)  Malsmann  a.   a.  o.    2,   188.  8.    132, 

113)  Pariser  ausgaben  von  1  il)0  und  H'.tD :  Mursniann  Serap.  3, 
193.   196. 


DER  TODTENTANZ.  337 

rail  dem  deulsclieii  lodlcntanze  ztisainnieiilriüt ,  niiils  sie  als 
das  Vorbild  betrachtet,  miils  aiicb  in  diesem  falle  neben  tau- 
send anderen  enl lehnung  aus  Frankreich  angenommen  wer- 
den. Macaber  als  diclitername  ist  wie  das  ebenso  auf  fran- 
zösisch vorkommende  Machabj'e^^^)  lediglich  ein  misverstand 
des  genitivs  Macabre ,  Macltabaconim ,  und  auch  in  den 
versibus  alemanlcis  liegt  sicherlich  blofs  irgend  welches  mis- 
verständnis.  oder  soll  man  den  ausdruck  so,  wie  Goldast  es 
versucht  hat*''),  deuten?  er  fügt  hinzu  id  est,  in  niorem 
ac  modos  n't/wiorum  Gi'vmam'coruin  co/z/positia :  die  verse 
der  französischen  Urschrift  seien  von  der  art  gewesen,  wie 
man  auch  auf  deutsch  zu  dichten  pflege ,  verse  mit  blol'ser 
silbenzjihlung  und   mit  reimen. 

So  hatte  sich  das  Schauspiel  des  Todes  in  nur  zwiefa- 
cher geslalt  über  Deutschland  ausgebreitet :  mannigfaltiger 
als  seine  worte  wechselten  die  bilder,  die  man  ihm  beigab, 
wo  man  es  an  die  wände  schrieb  oder  es  in  bücher  schrieb 
und  druckte  :  die  bilder  waren  an  jedem  ort,  in  jedem  buche 
neu  und  andre:  sie  kamen  erst  später  und  immer  nur  gele- 
gentlich und  überall  nur  im  Verhältnis  der  Unterordnung  zu 
den  Worten  hinzu,  darum  heilst  auch  die  zuletzt  bespro- 
chene dichtung  auf  dem  litel  ihrer  allen  drucke  der  doten 
dantz  mit  ßguren.  indess  noch  in  demselben  Jahrhundert 
wendete  sich  das  Verhältnis,  bereits  jene  handschriflen  und 
holzschniltdrucke  zeigen  uns  das  Schauspiel  auf  die  liguren 
zugerichtet  und  damit  die  letztern  zur  hauptsache ,  die  verse 
des  erstem  aber  zur  beigäbe,  zur  erklärung,  zur  blofsen 
Überschrift  und  Unterschrift  gemacht,  und  das  war  nicht 
wohl  möglich,  wenn  das  Schauspiel  als  solches  noch  in  all- 
gemein lebendiger  Übung  war.  wirklich  auch  ist  von  etwa 
der  mitte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts,  von  derselben  zeit  an, 
da  sie  in  Frankreich  noch  die  cliorea  IMacliabaeorum  spiel- 
ten, für  Deutschland   keine  spur  und  kein    grund  zu  der  an- 

114)  in  Pariser  liandscliriflcii  der  ilaiise  Macabre  als  uanie  des  den 
eingaiig  sprecheiidea   docleur:    Jubinal    19. 

115)  in  dem  neuen  abdruck  der  cliorea  {Exiinii  Macabri  sjirculiiin 
c/iorcac  morlimruin  u.  s.  w.)  hinler  seiner  ausgäbe  des  S|i(Miilmii 
oiunium  slatuum  lolius  orbis  terrarum  auct.  Roderico  episcoiio  Zaino- 
rensi,  Ilanov.   1G13,  231   ff. 

Z.  F.   D.   A.  IX.  22 


338  DER  TODTENTANZ. 

nähme  mehr  vorhanden ,  dafs  der  todtentanz  noch  aufgeführt 
und  in  andrer  weise  sei  vor  äugen  gebracht  worden  als 
durch  bild  und  schrift  und  druck.  um  so  überraschender 
ist  es ,  wie  gleichwohl  in  einem  allbekannten  spiele  der  Ju- 
gend noch  bis  auf  den  heutigen  tag  sich  ein  nachklang  jejier 
alten  Schaustellungen  erhalten  hat.  in  dem  lext  derselben, 
wie  ihn  die  handschril'ten  und  holzdrucke  geben,  nennt  das 
kind  den  Tod  einen  schwarzen  mann :  ein  swai^zej"  man 
ziuht  mich  da  hin;  und  unsre  kinder  haben  ein  fangspiel, 
wo  eines  nach  dem  rufe  fürchtet  ihr  euch  cor  dem  schwar- 
zen mann?  und  nach  der  antwort  we//^  den  übrigen  entgegen- 
läuft und  so  viele  es  vermag  aus  ihnen  herauszugreifen  und 
damit  sich  beizugesellen  sucht:  ganz  der  Tod,  der  aus  dem 
versammelten  reigen  einen  nach  dem  andern  wegführt  und 
dessen  schaar  sich  dadurch  fort  und  fort  vergröfsert. 

Also,  abgesehen  von  diesem  kindlichen  Überrest,  seit 
dem  fünfzehnten  Jahrhundert  keine  aufführung  des  lodten- 
tanzes  mehr  in  Deutschland ,  ja  überhaupt  fast  keine  dich- 
tung  mehr,  welcher  in  Selbständigkeit  diese  anschauung  den 
inlialt  gäbe,  desto  häufiger  aber  seitdem  die  bilder,  und 
nun  sind  es  diese,  die  von  ort  zu  orte  wandern:  die  verse 
gehen  nur  noch  zur  begleilung  mit;  und  die  bilder  bleiben 
dieselben,  während  die  verse  sich  ändern  müfseu ,  ja  ver- 
schwinden; oder  es  tritt  eine  ganz  frische  uraschöpfung 
der  bilder  ein,  und  damit  vielleicht  auch  eine  ganz  frische 
gedichtheigabe.  an  der  spitze  aber  all  dieser  orte  und  des 
ganzen  neuen  gliederreichen  geschlechtes  der  todtentanzbilder 
steht  Basel,  steht  als  mutter  und  ahnherrin  der  todtentanz  im 
Klingenthaie. 

Die  nächste,  vielleicht  auch  die  erste  Wanderung  trat 
er  von  KIcinbascl  lierübei"  nach  Grofsbasel  an,  vom  kreuz- 
gange des  Kliiigenthals  an  die  kirchhormauer  des  prediger- 
klosters.  die  liauplanliiise  dieser  verpllanzting  liegen  nah: 
das  frauenklüsler  im  liliugcnllial  stand  unter  besonderer  pllege 
und  aufsieht  der  j)redigerm(inclie '"7  und  daher  mit  denselben 
im  engsten,  vielleicht  in  täglichem  verkehr;  die  mönche  aber 
rausten  es  wünschbar  finden,  dafs  eine  bilderreihe  von  so 
allgemeiner  eindringlichkeit  nicht  so  wie  dort  den  äugen  der 

116)  mein  VValtLer  v.  Klingen  s.  18  f. 


DER  TODTENTANZ.  339 

menge  dennoch  entzogen  bliebe,  dafs  vielmehr  eben  solche 
bilder  anch  an  dem  Zugang  ihrer  kirche  angebracht  und  da 
eine  beständig  fortwirkende  unlerstiitzung  der  predigt  und 
eindrucksamer  als  schrift  und  wort  eine  belehrung  der  laien 
würden  :  denn  zumal  in  diesem  veriiallnisse  pflegte  das  mittel- 
alter  den  bildlichen  schmuck  der  geheiligten  räume  auFzu- 
falsen*'');  damit  lehnte  man  auch  den  Vorwurf  des  bilder- 
diensles  ab*'^)  möglich  ist,  dafs  ein  weiterer  anstofs  die 
grofse  pest  gewesen,  die  im  j.  1439,  nachdem  schon  wäh- 
rend des  Jahrs  vorher  eine  schwere  theurung  geherschl  hatte, 
auch  Basel  ergriff  und  da  ihre  Verheerungen  unter  der  biirger- 
schaft  wie  inmitten  des  versammelten  concils  anrichtete*'"), 
es  möchte  jedoch  vorschnell  sein,  deswegen,  wie  man  wohl 
ihut,  die  anfertigung  der  bilder  auf  eben  dieses  jähr  1439 
zu  beraumen,  zwar  aus  dem  fünfzehnlen  Jahrhundert  sind  sie 
gewisslich :  ein  gegenbeweis ,  aus  den  costiimen  etwa  ^~^), 
kann  mit  Sicherheit  nicht  geführt  werden,  da  auch  im  mitlel- 
alter  die  gröste  wandelbarkeil  der  trachten  gegolten  hat  und 
z.  b.  die  mieder  der  frauen,  die  schnabelschuhe,  die  zwie- 
f'ärbig  getheilten  kleider  in  öfterem  Wechsel  auf-  und  wieder 
abgekommen  sind;  und  hier  wird  die  Unsicherheit  dadurch 
noch  vermehrt,  dafs  die  bilder  im  verlaufe  der  zeit  mehr- 
fache ummalungcn  haben  durchmachen  müfsen ,  bei  denen 
schwerlich  jede  einzelheit  der  ursprünglichen  costümierung  ist 
geachtet  und  festgehalten  worden,  noch  aus  dem  fünfzehnten 
Jahrhundert  sind  sie  gewisslich,  kaum  jedoch  älter  als  aus  der 

117)  erniahnungen  der  Leiligen  kiiclie  durch  schrift  und  gollcs- 
dienst  und  bilder:  Taiilcr  (Frarikf.  1820)  1,  288  f.  alter  gebrauch  in 
Italien,  dafs  die  prediger  lange  pergauicntstreifen  vor  sich  liegen  hat- 
ten, deren  eines  ende  die  ihnen  nülhigen  forinelri  und  gebcte  enthielt, 
während  auf  den  andern  herabhängenden  theil  bilder  für  das  unten  zu- 
hörende volle  gemalt  waren;  bläller  der  arl  noch  zu  Iloin  und  Pisa: 
Rumohrs  italiän.  forschungen  1,  2't5.  kirchengemälde  die  heil,  sciirifi 
der  laien:  prcdigtstelle  in  Mones  anzeiger  8,  Cill.  ^ot  hdl  den  Icicn 
g'cgebcn  —  driu  biiock  —  .  dei'  himel  ist  der  bi/orhe  einez.  —  daz 
ander  buorh  ist  dnz  ^emwlde  —  .  duz  drille  buocit  ist  pj'affcn  leben 
u.  s.  w.  Heidelb.  hs.   341,   I8i   b.  c 

118)  vgl.  z.   b.  in  Gregors  d.  gr.   brieten  9,  1Ü5.   11,  13. 

119)  Ochs  3,  277  ff. 

120)  wie  das  Fischer  versucht,  über  die  entslehungszcil  iinii  den 
nifister  des  Grofsbasler  todlentanzes   15   f. 

22* 


340  DER  TODTENTANZ. 

mitte  desselben :  denn  es  haben  bei  ihrer  Übertragung  vom 
Klingenthal  zu  den  predigern  schon  die  bilder  der  Trüber  er- 
wähnten bandschriften  und  holzscbnittdrucke  sichtlicbeu  eiu- 
flufs  ausgeübt,  die  älteste  jahrszabl  aber,  welche  man  für 
diese  letzteren  nachweisen  kann,  ist  die  zahl   1443. 

Übrigens  ist  dieser  lodtentanz  zu  predigern  ebenwie  der 
im  Klingentbale  der  Zerstörung,  ja  er  ist  einer  gänzlichen  Ver- 
nichtung anheimgefallen,  im  j.  1805,  nach  langer  Verwahr- 
losung, nachdem  zuletzt  sogar  ein  seilermeisler  längs  der 
mauer  sein  gewerb  getrieben,  hat  die  obrigkeit  dieselbe  nie- 
derreifsen  lafsen ,  bei  nacht,  weil  sie  doch  den  Unwillen  der 
bürger  scheute,  einzelne  stücke  wurden  dabei  noch  von 
freunden  der  alten  kunst  geborgen :  sie  linden  sich  jetzt  fast 
alle  in  der  Öffentlichen  kunstsamraluug  vereinigt ;  das  ganze 
aber,  die  bilder  sammt  den  reimen ,  ist  nur  noch  in  den 
kupferstichwerken  der  alten  Meriane,  Johann  Jacob  und  3Iat- 
thäus'"'),  und  zuverläfsiger,  weil  keine,  selbst  unabsicht- 
liche Verschönerung  mit  unterlief,  in  der  abbildung  wiederum 
von  der  kunstfertigen  und  getreuen  band  Emanuel  Bücheis 
aufbewahrt ,  die  ebenfalls  jetzt  in  unserer  öffentlichen  samm- 
Inng  liegt ^~^).  die  häuser,  denen  gegenüber  sich  einst  die 
bemalte  mauer  hingezogen,   heil'sen  immer  noch  am  todtentanz. 

Wir  haben  nunmehr  die  bilderreihe  selbst  des  näheren 
zu  betrachlen.  es  sind,  im  ganzen  nur  wenig  geändert,  die- 
selben bilder  als  im  Klingenthal.  auch  hier  wie  dort  39  paare 
und  ebenso  geordnet:  hinter  dem  beinhause  der  pabst,  der 
kaiser  u.  s.  f. ;  blofs  palriarch  und  crzbischof  sind  wegge- 
lal'sen,  und  dafür  ist  hinter  den  könig  noch  die  königin,  hinter 
dem  herzog  die  herzogin  und  als  letzte  gestalt  noch  der  ma- 
ier selbst  hinzugefügt,  eine  person,  welche  dem  todtentanze, 
solange  er  noch  als  drama  galt,  natürlich  fremd  gewesen; 
aufserdem  ist  an  die  stelle  des  fürsprechen  der  rathsberr,  an 
die    der    begine    der    krämer  gerückt,    nnd    kind    und    mutter 

121)  .loliaiin  Jacobs  seit  1()'>I,  Matlbiius  des  ältein  seit  1G49: 
s.  MürsiiKiiiii  im  Scrapeuiu  'i,   175   11'. 

\'>'l)  nach  Hiieliei  die  hilder,  zuiii  tbcil  uucli  der  lext  in  de»  Ba- 
seler lodteiitünzeii  vuu  Marsiiiaiiii  und  mit  allerii.iud  äiideruiigeu  und 
Zusätzen  die  später  zu  Basel  lierausgekoninienen  sleiuzeicbnuugen  von 
Hieionymus  Hels,  ia  danse  des  inoi'ls  ä  Basle. 


DER  TODTExNTANZ.  341 

sind  in  eine  Vorstellung  vereinigt,  die  geistlichen  Herren 
moclilen  ihren  stand  nnveriiältnisniälsig  stark  vertreten  lin- 
den ;  kaum  aber  hätten  sie  den  patriarchen  und  den  erz- 
bischol"  und  die  begine  beseitigt,  wenn  die  pest  von  14;^.) 
den  hauplanlars  der  nialerei  gegeben  hätte :  denn  gerade  bei 
dieser  war  der  tanz  ancli  an  mehr  als  einen  wiirden- 
Iräger  der  kirclie  gekommen,  solchen  abänderungen  in  be- 
treff der  tänzer  gesellten  sich  noch  zwei  aulserlialb  liegende 
Zusätze,  bilder,  von  denen  das  Klingenthal  nocii  nichts  ge- 
wnst  hatte,  die  aber  hier  vor  den  beginn  und  hinler  den 
schlui's  noch  angereiht  wurden  ,  an  den  beginn  und  noch  vor 
das  beinhaus  ein  prediger,  an  den  schlufs  sodann  Adam  und 
Eva  mit  der  schlänge,  ähnlich  der  todtentanz  von  la  Ch.iise- 
Dieu ;  nur  ist  hier  der  siindenl'all  schicklicher  ganz  an  den 
anfang  gesetzt,  und  so  halle  es  wohl  der  baslerische  maier 
auch  geordnet,  wenn  jene  französischen  bilder,  worauf  die 
erste  Vermutung  fallen  möclile,  ihm  das  muster  gewesen 
wären;  statt  dessen  schlofs  er  mit  der  ursach  alles  todes, 
dem  siindenfaile ,  weil  ihm  zuletzt  noch  freier  räum  übrig 
blieb  und  etwa  ein  geistlicher  des  klosters  ihm  mit  nach- 
träglichem ralhe  zur  band  gieng;  den  prediger  aber  entlehnte 
er  aus  einem  bandschriftbilde  oder  holzschnitt,  wie  deren 
gegen  1450  schon  in  umlauf  waren:  die  composition  dieses 
geniäldes ,  der  prediger  auf  der  kanzel  und  vor  ihm  pabst 
und  kaiser,  könig  und  königin,  cardinal  und  bischof,  aber 
auch  leule  niederen  Standes,  ist  deutlich  dem  ersten  bilde 
der  holzschnittwerke  von  Heidelberg  und  München  nach- 
geahmt, es  fehlt  auch  sonst  nicht  an  beispielen ,  wo  die 
malerci  eines  kirchlichen  und  gerade  solch  eines  kirchlichen 
raumes  sich  angesclilol'sen  hat  an  die  bihler  eines  buches: 
um  nur  das  namhafteste  nocJi  zu  vergleichen,  die  berühmten 
glasgemälde  in  dem  kreuzgang(;  des  kloslers  Hirsau  waren 
stück   für  slück  aus   der  biblia   pan|)eniin   enludmiiien  ''"'). 

Fafscn  wir-  nach  diesci'  bctraciihMi"  des  "iuizcn  nun 
auch  die  einzelheiten  ins  äuge,  so  erweist  sich  uns  darin 
überall  der  forlschritl,  den  die  kiinst  \\iihren(l  des  Jahrhun- 
derts gemacht  halte,  das  zwischen  den  inaicreien  im  Klingen- 
Ihal  und  dieser  ihrer  nachbildung  in  tirofsbasel  liegt,  die 
12  3)    Gesscrls  geschiclili;   der  glasinalerci   123.   vgl.    118. 


342  DER  TODTENTANZ. 

beschräukung  zwar  auf  je  zwei  tanzende,  den  Tod  und  einen 
menschen,  ist  gehlieben,  und  ebenso  im  wesentlichen  die  auf- 
falsung  derselben:  aber  innerhalb  dieser  grenzen  geht  alles 
weit  über  das  urbild  hinaus,  im  lilingenthal  sind  alle  umrifse 
noch  mit  breiten  schwarzen  strichen  bezeichnet,  und  die  ma- 
ierei giebt  uns,  mit  geringem  farbenweclisel,  eine  gleich- 
tönige  auslüUung  derselben :  im  predigerkirchhof  ist  solche 
einfachheit  und  armut  längst  schon  überwunden ,  der  maler 
freut  sich  an  wechselnder  mannijjffaltigkeit  der  färben  und  an 
ihrer  abstufung  durch  licht  und  schatten,  die  Zeichnung  ist 
berichtigt  und  die  gebärde  zu  treffender  characleristik  belebt, 
der  Tod  ist  beinerner,  rippiger,  obschon  auch  hier  kein  ganz 
entfleischtes  gerippe ,  mit  einziger  und  wohlangebrachter  an- 
nähme bei  dem  arzte,  den  ein  skelet  auffordert  die  anatomie 
zu  beschauen;  seine  Stellung  entschiedner  als  im  Klingen- 
thal die  eines  tanzenden  und  sein  verhalten  gegen  die  men- 
schen reicher  als  dort  an  humoristischen  ziigen.  namentlich 
kehrt  das  hier  öfter  wieder,  dafs  sich  der  Tod  in  höhnisch 
vertraulicher  weise  mit  irgend  einem  bezeichnenden  eigen- 
thume  des  menschen  schmückt,  den  er  davon  führt,  so  trügt 
beim  cardinal  auch  er  einen  cardinalshut,  beim  ritter  einen 
hämisch ,  beim  arzt  eine  salbenbüchse ,  beim  narren  eine 
kappe  mit  eselsohrcn  und  schellen  5  dem  verkrüppelten  betller 
tritt  auch  er  mit  einem  stelzfufs  entgegen,  dem  pfeifer  hat 
er  die  geige  weggenommen  und  spielt  ihm  vor.  bei  den- 
jenigen menschengestalten,  die  schon  im  Klingenthal  gelungen 
waren,  ist  der  abstand  des  künstlerischen  werlhes  minder 
grofs ;  die  Jungfrau  steht  sogar  hinter  der  des  Klingenlhales 
um  manchen  schritt  zurück,  eine  figur  jedoch  überrascht 
wahrhaft  durch  die  treffende  auffafsung,  die  ihr  geworden, 
nämlich  die  des  koches ,  im  Klingenlhal  eine  der  character- 
losesten,  hier  ein  feister  mann  mit  behaglichem  angesicht  und 
gelüftetem  gewande,  damit  ihn  weniger  schwitze,  nun  ist 
freilich  schwer  zu  entscheiden,  wie  viel  von  all  dem  lobe 
auf  die  rccimiing  des  ersl(Mi  malers  und  oh  nicht  gar  alles 
auf  die  rechnung  eines  sjiätcrn  falle,  denn,  wie  bereits  be- 
merkt, auch  dieser  todlentanz  ist  wiederholendlich  übermall 
und    ausgemalt    worden;     die     liaupterneueruiig    geschah     im 


DER  TODTENTANZ.  343 

j.  1568  durch  Hans  Hug  Kluber*'*),  von  ihm  denn  wird 
auch  die  Ölfarbe  herrühren  und  vielleicht  erst  dainil  jene 
vollkommene  farbengebuni; :  die  ällern  bilder  waren  sicherlich 
nur  in  walserlarbe  ausgeführt ,  gleich  denen  des  Klingen- 
Ihals.  und  wohl  auch  er,  und  nicht  schon  der  ältere  maier, 
hat  den  sclilufs  der  ganzen  reihe  dahin  abgeändert,  dafs  in 
dem  letzten  bilde  nicht  mehr  die  mutter  ersclieint,  sondern 
der  künstler  des  ganzen  werkes,  und  deswegen  nun  im 
vorletzten,  anstatt  des  kindes  allein,  die  multer  mit  dem 
kinde.  denn  die  multer,  besonders  aber  der  maier  selbst  in 
der  spanischen  modetracht  des  sechzehnten  Jahrhunderts  sind 
unverkennbare  portrailbilder,  und  nicht  blofs  eine  freilich  jün- 
gere Unterschrift  bezeichnet  sie  als  die  contrafacluren  Hans 
Hug  Klubers  und  Barbarae  Hallerin  seiner  hausfrau,  sondern 
auch  die  verse,  die  dem  Tod  in  den  miind  gelegt  sind,  nen- 
nen schon  denselben  namen  :  Hons  Hug-  li///hef%  laß  malen 
slolm  u.  s.  f.  es  wäre  zu  umsländlich,  lieber  zu  vermuten, 
dafs  Kluber  auch  liier  ein  älteres  bild  nur  auf  sich  umgemall 
habe:  vielmehr  scheint  die  ganze  hinzufiigung  des  maiers 
erst  dem  Berner  lodlentanze  von  Nicolaus  Manuel  abge- 
sehn,  zumal  auch  die  ähnlichkeit  der  an  beiden  orten  beglei- 
tenden verse  von  der  art  ist,  dafs  die  kluberisclien  sich  als 
eine  nacliahmung  derer  zu  Bern  erweisen,  im  übrigen  isl 
es  den  versen  ebenso  wie  den  bildern  ergangen:  es  sind  die 
alten,  es  sind  die  des  Klingeulhals,  aber  so,  wie  das  fünf- 
zehnte und  mehr  noch  das  sechzehnte  jalirhunderl  sie  nach 
dem  model  seines  geschmacks  und  ungosclimacks,  nach  sei- 
nem Verständnis  und  misverständnis  geglaubt  hat  umändern 
zu  sollen,  frische  züge,  die  gleichwohl  innerhalb  des  kreises 
der  echten  alten  anschauungen  bleiben,  werden  damit  nur 
ausnahmsweise  herzugeführt,  beim  grafen  etwa,  wenn  nun 
der  Tod  zu  ihm  spricht  hcrr  graj\  geht  mir  das  bottc/i- 
hrot^^^'),  oder  wenn  der  Tod  beim  namen  Durrlhig-  genannt 
wird  ''*"').  zuweilen  auch  (denn  jetzt  waren  ja  die  verse 
zur  blofsen  eiklärung  geworden)  ist  die  änderung  nur  um 
des  bildes  willen  und   nach  dem  bilden  gemacht,     so  z.   b.   bei 

124)  iiu'lir  ii!)L'r  diescMi   in    Marsiniiritis   U.isclcp  liKlIciiliinzcii    \'l   W. 

125)  der  Tod   als   hole   pnlles:   iiiylhol.   7'J9. 
120)  \^\.   Dün-bein  ii.   dffl.   mytliol.   812. 


344  DER  TODTENTANZ. 

der  edelfrau.  sie  und  ihr  über  die  scluilter  der  Tod  schauen 
in  den  Spiegel,  dazu  im  Klingenlhal  diese  worte  des  Todes, 
dnnzcn  ,  fraw,  noch  üwereji  sin ,  bis  de  pfif  ein  ton  ge- 
win: si  hat  i'or^^^)  frawen  vi.l  betrogen,  die  al  der  tot 
hin  hat  gezogen;  und  diese  der  edelfrau,  ich  so/t  haben 
?nötes  vi/,  seh  ich  for  mich  der  freuden  spil.  des  tödes 
pfif  mich  min  ^'^^)  bezivingt;  sin  ^^'^)  danz/eit  hie  gar  grü- 
lich  klingt,  in  Grofsbasel  aber,  nun  mit  beziehung  auf  den 
Spiegel,  welchen  das  bild  zeigt,  vom  ade/ froiv,  last  ewr 
pflanzen  ^^^):  ihr  vrüjset  jetzt  hie  mit  mir  tanzen;  ich 
schon  nicht  eivers  geelen  haar,  loas  seht  jhr  in  den 
Spiegel  dar?  und  sie  o  angst  und  nohtl  wie  ist  mir 
bschehenl  den  Tod  hab  ich  im  spiege/  gsehen.  mich  hat 
erschreckt  sein  grewlich  gstalt,  dafs  mir  das  herz  im  leib 
ist  kalt,  oder  bei  dem  blinden,  im  Klingenlhal  ist  er  ein- 
fach mit  einem  hiindchen  an  der  schnür  gemalt:  eigentlich 
aber  sollte  er  gemalt  sein  mit  einem  führenden  weib  oder 
mädchen.  denn  der  Tod  sagt  da  kum,  blinder!  du  miist 
ietz  mit  mir  an  dinen  dank,  das  sag  *^*)  ich  dir.  ich  wil 
din  füerer  iezen  sin :  dor  um  vurlofs  din  füererin ;  und 
der  blinde  es  ist  mir  yemer  ach  und  ach ,  icie  wo/  ich 
min  füererin  nie  gesach,  das  du  mich  da  von  teilt  tringen, 
die  ich  volhoimet^^'^)  mit  singen.  in  Grofsbasel  schneidet 
der  Tod  die  schnür  des  hundes  durch ,  und  nun  die  verse 
dein  wegzeiger  schneid  ich  dir  ab.  tritt  sittlich:  fällst 
mir  sonst  ins  grab,  du  armer  blinder  alter  stock  in  dei- 
nem bilden  bletzten^^'^)  rock;  und  er  ein  blinder  mann  ein 
armer  mann  sein  tnus  und  brot  nicht  gwinnen  kan. 
könt  nicht  ein    tritt  gehn  ohn  mein  hund.     gott  sei  globt, 

127)  bei  Bücliel //Vr. 

128)  d.   Ii.  miiine;   Biicbel  viyn. 
12fl)  bei  Büchel  Ein. 

130)  iiJUinzrn  (vgl.  litt,  gesell.  §  3,  18)  wird  iiainentlich  vom  her- 
auspulzerMleii  (irdiien  des  baars  gebraucht :  Uhlands  voliislieder  105.  366. 
Schiiieller  1,  329. 

131)  sa'^  fehlt  bei  Büchel  und  auch  bei  Mafsniann;  die  verwischte 
stelle,  die  im  urbilde  vor  dank  gewesen,  ergänzen  beide   Ain  viinen. 

132)  bei  Büchel  vol/iernnt.  nach  Stalder  2,  55  hei  Pst  hoi-nen  wei- 
nend ein   starkes  gesehrei  erheben,     vov  singen   fehlt   etwa   noch  wi'm. 

133)  bletzvn,  plc/znn  flicken,   noch  jetzt   mundartlich. 


DER  TODTENTANZ.  345 

(lafs  hie  ist  die  stitncl.  solche  beispiele  zeigen  deulliehcr 
als  alles,  in  wie  veränderter  Stellung  gegen  friilierliin  die 
reime  des  todlenlanzes  sich  zu  den  bildern  desselben  jetzt 
befanden. 

Der  Übergang  aus  dem  Klingenthal  nach  dem  prediger- 
kloster  ward  für  die  fernere  gescliichle  des  todtentanzes  ent- 
scheidend, denn  eigentlich  erst  hier,  wo  die  gemälde  sich 
dem  täglichen  anblicke  der  kirchgänger  und  der  bewunderung 
einheimischer  wie  fremder  frei  dahingaben  ,  konnte  der  Tod 
V071  Basel  ein  aufgesuchtes  Wahrzeichen  der  Stadt  und  ein 
Sprichwort  des  volkes  *^*)  und  damit  der  anstofs  werden, 
dafs  solche  art  der  verbildlichnng  jetzt  noch  allgemeiner  gäng 
und  gäbe  und  noch  öfter  und  an  noch  mehr  orten  beliebt 
ward,  als  schon  bisher  geschehn.  zwar  die  dichtkunst,  sie 
allein  oder  als  die  hauptsache,  befafste  sich  damit  nur  wenig 
mehr,  ein  beispiel  folgende  verse,  die  zu  anfang  des  sech- 
zehnten Jahrhunderts  auf  die  innere  seite  eines  buchdeckels 
sind  geschrieben  worden  ^'^'') ,  bruchstücke  vielleicht  eines 
gröfseren  gedichtes. 

fVer  bistu  den  jch  hie  sieh  ; 

ai/ier  gestalt  so  ei'seJü'öckenlieh 

Ich  inuoj's  heij  ineiiicr  trete   ver  jehenn 

greiefsJieher  ding  hau  ieh  nie  gescehen 

sein^^*')  jinbliek  hat  mieli  so  gar  geletzt  ^^') 

Das  Jch  bin  aller  ehrajft  entsetzt 

Ich  hab  goj'ochlen  menngen   tag 

das  mir  inei/n  viaotl  nie  erlag 

als  scijt  ich  harn  yn  dise  Nott 

Ich  main  du  snjest  der  bitter  todt 

134)  vgl.  (las  li(Ml  in  den  Schweizer  liülireilien  und  vollcsliedern 
V.  WjTs  (1820)  91  ;  sn  schi'idrig  ivii;  der  Tod  im  Basler  tudctanz  He- 
bels werke  (18;$Ü)  1,  177;  alle  schaiidi-r  der  natur,  der  Tod  von  Ha- 
sel nnd  der  Neid  von  WciJ'senJeh  PliUens  werke   (1848)   4,   (iO. 

135)  das  buch  ist  in  v.  d.  Ilagens  besitz;  es  entliält  aniser  dem 
Orendel  von  1513  noch  mehrere  andere  bis   1516  reichende  drucke. 

136)  lies  dein. 

137)  letzen  im  sinne  von  entkräften,  scbüdigen  hat  auch  noch  Lu- 
ther Jes.  11,  9,  man  wird  nirgend  letzen  noch  verderben  auf  mei- 
nem heiligen   berge. 


346  DER  TODTENTANZ. 

Selig  ist,  der  hot  gehalden  gotz-  vnd  der  ki/rgen  geholt, 

vnd  in  gotzforchi  sein  leben  volbracht  hot. 
Ach  ich  ge  sterhenn 

Ja  ich  hin  den  alle  dinp,-  forchl  '^^) 

die  gott  aajf  erde  ye  geworchi 

der  vioeht  mir  keines  wir  leiderstan 

hierumb  so  mnestu  auch  daran, 

Perioden  Die   leayfs  ich  wo II 

das  ist  wen  sich  zertrennen  soll 

Die  seil  von  leib  so  kam  ich  gleich 

Jung  alt  fraw  man  ar/nb  vnd  reich 

Die  inuessend  alle  an  meinen  dants, 

Dein  helldnbarten  ward  nie  so  sjrlantz 

Das  sy  mir  wider  stuondl  ije 

JVoll  her  rnd  stirb  die  stundt  ist  hie 
Nu  volg  mir  nach 
und  daneben  am  rande 
,  e,  ]{,    0  gott  lafs  mich  also  vnberaijttet  nit  ersterben 

lafs  mich  vor  deine  göttliche  hulde  ericerben 
,  d,   t,    das  er  mag  nu^^^)  nit  mer  gesein 

jch  will  dir  legen  die  stoltzigkayt  dein 
nicht  viel  jünger,  im  j.  1533  oder  1534  zu  Antwerpen  ge- 
druckt ****),  sind  die  lateinischen  hexameler  des  Eusebius  Caii- 
didus ,  plausus  luctißcae  mortis,  ein  wechselgespräch  zwi- 
sclien  dem  Tod  und  39  menschen ,  zuerst  dem  imperator 
und  dem  re.v  Rhenanus,  dann  dem  pabst  und  andern  geist- 
lichen, darauf  wieder  weltlichen  personen ;  als  todtentanz 
bezeichnet  er  sich ,  wo  zum  abte  gesagt  wird  chorea  sal- 
tabis  eadem. 

Das    möchten    aus    der   dichfkunst   nun  die  einzigen  bci- 
spicle  sein  :   zahli'cich  aber  sind  und  immer  zalilrcicher  werden 

1!}S)  sinpnlarisclies  zeit"  ort  pcM-ade  auch  bei  alle  ding  in  IFaiis 
Süclisens  coiiiödie  die  uiigleiclien  kinder  Evae,  act  '.\ ,  alle  (li/isf  war 
schon  zuhereil  Ja  ncchteii  iinib  die  vrxperzcit ,  und  in  lUilands  Volks- 
liedern 72."),  ddfs  alle  ding  nit  gitll  als  vil  und  hlib  auch  bei  dem 
reell ten   zil. 

]'.\[))  nv  unsieiier;  statt  er  mag  lies  en  mag;  d,  t,  l)edeutel  der 
Itid ;  e,  Jl,  vielleicht  ein  Bitter. 

1  iü)  hinter  einem  lateinischen  draina  von  der  Siisanna  ;  daniarlt 
bei   Doucc    18-24. 


DER  TODTENTANZ.  347 

die,  wo  sich  die  bildende  kunsl  den  todlentanz  oder  ilim  zu- 
nächst verwandte  anscliauun<;en  zum  gegenstände  nimmt,  ich 
erinnere  an  die  bildchen  von  Hans  Baidung  Grün  (1470 
—  1552),  welche  die  oirentliclie  Sammlung  zu  Basel  besitzt, 
zwei  weiber  vom  Tode  wie  vom  buhlen  überrascht,  anziehend 
durch  die  Vermischung  des  grausens  mit  wollüstiger  Üppigkeit, 
und  noch  einmal  liier  an  jenen  holzschnitt  in  der  chronik 
Harlmann  Scliedels ,  die  aul'erstehung  der  todfen  mit  musik 
und  tanz,  nun  ward  auch,  nachdem  er  bisher  nur 'gemalt 
und  gezeichnet  worden,  der  todlentanz  einmal  aus  stein  ge- 
bildet :  in  Frankreich  geschah  das  häufiger,  herzog  Georg 
von  Sachsen,  der  schon  in  der  hauptkirche  zu  Annaberg, 
welche  er  von  1499  bis  1525  baute,  die  zehn  Icbensalter 
beider  geschlechter  uiul  am  schluls  jedweder  geschlechtsreihe 
hier  eine  todtenbalire,  dort  einen  schild  mit  dem  geripp  eines 
todlen  hatte  in  stein  aushauen  lalsen'*')  und  dadurch  den 
anlals  ähnlicher  Wandgemälde  zu  Leipzig  und  zu  Freiberg '^~) 
mochte  gegeben  haben,  derselbe  herzog  zierte  sein  schlofs 
zu  Dresden,  dessen  bau  er  im  j.  1534  angefangen,  mit  noch 
ernsteren  und  eindrucksameren  zeichen  aus ,  einem  todlcn- 
kopf  am  schlulssteine  des  thorbogens,  einem  lodtengerippe 
im  giebel,  einem  lodlentanze  längs  der  mauer  des  dritten 
Stockwerks.  denn  der  tod  war  zumal  den  gütern  seines 
lebens  wiederholendlich  nah  getreten,  halte  ihm  schon  i'rüher- 
liin  sechs  seiner  kinder  und,  da  eben  der  schlolsbau  begann, 
auch  die  gattin  geraubt,  ein  grofser  brand,  der  das  schlol's 
1701  zerstörte,  hat  diese  Steinbilder  alle  thcils  auch  zerstört, 
theils  doch  beschädigl :  noch  aber  blickt  der  todtenkopf  vom 
thor  herab;  der  todtentanz  ist  im  j.  1721  auf  den  kirch- 
hof  der  neusladt  Dresden  übertragen  und  dabei  durchweg 
wiederhergestellt,  in  einigen  (Iguren,  den  vier  letzten,  ganz 
neu  gefertigt  worden  '''"'^).     sieben  und  zwanzig  reliefgesl.illen 

141)  an  den  zwei  cliiireii  über  den  sacristeien.  ausrUlirlielier 
darüber  Hilsclier  in  seiner  beschreibunff  des  todten-tanzes  an  b.  <Ieor- 
gens  schlofse  in  DreCsden,  Dresd.  u.  Leipz.   1705,   32  11". 

142)  Hilseber  41.  92.  das  Leipziger  bild  war  au  Aiierbatlis  hol, 
auf  der  seile  gegen  den  neuiiiarkl  bin  ;  am  ende  der  zehn  aller  sland 
der  Tod   mit  einer  S(;blinge. 

143)  abbildung  in  einem  bueb  von  Naumann,  der  lod  in  allen  sei- 
nen  beziebungen,  ein  warner,   Iröster  und   lustigmaebei-,  Dresd.    1844. 


348  DER  TODTENTAiNZ. 

von  ungefälir  lebensgröfse ;  die  auflafsung  und  die  anordnung 
durchaus  neu  und  eigenlliiimlich.  keine  paare  von  tänzern, 
auch  kein  reigen,  an  welchem  zwischen  je  zwei  menschen 
immer  wieder  ein  Tod  gestellt  wäre :  nur  dreimal  zeigt  sich 
dessen  bild,  zuerst  blasend  und  hinter  ihm  pabst,  cardinal, 
erzbischof,  bischof,  domherr,  pfarrer  und  niönch ;  dann  eine 
Irommel  rührend  (todtenbeine  sind  die  schlägel)  und  iiinter 
diesem  kaiser,  köuig ,  herzog,  graf,  ritter,  edelmann,  ralhs- 
herr,  handwerker,  landsknecht,  bauer,  belller  und  nun  auch 
einige  weiber,  die  äbtissin,  die  edellVau,  die  bäuerin ,  dann 
kaufmann,  kind  und  greis ;  zuletzt  mit  niederwärts  gekehrter 
sense  der  dritte  Tod.  die  figuren  sind  keineswegs  unschön, 
sie  sind  alle  mit  sauberkeil,  einige  wie  der  cardinal,  der 
erzbischof,  der  mönch,  der  kaiser,  der  könig  auch  mit  be- 
zeichnuiigsvoUem  ausdrucke  gearbeitet :  aber  es  fehlt  die  ver- 
anschaulichung eines  eigentlichen  taiizes  :  nur  wenige  krüm- 
men oder  schwingen  ihre  beine  demgemäls ;  die  meisten  gehen 
nur  einer  hinter  dem  andern  her,  und  nicht  einmal,  dafs  alle 
einander  die  bände  reichen :  sie  halten  sich  auch  sonstwie 
an  dem  Vorderarme  fest  oder  berühren  ihn  gar  nicht. 

Diese  bilderreihe  zu  Dresden  mag  ihre  entstehung  zwar 
dem  antriebe  verdanken,  der  von  Basel  aus  ergangen  war 
und  unterhalten  ward :  im  übrigen  ist  sie  eigen  und  uuab- 
jiäno^i"^.  andre  werke  der  art  jedoch  ,  und  deren  mehr  und 
namhaftere,  ja  theihveis  hochberühmte,  sind  auf  den  todlen- 
tanz  von  Basel  als  ihr  wirkliches  Vorbild  gefolgt  oder  haben 
ihm  doch  folgen  wollen,  antheil  hieran  hat  sicherlich  auch 
der  umstand  gehabt,  dafs  letzterer  sich  in  einem  kloster  des 
predigerordens  befand,  eines  ordens  von  einflufs  und  überall 
hin  sich  erstreckender  Verbindung:  kaum  nur  durch  zufall 
ist  es  wiederholendlich  gerade  dieser  orden  gewesen,  in  des- 
sen kirche ,  an  dessen  kirclihöfen  der  todtentanz  von  Basel 
unmittel-  oder  mittelbare  naclialimung  erfuhr,  die  dominicaner 
halten,  wie  zuerst  sie  die  myslik  in  Deutschland  eingeführt, 
so  auch  und  eben  jetzt  eine  vorwaltende  neigung  zu  allego- 
rischer uiul  dem  verwandter  aiilTafsung  und  darslellung:  bei- 
spiel  und  Zeugnis  dessen  die  schrillen ,  die  über  das  schach 
und  selbst  das  kartenspiel  von  dominicanern  verfafsf  sind  **'*). 

144)  vgl.  meinen  aul'salz  über  das  sfliachzabelljucli  Konrads  v.  Am- 


DER  TODTENTANZ.  349 

Der  zeit  nach  ziiuächst  schliefst  sich  hier  an  Basel 
Stral'sburg  an,  mit  den  bildern,  die  noch  im  fünfzehnten 
jalirluindert  an  die  inneren  wände  der  predigerkirche,  der 
jetzt  sogenannten  neuen,  sind  gemalt,  bei  der  reformation 
jedoch  übertüncht  und  erst  im  j.  1824  wieder  entdeckt  und 
iheilweis  wenigstens  wieder  sichtbar  sind  gemacht  und  geiafsen 
worden**''),  abweichende  behandlung  fehlt  zwar  auch  diesen 
bildern  von  Strafsburg  nicht,  es  sind  weder  paare ,  welche 
tanzen,  noch  ein  geschlol'sener  rcigen,  noch  ein  aufzug  :  fast 
überall  sind  mehrere  menschen,  wie  sie  durch  stand  oder 
alter  oder  sonst  zusammengehören ,  je  in  eine  gruppe  ver- 
einigt und  stehen  so  theils ,  theils  wandeln  sie  hinler  einer 
gemalten  reihe  von  säulen  und  bogen  entlang;  in  jede  gruppe 
springt  und  greift  der  Tod  hinein  um  einen  daraus  oder 
gleich  ein  paar  an  seinen  tanz  zu  holen,  der  Tod  wie  sonst 
ein  mit  haut  und  diinueni  fleisch  und  noch  mit  dem  grabluch 
angethanes  gerippc  :  nirgend  aber  führt  er  wie  auch  in  Basel 
ein  longeriithe,  und  ebenso  mangelt  den  gestalten  der  nicu- 
schen  jede  weitere,  noch  mehr  bezeichnende,  humor  und 
ironie  noch  verstärkende  beigäbe:  über  die  kleidung,  die  ein- 
fache handgebärde  und  die  mitunter  hochgelungene  gebärde 
des  angesichtes  geht  die  characteristik  nicht  hinaus,  den- 
noch hat  der  lodlentanz  bei  den  dominicanern  zu  Strafsburg 
von  dem  bei  den  dominicanern  zu  Basel  nicht  blofs  den 
anstofs,  er  hat  auch  das  mafsgebende  muster  von  daher  em- 
pfangen, das  wird  durch  die  figurenreichere  gruppe,  die  auch 
hier  den  anfang  macht,  den  prediger  auf  der  kanzel  mit  Zu- 
hörern aller  stände  ihm  zu  füfsen ,  und  noch  unzweifelhafter 
durch  mehr  als  eine  figur  in  eben  dieser  und  in  späteren 
gruppen  sichtlich ,  und  es  würde  gewiss  noch  öfter  sichtlich 
werden,  wenn  man  eine  gröfsere  zahl  und  folge  von  bildern 
hätte  aufdecken  mögen  als  nur  so  wenige,  ein  übelstand, 
der  auch  verhindert  von  der  anordnung  des  ganzen  klare 
einsieht  zu  gewinnen. 

Jünger  als  der  todtentanz  von  Strafsburg,   aber  in  jedem 

inenhauscn    in  Kurz    uud    Wcilseiibachs    beitragen    zur    geschiclite    und 
lileratur   1,  44. 

145)  abbildungen   bei  Edel,   die  neue-ltircbc  in  Slralsburg,  Strafsb. 
1825. 


350  DER  TODTENTANZ. 

belracht  bedeutungsvoller  ist  der  von  Bern ,  bedeutungsvoll 
schon  dadurch  ,  dafs  hier  die  eutlehnung  von  Basel  her  eine 
volle  gewissheit  und  nirgend  verhüllt,  dafs  hier  auch  wieder 
einmal  die  dichtkunst  n)it  der  bildenden  verbunden  ist,  und 
schon  um  dessentwillen  bedeutungsvoll,  der  ihn  gemalt  hat; 
Nicolaus  Manuel  von  Bern,  ein  bekannter,  man  darf  sagen, 
ein  berühmter  nanie,  berühmt  als  maier,  als  dichter  und  als 
Staatsmann,  in  jeder  dieser  richtungen  seines  wirkens  ein 
scharf  zugreifender  vor-  und  mitarbeiter  der  kirchenbefser- 
rung,  als  maier  nicht  sowohl  um  Schönheit  bekümmert,  mehr 
ein  freund  derber  und  herber  natürlichkeit.  dies  hat  ihn 
denn  auch  die  anschauungen  des  todtenfanzes  mit  unverkenn- 
barer begeisterung  ergreifen  lalsen.  er  gieng  denselben,  wie 
uns  die  baslerische  samralung  lehrt,  mehrfach  in  einzelnen 
kleineren  bildcrn,  Zeichnungen  wie  geniiilden,  nach^*"),  und 
im  zweiten  jahrzehend  des  Jahrhunderts  bekleidete  er  die 
kirchhofmauer  des  predigerkloslers  zu  Bern  mit  einem  voll- 
ständig ausgeführten  tanz  der  todfen'").  ganz  etwas  neues 
war  seiner  valersladt  eine  Vorstellung  der  art  nicht:  schon 
von  dem  sladtschreiber  Thüring  Frickard,  dem  grofsvater 
IManuels,  wird  berichtet,  dafs  er  einen  altar  in  s.  Vincenzen- 
münster  mit  kUsllichen  gcschnetzten  und  gemähten  tod- 
len,  deren  ein  theil  für  sich,  ihre  gsellen  und  leben- 
dige gutthäter  messe  Iiielten,  hat  laßen  zieren  '*^).  Ma- 
nuel aber  gieng  aus  von  dem  lodtenlanze  des  predigerklosters 
zu  Basel,  und  behielt  im  ganzen  und  wesentlichen  all  dessen 
giiippen  bei ;  nur  einige  liefs  er  fallen ,  die  herzogin ,  die 
edclfrau,  den  Wucherer,  den  pfeifer,  den  herold,  den  blinden, 
brachte  jedoch  dafür  so  viel  andre  neue,  den  palriarchen,  den 
doctor  des  gcisllichen  rechts,  den  astrologen,  den  deufsch- 
ordensrittcr,  den  mönch ,  den  burger,  den  handwerker,  die 
dirne,  die  witwe,  dafs  gleichwohl  die  reihe  seiner  tanz- 
hildei'  auf  eine  gröfsere  zahl  kam  als  die  baslerische,  auf 
W.  mehrere  der  bezeichneten  eiuschaüungen  scheint  jener 
ältere  bilderdruck,  der  dolendantz  mit  ligurcn ,  veranlafst  zu 
haben:   auch  er  schon  hat  den  doctor,   den  mönch,  den  burger, 

14li)-Mcl;ui.s  Maiiuul  von  Grüiicist-n   17'.t.    18 i.    t87. 

147)  lilhograpliiertc  ablüldung:   INilct.  Manuels  lodteiU.niz,  lierii  o.  j. 

1  i8)  Grüncist'u   IC)."). 


DER  TODTENTANZ.  351 

den  handwerksmann ;  noch  deutlicher  aher  tritt  sein  einflufs 
darin  hervor,  dafs  3IanueI  so  wie  schon  er  die  beiden  haiipt- 
stände,  geistliche  und  wellliche  persoiien,  trennt,  zuerst  ins- 
gesammt  jene  vom  pabst,  dann  insgesanimt  diese  vom  kaiser 
an  vorführt,  während  im  Basler  lodlentanz  beide  stände  bunt 
gemischt  durch  einander  gehn.  auch  den  beginn  und  den 
schluls  des  ganzen  machte  er  anders ,  als  in  Basel  das  ge- 
schehen war :  den  siindenfall  rückte  er,  wie  auch  passlicher, 
an  den  anl'ang,  schob  aber  gleich  dahinter  noch  die  erlhei- 
iung  der  zehn  j^cbote  und  die  kreuzigung  ein ;  das  schluls- 
bild  ward  eine  grolse  zusammengesetzte  Vorstellung,  ein 
prediger  auf  der  kanzel,  den  todtenkopf  zeigend,  der  Tod 
als  mäder,  dessen  sense  eben  ein  kind  darniedergestreckt 
hat,  auf  dem  rücken  kodier  und  bogen,  vor  ihm  ein  grofser 
häufe  von  gesloi'benen  jegliches  geschlechts  und  Standes,  alle 
mit  pfeilen  in  der  stirn ,  im  hintergrunde  ein  bäum,  von 
welchem  der  wind  sterbende  menschen  herabschüttelt.  der 
prediger  war  in  Basel  vorangesetzt;  die  pfeile  des  Todes, 
die  auch  in  den  druckausgaben  der  danse  Macabre  und  zu 
la  Chaise-Dieu  vorkommen  '*^) ,  scheinen  so  wie  sonst  auch 
dessen  auffafsung  als  eines  Jägers  '■'")  aus  einer  bekannten 
psalmenstelle '^')  abgeleitet,  der  bäum  aber  aus  einer  stelle 
Jesus  Sirachs '■"'^);  endlich  zu  der  schaar,  die  am  boden  liegt, 

1 41))  zweimal  hier  der  Tod  iiiil  bogen  und  pfeil  und  einmal  ein 
menseli ,  dessen  köpf  von  liiiilen  her  ein  ideil  durchbohrt,  auch  au 
dem  früher  schon  erwähnten  Wandgemälde  zu  Palermo  ein  pfeii- 
schiefsender  Tod. 

150)  luylhol.  805  f.  in  der  kirehe  zu  s.  Petrus  martyr  in  Neapel 
ein  marmorrelief,  der  Tod  mit  einem  falken  auf  der  faust,  ihm  unter 
den  füfsen  ein  häufe  menschen  ,  ihm  gej^enüber  ein  gcld  anbietender 
mensch;  zu  jenen  spricht  der  Tod  eo  so  la  morte,  che  caccio  sopra 
voi ,  j'e/ite  tnondafta  u.  s.  w.  ;  der  mensch  zum  Tode  tultt  ti  volio 
dare,  se  mi  laset  scampare  und  der  Tod  erwidert  se  mi  potesti  darc 
quanto  si  pole  dimandare ,  71011  le  pole  scampare  la  morte  se  te 
viene  la  sorte:   Douce   i*J   f. 

151)  non  liinebis  a  liinore  noelurno ,  a  sagiUa  vo/anle  in  die 
ps.  91,  5. 

152)  omnis  coro  sicut  focnuin  vcterasect  et  sicuf  foliiim  f'ruvli- 
ficans  in  arbore  viridi.  alia   generantur,  et  alia  deiiciimlur  :    sie  ge- 

neralio  carnis  et  sanguinis  alia  ßnitiir  et  alia  naseitur  ecclesias- 
ticus   14,   19. 


352  DER  TODTENTANZ. 

mag  wiederum  der  dolendantz  mit  figuren  anlafs  gewesen  sein, 
der  gleichfalls  so  mit  einem  gesammlbilde ,  mit  todlen  ron 
allem  staidt  abschlol's :  oder  ist  gar  eine  erinnerung  an  den 
Campo  Santo  in  Pisa,  an  Orcagna  gedenkbar,  der  auch  solch 
eine  buntgemisehte  gruppe  unter  die  sense  des  Todes  legt? 
Manuel  ist  in  Italien  gewesen  um   1511*^^). 

Wenn  der  benierische  künstler  schon  in  der  anordnung 
des  ganzen  so  beiräch llich  von  seinem  Basler  vorbild  abge- 
\\ichen  ist,  so  hat  er  seine  eigenheit  noch  viel  mehr  in  der 
bchandlung  der  einzelnen  theile  walten  lalsen.  er  w'iW  neu, 
er  will  selbständig  sein;  er  will  nicht  den  Basler  copieren, 
sondern  für  die  Berner  malen,  darum  füllt  er  den  hinter- 
grund  mit  kühnen  bergl'ormen,  wie  sie  von  Bern  aus  und  in 
der  gegend  Berns  gesehen  werden ,  und  giebt  seinen  men- 
schen portrailgesichter  aus  der  heimal,  fügt  sogar  jedem,  da- 
mit die  erinnernng  noch  verstärkt  und  bestätigt  werde  ,  das 
Wappen  der  persou  bei,  die  er  meint,  sein  Tod  ,  oder  noch 
heiser  seine  leichen  (denn  er  geht  von  der  eigentlichen  per- 
soniücierung  des  todes  so  weit  ab,  dal's  er  einmal  auch  einen 
leichnam  hinstellt  *^*) ,  sein  Tod  ist  nicht  grauenhaft :  er  er- 
weckt  ekel  mit  den  zerzausten  haaren  an  haupt  und  kinn 
und  den  noch  herunterhangenden  läppen  fleisches :  um  so 
gräfslicher  macht  es  sich  nun ,  wie  er  ausgelafsen  springt, 
wie  er  pfeift  und  trommelt  und  mit  einer  häufung  der  ton- 
geräthe,  wiederum  gleich  jener  im  dotendantz,  auf  geige  und 
laute  und  leier  spielt,  wie  er  sich  auch  hier  seinem  tänzer 
gleich  herausputzt ,  mit  dem  heim  des  edlen  oder  mit  dem 
grünen  kränze  der  Jungfrau,  rührend  aber  ist  der  Tod  beim 
kinde :  er  bückt  sich  tief,  damit  ihm  dasselbe  an  die  hand 
reiche,  und  bläst  ihm  auf  einer  kleinen  kinderpfeife  vor.  wie 
des  Todes,  so  sind  auch  die  Stellungen  der  menschen  hier  überall 
bewegter ,    und    nicht    selten    tanzen    sie   mehr   oder   minder 

15i5)  Gi'üncisen  <S7   !'. 

103)  aucii  ein  iiolzsclinilt  in  einer  mir  unbekannten  predigtsamm- 
lung  Geilers  von  I\aiser.sl)erg,  serniones  de  xxiii  cünditioiiibus  mortis 
(das  a!])liai)et  in  xxiii  prtMlif^cn  ?) ,  soll  den  Tod  als  weib,  als  schwarze 
gerunzelte  iVau  mit  oHenem  rächen  nnd  einem  haken  in  der  hand  dar- 
stellen ,  ühnlich  also  dum  bild  Orcagnas  im  Campo  sanlo.  hier  aber 
ward  das  weibliche  geschlocht  von  der  spräche  gefordert ,  in  Deutsch- 
land nicht. 


DER  TODTENTANZ.  353 

lebhaft  mit.  und  ähnlich  dem ,  was  bereits  in  Stralsburg 
vorgekoniincn ,  bci^nügt  sich  der  maier  nicht  überall  mehr 
mit  den  sonst  üblichen  je  zwei  liguren :  vor  dem  beinhaus 
slehn  vier  blasende  Tode,  weiterhin  fallen  zwei  Tode  über 
vier  mönche  her,  und  der  Juden  und  beiden  ist  noch  eine 
gröfsere  zahl,  ganz  besonders  aber  in  seinem  sinn  und  sei- 
ner eigensten  weise  ist  Manuel  mit  der  geistlichkeit  verfahren : 
auf  den  bildern,  die  ihr  gewidmet  sind,  giebt  er  seinem  gan- 
zen gegenpäpslischen  ingrimm  ebenso  als  maier  freien  Spiel- 
raum ,  wie  er  es  in  seinen  faslnachlsspielen  als  dichter  ihut. 
gleich  der  erste,  der  pabst :  vier  kämmerlinge  tragen  ihn  auf 
einem  reichverzierten  sefsel  stolz  daher :  aber  die  Verzie- 
rungen stellen  Christum  dar,  wie  er  die  kiiufer  und  Ver- 
käufer aus  dem  tcmpel  treibt,  und  dann,  wie  er  gegenüber 
den  pharisäei'u  die  eiiebrecherin  frei  läfst ;  und  auf  den  sefsel 
kommt  der  Tod  geklettert  und  reilst  dem  pabste  die  drei- 
fache kröne  ab.  es  ist  Avie  ein  bild  aus  oder  zu  jenen  fast- 
nachtsspielen.  als  den  letzten  von  allen  hat  Manuel  sich 
selber  porlraitiert,  mit  einer  kühnheit  der  auffafsung,  die 
vom  lächerlichen  nicht  mehr  zu  unterscheiden  ist:  er  malt 
sich,  wie  er  eben  an  dem  todtentanze  selber  malt;  noch  ist 
sein  piusel  an  einem  köpfe  des  zunächst  stehenden  IVldes  be- 
schäftigt: da  kriecht,  mit  der  Sanduhr  auf  dem  rücken,  der 
Tod  herbei  und  greift  iiim  an  den  malstock.  nach  all  die- 
sen beispielen  gewollter  und  gesuchter  neuheit  niufs  es  um 
so  mehr  befremden  erregen,  dafs  eine  figur,  die  des  koches 
nämlich,  und  nur  diese  eine  fast  zug  für  zug  übereinstimmt 
mit  dem  koche  des  Basler  lodtentanzes.  soll  Manuel  hiofs 
hier  nichts  eigenes  vermocht  haben?  es  wird  kein  irrthum 
sein,  wenn  man  vermutet,  auch  in  dieser  eiijzelheit  habe 
Manuel  nicht  von  Hasel ,  es  habe  vielmehr  der  spätere  bas- 
lerische  erneuerer  von  Manuel  eullehnt.  schon  früher  ist  für 
noch  ein  anderes  bild  ein  solches  Verhältnis  zwischen  Manuel 
und  Kluber  als  wahi'scheinlich  und  ist  gerade  die  figui-  des 
koches  als  eine  für  den  todlentanz  von  IJasel  fast  zu  gute 
bezeichnet  worden,  auf  eben  diesem  wege  denn  mag  es  sich 
auch  erklären,  dafs  eben  wie  Manuel  so  lilubcr  einmal  den 
Tod  in  weibsgeslalt  auftreten  läfst,  Manuel  heim  kaufinann, 
Kluber  an  einer  vermeintlich  befseien  stelle,  hei  der  königin. 
Z.  l\  D.  A.   IX.  23 


354  DER  TODTENTANZ. 

endlich  auch  in  den  beigegebenen  versen  steht  Manuel  zwar 
unverkennbar  auf  dem  gründe  Basels:  aber  doch  ist,  was 
er  dichtet,  wieder  ebenso  neu  und  ihm  eigen,  als  was  er 
malt,  und  ebenso  nur  aas  seiner  arl  die  dinge  anzusehn  und 
zu  benennen,  übrigens  hat  die  mauer,  welche  Manuel  mit 
seinen  bildern  angefüllt,  schon  viel  früher  als  die  mauer  des 
baslerischen  predigerkloslers,  schon  im  j.  1560,  den  ab- 
bruch  erleiden  mül'sen  ;  nur  copien  der  bilder  sind  noch  vor- 
handen, und  ein  haus,  welchem  jene  mauer  einst  gegenüber 
gelegen,  heifst  jetzt  noch  der  todtentanz :  beides  wie  in  Basel. 
So  selbständig  aber  Manuel  verfuhr  und  verfahren  wollte, 
im  wesentlichen  blieb  er  immer  noch  bei  der  baslerischen 
und  überhaupt  der  alten  weise ,  führte  immer  noch  den  Tod 
vor,  wie  er  keines  Standes,  des  höchsten  so  wenig  als  des 
niedrigsten,  schont,  und  führte  dies  vor  unter  dem  bilde  des 
tanzes.  anderthalb  oder  zwei  jahrzehende  nach  ihm  sollte 
ein  andrer,  ein  gröfserer  künstler,  als  er  gewesen,  ein  künst- 
ler  aus  Basel  selbst ,  den  gleichen  stoll"  und  das  gleiche  Vor- 
bild noch  einmal  zur  band  nehmen,  aber  nu>'  um  zugleich 
die  ganze  anschauung  von  grund  aus  umzugestalten  und  sie 
endlich  in  das  gebiet  wahrhafter  kunst  zu  lüliren.  Hans 
Holbein  als  Basler  kannte  die  todlentänze  seiner  heimat, 
wenigstens  den  am  prcdigerkirchhof ,  wohl  und  muste  als 
künstler  eindrücke  von  daher  empfangen,  aber  er  hat,  so 
angeregt,  nicht  blofs  den  kleinen  lodleiitanz  für  eine  dolch- 
sciieide,  den  wir  dreimal  auf  der  Basler  sammiung  sehn  ,  er 
hat  auch  für  den  holzschnitt  seine  linngincs  mortis  gezeich- 
net^^'), und  diese,  wie  ganz  anders  erfafsen  sie  den  ge- 
meinsamen, wie  gänzlich  erneuern  sie  den  alten  stofF!  es 
sind  eben  bilder  des  Todes,  es  ist  kein  todtentanz  mehr, 
nicht  das  nur,  wie  bis  auf  ihn  geschehen,  will  Holbein  zei- 
gen, dafs  vor  dem  todc  kein  stand,  kein  alter  Sicherheit  ge- 
währe: er  fafst  den  gedankcn  höher,  tiefer,  weiter,  frucht- 
barer auf,  gleich  jenem  maier  in  Pisa  und  gleich  dem  dichter 

155)  abdrücke  von  1530  und  als  buch  von  1538  an;  dies  zuerst 
mit  französisclieni  tc,\l:  Les  simtilachres  vi  historiees  faces  de  la  mort, 
(spater  auch  Les  Images  de  la  Muri);  dann,  seit  1542,  auch  mit  la- 
teinischem: Imagincs  de  morte,  Imagi7ies  morlis,  Icones  mortis,  vgl. 
Mafsniann  im  Scraiieum  1,  245  ff. 


DER  TODTENTANZ.  355 

des  alten  liedes  Media  vila  in  morte  suinusi  sein  gedanke 
ist,  wie  der  tod  mitten  hineinbrichl  in  den  beruf  und  die 
lust  des  erdcnlebens.  das  war  jedoch  nur  darzustellen,  in- 
dem der  künstler  abgieng  von  der  allüblichen  zweizahl  der 
figuren ,  imlem  er  mehrere,  viele  zur  gruppe  vereinigte,  in- 
dem er  ganze  abgeschlol'sene  bilder  componierte  und,  so  klein 
sie  auch  sind,  mit  all  der  zuthat,  deren  die  historische  und 
die  genremalerei  sich  bedienen  kann,  indem  er  endlich  den  tan- 
zenden Tod  ganz  aufgab  und  denselben  sonstwie  auf  die  jedes- 
mal angemefsene  weise  in  das  treiben  der  menschen  hinein- 
schreiten und  hineingreifen  liei's.  sein  könig  (er  soll  das  hildnis 
Franz  i,  ^uch  hier  also  wieder  eines  königs  von  Frankreich 
sein)  prangt  unter  dem  thronhimmel  an  reichbesetzter  lafel,  zu 
beiden  seilen  aufwartende  diener,  unter  diesen  aber  auch  der 
Tod,  der  schon  seine  sandulir  mitten  unicr  die  scliiifseln  ge- 
stellt hat  und  nun  dem  könig  die  hergereiclite  schale  füllt, 
mit  dem  abschiedstrunke.  weiterhin  der  richter:  ein  reicher 
mann  und  ein  armer  sind  vor  seinen  stuhl  gelreten  ^  der 
erstere  greift  in  die  tasche ,  die  ihm  am  gürtel  hängt,  und 
schon  streckt  der  richter  die  band  nach  der  beslechung  aus: 
da  entwindet,  von  hinten  an  den  stuhl  gestiegen,  der  Tod 
ihm  den  slab,  das  zeichen  seiner  würde,  bei  einer  so  durch 
und  durch  gehenden  abänderung  konnten  die  Todesbilder  von 
dem  todlentanze,  der  zwar  den  anstofs  gegeben,  nichts  weiter 
festhallen  als  etwa  die  wähl  und  die  zahl  und  die  reihenfolge 
der  scenen.  und  selbst  diese  nur  obenhin,  dem  sündenfalle 
ist  noch  die  Schöpfung,  die  austreibung  aus  dem  paradiese 
und  die  arbeilsnoth  der  ersten  menschen  beigefügt,  und  auch 
nachher  kommt  ein  neues  und  eigenthümlicbes  bild  um  das 
andere  hinzu,  die  schifler  im  stürme,  das  ehepaar,  die  Spie- 
ler, die  säufer,  die  rauher '"*') ,  der  fuhrmann  u.  s.  f.,  zum 
schlufse  das  Weltgericht  und,  ganz  so  aufgefafst,  wie  man 
dergleichen  für  glasgemiilde  zu  entwerfen  pflegte,  das  wappcn 
des  Todes:  im  Schilde  ein  todtenkopf,  auf  dem  heim  eine  sand- 
ulir zwischen  zwei  knochenarmen,  die  einen  stein  oder  eine 
erdscholle   tragen,    auf   den    seilen  als  schildhaller  ein  mann 

156)  diese  drei  zuerst  im  j.  1547:  H.  Holliein  von  Uct;iier  319. 
den  räuber  und  den  spielen  hat  vor  lloibcin  schon  der  dotendantz  mit 
figuren. 

23* 


356  DER  TODTEMANZ. 

und  ein  weib.  man  hat  ^^')  die  letzlereu  für  Holbein  und 
seine  gattin  ,  das  ganze  also  für  ein  bild  des  nialers  ansehn 
"wollen,  wie  ein  solches  die  todlentänze  von  Bern  und  Basel 
schliefst :  doch  scheint  die  portraitähnlichkeit  zu  fehlen  ,  die 
älteste,  deutsche,  dem  probedrucke  des  hoizschnitls  beige- 
gebene Überschrift*^^)  bezeichnet  denselben  nur  als  das  Wap- 
pen des  Todes ,  und  auch  die  französischen  und  die  lateini- 
schen verse  der  späteren,  mit  1538  beginnenden  buchaiisgaben 
deuten  in  keinerlei  weise  auf  maier  und  malerin.  ein  wappen 
des  Todes  aber  kommt,  wie  bei  mittelhochdeutschen  dichlern 
des  Todes  zeichen,  abgebildet  schon  im  dotendantz  mit  figu- 
ren  vor,  und  Sebastian  Braut  beschreibt  es  so  im  narren- 
schifF:  der  recht  schilt  ist  ein  dolen  hein,  dar  an  iviirni, 
schlangen ,  /{rotten  nagen :  das  woppen  heiser,  buren  tra- 
gen^'''^).  neu  und  eigen  ist  endlich  auch  (doch  kann  mau 
fragen,  ob  auch  dies  gerade  eine  bel'serung  sei),  dafs  hier 
der  Tod  mit  seltenen  ausnahmen  als  vollkommenes  gerippe 
dargestellt  ist,  ganz  nur  aus  nacktem  gebein  bestehend, 
gleichwohl  hat  der  kiinstler  selbst  in  den  enifleischfen  Schä- 
del sUils  ein  characteristisches  mienenspiei  zu  legen  gewust. 
einmal  auch  hier  bei  der  kaiserin ,  ein  weiblicher  Tod.  die 
gedichtbeigabe,  welche  die  imagines  mortis  so  gut  als  ihnen 
voran  der  todlentanz  gefunden ,  hat  zuerst  auf  französisch 
Corrozet,  dann  hieraus  übersetzend  auf  lateinisch  Georgius 
Aemilius  verfafst. 

Ein  Seitenstück  der  imagines  gewähren  diejenigen  bil- 
der  des  Todes,  mit  denen  Holbein  zur  Verwendung  im  buch- 
druck  die  grofsen  anfangsbuchstaben  beider  alphabete,  des  la- 
teinischen und  des  griechischen,  verziert  hat,  dem  ähnlich, 
wie  es  von  ihm  auch  zwei  andi-e  alphabete  mit  kinderspielen 
und  mit  tanzenden  bauern  giebt,  noch  mehr  aber  an  die 
todtentanzbilder  erinnernd,  die  man  in  Frankreich  schon  seit 
dem  j.   1488  gern   auf  den    rand   der  gcbelbüchcr  setzte"^"). 

157)  Hfguei-  320.     Fischer   über  die  eiitslehuiigszeit  und  den  mei- 
sler des  Grol'sbasler  todlenlauzes  s.   li). 

158)  Serap.   1,  247. 

159)  s.  235  der  aus{j.  Slrobels. 

lOü)  bibliograjibiselic      nacliwcisungen      MafsinuiHis     im     Serajieuiii 
2,  212  ir. 


DE1\  TÜDTENTANZ.  357 

in  solcher  art  geben  z.  h.  die  ojjicin  quolidiana  sivo  hörne. 
h.  Mariac,  die  im  j.  1515  zu  Paris  bei  Tliielniann  Kerver 
gedruckt  sind ,  liinter  einander  &(S  menscliliclie  goslalten ; 
jede  mit  einem  Tod  zur  seite  und  bei  jeder  einen  hexanicter, 
welchen  der  mensch  sprlclit;  die  niänner,  ihrer  26,  gehn 
voran,  die  weiber  Folgen;  innerhalb  beider  gesc-Iilecliter  wech- 
seln ,  so  lange  es  durchzuführen  ist,  geistlicher  und  welt- 
licher stand,  aber  au(;h  die  buchstaben  Holbeins  (ich  kenne 
sie  aus  den  abdrücken  der  Basler  Sammlung)  enthalten  keinen 
todtentanz,  sondern  wiederum  scenen  nach  art  und  sinn  der 
imagines ,  nur,  wie  der  sehr  beschrankte  räum  es  forderte, 
einfacher  comj)oniert;  und  so  nahe  schliefsen  sie  an  die  ima- 
gines sich  an,  dal's  sie  eigentlich  nur  einen  anszug  aus  den- 
selben liefern,  von  deren  41  bildcrn  diejenigen  24,  welche 
dem  künsller  als  die  hauptsächlichsten  erschienen  sind ,  und 
selbst  die  reihenlolge  ist  i)eibehalten. 

Ich  mul's  an  dieser  stelle  eine  Streitfrage  berühren,  welche 
schon  alt,  aber  vor  kurzem  wieder  ist  angeregt  worden, 
durch  die  von  Friedrich  Fischer"")  neu  aufgeworfene  be- 
hauptung,  Hans  Holbein  sei  nicht  blofs  Zeichner  der  imagines 
mortis  und  der  Todesalphabete ,  er  sei  auch  der  maier  des 
todtentanzes  von  (irofshasel  gewesen,  als  beweis  hiefür  wird 
theils  eine  vormalige  Überlieferung,  theils  das  costüm,  theils 
die  sonstige  Übereinstimmung  beider  werke,  theils  die  künst- 
lerische Vollendung  angeführt,  die  sich  in  den  bildcrn  des 
todtentanzes  zeige,  ich  kann  mich  zu  der  behauptung  und 
den  beweisen  nicht  bekennen.  maiereien  wie  diese  ver- 
mochte auch  der,  in  dessen  erncuerung  und  ummalung  wir 
das  werk  allein  noch  kennen,  vermochte  auch  Hans  Hug 
Kluber  wohl  zu  leisten,  zumal  wenn  er  nicht  anstand  ge- 
legentlich dem  ßerner Manuel  nachzuahmen;  das  cosfüm  spricht 
eher  gegen  als  für  die  behaii|)lung :  denn  im  todtentanz  ist 
es  noch  durchweg  eine  mittelalteiliche,  in  den  imagines  mortis 
die  jüngere  spanische  fracht;  dafs  aber  auch  in  allem  andren 
nur  unierschied  sei,  nicht  Übereinstimmung,  das  ist  eben  vor- 
her schon  ausgeführt  worden.  wie  hätte  jemals  derselbe 
künsller  dort  einen  todtentanz  malen  können ,    noch   ganz  in 

10!)  in  der  sclion    oben    angefülirlen  sclirift  über  die  cnlslebungs- 
zeit  und  den  meisler  des  Grofsbasler  todtentanzes,   Basel   ISill. 


358  DER  TODTENTANZ. 

der  allerliüinilichen  beschränktheit  des  gedankens  und  der 
darsfellung,  und  hier  l'iir  den  holzsclinilt,  wo  die  gleiche  be- 
schränkung  viel  verzeiiilicher  gewesen  wäre ,  dennoch  bilder 
zeichnen  von  solchem  reichlhuin  des  gedankens  und  der  kunst, 
bilder,  welche  vor  allem  gar  kein  todtenlanz  mehr  waren? 
wie  hätte  Holbein,  der  so  grolses  selbst  vermochte,  sich 
dennoch  zu  einer  arbeit  verstehen  können,  die  wesentlich 
nichts  als  eine  copie  war,  eine  copie  des  todtentanzes  in 
Kleinbasel?  wenn  es  somit  schon  aus  inneren  gründen 
unlhunlicli  ist,  jener  behauptung,  so  verlockend  sie  auch 
sein  mag,  beizupflichten,  so  bringen  äufsere  umstände  die 
Sache  vollends  zur  cntscheidung.  Manuel,  dessen  todten- 
lanz eine  nachbildung  des  baslerischen  isl,  hat  denselben  zwi- 
schen 1514  und  1521  gemalt"'-);  Holbein  aber  ist  erst  1520 
zünftig  geworden  ^''^) ,  ist  von  1517  an  mehrere  jähre  hin- 
durch gar  nicht  in  Basel  gewesen  '*'*) :  soll  ihm  also  schon 
vor  1514,  da  er  noch  nicht  zwanzig,  da  er  erst  sechzehn 
jähr  alt  "^^)  und  jedesfalls  noch  ohne  zünftige  berechligung 
war,  soll  ihm  da  schon  eine  arbeit  von  solchem  umfang  und 
solcher  bedeutung  und  zumal  eine  so  öfTentliche  übertragen 
worden  sein?  und  wir  haben  gesehn,  dafs,  als  der  todten- 
lanz von  Strafsburg  gemalt  wurde,  der  zu  Basel  schon  muste 
vorhanden  sein :  für  den  von  Slrafsburg  aber  ist  das  fünf- 
zehnte Jahrhundert  unbestritten  und  unbestreitbar. 

Allerdings  hat  man  auch  ehemals  und  lange  genug  den 
glauben  gehegt,  dafs  der  todtentanz  am  prcdigerkirchtiof  zu 
Basel  von  niemand  geringerem  gemall  sei  als  von  Hans  Hol- 
bein, und  es  ist  ein  überraschendes  zusammentreffen,  wie  ein 
spuk  mit  demselben  namen ,  mit  Marcus  Holbeen  aber,  sich 
beim  todtentanz  von  Lübeck  wiederholt*"^):  doch  war  jener 
wahn  lediglich  durch  lalschungen  veranlafst,  die  leider  in  Basel 

102)    Gi'iiiieiseti   WM. 

163)  Marsmaiins  Basler  lodlenliiiize  8'2. 

164)  Hegner   117. 

165)  sein  gelmrLsjalir  ist   1498  :   Hegner  35.  38. 

166)  in  der  Greveradeiicapelle  des  Lübeciiei-  donics  ist  ein  allar- 
bild  von  einem  aiij^ustinerniöneiie  Mafcus  Ili)ll)een  niil  der  jalirzalil  I'i5l 
oder  1471  odei'  14',)]  :  eben  diesem  seiii-ei!)!  man  nun  aiicli  gelegentlieb 
den  todtenlanz  in  der  Mar ienicirehe  zu:  Deecives  lül)isclie  gescliicliten 
und  sagen  257.  306- 


DER  TODTi:?^TANZ.  359 

selbst  sind  verübt  worden,  im  j.  1588  gab  ein  j-ewisser  Hnlde- 
ricb  Frölich  von  Plauen,  biir<;er  zu  Hasel,  ein  bucli  Iieraus,  des- 
sen tilel  also  lautet :  Zwen  Todentäntz  :  Dci'cn  der  ei/ie  zu 
Barn  —  zu  Sunt  BarfüJ'sern  :  Der  ander  aber  zu  Basel  — 
auff  S.  Predigers  Kirehhof  viit  Teutsche?i  vnd  Lateinischen 
fersen  der  Ordnung  7iach  verzeicimet  u.  s.  w.  die  bil- 
der  nun,  die  hier  von  s.  pre'digers  kircbhof  in  Basel  stam- 
men sollen  (mit  denen  von  s.  barfülsein  in  Bern  sind  die 
bilder  Manuels  am  predigerkirchliore  dort  gemcinl),  stammen 
bis  auf  einige  wenige  nicht  von  daher:  sie  sind  fast  sammllich 
aus  Holbeins  holzschnitten,  aus  den  imagines  mortis  entnom- 
men;  baslerisches  ist  dabei  fast  nichts  als  die  hinzugefügten 
deutschen  reime:  diese  sind  allerdings  von  s.  predigers  kireh- 
hof, die  lateinischen  aber,  welche  Frölich  für  die  seinen  giebt, 
sind  aus  Laudismanni  decennalia  mundanae  peregrinalionis 
abgeschrieben'^*),  hundert  jähre  später  nahm  die  meclielsche 
buchhandlung  das  unbesonnene  oder  unredliche  verfahren 
Frölichs  wieder  auf  und  liefs  die  platten  seines  Werkes,  seine 
abbildungen  aus  Ilolbeins  imagines,  auls  neue  drucken,  mit 
den  Basler  reimen  und  unter  dem  litel  Der  Todten-Tantz 
ff^ie  derselbe  in  der  weitberähmten  Statt  Basel,  als  ein 
Spiegel  Menschlicher  Beschaffenheit  gantz  hünstlich  mit 
lebendigen  Farben  gernahlet^  nicht  ohne  nutzliche  Ferwun- 
derung  zu  sehen  ist.  das  buch  erschien  von  1C96  bis  1790 
in  zablreich  erneuten  ausgaben'"^),  diese  beharrliche  Wieder- 
holung von  Frölichs  Unwahrheit  war  um  so  ärger,  als  in- 
zwischen, zuerst  im  j.  1021,  der  wiikliche  lodlcntanz  von 
Basel  in  den  kupfcrstichen  der  Mciiane  war  vcrölfenllichl 
worden.  31ecliel  liefs  sich  auch  dadurch  so  wenig  stören, 
dafs  er  sogar  um  die  täuscliung  zu  verstärken  jenen  litel 
seines  buches  wort  für  wort  dem  merianischen  nachgedruckt 
hat.  die  leiile  aber,  da  Frölichs  und  Mechels  bilder  un- 
beslrillen  liolbeinischc  waren  ,  gewöhnten  sich,  einheimische 
wie  fremde,  auch  die  bilder  am  predigei-klosler  für  holbeiiiische 

107)  Mafsiiianns  Basler  loill(!iitaii7.e   11). 

108)  die  Vignette  der  iiieclielsclien  diuci<^e  vciinclirl  die  alleren 
Todesl)ilder  um  ein  nieiit  üjjei  erfundenes  neues,  ein  junpes  weil),  das 
der  Tod  gewaltsam  (orlfülirt,  während  sie  ihm  vergeblich  auf  den  im 
haus   darniederliegenden   allen    mann    hindeutet. 


3G0  DER  TüDTENTANZ. 

anzusehn,  und  da  Frölich  und  Mechel  die  iniagines  mortis 
für  einen  todtentanz  ausgegeben  halten,  so  ist  es  auch  dabei 
geblieben,  und  alle  weit  spricht  seitdem  von  Holbeins  todten- 
tanz, aucii  wo  die  iniagines  gemeint  sind,  und  von  Holbeins 
lodtentanzalpbabelen.  doch  mag,  was  letztere  irrtliiimlich- 
keit  betrifft,  zu  einiger  entschuldigung  angeführt  werden, 
dafs  bereits  auch  ein  gedieht  vom  j.  1544,  Dialogiis ,  oder 
Gespräch  des  Menschen,  vnd  Tods  ^  welches  ebon  nur  eine 
zwiesprach  dieser  beider  ist,  gleichwohl  als  kurze  haupt- 
überschrilt  den  namcn   Todtentantz  trägt '''^). 

Für  Basel  freilich  und  für  Holbein  ist  jene  unwahrhaft 
misbräucliliche  benennung  eben  kein  schade  gewesen  :  durch 
Holbeins  namen  mag  eigentlich  erst  der  Basler  todtentanz 
so  beriihmt  geworden  sein  und  wieder  durch  diesen  auch 
der  name  Holbeins  weiter  ausgebreitet,  und  in  die  kunst- 
iibung  selbst  brachte  Frölichs  und  Mechels  fälschung  einen 
frischen  anstofs:  man  falsle  für  solche  bilder  eine  neue  und 
gesteigerte  liebhaberei  und  malte  deren  wiederum  an  vielen 
orten:  beispiele*'*^)  der  todtentanz  in  der  3Iagnusl<irche  zu 
Füfsen,  von  Jacob  Hiebler,  der  im  predigerkloster  zu  Con- 
stanz,  beide  noch  aus  dem  sechzehnten  Jahrhundert,  der  von 
Jacob  von  Wyl  in  der  Jesuitenkirche  zu  Luzern ,  aus  dem 
anfange  des  siebzehnten ''*) ,  der  zu  Kuckucksbad  in  Böh- 
men, um  1700*^'^),  der  im  barfüfserkloster  des  uchlländischen 
Freiburg,  noch  im  j.  1744  von  Fries  gemalt:  all  diese  grün- 
den sich  auf  Frölich  oder  Mechel;  der  zu  Füfsen  wiederholt 
auch  die  Basier  verse^^'^),  während  bei  dem  Constanzer  die 
lateinischen  hexameter  slehn ,  in  welche  von  Desrey  die 
danse  3Jacabre  übertragen  worden,  andre  todtentänze  sind 
von  jenen  täuschenden  Vorbildern  unabhängig :  der  von  Caspar 
Mylinger  1635  an  der  spreuerbrücke  zu  Luzern  gemalte, 
der  aber  durch  einen  neubau  nun  schon  längst  verschwunden, 

109)  0  fotioblätler ;  un{,deiclie  al)siilzc  aclil-  oder  lu'unsilbi^er 
verse  ;    aus  Meusebacbs  bibliotheli  jt'lzt  auf  der  lciinii;iiclH'n   zu   I5ertiii. 

170)  längere  iiamenaufzähluiigen  giebt  Marsiiiaiin  in  l'iercrs  uni- 
versal-texicon  unter  d.   vv.   lodlcntanz  und   im   Serapcuin  8,   \1>\. 

17t)  tilbogi'apbicrlc  abbildutjg:  lodlcnlanz  oder  Spiegel  nienseh- 
licIuT  iiinrälü^keit,   Luzern    i.SilJ. 

172)  1707  zu  Wien   in   Icuplerslicb   erscliicnen. 

173)  lelzlercn  zur  seite  gestellt  in  Malsinanns  Baseler  todlentänzen. 


DER  TODTENTAiNZ.  361 

ist  noch  dem  echten  baslerischen  inuster  nachgefolgt;  der  zu 
Erfurt,  an  dem  man  von  1735  an  sechzig  jähre  lang  gemalt 
hat,  schöpft  einzelnes,  während  er  sonst  sich  selbständig 
hält,  ans  Holbeins  imogines ,  die  reiminschriften  aher  sind 
den  späteren  hochdeutschen  von  Lübeck  nachgedichtet^'*); 
ebenso  erinnern  die  68  Sinnbilder  des  lodes,  mit  welchen 
Abraham  a  s.  Clara  die  todtencapelle  zu  Lorclio  in  Wien 
hat  schmücken  lafsen ''"'),  hin  und  wieder  bald  an  Holbein, 
bald  auch,  von  denen  gleich  zu  sprechen  ist,  an  die  brüdcr 
Meyer:  im  übrigen  jedoch  und  iu»  ganzen  sind  diese  bilder 
so  wenig  ein  todtentanz  und  stimmen  selbst  mit  dessen  um- 
gestallung  durch  die  imagines  so  wenig  überein,  dafs  öfters 
auf  ihnen  ein  einzelner  mensch  oder  auch  der  Tod  allein  da- 
steht, wie  zu  Basel  oder  Holbein  oder  sonst  der  todtentanz, 
der  einst  zu  (jlaiidersheim  gewesen''''),  sich  verhalle,  wie 
ferner  der  in  der  s.  Andreaskirche  zu  liraunschweig ''')  und 
andre  anderswo,  wird  mir  aus  den  kurzen  angaben,  die  allein 
ich  über  dieselben  kenne,  nicht  ersichllich. 

Neben  der  maierei  haben  nach  Holbeiu  und  nach  Hol- 
beins vorgange  und.  so,  wie  er  den  altbelieblen  stotf"  neu 
umgestaltet  und  veredrlt  hat,  auch  die  blofs  zeichnenden 
künste  des  holzschniltes  wieder  und  des  kupferstichs  den- 
selben vielfach  behandelt,  und  nicht  minder  hat  sich  die  dicht- 
kunst,  angezogen  durch  die  hebung  und  erweiterung  des  gc- 
dankens,  desselben  mit  öfterer  Wiederholung  zu  bemächtigen 
gesucht*'*),  ich  übergehe  jedoch  gern  all  die  s.  g.  todlen- 
tänzc  der  neueren  und  der  neuesten  zeit  ''•') :  sie  liegen 
meist  dem  urlheil  noch  zu  nahe  und  einer  Zeitschrift  füi-  das 
alterlhum  zu  fern ;  ich   hescluanke  mich ,  indem  ich  auch  die 

I7i)  der  fod  in  allen  seinen  bezieliungen  von  >'auninnn  58  11'. 
MaTsiiiann   im   Sefa|)euni    10,   !50.'). 

l?."))  Ilev.  I*.  Aiiraliiun  ä  S.  Clara  Besonders  luenblirl-  und  f;c- 
zicrle  Todlen-Capeile,  Oder  Allgemeiner  Todlen-Spicgel,  Nürnb.   1710. 

176)  Naumann   Gti. 

177)  besclireibunff  des   todlentanzes   in   Drefsden   von    lliNelier  Ol. 

178)  Uhlands  bailade  der  schwarze  ritli'V  vereinigt  noeli  in  enger 
begrenzung  mehrere  vorzeitliche  ansehauungen ,  den  kiimiiferiden  ,  den 
tanzendt-n,   den   \v>in   eiiischcMkiMMlcn    niid   den   blnnieu   breehenden   Tod. 

179)  ein  Verzeichnis,  welehem  die  jabi'C  seitdem  nocji  Zuwachs 
gebracht  haben,  giebt  Mafsinann  im  Serapeum   1   (1840),  301  —  303. 


362  DER  TODTENTANZ. 

holzgeschniüenen  bilder  des  Todes  in  Hönigers  verdeulscliung 
von  Geilers  narrenschifF'^'^)  nur  kurz  zu  nennen  brauche, 
auf  die  vorziigliciiste  unter  den  alteren  nachholbeinisclien  lei- 
stungen,  den  in  knpfer  gestochenen  todtentanz  der  brüder 
Rudolf  und  Konrad  Meyer  von  1650. 

Das  künstlergeschlecht  der  3Ieyer  in  Zürich  ^^')  that 
sich,  mit  solcher  genicinsamkeif,  dafs  zwischen  den  einzelnen 
gliedern  ein  wesentlicher  unterschied  kaum  bemerkbar  ist, 
durch  geist  und  gemiit,  durch  geschick  und  saubere  Sorgfalt 
vor  vielen  ihrer  zeit  und  der  heimat  wie  der  nachbarlande 
weit  hervor;  der  reichthum,  den  sie  zugleich  an  plianlasie 
und  witz  besafsen,  liefs  sie  der  allgemein  herschenden  nei- 
gung  zur  allegorie  mit  besonderer  Vorliebe  und  mit  befserem 
erfolge  nachhangen,  als  mancher  andre,  der  ohne  solchen 
beruf  doch  dieselbe  richtung  nahm,  sich  dessen  rühmen  durfte, 
dieser  allegorische  zug  muste  den  Meyern  einen  stolf,  wie 
Holbeins  Todesbilder  ihn  gewählten,  vornehmlich  anempfehlen 
und  sie  zur  nachahmung  reizen  :  wirklich  gehört  auch  die 
bilderreihe,  mit  welcher  die  brüder  Rudolf  und  Koiirad  in 
die  spur  des  älteren  meislers  getreten  sind  "^~),  zu  den  ge- 
lungensten arbeiten  des  geschlechts.  zwar  als  selbständig 
wird  man  sie  nicht  gerade  loben  können :  wie  wäre  auch 
Selbständigkeit  nach  solchem  vorgange  noch  möglich  gewesen? 
aber  die  gescbicklichkeit  ist  zu  loben  ,  die  selbst  dem  nach- 
geahmten släts  eine  neue,  bald  anmutige,  bald  bedeutsame 
Wendung  zu  geben  weifs,  und  die  anschmiegende  erliudungs- 
gabe,  die  noch  manches  bild  mehr  den  überlieferten  hinzu- 
fügt, neu  in  stolf  und  ausführung  und  immer' doch  gemäfs 
dem  gleichfalls  überlieferten    gesamnitcliaracter.     nehmen  wir 

180)  I5asel  löTi:  bl.  103  rw.  der  Tod,  wie  er  liinteiriicks  dem 
narren  den  sel'sel  forlriickl  ;  3  i'i  i\\ .  uie  er  denselben  am  f;e\van(!e 
zu  sich   reifst;   'Ml    rw.    auf  einem   jiferde,   das  der  narr  beselilägt. 

181)  von  ihnen  handelt  das  iieiijahrsblatt  der  künsllergesellscbaft, 
Zürieh    IS4i. 

182)  kuprerlilel :  Itiwdolf  Mvycrs  S.  Toillen-dantz.  Ergäntzet 
lind  herausgegeben  Durch  Conrad  Meyern  Maalern  in  Zürich  Im 
Jahr  1650;  drucklitel :  Slerbensspiegel ,  das  ist  sonnenklare  Fovstel- 
litng  menschlicher  Nichligkeit  durch  alle  Slünd''  und  Geschlechter :  — 
For  disem  angefangen  Durch  Ruodolffen  Meyern  S.  von  Zürich,  — 
lelz  aber  —  zu  cnd  gebracht,  und  verlegt:  Durch  Conrad  Meyern, 
Maalern  in   Zürich,   —    MDCIj. 


ÜI:R  TODTENTANZ.  363 

als  bcispiel  den  iiialcr.  ein  noch  juj^cndlich  blühender  mann 
sitzt  an  der  sfafl'elei,  vor  ihm  ein  hochbejahrter,  lebensmüde 
gebeugter  greis,  dessen  bild  er  fertigt:  da  naht  sich  der  Tod, 
aber  nicht  zu  dem  greise,  sondern  dem  jungen  manne  hält 
er  das  Stundenglas  vor.  oder  den  scliafltier ,  witwen-  und 
waisenvogt.  hinter  einem  tische ,  der  mit  gultbriefen  und 
mit  liaufen  und  beuteln  und  kisten  geldes  bedeckt  und  um- 
stellt ist,  sitzt  im  pelzrocke  der  Schaffner;  sein  angesicht 
läfst  schlielsen,  mit  welcher  härte  er  eben  zu  der  witwc  und 
den  Avaison  gesprochen  habe,  die  verkümmert  und  (lehend 
da  stehn  :  aber  der  Tod  s|)ringt  auf  ihn  ein,  mit  einem  giilt- 
bricfe  nach  ilim  schlagend,  und  der  mund,  der  so  eben  noch 
rauh  gescholten  hat,  verzerrt  sicji  zum  wehgeschrei.  der 
Tod  ist  hier  mit  weitgespannten  flügeln  bekleidet,  üedermaus- 
fliigeln,  wie  man  sie  dem  teul'el  zu  geben  |)llegt,  und  sonst 
auch  llielsen  dem  Zeichner,  wenn  der  stoll"  es  zu  fordern 
scheint ,  Tod  und  teul'el  in  eine  gestalt  zusammen ;  überall 
aber  ist  der  Tod  nicht  als  gerippe  dargestellt,  sondern  mit 
wohlbedachter  rückkehr  zu  der  älteren  art  noch  fleischig, 
aber  hager,  nur  einmal,  und  da  passt  auch  dieses,  bei 
den  zwei  liebenden,  tritt  der  Tod  ganz  beinern  herzu  und 
drückt  seinen  bogen  auf  die  Jungfrau  ab,  während  über  ihnen 
der  liebesgott  mit  zerknicktem  pfeile  davonfliegt,  so  durch 
nacbahmuug  und  neue  zulhat  ist  die  zahl  der  bilder  bis  auf 
(JO  angestiegen  :  um  den  überblick  zu  erleichtern,  haben  die 
künstler  sie  in  drei  grolse  gruppen  verlheilt,  und  nach  den 
eingangsbildern ,  der  erschafl'iing,  dem  sündenfalle,  der  aus- 
treibung  und  dem  elende  der  ersten  menschen  und  dem 
siegesgeschrei  des  Todes ,  kommen  zunächst  alle  personen 
des  geistlichen,  dann  alle  des  welllichen  regimenis  und  nach 
diesen  die  gemeinen  leiile,  zum  schlnfse  des  Tods  p;etriij's- 
heit,  Tods  it//gciriißkcit ,  Jü/ii^sto  Gericht,  Sig-  Christi, 
Rechtfertigung  ,  IV aar-  und  falsches  Christentum b.  übri- 
gens haben  die  zürcheiischen  küjisller  Ilolbein  nicht  un- 
millelbar  benutzt  und  nennen  diesen  namen  nirgend;  das 
exemplar  der  französischen  imagines,  der  simulachrcs  zu 
Schairiiausen,  in  welches  vorn  eingeschrieben  ist  Hort  (Conrad 
Mci/cr  hostet  mich  5  //.  ^^•') ,    miifs  Konrad    erst  in  späterer 

1(S!})   iMar.sin.tiHi   im   Scr.ipcmii    I,  2i'J. 


3G4  DER  TODTENTANZ. 

zeit  erworben  haben :  auch  sie  folgen  jener  bildersamnihing, 
die  Frölich  aus  den  iniagines,  dem  ßerner  Wandgemälde  und 
zum  kleineren  theil  dem  Wandgemälde  von  Basel  zusammen- 
gesetzt halte,  daher  auch  bei  ihnen  die  beneunung  Todten- 
dantz.  doch  ist  ihnen  selbst  (sie  l'iihlten  die  uupasslichkeit) 
nicht  wohl  dabei:  es  heilst  nur  auf  dem  kupferlilel  so:  der 
gedruckte  titel  dagegen  lautet  Stoi^bensspiegcl ,  und  in  der 
vorrede  sucht  Konrad  Meyer  den  namen  eines  tanzcs  mit 
vielen  hin  und  her  ratlieiiden  worten  zu  rechtfertigen.  Sie 
haben  (nämlich  die  berühmten  IiUiisttnaoler,  die  schon  früher 
dergleichen  dargestellt)  sie  haben  aber  soh.he  Aufzüge 
Todlendäntze  genennet,  sonder  zweifei  darum  :  dieweil  der 
Tod  der  weg  alles  ßeisehes ,  nnd  diser  Dantz  ein  allge- 
meiner Danlz  ist,  an  welchem  der  Tod  alj's  nupartei/ischcr 
Danlzmeister,  ohn  ansehen  der  Person,  alle  J'ii Irret,  zeü- 
het,  schleikct :  und  nicht,  noch  den  Bältler  verachtet,  dafs 
er  ihn  dahiuden,  noch  des  liet/sers  verschonet,  dafs  er  ihn 
ledig  liefse.  Sie  haben  aucli  andeuten  wollen,  dafs,  wie 
man  sich  avf  die  Lebendige,  oder  IVeltddntze  schnuiket: 
also  solle  ein  jeder  und  jede ,  sich  bey  zelten  nach  dem 
schniukke  des  heiligen  glaubens,  mit  ehren  an  disem  Rcycn 
zubestehen,  nmsehen.  Villeicht  wolten  sie  auch  mit  di- 
sem Titel,  den  übermühtigen  Welidäntzeren ,  die  leicht- 
fertigen geij'ssprünge  verläiden :  welche  eine  gefährliche 
gattung  der  ßeischeslust,  ja  derselben  ein  anfeüern(ler  Zun- 
der sind,  und  die  vernünftigen  Menschen  gleichsam  zu 
äffen  verstellen.  alles  das  liefs  sich  freilich  hineinlegen : 
dafs  aber  der  todtentanz  seinen  namen  von  eineui  wirklich 
dargestellten  tanz  des  Todes  mit  dem  menschen  empfaugen 
habe,  und  dafs  dieser  ausdruck  daher  nicht  passe,  wo  kein 
solcher  lauz  dargestellt  wird,  davon  hat  schon  Konrad  Meyer 
keine  erinuerung  mehr  und  keine  jtliiniiig.  die  poetische  bei- 
gäbe des  buclies  Irill  nicht  ohne  ansprach  auf:  ein  theil  ist 
sogar  in  niusik  gesetzt;  die  Viervcrse  auf  den  Kujfer- 
bliillcren.  wolle  des  jedesmal  betroffenen  menschen,  hat  er 
(nämlich  liiKldlf  Meyer)  grifern  theils,  aufs  einem  in  Truk 
aufsgegangenem  bogen  {weil  mau  domals  keine  andere 
zur  haud)  mtlehuel,  und  nnterschidlicher  orten  verbefsert. 
so  die   vorrede    Konrads :    es    müfsen    die    reime   des    Basler 


KOCHBUCH.  365 

todtentanzes  gemeint  sein,  an  welche  diese  des  zürcheri- 
schen kiinstlers ,  wennschon  nur  von  fern,  doch  immerhin 
anklingen. 

Und   hiemit  wird  dem    langen    und    weilhinschweifenden 
wege  füglich  ein  ziel  gesetzt. 

VVILH.  WACKERNAGEL. 


KOCHBUCH   VON  MUSTER    HANNSEN   DES 
VON  WIRTENBERG  KOCH. 

Dem  Würzhurger  kochbuche  des  14n  jahrh. ,  welches 
Maurer -Conslant  vollständig  (Ein  buch  von  guter  speise, 
Stuttg.  1844)  und  ich  in  dieser  Zeitschrift  5,  11  auszugs- 
weise bekannt  gemacht,  ist  während  des  übrigen  mittelalters 
noch  eine  ganze  reihe  ähnlicher  Schriften  nachgefolgt  (s.  Pfeif- 
fer in  Naumanns  Serapeura  9,  273  und  ebd.  10,  Gl.  331. 
iloll'manns  altd.  handschriflen  zu  Wien  280.  alld.  blätler 
1,  112),  alle  wenigstens  für  die  sitlengeschichle  der  vorzeit 
von  belang,  eine  Basler  haudschrift,  die  erst  bei  dem  neu- 
lichen umzuse  der  Universitätsbibliothek  zum  Vorschein  ire- 
kommen  ist,  vergröfsert  die  reihe,  sie  ist  auf  papier;  aufser 
einer  anzahl  leerer  101  beschriebene  blätler,  deren  9  im  an- 
fang  das  regisler  füllt;  die  schlufsschrift  lautet  Also  hnslu 
guot  ding  von  allciluij  kochen  *)  von  Maister  Nannten  des 
von  fVirtenbei^g  koch  etc.  14(10.  aber  in  diesem  jähre  nur 
geschrieben,  nicht  verfafst:  dal's  sie  blofs  eine  abschrii't  sei, 
zeigen  mannigfache  fehler. 

Wodurch  dies  würlembergische  kochbuch  selbst  auf  sei- 
len der  daistellung  anziehend  wird,  ist  die  gute  laune,  in 
welcher  meisler  Hans  es  aufgesetzt.  das  würzburgische 
hat  nur  eine  gereimte  vorrede  und  schallet  weiterhin  noch 
einen  scherz  in  reimform  ein:  hier  kehrt  der  reim  in  prosa 
öfter  wieder  (beispiele  xi  und  xii),  gleich  die  erste  anwei- 
sung  nimmt  einen  spruch  der  kinderweit  auf,  der  jetzt  noch 
umgeht  (Simrocks  kinderbuch  G) ,  und  die  letzte  beschliefsl 
das  buch  mit  einer  grofsartigcn  neckerei :  denn  von  mecha- 
nischen künsten  um  den  ihicrgarlen  so,  wie  er  beschrieben 
*J   das  koch  gekoctiles,  speise:   s.   Sclimeller  2,  278. 


366  KOCHBUCH. 

ist,  auszuführen  sagt  die  Vorschrift  iiinhls,  und  schwerlich 
ist  jemals ,  in  Deutschland  wenigstens ,  so  viel  kunst  der 
mechanik  an  ein  entremet  gewendet  worden. 

Von  den  zwölf  stücken,  welche  nachstehend  ausgehohen 
sind ,  soll  sich  das  zweite  einer  bemerkung  Lachnianns  zu 
seinem  Wallher  s.  1G2  anschliefsen  :  man  könnte  dort,  da  vom 
rogen  also  eine  eigene  speise  bereitet  ward,  rogel  in  rogen 
befsern ;  das  dritte  den  bemerkungen  Haupts  und  Pfeiffers 
zum  Ilelmbrecht,  zeitschr.  4,  338  und  5,  471.  sonderlich 
weiter  hilft  zwar  auch  unsre  stelle  nicht;  indessen  so  viel 
doch  wird  aus  ihr  klar,  dafs  an  geh  bei  dem  goyssliiz  nicht 
zu  denken  ist:  denn  mit  ausnähme  von  ehi,  dessen  schwächere 
betonung  auch  den  laut  gleichgültig  machte ,  braucht  unser 
Schwabe  den  diplithongen  ei  släts  nur  im  sinne  eines  langen  i; 
dafs  ferner  geysslitz  oder  giseliz  (sumerlaten  27,  5)  keine 
fleischspeise  sein  kann :  denn  sie  gilt  noch  für  die  fasten- 
zeit;  dafs  sie  aber  doch  ein  thier,  also  ein  fisch  etwa  sein 
mufs:  denn  es  wird  ihr  die  haut  abgezogen,  das  vierte 
stück  handelt  von  den  arzneilichen  wunderkräften  des  damals 
erst  seit  einem  Jahrhundert  bekannten  branntweins  (vergl. 
zeitschr.  6,  2G9) ;  eben  denselben  zeigt  das  zehnte  zur  über- 
raschenden Verschönerung  eines  gerichts  verwendet,  das  fünfte 
bestätigt  den  glauben  des  alterthums  und  des  raittelalters, 
dafs  dem  bocksblute  der  härteste  stein  nicht  zu  widcrstehn 
vermöge:  Plinius  bist,  nat.  37,  15;  eins  bockcs  bluot  den 
adaiiias  speit,  mit  dem  man  herte:^  glas  diirchgrehet  vnd 
her  tili  edelsteine  renner  212";  ein  ritter  hete  bockes  bluot 
genomen  in  ein  langez  glas :  daz  sluoger  iif  den  adamas 
(fiahmurets  heim) :  da  ivnrt  er  weicfie?'  dnnne  ein  sirainp 
Parziv.  105,  18  und  darnach  im  Titurel  91  ö  Hahn,  endlich 
mit  VI  —  IX,  indem  hier  der  vcrfal'ser  noch  weiter  üher  die 
küchenmeisterei  liinausgeht,  \^a(■Ilsen  den  tinten-  und  farben- 
receptcn  ,  die  in  den  liandscliriftenkunden  von  Ebert  1,  33  fl". 
nnd  von  Holfmann  36  f.  mitgellicilt  oder  nachgewiesen  sind, 
eini"e  neue  zu.  die  reichste  Sammlung  der  art  aber,  reich 
an  Vorschriften  für  die  tafel-  und  Wandmalerei,  enthält  eine 
Trierer  handschrift  des  15njh.:  wichtig  wie  dieser  deutsche 
Tlieo|thilus  (denn  so  dürfte  man  das  buch  fast  nennen)  für 
die    kunslgeschichte    des    ablaufenden    miltelalters    ist,    wäre 


KOCHBUCH.  367 

eine   veröifentlichung ,    wo   nicht    des    ganzen,    doch    in    aus- 
ziigen  woi  zu  wünschen. 

I.  (10").  Wer  ein  guot  muos  wil  haben  das  mach  von 
sibennler^  Sachen  du  muosl  haben,  milich,  sallz,  vnd  schmallz, 
zugker,  ayer,  vnd  niel  salfran,  dar  zue  So  wirt  es  gell. 

II.  (15'')  Aiii  essen  von  vischliogo/i  das  mach  also  maf'ster//ch. 

Item  visch  rogen.  Nym  aber  niciit  parben  rogen,  Vnd 
stoels  die  in  ainem  niörser  vnd  pach  jn  Jnn  ain '  plannen 
ain  praits  plat  vnd  schncids  wiirlTlat,  prenn  ain  mel  jn  ainer 
pfannen  mit  öll  das  es  schwarlz  werde  vnd  mach  ain  priie 
von  vischen  ans  dem  melb  mach  ain  pfefTer^  nym  cssig  vnd 
gewürlz  vnd  ials  das  er  sieden  vnd  darjnne  erwallen  vnd 
schneid  ain  semlein  wiirfllal  vnd  prenn  das  öll  vnd  geul's  das 
vf  das  essen. 

III.   (45'')   Ge//sslit:z  Jn  der  vastcn  mach  also. 

Item  Geysslitz  jn  der  vasten  soltu  nemcn  vnd  Ials  sy 
ain  weil  stan  das  sy  gefall.  So  send  sy  dann  vnd  gewürlz 
sy  jn  dem  hafen,  vnd  wann  du  sy  dann  efsen  wild,  So  thue 
ain  wenig  öll  jn  ain  plannen  vnd  ihiie  den*  geyslitz  darein, 
vnd  Ulfs  sy  erwallen  vnd  thue  ain  gestoppt  darauf  §  Willu 
aber  aundcrlay  geislitz  So  seud  sy  vnd  geufs  sy  dann  auf 
ain  schüfsd,  vnd  Ials  sy  erkalten,  vnd  zeuch  jr  die  haut  ab, 
vnd   mach  ain  maudel  milich  vnd  geufs  darauf. 

