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ZEITSCHRIFT
FÜK
DEUTSCHES ALTERTTIUM
HERAUSGEGEBErV
VON
MORIZ HAUPT.
NEUNTER BAND.
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Wi:il)MANNSCni<; liUCmiANDUlNC.
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I N n A L T.
Bnidcr David von Augsburg, von I'^-anz PffiHcM" s. 1
Hans Vindlers blume der lugend, von Fr. Zarncke 68
Leber die quaesliones quodlibeticae , von demselben 119
Lust und Unlust, von MüllenholT 127
VVinnasang und «inileod, von demselben 128
L'bii , von demselben 130
Zwei stellen der scriptores bistoriae Augustae, von demselben . . 131
l eber die zeit einiger gediehte \\ aldiers von der \ OgelMeide, von
0. Abel 138
AnnierkungtMi zum VVaUliarius , voit Aug. Geyder 14')
Zu Marien liimmelfalirt , von \\'eigand IGfi
Spriiebe von Hans Rosenblut, von demselben 107
Die deulsclic walserliölle , von Dietrieh 175
Untergegangene bs. von WoKVanis Willebalm , von Weigand . . 180
Tbegathon, von Haupt 192
Erklärung von Wilhelm Grimm —
(lynevulfs Crist, von Dietiieb 193
Hyegan und biipian, von demselben 214
\erderble namen i)ei Tacitus, von Müllenboll' 22;i
Denlselic Urkunden von 120:?, 1207 und 1279, von l'r. I'.ölimcr . . 201
Fragnieiilc einer milleldi'ulselicn eAangelieniibersel ziing , lieransg.
von H. lle|ipe 204
D.r lodlenlan/.. \om Wh. \\ uckernagel 302
ImmIiImhIi \ (in niaislci' ll.uinscn , \(in demselben 305
,v INHALT.
Zur frage nach dem verfafser des Reineke, von Fr. Zarncke . . 374
iNoinina lignorum avium piscium lierbaruni, von Weigand .... 388
Zum Unibos, von Haupt 398
Zum pfallen Amis, von Fr. Zarncke 399
Ang^elsäclisisrhc glossen , herausg. von Bouterwek 401
Gewerbe, bandel und scbiUTahrt der Germanen, von Wb. Wacker-
nairel ä3ü
BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
. De7^ zufally der so oft der beharrlichen forschung sich
günstig zeigt, hat mich nachfräg/ich noch zwei Schriften
des bruders David von Augsburg auffinden lafsen , die
mir bei herausgäbe des ersten bandes der mystiker gar
nicht oder nur theilweisc bekanjit waren : die eine in deut-
scher, die andere i?i lateinischer spräche, beide nicht nur
ihres inhaltes wegen, sondern auch noch in anderer be-
ziehung von Wichtigkeit, hier zuerst von der deutschen,
die ich, soweit sie noch ungedruckt ist, auf den nach-
folgenden blättern mittheilen will; auf die lateinische werde
ich iveiter unten noch ausführlicher zu reden kommen.
Die hiesige königlich öffentliche bibliothek besitzt unter
der bezeichnung Brev. 4. et 8. nr. 88 eine pergament-
handschrifl des \An Jahrhunderts in 4., die in dem alten.,
liöchst unvollkounnc/icn calalou' ohne weitem beisatz als
ein deutsches breviarium ansrcfi-eben wird und aus diesem
gründe mir bis vor kurzem verborgen geblieben ist. in
wirklichkeil enthält aber dieselbe nichts weniger als ein
brevier, sondern eine anzahl predigten tion meisler Ek-
harl ., iroruntcr mehrere, die ich sonst noch nirgends ge-
funden habe, und dazwischen auf bl. 8G'' — 140'' einen geist-
lichen tractat , wovon das in den mystikcrn 1, 341 — 348
abgedruckte stück nur etwa den fihften theil bik, die
dort diesem bruchslück gegebene und dessen Inhalt auch
völlig entsprechende Überschrift Clirisli leben unser vorbild
Z. F. n. A. IX. 1
2 15RLDE11 DAVID VON AUGSHUHG.
posst nun aber nicht mehr auf die vollständige abhand-
lung ; auch die der handschrift vorgesetzte rothe auj-
schrift Diz ist von des mens(;hen edelkeite, die sich nur
auf den eingang beziehen kann, ist unrichtig: es miifs
vielmehr heifsen Von der Offenbarung und erlösung des
menschengeschlechtes .
Schon das bruchstück glaubte ich {inyst. einleitung
s. xxxix) mit Sicherheit dem bruder David zuschreiben zu
dürfen, die vielfache Übereinstimmung des vollständigen
tractats in wort darstellung und Inhalt mit den sieben
vorregeln und dem spiegel der tagend bringt darüber volle
bestäligung ; und aus demselben gründe wird auch für die
übrigen ihm von mir beigelegten stücke Davids verfafser-
schaf't entschieden sicher gestellt, der kürze und raum-
ersparnis halber habe ich mich begnügt, bei den betref-
fenden stellen einfach auf die 7nf/stiker zu verweisen, wer
die mühe eine)' vergleichung nicht scheut, wird sich, wie
ich jnit Zuversicht hoffe, vo?i der richtigkeit meiner be-
haujitung überzeugen lafsen. bei dem eigenthümlichen
gepräge, das allen Schriften Davids aufgedrückt ist. Hißt
sich das ihm zugehörige unschwer erkennen: diese Innig-
keit des gefühls, diese milde des urtheils und der gesin-
jiung, dieser einfache , klare und doch wieder so tvarme
und belebte vortrug ist keinetn der deutschen prosaiker
des 12 — lAn Jahrhunderts in solchem mafse eigen, und.
auch im kunst- und lichtvollen periodenbau hat es ihm
keiner gleichgethan, xveder vorher nocli nachher.
kleine ansieht über den werth und die bedeutung von
Davids scliriflen ist, wie man sieht, noch dieselbe wie vor
sechs Jahren, und der beifall und die beachtung, die man
denselben von vielen seilen her i>'eschenkl hat , "iebt mir
den beweis, dafs mein urtheil nicht durch die einseitige
befangenheit getrübt wurde, die bei der mit liebe und
hingebung besorgten bearbeilung eines noch unbekannten
schriflslellers ebenso erklärlich als entschuldbar ist. für
die geschichte des Volkslebens, für sitten, gebrauche, mytho-
logie, sowie für die grammalik, nauienlli( h die formenleJire,
sind die prosadenkniäler begreiflicherweise bei weitem nicht
so ausgiebig als gedichte selbst von höchst untergeord-
BHUDEH DAVID VON AUGSBURG. 3
netem icerlhc, und theologische reden und /ehren sind
ohnehin nicht jedermanns licbhaberei. dies ist jedoch kein
grund, die geistliche prosa des deutschen niiltelallers, die
einzige die, bei dem eigenthümlichcn dränge zu poeti-
scher behandlung, neben den rechtsbüchern, deren deutsche
abfafsung sich frühe schon als ein gebot der nolhwendig-
keit herausstellte , räum fand, darum gering zu achten:
einmal gehören diese denkmäler mit derselben berechti-
gung wie die poesie unserer lilteraturgeschiehte an und
in bezichung auf die innere entwickelung des deutschen
Volksgeistes nehmen sie keine geringe stelle ein. der ge-
schmack der menschen ist Jreilich verschieden , aber eben
deshalb kann nicht geleugnet iverden , dafs nicht 7iur die
Prosaiker des \Zn, sondern auch die mysiiker des \A?i Jahr-
hunderts eben um ihrer geistigen bedeutung loillen für
viele leser ein gegenständ der anziehung und des ge?iuj'ses
sind, denen die altdeutschen gedichte ihrer mehrzahl 7iach
kein Interesse einzuflöfsen vermögen.
Durch die auffindung dieser neuen schrift gewinnt
bruder Davids verdienst um die deutsche prosa noch eine
weitere erhöhte bedeutung. wie allgemein bekannt, ist es
bis zur stunde noch nicht gelungen, den verfafser oder
bearbeiler des s. g. SehwaOenspiegels auch mit nur eini-
ger wahrschehdiehkeit ausfindig zu machen, ivie wenn es
kein anderer als Q-erade bruder David wäre? in seiner
vortrefflichen ausgäbe dieses Werkes, der einzig zuver-
Uifsigen und genauen die es gieht , deren zweiter band
mit dem lehenrecht und den versprochenen historischen
und kritischen abhandlungen leider noch immer auf sich
warten liifst, hat IV. Wackernagel zuerst die schwanken-
den nieinunden und vermutun!>en über zeit und ort der
entstehung theils beseitigt, theils berichtigt, und es waJtr-
scheinlich gemacht dafs das buch vor dem jähre 1276
von einem geistlichen in einer schwäbischen oder baleri-
sche?i Stadt abgefafst tvorden sei. alle drei punkte treffen
aufs haar zu, wenn David der verfafser ist. und dafs er
es ist, dürfte eine vergleichung des vorliegenden tracfatcs
mit der einleitung zum Sehwabenspiegel mit ziemlicher
Sicherheit ergeben.
4 BRLDEK DAVID VON ALGSBURG.
Die anfange beider stimmen in überraschender weise
so sehr wörtiich mit einander überein dafs ein blofser
ziifall vnmögfich angenommen loerden kann, eben so loe-
nig' darf auf der einen oder der andern seite an eine
entlehnung gedacht werden, die eingangs Zeilen in Da-
vids tractat sind so ganz in seiner weise gehalten , und
überdies so sehr im einklans; mit dem sranzen übri^rcji in-
halt, dafs sie vollkommen an ihrem rechten platze erschei-
nen, aber auch die einleitung zum Schwabenspiegel kann
nicht daher entnommen sein, indem die ausführung der
beiden zu gründe liegenden idee, trotzdem dafs sie bald
von der des tractates abweicht and in anderer weise an-
gewendet wird , in stil und darstellung ganz davidisches
gepräge trägt, es ist fuir hienach gar nicht zweifelhaft
dafs der verfafser der deutscheri abhandlung {die ich für
älter halte) und der des Schwabenspiegcls eine und die-
selbe perso7i ist, David von Augsburg, mm findet auch
die aufnähme einiger stellen aus der einleitung des Schwa-
benspiegels in bertholdische predigten {nicht umgekehrt),
die IVaekernagel zuerst nachgewiesen hat, ihre einfachste
erklärung -. bei der zivischen beiden bestehenden innigen
Verbindung hat Berthold diese seines lehrers und freundes
arbeit, violleicht schon vor ihrer Vollendung, gekannt und
für seine zwecke benutzt, gerade wie den lateinischen
tractat, von ivelchem später die rede sein wird, eben so
leicht erklärlich ist der fernere tnnstand , dafs einzelne
capitel des Schwabe7ispiegels in das im jähre 1276, viel-
leicht auf Davids anregung oder doch durch defsen Vor-
gang entstandene Augsburgrr stadtrecht , das älteste buch
dieser arl in deutscher spräche, eingang gefunden haben.
Auch sonst hol sich David nicht blofs mit geistlichen
Schriften beschäftigt: auch unter den deutschen geschicht-
schreibern gebührt ihm künftig eine stelle, leider kenne
ich von seiner lateinisch geschriebenen chronik bis jetzt
blofs die nummer der auf der k. hof und Staatsbibliothek
zu München befndlicheti handschrift {s. Höfler in den ge-
lehrten anzeigen der Münchener academie 184(5. bd. 23,
1011). doch habe ich hoffnung , über umfang., inJialt
V. s. V. bald nähere auskunft zu erhallen, und werde
BUUDEK DAVID VON AUGSBURG. 5
daiüi nicht veiifehlen das ergebnis der Untersuchung an
geeigneter stelle mitzutheilen.
Davids betheiligung an der abjaj'sung eines deutsclien
rcchtsbuches kann hienach um so weniger verwunder7i. 7mr
vnrd man ihn 7iicht eigefitlrch als vcrfajscr betrachten dür-
fe.il, sondern vielmehr als blojsen ordner und bearbeiter
des stojf'es, den ihm, wenigstens so weit er die im Schwa-
bensj/iegel eine bedeutende stelle einnehmenden gewohnheits-
rechlc beli-iJJ't, richter und rechtsgelehrte geliefert haben
werden, darauf deutet z. b. das 58e capitel {bei IVacker-
nagel = 73 bei Lafsberg) die nieisler sprecheiit also, die
disiii laijLrelit geiuacliet Iiant den künigeii iinde den liiiten ze
liebe, u. a. m. seine thätigkeit hiebei wird man sich in
ähnlicher weise zu denken haben, icie die des meistcr Burk-
hart von Frikke beim üsterreich-lutbsburgisvhcn urbarbuche.
Es entsteht nu?i die frage, wer David diese arbeit
übertragen habe? auf eigene faast kann er sie nicht wohl
unternommen haben: hieza hätten ihm, dem geistlichen,
von vornherein die nä/h/gen uialei'ialien gefehlt, und dann
muste ein rechtsbuch, das fast in ganz Deutschland meh-
rere Jahrhunderte hindurch im höchsten ansehen stand
und gl'ichsam als kaiserrecht betrachtet wurde, nothwen-
dig von der höchsten autorität im reiche ausgegangen sein,
dafs dies noch durch Friedrich 11. geschehen sei, dt/-
schon im j. 1250 starb, glaube ich nicht; wer aber Jiälte
während des grofsen interregnunis von 1254 — 1273, wo das
reich ohne überhaupt war, den auftrug zu einer solchen
arbeil geben sollen mal können? ich vermute daher, dafs
Otto der erlauchte, von \T\\ — 1253 herzog von Baiern,
es war, der die bearbeitung des wcrkes angeordnet hat.
obschon in frühern Jahren mit kaiser Friedrich vielfach
in streit und zwistigkeiten verwickelt, söhnte er sich docli
sjiäler wieder mit Htm aus und hielt fest zu ihm bis zu des-
■•^en tode, viul als Kon r ad It '. zur behau ptung seines erb-
la/ides Siciiicn nach Italien zog, beslellle er ihn , seinen
schtviegeii ater, zum rcichsverweser.
D'fs dem herzöge in dieser eigenschaft die befignis
und die machl zustand, die abfifsung eines geselzbuches,
das fürs ganz-e /eich beslimml war, a/izuord/ie/i , scheint
6 BRUDER DAVID VON ALGSBURG.
;////' keinem Zweifel zu unlerliegen. gewiss tvar ihm Da-
vid noch von dessen aufenthnU. in üegenshurg her persön-
lich belionnt*) : denn Regensbiirg tvar Ja seine zeitweilige
residenz und dem dortigen Franciskanerkloster hat er, wie
ich schon in den mystikern i, xxix naehgexviesen habe, mit
seinem Stiefbruder, Albrecht von Bogen, mehrere Schen-
kungen gemacht. Davids Meisterschaft in handhabung der
deutschen spräche sowie seine sonstige gelehrsamkeit konnte
ihm nicht verborgen bleiben tmd mochte den gedanken
in ihm erivecken , sich des talentes dieses man?ies in der
angegebenen weise zu bedienen, durch dieihm übertragene
würde tvar er auch vollkomme7i in der läge, David das
erforderliche material , dartinter in erster reihe die im
Schwabenspiegel vielfach benutzten kaiserlichen Verord-
nungen und reichsgesetze , in die hand zu geben, dafs
Otto auch sonst die deutsche litteratur begünstigte , weifs
man aus dem heiligen Georg von Reinbot von Durne, der
auf seine besondere aifforderung gedichtet wurde.
Im Jahre 1250 oder 1251 begann Berthold zuerst in
Baiern als öffentlicher prediger (lantbredier) aufzutreten
und David war (s. mystiker i, xxx. xxxv) auf diesen reisen
sein treuer begleiter. wie loenn diese reisepredigten , die
sich fast über das ganze südliche Deutschland verfolgen
*) im jähre 124G wci/fe David noch in dieser stadt, ivic aus nach-
stehender Urkunde erhellt. Pliilippus, apnstolica gratia Ferrarieosis
electus, apostoücae sedis legatus, religiosis et honestis iiiulieribus . . .
abbatissae et convenlui Tnferioris Monasterii in Ratispona io vero sa-
iutari salutem u. s. w. nos ita(]ue, piis vestris supjilicalionibus inclinati,
saluti animaruin veslrarum et vestris conscientiis consulere cupientes,
per viros provisos et ßdeles Heinricum, decanuiii Ratisponensein , Ulri-
cum de Dornberch , eiusdem ecciesiae canonicum , IValres Berlholdum
et David de ordine minorum, super statu vestri monasterii ac liberta-
libus et suprascrijjtis consuetudinibus apud vos ab anliquo diutius ob-
servatis inquisitione babila diligcnti, praescriptas vobis liberiates ac
consuetudincs , quae vobis longis Icmporibus i'cmanscrunt, auctoritate,
qua funginiur, conlirnianlcs, super memoratis consuetudinibus pateinae
vobis dispensationis beneficiuni exiiibcmus. datum >furinbercb , pridie
kai. lanuarii, Piintißcatus domini Innoccntii pa])ao iiijti anno iiijln.
(31 dcc. 1246). im k. reichsarchiv zu München aus dein reichsstij't
Niedrrtnünsfer in licj^ensbur^- {s. fasc. ](). 82. 1.) vergf. Längs Reg.
2, 378. niiltheilun'^ von herrn dr l\arl Roth in München.
BKLDEU DAVID VON AUGSHL'liG. 7
laj'scn, zum thcH gerade im interesse des zu verfaj'sonden
gesctzhnches unternommen worden wären, und Davids be-
ghitung den besondern zweck gehabt hätte, die wohl häufig
noch ungeschriebenen gewohnheitsrechte u. s. w. an ort
und stelle aufzuzeichnen und zu sammeln? der zeit 7iach
(1250 — 1253) würde dies vortrefflich passen, und auf diese
weise und in ähnlicher absieht hat ja auch Burhharl von
Friklic in den jähren 1.303 — 1311 das ElsaJ's und die
Schweiz bereist.
Diese letzteren punkte sind freilich nur vmtmafsun-
gen , die keinen ansprach machen für unumstöj'sliche be-
weise angesehen zu werden, ganz aus der luft gegriffen
sind sie indi-ss doch nicht , und die eine oder die andere
dürfte sich wohl als im höchsten grade wahrscheinlich be-
währen, die vetvnutung abc/', dajs das buch in den ge-
nannten jähren begotmen worden sei, schlie/st keineswegs
die behauptung in sich, dojs der verfajser es auch inner-
halb dieser zeit vollendet habe, es wäre dies bei einer
so mühsamen und verwickelten arbeit sogar nicht wahr-
scheinlich , und. David kann sich gar wohl bis zu seinem
tode (1271) damit beschäftigt und sie vielleicht wwollendet
einem andern hinterlq/sen haben, indess ist diese letztere
annähme nicht einmal ?iüthig. die beweisgründe, auf welche
J. Merkel in seiner scharfsinnigen Untersuchung über den
Schwabenspiegel ( de republica ^ilamannorum commcnt.
Berol. 1849. xvi, 28-''"') seine behauptung stützt, dafs
derselbe nicht vor dem jähre 1275 verfafst tvorden sei,
haben mich wenigstens nicht überzeugt, es ist überhaupt
schwer, wenn nicht ganz unmöglich , die entstehung eines
buches, wie der Schwabenspiegel , der schon in frühester
zeit erweitert und interpoliert wurde, auf ein jähr hin zu
bestimmen, denn ivie leicht können gerade die stellen, auf
die man sich hiebei stUtzeji zu dürfen glaubt, zusätze
späterer zeit sein. Merkels weitere Vermutung, dafs das
werk von richlerji der stadt Augsburg bearbeitet sei{a. a. o.
s. 23) hat, auch ohne die gründe, die für David sprechen,
in anbelracht der geistlichen einleitang ebenfalls nur ge-
ringe Wahrscheinlichkeit für sich , obschon damit , uue
schon oben bemerkt wurde , und es sich von selbst vcr-
8 BRUDER DAVID \ ON AI GSBl RG.
sieht, die betheiligu/ig- roii rcchtsgelehrten /lieJtt g-eleiignct
werde// so//.
Ich ziceiße keinen augenb/ic/{ , daß die hier aufge-
ste//ten behauptungen vie/Jachen Widerspruch erregen wer-
den, indess bin ich ungesucht und ohne vorgefofste mei-
nungsfi dox-u gekommen und mujs nun abwarten, was 7nan
davon ge/fen Infsen wird, die anregung so/eher fragen
über eine noch /ange nicht abgescli/oj'scne Untersuchung
scheint mir keineswegs müjsig, und wer wei/s , ob nicht
von fortgesetzter forschung eine bestimmte und unzweife/-
hajte Vösung zu erwarten steht.
Die oben beschriebene Stuttgarter handsc/iriß gehört
etwa der mitte des 14« Jahrhunderts an. der tejt ist
darin ziem/ich genau und correct über/ie/ert. meine ände-
rungen betrejjf'en meist nur die orthograpliie. da sie sich
sehr oft wiederbo/en, so habe ich die /esarfrn nicJit ininivr
angemerkt, aber doch hi/uj/g gc/^ug, um die niu/ithirt, die
ganz bestimmt die des E/saJ'ses ist und daher für den
Augsburger David /lieht passte , mit Sicherheit erkc/i/ien
zu iaj'se/i. /eider fch/e/i in der hs. zu anja/ig. i/i der
mitte und am ende /nehm re b/ätter. doch Ja //en daran auf
u/ise/v/ tractat b/ojs zwei {zwischen bi. 138 und 139), die
noch dazu de/n sch/uj'se angehören . der aus Münchener
hss. in den /ni/stikern bereits eoi/stdndig abgedruckt ist.
Stuttga/-t 29 sept. 1851 . FRAXZ PFEIFFER.
Horro 'j;o\. liimolisclior \a\or. iluri-h ili'no niillo j;iicte ge-
schüeCe du tliMi inoiiscIuMi in drivalligor wirdokeit. diu erste,
daz er nach dir j^obildol ist. diu andere, daz du dise weit
alle ime ze dienende i;eniaehet liasi'). diu dritte"-), daz er
die wiinne unde die ere, diu du bist, mit dir eweelielie nieze.
der weite dienest hast du inie veri;ebene i;ei;eben zuo einer
niaiuin£je, wie groz diu ere sf. die du ime unibe dienest her'')
nach will geben, sit des so vil i>l . daz du ime hie hast*)
vergebene gegeben, du muotest muh niht swu'res diensles
von ime. daz diu"') milte deste grivzer sehine, so du \\n\\cu
Ion (b/. 87') ime gist und ewigen umbe liiigen niiil ninbe
kurzen dienest.
l liest •.') «üito ;>, liar i) liest "> dine
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 9
Der dienest ist an zweiii dingen : daz man dir uiider-
Iwneclk'he gehorsam si undc daz man dich durch dine giiete
nbc allen dingen minne. waz mölile ringers sin, dcnnc daz
man dorne gerne gehorsam si, der niiil gebiulet wan daz uns
aller nülzosl ist? undc daz man den minne, der uns mit
ganzen triuwen minnet unde des minne ein übergiilde ist
aller wünne und ein sache aller sadikeit?
i*6 du dem ersten menschen helest erloubel allez daz
obez in deme paradise, do nseme du niuwan einez üz , daz
er ez desle liliter möble vermiden unde daz er zeigete, wie
undertan er dir wtere , so er din gebot vestecliche behielte,
bete er din gebot behalten , so betest du in unde sin ge-
siebte ze siner zit äne we oder tot mit libe unde mitsele^)
zuo dir bin üf unde zuo den heiligen engelen in die ewige
fröude gcnomen. do erz do von des tiuvels verraetnisse iiber-
gie, do gebieze du ime, daz er iemer mit arbeilen miieste
leben biz ^) daz er stürbe unde dar nach die ewige martel
liden in der hellen mit dem tiuvel, dem er wider dich ge-
volget liete, dir enwürde denne din laster gebüezet (b/. 87'')
unde din schade von dem menschen , daz er dir also groze
ßre erbiile alse gröz lasier er dir erbot, und allen den
schaden büezte, den er an ime und an allen menschlichen^)
gesiebten bete getan, die er beroubef bete aller rehfekeil
unde von den himelischcn IVöuden geworfen in den ewigen löl.
i)isiu beidiu \\aien^^) deme menschen müelich und ouch
unuiigclich zc tuonne ; \^an alse der töle weder ime selber
noch eime andern daz leben mac geben , daz er an ime sel-
l)en nilit ha!, also enmac der siinder weder ime selben noch
eime anderen gegeben die rehlikeit, die er selber niht hat.
noch die er von ime selben nilil hclc, obe ers vor ie gewan.
alse iiieman mölile ime selben sin wesen geben , do er den-
noch niht was , alse mac nieman sich selber machen l»e/.zer
ane des helfe der ime sin wesen vor gegeben hat. daz
bisl du alleine, lierre got, der alleine von nälure guot ist.
alliu anderiu dinc liabent von dinen gnaden swaz guotes an
in ist. wie möble er sich unde sin gesiebte wider an daz
b(Slc bringen der sich selben niht möble an daz nidcrstc
guot von siner") niaht gesetzen? wesen ibt (bl. 88) daz ist
1) seien 2) bitze !i) mensl. ii. x. ii<. 'i) M.irenl 5) siiirc
10 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
des nidersten guotes, wesen relil ist des mittelen guotes,
weseii in dir unde dich uiezen völlecliche, daz ist daz hoeliste
guot, daz crealüre haben niac.
Herre got, dir ist der arme an gevallen, dem nienian ge-
helfen mac wan du alleine, die engele miigent nilit wan
alse sie von dir schöpfent. ir aller gerehtikeit ist also smal,
daz sie fürbaz niht mac gelangen danne daz ir ieclicher mit
sinnen sich selben bedenke, sinen rät, sine helfe mac er
niht mit mir teilen; mit siner rehtikeit mac er mich niht
umbesweifen, daz uns beiden da mite geniiege. du bist
alleine also riebe der rehtikeit und alles guotes, daz du ane
sincn schaden mäht mite*) teilen gevvaltecliche sweme du
will dine rehtikeit, dine giiete, dine wünne unt dine ere unt
dine ewikeit. dar umbe swar wir uns keren^), da ist uns
der wec ze enge, daz wir weder rat noch helfe vinden^)
da. nu keren^j wider gegen der wite, diu nibt endes hat"'^)
gegen diner wisheit, gegen diner güete, gegen diner almeh-
tikeit. da gebristet uns weder rätes noch triuwe*') noch
helfe, dii kanst, dii mäht, obe du wilt, uns allen wol gehel-
fen üz dem nofstricke, da wir [bl. 88^') uns selben mite ge-
vangen unde gewürget liahen. wir künnen') niht erlrahten,
wie ein mensche getuo^; daz menschen unmiigelich ist unde
doch nieman wan mensche tuon sol ze rehte, unde wie mensche
daz vergelten müge daz er niht geleisten mac, der niht hat
wan daz er von dineu^) ze leben hat. waz aber er dir ze
rehte gelten siille, daz sol man merken.
Du betest gedaht von menschen kiinne die himelische
stat vollebringen unde die sliickcn '") der aptriinnigcn engele
mit menschen erfüllen, dö er do geviel, do bleip diu edele
stat unvollebraht. do der aptrünnige engel von siner be-
trogenlieil geviel, dö schliefe du den menschen dir ze einem
erenscbille wider den liuvcl, wan er sine schulde uf dich
gerne wolle vicrfen, daz du ime unrehlc betest getan";, dö
du in verstieze umbe sünde. dö du in also f^cmacbet betest,
daz er möble siinden, wicre dö der mensche ane sünde be-
standen, daz wa're dem tiuvele ein gröz laster gewesen, daz
1) luil mir t. '2) kt'ront 3) vindciit i) kercrit fi) mi/sf.
'.Vl'i, '21. Gl triiwcn 7) kiiiinont 8) gfelüii \)) fc/i/f. gnädcii ? IIj)t.
10) slücke Schlund, lüclu:: Fri.sch 2, 202. 0 bei Um 1419. ll)geton
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 11
er da von siiienie eigenem nuiohvillen w;ere gevallen , der
sterker von natüre*) was, do der mensche gesliiont an der
rehlikeit, der von nature bloeder was durch den lip von er-
den: daz wwre ouch dir, herre, ein {bl. 89") groz ere ge-
wesen wider den lim el , daz er da bi gesehen hete, daz du
in unde den menschen niht also gemachet betest, daz er siin-
dete swanne er siinden möhle, mer du betest in also ge-
schaffen, so er Sünden möble von der nälüre~j unde niht siin-
den wolle von guolem ^) willen unde durch diue liebe, daz
ime daz wa-re löbelicher unde dii ime daz mer danketest,
obe er die sünde liezc von der liebe lugerule , denne obe er
ir niht getuon möhle. der niht still so er sin guote State hat,
dem ist daz mer ze dankende denne deme der niht geslelen
mac. da mite solle der mensche unde der engel verdienet
han, daz sie also gevestent würden^) an der liebe der rehli-
keit, daz sie niemer der von möhlen werden gescheiden, alse
du uns ouch noch geheizen hast, hilf uns , daz wiiz ver-
dienen, daz wir in die süelikeit verwandelt werden des ewi-
gen guoles, daz du selber bist, do der mensche do die sünde
tel, do wart der tiuvel erfröwet, daz er einen gesellen liele
wider dich unde daz der, der diu geziuc solle sin wider sine
sünde, daz der sin genoz viart in den siinden, dir ze leide
unde ze lasier'"*); unde des du dich von den menschen ge-
rüemet betest wider den tiuvel, daz dir daz") ze eime grö-
zem') (hl. 89'') ilewize wart verwarulelf. dii betest ouch
liimel und erde durch den menschen gemachet, daz ez ime
diente uuibe den dienst den er dir Iwle. do er dir aber
sins dienstes abc gienc mit der ungehorsame , do macliel er
sich unwürdic alles des dienstes, daz ime bimel und erde
dienen solle, unde dar ziio der gelider siiies eigenen libes,
daz in diu ougen niht wisen sollen^) nocii die l'üeze liNigen
noch kein gelit sin werc üeben. wanne ir dienst bete er
wider dich ze sünden kerl, do bete ers '■•) von reble gar
verworht, und also het er dir himel und erde unde sich sel-
ben unnütze gemäht, do ez dem süuder unde niht dinem '")
diener dienen solle, durch den duz allcz betest geschairen.
swaz der sünder niuzet diner crealuren dienstes , da bi er
I) naiuren 2) rnilurcii \\) gulen 4) wurdcnl 5) lasiere
(■)) Amfchll. 7) srosciiu; S) soileiil •.)) er 10) (iiijcii
12 BRLDEFl DAVID VON AUGSBURG.
sii'li iiilil Iiczzort, daz roiibet er, swaz^) er des diiien \\ider
dinen «illen niiizet-).
l)Ci liefest oucli den mensche» relile geschaffen, daz ist
ane alle siinde, iinde die selben rehlikeit solter iemer nl' siii
gesiebte ban geerbet, do er dö die siinde tet , do verlo rer
iine nnd uns die rehtikeit, daz wir alle da von werden in
Sünden geborn und enpfangen ; (b/. 90') und uns wtere bez-
zer nilit sin deiine in siinden iemer sin , wan diu rehtikeit
ist nienscblicber uatüre würdekeit, da mite si über ander
creatiire gecdelt ist. so sie die^j vcrliuret, so ist si dir un-
genauer denne andere creatüren, die niht verstantiiisse h.i-
bent; wan die haut oucli niht verdampnisse. daz siiil die
schaden, die der mensche hat getan, dö er die sünde tet.
die solte er dir gelten unde widertuon e daz er dine luilde
gewünne, w'an du ime vor betest geseit, svvenne er din gebot
zerbra^che , so stiiibe er des todes, daz ist, er nuieste an
libe und an der sele iemer sterben. Der iemer stirbet der
rauoz iemer leben, daz er iemer sterbe^), wan stürbe er ze
einem male genzliclie, so möbte er niht me sterben, und also
bete sin not ein ende; aber sus nimet si nienier ende, in
dem kumbere sint alle die in loellicheu sünden lebent unde
dar inne erslerbent. in dem waren wir alle von der ersten
ungehorsame , daz wir din antlitze niemer solten gesehen
noch daz honicvliezende laut beschouwen des himelriches,
unde dar zuo des ewigen todes lluocb iemer tragen die wile
dir din laster niht gebezzcrt wwre noch {b/. 90'') din schade
gebüezel.
Herre himelischer vater, bie was rätes unde helfe not,
wan under disen zwein da was einz gar sere miielicb, daz
ander gar den menschen unmiigelich ''). ewecliche veidam-
nel sin ist griuweliciie müelich zc'') leisten; daz man niiit
geleislen mac ist gar unmügelich. der dir ze reiife bezzern
solte die schulde, der solle ime selben unde menschlichem
küniie wider geben die rehlikeit, die wir vcrloiii beten'}.
er solle den liuvel alse krellecliche überwinden dir ze eren
unde durch diiie geborsanie, alse lililecliclie er sich liefe ge-
iazen überwinden unde gewaltigen mit den siinden , dir ze
1) was 2) nüfscii 3) die /(•/(//. 4) slürlc 5) vninulich
ze fc/i//. 7) licllcul
BRUDER DAVID VON AIGSBIIRG. 13
lasier, daz er durch din ere also grnz diiic luo oder lidc
umbe die relitekeit ze behalleniie, daz er anders iiilil j^ebuii-
den si. also groz lasier er dir enbol, do er sieb lie der
rehlikeil beroubeii , zuo der er von diiiie gebole was gebun-
den zc bebaltenne, er solle dir alse gröz ze gelle geben,
alse der schade was , daz diu bimeliscbe slat verbüwen lac
von sinen schulden, und alse allez menschen künne isl , daz
da von der bimelischen wiinne verslözen was, unde durch
die du alle dise well belesl geniacbet, daz sie den erwel-
len dieule. (bl. 91") und alsus was daz gell groezer denne
allez menschlich künne, groezer denne alliu disiu well, gice-
zer denne daz himelriche unde denne allez daz got nihl isl.
wie möble ein mensche bezzerz vergellen denne er selber
was, daz selber nihl vergellen möble daz er selbe waz, der
sich selben weder möble machen noch wider machen, weder
geben noch wider geben, der nihl hele wan von dir?
Vier dinge muoz cinez doch geschehen : daz der mensche
selbe dii" din lasier unde den schaden bezzere, oder eleswer
anderr lür in, oder daz duz ime gar umbe sus^) vergebest
ane alle bezzerunge , oder daz er verstozen würde der wür-
dekeil unde der i'röuden, durch diu ^j du den menschen ge-
machel liasl"'); wan du geschüefe in, daz er diner I'röuden
leilhai'l würde unde des engeis genoz vMcre , und an alle
mal''; und sünde vor"*) dinem anllilze mil eren unde mit
wünnen iemer wtere **) unde keinen herren obe dir he'ie')
wan din, der sin schöjjfer isl alse des engeis. daz er selbe,
der sündige mensche, nihl möble gebezzern, daz silil man '^)
da lii wol, wan dei' sich selbe dem liuvel verkoulel liele mit
den Sünden, der (hl. Dl''; hele nihl niT;, da mite er losle.
der iiiie selben die krall hele lazeu '') benemen '") der rehli-
keil, da mile er den sünden solle widerstanden sin, der
möble"; sich nihl selbe von des liuvels gewall enbrechen,
wan er ieze krcllelos was. der nihl guoles von ime selben
molilc jialien , wie möbler bezzerz geleislen ze gelle denne
er selbe was. bete er sich lazen loclen lur die sünde, die
er hele getan, daz müesle er doch erlilen han, daz er slüibe,
I) süs 2) (Jen 3) liest //) iii.ile 5) von (i) wcrcn
7) licttciil 8) 11)011 9) lasen 10) lienonicn II) iii.'.lite
\A BRl DER DAVID XON AUGSBURG.
wan diu siiude hete in toetlich gemachet : er wolle oder en-
wolle, er müeste sterben.
Der da bezzern sol, der sol leisten , des er anders von
relite niht scliuldic wsere, obe er nilit gesundet hete, unde
dennoch den schaden widerlaon , den er getan hat. alse
mohte*) der sünder niht gebezzern, weder für sich noch für
einen anderen: wan ein diep enmac diebes bürge niht wer-
den vor gerihle, wan sie beide versprochen sint. betest dii
aber einen anderen menschen von niuwem gemachet äne
Sünde, der von Adame niht wwre, daz der fiir Adame unde
für sin küniie dir (bl. 92") bete gebüezel , so enwa^ren wir
niht an die würdekeit wider koiuen , da wir vor an waren,
do wir niuwan dir alleine undertiin wären, wan wir mües-
ten nü dem undcrtan sin , der uns erloeset bete unde der
von nature solle unser ebengeiioz sin gewesen , wan er ein
mensche was alse ouch wir; und also miiesleu wir zweien
herren gedienet hän : dir, herre got, wan du uns geschairen
hast"), dö wir dennoch niht cnwaren , unde dem, der uns
erlöst bete, dö wir verlorn wären, unde \Air wieien dem
groezers^) diensles unde dankes scliuldic, der uns dine hulde
wider gewuuuen bete , denne dir, der uns diz lipliche leben
ireoeben liete, wan uns w*re bezzer niht sin denne diner
schulden niemer äne sin. dar über ist der mensche eins
menschen wert, der aber sich solle ze voller bezzerunge^)
für alle menschen geben, der solle ouch liurer sin denne alle
menschen, obe sie joch niht gesundet belen, er engiebe an-
ders niht tiiirers") wider den menschen denne der mensche,
der got gole genomen bele, und also möhle ein liiler mensche,
der niht got w«re, niht für (ö/. 92') alle menschen bezzern
ze rehte, wanne er niht liurre wjere denne sie alle, anders
müeslcn wir alse manigen erloesor haben alse unser aller isl.
Diu selbe rede wtere ez gewesen, obe uns ein engel er-
löst bete, unde wir mücsten des engeis kneble worden sin,
die vor ze engele genözscheftc geordenl wären, der des
anderen gnädeu leben muoz, der muoz inie mit vlehcnne
underUrnic wesen, und also wiere menschlicbiu nälüre nie-
mer wider komen an ir ersten würdekeit, die si gehabet
solle hän. betest du aber dem menschen die schulde äne
I) iiiiilile 2) liest 3) groses 4) befseiunge 5) lurrer
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 15
alle bezzcrunge ver<^eben, daz wa're gescliiiien als übe duz
dar mnbe gelazeii belest, wan duz nibt j^ebaben mölitest.
daz sma'bele diu aluieblekeit ; ez wa?re oucb diner relilekoit
iiibl wol gestanden , wa^re diu siiiide an dem sünder weder
gepinigel noch gebezzert , iinde daz möhlen die engele nibt
wol liir guot genonien baben , so du ir genözen verdamnet
belest umbe ir siinden unde den menschen gekroenet betest
in Sünden und in zuo den engelen , die nie gesundeten , in
die hiniels eren gesetzet belest ane alle bezzerunge. und
also betest dii {hl. 93') reinekeit vor dir nibt bezzer geha-
bet denne die unreinekeit. wir beten ouch des kleine ere
gehabet vor den engelen , so sie dir nie kein leit getan be-
ten, daz wir dir groz lasier beten erboten unde da oucb
nie keine bezzerunge getan beten, und also, obe wir joch
fröude belen mit den engein in bimclriche, so beten wir doch
lülzel eren und also wahren wir nibt genzlicbe widerkomen
an die ersten würdikeit der engelischen genözscbaft. belest
dii sie aber alle läzeii vei-loru werden (wan wir dir nibt
mobten ') gebezzern), daz wa're diner wisbeit unde diner
giiete nibt wol gestanden*), wan so betest dii uns baz ge-
tan, obe du uns nilit gesibalFen belest denne daz wir ver-
lorn sollen werden ewecliche und in dime zorne sin, so nie-
inan wa're, dcme unser verlornisse ze guote ka-nie.
Y)u\'^) wisbeit, diu alliu dinc vor vviste unde diu vor
sacb allez daz geschehen möhle, wa*rc dar an nihl ze lo-
benne gewesen, obe du eine so edele crealure helesl ge-
macbet , diu sazebanl solle genzlicbe ane wider belle ewec-
liche vei'lorn sin, alsc obe du (bl. 93'') nihl bezzci's kündest
noch möblest oder wollest, diu alliu diiii gezement diner
uneischöplelen wisbeit iiiht noch diner almehlekeil noch diner
hwbslen giiele, du luost aber nihl, daz dir an ihte unzime-
lich möhle sin; du w;eresl anders nibt an allen lügenden
vollebrahl, ta-lesl du ihl, daz uugevellic '') wa^re.
Do des menschen sache also allenthalben was verküm-
berl, dö erlöstest du die verwerrunge unde na-me dich der
sache an, den stril ze scheidenne mit giiele unde mit diir-
nehtekeil, unde hast uns <la bi zerkennendc geben diiie
1) mölili'iit 2) gezemeii \\) Diiie 4) vn/sl. '.Vll . IJO.
330, 20.
16 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
inalif, (line wishelt unde dine güete völleclicher 'j, denne wir
dich V erkennen mölilen'*) von den werken aller diner^) ge-
schöpfede. daz dn hast alliu dinc von nilUe gemachet, daz
ist ein groziu mäht : daz aber du zerbrocheniu dinc wider
ganz machtest '^j alse da vor, daz ist niht minre, alse der
von altem ^) geziuge ein niuwez hus mähte; daz ist meister-
licher denne von niuwem. der dem wol tuot, der nilites niht
umbe in verschuldet noch verdienet hat , daz ist ein groziu
milte^); der aber deme (l/L 94'') vil wol tuot, der niht wan
allez übel gegen imc verschuldet hat, daz ist diu hoehste
güete. nu gezimet diner gücle wol, diu also gröz ist daz si
niht groezer sin mac (wan nach diner michele ist ouch din^)
güele) , daz du guot üz übele machen kanst unde gar ver-
worrenz wol gerihten. dar an ist din güele löbelicher^) unde
din wisheit schinba^rre denne obe du uiuwen guot guot mäh-
test und slehlez schöne hieltest, wir heten dineu gevvalt
dar an wol erkant, daz du so groziu dinc unde so manigiu
möhtest von nihte so gar gerinclich machen^); wir heten
ouch dine wisheit dar an wol erkant , daz du so manicval-
tigiu dinc alse ordenliche '") lif einander ebenhellende gegoz-
zen hast''), daz diu nidersten mit den obersten '~) nach ir
\Aise gehellent unde daz dii diu also verrihtest'^) ane alle be-
kiimbernisse, daz ein punte diner wisheit niht entrisen mac,
dii cnwizzcst ir aller ahte alle stunde, wie unde war umbe
ein iegelichez also sin oder wesen solte. dar zuo heten wir
dinc strenge rehlikeit {b/. 04'') wol gesehen an den aplrün-
ni'-en engclen , wie du die verdamnet hast'*) umbe sünde,
daz sie nicmer niiigent wider ze luildcn komen ; unde daz het
uns sere erschrecket, da wider haben wir ouch dine slate
Iriunlschaft gesehen gegen den, die ir Iriuwe an dir wol be-
haltent, daz sie niemer wider dich getuont mit keinen Sün-
den, alse an den heiligen engein, die dii also an diner
minnc'-"'; gcvestent hast, daz sie niemer von dir werden
gescheiden.
Noch soll uns zwei dinc zeigen , da bi w ir erkennen
1) niysL ;>;{:$, '2i{. 2) iiiohlt'iit '.\) siner 4) ntaclicst
5) gulemme 6) rfj-^--/. iriijsl. 385, 3-2 .//". 7) dine <S) ILlielicli
9) niyst. 314, 15. 10) oitlenlichn II) best. I'2) obi-rslcii
13) mi/sl. 327, 27. 14) liest 15) niiiincn
BRUDER DAVID VON ALGSBURG. 17
niügen*), daz dekeiii gebreste an dir ist. daz eine: obe dii
vergeben künnest denie-), der wider dich geliiot, daz man
des müge wider zuo dinen hulden komen mit gnaediger barm-
herzikeit.' daz ander: wie du künnest Ionen nach diner wür-
dekeit die dir wol gedienent^). des einen bedörfen wir wol
hie, die wile wir*) niht äne sünde sin^). des andern siillen
wir warten, obe wir mit diner helfe iht abe verdienen''),
des dich uns ze iönenne gelüstet her nach in dem hinielriche.
man verstet eines mensclien gewalt unde sine wisheit an
siner habe und an sinen werken; aber sine güete muoz man
kiesen an ime selben, (bl. 95") also hast du uns an diner
geschöpfede gezeiget, wie mehtic unde wie wise du bist, nu
solt du uns zeigen an dir selber, wie guot unde wie gniedic
du bist, wan du enkeiner habe richer bist denne güete unde
gnaden, du bist daz guot, daz allez guot völlicliche an ime
hat. da von hat ouch minne niht die kleinsten stat in dir.
du heizest unde bist diu ganze minne, und alse unmügelich
ist, daz fiur niht heiz si, alse unmügelich ist, daz minne niht
minne. sit du nü den menschen geschaffen hast von minne'),
daz du ime mite teilest die wünne die du hast unde bist, so
wsere daz gar wider die minne, obe dii in nü genzliche lie-
zest verlorn sin, sit du ime gehelfen kanst unde mäht äiie
allen dinen schaden und unere. unde wan diu gücle diu
oberste sache ist, diu dich bewegete den menschen ze machenne,
so ist daz gevellic, daz si sich ouch ze förderst üebc den
menschen ze behaltenne; wan diu erste ist diu kreftigiste hitze
den dingen der^) ez Ursache ist: so ist si ouch so kreftic
diner güete, daz si keine nidere sache mac erwerden, wan
diner güete bist du selbe.
Herre almehtiger gol, (hl, 95') diz siut die sachen, die
uns ze verstänne gebenl , daz wir gelouben , war umbe du
den menschen woltesl selbe erhesen. wan do dem menschen
allenthalben rätes unde helfe zerran , do geviel der rat uf
dich, daz du ime selbe wider hülfest, wan du in alleine möb-
lest erlidigen , der in alleine ha'te geschaffen, unt da mite
wart ouch allez daz vcrslihlet, daz kumberlichcz unde vcr-
worrenz was an des menschen erloesunge. din^) warheit
1) mugcnt 2) dem /e/t/^ W) gcdienct 4) \\\v fehlt.
5) sint 6) verdient 7) best - iiiiiincn S) die !>) dine
Z. F. D. A. IX. 2
18 BRIDER DAVID VON AUGSBURG.
wart behalten und din ere, wan dir nach rehte gebezzert
wart, der liuvel wart geschendet, wan inie der mensche
mit rehte benomen wart, der mensche wart erlidiget, wan
inie diu rehlekeit wider gegeben wart, und wan diu bezze-
runge also was , daz si nieman möhte geleisten wan got al-
leine unde nieman solle leisten wan der mensche , dö wart
der rät also getempert, daz got mensche würde, der die
niaht bete an der gotheit unde daz reht ze bezzernde an
der menscheit. groezer dinc leisten denne allez daz got niht
ist , daz was niemanne miigelich wan gote alleine, ze bez-
zernde dir, herre got, {bl. 96") din laster unde dinen scha-
den gelten , daz tet nieman billicher denne derz verschuldet
bete, daz w?ere der mensche, wan aber der siinder für
Sünders schulde niht mohte gebüezen, alse diep diebes bürge
niht gesin mac, wan sie beide des todes schuldic sint an
rehtem gerihte, do muoste unser süener warer got sin unde
wärer mensche von Adämes künne äne alle sünde, der die
menscheit an inie trüege an der nätüre'), diu da bezzern
solte, unde die sündelosekeit bete an der pcrsönen , die den
menschen sunder versprechen solte unde für in leisten die
die buoze , die er an siner persöne niht verschuldet bete,
wan aber diu menschliche nätüre in Adäine alle was, do er
die sünde tet, do wart si ouch also verswechet mit sünden,
geswechet an irre bernden kraft, wsere Adam äne sünde
gestanden, alse er denne äne b(Ese gelüste bete kint gewür-
ket, alse wtereu sie ouch äne wßtagen geborn und äne aller
sünden mal, wan diu veterliche rehtikeit von nätüre ~) bete
üf diu kint geerbet von diner gnaden ordenunge.
Do er dö dir ungehorsam wart, {bl. 9G''J dö wart ime
sin vleisch ouch widerbrühtic^) mit boesen gelüsten unde mit
mani"er kränkelt, diu sünllich ist oder pinlich ist, unde diu
erbeit gie noch üf allez sin gesiebte, diu näliurlich ist ber-
baflikeit. da von alse daz kint gewürket wirt nach der nä-
türe gewönlicher art von den bcesen gelüsten, so enpfähet ez
ein Sünden mal und eine sünden würze, von der aller sün-
den wiioclicr springet und aller smerzen fruht diuzet. und
wan der nätüre nieman enkein ander gehurt geben kau denne
nach Sünden, so ist des not, daz der, der uns von sünden
1) nafuren 2) nalureii 3) imjst. 399, 28.
BHLDER DAVID VON AUGSBURG. 19
lidigen sol, anders geboren werde, denne nach der natiur-
lichesten gewonheit, diu da niiit aue sünden pfliget sin. doch
muoz er von menschen komen, er waere anders niht Adämes
gesiebte, kuniet er aber von mannen unde von vviben, alse
wir alle, so wirl') er ein sünder geborn alse wir. des sol
niht sin. da von muoz er von menschen komen nach mensch-
licher nalüre'^), unde wan Adam, in dem alliu menschliche
näture lac^), ein man was, so ist ouch daz redelich , daz
der ander Adam, der uns {hl. 97") von sünden lidigen sol
unde der menschliche nature wider bringen sol an ir wiirde-
keit , ouch ein man si, wan mannes werc ist von natüre
creftiger und endehafter denne wibes und ist diu natüre volle-
brähter und edelr an dem*) man.
Sit er denne ein man ist, der uns erloeset hat, so ge-
zimet daz wol, daz er die menscheit, diu uns alle erloesen
sol , von einer frouwen enpfahe ; anders die frouvven wän-
den ^), sie bete got verworfen von der gemeinen erloesunge.
so der erloeser weder frouwe noch frouwen kint aller meist
(wan Even sünde groezer was nach efelicher aht), des wän-
den sie engeilen, daz sie niht sollen behalten werden, nu
hast du aber dine güete dar an gezeiget, daz beide man
unde frouwen dir des besten getrüwent: alse diu siinde ze
dem ersten von der frouwen zuo dem manne kam unde von
dem zuo uns allen , daz nu her wider daz ewige heil von
der frouwen komen ist, diu uns den man geborn hat, von
derae wir alle erloeset sin^). daz füegele ouch dincr wis-
heit wol, daz dö uns da bi zeigelesl, daz dir alliu dinc
{bl. 97'') mügelich sint.
Vier bände wise mahl dii einen menschen machen, daz
örste ist äne man und äne wij), alse Adamen , den dti von
erden mähtest, daz andere : von manne äne wi|), alse Even,
diu von Adämes rippe gemachet wart, daz drille'): von
manne unde von wibe, alse wir alle sin^j. dise drie'*) wise
hast du uns gezeiget, daz vierde : von einer frouwen äne
man einen menschen machen, daz hast du behalten dem men-
schen, der got unde mensche ist; demc niuwon menschen
eine uiuwe gehurt, svvie aber diu gehurt wider der natüre
I) «urt 2) naturen 3) lue fehl f. 4) den 5) waiidenl
()) sint 7) dirle 8) sint •)) driv
9 *
20 BRÜDER DAVID VON AUGSBURG.
gewonheit si, daz ein frowe ane man ein kint gewinne'),
so ist ez doch niht wider der nälure reht , wan du hast ir
gegeben ein teil gewaltes, alse vil du wollest, ze merende
unde ze behaltende ir gesiebte von mannen unde von wiben.
dar über hast du behalten dir selber den gewalt an der nä-
ture , daz si sol dir gehorsam sin , daz du von ir machen
mäht swaz du wilt unde swie du wilt, alse dii zem ersten
aller dinge nature unde mäterje von nihte mohtest machen,
dar an ist niht ungelouplich, sit wir sehen an anderen din-
gen, daz diu nature {bl. 98'') geburt git ane vater unde ane
muoter , alse die ebe'^) in dem wage wahsent von leimen
unde die binen w erdent von blüenielinen , die giren so sie
alt sint brüetenl äue vater unde ze Capodociä diu veltpfert
kindent ane vater. da von ist niht wunder, sit diu nälure au
swachen dingen geburt geben mac ane vater, obe der nä-
türen herre möble ime selben eine besunder geburt geben
von einer frouwen ane man.
Herre himelischer vater, du bist ein gewärer got unde
din einborner sun ist ein wärer got und iuwer beider minue
der heilige geist ist wärer got, und ir drie sit niuwan ein
wärer got in drien personen , in einer nälure, in einer got-
heit ungescheiden, in drien personen unvermischet ^). iege-
lichiu dirre drier personen ist in ir selber alse wferliche
vollekomener got alse alle drie mit einander, sit nü der
rät ist also komen , daz got mensche werden solle, dö fiie-
gete sich daz aller beste , daz din sun uns von dir gesant
würde, daz er mensche würde, von manigen Sachen, wahren
die drie persone alle worden mensche {bl. 98'') unde von
einer muoter geborn, so wahren sie alle gebrüedere von
der muoter und wa3re ein unordenunge worden in der^) hei-
ligen drivaltekeit, so der vater sines sunes"'^) bruoder wtcre
oder sines geisles, der von ime komen isl. daz selbe w«re,
obe zwo personen wteren menschen worden, und wa^re euch
ungclimpf, obe ein mensche wa're zwo persone. da von
was daz gevelliger, daz ein persone die menscheil an sich
iKcme, wan diu ist alse voller got alleine, alse sie alle drie
sameut. w«re der vater mensche worden oder der heilige
1) pewiiiiiie 2) cbe su die lis. a-le? :5) iiiiveniiüschet
i) der j'iihlt. 5) süiies
BRÜDER DAVID VON AUGSBURG. 21
geist , s6 wseren zwene siiiie iu der heiligen drivaltckeil :
goles ewiger sun unde des menschen suu , unde möhle des
menschen sun so edel niht sin nach siner gebürte alse goles
sun, und waere euch uns ein irretuom, so wir enwesten*),
weder man~) gotes sun nante oder des menschen sun. nü
ist der strit also ze dem besten gescheiden, daz dii , himeli-
scher vater, uns dinen einbornen sun gcsant iiäst ze einem
erloeser , ze eime heilande , ze einie behalter. unde da von
hast du in genant Jesus , daz sprichet ei'lneser oder heilant
oder behaller, wan [bl. 99") er hat uns erloeset von des tiu-
vels gevancnisse unde heilet uns von der Sünden tode unde
sol uns behalten ze dem ewigen lebenne. Kristus ist ouch
gezuonemet^) , daz sprichet gesalbet oder gekrisemet. wan
nach der menschlichen nalüre ist er durchsalbet und erfüllet
der gnaden des heiligen geistes vollekomenliche ze allen din-
gen , diu ein salbe ist , diu alliu herzen heilet unde senftet
von aller bitterkeite, diu sie erfüllet.
Dar umbc alle, die der salben teilhaft wellen*) sin, die
SQOchen^) da ze' dem, der volle ime und uns enpfangen hat,
unde drücken sich an in mit liebe und diuhen in sich der*')
edelen salben dunst, diu von ime da miltecliche fliuzet, da
mite sie den slanc verdampfen an ir herzen, daz sie von
diner liebe vcrgezzent der boesen gelüste, da von sie siech
worden sint alse von eime helletampfe. wan nieman mac
des ewigen lebennes teilhaft sin, er enwerde'') geheilet mit
dirre salben ; unde nieman mac die himelische kröne tragen,
er enwerde e gewihet mit diseme geistlichen krisemen, unde
nieman {bl. 99*") mac der sünden smac an ime selben er-
löschen, uiuwan mit diseme edelen baisamen smacke.
Da von ist der kriseme von olei unde von baisamen
gemachet, durch die bezeichenunge , daz diu cdele golheil
unde diu irdenische menscheit also zesamene gefüeget sint,
daz gol unde mensche sint ein pcrsftne von zwcin natiiren,
daz ieweder natüre verwandelt ist, daz diu menschliche na-
ture von der gotheit geedelt ist unde diu gotheil niht da von
geswechet ist. daz diu gotheit sich verwandelte in mensch-
1) nemelen 3) men 3) das heifst wohl, Christas ist auch
ein zuonamc wie Jesus. i) wclleut 5) sucLent G) diu
7) euwurdc
22 BRUDER DAVID VON ALGSBURG.
liehe nalüre, daz was unmiigelich , vvan diu gotheit ist also
staete an ir irre edele , daz si nilit inac verwandelt werden
von irre ewigen vollekomenheit. Avan daz beste mac niht
bezzer werden, ez hat allez, daz bezzer möhte sin; ez sol
euch niht niinre werden, wan abeuenien ist ein gebreste des
besten, diu menschliche näture solle euch niht verwandelt
werden in die götelichen, wan wwre niht >ater unde mensche
gewesen, so ha^te er niht für den menschen gebüezet. nu
ist diu göteliche persone des gotes sunes *) unde diu {bl. 100")
menschliche njiture ein persone worden in Kristo Jesu, daz
diu mäht an der gotheit si, den menschen wider ze machende,
unde daz reht an der menscheit, für den menschen ze biie-
zen : wan den menschen wider machen ist also groz , alse
himel und erde von nihte machen, und alse daz nieman
möhte tuon wan got, als6~) möhte diz nieman tuen wan got,
und solle doch nieman wan ein mensche tuon. da von ist
Kristus got und mensche : got von gote geborn ewecliche,
mensche von einem menschen geborn reinecliche. wsere er
von der muoter gebrochen als Eva von Adämes rippe , so
wäre er menschen kint und waire uns deste frömder. daz
aber er uns deste heinlicher weere unde von der heinliche
deste lieber, do wolte er niht alleine ein wärer mensche sin,
er wolte ouch menschen kint sin.
Herre Jesu Kriste , diz was dir niht unmiigelich , daz
du weitest mensche werden, unde din würdekeit ist da mite
niht geswechet. wan sit wir daz geloubcn, daz du den men-
schen eigenlicher nach dir selber hast gebildet unde dir ge-
licher gemachet denne {bl. 100'') dekein ander creatüre an
manigen dingen, so ist daz wol gevellic, daz du dich ime
gelich hast^) gemachef, daz du sine natüre an dich genonien
hast, aue sünde. siinde diu entedelt alleine die näture , diu
nach dir gebildet ist, niiit die irdenischc mäterje, diu dii wol
gemachet hast, sit aber diu siinde da von gesuudert mohte
werden, waz möhte dö dine würdikeit geswechen diu mensch-
liche nalüre, die du selbe geschüefe, daz si dine wünne mit
dir niczen solle? ez leit etewenne ein künic sines rillers
roc an oder sines knehles , obe er guol und reine isl , unde
hat doch siner küncclichen eren dar mite niht geswechet^).
1) sunes 2) und a. 3) best 4) gcsoliecbel
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 23
also mohfesl du, liimelischer künic Jesu Krisle, dines kiiehtes
des menschen nälure an dich nemen ane sünde, daz doch din
götelichiu wiirdekeit da von nihtes niht geswcchet noch ver-
wandelt wart, den du niht versmahetest nach dir selben ze
bildende, des*) versmrihest du ouch niht, daz du dich nach
iine hast gebildet an menschen bilde, wir wizzen ouch wol,
daz du den selben menschen üzgenomenliclie ^) minnesl
vor aller dirre weite , wanne die hast du durch in alleine
{bl. 101") geschaflen. so ist diu minne der krefte, daz si
den minner neiget zuo dem geniinneten unde machet sie ge-
lich einander mit der liebe, sit du nü gar ein minne bist
unde diu hoehste minne bist und enmaht äne minne niht we-
sen , alse daz fiur äne hitze , so begerst du niht lürbaz von
den, die dii minnest, denne daz sie dir mit dem selben gelte
wider mezzent , daz sie dich mit triuwen minnent nach ir
mäht, alse du sie hast geminnet.
Dar umbe woltest du allez daz tuou , da mite du raöh-
test zeigen , wie liep du uns hast unde waz du durch unser
liebe tuon wollest, unde da von wir dich alle wider aller
liebest künden hän und aller innerste minnen. wie du aber
diner götelichen nätüre^) aller minnenclichcst sisl, so kün-
den wir dich doch dar iiiuc niht ze reble geniinnen, wan
unkiinde machet unminne'*), wan dinen götelichen hcrluom"')
künde unser tunkel bekanlnisse niht gereichen, dar umbe
was des not , daz du mensche würdest , daz wir die nalure
an dir minneten , daz wir an uns selben erkennen und also
in der menschlichen liebe an dir würden wahsende zuo der
götelichen erkanlnisse unde {bl. lOl'') zuo der geistlichen
minne. also hast du alle unser liebe an dich gezogen , daz
wir dich minnen alse unseren herren got, der uns unser we-
sen git, alse unseren heilant , der uns daz ewige leben ge-
ben wil, alse unseren bruoder, der sich uns an allen dingen
dcmüctecliche gelichet bat, alse unserr'') genoze einen ane
Sünde und äne unwisheit. wie getörsten wir dich liep ha-
ben in diner götelichen magcnkraft^)? oder wie gelörslen
wir dir des gelriiwen von diner ewigen wisheit, daz du uns
1) daz 2) vujsl. 330, ;U). 3) naluren 4) Sprichwort :
vergl. Parz. 351, 13. La/iz. 8585. 5) licrlüme. vii/nt. 3'21, 27.
6) VDseren 7) ynyst. 342, 1.
24 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
hineden irdenischen menschen minuelesf so minneclichen also
du luost, obe du dich niht so gar gedemiietiget betest, daz
du da mite die getiirslekeil gegeben hast uns armen, daz wir
dir getruwen, daz du unser gnade habest unde guote ruoche.
Zwei dinc diu machent uns arcwan , daz wir dir alse
liep niht sin alse die engele. daz eine, daz du uns von der
erden an dem libe gemachet hast, dö du den engel in dem
himele geschüefe und in da in siner geistlichen luterkeit und
in der rincverten ') edelkeit ane lipliclie bürde behielte, dar
an möbten wir warnen, daz wir dir unraairre wahren, denne
sie, die du in edelre nätüre gemachet hast, unde die mit
{bl. 102") enkeiner liplichen bürde beheftet siut noch mit
irdenischer mäterje geswechet. daz ander, wan daz wir
gesundet hän unde wider dine hulde getan , daz täten die
heiligen engele niht, die von anegenge in dinem ^j willen
statte sint unde die nie niht wider dich getaten, klein noch
gröz : da von müezen wir dich ouch förhlen, swie dii doch
die schulde vertreist , daz du uns doch dar umbe u"zeresl
an der liebe , mer denne obe wir niht wider dich getan be-
ten, unde diu selbe vorlile bena'me uns vil der liebe hin ze
dir, wan diu liebe ist hin ze dir alse vri, daz si niemen lät
enkeiner würdekeil noch gewaltes geniezen , niuwan ....
weme ich waMie niht gar liep sin , den enmac ouch ich niht
gar liep haben, swie hoch er si oder swie ahtba'r^j, wan
diu liebe ist umbetwungen : der si koufen welle, der koufe
si mit liebe, äne die ist si unveile'*). also hast dö, höchster
künic , getan : du hast unser liebe alle mit aller diner liebe
gekoufel. swie du doch anderr dinge vil riebe sist, so bist
du doch niht richer denne niinne unde güete. dar umbe
hast du uns die zwene arcwane gar benomen da mite , daz
{hl. 102') du ein mensche worden bist, und enmahl mensch-
liche natüre nü niht versmälien, die du an dir selber hast, und
enmaht si ouch niht gehazzen , wan so müestest du dich
selbe hazzen, sit du selbe ein mensche bist.
Von näturc minnct ein icclich dinc selben sich und sine
nAtüre. also ist diu mensclieit ein sla^tiu hantveste sicherre
suone unde ganzer liebe von dir, diu uns der engelischcn
\) riiiverlen. vn/.sl. IJ'i'i, 2',». 2) iliiieii 3) olibcr 4) vvr^l.
ini/.s/. HlkS, 2:{.
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 25
genozescliefte niht alleine gelichet h;U an der würdekeit, si
hat uns joch überhoehet , wan diu nätilre , diu e under in
was von den siinden, diu ist nü hoch über sie konien an ir
herren , unde neigent sich nü deraüetecliche under sie ze
dienste, diu sich vor gegen in geneiget hete ze vlehen. die
bürde'), die du deine menschen betest geben an dem irdeni-
schen libe, die wilt du ime nü keren ze einem erenkleide^)
mit diner wüuuerichen raenscheit, alse diu gotheit der sele
ist ze sehende ein volle fröude , daz din menscheil also si
deme libe in himelriche ze der froelichen urstende ein wün-
nenspiegel , alse diu sele mit der golheit mit fröuden gese-
gelt^) wirt innän , daz der lip ouch mit sa*lden durchgozzen
(/»/. 103") würde von diner menschlichen angesihte uzen,
also wirt der lip der eren teilhaft mit der sele , der hie mit
ir teilhaft ist gewesen in den noeten. wan ez zimet wol,
daz die wegegeverten gemäzen sin in der Wirtschaft^), daz
wa^re niht so genzlich gewesen , betest du unser menscheit
niht an dich genomen. also ergetzest du uns aller erbeit
mit dir selber unde gist uns vor den engein beide geistliche
fröude unde lipliche wüuue. unde alse du uns einhalp hast
gedemüeliget under die engele, alse häst^) du uns anderhalp
über sie gceret au dir selber.
Wer Uli niht geloubet, daz du mensche worden sist,
unde wwnet, diner götelichen würdekeit si daz ungezseme,
daz du dich dar zuo gedemüetiget habest, der verstet niht,
daz rehte güete niht gesin mac äne ganze demuot. alse vil
eime iegelichen herren gebristet an der demuot. alse vil ge-
bristet ime ouch an der güete. nü bist du der herre höchste
an aller güete obe allen guotcn herren , alse du der höchste
bist an dem gewalte und an den eren obe allen höhen her-
ren. daz wir denne'') ungewon sin grözer demuot an grö-
zer herschaft, daz ist niht wunder, wan {hl. 103') alse wir
dinen genöz niht vinden an der güete , also vinden wir in
ouch niht an der demuot. alse din güete alle die fürtrillet,
die in himel sint und üf erden, alse gar dincs minncrichcn^)
herzen demuot ist^) vor allen engelen und allen menschen.
1) bürden 2) viiist. 381, 18. 3) gesigelt? gesegenelf
4) ocrgl. iinjsl. .'JSl, t>l. 38.'), 23. '^) host ♦)) den 7) ininucs-
richcn 8) ist fehlt.
26 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
Du hast enkeineu kneht detniietiger denne du selbe bist,
aller dinge almehtiger herre. die heiligen engele in himele
möhlen dich anders niht so völlecliche geminuen , s*hen sie
so genzliche niht an dir die groze demuol diues niinneclichen
herzen , wie dii , aller dinge herre , allen creälüren dienest
beide höhen unde nideren, mit denie , daz du ir iegelichem
gist allez, daz ez ze sime vvesenne stiindecliche bedarf, rehte
als obe du ir ze not bedürfest (unde du doch uihtes bedarft),
rehte als obe du ir ze not bedürfest, diner ewigen niagen-
kraft ienier richer herre. sit wir aber din götelich herze
niht möhten gesehen alse die engele in himele, do wollest
du uns hie in erden zeigen , wie guot du sin kanst gegen
den, die du minnest, unde hast*) dich gedemüetiget, eines
versmäheten forme an dich ze nemen^), daz ist menschlich
nätüre, unde hast dar inne (hl. 104'') uns gedienet dar umbe,
daz du dinem^) vater für uns gebüezet hast unser schulde
unde bist uns ze helfe komen in unseren noeten als ein ge-
triuwer friunt: wan in nceten sol man'*) den getriuwen friunt
kiesen, der friunde ist genuoc , die ir guot wol teilent mit
ir friundeu; sie wolten aber niht grozes kumbers durch sie
liden. daz aber du uns innan bra'hlest, wie ganz din triuwe
gegen uns si , so wollest du uns niht alleine din riclie mil-
tediche mite teilen, du wollest joch durch uns""^) gröze
smächeit, groze armuot, gröze arbeit, grözen wetagen unde
den bittern tot liden. wahren wir in die not niht komen,
so holest du so gröziu dinc durch uns niht getan noch er-
lilen, und also wseren wir diner güete unde diner minne so
genzliche niht innän worden, da von sin wir dir nü mere
gnaden schuldic denne obe wir nie in not komen wahren,
unde merre liebe unde merre triuwen , unde von der grözen
niiniic'') verdienen wir nu grot^zeren lön in himeiriche. also
hast du uns unseren schaden ze gewinne gekcretunde {bl. 104'')
unser übel ze guole und unseren val ze bezzerre urstende und
unsern töl zc heilsamer gesuntheit. swie dii von anegenge
gedahl hetcst den menschen ze loesenne unde mensche durch
in werden, so wollest duz doch niht zehant nach dem ersten
vaJle tuon, e daz der übermüele mensche wol innän würde,
1) liest 2) (lieb gciiomen 3) diiieu 4) incii 5) vusere
U) iiiinneu
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 27
waz er an inie selben niöhte han und in weleme kuniber er
Irege, da von er ime selben nilit niohle üz gehelfen.
Der mich arzenen wil , 6 daz ich mich siech erkenne,
oder der mir ilf helfen wil, die wile ich mir selben triuwe ze
helfende, dem danke ich so grözer gnaden niht noch en-
pfienge sine helfe mit so grozer begirde niht, alse so ich
des befiinde, daz ez mir an die rehten not zuo gegienge.
dar nach und ein iegelich not näher get, dar nach siht man
den nölhelfer froelicher zuo gan. der in grözen vreisen ge-
vangen ist, deme kan niht liebers geschehen, denne obe er
da von würde erlöset, also wollest du beiten mit der not-
helfe hize daz der mensche sine not bekande , daz er dich
so vil lieber da {hl. 105") von gewünne, so vil ime diu helfe
troestlicher kseme. also kerestu dicke zuo grcezern fröuden
groezer ungemach unde lengeren ^) jämer , daz din trost dar
nach dem^) menschen deste siiezer s\, so vil er kumer er-
liten hat unde mit sendem grözem^) jämere gegert hat. deme
hungerigen ist ein brot troestlicher denne deme säten ein
gröziu*) Wirtschaft, dar umbe last du diniu kint üf erden
dicke kumber liden, daz sie nach dir deste mcr janiere unde
daz ir fröude her nach deste groezer werde, wan du sie ge-
salest mit dincr froelichen angesiht nach aller ir begerunge,
wan nach der begerunge wirt diu salunge der himelischen
fröuden.
Diu gerunge derret si hie mit minnen jamere, daz si
des lebenden brunnen deste nie her nach in sich müge ge-
ziehen, also woltcst dii komen ze nöthelte dem*^) menschen,
dö er in allen wis versuochet bete unde befunden, daz we-
der er selbe noch nieman anders möhte ime gehelfen üz si-
nen grozen noeten, niuwan du, hcrre got, alleine, daz aber
dine friunde ihl verzageten von der langen beituuge (/>/. 105'')
unde daz ieman wände, daz du des menschen vergezzen hü-
test oder keine nioclie betest, do trete du ez doch lauge vor
kunt von ancgenge mit manigem betiutlichcn vorzeicbene,
mit der eugele geheize, mit der vvissagen worlen , mit der
heiligen werken , mit dius heiligen geistes Urkunde , daz du
komen woltest unde menschliche natilrc an dich nemcn, und
1) leiigclereii 2) den 3) seiulcii groscn 4) eine fijrose
5) den
28 BRUDER DAVID VON ALGSBURG.
unser keinpfe derae tiuvele gegene werden unde dinem vater
für uns biiezen sin lasier und uns von der helle kerker lidi-
gen unde die verlornen rehtekeit dinen erweiten wider ge-
ben unde daz paradis üf sliezen unde der engele genozschaft
uns wider geben unde mit sele unt mit libe ewecliche sselic
ze himelriche machen mit diner froelichen angesiht.
Des hilf uns, herre Jesu Krisle, gelriuwez herze, daz
diu erbeil iht an uns verlorn werde, du bist dins valer
rehter') erbe unde sin einborner sun. unde daz wir niht
gedachten, du widersprachest ez, obe der vater sin erbe mit
uns teilen wolle , dar umbe bist du selbe ein mensche wor-
den, daz du (bl. 106") uns din erbe mit dir selber stielest,
daz wir erkennen widersalz gegen dir fiirsten. diu siinde,
die Eva lel zeni ersten , da von wir alle gotes hulde verlu-
ren , swie diu wwre wider die heiligen götelichen drivalt,
diu an allen dingen ungezweiget ist an ir ewiger einvall,
so was si doch eteswie besunder wider dich , Jesu Krisle,
wan du dines vater wisheit heizest, wan Eva gerte nach
des lügeners geheize, daz si din genozin"'; würde an der
wisheit wider dinen willen , dö ir der liuvel gehiez , daz si
wider gotes gebot daz obez seze, so werde si gote gelich an
der wisheit Übels unde guotes. daz wir nü deste sicherr
sin diner suone , so wollest du selbe mensche werden unde
wollest die sünde , diu besunder wider dich getan was , für
uns büezen, daz wir wislen , daz uns din vater siner hulde
niht verzihen möhle, sit du, sin liebesler sun, umbe uns be-
test, denne er niht verzihen mac. und obe er den menschen^)
wolle vient sin, so müesle er sins Heben sunes *) vient ouch
wesen. daz ist gar unmügelich , wan ez wa^re ungevellic.
{hl. 106') swaz aber iht an gote möhle ungevellic wesen,
swie ez joch kleine wsere, daz ist mit deme selben unmüge-
lich , ez enwa're anders niht genzliche vollekomen, wa^re iht
wandelba'rcs an ime.
Swä uns aber dunkel, daz du, herre got, anders sin
oder luon sollest, der gebresle ist niht an dir, er ist an un-
serre blinliieil und an unserre unvcrslandcnheit") : wan sto-
zct sich der blinde in deme sunnenliehte, daz ist siner bliut-
1) rebt '2) gciiorseii !?) ineusche 4) süiies 5) myst.
•yrs, 25.
BRUDER DAVID VON ALGSBURG. 29
heil schult'), niht der sunnen vinstere. dunkel aber iemaii,
daz diu valer, Jesu Krisle, diel» billiche allem dem üz n;eme,
dem er sine hulde gebe und sin erbe, wan dii nie siinde ge-
wunne alse wir alle , unde daz er uns dar umbe siille ver-
slözen sines riches, der bedenket niht wisliche, daz dir daz
niht ersam wsere, sollest du alleine alles dines^) mensch-
liches gesiebtes din wilez riebe besitzen, daz engeza-me
iuwer beider minne niht, daz des küniges sun von sinen
schillgesellen alleine ze sins valer tische gienge unde sine
gesellen hie vor hungeric unde riuwic lieze. {bl. 107") sol
er sin ere nach siner miltekeil iemanne mite teilen , weme
tuol er daz billicher denne sinen bruoderen unde die sinen
schilt Iragent mit des menschen herzeichen^)?
Swie aber den ungeloubigen liuten daz versmahe und
ungeloublich dunke, daz got si mensche worden, so verstaut
doch die relilen verstandenen*) herzen wol , daz got nie so
löbeliches noch so hohes werkes nie geworhle in aller der
welle, driu wunderlichiu werc hast du, lierre schöpfer, ge-
würket. daz ersle, daz du alse raanic dinc , alse michele
alse stalle alse manicvallig alse in aller der welle ist an hi-
niele und an erden , daz dii daz also schiere alse lihle alse
ordenliche von nihte mohlesf') gemachen und üt' niht hast'"')
gestaltet wan uf diner wunderlichen krat't. wan alliu dinc
eteswä ende haut, so bist du alleine äne allez ende, daz
ander werc ist noch wunderlicher: daz du die witen unde
die grözen well alle in eime kleinen vezzeline beslozzen
hast, daz ist in deme menschen , in deme ein gelichnisse ist
aller der welle, da von heizet er die minre well, wan
daz^) in der grözen {bl. 107') welle wite zerspreilet ist,
daz ist in deme menschen nähe zcsamene gefüegel. da von
heizet er alle creatüre , wan aller dinge nalilre und gelich-
nisse ist in ime: der erden an deme vleische, der steine*^)
an dem gebeinc, des luftes an dem geiste'"*), der winde an
den bkrsten, des fiures an der werme, des wazzers an dem
bluote, der liebte an den ougcn, der bäche'*^) an den Adern,
des himels an der hirneschalcn. unde also alliu nideriu dinc
1) vergl. vnjst. .318, "XA. '2) alleirie aiie diu? ;{) vcrgl.
myst. 319, 29. 4) nii/st. 310, 7. 5) mölitest (i) best
7) der 8) steinen 9) den geislen 10) baclie
30 BRIDER DAVID VON AUGSBURG.
sich rihtenl nach den oberen^), also~) vliezent alle sinne des
libes von dem hirne. unde daz noch wunderlicher ist: disiii
liplichiu dinc berililet ein geborner, der niht liplich ist: daz
ist diu sele, in der allez daz ist geschriben natiurliohe , daz
geschaffen sin begriien mac: si ist wisheit, si ist leben, si
ist wille, si ist kraft in ir selber und ist deme irdenischen
libe in gegozzen wunderliche , daz si ime leben git und eu-
pfindunge unde begerunge unde zuonemen. alse wunderlich
daz wsere , der von leimen unde von winde ein bilde ze sa-
mene wuUe ^), diu doch beide liplich sint, michels wunder-
licher ist , daz ein mensche von erden unde von geiste ze
samene {hl. 108") gefüeget ist. so ist daz dritte werc aller
wunderlichest, daz got unde mensche ein persöne ist wor-
den, daz alle wisheit (daz got selber ist), alle mäht, alle*)
tugende, alle ewikeit, der got, der alliu dinc in ime hat be-
slozzen, der weder ende noch anegenge hat, des michele ist
äne mäze , daz sich der in eime libe hat beslozzen und in
einer sele^), die er gemachet hat, unde diu driu also ze-
sameue getempert hat , daz der lip unde diu sele unde diu
gotheit sinl mit einander wärer got unde mensche , unver-
mischet an der nätüre, ungezweiet an der persöne, alse sele
unde lip ein mensche sint und ist doch einez niht, daz daz
ander ist. daz min sele tuot, daz tuon ich. daz min lip
tuet daz, tuon ich, swie doch der lip niht künne gedenken
noch diu sele niht släfen noch ezzen. also ist an Jesu Krislö
got mensche unde mensche got. waz diu meiischeil Jesu
Krisli tet oder leit , daz sprechen wir, daz habe got getan
oder gelilen, alse ligen, sitzen, arbeiten, sügen , ezzen, sla-
ien, hunger liden unde lurst unde siege, sterben unde erstan,
ze himelc varn , diu alliu din menscheit tet unde leit, von
den diu gotheit vri ist in ir {bl. 108'') ewigen ruowe , die
kein waiidelunge noch erbeit b(Mnier(Mi kan. also swaz din
gotheit ist unde tuot, daz tuost du, Jesu Uriste , wärer got
und wärer mensche, du bist dines valei" näliurlicher sun,
du bist ein schöpfcr aller dinge , von deme der heilige geist
ewecliche (liuzel mit dinem vater*') gemeine, und ist din
menscheit doch niht von deme valer ewecliche geborn , und
1) oideren 2) vü \\) j/i'ucf. von wellen, wölben, drehen.
4) aller 5) seien 6) dincn vallere
BRUDER DAVID VON AÜGSBLRG. 31
ist geschaffen von dir unde von dinem vater unde von dem
heiligen geiste , alse alle creätüre , und ist erfüllet mit der
gnüde ^) des heiligen geistes, mit der iibermäze, niht mit der
mäze, wan diu ganze vollunge aller gnaden ist dir geben.
nach der menscheit enpfähest du, nach der gollieit gist du
gnade, du aller gnade richiu triskaraer^), teile uns mit diner
gnaden schätz, da mite wir unserre^) armuot ein weninc*)
versl«)zen.
Lieber lierre unde vater unde bruoder Jesu Kriste, du hast
dir eine muoler von uns erkorn , von der du unseren mensch-
liciieu lip au dich geuomen hast'*), daz du uns da wider teil-
haft machest diner gotheit, die du mit dem vater unde mit dem
heiligen geiste hast {hl. 109"') ewecliche gemeinet, alse du unser
bruoder bist von diner muoler, daz wir dine briieder von
dinem vater würden, wie aber din gewalt eine iegeliche*')
frouwen dar zuo wol möhtc bereit hau unde gereinet mit
dines heiligen geistes kraft, daz si würdecliche din muoter
würde, so gezani doch des diner reiiiekeit aller beste, daz
si ein rciniu maget wcere, diu dich gcberen solle, den brun-
nen aller reinekeile, der uns alle von sünden solle weschen.
diu reinekeil, diu aber alliu von dir vliezen solle zuo den,
die dich an gehnercnf, diu huop sich billiche an der slat an,
(iannan der brunne zem erst ist üf erlriche üz gegozzen : wan
so ie naher dem ersten Ursprünge^), so ie luterr unde scho;-
ner liuz ^).
Du bist daz wazzer des ewigen lebennes unde der heil-
samen wisheit. du weschesl, du truckest, du küelest, du
trenkest allez , daz du durchlliuzest. diu ewiger ursprunc,
Jesu Krisle, daz ist dins ewigen valcrs herze, nach des
süeze unde schoene unde nach des kraft enlwirfel sich eigen-
lich din gölelichiu edelkcil, alse ein edel kint nach {bl. 109'')
sinie edcln valcr. so du mit dime gölelichen lluzze alliu
himelischen lant erfüllet betest unde den engclischen lugenden-
garle alle mit dem '•') fröudcnguzze helesl herhält gemachet,
dö sanlest du dich her nider ze dürrem '") erlwuocher, daz
euch wir armen eleliche tugent unde fruht brachten von diner
I) gnaden 2) tresk. 3) unsere 4) wennic 5) liest
G) einer ieglicher 7) vrsprungen 8) was. vernl. ini/.st. 'MO, 6.