IV.   (50")   Die  tngent  von  dem  geprenlen  wein. 

Item  all  priinnen  oder  zäch  wein  schnjcckennd*  die  ku- 
mend  all  zue  jrem  rechten  stat  vnd  dkrafft^  ob  man  sein 
ein  wenig  darein  geust  §  Item  Er  hat  auch  die  tugennd 
wenn^  allen  wiirtzen  behält  er  die  krafTtjn  allen  Appodegken 
(50'')  ßesprenngt  man  sy  damit  §  Itcm  all  jnwenndig  gescluver 
die   pricht   er   das  sy  durch   den   menschen    gcnnd.     So  man 

I,  1.   (1.   h.   siehiicrlei  :    er  durch    einen   scIireibCcliler  oder  wiiklii-li 

io  der  mundarl  seihst  an  den  schlufs  des  ganzen  ausdruckes  gehraclil. 

II,  1.   lies  ainer         2.   eine  pfelferbrühe  :  vcrgl.  zcilschr.    5,   li. 

III,  1.  den  in  der  handschrift.         2.  gepulvertes  gcwürz. 

IV,  1.  schmeckennd  wird  vor  priinnen  (quellwafser)  gehören.     2.  so 
in  der  handschrift.  3.   d.   h.   iva?i. 


3G8  KOCHBUCH. 

seiu  ain  wenig  trinckl  §  Item  alle  ausweiindige  geschwer 
pricht  er  Ist  das  man  sich  damit  bestreicht  vnd  salbt  §  Item 
allerlaj  mail  vnnder  den  äugen*  vergennd  wer  sich  damit 
bestreicht  §  Item  hingel  vnd  leber  macht  er  auch  gesund  vnd 
das  miltz  Item  er  macht  auch  kuppCer  vnd  silber  weils  §  Item 
er  schaidet  quecksilber  vnd  silber  von  einannder  wer  es  darein 
legt  §  Item  er  haillt  auch  all  wunden  wer  sich  damit  be- 
streicht Item  er  wert  auch  dem  tropffen^  von  den  Aussen 
§  Item  er  vertreibt  alle  vnsaubre  vergilTl  §  Item  all  flüfs  von 
dem  hieren  vertreibt  er  wer  (ST)  sich  damit  salbet  §  Item 
er  vertreibt  auch  all  darem  gi  cht  wer  sein  ein  wenig  trinckt 
Item  wer  prechen  jn  dem  mund  hat  welherlaj  der  ist  der 
trinck  jn  vnd  saltz  jn  dem  mund  vnd  spritz  jn  wider  aus 
vnd  auch  jn  den  zennden  §  Item  wem  die  nafs  vnd  der 
mund  schmeckt  der  trinck  jn,  vnd  lafs  sein  ain  wenig  in  die 
naslöcher.  So  werden  sy  wol  geschmach  §  Item  den  men- 
schen macht  er  wol  gediichtig  vnd  fVölich  wer  jn  trinckt 
§  Item  So  vertreibt  er  die  sprennglos  ^  vnd  die  posten  oder 
postetten  ^  vnd  auch  den  kramplF  wer  sich  damit  salbet 
§  Item  was  den  menschen  jnwenndig  gespricht  trinckt  er  jn 
So  ist  er  genesen.  Ist  es  aber  aus  wenndig  so  salb  sich 
damit  Er  wirt  gesunt  Aon  allem  seinem  ge-  (51'')  precheu 
Also  das  er  kains  arlz  bedarfF  die  weyl  er  lebt  Noch  bedarff 
annder  erlznej   nemen. 

V.  (58")  u4m  stain  ivaich  zue  machen. 
Item    wiltu    ainen    stain    waich   machen    So   nyra    alltes 
prunte   wafser   vnd    pocks    pluot   vnd  send  das  alles  mit  ein- 
annder, vnd  thue  dar  zue  lübsteck,  *  vnd  die  slaiu  thue  darein 
So  Averden  sy  waich. 

4.  im  gesicht.  vnder  ougon  (ore)  Capeila  3.  daz  man  sie  iinder 
ovgim  zeichendi  ( nolas  insigniti  frontibus)  Notk.  Boelli.  19.  i/nder 
diu  Ollgen  (in  os)  ebd.  80.  linder  diu  ougen  —  an  daz  antlülze 
Beilhold  3Ü5.  gelwagen  iindr  ougen  unde  an  handen  Parz.  172,  3. 
ez  Itt  ander  wibvs  ougen  aller  J'iöuden  paradis  v.  d.  Hagens  niinne- 
siiiger  2,  31i''.  5.   schlagfluls,  miltellat.  g/z^/a,   fr    goulte:  f'uiidgr. 

1,  394.      eine    Eindeutschung    des    letzteren    ist    das   guot    (Schnieller 

2,  87),  in  der  Schweiz  guetschlag.  6.  Grafl"  spracbsch.  0,  395.  397 
hat  gisprinc  pusluia;  los  scheint  iiiv  laus,  lits  zu  slehn  :  vergi.  zitfar- 
lüs  iiupelign  spraehsch.   4,   308.          7.   lat.  pustula. 

V,   1.  liebslückel,  levisticum. 


KOCIlßUCII.  369 

VI.  (08')   Gold  aus  der  redereu  schreihe?i. 

Item  willu  gold  von  der  feder  sclireiben  (59")  So  sollii 
nemen  geschlagen  golt  als  vil  du  wild,  vnd  nyni  aiii  reil» 
stain  der  schön  vnd  Irucken  sej ,  vnd  leg  ein  wenig  salllz 
darauf  gleich  als  es  darauf  gerissen*  sej,  vnd  leg  dann  ein 
plat  darauf,  vnd  säe  aber  saltz  dar  vf  auf  das  goll  phit  vnd 
als  manig  plat  als  inanig  saltz  säe  darauf,  vnd  nym  dann 
einen  reib  stain  vnd  reib  dann  das  golt  vnnderciuannder  als 
lanng  als  du  des  goldes  nit'^  geprüfen  magst,  So  nym  es 
dann  von  dem  stain  vnd  thiie  es  jn  ain  glas,  vnd  das  glas 
thue  voller  wasser  vnd  rür  es  durch  ainanndcr,  So  wirt  es 
vnd  das  salllz  alles  zue  wasser  vnd  das  gold  vellt  alles  zue 
poden.  Dornach  gcul's  das  wasser  ab  dem  gold  N'nd  geufs 
ain  annder  wasser  wider  (59''j  daran  das  schön  vnd  lautier 
sej,  Vnd  geufs  als  lanng  daran,  Vnd  darab  pifs  das  lautler 
wasser  darab  geet  So  leit  das  gold  zue  poden  recht  als  ain 
gelber  laim,  Vnd  ihue  das  gold  aus  dem  glas,  Vnd  thue  das 
in  ain  hören  ^  vnd  temperirs  mit  gummi  vnd  schreib  dann 
damit  ^^  as  du  wild,  XnA  las  es  dann  wol  trucken  vnd  nym 
dann  ain  wollfs  zand  vnd  JJalicr  es  Ilain  vnd  sauber  damit 
So  wirt  es  lautler   vnd  klar. 

VII.   (59'')  Aufgelegt  puochslahen  von  golde. 

Item  wer  grob  auffgelegt  puochslaben  wolle  machen  von 
gold  der  nem  ain  wenig  kreiden  vnd  Saffran  vnd  temperirs  da- 
mit lauter  vnd  rain  V^nd  formier  den  puochslaben  als  er  sein  sol 
vnd  lafs  sy  Irucken  werden  (60")    So    schab    ain    wenig    den 

VF,  1.  der  liäiilige  ühergang  von  r/sen  in  ;•/;•»■«  (SclniicIIer  3,  l.'JO), 
aus  (Ifin  aucb  unser  ausreij'sen  für  (liclitMi  ,  einrvij'scn  für  sich  cin- 
sclileiclieo  und  zurcif.scn  für  herbeieilen  {wann  nach  des  vuttevs  reise 
ein  armes  liebes  kiiid  kümpt  auf  ihn  ziif^erifsen  Opitz)  zu  eriilären 
sind,     als  ob  es  (wie  sand)  daraul"  {^eriesell  sei.  '2.   bffser  // :  so- 

lange  du   noch   etwas   des    goldes    walii'iiehnien    kaiinsl.  '.).   hunn 

ebenso  nachher  im  achten  stück:  nicht  blofs  ein  von  hörn  gemachtes 
linteiil'ars,  sondern  ein  als  tiiitenfafs  gebrauchtes  wirkliches  hörn:  s. 
die  achte  bildertalel  des  horlus  deliciaruni  der  Ilcrrad  von  Landsberg. 
scriplor  sreivere,  eornu  hörn,  pctina  vederc  gl.  Jun.  312.  h/arhorii, 
tinclahoru  siirachsch.  4,  1037.  iinthorn  lirders.  2,  äiü;  noch  15.  \\  al- 
dis  Esop  4,  93  Ein  alles  Dinthurn  ohne  schivarlz-. 
Z.   V.  ü.   A.    IX.  24 


370  KOCHBUCH. 

grünt  vnd  Balier  ja  mit  aincin  zaniid  vnd  leg  dann  das  gold 
darauf  mit  aiuer  dünnen  ayer  klar  vnd  lal's  es  trucken  wer- 
den vnd  Balier  es  liübschlicli  vnd  maisterlich  mit  dem  zaund, 
So  wirt  es  gerecht  vnd  schon. 

VlII.   (60")  Aiii  dhnpten  mach  also. 

Item  Nym  ain  guoten  essich  vnd  geui's  den  jn  ain  pecke 
vnd  lals  den  jn  dem  pecke  stan  als  lanng  pis  es  an  dem  po- 
dem  hellen  gewvnne  Si»  nym  dann  die  selben  helfen  jn  ain 
boren,  Vnd  temperir  das  mit  ayer  klar  wann  dn  schreiben 
wild  So  ist  es  gar  genchl. 

IX.  (60'')  Dintlen  mach  also. 

Item  wiltu  gnole  dintten  sieden  So  nym  vier  lot  gallas, 
Vnd  zwaj  lot  vitriolum  vnd  zwaj  lut  gumrai  zue  ainer  mafs. 
vnd  nvm  dar  zue  Regen  wasser.  Item  den  gummi  Ihne  aller 
erst  darein.  So  es  plab  wirt  Oder  zwo  mafs  zue  gemaiiier 
t\  nippten. 

X.  (82")  Ei/i  Su'cins  kopff  das  fear  daraus  far  alsßammen. 

Ilem  Xym  vnd  send  ain  sch\^cins  koplT  Wan  er  dann 
gesoten  sey,  So  nym  in  \  nd  schneid  jn  wiirlflat  das  er  den- 
noclit  (82'')  ganntz  sey,  Vnd  nym  ymber  vnd  säe  die  dar 
aulF  über  all  an  den  scliweins  koplF  der  sol  ganntz  sein,  \n(\ 
das  er  nicht  von  einannder  gespalllen  sey  Vnd  wann  du  der 
ymber  dar  auf  gesäet  hast  So  nym  ain  schüssel  vol  gcprenls 
Aveins  vnd  gcufs  aussen  halb  auf  den  koplf  halben,  vnd  jn 
das  annder  halb  tail  den  gej)ranlen  wein',  \'nd  geui's  es  jn- 
nen  jn  den  den  halls  ,  vnd  das  ])las  das  der  w  ein  nicht  her- 
aus rviine,  Vnd  nym  dann  ain  dürrs  prot  als  grofs  als  ain 
uufs  \nd  nym  dann  ain  glüennden  kissling  als  grofs  als  ain 
haselnufs ,  vnd  ihue  das  in  das  düi-i-  prot  vnd  legs  denn  in 
den  prallten  wein  \  nd  von  dem  glüennden  kyssling  werden 
daraus  flammen  faren ,    \m\   ist  vnschedlichen    vnd    schmeckt 

\1II.   diiiipli' ,    IX    Itjiiijipiv:    ein    zuiiäclist    iicgeiiiles    bcispiel  der- 
selben  lautverwecliselung  isl  ALraliuiiis  a  s.   Clara  ijembscl  penicillus. 
X,   1.   lies  viid  niin  das  ander  lialb  tail  des  gepraitlvn  weiiis 


KOCHBUCH.  371 

wol,  Als  niaj'slu  auch  aiiien  liaiinysclieu  ^  schwciiis  kopfl" 
machen. 

XI.   (89'')   l^on  einem  fiihnclem  gemüfs  zu  machen. 

Ilcni  jn  dem  sanier  heb  ich  an  vnd  lafs  dann  jn  dem 
winter  daiion,  wir  vvcillen  vnd  stillen  betrachten  vmb  frönide 
gcmiüs  Die  werden  jn  dem  winter  guol',  So  tracht  das  dn 
siben  l'arb  habest,  So  inaj^stu  mit  eren  wol  bestan,  schwarlz 
jjuot'  plab  muoslii  han  (iell  vveils  rot  prauen^  künd  wir  das 
zue  sanien  priiij^eii ,  Wann  du  die  l'arb  wild  vinden ,  plab 
koren  pluemen  muost  du  haben  Die  nym  jn  dem  sumer  abe 
Vnd  soll  die  derren  jn  ainem  eleu  der  sol  nicht  zue  hails 
sein ,  V'nd  sloefs  sie  gar  schon ,  Vnd  behalt  sy  zue  Ion, 
Grün  (9ü''j  lals  vnns  uit  vergessen,  ob  der  pelersill  war  ver- 
ganugen.  So  hab  wir  grün  waitzein  sanngen*,  Oder  SallVan 
Da  vvirl  es  gell  von,  Die  rolt  prawn  varb  geet  von  weich- 
sein zue,  Wann  die  zeittig  werden  die  soltii  ab  den  sting- 
lein^  prechen ,  Schlahe  sy  durch  ain  sih  vnd  lals  sy  durch 
sieden  vnntz  das  sy  die  keren  lassen ,  Vnd  den  drillen  tayl 
nym  hönig  darein  So  soltu  sy  sieden  lassen,  Wann  es  dann 
gesolen  ist  So  lals  es  dann   kalt  werden ,  Wiltu  es  bewaren 

2.  ain  haiinisch  xchwcin  sus  doiiicsticus  :  \'orliei'  also  sullte  von  selbst 
eil)   wildes  scliwein   verstanden   werden. 

XI,   1.  vielleiclit  .v///!v  2.   lies  g-rii/i  3.  sonst  pflegen  lange 

vocale  und  di|ilitlioiigen  den  iti  jeder  liquida  sclilununei'nden  lialbvoeal 
nur  in  r  zu  erwecken  :  J'/'re  ulid.  J'eier,  scliär  iilid.  schauer  und  sehon 
lulid.  v/her,  scliuer,  /itnir  \n\<\  Jiiiwer  slüHJiur  (s.  Ulrichs  leben  s.  xxiv); 
seltn(!r  in  /;  doch  hat  z.  b.  das  suniinarium  Heinrici  in  Iloirniaiins 
sunierlalen  2,  41  liei^elscowede  augurium  und  die  in  den  l'undgruben 
1,  !517  besprochene  krankheits-  und  heilniillelkunde  J'oiivl  stall  J'iil. 
für  die  erweiterung  des  n  kenne  ich  aul'ser  obigem  beisjiiele  nur  noch 
schienen  s.  Ulr.  ()41.  sciliinin  Anno  417;  bei  //;  scheint  eine  solche 
gar  nie  vorzukommen.  4.  iilirenbüscliel  oder  äliren.  5.   schon  im 

ahd.  wechseln  sLingil  und  stengil :  sj)rachsch.  0,  ()'.li$  ;  sonst  könnte 
stingleln  lur  slciiglrin  wie  oben  IV,  C  sjjre/iglos  umgckelirl  für  spring- 
los  stehen,  es  ist  eigeiiheit  dei'  Si;hwaben  vor  /(  n\it  noch  einem  con- 
sunanlen  i  beinahe  wie  e  zu  sprechen  und  a  nicht  umzulauten,  soii 
dem  fast  gradezu  gegen  i  zu  vertauschen:  eine  cigenheil,  die  Schil- 
lers reime  menge  und  dinge  (am  schlulse  des  ersten  acts  der  Iphigeuie) 
und  den  berühmten  meusvhcti.  und  wUnscIu-n  (in  dci-  leiihcnphautasie 
möglich  gemacht   hat. 

24* 


372  KOCHBUCH. 

So  thue  es  jn  ainen  Iialeii  der  jnnen  verglast  sey,  Daran 
pistu  der  färbe  frey*',  So  niaclilii  die  helialten  ain  ganntz 
Jar  das  sy  die  färb  nit  verlieren,  Das  sollu  bedenncken  schon 
Das  der  tunst  nicht  gee  dauon. 

XII.   (99'')  Item  also  soltu  den  tiergarten  machen  also. 

Item  wiltu  haben  ainen  tier  garten  So  nyin  niel  vnd  ayr 
darans  machstu  machen  mit  *  was  du  wild  von  fleisch  oder 
von  vischen  machst  (100')  Du  machen  was  du  wild  zcche- 
nerlay^  wildu^  nach  ycgiichs  art  zechenerlaj  jn  ainem  gar- 
ten. Der  gart  sol  vmb  fanngen  sein  mit  einer  maur  die 
gelär  macht  der  tegel  '''  nicht  gehaben  So  soltu  jn  mit 
planngken  vmbefahen  das  das  wilde  nit  dauon  kumme  Machtu 
aber  der  planucken  nicht  gehaben.  So  mach  ainen  zawn  von 
gerlen,  Die  gerten  süUen  von  ayren  sein  gemacht  vnd  von 
mel,  Nym  das  weifs  von  den  ayren,  Und  ain  semlein  mel 
das  soltu  es"'  aus  machen  Die  gärten,  vnd  soll  petersill  oder 
ander  grün  haben  das  soltu  reiben  klain ,  \*nd  solt  saluan 
haben,  also  sollu  die  tötler  nemen  von  den  ayren  vnd  ain 
wintzig  mel  darunder  da  mach  ainen  taig  dar  aus  vnd  machstu 
machen  die  grün  gärten  Nym  ain  semlein  taig  prenn  jn  abe''. 
(100''j  nicht  thue  ayr  daran  mach  die  stecken  dauon  vnd 
thue  Saffran  daran  So  werden  die  stecken  gell ,  Die  stecken 
prenn  ab  jn  ainem  schmaltz ,  vnd  mach  von  ayren  ain  taig 
vnd  von  käfs  mach  ain  prallen^  Als  du  machst  zue  den 
ostern  die  lladen  Also  soltu  ain  liuot  jn  den  garten  machen. 
Die  gärten  sollen  einer  spann  lanngk  sein  die  steck  darumbe, 
Vnd  sol  ain  turen  darjnne  sten ,  Da  sol  ein  weg  durch  gen. 
Oben  vmb  den  turen  sol  ein  ganngk  gen ,  Da  süUen  frawen 
vnd   junckIVawen    knecht    vnd    riller    vf   sten.   Wenn  sy  das 

fi.  (1.  Ii.  frob  :  vri  st  der,  swcr  eine  reine  lieplich  mac  umhcvdn 
luirines.  v.   d.   Hag,   2,  ÜOö''. 

XII,   1.  mit  zu  slrciclieti  oder  daraus  in  da  zu  berscrn.       2.  was 
du  loild  zechenKrlai/    wohl    zu    slreiclien.  3.   d.    li.   nnldiu?    «ildc 

Ihiere.  das  v\iid  soll  aus  fleisch  oder  visch  gemaeht  weiden.  4.  ^c- 
lär  könnte  zwar  ein  wort  sein  (alid.  gildri  wohnuiig) ,  aber  es  passt 
hier  nicht  und  ebensowenig  tegel:  ich  lese  mit  einer  maur  ziegelein, 
luavhlu  der  ziegel  u.   s.   w.  5.   lies  da  soltu  0.  d.   h.  aber 

7.  iireilinga  vel  Jladnn,  placenlas  s|irachsch.  3,  295. 


Kociinucn.  373 

wilde  wollend  ane  sehen  vnd  ane  valien ,  Aussen  vnib  den 
den  garlen  sol  ein  graben  gen,  Da  siillen  lebenndig  viscli  jn- 
nen  slen ,  Vnd  zwischen  dem  zawn  vnd  dem  graben  siülen 
päwm  sten,  die  siillen  öppfel  pieren  rnuscat  vnd  nufs  tragen. 
So  siclil  man  aiiH"  den  päwmcn  überall  aichoren  vnd  vogel 
die  siillen  auf  den  (100')  päwmen  slen,  Vor  dem  garten  da 
sol  ein  torwärtel  slen  der  sol  guidein  sein  ,  Die  siillen  vnd 
wollen  frölich  sein ,  Das  sol  geschehen  vor  dem  lisch  da 
sieht  man  den  tiergarten  her  gen,  Darjnne  sind  man  vnd 
frauen  vnd  junckfräwen  auch  ain  lail,  Wann  er^  sein  nicht 
gelauben  wil  Der  niags  wol  sehen  Wann  es  kunipt  Für  den 
tisch,  So  n)ag  man  es  wol  gesehen,  Vnd  das  wist,  Darjnne 
sind  auch  schützen  vnd  wäppner "  vnd  annder  kiirtzweilig 
ding,  Das  man  darjnne  koch  vindet,  So  sieht  man  die  purg 
vnndergan  "*,  So  wirt  das  tlior  auf  gethan,  So  sich  man  die 
Bischof]"  her  für  gann,  Vnd  den  koch  darunder  stan.  Der  das 
l'cur  dar  ein  hat  gelhan,  Nider  lät  er  gann  auf  die  pannck ", 
vnd  zeucht  ein  ko[)(F  zue  hannd,  Aus  dem  lät  man  jm  geben 
Vnd  ze  bannt  wider  auf  den  tisch.  (lÜl')  daijnne  sind 
zwaierlaj  vogel,  das  siillen  wissen,  \  nd  wann  sy  nit  annder- 
laj '^  haben  gafs ,  So  fliegen  die  anndern  von  stat.  So  sich 
Ich  den  alTen  gen  jn  dem  liergarlen.  Vnd  das  ist  ein  etc. 
Wollend  sy  mer  essen,  So  gib  gepaclien  viscli  vnd  gesoten 
vnd  gepraten  etc. 

WILH.  WACKERNAGEL. 

8.  lies  dir  9.  wa'pner  knappe  oder  ein  zum  krieg  gerüsleter   biir- 

ger  :   Schniellei-  4 ,   121.  10.    lies    die   prvg    (brücke)    nidcrgan 

II.  ])anli  s.  V.  a.  tisch  wie  in  der  genesis  HolFni.  35,  7  und  noch 
niunditllich  in   der  Schweiz.  12.    lies  mit  anderlai  eine  art  mit 

der  andern,  oder  bloPs  mil  ander:  vergl.  samt  ander  mit  einander 
Schuieller  1  ,  7.').  aber  uu  ander  im  Sgall.  Arisloleles  54  (firalF  33) 
hat  nicht  reciproken  sinn  (granini.  3,  83) :  es  übersetzt  das  lat.  ad 
aliud. 


374  ZL'K  FRAGE  xNACH  DEM 


ZUR  FRAGE  NACH  DEM  VERFASSER  DES 
REINERE. 

Die  nachstehenden  benierkungen  dürfen  nicht  bean- 
spruchen die  oben  genannte  frage  zum  abschlufs  zu  bringen  ; 
sie  liefern  keine  neuen  aufklärungen  über  den  räthselhaften 
Hinreck  van  Alckmer,  und,  so  wahrscheinlich  es  ist,  dafs 
dieser  der  bearbeiler  der  niederländischen  vorläge  des  Reineke 
war,  und  von  diesem  selbst  fern  zu  halten  ist,  so  darf 
doch  erst,  ^^er  über  ihn  sicheres  beizubringen  vermag,  sich 
rühmen,  jene,  an  sich  nicht  eben  wichtige,  nach  und  nach 
aber  durch  manches  sich  daran  knüpfende  interessant  gewor- 
dene frage  erledigt  zu  haben,  der  zweck  dieser  bemerkun- 
gen  ist  nur,  durch  eine  gründliche  revision  der  vorliegenden 
tliatsachen  die  Untersuchung  auf  einen  festern  boden  zu  stel- 
len ,  von  dem  man  fortan  bei  vveiterführung  derselben  aus- 
zugehen habe;  ihr  haiiptresultat  wird  die  hoffentlich  ein- 
leuchtende beseitigting  des  Nicolaus  Baumann  sein  ,  an  des- 
sen stelle  sie  einen  andern  namen  setzen  sollen,  der,  bisher 
ungenannt,  einstweilen  in  den  Vordergrund  der  Untersuchung 
zu  rücken  scheint. 

Das  material ,  welches  ich  zur  nachstehenden  Unter- 
suchung benutze ,  findet  sich  fast  alles  beisammen  in  der 
fleifsigen  und  sorgsamen  arbeit  von  G.  C.  F.  Lisch  über 
Reineke  voss  und  Nicolaus  Baumann  in  seiner  geschichle 
der  buchdruckerkunsl  in  Meklenburg  (Schwerin  1839)  s.  186  ff., 
sowie  auch  gelegentlich  in  den  voraufgehenden  partien  des- 
selben buches.  wenn  sich  mir  dessenungeachtet  ein  von  dem 
seinigen  völlig  abweichendes  resultat  ergicbt,  so  liegt  der 
grund  wohl  hauptsächlich  darin  ,  dafs  Lisch  niclit  ohne  vor- 
gefafslc  mciuuug  an  seine  Untersuchung  gegangen  ist,  näm- 
lich nicht  oliiic  den  liehlingswunsch  im  hinlergrunde  festzu- 
halten, dem  gegenstände  seines  langjäiirigen  emsigen  fleifses, 
dem  iMcolaus  Baumann,  die  ehre  der  aulorschafl  des  Reineke 
nicht  entzogen  zu  sehen. 

Lisch  hat  mit  unermüdlichei"  sorgsamkeit,  mit  durcii- 
slciberung  aller  meklenburgischen  archive,  mit  genauer  durch- 


VERFASSER  DES  REINEKE.  375 

musleriing  selbst  der  winzigsten  lursllichen  recliniingen,  eine 
lange  reüie  von  daten  über  INicolaus  Baiunann  ziisaninien- 
gebrac'ht,  eine  vollsliindige  urkundlicb  belegte  gescliiclile  sei- 
nes autVnllialtes  in  Meklenburg,  namenllicli  in  Rostock,  bis 
zu  seinem  lodc  1526,  zusammengestellt:  aber  er  bat  aucli 
kein  sterbenswörloben  gefunden ,  welcbes  es  nur  einiger- 
mafsen  wabrscbeinlich  machen  köniilc,  dals  PSic.  Baumann 
der  verfalscr  des  Reineke  sei.  hier  so  von  allen  positiven 
lliatsacben  verlafsen ,  entschlicrsl  sich  Lisch  zu  der  verzwei- 
felten argumenlalion  :  weil  es  nicht  bewiesen  werden  könne, 
dafs  Nie.  Haumann  der  verfafser  des  Reineke  nicht  sein 
könne,  miifse  er  bis  auf  weiteres  wirklich  für  den  verfafser 
gehalten  werden. 

Dieser  schlufs  wäre  unter  bewandlen  umständen  kaum 
dann  berecliligl,  wenn  die  quellen,  die  ßaumann  als  verfafser 
nennen  ,  alles  vertrauen  verdienten  ;  prüfen  wir  aber  diese, 
so  linden  wir,  dafs  sich  dieselben  nicht  nur  alle  auf  eine 
einzige  reducicren,  sondern  auch,  dafs  diese  nicht  einmal  dem 
leisesten   Widerspruche  sich  gewachsen  zeigt. 

Jene  quelle  sind  die  worle  in  Rollenhagens  vorrede  zum 
Frosclimäuseler  (Magdeburg  1595)  die  ich  vollständig  hersetze. 

Es  hat  auch  zu  nisei^  zcil  vnser  (Jciilschcr  Prophet 
Doctoi^  Marthi  Liitlicr  selbst  etliche  Fahale/i  ro'ilei/tschel 
vniJ  erkläret,  als  hn  ßinflen  Je/iiscJien  Tomo  zu  befinde?!. 
Ja  (las  i^anze  Politische  Ifojf  Regiment  rnd  das  Ilöniische 
Pdbstlhuuib  ist  rnfer  dem  Nahmeti  Reinichr/i  Fuchses  rber- 
au/s  weiJslicJi  vnd  hänstlich  beschrieben.  Dasselbige  Buch 
aber  hat  ein  gelehrter,  scharJJ'sinniger  ff^ellireiser  Sachse 
gemacht  mit  Nahmen  Nicolaus  Bauma/i ,  beijm  Vrsprung 
defs  fFiiserslroms  bärtig.  Dieser  als  er  bei/  dem  Hertzo- 
gen  zu  .lälich  ein  Zeitlang  in  der  Ca?itzelei/  für  einen 
Hallt  rnd  Secretarien  gedienel ,  durch  die  Fuchsschwäntzer 
böj'slicli  hintergangen  rnd  in  J^ngnadon  gebracht  ward, 
dafs  er  sich  mit  grofser  Gefahr  ron  dannen  an  den  Mchel- 
burgisclien  Hoff  begeben  miiste ,  da  er  dann  auch  uider 
Uertzog  Magnussen  Secretarius  vnd  lieber  Mann  norden. 
Hat  er  aufs  sein  selbst  erfahrung  den  lieinichen  Fuchs, 
als  wenn  der  im  Herzogthumb  Jälicli  also  ergangen  were, 
xceifslich    beschrieben    rnd    dem    liucbdrucher    zu    Itostoch, 


376  ZUR  FRAGE  NACH  DEM 

Ludoiiyigen  Dilzen,  welcher  ein  Oberländer  von  Speier  vnd 
ein  guter  Reimer  war,  verehret.  Derselhig  hat  die  Glos- 
sen aufs  andern  Reimbüchern  dazu  gesetzt  vnd  ihn  damit 
im  Jahr  1522,  als  wenns  zuvor  ein  altes  fVelsch  vnnd 
Französisch  gemacht  worden,   in  Druck  gegeben. 

Der  Rawntann  aber  ist  hernach  zu  Rostock  in  S.  Ja- 
cobs h'irchen  ehrlich  begraben,  f/u't  diesem  Epitaphio,  da/s 
ich  ihm  zu  Ehren  vnd  dem  Rcinicken  Fuchs  zu  Lob  an 
diesein  Ort  nicht  verschweigen  wollen. 

Nicoiao  Raumanno 

Ducali  Megapolensium  Principum  Secretario 

Elisabetha  Vxor 

pietatis  an  coniugalis  amoins  monumentum  posuit 

Mense  Aprili  1526. 

Dormio  sub  lapide  hoc  Nicolaus  Rauman  honore 

Vulgari  externo  contumulatus  humo. 
Nee  mala  nee  vitae  repeto  bona,  splendidior  sed 

Quam  nostra  est  nulla  litt  er  a  ducta  manu. 
Laetus  laeta  legas,   qui  transis  forte  vialor. 
Ex  Christi  iustus  nomine  non  moritur. 

Auff  Deutsch : 
Nicolavs  Raumannen,  defs  Herzog-  vnd  Fürstenthumbs 
Mekelburgk  Secretarien    hat  Elisabetha   seine  Haufsfrawe 
aiifs  hertzlicher  ehelicher  Liebe  vnd  Trewe  difs  Gedächt- 
nlfs  gesetzt  im  Monat  Aprili 

hn  Jahr  MDAMJ. 
Ich  Nicolaus  Rauman  halt  mein  Rast 

Hie  vnter  dieses  Steines  Last. 
Als  man  mich   hat  zu  Grabe  bracht 

Li  frembden  Land  mit  schlechter  Pracht. 
Vnd  mag  von  gut  vnd  bäfs  nichts  sagen. 

So  mir  zu.slandt  in  meinen  la^en, 
Ohn  daß  ich  zu  der  Zeit  im  Landt 

Halt  die  zierlichste  Schreiber  Hundt. 
Du  IVaudcrsuiann   liifs  deine  Zeil 

In  Frewden,   uuis  dein   Hertz   erfrewl. 
Ich  weifs  das  der  im   Todt  nicht  ist. 
Der  gerecht  war  durch  Jesum  Christ. 


VERFASSER  DES  REINEKE.  377 

Aus  (lieser  (lucUc  ist  die  zweite  geflofsen ,  die  stelle  in 
Peter  Lindebergs  clironicon  Rostochiense ,  das  151)0,  un- 
mittelbar nach  dem  lode  des  verlalsers,  herauskam,  sie  giebt 
nur  eine  verkürzende,  tlieilweise  wörtliche  Übersetzung,  die 
Worte  lauten  Hunc  {Nicolainn  Mar.scalcinii)  sequi  luv  Af'co- 
Inus  P)aumann,  qui,  cwn  aliquavnliii  in  ai/ln  luliacA'tisi  con- 
siliarius  viaisset  et  inndvm  ainid prindjicm  tradmtus  esset, 
iiü  II t  cum  rilae  periculn  ad  Magnum  Megapolitatmin,  cii- 
ius  secretarius  postea  J'aclus,  se  recipere  cogeretur,  ex  sua 
ipsius  experientia  astutiam  vulpeculae  germa/ncis  rhylhmis 
argule  et  artißciose  descn'psit  et  Rostoehii,  tibi  consuinpto 
vitne  sladin  in  nede  [acoben  sepultus  est,   tt/pis  edi  curnvit. 

Allerdings  ist  Lindebergs  chronicon  der  iiauptsache  nach 
bereits  1590  abgefalst;  da  der  verfafser  aber  1595  noch 
lebte ,  so  kann  er  jene  stelle  füglich  in  seinem  manuscripte 
nachgetragen  haben,  dals  ihm  ein  fremder  eine  neue  literar- 
historische notiz  über  eine  persönlichkeit  seiner  Vaterstadt 
bieten  konnte,  kann  nicht  ernstlich  auffallen,  zumal  wenn 
wir  die  vielen  groben  fehler  bedenken,  die  Lindeberg  in 
wichtigem  und  ihm   näher  liegenden  dingen  begeht. 

L  M.'iiittelbar  auf  eine  dieser  beiden  quellen  reducicrt  sich 
endlich  ohne  zweilcl  die  dritte,  die  bemerkung  die  der 
Uostocker  ßerend  Frese  1597  in  sein  exemplar  des  Ueineke 
eintrug:  Auetor  huiiis  lihri  evedilur  Nieolaiis  Baumann, 
secretarius  in  aula  Megapolilana  Suerinensl ,  tuiinilalur 
RostocJiii  in  templo  St.  Jacohi. 

Woher  llollenhagen  jene  notizen  hatte,  läfst  sich  nicht 
sagen,  kaum,  wie  Lisch  meint,  von  Lindeberg  selbst,  der 
dann  wohl  schon  1590  i)ei  anferligung  seines  manuscriptes 
eine  eigene  notiz  über  N.  IJaumaun  gegeben  und  nicht  auf 
das  erscheinen  des  Froschmäuselcrs  gewaltet  hätte,  doch 
dies  ist  eine  nicht  eben  wichtige  nebenfrage;  für  uns  hier 
die  Iiauptsache  ist,  dals  jene  drei  Zeugnisse  sich  auf  denselben 
ungenannten  gevvährsmann  zurücknihi-eu  lafsen,  dem  lldllenliagen 
seine  nachricht  verdankte,  auf  eine  in  der  zweiten  iiälile  des 
lOu  jh.  in  Rostock  herschende  ansieht,  \\ie  Lisch  meint, 
kann  daraus  nicht  geschlofsen  werden. 

Jene  nachricht  nun  ,  in  bezug  auf  den  seit  aiifang  voi'i- 
gen  Jahrhunderts  verlorenen    leichcnstein    sicher    unantastbar, 


378  ZUR  FRAGE  NACH  DEM 

ist  in  betreff  der  der  Vergangenheit  angehörenden  angaben 
auf  (las  bunteste  durch  unrichtigkeilen  der  gröbsten  art 
enlstelll. 

Falsch  ist  die  angäbe  dal's  der  Reineke  nriginahverk 
sei,  falsch  dafs  er  eine  versteckte  salire  gegen  bestimmte 
Persönlichkeiten  und  ereignisse  enthalte,  falsch  diil's  der  erste 
druck  in  llostock ,  noch  falscher  dal's  er  erst  bei  üietz  er- 
schienen sei ,  falsch  dal's  N.  Bauniann  Herzog  Magnus  se- 
crctär  gewesen ,  falsch  überdies  und  für  einen  Kostocker 
professor  fast  unbegreiflich  ist  Lindebergs  angäbe  dal's  INic. 
13aumann  des  Nicolaus  Marschalc  nachfolger  gewesen  sei, 
confus  endlich  ist  die  angäbe  über  den  druck  von  1522. 

Ein  exemplar  einer  ausgäbe  von  1522  existiert  nirgends, 
nach  der  angäbe  bei  Kollenhagen  ,  dafs  die  glossen  aus  an- 
dern reimbii(  hern  dazu  geselzt  seien,  niüsle  man  vermuten, 
es  sei  die  erste  ausgäbe  der  neuen  glosse  gemeint,  denn  nur 
diese,  nicht  aber  die  alte  katholische,  besteht  aus  anlülirun- 
gen  aus  andern  poetischen  werken,  dem  tiefen  aber  zwei 
umstände  entgegen:  einmal  die  angäbe,  ';;ls  wenns  zuvor 
ein  altes  Welsch  vnnd  Frantzösisch  gemacht  worden',  die 
ohne  allen  zweifei  die  worle  der  altoii  vorrede  im  äuge  hat 
'hebbe  dyt  boek  vlh  walscher  vnn  fraiiczösischer  sprake  glie- 
socht';  sodann  besieht  die  neue  glosse  meist  aus  anliilirungen 
von  scliriflen,  die  erst  im  anfange  der  30er  jähre  erschie- 
nen, wie  Schwarzenbergs  memorial  der  tugent  und  kummer- 
trosl ,  Er.ismus  Alberus  fabeln  (herausgegeben  1534)  u.  a. 
dies  liil'st  das  enistchen  der  glosse  kaum  vor  dem  jähre  1539, 
wo  wieder  ein  durch  exeniplare  belegler  druck  leslsleht,  an- 
nehmen, will  man  also  jene  angaben  llollenliagens  retlen, 
so  mul's  man  annehmen,  die  veischollene  ausgäbe  von  1522 
habe  die  alte  vorrede  noch,  dagegen  einen  belräclillichcn  tlieil 
der  neuen  glosse  noch  nicht  entliallen  ,  eine  zu  gezwungene 
annähme  als  dal's  wir  sie  auf  autorilät  jener  angäbe  hin  wa- 
gen dürrien.  es  wird  ein  bei  bibliograpliisehen  angaben  über 
werke  jener  zeit  so  hiiulig  vorlalleuder  fehler  auch  hier  im 
spiele  sein ,  nämlich  eine  Verwechselung  von  x  und  v,  die 
namentlich  in  den  oberrheinischen  typen,  mit  denen  der  Ilo- 
stocker  Reineke  gedruckt  ward  (s.  u.),  einander  sehr  ähneln, 
unser  gewährsmann  las  also  1522  statt  1517.     hiemil  mischte 


VERFASSER  DES  REINEKE.  379 

er  oder  Rollcnliaijeii  einij^e  keiiiiliiisse,  die  er  von  der  neuen 
j^losse  Iiatle ,  und  zwar,  \\\e  ich  lest  glaube,  nach  Mich. 
Beulhers  liochdeulscher  üherselzung, 

Dafs  selbst  einem  Rostocker  gelrlirlen  derartige  irrlhü- 
nier,  wie  wir  sie  Lindeberg  nachgewiesen  haben,  über  kaum 
70  jähre  zurückliegende  Verhältnisse  passieren  konnten  ,  darf 
nicht  auffallen,  konnte  doch  1.500  Chylraeus  von  Ludwig  Diez 
sagen  'primus  hie  in  hanc  urbem  Roslocliium  ante  aiinos 
quinquaginta  artem  fypographicam  intulit',  und  docli  bliihele 
die  biichdriickerkunst  in  Rostock  bereits' .''.O  jähre  früher,  und 
Diezens  druckeiei  war  erst  die  vierte,  die  entstand,  und 
jene  aufserung  liiat  Chylräiis  in  einem  leichenprograiiim  auf 
L.  Diezens  eigenen  bruder.  vergl.  Lisch  a.  a.  o.  13'i,  anih. 
was  in  einer  so  wichtigen  ,  leicht  in  die  äugen  sjjringenden 
Sache  einem  manne,  der  fast  noch  zeilgenofse  war,  gesche- 
hen konnle,  das  darf  nicht  verwundern  in  minder  wichtigen 
und  leichler  der  vergcfsf  nheit  anheimfallenden  dingen  bei 
einen)  ganz  fremden  manne  nach  einem  Zwischenräume  von 
mehr  als  70  jähren. 

So  wenig  wir  uns  also  über  jene  evident  falschen  an- 
gaben wundern  dürfen,  ebenso  wenig  werden  wir  uns  aber  auch 
auf  die  übrigen,  nicht  geradezu  zu  widerlegenden,  mit  nur 
einiger  Sicherheit  verlafsen  können,  voi-  allem  müfsen  wir 
feslhalfen,  dafs  diese,  was  ßaumanns  aniheil  am  Reineke  be- 
iriiri,  sich  selbst  widerlegen,  denn  sie  ziehen  seiner  ihälig- 
keil  gleichsam  den  boden  unter  den  füfsen  weg,  indem  sie 
ihn  augenscheinlich  für  den  veil'afser  der  neuen  glosse  aus- 
gaben ,  die  sicher  erst  nach  seinent  lode  entstand,  den  älte- 
sten  dr'uck   dagegen   gar  nicht   kennen. 

Überhaupt  lautet  nach  dem  oben  gesagten  die  frage  fortan 
einlach  so,  ircr  rerfaßle  das  ina/niscript  für  den  druck 
von  l'i98.  alles  |)ailariienlieren  mit  aller  und  neuer  glosse. 
um  auf  diese  weise  dem  N.  Raumann  noch  ein  lh*(kchen 
terrain  wieder  zu  erobern  und  Rollenliagens  angäbe  wenig- 
stens Iheilweise  zu  rellen,  ist  forlan  zurückzuweisen,  die 
abfafsung  von  1498  blich  ohne  sonderliche  iindciungcn  mafs- 
gebeiid  bis  nach   Raiimanns  tnde. 

Die  unleisiicliiiiig    hat  sich  jelzt  nach    einem   neuen  aus- 


380  ZUR  FRAGE  NACH  DEM 

gangspuncte  umzusehen,  und  als  solcher  bietet  sich  am  nächst- 
liegenden dar  die  frage  nach  der  person  des  druckers. 

Da  trifft  es  sich  nun  unglücklicherweise,  dafs  auch  der 
drucker  der  ältesten  ausgäbe  des  Reineke  ungenannt  und  nn- 
hekannt  ist.  eine  reihe  von  venmitungen  nuifs  hier  an  die 
stelle  beweisender  thatsachen  treten,  ehe  ich  aber  mit  jenen 
hervortrete,  will  ich  eine  andere  bemerkung  voraiissenden. 

Dem  bearbeiter  des  Reineke  von  1498  mufs  eine  aus- 
gäbe des  narrenschiffs  bekannt  gewesen  sein:  an  vielen  stel- 
len finden  sich  reniiniscenzen  aus  demselben;  ich  (iihre  nur 
zwei  der  bedeutenderen  an. 

Rein.  6839  dit  buk  is  scr  gut  to  deine  köp 
hier  stell  rast  in  der  iverlde  löp 
ist  Übersetzung  der  stelle  des  narrenschiffs  vorr.  53  und  54 
Hie  ßndt  vtati  der  weit  gantz-en  loiiff 
Diz  büchlin  wi/rt  gut  zu   dem  kouff. 
ferner  der  doctor  Grvjttö  v.   4156  ist  ohne  allen  zweifei  der 
im  narrenschiff  mehrfach,   auch    auf   den    holzschnitten,    auf- 
tretende doctor  Griff. 

Ihrerseits  weist  die  niederdeutsche  bearbeitung  des  narren- 
schiffs von  1519  an  mehreren  stellen  auf  Lübeck  hin,  wor- 
auf schon  Lisch  aufmerksam  gemacht,  a.  a.  o.  157  (narreo- 
schiff  fol.  cxLix'').  "    ' 

He  sprikt,  du  mnehst  yd  yn  körten  ti/den 

Van  hijr  an  wente  to  Jlotne  ri/den. 

Ja  Jie  lüge  nieht  so  s/rinde  sere 

tF<ni  Bonie  nieht  vorder  ran  cm  were 

Alze  van  Luheke  an  wente  tor  inegedeheek 

Mit  sodanem  beschit  kr/cht  mannich  eynen  strek 
und  öfter. 

Uiezu  kommt  die  folgende  notiz,  die  ich  der  midheilung 
des  herrn  T.  0.  Weigel  in  Leipzig  verdanke.  in  dessen 
handexemplarc  des  bibliograpiiischen  lexicons  von  Eberl  findet 
sich  nämlich  ,  zur  seite  der  niedcrdeutsclien  übei'setzung  des 
narienschiffs  von  1519  die  handscliriftliclie  notiz  'fol.  aj'  Dat 
narrenschypp,  238  bll.  4.  Lübek  1497.'  herr  Weigel  glaubt 
mit  besliinnilhcit  versichern  zu  können,  tlafs  er  selber  jenes 
exempiar,    gPgcn    ende  der  20er  jähre,   bei  gelegenheit  einer 


vEUFASSEI?  DES  REINERE  .»81 

versteij^erung-,  in  liarideii   geliiibl  habe.     leider  is(  der  calalog 
jener  Versteigerung  nitlit  angegeben. 

Ferner,  der  niederdeutschen  ausgäbe  von  1519  liegt  niclit 
eine  der  spätem  Baseler  oder  Stral'sbui'ger  ausgaben  des  Originals 
zum  gründe:  aus  diesen  ist  nur  drum  und  dran  angedickt;  den 
eigentlichen  grundstanim  bildet  der  Nürnberger  hochdeutsche 
nachdruck  von  1494,*)  der  an  einigen  stellen  wesentlich  vom 
original  abweicht,  es  wäre  ein  wunderliches  verlahren  ge- 
wesen, wollten  wir  annehmen,  bei  der  ausgäbe  von  Iöl9  habe 
man  eine  der  spätem  echten  ausgaben,  eine  Stralsbur^er  Über- 
arbeitung, und  den  schon  äulserlich  so  unscheinbaren  Nürnber- 
ger nachdruck  in  oclav  neben  einander  in  der  weise  gebraucht, 
dafs  man  jenen  letztern  im  wesentlichen  zu  gründe  legte, 
alles  liegt  dagegen  klar  vor,  wenn  wir  annehmen  dal's  bei 
der  ersten  ausgäbe  nur  der  Nürnberger  druck  zur  band  war, 
dal's  später  aber  L.  Diez  auch  Baseler  und  Stral'sburger  aus- 
gaben aus  seiner  heimat  hinzubrachtc,  und  man  nun  aus  die- 
sen bei  der  neuen  aufläge  hinzusetzte ,  und  in  folge  dessen 
auch  den  tilel  änderte. 

Endlich  sagt  die  ausgäbe  von  1519  ausdrücklich  in  der 
schlufssehrift  '  vnde  nu  vjtp  dat  nye  vth  dem  hochdulschen 
in  sassche  .  .  .  S|)rakc  geseltet.'  was  kaum  einen  andern 
sinn  zuläfst,  als  dafs  diese  Übersetzung  die  zweite  nieder- 
deutsche sei. 

Nach  diesem  allem  sind  wir  berechtigt  anzunehmen  dafs 
bereits  I^J?  in  Lübek  eine  niederdeutsche  bcai-beilung  des 
narrenschilfs  erschien,  und  wir  werden,  angesichls  der  an- 
gedeuteten im  lleineke  sich  lindenden  rciuiuisccnzcn  an  stel- 
len des  narrenschilfs,  sicher  nicht  fehlen,  wenn  wir,  bei  der  ge- 
wiss damals  in  Lübek  nicht  übergrofsen  menge  zu  derarligen 
arbeiten  geschickter  literarischer  capaeiläten,   annehmen,  dafs 

*)  oder  vicllficlil  der  Augsbiirger  iiaclHlruck  voti  li'Ji,  dessen 
liolzsclinitte  wenigsleiis  den  iNiiriiberger  iiaeligescliiiiUeii  sind.  vom 
tcxt  vermute  ich  eine  älinlielie  übereinslimniung;;  gewisses  kann  ich 
dariiher  nicht  angehen,  da  das  einzige,  1807  von  Seckendorl"  hcselsene 
cxemplar  (vergl.  Aretins  neuen  lat.  anzeiger  1807,  200)  veischcillcn 
ist.  —  der  heriiiuntc  Augshurger  Verleger  Itynniann  von  Geringen  sc  liickte 
in  den  neunziger  jähren  des  15n  jii.  einen  eigenen  büclierveikiiniVr 
iiacii  Lübek.  vielleichl  braclile  dieser  das  erste  exeniplar  des  nairen- 
schiils  dorthin. 


382  ZUR  FRAGE  NACH  DEM 

die  bearbeiluiig  des  Reineke  und  des  narrenscliiffs  von  dem 
selben  veifalser  berriihren.  die  spracheif^enlhiimliclikeiten 
Aviderspreelien  dem  keineswegs,  zugleich  füllen  wir  auf  diese 
weise  eine  liioke  aus,  die  in  der  gescliiclUe  des  narrenscliiffs 
bisher  auffallend  hervortrat,  indem  es  im  höchsten  grade  ver- 
wundern niuste,  dafs  dies  buch  ,  das  wie  kaum  ein  zweites 
in  unserer  lileratur  gleich  einem  pliänomen  hervortrat,  und 
sofort  nach  seinem  erscheinen  überall  die  mächtigste  bewegung 
hervorrief,  die  sich  weit  über  die  grenzen  Deutschlands  hin- 
aus in  naclidrucken ,  Übersetzungen,  nachahmungen,  bearbei- 
tungen  u.  s.  w.  kundthat,  an  JNiederdeulschland  sollte  so  spur- 
los vorüber  gegangen  sein,  jetzt  sehen  wir  dafs  es  dort 
nicht  nur  sofort  eine  Übersetzung  hervorrief,  sondern  auch 
wohl  eine  hauptursache  ward  die  bearbeitung  des  Reineke 
zu  veranlafsen. 

Viele  jähre  vergiengen  ohne  dafs  eine  neue  ausgäbe 
erschienen  wäre;  da  treten,  ähnlich  wie  beim  ersten  erschei- 
nen, fast  uumilfelhar  neben  einander,  in  Rostock  zwei  neue 
drucke  hervor,  des  Reineke    1517,   des  narrenscliiffs   1519. 

Nun  darf  i'reilich  in  jener  zeit  nicht  von  respcctieruiig  des 
Verlagsrechtes  die  rede  sein,  obwohl  ein  gefülil  für  das  un- 
moralische des  nachdnicks  allerdings  bereits  scharf  ausge- 
prägt vorhanden  war,  wie  mit  zahlreichen  belegen  noch  aus 
dem  15n  jh.  dai-gethan  werden  kann,  so  linden  wir  doch 
seihst  nicht  unangeseliene  lirmen ,  wie  die  Grüningers  in 
Strafsburg,  Schönspergers  in  Augsburg  u.  a.,  die  werke  frem- 
der oflicinen  ungescheut  nachdrucken. 

Hier  aber  hat  sich  mir  eine  bemerkung  in  den  meisten 
fällen  als  richtig  bewährt,  nachdrucke  folgen  last  ohne  aus- 
nähme gleich  nach  dem  erscheinen  des  ori^in.ildrucks ;  die 
sjiätere  wiederaul'lage  geht  in  den  meisten  fällen  von  der  be- 
rechtigten verlagshandliiiig  aus.  der  grtmd  ist  gewiss  nicht 
schwer  zu  linden. 

Diese  bemerkung,  sowie  das  merkwürdige  zusammeu- 
fallen  der  beiden  ausgaben  der  zeit  nach,  lafsen  mich  in  vor- 
liegendem falle  das  letztere  vermuten,  und  diese  annähme 
scheint  durch  das  folgende  wesentlich  gestützt  zu  werden. 

Der  Reineke  von  1517  ist  allei'dings  genauer  abdruck  des 
von    IVJS ,    mit    geringen    Veränderungen    derselben    art    wie 


VERFASSER  DES  REINERE.  383 

etwa  die  ausgäbe  des  naireuspiegels  von  1549  zu  der  von  1545 
sich  verhall;  ihn  weiter  zu  ändern  hig  kein  griind  vor.  an- 
ders war  es  beim  narrenschifle.  hier  hatle  man  anfangs  nur 
die  kleine  Nürnberger  ausgäbe  des  Originals  gehabt;  jetzt 
hatte  man,  wohl  durch  Diezens  vermitfelung,  die  Slral's- 
burger  Überarbeitung  und  eine  der  späteren  Baseler  Original- 
ausgaben, die  beide  zusälze  entiiielten ,  kennen  gelernt,  so 
ward  denn  nachtriiölit'b  aus  diesen  in  die  alte  iiberscizunsr 
hineingearbeitet,  und  der  titel  verändert  in  'Dat  nye  schip 
van  Narragonien',  entsprechend  der  Strafsburger  bearbeilung 
des  narrenschiffs.  hätte  man  bereits  1497  alle  diese  elenienle 
in  der  niederdeutschen  bearbeitung  vereint  gehabt,  so  hätte 
man   1519  zur  Veränderung  des  litels  keinen  grund  gehabt. 

Diese  Überarbeitung  nun  verräth  mehr  als  ein  gewöhn- 
liches nachdruckerinteresse ,  dies  verfahren  athmet  etwas  von 
dem  nachbefsernden  Interesse  eines  verfafsers ,  der  eine  ver- 
mehrte aufläge  seines  werkes  veranstaltet. 

Das  wenigstens  läfst  sich  nicht  leugnen,  alle  vorliegenden 
thalsachen  fügen  sich  am  wahrscheinlichsten  und  ungekün- 
steltsten zusammen,  wenn  wir  annehmen,  der  herausgeber 
des  lleineke  von  1517  und  des  narrenschiirs  von  1519  habe 
durch  veranstalten  bereits  der  ersten  ausgaben  eine  art  Ver- 
lags- und  autoi-interesse   für  dieselben  besefsen. 

Die  ausgäbe  des  Iicinekc  erschien  ohne  nennung  des 
druckers,  die  des  narrenscliills  nennt  Ludwig  üiez.  beide 
werke  sind  aber  aus  derselben  ollicin  hervorgegangen;  die 
buclistabcn  sind  diejenigen,  die  in  dem  zweiten  decenniuni 
des  lOn  jh.  am  Oberrhein  gebräuchlich  wurden,  nament- 
lich in  Strafsburg  und  Oppenheim  ,  die  wohl  oiine  alle  Irage 
der  in  Speier   geborne  L.   Diez  nach  Rostock    besorgt  halte. 

L.  Diez  war  anfangs  nur  geliilfe  und  später  wohl  com- 
pagnon  in  H.  Barkhusens  druckerei ,  die  er  um  1515  gänz- 
lich übernommen  zu  haben  scheint;  wenigstens  druckt  er 
fortan,  mit  denselben  alten  typen  ,  nur  unter  seinem  namcn, 
obgleich  ßarkhusen  noch  bis  wenigstens  152G  lebte. 

Hatte  also  die  ofCcin ,  die  1517  und  1519  die  beiden 
genannten  ausgaben  veranstaltete,  eine  art  Verlagsrecht  an 
denselben,  so  konnte  sie  dies  in  nächster  reihe  nur  erhalten 
haben  durch  Hermann  Bur/chusen. 


384  ZUR  FUAGE  NACH  DEM 

Fafsen  wir  jefzl  die  Persönlichkeit  dieses  und  was  wir 
von  seiner  Ihätigkeit  wifsen  genauer  ins  äuge,  so  bieten 
sich  uns  in  dem  von  Lisch  a.  a.  o.  mit  dem  dankcnswerlhe- 
slen  fleifse  zusammengebracliten  urkundlichen  maleriale  eine 
reihe  von  angaben  dar,  die  wohl  geeignet  sind  uns  in  un- 
serer annähme  zu  bestärken. 

1.  H.  ßarkhusen  ist  freilich  bisher  urkundlich  nur  in 
Rostock  nachge\\  iesen,  er  stand  aber  von  hier  aus  mit  Lü- 
beck noch  in  buchhändlerischen  Verhältnissen  ;  dies  geht  na- 
mentlich aus  dem  gleich  noch  näher  zu  erwähnenden  briel'e 
an  den  herzog  Heinrich  von  Meklenburg,  vom  jähre  1510, 
hervor,  bei  Lisch  s.  73,  in  welchem  es  heilst  Ok  gficch'gir 
here  loort  ik  am  jungcsten  so  ik  to  Lubck  was  rnib  Jincer 
g.  hak,  dnrsulfst  pagcmert  vtid  oiierlang  beredt,  von  dem 
meister  befordert,  dut  dennc,  so  ik  vorslunt,  an  xix  guldeti 
vngeverlicJi  lopen  wolcle,  wet  oiier  nicht ,  ifft  Juwe  g.  so- 
dans  hebbe  holen  loten;  toere  darvinb  ok  woll  inync  deino- 
dige  bede ,  dat  siilffte  bok ,  so  J.  J'.  g'  rngcttvt/felt  ge- 
nallen wert ,  mochten  holen  loten  vnd  de  meister  verno- 
get  werde,  im  jähre  1533  erscheint  sogar  eine  driickerei 
des  L.  Diez  in  Liibek ,  des  compagnons  und  nachCoigers 
ßarkhusens.  es  scheint  last ,  als  habe  man  hier  an  frühere 
Verbindungen,  die  vielleicht  nie  erloschen  waren,  nur  wieder 
angeknüpft,  auch  verdient  beachtet  zu  werden,  worauf  lierr 
prof.  Deeke  so  gütig  ist  micli  aufmerksam  zu  machen,  dafs 
der  drucker  des  ältesten  Ileineke  mit  dem  jähre  1500  in 
Lübek  verschwindet,  Barkhusen  aber  1502  in  llostock  auf- 
taucht.  Lisch  s.   7!  *). 

2.  //.  Borkhitsen  hat  einen  Rei/ieke  gedruckt,  in  dem 
erwähnten  briefe  an  herzog  Heinrich,  1510,  empfiehlt  er  sich 
zur  herstellung  des  drucks  einer  hochdeutschen  chronik.  er 
sendet  zu  diesem  zwecke  einen  druck  seiner  deutschen  lials- 

*)  der  iiaiiic  tiiirklniseii  kdiiuiit  .sc!ion  im  ,Iöm  jli.  in  Lübeli  vor. 
so  ersciieiiit  in  einer  urk.nn(lo  1  liiü  ein  presbyter  Tiieod.  Barkliusen, 
wie  Deeke  mir  miitlieill.  in  Ilostnck  seheint  diese  familie  dagegen 
erst  nach  unserni  Ilciniann  auf/.ulreten ,  und  z\>  ar  erscheint  sie  als 
verwandt  mit  der  Liibeker  (Lisch  s.  64).  war  etwa  Hermann  Bark- 
husen  ,  der  nach  eigener  angäbe  eigenllieh  liiefs  Petit  de  Jp'erlborvli, 
Paderboriiensts  diueccsis ,  das  aduptivkind   eines  Lübecker  Barkhuseu '.' 


VERFASSER  DES  REINERE.  385 

gerichtsordnung  und  einen  druck  des  Reineke  voss  an  den 
herzog,  dar  innc  de  dulzschen  schriffte  to  beseejide,  loelker 
litlern  Juwer  g.  best  heu  allen,  mij  sodans  ok  gnedi^en  tor- 
kennen geuen :  loelkere  büke  ik  Juwer  g.  scliengke ,  ijft 
hnatitz  in  Juwer  g.  houe  ivere,  deme  geleuede  vmme  kurle- 
wile  darinne  to  lesende,  diese  stelle  kann  nicht  anders 
verslanden  werden  als  dal's  heide  drucke,  wie  es  scheint 
mit  verschiedenen  typen  gedruckt,  aus  ßarkhusens  eigener 
oflicin  hervorgegangen  waren,  nur  dann  hat  die  Übersendung 
einen  sinn,  nur  dann  ist  die  Schenkung  derselben  keine  Un- 
schicklichkeit. 

Nun  ist  vor  der  ausgäbe  von  1517  keine  andere  als 
die  ed.  princeps ,  Liibek  1498,  bekannt,  liegt  die  Vermu- 
tung nicht  sehr  nahe,  eben  jene  princeps  sei  das  hier  er- 
wähnte exeniplar? 

3.  H.  Barkhusen  war  nicht  blofs  drucker,  er  war  auch 
litterarisch  ihälig.  seine  Stellung  als  stadtschreiber  einer  der 
bedeutendsten  hansestädte  beweist  dafs  er  nicht  ohne  die  ge- 
lehrte bildung  sein  durfte  die  zu  littcrurischer  ihäligkeit  be- 
fähigte; stadtschreiber  spielen  überhaupt  vom  ende  des  15n 
bis  in  die  mitte  des  16n  jh.  in  der  lilteralur  eine  nicht  un- 
bedeutende rolle;  es  würde  nicht  schwer  hallen  in  jener 
zeit  eine  reihe  von  nahezu  dreil'sig  sladlschreibern  aui'zuslellen 
die  sich  aul"  dem  gebiete  der  lileratur  versuchten. 

4.  Und  namentlich  bestand  seine  hauplsäclilichsle  ihälig- 
keit gerade  in  der  Übersetzung  fremddialectischer  werke  in 
die  meklenburgische  spräche,  in  dem  erwähnten  briel'e  von 
1510  hebt  er  diese  seine  fäliigkeit  besonders  hervor,  indem 
er  sagt  Ich  mochte  ok  biilen ,  so  Juu^c  f.  g.  dar  to  gne- 
get,  unj  dar  beneuen  mochten  gnedigen  torkennen  gheuen, 
ijfl  Juwe  f.  g.  to  der  ouerlendisehen  edder  mekrlnborger 
spruke  best  genegct  wrre :  scholde  unj  gelike  rele  wesen, 
dan  ik  mij  getruwe ,  sodans  in  vnse  dudesch  woll  to  wan- 
delnde 7:nde  niehtesdeweijiiiger  im  llijme  to  bliuende.  ha- 
ben wir  angesichts  dieser  worle  nicht  ein  recht  die  nieder- 
deutschen Übersetzungen  aus  ßarkhusens  olficin  liir  eigene 
arbeit  desselben  zu  halten? 

5.  Von  einigen  wird  es  uns  von  ihm  selbst  bestimmt  ge- 
sagt, namentlich  von  der  Übersetzung  der  bambergischen  hals- 

Z.  F.  I).  A.  IX.  25 


386  ZUR  FRAGE  NACH  DEM 

gerichtsordnung.  vergleichen  wir  diese  niil  dem  Reineke  und 
narrenschiffe,  so  Dnden  wir  bis  ins  einzelnste  genau  dieselben 
eigenthümliclikeiten  der  spräche  und  des  ausdrucks.  die  bear- 
beitung  des  liibisclien  rechtes,  die  15U9  in  seiner  officin 
erschien,  soll  nach  dem  urtheile  von  kennern  zwar  von  we- 
nig einsieht  zeugen;  das  aber  reicht  gewiss  nicht  hin  ihm 
die  fiihigkeit  zur  bearbeitung  des  Reineke  abzusprechen. 
H.  Barkliusen  mochte  ein  um  so  miltelmärsigerer  Jurist  sein, 
ein  je  heiserer  reimer  er  war. 

6.  Betrachten  wir  jetzt  noch  einmal  die  schon  angezo- 
gene stelle  in  dem  briel'e  an  den  herzog  Heinricii.  sie  lautet 
Ik  sende  ok  Jmoer  f.  g.  hyrbeneuen  eyn  dutzsch  hnls- 
gerichte ,  so  ik  ok  ulh  dem  hoechdutzschen  gelegen  vnd 
kortes  gedrugket  hebbe  vnde  eyn  ander  bovk  von  schymp- 
liken  reden  vnd  schwengken,  Reyneke  Vofs  gcnompt:  dar 
inne  u.  s.  \v.  (s.  o.)  ist  diese  stelle  nicht  erst  dann  völlig  er- 
klärt,  wenn  man  ßarkhusen  auch  für  den  bearbeiter  des 
Reineke  nimmt,  der  sich  durch  dieses  gedieht  vor  seinem 
fürsten  auch  als  gewandten  reimer  empfehlen  wollte?  denn 
eine  poetische  chronik  war  ja  zu  übersetzen  (s.  o.),  und  die 
halsgerichtsordnung ,  weil  meistens  in  prosa ,  konnte  seinen 
beruf  hiezu  noch  keineswegs  hinreichend  bekunden. 

Unleugbar,  am  einfachsten  stimmen  alle  thatsachen  und 
Verhältnisse,  wenn  wir  Hermann  ßarkhusen,  den  als  nieder- 
deuts(dien  Übersetzer  bekannten  drucker  einer  alten  ausgäbe 
des  Reineke,  vielleicht  der  princeps  desselben  ,  auch  für  den 
niederdeutschen  bearbeiter  desselben  hallen  dürfen,  wir  fin- 
den uns  dagegen  schritt  für  schritt  in  Widersprüche  ver- 
wickelt, wenn  wir  an  Nicolaus  Baumann  festhalten,  für  den 
gar  nichts  spricht  als  die  autorilät  einer  fast  hundert  jähre 
späteren  sehr  trüben ,  sich  selbst  vielfach  widerlegenden 
quelle.  *) 

*)  daCs  freilich  der  1491  1300  iti  Wismar  als  prester  xmd  vica- 
rius  ersclieiiiendc  Nicolaus  Buwmann ,  so  aulTultciid  sell)sl  die  zeit- 
abscbnille  zu.saiiiiiieiilrellcu  (unser  liauiiianu  ersciieiut  zuerst  1507  als 
de  nyge  schriiivr) ,  doch  nicht  der  uiisrige  sein  kann,  konnte  Lisch 
kürzer  und  schlagender  beweisen,  als  er  s.  195  thut,  wenn  er  nur 
darauf  aufmerksam  machte  dafs  unser  Nie.  Bauaiauu  bereits  1507  ver- 
heiratet war,  vergl.   s.   189. 


VERFASSEK  DES  REINEKE.  387 

Und  hier  scheint  es  mir  nun  obenein  auf  der  hand  zu 
liegen,  auf  welche  weise  sich  das  falsche  geriicht  von  JNico- 
laus  liaunianns  aulorscliaft  bilden  konnte. 

Hermann  Barkhusen  war  städtisch"?^  Nicolaus  Baumann 
fürstlicher  Schreiber,  beide  wohnten  in  Rostock ,  in  gleichem 
ränge,  in  ähnlichen  Verhältnissen,  beide  waren  ausländer,  und 
zwar  beide  aus  Mitteldeutschland,  beide  standen  in  freund- 
schaftlicher beziehung  zu  einander;  als  kurz  nach  Baumanns 
tode  dessen  witwe  Elisabeth  sich  mit  Jürgen  Artze  wieder 
vermählte,  war  H.  Barkhusen  einer  der  vier  freunde,  die  dei 
trauung  in  der  Marcicnkirche  beiwohnten  *) ;  endlich  scheint 
Barkhusen  auch  kurze  zeit  nach  Baumann  (1526)  gestorben 
zu  sein,  das  geriicht  verwechselte  beide,  es  nannte  den 
fürstlichen  Schreiber  slalt  des  städtischen. 

Und  auch  hiezu  ist  die  veranlafsung  abzusehen,  als  nach 
der  reformalion  die  Protestanten  der  einseilige  eifer  ergrilf 
alles,  vergangenes  wie  gegenwärtiges,  nur  in  dem  malse  zu 
schätzen  als  es  dem  kalholicismus  gegenüber  Opposition  machte, 
suchte  man  auch  im  Ueineke  vor  allem  einen  testis  verilalis. 
die  einmal  auf  deulelei  sich  einlafsende  und  dadurch  der  nai- 
vetät  der  auffafsung  verlustig  gehende  erklärung  gieng  weiter 
und  suchte  in  dem  gedichte  versteckte  anspielungen  auf  be- 
stimmte ereignisse,  ganz  gemäis  dem  tendenciösen  character 
der  zweiten  hallte  des  IGn  jh.  da  mischte  sich  das  gerücht 
von  den  vielgeprüften  lebensschicksalen  des  aus  fernen  lan- 
den nach  Rostock  verschlagenen  Baumann  (vergl.  oben  den 
leichenstein,  in  dem  gewiss  weder  die  erwähnung  externo  liuino 
noch  die  vul<^ari  hunore  ohne  beziehung  sind)  mit  der  er- 
innerung  an  die  lilterarische  Ihätigkeil  seines  doppelgängers, 
des  Hermann  Barkhusen. 

Wir  dürfen  zum  schlufs  freilicii  nicht  vergefsen  uns  zu 
erinnern  dafs  unsere  ganze  untcrsucliiing  zusauiuiengebaut 
ist  aus  einer  reihe  von  wahischeinliclikeiten,  wir  dürfen  uns 
die    moglichkeit    nicht    verhehlen    dafs    die    auflindung   neuci- 

*)  ich  verdanke  diese  iioliz  dem  lierrii  seiialor  dr  II.  Mann  in  Hos- 
tock,  der  sie  mir  aus  seinen  reicilien  \(iiarl)eiten  zu  einer  unifaCsen- 
den  gescliiclite  seiner  Vaterstadt,  nanienllieli  zur  zeit  der  hansa  ,  niit- 
gelheilt  hat  ;  das  original  des  hetrellenden  ehepaetes  liegt  jetzt  im 
Rostueker  archiv,  rubr.  geistliche  suchen,  unlerablh.  ehes^achen. 

9r»  ♦ 


388  NOMINA  LIGNORRUM  AVIUM  HERBARLM 

archivalischer  quellen  vielleicht  einst  noch  ein  anderes  re- 
siiltal  geben,  dafs  die  brücke,  die  wir  zwischen  der  Lübecker 
und  Rostocker  ausgäbe  des  Reineke  gebaut  li.iben,  sich  als 
trüglich  erweisen  mag:  das  aber  darf  wohl  mit  einer  an 
Sicherheit  grunzenden  Wahrscheinlichkeit  behauptet  werden : 
bis  zur  entdeckung  neuer  quellen  ist  an  die  stelle  des  Nico- 
laus Baumann  Hermann  Barkhusen  zu  setzen. 

LEIPZIG  den  13  Dec.  1852.  FR.  ZARNCKE. 


NOMINA    LiGNORÜM   AVIUM   PISCIÜM  HER- 

BARUM    MIT     DEUTSCHEN    GLOSSEx\    AUS 

DER  FRANKFURTER  HS. 

Dajs  die  laicinischen  hexameter  'de  nominibus  volu- 
crum  ferarum  lignorum  piscinm  ,  die  mit  den  übergeschrie- 
benen deutschen  ginssen  z-uerst  in  Gcrberts  iter  Alemann, 
{glossaria  136 — 141)  aus  eines  Einsiedler  hs.  des  12n  Jh., 
dann  befser  von  Wilhelm  fFackernagel  in  den  altd.  blät- 
tern 1,  348  —  350  aus  einer  derselben  zeit  angehörigen 
Strafsburger  hs.  mitgetheilt  *)  nnd  von  Wilhelm  Grimm 
{zur  gesch.  des  reims  s.  141)  an  das  ende  des  \0n  Jh. 
gesetzt  worde?i  sind,  sich  in  vielen  hss.  deutsch  glossiert 
finden,  hat  bereits  Hojfmann  von  Fallersleben  in  eben  die- 
sen altd.  blättern  2,  210  Jf.  bemerkt,  auch  neben  der  hin- 
weisung auf  seine  allhochd.  glosscn  s.  xxxii  nnd  MaJ's- 
manns  denkmäler  s.  91  und  92  der  sechs  von  Graff  zu 
seinem  althochd.  Sprachschatze  {s.  die  vorrede  s.  lxxi) 
benutzten  hss.  gedacht  und  zugleich  aus  fünf  ihm  zugäng- 
lichen hss.  die  glossen  verzeichnet ,  wozu  dann  noch  die 
aus  zwei  Stuttgarter  hss.  ausgehobenen  glossen  in  Mones 
anz.  5,  4(52./.  6,  345,/.  kommen,  aber  eine  der  bisher 
nicht  bekannt  gemachten  hss. ,  nämlich  die  von  Mafsmana 
eben  in  den  denkmälern  s.  92  näher  bezeichnete ,  welche 
sich  auf  der  stadtbibliothek  zu  Frankfurt  am  M'ain^\  beßn- 
det,  verdient  wohl  vor  andern  besonders  herausgegeben  zu 

*)  anßirdfin  ^icht  JJ'ilhvlm  JFackernagrl  zeilsclir.  5  ,  300  /. 
die  verse  de  nominibus  lignoniin  noch  einmal  mit  (Icnturlien  y;losscn 
uns  einer  etwas  älteren  Sehlettsludler  hs. 


MIT  DEUTSCHEN  GLOSSEN  AUS  DER  FRANKE.  HS.  389 

werden,  nichl  .sowoJil  deshalb  weil  sie  unter  ihren  glossen 
manche  abweichende  bietet  (/'.  8  niosl,  10  fge,  21  lul,  28  ta- 
sanl,  29  hüsigoum,  31  ruoclis,  33  gugug  mid  sitküst,  38  tlislel- 
zwanc  II.  a.),  so/idern  vielmehr  weil  sie  eine  bei  weitem 
gröjsere  an'zahl  hexameter  mit  glossierte?!  ßsohnamen  als 
jene  StraJ'sburger  hs.,  und  64  hexameter  mit  ebenfalls 
glossierten  kräi/ternamen  enthält,  welche  den  andern  hss. 
gänzlich  abzugehn  scbeinen*).  der  hier  folgende  abdrucU 
beruht  auf  genauer  abschrift  und  vergleichung  von  mir**), 
zu  dem,  was  Mafsmann  über  die  wohl  in  die  zweite  hälfte 
oder  bestimmter  erst  an  das  etide  des  12/^  jh.  zu  setzende 
hs.  angiebt ,  habe  ich  nur  wenig  hinzuzufügen,  die  bei- 
den zusammenhangenden  pergamentblätter  waren  mit  ihren 
inncrn  selten  aufgeleimt ,  und  nur  das  c?'ste  blatt  füllen 
unsre  verse.  da  es  die  namen  der  holzarten  vor  denen 
der  vögel  hat  und  erst  mit  dem  achten  hexameter  jeiier 
beginnt,  so  sind  mit  dem  vorhergehenden  blatte  die  an- 
fangsverse  verloren,  auch  wohl  die  verse  de  noiuinibus  fe- 
rariiin,  in  welchen  noch  die  wanze  (ciinex  waiillüs  wantvvmi) 
und  die  maulururfs grille  (pruris  suirio ,  vgl.  der  schwerr 
bei  Schmeller  3,  547)  vorkommeji.  die  Überschriften  sind 
roth  und  stehn  in  der  hs.  hinter  dem  ersten  hexameter 
eines  jeden  abschnittes.  dieser  beginnt  innner  mit  einem 
gröj'seren  rothen  buchstaben ,  und  der  anfangsbuchstab 
eines  jeden  hexameters  ist  rollt  durcJi gestrichen,  die  ab- 
hürzungen ,  irelche  in  dem  druche  Schwierigkeiten  mach- 
ten, habe  ich  aufgelöst  und  lal  mit  lat.  vertauscht,  übri- 
gens fallen  fast  alle  diese  auflösungen  in  lateinische  Wör- 
ter, was-  an  einigen  von  wurmfrafs  durchlöcherte?!  stellen 
7veggefallen  oder  sonst  beschädigt  und  unlesbar  gewo?'den 
ist,  zeichne  ich  durch  cursivschrifl  aus. 

GIESSEN,  Weihnachten  1852.    .  WEIGAND. 

')  iiiu.isc7t  daraus  vntcr  der  bencnnun^  Frankfurter  glossen  Itat 
IVühelm  Grimm  bei  eridäruiig  der  /f'iesbader  flössen  zeifsclir.  (i, 
330 — 333  angezogen. 

**)  eine  zweite  sorg/a/t/ge  vergleicliung  mit  der  lis.  halle  nnin 
freund  Franz  llotli  übernommen. 


390     NOMINA  LIGNORUM  AVIUM  PISCIÜM  HERBARUM 

rvst     massolt'  hasel       hagenbvch  erle 

Vlmus.  acer.  cornus.  corilus.  carpenus.  et  orniis. 

nespel  mandelboin       kestenbom 

Vos  au^llane.  vi'  ainigdala.   castaneeqiie. 

espa  hagen  rlorn         ige  erla 

Cü  tremulo.  tribulus.  cü  spina.  taxiis.   et  alnus.  10 

Et  licet  ignotü  nö  pret'eo  terebinlü 

hold'nrn  holder  rechnit'       hiefholdra 

Rusculiis.  sambucus.  cum  iunipero.   paliiiriis. 

widen  sallien 

Viniina.  ul'  salices.  vicire  iialent  tibi  vites. 

kv'lenbom.  luvlbom 
Cü  cotano.  niorus.  morique  soror  sicomorus. 

sloch  heida 

Ista  tenete  loca.  storax.  turbisce.  niirica.  15 

bartrugil 
Heu  sanguinariü  non  vsu  ponere  possum. 

zvnd' 

Iscä  postremo  quia  crescit  iuarbore  pono. 


Noia  aiiiii. 


H 


Ic  uolucres  celi  referä  sermone  fideli. 

habch        sperw'     valko  storch        specht 

Accipiter.  nisus.  capus.  alque  cyconia.  piscus. 

agelstra  grvnspecht  muser  weho         storch 

Pica.     nierops  meropis.  larus.   alque  laoficus.     ibis.  20 

8.  r\st]  dieses  wort,  unser  rüster,  ist  mir  aus  andern  hss.  des 
12w — 14«  Jh.  7u'cht  bekannt.  Graff  verzviclinet  ohne  beleg  3,  8G6 
nizbaum  =  vlmus ,  und  der  Nürnberger  voeab.  tlieuton.  v.  j.  1483 
hat  bl.  bb  5^  Rufspawiii,  vlinus  oder  miePs,  bl.  v  3»  MyeTs,  vlmus  oder 
rufspawm.  11.  dieser  vers  ist  am  obern  rnnde  nachgetragen  tind 

ein  zeichen  iveist  ihm  hier  seine  stelle  an.  die  Sirajsburger  und  die 
Einsiedler  hs.  setzen  ihn  zwischen  v.  9  )/nd  10-  Et]  die  hs.  hat  Est 
12.  recholt'J  in  der  Eins.  hs.  recholdir.  die  gl.  San-btas.  13^  und  dar- 
aus Graff  4,  127G  haben  recolter.  ('(•/■^•7.  auch  rekolfber  v.  113  und 
Schindler  4,   42.  14.   mvlboni]    ///   der  hs.   nivlb   7nit  ahkürzendein 

querstrichlein  oben  durch  b  19.  sperw'j  oder  sparw'  wie  altd.  bll. 

1,  348?  in  der  hs.  nämlich  spw'  mit  einem  kleinen  querst  rieh  durch 
den  hertinlergehnden  strich  des  j),  ums  bekanntlich  per  ist,  aber  auch 
par  bezeichnen  kann.  cycotiia]    in   der  hs.  hier  ein  punct  über  y 

20.  agelstra]  in  der  hs.  agelsl":.  dieses  zeichen  "^^  :=  ra  auch  in 
rämisad'^«  v.  63,  d'^'^^conlhea  71),  ad<^'ginis  [in?]  85,  g<^<^nri  zu  v.  89; 
aber  «<- =:  ua  in   aq'^rea,    wie  =  a   in  m'^'^g   i7i    der  Frankfurter  hs. 


MIT  DEUTSCHEN  GLOSSEN  AUS  DER  FRANKE.  IIS.    391 

reig'  lurteltuba  hinve  Inl  pir 

Ar(Je;i.  iiT  liirUir.  seu  bubo.   nioiiodiihi.  wllur. 

aren  küseliii  wildcvalke 

Hils  assunt  aquile.  purisculiis.   berodiusque. 

tuba         liagtvba 
Natura  pariics  bic  State  colfiba.  palübes. 

ra|)|ie  kreia    wilbopfen    snepho         rephvii 

Coruus  edax.  cornix.  upube.   fiscedula.  perdix. 

vwela  vinko  nachlram         enierza 

Nocliia.   iringellus.  seu  nicticorax.  aniarcUus.  25 

wij^e  nieisa         horlubil  g;ans  hera 

Miluus.  et  inde  parix.  oiiocrocalus.  anser.  et  ornix. 

elbz  idem       slare  tucher         Iroscliella 

Cingnus.  olor.  sturnus.  mergus.   liirdelaque  turdus. 

wacbia  ainsela         fasaiit  orhvn 

Qiiiscula.  cü  niercula.  fasianus.  et  ortigoinetra. 
krank  hvsipom       phavvo  arit       stocharo  ; 

Grus,  et  pcUicauus.  pauo.  uel  anas.  alietus. 

isvogel  warkengel 

Auriceps  cupide.   sepicecola.   crurisculeque.  30 

rvclis 
Graculus  liaut  deerit.   lursarius  bic  residebil. 

basellivn       birohvii  haRclgaiis  strvs 

Sparnhis.  allagge.  mullis  vaga.   cü  struliouc. 

siic-li   1  puRiig  silkiisl  invebt'iiii 

Sic  giigulus.   volica.  sie  psilacus.   alque  cica(hi. 

Ilcdeniiiis  swalwa 

Te  vesperlilio.  \  birundo.   uö  reticebo. 

KJ'i'siiuiga 
sp.  2.  Tu  luilii  dulcisonam  capc  smirle  celer  pbilomeua.      35 

di's  hall}  hl.    \iv-.  webo]    in  der  A.s.  stand  zucrsl.  wewo,  aber  wo 

ist  durch  untergesetzte  puncle  getilgt  und  ähergesr/irii^ben  lio  '21.  Iiil] 
so  nur  noch  in  der  hs.  der  liönigl.  //rirntbiü/iof/wU  zu  Stuttgart 
(Mones  anz.  0,  345),  sonst  im  inhd.  und  ahd.  nir/if  weiter  aufzu- 
finden, aber  daneben  die  form  dula  ////  vorab,  tliciiton.  {Nuremh., 
Zvningcr  1482)  bl.  e  b^,  wo  Dach  od'  diila  ,  iiiaiu'd'la  (so)  auis  qda 
meola  idd,  od'  atzel  od'  hetz,  aus  diesem  dula  und  m/id.  tul  unser 
nhd.  dohle ,  eher  als  aus  rnlid.  tallc  {lienner  l'Ji;»!),  das  Grimm 
gramm.  P,  131  aus  ahd.  taha  ,  taliala  entsprungen  scheint ^  und  mit 
dail,  monedula,  im  teuthonista  stimmt,  uußueben  baier,  dähcl  {Schiuel- 
ler  1,  360)    noch  ein  ahd.   läliilä  voraussetzen  liifst.  24.    CoruusJ 

die.  hs.   Coruu'  20.   onocroealiis]  so  die  hs.  hera]  so  auch  in 

der  Einsiedler  hs.  vgl.  heera  gl.  Jun.  208.  28.  waclila]  so  die  hs. 
30.  Auriceps]  so  die  hs.  crurisculeque]  zeitsrhr.   d,  333,  283  cru- 

risculeg^  ist  wohl  nur  druckfehler.  35.  zwischen  35  und  3(1  noch 


392     NOMINA  LIGNORÜM  AVIUM  PISCILM  HERBARUM 

nacbte^al         wass'stelza 
Sic  et  luciniam.  cü  lucinio.  cape  paruam. 
spar 

Nullus  te  passer  fiigiat  licet  hüc  legat  asser. 

tstelzwang 

Versu  Stare  nequit  carduellus  quique  recedit. 


E 


Nöla  pisciü. 


quoreos  disce  felus  inuersibus  liiisce. 

hvse  sturo  vorhenna 

Ypocus.  alburnus.  rombus.  tacluca.  silurus.  40 

salmo  al  salnio     grumlella       idem 

Damarus.  anguilla.  poleris.  gradius  turonilla. 

cresso         nivnena    carpho  alant  idem 

Gracius.  et  redo.  dendex.  capitoque  capedo. 
salme  escz 

Salmo.  salar.   nullius,  sepie.  muniua.  tiniallus. 

hecbt  bresimo    groppo    bersich 

Lucius,   et  parca.  lolligo.  gobio.  porca. 

heriiig  steichila  vorna 

Allee,  cü  serra.  cü  Irulta.  glaucus.  alausa.  45 

vare         nViio^ge       balbvisz       dorn 
Millago.  mugilis.  pectenus.  zinga.  sarauis. 

batbo  snex  blieca        sal 

Clania.  suilla.  parus.  nielanurus.  solea.  sarus. 

erling  kar|ibo  linsila 

Escaurus.  slrotus.   zephalus  quoque.   debio  lithus. 
inilicba  slio 

Tinnus.  cü  liiina.  cü  tructa.   denique  tiuca. 

ein  vei'ü  in  der  Einsiedler  und  in  der  Strafshtirger    fis.  37  fehlt 

in  der  Strafsbitrger  hs.  38.  carduellus]    in    der   hs.    ca'rduellus, 

also  i  zwischen  a  und  r  eingeselmhen  (Fr.  Roth.)  tstelzwang]  d.  i. 
tistelzwang.  in  der  hs.  hinter  g  noch  ein  biiclistab ,  der  ungewiss 
Itifst,  ob  er  c  oder  t  sein  soll,  da  er  sich  aber  zugleich  über  dem 
ersten  q  von  ()uii|ue  beßndet ,  das  hier  in  (jii ;  abgekürzt  ist,  so  ver- 
mutet Franz  lioth  ?nit  recht  dofs  er  das  über  Jenes  q  nach  der  auch 
in  7Wsrer  hs.  üblichm  abkürzung  erfurdet  liehe  i  bedeute  und  also 
nicht  zn  tstelzwang  zu  ziehen  sei.  was  dieses  worl  selbst  angeht, 
so  vgl.  man  bei  lieisersberg  (]\sle\x\v\g\\n  =:  distelfink  (Frisch  1 ,  2()0a) 
vnd  bei  Hebel  distclzwinli,  so  wie  ahd.  zueiikan  ru/>fen,  zupfen  {Grttff 
5,  732,/.)  und  zuigoii  {l'.rujf^,  730).  iü.  bvse'  es  scheint  als  hätte  in 
der  hs.  c  in  o  gebefsert  werden  sollen.  tactura]  in  der  hs.  tractuca 
mit  einem  puncte  unter  dem  r        46.  vare]  oder  varo?  &  fast  ivie  o. 


MIT  DEUTSCHEN  GLOSSEN  AUS  DER  FRANKE.  HS.  393 

carplio     liiiiMVida  biirba 

Sepiiis.   et  carabiis.   sario.   nn\vc7iafjije.   barbus.  50 

lechse  sti-inhiza 

Addimus  esoces  niulilos.  pan/os  hainioues. 


Nola  Kharum. 


H 


erbarum  flores  lellus  ferl  niulllcolores. 
Dequibus  hie  eda  proposse  uocabula  y/z/dam. 
faro      losla  \  dost        wllina.      selicnii^    l)LT(lil!"ain 
Filix.  origanum.   blaiidoiiia.  canna.    piretrum. 

Iiasilica  siinzo  trvsnrz    Iinsennre 

Musica.   cü  iicpla.   cü  niaiira.   didima.   mora.  55 

swertella  solsequia    plVirkru/  lat.       niatir'^^na 
Acorus,  aiieusa.  salureia.  cü  febri^w^vA. 

50.  \n\ivenaqne\  ' enaque'  iöcg:gef(illen ,  von  wurmfraß  ein  loch  im 
perf^dini'nt ;  aber  aia  rande  des  loclies  ixt  noch  ein  sinckchen  von  dem 
heruntcrgehnden  striche  dfs  q  sichtbar,  doch  so  nahe  an  dem  von 
barbus  scheidenden  puncto  duj's  nur  noch  die  übliche  k'tirzung  für 
iie  dllgestanden  liaben  kann.  die  hs.  hatte  also,  wie  Franz  Roth 
richtig  bemerkt,  inurenii(|  ;  gleich  v.  (t'i  tiinbraq  ;  51.  parmts]  'pur 
vnd  der  erste  strich  des  u  weggefallen ;  es  ist  ein  loch  im  perga- 
vicnt.  haiuiones]  gl.  Trevir.  4,2',)  keifst  der  ßsch  ainin.  ^'^.  quc- 
dam]  .90  setze  ich  wegen  des  rorausgehnden  edä ;  aber  die  h.s.,  in 
welcher  sich  ein  die  ganze  silbe  vor  dam  verschlingendes  loch  befin- 
det, zeigt  am  rande  desselben  vor  d  die  deutlichen  spuren  eines  f 
54.  wllina]  nicht,  wie  zeit^chr.  6,  331,  211  steht,  wlhiiia.  in  der  hs. 
steht  zwischen  i  und  n  noch  ein  strich  wie  ein  i,  der  aber  durch 
einen  darunter  gesetzten  punct  getilgt  ist.  55.  siinzo]  so  die  hs. 
statt  siniiiiza,  tcie  63.  ririderzurifjo  stall  riiiderzunga ,  während  ()2 
niv'nza,  58  bachmv'iiza ,  69  biizzvnga,  108  ocbsenzvnga.  was  sonst 
den  aus  siginiinza  zusammengezogenen  pßanzennamen  anlangt,  so 
vgl.  siminza  Grajfl,  819,  'siiiiiza,  nepeta'  gl.  Trevir.  6,  39.  56. /f- 
^/•/Tiigia]  oder  fcbreUi^xal  zu  lesen  sind  nur  die  oben  verslümmelten 
buchslabcn  feb  und  die  vollständig  erhaltenen  ugia  ;  aber  das  ganze 
wort  erhellt  uns  glossen  wie  gl.  San-blas.  56"  "^ centauria  minor,  Matrana 
ibisca,  velfebrifugia,  vel  mutiratrio',  vel  helleborites'  (wo  übrigens  ibisca 
offenbar  zu  dem  nachfolgenden  lat.  ibisciiin  gehört).,  gl.  Bonn.  23,  8 
'  maX'wwa,  febrefugia' ,  sunicrl.  56,  48.  57,  a'febrifuga,  meiere,'  voc.  opt. 

51,  90  'fcbrifuga,  matreiin',  wozu  {nach  Frz.  lioths  mittheilung)  aus  den 
ungedrucktcn  pßanzennamen  in  des  freiherrn  v.  Aufscfs  hs.  nr  KLVJ'' 
malren  kämmt,  was  nun  das  übergeschriebene  malir'^^iia  betrijft,  so  habe 
ich  dieses  wort  vollständig  hierher  setzen  zu  müfsen  geglaubt,  wie  es  in 
der  hs.  steht,  ohne  die  beiden  in  derselben  untergesetzten  puncte,  den 


394      NOMINA  LIGNORUM  AVIUM  PISCIUM  HERBARUM 

mistel 
Hiis  eliam  viscü.  hiis  et  iangamus  hybiscü. 

grensicli     iiu'ta  aqiiai'ea  .i.  bacliniv'aza 
Cfique  polenlilla.  stet  balsainila  locala. 

gferwella  1  glise  l  fuMifblelt' 
Te  cerofoliü.   non  estimo   p'clereiindfi. 
Ratiichelc      ruta  g'.       alicli  (los  hasehvrz. 

Senolioii.  piganon.  ebolü.  narcissus.  aizon.  g'.  GO 

l  spring\vi-z 
aiidorn  lat.       spinwrz       scliellewiirz 
MaiTubifi.  coconidiü.  celidonia.  bollü. 

nus  i 

livntwrz     erlwrz      salbeia  pfefPkrvt      mvnza 

Frasia.   tubera.  saliiia.  brasica.   tinibraque.    niela. 
Rinderzungo  wissewrza  bvgge        rämisadra 

Bvbula.     diptannü.  sed  et  artlieinesia.  slrignü. 

s.  1.  sp.  \. 

pastenej.  berwrz.  \  oliue. 

Sic  pastinaca.   sie  baldemonia.  bacca.   IVuctus  lauri 

alant  lalicli   brenwrz   spinwrz         loch 

Enula.   lapatiü.  git.   laclericia.   porrfi.  G5 

e.ntferntereii  unter  dem  t  vitd  den  alltii  nahen  unter  dem  i  (nur  die- 
ser ist  zeitse/ir.  6,  332,  230  angegeben),  besonders  zu  beaelifen  ;  dinn 
wo  der  pßanzenname  sonst  vorkummt,  führt  er  stets  sein  t,  und  das 
i  hat  er  wenigstens  in  den  gl.  Bonn,  oder  dafür  e,  uüe  in  der  ans 
den  sumerlaten  ausgehobenen  g/osse,  zu  ive/cher  noch  'melissa ,  lue- 
tere'  57,  59  hinzugefügt  werden  kann,  der  name  ist  ohne  zieeij'el 
unser  nlid.  meter,  meiern,  ineterkraut,  wofür  sonst  nurh  inutterkrauf, 
matriearia,  gesagt  wird.  s.  Lonieerus  kreuterb.  bl.  186''.  59.  fuMif- 

bletr]  unter  '  ein  kleiner  leagererlilcr  strich  vnd  unter  diesem  noch 
ein  etwas  gebogener,  was  beide  slriehlein  bedeuten  sollen,  verstehe 
ich  nicht.  60.  baselwrz]  ursprünglich ,    aber  mit  untergesetzten 

punclen ,    also    getilgt,    hvswrz.      liasclwrz    ist    darüber   geschrieben. 

Ulis 
62.  erlwrz]  so  die  hs. ,    in   welcher  offenbar  der  Schreiber  wrz    durch 
1/ntergesetzte  puncte  zu  tilgen   vergefsen  hatte,     vgl.   tuburu,   tubera, 
erlnuz  ^-V.  San-blas.   57'',  gl.   Trevir.  7,  7.   Grnffi,  11'28.  63.   Hin- 

derziiiigo]  0  statt  a  {oder  auch  e?)  vgl.  das  zu  v.  55  bemerkte.  diplaii- 
nu]   .so   die  hs.  rämisadra]   ///  der  hs.   ramisad«.  vgl.  die  anm.   zu 

agelstra  v.  20.  auch  gl.  San-blas.  57'  'sirignum,  ramesadra',  gloss. 
Trevir.  6,  37  'ramesdra,  stri/gnum'  und  bei  Schmeller  3,  82  'rames 
adra,  strignus,  herba  salutaris'.  es  ist  dieses  rammis-,  ramesadra 
d.  i.  Widdersader  wohl  unser  nhd.  verkürztes  ramsereii  =  wahlknob- 
lamh,  allium  colubrinum,  uuirauf  schon  Spreng  bei  Gerbert  hinweist. 
65.    am    vordem    rande  d*^  eina    und  darunter   caise   mit    nicht  ganz 


MIT  DEUTSCHEN  GLOSSExN  AUS  DER  FRANKF.  IIS.    305 

inandila       bilse  ^'  cresse         tribwrz     cnste 

Garga.  iusquianfi.   naslurcia.   liinula.   costü. 
Mff^'-same         p'^nier  tille 

31igoniis.  elleborum.  calocasia.  cardus.  anetfi 

swerlella  kle  « il(lck\ 'ihs  distcl       rietgras 

Gladiolus.   calta.  colcxiuiiilida.  cardiiiis.  alga. 

Iiirzzv^a  sli'iiclia 

Sarpion.  agoane.  s'olopcdria.  satirionque. 

ebirwrz 
Ituscolana.  cardopaiia.   mcrculiaiia.  70 

hirzswani  lictMin  niaf?saiiie 

Boletus,  lasen,  pelrosoliüque.  papaiier. 

lat. 
bracliwrz  IvMcli  eripalla  lat.      papela  cacoslnniacha  {;'. 

Eiisole.  crassiua.  loliü.  ceiilauria.  malua. 

kranciiissnabel  heidestuda 

Herbe  reumatice.  vos  coniiumcrabo  mirice. 

bilza  biviwrz 

Cum  siniplioniaca.   stet  milleboria  ificta. 
g'  Ronischekole  nachtschalo   steinbrecha      kleta  la.  lapatlii  g'. 
Brassica,     morella.     saxifrica.     cii  paratella.  75 

Nat'wrz  kerwella         brachwrz  lat.   draconthea  g". 

Atque  viperina.  quinquefolifi.   colubrina. 

ve'dqueiif la.     bilsa  lal. 
Cü  sigillata.  sarniiiiia.  cauiculata. 
a pliefer 

Panicis  ostru//V?.  /?/per.  et  cantilla   roratü. 

sicherem  c  und  noch  luisir/iercrrm  e,  J'ii?'  luclches  sich  auch  a  lesen 
liefsp.  die  beide  ra)idbemerkiingen  beginnenden  hiichstaben  sind  weg- 
gerifsen.  jenes  A'^  elna  :zz  dicta  elna  aber  gehört  ohne  zweifei  zu 
Enula,  wie  sich  ans  gl.  Sa/i-blas.  Gl^  ' Ilinnttla  cainpana ,  aianl ,  xwl 
lalurciiim,  vel  heleiiini,  vef  elna,  vel hinnl/i'  erschlicfsen  läjst.  ()6.  Gar- 
ga] der  erste  biichstab  nicht:  sicher  ob  G,  ob  C.  at/eh  g  ist  unsicher, 
zwischen  bilse  iind  g'  durch  untergesetzte  puncto  lat.  getilgt.  09.  sliii- 
cha]  in  der  hs.  ein  punrf  unter  dem  a  ,  aber  gl.  San-blas.  SS*"  und 
gl.  lYevir.  (i,  2i]  sati/rio»,  sliiika.  rgl.  auch  drajf  d,  In96.  71.  pe- 
lrosoliüque] i.  d.  hs.  pelrnsolin.  q^  74.  bilza]  /.  d.  hs.  bilsa  mit 
einem  puncte  unter  dem  s  und  z  überg"schrieben.  71').  brachwrz] 
so  die  hs. ;  es  soll  heijsen  drafli«rz  nach  gl.  San-blas.  .'iö''  'draeontea, 
drahwrz',  Diut.  3,  2'i3  drahwrz.  vgl.  auch  gl.  Trevir.  0,  26  'dra- 
chcnwrz,  Draeontea.'  bracliwurz  ist  der  deutsche  ausdruck  für  eusole 
V.  72.  78.  ostru////]  im  reim  auf  roratü.  üheigeschrirben  war 
wol  astreza,  schwerlich  aslri/a  (nur  das  unlaiilcndr  :\  ist  lesbar, 
alles  übrige  erloschen),  denn  die  /ijlauze  heifsl  auch  lat.  aslrciiliiim. 
s.    Loniecrus    kreittinb.    bl.   2.')7'.       der    nlid.    mime    ist    nieisteruuirz. 


396     NOMINA  LIGNORUM  AVIUM  PISCIÜM  HERBARUM 

quinque  foliü    rvfa      krut  schernig 

Pentaiilon.  rnta.  ^aliiica.   gamandra.  cycuta. 

teiieniar§f 
Sic  A-/Jiana.  gen^/folia.  Valeriana.  80 

iTiaslic         piikcol  ysiuina         kvini 

Mastica.   porliolö.  cytisus.  verbena.  cviniiifi. 

hvswiz  ochsenzviige  lat.  .i.   centauiia 

Barba  iouis.  ul'  liiigua  bouis.  sie  herba  cbironis. 

kvrhz  watwrz 

Sarainius.   cucuniisque.   sigillo  cfi  salomonis. 

biUa  lobstei-ti  cnliand' 

Sic  quoqiie  niiliiidrü.   libistichii.  coriandrü. 

eade  (1=.  portiilaca  lat.   haiil'vs  adraginis  g'.   rüscliüb 

Murex.       pespiilli.       sed  et  vngula  dca  caballi,  85 

gflipan       tenneiiiarg 
Galbana.  sanisucus.  aloes.  saporöii//s.  achätes. 

Appolliiiaris.  tiliniallus.   canicularis. 

1  sc.  kiKiblofli  g\  kurbz  aniz  ratle 

Gordt^o.   amhrosia.  cucunier.  canniiia.  nigella. 

nessela 
zitewar  vrllca  iiiaiür.  seuiboin  lat. 

Zodear.  acaliplie.  calaganga.  sainna.  gaisele. 

astrenza  kommt  vor  gl.  Trevir.  7,  13,  aber  als  deutsche  heneunung 
der  aristolochia  longa,  des  oster/i/zeis ;  astreiicia  ist  verzeichnet  Diul. 
3,  24i  und.  nhd-  die  asirenz  von  J.  Grimm  im  deutsch,  wlbrh  591). 
Jenes  astriza,  das  sich  ni/r  genes.  16,  35  {bei  Hoffmann)  Jindet ,  ver- 
steim  Benecke- Müller  1,  60'*  von  der  kaiserwurz ,  imperaloria  oder 
angelica.  79.   rui«]  so  ergitbt  sich  nach  dem  reimworte   cycuta. 

auch  übergeschrieben  wie  v.  60  rvta  und  wohl  nicht   rvte  wie  v.   109 

iJi  Steinrute.         krul]    lesbar   ist  nur  krut  vnd  ich  ergänze  davor 

krv'ze  (von  dessen  lelzlem  biichstuben  kaum  noch  ein  sfrichlein 
übrig  isl)  nai-h  ' saliunca ,  spica  celtica ,  cruce«urz'  sumerl.  58,  52. 
80.  uß'iaua]  so  liest  Franz  Roth  gewiss  ri'hlig,  denn  auch  die  phy- 
sica  Sacra  der  h.  Hildegard  {ed.  Reufs,  ff'ürzb.  1835,  s.  1  i)  hat  den 
namen.  die  buchstaben  J-ß'i  sind  verblasst  und  zwischen  x  ttnd  p  ist 
oben  ein   loch.        gen/Zfolia]  =  centifuliu.  81.  portiolü]    in  der  hs. 

portlliolfi  mit  puncte/i   unter  li  S3.    watwrz]   a  scheint  corri^iert 

aus  u  85.  adiaf;iiiis|  oder  adragais?  or/c;- ;,•(/;•  ad^rainis  ?  die  buch- 
stuben  zwisclieti  g  nnd  i  sind  uvgvwiss  in  der  hs.  ad"'ginls  oder 
ad^grais.  vgl.  die  anm.  zu  agebstra  i'.  '20.  was  ist  aus  dem  dunkeln 
Worte  zu  machen?  86.  sapoivjnw.v]    der    buchstab  a  ist  verblasst, 

ebenso  hinter  dem  n  das  abkürzungszeichen ,  das  wie  ich  glaube  us 
anzeigen    soll.  88.  Gordcw]    das   übergeschriebene    sc   soll  wohl 

die  ursiirUnglichere  J'oi'm  scordiou  {axoQihov)  andeuten,  ital.  scordeo. 
89.  (////'  dem   unleren  rande  steht  mit  kleinerer  sehrij't 


MIT  DEUTSCHEN  GLOSSEN  AUS  DER  FRANKE.  HS.    397 

pWe  zeisla 

sj).  2.  Lilia.   pelidius.  seu.  calcätrippa.  dametrus.  90 

Acnkel        cibel      rose       laticlie         violu' 

Feniculii.   cepe.  rosa,  lacluce.   violeqiie. 

ezsolielöch  wiclibona 

Hiis  ascolinn.  pariter  quoque  iügo  lupinuin. 

wizmüza     V  gigibero  igu'b'.     nepla   lat. 

'.  _        .      .  ^'• 

Hirmen.  meiitastru.   zinzibero.  calamentii. 

haitwiz  viftwrz  reinvan. 

Ipiricü.  betä.   tormeiilill;l.   taiiacetam. 

bvndesku'rbz 

Herba  peonia.  siiie  brioiiia.  noie  slale.  95 

Hiis  sarminia.  seu  celisia.  vos  sociale. 

graydo  g\ 

weitkrut   lat.     w'mvt  senipb 

Isalis  absinthi  spes.    semenqiie  synapi. 
kle  feiiicPü  lat. 

Sic  amaratü.  sie  trifoliüque.  niaralni.  g'. 
p'  besiron  belliania  lat.    svniievvii-bel  bibinella 

Stent  cü  lietliaiiica.   solseqtiia.   ul'  pipiuella 

Sw"telleiibl\  nie  wej;ibriila  i)iMZ 

Aclara.  cciioclius.   ul'  sepleneruia.   bihlus.  100 

bib'wrz         swain     epplie  lat.  selinon  g\   svvam. 
Casloriü.   fungus.  apifi.  diepenlia.   flangns. 

kiioiilocb  lat.   poleige  glegekrut.   spica 

Allia.     polegifi.     carex.   illirica.   s|)ica. 

wi'gei'icb   lat.       gai-vNe  hracbloch 

Hastula.   plautago.   niilleroliü.  rinuicedo. 

ali'dna  gi-cii.sicli  r\  ha 

Mandragore,  rapha.  ninpliea.  greganica.   rapa. 

iiuilta  ysnpo     baselwrz   g'.  spec 

Allriplex.  ysopus.   asarü.   rasilia.  nardus.  105 

V  b'ba  .sinapis  erit  sed  granü  dico  sinapj 

Du  maridiicantiir  cnnsecla  siiinpia  dicas. 
V  zr  versus.  Oi.  tanacelaiii]  so  die  hs.  im  reime  auf  betä  96.  ce- 
lisia] in  der  hs.  iirspr'un^lick  celesia  ,  aber  mit  einem  punete  unter 
dem  zweiffji  c,  und  i  übergeschrieben.  '.)'.).  be.stroii]  so  die  hs.  statt 
ccstron  {y.^dTQor).  100.  wejjibnila]  die  hs.  hat  wegebrula  mit  einem 
punete  urller  dem  zweifm  e  und  übergeschriebenem  i.  übrigens  ist 
brula  versehrieben  für  breila,  denn  auch  sumerl,  23,  r)0  ' septincruia, 
wegebreile'  und  gl.  Trcvir.  G,  ii'wcf^ebre'ild,  septinerdiu'.  102.  gle- 
gekrut]  hierzu  am  hintern  rande,  tvohin  ein  zeichen  weist,  eadc 
d<^  yris  lat.  103.  rinnicedo  dafür  gl.  San-blas.  57",  gl.'^J'revir.  7,  4, 
sumerl.  61  ,  66  emicedo.  draff  fiiiicedo  {sprachsch.  2,  l'i2)ßude  ich 
nirgends.  105.  asarfi]  in  der  hs.  asyruin  mit  einem  punete  unter 


398  ZUM  UNIBOS. 

Seuibüin  g'.     stabwrz  kviile  ciiiineiit 

Bracteos.   abrothanü.  cd  sarpillo.  clnamoniü. 

negelli  relliicli     köle  lat.       w'nmte 

Gariopliolfi.  raphanü.  caulcs.  alosantus.   anioimi. 

nessela  lat.    oebsezvnga  g\  büiiwiiida.     strile 
Stent  siT  vrtica.  boglossa.  liguslria.  viuca. 

Steinrute  et  c'^scit  super  muros 
Et  reuponlicü.  liuendulü.  polilritii. 

isenbloiiie  steinvaro 

Flos  ferrugineiis.    aiiaphod.   ven'isque  capilliis.  110 

zitewar  rossebfb 

Sic  et  ciperus.  sanieula.   sie  auagallus. 
Hiis  fenogrecü  socio.   roreiDque  maiMiiü. 

rekolt'ber      gviidereba 
Vos  artiotidas.  aceranique  piito  mcmorädas. 

haseiwrz  lat.  iiizwrz  l'  cüsele 

Et  te  wlgago.   cü  eonsolida.  recitabo. 

blvtwrz 

Noie  ci"i  reliquis  hie  sanguiiiaria  stabis.  115 

dem  y  tiud  Ubergescliriebenem  a  106.  Bractios]  in  der  hs.  Bi-acteas 
mit  einem  punrte  unter  df?n  a  und  übergesc/iricbenem  o  101.  Ga- 

rioiibolü]  i'fil.  gariofel  in  den  JFiesb.  glossen  zeilsc/ir.  6,  323,  191  tnid 
dazu  jnih.  Grimm  s.  3"20 ,  191,  ivo  ' zeifsc/ir.  4'  druekfehler  statt 
'zeitxc/ir.  5.'  in  den  sumerl.  57,  '24  gariofüli.  108.  boglossa]  in  der 
hs.  buglossa ,  aber  mit  einem  pnncte  unter  dem  u  und  übergeschrie- 
benem 0.  111.  rossebvb]  in  der  hs.  rossebob  mit  einem  punctf 
unter    dem  u  und   einein    über  das  v  "beschriebenen  o 


ZUM  UNIBOS. 

Das  gedieht  vom  unibos  hat  Jacob  Griiiiin  in  seinen  la- 
teinischen gedichlcn  des  lOn  und  1  in  jalirhiiiiderts  atis  der 
Brüsseler  handschrift  8176,  worin  dieses  sliick  jetzt  die  num- 
nier  10084  iiiln-t,  nach  einer  abschrilt  von  Willems  heratis- 
ue^eben.  allein  diese  abschrifl  war  sehr  fehlcrhalt  ,  wie  die 
folgende  vergleichung  der  handschrift  zeigt,  ich  verdanke 
sie  herrn  dr  Konrad  JJursian.  was  richtig  ist  habe  ich 
besternt.  H. 

12,   2  pcstrm   mor  litis  3  *  per  stviilos  17,    1    Omen 

habe/IS  3  * pur^at  lacuin  24,   4   doinmn  '11  ^  3 

*  noctiiuin    (ein    solches    adjecliviini    ist   diesem    dichter  schon 
zuzutrauen;         32,  2  * Failtis         34,    1    diuides         3  *Ja- 


ZUM  PFAFFEN  AMIS.  399 

cite  43,  1  Si  rnutaretur  unibouein  (zu  schreiben  ist  also 
Si  mutareiiir  in  bovein    uxor)  3  boni  45  ,  2  *  per 

spiritum  48,  2  taxant  49,  3  *  in  er  call  54,  3 

* Rcspondet  (55,  2  ich  vernuite  sitn  fatiius  ,  inog  ich  ein 
Ihor  sein.  56,  2  ich  denke  iSV  dicis  ioculariler?  ebenso 

steht  si  in  der  frage  107,  4,  wenn  man  mit  der  hs.  liest 
I/ilcrrogat  'ha    mortua  Si  sun'exil    iuvencula'!)  64,  3 

*  Tradunlur         77,   3  *  Sonabile        79,   4  *  Pestcs        80,  3 

*  Ad  cislain  curril  (wie  Grimm  verbefsert  hat)  87,  4 
keine  liicke ,    sondern  *  Qiu^   doj'ormes   condecorat         89,  4 

*  Pro  (wird  zu  dulden  sein  wie  88,  4)  (90,  1  der  vers 
hat  eine  silbe  zu  wenig:  man  kann  iain  einschalten)  92, 
3.  4  * Sicfft  in  hac  probauimus  Exaninicni  quam  uidinius 
109,  2  * Priuatur  HO,  1  altins  114,  4  ihrenas 
127,  1  *  Caute,  (Caiidc  ist  drucklehler)  131,  1  ^^o-w/'? 
134,  1  *  f'^crsipellis  mox  unibos  139,  2  *<5//^i  (4  und 
146,  3  lies  donavit)  141,  1  dicit  150,  1  *///«  ArroZ»* 
alti  (4  lies  Inclinus,  während  er  niedergebeugt  das  gers- 
lene  gold  das  die  slute  ausgeworfen  durchstöbert.  152,  4 
für  Certcun.  \^ird  Certans  zu  lesen  sein  und  186,  4  Certo 
für  Certa)  154,  2  *  tepide  156,  4  minuta  (I.  minu- 
tum)  157,  4  *  Qnod  fctebal  172,  2  ist  von  späterer 
band  auf  rasur  geschrieben,  der  vers  stand  schon  oben  77,  2. 
173,  2  *5«///  conslitutus  179,  1  */;  cw;/*  192,4*^ 
//öZ'/.v  /«/«  perdomilus  194,  3  F/^  197,  3  fursis 
205,  4   7V/  (1.   Ici) 


ZUM  PlAFFEiV  AMIS. 

Die  anordnung  der  einzelnen  gcschichlen  im  pfalfen  Amis 
ist  bekanntlich  in  den  haudschiillen  67»"//  eine  andere  als  in 
li.  die  hierauf  bezüglichen  bemerkuiigen  ßeneckes  sind  jedes 
mahl  verschieden  ausgedrückt  und  werden  dadurch  leicht  ver- 
wirrend, die  erste  aber,  zu  v.  1028,  ist  geradezu  unrichtig, 
sie  lautet  '  nach  dieser  zeile  folgt  in  Glxll  die  ges<;hichlc  die 
in  li  mit  z.  1153  anfängt.'  statt  dessen  muls  es  heifsen  'die 
nach  dieser  zeile  im  text  folgende  geschicht(>  beginnt  in  Ix 
erst   mit   z.   1153.      Gll   folgen    derselben    Unordnung.'     die 


400  ZUM  PFAFFEN  AMIS. 

ausdrucksweise ,  deren  sich  Benecke  bei  der  letzten  ab- 
weicliung  (zu  v.  1289)  bedient,  ist  die  sicherste  und  kür- 
zeste,  und  man  thut  wolil  sie  in  allen  fällen  anzuwenden:  also 

1029  —  1164  =  1153  —  1292  A". 

1165  —  1240  =  1075  —  1152  A". 

1241  —  1288  =  1027  —  1074  A\  (so  ist  der  druckfehler 

an  d.  stelle  zu  verb.) 

1289  —  1316  =  1293  —  1320  A'. 
GH  haben  überall  dieselbe  anordniing  wie  A', 

Benennen  wir  der  Übersichtlichkeit  wegen  die  geschich- 
ten,  wie  sie  in  li  auf  einander  folgen,  i— xii,  so  ist  die  an- 
ordnung  in  GtiH  diese,  i — v  viii  vii  vi  ix — xii,  wobei  nur 
zu  beachten  ist,  dafs  x  in  GKH  fehlt,  noch  anders  ist  die 
aufeinanderfolge  in  der  abschrift  des  V  alentin  HoU  (der  Amis 
vollendet  am  8n  februar  1526),  die,  wie  sich  leicht  erweisen 
läfst,  von  einem  drucke  genommen  ist,  wodurch  also  Docens 
angäbe  misc.  1,  76  von  dem  voi-iiaudensein  eines  solchen 
bestätigt  \\ird.  dieser  druck  war  aber  auf  das  nachläfsigsle 
veranstallel.  ohne  zweifei  war  niimliih  ,  v.as  damals  häufig 
vorgekommen  zu  sein  scheint,  das  maniiscript  unter  mehrere 
setzer  verlheill,  und  in  der  eile  ward  der  satz  unrichtig  zu- 
sammengeschoben ,  worauf  dann  der  corrector  die  entstande- 
nen unebeulieilen  durch  aneinanderschleifen  zu  tilgen  suchte, 
die  anordnung  ist  diese,  i — in,  iv  anfg.,  ix,  xi  anfg.,  iv  ende, 
v,  VIII,  VII,  VI  anfg.,  xi  mitte,  vi  ende,  xi  ende,  xii.  der  dieser 
haudschrift  zum  gründe  liegende  druck  hält  sich  im  gegensatze 
zu  R  überall  zu  GKH,  und,  wo  diese  verschiedenes  bieten, 
fast  Siels  zu  G;  an  mehreren  stellen  stimmt  er  der  panzer- 
schen  hs.  (grundr.  s.  350  ff.)  auffallend,  nirgend  der  Strafs- 
burger  (grundr.  s.  353  if.)  bei.  mit  keiner  hs.  jedoch  kommt 
er  so  genau  überein  dafs  an  unmiticlbare  vorläge  derselben 
zu  denken  wäre,  der  lexl  ist  überall  und  durchgreifend  in 
der  weise  umgestaltet  wie  die  drucker  damals  mit  den  origi- 
nalen umzugehen  pllegten  um  sie  ihrer  zeit  mundgerecht  zu 
machen,  dadurch  wird  er  in  allen  fällen  lehrreich,  aber  für 
die  lierstclhiug  der  echten  Icsart  bietet  er  schwerlich  etwas. 
Li:iPZlG.  Fll.  ZARNCKE. 


ANGELSACHSISCHE  GLOSSEN. 

1. 

DIE  AGS.  GLOSSEN  IN  DEM  BRÜSSELER  CODEX  VON 
ALDHELMS  SCHRIFT  DE  VIRGINITATE. 

Im  jähre  1830  hat  Fr.  J.  Mone  diese  ags.  g-lossen, 
in  seinen  quellen  und  forschungen,  zum  erstenmal  bekannt 
gemacht,  nicht  blqfs  die  grosse  anzahl  dieser  glossen  (es 
sind  ihrer  über  6500) ,  sondern  auch  die  ungewöhnliche 
mannigfaltigkeit  von  gegenständen ,  welche  sie  theils  er- 
läutern,  theils  bejiennen ,  mäste  in  dieser  veröffentlichmg 
einen  schätzbaren  gewin?i  für  die  bereicherung  des  ags. 
Sprachschatzes  erblicken  laj'sen.  die  Brüsseler  handschrift 
des  viel  gelesenen  aldhebnischeji  buches  ist  übrigens  nicht 
die  einzige  glossierte  handschrift  desselben;  auch  in  dern 
hannoverschen  handschriftlichen  glossarium  anglosaxonico- 
latinum  finden  sich  einige,  wenn  auch  nicht  viele,  wörter 
aus  yildhelm  und  sind  mit  seinem  namen  bezeichnet,  der 
grofse  ßeifs ,  den  Mone  auf  die  abschrift  der  Brüsseler 
glossen  verwandt  hat,  ist  nicht  zu  verkennen;  gleichwohl 
dient  dieselbe  dem  sprachinteresse  aus  mehr  als  einem  gründe 
ivenig.  zunächst  gehört  es  zu  den  eigenlhümlichkeiten  der 
Brüsseler  handschrift,  dafs  der  text  von  mehreren  bänden 
(fünf  oder  sechs  könnte  man  unterscheiden)  mehrfach  la- 
teinisch glossiert  ist  und  zwischen  diesen  lateinischen  glos- 
sen ,  wohl  auch  unmittelbar  über  dem  textesworte  selbst, 
sich  die  ags.  glossen  vorfinden,  es  wird  dadurch  schwierig 
zu  unterscheiden,  tvclchem  lateinischen  ausdrucke,  dem  des 
textes  oder  dem  der  glossen,  die  ags.  dolmetschung  ange- 
hört. Mone  hat  zu  unterscheiden  gesucht^  so  genau  er 
konnte;  altein  diese  an  sich  schwierige  Unterscheidung  ist 
von  ihm,  wie  sehr  begreiflich,  nur  unsicher  vollzogen 
Z.   V.  i).  A.    IX.  2G 


402  AGS.  GLOSSEN. 

worden,  deshalb  schien  es  mir  angempfse?i  das  lateinische 
texteswort  jedesmal  abzuschreiben  und  dann  die  lateinischen 
und  angelsächsischen  g-lossen  folgen  zu  lafsen,  und  zwar 
so  da/s  ich  von  dem  textesworte  aufwärts  gieng,  nicht  von 
der  obersten  glosse  anficng  und  zu  dem  bezüglichen  textes- 
worte  hinabstieg,  die  entscheidung,  ob  die  ags.  glossse  dem 
textesworte  zur  erläuterung  diene  oder  einer  lateinischen 
glosse,  ist  dadurch  dem  leser  a7iheim  gegeben,  aufser  der 
blatl-  und  linienzahl  der  handschrifl  habe  ich  auch,  zu  leich- 
terer zurechtfindung  für  benutzende ,  die  Seitenzahl  der 
ausgäbe  von  Giles  hinzugefügt :  ivem  diese  ausgäbe  von 
Aldhelms  schrift  nicht  zur  hand  ist,  der  loird  den  abdruck 
derselben  von  Mig?ie  (in  den  Octavi  seculi  ecclesiastici 
scriptores,  Pa)is  1850)  auch  leicht  benutzen  köufien. 

Sehr  häufig  ferner  tritt  der  fall  ein,  dafs  eine  ags. 
glosse  nur  nach  einem  theile  des  wortes  angegeben  ist: 
es  steht  z.  b.  fol.  1  ^.  /.  5  unter  dem  textesworte  regu- 
laris  die  adjectivische  feminalendung  cre ,  um  de?i  leser 
oder  die  leserin  darauf  aufmerksam  zu  machen  dafs  regu- 
lai'is  zu  dem  subst.  fem.  discipliuue  gebort,  welches  dem- 
nächst folgt;  ähnlich  steht  über  conglutiuatae  in  zeile  7 
nur  die  feminalendung  partic.  perf  dre ;  /.  8  über  rumore 
nur  of;  /.  9,  über  ornaiitiJjus  und.  seiner  glosse,  gefra^,  die 
erste  hälfle  des  wertes,-  l.  11  über  prosperitalis  ?iur  ge- 
sunf,  den  schluss  des  wortes  als  bekannt  voraussetzend; 
L  lA  über  mediocrilati  nur  niettruni,  wobei  der  ausgang  des 
Wortes  ebenfalls  fehlt,  um  also  l.  5  richtig-  zu  lesen  [re- 
gollijcre ,  /.  7  [gelimejdrc,  /.  8  of  [iicrelofe] ,  /.  9  gefrw[le- 
vienduni],  /.  11  gesun[djr[ulnysse],  /.  14  meltrum[nysse],  ?nufs 
man  mit  der  ags.  spräche  genauer  bekannt  sein;  die  di- 
plomatische genauigkeit  im  abschreiben  der  vorhandenen 
rcste  reicht  iur  forderung  des  sprachlichen  Zweckes  7iicht 
aus.  auch  vo?i  dieser  seile  konnte  Mones  abdruck  nicht 
ge?iügen.  die  nothwendig  gewordenen  ergänzungcn  habe 
ich  in  klammern  eingeschaltet. 

Die  pergamenlhandschrijt  ist  von  einer  festen  schönen 
hand  geschrieben,  nach  Mones  Vermutung  in  der  ersten 
hallte  des  zeltnten  Jahrhunderts,  auf  fol.  1  A  steht  oben 
rechts  Collegii  Soc.  h'su  Antucrp.  ü.  P.  d.  i.  Daniel  Papen- 


AGS.  GLOSSEN. 


403 


brock,  in  dieser  jesuitenhihliothck  fährte  sie  das  zeichen 
+  ^IS.  62  5  später,  in  die  bibliothcque  de  Bourgogne  ge- 
bracht, war  sie  mit  nro.  471.  a  bezeichnet ;  seil  ihrem  Über- 
gänge in  die  bibliotheque  roijnle  führt  sie  die  nummer  1650. 
die  56  pergamentblätter  in  kleinfoUo,  aus  welchen  sie  be- 
steht, enthalten  auf  jeder  seile,  mit  ein  paar  ausnahmen, 
genau  22  zeilen.  in  dem  appendix  B  zu  Mr  Coopers  re- 
port  finden  sich  fol.  1 .  A,  fol.  55  A  und  B  unserer  hand- 
schrift  in  facsimile. 

Schliesslich  fühle  ich  mich  gedrungefi,  dem  preufsi- 
schen  gesandten  in  Brüssel,  herrn  grafen  von  Seckendorf 
für  die  grofse  bereilwilligkeit  öffentlich  zu  danken ,  mit 
der  er  die  ungehinderte  benutzung  der  handschrift  ?nir 
möglich  machte. 

ELBERFELD  22  nov.  1852.  BOUTERWEK. 


Giles  p.  l.J  MS.  fol.  A.  1.  1 

omni,  mid  ealre. 
devotse  [1.  2.j  germanitalis  (gl. 

fraternitatis)  marg.  estfulre 

broderhrmdene  [1.  -rwdene]. 
veneranflis  (gl.  lionorandis)  ar- 

vurdfuUum. 
1.  3.  celebraiuiis  (gl.  .i.  freqiieii- 

tandis)  bremendlicum. 
1.  4.  caslimonia3  (gl.  pudicilifc) 

gehealdsumnesse . 
glorificandis,  vuldelfullum  [1. 

vuldor-] . 
1.  5.  rcgiilaris,  [regolli]cre. 
disciplinae  (gl.eruditionis)  marg. 

eavfieslnijsse. 
1.  7.   contribuJibus  (gl.  parenli- 

bus)  nucglicum,  marg.  t  ge- 

sibligum  [1.  -lingum]. 
ncccssiludinum  ,    neadl)ea[r]f- 

nysse.  [1.  -a.\ 
congluliiiaf;v,   [geUme]dre. 
1.  8.  rumore  (gl.  opinionc  1  l'a- 


ma)  marg.  of[herelöfe]. 
I.  9.   concorditer  (gl.  unanimi- 

ter)  geh V WS. 
ornaulibus  (gl.  comanlibus)g<?- 

fra'[lei'iendum] . 
1.  10.  crucicola  (gl.  crucis  ado- 

rator)  marg.  1  -e  rod  vur- 

piend  [1.?  ftwre  rode  vur- 

diend] . 
optabilem  (gl.  .i.  desiderabilem) 

lußice.  \  vi/nsume.  \  halan- 

tunge. 
1.  11.  prosporitatis,  ,i,''M/////'.  [1. 

gesun  dfulliii/ssr] . 
I.  12.  con[l.  13.]ciliabuliim(gl. 

sinodiim   .i.   concilium;.  ge- 

pinrslore  l  gemol. 
1.  14.    mcdiocritali ,    gehined- 

?ft/sse  1  metlrum[ni/ssr]  über 

dem     Worte      gehiurdni/sse 

steht  die   gl.    Iiiimililali. 
salis,   sride.   valdc. 
libciitcr  (gl.  h IHM i liier)  lufiicv, 
26* 


404 


AGS.  GLOSSEN. 


ereclis  (gl.   expansis)  iipaha-        qiiela)     burhspcece.    gleav- 

/i'[mün].  n)/sse. 

sospitale   (gl.  salute)   gesund    disserlitudinem  (gl.  enarratio 


[fulrti/sse] 

gralula-[l.  16.]bundus(gl.  exul- 
tabimdus.  Isetus).  raarg.^«'/?- 
cimde  [1.  panciende]. 

I.  17.  votorum,  vilsumnessa. 

foedera  (gl.  pacta)  treovda. 

fida ,  geAreovum  [tiänd.  poUi- 
citatione,  gl.  spousione  ;  das 
würde  sein  behäle.] 


nem.  prudentiam).  getinc- 
fiesse.  [für  ' getingnesse.' 
geling,  eloquens :  'gelinge 
läreovas'  hom.  I,  578.  ge- 
tingni/ss,  eloqueiitia:  'ofvo- 
ruldlicere  gelingnysse'  hom. 
1.  c/rihllice  spra'ce  7geting- 
nysse'  hom.  11,588.].  marg. 
gleavnesse. 


quecspopondistis  (gl.  vovistis)     1.2.  tripudio  (gl.  gaudio)  ge 


pa  ge  behetan. 
1.  18.  clarueruot  (gl.  splendiie- 

runt)  gesvtt[teledon]. 
Giles  p.  2.]  melliflua,  huniflo- 

vende. 
1.19.  sludia(gl.  dogmata)  marg. 

gecnorndnessa  [1.  gccnoi'd-] 
sagacissima  ..  serie  (gl.  argu- 

tissima.    ordine)    7nid  pare 


feane. 
1.  3.  taliter,  sva. 

calholicas,  geleaffulle. 

vernaculas     (gl.    pinenne). 

ancillas. 
1.  4.  adoptivas,  geviscendlice. 

f  god  fteder  a^lmihtig  hsefd  ä;n- 

ne  &v\n\i  gecy?idelice~lmtm^^ 

gemscendlice^  hom.  I,  258.] 


gleavestan  endeber[dnysse,    regenerantis      [edccnnen]dre. 
für  cndebijrnisse  oder -bijrd-        fve  beod  on  hire  (|)iere  ge- 


nijsse\ . 
1. 20.  singulos  ...  textus,  lenlipa 

..  gesetnessa. 
pupillarum  (gl.  oculorum)*eo««. 
nalurali  quädam  . .  curiositale 


ladunge)  geedcynnede'   hom. 
II,  566.] 
ex    fecundo    (gl.    ferlili)     of 

ecnum. 
1.  5.  conceptionis,  ij'efffc/ze/w^e. 
marg.   mid  sinniere  geeyn-    1.  6.    per   maternam    (gl.    per 
delicu  geornfulnesse.  matris),  pur[h]  medderne. 

insilum  (gl.  ingenitum.    impo-    soUiciludinem   (gl.  iodiistriam) 
situms.  esse)  marg.  6»//^je.sf/         geor[?i]fulnesse.    1    hohjül- 
I.  12.  contemplarer,  beseavede.         [nesse.] 
uberrimamque,  pn  ge[/iihtsit-    \.  7 .  velut   sagaces    (gl.    pni- 
inestan].  deiiles)  gyiiiiiosopliislas,  ud- 

fol.  1  B.  1.  1.  virginalem,yj?;w«-         vitum,  marg.  svilce  vHtige 
hadlice.  l  gleave  leurneres  [1.  leor- 

urbanitatis  (gl.  eloquenliae.  lo-        nerai^]  \  pleginen. 


AGS.  GLOSSEN.  405 

peritissimo     (gl.     doclissiino)         störe,    marg.    \    vinstove.  \ 

getyddestum.  plegsfove. 

agoni-[I.  8]theta  (gl.  certator)    h'agranle,midsttngendre.ste- 


cainpvisan. 


mendre.  [1.  mid  slinccndre]. 


palaestricis  (gl.  adleclicis).  marg.   delibulus  ,    gesme[rod.].    per- 

pleglicum  \  vrcexliendum.  unctus. 

gyninicis    (gl.  .i.  magisterialis)     lubrici,  slideres.  \  sliferes. 

arlibus,    lareovlicum    crcvf-    liquoris,  vcctan. 

tum.  vAdiT^.pleglicum  larum. 
in  gyranasio,  on  leor?iincg[hüsc] 

\  larhuse. 
1.9.  laboriosi  cerlaminis.  marg. 


gesvi/Hifulles  gerinncs. 


nardo,  elesealfe.  odore. 

1.  14.  s^olierler  (gl.  curiose) 
frtefUce.  marg.  mccnifenld- 
lice.  \  georn[e.  oder -lice]. 

iaculorum,   scotsper[/i.]  gara. 


elo[Ym]>\dici,'Jplegltcis[l.p/eg-    calapultas,  gafliicas.  sagitlas. 

lices].  sagit-[l.  15]tarum,  vifera. 

agonis  (gl.  cerlaminis)  gecain-    spicula,  garas. 


pes  \  vinnendlices. 
1.  10.   exercilalionis  (gl.  labo- 

ris)  gearc[u?ige].   I  gesvin- 

ces.   marg.   [r]i[)ervnr?ies. 
naviler  (gl.  alacriler.  agililer. 

velociler).  marg.  sprindlice 

\  cqflice. 
1.  11.   [qui]    nanciscuntur   (gl. 

.i.  inveniiint,  adquirunt)  pa 

pe  [begitad]. 
ila  durataxat,  sva  butan  tveon. 

.i.  sine  dubio, 
slrenua,     pa    foremih\ligan\. 


depromens  (gl.  tralicns)  npa- 
teoiide. 

obstrusis  (gl.  declaiisis.  abs- 
consis)  latibulis  (gl.  secre- 
lis).  marg.  o/"  digli/m  dim- 
hofum  \  heohtrum. 

pas-[l.  16]sivos  (gl.  dubius.  1 
sparsus)  oculorum  obliiUis 
(gl.  conspeclus).  marg.  rid- 
gille  emvlatunge.  \  goro- 
tunge. 

relaxal,  tol(ete[d.]. 

pu-[l.  17]pillariim,   ehringn. 


marg. />«  slra[ii]g(in  \  J'ore-     pando,  geapuin.  1  gehigcduni. 


mihti[gan]. 
1.  12.   cum  jemulo,  77iid  rider 
vurdnessa 
stealle. 


marg.    l   exli- 


curvo.  ap[er]lo. 
slrepciile    (gl.    sonanle)    hli/- 

de/tdum  \  sve[g('nduni.] 
I.  18.  nervo,  strengce. 


sinuosis  .  .   üexibus,  vn'd   bos-    slridcnlc  ,     bcarlitiiiic/idi/m     1 


tnigum   b/[g]i/m. 


rlscondum. 


in  medi-[l.  13.]tiillio,    on  med-    ad  dcslinalum  ..  lotiiiu  (gl.  sla- 

Jone.    .1.   in   uumIIo.  tulum).  niarg.  loj'orcgctilit- 

scammalis  (gl.  luclaniinis)  ovl-        gcdrc.   über  locuni :  Jorge- 


406 


AGS.  GLOSSEN. 


tihlldre  stove  [\ .  Jbrßgetih- 

tedre.] 
indeclinabiliter,  forärihte.  in- 

evitabiliter.  marg.  unforvan- 

dedlice. 
an-[l.  19]helantium  (gl.  curren- 

tiiim)   in   stadio    cursorum, 

sienccendra   renula.   \  pe- 

ßcndra. 
1.  22.  viclorise   palmä,    sige- 

leane. 
fortuiiatus    (gl.  donalus).    un- 
ter    der    zeilei     g\_G\vyr- 

d[eltc.]  geswHg. 
fol.  2.    A.    1.  1.    contribulium 

(gl.  consanguineorum.  amico- 

runi).  syblinga. 
phalerato  (gl.  ornato).  gercc- 

dedum. 
vectus,  ahafen. 
coniipcde    (gl.  equoj.    mcgce. 

\  ineare. 
1.  2.  csesum   (gl.  percussum). 

gesvunlgeiie.^ 
coraunt  (gl.  ornant).  glencaä. 
1.  3.    lupatis    (gl.    repagulis). 

marg.  midlimi. 
facetus,  getincge. 
quadripedante,  ßjderfetum, 
putrcni,  dusiig?ie.  turpem,   fe- 

torem. 
quatit  (gl.   perciilit;.   beaicd. 
I,   4.     implioans.    gefijldende. 

ligans. 
orbes,  orbibiis,  hoj'ringas  ho- 

Jum. 
I.  5.  metilur,  nrnct. 
dassicis  cohortibus  (gl.   excr- 

cilii)ii.s).     scipticum   heriuin 


[1.  hergum\.  marg.  sciphe- 

relicum . 
nautarum,  hredra  Xßotmanna. 
stipatus  (gl.  circumdatus.  val- 

lalus).    marg.   emhledned.  1 

emhle[d.] 
Giles  p.  3.  1.  6.]  circumseplus, 

emhlcnned.  \  emhrinced. 
vitreos,   torhtce  [1.  -e]  claros. 
gurgiles,  vcü[lti]. 
1.  7.    liburnam    (gl.     navim). 
scehd. 

Untrem,  ced. 
hortante,  meniendum.  monente. 

1  tiht[iendurji]. 
proretä ,   j)liciitere.    \   nncre- 

?}ie/i. 
1.  8.   crepante   (gl.  sonante). 

marg.   cracietidum.  \  cear- 

ciendum. 
naucleri,  steormamies.  noven'- 

des  [1.  rovendes]. 
portisculo.    helnie.   \  hamele. 

[vgl.   'hamere.  portisculus, 

sc.  virga ,    qua   proreta   re- 

miges  moderatur;  Cot.  158, 

202.  R.  104.'  Lt/e  s.  v.] 
spumosis,  famigtim. 
algosis,   varihtum. 
remorum,  rodra.  \  arena. 
1.  9.  tractibus,  tium. 
trudif,  scifd. 
per  gymnosophistas,  purh  ple- 

goincn.  XgUgmcn.  \  gleave. 
1.   10.    cxerccri ,   gewordene  \ 

bcgan[gc?ie]. 
scolarcs,  larlice. 
disriiiliiias,   cra'J'tns. 
1.  11.  discipulatils.  marg.  lare. 


AGS.  GLOSSEN. 


407 


industriam    (gl.    .i.  slreuuila-    ihealrules  ('^[.üljcr dem  ivo7'ie. 


teni).  gleai-nesse. 
aguiilur,  bid  gedonne, 
1.  12.  geslibus,  dcedum. 
1.  13.  gemiiiä,  getvüinum. 
subslaiiliaCgl.essenliaj.e^/i'/A'/y. 


spectabiles) ;  unter  dem  Wor- 
te :   vü'ferlicc. 
fol.  2.  B.  l  1 .  |)oiii|)as,^''/e«r^''w. 
pnx'conia    (gl.    laudesj.    he- 
runga. 


1.    14.    sollerliara,    meniteav-  circensium    (gl.     circumslan- 

nysse.  liuin.  speculautiiini).  hrinc- 

quin  potius.  (gl.  .i.  magis)  gif.  sitlendra. 

I.  15.  in  propalulo,  on  lem/nge  congruaiit    (gl.  eveoiant).  ge- 

[l.  eävunge ,     ijvimge].     in  hvierloican.  \  ?'i'ht[lwcan.] 


manifeslo. 
1.  16.  qualitatem,  hrilc[nesse]. 
afflalus,  ge[o]ndblavcn. 
l.  17.  geneseos,  gecijndboca. 


1.  2.  comparalioneni,  [geroed]- 

nessc. 
eorum,  heora. 

aiupla,  vidigle.   [l.  vidgille]. 

relatum,   racu.     narralionem.  l.  3.  sagacissiinam   (gl.    peri- 

relationem.  mstv^. gerece////sse  üss'nnam) . pa  Jbrer/'tti[g]au . 

membratim     (gl.    per    singula  1  geti/icge. 

membra).   I  sticmwlum.  industriam    (gl.  curiosilalem). 

et  particulalim,  "Jdwüna'lum.  glear[/iesse]. 

I.   18.    subtiliter,    orpa/ic[um?  vivacis  (gl.  vivi.  velocis). /«/*/2- 

ordaucäce.].  sagaciter.  ces. 

invesligatam  (gl.  cnuclcatani).  ingenii  (gl.  stiidii).  o;'/5rt'[//ce^]. 

marg.  asmcad.  l.  4.  assiduä  (perpelua)  Icctio- 

celeberrimus  (gl.  veuerabiiissi-  nis     instantia    (yigilantiä). 

mus.  nobilissinius).  sc  bre-  niarg.  viid  singalre  anrivd- 

mesta.  \  vurdjullcstc.  nesse.  \  onvunuiige. 

1.  19.  gerulus,   bodicnd.  baiu-  noscunlur    (gl.    intcliigunlur). 

lator.  portilor.  marg.  pa  bijd  cnaveiie. 

protulit,  relite.  sollcrlissinuc ,     pwre     viaini- 

gymnicorum    (gl.    ludcntium).  tearütea  \[.  -estan.] 

leornera. 
1.  20.    corruptibilcm ,      [bros- 

7iiend]lice.  1  J'ormsnende. 
l.  21.   incorniplain  (gl.  immar- 

cescibilemj.  marg. /////w/77//'-  I.   G.  uberrima    (gl.    abimdau- 

denlicne.    \    \ini\molsniend-  lissima)  experimenla.  marg. 

licne.  pn  genihtsumesl<iu  (ij'iindr- 

l.  22.  ^^m\^\c^n^\n\,  jilegm<uiii<i .  nessa. 


1.  5.   indusiriam,   vyttinysse. 
lornmlis,  lürum. 
coaptari  (gl.  1  i»»gi)-  gelimp- 
Uvcan.   \  gepeodnn. 


408  AGS.  GLOSSEN. 

liquido    (gl.    manifeste,    clare.         nur:  of  piccum. 

\nc\AQ).  angytfuIlice.Xopen-  careni   (gl.  vini).  marg.    coit- 

lice.  temwres.  1  asodenes  vines. 

roscido,  dceai^einlicre.  [1.  dea-         \sonst  keifst  caretium  (d.  i. 

vigendlicre].  caroenuni ,     xccqoivov)    ce- 

facessenle  (gl.  deficieute).   [va-'       re/ie,  eiern,  cyrn^mich  coe- 

men]dre.  tnn.  s.  Li/e  s.  vv.  vielleicht 

1.  7.   crepusculo ,    deorcunge_.         ist  die  obige  glosse  zu  le- 

\  afminge.  '  sen  coclemeres?] 

et  exorlo,  ']upasp7Uing[n]um.  defrulo    (gl.    vino.    medona). 
limpidissimi     (gl.    clarissimi).         \  fehle.  \  piffe. 

pare  freabeorhtestan.  1.  12.  receptaciila,  anfencgas. 
iubare,   leoman.   splendore.  gutlas.  innoäas. 

extemplo   (gl.    statim.  ex  im-  cerlalim  (gl.  slrenue).  ßitma;- 

proviso.  repente.)  rcedlice.         lum.  \  togeßites. 

1.  8.   exercitus,  heriges.  1.  13.  modo,  hviltidum. 

patentes,   [vidgit]le.  saliunciilas,  selas. 

1.  9.  difFundunt.  (gl.  dividunl).  crocata  (gl.  flava),  pa  geole- 

marg.   l  gendgeotoä.   \  to-         vedan. 

dielaä.  genistarum    (gl.    miricarum). 
modo,  hvile.  aliquando,  I.  14.  hroma. 

melligeris,  huniherum  [1.  -boe-  circura-  [Giles  p.  4]  vallantes 

ruvi\.  (gl.     stipantes).      emhlein- 

caltarum,  clafre  [1.   -a]-  inende. 

frondibus  (gl.  comis).  helmum.  ferlilem  (gl.  frugalem,    irucli- 
purpureis    (gl.  rubris).    binin-        feram.  uberem).    marg.  gc- 

basmn.  nihtsume. 

malvarum ,      geormanleafa    \  numerosis  (gl.  multis).  iinari- 

hocleafa.  inedum.  1.  mwnifenldum. 

1.  10.  \\\cnh'A\\[es,onsit[tende].  l.  15.  advehunt  (gl.  adportant). 

pendenles.  iusidenles.  ///  bringad. 

niulsa  (gl.  dulcia).  verede.  cerca  castra,  hyfa.  alvearia. 

giitlalim,  marg./!//^'.y67/w*y^'r///<'.  ].  16.   lereles    (gl.    rotundos). 
1.   11.    rosiro    (gl.    ore).    niid        sintredende.     marg.    1   .v/w- 

nebbe  \  müde.  hvurfende. 

decerpunt    (gl.    coUigunl.    ro-  hederanira,  hißa. 

dunl).   ceovad.  \  pluc[ciad].  corymbos  (gl.  racemos).   crop- 
lento,  marg.  (f  [riccutn  Jiefele ;         [pas]. 

Über  dem  iexteswurte  steht  1.    17.   surculos  (gl.   ramuscu- 


AGS.  GLOSSEN. 


409 


los),    marg.   stofnes.  inarg. 

o[ä(tp\v(rstinas. 
conslipantes,  emhlennende. 
mulliformeni,  picne  viw?iifeal- 

dau  \  [m(V7if\hii'a?i. 
machinani      (gl.     ingenium), 

crwj'l. 


populatur,   heranfad.  exspolia- 

tiir.   vaslat. 
eodeni  modo,  on  pa  ylcc  visc. 
1.  3.  llorulenta,  blostbivrc.  \. 

floribus  referla. 
1.  4.  late,  vide. 
vagans,  erncnde.  circumiens. 


1.  18.   angulosis  on  hcclhihtum  bibula  curiositale,  mid pursli- 


1  hyrnfullum. 
et  operlis,    ofervriginiim.   [1. 

qfervrigenuni]. 
cuius,  pvcre. 
artis,   \crief\tes. 
molimen    (gl.    ingenium).    ge- 


gere  georrifiilnysse. 
1.  5.  oracula  (gl.  eloquia.  ser- 

mones).   vitedomas. 
adslipulalionibus     (gl.     asser- 

tionibus.     .i.    explanationi- 

biis).    sedincgum.    \   svute- 

[lungum] . 


peoht.  \  orpcüic. 

1.  19.  nietrica  faciindiä  (gl.  elo-  1.  6.   nunc,  hit\?  nü]. 

quenlia)   mctcundliceve  ge-  1.  7.  ab  illo,  pam  gode. 

tincnesse.  digesta  (gl.  ordinata).  gedihte 

fretus,  gebeld.  \  gegoded.  qui,  sc  pe  is. 

cdildleclicoypssü,  f/ndgete/fcrse  1.  8.  sa'vissimis,  vesium.  cru- 

1  sixfclum.   .i.  pleno,  yj//-         delissima. 


luvi . 
1.  20.    gemmalis    (gl.    pictis). 


geglcncdum. 


1.  21.  infra,  vid  innan  pan. 


affliclionibus,  gcdrecenyssum. 

Iribulalionibus. 
1.    9.    gurgites.     (gl.    fluclus). 

vealu. 


brachycalalectico.    niarg.    mid    ac  leciproca  (gl.  redeuntia.  ite- 


ßfß'ledum.  \  scortrum. 
colaplio,    7nid  lima.  1  lodala. 

sine  membro. 
fol.  3.  A.  1.  1,    fenestrarum, 

Icolperla. 
alvearii,  hyfe. 
vestibula ,  foredo.ra.    \   r/ifw- 

relda.   introitus. 


ranlia)    lluclus   (gl.  lluslra), 

7  ageanhvurjende  yda. 
1.  10.    spumantis    pelagi ,   f<v- 

vuindrc   ridsie. 
sacrosancti,  purhhdUgerc. 
viminis,  gcrdo.  virguhc.  virgis. 
colubro  (gl.  serpenle).  S7incc  1 

na'd[drar/] . 


1.2.   per  turmas,  gend  mcniu.  1.    11.    Iransfigurati    (gl.    con- 


amoena,  pa  mergon. 
arvorum    ( gl.  agrorum)    piala 


versi.    transfornuili).    avon- 

dre. 

(gl.    viriditales).     iitw.da.    \     inacerljc  (gl.  muri),   sfanreal- 
sprinclingc.   \  gre/inessa.  [Ics]. 


410 


AGS.  GLOSSEN. 


altriusecus  (gl.  hinc  et  inde).  parabolam.   spiritaletn  iulel- 

marg.  onsunilran.  lectuni. 

1. 12.  caelestecolIoquiuQi,  [Äeo-  1.   17.  Iropologiani  (gl.  raisli- 

fonlic\re  sprece.  cum.  moralem).  mixr^^. peav- 

cornulis,  mid  egislicum.  licre  spa'ce.  niarg.  Iropolo- 

I.  13.  describitur,  avriten.  giam  .i.   eniendationem  vila; 

soUicita    (gl.  curiosa.  sedula.)  vel  moris. 

intentione  (gl.    curiüsitate).  aiiagogen  (gl.   .i.  supenio  seu- 

raarg.  viid  emkedilicere  ge-  su).  marg.  uplican~lgite.  \ 

ornfulmjsse.  heojetilicum  ~]gile. 

scrulando    (gl.    invesligando).  digesla  (gl.  .i.  ordinala).  ende- 

scrutniende.  herda. 

quadrifaria  (gl.  quattuor)  dicta  iiidagaiido(gi.  inquirendo).  ä/^z- 

(gl.  verba.  evangelica) ,  /va  riende. 

fijderdccledan  cvydas.  1.  18.  historiographorum.  ry/Y/- 

1.  14.  evangelicse,  [godspel]-  vritera. 

Heere.  l'abulas,  speUiinga  1  saga. 

relalionis     (gl.     narrationis).  chronograpborum   (gl.    tempo- 


l  ge- 


racu. 
catholicorum ,    anlicra 

1.  15.  coinmentariis  (gl.  ex- 
planationibus).  marg.  mid 
gasilicum  trah  t/i  luiguin . 


rum  scriptorum).  marg.  ti/d- 

vritera. 
1.  19.  fortuitas  (gl.   .i.  celeres 

pa  gevyrdelican.    \  fierli- 

can. 
permulaliones ,  avendennessa. 


exposila    (gl.    traclata.    iuqui-  leiiaci    meraoriae    textu,    mid 

sita).  nsmeada.  smonpancelre  trahtnuuge. 

ad  medallara    (gl.   ad  intima).  1.  20.  rimaiido  (gl.  scrulando). 

od  inviwde  svetnesse  1  sme-  foresmengende.  marg.  seea- 

dcifui/i.  vende. 

(Miudeata  ,    gecneatede.    maui-  grammalicorum  ,      sta'fcrivf- 

ieslala.  aperta.  tigra. 

1.    IG.    quadriformis    normulis  orlliographorum  (gl.  rectorum 

(gl.  regiilis.   exemplis).  mid  scriptorum).      marg.     rihl- 

fijderhirum  iijsnmn.  v{r\itera. 

cccicsiasticu!  tradilionis  (gl.  ex-  1.-21.  disciplinas,  lara.  doctri- 

posilionis).   cirrlicre  anvri-  nas. 

genisse.  lonis   (gl.   .i.    sonis)    tempori- 

hisloriam,  gerecent/sse.  bus ,    on    hleüdrieudum.    ti- 

allcgoriam,  gasilicum  angile.  dum. 


AGS.  GLOSSEN. 


411 


trutinalas  (gl.  pensatas.  Hbra- 

tas).  asmeadc. 
pedibus  poeticis,  mid  meterli- 

cuvi  fotiim  \  scop[Iicuiti]. 
conipactas  (gl.  coniiinctas.  cou- 

vinctas).  gefegede. 
1.  22.  per  cola,  [mi'h  Ihn.  per 

menibrura. 
coramala  (gl.  incisiones.  divi- 

siones).  7  todal. 
perpentliemimerim.  marg. p?ij'h 

[pces]  fiftnn  fotes  todal. 
hephlheniimerim,  seofeäan  [fo- 
tes todal], 
Giles  p.  5.]  fol.  3.  ß.   1.  1.   di- 

renilas   (gl.  divisas).  ~j  todie- 

ledc. 
sequestratim  ( gl.  divise.  alie- 

nalim).  .su?iderlipes. 
discretas  (gl.  segrcgalas).  ge- 

scadcnc.  to[scadene\  \  losen- 

drede. 
sagaciler,  s?iodoj^ltce.    pwt  is 

gevijrdelice .  pr udcnler . 
I.  2.  inquirendo  (gl.  scrutando). 

phisiende. 
caslinioniii-,  geheal[d]sum [nes- 

sc]  castitalis. 
privilegimn  (gl.  siiigiilareni  Iio- 

norein).  niarg.  J'ov  sijndcrli- 

cum  vurdmente. 
1.  3.    virginilalis,    m(e[g]äha- 

des.  ptirilalis. 
typuni,  gl.  figuram.  getacnun- 

ge. 
portendere,   getacnien.  niani- 

festare.  l  significare. 
iiidiibilala,   tnilvcolicorv. 
i.  4.  aiilorilalc,  ealdurllvni/.ssc. 


adslipulatur.  gl.  credilur.  tesli- 

ficalur.  \  adfirmalur.  iiiarg. 

is  geseäed.  \  gereht. 
quw,  seo. 
1.   5.  iueffabili   (gl.    iodissolu- 

bili)    pra'dä ,     ["i u?is(eg]cli- 

C7im  huda. 
dulcia,   lec. 
1.  6.  coniugii,  gegaderscipes. 

connubii. 
illecebrosa  consorlia,  forspen- 

nendlice   gofarredene.  vo- 

luptuosa.  illicita. 
felosä  (gl.  copiosa.  lerlili)  quä- 

dani  (gl,  aliqua)  concretione. 

marg.  inid  sumere  vivstein- 

hcei^e  cijnnincgc. 
suavissimi  (gl.  dulcissimi)  suc- 

ci,  pws  svetcsian  sa'pes. 
concretione  (gl.  crcatione.  coa- 

gulatione).  marg.  cen/ninge  ~J 

[cf//i]?'e/i. 
1.  7.    producit   (gl.    osteudit). 

fovgi'lihd. 
acuto,  scearpmn. 
1.  8.  transvcrberans  (gl.  Irans- 

figens).  Jiurhpiendc. 
hereditariani  ßvderlicc.  pater- 

nam   .i.   hcrcdllalis, 
legiliniie,   (clicerc. 
ajternitalis ,     ecnesse.    perpe- 

tiiilali.s. 
1.  9.   de  concordi  solidilale  (gl. 

fraternitale).     be     gehva're 

stadvlfeste     hroderro'dene. 

marg.    he  gchiuvrc  sta[dol- 

fu'strc]  hrodoriwdejie. 
1.    10.     Ihealrali .     idfiendve. 

visibili. 


412 


AGS.  GLOSSEN. 


spectaculo,  viefersene.  corlicibus      (gl.     caudicibns). 

ultroiieum  (gl.  spontaneum)  af-        iiiarg.    telgutn  gescafe?ium. 

feclum    (gl.    amorem.    dile-    l.  16.  ille.  marg.  chosdrus.  seo 

ctionem).  iw^iV^.gevynsnmlice       beomoder. 

liife.  qui,  seo  pe.  chosdrus. 

1.   11.    voluntarise     servilutis,     niagistratils    (gl.    principatus). 

sel[f]villes  peovdomes.  domes. 

qiiae,  pa.  decreverit     ( gl.     cogitaverit). 

principuin  (gl.  procerura).  bt'o- 

moddra. 
exercere    (gl.    studere).    "-e- 

cneordkecen. 
1.    12.    noscuntiir   (gl.  intelle- 


raarg.  teohgaä. 


ex    immensä    (gl.    ex    tanta. 

niulla).  marg.  miclere. 
1.  17.  fiigitivis  discursibus,  mid 
fugolum  fü'reldum. 
guntiir).  ~]  hy  sinden  ancna-    et  passivis  (gl.  sparvis).   svif- 
vene.  tum. 

huiusceniodi       conteniplationis    1.    18.    vagatiir   (gl.    involat). 
(gl.    speculalionis.    1   cousi-         marg.   vandrad. 
derationis).     ptis  geraddre    causis,  neodum. 
bescavunge.  marg.  piis  ge-    cogenle,  nedendre.  impellenle. 
raddre  emvlatunge,  peregrinandi,  to  vripcsidienne. 

intuitu  (gl.  cura).  gemene.  vagandi. 

1.13.  coenobiorum, ///w//;/c///J7.     necessitate,  tieadperfnysse. 

monaslerioriim.  1.  19.   cui,  l)am  pe  is. 

et   regularia    (gl.    rectas)    in-    consulatüs     (gl.     principatus). 
slituta  (gl.  decreta.  consti-         marg.  rivdgiftes.  \  hlaford- 


tiones).  marg.  7  regol[l]ice. 

gcsyttcssa   [1.  geseifiyssa]. 
siniilliuia,   of  tum  gcUscostan. 

lequali. 
collalione(gl.  comparalione.  co- 


domes.   hlajordgiftes. 
vice,    fra7n     gevrisce    [?ge- 

regimcn  (gl.  dominium),  marg. 
?('cedof/i.  l  v/ssi//tg. 


adunalione).  marg.^'TAC'r/^/^.     commissum     (gl.    concessum;. 
1.  14.   quam  diu,  sra  hmge.  forgifen.  I  befoest. 


sedes,  vuin//iga. 


1.  20.   extorrem  (gl.  miserum. 


1.  15.   (cl)  fovcre,  7  hleoran.         alienum).  vtlage/i[e].  1  ele- 

tuguria,  heja.  cellulas.  casas.         /eridisc[nc]. 

cavatis.  '^\.  AohiWs. gcho/edum.  pulsuin,  ndrirßietne  [\.  -cdnc]. 

apertis.  1  nj'lr[m('de]. 

consuta ,    gotreogede.     marg.  1.21.   lam,  svu. 

gcl/'eagode.  tamque     spissis     cohortibus, 


AGS.  GLOSSEN. 


413 


7  sva  picfealdum  preatum. 

legionum,  eoroda. 

1.  22.  libentius  (gl.  diligentius)  ; 
unter  dem  teoctesworte  -.  ge- 
omfullicer. 

ob  reverentiam  (gl.  propter  ho- 
norem) ;  unter  dem  tejles- 
worte :  for  arvuränyssc. 

ad  incolalum  peregre  (gl.  pere- 


l.  7.  mulsaj,   cercdre. 
cerarum,  vexe  [l.   i^exa] 
flavescente  (gl.  micanli.  splen- 

denle.)  gurgiislio  (gl.  ccllula. 

1  tugurio.    \  casa).    on   sci- 

nendre  liefe. 
l.  8.  condat,  gelogige. 
l.  9.  preecellat   (gl.    superemi- 

iiea  t) .   ofer\li\  Iijßiä. 


grinalioneni).marg.  ff/^cor/-     fragraiitis.,  sii/inendes   odoran- 
lice;    unter    ad    incolalum:         lis. 


to  vrasidienne. 
fol.  4.  A.   l.  1.   quam  .  .  com- 

morentur(gl.  habitent.  mane- 

anl).  ponne  hi  vumian. 
domesticis,  hi/'cundum. 
adsuefa?,  gemme. 
content«?,  gepqf'e. 
quiete ,    gehersumendre    stil- 

nesse.  \  picoviende. 
\.  2.  in  cellulis   (gl.   in  domi- 

bus).   o?i  husum. 
1.  3.  quid,  ponne  [jcet. 
tarn  ingenti  studio  (gl.  .i.  tanto 


ambrosiae,  svcecces.    unguenli. 
omne    ihymiama.    marg.    cvlce 

i'urtgemagnysse  [l.  -mang- 

ni/ss]. 
nardi  (gl.   .i.   spicati)    spiran- 

tis.  marg.  siincendre  scalfe. 
l.  10.  ollaclum.  gl.  Ä.odorem. 

hrrvd. 
ut,  ealsva. 
omissä  specialitate  (gl.  deserta 

singularitate.    dimissa  pecu- 

liarilale).  Jorla'le[u]re  st/n- 

derlicnysse. 

amore.  l  ingenio).  marg.  ?///^/    l.  1 1 .  oratio,  getincnes.  \  ge- 
sva  vdcelre  gecneorduysse        scead. 


\  georjifulnysse. 
pareat,  gehersumie.   obediat. 
1.4.  intaclaj,  [ungetHcmme]des. 
virginltatis,  ma'd/tades. 
typum,   hire.   spcciem. 
et  (gl.  s.  propter)  spontancum. 

7  J'or  ftan  selfi^iUan. 
1.  5.  famulatum  (gl.  servitutem). 

peordome. 
Gilcs  p.  G]  fol.  G.  nectareum  (gl. 

odoriferum)     edulium     (gl. 

esus).  verede  digene. 


mundanaj  suavitatis.  [voruldli]- 

cere  vensum?iesse.  secularis 

dulcedinis. 
opulenti    (gl.    copiosi).     [ge]- 

nihlsumere. 
luxus  (gl.  cibi).   rynne. 
1.  12.   exquisita  (gl.  marg.  in- 

vestigala).   Jxi  asineadan.   \ 

ma'nifealdu.  \-(Ui?\  collccta. 
oblcflamenla  ,    luslfulli/nga.   1 

[lustful]nysse.  hlandimenla. 

delectanienta. 


conliciat(gl.opcratur).y>^r^2;?/;'ce.  del'ruti    (gl.  mcdoni).    nivcs  \ 


414 


AGS.  GLOSSEN. 


gesudenes.  vealles. 
1.  13.  virginitatis,  Jki's   iiucit- 

hades. 
creditiir,  he  is  [gelyfed], 
1.    14.  supcrnorum  (gl.  ange- 

lorura)    civium.    niarg.  heo- 

fenlicra  ceast[r]gevara. 
atloUenda,  to  a?'(pre[/i]ne. 
debitis   (gl.  necessariis)  priB- 

coniis  (gl.  laudibus).  marg. 

i/nd  neadpcfüif/icum  herun- 

1.    15.     infiilas.    gepin[c]äimi. 

honores.  dignitates. 
sceptra,  andvealdu.  poteslates. 
monarchiam    (gl.  principatum. 

.i.  regnuin)./?r?'ce/er.  [l.  ri- 

ceter.] 
1.   16.    gubernare    (gl.    defeu- 

dere).  marg.  r/'rcifen  [\.ric~ 

cetan] . 
1.   17.  palato  (gl.  ore).  j?ntd- 

hrofe. 
delectabile    (gl.  desiderabile). 

marg.   lufiendlic. 
inlalum,  ongchroht.  institiim. 
1.  18.   mellitfe,  {h]unigsvettre. 
incomparabiliter  (gl.  inenarra- 

bili Icr) .  iinvidmetenlice. 
1.  19.  iugalilalis  (gl.  conuubii). 

oivnnge. 
1.  20.  foedcralorum  (gl.  c-opu- 

latonim).     marg.     gepeod- 

dra. 
cliarismalum,  gifa.  sanclornm 

donoriim.     marg.    gast  Hera 

sellena.  \  gifn- 
1.  21.    pra'posnit,  foronscile. 

gerechte,   [l.   heforan  sette 


oder  foresette;    und  ge- 
rehte.] 

1.  22.  indicium,  beacn. 

fasligio.  gl.  culmine.    hro\fe\. 

fol.  4.  B.  l.  1.  erraneam,  dre- 

lf'[ende] .  e rrantem . 
drachmam,  seil[h'ng.  oder  sei//?] 

l.  2.  virgiuali  piierperio  (gl. 
Puerperium  primum.  par- 
tum), m  a  rg .  mfeded/icum 
haman  [1.  mieden/-]. 

1.  3.  dispendio,  (vfvurd/an. 
ma  rg .  a'fvyrd/an . 

f:,^'?X\\.<iX\?,.,ge/ie\(C\l\d\summjsse. 
virginitatis. 

1.  4.  domiuici,  driJiten/ices. 

pectoris,   [breost]es. 

accubitor ,  h/biiend.  inc/ina- 
tor. 

paradisi,   \neorxna  vanjges. 

l.  5.  inexhaustis  (gl.  incon- 
summalis.  invesligabilibus.) 
imbribus  (gl.  prseceplis).  una- 
cumend/icum  }ias:e/uni  \  scu- 
rum. 

1.  6.  ac  privatam  (gl.  singula- 
rem ).  "]  pa  asciridan  [1. 
-edan] . 

amoris,  gevi/nunge. 

munificenliam ,  cyste.  /ac. 
amoreui. 

l.  7.  cupidus  (gl.  avidus.)  ca- 
sli-[l.  8.]talis  (gl.  inlegrila- 
tis)  amalor.  marg.  geornfid 
h/vßend  [l.  /i/ßend]  and- 
liiur/Jinysse. 

zelotypus,  onhyriend.  Xcarfu/. 
1  einhidi.  eMcnvod.  (.i.  me- 
mor.    1    suspicosus).    marg. 


AGS.  GLOSSEN. 


415 


onhiriend.X  emhidig.X  cor-  1.    14.   vcrticcm  (<^l.    .i.   cacu- 

ful.  men).   niarg-.  heh[(tc]. 

infonnalor,  gestadeliend.  plas-  gabuli,  gelgan.   .i.  cnicis. 

nialor.  1.  15.   materua',   [mad/-]//cc?'e. 

grata  (gl.  accepta)   [l.  9.]  liba-  perfidonim  (gl.  iinpioruiii.  in- 

mina    (gl.     oblationes.    ho-  lideliuin).  videj^vurdra. 

sliafs]).     niarg.    paticvunle  1. 16.  [perlidorum]  niilitum  (gl. 


sponlanea  (gl.  propria  voluii- 
tale)  devotionc  (gl.  Imiuili- 
tale).  mid  selfvilre  estful- 
nesse.  marg.  -fulnijsse. 

lilärat,  ojfrede.  sacrilicabat. 

1.  10.  facliioniin,  viandwda. 
peccalorum. 

Giles  p.  7.]  1.  11.  consideraus 
(gl.  contemplaiis).  besca- 
viende. 

scgrotornm  (gl.  peccatorum). 
meltriunra. 

strage  (gl.  occisione.  perse- 
culionc).  iHvle. 

1.  12.  saluberrinium  (gl.  saiia- 


satellituin.  latroiiuni).  marg. 

ortreovra  cempena. 
evenlus  (gl.  .i.fineni).  bethtip. 
1.  17.  nou  inconvenieiiler  (gl. 

.i.  congruc.   non  sine  nien- 

siira).    marg.   svkte  gedaf- 

lico. 
carmine   rythmico    (gl.  iiume- 

rali).  on  Uvlsumvin  Icode. 
palibiilo,  on  gelgan.  criicis. 
1.  18.  lalibulo,  treore.  secre- 

lario.   marg.  on  d/'gcJni/sse. 
virginem     (gl.    s.    Mariam), 

Ja'mnan. 
tulamiiii    (gl.  defensioni.    pro- 

tccUoiiij.  gesceldnysse. 


bilissimum)m;ilagma(gl.  me-    1.   19.  labentibus   (gl.  curren- 
diciiKim).  marg. /•«/r<'[//]^//'/^?.         llbiis.  transeunlibus).  eriien- 


lu'ccdüm. 
spirilalis,  feondlices. 
ncquitiac,  nearal)ancv,s.  \  hin- 

dcj'.sa'ite.'i. 
1.  13.  lelaliter  (gl.  morlaliler). 

marg.  d<vdlico  [l.  dead-]. 
fibris(|iic  infeclis  (gl.  irrigatis. 

hiuiicolis).  bcgiededum  tvd- 

druiii   1  aprlcdum. 
coelcslis  mcdiciiia'.  marg.  hen- 
fcndlicerc.  Inc.  [\./ico/bn/-]. 
anlidoluin    (gl.   poculum.   coii- 

feclio  herbarum).  marg.  do/d- 

drcnc  [1.  dolgdrenc] 


dum . 
luslris    (gl.    circulis.    curricu- 

lis).  emhrenum. 
per  ideni  tempus,  gend  prim  yl- 

can  timan. 
I.  20.  freliis  (gl.  IVuclus.  siibli- 

maliis).  marg.  gcujhrcd. 
lorm  c  II  loru  m ,   ////  leg  renn. 
orlhodoxa-    (gl.    recke    lidei). 

anlices. 
1.  21.    extorris   (gl.  alienus). 

ullenda.  miser. 
1.  22.  diilcisonis  (gl.  iociindis) 

mclodiie  (gl.  pr;ccoiiioj.  ////// 


416 


AGS.  GLOSSEN. 


sviä  svium  sa/igiDiiilrenmes.  1.  10.   pra'sertiui  (gl.  niaxime. 

l  herunge.  saltini).  marg.   to  vissan. 

concentibiis  (gl.  caiitibus.   me-  pro  certo,  to  soäa/i.  \  cntta/i. 

lodiis).  san[gurii\.  veraciter. 

fol.  5.  A.  1.  1.  in  oramate  (gl.  divi- [1.  Il]na3   sanclionis   (gl. 

spiritali  visione),  on  iqilicre        iudicii).    godcumlre   geset- 

gesthite.  nijsse. 

exlaseos  (gl.  traiisgressionisj.  foedera,    treofäa  [l.  treovda]. 

geleorednysse.  \  of erstige-  superuw  (gl.  divina^).  heofen- 

nysse.  iice. 

\.  2.  ohVnhhm,  gesihdum.  con-  gratos    (gl.    acceplos.    carosj. 

spectibiis.  visionibus.  pancmirde  [1.  -de']. 

sunt,  hi  \sinct\.  maieslati,  m(eg[n]priünni/sse. 

l.  3.  4.  per  augustam   (gl.  re-  1.  12.   incarnalionis ,  Jlivscge- 

galem).  getid  pcet  kijnelice.  byrde. 

1.  5.  6.  rigid8e(gl.  dursB).5/;'ee-  1.   13.    propheliois ,     dtiendli- 

cere.  aspe[ra!].  cum. 

ardui,  stides.  slricli.  gende/es.  \>Tadsag'\OTum,  Jbrevitegunge. 

(so?)  vaticinasse   (gl.    prophetasse). 
formam,  /live.  exempluni.  bv\? gevitigea/i]. 

propositi  (gl.initii).  inhihedes.  non  auferelur,  ne  bid ateored. 

[1.   ingehygdes],  1.   14.  dux    (gl.   .i.  rector)  de 
1.  7.  instigantes.  maniende.  in-         femoribus,  ofsprincge. 

citantes.  cohortanles.  1.  15.  niillena,  pusendfealdre. 

m^iAx'wwmvix.,  senscipes  ^.  sm-\.  con-[l.  1(5]  gerie  (gl.  cumulo). 

iugalitatis.  gegaderunge. 

1.  8.  conlubernia,  sanunsta.   l  liquide   (gl.   pure,    manifesto). 

gepoßr[(i'dene].  marg.  svutelice. 

legilimum,  milic  [1.  ivvlic]  vete-  [1.  17]  ris   (gl.  anliquai) 


iugalitatis,    gegadcrsct'jjes.    \ 

legalis  thori. 
connubiinn,  luvined.  \a'v?ninge. 
sclii.sinalicüruiii,  gedoobnanna. 

hereticorum. 


instrumenti  (gl.  legis,  a^dili- 
cii).    p(vre    ealdre  gesete- 
nysse. 
Giles  |).  8.]    unibraculo,    scea- 
dcmüi<xe. 


delira-[l.  9.]  mcnla  (gl.  erro-  clarä,   bcorhtrc. 

res;.    gcdoJ'ii[nga.]     \   ge-  1.    18.    iugalitatis    (gl.    coniu- 
f'leard.  gü).  n'vnunge. 

ducinius ,    lalicd.    \  gcsettad.  distare  (gl.  discernere.    inter- 
sanciiuus.  esse),   tosenden. 


AGS.  GLOSSEiN. 


417 


I.    19.    floridam   (gl.    splendi-  citlis  (gl.  tenuis  pellis).  _^///<e'- 

daiii).  blost[m]b(tre.  nenum. 

1.  20.  explanaas, //■ffÄ[/«2e«</e].  rubenlibus,  mid  readuin. 

narrans.  nianifeslans.  referla    (gl.    impleta).    gehla- 
iugalilatis,  se/iscipes.  [de/ie]. 

oriundam,  npasprung\eii\an.  siniplo,  anfealdum.  siuiplici. 

ortam.  nalam.  librorum,  rinda. 

1.21.  \Vsi,  pivslice.  Icgniiiie,  tW{/J-'//6'^'e.operimento. 

1.  22.    de   concha,  musclnn.  \  contecla,  ofervrog/ie.  \  aviin- 

scille.  dem. 

fol.  5.  B.  1.  1.  lurpiler  (gl.  de-  1.   7.    conteniptibilem    (gl.  de- 

specte).  ful[ice.]  speclabilem),  forsavenlicne. 

defornialur  (gl.  sorditatur.  de-  calumniain    (gl.    opprobriuni). 

turpalur).    avla't[ed.]    fjiyl-         hosjj[e]. 

lice  gyllas  niagon  üre  sävla  palraeti  dac-[l.  8.]tylos,^/i^er- 

ävhetan    7    öo^^^     lädellan'         appla  clijstra. 

hom.  II,  590.]  niulsum  (gl.   dulce).  verede. 

obryzum  (gl.  nitidum).  «/»/«^f/^/.  Nicolaum  (gl.  .i.  dactylicum). 

[sie]  .i.   tn7i.  gedropa, 

melallum  (gl.  massa).  vec{g\d.  longe  (gl.  valde).  pcarle. 

1.  2.  detriinentum,  ccjmirdlan.  incomparabiliter,  unvidme[lon- 

conlcniptum.  //cv]. 

cum  Ibrmosior,    vende  [?]  gl.  pneslare,    ofcrj)eon.    anlecel- 

speciosior.  marg.  hi'vjtfslre.         lere. 

1.  3.  rubenlis    (gl.    micanlis).  1.  9.  incudis ,  a/iJUles.  homi- 

reades.  ges. 

lanea,  i^yllene. 
slamiiia,   vearp. 
glomere,  clcone.  globo, 
1.  4.   panniculis,  veflmn. 


lundentis  (gl.  pcrculienlis,  qua- 
lientis)  m^\\^\^beateiidesha- 
mores. 
diuilies,  stidncs\s\. 
revolula  (gl.  operla.  involula).     1.  10.  rubiginosa?  (gl.  aerugino- 


s;e).  liomire.  [1.  omigvc.  rg/. 
öin  oder  6mm,  rubigo,  bom. 
II,  104.] 


gerunde/ie. 
bombiciiium ,    seolcel    [1.   -//]. 

sericum,  sideti. 

\)yiv[)uri.v,  godbeOes  [\.  godveb-  rorci[iis,   1(uiga?i.   tango. 

bcs],  l'orlicis,  sccarcn.   (1.  -ofi]. 

1.  5.   serica,  siiccn{i'e\.  bulli-[l.  1 1 J  ler  (gl.   gemmifer). 
mala  [1.  G.]  puiiica,  reade  (ppp-         marg.  giinb'vrv.  [/•^'/.  biilbe- 

la.   poma.  rciide,  biillil'ei-   gl.  Ilaiinov.j 

Z.   F.   i).   A.     IX.  27 


418 


AGS.  GLOSSEN. 


baltheum  (gl.  cingulum).   belt.  reciproca    (gl.  iterum  fliientia. 

l.  12.  inslrumentis,  iolum.  abundantia).   marg.  ongenl- 

fabricata,  smeoäed.  ßovende  yda. 

lunaris,     [mone]lices.     [vergl.  1.  17.  fontis,  velsprinces. 
'se  monelica  nioiiailha'f(la,'fre  redundantia    (gl.    .i.  flumina). 
on  änum  monde  xxx.  nihta  eflßovu[nga].     marg.     eft- 
AS.aslron.ed.Thom.Wright  ßovende  vwtere. 
p.  9.].  globi,  cUvenes.  lumi-  pr^cellere,    qfersti[gnn}.    an- 
nis.    [vergl.   'hvilon  wt  bis  tecellere. 
(Marliues)  nisessan,  men  ge-  aqu»    ductuum,     tiga.    cana- 
savon  sciuan  fierlice  xi  bis  lium.  vcetertige. 
bnoUe    svilce   fyren    clyvea  decursus,  singalrenes.  \  svift- 
bom.   II,  514.  engl.   clew.  {venes\. 
s.  Iiinn  etijin.  angl.  s.  v.].  1.  18.  celsis,  healicum.  subli- 
marg, monodlices  clt/[r]nes.  mis.  altis. 

1.  13.  c'ircv\\ns,  si/ieveald  tren-  arcuum,   boga 


del. 
luciilentus,  hhjttor.  splendidus. 

s.  clarus.  hlutter. 
I.  14.  triquadram  (gl.  in  qual- 

luor  partibus  divisam)  raundi 

rolam  (gl.  circulum),  marg. 

pcene  ßderdceledan  trendcl 


fornicibus,  bigielsum.  [1.  bi- 
gelsum.] 

sublimatus  (gl.  subvectus.  exal- 
talus).  geufcred.  marg.  das- 
selbe lüort. 

tiibo,  peotefi.  ofpryh.  l(marg.) 
peotan. 


1.    15.    lalicem    (gl.    aquam).     cataractis,  vceterceddrum. 
vfEieripan  verbefsert  aus -pe     1.   19.    vorantibiis    (gl.    absor- 


[1.  va'peryde\. 

cislernaj,  ripe.  1  vceterseades. 

limpbam.   .i.  aquam  vwg. 

quam,  p(vt  ve. 

antlia,  mid  hlcedele. 

1.  16.  rolä  bauritoriä ,  liled- 
trendle.   marg.  1  kreovlan. 

exanllamus,  uphlade?i.  bauria- 
mus. 

parvi  pcndenda ,  to  Jor  naht 
lallende,  ncglegcnda.  ad  ni- 
bilum  iudicaiida. 

pulamus  (gl.  wslimamus).  tei- 
le ve. 


bentibus).  marg.  forsvel- 
"•endam  a^ddrum. 

pnestare,  ofei'peon.  melior 
esse. 

voracis,  gra'digre. 

mergula?,  scelj're.  {vgl.  'fä  ge- 
seah  be  [s.  Martiiuis]  svim- 
man  sccalfran  on  flode,  7  ge- 
löine  doppetan  adiinc  l6  grün- 
de, eil  Lende  |)carle  |)a.'ra  ea 
lixa.  J)a  bei  3Iarlinus  {)ä 
mwdleasan  fugelas  |)a>s  fix- 
nodes  gesvican,  7  lö  veslene 
sidian ;    7  |)ä   scealiran   ge- 


AGS.  GLOSSEN. 


419 


viton    aveg   tö  holte'    honi. 
II,   516.] 
1.  20.  confunditur  (gl.  sperni- 
tur).  scend.  l  Jorhog-od. 


1.  6.  comprobasse  (gl.  invenis- 
se).   gesvutelien.   uarrasse. 

arboruna  silvestrium,  vudelicra 
treova. 


versicolor,    bleojah.    diversos    1.  6.  succulentus  cauliculus(gl. 


raulans  colores. 
1.  21.  tereli,  sinevealtre. 
circulorura,  trendla. 
rotunditate,  tyriiincge. 
1.  22.    croceä    qiialllate,    mid 

geolevere  fahiiysse. 
purpurea,   hrün\re\. 


ramusculus).  sceyig  slela. 
1.  7.   ramusculis,  bogiiiclum. 
exorli  (gl.   nali).   acy miede. 
1.  8.  vernantis  (gl.  floreolisj. 

grencs. 
prati,  gehceges. 
progeniti,  fordatogene. 


Giles  p.  9.]  veuustate  (gl.  io-    1.  9.   fragraiilia,  stemende. 
cundilate).  fieger[7iysse].   \    redoleant,  bladesiad.  fulgeant. 


fagen. 
fol.  6.  A.  1.  1.]  glauco(.i.  albo. 

t  rubro).   bhchmveni^e. 
coloris,  hives.  \  bleos. 
virore   (gl.    viriditate).   gren- 

?iysse. 
fulgescit,  glite[nad]. 


Spirant,  [sie !] 
cum  conslet,  ponne  gevis  is. 

manifeslum  est. 
secutura   [1.  10.]    emoluraenta, 

wflerßliende  gestreon. 
exuberante    (gl.    abuudante). 

s:;emhtsurniendum . 


flava    auri    spccie    splendescit,  rcdilu,     ageanhv[yrfe].    ge- 

qf   sciljrum.    \   ghvterien-         an\Ji\vurf\\ 

dum.  \  dexum.  beorh[l]?ied.  qua^stu  (gl.  lucroj.  tilunge. 

decoris,   [veordniyn]les.  1.  II.  maturesccre,  ripian. 

1.  2.  virgiriali,    md'dcndlicum  snrculornm.  stqfna.  \  te/ge/ia. 

[micdenl-].  femnhadlicum.  virgultorum, 

formula;  (gl.  specie).  hive.  spissos   (gl.    densos).     nuciii- 
crepundia  (gl.  ornanienla.  ino-       ß;[(ilde]. 

nilia).  marg.  menas.  \  glcnc-  pampinos,  hisaes.  niarg.  hosses. 

ga.  1.  12.  cessaiite  (gl.  delicienle). 
1.3.  fhalemlA,  pa  geglencdau.         abiimiendum. 

ornanienla,  friKle\vc.\  libroruni,  rinda. 

1.  4.    imputribilis    (gl.    incor-  succo,  sa\i)e\. 

ruplihilis.     immarcescibilis)  niarccsccre,   scrincan. 

\VAl\xr,.v:,  unj'uliendlicere  ge-  advenlanlc,  locii[inendre].  ad- 

cynde.  venicnle. 

experimenlis,  qfcrvundennys-  l.    13.     fcrvore ,     i<y/mc[ge]. 

sum.  marg.   bernvndum. 

27* 


420 


AGS.  GLOSSEN. 


in  modum,  oji  geiuete 

1.  14.  laudandse  (gl.  honoran- 

dse).  {heriendli\ces. 
virginitalis,  femnhades. 
edilo  (gl.  allo),  niarg.  healicum. 


torpenteni  ( gl.  languenlem). 
marg.  asvindcnde. 

prseoccupet  (gl.  prsevenial. 
Iranscendat) ;  unter  prieoc- 
cupel :  pd't  heo  forc\nime\. 


1.    15.     promontorio,     munte.  sliniulo,  sticelse.  monitione. 

7nonte.mdiT^.sa'nesse.[-n(vs-  conipunctionis ,  pcere  stideste 

gß^  abrerdni/sse.  [1.  -stidestan.] 

arcta(gl.aspera).weflro.stricla.  fol.  6.  ß.]  1.  1.  instigatus  (gl. 

1.16.  \n.^tv\ns,.7uderej\  be  neo-  compimclus.      pröemonitus). 

ge7u                   '  gemanad.  1.  getiht. 

vilescat  (gl.  displiceal.  inanes-  anlicipet,  fo7-ne  forfed. 

cal).  unvurdie.  1.   4.  dimiltilur,    to  forlceten. 

Iegilimseiugalitalis,fl'?'//ce5^e-  l  bef(cst[od.] 


gndei'scipes. 
1.  17.  libcrorum  (gl.  filiorum). 

ocftergeii\gen(i\. 
posterilate,  cneoresse. 


mundi  [1.  5]  blandiraenla  (gl. 
oblectanienta.  adulaliones  1 
suavilates).  [voruldli]ce  ge- 
svys7rysse. 


squalescat  (gl.  sordescat).  afu-    quisquilianini   (gl.    siirculi  ini- 

lie.  \  n7isco[     ]. 
1.  18.  in  comparatione  (gl.  as- 

similatione).  marg.  ow  vid-    peripseraa,    feo7mu7iga.     pur- 


nuli).  (csvcepe.  marg.  bea/i- 
scnlii. 


ii\etemjsse. 
huiuscemodi    bonum    (gl.     .i. 


gamenta    tufa    (sie)    marg. 
fyrmda. 


Vd\e).  mav'^.  pus  ge7'ad  god.  carnalis  luxus  ,  Uc\li\a7nUcere 
dehoneslari,    beo7i  gehjrved.         gadse. 

delurpari.  1.  G.  lenocinia,  fo7^spe7i7ie7ie. 
1.  19.  propensius  (gl.  diligen-        illccebra.  seductiones. 

lius.     lalius.     mulliplicius).  refutans    (gl.    vincens.    despi- 

niarg.  geo7'/ilice7\  1  /7/;«e/'-         ciens).   marg.  vidsace7ide. 


lico7\  [1.  rümelico7\] 
1.  20.  versa  vice  (gl.  niiitato 

ordine).  ahve7\fcdurn  sidc. 
1.  21.   iiilcrioris  viUx%  pats  7n- 

doviii   lifes. 


proposilo,    i77gehede.    initio   l 


gradu. 


1.   7.     casla;    (gl.     simplicis). 

c/a'7/re. 
tirocinio,  cat7iphade. 


proliciens  (gl.  crescens).  marg.     Gilcs  p.    10.]   1.  8.    gratuila, 

peonde.  pnncvu7'd7^e. 

l.   22.   tepide  (gl.    enerviler).     1.  9.    industria  (gl.  sollertia). 

vlu'clice .  g  leaimysse . 


AGS.  GLOSSEN. 


421 


anlecessor,  foi^gencga.    \  fo-  1.  17.   salva,  gelwaldedum. 

r\c\sUvp\pa\.  1.    18.     discriniiiie ,      frecen- 
I.  10.   lacriniosis,   tcarigum.  mjsse. 

siiigullibus  (gl.  suspiriis).  sicc-  scopulorum  ,    sti/lfa.    1  vluda. 


saxoriini. 
1.  19.   lanlo  niinu.s,  srn  tnicclc 

leas  [l.  Iws.] 
I a m e n 1 0 r u m ,  heu [^fu/ign . ] 
iiicumbere,  cli/bbi(in.  insistere. 

l   consistere.    marg.    onvu- 

nian. 


tu/i[guw]. 
1.    11.    suspirio ,    sicci[lunge\. 

gemitu.  raarg.  hloccetunge, 
querulosis,  ceorigum. 
(jueslibus  (gl.   (lelibus).  murc- 

7)u?igu)n . 
I.  12.   indali,   toblavene. 
I.  13.   periculoso  naulragio,  uf   imbribus,  inid  dropum.  niarg. 

frccenfulre  forliäennysse.         sto{rmum.\ 

marg.  hcare  ancpcvlgiujsse.     \.  20.  rigare  (gl.  Imnicclare). 

[1  frecenba're  atidphgnys-         va'tan. 

sc],  na^voriini  (gl.  iiotaruin).  rlotta. 

dira',  redcs,  et  grassanle  (gl.         smyttena. 

popiilaiite.  grassanle.  super-     maculis,   avyrdingum. 

eminente).  ~]  onhnigendre.     de-[l.  21]  foriuatos,  avketle. 
1.  14.   tenipeslalis  ,  stormes.  \    scoria',  speccan.  \  syndran. 


hreod[tiyssp.] 
turhine,  yste.  fluctu.  procella\ 
inter   Scyllani ,    betmuv   aand- 


alraniento,  bloßccan. 
focdatos   (gl.   raaculatos).  gc- 
J'ylede. 


hriccan;   eine  andere  hand    1,  22.  eo  niagis  (gl.  tanto  lua- 
verbefscrt  -^can.  [^'^7.  hom.         gis).  sva  viicle  ma. 


II,  178:  '  uppon   änre  corn- 
hryccan.'     etyni.    angl.    r. 


roscidis,  mid  diwigum.   humi- 
dis  .i.   rorc  niadidis. 


'rick';  wcMe/i^V. 'ridge  :  hay-     foiilibus,   vylsprince. 

m;/.-,  riggsofbarley  ^/.Z?t'.]     moeslam   (gl.   Irisleni).    dreo- 


ba ra  l  b  r u ni ,  gesvelge . 

voragiiiis  ,  svyliendes.  niarg. 
eadvindan;  das  e  ist  von  ei- 
ner andern  hand.  [1.  svel- 
gendes.] 

1.  15.  licet,  pc/i  pe. 

aliiiuanliilum  (gl. ex  aliqiia  parle. 
l)aiiUiliin ).   a'lliearv[healj'e.] 

1.  10.  qiiassatis  (gl.  confractis). 
lübrelltnn. 


ri[ge.] 
fol.   7.    A.]  1.   1.    bumectare, 

leccan.   rigare.  Jihten. 
non    desinunl    (gl.     non    defi- 

ciiinl).   ne  gesviead. 
(jiio  se,  sra  hi. 
1.    2.     auslorilate,     slidnyssc. 

crudelitale. 
inlerdicla    (gl.   proliibila).    to- 

cvedene. 


422 


AGS.  GLOSSEN. 


\.S.mem\neT\in[,g'emund[fa]ä.    1.   11.     vallalus    (gl.    circum- 


quod,  foj'pi. 

celibes,    geheald[sume\.     vir- 

gines. 
sentiiia(gl.  aqua  foelida  navis). 

ndelan.  \  fyläe. 


septus.    circumdalus).     ein- 
hlenned. 
apostatarum  (.i.  profuganim). 
ßij[menu].     marg.    vidersa- 
cena. 


1.  4.   arroganter  (gl.  süperbe),  glomeralus  (gl.  vinctus  s.  cir- 

topunde[n]lice.      upahefed-        cumseptus.  slipatus).  em[b]- 

lice.  set. 

1.  5.  balenam,  ran.  diabolum.  barathruni  (gl.  infernum).  ge- 

coelum.   [sie]  hennan.   sead.  \  hellegrut. 

1.  6.    devoralricem ,    [svelge]-  1.  12.  tartarum,  t/uitegre.  tor- 

stran.  nientiim. 

circilo,  mid  emfare,.  navicula.  cassabundus,  hreosendlic.  cor- 
declinant,  forbugad.  ruendus. 

l.  7.  principalium  viliorum(pec-  proto- [1.  13]plasfus    (gl.    pri- 

catorum).  [he(ifod]licra  loh-        niogenitus.    primus   plasma- 

tra.  [veigi.  heujbdleahtrasy         las),  marg.  fruinscapene. 

bom.II,  590.  592. /w^e^gT/i-  recenlis  (gl.  novi).  nives. 

salze  zu  leohtUce  sjjtuia.]  paradisi,  ?ieorx[na  va/iges.] 

atrox  (gl.  crudelis).  I  henlic,  colonus,  tilin.  1  habitator. 

1.8.  tyrannicai  (gl.  diabolicw).  totius   tercstris  (gl.   .i.  terre- 

1  cynelicere.  na;)  creatiirre,  7  ealre  eord- 

dominandi,   to  vealdenne.  cundre  gcsceafte. 

monarcbiani  (gl.   principatum.  quam,  ^cpf. 

1  unius   principatum).    7  ri-  1.  14.   verligo,  ti/rnincg. 

citer.  rotanlis   (gl.    volventis).    tur- 
1.  9.  usurpare,  togeteoji.  pos-        niendre. 

sidere.  Gilesp.  11.]  fundibuli, //^erff/?. 

ancipiti    (gl,    dubio,    incerlo.)  circumgirat   (gl.   circuit.  cora- 

ambiguitatis  (gl.  dubietatis).         plectitur).    befeh[d].    \  em- 

tveogendlicere.  tr[e]om//ige.         hn'fd. 

1.   10.  scrupulo  (gl.   niolcstia.  1.  15.   buccis,  smcvvum. 

solliciludiiie).     marg.     /»/■//-  ambronibus    (gl.    avidis.   cupi- 

dunge.  \  cmhedi[gnysse].  dis).  gifrum. 

parasitorum,     sril[g]ra.     gli-  labris,   lippum.   labiis. 

'>\(']ra.  marg.  spillendra.  lurconibus   (gl.  cupidis.  devo- 
sodalibus  (gl.  sociis).  inidgesi-         ranlibus).     ~J 

dum.  frt/m. 


mid    gra'di- 


AGS.  GLOSSEN. 


423 


1.  16.  in  voraginem,  1  on  ge-    virulentoriim(gl.vcneiiosorum). 

marg.  cetirigeia  [l.   -ra.\ 
1.2.  r  a  b  i  (1  i  s  ,    m  id  s  Uten  dum . 

1  terendum.   voracibus. 
beliias,  dinj'la. 


svelge.  edvindati.  \  grutte. 
in  foveani. 
iingelica  (gl.   superna.  angelo- 
rum).   iipcundra  engla. 


1.  17.  civium ,    c('{d\slregcva-    1.  3.   gingivis,  todreornum. 
renn.   .i.  colonum.   [sie]          inermes  (gl.  sine  arrais)  quos- 


1.  18.  conlubernio  (gl.  congre- 
gatione.  1  mansione).  raarg. 
ge7nan[an.] 

(leilicie,  godciindlicre. 

coulemplatiouis ,  bcscnvunge. 
visionis. 


que   (gl.  universos).  ~l  ge- 

hvilce  vwpenlease. 
lorica,  halsberga.  galea. 
1.  4.    parma   (gl.  sculo).  tar- 

ga{n\ 
exutos,  unscridde.  nudatos. 


parlicipio  (gl.  parte,   cominu-     afrociler,  ^;v'///[///e].  cnideliler. 


nicatione).  du'lin[ge.] 

quanlo  [1.  19.]  niagis.  inarg. 
ha  micle  svider.  \  ma. 

gracillinia  (gl.  humillima  1  mi- 
nima), marg.  gehvcedesle. 

de,  be. 

emolu-[1.20.]menlis  (gl.  lu- 
cris).  gestreonum> 

inflala,   toblaven. 

inlumuerit  (gl.  superbicrit). 
toltiiit. 

caslimoniä(gl.  caslilate).  cken- 
\fiysse.\ 


discerpere,  toslile?i.  dilaniare. 
lacertosis  (gl.  brachiorum.  for- 

tis.)  viribus,  wid  strangum 

ma'gnum.  :  [.  , 

1.    6.    testiulinem ,    7'frndbeag. 

scildrunie.  aciem.   [l.  scild- 

trwnan,] 
slropliosw  (gl.  callid«).    svic- 

Julies. 
balista,  sUrfüdere. 
1.  7.  spirilalis  armaluree,  \g(LSt- 

li]cere  veapnunge. 
ferralis,  hisenum.  [1.  isenum.] 


1.  21.    speciali    (gl.    propria).  venabulis,    barsperum.  raarg. 

marg.   oj'  senderliccre.  [naxum. 

rumusculos  (gl.  famas.  rumo-  \.  8.     naviler    (gl.    velociler. 

res),    hlisan.    marg.    here-  virililer.    1    forliter).  fvovi- 

vurd,  lice.  \  sprinlicc. 

coeperit,  nnderfeh[d.]  inchoa-  limidorum  (gl.  limentium)  niore 

verit.  mililnm ,     ea/'gra    ctrnpana 

1.  22.  Iriclinio  (gl.  sede).  marg.  [1.  -cna]  on  J)cave.  \  gcvu- 

bure.  7uin. 

lirunculis,  ccvqmm.  1.  9.  classic«,  bijinan. 

fol.  7.  ß.]    1.   1.     borrendam,  salpislaj ,    trudhornes.    lubici- 


cgislic{e.] 


naloris. 


424 


AGS.  GLOSSEN. 


mu\\ehv\ler,ea?'/ilice.l7i?'ä/ice.     spiritalium     nequitiarum     (gl. 
saevissimis  (gl.  forlissimis)  ho-        fraudiuni).   feondlicer  nen- 


stibus,  liäm  hreäestum  feon- 

dum. 
1.  10.  sculoruni,   iudenarda. 
umbonibiis,  randbea.{g\um, 

proteclioue  scutoriim. 


rapanca.  \  bisvicce.  [1.  -li- 
cra  nearopanca.  \  besvica.] 
1.  15.  [contra]  niille  nocendi 
artes,  ongenn  pusendfealde 
derigeiide  pr alias. 


[ne]   praibeamus  (gl.  adhibea-  pertinaciter ,    giferlice.    inre- 
mus).    7  ''^  '^^  gearcien.  \        vocabiiiter.  insuperabiliter. 

gepeoden.  remuneratore,  leaniendum. 

1.    11.    mililise,    campdomes.  1.   16.    debituni  (gl.   necessa- 
pugnie.  rium).    marg.    neadpearßic. 

[gl.   nos]  pugiles   (gl.  gladium         l  neadvis^e^^ 

portanles.marg.  gladiatores).  triumphum  (gl.  glaudiuni).  si- 
ve     vcppenboren     [1.     -an]        gelean.  palmam. 


7  cempan. 
armatain,  geinseigled[e].    sig- 

natam. 
audacter,  deorsterlice  \\..deoj's- 


1.   18.     leviathan ,    scrdracan. 

.i.   serpens  aquaticus. 
polentatus,  andvealdu.  [Giles : 
potestales.] 

telice  ,    dyrslelice ,    dirsti-    reclores,  [recce^jf/r^*.  iudices. 

lice-,  vielleicht deorstcclice.\    1.  19.  pertinaciter,  anrcedlice. 

1.22.  »pmulorum,  r?V/(';v'//?«e//«.         perseveranter.  constanler.  l 

contrariorura.  inimicorum.  dure. 

offerentes   (gl.  contra   portan-    pertinacibus    (gl.  violantibus). 
les).  bildende.  \  ongean  be-         marg.   anrUlinn. 
Inende.  in  fronte,    on  forvordan.   [1. 

instrumenta  (gl.  a-dificia)  bei-        foreveardan.\  in  facie. 


lica,  viglice  iol. 
quae,  pa[p]a. 


1.  20.     priucipalium ,    heqfod- 
[lic7'a.] 


1.  13.  macheram  (gl.  gladiuni).  bis     qualernos,     hehtefealde. 

mece.  \  hiJline.  [1.   e-]. 

et  loricam  [1.  14.]  inextricabi-  1.  21.     Cerelhi ,    ranlehere.  \ 

lern    (gl.    inexpugnabileni).         hleoperes  [1.  -as]. 

7    unofervinnendlicc    hals-  Pclelbi ,    eorodnicn.    jjrneres. 

bearga.   [I.   hcalsberga.]  fedeheres. 

cum    lutä   (gl.    firma.    secura)  Giles  p.  12.]  borrendo,  \e\gis- 

pclta    (gl.    clypeo.    parma).         liciere. 

cum     iruman    pleigscetde.  1. 22.  apparatu.  i,'7'/'/Tce.  exer- 

[67////  zu  tilgen.]  cilu.  gearcunge. 


AGS.  GLOSSEN. 


/i'25 


mancipanliir    (gl.    donianliir).  zu  dem  folgenden  worleivo- 

untcrdcm  le.vtesworte  steht:  it;i'uni,  dre[(un]  ? 

mid  pdm  hi  send  gehiefte.  1.8.  qui  putabantur,  gevenede. 

divino,   [god]lici(w.  celesli.  a'stimabantur. 

freli  (gl.  Irucli.  sublimati).  ge-  inlcrnecionem,  fonnjrd.  uior- 

hild.  lern,  niortificationem. 

fol.  8.  A.]  1. 1.  bellicosas,  ü/^-  1.  9.    obtruncati ,  fojpra'ste- 

lice.   heardlice.  [de.]  occisi. 


optalis,  geviscedum.  desidera- 

tis. 
ad  iniportimum  (gl.inhonestum). 

to  seviasum. 


Iruculenlis    (gl.   duris.    feroci- 

bus).   egisliciün. 
I.  2.  slropbaruiu  (gl.  fraudium. 

piaculorum).  bisvico. 
phalarica  (gl.  lanceis  raagnis).     1.   10.  provocant   (gl.  exaspe- 

ansciita  titegnrum. 
1.  3.    deceptionum ,    bigsvica. 

niarg.  svicdoina. 
iiilaligabiliter ,  unnteorienlice. 

insiiperabiliter. 
1.  4.  patrocinium,   munde. 
pra^destiiialai    (gl.    anlcdicuc). 

pivrc  [dele!]  Joreslihtes.  \ 

Jbrescedes. 
1.  5.   coliorlante,  heortendtmi. 

animonente. 
vertanl,  ävendan. 
1.  6.  tula,  fast,  lirma. 
indepUc  (gl.  adqiiisittc.  adepla?. 

1  assccuta^)  pacis,  [begeten]- 

re  sibbe. 
adquisiloriim ,     gestronendra. 

invenlorum. 
secura,  sorhlms.  sine  cnra. 
lriunij)lu)rum,  sigera. 
1.  7.   ii)flexibile,  ungebigend- 

lic.   iiinodabilc. 
diiiliinuiin,    langsum.   loiigiim. 
ralk'iilis,    bepw[cendve].   dcci- 

pienlis. 
rorlune,  dre  [?J  oder  gehört  es 


rant).    fordteod.     1    tihteä 

[1.   -ad]. 
1.  11.  voll  conipolibiis  (gl.  lav 

ti).   blidiim. 
in-[l.  12]slruunt,    geiremmad. 

a'dificant. 
iniporlunus,  {ge]mage.  \  vider- 

vurde.    cupidiis.    iiiiprobus. 

imniitis. 
1.  13.  florulenli«,  blost[m]boere. 
1.   14.    frugalilalis  (gl.   Icnipe- 

ranlia'.  nioderatiouis).  spivr- 

ni/sse.    marg.    spwrnesse.  \ 

iincijste. 
explodalur    (gl.    delealur.  ex- 

slingtialur.    excludatiir.   cii- 

c'ialur).   üdvcesced.  \  adrw- 

fed.  • 

1.    15.    ad    exlrciniim    (gl.    iii 

liiie).   (vt  ne.rlmn. 
qui   {näml.   iialrix),   seo. 
boalam,    [e('idig]ne. 
I'aiiiiliani ,    hired.  congrcgalio- 

II  ein. 
I.  IC),    civilalis,   eeastrnn. 
lalebrosi-s,  diglum.  heolstrum. 


426 


AGS.  GLOSSEN. 


tenebrosis.  cavernosis.  occul-  refra-[l.  3.]gabalur ,  vUlstod.  \ 

tis.  viäerode.  resislebat. 

I.  17.    clandestinis,    of  dhnli-  sorte,   be  hlete. 

cum.    seeretis.   occiiltis.  lerritorii,  landgemeares. 

lalibulis,  dhnhofum.  cubilibiis.  incoliiit,  beeude.  1  bvgede.  ha- 
eliminatus,    utadrcejed.    fiiga-        bilavit. 

lus.  separatus.  1.  4.  generationis,  cneoresse. 

I.   18.  triidatur  (gl.   pellatiir).  ir\\.^\ os,  foj^dfa'derns. 

beo  utascofen,  futurfe    posteritalis ,     toimrdre 
1.   19.     quinquagenis     milibus,         (vftergencmjssum  [sie]. 


fißi  im  dp  usen  dum . 
expedilionum ,    fyrda.     [fyr- 

d]i}iga. 
pedituni,  fedena. 
turinis,  heopum.  agminibiis. 
1.  20.     riibri    {näinl.     niaris), 


1.  5.  pronepotibus,//^/^/^«  bear- 
fium.  filiis  nepotum. 

Iegitima3,  a'vfa'sth'cere. 

1.  6.   si,  ßiif]. 

sagacitatis ,  gl(ev[/ii/sse].  Pro- 
videntia", indiistria?. 


/)(V7'e  reade  [\.  pcere  i^eädan  pervigil  (gl.  astuta)  solliciludo, 

sa'.]  purhvacol  emhidigiujs. 

siibmersü(gl.  absorpto).  nspn{c\-  Giles  p.  13.]  1.  7,  soUerter,  ge- 

tuui  (!'.   dseiiceduin.]  onifuUice.   euriose.  y/YC  [?] 

l.  20.  profundis,  07i  [deüpum],  1.  8.    spiritalium    nequiliarum, 

flusiris,   r(c/u/n.  fliiminibus.  feoudlicra     nearaftanca.    \ 

suHocalo,  J  adre/ictum.  merso.  bisvice  [\.  ~a.] 

quem,  piene.  1.  lyrannici,  ref/e.  I  caiiiplice. 

fol.   8.    15]  1.   1.   erebrä,  mid  commanipulares,  grßice.   socii 

mivnißaldum.  \  consoeios. 

iuleriieeionis,  ^/f^e^.  l/o/T///'-  1.10.  sceleratorum  ,  man{ful- 

dcs.  occisionis.  mortis.  ra.\  impiorum. 

ambronis,   grwdigum.  avidis.  satelliles,  ?'rt'^-^'T.v/^«//.  [/.  re^»-] 


1.  11.   aeiem,  truman. 
coiispirali      (gl.      coiisimilati. 
irati).  marg.  geanli/codc.  \ 


geanlicdte. 


[be]he-    propugnacula,  vigstealla.  clio- 


devoranlibus. 
orei,  niiid"s.   mortis, 
faueibus,   ccaj'luin. 
tradidit,  bcj'wste. 
1.    2.     repromissionis 

[tungc]. 
deealogi    (gl.    .i.  decem    pra>    subruciida  (gl.   cadenda).  yo/-- 

ceplorum).  te7i  bcbodu.  scre[?i]cene. 

sanctionibus,  ^/owww?.  \  gescl-    1.   12.   eiusdem    nefanda;   mili- 

/lijs.suui.  pra'ceptis.  slalulis. 


rus. 


AGS.  GLOSSEN. 


427 


licT,  pa'j^e  ilcnn  rnnnfullum  1.   20.  ingruere    (gl.   .i.  inve- 

canipdoT/ies.  [sie]  nirc.  iiigravare).   niarg.   on- 

1.  13.  caloncs  (gl.  servi  cellse  vinnan. 

niililuni.)niarg.  calonessunt,  moliunlur  (gl.   iiiluntur).  sco- 

qui    ligna    niilitibus  porlanl,  rcviail. 

y^\  gahar.'^.  gebar  an. \<:a\o  1.21.   dirä  (gl.  severa)  frameä 

mililum  .i.  servus.  rudubior.  (gladio),  heardinn  me.ce. 

et  clienles  (gl.  .i.  socii.  doiiie-  emeritosrgl.  elcclos.  perfectos). 

sticos.     familiäres),     marg.  pepiingenan    [1.  pä  gepun- 


7  incnihtes  [1.  -as\  \  hivcu- 

äan. 
lixarum   coetibus    (gl.    merce- 

nariorum.    qui    aqiiam    por- 

tanl).  vwlerbarendra.  marg. 

pran\gurn\. 
pertiiicnles,  belimpedum. 
1.   14.     quam     salrapa*,    widcv 

gcsidinoti.  \  poinnes  [1.  pcg- 

nas,  pe/ias.]  iudices. 
flagiliosum,/y/*e/?/}//A'.  ignciim. 

[Sic] 
tribmialum,    oaldordorn.  prin- 

cipatum. 
1.   15.  cerlis  vocabulorum  (gl. 

nominum)  proprielalibiis,  ^e- 

vissum     cb'punga      agfiun- 

gvm . 
nominatim ,    imvirnivlum.    per 

sin-'ula  nomiiia. 


gena/i\ : 
1.  22.  milites,  cempan. 
inlerdum ,    vel  oft.    sa'pc.  ali- 

qnaiulo. 
viilucre  (gl.  plaga).  si i:\vijs sc'] 
Iclali  loxa  (gl.  morlali  veueno). 

mid  ccttrigerc  clufpungc. 
fol.  9.   A.]  1.   1.  inlclleclualis 

gl.  inlelligibilis)./>rr.¥  angijt- 
Jullnn . 
1.    2.     siragc    (gl.    occisione). 

of  ra'ic. 
Carmen  [1.  3]  ruiiebre  (gl.  la- 

crimabile).     marg.     liclcod. 

bijrgh'od. 
[canlicmn]  lamentabilc  (gl.  lle- 

bilc).   7  heofendlice. 
cpicedioii    (gl.   Carmen    super 

cadaver).   licsang. 


1.  IG.  allopliylonim,[Ä]«'f/e//rrt.     cpitapliion    (gl.  carnicn    super 


cenluriis,  hundredum. 

1,  17.  in  vcriice  (gl.   iti  sum- 

mitatc).   an  cnoUc. 
1.  18.  borlantur  (gl.  moneiit). 

Uvvnd. 
invisorum  (gl.  odiosorum).  kv- 

dera.  [1.   Iddrn.] 
1.  19.   parocliiam,  sc/rc. 
sibi,  hwi  seif  um. 


tumulum.  1  morluorum).  />//- 
riensaiig.  marg.  h'clc.od. 
[lic]s(i/ig.  7  bi'igelsleod.  \ 
[bi/rgels]sang. 
1.  4.  compalieiilis  (gl.  miseran- 
lis).   marg.   bcsdigiffidcs. 

componalfjfpt  keo  gesctti'.  cou- 

sliluat. 
curio-[l.  5]sa'S()ilicilu(liiiis,  ////•- 


428 


AGS.  GLOSSEN. 


vittre     carful/ii/sse.     \    bi-  1.  13.  coegit,   acneadoä.  coin- 

/ii/d[es].  pulil. 

soWevlia,  geot^ifu/ni/s.  l7n(e//i'  edito    (gl.    sublimalo.    educto. 

teavni/s.  creato).   fastigio   (gl.   allilu- 

aiiimadveiii    (gl.    inieiligere).         dine.  culmine),  on  liirlicere 

undergilan.  hehnesse.  \  gepinpe, 

1.6.  coUaliones,  rnce.  narra-  siibli-[l.  14]nMli    (gl.    exaltali. 

tiones.  evecli).  geoferode. 

archi-[l.  7.]mandrita  (gl.   prin-  pudicae  (gl.  casla-).   sidefulre. 

c\[)e).hea/ihf/rde.  odde  heah-  conversalionis,   droht[unge.] 

leornere.  excelsus  niagisler.  1.  15.   ac  si,  sva  sva. 

prsedito,  gegodedum.  ditalo.  contemptibilem,  Jorsavenlice. 
1.  8.    propalabunt    (gl.    niani-         despeclibilem. 

feslabunt).  gesuteliod.]  sibique,  heom  sylfum. 

prsesul ,   veadelnd.   [1.  veal-  Giles  p.  14.]  disparem,  antge- 

de//d.]  lictic.  dissimileni .  niarg.  svidc 

rudiraeiita     (gl.     documenta) 

?nvunge. 
1.  9.  sacramenta,  geryna. 
1.  10.   clarius,  siitelicur. 


t/ngelec/ie. 

1.  IG.   celerorum,  indima. 

pra'conia     (gl.     laudes).     he- 
rum': a. 


eliniavit  (gl.   .i.  enudavit.  nia-    confiduul  (gl.  consperaul).  ho- 


nifestavit.     1    elicuit).     gc- 

r(vhte. 
de  flagiliosis  (gl.   viliosis).   be 

fijrnfuüum.  \  inanfullum. 
radicibus  ,    marg.   rijrtntmum. 

über  ij  stellt  r,   d.  i.  u. 


piad. 
1.  17.  qiiodammodo,  Jiiid  siiman 

gescade.  qiiadani  ralione. 
posl  lerguni  ponenles  (gl.  abii- 

cienles).  vidsacende. 
1.  18.  si  eiiini,  peh  pe. 


1.    11.    rcliquoruni    facinoruni,  \.  \Si.  mcAvivAimn,  gejl(jes{c]ha- 

odra  vuiiidivda.  inad. 

perniciosa  (gl.  peslifera.  niorli-  1.  20.   crelesti  pnerperio ,    iiiid 

lera).    marg.    cvijlinba're.    1         hcofciilicere  hoscbardincge. 

gecvelmfultc]  cnienso  (gl.   lapso.   numeralo). 
1.   12.    vi  Uli  na     (gl.    virguKT).         aurncnum.  \  aincteiium. 

tan.   \  Iri^a.  cui'-[l.  21  Jriculo,   cmvcne. 

lentis  (gl.  suavis)  Irondibus,  of  1.   22.   pra'sagio  (gl.   vaticina- 

lideracKui   bei  in  um.  lione).   forcvitegunge. 

ea   causa,  .sv  intinga.  l'ol.  9.  IJ.]  1.  1.  clarescit,  *c?«^. 

disceplarc    (gl.  scrulari.   1  lili-  1.2.  cenlenu",  Jtunlentifealdps. 

gare),  marg.   cnvotian.  locupletalus,  gec'/igod.] 


AGS.  GLOSSEN. 


429 


1.  3.  sexageiiis,   mid  sixtifeal- 

(Jiiin . 
fasciciilis,  berd[e?ium]. 
iaclanicr,    gilplice.    conluma- 

ciler. 
1.  4.pr3esuniat(gl.au(leat). /a'fif. 
1.  5.   rcmediiini,   hüce. 
1.  G.   qua,  micl  [tarn. 
1.  7.  iucreiuenta,  spri/l[7'ngas.] 

1  tucstmes.   [1.  -mas.] 
virtuluni,  iinhla. 
sanct£E,   ha  Ig  um. 
relinaculuin  (gl.   rele).  grin. 
1.  8.  leiuliculum  (gl.  decipulani. 

rele.  1  laqucuni,   qiiod  [sie] 

fenditur  leporibus  1  avibiis). 

inarg.    pelman.    snearan.    \ 

vocie. 
conneclat  (gl.  ligal).  In/id[ed.] 
theriaea,  clani[mas.]  \  clidcm. 
1.   9.    de-[l.  10.]lrinienta,    wf- 

viirdlmt. 
1.  II.  aiinulalorcs  (gl.  iiuitato- 

res.  ffiquiparatores).  gepüipe. 

\  ingehede. 
ab  ipso,  seif  an. 
nascentis    (gl.  incipientis)    in- 

faiilia;,  iungUccs  cildhadcs. 
rudinicnlo    (gl.   novitale).  ge- 

[iiirnnge.] 
1.  12.   infatigabiliter  (gl.  inde- 

ficionlcr).  nhlindnendlicc.  [1. 

dhli/innndlicc] 
ali{|iio,   (vlccre. 
1.  13.   oHeiulieulo,  IcHi/icge.   \ 

reinmincgc.   neglcgeiilia. 
repagula    (gl.   (Vena),  salas.  1 

hcndas. 
1.    15.    compungunlur.    acceii- 


dunlur.     .i.     compuncli.     hi 

heod  abrerde. 
scinlillante,  spincendre. 
ardorls,  feorlvitnijssc. 
I'acula,   hhvsan. 
inflaramanlur.   [beod]  ontendc. 

acceudunliir. 
1.  IG.   Iraiislali,  geJirtirfede. 
ergastulo.    (gl.  earcere).    nea- 

renysse. 
1.  17.  gestianl  (gl.  cupianl.  de- 

siderenl).  [georni.a]d.  marg. 

vel  svi  \?  viscad.] 
friigalilatis    (gl.    leniperanliiB. 

mediocritatis).  spwj^iysse.  ' 
1.  18,   psalniodite,  dreames. 
1.  19.    dissimulare    (gl.  occul- 

tarc).  bemidan.  1  bcdijrnan. 
crebra  [suspjria],  [ge]lomlicum 

siccilungum. 
1.  20.  suspiria.  gl.  anxietales. 

anxumnijssum . 
inimis,   inlicum.   on  inlicum. 

inelmuiii. 
ilibus,  ineJfum.   visceribus. 
prolata,  furdatogene. 
1.  21.   sicquc,  hi. 
oblectanicnlo.   (gl.  delcctamen- 

to).   inid  geliisljullunge. 
1.  22.  coiiloiuplaliva' ,   bescea- 

ve?tl leere. 
cdulio    (gl.   .i.   osii).   bi[g]leo- 

/'•'i[('.]  1  aii[d]lt'<)fene. 
saginanlur    (gl.     pascunlur.    l 

niilriuiilur).   [bcod]  gerror- 

dt'de. 
impraelica;   (gl.  aclualis).  ge- 

.srl/tr/'/f/rr.     1     a/triirdre.    l 

da-dllcere. 