9) den 10) diirren
32 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
gnaden träne, und alse ein vliezzende wazzer, daz in die
erde gßt und anderhulp einen ursprunc vindet, daz ez wider
üz fliuzet, also hast du der reinen megede lip dir ze einie
irdenisclien Ursprünge üz aller der weit erweit , von der du
uns bist mit reiner geburt in dise weit gesprungen, swie
aber der uzfluz sich an dem schine nach dem Ursprünge habe
geverwet (daz ist an menschlicher nätüre, die er von der
muoter enpfangen hat) , so ist doch diu kraft unde der smac
da von an nihte geswechet: alse reine alse dich diu reinestiu
muoter von dins himelischen vaters herze enpGenc, alse reine
hat diu liebiu muoter dich wider geantwürtet an dise weit,
uns ze scelden unde dinem *) vater ze hohen eren. {bl. 110")
Da von was daz zimelich, daz si diu muoter solte sin.
in der hoehsten reinekeit unde heilekeil wiere du , diu nach
gute möhte sin , diu des wert was , daz si unde got vater
ein kint gemeine haben solten , daz wärer got wa^re unde
den er also sich selben minnet der himelische vater unde von
dem der heilige geist eigenliche alse von deme vater fliuzet.
so höher hört solte niht wan in deme reinesten sarke ver-
sigelt werden, der nie enkein unsuferkeit häte enpfangen.
wan swie man doch ein vaz gereinen müge, da unsuferkeit
inne gewesen ist , so pfliget ez doch des smackes ein teil
in ime lange ze^) behalten, also der siinder, swie doch
der von gnaden müge geweschen \^ erden von siinden , so
blibet ime doch dar nach der gesmac lange in der gehiigede
der leiden gewizzen^). da von zam wol , daz gotes muoter
in der reinekeit wa^re , diu weder von werken noch von
Worten noch von gedanken nie betriiebet von siintlichen ge-
lüsten würde.
Der heilige geist, der in ir daz edelste werc würken
{bl. llü'') solle daz ie wart oder iemer werden mac, der
wolle si in irre muoter übe also gereinen unde geheiligen
von Sünden, daz diu gemeine sünden würze, da wir alle
inne enpfangen sin die von Adäme komen , nach der näture
gcwonheit möhle an ir enkcinen sünden'*) wuocher bringen,
dar zuo het er si ouch von kindes beine in den gnaden
zarte behüetet"'^) und in den tugenden zühlen erhaben, daz
1) (liiien 'i.) hat 3) gewiseii 4) siindere 5) bebuteu
BRÜDER DAVID VON AUGSBURG. 33
si obe aller creatüren werc geniachel ist, daz diu götcliche
clärlieit in ir ganzlich ir eine besiinder riioweslat ervvelt hat,
daz si alleine gotes nuioter worden ist. wan von der sub-
stancien , diu si selbe was , hat got die menscheit wa'rliche
enpfangen an sich, und wan si ze der hrehslen reinekeit er-
weit was, die got einer lüteren creatüren, diu niht got was,
geben wolte, daz si gotes natiurlichiu nuioter wa-re nach der
menscheit, so was daz gefiicge, daz si des hrehstcn ordens
diu hoehste wa^re, der üf erden ist.
Die drie ordcn') sint eliute, wilewen unde niegede. der
dritte ist der hoehste, unde der niegede sint eteliche , die
{bl. lir) willen gehabet hänt ze toetlichen sünden unde den
willen mit buoze abe geweschet hänt. die andern sint , die
ze elichen-) dingen alleine ir willen geneiget haut unde wan-
delent den willen in ewige reinekeit. die dritten^) sint die
hoehslen, die von kinde in deme megetlichen fürsalze gewe-
sen sint und in huote aller reinekeil und in vlize aller heilekeit.
Under den was gotes reinestiu nuioter diu hoehste und
ouch diu erste, wan in der allen e was magetlichiu reinekeit
ungewönlich , wan sie dö nluvven irdenische wünne miiine-
len. do si liebiu magel von des heiligen geisles lere der
himelischen wünne gesmahle, dö wart ir alliu irdenischiu
wunne bitter unde lustcte si der engele reinekeil , die mit
gote sint, die nieman gesehen mac, er si gar lüter und alse
die engele äne sünde. dar unibe wolle sie iemer niaget bli-
ben, si hieze dcnne gol ein anderz, und also hiio|) si zem
ersten hie üf erden den li(clislen orden. des mac heizen
magetuom ein edeler lilje, bluome aller niegede. {bl. lll')
also diu lilje bringet diu gollvarwen kölbelin von ir obersten
mittel, alse hat uns diu reine magel brähl dich, herre Jesu
Krisle, wärer got, gekleidet mit der menscheite.
Der kiuschekeit orden was ie an der götelichen drivalt.
von der lerneten in die heiligen engele in liimele. dar nach
lerte in gol selber die reinen magel, diu gotes muoler wer-
den solle, kiuschekeit orden himels leben. (Mich leben ist
irdi'iiisch. da von wait diu e gezieret üf der erden und
ouch'') in dem paradise. daz bezcichenl die nideren slat unde
der tiusche (?) unde daz ir läl müge werden, daz aber die
1) ('Irdeiic '2) eUelicIieii W) dirlen i) doch
Z. F. D. A. IX. 3
34 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
eliule linde die witewen ilit wänden, daz sie verworfen wie-
ren von dir (wan du niuwen eine maget ze einer muoler
wollest erwelen), do schuof daz din wislieit, daz si gegeben
wart ze reliler e einem manne, deme du den selben willen
ga-be ze kiuschecliclier reinekeit als oucb ir. wir haben ez
ouch da für, daz er ein reiner magetdegen wa^re. wan daz
berste und daz boehste beiltuom'), daz {bl. 112") bimel und
erde ie gewan, daz bist du, Jesu Kriste, und din reiniu muo-
ler. daz solle nienian billicher bevolhen werden wan der
in der boebsten reinekeit wwre, diu üf erden ist. sie waren
beide von der kiineclicben Davidcs sippe, daz uns da bi würde
bezeichent, daz du ein künic bist^) himels und erden, und
alse du Daviden von sinen sünden wüesche und ime daz
riebe, daz er durch die sünde verlorn bete, genzlicbe wider
gsebe und groezern richtuom denne da vor, daz du uns von
Sünden loesen wollest unde daz himelricbe wider geben, daz
uns die sünden benömen lianl, unde groezer ere denne wir
verluren. wan daz du unser bruoder worden bist und uns
erloeset hast, unde daz wir dine erenriche menscbeit mit lip-
lichen ougen unde geistliche sehen unde niezen sülleii , daz
ist uns menschen ein grcezer^) ere denne wir e an uns ver-
lorn baten.
Wir alle sament sint ein stoup gegen dir, niht alleine
gegen diner ewigen gotbeit, joch gegen diner mit gote ver-
eineten menscbeit. {bl. 112') din eines leben ist tiurer dan
obe unser ieglicbez ein ganziu weit wa^re mit liuten und an-
deren dingen, dar umbe ist daz gelt groezer gewesen , daz
du dich hast für uns ze buoze geben, denne obe diu schulde
lüseiitvalt merre und groezer gewesen wa^re. da von sint
zweier bände liute groezer verdamnisse wert denne da vor.
die einen , die an dir verzwivelent als obe du niht so vil
guoles habest, daz du in ir sünde wellest vergeben, obe sie
rebte riuwent. die anderen , die die selben güele versraä-
bent, daz sie die sünde niht lazen wcllent durch dine liebe,
die du uns erzeiget hast, daz du dich durch uns geben hast,
daz wir die sünde niht für dich minnclen. do din triuwe
gegen uns ie grcezer ist, so unser untriuwe hin wider ie unbil-
licher schinet, obe wir niht danken diner liebe alse wir möhlen.
1) hellüm 'l) biil ß'Jill. :$) grose
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 35
Der nanie daz diu nuioter Älaria genant was, daz sprichet
ein mersterne. daz was ein bediulnnge irre stallen heilikeit.
wan alse der mersterne stsete ') stat, so ander Sternen urabe-
gant, (hl. WZ") also sluont si stalle an der heilikeit, davon
si klein noch groz nie vervvankete. diu erste heilikeit, daz
si der heilige geisl in ir nuioler lihe gelieiligete , diu benam
der angebornen sünden würze, da si mite eüipfangen was,
den gewalt, daz si si nie in keine groze siinde gewerfen
mobte^). so beliuote si diu gnade, diu an ir nie was deuoe
an ie dekeinen menschen , alle zit üf nanv (?) an tugenden
und an guoten vlizen , daz si vor kleinen tegelichen sünden
beschirmet wart alse vil vöUeclicher vor allen heiligen , alse
vil du si dir selben vor in allen bereitest ze einer bcsunder-
lichen wonunge, in der ganzliche du wonest geistlich unde
liplich. dö si dich do enpfienc von des heiligen geistes kraft,
dö wart si also ganzlich geliutert von aller sünden male, daz
weder legelicher noch tätlicher sünden alse weninc gewaltes
an ir fürbaz bete als an den engein in himele, si wa're an-
ders niht gar gnaden vol gewesen, waere iht la*res und ilels
in ir, da sünde möhte stat gehabet hän. alse vil gotes
{bl. 113'') minne den menschen indevvendic erfüllet, also we-
ninc hat diu sünde stat oder mäht in im^). alse vil aber an
dem menschen mrrre wan"*) ist oder itel von gotes liebe,
alse vil bat diu sünde merre stat unde gewaltes an ime.
So wir dar komen, da uns din liebe gar durchfüllet, so
werden wir gar reine von der sünden "') vinster mit diner
gesilite liebte, wan dö der heilige geist, der die minne hei-
zet in heiliger drivalt, si also gar erfulte indewendic an der
seien und uzen an deme übe mit gnaden, da von sprechen
wir, daz si dich, Jesu Kriste, enpfienc von dem heiligen
geiste, wan er mit siner kraft von ir überreinem übe worhte
den menschlichen lip, den du an dich genomen betest mit
einer reinen sele. swie si doch also gereinet wa're , alse
diner muoter zimelich was, so wart doch daz teil ires libes,
daz du an dich enpfienge, also geiizlicbe gesundert von allem
sündcnmäl, als") diner gölelichen reinekeite wol gezam, diu")
ez von anegenge von Adame {hl. 114") behüetet helc, daz
1) ati St. sl. 2) inohle Jelill. W) ir 4) wan, leer.
5) süiider 0) aller 7) daz
3*
30 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
ime tliii gemeine angeborne süiule, diu allez niensdien küiino
bevangen bete, nibt genahen mÖbte. wan der von nienscb-
licbem werke nibl ciipfangen wart, den solle oiicb nienscb-
licliiu schulde niht anerben. der uns von siinden reinen solle,
der solle billicli selbe gar reine wesen. sin ewigiu wisbeil,
diu ie wiste vvaz daz beste was und ist, diu hat unsere er-
besunge also geordent , daz einz ienier an dem werke der
gnaden wider tribet, daz vordere an dem valle , alse der
arzat, der wider ein iegelicbe sacbe des siecbluomes git ein
arzenie, diu da wider geliillel. alse der erste Adam ane
siinde geschaffen was von der reinen erden, alse ist der an-
der Adam äne siinde enpfangen unde geborn von der reinen
megede. alse Eva, maget wesende, daz obez az , daz uns
den tot brabte, alse enptienc diu reiniu muoler Maria magel-
wesende des lebennes frubt, dich berre Jesum Krislum, der
uns daz ewige leben geben sol. wider Even bobfarl ist in
Marien demuol gevveliselt '). Eva geloubele deme slangcn
(hl. 114'') wider gotes warheit : Maria geloubele deme en-
ge! Gabriele die göleliche bolscbaft.
Swie du doch mohtest mit dines geisles beinlicher krall
gewürkel haben in diner muoler swaz du wollest, ane enge-
lische helfe, so wollest du doch zeigen da bi, daz du den
engel vor sanlesl, daz^) du der engele beri'e bist, deme die
engele bereit sint ze dienende, als die herren pflcgent ir vor-
holen senden swa sie wellent herbcrgen. er wolle oucli die
reine maget vor mit der bolschafl zuo deme gelouben berei-
ten gegen siner kiinfle. wan der geloube ist ein vorberei-
lunge gegen diuer gnaden kunfl. der geloube^) reiniget daz
herze von nngelouben unde bereitet die sele zuo der gotes
kiinfle. also der ungeloube*) an Even^) deme tiuvele einen
wec gap, si ze vervellende, so si zwivelte an gotes gelü-
bede, daz si des lödes stürbe, obe si daz obez a-ze, alse gap
Marien vester geloube deme heiligen geisle einen wec, si ze
erfüllende mit gnaden, wan si ganzliche geloubele daz ir der
engel kunle , daz gol") daz mit ir tuon möble unde wolle,
swie hoch ez über menschliche nalurc und über {bl. 115")
I) Rcwersclt '-') ihiz fehlt. 3) {jeliMjige 4) den ungclobigcn
5) ert'ii ()} (las daz }?.
BRUDER DAVID VON AUGSliURG. 37
aller ciTairircn wiirdekcit \\a're, daz si inagel wesciidc kiiil
ucbiiTC unde ^otcs nuioler würde.
Alse hoch ir ^eloube was obe aller heiligen geloube,
alse vil wart si niere erfüllet mit gnaden über alle creafiiren.
nnde wan ir leben luere des') des engeis was, deniie mensch-
lich au dem geiste, so was daz gefüeger^j, daz ir diu bot-
schaft kfeme von eime engele denne von einem ^) menschen :
wan daz wa^re niht zimelich gewesen , daz der höchste rat
von gotes menschlicher kunft iemer ül' erden waire e kunl
getan dennc der megede , mit der er solle erfüllet werden,
da von*) der rincverte hote Gabriel, alse schiere ime diu hot-
schaft bevollien wart von der höhen ratkamer der götelichen
drivalt, so ilete er si zelianl ze kündenne froeliche der rei-
nen wirdigen megede ; wan er wistc wol , daz dem herren
gach was , daz er vorbote was zuo der verte unsers heiles,
der in"') sin herze niht mohte erlazen , do diu zit was ko-
men, die sin ewige wisheit dar zuo vor geordent liete. der
engel zeigete uns ouch da bi , wie frö die (b/, 115'') heili-
gen engele sint unsers heiles und unserr eren , wan sie ni-
dent uns des niht, daz du , herre Jesu Kriste , hast mensch-
liche nature an dich genomcn, da mite dii uns für sie geeret
hast, des si diu hoehste demuot iemer gelohet aue ende.
Diu zai, diu von der aptrünnigen engele valle was ge-
minret , diu ist von der menschen erhesunge erfüllet, des
sint sie liebez gesinde alle gnezliclie vrö, durch des men-
schen heil, durch ir selbes ere, durch irs herzen liebe, in
versmahet ouch niht, daz sie sich neigent mit aller demuot
gegen der menschlichen nature an unserm heilaude Jesu
Krislö, der ir rehter herre ist und ir scliöj)fer, von deme sie
alle die gnade haut, die sie haut, und ere. ir fröude ist ouch
vil genieret von diner menscheit, herre Jesu Kriste, wan
zuo der götelichen angesiht, die sie vor heten , so hant sie
nü besunder fröude von diner übererten menscheitc, die sie
sehent gehwhet über alle creatüren , alse diu suiiue ist über
alle Sternen, wan diu ewigiu gotheit hat alle die ere an sich
{ÖL 116') geleil, diu mügelich ist ze enpfahende der crea-
lureu. gol gevvorhte nie so edelcs werkes , an dem alliu
sin wisheit, sin mahl, sin güete so schiubicr wa-re unde
1) tifiiiie •^) gclüf^c ;{) uiiicii i) vo 5) sin
38 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
so vöUecliche an geleil alse an den menschen, der mit diner
ewigen gotheit ein persone ist in der drivalt. wie solte der
engel einen Herren versmalien , den der himelische vater ze
eime naliurlichen sune ewecliche erwelet hat nach der
menscheil? wan er der ist, den er ewecliche von siner nä-
liire inie selben ehengelich geborn hat nach der gotheit unde
der selbe warer got ist , von deme der heilige geist kiimet
eigenliche alse von dem vater, der wärer got ist, unde mit in
zwein er ein gewaltiger got unde Schöpfer ist himels und
erden und aller geschöpFede an der götelichen näturen : wie
möhte mensche oder keine creatüre groezer würdekeit en-
pfähen ?
Aber wir armen , die dir dirre feren unde dirre liebe
niht danken , swcnne wir siinden, so bieten wir dir groze
smächeit, daz wir die näture uneren an uns selber unde
swechen si mit der siinden (bl. llß"") bösheit, die du durch
unser liebe also höhe geeret hast an dir selber, in weleme
gesiebte der keiser eine frouwe ze einer gemahelen nimet,
daz ziuhet sich allez dcsle schcLMier und deste hueher deme
keiser ze eren unde ze liebe, Avan ez allez da von gehoehet
ist unde getiuret. also siillen wir billiche die nälüre an uns
selben eren mit lügenden, die du, himelischer kiinic Jesu,
diner gotheit gemehelt hast , daz diu zwei an dir ein per-
sone sint, also diu eliche zesamenfüegunge machet, daz man
unde wip sint ein lip, also ist diu göleliche näture unde diu
menschliche an dir, Jesu Krisle, ein persone worden, da von
allez unser künne getiuret ist unde gesa'liget.
Daz belle , da diu gemahelschaft inne vollebrähl wart,
daz was der reine lip der megede, sancle Marien , von der
und in der got die menscheil an sich enpfienc alse reinec-
liche als ouch diu muoter reine was und alse dem heiligen
geisle wol gezam , der die minneclichen gemahelschaft ge-
prüevetc. swie doch diu heilige di'ivall ungesundert si in ir
selben und an allen ir werken , so git man doch diz werc
dem heiligen geisle {bl. 117") bcsunder. wan diz was wun-
derlich von goles giiele unde von siner hu'hslen minue, daz
got mensche wart von sinen lüleren gnaden äne alles des
menschen girdc, wie möhle der vor gearnel haben die gro-
zeii würdekeit, daz er got sin solle und goles sun, der eine
BKUDER DAVID VON ALGSBUKG. 39
stunde iiilil vor gewesen was mensche? wan alse suelle
er in der muoler libe ze menschen geschöplet was, alse
schiere w^as diu selbe menscheit von der golheit enpfaugen
in die einunge gölelicher persone.
Du geschahen driu dinc u. s. w. {myst. 341, 10 — 16.)
wan din götelichiu giiele ist an ir triuwen alse stsete, ze
sweme si sich mit l'riuntschefle geneiget, daz si den nicnier
verlal irhalp , si werde mit sündcn e von {bl. 117'') dannan
vertriben. wan götelichiu uaUire ist alse reine, daz ir sünde
niht genahen mac. nnde swa sünde in Iringet, da entwichet
din gnade üz.
Diu menscheit, die aber du an dich cnpfangen hast , da
hast du alle sünde also von gefreraedet, daz nie nilit dar an
wart, daz diu golheit dörlte schiuhen. dar unibe solle si ouch
niemer von ir gescheiden aller meist, wan diu menscheit durch
der golheile liebe hat den tot willecliche erliten , den si nie
verdiente, da niht sünden ist, da sol ouch ze rehte niht
pine sin , diu der sünden soll ist. w sere der mensche in
sünde ^) niht gevalleu , so wsere er äne ungeniach gelebet
untcetlich. also sollest du, herre Jesu Krisle, Lilliche gewe-
sen sin, wan nie sünde an dich kam noch gebürte noch von
selbe getanen sünden.
Wan du aber durch uns mensche geworden bist, niht
durch dincn nutz (wan din götelichiu fröude ist ie geliche
vollebrahl in ir selber, diu weder abeneraen mac noch wah-
sen bcdarl), so wollest du also körnen, alse du wistest daz
uns aller nützest (hl. 118^) was. wan wir von der sünden
schulde in menige pine verslozcn sint, dö wollest du die
sünde vernitden, daz du uns da bi maulest die sünde ze vlie-
hende, diu uns den schaden bralil hat. aber wenne du für
uns bezzern wollest dinem^) valer unser schulde, so wollest
du die pine an dicji nemen , von willen, nihl von not, die
wir helen verdienet an dirre welle : ungemach uiide den tot.
so du unschuldic unde gewillecliche diu lilest gole ze eren
durch die rehlekeil, daz wir da mite erheset würden von
den süiulcn unde von den pincn''), die wir mit sündeu ver-
dienet helcn an Übe unde an sele.
Alle unser broedekeil häsl du von willen an dich gc-
1) süne 2) diiien 3) pineii J'ehll.
40 BRUDEH DAVID VON AUGSBURG.
nomen, aiie siecliluom unde sünde und unwisheit , wan diu
wreren uns niiit nütze an dir gewesen und wseren dir niht
ziinelich. sit wir von uns selben ze siindcn bereit sin und
uns nihi so schedelich gesin mac so siinde, helen wir denne
der Sünden bilde an dir gesehen, so siindeten wir deste balt-
licher, unde sit du uns von dinem') vater (Z»/. 118^') gcsant
bist ze einem lera'r der hinielischen hovezuht, ze eime volle-
hrfibten bilde aller tugende und aller heilikeit, so getürsten
wir dir niht sicherliche volgen an allen dingen, obe wir Sün-
den valles an dir verstehen. unde so du ze forderst dar
unibc bist durch uns mensche worden , daz du uns von den
Sünden reinelest, wie möhteu wir gar von dir gereinet ^)
werden, du enwa-rest ouch selbe gänzliche von allen sünden
reine? unwisheit wtere uns ouch an dir gar schedelich ge-
wesen, wände wir möhtcn dir ouch deste niinre geloubet han
unde deste vörhtedicher gevolget, so wir wanden, daz du
lihle des wsegesten uns niht gewisen kündest.
Du soltest ouch groziu dinc tuon, da mite alliu diu werc
vollebraht würden, diu din ewigiu wisheit vor geordent hete,
diu an des menschen erloesunge alliu hiengen und äne diu
weder himelriche noch ertriche möhte vollebraht werden,
dar zuo bedürftest du grozer unde vollebrahter wisheit. du
bist dines vater ewigiu wisheit, (bl. 119") mit der er alliu
dinc geordent unde gemachet hat. dar umbe zam nienian
baz der alliu dinc vollebrahte alse dir, der sie ouch üf ge-
leit bete unde von anegenge begunnen hete.
Ein iegclicii hoch werc bedarf alse wol höher wisheit,
daz ez nfich siner ahte vollebraht werde , alse dö ez zem ^)
ersten uf geleit wart, der ez ouch von erste üf leite , der
weiz aller beste, wie erz voUebringen sol. dar umbe ist
daz gevellic gewesen, daz du, der dines vater wisheit bist,
selber habest daz werc bestanden, da mite alliu dinc besloz-
zen unde vollebraht siut nach ir ahle unde nach ir wirde.
wall ouch der liuvcl nilit mit gewalt den menschen überwant
niuwau mit listen, da von was daz gefüeger, daz der sun,
der diu wisheit heizet, mensche würde unde des viendcs list
mit listen ze überwinden'') ka-me denne der vater, der diu
kraft oder gewalt heizet in der drivalt. ez ist ouch zime-
]) (liricii '!) gcrciH't '^) diMii 4) uborwuiulc
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 41
lieber, daz der sun den valer bite unibe den menseben denne
der vater den sun. der vater sol den sun minnen und er-
hoeren, der sun smen vater (hl. 119"') eren unde zarleclicbe
vleben. swie aber din golheit, Jesu Krisle, si ebenher und
ebengewaltie ^) dinem~) vater, daz si nibt vleben darf, so
bist du docb nacb diner nienscbcite vlebende umbe den men-
seben, die dii durcb in enpfangen bäst, unde näcb der got-
beit bist du gewerende mit dem vater unde mit dem beiligen
geiste. da bitest unde gist: da von nacb diner bete muoz
geweren nacb volgen.
Nim uns, berre , in din gebet, erwirp uns, berre, die
gnade, durcb die du unser fiirspreebe hast geruoebet werden,
du wollest an dich nemen toellicbe unde pinlicbe nfilure, daz
du uns unser ungemach da mite senflertest, wan so wir dich
sehen ^) in erbeiten , der nie erbeit verschuldete , unde daz
du für uns schuldigen erliten hast, daz wir von rehte liden
sollen , tot unde arbeit, so dunket uns unser ungemach deste
ringer, wan du unser geselle bist in semelichem ungemache,
wan den armen troestet, so er icman bat, der im in sime
kuniber und ungemache kan [hl. 120^) gelonbic sin; unde
der guote riltcr claget sine wunden nihl, so er den kiinic
ane sibt, der durch in mit ime verwundet lit. betest du
uns arbeit geboten unde betest selbe nibt ungemach erliten,
so murmelte unser ungedult wider dich, waz dii uns wizest,
so du uns uf leitest des du selber nibt liden wollest.
Nu bist du vor an daz seil getreten, arbeit und unge-
mach, daz wir deste willeclicher dir nach gen und ouch daz
wir dir deste baz gelrüwen, daz du bi dir selber künnest
den gelouben, die in ungemacbel ringenl, wan du des Iran-
kes ouch versuochel hast , unveischuldet dinhalp. dar umbe
geruochlest '*) du ouch arm werden, du aller welle hßrre, uiul
eine arme muoler dir uz allen frouwen erkiesen, daz die ar-
men iht wanden, daz sie dir versmabelen ze diena-ren alse
die rieben der weite spulgent") die armen versmahcn. du
wislest wol, daz diu merre schar diner diener alle nibt riebe
möliten sin, unde du wollest dich in gelicb machen {bl. 120'')
an der arujuot, daz sie deste sieben" wieren gegen dir, daz
I) myst. 339, 8. 2) diiieii 3) seliciü 4) gciiiclicst
5) mtjst. 326, 11.
42 BRLUEH DAVID VON AUGSBURG.
du ir gnade hetest iinde ruoche. du wollest oucli die riehen
da mite demiieligen , daz sie iht wanden'), daz sie dir von
irre hohen wise desle werder wjeren , alse sie under einan-
der sint. du bedarft irre herschefte niht, du bist selbe allez
des^) du bedarft ze gewalte unde hertuome. dii weitest in
euch zeigen an dir, daz diu rehte sielikeit niht au weltlichen
ereu lit noch an irdenischem guote noch au zergeuclichem
geliicke des libes , niuwcn an den tugenden der sele^) und
an den tugenllichen werken und au den götelichen gaben, da
von man dir gelich wirt in denie geiste. da von weitest du
niht haben der weite guoles äne die baren lipuar, daz sich
die armen niht deste unsa^liger diuhteu, ob sie arm siut,
wan so miigent sie indewendic so vil deste sseliger sin au
der sele, so vil sie zuo dir uzen gelicher sint au der willigen
armuot. wan so vil so sich ein iegelich mensche mer vli-
zet dinem lebenne ze gelichende an menschlichen tugenden,
so er ie vöUeclicher teilhaft wirt der ewigen sajlikeit au
{hl. 12P) diuen götelichen fröudeu.
W ilent in der alten e dühten die riehen sich sa;liger, do
man^) dir diente umbe irdenischen Ion, des milchricheu lan-
des ze Jerusalem, e daz daz himelriche wäre üf getan, nu
bist dii konien unde hast den himelsliizzel mit dir bräht üf
ertriche unde hast die himelporte erslozzen , daz unser ge-
runge nütze si dirre") hinüfstige (?), diu vor lac an irde-
nischer liebe , unde daz wir daz ertriche versmähen , da ^)
uns diu begirde nider ziubet von dir. wan der vogel mac
niht hohe vliegen, ob ime die vetiche mit lielemen beklcibet
sint. also muoz der mensche sich eutslaheu von aller irde-
uischer liebe, der höhe zuo dir über die weit in die himeli-
schen lüterkeit vliegen wil. so sich ein iegelich geist ie ge-
ringer machet von der anehaftunge aller irdcnischer dinge,
so er ie hoher gefüeret wirt über die erde in die himelischeu
wüuue ; und so ime der erde ie mer aue haftet in der liebe,
so er ie tiefer under die erde gescuket wirt in die helle-
scheu gruoben. da von lertest du, daz mau gerne arm wtere
durch daz himelriche, wau die riehen miigent miieliche
{hl. 121'') dar komeu, wan in diu liebe des irdenischen guo-
les die begcruugc nider ziulict von deme himele , wau daz
1) wadcnt 'l) das 3) .seien 4) inen 5) dir ö) daz
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 43
goll *) ist lililer ze versniahende so man sia nilit hat, denne
so man sin vil hat. der dem beche verre ist, der beiiiietel
sich desle lihter, daz ez im iht an klebe, der aber vil an-
klebendes beches hat, der brennet deste vester, so er zuo
dem fiure kuraet.
Da vor wollest du uns schirmen mit diner gelriuwen
lere unde wollest uns die lere vor tragen mit dem bilde, daz
si uns deste anminner^) w«re^). du wollest uns ouch zei-
gen dine kraft dar an u. s. w. {nijjst. 341, 17 — 342, 7).
Waz dunkel vor der welle leerlicher denne von rich-
tuome ze armüete werden willecliche ane alle not und äne
sin selbes nulz, unde von grozem gemache zuo dem grneslen
ungemache unde von den hoehsten eren zuo der groeslen
smacheit? daz ist den ein gröziu torheit, die dir dirre liebe
undancna-me*) sinl. die aber rehle bedenkenl , waz rehliu
ganziu niinne nuic tuon unde liden durch friundes not unde
helle, die erkennent, daz din armuot nihl ze unwerde ist an-
geleit, diu uns niht alleine von noelen ze grozen soelden ko-
men ist, si hat joch (bl. 123") so getane liebe erwecket in
allen guoten herzen gegen diner niinne, daz wir iemer desto
willeclicher müezen sin dir ze dienenne und allez daz be-
reiter sin ze luonne unde ze lidenne, daz din wille und
6re ist, unde cwediclie dich mit ganzen triuwen ze minnenne
unde l'roeliche ze lobenne.
Du begerst nilit so vil von uns, daz wir dir dienen
(wan du nilites bedarft) , wan daz wir dich minnen, wan
daz ist unser oberstiu sa'lde , so man ein icgelich dinc ie
mer minncl, so man ie grnezer fröudc unde woUust dermile
hat. dar umbe daz uns deste baz mit dir werde unde desle
groezer iröude an dir beten unde manicvalliger wünnc, so
wollest du allez daz tuon unde lidcn durch uns, da von wir
dine liebe zuo uns vöUeclicIier erkanlen unde da von wir
dich billicho von allem dem , daz wir künnen unde mügen,
geuzliche liep li(^lcn. der niht wider danken wil, dem ist
undanc swaz man"') ime ze liebe luot. der aber ein gelriu-
wez herze hat, dem ist daz ein wiinne, so man in mit minnc
twinget ze widerminnen. (bl. 123') da von so will du
1) got die lis. oder guoi ? 2) liehliclier. 3) wcreiil 4) vijist.
331, 33. 5) men
44 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
üucli , (Jaz wir durch dicii tiion unde lideii , alse du durch
uns getan hast'), daz uns da von wahse unzwivelhafligiu')
fröude, so wir dicIi alleine fröude unde sa^lde hau von^) demc
guote, daz du uns getan hast mit dinen triuwen , joch dar
über, daz wir dir dine triuwe etewenne vergolten hän , daz
wir dir etelichen dienest unde ere hin wider erboten hau
und etewaz durch dich alse du durch uns erliten haben, der
mir vil guotes unde liebes unde triuwen erzeiget hat , swie
wol mir sin minne unde min gefuore tuo , so ttete ez mir
doch verre baz , möhte ich ime wider iht liebes getuon und
erzeigen unde ze dienste werden.
Diz ist diu andaht unde din sin , so dii uns wol tuost
unde so du dienest von uns vorderst, daz duz uns allez ze
nutze wider kerest. daz *) ist din fröude von uns , daz uns
wol geschehe in allen wis. da von genüeget dir niht da
mite, daz du uns ze gemazen wilt haben diner wünnen , du
woltest uns ouch ze gesellen haben diner ercn. welich mei-
ster ein höhez (bl. 124'') werc voilebringet, alse sine jun-
gern wellent des getiuret sin , daz mit ir belle ein so edel
werc erziuget ist. also würkest du an dinen erweiten
daz edelste werc der ewigen glorjen. unde daz sie die ere
mit dir haut ewecliche, so wilt dii, daz sie ir williger erbeit
etewaz dar zuo erbieten unde daz sie sich zühtecliche ge-
riiemen mügen, daz mit ir helfe ein edel werc vollebraht si.
des möhte niht so vöUecliche gewesen sin, obe dii den men-
schen äue vrie willekür gemachet betest^), alse ander creä-
tiire , die weder guot künnent noch übel luon von der na-
türe trancsal").
Also geruochest du, almehtiger herre, der niemannes
helfe bedarf, uns armen ze heller hän , daz wir din genoze
mügen sin an den ereu, so wir dir ze unserm heile mit
guotem') willen helfen, also daz wahs*^), daz sich wol bern
lat unde würken, daz strichet man, ez helfe deme menschen
würken. das guote wahs'') ist der gevolgele guote wille.
daz übele wahs ist daz herze unde der wider strebende '")
wille, da man niht guotes unde reines iiz (/j/. 12i'') gewür-
ken mac. nii hast du alle die liste erdaht, wie man daz
1) hesl 2) zwirdli. z« ivalligiu? S) vfi ? 4) da 5; hcsl
0) uii/xi. 372, 23. 7) giileii cS) was 9) was 10) sLerLeude
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 45
iibcle walis gtiot inadie , uudc wie diu herlen herzen weich
werden*) mit der gewaren niinne, iinde bist unser genoz
worden an menschlicher natilre , daz wir dine genozen wür-
den an göteh'cher wünne. der ewigen sunnen schni het sich
her nider geläzcn zuo uns //. s. w. {myst. S42, 8 — 33).
Die engele lobeten unde kunten uns die zwiveitige ge-
hurt, do sie sungen 'ere in deine hrehsten gote urabe die
göteliche ewige gehurt von dinem^) vater, des ere du bist,
und an der erde vride den menschen guotes willen/ wan
diu menschlichiu geburt ist uns ein Urkunde des vrides unde
ganzer suone , obe wir guoten willen haben dir ze gelou-
benne unde ze dienenne von rehter niinne. unde wan sie
vrö sint unserer sajlden unde daz wir genöze worden sin^)
an der hinielischen wünne, dar umbe ilten sie uns die fröude
künden, daz du uus geboren wahrest, ein heilant der welle,
mit dem die nidersten unde die h(ßhsten vereinet sint mit
minne. wan dii uus gesaut bist von dem hinielischen vater
ze eime lera^r u. s. w. {vvjst. 342, 33 — 333, 17).
Dii wollest den versniahelen hirlen e kunt wei'den denne
den hohen fürslen, daz wir sieben, daz die hie in selben
versmähet sint daz die vor dir die vordersten sint, unde die
der welle wclleiil wert sin , daz dir die hie die hinderslen
sint. — daz du dich lieze besniden, da merken wir ouch
dine dcmuol an unde lernen, mit welhem vlize wir sünder
gotes gebot behalten sülIen , da mite wir werden sündelos,
Sil du selbe, gotes sun ane sünde, daz gebot behalten hast,
daz den sündern wilent was gegeben für die gemeine ange-
borne sünde, diu von Adames valle {hl. 127") an geerbel was.
Die drie wisen von oslerlande, die dir ir wisat*) brah-
len, die die ersten von der heidenschafl dich erkanden , do
du mensche weere üT ertriche geborn, leren uns, obe wir
dich vinden wellen mit in, daz wir dem slernen volgen unde
goll unde wirouch dir ze willekume bringen, der slerne ist
der geloube, der'"') uns zuo wisel zuo dir; daz golt diu guo-
ten werc; daz wirouch diu wäre minne; diu mirrc gedult
in ungemache. ane disiu kumet niemau für diu") angesihte,
wan niciiian sol lare vor dir erschinen. den geloubigen
I werileot 2) dinen 3) siiil 4) wisat vcvgl. habsbuvy;.
iirbaibucli s. 365. 5) daz G) diiic
46 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
süllent diu werc zieren ; diu minne sol innän daz herze en-
zünden, daz üzwendige werc lebelich') sin, niht slewie^j als
eines touben bilde, in ungeniache sol man gedultic sin daz
uns joch der tot nilit von dir, Jesu, gescheide. daz du vor
Herode in Egiptuni fluhe u. s. lo. {myst. 343, 18—23).
V^on dinen kintlichen getiTten woltest du uns nilit vil
läzen sehriben niuwan demüetige, underta^nige an ^} üfnemen,
swie du doch in dir selben vollekonien wärest in diner kint-
heit, alse du liiute bist an wisheit und an tugenden. alse
din gebot ewecliche voUebralit ist an allen dingen , also was
din menscheit an allen tugenden vollebräht von der stunde
dö du in diner muoter enpfangen würde.
Du wollest uns aber leren, daz kintliehiu und unvolle-
bräbti uwerc niht sint ze verma?rende unde daz wir unvolle-
komenen noch lernen siillen unde vragen die eitere unde de-
miietecliche unseren meisteren gehörsam sin , alse du Josebe
unde diner muoter, unde vlizen^) uns, wie wir ÜF nemen an
den tugenden als an den jären. waz du grozer dinge ange-
vangen betest vor drizic jaren, daz eins mannes alter ist,
{bl. 128'') daz beten ungeloubiger böchvertiger liute herzen
für kintheit gezalt, wan mannes werke ^) zimet wol mannes
alter, unde der ein lera^r sin sol, der sol e wol geleret sin,
daz man ime geloube. du woltest ouch niht langer beiten,
daz man ibt gedachte, dii vristelest ez von zageheit.
Daz Johannes von dir brediete unde toul'te, da mite
warnete er unde bereite der liute herzen diner künl'le, daz
sie dich erkanten unde wirdecliche dich enpliengen, dem ein
so grozer man so hoch urkünde gap, daz du wjirer goles
sun wa'rest , daz du von ime getoul'et woltest werden , alse
ander arme liute unde sünder, da lertest*^) du uns mite, daz
die heiligen liule etewenne niht versniahen süllent ze vol-
gennc armen Hüten guoter bilde, swie sie doch mügent noch
hffiheriu dinc voUebringen , unde daz sie von sünde grozen
prieslereu niht verwidern ^on ir sünden gehivset werden mit
dem heiligen sacramente, sil du reinez goles lamp, der aller
der welle sünde weschest, woltest von dinem knehte {bl. 128'')
geweschen werden, der weschennes niht bedörlle. mit der
1) mi/st. 376, 40. 2) myst. 320, 35. 3i8, 10. 3) vfi ?
4) vlisenl 5) «erc 6) leresl
BRUDER DAVID VON AUGSBURG, 47
beriierunge dines reinen libes hast du geheiliget daz wazzcr
und hast allen wazzern geben die kraft, daz sie die seien
indewendic von sünden weschen in dem loufe, alse daz waz-
zer uzen den lip weschel.
Ze dincni toule wart uns diu heilige göleliche drivalt
zem ersten geoffent, do der valer in den eren*) stimme unde
der heilige geist in der tüben gelichnisse über dich waren
golcs sun^) Urkunde gap, unde der himel über dich wart üf
getan, der vor versperret wart allen menschen durch die
sünde. von dinen gnaden werden wir von sünden geweschen
in dem toule unde gotes kint geheizen unde diniu gelide ge-
zalt und enpfahen^) den heiligen geist unde der himel wirt
uns üf getan, disiu dinc gist du uns in dem heiligen toufe,
daz wir sin des vaters kint , des sunes gelit , des heiligen
geisles wonunge , des hinielriche erbe unde daz wir lidic
werden von des tiuvels gevancnisse unde von der sünden
banden und dem hellefiure. e daz daz du {bl. 129") mensche
würdest do hiez ez diu zit des zornes, wan nieman was so
heilic, der der helle möhte engan so er stürbe, sit du uns
ZUG komen bist, so ist diu zit der gnaden hie, wan uns mit
dir unde von dir alliu gnade komen ist. daz zeiget ouch
diu abenemunge der sünden , diu geschach wilent hertecliche
unde vollebrahtecliclie mit der besnidunge'*), wan si nam
die sünde abe unde loste doch"') nibt zehant von der helle*').
aber nu weschet der touf die sünde senfteclichen abe unde
völlecliche, also der zehant stürbe, daz er zehant ze hi-
mele fücre.
Diu erkantnisse ist ouch uns nii offenlicher geben denne
wilent, niht alleine von diner menscheit, joch von diner
6wigen golhcit unde von der göleliclicn drivallikeit. da von
künde dich der mensche niht alse herzecliche geminnen , do
er dich so völlecliche dannoch niht erkanle. sie erkanlen
wol, daz du ein schöpfer bist gewaltiger aller dinge: sie
waren aber noch niht iiinan worden, daz du ane diner eren
schaden dich so gedeiiiüeliget hast und unserr naUirc genoz
worden bist (hl. 129') und uns mit dirae lodc erhrsct hast
durch unser liebe, sie geloubeten^) wol, daz du ein ßwiger
1) in (lein döiie der? in da^neuder? 2) sun J'eliU. 3) eiiliaiieri
/i) besnidnngen 5) dich G) heilen 7) gelol)enl
48 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
got bist einvaltiger an diner nätrire iinde voUebrähter : daz
aber diu sele, gollich einvalt, drlvallic si an den persönen,
daz künde joch der geloube gemeine nilit verslan ; liitzel di-
ner heinlicheu friiinde den duz olfentesl in des heiligen gei-
stes lere.
Sie erkanten dich von dinen werken an der geschöpfede
aller dinge, alse klein aber alliu dinc sint wider dich, alse
tunkel ist diu erkantnisse von der creatiire wider die von dir
selber, swie niht*) lioehers si über menschen sin, denne
dich, herre got , erkennen in diner gotelichen drivalt und in
diner ungezalten einvalt, so ist doch Kristen geloube niht
redelichers ze verstände, denne die selben warheit. sit wir
gelouben, daz du got bist alleine und also voUekonien an
allem guote, daz niht bezzers sin möhte, so bist du alse
mehlic und alse wise und alse guot, daz des niht merre
möhte sin (wan diu^) maze ist äne maze), so sehen wir wol,
daz din wisheit unde diu mäht unde din güete an dir niht
miiezic {hl. 130") sülleut sin , dii envollebringest alse hohiu
dinc, alse du mäht unde kanst. diu sint ouch diu besten,
wan deme besten zimet daz wol, daz er daz beste aller
förderst unde mit dem höchsten vlize voilebringe, daz mac
den andern creätiiren niht geschehen. wan alliu creätüre
ist mit zil unde mit maze umbegrillen, unde möhtestu niht
mere denne andere creätüren wirken , s6 wa^e din gewalt
unde din wisheit in maze begriffen, wan diu creaturen, alse
dich diu rehte wisheit leret, mahl du niht mere geminnen^)
denne nach ir wirdekeit. diu ist ouch ma'zic. daz ist wis-
lich n)innen ein iegelich dinc, weder mere noch miure denne
nach siner wirdekeit. da überlriffet din mäht unde din wis-
heit unde diner güete minne alle creatiire an allen dingen,
mer denne alliu diu weit si gegen einer mihven ^). JKTtest
du denne minner'') niaht unde wisheit unde minne denne du
an die creätüren mahl gelegen, obe ir nu Joch nianic tüsent-
slunt mere würde, so wa're din mahl unde din wisheit unde
din minne alze kleine worden, oder din hohiu {Ol. 130') mahl
unde wisheit unde minne wajre nach dem groeslen ^) teile müe-
zic an dir und alse man sprechen möhte üheric odci' unnütze.
1) nibl niht '2) die . diu? ;{) gewinnen i) vey'g/. mi/sf.
321, 2;>. 5) niinnen (i) grosen
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 49
Des sol aber nihl sin, daz des besten ihl niiiezic oder
unnütze gesin mac. ez wsere ouch niht zimelich gewesen,
daz du vor dem anegenge dirre weite müezic wserest gewe-
sen eweclicbe, din mäht, diu wisheit unde din giiete bete sieb
geüebet an den dingen, da diner wirdekeit zimelich wajre.
sit nu daz an keiner creätüre was noch möbte sin, so rauoz
ez sin an dir, berre aller geschöpfe. an dir selbe lit din
oberstiu mäht unde wisheit unde minnc, diu nie müezic wä-
ren an dir eweclicbe, e du ie ihl geschüefcsl, daz du, berrc
himeliscber vater, dincn einbornen *) hast geborn dir eben-
ewic, ebenher an allen dingen, unde du unt din naliurlicher
sun deme heiligen geiste gelicb eweclicbe von iuwer natiire
gewaltediche bringent iu beiden ebenewic und ebcngewallic
an allen dingen, der iuwer beider minne ist unde fröude unde
gesellscbaft und einungc , wan er von iu beiden {bl. IST)
kreftecliche unde süezecliche fliuzet, alse diu minne von den
waren minna'ren ; wan swä minne ist, da mac niht minre
sin denne driu : der minnende, der geminnele unde diu minne
zwischen! -) iu beiden.
Diz ist uns gezeiget ze dinem toufe , lieber hßrre Jesu
Kriste, do din vater von bimele in der stimme^) sprach zuo
dir 'du bist min lieber sun, in deme ich mir wol gevalle'*).
wan daz liebeste, daz er ie gewan, daz bist du irac mit dem
heiligen geiste. in dir gevellet er ime selben wol , wan er
an dir daz hoehste lop hat, daz er mohte unde mac eweclicbe
äne sin selbes wandelunge einen sun gebern , der sin gelicb
ist an allen cren , in dem er sich selben ersihet als in einie
voUekomenen bilde, du bist der liebte Spiegel unde dins va-
ter erenschin unde siner subslancien eigenlichiu gelichnisse
und ein Icbendcz exemplar, mit dem unde in dem din vater
alliu dinc gemäht hat; unde von dir iuwer beider beilig geisl
alse vöUecIiche vliuzet alse von dinem vater, unde daz selbe
häst^) du von dinem"') vater, daz din mäht iht minre schine
denne dines {bl, 131°) vater.
Der vater ist der brunne unde der ursprunc des götc-
iicbcn lluzzes; der sun ist alse daz rivier^; unde der bacb
der von dem brunnen lliuzct; der heilige geist ist alse der
1) din eiiiborner 2) zvvifsent W) stiiiiiiicn 4) gevolleii
5) best 6) (linen 7) riiier
Z. F. D. A. IX. /«
50 BlUDER DAVID \ ON AUGSBURd.
se der von dem briinnen unde von dem riviere fliuzct. der
vater ist daz anegenge, der sun daz millel, der heilige geist
daz zil des göleliclieu fluzzes , wan daz oberste guot mac
nihi an stele gestfin also, ez enteile sich und erbiete*) sich
ze niezende unde ze würkende daz beste, und wan enkein
creälüre begrifenlich beviihic ist genzliche des nutzes unde
des gewürkes, daz diu oberste mäht unde güete unde wis-
heit ist unde bringen mac, diu niht miiezic sin mac unde diu
ewecliche vor allen creätüren e was , so muoz si sich in ir
selber ergiezen wunderliche, daz der vater dem sune") von
siner substancien ewecliche gebernder mite teile die wünne
unde die fere, diu er selber ist unde die nieman wan got
beväheu möhte , unde daz der sun mit deme valere den hei-
ligen geist von ir beider subslancie ewecliche bringe, deme
sie mite teileut die {bl. 132') wünne unde die ere, die sie
ime selben ewecliche habent, die enkein creatüre, diu got
niht ist, begrifen unde bevahen möhle.
Swie wir diz heizen^) einer bände gewürke, daz -ist
doch unrehte gesprochen , wan got ist diu ewige ruowe in
ime selber unde diu unwandeUe staHekeit ie unde iemer.
uns gebristet worte , swä wir von götelicher naliire reden
siillen. allez daz got in ijue selben ist, daz ist sin ewigez
unde sin nätiurlichez wesen. da ist enheiu bewegunge noch
müege^). wan aber got aller dinge oi-denunge ist, so ist er
ouch in im^) selber aller geordentest. wrere der göteliche
fluz in ime selber ane zil, so wa^re er ane ordenunge**). da
von alse der vater ist daz anegenge des götelichen fluzzes,
also ist daz zil der heilige geist, der von den zwein perso-
neu fliuzet , und enkein '^) persone von ime. unde da mite
ist ein underscheiden gelicheit in der ebenhereu drivalt, diu
einez ist an der substancien unde drie an den personen.
wan daz der vater niht von eime'') anderen ist, daz erfoUel
er da mite, {bl. 132') daz zwcne an imesint: der sun unde
der heilige geist. daz von deme sune niiiwan einer ist, daz
ervollet er anderhalp, daz er ouch von einem ist: daz ist
von dem vatere. daz von deui heiligen geiste enkeiner ist,
daz ervollet er da mite, daz er von zweien ist, wände daz
1) eibeilc 2) den üuii 3) licisonl i) mugcn 5) miii
0; ordcd 7) eiiikeiii 8) einenie
BRÜDER DAVID VON AUGSBURG. 51
zeiget also hohe werdekeit, der von zweien edelen geslehlen
koinen ist, swie doch von ime keiner si komen. alse von
dem zwei edeliu geslehle konient and er ouch von einie ede-
len geslehte komen ist, der hillet gelich an der mittele ge-
gen den anderen zwein der wirdekeit. nach dirre gelich-
nisse so merken wir die cbenhere in der edelen drivalt des
vaters unde des sunes unde des heiligen geistes. da sliuzet
sich wider in diu eiuunge, diu ungescheidene gotheit unde diu
ewige drivalt, diu valtel sich wider in die ungezalten eiuvalt.
Herre himelischer vater, liebez*) herze gotes kint Jesu
Krisle, iemer zarler heiliger geist, vergip uns giielliche, daz
wir so baltliche getörrcn von dinen {bl. 133') hoehsten lou-
gen gedenken, wan, herre, mit dinen hulden gesprochen,
du gist uns Kristenen die getursl da mite, daz wir von dime
geböte nilit so dicke triben l'ruo unt späte, tages und nahtes,
so die gcnemede der heiligen drivalt, des vaters unde des
sunes unde des heiligen geistes. des leret man zem Ersten
von deme toul'e gelouben. da mite loufet man uns, da mite
Lesliezen^) wir allez gebet unde segene unde lop unde swaz
wir mit haben ze werbenne. da von sol ouch Wunders niht
sin, obe wir ouch lipliche, mit bliudekeit^j unde mit demuot
eteswenne dar an gedenken, du weist ouch wol, liebez
herluom, gol hßrre, swä wir so rehle und als eigenliche niht
kiinnen von dir gereden alse wir solten und alse diu wär-
heit ist , daz daz niht von ungelouben ist unde von verker-
tem sinne: ez ist niuwen von unkunste unde von unverstan-
denunge^der von gebresten der eigeulicher worte. wan alse
menschlichiu werc gegen götelichen werken blint sint, also
sinl menschlichiu wort gegen der götelichen wärheit (Z»/, 133'')
küme eines stummen wanc.
Allez daz wir gelouben siillen von dir, daz süllen'')
wir gelouben allez genzliche und einvaltecliche. wir miigcn
dich mit nihte anders vollereichen wan mit dem gelouben.
allez daz du mäht unde daz dii kaust unde Ißresl unde will
unde bist unde tuost , da geben wir niht an bevor, wir bc-
jeheu des alles mit dem kristenlichen gelouben , den du uns
geben hast, behalt uns und besla-le uns mit diner kraft,
crliuhte uns mit diner crkantnissc und mache uns smachalt
1) lieber 2) beslieslien 3) hiridcdekeit 4) siillen fehlt.
4*
52 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
mit diner liebe, gip uns den geist, bimelischer vater, der üf
dime lieben sune völleciiche ruowet ; teile mit den geliden
die gnade des hoiibctes, daz wir in diner minnen geiste ein
dinc und ein geist werden mit dir und mit dinem lieben
sune, in dem du und er ein minne und ein berze ewecliche
Sit, wan niendert schinbserlicher iuwer beider minne und
iuwer mille schinet so dar an daz der heilige geist von
iu beiden fliuzet miltecliche, dcme ir beide mite teilet niht
alleine alle iuwer wünne {bl. 134") und iuwer eren , die
ir mit einander habet, ebengelich alse ir iuch selber giin-
net ime , joch daz iuwer iewedere in mit ime minne,
alse dich, an allen dingen, daz du, bimelischer vater, dinen
sun gebirst, der dich wider minnct mit allen triuwen alse du
in, da sehen wir dine groze mäht unde dine ganze minne*)
an. daz aber du den heiligen geist mit ime bringest, dem
du ganst , daz in din liebesler sun mit dir minnet alse dich
an allen dingen, unde dem din sun gan mit ganzen triuwen,
daz du in mit ime geliche minnest alse in allen dingen, waz
möhte milters sin danne so luleriu liebe ? daz ist niht luteriu
liebe, diu niht liden mac, den ich genzliche minne unde von
dem ich ger wider geminnet werden, daz der einen anderen
mit mir alse mich minne. gan ich aber einem anderen , da
ich vil liep bin, daz er da mit mir geliche liep si, daz ist
diu lütere minne, diu ir fröude mit triuwen ir lieben mite
teilet^), der niht geniieget mit der fröude daz sie liep ist, si
zwivaltet ouch ir fröude {bl. ISi*") da mite daz^) ir liebez
liep sich fröuwet alse des daz si selbe liep ist.
Unde wan du, herre got, aller wiinne brunne bist und
aller luterkeite Spiegel , so solte ouch dirre vollekomenheit
an dir niht gebresten. disiu vollekomenheit möhte ouch niht
sin minre wan an drin personen an dem lieben des lieben
und an deme mite lieben (?). und wan alliu vollekomenheit
an den drin personen völleciiche beslozzen ist, so ist des
billich, daz der gölelichen persone merre noch minre si denne
der vater unde der sun unde der heilige geist, unde doch
iegelichiu persone ist in ir selber vollekomener got als alle
drie mit einander unde sinl doch alle drie niuwen ein got,
ein oberstez giiol , daz alliu dinc in ime besliuzet und alliu
1) wuiiue 2) leilent 3) daz su
BRUDER DAVID VOiN AUGSBURG. 53
diiic erfüllet , vor dem uiht ist gewesen , üzerlialp des niht
gesin mac. unt darumbe blibet die heilige drivalt in ir ewi-
gen einvalt , wan si uz ir selber nilit hat, dar si gediezen
niiige, also ein ewikeit in der ewikeit ist niuwen ein 6wi-
keit, wan einiu mac die andern an nihte fiirtrefFen : {bl. 135'')
uf daz volle mac niht mfi. alse vor gote noch nach gole
enkein zit ist, also ist üzer ime kein stat , da sich diu me-
nige ergän miige. da von mac götelichiu einvalt von der
heiligen drivalt niht sich gemeren, wan swä si sich merte*),
so möhte si doch üz ir selber uiht fürbaz gefliezen , wan si
daz oberste guot ist, daz weder ende hat vor oder nach unde
deweder zit, oben oder nebent oder mittel hat, ewic und
unmaezic und soelic. heiligiu drivalt, ewigiu höhiu süeze, du
uns nach dir gebildet hast an der sele, erliuhte, erfülle uns
mit dir unde verwandele uns in dich , wan wir nach dir
getoufet sin , daz wir ouch von dir geheiliget werden und
ewecliche geswliget werden an sele und an libe. amen,
Daz din zeichen , da mite du uns in dem toufe gemer-
ket hast zuo dinen schwfelinen , an uns iht vergebene ge-
trucket si, alse an den irren schafen , diu der wolf verleitet
hat von dem hirten , lieber guoter getriuwer hirte , Jesu
Kriste , ka^nie du von himelc , din irrez schäf ze suochene,
nu (bl. 135'') briiic uns heim in die himelischen herte^), da
wir iemer me sicher wesen von wolven unde von irre; fiiere
uns in in die götclichen weide , da wir lüterliche sehen den
vater in deme sune unde den heiligen geist in iu beiden.
Nach dime toufe l'uorte dich din heiliger geist in die
wüesle^) zuo den tiercn, da du vierzic tage unde naht va-
stetest unde da dich der widerwarte versuochte mit libes
Wollust, mit gilekeil, mit iteler ere, da mite er alle die weit
überwindet, er niohte aber dich da mite niht gevellen, wan
der Sünden säme was in dir niht und er vunt niht des sinen
an dir, da mite er dich gepfcndeu möhte als uns, die er
pfendet umbe der sünden solt, den wir von im enpfangen
haben, du woltest ouch unser fürkempfe^) sin wider den
allen vient. da von soltc er von dir überwunden werden an
den dingen , da er uns an dem ersten Adam überwunden
hete, daz dii ime benamest den gewalt , den er mit roube
1) inerre 1) hürde. 3) \v6stc 4) myst. 359, 23.
54 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
über uns liele. alle die in sünden wAren, die wären in sinen
(bl. 136') banden; da von moliten sie in gewaltecliche nilil
überwinden, daz sie ime engiengen und vri würden, wan
aber du äne') alle sünde wa're, so rünge dd vriliche mit im
unde bäst in überwunden unde hast in gebunden unde hast
uns gefriel vor ime , daz er enkeinen gewall bat nü über
alle , die sich wellent an gehoeren unde dich ze eime houbet-
herren haut, niuwen als sie ime irs dankes verhengent.
Dil hast uns geleret wider in slriten , uns gegen ime
weren mit dem gelouben unde mit der gehücnisse diner ge-
böte an der heiligen geschrift. du lertesl uns ouch die stille
suochen an der einoete unde der gezameten menschen als der
wilden tiere viheliche site güetliche vertragen und ir mit
vlize schönen und bescheidenliche leren , wie sie zam wer-
den, du lertest uns ouch den lip zühtigen mit vallende unde
mit enziehunge liplicher gelüste, wan swer sich selben rehte
überwindet , der gesiget allen vienden gcrincliclie an , wan
alle frömde viende mügent uns niht äne gevehten niuwan mit
unser selbes wal'en , daz ist mit {bl. 136'*j unseren geliden,
mit unseren gerungen, mit unseren gedanken^). lihen wir
in der drier^), niht, so habent sie niht, da mite sie uns ge-
schaden mügent.
Disiu driu dinc hast du uns geben , daz wir dir alleine
da mite dienen unde sie nienian lihen ane din urloup unde ze
anderme nihte nützen niuwan ze reinen ze guoten ze nützen
dingen unde nach ir wirde. diu ist ouch hoch und hime-
lisch*), und swa mite wir niht verdienen himelisclien Ion, da
süllen wir disiu dinc niht zuo nützen, ez w«re ein unedel
gewohnheit, der einen güldinen kelich wol gezierten mit ede-
len steinen unde mit anderen hohen werken wolle ze eime
harnvazze^) oder daz alse boese ist, unde da nützete man
doch niuwan erde zuo erden, michels unibillicher ist, der
disiu (Irin dinc, diu daz bimelriche verdienen "j unde besitzen
süUcnt, diu got selbe riiit siner wisheit hat gewürket und
ime selben er selbe mit ime selben gewürket hat, der diu
nützet ze sünden, die unreiner sinl dcnnc aller der misl der
in aller der welle ist wir süllen sie ouch unscrm viende
1) alle 2) wyst. 3I.H, \\-->—W. ii) in drier 4) liiinels
5) liorvazze? 0) vcrdienerit
HHUDEIl DAVID VON AUGSBüRf.. 55
iiilil liheti Ulis zc schaden, waii swer sin swerl lilicl, daz
man inie da luile sin selbes lioubet abe slaiie, der ist unwisc.
Do du uns gelertcsl in diiier stille biz an drizic jar
u. s. w. {mysl. 343, 24 — 348, 2).
II.
Der bei M arten e und Durand im Thesaurus norus anec-
dolorum {Paris 1717. fol.) v, 1777 — 1794 abgedruckte
tiactatus de haeresi pauperum de Lugduno ist als eine für
die ketzcrgeschichte des viitlelalters überhaupt , und ins-
besondere der geuannten mit den IValdensern verwandten
häretischen secte nicht unwichtige quelle längst bekajint
und namentlich in neuern werken vielfach benutzt worden,
die herausgeber haben ihn unier den Schriften des domi-
nicaners und Inquisitors F. Stephanus de ßurbone aufge-
funden, der verfafscr war ihnen unbekannt, und sein an-
geblicher name wurde erst später auf die bahn gebracht
durch C. du Plessis d'jirgentre (Colleclio iudiciorum de no-
vis erroribus. Paris 1728. fol. i, 95 — 97). derselbe berief
sich hiebei auf Franc. Pegna oder Pena (cominentarii su-
per directorium inquisitoruni Nie Eymerici. Vcnet. 1607.
p. II. q. II, 279), wonach der obige tractat nur ein theil
eines grofsern uwrkes , summa de origine Waldensium,
iväre, das sich unter dem nameii eines dominicaners Yvo-
iietus vollständig in einer hnndschrift des Vaticans befinde,
seitdem galt bis in die neueste zeit Yvonetus unbestritten
für den verfafscr des tractats. da jedoch dieser name
sonst ganz unbekannt ist und in den alten Verzeichnissen
des dominicanerordens gar nicht vorkommt , so hat schon
Echard ( Quelif et Echard Scj'iptores ordinis praedica-
torum I, 484) mit recht zweifei dagegen erhoben, und es
wahrscheinlich gemacht, daj's Pegnas angäbe auf einer
Verwechslung beruhe mit Monetas oder, wie dci^ name auch
geschrieben wird, Simonetas summa contra (^alliaros et Wal-
denses , ivelches werk ebenfalls wie das in der vaticani-
schcn hs. befindliche aus fünf büchern besteht.
Ich glaube im sta?ide zu sein, die bisherige annähme
widerlegen und den unzweifelhaften verfafser nachweisen
zu können, die hiesige k. öJJ'entliche bibliolhek besitzt eine
56 BRÜDER DAVID VON AUGSBURG.
papierhandschrift {Cod. theol. 4. 7ir. 125), die den frag-
lichen tractat, vollständiger als der druck, enthält und an
dessen ende sich folge?ide nachricht befindet: Explicit
Iraclalus fratris David de ordine miuorum de inquisitione
Iiaereticoruni . finitus anno domini mcccc sexagesimo nono
sabbato ante Elizabel vidiie per fratrem N. correclus per
euudeni anno 1470. also bruder David von Augsburg
wird hier als verfafser genannt, da jedoch die Schreiber
nicht immer glauben verdienen , so liegt in dieser angäbe
noch kein voller beweis, ich hojfe ihn aber auf andere
tveisc führen zu können, bekanntlich eifert der bei aller
seiner entschiedenheit doch sonst so milde bruder Berthold
mit ungewöhnlicher heftigkeit gegen die ketzer, die das
arme ei? fältige volk zum irrglauben zu verführen suchen,
fast in allen seinen predigten zieht er gegen sie zu felde,
und er ivird ?iivht müde, seine zuhörer vor ihnen zu war-
nen, zu öftern malen beschreibt er ausführlich die kenn-
zeichcn , an denen man sie erkennen solle -. die haupt-
grundsätze ihrer lehre, ihre tracht und sonstiges beneh-
nie7i. Jacob Grimm hat in seiner musterhaften recension
{Wiener Jahrbücher 1825. bd. xxxii, 211 — 216) die be-
ireffenden stelle?i hervor gehobe7i und die verschiedenen
kctzernamen , soweit sie in den gedruckten predigten auf-
gezählt sind, erläutert und erklärt, bei einem der vielen
namen , der in den hss. Pouerlewe und Pouerlewer ge-
schrieben wird, hat er sich in der deutung geirrt, oder
ist viebnehr von der richtigeji zu einer falschen ab-
geschweift.
Die nachfolgenden auszüge und parallelstellen iver-
den die richtige erkläruug des ?iamens geben und zugleich
mit Sicherheit erkennen lafsen , dafs Berthold nicht nur
die mehrzahl der von ihm genannten secten, sondern auch,
ihre lehren und sonstigen kcnnzeichen nur aus dem tractate
seines lehrers und freundes, Davids von Augsburgs, gegen
die armen von Lyon geschöpft haben kann, tind damit
gewinnt diese schrift auch für die littvralurgeschichte be-
deutungf indem sie predigten des berühmtesten deutschen
redners des mittelnlters erläutern hilft.
Zuerst einige sä/zr aus dem anfing, der im drucke
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 57
bei Martene. fehlt: fides katholica est fundamenlum omnis
boni, sine qua surami boni non possiimus esse capaces ....
lianc fidem stibverJere teniptant haeretici , qui fidei puritatcm
nilunlur corrumpere falsilate. — haeretici quippe diciinlur,
qui fidem per sacramentum baptismi susceperunt et perverse
sentiendo abiiciunt ; nam qui nee baptismum nee fidem katho-
licam aliquando susceperunt, aut gentiles dicunlur aul iudaei,
quaravis et apud iudaeos dieantur esse haeretici, qui litteram
veteris testamenti pravis inlerpretationibus corrunipunt. et
quia veteres , sint Arrii et Pelagii et Manicheorum et alio-
rum , per sapienliam sanclorum conli^iti sunt, qui aperle
fidem impugnaverunt , surrexerunt novi latenter in angulis,
serpentes nocivius venenum erroris simplicibus infundentes,
quo magis periculosum est mal um occultum , quod nescias
cavere vel adhibere remediura, quam apertum , quod poteris
elTugere el sanare. — inter alios modcrnos haerelicos in terra
nostra magis nocivi vidcnlur hü , qui pavperes de hugduno
vocantur, quorum robur maxime in hypocrisis pallialione cou-
sistit et falsi nomiuis scientiae iaclalione, [qui] quia sie lati-
lare noverunt, quod et ubi plurimi sunt, nuUi esse a fidei
doctoribus putantur; et tanlo plures latenter inficiuntur,
quanto caulius sciunl occullare quae faciunt. {vergl. damit
Berthold, undc dar umbc sol man sich vor dem ketzer hüe-
ton, so er vil heimlichen get zuo iu unde sprichet, er welle
iuch guoliu dinc leren heimelich in einem winkel u. s. w.
Kling 270). ad caulelam ßdelium et instruclionem zelatorum
fidei, qui praemunire simplices valeant et (ab?) haerelicorum
versutiis , aliquae nominare de illorum secta videtur non in-
utile , quibus agcns minus polest noccre prudenti (bruoder
Berhlolt , wie sulle wir uns vor in bchiieten , sit sie guolen
liutcn so gar geliche sint?* seht, daz wil ich iuch leren,
den Worten, daz ir iuch iemer mere dcste baz gchüeten kiin-
net. Kling 307).
Das ßilgcnde steht aueh bei Marlene, ortus illius
sectae , quae dicilur Poner de Leun (=^ dem Pouerlewe der
hss.) seu paupercs de Lngduno, sicut a diversis audivi et a
quibusdam ipsorum , qui videbanlur ad' fidem reversi , dum
eorum inlcrcsscm cxaminaloribus , sie se fertur habuisse.
apud Lugdunum fuerunl quidam simplices laici , qui quodam
58 BRUDER DAVID VON ALGSBI1RG.
spirilii inflainmali et super caeleros de se praesunientes, iacla-
banl se oninino vivere secundiun evangelicam doctrinam et
illani ad liüeram perfecte servare poslulantes a domlno papa
Innoccnlio (III.) hanc vivendi l'orniam sua auclorilale sibi
et suis sequacibus confirmari ; adhuc recoguoscentes prinia-
luni apud ipsum residere apostolicae polestalis. poslea coe-
perunt ex se ut plenius se Clirisli discipulos i. e. aposlo-
lorum successores ostentare et officium praedicalionis sihi
iacfanter assumere , dicenles Christus praecepisse suis disci-
pulis evangelium praedicare, et quia sensu proprio verba
evangelii interprelari praesumpserunt, videnles nullos alios
evangelium iuxta lilteram omnino servare, quod se velle iacta-
verunt, se solos Christi veros iniitatores esse dixerunt. cum-
que ecciesia videret eos praedicalionis sibi officium usurpare,
quod eis commissum non fuerat, cum essent idiotae et laici,
prohibuit eos, ut debuit, et nolenles obedire excommunicavit
//. S. IV.
Aiifser den obefi angefüJuHen altern seclen der Ar-
rianer und Pelagianer nennt David fünf neuere, die frü-
her eins gewesen, aber in verschiedene zweige sich ge-
trennt haben , die sich gegenseitig bejeinden und verfol-
gen , und mir noch im hafs gegen die katholische kirche
einig seien. Berthold macht aji verschiedenen stellen im
ganzen zehn seclen namhaft, darunter vier, die in Davids
tractat fehlen , und die ihm ohne zweifei ans den ketzer-
verordnungen k. Friedrichs IL (Padua 22 febr. 1224. ab-
gedruckt bei Harzheim, Coiicili.a Germaniae iii, 506 — 509,
auch beiPertz, Monumenta, Leges n, 328. l^ergl. 244. 288)
oder aus deren bestäligung durch papst Innocenz IV. {vom
22. mai 1253 unter den briefen Peters de Vincis Hb. i,
nr. 25 — 27) bekannt waren, nämlich die Patarener, Spo-
rer, Ixatharer und Sifrider. es ist dies freilich nur eine
geringe zahl gegenüber den anderthalbhundert seclen, von
denen er zu öftern malen spricht.
Ich will hier zuerst die betreffende stelle aus deui
lateinische?i tractat, die bei Marlene fehlt, miltlieilen und
daran die verschiedenen stellen aus Berlholds predigten
anreihen.
Cum oliu) uua secla fuisse dicanlur Poucr de Lcun et
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 59
Orlliebarii et Arnoltistae et Runcbarii et Waltenses et alii,
ex anibi'.ione primatum et erroris conlicti (?), diversis se inier
opiniorum alteratione conscissi, in diversas haereses divisi sunt,
denominati ab illarum auctoritatibus opinionuni cuiuslibet bo-
rum secfatores. agnoscunt autem se mutuo diversarum hae-
resiim seclatores et detestantur et contemnunt et suos com-
plices ab aliorum consortio cuslodiiint, ne ab eis seducantur.
non autem prodit unus aliuni de alia haeresi, ne forte vicis-
sim et ille prodat eum, sicut squamae Leviathan sese com-
primunt, ut spiraculum incedat per eas. oranes autem unani-
miter exosam habent ecclesiam katbolicam , quae adversatur
convincendo eos per veritatis doctrinam et condemnando eos
per iudicium acceptae ab eo (a deo?) potestalis.
An einer frühern stelle, die hei Marlene ebenfalls
fehlt, hcifst es
Quanto autem irralionabiliora credunt vel destabiliora fa-
ciunt, tanto facilius caventur, et ipsa viiitas prodit se esse fu-
giendos, quia malum apertum minus nocet, secta vero Pouer de
Leun et siuiiles tanto periculosi omnes (?periculosiores) sunt,
quanto sub sanclitatis simulatione se palliant sie et isti
hypocritae diversa sibi nomina tribuunt. non cnim appellant
se quod sunt, scilicet baerelicos, sed vocant se veros cbristia-
nos et araicos dei *) et pauperes dei et huiusmodi nominibus.
Die hierher gehörigen sätze Bertholds lauten, cod.
palat. nr. 24. bl. 54"' und nr. 35. bl. 76 {vergl. Kling
s. 394) daz sint kelzer, die abtrünnig sint von dem beiligen
kristenglouben unde sich ergeben haut in den gevvalt des lei-
digen viendes. die sint gcbeizen Manacbei und Patrine und
Poucrlewe und Runkcler und Sporer und Sil'rider und Ar-
nolder. unde der ungelouben ist dannoch andertlialbhunder-
terleie, der einer niht geloubct als der ander.
Cod. palat. nr. 35 bl. 27'';
— die kelzer, daz ist siner (des vicrden raorda?rs) morlaxlen
einiu, da bangent wol anderllialp biindcrt morda'r an; ir ist
wol andcrUialp liunderlslalile kelzer, Poucrlcwcn, Patrine,
Spora^'r, Riinkeler**), Orllieber, Gazzars, Sifrider, Arriani,
*) darnach wäre der i/rspruiiif der gollc-ifrcitnde viel älter, als
man bisher aiigenummen hat und nachweisen kunnle.
*') Hiiiglcr hs.
60 BRUDER DAVID VON ALGSBURG.
Arnolder, Manichei. iiii seht, des ist also vil des uiivolkes,
daz da ketzer heizet.
Ebd. bl. 88^:
- heiden habent inanigen gelouben, jüden sint ouch niht
alle eines gelouben , aber der ketzer der geloubet reht einer
niht als der ander, daz ein Riinkeler geloubet, des geloubet
ein Arriän niht, noch des ein Pouerlewe geloubet, des ge-
loubet ein Sifrider niht. seht, der ist wol anderlhalp hun-
dert, daz allez ketzer sint, der einer niht geloubet als der
ander, so ist krislen geloube allez ein geloube : daz man
hie geloubet, daz geloubet man ouch ze Beheini; daz man
ze Beheim geloubet , daz geloubet man ouch ze Francriche
unde ze Ispänien unde ze Engellant. unde swä eht kristen-
geloube ist, daz ist allez ein geloube.
Cod. palat. nr. 24 bl. 16P {Kling. 302;.-
— ketzer die habent ouch den allermeisten ungelouben , der
ie gehört wart, sie habent wol anderthalp hundert ketzerie,
der einer niht geloubet als die andern, swenne ie einer hat
funden eine niuwe ketzerie, diu ketzerie heizet danne als
jener der si von erste da vant. eine heizent Pouerlewe,
und ein Arriäni unde Riinkeler unde Manachei unde Sporer
unde Sifrider und Arnolder, und also manigerlei namen, daz
ez nieman volenden mag. aber swie manigerleie namen sie
haben, so heizent sie über al ketzer.
Cod. palat. nr. 35 bl. 16':
— so der ketzer ie me predige beeret, so er ie boeser ist,
wan get er unde hoeret die predige, so waere er mir lieber
da heime, wan er get durch dehein guot her, niwan durch
gelichsenüsse oder ob er mir iht verlernen raiige. Pouer-
lewe, Riinkeler, Orllieber, bist dii iendert hie? (frequentant
nobiscum ecdesias, intersunt divinis, offerunt ad allare, perci-
piunt sacramcnta ii. s. iv. cum haec et omnia similia irrideant
et prolana iudicenl et damnosa , sicut aliquando lupus pelle
se conlegit, ne lupus ab ovibus dignoscatur Marlene s. 1782).
Ebd. bl. 98":
Vi, ketzer, wie ist dir so geschehen durch einen boescn wan,
daz du wa'ncst , jener wa're ein guot mensche, der dich hat
gcleret in einem winkel ! sag an, ketzer, waz zeichen stehe
du in luon, wan daz er dir siieze rede vor tote? unde hast
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 61
dar unibe den lielilen gclouben , den höhen, den slaelen, den
reinen , den heiligen uude den durchnathlen , den rehten kri-
stengelouben verlan durch den stinkenden, den valschen ketzer-
geloubcn, niuwan unib eine siieze, valsche rede unde durch
den wan , daz du wantest, er woere er guot mensche , unde
s?ehe in doch dehein zeihen luon. vi, welch ein torheit !
Sporer, sag an, gelouheslü Patrine und Manachei, geloubeslu,
daz die alle unreht haben unde daz du reht habest? 'ja ich,
Iriun!' se , wä von wildü reht haben unde sie niht? wan
waerc dir ein Rünkeler ze banden komen oder ein Pouer-
lewe, der hsele dir alse guote rede vor geseit oder süezer
rede haete er dir vor geseit dannc dir der Sporer tele, dem
haetest du als schiere gevolget als disen. se, waz zeichen
tele er? vi, tor, man kan dich nienier bekeren, vi !
Untej' den angeführten naimm bedürfen die Arrianer,
Manichäer, PatHner, Pelaginner, Gazzers {Ga:inri ^= Ra-
tharer) und Wnldcnser keiner weitern erklärung. die
Arnolder ( Arnoldislac) sind anhänger des Arnold von
Brescia und die Pouerlewe., oder wie befser, jedes falls
richtiger zu schreiben ist, Pouer de Leun, die auch sonst
in den quellenschriflen über die mittelalterlichen secten oft
genannten Pauperes de Lugduno, in den päpstlichen bullen
auch Leonislae genannt, über die sporer ( Sperouistaej,
deren Stifter nach Berthold {Kling Z^^) ein Spornmacher
war, weifs man nichts näheres, ebensowenig über die Si-
frider, die aufserdein nur noch in dem tractat des Pseudo-
Reinherus {Bibliotheca max. Lugd. xxv fol. 206) voll-
kommen: item SilVidenses {so ist nach dem druckfehler-
verzeichnis für Siscidenses zu lesen) concordant cum VVal-
densibus lere in omnibus. die Rünkeler (Runcharii , Run-
caroli , rergl. darüber Hahn, geschichle der kctzer im
m. a. 1, 52) wurden ohne zweifei nach den Urtern ge-
nannt, wo sie sich gewöhnlich aufzuhalten pflegten (run-
caria heifst nach Dufresne ein wüstes unbebautes feld),
und den namen f Finkeier, den sich eine secte , die vom
anfing des l^n bis ins loe Jahrhundert in Strafsbuj'g be-
stand, beilegte, halte ich für nichts anderes als den deut-
schen ausdruck für Rünkeler {vergl. Röhrich, die gutles-
freunde und die Winkeler am Oberrhein in lllgens zeit-
62 BRÜDER DAVID VON AUGSBURG.
schriß 1840, 144/1 loid Hahn a. a. o. 2, Z&O jf.). von
den Oftliebern (Orlliebarii , Ordibarii u. s. iv. worüber bei
Pseudo-Reinherus das nähere zu finden ist) sagt Röhrich
ff. ff. 0. s. 125, daj's diese secle durch einen gewissen
Ortlieb von Strafsburg (qui fuit de Argentioa , quem Inno-
ceutius III. condemuavit : Reinherus) zuerst in der Rhein-
gegend verbreitet worden und von ihm den namen erhalten
habe (vergl. auch Hohn 1, 53).
Folgendes sind nach Rerthofd (Kling s. 307—309)
die sieben hauptkennzeichen eines ketzers.
Ir sult die kelzer halt an siben worten erkennen, und
swenne ir der siben wort einz erhoeret, von dem sult ir iucli
hüeten, wan der ist ein reliter ketzer. — das erste, swer
da sprichet, ez müge dehein eman bi siner hüsfrouwen ge-
ligen äne houbetsiinde. (= malrimouium dicunt esse fornica-
tionem iuratam , nisi continenter vivant, qiialibet alias im-
munditas (?) magis licitas quam copulara coniugalem Marlene
s. 1779. coniuges si quas ante habuerunt relinquunt ebd.
s. 1781.)
Daz ander ist, swer da sprichet, ez nuige dehein rihter
nieman ertoelen äne houbetsiinde ; vergl. Kling s. 14 so
sprichet der ketzer, ez müge nieman einem menschen sinen
lip genemen äne sünde mit gerihte ( = dicunt eliam , quod
non licet occidere maleficos per iudicium saeculare Marteiie
s. 1780).
Daz dritte, swer gibt, daz die siben heilikeite unde der
wihebrunnen niht kraft enhaben, der ist gar ein ketzer. im
lateinischen tractate werden aujser der ehe nur die taufe,
die firmung und die letzte Ölung ausdrücklich verworfen :
unclionem extremam respuunt, dicenles, potius fore male-
dictiones quam sacramentum. — conlirmationis sacraraentum
respuunt. — dicunt baptismum non valere parvulis Mart.
s. 1779. doch liegt in der übrigen lehre die leugnung
der übrigen sacramente gleichsam eingeschlofsen , vergl.
Martene ebd.
Daz vierde , swer da gibt, daz ein priester , der selbe
in houbelsündcn ist, daz der nieman von sinen siindcn en-
L'inden müge, der ist ouch ein ketzer (= dicunt, quod pec-
calor sacerdos non possit aliqucm solvere et ligare, cum ipse
imUDER DAVID VON AUGSBURG. 63
sil ligaliis pcccalis , et quilibel bonus et sciens laicus possit
alium absolvere et poenilentiain imponere Mart. s. 1779).
Daz fünfte , swer da sprichet , man siille der wärhcit
nihl swern und ez si houbcisiinde , swer der rchtcn warheit
swert; ferner ebd. s. 305 sie swuoren niht durch deliein
dinc, unde da bi wart mau sie erkennen, nii wandeint sie ir
leben .... unde swernt die eide nu (= dicunt illicilum
esse omne iuramentum, inde vero et peccalum mortale, sed
tarnen dispensant, nisi iuret quis pro evadenda corporis morte
ti. s. w. Mart. 1780. difliuierunt olim non iurare omnino;
sed quia per hoc facilius deprehcndebanlur et condemnabantur,
caule dispensaverunt modo iurare pro se vel pro alio a morte
liberando et defendendo. cum autem iurare compellunlur aut
pallialis verbis iurant, ne putenlur iurasse, sed fiele agunt
ex bis diversis modis ebd. s. 1784).
Der sechste satz, nämlich, dafs auch die ungclehrten
und die laien aus der schritt reden dürfen , ist auf allen
Seiten des tractats und in der ganzen tiefgehenden oppo-
silion gegen die geistlichkcit enthalten, so dafs es hiefür
keiner besondern hervorhebung bedarf, und der siebente,
dafs wer zwei rücke habe einen durch gott hergeben solle,
obschon nirgend deutlich ausgedrückt , ist ebenfalls eine
natürliche fulgerung ihrer behauptuug, dafs sie kein eigen-
thuui besitzen.
Bertholds predigten und der lateinische tra^tat ent-
halten aber noch andere stellen, die in auffallender weise
mit einander übereijistimmen.
Kling s. 305 also tragent nii die ketzer swert unde
mezzer (= quamvis gladios et arma fcrant Mart. s. 1785).
— Kling s. 308 merket mir disiu worl gar eben unde be-
liallet sie iemer unz an iuwern löt. ich wolte halt gerne,
daz man liet da von siiuge. ist ilit guoler meister hie, daz
sie niuwen saue da von singen? die merken mir disiu si-
bcuiu wort gar eben unde machen liedcr da von. da tuot
ir an unde machet sie kurz und ringe , daz sie kiudecliche
wol gclerneu miigen , wan so gelernent sie die Hute alle ge-
meine diu selben ding, unde veigezzcnt sie deste miuuer.
ez was ein verworhler ketzer, der machte liet von der
ketzerie und Ißrte sie diu kiiit an der straze , daz der liule
64 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.
(lesle mer in kelzerie vielen, und dar umbe sa'lie ich gerne,
daz man diu liet von in siinge. dieser merkwürdigen stelle
scheinen mir folgende sülze aus dem lateinischen tractat
zu gründe zu liegen, puellas parvulas docent evangelia et
epistolas, ul a puerilia consuescant errorem amplecli u. s. w.
Mart. s. 1782. finxerunt etiam quosdam rilliinos, in quibus
docent quasi virtules sectari et vitia deteslari, et callide in-
serunl ritus suos et haereses, ut melius alliciantur ad ea di-
cenda et fortius inculcent ea memoria , sicut nos laicis pro-
ponimus symbolum , dominicam oralionera , et alia pulcra
huiusmodi causa confinxerunl ehd s. 1784. — Kling s. 303
s6 get der ketzer alse geistliclien zuo den liuten und redet
also siieze rede des ersten unde kan sich also wol zuo ge-
tuon .... er seit dir vor also siieze rede von gote unde
von den engelen, daz du wol swüeresl er si ein engel u. s. tv.
(= dociles inter aliquos complices et facundos docent verba
evangelii et dicta apostolorum et sanctorum alioruni in vul-
gari lingua corde lirraare , ut sciant et alios informare et
sectam suam pulcris sanctorum verbis polire • . . ; et sie
per dulces sermones et benedictiones seducuut corda inno-
centium Mart. s. 1781.)
Die ketzer, sagt Berthold zum öftcrn , pßegen sich
am liebsten an einsamen , abgelegenen orten aufzuhalten,
in winkeln., wo sie die einfälligen ungesehen und mit leich-
ter mühe verführen können-, sie gent ouch niht ze frumen
Stelen, wan da sint die liute verstendec unde hcerenl an dem
ersten wol, daz er ein ketzer w6re. sie gent zuo den wi-
lern und zuo den dorfern gerne unde halt zuo den kinden,
diu der gense hiielent au dem velde Kling s. 304 (= so-
lent eliam tales mansiones habere in locis, ubi babent sludia
sua vei celebrant conventicula , quae cirtumquaque aliis sunt
inaccessibiles, ne prodantur, ut in t'oveis sublerraneis vel ali-
ter sequestratis. — ad simplices et rüdes solenl accedere,
maxime ad cos, qui non sunt iratribus praedicaloribus et mi-
noribus lamiliares, et ad loca, quae non rrc(iuculantur ab illis
Mart. s. 1781. 1782).
f^on der anklage, dafs sie nachts katzen und kr'öten
küssen, werden die armen von Lyon im lat. travtat frei-
gesprochen noctibus autem maxime huiusmodi conventicula
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 65
frequenfanl, quando alii dormiunt, ut libenter minisleria ini-
quitatis opereiitur. quod auteni , ut dicilur, osculenlur ali-
qui catos et ranas et videanl diabolum vel extinclis lucernis
pariler fornicentur, noii pulo istiiis esse sectae Maft. ebd.
ohne ziveifel ist es aber diese stelle, die Berthold zu fol-
gender vergleichung anlafs gegeben hat: so hüete sich
alle weit vor der kalzen. so get si hin unde lecket ein
kroten. s\v;\ si die viudcf, iinder einem züne oder swa si die
vindet, unz d;iz diu krolc hluotet, so wirt diu kalze von
eiler indurslic. — ir reinen krislcnliute, da von hüetet iuch
vor disen ketzern , die also ze iuch sliefent sani die katzen
und iuch ertocten wellent mit ir krolensamen der unreinen
ketzerlichcn lere , die er in sich gelecket hat sam diu katze
daz eiter von der kroten Kling s. 303. 307.
Ich will die hervorhebung von vergleichstellen , de-
ren sich noch ynehr darbieten würde/i, nicht iveiter führen ;
die gegebenen werden hinreichen 7iin zu zeigen dafs Bert-
hold die merkmale und lehren, die er von den ketzern
im allgemeinen hinstellt, die aber ganz besonders die ar-
men von Lyoti sind, nur aus diesem tractate geschöpft
haben kann, dieser umstmid , zusammen mit der angäbe
der Stuttgarter hs., dürften hinreichen zum beweise dafs
David , Bertholds lehrer und freund , der wirkliche ver-
fafser des lateinischen traciules ist. dafs derselbe ein
Deutscher war, was der auch sonst ganz imbekannte Yvo-
netus schon seinem namen nach nicht sein könnte, geht,
wie mir scheint, auch aus einer stelle hervor, wo erzählt
wird , dafs trdhrrnd des ziviespalts zwischen papst Inno-
cenz IV. und kaiser Friedrich II. ein deutscher fürst im
begriffe gewesen sei, sich offen für die ketzer zu erklä-
ren, was aber sein tod glücklicherweise verhindert habe:
Marlene s. 1786.
Uebrigefis zeichnet sich Davids tractat, ganz im ein-
klang mit seinem character, wie v)ir ihn aus den übrigen
Schriften kennen , bei aller entschiedenheit dennoch durch
kritik und milde aus {vergl. Hahn, geschichte der ketzer
1, 28). die letztere eigenschaft war den Franciscanern,
bei denen der liebevolle geist ihres grofsen Stifters noch
lange fortwirkte, in viel höherm grade eigen, als den Do-
Z. F. D. A. IX. 5
66 BRÜDER DAVID VON AUGSBURG.
minicaneru ., die sich durch herhhcit ., strenge und blinden
eifer heim volke in eben dem mnfse verhaj'st machten, als
die Minoriten, die freilich schon durch die gänzliche ent-
sagung alles irdischen besitzes den niedern ständen viel
näher standen, in früherer zeit wenigstens beliebt teuren.
Nachtrag.
Die freundliche gefälligkeit des herrn Maurer- v. Con-
stant in Müncheri setzt mich in den stund , über die oben
berührte lateinische chronik jetzt schon auskunft geben
zu können, die freilich anders lautet, als ich gehofft hatte,
die hs. trägt nun die nummer Cod. lat. 5541. perg. xw.jh.
8. zu zivei spalten, die chronik steht dari?i auf bl. V — 45"
und reicht den eingangszeilen zufolge bis zum j. 1271 : In
nomine doniini noslri Jesu Christi in liac compilalione, quae
de diversis excerpta est, videlicet de iure canonico, de eccle-
siaslica historia, de Orosio , de crouicis Eusebii, Hieronynii
et alioruni, de libro qui dicitur gemma animae , de opusculo
quod vocatur ordo Romanus, ostendilur leg^^re volenlibus de
gestis sive statutis Romanorum ponlificum et de statu bono
vel malo iraperatorum. insuper quibus , qui meraorati prin-
cipes conteraporanei fuerint a beato Petro aposlolo et a Cae-
sai'e Auguslo usque ad annura mcclxxi u. s. w. also bis zum
j. 1271 (die auf den beiden letzten spalten enthaltenen
nachrichten aus den j. 1272 — 1281 mögen spätere Zusätze
sein), dem todesjahre Davids, das würde der zeit nach vor-
trefflich passen, und an dem ausdrucke compilatio brauchte
man sich ?iicht zu stofsen , da die chronik in bezug auf
die frühere zeit bis mindestens 1200 der natur der suche
nach nichts anderes sein kan?i. Davids name wird indess
im buche selbst nirgends genannt und nur auf der innern
Seite des vorderdeckeis findet sich von einer hand des
\^7i jahrhmderts folgende bcmerkung -. Haec continentur
in libro hoc. item (Chronica fValris David de Aiigusta de
summis ponlificibiis et imperatoribus u. s. w. ich kenne die
gründe nicht, ivelchc die inönche des klosters {Bayer-)
Diefse7i, woher die hs. stammt, vermocht Itaben, gerade
dem brudcr David diese chronik zuzuschreiben, vielleicht
war es der Zeitpunkt, womit sie schliefst; und sein name
BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 67
und seine lateinischen Schriften waren ihnen nicht unbe-
kannt, indem deren erste ausgäbe vornehmlich auf Die-
fsener hss. sich gründete.
Ich zweifle jedoch an der richtigkeit dieser angäbe,
tvenigstens koimten mich die abschriften, die mir herr
Maurer- von Constant in zuvorkommender weise von bl. 24'*
— 45" f720 — 1281) mittheilte, nicht überzeugen, dafs Da-
vid der verfafsor dieses von anfang bis zu ende, 'höchst
dürftigen buches sei ; man müste denn annehmen, er hätte,
für seine schüler etwa, absichtlich ein kurzes geschichts-
compendium. schreiben wollen, nicht unmöglich, aber ich
kann nicht daran glauben.
Die heftigkeii , womit hier gegen die Staufer partei
genommen wird*), die a/f/allend häufige erwähnung thü-
ringischer und sächsischer orts- und klosternamen und die
ausführlichkeit, womit die den predigerorden betreffenden
angelegenheiten erzählt loerden , lafsen mich eher vermu-
ten, dafs der verfafser ein thüringischer dominicaner loar.
Zu ei7ier genauem Untersuchung der chronik reicht
die mir zu diesem nachworte vergönnte frist nicht, ich
mufs sie daher auf eine spätere zeit verspare?i und werde
dann die eigenthümlichen ?iachrichten , die sie etwa dar-
bietet {beträchtlich dürften sie kaum sein), den geschichts-
freunden nicht vorenthalten.
Für die vorliegende frage genügt es, dafs ich diesen
punkt, durch den ich meine entdcckung nocli fester be-
gründen zu können glaubte , hiemit fallen lafse : wie ich
hoffe, ohfie erheblichen nachtheil für meine beweisführung,
die nach meiner Überzeugung auf entscheidenderen grün-
deii ruht, jedesfalls aber zur Steuer der Wahrheit oder
doch dessen, ivas ich als solche erkenne.
Stuttgart 29 nov. 1851. FRANZ PFEIFFEU.
') ein gj'iifsernr abschnitt bl. il, voll schiverer anklagen gegen
kaiser Friedrich II., ist indessen ausdrücklich und wörtlich dem ah-
selzungsdecrete papst Innoccnx- IV. enlnommen. die darin enthaltene
besc/iuldigung, Friedrick habe den herzog Ludwig von Baiern durch
Assassinen tüdten lafsen, darf daher nicht als besondere beweissteile
angeführt werden, wie Höfler, der bei dieser gelegenheit zuerst der
chronik erwähnte, in den Münchener gelehrten anzeigen I84fi bd. '2'.i
s. IUI i, gethan hat.
5*
68 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
Hans Vindlers buch der Tugent , une der Atigshnrger
druck von 1486, oder richtiger {vergl. unten v. 8 der ein
leitung) blume der tugend, ivie die gothaische hs. das
werk nennt {vergl. Jac. Grimms mythologie , 1. ausgäbe,
a?ihang li), nach der eigenen angäbe Vindlers im icesent-
lirhen eine Übersetzung aus dem Italienischen (vergl. tinten
die einleitung^ , enthält in der gestalt, in welcher es uns
vorliegt, verschiedenartige bestandtheile, deren sonderung
im folgenden versucht werden soll, es lajsen sich nämlich
deutlich zwei theile unterscheiden, und namentlich in dem
ersteren ehi ursprünglicher stamm von einschaltungen scharf
trennen, anfserdem ist im zweiten theile ein selbständiges
gedieht eingesqhoben , mitten in den Zusammenhang eines
abschnittes hinein, so dafs der leser, so lange er nicht
den loahren Sachverhalt bemerkt hat, in der grasten ver-
loirrung umhertappt. — in der mittheilung von stellen aus
dem werke bin ich nicht sparsam gewesen, um bei dieser
gelegenheit zugleich ein möglichst vollständiges bild von
dem loerke Vindlers zu geben, das nur in zwei oder drei
e.vemplaren vorhanden ist, und dessen vollständiger Wieder-
abdruck schwerlich je zu erwarten sein dürfte.
Bei der 7iachstehenden Untersuchung habe ich nur den
Augsburger druck des Joh. Phmbirer {nicht Plaubiler,
tvie V. d. Hagen im grundriss s. 414 ihn ne?int) vom
jähre 1486 {nicht 1484, wie v. d. Hagen a. a. o., auch
nicht 1485, ivie Gervinus , gesch. d. p. N. L. 2. hd.
s. 381 //. 382 angiebt) benutzt, verm%ite jedoch dafs die
handschrift in allem wesentlichen zu dem dj^uck stimmen
wird, einmal weil das von Jac. Grimm a. a. o. aus jener
mitgethcilte stück fast wörtlich mit der cntspreche?idejt
stelle des drucks übereinstimmt , danti weil es auch Jac.
Grimm entgangen zu sein scheint dafs gerade jene zauber-
und aberglaubenaufzählungen zu jenem selbständigen, mit
Vindlers blume der lugend nicht zusammenhängenden ge-
dichte gehören, was nur möglich war, wenn in der hand-
schrift dieselbe Verwirrung herscht wie im druck.
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 69
Ich ivill dies letztere stück zuerst ausscheiden , be-
merke aber vorher noch im allgemeinen dafs man sich
durch die eintheilungen und die Überschriften des drucks
weder leiten noch stören lafsen darf: sie sind besten falls
rein zufällig getroffen, meist dagegen völlig unsinnig,
aufserdem, wie auch der text , durch druckfehler, oft ge-
rade an entscheidenden puncten , entstellt; ich nehme auf
sie gar keine rücksicht.
Jenes gedieht nun vom aber glauben beginnt auf bl. Z*'',
ohne seinen anfang dusserlich durch den druck zu mar-
kieren, enthüll 904 verse, und kündigt sich zu anfang und
ende als ein für sich bestehendes ganzes an :
Gol vater aller gütigosler
Jhcsu Crist aller süssosler
O lieilijrer geyst voller niill
Wann keiner gab dich nye beuill
Gen den die dich anrüH'en sind «
HiUr dz ich ze sanien pind
üitz keyn werck nach meyner ger
Vnd dz man alleyn got ereu
Wafi er ist kiing vfi keiser ob alle her'n
Aber dz l'elscht mau yelz gar ser
Wan des vngelaubens ist mer
Wan sy yemanlz kan gesagen
Ich waifz ir vil,
nun folgen alle die abergläubischen gebrauche , die von
Grimm a. a. o. abgedruckt sind, riebst einer reihe war-
nender beispiele. das gedieht schliefst auf bl. D®:
Ich wailz auch wol dz ich hab
Grosse straffung von niangem man
Die mainent es sey recht getan
Was man thü mit zauberey list
Wan doch die warheit selber spricht
Es werdent auff stan an mangcn steten
Falsch trugenthafft propheten
Die die Icul v'lailen werdent
Dz selb seynd die do crent
70 HANS VINDLERS BLl ME DER TUGEND.
Der teüffel vnd auch sein zauberey
So spricht manger auch dabey
Ich hab zeuil für mich genümen
Vnd mag sein nymmer ze end körnen
Den selben antwurt ich on wan
Wann ich tun was ich kan
So tun ich mir genug
Doch ist das buch so klug
Das yeglicher da von uympt
Als vil als seyner kunst gezyrapt
Dem Ochssen hew dem Esel distel
Dem Ritter gold geit dise czistel
Yedoch so tut mir dick zoren
Gib ich den gensen haber od' koren
Do mischen sich die falcken zu
Das selb machet mir vnru
' Od' gib ich frisches afz
Den selben falcken so wellen die genfz dz
Zwar falcken fled'mufz vnd fligen
Seynd vngelich man well den trigen
Das selb wüstet alle recht
Wann der her' tut als der knecht
Vnd der knecht tut als der her'
Dz selb macht alle wer'*)
*) ich lafse die var/anfcn des drucks zu der von Grimm mitgc-
theilten stelle, die ich vers 1— 27G beziffere, fvlgen.
3. pfaff 4. do sprach 5. muncb odev fehlt. 16. dise den
23. welleüt fehlt. die Dyadeiua 25. auch fehlt. sy haben
27. vnd fehlt. etlich giessen 32 ii. 33 fehlen. 37. sehen
vnd auch 43. percht 61. zan 62. habent yene den vierdcn
68. die do schl. 71. trisesseln 74. der die 76. Pippfis
78. die trut 81. leule 82. deute 83. orken vn alben
85. schrruzlin 91. syl 92. nutzend etlich die 94. pley
101. ob es in 102. etlich leul 105. mau fehlt, sy dz grabent ze
sybend 1Ü6. vnd etlich pilfz 127. das dem 130. liiicicen
132. stolz d. k. 138. vale 150. segcnt 156. Hören eyn
158. Martins 164. affter wegen 176. wollT 179. drysessc'
191. Regen 194. tag 199. Geomaiica 207. kircheo 211. ich
vnd diser 216. pfefliu 219. riicbnacht 226. etlich die
228. vnd etlich lassent jagen 239. rennen 242. fiu-t mange
HAiNS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
71
Der abschnitt, in icclche?! dies gedieht eingeschoben
ist, handelt von der rede, zuerst ivird darin vom schwei-
gen gehandelt u?id dasselbe anempfohlen, mehrere beispiele
erläutern dies, unter ajideren auch das von einem schweig-
samen ritter, der in ein kloster gieng:
Vfi hiefz sich do v'sperren an der stet
In eyn sonderliches gaden
darüb dz er seyn schweigen mocht habe
und hieran schliejsen sich die erstell ivorte nach beendi-
gung jenes gedichtes auf das ungezwungenste an :
Aber wer do well volkömen seyn
An d' red der ueme eyn
Ayn gut lere von dem han
Das hauptwerA' nun zer/a'/lt, aufser der einleitung
und dem schlufse, seiner construction nach in zwei, ivesent-
iich von einander unterschiedene iheile.
Der erstere eiithält eine reihe schilderunge?i von je
einer tilgend und dem ihr entsprechenden laster. es sind
deren Y7 paare:
I, 1. die liebe.
II, 1 . die freude.
III, 1 . der friede.
IV, 1. die barmherzigkeit.
V, 1. die milde.
VI, 1. die straf ung.
VII, 1. die Weisheit.
VIII, 1. die gerechtigkeit.
die treue,
die Wahrheit,
die stärke.
IX, 1
X, 1
XI, 1
XII, 1
XIII, 1
XIV, 1
XV, 1
die starkmütigkeif.
die släligkeit.
die mäfsigkeit.
die dcmut.
XVI, 1. die miijsigkeit.
XVII, 1. die keuschheil .
2.
der neid.
2.
die tj^aurigkeit.
2.
der zorn.
2.
die gräuU.chkeil.
2.
der geiz.
2.
die schmeiehung.
2.
die thorheit.
2.
die Ungerechtigkeit
2.
die falsch hei t.
2.
die lüge.
2.
die furcht.
2.
die eitel e ehre.
2.
die unstäte.
2.
die unmäfsigkeil.
2.
die hojfart.
2.
die frajsheil.
2.
die unkeusche.
250.
'2 «7.
so slal '252- iiäwe '253. Deins
Für den iiassel '275. beck '270.
5 4. niainajd 203. duricn
viid durcli slcck
72 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
der theil schliefst mit dem abschnitt:
XVIII, die mUfsigkeit,
hier im hohem sinne als grundlage und kröne aller lu-
genden verstanden , daher auch flicht mit einer speciellen
Untugend gepaart.
Jeder dieser 35 abschnitte ist auf dieselbe weise con-
strifiert. sie zerfallen gleichmäfsig in drei theile : der erste
enthält die definitio7i der in rede stehenden tagend oder
Untugend , die unterabtheilungen derselben u. s. w.; der
zweite wird regelmüfsig eingeführt durch ein gleichnis,
nach der im mittelalter so beliebten, die natur zu morali-
schen zwecken ausdeutenden iveise, daran schliefst sich eine
lange reihe moralischer Sentenzen ^ als dritter theil folgen
dann eine oder mehrere erzählungen , die das vorher-
gehende durch beispiele noch anschaulicher machen^ wahr-
scheinlich auch wohl zur ubwechselung und Unterhaltung
dienen sollen, die beiden ersten theile bestehen eiffürmig
aus compilierten stellen aus christlichen und classischen,
poetischen und prosaischen schriftstellei^n, mit, wenige
ausnahmen abgerechnet , gewifsenhafter angäbe des na-
mens des autors jeder entlehnten stelle (nur bei den deßnitio-
nen und gleichnissen finden sich zuweilen die autoren nicht
genannt); der dritte theil ist ebenfalls nur aus büchern
entnommen, nie aus lebendiger tradition geschöpft, so daj's
also das ganze werk sich darstellt als die fieissige com-
pilationsarbcit eines büchergelehrten , der pedantisch und
trocken sich nur in moralischen allgemeinheiten bewegt.
ich unterscheide die drei abtheilungen durch a, b und c.
Als beispiel theile ich einen solchen abschnitt mit, um
zugleich von der spräche des verf. und der Verderbnis der
Überlieferung ein bild zu geben, und wähle hauptsächlich
der kürze tvegen V, 2 :
Die {^eitikait ist ein widerporl
Gen der mill nach dem wort
Als Tuliiis spricht i seyner Siim
dz sy sej ein hochmütigfig- d' begerung
Zegwinne dz recht vn dz vnrechl
vn dz zeuerhallen dz not ist vn schlecht
Vn zeuerzeren alle ding gar schwach
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 73
Vfi zewusteii dz do über bleibt on sach
In der Suin do man allen Tadel list
Spricht mü dz d' aigenllich geitig ist
Der do behalt dz man v'zeren sol
vn d' do v'zert dz mä behalte möcht wol
Gregorius spricht in aller weit prait
Fint man ellich end in der geitikait
Wafi man mag sy erfüllen nimer recht
vn wer ir dient d' ist seis knechlz knecht
Die geitikait mag mä wol gelich
d' krote die lebt allzeit dez ertrich
Durch vorcht die sy an ir hat
Dz sy sich dez ertreich nit müg werde sat
Wan sy erfüllet sich mit essen nicht
Alle krote seind geitig mit irem gesiebt
In der Sum do sich der tadel pirl
Fint man dz kein schände auf erd wirt
Gebraucht als die Geitikait
Vn doch ist sy ein miiter aller pofzhail
Wan doch all tadel werdent alt
An de menschen wie sy seind geslalt
Ab' die geitikait wirt allweg zwar
Ye lenger ye lenger von iar ze iar
Sant Pauls die wurtz aller pofzheyt
Das ist die recht geytikeyt
Salomö d' geitig mag nit erfüllet werde
Mit keynem gut auff diser erden
Vnd wer auch lieb die reiclitum hat
Der hat kein vorcht wz man vö im sagt
Alanus spricht das der geytig man
Nymnier wol eralten kan
Vnd d' neydig mit seym streit
Die rasten nymmer zii keyner zeit
luuenalis spricht die pfcnning sind
Nil defz, ab* d' geitig ist d' pfenning kind
de pfennig mag mä wol ei nam«; scheide
Eyneni abgot die die beiden
Belent an nach irer Ke
Gleich also betet de geytig me
74 ' HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
De pfenning an, vvä er glaubt darbey
Das keyii ander got nicht sey
0 du gütiger man spricht Seneca
Was hilfft dich dein reichtum hernach
Mit de gut zelun in deim leben
Wenst du das dir der pfennig sey geben
Das du sy solt sperren in deyn schreyn
het got gewolt sy solle wol verspert sein
V'^nd het dich sy nyiunier lassen vinden
Wes wiit du dich denn vnderwinden
Von d' Geytikait list man das
dz marcus cassidius so geitig wz
Das er zoch in Hyspania land
Als eyner von dem höchsten ampt
Vn de der Römer rat het aufz erweit
Do sant er Kalphur von im den helt
Vnd Silum den gesellen seyn
Die do betten gesworen Cassidius peyn
Vnd betten auch baid waffen in d' baut
Do mit yn der lod ward bekant
Die liefz er baid leben vuib die geitikeit
Vmb eyn klein giit als man seit
Wan im liebet nun dz gut an d' stet
Waü im die gerecbtikait dez gericht tet
Vn darüb spricht d' meysler alsus
Was wenstu das Marcus Cassus
Het geben in sollicher not
Ee wer er tausent tod gelegen tot
Ee das er sollich gelt het gegeben
Vnd damit gefristet het seyn leben
Als gar het in der geyt überkömen
Dz im sein giit nit wer zeslalten körnen
Von d' geilikait schreibt mä alsus
Von einem d' hiefz Gemiruis
d' het all sein tag kein and' wunn
Nur das er vil gutes gcwunn
Vnd kund doch nye crliillen sein miil
Vnd do er als reich ward an gut
Vber alle die in der slat waren
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 75
Do er ynn was geporeii
Vnd sich etlich zeit v'gieng darbey
Do rufFt er zu im seiner Sune drey
Die er gar lieb het vnd sprach
Mein lieb sün ich pit euch vni ein sach
dz ir mein gut dz mich hat gemacht rieh
Werd von euch v'zert also miltiglich
Wa es notturfft ist mein lieb sün
Wann ich mag seyn laider nit getiin
Ich han die geitigkait so lang erkant
Für ein grossen tadel als er i allem lant
Oder auff erd yendert mag geseyn
Wan d* mensch hat dauon allzeit peyn
Wan ich erkant auch nye grösser pofzheit
Vnd do er in dz also geseit
Do tet got seyner wunder scheyn
Wan mä fand dz geitig hertz i sei schrein
Do sein pfennig yn waren v'schlossen
Dz was mit blut allesampt begossen
Bei de7n schlufscnpitel XVIII ist in c durchaus pas-
send als ein beispiet der höchsten tvcisheit eine längere
geschichte der Schöpfung gegeben, an deren ende es, den
t-rsten tlicit sehr schicklich beseht iejsend, heijst
Also het die oberst Golheyt
Alle ding gemacht mit mässigkcyt
Nun finden sich aber in einigen capiteln stellen , die
aus jener normalen haltung der abschnitte heraustreten
und die ich daher, bei dem augenscheinlich ic allenden
streben nach Symmetrie in der anläge, nicht fidr productc
des ersten ivurj's halten möclite ; es sind dies stellen, in
denen keine compilationen sich finden , sondern in denen
die eigene persönlichkeil des dichters hervortritt, sie sind
doppelter art. es wird n Hin lieh
1. ein gebet eingeschoben. dies geschieht zu ende
von VII, 2, b:
Ach lieber goJ nun gib mir guust
Dz alles meyn tun dii- sey ein lob
Wie gar nun doch mein syfi ist grob
76 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
Als das der Prophet spricht
Das deyn barmhertzikait
Erfüll die hymel vnd die erde prait
Wer möcht dein wunder gar sagen
Nyeinant herre wann du
Dein heiligen geist wolleslu senden zu
Der selb niocht wol die wunder deyn
Zeliechte pringen herre uieyn
Aber alle kunst wer sunst entwicht
V^nd het er aller der gedieht
Die alle meyster vor ye betten
Vn wer ich auff de süssen berg gelrette
Der Elicon mit namen heysl
Vnd do die golter allermeyst
Ir aller höchstes gedieht vinden
Dennocht wer ich bey den plinden
3Iit meiner krancken fanlasey
Dauon ich herre an dich schrey
Wann du hillFesl doch allermeist
Ich mein dich vater sun vn heiliger geist
es hängt durch den reim mit dem voraufgehenden zusam-
men. — ferner in XIV, 2 zu efide von c
Her' gib mir auch eyn sollich mafz
Das ich dich lob mit sant michael
Waü du bist in der glöbigen sei
Als eyn preiitiger an seine brul pel
Vnd als eyn künig in seyner stet
So mul'z vns helffen die mayd
Die do antregt das klayd
In d' driuallikail dz quater
Mit Abba dem vater
Vnd mit dem Sun vn heiligen gaist
0 3Iaria ich gelrew dir aller maist
Dz du mir hclflest für deyn Kind
Dz do lag vor dem Esel vfi Rind
Vnd den der Engel hiefz Jhesus
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 77
vfi die heilige sprechent sanctus sanctus.
es hängt ebenfalb durch den reim mit dem voraufgehen-
den zusammen. — ferner in XV, 2 zu ende von b :
Ach wie auch gar slrenglich
Wirt den holTerligen gesprochen zu
Gel hyii in die ewigen vnrii
Zii den teüffeln in dz für
Rieht rieht über der weit kind
Seyt sy seind d' Irnwen 1er
auch dies hängt durch den reim mit dem vor aufgehenden
zusammen. der reim auf den letzten vers fehlt, es
mufs also eine lücke angenommen werden.
2. klagen über sittliche Verhältnisse eingeschaltet,
hier sind es zwei gegner, die dem dichter sehr viel rer-
drufs gemacht zu haben scheinen , die bauern und die
edelleute; von einem der letztern scheint er undankbar
behandelt %u sein.
a) gegen die bauern. es geschieht dies in V III, 2, c,
tvo erzählt wird dafs der teufel eine seiner 7 mit der
Untugend erzeugten töchter, die falschheit , den bauern
vermählt habe, die stelle scheint auf ein kurz zuvor ge-
schehenes ereignis anzuspielen :
Ach ich wail'z ir vil in eynem nest
Der ich nit wol tar nennen
Aber doch seynd sy leicht zii erkennen
Hey ir falscheit die sy haben
Ach vnd sehe ich sy rauhen
Strallen an der Sunnen
Aber erst het ich wnnnen
Vnd wafi das nun war geschehen
Vnd dz dan yederman ward iehen
Zwar ich sich es von hertzen geren
Sy haben es vdient an ire herren
Die in alle Ireü teilen
Dauon ist billich das yederman
Den selben paurcn sey gran
78 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
auch dies hängt durch den reim mit dem vormifgehenden
^usavimen. — gleich darauf wieder in IX, 2, zu ende von b
Ach möchlman die falscheit
Erweren aller cristenheit
Falscheit ist des teüfels present
Der hat sy geben in aller weit kreilz
Eynem voick dz man die puren heifzl
wafi die selben hond sy frü vnd spal
Ach sich dz wol erzaigt hat
Aber dz mich yeraant verdencket
Der sy zwirunt halb ertrenckel
Ich meyn nun die falschen wicht
Aber den frummen wünsch ich nicht
Anders zwar denn eytel gut
Also stat mir gen in meyn niut.
b) Gegen die edelleute. -zuerst in V, 1 , zu ende i'on c :
Man vindt d' hVn yelz vil vnd" der sun
Die do haben den selben sieclitum
wen einer von i sol geben pfennig od" rolz
So vindt er für sich darauff ein glofz
Dar mit das er im doch nicht geit
Nun secht wie sich d' pöse geit
Sich so gar überzogen hat
Vnd sich doch an keyner stat
Das ir keiner dester reicher werde
Waü er verleiiset dauon wird vnd ere
Gab er aber schon vnd eben
Wem er zerecht solt geben
Das kam im wol zwifach wider eyn
Aber die hr'n gend yetz nun d' rebaldej
Yn den pösen falschen klaffern ir gut
Dz macht auch daz manger pid'man tut
Änderst denn er billich sol
Wann er waist das vor hin wol
Dz sein dienst ist zwir halb v'loren
Aber bej den allen zeiten hie voren
Do die hr'n gaben ir gut niilligiich
Do namen sy aulf vnd wurden rieh
HANS VINDLERS BLUME, DER TUGEND. 79
So ist aber yelz vil manger her'
Der (lo nit wil haben wird noch er
Dz belaib also bej seinem allen sil
Wan ich mag es doch gewenden nit
Vnd ich mich denn vast darumb swend
Vnd v'leüfz die weil all mein zend
Wer legt mir den ah den schaden mein
Dauon so will ich mit gemach sein.
f'pruov in VIII, 2, b, m die compilationen hineingeschoben.
Ach wes man doch sein yetzund pdigt
Dz nyemant trew gen Irew wigt
Wann wer yetzund den herren recht tut
Den bringlmä für sich vmb seyn gilt
Aber wa do ist eyn wiitrich
Der verderbt arm vnd rieh
Wider got vnd wider recht
Der ist den herren eyn lieber knecht
Vnd d' do vil schmaicher red kan
Der ist den herren eyn lieber man
Vnd der auch nicht trew vnd er
Dem geyt der herr sicher mer
Denn er eynem frümen lal
Der do pider ist vnd stäl
vnd der nicht nem alles gut
Nun dz er solt haben den mut
Das er yemant betrüben woll
Dem selben wirt man nynimer lioll
vnd ist nun allfrenckysch genani
Aber nun ist eyn newe haut
Die hat yelz gar vast iren lauff
vnlz die vier*) sprechen heb auH"
So ist es dan alles ab
Wann man in trcgt zu dem grab
So volgcnt im seyue werck nach
Sy seyen gut oder schwach
Zuletzt ufid am nuafuhr liebsten in XVIII, h. nach-
') im vorhergehenden vier liaitptsünden ^enaiini. : 1) einem u?i-
schnldigen übel thitn , 2) luordbraud , 3) sodomilerei , i) belnig des
Irenen dicners.
80 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
dem in a bereits von der schäm und ehrharheit als heglei-
tcrinyien der mdfsigkeil gesprochen, und angedeutet ist
da/s aus ihnen sich die sucht und daraus die edelkeit
entwickele, icird dies in b nochmals ausgeßihrt. hier nun
zu ende der stellen über die eigenschaften der letzteren
knüpft der dichter an, und läfst seinem ingrimm in einem
längern stücke freieii lauf:
Aber etlich Herren seind so frat
Wann man in lang gedienet hat
Das ist gen in als wol erkani
Als der do stiebet an ein want
Wan er denckt im in seinem syn
Tag vn nacht wie dz er pring yfi
Vmb dz seyn mit sollichem mort
Macht er pald aufF in eyn worl
Das im wirt eyn alenfantz
Vnd spricht er nit wol an dem lantz
Heür zu der falznacht gan
31it sollichem auff salz hat man dan
Den guten armen man gelaicht
Oder man gichl er hab gesaicht
Heür gen der sonnen klar
Oder man gicht er hab das iar
Mer gebadet denn dreymal daruili
Ee dz er vmb dz seyn kfim
So habent den ellich hcrren rat
Die selben seind eren grat
Wann sy ratend aufF allenfantz
Man vindt die rät selten ganlz
Wie sol d'selb gütz raten ichl
Der do selbs ist zenichl
So habent die rät den neytharl
Der selb der wüstet aller hart
Alle rät hör ich sagen
Wann es will yglicher sagen
\ nd ob man eyncm geyl den mer
Das selb dz miil den and'n ser
Vnd wirt denn daraulz eyn ncyt
Wann dz ist zu aller zeyt
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 81
Dz die mynd'n neydent czii aller stund
Die nierern das ist allen kund
Dauon spricht Scneca d' wevl'z man
Do der ueyd am ersten aufF kam
Dz kam alles von eynom wort
Do nun dz selb gesprochen wart
Das ist meyn dz ist deyn
Von dem kam der neyd vnrcyn
3Ian solt billich loben den Adel
So sticht etlicher als eyn nadel
Ich bederffl gar eyns langen zedei
Solt ich sagen wie der edel
Seyn er solt besorgen
Den abent vnd auch den morgen
So bcdarlT er ze seyn Ireii vnd weilz
Züchtig keusch so wirt seyn reilz
Pluen vor zarten frawen klar
Nympt er d' dcmut vn d' gehorsam war
Vnd auch d' barmhertzikait
Vnd ist er manheyt vnuerzait
So wirt seyn lob gar weyt erkant
Vnd fürt auch gar reichlich seyn ampt
Auch gehört eynem edelman
Das von got alle zeit an
Das er schirm arm vnd reich
Als ver er mag das ist billeich
Aber es tut sich fast verkeren
Man sieht wol die armen scheren
Das ist der herren ampt
Pfeü hyn der grossen schaut
Dz macht den Adel an eren wund
Man solt sy halten als die hund
Dz sy sich selber wurden erkennen
Ich waifz ir vil soll ich sy nennen
Die do nement gut für Er
Dieselben solt man nymmer mei-
JJey dem Adel lau beleihen
Man solt sy pillich furder Scheiben
Zu den posen falschen wichlen :.
Z. F. I). A. IX. 6
82 HANS VINDLEHS BLUME DEll TIGENU.
Auch soll ich sy aurzrichlen
Die selben Pilz Edel leiil
Dz sy <r teiiflel ymmer freiil
Die (lo nye kanient von reclilein adel
Man soll sy mit eyner mist gabel
Allzeit lassen paissen
Vnd soltz nit anders liaissen
Wann die Pifz Edel leiil
Die seihen seind als ich euch hedeiit
So ^ar an Adel saiir
Vnd j^ellent doch drey nun ein paur
Vnd wenn eyn sollicher poser man
Gewalt sol über leüt hau
Der tiit dem Adel denn als wee
Ich wail'z ir zehen oder nie
Die selben die seind balz gelert
Wie dz sy nyemen mit der gert
Wan das sy leyhen
Das macht den Adel teyhen
Was ein sollich villan
Sol an gericht od' lelien gan
Der nit waist was adel ist
Es wesl vil pafz wie der.misl
• - Den acker solt betungen
Ich mag ims nicht gunnen
Dz etlich knaben seind so kmilz
Die geleich ich zu der Fledermulz
Wie dz beschicht dz will ich sagen
Wann man sol Er beiagen
Gen den veinden mit der band
Oder beschirmen sol die land
So will der pölz man vnrayn
Sein ein mulz vn allweg beleihe daliaym
Oder wenn man stewren sol
So wil er seyn eyn vogel wol
Darumb wer sicher woi getan
Das m;ui keynen Pyl'z Edlen man
JNicht Heiz zu den edlen l'alcken
Man solt sy furder schalcken
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 83
Zu der eylcn Iiynden zu
Viid au sy sclireyeu im liu liu
An die selben newlich edel
Als man auch list an eynem zedel
Als dz niaugem ist bckaul
Dz an dem oslerlichem ampl
Zu der weich wirl gelragen
Der pock zu den selben lagen
Vnd ob dz lamp vnden Icyl
So wirl im doch seyn wichy zeit
Vnd dem pock obnan nichl
Gleich also hal der adcl pflichl
Der selb wirl nymanl geben
Nun der ziichliglich kan leben
Man vindl vil mangen pysman
Der niciit wil seyn eyn villan
Ob er den Iregt eyn veliin rock
So slinckel er doch als ein pock
Wann vnart koppcl in sein art
Als Salomon wol beweisel wart
Mit eyner kalzen die do was
Die selb die kund von gewonheil das
So man salz ob dem lisch
Man alz wilpret od' visch
Ein kerlzen sy doch allweg hielt
Mit iren lüssen der sy wiell
Vntz das essen ward getan
So lielz man sy den lurder gan
Nun west eyn weyser wol die kunst
Der vieng drey meyfz mit vunnUt
Do lielz er bald laulfen eyne
Neben der katzen pcyne
Doch sy do die katze hielt
Dz sy sy nil von ir schielt
V^nd grailT auch nit nach der mul'z
Do lielz d' weysc eyn andere herul/.
Laull'en gar nahend j)ey ir
Die kalz wincket mcr dan zwir
Vnd wolt SV han ersprungen
()*
84 HANS VINDLERS BLIME DEH T[]GENÜ.
Doch vorclil sy zesluiulen
Alda des hohen küniges wort
Dz sy die kerlzen hielt so lorl
D.arnaeh Heiz er die drille niulz
Für die kalzcn springen herulz
\ nd do die niiilz ward springen
Do kund sich die kalz nil zwingen
Sy vieng die mufz mit schallen
Vnd liefz die kerlzen fallen
Also tut nit das edel pliit
Oh im verkeret wirl der möt
Zu lasterberen dingen
Das lat er sich nil zwingen
Als die katz let hie vor
wann adel flewchl der schänden spor
Als ir offt hahl gehört
So tut vnarl nach seyner arl
Augustinus der lerer gicht
Das der Adel körne nicht
Von vatler noch von Ennen
was darff ich mich darnach sennen
Das mein vatler ist gesund
V nd das ich wer siech alle stund
wann rechter adel ist so mügent
Das er nur kompl von eyner lugent
wan man vindt manig wulrich
Die do seind an gut rieh
Vnd doch nil hahent adellichen mul
Die selben die l'elschent das edel plut
wann ellich leüt seind so her
Dz sy niaynen all ir Er
Die sy habenl in diser weit
Die haben sy von irem gelt
Vnd von irem grossen schätz
Vnd auch von irem aull" salz
Die sy treybenl aull" diser erde
Sy dunckl halt gol darzu vnwerde
Dz sy im nun gebeut die er
wann sy maynent sy habenl mer
HANS VINDLERS BLUME DEK TUGEND. 85
Ir "til von in selber hie
Jr seind auch vil wenn man die
Straffet vmb ir niissetat
So (Inchent sy an d' stat
Gol vnd d' vil rayne uiail
Das sol nun seyn eyn nianhait
vnd welcher yetz aller hast fluchen kan
Den sol man haben für eynen man
vnd iui" eyn guten gesellen
Aber welcher sich kan stellen
Tugenllicli vnd nach goles gebot
Der selb ist yetzund der leute spol
Aber welcher yetz in disen iaren
Nun üppiglich kan paren
vnd nun polzheyt kan treyben
Den selben solman sclireyben
Jetzund in diser fürsten rat
vnd sol in eren an aller slal
Als einen vvirdigen man
Nun secht an wclz der teiillel kan
Das er mangen kan also leren
Dz er juiilz eynen pösen eren
Noch mer den den lieben gol
Als man wol sieht sunder spot
An dem heyligcn sacrament
Das VHS allen kömer went
Wenn man das Eleuiert
So sich ich mangen so v'pulierl
Das er sich vngercn kerle dar
Das er des heylands name war
Oder das er seynen hiit
Abzug gen de selbigen vn heilige plül
Oder dz er seyne peyn
V ngeren nun pug eyn kleyn
Gen der höchsten heyligkait
Wann doch l'aulus also sait
Alle himlische irdische vn hellische knie
Miissenl dem goles namen ye
i\aigcn als dz pillich ist
86 HANS VINDLEKS BLLME DER TUGEND.
Nun wen sy huren nennen Crist
Dz mag man mercken wol dar pey
Dz der mensdi poser sey
Wen der mensch mit seynem triegen
Wafi der leüfTel tut sicli piegen
Gen dem lieyligen gotlichen namen
0 mensch delz sollu dich wol schämen
Dz d' teufel got naigt als man spricht
Vnd du wilt Got naigen nicht
Der dir gab leib vnd leben
Sich lieber mensch gedenck dich eben
Das du so gar nichtz bist
Du wärest noch schnöder den d' misl
Ob du gotes soltcst enberen
Ich waifz wo! das du eynem herren
Naigen miist olTt vnd vil
Der dich nicht lieb haben wii
Als dich got war vnd sicherlich
Er ist als wol als du ertrich
Dem musl du naigen auff paide knye
Vnd du wilt dich nit naigen hye
Gen dem der für dich nackent vfi plolz
Hieng vnd laid vil marter groi'z
Es war zwar wol dz got der her'
Die selben straffet die im seyn Er
Wellent also nemen hie
Das denn Ire vnsälige knie
Erstartcn als dem lielffant
Das an in wurd erkanl
Das sy got v'scchmehet betten
Auch dz in für ir haubt zestellen
Wuclifz aufz dem haubt eyn poxliorn
Daruinb dz sy den hochgeporn
Nicht eren wellen mit eyne kleinO gut
Das sy nun abtaten den hut
Gen d' aller höchsten sälikeyt
Do aller vnser Irost anleyt
Das sy den nit eren wellen
Ich hau gebort von meinen gesellen
HANS VliNDLEUS BLUME DEK TLGEiNO. 87
Das Albertus magims
Der (Jo was eyn Nigromaiilicus
Vnd was daryfi gar bellen l
Eines lages sach er dz sacramcnt
Trag zii eyneni siechen mau
Vnd sach den tciiHel auch dorl slan
Der zuckt sejn kappen fürsich hie
V^nd viel nydcr aull" seyne knye
Gen dem heiligen vfi starcke altissimus
Do sprach zu im Albertus
Sag au warumb knyest du nyder
Do sprach d' leiilFel zu im hynwider
Sich du nit den hcyligeu leicliuam
Den Got von Maria an sich nau»
\ nd darzü neun legion d' engel
Die alle do scind milgengel
Der göllichen glenlz
Den selben beul ich reuerentz
Hie als das pillich ist
Wann es ist der war heylig Crisl
Noch waü'z ich eyn Tadel grolz
Der tut d' sele mangen slolz
Das niauger betet mit dem nuind
\ iid doch dem herlzen nil ist kund
Dieselben betrachten nicht
Mit wem sy reden als Jeremias spricht
Ditz volck pet mich an mit grosser gir
vnd ist doch ir Iiertz ver" von mii-
VV'ie niöcht got die geweren
Sy tfind als der mit eynem herren
lledt vnd kcrr in den rugken dar
Sol es d' her' nemen war
Das man so spotlich redt mit ym
Gleich als der redt aulz eynem vnsyn
ller'e got dz ist dan nit on s()ot
Dz hcrlz ist ver" d' müd geit vnnülz \\ort*;
■) iiuis bellen ti't der in diexrin gedieht e rorhoiiiiiiciidc ausdnieh
l*jr/,cilell(Mi(e , oder, wie er auch iiesehrieben irird , Ujlzedflleulc,
oder einfach pylinan , byfiiiaii ? Cervinus , gesell, d. puel. n. l.
88 HANS VINDF.KHS ULL'ME DER TUGEND.
Ich glaube nicht zu irreti, u'o/nn ich die angeführten
stellen, gestützt hauptsächlich auf den gänzlich verän-
derten tun, der sich von dem übrigen scharf abhebt, und
auf die genaue begrenzung derselben , als arbeit zweiter
hand bezeichne.
Zweifelhaft mag es dagegen sein , ob die folgenden
stellen der ersten oder zweiten hand zuzuschieben seien.
1. in X, 2, a die worte :
Vnd treibt maus doch yetz hie vfi da
Dz lieissel man yelz nur loyca
Die selbe kunsl verfluchet sey
Wan ir wonet nun falscheit bey
2. in VIII, 2, b wird plötzlich gegefi die sonstige
gewohnheit , die in b nur kurze Sentenzen duldet, eine
lange erzählung eingeschoben , die von dem ton des gan-
zen übrigen werAes durch ihre frische vortheilhnft ab-
sticht, und die ?nehr als erklärung der voraufgehenden
Worte liinzugedicJitet scheint, als ich sie der feder des pe-
dantisch compilierenden bücherkrämers zutrauen möchte,
ich lafse sie ganz folgen :
Die vngerecbtikail gleichet man des teuffels knecht
Wan d' selb hat nimer kei recht
'} bd s. 382 netinf. ihn ein arges Schimpfwort, bringt ihn also mit
niingere zusammen, allerdings liommt bereits in lexicis des Ion jh.
vor Pysse od saiche od pruntz«asser. vrina niinctura , nnd das wort
erscheint in unserem gedickte in verdächtiger nähe von mist nnd
d'ünger ; dennoch scheint mir diese deiifung des ausdrucks so ohne
alle analogie dazustehen, daj's ich ntich bei derselben nicht beruhigen
möchte. Tobler im ajjjjcnz. sprachsch. *. 54 führt an Bil'z zr die
kratze; Schmidt im svhwäb. Wörterbuch s. 7Ü eingebissen =r stolz,
einbildisch. sollte das wort mit einem dieser zusatnmenhängen?
tjder sollte man etwa gar, wenn 7nan den regen verkehr des süd-
lichen Deutschlands mit Oberitalien bedenkt, es in verbindiuig brin-
gen können init dem alten ausdruck , der namentlich in Oberitalien
zu hause war, bezzo ^ gcld, der auch sprichwörtlich mehrfach in
derselben iveise vorkommt , wie unser deutsches pfeiinig, tind sollte
vielleicht auch das von Schmcller 1 , 298 angejiihrte Das Piessel
uz 6 kreuzer oder 5 Schilling, quinarius, sich richtiger zu diesem
bezzo gesellen, als zu dem franz. piece? zu beachten ist jedenfalls,
dafs das gedieht hauptsächlich gerade die habsucht des adels, theil-
weise auch den geldudel im äuge hat.
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 89
Wafi alle seyn v'stenlnul'z
Vnd lust vfi auch alle seyn gedechlnulz
Ist übel zelun zu aller zeit
Seynen dienern ou widerstreit
Also hör ich von im sagen
Dar zu Moden in den tagen
Was eyn burger hoch gemut
Der het verthan alles seyn gut
Darunib im offt trauret seyn syn
Nun het er eyn gewouheit an ym
Das er ye alle sampstag
Kam für die stat in eyn hag
Zu eyner kirchen die lag daryn
Vn betet do an die hymel keyseryn
Dz traib er etlich zeit also
Eins tages gedacht im der burger do
Wie lang sol ich mit armüt ringen
Zwar ich will yglichem heiigen bringe
Eyn kerlzen Hecht dz er hellfe mir
Dz ward also gelhan nach seyner gir
Eyns tags bracht er mit im alldar
Vil mangc ivCrlz wol gefar
\ nd gab yglichem heiligen allda
Eyn kerlzen ze eren seyner memoria
Nun belib im übrig ein kertzcn eben
Dz er die keinem heiligen kund geben
Do gedacht er des in seinem syn
Wa sol ich mit der kerlzen hyn
Do gieng er in d" kirchen hin vfi her
Am leisten sach er dort huiler
Der gemall was gar engsllich
31it l'eürin ketten yemerlich
Do gedacht d' burger in seinem mut
West ich dz du mir gul
Möchtest geben nach meiner begir
So wölt ich die kerlzen dir
Verprciiiien in den ei-en (lc\ ii
wer waist du magst mir lichl hilllig sei
Do mit nam er die kerlzen her
90 HANS VINDLERS BLUME DEH Tl GEND.
Vnd slackl die liyii für Lucil'er
Ml liel'z sy brlnea vor de teiiffel vnrayn
Do mit gieng d' purger liayni
Zu seym weib vfi legt sich sclilaircn nyd'
Nun was der leüffel also pyder
Das er woll Ionen dem diener seyn
Der im liet geben dz liechtleyu
V nd kam zii dem burger an der stel
Der lag bey seynem weib an de bei
V^nd sprach stand aufF vü gang mit mir
Wann ich will hynnacht Ionen dir
Der kertzen die du mir hast gegeben
Der burger het keyn widerstreben
dz er gieg dez in ducht mit de teiifel bald
In dem schlauff d' fürt in yn einen wald
Darjn do waren manigerlay bom zwar
Der teiiffel sprach nun nym war
Das du grabest morgen frii
Disem bom gar nahen zu
Wann do vindest du eyn grossen hört
Do sprach d' burger zu disem wort
Meyn graben ist hie entwicht
Wann ich kenne des bonies nicht
Do sprach der teiifel an diser frist
Ich lere dich eynen list
Das du den bom wol magst vinden
Scheyfz vnden zu des boms rinden
So vindest du in morgen dester bafz
Der burger was do nit ze lafz
Vnd let als in der leüffel lerl
Seynem weyb er den ars kerl
Vnd schifz ir in die schofz glich
Die fraw zucket hinder sich
Vnd schrey mit lauter slyfn
Waifcn man wa scynd de\n syn
Wie bescheifzt du micli vnd dein bei
Der man d' erwacht an der stet
Vnd crschrack vnd was fro
Vnd sprach zii seynem weyb do
HANS VINDLERS BLLME DER TUGEND. 91
Fraw du soll nit zornig seyn
Mich hat betrogen des teiiüels scheyn
Dem ich nechtig geopfFert hon
Der hat mir gegeben den Ion
Also hüb er aiilF vnd seit
Dem weih alle die gelegenheil
Die er mit dem teiilTel hat gepflegcn
Die fraw die sprach du solt dich segcn
Do sprach der Burger ich beger
Dz mich d' teiilTel betrieg nit mer
Von got das er mir
Meyn schuld vergeh schir
Wann der teiilTel hat recht
Der lonct allwcg also seynem knecht.
dann geht es in der gewöhnlichen weise fort:
V^nser her' ihcsus xpus der seyt
Das die vngerechlikeyt
3. in XI, 1, b auf ganz dieselbe weise eine längere,
nicht aus büchcrn, sondern aus der lebendigen tagoschronik
entnumniene geschichte eingeschaltet, die ich ebenfalls ganz
folgen lafse :
\o d* selben fraidikait miilz ich sagen
Das do geschehen ist in kurlzen lagen
An einem peurischen man
Der selb villan bei vil Übels getan
An niaiigen menschen bor ich sagen
Die er zelod hei geschlagen
Dz wercl ellicli zeit darnach
Vnlz das got sein räch
Auch herwider von im woll ncmon
Als dz seyner gcrcclilikail woll zemon
VVan seyn gcrechlikail die woll
Das er in sünden also sterben solt
VVan er ward d' sclbs teiilTels knecht
Vnsynnig als dz billich was vfi recht
Vnd do er also lag on alle syn
Do kam sein weih zii \\n liyii
(io sprach ei' zu scim weih du bist so sliil
Nim schall' ich hi(^ mein sei kral
92 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
Vn enpfilchs dir aufF Ireii xn Er
Das du mir verheissest her
Das du meinen iungen sun
Die geliipnul'z wellest tun
Dz du im meyn messer wellest geben
Wann sich verendet hat meyn leben
Wafi dz messer ist also gut
Dz es wol v'gossen hat ein eymer blut
Aufz d' menschen hertz vn magen
Daruon luget es dem selben knaben
VVan ich wailz wol dz er wirt ein man
Der do plut v'giessen kan
Auch wailz ich in wol des müles
Hau ich v'gossen ein eymer plutes
So v'giisset er sicherlich zwu
Hie mit schray er hü hfl
Vnd ward wid' vnsynnig als Ke
Das was seyn geschefft vnd nit nie
Vnd do er seyn gescheft getan het
Do furl in der teüH'el von dem bet
Vnder dz venster hör ich sagen
Vnd warff' in yn den burckgraben
Das im der krage abbrach
Also tet Gol an im seyn räch
Darnach stflud dz nit lang
Das der sun gewan grofz zwang
Nach dem selben pargamast
wann er mocht nit haben ru noch rast
Von des selben uiessers wegen
Die muter sprach du solt dich segen
do sprach der sun an der fart
So wer ich wol cyn paslhart
Solt ich nit als vil plut
Vergiessen vn machen als meyn Hut
Als meyn vater getan hat
So wer ich nit gut zu eyner Inilial
Da von bit ich dich mflter scr
Dz du mir gebest das kleynet her
dz n)ir nu'yn valor hat geschallbn
HANS VINDF^ERS BLUME DER TUGEND. 93
Nil sccht nun an den iungen afren
Wie er so gar ist verpelt
Oder sol ich in heyssen eyn hell
Diircli willen seyner grossen fraidikail
Die der held an im trait,
Vnd gewint d' ancli nun eyn siin
Wa well wir den den selben hyn liiii
Der wirt erst in de blut vm watlen
Mer wen valer vn niuler ye tatten
Der do liat eyn solich viclilich fraidikait
Die ist eyn fundainenl der narrhait
Aber dz ist ein fraidikait perfecte
Vn ein lugenl reicli nach de decrele
Wen
diejenigen , inelche auch diese partie?i für einschaltungen
zweiter hand erklären möchleii, dürfen sich zu ihrer
Unterstützung auf den oben erwähnten, diesen einschal-
tungen eigenthüinlichen bauernhafs berufen.
Binders scheint es sich dagegen mit de?i folgejiden
stellen zu verhalten, die ebenfalls aus der reihe der cnni-
inlationen herauszutreten scheinen.
Am ausführlichsten ist J, 1 behandelt, und daher um
den faden nicht zu verlieren, deutet der dichter mehrmals
die disposition an. nachdem in b das gleichnis und einige
moralische Sentenzen gebracht sind, heifst es weiter
Darnach will ich euch sagen me .
Wie die lailung der liebe stec
Darnach so oH'enbar ich eü
Vö d' lieb vn von der frawen teii.
die liebe ivird eingetheilt in I) die liebe zu gott, 2) zu
den verwandten , 3) zu de?i freunden , 4) zu den frauen,
5) von gleich und gleich. — nachdem diese themata ein-
zeln durchgegangen sind, ganz in der gewöhnliche?i weise,
doch oft sehr corfus, helft es weiter
Darfib will ich den zarten frawenn
Die difz forniüg in lugcnt pauwen
In lieb vnd in rast
Ir kempücr seyn so ich aller past
94 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
Kan vnd ir beschirraer sevn
so will ich kiinflf vo vn
Die do haben gesprochen gar wol
Von den frawen Darnach sol
3Ian herfür bringen die
Die den frawen sprechen übel hie
\'nd am leisten will ich doch
Die beweisung sagen noch
\'nd machen ein wider erlösung
Dz man schneyde de falschen ir zung
Aufz, die de frawe übel gesproche haben
diese drei puncte werden nun ebenfalls durchgegangen^
die beiden ersten in der gewöhnlichen coinpilierenden weise,
der dritte dagegen muste selbständiger behandelt werden,
ich setze die stelle ganz hierher, um zu zeigen , in wie
geringem mafse sie sich von der gewöhnlichen , allgemein
moralisier enden an bibelstellen und andern citaten anknü-
pfenden weise entfernt, nachdem die stelle?/ zusammen-
getragen sind, in denen das iceib getadelt wird, geht es
weiter
Zeuerslan nun von den pösen frawen
Das mag man olfenlich schawen
wann es ist dariimb nicht
Das das Salonion also spricht
Das er nye kein treu befunden
Ir ist doch vil zu disen stunden
Vnd ob er ir dann nit gefunden hat
So seind ir noch vil on misset at
Ir seind auch vil die sy gefunden haben
So mag er auch nil gesagen
Oder es sey vor oder nach seyn
Gewesen zarl frawen reyn
Doch ist es nil not dz ich sy nenne
Wann es ist eyn onenbckenne
\n mit seine vrlaub sprich ich das
Dz er das sprach in eine rechten balz
Das kein gute fraw^ sey gewesen
HANS VINDLERS 15UIME DER TliGENl). «»..
Nun wir (loch olTenbar lesen
Der (lo lisct seyne tat
Dz ers in eira zorn gesprochen h.il
Man vindl in (P allen geschrilTt
Do Saloinon den tenipel stifft
Dz in zwang ein swarize lieidyn
Durch d' selben willen v'lol'z er sevii s\ n
Das er gofes verlaugnet da niil
wan er betet ahgoter an nach ireni svl
Auch bracht sy in so gar von synnen
Das er ir mul'zt lernen spynnen
Vnd niiist auch Irawe gewanl
Das er für eyn dienerin wurd erkaiil
Also gieng sy mit im vnibe
Vnd (larnnih will ich dz ers drfime
Das hab gesprociim von zorns wogrn
Das keyn gute fraw siille leben
Wer wil laber alle übel sagen
Das die frawen an in haben
So habent sy auch vil gutat
Das sich wol erlindel an nianger slal
So seind auch yetz gar wenig man
Oder sy haben auch tadel etwan
Was narr vn lor ist nun der
Der do sieht eyn weyb her"
Die im geit frod vnd hohen miit
\ nd redt dann von ir vngüt
Werlich es wäre vil besser
Das da ein hiipsch schweigen mer
ilaiiül scJilicJH I, 1, b und c hcghint in gewoJmter weise,
diese aus fährung haben wir in keiner weise das reeht
dem cotnpilaior erster hand abzuslreitcn.
Nur um nic/ils unerwähnt zu laj'sen beuierke ieh noeh,
dajs bei [, 2, am schluj's von a eine allgemeinere bemer-
kung über den mUgliehen nutzen des /asl''rs gemaeht ist, die
bei einj'ührung des ersten lasters ganz am orte war, und
in ihrer haltung aus dem eharaeter der eompilation nicht
heraus/'dllt :
Vn die tadel seynd auch ctwen gcmail
96 HANS VINDLERS BLUME DER TüGEN D.
Als wen einer dz sich in seynem miit
Das eyn ander all zeit übel tut
Dz macht dz einer erkennt davon
Wenn er sieht den posen Ion
Den der ander dauon trait
Also macht er sich selber gemait
Salomon die lugent ist ein gute gestalt
Wafi durch sy so vvirt man all
A iid durch sy so lebt man wol
Das man eben mercken sol
Sy ist eyn aufzlegung des mutes
V'nd eyn State anvveisung des gutes
Yn nit ei anlegüg d' naturliche schöheit
Sy ist ein recht leben der gutikeit
Vnd d' sitten vnd eyn liebe gotes sun
Ein er dez mensche die also recht thun
ferner, dafs der cinfang vo7i I, 1 nicht, loie bei den übri-
gen abschnitten, scharf bestimmt ist, vielmehr mit der ein-
leitung , über die später, verschmilzt, der dichter sagt,
dafs er sich seines icerkes loegen gern strafen , d. h. ta-
deln und belehren lassen icolle,
wann straffung macht nun tugent me
Auch ist straffung niangerlay sach
Ellich ist gut ellich ist schwach
Aber welche straffung von liebe kompt
Die selb strauff fast IVompt
Vnd pringt dar zu vil nutzperkeit
Aber wer do straulfet mit kunterfeit
Dasselbs ist keyn lieb nit
wann rechte lieb ist da quit
Wann alle ding an der liebe Icit
Als vns sanctus Thomas vrkund geil
ferner, dafs der anfing von \ , 1 unregelmäfsig in bezie-
hung gesetzt ist zu IV, 2,
Das miit gemut ist so miigent
Dz sy ist ein widerwcrlig tugeiil
Gen der schnöden greiilicheit
da d'cs sonst nur bei jedrm paare unter sich geschieht.
?'erg/. z. b. den oben milgetheillen anfing von IV, 2.
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 97
übngc7is stellt \', 2 den richtigeii parallelismus wieder
her, jene abweichung ist also 7nir zufällig.
Ferner ist zu ende von XM, 2, c gegen die gewohn-
heit, die stets einfach mit der er Zählung schlief sen läfst,
eine kurze moral beigefügt .-
Das kam alles von der Iralzhait
Vnd aisu ist frafzheit gewesen
Die erst sund also hat man gelesen
Die hie in dise weit ye kam
Wann got ist keiner sünd so gram
\\'ann wir haben alles iait
Am ersten von der Iraizhait.
Endlich findet sich zu anfang von XVIII nochmals
eine die disposition des sloJJ'es betreffende bemerkung:
Ich iian euch vor auch gesagt
Von d' mässigkait als ir habt
Do vornen wol v'nümen
Nun will ich an ein andre niafz kömen.
beiläufig ein beweis von der unbehilflichkeit und gcdanken-
losigkeit des Übersetzers, im Originaltext war wohl XIV, 1
und XVIII mit demselben worte bezeichnet^ und der dich-
ter fügte daher diese bemerkung hinzu; dagegen war der
name der tagend von XM, 1 im original ein von XIV, 1
und XVIII verscliiedener ; der Übersetzer wählte dagegen
den zunächstliegenden deutschen, ohne zu beachten, dafs
auch dieser mit XIV, 1 zusammenfalle , tind ohne daher
eine dies betreffende entschuldigung beizujügen. — es
ist kein grund vorhanden, diese zuletzt angeführte?i fälle
der bearbeitung erster hand abzusprechen.
Aufser diesen im vorhergehenden erwähnten stellen ist
alles übrige eine aneinanderrcihung einzelner aus verschie-
denen Schriftstellern exctrpiertcr stellen in der weise,
wie oben ein beisjjiel angeführt ist, denen zuweilen sogar
nur der name des verfafsers ohne weitere znfügung eines
Zeitworts voraufgescldckt wird, z. b. in III, 1
Plalo wer de frid erkennet der hat
Keyn syn zckriegen an keiner stat
Dauid In die weit köpt kei frid nicht
Aber in got ist frid als er gicht
Z. F. D. A. IX. 7
98 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND .
Vsaias ein werck d' rechte geicchlikail
Das ist d' den IVid alhveg Irail
lüid iu V, 1 :
Alexänd', gil) aueli and'n leiile iiie vi" erd
Will du das dir dort geben werd
Ouidius, wiilu gebe so gib bald vfi el>e
Damit das nit ze spal werd dein geben
Facelo d' v'zeret niilliglich seyn gut
Der das on alles nuirnilen tül
Sydrach ein yeglifh gab ist gar reich
\ Die man nun geit i'röleicli
und öfter, iiergl. auch die oben angeführten stellen, es
ist zu beachten, dafs fast in allen fällen der so dem
Spruch vor aufgestellte name nicht mit zum verse gezählt
wird ; zuweile7i treymt ihn auch ein comma von diesem.
Wir uH'.nden uns zu dem zweiten theile. dieser be-
steht aus einer reihe grüfserer ziemlich planlos an einan-
der gefügter abschnitte.
1. nach dem schlufsc von XVITI beginnt im druck
unter der Überschrift Von d* Massigkait mer ein stück,
welches zu dem vorhergehenden in gar keiner beziehung
steht, und augenscheinlich zu anfange defect ist. der aii-
fang lautet nämlich:
Vnd will du haben ein gut leben
In diser weit schon vnd eben
So niiistu am ersten schaide dich
Von betrübten gedencken sicherlich
Vnd leb mit eynera frolichen antliitz
wan dez mensche wesen war niclilz niilzt
Dz man in einem guten Aveseii Mcr
Vn dz gemut wer danuocht schwer
Da von spricht Senena
Treib von dir traurige Melencolica
denn
Wem wid'wertikait anleyt
Vnd die bedenckl zu aller zeyt
Der hat wol eyn hertes leben
Wan die weit kan nicht anders geben
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 99
Wafi eyu schnöde sclinödikcyt
hier wird numvntlich bei der sdiildcrung der gebrechen
des alters verweilt, und dann vorgeschlagen
Dauon sol man Irosicn das hertz
Vnder vveylcn mit hiipschcm scherlz
Das selb erfröwet deuii den mut
so habe selbst Socrates zuweilen kindliche spiele nicht
verschmäht .-
Des lacliet Allilia ye syder
Vnd spollct seyu an der stet
Das er so gar kinllicli let
und hiemit, ziemlich unbejriedigetid , bricht plötzlich das
bisherige thema ab, und. es beginnt
2. eine längere auseinandersetzung über den geiz, im
druck freilich durch nichts vom voraufgehenden getren?it :
Die begirlicheil ist ein geprech greulich
Seneca spricht der synne rieh
wer do zefast darhynder kumt
Der ist arm zu alier stunt
tiach vorbringung der gewöhnlichen klageti schliejst sie
Eyn weyser man also gicht
Es sol keyn man nymmer nicht
Seyn gut meren mit vsuran
wafi wiicher pringt schad vn schant
3. unmillclbar hieran schliefst, im druck wiederum
durch nichts den anfing auszeichnend , ein abschnitt, der
eine reihe verschiedenartiger lebensregeln und sentenze?t
enthält :
Ecclesiasles tut viis kunt
Welcher mensch ist on fröd ze aller stunt
Der ist geleich mit der helle
Als eyn leichnam on die sele
Aber auch dz geschriben slat
Welcher mensch nit l'riind hat
Der hat auch keyn iVödc niclil.
Alle wort die man geredl hat
7*
100 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
Da sol man sich wol bedencken vmi
Wer do grossen gewalt hat
Der sol nyninier seyn so dral
Das er yeraant missefall
Vergib yed'man pald vnd schir
So will auch got vergeben dir
Man sol auch nil seyn zegach
Vnd frö dich nit ander leüt lait
u. s. w. als letzte und hauptregel keifst es dann
Der Meysler von Senlenciis
Spricht tviltu seyn gar gewyfz
Sei vnd leib sicherlich
So sollu gesellen dich
Zu der edlen senfflrauligkait
Wan doch die warheyt selber sait
Die senffuiuligen seind so reich
Dz sy besitzent hymel vnd ertreich
Vnd Dauid sagt es auch eben
Auch h'st man in d' altuäter leben
Das der abl Macharius was
So gar gütig on vnderlafz
wann do er eines tags gieng
Für sein zell vnd enpfieng
Ein natürlich külurab
Vnd do er kam herwiderumb
Do fand er ein dieb in seinem hul'z
Der triig sein plund' allen herufz
Do WZ Macharius so gütig hör ich sage
Das er im halfT auilladen
Vnd half!" im gedultiglichcn
Von dannen tragen gar giiliglichen
Vnd sprach got gab got nam
Gelobt miil'z sein jmmcr sein nam
Pompcgius ein meisler spricht
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 101
Kein übel überwint dz and* übel nicht
Darumb so lu dem wol
Der dir übel tut wari man sol
Nicht übel mit übel gellen
Aber das Int man yelz gar selten
4. und hieran schliefst sich eine feriode ^ die das
bisher ungestört zusammenhängende zusammenknüpft mit
dem anfang eines neuen längern abscluiittes ^ nämlich ei-
ner anwcisung, ivas man alles in betreff der rede zu beob-
achten habe, diese überleitende periode lautet
darüb die obrost tugent ist senfmutikait
Vn die man halt für ein volkömenhait
Hat, verre für ander tugent
Wan die senftmülikait ist so mugent
Wann man sy redlich halt
Nach dem sitlen vn nach d' geslalt
Vnd auch in allen andern Sachen
Vnd WZ d' mensch anhebt zemachen
So ist doch die obrost mainung
Das man zwingen sol die zung
AJs auch Katho lert gar eben
Yedoch so will ich auch anheben
Vnd sagen etwas dar van
Das best das ich denn kan
zuerst wird darauf das lob des Schweigens verkündigt,
dann {hier ist es, wo ganz sinnlos jenes obe?i ausgeson-
derte gedieht vom aberglauben eingeschaltet ward) tverden
anweisungen zum reden gegeben, namentlich 16 Tadel der
red besprochen, endlich eine belehrung, iine man botschaf-
ten auszurichten habe, worartf noch einige äufserliche
verhaltungsregeln folgen; schhifs
Vnd wen du für die Icut will gen
So Iridel nicht vmb als eyn hün
Wann dz selb nun narren tiin.
5. hieran unmittelbar knüpft ein abschnitt über hoch-
mut, hoffart, putzsuchf, adel u. s. w. an-.
Salomon gicht bey d' füfz Tadel
Erkennet man der narren adel
102 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
er schliefst, nachdem die auf die begräbnisse geivandte
pracht getadelt ist:
Vnd dariimb ist vns allen kunt
Das tolcn liolTarl ist ein spot
Wan sy allzeit ist wider got
6. nun folgt , sich an dos vorhergehende anlehnend,
das letzte capitel, vom jüngsten gericht, von den fürchter-
lichen und ewigen strafen der hülle, und von den unend-
lichen freuden des himmels handelnd
Seyt den die Iioffart also ist
wider den gntigen iliesu clirisl
Vnd auch also geschriben stat
Das got keyn guttat
Lasset vnbelonet nicht
So last auch seyn götlich gericht ]
Keyn pofzheyt vngepeiniget
zt/m Schlafs
Jeronimus der lerer spricht
0 mensch gedenck das iungst gericht
So magstu hart sündeu tun
Vn gedenck allzeit an die frucht ihesum
Ich mag es nicht halbs gesagen
Was pein die sunder haben
Oder was frod ze himel ist
Wenn es mag menschen list
Nymmer mer begreiffen
Da von so lafz ich es schliden
Auch aul'z meyner synnen rore
Wan es ist pesser dz ich bore
Wan dz ich sagen solt zeuil
wann zeuil wüstet alle spil
I/iemit schliefst der zweite theil des Werkes, tvir unter-
scheiden in ihm deutlich jene beiden selben demente , die
wir auch im ersten fanden, auch im zweiten theile treffen
wir lange reihen von verscn , die blifs aus compilationen
bestehen, ja auch liier wird zuweilen der name des auturs
ohne weiteres dem spräche vorangeselzl , ohne im verse
einen platz zu Jlnden. dagegen ist die behandlungsart
selbständiger, ungebundener, jene compilierten stellen sind
HANS VINDLERS HLUME DER TUGEND. lo:{
/////■ noch malcrial in den händf.n eines Jrciern bearheilers,
ein trennen zweier bearbeilungen wäre nicht mehr ange-
hraclil, man würde dadurch in den meisten fällen das ganze
gerast e umreissen .
Als beispiele führe ich den 13// bis 15// tadel aus
dein abschnitt über die rede an :
Der . XIII . Tadel ist wider got
Wer ander leiit inachl ze spol
Saloinon spricht des spotters
Des spottet got ymmer niers
Aber den tiigeiitliclien
Ceyt got gnad aiifT crlriciien
Vnd auch dem spoltcr dem isl
Der Spot bereit zii aller Trist
So isl dein narren eyn scheyt heiail
Katho der nieyster sait
Du solt nit spotten mit wortcii
Noch mit werckcn in keyiier oiieii
Socrates spricht mer dann zwir
Spot iiymant das rat ich dir
Wafi es ist on Tadel nymant
Seneca tut vns auch bekant
Du solt deins fründes spotten nicht
Anders die rriinfschaü't wirt entwicht
Wann es müt in Ee von dir
Dan von eyra t'remden dz gelaub mir
Salustius die spotter seind gcschalfeii
Das sy gleich seind als die allen
Die selben spottent ycdcrman
Vfi ycd'man spot ir auch on wan
Vnd wer mit gespot vmbgat
Der wirt gespot an aller stat
Manger will gcspöt machen
Dz scyn die leiit sullcn lachen
Vn macht sich selber zu eyncm narren
Ich wail'z ir vil in diser pfarren
Die sich also machen wellen
Zu gespot durch der gesellen
Willen das er in ircralle
104 HANS VINDLERS BLOIE DER TUGEND.
Also wirt er gar mit alle
Zu eyn rechten riffion
Das sol im seyn ein rechter rom
Vnd welcher vil geschmelz kan mache
Als hüllen vn narrisch lachen
Vnd sollich narrenvverck vnrain
Die selben seynd gemain
Vnder etlichen milch tutten
Vnd welcher sich kan zu schuppen
Mit üppiger poser rebaldey
Der selb der tregt der eren drey
Ich mayn bey andern toren
Das selb seind esels oren
Vn maynent doch die weysosten seyn
Doch hangt in an de mund d' preyn
Vn dz sy als die vnsinnigen schreyn
Dz sol yetzund holFlich seyn
Das merckt man wol an den Sachen
Das sy sich selber zu narren machen
Vnd Solls eynand' also treyben vmb
So wollen sy zürnen darumb
Aber dz sy sich selber treiben
Zu narren vnd narren beleiben
So haben t ellich knaben gefunden
Eyn neüwe sprach bey disen stunden
Vnd heysset maus die rot welsch
Die treibt man yelz mit mangem falscii
Der sy nit wol v'lüntzen kan
doch sieht ma mange ein torheit began
So fayet etlicher über die flech
Vnd ob er kleiner recht zu sech
So wurd im wol eyn klüppeis
Nun sechl wie d' teüffel seyn weifz
Tribt mit mangen öden hach
Ach vnd sech ich sy im pach
Ertrinckcn als die iungen hund
Die sollich schnöde vnfur tünd
Doch haben die alten war gesait
W^enn der abt die würffei Irait
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 105
So spylent die inünch all geren
Also ist es hie bei den heren
Wann die ein recht beyspel Iriegen
So raöcht sich dz hart gefiiegen
Man muste recht tun hyn nach
Aber wenn dz haubt ist schwach
So seynd die andre gelider geniain
Nymmer wol in ain
Vnd was die grossen herren tragent an
Das ist yetz alles recht getan
Vnd trieg er halt ein seü hut
So wolt mans tragen iiberlut
Darumb seyen wir geschaffen
Als die wilden iungen äffen
Was die sehen tun vor yn
Das selb lassens nymmer hyn
Oder sy wellent es tun hyn nach
So ist denn niangen nach wund' gach
Vnd fert darumb über mer
Vnd kam der selb zu mir her
Ich wolt im zaigcn wund' hie
Das er gesach souil nye
An weiten ermlen zoltcn vfi kappen
Zu dem . xiiij . mal sol man sich
Hüten gar aigenllich
Dz man nit leichtiglich rede
Noch vnsaubre wort nyemät gebe
Als sant Paulus spricht damit
Vnsaubre wort wüstend gut sit
Honorius ein meysler d' gicht das
Die zung erzaigt on vnderlafz
Wie der mensch ist gestalt
Oder was er in seynem hertzen halt
Pristianus der meyster list
Wa ein pöse zung ist
Do ist auch geren der neyt
Als der weylz vrkund geyt
Des neydigen mund ist plaich
Vn süchtig \h an de gemiit waich
106 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
Wan er lliar nyeniant nicht
Tun als Oracius spricht
Wan dz er sich frot zu aller zeit
Dz seyu nächster in vngelück leit
Der nydig hat ein galle i hertze v'slossen
Vn sein zung ist mit gilFt übergössen
Ich wolt dz neidig leiit an allen stetten
Augen und oren hetten
Das sy horten vnd sähen
Das den leülen geliick wolt nähen
Als offt wurden sy von ireni neit
Gemartret vn geprest zii aller zeit
Seneca als vil fröd die sälige leiit haben
Alz vil seiilTtzen leide waine vn klagen
Haben die neidigen leiit zu aller stunde
Jeroninius der tut vns künde
Dz der neidig niartret sein aigen herren
Als ein wurm d' do wechst in hollzkere
Der das holtz hernach frist
Darynn vnd er geporn ist
Oracius spricht der meyster kliig
Die nydigen seid vngeluckhartig gnug
Wann von ander leiit gesunt
W erden t sy siech zu aller stunt
Vnd von ander leiit leben
Werdent sy dem tod gegeben
Der neidig mensch peyst vnd ist
Sich selb zii aller Trist
In de . XV . Capitel will ich sagen
Von den die do veiiislre red habe
Sam die die do vil reden
\'nd v'borgne wort dannocht geben
Als die falschen zu träger tun
Vn wellent in also machen rinn
Vsiderus spricht es pringt mer frfim
Das eyncr siec als ein stumm
Wann der mau redt das man
Nicht wol verslec kan
Sydracli wer viligct mit veinstrc worle
HANS VINDLERS BLÜxME DER TUGEND. 107
Der selb maint an allen orten
Vil witziger ze seyn
Wann er ist das ist wol scheyn
Daruuib sol der mensch besehen
Was in anbring ze yehen
Vnd sech auch eben was er tö
Das er zeit vnd auch stat hab darzü
Plalo spricht was man redt on sach
Das gilt wenig vnd ist schwach
Vnd d' weyse halt es als man sait
Für ein grosse torhait
hici^ licfse sich in cap. 13 die reihe des selbständig ge-
dichteten noch allenfalls mit ziemlicher schärfe von der
reihe des compilicrte?i trennen , in stellen dagegen , wie
die folgende , aus dem capitel von der hojfart, ist dies
kaum möglich ;
Darnmb ist der adel gegebe
Den züchtigen vnd den friimen
Vnd nit den toren vnd den tfimen
Die do niainent dz ir adel
Sey von hohen kiinigen sedel
Vnd w eilen t doch dar bey
Treybcn alle rebaldey
Aber sy wellen t mercken nicht
Was d' weyse man spriciit
Das man geren halt den man
Nach dem vnd er sich hallen kan
Halt er sich als eyn wüHliii
So hall man in als eyn i'iillin
Wan rechter adel ist also gestall
Das man in darnach halt
Als er sich sclbs hallen lilt
Nil dz man an sech seyn phil
Wafi man kan erkennen nicht
Dz adcliich [iliil an dem gesiclit
Aber an den worcken wol
Soci'ales spricht man sol
Nymaiit heysson eyn edel man
er hab daü vorchl zucht vnd schäm
108 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
Wafi aller adel am ersten kam
Von Eua vn von Adam
Do will sich nymanl ankeren
So liabent yetz etlicli herren
Die aller schnödiste hoffart
Als sy ye bekennet wart
Als mit scliilten vn panier
Vn and' wunderliche zier
Die do in den kirchen steckent
Wann es sieht nianger man
Die Wappen also mit vleifz an
Dz er v'gisset der heilikait da
Als do slat in Jeremia
Dz volck dz hat v'gessen meyn
Vnd hat mir kert den rucken seyn
Da von schreybt vns alsiis
Der vierd pabst Gregorius
In dem Consilio Lugdonensis
Do mans auch da list
In dem Capitel vn in der Süm
Dz do sagt von d' kirchen freyum
Deynem haufz zimpt die heylikait
In dem Capitel beschliisset er vn sait
Dz alle vechtliche ding
Die do seind der sünden vrspring
Die siillent alle seyn hie vor
Vnd nichtz bekümmern den gotlichen kor
Wan an der stat sol man
Eyn Vergebung der sfind han
Vnd nicht raitzen die do sind
Willielmus vns auch v'kindt
In seinem buch dem Racional
Das ellich entlich seind so kal
Die sich laussen genügen nicht
An de schonen panern licht
Die do in d' kirchen hangen
Es mussent auch ir wappen prangen
Auff den kasulen vnd humeral
Do man got ynn wandlen sol
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 109
So seind die kelch mit vvappeu geziert
Do man got yiiu celebriert
Dz v'hengent die pfaffen also prail
Vmb ein pose geylikait
Als dz auch gescliriben sLat
lu dem Capitel vfi in de rat
Do dz sagt von der begrebnulz
Vud sich an hebt alsus
Der selbe schad El cetera
V^ofi dieser chaj^aktetnslik des werkes wenden wir
uns zu der frage nach den Urhebern der einzelnen theile
desselben, und jetzt erst wird die bisher nickt erwähnte
einleitung und der schlujs des buches , letzterer in dem
druck mit der besondern Überschrift Von d' beschliessung
difz buchs versehen, für uns von Wichtigkeit.
I. Die einleitung .
Ich han gethan recht als eyn man
Der do kam auff eynen plan
Do er fand blümcn manigerlay
Als sy pringen mag der may
Vud die d' blümen aller blümen nympt
Eyn krentzlin macht dz im gezympt
Daruon will ich dz mein werck dz klein
Heyfzt die bliim der tiigent reyn
Danen so bit ich herre dich
folgt eine anrufung an gntt, die Jungfrau Maria, an den
heiligen geist und die heilige dreieinigkeit, und bitte, dem
vf zu thun, wie Jeremias und Moses, die gott mit seiner
kraft rediiafTt machte.