430  AGS.  GLOSSEN. 

lol.    10.  A.]  1.  1.   studio,  (gl.  psalmigraplii,  s<'al[)i>]scopes. 

(liscipliiia).  cneorJni/sse.  I.  13.  in  veslilu,  on  ofer- 
actualem,    andvurd[e].    I   ge-         [sceorpe?] 

svincful[le.]  circiim  aiuicta ,  befangen.  \ 
Giles  p.  15.]  1.   2.     normam,        gcscred.  circumdata.  marg. 

hysne.  regulam.  emsvapen.  [1,  ymbsvapen.] 

1.3.  huiusceniodi  virlutum, /)//.?  radians  (gl.   splendeus).  gli[t- 
g  er  ädere  mihte.  lu'ende.] 

supplemento  (gl.  augmento.  for-  adsistere,  vu[7iiafi].  stare. 

litiidiiie).   eacnunge.  1.  15.  iuseparabili  (gl.  indivi- 

1.4.  uosciintur,  pe  beoä  im-        sibili).    untodwllicrero    [1. 
dergitcne.  inlelleguntur.  -licere.'\ 

conl\nenl'nim,Jorha'bbendra.  l  collegio,  gesamnungc. 

mcedena.  virginum.  1.  17.  opulenla,  ni(enifealdre. 
1.  5.  eminens  (gl.  prwcellens)         opima. 

magniludo,  oferhltfend  7ni-  1.   18.     infructuosä    (gl.    infe- 

celnys.  cunda).  unvestembtvre. 

cedit,  geeadmet.  infecunda,  uneacniendliendri- 
coniiigatorum   (gl.  nuptorum).         ce.  [l.  unedcm'endiicre.]  sle- 

gewfncdra.  rilis. 

subliniis,  rncerc.  magnus.  1.  19.  sterilitate  (gl.  ariditate). 
1.  6.  hane  solain,  pysne  wnne.         tedrunge. 

puritatis,   vuräscipe[s.]  marcescens  (gl.  aresceiis).  vur- 
1.7.  adiuinento,y///^«//ie.  auxi-        niende.   [=^  veorniende.] 

Ho.  adiutorio.  1.  20.  multabitur,  he  bid  {ge- 
perfeclionein,  fuljremednysse.         vitned.] 

1.  9.   feriatus,  gefreolsod.  cortinaruni,  vahrefla. 

generös«    (gl.  dignitosse)  vir-  sivA^xAAvwm,  strcela.  odde  hvi- 

>^miU\\h^iedeIesin(t[g\dlindes       da.  \  va'sttinga. 

1.  10.   minus,  hvonlicer.  1.  21.   pennicuhie,  veflan. 

vilescal,  heo[?ied?]  purpureis,  briin[um.  ?  brünba- 
pra'ceptoruni  (gl.  mandatorum)         sunk.\ 

legalium,  wlicerc  [1.  -a]  be-  varietalibus  ,      fac[gnyssum. 

boda.  fahnyssum.] 

1.   11.   fiilciatur  (gl.  sustenta-  1.  22.  staniina,  vearpum.  Sta- 
tur),  undcrrrvded.  men    dicitur    quod     rectum 
varietate,  falinysse.                          stat. 

1.  12.   decorclur  (gl.  ornetur).  ultrocilroquc, //?Wp/'7/'^'^*^^''<^*"- 

[bid]  gevlilegod.  [1.  pider].  .i.  hinc  et  inde. 


AGS.  GLOSSEN. 


431 


plumaria  ,    arimdcnum.  multi- 

niodo. 
textrinum  [Fol.  10.  ß.  1.  1 .]  opus 

veblic  g-iu'i/rc. 
(liversis,  mivnifealdum. 
toracidis,  hivum.  formis.  iraa- 

ginihus. 
peroriient,  hi  [g-eglencaä.] 
uniforini,  ank/vcs.[\.dnhivedre.] 
fuco,   dcage. 
1.  2.  coloris,  bleos. 
sigillalim,   [än\lipes.  semoli.  l 

singillatira. 
t'uerit,  hio  bid. 
profeclo  (gl.  oranino).    to  vis- 

suin . 
1.  3.  pulcherrinite,  fwgreste. 
venuslali  Tgl.  amoenilati).  cer- 

tcnjjsse.   [1.   cyrtpvysse.\ 
forniosa  (gl.  amoena).  liwfiest. 
1.  4.    [nee]    videbitur,    hit  tie 

bid  [g-epu/it.] 
l.  4.  et  sin-[i.  5]gulari,  7  *y^- 

derlicere.  special!, 
gencre,  cijurenc.  \  cijnne. 
hyacintho,  of  vade.  \  hcevenre 

deage. 
1.  6.  purpurä,  godvebbe. 
bis  linclo  cocco,    tvigedeaga- 

dre    deage.    vurman.    trij- 

hivedum  vurman.  \  veolcere 

\  vealcbaseverc  (vddre. 


7  wid  unüiccre,   [1.  unge- 
licere.] 
1.  7.    niurice   (gl.  fuco).    r«r- 
man ;  darüber  cor[vurmafi\. 
describuntur  (gl.   .i.  ascribun- 

tur).  hi  sint  tovri[te?ie.] 
sed  quid,  ac  to  /tri. 
nniricibus ,    be  vurtnan;    dar- 
über co7'[rurfnwn.] 
sublilifer,    smea[)nncelice.    [1. 
smeapancollice .\    eleganter. 
1.  8.   coramiuiscimur  (gl.  rima- 

niur).  peiicen  re. 
auri    obryzre:    laniina,    read- 
go[l]dl(efer.    [vgl.    'se    cy- 
ning    Xerxes    bevorble    |)ä 
bigelsas  niid  gyldenuvi  la-f- 
riim    honi.  11,  498,    wozu 
Thorpe  f.   613  die  bemer- 
kung  macht:  'in  the  Irans- 
lalion    [with   golden  platcs] 
I     bave     followcd     Abdias, 
whose    words    are   ' camera 
ipsa     laminis    aureis    suf- 
ßxa  ;   Ibough    hvfer  signi- 
fies  'a  rusli',  and  gyldvn  he- 
fer, tbe  plant  'golden  rod.'] 
1.   9.   elcclri ,    eolvsanges.   [1. 

eolhsandes.] 
stanni,   tinnes. 

I.  10.  geinmarum,  gemstana. 
Giles  p.  IC).]  succini,  g  leer  es. 
verniic.ulo    (gl.    tinclura).    o/'    draconlia,  gimroder. 

stanvurme;  verbessert  'ine     quodam  [1.  11.]  modo,  mid  sa- 
in  ' ma7i\  man  gemcto. 

cum  byssi)  retorto  (gl.  non  re-    varielates,  mist/icaessc.  divcr- 
cta) ,     mid    geedpravenum        sitatcs. 

trine.  ' ed'  radiert.  1.  12.   pro   aiigendis.  _/}?/•  eac- 

dispari      (gl.      non     sequali).         niendlicum. 


432 


AGS.  GLOSSEN. 


niultiplicandis    (gl.  amplifican- 

dis.   \jnenifeald\licum. 
1.  13.  regulaui,  7'ihttmc[ge.] 
rimauiini ,    smeaged.   [1.  -ad.] 

scrutaniini.   medilamini. 
niyslicis  [1.  14.]   explanationi- 

bus  (gl.   .i.  secretis    iiarra- 

tionibus.  exposilionibus.  nia- 

nifestationibus).  vnd  gastli- 

cinn  gereceuyssian. 
tropologke  (gl.  .i.  simililudinis. 
.  .}  figiirati  sermonis).  Iiivlice. 

\  peavlice  spivce. 
typicum  (gl.  niyslicuni)  scruti- 

nium  (gl.  indagationem).  ge- 

renelicice    smeocungu.    [1. 

geryjielice    smeagiinge.]    \ 

cneatunge. 
scrutaniini ,  geci^eordhvcad. 
1.  15.  et  non  frivola  (gl.  falsa). 

7  unleas. 
delicatce,  estfulles. 
virginitatis,  mw\g\d\}iades .] 
non    [I.  16.]   falsa,  unsvicel. 
cautela,  v(Bi\licnys.'\ 
tutetur  (gl.  confirmetur).   trc- 

vied.   [1.  bid  getrymtned.] 
quasi    lenerrima ,    sva    sva  se 

goongesle. 
nobilis,   (vdeles. 
I.  17.  infantiai,  iugudhades. 
lascivia,  vr(Pf///es.  ferventia. 
duro,   /nid  stidre. 
disciplinse,  steore.  \  peavficst- 

7n'sse. 
pa^dagogio     (gl.     docunienio). 

lare.   ducatu.  raagisterio. 
rcfrciictur,   lu;  si  gor  cid. 
1.  18.  pudiciliä,  heallsuinnessu. 


[1.  heahhiimnesse.]    virgini- 

tate. 
quöe,  se[o.] 
1.  19.  iaculo  (gl.  sagittä).  Jla- 

[ne.]    1  gafeluca.   [1.   -e.]  1 

vi[d]be7^e? 
integritatis     (gl.    virginitatis). 

andvcalcni/sse. 
1.  20.    tumentis    (gl.    inflata?). 

toi)  linden. 
arrogantiai  (gl.  superbise).  prut- 

scipes.  viane.  1  piaculo. 
spiculo  (gl.  pectalo).  gare.  \ 

vi  feie. 
1.  21.  elationis,  orgebrysse.  \ 

creasfiysse.    [zu  dem  sonst 

unbekannten    weihte   'creas- 

nvss'  vgl.  in  dem  gl.  Han- 

//o/'.'creaslioran/Y-o-.  cff/^12.'] 
ceuodoxia ,    mid   idelum    vu?i- 

rfre.  vana  gloria. 
1.  22.    unde   se  opinatur,  pa- 

non  pe  he  tald.  pe  hit. 
nierito,   be  geearnunge. 
prwstantiorem  (gl.  meliorem). 

arvurdran.    excellentiorem. 

honorificentioreni). 
fol.  11.  A.]  1.  1.  debito  eniolu- 

luento   (gl.  lucro).    neadvi- 

sum.  I  neadpearflicum.  ge- 

streonum. 
rccoMipcnsationis ,     edleanes. 
1.  2.  laboriosi    certaniinis  (gl. 

luclaminis ).     gesvincfuUes 

get'innes. 
l)alina,  fram  sigelean. 
|)rival)itur    (gl.    scgregabitur). 

asendren.     1     aseired.     [1. 

bid  dsyndred  od.  dsyndvod.] 


AGS.  GLOSSEN.  433 

1.  3.  tripudio  (gl.  gaudio.  cxul-         dvccscedum.    evulsis.    cxliii- 

tatioiiej,  inarg.  fivgnunge.  ctis. 

1.  4.   gloriä,   ft'ovunge?    [dies    fomilibus,   bisvicuin.  deceplio- 

wort  stitht  wenigstens  über         nibus. 

gloria. '/*eoM«^'  keifst  sonst    erulis,  tovendum.  subversis. 

'odium.'  ps.  108,  4;  Mii  me  passioiuim  ,    manda'da.     villo- 

yfel    settan  ä  vid  göode ,  ~]        rum.  crimimun. 

feouiige  for  minre  lufan,  po-  l.ll.surculos,  ?f'/^'VY///.>'irgulta. 

suerunt    advei-isuiii  nie  mala  paslinare,    tidrian.  plantare.  \ 

pro  bonis,   et  odinni  pro  di-         nulrire. 

lectione  mea.]  1.   VI.   integrilatis,    andvealh- 
sermo,  ra\cu.'\   sagu.  nijs.  religio,  sanctitas. 

[sed]  gl.  s.  spopondit,  heo  \ge-  coniprobalnr  (gl.eligitur).  \biä^^ 

hdted.]  aj'a/ided.  \  gecoren. 

1.  5.    casli- [1.  C]  nioniae,    ge-  1.  14.  en    apostolicis,    is   mid 

hcallsunini/sse.  [)(nn[aiJu.stnllicumS\ 

sponsalia,    gifltice.    \   beved-  1.  15.  pudicitia-,  sidefulnt/sse. 

dendlice.  immunitas,  seö  orceasnys. 

decreta  (gl.  iudicia).  rcedas.  .i.  daiistra,  fa-stenu. 

edicta.  1.  16.   solitaria,   lenlipe. 

superno  (gl.  excclsoj. /i«/< //f'o-  neqnaquam,    naleshvon.  nullo 

fcnlican.  modo. 

vc:\)^Ai\\\{\,ongi'unkvorJendum.  rcriudere,    beclisen.    [\.  bec/t/- 

revertenti.  san.] 

I.  7.    opera'    pretium,    //cad-  1.  17.  quem  (gl.  s.  paradisum). 
pearfiic.     \   gcdafniendlic.        [)(rne. 

convcniens.  necessarium.  rompliii'a    (gl.    gladio)    versa- 
1.8.   ut  [evelianlur],  Ä////^/ [/?/-         tili    (gl.    1  volubili.    mobili. 

äbrodcnc]  ancipili.    ulra((uc  parle  acn- 

gramina  (gl.  germina).  cvicas.         tus).  marg.  edrilluni.  \  mid 
elationis,   ofcrmcdes,  arcndcnlicum  mece. 

1.  9.  uberrima  ,   [)n  nihtsume-  et  flammifera,  ~]  ligbwruin. 

stan.  recapilulatio,    tilelung.  fruin- 
planlaria,  spritlincga.  planla-         spcllung. 

liones.  1.  18.  gencseos  (gl.  gcneratio- 
florcnti  (gl.  crescenli)  fronde,         nisj.  geccndboca. 

mid  vexendurn  keime.  originaliter,   frumlice.  princi- 
1.  10.  quatenus,  sva  [Küt.  lalilcr. 

exslirpalis,    ulnlenedum.    \  a-  (iilcs  p.  17.]  1.  11).  maccro  (gl. 
Z.  F.  i).  A.    IX.  28 


434 


AGS.  GLOSSEN. 


castigo.  l  abstineo).  ic  hlwu- 

sige. 
1.  20.    tyrannicä,    mid  veal- 

hreovre.  \  deoßic[r]e. 
I.  21.  potestate  (gl.  imperio). 

mihte. 
insolescatCgl.  superbiet),  avla/i- 

cige. 
protervo  (gl.  rancido  l  super- 

bo    Uiniido.  conlrario)  faslu 


nupta,  geha'Jtied. 

1.  7.  grande,  svidlic.  magnum. 

l.  8.  intervallum  (gl.  spatium). 

hvit.  \  fd'c. 
larga,  micel.  lata.  1  spatiosa. 
spatiosa?  (gl.  ampli).  rumes. 
[spaliosee]  intercapedinis,  vid- 

gilles  fwcos. 
differenlia ,   todal.  divisio.    di- 

stanfia. 


(gl.  elatione.  superbia),  7>ud    1.  ^.mv\m'i\ce\\i\'A\w. gtfe.Xci/sl- 
hvai'um.Xviäervurde.lhvw-        nysse.  ditamentum.  1  libera- 


lilateni.  niarg.   dugtidgife. 
intinii    (gl.   terreni.    \  rainiini. 

inferioris).   incundre 
diligentiani   (gl.   curiositalem). 

abrcdni/sse.  l  gevilnungc. 
1.   10.    comiteni    (gl.    sociam). 

gcsidan. 
niaritalis  (gl.   virilis)  lascivia^ 
(gl.  luxurioe.   1  petulanti«), 
marg.  verl/cere  vra'rinyssc. 
1.   11.    liinulis,    halsmcfnan.  \ 
rkndlicc  slreciujsse.  sveorbcagum.  monilibus. 

effreuata;  iugalitatis,   ungevyl-    dexlralibus,     cynelicum.    ai- 

dre,  a'cfimige.  niillis. 

1.  3.  iiuniunitalis,  orceasnysse.     ornari,   beon  [geglencged.] 
\umvcmnysse.[\.ungeva'm-    1.  12.  genimireris,  gi/nbari/m. 
nysse].  annulis,  i'i/igum. 

captiva  pauperlas,  ^7>Äf//|/^/'A-^e    1.  13.  fulgentis,  beorhtere. 

ajhiys.   [1.   haft/iys]  niltu,  gegirlan. 

1.  4.   haue  biparlilam,  pos  tri-    monilibus,  ineiium.  \  prcomnn 


Heere  innitunge. 
1.  22.  conlemnat.  (gl.  despiciat). 

\nfcr'\hicg(V.  [X.oferhycge.] 
i'ol.  11.  B.]  1.  1.  perseverantia 

(gl.  assiduitas).    ajiriednys. 

\  singalnys. 
maucipatur.  (gl.  .i.  relineatur. 

dometur).  si  geprcest.  \  ge- 

Juvß. 
I.   2.    indefessä    instantia   (gl. 

perseverantia).    viid   unale- 


dü'lcdiin 
partes 


divisam    in    duas 


[M  S .  pnoniun,  und  über  dem 
i  ein  r*.] 


hoc  modo  (gl.  taliter).  on  Jxts  1.  14.  rutilare  (gl    coruscare;. 

[feiHid.]  bliscan.  \  glit[?i]ian.   marg. 

1,    5.     innupta,     ungehcrmed  blyscan. 

f(vmne.  decorari,  beon  gevlitecod.  [1. 

1.0.  quie,  l>a.  -god.] 


AGS.  GLOSSEN. 


435 


1.    15.     tortis,     gepravenum.     pro- [1. 20.]stibuli  ('gl.   Ibrnica- 


ctx-X 


tioiiis.  1  tiirpiludinis.   merc- 
cincinnoruni    (gl.    redimiculo-        tricis).  forligerU,  [1.  -cs.'\ 
runi.    capillorura).  J'ejca.    \    apocalypsis,  onvrigemjs. 


hcera. 
calamislro    (gl.    acu    ferreo). 
pravincspinle.  \  hwrnocdla. 

crispantibus,^r<^«e^^</«/rt.  1  cyr- 
■pisiendum.  niarg.  cyrpsum 
loccuin. 

delicate  (gl.  pompöse),  glen- 
ce?idlice. 


l.  21.  desci'ibit  (gl.  ostendit). 

marg.  av[rited  oder  -vjHt.] 
peniiciosum,  ct'yldfulle.  mor- 

tilerani. 
spectaculum,  vwfersene.  \  ein- 

rlalunge. 
1.  22.  prostat,  gearcaä. 
fol.  12.   A.]  1.  1.  fulura,    seo 

[tocearde.] 


com]^onere, glendcen.{\.glenc-    i.  2.  inkesa^,  u?nve?nmedes.  [1. 

gan.]  ungevKmmedes.] 

1.  iG.rubroslibio,  readredea-    secVdlric\büi>,ßltesfn//n.  [l.Jy- 


ge.   marg.  sape. 
mandibulas,   ceacan.    \   geal- 

gnn.  dcntes  molares, 
sualim  (gl.  suo  more).  o/^  hire 

vis  an. 
fucare,   deagian. 
salagit    (gl.    incipit.    nitiliir). 

hogad. 
1.  17.  inculta  ,    unglenied.   [1. 

-cged.]  noii  ornala.  unbegan. 
criniculonim,  locca. 
casarie,  fexc.  crinibus. 
squalenle,  J'ulicndum. 
capillalura,  fexe.  1  hwrc. 


ligo,struin.\ 
l.  3.  fictili,  twine/uwi. 
quodammodo ,  inid  sunian  gc- 

mete.  \  vi  sau. 
violenter  (gl.  rigide),  stidlice. 
1.  4.  anlicipalur,  beo  forehra- 

dod. 
iillioneis ,    uiid    selfvillum.    \ 

rilsi/mum.     volunlariis.     In- 
fam. 
spoiite,   vi//u/[/]ice. 
pra'occupetur  (gl.  .i.  procedat). 

sy  Jörne  for{i^  fangen,  fo- 

rc  biscod.  heo  [?]. 


1.   18.    proferel,   fnrd[byrd.]     Giles  p.  18.]  1.  5.  vim,    npa- 


porlat. 


dan<>-e.  \  mihte. 


slolidis(gl.slullis)  [1.  19.]  pom-     violeiili,  /)«  strecen.   [1.  -an.] 
pis  (gl.  ornamenfisj.   marg.         Ibrlcs. 

niid  dislicum  gl<;ncgain.  I.  G.    arctissima  (gl.    anguslis- 

sima)  vi'olenlia,  sco  neare- 
resta  slidnys. 
dit'Ucillim;!,  seo  [aneadeticoste], 
aspcrrima. 


infriilicans,  tolcetende.  XJlear- 
diende.  \  brottetende.  liegen- 
de, luxurians.    hroddiende. 

calice,  orce. 


436 


AGS.  GLOSSEN. 


conditio,  i^a'deji. 

1.  7.  genuinä,  acennendlicum. 

maternä. 
nalivitalis,  acennoihujsse. 
nialrice,  cildhaman.  puerperio. 

utero,  haman. 
supremfi,   nf  pan  [yfeinestaii], 
1.  9.  iniperiuni,  bebod.  potestas. 
in    tetra    (gl.    nigra)    tartara, 

on  deorce  cvishusle.  [1.  cvic- 


non  nubent,  hi  ne  vißad. 
neque    nubentur,    ne    hi  beod 

hnmbrohte.  \  gecevnode. 
1.   14.   o  prseclara   (gl.    splen- 

dida).    hu    beorht.  1  mare. 

\  (enlic. 
senli-[l.  15.]cosis  (gl.  spinosis). 

bremle.    of  piccum  pi/nie- 

tum . 
purpureo,  m/'d  basevium. 
defectu,  mid  atonruiigc. 


sf/s/e.]  \  hellevite 
1.  lO.corruptibile  hoc,/iz.y /»ro^-    1.  16.  dir«,  stidre 

Uendlice.  [1.  pis  brosniend-    mortalitaüs,  inpii\nisc7ujsse. 

lice.] 
incori  uptionem  ,      [un]ß)i'mol- 

siinge. 
niirum  in  nioduni,   on  vurder- 

licuni  [1.  vundorlicum]  ge- 

viete.  \  vise. 
lerreni    [1.  11.]    ca-libes    (gl. 

abslinenles).     eordlice     (ce 

verbessert    in    an)  forha'b 


marcescit    (gl.    arescit).   foj'- 

vurnad. 
moribund«  carnis,  svlentendes 

lichaman.  [1.  sveltendes  oder 

sveltendlices.] 
fessa    (gl.    fdligata).   geewht. 

tidder. 
1.    17.     cernua,     eadmoddre. 

hnipen[d]re.  bumilis. 


bendes    {des    verbefsert   in  curvaque,  7  abogenre.   \  ge- 
rn.) [bogenre.]    marg.    gebige- 

superni  coelites  (gl.  virginita-         dre. 

lis).     heqfenlice    bigendce.  veluslale,  ylde. 

[1.  bigencge.]  \  cl(vne.  1.  18.  baec  sola,  pes  ana. 

compellanlur,  Z'PO«^e//efl'^/e^e.  1.  19.  adulescit,  pijlid.  viget. 

facliosam,  facenfulne.  falsam.         pollet. 

dolosam.  de  virj^inibus,  be  mwgdemtin. 

pbari-[l.  12.]saic8e    lemptatio-  1.  20.    potioris    (gl.    maioris). 
nis,  p(rre  fariseiscere  fv/st-         maran. 


nunge. 
calumniam,  hosp.  opprobrium. 
argnmcnlo,  mid  orpanee. 
conliilans  (gl.  convinccns.   ex- 

tinguons).   oferstirlende. 
ex-[l.  l3.]plodit  (gl.  cxlinxit. 

deluil  [sie!]),  adilegede. 


nienti,  geearnunge. 

quod,   seo   [nämlich  ' gij'u' .] 

sponfaiie;e  (gl.    ullronete.    vo- 

lunlaricT).  selflices. 
1.  21.   volunlalis,  villa?i. 
arbilrio(gl.  iudicio).  midfriuin 

cyre.  \  freolicum. 


AGS.  GLOSSEN. 


437 


quam  i[no(\  [iiihchiv],  po///ie heo     facultalein,    spede. 


sij  [hdfe//.] 
rigido  (gl.  duro).    [h]ea7'(lum. 
rigido  [1.  22.]  imperio,    sti^ec 

Heere  hiese. 
triquada,  ftjderscyte. 
laliludo,   hraihujs. 
lol.  12.  B.]  1.  I.  nondiim,  pa  pa     propria*,   [oge//]re 

git  //es  [/läml.  gefelleiL]         virlutis,  mihte. 
prosapiii  (gl.  gemis.  progeiiies). 

macyiuiere.    [1.  mago.  cyn- 


experiri,  ufynden.  invenire. 
1.  8.  iudagantes,  c?iea[ttende.] 
loiigaiiimem,  pol('mod[ne]. 
1.  9.    sludeaiit,   ///  ho[giad]. 
posses-[l.  10.]  sio  (gl.   .i.   agri 
lale  patenies),  uhnung. 


rene\.  \  mw^g^de. 
replerelur,  gefelled. 
divina,   [god]//ce. 
taliler,  pf/s. 
saiLxeriinl    (gl.    mandaveninl. 


iiiduslria   (gl.    sagacilate.  sol- 

lertia).  gleavitijsse. 
1.  11.  irapelratur  (gl.   postula- 

lur.  |)ra^siirnitiir).  inarg.  l>yt. 

[?  byd  oder  bid  purhtogen.] 
atlestanle  (gl.  asserenle).  ge- 

srde/iduiii. 


iudicaveruut).    gesettan.    \    1.  12.  daluni,  forgi\J'en.\ 

hehodan. 

2.  edicta,  gebnn.  prsecepta. 


decrela. 


Giles  p.  19.]  dili-[l.  13.]gentia, 
georiij'ulfiijs.  \  emhedinys. 
cura. 


nuilLiplicamiiii,  beod\gemiem-    fideli.    niarg.   [ge]leaf[f]ulre. 

1  eadniodre. 
congruis    (gl.    aplis.    opporlu- 

nis).  picslieum.  \  daj'[e]nli- 

cmn. 
1.   14.    cITecübus ,    Jrenimenc- 

guin. 
coucurramus  (gl.  concertemus. 

1    adiuvanius).    niarg.     nlon 

samod  efestan. 
agonollicla,   eeinpan.   niilite. 
1.  15.    lidenler    (gl.   fideliler). 

g  e  leaf  [ /"]  ii  llic  e . 
1.  16.   iinito  (gl.  cxplelo).   cu- 

dedre.   coiisummalo. 
tempore,   (ide. 
merebitur,   [ear]ii(id. 
1.  17.   pro  \  iiginilale  servanda 

(gl.    cuslodiendaj.  J'or   ge- 


fe.ald.] 
1.3.   legem,  rikt. 
pro-[l.  4.]mnlgare,  gevidnicer- 

sia/i.  Igesettan.  maniteslare. 
capere  (gl.  intelligercj.  under- 

stondan. 
capiat,  undergile. 
liiiman.T,   \mcruiis\cere. 
1.  5.  Tragililalis  (gl.  inlirmitatis). 

tiddernysse. 
clenicnti,   mid  lidum. 
suggeslionis,  lincti/icge.  moni- 

tionis.     doctrinjc.     insinua- 

lionis. 
1.  (').   lihcro,  J'ronlieinn. 
ex- [I.  7.]  amini,  dorne,  iudicio. 
eleclionis,  goeo\reny. s.se.] 
arbilrio,  mid  cyre.  lgesclnes.se. 


438  AGS.  GLOSSEN. 

healdendre  mceä\häde;    al-  separalim     (gl.     singulariter). 

lein  ma'gdhäd  ist  mascuL]  sunderlipas. 

videbitur,  bid  [gepu/iL]  1.  4.  quse,  pa  beod. 

1.  18.  ut,  svasva.  disparis  (gl.   non  jequalis.  dis- 

a'mulorum,  vide7'[vinnena.]  ini-  similis)  vitae.  marg.  u/dlices. 

micoriim.  [1.  ungelices]   lifes. 

inelodiam,    vensumne  [1.  vijfi-  sequeslrantur  (gl.  separantur. 

sumne]  svinsunge  1  dream.  dividantur.  segreganliir).  pa 

modulaturus  (gl.  canilurus).  to  beod  aseerede.  \  asendrede. 

dremen[n]e.  l.  5.  diriniuntur(gl.dividunlur). 

l.  19.  iubilalionis,  blisse.  lau-  ascelede.   [l.  aseerede.] 

dis.     1    exultalionis.     marg.  1-  6.    allernalim    (gl.  singula- 

heofunge.  \  fwgnwi[ge.]  tim.  marg.  separatim).  tvie- 

Iripudio,  blisse.  mendlice.   \  stundmadum. 

Carmen   triumphale   (gl.  impe-  distinguente ,    lodcehndum.    \ 

riale),  sigorlic  leoä.  to[jiHvmendum.       dividente. 

I.  20.  decantet  (gl.  personal).  ordinante. 

I        .  r  T  -t  1.7.  iu"alitas,  wvnung. 

he  sin[g\a.  »          '             * 

„  .„  •     .                 i               ,  ajramentum,  ar. 

certavi,   ic  acom.  i  campede.  ' 

mediocrilas,  \medeme]hcni/s. 

1.  21.  de  cetero  (gl.  ex  hoc).  ,    „    .       ,.'  ^              ,      "^ . 

f  „    ^         ^  1.  8.  uigalitas,  gegadersctpe. 

har  to  eacan    1  farni.  .            r      n-              n 

^     .          ,            .       ^  pauperlas,      bcertUcnys.      [i. 

reposita  (gl.  promissa).  marg.  /      n  ^ 

n    , .  .    ,    1  bearf-.] 

forn  is  benaten.  .•.             ?          i     i 

•'    ^                                    -  castitas,  midevan  liaa. 

Corona,   vulderbean.  •       i-, 

'  iiigaiitas,  sarnvist. 

quam  reddel,  bcene  torgnd.  ,    .„                           .     , 

^                    '  ^         ^     o^  l.  13.  purpura,  godveb. 

1.22.  iriparlitam  [distaullam],  ,,e,Jiviva  (gl.  Iinum)./e^. 

preodaded  todal.  j    j^    ^jUigj.^  g//g^, 

lol.  13.  A.]l.  1.  dislantiam,  to-  j    j^    carrucä,  vwne. 

"'^''  priufeclura?,  gerefscire. 

orlhodoxa"!    (gl.  recUe.  glorio-  mulionis,  horspencs. 

Sit'),  hrihtes.   [I.   rihtes.]  [et]   vilitas,  7  rav///*. 

cullricem  (gl.  minislram).  bi-  1.   ](}.  conlinet    (gl.    obsidet). 

gengeslran.  \  penestran.  lupfd. 

calholica  (gl.  universalis),  seo  mulas,   acelman.  [.v.  Lijc  s.  r. 

anlice.   \  gcleaj'ulle.  cetmetinait]. 

1.    3.     iugalilas,    gwderscipe.  noscunlur,    hi  sender  [1.  seti- 

malrinionium.  den,     si/idon]     7tude7\sta>i- 

triparlilis,  oti  priotoda'ledum.  dene. 


AGS.  GLOSSEiN. 


439 


1.  17.  dilTercnlia',   todales.  di- 

slantiie. 
argumeiito,  inid  orpnnce. 
coniici,  qferricdan.  \  hicgca/i. 

perlcgi.  iulelligi.  undcrsian- 

dan. 
1.  18.  qua",  [)e. 
spiircilia  (gl.  immundilia).  uji- 

clo'fi/ii/sse. 
spontaneo  ('gl.volunlario).marg. 

mid  selfvilve. 
ccßlibalus  (gl.  caslitatis).  hwg- 

stenldhades.  \  gehcaldsum- 

nysse. 
I.  19.  pudica  (gl.  casla).  marg. 

üidoful. 
qua;,  />e. 
pactis  sponsalibus,  hcveddedmn 

varum.    niarg.   bevcddedum 

bredgiftiun.  \  rivruin. 
Gilcs    p.   20.]    coiilenipsil  (gl. 

despexit).  Jorsid. 
iiigalitas,  (vr[jiin)g.] 
ad  propagaiidani  (gl.  ad  exlen- 

dcndani.    ad  inanilestandam. 

ad    geiieraiidani).    marg.    to 

accnnene. 

1.21.  posterilalis,  (vflei\gcng- 

mjsse.\ 
liberonun  (gl.  Illioruin).  er/'cr- 

dn  ['.  crjciearda  oder  i'dj'o- 

rcna.\ 
procrcaiHJoruni.    (gl.    gciioran- 

doruin).  gestrijiiendlivra. 
1.  22.    nodalur    (gl.    ligaturj. 

logwdt're  gcsamnod. 
grad imni ,  gi'liiiu'da. 
lul.  13.  B.J  1.  1.  disccMiiliir(gl. 


diiudicatiir).    hid  toscadun 

[1.   toxcaden.] 
para-[1.2.]  dignia    (gl.    exem- 

plum.   dognia).  lar. 
scxagesi m u m ,  sixtifealdne. 
1.  3.  mcrcinioniani,  gelildum. 
1.  4.  novalibus,  dijncgum.  no- 

vis  culluris.  [? gcdijngcdum.] 
granigera,  cornOicrum. 
spicaruni,  cai^a. 
1.  5.  glumula  ,    scale.   \  hule. 

1  egle. 
1.  6.  rivi,  7'ide. 
roranlibus     (gl.     liugeiilibus. 

elfundenlibus).  marg.  bedep- 

pendum.   \  vivtefidiim. 
dispu-[l.  7.]talionis  (gl.  disscii- 

sionis).   tale. 
verbosa  gariulitas,  vurdig  ge- 

lilijd.  verbosilas. 
garrula  verbosilas,  hlj/dig  ge- 

vyrd.   inalelung. 
1.  8.    [lirmo]    lulcimcnto   (gl. 

suslentalione) .   staledfwsle 

iremminvge.  [1.  stadolfiestre 

Iryvuiiungc.] 
1.  9.   pralo,  of  gehaige. 
pulcherriinam,   '.^pa  di'\  ?  ]. 
1.  10.    coulcxere,  vr/'a/t.  \  sal- 

tan.  cnucleare. 
1.    12.    nimboriiin    (gl.   tcmpc- 

slaliiiig.  slorma. 
obslacula    (gl.    impcdimciila). 

rv.mvtincgn. 
coeleslis  loci  (gl.  ignis).  marg. 

heoj'enlices  /'u.slren    [?  ,////"- 

slancs.] 
1.  13.   fulmiiic,   ligc.lle. 
su|)cruis,  hcoJcn[licuni.] 


440 


AGS.  GLOSSEN. 


ar-[I.  14.]suros,  to  smorcenne. 

crematuros. 
incendiis,    adum.    \   brenmim 

\}bernnm,  bijrnnm.]  oniynd- 

nissum. 
flamnia,  J'[yre\ . 
conibustos  (gl.  flagrantes),  niarg. 

forsvielefide. 
exlorruit   (gl.    exarsit).    for- 

bwrnde. 
quique,   7  ^^• 
1.  15.  heroico  hexametro,  svid- 

svegiwi  metriini.   virili. 
aurea,  to  Knlicum. 
flammigeris,  07i  \Ugbcerendum.\ 
eveclus,   avegen.  sublevalus. 
1.  16.  quadrigis,  ye;We. 
infra,  vid  innmi  pan. 
1.  17.   secreti  (gl.  occulti)  cli- 

malis  (gl.  parlis),   bcdigle- 

des  dwles. 
diiiturna    (gl.    longa-va).    mid 

langsumere. 
vegelalione,  gestra[n\gunge. 
1.  18.  degens  (gl.  conversans). 

droht/iiende. 
generali    (gl.    communi.    spe- 
cial!), gom  (Vfi  eh' cum . 
debilo,  gqfele  1  nedde.  neces- 

silate. 
dinoscitiir  (gl.   agnoscitur).  he 

7s  anc?iare/i. 
1.  19.   quam,  fxrne. 
violcntis ,     st/des    {für   -um.\ 

diiris.    validis.  1  turbidis. 
addiuli  (gl.  noniinati).  .i.  praj- 

iudicali.  gepresde.  \  gesrri- 

fc/ic.   \  gopreode. 
1.  20.   inevilabilc  (gl.    indecli- 


nabile).  marg.  unforbugend- 

lic. 
fiscale    tributum,   ga\fellic\  \ 

cijnelic  toll. 
1.21.  coguntur,  [swdon]  neade. 

expelliinlur. 
duplo  [spiritu]  (gl.  geminato). 

marg.   tvifealdum  gaste. 
1.  22.     geminä     (gl.     dupla). 

to  (?)  geivinre. 
pra*dilus     (gl.    augmentatus). 

ornalus.  menifeld. 
aurea,   ivrilic. 
quadrupes    (gl.    vacca).    heh- 

fore  [=  heähfore,  heäfreJ\ 
fol.  14.  A.]  1. 1.  bombosoe  vocis, 

dundve  stefne.   argutse. 
mugitum,  gelilqf. 
reboasse  (gl.  vociferasse).  hlo- 

van. 
1.  2.  lapsura  (gl.  ruinam).ybr- 

i^yrd    \  slide. 
simulacrorum    (gl.    idolorum). 

herga. 
1.  3.   pudicitiae    (gl.   castitalis) 

virginalis,  mivghadlicere  si- 

dej'ulinjsse. 
Giles  p.  21.]  frelus  (gl.  exal- 

talus.    fructus).    marg.    ge- 

hi/d.  \  gevfered. 
melofe    (gl.     manlile.  "veste). 

purh    larerlicum    basi/icge. 

\  hcdene.  \  sicilse.    [rergl. 

'J)a'ra     drymanna     basingas' 

hom.  II,  488.  '31arlinus  lo- 

cearf   bis   basing   on   enilva 

mid  sexe'  hom.  II,  500.    fiä 

lilngon  |)a  cempan  sume  \)xs 

basinges'  hom.  1.  c] 


AGS.  GLOSSEN. 


44t 


1.  4.  ganniluraj  (gl.  cacliinna- 

tionc).   tale.  I  g/ivtffige. 
1.  5.   ludibrio.   (gl.  opprobrio). 

marg.  ori grcance.  vitiiperio. 
insultaiites  (gl.  exprobraiiles). 

marg.  gehispende.  \  bismien- 

(Ire. 
rabidis,  mid  gr(vdigum. 
ursina',  hijretine.  [?byi'enre.] 
ferocitalis.  ginmnysse.  atroci- 

tatis. 
rictibus,  ccnflum.  faucibus. 
tradidit,   hodcvhte. 
1.  6.   cadaveri,  reave.   funere. 
suffocalo,  forprivstum.   slran- 

gnlalo.  forstnored.  [1.  for- 

smoj'odu//!.] 
1. 7.  rcddidit  (gl.  emisit).  (fgelf]. 
virgiiia-[l.  8.]lisniateria'(gl.  ex 

quo  aliquidlacluni  esl),/k'm- 

hadliccs  anma'ces. 
in  propalulo,  on  (cvunge.  1  on 

opc/iys[se.]  in  aperlo.   1  ma- 
nifeste, 
maternis  (gl.  malris).   meder- 

71  wir. 
1.  9.   pari  üb  US,   eacviiugum. 
beala    pra^destinalionc.    marg. 

mid  eadi'i^  rejorcslichiunge. 

[1.  -stillt unga.] 
ab  ipsa  rudi  [1.10.]  curiabulo- 

rum  leneriludine  (gl.   leiic- 

rum.  fragile.  moUc.)  marg. 


de   Vulva    (gl.    .i.    valva).    of 

vicdornum  hrifo..  \  gecj/nd- 

lime. 
1.    12.  praesagio  (gl.   valiciua- 

lione).  forevitu. 
1.  13.  propbelica:,  vitieyidlices. 
enilueril  (gl.  apparueril).  bli- 

cede. 
floruerit,  peak,  bleoiu 
ur- [1.  14.^]bana,    mid   gelinc- 

gere. 
1.  15.  pra?sago  (gl.    prsescio). 

Jor'cvittie/id/iccr[('.]     marg. 

foregesvu[lelodre] .   forevit- 

tige\}'e.'\ 
vocabulo  (gl.  nomine),  gecied- 

?iijsse.  1  clipitnge. 
ob  indaganda    (gl.  invesligan- 

da.  scrulauda.  rimanda).  Jhr 

Jurcsmca[g('/ide.] 
1.  10.  secrelorum ,  gerco[/ia.] 
arcana,  diglu. 

1.  17.  suprcmam,  od p(vnv.\^ fe- 
rn estan.\ 
gratissimum     (gl.     acccplissi- 

mum.  amanlissimum).  marg. 

l)onci^iir[de]ste. 
sponlanca^  (gl.   volunlaria)   [1. 

18.J    virginilalis  (gl.    casli- 

tal is ) .  maig. syffri/lcs nurgd- 

hadc.s. 
fragranlis  (gl.ardenlis.  odoraii- 

lis).  stcincndrc. 


fram  pivrc  nylßiJt^  iti\ti\gan  incensi,  slc.rincgc.  [sonst  auch 
rnareiiyssc.    [1.  7ncruv('7njs-  sto7\   i'o/'g/.  'sc  draca  ofsl<\h 
se.]  })a'rrililc    |)a'S    IiaMicngyldan 
consecralus,  gefreolsed.  sunu,    scde    ba'r    |)A   stör- 
te quo,  be  pnm.  ci/lhin  (lliuribulum)  In  jia-rc 
1.  ll.proccdcrcs,geA'«76'.  exires.  oll'runge'   bom.  Jl,  294.] 


442 


AGS.  GLOSSEN. 


thyraiania ,    7'ecels.   odorauien-    seplenis     (gl.    l    sepluagenis) 


tum  incensi. 
1.  19.  menioratur  (gl.  perliibe- 

tur).  is  getinin('[cr\.  Xg-esicd. 
1.  20.   imiminis,   unvemme.  in- 

taclus.   illibatus. 
spurcilia     (gl.     innmndicilia). 

niarg.  besmi[le/i//sse.] 


hebdoniadibiis  (gl.  .i.  septe- 
nis.  1  septies).  seojengete- 
lum  em[bryniim.  vgl.  'quiii- 
quennia  iam  deceni  tyn  enib- 
rynas'  gloss.  Prud.  Bold. 
]).  \  39.  on  a'lces  geares  ymb- 
ryne'  hora.  I,  178.] 


\.'Z\.  coWvi^xo,  getvance.]? ge-  1.6.  quo,  mid  pam. 

cance.]  fraude.  I  deceptione.  supputationis,  geteles.  conipu-. 

l  opprobrio,  ßenrdc.  talionis, 

liquido  (gl.  manifeste),  andgijt-  laterculo  (gl.  nuraero).   tele. 

fullice.  calculanlur,  [sindoii]  getealde. 
1.  22.    repensandä  (gl.  renui-        suppulantur.   numerantur. 

neranda).     geedleniendum.  salvatrix,  halvende.  1  hivlend- 

rependenda.  lic. 

fol.  14.  B.]  1.  1.  sacramentum,  1.  7.  su\iern\,  p(es  heqfe/ilf'ca/i. 

gerena.  nativitas,  cynnincg. 

operculis,  hlidiim.  pra^figuratur,  [is]  getaenod. 
clausa,  belocenu.  beclishiGga.  gl.  pro  praifigurabatur,  v(vs 
1.  2.  prophelarum    (gl.  pra^di-       forevitegod. 

catorum)  vaticinantiuni  (pro-  quaterno    [1.8.]    genere,    iiu'd 

phelantium ) ,      bodi('[/idi'a.]         [darüber  of]  feovcrfealdiun 

marg.  bodiendra  viledoma.         cynne. 

Ventura,  pinc.  \?[)incg.]  fabrefactam,  gevorhle.  opera- 
gratuita,/vr/;i6ü//n//"«  [I.-/v/;y/(7.]        tani.   formalani. 

1.  3.    sacrosancti    flatus,    hui-  signanlem  (gl.  demouslrautem). 

gostes  blivd[cs  ]  gesvutelirnde . 

inspirans,     onbla[vende.]    in-  angulari  [lapide],  ^^/Z/yr/M'^rtr/^^. 

flans.  1.   9.    testamenlorum ,    gexyd- 
pra3sagis,  mid  gastliciim.  no>is[a.] 

1.4.    incarnalione ,  Jhi's[c]lic  coliis,   cludes. 

nysse.  nalivilalc.  fny/i[ned-  sine  viri  vola,  ofverh'cumjol- 

m/sse.]  iiififi     1  ha/idbred[c].   marg. 

orac'.uloruni  (gl.  divinoriim  elo-         biUan  verlicuin  gemana[/i.\ 

(luiorum).  rilcdoina.  \  god-  1.  10.   maritali  complexu,  vcr- 

cimdra  spreca.  Hce  beclypjiincge. 

1.   5.  tcxuisse    (gl.    coopcrirc,  absciso  (gl.  .i   gradalimj.  marg. 

rcvclasse).   marg.  1  cejan.  ahwvenum. 


AGS.  GLOSSEN.  443 

niinutalim,  stneulum  hri/t[ma'-        (gl.  virtule.  clarilalc),  hco- 

lum].   litlan  7  litlan.  fenlicere  nahte. 

ac   nieinbralira ,  ~]  limmcclum.  nulabiiiida ,     reosenda.     cor- 

parliculalim.  ruenda. 

exponil  (gl.  composuil}.  seäe  corrueret  (gl.  cecidisset).  hit 

rehte.  narrat.  [hreäse], 

Giles  p.  22.]  1. 11.  raniusculis,  1.  19.  instrumento    (gl.  male- 

boginclum.  raniis  modicis.  ria).  inid  tote. 

I.  12.  slipilum,  bogana.  arbo-  succisa,  forcorfen.  intersecta. 

riini.  procumberct     (gl.      caderei), 
procerilalis      (gl.     dignilalis).         ~}  nsige.  \  h7iii)te.\[.  h/üpde.] 

astrovenesse.  longitudine.  \.20.  \\\xv\v\^nlt,  upyrnendre. 
l.  13.  in  altum  (gl.  in  sursuni).         crescente. 

niarg.   on  hog/iessum.  viridltate,  grenncsse. 

congrua  (gl.  acccpla).  inid  [xvs-  surculoruin,  sprit[fiMga.] 

licuin.  fraudarelur,   [vwde]  bereafed. 
iiilcrpretationis,  gevecennijsse.         privaretur. 

1.  14.  coiiiectura  (gl.  argiimen-  l.  21.  piophetica  relalioiie  (gl. 

tatione).  hriedclse.  [Jüj'  i'w-         pra;dicalioiie).    mid   rücnli- 

delse.]  cere  ge[re]cenfijjssc. 

explaiial,  he  gesmitelede.  coeleslis,   [h('()fenli\cere. 

coiio  (gl.  .i.  siininiilate).  co/;/;r?.  1.22.    aiiiculos,  Ikla. 

verticis  (gl.  capitis),  helines.  apicibus,  slri'cinn. 

pennigeras,  ßderbierc.  in  quadrala,  on  fijderscytum. 

1.  15.  tiirmas,  hoapo.s.  [I.  hoii-  pagiiiä,  dade.  summa  pars  libri. 

j)(is.]  mulliludiiies.  lol.  15.  A.]  l.  1.   lyrannici  po- 
penelranlcs(gl.pcrtranseunles).         Icnlalus  (gl.  polestalis),  luvl- 

[yruhja.   [l.  Imrhfui'onde.]  hreofre  [1.   -vre]  fnihte. 

1.    IGr    quadripedaiiLe,   fifder-  rcgalis  (gl.  rcgis).  [c////e//'Jc/?.s". 

Seite.  moiiarcbiic  (gl.  .i.   principalus 
cursu,  venu.  [1.  rine  oder  7'i-        uiiius).  andvealdes. 

num,  i'i/nu7n.]  discriincii,  /'recnt/s.se. 

1.  17.  siimpluosa  (gl.  copiosa).  l.  2.   Irina  (gl.  Icrna).    [preü]- 

vnd  gestn'onfalluin.  fcaldre. 

pabulorum  Cgi.  pralorum.  1  her-  1.  .'J.    pensavil    (gl.    cogilavil. 

hariim.     ciborum).    fodoiu         rcli-ibnlione).  marg.  he  hol- 

{übcr    €71    steht    an;     also         i-ede.   1  pinsode. 

\fodana').  bi\g\loofeiia.  \.\.  \w\\wvA\K\\\he geinan\aYl. 
l.  18.  coclcsli  (suj)crnij  numinc         I  poiliibclnr. 


444 


AGS.  GLOSSEN. 


ea  lenipeslale,  on  pa're  rcoli-  evangelicä,   \go(hj)eI\liccre. 

\jnjsse'.*\  1.  12.  adslipulatione,  seäunge. 
avita,  eatdfa'dera.  adserlione.  adGnnalione. 

slirpe  (gl.  genere).  cnosle.  deputanliir,  shul  geteakle. 

1.  5.   transniigTatione,  ofyrfie-  in  lanliim  (.i.   tarn  valde).   to 

relde.    [I.   ofer-'\.  pam  svide. 

abducli  (gl.  deducli.  translali).  1.13.  paterna^  traditionis,  \fa'- 


tobrohte. 
1.  6.  carnalis,   lichamlicere. 
copul«  (gl.  coniiinctionis).  ge- 

pcod/iysse. 
voluptalibiis,  lustum. 
operam  (gl.  .i.  Studium.  \  cu- 

r  a  ni ) .  gyinen  e .  m  a  rg.  ge//i  en  e. 
1.  7.  in  arto,  on  stktum.  duro. 

constricLo. 
proposilo,      i?igehede.     initio. 

gradu. 
nieniorantur(gl.  dicuntur).  [sin- 

do.'i]  gescvde. 
1.   8.    importuna,    sco    viäcr- 

viird\e\.    marg.    pa't   vide.r- 

vurdc.  assidua.   improba. 
garrulilas,  gehli/d.  verbosilas. 
frivola  (gl.  fraudulenla).  falsa. 

sfüifiille. 
deliramenla    (gl.    stoliditates). 

dofiniga 
1.  9.   eosdem,  pn  ilcan. 
priefaUini,  J'or('sir\din'\ . 
1.    10.    exlernie    (gl.    aliena'). 

[J'rciii]di-o^ 
perogrinalionis ,       (vlfpeodi[g- 

nyssc.  für  (('![)-■] 
ullroneos,  sij/J'rHIcs. 
caslilalis,  iiuvgdliddes. 
1.  11.    invitos     (gl.     coaclos. 

coMipulsosj.  noilde.  [^filr  »va- 
di-dc,  iK'ddde.} 


derli]ces  gevitnan.    revela- 
tionis.  consuetudinis. 

divina'  sanclionis  (gl.  iudicii. 
inslitutionis.  1  prwcepli;. 
marg.  godcundre  gescl- 
nysse. 

1.  14.  integritalis ,  andsum- 
nysse.  [1.  ansundnysse.]  vir- 
ginilatis. 

1.  15.  ferculoruai  (gl.  epula- 
rum).  t  sanda.  [vgL  'com- 
nipatus,  scf/ida''  gl.  Ejii/ial. 
p.  155.  Mie  J)a  Jia're  sondc 
breac'  bom.  1,572.  smidhe- 
deu  tct  r  igon  t  lieh  m  issio . 
'seo  vurdt'uUe  sand  veard  on 
|)isuni  da'ge  gefylled'  bom. 
I,  194.  'nu  com  ic  to  eov 
J)urli  {jft's  relmibtigan  sn/idd 
bom.  II,  296.  '|)urb  godes 
sande    bom.  II,  472.] 

delicias,  gevisifulluitga. 

1.  16.  in  tenenima,  on  inear- 
n'.s[tum?].   in  gracillima. 

1.  17.  leguminibus,  oJ\vtum.  1 
vxirtum. 

sustentare,  fercian.  confor- 
tare.   adiuvare. 

1.  18.  relVenarunt ,    ?//[     1     J. 
domaveiunf.     supprimunt. 
compescunt. 

1.  19.  colossi  (gl.  imagiui[s]). 


AGS.  GLOSSEN. 


445 


anclicnysse.     [1.    anlicnys- 

se.\  pi/i\s  oder  pyrri\ 
Giles  p.  23.]   1.  20.  porreclam 

(gl.   elevalain).   arccrede. 
tricena  (gl.   lerna)  proccrilate 

(gl.  loiigiludine.  alliliidine.), 

niid     prcqfealdrc     Icficge. 

niarg.  und  [yn'ttifealdre  heh- 

[nyssc]. 
1.  21.   salpicum  (gl.   lubaruni). 

luhiciiiatorum.  sargana. 
clangor,  ceorm.  damor. 
nmsica,  piplir.  [ronpip,  fislula. 

' pipdreäm,  fistularuni  cantio 

vel  canlilena'  Lyc  s.  v.] 
iiicrepucrit    (gl.    arguerit.    so- 

nueril).   niarg.  svegde. 
sambucoruin  (gl.  simphoniarum. 

.i.  cilhararuin).  marg.  svegel- 

horria. 
1.  22.   persultans  (gl.  clamans. 

rrhoans).  hfydende. 
iiisomierit,   hie/idc. 
inccndia  ,    onlcndnyssa.  iiifla- 

grationcs. 
napfariiin    [niiltelalt.   für    na- 

phlliaruni],     heorpann;    jin 

verbffserl   in   de.     Iieorda, 

harz?     inarg.    1    teorvena. 

tyrvena. 
fol.  15.B.]  1.  1.  fomite,  tendre. 
sarnienlonim ,    sprola.    ramo- 

ruiii,  ((iii  de  viiica  oxcidiinliir. 
iiulrimiiie  (gl.  .i.  aliiiicnlo.  pa- 

bulo).  fodan. 
con-[l.  3.]slanlia,   anrn'ditysse. 

firinilas. 
su<rragio(gl.admiiiiciilo).  heljie. 
inalleoli,      dyde.     dudkaman. 


[vergl.  Miidliania,    papyriis. 

dudliainor.  R.  43.'   Lye.] 
machiiias  (gl    insidias).  searo- 

cnrflas. 
crepi-[l.  4.]  lanles   (gl.    ardcn- 

tos).   brastliende. 
globos    (gl.    vertigiiics).    leo- 

maii.   cliorena. 
1.  5.  scd  quid,   ac  to  hvi. 
nupliales    [copulasl,    gtj'tlive 

saiiirislu. 
1.   6.    Uialamorum    ( gl.    lecto- 

rum.   1  cubiculoriim).   marg. 

hrydnoj'a. 
copiilas     (gl.     coniunctiones). 

gesyn[hire.]  conmibia. 
proncpoliim,  enldra  nefeua. 
prosapiä ,  niid  cyurene.  gene- 

ralioiie. 
posteriorum     (gl.     nalorum). 

(rftergencge?ia. 
et  progcnie  propaganda(gI.  pro- 

creanda.  .i.   nianircslaiida.   \ 

oslciidcnda).    marg.    ~]  mid 

ges  Iren  en  dlic  ere  stof'n  e . 
1.  7.   cxamiis.sim   [1.   ad  amiis- 

sim].    rf'hf[e.]     .i.    rcgiiiari- 

ler.  diligcnler. 
1.   8.    flavculiiim     (gl.    riibcn- 

liiim).  Culgciiliiim.  geo/erra. 
macliinas ,    cr(vj'tas.    insidias. 

slnic'liiras. 
I.  9.   gl  nie,   l'nne. 
sarcienles ,    Ireagiende.    con- 

suenlcs.   \  componenles. 
moraniiii      (gl.      iiiijx'dimcnlo- 

nim).  Ic/ili/icga. 
(»lia  (gl.   (|iiielemj.  slilnessn. 
1.  10.   neolcricis  (gl.   novellis. 


446  AGS.  GLOSSEN 

s.  noviter  conversis).  7  ''/''- 


ginn. 
1.  n.   postquam,    seädan.    [1. 

siääan.'] 
latebrosa  (gl.  tenebrosa).  l)e\o\- 

sterfulle. 
prioris  instrumenti,^«ve  (vrran 

iiesetenesse.     documenti.    1 

legis,  marg.   [ge]7'ecenyssa. 

[1.  -e.]   [ge]cijctmjsse.  \  ge- 

set?njsse. 
lalibula,  diinhoua.  [I.  dimhofa.] 
hindilns, g7'i/ndu/ga.  [1.  gru/id- 

lunga.  vgl.']fk{xv\\ct  ahreäs 

|)8et  lem^cl  g?'undlf//ign'  hoin. 

I,  72.     hi  pä  burh  grund- 

iu/iga    tövurpou'    hom.    I, 

404.] 
evanuerunt  (gl.  adnuUatasuiit). 

fordvinan. 
1.  12.  iinipida  (gl.  clarissiina). 

marg.  [xi  Jrcutorhtestan. 
luniiiia,  tunglan. 
1.  13.   crassae  (gl.  tenebrosse). 

[iiccre.  densce. 
luslrautia ,    onlihtende.    peiie- 

Irantia.  iiiliimiiiantia. 
in  Iriijnadro    [anibitu] ,    marg. 

on    jircoda-lede    emhcurte. 

[I.    0/1    [treodivledum    ciub- 

Itri/rJ'le.] 
1.  14.  sjjargerentur,  [i>a'ro?i\ge- 

dcelede.  disseminarenUir. 
inmimera  [excmpla],  ung('7'ime. 

bisna. 
1.   15.    affalim    (gl.    uberlim). 

gctingcolice.    marg.    vnviii- 
fealdlicc. 


exuberent  (gl.  abundenl)./»o«/?fi 

i>e?iihlsumiad. 
suppeditent   (gl.    suffultent.  s. 

subminislrent.  1  concurranl). 

gofaltumiad. 
1.  16.    paucula    (gl.  s.  mira). 

höht.  s.  luminaria. 
quw,  l>a  [)e. 

cursim,  ofstlice.  velociler. 
1.  17.  votiviim,  vynsumlic.  ac- 

ceptum.  desiderativum.  marg. 

gevinsumlice.  \  gecveme. 
inlegrilatis    (gl.    virginilatis). 

a?isumnysse.  \?  a/isiindnysse 

oder  änsumnyssc  ?] 
1.   18.    mercantibus,    ceapien- 

duin. 
1.  19.   proceritas  (gl.  celsitudo. 

sublimitas).    marg.    healic- 

hed.  1  langsiimiujs. 
phariis  (gl.  turris  altus  1  ere- 

ctus).  herehecn. 
velut  (gl.  siciit)  praestantissima 

(gl.    elegantissima.    allissi- 

ma).    marg.    svilc  pcet  svii- 

telcste.   \  hehste. 
1.  20.   quadrali,  fyderscytes. 
rotundus,  sineveald.  leres, 
obolisci,  Staues. 
globus,  clincfi.    [1.  clyven.] 
fastigium     (gl.     allitudinem). 

gepn/ige?irsse. 
1.  21.  contemplalionis,  emr/a- 

[ttmge.] 
[ad]  culmcii,   to  gepmcde. 
in  alliim,  ///;.  sursura. 
surrcxil,  pc  arist. 
credalur,   [/.v]   befa'sl. 
l'ol.  16.  A.]  1.  1.  pareutis  (gl. 


AGS.  GLOSSEN. 


447 


.i.  florenlis)    paradisi ,    hlo- 
vcndes   /loorxnevonges.   [1. 

latex,  burne.  \  ride. 

1.  2.  coiif^rucnter,  pivs[Iice.] 

1.  3.   limpida  (gl.  clara).  frea- 

benrlit. 
virgiiialis  pudicilia',  J'iviinihad- 

licerc  sidefulmjsse. 
I.  4.  coruscat  (gl.  rutilat).  gli- 

tenad. 
splendida,  sci\()ne.\ 
acies  (gl.  exercilus).  truma- 
illustraf,   onlikt. 
1.  5.  cariialis  illecebra?,  licham- 

l/cero  Joi'spi/nnincge.  liistt's, 
obluiulil,  fordet.  [1.  forded.} 

.i.   relundit.  l  vetat. 
spurce,   scandlicre. 
obscocnilalis  (gl.   iinpuritatisj. 

J'ulnesse. 
glaucoma,  sped. 
Giles  p.  24.]    1.  G.    sulluudit, 

gc[f)]ndgijt. 
doleiiduin  diclu,  sarlic  io  cre- 

dc/ic.  \  carinlic. 
palpebnc,  brcaims. 
1.  7.  grossescunt   (gl.  intume- 

.si'unl).   tosvf/llnd. 
puUbanlur    (gl.    computaban- 

lur).   [sind\  getealde. 
1.   8.    fallilur    (gl.    menliliir). 

[is]   alogen.  \  aiurgcd. 
scolomalicoriim ,  slirrbli/idra. 
telris,   inid  srcai^ium]. 
1.  y.  obscmaiilur,  beod  losvor- 

ccjie..  l  (i[)cslrpjle.  ty\rvedel\ 
seuliiia  (gl.  loclidissiina  aqua  in 

uave).  adelan. 


l.  10.  siibmcrgcnlP,  hosencen- 

duvi . 
immunes    (gl.     iiicoiitainiiiati. 

inviolatas).    o/'ceasc    l  i/u- 

vewntc. 
credunlur,  sen  g(i[[nilite.] 
1.  11.    non    licta\    nnthtridre. 

[1.  n/igchivedre.]  non  simu- 

lalai. 
poüunlur,  [>n   sijn   gegodede. 

uUinlur. 
l.  12.  vexillalionis,  fanbyndc. 

conversalionis. 
viclricia  (gl.   victoriosa).    [/;«] 

sigefivstan  gudj'anan. 
coelestis,  pKro  hcoJ'cnlicrn[ft.] 
1.    13.     Hierosolynuc ,     sibge- 

sijli de .   [?  h ierher  ge/i ör/'g . ] 
ante    angelicuni    [conscssum], 

iviforun  picre  [l.  p(bii]   en- 
ge licuni  givderuugiim . 
coelestis  llieatri ,  piea  heofen- 

lican  plcghuKes. 
con-[l.  14.]sessuni  (gl.  .i.  con- 

venlum.  l  coambulalionem). 

gesi/lle.     congrcgalioneui. 

sellynge. 
facta,  gevordenre. 
iusta,  mid  rihlriscre. 
discretionis  (gl.  ralioiiis.  1.  15.) 

lancc    (gl.   trulina    asta)  li- 

brantis     (ponderaiilis) ,     ve- 

gendre  slodales.  I  gescndes 

(ipiiisu/ige.     niarg.     Iieo/o- 

rn[ii.] 
virgiiialis,   [f(nn>ihad]h'ces. 
triumplii,  siges. 
li'oplieimi     (gl.     victoiiani).     l 

IwreloJ'. 


A\8 


AGS.  GLOSSEN. 


1.  16.  labara,  fannn. 

1.  17.  uiatrice  (gl.  utero),  puer- 

perio.    eacnu[n]cg-e.    marg. 

cildhaman.  Xmoderlice  cijn- 

ninge. 
1. 18.  instrumenti,  g^c^f/wy^Äß. 

(gl.  legis.  1  (locumenti).  \ge- 

setnysse, 
prima,  pcvre  forinan.    prajci- 

pua. 
asperrima'(gl.diirisslm*)  [119.] 

poenitudlnis  (gl.  compunctio- 

nis.    poenitentiai).    stictestre 

abrerednysse. 
lima,  fcol. 
salebrosos  (gl.  lutosos.  asperos). 

vage,   vidervurde, 
complanans  (gl.  deleiis).  sme- 

dieude. 
aiifracfiis  (gl.  reflexus).    voge 

kylcas. 
1.20.  saluberrimuin.  pirne  hal- 

ve[n]d/ie.    salutare.    1    con- 

gruuin. 
paranymphus,  vitumboim  drihl- 

vemen. 
1    21.  priniitivai,  //7//rtC?/////e/i- 

dre. 
dispensaus  (gl.  distribuens.  or- 

diiians).  J'ovgijen. 
1.  22.  castimonise,  gehealtsuvi- 

iiyssc . 
per  a'lhera  (gl.  nubes.  sidera). 

gcitd  ro[dor.] 
foi.    10.   B.]  1.   3.   lorrido,   o/i 

liatlum. 
velilos,    pa  forbodenmi.   pro- 

liibitos. 
Iiyiueucos  (gl.  copulas.  iiiipllas. 


conmibia).     gtfta.      \     hir- 

mede. 
1.  4.  olidarum  (gl.  sordidarum. 

cenulenfarum).  fulra. 
polluta   (gl.    coinqiiinata.    nia- 
culata).  maig.  forvurnende. 
contubernia,  gemanan. 
aporians   (gl.    respuens.    iiiiu- 

r i  a  n  s) .  onscuniende . 
1.  5.    asperrimä,    mid   pcpre 

stidestan. 
invectlonis     (gl.     inlalionis). 

prenle.     odde    peovrnca.    \ 

onstales. 
severitate,  re[dnesse.] 
piitidos  (gl.  aniaros.  sordidos). 

[1.  6.]   squalores  (gl.  inimuu- 

ditias.      sordes.       illiivies). 

horslice  feldii. 
rubris ,  7nid  readinn.  rubicun- 

dis. 
1.  7.  rivulis,  ridum. 
pr*sagminibus    ( gl.     vaticina- 

lionibus.     1    divinatioiiibus). 

sagum  \  vilegum. 
1.  8.  porlenderat  (gl.  insinua- 

verat.  sigiiaveral.  l  demoii- 

strarat.)  gelacnode. 
1.   9.    quadripartila' ,  ßderdcr- 

ledre.  in  quatuor  partes  di- 

visa3. 
bistoria%  gerecetiysse. 
evangelicie     [1.10.]     relationis 

(gl.     narratiouis.     liberafio- 

nis).  gud.sjjc///rrre  vrace. 
tetrarclia ,  fyderrica. 
tuiica,   anlic. 
1.  11.   coiiscrvanda'  (gl.  custo- 

diendif) .   [gchc(il]dcnre. 


AGS.  GLOSSEiN. 


449 


pra'figiiralio,  getacnung'.  dispersa  (gl.  dissipala).  tobri[t- 

virginalis  pu-[l.  I2.jcliciti;i^  (gl.  te/w.] 

caslitalis).  [fwmn]haillice7^c  1.  19.   decepla,  jiuulit.   [1.   be- 

sid('\^fiilnijsse.]  picld.]  sediicla. 

1.  13.   virtuluni,  inihium.  siniplicitas   (gl.   puritas).   bile- 

viniina   [1.14.]    silveslrii   (gl.  rilinju. 

i.\'^vcs\\ii).  vudabfrrt-' <>er[t/,7.]  1.20.  sopliisUe,  i/äri/a/i. 

nemoribus  (gl.  saltibus).   bcar-  niinutalim,  brecnuvlinn. 

rtim.   [1.  beaj'rum.]  1.  21.   in   frusla,   to  sticce. 

in  obrizmu,   on  siiKctum.  in  pristinum    statuin,    Id  hain 

flavenlis  (gl.   fiilgenlis.   riiben-  (vri'a/i  anthnbri'.. 

lis).   rondcs.  reformavil,  gcednivedc. 

Giles  p    25.]  1.  15.  auri  metal-  1.22.  siiprcina  Tgl.  ullinia)  sors 

liini,  golddrum.  \  verguin.  (gl.     cveiiliis),    pa-t   ende- 

scopuloruni,  slanrocca.  Iowa.  nccsla  i^cliiiij), 

glareas,  stanci's/as.  1  crnppas.  nuilclaverat  (gl.  puiiierat.  con- 

rolundos  [lapillulos],  si/terealle  demnavcral).  [üa:s]  nfsle»cn. 

popdstanas.  unia     (gl.     mensura.     sorle). 

1.    IC.    scrupearuni    (gl.    scni-  lüde.   \   beode. 

pea   .i.   aspcra  saxa).  stau-  lol.  17.  A.J  1.1,  paiipetTulonim 

scijlfa  {das  wort  slAW  ist  i'om  gl.  miscrorujn).  pedrfe/ia. 

rubricntor    vor    scyll'a   gc-  coiifcclio,    vesing.  \  gemn/i"-. 

schrtcbcn).   gruttn.  {das  wori  steht   rercinzclt 

de    arenosis    [sablonibus] ,     of  oben  an  der  seite  und  "-e- 

sandigiim    stanscilfimi  {ru-  hört  nicht  zuiit  text  s.X.l ,) 

bricalor).  sandignin  \  sf(c-  suinpluosa,  of  hnihtsumre.  co- 

neniim.  piosa. 

liloruni ,     slrandinn.    slranda  crogala-,   aspendrc  [I.   dspen- 

{riibricalor.)  dcdre] .  t  gedwledre.  divis« . 

sablonibus,  raram.  dispcnsala-. 

contra  (gl.  advcrsnni;.  o//^'YY///.  1.2.    scqucslra    (gl.    divisa.    t 

1.  17.  riliini,  gevu/ian.  singulari.     sc(-rela).     mar«', 

in   rubicundas    congerics    (gl.  mid     synderlicum.      niarg. 

congregaliones;.     on    reade  mid  diglum. 

hf/p/as.    \  gega'derangc.    1  de  lelilero  (gl.  de  nior(ilero). 

hvpaii.  [di'(id\b(r[ruii,]. 

supcrna,  mid  lieo[/onlicere].  I.  .'J.   snscilavil  ,    hr  arrwrde. 

1.18.  polestale(gl.  auctorilale).  cxcitavil. 

inihte.  Auibunda ,     nf    yr\re^.     hi/r- 

Z.  F.  D.   A.    IX.  29 


450 


Alis.  GF.OSSEN. 


livro.    1    roilre.    valde    ira- 

(iiiida. 
f er 0 c i  f a tc ,  reä\iujsse . ] 
1.  4.   cogcrctiir,  he  v(vs  gonon- 

dciL  expellerelur. 
poculi,  sicnpes.  l  hficeppes.  ca- 

licis. 
fliroriini  (gl.  nofandorum)  [1.  5.] 

gramimim.   niaiifiihe  ii/i'tc. 
virulenliis  (gl.venenireriis).  wil- 

rig.   \  geoislri[g.] 
succiis  (gl.  virus,  liqiior).  sa'p. 

1  vwte. 
Iruciilenla  (gl.   liorrida).   ^^>/.v- 

licc. 
rcgulorimi   (gl.  illoruin  scrpeu- 

liuni).  [iroroNdra. 
I.  6.   qiiadrujicdis,  JUlcrJ'ctc. 
rubeUe,    tajcnn.    qua-  et  raiue 

dicunlur.    \j'gl.    däii.  tiidsc-^ 

sonst  heij'st  die  kröte  ngs. 

lade,   ladi^e;    e/igl.   fortd.] 
ei  spalaugii   (gl.    inusci    venc- 

iiosi.  gemisser|)eiilis).  niarg. 

~]  Ixvri'  sco)'t(iii  /Kvddran.  1 

slavjjrm.    [das    letzte    irurt 

vom  nibricator  beigefügt  ] 
1.  7.   conleclio,    ee-.ing.   debi- 

lilalio.      geiiia/igveitnijs.     \ 

vienei/ige. 
liabebaUir,    [/v/.y]  ge[henldc/t  ] 
1.   8.    coiisiiinerel ,   [u'iidc   bi- 

bcicL 
jabaro   (gl.   vc.villoj.  gea/ga/i. 
vexillo   (gl.   .sigiio).    niid  sige- 

heneiie. 
1.  1).   di-ac(>iiuin,   /i(rd[dre/ia.\ 
viMienala  dclrimciila,    a-ttrige 

uidvninge.   \  <rj'eiirdlfi/i. 


freiDebundiis     ( gl.      pavidiis). 

carJi.   [1.   cearig.] 
1.  10.   borrida,   egisli[c\e. 
discriinina,   orh/a'ttros. 
pallidiis,   a'bUvce.  exsangiiis. 
cxpavit  (gl.  Forraidavit).  foidt- 

tede. 
1.  II.  gemiua  (gl.   duo)  cada- 

vcra,    trege[n]  lichaman.   \ 

tealie. 
deruncloriini ,     /ord[feredra.] 

inorliiorum. 
letale,   deadbivre.   niorlilertim. 
1.  12.   exilio,  frwcnysse. 
pernioiler,   hcivt[e  oder  hewt- 

/ice].   niorlaliler. 
in   prisliiHim  vila'  slatiim ,    on 

[la    irrro/i    Juelc.    1    antim- 

bre. 
1.  13.  us(iue  cygiicam  cauiliem, 

odda  luinnjsse.  niarg.  odda 

grie[g]a/i  hannissv  [\.  öd  J)d.] 
veliihe,   vtjlnouiui. 
1.  14.  generali  (gl.  communi). 

[gein(in]liciün. 
1.  15.   speciali  (gl.  siiigulari). 

seiiderlipuiii. 
soporatum ,    svej'ediii'.     somiio 

gravaliim   .i.   in  sepulcbro. 
conlendunl  (gl.   dicunt).  cnva- 

tiad.  l  criddiad.  1  sccgcad. 
I.    IG.    pra'sertiui    (gl.    igittir. 

st'ilieel).   to  geiissan. 
1.  17.   de  Inniba,   of  prih. 
ebullial,   bealeettnd. 
i-eciproco,   edlivse/idiiin . 
spii'anlis  (gl.  .siiH'lanlis).  pijj- 

fe/fdes. 
Ilatii.    Iilirde.   spirilii. 


AGS.  GLOSSEiN. 


/iöl 


in    snperficie ,    oii    hrad/n/sst'. 

in   fiicie.   o/i  aiiscne. 
an  tri,  scnr/'t's.   \  gi'a'J'cs.   iiio- 

numenti. 
1.  18.    seiisini    (gl.    paulalim). 

stu/idnurli/m.   \  hro/ilicc. 
scatiirial   (gl.   erumpat.    1  ler- 

veat).  uphrhi/ied.  \  papelad. 
1.  19.  incrediilus  (gl.  iiilldelis) 

negalor(gl.conlra(lit'l()r)./////- 

Icnful  vidercrijda.  [I.  an  gel-] 
Eoa;  ( gl.    .i.   orieutis^.    marg. 

pnra  ea.stayi. 
Iriperlitas  (gl.   in  tribiis  paiLi- 

bus  (livisas).  [»'eodivledc. 
1.  21.  India",  Itivrc  caala/i. 
proviücias,  scire.  regiones. 
I,  22.    execranda    [sacellonim 

luslramenta]  ,   pa    ansa'Uaii 

didj'clgild. 
sacelloiuni,  Jicrgnna.  sacelluin 

terDpliim  idolurmn. 
liislrameiila    (gl.  idola.   cubilia 

Icrarumj.   lonpl. 
iiiepla    (gl.    ingrala.    abiccla). 

[)a  ascitnicndlican. 
flamiiica,   sacerdltadns. 
lol.  17.  B.]  1.  1.  consorles  (gl. 

•  i.  parla).   dadinmcndras. 
1.  2.   laudibiis,   loj'uin.  (marg.J 
habelis,  liabhc  gyt. 
Giles  p.  2(>.]   1.   3.    pcrpclua', 

[e]c<is.  aeleriKT. 
virginitalis,   [J'<i'nui]liades.  ca- 

slilalis. 
1.  4.  libidiiuiin  (gl.  voliiptiilmiij. 

lusln. 
Iroplieuin  (gl.  sigimm  viclori;c). 

herpJof. 


1.  5.   victoria,    [sige]lcan. 

de,  nf. 

seciuitas  (gl.  rcquios.  1  (|iiie- 

ludo).  stil/u/s. 
1.  6.   daiigor,  svü'g.  sonitus. 
veluf,  tonilruali  fragore,  siu'Ice 

of  punoradh'can  cer/ne.   [1. 

punorradlictnn.]   marg.  pu- 

ndicunt  cinne. 
concrcpaiis      (gl.      resonans). 

hk'odringende.  [1.  hleodri- 

ge./ide.] 
1.  7.   ooliorlalur,    iiiinind.    am- 

monet. 
rumoruni  (gl.opiiiionuni).  marg. 

hlisena. 
1.    8.    proscquitur    (gl.    i.    dii- 

cit,   1  exponit.   laudelj.   pe- 

nad.   tohifd 
1.  9.  dudmn  (gl.   i.  ante),   (vr. 
vas,   [/a'l](rls. 

I\|)iciis  (gl.  i.   lormaliis)  Ben- 
jamin ,    sc   g(is[t]lira    i'iilf. 

myslicns.     inlciprclaliir    lii- 

pus  rapax. 
1.  10.   devorans,  ahUcnde.  ab- 

sni'bens. 
manubias(gl.pra'das).  hererenf. 
pyllionissam    (gl.   i.   divinalri- 

cem.  proplielissam).  hcUint- 

nan.   l  rircan. 
1.    11.    nerromanti.r    (gl.    da'- 

moniim  invocalionis.   divina- 

liuiiis    moi'luoriim).     dcoj'li- 

cr.s  galdres. 
I'alsilalis,    se[   .   .]   vom  riihii- 

(•(itor. 
IVivola,  ln'rungti.   licla.   l  laisa 

aul  inania. 

29  * 


452 


A(;S.  GLOSSEN. 


sunipluosas  Cgi.  acceptas.  abun- 

dantes.  coi)iosas)  [1. 12.]  opu- 

leutias    (gl.   divilias.  luxus. 

1  e\)u\as). geslf'eo//ff//le  rist- 

fullunga. 
cumulantem,  godiende. 
qiuesluiim  ,   tihta.  \  stre[onfi]. 

liicrum. 
gazas  deliciüsas,  estfiiUe  relan. 
1.  13.  niiitai  (gl.  elingua")  ta- 

cilurnitalis    (gl.    i.    silenlii. 

1  molestiee).   duinbre  sr/'a//. 
labris,  vcle[rum]. 
procacibus,    gemagum.     ofcr- 

sprecelum.  imprudentibus. 
1.  14.   imperio  (gl.   iussu.   po-     i'anoiiicw    (gl 

Icstate)  lerrente  (gl.  treine-        rcuolicere. 

iacienle.      niinaiite).     niaig 

7nid  egislicuw  gebode. 
coegit  (gl.    compiilil).  gcnea- 

dode. 
1.  15.  in  fuiido  (gl.  imo)  niaris, 

ofi    dropuni.     1    ni    velicum 

gl- II II de  sirre. 
Iransegil,  adroh.  pcrcurrit. 
1.  16.  quadragenas  (gl.  sc.  pia- 
gas). XL  fealde  rite. 
acerriino  (gl.  durissiino.  aspcr- 

rimo)    lormento,     oii    [nvrc 

tonrloslan   liiitrcgii. 
1.    17.   iiilc^ritalis  ,    aiidrcalh- 

}ll/S.S(>. 

ob  pi;ri()gali\ani  (  gl.  digiiila- 
Icin.  piivilcgiiim.  1  specia- 
lem casliiuoiiiani).  nf  sipi' 
dvrlic II in   riirdin [// \itl('. 

1.  18.  su[)erii()iiim  civiiiin,  Jico- 
J't'iilicni  ceastrvgccara . 


1.  19.  abstrusa  (gl.  concliisa). 

digcliiijssa. 
quam  dicunt  (gl.  sc.  revelatio- 

iiem  s.   eam).  pn    hi  cved- 

diad. 
1.   20.    adisse   (gl.    visilasse). 

geiie(i[la'cati]. 
1.  21.  garriat    (gl.  vocileral). 

hlijde. 
divinum  (gl.  dei).  \godciind]lic. 
sequipcdas     (gl.   .i.   seciilores. 

ministros ).     [fijligeii]drns. 

marg.  a'ftergencgiiiii.  1  ofi-n- 

lu'ceras. 
1.  22.   quippiam,  (v/n'pific. 

i.  regularis). 

Fol.    18.   A.]    1.    1.  apocrypbo- 

ruin.  vidersacnna.  falsonim 

scriplorum. 
toiiitrua,  sveges. 
1.  2.  abdicare  (gl.   reTiitare.  i. 

expellere).  vktsacoii. 
eliniiiiare,   ascirian.   afli/inaii. 

expoliare. 
palrum  [I.  3.]   scila,   laga.  iii- 

dicia.  decrela.   1  iura, 
scriptis  decretalibus  (i.  stalii- 

lis).    marg.    (writcninn   gc- 

si'tt/iessuiii. 
sanxermit    (gl.    anirmaverunl. 

iudicaveruul).    grilciiidc/i.   1 

gesell  IUI. 
1.   4.    pra'sago    (gl.    pravscio). 

III id  Jhrevil tigere. 
simiilacro    (gl.    liguraj    gelic- 

/ii/.sse. 
1.  5.  evangclica',   {god.spr/]/i- 

ccre. 


AGS.  GLOSSEN. 


453 


liislorlographus,   rurdrr/'lrre. 
1.   0.    iiiediciiiale    (gl    saliililc- 

runi)  calaphisma  (gl.   niedi- 

canieiiUim).  halre/ide  ch'dun. 

\  Iwcedom. 
procurans  (gl.  observaus).  lac- 

nicndc. 
piiruientas,  giolstvige.  [la  g'ic- 

vt'gaii. 
1.   7.   [purulentas]    valeludiiics 

(gl.     niorbos.     iulirniifalesj. 

fule  untriwirif/.sse. 
segrolas,  adlige. 
fibras,  incode.  pulinones./'rc//'- 

mas. 
deiiidc  (gl.  poslea).  s/ddc/t. 
spiritalcs  (gl.   a  spirilu    nomi- 

iiaiilur).  feondlicp. 
1.  8.  irK'oiiinioditateü,  incoda.  iii- 

conveiiiLMitias.  1  iiifirniilates. 
lorrido,   hatuin.   i.   ignilo. 
cautcrio,  mearcisenc.    \)iu'iiv\- 

cingc.   Ixrr/iijltc. 
1.  9.  (Icbofomo,  blodse.re.  \Jhjl- 

man. 
1.  10.  castilatis,  gelicald[suiii- 

//t/s.se.] 
1.  II.   memoralur  (gl.  perliibe- 

lur).    is  gcre/il. 
Giles  p.  27. J  debituni,    ucad- 

pear[J']nysse. 
nalurse  (gl.   senilis).   i/Idc. 
1.   12.    supreiiia    (gl.     ullimaj 

Sorte,  p(vm  elemesian  hlete. 

\  ende 
pcrsolverel,  goAwsla. 
orbis,  hvurflinces. 
giibcnianle ,     hegemendum.    \ 

iHssicnduin. 


moiiart'Iiiaii)   (gl.  priiicipaliim). 

victHere.  \  enldurdoin. 
1.  13.  ad  tiilelam  (gl.  ad  delen- 

sionem).  to  gcscild/itjssc. 
1.  15.  siiccessor,  marg.  <vj'ler- 

grnrga. 
1.  l(j.   dispeiisalor,    dihlend.   \ 

viciieve. 
ecclesiw,  ccrca/i. 
rcgimine   (gl.   poleslale).    vis- 

su/ige. 
1.  17.   ne(iiiic({iiam  (gl.  Iruslra. 

inaniler).   on  ul  ['.'  1.  holiii- 

pra'l'erant      (gl.     aiileponaiil). 

forescitad. 
celibatus,     T/ncd/utdcs.    i,    pii- 

bcrlatis.   virgiiiitalis. 
lavacri,  preales.  baplismi. 
1.    18.     niersus     (gl.    liiiclus). 

[bese/i]rrd. 
ab  origiiiali  piaciilo  (gl.  viti(K 

peccalo).   o/i  [xvi'v  ffrah'ca/i 

ntdinhvdc.  priiicipali.  [Jii'i'ii-] 

Jullum  {i'uhr/'cdlur.) 
iiicdulliliis ,    iiinivdlice.    i.   iii- 

liine.   fiiudilus.   iisqiie  ad  iii- 

Icriora,    iiiliiiia. 
1.  1*.).   liloi'arum,  gcrn'la. 
api(il)us,    stricuiti.    1    slaj'itm. 

lileris. 
1.  '20.   shidiimi   (gl.   dociriiiam. 

i.      cinMiii.      1     cxerciliimij. 

/(irr.   iiiai-g.   siiiculungc. 
gcssi,   adrcli. 
si  quid    pra'slaiilissiniiim ,    ar- 

viüHlticast.  marg.   gif  (v/ti- 

pinc    arri/i'dlir.    Iioiicslissi- 

iiiiiiii.    oj)liiiuiiii. 


454  A(;S.   GLOSSEN. 

fol.   18.   B.]    I.   1.     laiitopcrc,  glaciales  fgl.  frigidas).  ^a  "•/- 

pearlc.   tani  valde.  caligan.   niarg.  gicelige. 

laxaveral    (gl.    i.  iiidicaveral.  alpiiim,  lieahlorra.  moutium. 

possederat.   he  ilemdo.  saltus,   bearevas. 

qiiaiilo   ni;)gis   (gl.   eo  niagis).  prcenipüs  (gl.  fractis).  qf  ht/rt- 

1(1  h(i  [)carf(ic  hit  is.  riibri-         stigiiin. 

caior:  in'a(l[)enrj'lic  is.  I.   1  I .  scopuloriim  (gl.  saxoriini 
1.  3.  propagines,  bogas.  i.  pro-         emiiieiiliiiin).     stanracia.    \ 

genies.  1  origiiies.  turra. 

vitis,   r/'/t/Wdes.  caiUibiis,   clnduii}.  saxis.   1  pe- 
1.  4.  scrobibiis,  ofi  furuiii.  sul-         tris. 

eis.  ciiigiinl   (gl.   circumdaiil).    be- 
pastinanlem  (gl.  rigaiilein).  ti/d-       Jod. 

riciide.  1.  12.    pudicilia,    side.    casti- 
iiecromaiilia',  gnldres.  täte. 

1.  5.  [lelit'cF'as]  laliruscas,  spriv-  IVetiis  (gl.   usus,    iiuctus).  ge- 

iu.   marg.   dcadbarp  spran-         bohl.  \  gebro[cen.] 

can.  iiigis,  re[  ?  ]. 

1.  G.  ilinerariiim,  siäboc.  fore-  1.  13.   parsimonia  (gl.  penuria. 

boc.  J'ereIii[boc].  1  teiDperanlia).  spa'niesse. 

digestiim   (gl.   ordinalumj.  gc-  in  claudestino,  on  diglum.  oc- 

dilitc.  ciillo. 

flarius  (gl.  evidentius).   srtfte-  crypta%  cniftnn ;  übor  an  ver- 

h'cor.  brjscrt  es. 

1.   7.    cliniavit    (gl.    enndavil.  1.  14     sjicLto,  ho/e.   spekinca. 

elucidavit.   nianiCestavil).  sc  raiicibus,   ccaclum.   labris. 

gereble.  spirittis,   ordns. 

bibliothecis,  of  bocuin.  anhclilu  (gl.  Ilatus).  J'/ursle. 

1.8.    apnd    ilomam    (gl.    cini)  1.   1.5.    corrnnipens,    .slüende. 

lloniaiiis).  mid  R<)[tiianyni.]         conliciens. 

1.  \).     ponlificalis,     b/'scopl/r.  iatebrarum    (gl.    sacralorum.? 

sumini  sacerdülii.  sccrctornm).   hiolslni. 

catliedra;  (gl.  scdis).  slules.  1.    IG.    inirorsiim ,    vinor.   su- 
sacerdolitini,  saccrhnd.  pcrins. 

Europfje,  ?wrd[da'les].  dcscendisse,  aslignn.   siibisse. 

1.    10.    Ansonia;    (gl.    llali;t',).  niira-  (gl.  pgrogia")  niagnitudi- 

Honiane.  nis  (gl.  lorliludinis).  viicelre 

parocbias  (gl.  adiaconles  domus         onn(vl[/iysse.] 

aul  dioccsis).   biscnjin'cu.  I.  17.  ad  sedandam  (gl.  scgre- 


AGS.  GLOSSEN.  455 

gandani).   marg-.   to  geliotlc-  curaretiir  (gl.   sanareliir).  g-e- 

ra'('(i//[/if'].   [1.  gelidc-\.  Inc.nod. 

vesaniani,  vodmjssc.  rahiein.  l.  5.   geslus  (gl     inolus  coi'|»o- 

1.  18.  faiialica'  luslralioiiis  (gl.  ris.  i.  iniliuin.  l  desideriiim). 

circ.uli.   curriciilo  aiiiiüruin).  geriliuoig.   l  slcru/ig. 

dioflices.   etnrynes.  1.  G.   calaplasnia,   clijda/i. 

spurcalia,  felda.   felida.  Iricanim,   ijfdi/icga.  luorarum. 

iiiexlricabili  (gl.  iiicxlcnniiia-  obslaculo     (gl.    iiiipediiiieiilo). 

bili)    collario,    ii/tjhredlicn'  veanie.   l  rcifimincge. 

vacentagiv.  l.  7.   maig.   absurdum  (gl.   in- 

l.  19.  cum  aiiiniadversioiie  (gl.  couveuiens).  JorcudlicAun- 

cum     malediclioncj.     maig.  orwstc. 

inid  virc[g]ii/ige.  inarg.  celcbeciimum  geiuis,  wäe- 

liilcs  p.  28.]  nuillavil  (gl.  pu-  Ursle  cijii. 

uivil).   citnodt'.  laciturnilatis,  .slil/ii/sse. 

1.   20.     cultricem,     bigcncge.  l.  8.   sileuüo,    oj' Jorsuvii/igc, 

miuislratricem.  iiiid  sv/gc//. 

l.  21.   evangelicis,  [god.spel]li-  üjipilalum  (gl.  obluralumj.  /?;/•- 

cum.  dl/t. 

asserlioiiibus  (gl.  allirmaliüni-  vilesccret,  ucacud.   coiilcnipli- 

bus).   mid  gesedunginn.  bilis  esse. 

signi.s(gl.  prodigiis).  yb/"ö/.'<Y/6-  lilerarum,   lara.   dogmalum. 

num.  1.  1).   delitcsceret,  J'ordcine.   i. 

forrexil (gl.couverlit). gcccrdc  lardaret.    heiiiide. 

t'ol.    19.   A.]   l.    1.     pra'cipuum  liiumpliantis ,    sig/rc/idcs.   im- 

(gl.  excellensj  dociiiiiculuni,  peranlis. 

heaiic  lar.  vicloria,  sigc. 

marg.    Iricarum,   ijidi/icga.  1.    II.   ad    synodale  coiuilium, 

dclilesco, /c  yö/Y/r///6'.  l  [h'j    .si/i()d\liciiiii    gclicldc.    \ 

beinulc.  geiiiolc.   (tdbKjuium. 

coufuto,  ic  a.sly/ile.  pojuili'^  (gl.  plcliibus)  coiillucii- 

1.3.    diulunia    (gl.    loiiga'va^.  libus  ,       s(iin(idciiin\i'\iidinii 

langj'icre.  t  langsum.  Jolvinn. 

elepliautinosa  (gl.   leprosa.   re-  l.  12.   rabbilos,    Idrcuves.   du- 

gia).   vwrvehU'.  1  hwoflige.  clorcs. 

1.  1.   sacramciilo,  gery/ic.  my-  dira   (gl.   crudclia).   rede. 

Sterin.  1.  1.'5.   spicula,  sagiltO:^,  garas. 

diclo    cilius    (gl.   vclocissimc).  lor([ueMU's,  l>ig[sfi/ic<'/idc\.  [ki 

svide  rade.  sccotc/ide. 


456 


AGS.  GI.OSSEN. 


1.  14.  clypeo ,  gescililnt/sse. 
sculo.  1  legmiiie. 

confiital  (gl.  aut  viiicit).  astynte. 

lalonliiim  (gl.  oceiiUaiilimii ). 
hoiitidcndra. 

1.  15.  \)vws^'j^n\,  fori'vitcg-unge . 

1.16.  sopori  (gl.  levi  somiio). 
shvjie. 

1.  17.  [cum  niembra  soporij  ile- 
disset,  pa  pa  he  hehle.  \  bi- 
gedc.  [heldiin  bedeutet:  sc 
inclinare;  präl.  helde.  Güdl. 
J7.    8.] 

debil  um,  fieudiiiijsse.  \  neode. 

visionc,  gesihde. 

1.  19.   salis,  siide. 

decrepila  (gl.  veleraua).  for- 
voi^en.  \  /orenld[ed]. 

1.  19.  suscilare,  nneran.  rc- 
s  laurare. 

iuheliir,   he  het.  pra'cipiebalur. 

1.  20.  iuvencula  (gl.  virguncu- 
la).  seilcen.  fiemnc.  \\.scijl- 
ce,  -an,  f.  merelrix.  '[)a  un- 
dergeat  sc  preosl,  |)tct  he  uc 
uiililc  I)onc  lialgau  ver  [13c- 
ncdiclum]  lichanilk'C  acvcl- 
laii  ,  7  volde  [la  liis  Icor- 
niiigcuilita  savla  fordon, 
7  gcinacodo,  Jiict  seofou  na- 
codc  vininicn  uruou  plegeu- 
dc  on  hcdia  gcsilidum,  Jiicl 
lieora  iikuI  vurdc  outeiul  to 
galuyssc ,  [iiirli  jxfrn  ''>('//b- 
rc/i(i  plega/iJ  lioiu.  II,  162. 
l'lioipe :  'Uiroiigli  llic  piay 
(>r  lliosc   liarlol.s.'] 

[iuvciKHila]  pulclinrinia,  (viili- 
cüslc  ineoidc. 


velul  (gl.  quasi).  sHIce. 
1.21.  venuslsc,  eijnsumere.  \ 

f legere,   egregia-. 
contempialiouc,    emvld[tiüige^. 

visionc.   coasideratione. 
1.  22.   clilaiiiide  (gl.  i.  sagumj. 

V (vfe /[ ,y e .  ]   bas in ege. 
fol.  19.  B.]  1.  1.  obryzo,  apla- 

tediini. 
purpureis,  briinbasevi/in.  \ren- 

diiin . 
ornatum  (gl.  compositum),  ge- 

ro/'[h]t/ie. 
1.  3.   acriter,  genJg. 
arlalur ,    gepnest.    conslringi- 

Uir. 
1.  4.    l'rugalilatis ,    spwrnesse. 

gemetginige. 
macilento  (gl.  cxicuuato).  ge- 

chrnsrdinn. 
Gilcs  p.  29.]  1.  5.  solvilur  (gl. 

rc(lflilur).    [bid]  agif[en]. 
1.   7.   muri,    timbrunge.    a'di- 

licio. 
I.  8.   cousumplis,  forfnrene. 
1.  9.   baplizaliis,    under    ci'i/s- 

711  um. 
1.  10.  circuisli,  gendfer[edes.] 

inirasli. 
labarum,  sogen,  l  gi/dfa[non]. 
quod,  se. 

1.  13.  cum,  ut..,  h/ne[p(rt]he. 
Iransiltis  (gl.  ilincris)  sui,  his 

/'(ere/dcs-. 
quam,  pirne. 
1.  14.    in    iiivcnculam    (gl.    in 

virgunciilam).  to  on  ijdesau. 
1.  1  5.  suscilahis  (gl.  inslaurabis). 

iieedstadeles.  1  aiuerest. 


AGS.  GLOSSEN. 


457 


1.  17.  constructa  (gl.  sedificala).     periculo,  pleo.  damniini. 

gevru[ht.]  Giles    p.    30.]    1.    10.     lenera, 

1.  19.  indicans(gl.  manifestans).         mearava.  gracilia. 

cij(h'/i(h>.  labella,  si/ieares.   labia. 

1.  20.  coniiminicans  (gl.  sancli-    freqiientabant,  lomUvhtnn. 

(icans).  goinivnsumiendd.  1.  11.   t\c\\\w\\\v€\^  gvlimp  vi- 

sacraineiilum,  gfrpne.  sen.  quod  devenit. 

ascendit  (gl.   inscdil).   hieop.       1.  12.   venia,    rijl[cn].   ancilhi. 
1.  21.   seniitas  (gl.   vias).  sid-    1.  13.  tclhera  (gl.  aera).  Ii/ßt/. 
J'ala.  evolaiites,    avegßeo/ide.  vclo- 

fol.  20.  A.]  1.    1.  marg.   cale-        citer  currcntes. 

chumenus,  [ge\lenfhlestend.    visu  (gl.  aspeclu).  gesiddo.  [1. 
1.  2.    transacto   (gl.    evoluto).         gcsihde.] 

gee/idrede.    [1.  gccndedre.]     au^w^mixl,  hi on  v('goJh/[go//]. 
olficio  (gl.  gradu).  pe[umige.]         {rubricalor). 

1.  15.    elfalseril   (gl.    claruit). 

seine. 
neminem,  na'nige. 
expertum ,    bedivlcdne  {i'ubri- 
cator.)    marg.  bod[(vl('dn(']. 
gfiiommen  für  e.xpci'lem. 
1.  16.    digesla   (gl.    ordinata). 

gedilitc. 
1.   17.    celibcs ,  />«   cln'[nan]. 

puberes. 
slriclis,  mid stidum.  conligalis. 
legibus,  lügiim. 
laseivam    [1.  18.]     pelnlanliain 
(gl.  libidinem).   pa    vrwnan 
gal[/iijssi'.] 
coartanles ,       prea[l/e//de ?]. 
sliiny:enles. 


consummalo    (gl.    linilo).    ge- 

J'elledum. 
curriculo  (gl.  cursu).   rijne. 
1.  4.   consorlio    (gl.  conluber- 

nio).  geferredene. 
1.  5.   neclaris,  vv\tes?\. 
ambrosiä,  svetnesse. 
1.  6.  velamento  (gl.indumento). 

nnder  vcvjclsp. 
delitescere,  fordviiian.  i.   lar- 

dare.  \  lalere. 
mellilluam,   hunibd'rc. 
1.  7.  pra^TOgalivam,  /yv/w^'v/c'. 

l  vu7'dmenle.    excellenliam. 
pra3Sagia  (gl.  valiciiiia).  marg. 

forevitunge. 
1. 8.  in  tunis,  nn  a'l[d](-radeliitn. 
siipinus,  iipn'lit.  a.slrehl.   pro-     lilillalionum  (gl.  a(xensioiiuin). 


siralus. 
ex  imitroviso,  iniforra/idedliee 

exLcmplo.   subito. 
ex-[l.  9.]amcn  ,    svearin.    nuii 

liliido. 
labra,  sina'ves. 


tolgetunge. 
gesUis,  geb<v[r'\.  dirdc.  Xgrn'l- 

nuii'^e. 
I.   IIK    iiuloniilos,    ///igi'ri/ldc. 
bigarmn    (gl.   currnum).    seri- 

dcna.  \  cj'wta. 


458  AGS.  GLOSSEN. 

suhiü^a.\es,veor/'. f/f/te[n]\. hors.  1.  7.  regeiieranlis (renascentis). 
ferratis  salivaribus  (gl.  repagu-         [edmi'ie/i]dre. 

lis).    oj'  isc/ium    midlum.  \  1.  8.  sacraniento,  genjne.  uiii- 

bridlum.  nere  dlviiio. 

refrenaiites  (gl.  prohibentes).  oppresserat,  ni'd.  obruerat. 

gevyldende.  redivivuin ,    cucedreai'[?]    ite- 
1.  22.    calechunieiiorum  ,    g-c-        ruiu  viviim. 

leaßileslendra.  auditoruui.  I.  9.   ad  lumiiia  vila-  (gl.  i.  ad 
gradu,  gepincde.  ordine.  superos).  1  hehnisse.  to  an- 

statu  ,  onrununge.  1   o/istede.         genttr.  1  to  etstadelu/iguin. 
stipeni  (gl.  elcniosiiiani.  aliiiio-         niarg.    riibricator:    to  pan 

niam).   bileofen.  vpliccui  lifo. 

pauperculis  (gl.  iiiiseris).  ^/'f/r-  I.    10.    de    lalebroso,  of  prij- 

fuin.  strefulrc.   [\.   of  pijstreful- 

fol.  20.  ß.]  1.  1.  eroganteni  (gl.         rei]    leiiebroso.    diglinn   re 

dividentem).    brt/stme/idum.         [^ verbefsennig]. 

uoclurna^   [itiht]licore.  baralhro,  cvi[c\s[usle\.  i.  in- 
1.  2.  qiiieti  (gl.  sileutii.  1  somno).         l'crno. 

reste.  Irucis,  griiiirc. 

integritatis,  cla'n[/njsse].CdiS,\.\-  uiarg.   factio,  rconiing. 

talis.  1.  J  J .   tartai'i  lonnenlo  ,    helle 
1.  3.  Corona  (gl.  aiterna).  vitl-        rite,    poena. 

diü'beaga.  voll  coinpos,   ciltide.  i.  Leios, 
inl'ula,   curdscJpe.  /}i//[c]de.  1  iiilares. 

quam,  pa  lic.  ad  superos,    [to  i/p]liciini. 

diadenia    (gl.    Corona),    cync-  proceruni   (gl.  aUiini)  IVonden- 

kelm.  lis  [1.  12.]  pini  slipileni  (ra- 

1.  }S.  cre\\m\A\orv\\w^  healsmyna.        niiinij.  heuUcne  boh  pufbic- 

ornamenlorum.  res  pintreoves. 

Uumhs,  ///////(/s. pred/ias.nvdV'^.  1.  12.   cerimoniis,   bigencgum. 

rubricator :  l'nvtevunga.  culluris.   legibus  divinis. 

indclessis  (gl.  niagnis).  micluin.  dcputalum,   betah/ie.  Iradituni. 

1.  5.  nieuioralur,  [is]  gcrvht.  1  obli(iuu,     mid    vogum.     Irans- 

iieinu/ien.  versa,   non  recla.   rubr.  re- 

ci\\.cd\mnQ\\i,  gclcafhli'stcndes .         clineni  (gl.  \)vommi).  aheld/ie. 

l  gpcrislnodcs.   audicnlis.  1.  13.   cur\alura,   b/gelse, 

1.  G.   dira,  st/d.  crebri,    gelontelicere.      mulli. 
grassalrix,  onhldiicnde.  \  fov-         inarg.   ntbr.  m(rjiif('[(itde]. 

svelgrHd[e\.   devoralrix.  accolaruiu,   bugeudra.  . 


AGS.  GLOSSEN. 


459 


bipennes  (gl.  secures).    a-csa. 

tvibilles. 
certalim,  lo  gcjlites. 
succiderent,  /'nrcur[fon].  \ 
1.  14.  tuihtbiiiitliim,  lo  tt^eoiinc 


1.  20.    tegulanim  ,    tigholarw. 

marg.  Iirofti/[gel<uia]. 
imbricibus,  /)ecc[uM].  Ort/cum. 

1  roj'linihrum.  \  tigelum. 
tecta,  lirojas. 


rnbr.    v/cc/ie/ide.    \    1.21.    bastali ,    gescrvade.    i. 


veose/idc.   [I.  hreos-]. 
I'ragore,   brastlif/igc  slrepilu. 


armali. 
scutati,  getarg'ede. 


horriso(io(gl.  Iiorribili).  [/r/'^//]-     praesidiuni      (gl.     adiutoi'iiim. 


cassabuiidiini ,       hreosendlice. 

corrueridum. 
1.  15.   nebiiionis,  hcoLH/ngo[?]. 

l'allacis.  scuan.  1  Icasi/z/gc. 
prasligias,  galdrus.  lanlasias. 

schilac. 
lividoruin   [a'inulorum.  gl.   ini- 

micoruni] .  7iidJ\ilrafeondn. 
1.  16.  fraud  nie  lila,  svicfal.  do- 

iosa.  deceptuosa. 
faclio  (gl.  meiidaciuin).  gcreo- 

nnng.  \  Icasung. 
arlibus    (gl.    nioribiis).    prwl- 

linn . 
oslenso,  openro. 
1.  17.   pepli,  vebhcs. 
Giles  p.  31.]  ingorcbat  (gl.  iii- 

ducebal).  o?ibrohte. 


a uxi ii Luii ) .  gebeorh . 
diriila   (gl.   destructa).    tolire- 

rcde.   marg.   a)iri/[s('de]. 
everlit,  hc  tovonde. 
fol.  21.  A.]  1.   1.    gubenialor 

(gl.  rector).   vissiend. 
1.2.   per  idein  lempus,   o/i  pnn 

ilcaii  tiiiuin. 
grammalicoruni    (gl.    lillcrato- 

riiiiij.  .st<i'fcrii'J'li[g]cra. 
1.  .3.   dispulalionis    (gl.    ccrla- 

lioiiis).  geflilcs.  1  lalc. 
soi)liisina,  rordsnotcriaig. 
1.  4.   in   philosopliicis  doginati- 

biis  (gl.  disciplinis).  on  sno- 

terlicum  larum . 
condiscipulus  (gl.  conscolaris). 

acscola.   consodalis. 
1.  5.  ccclesiaslicse,  cerclicere. 


pra!pollciile,   viid  srhicudre.  \    hisldria',  j^ace.  \ gc'[sc]te//i/sse 

vcrc/idre.  cum,  jxi. 

1.  18.   falosccrc,    (ileorlcn. 


prociii,   lange. 

ridi(uilosiim,  gfiinc/in  ;   na  rcr- 

bcjscrt.    hl    lic:    gaiiiclic.  \ 

b/.s/ficr/ic. 
1.  19.   Iccil,   /ic  [dijde.] 
dclubra,   templ. 
cenicntario,  sla/iri/rJdan. 
com  pacta ,  gcj'cgdc . 


inlanlia",   iiniges  cildhades. 
1.   6.    /('lolypus ,    vmhedig.    1 

hohj'iil.  suspectus. 
1.7.  oramatc  (gl.  visione).  j^'v- 

liorcd/n/ssc. 
solatur,   ho  lurs  gcj'rcj'rcd. 
1.   <S.    pi'opler    virginale,    for 

J'('iiili(id/i(i/iii. 
prü|)ositinn,  i/igcliode,  iniliiim. 


460 


AGS.  GLOSSEN. 


gyninicum,  larlicre.  scolare,  1.  21.  rhetoricis  (gl.  facundis). 
Studium,   bigengre.   [1.  -ce\.  tingcuin. 

1.  9.   feminiiii,  [f(vmmefi]h'ces.  disciplinis,   lamm,   doctrinis. 

simulacro,  lüva.  effigie.  statua.  1.  22.    normam  ,    bisne.    recti- 
1.  10.    coronani ,    vuldurbege.         tudineni. 

diadenia.  reciprocis  (gl.  iteratis).  edhc- 
alloquunlur  (gl.  serinocinaban-         cenduin. 

lur).  hy  syndon  gerehte.  schedarum,  gevrita.  carlena. 

1.  11.   ex  nobis    (gl.   sc.    dua-  sciscitalionibus  (gl.  investiga- 

bus).   of  unc.  lionibus).        befvinungum. 

I.  13.   coniectura,  of  nvdelse.         ? s?neatungttm. 

colligi    (gl.  i.  cogiiosci.  inlel-  vicaria  (gl.  alternatione).   ge- 

ligi).   beofi  lüidergitrji.  rr/'s/re.   inid  gevr?\v[l]ere. 

bis    argunienlis    (gl.    sludiis).  lillerarum    (gl.  i.  dogmatum). 


stafana. 
fol.  21.  B.]  1.   1.   luce-[Giles 
p.  32.]clarius  (gl.  evidentius). 
svidc  svutelice. 