Y edoch mich ser im hertzen mnl
Das villeicht spricht etwer
Sich nümerdnili wie mag der
Gutes icht gcdichten
Der selber sich verrichten
Kan zu guter sach nicht
Wer also redt od' gicht
Der selb hat vnweysen mul
HO HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
Was schadet mir was yener tut
Von dem ich hesserung nyni
Tuot er iiit wol das wirt ym
Vnd ist seyn 1er doch nütze mir
Dauon so wend ich mein gir
AufF hüpsche edle mere
Vngeren ich seyn enbere
Durch tugenlliches hertzen sitle
Auch mach ich mir do mitte
Frowd vnd kurtzweil gut
Waü es geit mir hohen müt
\'nd niembt mir nianig fantasmata
Vnd vnnütz Melencolia
Die ich all da mit vertreib gar schon
Also nyem ich mir selber den don
Auch spriciit dz vil maniger man
Der sich nit balz v'synnen kan
Der hat vil arbait v'loren
Das wer vil pösser verporen
Wan erh maiigen maister genant
Vnd seynd im doch nit recht bekaiit
Das sprich ich selb vnd auch war
Ich wailz ir mcisterschefft nit gar
So hat vor mein auch nye keyn man
Alle kunst allein gehan
Es hat einer von dem and'n genömen
Also haben sy die kunst iiberkömen
Also han ich allhie gethan auch ich
Ich han gesucht des gelich
Von allen maisteru die vor mein
Gabent hoher kunste schein
Vnd die vns gabent gute lere
Also han ich bans Vindler
Die red klaubt aulz mangcn buchen
\'nd die ich alle müst durchsuchen
Ee dz ich die red bracht zu eyner süm
Ich han durchsucht Florcs v'tutiim
Das do ein welsches buch ist
Das han ich gemacht zu diser Frist
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 1 1 1
Das es teiilsclie zung vernynipt
Wann es der reclilen tugenl zynipt
Darumb lian ich es zeteülsch braglit
A'il niange 1er vnd abenteiir
Die zn lugenl gebent sleiir
Die han ich prachl all zfi eynander
Ich han gesucht in Alexander
Was der hie aiifP erd gelhan hat
Darnach sucht ich der Römer tat
Was die wunders habent getriben
Oder WZ die propheten haben geschriben
Wie Dauid vn Salomon sprach
Josue Jereniias vn Jesus Sydrach
Vnd WZ sy wunders geschriben haben
Od' was die biicher d' altuäler sagen
Das han ich alles sanipt durciisiiclit
Vnd wie got Pharaone fliicht
Vnd vil WZ in d' Bibel geschriben ist
Darnach sucht ich alle die list
Die do haben geschribe die philosophus
Platü, Arestoteies vnd TuUius
Ouidius Pharo Socrales vn Kato
Pitagoras Culicnus vnd Faceto
Ptholomeus vnd Vppocras
Salustius d' auch eyn raeysler was
Älagrobius vnd Ermogenes
Vnd cyner der hiefz Ernies
Wassiliko vnd Kassiodonis
Andronico vnd Longinus
Terencius vnd luuenale
Thomas de aquino vnd Sermoniale
Noch han ich gesucht d' meysler mer
Oder was die Decret gebeut 1er
Oder WZ Auguslinus vn Ambrosius
Gregorius vnd Jeronimus
Ilabent geschriben in iren seruioneu
Bedam (h'isostimum vfi Oricnem
Die all geschribe habe mangerlay ligiir
Oder was das buch d' natur
112 HANS VINDLEKS BLUME DER TUGEND.
Inne hat von allem weseii
Das hau ich alles sanipt durch lesen
Ich han ^uch gesucht i valerio maximi
Vnd eyn buch heisset gesta Romani
Was Wunders daryh geschriben ist
Oder WZ do gesprochen hat ihesus crist
Vnd sant Pauls d' do ward bekerdt
Vn WZ bernhardus gesagt hat d' werdt
^'on der gotes gerechtikayt
Ysiderus vnd Poecius sayt
Das man thü von der weit ker
Noch seind d' meister vil vnd vil mer
Die ich nit all nennen kan
Wann es wurd verdriessen eltwan
Doch han ich sy all durch klaupt
Vnd yeglichen ein wenig beraupt
Do mit das doch eyn büchlein
Ist volbracht nach dem willen mein
Vn ob an dem büchlein ichl gepreche ist
Sü bit ich den der es do list
Das er das wend wen ich im des gan
Waö ich der kunst nit enhan
Das mein gedieht sey slrauffe frey
Ich halt aller kunsle krey
Das ich die kind lailen wol
Dannoch man mich slraufTen sol
Wafi wer die slralTnug nit wil han
Der ist den schänden vnderthau
Als das her' Salomon auch spricht
Wer sich will strauflen lassen nicht
Dem ist nicht fast nach tugendcn we
wann strafTung macht nun tugent me
und dann folgt die auf abschnill I, 1 überleitende periode,
II. Der svhtufs.
Ach starker got Marie kind
Du sihcsl wol dz ich laid* plind
Byn in meines gedichlcs kür
Yedoch so preclit ich gcren für
HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND. 113
Deyne wunder manigfalt
So bin ich laider also gestalt
Dz ich nit wailz end noch Iruni
Doch waifz ich wol dz ich Jhesuni
Den süssen namen anriiffen sol
Der selb d' kan yedernian helfTen wol
Zu allen guten dingen
Wafi ich möchlz nil volbringen
Wer der selb Jliesus Crislus nicht
Wafi er hiHFl als er spricht
Durch Johannem Euangelisten
Ich will euch alle zeit leren vn fristen
Vnd will euch geben stercke vnd syfi
Delz küm lieber Jhesus kfim
Vnd geiilz in mich deyn weyfzheyt
Da mit das dz buch werd bereyt
Vnd dz man sich pessere da von
Vii dz ich auch vollen den Ion
Do die fröd keyn ende hat
Vnd do deyn hohe Trinitat
Fröt die heyligen vn die engcl klar
31it wunniglicher fröde gar
Ey lieber bans Vindler
Du will zc lang machen die mcr
Du soll es enden mit klugen synnen
Wafi maul'z iTigt zu allen dingen
Dz tat ich gercn sicherlich
Ob ich were so synnc rieh
Das ich kiind in allen sachcn
Eyn hiipsches reynes cnd machen
Wan alle ding seind vnfrüt
Wann dz end nicht ist gilt
Dänocht will ich tun dz pesl vfi ich kan
Aber ich hau eyn solliclicn nam
Dz man mich hcyssct den V indler
Des bin ich hiipscher vindc 1er
Das ich wol vindcn kan
Hiipschc vind mit den man
Die weyl n>iig v'treyben
Z, F. D. A. IX. 8
114 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
Ich niufz es lassen beleiben
Von delz willen das ich 1er
Der hiipsche vind die mir zeschwer
Seind zedichten vn aufzzelegen
Hie mit will ich dem bfichlein geben
Eyn hüpsches reynes ende
Herre got nun wende
Den alles laid die es do lesen
Vnd das sy kömen zu deyner zesem
An dem iungslen lag
Dem do nymant enlrynnen mag
Ey werde diel ob ich nun hau
Dem puchlin nicht so recht gethan
Das ist des schuld dz meyn mund
Nit pessers kund zu diser stund
Dauon so will ich euch pitten
Dz ir dz pesseren an allem dem
Das ir wenent das gut sey
Wann mir ist die kunst nit pey
Die man heysset Gramatica
So kan ich nit Rethorica
Die hiipsche red pricht enzway
Wann ich bin eyn eytel lay
Der teiilsch ein kleyn lesen kan
Darumb sol maus für giit han
Wann ich han es getan in gut
Vnd das es pring hohen mfit
Vnd demut auff der erde
Vnd das v'mitten werde
Das man heysset die vMrossenheyt
Wan das büchlein das seyt
Gar kurtzlich vil guter ier
Ey starcker got viul auch her'
Ob ich icht hab geseyt
Wider deyn hohe heyligkeyt
So zaigc deyn alte diemut
Vnd nyem es auch von mir für gut
Wan ich bin leyder nit ein man
Der dich wirdig loben kan
HANS VINDLERS BLUME DER TCGEND. 115
Wann vor dir mein gediclite
Ist als der Fledennulz gcsiciile
Gen der liechlcn sonnen klar
Het ich halt weilzheit als d' adlar
Der aülF deynen prislen schlieff
Dannocht wer es mir zelielF
Gen deyner hohen wirdigkait
Eya 3Jaria muter reyne niait
Hilft" mir gen devnem liehen siin
Ob ich ichl gesucht nun
Hab in disem gediclite
Das er mir verschlichle
3Iit seyner heyligen parniherlzikait
Gen seyner hohen gerechlikait
Del'z hillT mir her" Jhesu Crist
Hie mit das ptich gemachel ist
In dem namen der heyligen driualt
Do man Tausent iar zait
Aon goles gepurt sicher zwar
\ nd vierhund'l vfi im aylff"len iar
Zehen lag in dem Junius
Quarto die ydus
In dem zaichen aquario
Do ward dz piichlin volendel do
Defz loben wir gol vfi seinen namen
N'nd spreclienl alle Amen
hier schildcj^t sich also Vi/idlcr als ei/ic/i laieti, der zwar
deutsch lesen könne, der aber weder Grammalica noch
Rhetorica gelernt , also keine »gelehrte hildang empfon>j!;en
habe; er habe ein italienisches buch, Flores virtulnm ge-
nannt, ins deutsche übersetzt, sich aber mit der Über-
setzung nicht begnügt, sondern auch aus vielen andern
Schriftstellern stellen ausgesucht, aus denen er erst dieses
buch zusammengestellt habe; also geht er darauf aus, die
ganze arbeit des cof/tpilierens sich anzueignen, aus der
oben angegebenen darstellung ergiebt sich nun , daj's dtes
unmöglich ist, denn jene compilalionen bilden ja den ei-
gentlichen ursprünglichen stamm, und was sollte das tla-
lienischc buch enthalten haben, dessen titel Flores virtuhnn
8*
116 HANS VINDLERS BLUME DER TUGEND.
ja unleugbar bereits eine derartige anthologie ankündigt,
höchstens könnte man also zugeben, J^indler habe noch,
aus dem bereiche der gelehrten litteratur, die er verzeich-
net, eine nachlese gehalten; aber auch dies ist unwahr-
schvinlich, nicht blofs wegen seiner offen gestandene?i laii-
schen bildung, sondern weil sich auch mehrfach im buche
stellen finden, die es höchst unwahrscheinlich machen,
dafs Vindler überhaupt latein verstand und lateinische
Schriftsteller gelesen hatte, so
b8^ Vnd sprach icli bin Armoniam
Geporn aufz künigüclicni slaili
dV' Das ein grosser lanlzlier' do
Was geheyssen YppoHlo
ta" Das der keyser Theodosio
Hct cynen sun der was also
nC)' d' selb hiefz Oracius Codext
Also nennet in der lexl
diese beispiele können zu hunderten vermehrt werden, und
dem, der sie schrieb, dürfen ivir die ausgebreitete gelehrte
belesenheit , die V. von sich rühmt, nicht zutrauen; um
ihn ?tun nicht einer offenen lüge zu zeihen, ist wohl das
auch sonst waht^scheinlichste anzunehmen, dafs diese stelle
bereits so in dem ihm vorliegenden italienischen texte stand,
und er sie nur mit den andern übersetzte.
IVcmi uns also Vindlers eigene angaben im sticke
lafsen, so müfsen wir auf den versuch ausgehen , ihm aus
anderri gründen, die im iverke selber liegen, das ihm ge-
bührende reckt an der autorschaft des buckes zuzuweisen,
und kier drängt sick zucj'st die frage auf, sind ihm etwa
. die oben bezeichnete?i cinsckaltungen zuzuweisen ?
Ich glaube nicht, wenigstens nickt alle; denn auck
in ihnen werden mein fach Schriftsteller citiert , auch Se-
neca, den Vindler, ivenn unsere obige annähme, ivas ivohl
nicht zu bezweifeln, richtig ist, gewiss nickt gelesen katte.
Jf^enn nun aus diesem gründe nickt wahrscheinlich
gemacht werden kann, dafs ihm die ganze oben s. g. ar-
beit zweiter hand zuzuweisen sei, vielmehr diese, minde-
stens theilweise , bereits dem italienischen originale zu-
falle, so würde es, namentlich bei der schlechten über-
HANS VINÜLEUS DLIME DER TUGEND. 117
lieferung des Icates, unfruchtbare kähnheit sein, Findlers
etwaige Zusätze trennen zu wollen von den von ihm vor-
gefundenen italienischen. allerdings finden sich stellen,
die rein deutseh zu sein scheinen, sowohl in den oben mit-
getheilten abschnitten, als auch im zweiten theile, z. b.
Auch wer sich gercn zii dem feür mengt
Der wirl geren dauoii besengt
V'nd sicli gern mischet vnd' die kley
Den fressen die 8eü mit dem prey
u. G^'^ff, Wenn d' bischoir den lopff treibt
Vnd wenn d' riller pncher schreibt
V nd das der miinch harnasch trait
Vfi wen eyn hiipsche stollze mail
Ze rolz sol eyn schütz seyu
Vnd wenn die nun vnd pegeyn ,
Wellent zu den hoffen Faren
Vnd wenn der man sol spyunen garen
Vn ein kind mit eim geren
Sol siechen ei peren
Das selb ist alles widerwärtig
Vn wirt nymmer recht arlig
und mehrere andere stellen, auch ist es nicht unmöglich,
dajs die gcbcte , die, ziemlich alle im gleichen tone und
freier sich bewegend als die übrigen theile des buches,
im an fang, am ende und, wie erwähnt , mehrfach in der
mitte eingeschoben sind, meist von Vindler herrühren:
dies aber ins einzelne verfolgen zu wollen , würde zu
Spielerei werden : — für uns genügt , das Vorhandensein
/{letzter origifialparlien Vindlers wahrscheinlich gemacht,
im übrigen aber nachgewiesen zu haben, da/s ihm ein
italienischer tex't vorlag, dessen grundstamm bereits eine
bearbeitung zweiter band erfahren hatte.
Hier ist es mir nun durchaus wahrscheinlich , dafs
dieses erste original lateinisch war, schon der name
Floi'cs virlutum führt darauf, dann eine anzahl zurück-
gebliebener lateinischer worle , wie allissimus, reime wie
duplex : mille arlifex. auch erklärt sich so das vorschie-
ben des blofsen namens vor die angeführte stelle.
118 HANS VINDLEHS ULUME DEK Tl GEND.
Nach einem lateinischen buche Flores virtutuui, welches
die quelle unseres werltes gewesen sein könnte , habe ich
mich vergebens umgesehen ; dagegen kenne it h ein an-
deres, mit ganz ähnlichem tilel und ähnlicher anläge, es
heij'sl Flores poelaniiu de virtulihus et vitiis, ist im 15« Jahr-
hundert gedruckt. Jedoch augenscheinlich weit früher ent-
standen und handelt nach einander De siiperbia , de bona
fania , de inuidia , de ira , de aiiarilia, de gula , de luxuria,
de virlutibus, de doiio sancli Spiritus, das ganze buch be-
steht hlqfs und allein aus cilaten , die aneinander gereiht
sind, im Originaltext belassen, wo dieser bereits metrisch
construiert war, oder in verse gebracht, wo das original
in prosa war. am rande steht der name des dichters.
Eine solche Sammlung nun, unter dem namen Flores
virtulum, scheint mir, lag dem italienischen bearbeiter ror.
er brachte ?neistcntheils die namen der Schriftsteller mit
in den Zusammenhang der rede, zuweilen unterliefs er es,
und da blieb nichts anderes übrig, als sie wieder an den
rand zu schreiben ; durch nachläfsige abschreiber, oder
wohl richtiger durch nachl'ifsiges rubricieren mischten
sie sich in die verse selbst ein, ich vermute, erst nachdem
Kindler sie bereits übersetzt hatte, denn in den meisten
fällen scheint er sie nicht mitzurechnen, an einzelnen stel-
len werden sie sogar durch ein zeichen vom übrigen verse
getrennt.
Sicher gehörten zu diese/n lateinischen werke auch
die compilationsreihen des zweiten theils , die als eine art
anhang beigegeben waren , allgemeine lehren zum glück-
lich leben enthaltend : der italienische Übersetzer benutzte
sie um so freier. Je freiem Spielraum ihm der mnngel
einer beschränkenden si/mmetrischen form gewährte.
Oh nun das oben nachgewiesene, selbständige gedieht
von dem aberglauben ein originalwerk Vindlers ist , oder
ob er auch dies nur übersetzte , oder ob es vielleicht gar
nicht zusammenhängt mit den Verfassern der blume der
lugend, das läfst sich schwerlich sicher bestimmen: zu
beaclilen ist allerdings , da /'s in der zweiten, von Grimm
nicht mitgetheilten , hälfte des gedichts mehrfach von be-
lesenhcil zeugende cilatc vorkotnmen, und daj's örtlichkeiten
LliEK DIE QÜAESTlüNES QLOULlBETiCAE. III)
aucli hier uuf Italien sclillcfscii lafsen, wie die erwfihnun<>-
von Ravenna und Slena.
Leipzig. fkii:drich zarncke.
ÜBER DIK QAESTIOIXES QüODLlBETICAE.
Auf mehreren deiilsclien iioclisclmleii wurde aufser den
gewöhnlichen , meistens wöchentlich abgehaltenen geistes-
tiirniercn der academisclien jngend noch jährlich eine dlspu-
tallo de quüllbel (coiiccrlatlo (/uodllhetlca, dlsputatlo quod-
llbetarls, oder blols quodllhelum, auch linde ich In dlsccpta-
tlone qaodllbetarla) angestellt, der eine ganz besondere Wich-
tigkeit beigelegt wurde, in Erfurt dauerte sie mehrere tage,
auf welche weise sie eingerichtet war, weils ich nicht be-
stimmt, in Paris scheint etwas entsprechendes gewesen zu
sein der actus Surbonlcus. bei diesem präsidierte ein ma-
gister, der die verpllichtung hatte, mindestens 14 stunden
rede und antwort zu stehen, während nur eine Viertelstunde
ihm zum einnehmen eines mittagsmahles zugestanden wurde,
ähnlich scheint die dlsputatlo quodllbctlca in Prag gewesen
zu sein , das sich ja auch in seinen übrigen einrichtungen
vielfach nach Paris gebildet hatte, es ist leicht erklärlich,
dafs man sich um diese schwierige arbeit wegzuschleichen
suchte, und wir finden daher bereits im 15n jahrh. strenge
Verordnungen , wonach man eventualiter zur Übernahme die-
ser pflicht gezwungen werden konnte bei Vermeidung bedeu-
tender geldstrafen, ja des ausschlufses aus der facultät. nach
dem prager muster scheint die einrichtung in Leipzig ge-
trollen zu sein , und auch hier linden wir die bittersten kla-
gen, dafs oft das quodllhet gai- nicht zu stände kam, weil
niemand sich zin- abhallung desselben bereit linden liefs.
nicht ganz unälmlich mag diese dlsputatlo auch in Heidel-
berg und iMfurl gewesen sein , denn mehrfach wird gerade
der Scharfsinn des praeses besonders betont, ja es ist eine
fast zum tilel gewordene bezeichnung des präsidierenden ma-
gistei's : dlsputator de quollbet aeullsshiius.
Ueber den nainen sagt du Fresne : quodllbel, quodllbe-
tum , scholastlcls , de quo In ut)-ainque dlsserltur purteui,
120 ÜBER DIE QIAESTIONES QUODLIBETICAE.
ex eo dictum, quia quod übet defeniUlur. wenn diese er-
klärung des Ursprunges der benennuiig richtig ist, so ist doch
zu bemerken, dafs man gar bald diesen sinn vergal's, und
die bedeutung damit verband, dals es eine disputation über
alles mögliche sei. und das war es in der that auch, so
erzählt Conrad Wimpina , worüber 14.97 in Leipzig dispu-
tiert wurde : de loquendi regulis , de expolilis ■persuasioni-
biis, de disserendi taliof/fbus, de dinlecticis disceptatronibus,
de malhematieis Jigun's numen's et dimensionibiis, de lincis
indivisibilibus, de ylanelarum adspectibus , de verum prin-
cipns, de naturae efßcacibus occultisque proprietatibus, de
hominum moribus , de civilibus inslitutis , de sphaerarum
harmoniis, de orbiuiii motricibus , de celorum gyi'is et itii-
pressionibus^ de ipsius denique prinii e/itis ottn'butalibus per-
fectionibus , ac breviter de cunctis ralionabilitir adductis
quaeslionibus .- qiiisquis ingenium prodüurus suum in pa-
laestrnm Deo diice deseendemus.
Um nun bei der langen dauer dieses acles nicht zu er-
müden wurden, in Erfurt und Heidelberg wenigstens, scherz-
hafte und belustigende inlermezzos eingeschoben, und zum
schlufse des ganzen eine oder zwei satirische reden vorge-
tragen, so heifsl es in der 1515 in Erfurt gehaltenen
schlufsrede :
Consuevit enim huiusmodi ludus philosophicus cum qui-
busdam iucundissimarum verum amoenilatibus et duicibus
fabulis i/iterspergi tum in quandam festivani et ioci ple-
nam facetiam desinere , quo animi dies iam aliquot seve-
rioribus philosophiae studiis occupati et quasi dejessi refi-
ciantur et in semet ip.sis reviroseant.
Diese scherzhaften, satirisch-didaclisclien reden sind es,
die uns hier interessieren.
Eine solche wurde im gegensatze zu den voihergehen-
den ernsten disputalionen genannt quaestin (quaestiuncu/a)
minus principa/is, und weil sie am schlufs des ganzen gleich-
sam angeschoben wurde quae.stio accessoria. auch wohl
den namen von dem ganzen borgeiul quaestio quodlibetica.
daneben heilst es auch quuestiuneula solatiosa, quaestio
favetosa, facetiarum et urbanilatis plena.
Der dem ganzen acte präsidicreiulc magister wurde ge-
ÜBER DIE QUAESTIONES QUODLIBETICAE. 121
nannt jrraesidens , spectahilis (oder vigilantissimus) domi-
nus dispulator, auch disjmtntor de quolibct (oder de quod-
libet) , dominus quodlibetarius. (gewöhnlich humanissimus
und im verlauf der rede wohl : vestra p7'aestabilis humanilas.)
Wer diese rede halten sollte (was quaestionem deter-
minare, recensere , recitare und in Erfurt scholastico more
explirare hiefs) , scheint, wenigstens formell, nicht in dem
freien willen des helroffencn gelegen zu haben , so wenig
wie die wähl des thema. beides scheint ihm gegeben
zu sein.
Hier zeigt sich nun eine Verschiedenheit zwischen Heidel-
berg und Erfurt, von welchen beiden orten allein uns der-
artige reden bekannt sind, in Erfurt nämlich bestimmte der
Vorsitzende sowohl den redner wie das thema. so heilst es
in der rede von 1494 :
Vires colligo ipsvmque mihi per spectabilem viriim do-
minum de quodlibet, i/isig/ieui meuiu praeceplorem integer-
rimuiu, probleuma [rroposilum et solvendum accedo.
und in der von 1515 :
Vellcm profecto kumanissime domine Quodlibetaric ad
kuiusce taut grandis tamque diffusae quaestionts sententiam
explicandam alium vestra praestubilis human itas ad id
operae subeundum magis idojieum deiegisset , und am
schlufse : Haec sunt humanissime domine quodiibetarie,
quae ex vestrae excellentiae mandato ad quaestionis mihi
assignatae enodationem ajf'ere potui.
Anders Avar es in Heidelberg, hier scheint die wähl
des redners dem Vorsitzenden zugestanden zu haben, wäh-
rend das thema von einem baccalaureus gestellt wurde. Paul
Olearius in seiner rede (s. u.) sagt:
Tanta est vestrae prudcnliae apud me auctoritas hu-
manissime domine quodiibetarie, ut praeceplis et man-
datis vestris nullo paeto contravenire queam, quibus ut
quaestionem minus principalem a baccalaur e o q uo d a m
pridem mihi pro posilam determinarem, qui . ... ex
me quaesivit.
und an einer andern rede heilst es :
Vretus vestra hnmanitale vigilanlissime domine dispu-
lator .... dcerevi avccssoriam quandam qaacs/iuncu/am
122 IßEK DIE QUAESTIOiNES (JUOÜLIBETICAE.
nudi US lei' tiiis mihi a quo dam haccalareo obla-
tum evolvere.
und am schlul'se einer andern :
His meis ineptiis volui speclabilis domine disputalov
vobis et bacculario morem gercre.
Den baccalaureen scheint es noch nicht zugestanden zu
haben, selber eine rede zu halten. lodocus Gallicus Rubia-
censis sagt in seiner rede :
Id voluit dominus bacularius Nicolaus Germa/ius l{u-
bioce/isis , conterroneus et discipulus mens mihi obtempero-
tissimus .... dum. non Heer et ei aequc atque mihi
hoc loco publice ut vellet huic quaesito satis-
J'acere, credidit id oneris curae et sollicitudini meae.
Vielleicht war es daher als eine art ersalz den bacca-
laureen gestattet, das ihema aufzuwerfen, ob der hierzu be-
rechtigte baccalaureus stets in einem solchen Verhältnis zu dem
redner stand, wie jener Nicolaus Germanus zum Jodocus
Gallicus, weil's ich nicht.
Das Ihema scheint erst wenige tage vorher gestellt zu
sein (vielleicht zu anfang der mehrtägigen dispulalion) ; denn
mehrfach beklagen und entschuldigen sieh die redner mit
kürze der zeit, die ihnen zur ausarbeitung zu geböte gestan-
den habe.
Die hier gehaltenen reden sind nun eine wahre hiiid-
grube deutschen witzes und liumors, ein wahrer schätz so-
wohl für die deutsche litteratur- wie für die Sittengeschichte,
hier wurden die gebrechen der zeit auf die schärfste weise
gegeifselt, und dadurch sind diese reden ein sehr wesent-
liches beförderungsmittel der reformation geworden, ebenso
wichtig sind sie für die litteratur ; sie waren ein jährlich
von neuem und frisch aufsprudelnder lebensquell der komischen
litteratur, namentlich der prosa , und sie geben uns ein bild
von der damals im deutschen volke lebenden lust an satiri-
schen darstellungcn. auch die spätere komische litteratur,
sowohl im ganzen, in ton und haltung, wie in einzelnen
stellen , ist nicht völlig zu verstehen ohne eine genauere
konnlnis dieser (|uo(llil)Clischen reden, durch deren kenntnis
mehrfach die vei-wickeltslen slcllen zu lebendigster anschau-
lichkcit gebracht werden, sollte es nocli gelingen, mehrere
l IJER DIE QUAESTIONES QUODLIBETICAE. 123
derartige reden aurzutreibeii , oder vielleiclit nur ein Ver-
zeichnis der behandelten iheniata zu stände zu bringen , so
würde für die lilleratur des 14n und 15n Jahrhunderts ein
schätzbarer beitrag gewonnen werden.
Die mir bekannten derartigen reden sind die folgenden :
I. in Heidelberg,
hier wurden in den achziger Jahren des J5n Jahrhunderts
unter dem vorsilze des Jac. Wimpheling zwei reden gehallen.
1 . Monopoliuin philo.sophorum, vulgo die schelniezunfft.
quaeslio accessoria determinatn a viagistro B ariholom co
Gribo Ai genliiH'iisi pro cxcUaialo ioco solutioqve audilo-
ritm iit iiio7'is est.
2. Monopoliuin et socielas citlgo des licchlschiirs. (juae-
stio minus principatis a Jodoco Gallico Rubiacensi in
disputalione quodlibelari cxcitandi ioci et animi laxandi
caiissu Hcidelbcrgae detenninata*).
Gedruckt sind sie 1489, Argentinae per Petruni Atten-
dorn., in einer Sammlung satirisch-didactischer Schriften, welche
dieser mit Wimphelings zuslimmung herausgab, unter dem
titel Directoriuvi slatuum. seu veriiis Tvibulatio secuii.
vergl. Panzer i, 39 nr. 159 u. i, 92 nr. 493.
Weil bekannter sind die beiden folgenden reden, die,
wohl in den neunziger jähren des 15n Jahrhunderts, unter
dem Vorsitze des Johannes Hill Hotwilensis gehalten wurden.
1. De ßde concubinnrum in sacerdotes. quaesiio ac-
cessoria causa ioci et vrbanilatis in quodlibeto Heidelber-
gensi determinata n magist ro Paulo Oleario Heidcl-
bergensi.
2. De ßde merelrieum in suos amatores. quaestio mi-
nus principalis urbanilatis et fuceliae causa in ßne quod-
libeti Heidelbergensis determinata a magistro Jacobo
Hartlieb Landoiensi.
Wohl in folge einer lliichligkeii , die Iilbcrl in seinem
bibl. Icxikon sich hat zu schulden kommen lalsen , wird ge-
wöhnlich (selbst noch von Vilmar in seinem aulsalzc über
) Obgleich \\'iiii|ilielinj; iiiclil hei beiden reden als praeses ge-
nannt wird, indem die zweite gar keinen praeses nennt, so liiC^it sieh
doeh als ganz walirsebeinlieh iiiuliweisen , dal's bi-idi; reden an dem-
selben tage geballen wurden.
124 ÜBER DIE QUAESTIONES QLODLIBETICAE.
Fischarl in Ersch und Griibers encyklopädie) Jac. Winiplieling
für den verfal'ser gebalten, aus den Worten Cratos von Uden-
heini in der vorrede läfst sich aber nicht nur Wimphelings
autorschalt nicht beweisen, sondern eher das gegentheil. sie
lauten Co piain mihi fecit J. JV. duariim quaestionum, quae
ifi ßne disputationis quodlibetaris in ßorentissimo Heidel-
bcrgensi gymnasio . . . pridem detcrminatae fucrunt.
prima explanal fraudes meretriceas .... bekanntlich
liel's Wimpheling es sich sehr angelegen sein, brauchbare
arbeiten anderer zum druck zu befördern. — eine auffallende
Übereinstimmung im baue beider abhandlungen ist freilich
nicht abzuleugnen, spricht aber mindestens ebenso sehr gegen
die idenlität des autors als für dieselbe, die beiden verfalser
kommen auch sonst noch als verfertiger lateinischer ge-
dichle vor.
Gedruckt sind diese beiden reden wohl zuerst durch
Ludwig Hoheuwang in Ulm. vergl. Leo Hafslers Ulmer
buchdrucker-geschichte. Ulm 1840. f. die von Hafslcr be-
schriebene ausgäbe ist freilich die princeps nicht, doch aus
derselben oflicin wie diese, die schon Ebert kannte (vergl.
bibl. lex.), dahingegen läfst sich die Vermutung wegen des
druckorts durch anderweitige beweise stützen , die Hafsler
nicht zu geböte standen.
Ich habe beide paare von reden in der Ordnung aufge-
führt, wie sie gedruckt sind, gehalten sind beide in der
umgekehrten, wie sich aus ihrem texte mehrfach bestimmt
nachweisen läfst; bei dem Ictzteru paare ist die Umstellung
augenscheinlich eine absichtliche, um gleich auf den titel die
pfallencoucubineu zu bringen, sogar die vorrede wurde aus
diesem gründe in die mitte geschoben. — hiernach möchte
es nun fast scheinen , als sei jedesmal die erste der beiden
reden genannt quaeslio minus principalis , und die zweite
quaestio accessoria , was einen ganz \ernünftigen sinn ha-
ben würde : aber dem ist nicht so , denn im texte werden
diese bezeichnungen durchaus promiscue gebraucht , und der
parallelismus in den titeln ist daher nur zufall.
>'on spätoi-n Heidelberger quodlibets kenne ich vveitei'
nichts, als die folgende notiz aus Luthers tischrcden :
Zu Heidelberg im Quodlibet ward disputiert und gefra-
IIBER DIE QUAESTIONES QlIODLIBETICAE. 125
gel, woher die miinch kämen. darauf ward geantwortet
der teiifel wäre der mönche Stifter und Schöpfer.
II. In Erfurt.
Das Erfurter quodlibet wird mehrfach erwähnt, und die
hei demselben entwickelte gelehrsamkeit und kuiist der dia-
lektik gerühmt, auch sind uns (jiiaesiiofies , die dort deter-
miniert wurden, erhalten, z. b. die bei Panzer ii, 107, 32
angeführten, die 1486 behandelt wurden, die arl und weise
jedoch, wie wir in betreif der scherzhaften dissertationen die
bekannlschaft des dortigen gelehrtenkreises machen , ist für
denselben nicht die schmeichelhafteste; wir bemerken näm-
lich , dafs alle jene herren sich von einem dreisten plagiator
betrügen liefsen.
Es kam nämlich im jähre 1494 in Erfurt das folgende,
wie mir scheint, noch niemand zu gesiebt gekommene druck-
stück heraus
Quaestio fahulosa, rccitata 'per inagistrum Johan-
ncm Schräm ex Dachaw Incli/to in Gijmnnsio Erffor-
diensl sub disputnlione quotUhctari Presidetite pro tunc con-
certatioTii quolhheticac Venerahili viagistro Johanne
Ganss ex Herbstei/n, theologiae baculario. 1494.
Diese rede nun ist weiter nichls, als eine schülerhafte,
mit geringen ausnahmen wörlliche zusammenkoppeliing der
beiden oben erwähnten disputationen des Gribus und lodocus
Gallus, indem der compilator die des letztern in die des er-
stem hineinzuarbeiten sich bemühte , was ihm meistens sehr
schlecht gelang, und iiulem er beiden als cinleifung die vor-
rede zu des Pogf^iiis facetieu vorsetzte, die bekanntlich 1491
in Leipzig bei Kacheloven herauskamen, neu und daher
möglicher weise, von Schrams eigener fabrik ist nur die einge-
schobene geschichtc des Schieinkonlzius des stifTlers der
Scliweinezunjf'l (denn dazu macht der niederdeutsche die Schel-
menzunlft des Gribus).
Um so erfreulicher ist die nächste mir bekannte Erfurter
scherzredc :
De ge/icribu.s ebr/o.sort/fn et cbriclate vilnnda. quae-
slio J'aceliarum cl vrbanitatis plenn quam pulcherrimis
oplimorum scriptorum ßosculis refccta, in conclusione Quod-
126 ÜBER DIE QUAESTIONES QLODLIBETICAE.
libeti Erphurdiensis Anno Christi m . d . x^ . Circa uulitmnnlc
uequinoctiiim scolastico i/iorc e.vplicofa. (a. e. 1516.)
Diese treffliche arbeit ist gleich nach ihrem erscheinen
mehrfach nachgedruckt worden, nebenbei erwähne ich, dafs
die ansieht derer, die diese rede dem Eobanus Hessus zu-
schreiben möchten, sicher falsch ist, denn dieser wird in der
rede selbst erwähnt und ein gedieht von ihm vorgetragen.
Ich habe anstand genommen, unter den Universitäten, an
denen diese satirischen intermezzos oder schlufsreden gehal-
ten wurden, Leipzig zu nennen, allerdings wurde auch hier
das quodlibctum feierlichst begangen , und wir haben noch
gedruckte thesen aus jenem acte (z. b. Panzer i, 49J. 183),
sowie noch zwei bei einer solchen gelegenheit , 1497, unter
dem Vorsitze des Henricus Grevo Gotlingensis gehaltenen re-
den , eine religiös-feierliche von Conrad Wimpina und eine
andere des Matthaeus Lupinus Calidomius de pootis a re~
publica rninime -pcllendis. (Panz. i, 498, nr. 256.) jene
erstere (Panz. i, 488, 148) oratio invocatoria in inissa quod-
liheti Lipsiensis ist fast ohne alles interesse, die letztere in
mancher beziehung vortrcfTlich ; aber beide sind durchaus
ernsten inhalts , und konnten schon ihrer länge wegen (die
letztere dauerte sesquihoram) schwerlich animi rclaxandi
causa gehalten werden, freilich fielen sie beide auch nicht
ans ende der ganzen disputatioii. — übrigens ist der bau der
rede, das Verhältnis des redners zum Vorsitzenden wie in
Erfurt.
Sodann finde ich noch erwähnt
G. Bruns oratio quodlibet. de Concubinariis Saeerdot.
Colon. 1566.
Wie lange sich diese sille auf den Universitäten erhal-
ten hat, weifs ich nicht; es scheint mir aber, dafs sie zu
ende des 16n Jahrhunderts noch existierte. Fiscliart sagt in
der vorrede zu seiner geschichtsklilterung
.... die in Schulen mit deponieren , vn Quodlibeten :
welche weifz wie die quodlihetaiü fürgebcii auch St. Augustin
soll gebraucht haben, vn gewiss St. Thomas von Aquauino.
LEIPZIG. FRIEDRICH ZARNCKE.
LUST UND UNLUST. 127
LUST UND UNLUST.
Treffend übersetzt Simrock den eingang der Völuspü
durch Andacht gebiet ich allen, das altn. hlioct hat hier
wie in den formein at heyrandn hliodi, i pegjando hliodi
(gramm. 4, 68) und in dem at beidaz hliods , petere silen-
tium ut audiatur, die bedeutung stille, stillschweigen nur
insofern als damit ein aufhorchen, anhören, verbunden ist.
erst spät scheint das adj. hli'odr in dem sinne von tacitur-
nus schlechthin gebräuchlich zu sein, die eingangsworle der
Völuspä sind augenscheinlich eine hieraJische formel, wie
das lat. favete Unguis und das gr. £i(p)jfte7t£. sile/itium
per sacerdotes, (juihis tum et coercendi ius est, imperutur
sagt Tacilus Germ. 11 bei der beschreibung einer deutschen
Volksversammlung, die hier gebräuchliche formel wird jenen
aus der Grägäs und Völuspä ganz ähnlich gewesen sein,
wie das altn. hliod so ist auch das alts. hlust, ags. hlyst,
altfr. hlest abgeleitet von dem verlorenen verbum hlira/i,
yiXvELV einer c i und dieses altfriesische hlest kommt gerade
so wie das altnordische wort nur in einer hieratischjuristi-
schen formel vor. bei Richthofen 436, 1 1 spricht der könig
müh hleste d. i. nt heyranda hliodi, und 491 , 35 lautet
die Vorschrift halda litic to hleste gitde mentc. das gegentheil
davon ist dann unhlest 401 , 20, onhlest 460, 31. 477, 19.
500, 23 , die unruhe und das lermen woduich eine gericht-
liche Verhandlung absichtlich gestört wird und die darum so
strafbar ist wie die sinvlhsliihane , die ivonondieord und
der klem (obscenilas). auch das alls. hlust linden wir im
Heljand bis auf eine stelle, 148,24, wo es von Malchus
obre vorkommt, und in demselben formelhaften gebrauche,
he undar theru thiodu stdd eiidi ihdr gihdrid ober hlust
mikil theo godes lern 76, 11. 12; lerda thea liudi liohtun
wordu/i, hli'idero slemnuH: was hlust f/ri/iil, thagode ihegan
manag 119, 18. 19 5 he theru menigi sagde ohar hlust
mikil 159, 21. 22. endlich weist Haltaus 1945 auch noch
ein mnd. Inst unlust in demselben sinne nach , so dafs an
dem hohen alter und langen gebrauch der formel nicht zu
zweifeln ist.
128 LUST UND UNLUST.
Das fries. onhlest gieng dann auch in die bedeulung
von lermen , schelten überhaupt über, wie man aus einem
merkwürdigen paragraphen der westerlauwerschen gesetze bei
Richth. 409, 25 sieht, klagt ein mann auf ehebruch , so
schilma hit {riucht) aldus gveta dat dio frie Frcsinne coem
oen dts fvia Fresa wa/d müh huernes hlüd ende, rnith büra
oefihlest, müh bdkena brand ende müh icinnasang u. s. w.
vergleicht man hiermit eine der überküren Richth. 98, 17
hwersa via tvif halat müh hörne and müh hliide^ müh
dorne and müh dr echte , thet hm emmer scolde üftne stol
bisüta , ferner Richth. 52, 14 hiversa tivene brothere send
end thi öther wif halat tö hovc and tö hiise , mith dorne
and müh drechte, müh hörne and müh hlüde, so sieht
man dafs der büra onhlest die timht der hochzeitszug ent-
spricht, der mit schellen und singen einherzieht, denn die
formel müh domc and müh drechte ist ein iv 6ia dvoiv.
dorn ist hier wie oft im ags. und im alts. (Helj. 122, 13)
dignitas bonos gloria , wie auch im ahd. iuomheü magnifi-
centia. im Ommelander landrecht sind die formein der er-
sten stelle nach Richthofen übersetzt mü enen waechhorens
geschal end mü buiren geschal end mü, barnendc baeke-
nen end mü soeten sänge, und dies führt auf die erwägung
eines anderen merkwürdigen ausdrucks der stelle hin.
WINiNASANG UND WINILEOD.
ist winnasang nichts weiter als ahd. wunnisang iubilatio
und etwa ags. wz/nsong? die Übersetzung ?nü soetem sänge
erinnert an ahd, suazaz sang melodia GrafF 6, 250, stioz-
sanc melodia Docen 1 , 238 : oder beruht diese glosse , wie
man vermutet hat, nur auf einer falschen etyniologie von
mel-odia? im mhd. hat der süeze safte oder dön , so viel
ich sehe, nichts technisches, Nib. 1643,3. ich glaube dafs
Richthofen mit dem gröslen rechte ein friesisches dem ahd.
wüii, ags. vine, altn. vinr entsprechendes leinne sodalis zur
erklärung der ohne zweifei sehr alten formel ansetzte, dann
findet auch die Umschreibung des Ommelander. landrechtes
eine rechtfertij'ung. der wüinasang setzt ein winüeod vor-
aus, aus der ahd. glosse bei Ilattemer 1, 305 und unter den
Schlettst. gl. 22, 00 plebeios psahnos, seculares cnntüenas
vel ritsticos psalmos sine auctorüate vel caiüus aut wifiUeod,
WINNASANG UND WINILEOD. 129
und aus der alten 31onsecr bei Pez 1 , 375 zum concil.
Landic. plebcios psntmos ?'iisifg-iu sanch vel winüiot, folgt
dafs unter auuileod nur lieder zu verstehen sind die zc
singetuie getan, nicht aber für den epischen Vortrag bestimmt
waren, die andere glosse Emmer. bei Pez 1, 402, cantica
rustica et inepta odo winileod odo scofleod, bei G raff 2, 192
scofleod odo ivtnile.od plebeios psalmos , cantica rustica et
inepta, bestätigt dies, da scof seiner bedeutung nach ein ganz
allgemeiner ausdruck und nicht ausschliesslich auf die epische
dichlung bezogen werden darf, leinileod war der allgemeine
name für lieder wie sie unter dem volke auf freier slrafse
bei festlichen aufzügen und spielen, bei Zusammenkünften,
gelagen und tiinzen im chor oder von einzelnen gesungen
wurden, wie später und noch heule die Volkslieder, ganz
ohne grund schränkt Wackernagel (litcralurgesch. s. 38) den
namen auf mädchenlieder ein. auch eine andere erklärung
fai'st die gattung zu eng als liebeslied , obgleich man sicher
sein kann dafs' die alten winelieder ebenso oft erotischer
nalur und erotisches inhaltes waren als die Jüngern Volks-
lieder, den Ursprung der lyrik überhaupt später zu selzen
als das epos beruht auf einem irrthume. das liebeslied ist
wie das preislied und das spoltlied ein nothwendiges glicd
der urallen Stegreifdichtung, was die kunstdichlung des elften
Jahrhunderts daran vervoUkommnelc ist leicht einzusehen. —
die richtige erklärung von winileod gaben schon Jac. Griuun
gr. 2, 205 und Lachmann in seinen Vorlesungen: es ist ge-
sellenlied. oder gesellschaftslied ; vcrgl. das altn. vinabod \n
Wildas gildewesen. beide geschlechter oder befreundete la-
milien waren beisammen wo winelieder gesungen wurden :
daher der name. in seiner vollen echten bedculüng erscheint
nun der toinnasang bei der altfriesischen braullcile. aber
Neidhart nennt 32, 5. 40, 6 Engelmars lieder, die er ///
einer hohen wise sang, schon verächtlich mit dem obsoleten
ausdruck loineliedel, gleichsam galsenhauer. doch ist auch
hier deutlich bei welcher gelegenheil sie gesungen wurden :
ei?i schuoch was im genial,
du mit er mir trat nider al min wisenmät :
oller viretegelich siveimet er vür liinirental
(vergl. Liliencron in dieser zeitschr. G, 79 l'^lorc 75(51). auch
Z. K. I). A. IX. 9
130 UBII.
bei der oll angefiihrleii stelle des capitulars von 789 hat man
nicht genii«^ beachtet dafs zuerst den äbtissinncn und nonnen
verboten wird das kloster zu verlal'sen (um liinaus zum tanze
zu gehen), dann nullaterus ibi ivinileudos scribere vel rnit-
tere. jenes scribere könnte wohl von der abfafsung, dem
dictare weltlicher lieder in der Volkssprache verstanden wer-
den : ob aber das mittere auch die schriftliche niillheiUmg
der lieder, wie sie unter des lesens kundigen klosterfrauen
und geistlichen , nur nicht unter dem laienstande , immerhin
möglich war, zu beziehen ist , oder ob man auch im achten
Jahrhundert die lieder mündlich durch boten bestellen liefs,
wie später (frauend. 125, 9. 134, 1) will ich nicht entschei-
den, zu vergleichen ist aufser Olf'rids cantus lectionis das
verbot der schniählieder vom j. 744, obgleich es zweifelhaft
ist dafs dies sich auf die deutsche geisllichkeit bezieht, qui
in blasphemiam alterius cantica cowposuerit vel qui ea
cantaverit, extra ordiiiein iudicetur,liarzhcim 1, 55. Bened.
Lev. 3, 200 (Peilz 4, 2, l\i\ 66). K. MÜLLENHOFF.
UBII.
In dieser Zeitschrift 7, 383 habe ich den namen der
Senmonen daraus erklärt, was Tacitus von ihnen sagt, dafs
net/io /lisi vinculo ligatus ihren heiligen liain betreten durfte,
so erkläre ich auch den namen der Ubier aus Caesar de hello
Gall. 4, 3, wo erzählt wird {Ubiurum) Juit civitas ampla
atqiie ßorens, ut est capitis Gerntanoram, et paullo quam
su?ii eiusdem generis et ceteris huuiam'ores, propterea quod
Rhenum altingunt multxnnque ad eos mercatores ventitant
et ipsi propter propinquitatem Galileis sunt moribus ad-
suefacti. ahd. uppi maleficus, iippi uppiheit sanitas , vppic
inauis vanus otiosus (vergl. die earmina inania otiosa ob-
scena lalcorum) , nlln. ubbi hirsutus Irux (obba aversari
abominari) setzen ein älteres ubjis voraus, was gothisch uf-
jis wäre, wovon das abgeleitete fem. ufjo., überfluls iieqig-
oov, noch voT'handcii ist. jenes ubjl.'i ist genau üblus. doch
braucht man den naiiien nicht als spott- und ekelnamen zu
fafscn; es wird vielmehr, wenn man auf die gothische wort-
ZWEI STELLEN DER SCRIPT. BIST. AÜGLSTAE. 131
bedeulung neben der allhoclideulschen riicksicht nimmt , ein
heldenmälsiges epithelon darin liegen, wie in ags. Yffe oder
(schwach) Offa, Uffa, wozu Ufßngns das patronymiciiin ist,
und im alln. Ubbi und dem noch heute in Oslfricsland
gangbaren Ubbe. denn diese namen scheinen , abgesehen
von der schwachen form , dasselbe zu sein mit dem volks-
namen, wenn man sie nicht etwa für hypocoristisciie formen
halten will, auf keinen fall aber gehört wohl das ahd. Offa
(Schannat trad, Fuld. nr xl a. 773) und Uffo (ebendas.
s. 301 nr 38) dazu. K. MÜLLENHOFF.
ZWEI STELLEN DER SCRIPTORES HISTO-
RIAE AUGÜSTAE.
Die wichtigste stelle zur geschiclite des marcomannischen
krieges lautet in den ausgaben der Scriptores bist. Augustae
in Capitolinus vila Marci c. 22 so, gentes or/mes ab lUy-
rici limile usque, in Galliam consptravefant, ut Marco-
rnan7ii Nan'sci Hernntnduri et Quadi Suevi Sarinatae La-
tringcs et Buri; hi aliique cum Victovnlis Sosibcs Sico-
botes Rhoxolani Baslarnae Alant Peucini Costoboci. dafs
die namen hier zum iheil verderbt sind isl deutlich, schon
vor einigen jähren war herr professor Bernhardy in Halle so
gütig mir auf meine bitte über die handschriflliche Über-
lieferung hier und an der nachher zu besprechenden stelle
auskunl't zu ertheilen. diese ergab für die hauptsache weuig.
doch holfe ich jetzt meine schon damals brieflich geäufserle
vermiiluiig, wie der stelle aufzuhelfen sei, berichtigen und er-
gänzen zu können, ich theile sie hier um so lieber mit weil
die nachrichtendes herrn prof. Bernhardy einige bisher zweifel-
hafte deuls(;he volksnamcn feststellen helfen.
1. NAuisci. in Tacitus Germania c. 42 haben die hss.
an erster stelle entweder xYö/v'v// PVaN {maristi VC oder ISa-
risti F in marg. Vd (norült St), und ebenso an zweiter
Naristi PVacNSt, Nai'üci Vd. auch in einem fragmente des
Dio 71,21 aus der gesrhiditc des Marcomannenkricges las
Fulvius Lirsinus oxi /xd vaQiaicd raXai/icüQr'jaavitg u. s. w.
allein die Verwechselung von n und v ist in den hss. der
9*
132 ZWEI STELLEN DER SCRIPT. BIST. AÜGÜSTAE.
Germania aiisserordenllicli liiiulig und auch bei Dio liegt die
äuderuiig des /.cd vaQiazal in xat ovaQLOrai nahe, die hss.
des Capitoliniis ergeben Van'stae Pal, f. edd. vett. ante Basil.,
f^ar/'slf g, Tkavistae Reg. apud Casaub,, und bei Ptolemaeus
2, 11 , 23 liest man vno de. xa [^ovdiqTa] oq7] Oia.QiOTOr
elra rj Faßgi^ra v?^rj, wo die Variante NovaqiGzoi, die Wil-
berg aus drei hss. anführt, von keinem gewichte ist. auch
Aethicus fand in seiner quelle wohl Quadi Varisti^ woraus
Quach'uastos wurde ^ früher jjat er Qiiados f^accaeos Var-
daeos Fn'siones verbunden. gegen NaHsti oder Narisci
entscheidet endlich die leichtigkeit der auslegung von Faristi
oder Vnristac. während sich für Naristi keine auslegung
findet, erkennt man Varisii sogleich als eine superlativische
bildung vom goth. vars behutsam (ahd. gawor providus, vi-
gilans), womit varjan defendere und wahrscheinlich warnun
prospicere instruere, zusammenhängt und das in dem namen
jedesfalls in kriegerischer bedeutung aufgefalst werden nuifs.
hiezu kommt noch folgendes, die Burgunder, ehe sie den
Rhein überschritten, safsen bekanntlich am oberen 3Iain. es
können also leicht die Überreste der \ aristen ihnen von hier
nach Gallien gefolgt sein, und die Vermutung von Zeufs
s. 585 , dafs eben dies die am Jura wohnenden fFarasci
seien, hat viele Wahrscheinlichkeit, zumal wegen der allen
nachrichl in Egilberts vila s. Ermenfredi (Roll. Sept. 7, 117),
fFaresci oli/n de pngo qui dicitiir Stadevanga (d.i. ufere-
bene), qui Situs est circa Regnuin (Regen? andere lesart
Rhenu/n) ßumcfi partibus oi'ientis, fuerant eiecti et contra
Burgitndiones ■pugnam inicrunt, sed a primo certaini/ie
terga veHentes dehinc advcnervnt atque in jntgnajii re-
vcrsi victores quoquc effccti in eodein pago JVarescoruin
cunsedcritnt. der name mufs offenbar ebenso gedeutet wer-
den wie Varisti oder Varistae, nur dal's die ableitung ge-
wechselt hat.
2. LATRi.NGF.s. die hss. Pal. fg. Med. haben hier Lu-
cringes. Immanuel Rekker führt zu Dio 71, 13 die alte les-
art an , läfst aber das hier bei Dio überlieferte Jäyv.qiyoi
unangetastet, allein Petrus Palricius schrieb den Dio in der
geschichtc des Marcomannenkrieges aus, wie die vergleichung
eines excerptes s. 124 Bonn, mit Dio 71, II crgiebt. s.»
ZWEI STKLLElN DER SCRIPT. HIST. AÜGLISTAE. 133
darf auch das iiäclistfolgende CAcerpl auf Dio zuriickgeführl
werden , wo es lieifst otl rjld^ov y.al ^ortyyoi '/.cd yia-
xoiyyol elg ßo^d-eiav tov 31dQzov. diese von Zeufs s. 462
natürlich schon angeführte stelle ist von Bekker, wie von
andern, übersehen, ist auch die erklärung , ja selbst die
grammalische auflösung des namens zweifelhaft , so leidet es
doch kein bedenken jetzt bei Dio yiaxQiyyol in Überein-
stimmung mit Capilolinus und seinem epitoniator herzustellen
statt des herkömmlichen /läy/.Qiyoi.
3. vicTOVALi. wo die aufzählung der zweiten völker-
reihe bei Capitolinus beginnt, ergeben die hss. cum VictuaUa
Pal. fg. , cum flcltiali Med. , co/ivictiinles libb. Casaub.
et Aid. , und aufserdem nur" noch der schlechte Regius bei
Casaubonus Sicrobotes. offenbar steckt in Sosibes Sicobotes
ein arges Verderbnis, und es hilft nicht viel dafs Zeufs s. 436
aus den Sicobotes nach Trebellius Pollio Claud. c. 6 Sigi-
pedcs macht: was sind denn Sosibes? das Verderbnis mufs
tiefer liegen, was aber zunächst die Victovali oder richtiger
Victuali Vicivali betrifft, so wird diese Schreibung des na-
mens auch c. 14 bei Capilolinus handschriftlich bestätigt,
bei Ammianus war l^iclobali die gemeine lesart, bis \ ale-
sius angeblich im cod. llegius, Colberlinus und Toiosanus
Victolinli fand, was aber entweder von ihm selbst oder vor
ihm von Schreibern sicherlich nur verlesen ist für Victobalii
denn Ammianus, ein Antiochener von gehurt, hat beinahe
regelmäfsig in fremden namen griechische laulbezeichnung, so
auch z. b. , wie hier, J'ilhigabius statt Vidugavins , wie
wohl ein aufmerksamer und genauerer Römer geschrieben
haben würde; ferner BUhvridtts, Fartiohiiis? bei Eulropius
slimmcn die hss. mit Capitolinus in Victuali Victola (Paca-
riius Biy.%6aloi) iiberein; die Variante Victophali verdankt
allein dem vorhergehenden Taiphnli ihr dasein, nach allem
diesem schlägt eine erklärung des namens die , wie die
Grimms (gesch. der d. spr. s. 715) von der lesart Victolinli
ausgeht, nolhweudig fehl, der name setzt wohl ein verlore-
nes subst. (golh. i-aihlc? sacrilicium?) voraus, auf das eben-
falls der name des mythischen angelsächsischen horos J'ihla
(lat. Vectü, s. Grimms myth. le ausg. anhang) zurückgeht.
— schwieriger als die festslelluni!; dieses namens scheint die
134 ZWEI STELLEN DER SCRIPT. HIST. AUGüSTAE.
herslellung der anderen, allein in den angeführten lesarten
{cum J^ictuali , co7ivictiiales) scliimmert vielleicht noch die
ehemalige scriptura continua durch, unbedenklich darf man
die namen wieder zusammen rücken,
cumvictualisosibessicobotes ,
und sie nun von neuem ablheilen. so ergeben sich nächst
den Victualen erstens die aus dem Tacitus Germ. c. 29. 43
wohlbekannten, sonst aber nirgend erwähnten Osi, deren läge
im rücken der Quaden durch die erwähnten eisengruben,
deren auch Ptolemaeus 2, 11, 26 gedenkt, an den vordem
oder kleinen Karpaten mit vollkommener Sicherheit bestimmt
wird, zweitens nach den Osi die Bessi , ohne zweifei die
Bieooot TTCiQo. tov KaQTrarr^v 'i)Qog, die Ptolemaeus 3, 5, 20
mit andern slavischen oder dakischen Völkerschaften südlich
von den Weichsclquellen nennt, danach bleiben denn nun
auch drittens die Cobotes nicht mehr zweifelhaft: es sind
die eben vor den Biessen von Ptolemaeus genannten ^aßcoy.oi-
oder JSaß6/.oi. dies wird die richtigere , echte form des
n?.nens sein, und man darf Cobotes in Saboccs ändern, die
zweite reihe der von Capitolinus erwähnten Völkerschaften
umfafst die Völker die mit den \'iclualen (Astingen, Van-
dalen bei Dio) in Oberungarn an der spitze gegen das rö-
mische Dacien und die unlere Donau vordrangen, von denen
die Costobokcn, bei Capilolinus zuletzt genannt, sogar bis
nach Griechenland streiften (Pausanias 9, 34), während die
w'estlicheren vÖlker unter anführung der Marcomannen sich
auf Pannonien Noricum und Rätien warfen und selbst Italien
erreichten. die abwcichung in der flexion des namens,
2c(ß6/.ot bei Ptolemaeus und Saboces bei Capitolinus, darf
nicht irren, da auch Lacr/z/g-cs und ylay.qiyyoi , Triboces
bei Caesar und Triboci bei anderen alternieren.
vVuf ähnliche weise wird nun auch eine andei'e historisch
nicht weniger wichtige stelle bei Trebcilius Pollio im (^^lau-
dius c. 6, die über die iheilnelimer an den furchtbaren so-
genaiiutcn sc\ lliisclKMi kriegen des di'ittcn jalHliunderls bei-
nahe allein ausliilirlichere auskunfl giebt, zu berichtigen sein,
sie lautet in uiisern \\\\?i'^i\\)Gn Scythaj'um cUversi populi,
Peiicini , Tndtni^i , Austroi^'othi , l^irtingi.i , Sigf'prdes,
Ccltae cliam et Heruli praedae cupiditate in liomanum solum
ZWEI STELLEN DER SCRIPT. HIST. AUGUSTAE. 135
et rem piiblicam venevunt , wofür lir prof. Bernhardy mir
folgende Varianten mitgetlieilt hat , Peuci Trutungi (penci-
triilungi f mit geringeren Vatic. Truluugi om. Ald.) Au-
storgoti {Austrogoii eliani Basil. Ostrogotihac Ald.) f^ir-
tingui (vertingui alii) Sigypedes (vel Sigipedcs ; Gopidae
Ald.) Pal. Vaticani et Med. Eruli Pal. g. Med. da diese
Völker unter dem allen namen Scythen zusammengefafst wer-
den, so entsteht sogleich die Vermutung dafs Trcbellius hier
aus einer griechischen quelle geschöpft habe, ohne zweifei
aus dem Dexippus, dem gleichzeitigen geschichtschrciber des
scythischen krieges, den Trebellius auch sonst anführt, Claud.
12, vergl. Gordian. 2. Gallien. 23. Trig. tyr. 32. denn der
name war in dieser neuen anwendung nur bei den Griechen
gebräuchlich, so auch namentlich bei Priscus, der Hünen und
Golhen darunter begreift, das in den hss. statt des gewöhn-
lichen Peucinl überlieferte Peuci wird nicht anzutasten sein,
da auch die Baslernen bei Zosimus 1, 42, an einer stelle
wo Dexippus quelle sein wird , TIsv/xa heifsen. die ausge-
sprochene Vermutung wird endlich bestätigt durch den zwei-
ten namen Truiungi , was offenbar verlesen ist fiir Fqov-
rovyyoi oder rQOtd^iyyoi. bei Claudianus ad Eutrop. 2, 153
liest man Ostrogothis colitur mislisque Grutungis {Gvu-
thuiigis Grolhunnis Grolunnu Gri/tiinnis) Phryx nger.
Dexijtpus schrieb aller Wahrscheinlichkeit \n\c\\ VQOvd^iyyoi.
dies linden wir wenigstens in einem namenlosen fragmenle
aus der geschichle des scythischen kiieges bei Siiidas unter
^x/^ifjag, y.al o/jr^ipctf^iiviov riicuv rrqoöooiav of^ioyXojöOcov
roig ^yiv&aig rolg /.aXovf.ievoig rQOv^lyyoig, und Suidas
beiiulzle sonst den Dexippus, Exe. ]Jonn. s. 34 ff. auch die
Jl()(')!hyy()i bei Zosimus 4, 38 sind auf FQÖlhyyOi zurück-
zuführen , und dies spricht für die gebräuchliclikeit dieser
form des namens bei den Griechen überhaupt, die richtigere,
getreuere auffafsung der deutschen laule hat ohne zweifel
Ammianus in Greuthungi, wo nur die aspirala so falsch ist
wie in Golhi, und bei Flavius V obiscus im Probus c. 15 ist
aus dem Gruuthiuigi des Pal. bei Grulcr statt des Gauluimi
der vulgata Greuthungi oder Grcutmigi herzustellen, nun
aber sind die Greutunge des Ammian die später wohlbekann-
ten Ostgolhen, die bei Trebellius als Anstorguli , bei Clau-
136 ZWEI STELLEN ÖER SCRIPT. IIIST. AUGUSTAE.
dianus als Ostrogothi neben den Greutungen stellen, es sind
die beiden ersten stellen wo dieser nanie vorkommt , und
wenn Trebellius aus Dexippus geschöpft hat , so ist sein
Zeugnis nur noch merkwürdiger, denn wenn Jordanes c. 14
behauptet dal's die tJotlien bei ihrer niederlafsung in den
gegenden an der Donau und dem Ponius sich in Vesegothae
und Ostrogofhae geschieden hätten, so ist das allein für sich
von keinem gewicht, da die namen vor dem eindringen der
Golhen in das römische reich hier wenigstens nicht gebräuch-
lich sind, allein aus dem namen des bei ihm als ein zeit-
genofse des Decius erwähnten königs Oslrogota , mögen
die nachrichten über diesen immerhin von Ablavius aus der
gothischen volkssage geschöpft und von Cassiodor oder Jor-
nandes mit andern römischer oder griechischer historiker
verknüpft sein , hat man mit recht schon auf das alter des
volksnamens gcschlofsen, und der epischen sage ist so viel
glauben zu schenken , dafs Ostrogota eine historische person
und seine herschaft über die Greutungen oder Oslgothen
gleichzeitig war der ankunft der Gepiden unter Fastida. diese
aber fällt nach dem historischen zusammenhange (die erste
erwähnung der Gepiden geschieht in unserer stelle des Tre-
bellius Pollio) , wie an einem andern orte gezeigt werden
soll, in den anfang des grofsen scythischen krieges , woraus
folgt dafs , wenn der könig Ostrogota den volksnamen schon
voraussetzt, dieser bei Dexippus sehr wohl vorkommen konnte,
das Austorgoli bei Trebellius für ein späteres glossem zu er-
klären ist schon wegen der Übereinstimmung mit Claudianus
unzuläfsig , aber beinahe noch mehr deswegen weil der
Schreibung Aiistor die allere aussjjrache, nach der noch Ul-
fiias seine Orthographie bildete, zum gründe liegt, während
das später allein übliche Osiro der jüngeren ausspräche des
diphthongs an folgt, die in deutlichen spuren aucii in unsern
gdtliischcn hss. erkennbar ist. darauf aber, dafs nach der
Zusammenstellung bei Trebellius , wie bei Claudianus , Ost-
gothcn und (jJreutuiigen verschiedene völkerscliaflen zu sein
scheinen , ist kein gewicht zu legen, waren beide namen
gleichalt und bestanden sie neben einander, so konnte der
geschichtsclirciber und noch leichter ein dichter verschiedene
hcerliaufcn und ablheiluii^rcn desselben volkcs für verschiedene
ZWEI STELLEN DER SCRIPT. BIST. ALGUSTAE. 137
Völker ausgeben und nach den nanien unterscheiden ; daraus,
dals Oslgolhen zuerst in V erbindunji^ mit Greutunj^en erwähnt
werden, ist viehuehr auf ihre Zusammengehörigkeit, nicht
auf ihre Verschiedenheit zu schliefsen, je leichter hier der
irrlhum war. nun aber steckt in dem vierten namen l^ir-
tingui J^ertingui ohne zweifol der andere name der West-
gothen, Tcrvingi. ich zweifle auch nicht dafs dies terui/igi
in uirtingui ucrtingui erst durch abschreiber in der minuskel
verderbt ist, und ich würde nicht anstehen Tervingi in den
lext zu setzen, auf fallt nur das -ui der endung; aber auch
der folgende fünfte name Sigipedes hat eine silbe zuviel,
denn nachdem die monströsen Sicobotcs bei Capilolinus ge-
bannt sind, bleibt für Sigipedes auch nicht der schein eines
Zeugnisses, man hat sich gewöhnt Sigajtibri durch Sig-
gniitbri , was für Sigiigainhri stehen soll, oder durch eine
contraclion, wie sie erst im nihd. vorkommt, zu erklären
und pllegt als analogon dies Sigipedes anzusehen, das eigent-
lich Sigiigipedes sein sollte, Zeufs s. 436. Grimm, gesch. der
d. spr. s. 403. aber diese erklärungen sind unbedingt zu
verwerfen, weil sie sich auf corruptelen stützen die so früh
grammatisch unmöglicli sind und ebenso wenig den llömern
oder Griechen als den Germanen schuld gegeben werden kön-
nen, da auch nicht eine einzige analogie dazu ein recht giebt.
daraus folgt dafs wir aus der scriplura continua i/erti/igui
sigipedes die drei namen T'ervingi f^isi Sigipedes herstellen
dürfen, so ergiebt sich auch der zweite name der Tervinge,
die verkürzte form des spälei' gebräuchlichen f^isi- oder
t^esegollii, eine form, die bei Ai)ollinaris Sidonius dreimal,
an stellen , die bisher für die ältesten Zeugnisse für den na-
men galten, vorkommt, Zeufs s. 408. die sache ist hier
also genau dieselbe, wie bei Grtiti/ngi AustorgoU. allein
mit dieser befserung ist die ganze Verderbnis der stelle noch
nicht gehoben, nur der letzte name, Henili oder Eri/li,
steht fest, aber unglaublich ist dafs Trebellius Gellen bei
Dexippus sollte erwähnt gefunden haben, mag dieser immer-
hin ein rhetor hcifsen und falsche gelehrsamkeit lieben , wie
unter anderm seine alberne griechische etymologie von Ifcru-
lus beweist, mag er imincrhin den complex der golhischen
dakischen sarmatischen und vielleicht slavischen Völkerschaften
138 ÜBER DIE ZEIT EINIGER GEDICHTE
über der Donau und am Pontus mit längst veraltetem namen
Scylhen nennen , so darf man darum noch nicht ihm eine
lüge zutrauen oder glauben dafs er, der sich sonst durch
unmittelbare thälige theilnahme an den ereignissen , so viel
wir sehen, sehr wohl unterrichtet beweist, hier auf gut glück
irgend ein barbarenvolk Gelten gelauft habe, auch von Tre-
bellius rührt schwerlich der namc her ; das bedeutungslose
clutin hinter Celtae gehört wohl ursprünglich dazu, aber
die entscheidung fällt schwer, von deutschen, gothischen
Völkern kommen zunächst die Taifali und aufserdem die
J^ictuali, Kandali mit dem allgemeinen namen , den Dexip-
pus (Jord. c. 22) erwähnte, in betracht; von dakischen oder
celtischen die Carpi {Kaqniavoi Ptol.) oder Daci Petropo-
riaiii der Tab. Prut., die möglicherweise auch Goiae Utriani
genannt werden konnten, wenn aber die hss. zur auflösung
des reltaectiam nichts beitragen, so wird diesmal alles rathen
umsonst sein. K. MÜLLENHOFF.
ÜBER DIE ZEIT EINIGER GEDICHTE WAL-
THERS VON DER VOGELWEIDE.
Von Lachmann, dem hierin W. Wackernagel in seinen
anmerkungen zu Simrocks Übersetzung ii, 13G folgt, wird
das gedieht Wallhers Ich sach mit minen ougen manne und
wibe taugen (Lachm. s. 9) aus geschichtlichen gründen ins
jähr 1203 gesetzt, gewiss mit unrecht, er stützt seinen
beweis hauplsächlich auf die worte si hierien die si wol-
len und 7iiht den si sollen, dö störte man diu goteshus —
und führt zu ihrer erläuterung eine stelle des Caesarius von
Ilcislerbacli dial. mirac. ii , 9 an , wonach bischof Liulpold
von Worms, der eifrige anhänger könig Philipps, weder
kirchen noch kirclihöfe geschont, ja auf seinem feldzuge nach
Italien den papsl selbst excommuniciert habe, dafs dieser
l'eldzug nicht, wie Lachmann vermutet, 'mönchsgeschwälz'
ist, hat iJöhmer in seinen i-egeslen des kaiserreichs 1198
— 1254 s. 310 gezeigt, dessen beweisslcllen ich noch Chron.
vetus ex libris Penth. bei Alencken Script, i, 33 und Innoc.
Epp. vii, 228. Brequigny ii, 646 hinzufüge, nicht minder
WALTHERS VON DER VOGELWEIDE. 139
unrichtig ist es nun , wenn Lachniann weiter die stelle des
Caesarius in Verbindung bringt mit einer des Arnold von Lü-
beck V, 5 , die von dem thüringischen krieg im jähr 1203
redet, wo von den Böhmen 350 kirchen zerstört worden
seien, denn einmal standen die Böhmen damals nicht auf
Philipps Seite, sondern gerade dem bischof Liutpold gegen-
über; sodann, war es denn im jähr 1203 allein dais die
kirchen so mitgenommen wurden? mit nichlen; es geschah
vielmehr während des ganzen krieges : und bleiben wir bei
den Böhmen stehen, die es allerdings am ärgsten trieben, so
giebt uns die Reinhardsbrunner chronik (Mspt. l'ol. 331'")
schon bei dem feldzug des Jahres 1198 folgende nachricht
von ihnen, qui {Odackarns diuv) cum iunumera Bohemo-
rum multitudine et fortibus avxUlariis in parlem Philippi
üoncurrit el supcris Austritte (das obere Ostfranken) ter-
minos depopulans ubicumque castrametatus est, ibi virgi-
num deßoralio , mntrimonii separatio , sanctimonialiiwi et
viduarum nefanda ab eis corrt/ptio perpetrata est. deniquc
civitates dejlagrariint, eunniitatibiis ecclesiarum et monaste-
riorum minime parcenles sacra profaiiis miscuerunt u. s. w.
der einzige grund also, der für 1203 angeführt wird, ist
nicht stichhaltig, passt vielmehr ebenso gut für 1198.
Und sollte das gedieht nicht wirklich gerade in dieses
jähr 1 198 gehören? zwei gründe scheinen dafür zu sprechen;
ein formeller wie ein sachlicher: das gedieht, im ton der
beiden vorhergehenden abgefafst und mit ganz gleichlauteindem
anfang. Ich sach mit minen ovgen. Ich saz iij' eime steine
und Ich hörte ein tvazzer diezen , läist auch auf gleiches
alter mit diesen schliefsen, die unzweifelhaft dem jähre 1198
angehören, sodann weist der schlufs owe der habest ist ze
junc auf eine möglichst frühe zeit, wo man die bedeutenden
eigenschaften Innocenz IN. in Deutschland noch nicht er-
kannt halte, ihn blofs nach seinem für einen papst unge-
wöhnlichen aller beurlheille.
Jedoch einen vollgültigen beweis liefern diese gründe
nicht, dafs Walther für sein gedieht einen ton wählte in
dem er einige jähre früher lieder verwandten Inhalts und
gleicher politischen gesinnung abgefafst halte, kann nicht auf-
fallen, ist auch nicht ohne beispiele. auch des pajjstes alter
140 ÜBER DIE ZEIT EINIGER GEDICHTE
sieht (1er aimalinie einer um wenige jalire jüngeren abfafsang
nicht im wege. bedenkt man dal's Innocenz in den erslen
Jahren seines ponlilicats dem deutschen thronstreite schein-
bar ganz unthälig zusah , so kann es nicht befremden dafs
leiite , die wie Walther nicht eingeweihte politiker waren,
des papstes kralt und gröfse verkannten und ihm als nach-
läfsigkeit und pflichtvergelsenheit auslegten, was fein berech-
nete absieht war.
Um indess zu einem festen ergebnis zu kommen, müfsen
noch andere stellen des gedichls in betracht gezogen werden ;
so zunächst die worte ze Röme horte ich liegen, zwene
kllnoge triegPH. wer ist mit den zwei königen gemeint?
Philipp und Otto oder Philipp und Friedrich? gehörte das
gedieht noch in das jähr 1198 oder 1199, so wäre wohl an
die zwei ersten zu denken: hatte doch Innocenz lange ein
so feines spiel gespielt, dafs, wie er selber schreibt, bis zum
friihjalir 1199 beide könige sich seiner giinst rühmen konn-
ten und in Deutschland laut die rede gieng , nicht auf die
Wohlfahrt des reiches, sondern auf seine ernicdrigung und
Zerrüttung habe er es abgesehen (Epp. ii, 293. Baluze i, 534).
und das lange ausbleiben einer entschiedenen erklärung von
ihm, auf dessen beifall Ottos partei von anfang an sicher
rechnen zu dürfen glaubte, rief endlich eine solche niisslim-
mung in ihr hervor, dafs bereits davon gesprochen wnrde,
den Weifen fallen zu lafsen und dem römischen stuhl zum
ärger einen dritten zu wählen (Reg. iinj). 51. Baluze i, 710).
aber aufrallend bliebe es dann docli immer, dafs Walther so
bald na( h kaiser Heinrichs tod dessen söhn , den erwählten
könig I^^riediich, ganz vergefsen haben sollte, darum scheint
es angemefseiier, unter den zwei beliogenen königen die bei-
den Holieiistaufer zu verstehen, dann mufs man aber auch
mit dem gedieht in eine zeit horunleriücken , wo Innocenz
sich ber<'ils offen für Otto erklärt hatte, also ins jähr 1201.
Und dahin weis! uns denn auch der weitere ve; lauf des
gedichls: si hie/ie/i die si wollen und nihl den si soften.
richtig hat Lacinnann das die si walten auf den vom cai-dinal-
legaten (iuido am 29 juni 1201 über Philipp und seine an-
hänger ausgesprochenen bann bezogen , unbegreiflicherweise
luu- das den si sotten auf Innocenz selbst statt, wa.s docIi
WALTHERS VON DER V^OGELWEIDE. lU
so nahe liegt, auf Oüo. wenn man, um das jähr 1198
zu halten, dagegen einwendet, dal's dies ja nicht die erste
über Philipp ergangene excommunication , er vielmehr noch
von Cölestin her im bann gewesen sei , und wenn man zur
Unterstützung dessen, da ja nicht von einem, sondern von
einer, mehrzahl von gebannten die rede ist, auf die von Inno-
cenz excommunicierten deutschen heerfiihrer in Italien, Mark-
ward, Diepold u. a. hinweisen könnte, — so antworte ich:
jener, wie Innocenz beiiauptet, von seinem Vorgänger über
Philipp verhängte bann ist geschichtlich nicht ervveisbar, ja,
was an einem andern orte dargethan werden soll , falsch ;
jedesfalls war er in Deutschland nicht bekannt, von einem
so eifrigen anhänger Philipps wie Walther nicht anerkannt,
und auch die päpstliche partei konnte sich nicht auf ilin be-
rufen , seitdem der vom papst geschickte bischof von Sutri
den Philipp im märz oder april 1198 von dem behaupteten
banne gelöst hatte, in so frühe zeit das gedieht zu setzen,
kann aber niemand iu den sinn kommen.
Aufs aller bestimmteste jedoch wird dem gedirht seine
zeit angewiesen durch das, was den dienen vorangeht: die
pfdjfen striten sere : dock wart der feien mere. diu swcrt
diu leiten si dernider, und griffen zuo der stufe wider.
Walther unterscheidet von der kölnisch-päpstliclien partei
Ottos, den pfalfen , die staufische als die laien. diese letz-
tere gewann seit dem tod könig Richards von England
(6 april 1199), der seines neffen hauptstütze gewesen war,
immer entschiedener die oberhand, so dafs Ottos völliges
unterliegen nahe und unvermeidlich schien : da griff die päpst-
liche partei, sagt VV^alther, von den weltlichen walTen, mit
denen sie nichts mehr ausrichtete, zu den geistlichen, zu dem
bannlluch. er giebl uns also eine kurze Übersicht des bis-
herigen Verlaufs des krieges, wie durch das ungerechte falsche
thiin des römischen Stuhls der bürgeikrieg entzündet und zu
der verderblichen höhe gesteigert worden sei, dafs die gotles-
häuser zerstöi-t und leib und seele getödlet wurden, das ge-
dieht ist demnach iu die zeit bald oder unmittelbar nach dem
bann Philipps, in den sommer 1201 zu setzen. "
Kürzerer ausführung bedarf es , um einem andern ge-
dieht seine zeit anzuweisen, die Jjachmann ganz unbestimmt
142 ÜBER DIE ZEIT EINIGER GEDICHTE
gelafsen , Wackernagel um zwanzig jähre zu spät angesetzt
hat. ich meine das gedieht: JVu wachet! uns get zuo der
tac Lachmann s. 21. Simrock ii , 91. Walther verkündigt
das nahen des jüngsten tages: tuir hart der ze/'c/ten vi!
gesehen, dar an wir sine kunft lool spehen, als iins diu
Schrift mit wdrheit hat bescheiden. diu sunnc hat ir
schi?i verlieret, untriuive ir säinen uz gereret u. s. w.
Wackernagel bringt das gedieht in Verbindung mit dem Owe
es kumt ein wint, das wizzent sicher/iche (hachm. s. 13),
das Lachmann treffend auf den grofsen stürm im dec. 1227
deutet, von dem Gottfried von Köln berichtet, wozu dann noch
Wackernagel die stelle der Garster annalen zu dem j. 1225
beibringt: hoc anno ventus validus venit , qui arbores mul-
tas de terra evulsit et inultas do/nos deiecit , Pertz SS.
IX, 596. indess von dem ende der weit ist in diesem und
den drei andern gleichfalls mit Owe beginnenden und in dem-
selben ton abgefafslen gedichlen ebenso wenig die rede, als
in dem unsrigen von dem starken winde, dagegen passen
die von Walther angeführten zeichen aufs beste für Philipps
zeit und, um es gleich genauer zu sagen, für das jähr 1207.
Als die eine art von Vorzeichen werden naturerschei-
niingen , insbesondere eine sonnenfinsternifs angeführt nach
offenbar. Job. 6, 12 die sonne ward schwarz wie ein hä-
rener sack und der mond ward wie blut, vergl. 8, 12 es
ward geschlagen das dritte theil der sonne — dafs ihr drittes
theil verlinstert ward. Luc. 21 , 25 es werden zeichen ge-
sehehen an sonne und mond und Sternen, damit halte man
nun zusammen, was aus dem jähr 1207 von zeichen am him-
mel berichtet wird : signum apparet in coelo, ita quod duo
circuli concalenali visi sunt et in medio quaedam Stella
claritate fulgens , quae niullum non distabat a s-ole Annal.
Caesenat, bei Muratori SS. Ital. xiv, 1093. vielleicht,
dafs auch der komct, dessen erscheinen die chronik von
Weihcnslephan (Pez SS. Austr. ii , 403) erzählt, noch ins
jähr 1207 gehört.
Weit festere anhaltspunkte bietet uns aber Caesariiis von
Heisterbach, wir lesen bei ihm (dial. mirac. x, 23) von
einem grofsen zeichen, das am 30 Januar 1207 (scrlo cr-
giebt sich aus dem folgenden als ein blofses versehen) während
WALTHEKS VON DEIl VOGELWEIDE. 143
des Fraiikrurler reichsfags an der sonne erschien : in tres
siquideni partes divisus est, ita ut intervalla esscttt inter
partein et partem ad instar bjlii tres ßores hahcntis. quod
ubi notari coepit, viulti concurrerunt super tanto miraciiln
disputantes. Hernianmis vero lanlgravius interpretatiis est,
quod nnus de principibus imperii eodem nnno moriturus
esset: nee erat idonea eius interpretatio. noch Ireflenrler
ist, was Caesarius gleich im folgenden capitel erzählt: mense
sequenti, scilicet pridie kalendas Martii, aliud signum ap-
paruit in sole , non dico miraculosum, quia naturale, sed
magnae rei prenosticum. facta siquideni est ecbjpsis solis
tarn magna tempore meridiano , ut vix aliquid splendoris
superesset, mulli videntes extimuerunt , dicentes aliquid
magni fore futurum .... videtur viiiii defcctus ille so-
laris presignasse mortem Philippi, qui sequenti anno occi-
sus est et defecit .... /// luna vero sigfia no7i defue-
runt quae eclypsis magnas solito crebrius passn est.
Auch darin stimmt Caesarius zu unserem gedichte, dafs er
diese zeichen mit der schrift, mit Luc. 21, 26, und mit der
herschenden untreue jener zeit in Verbindung bringt : in pre-
dicto enini schistnate 7ion solum principes seeulares, sed et
spirituales moti sunt , quia tvni propter pecuniam , tum
propter amorem sioe timorem instabiles facti, nunc uni,
nunc altert iuraverunt . nam ipse princeps ejriscoporum,
scilicet papa Innocenlius u. s. w. dazu halle man nun die
die vcrse Wallbers diu su?me hat ir schin verlieret, un-
triuwe ir samen uz gereret allenthalben zuo den wegen :
der vater bi dem kinde untriuwe vindet, der bruoder sineni
bruodcr liuget (vergl. Marc. 13, 12): geistlich leben in
kappen triuget, die uns ze himel sollen stegen : gewalt get
üfy reht vor gerihte swindet. diese bitteren klagen wären
für die jähre 1225 oder 1227 nicht im geringsten gerecht-
fertigt: erst im jähre 1229, also nach Waithers zeit, begann
in Deutschland wieder innerer zwist in folge von Gregors IX.
leidenschaftlichen niafsregcln ; bis dahin aber genol's das reich
eines lange entbehrten und lange nicht mehr wiederkehren-
den friedens , der dem könig Heinrich ein gutes andenken
gesichert hat : der junge kii/iic Heinrich rihte raste unibe
sich, siniu tiutschen riche stuonden gar vrideliche kaiser-
144 ÜBER DIE ZEIT EINIGER GED. W. V. D. VOGELWEIDE.
chronik v. 17915 fg. hingegen passt VVallhers Schilderung
ganz und gar für die zeit der biirgerkriege , deren entsitt-
lichende Wirkung man im jähr 1207 im vollen mafse gespürt
hatte und noch spürte.
Noch ein drittes gedieht mag hier besprochen werden,
das Kihic Constantin der gap so vil (Lachmann s. 25.
Simrock ii , 27). es enthält die dem engel in den mund
gelegte klage über Konstantins Schenkung an den römischen
stuhl, worauf dann Wallher fortfährt: alle f'drslen lebent
nit mit eren, wem der hoshste ist geswachet : daz hat der
pfaffen wal geinachet. Lach'mann setzt das gedieht ins
jähr 1198; Simrock und Wackernagel schwanken zwischen
1201 und 1212—15 (übersetz, ii , 27. 116. 144). ich bin
der meinung dafs es in diese letzte zeit gehört, wo Walther
noch auf seilen kaiser Ottos gegen Friedrich II. steht und
in jener reihe krarivoiler sprüche seinem sittlichen und pa-
patriotischen Unwillen über die päpstlichen anmalsungen
luft macht.
Obwohl es der erzbischof Adolf von Köln vornehmlich
war, der Ottos erwäliliing bewirkte und dafür des papstes
vollen beifall erntete, so kann man sie doch nicht eine pfaffen-
w%Uil nennen, denn England, Brabant, Flandern waren kaum
minder rülirig dabei , und während unter Ottos anhängern
sich anfangs nur fünf bischöfe befanden, halte Philipp die
ganze übrige geistlichkeit für sich und die biscliöfe von
Magdeburg und Konstanz waren die hauptlorderer seiner
wähl. dagegen ward ja Friederich bei seinem ersten auf-
treten rex preshytrroriun , pfaffenkönig von seinen gegnern
genannt (Ilich. de S. Germ.).
Aufserdem aber weist das gedieht mit seinen starken
angrilfen auf die wellliche lierschaft des papsllhums unver-
kcunbar auf die zeit wo Innocenz III. auf der höiie seiner
macht stand , wo Fnglaud römisches lehen geworden war
und mit Deutschland nicht anders geschaltet wuide als wäre
es auch bereits eines, etwa ins jähr 1213 oder 1214.