(gl.    mauifesle). 


pisiün  gecneorenyssum. 
1.  14.   fas  (gl.  iuslum).  rihllic. 
niunificentia,  giß. 
1.  15.   sortis  (gl.  distribuUonis) 

suprenia?  (gl.  ultinue).  pivre  ad    liquidum 

ijtciuisle.  lihjtes.  \  dnles.  [1.  openlice. 

[xvs  i/temesta/t.]  1.  2.  eloquentia',  gleav[n//sse]. 

1.  16.   probabilius  (gl.  elegan-  1.   3.    edidil   (  gl.    composuit). 

tius.  i.  laudabilius).  afande-  Jord  ateah.   1  geselle. 

Ucor.  1.  4.   Iloruerit,   veox. 

1.  17.  illustrius,  mivr.   maior.  clogio  (gl.   I'ama.   lextu.   locu- 

1.  19.  urbanilate,  geliiictujsse.  tioue).    marg.  gydde.   \  of- 

dissertitudine.  spjuecc. 

in  prologo,  an  Juresprece.  coniectura,  J^ccdeis. 

apologetico ,       beladie/idlicre.  prosequentis ,    recce/u/es.     lo- 

excusabili.   1  vero.  quenlis.   narranlis. 

exposuit  (gl.  Iractavil).  ntrah-  1.  5.  coucioualorum,  rordn'en- 


[l/iude\. 
I.  20.   et  celcberrinius  (gl.  ex- 

ccllentissiinus).  ~]  se  brciiie- 

ste. 
Cappadox  (gl.  cpiscopus  (^ap- 

padocia').  cajjpado/u'sce  scir. 

marg.  capjtado/üscre  sch'c. 
a?que,  gclice. 


dra.    locutoruiu.    rbelorum. 

marg.     baniiendra.     inade- 

lieiidni. 
1.  6.   pro  rosiris    (gl.   primor- 

dio.  in  muris).  /ö/'  heahsel- 

dum.   \  gemolslortim.  mai'g. 

on  real  In  in.  on  geiiiotsl.ore. 
concionanlur   (gl.  sermocinan- 


AGS.  GLOSSEN. 


461 


lur.    loqiiuntur).    radaä.    \    imnmnitalem   (gl.   caslilalcni). 


madeliad. 
1.  7.  concionis  (gl.  loculiouis). 

ra'dclse. 
(lispari  sexu ,    unilicum  hade. 


o}'ceasni/sse. 
1.    12.     ad    pronierendas ,     (o 

geea?'ntemie.  adquirendas. 
strcniie  ,  rceddre.  velociler.  1 
forlis. 

ceu    propria    [|)crsona] ,    srilce    iiüegritalis,  anhvealh/ii/sse. 
ageniini  liadiim.    1  nnimwi.     1.    13.     imperio,     mi/ile.     po- 


dissimili  gradu. 


non  alieiia. 

tVuiiistaiilur  (gl.  ulanlur).  bi'U- 
cad. 

persona  (gl.   nomine),   hade 

1.  8.  atlonilis,  ablit.  [1.  dhh'rge- 
di/in.  'se  casere  veard  |)a 
äblicged  niid  J)isum  vorduni' 
honi,  I,  380.  'äblicgde,  ter- 
rili,  stupeFacti ,  lioni.'  gl. 
Hannov.  'äblicged'  lioni. 
I,  494.  bis  niagas  viirdon 
ablicgcde'  lioni.  1,  502.  'lo 
|)issere  (kede  veard  |)a>s  cyn- 
ges  heorle  äblicged'  liom. 
11,474.    Tliorpo. .   aniazed.] 

audiloribus ,  liUjslendam.  au- 
scullaloribus. 

ignaris(iiie,  7  lälcndum. 

aiisciillaloribus,  hlosticrum. 


testale. 
indoniila  (gl.  ine(irenala).  un- 

govijld. 
lascivia',     vnvnsan?    [1.   vriv- 

nesse.]  luxuria». 
1.  14.  refrenalur  (gl.  douialur). 

veld.  castigatur. 
?  vernacula    (^\.    servula.    an- 

cilla).  poftan. 
insolescat,  avolßge.  superbiat, 

[1.    (ii'ojjigc]    niarg.    avol- 

Jigc-   n/hr.   \  i'oßle. 
nulibus,  inid  inihtum.  liganien- 

lis.   impcriis. 
1.    15.    mancipalur,    gedra'sl. 

coniniendetur. 
conlubernali  sodalilale,  ma'/ili- 

cere.  ainicabili  l'aniiliarilate, 

mid  geU'ofve  ferrivdene. 


1.9.  rccludenies   (gl.   apcricn-  adliarescal,  /?^' /«j:,'r/>eo</e.  per- 

fos).    hoiiidoidf.  seqiialur. 

abstrusa ,    hchc/tda.   [?  hehi'-dc.-  1.    18.     carniii(;uni ,    fcorhha- 

de],  Jordecte  [n/tc.  /ki/ui.  intcri'eclorum. 

1.  10.  palclaciunt,  sf'//[fo/iad].  I.   21.     slivarius ,     svlluuidln. 


Iioc,   tnid  [[idm]. 

ergo,   to. 

coiuioiiaiuli  Tgl.  lo(|iienlc.s).  ;vr- 

di'/idc.    1    rordic/idc. 
pra^l'aliis,  .sdula.  jjra-diclus. 
serniocinari,   rordlian. 
I.  1 1.  pudicilia",  .side. 


aralor.   si/l((. 
salor     (gl.     scniinalorj.     s(r- 

de  VC. 
Fol.  22.  A.j  1.   I.   occa.  ./;■///. 

car. 
spicis,  canim.   eglum. 
unde,  pa/ic/i  Jord. 


462  AGS.  GLOSSEN 

1.  2.    reciprocis    fluenfis ,    on- 
gemlßoveyidum       vwlerum . 


marg.  rubr.   ecI/(Ccef/[d////>]. 
niillenos,   [püsen(/]fealdff. 
nianipiilos,  gilman. 
1.  3.   novalibus,  dijncgum. 
1.  4.  cum,  ponne. 
in  iclu,   071  jrrince.  iü  punclo. 


seduclus     et     propalatus). 

goijpt.  7  gesvu[tclod.] 
1.    13.     a    primsevo     (gl.     ab 

ineunte).    of  fnjmfdyldum 

[l.  fri/iiidijldum.] 
pubeiialis    (gl.    adolesceutiae. 

iuvenlutis).  cnikthades. 
soll  lud  inis,  anettes. 


atonio ,    preovthvüe.    beorht,  1.  14.  falescunt  (gl.  deficiunt). 

verbefsert   in   brcorht.    [1.  ncvincad. 

bearhtm.   ßir    '  preovtlivil,  niundani    (gl.    secularis).    [oo- 

nictus    oculi ,    vergl.  tvink-  ru/d/i]cere. 

ling  of  au  eye'   g/'ebt   Lijc  1.   15.    vilescunt,    vachiad.    1 

'preovsllivite'     ohne     citat.  nnvurdiad. 

vgl.  indessen  hon\.  W,  h&^  :  barritus    (gl.    mugitus).    gru- 

'iu  ictu  oculi,  iu  novissima  niinga.    marg.  gruniing. 

tuba,    on  aure  preor/hri/e,  truouleulos     [1.   IG.]     fremitus 

on  J)uire  endenextan  byuiau  ].  (gl.   I'eroces  souos).   IndUce 


1.  5.  elemeuta  (gl.  forluna-.  1 

sidera).  gedrihln. 
sequestratis  (gl.  divisis).  tudce- 

[leditm]. 


gremetunge. 
ardentis,  [ljtcrnen]des.  flagrau- 

lis. 
defensaculo,  gesceldnysse. 


loliorura  (gl.   zizauiorumj.   In-     consulä,  mid  gevefenuin. 


sera.   cocceln. 
1.  6.  exhausta  (gl.   defeclum). 

marg.   atcoreduiii. 
Giles.  p.  33.]  1.  8.  rumore  per- 

crebuit.  marg.   la  hiinc  ge- 

vidituvrsedc. 


1.  17.  plectä  (gl.  cratere).  vie- 
felsa.   marg.  gevijtide. 

pro  dulci  (gl.  suavi).  7  pm'h 
rcredre. 

daclyloruin,   ajipla. 

sagiua,  ßvliiesse. 


plenius  (gl.  perfechus).y/////Y'-    1.  18.  debilum,  neadfisnysse. 


j/iedlieor. 
1.  9.  simplo  (gl.  special!),  an- 

fealdre. 
1.    II.    a   pellaci    (gl.    fallaci). 

J'ram  leasum. 
genero,  adumc. 
1.    12.    deccplo,    hepfchtenne. 

violatus. 


solvit    (gl.    rclaxavit).     gelcc- 

stc. 
1.   11).    iuc.xiricabili   (gl.   iudis- 

sol vi  l)i I i ) .   inifot'i'dlicinn . 
repagulo  (gl.rcliuaculo).  hende. 
1.  20.   ternä  iutercapedine  (gl. 

spalio).  [»'cofenlduin  fivce. 
criistuia',   rindan. 


prodilus    (gl.    mauirestalus.  1     biicellaui    seiuiplenara    (gl.  di- 


AGS.  GLOSSEN. 


463 


midiam    p.^l•tem.    bucellani).     1.   5.     celebri ,    rin'd    ivdoluin. 
licalj'/ic  ban/iiic.  eximii. 

1.21.   [pennijger   praepes   (gl.     1.6.    interpretuni ,    vealcsloda 
velox   ales).  fuicvbuTe  fu-         [1.   i'calh-]. 

1.  7.    pra^slantissimus ,    vurd- 
ful teste,    digiiissimus.    sub- 
liniissimiis. 
laudalionuin    (gl.    opiiiioiuim). 

in  arg.  herinega. 
exlollit  (g!.  elevavit.  bonorat). 
upahejde.  \  onedde.  [1. 
updhivfde.  1  urivrede,  oder 
vielleicht  d?'öde,  bonoravit.] 
Iloineriim ,      raarg.     eordsno- 

teran . 
1.  8.   emergeret  (gl.  inspiceret. 
orirelur).   upamylde. 


trpj 

indcfessis  famulatibiis  (gl.  in- 
faligabilibns  obsequiis  s.  ser- 
\iliis).  niarg.  unaleorieii- 
dum.  I)e,-i[inigum.] 

rec'iprocis,   inid  srijhnn.' 

biulco  (gl.  aperlo).  ni/tienduiu. 
[1.  gij/iie/idum.  vgl.  '  mid 
gyniendiim  iiuule'  bom.  II, 
510.] 

1.  22.   roslro  (gl.   orc).    öile. 

decrepiliim,  pa  forvevedan. 

inexbauslain    (gl.    indel'essam. 


iiideficientein).  unaleorednc.  1.   9.    inlegrilatem ,    aiidvwlh- 

iiiarg.   iiiigetiji'adiie.  nysse.   pudiciliain. 

accepto  (yl.   accipere).   iiudei'-  conservaiidam ,      to     ge.[lienl- 

J'o/i.  da/tue],  observandam. 

lol.  22.  13.]  1.  2.   pala'stiiiüe  (s.  1.  10.    s([iialentis ,     horxiices. 

provincia^j.  [nes  hiredlican.         imimindi.    sordciitis. 

[liiredlic,  lainiliaris.  provin-  1.  II.   prius  ,    ler  l)anne  [xet. 

cia  im  geistliehen  sinne  ge-         ante. 

noininen.]  conlcinplalivam    (gl.    specula- 


accola    (gl.   liabilalor).    inlen- 

disca. 
clbnicis  pareiilihus  (gl.   gcnli- 

libus  cognalis).  of  luedenuin 

mag  um. 
l.  4.   spiiu'lis,  pivnetum. 
de    Spinells    uasceiilihiis    ( gl. 


tivam).  [xel  gastlice.  \  heo- 
J'enliee. 

praclicam  ,  anilviirdnn.  actua- 
lem. 

1.  12.   babilalor,   inlr[n]da. 

lascivam,  pa  vrienan. 


1.   K5.    laiiiclic;«',   hangrigi'e. 

gignenlibus).  iiiarg.  oj'aci/n-  IViigalilatis  (gl.  tcinpei'aiili.T). 
nrndlieani.  \  J'e.rediiin  j)ijr-  gneadlinesse.  iiiarg.  gnead- 
nrtinit.  lic/ii/s,   IViigalilas. 

(M  lom|i(\slalc,  on  piere  hrcoh-  1.  14.  iil  iidii  calcilrcs,  fnel  J)U 
/ii/ssaiii.  [\.  -e].  1  gedrcf-  ne  spedrinsl  [''.  sjx'anilasl. 
ni/ssam.   [I.  -e.]   ea  liirbiiic.         .v.  gespornaii  im  gl.  (,'a'dm. 


464 


AGS.  GLOSSEN. 


s.    V.]   l  stenrtlest.    marg. 

sia'j't/ige,  caicilres. 
Giles  p.  34.]    paleis,  vindvig- 

cenfum. 
fame  (gl.   inedia).  hungrcs. 
conficiaui,  gevivce. 
1. 15.  ]>voAv^\\s,fore.[beacnwn]. 
1.  17.   nuinicipiuin    (gl.  civita- 

tem).  J\csten.  oppiduni. 
1,  18.  niandibularuni ,  Reagin. 

dentiinn  niolarium. 
I.    19.     gulosä,    frwcnfulre. 

marg.  fra'cum. 
veiitris,  innodes. 
ingluvie,    vasende.    1    glfer- 

jif/sse.     gifrefiesse.     marg. 

vase?ide. 
1.  20.    armenla ,     marg.    hri- 

deru. 
agricolas,  yrdtilian,  verbofsert 

in  erä-. 
bubulcos,  cuhijvdas. 
subulcos,  svanas. 
1.  21.    Spiritus,    marg.    ordas 

[1.   -cs\.  \  hf(vstes  [\.  f/KP- 

stes] . 
absorbeal,   hr  fursvea[l]h. 
1.  22.   Iioc  modo,  [ms. 
pyra,  ad. 

slruo  (gl.  congoriej.   vudnjine,. 
slipilum,  bogana. 
in  cdilo,   OH  heahiiysse.   in  al- 

tiim. 
fol.  23.  A.]  1.  1.  sciiidiilis,  bran- 

tliiiii . 
siiccensam  (gl.  ardenleni).   an- 

tendne. 
pra'l'aliim  (gl.  pra-dicfiim).  pare 

J'orcscduu.   [1.   -sii'd(i//\. 


1.  2.  scandere,  faren.  ascen- 

dere. 
compellens    (gl.     prsecipiens). 

neadicnde. 
1.  3.   sqiiamigeros  (gl.  scabro- 

sos).   ostie  [für   ost/g'e]. 
costarum,  ribba. 
crales,  hi/rdlos. 
spinfe,  /iricg-ces.  ribbes.  dorsi, 
cuivaliiram,  gebig'i'dnysse. 
1.  4.  coquenlibus    (gl.  assanli- 

bus).   blatesiendnm. 
lilionum,     branda.     accensio- 

num. 
1.  5.  bestiae,  dcores.   diaboli. 
flalibiis,  hi'(vsttum  (sie.) 
eripuit  (gl.  liberavil).  gridode. 
1.    G.     fervenlis ,      ystendre. 

furentis. 
[Cervenlis]    oceani,   vealcendre 

sie.  rubr.  reohntjsse. 
fhistra  (gl.  lluclus).  ßodas. 
cataclysmi,  ßodes.  diluvii. 
cerula,  bri/mmas. 
1.  7.  egrederentur(gj.  exirent). 

oj'ei'joren . 
1.  8.  irruptionem ,  onrirs.  on- 

brijce.   ingressionem. 
minaretur,  pa  pa  eissede. 
cell,  svn  sra  sind. 
cliaos,   dvolman. 
1.  9.   c-ogereiilur  (gl.  compelle- 

leiiliir).   [i'd'i'on]  ncadodc. 
rrc-[l.  lO.Jnicntes    (gl.   fureii- 

Irs)  lliu'liis,   vedendc  yda. 
giirgiiinn    moles    (gl.    magnitu- 

dincs).   vdga  ungcinetlum. 
in  experlo,   on  cudum. 
lerrore,   egiscuin. 


AGS.  GLOSSEN. 


465 


1.  11.  (crucis)  signaculj,   hlct-    h\\nsiv\s^  iryhvyrhtiim.  (mcw^. 


.sii/ige. 

in  glarigeris,  ort  sa-llcum. 

sul-[l.  12.]carel  (gl.  fodiret 
[sie]  \  scriberet.  1  labara- 
ret  [sie]),  mearcode.  [la 
pa  mercude.  furode. 

sabionum,  imsa. 

litoribus,  slt'andum. 

turgescens  (gl.  intumescens). 
to[)indende. 

1.  13.   in  cuiiiuluin  (gl.  1  in  lu- 


dassolbe). 

Giles  p.  35.]  1.  2.  in  reniolo, 
oji    send('7'licuin.     in    sepa- 
rate. 

lugurio,  hnlcc.  1  cele. 

lliforieam  (gl.  conlemplativani. 
supernam)    godcundiice. 

anachoreseos  (gl.  lieremi).  an- 
cvrsellan. 

Iransegil,  gvfveinade. 

I.  3.  ex  hoc,  for[n. 


mulum.j   on  beorli.  in  aug-    inlibalum    (  gl.    volivnm. 


nienlalioneni,  on  Iii/pel. 
glacialis,  gicelig. 
1.  15.   eonipescuit,  furbcd.   [1. 

forbwd.]  prohibuit. 
tumenlem  (gl.   lurgenleni)   in- 

saniam,  gcstende  i^e.ohnijsse. 

rnbr.   niarg.   redende. 
1.  16.   eompressit,   oj'prihtc. 
factum  (gl.    opus),  dwde. 
1.  18.  ercmita  (gl.  anachorela). 

vestenseda. 
1.  19.  monarchiam  (gl.  prinei- 

paluni).  ricelere. 
1.  20.   practiese    (gl.  aclualis). 

andimrdre. 
conversationis,  droht[e]. 
studio,   cneordnt/sse.   labore. 
quam,  pwt. 
1.  21.   volivum  (gl.  acceptuin). 

est/'///,  oplalivum. 
pra'Iigural,  gelac[/i(id].  sigui- 

lical. 
lol.  23.  B.J  1.  1.   lervorem  (gl. 

ardiirein).    i-ealle.    vijlin.    \ 

bnrd. 
exegil,   adreah.   cxposcit. 

Z.   l<\    D.   A.    IX. 


niaculaluni.  inviolaluin).  uni- 

vcmtncde.   [1.  unge-]. 
usque  nonagenarium,  od  pa  ni- 

genleodnn ;  verbefserl  {nig)- 

und{eodan). 
1.  4.  decrepita',  forveredre. 
Iribuno,  ealdre. 
1.  5.    consulta   (gl.  responsa). 

ric[das].  niarg.   andsiHira.  I 

r  (je  das. 
1.  6.  palerelur,  hiuvrhrhlc.  [1. 

va'r-].  consenliret. 
intenlione  (gl.  eura.  desiderio). 

^('orn[Jh/nesse].    rubr.  ge- 

/'//// unge. 
1.  t).  proadepta-  integritatis  (gl. 

assumpla  eastilatis).    niarg. 

ungcrfangenre    [l.  ander-] 

andrcalh/iyssc. 
clilaniide  ,   niarg.    linnuvdenne. 
liniamenlo  (gl.  speeie.   1  simi- 

liludine).    of  hive.    \  gelic- 

nt/ssr.   imagiue. 
1.  10.   (lomestica  sodalitatc  (gl. 

socielale).    o/'  hifcudlicere 

gefemvdcne. 

30 


mc 


AGS.  GLOSSEN. 


adsciscebatur  ('^\.  adiungebalur. 

ulebatur).    [va's]   gepeod.    1 

ciged. 
1,  II.  oraciila  (gl.  pnedicalio- 

nes.  responsa).  gerona. 
prsesago  (gl.  prsescio).  [     ]lm- 

gwn.    [?1.  geMcnungvm.\ 
1.  12.   affialiis,  ahhpst. 
l.  13.  prwtereundum ,    io    hii- 

gv?ine.    1  f'orgiiene.    decli- 

nanduiii. 
bealae,   {ges(vli\ges. 
memoriw ,     [gemijn]dcs.     [ge- 

mynd  wiYd  als  neulr.  iind 

fem.  gebraucht,  s.  Goodwins 

AS.  Version    of  llie    life   of 

St.  Güdläc.  ;;.    103.] 
1.  14.  fortuiiatum  (gl.  dilaluin). 

gegodedne. 
vocabuli,   \geciged\iujsse.   vo- 

catioiiis. 
praisagium    (gl.  pra'scienlia.  l 

divinatio).    forec[i]tigang. 

inarg.  gyddunge,  diviiiatio- 

nis.  marg.  godcundlic  fove- 

scavung. 
l.  15.   pascebat  (gl.   nulriobat;. 

metsode. 
in  proposilo    (gl.  in  inilio.  in 

giadu).  Oll  chv/i/iijsse. 
di vi lue ,  [güdciüid/i] cere . 
[divina?]  rcligionis  (gl.  convcr- 

salionis ).        godcnndlicere 

drohtniuige. 
1.  IG.  nequirel  (gl.  nun  possct). 

he   [ne  inihte]. 
quam,  Iniime. 
appoUaliunis ,    \geeiged]nysse. 


et  celestis  eulogise  (gl.  testa- 
nicnli.  benediclionis)  pra^- 
rogativa  (gl.  excellentia). 
7  healic  viirdment.  \  syn- 
de[r]lic  gifu  heoj'enlicerc 
gi'eli?icgte.   [1.  ge/m/cde.] 

1.  17.  permilteret  (gl.  licentiain 
daret).  Jorgraf. 

graluita  (gl.  gratis  data)  nui- 
nilicentia,  marg.  mid  gccve- 
iniid  udedgi/e  1  syle/ie. 

superna,  libcralitatis  (gl.  fruga- 
litatis).  heofcnlicere  cystig- 
7iysse.  marg.  liberalitas.  sy- 
len.   1  cy  st  in  es. 

1.  18.  inunificcnlia  (gl.  largi- 
lalc).  gij't'l/iysse. 

mactus  (gl.  1  mirandus.  dita- 
tus.  perfectiis).  pucr,  marg. 
gevexa7i  c?iwpliiigc. 

poUescerel,   veox.   I  peh. 

secundis  (gl.  prosperis.  la.tis). 
gery?ieficum. 

[secundis]  succcssibus  (gl.  ca- 
sibus.  lelicilatibus).  gesuu- 
fullum  gesielinyssiim . 

l.  19.  llespcriie  (gl.  Hispania^ 
1  Italia'j.  vestdwles. 

late,   oj'er  eal. 

crcbrescerel,  gevidmcvi^sede. 

liaud  l'ruslra  (gl.  non  inutili- 
ter).  naleshco7i  on  idel. 

1.20.  advocato  (gl.  inlerj)ol- 
latore).  pi/igcre.  niii/idbo- 
ruin.  marg.  viundbora.  pin~ 
gcre.  advocalus. 

i'elix,   healice.   \  geswlige. 

pii vilcgiuni ,  sindergij'e. 


parlicipavil    (jjl.     coininuiiica- 

vil).  mensumede. 
I.  21.   lactanles  (gl.  piieri.  in- 

faules),   iunge  cildre. 
evaiigelici,  godspellicere. 
consona   (gl.   coiicordi)    vocis 

liarmoniä    (gl.  modulalione. 

sono).  dreamc.  mid  giulre- 

mere  svinsunge  \  mid  hleod- 

ringcndum  dreamc. 
l'ol.   24.  A.]  1.   1.  concorditer 

(gl.  urianiiniler).  anmodiice. 
1.  2.  niediocritas  (gl.  parvilas). 

gehiui'd/iijs.    1    medemidlic- 

nij.s. 
aulhenlica    (gl.    coiifinnala.   1 

auclorilale    pleiia.    siibliini. 

priucipali).  viid  hitulicum. 
1.  3.  veleruin,   [ca/jdra. 
auclorilale,   ect/dordume. 
subnixa  (gl.  suH'ulla).   under- 

piod.   111  arg.   under[)i/üd. 
in  sacrosaiicla  soleimiilale  (gl. 


AGS.  GLOSSEN.  467 

inelodiä  (gl.  canlileiia.   laude). 


1.  6.  coiicelebral,    brem[c]d.  i 

her  ad. 
1.  7.  iiniuarcescibilis,  unforro- 

leslices  [I.  unfoiTotedlices], 

inipulribilis.     marg.     iinfa- 

Ucndre.  pudicili* ,   itnivem- 

m  e  dlicerc  clivn  \nysse\ . 
lulela    (gl.    dei'ensione).    [va- 

i-a[?//]. 
1.  8.  proteclum  ,    7'nOr.  geva- 

rad. 
proplielicd,    \pited6m\Ucc. 
signa,  tacmi. 
1.  9.  posl  deriila  sacella,  (pfter 

toiwrpenum  templan  [1.  -um\, 

1  dioJel[gildum] . 
dissi-  [1. 10.]  palas  ,     tostenctie 

[1.    toalencte   für    tusten- 

cede]. 
faiialic;e,  vianfuUcs. 
genlililalis,  hn'denscipes. 


festivitale).      07i      haligcre    ccreraonias  (gl.  observatioues. 

freolstidc ;     über    luiligore         culluras).   bigencgas, 

sle/i( pn/d.  ?  zu  maiiiovvü-ds.     i[i\x,  se. 
1.  4.  classibus,  bymiim.  \  liere.    expertem,  ase/i[dredfi].  priva- 
canorä    (gl.  suavi)    voce,    mid 

dr einer e  stej'ne. 
geminis  con-  [I.  5.]  cenlibus  (gl. 

caiitibus).  tcifinum  sangum. 


tum. 
1.   11.    fato   (gl.    divinatione). 

geswlinysse.     1    vigelunge. 
Ibrluine,  gevyrdes. 


Osaiina    (gl.    salvaloi').    IkcIc-    geuesi  (gl.  decrclo.  1  origine). 

tode. 
persullans     (gl.     reclaniaus). 

dre[amende,  dremcude,  drij- 

metidii], 
iucunda^  (gl.  amoena;).    [hiht- 

full]re. 
iubilalionis,  blissc.  laudis. 


cneoresse. 
niallieinalicoruin     (gl.     docen- 
tiuui.     1    düclüi'um).     lunc- 
gelvitegana.    sleorg/eacra . 
marL^ 


tun  egelvitegen  e . 


sU'orgleave. 
1.    12.   conslcUalionem ,    a7/o;'- 
30* 


/i68 


AGS.  GLOSSEN. 


rf'ßle.    \    moorctnige.     reo- 

nu/igi'.  marg.  coiislellationes. 

stioi'viglii.     \     incnrcung'f'. 

lireojuüigc. 
Gilesp.30.]l.  13.  copiosa,  vui- 

iiij'caUli'. 
I.  14.  emolumeulafjjl.  augmen- 

taliones.  incrcedes.  laborcs). 

lean. 
orlhodoxis   (gl.  rede  gloriosis) 

doginalibus  (doctriiiis).  inarg. 

nf  rihtgelej'edum  lamm. 
1.  15.  provenerunt,  geluinpnn. 

inarg.  geliimpun. 
gnarus    (gl.   peritus.   sapiens). 

(cdel. 
1.  16.  palniitum,   vhiboga. 
botros ,     vlijna.    \     clij[stni]. 

marg.  bolros.  cli/stni. 
raceiuos,  croppas.   clijstra. 
sannentorum    (gl.    vincaruin) 

spranca. 
1.  17.  succidens(gl.  pra'cidens). 

Jhrceorje/ide. 
fiscellis,   ta'/ielinn. 
onuslisque,  7  gcset/iedi/m. 
corbibus  (gl.  copliiiiis).  vi/tgi/?//. 
ad    pra'lum    (gl.   ad  lorcular). 

lo  vi/ivri/igo/i. 
1.  18.    lorcularibus    (gl.    coin- 

prcssionariis).  vintreddui». 
exprimendos,  to  vrhigen[ii](\ 
uieru-[l.  I9.]lenla    (gl.    pura). 

hlutru.   1  lidc 
I.  19.  delecali  (gl.  purgati)  ne- 

claris  (gl.  suavilalis).  aJiliit- 

tredes  hi/nigf rares. 
defrula,  mcdeva.  vin.   dccocla 

vina. 


apolhecis    (gl.    Iiorreis).     Hn- 

hiisuiti. 
1.  20.    caiiponibns,    vint(vppr- 

nnn.   piiicerna. 
quatenus,    [xvt    luvvn/i ;    ver- 

bejsevt  (vaT)ü{n). 
1.  21.   de   terreno,  oj  heordli- 

cuin. 
mindinarimi ,    cijpmanna.    cy- 

peiigca.  (e  in  i  gebpfseri). 

niercimonianini. 
mercalu,  gestreone. 
fol.  24.   ß.]  1.  1.   prierogaliva 

(gl.   dignilas).  sjjndergijfa. 
quam    (gl.    s.    proerogalivam). 

pu'ne. 
qui,  pe. 
1.  2.  conipelliltir  (gl.  angaria- 

tur).   [?s]  tieadod. 
liumaniiin,   [me/f]/n'sce. 
exosus,  andsu'te.  despectiis. 
coiisortium  ,     ferra'done.    ge- 
rn a  na  num  {viell.  -iiKv). 
I.  4.    contubernio,     vii/tunge. 

habilaculo. 
1.  5.   liisloriographiis,  vurdvj^i- 

tere. 
qua',  pa.  sc.  virgines. 
pro  iii-[l.  6.]tegrilalis  (gl.  ca- 

stilalis)  pudicitia  (gl.  virgi- 

nilale).   marg.  Jor  geheald- 

.s untere  sidej'ul[?iysse] . 
gurgitis,  svi/ttes  [?  pyttes]. 
alveo,  sfreaiiie.   fuiidn. 
per    pra'ceps ,     /liderscij'e    {?] 

marg.  iiidersceotende. 
im-[l.  .j.Jmerserunt  (gl.  abscon- 

derunt).   onbeseltan. 
1.-8.   pcriililalur,    trncad.  pe- 


A(;s.  (;i/)SSEN. 


469 


ril.    marj^.   ic  triicii^t\   |)cri- 

cülor. 
iiiiraiiduin,   rii/iderlir. 
iicj^oliiiin  (gl.  1  causa,    labor. 

ojms).  geslreon. 
propcmodum,  für  neun. 
I.  1).    doircliim    Cgi.  secreluni. 

staluliini).  rii'd. 
raiiicoriiiu ,    manda'da.    peccu- 

loruin. 
Ilagiliis,   liflärum. 
staluiii,   Stade.  \  stalaä.  slabi- 

litalcin. 
1.  10.   coiiturhanl  (gl.   coinriia- 

ciilaiil).   drcfiid. 
iiian(-i|iari  ,      [bcun]     gcvi/ld. 

siibili. 
1.  II.  arbilrio,  ci/re.    iiulicio. 
compellitiir      (gl.      coarlalur). 

pnrst. 
l.  12.  priclexlii,  /t/rc.  velamiiic. 
cxilii,   [Jord]sfd('s.   inoi'lis. 
I.  13.  extraiieus  (gl.  alicims). 

ridntan. 
hiolbanalos ,     hisiiiorcuas.     [1. 

bisinorlices],    iiiarg.    scl/'ha- 

iiati. 
coiiiici ,    gesincad.     \    hogcd. 

perlegi.  argimiculai'i.  l  .siispi- 

cari.     itndcf.std/idc/i.    iiiarg. 

baon  gt'smfod.   \  gchogcd. 
I.  IG.  (|ii()lilM'l  (gl.  ali(|ii(»)  paclo 

(gl.    I'ücderc.    iure),    inarg. 

mid     (Knigi'.re,      trcovdc.     \ 

irisc. 
I.  19.    nialeriia    gravitate  (gl. 

digiii  lalc) .  modcrlicere  siwd- 

dlni/ssf.   \  ritrdscipe. 
(|ui,  [ki.   i.   parculcs. 


siiccessiira'  posle-[l.  *,»0.]  lilali, 

ßlii'/tdj'c  ü'J'lcrgeNvg/iy.ssc . 
consulebaiit,    ra'ddan.    provi- 

debanl.   legcbanf. 
cousorliiiui ,    sc/t.scipe.    lualri- 

inoiiiuin. 
1.21.  obleiiUi    (gl.   occasioiic!. 

iiiUiilu.   oplalii).    marg.  für 

hvioalc    [?  für  bogijl(tnn<'\. 

\  goriinungc. 
diles  p.  37.]  decrevil,  leoUge. 

cogilavit.  gcitii/nte. 
oogii-  [1.  22.]  ala' ,     nnvgiudrc. 

[I.  iiurgtudre,  magotudrc]. 
propimjuitalis  (gl.  vicinilatisj. 

sijbbe. 
lervorc,  rijlmc.  ardorc. 
|:aiilatiiii ,   dirlmivlum.  parlicu- 

latiin. 
I'ol.  25.   A.]   I.   I.    lepescerel 

(gl.  i.  frigesccrel).  hrconede. 
torrido ,    \bijrnen\dre.    calido. 

accenso.   haluiii. 
rigoie  (gl.  diuitia.  rorliludiiie). 

brij/K'/iij.ssc. 
iiisliiiclii,   of  (islihtingo.  i.  do- 

clriiia.  inarg.  of  aslihlincge. 
stropliosi    (gl.    dolosi.    invidi. 

1.    2.)    Iioslis    (gl.    diaboli). 

face  II  fit  lies  J'i'undes,    1  an- 

iligcs . 
sciisini      (gl.      i.      paulalini). 

slnii[d\inirliiiii. 
pnt'doiiibus     (gl.     raploribus). 

slriidcri/iii. 
\.  3.  giassaloribus    (gl.   lorlo- 

i'ibiis  l  pHgiialoribiis).    Iwr- 

gicnduin.   \  ri/pcn/m. 
obvia,  inarg.  agcaiihvurfcndc. 


470 


AGS.  GLOSSEN. 


obvia  qiiaeque,  marg.  gdwylce  opIalBe    (gl.    desideratoe).    ge- 

gehendnysse.  agcanhvorfe-         vilno\<lre\. 

nysse.  i.  10.  qiia^,  pa. 

atrociter  (gl.  crudeliter).  ^7v>/<-  1.   11.    niacliera   (gl.    gladius. 

lice.  miicrone),  mece. 

vastantibus    (gl.    pra^danlibiis.  extorqueretur,  gp,cveJmh(vrcd. 

popiilanlibus).  avestcndum.  cruciarelur. 

1.4.  venia  (gl.  servus.  faimila.  nialuit,  sviäer  [vo/de].  voluit. 

pyften.  1.  12.  occumbere  (gl.  cadere). 
iubetur,    [m]  hebodeii.  sveltan.  \  fellan. 

iusto  (gl.  recto)    valde  iudicio  profanaiido,     avitUende.    pol- 

(gl.     exaraine).     of    svide        luendo.     niaculando.    inqui- 

rihtvisum  dorne.  nando. 

1.  5.    poslllminium    (gl.    redi-  I.  15.  i^vselevea,  forp?'. 

tum.    ad  propria  limina  re-  tarn  virginalis  piidicitia3,  ge  of 

versionem.     i.    niandatuin).         {^fwmnhadlicc\re   [geheald- 

marg.  ogeancerdingce.  marg.        sum]nysse. 

r.     ageanhvo[i']Jeiiysse.     \  1.  16.  quam,  ge. 

ageancyme.     marg.     inter-  1.  17.  feram,  poUe. 

dictum  liminium.yb/'Z'o</e//«e  adeo  (i.  in  laiilum).  sva  svide. 

edcyrr.  tarn  valde. 

inutile(gl.conlemptum).iY/c//c.  1.  19.  mutabilem    (gl.    contra- 


quatenus  (gl.  ul).  sva  pwt  he. 
1.  6.  minime,  ?ialeshvo>i. 
pertimesceret ,    ondnet.     hor- 

resceret. 
prolixffi,  lange,  diulurna?. 
1.  7.  servilulis,  geniderunge. 
heri  (gl.  domiiii).  hla[fordes]. 


riam)  hvnrliee.  \  vidervurde. 
1.  20.  reci-[1.21.]procis    (gl. 

iterantibus).   edhece/idum. 
anastasis  doniiuica,  se  dvihten- 

lica  a'n'st. 
1.  22.  celebralur,   [is]  bremed, 

honoralur. 


9XvQ)C\Vt\\vcal\}ireovlice.\va'l-'\.  l'ol.  25.  B.]  1.  1.   liquor  oppor- 
invisum    famulatum,     anstvtnc        tunus,  gehipelic  [1.  gehyht- 

peovdo/n.  lic]v(ete. 

\.8.sli\nm,su/handlafn.[l.-?/].  1.2.  liquidas    (gl.  ciaras.    pu- 
1.  9.  sulcorum,  y?/ra.  ras),  myltendes  [1.  -e]. 

glebulis    (gl.   cespilibus).   tur-  1.  3.   stiq)cndo  spectaculo,  mid 

vum.  vundumfulrc      [I.    vundur- 

occa,  ear.  oder  vundor-']  vo'fersene. 

nugacitcr,   avorpeuliee.  \  vac-  1.  4.  ciciudilibiis,  n'ocinii.  stup- 

[lice],   inulililer.   viliter.  pulis. 


AGS.  GLOSSEN. 


471 


iiifusis  (gl.imposilus).  ongagcl. 
l.  5.  in  ceiilro,  o?i.  tro.ndle.  in 

niedio.  \  iu  rota. 
1.  G.  arviiiä ,    smereve.    axun- 

gia.  ryaele.  mycgeni.  niarg. 

micgern.    arviiia.   i.   adeps. 

\  pinguedo. 
iiiadefactus,    gesmered.    [ii]u- 

meclalus. 
solito  clarius,  si'ide  simte/ice. 

l  vuneiice. 
I.  7.  grassator  (gl.  raptor.  va- 

stator).  ro\<if\'re.\ 
1.  8.   qua,   mid  [jibn. 
catlioiicorum,  geleaf\^fuUr(i\ . 
crehrescunt ,     r/de    spn'ngad. 

vidmersind. 
obliquo  (gl.  ciirto.   l  curvo.   i. 

contrario),  mid  liviiruin. 
livoris,  (vj'cstes. 
Giles  p.  38.]   succendiliir  (gl. 

conflagralur).    [is]  antc/id. 
l.  9.   ut,  pci'l. 
lavorabile  (gl.  laudabile).  ho- 

riendlic. 
snspicionuin,   venenn. 
argumenlis,  senrecra'ftum . 
nulabun- [I.  lO.Jdiini  (gl.   (Icxi- 

bilc.  covinünf^mw) .  J'eatlcdnc 

[1.  feallcndne]. 
clidcrct  (gl.  i.  oUcinkM-cl).  [)wt 

he  aslvnte.   \  gcdrehle. 
slropliosi    (gl.  dolosi.    fraudu- 

Iciiti).  Jaccfifidle.  \  hiveres 

[1.   hiDcras.] 
piobrosuni  (gl.vitiosuni). eadril- 

J'nliie.   nclandiim. 
1.  11.    [probrosum]  lacinus  (gl. 

culpam.  realum.  l  selus)  et 


inauditum  (gl.  i.  incredi- 
bile)  crimen,  inuk  [1.  ge- 
?ioh]  manfuinc  gylt  ~j  un- 
geleajfufne  /rh[f('r] 

peslilenlia'  (gl.  nccis).  cryldefi. 

I.  12.  concinnanl  (gl.  conipo- 
nunt.  conspiranl.  nuillipli- 
canl).   Iirconedan. 

I,  13.  iiL  cliirograpbatur  (gl. 
rescribil  mann),  sva  sca 
iivrai. 

iiisiirreAcrnnl ,     ongaan    [äri- 

SO/l]  . 

I.  14.  crepitante  (gl.  lonanle). 

hrastlii'/ide.  resonanle. 
1.  15.   regia^  pestis    (gl.   regis 

niorbi).   J'otadles.     niarg.    1 

fotcodu. 
I.  17.    apologelicam    (gl.  con- 

cussibilem)  [1. 18.]  defensio- 

nem    (gl.     gubernationcm). 

marg.  heladicndlice  vare.  \ 

gescildnyssc. 
nt,  s>}a. 
I.  18.    exquirit    (quajsivit.    in- 

vcsligavit  i.   asvicadc. 
1.   li).    Iiac,  l>isiiin. 
absirusam  (gl.  conclusam.  oc- 

cnllam.     absconsam)     vasti- 

[l.  20.]talem,  pa  diglan  tu'd- 

gilnysse. 
a^mulorum,  ridcrvinnena.  con- 

Irariorum.inimicorum.  niarg. 

vidcvs(i\cena.\       [/'«/«/•]  vin- 

?u'na. 
niacliinanicnla ,    dofungn.    in- 

sidias. 
concinnalas    (gl.    coadunalas. 


472 


AGS.  GLOSSEN. 


compositas).    niarji;.   Jxi  ge- 
reonedan.  \  onhvidan. 

1.21.  facliones,  leasunga. 

1.22.  mussifantes ,    hivicndc. 


stulahal.   i.   optabalur).    sva 
sva  he  bwt.  \  geornede. 
exhalavit  (gl.  exspiravit).  uta- 
Vyßite. 


fingenles   1  nieiilientes.  reo-    foetidinn  (gl.  sordidum)  spira- 


nigeiidc 
fol    26.  A.]  1.  1.  eisdeni,  pnm. 
periuraiiles,    pa    mansverien- 

dan. 
devolabant    (gl.  maledicebanl. 

exprobrabaiit.  oplabanlj,  avy- 

r?'gdon. 
1.    2.     donieslica*    sodalitatis, 

hivcudre  gcjivrriedene. 
1.  3.  clientelä,    in  hirode.   i. 

societate.  gefieodtiesse. 
et  propinquce  necessiludinis  (gl. 

ainicitice.    consanguinitatis). 

VKVgra'dene.  marg.  7  gcsib- 

herc    VKPgradene.    \  nean- 

sibl[higui)i\. 
contribulibus    (gl.    propinquis. 

parenlibus) .  sihtinginn. 
1.  4.   tigillo  (gl.  cella.  pars  pro 


ciiluni    (gl.    animam).    fule 

1.  8.  concinnati ,   gereonedes. 

coadunati. 
1.9.   serä  (tarda),  mid  sleacc- 

Icra  [1.   mid  s/eac/icere]. 
auscultaiitibiis     (gl.     audienti- 

bus).   heorc[niendiim]. 
in  propatiilo  (gl.  in  comperto. 

in  medio).    on    ann/nge    [1. 

ijrungc]. 
lamentorum     singultibus     (gl. 

ploralibus).    heqfiinga  sice- 

t an  ginn. 
tani    raucidis    (gl.     felidis.    1 

amaris.  s.  invisis.  abomina- 

tis). /»/'o/?  [?].  ceorigum.  sva 

biteruin.  marg.  mid  sva  bi- 

terum . 
tolo.    tigno).     hrqfe.    marg.     1.  10.  queslibiis,  biq/'um.  murc- 


on  fijrstrofe. 
globis,  leomum.  luminibus. 
raemo-[l.  ö.jratur  (gl.   perliibe- 

tur).   is  ges(pd.  l  ger/u/nen. 
1.  5.  ccrebri,  b7'(Pgpanne. 


nii/igum. 
lacrimabundus,  voplie[?ide\.  la- 

crimaiiti  similis. 
1.  14.   quid,    to  hvi. 
referam,  ge[recnige  ic]. 


plantatcnus  (gl.  usque  ad  plan-  sancla*  recordationis,  ges[a'li- 

tas).  od  pa  fotvelmes  [-as],         ges  gemi/n]di;s. 

1.  6.  morbo  regio  (gl.  regali  in-  cuius,  Jki-s. 

lirmilalc).  marg.  mid  [}i]reo-  riimigerula     (gl.    s.    famosa). 

Jol[fin].   \  folad/o.  \ Jhtcoda.        hlisbu're. 

impudeiis    (gl.     invercciindus.  1.  17.  ubi,  par  par. 

sine  pndore).  vnscamfa'st.  Giles   p.  39.]  palmilibus  ,  rin- 
jMOcax  (gl.  [letax).  ofcrspreca.         tre\ovum\. 

1.  7.    [iilj  imprccabalur  (gl.  po-  1.  IS.  longelaleque, /vV/e  7*''V/<?. 


AGS.  GLOSSEN. 


473 


percrcbuit  (gl.  mulliplicabatur). 

gcfulspranc.    niarg.   gcvid- 

vivcrsede. 
altor,  fosterja'der.  nulritor. 
1.  19.  cnnabuloruni  (gl.  vesti- 

meiitorum.  1  lecluloriiin   in- 

fanluin).  gelyijrdtide. 


victoria).     mid    sigerlicum 

sige. 
sublimatus,  vks  uff\e\red. 
sed   quid   miruin ,    ac   nis   na 

runder. 
I.  3.    graduum    (gl.    apicum). 

gpjnncda. 


1.  20.    teneritudine ,    iu[n]gnn  fasligio,  ypplcne. 

iiigede.  charisnialuni   (gl.  donalionum. 

raemoralur,  [is]  gereht.  \  donorüm).  marg.  gastlicra 

lani,   wider.  syllena. 

notarioruni,  nntera.  \  rritera.  cum,  ponne. 

characleres,   strican.    \   ?n(rr-  1.  4.  iufaiitis,  c/'/des.  sco  mea- 

cunge.  menr[cungf/.]  reriste  yld. 

1.  21.    quam    grammalicorum,  indolis  (gl.  ingenuus.  quasi  sine 


ge   stcvfcrtpjh'ra    [I.  -crcvf- 

ti'grra] . 
periodos     (gl.    ).    intelleclus. 

raarg.  clausula),   ful/e  cve- 

das. 
colo  (gl.   membro).  pnrh   lim. 
et  commate,  7  todalw  [1.  -e]. 

incisione. 
sequcslratim    (gl.    separatim). 

synderlipes. 
1.  22.    allabililer,    g''tinrg[e]. 

cloqucnler. 
fol.  2(5.  IJ.]  1.  1.  scismalici(gl. 

liligiosi).    dro/an  ?/ian[ne.s]. 
in  abstrusum  (gl.   i.  occullum. 

obluralum.  lencbrosum).  on 

digle. 
cuniculum  (gl.  I'ovcam.  domuu- 

culum).   crepel.   marg.  crij- 

pell,     verbej'scrt    in    {cry- 

pel)e,  cuniculum. 
delluxcrant,   ioßcovan.  \  vluv- 

nan. 
1.  2.    Iriumpliali    Iroplioo    (gl. 


dolo).   (vdeles. 
pra*sago  (gl.  priescienli)  pro- 

digio       (gl.      oslcnlalionc). 

marg.  formttigum  beacne. 

1  sviite[[wn]. 
1.  5.  ludorum,  gameno. 
gcsliculalio ,    angin,    iocus.    1 

actus, 
aulorilalem  (gl.  praTogativam). 

ealdordom. 
porlcn-[l.  ().]  deril(gl.  permisc- 

rit.  innucril).  gesviite\lode.\ 
sacraraenlis,  geryniim. 
1.  7.    puerorum    calervas    (gl. 

lurnias.     s.     miilliludincs). 

marg.  iunge  lieapes. 
in  marinis,  on  swlirinn. 
glareis ,     ceshim.     arenis.    la- 

pillis  aronosis. 
sacrrdolalom,   sacerdlice. 
1.   S.    calccliumcnos ,    gecrisl- 

nade.  larlileslcndras  [1.  -as. 

? lürhlestendcre].  marg.  ge- 

crisfnad,  calecuminus. 


474 


AGS.  GLOSSEN. 


et  competenles,   gegyrttende.    I.  17.  quem,  [)ie/ie  hi. 

7  vilnienüe.  magica"  l'raiidis,  drylices  f'ac- 

1.  9.   myslico,  gastlicere.  sc-        nes. 


crelo, 
oflicio,  genjne.  niysterio. 
scenico,  pleglicmn.  umbroso. 

iiKirj;.   of  gescandlicum. 
ludorum,  gamena. 
1.  10.  ioco,  gamene. 
gestum,  plegan. 


necromaiilia,  mid  galdre. 
1.   18.    retulerunt,    arehto/t. 

dixerunt.  narraverunt. 
1.  19.  commenlis   (gl.  revela- 

lionibiis.       niachiiiamentis). 

marg.  hivungum. 
ha'reticoriiin,  gedvolmntina. 


decrelis   (gl.  iiidiciis).    domli-    lenocinanlibus    (gl.    sediicenti- 


cum. 
synodaiibus,  synodum. 
serio  (gl.  ordine).  eoi'nestlice. 
I.  12.  machinas,  searaci'wßas. 
experlus  sit,  afu/ide.  iiivenit. 


bus).  gevemmr/ullicum . 
probi'osis  (gl.  viliosis.  dolosis) 
[1.  20.]    faclionibus  (gl.   fal- 
laciis.  falsitatibtis).  edvilj'ul- 
liim  facnum. 

fraudulenlas,  svtepigc.  \  sv/c-    iiiconsulle  (gl.  iucoiisiderate). 
fullfi.  unncdlicc.       uiij'orca/ided- 

scisnialicorura  (gl.  litigiosorum).       iice. 

Jlitera.  conderanari,    bco7i  genidercd. 

slropbas    (gl.    piaculas    [sie.],     l.  21.  verum,  ac  ec  svilce. 

i.   fraudes).  facna.  1.  22.  concinnali  sceleris,  ge- 

1.  13.  perlulerit  (gl.  sustinuit). 


he  gepolede. 


i'conedes    geltes,     mullipli- 
cali. 


factioue  (gl.  falsilate.  fallacia).  scenam    (gl.  nefas.    umbram). 

bepwctoiga  [1.  -e].  vivbbi/nge.   \  sceade. 

concinnabant    (gl.    multiplica-  prodidit  (gl.  oslendil).  ^'7?y/7/c'. 

banl).    reoncdan.    \   mwni-  a    tarn    Ilagiliosis,    fraiii    soa 


[f/j/dedo//]. 
1.  14.   Iiisloria",  rece/iftysse. 
1.  15.  ila  prorsus  (gl.  omnino). 

sra  eallunge. 
sccplra  (gl.  iinperia).  a/tdre[a]l- 

da[s]. 
1.  IG.   evulsum  (gl.  abscisum). 

u  tu  lo  c  eil  e .  up  a  Udo  de . 
in  sarcopbago  (gl.  in  lumba). 

on  sc\r\ine 
dclalum,  geled.  oblalum. 


Jyrenfullum. 
fol,  27.  A.]   1.    1.    I'acinoribus 

(gl.  viliis).  mandcedum. 
immunem    (gl.     immaculatum. 

caslum.)   ovciesne. 
declaraviL     (gl.     manileslavil). 

openedc. 
allriUe    (gl.   viulake).   iobryt- 

tes. 
1.  2.   |)allor,  scnme. 
ob  delcctum,  J'or  nbaredum. 


AGS.  GLOSSEN. 


475 


apertnm.    revelatum.    niarg.    machinaretur    (gl.  niolirelur). 
for  abored.  sertvede. 

tremebundos    (gl.    terribiles).    1.  9.    garnililatis  (gl.  verbosi- 


talis.     loquacitaüs).     made- 

lu/7ge. 

incesliun,  fehte.  nefas.  foetor. 

stiiprum.  fijlde. 

melancholia':     (gl.     i.     fellis). 

sveartes  aeallan. 

velul  foetidam  [1.  10  ]  nauseam 

(gl.  senfinam).  svilcc  fulne 

vhvttan. 

I      ,  ,  i    de  recessibiis  (gl.   visceribus). 

qf   digclncssum.     of  heol- 

strigum. 

1.  11.  quem,  heo.  pa'//e.  s.  pro- 

slitula. 

,  n       .        .  •  gremiis,   fjrrcvditiii. 

1.    6.    confutali    (<rl-    superali,  //      i 

.    .  ^°      .        /•  procax,  (üivillc.  loquax.  per- 

convicti.  1  redari-uti).   o  er- 


ege.  fülle. 
arguit  (gl.  casligat).  preade. 
1.  3.   viiUiis,  ncbb. 
purpureus     (gl.     rubiciindus). 

rudi  \?rude  oder  rudig], 
Giles  p.  40.]  rubor,  sca/nii.  \ 

bisvier. 
slibio ,    deathe;  he  von  einei' 

anderen  hand.   [1.  deage] 
strc/ ^ 

cmjttelsa. 
1.   5.     hiiiuscemodi     (gl.     lali) 

saiiclä  vicloria  (gl.  Iropliea). 

mid  pilcimi  holgum  st'ge. 


;uti).   q/i 

stiele  de. 
argumenli,  sea7^e{cr€cftes\.  ina- 

cblnamenti. 
molienles,  seriv[iende.  1   scr- 

riende].      cogilanles.      Jin- 

gh'iide. 
proslilula   (gl.   nicrclrix).  for- 


liiiax. 
obiincab.it   (gl.  aiiipleclabaliir. 

refleclebat).  gebigede.  niarg. 

bechjpte.  \  gebigede. 
apolo-[l.  12.]getica  (gl.  defeii- 

denda.  exciisabili).  mid  be- 

ladie/ilicre. 
pellanim,   largena. 


liger.     qua-    prostat.    [1.7.]     ,es,„dine,    of  scellruman.   [1 

pellax  (gl.  iallax.  iiiciidax).         seildl-\. 

leas  fijrnhicgcc.  \  höre. 
prostibuli    (gl.   domus).  J'orli 

geres  huses. 
stupro,  ha'viede. 
quo,  pam  he. 
1.  8.  insinuilarc  (gl.  deciperc).     1.   14.     raucidii    (gl. 

licita/i ,   rerbcfserl  in  (l)o-         (v/esligiim,     iinirg 

(citan).   [1.   liecclan.]  luiii. 

procaciler  (gl.  impudeuter.  lo-    livoris    (gl.     nigra^    niacula') 

quaciler).  gemaglice.  a'J'estes. 


dcfcudebatur   (gl.    cuslodieba- 

tur).  he  vics  gesceld. 
1.  l'^.  a'inuloruni,  vidervinne- 

?ia.   iuiniicorunK 
qui,  pa. 

amaraj. 
iiidj'ul- 


47G 


AGS.  GLOSSEN. 


jirofiij^us,  ßi/7ni[fi]g.  expulsus.  tucbalur,  Z»^'<"p[/'f^/<'].  defendehal 

1.  15.   exulat  (gl.  peregrinatus  1.  2.    sumini    ponlilicaliis    (j>l. 

est),   vi'ivcnede.  magiii  episcopatus).  heolices 

inlercapedine,   onfeste.  spalio.  biscophndes. 

[1.  onj'wce.  ' vcc    ist  in  'sf  1.  3.    sacrarium    (gl.    saiiclua- 


von     späterer     hand    ge- 

bi-ßcrt]. 
lalc-[l.  I6.]brä    (gl.  loca.  oc- 

ciilta).  heolstrum. 
liinpido,  beorlitiim.  claro. 
radio,  leoman.  spleudore. 
sed,  ac  he. 
1.  17.  cote,  statte. 


riuni).  chor. 
1.  4.    acerriiiKi*   (gl.    crudelis- 

siiiKi').   biter csle. 
casligalionis,     preaiunge     [l. 

preng-^. 
1.  5.   damiia,  henda. 
1.   6.    treniebiindus ,     biiiiende 

[1.  bißende],  pavidus. 


1.  18.  calaniitaluni,  y/v/if/ff.  mi-    expavit,  /brA/o[^/e]. 

1.  7.  ad  palalinas  (gl.  ad  re- 
gales  anlas)  zelas.  to  hof- 
lican  [1.  -iüiii\.  to  hivUieutn 
[1.  heallicuin].  Injrdliciim 
geseton.  sessiones.  niarg. 
to  cynelicum  geseton.  [1. 
gesctum.] 
prodronii ,    mothuses.  horsijr- 

nes. 
[ad]   veslibulum,    to  foredere. 
a'quanimiler     (gl.     patienler).     1.  8.  alteriiis  vicibus,  stemnum 

efenmodlice.  g<-rri.vli/in . 

perfercbal      (gl.     susliuebat).     dispiilans(gl.  liligaiis).////^?//^/^. 
forbipr.  aller-[l.  9.]caretiir,  p(vt  hesoeo 

1.  21.   cxciibias,   ra-rda.  [1.  sr/ce    oder   saeie].    ser- 

niaiidras  (gl.  caulas).  /oen.  niocinarclur. 


senaium. 
insetialiones,  ehtinga.  pcrse- 

culiones.  niarg.  onheliincga. 
conspiralio      (gl.      coniuratio. 

mussitalio).     hernstriing.    \ 

hvebbund. 
1.   19.    iiTogabat,     onbrohte. 

ingerebat. 
inflcxi  ,   u  /nid  [1.  tnid]  iinibi- 

gedre   [1.  nngebegedre]. 


1.  22.  Iriiculenlam,  veal[hreoee\. 
rabicm,   rod.  iiisanieni. 
fcriiiain  (gl.   bcslialcin).    egis- 

lican . 
fol.27.  IJ]  1.  1.  rerocilalcin  (gl. 

cruddilalcin).  red  [1.  red.] 
solcrlia  paslorali  (gl.  asltUia). 

care.    solliciludiuc.    hijrde- 

ficre  <(ire. 


1.  10.  dcmiilcel,  gesmacode. 
\  gladode.  1  geolelife.  niarg. 
dcintilcco ,  ic  smacige.  \ 
ie  gegladige.  \  ic  geolwee. 

perpendiculo ,  gcmende.  me- 
moria, of  runder,  qf  ri/it- 
inearee  [?ri/it-].  niarg.  pcr- 
IKMidicnliim,  fram  ri/ndern. 

Gilcs  p.  41.]  cleri  (gl.  populi) 


AGS.  GLOSSEN. 


477 


boias  (<;l.  calcnas).  preosthi- 

redcs.    arciis.    marg.    deri- 

!)<)ia.s,  proüsf/i/rcdcs.   rs  ist 

aber  zu  ititerpun^ivren  'ad 

inFaniiam    cleri,    boias    .    . 

necliml.' 
1.  13.   OAqiiisitis    (gl.    paralis. 

cxcogi  I a  t is) .   asincailiiin . 
inacliiiianieiilis,     oi'l)ancuin.    \ 

scarr[cra'J'tum] . 
vi-  [1. 14.]  ventis     hosli.T  ,    lif- 

licere  nnsagcnysse. 
acriler,   Irartlice. 
gerniaiii  (gl.  i'ralres).  getvise. 
I.  15.  disciplina*,  J)eaii[es]. 
siib  p.Tdagogio  (gl.  documenlo. 

magisterio).  undcv.  latleov- 

dom\t\. 
1.  IG.  ad  pra'senliani  (gl.  con- 

spoclmn).  niarg.  to  geiii\h\d- 

de.  1  a/idi'itrd/iijssc. 
1.    17.    ("Hill    argiiineiitis ,    vu'd 

sear'iecrir/'tum.     \    [xinca/i. 

[I.  sparocra'J'tum.  \  searo- 
l)a/iriit)i] . 
1.  18.  iclibiis,  sl('[gujii]. 
vapulare,     vitnian.     niullarc. 

flagellarc. 
riii'ihuiuliis,   haihrorl,   iraliis. 
I.  19.   |K'iciiiictatur,  J'ran.   in-    aixistasia',   vidersacunge 


mililia',  govi/nics. 

1.  4.    arcliialros   (gl.    siimmos 

niedicos).    marg.    archialcr, 

liolihhvces  [1.  hehtivcas]. 
1.  5.  bistorica  relalione  (gl.  rc- 

latti).  fi'am  gevurdcr/iccre. 

[1.  gcn/rdcliccre]  race. 
I.   G.    iiiiiiiicipalu    (gl.    prinei- 

palu).   caldoi'dome. 
1.  7.   litleralura' ,  cysto,  sta-f- 

craiftas. 
albo  (gl.  i.  fabiila).  brcde. 
1.  8.   coniniaiiipularibns,  Jirca- 

pniii   [1.  predtinn^.  sociis. 
coiitidimus    (gl.     speraviimis). 

hoplnd. 
1.  9.   Olympiade   (gl.    i.   quin- 

queniiio).     ßj'geara     ftcsc 

[1.  far}. 
[Olympiade]      ducentesima 

Lx..""',  marg.  tramhi/ndrc- 

dum    7   soofen  ~}  süt/gf/m 
ßßcno  gcarcs  gctcl[c]. 
1.  10.   edictis  (gl.  i.  maudalis. 

1  decrelis).  gchn/i/iinn. 
1.  II.  ad  UHirilicandiiin  (ad  sa- 

cri(icaiidiim).    to  styrc/ifin. 
1.    12.    aposlare    (gl.    fiigerc). 

vidersdcicn. 


terrogavif.  sciscitaliii'. 
fol.  28.  A.]  1.  1.  aluniiiis,  /<•- 

sterlinguin.     Iriiiicaliir    (gl. 

pleclebatiirj.  rws  nj siege//.  \ 

beheaj'od. 
rubris  (gl.  purpiiicis)  liMilis  (gl. 

rivis).  III id  blöd i ginn  hvidinii. 
1.  .3.  opera'  prcliuni  (gl.   con- 

gruumj.  ?icadl)earJHc. 


ad   voliila-[l.  13.]biiiin,   to  sole 

1  fylde. 
1.  !.'{.  capilalem  seiileiiliam (gl. 

iudiciiim).   beheajdu/ige. 
subire,   underhiii[gan] . 
1.  14.  pnediclos  tyruiiculos  (gl. 

mililes).    Jia     t regen   J'ore- 

sa'de  criiipan. 
1.  15.  pedcteiilim,  yrri,'7r. 


478 


AGS.  GLOSSEN. 


instrumenlis  medicinalibus,  7niil        sermoni ).        godspellicere 

lacniendlicum  tohun.  sprece. 

1.  IG.  liydropicoruni,  ««'^er^^oce.  gratis,  orccapes. 

uielancholias,  incoäan.  gratis,  togifes. 

1.  17.  catnplasma  (medican)en-  1.  5.   occisionis  (gl.  mortilica- 

tuni).   lacuunge.  \  clidon.  lionis).   snades. 

1.  18.  malagma,  ehseulfe.  col-  1.  6.  niactarentur,  hi  [cicron] 

Ivriimi . pojie  halvendan  cleo-        cvcalde. 


dan. 
Giles  p.  42.]  1.  19.  reserando, 

undonde. 
harnionias    (gl.    soiios.    melo- 

dias).  dveamns. 
1.  20.  balbis,  stamerum. 
et  bla'sis,  7  vlipsum. 
1.  21.  pristina',  pcpi^e  w/Ta/i. 

antiqiia;. 


1.  7.  in  scammate,  oredstovr. 

1  uu  orde. 
pal*slraruui ,  plegslov.  1  vin- 

stove  [1.   vin/i-]. 
I.   8.    prrefati    (gl.    praedicti). 

[ja  [forcsd'dnn]. 
1.  9.  macbinamentis,    serevun- 

guin.  \  searecrccftum. 
1.  10.  surai'ura,  spicrlirena. 


energu- [1.  22.]  meuos  ,  diouel-  1.  11.  Ihislra,   ijda.   Iliictus. 

seoce.  gei'itlease.-^  deinersos    (gl.  proiectos).    be- 
scotomalicos,  sla'rbll[nde].  sevite   [1.   besenctc]. 

refocillando,  gehyrtende.   cou-  siilFragio  (gl.  auxilio).  helpe. 

fortaudo.  effera  (gl.  demens).  vod.  dira. 

ipsos,  pa  seif  an.  i.  12.  litoribus,  strandum. 

iol.  28.  15.]  1.  1.    casibus,   of  1.  13.  claro(gl.puro).rtv///c//m, 

unhetimpuin.  I.  14.  sarnienlorum,  sprotena. 

liuiusce-[l.  28.]niodi     virtuliim  I.  15.    slipilum,    büga.   rauio- 

(gl.  niiraculorum).  Jms  ge-        nun.   frondium. 

radda   mihta    [1.  pus   ge-  1    17.  globi  (gl.  llamma?).  /»/«- 

radra  mihta].  se/i. 

niunificentiam,  dagedgifu.  crcniare,  forsvwlan. 

commercw,  mid  7/iangimge.  \  1.    19.     eculei ,     vüestengces. 

gestreone.  i»'»rg.  rode. 

gralnila,  mid  gecve?nre.  eculei.,  vilestenges.  gabuÜ. 

l.  S.  VihiiViiVilAlc,  ci/st?gn[i/sse].  gabuli,  rode. 

gratia.  patibulo,  gc/gan. 

a'"^rolanlibus  (gl.  infirnianlibus).  1.  20.  ictibus  (gl.  percussioni- 

marg.  hvcriende   [1.  vcrien-         bns).  scyti/m. 

fjii,/i\,  obrulos,   oj'selle.   \  oJ)'oren[e]. 

evan-[1.4-]gelii    oraculo     (gl.  I.  21.    decollandi    (gl.    capile 


AGS.  GLOSSEN. 


479 


plecleiidi ).     ni.irg.     to    hc- 

licafili(i/i[/i<']. 
palmä,  cynehelme.  Corona. 
Ibl.  29.  A.]  1.  1.    pigcat,  sla- 

gige.   \  slange. 
I.  2.  gymnosopliislis   et  rlielo- 

r'ih WS, g/cfm/m  vävUinn ~] gc- 

li/icgii:n.     niarj^.     j^yiiiiioso- 

phisla,   iulrila. 
I.  3.   Iradiluin   (gl.  conimcnda- 

luiii).    hcj'ivstnt:, 
liberalibiis  [sliidii.s],   bodiclicum 

[?  1.   huclicum]    /ar[(']ov(Io- 

iniun. 
sludiis,  gecneoi'Jnyssum.  exer- 

cilils. 
1.  4.  capax,  augitful.  1  immel. 
memorite  (gl.  intellecUi).   ge- 

meu[(](;]. 
1.  5.   scrulando,  spirie/ide.  m~ 

vestigarido.  meditando. 
enixius ,  glcarlicnr.  \  georn- 

J'ullicor.   sagaciiis. 
visco     glulinaluin     (gl.     coii- 

iuiictuiii).    of  fugeltime  gc- 

I/ittcd.  inarg.   visco,  J'agcl- 

Ihn . 
1.  0.   pnepropere  (gl.  i.  ilico). 

o/'cstlice. 
lenlesceret,  lidevcchte  i.  altiiii- 

darel.    gelide[vwlit(u     udde 

chiuuada. 
Giles  p.  43  ]  sagacis,  gli-arcs. 

\  s?iotcrcs. 
1.  7.  conclaveiii,  clusan.   cor- 

pusculum. 
radicaliim  (gl.  riiiidaluin).  iiiarg. 

gc.vurdlruHwd.    1  gcs[lade- 

lod]. 


crcsecrcl(gl.  s.  ingeniiiin  siiuiu. 

diircscerct.    aduuarcl).    gc- 

pcodde.  1  a/ihvhlc. 
1.  8.    Septem    speciebus,    on 

seqfuin  hivum. 
1.  9.  arillimelica,  gclelcroeft. 
geoin c tri ca ,  eordcruft. 
inusica ,  scuigcnvft. 
aslronoiiiia,  Utngelcrivft. 
aslrologia,   lnny;('.lspricce. 
I.  10.  \\\fi,d\^\\K.^^gc.tinvgcnvfl. 
mediciiia,  hvcecriüj't. 
aufscrdoin  findet  sicli  am  ran- 

de  folgendes    eerzeichnis : 

graniniatica.  relhorica  (locu- 

tiu) ,    [)elrrivft.     dialectica, 

ßitourft.   aritlimclica  ,   riin- 

crivfl.    niusica    (discipliua). 

geonietrica ,  eovdgcmet. 

as  troii  0  ni  i  a ,        iuiigelera'J'l. 

astrologia ,     tnrigelgescead. 

niecliaiiica,   ordaneseype. 
1.  11.    qiianlociiis    (gl.  veloci- 

ter).  seide  rndc. 
stoicoruni ,  stivjleornern , 
argunienla    (gl.    studia).    ge- 

cneordnyssa.    \  smeamiga. 

inarg.  argumenta,  commenta. 

ordaiicas. 
1.  12.  calegorias  (gl.  priedica- 

tionesj.  hira.  1  hodu/iga. 
praidicamenloriim,  bodunga. 
diclo  [1.  13.]   cilius,  saga  ra- 

dor. 
1.    13.    soUerter    (gl.    asliitc). 

gleae[lice].  1  frefelice. 
1.    14.     commenta    (gl.     argu- 
menta. oi'Jta/icas.  Ivtihnunge 


480 


AGS.  GLOSSEN. 


pra'staret,  oferpiige.  \  [ojer-]  reruni(gl.  possessionum).  ^f'Äf«. 

stige.     superaret.    \    super-  patrinionii,  gestreonys  [1.  -es]. 

excellerel.  l  yrfes.  lucri. 

1.  15.  conceptus,  geeacnoJ.  iacluram,   lyre.   damniim. 

fetosis  (gl.  copiosis).   on  tiul-  fol.  29.  B  ]  l.  1.  perhorrescit, 

devfulluin.  leciindis.  ~]   he   ondred.    i.    miiiabat. 

[fetosis]  parliibus,    of  turdur-  miiialur.   s.  illapatur  [sie], 

fullum.  [1.  tuddur-].  geeac-  locuples,   gelenda.  1  landspe- 

ntaisrtim.     marg.      j/iedder-  dig.  dives. 


'O' 

71 II  in. 
1,  16.  cunabulis,  gebyrdiim. 
ueopliy-[l.  17.]t»s,  niciimen.  \ 

nilwurfed.  \  nihered.  niarg. 

nie  um  an. 
1.18.   discrimiua,  fre[ene]. 
1.  19.  proclamat  (gl.  nianilestat. 

prouunciat).   elipode. 
affinium,  maga.\\c\i\m\\.  Innd- 


gazarum,  (ehta. 

I.  2.    detrimento    (gl.    dispen- 

dio).  hende. 
infiscaretur   (gl.    fraiidarelur). 

pat  he  vcere  henw/ned.    be- 
ßod.  niarg.  iufiscor.  ic  eoni 

bemenied. 
1.  3.  acerbilatera,    tenrtnesse. 

crudelilatem. 


»enincena.    marg.  aninium,     1.  4.   lenocinic,    mid  forspen- 
landgemaca.  ninege. 

conluberualium ,       gepoftena.    libilos  (gl.  luxus).  villan. 


sodalium. 
1.  20.    relalione    (gl.    relalii). 

of  racu.  \  gerecenysse. 
ubi    comperit    (gl.    inlellexil). 

pa  he  nfiüide. 


1.  5.  olosericis,  godrebbent//n. 
of  eaheoleeniun.  1  syde- 
nuin.  marg.  of  eallseolce- 
nwn.  oloserica  i.  vestis  Iota 
ex  seric-o. 


lalibulis  (gl.  defensaculis).  on  \.Q.homh'\m\\&,  godeebbenum. 

di"lum.  \  on  seeartum  dym-         sideniim. 

tii/ssum.  i"  tricliiiiuni,   on  bt/r. 

1.21.  artandum  (gl.  conslrin-  pulcherriraai  (gl.  speciosisimae). 

gcndiim).   to  nirrienne.  l  to         ivnh'easten. 

Jfnrstenne.  1-  7.   cycladibus,  vimpliiin. 

et  faiiiis  inediä,  vanhaftvnysse  delicatas  (gl.   diversas.   imilti- 

[I.   ranhafenysse].  7  mele-         inodas).   ostculle   [1.  -fülle]. 

Ifi.s;i(,,  dcl'ruli ,    lultres  vines.    mede- 
iiiiludit,   beclesde.  vos. 

1.  22.  proscriptionein  (gl.  frau-  delicias,   rystii.   epulas. 

(U\:\o\\Gm).fordeminge.lry-  1.  8.   rerculoruin,  estmetla. 


pincge. 


eHVenalos    (gl.  indomilos).  [)a 


AGS.  GLOSSEN. 


481 


higeleaslicnn.    niarg.   effre- 


ceakhelunge. 


nalus,  higeUi's, 
cachinnos , 

hlu'htras. 
et,  7  pff- 

1.  9.   iocosos,  phglican. 
liidorum,  glia. 
aniplexus,   heclippi/ign. 
blaiuliiiienlis  (gl.  lenociis).  /b/'- 

,sp('/i[/iingiün].     1    SiHVSitijs- 

üiim . 
1.  10.    niollescereiit   (gl.   dclc- 

iiireiil).   Udcvivhtan . 
mulsa,   viid  lictrr. 
1,  11.  epularum,  risla.  1  inosa. 
sa^^iivd,  Jit't/iT/ssa  [l.  -o]. 
1.  12.  labra,  cossa.s. 
1.  13.  epitlialaniii  (gl.  Iricliiiii). 

brydleodes. 


1.  19.   lain  urbana,  ge  snotre. 
verborum      (gl.      scrinonuin). 

spnecn.  re[oi'da]  ~]  vor  da. 
1.  20.   crepuiidia,  mynas.  nio- 

nilia.   oraameiita. 
1.  21.  sed  secus   (gl.   pro  ali- 

ter;  cessit  (gl.  eveiiit.  con- 

ligit).     ac    et  lern    belamp. 

gcvot.  iiiarg.   (dies  hu. 
liialaiiii,   hechun'S  [\.   bed-]. 
copulain    (gl.    roiiiiinclioiiem). 

peöd/iij.';sc. 
iiiclinarent  (gl.   persuadcrenl). 

.<>(d)i<jd/in. 
1.  22.   coiic-ertatio   (gl.   pugna- 

lio).     gevin.      invxstigalio. 

sme[nufig]. 
et  reciproca  (gl.  ilcralaj.  7  gc- 

odla'se/id.  '- 


elogium  (gl.  niuiius).  giddc.   1     di,sj)Ul  ilio  (gl.   contenlio,  \  li- 


grrli„gce. 
I.  14.   niellea,  hunisv[(esß\. 
roscis  liorrcscuiit  labia  labiLs, 


tigalio.   invcsligalio).   täte. 
I'ol.   30.   A.]   1.    1.    dialeclicis, 
luid  ßilcva'f\l\  licam . 


(iiidprachiad  lippan  readain  capliosi.s  ,   of  luvj'tlieon  "]  lie- 

sma'nnn.      [1.      aiipraciad.         dcndlician. 

statt   liorre.sciinl    ist  zu  Ic-  .syllogisini  ,     loccs.     coiiclusio- 

sen  liierescunt].  uis. 

Giles  p.   44.]  1.   16.    nexibiis,  con-[l.  2.]clusionibus,  betijnun- 

iiiid  cnotluiti.  guvi.  \  beclesengum. 

nodarelur   (gl.    solverclur.   li-  ita  diiiilaxal   (gl.    absquc    dti- 

garetur).   [vws]  [)eod.  bioj.  sva  ournestlice. 

illccebroso  (gl.  illicila).  bepa'-  1.   3.    oralorcs    (gl.    rheloros. 

cendra^[\.-j'e\.  iiiarg.  illccc-        grainniatici).  vordsnotcvc . 

brosus  bepo'ceiid.  Xf'orspim-  sagax,  glo.nv.  provideus.  1  prii- 


ticnd. 
malrinionii,  satnoisle. 


dciis. 
experiri,  ()d[ 


]. 


1.  17.   veslalis ,  gedenlic.   Ve-    1.  4.  argunieiito,  (»•dance. 


stam  colens. 
1.  18.   gemmis,  uf  gimstanuin. 
Z.  F.   D.   A.    IX. 


raliociiialionis  (gl.  serniociua- 
lioiii.s).    Iiriht((fcingr.    snn- 
31 


482 


AGS.  GLOSSEN. 


terscipos.   1  scrpos.    [?>'////- 

sc/pe.s.]   niiir.  rihtlivcing. 
in  reci-[l.  5.]procis  (gl.  itera- 

tis).  ofi  geedla'se/idnf/t. 
palma,  sigelpan.  \  edle  im. 
1.  6.  sacramenla,  gerijna. 
1.  7.    hynienei ,    lunnedscipes. 

coniuihii. 
commercio,  genianan . 
1.  8.  liislratur,    oprcre/i   [1.  /s 

dpvegeti] . 
dialeclicoruiii    (gl.    scisiiiatico- 

rum).  ßilfulra. 
1.  9.  gymnasii,  leor/n'jighuses. 
studio,  gec/ieord/iijsse. 
commentis,    [>rac[)u/igum     [1. 

trahtniingiiin] .   docirinis. 
spiri[l.  lO.JIalilxis,  gastlicuni. 
lalerciilo,    of  gm'/ne.    niarg. 

lalcrcnlus,  grr/f/i, 
diminierari,   [heüfi]  gcteald. 
calciilo,  ofi  gelele.   of  siune. 
compiitari  (gl.  luimerari).  {beön^ 

rhned. 
1.   12.     faualica ,     tcmplicre.   \ 

dioßicre. 
delubrorum,  luvigaua. 
supcrstitione ,    (vj'go'lpc.   vaiii- 

lalc.  inarg.  iiisliliilioiie,   aj- 

gelde. 
1.  14.   diverso,  [su/tdcrlL\ccro. 

niuUici[pe?]. 
c  rucia Ui ,   evyliningce . 
lorqiicndus  (gl.  cruciaiidus).  io 

tiiilreinne  [1.  linlregiuinie\. 
1.  15.   sacello ,   on  ha/iernc.   \ 

hergan.   teinple. 
I.   IG.     consentiret,    gepylde. 

Miciunibcrel. 


perliiiacilcr,  anviUice.  i.  cal- 

lidc.   prudenter. 
1.  17.   iidis,   va'ttü.-i. 
orudis  (gl.  iinmafuris).   hrea- 

vuin. 
iiervorum,  si/ia. 
torrido  ,     hatiiin.     calido.     ar- 

deiite. 
1.  18.  caumate,  svolcde.   bier- 

nele.   ardure. 
seiisim  (gl.  paiilafira).  grfred- 

iiKvIiun.     niarg.     slundiiui'- 

lin» . 
stricUira',       inarg.      bidingce 

[.*  Injdiiige,   slriicliirie] . 
1.  19.   in  puiiclo,    on    beorhl- 

[h]n-/e. 
ligaiiiina,    [pranjgra. 
cno-[l.  20.]darenlur  (gl.  solve- 

rentur).    [beöd\   uncnytte. 
iiodosi,   i'iichcs.   osttes. 
cippi,  copses.  ostes. 
claiistrum,   o/i  ftrstene. 
viii,  pirs  [iiinmies]. 
tibias,  sca/ica/t.  sinn. 
suras,    spaTlirafi. 
I.  2! .   diirilia,  alid/ios. 
conlrita  ,   lobrijt.  \  lobrocen. 

couslricla. 
invisibili  potcstalc,   niarg.  uni- 

sivveiilicere  viihle. 
1.  22.   rcdigilur  (gl.   verlilur). 

vü'S  gevend. 
niagica,   mül  drcliciini. 
piirsligia ,     scijniace.     fanta- 

s[nia].  nccroniantia. 
fol.  30.  15.]  1.  1.   pulcnlissimis 

(gl.    sordidisslniis.    l'oedissi- 

niis).   nn'd  pnn   [JYile.stNiii]. 


AGS.  GLOSSEiN. 


483 


lolii  (g.   urinoe)  odoribus  ( <^\. 

l'oetoribiis).   hlondes.  \  nii'c- 

gan  stencgum. 
quibus,   of  pam  hi. 
1.  2.   Chaldieoruin,  tunglera.  \ 

vi[g]lera. 
hierophanlarum,  scincra-fta. 
Giles    p.    45.]      pbanlasinata, 

gedvemeru. 
Iiarioloruin,  vincena  [?  n'gloro]. 

parcarum,    marg.    arioli.    i. 

parcee. 
I.  3.  Marsorum ,  pf/rsa.  oditt^ 

vynngalero.    marg.    Marsi, 

pyrsas.  \  vyr ingaleres, 
evanescere  (gl.  dcficerc).  for- 

dvinan. 
foelenlis  lolii ,  J'ulcs  hlondcs. 

miggan. 
liistraiiientuni ,   pveal.   i/ngco- 

ting. 
1.  4.  in  fragraiileni,  on  slijincdnc 

[1.  slyinendne].  redoleiileni. 
anibrosiain,  svivcce. 
in  rosaluin,    on  roscnne;  ge- 

hcj'serl  in  (on)gel^rosc)d{ne). 
1.  5.   odorem,   bi'ird. 


latebram,  heolste}\ 
coniiciunt,   iiiarg.   hi  hundent. 

[1.   bindnd]. 
1.  11.  liganiina    (gl.  vincula). 

bcndas. 
stupparum      (gl.      iiaptarum). 

heordnna  ;  übfr  o  ist  a  ge- 

bcj'scrt. 
pulamina,  ivciintbri.  inarg.  acu- 

man. 
1.  12.  veliil  (gl.  quasi)  liinpi- 

dissimo      ( gl.      clarissinio). 

srilce  on  pam  beurldestan. 
Icnebrosa,  pcstreful.  obscura. 
caligo,  dininys.  ca'citas. 
fatc-[l.  13.]scit     (gl.     deticil). 

acranc.   inarg.   acoincd. 
el  nodosis,  ~]  osiigiwi. 
viminibus,  lelgruin  \? telgum]. 

virgulis. 
carni-[l.  14.Jficuui    (gl.    licto- 

ruin).  viclreovre  [I.  -/'«]- 
sceplrina^,     tivnene.     regales. 

marg.      sceptriiia'      virgee, 

brcostgyrde.   [^ pra'Jost-] 
nodosa,  osligre.   marg.  nodo- 

sus,  ostig. 


deglubere,   behe/dan.   boj'lean.     1.   15.    rigcbant    (gl.    duresce- 


niarg.   decoriarc. 
recenlis  (gl.   novi)  corii    (gl. 

byrsa").  grcnre  liyde.  poan- 

ges. 
I.  6.  crudilate,  lireavnesse. 
1.  7.   sub,   linder  pam. 
byrsse  (gl.   corii;.   Iiyde. 
1.  8.   e.\pers,   ordwle. 
1.  y.  el  suris,  7  spwrlirum. 
.    i.  lü.  aslringcnlcs  (gl.  alligan- 

les).   vridende. 


banl).  stijodan. 
papyro  (gl.   iun(U)).  risce. 
I.  17.   l'aniilia,  hir[o]dc. 
ac    ver- [l.  18.]  naiula,    peovt- 

licuni;  V  gebej'sert  in  1". 
clienlela,  iii  hirede.  sodalilalc. 
parasilis,  incnihliim.  ininislris. 

peniim.   1  gligman\nuin]. 
i.  21.  cuniculo,  grafe.  \  scra- 

J'c.  aniro.  roramine.  marg.  cu- 

niculum.  foiamon.  spclunca. 
31* 


484 


AGS.  GLOSSEN. 


sub I er ra n eo ,  eoräernum . 

Ibl.  31.  A.]  1.   1.    siiperslitcs, 

laua  [1.  Uif(i\'  belife/idreas. 

bcliuene. 
reciprocis  (gl.  ileralis).  edhvh- 

lum . 
1.2.  siiigiilatim  ,    senclerlipes. 

separali. 
aitabaulur     (gl.     ligabanliir). 

[rccro/i]   prcad.    stringeban- 

liir. 
in  lalebrosum  (gl.  in  lenebro- 

sum).   on  heolstrigere. 
lalibu-[l.  2.]luni  (gl.  obsciirum). 

di^ol/iysse. 
1.  3.    cloacarum    (gl.    lacunni. 

cislernaruni)  putores  (gl.im- 

mundities.   foelores).    niarg. 

seada  adol. 
cmiiculi   (gl.   i.   latrin.T).   i,'r//- 

pan.  \  creju'h'S. 
slercornni,  vwo.va. 
ingcsserunt    (gl.    irrogabant). 

heliypedon.    hvddan ;    zwi- 
schen diese//  beide//  wö/^le/'// 

steht    vo/i    n//dere/'    lin/id : 

1  o/igt'[hvddo/i]. 
1.4.  sed  pulor,  ac  f'ijld.  foelor. 
luce     sereiia ,      //iiltbe()/-hti/i/i 

leohte   [1.  s)/iyllum,    beo/'h- 

lui/i  -]. 
odoramenlis,   b/uedu/zi. 
1.  5.   ncclarcis,   of  svet/n/i. 
fiCOTlovxxm^fyrnhicgced///.  //lil- 
[tistre?///].    niarg.    /'/-(///ihic- 
i^/mdra.  [1.  J)//-/ihiege//d/'(/]. 
ad  proslibula,    to  forligerh/i- 

sui/i . 
merclricuni,  horena. 


conlu-[l.  6.]bernia  (gl.  s.  ad). 
to  ge//ia ///////.  1  to  geferrce- 
denu//i. 
leo,  [xvt  der. 

de  clalris,  of  peiirric///// ;  übei^ 
i  gebejsert  u.    marg.  pear- 
i'uc,   clatruni. 
anipliilliealri,  vitehuses.  mjer- 

te/irdcs  \?  viteeaz-des]. 
ad  lutelam,    to  r/z/'e.    ad    de- 

fensioneni. 
1.  7.   dirigiliir  (gl.  missus.  per- 
niillcbal).  [is]  nhed.  1  ase//d. 
ul  si,  pect  viv/'e. 
pelulcus  (gl.  lüxuriosiis).  gal. 

vj'(c//e. 
inceslator,  jortihtigei/d.    ma- 

culalor.  corruplor. 
lascivus  (gl.  fervidus  in  luxu- 
ria), g/'icdig. 
1.   8.    seorlator    (gl.    ad  aller. 

fornicalor).  ve/i)i/ie//d. 
vagabnndis     (gl.     errantibus). 
eo/'ie//dt/)/i.  niarg.  vagabun- 
dus,   eo/'ie/id. 
1.    1).    l'erinis    (gl.    bcstialibiis) 
riilibus,  ///id  deuve/iii/n  ceaj- 
li/i/i . 
sugillarotur,     r/cre  forsocen. 
J'<)/'[^ g//ege/i\.    niarg.   for- 
g//egen. 
de  congesta  cojtia,    of  geß'e- 

///ed/e  ge//ihlsu//i///jsse. 
iiilerduin  (gl.   aliqiiando).  for- 

eeloß. 
1.  10.    fonipendio    (gl.  lucro). 
of  b/'ijc[e].    niarg.  /ry;*   ra'- 
di//ee.   [I.   h/'/rdi/zge], 
praelereo,   ie  fo/'hvle. 


AGS.  GLOSSEN. 


485 


1.    11.    deci'elo    (gl.    iudicio). 

uf  dorne. 
crypta,  cruj'lan.  aiilro. 
1.  12.   martyrizantes   (gl.  tor- 

quentes).  provicnde. 
Giles  p.  46.]  occubaermit  (gl. 

ceci(lerunt).    hi  ahnigon.  \ 

fco  II  an. 
lorineiitoriim    (gl.    poeiiarum). 

i'itona. 
\.  16.  lalibulo  (gl.   tenebrosi- 
late.  heolstre.  \  iligclni/sse. 
l.  18.   quem,  pcene  on. 
1.  10.   i'i;x\ecl\cx,  /lif/i/l/cs. 
dialeclica'  artis  compolem  (gl. 

facundum.     poleiilcmj.    ge- 

lincne. 
rhetoricöB,  getinclices. 
l.  20.   ptedagogis,  ltilteor[iiiii]. 

ciislodibus.   i.   doclis. 
didascalis,   hcahlarvovum.  iiia- 

gistris  doctoriiin. 

1.21.  in  tenero  (gl.  iuveiiili). 
on  iunglicerc . 

1.22.  adultuin,  orpcde.  snellnc. 
sprindne.  iuveiicin. 

iül.  31.  15.]  l.    1.  adha'rcntcm 

(gl.  seqiienlcm).  Jliandne.  \ 

tog('l)eodennc. 
l.  2.  gl.   s.   ouin,  [ju  hi. 
l.  4.  babiliiin,  rger//ne[\. gcre- 

lan]. 
\.  5.   dcpi'oinciis,  g('srt/[telicu- 

de].  proferens.  elevans. 
qucrimoiiiain    (gl.   singulluni). 

/ieofan[ge]. 
l.  6.   caiios,  hcn /icssa. 
diiccnles ,    adreo[g]ende.    Ira- 

lienles. 


opfafie,  Icofre. 
l.  7.   futiiris,  trj'terge/tguni. 
nepolibus,  nef'c/nt[iit]. 
Iraudarenliir  (gl.   privarciilui-). 

[cwron]  beda'li'[d<']. 
l.  8.   subnixis,    oj'  georn[uin]. 

buniilibus. 
blaiidimenlorum     (gl.     sermo- 

iium).   olo'cuitge. 
l.  9.   [el  inauditis]  horlanieulis 

(gl.  supplicalioiiibus).  ~}  una- 

scocle/uUicum    [1.    unaseol- 

ccndh'cum]  mciiegtinguni . 
nitebanlur,  hi fiigdc  [l. hi/gdon]. 
tli a  1  u in i ,   br(>dbii[res] . 
taidas,  giflii-  luceriias.  nuptias. 

i'aces. 
co[)uke(gl.  i  conniil)ii)..sY/////vi-^e 
I.    10.    consortiiiin    (gl.    s.   ad 

contiibernium).  niai'g.  lo  ge- 

iiKi/ian. 
l.  11.   ad  argunuMiluni  (gl.  in- 

geninm.     niacliinanienUini ). 

niarg.   to  srarccncl/'/c]. 
hortanda; ,    menenlicere.     ani- 

nionenda'. 
suasionis ,    li/idtingce.   e.\bor- 

lalionis. 
aposlolicis,  [xvre  aposlalivan. 
1.  12.   oraculis  (gl.   l  loquelis. 

monilis.    sermonibus).    me- 

nei>un<>um. 
nubere,  vijlan. 
patres  lamilias,    hired[es  oid- 

dorns] . 
1.  13.   procreare  (gl.  gignerc. 

generare),  geslrenen. 
qnibus,   q/'  /Kii/t  he. 
1.  14.   fcrlur,  /.v  \i;i's<rd.] 


486 


AGS.  GLOSSEN. 


effigie  (gl.  specie).   hiue.  inia- 

gine. 
1.  5.  lineamentis,  on  gefegum. 

coniunctionibus. 
membratim,     b'mmiclum.     per 

singula  menibra. 
l.  6.  cycladibns  (gl.  virginali- 

biis)..  viiiiplain.  \  orlum. 
1.  7.  pulida  (gl.  iinmunda.  foe- 

lida).   adelan. 
1.  8.  volutabra  (gl.  ubi  oppro- 
bria  se  volvuut).*y/e.  sylen. 
1.  10.  in  celeberrimo,  on  pain 

r/Hcran. 
1.    11.     municipio,     ßestene. 

portte. 
1.  12.  construxere   (gl.    redifi- 

caverunt).  nrerdon. 
circiter     (gl.     prope,     pa.'ne). 

for  rieh. 
1.   13.    dislricto    (gl.    rigido). 
pearlvisum .     [penrlHs]ei'e. 
duro.  marg.  districlus./'eff;*- 
lon's. 
regimiiie     (gl.     gubernatione. 
rcgula).  gymene. 
1.20.   sopore,  viatrran  \^ nui^-    1.   14.   religionis ,    imftesimjs. 

tan].  disciplinai. 

oraniate  (gl.  superna  visione).   trainile, //•«'///  stige.  via. 
//'orodne.sse.    I    visione    spi-    per,  gcnd. 
rilali.  obliquos   (gl.    curvos    flexos). 

1.  22.   Iiorrescas  (gl.   paveas).         rogc. 

Jorlitigc.  aiirratlus,   lujicas. 

Giles  p.  47.]   separel  (gl.  divi-     dcxira,    on  [>a  srepcr.  marg. 

dat).  astmdrad.  handa. 

fol.  32.   A.]  1.   2.    exerciluin,    1.    15.     dccliiianlia,     bugende. 

verede.  vergenlia. 

\.  7,.  \)\'A'^-^v^w-,  forevüegnnge.     bis  [1.16.]  qiiingenlos,   tt^ige- 
l.  4.  r(trmosa,y^ri,'xv'.  sjjeciosa.         pusend.  niillc. 


ita,  pus. 

quee,  pa  pinc. 

1.  15.  pertinaciter,  andnlUcc. 

perseveranter.     marg.     ge- 

mah[lice]. 
permillcndi,  to  ahjfenne.  con- 

senlieiidi. 
1.  16.  facultas  (gl.  animi  pos- 

sibilitas).  acumendlicn)js. 
1.  17.  potestati,  mihte.  volun- 

tati. 
commilto  (gl.  trado.  com m en- 
do), betiece. 
inducias  (gl.  spatium.  moras). 

ntidhkUnge. 
1.  18.  supernie   (gl.   excelsce). 

{heali]cere. 
maiestalis,  moegprymnysse. 
argumentis,   oräancmn. 
1.  19.  evidenlibus  (gl.  apertis. 

manifestis).  svululum. 
experirelur,  gemet[te].    inve- 

niret.  marg.   afunde. 
qua    pcracta    (gl.   ebdomada). 

Pirna  gedonmn. 
somno,  sla\fe'\. 


AGS.  GLOSSEN. 


487 


nianipulos    (gl.    lasces).    gijl-     in  alto  [I.  4.J  ciilmine,  oji  hea- 

licere  heh/iysse.  gepinhcte. 

ihealri  (gl.  spectaciili)  piilpilo 
concionaiite  (gl.  sernioci- 
iiaiile.  coiivocanle.  1  iudi- 
canle).  gesprecendimi.  \  de- 
inenduni.  inarg.  on  fwver- 
selre  demendre  vceforsyne. 

l'uslibus,   stengcuin. 

1.  5.  mastigiis,  sripuin.  (lagris. 


71}  ns. 

I.  17.  in  area,  on  ßorc. 

Irilurandos,   io  prescenne. 

I.  19.  [per]  sacros,  purh  ka- 
iig c. 

(eralibus  edictis  (gl.  stevis. 
beslialibiis).  iiiarg.  iiiid 
grimmlicum  gebannuni . 

fcrocibiis,  reduin. 


1.  20.   crucialibus  (gl.  pociiis).     sine  respeclii,  inilsunge.  \  an- 


vi  tum. 
iiigriiens  (gl.   inciinibcns).   nii- 

viiuieiidc.   iiiipiigiiaiis. 
grassarelur,    otihigede.  niarg. 

grassor,  ic  onhige. 
1.  21.  propiignaciihini,  vigslcal. 

obslacula. 
secularis,   [torn/d]/icere. 
argiiineiili,  [»'ajunge. 
hallisla,  sticflidera. 


lece.  i.  Providentia,  intuitu. 

niarg.  biitan  forgifeinjssc.  \ 

iiiilLsK/ige. 
1.  C.  piipillain,  s>/ne. 
evulsam,    utalooH(^-d\e.    ? -leo- 

dedc] . 
1.   7.    flagrorum    (gl.    Ilagello- 

runi).  sripcfia. 
vibiccs,     »ala.     marg.     valii, 

vibex. 


I.  22.   niacliina',  scarecra'ßes.     ut  luagus,  sva  srn  ijfeldu'da. 


ariclibus,   iiiid  rnitiminn. 
siiliiuliiin      (gl.      dissi|)aluiii). 

(fflirorc/ma. 
iiioliretur    (gl.    niacliinarelur). 

bco  serevode.  l  kogede, 
lol.  32.  B.]   1.  1.   augiisto  (gl. 

rcgalij     Icxu,    rumam    (ge- 


malcficus. 
1.  8.   [)ulenli  (gl.  foclcnli)  lolio 

(  gl .      u  i'i  n  a  j .      sti/igcn  dum 

miggnn. 
[quamvis]     huiueclarelur,    ge- 

va't[te\.    niarg.   peli  pe  ge- 

vd'lle.   l  Jihle. 


befsert    in    '-erc)     gPf>//t-  incolumem  (gl,  saniini).  hw/e. 

ni/sse.  [l.   lurlnc]. 

efTari,  asccgan.  lo(|ui.  cdicere.  1.9.  sinmlacroruni,  «/^//cv/yA'A«. 

1.2.   conimanipularibiis,  prea-  i.  10.  libamina,  q/zv/zio-ß.  sacri- 

pum.   sociis.  ficia. 

proposili ,    gopincdc.    \    cUvn-  rilu,   of  [peave.]. 

tn/ssc.  inilii.   gradns.  Gilcs  p.  48.]  1.  11.   diriiil,   lo- 
1.  '^.   inarlyrizando  (gl.  niarl\-         hrcrdc.  1  tofxrf/r/'. 

riiini  \^ii\iciu\o).  /iroriendum.  1.  12.   ul.  eplicbo  (gl.  sine  bar- 
pra'side  (gl.  iudice).  caldormcn.        ba)  hyrcitallo,  sva  sva  benrd- 


488 


AGS.  GLOSSEN. 


leas.  robuslo.  hinge  rince. 

\  hf/sse.  niarg.  svilce  geon- 

gum  ha'gstealde. 
neophytus,     nigecerrcd.     no- 

vellus. 
1.  14.  fiindiim,  staäol. 
daniiiatorum ,    fordemendra. 

proscriptoruDi. 
1.  15.    horrida ,    egislice.    for- 

midolosa. 
ebulliebant,   t/pobrwcan.  vape- 

ladan.  emergebant. 
1.  16.  squaloris  (gl.  inquinatio- 

iiis).  besiiiilenysse. 
nauseam,  va-llan.  sentinam.  \ 

vom  i  tum. 
1.  17.  reminiscitur  (gl.  recor- 

dalLir).  gemand. 
pro,  for. 
sterquilinio    (gl.  loco  stercore 

pleno),  mcnxe. 
1.  18.   oliaclum  (gl.  odoratnm). 

siefic.   marg.   bra'd. 
arabroäia' ,    svitnijsse.    \   vurt- 

gc7iia[ii]gnij.sse. 
neclaris    (gl.    saporisj.    scn'c- 

ccs. 
l'ragraiitiam  (gl.  odorem).  ste- 
in in  gcc. 
illuviem  (gl.  imrauudiliam.  ma- 

ciilam).   vom. 
1.  19.  latebras  (gl.   lencbras). 

pestrcfuhiijsse. 
1.  20.  prodigia,  cundru.  XJ'ore- 

beacna. 
ad  excubias    (gl.  ad  vigilias). 

to  va'ccinn. 
I.   21.    raiialicie    supcrsliliouis 

(gl.  nel'aiida;  vanilalis).  lenip- 


[licere].     marg.    inanf alles 

scinlaces. 
1.  22.  adglomerantur  (gl.  con- 

gregarentur.    coniiingeban- 

tur).  vccron  gcgivdrede. 
fol.  33.  A.]  1.  1.   prolixis  (gl. 

diulurnis).   langsumum. 
fascianim     (gl.     vinculorum). 

vrceda. 
ambagibus  5    bhiin.  i.   orbibus. 

dubitalionibiis.  \  aiifraclibus. 
sarcophagi  (gl.   tumba).   ofer- 

viirces. 
1.  3.    suscitavit,    anerde.   sc. 

ille  martyr.   excitavit. 
istinc,  hconan.  ex  liac  vita. 
tragoediam    (gl.   miseriam.  lii- 

clum).   vopleod.  \  birisang. 

l  licsang. 
illinc    (gl.    ab    inferis).    pon- 

[/Klfl]. 

1.  4.  altonitis  spectatoribus  (gl. 
stupefadis.  allcnlis  specii- 
latoribus).  marg.  ablidcedum 
emvlatendoum.  [1.  ablicge- 
di/in  emrlath'/idiim] . 

1.  5.  urgente  (gl.  compellente. 
1  increpanle)  decrelo  (gl. 
iudicio).   nedendum  dorne. 

1.  0.  circi  (gl,  i.  ludi).  trend- 
los,  lirhiegsetles. 

[in]  spectaculo,  an  openre  va- 
J'unge.   1  on  srutelre. 

cuparum,  tunnena.   modiorum. 

gremiis,   bosmum. 

1.  7.  massa  (gl.  norma).  of 
cli/ne.  \  clottum. 

biluminis,  tt/rvan.  marg.  bi- 
tumen,  tyrva. 


AGS.  GLOSSEN.  489 

pro- [I.  14]  cesserunt,     ag[en- 
gon]  ford.   Iraiisiere. 


sulphuris,  svefles. 

1.  8.    farciuiitur    (gl.  coniplen- 

tur.  i.  implebanlur).  v(vran    reciproca,  seo  geeilUvsend 

gecrmnmade.  marg.  farcior, 

ic  cramvvu:e' 


suppositis,  of  underledum . 


rogi,   adca. 


lorribus    (gl.    ignibus).    bran- 

dum,  \  f er  lim. 
1.  9.  sarmciitoruni,  sprotn. 
faciilis,  blivsiim.  niarg.  facula. 

blws. 


1.    15.    sagiiJalur,     [is]    uuest. 

nutritur. 
1.  16.  agonothelis  (gl.  princi- 

pibiis   illiiis    aiiis).    vraxlc- 

nun . 
luacta    (gl.  magis   aucta)   me- 

rila  (gl.  beneficia).   geeac- 

node  veldoeda. 
niarlyrii,  vitcs.   siipplicii. 


1.  10.  obelisci ,    brenes.  ßa/ie  liciis,  hcfcldpricdinn. 

pa's  stanes.  1.  17.  articulos,  tida.  arlus. 

minacem    (gl.  terribilem)  pro-  palmarum,  handa. 

ceritaleni    (gl.    allitiidinem.  pollices,  [mmati. 

sublimitatem).    marg.   dcop-  1.  18.   obvolverect,  veulcedon. 

licc.  1  egislice  hehdc.  i.   j)licarent.  fuscarent. 

et    rotundum    [1.   11]    apicein  1.  19.  licioriini,  hoiwldn. 

(gl.     tereteni     sumniilateni.  in  scaininate,  on  vi/istove. 

culmen).  7  sinevealte  liehde.  1.  20.   pala^slrico,  pteglicum. 

s\\\vcv'cv,cli/?ies.t7^pjidles.mmv^.  fumigabundis  (gl.  teuebrosis). 


sph*ra,  trendel.  cli/ne. 
conuin     (gl.    alluin).    hcalic- 

nysse. 
percellerent    (gl.    supercmiiic- 


snieo([ie?Hhim]. 
flamniaruin  (gl.rogoriini).  ada. 
1.  21.  globis^y^/v////.  \  ance/id- 

/IIJSSIÜII. 


renl).  nj'erhlijan.  1  oj'crsli-     liilola,  gcsci/hl/ii/s.   delcnsio. 


gau. 
1.   12.    supernä   (gl.  excelsa). 

jnid  healicere. 
comprcsso,  oj'prydt. 
triumpliabilcs  (gl.  Iriumplio  plc- 

nos).  .sigcßvste. 
1.  13.   oWiznm,  ])lalii>ii.  nvM''^. 


siiKfcc  gold. 


circi  (gl.  speclaciilo.  i.  (•latri). 
niarij.   ri/ivsctir.s. 


protcxit,   bcvarcde. 

Gilcs  p.  49.]  1.  22.  in   amphi- 

tlicalniui,  on  vitchnsc. 
fol.  33.  ß.]  1.  1.  cabeanim  (gl. 

calenaruiii).     rijla.    1    hola. 

odde  vociga. 
1.   2.    aporlis,     tiudonum,    rc- 

soralis. 
dalioniin ,    pcan-iHcn.    marg. 

clalruni,  pcarn/c. 


in   |)iibli('iiin   (gl.  manircslc.   in     obslaciilis    (gl.    conlrariis.   iin- 


mcdiunij.    <rvt//ige. 


pcdiuicnlis).  rcinmingum . 


490 


AGS.  GLOSSEN. 


ginguiuis,    tuxum.  \  ginguini-    deturpans,  avheiende. 


bus.  [1.  gingivis]. 
1.  3.    roderentur    (gl.    niorde- 

rent),  forgnagcne. 
praecordia   (gl.  iiitima).    ingc- 

panc. 
invisa  (gl.  odiosa).   lade. 


particulalini    (gl,  per   partes). 

dielnui'lum. 
1.  13.  sabaiiis,   rw/e/sum.  on- 

hrwghnn.     niarg.     Sabaiia, 

gentium  iioiuen.    hra'g[l].  \ 

ra'Je/s. 


1.  4.  inanis  (gl.  siiperflua).  on    1.  14.  voli  compoles,    villide, 

idc.l.  hilares. 

gulosa  (gl.  voracitas).  ,/)ypc.       1.  15.  abscedunt  (gl.  perrexe- 
1.  5.   ingluvies  (gl.  gula).  va-        runtj.   Jerdan.  \  aveggeci- 

se/id.  tan. 

compressa,  qfp r i h( e.  i^erslnn-    1.  16.  accola,  ////f^r/r/.  Iiabitator. 

cta.  superala.  1.  17.  ad  comiuercia  (gl.  con- 

oblatam,  forgifcne.  \  hrohte.         uiibia).   to  senscipum. 
lurcare    (gl.    devorare),    for-    invitus,  geneaded. 

svelga?i. 
1.  6.  hiulcas,  pa  geoniendan 
faucium,  ceafla. 
gurguliones,  protbollan. 
oppilavit   (gl.  obtiiravit).  for 

dytte. 


1.   18.    uiagis    magisque ,    sva 
'S 


\.  8.    commililonibus    (gl.    so- 

dallbus.    nulitibus).    camp- 

gpfcrum. 
sti'icta  (gl.  exemplo).  gevrUle- 

num.   atogcnuin. 
1.  9.  rubicuiido,    [rea]dre.  rii- 

bro. 
rivo,  ride. 
l.  10.    occubuit   (gl.    corruil). 

hreas.   l  i>eval. 


oblatam  [1. 19.]  niatrimonii  (gl. 
coniugii)  sortein  (gl.  socie- 
tateni).   gehodene  verscipe. 

sqiialentis  cotni-,  fulcs  horeves. 

1.  20.  morsum,  slile/t[ijsse]. 
laceralionem. 

rcfragabatur  (gl.  resistebatur. 
contradicebat).   r/dsoc. 

vom  ra/ide :  iulinitis  prodi- 
giis,  lüiigendcduin  forc- 
bcacmim.   [1.  u/igeend-]. 

reinuneratore,  cdU'ani[ejtde\. 

donatnr,   v(ps  gere/god. 

carnalis,  lic[]i]amlices. 