BONN. Dr. OTTO ABFL.
ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 145
ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS.
C. Fauriel (Histoire de la poesie proven^ale t. i, s. 269 ff.)
hat es versucht nachzuweisen dafs der verfafser des Waltha-
rius dem miltäj^lichen Frankreich angehörte , an den ulern
der Loire, also an der gränze zwischen dem fränkisclien
Gallien und Aquilanien das gedieht verfal'ste, dessen näheres
Verständnis uns erst durch J. Grimm eröffnet worden ist.
Fauriel kannte entweder dies buch nicht oder hat es absicht-
lich unberücksichtigt gelafsen. rührend und erfreulich zu-
gleich ist seine Vorliebe für die dichlung, die ihm erwünschte
gelegenheit bot die Franzosen mit dem gesammtinhalt der
Nibelungensage bekannt zu machen ; allein wir können sei-
nem wünsch nicht willfahren aus dem reichen schätz unserer
literatur ihm und seinem vaterlande ein werk abzulafsen,
welches wir mit vollem recht als unser eigenthum betrach-
ten müfsen.
Wie J. Grimm (Lat. gcd. des lOn und lln jh. s. 78 ff.)
so giebt auch Fauriel (s. 351 ff.) eine ausführliche inhalts-
anzeige des Waltharius ; der erstere ist jedoch genauer, hält
sich lediglich an das gedieht und findet nur das darin was
eben darin steht. Fauriel dagegen bringt hin und wieder Zu-
sätze hinein oder erklärt einzelne verse ganz unrichtig,
z. b. V. 30
fiUn huic tanlum fiiit tmica nomine Hiltgunt,
7iolnlitnle (piidcin poKcns ac stewmate formae,
c'elait un noble roi, mais il n'avait pour hcritier de sa cou-
ronne d'aulre enfant qu'une petite fille nonimee Hildegund
(s. 352).
259 cim amore pati toto siim pectnre. praeslo,
lout me sera doux pour l'amour de lui.
268. 209 inde qualor bhnum mihi Ja c de viore coturnum,
tanlundcmque tibi pulrans imponito ,•
fais quatre paires de chaussurcs pour moi et aulant pour
toimeme, que tu mcttras dans les coffrels, pour achcvci" de
Ics remplir (s. 350). die schuhe sollten nicht dazu dienen
die truhen voll zu machen , sondern sie waren nach der bei
Z. F. D. A. IX. 10
146 ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS.
den Hunnen üblichen sille mit gold, edelsteinen und andern
koslbaikcilen geschmückt (Priscus in Niebiihrs corp. Script,
bist, byzant. i, 203) ; sonach machten die schuhe einen theil
des Schatzes aus den Hildegund einpacken sollte.
282 tu tarnen interea vicdiocriter uterc vino,
atque sitim vix ad mensani restinguere cnra ;
tu boiras a peine de vin ce qu'ii en faudra ä ta soif; niais
tu en verseras ä tous largement (s. 356). vom schenkenamt
der Hildgund weils unsere dichlung nichts, nach v. 278
war Atlilas gemahlin bei dem von Walther veranstalteten
fest zugegen; aus v. 282. 283 ersehen wir nur dafs auch
Hildegund daran theil nimmt, und es bestätigen sich dadurch
anderweitige berichte , wonach bei den Hunnen die frauen
nicht nach orientalischer weise in harems eingeschlolsen ge-
halten wurden. nach der erzählung des Priscus (a. a. o.
s. 202 ff.) fand ein zum übermafs wiederholtes zutrinken
bei den festgelagen der Hunnen statt; hierauf scheint Wal-
ther hinzudeuten : Hildgund soll, wenn ihr zugetrunken wird,
nur mäfsig bescheid thun, sich kaum den durst löschen.
Die wechselreden zwischen Ekefrid und Wallher v. 760
— 775 hat J. Grimm (s. 86) richtig gedeutet. Ekefrid fragt,
da er gesehn dafs Walther drei tapfere kämpfer umgebracht
hat ohne auch nur eine leichte wunde davon zutragen, hast
du einen körper dem man ankommen kann {corpus tracta-
bile) oder bist du ein luftgebild ? mir scheinst du ein tcald-
schrat zu sein, hierauf entgegnet Walther
celtica lingua probat te eoc üla gente creatum,
cui natura dedit reliquas ludendo praeire.
nahe liegt hier folgende Vermutung, der verfafser des Wal-
Iharius hatte eine deutsche bearbeilung der Walthersage vor
sich liegen ; iu dieser bediente sich Ekefrid zur bezeichnung
des waldgeistes eines nicht bei allen deutschen stammen gleich
versländlichen wortes; — man erinnere sich des sächsischen
waldcs thi'gatkon sacra (J. Grimm myth. 46). — dies taya-
-O-ov bczcicliiicte wesen sank in folge christlicher Vorstellungen
zu einem trugbild, f.iuiii fantasma, herab und Ekefrid bezeich-
nete es mit ciiicin dem ags. scinläc oder gilroc (J. Grimm
myth. 273) cnlsi)ircliendcn aiisdruck. daher ruft VValthcr
ihm zu ccilica lingua probat, aus deinem kanderwelsch ersehe
ANMEKKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 147
ich u. s. w. Fauiiel dagcjjeii lälst, wie dies auch früher
J. Grimms ansieht war (mylh. s. 273), verleitet durch v. 760,
wo die vormals mosheimische hs. hunc ut^VaUharius statt
hie ubi IFallharium hat, die verse 761 — 763 den Wallher
sprechen, denen dann die cntgegnung Ekefrids v. 765 — 770
folgt, dadurch verwirrt sich alles, wie kommt Walther
dazu an der körperlichkeit Ekefrids zu zweifeln, mit dem er
bis dahin noch nicht zusammengetroffen ist, und wie kommt
Ekefrid dazu dem Walther zu empfehlen dafs er nach voll-
brachtem kämpf den Sachsen von seinem zusammentreffen
mit dem schrat erzählen möge , da Wallher gar keine ver-
anlafsung hat zu den Sachsen zu gehn , sondern auf der
rückkehr nach Aquitanien begriffen ist. aufserdem ist es
durch nichts motiviert dafs Ekefrid cellisch versteht, wenn
man sich nicht durch Leo (die malberg. glosse i, s. 65) zu
der Vermutung verleiten läfst dafs er auf einem plünderungs-
zug mit andern Sachsen nach Irland kam und dort cellisch
lernte. Walther ist kein Celle, sondern deutschen Stammes :
dies beweist schon sein und seines vaters Alphere , Alphari,
name, dies seine Verlobung mit Hildgund , der man doch die
deutsche abslammung nicht bestreiten kann, die celtica lin-
gua bezeichnet hier nichts anders als jede fremdartige spräche,
und, wie bereits bemerkt, deutet sie darauf hin dafs h^kefrid
sich für schrat eines nicht allgemein verslUndlichen ausdrucks
bediente.
770 'alteniptaho quidcm quid sis' Ekefrid ait^
mais si loins que tu sois , ce javelot va me dire cc que tu
es (s. 368)
774 haec tibi silvnnus transponit muncra famius.
aspice, num inage sit lelum pe/ietrabite nostrum,
voila ce que le bouffon d' Aquitaine envoie en echange ä
l'csprit des bois.
1257 quippe tut facics pairis obliriscior ogil,
j'aimais ton p^re comme le micn (s. 376).
Ich habe hier nur einige stellen hervorgehoben, wo Fau-
riel den text des gedichlcs misverstanden oder unrichtig ge-
deutet hat. im cap. xii (s. 381 ff.) sucht er nun nachzu-
weisen dafs der Wallliarius provenralischen Ursprungs sei.
wohl ist es ihm nicht unbekannt geblieben, in welchem nahen
10*
148 ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS.
verhüHnis die Wallljersage zu der von den Nibelungen steht,
wie in deulsolien , nordischen und slavisclien dichtungen
sich hinweisungen auf dieselbe vorfinden : denn Fauriel hat
W, Grimms deutsche heldensage gut zu benutzen gewust:
aber trotzdeni hielt er den verfafser des Walthaiius für kei-
nen Deutschen, seine gründe sind folgende.
1. die in deulschland aufgefundenen hss. des Wallha-
rius nennen keinen verfafser. es ist dies richtig, allein Fau-
riel läfst unberücksichtigt was Eckehard IV. in den casus
S. Galli (Pertz 2, 118) erzählt, dieser Eckehard heilst des-
halb der vierte oder der jüngere, weil er in seinen Schriften
noch andere Eckehardes erwähnt, die älter als er waren und
weil in dem kloster St. Gallen sich vor ihm drei niönche
desselben namens bemerkbar machten, der ältere von diesen
dreien , Eckehard I. , war Ichrer und später auch decan da-
selbst; auf einer reise nach Rom hatte er sich die freund-
schaft des papsles erworben und schon bei lobzeiten des abtes
Craloh übernahm er die regierung des klosters. er wäre
zum abt gewählt worden, hätte er sich nicht bei einem un-
glücklichen stürz vom pferde ein bein gebrochen, da die
heilung nicht vollständig erfolgte, so schlug er als ein lah-
mer mann die ihm angetragene würde aus. er starb am
14 Januar 973. von ihm erzählt Eckehard IV. (geb. um
980, gest. 1070: Hattemer denkmale des deutschen mittel-
allers i, 339) in der oben angeführten stelle folgendes: 'er
schrieb unter anleitung seines lehrers der nietrik als schüler
und daher unbeholfen {scrrpsit et in scolis metrice magislro,
vaci'llanter (juidoin) das leben Walthers mit der starken band,
er war näniiich damals in seinen neigungen noch ein knabe,
obschon er bereits nach weise der mönche lebte {qnixi in
affrcliotie non in habilu erat piier). dies leben iiabeii wir
auf gclieifs des erzbischofs Atribo bei unserm aiil'culhall in
3Iainz nach \ ermögen verbcfsert. deutscher abkunlt und in
seiner mull('rs])rache noch allzusehr belangen verfalsle er dies
w cik : ein Deutscher kann nicht sofoit in einen Lateiner um-
gewandelt werden (Ixirbarics eniiii et idtomala eius Teiito-
neni adhuc atlj'''(lii/ilciii ri'jii'iitc latiniiin Jicri iioji patiuntur).
es giebt aber solche halhgebildele lelirer, die ihren schülern
vorzureden pflegen, ihr müst stets berücksichtigen wie man
ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 149
am besten vor einem Deutschen einen Vortrag zu halten hat,
und dann übersetzt die worte in derselben folge ins lateinische.'
Nach der regei des heil. Benedict (Holstenii cod. reg.
nionast. Aug. Vindel. 1759, i, 132 c. 59) konnten adliche
eitern so wie auch ärmere leute ihre minderjährigen söhne
dem mönchsieben bestimmen, dies war mit Eckehard I. ge-
schehn ; der knabe hatte aber, wenn er sich gleich der lebens-
weise der mönchc bequemen muste — so verstehe ich das
obige haö?'tus — , eine besondere Vorliebe für ritterliche aben-
teuer: daher versuchte er die thaten AValthers unter anlei-
lung seines lehrers der nietrik in lateinischen hexametern
zu schildern so wird man den allerdings ungelenken bericht
Eckehards IV. versieben müfsen. dafs der knabe den inhall
des gedichtes erfand, ist undenkbar: denn wo hätte er alle
die anschauungen und erfahrungen hernehmen sollen , die
dasselbe auszeichnen : er behandelte einen ihm gegebenen
Stoff, der ihm mündlich mitgetheilt \Aorden war oder in einer
schriftlichen, vielleicht in einer deutschen bearbeitung, vor-
lag, dies mag zwischen 920 und 930 geschehen sein. Ecke-
hard IV., der ein schüler des berühmten Notker war und
von diesem im lateinischen, deutschen und griechischen, in
der astronomie , mathematik und musik unterrichtet wurde,
gieng auf ansuchen des erzbischofs Aribo nach Mainz , wo-
selbst er die leitung der schule übernahm (Arx in den
monum. germ. bist, ii, 75). er will die schülerarbeit Ecke-
hards I., die allzusehr verrieth, dafs sie von einem Deutschen
verfafst worden war , in ein mehr lateinisches gewand ge-
kleidet haben, nun kann er sich aber selbst keines ausge-
zeichneten laleins rühmen, wie dies schon ein blick in seine
Fortsetzung der von Ilatpert begonnenen St. Caller chronik
lehrt; vielmehr schreibt er oft confus und dunkel, so dafs es
schwer fällt auslindig zu machen was er sagen wollte, der
Walthaiius ist dagegen in einer weniger ungelenken abfafsung
auf uns gekommen, was sich Eckehard \V. als verdienst
anrechnet, mag daher zumeist nur dai'in bestanden haben,
dafs er die scbülerarbeit mit vcrsen und redensarten , die
er aus Virgils Aeneide , Ceorgica und Hucolica eiillchnle
(.1. (jiimni s. 05), zum grofsen schaden und nachtlicil des
echldculschen stofFs ausstaffierte. Virgils gcdicbte waren be-
150 ANMERKUNGEN ZCM WALTHARIUS.
reits im achten Jahrhundert im kloster St. Gallen bekannt
(Arx a. a. o. ii , 66 n. 44); es ist nicht anzunehmen dal's
Eckehard I. als knabe sich mit ihnen so genau vertraut ge-
macht hatte , um sie in der art benutzen zu können , wie
dies in dem uns vorliegenden Waltharius geschehen ist.
In der Pariser und Brüsseler hs. unsers Waltharius
findet sich ein prolog , welcher zunächst ein gebet für einen
hohen kirchenfürsten Erkambald enthält; dieser wird sodann
ersucht ein geschenk anzunehmen, das ein schwacher sünder
Gerald nach umfal'sender pflege ihm zu überreichen beschlofsen
hat; das büchlein besinge nicht die erhabenen werke gottes,
sondern die wundersamen thaten eines ritlers Waltharius
(J. Grimm s. 59).
J. Grimm (s. 60 ff.) hat ermittelt dafs dieser Gerald
ein zeilgenol'se Eckehards I. und wie dieser lehrer zu St. Gallen
war, wo er an der klosterschule wirkte, so lange er lebte;
er war zugleich priester und ein sehr beliebter prediger.
auf dem bischöflichen stuhl zu Strafsburg safs von 965 — 991
Erkambald, von dem gerühn»t wird dafs er ein freund der
dichtkunst und gelehrsamkeit war. mit den mönchen von
St. Gallen stand er im verkehr, die larga citra, welche
Gerald auf seine arbeit verwandte, kann darin bestanden ha-
ben dafs er den Waltharius Eckehards I. zierlich abschrieb :
dann würde er aber diesen wohl als den verfafser genannt
haben: oder dafs er bereits vor Eckehard IV^. die schülerarbeit
Eckehards I. zu verbefsern suchte.
Ein umstand verdient hier noch berücksichtigung. St. Gal-
len war ein benedictinerkloster. aus dem Waltharius, wie
er uns vorliegt, ergiebt sich dafs die beiden hauplhelden
Walther und Hagen unter umständen sich wie Christen, ja
sogar \\ie nach der regcl des heil. Benedict verpflichtete
mönche äufsern und betragen, bekannt ist es dafs das ritter-
wesen , welches sich unmerklich entwickelte und erst im
zwölften Jahrhundert eine feste gestalt erhielt, manche an-
sichten und einriohlungcn von den mönchsorden entlehnte,
und es ist jedesfalls interessant zu erfahren wodurch sich
ein deulscher kriegsheld nach der christlichen ansieht des
zehnten Jahrhunderts auszeichnen nnisle.
Nach cap. 5 der regel des heil. Benedict ist unverzüg'
ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 151
liclier gehorsam der erste grad der demut: was ein oberer
befiehlt muls, als wäre es von got selbst geheil'sen, sofort
ausgeführt werden. Waltharius erbielet sich (v. IGl) dem
Hunnenkönig am späten abend, selbst mitten in der nacht
dienstbereit zu sein.
Cap. 7 der regel zählt 72 beförderungsmillel guter werke
auf. als dreiundfiinfzigsles wird genannt liebe zur keusch-
heit : als achlundfiinfzigstes, den gelüsten des fleisches nicht
nachzugeben. Waltharius hat während seiner flucht der jung-
fräulichen ehre seiner Hildgund nicht nachgestellt (v. 420).
Nach cap. 4 nr 34 soll der mönch nicht übermütig
sein , nach cap. 7 weder mit gedanken noch mit der zunge
sündigen, alle bösen gedanken, so wie sie in seinem her-
zen aufsteigen, alles böse, was er insgeheim gethan , dem
able beichten, als Waltharius die fränkischen Nibelunge
erblickt, vermifst er sich mit stolzem wort keinen Franken
ungestraft von dannen zu lal'sen ; doch kaum hat er dies
ausgesprochen, so fällt er auf die knie und bittet gott um
Vergebung (v. 561).
Nach cap. 3 soll kein mönch eigenwillig sein und sich
gegen seinen abt aufsätzig erweisen, nach cap. 4 nr 22 sei-
nen groll nicht äufsern , nach nr 23 die sonne nicht über
seinem zorn untcrgehn lafsen (Ephes. 4, 26). Hagen zürnle
dem könig Günther,
si tamcti in domimim Ucitum. est irascier vllum
(v. 633) , doch versöhnte er sich am abend desselben tages
wieder mit ihm.
Nach cap. 4 nr 66 soll der mönch nicht streit- und
händelsüchtig sein. Hagen, obschon vom könig (jünther hart
angelafsen, hadert nicht mit ihm, sondern entfernt sich nur
aus seiner nähe (v. 638). auch AValtharius will den kämpf
vermeiden ; er erbietet sich den friedlichen durchzug durch
Günthers land mit hundert , selbst mit zweihundert arm-
spangcn zu erkaufen (v. 613. 662); Hagens scliild will er
mit rolhcm gold anfüllen , wenn er dadurch den gegncr vom
kämpf abhalten kann (v. 1263).
Nach cap. 4 nr 70 soll der mönch für seine feinde be-
ten ; Waltharius bittet zu gott dafs die von ihm erschlage-
nen feinde in den himmel gelangen mögen (v. 1165).
152 ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS.
Aus dieser Zusammenstellung, die allerdings manches
bedenken hat, soll nicht gefolgert werden dafs der oder die
verfafser des Waltiiarius mit bestimmter absieht den ritter-
lichen laien mönchische gesinnuiig und art andichteten: denn
die meisten der angeführten stellen lafsen sich eben so gut
vom allgemein christlichen , ja selbst vom rein menschlichen
standpunct aus rechtfertigen, bringt man sie jedoch mit der
ascetischen betrachtung (v. 857 ff.) in Verbindung, die den
ruhigen , epischen gang des gedichles auf eine ungehörige
weise unterbricht, so dürfte wenigstens so viel feststehen,
dafs die V\ althersage , wie sie uns im Waltharius entgegen-
tritt, manche zöge in sich aufnehmen muste die ihr ur-
sprünglich nicht angehörten, ja nicht angehören durften.
Dafs der prolog der Brüsseler hs. des Waltharius den
Geraldus als verfafser nennt, dafs dieser Geraldus in der
Pariser hs. von einer spätem band bezeichnet wird »S. Ge-
rauld moine, de Fleuri, comme il sejnble, hat Fauriel ver-
leitet (s. 398) die heimat unsers gedichts nach dem kloster
Fleury an der Loire zu verlegen, die geschichte von Fleury
kennt einen solchen Geraldus nicht, der pontifex summus
Erkambald des prologs ist nach Fauriel zwar der bereits
oben erwähnte Strafsburger prälat : wie dieser aber mit dem
mönch von Fleury in Verbindung kam, das hat er nicht unter-
sucht (s. 400) ; auch sind ihm die von J. Grimm (s. 60)
verzeichneten bischöfe, welche den nameu Erckenbald führen,
unbekannt geblieben.
2. Fauriel spricht (s. 398) von den barbarischen Wör-
tern die sich in dem text des Waltharius vorfinden; es
sollen ihrer etwa zwölf sein, zwei deutschen Ursprungs, die
dans Ics langi/es neo-lntins egalement vorkommen , zwei
ccitischcn Stammes , während die übrigen unbekannten Ur-
sprungs sind, nähere Untersuchungen sind nicht angestellt.
J. Grimm (s. 70 — 72) liefert ein Verzeichnis dci- ungewöhn-
lichen oder in besonderer bedcutung gebrauchten Wörter,
dem ich nichts hinzuzufügen habe, die behauplung Fauriels,
dais die rc(le^^■eise im Wallliariiis dem geist der romanischen
spräche angemcfsen, aus ihm entsprungen sei (s. 398), wird
durch J. Grimm (s. 68) auf das schlagendste widerlegt.
Eckehard IV^ hat nicht unrecht, wenn er von der harhnries.
ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 153
von den idioviata des verfafsers, Teiilonem adhiic njfeclantvm,
spricht, damna tuli (v. 658) brachte ich schaden ? Ia7icea pul-
mone resedit die lanze safs in der lunge, pahnam de pugna
revocare (619) die band vom streit abziehen, Hunos hie ha-
bemus (543) hier haben wir die Hunnen, verum vctle mcinn
(257) das ist mein wahrer willc, fames insotiatus (857) statt
insaliala, solche und eine nicht geringe anzahl anderer stel-
len deuten klar darauf hin dafs der verfal'ser des Waltharius
kein Romane, sondern ein Deutscher war.
3. einer geschichtlichen grundlage entbehrt die Walther-
sage nicht: sie schliefst sich den erschütterungen an welche
die germanische weit durch Attilas heerztige erlitt; und wenn
gleich der vielgefiirchtete Hunnenkönig nicht im stände war
sein grofses reich so zu gestalten dafs es unter seinen nach-
folgern hätte zusammengehalten werden können , da der
Deutsche zumal nimmer auf die dauer den Slaven und ihren
genofsen untertliänig sein wird , so haben sich doch die tiia-
ten der geifscl gotles lange zeit hindurch bei unsern A'or-
fabren im andenken erhalten, die sage aber an bestimmte
geschichtliche begebenheiten anzuknüpfen , wie dies Fauriel
(s. 402 ff.^ versucht, ist ein vergebliches bemühen, ihr
wohnt eine andere Wahrheit inne, nämlich die , dal's sie ein
getreues abbild ist der zeit in welcher sie allmählich entstand,
dafs sie den handelnden personen keine andern gesinnungen
andichtet als die ihnen eigen sein musten, dafs sie sich nicht
entäufsert des rechts und der sitte die mit ihr zugleich aus
dem innersten , geheimen walten des Volkslebens liervor-
giengen. die oben crwähnlen bcziehungcn auf christliche,
mönchische Vorstellungen haben noch nicht die gesammte
sage durchdrungen ; sie sind ein ihr von dem oder den bear-
bcitern angeflicktes beiwcrk, dessen sie sehr gut eniralhcn kann.
Nach dem erörterten wird auch die vcrmuluiig Fauriels
in nichts zerfallen, dafs der Waltharius die thalen eines Gal-
liers , eines Gallo -Romanen vcrherlichen und dadurch die
Franken herabsetzen sollle (s. 408 If). in der deutschen
sage wie in der deulschen geschichte aller und neuer zeit
stehen sich die verbnidcrien stamme leider nur zu häufig
feindlich gegenüber, überheben sich gegenseitig und suchen
154 ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS.
sich unter einander herabzuwürdigen, halten die deutschen
Völker einmütig stets nur wider fremde stamme gekämpft,
sich nicht mit feuer und schwert gegen ihr eigenes fleisch
und hhit gewandt, wie weit müsten sich da nicht die grän-
zen unsers Vaterlandes erstrecken. allerdings haben auch
Deutsche den Napoleon in liedern gefeiert : aber so wenig
wie die alle deutsche sage den Attila zu einem ihrer haupt-
helden erhoben hat, ebenso wenig konnte es alten dichtem
einfallen , einem Gelten zu huldigen und ihn als ein ideal
mannhafter ritterlichkeit aufzustellen.
An vorstehendes knüpfe ich einige bemerkungen zum
Wallharius an.
15 prnle reccns orta gaiidens, quam postea iiarro :
nainque viarcni genuit, quem Guntharüwi vocitaint.
die Pariser hs. de te recens ; es müsle dann de te receiis
orlo , quem gelesen werden, denn von Hildgund kann hier
nicht die rede sein sondern nur von Gibichs söhn Günther,
seltsam erscheint J. Grimm (s. 67 n. *) quam postea narro,
da der folgende vers gleich Günther nennt; er vermutet hier
einen falschen zusatz der nacharbeiter. allein 7inrro heifst
nicht ich nenne, sondern quam postea narro heifst von dem
ich später noch rede , ein dem classischen lateiu angemefse-
ner ausdruck.
24. bei den deutschen Völkern hatte in ältester zeit
der vater das recht seine kinder auszusetzen , zu verkaufen
(J. Grimm RA. 455 If.), es kann daher nicht auffallen,
wenn könig Herrich von Burgund seine tochter Hildgund,
da sie noch nicht verheiratet war (Grimm ebd. 461), Alpher
seinen unmündigen söhn Walther (Grimm ebd.) dem könig
Altila als geisein übergeben. Gibiclis söhn war zu klein, er
bedurfte noch der mütterlichen pflege : daher wurde statt seiner
Hagen als geisel gestellt. Hagen war ein freier, edler die-
ner des Frankenkönigs; dadurch dafs er sich in die dienst-
])arkeit desselben begeben hatte, war zwar sein adel nicht
gekränkt worden (Grimm ebd. 277), er befand sich in truste
doviifiica (Grimm ebd. 275) , aber der könig konnte über
ihn verfügen , ihn selbst den härtesten körperlichen Züchti-
gungen unterwerfen (Fürth , ministerialen 22) und so muste
er es sich auch gefallen lafsen als geisel einem fi'emdcn
ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 155
heerführer übergeben zu werden (Hüllmann geschichte des
Ursprungs der slände 378 n. 36).
Dal's die deutschen Völker edle Jungfrauen als geisein
zu stellen pflegten berichtet Tacitus (Germania c, 8 vgl. 20).
Octavius soll zuerst frauen als geisein gefordert haben , da
er bemerkte dafs man um männliche geisein sich nicht sehr
kümmerte (Suet. Octavius c. 21).
38 dcbuit haec heres aula residere paterna
atque diu congesta find, si forte liceret.
die bezeiclinung heres steht hier nicht raüfsig. bei den Bur-
gunden erbte in ermangelung eines sohnes die tochter den
väterlichen und den mütterlichen naclilaCs (Lex Burgundionum
14 c. 1). auch das alemannische volksrecht setzte dasselbe
fest (Eichhorn deutsche Staats- und rechtsgesch. i § 65).
47 ferrea silva mical.
man liebte es die menge der von den reisigen geführten
spiefse mit einem walde zu vergleichen (s. z. b. Aimoin in, 82 ;
Grimm deutsche sagen ii , 92); ich erinnere auch an den
Schäftenwald, Glevinkwald (Grimm ebd. 140 f.).
68 ff, yet this savage hero (Atlila) was not inacccssibile
lo pity: bis suppliant enemies might confide in the assurance
of pcace or pardou (Gibbon the history and fall of the roman
emp. c. 34).
80. fürstliche kinder wurden mit einander im zartesten
alter verlobt und verehlicht (Grimm RA. 486).
113. Hildgund stand dem dreso, threso, driso, trisohus,
der trisuchamara vor. in einer Urkunde kaiser Friedrich I.
von 1163 wird als zeuge ein Bertoldus triscamerarius ange-
führt, die uns erhaltenen dienslrechte haben keine bestim-
muiigcu über die dicnste der frauen (Fürth ministerialen 240).
123. Attila hatte eine menge frauen; die haupikönigin
hiefs Cerca ((iibbon a. a, o. c. 34).
136. köuigc und fürsten übten von ältester zeit bis ins
späte miltclalter das recht söhne und töchtcr der freien,
selbst der edlen mit ihrem hofgesinde zu vorehelichen, ei-
tern und kiiidcr muslen selbst wider ihren willen folge lei-
sten (Grimm RA. 436 ff.)
Elievcrbote kommen in den ältesten volksrechlen nicht
vor; jedoch scheint die sitte eine ehe zwischen mann und
156 ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS.
frau die verschiedenen volkssfäniraen angehörten nicht ge-
billigt zu liaben. ein edler Franke hafte eine edle frau
sächsischen Stammes nach sächsischem recht geheiratet; spä-
ter gab er an dafs er sie nicht nach seinem fränkischen
recht geehlicht habe; auf gruad dieses umstandes trennte er
sich von ihr und verband sich mit einer andern ; die väter
auf dem concil zu Tribur 895 erklärten ihn für bufsfällig,
die zweite ehe für nichtig und verpflichteten ihn zur ersten
gattin zurückzukehren (c. ix de sponsalibus et malrimo-
niis IV, 1). nach Adam von Bremen (bist. eccl. c. 5) wa-
ren eben zwischen angehörigen verschiedener volksstämme
nicht geradezu verboten aber wenigstens nicht üblich. Otto,
der Stiefbruder des von den Luitizen erschlagenen mark-
grafen Wilhelm von der Nordmark, galt für in ungleicher
ehe geboren, da seine multer eine Slavin , sein vater ein
Sachse war (Lambertus Schafnaburg. zum jähr 1057 bei
Krause s. 14. Stenzel geschichle Deutschlands unter d.
fränk. kais. i, 191). Waltber deutet auch nicht leise dar-
auf hin dafs eine ehe zwischen ihm und einer Hunnin eine
ungleiche sein würde.
150. man vergleiche mit den hier von Walther ent-
wickelten ansichten Iwein 2799 S.
150. es kann auffallen dafs hier Walther den könig duzt,
während er ihn vorher geihrzt hat. Hagen duzt den könig
Günther, die kämpfenden beiden duzen sich unter einander,
wenn Walllicr anfangs den könig mit ihr anredet, so sieht
er ihn als seinen herrn und gebieter an ; im verfolg der im-
mer dringlicher werdenden rede wendet sich aber Wallher
an seinen kampfgenofsen Attila , den er zuletzt sogar bester
vater nennt; daher der Übergang vom ihr zum du (vergl.
Grimm gr. 4, 301).
18.'{ tu//c uialique clamor ad auras tollitur.
es ist dies das nach aller sitte erforderliche feldgeschrei
(Grimm gr. 3, 307).
199 ac si praesentem metuehant cernere mortem.
wie Waltber verderben bringend unter die feinde reitet, so
kommt nach altdeutscher Vorstellung der tod geritten , um
die Seelen auf sein ross zu laden oder um mit denen die er
ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 157
überwältigen will zu ringen , sie mit seinen pfeilen , mit.
seiner Streitaxt zu treffen (Grimm myth. 489).
258. vergl. Tacitus Germ. c. 18.
289 IVallharius magnis instruxit sumplibus escas.
Wallher besafs also ein mittel ein fest auszurichten , wäh-
rend ihm Atlila (v. 1 57) sagt et noii panperiem propriam
perpenderc eures, dieser widersprach liel'se sich folgender-
mafsen lösen : Walther hatte vom letzten kriegszug reiche
beute heimgebracht (vergl. v. 207), sie liefert ihm die kosten
des festes, als echter rittersmann mufs er riteii und geben
(Iwein 2811). die Schilderung des festes stimmt mit der
welche uns Priscus von einem ähnlichen gelag hinterlafsen
hat (Niebuhr corp. bist. byz. i, 202 ff.) wohl iiberein.
321 donec . . .
passim porticihus sterinmtur humotenus omnes.
die behausungcn Attilas und seiner frauen waren mit einem
hölzernen zäun umgeben, der nur zur zier, nicht als befesti-
gung diente, sie bestanden aus brettern, die mit bildhauer-
arbeit geschmückt und wohl zusammengefügt waren, aus bal-
ken , die man meisterhaft behauen und aufgerichtet hatte,
über diesen befanden sich hölzerne bogen, die an der erde
begannen und sich allmählich nach oben wölbten (Priscus
a a. o. I, 187, 197). die häuser mögen denen der heuti-
gen (Chinesen älinlich gewesen sein.
369 Ospirin, Hiltgunde.m pnstquam cognovit abesse
7iec iuxla morem vestes defense suetuin.
liier wird man an die ancilla vestinrio, an die puella prior
de genecio der lex Alamannorum (80 c. 1 — 3), an die ye-
minae in minislerio ducis (ebd. 33) erinnert.
405 hiinc ego inox auro vestirem saepe recocto
et tellure qnidevi stantem liinc inde oneraretn
atque viani penitus claiisissem vivo talentis.
Atlila verspricht den der ihm Walthei- wieder verschafft mit
reinem gold dcrmafsen zu umhüllen dal's er nach keiner seile
hin einen weg finden soll, dem von Giinnii (IIA. G72j an-
geführlen fall aus Fredegar lüge ich einen andern bei. Hein-
rich, richtiger Günther von Swalenberg wurde 1278 zum
erzbischof von Magdeburg erwählt; er ist aber weder bestä-
tigt noch consecrierl worden, unter ihm übcrzoi: Otto IV.,
158 ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS.
raarkgraf von Brandenburg, bruder des markgrafen Konrad,
das erzbislhum mit krieg, der erzbischof ergriff auf anralhen
eines näcbllichen traunigesichts die fahne des heil. Moriz
und zog mit den vasallen der kirche und mit den grafen von
Anhalt auf den markt, wo er die bürger zu den waffen rief
und gegen den feind zu ziehn aufforderte, bei Frose kam
es am lOn januar 1278 zur schlacht. Otto ward gefangen
und nach Magdeburg gebracht, wo er in ein einem aus star-
ken balken gezimmerten kästen gefangen gehalten wurde,
von hier aus bat er seine gemahlin sich mit dem gesammlen
adel zu berathen, wie er der gefangenschaft entledigt werden
könnte; namentlich sollte sie sich dieserhalb mit einem alten
riller von Buch besprechen, dieser verweigerte jedoch an-
fangs seinen beistand, da ihn der markgraf unwürdig behan-
delt hatte : endlich aber erklärte er, gold und silber dürfe
nicht geschont werden ; damit müfse man die domherren und
vasallen des erzstifts bestechen, dies geschah, und als sich
der erzbischof mit ihnen wegen des gefangenen berieth,
sprachen fast alle zu gunsten desselben: er könnte der kirche
noch nützlich werden, wenn man ihn glimpflich behandeln
würde, deshalb beschlofs der erzbischof den markgrafen auf
vier Wochen zu entlafsen, mit der bedingung sich nach ablauf
dieser frisl wieder zu gestellen oder 4000 mark goldes löse-
geld zu zahlen. Otto begab sich zu den seinen und man
beschlofs die im lande vorhandenen silbernen gefäfse und
sonstigen kostbarkeiten zusammenzubringen und einzuschmel-
zen, da erklärte von Buch, er wifse einen befsern ratli,
den er jedoch nur dann miltheilen wolle, wenn ihn der
markgraf wieder zu gnaden aufnähme, dies versprach Otto,
darauf führte ihn und seineu bruder der ritter an einen
Schrein in der kirche zu Angermünde (Tangermünde?), in
welchem ein mit eisernen bändern fest umschlofsener, mit
gold und silber angefüllter klotz lag. 'das' sprach der von Buch
' ist ein schätz den mir allein euer vater anvertraute und den
ich euch erst dann verabfolgen sollte, wenn ihr in nolh ge-
riethet.* hocherfreut nalimen die markgrafen die 4000 mark
heraus und übergaben sie dem erzbischof, den Otto fragte,
ob er sich nun der gefangenschaft entledigt habe, da dies
bejaht ward , rief der markgraf mit lachendem munde 'das
ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 159
war nicht die rechte art lösegeld für eiiieii gefangenen niark-
grafen zu erheben, wifsct dafs ich mich auf ein pferd setzen,
eine lanze iiochaufgerichtet in der band halten, und dafs man
mich dann bis zur lanzenspilze hinauf mit gold und silber
umhüllen musle. so hoch ist das lösegeld eines gefangenen
markgrafen anzusetzen: das habt ihr aber nicht gewufst/
(Georgii Torquati series pontilicum eccles. Magdeburg, in
Menckens Script, in, 386 sqq. Mencken schreibt diese series
irrlhümlichcrweise dem G. Torqual us zu, der aufser annalium
JMagdeb. et Halberst. dioecesium pars i nichts geschrieben hat
s. Monumenta inedita rer. germ. praecipueMagdeb. et Halberst.
von Boysen l. i praef.).
Anders erzählt diese geschichte Job. Lindner oder Ti-
lianus (Onomasticum in Mencken ii, 1513): es wurde mark-
graf Otto in einer feldschlacht gefangen mit dreihundert rit-
lern; der graf von Arnslein blieb auf der wahlstatt; der
markgraf sollte 7000 mark geben, kam aber durch eine listige
auslegung los.
Buchholz (Versuch einer gesch. der churmark Brandenb.
II, 222) hält die von ihm zum iheil misverstandene erzählung
für einen roman, 'der viel zu unwitzig aussiebet, als dafs er
sollte wahrscheinlich sein.' der philisterhafte Sammler konnte
sich in den geist derselben nicht finden, man vergl. über
die merkwürdige begebenheit H. Rathmann gesch. d. Stadt
Magdeb. ii, 123 If.
liier ist also ein lebender mensch sammt seinem pferd
zu u.nhiillen. damit in Verbindung bringen läfst sich eine be-
slimmung des Uollerlander gogräfcuprolokolls von 1604 (Grimm
IIA. 661)). wenn ein hund jemandem schaden gelhan , ihn
gebifsen hat, so soll man das thicr am schwänz aufhängen
und mit waizen beg-ie/scn, dafs man nichts von dem liunde
sehen kann; der waizen sammt dem hunde ward eigenthum
des beschädiglen. Grimm meint, ein lebendiger hund würde
sich nicht so leicht beschulten lal'sen , und die annähme dafs
man ihn vorher gelödlet, dann beschüttet und mit dem ge-
traide dem beschädigten zugcllieilt habe, wäre völlig unwahr-
scheinlich, allein diese bcstimmung des Ilollerreclils ist
ebenso sagenhaft wie das gleichfalls nicht leichte beschütten
eines lebendigen pfcrdes und eines lebenden menschen, die
160 ANMERKUNGEN Zmi WALTHARIÜS.
tradition hat nicht, wie Grimm vermutet, alte rechtsgebräiiche
verwirrt, sondern nur von uns fern abliegende und eben
deshalb dunkel erscheinende beslimnmngen erhalten, über
deren schwierige oder leichte ausführung sich jetzt nicht
streiten läfst.
Die ausdrücke für das umhüllen sind circumfundere, be-
giefsen, cooperire, operire, bedecken oder behusen, begiefsen
und bedecken, beschütten, altn. hi/lja. erwägt man nun,
dafs bedenken in der frühern spräche mit dem acc. der per-
son in verdacht haben , mit dem acc. der sache für etwas
sorgen , etwas überlegen bedeutete , so möchte man in den
jetzt üblichen redensarten : er hat mich bedacht, er hat mich
mit geld bedacht, das bedacht nicht auf bedenken zurückfüh-
ren sondern auf bedecken, dessen praet. früher bedaht lautete.
426. vergl. Iwein (5574 ff.
475 atqiie omni de plebe viros secum duodenos
viribus insignes, aiiimos pleri>mque pi'obatos
leg erat.
die auch in andern sagen wiederkehrende zahl von zwölf
kämpfern erhält dadurch noch eine liefere bedeutung dafs
ihnen ein dreizehnter, der Schwächling Günther, beigefügt
wird , grade wie bei abgaben und bufsen eine geringere
münze einer gröfsern als zugäbe dienen niuste (Grimm RA. 223).
490. Eckeliard IV. halte einen bruder Imnio , der in
einem tief in den Vogesen dem heil. Gregor geweihten
klosler abt war (Arx bei Perlz ii , 75); daher die ge-
nauere bekannlschafl unserer dichlung mil dem Wasichen-
wald, an dem sich so manche deutsche sage knüpft.
560 die beiden rühmen den frauen ihre ihalen vergl.
Tac. Germ. 7.
581. Gamelo kann burggraf, vielleicht auch graf(Wailz
in Rankes Jahrbüchern i, 75) zu 3Ielz gewesen sein.
662. da ein fremder sich nicht in der rechtsgenofsen-
schaft der mark oder landschafl befand in welcher er grade
verweilte, so konnte er auch auf den schütz und frieden der-
selben keinen anspruch machen (Grimm HA. 397). schon
sehr früh ist dieser grundsalz gemildert worden (VVilda das
slrafrccht der Germanen i, 672 11". 6S2). der fremde muste
sich in dem lande welches er durchreiste schütz zu verschallen
ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIÜS. 161
sucheu , woraus das geleilsrecht entsprang, wer sein leben
oder gut daran wagte , hatte nicht nöthig das geleitsrecht
nachzusuchen (Ssp. 2, 27, 2). hier und schon früher v. 613
erklärt Wallher sich vom könig das geleit erkaufen zu
wollen; er erkennt es selbst an, v. 1245, dafs er bei den
Franken als fremder keinen schütz und frieden zu hoffen
hatte, dafs er jedoch erwartete, Hagen würde sich seiner
gastfrei annehmen und ihn friedlich geleiten. Hagen konnte
allerdings als dinggenofse der Franken den fi'emden Walther
schützen (Wilda a. a. o. 675).
656. wenn gleich das canoniscbe recht schon sehr früh
das bei unsern vorfahren nicht gebräuchliche zinsnehmen
(Tacilus Germ. 26) verbot, so hat es doch nicht hindern
können dafs geschäfte die einem zinsbaren darlehn ähnlich
waren, wie z. b. der rentenkauf, aufkamen, ein solches ge-
schäft meint Walther, denn sonst stünde merito müfsig.
687 at dum forte nepos conspexerat hoc Camalonis,
filius ipsius, Kitno cognomine Jratris,
quem referunt quidam Scaramundum 7iomine dictum.
W. Grimm (deutsche heldens. 29), J. Grimm (84 und 116)
und Lachmann (zu den Nibel. 308, 816) erklären diese stelle
so, dafs Gamelos neffe Kimo, der auch Scaramund hiefs, den
kämpf zwischen Wallher und Gamelo angesehen habe , da
sich Kimo kaum auf fratris beziehen lafse, w^eil dann Kimonis
stehen würde, man darf jedoch an das Latein des gedichtes
nicht zu strenge anforderungen machen, weiter unten v. 1008
finden wir nonus Eleuther erat, Helmnod cognomhic di-
ctus; auch hier müste Helmnodi stehn. ebenso heifsl es
in dem prolog (Grimm 59) v. 18 nomine Waltharim, nicht
nomine JValtharii. ich ziehe daher Kimo zu ipsius fratris.
wichtig sind die worte quein referunt; sie deuten darauf
hin dafs der oder die bearbeiler des Waltharius die sage
nicht erfanden, sondern sie durch mittheilung kennen lernten.
691 nunc aut coinmoriar aut carurn ulciscar amicum.
nach der ältesten Vorstellung deutscher völker ist rächen so
viel als angreifen mit den waffen, so dafs tod oder Verwun-
dung, wie es sich traf, die folge solchen angrifls sein konn-
ten, die unijemefsene räche der Deutschen war die eines
erzürnten mannes ; fremd war ihm eine heimliche oder eine
Z. F. D. A. IX. 11
162 ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS.
kaltblülige , eine grausame, eine in der weise berechnete
räche dafs der Vollstrecker derselben sie an tlen wehrlos in
seine bände gelieferten vollziehen mochte (Wilda strafrecht
1, 157-159. 169 ff.)
718. Chlotar haut dem von ihm erlegten Sachsenherzog
Bertoald das haupt ab (Grimm d. sagen 2, 94).
750. die Franken trugen langes haupthaar.
757 qiii fro nece facta
ciiiusdam primatis eo diffugerat exul.
wer ein verbrechen begangen halte wie Eckefrid , der ver-
pflichtete sich, längere oder kürzere zeit, unter schwerern
oder leichtern bedingungen, wie ein friedloser in die Verban-
nung zu gehn (Wilda a. a. o. 367. 381).
781. der könig hatte nicht das recht frei über die kriegs-
beute zu verfügen 5 volk und adel theilten sich in die eroberte
fahrende habe, die man auf einen häufen trug; der könig
konnte auf etwas besonderes daraus keinen anspruch machen,
es wurde alles verlost (Grimm RA. 246. 249). unter ein-
ander konnten sich die theilhaber an der beute vergleichen,
das dem einen zugefallene konnte er einem andern iiber-
lafsen; so erkläre ich die regis sponsio v. 799.
810 et ipse
non cum JVallhario loqiiererls, forsan abesset.
diese worte machen Grimm (87, 383) Schwierigkeiten , ich
erkläre sie auf folgende weise: hätte ich den schild in mei-
nen frühern kämpfen nicht gehabt, hätte er mich nicht so
gut geschirmt , dann würdest du heute nicht mit mir, dem
Walther reden ; ich würde wohl nicht hier sein sondern
wäre längst im kämpf gefallen.
819. Walther gilt als bufsfäliig, weil er Gamelo, Scara-
mund, Wernhard und Eckefrid erschlagen hat. ein bestimm-
tes mafs der bufse wird nicht gefordert, sondern schild, pferd,
niädchcn und das gold ; dies dürfte für das alter der sage
sprechen, da sich in späterer zeit genaue beslimmungen über
bufse und wergeld finden.
918. reiiü et ancipilvm rihvarü in nra bipcnnem i
istius ergo modi Francis tunc arma J'uere.
hier ist nicht blofs des dichtcrs abstand von der zeit der
ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 163
begebeuheit ausgedrückt (Grimm 75) , sondern zugleich dals
das was er erzählt ihm überliefert ward.
965. IVielandia fabrira.
wenn man berücksichtigt dafs Wieland in der deutschen
heldensage als ein berühmter schmied erscheint, der mit
Eiberich seine werkstälte im Caucasus (Göckelsas , berg
zu Glockensassen) hatte, und dazu hält dals nach d'Ohsson
(des peuples des Caucase s. 22. 175; s. Ferd. Wolf in Haupts
und Hoffmanns altd. bl. 1 , 45. 46) die Kuwetschis daselbst
abgeschlol'sen von andern Völkern die ausgezeichneten panzer-
hemden , helme und Schwerter, wie sie bei den bewohnern
des Caucasus gefunden werden, anfertigen, so kann Walt-
hers hämisch, der aus Attilas Schatzkammer entnommen
ward , von den Hunnen auf ihren zügen von osten her, er-
worben, caucasischen Ursprungs sein.
1036. vioxque genu posito viridem vacuaverat aedem.
bei der erklärung dieses verses iirt Grimm (75). waffenlos
war Trogus nicht; er hatte wie die übrigen, welche am seil
zogen, nur lanze und schild abgelegt (v. 1026. 1027), also
das scliwert noch bei sich ; das zieht er nun aus grüner
scheide , nachdem er bereits wegen seiner wunden an den
waden auf die knie gesunken ist, und schwingt es wenigslens
in der luft, da er Walther nicht mehr damit erreichen kann,
als er keine rettung mehr sieht, ruft er (v. 1043)
ad scutum mucronem tollilo nostrtnn.
die viridis ardcs ist also nicht das grüne gras sondern die
grüne schwertscheide.
Die t/lra riridis, worin Grimm (75) Waltlier sein Schwert
niederlegen läfst, welches der waffenlose Trogus beim nieder-
knien aufgefunden haben soll (922 sanguineiimque ulva vi-
i'idi dimiserat cnsem) versiehe ich gleichfalls anders als
Grimm, der dichter vergleicht die grüne sclnvertscheide mit
dem grünen röhr ; sie konnte ja aus grünem rohrgeflecht sein
und diiniltore kann der dichter sehr gut für herausziehen
gebrauchen. Waltlier zog das blutige scliwert aus grüner
scheide, um es sogleich bei der band zu haben, wenn die
lanze nicht genügte, abgesehn davon dafs auf der höhe, wo
Walllier stand, schwerlich rolir wuchs, ist auch zu hodcn-
ken dafs Trogus iininöglicli bis dahin gelangt sein kann wo
II*
164 ANMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS.
Walther mit Gerwich kämpfte , zumal da Trogiis zurück-
gelaufen war, um schild und speer zu holen, auCserdem hat
Walther (v. 939) dem Gerwich den köpf abgehauen und es
nicht gesagt dafs er sich dazu seines zweiten Schwertes
bedient hätte.
1069. vergl. 630. der ehrenrührigste schimpf im allerfhum
war der Vorwurf der feigheit (Grimm RA. 644), daher ist
Hageu so ungehalten darüber dafs sein vater für feig er-
klärt wird.
1083 qui sohis hodie capul infamaverat orbis.
»ach dem vorbild römischer kaiser — Antonius Pius nennt
sich Tov v.6o(.iov xvQiog (l. 9 D. ad leg. Rhod. de iaclu),
Cassiodor (lib. i, ep. 1) den kaiser Aurelian totiiis orbis
praesidium — haben sich die deutschen könige und kaiser
seit Karls des grofsen krönung zu Rom ähnliche bezeich-
nungen gefallen zu lafsen. Heinrich III. wird von Wippo
in der dedication huius orbis domino doniinaiitium angeredet;
Conrad III. in einem von den Römern an ihn gerichteten
schreiben orbis totius domino (Otto Frising. de gest. Frider. I.
lib. I, c. 28); römische abgesandte an Friedrich I. salutarit
vos ianquam dominum ei imperatorem urbis et orbis (Radevic.
lib. I, c. 22); Friedrich I. sagt von sich quia divinae pro-
videntiae dementia urbis et orbis gubernacula tenemus (Otto
Frising. ii , 30). bekannt ist die geschichte von desselben
kaisers Spazierritt mit den beiden Juristen Bulgarus und Mar-
tinus (Savigny gesch. des röm. rechts im ma. 4, 159).
Maximilian I. bezeichnete sich in aller und gantzer Christen-
heit obj'ist he}'r und könig, womit das temporale caput mundi
(goldne bulle i, 4) vergleichen ist. weitere ausführungen bei
Eichhorn deutsche st. u. rsgesch. 2, 370).
Der dichter hat das bewuslsein von der wellherschafl
der Franken, er kann also nicht vor Karl d. gr. gelebt haben.
1109. vergl. 954 proprius dolor succumbit honori
regis,
nach Tacitus (Genn. 14) hielten unsere vorfahren es für die
höchste Schmach, ihren heerführer im kämpf zu verlafsen;
jeder hielt es für seine heiligste pflicht ihn zu schützen und
zu schirmen und durch die eigene lapfcrkeit des führers rühm
zu erhöhen.
ANMERKUNGEN ZüM WALTHARIUS. 165
1160 ac nudum retineiis ensem hoc cum voce precatur.
Grimm vermutet hier heidnische sitte : möglich ist es dafs
bei germanischen Völkern das schwert einem gott geheiligt
war. näheres bei Grimm RA. 896 und Haupt und Hoffmann
altd. bl. 1, 291. vielleicht deutet das entblöste schwert auf
hunnische sitte. schon Herodot (4 , 62) erzählt von den
Scylhen dafs sie den Ares unter dem bild oder symboI eines
alten eisernen Schwertes verehrten, welches auf eineunge-
heure Schicht von reisig gestellt ward, das andenken an
dies schwert, von dem sich spätere nachrichten bei Jornandes
c. 35 (vergl. Gibbon the bist, of the decl. and fall of the rom.
emp. 34), in Lambertus Schafnaburg. annal. zum jähr 1071
bei Krause s. 74 und in Fischarts Gargantua (vergl, Grimm
deutsche heldens. 311) vorfinden, hat sich bis auf den heuti-
gen tag unter dem volk erhalten.
In den serbischen gebirgen schläft Marko, der königs-
sohn. wenn einmal das schwert, welches er in das adria-
tische meer geworfen hat, durch die flut an das land gespült
wird und in die bände eines beiden gerälh, dann bricht Marko
aus dem gebirg hervor und gründet das grofse Slavenreich
im süden. es wird berichtet dafs bei der letzten erhebung
Ungarns wider Österreich die Ottochaner ein alterthümliches
schwert au der küsle fanden und es dem bau Jellachich
schenkten (sagen und erzählungen aus Ungarn von Therese
Puisky 1, 253 tf.)
1337. numidus nrsus sagt der dichter im classischen
eifer; auch in der nähe von St. Gallen wurden hären gejagt
(Ekkehardi IV. casus S. Galli bei Pcrtz 2, 85).
1343 taliter in nonam conjlictas ßuxernt undnm.
einige hss. lesen horam st.«H undatn. der kämpf begann
hora secunda, acht uhr morgens und konnte allerdings bis
nachmiitag währen, denn es wird ausdrücklich gesagt, dafs
die sonne hcifs auf die kämpfenden herabschien (v. 1345).
Grimm vermutet (74) dafs widam die richtige Icsart ist:
denn die wellen halten dreischlag ^ die dritte ist stärker als
die beiden ersten, die sechste noch stärker, die neunte am
allerstärksten.' hiernach erkläre ich mir die stelle so : Wal-
ther ist der fels, an dem sich die wogen des kampfes brechen
und zurückgeschlagen mit erneuerter wut wiederkehren, der
166 ZU MARIEN HIMMELFAHRT.
dichter kann aber auch die uns unbekannte einrichtuug einer
walseruhr im äuge gehabt haben,
1436 carnem vilabis aprinnm.
Grimm fragt (97 *) : galt die alte heldenspeise einäugigen
für ungesund? ich berücksichtige mehr den gegensalz zwi-
schen eberfleisch und mehlbrei. Walther meint : da dir sechs
zahne ausgeschlagen sind, so wirst du eberlleisch nicht kauen
können sondern dich mit mehlbrei begnügen müssen.
TRACHENBERG. Dr. AUG. GEYDER.
ZU 3IARIEN HIMMELFAHRT
zeitschr. 5, 515 — 564.
Die hs. hat v. 13 ein 22. zveier 77. zvei
284. virriet 394. von spatei^er hand am zu stark bc-
schiiittenen rande unter einander de(r,^) meh ir {b?)
wonach der im text ausgelnfsene vers leohl gelautet haben
sollte der da mehte ir l)vwen 408. einen sehr verblass-
ten strich durch doch 518. am rande, wie ich später
deutlicher erkannte, mugit wifsin vir war 522. ivden
574. vordem ?nit vor dorch rasur aus von 578. frovde
eincorrigiert 675. di haut 719. niman 741. mitten
morgen mit einem komma als zeichen der trennung zwi-
schen beiden zusammengeschriebenen Wörtern 873. iocli
{nicht ich) 895. sie 1059. kvnc 1069. bekome
1264. heija 1342. alleine 1411. es 1418. frovweten
1431. wahenes 1523. dike {vgl. 1647) 1531. dinis
1557. aireist {vgl. 1585) 1571. sie di 1572. con-
dvierten 1577. 1579. .\ . {vgl. 7) 1585. aireist
(vgl. 1557) 1617. cngel \c>\h. liht 1630. Iris
das ganze gedieht uiiifaj'st in dem hand.srliriftenbandr, dem
es angehört, die lagen IX — XII, Jede 10 blätter stark,
und von der luge XIII bl. 1 — 5. die ersten acht lagen
(s. 1—162) enthalten den in Adria?is mittheilungcn aus hss.
und seltenen druckwerken (Frankfurt a. m. 1846) s. 417
— 455 unter der benennung Salomonis hüs abgedruckte?!
allegorisch-mystischen tractat , mit welchem s. 105 — 138
der hs. die auch in einer tFiener hs. {Hoff'manns verz.
SPRUCHE VON HANS ROSENBLÜT. 167
s. 85, xxxvi) etilhaltene bezeichenvnge der heiligen inesseu *)
dann s. 138 — 148 eine erklärung des vaterunsers mit be-
trachtiüig übe?' dasselbe, endlich s. 148 — 162 ein zum
grasten theile roh gereimtes Zwiegespräch Christi und der
minnenden seele verbunden sind, das ganze gehört, wie
Marien himnielfahrt und die als läge XV — XIX d. i.
s. 277 — 368 beigebundene hs. des gedichtes der suudeii
widerslrit, der milteldeutschen spräche an, in welcher, wie
IFilh. Grimm im Athis s. \Q zeigt, nicht wenig gedichtet
wurde, die druckversehen bei Adrian lafse ich nach des-
sen Seitenzahl hier folgen-, (s ) 419, (z.) 25 lies fon (st.
for) 420, 20 kneht 421, 30 Die 426, 24 offe
sibeu 427, 27 wiegetane (vgl. 431, 28. 432, 21. 27.
438, 21) 428, 7 sinken 430, 16 mienin ich 432, 30 bo-
den dines 434, 9 shrift 20 vnshvlt 435, 19 libe
436, 16 shranke 437, 4 wi 440, 5 swaz [97] er
20 ovch 444, 30 alder werlde. 446, 9 vnde marla
12 stant 447, 25 danne singit 448, 1 vn 18 ivn-
geren alse 449, 28 vader riebe 451, 16 dise
452, 33 vingin 453, 1 gestochen (e in en aus i corri-
giert) 14 einin 21 miner 35 shelden
VVEIGANÜ.
•) vergl. auch bihtebuoch 75 ff. 'übri<^e»s hat die frivner hs.
Die vierden, ivo bei Adrian 450, 3 Die tritten, und schliefst ;«// ehlai-
nez dinch lazzent irren Amen, während in der GieJ's. hs. noch folgt
Die wierden [/. vierden] daz üiiil die vnsers herren iichamen virsma-
Lint vnde drof uiet in achtent. s. bei Adrian 450, 5. 0.
SPRÜCHK VON HANS ROSENBLÜT.
Der mit nr 1264 bezeichnete handschrij'tenband der
universilUtsbibliothek zu GieJ'sen vereinigt zwei völlig ver-
schiedene hss. in folio, eine deutsche und eine lateinische,
die nrn 502 und 503 der ehemaligen senckenbcrgschen
bibliothek. was jene erste hs. betrifft — denn sie altein
kann hier besprochen werden — , so mufs dieselbe früher
viel beträchtlicher gewesen sein; jetzt zählt sie nur noch
25 blätler ochsenkopj'papier*), und es fehlt sowohl der
*) der zwischen den hörnern emporsteigende slab ist von einer
schlänge umwunden und endigt in ein kreuz.
168 SPRÜCHE VON HANS ROSENBLUT.
onfang, als auch toie es scheint nicht wenig im innern.
aufserdeni sind von altef's her blatte?' verbunden und von
bl. 8 und 15 der länge nach stücke abgerifsen. ohne
zweifei bestand die ganze hs. aus einer Sammlung von
Sprüchen d. h. gedichtefi zum vorlesen (vergl. zeitschr.
8, 508). die, welche in jenen 25 blättern vorliegen, sind
meist, oder vielleicht alle bis auf einen, nämlich den
Spruch von aiuem rilter mit den nussen bl. 16^, von Hans
Rosenblut, bei einem (X.) zeigt dies der name im schlufs-
verse, bei andern (V. VI. IX.) in diesem der reim auf -üt,
-ut, hinter welchem der Schreiber d. h. der dichter seinen
nameu neckisch versteckt, und bei den übrigen, in denen
der schlufs nichts in beziehung des dichters kund giebt,
Rosenbluts geist und weise, auch ßnden sich mehrere un-
serer spräche (V. VI. X. XI. XII und vielleicht IX) in
der Dresdener hs. tvelche erzählungen dieses dichters
ejithält (s. V. d. Hagens Ut. grund. 364 ff.^. die schrift
der hs. , welche noch in das i5e j'h. gehört, ist sauber
und deutlich, und die v er sz eilen , deren fast jede volle
Seite 32 zählt, sind abgesetzt, der aifangsbuchstabe eines
jeden Spruches nimmt die höhe von 4 Zeilen ein, die des-
halb eingerückt wurden ^ aber er ist nicht überall einge-
zeichnet, wo er sich findet, ist er roth, wie die Über-
schriften, von welchen übrigens auch einige fehlen, den
atfangsbuchstaben der verszeile zeichnet jedesmal ein rother
strich aus. einzelne ivenige fehlende verse, deren stelle
leer gelafsen ist, unterbrechen in I. II. XII {bl. 24'').
bl. V begiiint mit einer er Zählung (I)
Ich wolt ee peleln mit Ir gan
Aber sprach der alt man
War ich als Jungk als du pisl
V nd biet ain l'rawen als die ist
Mich hat das alter nyder truckt
Vnd die Jugent hin gezuckt
V^nd acht solichs dinges nit mer
Aber solich wird vnd err
Als ich hör von Ireni leben
Iliet ich mich dennoch ainst crgebeji
Ich lies got sein hymelreich
SPRÜCHE VON HANS ROSENBLUT. 169
Vnd dienl der fraweu ewigkleych u. s. tc.
schlufs hl. 2*. Damit gab er [der alt miui\ mir sein Imit
Viid pol mir seinen segen nach
Mir was wider haim Jach
Vnd eilt vast aus dem wald
Nun secht auf Jung vnd alt
Wer mein frawen gern kenneu wel
So merckt ain gut gesel
An welicher die stuck alle sein
Die ist die selbig die ich da main
Die stelle der Überschrift von II. ist leer gelafsen.
wahrscheinlich sollte diese zugleich mit dem anfangsbuch-
staben (Z) eingeschrieben iverde7i. die er Zählung be-
ginnt bl. V^
V einen zeiten es geschach
Das ich zwo frawen sitzen sach
Die retten von ainem geseleu gut
Die ain sprach er gibt mir niut
Vor allem das auf erdreich lebt
Mein hertz in gantzen frevvden swebt
Wan ich von Im reden sol
So pin ich aller frewden vol
Wan ich wais wol auf meinen aid
Das ich Im lieb mit Stattigkait
Vor aller werlt dem ist also
An In so mag ich nie werden fro
Das red ich wol an alles nayn
Die ander sprach gespil mein u. s. w,
schlufs bl. 5*
Nun musen wir vns schaiden
Got geh euch hail paiden
Vnd das dir ward zu tail
Frewd vnd ere vnd darzu hail
Des selben ich von hertzen ger
Das mich der Der pet gewer
Der da almechtig ist
Wan er vns mit seine list
Kan macheu all frewden reich
Mit seiner genaden himelreich
170 SPRUCHE VON HANS ROSENBLÜT.
Dar zu so geb er sein gewalt
Vnd mach vns alle an frewden alt
Bei III. verhält es sich mit der Überschrift und dem
anfan^shuchstaben (I) xvie bei II.
nnjang b/. 5".
CH lag ains nachts In ainem Iraiini
Da hei mich der sorgen säum
Gar swärlich über laden
Vast mit wachsen vnd*)
Da mich grose trew zu pracht
0 wie oft ich mir gedacht
Was hat mein fraw an mir getan
Wil sy mich nit geniessen lan
Das ich Ir ye was gerecht
Mit trevven zwar Ir aigner knecht
Vnd wil auch nymer an Ir prechen
[bl. Ö**.] Was wil sy dan an mir rechen u. s. iv.
nach bl. 5 ist offenbar eine lücke , doch fehlt vermutlich
7iur ein blatt. jenes schliefst
Da er haymlich pey mir was
Des ich in hertzen nye vergas
Wir wollen gar sicher seyn
und bl. 6" beginnt
Vngemelt vnd vngehort
Vn vnuerschrolen an ewrn ern
Also wolt ich euch puelschal't lern
Das ir lang peyn frewden belibt
Vnd irs in solicher mas tribt
Ist ainer sunst ain pider man u. s. w.
schlufs der erz'dhlung bl. 7''
Gol tue alle die hassen
Die von frawen übel yehen
Vnd las in nymer wol geschehen
Des wünsch ich in frue und spat
Damit die red ain end hat
IV, ein krieg d. h. Wettstreit zwischen herlz vml mund,
beginnt ohne Überschrift und deti anfangsbuchstaben (I)
mit dem stark versldmmelten bl. 8
') lies Vasl mit waschen vnd paden
SPRÜCHE VON HANS ROSENBLUT. 171
CH ka(m)
Da hertz
Vesligklich
Der niund
Gelegt das gar v
Darurab du wol u. s. w.
der schlufs höchst wahrscheinlich auf der ersten seite des
verlornen blattes nach hl. 11, welches letzte endigt
Ob er [der rnund] darnach nicht wer crmant
Vnd er der rainen ain tail tet kuut
Des das hertz da pat den mundt
Des wais. ich nit got geh In hail
Vnd das in paiden werd zulail
Der frawen trost für sendes laid
Des wünsch ich In mit stätigkait
Vnd lieblich zwischen Ir paider see
Vnd in In gantzen frewden erge
Als ich des selben von hertzen ger
Vnd ir paider frewd sich nier
V, übei^schrieben Ain schöner spruch von aineni Edlman
mit dem hasgeyr*) (in der Dresdn. hs. die 2Ge ///•), be-
ginnt bl. 12"
In Edelnian der hette ain Weib
Die zoch auf hoffart Iren leib
Mit nianichem kosperlichem klaidt
Dar Innen sy oft spaciren rait
Zu stechen hoflirn vnd tentzen
Dartzu konl sy sich wol aus sprenlzen
Wan sy helte ain guten man //. s. w.
ist fortgesetzt auf dem nicht sehr verstümmelten hl. 15
und endigt hl. 16'"
Also geschach disem Edelmau
Wer pulen wol der gedencke daran
Das er ain volle laschen hab
Er ist anders darumb schab ab
Nun hat die abentewr ain ende
Wer kaull'en wolle aus lerer hende
Der krencket sein synn vnd sein gfemul
*) d. i. geicr der auf den hasen stufst, vultur leporariiis.
Ai
172 SPRUCHE VON HANS ROSENBLUT.
So list vns der Schreiber wol geniut
VI, ohne Überschrift und den anfangsbuchstaben (E),
ist nr 12 in der Dresdn. hs.: von dem knecht im garten,
der Bamberger druck von 1493 , wo das gedieht die aiif-
schrift von dem man im garten führt, findet sich wieder-
holt in Bragur 5, 1, 87 — 96 und daraus in Göze?is Hans
Sachs 3, 170—177. anfang bl. 13^
In Reicher man der helle ain knecht
Der dint Im manig gar recht
Bis auf ain stundt vnd auf ain zeyt
Gar slarck er vmb sein frawen freyt
Er kam an sy mit grosser pet
Das sy seinen willen Ihet u. s. w.
bl. lA^ endigt mit
Sy sprach gelaubst du meinen worlen nicht 120
So geiaub pas deinem gesicht
Stee auf vnd leg mein klayder an
Vnd stelle dich in weibliche person
Vnd gee hinab in den garten schir
Vnd ihue desgleichen sam du zu mir*) 125
das übrige, ein blatt , fehlt bis auf die 4 schlufszeilen,
mit welchen ein verbundenes blatt, bl. 12, anfäfigt
Das weib langet über In
Nun hat ain ende diser sin
Got alle frome frawen vnd man behuet
So lisl vns der schreiber wol gemuet**)
VII, Ain schöner Spruch von ainem Riller mit den
nussen findet sich auch in einer Wiener {Hoffmanns verz.
s. 95, xxi) und einer Dresdener hs. {v. d. Hagens lit.
grundr. 326). hier bl. 16'' ?iur die ersten 22 verse ; das
übrige, welches nach de?i unten stehende?i worten 3 bleller
herumb verbunden war, fehlt.
anfang [M]An sol den Frawen sprechen gut
Er ist salig wer das thul
Doch kunnen sy zu zeylen vil
Ich wil euch sagen ain hubschs spii
Das soll ir haben für vngelogen
*) 214. 125 fehlen in Bragur und bei Göz.
") in Bragur und bei Göz Das hat gcdicbl Hans Rosenblut!
SPRUCHE VON HANS ROSENBLUT. 173
Wie ain Ritter ward betrogen u. s. w.
V. 22. Dye achteten des wirts nil Zu der missetat
VIII sind die letzten 48 vej^se eines schwanks. bl. 17*
begin?it
Er*) ist ain stoltzer Ritter Frey
Er lag mir Newlicli gar naiienl bey
Ir seyl mir zu frue komen
Das hat vns der frewden vil benomen
schbtfs bl. \1^
Do sy den gast also beschied
Do sawmbt er sich des wegs nit
Vnd ging als pald dohin
Aus der kemnatten von In
In gedaucht Im wer gar wol gelungen
Das er also dauon was gesprungen
IX ist Ain schöner Spruch von aine Edlman mit der
Wolfsgrueben , dei^ mit nr 25 der Dresdn. hs. 'von dem
edelmann uiid dem pf äffen' stimmen könnte, hier nur die
ersten 11 verse bL 17''; alles übrige verloren, wenn ?iicht
in dem bruchstück bl. 18 noch die letzten 57 verse er-
halten sind.
anfang [N]Vn schweyget so wil ich heben an
Aber ain kurtzweil von ainem Edelman
Wie in sein weib wolt elTen vnd Ihörn
Als ir hernach wol werdet hörn
Auf ainer vesten er do sas
Sein fraw sich haymlich des vermas
Das sy ainem plairen zu Ir zilt
Dem wolt sy leihen Iren schilt u. s. w.
bl. 18' beginnt Drey menschen vnd ain wildes thier
schlufs bl. 18''
Damit sy Verliesen Ir eren ain krau
Die den frawen ist berait
Bey got dort in der ewigkait
Da helf vns gel hin mit seiner gut
Sagt der Schreiber den Got behut
X. Ain schöner sproch von ainem farenden schuler (s.
nr 23 in der Dresdn. hs.)
') Er? das blatt hat hier eine schadhafte stelle vielleicht Hie
174 SPRUCHE VON HANS ROSENBLUT.
anfang hl. 18''
H
Ort hie aiu clugen list
Wye ainsteu aim geschehen ist
Ain farender schuler was er genant
Hübsch abentewr wurden Im bekant
Zu aym pawern er eindrat
Die frawen vmb die herberg pat u. s. zv.
Schluß bl. 21''
Sy lebten wol die ganlzen nacht
Vil kurtweil er dem pawern macht
Des morgens gunde er von Im schaiden
Er dancket Im vnd Ir in baiden
So sere aus allen seinem gemut
Also hat getichtet Hans Rosenplut
XI. Ain schöner spruch von aim Thumbrobst von Wirtz-
purgk vnd aym maier {s. nr 21 in der Dresdn. hs.). anfang'
bl. 21'' -^-^yOlt Ir schweigen vnd belagen
Ain abentewr wil ich euch sasen
w
Die spricht von ainem klugen man
Der abenlewer souil began
Zu wirlzpurgk was er da haymen
Was fliegen mocht oder schwaymen
Das kont er malen oder schuytzen n. s. w.
schlufs bl. 23''
Der Maler was ain frumer man
Er trüge die hundert pfundl hindan
Er kam haym tzu der frawen
Vnd lies Sy das gelt anschawen
Er gap Irs dar in Iren geern*)
Noch plaib die fraw bey Iren Eren
XII. Ain Spiegl mit dem bech ain spruch (.v. 7ir. 24
i d. Dresdn. hs.). anfang bl. 23''
-N ainem dorl" sals ain man
Als ich hieuor vernomen hau
Der het ain dicrn vnd ain knecht
-Zu dinst warn sy Im gerecht
Der knecht was genant heroll
Er het die Mayd ym hertzen holt //. .v. ir.
') I. geren
I
DIE DEUTSCHE WASSERHÖLLE. 175
schlufs bl. 25'^
Nun wolt ich das alle hawsdiern hellen
Ain solichen Sin vnd auch also teilen
Wen sy die puben vnd die läppen
Allzeit also wollen helappen
Das sy in also konlen schern
So belib maniche diern bei Ern
Die Susi Izuschanden wirt den leuten
Nicht nicr vvil ich euch bedeuten
Das haisl der Spiegel mit dem pech
Herre Got kain siinde an vnser Selc gerech
hierunter setzt der Schreiber der hs. in rother schrift nur
noch Ain schöner spruch von aym sludenlen zu Brag etc,
oh?ie das gedieht selbst mitz-ul heilen, ermüdet scheint er
andeuten zu ivollen, dafs in der hs., ivetcke seiner Samm-
lung- zu gründe liegt, dies und noch anderes Jolge, er
aber Jilr jetzt abschliejse.
WEIGAND.
DIE DEUTSCHE VVASSERHOLLE.
Zwiefache zustände der abgeschiedenen sind nach den
Zeugnissen der älteren Edda für das nordische heidcntluun
nicht zu leugnen, ein ausschliefsliches stralleben ist die düs-
tere Wohnung bei Hei durchaus nicht f sie hat an ihren Ihä-
lern, bergen und nianigfalligen strömen in der liefe viel fried-
liche Ställen für menschen, zwerge und riesen , und zu ihr
gelangen ja alle die in ruhigem aller verschieden und die
durch krankheit oder sonst wehrlos dahingerall'l sind, eben
so sicher aber isl es alte, nicht erst durch das christenllium
aufgetragene ansieht, dafs es da unten auch qualorle gebe
für die bösesten der übelthäter. diese erwartet nach den
aussprüchen der Vala in den nördliclislen tiefen ein sclilan-
gensaal, ebenda der drache Nidhöggr und der woll , östlich
aber in den giftthälern der mit schlämm und schwerlern
flielsende slrom Slipr, der ohne zweifei gemeint oder doch
begriffen ist unter den schweren strömen , die jene vei-
brecher waten müfsen. in einem der heldensaglichen lieder
176 DIE DEUTSCHE WASSERHOLLE.
heifst der peinliche fliifs Yadgelmir, in der jüngeren Edda
führt der schlimmste den namen Hvergelmir, es mögen im-
merhin mehrere strafflüfse gedacht worden sein ; am stärk-
sten hat der name Slipr selbst in der spräche wurzel ge-
schlagen, wie schon angedeutet ist bei dem früher gegebenen
beweis, dafs die wafserslrafen der nordischen unterweit nicht
erst durch christlichen einflufs hinein gekommen seien*).
Fraglich kann nur sein , ob irgend etwas davon auch
deutsche Vorstellung gewesen sei , um so mehr da die so
manche erinnerungen aus dem heidenthum aufbewahrenden
sagen und mährchen, wo sie von den tiefen der brunnen und
seen aus einige weitere blicke in die Unterwelt eröifnen, nur
grüne lachende wiesen, reiche säle und andre friedliche und
freundliche wohnstätten zeigen, sehr befremden könnte gleich-
wohl ein früher Untergang des gedankens an einen finstern
flufs des abgrunds eben nicht, da man es als eine erste an-
gelegenheit der einführer dos christenthums betrachten mufs,
vor allem in himmel und hölle reinen haushält zu machen ;
und wirklich wurde das mittelalter hindurch kaum eine lehre
mehr getrieben als die vom gericht und der feuerhölle.
hielten sich aber spuren unterweltlicher grauen in alter form,
so darf man sie wohl nicht gerade dem mährchen abverlangen,
welches überhaupt nur besonders die heiteren erinnerungen
aus der alten weit in seine kreise schlofs. der verfafser die-
ser Zeilen unternahm es jene spuren in der alten spräche, wie
sie schon angedeutet sind, weiter zu verfolgen und solche in
den Schriften von und über mittelalterliche visionäre aufzu-
suchen , deren eingebungen immer aus bereits im volk vor-
handncn biblischen oder paganen volksmäfsigen ideen zu er-
klären sind.
Erwarten liefs sich dafs auch unsere iieidnischen vor-
väler strafzustände, sei es nun nah oder fern nach dem tode,
gegenüber den lolmzuständen angenommen haben, da dies
*) zcitsclir. 7, 305 — 314. die jüngere Edda hat giftflüfse, in
denen die eidbrüchigen und uieuchelmörder waten niüfsen, entspringend
vom Schlangensaal, s. 75 ; es kann ihr schweigen vom Slithr an dieser
stelle, wo es im Hvergelmir am schlimmsten genannt wird, nichts ver-
schlagen, da sie höchst ungenau comhiniert, «ie s. 4 zeigt, und da sie
den Slithr doch dort unter den fiül'sen der unterwell namhaft macht.
DIE DEUTSCHE WASSERHÜLLE. 177
auf einem elliischeu trieb bcruhl, der nur einem ganz rohen,
nur blinde naturmächle , noch nicht zugleich geistige götter
verehrenden heidenthum, oder einem solclien das das sein in
der unterweit überhaupt nicht weiter ausdenkt, würde von
vorn herein abzusprechen sein, nun haben aber die gothi-
schen und sächsischen Völkerschaften ganz sicher, wohl auch
die mebrzahl der hochdeulscben stamme, jene zweite stufe
des Polytheismus erreicht , die in der ankunft Vodans , Thu-
nars, Baldars und andrer der Ansen sich mythisch ausge-
sprochen hat ; dabei wird der überall wenn auch nicht grund-
böse doch gegensätzliche Loki mit dem gefolge seiner ver-
derblichen unterweltlichen mächte nicht gefehlt haben. Völ-
ker die zu Vodan beteten , und um das fortleben und forl-
kämpfen der beiden als einer auswahl von treuen im kämpfe
wüsten, werden auch das wifsen um endliche ahndung der
untreue an den meineidigen und mordwölfeu gehabt haben,
auch der im deutschen heidenthum schon stark ausgebildete
rechtssinn führt auf diese annähme, die verbrechen, denen
jener nordische mythus sichere strafe im endgeschick zu-
spricht, sind nur solche welche ihrer natur nach höchst selten
mit vollen beweisen zur abbüfsung oder vor menschliches ge-
richt zur strafe gezogen werden können ; ein volksbewust-
sein welches sonst so gründlich den zurückfall der bösen
that auf den urhcber wollte, kann ihn für diese schwersten
rechtsbrüche selbst im fall der bufsabfindung mit den men-
schen noch schwerer erwartet haben. auch die nordische
form der ahndung, eine wafserstrafe, lag deutschen stänunen
nahe genug von der oberweit auf die unterweit zu ü'her-
tragen, da von aufang an für das äufserste von unw iirdig-
kcit nach Tacitus die sumpflauchc, einheimisch war, und da,
wie Grimm gezeigt hat, als bürgerliche strafarten bei den
Deulsclien nicht nur einfaches inswafserwerfen, sondern auch
ausgesuchtere strafen im wafser, wie in Sachsen das sacken,
zum iheil sehr lange fort beslandeii. dafs luin das an sich
wahrscheinliche bei ihnen wirklich vorhanden vvai", dafür wird
sich das folgende geltend machen lafsen.
Zunächst bietet sich die auffallende sjirachliche erschei-
nung dar, dals wie von dem nanien des nt)rdis('lHMi straf-
flufses Slipr ein altes sehr bald aufgegebenes beiwort .v///>/-,
Z. P. D. A. IX. 12
178 DIE DEUTSCHE WASSERHOLLE.
slipj'itg, sliprloga für schauerlich, gräfslich oder höllisch ent-
stand, so im gothischen und in den sächsischen dialecten früh
untergegangene adjectiva desselben Stamms, nur ohne die ab-
leitung mit R, vorhanden sind, welche keinen weiteren sprofs
der Wurzel neben sich haben woraus sie könnten erklärt
werden, welche aber an derselben übertragenen bedeutung
llieil haben: das goth. sia/p/s, das ags. sliße und sHpen, das
alts. slfpi (und slidi) lalsen auf einen Slipi goth. SIeips
in der unterweit schliefsen, wie slip?' und s/ipjf^ng- auf Slipr,
wie ovvyiQog auf 2tv'^ hinweist. *) der gleiche gebrauch
jener adjectiva für das schauerliche und grausige kann nicht
verkannt werden: wie die ausführungen der räche am eignen
fleisch und blut in der Edda hefndir slifirar ok särar heifsen,
so sind von Ulphilas die schauervollen jähre der letzten Zei-
ten sleidjai 2 Tim. 3, 1 genannt, und wird von Cynevulf an
des heilands tödtung erinnert mit nn pa slipan tid El. 856,
und an den ersten Ursprung des bösen und des Übels mit on
pa slipnan tid Cod. Ex. 161, 27; Avie im nordischen ein
grausiger mörderischer kämpf senna slip)7ifengligüst hiefs, so
ist das sverdbealo sUpjen B. 2287 und gedenkt man slidra
geslyhta 4791; sUprra säcce C. Ex. 384, 14; so ist der
mörderische Herodes slidmöd, slidwwdi im Heliand ; wie im
altnordischen der eher als s/ipri^gta//m erschien, so den Angel-
sachsen als slipherde deor C. Ex. 344, 22. einmal steht
es im gotliischen auch als beschreibung der dämonischen
Matth. 8, 28 für gefährlich.
Ebenfalls gleich ist das frühe erlöschen des Wortes, wo
es das iiöllisch grausende bedeutete und somit heidnischen
geruch hatte, im altnordischen habe ich es aufser der altern
Edda nur in der stelle eines ungenannten alten Skalden siglur
sUprdükadar Sn. E. 161 und bei dem noch im heidenlhum
gebildeten Thiodolf von Hvin gefunden, der Haustl. 2, 6 vom
riesen sagt, er habe slidrloga geschlungen; spätere dichter
und die gesammte prosa brauciien es so wenig — ein com-
positum sliprluigar hat noch Arnor um 1046 einmal Sn. E.
95 — dafs es liiörn Halderson nicht einmal in sein lexicon
aufnahm, früher abslract geworden war es im gothischeu,
*) im hoclid. wäre sUdi zu erwarten gewesen , ein slithic fiodet
sieb Dur noch in flössen, den reiclieabachischen und keronischen.
DIE DEUTSCHE WASSERHOLLE. 179
wo auch ein Substantiv und ein verbum daraus entstand, alles
für Ulphilas unanstöfsig. die Angelsachsen, soweit ich sehe,
haben es nur bis ins 8e Jahrhundert; es findet sich aulser
dem Beov. nur im Exeterbuch, besonders bei Cynevulf, und
im alliterierenden theil der psalmen, der weit älter ist als
der prosaische, und einmal im Cädmon*); dagejjen bei Alfred
nicht mehr, noch weniger bei Alfric. im alts. ist es nur
noch im 9n Jahrhundert nachweislich. der verfafser des
Heliand gebraucht das wort nur von bestimmten besonders
strafwürdigen Sinnesarten und handlungen, namentlich von
mordlust; den kindermörder Herodes nennt er stets sUduiir-
dcan ku7iing 16, 20, oder slidmöd 19, 7. 21, 13. ebenso
die Juden, die nach des herren blut dürsten 113, 8. 130, 10.
136, 17. 169, 22, ihre herzen sind slipi hugi 169, 10; am
tage des weltgericiits wird jeder gern menes tomig, slidero
sacono 80, 7 sein wollen, mit men aber steht sonst mord-
werk 82, 24 zusammen; den stein gegen die ehebrecherin
soll aufheben wer von ihren ankliigern äno slidearo sundeon
ist 118, 15. in keinem dialect gibt es ein gleichstammiges
verbum daneben, womit auf eine sinnliche bedeutung zu kom-
men wäre, das ags. slidan, släd , slideti , was wie das
engl, to slide, schnell gleiten, entgleiten, fallen bedeutet
hat, niufs fern gehalten werden, so passend es auch für einen
flufsnamen wäre, da bei aller Schwankung des inlautenden J»
in d , doch im n. pr. und adjcctiv die Schreibung mit {) die
herschende ist. es kommt auch hier nur darauf an, das Ver-
hältnis der beiden zu bestimmen, nun ist nicht anzunehmen,
dafs der flufs Slipr von dem angeführten adj. der grausame
gräfsliche benannt worden ; solche abstracte benennung wäre
gegen alle analogie ebensowohl der unterirdischen als der
oberweltlichen flufsnamen, die vielmehr eine sinnliche eigen-
schaft des flufses oder das fliefscn, gehen, rinnen, wallen,
rauschen selbst bezeichnen; man hat nur die wähl eine bei-
den als unabhängigen ableitungen gemeinsame sinnliche grund-
bedeutung anzunehmen , wozu man durchaus keinen anhält
hat, oder zu gestehen, die abslracten bedeutungen sind von
der untcrwelilichcn örilichkeit entsprungen, wie Gtvyf^onQ,
stygius und unser als adv. schon nur steigernd gewordenes
') eine zusammenslcllung in Boulerncks glossar s. 250.
12*
180 DIE DEUTSCHE WASSERHOLLE.
höllisch, und wie auf sehr vielen punclen innerlialb des ger-
manischen appcllalive bedeutiingen aus mythischen eigen-
namen hervorgegangen sind, der name Slipr selbst enthält
wohl zwei mittel der ableilung, so dal's nur sli aus slihn?i
oder slicnn wurzelliaft ist; in diesem fall ist ahd. sleo, sle-
wcs ags. slär nord. sliär (hmgsam, stumpf) zur erklärung zu
ziehen, denn dafs dies wort, was goth. slaivs heifsen würde,
auch auf stumpfen langsamen flufs übertragen wurde, beweist
sli-in (schleim): schwerlich hat es wirklich ein nord. sächs.
filifian , sh-if) gegeben; dafür liefse sich sicher nicht das nord.
sliitra ( langsarakeit, trägheit*) anführen: von dortlier aber
gelangt man zu einer grundanschauung die vortrefflich zu der
arl des sumpfigen schlammigen langsam fliefsenden mylhi-
sihen flufses stimmt, nicht aber zu den abstracten bedeutun-
gen gräfslich, grauenhaft, mörderisch, schädlich, strafe.**)
ob sich nicht irgendwo noch ein flufs oder eine an einem
wafser gelegene Stadt mit dem namen jenes dunkeln Walsers
der unterweit finden sollte? kann das durch den geschicht-
schreiber Sleidauus berühmte Schieiden an der Oleff in der
Eifel verglichen werden ? die Schlei bei Schleswig hiefs sonst
Slia; die bedeutung ist mir unbekannt, wenigstens in der
Wurzel verwandt mit Sli-par scheint das in ags. Urkunden
nicht seltene sloh für lache, Schlund oder sumpf, entsprechend
dem heutigen slovgh z. b. pät füle sloh Dipl. ni, 406 auch
382. genug jener flufsname ist ohne sinnlicher anschauung
zu erklären , und sein Vorhandensein auch stets da wahr-
scheinlich wo das abstracterc adjectiv war.
Dazu kommen nun bilder und ausdrücke in nordsächsi-
schen alten schriften, welche an den eddischen strafflufs zum
') dieses ist, wie B. Halderson riclitig angiebt, die gewöhnlicLe
abweichung für slinnra {ulinthra ; sliiini ist ein träger; slindiiilegr wie
slid/iriifegr steht für langsam , trag. -- ein andres im nord. sehr ge-
wöhnliches wort slidluir f. pl. scheide, mit den zusstzgen slidhra-
v'öndr sli'dhrlogi der scheide flamme Kräk. 12 sli'dhra fhoin eb. 7 kann
nicht hierher gezogen werden ; der pl. weist auf die in der scheide
verbundenen zwei slücke hin , und bedeutet auch streifen , blätter,
platten, also das geglättete stück, sei es leder oder metall, gehört ."-o-
mit zu sli'dan gleiten.
**) eine ableilung des sl/d/ie aus dem indischen s. bei ßouferwek
H. a. o.
DIE DEUTSCHE WASSERHÖLLE. 181
llieil hell und deutlich erinnern , und deren zeugnis man bei
dem lungern haften heidnischer erinncrungen im norden nicht
brechen kann durch den einwand dals sie aus christlichen
Jahrhunderten sind, niedergeschrieben von Christen.
Das merkwürdigste Zeugnis ist die visio Godeschalci in
Leibnitz Script, reruni Brunsvic. , welche ich hier, um ihr
gewicht aufzuweisen, so weit vorführe als sie Leibnitz aus
seiner handschrift ausgezogen hat; es ist zu bedauern dals
er meist nur überschrillen der einzelnen abschnitte, nicht die
ganze ausfiihrung gegeben hat. als Heinrich der löwe nach
kurzem aufenthalt in England 1188 aus seiner Verbannung
zurückkehrte um das nördliche Sachsen wieder einzunehmen,
und die bewohner Holsteins aufgefordert wurden ihm beizu-
slehn , kam gezwungen auch Godskalk, ein bauer aus Hor-
chen , eine meile von Neuniünstcr, angewiesen zu arbeiten
bei der belagerung des schlofses Segeberg, er wurde krank
und gerieth in einen fünf tage anhaltenden ekstatischen zu-
stand, während dessen er seinen leib für todt erklärte, nur
seine seele lebe und schaue übersinnliche dinge, das gesiebt
stellt gute und böse auf einer Wanderung dar, bei der die
letzten besonders viererlei strafleiden treffen bis sie zu den
feuerstrafen gelangen, die erste anschauung Godskalks ist
eine linde voll schuhe , für die welche durch das verderben
unverletzt hindurch gehen sollen , ein engel auf der linde
tiieilt sie aus (c. 3). er selbst mufs mit hundert und zwanzig
andern den ersten strafort durchwandern, eine gegend voll
dornen und disteln, die seine blofsen fiifse ganz durchstechen
(c. 7), ein engel geht zur linde und bringt ihm schuhe (c. 8),
dann eine collatio iuslorum et miserorum (c. 9), hierauf folgt
c. 10 de poena aquac, et dujdici periculo eins, ßumus evdX.,
JVvrois aciebus repletus , quem transiie oportebal; c. II de
consolatione et ratione consolationis iustorum. ligna natantia
sponle ad litus appulsa eos recipicbant, alque inter eos Go-
descalcum ; c. 12 de pocna iniquorum. hos Humen transi-
luros acies illae conscindebant et carne [»rivabant; c. 13 de
reslauratione et separatione punitorum et de processione par-
lis utriusque; c. 14 de trivio c. 15 de poena aeris foetidi
et baratro viae ad sinistram ; c. 1(5 de via dextra ad collem
elevala ; c. 20 de poena ignis : hier nun brennt den dieben
182 DIE DEUTSCHE WASSERHOLLE.
die liaiic], den schwelgern der bauch, einigen der ganze leib,
ganz nach der sonstigen ausraahlung der höllischen feuer-
strafen, aufgezeichnet ist das zwar von einem geistlichen,
dem pfarrer von Neumünster, der Godskalk 1190 vernahm,
da dieser in seine parochie gehörte, doch wird niemand im
ernst behaupten , der pfarrer habe die wafserstrafen aus der
Edda Saemunds (f 1133) erst hineingetragen, oder gar dafs
der kränkliche bauer seine anschauungen aus früher gelese-
nen büchern und zwar aus bekanntschaft mit den gegenwär-
tigen schriftlichen eddaliedern erhalten habe , die bis ins
16e jahrh. niemand gekannt hat. das volksmäfsige der Vi-
sion, bei welcher sich offenbar christliche und heidnische an-
schauungen und erinnerungen gemischt haben, springt in die
äugen, die Wanderung fängt von der linde an ; die linde,
die dornige distelheide, das waten durch den flufs, die sich
selbst nach dem ufer lenkenden flölse, der kreuzweg endlich,
wo gut und bös auseinandergeht, das sind echt deutsche
züge , durchaus nicht der christlichen Überlieferung ange-
schlofsene ; die schuhe für die Wanderschaft nach den unter-
welllicheu gegendeu erinnern an den todtenschuii {helskö)
womit die Nordländer den abgeschiedenen versahen, der flufs
endlich mit den eisernen spitseri oder Schwertern (acies),
welche den bösen, die ilin durchwaten raüfsen, den leib zer-
fleischen , gleicht völlig dem Sli[)r, der nach dem Kopenh.
cod. der Vol. 33 saiirom. ok sveräom flols, wofür der Stock-
holmer die unmythische verflachung giebt sain'om ok si'er-
dum, mit rasenstücken. schon Finn JMagnusen hat richtig
den slrafllufs Indiens der mit schmutz und schwerlern fliefsl,
im lex. mythol. verglichen; der nordische ziig von dem stin-
kenden kolh des Walsers ist in unsrer darslellung nur ver-
sprengt in die poena aeris foelidi, und diesen höUengeruch
der inl'ernalen mächle kennen unsere volkssagen noch voll-
kommen.
Waren nun sitlche vorslellunjren von wafserstrafen der
Unterwelt dem nordsärlisichen volke noch neben den christ-
lichen gangbar, so darf man hier auch erinnerungen daran in
ausdrücken annehmen die zunächst eine andere anwendung
haben, solche linde ich bei dem unter allen bibeldichtern
am meisten in volksmäfsiger darslellung sich hallenden dichter
DIE DEUTSCHE WASSERHOLLE. 183
des Heljand; er hat nicht nur feuerstrafe, sondern auch
wafserslrafe in alliterierenden zum theil sehr alten Ibrnieln.
so in dem von Noahs flut gebrauchten ausdruck ina ncrida
g'od . . will pes ßudes fann 133, 9, ein wort das sonst nur
von der höllenstrafe vorkommt: y>/;Y/ kiosan an fiures farm
75, 10. wie diese nun herschend hclliwitl oder einlach xviti
heilst, so findet sich auch umteres uiiti und zwar in einer
stelle wo man nicht wie bei der flut eine christliche straf-
vorstellung darin finden kann : Petrus der auf den wellen
gehen soll, gerufen vom lierrn , fürchtet das wafser, tho
sprac imu en pero manno angegin obar bord scipes , bar-
wirdf'g gmno, Petrus pe gudo, ni weide pine poloji uuatares
uuiti: cf pu it waldaiid is . . . 90, man darf in solchen alli-
terierenden formein um so wahrscheinlicher reste von heid-
nischen erinnerungen sehen, da im Heljand bei Schilderung
der unterweit noch mehr des alten begegnet, namentlich die
düstern thäler 65, 9, das tiefe thal des todes 157, 22 im
vergleich mit den neun nachte zeit kostenden dunkeln und
tiefen ihälern durch die Ilermodr zur unterweit reitet nach
Snorras edda , und die zorngesinnungen die die bösen da
mil zahnen beifsen , thar sie iro tarn manag tandon bilad
65, 10, wobei die eddischen schreckbilder , nidhöggr und
wolf, noch nicht ganz der sinnlichen lebendigkeit entkleidet,
ins innere versetzt sind.
Man sieht leicht wie, nachdem die unterweit ganz zu
einem strafort geworden war, in der christlichen anschauung
von der eigentlichen höllc kein räum mehr für einen unter-
irdischen flufs bleiben konnte, da dem höllischen feuer kein
tropfen beiwohnen durfte (Mallh. 16, 24); daher rückte das
waiser entweder in eine vorhölle , \\ic in Godskalks vision,
oder, das kommt auch vor, es wird n;»mentlicli ein trübes,
vielleicht übel dunstendes wafser, wie es in höhlen, wäldern
und moorländern nicht selten ist, als eingang zur unterweit
(feuerhölle) vorgestellt; auch in solchen fallen darf man forl-
\\iikendes heidentlmm annehmen. von belegen dazu sind
mir nächst einer italienischen sage auch einige isländische,
englische und deutsche zur band, bei Putcoli ist ein see
mit dunkelm verderblichem wafser. ein bischof Johannes von
Puleoli, so erzählt Gervasius Tilberiensis in seinen Olia im-
184 DIE DEUTSCHE WASSERHOLLE.
perialia*), hörte einst in der gegend viele klägliche stimmen ;
er machte das wafser durch darauf ausgegofsenes feines öl
ganz durchsichtig, da sah er unter dem wafser eherne thore
und riegel und erkannte daran die pforten der unterweit. —
eine aus dem ersten christlichen Jahrhundert Islands herriih^
rende sage erzählt dafs in der Brianschlacht 1014 ein schon
zweimal seiner sünden wegen in Rom gewesner gefolgsmann
des orkadischen jarls, Hrafn der rolhe, in einen ßufs gedrängt
wird, der übrigens nicht näher beschrieben wird; da schien er
sich die höllischen quälen {hclwitis kvalar inidri) in der tiefe
zu sehen und wie die teufel ihn zu sich reifsen wollten; er ruft
den h. Petrus an, gelobt eine dritte romfahrt und kommt
glücklich hinüber, so die Nialsaga c. 148, die im anlang
des 12n jh. aufgezeichnet ist. an der südlichen seile des
jetzt erloschenen und sehr eingesunknen vulkanischen Krabla
in der nähe von Myvatn, so erzählt Eggert Olafson**), lie-
gen zwei stinkende seen, die ihn nicht unbekannt werden
lafsen ; diese seen nennt man inte, abgekürzt aus helvite,
welches die hölle bedeutet, woran ohne zv.eifel ein alter
aberglaube schuld ist.
Viel trugen sich mit visionen vom fcgefeuer oder viel-
mehr vom reinigungsort , denn nicht allemal ist nur feuer
darin, und von der hölle die Angelsachsen, in den schon
von Beda erzählten gesiebten des than Drihthelm , der nach
seiner im Scheintod empfangenen Offenbarung ins kloster
Mailros gieng, hat der vororl 'n\ einem breiten tiefen thale'
feuer zur einen und hagel und kälte zur andern seite , die
feuerkugeln aus der hölle selbst steigen wie aus einem tiefen
brunnen auf. — sichtbar für alle sich ernstlich vorbereiten-
den zu sehen war dergleichen iti dem sogenannten purgato-
rium sancti Patricii in Irland; den namen und den bericht dar-
über gebe ich aus llanulph Higden'**). auf einer der bei-
den inseln des sees Ultonia in Irland , die den anlaufen des
teufeis ausgesetzt ist, ist ein wafser worin schon verschie-
*) Lcibnilz stri|)l. 1, '.166. er spricht vom Averner see, wo schon
nach Virgil unterweit war. über die mehrfachen Acheron auf der
Oberwelt handelt Nilzsch zu Od. x, 511, vergi. v, 184.
**) Keise in Island. liop. u. t^eipz. 177."». 2, 58.
***) Bei Gale Script. 1, 183.
DIE DEUTSCHE WASSERHOLLE. 185
(lene die anlange der liöllenstraf'cii gesehn und empfunden ha-
ben, es ist ein runder trüber dunkler teich, der bald mit
einer mauer eingetalst und von den räunilichkeiten eines
klaslers umgeben wurde, 'wenn jemand' fährt der clironist
fort 'die quälen als aufgeleckte hülse ausliält, wird er, auch
wenn er zuletzt unbufsferlig ist, die höllenstrafen nicht zu
leiden baben.' merkwürdig noch ist die vision eines Solda-
ten von der Patrikhöhle bei Maltheus Parisiensis s. 84 fl".
er sah , und zwar unter den Vorstrafen , nach den feuer-
qualen, wobei die glieder mit eisernen , feurigen nageln bis
auf die erde durchstochen wurden einen kalten und slinken-
den flufs, in welchen alle und mit ihnen der soldal geworfen
und von teufein untergetaucht wurden, dann erst die flamme
mit Schwefelgeruch die aus einem brunnen aufstieg und für
den eingang der liölle erklart wurde. — man sieht, wie auch
die dunstigen flüfse und seen, die man in grofsen höhlen an-
trifft, zur Vorstellung unterweltlicher strafwafser führten, eine
anschauung die gewiss der heidnischen zeit nicht ferner lag
als der christlichen.
Aus Deutschland scheinen derartige halbheidnische fest-
haltungen des Walsers früher verschwunden zu sein ; doch
lafsen sie sich aus namen erschlief.sen. ich denke an den
Muschioillensee , von dem Kuhn erzählte*); manche seen
mögen dann den namen leufelsce geführt haben , wie der
bairische, dessen Arnpekhs chronicum Boiariorum gedenkt:
die verworfene seele Arnolds des hcrzogs der Noriker, die
937 von) körper schied , zogen die leufel in einen schilfsee
nahe beim castrum Schirense, wo die leute nachher oft heu-
len hörten, daher der lacus Schirensis allgemein teufelsee
hiefs**). Ofhlo aus Freisingen, der 1032 mouachus Augieii-
sis ward, und 1002 nach Fulda kam, sah in geistiger ent-
zückung sehr viele feuerbrunncn furchtbare flammen aus-
speiend , und die seelen der elenden in gestalt schwarzer
vögel durch die flamme llatlernd und heulend , dann auch
einen ßu/'s mit Jeu er und pcch, worüber ein balken als eine
arl brücke gelegt war zur reinigung der nur etwas sündigen
*) Norddeutsche sagen und lualiirliOM. Lei|)Z. 1848. s. 255. 5Ul.
•*) Pez thes. I. 1. p. III (). 142.
186 UNTERGEGANGENE HS.
Seelen*), die auschauungen der seelen als vögel und von
der schwippe über den flufs , woran offenbar die seelen sich
anhaltend, im feuer hangend, kürzere gelindere quälen lei-
den, sind durchaus volksniälsig , die erslere heidnisch; der
flufs geht nun nach christlicher Vorstellung mit feuer, kann
aber als solcher nicht dem einflufs biblischer ausdrücke zu-
geschrieben werden, denn einzig in der apocalypse gab es et-
was ähnliches ; der feurige pfuhl, wie Luther stets hat, heifst
immer '/.if-ivi] tov TivQÖg apocal. 20, 10. 14. 15, niemals flufs.
noch bei Barlholoraaeus Ringwald sagt eine seele in der höUe,
obwohl nun keine spur mehr von wafser ist 'derhalben ist auch
billig ietz was seichter in verdamnis sitz' tr. Eckh. 70. viel-
leicht lafsen sich auch die Zusammensetzungen unglückspjuhl,
unglücksflufs, ung'Iücksschlamm, die ich bei dem Hamburger
Brockes häufig gefunden habe, als unbewuste verdunkelte reste
der erinnerung vom schlammigen slrafflufs in der deutschen
Unterwelt betrachten.
Will man also hier wie sonst für die bei uns unter-
gegangenen mythen die nachklänge in der spräche und in den
einzelneu zügen der sage als beweise gelten lafsen, so wird
der turbidus hie coefio vastacjiie vnragine gurges mit den
hier daran angeknüpften anfangen der vergellungslehre von
den nordischen stammen auch auf die deutschen zu er-
strecken sein.
MARBURG. DIETRICH.
*) Vlsiones c. 19. Pez III, II, 597.
UNTERGEGANGENE HS. VON W0LFRA3IS
WILLEHALM.
Durch hr/i geh. archivar Bnur zu Darmstadt , wel-
cher mir das in dem gräf/iche/i arcJu'oe z-u Erbaeh im
Odetiwalde aufbewahrte, aus 27 papierblätlern in kleinstem
oclae besiehende erste Copial-Buch enthallend Abschriften
von den Stift- und Schenkungsbriefen zur Capellc in der
Stadt Erbaeh gestiftet von Scheiick l^^bcrhard und Designa-
tion der ständigen Gülten und Ziunfscn d: a: 1370 usque
VON WOLFRAMS WILLEHALM. 187
ad aiiiios 14f^*) freundlichst zusandte und mich auf den
t/?nsch/ag' des ivakrschei/i/ich schon im ]5n Jh. gebunde-
nen bächleins aufmerksam machte, bin ich in deti stand {ge-
setzt, eine schöne, ohne Zweifel noch aus dem \Zn jh. stam-
mende, bisher iinhekannte untergangene pergamenths. von
IVolframs JVillehalm nachzuweisen, jener aus einem gröfse-
ren und einem kleineren stücke zusammengenähte , oben
und unten eingebogene Umschlag niimlich ist ein trauriger
Überrest derselben, aus diesem ergiebt sich dafs das for-
mal der hs. folio loar mit breitem unteni und seitenrande.
jede Seite hatte zwei spalten von je 52 abgesetzten, zwi-
schen liiiien gleichniäj'sig und zierlich geschriebenen ver-
sen. der grofse anfangsbuchstabe, welcher den anfang
einer hauptablheilung bezeichnen soll**), ist roth, aber
ohne erhebliche Verzierung, der einer unter ab theihing***)
oder eines eigennamens nur roth durchgestrichen, was
nun unsern Umschlag im besondern betrifft, so besteht der-
selbe atis einem arg verstümmelten blatte das mit 250, 15
bei Lachmann begann und mit liil ^ 12 schlofs. die hälfte
dieses blattes, auf welcher die erste und die vierte spalte
stehn , ist bis auf die untern 19 Zeilen (251, 18 — 252, 6
und 25G, 24 — 257, 12) weggeschnitten, das gleiche Jln-
dbt sich bei der zweiten hälfte mit der zweiten und. drit-
ten spalte, von welchen die verse 253, 10 — 28 und 255,
2 — 20 geblieben sind, aber aus dem oberen abgejällnen
theile dieser letzten hälfte war das erwähnte angenähte
kleinere .stück des Umschlags herausgeschnitten und so
werden durch dieses jene zweite und dritte spalte bis auf
6 unter der scheere des buchhinders verlorne verse (253,
4 — 9 und 25^, 2G — 255, 1) ergänzt, doch ist die ergän-
zung nicht vollständig ^ denn von den inwendig auf die-
sem kleineren stücke stehndcn versen (252,7 — 253, 3)
sind durchweg anfangsujorte und von den versen auf der
auj'senseile (253, 29 — 254, 25) hie und da die endbuch-
staben weggeschnitten-];), dazu ist bei diesen letzten ver-
*) So steht auf einer spü(ern äiißerufcn blauen decke.
**) 252, 25. 255, 3. 257, 1.
*•*) 253, 19.
t) 253,28. \[rcbel] 30 [iiebel] 25 i, 3 /a[r//] S cbla8[c«]
22 \n[ter] 25 [toi]
188 UNTERGEGANGENE HS.
se?i vieles abgeriehen und erloschen, überhaupt erscheint
die Schrift auf der aufsenseite des ganzen Umschlages,
ivelche 253, 29 — 257, 12 mit ausfiahme der loeggeschnit-
tenen ver^e 254, 26 — 255, 1 und 255, 21—257, 23 um-
fafst, dermafsen abgerieben da/s namentlich so weit das
erwähnte gröfsere stück reicht (255, 2 — 20 und 256, 24
— 257, 12) aufser mehreren eingebogeiien verszeilen kaum
noch einige ivorte zu lesen sind*), dies vorausgeschickt
lafse ich einen genauen ahdruck des bruchstücks folgen
und bemerke dafs die i init dem strichlein oben über
durch i bezeichnet sind und auch das zweimal vorko?n.-
mende i (wibe 252, 19. sit 253, 18) sich angegeben ßndet.
dann habe ich verletzte buchstaben durch cursivschrift an-
gedeutet und über diejenigen , welche sich nur vermuten
lafsen, in den anmerkvnge?i berichtet.
GIESSEN. WEIGAND.
s. 1. sp. 1.
[251,18] toir wceren vz werdecheit verlribu.
het ir minen svn verchorn.
[20] da mite wsere diz laut verlorn,
vnde Oransce div vesle.
aller bvrge div beste.
d von stvrnie manege not.
enpfiencb wan daz iv gebot,
[25] iw"er triw°e vn iv noch gebivtel.
daz iw°er pris bedivtel.
wes sich friwnt ce friwndin sol vsehu.
des mach min svn der markis ieh'n.
vnt sine mage vber al.
ir habt den totlichen val.
[252] vnsers chunnes wol ver golden,
ob wir nv niht gerne woiden.
dienen nach iw'erre hvlde.
*) 256 , 30 iat zum (heil i/?ilesbai' durrli das später darauf ge-
schriebene trort Fuudattores , woruii/er dann cofi derselben hand
Schenck Eberbart Elizabet
•) 251, 18 wir] nicht mehr zu lesen, die obern t heile der bnch-
staben sind weggeschnitten. 23 d] iv hinter d vom aufkleben ei-
nes blattes völlig erloschen.
\ ON WOLFRAMS WILLEHALM. 189
(llv vnverchorn scvlde.
[5] soll immer vnser sin vor gole.
wir svln mit triwen in iwerm geböte.
s. 1. sp. 2. habe wir sinne.
svn (Ivrh iwer minne.
ce viende brahle.
[10] riw'e des gedable.
ramer dvrh Tybalt.
wsce chom mit dem gewall.
t'ch div hers flvt besaz.
w^er gvte niht vergaz.
[15] bt der minne ir reht getan.
7nmev ellenthafte man.
Ions scvleu gedenchen.
niht ir dienstes wenchen.
werder wibe minne gern.
[20] ir svlt mich des gewern.
ir dvrch den dienest min.
vrch ander fvrsten die hie sin.
w°er weinen lazet.
hercen sorge mazet.
[25] ?il in siner hende lach.
i'negin chvme des gepflach.
z'ncniichez hisscen.
it rede begvnde raisscen.
besten vater sido sprach.
t er chantez vngemach.
[253] wit gemezzen leit.
o /anch vfi ovch so breit.
iv heidenscalt enplant.
[10] der bede gemachet hat.
den krislen vnt den beiden.
252, 6 von späterer hand etwas tiefer auf dem untern runde
noch einmal, aber statt triwen 'iruwen' 25- über ' nC ein rof/ier
strich als rest der Verzierung, welche von dem grofsen rot/ien an-
fangsbnchstaben der zeile ausgieng. 30. t] fast ganz weggeschnit-
ten und nicht mehr lesbar.
190 UNTERGEGANGENE HS.
ach was vliisle in beiden,
an mir w°hs bede in vnde vns.
svs han ich herre iwers svns.
[15] en kolten . vnt der wirde sin.
da^ iw^er niage vnt di min.
zcni /ode ir werdechlichez lehn,
hanl ce beder sit gegebn.
Hoch fvrsle in di werdecheit gedigen.
[20] wie soll ich iamer han ver swigen.
swenne ich den scehe des manlich frvht.
mit also ellenthafter zvht.
mit vröden was ensprvugen.
ich chlage den sconen ivngen.
[25] Vivianzen d* ce vorderst mvz.
minen sivfzebaren grvz.
immer fvr daz lachen han.
waz hat der bitter tot getan.
s.2.sp.l. an dem chlaren svzen chivscen v
andervt man;/e antlvzze ^-in
[254] as swa sin blich er seein
dew pris trvc er vor vz al eiw
in ff/anz was wol der ander Pa
*wa sin lip vf aliscanz belach
[5] da mo en ivngiv svnnelin
wahs vz sime liebten sein.
wil nv nimmer so betagen
eile den elen chlag
ander d/ wir n verlorn
[10] iamers erborn
ich herre an r zvht
de vz mime hercen vlvht
niht wi
geniezeu des ^az
[15] Iriwe
mir d* tot am
mage min
chlagendc sin
254, 5 — 24. alles in den vevszeilen fehlende abgerieben und er-
loschen.
VON WOLFRAMS WILLEHALM. 191
des töfes nilil.
[20] doch an in gibt
rilen bß/er
isem venster mir va
?oeinende
vn der ?«nier de vo» tm
[25] waz hoher mage vns nam der
* *
s. 2. sp, 1.
[255, 2] ehr ir lehn gein im \kouJten.
Minen magen di der lot nani zim
der kvnec Pinel von Ahsim
[256,24] wingarten . böme . gesaetez velt.
al die wisen vnt di beide,
ors vnde ander vih div beide
al den bw° vnz an
die vögele daz w
wolt ich der
daz het er
[257] D
21. \>ater\ 'ater' undeutlich durch abreiben.
255, 2. V kovflen\ aus den verbliebenen untern enden der bitcli-
staben vermutet. 5 — 10 abgerieben und nur ivenigcs noch mit
mühe zu lesen: 8. ura 9. sea svii 13 cljaiiach li. an im
gescach 15. N . . patris . lO. meiincsclicliez 17. sein
19. gcsanl 20. id toten vant
256, 27 — 30. das an den verszeilen fehlende abgerieben und nicht
mehr zu lesen.
257, 1 — 12. aufser dem D alles abgerieben und erloschen.
192 THEGATHON.
THEGATHON.
Eine zuerst von Wilkens in seiner geschichte von Mün-
ster, dann von Pertz nion. 2, 377 herausgegebene alte nach-
richt von einem kämpfe der Franken und der Sachsen im
3Iiinslerlande im j. 779 gedenkt einer silra St/lhrri quae
fnit thegathon sacj^a. das anfangs befremdende thogathon
ergab sich als eutlehnl aus Macrobius zum soranium Si:ipio-
nis 1,2 — suminum et principem omniinn deum, qui apuci
Graecos rccyad-öv — nuncupatur, und bei dieser erklarung
ist Jacob Grimm myth. s. 61 geblieben, 'gewiss eine sehr
unsichere annähme' nennt sie hr W. 3Iiiller, gesch. und
System der altd. religion s. 328, und meint thi'gathon auf
eine einfache weise' aus dem celtischen zu erläutern, aber
auch hier war es vom übel aufs gerathewohl ins celtische zu
tappen, jenes halbgelehrte thegathon steht nicht einsam.
Honorius Augustodunensis de imagine niundi 1 , 123 super
hunc crate)\ in quo tagaton, id est summus deus , pastam
miscuit, de qua am'mas feeit, de qua adhuc aniinae le-
thaeum poculum bibunt, cum corpora intereunt. H.
ERKLARUNG.
Irrthümlich habe ich in meiner schrift über Freidank
s. 22 eine bemerkung über Helbling herrn professor Moriz
Haupt, in dessen Zeitschrift 4, 246 sie steht, beigelegt: sie
ist volles eigeulhum des herrn professors Theodor Georg
von Karajan.
Berlin im märz 1851. WILHEL31 GRIMM.
CYNEVULFS CRIST.
Uuter den schätzen des Exeterbuchs, durch dessen er-
öffnung der hochverdiente Thorpe sich weithin ehre und von
uns den lebhaftesten dank erworben hat, befinden sich zwei
dichtungen welche den nanien Cynevulfs, des ruhmvollen dich-
ters der Elene, tragen, die eine ist die in sieben gesängen
bearbeitete legende von der heiligen Juliana, die andere, de-
ren wahrer umfang hier gezeigt, und worauf weiteres ge-
gründet werden soll , ist eine Schilderung' des jüngsten ge-
richts, in deren eingaug der dichter sich mit ähnlichen ruuen
nennt als am schlufs der Elene. sie ist aber nicht eine
dreitheilige , sie erstreckt sich nicht nach des herausgebers
angäbe nur über cod. Exoniensis s. 49, 1 — 66, 34, sondern
hat acht theile , wie der erste blick auf den inhalt der soge-
nannten 'hymnen' s. 49 — 103 lehrt, ihr gegenständ, die
handlungen und reden bei der Wiederkunft Christi zum ge-
richt und der Scheidung der unseligen von den seligen , hat
einen langsamen aber stetigen forlschritt und ist nah ver-
wandt mit der darstellung im 3Iuspilli, nur dafs der legende
von Henoch und Elias noch kein eingang verstattet ist.
Schon nach erkenntnis dieses Zusammenhangs kann es
der verehrte Thorpe jemand nicht verdenken, der dem geist-
lichen werk mehr werth und anziehungskraft beiniifst als er
ihm und den vorhergehenden stücken zugestand, indem er
sagte , er möchte die ersten hundert seilen alle geopfert
sehen , wenn dadurch hätte ein einziges der späterfolgenden
weltlichen gedichte wie ' the ruin' vollständig erhalten wer-
den können, die richtige darlegung des inhalts soll zeigen
dafs, wer nur poesie an geistlichen Stoffen für möglich hält,
dem epos von der Wiederkunft des himmelskönigs keinen ge-
ringeren dichterischen werth zuerkennen kann als etwa dem
Muspilli ; überaus wichtig ist es als Zeugnis für Cynevulfs
eigenscliaften und kräfte und als Wegweiser für das Verständ-
nis des im codex voransteheiiden.
Z. F. D. A. IX. 13
194 CYNEVULFS CRIST.
Auch das andere was man für selbständige besondere
loblieder hielt, von s. 1 — 48, reiht sich zusammen zu gröfse-
ren ganzen; es si/id zwei fortlaufe7ide epische gedieh te,
deren entwickelung der viel leichleren des dritten liedes vom
gericht vorangehen soll : durch das alles wird sich zeigen,
die drei gröfseren gedickte stehen in einem planm'dfsigcn
zusammenhange und haben einerlei verfafser. sehr zu be-
klagen ist dafs der handschrift die sieben ersten blätler feh-
len , so dafs das erste gedieht nur ein bruchstiick ist; es ist
indessen, da es vom achten bis auf das vierzigste blatt reicht,
in der ausgäbe s. 1 — 27, grofs genug um seinen gegenständ,
zum theil auch seine anläge festzustellen.
Damit aber die bisherigen 1 5 einzelnen hymnen , deren
Zusammengehörigkeit ins licht gesetzt werden soll , leicht
festzuhalten seien, wähle ich zahlen dafür welche auf Thor-
pes Überschriften verweisen, es sind danach erhalten fol-
gende: I to Jesus Christ, II to the virgin Mary, III on
ihe nativity, IV^ on the same, V^ to the trinily, VI on the
uativity, VII on the nativity and ascension , VIII on the
ascension and the harrowing of hell, IX hymu of praise
and thanksgiving, X hymn in continuation of the foregoing;
XI poems on the day of judgement 1 — 3, XII on Ihe cru-
cifixion , XIII on the day of judgement, 1. 2; XIV^ on the
crucifixion elc, XV of souls after death etc. 1. 2. — zwei-
mal ist Zusammenhang bereits erkannt, zwischen VII und
VIII und zwischen IX und X, dagegen scheint man die un-
ter XI begriffenen theile für nebeneinanderlaufende gesänge ge-
halten zu haben, was auch Wanleys ansieht gewesen sein
mag, der sonst richtiger für XI — XV^ dieselben bezeichnun-
gen hat, die er jedoch auch nr VIII sehr ungehörig gab. im
folgenden soll nun zunächst erwiesen werden, dafs nr I — VI
die ankunft Christi auf erdeti , VII — X seine hinwie (fahrt,
XI — XV seine Wiederkunft zum gericht ausschliefslich zum
gegenständ haben.
1.
Die sechs ersten gesänge, welche, wie eben angedeutet,
nur die forlsetzung und zwar die zweite hälfte eines lehr-
gedichts über die j^churl des lieilandes gewähren, belreffcn
CYNEVÜLFS CRIST. 195
von nun an besonders das geheimnisvolle und den segen sei-
nes eintrilts in die meiiscliheit, gemeinsam ist ihnen äufser-
lich die häufige anrode mit eala, wie im anfang der gesänge
II — VI, so in ihrer mille s. 2, 12. 4, 9. 7, 20. 9, 5. 11, 24.
14, 4. 22, 7. dies mag verführt haben einzelne lieder an-
zunehmen, deren Überschriften oft nur nach den erslen wer-
ten gemacht sind , während es nur zur redeforui gehört und
dadurch hervorgerufen ist dafs die betrachtung bald sich in
gebet auflöst, bald, wie sonst im guten epos , in apostrophe
und in dialogische form eingekleidet wird, zum gründe liegt
diesem rest des gedichls epische behandlung von Matlh. 1,
18 — 23, was nach dem gedächlnis mit übergehung des trau-
mes Josephs ausgeführt und durch viele auf das kommen
Christi bezügliche bibelstellen beleuchtet wird, dabei bewegt
sich der dichter ganz frei; er giebt uns nichtbiblische ge-
sp.'iiche zwischen Maria und den bewohnern Jerusalems, er
läfst uns nichtbiblische, nach rein menschlichen gefühlen ent-
stehende klagen Josephs gegen Maria und erklärungen Ma-
rias an Joseph über das geheimnis ihrer empfängnis verneh-
men , worin sie vorträgt was nach dem evangelium Joseph
schon durch den engel erfuhr; der dichter erweitert einen
biblischen lobgesang der engel , er fügt einen eignen hinzu,
so dafs man den schlufs lyrisch zu nennen hat. das unter-
liegende epische tritt 3, 13. G,2l. 10, 7 und von 11 an
häufiger hervor. — die gemeinsame beziehung des Inhalts
aller stücke auf die ankunft Christi zeigt schon die stets
wiederkehrende bitte , dafs er auch ankommen möge in den
herzen, dals seine hierherkunft die sehnsüchtigen befriedige,
die reuigen auch jetzt und hier begnadige: nü is päm veorcc
pearf, [)(U se criiflgn cume (zum ausbau seines verfallcnca
hauses) 1, 21 ; nu is pat bearn cijmen 5, 8 (I^ ; hidcd, pät
pu pä beorhlan us sunnan ofiscnde , and pe sylf cymc 8,
5 — 8 (II), Imm longc liis hijhlan hidorcj/mc 9, 28 (III); mi
pu sylfa cum, heoj'ones heahcijning 10, 9 (II), com nu,
sigori's vcard . . . and pine miltse her drfäst ijve 15, 29
(III), pu pisno middnngcnrd milde gehlissa purh piniie her-
cyme IG, 8 (III); help pät pin hidercyme ajrejre J'ea.sceafte
23, 12 (IV); cym nu hälepa cyning 23, 22; pu gebiet sod
leofa, pe in dryhtnes nomun dugedum cvome 26, 6 (V)
13*
196 CVNEVULFS CRIST.
vergl. 26, 21 (VI). — obwohl die einzelnen tlieile ihr ende
mehrmals durch eine doxologie bezeichnen, so folgt doch erst
am schluis des VI jenes Ame7i , womit Cynevulf auch sonst
den abschlufs gröfserer gedichte hervorhebt, wie in Juliana
und in Elene.
Der jetzige inhalt von nr 1 ist: ... dem könige. du
bist der bauslein den die bauleute verworfen haben (Matth.
21,42); dir ziemt dafs du der halle haupt seist, und alle
mauern mit festem gefüge verbindest (Eph. 2, 20 — 22.4, 15 f.):
offenbare nun, herr, dein eignes werk und lafs mauer auf
maucr steigen.' sehr nöthig sei dafs der weise Werkmeister
komme und das verfallne haus herstelle (Am. 9, 11. act.
15, 16) und sein armes volk aus der gewalt der feinde er-
rette (Luc. 1 , 71). er selbst möge die in finsternis sitzen-
den (Luc. 1 , 79) und der heimal beraubten der zulafsung
seiner herrlichkeit werlh machen, jung war die maid, eine
fleckenlose Jungfrau, die er sich selbst zur mutter erwählte,
und die ohne mannes liebe gebar; ein nie erhörtes geheim-
nis, verkündet vom propheten. 'o heiliges Jerusalem, in dei-
nen Wohnungen soll befleckung aufhören , soll sünde fluch
und streit verschwinden: schau nun, wie der himmels-
könig kommt, seine wohnung in dir zu nehmen; er kennt
deine yölhe.'
Tu nr II sprechen zuerst, wie die antwort zeigt, die so
eben angeredeten bewohner Jerusalems 'Maria, du lieblichste
der frauen , erzähle uns das geheimnis , wie du frucht era-
pöengst zur gehurt und doch Vereinigung mit einem manne
nicht kannlest.' sprach Maria 'wie könnt ihr euch so ver-
wundern? die söhne und löchter Jerusalems fragen, wie ich
die jungfrauschaft erhielt und doch die mutter dem söhne des
Schöpfers ward, weil nicht bekannt den menschen das ge-
heimnis ist, das Christus oll'enbarle in Davids geschlecht, dafs
Evas sünde all verwunden, der fluch vernichtet, und das
schwächere geschlecht verherrliclit ist.' darauf Fährt der dich-
ter mit anrede an Christus fort, 'der du jede zeit durch dich
selbst erleuchtest (Job. 1, 4. 9), sende uns die helle sonne
und komm selbst uns zu erleuchten ; nun glauben wir an
dich als das worl gotles welches im anfang bei dem vater
war . . . (Joh. 1, 1 — 5. 14). nun wird der name Emmanuel
(n NE V ULFS CRIST. 197
1111(1 (las Vorbild des Melchisedek. erklärt, und Cliristus der
lehrer und Gesetzgeber genannt auf den die Hebräer nacb
verheifsungen lange hofften, auch die in banden gefel'selten
(frommen erzväter) hofften nun leichtes mules seine an-
kauft: der dichter legt ihnen ein gebet in den niund dafs der
hohe himmelskönig auch sie in der Unterwelt besuchen und
erlösen wolle, ehe er von der erde scheide, damit schliefst
dieser vermeintlich an Maria gerichtete gesang.
Vergleicht man nun nr II mit I , so ist erstlich die an-
kniipfung offenbar zwischen dem ende des I und dem an-
fang des II Stücks durch die einführung der bewohner Jeru-
salems, sie werfen hier die frage auf warum der heiland
nur eine irdische mutter, nicht auch einen irdischen vater
solle gehabt haben ; sie werden verwiesen auf gottes beschlufs
durch dasselbe geschlecht heil und leben zu beginnen , durch
welches tod und verderben begonnen halle, wie Augustinus
lehrte, und darauf dafs der anfang des lebens dessen der
alle erleuchtete nicht in die zeit falle nach Johannes, dafs
er also einen irdischen vater nicht haben konnte, weil er
schon existierte bei seinem himmlischen vater. im ersten
gesang war dies vorbereitet durch die erklärung dafs der
söhn goltes nach seinem freien willen um in die menschheit
einzutreten die Jungfrau sich zur mutter gewählt habe.
Nach dem gespräch zwischen Maria und Joseph im an-
fang von nr III, 'o mein Joseph, du willst meine liebe ver-
lal'sen?' "ich bin tief bekümmert und geschmäht durch das
schmerzliche gerücht über dich." 'was klagst du, ich habe
kein verbrechen an dir gefunden, und du sprichst als wärest
du geschmäht?" "zu viele kränkungcn habe ich über diese
empfängnis erfahren , wie kann ich meinen feinden antw or-
ten?" 'ich sage die Wahrheit bei dem heiland der seelen,
ich weifs keines mannes gcmeinschaft, der engel Gabriel
sagte mir dafs ich den söhn gottes gebären sollte; sein tcm-
pel bin ich nun geworden ohne fehl : so lafs nun deine
schmerzen und dmke dem ewigen dafs du sollst sein vater
heifsen." danach schreitet die belrachtung weiter so fort:
o du könig der könige, allmächtiger Christ, wie warst du
vor alier wellen scliaaren gezeugt vom vater. nienuuid kann
begreifen wie der himnielswarl im anbeginn dich nalim zum
198 CYNEVÜLS CRIST.
soliiie. im anfang als goll das wort sprach Es werde licht,
da setzte der ewige dals du sein söhn wärest gleich her-
schend mit ihm selbst; du bist die Weisheit \>orait der all-
mächtige alle gcschöpfe wirkte (prov. 8 , 22 — 31). — von
hier an bis zum schlul's folgen bitten um sein geistiges gegen-
wärtiges kommen: darin heilst es auch 'segne durch deine
ankunft diese weit und heifs die lange verschlolsen gewesenen
goldenen thore öffnen' (Hehr. 9, 24. 12, 22 und Ez. 44, 2).
Klar ist nun auch die beziehung von III auf II ; beide
abschnitte gehn in der beleuchtung der wunderbaren geburt
des Sohnes gottes auf Job. 1, 1 — 5 zurück, um gleiche an-
wendung und bitten anzuknüpfen; der vorige betraf den salz
da^ wort wurde fleisch , oder das muttergeschlecht Christi,
dieser wendet sich nun mehr zu dem anfänglichen sein des
Wortes bei und in golt, oder, wie es unser gedieht nennt,
zu dem valergeschlecht Christi.
Nr IV hebt der dichter selbst wieder an 'o Maria,
reinste der frauen , wie mit recht nennen dich alle rede-
tragenden die braut des himmelsherren, und sagen und singen
alle mannen Christi, dafs du die königin seist über alle ge-
schöpfe im himmel und auf erden und im abgrund , denn al-
lein du brachtest dein magdthum dem schöpfer ohne sünde
zum Opfer, weshalb auch der siegesgeber seinen engel sandte
dir zu verkünden dafs du den söhn des herrn gebären und
gleich unbefleckt immer bleiben solllest. auch haben wir
einen propheten in alten tagen , Jesaia , sagen hören dafs er
entrückt in die ewige heimat einen edlen eingang, ein mit
festen riegeln verschlofsenes thor schaute , wovon ihm ein
engel sagte, einst gehl der allmächlige durch dies goldne thor
die erde zu besuchen , und dann steht es ewig so wie jetzt
wieder beschlofsen. das ist nun erfüllt, du (Maria) bist das
maucrthor , golden mit tugenden geziert, durch dich gieng
der waltende herr und verschlofs dich wieder, nun zeige
uns die auszeichnung die dir widerfuhr, bitte für uns mit
kühnen wortcn.' — auch dieses lied schliefst mit einem gebet
an den vor allen geschöpfen mit dem valcr gleich wesenden
söhn , seinen von den höllischen geistern mit übelen riemen
gebundenen knechten zu helfen.
Hier will nicht sogleich ein forlschritt einleuchten : denn
CYNEVULFS CRIST. 199
du der gegenständ der rede vorzugsweise Maria ist, so scheint
das ein rückschrilt zum vorletzten stoff. vor allem aber tritt
sichtlich die einlieit des verfal'sers mit dem von I — III in
gleichen Wendungen und ausdrücken hervor: pUt pus gyld-
nnn gatti . . . god sylf vilc gaestes rnägnc gefähian 20, 19
(IV), wie voldc gefähian foldan mägdc , smjlce grundas
eac gaestes mägtie sipe gesecan 9, 33 — 10, 2 (II); von
den fern von ihrer heimat irrenden menschen heilst es ve
hveai'ßad het'mlice 23, 21 (IV), so us, pä pe heanlice hveor-
fan sceoldan to pis enge londZ, 4 (I); von denselben höre
die stimme der gefefselten, häfla, deiner schuldknechle, fiinra
uiedpiova 22, 33 (IV^); ebenso früher, bring uns das heillebcn
deinen verignm intopeovum, wir sind häftas hygegcomre
10, 12. 18 (II); du allein kannst helfen heifst is seo bot ge-
lang eal dt pe (inuin 23, 8 (IV) wie is seo bot gelang eal
(il pe äniim 10, 15 (II); dazu kommt das gleiche bild pa
gyldnan gatu, in IV auf Maria gedeutet, in III 16, 10 — 15
auf das ihor des himmelreichs oder des paradieses. auch bei
Hieronymus finden sich moralische und dogmalische deulung
desselben neben einander. — indessen rührt das lied nicht nur
von dem urheber der früheren her, es gehört auch als fort-
setzung dazu: die zurückwendung zur mutter des herrn ist
voibercitel durch die äul'.serung gegen ende von nr III, uns
ist allen noth dafs wir dciin multergeschlecht recht kennen
lernen, da wir dein valcrgesclilccht nicht begreifen können,
15, 33 If. der dichter giebt jetzt die l'olgcrungcn aus dem
bisherigen für die hohe würde der mutier Christi, die noch
nicht im dogma, aber in der liturgic, dem sagen und singen,
gefeiert war. dafs sie wie ein reiner lempel war als goltes
söhn kam in ihr zu wohnen, auch nachdem sie seine mutter
geworden war, ein unbelleckles wesen blieb, dies ist im
bilde vom goldnen ihor, wie es dem zarten dichter zukam,
angedeulel, während es kirchenväter, zumal Scholastiker, mit
häfslichen narklen reden der Zergliederung ausführten, die
dreifache Jungfräulichkeit Marias nahmen die Angelsachsen
durch Gregor von Hieronymus au ; die deutung des goldnen
ihors auf Maria gab schon Ambrosius in der schrifl de vir-
ginilate perpetua s. Mariae oder de institulione virginis,
wollte sich Hieronymus jedoch nicht aneignen, die weifsa-
200 CYNEVULFS CRIST.
giing findet sich übrigens im Ezechiel 44, 1 — 3, nicht, wie
es hier heifsl, bei Jesaia; sollte sie in einer mittelalterlichen
geslalt des anabaticon des Jesaias gestanden haben, oder irrte
das gedächtnis des dichters? Cynevulf war, wie Elene zeigt,
erst in späteren jähren von einem weltlichen zu einem geist-
lichen dichter geworden, also wohl nicht von Jugend auf in
geistlichen schrit'ten geschult.
Nr V enthält zuerst den gedanken dafs die das wesen
des dreicinigen gottes erschliefsende ankunft des sohnes ob
ihrer herrliclikeit auch von den edelsten engein des himmels
gepriesen werde, und dann ihr darauf bezügliches loblied
selbst, welches aus dem trishagion Jes. 6, 3, dem gesang in
der heiligen nacht Luc. 2, 14 und der begrüfsung Matth. 21,9
= ps. 118, 26 gebildet ist. dies singen am schlufs des klei-
nen abschnitts die seraphim. ähnlich ist von Cynevulf das
trishagion El. 750 — 753 als gesang der seraphim eingelegt.
Das kleine stück nr VI, welches vielleicht nicht ge-
trennt sein sollte, schliefst mit einer hinlenkung von dem
äufseren auf die inneren wunder und einer aufforderung aller
zum preis dafür, 'o was ist das für ein wunderbarer Wech-
sel dafs der schöpfer der menschen von einem weihe unbe-
flecktes fleisch empfieng, die von niannes liebe nichts wüste !
aber das war eine gröfsere machterweisung als alle men-
schen erdenken können, dafs der hohe herr des himmels des
menschengeschlechtes rettung vollbrachte durch seiner mutter
leib (durch seine menschwerdung) , und wie er täglich seine
Vergebung auslheilt. das ist ein hoher rath , den alle ver-
ständige menschen oft und innerlichst preisen sollen , was er
ihnen selbst in seiner heimat, in die er vorangieng, vergel-
ten will.'
Dafs sich nr V und VI als zweigliedriger abschlufs zu
dem bisherigen ganzen verhalte ist unverkennbar; ebenso
dafs, indem zuletzt der blick auf die während des erdenlebens
von Christus noch nicht betretene heimat hingerichtet wird,
das folgende gedieht von seiner rückkehr in die himmlische
heimat, von der aus er den menschen gaben giebt, vorbe-
reitet wird.
CYNEVÜLFS CRIST. 201
2.
Vier gesänge VII — X im cod. Ex. s. 28 — 48 sind der
himnielfahrt gewidmet, sie wird zuerst mit dem absciiied von
den Jüngern bis zur erscheinung der engel beschrieben, und
dann als die ankunft des siegreichen beiden und als fest des
triumphes über die höile im himmel geschildert, der dritte
und vierte gesang betrachtet sie als die Vollendung des heils
und als den Ursprung aller höberen begabung unter den men-
schen, 'er ist aufgefahren zur höhe und hat die beute ge-
fangen geführet, und hat den menschen gaben gegeben.'
dieser aus Ps. 86, 19 aufgenommene spruch Eph. 4, 8 hat
offenbar die betrachtung geleitet , in welche auch andere
für weifsagung der himmelfahrt gehaltene stellen des A. T.
eingcHochten sind.
VII. ' nun betrachte mit fleifs , warum die engel ?iicbt
bei der gehurt des herrn , sondern nur bei seiner himmel-
fahrt in tveifsen kleidern, nach der schrift erschienen^. —
diese frage dient nur zur Überleitung und zur Spannung, es
wird nicht sogleich, sondern erst in VIII darauf geantwortet,
'weil jene ankunft auf erden eine ankunft zur niedrigkeit,
diese eine zur herrlichkeit war.' — darauf beginnt der dich-
ter: nach Bethanien zu folgten seine jünger, die treuen
mannen, ihrem schatzgeber, als vierzig tage nach der auf-
erstchung erfüllt waren, da tröstete er sie mit den worten
'freuet euch im herzen, ich Avill euch nimmer verlafscn'
u. s. w. Job. 16, 22 und Matth. 28, 18—20. da entstand
ein gerausch in der luft, eine schaar engel kam glänzend vom
himmel , die als der hcrr aufstieg einen lobgesang erhoben ;
ihrer zwei aber standen bei den jungem, ' was harret ihr,
galliläische niänncr, ihr seht nun den herrn in den Jiimniol
gehn mit dieser cngelschaar zu seines valers cdelsluhl.'
Vlil. 'wir wollen mit solcher gesellschaft den herrn über
des himmels höhen zur glänzenden bürg geleilen:' offenbar
nicht Worte des dichlers an die leser (Thorpe), sondern wei-
tere rede der beiden engel an die jünger, denn es heilst so-
dann 'dieses edelste aller siegkinder wird wiederkommen auf
die erde mit grofser schaar um alle lliaten zu riclilen.' act,
I, II. nun fährt der dichter fort: da wurde der wart der
202 CYiNEVULFS CRIST.
Iierrlichkeit in wölken aufgenommen, in den liinimlischen bür-
gen aber war frcutJe über des beiden ankunl't, der sich nun
zur rechten des valers setzte, darum musten weilsgekleidete
engel ihn abholen , da das grösle der feste gekommen w ar,
denn es halle der heilige, der siegesfrohlockende, die hölle
alles tributs beraubt, ihre kämpen durften sich der waffen
nicht riihinen, seit der könig der ehre gegen sie kämpf er-
hob und die gröste beute davontrug (ps. 68, 19. Eph. 4, 8),
ein zahllos volk. diese beute ist, so redet nun der sänger
seine hörer au, eben diese schaar, die ihr hier vor eucii
seht — alle erlösten Christen werden ja als der hölle be-
raubt angesehen — ' nun geht ihr fröhlich euern freunden
entgegen, schliefset die thiiren auf, zu euch will der allwal-
tende könig, um das volk dafs er den teufein enlriis, mit
nicht geringerer schaar zur höchsten freude zu führen, sein
friedensbund ist nun (mit der rückkehr zum vater) zu stände
gebracht, ein heiliger vertrag der liebe, der hoffnung und
lichter freude. nun kann jeder mensch auf der erde wählen
zwischen hölle und liimmel, leben und lod, was ihm lieber ist.'
So leicht das fortgehende zwischen VII und \U\ zu sehen
ist — die Worte der engel in act. 1, 11 stehen halb noch
dort, halb hier, — mit so grofsem schein sind immer IX und
X als selbständige dauklieder für alle gottesgabeu betrachtet
worden : es sind daher die stellen fürs äuge hervorzuheben,
welche ihre anknüpfung darlegen.
IX. es ist würdig und recht dafs die menschen dem her-
ren für alle seine manigfaltigen gaben dank sagen, über alles
geziemt es aber für das heil, das er uns zu hoifen gab, da
er öei seinem aufsteigen {ät Ins upstige) den nothstand, den
wir eher erduldeten, abwendete und bei seinem vater für die
menschenkinder fürsprache einlegte, Hebr. 9, 24. er tilgte
den fluch der von früh auf den menschen lastete, gen. 3,
17—19. leicht vollbrachte dies der königssohn für uns, als
er zur heimat der engel aufsteigen wollte (s. 38, 1 — 39, 22;.
uns kam dieser wille zu gut, wovon schon Hiob sang, der
den söhn des allwaltendcn einen vogel nannte, Hiob 28, 7,
was die Juden nicht verstehen konnten von dem der sich
zum himmel schwang, obwohl auch der |)rophet sang er
ward erhoben durch engelarme in seiner grofsen njachirülle,
CYNEVULFS CRIST. 203
hoch und heilig über der himmel herrlichkeit fwohl nach
ps. 8 , 2 elevata est magnificeulia tua super coelos im ver-
gleich mit 17, 10 ascendit super cherubim et volavit; vola-
vit super pennas ventorum, vuig.), sie konnten des vogels
Jlug nicht erkennen, die die himme (fahrt leugneten (41, 3). —
damals ehrte uns gottes geislessohn und gab uns ewige Woh-
nungen oben bei den engein, Joh. 14, 20, und säte und setzte
auch nianigfaltige geistige kräfle in die seelen der menschen.*
nun werden geistliche und weltliche begabungen aufgezählt,
zuletzt heifst es : so verlheilt der söhn gottes die gnaden,
will nicht einem alle geisleskraft geben , dafs ihm nicht die
überhebung schade über andre.
X. 'so ehrt der allmächtige könig die erdenkinder mit
geisleskräften und künsten, so giebt er auch den seligen herr-
lichkeit im himmel. davon sang der prophel dal's erhoben
seie?i heilige edelsteine, die himmelsgestirne, sonne und moud
(Hab. 3, 11); was sind die edelsteine, als gott selbst? auch
die kirche ist ein geistlich gestirn , im empfangenen glänze
dem monde gleichend, nachdem das golteskind vom erden-
grund aufgestiegen, halte die kirche heidnische Verfolgung
zu leiden, doch gedieh durch des geisles gäbe der segen der
gottesmänner nach der himuiel/'ahrt {äfter upstige) des ewi-
gen herren. von dem auch Salomo sang im geiste 'kund
wird einst dafs der könig der engel berge überspringen
wird, hüpfen über höhen und leisen, und erlösen alle erden-
bcwohner durch den edlen Sprung' (nach cant. 2 , 8 ecce ve-
nit saliens in monlibus et Iranssiliens colles, der auch bei
deutschen dichtem so viel auf Christus heldenlhat angewen-
deten stelle), darauf werden sechs spriinge Christi ausge-
führt, deren letzter der zum himmel zurückführende ist. zu-
letzt folgen ethische anwenduiigen , 'so sollen auch wir von
lugend zu lugend steigen , und von herzen das heil suchen,
die wir ernstlich glauben dajs der heiland von Iti/incn mit
unserni leibe aufstieg, verachten sollen wir eille fieuden,
und des befsern uns freuen, dann haben wir den Irost, er
will seine engel hierhersendeu , die uns gegen des feindes
pfeil {earhfare) schützen.'
Die Iierleilung aller dankensvverthen gaben im menschen,
auch der sogenannten natürlichen befähigungen, aus der ver-
204 CYNEVULFS CRIST.
leiliung des siegreich vetlierrlichlen goltessohns, welche io
IX und X nach Eph. 4, 8 festgehalten ist, und die durch
beide stücke sich hinziehenden andeutungen der himmelfahrl
aus dem A. T. welche die kirche längst dafür befestigt hatte,
beweisen zur genüge für die fortgängigkeit der in VII und
und VIII begonnenen Schilderung, unwiderleglich wird dieser
beweis durch folgendes, dieselbige gedankenreihe wie in VII
— X ist in derselben Ordnung ja mit wörtlich dem gleichen
anfang in der lateinischen quelle verbunden , welches eine
und dieselbe honiilie auf den himmelfahrtstag ist. ich kann
nämlich nicht anders als den zweiten iheil der 29n ho-
niilie des Gregor für das original halten, welches Cyne-
vulf in freier weise dichterisch gestaltet hat; die betrach-
tung welche auf die erzählung cod. Ex. s. 34, 18 folgt bis
zu ende s. 48, ist eben dieselbe als bei Gregor § 9 — 11
und zwar mit dessen anfang, hoc autem nobis primum quae-
rcndum est, quidnam sil quod nato domino appanieriint
angeli, et tome7i non leguntur in albis vestibi/s apparuisse,
ascendente autem domino jnissi angeli in albis leguntur
vcstibus apparuisse; was auch unser dichter in VII voran-
stellte, und später völliger aufnahm.
3.
Am sorgrälligsten und klarsten ist die anläge und aus-
führung des gedichts vom jüngsten gericht nr X[— X^ . von
seinen acht oder neun theilen ist der erste ein paränetischer
eingang, der die Wiederkunft des herrn im allgemeinen an-
kündigt und zu bedenken ermahnt; der zweite und dritte
spricht von der plötzlichen ankunit Christi, von der auler-
weckung und versanuiilung aller menschen , vom aufbrechen-
den weltbrand , und den schrecken der erwartung des ge-
richls ; im vierten unil fünften beginnt die handlung des ge-
richts mit der aufii(-htui)g des kreuzes und Christus zeigt
seine wunden wie im Muspilli, W^ackern. 76, 8 — 11. die
reinen werden von den unreinen abgetheilt, an denen die
Vorzeichen ihres künftigen Schicksals erscheinen, der 6e und
7e gesang giebt die reden Christi des richters , kurz an die
zur rechten und dann ausgeführt an die zur linken ; der 8e
enthält die Vollziehung des urtheils , und die Schilderung des
CYNEVULFS CR IST. 205
verschiedenen endschicksals. ein anhang erklärt wie die
reine seele nicht bei ihrem abschied von der erde , sondern
jetzt nach der entscheidung von einem engel empfangen und
zu den freuden des himmels geführt wird, was im Musp.
W. 70, 17 ff. voransieht. — diese für die einheil von s. 49
— 103 beweisende übersieht soll nun durch kurze inhalts-
angaben im einzelnen gerechtfertigt werden.
XL 1. das gericht ist nahe, Christus kommt wieder zur
Vergeltung, ich mufs die zeit fürchten, denn ich weifs mich
sündevoll, wie einst die weit in wafser untergieng, soll sie
in feuer vergehn. deshalb ermahne ich dafs niemand seiner
seele heil versäume, wir leben jetzt wie auf einem schiff
in weiter see schwebend, lal'st uns in den hafen segeln, den
der herr uns bezeichnet hat.
2. unvorhcrgesehn wird seine ankunft sein Mattli. 24, 43.
1 Thess. 5, 2. zum Zion sollen alle völker durch die posaune
versammelt werden , und alle entschlafenen werden wieder
erweckt; ein glänz geht über dem Zion auf und goltes solin
kommt in den wölken, an jeder seite eine schaar engel. da
bricht feuer auf. sonne und Sterne ftillen und der mond.
Sturm und erdbeben erhebt sich, die erde verbrennt.
3. in dem feuer, das nun erde berge und nieer verzehrt,
geht alle herrlichkeit auf und alle befleckung; der alimäch-
tige erscheint und zitternd erwarten engel und menschen sein
gericht, zu dem alle erstanden und mit einem neuen nichts
mehr verbergenden leibe umgeben sind, die gedanken und
werke aller werden ollenbar, niemand kann etwas davon vor
dem ewigen, alUvifsenden verhehlen.
XII. 4. dann wird vor allen sündenbeflecklen menschen
des hcrren kreuz aufgerichtet, benetzt mit seinem blute,
glänzend über alle völker C7, 6 ff. 68, 11 (T. wie es 66, 2 ff",
(in XI, 3) schon angekündigt Avar. ein schrecken ist es den
undankbaren und sündigen , die den nicht erkannten der um
ihres heiles willen gekreuzigt ward; sie sollen die wunden,
die gcöff'nete seite , und alles was er für sie duldete mit
sorge und schmerz sehen ; sie sollen erkennen was sie trotz
aller wunder bei seiner kreuzigung nicht erkannten, was
doch die hölle verstand, was doch das meer einsah, das sich
vom hcrrn betreten liefs, was doch die bäume verkündigten.
20fi CYNEVÜLFS CRIST.
als er den kreiizesbauni bestieg, ja nur die edlen unsterb-
lichen Seelen hatten kein einsehen, waren härter als stein,
wollten ihren herrn nicht erkennen, den doch propheten ver-
kündigt hatten.
XIII. 5. was denkt der welcher all der lehren und
leiden Christi nicht gedenken will? dem ists nun ein grau-
sen an jenem tage die wunden zu schauen an dem heiland
als richter. — dann werden die reinen zu seiner rechten ge-
schaart, die befleckten zur linken, und an jedem von ihnen
erscheinen drei zeichen: hier leuchten die guten werke glän-
zend hervor, hier wird die zubereitete gnade des herrn mit
äugen geschaut, hier wird auf die strafe der andern gesehen ;
dort scheinen alle siinden wie durch glas durch die leiber un-
verdeckt hervor, dort wird das höUenfeuer zu ewiger pein
bereitet gesehen , dort wird die Seligkeit der frommen ange-
schauet, die sie auch hätten haben können, jeder reinige
sich daher die kurze fiist dieses lebens.
6. ernst müssen wir unsers herzens gedanken prüfen
mit den äugen des geistes , dafs sie gott gefällig seien am
tage des gerichts. — dann wird der söhn vor allen Völkern
die zur rechten anreden , 'empfangt von mir meines vaters
reich, denn ich bin hungrig gewesen' u. s. w. Matth. 25, 35.
die zur linken wird er anreden, sprechend wie nur zu ei-
nem, 'wie begabte ich dich mit geist und gaben, da ich dich
mit bänden wirkte und in das schöne paradies setzte, ich
will das alte vergcfsen, dafs du mir undankbar abfielst 5 mich
jammerte dein elend, und um dich vom verderben zu erret-
ten stieg icli selbst herab , ward ein schwaches kind in ar-
mer krippe.'
XIV. 7. ' manches elend der menschheit nahm ich auf
mich (damals während meines erdenlebeus) , um dich mir
ähnlich zu machen und rein von sünden ; ich duldete schlage,
anspeien , kreuzesqual für dich 5 sieh die wunden an meiner
seite, an bänden und füfsen: für dich litt ich das alles, du
wüstest mirs keinen dank, du verhöhntest mich mit deinem
befleckten leib und leben, du hast mich schmerzlicher ans
kreuz deiner sünden geheftet, ihr habt den durstigen nicht
getränkt , den hungernden nicht gespeist, den elenden nicht
aufgerichtet : deshalb sollt ihr ewige strafe dulden ; gehl hin
CYNEVULFS CR [ST. 207
in (las ewige feuer' 3Ialll). 25, 37. — hier erst sclilielst 7
und die in 6 angefangene anrede an die verdammten.
XV. 8. dann schwingt der richter das siegesschwert, so
dafs mit den teufein das hcer der gottlosen in die finstre
feurige tiefe rällt, wo sie das andenken des herrn nirjit wie-
der suchen und das feuer, obwohl ewig brennend, ilire Sün-
den nicht aufzehrt, möge jetzt der mensch für seine seele
sorgen wo sie ewig wohnen soll ; alsdann ist die reue zu
spät, wenn der Verbrecher vor seinen schöpfer gestellt ist;
vergebens sind dann die thränen, die bösen bleiben in feuer-
qual gebunden ; in der sie verschlingenden hölle müfsen sie
ihre schwarzen glieder darreichen, gebunden , gebrannt und
geschlagen zu werden, aber die erwählten sollen von nun
an sündlos , mit licht umgeben in süfsem frieden die ge-
raeinschaft mit dem herrn alles lebens und den ihm lobsin^en-
den engein geniefsen; da schauen alle selig das theure ange-
sicht ihres herrn heller als der sonne licht, keine sorge,
kein alter, kein mangel, keine quäl des erdenlebens rührt sie
mehr an ; ewig geniefsen sie ihres königs gnade und der ge-
sellschafl der seligen.
9. das ist die gröste der freuden, wenn engel und se-
lige Seelen sich zuerst begegnen ; dann begrüfst sie der engel,
'nun soUts du eingehen, wohin du lange strebtest, ich will
dich geleiten zur heiligen heimal, wo der höchste könig der
bürgen waltet, zu den wohnungeii die nie in trümmern fal-
len, wohin, um ewig mit der abendmahlsjugend *) vereint zu
sein, die tapfern Streiter gegen das böse auf erden kommen
sollten.'
4.
Wenn nun hiernach sicher ist dafs die fünfzehn bisher
besprochenen gesänge nur drei gcdichte sind , und ich bin
überzeugt , eine spätere zeit wird sich verwundern dafs es
einmal hat bewiesen werden müfsen, dann kann es auch
nicht schwer fallen sich von der einerleiheit ihres verfafsers
zu überzeugen, denn die drei sind vielfach verkettet.
Aufserlich, aber nicht zufällig, ist das erste glied der
') mit denen die so rein lebten dafs sie hier vom tisch des herren
nithl ausgcschlofsen wurden; huself^eo^ndh, was Th. unüberselzt liel's,
ist collecliv zu husclbeavn (Ex. 135, 28).
208 CVNEVLLFS CRIST.
dritten reihe an das letzte glied der zweiten angesclilofsen,
und diese mit ihrem aufang ans ende der ersten gebunden,
gute dichter leiten über, sie machen einschnitte und mildern
sie durch fortführung eines schliefsendeu gedankens. diese
eigenschaft ist an Cynevulf besonders hervortretend, wie die
theilung der gesänge in dem dritten liede überall beweist,
so hat nun dieser selbst einen durch den gegenständ gewiss
nicht hervorgerufenen anfang. ' nicht braucht des teufeis
pfeile einer der menschen auf erden zu fürchten, die speer-
fahrten igarfare) der bösen, wenn ihn gott schützt (Ax^V^/e^/),
der herr der heerschaaren. nah ist das gericht, wo wir'
u. s. w. der auffallende erste satz erklart sich als anknü-
pfung an den vor der doxologie am ende des zweiten liedes
zuletzt vorhergehenden, 'der vater im himmel, er sendet, wenn
wir statt der eiteln die befsere freude lieben, seine boten
hierher, die uns schützen (gescildad) wider die pfeilfahrten
(eurhfarum) der Schädiger, dafs die unholden nicht wunden
wirken, wenn sie auf das volk gottes enlsenden vom trug-
bogen den bittern pfeil . . . bitten wir den söhn gottes und
den milden geist dafs er uns schütze wider des mörders Waf-
fen, die lügenrüstung der bösen.' 47, 23 — 48, 23, Xschlufs. —
eine andere eben so deutliche anschliefsung hat das zweite
gedieht an das erste, das von der himmelfahrt hebt an 'nun
erforsche mit geistes gedanken verständiges sinnes , wie das
geschab, als der allmächtige gott durch reinen stand geboren
wurde, Marias der edelsten Jungfrau leib erwählend, dafs da
die engel nicht in weifsen kleidern erschienen' u. s. w. und
noch einmal in diesem eingang wird auf Christi geburt in
Bethlehem verwiesen, so dafs Thorpe ein 'on the nativity'
in die Überschrift neben 'ascension' aufnahm, doch schon das
min erlorsche reicht hin zum beweise dafs der dichter der
himmelfahrt schon ähnliche damit verwandle belrachtungen
hatte vorangehen lafsen. zu meinen dafs diese uns verloren
gegangen wären geht deshalb nicht an , weil der schlufs des
gedichles von der geburt des herrn die betrachtung seiner
rückkehr in den himmel anbahnt, wie oben bei V'I gezeigt
ist, und der anfang von VII so anhaltend auf den ersten
ireuensland zurüc^kweist.
Doch üfreifen niclil nur die äufsercn rahmen der drei
CYxNEVüLFS CRIST. 209
lieblichen bilder in fester fiigung in einander, die aus dem
leben Jesu gewäiiUcn slofl'e selbst haben innere Verwandt-
schaft, und sind nach der Verwendung die ihnen der dichter
gegeben hat unter gleichen gesiclitspunkt gestellt, die geburt
Christi ist nach dem ausgesprochenen glauben an seine vor-
weltliche existenz im hinimel durciigängig als sein hierher-
kommen , als ein kommen in die niedrigkeit gepriesen , der
könig des himinels kommt und gründet das heil; die himmel-
fahrt steht nicht vor uns als abschied und riickkehr, sondern
als der einzug des siegrsheldcn in des vaters land und bürg,
als ein ankommen in herliclikeit ; der in kämpfen erniedrigt
gewesene solin des königs nimmt den gabenstuhl der halle
ein und spendet von da herab nun des himmels Schatzes allen
seinen mannen; das gericht endlich ist schon in der bibel
nicht handlung des Schöpfers, sondern des sohnes, es ist
hier ganz wie in den pauÜnischen briefcn als sein zweites
kommen auf die erde dargestellt um die niedrigkeit in die
herrlichkeit zu verklären, wie ausdrücklich hervorgehoben
wird cod. ex. s. 49, 14 — 21. 51, 25 — 31. wir finden also
den gesammten hcilsrath gottes durch Christus in den wich-
tigsten, ergreifendsten punkten — man kann sie als anfang,
mitte und ende bezeichnen, ein leben des heilands im weite-
sten, geistigsten sinne aufgefafst. wir sehen das di'cifache
kommen Christi dichterisch ausgefühit als dreimalige ankunft
des himmelskönigs in der Umgebung seiner tliane, der engel,
und zwar mit allen tönen der begeisterten sinnenden liebe,
um den ganzen ewig lebendigen Ciirislus in die herzen des
Volkes einzuschreiben. dieses wolilangelegte , gleiclimäfsig
erhabene und einfache epos mufs die schöpfung eines dichlers
sein, und wenn dies, zu Cyncvulfs besten werken gerechnet
werden, mag es nun Cynevulfs Crist helfsen , oder künftig
befser benannt werden können; ich lafse von dem namen
nicht, weil er das wesentliche zu trellcn scheint des Inhalts
und auch der form, da das überall ins Ijrische überlliel'sende
epos bei aller epischen ruhe und einfachheit, worin es nur
nicht ganz an den Ileliand reicht, doch stets von der Ihat
so zum gedanken aufdringt, und der belrachtung fast so viel
räum gestattet, als ütfrids Krist.
Mit diesem ausdruck der im innern der dichtung erkann-
Z. F. I). A. IX. 14
210 CYNEVÜLFS CRIST.
len einheit und alles beleuclilcnden lierliclikeit könnte ich
schlielsen, da es die ait der unsicheren ist nur recht viele
beweise für eine sache von einigem «ewicht zu häufen,
wenn mich nicht die erinnerung an zweil'ler befiele, die eine
behauptuiig im gebiete der angelsächsischen literalur mit mis-
Irauen ansehen und davon so viel wie möglich abzuziehen
geneigt sein könnten, welche von keiner der englischen au-
toriläten, Wanley, Conybeare, Tliorpe, Kemble , noch von
deulsclien gelehrten die auf diesem leide gearbeitet haben,
unter denen zuletzt Bouterwek und Etimiiller das Exeter-
book besprachen, ausgegangen oder geahuet worden ist*).
gegen ein vornehmes nichtainiehmen wollen ist nichts zu
machen; wird ein theilweiser zweifei begründet, etwa mit
sprachlichen Verschiedenheiten : solche niüfsen sich bei jedem
guten dichter zwischen verschiedenen werken neben dem
gleichen vorfinden, sie sind stark bei Cynevulf, aber auch
zwischen sicher seinen dichtnngen , wie Elene und Juliana,
und sie sind noch lange nicht so grofs als die der Ornamente
an einem einzigen säulenbündel deutscher baukunst. das
übereinstimmende in der spräche zwischen den beiden ersten
iheilen und dem dritten des Crisl, und die berührungcn aller
dreier mit E. und J. so ^^ie mit Andreas, den ich gleichem
Urheber zuschreiben mufs , habe ich zusammengestellt; ich
behalte sie zurück, bis jemand versucht haben wird sprach-
verschiedenheiten in den theilen des Crist nachzuweisen die
zur annähme versciiiedener verfafser berechtigten.
Für jetzt sei nur auf die aurfallend starke hinneigung
zum innern reim der langzeilen verwiesen, womit im mitt-
lem Iheile von CC einmal sechs zeilen nach einander 37,
10 — 21 ausgezeichnet sind, wie zwei (114. 115) und drei-
zehn (1237—1246 und 1248 — 1251 in E, und fünf in uu-
mitlelharer folge, viel mehr vereiuzelf, in A ; auch der reime
in unmillelbar folgenden Wörtern haben Cynevulfs bis jetzt
genannten werke A, (], E, J so viel als kein andrer angel-
') Was Thorpe später, 1844 im ersleii llieil der liomilien Alfrics,
noeii als Cynevulfs wvrk in anspriicli naiiin war der vierte gesang (oii
llie erucifixioii) des letzten Iheils, nirlil [laeli dein /.usainiuenliang, son-
dern auf grund einer lieriiheriielirnniif; aus AllVic, «elehes naelihcr
beteuclilel werden sdll.
CYNEVÜLFS CRIST. 211
siichsisclier dichler. nächsldem will ich vorläufig ein halbes
(lutzend der »nancherlei zum llieil schwierigen alten wörler
hervorheben, die sonst nur bei Cynevulf oder noch gar nicht
gefunden waren, nicht in der bedeutung, nur in der her-
leilung dunkel war orgete (sichtlich) in der epischen formel
open orgete A 759 ; dieselbe findet sich im C 69, 7, dann
geseon orgete 89, 17 und dreimal orgete tacen 75, 3. 76,
12. 22, welche Verbindung auch 347, 6 wiederkehrt; an der
letzten stelle und 75, 3. 76, 12 ist orgeale geschrieben, da
ein Substantiv get gcal nur in dem compositum heget , be-
geat (Alfric hom. 2, 104, bei Ettm. fehlt es) vorhanden und
die bedeutung fund oder erwerb unpassend ist, so wird man
sich entscliliefscn niüfsen von geat thiir abzuleiten; vor der
thür beginnt die strafse, das oflene gegenüber dem gedeck-
ten oder eingeschlofsencn; orgeate ist was aus der thür,
was hervorgetreten, wie orige Ine c. 28 wer aus der insel,
ins ausländ gekommen ist. die änderung in ongete wird
Grimm längst noch stärker bezweifelt haben als zu Andr.
s. 115. — die bedeutung mangel für onsjjn, welche Thorpe
erst bei der Übersetzung von 225 , 32 erkannt und einge-
führt, Ettnniller in seinem lexicon übergangen hat, findet
auch 151, 24 (Guihlac) 201, 13 (Thom.) und im mittlere«
theile des C 30, 16 statt: [)al eor wfre ?ie hid purh gif'e
viine gödes onsien; wonach Thorpe, weil godes oiisicn
(god's countenance) keinen sinn giebt , eine lücke angenom-
men hatte , welche die alliteralion so wenig als der Zusam-
menhang verlangt; diese seltene bodeulung gebraucht Cyne-
vulf auch E 350. — so müfscn in die angelsächsischen lexica
auch aufgenommen werden die adjecliva onhael und hellen
und das vcrbum liega/i. das erste aus CG 56, i) Jxir ge-
mengde beod onhado gehle eiigla and deofla^ es sind nicht
unheile (an unsound assemblage), sondern ganze, sämmtliche
schaaren , die am geiiclilstagc versammeil werden sollen;
dasselbe adjectiv tj/ih(vl, dem wie dem onsinid (IJ 1993) die
verschiedenen bedd. des lat. integer zustellen, kehrt ebenso
verkannt 123, 13. 134, 9. 333, 9. 396, 19 wieder, für den
Singular hellen hclsceada 23, 5 will Thorpe den plural mit
zweimaliger änderung in hetlan oder helolan hcl.sceadas,
Ettm. hellun hel.sceadti/i, aber ohne dal's die dortige vcrbin-
14*
212 CYNEVÜLFS CRIST.
düng zweier subjecte die gleichheit des numerus verlangte;
heilen ist von liete gebildet, wie fi/rleti oder fcorlen von
feorr. — von durst verzehrt, liingenonimen lieifst 92, 17
purste gepegede : Thorpe \ermulei gepregede ; allein pegan,
sei es nun pegati oder (nach alln. pegi empfänger) pegan,
neben vilpege A 153 foddorpege A 160, hätte man aus
112, 8 (Gulhlac) wifsen können, wo es annehmen bedeutet,
wäre beides Ettmüller nicht entgangen , so würde er s. 590
nicht qfpegan bezweifelt haben, genug, Cynevulf hat noch
eine grolse menge von worlformen und stammen, von denen
schon im Cädmon keine spur meiir ist, wie man nun durch
ßouterweks willkommnes, praktisch geordnetes glossar recht
übersehen kann.
Über die quellen des Crist und die art ihrer benutzung
behalte ich mir noch weitere Untersuchung vor; dazu reizt
mich die herlichkeit der dichtung. bis jetzt kann ich nur
wenig mehr sagen als Thorpe , dessen Vermutung ich bestä-
tigt finde, wenn er sagt The pieces they contain (the first
106 pages) are no doubl translations frora the Latin , but
their subject is not of a nature to stimulate many to search
after Ihe Originals, which if discovered, would prove of liltle
use in elucidating the obscurilies or correcting the errors of
a Version, in this and all similar cases yel known , too pa-
raphrastic to admit of comparison. der mittlere theil des
C ist, wie oben bemerkt, nach der 29n homilie Gregors des
grofsen sehr frei bearbeitet; es sind daraus nur die gedan-
ken , die bibelslellen und ihre reihenfolge , der zug der be-
trachlung aufgenommen, sie sind lebendig, dichterisch ge-
stallet und mit eignen oder anderswoher entnommenen ver-
mehrt, vom dritten habe ich nur den inhalt einer stelle des
vierten gesangs aufgefunden in der lOn homilie desselben
Gregors, wonach die Vermutung Thorjjcs wegfällt, die be-
trachlung sei erst aus Alfric hom. i, 622 eiillelint*) : beide
schöpften hier wie sonst unabhängig aus derselben (|uclle ;
somit kann diese stelle auch nicht eine stütze der beliauplung
sein, Cynevulf sei ein zeilgenofse Alfrics gewesen, was
mit der Sprachgeschichte geradezu unvereinbar ist.
Die veranlafsung zur dichtung des Crist mag die auf-
*) Ttic lioinilies ol" Aellric cd. l)j Tliorpe. Loiiti. ISi'i. l. I, j). 0',*'i.
CYNEVULFS CRIST. 213
iorderung^ eines aiigcsehnen laien, vielleicht eines königs, ge-
wesen sein, denn im beginn des zweiten tlieils wird ein
mann zur weiteren befraclituiig mit einem zusalze aufgefor-
dert der für jedweden gewöhnlichen leser zu hoch gegeben
wäre, wenn es heilst 'nun mit eifer in geistlicher berathung,
grofser mann {mon se marä) suche mit sinneskunst ....
wie das geschah' u. s. w. mir ist keine stelle bekannt, wo
mxvre nicht den theuern höherstehenden, wo es den theueru
unter gleichstehenden auszcichnele. dadurch bestätigt sich
Grimms auslegung von A 1487 — 89 gegen die noch dazu am
lext ändernde betrachUing Thorpes. wie Andreas für ein
hohes ehepaar, so wurde der Crist für einen hohen herren
gedichtet; was natürlich der bestimmung für eine kirchliche
gemeinde, die mit ihr mehrmals angeredet ist, keinen einlrag
thut, so wenig als wo All'ric für das angelsächsische volk und
und für den ealdorman Alhehveard schrieb. Alfric gleicht
als verfafser von über dreifsig allitlerierenden heiligenleben
dem Cynevulf auch darin dafs er Crist als ersten an die
spitze seiner heiligen stellt, ob Cynevulf seinen Crist auch
zuerst, vor Elene, Andreas, Juliana geschrieben habe, oder
später, ist von geringerem belang; ich meine das erstere,
denn die kuiisl in A und E ist gröfser.