1.11.  callosilas,    nrr.  ra/ira-r-  ergasUili,  677/v'/rv/y.v  [1. -<v7/e.v]. 

hitnys.   [1.  va'rihtnys].   sca-  enodaretur,    [ra's]   onbunden. 

brcdo.     inarg.    vpai'vihtiiys.  a  iiianipulo,  Jvam  gofijlcc. 

riihr(n'ihl/ii/s.  aslfileris,   on  tungulha'i'um. 

elephaiilino    labo    (gl.    saiiic).  orbibus,   trendluin. 

hrooß'liguin  rormse.  marg.  1.  20.  generosa  (gl.  nobili  ge- 

labo.  geolstor.  iiere.  1  boiio).  ivdelrc. 


AGS.  GLOSSEN. 


491 


1.  21.  prrepollenti,    on  scinen- 

dre.     \  Jlooeiidre.    florenli. 

[1.  bl-]. 
1.22.  sumpluosa,  oj' s])e[digre]. 

copiosa.   acceptuosa.  of  ge- 

streonfulre. 
patrimonii,  velan.  lucro.  fm- 

dtrrcs  s'est7^eoHes. 


l.  7.  cubiciilo ,    kuse.    domun- 

culo. 
1.  8.  persuadet  (gl.  docet).  hc 

tihte. 
Giles  p.  50.]    1.  9.    fastigium 

(gl.  gradum).  gepinäe. 
anhelat  (gl.  desideravil.  festi- 
nal).    marg.   heo  geiulnude. 


opulcnliä,  velan.  spedignesse.    qui,  pa  sint. 

fol.  34.  A.]  1.  1.  habebantur.     prolixa    (gl.    longa),    langsu- 


(gl.    laiidabantur).  geluej'de. 
adullum    (gl.    maturum).   ge- 

pogenne.  \  sprindtie. 
1.2.    pubesceiitem ,    nitigling. 

\  vexendc.    poUenlem.    ore- 

scentem. 


111  um. 
intercapedine    (gl.    intervallo. 

spatio).  face. 
1.  10.   tantuni,  anum. 
1.  11.  proposito  (gl.  i.  initio. 

gradu).  ingehyde. 


secu- [1. 3.]tura'    (gl.    futura')    incremenlis      (gl.     fructibus). 

poslerilati ,      tovurdre     wf- 

tergeinnysse.   [1.   -geng-]. 
consulentcs  (gl.  Icgentes).  r«'- 

deudc.  i.  succurrentes.  con- 

siliuni  dantes. 
ad  nupllales,  to  g?'/'f//ci///n 


spnjUincgum.  \  vacnun- 
guiii.  marg.  incrementum. 
sprijttinc. 
prospera- [l.  IS.Jbantur  (gl. 
bene  agebanlur).  marg.  ge- 
spedsiniicde.  \  gerelgode. 


1.4.  ohslimüixm,  fta  az/fordf/i-  conllu.xlt   (gl.    conveiiit).    sa- 

tan.  \  ancillan.  viod  com.. 

imporlunilalcm    (gl.  garrullla-  sccundis    (gl.    prosperis)   suc- 

tcm).  gcmag/icsso.  cessibiis    (gl.    lorUiuis).    of 

I.  5.   rcFutando  (gl.  respuendo.         gi'su[//]df/i//i(m  geseldum. 

rcvincondo.  execrando).  i'?V/-  1.  14.    in  praclica ,    an[d]va'r- 

saceridc.  dum.  s.  vila.  i.   in  actuali. 

fruslrari    (gl.    contra    diccre).  horrenlis      (gl.     lornudanlis). 


vnlerciu'de7i  [1.  -dan].  and- 

convenicntia    (gl.    i.   pra'para- 

lione).     ha'ineda[/i].     Gilcs 


egislices. 
vastitalcm    (gl.     soliludincm). 
bradnijssc. 


liest    cohibentia ;    vielleicht  adgressus    (gl.   visilatus).  ^7?- 

cobabitalione.  neosed. 

I.  G.  subarralam,  heveddad.  1.   15.    anachoreseos ,    a-netes. 
sorlitur    (gl.    adipiscilur).    lie        ancersetles.  marg.  wnijttes. 

gehleat.  exercuit,  becode. 


492 


AGS.  GLOSSEN. 


renmnera-[l.  I6.]lore,   leanien- 

(luin.  largilore. 
rabidis  (gl.  ferocis  [sie]),  hete- 

linn . 
1.  17.   molossi,  rijdäan.  canis. 
versus  f;j;I.  conversus).  avend. 
1.  18.   donatur,   \is\   ogifen. 
eä    conditione,    pafi    iHvdene. 

causa. 
1.  19.  interpositä  (gl.  proniissa). 

betvux  gfisetre. 
paupercula3  (gl.  miserffi).   car- 

nian.   marg.   earinan  rife. 
direpta    (gl.    vastata).    wtbro- 

den.  ablata.  abst[racla]. 
depeculala    (gl.  separata.  spo- 

liata.  segregata).   asendred. 
1.  20.  slrophaui,yr///6-  [\.  facn]. 

dolum. 
prophetica  vir- [1.  21.]  tute,  ^7- 

tiendlicerii    mihte.    myslica 

lorliludine. 
propalalam  (gl.  uianifestatam). 

gesvutdcd. 
qua^  abegerunl(gl.  absluleruni). 

pe  hi  adrifon, 
I.  22.  slriclim,  scortUce.  bre- 

viler. 
sunimalini  (gl.  pleiiiler).  hvon- 

licc.   vclocilcr. 
Ibl.  '?,\.  H.]  I.  1.   (|ii()d,  Jxrt. 
doliniu  (gl.  s.  \üs)./jt/d(i/i.  c//pc. 
dclaliiios.   /o  bvingcnne.  obla- 

luros. 
1.  2.   dum,  flu. 
rercllissd,   hcjxt'g  [1.  bcjxvldc] 

scduccrcl. 
obeunlcni,    aslorfenc.   inoricn- 

lem.    niarg.  aslurje/inv. 


gibbuni    (gl.    curvum).     Jiouc- 

rie/idne. 
1.  3.  asello,   1/sle. 
sospite,    gesundfiilluin.  sano. 

1  lirmo. 
quanta  vero  sil  (gl.  miraculaj. 

hu  j/i/cef  is. 
1.  4.   ex  hoc,   qf  pom. 
1.  5.  gurgilis,  depan.  fluminis. 
fluenta  (gl.  fluniina).  ßod. 
transire,    oferliäau.    Iransfre- 

tare. 

1.6.  nielote  (gl.  vestc).  scrude. 

pudibunda,  scicmlic.  seo  scam- 

fmsle.  pudica.  i.  erubescens. 

1.  7.   [pudibunda]   nuditas    (gl. 

despoliatio).    scamficst   ne- 

cednys,  gebpfsert  in  {n)(e- 

(cednys). 
indecens    obscenilas,    ungcri- 

sendre    (i'fesne.    7    u/u'daf- 

?iiendlic  futnes.    turpitudo. 

marg.    it/igcrysenre  (vfsua. 
[ne]    ofFcnderet,  pe    la'st   ge- 
hrede. I  geleite. 
1.  8.   extcniplo,  ra'dUce.   prai- 

propere.   repenle. 
in   cileriorem    (gl.    in  inlcrio- 

rem.   i.  in  alteram).  on  puti 

ijllren. 
aivei,   va'les. 
niargincm  (gl.  ripani.  parteni). 

hcalje.   \  slied. 
Irans-  [1.9]  latus ,      oferfesed, 

grbefserl    in    {ofrrfe)r{ed). 
1.  10.    i'ercula,   meltas. 
1.  11.   Irelus,  gebeld. 
in  punclo,  o/t  pinea/i.   in  nio- 

nicnto.    [?1.  prieva?}]. 


AGS.  GLOSSEN. 


493 


1.  12.  riideiilium  fgl.  sa-vien- 
tiiiiii.  nigieiitjiiiu.  ircmeii- 
lium.     iiiarg.    grciiwleiitlrc. 

[1-  -^/]- 
lainelicuin  (gl.  iciiinuni).  panc 

hungj'igan. 
1.  13.  a{ralim,_//////ce.  pleriiler. 
sa{i[iiiavcrll     (gl.     luilriverit). 

mctsodo. 
nianipulo    (gl.  ciioro.   calcrva. 

i.   a   lurma).  gcj'ylcc. 
1.  15.  astriferis,  tn/igt'llxvi'tiin. 
orhibus  (gl.  oculis).   ehn'/igmti. 
I.    17.    occicsiaslico ,    ccr[c]li- 

cej^e. 
Giles  j).  51 .]  clerifatiis,  prcost- 

hades. 
1.  18.  Iraniite,  stige. 
errabundis    (gl.     vagabiuidis). 

l  Ulis  t  Heu  in. 
1.  19.    aiilVaclibiis,    hi/lctnn.   1 

biiiw. 
exorbilans    (gl.   erraiis).    dve- 

lie/ide. 
aposlalare,    n'dersacinn    rcce- 

dere.  niarg.  apostala,  ridcr- 

saca. 
1.  20.   vir  vilte,   li/'cs  nin/i. 
I.  21.   vasla-,  rumcs.  ampla'. 
1.  22.  penctrans,  oj'crj'are/idi'. 

circumiens. 
contabernia    (gl.     comniercia. 

consorlia).  geviannit. 
Col.  35.  A.]  I.  1.  fugiens, ///>///- 

de.  decliiiaiis.  l  aboiniiiaiis. 
band  prociil,  ii/ij'cor.  noii  longc. 
dc-[l.  2.]lubro  (gl    Icmplo).  hi'- 

j'ige.  he  Ige.  \  dcnj'elgrfd. 
1.  3.  toraciclas,  anlicnissa.  i. 


culliiras.  marg.   llioraciclas. 

imagiiies.     aticlicni/ssa.    [I. 

n/i~] . 
1,  4.  secundum  (gl.  iiixta)  pra'- 

saguin  vaticiiiiuin  (elogium. 

proplieliam).      a^fef-     pam 

fo}'[p]ritligiim  gi/dde.  marg. 

forgloave  vilcdome. 
I.  5.    coinmovebuntur,     \l)o^)d^^ 

nslercdv.  perturbabiiiilur. 
nianii  [1.  G.]  facta  (gl.  siaiulala.  ? 

siinulacra) .    handgevcorce. 
iiubcs  (gl.   acr).   Iijft. 
1.  7.   liumaiia-  corruplioiiis  (gl. 

dissolalionisj.    gereiu[m]fd- 

?iysse. 
1.  8.   virili,   [rcrl/jcerc. 
coniplexu    (gl.    coniunclione). 

phicge   [sicj. 
pra'ligural  (gl.    denioiislral.   i. 

sigiii(ical).  gelacnode. 
1.  9.  oclonis  luslris,  ehtefeal- 

dutn  ijm[h]ri//iui't. 
I.  10.  lassabiiiidis,  aleviendli- 

ciim.   vagabundis. 
I.  11.  circilcr,  yö/7/(Y///.  paMic. 
arcliiinaiidrila,  hclij'cvdcr.  \  la- 

reov. 
I.    12.    pi'a'claram  ,     iv/ilicum. 

perspiciiain. 
I.  13.    el   lolidcni,  ~]  efcnsva- 

ff'dla.   cin.srqfcald. 
1.  14.    spaliis,   J'acuiii.    iiilcr- 

vallis. 
ciirvo       poplile,      gebigcduin 

haiiimc. 
I.    15.    colobiiiin  ,    lada.    scrc. 

daliualica.  i  vestis. 
sluj)pa',  hcordati.  s.   lini. 


494 


AGS.  GLOSSEN. 


de  staniine,  of  vearpe. 

pula-  [1. 16.]  niiiie,  of  iffredan 

[sie]    nciwihan.    marg.    pu- 

tanien.  acumba. 
pompuleiita  (gl.  pulchrä.  com- 


parsiraonia,  forhivuedtujs.  ab- 
stinentia.  minsong.  \  gread- 
mjs. 


1.  21.   tarn  frugalis,    svn  sper- 
lic.  parceiis.  gehvcede. 

ptä).    butaji  geglengcedve.     1.  22.    recentibiis    (gl.    novis} 

raarg.  poinpulentus,  gcgleii-         holuseulis  (gl.  legumiiiibus). 

ced.  iuiigum  ofii'tum.  unter  lio~ 

pannicularum ,    vcejla.   [1.  ihv-        lusculis :    vurluna  [1.  imrt- 

felsa.]  truma], 

ordiretur,    vccs  heueldad.  on-    vesceretur,    i'ere  fed.    refice- 

giiiinen.  relur.  i.  potirelur.  pwt   he 

1.17.  sindonis,  vcefelses.X  scy-         vws  (gebessert:  vu-re)  ge- 


tan. 
peplum,   vfb. 
ex  tereli  (gl.  rolundi.  sie! )  of 

sinevivltum. 
lilorum,  priüda. 
glomere,  clivene. 
fuso,  mid  spinle. 
netum,  7   gespwinen. 


fed. 
l'ol.  35.  ß.]   1.  1.  condifo,  ge- 

stryddre. 
culiiui',  ci/cene.  coquiua^. 
pulnienlario,  syfli/ncge. 
potirelur    (dilaretur.    i.  utere- 

tiirj.  geroded.  \  bruce. 
cum,  po/i[ne]. 


radiis,   r/s/i/m.    marg.  radius,    coclurara,  gesod. 


krisle. 
1.   18.    stridentibus ,     hriscen- 

dum.  sonanlibus. 
pecline,  pildine. 
lexebalur,  va's  gevefen. 
longiuscule,  lange,  longe.  lange. 

1  f'or. 
1.  11).  in  desertis  (gl.  secrelis. 

on  vestenu[m]. 
delilescenle,  i.  latende.  lutien- 

de.  lalilaule. 


aut     assaturam ,     odde     brtv- 

dingce. 
1.  2.  iu  l'ocularibus ,    on  hior- 

duni.   marg.   on  heoräum. 
ad    edulium ,    to   mose.  1  oete. 

ad  vescendum. 
refularet  (gl.  respueret).  cid- 

soc.  1  ascunede. 
1.  3.  lyrannidem,  sace.  mililiam. 
1.  4.  in  gradu  (gl.  ordine)  cle- 

ricali,   on  preosthnde. 


Volumina  (gl.revolutiones.  spa-  1.  5.  fungentes  (gl.  i.  ulentes). 

tia).  fßdns.  I>"  bruccnde. 

1.20.  [nnn(iuam]cxtricabantur,  ad  cingulum.   to  gijrdylse. 

tosygenena'rcn.forgnidenc.  1.  G.   [in]  lalibulum  (gl.   tene- 

mai""^.  cxlricor,  ic  tosige.  \  brosum).  on  dunhoiie.  marg. 

/or"nide.  lalibulum,  dunhof 


AGS.  GLOSSEN. 


495 


gerebalur  (gl.   i.   facluni.  agc- 

balur).   inarg.  rordcii. 
loi-luilo    casu,   ge.vyrdelicum 

i>('li>iipe. 
ar-[l.  21.]  inalas  (gl.  iiistructas). 

geservede. 
1.21.   pcllaruni ,  scilda.   scu- 
toruni. 
tremebiiiidis,  J'orhtuni.    fornii-     testiulinc,  hrandbcagn  [1.  r-^'J. 

dantibus.  niarg.   scildli^iime. 

1.8.  lauloinia-    (gl.    carccris).     sfriclis, //«;v'/Ä^//;/<.  evaginatis. 

diinhuses.  1.  22.  se,  liy  sijlj'e. 

I.  10.    circuiiKiuaque ,    geJircr    iugulaliiras,   to  gyinn>nne.   oc- 
abuloii.   us({iie  (jtiaque.  cisurs.     perfossuras ;     unter 

(lebacc"lianles(gl. sloniachanles).        der    zeilc:    to  gi/mmienne. 


Irudilnr  (gl.  daiiinaliir).   niarg. 

vies  bescoj'en.  \  nedored. 
(«iles  p.  52.]    iiilempesla;   (gl. 

traiiquilla-.  serente).  smellre. 
conticiniü ,    evi/lsetene.  marg. 

conlicinium.    cvylseten.    vi- 

devsacioige. 
I.  7.  radio,  leoman.  splciidore. 


vojfiende. 
1.  11.   lixas  (gl.  Unnas),  niarg. 

ge/h'st/iode. 
sab  divo    (gl.   foras.    orienic). 

dt/ru/////.   1  seelleiiditni. 
1.  12.   caiiniale,    hternelte.   ar- 

dore.  svolede. 
nsqnani  (gl,  ad  ulluni).  ahiuvr. 
aliorsnni,  elles  hri/dcr.  aliiuide. 
ulterius,   nj'cr  Juet. 
I.  15.  ciilliiris  (gl.  niinisleriis). 

peniifigiiin. 
1.  IG.  clligieni,  ///'•.  iniagincni. 
in    irusla    (gl.   in   parics).    u/i 

stirca. 
1.   17.    in   lavillam,   nii  ijs/a/i. 
I.   18.   lis,   ce.st  [I.   ceasl\. 
alicpiando,   liri[liini].   inlerdnni. 
piopcniodiini   (  gl.    pa-nc).  ,/<>>'- 

neh. 
1.  19.  int  er  dno  po[)iilosa,   he- 

tvijx  team  folcticiim. 
I.  20.  piM'dia,  J'oreht/rga ;  ge- 
bessert in  -um. 


oflendisset  (gl.  incnrrisset.  in- 

venisscl).   onbeeode. 
fol.  36.  A.]  1.    I.    simultatcni 

(gl.  discordiam).  ungehvmr- 

nesse.   inarg.   siniuUas  ,  iin- 

geliva-rnijs. 
miligare  (gl.  paci(icare).   len- 

derceee.   [1.  -an], 
iiilcretur,  liogede.  cogitarel. 
1.  2.   exortam,  upusprungene. 
I.  3.  bellii'osns  (gl.  gladiator). 

J'cohtend. 
inienlor   (gl.   insligalor).    ////- 

le/id.   acccnsor. 
laulor,    l'aUnmiond.    adiulor. 

tihliend. 
signilrr,     vicbora.     qui    signa 

Icrl.  gesivli  [^segnbura]. 
1.  't.   bacclianli    (gl.    irasrenti) 

et  Inribundo,  mid  reden  dum 

7  egislieum. 
slrcpilu  (gl.  clamore).  gehhjde. 
1.5.    sequesli-a,     borgiendre. 

divisa.   niai-g.   todieledre 


496 


AGS.  GLOSSEN. 


1.  6.  violati  (gl.  niaculali.  con-  fol.  36.  B.]  1.  1.  tempore  pr?B- 

taaiinali)  IVederis  (gl.  pacli).  poslero,  inishvijrJeJre.  con- 

[geve?}i7}ie]d?'e  vcere.  trario ,      ayidelbipre ,      mis- 

clasma,  face.   mal.  lirorccnre  title. 

l.  7.   uUricem,  leaniende.  vin-  vernali  (gl.  s.  tempore),  lenc- 

dicatricera.  tentime.  \lencteri\licere  \ti- 

vindictam,   vile.  poenam.  we]. 

exsolves  (gl.  reddes).  pu  ge-  uon  autumnali,   na  luvrfestes- 

lcest\e\^\  lice  iidc. 

\.  9.    receptet    (gl.    accipiet.  impendebatur  (gl    doiiabaturj. 

suscipiet).  underfo.  ^'^'^^fo'^S'yiJ'^"]- 

\.\Q.  coTvosxxs,  f orglagen.  Aq-  1.2.   cerlissimis,   q/'  [seatele- 

voratus.  marg.  forgnagen.  slum.]  manifeslissimis. 

1.  13.   examen,  secarm.   miil-  colligitur  (gl.  intelligilur).    is 

titudo.  tinderstandan  [1.   -en]. 

ad  alveariura,  to  hijuen.  qtiod,  forpan. 

festivitate ,     symmelnysse     [1.  eiilogia',  lacc.  henedictionis. 

symbel-].   solemnitate.  1.  3.    mala    punica    (gl.    poma 


i'requenlandä ,    gelomkecende. 

iteranda. 
1.  14.  frugalitatis  (gl.   pro  ab- 

s  l  i  n  e  n  l  i  a' ) .  spa' messe. 
1.  15.  crustiilis,  rindutn. 
Giles  p.  53.]  1.  IG.  pro  furibus, 


rubicunda).   coi^nappln. 
mala  [1.  4.]  granala,     gecyrn- 

lude  appla.  marg.  gecyrn- 

ledu  appla. 
l»almeti ,     vinegeavdes.   marg. 

palmeti,  fuigerapplu. 
d a c !}•  1  i s ,  ta/i am .  Jhigcrappl-um . 


bcfuran  gatam. 
I.  17.  vestibuli  (gl.   atriij.   in-    uicolaos,  nielsvajipla.? 

barg;  geöess.  in  {?'nl/)t\ig).     1.   5.    caricarum    massas    (gl 


1  furdtiges. 
1.  18.   iamelicis,  hangrigum. 
1.  19.    calcii- [1.20.]  latus    (gl. 

iiumeralus).  geteald. 


caricLis  siccus  ficus).  Jlc- 
appla/ia  clyne.  marg.  cari- 
carum, Jlcappla.  daneben  ; 
Iringa.    massas,   clyna. 


iubileus  (gl.  libertas).  y/ro/i-.  1.  G.   antes  (gl.  virgultus).   te- 
aniius.  legran.   [1.  telgran].   marg. 

sicut  supputatur,  sea  is  gei'imed.        tanas. 

muni-[1.22.]licentia',    lacdwde.  palmilum,  rinboga. 

l  eyslinysse.  piopagiiics    (gl.    virguUi 

xeiiium  (gl.  donum).  lac.  boles).   bogas. 

1.  23.  colligitur   (gl.    iiilclligi-  l.  7.  racemis,  clystram. 

lur).   is  underslanden.  botris,  cruppum. 


so- 


AGS.  GLOSSEN. 


497 


mitesoere ,    gesi^icen.     n:arg. 

gesvican.  \  lidia?i. 
1.  8.  calamilosä,    of  dimre.   \ 

ea\r\inre. 
promiscuum  (gl.  niixtuni).  mist- 

lic.  1  gerne  nid.  [1.  -riged]. 
1.  9.  grassaretur  (gl.  vastare- 

tur).  Jxi  v(cs  oßTi'unnan  [1. 

-en.\ 
stipis  (gl.  aliraenli.  elemosinte) 

grafia,  for  pince  \[.  for  Jn- 

gcne\. 
1.  10.  sportulas,   spijrtau.  co- 

phinos. 
crustulis,  rindum. 
lortellis  (gl.  paxillis).  cijclum  ^ 

gehefscrt  in  cijtliim. 
taiitum,  sva  viicluin. 
1.  11.   intervallo   (gl.    spatio). 

betoitx  ßcce. 
viclus  (gl.   stipis).  fodan. 
alimouiam     (gl.     alimealura). 

f Osler,  annonam. 
1.  12.  fainelicis  (gl.  abslinen- 

li  b  u  s) .  h  ungrigiim . 
1.  13.  inopiajii,   onnan. 
refocillantes ,    hi/rtende.    con- 

firmanlcs. 
iinmincnti    (gl.    insislenti.  iri- 

grucnti) .   onvin  [nendre] . 
1.  14.   incdia,  metelesle, 
discrimine  (gl.  darano).  hearme. 
farris  (gl.  tritici).  hvirles.  vroa- 

leves. 
de  similia,   be  smedman. 
1.  15.   poiline,  meleves.  marg. 

pollinc.   Carina'.  meatevcs. 
niemoraliir  (gl.  perhibetur).  he 

is  gesa'd. 

Z.  F.  D.  A.   iX. 


1.  16.  corbes,    viligan.  marg. 

corbis,  viliga. 
et  fiscellos,   7  twnelas.  marg. 

liscellus,  livnel. 
1.  17.     lecythum ,      anpuUan. 

oleariam. 
pugiiliim,  gripan. 
1.  20.     summalim ,     hoonlice. 

breviter. 
1.  21.  nutabundo,  mid  tealten- 

dum.   titubaiido. 
l'uiidamento,  grundiwalle.  sla- 

bilitate. 
Giles  p.  54.]  fol.  37.  A.  1.   1. 

gradatim  ,    sta'pmwlum.  per 

singulos  gradus. 
I.    4.    adminiculum ,     fultum. 

auxilium. 
1.   5.    patrocinii   (gl.    auxilii). 

miindhijrde. 
1.  6.  proloplasli  (gl.  s.  Ada'). 

[hvs  frumscapenes. 
slatuni  (gl.  (irmamenlum).  ge- 

pinrdda. 
profligatis  (gl.    alTligatis  l  pro- 

slralis).    a/'/igidufn.    prociil 

fugalls. 
I.  7.  inextricabili  (gl.  infaliga- 

bili.  inextinguibili).    unacu- 

menlicum. 
plecia,  bige.  cvathyrdle?  marg. 

hijrdic.  \  bige.    plccla. 
plumeiDUS  (gl.  scribamiis  1  piii- 

gaiiiiis).  plitcrian. 
I.  8.    principalis    [I.  9.]     laiili 

sexiis ,    siHi  ra/doi'lices  lin- 
des. 
congruenlia  (gl.  cotiveiiienlia). 

gejuvsJife.  grdfifnirndlice. 
32 


/j98 


AGS.  GLOSSEN. 


1.  10.  prse,  to. 

proposiliini  (gl.  initium.  gra- 
dum).   higehed. 

1.  11.  veslibulu  (gl  inlroitiis). 
mfa'velda.  marg.  veslibu- 
lu ni.  inj'(vreld. 


consortia,  geinana.  contuber- 

nia. 
proci,  fogeres. 
1.  5.  sponsalia,  hryda.  \bryd\- 

lice.    \    vedlac.     marg.    qf 

bela[h]ta. 


eodeni  [1.  12.]  modo  (gl.  simili  obleiilu  (gl.  i.  concupiscentia). 

moAo).  on [xin ylcan  gerncte.  of  begymcime.  inluilu. 

1.  12.  experimentis,  mid  afun-  refutans  (gl.  conlenincns.  ab- 

demjssujn.  argumenlis.  luieus.   1  abominans).  vidso- 

adstipn-[l.  13.]labimur  (gl.  com-  [cende]. 

sequemur.  leslilicabiniur).  ^'C  lalrinarum,     ar[s]ga/iga.     la- 

geseäaä.  Irina  =  locus  secessus. 

enucleare     (gl.     excogilatione  1  6.  purganicnla,  rr/(^r  [1.  r//bo/'- 

revelare.    i.    rimare.    mani-  tniifiga].  chrnsiinga. 

festare).  spiriefi.   [1.  -an].  laudabili ,  oj'  tofflicere.  hono- 

1.  16.  signalus,  gemenrcod.  rabili. 

gerula  (gl.  portatrix).  berdcslra.  contcniserit,  J'orhogede. 

1.  18.  vernacula   (gl.  servula.  despexerit,  ybr^e«?. 


ancilla).  liijnen. 


respueril,  vidsoc. 


superuorum   (gl.    excelsorum)    1.  7.  organica,  dreamlic. 
civium    (gl.     habilatorum).     1.8.  concreparet  (gl.  resona- 


heojmlicra  varena. 
1.  19.  pellices  (gl.  concubinas). 

cij'esan. 
1.  20.  obsidem,  gisl. 
nionarcbum,  ealdor.  principa- 

tum.  dominatorem. 
1.  22.  de,  bc. 
fol.  37.  B.]  1.  1.  receplaculuni 

(gl.  i.  sinus.    habitacuhim). 

{UiJ'engce. 
1.  2.  puerperii,  licseberdres  [1. 

hyse-]. 
1.  3.  sollioile,  car\J'ullke\. 
1.  4.  indullaj  (gl.  i.  concessa'). 

gvbodencs. 
iugalilalis     (gl.     malrimonii). 

scnscipes. 


rel).   leodrade. 
harmonia,  scinsiing. 
ac  si,  srilce. 
sirenarum,  vieremeuna. 
inexpcrlos  (gl.  improbalos.  in- 

caulos).  unvare. 
\.  9.   [cum]  pellcxerint  (gl.  de- 

ccperint).   ponne   hi    bepa'- 

cad. 
sub,  undcr. 
pra'lexlu  (gl.  veiamine).  hive. 

velamculo. 
1.  10.  procum,  yö^'ere. 
1.  11.  levirum,  tacor. 
supersliliosa   (gl.  vanä).    ide- 

littn.  \  J'condlicum.   wfgide- 

lum   [1.  nj'godlicum]. 


AGS.  GLOSSEN. 


499 


Giles  p.  55.]  1.  13.  celicola  (gl.  oppidi,  /76'[^*]. 

celuin  colens).  heoj'cnlic  hi-  1.  5.  qui,  [xi. 

gengca.  iucendia,  ontcndnyssa. 

1.  14.  contexta  (gl.  conscripta).  1.  6.  sciiilillanlihus  ,    spi/rcen- 

gpjedene.   [gcsed-].  dtim.    brasüioinhim.    splen- 

1.  16.  atluli  (gl.  Iransliili).  ic         deiitibiis. 

hibrohtc  [l.  gebrühte].  biiUirent,  vapeledan.  marg.  \ 
1.  17.  cclebcrriinus  (gl.  excel-        upnbra'can.  cxmidaverunf. 

lentissinius).  [se]  mipr[esta].  sulpliureisqiie    namiiiarmn  glo- 
ea  tempeslate,   nn  Ixvre  eavin-         bis ,     ~j   si'eßennm    Incnys- 


lican  lide. 
longiuscule,  fior.  late. 
cre-[l.  18.]brescens,  vexonde. 
qua,  011  pave  pe. 
augustw  (gl.   regalis).  riimcs. 
polestatis,  cynedoines.  imperii. 
1.  20.  inrngabat  (gl.  ingerebat. 

ini\ücehnl).o/ibela'dde.ge/^d- 

Jcrde. 
1.  21.    dilaceralio,    deadbwr- 


sum. 
1.7.  fervida  (gl.  lorrida).  oeal- 

le[n]dde. 
lorrentiim    (gl.    lalex.    riviilo- 

rum).  vi  da. 
lliimiua,  luvte. 
in  pra'ceps  (gl.  deorsiiin).  niäer- 

riird. 
1.  8.  sarcopliagi,  [)r('/i  [l.pru/t]. 
liinibain  (gl.  tiiniiiluin).   /f/id. 


?tes.    morlificatio.    slithic.  \    1.  9.   tiirris,  .slepeles. 


gßter. 
1.  22.  atrox  vexalio,  gr/m/f'c. 

gedreceriys.  piuiilio. 
pra'pcdire  (gl.  impedirc).  /ö/v.'« 
J'organ.    pra.*occupare.    ge- 
leiten  [1.  -an^. 
lestularum,  tiglena. 
fol.  38.  A.]  1.1.  iucendia,  ad{as\. 
1.  2.  scopulus  (gl.  lapis).  stau. 

clud. 
inlatafgl.  inrogata.  oblaluj  [1-3.] 

toriiienla  (gl.  sup|)li('ia).  «//- 

geangebrolite  frita. 
1.  4.   siculus  indigcna    (gl.  .si- 

ci[li]ensis    incivisj.    sicilie. 

sicul    inberdli\ii\c.    \  burfi- 

leod.    marg.    sicäisc  inhyr- 

dlineg    [1.  inbyrd-\. 


propugnaciilum  ,   riglius.   \  J'o- 

rereal[l]. 
ruiüiris     imbribus ,    reoseiidli- 

cuiii  ro'scuiii.  \  seiirum. 
1.   10.    obvia ,    ongeiDieitrde. 

\  geud/iyssa. 
1.  II.   lifiuelaclas,  /m/7//////^. 
scopuloi'uin,  lorra.  lapidiim. 
(roiigciics    (gl.    mulliUidiucs  i. 

congregalioiies) .  hypplas. 
voratiiros     (gl.    abs()r|)liiros). 

7  to  Jor/ihnenne. 
\.  12.    sopicrunt   (rcpsci-uiit,  i 

cxlinxeriml.).^''r,s7/rr//.  ([uie- 

vcniiil.  evaiiueruiil. 
I.  13.    opera;  preliiuii  (gl.   ne- 

ccssarium.  \  ulilo.  1  iusluiu. 

t-alioiiabilc).   /ied[)e(irjh'c. 
32* 


500 


AGS.  GLOSSEN. 


1.    14.    pra'conia    (gl.    laudes. 

favores).   loßi-   1  hcrunga. 
quas,  pa. 
I.  15.  canoiie,  ^e/VÄ^c  sinoäe. 

regula. 
solennia  ( gl.   t'eslivitales).  se~ 

mebiyssa  [1.  symbel-]. 
1.  16.  cognoscitar,   [is]  onc/ia- 

[ven].  intelligilur. 
1.  17.  quateniis  iiequaquam  (gl. 

i.  uf).  [nvt  hi  nalcslu'on. 
1.  18.  conlribuli,  gesibhum. 
1.  19.  niunicipiuni  (gl.  civitas). 

fasten . 


niarsupia,  seodas. 

1.  9.  crepundia  (gl.  ornameula). 

inijnas. 
comparanlur ,  va'van  gehöhte. 
1. 11.  merciraonium,  wfir//^7///^'. 

srestreon.  i.  commercium. 
1.  12.  laucibus,    qf  [ccajhim] 

flammis. 
inflaramatur    (gl.    accenditnr). 

gchathcorl. 
tri lj  u n i cia ,    ealdorliccre. 
1.  13.  afficitur,    vws  geineht. 

coiisuniilur. 
eo  qiiod,  forpan  J'urder. 


Giles  p.  56.]   1.  21.   famosissi-    1.  14.   castigata,  gepread. 

mdd,  [j(V7'e  [//Hvresta/i.  ] 
liruncula',  cempestran. 
oppidinii,  stocclif.   civitas. 
1.  22.    prosperis    (gl.     lailis). 

gcsundfullum. 
successibus  (gl.   forlunis).  ge- 

soelnyssum . 
sublimatur     (gl.     lionoratnr). 

['■*•]  genffred. 
prolixä,  oflangre.  langsamere. 
fol.  38.  B.]   1.  2.    labularenlur 

(gl.   sermocinareiiUir.  collo- 

querenlur).  hi  sprecen. 
1.  5.  corriiplioiiis  (gl.  mortis). 

geeeinmednijsse . 
1.   7.    conseiitiente,    gvpaßen- 

[///•"].  permittentc.  annueute. 

niarg.  geondremedre. 
I.  8.   dislraclio    (gl.   veiidilio). 

lodal. 
ciustclla  (gl.  i.   scrra).   hepsc 

\  loca. 
luaiicorum ,   wannsa.    \\.  ntan- 

cusa] . 


leiionuai,  lensunga. 
leiiociiiio ,  bepivcunge.  i.   se- 

ductione. 
1.  16.  ad  deteslabilem,  to  nsca- 

melfcum.  ad  odiosum. 
iiivisum  (gl.  exosum).  scecii/n. 
liipa- [1.  17.Jnar,    vieltresiran 

hiise.   [[.   Vieltest-]. 
1.  18.  magorum,  dryva.  drira. 
macliiiia ,     (efgcelda.     \    idel- 

ntjsse. 
lianispicuni   (gl.  ariolorum.  vel 

conslellatorum).    marg.    in- 

giilerii   [1.   riglera]. 
siiperslitione     (gl.     vanitale). 

seintac.  1  gedeelde. 
incoiilamiiiatam ,      [unge]rem- 

[inede].   inviolalam. 
1.  19.   prolexil,    bevarede.    li- 

bcravit. 
llammivomis,  fyrenuin.  ardeii- 

tibus. 
1.  20.   lorribiis,  adi/m. 
oll'tilas,  s/iivdn.   partes. 


AGS.  GLOSSEN. 


501 


resinie ,  tyrvene.  storscepes. 
hryseles. 

romenluin  (gl.  incitameutuin. 
wnlr'imQwinm). fodan.  tivpan. 

1.  2 1 .  scinlillanle,  sparccnilum. 

1.  22.   imbriluis,  scurt/m. 

so|)il;i  (gl.  opprcssa.  miligala). 
gelidevii'hte.  1  gesvyvede. 
[I.  gcsvefedc]. 

tabueriinl  (gl.  evauuerunt). 
fovdvinan.  am  randr  stehen 
noch  folgende  anf  die  fol- 
gende seile  gehörige  Wör- 
ter : 

callidus,   litig. 

nebulo,  scinlac. 

sceiia,   hieung. 

scematizarunt,  hivodan.  1  lic- 
cetan. 

en)arciiil,  forscrfin[c]. 

l'atesco,   ic  aerince. 

aruspices,  galdras.  (Fol.  39  ist 


Giles  p.  57.]  senalu,  dughede 

[l.   dugede.]   l  ?uede. 
capi-[1.8.]talein  (gl.  raorlalem) 

sententiam ,      beheqfodlicne 

dorn. 
spectaculuni  (gl.  iiispeclionein).- 

lupfersen  e . 
1.    10.     imperii,     cij7ie[donies 

oder  -rices^. 
sceptris    (gl.    aureis    virgis). 

andvealdum. 
1.    12.    sei  vaiula ,    [geheal]de- 

num.   ciislodieuda.  * 

niediocri,    gehewdu/n.    l    me- 

dendicnni. 
1.  13.  gloriatur,  vuldrad. 
1.  14.  apicibtis ,  stricum.  lile- 

rariim. 
1.  15.  procus,  vogere. 
arce,  gefinde,   suniinilale. 
delriidere,    adnefen.   [1.  -an]. 

expellere. 


an  der  rechten  seile  stark    nialeficoruiu,  unlibvijrhta.  ve- 


ausgeschn  itten . ) 
fol.  39.  A.]  1.  1.   salvo  (gl.  i. 

inlegro)  sigiiaculo,    geheal- 

denre  rnercelse. 
1.  2.  confossa    (gl.  transfixa). 

furhdol.  ped  [1.  fnrhjiijd]. 


nenilicorum. 
1.  16.  necroinantia ,    galdere. 

luorliioruin  diviiialio.  diemo- 

imm  iiivocalio.   niarg.  vicce- 

cra'fl. 
pru'stigiaruni,  .sc/// /r/c«.  galdra. 


1.  4.  obcunteiu  (gl.  moricnlcin).     1. 17.  scena  (gl.  uiiibra). /t«v///^'-. 


fordferendc. 
I.  5.   bar-[l.  6.]bariis,    htrden. 

genlilis. 
prajdo  (gl.   raplor).   hreafere. 
arcliipirata,  flolnian.  \  vicing. 

suinmns  lalro. 
1.   7.   collaribus  (gl-   vinculis). 
sriorteguni.   marg.  sei/orle- 
lium . 


callido,  lilignni. 

plianlasinalc ,    hivunge.    \  ge- 

driniore.   simulalore. 
ncbiilones,    scinlac.  ijpoehrite. 

[Sic]  _ 
scbcinalizarmit    (gl.    ligiirave- 

riuil).   licetan. 
1.   18.    ul    rimius    evanescens, 

sra  sva  geritende  smi/c. 


502 


AGS.  GLOSSEN. 


disparuit  fordcan.  evanuit. 

emarcuit,  Jorscran\c\. 

1.  19.  fatescens  (gl.  deficieus). 

acvinceiide. 
dissolvebatur   (gl.   colla[be]ba- 


catechizatus  (gl.  doctus).  ge- 
cristnad.  geheal  [1.  gehdl- 
god]. 

parturienlis  (gl.  nascenlis). 
[cejinend]lice7'e. 


lur).    7  heo  vws  tolesed.  \    vulvä    (gl.    quasi   valvä).    of 


toslopen. 
1.  20.   qui,  sc. 
haruspicum,  galdra.  inagoruni. 


innode. 

in  baplisterio  (gl.  in  baplismo). 
011  ful[l]uhtbtede. 


magorum  (gl.  harioloruni).  iu-    I.  7.   adscisceretur  (gl.   advo- 

careliir).  vcere  geladod. 
magorum  (gl.  harioloruni).  vi- 


gelera. 
1.  21.  memoralur,    is  gereht. 

perhibelur. 
adhibitis  (gl.  exliibitis.  adiun- 

clis)   argumentis    (gl.    inge- 

niis).  gepeoddum  scarapan- 

cum . 
1.  22.  deceplionum,  sncdoina. 
muscipulis     (gl.    laqueis.     de- 

cipulis).  featlan.  feallum. 
fol.  39.  B.]  1.  1.  maritale   Cgi. 

ad   virile)    consortium    (gl. 

malrimonium).    to  verlicum 

gemanan. 
1.  2.  qua,  ptvre. 
contrariarum,  rtderm/rdra.  ad- 

versariarum  rerum. 
exterminans    (gl.    consumens. 

exlinguens) .  iitad7Hv[feinle\. 


gi/lera. 
molimina,    searva.    {sear]i'um 

cnvftum.      \     ordanscipes. 

ingenia.      raarg.     molimen, 

searecra'ft. 
1.  8.    amilteret,  forsave.    re- 

spueret. 
supernorum  (gl.  excelsorum). 

hcofenlicra. 
1.  9.  impavidus,  wuvrh.  intre- 

pidus. 
pervicax ,    gejiitful.     conten- 

liosus  ut  contumax.  velox. 
refragator,  vidersacc.  negalor. 
1.  12.  verum   eliam   [non  ces- 

sit] ,    ac  cac  svilce    heo  ne 

gcsvac. 


1.  3.  eliminaverat  (gl.  l'ugave-    1.  13.  lormentorura,  thi[tt'ega]. 

rat.  expelleret).  aytte.  marg.     cruciatibus,  pinungiim. 

climino.   ic  aijte. 
1.    4.    ila    prorsus,    sva    cal- 

lunge. 
ecclesiaslico  cxorcismo  (gl.  ad- 

iuralione.    obsecralione.  be- 

nedic'lione).     on    circlicere 

hahuiigc.   \  haligcrc.  J'iill 

[>.\.  ßilluhtc]. 


1.  \\.  fundaniina,  staledimga 
[1.  stadelu/iga]. 

arenosis ,  sandeguin ;  e  aus- 
gestrichen, marg.  arenosa, 
sandig. 

1.  15.  sablonum,  vara.  marg. 
sablo,  strarid. 

glarcis,  ci/slum.  marg.  ceosluin. 


AGS.  GLOSSEN. 


503 


nitro    citro([uc,    hider    7  fri-    1.  15.  necromantia,  galdre. 


der. 
imtabundis,     tealtriendum.    \ 

qiUhlriendum. 
Giles  [).  58. J  edilam,  anrrdc. 
I.  1().  slruclura;,  getimbrungc. 
ut,  svn  sra. 
([iiem,  pd'/te  pe. 


frcio ,  geti/ddum.  1  gegode- 
dum . 

poiifilicatu,   hiscopdomcs. 

pncdilo,  gcbi/ldum. 

1.  6.  sacrosancli  cruroris  (gl. 
sangüims). putdikaliges  blö- 
des. 


ora-[l.  I7.]ciiluin   (gl.  sermo).     ostro  (gl.  purpura.  verniiculo). 


spa'c. 
robuslissiniie  ^Qiiw,  pam  strcn- 

\ge\ste  stane  healle. 
iinposuit,  heo  onsette. 
crudis,   hrcavum. 
1.  18.   liinsionibus,  sle[gu>ii\. 
I.  19.  sartagiiieni,  hver.  \thol- 

lan.  iiiarg.  sartago,  pollan. 
sevo,   smei'ure. 
in  lali,  071  svilcere. 
1.  20.   lormenlo,  pinniige. 
tcncrrinia,  fxct  iii/igc. 
lorrerclur  (gl.  ardereliir).  J'or^ 

ha'rnd. 
1.  21.   nicdiocribiis,  pain  cdd- 

medum. 
el  con Iritis,  7  [>fi'i>  obrordum. 
consulcns  (gl.  succurrciisj.  gx'- 

helpefidc. 
1.22.  niiscrescil,  lie  gcniilsed. 
coinpressil    (gl.   doiiavit).    nf- 

prihle.  pml  i's  acreinet. 
Fol.  40.  A.]  1.  1.  iiigriKMiti,  0/1- 

sigendtüii. 
saiiagiiiis,  hvercx.   l  vjjleles. 
exilio,  utsidc.  f'orsid. 
1.  3.   cruciantc,  pi/iienduni. 
cdiclis    (gl.    maiidalis).    gebo- 

dinii. 
1.  4.  cogcntc,  neadicndum. 


readnijsse.      niarg.      ostro, 

renhjsse. 
purpurescit.  heo  rendvde. 
1.  7.  serlis    (  gl.    coronis).    of 

[cyfiehelmiim]. 
1.  9.  lilleris  liberalibus,  bocli- 

cuin  staj'um. 
syllogisraos  (gl.  coiiclusiones). 

sm  eage  legeti  a .  bechjsin  cga . 

niarg.  syllogisnuis.  cli/sincg. 
1.  10.  sectas(gl.  conlentiones). 

peavas. 
(iniiKluennem    [1.  11.]    tacilur- 

iiilalcm,  ßfvinlre    svigati. 

1  sliliujsse. 
stoicorum,  sUvrleornera.  leor- 

nera. 
sopliisinatum   (gl.   sapientium). 

rordsnolcriiin. 
1.  12.    inlcrpcllata    (gl.    obse- 

crala).  gehal.sed. 
proco,   rogci'e. 
goiicrosis,  of  (vdelum. 
1.  13.   orlo    (gl.  iiato).    acyn- 

nedtmi. 
nafalibiis,  g<d)erduin. 
pi'lila    (gl.   desiderata^.  gcbe- 

ded. 
potiorein      (gl.     i.    uiaiorcin). 

iiiwran. 


504 


AGS.  GLOSSEN. 


I.  14.  sterquilinia  (gl.  immun-  omnis,   calre. 

ditias).  meoxena.  fol.  40.  B.]  1.  1.   propinquilas, 

peripsema,  asrepa.  geheKdnys;  über  ^  ist  w  ge- 

1.    15.    cacabatus ,     besiuiltod.  befsert.  \  cneores.   \^.\,  ge- 

befijled.  ?ieah/t//s]. 

furva?    (gl.     nigra')    fuliginis,  familiaris,  hiredlicre. 

deorces  soies.  marg.  fuligo,  clienlela>,  l)enrcede?ie. 

sot.  domeslica ,    gcbi/de.    congrua 

atramentum,   blivc.  cura.  hyvcuä. 

exhorruit,  ofscoc.  vidsoc.  solliciludo,  carfulnys. 

ad  maternum,  [/o  ;wof/erJ//c?/w«.  for-[l.  2.]luills  (gl.  prosperis). 

I.    16.    gremium ,    vununge.    \  mid  gesceligum, 

bosme.  [fortuilis]  casibus   (gl.  eventi- 

baslerncc  (gl.  ciirriii.  carriica).  bus).  J'erlicu[m].    \  gescvli- 

scrides.  cum  gelimpum. 

\t\\\c\\\o,fielerde.[\.f(vreldc].  adcmptam,  (cihroden.  adquisi- 

vccne.  tarn, 

parasitorum,  glivra.  ue\pe//a.  Proserpinam,  to  gidotan.  pro- 

cnihla.  forspillc/idra  [tena.  piium  nomen.   feminam. 

marg.     parasitus.    gligman.  Gilcs  p.  59.]  1.  3.    ferunt   (gl. 

incniht.  dicunl).     credd[iad].    crt/d- 

1.   17.    geniinis   (gl.    duobusj.  d/ad. 

getvi/mum.  lacrimosis,   mid  voplicum. 

perrexil,  heo  [gevät].  singultibus,  siccitungwii. 

1.  18.  coenobialis    militite    (gl.  1.   4.    lamcnlarelur ,    heo    [be- 

monaslerialis).    [mijnsicr]ti-  incav/i].   plorabanUir. 


ces  gecampes. 
tyroci-  [1. 19.]  nium    ( gl.    mili- 

liam).  gpvin. 
non  nuiliebriler,  /tu  viflice. 
cincinnorum,  fcaa. 
crinicnlis,   loccum. 
lonsura,     oj'cnsu/igc     [\.    cj'e- 

sunga] . 
1.  21.  cirtalricc,  runde. 
I.  22.  pudoris,  cla-ninjssc. 


a  [)vll)onibus ,  ciccum.  J'rain 
ra'deriün . 

et  bariispicibus,  7  gn/dnn/t. 

1.  5.   dcliramenla,  dofii/iga. 

garrienlibiis,  klyde/idiun. 

1.  ().  applaudiint,  gilpad.  1 
gtilpa/i.  ItdJ'e.  rniwg.  pa  gil- 
pad. 

consulta  (gl.  consilia;.  marg. 
fiidas. 


signaculo,  inseglc.  vtcrcclsc.      1.  7.  scrupulum ,  incan.  1  dii- 

adscisc.ilur      (i.      n)iscebalur).         bilalionom, //7///////i,'Y'.  marg. 

gea/ilivlil.  scrupulum,  Irinu/ige.  1  ince. 


AGS.  GLOSSEN. 


505 


nioventia,  astirienda.  1.  18.  incentivam,  Juptnn.  ac- 

qua-,  papa.  ceusiones. 

propheticä,  vitendlicere.  illecebrosis,     unalyJ'endUcum. 

\.  9.  modio,  millaii.  inlicilis. 

coriiscantem ,    be\o\r\htiende\.  slimulis,  jrn'ce/s um. 

lucenlcm.  l.  12.   impingere ,  onbesettan. 

1.10.  dclitescere  (gl.  latere).  niarg.  oii[)idden.  ic  u/ipijdde. 


bemkten  [l.  -an]. 
sa'vo  (gl.  contrario,  falso).   ?'//- 

i'ihtiüH :   gebefsert    in    un- 

rihliim. 
infamis  (gl.  criminoso).  unblis- 

fullesl. 
caluninia',   tponan.  \  hospcs. 


moliretur,   hoge.de. 
velut,  sva. 
ferrato,  geisnedum. 
apologetica?,   beladiendlicrc. 
defensionis,  vare. 
1.  20.    reUmdeiis ,    vidpijddcn- 
de.  astijntondt. 


inipro-[l.  ll.]perio,    Itospe.    \    stroplioste  (gl.  falsa'),  leasere. 
edvite.    marg.  of  unrihliun    acciisationes,  vrohte. 


vdintc. 
lalciilis,  diglelre.  [1.  digclre]. 
1.  12.  nmniis,   lac.  \  gyfc 
clanciilis      (gl.     claiidestiiils).     rcWorsd-,  ongon  scoat.  ongean 


calupultas,   arvan.  gaj'e.lucas. 
1.  21.    prolatas,  atogene. 
diriguntur,  rwran  gcscotene. 


digluin . 
latebris,  licolstn/m. 


h fuvjde. .   ongeanscd't. 
1.  22.  lexlus,  gesytnijs.  \  racu. 


I.  13.  dclibcrarel    (gl.  cogita-    lol.  41.  A.]  1.   1.     anli(iuilus, 


ret).  gelihodc.  sineade. 
nolitije,  cydde, 
abdila,  di/rne. 

1.  14.  arcana,  hordas.  geryna. 
cognilum,  vud. 
üalagcrel  (gl.  iudicavcral.  co- 

gilarel).  hogede. 
1.  15.  proslibiili,  hwmedes.J'or- 

ligcrcs. 
sluprurn,   luvnied. 
lupaiiaris,  gal/iyssc.Jhrh'gorps. 
incesti,  J'ules.  fulrc.  iinmundi. 
1.  16.   matronalis,   vißicre. 
1.  17.   lasciva',   vnfnrc. 
obsceiiitalis,   uncla'nnyssc.   \\\\- 
inuiiditic. 


on  pa  ealdan  visan. 
fabricatores,    h/'veres.  1  ry/'h- 

lan. 
prcsbyleri,  de/nau. 
1.  2.    adulterinai     lilillationis, 

pd'/'e  forlig  er  Heere,  on  iend- 

nysse. 
calcar,  spiira. 

incesti  (gl.  inimundi)  crimine, 
J'urligerlicuin  Icahlre.  niarg. 

iiu;esli,  Jorligcrcs. 
cru-[l.  3.]enlabat,  pa  geblode- 

grde. 
(iissoiia,    iiiigcsiugre. 
sciinoniini ,    .spc/lc/iga.     I    sa- 
ae\na\. 


506 


AGS.  GLOSSEN. 


procacitate    (gl.     loquacitate).  \.  15.  soddVüaüs,  g-efc>'[sc/'pps]- 

sprece.  coiisorlibus,  efenhli/ttnm.  niarg. 
iiisiinulare,  leahtrian.dec'n^eve.        gesidum.  \  comitibus. 

niaclii-[l.  4.]nareiitur  (gl.  nile-  innotescal     (gl.     nianifestat). 


cydtcc 


ce.  niarg.  s: 


eci/dlieJul. 


1.  IG.  pro  CO,  foghere. 

quateiuis,  pcvt  he. 

1.  17.  optata    [Giles :    oblata]. 


gevilnede. 


banlur).  serevednn. 
obriili  (gl.  conlriti).  tohrijUc, 

1  ofrorene. 
1.  5.  ut,  sva. 
utra-[l.  6.]runi,  ceghvcedra. 

1.6.  sttccessihüs,  ges(c//i}/ssu//i.    connubia    (gl.    coiiiiigia).   ge- 
hislorialiter,     e}nne    gevifrde-        scnscipes  [1.  -as]. 

lice.  lurida,  fule.  caccabala. 

quadrare  et  congruere,  ^r /////-    (-loacae,    grypan.  marg.  adcl- 
pan   7    go-pwshvcan.    marg.         seades. 
quadrare,   geevmeUjn.    em-    volulabra,  syle. 
nettan.  1.  19.  ama-[1.20.]tore,  vine. 

1.7.  anagogen ,  upph'can.  su-  pra.'venta ,  forhradad,  ge- 
pernum  intellectiun.  marg.  befserl  in:  -cd.  [1.  -dod 
upplic  andgyt.  odej"  -dad]. 

1.  8.  in  (gl.  contra),  togeanes.     subarravit,  beveddede. 
mentita  est,  ava'[gde].  circum[l.  2I.]dedit,  Ae  äp/^v^j^t. 

1.  9.  calumniarum,  teona.  vernantibus  (gl.  crescentibiis). 

conliimelia,  hospe.  glitinicndiim. 

quam    tolerant,    pcvne  J'orpil-    cycladc  (gl.  veste).  r/mp/e. 

[diad].  poliad. 
apta,  gemicte.  geliclic.  \  gc- 

vrixl. 
1.  11.  in  terra,  on  lande. 
1.    12.    operic    pretium,    nvd- 

pcdvf'iic. 
ul,  luvt  ge. 


goldgeretuim. 


auro      texta , 

marg.  goldgerefe;  über  Je 


gescliriebcn :  m/m. 


iol.  41.   ß.]  1.    1.   pulcbriludi- 

ncm,  J'(v[gi'nysse]. 
1.   2.     proslibuli ,     iinrihthvc- 
[inede].   adullerii. 
Gilcs  p.  ()().]  1.  13.  it'mulatores     hipanar,  J'urlige/ies    [1.  -eres] 
(gl.  a-quiparatores).  [unliyv-         hiis. 

gen]dras.  delestanda,  lad.  abomiuanda. 

conlemtores ,      [? hervien]dres.     ob-  [I.  3.]  scenitas ,  inichvtinys. 

[1.  -dras].  immundilia. 

1.  li.   eiusdem,  pa-s  iJcan.  debaoi  liatur,  voJJ'ode. 

virginalis,  ma'denh'cere.  IVoiitosa ,      scamlcas.      marg. 

propositi  (gl.  inilii).  gcpiitdc.         nebvlatful. 


AGS.  GLOSSEN. 


507 


moecharum   (gl.  meretricum).  1.  15.   exsolvit,  gel(Pste. 

scnvtto.na.  iiisiillalores     (gl.     illusores). 
impudenlia,  aniiscnes.  \bismerieiii\dras. 

1.4.  stupralur  (gl.  maciilalur).  1.   16.    stabilire ,    gctremman. 

vies  bdisnad.  \  forlcten.  firinare. 

ad  infame  (gl.  sine  fania)   de-  balbis,  stamerum. 

decus,  to  cevisliciwi  bismer.  1.  17.  labellis,  vel[e\imm. 


1.  imgerisne. 
natalium    (gl.    propinquorum). 

gebyrda. 
corusco,  gliliendrc. 
1.  5.  peplis,   vebburn. 
1.  C.   luribundae,  feond Heere. 


porcinus,  svy/ium. 

1.  18.  contra,   ongean. 

immunem,  univemmedre  [1.  un- 

gevemr/ied)\'.] 
spumosis,  Jtenu[gu)n]. 
denlibus,  tiiaum. 


1.  7.  reconciliali  (gl.  pacificali.  acriter,  teartUce. 


servali).  gehcaldenre. 
flam-[1.8.]mis,  bry[num].^ 
succensus,  ontend. 
adgrederetur,  he  ineode. 
1.  9.  lenocinii  (gl.  seductionis). 

gcveimtuj liege,    marg.  vem- 

minege. 
spurca  ludibria  (gl.  oppobria). 

fiile  bisinerunga. 
procaci bus ,   qferspreccluni . 


1.19.  grunnire,  grunian.  1  hle- 

tan.  gyrran, 
redivivä,  mid  geedeiicedre. 
subnixnm ,   widerpeodne. 
1.  20.  voragine,  gesvel[g]inde. 

gj'utte.  1  deopnysse. 
reduxit,  heo  [eftgelivdde]. 
ad  limina,  to  anginnum. 
roseo  [1.  21.  Giles  p.  61.]  ni- 

bore,  mid  iHcltere  rüde. 


1.  10.  \\\ro<yi\TQl.,  pcel  he  bilde.  1.22.  martyrizavit  (gl.  passa 
\  onbi'lwdde.  est),  lico  l)ro[rode]. 

ira^,  gram  an.  lumba,   byrig  [1.   byrgen], 

pernicitcr,  rwdliee.       "  in  coemelerio ,    on    liehryste. 

1.  11.  urna,  ceae.  \  liettme. 

1.  13.  sulcaUe  (gl.  scripla^j.  Ibl.  42.  A.]  1.  1.  gravissimam, 
gefurede.  [,a  hefestgai  [1.  /;«'  hefest- 

recondebanlur,    [vn'roii]  geh-        gdfi]- 


[g-od]. 
conlingcrc,  re])[an]. 
\.  14.  dedecus,  unirisnysse  [1. 

ungerfsriysse^ . 
natalicium,  ,!,'Y'Z'///'cfär.  Xfreonda. 


ciiiiis,  pare. 

mentionem     (gl.     mcmoriam). 


ge  inend. 


1.  2.  caraxabimus   (gl.  scribi- 
nuis).  ve  vritad. 


immaturic,  unirrpedes  [1.  un-    nicdicamine,   lac{e]. 

5'H-  incoliimi-[l.  3.]tali  (gl.  prospc- 


508 


rilati.  sospitati)  pristina3,  pwre 

terra n  luvlc. 
1.  5.  ad  formam,   to  hive. 
congruenles      (convenienles). 

[)(vsl(vcende. 


AGS.  GLOSSEN. 

1 


15.    rugitus,    gruttunge.    \ 

gremetunge. 
feroces,  grimrnilicum. 
ursiua',   Injoremie. 
rapacitalis,  rcaf\f\ulnijsse. 


1.  6.    diixi    (gl.    deputavi).    ic    riclus,  coaßum. 

ti'ohle. 
devota,  estful. 
virgunciila,  imeden. 
1.  8.    baptisterio ,    o}t  fulluht- 

b(V(te. 
adolesceret,  gynghvhte.  vlan- 

ciide.    1    in  ng  hellte .    marg. 

adolesco.  vlancige.  ic geottg- 

Ixece. 
egregii,   pces  mpedran  {?  leäe- 

lan] . 
doguia-[l.  9.]tiske,   lareoves. 
disserentis  (gl.  narranlis.   tra- 

clantis).    marg.   cijäendes. 
1.  10.  coacla    (gl.     correpta). 

ge?ieaded.  I  preatod. 
compiilsa,  ge.manad. 
1.  11.   nupliale,   {brijdli^cere. 
tricliniiim  (gl.  palaliuui).  healle. 
llieatrales,  gamelicum. 
specla-[l.  12.]culi,  vundriuige. 

\  vcefersetie. 
i' ja I  li  ros ,  pearrucum . 
1.   1.'5.    privarelur,     [va's]ase/f- 

[dred]. 
enixc  (gl.  diligentcr).   georn- 

J'ullice. 
nilciiUlnis,      hogie7i[dum].    s. 

carnificihus. 
iiidisrupta    (gl.     non     Iraclaj. 

unio,  bro  [1.  it/igebrocen]. 
1.  \\.   crcpimdia,  vn/iias. 
prclicKsam,  deorrii[rde]. 


patrocinium      (gl.     auxiliiun). 

mitndbyrde. 
1.   16.     pra-slanle,   forg[ifen- 

dum] . 
conservavit,  seo   [1.  heo]  ge- 
he nid. 
crepilaiites,   briestliende. 
1.   17.    torres    (gl.    incendia). 

brijnas. 
et   seniiuslos ,   ~]  snmavadede. 

marg.  semiiislus.  snmbceritd. 

samsiHvIed. 
pyrarum,  ala  [1.  nda]. 
faculas,  sajidbwrde  bryiias  [1. 

samb(ernde^. 
1.  18.  restinclas,   acryncte. 
evasit,  nlvnnd  \?  let-^. 
1.  19.   oriiala,  glengced. 
Iropheo,     vidderbeage.     \    si- 

gcre. 
1.  20.    coelesli ,    on    heojenli- 

cere. 
1.  21.  rumigeruhe,  hlislfulles. 
qua,   qf  paiii. 
cloaca',  sendes.  1  felde. 
1.  22.   exhorriiil    (gl.  respuil). 

i'idsoc. 
nuplialis,  gifilicere. 
copula^   (gl.  iuiicla').  gegade- 

r  u/Ige.  1  samelstc. 
fol.  42.  IJ.]  1.  3.    dispari ,  un- 

gelicere.  marg.  dispar.  u/i- 

gelice- 


AGS.  GLOSSEN. 


509 


1.    4.     tiara ,    hwtte.    capilio.     contenitrix,  ybr.9r^^'//.v/r(". 

marj^.   liara,   luvt.  1.  (J.   cullrix,   btge[iicg'i>\slre. 

1.  5.  tiliilo  (gl.  nianilestalionc).     narrelur  (gl.  prcedicalur).  heo 

uainnn.  va's  geswd. 

1.6.  calliolicorum,  ^'•e/tY/[//////-    niagislri,  campealtha. 
ra].  1.  17.   liberalibus,  boclicuin. 

iiiiiiaci,   egcslicre. 
proceritatc,   heuhnessc.  alfilu- 

dine. 
in  edilo    (gl.   in  altuni.  in  fa- 
sligio)  [1. 18.]  porreclam  (gl. 
construclani).   \oti\  i/p{cund- 
ne].     on    lieane    aricrednc. 


pra'celso,  hcalicerc. 

I.   7.    f'asligio ,    helide.    allilti- 

dine. 
tnlminavil  (gl.  claruil).  gicov. 

\  Scan,   inarg.  glcof. 
I.  8.   inlercapedinem    (gl.  spa- 

tiumj.  f(vc. 
Giles  p.  62.]  1.  9.  pcrlinacilcr, 

anrillice. 
reluctaretur,  vidcva'd.  contra- 

diceretur. 
fontibus,  vihpringnrn. 
1.  10.  procellarum  (gl.  imbriiim). 

sciira. 
turbinos,   hrcuJinessc. 
et  lonitriia,  7  [mnarada. 
fra-[l.  IL]  göre,   cenne.   dy/w. 

niarg.   Iragor,    cijvm.  dyne. 
Iiorrisono,  egv.slicinn . 
lerrenlia,    hrcgendc. 
concitans,     arcccende.    susci- 

lans. 
igiiileras,  J'ijrbdTe. 
1.  12.   liilminuni,    (iga. 
coruscalioncs,  hra'scelimgti . 
eliciens,   utalij/iimde. 
s])cclaculuni,   vaj'ange. 
1.  l.'i.  in  lanturn,  lo  Ikiiii  sridc. 
laculis,   III id  hld'snin. 
1.  15.    fanalica;    siipcrslilionis, 

gevidicdrc.     idelncssi;.    ge- 

dri/ldi-s.      marg.     maiij'ullcs 

scinlaces. 


niari»".   ofi 


m/sse. 


1.  19.  lilune,  clames.  liimnge. 
conipage,  gefege. 
in  qua,   of  [lain. 
indigilanieuloruni,  ledenra.  pro- 

prinm  nomen  (!). 
1.  20.   adoleret,  stperde  \*sto- 

rede].   sacrificarel. 
1.  21.   liolocausta,  offrunga. 
dedito,   u/ido'fieod. 
1.  22.    inconsulle    (gl.    incon- 

sideralc).     unrivdlice.     iin- 

foriHui  dedlice . 
cum,  JHi  [la  he. 
fol.  43.  A.]   1.  1.    cffigies    (gl. 

iniagincs).   a/ilic[iiijss(i]. 
1.  2.   slupruni,  /or/i[ge/it/ss\. 
aujalricis ,    luj'eslran.    ncdhw- 

ineslraii. 
1.  4.   parricida,  miegiiii/rdra. 
I.  .").    maciiinarelui",  sei'rede. 
olidos   (gl.    loclidos).  J'iile. 
I.  6.   .s(|iial()i'cs,    u/i(:/(vn/icssa. 

I  fracedc.   imnnindilias. 
liorroscil,   aladode. 
sc(tpulinn,   crcornstan. 


510 


AGS.  GLOSSEN. 


nexum,  gebundene. 

1.  7.  pavescif,  heo  [forhtode]. 

timuit. 
1.8.  moUescil,  heo  [onvdcede], 
nee,  nene. 
deformatio,  vleituncg.  vhctta.  \ 

hivheshcs   [1.  hivleasness]. 
flava  (gl.  fulva).  gio/a. 
cesaries,  Jen'. 
rade-[1.9.]retur,  ofascoren. 
per  publicum,  on  voefernysse.  \ 

v(pfersene.  per  medium, 
decalvata,  unhuj'ed.  beluetted. 
Iraheretur,  gelogen.  \  gedra- 

gen. 
slatum,   annvdnysse. 
inclinat,  gebegde.   lorquet. 
1.  10.  incendia,  onal[ed]. 
chaldaici  regnatoris  machinas, 

pies  chaldeiscen  kijningces 

seara. 
ob-[l.  ll.]slupuit  (gl.  expavit). 

vafede.  \  ondret. 
rictus,  eeaj\las\. 
Marsi  (gl.magi).  drijas.  [dry]- 

liee.   iuguleres  [l.  -as\. 
incanlalioiumi,  galdrn. 
1.  12.  irrilabant  (gl.  provoca- 

banl).  gvemcdnn. 
l.  13.   pudoris,  ehennysse. 
1.  14.  geminis,  tvam. 
spicularum,  ga[ra]. 
l.  16.   cum,  [xi  pa. 
(iilesp.  63.]  l.  17.   cl  (gl.   s. 

ad)    ineplas,  ~J  io  Ixin  un- 

pa'slicuin . 
1.18.  furibundus,  gram.  1  erad. 
calaslarum,    hyrdla.  fyifolle- 

na;  über  J)  sieht  \\. 


1.  19.  palmarum,  svinela. 

vibices,  vala. 

exhibuit  (gl.  praibuil).  gear- 

code. 
l.  20.    applicavit   (gl.  iunxitj. 

lo  rieht  e. 
1.  21.    naufragaverunt,  forli- 

dan.   1  J'ureerdan. 
consortio,  fram  gemanan. 
apostataveraul,  vidersacandan 

[1.  -saeedon.]  marg.  t  pvrn- 

redon  [[.  pveoredo/t]. 
l.  22.    depravandam    (gl.    ma- 

culandam).  lo  aryrdenne. 
apostatarum  ,  ßyinena.   vider- 

saceiia. 
fol.  43.  B.]    l.    1.    cicalrices, 

dolcsvadan. 
poenitudinis,  be  hreovsunge. 
curavit,  heo  [gehadde.] 
l.  3.  prietorium,  domern. 
cachiiinanti  (gl.  ridenli).  [hl/h- 

h]endum.  mscr.  liest:  ten- 

diim . 
cavilla-[l.  4.]lione  (gl.  vitupe- 

ratione.     calumnia.     oppro- 

brio).  hospe.  marg.  a-sche- 

tunge.  [?  l.  (evischetunge]. 
l.  5.   falcbatur,  siede. 
rata    (gl.    lirma.    grata),    gc- 

cveme. 
munuscuia,  panonirde  gife. 
gaii-[l.  O.Jiiatura  (gl.  irrisioae). 

mid  geciince,   ciince. 
prolalum   (gl.    s.   esse,  narra- 

tum  esse),  geswil.  piet  ypped 

rces. 
uuo  die,  anum  dtvge. 
palcrctur,  heo  [pnlode]. 


AGS.  GLOSSEN. 


511 


I.  7.  tniHcanda  (gl.  (lecollnnda.  1.  20.  diicta,  g-eio^p/ir. 

occideiida).   to  cvcllene.  suspiria,  sicitunge. 

cum  purpurcis   [1-8.]  lolidem  de    conversatione,   bc  lialgmn 

rosis,  mid  cfenfeolum  rea-        lij'e. 

dum  vosuin.  1.  21.  illius,   hire. 

describitur,  hco  [is  avr/to/i].  dogiiialibiis,  lfi[rum]. 

1.  11.  inlegerrimje   (gl.  sanis-  opiiscula  (gl.  opus),   dec. 

sima.').    gchealsumestiw     }  1.  22.    iiilibaUe ,    univemmedcs 

cln'[?icstrc.]  [1.   itngp-]. 

l.  12.  Iriperlili,  [»'coda'ledes.  virginilalis,  m(vg[denhädes]. 


princi- 


(lorcnles,  fK'o?ide. 

salis  cvidens    (gl.   i.   claruni). 

in    hohwrten.  [sie]   [1.  ge- 

noh    ?    ]. 
fol.  44.  A.]  1.  1.  documentum, 

bjjsnimg. 


nionarc'luam ,    ruitor 

paluni. 
successibus,  gesicl[diwi]. 
\.  13.   propeinodum,  Jor/ioa/i. 
prsetorum,  (>aldurnta»[/ia].  iu- 

dicum. 
1. 14.  geuerosain  (gl.  nobilem).     l.  2.  ex  pellice,  qf  cißse. 

a-dele.  sceplris,  andrealdum. 

foeminini,   [f(t'innhad]lices.         Giles  |).  64.]  1.  3.  praestantior, 
soboles,   cjj/i.  snchira  [1.  sclra].   dignior. 

l.  15.   puberlalis   (gl.   iudolis).     exlilil,   nimidc. 

(edelbovnijsse.  1.   4.     lribunici:e,     oaldorliee. 

faniosa-,   lilisj'ulles.  diigiidlice. 

virgiuitalis,  ma'g[denhad].  polcslalis,  mihtc. 


rumore,   Iwreloja.   fama. 
1.  16.   colloquio,   qf  tiiotiingo. 
scrniocinatioiic. 


procenim ,    oalduniia/inn.    iii- 

diciiiii. 
niagislratibus,   lareordomitm. 
1.  17.   iiicilavil,  lihlo.   suscila-     I.  5.    ralus  est  (gl.   .tstimaba- 

vil.   axtf/'/de.  lur).    Icaldc. 

insligavil   (gl.  ujoiiuil).  mene-    secuudos ,  gesivligum.  i.   pco- 

\de\.  ..  speros. 

ila   duulaxal  (gl.   sine  dubio),     eveulus,   bclimp. 

Süd  butan   [Ircon],  prospcros,  luilrcndc, 

1.  18.   Ibalanio,   bunt.  nupli-[l.  6.]ali  dote ,   bri/dliire 

luxus,  lu.sf(\  A'/A'- 

marg.  amplexus,  e//ic//ji/u'//cgu.     siibarrarcl,   bereddodc. 
I.  19.  cum  limpidis,  mid  freu-     coulubernium,  sanwi.sle. 

torhtum.      marg.      limpida,     1.  7.   disponsaret    (gl.  spopon- 

frealorh[l].  dit).   bcsccui.  vurple. 


512 


AGS.  GLOSSEN. 


erula,  tovorpenum.  i.   destrii-    conipulsus,  gebeden. 


cta. 
culturä,    bigencgas  [1.  higetic- 

1.  8.  eversus  est,  [is]  gehro?'- 

[pe/i]. 
eä  tempeslate,  o/i  pare  hreh- 

/i//sse. 
1.  9.  apparatu,  gejirwce.  fer- 

diinge. 
a  circio,  noräan  vestan, 
provincias,  scira. 
1.  10.  populabatur    (gl.  i.  va-    1,   4.    characteribus ,    stricum. 

stabalur).   horeafode.  iiolis. 

1.  12.   rumusculus,   herelof.  \    1.  6.  lepida    (gl.  iucuuda.   fa- 

/y.vß.  Clinda),  vensum. 

qui,  pa.  Giles  p.  65.]   1.  8.     divitem, 

passim,  vel  nde.  i.  ubiqiie.  estfull. 

per   Europam ,    middaneardes    \.  \Q.?,v\m\m?>,[up\licum;[oder 

7iO?'dda'l.  hcäliciim.] 

crebrescens,  lidmcersiende.         opibus,  spe[dum\. 


1.  21.    perla'sum    est   (gl.  sa- 

tis  longiim).  wdrette. 
qu«,  pa. 
fol.  44.   B.]  l.    1.     exhortato- 

rium  (gl.  monitum).  lereov- 

Uc  [1.   /«/■-]. 
iiisigniter  (gl.  i.  non  pigriter). 

ma'7'Iice. 
l.  2.   opusculum,   hoc. 
slirpis,  cin/ics.    gcneris. 
l.  3.   vagabunda,   voriende. 


dilTiinditiir,   \is\   todwled. 
l.  13.   apiciim,  sfr/cena. 
piclaliolis ,    (vrendgevrituin. 
menibranulis.  hocJ'cll[nm]. 


tamque    variis ,   7  ^^'^  misili- 

caii.   [I.  -um]. 
1.  1 1 .  teiiacissimis ,  fwsthafel- 

Iti'stum. 


[neqiiaqiiam]  excipiatur,  nc  si/  inrclita  ,    genettud.  genvyad. 

Jo)'l(vtaii[\.Jorli'le)i].\Jür-  [1.  gera-]. 

gipged.  \  forgimelicsed.  l.  12.  eruperit  (gl.  emerserit). 

1.  14.  sollerti,  mirnigleavum.  iilabivrst.    marg.  i/pabwrst. 

1.  15.  claruil  (gl.  fulsit).  sco/i.  l.  13.  respucrit,  /leo  vidsoce. 

ortliodoxoruni,   g('leajful[l]ra.  1.  14.  illecebras  (gl.  seductio- 

1.   IG.    conimenta  ,    traliln.    i.  wqs,).  J'orspenincge  [1.  -a.]. 

docuinnila.  rcnuiuiavcrit,  vidcmvd. 

crebra,  mid  mivuifealdre.  1.   15.    examinis   (gl.  iudicii). 

1.  17.  assidiiilale,  siiigaliiijssc.  d(>[ines]. 

1. 19.  caiionicarum,yr^'7//[/]/c7Y/.  1.  IG.   a-qua  bilaucc ,  gelicera 

1.  20.    soUcrtia,   fnv/elnysse.  rage. 

marg.  gleav7iysse.  \  gconi-  bilaiicc,  hiolore. 

f'ulnijssc.  truliiiabal,    ?  avyndrad.     das 


AGS.  GLOSSEN. 


513 


tvorl  ist  aufgekratzt,  inarg. 
aiMvIi.  1  aliolrede. 

1.  17.   exponeret ,    trah[tnode]. 

stridula?,  gyrst.  \  crimm  [1. 
gi'istbitiendre ;  oder  gri- 
sliendro.? und :  cyriniendre] . 
marg.   cirmiende. 

Gotliorum,  gotonisce. 

claiif^oreni  (j^l.  s.  ad),  cerrne. 

1.  20.   man  um,  vered. 

I.  22.  reraugiel,  ongea/ihlevd. 
marg.  ongeanhloi>d.  oncvyd. 

fol.  45.  A.]  1.  1.  obviam  ,  on- 
geancymcn.   \  gcanni/sse. 

1.  3.  litulo ,  naman.  \  sinite- 
[Uinge]. 

1.  4.  schedarum,  gevrita. 

apicibus  (gl.  litleris;.  stricum. 

cele-  [l.  5.]  brandis  ,  brymmli- 
cum. 

crebrescciitibiis ,  iridc  sprin- 
gend um. 

scep-[l.  G.jlris,  andvcaldum. 

1.7.  apostatareiit ,  vidersace- 
dan. 

I.  8.   Iramite,  .stige.  1  sidfwte. 

exorbilaiiles ,  dceliendr.  titu- 
banles. 

rbarybdibiis,  gcsrcigum.  vora- 
giiiibus. 

naulVa-[I.  9.]garcnl ,  forlidan. 
\  J'urferdan. 

palalinas,  [)a  healliclilan].  die 
buchslaben  blan  sind  von 
einer  vergleichu.ngsweise 
modernen  hnnd  geschrie- 
ben.  1.   Iieallican]. 

pollicelur,    he  be[hdtad].   pro- 
misil. 
Z.  F.  U.    A.    IX. 


pa  tri  in  0  n  i  a ,  fivderges  treon . 
i.  10.  inalrimonia  (gl.  connii- 

bia).  seusci[pas]. 
pompulentam     (gl.     opimam). 

/xrt  geglcncede. 
1.    11.    [cnocininxüs ,  forspen- 

nende\  forspenningce.   ma- 

culantes. 
noii  dissonä  sententia  (gl.  iioii 

couvenieiitia).    na   mid  ge- 

drenium  cvyde. 
marg.   dissona,  ungesvege. 
1.  12.   urgente   (gl.   compellen- 

lej.   [neadiendum]. 
grassatoris,  struderes. 
imperio,  bebode. 
Ciles  p.  Q&  ]  1.  13.  lautomiae, 

€rearte[r]nes.  latrina'. 
i.  14.    ne    lamclicse,    ne   hun- 

grigre. 
I'rugalilatis    (gl.    abstinentia'). 

spa'rnesse. 
slipen-[l.  15.]dium,  fodan. 
edulium,  pigen. 
exhibens,  geurciende. 
lautomiw,   [s]tenys[se]. 
liininibus,  prexvealdum. 
hterescit  (gl.  coniungit).  ahear- 

dade.  \  togepeodde. 
1.  17.   llmrilicarent,  sle?'den. 
tradiintur,   [synd]   bettehte. 
vultus,   aud[/'/i]tan. 
1.  18.   venuslalem  (gl.  amoeni- 

tatcm).   cerlenysse. 
stibio ,  deache.  marg.   deage. 
ca lam is tro ,  pravincspinle . 
in-[l.  li).]deiiitani   (gl.   adquisi- 

lani.  adeplam).  godede.  gc- 

god[ede]. 

33 


51 /i 


AGS.  GLOSSEN. 


iiigenilam   (gl.   natani).    onbc-    fautoris,   lijsfcrcs. 

boreiie,  gebej'sevt  in:  o/ige-     1.  G.  ridiculoso,    [? hlihlie]tu?i- 
horene.  niarg.  ongecynde.  gum. 


peliilciis  (gl.  libidinosus).  vrame. 
1.  20.   in  luxum,   on  tust. 
labescil,  aslnd. 
1.  21.  lareni,  fyre. 
c.O'co,  sveartiüii. 


nequaquani  effeclä,  sed  effoelä 
[1.7.]  voluiitale,  ?ia  mid 
gevilnedre  gcvilnunge  ac 
mid  idelre. 

cacabalus,  smithid. 


carpitur,  he  [is  pliiccod].  ca-    niorbo,  mid  adle. 

pilur.   pro  carpebal[ur].  1.  8.  a'tliioplca,  sylheavcenre. 

clandestiiiis  (gl.  secretis).  dijr-    nigredine,  svear\t\tujsse. 


mim. 
1.  22.  sliniulis,  pticelsum. 
inlempesUe,    smij[llre\.    iiise- 

rense.  scure. 
conticinio    ( gl.    galli    canlii). 

cvyldsetctie. 
cellani,  lius. 
t'ol.  45.  B  ]  1.   1.    concentum, 

dream.  nielodiani. 
celebrabanf,   ma'rsedo?i. 
violenler,  stidiice. 
1.2.  non  vereretur,  ne  forvan- 

dede. 
supellex,  inurf.  a/idlu. 
ulciisilia,  attdlaman. 
1.  3.   fuiüs  (gl.  iiialigiiis  spiri- 

libus).     gyde[nwii].     marg. 

mid  aryri[g]df/m  gnatum. 
lyniplialicus,   iHvterseoc. 
ireneticus,  bregenseoc.  avoJJ'od. 
l.  4.  dei)igi'atos,  gesveartudc. 
Icbetes,  Iweras. 
t'uliijine,  sote. 


l'ucalus,   bpftjlcd. 

parasilis    (gl.    ministris).   pe- 

num. 
I.  9.  clieulibiis,   incnihltum. 
1.  10.  patenlibus,    ojmietidum. 
oculonirn  orbibus,   enhringum. 
delitescit,   beinad. 
1.    11.    vestibiilum    (gl.    i.   in- 

troitiim).  forestige. 
conamiiie ,    gt'vil[nuuge] .    de- 

siderio.   l  nisu. 
1.  12.   de  iurogala ,    be    ongc- 

boJdiim. 
calumnia     (gl.     iiiiiiria).     teo- 

nn[n]. 
s  i  11  g  1 1 1 1 II ,  sicc  tunge . 
queri-  [I.  13.]  inoniaiu,       cea- 

riinge. 
lentis    viminibus,     lidevacum 

tag  um  [?1.   ta?mm]. 
pngillis,  fystum. 
1.  14.   ncbulonis,  gedcomeres. 
exsul'flanles,  vid[blävan] . 


cacabos,  vitiles.  crocc.  hrey^es.  1.  15.  eliminanl(gl.  expellunt). 

[1.  citilas  u.  s.  f.]  utasci/Jan. 

I.    5.     sartagines ,     cocerpan-  1.  16.  cxcipitur,    he   vws  ge- 

w[fir«J.  marg.  sarlago.  cofo/'-  fered.  accipilur. 

pamtc.  1.  17.   magicä,  drylicum. 


AGS.  GLOSSEN. 


515 


prsestigia; ,    gnldres.    sc7ri[ln- 

ces].  monslri. 
necromantiä,  gedvomere.  divi- 

natio  mortuoriim. 
l.  18.  contrilus,   lobryt. 
sibilans,  hvistliendc. 
1.  19.   cydadibus,  viiiipliini. 


execrandum ,      nedicnde.    ab- 

omiuauduni. 
I.  10.  melodiam,  svinn  [1.  sri/i- 

suiige.]  dream. 
I.  12.   prxlevea,  Jorpi. 
iniperanlibus,  vealdendum, 
torrida',  stidre. 


Giles  p.  67.]  1.  20.  petulanlis,     1.  13.  acrius,  teartlicer, 

iiicanduissel,     halode.     harn. 
splenduisset. 


galre.   /Tonre. 


lascivice,  vtld[?icsse]. 
facibus,  leohthnvdnessc. 
1.21.  sceleralis  ,  mid  forscil- 


digum . 


de-[l.  22.]lracla.   tntogheno. 


I.  14.   inanipulares    (gl.  socii. 

milites).  gesnlen. 
roriiiidolosoruni ,   forhtra.    ti- 

midoruni. 


fol.  46.  A.]  l.  1.  iiicocplis,  on-    niorc,  oti[peave]. 


ginnum. 
l.  2.  nioliri,  hycga/i.  i.  cogitaret. 
cassarelur,  [cws]  idlod.  i.  eva- 

nescecretur  (sie),  fordvan. 
comes,  ea[l]dorman. 


lucta-[I.  15.]lorum,  (:emp{enä\. 
pala'stram,   oret[.store].  vriüst- 

lunge.  luarg.  plcgestrn. 
1.  16.  vocabulo,  clipunge. 
ge  11  e  ros  i  s ,   [(vde]  lum . 


I.  3.  salis    (gl.  valde)    crude-    1.  17.  nalalibus,  geö//r[di//n]. 

scenle  (ssevienle)  poenarum    paulisper,  st/mc  Jivile. 

alrocitate,  mid  svidre  real-    ad    pradioluiii    suiiiii    [1.   18.] 

reovre  griinmjsse. 
1.  4.  lupercalia   (gl.    l'csUi   lu- 

perci).  galfrcolsas. 
l.  5.    coinpitaiia ,     veggobvte. 

fesla  compelc  (sie). 
porluiniialia,  lii/dgijlda,  d.  /'.  por- 

\.\xn<\V\A,wi(t  auch  das  ins.  liest.  1.  19.  ^)osVa$\x.,  vidensacungc. 
sive  laüvilia,  odde  hri/de?;/'reol-         [1.  vider-]. 


lo  his  luniiigclum.  ad  vil- 
lam.  tunincle.  to  kire  age- 
num  harne . 
baslerna'  (gl.  currus).  vehieulo, 
nn  vn'rehr  fore.  [?  1.  f\v- 
rehles] . 


sas,  statt  siiovelaurilia. 
1.  6.  floralia  el  nielclia,  Ij/osltai- 
freolsas.    7    nihtgilda.     [1. 

hlnstma-]. 
numiiia  (gl.   polenlia).  inihla, 


ad  eloaeani,   tn  grj/pan.  adel- 


seade.  miW'^.scre/h.  1  scrif'e. 
molossi,  rijddan. 
i'clapsis,   aslidenam. 
1.20.  eliiliaiclio  ,  piiseudeald- 
rcmcu. 

TCi)ro\nlii\vcid,geg/adedo?i.ge~     ciiiii  cqueslri,    mid  ridendum. 
pingedoN.   initigarenl.  equitaiili. 

33* 


1.  7.  l'avorem,  kerimgc 


nie 


AGS.  GF.OSSEN. 


iiispquenle,  ebtcnrh/ni.  \  irfter- 
[fi/lige?idiün] .  prosequenle. 
reducuiilur,   [f^ynd]  gelctdJe. 
putido  [1. 2 1  ]  latibulo  (gl.  spurco  >. 

vn'd  fiilttni  adolseade. 
squalenliura,  horslice..  [1.  horv- 

l/ce] . 
ergastuloruni,   vilelwsa. 
mancipando,   /o  luvftende. 
subsannantis  (gl.  exprobrantis). 

hijspo?)des. 
1.  22.   gannaturse,  bisvicres. 
fol.    46.,   B.]    I.    1.     cseruleA, 
sveai'te.      va?i[ne].      nigra, 
lelra.  tuiisa. 
vibice,   vale.  livore. 
satrapse  (gl.  iudicis).    d('[man]. 
1.  2.    applica    (gl.    coniunge). 

togepeod. 
l.  3.  lot  ego  [Giles  p.  68.]  glo- 
rias  nuDierabo,  ealsva  feala 
moRrda  ic  ^crime. 
violen-[l.  4.]tias,  stidni/sse. 
intuleris,  onhel(st{tc\. 
conipulo,  ic  teile. 
in  late-[l.  o.jbroso,  on  diglclre 

[1.  (,/i  d/'gl'^re]. 
fundo,  dype?i. 
funiigabundis  ,    hreocendum.   \ 

steinen  dum. 
fimi,  gores. 
foeloribus,  ste7}oiim. 
l.  6.  horrebal,  aladolode. 
furva,  deorc. 

1.7.    Iclamen ,   gyr\pan    oder 
^ryr  =  gor]   .i.   dingce   [1. 
düng  ca.] 
nardi  pistiti,  stemendes  svwc- 
ces. 


fragrantia,  stemincge. 
1.  8.   redolet,   staue.  \  stemde. 
iherniarum,   badana. 
vapores  (gl.  fervores).  ccdmas. 
suppositä  [1.  9.]   congerie,  ?/;/- 
dersttenre      gegeederunge . 
ht/pe. 
marg.  iaclari,  gevoiyene. 
iniperanlur,    hi   vcrron   bebo- 

dene. 
VC  11  US  täte,  fiegernesse. 
sospites,  gesunde. 
1.    10.    cmersisse,    upatyman. 

upastandan. 
leguntur,  sin[d]r(vdde. 
tormentorum,  [(inlre]gene7ia. 
reciprocis  vicibus,  edhecendum 

gevrishüu. 
1.  11.  elisa,  asUden. 
labei'aclata ,    geveht.    asliden. 

afeallan. 
milescere,  geleodevcccan. 
miserescere,  un'lt[swn]. 
I.  12.   scopuli,  cludes. 
niole,   uncebiysse.   1  liefe. 
1,  13.   alveo,   depcn.   fluni  ine. 
respeclu  (gl.   provisu).  yö/•^^■- 

fenysse. 
I.  14.  denegatam,  yöri'eorw^/e. 
1.  15.  riparum,  stwdena. 
marginibus,  on  ofrum. 
salrapa,   deman. 
1,  16.  obslupe.scens,/«r/<//e7irfe. 

admirans. 
magicä       arte ,        [dry]licu7n 

{cripf]te. 
1.  17.  capitalem,  [heafod]licne. 
1.  19.  senlentiani,   dorn. 
vexillo,  Jkiuan. 


AGS.  GLOSSEN. 


1.  21.  privilegia ,  sijiidrige 
vijrdmenta. 

1.  22.  longiuscule,  _^or.  \  x'kle. 

crebrescunt,  pa  vide  springad. 

dura,  ponne  send. 

schedarura  (gl.  libroruni).  ge- 
vrita 

apicibiis  (gl.  lilteris).  stricum. 

rotante,   tyrnende. 

fol  47.  A.]  1.  1.  celebrant, 
bvemad. 

in  pulpito,  071  ra'dingcsvainele. 
ana[?] 

1.  2.  recitantui-,  [si/nd]  npdde. 

1.  3.  exarsit,  vedde. 

1.  4.  acerbilas,  stidnes.  \  bi- 
ter mjs. 

arce,  gepinde. 

1.  5:  Patrimonium,  ßedcrge- 
streon . 

ornamentorum,  geß'cete[va]. 

tarn,  ceiäer  ge. 


517 

biiiiste.  \  bi- 


1.  10.   stipendia 

leofen. 
ad    agapen    (gl.    i.    deliciem). 

lo  ßorme. 
Giles  p.  69.]  1.  1 1 .  fraudulento, 

svicfullum. 
consilio,  rwde. 
1.   12.    dissimulalo    (gl.  i.   oc- 

culto).  gehivedre. 
negolio ,    ceape.     bepcccingre 

pittacia,  (cre/idgevrita. 
1.  13.  pra?dia,  harne. 
titulo,  gesvu[teluiige]. 
1.  14.   publica,    [ope]num. 
insimulatione,  ivsvice.  vrohte. 

accusatione. 
l.   15.     proscriberculur,    beon 

gegavalad.    [1.  gegafolod]. 

accusarent[urj ,  Jordeinede. 
pnesago  vocabulo,    mid  fore- 

gleavre  clipunge.  \  naman. 
discriminalia,  ccp^/v^^?.  ear/^reo-    1.  16.  in  lerritorium,  on  pare 
jias.  burh. 

cxiliala  (gl.   consurata).   geu- 

tod.   aflijmed. 
cibi  inopiä,  inetcleaste. 
1.    17.    angerelur,  pect  vcere 

geiicrved.  preadc. 
muiiicipes       (gl,       principes). 

hiii'hleoda/i. 
munici-[I.  18]palus  (gl,   princi- 

palus).    burhsdpe.    carding 

iHvs  [1.  eardi/ig]. 
municipio,  /k'stene. 
virus,  geo/[,s]t<'r. 
1.  19.  lercnles,  forbcrende. 
vagabundis  mealibus ,  for\}it\- 

ivndum  J'<vrefduin. 


1.  G.  periscelidas,   hosebendas. 
quam,    wider  ge. 
olfactoriola,  vi/rtfata. 
nardi,  sealfe. 
crepundia,  menas. 
genimi-[l.  7,]reris,  gimbwrum. 
lunulis,  halsmymim. 
malriculariis    (gl,    i,    pauperi- 

bus).  marg.  pearfum.   \  vii- 

devan . 
prodigä,  cystigre. 
1.  8.  liberalitale,  sylene. 
furibundis,  mid  eialieum. 
1.9.  facultalum  fgl.  divitiarum). 

gestreon\(i\. 


518 


AGS.  GLOSSEN, 


(lisparge-[l.  20.]rentur,  [ra-ro/i] 

todoelede. 
quibiis,  pnm. 
abdicatis  (gl.repulsis).  victcvw- 

de[num\. 
1.  21.    [abdicatis]   lupercalibus 

(gl.   idolalriis).    marg.  uta- 
flem  en  dum  galfreoh  um . 
uUronea,  syl[f]villes. 
se,  hi  sijlfe. 
1.  22.  spiracula,  bhedas. 
pulsaturara,  todnefene, 
incolumitati,  gesunt.  1  hccle. 
prisliihT,  pcere  cerrfüi. 
fol.  47.  ß.]  1.  1.  calamitosum, 

hreovlice.  \  earm. 
1. 2.  trucidabatur,  [ines]  acvenid. 

occidebautur. 
ordine    prsepostero ,    mishvyi'- 

fedre  endebyrdnesse. 
immatura ,    [ungeri]pede.    pa 

unripan . 
1.  3.  funera,  i^ceav    [l.  Iweav]. 

Corpora, 
flebilibus  questibus ,    voplicum 

murcnungum. 
orbilatis(gl.  privationis).  barn- 

leasltle. 
acriler,  grimlice. 
artabanlur,   [vcei'on]  gepra'ste. 
1.  4.   palroiius,  mundborn. 


1.  5.  oraculis    (gl 

spa'cum. 
Iruculcnta,  rede. 
crudclilas,  tTod. 
1,  G.  qua),  SCO. 
lelircram      (gl. 

ciu'olmba'rne. 


doctriiiisj. 


sliipe- 
mid    eargum.  ege- 


niorlifcnini). 


niiserandis,   [ear]m?im. 

oivibus,  vanmi. 

luem,    rom. 

arceretur,  vwre  adrccfed.  pro- 

hiberetur.  pulsetur. 
1.  7.   populosaj,  folcUcere. 
1.  8.    confluentibus ,    snmodcu- 

mendum. 
spela^um,  crufte.  i.  antrum. 
concre-[l.  9.]paivte,  scyllendre. 

marg.      concrepans ,      scyl- 

lende. 
pullorum,  cocca. 
plausu,   blisse.  Isetilia^,  fider- 

slehte.    [?  -el],    marg.    rie- 

giminge. 
galliciiiio,   hancrede. 
formi-[l.  10.]dolosis  (gl 

faclis). 

fuUum . 
geslibus,  gebieru{m]. 
Iremebunda  ,   bifiend.  \  furht. 

\  earh. 
palloribus,    adiicum.  abhecun- 

gum. 
1.  11.  latilantem,   liegende. 
alloqiiitur,  heo  gesp?'(vc. 
besti-ani,   deor. 
1.  12.   nequissime   (gl.  s.  c). 

vursle. 
vade,  ,far. 

1.  13.  ciirsu,  ßerelde. 
abscessit,  aveg[gevdt\. 
1.  14.  flagilabal,  pette  [?  für 

petebat,'    oder    ist   zu   le- 
sen bicd?] 
iani,  fia. 
sibi,  hire. 
1.  15.    crypta,   cruj'tc 


slruanl,   ff//i[//rrde/i]. 

patrociiiluin,  penunge. 

Giles  p.  70.]  1.  16.  subiugala 

(gl.   siibiuncla^).  [riod. 
consoiia    [1.17.]    luelodia    (gl. 

i.  caiitu).    gedreniera   svin- 

sunae,      mar 


AGS.  GLOSSEN. 

nexibus,  bendum. 


519 


'o 
sänge. 

hymnizantes,  lof singende. 

coiicenlus,   dreamas. 

concrepantes,  lileodriende. 

I.  18.   exemplum,   btjs[num] 

hceresciuit   (gl.    pro    lueresce 

baiitj.    tugepeodden. 

1.    19.     Iriennio,      prigeare 


1.   0.    larvalos,     deojelseoce. 

(i'fa'rede. 
coniiliales  (gl.  lunaticos).  van- 

seocc.  i.  garrilores.  ylße. 
valetudinarios.  adlie. 
^.     godrcnnim    \.  7.  JMarsiiFii,  iiyrincgalere. 
\  [cijri/ic-]g(ddre. 
1.  8.  incaulalionura,  galunge. 

gnldra. 
carminibus,   sangtim. 
irrilabal ,    gremede.    provoca- 

bal. 
1.  9.    anguis,  mvddre. 
spiris,  hringum.  nexibus. 


larg.  pyreora  geare   [1.  -(i\     1.  11.  capulolenus,  od  pa  ku- 


tan . 
1.    12.     adacto ,     gcpydnm. 

coaclo. 
1.  14.  puer-[l.  15.]perio,  Injsc- 

berdre. 
perliibeliir(gl.dicelur).  is  soed. 
1.  17.    legalia    (gl.    connubia). 

lelice. 
praiconiorum,  herunga. 


ferst. 
missa,  [gvsende]dre. 
1.  20.  cogeret,  ncodedv. 
apostalico  ritu ,   niarg.   qf  her- 

den  um  gcvvnan. 
1.  21.   raclnus,  senne. 
geruluni,   berdling. 
exosa,  gehated. 
iclu,  mül  svengce. 
1.22.  naclus  est  (gl.  reperlns    con-[l.  18.]celebrenl ,  bremnd. 

est.   invenit).    begeat.  ingriicnlo    discri[inine] ,     onhi- 

fol.  48.  A.]   1.    1.    aiida,  inid        giendre  frecenysse. 

forsvrecendre.  calainilatum,  eormda. 

et  clophantina,    7  hreoflicre.     1.  19.  lividoriini,  nidfulra. 
callosilale,  pienesse.  conspiratio,  gequis  [1   gccms\. 

puriilcnlus,  secabbede.  wttren.         ola-cang. 
1.  2.  scaluriciis  (gl.  ebulliens).     IValeniiim,    [brodor]lt'ce. 

veaUcndc.  1.20.    |)ari'icidiiini,    maginor- 

exhalavit,  utaviftc.  dm.   inarg.   nuegmordor. 

in  [l.  3.]  exilium,  on  vricsid.  iiilcnlabal,  bentcda  [1.  beo- 
crebrescens,  vide  s])ringende.  tade].  i.  miiiahaliir.  li/hte. 
1.   4.    eiicrgiinieriiiin ,     dcoiicJ-         \  aladede. 

seocne  [1.  deoj'ol-].  (ib.s('Ciia,  ///A-.  pa  atelicun. 


520 


AGS.  GLOSSEN. 


fiillentis,   bcpipcctuJre 
1.21.   nialronalis,  vißicere. 
oblila,  forgite7ie. 
machinabantur,  spr^edan. 


1.   12.   polationis,   clrences. 
virus,  i'iirms.  geohtre. 
1.  15.  ^\x\\x^\l^  forfleah. 
latibula,  dimlms. 


1.  22.  lenocinantis,  ybrÄ/v^7/e/<-  1.  18    obstrusa,  diglu. 

dos.  gci'pmrnendes.  1.  19.  gubernarula,  hegyming. 

proslibuli,  ybr//«-re5.  1.20.      nioderamen ,    gemete- 

fol.  48.  B  ]  1.  1.  extiterat,  im-  gung. 

nede.  regendiim,  receiid. 

Giles  p.  71.]  tulela ,   gcscihl-  comniisit,  befa'ste. 

iiys.  1.22.  opinalissimus,  brernystf. 

prolexif,   beverede.  fol.  49.  A.J  1.  1.    illibata,   ge- 

1.  2.  ^wK.twXovwm^forpbi'acna.  cvemsnmre.   univemmedu  [1. 

pra'sagio  (gl.  i.  vaticinalione).  nnge-]. 


marg.  forevitwige. 
1.  3.   propheticä,  vitendUciim 
valicinatione,  vitedome. 
1.  4.  liirainaribns,  tunglum. 
1.  5.  fasciculis,  sceafum. 
1.  6.   sopitus,  gesveved  [I.  ge-  nodaretur,  v(ere  gecnyt 

svpfed.] 
1.  7.  decore,  vlitan. 
florens,  peonde.  fibrarum,  peanna. 

1.  8    formosiore,    vlitegraii.  1    liniphaticura  (gl.  s.  Saul).  gy- 

ßigeran.  [d?'gne].    pa'/ie  gidigan.  i 

niuscipu!am(gl.  laqueumj.yef//-        vecordem. 

la/i.  I.  3.   sospitatis,  gesimd[uni\. 

1.  9.  callid«   deceptionis  ,  pw-    freneticum,   bnegenseoctie. 


copula   (gl.  i.  coriniibia).  sam- 

n'.sta 
niatrimonii,  gesynscipes. 
coniuibii,  gifta. 
1.  2.   nexibus,  byndum. 


argutis  fidibus.  marg.  viid  ris- 
cpndum  strengmn. 


ex-[l.  4.]plosa,  utaflymed.  de- 

leta.  exslincta. 
vesania ,  [.''  ^  tdf'g] nyssa. 
1.    5.     frementiiim ,     [gn'stbi]- 

tendra. 
mandibulas,  cinban.geagalan. 
\  cpaflan. 
velut  lenlescenle,    sviloe  lide-    discerpsisse,  toteren. 

rnciim.  rictus,  ccoflas. 

delrulo,  ppuUp.   vino.  1.    6.     allophyloriim ,      {h^tv- 

mulsie,  mylistrr.  dcnra. 


cigi'/'p  bepingce. 
decipulani,  svican. 
declinavit,  hp  forbeah. 
1.  10.  tilillationis,  tolgetungp 

ontyndne.sse. 
lenociiiia,  forspenningce. 
1.  II.   iiu'ilanienta,  tihlinga. 


AGS.  GLOSSEN. 


521 


ale- 


oder 
sein 


crista,  cnmho. 

cassidis,  keime,  i.  diadematis. 

l.   7.    thorace    (gl.    i.   lorica). 

henlsbenrh. 
ocreis,  scinhose. 
phalarica    (gl.  i.   hasla) 

gara 
uiubonis,  hrandbeages. 
parma  (gl.  scuto).  tude 

soll    dies    wort    lat. 

tesludine? 
1.  8.   f'undibulo,  staflideraSji^. 
singulariler,   [an]lipes. 
1.  9.  obtruncasse  ,  forpvyrtan 
Giles  p.  72.]  1.   10.     pronepo- 

tum,  nefena  nefen. 
1.  14.  iiigalltatis,  gega'dersci- 

pes. 
foederatur,  vws  gepeod. 
1.  15.-  ira*,  gramme  [1.  gram- 

ines  oder  gri/nfjies]. 
proles,  c/wll  [I.  c/iösl]. 
1.  17.  a'lherea ,    hroderes    [1. 

rod-]. 
vescerelur,  vces  festrcd. 
1.  18.  gralissimus,   geeve\ine- 

sle\ 
consortii,  femcdene. 
1.  21.  gracillinia ,  merevistan. 
crinibus,  loc[riiin]. 
1.  22.  fraudulentis,  sticßdlum. 
complexibus,   beclipunginn . 
perfidi  [ibl.  49.  ß.  1.  1.]  pelli- 

calus,  eiiiesboren.  ortri/[r]es 

cyuesdomcs. 


lenocinii,   hce  uedrimes  \  [h(e- 
nied]  scipes.  seductionis. 

1.   2.    demtä   (gl.    i.    minuta). 
gevane. 

cincinnorura,  locca.  criniculo- 
rum. 

ceesarie,  feaxe. 

1.  5.  eiusdem,  l)a're  ilcre. 

proposili    (gl.    i.    initii^.    ge- 

pinäe. 
florentis,  blo[cendre]. 
1.  6.  rayslicis,  gastli[c?mi], 
sacrameiitoruni,  gerijna. 
1.  8.   poritilicium,  biscopdom. 
flaminium,  sacerdhad.  biscop- 

had.   sacerdotiun». 
1.  9.  signabatur,   [vces]  getac- 

[nod]. 
1.  10.   iit,  sva  sra. 
altius,    p(es    lurliccr    [1.   [xrs 

hedlicor].  i.  superius. 
pandaiu     (gl.     oslendamj.     ic 

ges[v]utelige. 
1.    10.     dignitosam,   Jor    pam 

ri/rdlican. 
originalis,  frymälices.  s.  pro- 

prise.   [ägend]lices. 
palicntia',   [ge[)ijl]des. 
1.  11.   fratetui,  [hr6dorli]cere. 
libaminis,   [.'' ugeote]nijssc. 
sacrilicio,  penunge. 
holo-[l.  12.]caustomata,     oß'- 

rnuga. 
primus,  (vrest. 


slupro,    hemede.    \  forligre.  1.  13.   pcrddo,   feasum. 

enerviler  (gl.  i.  segniler)./«r-  incxlricabilc  ,     u//J'or[r]adlice, 

cudlne.  gebefsert  in  -ne. 

deceptiis.   hepadit.  \.    14.    las    immaiuiin    (gl.    s. 


522 


AGS.  GLOSSEN. 


contra,  i.  licenliam).  marg.  1.   7.    ainbiguas    (gl.    dubias). 

[mc?uiisc]lice  leafe.  [tveo\licutn. 

rumpeiite,  upnbrecende.  1.  8.  traditiones,   larum. 

1.  15.  purpureo    [1.  16.]   ostro  et  eliiciibratam  (gl.  accensum. 

(gl.  i.  rubore).   hrunbasvere        i.  purani.    indagandam)    de- 


rendnysse.   vijrman. 
prteligiiravit  (gl.  s.  Abel),   he 

[forebedcnode] . 
1.  17.  primus,  cerest. 
l.  18.  subnixus  (gl.  i.  exalta- 

tus).  upahafcn. 
pneclaro,   [beorh]lre. 
apice,  goprtwätv  [1.   -e\. 
Giles  p.  73.]   1.    19.    siniultate    l.  11.  propositum  (gl.  ad  narra- 


ßnitionem      (gl.     ratioiiem. 

inanifestationeni).  7  asmeade 

svutchinge. 
Apocrypborum ,   tveogendlicra 

gevrita. 
1.  9.    n«nias    (gl.    vauitates). 

bisnierleod. 
catholica,   anlic. 


(gl.    discordiä).     iingehiHvr- 

nesse.    marg.  simultas,    un- 

gehv(cr?iijs. 
1.  20.   catervariini,  fijrdingu. 
fratriiele,  lih  broder, 
nunie-[l.  21  .]rosas ,  ungerimo, 
reducenti,   caincndum. 
prsedas,  hude. 

typica,   getvinne.  \  tvifealde. 
1.  22.   libaniina,  oJ\frunga. 
litaturus,  offrienne. 
tropicc,  ge7'ij[nclice\. 
prse-[l'()l.  50.  A.  1.  1  .]figiirans, 

aetacniende. 


tioneni).   rr/ce. 
ornetur,   [beo]  glen[cged]. 
l.  12.    venustate,    certenysse. 

i.  amoenitate. 
l.  13.   ornatu,  frwte[vc\. 
1.  14.  glorialiir,   [vul]drad. 
1. 15.  gralatur,/>r//^p</^.  l  blissad 
vas,  fcetels.  \  bijdcl. 
sententia,  crf/de. 
speciali,  senderlipes. 
l.  16.  absit  (gl.  desit).yf or  .sy. 
l.  17.    in  calbolicam ,    oti   ge- 

IcaffuUan. 
basilicam,   [?c//;'/]ce. 