Ich kann schliclslich die Wahrnehmung nicht unter-
drücken, dafs er noch mehr gedichtet, namentlich dafs es
('ynevulf gewesen sei der noch einen heiligen, den Guthlac,
besang, und der die schönere allegorie auf Christus und sei-
ner heiligen auferstehung, den Phönix, dichtete; auch das
reimgedicht spricht seine Urheberschaft an. dieser dreizack
von behaupluiig, dem die stütze später nachfolgen soll, sei
denen enlgegengeworfen welche der ausdehnung von Cyne_
vull's namen im licd vom gcricht auf die vorigen ein zuweit-
gegangcn nachrufen sollten, ich gehe noch weiter, Cyne-
vulf, ich weifs es, dichtete auch das kleine herrliche lied von
der ankunl't des himmelskönigs in der Unterwelt, worin ihn,
den crlöser auch der frommen des allen bundes, Johannes
der läufer als herold begrülst, der sich rühmt der rüslung
die er von seinem lieben hcrrn schon empfangen , und dafs
er zusammen mit ihm in Jordan habe baden dürfen, und zu-
sammen mit ihm die well durch die laufe selig erregt habe.
214 HYCGAN UND HOPIAN.
dieses seitenstiick zu dem frühem dreifachen ankommen Christi
— es lindel sicli mit der ungenauen Überschrift On the re-
suj^rectiofi and the han^owing of hell 459 — 467 des Exeter-
buchs — mag allerdings später entstanden sein, da der gute
verband dieser drei lieder zu einem ganzen keine stelle zeigt
wo es gleich anfangs hätte eingereiht sein können.
MARBURG. DIETRICH.
HYCGAN IIIND HOPIAN.
Die Wichtigkeit des Sprachgebrauchs für krilik wollte
sich, wie sehr auch sonst, doch am angelsächsischen nicht
recht erweisen wegen der frühen verschiedenheil seiner
nördlichen, östlichen und südlichen gestaltung, und wegen
der scheinbaren gleichheit der reinsten südlichen spracii-
fafsung in verschiedenen zeiten, deren bestimmung noch dazu
an vielen wichtigen denkraälern aus sonstigen gründen nicht
leicht ist. ich versuche jene zeugenkraft der sprachgewohn-
heiten für die zeit der psalmenübersetzung an zwei stam-
men zu erbringen , deren darslellung auch in den ags. lexi-
cis der berichtigung und Vervollständigung bedarf, die übri-
gens aufser einiger berülirung in der bedeutung und grofscr
ausbreitung über die verschiedensten deutschen Völkerschaften
nichts gemein haben.
Hycgan, eins der allgemeinsten Wörter für denken nimmt
unter den verschiedensten richtungen welche das denken ein-
geht auch die wendung auf das hoffen, es tritt als Über-
setzung von spcrare ein ps. 61, 8. 90, 2. 113, 18. 142, 8
und es hat ein für wonniges denken, für hoffiiung besonders
gebräuchliches worl zur seite, hyhtf welches nicht wie Thorpe,
ßoulerwck, EttmüUer angeben, femininum sondern in jeder
zeit niasculinum ist: hijht abvodan Cädm. ii , 096 hcofon-
cundne hi/ht CynevulJ' cod. ex. 112, 13 hdigan hijhtes 4, 25
Oll god miniie hi/ht sette ps. 72, 23 gleacne hyhl 77, 9
se hahsta hyht 90 , 9 ; tirne gelcafaii and urne hihi Alfric
hom. 1, 24 se hyhl 1, 250. 554 seltad eovrne hiht on dam
hiclende 2, 370; davon wieder ^VawwwV hyhtan, welches früh
und spät gewöhnlich ist für holl'cn, zuweilen auch noch froh-
IIYCGAN UND HOPIAN. 215
locken ps. 83, 2. i)l , 3. 149, 2 bedeutet, mit liupian wird
am meisten sperare, confidere, auch ps. 2i, 2. 2G, IG ex-
speclare A\ieder{;egeben , die bedeiilung beobachten fehlt in
den lexicis, sie zeigt sich ps. 36, 32 sc sijnfulla hopad
sijmle püs i'ihtrisan . . für coiisiderat peccator iiisluni et
quaerit perdere eum ; sie kann vielleicht zur etymologie des
schwierigen wertes benutzt werden, worauf ich hier ver-
zichte weiter einzugehen, verschieden von liopn, tohopa
holfnung ist Iwp, dessen bedeutung recessus B. 1521, welche
in die von bucht und mcer wie im altn. Reksteüa 35 Sn. E.
217, so auch im ags. c. Ex. 384, 111 übergeht, von Thorpe
und Ettmiiller nicht erkannt scheint.
Merkwürdig ist die ungemeine herschaft die beide Wör-
ter einmal erlangt haben : Itijcgan fehlte keiner deulscheii
muudart von der Donau bis nach Norwegen und Island, hu-
pianj wovon im gothischen, altdeutschen und altnordischen
keine spur war, hat nun sein sonst auf die beiden sächsi-
schen dialecte, wie es scheint, beschränkles gebiet allmiihlich
von norden nach süden über ganz Deutschland, und von Sü-
den nach norden über Dänemark, Schweden, nur nicht völlig
über Island ausgedehnt, und ist in England durch das fran-
zösische unverlilgbar geblieben.
An hopian ist die jugend, wie an lujcgan das alter we-
nigstens seiner ausbreitung auffallend; das golh. hui>j(in ahd.
huckan hui^geu dauert hier nur bis ins 12ejahrh. allgemein
lebendig fort, die gegenwart hat es iheilweis in Holland, völ-
liger nur im äufserslen norden, in Schweden und Island;
das sächsische hopian ist im lln jh. noch ungebiäuchlich,
da es im Heliand gar nicht, zuerst in den psalmen des näch-
sten Jh. vorkommt, im übrigen Deutschland nimmt es erst
seit jener Übergangsperiode zum mitlclhoclideulschen seit dem
12n jh. übeihand , n\ o hijc<^tiii mit seiner Verwandtschaft
aus der ölfenlliclikcil zurücktritt, wo auch grdfiige und :,'7'-
(li/igen, womit früher das holfen bezeichnet wurde, auf den
südcD zurückgedrängt werden.
Ich will nun aufweisen dafs im herschenden dialecl des
angelsächsischen, dem westsächsischen, Jtycgnn bereils im
lOn jh. zu verschwinden beginnt, obwohl verwandte stamme
fortdauern, und dafs liopa und hopian erst seit mitte des
216 HYCGAN UND HOPIAN.
lOn jii. allniälilicli zur lierschaft gelangt, wenn es auch im
9n vorlianden ist. davon soll dann anwendung auf die kritik
der zur liälfle allilterierenden psalmenübersetzung gemacht
werden die Thorpe herausgegeben hat.
Zuvor nmls ich, damit man, wo hycgan zu finden isl,
nicht lioginn oder hijhtan suche, eine form bestimmende be-
merkung machen, da die lexica und glossarien theils darüber
schweigen, theils unrichtiges enthalten, im ganzen Beovulf,
Cyncvulf, Cädmon giebt es kein hogiaii und ist hogde und
hogode praelerilum zu hi/cgan, welches nicht, wie Etlmüller
s. 481 und Lxviii angiebt, im praet. hi/gde, sondern wie in
allen übrigen dialeclen mit rückunilaut hogde (aus hiigda) bil-
dete, und diese form schwankt früh in die zweile schwache
conjugalion , wie so manche andere verba beide neben ein-
ander haben , und wird zu hogode. daraus erst hat eine
spätere zeit auch im praesens hogian gemacht, als auch
hyge abkam und nur hoge, ymbhoga (das denken, die sorge)
übrig blieb, jenes hijcgan ist von nun an unter die verba
anomala aufzunehmen.
Im einzelnen ist der thalbestand im gebrauch dieser,
das praeteritum zu htjcgan , welches man naturgemäfs für
das älteste rechlmälsigc hallen mufs, hogde, findet sich nur
in den meisten theilen des cod. Ex. namentlich bei Cynevulf,
iu der Juliana hogde 2M , \8 forhogde (contemsit) 279, 27
fromhogde 244, 28 vidhogde 2i5, 9 hogdes vül 267, 28
forhogdest 251, 17, im Crist hogdim 99, 33 gehogdes 85, 29
forhogdon 79, 10 und im Gutlilac on hyge hogde 177, 14
forhogde 14G, 22 vidhogdo/i 139, 33 neben on hyge hycge
473, ^ forhycge 235, 4. 250, 18 hycgnd 166, 27 gehycgad
130, 11 gt'hycgan 105, 5 uhy(gan 50, 20; das pari, praes.
hycgende G8, 28. 254, 12 isl überaus häufig, das pari, prael.
habe ich hier nicht gefunden , auch in A und B nicht , so
auch den imp. nicht, nirgends aber ein hogiau , das einzige
hogitd to pcvi^e betrau vynne 355, 23 in dem sehr verderb-
ten reimgedichl wird demnach hycgaä herzustellen sein, das
praeteritum hogode findet sich im c. Ex. nur im gebet des
Azarja zweimal 186, 15. 191, 2, welches eine jüngere bear-
beitnng der stelle im (Cädmon zu sein scheint, in den gno-
men :54G, 9, in dem gebet 450, 5 und sonst selten, in
HYCGAN Ui\D HOPIAN. 217
Cynevulfs Elene kein praet. , als praesens vidhycge 617;
deophijcgende 353. 881 stiähi/cgcnde 682 vidcrhycgende ;
im Andreas hogode 622 Jor/wgodes 1381 hngodest 1317 ge-
hogodan 429, als praesens nie hogian, sondern hycgad 1612,
stidhycgede 741. 1429 vidorhijcgonda 1073. 1174. im Bco-
vulf stets hycge 864 hycgende 783. 1591. 5126. 1831. 2025.
4465 hogode 1257 gehogodcst 3972 oferhogode 4685; die
ahgebrot'liene zeile 4340 hygde . . . aealde ist herzustellen
Hygeläcc scalde. auch hier kein hogian. die stellen des
Cädnion hat Boulerwek gesammelt, sie ergeben hycgan,
uhycgan , gehyrgan, vidhycgan mit und in hogade, gcho-
godc, vidhogode und das seltene part. gehogod 2886, aber
nirgends ein hogian. auch in den gesanimten psalmen ist
kein hogian zu finden, mir ist es zuerst bei Alfred aufge-
fallen, der nun neben hycgan auch häufig hogjan und for-
hogian und auch oferhogian oferhogode {= forhogian, ver-
achten) gewährt, im lied auf ßyrhtnod bald nach 993 noch
hicgan Th. 121, 6 hogode 125, 5. 53 neben stidhtgende
124, 51. im anfang des lln jalirh. hat der merzische W ulf-
stan (Lupus) auch noch hycgan nicht selten , aber der wes-
sexisclie Alfric ende des lOn anfang des lln jh. gebraucht
dieses fast gar nicht mehr, und wenigstens in seinen reden
ans Volk von 994, wie ich anderwärts zeigen werde, ist
hogian in allen punkten an die stelle von hycgan eingerückt
und trägt alle bedeutungen desselben, denken , slreben , sor-
gen : carfullice hogian p dt re AHom. 1, 548 hogast embe
1, 448 hogad ymhe 2, 372 hogige se yf'ela 1, 56 hogade
yinbe 1, 404. 2, 118 hogode ymhe 1, 404 hogiadfordy 2, 12!
to hogiennc 2, ^^% forhogiad 1, 64. 2, 376 J'ojdiogige 1, 60
Jorliogii'iide 2, 130 forhogede 1, 460, kein hycgan, for-
hyrgan in den honiilion. — kehren wir min zu den psalmen
zurück, hier hat der allillericrende theil nur hygan. hycgean,
hogode, der prosaische gebraucht für cogilare pcnccan , für
studere pencean m. gen., für mcdilari smeagan, smean , für
conlemnere forseon , rnthX, forhycgan, für sperare hopian;
kurz der erste theil giebt hycgan in keiner seiner bedeu-
tungen und zusammenselzungen , hogian kommt im ganzen
psalter nicht vor. die belege sind hycge 61, 8 90, 2. 118, 69.
106. 146. 120, 3. 142, 8. hycgead71, 1. 139, 2. 8. hyc-
218 HYCGAN UND HOPIAN.
g-ea 132, 1. hi/cgian 76, 6. hijegoiuh 67, 21. 68, 25. 104, 4.
hogode, hogedo/t 69, 3. 72, 6. 77, 20. 35. 82, 3. 108, 16.
118, 81. 142, 5. gehogedon 57, 2. 113, 18; forlujcgan
68, 34. Jorhi/cgead 52, 6. forhogede , Jorhogedon 77, 24.
59. 62. 88, 32. 101, 15. 105, 29. 106, 39. 118, 118. 141.
Wenden wir uns jetzt zu hopion und hopn. im gan-
zen Beovulf, im ganzen codex Ex., in Andr., Elene, im Cäd-
mon ist keine spur davon, es beginnt mit hopian to , und
töhopa bei Alfred; seine ungelauligkeit verrälli das noch im
lOn jh. erklärend dabei gesetzte ältere synonym hi/hl. so
lautet im Scintillarius eine Überschrift De spe. be hopan
odde be ht/hte, und es heifst 943 hyht and hopan io him
Dipl. IV, 279. bei Alfric ist hopian und hopa sehr gewöhn-
lich , allein noch besieht daneben hijhtan ; zuweilen hat er
das noch ältere venan, aber in dem späteren sinne von wäh-
nen, wofiirhalten AH. 1, 554. für hoETnung nur hi/ht und
hopa. — die psalmen dagegen haben von 51 an bis zu ende
gar kein hopa, hopian, sondern nur jene ältesten ausdrücke
dafür, während dieselben von anfang bis ps. 50 überaus häu-
fig hopian und kein venan mehr im sinne von hoffen stellen,
es findet sich nämlich ic hopige to, hopade io u. s. w. 4, 6.
5, 7. 12. 7, 1. 9, 10. 15, 1. 16, 7. 17, 2. 29. 21, 3. 24,
1. 2. 25, 1. 26, 4. 16. 30, 1. 7. 17. 21. 28. 31 , 12. 32,
16. 17. 33, 22. 35, 8. 36, 3. 5. 9. 37, 15. 39, 3. 19. 41,
3. 6. 14. 42, 6. daneben gehjgtan nur 27, 8. 32, 18 und
zuweilen getriivian für sperare, nur tohopa 3, 7. 4, 9. 15, 9.
16, 9. 21,8. 32, 15. 38, 9. 39, 4 für spes. von nun heifst
es ic gcrenc an 51, 7. 54, 3. 55, 4. 61, 10. 62, 6. 63, 9.
68, 3. 118, 40. 42. 144, 16. 146, 12. ic gelreovigc, ge-
treovde on 51, 6. 70, 13. 117, 8. 118, 74. 80. 114. 129,
5. 0. 130, 5. ic hi/cgc 61, 8. 90, 2. 113, 18. 142, 8. ic
hi/hte tu 85, 2. 90, 4. 14. 117, 9. ic hähbe htjht on 62,7.
77, 9. 113, 20. 129,7. 143, 3 und für spes giebt es nur
hijht 59, 7. 60, 2. 61 , 7. 61, 7. 70, 4. 72, 23. 90, 9.
111. 7. 118, 49. 129, 7. 141, 5. 143, 3. soll nun derselbe
Übersetzer erst ausschliefslich hopa und hopian , nachher be-
harrlich gcrenan und /////// gesagt haben? kann das zufall
hcifsen, oder wäre jemanden hopian prosaisch erschienen,
was doch der dichter der Judith 134, 54 und Alfred in den
HYCGAN UND HOPIAN. 219
liedern des Boethius nicht versclimäliete, und hyht zu pocliscli,
um es einfliefsen zu lal'sen, was doch Alfrics absiclillich ein-
fache prosa Siels neben glaube und liebe für holfnung hat?
Das nächste ergebnis dieser Untersuchung ist, nach den
verschiedenen spracl)ge\vohnheilen sind für die beiden ihcilc
der psalnicnübersclzung zwei verschiedene verfafser anzu-
neinnen. darauf führt auch eine menge anderer abweichuu-
gen in der sprachgevvohnhcil. man kann eine reihe beson-
derer ausdrücke des zweiten iheils ansehen als herbeigeführt
durch die gewählte poetische form , allein auch einige ge-
wöhnliche Wörter hat jeder der beiden für sich, so hat für
altar I stets altei\ II stets vighed, woraus das der prosa
ganz geläufige vofod, veofod geworden ist; für brunnen,
grübe und abgrund I ])ytt^ II send, welches letztere auch bei
Alfric gewöhnlich, keineswegs gerade poetisch isl; refugium
überträgt beständig \ fridstoi), 9, 9. 17, 1. 30, 3 geheorh-
stuv 31, 8; II fn'dstöl 89, 1. 90, 9. 93, 21; als Über-
setzung von simul zeigt sich das schwierige, auch bei Alfric
häufige etidemes nur bei I, nie bei II, der dafür on dne,
sanied , ätg'ddere , ätsamne gebraucht; oft hat die vulgala
schirmer durch susceptor gegeben, dafür 1 jedesmal aiidfc/i-
ge/id, II stets aiidfengea^ von tahernaculum ist \ii^\\ gelvld
oder Icinpel, bei II immer selegesceot die einzige Über-
setzung, auch wo beide für einen begrilf etwas gemeinsam
haben, tritt noch oft eine verschiedenheil zugleich auf, z. b.
für retrorsum gewährt I on häcling, on earsUng, gewöhn-
lich vnderbäc, II an hüclhig einmal, gew. on hindcriing, on
hindcT. die beiden Übersetzer gehn auch im genus mancher
nomina auseinander: ßöd bei I neutrum , ist bei II masc,
s(P hat I nur als fem., II vorhersehend als masc; gcpi'uht
(consilium) I nur als neulr , II gew. fem. davon nuils man
übrigens, was die Icxica noch nicht wifsen , unterscheiden
das masc. gcpohl, welches die meisten scliriflsleller auf die
bedeulung cogitalio beschränken*). — die ai'l und weise der
*) klar ist besonders ps. S2 , 9 {^od) loslcncl: titä ^ctlicaht (eoii-
silia) yj'clvillendra kynna and hvj'ursyhdh tliä ^vtliohlas (co^ilaliones)
tlnira J'ulca , and r.ac y/elra ealdormanna ^ellteaht (consilia) In- fur-
syftdh; c. 10 ac godes gtUhvaht (consilia) üunadli on o'cuissc and ge-
t/iü/U hi's modcs (cogilatioues cordis) a vcoiulda vvuruld. — so wird
220 HVCGAN UND IlOPIAN.
Übersetzung ist auch eine ganz andre im ersten als im zwei-
ten theile, denn 1 hat die neigung zu erklären und macht
oft lange auslegende einschiebsei, sowie er den lateinischen
Überschriften lange angelsächsische vorausschickt, dagegen 11
hält sich in Überschrift und text strenger an das original, mit
geringen der epischen fülle dienenden Zusätzen.
Weiter wird man auch über verschiedene zeit der beiden
Übersetzer der psalmen schon durch das oben angegebene
altersverhältnis der ihrer natur nach hier am meisten ge-
brauchten verba für denken, sinnen und hoffen belehrt, jedes-
falls ist II, der hijcgan und hyht ausschliefslich hat, und
gevenan vorzugsweise für hoffen gebraucht, hopian aber gar
nicht kennt, ein viel älterer schriftsteiler als I, dem das
späte hopian ganz zur herschaft gelangt, lujcgan aber ab-
handen gekommen ist. obwohl der Schreiber der psalmen ei-
niges orthographische durchgeführt hat, wie die auszeichnung
des Wortes vi/uing zuweilen auch des ct/n durch h, und die
auszeichnung des namen gotles durch grofse buchslaben, so
hat er doch sonst an seinen verschiedenen originalen im gan-
zen so wenig geändert dafs uns auch in den lautverhält-
nissen das bild der älteren spräche in II noch fast vollstän-
dig erhalten ist, was schwerlich affectation des prosaüber-
setzers I ist. die alterthümlichen llexionen ece , ecean,
eccum , ci/n'ce, cyriceaii, andfongen, ßsceas, l(Ece, iccceas,
väcce, vHcceum zeigt II überall, I nirgends, auch die for-
men secean, seceait , sccgenn, secgead fast nur bei II. ebenso
ist das alte VI bei dem I in VU übergegangen ; II sagt noch
svigian , viht , dviht, navihl , wie sveotol, treovian , I stets
svugian , nnviiht, 7iauht, herschend bctvuh, svutol, truria/t.
die abgeworfenen endungen in fcondas , hälopas , hettendns
hat II noch oft, I ganz verloren, von vcson, was II beson-
ders oft im conj. und imp. gebrauchte, ist in I keine spur
mehr; cuiiian bildete in der zeit des II noch cvom, cvönion,
bei I nur com , cuinoti. jindon noc\\ fand [)U Junde , bei I
dagegen ic fände und sc\hsl pit fandest 16, 3; gangan hat
consiliuin mit {ielhea/if übcrselzt ps. 1, 1. G. 9, 28. 12,2. 13, 5. 10.
19, 4. 25, i ij. oft ; .55, 6. 70, 9. 82, 5. 88, 0 u. s. w. cügitatioucs mit
gctho/itas 7, 10. 9, 21. 25, 2. 39, 5 u. o. 13S, 2. 17. vergl. auch Rlatlb.
5, 22. Luc. 7, 30 mit Luc. 2, 35.
IIYCGAN UND HOPIAN. 221
noch vit gengon 54, 13 neben eodon. unverkennbar ist der
ältere stand auch der prononiina bei II; ich fand zwar kein
mec, pec mehr, aber öfter iisic; noch ic sylj'a, Im xijlfu,
he si/lfa nie si/lf; und nicht nur hu n. sondern auch bä m.
des duals 59, 5. 103, 9.*) die menge der seltenen Wörter
und vcrbinduui^cn bei II vorzuführen niufs ich mir versagen :
in den ersten theil hat sich auch nicht ein einzigesmal ein
wort wie fäle (lieb) oder gcneahhic (viel , reichlich) ver-
laufen, die man wohl liundcrlmal bei II und sonst selbst bei
den dichtem seltener liudet. nach allem dem steht fest, der
verfafser des II theils, der über ein reiches kräftiges sprach-
gut zu gebieten hat , und gegen den die spräche bei I eine
kümmerlich einförmig sich hinziehende ist, mufs ein sänger
der blütezeit angelsäcbsischer dichtung gewesen sein, der
nicht erst von ps. 51, 6 an seine allitterierende Übersetzung
sich durchzuführen getraute, wo sie jetzt beginnt, dessen ar-
beit vielmehr dem ersten theil nach verloren gegangen ist.
Schwieriger ist die letzte frage, welcher zeit nun be-
stimmter der dichter und welcher jüngeren der spätere er-
gänzer angehörte. Thorpc hat für das ganze werk das lOe jh.
in anspruch genommen, für den ersten Übersetzer ist das
nicht zu spät; ich würde ihn eher imi die mille des llnjh.
wo die handschrift geschrieben ist , setzen , weil hopian all-
gemein geworden , ht/cgan und hogian nebst forhogian, so-
wie auch hi/ge gehi/gd ofcrlu/clig verschwunden ist. eini-
ges wie svugiaji aus srigian, und navuht, nauht aus noviht
scheint freilich älter als Älfrics und der cvangelien suricai,
naht, was den poetischen beträchtlich älteren theil belriHl,
so kann ich nicht zweifeln dafs er älter als Alfred, dafs er
dem 8n jh. zuzuweisen ist, da er die sprachformen des ßco-
vulfs und die in Cynevulfs zeit gangbaren biblischen und
kirchliclien ausdrücke hat, und da er auch aufserdcm eine
nicht unbeträchtliche reihe früh untergegangener zum Ihcil
sonst unerhörter wörter und bedeutuugen bewahrt, dazu ge-
hören folgende bei Etimülier fehlende ausdrücke, hcchrägl
*) unriclilijj s.igt Eltiii. p. 297 bii koiniiie nur in ziisaiiiinenselziui};
vor und es sei gleich bu; denn hit ([liclil /y«, polli. ba\ ist ctfKfoTtQ«,
fal'st nomina von verschiedenem gcnus zusainiiu-ii j)s. '.).'), 7, bd {goÜ\. bai)
zwei niascuiina oder fem. 103, 9. 5'J, 5.
222 HYCGAN UND HOPIAN.
((liplols) cyme (graliis) dreltan (consumere) earon (sunt)
iifeohtan (evcllere) 128, 4 wie yrtV.w , peclo , healfveard
(possessionis, imperii socius) Änwä/»/?e/ (morus) hrui^ 102, 16.
126, 5. 132, 2 (potens) hveoäu 106, 28 Icavßnger (in-
dex) wodurch lacvan licht erhält; mdnirian 63, 4 {scriitni'i,
nicht dormire Etlm.) scipii scripcndc scrinde (impelu?) ßeo-
tad 103, 24 snijtruhüs (labernaculum) spircan 101, 3 ge-
sviru, gesveoru (colles) a?isijn (del'ectus) wie cod. Ex. 151, 24.
201, 13 teofrian (ponere, coramiltere, fügen) loste (rana)
woraus sich der name des altdorm. Tostig erklart, getijnum
(atriis) 115, 8 trage (sinistre?) taelan 108, 20 treajlice
(lacere? aegre? vergl. alln. ?r<^(lacinia, fibra) Fornm. 1, 126)
teonati polian 102, 6; pindan 106, 25. 111, 9 (tabescere)
pand (tabcscebam) 118, 158. ydvc (intestina) 108, 18,
Es giebt eine alle tradition dafs Aldhehn {•]; 709), der
lateinisch und in seiner niultersprache gedichtet, auch die psal-
men ins angelsächsische iibetragen habe, die schon aufgegebene
Vermutung, dafs sich sein werk hier erhalten habe, ist für
den allitterierenden theil nach den obigen ausführungcn wieder
aufzunehmen, und kann durch einige wenige auch hier wie
im ersten theil vorkommende mängel der Übersetzung, welche
noch nach abzug der vom abschreiber und vom lateinischen
verschuldeten übrig bleiben, nicht umgeworfen werden, das
erste drittel seiner arbeit mag an der handschrifl abgerifsen
gefunden und von einem Schreiber des llnjh. durch die vor-
liegende prosa vermeinllich ersetzt w^orden sein, vielleicht
ist die prosa aus einer etwas älteren ebenfalls vollständig ge-
wesenen Übersetzung entnommen.
MARBURG. DIETRICH.
VERDERBTE NAMEN BEI TACITÜS. 228
VERDERBTE NAMEN BEI TACITUS.*)
Da die licrausgeber des Taciliis der deutsclien graninialik.
und unsrer alten spräche seilen kundig zu sein scheinen,
diese aber bei zweifelhafter Überlieferung der namen von ent-
scheidender Wichtigkeit ist, werden die folgenden bemerkun-
gen am orte sein, ich gebe sie mit gröfserer ausfiihrliclikeil
als manchem nöthig scheinen möchte; aber sie war nicht zu
vermeiden, da zumal, wo verschiedene Vermutungen zusammen-
Ireflen, diesen gegenüber es darauf ankommt zu zeigen wie
weit wir hier mit Sicherheit urtheilen können, im übrigen ver-
weise ich auf das im aprillieft der allgemeinen monatsschrift
für wifsenschaft und litteralur (1852) s. 335. 336 gesagte.
Actumerus. so der 3Iedicus ii ann. 11, 16; im nächsten
capitel Catumerus ; bei Strabo s. 292 Ovy.QOi.iLQog, dal's bei
Strabo und Tacitus von einer und derselben person , einem
rjyei^iiov Xamov oder pn'iiceps Chattorum und schwelicr der
beiden brüder des Arminius , die rede ist, kann nicht wohl
bezweifelt werden; vergl. Grimms GDS. s. 615. das zweite
comi)Osilionswort des namens steht fest; denn das handsclirifl-
liche -f-iiQog statt -fit^oog macht keinen unterschied, auch
der biudevocal unterliegt keinem bedenken , da das 0 bei
Sli'abo nicht nothwendig deutsches A, sondern sehr wohl
auch U bezeichnet, kommt dann der 31cd. an der ersten sielle
mit Strabo in der Stellung des gulturals überein, so ist an
der zweiten stelle der buchslab versetzt und ^Ictumcrus bei
Tacitus gesichert , und herr Ritter durfte nicht , dem inter-
polierten Gudianus, der ohnehin keine autorität hat, folgend,
an der ersten stelle Calumorus schreiben, wiewohl dies ein
*) in ineinen letzten aufsätzcn (bd. 9) sind folgende druckfelilei- zu
bcrichligen. s. 127 z. 9 v. u. und \. nur — 128, 2 v. o. schclldi I.
schaUcn — 15 V. o. schellen I. schallen — 129, 17 v. u. elften I.
zwiilj'te/i — 130, 4 V. 0. I. nullalenus — 8 v. u. 1. vanitas — 131, ti
V. u. l. Fe) — 5 V. u. I. Narisci — novisci — 133, 10 v. u. I'iclula
I. Victoali — 135, 5 v. u. i. J'opiseus — 137, 15 v. u. Fisi Sigipc-
pedes 1. Visi Gipcdcs — 138, 13 \. o. cillischen 1. (feilschen — Pe-
tropo- I. Pefopo- — 14 v. o. Prut. 1. Peut. — Cofae Ulriani I.
Getae Isiriani.
224 VERDERBTE NAMEiN BEI TACITÜS.
guter deutscher name ist , ahd. Hadumdr, vergl. Catualda
alid. HaJoll. steht aber Aclumerus bei Tacilus fest, so
dürfen wir bei Slrabo das P statt T wohl auf rechnung der
abschreiber setzen, auch wohl das anlautende Ov slait 'O.
dies wäre nichts anderes als eine unreinere auffafsung des
A, wie in Mnroboduus statt Morabaduus, goth. Maraba-
thtis (wie zeitschr. 7, 528 zu verbefsern ist), Aleboduus
Gruter 758, II; vergl. unten Bojohemum. die genauigkeit
der römischen auffafsung und lautbezeichnung bewälirt sich
auch hier. ahd. Ahtomar, was Grimm GDS. 580 für Aclu-
merus ansetzt, weifs ich freilich nicht zu belegen, noch auch
andere ahd. composita mit aht- nachzuweisen; A/ito mar würde
auch lat. Actomerus, goth. Ahtomers fordern, wohl aber
treffen wir bei Plinius Actania, was nach dem daneben ste-
henden Austeravia in Actavia zu befscrn ist, und hierdurch
wird das compositionswort als solches hinlänglich gesichert.
Wackernagels Vorschlag Vncrumeriis ist unglücklich, denn
abgesehen davon dafs für den abfall der anlautenden spirans
im munde der Römer kein grund denkbar ist und kein bei-
spiel spricht, so wird auch VVackernagel seinen eigenen na-
men nicht zum zeugnis anführen können dafs früher einmal
das adjectiv, womit doch Vacrumcrus gebildet sein müsle,
als erstes compositionswort in namen gebräuchlich war; und
wenn dies, wie wollte er den bindevocal U rechttertigen?
Adgandestruis ann. 2, 88. wollte man den namen
zerlegen in Adgan-deslrius und dann, um ein gebräuchliches
compositionswort zu erhalten , Adgaii et\\ a in Angan ver-
ändern, so würde die andre worthälfte, grammalisch betrach-
tet, sogleich die Verkehrtheit dieses Versuchs beweisen, in
-p.strius liegt augenscheinlich eine bekannte, auch im griechi-
schen und lateinischen gebräuchliche ableitungssilbe vor. dar-
nach ist gandcstrins zusammenzufafscn , und Ad müste eine
latinisierende darslellung der deutschen präposition at, ahd. az,
sein, ein solches compositum würde aber jedcsralls nur einen
ganz besondern beinameii, nicht einen eigentlichen namen ab-
geben, und gandc.slrius würde imujcr wohl als ein verbales
Substantiv aufzufafsen sein , wie die ähnlich gebildeten ags.
fcminina , gramm. 2, 134. viel natürlicher und einfacher
stellt sich der deutsche name dar, wenn wir nach J. Grimms
VERDERBTE NAMEN BEI TACITUS. 225
vorschlage (zeitsclir. des Vereins i'ür liess. gesell. 2, 155,
vergl. GüS. 5S0J bei Tacitiis lesen ropcrio npud scn'ptores
senatoresque eoriindem tcmporiim ad Gandcslrii , principis
Chattorum , Icetas in sennlii h'ltrras , quilnis morleni Ar-
ininn promülehal , si patrandae uvci veiienum viilleretur,
responsum esse u. s. w., statt responsiiinque. herr Nipper-
dey mag über die latinität entscheiden. Grimm stellt Arpus
(prmceps Chattorum ann. 2, 7) mit Gandestrius zusammen
und erklärt jenen namen als nias anas, diesen als eine masculin-
form zu gans (gafita?), ags. gandra, niederd. g ander g än-
dert, ist diese erklärung richtig, so haben die namen den
Charakter von beinamen, und Neidharts zwein vil (jeden gan-
ze7i gent si vil gelich 27, 7, ieh liün von ocden ganzen
alle wile her gesungen 28, ß , ein ton'seher ganze, JVal-
berün , tuot mir zallen ziten ungereht 29, 3 wird die mei-
nung der bericnnung erläutern, aber ahd. Canzo (Juvav.
s. 132 a. 930), Genza (Juvav. s. 200 a. 970), und der van-
dalische Gento rev'Qwv gehören wohl nicht hierher, noch
weniger Gensv.ricus.
Acstii. Gerlach setzte Germ. 45 ^ieslui in den lext und
Zeuls s. 267 stimmt darin bei. die wichtigeren hss. RacdNS
(+ RIlhfFLM) zeugen für Aestii, P hat neben Estii über
der zeile und am rande Efliii (Malsmanii lab. 2 nr. 19),
und dies findet sich wieder in den hss. TH und in allen
drucken, denen ebensowenig als jenen eine autorilät zu-
komn)t; nur der schlechte Venetus hat Estui , andre alle
ausgaben Aestiji. lasl seheint es als wenn der Zusammen-
hang — iani dvxtro Suevici mai'is litore Aestiorum gentes
alluuntur — die abschreiber verleitet habe das ganz lateinisch
klingende EJIui, EJ'Jlui herauszulesen ; das adj. efjluus kommt
bei Avienus vor. gleichwohl könnte, da in den hss. häufiger
i aus u enslanden ist (s. unten LIgii), Tacitus Aestiii ge-
schrieben haben und dies sehr wohl mit Zeul's auf einen
deutschen plural ^lislvos (vergl. Ahnovia bei Ptol.) zurück-
geführt werden, allein da die allen Preulsen allnord. Eistir
heilsen, was goth. Aisteis wäre, und der name bei Cassiodor
Haesti, bei Jordanes Acsti, bei Einhaid ^l'sti lautet, so hat
die Schreibung Aestii die gröfsere Sicherheit für sich. VV^ulf-
stäns Estas oder Edstas bei Alfred können nicht dawider
Z. F. D. A. IX. 15
226 VERDERBTE NAMEN BEI TACITÜS.
zeugen, da die declinalion in I im .iijs. im erlöschen begriffen
ist; das mid Islinn des travellers songs lälst die declinalion
nicht erkennen.
Jinpsfcani. Angrivorii. im sommer des j. 16 n. Chr.
landete Germanicus mit seinem licere auf dem linken ufer der
Ems, setzte dann aufs rechte ufer hinüber und zog , in süd-
westlicher richinng, an die Weser, etwa in die gegend von
Minden oder Rinteln, da, heilst es ann. 2, 8, metanti castra
CuQsari Angn'variunim defectio a tei'go ininiiatiir : missus
ilico Stevlinius cum equite et armnhira levi. igne. et caeili-
l)us perßdinm iiltus est. die Angrivarier miilsen ganz in der
nähe gewolinl haben und des Siertinius streifzug kann nicht
eben weil gegangen sein, seine riickkehr ins lager wird nicht
einmal erwähnt; er ist schon im unmillelbar auf die ange-
führten \\ orte folgenden caj)itel , wo des Flavus und Arnii-
nius Unterredung berichtet wird, als des ersten begleiter zu-
gegen, am tage nach der Unterredung setzt dann Germani-
cus mit dem beere über die Weser, wirft am folgenden die
Germanen zurück, diese denken anfangs daran sich über die
Elbe zurückzuziehen, postvemo deligiint locum ßiimine et
silvis clausvDi, arta ititus planitie et umida ; sileas qvoque
profunda palus ambibat , ?nsi quod latus unum Angrivarii
lato aggere extulerant, quo a Cheruscis dirimerentui\
cap. 19. etwas weifer hin cap. 20 heifst es hostcm a tergo
palus , Romanos ßumen aut montes claudebant. unmöglich
kann unter dem ungenannten llufse ein nebenflufs der Elbe
verslanden werden, wie herrNi|)perdey für wahrscheinlich hält:
Tacitus spricht kaum von einem vorrücken der Körner, auch
kann man nicht mit herrn Piilter an die Aller denken (deren
aller name nicht Altera, sondern Alara lautet) , denn hier
giebl es keine vwntes. eher passt die Leine (ihren namen
latinisiert herr Ililter auf gut glück in Linia-. seine älteste,
reinsle form isl Lagina). ich sehe aber auci) nicht ein
warum nicht an einen entfernteren punkl an der Weser ge-
dacht werden könnte, wie dem auch sei , am abend nach
der zweiten schlachl errichten die Römer ein lager cap. 21 ;
darauf cap. 22 laudatis pro contione rietoribus Caesar con-
geriem armoruin slruxit, superbo cum titulo : debellatis in-
ter Rhenum Albiinque nationibiis cxercitum Tiberii Cacsaris
VERDERBTE NAMEN BEI TACITUS. 227
ea vionimenta Marti et lovi et Augusto sacravisse . — mox
bellum in Angrivarios Stertinio mnndnt, ni deditionem pro-
pei'avisscnt. atqi/e Uli supplices nihil nhniiendo veniam
omnium accepore. ein theil der legioiieii wird jetzt auf dem
landwege ziiriickgeschickt , der giölsere theil aber gehl von
der Ems aus zu schiffe cap. 23, und als eine sturmdut beer
und flotte zerstreut , multos Angrivarii miper in ßdein ac-
cepti j'edeinplos ab interioribus reddidere cap. 24. nach
cap. 41 triumphierte dann im sommer darauf Germanicus de
Cheruacis Chattisque et Angrivariis , quaeqiic aliae natio-
nes iisque ad Albiin colunt. bei vorurtheilsfreier betrach-
tung dieser stellen ergiebt sich dafs die Angrivarier zu bei-
den Seiten der Weser, in gröfserer stärke aber auf dem lin-
ken ufer wohnten, wenn auch nicht bis an die Ems, deren
anwohner, im jähre vorher heimgesucht ann. 1, 60. 03, dies-
mal nicht genannt werden, die zweite schlacht ward hart
an der südöstlichen grenze der Angrivarier gegen die Che-
rusker geliefert, so dafs der wall auf dem linken, der unge-
nannte Hufs mehr auf dem rechten fliigel der Römer lagen,
als Stertinius hier den aufirag erhielt sie für ihren abfall zu
bestrafen , sollte er offenbar mit der von ihm commandierten
reiterei und den leichten truppen , wie ann. 1, 60. 71, den
vorlrab des zum flotlenlager an die Ems zurückkehrenden
lieeres bilden : das ganze gebiet der Angrivarier wäre mit
feuer und schwert durchzogen worden, wären sie durch zei-
tige Unterwerfung nicht dem zuvorgekommen, auch auf dem
hinmarsch halte Germanicus ihr gebiet durchzogen, und ihre
grenzen wohl schon eben überschritten, als ihr aufstand hin-
ter seinem rücken gemeldet wurde, war dieser eine pcrfidia
und dnj'ectio, geschah aber der erste durchmarsch des heeres
friedlich und ohne widerstand , so mufs eine verlragsmäfsige
Unterwerfung des volkes, wenn nicht schon bei der vorjähri-
gen anvvesenheil des Germanicus an der Ems, doch gleich
bei seinem ersten erscheinen an ihrer grenze erfolgt sein,
aus allem diesem ergiebl sich für die Angrivarier die Stel-
lung, dafs westlich von ihnen die Chamavcn, im norden zu
beiden seiten der untern Weser die Chauken, im osten und
Süden, kleinere Völkerschaften ungerechnet, die Langobarden,
Cherusker und Bructerer safsen. die Stellung der Chamaven,
15*
228 VERDERBTE NAMEN BEI TACITUS.
<lio Zeufs s. 92 irrlluimlii li an die obere Hmile und die
Werre setzt, gehl aus der angäbe des Tacitus ann. 13, 55,
Germ. 33, sowie aus ihrem späteren auftreten (Zeufs s. 334)
hinlänglich hervor. Tacitus giebt den Chamaven und Angri-
variern in der Germania die Stellung der ßructerer, die er
als ein untergegangenes volle, das von jenen vernichtet sei,
betrachtet, obgleich ihr nanie bekannllicli noch lange fort-
dauert; er räumt dagegen zufolge dieser annähme, in der
meinung die Angrivarier seien in das gebiet der ßructerer
ausgewandert, das gebiet jener den Chauken ein, so dal's
diese sich bei ihm mit den Chatten, die die macht der Che-
rusker gebrochen, an der Weser berühren, ich glaube dafs
diese Stellung nicht einmal für seine zeit vollkommen der
Wahrheit gemäfs ist. jedesfalls war sie vorübergehend, giebt
man den ßructerern und Cheruskern ihre alle, unzweifel-
hafte stelle zurück, so rücken Chamaven und Angrivarier
auch genau in jene läge die vorhin angegeben ward, die
späteren Angarii oder Angraril erstreckten sich zwischen
der Hunle*) und Leine zu beiden seiten der Weser von
Münden bis an die Elbe, so dafs das ehemals chaukische
gebiet zwischen Weser und Elbe und theile des clieruski-
schen landes , vielleicht auch die kleineren Völkerschaften,
haud perinde memorntac Germ. 34, darunter begriffen wa-
ren : eine ausdehnung des alten namens die sich sehr wohl
historisch begreifen lälst und den Zusammenhang mit der
ehemaligen Stellung der Angrivarier am wenigsten verleugnet,
vielmehr diese bestätigt, es ist sehr zu beachten dafs An-
grarii nicht der name eines gauvolkes, sondern ein collecti-
vum ist.
Herr W. E. Giefers, derselbe von dem der geistreiche
gedanke ausgegangen dafs die frmenseule bei der Eresburg
nichts anderes gewesen sei als der heilige bäum der Tamfana,
den die Römer bei der Zerstörung des heiligthums an ästen
und zweigen gekappt hintcrlal'sen, dieser ' iuvenis in his re-
bus probe \ersatus' nach Fr. Ritlers Zeugnis, hat nun ver-
mutet dafs Tacitus sowohl ann. 2, 8. 22 als auch in der Ger-
mania c. 33. 34 die Angrivarier mit den Amsivariern ver-
*) doch gellörle der gjiu Leri zwisciicn der Lede oder Saterems und
Hunte nach dem legislruiu Sarachoiiis 605 auch nocli zu Engern.
VKIIDEHHTK iNAMEiN BEI TACITUS. 229
wcohscif liiibe, und lierr Ritter zweifelt nicht dals an den
beiden stellen der annalen Ainsivarier im Text stehen soll-
ten, lullet sich aber noch diese correctur zu vollziehen, das
versaunife hat Nipjierdey in vollem mal'se nachgeholt: \on
nun an liest man im zweiten buche ab excessu divi Augusli
nur zweimal, c. 19 und 41, von Angrivariern, dreimal von
den bis dahin hier unbekannten Ampsivariern , und viel-
leicht sind jene an zweiter stelle herrn INipperdey nur zu-
fällig entgangen, aber wie sein verl'ahren zu rechtfertigen
sei hat er sciiwerlich recht bedacht, bei der annähme einer
allerdings leichten huchstabenvervvechslung in diesen namen
würde man voraussetzen dafs cap. 8 dem abschreiber schon
die angeblich c. 19 zuerst erwähnten Angrivarier bekannt
gewesen und dafs dann c. 22 und 24 die ändcrung ahsichl-
lich vorgenommen sei. einen geographischen oder histori-
sclien irrthum aber des Tacitus selbst zu berichtigen ist der
kriliker nicht befugt, und einen solchen hier auch nur nach-
zuweisen ebenso unmöglich als die annähme, dafs absichtlich
an allen drei stellen, c. 8. 22. 24, der Übereinstimmung mit
c. 19 und 41 zu liebe der name der Ampsivarier getilgt
sei, unbegründet ist.
Es ist schon unkritisch, wenn das zeugnis des Ptolenuius,
wie in diesem falle von den genannten gelehrten, über die an-
gäbe eines Römers gestellt wird, noch mehr aber, wenn dies
ohne alle prüfung des Zeugnisses geschieht. Ptolemäus giebt
an dafs die Angrivarier unterhalb der grofsen Hauchen wohn-
ten, da er nun diese zwiscdien die mündungen der Elbe und
Weser setzt, so, schliefst man, haben jene nicht westlich
von der Weser gewohnt, aber schon Zeufs bemerkte s. 139
dafs localität und ein zeugnis des Tacitus, ann. II, 19, mit
nolhwendigkeit den grofsen Chauken ihre stelle zwischen Ems
und Weser anweisen, wo nach Ptolemäus die kleinen Chau-
ken safsen. wohin kommen nun die Angiivarier? man wende
nicht ein dafs Ptolemäus unlcihalb dir kleinen Rauchen, also
zwischen Ems und VV^eser, die grofsen Rructerer nennt, die
Hructeier, die Cermanicus im j. l.~) an der Ems hinauf zie-
hend und (]äciua vom Rheine aus bezwang, reichten sicher-
lich nicht an die Weser: C<i"(i/iani . . . (Jlstrahcmio Iiosti
per Bructcros tid Jlumcn ^tmisiam iitillH . . . ipsc i/iposilas
230 VERDERBTE NAMEN BEI TACITÜS.
navibus qmittuor legiones per lacus vexit , simulque pedes
eques clussis aput praedictum ain?iem cotivenere. Chauci . . .
in coinmilitium ndsciti sunt. Bructeros sua urenlis expe-
dita cum manu L. Stertinius vässu Germanici fudit . . .
ductuni indc agmen ad Ultimos Bructerorum , quantumque
Amisiam et Lupiam amnes inter, vastatum , haud procul
Teutoburgiensi saltu, ann. 1, 60. die Unterscheidung der
grofsen und kleinen Briicterer kommt in unmittelbar römi-
schen quellen nicht mehr vor. aus Strabos übrigens verwor-
rener angäbe s. 291 sieht man jedoch so viel dafs die kleinen
Bructerer an der Lippe safsen, womit Ptolemäus § 8 überein-
stimmt; hier an der Lippe kennen die römischen quellen nur
Bructerer, vergl. bist. 5, 22. 4, 61. vorher verbindet Strabo
TiQog T(p coTieavoi ^ovya/ußQol re '/.cd Xavßoi y.al Bqov/.te-
QOt xal Kl^ißQOi, Kav-/.ol xe. u. s. w., wo Cluvcr aus Xavßoi
unleugbar richtig Xai.iaßoi herstellte ; Bructerer aber wohn-
ten nach Sirabo s. 290 so weit an der Ems abwärts dal's
Drusus mit ihnen zu schiffe kämpfte, wie, wenn die soge-
nannten grofsen Bructerer keine anderen wären als die Cha-
raaven , und diese auch bei Tacitus ann. 1, 60 und Strabo
s. 390 mit unter die wie es scheint an die Chauken gren-
zenden Bructerer begriffen sind? diese Vermutung kann an
sich keinem unsrer alten geschichte und verfafsung kundigen
anstöfsig sein, denn wer da vveifs dafs der begriff einer
taciteischen civitas nur dem eines gauvolkes oder fijlkes ent-
spricht (Wailz 1, 51), dals aber oft mehrere cirilatcs oder
gauvölker, jedes mit besonderem namen, in einer bald losern
bald innigem und stätigern Verbindung zusammenstehen unter
einem gemeinsamen namen , der entweder ihre alle stamm-
verwandtschaft oder ihre politische gemeinschaft ausdrückt,
oder auch blofs von dem eben den vorrang behauptenden
Volke hergenommen sein kann , der wird auch den Wechsel
der namen und das schwanken ihrer ausdehnung leicht ver-
stehen und z. b. aus dem fehlen oder verschwinden eines
namens nicht gleich auf den Untergang oder die abwesenheit
des Volkes scliliclsen. die verkcnuung jener einfachen lliat-
sache ist vielmehr hauplsächlich schuld an der fast allgemei-
nen Verkehrtheit der behaudliiiig und heurllieilung unsrer allen
völkerverhällnisse, wobei ich Zeiils natürlich ausnehme, die
VEUDEKinE iNAMEN BEI TACITUS. 231
verkeimiuig jener tliatsache ist auch die Ursache dals Nipper-
dey sich zu einer offenbaren fälschung taciteischer nachrichlen
verleiten liefs. denn mit den Anisivariern und Angrivariern
verhält es sich aller Wahrscheinlichkeit nach ganz ähnlich wie
ich für Bructerer und Chamaven vermutete.
Freilich kann erst eine besondere nntersuchunu- den be-
weis rühren dals des Ptoleujäus karte von Germanien durch-
weg aus zwei auch der zeit nach verschiedenen berichten
zusammengesetzt ist, denen natürlich einige namen gemein-
schaftlich waren: doch kann man die erfahrung auch an unsrer
stelle machen. Strabo hat in seinen bericht einen abschnitt
Ji) 4 über die kriege der Römer und besonders den triumph
des Germanicus eingeschaltet; im übrigen gehört seine Schil-
derung der zeit der kriege des Tiberius im anfang des Jahr-
hunderts an , mit einzelnen rückblicken auf die kriege des
Drusus. wahrscheinlich aber ist nach der kenntnis die man
aus diesen über Germanien gewonnen die älteste bei Ptole-
mäus zu gründe liegende karte in sehr allgemeinen umrilsen
entworfen, ihr gehören auch wohl die kleinen und grofsen
Bructerer an, die bei Ptolemäus ähnlich wie bei Strabo den
räum zwischen Friesen und Wcstchauken im norden und Su-
gambern im südcn einnehmen, die jungem hierher gehören-
den nachrichten dagegen sind heillos verschoben, fast ganz
Germanien ist s(;hon mit namen angefüllt; die läge der Semno-
nen zwischen der mittlem Elbe und Oder ist richtig bestimmt;
da heilst es § 18. 19 vtco f.iev zovg 2e/iivovag ol/.nvüi — t-
Xiyyai . . . vno de rovg ^iXlyyag Kalovmovsg icf axdrsQa
Tov J^lßiog 7TOTaf.iov , vq) ovg XchqovoxoI •/.al Xaf.iavol
f^ii%oi TOV IMrjlißö/.ov oQOvg' cbv ycQog dt'aTolag neql rov
J^Xßiv 7C0Tafidv Bai[v]oxcufiaL u. s. w. und § 23 V7r6 de
Tovg Xc(f.ic(vovg XarTai xal Tovßavroi /.al vireq tu ^oidrjza
oQTj TavQioxcdfiai, vjto de rd oq)] OvaQiaroL darnach kä-
men die Cherusker und (Ihauken nach ßöhmen , und doch
sollen östlich von ihnen die Bccioycunai wohnen, die läge
der (Llieruskei- sieht nach andern bericlilen fest genug, gehen
wir davon aus, so ergiebt si(-li leicht eine Verwechslung der
Elbe und der Weser : die Caluconen niülsen zu beiden sei-
len der Weser, und zwar nördlich von den Cheruskern, ge-
wohnt haben, sowie die Chatten im süden an der Weser mit
232 VERDERBTE NAMEN BEI TACITLS.
den Cheruskern zusaniniensliersen ; mit den Clianiaven aber
berührten die Chatten sich ebenso wenig als die Tubanten
unter ihnen, die Chamaven unter den Cheruskern wohnten,
vielmehr gewinnen wir eine besläligung für die vorhin an-
gegebene Stellung der Chamaven , wenn wir die aus andern
nachrichlen vollkommen sichere läge der Tubanten im westen
der Chatten festhalten, es ist mit jenen eine ganz ähnliche
Verschiebung vorgegangen wie mit diesen , eine Verschiebung
die ubriirens nicht so schwer zu erkliiren ist als es vielleicht
im ersten augenblicke den anschein hat. denn offenbar stellte
der zum gründe liegende alte bericht von den Chauken und
Caluconen ausgehend die an der Weser mächtigen völker mit
ihren nachbarn in gruppen, aber Ptolemäus oder sein Vor-
gänger Marinus stellte darauf, das nebeneinander der grup-
pen übersehend , die namon reihenweis unter einander, die
richtigkeit dieser annähme bewährt sich schon dadurch dafs
die unter den Chatten und Tubanten siehenden TevQioycä^iai
VTtsQ Tcc 2ovdi]Ta OQTj, mit den Varisten und dem Gabreta-
wald darunter, nothwendig Hermunduren sind, also neben
den Chatten stehen sollten ; noch vollständiger aber dadurch
dafs sie mit einem male die andre, nicht minder arge con-
fusiou auf der ptolemäischen karte zerstreut; ich meine die
beiden völkerreihen zu beiden selten der Abnoba, im westen
zunächst am Rhein die Teucterer und Lsipier mit mehreren
kleinen sonst unbekannten Völkerschaften, im osten die Cha-
suarier, ebenfalls mit mehreren sonst unbekannten Völkern,
beachtet man nämlich dafs bei Ptolemäus die nordspitze der
Abnoba mit den quellen der Ems und dem Melibocus, an dem
die Cherusker wohnen, ungefähr auf gleicher breite liegt,
so kommen die Chasuarier an die Emsquelle , eine Stellung
die sehr wohl mit der angäbe des Tacitus sich vereinigt
Angrifurios et Chamavos a tergo Dulgubini et Chnsuarü
eludunl aliae(fue gentes hond perinde memoratae, Germ. 34,
wenn auch Tacilus dabei aufser acht golafsen haben sollle dafs
seine Angrivarier und (Chamaven die stelle derBructerer einge-
nommen, da bei Ptolemäus die üiilgubnier unter den Lango-
barden, das ist wohl zwischen den Angrivariern an der Weser,
den Cheruskern und Langobaiden, stellen, sobald man die Cha-
suarier au die r^msquellen {niiyai) setzt (die Hase entspringt
VERDERBTE NAMEN BEI TACITLS. 233
auf der andern seile des gebirgs) und nun die reihen der
Völkernamen auflöst, so erhält man deren genug um den lee-
ren räum, der von den Cheruskern Chatten Tubanten Tencle-
rern und Usipiern und den Bruoterern umschlolsen Murde,
mit gentibus haud pen'ndi- Diemorntis anzufüllen es ist die
fj' ßdOei XMQa, wohin nach auflösung der Sugambern durch
die Römer nach Strabo die üborieste des volkes, -/MOaTTSQ
MaQGOi, sich zurückzogen, vergeblich wäre der versuch die
namen wieder in eine ordnung zu bringen; wahrscheinlich
sind es gaiivölker die sonst mit unter einem allgemeinen na-
men begrillen werden, allein keineswegs sind die angaben
der beiden verschiedenen berichte bei Plolcmäus durch ein-
ander geworfen, als beiden beri<hten gemeinsam nehme ich
an die namen der Bructerer Friesen Chauken und vielleicht
der Cherusker, der ältere kannte südlich von den kleinen
Bruclerern und der Lippe noch die Sugambern, unter diesen
die Suebi Langobardi, d. i. die Chatten (Zeuis s. 94. 95),
im Osten von diesen bis zur mittlem Elbe ausgebreitet die
Suebi Anglii, d. i. Hermunduren (und Cherusker?), und
zwischen diesen Sueben und den grofsen Bructerern, also
hinler den Sugambern an den Weserbergen, Xaljuai, ein
sonst unerhörter name für die (^hasuarier und deren anhang.
statt nun die Völker des zweiten berichtes wieder an die
Bructerer anzuschliefsen, werden sie vielmehr in parallel lau-
fenden reihen unter die Sueben gestellt, und zwar kommt
die dritte reihe, die mit den Caluconen beginnt, ganz folge-
recht unter das dritte Suebenvolk, die Semnonen , an die
obere Elbe ; Caluconen Ciieriisker und Chamaven aber rücken
etwas nördlicher als die Tenctei'cr und Chasuaricr, die ersten
in der ersten und zweiten reihe , ollcnbar weil dem Ptole-
mäus ziemlich richtige bestimmungen der breite der Ems-
quellen und des Harzes (Mch'huciis), des Erzgebirges [St/deta,
zeitschr. 7, 52C) und der Donau vorlagen und zwischen den
Sudelen und der Donau am (iabrclawald noch Varislen Mar-
comannen und Sudinen räum linden sollten (s. die oben an-
geführte stelle), hiermit ist nun das schwierigste räthsel der
jitolcmäischen lafel , wie ich meine, sehr einfach gelöst: im
übrigen macht die unlcrscheidung des ersten summarischen
berichls vom zweiten keine schwierijikeit. ich habe mich
234 VERDERBTE NAMEN BEI TACITU8.
hier aber nur darum so weil auf die unlersucluing eingelarseii,
um zu zeigen dal's erst wenn wir aufgrund der übrigen, un-
befangnem und unmittelbarem Zeugnisse eine einsieht in die
Zusammensetzung der ptolemäischen karte gewonnen haben,
es möglich und erlaubt ist aus ihren angaben nutzen zu zie-
hen; und mit voller Zuversicht glaube ich als resultat für
den vorliegenden speciellen fall es hinstellen zu dürfen dafs
die sitze der aus der zweiten quelle genannten Caluconen
mit denen der Angrivarier bei Tacitus und dem altern ge-
währsmann des Ptolemäiis zusammenfallen; mit andern Wor-
ten, beide völker scheinen hiernach eins zu sein.
Allein mit hilfe des Strabo läfst sich dieser punkt noch
genauer bestimmen. Strabo hebt s. 290 die groi'se ausdeh-
uung der Sueben hervor, dann s. 291 als kleinere nicht-
suebische völker die Cherusker Chalten Gambrivier und Chat-
tuarier, ^qoq ds rcj) (u/sajw ^ovya/iißQoi. ts ytal Xafiaßol
(s. oben) yial Bqov/.t£qol /.at Kl/iißQOi, Kavxol xe ■KalKaovX-
y.Oi ytal Ka/mpiavol y.al aXXoc nXeiovg. da die Hermun-
duren und Langobarden schon vorher unter den Sueben ge-
nannt sind, so fehlen von den bedeutendem Völkern im westen
der Elbe nur die Angrivarier. dafs dies aber eben die mit
den benachbarten Chanken znsammengenannten Kaovly.oi
y.al Kaiixlnavol sind, wird durchaus wahrscheinlich aus fol-
gender stelle über den triumph des Germanicus s. 292, /.cd
alla de acoinara irtOfiTtev&rj ex raiv TteTioqd^rj^iivtov eS-vcuv,
Kad^vlxMv /.al Ji(.i\paviov , Bqov/.T€qcov , OvoLrcov, X'tj-
QOva/.tor, XäzTtor, XaxvovuQtiov, ylavöcov, ^oißarxUov. hier
sind die ILAQYylKOl offenbar dieselben mit den KAOYA-
KOI , so auch die J^/.iiliavoi und Kai.nj'iavni. die nächst-
folgenden sind bekannt als vom Germanicus besiegte völker,
bis auf die (]hattuarier, die woiil nur durch einen irrthum
entweder des Strabo oder eines des namens von der seile
vorher noch eingedeuken abschreibei-s hierher gekommen sind,
da die ßalaver und Canninefalen d. i. Cliatluarii (Zcufs s. lUO)
wenigstens schon seit dem j. \ n. Chr. (Vellejiis 2, 105)
innerhalb der grenzen des römischen rcichs wohnten und
dienstpilichtig selbst dem Germanicus (atm, 2, 11) gegen ihre
slammgenofsen heerfolge leisteten, gar sehr aber iaill das
fehlen der Marsen auf. man setzt ihren namen seit Cluver
VERDERBTE NAMEN BEI TACITUS. 235
für das gewiss verderbte udavdiov, und auch Kramer stimmt
darin bei. aber mir sciieint Groskiirds änderung dieses na-
mens in ^ayyoßdgdcüv durchans nicht so unglücklidi, d,i
diese, wenn auch bei Tacitus nicht erwähnt, doch ohne aUcn
zweifei am grenzwall der Angri\'arier mit unter den Völkern
bis zur Elbe besiegt wurden; die obscuren zlavdovxoi bei
Pti)lemäus für Aavdo'i in anschlag zu bringen war ein mis-
grilT (zeitschr. 7, 472). wie, wenn der znfall, der in der
besten hs. des Strabo XäTxtüv fehlen liefs , recht halte und
XccrzovciQiiov (XcaxovrciQiiov liest man in AB) in Xcaxiov,
DIuQOiüv zu verbeisern Aväre? wie man sich auch entschei-
det , die Voraussetzung dafs hinter einem dieser namen die
Marsen verborgen und von Sirabo genannt seien , ist nach
Tacitus geschichtserzälihing wohl begründet, in ^oViiazTUov
endlich hat man längst mit recht die Tubanten erkannt, und
den versuch die handschriftliche Überlieferung zu rechtfer-
tigen (zeitschr. 7, 472. 473) halte ich für vollsländig mis-
lungen. so wenig als Siigambri, Sig/'pedos in S/gt/gambn',
Sigugipedes aufgelöst werden dürfen (oben s. 137), können
auch ^ovßctTTiOi Stgubotlü sein; nnd Sigubattii können
wieder nicht S?'gubo/itf7 werden , weil die rhinistischc form
die ujcdia voraiisselzt , ba//t aber alid. b(//iz lautet, so dafs
weder Sigubaiilü mit dem epischen hochdeutschen Sigebant,
noch auch Sigubattii mit den Tubantes Bucinobanles u. s. w.
zusammengestellt werden dürfen, auch der nachweis hessi-
scher Batten verunglückte: lautete Battctijcld an der Iilder
ehemals Baddajifeld, so entspricht Battenberg oder Batle?i-
borg dem ags. liadda/ibyrig (Leo rectit. s. 20;; der sinn
des namens wird deutlich am ags. Benddansyle ; ignavos et
itnbellvs et corpore infamen caeno ac paliide , iniecta in-
snper crate, ?nergant (.crm. c. 12. mit den Batti =- Baddi
aber können die Bataci nichts zu schaden haben, in deren
namen die einlache tenuis feststeht, der auch keineswegs
componicrt ist; Batavi Chamavi als Bataviones Chamavio-
nes zu erklären ist fehlerhaft, es bleibt also bei der beide
male durch Tacitus hinlänglich gerechlfertigten emendation
des BccTTCüv rjytfiovog in einen Xctxxiov rjy£f.icöv und der
^ovßaTxiiov in TovßavxUov. da nun aber Tacitus unter den
im Iriumph des Germanicus aufgcfülirlcn Völkern neben den
236 VERDEKBTE NAMEN BEI TACITLS.
Clicruskern und Chatten allein die Angrivarier liervorlieht
und diese in der thal im letzten l'eldzuge eine solche rolle
gespielt hatten dals Strabo sie nicht unerwähnt lal'sen konnte,
so schlielse ich dals es eben die beide male paarweise ge-
uannten KccovX/ml y.cd ^^Nnavoi sind, eine Vermutung die,
sobald man die übrigen von Strabo im triumph erwähnten
Völker an ihre geographische stelle bringt, sich sofort als
richtig bewährt.
Die Identität der namen Xa.ovXy.oi und KaXovy.iovtq
ist nicht zu bezweifeln, die fehlerhafte laulverbindiing in
Kaovh/Mi mag schon von Strabo herrühren, Caluco für
Chaluco, wie Calli für Chatti, Cuesia für Chaosja (ahd.
Heisi), Catualda für Chathuldo , Cauci Caiichi Chouci für
Chauchi (d. i. Hänhüi nom. plur. von hüuhs celsus), ist
ahd. Haluhho (Haliliho Meichclb. nr 10 a. 700, Ihlihho
nr 162 a. 808 u. s. w), alls. Haluco. ich bin nicht sicher
ob dies das mehrmals in den Corveier Iraditionen § 399. 414
(Wigand) vorkommende Hetuco oder § 243 Heloco ist und
ob Hnlec Hnlechern Halecbert Halacbold Halegdog Halec-
gard Halecmar Halagmund dazu gehören ; der noch jetzt
in Dilmarschen übliche genilivische zuname Halkins setzt
Halke, alts. Haluco? voraus, der name ist abgeleitet, wie
Patuliho \o\\ patu pugna, Hcdca von hadn caedes und manche
andre, wenn Strabo die fle.xion nicht, wie auch sonst wohl,
nachläfsig behandelt hat, so führt Kaovl/.og statt KaXovy.og
auf eine starke form Hn/t/c , ahd. H(t/t//i (vergl. gramm. 2,
285. 286. 3, 676. 677j; viellciclit sind auch die Javdorroi in
Javöovy.01 zu befsern. die ableitung und der spätere ge-
brauch des namens sichert ihm eine heroische bedeulung,
mag diese auch an sich zweifelhaft sein. Angrirarii aber
ist anerkannt und unzweifelhaft ein blol's geographischer name:
ahd. angar arvum , pratiim ((Jralf 1, 350), Jngan\ jetzt
Enger, ein Städtchen bei Hcirord millcn im herzogthum Eii-
gern, Angerisgowi der Engersgau am Uhcin , in Hessen
Wulliaongav u. s. w., vcrgl. alln. eiigi pratum, jetzt auch
Grimms Wörterbuch 1, 348. so dürfen wir Calticonos und
.^(.ixpLavni für die eigentlichen volksnamcn halten : gab der
jüngere gewährsmann des Plolcmäiis den ('aiiu'oneu i(p l/.d-
T€Qa xov (OviaoLQyiog) Aoiiif.iov dieselbe ausdehnung mit den
VERDERBTE NAMEN BEI TACITUS. 237
Angrivaricrn , so ist das ein si)racligebraucli den Nij)[)crdey
zu aiin. 1, 51 riclitig^ in bcziij;- auf die Tenclcrcr und Usipier
anmerkt, der aber auch bei den Batavern und sonst sich
nachweisen oder wahrscheinlich machen läfst. für Ka[.i\piavoi
und ^!Af.iipavoi ergiebt sicii ^äinfncivol als das richtige mit-
tel ; in Ka/mpiai'Oi ist der anlaut der voraufgelienden con-
junction fehlerhaft wiederholt, gleichwohl ist l4f.npic(voi zur
hälfle wenigstens undeulsch : die endung ist lateinisch oder
griechisch, da nun das volk , in Verbindung mit Chauken
und Caluconen genannt, in der Wesergegend, und zwar wahr-
scheinlich auf der linken seile des fliifses, gesucht werden
mufs, so können doch wohl nur die AinpsiiHirii damit ge-
meint sein, yimpsivarii (so steht im Med. JI an der zwei-
ten und dritten stelle, an der ersten Amsibarii) erscheinen
nach ann. 13, 55 im j. 58 am Rhein in der gegend des
spätem Hamelandes : pulst a Chaucis et sedis inopes. ihr
fiihrer ßoiocalus rühmt seine treue gegen die Römer, inn-
ctiim sc rebclUonc Cherusca iussu Arininii rcfevcns, mox
Tiberio ac Germanico diicibus slipendia meruisse. weil
aber der Ampsivarier von Tacilus weder im ersten noch im
zweiten buche der annalen gedacht wird , so hat man von
dieser stelle die berechligung hergenommen die Angrivarier
darein zu verwandeln, ein Widerspruch ist da: er löst sicji
aber ganz einfach durch die annähme dafs die Ampsivarier
eben, wie wir für die ldf.iipiavoi des Strabo vermuteten,
eine ablheilung der Angrivarier waren, dann hat Boiocal
mit den seinen dieselbe rolle gespielt wie Segestes bei den
Cheruskern, als die Römer ihnen die niederlafsung in jenen
strichen verweigern, rufen sie die Bructerer, Tencterer,
ulten'ores ctidvi 7iaii07ies zum kriege auf, und als diese bald
auf die drohung der Römer jene im sliche lafsen, weicht der
häufe zu den Usipiern und Tubanten , dann zu den Chatten
und Cheruskern zurück, wo er vernichtet und zerstreut wird,
nach diesen angaben ist es das natürlichste anzunehmen dafs
sie von der Weser herkamen, hinter den Bructerern, aus der
nähe dei- (Cherusker, der Vernichtungskrieg der Chamaven
und Angrivarier gegen die Bructerer und die ausbreilung der
Chauken, wovon Tacitus in der («ermania berichtet, mögen
mit diesem zuge der Ampsivarier einen zusammriihaug haben:
238 VERDERBTE NAMEN BEI TACITÜS
es ist möglich dafs die Cliamaven und Angrivarier ebenso
wie elwas früher Ampsivarier von den Chauken bedrängt
wurden, dafs nicht das ganze volk unter Boiocal auszog
und untergieng lehren nachrichten aus dem vierten Jahrhundert,
als die alte gesammtheit der Istaevonen sich unter dem na-
men der Franken erweitert hatte, der wiederum bald dies-
seits des Uheins dem Sachsennamen platz machen sollte.
Julian gieng im sommer 360 über den Rhein von Tricesimae
aus, bei Santen : regio7iciii subito porvasit Francorum quos
Ansivarios (andere lesarten Ansiiarü Antuarii Advavii At-
tuarii*) vocant, inquietorum homiimni , licentius eliam tum
■percursantium exlimn Galliarwn. quos adortus subito nihil
metuentes hostile fiimiumque securos, quod scruposa oiaru7n
difficultate arcente nuUuni ad suos pagos int7'oisse memi-
nerant principein, supci'acit brcvi negotio, Animian. 20, 10.
hierzu bemerkt Zeul's s. 342 triftig genug dafs, weil Con-
stantinus sclion die diesseitigen uferstriche durchzogen, die
Ansivarier Ammians, wie auch die scruposa viaruvi diffi-
cultas erkennen läfst, an den Waldgebirgen weiter im innern
gesefsen haben müfsen (was nicht auf Altuarier passt). ge-
nauer läfst das fragmcnt des Sulpicius Alexander aus dem
ende des Jahrhunderts (bei Greg. Tur. 2, 9) ihre läge er-
kennen : Arbogastes . . . Agrippinam . . . petiit. collecto
exercitu, transgressus Rhcfium, Brucleros ripae proximos,
pagum etiam quem Chainnvi incolunt, depopulatus est, nullo
unquam occursante , nisi quod pauci ex Ampsivariis et
Chattis . . . in ulterioribus collium iugis appnruere. mög-
lich ist es dafs die Bruclerer schon damals die später nach
ihnen benannte terra Boroctra im süden der Lippe und die
Chamaven den nördlichen uferstrich inne hatten : hinter ihnen
aber stehen die Ampsivarier an den Weserbergen wesentlich
noch in derselben Stellung wie bei Tacitus und Slrabo. bei
Ammianus hat der name einen gewissen gesammtbegrilf, wäii-
rend er bei Sulpicius Alexander in sein rechtes Verhältnis
Irin, gewiss nicht zufällig stehen Uructerer und Ampsivarii
(andere lesart Ambsuarii) zweimal neben einander unter den
hilfsVölkern der Notitia dignitatum occ. v, 0, 1, Cb 29. 30.
*) diese lesarlen werden von Lindeiibrog angeführt. Böclting Nolit.
II 234 bezweifeil sie, ich weifs nicht mit welchem rechte.
VERDERBTE NAMEN BEI TACiTUS. 239
VH, I, C, 6. 7. bei Aetliicus werden Amsiharü zwischen
Moriiiern und Langionvs (1. f^angio/u-s) aufgeführL auch
Isidor orig. 9, 2, 97 (vergl. Hoffnianns ahd. glossen s. 11,
Grair 3 , 825) nennt noch A/nsirar/i. dal's Amniians u4n-
sivarii dieselben sind mit den Ampsirariis beweist das IVag-
nient des Sulpicius, Avie weit auch die beiden formen des
namens von einander abliegen. Ansivarii liel'se leicht eine
erklärung zu, nicht die Iriilier in Schmidts zeitsclirift l'iir ge-
schichte S, 262 aiirgestellle , die ich mit anderem dort ge-
sagten jetzt verwerfe, sondern eine aus ans in der hedeu-
tung iugum terrae, monticulus oblongus in formam trabis.
doch möchte ich nicht Omiabrugga und den Osning zur be-
stäligung herbeiziehen,' obgleich ich nicht in Osna- mit Grimm
GDS. 657 einen schwachen gen. plur. von 6s = ans deus
erkennen kann, da Osning Osncngi das N vor der ableilung
bewahrt, in der alten , den Römern vom ersten bis ins
vierte Jahrhundert offenbar gebräuchlichsten form Avtpsi-
varii mag das P euphonisch sein , da im deutschen die Ver-
bindung MPS oder MBS schw eilich sich belegen oder recht-
fertigen läfst : gleichwohl darf ein herausgeber des Tacitus
nicht Amsivnrii schreiben ohne der befsern , durch Strabos
und des Sulpicius zeugnis unterstützten autoritäl zu wider-
sprechen ; noch viel weniger aber die herausgeber sich ein-
bilden dafs die Anisivarii , wie herr Ritler sagt, una I ex-
pulsa , für A/n/siourn siehe , und nun, in dem glauben die
Amsivarier seien Emsauwohner, an drei oder fünf stellen
des Tacitus die Angrivarier herauszucorrigicren sich einfal-
len lassen, schon Zeufs s. 90 maciite auf die unslattliaftig-
keit jener annähme aufmerksam, und mit ihm wird jeder über-
einstimmen der etwas von deuischer grammatik versieht,
heilst der Hufs Amisia oder Aniisiits noch im ahd. stets
Emisn, der gau an seiner mündung noch in Urkunden des
13n jh. immer Eviisgu oder Emcsgo, so kann die s\ ncopierte
form früher hier ebenso wenig als in andern wöilei-n ähn-
licher ableilung gegolten haben, aber die ediloren des Ta-
citus glauben nun einmal über dinge deutscher j;rammalik
und allerthumskunde sprechen zu dürfen ohne davon auch
nur eine ahnnng zu haben, für die angenommene syncope in
Amsirarii läfst sich auch iiiclil eine znlretrende analogie an-
240 VERDERBTE NAMEN BEI TACITÜS.
führen, man wird auch wohl kein Beispiel beibringen können
einer composition des -var/i mit einem flufsnamen : denn alln.
f^ikverjar läl'st eine andere auffal'sung zu. kannten vielleiclil
die Römer Tihericolao, Rhrnicolae oder dergleichen, oulser
etwa als llul'sgötler? aus dem z weilen compositionsworte
kann man nur \ernuUen dal's der name geographischer bedeu-
tung war. was aber im ersten steckt ist nicht zu sagen :
goth. amsa humerus passt nicht: nur dal's die Amsivarier an
der Ems gewohnt und davon den namen erhalten haben ist
eine ganz nichtige annähme, die durch niciits bewiesen noch
wahrscheinlich wird, hatte Germanicus nach ann. 13, 55
mit ihnen zu thun , spricht Tacitus aber im zweiten buche
der annalen nur von Angrivariern, so löst sich, wie gesagt,
der Widerspruch, wenn die von Strabo an zwei stellen paar-
weise genannten Arapsivarier und Caluconen eben die An-
grivarier sind.
Aurinia. dal's Germ. 8 Albnmnm statt Auriniam zu
lesen sei, habe ich in der allg. monatsschrift für wifsensch.
und litt. I8n2 s. 335 (zur runenlehre s. 51) nachgewiesen.
wer mir etwa einwendet, es sei unerweislich dafs ditto-
graphien schon in der hs. die den erhaltenen zum gründe
liegt vorkamen , und daher unerlaubt von dieser, wie vom
Mediceus I, sogleich auf die uncialhandschrift zurückzugehen,
den mache ich darauf aufmerksam dafs in der ihat die sache
hier dieselbe bleibt und paläographisch betrachtet die lesart
Albriniam neben Auriniam immer für die beste gelten mufs,
weil au- wohl für alb- ^ nicht leicht aber alb- für au ver-
lesen sein kann.
Baduhenua. ann. 4, 72 apud lucuin quem Bnduhemiac
vücant ; vergl. 1 , 51 tetnplum quod Tamfanae vocabant.
mit den wenigen deutschen götternamen bei Tacitus steht es
wundeilich. bei cap. 43 der Germania Caslorcm PoUucem-
que mcmorant; ea vis numini, nomen Alois, streitet man
sich ob .llcis gen. sing, oder dativ plur. sei , und Grimm
erklärt es für das unj)ersönliche örtliche nlhs templum. 'Ba-
duhcnna ist vielleicht ein ortsname \\\(t Arduejina^ (mylli. 61).
herr Müller (syslcm der altd. rel. s. 48. 49), der Taufana
und Baduhcnna aus dem celtischen zu deuten weifs, ist ge-
neigt beide, entschieden den zweiten, für orlsnamen zu halten,
VERDERBTE xNABIEN BEI TACITüS. 241
und darin sind auch hcrr Giefers und lierr Riller einver-
standen, nacli ihrer f^rammalik würde man also saj^en dür-
fen iirbs quam Rnmac vocaiit, inons (jucin Vesuvii voca-
bant, und sie vergal'scn Genn. c. 9 liicos ac nemora con-
secrant, deorumquc 7iominibus appellnnl secrelum illud quoil
sola rpverenlia vulent. Iierr Nipperdey ist ein zu guler la-
leiner um in diese irrlhümer mil einzustimmen (s. zu ann.
1, 5Ij. ist Badahenna namc einer göttin , so nuilsen wir
ihn sflion lur einfach und uncomponierl lialten : denn nur un-
eigentlichc göUernamen, beinamcn und iicroische namcn sind
composita. auf jeden fall darf auch wohl das H für einge-
schoben gelten, wie in cohercere Med. i ann. I, G4. 2, 43,
'phrahaten 6, 31, prahates 2, 1. 2; vergl. hostonlandam
1, 67, habundantia 4, 62, Ihesus Iherusalcm und ähnliches
schon in den ältesten lateinischen hss. , z. b. in dem von
Waitz über das leben des UlOla benutzten codex, ich habe
daher schon einmal Baduenna als ahd. Patunna = Badvinua
dargestellt, und die namen der götlinnen Fiörgijn gen. Fiör-
gynjar, Hlodyn gen. Hlodijnjar, Sigi/n oder Sfgun gen.
Sigy/ijar, Idii/in Idunnar, Niörun kann man vergleichen ;
Fiörgyn ist ahd. Fei^guiina (mylh. 157), Hludana anders
abgeleitet als Hlodi/n; Sigiju anders als der deutsche (lul's-
namc Siga/ia; das masc. Fiörgijim bildet in gen. Fiörgvins.
die bcdeutung von badu ist bekannt; liadnenna könnle eine
kriegsgöttin , eine göltin des Schlachtfeldes sein , wie die
Freyja V^alfreyja. aber es bleibt gar sehr zu erwägen dafs
alle ableitenden N'N unorganisches Ursprungs siiul (gramm.
2,175.318. 3,336), und es ist sehr zweifelhaft ob wir
diese unorganische form schon der zeit des Tacitus beilegen
dürfen, die in allem, so viel wir sehen, auf der stufe des
ijolhischcu steht, sollten namen wie Arducnna verleitet ha-
ben die ähnlich lautende ableilung des deutschen worles um-
zuformen? nur so viel scheint mir gewiss, ist der namc
deutsch, so ist er nicht componiert, honna ist gar nichts,
das // ist zu sireichen.
Barditus. wie ich sehe, hat Orelli Germ. c. 3 barilum
aufgenommen, eine Icsart ohne auloriiäl; denn dafs in N
über der zeile und in S ans randc; ban'iuin beigcschi'icben sieht
und danach in einigen werlhloscn hss. BcTfV im text vor-
Z. F. l). A. IX. 16
'>/i2 VEiU)Ei{l]l E NAMEN l?EI TACHIS.
koniml, bewcisl iiiclils, schon Richlliofcii im allTries. wörler-
biiclie henierkle dal's bnn'o niclil, wie Riilis und Grimm an-
geben, claniare, sondern slels nur accusare, manifestare, be-
deute, vergl. de poesi chorica s, 19. hier ward auch s. 20
auf altii. Ixu'di hingewiesen, und ungefähr gleichzeitig schlug
Wackernagel (litleraturgesch. s. 9) dieselbe erklärung vor,
die ofFenbar sehr gut zu Tacitus angaben passt. doch wird
eine andere vielleicht richtiger sein , da hardi clypeus doch
w'ohl ein tropischer ausdruck ist. darüber ein ander mal.
abgeleitet ist barditus wie f //////), s ags. /}///id (mytli 672).
dals der satz fjt/c/Ji havdiliiin rucant ein glossem sei . wird
wohl niemand herrn Ritter abnehmen.
Boihetmim. die Schreibung scheint (ierm. 28 durch die
hss. Racd {bo^'Jemi P, bohicuii S) lestzusfehen. allein da
man c. 1 Raetis schreibt statt Rctiis Rhotiis der hss., c, 2
Ingacvo?ic's statt Ingeroiies u. s. w. , so mufs man auch
Boihaemuiii schreiben, wie es die rö:«ische weise das doulsche
ai\ abd. ei, zu bezeichnen fordert; vergl. Caesni alid. Hcisi.
die Veränderung des genus beruht auf der aiialogie von La-
Ihim, Nor/cum und dergl. dem Boihaeinum des Tacitus ent-
spricht zunächst xo Boviai/^iov des Strabo. der cod. Amerb.
des Vellejus hat richtig Boiohaevunn statt des Boiohoemum
der vulgata, und damit übereinstimmend Plolemäus Baio-
yiaXi-icii , auch Tsvoioycufiai und Xaliiai. hingegen seine
Balf^ioi , in denen Zeufs die Sueben des Vannius erkannte,
sind wohl in Bcaaifioi aufzulösen , was wieder der Schrei-
bung des Tacilus und Strabo näher käme, in den hss. steht
Bcavoxa7/iiai, aber auch (Dowdoraoi sfalt Oovöovooi {Fu-
dttsii statt Eudiisii), BovvTovvzai statt BovyoirTat, Fafi-
ßqrfca , was Nobbe fälschlich aufnahm, statt FaßQijTa und
anderes von Zeufs s. 116 schon zusammengestelltes, die
'autbezeichnung im ersten coniposilionswort ist bei Ptolemäus
genauer als irgendwo sonst, ahd. Bcehehn (Perlz 1, 46. 192)
setzt Bajahcims voraus; den ahd. Bchohnä neben Brliewuire
(Grair 3, 43) entsprechen genau Baioxcd^iai. in syllaba pura
musle der regel nach alles at ahd. e werden, so auch in
Beowinithd, Broiri?iidi , wie der anon. Langob. bei Ritter
praef. ad cod. Theod. tom. ii aus dem anfang des 9n jli.
und gleichzeitige Chronisten die Czechea nennen, in Belara
VERDERBTE NAMEN REI TACITUS. 243
Paigird liält sich hingegen der diphthong, vergl. ci pl. eigir,
vielleicht darf man schon aus Baionrii Baiuvnrii und Beo-
wiiddä auf ein einfaches Baja neben Bajaheim schliefseu,
das beim geogr. Ilav. 4, 18 erscheint, est palria quan di-
citur Albis (Maur)wng(im\ viontuosa per longuni, quae ad
oriovlein inultum ci'tendifnr ; cuius aliqua pars Baias di-
citiir, wo Baias wohl nicht nach romanischer weise acc. für
nom. pl., sondern ein aus dem griechischen originale bei-
behaltenes femininum ist. in demselben znsammenhang, wo
der anon. Langob. die Bt'owinidi nennt, heilst es im prolog
des edictum Rotharis dafs die Langobarden einmal aufser
Anlhaib und Burgnudaih auch Baij?iaih (so cod. Mutin.,
Baiiiaib Matrit. und Cav.) bescfsen hätten, wahrscheinlich
steckt hierin ein alter langobardischer schwacher gen. pl.