1.  3.  niaterna",  mo[der]llccre.     intromittilur,  is  äsend. 


l.  4.  propago,  tudder. 

gcniiini ,  gectjndelice. 

partus,  fe[()rh]geeac[nu?ig(']. 

natura,  geci/nd. 

dclilescit,   bvmad. 

l.  5.  sine  genealogia    (gl.  ge- 

nere).  marg.  bulan gecneord- 

?icsse. 
vulgata  (gl.  popiilaris)._/ö/c//6't'. 
I.  6.   arbilretur,   jitdi  /)(-  vene. 


ob    quam    rem    [satagunt.    gl. 

nituntur].   on  hvilcnn  pinge 

hogiad. 
1.  18.   dclicatis    (gl.   diversis). 

mistlicum. 
1.  19.   anatlicmate    (gl.  deper- 

ditionc) .  Javspenningce. 
1.  20.  munieipii,  bürge,  fwste- 

/ii/s{s(f\. 
ab i tum,  emgange. 


AGS.  GLOSSEN. 


523 


coccineuni,   hrunbasne. 
ligulam  (gl.  i.  fibulam).   ofer- 

fongc.   dalc. 
1.  21.  usurpans  (gl.  possidens). 

ahmend. 


1.  12.  tetrse  (gl.  nigrse)  geii- 
tililatis,  svearle\s\  [/ija'dcn- 
do/nes. 

1.  13.  evangelicum,  [godspel]- 
licfie. 


clandestinä      fraude ,      dihlum    1.  18.  appelitu,  gßvilmmgum. 


facne. 
subripuit   (gl.    tulil.    furatur). 

fo  r  stiel . 

1.  22.  parentclae,  ma'gdsybba. 
et  doineslicis,   7  hyvcudum. 
clienlelae,   inhyrcdes. 


i.  voluplate. 
compesocret   (gl.    prohiberet). 

forhudi'. 
1.  19.   curavit,  hogede. 
1.  20.    evidens    (gl.    i.    niani- 

feslum).   i/iJioh. 


fol.  50.  B.J  1.  1.  spectaciiluin,     Sivvo^^^nüdi'.,  ofcnnodini/sse.'wi- 


vwj'ersefie. 
1.  2.    obstaculo    (gl.    impedi- 

nieiilo).      letlinge.      raarg. 

remmincge. 
1.  3.   lypiim,  getacnungc. 
Giles  p.   74]    designasse,  gc- 

svutelod.  i.  pnefigurasse. 
1.4.    sarixerunl ,   gesetan.    i. 

iudicaverunt. 
purpurea',  bvunhasum. 
1.  5.  liiicturiL",  deaghe  [l.denge]. 
rauricibus,  corvurmum. 
venuiciilis,  pirnim  [\.  f)inc/iuiii]. 
1.  6.  statuta,  geselednessa. 
et  legalia,  7  celice. 
rite,  gevunelice. 
1.  7.  Aom\n\c\.,[drijhtc?di]cere. 
ianitor,  diireveard. 
1.  8.  in  athra,  heofc[mwi]. 
1:  9.   auloritate,  dorne. 
principali,   [he('iJod]licum. 
autlieiitico,   ealdorlicinn. 
ponlilicalij,  dorne. 
I.  10.   cullusi   bw'cnsre. 


flationis. 
ostentationis,   b[ee]oi>?'//ge? 
1.  21.   iudiciuin,   dotn. 
Ibl.   51.   A.]  1.  1.  quid  proce- 

dil,  hvig  Jbrestep/i. 
marilum,   ceorl. 
1.  2.  subdit,  ej'lrehä. 
specieni,   vlite. 
form«,  aiwlalen. 
1.  3.  apostolus,  {a'ro7i\drie7}\d.\ 
1.  G.  obslinata,  pivl  anvilla. 
insigua,  imvrda. 
Icnocinia    (gl.   i.  malte  suasio- 

iics.      scductioiies).      marg. 

Jorspejiningn. 
1.  7.  proslitutis,  lorligererum 

mm    {?)   [Jorliger]licum. 
coiigruunt,  gepa-xliccad. 
Giles  p.  75.]  1.  8.  quam  qua- 

runi  pudor,  [xr/i/ic  Ixn-c.  [I. 

-a]  c/(i'/i/n/s. 
vilis,   racli.s   [1.   -lir]. 
in    apocalypsi ,    o/i    arn'gefire 

bec. 


1-   I  I     pa'dagogus  (gl.   ductor)     1.  «.».    cocciiico,   ro/crcadi/m. 
noslev,h//rf'  ll.iü-r]  /utleotj.     I.  lü.    liipauaniDi    (gl.   scorta- 


524 


AGS.  GLOSSEN. 


niiu).   scrivftena   [1.  scihH- 

tena] . 
insignia,  mwräa. 
alibi,  on  oäre  stove.  elles. 
1.  11.  per  publicum,  gend  ope- 

nysse.    s.   si  in  palam. 
notahiliter,  cyrten[lice]. 
1.  12.    illicias    (gl.    i.    nectis). 

spenst. 
J.   13.    etsi    ipsa    non    pereas, 

pell  pu  seif  ne  losige. 
1.  15.  improbus,  vider[coren]. 
1.  18.   hirsulus,  hruhe. 
lanas,  vulla. 
setosa    (gl.     seliger),     geole. 

raggie. 
vervecum,  veäera. 
veliera,  ßys. 
1.  19.  conchilii,^,yc<^eöÄ.  veol- 

ces. 
bacciniorum,  vinberigena.  marg. 

horlena. 
fuco,   deage. 
inficere ,    gccesan.    denghian. 

miscere.  I  f'iicare. 
1.  20.   tinclura',   deage. 
muricibus,   rurmmn. 
1.21.  proiülurum,  framendlic. 
sollerli,  glcavum. 
1.  22.    ironiam ,     hux.    husp. 

allegoriain. 
fol.   51.   B.]  l.    l.   varios    (gl. 

ni ultimodos) .  mistlice . 
colores,  bleoh. 
1.  2.  rubcnli,   deage. 
raurice,   deaghe. 
croceo,  fiiid  rcadre,  gccioce- 

dere. 
veliera,  Jli/ss. 


lulo,  vurman. 

sandix  (gl.  lierba).  marg.  vue- 

derc. 
pa-[l.  3.]sceiites,  pa  lesiendan. 
1.   4.    originaliter ,  frymftUce 

[1.  fnjmd-]. 
1.  5.  indusfria,  glea[vni/ss]. 
superfluis,   [q/erßoeend] licum . 
adinventionum,  gesmeanga  [?  1. 

gesmeagena]. 
argumeiilis,      spiriungum.     \ 

axungum . 
ampli-[l.  6.]  ßcare  ,     mcenifel- 

[dian] . 
conlendit,  o/zt/t.  gubernat. 
1.  7.   coccineas,  rolcreade. 
succis,  deaham. 
1.  8.   et  concliiliis ,    7    i'olc/ie- 

readitm. 
lingere,  degaii. 
quippiam,  sum  phic. 
1.  9.  plastica  (gl.  elementum. 

creaturä).   oiigesceafte.  gc- 

veorce. 
h  u  m  a  n  oe ,   \m  en  n  /]  .y  c  um . 
nefessarinm ,  iieadbehefe. 
1.    10.    iniperfectum ,    unfrem- 

I.  II.   iuris  peritorum,  radho- 

rena.  \  rwdgifena. 
scita,   laga. 

iiaMiias,  bhmwrleod.  vanifales. 
(jilcs  p.  76.]  1.  12.  ridiculosum 

[opprobrium],  *c««<///c  hosp. 
subsannantis,  hihsendes. 
ganni-[l.  Iß.jtura;,   bismeres. 
i til'ami ,  unhlisjulliim . 
proverbiorum,  biimrde  [I.  -a\. 
eulogio,  gydde. 


AUS.  GLOSSEN. 


525 


I.  14.  cachinnanles,  ccvh[cten-  obsidione,  omscetnwigum, 

de].  doli  Iura,   to  besnrgien?i(;. 

picta  croco,  gcmyt  deah.  coinpaLieiitis,   bcrntrsie/ides. 

fulgeoti     niurice,      [lixen\di'e  I.  9.    defectti,  ateorimge. 

deage.  salvä,  g-esuNd[re]. 

1.  15.  nianicas,  hundstocc.  1.  10.   celebre,  inivrne. 

redimicula,  vrcedas  o\dde\  cij-  nieliculosis  (j;!.' tremebundis). 

nrviddan.   lofns  [?l.  lodns].         cargrnn. 

milr« ,    hiütlcs.    buj'antigera.  numlcipibus,   bur}ih'[odu)/i]. 

snoda.  1.  11.  oppidanis,  stocveardum. 
1.  17.   iherislro,  lialigriiftp.  bur}i\c(irinii\. 


1.  18.   sponsali,  giflican. 
lenocinia,  hvemedru.  forspen- 

ningce. 
1.  19.  salpicis,   byman. 
clangoribus,   cyrmum. 


Irepidanlibus,   Jorh[li/iii    oder 

forhtie?idum]. 
feste,  [tcduni. 
tyranni,  pws  vcalre\uvan\. 
conopseo,  ryf{te\. 


iniiiiplis,    iinicßvedan    [1.    vn-    1.    12.    procax    (gl.    superba). 
ge(vt-cdum\ . 


scamlcasc.    i  gcinah. 


1.  20.   candeiis,   hi:i(.  lypuiii,  getacnurtge]. 

publicis,  si/fe/u[m[.  1.13.  obiinibraris  (gl.  figurans). 
1.  21.   coenaculi,  heallc.   aulie.         gc'lnc[n?end(']. 

1.  22.  manipulorum  (gl.  i.  exer-  iiilegro  ,     an.su/idm.     of   an- 

cilmim).    gcliiia  [I.  gilma].         rcalJirr. 

r)'(vda.  pleiiijunio,   inonadfylene. 

equitalu,  ofrude.  herc.  ncdinii  1.  14.   nierelrici,   [?n///t(']s/re. 

hej^e.  lenociiiante,  Jhrspirnendlicum. 
fol.   52.   A.]  1.  2.    obtruncan-         luaculanle. 

dum,   bchcafdiefine.  1.  5.   fiaudulenlo,   [svice]luin. 

rata  est  (gl.  aislimala).  ^ea/t/e.  obleclanieiilo  ,    luste.    lustful- 
1.  3.  venuslale,  cerlenysse.  lutige. 

caperelur,  becirred.  elisisse ,     Oesvice?i.    b('pce[ht]. 

1.4.  translatoribus,  ve/idi'7'ain.  1.  10.  duclus,  togon  [\.lo"-en.] 

inlerprclcs.  cx-ca',   bli/tdi-c. 

I.  5.   dexlralia,   bcgas.  cupiditalis,  gyrmüngcc. 

1.0.   asserlionibus,   .so.dingum.  pelulaiilia,    orgahcypc.   vron- 
1.  7.   adslipulatioiiibus  ,    svulc-         sc.ipo. 

Iiing\uut\.  capliis,  gahvlil. 

verum,  ac  heo.   sodlice.  Giles  p.  70.]  1.  17.  prostitutee, 
1.  8.  artä  (gl.  slricla).  nearuvum.       f'orligeres. 


526 


AGS.  GLOSSEN. 


lupanar,  forligerhiis. 

1.  18.  traheretur,  s//[getog-e/i]. 

transligat,  pur/iscet. 

velut  ales,   smlce  fiigel. 

1.  20.  li'ontosam,  pa  vlanca. 

impudenliani  (gl.  sine  pudore). 

scamlestan. 
1.  21.  insolentiam,  ofermodig- 

nijsse. 
inarg.  insolens,   ofcrmcete. 


rubri-  [1.  G.]  catis  ,  7ntd  i^ead- 
lesce. 

ainbiunlur,  beo7i  [beleged]. 

antia^,  forefex. 

cincinni,  locces.  crines.  fore- 
fex. marg.  hcerloccas. 

calamislro,  mid praimicspihile 
[1.   -sjji/f/e], 

l.  7.  crispantur,  s//nt  apra- 
vene. 


sub  regiinine,   iinder  gymetie.     et  coloratis,  ~]   deagednn    [1. 
1.22.  eci'lesiaslicorum,  ^7?/^«;/-        -uin\. 


[f ultra]. 
clero,  preosthade. 
fol.  52.  ß.]    1.   1.     canonum, 

rihtregula. 
regularis,  regoUices. 
dcprehenduut,   understanden. 
1.  2.   usurpala?,  geagnede. 
ob,  for. 
phalerala,  fiegeredre. 


niarortibus ,  vimplum.  i.  vela- 
niinibus.  marg.  hvimpluni. 
\  orlum. 

1.  8.  cediint,  hi  sleaä  [als  oh 
cfe  d  u  n  t  das  fände] . 

vittarum,   snoda. 

adsut«,  geseovede. 

talo  lenus,  od  pa  ancleov. 

prolixius,  side. 


ven 


w&\^\t.^vynsum\iiysse].cijr-    dependunt,  to  nider  [hangiad]. 


te[aijsse]. 
stalura,  gesetiiys.   iniago. 
1.  3.   coinatur,  \is]  glen[cged]. 
perornelur,  heo  [gegle/icged]. 
1.  4.  sexus,   [gecyn]des. 
constat,  [s]rut[el]ad. 


1.  9.   cavaiiiiariini,   ulcna. 

1.  10.  iusligal,  tihlad.  \  mene- 

gad. 
1.  11.   rapaci,  griniiice. 
ungulaniin,  elifra. 
arpagiiie,  spyrringe. 


subucula,      ham\e\.      Iiacele.  1.  12.  grassari  (gl.    [vjastari). 

uiarg.   subucula.  kam.  bereafien.  \  avestan. 

byssinä,  Ibien.  t  hvite.  prolervorum ,    vunela    manna 
hyacinthinä,  h(jevcn\e?^.  \? vlancra]. 

1.  5.  coccinea,  veolrwd.  s.  to-  1.   13.  insolentiam  (gl.  super- 


nica. 
capilitim,   luet. 
manicie     ( gl.     s.    anibiunlur). 

haii{d].slocu.  marg.  luuistoee. 
sericis,  mid  godrchbe. 
clavata-,  gestefnedc. 


biam).   tipahrfenysse. 
traduclam,   lopundene. 
indisciplinatorum,  onpeaifa'ste 

[1.   unpeaifa'stra]. 
1.  14.    dissimulari,   bepwcen. 
iucrepari,   beon  geprcade. 


AGS.  GLOSSEN. 


527 


obliquä,  midvolieum  [I.  v6h-\.  adulatio  (gl.  parasilis).  ola'- 

livoris,  tv festes.  cu/ig. 

1.   15.    stropliosie    sugillationis  1.  2.   assenlatrix  (gl.  i,  atlula- 

(gl.  i.  vituperalionis).  sv7c-  Irix).  gehvceriende. 


J'ulve  efenliecunge. 
derogemur  (gl.  i.  delralieimir). 

tceled. 
1.   16.    proleletiir  (gl.  elonge- 

lur).  gelenced. 


1.3.  (lelechdum,  o'elustfi///f//fg\ 
crin)ine,  m/'d   sauge;     als    ob 

carmine  gelesen  mürde. 
laude,   heru/ige. 
covreclores, preage/ides  [1.  -as]. 


corapelenli  (gl.  i.  convenienti    1.  4.  serpere,  smugen. 

[1.  \7 .]).  i'\i\ns\\\d^ gedaflien-    1.  5.  noii  dilficulter,  /tn  linear- 


dre  beclisingee  [1.  gedajien- 
dreA 


fodliee. 
1.  6.  exacerbavit,  tyrgide. 


1.  7.  generalitas 


nialuriiis,    scortlicor.   (gl.   ci-     passiva  (gl.   vasla).   lidgil. 

tius.  t  velocius). 
malagma  (gl.  unguentuin.  me- 

diciiiani).   cleodan. 
medicanieuti,  lacSßs^. 


geinwnelic- 
nys. 
lacerari,   [beön]  totoren. 
1.  10.  superlliie,  oj'erßovenüce, 
purulenlis  (gl.  viruleiitis.  1.18.)    rheloricamur  (gl.  i.  loquimiir). 


vulneribus,  mid  genlstriiim 

V  und  um. 
protervorum,   valana. 
convicioriini,  leahtra. 
flagra,  sr/n/a. 
asperie     [1.    19 

siidra  vala. 
luasligias,   seipa. 
jemulis,  ßondum. 
illalas,  ongebi'ohle. 


vurdiad,  gehefsert  in  vurd- 

liad. 
1.  1 1 .  rcniolis,  astyredum. 
paiilisper,  alheege. 
negotiis,  gejiytum. 
inveclioiiis,     1.  12.   pliilosopliari ,    sny Irtan. 

\  vurdlian. 
decrevimus,  hu[giad].  \  mene- 

giad.    coiiati  siimus. 
I.  13.   Privilegium,    vurdment. 


experiamur  (gl.  naiieiscamur).     presidio,  nerin[ge].   proleclio- 


a finden. 
1.  20.  magnopere,  />e  [svido7']. 
stipulalorem  (gl.  firmalionem). 

sedend. 
1.  21.  iivescanl,  andigen. 


ms.     niarg.     praesidio.    ge- 


beorge 


I.  14.     cliistcllo,     loee.    \   fv 

stene. 
conliueliir,   [w]  geJueß. 


luinenlis  iactautia?,  /o/>?/«rftv///.y     I.  15.   arbilrio,   ci/rc. 
[1.   -es\  gylpes.  coacto,   [ueade]duin. 

fol.  53.  A.]  Gilcs  p.  78.   1.  1.     I.  10.  IIi|)|)()nensis, /»/-//v  bur/i- 

set're. 


528 


AGS.  GLOSSEN. 


l.  17.  prosae,  j^ace.  scrupulosa  (gl.  diibitata  curis) 
elegante    (gl.   pulchraj  senlen-         carful.  heß[g]. 

liä  (gl.  i  periliä).   vrid  pws-  soUicitudo,   bighydignys. 

lice  getignysse  [1.  geling-  1.  19.   tuniiiltuans,  svegende. 


nysse] . 
1.  20.   iiilacto ,    [u?igeveinme] 

dum. 
\.2]..\ncn\c?i\\i,gecertenlcehfe 
invitaui,  lad\e]. 
fol.   53.   ß.J  1.   1 

tralia,  incofu, 

1.  3.  suinmotiim,  toscirid.  1  to- 

dd'led. 
concipit,  underfeh. 
tectis,  ascyl[d\ediim.  \  ahe[le- 

diim] .  J'orheledum . 
Giles  p.  79.]  1.  5.  iuquit,   eft- 

cvced. 
1.  9.  digesto,  geendebirdre. 
urbano,  sno\iruin\.  facundo. 
1,  10.  tenor,  sveg. 
1.  11.   concionalor,  bannend. 
quod  [1.  12]  libel  raunusculuni, 

hvilce.  (cnige  opro.  Inc. 
ratum,   irum. 
gratum,  gecveme. 
quam  [1.  13.]  ut  promererentur. 

niarg.    ponrie    pcet     vceran 

geearnode.   proderenlur. 
1.  15.   munusculum  ,    gehvwde 

\l<1c]. 
pasloralis    cur«,     hyrdelicere 

gymcne. 
sarciuä,  seame. 
1.  16.  satagistis  (sie),  gyrden. 


strepitus,  gehiyd. 

obturbabat,  gedre[Jde]. 

1.  20.    et   remotio ,    7  nscyli- 

dre  [sie]. 
1.  21.  conferunt,  tobringaä, 
pene-[l.  2.]     1-22.  verbosa,  vordful. 
garrulorum,  hlydendra. 
fol.  54.  A.J  1.  1.    contemplibi- 

libus    (gl.  indoclis).    fovsa- 

vendriun.    [1.  -dum]. 
violenter,  stid[lice]. 
auerunt,   agean\?].  abredeä. 
1.  3.   arilbnielicaui  (gl.  causam 

iiumerorum).   rbncripft. 
geometri-[l.  4.]cam  (gl.   terra 

mensuram).  geordgemct  [l. 

eordgcmet] . 
1.    4.    aslronomiam ,    lu/igchr. 

legem  astrorum. 
aslrologiam  (gl.  cursura  aslro- 

rum) .  steorv{gl[unge\ . 
meclianicam,     ordancscipe,    i. 

periliam.  1  labricam  rerum. 
1.  5.  lenorem    (gl.    rationem). 

SClüg. 

notariis ,    incercerutn.    vrf[te- 

rum] . 
excipientibus  ,  ascyledum.  se- 

gregaiüibus. 
antiquariis ,    ealdvriterum   i. 

scriploribus. 
1.  7.   obstaculü,  hremmingce. 


l.  17.  destinare  (gl.   Irausmil-    (rieabalur  (gl.  prolelabalur.   1 
lere),  geseltan.  tardcbalur).    marg.    ihvs  ge- 

1.  18.   intercapedinem,  ferst.  lengced. 


AGS.  GLOSSEN. 


529 


1.9.    dislenlionibus,    topencd-  fol.    54.   B.]    I.    I.   fatis ,    g-e- 

nj/ssum .  vij7'[iluni] . 

Giles  p.  80.]  lascis  (gl.  ponde-  j.  o.  parcarum,  gemjrda. 

ris).   vrcedes.  ferreus,  hoßes  [1.  hcßg]. 

1.  10.   Iia'c  niorosa  tricalio  (gl.  l.  3.  convolatus, //Ä/«.y. 

dilatalio).  peos  ylßillo  hl-  ].  5.  jam,  ar. 

tr'ig-  1.  6.  imbri-  [I.  7.]cibus,  pece- 
pollicila     rescriptio,     hahaten         [furr/t]. 


g-crrtl  [I.   be-]. 
1.  II.  riinosa,  tochtan.  i.  scis 

Sil  rosa.   hiec. 

barca  (gi.  linier),   hat. 
1.  12.   laceroram,  earina. 
remigio,   rovette. 
1.  13.  sero,   late. 
rusticilalis ,  gleavnyssc. 
superno     [1.    14.]     palrociiiin 

upanidiim  helpe. 
antennarum,       sogi-lgijrdnm.     e'oquentia,  sprcvc^ 

vursla. 
1.  15.   Scyllam,  inunt. 
quasi    inter    Scyllam,    svilce. 

hetvux  stcnihricgum. 
soloecismi,  grutta?i  [d.  i.  abys- 

si] 


1.  10.  t'ulvis  (gl.  nigris.  flavis). 
foalerinii. 

1.11.  frigenli,  colre. 

labescit,   ai^yrd. 

1.    13.    urbanifalls,  gevyrdig- 

Tiysse. 
digeslum,  geendeherd. 
I.  17.   disserlitudinis  (gl.  i.  sa- 

gacitalis).  gleaniyssc. 


Gilpsp.  81.]    I.   18.    dulcisapa 

(gl.  ooctum  vinum).   gesvci 

vin. 
a    merulento    [1.   19.]     temelo 

(gl.  a  puro  vino).  ri?ie.  fram 

hluttrum  vine. 


1.  16.  baralhrum,  sqvcUend  \\,  I.  21     fucorum,   hleon. 

sve/ic/id].  l.    22.    imaginmn ,    anh'c[nys- 
riidenlibus,  rapum.   funibus.  *«]. 

1.  17.    scopulosas    (gl.  duras).  Fol.  55.  A.]  1.  1.  petalis,  /«;/- 


scylpige 
lautacismi,  elleohtes  [sie]. 
collisiones,    torros  [1.  -an]. 
moylacismi,  cmleohtes. 
voragines,  edvinde. 
1.    18.    grammaticorum ,    slaif- 

cra'ßigera. 
gubcrnaculo,   gymende. 


mm.   1.  laniiiiis. 
1.    11.     fiilci  inen  tum ,     under- 

\lrymnyss\ . 
adiunientum,  J'ultum. 
1.  13.   vacillare    (gl.   lilubare). 

Icallrian. 
I.  15.   flagiliorum ,  mandivda. 
I.  18.   classis,   hores. 


1.  19,  trudenles,   bescufendo.       |.  20.  ('onlcniplibilis,  hyrrc/id 
1.  22.  relalibus,  racum.  lic. 

Z.  F.   D.  A.   IX.  34 


530  GEWERBE,  HANDEL  CND  SCHIFFFAfIRT 

t'ol.   55.  B.   Giles  p.  82.]  1.  7.     I.  II.  subsistentia  (gl.perseve- 

arx  (gl.  civitas).  cester.  rantia).   inarg  stedevist. 

1.  8.  propugnaculuni,  vigslcnl.     niarg.   ruscus,  sei.  holen. 


GEWERBE,    HAADEL    ÜAD    SCHIFFFAHRT 
DER   GERMANEN. 

{Oejfenflicher  Vortrag,   gehalten  in   Basel  1853). 

In  dem  kleinen  llieile  des  germanischen  ländergebieles, 
den  das  römische  reich  bereits  früh  und  für  längere  zeit  in 
sich  aufgenommen,  dem  schmalen  landslrich  jenseit  des  Rhei- 
nes und  dem  südwestlichen  oberland  diesseit  desselben ,  mö- 
gen die  bedürfnisse  der  römischen  besatzungen  und  mag  das 
beispiel  der  römischen  und  gallischen  ansiedier  wohl  einigen 
gewerbfleifs  schon  geweckt  und  genährt  haben  ,  kaum  jedoch 
einen  sonderlich  bedeutenden,  da  alle  berichterstaller  davon 
schweigen,  da  aus  den  versunkenen  wohnslätlen  der  lebenden 
und  der  lodlen  weniges  nur  zu  tage  kommt,  das  eine  höhere 
stufe  gewerblicher  enlwickelung  bezeugte,  da  auch  die  grol'sen 
fabrikanlagen,  welche  das  spätere  kaiserlhum  zu  Trier  gegrün- 
det hat  *),  ihrer  ganzen  einrichtung  nach  den  fleifs  der  ger- 
manischen nachbarn  eher  nur  erdrücken  als  heben  konnten, 
einzig  die  töpferei  scheint  überall  in  jenen  landen  zu  einer 
gewissen  blute  und  Iruchtbarkeit  gelangt  zu  sein:  blofs  in 
Riegel,  einem  markldecken  des  Breisgaus,  zeigen  die  gefai'se 
und  gefäfsscherben,  welche  man  ausgegraben,  die  namen  von 
nicht  weniger  als  dreiundlunfzig  leulen  dieses  handwerks^). 

1)  Triherorum  scutaria,  Triberoriim  balistaria  {fahrica) :  nolitia 
dignitatum  ia  partibus  occidenlis  8,  !  ;  procitrator  gynaecii  Triberorum, 
praepositus  branbarieariorunnive  argentariorinn  Triberorum  ebd.  10,  1. 

2)  darunter  einen,  der  ebendort  und  in  der  umgegend  noch  heut 
besteht,  den  namen  Losciiis ,  jetzt  Lösch:  Schreibers  taschenbuch  f. 
geschichte  u.  allerliiuni  in  Süddeutschland  1,  317.  zu  vergleichen,  falls 
derselbe  germanisch  ist,  das  ahd.  lüshi ,  nhd.  losch,  ein  feineres,  be- 
sonders rolhgefaibtes  ledcr.  von  den  toftfereien  zu  liheiiizabcrn  Mones 
Urgeschichte  d.  badischen  landes  1,  265  fgg.  hier  (gegen  Mone  269) 
noch  mehr  germanisch  klingende  namen,  lieginiis,   Fiductis,  Abbo. 


DER  GERMANEN.  531 

Dem  Germanien  aber,  das  frei  von  der  röniisclieii  iier- 
scliaft  und  dessen  leben  unverfälschter  diircli  ausländischen 
einllufs  blieb,  der  (iRmmnia  mogna  blieb  selbst  ein  bescheid- 
neres mafs  von  gewerbslhäligkeit  last  gänzlich  fremd,  abge- 
sehen von  der  silteneinfalt  des  volkcs ,  dem  eine  eben  aus- 
reichende befriedigung  der  alltagsbedürfnisse  noch  denselben 
werlh  als  eine  prunkende  besafs^),  schon  die  art  wie  es  zu 
wohnen  pflegte ,  nicht  in  städleu  noch  zusammenliegenden 
dörfcrn,  sondern  auf  zerslreulen  geholten  *)^  machte  das  band- 
werk, machte  die  anfertigung  verschiedener  gegenstände  auf 
bestcllung  und  kauf  im  allgemeinen  zur  Unmöglichkeit  und 
musle  die  einzelnen  haushallungen  nölhigen  und  durch  die 
nöthigung  befähigen  fast  alles ,  dessen  sie  an  kleidern  und 
gerälhen  bedürftig  waren,  sich  selbst  zu  schalleii. 

Zwar  den  mann ,  den  herrn  des  hauses ,  berührte  all 
dergleichen  arbeit  wenig:  der  sorgte  wohl,  soviel  zeit  ihm 
krieg  und  schlaf  und  gasimal  und  Volksgemeinde  übrig  Hes- 
sen''*), als  Jäger,  fischer,  ackerbauer  für  den  leibesunlerhalt, 
und  nicht  einmal  das,  wenn  er  jener  adlichen  einer  war,  die 
den  krieg   als    beruf  trieben  *"'J;     schwere    und    unsaubre   und 

3)  est  videre  apud  illos  argcnfea  vasa ,  /egalis  et  prüin'ptbits 
eoriim  mtineri  data,  mm  in  aliii  vililate,  quam  quat;  hutno  ßnguntttr : 
Tac.   Genn.  ö. 

-4)  Tac.  Genn.  16.  \gl.  Iiisl.  4,  04  und  in  bezug  auf  die  Alainan- 
nen  Amin.  Marceil.  lü,  2.  (li)ch  hat  es  auch  au  städleu  uiclit  gcfehll : 
Ptoleniäus  namentlich  führt  deren  genug,  besonders  iin  osfen,  fern  den 
Römern  und  Galliern ,  an  ;  der  heil,  ßonifacius  epist.  132  sagt  von 
Erfurt  Jdit  iani  olirn  rirbs  p(iu;fi)wrum  riislicorinn ,  und  schon  die 
Cimbern  forderten  für  sich  und  die  Teutduen  yiönc.v  yai  nöXeig  ixava.g 
h'QixtTv :  Plur.  Mar.  24.  vgl.  unicn  anm.  .")!.  so  halten  auch  die  Gal- 
lier Städte,  und  dort  beschreibt  (läsar  b.  G.  0,  30  deren  übliche  wohn- 
art   fast  ebenso  wie  dort  Genn.    10  T.icilus  die  der   Gerniauen. 

5)  Tac.  Germ.  22. 

6)  Germ.  15:  eine  stelle,  die  man  aus  dem  zusammenhange  zu 
reifsen  und,  wenn  von  dem  ackerb.Tu  der  Germanen  gehandelt  wird,  zu 
missbrauchen  pflegt,  noch  unbesorgter  (///////  domiis  aut  ager  au/  ali- 
qua  curat  prout  ad  qiiemque  vcnerc ,  ahniliir)  lebten  die  erlesenen 
kriegep  der  Chatten:  Germ.  31.  so  wird  denn  auch  was  Plutarch  von 
den  Bastarnen  sagt,  ctvÖQig  ov  yewQytTv  tlööng,  ov  TilfTv,  ovx  ano 
noi^vCiov  Cjüv  i'^/uoi'Tf-g ,  alV    tv    tQyov  yrcl    fUar    Tfyvt]V   /iitXtTMVTig, 

34* 


r)32  GEWERBE,  HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

lange  an  denselben  ort  festbannende  Landarbeit  aber  schien 
dessen  unwiiidig,  der  allein  im  hause  l'rei  und  könig  und 
priester  seines  liauses  war'):  diese  war,  wie  meist  die  eben- 
so unsaubern  geschäfte  der  viehzucht^j ,  denen  überlafsen,  die 
ihm  dienten ;  und  alle,  die  sein  grund  und  boden  trug  und 
sein  hrot  ernährte^),  dienten  ihm;  war  also  überlalsen  den 
leibeigenen  ,  den  hörigen,  den  kindern  ,  dem  weihe,  den  ab- 
gelebten eltein '**).  natürlich,  je  näher  ein  glied  des  hauses 
dem  haupte  durch  blutsverwandtschaft  oder  liebe  stand,  oder 
wenn  seine  Unfreiheit  schon  rechtlich  eine  minder  strenge  war, 
fiel  einem  solchen  auch  die  leichtere  dieuslleistung  zu:  wäh- 
rend die  sclavin  unter  saurem  schweifse  den  miihlstein  trieb"), 
halte  der  hörige  von  dem  haus  und  lande ,  worauf  er  abge- 
sondert safs,  nur  etwa  eine  Jahresabgabe  an  kleidern  einzu- 
liefern *^). 

chl  fxüyj^a&tti  (Äein.  Paul.  12),  auf  die  krieger  des  volks ,  wie  sie 
eben  in  ausländischen  solddienst  traten,  zu  beschränken   sein. 

7)  ahn.  drotlirin  könig  und  hausherr.  der  hausherr  als  priester 
Germ.   10. 

8)  anm.  11.  die  deutschen  frauen  in  dem  mittelalter  v.  Weinhoid 
311  (gg.  Schweine  mästen,  ziegen  hüten,  mist  auf  den  acker  führen 
als  bezeichnende  arbeit  der  knechte  nennt  das  rigsmäl  12.  doch  wer- 
den die  sliere  von  dem  freien,  die  rosse  von  dem  edlen  selbst  ge- 
zähmt: ebd.  19.  39.  ahd.  stieiri ,  ags.  svan  ein  kuh-  oder  sauhirt 
und  altn.  sveinn  ein  edler  jüngling  (rigsm.  38)  mögen  lediglich  in  dem 
mittelbegriff  eines  knabeu   zusamnientreifen. 

9)  ags.  hldfveard,  hldford  broibewahrer ,  herr,  lord ;  sein  «eib 
die  hlufoeardigi',  hlwj'di'^c,  lady :  lilu'J'wtu  \y\o\.v:\snr,  ai\entv.  vgl.  Leos 
rectitudines  sing,   personarum    114. 

10)  Germ.  15.  20  (die  kinder  des  herrn  und  des  knechtes  gleich 
gehalten  und  im  gleichen  dienst,  inter  eadem  pecora).  25.  wie  die 
Sprache  für  kind  und  knecht  mehrfach  dieselben  werte  hat,  ist  be- 
kannt; ebenso  für  den  knecht  und  den  alten,  das  rigsmäl  läfst  die 
unfreien  von  /ti  und  Edda  kommen;  rrike  ein  vieh  -  und  ackerknecht 
ist  Verkleinerung  von  ane  wie  ancilla  von  aniis-  ebenso  vergleicht  sieh 
famulus  mit  /ajucclög,  humi/is,  ahd.  garnal  alt. 

11)  Weinhüld  313.  ancilla,  quae  ncc  mulgere  nee  molere  solet 
lex  Fris.   13. 

12)  frumcnti  modum  dominus  aut  pecoris  aut  vestis  ut  colono 
iniungit :  Germ.  25;  wie  durch  alle  späteren  zelten  kleiderzius  neben 
dem  zins  in  frucht  oder  vieh  und  beim  sterbefall  das  beste  gewand 
neben  dem   besten   haupte. 


DER  GERMANEN.  5:?3 

\'ürziigs\veis  aber  beschafften  eben  dieses  leibliche  be- 
clürfiiis  (liejeiii{i;en,  denen  es  überhaupt  oblag  die  meiste  ar- 
beit, welche  daheim  geschah,  zu  verrichten  oder  doch  zu 
leiten'^),  die  weiber  im  haus,  die  galtin  selbst  mit  den 
töchlern  und  der  alten  mutter.  es  ist  bekannt,  wie  die  be- 
reitung  des  gewandes,  von  dem  werke  der  tanzenden  spindel 
an  bis  zum  fertigen  kleide,  in  allen  und  noch  in  späteren  zel- 
ten und  im  morgen-  wie  im  abendlaiule  das  bezeichnende 
merkmal  des  weiblichen  geschlechles  uiul  das  nicht  entehrende 
geschäi'l  auch  königlicher  frauen  gewesen  ist :  ich  erinnere 
an  Penelope,  an  Caia  Caecilia,  des  älteren  Tarqiiinius  gattin, 
nach  der  sich  jede  römische  braut  bei  der  vermähliingstVier 
Caia  nannte**),  an  das  tugendsame  weib,  wie  es  die  spriiche 
Salomonis  '"^j,  an  die  Jungfrau  Maria,  wie  sie  im  werkhause 
des  lempels  zu  Jerusalem  die  legenden  schildern  '^),  an  bild- 
werke  der  altchristlichen  und  dei-  mittelalterlichen  kunst, 
welche  Adam  mit  einer  garbe  oder  einer  hacke ,  Eva  mit 
dem  wollelragenden  schaf   oder    einem  rocken    zeigen  "^).     so 

13)  (las  backen,  brauen,  kochen,  waschen:  VVcinhdld  310.  321. 
326;  damit  denn  auch  die  bereitung  der  seife  anm.  141.  so  ist  das 
tveib  unausgesetzt  in  bewegung  und  geschäftigkeil:  das  besagt  auch 
dieser  name  des  ganzen  geschlechtes  (Weinh.  3)  und  Emb/a ,  in 
der  Schöpfungsgeschichte  der  jüngeren  edda  der  nanie  des  ersten  wei- 
bes :    J.   Grimms  mjiiiol.   ;)37. 

1 4)  caetcriim  Caia  iisii  super  oinnes  ce/cbvata  est.  fertur  eiiim 
Caiam   Cacciliam ,    Tarquinii  Prisci  regis  itxorem,  opfimam  lanificam 

fiiisse ,  et  iden  inslitiitum  fiiit,  ut  inivae  /ii//j/ae  ante  ianiiam  rnarili 
interi'ügatae ,  quaenam  voearentur ,  Caiam  esse  sc  dicerent :  Probus 
de  nominibus  in  Gothofredi  an(;t.  Lat.  ling.  liüÜ.  rocken  und  sjiindcl 
dieser  Caia  oder  Tanaquil  und  ein  von  ihr  gewobenes  gewand  noch  zu 
Varros  zeilen  gezeigt;  inde  farfuin  ,  ut  niibentes  virgines  comilaietur 
coliis  compta  et  f usus  cum  starnine-.    Piin.   h.   n.  8,  74. 

15)  cap.  31. 

10)  W'ernhcr  in  Holfmanns  fundgruben  2,  103.  175  fgg.  u.  a. 
auch  in  bildlichen  darslellungen  mit  der  spindel :  z.  b.  Herrads  horlus 
deliciarum  98.   xii  u.   taf.    4. 

17)  garbe  und  schaf:  d'Aginconrt,  scult.  t.  6;  Didrou  ,  histoire 
de  dieu  lüO;  Pipers  mytbol.  n.  Symbolik  d.  christl.  kunst  I,  1,  353. 
hacke  und  rocken:  llerrad  30.  99;  relief  einer  seilenthür  des  müns- 
lers  zu  Freiburg  im  Breisgati ;  d"Agincourt ,  scult.  t.  32;  der  alte 
reim  'als  Adam  hackt'  und  Eva  spann,  wer  war  denn  da  der  cdel- 
mann?' 


534  GEWERBE,   HANDEL  LiND  SCHIFFFAHRT 

denn  auch  und  so  von  jeher  ganz  besonders  hei  den  germa- 
nischen Völkern,  noch  Karl  der  grolse  liel's  seine  töchler 
zu  dem  kunsllleirse  der  spindel  und  des  webestuhls  erzie- 
hen ^^) ,  spinnend  durchritt  Bertha  von  ßurgund  ihr  könig- 
reich^^),  im  Nibelungenliede  ist  es  liriemhild  die  königsloch- 
ter  selbst,  die  mit  hilt'e  von  dreifsig  Jungfrauen  ihrem  bruder 
und  dessen  geführten  festliche  kleider  bereitet  (sieben  wocheu 
lang  haben  sie  daran  zu  schaffen'"),  und  spindelinoge  sind 
in  der  spräche  des  reciits  verwandle  von  x^eiblicher  wie 
Schwerimage  verwandte  von  männlicher  seite ,  kunkellehen 
ein  lehn  das  auch  auf  weiber  geht~').  schwert  und  spindel 
mann  und  weih,  das  gesetz  der  ripuarischen  Franken  bestimmt, 
wenn  eine  tochler  freier  eitern  sich  wider  deren  willen  mit 
einem  unfreien  vermähle ,  so  solle  ihr  der  könig  oder  der 
graf  ein  schwert  und  eine  spindel  überreichen ;  greift  sie 
nach  dem  Schwerte,  so  erschlage  sie  damit  den  knecht; 
wählt  sie  die  spindel,  so  verbleibe  sie  mit  in  knechtschaft: 
d.  h.  ihr  wird  gestattet  in  nochmaliger  und  letzter  enlschei- 
dung  entweder  durch  mannhafte  gewallthat  die  ungleiche  ehe 
wieder  aufzulösen  oder  aber  für  immer  sich  als  eheweib  zu 
bekennen'"). 

18)  ßlias  lanißcio  adauescere  culoque  ac  Juso,  ne  per  otiiim  tor- 
perent,  operain  iinpendere  atque  ad  omnem  honestatem  crudiri  iussil : 
Einhard   19. 

19)  persou  und  thatsacbe  beide  so  geschiclillicb  (la  reine  Berthe 
par  Vullieinin  s.  0),  dal's  man  gegen  die  vermengung  dieser  Bertha 
mit  der  sagenhaften  mutier  Karls  des  grol'sen,  mit  der  reine  Pedauque 
d.  h.  der  königin  von  Saba,  deren  Standbild  sich  öfters  an  französischen 
ivircben  findet  (mag.  pittor.  4,  376),  mit  Freya  u.  s.  w.  billig  beden- 
ken tragen  darf,  zuletzt  und  am  ausgefiihrtesten  giebt  Sirarock  diese 
mythologische  combination  ,  Bertha  die  spinnerin  s.  124  fgg.  von  einer 
Zeitgenossin  Berthas,  Liulgard ,  tocbter  k.  Ottos  I.  und  gemahlin  h. 
Konrads  von  Lothringen,  berichtet  Dietmar  b.  3,  s.  42,  in  ecclesia 
Christi  marttjris  Albani  in  Mogontia  ßehiliter  est  sepulta,  cuiusj'usum 
ai'genleiim  in  eins  juemortam  ibidem  est  suspensvm. 

20)  Str.  349  fgg. 

21)  Ilaltaus  1706.  J.  Grimms  rechlsalterth.  163.  unter  den  drei 
einem  hause  verlieheneu  wundergaben  auch  eine  spindel,  welche  der 
lochter  beslimmt  oder  das  Sinnbild  zahlreicher  nacbkommenschafi,  eines 
Segens  also  von   weiblicher  seite  ist:    sagen  d.   br.   Grimm    1,    52.   53. 

22)  lex    Uipuar.  58,   18.     die    coniicla  bezeichnet    hier    also    nicht 


DER  GERMANEiN.  535 

Ebenso  (Jeiiii,  wie  allerdings  nirgend  ausdriieklicli  berieli- 
let ,  aber  mit  sicherer  ergänzung  zuriickgeschlolsen  wird, 
schon  bei  den  Germanen  des  früheren  und  des  früheslen  al- 
terlhums.  auf  ihren  triften  fehlte  es  an  scliafen  nicht '^),  und 
wie  noch  heut  in  Schwaben,  so  wurden  deren  namentlich 
von  deti  Sueven  schon  gezogen^^j;  und  nicht  an  flachs  auf 
den  leldern :  haben  doch  die  Heruler,  da  sie  einmal  in  Ver- 
wirrung vor  den  Langobarden  flohen,  ein  blühendes  flachs- 
feld  für  Walser  angesehn  und  haben  gemeint  hindurchschwim- 
men  zu  können*'^),  die  wolle  gab  den  .stolf  zu  dem  über- 
würfe der  männer,  dem  ein-  und  missfarbigen ^"j  oder  bunt- 
gestreiften^'^) (nicht  alle  trugen  darunter  auch  noch  rock  und 
hosen ^^),  der  lein  zu  dem  leichteren,  schöneren,  noch  mit 
einem  rolhen    säum    verzierten    kleide    der   weiber   selbst ^^): 

uiimilleibar  das  leben  in  dei'  iinechtscbaft  (lechtsaltertb.  171),  sondern 
auch  hier  nur  das  eheliche  Verhältnis  des  weibes. 

23)  quibus  ille  primum  obsides  imperavit,  qui  statiin  daii  sunt; 
deinde  frumentum ,  postreino  eliain  vaccas  atqiic  oves :  Vopisc.  Pro- 
bus 14. 

24)  Strabo  7,  I,  iJ,  den  das  wandern  der  Schafherden  verleitet 
die  Sueven  selbst  zu  einem  wandervolk  zu  machen,  übrigens  bezeich- 
net das  wort  ÜQ^[-(fA.c(,  dessen  er  sich  bedient,  nicht  allein  schafc; 
ebenso  allgemein  bei  Cäsar  b.  G.  0,  35,  bei  Tacitus  Germ.  5.  11.  21, 
bei  Ammianus  17,  1  pecus,  pecuva. 

25)  zeitschr.  C,  257  fg. 

20)  nur  dieses  slolTs  und  der  missfarbe  wegen  konnten  die  Römer 
und  Griechen  die  sonst  nicht  eben  passenden  namen  saguin  und  /A«- 
fxiig  gebrauchen:  Pomp.  Mola  3,  3.  Tac.  Germ.  17.  Sidon.  Apoll,  ep. 
■i,  20;    Herodian  4,  7;    saguluni  Germ.   6. 

27)  sagulis  versicoloribiis  Tac.  bist.  5,  23.  vielleicht,  da  hier 
von  ISalavern  die  rede  ist,  nachahmuug  der  angrenzenden  Gallier,  als 
deren  bezeichnende  cigenbeit  man  das  bunt  gestreifte  und  gewürfelte 
kleid  betrachtet:  vgl.  die  Marcellus-schlacht  v.  Schreiber  49.  spä- 
ter indessen  auch  bei  ßurgunden  oder  VVcsIgolhen  veslis  versicolof  : 
Sid.  Apoll,  ep.  4,  20. 

28)  vgl.  Tac.  Geiin.  17  und,  die  anschaulicher  als  seine  beschrei- 
bung  sind,  die  bilder  der  ehrensäulcn  und   triuniphbogcn   Roms. 

2'))  Germ.  17.  Jiec  piilcliviuretJi  aliuin  ve.stem  eoruin  feminae 
novere :  Plin.  b.  n.  1".),  2.  leichter  auch  darum,  weil  sie  keine  ärmel 
hatten,  wie  die  rücke  der  männer  (Tac).  indess  bei  Sidonius  Apolli- 
naris  ep.  4,  20  auch  als  männerlrachl  Duiiürae  sula  brachiorum  prvi- 
vipia  velarites,  und  von  eben  s<tlchcr  ein  ganzes  volk  benannt,  das  der 
irmdlausi:    J.  Grimms  gesch.   d.  d.  spräche  1,   4'.)'J   l't;. 


536  GEWERBE,  HANDEL  UND  SCHIFFFAHKT 

so  mit  leinwand  angellian  werden  uns  schon  die  weissagen- 
den IVauen  der  Cinibern  ,  ebenso  aber  bei  den  Langobarden 
und  den  Angelsachsen  auch  die  niänner  gescliildert^^).  die 
Stühle  zum  weben  des  leins  pflegten  schon  damals ,  wie  das 
hin  und  wieder  noch  jetzt  geschieht,  in  gemächern  unter 
der  erde  zu  stehn,  sogenannten  imigen^  wegen  des  düngers, 
den  man  zur  winterzeit  vorsorgend  gegen  die  kälte  darum 
häufte^'),  gleich  der  wolle  vorzüglich  zur  männerkleidung, 
als  warames,  scheint  sodann  noch  die  haut  des  rennthiers^^) 
oder  des  pferdes  gedient  zu  haben ^^).  die  pelze  endlich,  die 
bei  strengerem  froste  gleichniäl'sig  beide  geschlechter  trugen^*), 
nahmen  nur  die  kunst  der  scheere  und  der  nadel  in  anspruch, 
aber  wirklich  die  kunst  derselben ,  da  auf  geringeres  pelz- 
werk  noch  zierrathen  und  besatz  von  mehr  kostbarem,  das 
man  weit  vom  norden  her  bezog,  genäht  wurden,  so  im 
binnenlande  wenigstens ,  bis  wohin  kein  putz  nach  fremder 
art  und  von  fremder  herkunft  gedrungen  war^^).    ob  die  wei- 

30)  Strabo  7,  2,  3.  Paul.  diac.  4,  23.  nacti  den  institis  vaiio 
colore  confe.rtis,  von  denen  hier  der  Langobarde  spricht,  möchte  ich 
auch  das  purpiira  variant  der  Germ.  17  lieber,  wie  oben  geschehen, 
auf  einen  sauni  von  dieser  färbe  als  auf  streifen  ausdeuten,  die  viri' 
dantia  saf^a  limhis  marginata  puinceis  bei  Sid.  Apoll,  ep.  4,  20  hat 
man  sich  wohl  ebenfalls  von  leinwand  zu  denken:  vgl.  dessen  carm. 
7,  450  sordida  macro  lintea  pinguescunt  tergo. 

31)  zeitschr.  7,   128. 

32)  denn  dieser  lebte,  wie  aufgefundene  reste  und  die  naclirich- 
ten  Cäsars  b.  G.  6,  20  und  des  Piinius  h.  n.  8,  15  zeigen,  zur  Ger- 
manenzeit  nicht  blofs  in  Scandinavien,  sondern  südlicher  auch  noch  in 
Deutschland. 

33)  r/ie/io  als  name  eines  den  Germanen  eigenen  kleides  ,  der  be- 
schreibung  nach  eines  wammses,  bei  Cäsar  b.  G.  0,  21  und  anderen, 
welche  dessen  erklärer  vergleichen,  das  rennthier  über  heifst  bei  den 
Lappen  raingu,  alln.  hreinn,  ags.  hrän,  das  pferd  (nach  J.  Grimms  Ver- 
mutung, gesch.d.  d.  spr.  1,  31,  erst  durch  spätere  Übertragung)  ahd. 
j-eiiinu,  üHsuTc/mo,  mnd.  wrene. 

34)  Tac.  Germ.  17,  nachdem  er  von  den  pelzen  gesprochen,  neque 
alius  J'eminis  quam  viris  liahitus.  pelzröcke  (oder  rocke  von  leder  wie 
die  rlii-nones?)  golhische  kriegertraihl :  Claudianus  de  hello  Getico 
481  pellila  Getarum  curia;  Sidon.  Apoll,  ep.  1,  2  pellitorum  turba 
satellitum  ;    carm.  7,  457  nee  tungcre  possinü  altatae  suram  pelles. 

35)  Tac.  a.  a.  0.  und  unten  anm.  192.  die  worte  prnximi  ripae 
negligenter  mögen  erklären  ,    wie  Cäsar   b.   G.  4,  1   so    kurz  ,    dafs   er 


DER  GERMANEN.  537 

her  der  Gennaneü  schon  früher,  als  für  Scandinavien  das 
bezeugt  wird^*^),  und  noch  in  anderen  ländern  auch  auf  bild- 
wirkerei  und  Stickerei  sich  verstanden  haben ,  nuige  dahin- 
gestellt, aber  nicht  grade  bezweifelt  werden^'):  denn  sonst 
war,  wie  sich  gleich  uns  zeigen  wird,  weder  in  färben 
noch  in  metallen  die  bildnerei  dem  volk  nicht  fremd. 

Bei  all  dem  aber  halfen  und  dienten  dem  weihe  des  herrn 
nicht  blofs  die  niägde,  sondern  auch,  da  an  unfreien  das  ge- 
schlecht keiner  ehrenden  Unterscheidung  wertii  schien ,  un- 
echte ^^);  nicht  so  leichte  und  nicht  so  reinliche  arbeit  war 
gewiss  hauptsächlich  diesen  und  in  gröfseren  haushaltungen 
jedem  sein  besondres  geschäft  und  handwerk  auferlegt^*'): 
wer  einen  sclaven  kaufte,  befragte  denselben  zuerst,  auf  wel- 
ches werk  er  sich  verstünde ^^).  dabei  mochte  wie  von  sel- 
ber kommen,  was  anderswo  unter  entsprechenden  verhältnis- 

allerdings  bloPs  feile  zu  meinen  scheint,  als  die  kleidung  der  Sueven 
pellis  nennen   kann. 

36)  z.  b.  Güdhriinarkvidha  2,  14 — 16:  Thora  und  Gudhrun  sticken 
und  wirken  ganze  heldengeschicbten. 

37)  freilich  wird  in  der  lex  Angl.  et  Werinornni,  iudicia  Wleiuari 
10,   wo  ein  weih  von  höchster  kunst  zu  bezeichnen  ist,   anr  e\ne  femina 

fresum  Jaciens  genannt;  frisus,  fresi/s  ^  fre.iiu.i  sind  borten  oder 
franzen :  du  Gange,  dagegen  ist  schon  bei  Herodian  4,  7  von  /Xa- 
/iivaiv  uQyvQdj  7iE7ioiy.i).fiivuig  als  einer  gewohnten  Gei  inanentracht 
die  rede,  ausführlicher,  als  ich  oben  gethan  ,  habe  ich  mich  schon 
deshalb  auf  unsre  alle  res  vestiaria  nicht  einzulafscn  brauchen,  weil 
dieser  gegenständ  in  Weinholds  reichhaltigem  bucli  über  die  deutschen 
fraueo   eine   fast  erschöpfende   darsteliung  gefunden   hat. 

38)  anm.  80.  knechte  namentlich  atich  im  küchcndienst  :  coqiius, 
pislur  lex  Alani.  70,  5.  6;  an  fürstlichen  höfen  cüfji/orj/iti  pvacpusiti 
(lex  VVisigoth.  2,  'i,  4),  gleich  anderen  hoflieamlen  angesehen  und  all- 
gemach der  Unfreiheit  entwachsend:  lal.  gedichte  v.  J.  Grimm  u. 
Schmcllcr  3S6  bischofs-  u.  dienstmannenrecht  v.  Basel  14.  doch  wird 
noch  im  Nibelungenliede  Rumold  mit  einem  gewissen  spott  und  gerade 
auch   dem   der  unmiinnlichkeil  gezeichnet,  str.  720.    1406   fgg. 

30)  anm.  70.  80.  von  Tacilus  Germ.  25  ausdrücklich  geleugnet, 
der  jedoch  in  darsteliung  dieser  seile  des  germanischen  lebens  auffal- 
lend ungenauer  und  unvollständiger  ist  als  irgend  sonst. 

40)  sciscitatus  aiitcm  emptor  a  rudi  Jamtilo,  quid  operis  sciret, 
rexpondit  'in  omnibus ,  quae  mandi  debent  in  mcnsis  dominortim, 
valde  scitus  siiiii  operi'   u.   s.   w.   Greg.   Turon.  3,   15. 


538  GEWERBE.  HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

sen  gesetzliche  Vorschrift  war*^),  dafs  der  söhn  eines  kuech- 
tes  wieder  dasselbe  handwerk  als  sein  vater  üble. 

Nur  eine  arbeit  und  gerad  eine  solche,  die  für  ein  volk 
besonders  wichtig  war,  das  ebenraäfsig  den  ackerbau  und 
den  festen  wohnsilz  schätzte  und  freude  hatte  an  jagd  und 
krieg,  eine  arbeit  lag  nicht  so  in  der  kraft  und  dem  gcschick 
eines  jeglichen  und  konnte  deswegen  nicht  so  ganz  den» 
gesinde  und  noch  weniger  den  weibern  im  haus  iiberlafsen 
bleiben,  die  nämlich,  welche  mit  metallen  und  aus  metallen  ^^), 
welche  die  mancherlei  acker-  und  hausgeräthe  und  die  häu- 
ser  selbst  mit  den  buntgemalten  wänden  schaffte  ^^j,  für  die 
gasllichkeit  das    silberbcschlagene  trinkliorn^^)  und  das  saiten- 

41)  bei  den  Sudras  Indiens  und  in  den  Fabriken  der  römischen 
kaiser:   cod.   11,  7.  vgl.  anni.  86. 

42)  das  s.  g.  steinzeitalter,  falls  die  Germanen  wirklich  auf  einer 
So  niedrigen  stufe  begonnen  haben ,  liegt  jenseits  aller  zuverläfsigeo 
beurkundung.  ich  möchte  jedoch  an  dem  Vorgang  eines  solchen  zwei- 
feln, die  gräber  mit  steinwalfen  brauchen  nicht  immer  germanische, 
die  steinwalfen  brauchen  nicht  die  einzigen,  deren  sich  auch  die  le- 
benden bedient,  zu  sein,  man  kann  sie,  ähnlich  denen  von  bernsleiu 
(anm.  216),  nur  anstatt  der  leichler  zerstörbaren  von  metall  mit  in 
die  erde  versenkt,  man  kann  sich  bei  der  und  jener  gelegenheit  aus 
irgendwelchem  religiösen  gründe  der  metallenen  gerälLe  enthalten 
und  sich  mit  steinernen  beholfen  (vgl.  Mose  5,  27,  5.  Josua  5,  2  fg. 
kön.  2,  0,  7;  clausiiin  oinne  ferriim  Germ.  40),  man  kann  auch  an- 
derweitig stein  und  metall  neben  einander,  wie  noch  jetzt  z.  b.  mör- 
ser  und  mörserkeulen  von  beiderlei  Stoffen,  gebraucht  haben,  mag  also 
liamar  eigentlich  s.  v.  a.  stein  bedeuten  und  salis  ein  wort  mit  dem 
lat.  saxiim  sein  (Graffs  sprachsch.  6,  88  ordnet  es  wohl  richtiger  in 
einen  anderen  Zusammenhang),  es  beweist  das  ebenso  wenig  für  ein 
einstmaliges  steinzeitalter,  als  wenn  ein  anker  im  ahd.  scncliilstein 
(anm.  270)  und  landschaftlich  jetzt  ein  eisernes  gesvicht  oder  ein 
pliilleisen  ein  gewichtstein,  ein  gh'itlestein  heifst.  und  die  steinwaUen 
der  alten  gräber  selbst,  wie  sie  gestaltet  und  zuweilen  sogar  verziert 
sind,  verrathen  die  anwcndung  eigener  Werkzeuge  (Klemms  handbuch 
der  gerni.  alterthumskunde  159.  Dänemarks  vorzeit  v.  Worsaae  18); 
ja  es  linden  sich  stein  und  eisen  oft  genug  in  einem  und  demselben 
grabe:  Lischs  andcutungen  über  die  altgerm.  u.  slav.  grabalterthümer 
Meklenburgs  25. 

43)  Tac.   Germ.    16. 

44)  Cäsar  b.  G.  6,  28.  iiri  agrcstes  breves  sunt  in  Germania 
habentes  corniia  in  lantiim  piotensa,  ut  rvgiis  mensis  insigni  capaci- 
tate  ex  eis  gern  lue   fianl :    Isid.    orig.     12,     I,    34.     gelegentlich,    für 


DER  GERMANEN.  539 

spiel*"'*),  für  jagd  und  krieg  die  ehernen  zuerst,  dann  eiserne 
Waffen*")  und  die  malerci  auf  dem  scliild''**)  und  die  helni- 
zier^*')  und  die  niusik  der  hörner  und  der  pauken  lieferte'^), 
dem  goltesdiensle  die  heiligen  wagen ^'')  und,  gleich  den 
häusern    auch   sie   von    holz,    die   tempel^')   und   die   hilder 

opfergelage  etwa,  wurden  auch  die  trinkhöriier  gauz  von  gold  gebildet; 
mehrere  der  art  sind  wieder  auCgefunden  worden  ;  die  runeninschrift 
eines  solchen  deutet  Müllenliod',  zur  runenlehre  s.  4  fgg.  vgl.  anm. 
78.  trinkgefälse  aus  rölirknoclien  ;  J.  Grimm  über  schenken  u.  geben 
s.  6.  barbarischür  sinn  schuf  nicht  so  die  beute  der  jagd,  sondern  als 
dauerndes  Siegeszeichen  den  schädel  eines  feindes  zur  trinkschale  um  : 
Paul.  diac.  1,  27.  3,  28.  Völundarkvidha  23.  J.  Grimms  gescb.  d.  d. 
spräche   I,   145.    gleiches  berichtet  von  den  ßoiern  Livius  23,  24. 

45)  litt,  gesch.  §  3,  20.  7,  8  fgg.  22,  13.  in  den  Alamannengrä- 
beru  zu  Oberflacht  eine  geige. 

46)  die  Unterscheidung  einer  erz-  und  einer  eisenzeit  ist  sicherer 
als  die  annähme  eines  steinzeitalters:  die  ausgrabungen  fordern  sie; 
eine  begründung  aus  der  spräche  giebt  J.  Grimms  geschichte  1,  10. 
doch  möchte  die  grenze  schwerlich  mit  scharfe  zu  bestimmen  sein, 
die  Ciinhern,  wie  Plularch  ihre  15000  reiter  in  der  Schlacht  von 
Vercellae  schildert  (Mar.  25),  waren  schon  vollständig  und  reich  mit 
eisen,  die  s.  g.  Galater  Diodors  5,  30  wieder  noch  in  beiderlei  metall 
gewalfnet. 

47)  Tac.  Germ.  C.  43  u.  ann.  2,  14.  haben  die  Germanen  auch 
dazu  wie  zur  bemalung  der  zimmerwiinde  (Gerra.  16)  mineralische  fär- 
ben genommen  (altn.  sleina  malen),  so  mag  der  staimbort  des  Hilde" 
brandliedes  hier  allerdings  die  rechte  erklärung  finden  :  ein  mit  stein- 
farben  gemalter  schild ;  an  Verzierung  mit  edelsteinen  wie  Nib.  37 
wird  dabei  kaum  dürfen  gedacht  werden,  von  ehernen  thiergestalten 
auf  den  Schilden  Diod.   5    30. 

48)  thier  -  und  vogclköpfe ,  flügel  ,  hiirner :  Plut.  iM.ir.  25. 
Dioü.    i,  30. 

49)  litt,  gesch.  §  3,  19.  Lucan  1,  431.  abbildung  eines  ehernen 
kriegshornes  bei  Worsaae  27. 

50)  Germ.  10.  40.  J.  Grimms  mythol.  95  fg.  vgl.  rechtsaltcrlh. 
262  fg. 

51)  häuser  von  holz:  Germ.  16;  slrohdiicher :  Plin.  h.  n.  16,  6i. 
die  jTÖ).iig  yi\\{\  ofai'indg  der  Germanen  leicht  abzubrennen,  da  sie  sel- 
ten mit  stein  und  zicgeln,  meist  aus  holz  bauen:  Herodian  7,  2.  holz- 
bau  der  Langobarden:  ed.  Roth.  287.  288;  der  Franken  :  Greg. 
Tur.  4,  41.  nicht  anders  die  tem|)el  (anm.  71):  nachrichten  über 
schnelle  abbrennung  derselben  in  J.  Grimms  mylhol.  71  fgg.  Adams 
von  Bremen  romanhafte  meidung  von  dem  lemjtel  zu  Ubsola,  qtiod  fo- 
tiim  ex  (iitru  paralum  est  (4,  26),   hat  bereits  der  scholiasl  in  solcher 


540  GEWERBE,    HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

(anm.  71  fgg.)  und  opferbecken^^)  und  noch  dem  lodlen  mit  in 
die  grull  die  t'reiide  des  lebens^^),  den  scliniuck  aus  erz  und 
edlereu  metallen  gab^*J,  namentlich  also  die  giel's-  und 
schmiedekunsf,  das  zimmerhandwerk  sodann  und  das  des  wag- 
ners,  kurz,  der  inbegrifF  all  jener  Fertigkeiten,  deren  meister- 
schaft  auf  lateinisch  mit  dem  einen  werte  faber  bezeichnet 
wird,  zwar  kommen  auch  für  dergleichen  arbeit  besondere 
knechte  vor,  sclaven  welche  gold-  und  silber-  und  eisen- 
schmiede sind  und  wagner  und  zimmerleute^^).  wie  aber  solche 
höher  geschätzt  wurden  als  andere  knechte  und  ihre  tödtung 
mit  viel  gröl'seren  summen  geldes  gehülst  ward,  die  eines  gold- 
schmiedes  mit  der  grösten^*^),  so  haben,  geschichle  und  sage 
bezeugen  uns  das  mannigfach,  auch  freie,  ja  edle  und  fürstliche 

weise  berichtigend  erklärt,  dal's  auch  hier  ein  Lolzbau  anzunehmen 
bleibt,  in  den  anfangen  des  christenthumes  der  Franken  eine  basilica 
s.  Martini  zu  I\ouen  ,  qiiac  super  nuiros  cioifatis  Hgneis  (abttlis  fa- 
bricata  est:  Greg.  Tur.  4,  2.  vgl.  pouniina  chüicha,  steiiiina  ehiricha 
in  Scbnieliers  bair.  wb.  4,  174  und  üahls  denkniale  der  boizbaukunst 
aus  den  frühesten  Jahrhunderten  in  Norwegen,  bezeichnend  genug  ver- 
einigt das  alte  z/mbar  die  begrilfe  aedificium   und    inntcria. 

52)  bei  den  Cimbern  :  Strabo  7,  2,   1-   3. 

53)  Wieiand  zählt  seine  ringe:  Völundarkvidha  11.  der  VVestgo- 
Ihenkönig  Theodorich  II  surgit  e  solio  aut  tliesauris  inspiciendis  va- 
caturtis  aut  stabulis :    Sidon.  Apoll,   ep.    1,  2. 

54)  pecuuiam  hominis  tumulant  cum  eo  armaque  et  cetera  quae 
ipse  vivens  habuil  cariora :  Adam  y.  Br.  4,  31  schol.  ;  vgl.  Jornan- 
des  30.  4'J.  Tacitus  Germ.  27  gedenkt  nur  der  walTenheigabe  :  aber 
die  geölfnelen  gräber  zeigen  auch  des  schmncks  genug,  namentlich  die 
torques  und  ßbulac,  die  Tacilus  an  andren  stellen  nennt  (Germ.  15.  17), 
ringe  um  hals  und  arm  und  spangen.  meist  von  erz  und  öfter  golden 
als  silbern  :  schon  damals  mochte  gold  für  die  ritterlichere  zierde  gel- 
ten (Hclbling  8,  660).  von  dem  goldnen  schmucke  der  Vandalen  Procop, 
b.  Vand.  2,  3;  der  Gothen  b.  (Jolth.  2,  23.  3,  24.  vgl.  anm.  111 
fgg.  150.  den  eisernen  fingerring  aber  trug  der  chattische  krieger 
nicht  als  zierde,  sondern  ignominiosuin  id  getiti,  velut  vinculum  ,  als 
merkmal  des  noch  ungelösten  gelübdes  (Germ.  31).  in  der  vita  s. 
Galli  2,  34  kommt  ein  priester  vor,  der  zur  bufse  für  eine  mordthat 
an  hals  und  armen  voll  von  eisernen  ringen  ist.  Plinius  h.  n.  33,  4. 
von  dem  des  Prometheus  vinculum  illud,  non  gestamen  intelligi  voluit 
antiquitas. 

55)  lex  Sal.   nov.    106.  vgl.   anm.   79  fg. 

56)  le.x  ßurgund.  10,  3  —  6.  1.  Alam.  cap.  add.  44.  I.  Angl.  it 
W't-rin.,  iudicia  Wlemari   10. 


DER  GERMANEN.  541 

männer  diese  kiiiiste  geübt  ohne  sich  dess  zu  schämen ,  und 
sie  mit  ehren  geübt  und  elirc  damit  erworben,  jenes  allnor- 
dische gedieht,  das  in  myliiischer  weise  den  Ursprung  der 
verschiedenen  stände  erzählt,  schildert  gleich  den  ersten 
freien,  wie  er  stiere  gezähmt,  pflüge  und  boote  gezimmert, 
häuser  und  scheuern  aui'gerichtet  und  den  acker  bestellt  habe, 
und  seiner  kinder  eines  ist  Sinidkv ,  der  schmied;  von  den 
söhnen  aber  des  ersten  adlichen  wird  gesagt  "^sie  zähmten 
hengste,  zierten  schilde,  schliffen  pfeile,  schälten  (für  den 
Speer)  den  eschenschall' "''^).  bei  den  Vandalen ,  die  auf  bil- 
dende kunst  übrigens  viel  mehr  als  ihrem  bestände  dienlich 
war,  vorzüglichen  werth  aber  auf  kunstreiche  melallarbeiien 
setzten,  ward  einmal,  von  könig  Geiserich  ,  ein  geschickter 
schmied  zum  grafenrang  erhoben''"'^);  Wieland,  der  Vulcan 
und  Daedalus  der  Germanen,  ist  ein  königssohn  und  zugleich 
von  halbgölllicher  abkunft^^),  und  dem  vater  zu  ehren,  führt 
noch  der  söhn  Wielands ,  Witege ,  hammer  und  zange  in 
seinem  Wappenschild'"');  auch  den  jungen  Siegfried  läfst 
mindestens  die  spätere  gestallung  seiner  sage  die  schmiede- 
kunst  erlernen"'):  sein  und  Wielands  lehrmeisfer  aber*^^) 
und  überhaupt  die  gerühmten  meister  dieser  kunst ''^)  sind 
wiederum  wesen  übermenschlicher  art,  sind  zwerge.   ja  nach 

57)  ri-sinal  19.  21.  32.  39. 

58)  Papencordts  gesch.  d.  vandaliscben  Iierschaft  in  Africa    101  fg. 

59)  iiacb  der  prosaischen  einleitung  der  Völundarkvidha  solin  eines 
Finnenköniges,  nach  der  VilUnasaga  cp.  18  enkel  einer  uieerfrau,  welche 
das  md.  gedieht  von  der  schlachl  vor  üavenna  960,  die  genealogische 
allitteralion  {VUUnus,  Fade^  l'elinl ,  l'idgi)  festhaltend,  lydrliUl  nennt. 

ÖO)  als  helmschmuck  aber  und  als  zeichen  seiner  zornigen  lapfer- 
keit  eine  schlänge,  daher  diese  drei  stücke,  bannner,  zange  und 
schlänge,  noch  in  den  siegeln  alter  schniiedezünfle,  zu  Halle,  Mainz, 
Augsburg  (W.  Grimm  in  dieser  zeitschr.  2,  248  fgg.) ,  Schalfbausen, 
Zürich,  Bern  u.  a. 

61)  die  deutsche  heldensagc  v.  W.  Grimm  72  fg.;  unklar,  ob 
auch  schon   die  prosaischen  beigaben  der  Sigurdharkvidha. 

62)  Sigurdharkvidha  und  Villinasaga   cp.  25.   eine  zurückweichende 
felsenwatid,    eine   felshiihle   heilst  balina  (Schmellers   bair.    wli.    1,    172):       « 
daher   Baimunc ,    der    name    von    Siegfrieds    schwert?    der  felsensohn?      / 
der  aus  der  zwergenhöhle   gekommene?  i 

63)  jung.    Edda  Ol.    VV.    Grimms    heldensagc    56  —  59    u.    a.    vgl.      * 
anm.   130.    131. 


1 


542  GEWERBE,   HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

der  uralten  lehre  der  Völuspä  haben  die  himmlischen  götter 
selbst,  da  sie  eben  erst  das  weltall,  aber  noch  die  menschen 
niclit  erschaffen,  schon  essen  gebaut  und  das  erz  geschmie- 
det*'*), damit  ward  die  kunst,  welche  das  Vorrecht  des  man- 
nes  und  des  freien,  das  schwert,  verschairi,  ebenso  zu  einem 
merkmale  des  maniies  selbst  in  der  göUerwelt  erhoben  ,  wie 
man  sich  weibliche  gotlheiten,  die  schicksalsgöltinnen,  die 
Schlachtgöttinnen  ^^),  gleich  den  weibern  der  menschen  spin- 
nend und  webend  dachte,  und  wie  der  kunst  des  dichlers 
sowohl  eine  weibliche  gotlheit,  Saga,  als  eine  männliche, 
Bragi,  vorstand,  so  ward  dieselbe  ebenmäfsig  als  eine  ge- 
wandbereilung'^^)  und  als  schmiedewerk  aufgerarst"'). 

All  diese  auszeichnung  begreift  sicli  wohl,  wenn  man  in 
geschichten  und  gedichlen  von  der  vorzüglichen  bewaffnung 
z.  b.  schon  der  Cimbern''^),  und  von  der  art  und  mannigfal- 

64)  Völuspä  7.  vgl.  jiing;.  Edda  14.  auch  das  dreizehnte  jahrh. 
kennt  den  bilden  inefsenden  und  giefseuden  golt  (J.  Griiuius  mythol.  30), 
jedoch  nur  im  wilze  der  minnesinger,  so  dafs  kein  Überrest  des  frühe- 
ren beidenihuines  darin  zu  liegen  braucht,  der  schuiied  von  oberlaud 
aber,  der  einen  haiiinier  in  den  schofs  der  Jungfrau  wirft  (Frauenlob 
Ettm.  7),  ist  noch  der  donnergott  und  der  haininerwurf  das  alte  ver- 
inählungszeichen  und  auch  auf  jenen  scheint  der  von  gott  geworfene 
Schlegel  zurückzugehn :  vgl.  mythol.  125.  1205.  wer  meint,  das  im 
ganz  nütz  gebrest  und  er  glück  hab  iijjs  aller  best,  den  trifft  der 
schlegel  doch  zur  lest.  —  der  wart  des  schlegels  iiff  dem  tach:  nar- 
renschitf  124  Strobel. 

65)  J.  Grimms  mythol.  379  fgg.  die  Walkyrien  v.  Frauer  12  fgg. 
die  Weissagung-  und  zauberkundigen  und  durch  die  lüfte  fahrenden 
unholden  di'S  mittelallers  sind  grufsenlheils  nur  eine  Wiederbildung  der 
früher  geglaubten  Nornen  und  Walkyrjen  :  ist  deshalb  dase,  wie  in  der 
kaiserchr.  l'il'JO  Crescentia  gescholten  wird,  neben  hornbldse  und  un- 
holde, s.  V.  a.  dahse  und  von  der  wurzel  dehsen ,  texere  gebildet? 
vgl.  mythol.   1014.    Lokis  mutter  heifst  Ndl  d.  i.  nadel?  ebd.  225.  841. 

66)  litt,  gescb.   §  3,   25.    Gollfr.   Tristan   119,   14.  21. 

67)  W.  Grimm  zu  Konrads  goldener  schmiede  xii.  145;  aurea 
fabrica  zeitschr.  2,  168;  der  eingang  des  Pilatus  (danach  Herborts 
Troj.  kr.  90);  lieders.  3,  460  u.  a.  Bragi  selbst  wird //-«/WÄm/V//;?- fcra- 
gar  genannt:  .1.  Grimms  mythol.  215.  zuweilen  trelfen  beide  bildlich- 
keiten  auf  demselben  punkte  zusammen  und  es  heifst  ags.  vroiitsmidh 
und  vioht  vebban  (Andr.  u.  Elene  s.  98  fg.)  wie  Uigenschmied  und  bei 
Sidonius  Apoll.  3,   13  siitor  Jabtilarum. 

68)  Plul.   Mar.  25.  vgl.   unten   anm.    127. 


DER  GERMANEN.  543 

tigkeit  dessen  liest,  was  sonst  noch  aus  niefallen,  z.  b.  in 
jenes  Wielands  schmiede,  ist  gebildet  worden,  und  begreift 
sich  noch  beim  anblicke  der  walTen  und  der  Schmucksachen 
selbst,  die  unsre  alterthumsforschung  aus  den  gräbern  wühlt, 
denn ,  zerbrochen  oder  verrostet ,  wie  dieselben  meistens 
sind,  immer  doch  zeigen  sie  diejenige  Schönheit  der  gesummf- 
torm,  die  mit  strenger  zweckmäl'sigkeit  nothwendig  verbun- 
den ist"^),  und  ein  feines  gefdhl  für  Schönheit  der  linie  und 
der  linienverzierung'*^).  die  nachahmung  aber  der  menschen- 
und  der  thiergestalt  ist  hier  wie  überall  im  beginne  der 
kunst  noch  seilen  und  deshalb  roh.  so  haben  denn  auch  die 
Germanen  nur  wenig  göllerbilder  beselsen  und  erst  da  ihr  hei- 
denlhum  sich  schon  dem  Untergang  entgegenneigte''),  und 
die  sie  besafsen,  mögen  öfter  nur  versuche  einer  melir  sinn- 
bildlichen als  wirklich  einer  monschcnähnlichen  darstellunff 
gewesen  sein'^).    der  reinem  andacht  ihrer  ersten  zeiten  hat- 

69)  beispiel  die  zwei  in  Dänemarks  Vorzeit  von  Worsaae  25  u. 
31   abgebildeten  Streitäxte. 

70)  die  vier  haupt-  und  Grundformen  sind  die  einfache,  die  dop- 
pelte Spirale,  der  ring  und  die  Wellenlinie:     Worsaae  33. 

71)  'das  älteste  Zeugnis  führt  erst  in  die  zweite  hälfte  des  vier- 
ten jh.'  und  zu  den  Gothen  (J.  Grimm  mythol.  95),  während  nur 
um  hundert  jähr  früher  noch  Gregorius,  biscbof  von  Nencaesarea,  über 
eben  dieselben  berichtet,  dafs  sie  keinen  götzen  opferten:  opp.  pg.  37 
ed.  Paris.  1622.  max.  bibl.  patr.  3,  316  b.  sodann  in  das  fünfte  jh. 
zu  den  Franken  (dii  —  mit  ex  lapide  atit  ex  ligno  aut  ex  metallo 
aliquo  svulpli:  Greg.  Tur.  hist.  Fr.  2,  29;  vgl.  ebd.  2,  10  und  den- 
selben über  die  götzenbilder  eines  tenipcls  bei  Köln  zu  anfange  des 
sechsten  jh.  vitae  patr.  4,  max.  bibl.  patr.  11,  938  b)  und  so  fort  zu 
den  Alamannen  an  Boden-  und  ZUrichsee  {(res  im(r^incs  aereas  et 
dcanratas  mythol.  97  fgg.),  zu  den  Friesen  (VVilibaldi  vita  s.  Boni- 
facii,  Pertz  mon.  2,  339),  zu  den  alten  Sachsen  {idola  manu  facta, 
aurea,  argentea ,  aerea,  lapidea  vel  de  quaeunquc  materia  facta: 
Bonif.  ep.  121),  zu  denen  in  England  (Kemble  1,  273)  und  in  den 
norden  (Ermoldus  Nigellns  3,  8  fgg.  4,  451  fgg.  de  lovc  fac  ol/as 
nigras  furvosquc  Ichetcs  —  Nepliiiio  fahrirclur  aqiiac  gcrutiis  tibi 
iure  urcen.1 ;  Adam  v.  Br.  4,  20).  wahrscheinlich,  dafs  zu  dieser 
entarlung  die  giiller-  und  hciligenbilder  milgcv\irkl,  welclic  die  Ger- 
manen auf  roiniscliem  bodeii  fanden,  eben  wie  daher  auch  ein  anstofs 
mag  gekommen  sein  öfter,  als  schon  Irüher  das  geschehn  ,  den  dienst 
in  hainen  gegen  den  in  tempeln  zu  vertauschen,  jene  Alamannen  bei 
Bregenz  hatten  ihre  gölzen  in  einer  alten  kii'che  aufgestellt. 

72)  daraus    zu    sehliefsen    dafs    germanische    keuschheit    sogar   ein 


544  GEWERBE,  HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

ten  lediglich  noch  Sinnbilder  und  solche  genügt ,  die  weitab 
von  aller  vermenschlichung  der  gotlheit  lagen,  wie  das  schiff 
der  s.  g.  Isis '^;,  das  schwert  des  kriegsgottes '*),  die  eber- 
bilder,  welche  die  Aestier'^),  der  eherne  slier,  welchen  die 
Cimbern'*'j,  die  sonstigen  zeichen  in  thiergestalt,  welche  im 
krieg  die  germanischen  völker  alle  mit  sich  führten'^). 

Blicken  wir  zurück,  so  erscheint  kaum  zweifelhaft,  wie 
es  denn  für  einen  fall  oder  zwei ,  jenen  von  Geiserich  zum 
Sfrafcn  gemachten  schmied  und  den  nieister  des  einen  sohle- 
nen  hornes  von  Gallehuus^^),  wirhlich  unzweifelhaft  ist,  dafs 
wenigstens  dies  eine  gewerb,  dafs  die  schmiedekunst  auch 
von  freien  männern  eben  als  gewerb ,  nicht  allein  für  das 
eigne  bedürfnis,  sondern  auch  auf  bestellung  und  kauf  sei 
betrieben  worden,  dafs  knechte  zum  nutzen  ihrer  herrn  sie 
so  betrieben  haben ,  dafs  es  öffentliche ,  aber  leibeigene 
schmiede  gegeben,  wird  gerad  am  ablauf  des  Germanenalters 
auch  gewiss^'');  neben  solchen  und  zu  derselben  zeit  ist 
dann  einmal  auch  die  rede  von  öffentlichen  leibeigenen  schuh- 
und  kleidermachern,  knechten  mit  weiberarbeit***). 

simulacrtim  Friccos  cum  ingenti  priapo  (Adam  v.  Br.  4,  26),  ein 
simulachrum  Priapi  (Kembles  Sachsen  in   England   1,   295)    zullefs. 

73)  Tac.  Gem.  9. 

74)  J-   Grimms  mylliol.   185. 

75)  Germ.  45.  mytbol.   194  fg. 
7ü)  Plut.    Marius  23. 

77)  Tac.  Germ.  7.  bist.  4,  22.  signum,  qiiod  apud  eos  (Saxones) 
habebatur  sacrum,  leonis  atque  draconis  et  desuper  aquilae  volantis 
insignitum  efßgie ,  quo  ustentaret  J'oi'titudinis  atque  prudentiae  et 
earum  rerum  ej fielen  Harn  —  mane  aiitem  facto  ad  orientalem  portani 
ponunt  aquUam.  aramque  vietoriae  construentes  secundum  errorem 
paternum  sacra  sua  propria  veiieral/u?>e  venera ti  sunt:  Widu- 
kind   I,   11.   12. 

78)  anm.  44.  die  allilterierende  runeniiiscbrift  lautet  eb  lilevagas- 
tini  holtingam  liorna  lavi'du,  ich  habe  den  iaubengästen ,  den  w  ald- 
bewobnern  börner  gemaciit.  ags.  /i/eo,  gotb.  h/ij'a  ist  ein  scbatlendacb, 
eine  laubbiille :  hleogasteis,  wenn  man  es  mit  dem  zweiten  bestand- 
Ibeiic  genauer  nimmt,  können  etwa  nur  solcbe  sein,  die  zu  einem 
opi'ergeiag  im  beiligen  baine  kommen. 

79)  /aber,  aurij'ex  aul  spatar/u.i,  qui  publice  pi  obati  sunt :  lex 
Alam.  79,  7. 

80)  quicunque  vero  servnm  suum  aurißcem,  argentariuni,  ferra- 
rium ,  Jabruin  aerarium,  sartorem  vvl  sutorejn  in  publico  attr'ibutitm 


DER  GEIIMANEN.  545 

Mit  diesen  dreien  also,  die  den  leib  bedecken  und  waff- 
nen  und  schmücken,  hat  das  -^ewerhlich  ausgeübte  handwerk 
seinen  ant'ang  genommen ,  und  von  da  an  noch  manches 
Jahrhundert  hindiircli  ist  die  künstliche  metallarbeil  und  die 
in  iiolz  und  stein  ein  vorzüglicher  rühm  der  Deutschen^'), 
ist  die  maierei  mit  den  übrigen  gewerben ,  die  den  krieger 
rüsteten,  enge  verbunden^-),  ist  alles  handwerk,  mit  ausnähme 
wieder  etwa  nur  der  schmiedekunst^^j,    eine    sache   der   un- 

artißcium  cxercere  permiserit ,  et  id ,  quod  ad  facienda  opcra  a 
qiiociniqiic  suscepit ,  fortasse  everterit,  doininus  eins  auf  pro  eodem 
satisfaciat  aut  servi  ipsius ,  si  maltierit ,  faciat  cessionem:  lex  ßur- 
gund.  21,  2.  die  schuster  und  Schneider  vergleichbar  den  knechten  im 
küchendienst  anm.  38. 

81)  illic  üivenies ,  qu/eqnid  in  divcrsoriim  colontin  gencribus  et 
mixturis  habet  Graecia,  quicquid  in  eleciruritm  opirositale  seu  nigvUi 
varictatc  novit  Tttscia ,  quicquid  duciili  vel  J'usili  seu  inteirasili 
operc  distinguit  Arabia,  quicquid  in  vasorum  diversilalc  seu  geinma- 
rum  ossiumve  sculptura  auro  et  argento  inclyta  decorat  Itulia,  quic- 
quid in  feneslrart/m  preliosa  varietale  diligit  Francia,  quicquid  in 
auri,  argenti,  cupri  et  firri ,  lignoiinn  lapiJunice  sublililate  sollers 
laudat  Gernidtiia :  Theophilus  jiresi).  Paris  1843,  s.  3.  im  iOn  u. 
lln  jh.  zu  Monte  Casino  sächsische  und  englische  gold-  und  silberar- 
beit:   Muratori  anliq.   Ital.  4,  307.    486;    3(J0.   432. 

82)  schillwre  (davon  unsre  sch/lderci  und  schildern)  der  nauie 
jedes  maiers,  und  an  mehr  als  einem  orle  die  malei'  mit  den  schrei- 
oern  und  den  salllern  zünftig,  d.  h  mit  deiieii,  die  das  holzwerk  und 
den   lederiilierzug  des  Schildes   lieferten. 

83)  nanieiillich  der  goldschmiedekunst :  vgl.  Ficliards  enislehung 
der  reichssladt  Frankfurt  129,  168;  im  h.  Oswald  (litlmüller  s.  68  fg.) 
wandernde  goldschmicde  sogar  vom  rillfrslanile.  zwar  könig  Rüther 
hat  eigene  goldschmiede  unter  seinem  gesiude  (2015  fgg.  sie  giefsen 
schuhe  von  gold  und  silbcir :  vgl.  slalsmidhr  Hava  mal  12S):  wie 
aber  auch  solche  stets  noch  besonders  g.ehrl  gewesen  ,  zeigt  die  ge- 
schichte  der  städle  :  aus  ihnen  gehn  die  männer  oder  hausgenofsen 
des  herrn  hervor  (bischofs-  u.  dicnsLmannenreelit  von  Uasel  s.  10), 
die  allein  siih  zur  gilde  vereinen  dürfen  (V\  ildas  gildenwesen  169) 
oder  doch  den  übrigen  gilden  voranslehn  (ebd.  19.')).  das  ällesic  ralh- 
haus  von  Speier  war  die  münze,  das  zunflhaus  der  hausgenofsen  :  die 
freie  reiehsstadl  S|)eier  von  Zeufs  14  fg.  vgl.  unten  anm.  !6.").  KKi. 
woher  nun  dem  gegenüber  die  an  rechtlosigkeil  grenzende  unehre  der 
kallschmiede  (Sstller  vom  kefsler- od.  kaltsehmids-schutze,  Tüb.  1781)? 
weil  sie  im  schlechtesten  melall,  den  kupfer,  oder  weil  sie  ohne  das 
beilige  Teuer  arbeiten?  lildr  er  bezlr  niedk  i/la  sononi :  llava  mal  08. 
oder    wegen    ihres    heimatlos    umschwciffinlcri     ich(Mis?     oder    weil    sie 

Z.  F.   D.  A.    I\.  ;}5 


546  GEWERBE,  HANDEL  UND  SCHIFFFAllRT 

freien  und  sind  die  haiidwei'ker  die  angehörigen  lente  dess 
gewesen,  auf  dessen  griind,  in  dessen  sclmlze  sie  wohnten^''). 
die  enlsleliun}^  und  erslarkung  der  ziinlle  hat  das  allgeniacii 
beseitigt'^"'):  noch  aber  ballen  l)ei  aller  f'reibeit  nacii  oben 
hin  spuren  der  allen  unlreilieit  an  den  zünllen  selbst:  die 
erblicbkeil  des  zuni'lrecliles,  die  vergiinsli^ungen  ,  deren  der 
solin  oder  Schwiegersohn  eines  zunl'tbruders  genielsl*'"),  er- 
scheinen ganz  wie  eine  nachwirkung  jener  ursprünglichen 
zustände,  da  sich  das  handwerk  eines  knechtes  auf  söhn  und 
enkel  vererbte. 

So  viel  oder  so  wenig  von  der  germanischen  gewerbs- 
beliiebsainkeit.  geworb  und  handel  siehn  aber  in  nothwen- 
diger  Wechselwirkung,  eines  nährt  und  mehrt  das  andre,  und 
so  wird ,  da  den  (Germanen  aul'ser  dem  einen  ausriilirliclier 
besprochenen  schwerlich  noch  ein  ge\serb  \on  ölfenl lieber  art 
bekannt  gewesen,  nun  auch  von  germanischer  liandelsbctrieb- 
samkeit  nicht  sonderlich  viel  zu  berichten  sein,  ja  eigent- 
lichen handel,  waarenunisatz  um  des  ge\\  innes  willen ,  hat 
das  volk  beinahe  nur  im  verkehi'  mit  fremden  gekannt:  im 
inneren  verkehr  dagegen  wusle  es  eher  nur  von  kauf,  vom 
giilererwerb  blols  um  des  besitzes,  um  der  bel'iiedigung  des 
nächsten  bedarfes  willen,  wüste  es  nur  noch  von  dieser 
schwelle  und  vorbereilungsslulc  des  eigentlichen  haiuiels. 
wenden   wir  zuerst  hierauf  unser  äuge. 

Gegenstände  des  kaufes  gab  es  verschiedene,   gar  vieler 

anfangs  eiu  unlicinilicli  IVeindL-s  volk  ,  Zigeuner  vor  tien  Zigeunern, 
ähnlich  den  Mandepoles  der  legende  von  den  h.  [\  kiinigen  ep.  41,  ge- 
wesen? da/t/ian  chumcnl  Isnniliclilc ;  die  raic/if.  in  (lere  irerll  iv/'/f, 
daz  wir  lieizzen  cliallmnidc  ii.  s.  w.  Iieil'sl  es  sehon  um  das  j.  IIÜO: 
l'undgr.  2,  31,  24;  wie  si  Josfbvu  hfslroi/j'/c/i,  ;-«  di-//  vluiltsmidvn 
vcrc/ioiiften  ebd.  71,  2G. 

8'i)  die  bürger  von  Slralsburg,  aueli  die  seliniiede  ,  diese  jedoch 
luil  einiger  erleichlerung,  dem  bisciiore  zu  allerhand  ordenllichen  und 
aulserordenllicheu  dienslarbeilen  und  lieferungen  verpflichtet:  Gaupps 
deutsche   sladlrechte   d.    mittclaltet's    I,    71.   73    fgg. 

8.'))  allgemaeli,  da  z.  b.  in  IJasel  die  erriclilnng  einer  zunl'l  ab- 
hieng  von  der  erlaubnis  des  bischots  und  er  jeder  zunl'l  ihren  nieisler 
und  über  dieselbe  noch  einen  seiner  dienstmunuen  setzte;  bisehols- 
u.   dienstmanncnrechl  s.   (S.    12. 

8(1)   Wildas   gildenwesen   im   miltelaitci-   ;V."J   l'g. 


DER   GERMANEN.  547 

lei  jedoch  natürlich  nicht,  ein  hauplgegenstand  ,  als  erwerh 
und  besitzlhuni  wichlij^-  lur  ein  ackcrbaii  und  Viehzucht  trei- 
bendes Volk,  waren  liegende  guter,  leid  und  wald  und  weide, 
wo  niimlich  letztere  schon  aus  der  almeind  ausgeschieden 
waren  :  die  föruiliclikeilen,  mit  denen  schon  die  ältesten  aul- 
zeichnungen  deutscher  und  nordischer  rechtsgebräuche  den 
Übergang  solches  eigenthumes  aus  einer  band  in  die  andere 
begleitet  zeigen,  die  iiberrcichung  einer  erdscholle,  eines  ra- 
senstiickes,  eines  halnis,  eines  zweiges^'),  diese  ganze  feier- 
liche rechlssymbolik  lehrt  uns,  dal's  die  veräulserung  von 
grund  und  boden  auch  bei  den  (iernianen  schon  ein  häudges 
Vorkommnis  gewesen'*^)  und  von  urzeiten  her  rechtlicher 
regelung  mufs  unterlegen  sein ,  freilich  das  im  Widerspruch 
gegen  eine  bekannte  angäbe  Julius  Cäsars,  nach  welcher  man 
sich  die  Germanen  no(;h  ohne  alles  fest  liegende  und  fest  ge- 
theille  eigenthum  und  jähr  für  Jahr  einen  Wechsel  desselben 
zu  denken  hätte*^''),  eine  angäbe  jedoch,  die  nur  eine  von 
den  manchen  unzuverläl'sigkeiten  dieses  berichterstatlers  ist'''^). 

87)  J.  Grimms  leclitsalteiili.    llü    f^g. 

88)  als  germanisches  symjjol  der  ergeluing  an  den  sieger  lülirl 
die  Überreichung  von  rasen  schnn  Pliniiis  an,  b.  n.  22,  4.  das  wort 
ccspes  seiher  im  sinne  von  grnndsliiclc  bei  Cassiodor,  var.  ep.  5,  14 
aiitiqiii  barbari,  cji/i  rumanis  miilicribtts  e/v^fejn/tf:  niiptiali  fucdere 
sociari,  qiiolibet  titulo  praväia  quaeniveriDt ,  /isci/ri  posses.ii  cvspilis 
persvlveve  —  coganliir. 

89)  hloCs  von  den  Sueven  b.  G.  4,  1  ;  von  den  Germanen  über- 
hanpl  (),  22.  die  nachricht  des  Tacilns  (Jciin.  2(>,  weiclie  man  iiiermil 
zusammenzustellen  pflegt  (zuletzt  Belhmaiin  -  Uoll«  eg  über  die  Gtwma- 
nen  vor  d.  Völkerwanderung  9  fgg.),  stimmt  doch  so  wenig  überein, 
dafs  sie  vielmehr  von  soCortiger  liieilung  des  ackerlandes  spricht:  sie 
kann  nur  auf  solche  fälle  bezug  haben,  wo  ein  volk  durch  auswan- 
derung  oder  eroberung  frischen  boden  in  besitz  nahm  ;  invicciii  ist  wie 
sonst  im  silbernen  zeilalter  adverbium  des  gcgensalzes,  des  gegen- 
salzes  zu  dem,  was  uiiniilttlliar  virliei-  von  wucher  gesagt  worden, 
und  arva  per  annos  mulanl:  bezeichnet  allerdings  den  Wechsel  von 
bau  und  brache,  camporum  spalia,  arva  iniilniil ,  supcrcst  ager  : 
hierin  denn  mag  der  anlafs  von  Cäsars  iirlhum  licigen.  mit  iilinlicher 
und  auch  nicht  anlafsloser  iriung  macht  Strabo  aus  den  Sueven  ein 
wanderndes   hirtenvolk :    obcni   aiim.   24. 

90)  wie  unmöglich  ist,  um  nur  das  näcbstliegcndc  bcispiel  anzu- 
rühren, was  er  b.  G.  i,  li  von  (Irr  grursm  wiist(!  auf  der  einen  seile 
der  Sueven  sagt  ! 

35* 


548  GEWERBE,   HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

von  falirender  habe  sodann  waren  gegenstände  des  kanfs  und 
Verkaufs  waffen,  vieli  und  weiher.  denn  auch  das  weih  in 
seiner  Unfreiheit  war  lediglich  eine  saclie ,  war  als  Jungfrau 
eigenthum  des  vaters ,  als  gaüin  eigenlhuni  des  niannes'"): 
der  valer  verkaufte,  der  gälte  kaufte  sie*'-),  und  auf  dem 
bleichen  wege  entänfserte  sich  in  Dänemark  der  mann  seines 
ehebrechrischen  weihes^^y  und  hatte  bei  den  Angelsachsen 
dem  gekränkten  gatten  der  buhle  ein  neues  weib  zu  schaffen '''*). 
noch  in  der  spräche  des  späteren  miltelalters,  allerdings  aber 
nur  noch  in  der  spräche,  ist  ein  weih  kaufen  s.  v.  a.  hei- 
raten, und  selbst  von  königen  ,  die  sich  vermählen,  wird  so 
gesagt  •'••). 

Bei  all  solchen  kaufen  aber  ward  der  kaufpreis  nicht  in 
geld  entrichtet:  geld ,  eigenes  geld  besafseu  die  Germanen 
nicht,  und  immer  erst  der  wirkliche  handcl  führt  dessen  ge- 
brauch mit  sich;  die  runden  goldhleche  mit  eingeprägten  bil- 
dern  und  runen ,  die  mau  öfters  und  bis  auf  einen  halben 
fufs  breit  in  nordischen  gräberu  findet ,  sind  brustzirrden, 
sind  amulele,   keine   münzen '""'J.    sondern    man    tauschte    gut 

91)  die  Friesen,  weil  sie  eine  von  i!en  Römern  ilincn  auferlegte 
abgäbe  nicht  erscliwingen  Ivonnten  ,  corpora  coniiigum  aiit  liberorum 
servifio  Iradebant :  Tac.  anm.  4,  72.  audi  die  gute  frau  verkauft  ilir 
eljelierr  in  nöllien  der  arniut  :  zeitsclir.  2,  443  fg.  iin  ags. /«Ve  ein 
beiworl  der  \veii)er:    ,1.   Giininis   Audr.   n.   Elene   s.    144. 

92)  ausgeführt   in   Weiiiliolds   deutsehen   frauen   200    fgg. 

93)  mulieres,  si  consfupratai'  J'uei'int ,  slatlm  vendtinfur :  Adam 
v.   Br.  4,   (5. 

94)  aliam  lixorem  propria  pecmiiu  vn-rcetur :  lex  Aelhelb.  32- 
bei  den  Alamannen  büfsle  der  enlführer,  wenn  er  dem  gatlen  das 
weib  zurückgab,  octiiaginta  sulidis ,  wenn  nieht,  quadringvntis  (dem 
geset/lichen  kaufpreis  einer  braut:  anm.  107);  die  kinder,  welche  er 
vor  erlegung  dieses  geldes  mit  ihr  erzeugte,  gehörten  noch  dem  früheren 
gatlen  :    lex   Alam.  .")! . 

9."))  der  Ifüuec  si  anderstiinde  vnpßc,  zc  rchte  er  si  koiifle :  gute 
frau  241j.  vgl.  .].  Grimms  lechtsallerlh.  421.  ebenso  in  der  allsiich- 
sischen  evangelienharmonie  9,  12  biiggcan  von  Joseph  und  Maria; 
allfr.  acuter  von   der  gemalilin   des   h.   Alexiiis  :    zeilsehr.    5,   3Ü3. 

90)  gelegentlich  aber  fremden  münzen  nachgeahmt  (anm.  132): 
Dänemarks  vorzeit  v.  W  orsaae  44  fg.  historisch -antiquarische  mil- 
theilungen,  Hopeiih.  1835,  s.  93  fgg.  das  geld,  um  welches  die  Tre- 
virer  jenseil  des  Itheiues  hilfslruppen  suchten  (Cäsar  b.  G.  ö,  55.  6,  2), 


DKH   (IKRMANEN.  549 

gegen  gut,  brauchte  hei  ^gelegeuheil  und  auf  der  einen  seile 
als  kaut'miltel,  was  für  den  andern  und  hei  amlrcni  anlals 
"eirensland  des  kaules  war'"*'*,  vorzü'rlieh  aher  und  am  häu- 
ligsten  und  mehr  noch  als  wallen  dienten  zum  kaurmillel 
rinder,  pferde ,  alles  vieh  :  dies  gieng  an  geldes  statt ''*^), 
und  ein  grolser  viehsland  und  reichlhuni  waren  eins"''),  da- 
her denn  auch  in  der  deulschcFi  sj)rache,  was  man  anderswo 
schon  wahrgenommen '"*'j:  worle ,  die  ursprünglich  den  be- 
griff" des  viehes  bezeichneten,  sind  spater  und  sobald  das 
geld  in  gebrauch  kani  ,  auf  dieses  übertragen  worden  ,  faihu 
selbst  schon  im  golhischen  "").  rosse  also  wie  walfen  waren 
ein  gesclienk  der  milde  und  der  eiirerbielung  *^'~;,  in  vieh  und 

ist  sonacli  wohl  galliscbes,  das,  welches  Ainünius  den  röuiisclien 
übeiläulern  verhiel's  (Tac.  aiiii.  2,  13),  schon  der  bezeichneten  summe 
Nvegen  (100  sesteitien   täglich)   römisches  gewesen. 

97)  interiores  simplichts  et  antiquiiis  permutatioiie  merciuin  ulun- 
tur:    Tac.  Germ.   5. 

98)  die  lex  Saxoriuni  Oti  bcsliiiinit  den  werth  der  verschiedenen 
solidi  und  andre  gcld^erthe  in  rindern  und  schafeii  ;  vgl.  anm.  103 
und  l'iir  die  iiömer  die  \orschrift  noch  des  codex  4,  44,  9  pretü  causa 
nun  pcciiniu  iiKvierula ,  sed  jßvu  ea  pecoribus  in  soliidnii  consent icitfi 
dalis  cunli  actus  nun  constil  iiUiir  irritn.s.  im  norden  der  werlli  einer 
kuh  als  rechunngseinheil  :    Wildas  strafrecht  der  Germanen  331. 

99)  numeri)  y;iiu(lent ,  caeque  solae.  et  grutissünae  vpes  sunt: 
(Jerm.  5.  im  alls.  /eho  und  ini'thum,  ags.  mddhi/m ,  altn.  weidliin 
(anm.  102)  reichlhum,  schätz:  \iimars  deutsche  alterlhümer  im  He- 
iland 32  fg.  auch  opes  eigentlich  s.  v.  a.  rinder:  zeilschr.  2,  ö59. 
vgl.  anm.   Kil. 

lüO)  pcciinia  ipsa  a  pecure  appcllabal iii-.  —  Servius  rex  ovium 
boumqae  ejjigie  prinius  aes  signavit:  Plin.  h.  n.  18,  3.  Servius  rex 
prinius  signavit  aes.  —  signattim  est  nv/a  pecnduni ,  linde  et  pecunia 
uppellatu:  ebd.  33,  13.  N'arro  de  re  rust.  2,  1,  9.  vgl.  anm.  117 
und    zeilschr.   6,  290. 

101)  feuli  im  ags.;  das  langoh.  j'aderphiani  (Gratis  spracliscli, 
3,  430)  habe  ich  zeilschr.  2,  558  anders  zu  erklären  gesuchl,  und  er- 
kläre nn'tßiim,  melliiani,  mephiinn  (sprachsch.  2,  703;  ebenso,  iu  alln. 
naut  rind  und  geld.  im  slii\isclien  .v/i-r>/  vieh,  im  alllVies.  skel  \ieli 
und  geld,  im  goth.  sl.atls  und  liochd.  scuz  geld:  Schmetlcrs  bair. 
\vb.  3,  421.  mit  umgekelirtem  begrill'swechsel  zuweilen  im  millellalei- 
nischen  pecunia  s.  v.  a.  pecus :  lex  Fris.  add.  11  equam  ccl  quam 
übet  uliain  pecunia/n  ;    gl.    Cassell.    F   12  pecunia  ßhu. 

102)  Tac.  Germ.  li.  1.").  .1.  (Jrimm  über  schenken  \\\\A  geben  S. 
nihd.    isl   nieideni   ein   pferd,   eigentlich   ein   \  crschnillciics  (Schnicllcr  2, 


550  GEWERBE.   HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

in  Waffen  wie  späler  in  geld  wurden  die  j^ericlitlichen  bu- 
Isen  "'^')  und  ebenso  « ie  später  in  gold  ward  der  kaufpreis 
für  ein  weib  in  rindern,  jiferden  und  waffen  enlrichlet ''^^). 
selbst  Theodorich  der  grofse,  da  er  seine  nichte  Anialaberga 
dem  Thiiriii{i,erkönij;e  Herniinafrid  zum  weihe  gab,  erhielt  da- 
für von  diesem  einige  weifse  pferde  "*•') :  daneben  kommt, 
bezeichnend  gcinig,  noch  im  neunten  Jahrhundert  vor,  dal's 
um  pferd,  schild  und  lanze  eine  sciavin  verkauft  wird  '""). 
wie  hoch  aber  der  kaufpreis  eines  eheweibes  geschätzt  wor- 
den, ist  aus  einigen  späteren  geldansälzen,  die  uns  überliefert 
sind,  zu  schliefscn.  hei  den  Sachsen  kostete  ein  weib  bis 
auf  300,  bei  den  Alamanncn  wie  den  Langobarden  bis  auf 
400  Schillinge"^'):  eigentlich  gar  keine  so  geringe  summe, 
da  gleichzeitig  bei  den  Sachsen  ein  Schilling  den  werth  eines 
ochsen  darstellte *'^^),  bei  den  Alamannen  ein  bis  zwei  Schil- 
linge'"^), die  männer,  die  in  England  nach  jetzt  noch  gelten- 
dem gewohnheitsrecht  ihre  \\eiber  auf  offenem  markt  verkau- 
fen, pflegen  dieselben  wohlfeiler  zu  geben""). 

Noch  ein  Zahlungsmittel  bildete  gleichsam  den  ültergang 
von  dem  kaufe  durch  tausch  zu  dem  kaufe  nm  geld,  die  eher- 
nen und  goldnen  ringe  nämlich,  ringe  um  hals  und  arm. 
welche,  wie  noch  die  gräber  zeigen  (anm,  54. )?  den  Germanen 

551  fg.))  ^on  der  würzet  lui'dan :  Ülpliilas  übersetzt  ihooov  mit 
mailhnis;  vgl.  anni.  99.  biiUlhfe  gesclienk  der  braut  an  die  \er\vaiid- 
ten  des  luannes:    Tbryms  kvidha  29.  ?>%. 

103)  Germ.  12.  21.  noch  die  lex  Rip.  30,  11  geslatt  die  entrich- 
fung  des  wergeldes  auch  in  vieh  oder  waffeu  und  verzeichnet  die  ent- 
sprechenden geldwei'tiie  beider,  vgl.  iiudcfu  —  bitbits  el  ovibus :  Varro 
de  re  rust.  2,    1,   9.  Pliii.   h.   ii.    18,  3. 

lOi)  das  älteste,  zwar  niissverständlich  vorgetragene  zeuguis 
Tac.  Germ.    18.  vgl.   VVeinhold  212. 

105)  indicamtis  nos  vcnienlibiis  Icgaf/s  vestris  iinpretiabllis  qui- 
dcm  rei ,  seä  iiiorc  gentium  susccpisne  pretia  destiiiaia,  erjuos  argcnleo 
colore  vcstitos,  quales  decuii  esse  niiptiales :     Cassiod.    var.    ep.  4,  1- 

106)  der  abtei  Fulda:    cod.   dipl.  Fuldensis  von  Drouke  s.    102. 

107)  lex  Saxonuni  iO ;  I.  Alaiu.  55,  2.  vgl.  51,  1.  52,  2.  oben 
anra.  94;    Liulprandi  leg.  88. 

108)  I.  Sax.  GO. 

109)  1.   Alam.   78.     nach   der  lex  Ripuur.   30,   11   zwei  Schillinge. 
110;  einer  zu   IVülliiigham   im  j.   18i3  um  3i)  kreuzer:    Auj;sb.   allg. 

Zeitung   1844,  ui-.  8. 


1)EI{  GERMANEN.  551 

aller  slämme  die  bcliehlosle  zierde  und  ein  iiiciil  sellener 
schmuck  noch  im  millehilter  waren,  mclall  gleich  dem  golde, 
aber  zunächst  für  einen  andeien  zweck  verarbeilel,  als  den 
das  geld  besitzt,  ringe  wurden  wie  geld  als  gesciienk  ge- 
reicht^") und  als  hülse  gezahlt  "■^),  ein  reichthum  an  gold 
ward  in  geslalt  von  ringen  aufgesammelt"-'),  der  sagenhafte 
landkauf,  der  die  Sachsen  zu  lierrn  in  Handeln  machte,  ge- 
schah um  die  goldenen  ringe,  die  einer  von  ihnen  an  hals 
und  armen  trug"'),  ringe  waren  der  kaufpreis  auch  für  w ei- 
ber "^),  und  wenn  man  öfters  ringe,  von  denen  etwas  ab- 
gehauen, und  abgehauene  ringslücke  findet"'"),  so  scheint  es 
sind   dieselben    glcicli.sani    in    Scheidemünze   gelheilt    worden 

11 1)  Tac.  Genn.  15.  liililtl)iaiid.slifiJ  leseh.  I,  Of).  liuodliel)  3,  333. 
Ecineüi-ieli  und  Giintticr  der  IJiirf^unde  lohnen  jeder  Vidsidhs  sang  mit 
einem  ringe  (65.  90);  den  von  Ermenricli  eriialtenen  giebt  er  danitl)ar 
seinem  kiinige  und  wird  dafür  von  dessen  gemalilin  mit  einem  andern 
besclienkt  (93  fgg.) ;  der  mildesle  aber  ist  ilim  (7!  fgg)  Alboin :  se 
li('ifde,  moncijitnes  miiic  ^•e.J'r(i'i;(f  lüolifesle  linnd  loj'us  til  vyrceniie, 
hfor/an  ii/i/i/ii^aves/e  bringa  gcüdles,  beurhira  beaga,  bearn  Eadvines. 
Geneiun  im  Uolandsliede  s.  57:  umbc  si'iien  hals  lac  ein  bouvh  vile 
ii'frhc ,  duz  werc  scllsipne.  ihzrr  golde  tiiide  itzzer  gimine;  den  sante 
ime  ze  minnen  der  kiinc  von  den  Biitlen.  J.  Grimm  über  schenlien 
u.  geben   19   fgg. 

M2)  gericbtiiche  bnfse  heifsl  alln.  baiigr:  VVildas  slralVechl  d. 
Germanen  345.  auch  das  gold,  welches  die  Äsen  als  wergeld  für  Olr 
entrichten  müfsen,  hat  man  sieh  in  ringen  zu  denken,  da  Odhinn  zu- 
letzt das  eine  noch  unverhülite  barihaar  des  erschlagenen  mit  einem 
ringe  bedeckt:    Sigurdharkvidha  2.   Edda  Sn.   ü'i. 

113)  aufschnüre  gezogen:  Voluudarkvidha  ü  fgg.  Heovulf  2709. 
noi-h  im  Farzival  123,  29  m/ncr  miioler  Jnncfromvcn  ir  vingerli'n  an 
sniieren  tvageiit.  je  in  der  neunten  nacht  träufelt  Odhins  ring  Draupnir 
acht  ebenso  kostbare  ringe  nieder  (Sn.  Edda  til):  ein  wunschding  wie 
der  brutplcnnig  des  spüleren  aberglaubens. 

114)  Widukind    I,  5. 

115)  7'ei/ins  im  salischen  recht  der  name  des  geldes,  das  der  briiu- 
ligam  einer  wiltwe  an  deren  verwandte  zahlt  :  s.  Weinhold  zeitschr. 
7,  5'i2.  reif  (Schmellers  bair.  wb.  3,  59  fg.  J.  (irimm  über  schenken 
und  geben  19)  und  ebenso  das  gewundene  gold,  iWe  gewundenen  ringe 
der  Sachsen  und  der  Angelsachsen  (,f.  Grimms  gramm.  4,  752)  heben 
den  begriff  des  windens  und  umschlingcns  mit  besonderem  naclidniikf 
hervor:    es   werden   armringe   von   sjiiralforni   gemeint  sein. 

llli)  histoi'isch-  anticj.  niiltheilniif^en  l>o|ienh.  1835,  s.  90.  Icitfa 
den  z.  nord.  allerthumskundu  s.  5U. 


552  GEWERBE,  HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

um  eine  sache  von  geringerem  werf  he  dafür  zu  kaufen,  die 
nachbarn  der  Germanen,  die  Gallier,  hallen  schon  gemünztes 
geld  :  aber  das  gepräge  weist  auf  allere  vorgange  der  glei- 
chen art  Avie  bei  den  Germanen  hin  :  ihre  münzen  pflegen 
als  bild  ein  pl'erd  tuler  einen  ring  zu  zeigen,  das  pfcrd,  den 
ring,  mit  denen  auch  die  Gallier  zahlten  ,  che  sie  geld  be- 
sä fsen"'j. 

Jetzt  von  dem  handel,  dem  eigentlichen  handel,  den  es, 
wie  bemerkt,  zumeist  nur  im  verkehre  mit  fremden  gab. 
und  längere  zeit  hindurch  war  auch  dieser  so  schon  be- 
schränkte verkehr  noch  insofern  ein  einseitiger,  als  die  Ger- 
manen selbst  beinahe  nichts  ausführten  ,  nur  die  fremden  zu 
ihnen  kamen  und  brachten  und  holten,  so  von  westen  her 
gallische  handelsleute  •'^).  zwar  die  Nervier  versperrten  vor 
ihnen  ihr  land  um  nicht  durch  wein  und  andre  dergleichen 
Üppigkeilen  ver\^  eichlicht  zu  werden,  und  auch  die  Sueveu 
mochten  den  gallischen  wein  und  die  gallischen  pferde 
nicht  "^):  sonst  aber  ward  von  eben  denselben  und  ward 
von  den  Germanen  überhaupt  die  handelschaft  nicht  zurück- 
gewiesen '-°) :  denn  sie  brauchten  abnehmer  für  übcrflüfsige 
kriegsbeute  '-'j  und  bedurften,  damit  ihre  schmiede  zu  schmie- 
den und  zu  giefsen,  damit  sie  schmuck  und  wallen  und  ihre 
weiber  den  rolhen  saura  des  gewandes  halten,  der  zufuhr  an 
gold  und  Silber  und  erz  und  eisen  und  farberröthe  :  ihr  eige- 
ner boden  brachte  ihnen  jetzt  noch  alles  dessen  nichts  oder 
doch  nur  in   höchst    unzulänglichem    mafse*~"j,    Gallien    aber 

117)  vgl.  Sciirtiber  in  seinem  taschenbuch  f.  geschichte  u.  alter- 
Ihuin  in  Süddeutseliland  2,  07  fgg.  240  fgg.  3,  401  fgg.  pferdezucht 
und  jjferdelieijliaberei  der  Gallier:  Cäsar  b.  G.  4,  2.  Tac.  ann.  2,  5. 
anni.  178.  auf  Tbeseus  münzen  das  bild  eines  stieres;  dty.cißoiov, 
txuTÖfjßoiov  a\\\&c\ic  münznanieu  :  PIul.   Tbes.    19.  vgl.  anm.  100. 

118)  Cäsar  b.  G.   1,  39. 

119)  ebd.  2,   15.  4,  2. 

120)  besonders  von  den  ULiern  nicht:  niulfiim  ad  cos  mercalores 
Ventil ant;  aber  et  ijisi  jjvo/jfcr  propinquitatem  Gallicis  sunt  moribi/s 
udsiiefacti :    ebd.   4,   3. 

121)  ebd.  4,  2.  vgl.  anm.   185. 

122)  noch  Tacitus  sagt  Germ.  G  7ie  J'ern/m  qiiidem  superest;  ei- 
senbergwerke  bei  den  Golhinen  ebd.  43,  sicherlich,  da  er  dieses  volk 
den  Qunden  zinsbar  nennt,  eins  mit  den  eisenbergv\erkcn  der  gnaden, 


DER  GERiMANEN.  553 

war  reich  an  soldien  dingen,  reich  sclion  für  sich  ''^)  und 
von  Spanien  und  Britannien  her'"'),  nnd  versorgte  niil  sei- 
nem erze  nicht  hlofs  die   Germanen '~'j. 

Lehhafter,  auch  nach  dem  siiden  ,  auvh  als  ausfuhr  nnd 
in  einer  gröl'seren  mannigralligkeit  von  gegenständen  sich  he- 
wegend  ward  der  handel  der  Germanen  in  den  kaiserzeiten. 
zwar  ihnen  eisen  zu  bringen  war  im  reich  verholen'""): 
daher  nach  der  Irüheren  fülle  und  pracht '"')  jetzt  ärmlich- 
keit  der  kriegerischen  ausrüstung '-"^),  bis  seit  beginne  der 
völkeiwanderung '"■')  die  besiegten  beere,  die  geplünderten 
provinzen  wiederum  reichere  waffen ,  bis  namentlich  die 
Noriker  als  beute  und  als  zins  ihr  eisen  '^")  und  zum  schmucke 

von  denen  Ptolemäus  2,  14.  Iveine  gold  -  und  silberbergweike  :  Genn.  15; 
von  neuen  und  scliledit  ergiebigen  venis  argenli  im  lande  der  Matlia- 
ken  ann.  II,  10.  galniei  :  IMin.  b.  n.  34,  1  j'vrunt  niiper  etiam  in 
Germania  provincia  ropertum.  die  vorricblungen  zum  seiinielzen  und 
giePsen  des  er/es,  die  man  in  Germanien  gefunden  (Klemnis  band!),  d. 
germ.  altertbumskunde  151  fg.),  lafsen  unentsrbieden  ,  ob  die  Germa- 
nen dieses  selber  erst  gemisebt  oder  bereits  gemischt  von  den  Galliern 
empfangen   baluMi. 

\i:\)  gold:  Plin.  h.  n.  33,  23.  knpfer  ebd.  34,  2.  blei  ebd.  49. 
erziuisfhungen  ebd.  2Ü  u.  48.  walfen,  gerallie  und  scLinuck  aus  letz- 
teren überall  in  altgalliscbem  boden  ;  biiufigc  goldniiinzen ,  deren  eine 
art  der  dentscbe  aberglanbe  regenbogenschürsflcben  nennt;  prunk  mit 
goldenen  zierden  des  leibes,  der  kicider  und  der  wallen:  Virg.  Aen. 
8,  (159  fg^'.  Sil.  Kai.  4,  155.  Liv.  7,  10.  Plin.  h.  n.  35,  5.  fürber- 
rölbe  (anm.  29.   30):    Plin.   b.   n.   22,   3. 

Vl'i)  .-panisches  gold:  Plin.  h.  n.  33,  21.  silber31.  kupfer  34,  2. 
eisen  41.  43.  ziun  47.  blei  49;  britliscbes  zinn  :  Cäs.  b.  G.  5,  12. 
Diud.  Sic.   5,  22  u.  Plin.  34,  49. 

J25)  auch   die  Brüten:    Cäs.    b.  G.   5,   12. 

l'iO)   gewiss  schon  Trüber  als  erst  durch  k.  Marcianus,  cod.  4,  41,  2. 

127)  der  Ciinbern ,  wie  PIntarcbs,  der  (Jalaler,  wie  Diodors  be- 
richl  (anni.  40  fgg.),  der  Sueveu  Ariuvisls,  wie  das  stillschweigen  Cä- 
sars  sie  uns   zeigt. 

128)  Tac.   Germ.  0.    ann,  2,   14. 

129)  rühm  vandalischer  Schwerter  in  einem  bricfe  Tlicodoricbs : 
Cassioiior    5,    1.    urnia    qiioqui:   pvai'.vJpiia    siib    eo   (Alboin)    J'abiicala 

fuisse  a  midtis  liiic  iisijue  narratiir:    Paul.    diac.    1,    27. 

130)  das  schon  von  den  Römern  mannigfach  verkündete  lob  des 
eisens  und  der  walfen  von  Noricum  hat  auch  im  mitlclaller  stets  noch 
fortgedauert,  bei  den  gelehrten  wie  beim  volke.  Noricus  ensis ,  daz 
dii/dil  ein   aiiert  heierisck  :    Anno  301.     im    Roland    s.   58    ein    schwert 


554  GEWERBE,   HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

inelir  gold  noch  als  der  Illieiu '^')  die  freiiuleii  imd  die  feinde 

gaben '^*).    eisen    den  Germanen    zu   bringen    war    verboten: 

'  wie  halle  Hom  selber  sie  bewaffnen  dürfen '^^)?    es  trachtete 

aus  Baicrii ,  welches  in  Regenshurg  ftladelger  gescliinieiiet.  Tirol  die 
hauptheiinat  der  sagen  von  den  liberinenschlichen  bergleuteii  und 
schmieden,  den  zwergen :  die  deutsche  heldensage  v.  W.  Grimm  58. 
172.  302.  309.  ein  lebensvolleres  festhalten  an  überlieferungeu  des 
allerthums,  als  wenn  man  der  Chalyber  wegen  auch  den  Caucasus  in 
die  deutsche  zwergensage  zog:    W.  Grimm    litt).   227.  288. 

131)  unter  den  golilfülirenden  flüPsen  Deutschlands  (Otfr.  1,  I,  72 
Juli  lescnt  thar  in  litnic  gold  in  iro  s(nile)  wird  zuerst  des  Ixlieins 
und  dessen  erst  vom  liinfteu  jabrh.  an  gedacht  (Scliö|)nins  Alsalia 
illusir.  1,  29  fgg  ),  früher  nicht,  /.  b.  nicht  von  Piiiiius  h.  n.  33,  21. 
dennoch  möchte  gold  von  solchem  urspi'unge  den  Germanen  schon  frü- 
her bekannt  gewesen  sein,  es  ist  ein  im  wafser  hausender  zwerg, 
welchem  die  Äsen  seinen  schätz  und  damit  den  verderbenbringenden 
ring  abnehmen  (Signrdarkvidha  2),  und  wieder  ins  wafser  kehrt  mit 
Siegfrieds  schätze  dieser  ring  zurück,  dieselbe  beziehung  des  f;oldes 
zu  dem  wafser  zeigt  was  Orosius  5,  10  von  den  Cimbern  und  Teu- 
tonen nach  der  besiegung  Maniins  und  Caepios  erzählt,  ainuui  argen- 
tumque  in  Jlumcn  abiectum ,  und  Strabo  4,  1,  13  und  Juslinus  32,  3 
von  den  Tectosagen  in  Tolosa.  ob  auch  die  bestallung  Alariclis  cum 
ntultix  opibus  im  Barentinns  (Jornandes  30)  hier  anzuführen?  der 
zwergische  künigsname  Aiberick  lüfst  sich  in  seinem  ersten  bestand- 
theile  sowohl  mit  Albis  und  dem  nord.  elf  (flufs)  als  mit  yJ/jjes,  hochd. 
alpun  verbinden,  lin'singa  rnen  (zeitschr.  6,  l.i7)  von  Rheingold  aus 
dem   Hreisgan? 

132)  im  handel  anm.  151.  früher  um  kriegs-  und  \olksfürsten 
zu  gewinnen  und  zu  unlerstützen :  Tac.  Germ.  15.  42.  bist.  4,  70; 
Jetzt  um  den  frieden  zu  erkaufen:  llcrodian  1,  0.  C,  7.  Claudian 
Slil.  1,  204.  210.  daneben  wie  eine  selbstverliöhnung  das  kaiserliche 
gebot  barbaris  atirum  inininie  pracbculuv :  cod.  4,  ()3,  2.  römische 
goldmüiizen  von  den  Germanen  als  schmuck  verwendet :  hislorisch- 
anli(i.  mitlheilungen,  Kopenli.  1835,  s.  9'i.  98.  leitfaden  zur  nord.  al- 
terlhumskunde  S3.  Dänemarks  vorzeil  \.  NN'orsaae  45.  (vgl.  die  Sgal- 
lische  glüsse  linmlas  srilliiigas  bei  Ilattemer  1,  243);  zu  dem  glei- 
chen zwecke  goldblech  ihnen  nachgeprägt:  anm.  9(i.  eingeschmolzen 
und  zu  ringen  und  sonst  verarbeitet:  Nidsidli  von  dem  ringe,  welchen 
ihm  Ermenrich  gegeben  (anm.  111),  91  vn  lluiia  si.cliund  cüx  mnwtes 
gülden  gescyrcd  svitalta  sci//i/igri'nn'  ^  llildebrandslied  niiuniune  buiij^ii, 
i-hfisiiringü  gildn. 

1!{3)  perniciosinii  nainquc  Runiano  impcrio  et  prodi/ioni  proxi- 
nutni  csl  barbaros  ^  qaos  indigere  cunvenit ,  telis  ciix ,  tit  validiorvs 
veddanlitr,    inslruerv :    cod.  4,  41,  2.     Probus    mutete     unterworfenen 


DER  GERMANEN.  555 

lieber  durch  schwelgerei  und  Üppigkeit  sie  zu  eüfwaH'iien'^'*). 
in  der  lliat  auch  wurden  nun  die  greuzau wohner  minder  streng 
gegen  die  sitte  und  unsilte  des  ausländes  und  kaulleu  nun 
begierig  wein  *^")  und  uiancherlei  land  zu  schmuck  und  klei- 
dung^^");  der  wein  war  ihnen  noch  näher  gerückt,  seitdem 
es,  wie  man  annimmt  durch  des  kaisers  Probus  gestattung 
oder  anordnung*^  ),  auch  den  Khein  entlang  rebberge  gab: 
Valens  und  Gralianus  Creilich  wollten  auch  dessen  zufuhr  wie- 
der untersagen  '■*^). 

Nicht  befserer  art  jedoch,  als  was  die  Römer  den  Ger- 
manen, war  was  Germanien  nun  den  Römern  sandte,  lauter 
bedüiFnisse  nur  des  weichen  und  eitlen  lebens,  in  welchem 
Rom  zu  gründe  gelin  sollte:  Zuckerrüben  zum  beispiel:  kai- 
ser  Tiberius  lieis  sich  deren  alljährlich  für  seine  tafel  kom- 
men'"^^j;  gänsei'cdern  :  die  germanischen  galten  für  die  besten 
und  wurden  so  theuer  bezahlt,  dafs  man  nicht  selten  in  Ger- 
manien ganze  cohorten  sich  zerstreuen  liefs  um  die  gewinn- 
reichen vögel  beizufangen  *^'*) ;  laugenseite,  eine  erlindung 
des  nordens'^')  und  ein  erzeugnis  namentlich  der  IJataver 
und  der  Mattiaken ''-),   schon  in  Germanien    von   anders  be- 

Germanen  zn  ,  iit  g/udiis  iio/i  rilvrenttir ,  llonianam  e.rxpcr/aft/i'i  de- 
J'ensiunem  ,   si  essent  ab  aliquibits   vindicotidi :    Yopiscus    1  i. 

134)  st  i/idulseii.i  ebnet aft  siiggercndo ,  qiianiiim  conctipisciint, 
liand  minus  J'ucilc  vitiis  quam   nrmis  vincentur :    Tac.  Genn.  23. 

135)  Genn.  23  proxwii  ripac  et  viniim  mei'cantur, 

l'iö)  protniseua  ac  vilia:  Genn.  5.  gen/nt  et  JVvarum  pvlles, 
proxiitii  ripae  iiPgligenter  —  per  conimvrcia  cultiis  ebd.    17. 

137)  obscfion  Vopiscus  18  und  Aurelius  Victor  Caes.  37  zwar  gennj^ 
andere  nanien  ,  aber  den  Hhein  und  das  Hlicinland  nicht  ausdrücklich 
nennen,  au  der  Mosel  war  nach  Höckiiigs  nieioiing  (Mosclgediciite  s.  74) 
der  Weinbau  schon  um  vieles  aller,  sagenhafle  erinnerunp  des  niittel- 
allers  ao  den  römischen  Ursprung  des  Ithcin  -  und  Moselweines  : 
zeitschr.   6,  265. 

138)  cod.  4,  41,  \  :  wie  Golhofredus  erklärt,  ne  alioquin  degiis- 
tationis  causa  illecti  promptius  invadaut  Jtiies  Ilomauoruiii. 

139)  Plin.  h.  n.  B,  28.  später  auf  der  tafel  der  OstgotlKMikiliiige 
lische   aus  Kliein   und   Donau  :    Cassiod.   \ar.   cp.    12,   4. 

140)  I'lin.  10,  27;  ganlaü  vocanltir.  prelünu  plumav  ciirunt  in 
libras  denarii  quini. 

141)  J.   Grimm   zcitsclir.   7,   4()0. 

142)  Marlial  8,  32.   li,  25.  ■    • 


556  GEWERBE,   HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

haarten  iiiännern  ''*^)  und  nun  aurli  in  Rom  gebraucht  um 
die  haare  rolh  zu  färben '*'*) ;  germanische  haare  selbst'*";: 
denn  so  schön  dünkte  deren  rölhliches  gold  den  Kömcrn  und 
gar  den  Römerinnen,  dals  ein  aut'satz  ganz  von  echten  Ger- 
manenhaaren noch  höheren  niodenwerth  besals  als  die  blols 
gefärbten  eigenen. 

Weit  über  die  grenzen  hinaus,  über  die  ufersäume  des 
Rheines  und  der  Donau,  gieng  indessen  auch  jetzt  der  unmit- 
telbare verkehr  des  handeis  nicht,  namentlich  die  Germanen 
blieben  stets  noch  zurückhaltend  und  scheu ,  und  es  war 
schon  viel  und  den  Römern  selbst  auffallend  ,  dafs  die  Her- 
munduren der  handelschaft  wegen  mit  stolzer  unbesorgtheit 
bis  nach  Augsburg  kamen  '*'').  die  Römer  ihrerseits  waren 
schon  zudringlicher:  sie  wagten  sich  um  ein  gutes  tiefer  in 
das  fremde  land  hinein''^')  und  kamen  nicht  blol's  und  kauf- 
ten und  verkauften  und  giengen  dann  wieder:  sie  machten 
sich  auch  wie  im  römischen  Germanien'**^;  so  bei  gclegen- 
heit  inmitten  des  noch  fremderen  lands  mit  ihrem  kram  liaus- 
häblich.  als  der  Gothe  Calualda  die  hauptstadt  des  Marco- 
inannenköniges  Maroboduus  eroberte,  fand  sich  daselbst  eine 
ganze  anzahl  solcher  niedergelafsenen  krämer  und  handels- 
leule  aus  dem  römischen  reiche  vor '"'). 

143)  vielleicht  von  greisenden  und  gewiss  \on  dunkelliaaiigen  ,  da 
letztere  (nvhe  als  die  der  gefangenen  und  zu  sclaven  geniaclileu  IVem- 
den  ein  zeiclien  der  Unfreiheit  schien:  das  Rigsniäl  unterscheidet  die 
kneclite,  die  freien  und  die  edeln  zugleich  als  schwarz  und  rolh  und 
weifs.  dafs  die  Germanen  seihst  sich  die  iiaare  gerölhet,  bezeugen 
Uiodor  5,  28  u.  Plin.  ii.  n.  28,  51  {inaiore  in  usii  viris  iji/am  J'eniin/s, 
weil  für  letzlere  solch  ein  merknial  des  freien  Standes  nicht  den  werlh 
besafs) ;  cinnabar  Got/iorum :  Isidor  origg.  H),  23,  7.  als  Vorberei- 
tung zur  Schlacht  die  Atanianneii  ;  Aniniian  27,  2  ;  als  zeichen  eines 
racligeliibdes  der  l}ata\er    Ci\ilis:    Tac.   bist.    4,  tU. 

l'ii)  Ovid   a.   a.  3,   1G3.    Marlial  8,   32.    14,  25. 

115)  Ovid  am.  I,  14,  45.  Marlial  14,  24.  Caracalla  Irug  um  sich 
den  Germanen  beliebt  zu  maclu^i  einen  blonden  und  nach  germanischer 
art  geschnittenen   haaiaufsalz  :    11«  rodian    i,  7. 

146)  Tac.  Germ.    41. 

147)  Dio  Cass.   53,  20.  Tac.   bist.  -4,   15. 

148)  Mones  Urgeschichte  d.   bad.   landes   1,   2',tO   fgg. 

149)  Tac.  ann.  2,  02.  ///*  cow/rte/f// sagt  Tacitus  :  also  ein  durdi 
vertrage  gesicherter  baudelsverkchr. 


DER  GERMANEN.  557 

linier  eiiicTiider  selbst  imd  niehr  im  biuncnlande  übten 
die  (jlermanen  nur  den  verkauf  von  gut  um  gut,  rnir  den  gii- 
lertauscli :  an  den  grenzen  jedocli,  jenseits  deren  man  allge- 
mein geld  gebrauchte,  gegenüber  den  Galliern  und  dann  den 
Römern,  die  sonst  keinen  iiandel  mehr  als  um  dieses  mitlel 
kannten,  hier  im  eigentlichen  handelsverkehi-  konnten  die 
Germanen  jenes  alterlhiimlich  einfache  verfahren  auf  die 
dauer  nicht  behauiiten  :  hier  musten  auch  sie  des  geldes  sich 
bedienen  lernen,  eigenes  j)rägten  sie  darum  nicht:  sie  be- 
gnügten sich  mit  fremdem,  mit  römischem,  und  wahrend  sie 
sonst,  wo  es  schmuck  betraf,  den  vorziig  dem  edleren  golde 
gaben  und  silber  da  niu"  ausnahmsweise  gebraucht  waid  ''*"), 
zogen  sie  hier  das  geringere  metall  vor,  da  silbergeld  für 
den  kleinhandcl  befser  laugte '"'').  es  scheinen  aber  die  Ho- 
mer ihre  barbarischen  handelsfreunde  gern  belogen  zu  haben 
mit  falscher  oder  schlechter  münze  :  so  erklärt  sich,  was  be- 
richtet wird ''^j,  dafs  die  Germanen  nur  gewisse  arten  gel- 
des anzunehmen  plleglen,  altbekanntes  oder  von  solchem  ge- 
präge,  das  die  Verringerung  des  werthes  hinderte,  namentlich 
deshalb  münzen  mit  ausgezahnlem  rande,  die  nicht  v.ohl  zu 
beschneiden  waren,  auf  lateinisch  sogenannte  sen^ati.  von 
daher  kommt  saiga  als  münzname  noch  im  beginn  des  mit- 
telallers  bei  den  Alamannen  uiul  den  IJaiern  vor^"''').  in  der 
art  war  das  römische  geld  anfanglich  nur  ein  nothbehelf  und 
für  den  geringen  bedarf  auch  ausreichend  :  aber  die  Germa- 
nen gewöhnten  sich  an  den  gebrauch  desselben  so,  dafs  sie 
auch,  da  schon  das  bedürfnis  wuchs ,  sich  immer  noch  mit 
dem  fremden  geld  behalfen  und  die  münzprägung  ihnen  nach 
wie  vor  ein  recht  allein  des  kaisers,  dessen  in  Kom  wie  des 
in  Ostrom,  schien,  zuerst  die  fränkischen  köiiige  prägten  gold 
mit    ihrem    bilde'''):     der    üstgothe    Thcodorich    halle    noch 

150)  anni.  .54.  132.  silberliesrlilaji;  der  liiiikhiirner :  Cäsar  I). 
G.  6,  '28;  sillierpeslickle  inäiitel :  Herodian  4,  7;  tir^eiifca  viisa  /<■- 
^afi.1  cl  iiriiicipibus  eoriiin   itiinicvi  <l(il<i  .    T;ic.    (icr'iii.    .'). 

151)  Tac.   Genn.    5. 
VI)  Tac.   a.   a.   o. 

153)  >1.    Griiiims  ^M'aiiiiiialik    1,    18i),    H».'?. 

154)  Prucoiiius   h.   (m.IIIi.   :{,    '.\\\. 


558  GEWERBE,    HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

ebensowolil  auf  das  der  kaiser  '''*)  als  aiil'  das  eigene  niiin- 
zeu  {arseu''''''J.  es  ist  mit  eine  nacliwirkunu-  dieser  staals- 
rechlliclien  verliällnisse  und  schwerlich  blol's  aus  den  sj)ate- 
ren  slröniungen  des  handeis  und  des  geldes  zu  erklären,  dal's 
noch  das  ganze  niiltelalter  hindurch  jede,  auch  ungriechische 
goldaiiinze  ein  Byzantiner'"'^)  und  der  Griechen  gold  s.  v.  a. 
ein    grol'ser  schätz  an  golde  hiel's'^'''). 

Dieser  handel  mit  den  Römern  und  um  römisches  geld 
ist  nun  der  haupisache  nach  allerdings  von  römischen  han- 
delsleuten  betrieben  worden  :  es  hat  aber  (ein  anderes  wäre 
undenkbar)  unter  den  Germanen  selbst  auch  handelsleute,  es 
hat  deren,  wie  wir  gesehen  haben,  bei  den  Hermunduren 
und  sicherlich  nicht  bei  diesem  volk  allein  gegeben,  weil  im 
nordischen  boden  hat  man  probiersteine  *'"'"*) ,  hat  mau  wagen 
und  gewiclite  autgelunden  "*").  zudem  lag  in  solch  einem  be- 
rufe nichts,  das  dem  germanischen  sinn  widerstrebt  hätte. 
zwar  des  handwerks  haben  die  männer  und  die  freien  sich 
lange  genug  geschämt,  nicht  so  des  handeis.   ja  es  hätte  ein 

155)  Eccard  de   nuniis    quibusdani    sub    regiiuine  Tlieodorici  io  lio- 
iiorein  Zcuonis  et  Aoasttisii  cusis,   Hanov     1720. 
15(J)  Cassiod.  var.   epist.  7,  32. 

157)  Du  Gange  unter  Byzantius ;  im  liuodlieb  3,  315  der  plur, 
hyzunles.  luhd.  bisant :  Aen.  241,  30  einen  troisclien  bi'saiit ,  der 
zwelfe  gellent  eine  mark;  auch  blsanta :  Iluol.  15,  3;  besande  UoH'ui. 
lundgr.  2,  319,  18;  bi.santinch  Ruol.  25,  G.  letzleres  gebildet  wie  das 
gleichbedeutende   ahd.   c/ieisi/j'i/ig  im   llildebrandsliede,   ags.   cruering. 

158)  bei  Euenkel  sagt  sogar  Deidamia  daz  >nem  ich  für  der  h'rie- 
vhen  golt :  misc.  2,  lOG.  statt  des  geldes  nach  alterlhiimlicher  art 
ringe  genannt  (anm.  lil  lg.):  die  icli  lieber  hon  dann  al  der  Krie- 
chen büi/gen  vdH.  MS.  1,  87  a.  vgl.  Amis  1Ö03  nii  saget  diu  werlt 
gemeine  von  dem  gruzen  guole ,  daz  ze  Kunstenopel  st.  Besam^on, 
das  auch  Bisantiiim  hieis,  deshalb  in  gelehrter  umncniiung  6V(r//iyy;ti//i' ; 
J.   Grimms  gedichte  aul'  Friedi'ich   I.  s.  2:!. 

159)  leilfaden  z.   uoid.   allerlhuniskunde  39. 

100)  histoi'isch  -  anliciiiar.  millheilungen,  Knpenh.  1835,  s.  103  l'gg. 
lieimatliciier  und  ullerthümlicher  Jeduch  und  aufserhalb  des  liandels 
ward  das  gold  und  wurden  i-inge  mit  grüPsarligkeit  in  Schilden  geme- 
l'sen  und  gewogen  und  nach  dem  klang  in  der-en  «ölbung  geschätzt: 
.1.  Grimms  rechtsallerlh.  77.  425.  lateinische  gedichte  73  fg.  schenken 
u.  geben  24.  Orendel  s.  03.  Nib.  1427.  2007.  Lohengrin  s.  74.  dies 
noch  übertreibend  Nib.  349  sogar  nn  schaffet,  daz  man  trage  gesteine 
uns  i'ij'  den  Schilden,    vgl.    das   geldniefsea  im  schellel  lat.  ged.   383. 


DER  GER.MAINKi\.  559 

unfreier  denselben  gar  nicht  treiben  dürlen,  da  ein  unlreier 
niclil  des  eigenUiunies  und  iiichl  l)elahigl  war  ein  zu  recht 
bestehendes  geschält  ahzuschliclscn.  dein  freien  aber  stand 
ein  beruf  wohl  an,  der  reichlhuni  (und  für  geld  und  gut  wa- 
ren auch  die  Germanen  nicht  unemplindlich  "'')  forderte  und 
gab,  und  dessen  betrieb,  damit  die  N\aarenziigc  auch  auf  un- 
sicherem oder  verfeindetem  bodcn  gescliiitzt  \\  iiren ,  slreit- 
bafle  männer  brauchte '*"''~) ;  er  halte  sogar  dem  adel  ange- 
slaiiden"'^);  und  ^^ic  er  denen,  die  ilin  üblen,  zum  adel 
verbolfen  hat""''),  lehrt  uns  die  geschichte  der  slädle.  so 
lange  da  die  handwerker  sich  noch  in  Unfreiheit  bel'anden, 
war  das  geschäfl  der  fi-eien,  der  eigentlichen  biirger,  feld- 
bau  und  liandelschaft  "'■') ;  als  die  handwerker  sich  zur  frei- 
heil  empoi'arbeilclen,  riickleii  ebenmälsig  die  handelsleute  zur 
slufe  des  adels  hinauf,  und  an  die  stelle  des  früheren  gegen- 
salzes  von  bürgern  und  liandwerkern  tral  nun  der  gegensatz 
von  berren  und  bürgern  '^''';, 

Es  müfsen    aber  die  üernianen  um  so  mehr   auch  einen 
handelsstaiul,    wenn  mau  so  sagen  darf,  besefsen    haben ,    als 

101)  tÖ  ßÜQßccüov  if ij.uyjii'iuujor  Heiüd.  I,  7.  (j i}.üo)'t'()oi  (i,  7. 
und  da  iiocb  vidi  aiislall  des  geldes  giet)g  (aiiiii.  118  Igg.),  pecuris 
ciijjidissimi:    Cas.  b.   G.   (5,  !?,"). 

102)  iiei  Saxo  graiuin.  (S,  s.  i'i5  Simundiis  ex  Si^liin  opiiidu, 
J'oi'ensis  allileta,  emptionuinqui'.  ac  ve/idii/'o/iiiiit  cunirarfibi/s  as.suctus. 
Friedrichs  1  Verordnung  über  das  waileii recht,  der  kaurienle  in  seinem 
friedebriel"  V.  1150  §  13  (Perlz  iiion.  i,  !().{)  nicnuifur  ney;oliandi 
causa  per  proüinciatu  Irunsiens  glodiiiiri  .simtit  sellue  alli^ct.  el  xiipei' 
vekiciilum  siiitm  ponat ,  ne  ujiqiiain  lovdul  innoceitl.em ,  xcf.  nl  se  a 
praedone  dfj'endat. 

103)  die  hegelingischcii  lieldcii,  die  zu  k.  llagcnen  konnncD,  gaben 
sich  ohne  doch  ihre  vornehniheil  sonst  zu  M;rl)crgcn  und  bii  hol'  üii 
ehren  einzubüfsen   für  kaul'ieute  aus:     luidi-.    10  a  Igg. 

104)  diu  sun  der  ist  ein  Uoiifnian  —  der  sul  dienst inainirs  reht 
enplid'hen  unde  leiten  sioert  ,  in  i  itersrjicjte  weiden  wert:  KudoH's 
guler  Gerhard  3308. 

105)  das  bevorzugle  gcucrh  der  gnldscliniicde  (auni.  83)  gr'ill' 
durch   münze   und   Wechsel    nnl    In   den   liandel    un<l  den  liandcdssland  ein. 

100)  Fiehards  enlslehung  der  reichsstadl  Krankl'ui'l  27  l'gg.  lOS. 
18/  fg.  IJiunlschlis  Staats-  u.  rechtsgeschiclile  v.  Ziiricii  1,  15i.  2,  12. 
in  liasel  bilden  die  handelsleute  die  erste,  die  hausgcnolsen  (anni.  83) 
nur  die   zweite   zunll. 


560  GEWERBE,   HANDEL  LND  SCHIFFFAHRT 

es  ausser  deii  dinj>en ,  welche  sie  blol's  unter  einander  zu 
verkaufen,  und  ausser  denen,  welche  sie  blol's  an  die  IVem- 
den  zu  verhandeln  püeglen ,  endlich  auch  noch  solche  gab, 
die  zugleich  gegenständ  des  kaufes  und  gegenständ  des 
handeis  waren,  die  vielleicht  aus  \^ eiler  enlfernung  herbei 
und  durch  ganz  Germanien  geführt  wurden  ,  damit  sie  schon 
bei  den  bewohnern  des  landes  und  auf  den  markten,  welche 
sich  mit  den  grofsen  opferfesten  verbinden  mochten'*^"),  zu- 
letzt aber,  wenn  die  grenze  erreicht  und  überschritten  war, 
auch  bei  den  ausländem  absatz  fanden ,  bei  den  (iermanen 
um  andere  guter,  die  sofort  auch  zur  ausfuhr,  bei  den  frem- 
den um  geld  oder  gleichfalls  um  waaren ,  die  wiederum  zur 
einfuhr  taugten,  der  art  nun  weit  sich  erstreckende  handels- 
reisen  (noch  jetzt  bezeichnen  mehr,  als  wir  beachten,  die 
sprichwörtlichen  ausdrücke  handel  und  wandet ,  kauf  und 
lauf  das  kaufmannsieben  als  ein  fahrendes)  sind  allerdings 
zuweilen  auch  von  ausländischen,  natürlich  aber  noch  öfter 
und  zumeist  von  eingebornen,  von  germanischen  handelsleu- 
ten  gemacht  worden. 

Der  waaren,  welche  hier  in  betracht  kommen,  sind 
mehrere  und  sehr  verschiedenartige  zu  nennen,  erstlich  pferde. 
das  germanische  pferd  war  im  allgemeinen  unansehnlich^"''*), 
aber  (die  geschichte  erzählt  davon  ein  früher  beispiel '*'^) ) 
wunderbar  ausdauernd ''"),  und  einzelne  Völkerschaften  wie 
die  Tencterer  trieben  die  zucht  mit  solcher  verliebe*'') 
oder    erfreuten   sich  wie   die    Thüringer*'')   und    die    Schwe- 

167)  das  gildenwesen  d.  iiiilti'lallers  v.   Wilda   10. 

1G8)  Tac.  Genn.  ü.  Cäsar  b.  G.  4,  2.  7,  fiö.  unarisehiilicii  schon 
deshalb,  weil  es  auch  wiide  pferde  gab  und  so  iininer  frische  zähinuiig 
voi'kani  :  Pliu.  h.  n.  8,  10.  vgl.  Strabo  4,  0,  10.  spätere  Zeugnisse 
IJonif.  ep.  122  agrestein  laballuin  —  diiiriestin/m  ;  142  equi  silvatici; 
Ekkehardi  beiiedictiones  ad  meusani  \17  Jera/is  eqi/i  cai'o  ;  VVinsbecke 
40  ein  vol  in  einer  iri/den  stuot ;  Kiudlingers  niiinst.  beitrage  1,  21 
(1310)  Vagi  equi.  wilde  und  gezäiinite ;  gleichwohl  berichtet  Procop. 
b.  Gotth.  1,  20,  die  Angeln  wiislen  iiiihl  einmal,  wie  ein  pferd  aus- 
sehe. 

lOy)  Gas.  b.   G.  4,  -4. 

17U)  sumini  laboris :    b.   G.  4,  2. 

171)  Genn.  32. 

172)  Cassiod.  var.  ej).  4,  1.  Jornandes  3.  \egetius  de  arte  veterinaria, 


DER  GERMANEN.  561 

den  ^*'')  sonst  schon  eines  so  schönen  pTerdeschlags  oder  hednrf- 
len  als  reilervölker  wie  ahermals  dieTencterer,  dieOiiaden'''^), 
die  Vandalen ''"') ,  die  Alamannen  ''•"')  deren  eine  solche 
menge,  dal's  es  sowohl  iiinen  seihst  nur  erwünscht  sein 
konnte  gute  zuclitthiere  auch  von  aul'serhalb  noch  zu  erwer- 
ben als  anderen  erwünscht  eben  dergleichen  von  ihnen  zu 
erslehn.  und  wirklich  ist  kaum  zu  hezweileln,  dal's  gallische 
pferde  in  Germanien  '"),  <5ernianische  in  das  römische  reich 
seien  eingeführt  worden  :  murali,  eine  der  ältesten  bencnnun- 
gcn  dieses  ihiers,  ist  in  Gallien  daheim  *''^),  und  wenigstens 
Probus  meinte  die  rosse  der  barbaren  auch  Für  seine  rciterei 
wohl  brauchen  zu  können''";. 

Sodann  eine  waarc,  welche  die  Germanen  unter  einan- 
der selbst  eben  um  pl'erde  zu  vertauschen '^") ,  welche  sie 
gleich  pferden  und  anderem  vieh  heim  weiberkauf  dahinzu- 
gehen*^'), welche  sie  überhaupt  in  der  rechtlichen  betrach- 
tung  dem  vieh  ganz  gleich  zu  stellen  pllegten  *^~j ,  sclavcn 
nämlich,  leibeigene  knechte  uml  mägde.  die  verkäullichkeit, 
der   als    eigenihum    seines    hcrrn   jeder   sclave    unterlag '^^), 

wclclier  4,  G  gleichralls  die  IhüriiigisL-lieii  und  oebeii  ilineu  die  bur- 
gundischen  und ,  wie  es  scheint ,  die  Iriesischen  pferde  (Frig/scus) 
rühmt,  ist  kein  echter  und  aller,  sondern  erst  ein  schril'tslelier  des 
12"  oder  13ii  jahrh. 

173)  Jörn.   3. 

174)  Ainniian  17,  12;  cqiiorum  pluvimi  ex  usu  canfrali  {Anm.  102) 
wie  nach  Strabo  7,  4,  8  bei  Scythen    und   Sarmaten. 

175)  Procop  b.  Vaud.   1,  8. 

176)  Aurel.  Victor  Cacs.  21.    Amin.  Marc.   15,  4. 

177)  Cäsars  gewundener  ausdruck  b.  G.  4,  2  kann  dagegen  und 
dafür  zeugen,    vgl.  anm.   117. 

178)  J.   Grimms  gesch.   d.   d.  spräche   1,  31. 

179)  V'opisc.  15.  iVeros  zwitterstutcn  aus  der  gcgend  von  Trier: 
Plin.   h.   n.    II,   109. 

180)  ßonif.  ep.  100;  Adam  v.  Br.  1,  43;  oben  anm.  lOü.  bei 
den  Franken  ein  sclave  dtiodeciin   aiireis  verkaul'l  ;     («reg.   Tur.    3,    15. 

181)  lex  Wisigoth.  3,  1,   5.    I.  Alam.   55,   2.  Allamäl  93. 

182)  z.  b.  scrvum  aut  cavalluiii  vct  iuinvnlum :  1.  Sal.  10,  1. 
servum  aut  cabaUum  vel  bovetn  aut  quudlibct  pecus  ebd.  47  ;  I.  Bai- 
war. 15,  9.  1.  Fris.  3,  10  ii.  add.  sa]).  8.  vgl.  ebd.  i,  1.  2-  u.  ed. 
Roth.  234  fg.  252  fg.  338  fg. 

183)  a^s.  Ja Ic  vei'känilieli,  eigen,  lieb:  ,1.  Grimms  Audr.  u.  FI<!no 
s.    144. 

Z.  F.  1).  A.   IX.  36 


562  GEWERBE,  HANDEL  UND  SCHIFFFAHHT 

Iraf  nainenllicli  solche,  die  in  der  ernslliafleii  raserei  des 
\vürrelsi)ieles  ihre  Ireilieil  auf  den  lelzleii  wurf  geselzl  und 
durch  denselben  verloren  hallen :  der  i^ewinnendc  aus  hilli- 
ger schäm  enläufserte  sich  alshald  des  sclaven  durch  ver- 
kauf*'^*), noch  häufiger  aber,  weil  deren  zahl  gröl'ser  war, 
wurden  kriegsgefangene'^"')  und  versprengle  fremdlinge ''*'') 
wie  zu  leibeigenen  so  zum  kauf-  und  handelsgule  gemachl. 
und  so  geschah  es,  dal's  Germanen  durch  Germanen  selbst 
bis  in  die  knechlschaft  der  Römer  gelangten*^'),  da  gab  es 
germanische  sclaven  in  grösler  anzahl  schon  zu  einer  zeit, 
wo  deren  durch  sieg  und  eroberung  die  Römer  noch  niclil 
so  viele  hallen  erbeuten  können,  in  dem  lelzlen  und  gclahr- 
lichslen  scla\enkriege,  dem  des  Jahres  71  v.  Chr.,  kämjjfte 
M.  Crassus  mil  einem  heereshauren ,  der  blol's  ans  Galliern 
und  Germanen  bestand,  und  ihrer  35000  wurden  niederge- 
metzelt''*'^;, auch  das  chrislenihum,  da  es  zu  den  Germanen 
kam,  machte  diesem  sclavenhandel  noch  kein  ende  :  die  glau- 
bensboten  waren  in  ihrer  heimal  selbst  keines  anderen  Ver- 
fahrens gewohnt;  das  einzige  was  sie  fordeilen  und  erlang- 
ten war  dal's  die  bekehrten  keine  sclaven  mehr  an  beiden 
und  gar  zu  heidnischen  menschcuopl'ern  verkaufen  sollten''*"). 

184)  Tac.  Germ.  24. 

185)  ann.  2,  24;  mit  einhegriireii  in  das  qiiae  hello  cfij)er/»t  Cii- 
sars  b.  G.  4,  2. 

180)  die  Ampsivarier  crrore  longo,  liospifas,  egciii ,  liostes ,  in 
ulii^no,  qiiod  iitvenlutis  ernl ,  caodi/n/vr :  iinhellis  avtnx  in  praedtim 
diiu'.sa  est:  Tac.  ami.  13,  50;  die  indischen  kaufleule  Foiiip.  Mela  3,  5. 
IMin.  Ii.  ti.  2,  67.  spälerer  Überrest  dieses  verliatlens  gegen  ftemdlinge 
das  wildPangsrecbt  (J.  Grimms  reehlsaUerlii.  399),  droif  d'aiibaine : 
ein  wort,  welches  schwerlieli  von  advena  kommt  (du  Gange  v.  albiini), 
eher  vom  abd.  elibenzo. 

187)  anm.  278.  der  codex  4,  03,  2  verbietet  den  barbiiren  gold 
fiir  die  sclaven   zu   geben. 

188)  Livius  epil.    97. 

189)  et  ut  mam-ipiii  clifi.itiana  paganis  uon  tnidcintur :  Karlinaiins 
»■apitulare  Liflinensc  \.  7415  (l'erlz  mon.  Germ.  bist.  3,  18).  auch  in 
England  verboten:  Henibles  Sachsen  in  Kurland  1,  17'i.  di.risti,  qiiod 
quiddvi  con  ßdelibiis  ad  inimolandum  pagniiis  stta  vcnundcnl  ntanei- 
pia.  —  ncc  sinas  ßeri  ultra:  p.  Gregorius  in  Honil".  ep.  122.  scla- 
ven zu  solchem  zwecke  kauften  z.  b.  die  Ivsihen  :  Adam  v.  \S\\  4,  17 
sclaven    sollen    weder    an    beiden    noch    an    Christen    aufverhall»    landes 


DER  GERMANEN.  563 

wie  aber  heul  in  der  sclaverei  der  Neger  mit  recht  eine 
göllliche  fiihrung  erkannt  und  gepriesen  wird,  welche  so  die- 
sen armen  den  weg  zu  der  höheren  Freiheit  des  chrislcn- 
thumes  erölfiicl :  eben  solch  eine  iuhrung  tritt  uns  schon  vor 
beinahe  1300  jähren  in  der  geschichte  Englands  entgegen*'"**^), 
angelsächsische  jiinglinge,  die  in  Rom  als  sclaven  feilgebo- 
ten wurden,  lenkten  durch  ihr  englisches  aussehn  (der  heilige 
selber  konnte  sich  dem  Wortspiel  nicht  entziehen*'")  die  auf- 
meiksamkeit  (iregorius  des  grolsen  auf  sich  :  ihn  erbarmte, 
dal's  solch  ein  volk  im  schatten  des  Unglaubens  ^^'andeln 
sollte,  und  von  da  an  war  ihm  die  bekelirung  der  Angel- 
sachsen ein  mit  euer  betriebenes,  mit  erfolgen  gekröntes 
werk. 

Gehen  wir  von  den  sclaven  jetzt  zu  andren  waaren 
über,  schon  vorher  ist  der  schmückenden  Sorgfalt  gedacht 
worden ,  welche  die  Germanen  des  binnenlandes  auf  ihre 
pelzbekleidung  wendeten,  indem  sie  geringere  feile  stückweis 
mit  schöneren  besetzten,  diese  schöneren  feile  kamen  ihnen 
weit  von  den  nordischen  küslen  und  vom  eismeer  zu  "'^), 
und    nicht    blol's    ihnen :     von  Schweden   aus  '^■')    gierigen    die 

verkauft  werden:  i.  Alani.  37,  1.  srlav^-ii  von  der  kirclie  selbst  ge- 
luaeiil:    ein  beispiel  aniii.   lOG. 

190)  Beda  hisf.  ecel.  2,   1. 

191)  riirsus  inten  o'i^avit ,  quod  esse  f.  voi  abtiliim  gentis  illius, 
responsiiin  est,  quod  /liigli  vocarenttir.  at  'die  '  hcne  inqnit:  '  nam 
et  angeiicam  habent  faciein  et  tales  atigeloriiin  in  <  aclis  dvcet  esse 
cohaeredes^  :    Beda. 

192)  Tac.  Germ.  17.  unter  den  viacnlis  pcUibusquc  bfliiaviim, 
qiias  exteriur  urvanus  atqiie  ignutum  inare  gignit,  iniigen  aueli  fiseli- 
bäule  gewesen  sein,  wie  deren  als  kleidei'l'ultei'  und  mond-  und  ster- 
ueMlorniig  in  pelzwerk  eingesetzt  niicli  das  Nibelungenlied  ."$54  und 
Wolfram  und  \\  iint  u.  a.  kennen  :  Parziv.  570,  'l.  Beneckes  Wigalois 
s.  441  fg.    Diclleib  115G. 

193)  Sehweden  abei- ,  da  dii;  lieiinal  des  ihieres  noch  mehr  im 
norden  und  nordosten  ist,  l)ezcie!inet  nur  cheiiso  den  iiiiCscislcn  be- 
kannten vei  inittelungspunkt  des  zoi)ellianilels  wie  in  Alhis  und  Pro- 
pbilias  D  1  i9  Uufshuid  und  im  Ere(;  'iOOJi  'iOOfi  Cunnrlant,  Cunne,  dem 
zusammenhange  und  dem  Wortlaut  nach  allerdings  leoniuni,  wahrschein- 
lich aber  nur  ein  misverslaiidnis  für  It'unclunt  d.  h.  Qucnnlant ,  Finn- 
land (die  Deulselien  von  ZcnCs  087),  eiicn  wie  im  Lanzelel  SHIiG  Ci'/in's, 
wobei    der    dichter    gar    an    (Jnmae     und     die    (Mimische     Sibylle    denkt. 

30* 


5G4  GEWERBE,   HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

iilänzend  dunklen  Zobelfelle  durch  all  die  vielen  eermanischen 
Völker  hindurch  bis  zu  den  Römern''^'*). 

Endlich  noch  zwei  dinge,  die  nicht  so  wie  der  schönste 
pelz  voraus  zur  bekleidung,  die  lediglich  zum  schmuck,  be- 
sonders also  dem  weiblichen  geschlechte  dienten ,  und  das 
wiederum  auch  aul'serhalb  Germaniens  und  theilvveis  da  noch 
reichlicher  als  in  Germanien  selbst,  zwar  was  hie  und  da 
von  germanischen  edelsleinen  berichtet  wird,  die  in  ihrer  art 
noch  kostbarer  als  die  arabischen  sollen  gewesen  sein  *'''^), 
mag  als  einfacher  irrlhum  auf  einer  Verwechselung  der  na- 
men  Gcrinania  und  Cannanio  beruhen^"'''):  dafür  aber  scheint 
unzweifelhaft,  dafs  mit  den  perlen  Griechenland  wie  Rom 
zuerst  von  Germanien  her  ist  bekannt  geworden  eingesländ- 
lich  war  »lafgorita ,  der  griechisch -lateinische  name  dieser 
thierischen  sleinbildung,  weder  ein  griechisches  noch  ein  la- 
teinisches, sondern  ein  barbarisches  wort'''^').  fast  buchstäb- 
licli  aber  liiezu  stimmend  heifst  eine  perle  im  althochdeut- 
schen warigrioz-,  im  angelsachsischen  mercgreol ,  eigenllicii 
s.  v.  a.  meersand,  meerkies ''''^).  das  deutet  auf  perlenßsche- 
rei  im  meere  und  zwar,  da  Nord-  und  Ostsee  keine  perlen- 
bänkc  enihalten,  in  jenem  wärmeren  meere,  das  die  Urhei- 
mat des  germanischen  volks  bespült:  der  name  niufs ,  noch 
ehe  die  Germanen  in  Europa  eingewandert,  in  Asien  entstan- 
den sein,  dagegen  hat  Deutschland  in  mehr  als  einem  fluls 
und  bache    Baierns ,    Sachsens    und   Böhmens    süfswal'serpcr- 

äliiilicli    zu    erklärende    nanienangaben    nachher    beim   bernstein:    anin. 
221).  234. 

194)  Jornandes  3. 

195)  ."»udines  bei   Plin.   b.   n.  30,   \l.  und   Snlinus  23. 

19G)  den  germanischen  onyx  des  Sudines  berichtigt  slillschwci- 
gends  Plinius  selber  so  a.  a.  o.;  für  die  Callais  und  die  Cei-aunia 
des  Solinus  nennt  er  37,  33.  48  und  51  ebenfalls  Carniania  als 'hei- 
matland.  Isidorus  origg.  16,  7  Caüaica  —  Germania;  aber  16,  13  auch 
Cerauniorinn  —  Carmania. 

197)  iioiiicn  unionum  —  a/jiul  Graccos  non  est,  ve  apiid  barba- 
ros  (lindem  inucntorcs  eins  aliud  quam  imirgarilae:   Plin.  h.  n.  9,  56. 

198;  .1.  Grimms  mjihol.  1169.  gesch.  d.  d.  spräche  1,233.  perle, 
aiid.  /leru/a,  perahi,  altii.  perla,  ags.  pearl  scheint  aus  sperula  d.  h. 
spliaerula  (KiKidlicb  !{,  '.566)  enlstaiidi'u  :  \'g!.  alllV.  lieder  und 
leichc   133. 


DER  GERMANEN.  565 

len ''■*'•'):  .soIcIk'  denn  znerst  mag  der  liandel  den  Völkern  Süd- 
europas  und  mit  solchen  die  allgcinianische  hcnennung  zii- 
geriüift  haben,  nachgeiuachle  perlen,  perlen  aus  j^laslluls, 
aus  melall  und  gel'ärbteni  llion,  sind  ein  hiiufiger  von  gcöff- 
ncle  n  (äeinianengrabern  dargebotener  fund'""). 

Der  hauplgegensland  jedoch ,  dessen  wir  hier  gedenken 
mülscn ,  ein  gegenständ  des  kaufes  durch  ganz  (icrmanien 
und  des  handcls  noch  weit  über  Germanien  hinaus  war  der 
bernslein,  jenes  baumharz  einer  früheren  vvclt,  das  an  den 
preulsischcn  küslen  die  Ostsee  auswirft,  dem  nalurforsclier 
ein  noch  nicht  ganz  gelöstes  räthsel,  dem  forscher  der  vater- 
Ijindischen  geschichte  schon  deshalb  wichtig,  weil  ihm  die 
frühesten  naclirichlen  über  germanische  dinge  verdankt  wer- 
den:  denn  um  des  bernsteins  willen  hat  Pylheas,  ein  han- 
delsniann  aus  Massilia  ,  bei  der  umschilFung  Europas  ,  die  er 
im  vierten  jalirliunderl  vor  Chr.  unternommen  und  nach  der 
rückkehr  selbst  beschrieben  hat,  auch  die  Ostsee  und  deren 
anwohner  aufgesucht,  als  den  ort,  woher  der  bernstein  komme, 
nennl^er  Abalus,  ein  eiland  unweit  der  von  den  (iuttonen 
bewohnten  uferniederung  Mentonomon'"') ;  andre,  spätei'e, 
wo  sie  nicht  gar  aus  den  grenzen  der  Ostsee  und  des  nor- 
dens  überhaupt  und  in  Unklarheit  uiul  l'abcl  sich  verliei-en, 
ein  eiland  Basilia "*'"'")  oder  llaunonia~"'')  oder  Osericta^'"') 
oder  Actania '""■')  oder  Austravia '"'"")  und  das  volk  der  Aeslier 
oder  Hacster'^"');    als  den  nanicn  aber,  welchen  der  bernslein 

1 '.)'.))  ilcini  in  Teiitsclilundi  viel  woj'sei-  si/idt  dai'inn  man  i^o/dt 
und  jicr/en  Jindt  :    Waldis  Esop   4,   !^8. 

200)  Klciiiins  liainll).  d.  gerin.  allcillniiiiskuii(lc  GO  Ig.  dessen  rul- 
turgeschielile  9,  13  fg.  Däiiemaiks  vorzeit  v.  Worsaae  45.  vgl- 
anm.  214. 

201)  IMiii.   h.   ti.  37,    II,    I. 

202)  Tiinäiis  bei  l'lin.  a.  a.  o.  Diodor  5,  23;  vgl.  Pliii.  4,  27 
lialliaui   —  candvni   Pijllieus  Basiliam  iioniinat. 

203)  Plin.   4,  27.   vgl.  die   Deiilsclicn   von  Zeul's  2ü9. 
20i)  Mitliridales  bei  Plinius  37,   11,    1. 

205)  Plin.   -'i,  27.   wohl    zu    belsein    y/cfavia:    vgl.  anni.  200.  213. 

200)  Plin.  37,  11,  2.  dieser  nanie  am  ungezwungensten  unter  all 
den  obigen  germanisch  auszudeuten:  >I.  Grimms  gcsch.  d.  d.  spr.  2,  718. 
entstellt  //ns/rania  Plin.  4,  27. 

207)  .'tcslii  Tae.  Germ.  15.  Ilncsli  Cassiod.  var.  e|).  5.  2.  ob 
auch,   in   der  geJinderlen     iVti'm    'lioiKuoi.    schon    Pvlhcas?     weder    die 


566  GEWERBi:,  HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

seihst  bei  den  ilin  sammelnden  Germanen  trage,  geben  iiberein- 
slimmend  mehrere  gle.nini  oder  glcssum  an~*"^),  sichtlich  mit 
nahe  liegender  begriflsverändcning  zu  unsermworte  g/as  ^ehö- 
i-jo- -"'••j :  davon  iiiel's  bei  den  Römern  jene  insel  Austravia 
auch  Glcssano'^''^).  die  Scythen  sollen  sacriiim  gesagt 
haben*-"):  auch  das  aber  ist  germanisch,  saccari  im  alt- 
hochdeutschen s.  V.  a.  feuer-'-J  ein  ausdruck  also  ähnlich 
unserm  bernstein  d.  h.  brennstein,  einzig  an  einer  nur  kur- 
zen ulerstrccke  gewonnen,  zeigt  sich  dieser  durch  seine  an- 
ziehungskraft^'^) ,  durch  iaibe  und  glänz  und  wohlgeruch 
anmutende  stoff  dennoch  untei-  alle  Völker  Germaniens  aus- 
gebreitet: bald  hie,  bald  da  sind  in  aufgclhanen  gräbern 
hals-  und  brustgehänge  von  rohen  oder  zu  perlen  gestalteten 

anrüliruiigen  bei  Strabo  1,  4,  3  u.  5  ii.  4,  4,  1  noch  die  bei  Stepha- 
nus  von  ßyzanz  v.  'SlaTÜoves  zeigen  den  nanien  der  Osliäer  in  bezie- 
hung  auf  den  bernslein,  und  die  neuesten  hcrausgeber  Strabos  schrei- 
ben, was  von  jenen  lateinischen  formen  noch  vveiler  abliegt,  'flOTtjuioi. 
vgl.  J.   Grimm  a.  a.   o. 

208)  Plin.  h.   n.  M,   IJ,  2.    Tac.  Germ.  45.    Solinus  23. 

20'.))  ags.  ^'/«A-  glas,  g/wre  bernstein;  auch  das  lal.  ^larea  wird 
man   herbeiziehen   düi-l'en. 

210)  l'lin.   h.   n.   4,  2T.   37,   11,  2.   u.   Solinus  a.   a.   o. 

211)  Plin.   37,   11,    1. 

212)  Gratfs  sprachsch.   6,    148  fg. 

213)  bei  Plinius  4,  27  die  bernstcininsel  Aclaiiia  oAvr  Jctavia  (anm. 
20.")).  mit  demselben  ersten  bestandtheile  (schon  auch  Solinus  bei  sei- 
nem gagales  cp.  2.")  hat  das  wort  im  sinne  gehabt)  heilst  der  bern- 
stein mhd.  u.  nhd.  agistein:  Frisch  1,  1  i.  Abr.  a  SCIara  1,24.  170. 
ugslein:  Frisch  1,  15.  acsiein  :  Wigal.  \S2,  6.  aidsfein  :  Frisch  1,  14. 
al.stfiii :  altd.  Mus.  1,  299;  letztere  formen  mögen  dem  etymologisch 
dunkeln  ausdruck  eine  beziehung  auf  lituii  d.  b.  brennen  geben,  aclt- 
slci/i  (liandsclir.  des  Wigal.)  auf  aha  wafser,  aiigstain  (Wigal.;  altd. 
Mus.  2,  114r=l43;  Hätzl.  207  a;  Frisch  1,  15)  auf  das  äuge,  die 
gemeinsame  eigenschafi  des  anziehens  ist  jedoch  anlal's  gewesen  den 
nameii  auf  den  magnet,  mit  welchem  die  Dculscben  erst  später  be- 
kannt geworden,  zu  übertragen:  schon  im  ahd.  agatsivin,  agadstein, 
ugtslein  (Gralls  sprachsch.  0,  687);  mhd.  wieder  agctstain  ,  aglxü/n, 
agstein,  cilslei/i :  h.  Ernst  vdllag.  XII  lg.  altd.  Mus.  1,  298  fg. 
goldne  sehmiede  1  iO.  minne  lere  7Ü9.  1733.  Müller  3,  xxi  a.  aclistain 
Otloc.  l.')5  b.  lt)(i  a.  darf  die  sage  vom  magnelberge  (vdllag.  a.  a  .  o. 
aus  Überlieferungen  von  einer  nordischen  bernsteininsel  und  zugleich 
solcher  veniiengur)g  des  bernsteins  und  des  magnetes  hergeleitet 
«erden  ?  / 


DER  GERMANEN.  567 

bernsleinstücken^'*)  und  sind  zuweilen  auch  wafl'cn  und  j^e- 
rälhc,  klein  und  zierlich  in  bcrnslcin  nacl!gel)il(lor-'"''j,  ge- 
l'unden  \Aorden,  naclibildungen,  welche  vielleiclil  nuc  die  ge- 
wohnle  wafl'cn  beigäbe  dauerhalter  gegen  rost  und  liiiilnis 
ei'selzen  sollten^'"),  vielleicht  auch  aniulete  der  lebenden  ge- 
wesen ""^j.  aber  der  vertrieb  und  verbrauch  war  nicht  auf 
Germanien  eingeschränkt:  aucii  die  (jlrirchen  Homers ~'*^), 
auch  die  Syrier^''"*)  und  Aegyptcr  und  ^^ohl  auch  schon  die 
Israeliten  der  biicher  Mose  hallen  das  nordische  schmuck- 
und  räucherwerk ;  die  Aeg\  pler  nannten  es  saca/'^'*),  die 
Hebräer  schcchvht~'^^),  beides  umgeslaltungen  jenes  scylhisch- 
germanischen  woiles  .snccnri.  namentlich  aber  ward  der 
bernstein  ,  das  sur.inuin,  wie  auf  demselben  gründe  die  Rö- 
mer sagten ^~^),  durch  ganz  flauen  hin  verwendet,  massen- 
weise, da  nicht  blols  edle  Trauen  ,  sondern  auch  bauernwei- 
bcr  (sie  treiben  heut  noch  diese  liebhaberei)  sich  damit 
schmückten  ~'^)  und  mit  der  putzsucht  noch  der  aberglaube, 
der  den  kindern  amulele  von  bcrnsleJn  gab  ^),  und  die  kunst 
der  ärztc  wetteiferte,  die  gegen  übel  aller  art  bernstein  ver- 

214)  nacliwcisungeii  oben  iiiiiii.  '200.  "  daruiu  stiiiunl  das  finii. 
Vierikiwi,  est.  tnerreliiivwi  d.  i.  ineeisleiii ,  obscboii  beriislein  aus- 
drücliend  ,  wieder  zu  marigrioz'  :   J.   Grimm  gescb.  d.    d.   spr.   1,  '233. 

214)  leilfaden  z.  nord.  atlerthumskuude  44.  86.  Däneniarlis  Vor- 
zeit V.   Worsaae  16. 

216)  vgl.  was  oben  anni.  42  über  die  sleinwalFen  vermutet 
worden. 

217)  wie  in  Italien  anm.  222.  daraus  würde  sieli  die  noch  spät 
voriiommeude  benennung  zuberstein  d.  h.  zauberstein  (Friscli  2,  480) 
sowie  etwa  in  einer  dichtung  des  Strickers  der  boiie  preis  des  Steins 
erklären,  der  den  lialin  df  haben  kan  (Hahn  11,  113).  indessen  auch 
der  calcedonins  —  wirt  er  von  der  stinnen  warm,  pistrichet  in  vin- 
ger  oder  arm,  so  liefet  er  i'if  verde  den  halcm  von  der  erde  :  Die- 
mers gedichte  d.   lln   u.    I2n  jh     365,    16. 

218)  ßuttniann  im  inylhologus  2,  337   l'gg. 
219.  220)   Plin.    b.   n.   37,    II,    1. 

221)  Exod.  30,  3i. 

222)  Plinius  freilich  27,  11,  2  und  nach  ihm  Solinns  23  u.  Isid. 
origg.  16,  8  deuten  den  namen  auf  siici/.s  ans:  arhoris  siiriim  esse 
/irisci  nosiri  eredidrir,   oh   id  suciriiini   ri/)pc//,i/i/es. 

223)  Plin.  37,    II    u.    12.    Isid.    Ili,  S. 

224)  Plin.   37,    12. 


568  GEWERBE,    HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

schrieb--').  Tlicodoricli  dem  grolsen ,  der  ein  germanischer 
könig  über  Italien  war,  konnte  es  so  nur  doppelt  willkom- 
men sein,  dafs  ihn  einst  die  Haester  mit  einem  geschenk  an 
bernslein  ehrten '-•'). 

So  denn  war  der  liandel  mit  bernslein  der  wichtigste 
handelszweig  des  germanischen  Zeitalters  und  war,  auch  ab- 
gesehen von  jeder  vergleich ung,  wichtig,  es  hatten  für  den 
weilhin  sich  erstreckenden  vertrieb  desselben  drei  eigene 
Iiandelsstrafsen  sich  gebildet^-'),  bestimmte  richlungen,  in 
denen  die  kaulleute  gewohnt  waren  ihn  den  Germanen  des 
inneren  und  des  entfernteren  landes  und  den  ausländischen 
Völkern  zuzuführen,  die  eine~^''^)  lief  südwiirls ,  indem  sie 
bei  Carnuntuni  die  Donau  überschritt,  dem  adriatischen  meer 
und  Italien  zu.  hier  war  die  alte  grenze  der  italischen  und 
überhaupt  der  südländischen  weit  und  Weltanschauung  der 
Po,  der  Eridanus :  daher  die  sage,  welche  den  bernstein  am 
Eridanus  selbst  entstehen  liefs'~'~''j,  aus  thräncn  ,  welche  die 
in  päppeln  verwarulelten  Heliaden  über  den  stürz  ihres  bru- 
ders  Phaelhon  weinten ^^"^j.  auf  den  bernstein,  den  man  auch 
am  ufer  Siciliens  findet,  hat  mithin  das  italische  alterthum 
noeh  nicht  geachtet:  ihm  kam  dieser  stoff  noch  lediglich 
vom  norden  her.  eine  zweite  strafse  wendete  sich  südwest- 
lich :  sie  brachte  den  bernstein  zuerst  den  s.  g.  Teutonen"'"') 
oder  auch  zu  schiff  nach  der  cimbi'ischen  halbinsel~^''),  dann 
quer  durch  das  germanische  und  gallische  festland  an  die 
n)ündiingen    der    Rhone ^^^),    nach    Massilia   also,    dem    hei- 

225)  Plin.  37,    11,  2  u.    12.    Solin.  23. 
220)  Cassiodor  var.   epist.   5,  2. 

227)  Fiscliers  gcscIi.   d.   tcutsrlien  Ijaiidels   1,    iS8  fg. 

228)  Plin.   1).   n.   37,   11,  2.  Solin.  33. 

229)  Ilcrod.  3,  115,  wo  die  sage  sich  bereits  mit  der  genaueren 
künde  mischt. 

230)  Diod.  5,  23.  Strabo  5,  1,  1).  Ovid.  inet.  2,  340  fgg.  u.  a. 
die  ausdeulun;^  der  sage  bei  Plin.  37,  11,  2.  und  nach  ihm  bei  Solinus 
23.  vgl.  anm.   193. 

231)  Pytheas  bei  Plin.  37,    11,   1. 

232)  xoui'CtTcci  öt  iino  tiJöv  ^yycoQCwv  ttqoq  rr]V  avnn^Qav  rjntiQoV: 
Diod.  5,  23.  Schleswig  der  alle  hauiitlialen  des  Oslseehaudels  :  Adam 
V.   Bremen  4,   1. 

233)  Diod.  5,  22.  23.  \ernK'ngungen  des  Illiodanus  und  des  Eri- 
danus :    Plin.    h.   n.  37,   II,    1. 


DER  GERMANEN.  569 

matsorte  jenes  Pytheas.  eine  drille  endlich,  dem  Südosten 
zugewendet,  folgte  dem  Horysliicnes  au  das  Schwarze  nieor'-'^'*): 
auf  ihr  wurden  Griechenland  und  xVsien  gesucht,  Griechen- 
land, das  allen  bernstein  aus  dem  norden,  die  gröl'sere  menge 
jedoch  ,  wie  die  fahel  vom  Eridanns  und  den  Heliadcn  zeigt, 
durch  Italien  erhielt,  und  Asien,  in  welchem  bei  weiterem 
vorwärtsdringen  der  nordische  bernstein  mit  dem  ans  Indien-^') 
zusanimenlraft 

Auf  diesen  handelsstrafsen  also  sind  germanische  kauf- 
leute  wenigstens  bis  an  die  grenze,  bis  Carnuntum  z.  b., 
wo  Pannonien  begann,  gewandert;  es  versieht  sich  von 
selbst,  dafs  ihnen  dabei  der  bernstein,  wennschon  der  haupt- 
sächliche, doch  nicht  der  einzige  gegenständ  wird  gewesen 
sein,  den  sie  den  landsleulen  wie  den  fremden  jenseits  zu- 
führten ,  dafs  sie  namentlich  auch  nordisches  pelzwerk  und 
einsl  die  perlen  ihrer  buche  auf  eben  diesen  slrafsen  werden 
gebracht  haben,  aber  nicht  sie  allein,  auch  fremde  nutzten 
die  gewiesenen  bahnen ,  römische  käufer  zogen  desselben 
weges  nordwärts  um  den  bernstein  an  den  fundorten  und 
aufser  ihm  auch  vielleicht  noch  andere  dinge  selbst  zu  holen, 
daher  spuren  der  Körner  auf  jener  ganzen  nach  Italien  füh- 
renden strafse :  römische  münzen,  ja  römische  begräbnis- 
stälten  und  begräbnisurnen  in  Schlesien-^*')  und  wiederum 
römische  münzen  in  Pi-eufsen  und  sonst  den  küstenländern 
der  Ostsee,  namentlich  aus  der  zeit  der  Antonine  luul  des 
Seplimius  Severus^"*'),  so  dafs  um  die  mille  und  nach  der 
mitte  des  zweiten  Jahrhunderts  der  handel  besonders  lebhaft 
mufs  gegangen  sein,  ein  beispiel  aus  früherer  zeit^''^)  kann 
uns  zugleich  anschaulich  machen,  wie  massenhaft  der  doch 
nicht  unkostbare  slolF  in  Rom  ist  verwendet  und  verschwen- 

234)  an  der  mündung  des  Boryslliciies  ßleicliralls  ein  entsteliungs- 
orl  des  bernslcins  angeuonimen  :  üioiijs.  perieg.  .310  fg.  vgl.  Bern- 
liardys  anmerkung  s.  597  fg.  der  Diiicpr  iuicli  eine  niilleiaKcilicIic 
liandcisslrafse  zwischen  Ostsee  und  Morgenlatid  :    Fiscliei-  1,   3,')'i. 

2.35)  Piin.   37,   II.    Solin.  23. 

236)  Kleiiiiiis   h ,111(1 1)11  eil   d.  gernian.   atterthumskundc  142. 

237)  leilfadeii  /..  noi-d.  allerlliuniskunde  84.  Dänemarks  vorzeit  v. 
VVorsaae  52. 

238)  I'liii.    h.   n.   37,    II,  2. 


570  GEWERBE,    HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

det  worden,  für  ein  fechterspiel  k.  Neros  brachte  ein  ritter, 
welcher  deshalb  eigens  an  die  handelsplätze  und  bis  an  die 
Ostsee  gereist,  solch  einen  vorralh  heim  (es  war  darunter 
aticii  ein  stück  von  13  pfiinden-^-'),  dafs  man  die  netze  rings 
um  den  weiten  kampfplatz  her  durch  bernsteinkugeln  knüpfen, 
dafs  man  die  waffen  der  fechter  und  die  bahre  der  ersclila- 
genen  und  alle  sonstige  zu-  und  ausrüsfiing,  so  viel  deren 
für  einen  ganzen  tag  erforderlich  war,  mit  bernstein  zieren 
konnte'''**'). 

Der  handelsverkehr  der  völkcr  pflegt  nicht  blofs  kauf- 
mannsgüter  und  vielleicht  dem  siulich  stärkeren  volk  unsilte 
und  Verweichlichung,  er  pflegt  auch  dem  minder  gebildeten 
einiges  von  den  geistesgülern  seiner  handelsfreunde  zu  brin- 
gen, solch  einer  einwirkung  können  sich  auch  die  Germanen 
nicht  entzogen  haben,  und  wenn  nach  der  bisherigen  dar- 
stellung  gewiss  ist,  dafs  bereits  fünf  bis  sechs  Jahrhunderte 
vor  Chr.  bernstein  aus  dem  germanischen  Norden  nach  Grie- 
chenland und  im  vierten  Jahrhundert  zu  den  Griechen  in 
3Iassilia  gegangen,  und  wenn  es  durch  andere  untersuchun- 
jien  zu  einer  au  ijevvissheit  grenzenden  wahrscbeinliclikeit  ist 
erhoben  worden,  dafs  die  runenschrift  der  germanischen 
Völker  auf  dem  griechischen,  dem  dorisch -äolischen  aiphabet 
beruhe  und  dafs  die  Verpflanzung  desselben  etwa  im  fünften 
Jahrhundert  müfse  geschehen  sein^*'  ,  so  verbinden  sich  diese 
zwei  thatsachen  am  besten  und  wie  von  selbst  in  der  erklä- 
rung,  dafs  eben  der  handel  zwischen  Germanien  und  Grie- 
chenland auch  der  anlafs  für  die  mitlheihing  der  griechischen 
Schrift  gewesen,  denn  in  andre  berührungen,  als  die  der 
handel  gab,  kamen  die  zwei  völkcr  nicht;  der  liandel  aber, 
welcher  aufzeichnung  von  zahlen  und  sonstige  Unterstützung 
des  gcdächtnisses  durch    merkmale    der  art   verlangt ,    ist   am 

239)  Soliiis  leiclilfcrligfi-  auszug  cp.  23  maclit  liieraus  l.'JOÜO  j»l'. 
bernstein,  die  ein  germanisclier  Icönig  dem  Ic.  Nero  zum  gescbenli  ge- 
sendet liabe. 

2iO)  oder,  wenn  man  den  Ix'riclil  des  I'linius  mit  w  iirlliclier  ge- 
uauiglceil  nebnien  diirl'le,  das  alles  gar  aus  bernstein  maclieti ,  f 
siiciiiu. 

2'il)  Büumleins  unlersuebungcn  über  die  urs|)r.  beschairenlieit  des 
grieeli.   u.   ül)er  die    enlslebung    d.    golliiseheii    alpliabels    8  Ig.   108  Ig. 


DER  GERMANEN.  571 

ehesten  geeignet  einem  volke,  das  noch  keine  schrift  besitzt, 
den  gebrauch  einer  solchen  zum  bediirfnis  zu  machen  und 
die  einliilirnng  derselben  von  anl'sen  her  zu  vermitleln.  nicht 
ohne  bcdeutuug  ist  Hermes  zugleich  der  golf  des  handeis 
und  der  erfinder  der  buchslaben.  ob  nun  die  Germanen  die 
schrift  sich  geholt,  ob  griechische  kaufleute  sie  ihnen  gebracht 
haben,  das  ist  zuletzt  gleichgültig:  doch  wird  von  grabdenk- 
nialen  mit  griechischer  inschril't  an  der  grenze  Räliens  und 
in  fabelhafterer  weise  von  eben  solch  einem  altar  zu  Asci- 
burgium  berichtet^*"),  die  nachbarn  der  Germanen,  die  Gal- 
lier ,  besafsen  ein  aiphabet ,  das  in  der  gleichen  Verwandt- 
schaft zu  dem  griechischen  stand  **^),  und  hier  ist  die  an- 
nähme altiiblich,  dafs  ihnen  dasselbe  durch  die  bewohner  der 
griechischen  handelsstadt  Massilia  zugekommen  sei~*'^). 

Aber  kehren  wir  auf  unser  eigentliches  und  auf  ganz 
sicheres  gebiet  zurück,  die  vorher  bezeichneten  handelsstrafsen 
zogen  sich  hauptsächlich  über  das  festland,  zum  theil  aber 
auch  durch  flüfse  hinab  und  über  die  see:  von  der  preufsi- 
sclien  küsle  ward  mit  bernstein  an  die  von  Schleswig,  es 
ward  damit  auf  dem  Dniepr  und  ebenso  mit  kostbarem  pelz- 
werk  von  Schweden  aus  an  das  diesseitige  land  geschilft. 
es  gab  auch  eine  handelsschiinahrf,  und  nicht  allein  der  un- 
ternehmende nuit  der  fremden  wagte  sie,  wie  dort  des 
Pytheas  von  Marseille:  sie  war,  wennschon  einstweilen  nur 
noch  innerhalb  enger  grenzen  sich  hin  und  her  bewegend, 
ebensowohl  die  Sache  der  einheimischen  selbst,  in  Scandina- 
vien  wie  in   Deutschland. 

Seehandel  also:  eine  beschäftigung  mehr  und  eine  i'ried- 
liche  beschäftigung  für  die  germanische  schiiriahrl.  denn  der 
handel  rief  dieselbe  nicht   zuerst    ins    leben,    und    sie    diente 

242)  Tac.  Genn.  3.  vgl.  Soliii.  ?.j  Lli.vevi  Calidoniae  uiipulsinn 
manij't'stat  ara   (Jj'ac'cis  Ultiriii  inscripla  vufii. 

23!5)  Cäs.irs  angäbe,  dafs  sie  des  griechischen  alphabeles  selbst 
.sich  bedient  hätten  (b.  G.  J,  21)  u.  ü,  I  i),  wird  (hirch  die  münzen 
und  dnrch  seine  eigene  erzählung  b.  G.  5,  'icS  berichiipl:  er  sehrieb 
einen  l)cief  mit  griechischen  buchslaben,  (iainil  die  Gallier,  wenn  sie 
denselben   auch  aufliengen,  ihn   doch   nicht  lesen  kiiniilen. 

244)  vgl.  was  Strabo  4,  I,  5  und  Jnstinus  43,  i  über  den  liilden- 
den  einduls   Massilias   auf  die   (iallier  sairen. 


572  GEWERBE,    HANDEL  UND  SCIIIFFFAHRT 

auch  nicht  ihm  allein :  nocli  öfter  und  w  eiter  Iiinaus  grcilcnd 
wurden  zur  see  jetzt  kriegerische  fahrten  unternommen, 
auch  das  aber  war  eine  vorschsile  und  ein  frühzeitiges  vor- 
hild  dessen,  was  die  vöIker  germanischen  Stammes  auch  im 
seehandel  einst  noch  werden  sollten,  dieses  vorwärts  deu- 
tenden geschiclitliclien  hezuges  wegen  erscheint  es  angenie- 
l'sen  ,  schliefsliih  noch  mit  einigen  worten  hei  der  schifflahrt 
der  Germanen  zu  verweilen. 

Die  schifffahrt  der  Germanen  ist  so  alt  als  deren  leben 
auf  dem  boden  Deutschlands,  oder  vielmehr,  sie  ist  noch 
älter  ,  ist  demselben  vorangegangen  und  reicht  somit  in  un- 
vordenkliche, vorgeschichlliche  zeilcn  zurück,  nach  Scandi- 
navien ,  wo  sie  von  x\sien  her  zuerst  sich  niederliefsen, 
mochten  sie  ganz  zu  lande  gelangt  sein :  der  weitere  zug 
nach  Deutschland  konnte  nur  über  die  see  gesclichn.  so  zei- 
gen uns  denn  die  geschichtsanfänge  mehr  als  eines  germani- 
schen Volkes  das  nordische  mecr  durchschnitten  von  schiffen 
der  Germanen -^''^),  und  die  Scandinavier  und  die  küstcnan- 
wohner  Norddeutschlands  sind  von  da  an  stets,  sind  wie  in 
unsern  späten  so  schon  in  den  frühesten  tagen  kühn  und 
rüstig  auch  zur  see  gewesen  und  in  die  see  hinausgetrieben 
worden  von  der  zuversichtlichen  ahnung,  dafs  jenseits  dieser 
wafserwüste  und  dieser  wogengebirge  erst  recht  eine  weit 
der  wunder,  des  reichthums  und  der  herschaft  sich  eröffne, 
und  die  ahnung  muste  zur  gewissheit  erhoben  werden  durch 
ereignisse  wie  jenes  wiederholendlich  erzählte,  dafs  einst- 
mals indische  kaullcute  aus  ihrem  ocean  bis  nach  Germanien 
seien  verschlagen  worden-'^''),  durch  die  Behringsstrafse  also, 
die  sie  unfreiwillig  entdeckten ,  und  das  eismeer  des  nord- 
pols.  in  die  offene  see  hinaus  herschten  mit  ihren  llotten 
die  Suioncn,  bluts-  uiui  nameusvorfahren  der  heutigen  Schwe- 
den ;  die  schiffe  waren  ohne  segel ,  blofs  ruderschiffe,  und 
zur  be(|ucmeren  fahrt  zwischen  klippenengen  so  gebaut,  dafs 
jedes  der  beiden  enden  ein  vordertheil  war  und  zum  an- 
laufen und  anlanden  diente  und  dafs  nach  umständen  ab- 
wechselnd   so    links    wie    rechts    allein  konnte   gerudert  wer- 

2i5)  tili,  gesell.   §   I,   i. 

2AÜ)  Pomp.    Meli»  3,  5.    JMiu.   li.   ii.  2,  07. 


DEU  GERMANEN.  573 

den'"'*),  so^ar  aiiC  fliilsen  rüslelen  germanische  Völker  j^ele- 
genllicli  kriegslloHeii  aus  und  stelllen  auch  so,  die  IJalavcr 
an  der  Maasmündung '~'''^) ,  die  Bruclercr  auf  der  l*^ms~''''), 
iliren  feinden  den  Röinern  sich  entgegen,  und  doch  pdeglen 
die  llufsschine  nichl  gerade  niil  kunsl  gebaut,  es  plleglen  nur 
roh  ansgehölle  baumstiimnie '"•'") ,  süimme  namenllich  der 
esche~"*')  zu  sein ,  und  anslall  der  segel  muslen  sich  dort 
die  Bataver  mehr  schön  als  gut  mit  ihren  bunten  mänteh-lien 
bchelfen.  aber  in  eben  solchen  scInlFen  (sie  waren  um  so 
l'esler  und  konnten  bis  auf  dreilsig  und  vierzig  menschen 
fafsen""*)  getrauten  sich  meeranwohner  auch  kühn  in  das 
meer  hinaus  auf  kriegs-  und  raubziige:  so  die  (^h.uiken 
unter  Gannascus  um  längs  der  kiiste  Galliens  von  dem  rei- 
chen und  unkriegerischen  volk  beute  zu  machen  ~"''').  wohl 
ein  Wagnis:  indess  die  (jermanen  alle  waren  auch  jrute 
Schwimmer ^^''),  die  Chauken  ein  lischervolk  und  selbst  halb 
lischc  ■'■'),   and  noch  gröfseres  bestanden  die  Alamaniuii ,   die 

247)  Tac.  Germ,  44.  esl  apiid  iltos  et  opibns  Uoiios :  ii-iclidiiinicf 
durcii  liaiidcl  oder  raub  oder  beides. 

248)  mit  eroberten  römischen  nnd  mit  zaiilreicben  eig'encMi  seliif- 
l'en  :    Tac.   bist.   5,   23. 

249)  Strabo  7,   I,  3. 

250)  Veli.  Palerc.  2,  107.  in  einer  von  Lij)sius  zu  Tac.  bist,  ä,  2;> 
angefülirten  stelle  des  lateinischen  Hegesippus  itaqiie  {lilicnus)  ium 
non  copolis  Germanorum  repleAur -.  giossen  bei  Du  Gange  erklären 
caupiittis  (das  von  caupo  stammeu  mag)  mit  Ugnuin  cavatitin.  zu  ver- 
gleichen ahd.  Iiolecha,  ags.  Iiiilce  ruderscbilf,  von  hol :  i.  Grimms 
granim.  3,  43(5;  altn.  barkr,  l'r.  burqiie  läfst  sich  mit  bi'irln'  zusam- 
menslellen  :  ein  noch  leichteres,  nur  aus  rinde  gebildeles  schilt',  baum- 
schilf'e   der  Gallier  Liv.   21,   2(i  ;    (rabariae,   rrtz/fZ/VY/c  Isid.  origg.    1'.),  1. 

251)  daher  das  schill'  selbst  1.  Sal.  21,  4  asci/x,  altn.  askr,  ags. 
ä.fc;  vgl.  anni.  27r).  die  alni  Clandians  de  i\-  cons.  Ilonoi-.  (125  schei- 
nen  blofs  dichterisch. 

252)  Germaniae  pracdonex  si/i^iilis  arbuvibus  cavalis  naviganl, 
quariiin  quaedam  et  tiigiiita  lioniincs  ferunt :  Plin.  h.  n.  Iß  70  2. 
tric.enos  qiiadragauosque :  Tac.  bist.  5,  23.  auch  die  beniannung  der 
Schilfe,  auf  denen  die  ansiedier  nach  Island  kamen,  pnegle  dreil'si"- 
köpfe  zu   betragen:   Leo  in  Uaunicrs  histor.  taschcnbuch  IS35    s    403  f". 

253)  Tac.  anm.   11,   IS. 

254)  Pomp.   Mcla  3,  3.   Ihsrodian   7,  2.   vgl.   Cäs.   b.  (J.   i,  1.  (},  21. 

255)  Plin.  h.  n.  IG,  1.  sie  mochten  ihre  schill'e  aus  den  benach- 
barten grofsen  eicbwaldungen  holen,  von  denen  Plin.  1(J,  2.  in  der 
•■ddischen  sjjrache  auch  eilsja  s.  \'.   a.   schill'. 


574  GEWERBE,  HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

einst,  da  zur  flucht  ihnen  schiffe  mangelten,  auf  ihren  frei- 
lich grolsen  Schilden  iiher  den  Rhein  setzten  ~^^j. 

Es  sind  aber  schiffe  jener  einfachsten  urgestalt,  baum- 
schiffe, auch  aufserhalb  der  wirklichen  fahrt  blol's  sinnbildlich 
gebraucht  worden,  das  heidenthum  der  Germanen  dachte  sich 
gleich  dem  noch  anderer  Völker  eine  schifffahrt  der  gestor- 
benen in  das  jenseits"^'):  daher  steinsärge  in  form  von 
schiffen^"'*);  daher  die  s.  g.  schiffsetzungen  des  nordens, 
steine  um  eine  begräbnisstätte  zu  bezeichnen  so  neben  ein- 
ander aufgestellt,  dafs  sie  den  umril's  eines  von  oben  gesehe- 
nen Schiffes  bilden -'''•') ;  daher  endlich  bei  den  Fi-anken '-'''') 
und  in  einem  grabhügel  unweit  Apenrade^''^)  und  in  den 
Alamannengräbern  von  Oberflacht  jene  sarge,  von  denen  her 
noch  heul  im  alamannischen  lande  jeder  sarg  ein  todtenbaum 
beiist,  gehölte  bäume,  wie  sie  zugleich  als  schifle  gedient 
haben.  . 

Raubzüge  zur  see  gleich  denen  des  Gannascus  erzählt 
fortan  die  weitere  geschichte  des  endenden  alterthunis  und 
des  beginnenden  mittelallers  genug,  raubzüge,  die  immer 
häufiger    und   aus    denen   zuletzt   noch    eroberungeu    werden, 

256)  Amin.  Marceil.  10,  1'2  ;  vgl.  den  al|ieDniedergaDg  der  Cimbern 
auf  Schilden  :  Plut.  Mar.  23.  augeisäclisische  sagen  erzablen  von 
einem  Sceaf,  der  als  kind  auf  einem  steuerlosen  schilf  an  die  kiisle 
getrieben  wird  (J.  Grimms  niythol.  1835,  auh.  xvii  fg.  1844,  343); 
der  eingang  des  Beovulf  nennt  statt  dessen  Scild ,  den  sobn  des 
Seeaf:  war  der  held  nach  älterer  darstellung  auf  einem  sehilde  statt 
des  scbiifs  gekommen? 

257)  mythol.  790  fgg.   zeitscbr.   6,   191. 

258)  .1.  Grimm  über  das  verbrennen   der  leichen   52. 

05<))  leill'aden  z.  nord.  alterlbumskunde  34.  Dünemarks  vorzeit 
von  Worsaae  87.  vgl.  die  aus  stein  erbauten  griechischen  weiheschiil'e 
bei  Procoii  b.   Gottb,  4,  22. 

20ü)  arborem  —  jjraccejjit  cxcavari  —  ibique  puc/lam  nt  inui-- 
fi/aiii   riiiiiponens :    Greg.   Tur.   5,   3. 

201)  Worsaae  77.  die  sagen  des  nordens  erzählen  öfters  auch 
von  bestallungeu  in  gezimmerten  schiffen;  in  den  gräbern  selbst  ist 
noch  uicbls  der  arl  zu  tage  gekommen:  leitl'adcn  31.  Worsaae  81. 
es  scheint,  dal's  man  in  der  wirklichkeil  die  alterthiimlicliere  form  des 
heiligen  gehrauehes  festgehalten.  Icichcn  und  schüfe  mit  einander  vei'- 
1,1-; I  :    .1.    (Jiimm   a.    a.    o.    51 . 


DER  GERiMANEN.  575 

der  Franken''"'-),  der  Saclison -"•'),  der  Nordinaimen.  einige 
zeit  liindurcli  und  lliciiweis  inaj^  dabei  das  scliiHwesen  ärm- 
lich nnd  eiiil'aoli  \\ie  vordem  geblichen  sein:  nocii  im  fiiiit- 
Icn ,  noch  im  siebenten  Jahrhundert  werden  uns  die  schüfe 
der  Sachsen  als  boole  von  rulliengeflecht  mit  lellen  umnäht 
geschildert-'''),  und  eben  dieselben,  da  sie  Britannien  in  be- 
sitz nahmen,  sind  der  sage  zufolge  nur  mit  drei  schiflen  ge- 
landet-""^), doch  aber  sollen  sie  und  sollen  die  Franken 
schon  zu  ende  des  dritten  jahrhunderls  durch  den  verrath 
des  Carausius  sich  die  höhere  schifffahrtskunde  der  römischen 
vertheidigungsdotlen  angeeignet  haben''""),  und  wiederum  eine 
sage  oder  romanharte  ausschmiickung"'"')  läfst  im  sechslen 
die  Angeln  von  Britannien  aus,  gelührl  von  ihrer  jungfräu- 
lichen königin,  auf  400  schid'en  gegen  die  Varner  ziehn: 
die  schiü'e  halten  keine  segel,  aber  mehr  als  10001)0  kiieger 
safsen  darauf  und  ruderlen  selbst,  da  anderes  schillsvolk  nicht 
mit  aufgenommen  war-""^).  unzweifelhaft  solchen  verwirren- 
den Widersprüchen  gegenüber  ist  die  vollkommnere  zu-  und 
ausrüstung  der  schule,  mit  denen,  da  Franken  und  Sachsen 
zur  ruhe  gekomnien,  nun  die  Nordmannen  das  jucer  betra- 
fen, unzweifelhaft  durch  die  Schilderungen  zumal  der  Edda 
und  schon  ans  dem,  was  uns  die  spräche  lehn  ~"^) :    mochten 

2tt2)  Nazaiii  paiicgyr.  Conslantiiio  17  Frnncl  ipsi  praetor  cefcros 
triices ,  quoriim  vis  —  ultra  iji.u/i/i  occaiiiim  ac.stii  J'uroris  evvcta 
Ili.ipania)iim  vliain   oras  armis  hifextas  habcbul. 

20;{)  Schilderung  der  säclisisclicii  seeräuLer  bei  Sidoiiius  Apoll. 
f|).   8,   G.   Sachsenlaiid   in   Gallien  :     Ucmbles  Sachsen  in  England   1,   8. 

264)  Sidon.  Apoll,  carni.  7,  ;)7ü.  Isid.  orijjg.  11),  1.  vj;l.  die  le- 
derschiire  der  Spanier  bei  Straho  3,  3,   7. 

20;'))  tribiis  fungis  navihus :  Beda  hisl.  eccl.  I,  15.  drei  schiHe 
wie  in  der  seewaiiderung  der  Gothen  Jörn.  17.  zeitschr.  0.  2 j(i :  eine 
vergleichung,  die  auch   Kemble  1,   18  anbringt. 

260)  äs  Omnibus  ad  mu/iiu  naufica  ßagitii  illius  auctoris  ma^i- 
slerio  eruditis :  Eunienii  pane^yr.  Conslantii)  12.  wie  derselbe  fiülier 
die  raubzüge  der  Franken  und  der  Sachsen  aus  habsucht  nicht  gebin- 
dert,  davon   Eulrop.  9,    13. 

267)  Procop.  b.  Gollh.  4,  20. 

268)  \gl.  quorum  quot  remigcs  videris,  lolidvin  tc  rrr/irn-  putcs 
arthipiralas :  ita  simuf  omnes  iinpcranl ,  pun-nl ,  doccnl  ,  disnnit 
lalrocinari :    Sidnn.    Apoll,   ep.   8,   6. 

269)  ,1.   Grimms  grainm.   3,    'i3.'>   l'gg. 


576  GEWERBE,  HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT 

sie  auch  gleich  den  Deutschen  des  Oberlandes  noch  keine 
metallenen  anker  haben,  sondern  steine  dafür  brauchen *'"j, 
sie  halten  segel  (die  mäste  wurden  selbst  in  den  steinsetzun- 
gen  der  gräber  nacligebildet"'*)  und  wolilgefiigtes  holzwerk 
des  kieles  und  der  planken ;  Schnitzarbeit,  die  den  schnabel 
zierte,  gab  dem  ganzen  eine  ungefähre  thiergestalt,  und  wirk- 
lich ward  auch  von  dem  schiffe  wie  von  einem  Ihier  gespro- 
chen"'^) und  wie  einem  tliiere,  das  dem  menschen  zahm  und 
vertraut  ist,  ihm  gern  ein  eigennaine  beigelegt''^),  da  ziemte 
schon  allein  um  des  schiffes  willen  zum  schütz  gegen  stürme 
der  Segensspruch  eingegrabener  runen"~'^).  auf  diesen  schütz 
und  auf  seine  kraft  und  auf  die  mitgenommenen  raben  ver- 
trauend, die  als  compass  dienten ^^^),  scheute  der  JNordmann 
auch  die  offene  see  nicht,  wenn  gleichwohl  die  Deutschen 
noch  gegen  das  jähr  1100  die  seeräuber  des  nordens  aseo- 
manne  nannten  ^''^),  so  war  das  ebensolch  ein  rückgriff  aus 
der  Wirklichkeit  in  längst  abgethane  frühere  zustände,  wie 
ein  Jahrhundert  nachher  ein  vorgrilf  geübt  und  in  die  alten 
schiffersagen  von  Hilde  und  Kudrun  schon  die  romanhafte 
geographie  eingewoben  ward ,  die  erst  das  kreuzzugalter  mit 
sich  brachte'*"). 

Zwei  ereignisse  aus  der  schilffahrlsgeschichte  der  Ger- 
manen haben  so  viel  des  volkslhümlich  bezeichnenden,  sind 
so    erlesene   beispiele   zugleich    der   germanischen    vaterlands- 

270)  tiistorisch-anliq.  uiiltbeiluugen,  Kopenb.  1835,  s.  83  fg.  abd. 
sencltilulein  anker:    Graffs  spracbscb.  6,  C89.  zeitscbr.  3,  309. 

271)  vgl.   die  slellen  anin.  '259. 

272)  am  beliebtestea  die  vergleicbung  mit  einem  pferde,  z.  b. 
IJeigakvidha  1,  29.  Sigurdbarkvidba  2,  10.  vgl.  Od.  4,  709  und  bfi 
Strabo  2,  3,  4  die  mit  einem  jiferdebild  bezeicbneteu  und  audi  jiTeide 
gebeii'senen  scbill'e  der  Gaditaner. 

273)  J.  Grimms  gi-amm.   3,  434  lg. 

274)  Sigrdrifu  mal  10. 

275)  Leo  in  liaumers  bistor.  laschenbucJi   1835,  s.   388  Ig. 

275)  aitruin  ibi  (Selaiid)  j/Z'/fiinum,  qiiod  lapfii  coiigeriltir  /'i/ia- 
liro.  ijisi  fiu'iii  pt/ratae,  qiios  Uli  IVicUingus  (ipptllunl ,  itosirt  .Isru- 
mannos,  regi  Danico  ti'ibiitum  solvunt,  ut  liccat  eis  praedam  exercere 
a  barharis,  qui  circa  hoc  mare  pluriini  liabundant :  Adam  v.  lir.  4,  0, 
vgl.   anm.  251. 

277)  litt,  gescb.  §  05,   lU. 


DKll  C.KH3IANEN.  577 

und  Ireihcilsliebc  und  der  j^ermanischen  lollkülinheil  eben  auch 
zur  see,  dafs  sie  wohl  eine  besondere  hervorhebung  verdie- 
nen, einmal  die  cohorte  Usipier,  die  von  Agricolas  beer  in 
Britannien  auf  drei  mit  gewalt  gewonnenen  Fahrzeugen  ent- 
flohen, ohne  Steuerleute  die  küste  plündernd  entlang  schiirien, 
endlich  nach  den  grausamsten  hungersnötlien  scliiirbriichig  an 
das  ufcr  Gernianiens  kamen,  hier  aber,  die  einen  von  den 
Sueven ,  die  andern  von  den  Friesen  aufgegriiren  und  zu 
sclaven  gemacht  wurden :  so  verkauft  und  weiter  verkaul'l 
gelangten  ihrer  einige  wiederum  auf  röniisches  gebiet  und 
erzählten  da,  was  gescheiien^'^).  noch  abenteuerlicher,  was 
dem  ähnlich  z\\ei  Jahrhunderte  später  sich  begab,  kaiscr 
Probus  halte  eine  anzalil  Franken  (nach  andrer,  vielleicht 
genauerer  bezeichnung  Gepidcn,  Grcuthunge  und  Vandalcn~'"') 
nach  Thracien  versetzt,  auch  sie  aber  bemächtigten  sich  um 
wieder  die  heimat  aufzusuchen  einiger  schiffe,  vorbeifahrend 
verheerten  sie  die  ufer  Griechenlands  und  Asiens,  jiliinderten 
Syracus,  versuchten  es  auch  in  Africa ,  durchschilflen  die 
meerenge  und  erreichten  wirklich,  sie  selbst  ohne  allen  scha- 
den,  zuletzt   ihr  vatcrlan(P^"). 

Diese  Franken  und  wieder  anderthalb  jaliiliundcrle  spä- 
ter die  \'andalen,  deren  flollcn  über  dasselbe  millelmccr  den 
krieg  und  sieg  von  S[»-ini(Mi  nach  Africa,  von  Aiiica  nach 
llom  Irugen  und  zwischen  liarlhago  und  Sicilien  und  Sar- 
dinien und  ('orsica  und  den  IJalcareu  die  \  erbindcnde  kette 
einer  weil  ausgedehnleu  lierschaR  bildelen  ,  die  ßalaver  so- 
dann, die  Chauken,  die  Sachsen  ,  die  Angeln  ,  die  Suionen, 
wem  beweisen  nicht  all  diese  Schills-  und  kricgsrüstigon 
völkerschaflen  die  vorbestimmte  und  angeboi-cne  doppellebig- 
keit  des  Germanen?  und  wer  erkennt  nicht  in  dem,  was 
von  ihnen  allen  schon  die  geschichle  einer  frühen  zeit  cr- 
zähll  ,  ein  vorklingen  und  den  anfang  dessen ,  was  wciler 
von  ihren  enkeln  zu  erzählen  ist?  von  den  Normannen,  die 
eine  unerloschen  freudige  lusl    an   \\an(lerungsabenteucrn ,   an 

V78)  Tac.  Agricolii  '2?,. 

27«»)  Vopisc.   Prob.   IH. 

280)  sd    iMiiiKMiii   |p;iru-g.    Cdii.sl.nili.)     IS    und    Z.isiiiiif.s     I,    71;    \'i)- 

[liscns  a.  ii.  o.  /wr  tod/iii  /xiriic  orhriii  /icdibiis  r/  /lari^tiiido  i'ii^,titi 
siinl. 

z.  r.  1).  A.  i\.  37 


578  GEWERBE,  HANDEL  UND  SCHIFFFAHRT  DER  GERMAiNEiN. 

krieg  und  beule  und  eroberung  zu  einem  glänzenden  könig- 
thunie  wieder  im  miltelmeer  und  schon  im  neunten  Jahrhun- 
dert nach  America  geführt  hat;  von  den  hauptslädten  an 
Nord-  und  Ostsee;  von  den  Niederländern,  die  in  kriegs- 
und  handelsglück  der  Hanse  gefolgt  sind ;  von  den  Englän- 
dern endlich,  den  grofsen  nachkommen  jener  Angeln, 
die  auf  vierhundert  schifTen  ,  hunderllausend  wehrhafte  män- 
ner  auf  einmal  und  voran  die  königin,  über  die  see  hin 
stürmten. 

Es  ist  aber  nicht  die  nachbarschaft  des  meeres,  die  die 
Germanen  zum  Seefahrer  gemacht  hat:  Jahrhunderte,  jahr- 
lausende hindurch  haben  die  Cellen  von  ihren  weilauslaufen- 
den landzungen  auf  den  ocean  hinausgestarrt,  ohne  Sehn- 
sucht, ohne  ahnung,  ohne  thaten:  was  weifs  die  geschichte 
von  celtischer  schifffahrt?  eine  höhere  fügung,  welche  jen- 
seits geographischer  Verhältnisse  liegt,  hat  die  seeschilTfahrt 
Europas  aus  den  meerbusen  und  dem  binncnnieere  des  nord- 
ostens  hervorgehn  lafsen ,  damit  der  germanische  stamm  auch 
hiedurch  der  herschende  eines  neuen  weltalters  würde,  was 
immer  die  romanischen  Völker  durch  entdeckung,  durch  er- 
oberung,  durch  handel  grofses  zur  see  geleistet  haben ,  sie 
haben  es  nur  geleistet  kraft  der  germanischen  Verwandtschaft, 
in  welche  sie  mit  eingetreten  sind ,  und  haben  es  nur  als 
Zöglinge  der  Germanen  geleistet:  zeugnis  dessen  schon  ihre 
sprachen,  die  alles,  was  zur  secschifffahrt  gehört,  die  selbst 
die  liimmelsgegenden  mit  germanischen  Worten  benennen 
müfsen. 

WILH.   WACKERNAGEL. 


DIMH.K  VOiN  l$REITKOPF  Um)  HÄRTEL   IN  LKIVZW.. 


I 

I 


PF 
3003 
Z5 
Bd.  9 


Zeitschrift  für  deutsches 
Altertum  und  deutsche 
Literatur 


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