Bajina = golh. -ane, ahd. -6nö, ags. -ena; Baynaih statt
Baji/in aib, Bajinaib wäre danach Boiorum regio, dafs ne-
ben Bai/naib des Paulus Diaconus Banihaib nichts ist als
eine den gieichklang mit dem voraufgehenden Anthaib suchende
entstellung, leuchtet ein, da Paulus bekanntlich den prolog
seiner erzählung zum gründe legte, die landläulige Zusammen-
stellung des Banthaib mit Tubantes Buci/iobantes Bracbant
u. s. w. ist schon darum fehlcrhafl weil die Langobarden
die Verschiebung kannten.
Dulgubiiii. nach anleitung der hss. PBncdNS hat man
Germ. c. 34 dies statt des frühem Diilgibini mit recht in
den text gesetzt, doch ist die sache noch nicht ganz in Ord-
nung, der namc ist abgeleitet von ags. dolg, fries. dolch,
ahd. tolc vulnus, Zcufs s. 112. die ableilung ist das sonst
nur noch im goth. (und nord.) nachweisbare -ab/ti oHcr -f/fni,
womit neiitiah' oder feminine abstracta gebildet werden, das
aber hier im xolksnamen als masculinum , ganz so wie das
raasc. -ung neben dem jenem -ab//i gleichbedeutenden fem.
-unga , ein patronymicum oder den begrifl" der handelnden
person, eben den nan)cn, anzeigen nuifs. daraus ergiebt sich
die form Dulgiibiiü , goth. Diilgubnjos , vulneratores, mit
nothwendigkeit, und sie wird vollkommen bestätigt durch des
Ptolemäus Jovlyovi^ivLOi. ebenso urtheilt Giimni GDS. 623.
Gothini. Germ. 43: I. /* (lotini , alii Gol/iif/i {Mal's-
mann. Bacd Golini Gerlach;: 2. l* gotinns c. cet., St got-
16*
244 VERDEUBTE NAMEN BEI TACIIIS.
tinos; 3. PUnilSl Golrni , RcN {-\- Rh/FM) Colini. und
diese letzte lesart , mag sie auch ersl aus Golhil enlslauden
sein, triiri das riclilige. bei Dio 71, 12 finden \^ir die Ko-
Tiroi, bei Plolemäus Körrni , denn dies liej;! dem band-
scbrifllicben Koyvoi zum gründe, das jedesiaÜs bel'ser ist als
das von Nobbe aufgenommene Kcoyvni. möglicher weise ge-
hört die verwet'lisehing des T und 7" sdion dem Plolemäus
selbst an, da die hss. hier nicht schwanken, wohl aber zwi-
schen ylovTioi und ylovyoi (1. ylovyioi) , zwischen Bov-
Tovrrat und Bovyoivxai. so leicht für absclireiber die Ver-
wechselung eines römischen G und C war, so undenkbar
ist ein schwanken der ausspräche oder der aiiffafsung eines
anlautenden G oder C bei Tacitus. Cotini Cotinos ist auch
bei ihm herzustellen , und damit möge allem ferneren mis-
brauch des namens gesteuert sein.
Gothones. dafs Germ. c. 43 trotz der hss. in Überein-
stimmung mit dem Med. i ann. 2, 62, mit Strabos Bovtco-
veg (1. FovTOi'sg) , des Plinius Guto?ies, des Trebeliius jiu-
sto/'goti (oben s. 135), Spartians, Goti oder Gotti u. s. w.
Gotones zu schreiben ist, bedarf wohl kaum der bemerkung.
Jacob Grimm nimmt neuerdings den Geten zu liebe eine go-
thische form des namens an, die des Plolemäus FvOioveg
und die später bei Griechen und Römern übliche Schreibung
ForO^oi Gothi nicht bewähren können, gotli. Gulpiuda selzl
goth. Giilös voraus == lat. Goti. diesem entspricht viel-
leicht altn. Gotar, Sa-m. 125'' Munch, RcnTi^offtr (1. Hreid-
gotitm Sa'm. 23") ; dem Gotones oder Giitoucs alln. Got/mr,
ags. Gotan cod. Exon. 324,3. 325, 10. 378,28. Hred-
gota/i 322, 3, Elene 20, und alid. Gozo/f, das aus Gozzon-
sdzzp. (Hormayr werke 1, 279, Sleub urbew. Rätions s. 22)
am Brenner mit vollkommener Sicherheit zu schliefsen ist.
dafs das angeblich Iiochdeulscbe 6V// (Graff 4 , 173) nichts
ist als die gemeinlaleinisclie, romanische form, die z. b. auch
in dieser Zeitschrift 1, 562 vorkommt, beweist das in karo-
lingischer zeit neben Gi/tia geltende Gozia, Pcrlz 1, 9. 26.
27; dies läl'sl \ielmelirdie wahre hoclideulsche form erkennen.
Gngerni. dals Sillig zu Plinius 4, 31 auf eine von
VVcsseling zum itin. Anton, s. 373 angefüiirle inschrift auf-
merksam machte ist sehr dankenswerlli. wenn aber mit recht
\ EllÜEKliTE NAi^lEN BEI TACITÜS. 245
die Guber/ii in Cugerni geändert würden , miislen aiuli an
allen drei stellen bei Tacilus die Gugerni weichen, allein
da hier nur einmal hist. 5, 16 in der hs. Cugi-rni , sonst
4, 26 und 5, 18 Gtfgerni sieht, so scheint der anlaul durch
die übereinslinnnung mit den liss. des Plinius gegen die in-
schrift, die leicht verlesen sein kann, gesichert. Gugerni,
wie viJuvairns OQipavög, ahd. diorna dicnia altn. [lerna
(goth. pirairnö?) , Basterna und ähnliches abgeleitet, geht
mit langobard. Gugingus wolil zurück auf die wurzel nr 536
gramm. 2, 50, worüber jetzt Beneckes Wörterbuch 1, 539
zu vergleichen ist; auch ahd. gougar vagus , das ich aus
gougarön (GralT 4, 142) folgere, gehört wohl dazu, sowie
ags. gt/geldoppe fulica mei-gus. Gugi/igus bezeugen die Mo-
deneser und Madriter hs. des prologus ed. Ilotharis, sowie
die des jiingcru, bei Muralori 1, 2 schlecht gedruckten pro-
logs gegen die heiseren hss. des Paulus Diaconus , auf die
Waitz 1, 164 sich für Gu/igifigus beruft. Gugerni und
Gagingas setzen ein einfaches gaga ahd. gogo voraus; es
ist vielleicht das ahd. Cogu (Meichelb. nr 89, vor 78 i;,
wenn hier das 0 kurz ist. da mhd. gogel sich dem ahd.
appi in der bedculnng vcrgleichf, so könnte der name Gogo
ebenso gut wie Lbho und OJfa heroisch gemeint sein ; um-
gekehrt ist ahd. ganieit stolidus im mhd. zu einem helden-
mäi'sigen epitheton geworden, die Gagcrni hätten auf diese
weise einen ganz ähnlichen namen wie ihre nächsten nach-
barn niid schicksalsgenofsen, die Ubier (oben s. 130). Gu-
gerni als Gihigcrni zu erklären geht mindestens ebenso wenig
an als Sagainhri durch Sigagainhri.
llarii. (jJerm. 43 bezeugen alle guten hss. PliucdNS
an erster stelle Uarius- an zweiter ist allen die corruptel
alii gemein und ohne zweifei ist diese aus der alten zum
gründe liegenden hs. herüber genommen, ist dies der fall,
so wird der anlaut zweifelhaft und Lassen könnte beinahe
recht haben, wenn er (iud. alterthumsk. 1, 6) in dem deut-
schen namen einen rest urältester Überlieferung erblickt, die
Sache steht nämlich so. in Hclisii (ahd. Elis Meichelb.
nr 715 a. 865, Ilclisacluir Francas MB. xi , 107 a. 834,
Elismot Mcicjielb. nr 281 a 806, Ilisa Meichelb. 1, 171
a. 9i0, Uisanc MB. vi, 17 a. 1027 u. s. w. Zeufs s. 124,
246 VEKDKHBTE NAMEN BEI TACITÜS.
zeitsclir. l^, 146), Hcllusii (bei Piinius Ilillevioncs lllevio/iea),
Helrccoties (s. uiileii), Hprittino/ies und Heritiitiuhiri, Her-
cynia ungerechnet, ist das H prostheliscli und nicht wurzel-
haft. dagegen in dem einzigen falle wo es vor E = l
wurzelhat't ist, in Cheriisci (alts. heru ensis), wird stets CH
geschrieben, so oder durch C wird anlautend auch vor A
oder diphthongen die gulturalaspirala bezeichnet: Caesia Ca-
tiialda Chamavi Chariocalda (Chnrirn bei Piinius, Charudes
nion. Ancyr. Ptoleni.) Chasuarii Chatti Cluittuarn Chauci;
inlautend durch C in Chauci Marsaci , vielleicht auch in
Boiocalus, wenn der nanie deutsch ist. in Brucleri Actn-
merus {Actavia bei Plin , Vicluali) steht CT für IIT -, auch
in Tencicri läfst es sich rechlferligen. //' linden wir bei
Tacitus allein beibehalten in BoUiannum (s. oben) , Naha-
narvali? (s. unten), vergl. VnhoUa {Vachalis Sidon. Apoll.,
Vacalus ^ÄÄ'^-AV)-^ uhcv Baduhc/f/ia s. oben, auch wenn sonst
bei andern Schriftstellern dafür keine beweise vorhanden wä-
ren, würde diese Orthographie durch ihre eigne consequenz
und gleichmäfsigkcit es hinreichend darthun dafs sie in den
ersten beiden Jahrhunderten bei den Römern die übliche war
und einigermafsen fest stand, darnach müste man Ca?'n oder
ChfD'ii statt Harii erwarten, so gut wie Cfiariovalda CJiai'ini
geschrieben wird, nur bei Cäsar findet man Uariidcs für
Charudes (IAqovO' Procop. Agath. , Arodus Paul. Diac,
alts. Haruth trad. Corb. 5;j 475), und später in einem briefe
des kaisers Valerian (Vopiscus Aurelian. c. 11) Hartoinun-
dus Halidcgasles Hildemundus neben Carioviscus , was an
Ariovistu.s , einen gewiss uudeutschen namen erinnert, bei
Amniian Hariobadus oder Hariobaudes u. a. ; dagegen bei
Vcllejus sogar Alluarii statt Challuarii, später ^!AoTiyyoi,
l4Qioyaißog bei Dio u. s. w., zum beweise dafs die Schrei-
bung 67/ oder C allein in dem bestreben ihren grund hat,
das starke hörbare deutsche // von dem schwachen unhör-
baren lateinischen // zu unterscheiden, diese Schreibung hielt
sich am längsten in (Pallien; es ist daraus aber nicht zu ent-
nehmen dafs die Franken den laut rauher gesprochen als etwa
die Golhen , deren H im auslaut und in Verbindung mit an-
dern consouanten gewiss nicht anders klang als später im
althochdeutschen und no(;h heute im munde der Isländer.
V EHDERBTE NAHMEN I3EI TACITLS. 247
die bekaunllicli HL HR HN HT wie CHL u. .s. w. sprechen,
neben Merovechus gilt Mcrovcus, neben Chlodococlius CliU-
dovcns Hlodocitis und Ulodvihas (Pardessus loi salique s. 345)
bei Cassiodor ist Hludcin zu belscrn in Hludviu , bei Joi-
danes Lodoin in Lndoiu; die rirlilige erklärinig des zweiten
Wortes ist in dieser zcitscliril't 6, 431 gegebfii , was herr
Joseph Bachlechner (7, 524) ebenso wenig bemerkt haben
nuifs als dal's dort und noch einmal s. 437, ja schon 1843
in den Nordalliiiigischen sludien 1, 158, auf die Merovinge
im Beovulf hingewiesen wurde, was aber die tacitcischen
Harri dennoch als golhischc harjos einigermalsen wahrschein-
lich macht, das ist die Miachrichl von ihrer eigenthiimlichen
art der kriegsfiihrung. goth. huvjis bedeutet, wie im ahd,
heri und sonst, oiquciä, leyeiüv ; aber im ahd. wird auch
noch die bedeulung miles, hostis, angegeben (Graff 4, 983),
und so, scheiut es, ist das wort auch an zweiter stelle in
eigennamen gemeint, wie, wenn das, was Tacitus von Ha-
riern erzählt , die unter den Lugiern insgesammt herschende
kriegsweise gewesen wäre? dann beruhte die existcnz der
Harier als volk freilich auf einem misversländnisse; die harjös
wären blols die kriegsleute oder kriegerschaaren der lugischen
Völker, und ganz richtig hiefse es von ihnen dals sie an
macht allen überlegen seien, die Charini, die Plinius als
dritte oder, wenn Farini (liss. uan'ne uarinne) nur eine
dittographie wäre, als zweite gruppe der ostvölker nennt,
obgleich den Hariern dem namen nach verwandt , sind geo-
graphisch doch wohl von ihnen zu unterscheiden. \>äre man
der Varini sicher, könnte man in den beiden namen den
gegensalz von heei^en und wehren finden, die alte poesie,
deien gcsetze auch in der namengebung walten, liebt gleich-
klingende namen zu verbinden : so eihielten sich auch Cha-
rini und Varini, wie liitgii und l.ugii.
Hclvecones. die einst von (ji-imin gebilligte lesart Het-
vetonas Germ, c, 43 entbehrt dei- auloritäl der befsern hss.
PltacdNS. nur findet Mafsmanu sich veranlafst zu P hel-
uecünas ein (/uasi lio.luetonas hinzuzufügen ; in Ha ist Hel-
velunas durch ein c über der zcile corrigiert. auch von
sprachlicher scite empfiehlt sich die von Grimm gewählte
lesart nicht, weil eine deminulivform, wie ahd. Imizo Uinizo
248 VERDERBTE NAMEN BEI TACITUS.
(gramm. 3, 691), vorauf He/velo zurückgeführt werden miisle,
für einen volksnamen wenig angemefsen wäre, hingegen
scheint Holreco sprachlich nicht miiulcr als durch die hss.
gesichert, wegen des anlautes s. unter linrii. Hclveco wäre
goth. llrika, ahd. llri/iho oder lluhlw , eine ableitung wie
in Kalov/Aong und sonst in zahlreichen eigennanien. da
ahd. l'/o gen. elwcs fulvus bedeutet, der schild ags. gcolo-
rand (Elenc 115, Beov. 870. 5216), gelbrand , heifst, so
könnte der nanie von der aus Tacilus Germ, c. 6 wohl-
bekannten sitte die Schilde zu bemalen hergenommen sein;
an eine kriegerische beziehung ist bei eigennamen immer
zuerst zu denken, dennoch wird der zweifei rege ob Helveco
die richtige form des namens ist. Plolemäus nennt unter
den Völkern zwischen Oder und Weichsel , also gerade da
wohin auch die lugischen Ilclveconen des Tacitus gehören,
^dllova.uoveg , was offenbar derselbe name ist. an dem di-
phthong der ersten silbe ist, wie in XaiQovGAoi, wohl nur
die herschende ausspräche des ca wie ü schuld, die Ver-
schiedenheit der ableitung aber kann man nicht gelten lafsen,
und zwar wird man bei TaciUis zu ändern sich schon ent-
schliefsen, weil -ecoves leicht für -neo?ies verlesen sein kann,
bei Ptolemäus in diesem lall aber ein solcher irrthum nicht
wohl denkbar ist. auch bei Slrabo ist KAI Z0YM0Y2
am wahrscheinlichslen in KAI AIA0YAI0Y2 oder
IA0YAI0Y2 zu befsern , v.ie anderswo gezeigt werden
soll; das fehlen der schwachen flexion kann bei ihm keinen
anstofs geben, über die ableitung vergl. unten Ing-aevo?ies.
Idistariso. höchst dankenswerlh ist die bemerkung Nip-
perdeys zu ann. 2, 16 dafs Idistaviso dem Sprachgebrauch
des Tacilus gemäfs nothwendig ein nominativ sein müfse.
aber unnölhig war es die alle längst vergefsene erklärung
Schinimerwiese aus der ersten ausgäbe der granimatik zu
wiederholen, die von Hermann Müller (marken des vaterl.
s. 99) zuerst angebahnte, dann von Jacob Grimm (über zwei
entd. ged. aus der zeit des d. hcidenlli. s. 15, mylhol. s. 372)
vollzogene befserung Idi.siariso hätte dagegen unbedenklich in
den lext gesetzt werden sollen : sie ist ebenso notliNvendig und
glücklich als irgend eine IJorgliesis aus römischen inschriften.
Iierrn Franz Uitters bcmcikung ' res piorsus incerla' ist nur
VEHDERBTE NAMEN BEI TACITÜS. 249
ein beweis mehr von der dreisligkeit seines urtheils in din-
gen von denen nichts zu verstehen aufrichtiger weise er be-
kennen sollte, es kann nur noch die frage sein ob die Rö-
mer nicht richtiger und genauer Idisiovisa geschrieben hätten,
widerstrebte ihnen diese lautfolge?
I?igaevo?ies. Isfnevo7ies. von Grimms hcaevoncs , die
Halm noch kürzlich in seinen lext setzte, kann nicht mehr
die rede sein, seit alle liss. der Germania und des Plinius
für Istacvones entschieden haben, dies bestätigt auch das
Istio der ältesten und besten aufzeichnung der fränkischen
völkertafel im cod. Sangall. 732, die zuerst von Graff 1, 497,
neuerdings mit andern zum theil abweichenden fafsungen von
Pertz X (viii), 314 herausgegeben ist; dem latio gleich steht
das Ostius oder Hostius der aufzeichnung von La Cava
(zeitschr. 1, 561). dagegen kommen der Vaticanus (Grimm
mylh. anh. xxvii . xxviii) und die Pariser hss. bei Pertz nebst
Nennius mit Escio Etscius Hessicio nicht auf. ja es kommt
noch darauf an ob eine abermalige vorurtheilsfreie vei'gleichung
der hss. in Paris, die um der sache willen sehr zu wün-
schen ist, die angegebene lesart bestätigt, dafs der völker-
tafel der name der friinkisclicn gebührt, dafs sie um das
j. 520 in Gallien, im fränkischen reiche entworfen ist und
ihc* verfafser die namcn der drei brüder aus einer von Ta-
citus sowohl als Plinius unabhängigen quelle schöpfte, Heise
sich leicht nachweisen, war diese quelle, was doch am näch-
sten liegt, die mündliche Überlieferung der Franken, so muls
erst nachgewiesen werden dafs diese im sechsten Jahrhundert
noch „S statt l{ , ST oder Zu statt HT oder Itl) sprachen,
ehe Grimms aulTafsung des Ist- als Izdvus (myth. 325, vcrgl.
gramm. 1^,319, zeitschr. 1,22) Wahrscheinlichkeit gewinnt,
der name ist dunkel, desto gewisser ist, auch durch das
Zeugnis der völkertafel, dafs der dritte bruder Erniin oder
Irniin hiefs und dafs folglich sowohl bei Plinius und 31ela
als bei Tacilus Hcrminoncs gelesen werden mufs, wenn die
hss. bei jenen auch nur Hcvinioncs bezeugen. — aber zweifel-
haft ist die ableitung der beiden ersten namen. Istrinones
hliaones Stheones Slhreones steht in den hss. des Plinius,
was offenbar auf Istroeones zurückweist ; und damit überein-
stimmend bezeugen hier die hss. an beiden slellcn f//^//ac()//cs
250 VEHÜEUiri'E NAMEN IJEl TACITIIS.
(Ingi/aeones Inci/aones u. s. w. ; bei Soliiius ( Hallenier
(Jcnkin. des ma, 1, 413) bigynones), mit aiisiialime des ^/,
der an erster stelle Ingaevones . und des unbedeutenden
Snake?ib. , der an zweiter Ingevones gewäbrt. bei Tacitus
hingegen stebt Ingaevones Istaevones fest, von der Verlesung'
des iV für ü, der scbreibung E für AE in einigen liss. ab-
gesebcn. diesem entspricht das inschriftliche Frisacvo bei
Orelli nr 173, vielleicht auch Frisaeo ebend. nr. 175; die
Frisiavo7ies Frhfnboiics und Hilleviones bei Plinius bleiben
als nicht congruent befser aus dem spiele, noch mehr Cha-
mavi Batavi. der Schreibung higuaeones Istuaeones aber
entspricht vollkommen jenes ^iXovaiwveg bei Ptolemäus (s.
Helcecones), wo nur das ü. so verkehrt ist wie in ^lyxQico-
vsg OiaQyuoreg ^lyovXcoreg Kc(?,ov/.cor€g ^Idcorsg. welche
form ist nun die richtigere, -aerones oder -vaeoties? oder
lafsen etwa beide eine rechtl'ertigung zu? an composita mit
t't'ba wird niemand mit Wackernagel (zeitschr. 6, 20) dabei
denken; und dafs weder die Sravee des Sachsenspiegels, d. i.
Svdcce, noch auch das goth. judatoisks, d. i. die regelrechte
ableitung von goth. Jiulaiits = "lovdcung ludaeus , hierher
gehören ist klar, ein ableitendes aiva = aevo ist nicht nach-
weisbar: ich glaube, es läfst sich hier auch nicht behaupten,
altn. Y/ig/'i oder Ingvi, das 1/tgiio der völkertafel, liiguio-
merus bei Tacitus, ahd. Inguviur higuram Inguferht (^\t\Q\Kt\\).
nr 241 c. 810) Inguheri (Schannat nr 5G0 a. 920) lugvis
(Schannat nr 275 a. 815), das ags. ß'oä Ingeina (mytli. 192.
321), das altn. Ingunav Fretjr (S;em. 44" Munch) , ahd.
Inguni (Meichelb. nr 73 c. 782) beweisen unwidersprechlich
dais Imx ein ableitendes /' hatte, dafs von Jacob Grimm also
und schon früher in Schmidts Zeitschrift 8, 221 mit recht
ein gothisches Iggi' angesetzt wurde, das vom goth. runen-
alphabet (Kirchholf s. 30) bestätigt wird, dies spricht dann
weiter entschieden für den vorzug von Ingnaeoncs , das
l.stuarones nachzieht, aber auch ableitendes aio = aeo in
Ingraco hlraeo Uclcaeo Frisaeo konimt nicht vor, es sei
denn in verbauen der dritten schwachen classe , wie goth.
armaio von annan (ahd. armen, vandal. ebenso) = armaian.
Iggvm ergiebt abgeleitet Iggrja, Istvus? Istvj'a, formen die
VERDERBTE NAMEN BEI TACITUS. 251
Grimm sogar dem I/igaeco Istaevo gleichsetzte ; und in der
thal bestehen sie leicht die probe (zeitsciir. 7, 528).
Iggrjatis jnh Istrjans jah Aivminans godai
ist ein vers genau gemel'sen nach Lachmanns regeln, die nicht
nur dem deutschen, sondern auch dem ags. und aitn. verse
zum gründe liegen : denn dieser vers ist nichts anderes als
die einfachste symmetrische darslellung des allen dialecteu
gemeinsamen gesetzes der betonung, und darum so alt als dies
gesetz selbst, so dals er für die von Tacilus erwähnten lie-
der nolhwendig mufs vorausgesetzt werden, jenes Iggirja
wäre in andrer, der ausspräche der westlichen stamme ge-
mäl'serer Schreibung Ingrea oder Ingvöo, und wäre dies
Ingiiaeo, so diirfic Ingnevo Istaevo wie Chainavun Baiavus
beurtheilt werden, wo das A der ableitung sich vergleicht
mit ahd. balo balaires, salo salawes u. s. w. (gramm. 2, 187 f.)
statt balw balwcs, sa/tv salives. denn wären Grimms Cka-
viaviones richtig, so müsten die Chamaven nicht nur auf
einer insel (av?a) gesefsen, sondern es würde auch nie alts.
Hamnlnnd geheifsen haben ; statt Betihce mochten schon die
Römer Batnra oder Batva (= Batvö , goth, Batve) avia
hören, higaevo aber als Iggva angesetzt würde sich ver-
halten wie goth. raurstra zu vaurstvja, gasinpa zw gasrnpja,
Jauragagga zu /'auragaggja, allein die gleichung vom AE
und deutschem E oder / wird durch des Ptolemäus Xai-
Qovoy.oi .Alkovaicoveg, durch Ammians Annthaeus slallA?'m-
theus goth. Arntpius, Aeruli statt Eruli 20, 1, 3 und andre
beispiele dieser art weder für Ivgaevo Istaevo noch für In-
giiaeo Istvaco bewiesen ; man würde sie in diesem falle nur
einräumen können , wenn nachgewiesen würde dafs irgend
eine analogie oder lautregel ihrer spräche die auffafsung der
deutschen ableitung bei den Kömern beslimmen konnte, ge-
wiss scheini mir nur dafs Ingacro Istaoro bei Tacitus, Fri-
saevo auf der inschrift schlechtere formen sind als die bei
Plinius vorkommenden.
Lewor/i. (icrm. c. A3 scheint die gröfsere autorität auf
seilen der angenommenen lesart: RacdN (-f- RBb) und P
über der zeilc zeugen füi- Lemorii. hingegen hat P in der
zeile und am rande Ldiio/u'i , so auch St (-f- BfMUTr).
welche lesart die heisere und zuverl;ifsigcrc, läfsl sich nicht
252 VERDERBTE NAMEiN BEI TACITÜS.
entscheiden , auch nicht auf grammatischem wege. Lemocii
kann man nicht mit Gambriiii (vergl. goth. lasii's und hai-
pivisks?) zusammenstellen, man wird das 0 der ableilung
für nichts andres halten dürfen als für eine vocalisalion der
Verbindung Mf^, wie in Chainavi Bnlavi, die hier zumal
üblich gewesen zu sein scheint, vergleicht mau Nasva bei
Cäsar, Masva bei Dio, Mai'obodnis und bei Ptolemäus 7«-
dovag {? tov ladova /rotafiov § 13, oihadov nor. § 4,
1. Oviadova tcox. = lat. Viadua, goth. Vijapva?) ^lotovia
Kavdovov? Dleooviov "Aqov/.ctva ^erovla, aufserdem Naha-
narvnli ., Vicluali oder flctovali. darnach ist für Lcmovii
entweder goth. Limveis oder Limvjös oder endlich , ein ad-
jectivisches limviis, wie Jiianvus oggvus, angenommen , Li-
mvjai anzusetzen, mit Lemonii aber vergliche sich goth.
siponeis pl. sipunjös, alts. gesuiströni ags. gcsustrene, ahd.
noi'dröni und ähnliches (zeifschr. 6, 543) aufs vollkommenste,
und da die ableilung den localen begriff ' von woher', den
abstracten 'von der art' ergiebt, so scheint sie sich auch
vortrefflich für einen volksnamen zu eignen der jedcsfalis
ein colleclivum ist, da die hemonii des Tacitus mit den
^ißivol des Slrabo oder ^idsivol des Ptolemäus zusammen-
fallen: einer von diesen namen wird nur richtig sein, aber
sie lafsen beide , wie es scheint , eine deutung zu , ^ißivol
von sibj'a Verwandtschaft , ^löeivol von sidus mos , consue-
tudo. wie, wenn Lemonii abgeleitet wäre von alln. lim
ags. leom , das ein neutrum im ags., im altn. masc. oder
fem. glied , im altn. als neutrum aber zweig bedeutet? so
könnte es wohl das cpllectivum für eine anzahl kleiner ver-
wandter Völkerschaften sein : aber auch Lemovii müste wohl
daher abgeleitet sein, da kein andres wort aufser jenem lim
im deutschen dafür zu geböte steht, die zweite bedeutung,
die die Wörterbücher nicht kennen, kommt auch ags. im Beo-
vulf l^'i (Icumi/m and Icäfum) und im cod. Kxon. 334, 33
{beäm sceal Icäfum lil)an, leomum grövan) vor, und war
auch wohl ahd. nach dem merkwürdigen namen Limez/hi bei
Neidhurt 20, G, 7. ohne grund nimmt (irimm (jDS. 469
in Lemonii eine arge Verderbnis an. Zeufs s. 155 vergleicht
y/ijuiOGccXeiop, das Ptolemäus an das asciburgischc gebirgc
setzt: aber diesen namen erklärt uns Plinius 27, 70, Limeum
VERDERBTE NAMEN BEI TACITUS. 253
herba appcllalitr a Gallis qua sagittas in vpjiatu tingunt me-
(Ucamento , quod venenum cervarium vocant. ex hac in
tj'es modios salivali additiir quantum in iinam sogittam nddi
solet: ita offa doniltitiir bomn faucibus in morbis. yli^LO-
adleiov j^ehört daher, wie andere Ortsnamen bei Ptoleniäus,
dem soldatenlatcin an und ist kein deutscher nanie.
Ligii. Li/gii. ann. 12, 29. 30 steht im Med. ii ein-
mal Ligii, dann Ligius, gleich daneben aber auch iazigibus
iaz'igcs statt laz-i/ges Inzuges Med. ii bist. 3,5, und vor-
her c. 22 bithinis statt Bithynis , c. 23 silla statt Si/lla
Sulla, c. 38 sifaccm statt Sijphocem, c. 49 siriam statt
Sijrinm oder Suriam , denn so steht c. 11 Suriae, Med. i
ann. 2, 69, 79. 4, 5. 6, 27 Suria, vergl. inschr. bei Orelli
und goth. Sau/\ das die gemein und echt lateinische form
Su?u/s, nicht griechisches ^vQog voraussetzt, diese beispiele
lielscn sich leicht vermehren, es ergiebt sich daraus dafs die
Schreibung Ligius aus Lygius entstanden sein kann und
durch diese auf Lugius zurückgeführt werden darf, dies be-
stätigen die Varianten zu Germ. c. 43. Legiorum ist die
allen wichtigen hss. gemeinsame lesart an erster stelle ; über
der zeile und am rande steht daneben in P Ligij, Ra Lygii,
NS uegii oder rcgii, Re leugiormn. an zweiler stelle lia-
ben PRd ligios , RacN Lygios , S lugios und darüber li-
gyos. — niemals kann ein Grieche oder Römer aus deut-
schem munde Lygi-us vernommen haben, wenn Dio 67, 5
ylvyioi schreibt und Zosimus 1, 67 yloyitoveg, so versuchen
beide nur eine möglichst genaue bezeichnung des kurzen deut-
schen U. für die Römer aber lag bei der ersten aulTafsung
des namens kein grund vor diesen laut nach griechischer
weise zu bezeichnen, wenn auch oft kurzes Li wie L'^ bei
ihnen gesprochen wurde, aus dieser ausspräche erkläre ich
mir die Schreibung Lygius. lehren aber die Varianten zur
Germania dafs die Schreibung Ligius aus Lygius entsprang,
SO kann hier kein laiitwechsel von / und C, wie etwa in
Sigainbri und Sugnnibi'i und einigen andern deutschen Wör-
tern stattfinden, sondern Ligius ist schlechterdings zu ver-
werfen, aber auch statt Lygius bei Tacitus Lugius lieiv.u-
stellen. denn so schrieben und sprachen die llönicr wirk-
lich, bei Strabo , der seine nachrichlen ans dem munde der
254 VERDERBTE NAMEN REI TACITÜS.
Kömer schöpfte, finden wir als die ersten in der reihe der
östlichen vöiker die ^iOlTlOV:^. denn warum der neueste
Herausgeber diese verbefserung Cluvers statt des handschrift-
lichen ^OYIOY^ nicht in den text aufnahm, begreife ich
nicht recht, da der ausfall des F bei folgendem J graphisch
so leicht zu erklären ist. dafs Jacob Grimm GDS. 711 bei
der erklärung des namens von der sichtlich und anerkannt
verderbten form ausgeht kann diese nicht stützen noch jene
eben wahrscheinlich machen, auch Plolemäus oder vielmehr
sein Vorgänger 3Jariiius folgte römischen berichten und wie
Strabo den vocal für lang haltend schrieb er ^ovyioi, nicht
Aovyoi, was Wilberg in den text setzte: das richtige läfst
die Variante ytavTioi erkennen, die tab. Peut. endlich läfst
die der griechischen bei Zosimus genau entsprechende rö-
mische form Liigiones in ihrem Liipiones erkenne, sie setzt
den namen an die nordgrenze Daciens ; denn hier hatten Lu-
gier, unter dem alten stammnamen , als \ andalen {Astingi)
seit dem marcoraannischen kriege fufs gefafst. man wird
nicht anstehen dürfen fortan Lvgn statt Ligii oder Lygii
bei Tacitus in den text zu setzen.
Nahanarvali. herr Ritter hat die alte lesart Naharvalos
Germ. c. 43 wieder aufgenommen, und allerdings haben P
und Rcl, aufserdem P^, so an beiden stellen, ein blick aber
auf die Varianten bei Mafsmann lehrt dafs die alte zum gründe
liegende hs. an erster stelle Nahanat'ralns , an zweiter Na-
hai^ralos hatte, dies bezeugen RncNS (-f- AJfFH)', in St
ist jedoch N(iha/ta7'v(ilos in Naharrcnialos verschrieben und
dies an zweiter stelle eist in Nahorvalos corrigiert. auch
in Ra steht diese correctur, aber an erster stelle über der
zeile. ollenbar rührt sie, so auch die lesart in PRd (-f /'),
nur daher dafs eine gleichmäfsigkeit der form hergestellt wer-
den sollte, umgekehrt haben auch RTRhJT beide male ent-
weder Naliaiifirrulos oder NabanarDdlos. keinem dei- irgend
eine alinung von deutscher Wortbildung hat kann bei diesem
Stande der Überlieferung die enischeidung zweifelhaft sein.
Naiiarrali ist nichts, hingegen Naha/iariuili gicbt sich so-
gleich als composiliim zu erkennen , wenn auch die deutung
schwer bleibt, die früher de poesi chorica s. 8 aufgestellte,
von Grimm GDS. 715 gebilligte mutmafsung, dafs der name
VEIU)EI{nTE NAMEN BEI TACITIIS. 255
als Nararnahfth' aufzufafsen sei, ist ganz unhaltbar, weil
ihre Voraussetzung, Grimms auflösung des alln. ?wr» in golli.
7}arairns (todesgöttin) weder etymologisch (zeitschr. 6, 4G0)
noch mythologisch z« rechtlerligcn ist. das wahrscheinlichste
dünkt mich jetzt folgendes, wenn quäle?) ahd. qualjan ags.
cvellan nicht nur torquere, cruciare, sondern ganz gewöhn-
lich auch, ja im ags. immer (daher engl, to kill) iugulare,
necare, mactare bedeutet, so kann nari'al, von alts. //^ro
narwps ags. nearu angustus, anxius* (ags. noavvian artare.
cruciare) auf-/ abgeleitet, das ein nomcn agenlis andeutet,
sehr wol dem ags. cvellcre engl, killer nahe kommen , zu-
mal wenn noch eine nähere bestimmung durch die composi-
tion hinzutritt, der vater der Nacht wird in der Edda iVy?;v'/
oder Nörvi genannt; ebenso heifst ein söhn von Loki, sein
bruder aber NdH d. i. golh. Navareis, der lödter, todes-
dämon. wie, wenn Naha vielmehr Nova wäre? die lesart
Nabannrvali ist freilich schlecht beglaubigt , aber lehrt doch
wie leicht H für B = V verlesen sein kann, um Nnha zu
deuten steht doch nur goth. nahau ccQ/.elv (ags. 7ieahhe g-e-
neahhe salis) zu gebot. Nahanarval ist jedesfalls ein eigen-
Ihümlich componiertcr name; wie man ihn auch auslege, we-
gen des ableitenden L bleibt die annähme dafs die erste
worlhälfte eine modale oder objeclive beslimmung enthält
immer wahrscheinlich, ja gewiss, und es wird nicht zu be-
zweifeln sein dafs der name ein hieratischer ist für das volk
in dessen besitz der fuiliquae religioms lucus des gölter-
brüderpaares sich befand, für VictuaU haben wir oben s. 133
eine ähnliche bedeutiing vermutet. es läfst sich streng
erweisen dafs Viclualen und Nahanarvalen dasselbe volk
sind, nur nicht in der weise wie Grimm GDS. 715 es ver-
suchte. — beiläufig bemerke ich dafs man den altnordischen
namen für die strafse von Gibraltar nicht mit jenem iölun
Narvi oder mit Lokis söhn zusammenbringen darf. Sachsen
und Franken war die meerenge eher bekannt als den Nord-
mannen; das altn. Nörvasu/id wird daher dem alfs. Aarrrsr
(bei Adam Brem. schol. 90. Alb. Stad. a. 1152), d. i. marc
strictum, nachge!)ildet sein.
*) Ihone ncariHVt nidh Cadin. 43, 27. on nearcri' l/f 5S, II. \er(;l.
ni-ariil liarip dolus, ncnrolvi'i^dh iiisidiac. t>i/rr(l/i cnrrev.
256 VERDERBTE NAMEN BEI TACITÜS.
Na?'isci. s. oben s. 131. 132.
Ncrthus. diese form besläligeii alle hss. eiihveder direct
oder indirect. dennoch selzt lierr Franz Ritter Erlham in
den text. es wäre vergebliche mühe diesen editor des Ta-
cilus, der die hs. P für die quelle der übrigen der Germania
hält, der nicht einmal zu wifsen scheint dafs unter den no-
niinibus der vierten lateinischen declination auch feminina auf
-US vorkommen, über dinge deutscher grammatik und niylho-
logie heleiiren zu wollen, nur die Unverschämtheit, mit der
herr Ritter von einer ' infelix coniectura' Jacob Grimms zu
sprechen sich herausnimmt, verdient eine nola, andern zur
Warnung; vergl. unter hlistaviso.
Nuithones. dies bezeugen RacdN (+ J^fFKM); in P
ist Nurtones (das herr Ritter in den text setzt) corrigierl in
Nvitones; steht in S VuUhones (und in H) ^ so hat dies
ebenso wenig als huitones in RbfF zu bedeuten , zumal da
die S zunächst verwandte hs. iY Nuitlio/ies gewährt, trotz
dieser Übereinstimmung der hss. ist der name doch verderbt.
Nerita bei Ammian , was ahd. Niunzo wäre, ist nicht zu
vergleichen, weil es ein deniinutivum und als volksname nicht
anwendbar ist. UI ist undeutsch, verhielte es sich mit dem
TU, was allerdings sehr wahrscheinlich ist, \\ie bei Gotho-
?ics , so könnte man leicht Niutones vermuten, da niutim
ehemals ayqaveiv bedeutete, goth. 7iuia cc?u€vg und tcoyqdiv,
so passte das gut zu Acimßuminibus nut silcis mutüuntur. aber
die Römer würden Neutones für deutsches Niutnns geschrieben
haben, und Nuithones mit jenem goth. nuta , ' expulsa una
/', wie herr Ritter bei andrer gelegenheit sagt, in Überein-
stimmung zu setzen wage ich nicht. Grimms Vithones wider-
streitet der Überlieferung , wie leicht auch eine deutung des
namens in dieser gestalt wäre, uns scheint jeder herslellungs-
versuch vergeblich, aber auch überllüfsig, weil der name histo-
risch von keiner bedeutung ist.
Oxioncs. neben Oxionas ist Etionas Germ. c. 4G gleich-
niäfsig bezeugt und ein herausgeber sollte das eine neben dem
andern an/.uführen nicht unlerlarsen. das eine wie das andre
ist verderbt, und ich glaube nicht dafs das vorhergehende et
am Verderbnis schuld ist. unciales 0 und E waren leicht zu
verwechseln, und wer die dillographie Aurinia und ^llbrinia,
VERDERBTE NAMEN BEI TACITÜS. 257
Dulgibini und Dulgubini und vielleicht noch ein paar andre
schon der allen zum gründe liegenden hs. zuschreibt, würde
auch in diesem falle von dieser auf die uncialhandschrift zurück-
zugehen wagen, stellt man Oxionas und Elionas in der
uncialschrift etwa des vierten oder fünften jh. dar, so wird
der irrlhum begreiflich , die herslellung freilich um nichts
leichter. Zeufs s. 275 rieth auf ags. Cuenns altn. Kw/iir
Qvwnir, und es thäte nichts dafs Tacitus der Finnen schon
einmal gedacht; denn auch seine Hcllasii sind ohne zweifei
die Hillevio?ies des Plinius, nur dafs dieser dem namen eine
ausdehnung giebt über ganz Scandinavien, während Hellusn
bei Tacitus ein fabelhaftes nordvolk sind, aber das von
Zeufs vorgeschlagene Cuones ist ein unding: Tacitus würde
Quenios oder (nach goth. qinö) Quenonas geschrieben haben,
und eins von diesen herzustellen wird niemand wagen, sollte
nicht einmal jemand lust haben bei den Elionas an die iötriar
und lotunheim zu denken? ich verweise auf myth. 486. 487.
Reudigni. die beiden besten hss. PRa haben Germ. c. 40
Veusdigni; doch corrigiert P das V in R; Rd hat f^eu-
digni , RcNS (+ Rbf cet.) Reudigni. dies ist leicht ver-
ständlich durch goth. imids OEf-ivög, altn. riodr rubicundus
(Schmidts zcilschr. 8, 220. 227, (irimm GDS. 716). im
anlaut scheint ^^ für /? verlesen, wie Neuthiis (Rc) üiv Net'-
ihiis und umgekehrt Arnoba für Aunoba, Tristo für Tiiisto.
wie das S in Veusdigni zu erklären , errathe ich nicht,
aber dafs es ein Schreibfehler, ist nicht zu bezweifeln, da
die Römer goth. XD wie in Astingi bezeichnet hätten,
jenes SD darf niemand irren.
Suevi. der Med. I hat an allen stellen ann. I, 44. 2, 26.
44. 45. 62. 6;{ Suebi ; damit stimmen bei Plinius 4, 28 die
beiden besten hss. RA überein, während Sillig c. 25 keine
varianle zu Sueri anführt. der 31ed. II hat nur einmal
ann. 12, 21) Suevi, an den übrigen stellen bist. 1,2. 3, 5. 21
stets Suebi. in der Germania und im Agricola liest man
überall Suebi; allein Germ. c. 41 ist allen hss. das aus der
ältesten (juelle stammende Verderbnis pai's rerboruni gemein-
sam und dies führt wieder auf Suebi. Sueri maji den deul-
sehen laut, ursprünglich ein aspiriertes R.. wie die vergleichnng
von ahd. Swdbd, Swdpd , nind. Sudee , ags. Siur/'us , altn.
Z. F. I). A. IX. 17
258 VERDERBTE NAMEN BEI TACITUS.
Srdrnr beweist, genauer ausdrücken als Siicbi ; es war auch
die bis ins miltelalter gewöhnliche spätere Schreibung: aber
die herausgeber des Tacitus (und Plinius) halten wie Halm
«letrosl Siiehi überall durchfrihren sollen, das B ist hier
kein anderes als das in Vibilius Nahalia Dulgvhnii, ja das
in Albis.
Tarn Jana, im Med. I steht ann. 1, 51 tüfanae, cum
lineola super primam syllabam : in der hs. aber finde ich nach
den vorliegenden vergleichungen nur folgende abkürzungen
gebraucht. i, 10 pej]fectä* 13 nput te* 15 annü*
74 oms 76 depcantis 78 depcante ii , 1 cos
^ ßum 15 tergü* 41 cos k~ {kalendas) 4S Jamd*
4(5 orns* (omne) 49 cräd* (aedem) iii , 1 adpulsü*
12 « ex corr. 17 cös 44 cupidine* 50 P. C.
53 p. c. 54 p. c. zweimal 62 passü (passuum)
72 procös IV, 1 cüs 8 oms 9 ofnsqiie oma
12 sps (spiriius) 16 quo {(juoniom) 17 cös 19 cons
24 onis 28 cös 32 cöposivere 34 cös 37 P. C.
oriia oms 39 prwc/'pe* {principiwi) 46 cö 52 sanguinc*
55 aede* 56 ow.v 57 interq ; {inter quae) 62 cö*
ainphithoatrü* 63 cö* 70 A: {kalendis) v, 1 cö*
VI, & P. C. 9 ow* 15 cö.y 25 A" o/7/* 28 cö*
31 cö* 42 f. Tesiphö 43 o,v?* 44 o///*. die
Sterne zeigen corruplelen an, die in den meisten lallen ge-
hoben werden, sobald man nur von der lineola absieht, sind
die vorkommenden abkürzungen genau und vollständig ange-
geben (und man mul's es glauben , da die oms und cös im-
mer wiederholt werden), so befolgt der Med. I auch in die-
ser hinsieht die weise der ältesten erhaltenen hss. , zum be-
weise wie treu er copierl ist. die lesung Tamfana aber
wird sehr zweil'elhart, da auFser etwa cöposirere kein ana-
loger fall begegnet, wenn es sich mit der lineola hier ebenso
verhielte wie mit jener über dem letzten worte des Hilde-
brandsliedes? jedesfalls wäre es gut unsrer göttin wegen ein-
mal in Florenz wieder nachzusehen : herr Baiter wird doch
nicht blofs in jenen beiden lallen die lineola angemerkt, sonst
aber sie stillschweigend n oder m gelesen haben? wäre
Tq/'ana die handschril'tliche lesart, so wird vielleicht man-
cher dabei sogleich an altn. lajh victinia (myth. 36) denken,
VERDERBTE NAMEiN BEI TACITUS. 259
oder auch, da anlautendes T für TH wenn auch nicht be-
wiesen, doch nicht unwahrscheinlich ist, darin einen beweis
für Grimms sonst unmöj^liche deutung GDS. 232 erkennen,
allein wenn für ags. pefjan, altn. pcfja ppft\ das thema pib
pah peb lautet, und goth. pabnnn ahd. Dapana angesetzt
wird, so würden die Römer, wie bei Suevi (s. oben) , ent-
weder Tavana oder Tnbann geschrieben haben, nicht aber
Tafanu. wenigstens läfsl sich F für aspiriertes B nicht be-
weisen, und die deutung bleibt unsicher; aus gleichem grnnde
auch die aus Infn victima. denn bei Ptolemäus ytf-vq)(xva
ist an ein alts. Liubhana Liobhana. nicht zu denken : es ist
vielmehr das Levefnno der tab. Peut.
Tuistu. heir Franz Ritter, die hs. P mit lächerlicher
einseitigkeit bevorzugend , setzte Germ. c. 2 Tn'stonetn in
den text und that noch die anmerknng hinzu 'correclio Tiiisto
et Tulsco demum ex nominibus Tedesco et Teutsche, Tacito
plane incognitis , petita est.' dafs doch die gelehrten Italiä-
ner, denen die correctur wohl angehören müsle, nicht gleich
im ersten zuge die uamen noch mehr einander annäherten,
um herrn Ritter und seines gleichen die mühe des rathens
zu ersparen ! es ist aber eine unwahrheil, wenn herr Ritter
Tristonem aufser dem P noch 'ceteris libris plerisque' zu-
schreibt, die Wahrheit ist dafs selbst im P über der zeile
Ti^i in Tui corrigiert ist, 'ab altera manu', wie lierr Ritter
sagt, deren correcturen er für aus der luft gegriffen hält,
dafs aber aufser der so nicht einmal in P sicheren lesart
diese in keiner andern hs. vorkommt, allerdings führt Mafs-
mann aus Ra Trz'stonem an , aber gleich danach aus eben
dieser hs. Tr/s(one?n und als margiiiallesart Tin'stnan , und
nur diese beiden scheint ßrotier zu kennen, so dafs hier wie
auch anderswo in Mafsmanns angaben confusion slallfindet.
Tuistonem bezeugen aufserdem Rc (-}- VIV) und indirecl .S
am rande durch histoneni, N durch Bistoiicin , H durch
Vistoncm , sowie 5 im texte nebst Vvi^ durch Tiiisconem.
kommt endlich in der ganz unwichtigen hs. Rb lijrstonevi
und tirstonem vor, so lehrt die vergleichnng von Ti/islofiem
der dieser zunächst verwandten hss. FRf dafs /• in Rb für
/ verlesen ist; Tijistoncm aber bestätigt wieder Tuistonem.
nun ist die Verwechselung von sl und sc allerdings häulig
17*
260 VERDERBTE NAMEN BEI TACITÜS
und leicht, aber da nicht einmal in S Tuisconem feststeht,
da die mit St und Rd zunächst verwandte hs. N durchaus
nur St kennt, so ist Ttiisto die handschriftlich allein sichere
form des namens; und wir brauchen auch die sprachlich sich
leichter empfehlende form Tuisco dem text nicht aufzudrängen.
altn. tvistr ags. tvist filum duplicatum und hochd. zwist,
ndd. niederl. fries. tiHst lis sind wie tiiisc zw/sc, wodurch
Lachmann Tuisco erklärte , vom zahlvvort abgeleitet ; die
dyas, daus im spiel heilst altn. tvistr, auch wohl ags. tvist,
wie heute die karten mit zwei und drei äugen im niederd.
twischen und (Irischen: altn. tvistra in duas partes sepa-
rare , Twistringen ein ort in der grafschaft Ho\ a ; Twiste
ein bach der in die Oste fällt, und ein nebenfliifschen der
Diemel , im alten pagus Hessi Saxonicus, mit einem gleich-
namigen orte, alt Tuistai reg. Sarach. nr 179. 362. trad.
Corb. § 371 ; vergl. Tuistina, Tuischimhi trad. Corb. § 28.
284. unbedenklich ist auch dem Tuisto der sinn von ge-
minus, binus, zuzutrauen, so dafs es im gründe ganz einerlei
ist ob man Tuisto oder Tuisco liest, denn ganz unhaltbar
und nicht zu rechtfertigen ist die von Zeufs zuerst vorge-
tragene, dann von Grimm und herrn prof. Müller in Göt-
lingen gebilligte deulung aus Tiu. nicht um herrn Müller,
wohl aber um andre von der Verkehrtheit dieser Vermutung
zu überzeugen , mache ich noch darauf aufmerksam dafs er-
stens dabei ein doppeltes Verderbnis angenommen wird : Tuisco
soll für Tiusco verschrieben und dies wiederum Tivisco sein,
kann man für den ausfall des vocales der ableitung sich auf
Chei'usci berufen, so vergifst man doch dafs nach allem was
wir wifsen Tacilus und seine zeilgenofsen nicht Tiusco, son-
dern Tcusco geschrieben hätten, dafs also von jenem irrthum
der abschreiber nicht die rede sein kann, aber angenommen
dafs, wie Grimm will, die formel Tiu sich hier in Tu oder
Tv verengt hätte, so soll nun zweitens Tuisco der göttliche,
himmlische bedeuten : beides scheint man für eins zu nehmen,
allein welcher Zusammenhang bleibt dann noch mit dem gotte
Tiu, da dies ein name ist und erst hinler Zeig Diioris Tiu
sanskr. djaus caelum steht und deus ^eog und altn. pl. tiwar,
wenn auch verwandt, doch nicht dasselbe wort ist? und
welche genealogie hätte wohl je an ihrer spitze ein solch
DEUTSCHE UUKUNDEN VON 1263, 1276 UND 1279. 261
absiractes adjectivum wie der himmlische, der göttliche? welche
mythologie endlich nennte einen söhn der Erde den himm-
lischen? wäre mir Wackernagels aufsalz im ersten liefle
des sechsten bandes dieser Zeitschrift schon zu anfang des
Jahres 1847 zur hand gewesen, als ich meinen aufsatz dem
herausgeber der Zeitschrift für geschichte übergab, so würde
es ein leichtes gewesen sein unsre beiden auffafsungen an
diesem |Hinkte zu vereinigen, denn im wesentlichen fallen
sie hier zusammen, und nur weil mir die menge der paral-
lelen fehlte, die Wackernagel beibrachte, habe ich nicht ge-
wagt die Vermutung auszusprechen dafs das zwiefache ur-
wesen auch als zwitter vorgestellt wurde, diese auffafsung,
glaube ich , ist die mythologisch und sprachlich einzig halt-
bare und wahrscheinliche, und sie bleibt auch bei der lesart
Tuisto bestehen, wahrend die andre, wenn irgend begründet,
mit Tu/SCO steht und lallt.
KIEL. K. MÜLLENHOFF.
DEUTSCHE URKUNDEN VON 1263, 1276
UND 1279.
Ei/ie znsamviensteUung der unzweifelhaften ältesten
deutschen Urkunden müste anziehend, genug sein, im gan-
zen wurde die deutsche spräche bei urkundlich niederge-
schriebenen geschäften wohl am frühesten und um meisten
in fVestdcutschland, zumal in de/i obern landen, angewe/i-
det. die durch herrn von der Hagen in dem neuen Jahr-
buch der Berliner gesellschaft für deutsche spräche 2, 66
bekannt gemachte Urkunde von angeblich 1222 niufs, wie
mir herr landamman Lohner zu Thun im /. 1841 aus den
darin vorkommenden personen bewies , beiliiujig hundert
jähre Jünger sein, wahrscheinlich ist sie von 1322. fest
steht dagegen könig Konrads If^ deutsche urku?ide für
die Stadt Uaufbcuern vom 2fijuli 1240, die in den comment.
Golting. von 1753 s. 207 vollständig nachgebildet ist. in
der jetzigen Schweiz folgen dann deutsche Urkunden von
1248, 1251 drei, 1252 drei, 1257 //. s. w. vergl. hopp
urkk. zur geschichte der eidgenöfsischen bände s. 2, und
262 DEUTSCHE URKUNDEN VON 1263, 1276 UND 1279.
dessen Rudolf von Habsburg und seine zeit 2, 718 y. ins-
besondej'e hat dieser Rudolf' als graf und als honig eine
mehrzahl solcher Urkunden ausgestellt. Schreibers ur-
kundenbuch der stadt Freiburg im Rreisgau enthält deutsche
Urkunden von 1258, 1265, 1272 zwei, 1273, 1275 u. s. w.
die reges ta Boica enthalten auf ser jener konradini sehen der-
gleichen von 1259, 1269 zivei, 1270, 1272 drei, 1274, 1275
zwei V. s. w. im urkundenbvch Frankfurts erscheinen
sie 1290, 1303, 1304, 1317, 1318 u. s. w. am Nieder-
rhein ist die älteste deutsche Urkunde die zwischen den
ßrzbischüfen von Trier und Cöln eine?'-, und de?n Rhein-
pfalzgrafe?i aridererseits wegen Thuron geschlofsene sühne
von 1248. es folgen dann, mehrmals zugleich deutsch und
lateinisch, Urkunden von 1251, 1257 zwei, 1259. eine
besonders zahlreiche gruppe bilden die von 1261 bis 1284
für die gräfin Mechtild von Sain und von ihr ausgestell-
ten Urkunden, zu denen welche man, gleich den erwähn-
ten früheren, in Hbf er s aus wähl der ältestefi iir künden
deutscher spräche , ujid in Lacomblets urkundenbuch des
Niederrheins vorßndet, füge ich folgende drei aus den
originalien. das siegel derjenigen von 1263 ist dreieckt,
im Schilde sind drei querliegende würfel, die Umschrift
lautet: S. L . .wici Walpo . . nis de Novo Castro, dasjenige
der von 1276 ist oval und zeigt eine stehende fr au die in
der linken einen schild hält mit der Umschrift S. Julie
rel . . . . dni. ... condaui Rifersclieil. a?i der Urkunde von
1279 ist das siegel abgefallen.
Frankfurt a. M. im aug. 1852. FR. BÖHMER.
I.
Alle di diiseii hrif siiil , di suleii wizzin, dal ilic Lude-
wilic Walpodc vau der Nuwei- hiirlic allcriiaiide vordcruiige, |
ol" ihc iiikeyne helle geliaft, iip iiiiiie vrove Melliilde di gre-
vimiin was zu Seync, hau vercigcu bil | vrieu wiliiu uui-
helvuugeu , iudc sal ir gclruwe iiid holl siu inde gerelhit,
als ze reihe eyu burhinau | iud eyu mau siuer i'eliler vro-
wcu sculdihc is bil gudcu liuwcu. Mag ihc iu kcyucrhaude
guade vcrdineu ua inue live au deu geyucu, di ir erve suliu
bcsizzin, dal iicnien ihc gerue iud iuvercigius nit. Hi over
DEUTSCHE IJHKUNDEN VON 1263, 1276 UND 1279. 263
was der vuogit vaii Haccheuberg, bruder Gerhart van Gelre,
bruder Heiirihc van Wisle, her Lanbreht der kirghere van
Aspaho, bruder Manegolt van Seyne. Duis brif wart gescri-
ven und gegevin zu der Nuer burhc des neyslen dagis na
sente Jacobs dage, du verliden warin dusint iar zue hundert
iar ind dru ind seszic iar.
II.
Ich Jutte vrowe van ßethbure dun kunl allen den die
disen brit" sulen sien inde hören, dat ich bit Frideriche vau |
Ryphcrscheit niimc sone also overdragen haven , dat icli der
echt fuder winis van sente Mertine , die mir | die grevinne
Mechtilt die wilen grevinne was zu Seyne iargelichs plach
ze gevene, uz gegangen bin | sowat ich rechtis dar ane hadde
inde verzigen. Den selven win sal der selve Friderich min
sun van der selver vrouwen haven inde halden vortme ze
mannislene, inde ich niecht^ inde he sal och ire alsulchen
dinist inde recht dun alse man dan ave zerechle schuldich is
zedune. In Urkunde diser dinge so have ich diesen bri^f ge-
geben der selver grevinnen besigilt mit mime ingesigel. Dit
geschag na godes geburde dusint iar zuei hundert iar iiide
seisse inde sivencich iar dat dis brief gegeven wart.
III.
Wir suster Mechtilt ebdisse inde suster Sophie priorisse
inde dal con | vent algemeine van sente Walburgeberge
dun kunt allen den die | disen brif sulen sin, dat die pert
die uns Reinart van Lindenberg inde | sine helphere na-
men ze Secheme op unser vrowen lande der grevinnen Mech-
tilde die wilen grevinne was ze Seyne, uns virgulden sin
inde also wiederdan, dat wir der selver vrouwen danken inde
allen den die uns darzo hulphen. Wir hau ouch gütliche
dar op virzigen also dat wir dat nimmer en gevorderen an
nimanne bit geinre hande vorderingen. Hie over was har
Winrich van Vischenich , bruder Henrich van sente Johans
spitalc, bruder Arnolt inde ouch ander unse brudere, ßlankarl
der durwarder, inde ander gude lüde genuch. In Urkunde
diser dinge, so hau wir der selver vrouwen gegeven disen
brir besigelt bit unsen ingcsigelc. Dit gescach na godis ge-
burde dusint iar zuei hundert iar inde nun inde sivenzich iar.
264 FRAGMENTE EINER MITTELDEUTSCHEN
FRAGMENTE EINER MITTELDEUTSCHEN
EVANGELIENÜRERSETZÜNG
HERAUSGEGEBEN V0>
Dr. HEINRICH HEPPE
PROFESSOR DER THEOLOGIE ZU MARBURG.
Bei gelegenheit meiner archiva lisch en studien über die
geschickte des sechszehnten Jahrhunderts war ich so glück-
lich in den archiven zu Kassel fünf grosse pergament-
bogen aufzufinden die, in den 1580er jähren zur ein-
Icgung von akten sehr verschivdner art verwe7idet, bruch-
stückc einer bis dahin noch unbekannten bibel- oder eva?i-
gelienüb er Setzung eiithielten. einer der pergamentbogen
war leider sehr beschädigt, und an vielen stellen der übri-
gen membranen war die .'chrifl ganz verblichen, aller-
dings gelang es mir das verblichene durch anwendung von
eichen gerb säure fast vollständig herzustellen, gleichivohl
war an einzelnen stclleji die aufgiefsung des reagens ganz
erfolglos, und ich sah mich daher genöthigt das manu-
script mit denjenigen lücken zu copieren die unter sol-
chen umständen unvermeidlich waren.
IVas die äufsere beschaffenheil des manuscripts im
übrigen anlangt, so bemerke ich noch dafs dasselbe wie
es scheint aus lagen von Je fünf bogen bestande?i hat.
Jede Seite des blaltes ist mit drei columnen beschrieben,
es findet sich eine art versablheilung des textes vor, die
Jedoch mit der stephanischen verseintheilung nicht überein-
stimmt. Jeder dieser verse beginnt mit einem grofsen
durch einen rothen strich bezeichneten anfangsbuchstaben.
ähnlich beginnt Jedes capitel mit einer kleinen rothen
oder blauen initiale, die zu aifang eines Jeden evange-
liums btfindlichen grofsen initialbuchslaben sind mit blauer
und rother färbe ausgemalt, aujserdem zeichnet sich die
erste columne eines Jeden evangcliums dadurch aus dafs
an der äufseren seile der columne Je drei Zeilen derselben
abwechselnd durch einen blauen und einen rothen strick
verbunden sind.
EVANGELlEMBERSETZÜxNG. 265
üei' Charakter der schriftzüge iveist auf die mitte
oder die zweite hälße des vierzehnten Jahrhunderts hin.
die interpnnctions zeichen ivelche sich in der handschrij't
vorfnideii sind die geivöhnliche7i (.) (?) (..) (/^) (/n/\), vo?i
dene?i die drei letzteren zur schärferen bezeichnung eities
abschfiittes gebraucht werden.
Die spräche ist das mitteldeutsch des vierzehnten Jahr-
hunderts, aber iiicht bbfs die zahlreichen niederdeutschen
forme7i, sondern auch die orthographischen mängel und
nachläfsigkeiten der handschrift machen es kaum möglich
den Charakter der spräche genau zu bestimmen und die
handschrift zu emendieren. es findet sich sciui und schu,
brudloiif, brulloft und Iiroullouft, weifen und well'er, geboud
und gebout, slimnie und sfimo ; antworten statt antwortende,
irvol statt irvoll; ghen und gehn u. s. w. so viel als thun-
lich ivar ist versucht worden auch die anomalien welche
die handschrift darbietet auf eine regel zurückzuführen
und bei der (möglichst schonenden) emendierung des textes
wiederzugeben .
über das alter der vorliegenden Übersetzung läfst sich
im allgemeinen nur sagen dafs sie der ersten hälj'te des
vierzehnten Jahrhunderts angehört, und dafs sie in keinem
falle jünger ist als die evangelienübersetzung des Matthias
von Beheim {von 1343) oder als die bei den deutschen
mystikern des vierzehnten Jahrhunderts vorkommende Über-
setzung, unsre fragmente liefern daher einen neuen be-
weis fir den starken gebrauch den man im \ An Jahrhun-
dert von der h. schrift in deutscher spräche machte, denn
eben dieser zeit gehört ojfenbar auch die in der herzog-
lichen bibliolhek zu Gotha (Membr. 1 ///• 10. Cypr. catal.
s. 2 nr IX und x) befindliche Übersetzung der ganzen bibel
an, von der Fr. Jacobs {beitrage zur älteren literatur,
Leipzig 1836, .y. 38) und Kehrein (zur gesch. der deut-
schen bibelübersetzung vor Luther, Stuttgart 1851, s. '2Gjf.)
nachricht gegeben haben, dafs übrigens unsre Übersetzung
von den genannten übertragunge?i trotz aller sprachlichen
und interpretationsverwandtschaj't unabhängig und verschie-
den ist, ergiebt sich aus Jolgender Zusammenstellung, bei
welcher zur Vervollständigung die entsprechenden citate.
266
FRAGMENTE EINER MITTELDEUTSCHEN
die sich bei Hermann oon Fritzlar (verg-i. deutsche my-
stiker des \ An Jahrhunderts ron Franz Pfeiffer, Leipzig
1845, s. 28 — 29) vorßnden, zusainmengclragen sind.
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EVANGELIENUBERSETZUNG. 267
Das hier abgedruckte manuscript ist der laiideshiblio-
thek zu Kassel zur außjewahrung übergehen worden.
FRAGMENTE AUS DEM EVANGELIUM MATTHAEI.
Cap. I.
Jiicipil evanj^cliuni seciindain malheum.
Buoch der geborte ihesu cristi sones daiiid des sones
abraham. Abraham gevvan ysaac, vnd ysaac gewan iacob.
Jacob gewan iudam vnd di brudere sin. vnd iudas gewan
phares vnd zam von Uuimar. Pliares gewan -esron. vnd
esron gewan aram. Aram gewan aniinadab. vnd aminadab
gewan naasson. Naasson gewan salnion. vnd salmon ge-
wan booz von raab. Booz gewan obet uz rulh. vnd obeUi
gewan yesse. Yesse gewan dauid den koning. vnd dauid
der koning gewan Salomonen, uz der di gewest was vrie.
Salomon gewan roboam , vnd robnani gewan abya. Abya
gewan asa, vnd asa gewan iosaphal. Josaphat gewan iorani,
vnd iorani gewan ozyam. Ozyas gewan iolliam , vnd iolha
gewan achaz. Achaz gewan ezechiam , vnd ezechias gewan
iosiam. Josias gewan iechoniam vnd sine brudere in der
obirvarl babylonis. Vnd nach der obirvarl bahylonis iecho-
nias gewan salathiel. Salathiel gewan zorobabel , vnd zoro-
babcl gewan abiud. Abiud gewan eliachim , vnd eliacliini
gewan azor. Azor gewan sadoch, vnd sadoch gewan achim.
Achim gewan eliud, vnd eliud gewan eleazar. Eleazar ge-
wan nialhan, vnd niallian gewan iacob. Jacob gewan ioseph
den man marie, von der geboren ist ihesus der genant ist
cristus. Hirumme alle geborte von abraham biz czu dauid
vicrzcchen geborte. ^'nd von dauid biz zcu der obirvart
babylonis vicrzcehcn geborte. V nde von der obirvart baby-
lonis biz zcu cristum vierzcehcn geborte.
Abir di gebort cristi was alsus. Du vcriruwet was di niuo-
tcr ihesu maria ioseph, c dan si zcusamne quemcn, was si vun-
den habende in dem übe von dem heiligen geisle. Joseph aliir
ir man, du her was gerecht, vnd nicht wolde si nemcn, wolde
268 FRAGMEiNTE EINEH MlTTELDEÜTSCHEiN
lieimelichen lazeu si. Du her abir dachte dise ding, warle,
der engel godis irscheiu in dem slafe ioseph sagende. Jo-
seph son dauidis, nicht wolle intvorchten nemen niariain dine
gemaheleu, wante daz in ir geboren, ist von dem heiligen
geisle. Vnd si geberet einen son, vnd du nennes sinen na-
raen ihesum. Wanle her tut gesunt sin volk von iren Sun-
den. Abir daz geschach alniitalle vmme daz irvolt worde
daz gesaget ist von gode dorch den propheten sagende. Warte,
ein iungvrowe in dem libe sal haben, und geberet einen son,
vnd nennen t sinen namen emmanuel ; daz ist bescheiden :
mit vns god. Vnd slunt uf ioseph von dem slafe , vnd tet
als im geboud der engel godis, vnd nam sine gemahelen, vnd
nicht bekanle si , biz si gebar iren son einen erstgebornen,
vnd nante sineu namen ihesus.
. Caj). II.
Hirumme du geboren was ihesus in bethleem iude in
den tagen herodis des koninges, warte, wise koninge von
oslen quamen zcu iherosolima sagende. Wor ist der gebo-
ren ist koning der iuden? Wante wir sahen sinen sterren
in Oriente, vnd komen anebedcu in. Vnd daz horte herodes
der koning, vnd wart betrübet, vnd al iherosolima mit im.
Vnd besamnete alle vorsten der prestere vnd scribere des
Volkes, vn vragete von in wor cristus worde geboren. Vnd
sageten im. In belhleem iude. Wante also ist gescreben
bi den propheten. Vnd du belhleem laut iuda, keine wis di
minnest bis in den vorstinnen iuda. Wante uz dir ghel ein
vuerer der richte min volk israhel. Du ysch herodes hei-
melichen di koninge , vnd vlizeclichen larte von in des ster-
ren zeit der in irscheneu was. V^nd sanle si in belhleem
sagende. Geht vnd vraget vlizeclichen von dem kiiide, vnd
wan ir iz vindet, saget mir iz wider, daz ich ouch komende
anebede iz. Du si gehörten den koning, si gingen hin. Vnd,
warte, ein sterre, den si hallen gesehen in oslen, vorcging
si, biz her quam vnd stunt intpoben dar daz kind was.
Vnd sahen den sterren vnd worden irvrowol scrc mit gro-
zer vroude. >'nd gehende in daz lius, vunden daz kind mit
maria siner muotcr. Vnd nidder vallende anebcdeten iz.
EVANGELIENllßERSETZUNG. 2C9
Vnd ufneten iren schätz, vnd oppfirfen ime gäbe, goll, wi-
rouch vnd mirram. Vnd namen antworte in dem slafe, daz
si nicht wider quemen zcu herode, vnd quanien einen andern
weg wider in ir land.
Du si waren hin gegangen , warte , der engel godis ir-
schein in dem slafe ioseph sagende. Stant vf vfid nim daz
kind vnd di munter sin , vnd vluch in egyptiim vnd wis dar
biz daz ich sage dir. Wante iz ist künftig, daz herodes
suoche daz kind zcu vorterbende iz. Der stunt uf in der
nacht, vnd nam daz kind vnd sine muoter vnd weich in
egyplum, vnd was dar biz zcu dem tode herodis , daz irvolt
worde daz gesprochen was von gode dorch den propheten
sagende. Vz egypto ysch ich minen son.
Du sach herodes daz her was betrogen von den konin-
gen , vnd zcornete sere. Vnd sante vnd todete al di kint,
di waren in bethleem vnd in al iren enden von zcwen iaren
vnd benedir, nach der zeit di her irvraget hatte von den
koningen. Du wart irvolt daz gesprochen was dorch iere-
miam den propheten sagende. Ein stimme ist gehört in rama
weinendes vnd vile hulendes. Rachel weinende ire sone,
vnd nicht wolde getrost wesen, wante si nicht sint.
Du abir gestarb herodes, warte, des herren engel ir-
schein in dem slafe ioseph in egypto sagende. Stant uf vnd
nim daz kind vnd sine muoter, vnd gang in daz land israel,
Avante gestorben sint di suochten des kindes sele. Der stunt
uf vnd nam daz kind vnd sine muter, vnd quam in das
land israel. Vnd horte daz archelaus regnirete in iudea vor
lierode sime vatere , vnd vorchte dar hine gehen. Vnd ge-
raanet in dem slafe weich in di land galilee , vnd körnende
wonete in der stat di genant ist nazareth, daz irvolt worde
daz gesprochen ist dorch di propheten. Wante nazareus
wirt her genant.
Cap. III.
Vnd in den tagen quam iohannes baplista, predigende in
der wuestenunge iudee. vnd sagende. Tut ruwe. wante
genahet daz riebe der himele. Wante diser was gesaget
dorch esaiam den propheten sagende. Stime des rufenden in
270 FRAGMEXTE EI>iER MITTELDEUTSCHEN
der wueste, bereidet weg des herren, recht machet sine slige.
Abir der Johannes halle ein cleit von baren der camele. vnd
einen huediuen gortel vmme sine lenden vnd sin spise was
locuste vnd waldhouin«?. Du ijing uz zcu im ierosolima vnd
ai iudea. vnd alliz laud vmme den iordan. vnd worden ge-
loafl von ime in iordane bichlende ire sunde. V n sehende
uile der phariseorum vnd saduceorum körnende zcu siner
toufe, sagete in. Natern geslechle wer hat uch gewiset vli-
hen von dem künftigen zcorne? Darvmme luot windige vrucht
der ruwe. vnd nicht wollet sprechen inbinnen uch. Eynen
vater habe wir abraham. Wante ich sage uch . daz gewal-
dig ist güd uz disen steinen irwecken sone abrahe, wante di
ax intzcunt ist gesazt zcu der boume worzcelen. Hirvmme
ein iclich bovm der nicht tuot guode vruchl wirt abgehowen
vnd wirt gesant in ein vuer. Ich toufe uch in wazzere zcu
ruwe: der abir nach mir künftig ist. starker ist dan ich, des
ich nicht wirdig bin tragen sine sehn. Der toufet uch in
dem heiligen —
Cap. XI.
VV'az gienget ir uz sehen in die wueste? Ein ror ge-
iaget von dem winde? Sunder waz gienget ir uz sehen?
Einen menschen mit weicheme gecicidete? Warte, di mit
weicheme gecleidet sint. sinl in der koninge huse. Sunder
waz gienget ir sehen? Einen propheten? — Ich sage uch
ouch : me dan einen propheten. VVanle diser ist von dem
gescreben ist. Warte, ich sende mine engel vor dirae ant-
luzce. der dir dinen weg bereidet vor dir. VVarlich ich
sage uch : NLch irstunt zcwischen der wibe sonen ein grozer
dan iohannes baptista. V nd wer minuer ist in dem riebe der
himele. der ist grozer danne her. Abir von den tagen io-
hannis baptiste biz nu der himele riebe iidet gewald. vnde
di vrebelen roubent iz — —
— — ezzende vn trinkende vnd sprechent. Warte, ein
vrezig mensche vnd ein trenkere wines, vrund der publi-
cane, vnd der sundefe. vnd gerichtet ist die wisheit von
iren kinden. Du begunde her scheiden di stede in den ge-
schehen waren uile siner togende, daz si nicht hatten getan
EVANGELIEMBERSETZLNG. 271
ruwc, We dir corazaym , we dir belhsayda; wanle ob ia
lyro vnd svdone gesehen weren togende di gesehen sint in
uch , aldens hellen si ruwe getan in heren vnd in aschen.
Doch sagen ich uch. tyro vnd sydone v\irt senfler in dem
tage des gerichles dan uch. Viul du capharauni. werdes du
gehohel biz in den himel? Du sinkes biz in di helle. Wante
ob in sodomis gesehen weren togeode di gesehen — —
— — dan der son. vnd wenie der son iz wil inlecken,
"Kuniet zcu mir alle di arbeidel. vnd gelestet sit, vnd ich
irquicken vch. Hebet daz ioch min ober ueh , vnd lernet
von mir daz ich senfte bin vnd olmuodig in hirzcen. vnd
ir vindel ruwe uwirn seien ; wanle min ioch ist sueze . vnd
min borde licht.
Cap. XII.
In der zeit sins ihesus in eime sabbate obir sad . vnd
sine iunijirn hungerte, vnd bejiundcn roufen aber vnd ezzen.
Abir di pharisei sahen iz vnd sageten ime. Warte, dine
iungirn luont daz in nicht irloubet ist tuon in sabbat tagen.
Vu her sagelc in. Hat ir nicht gelesen waz tede david du
in hungirte vnd di mit im waren, wi her ginge in godes
hus, vnd der vorelegungc. di musfe ezzen,
noch di mit im waren, dan allein den presteren? Odir
laset ir — —
— — Warte . ein mensche habende eine dorre hant.
vnd si vragelen in sagende — — heilen in sabbat lagen,
daz si in mochten besagen. Abir her sagele in. Wer ist
ein mensche uz ueh, der habe ein sehaf, vnd ob daz valle
in sabbat tagen in eine gruben , heldet her iz nicht . vnd
hebet iz. Wi vile ist ein mensche bezzer dan ein schaf?
Darvilie ist iz — — in den sabbat tagen wole zcu tuon.
Du sagele her dem menschen. Strecke dine hant. \'nd her
strachte. \'nd si wart wider gegeben der gesundlieit. alse
di andere. Vnd gingen uz di pharisei , vnd taten einen rad
wider ine, wi si in vortcrbeten. Abir ihesus wüsle daz vnd
weich dannen. — —
— Vnde wunderten alle schare vnd sprachen. Ist diser
dauidis son. Abir di pharisei horten iz vnd sagelcn : ihener
272 FRAGMENTE EINER MITTELDEUTSCHEN
niclil vortreibet — di tuvele dan dorch beelzebub der tuvele
vorsten. Abir ihesus wizzende ire gedanken sagete in :
Iclich riebe geleilet wider sich wirt vorwueslet. vnd iclich
stat oder hus geteilet wider sieb nicht bestet. Vnde ob sa-
thanas vortreibet sallian;nn — Hirvmnie wi bestet daz riebe
sine — —
— — wider den heiligen geist. daz wirt nicht vor-
geben ime, noch in diser werlde noch in der kvnftigen werlde.
Odir tuet einen guden bovni vnd gud sine vrucht. odir tut
einen hosen bovni , vnd sine vrucht böse, wante von der
vruchl irkennet man den bovm. Natern gesiechte, wi mo-
get ir gut gesprechen , sinl ir böse sit? Von vuUide des
herlczen sprichet der mund. Ein gud mensche uz gudeme
schatzce bringet gud, vnd ein böse mensche uz boseme schatzce
bringet böse. Wante ich sage uch, daz von iclichem vbe-
lem Worte , daz di lüde sprechen , si geben rede von im in
dem tage des gerichtes. Wante uz dinen worten wirs du
gerichteget, vnd vz dinen worten wirs du vortuomet. —
Cap. XIII.
— ein iclich scriba gelart in dem riebe der bimele. glich
ist eime menschen gesinde vatere , der vorebringet uz sime
schatzce di nuwen vnd di alden. Vnd gescbach du ihesus
hatte voUenbracht dise bispel, her ging dannen vnd quam in
sin heimmuode. vnd larte in iren sinagogen , also daz si
wundirten vnd sprachen : Wannen komet disme dise wisheit
vnd togende? Ist diser nicht des smedes son? Heizet nicht
sin muoter maria , vnd sin bruodere iacobus , vnd ioseph,
vnd symon vnd iudas? Vnd sint nicht bi vns alle sine swe-
slere? üirvmme wannen komen disme alle dise ding? \'nd
worden gevalt an im. Abir ihesus sagete in : Nicht ist
ein prophete ane ere. dan in sime lande, vnd in sime
hus. V nd lel nicht dar vile togende dorch iren vngelouben.
Cap. XIV.
Tu der zeit horle herodes lelrarciia daz geruchle ihesu,
vnde sagete sinen kiiiden. Diser ist iohannes baptista , vnd
her ist vlgestandcn von den toden, vnd darvmme werdent ge-
worcht tobende an im. Wante lierodes hilt iohannem , vnd
EVANGELIENUBERSETZÜNG. 273
band in, vnd s«izte in einen kerker, dorcli herodiadem sines
briiodcr vvib. Wante im sagete iolianncs: Du nuiosl nicht
haben si. Vnd her wolde in todcn vnd inlvorchte daz volk,
wante si hatten in als einen prophelen. Vnd in dem tage
der gebort herodis sprang di tochter herodiadis in miltene.
vnd behagete herodi. üarvmme gelobete her ir mit eime eide
geben, waz si ysche von im. Vnd si vor gemanet von der
nuioler, vnd iach : gib mir hir in einer schuzzeln daz hou-
bel iohannis bapliste. Vnd betrnbet wart der koning. Sun-
der dorch den cid vnd iene di mit einander azen hiez iz
geben. Vnd sante vnd inthoubedete ioliannen in dem ker-
kere. Xnd wart bracht sin houbet in einer schuzzeln vnd
gegeben der maget. vnde si brachte iz irer muoter. Viul
naheten sine iungern, vnd holeten sinen lib, vnd gruben in.
Vnd quamen vnd kvndeten iz ihesu. Du daz gehörte ihesus,
her weich dannen in eime scliiffe in eine wueste stede einsid.
V^nd du iz gehorten di scliaren, si volgelen im zcu vuozc uz
den sieden. V nd her ging uz vnd sach di uilen schare, vnd
irbarmele der vnde heilete ire suchen. Vnd du iz abend
wart naiieten zcu ime sine iungern sagende. Wueste ist
dise stede, vnd di stunde ist irgangen. Laz di schare daz
si ghcn in di castele vnd kovlcn in spise. Vnd ihesus sa-
gele in: Si doifent nicht ghcn, gebet ir in czzen. Si ant-
worten ime: Wir haiul hir nicht dau vunf brod. vnd zwcne
fyschc. Der sagete in : Biiiigcl si mir hcre. V^nd du her
gchiez di schare silzcen ul" daz how, her nam vunf brod,
vnd zcwene fysche, — sach in den himel vnd segent si vnd
zcubrach , vnd gab sinen iungern di brod , vnd di iungern
gaben den scharen, vnde azen alle, vnd worden sat. \'nd
namen di alcibe — korbe vol der stucke — — ezzcndcu
zcal was fünf tusent man ane kind vnd wibe. Viul zcuhanl
hiez ihesus die iungern sligen in ein schiC, vnde voreghen in
obir daz meer, biz her geliezc di schare. Vnde du her ge-
liez di schare, her steig uF einen berg alleine beden. Vnd
du iz abend wart alleine was her dar. Viul daz schif in
mittene des meres wart gew orlen in vluodcn , wante der
wind was in wider. Abir in der vierten wachte der nacht
quam her zcu in. wandirudc ul" dem uicre. Vnd sahen in
vf dem mere wandirnde, vnd worden betiubct sagende : wante
Z. F. U. A. IX. 18
274 FHAGMENTE ELNEll MITTELDELTSCHEiN
daz ist ein getrognisse, vnd riefen vor angesle. Vnde zcu-
hanl sprach lier in sagende. Habet kvnheit, icli bin iz.
nicht wollet intvorchlen. Vnd pelrus antwortende sagete.
Herrc. ob du iz bis, heize mich komen zcu dir uf di waz-
zere. V nd her iach. kvni. Vnd nidder gehende pelrus von
dem schiffe wanderte uf daz wazzer, daz her queme zcu
ihesu. Vnd sehende einen starken wind, intvorchte. Vnd
du her bcgunde sinken, rief her sprechente. Herre tue mich
gesunt. \ nd snel reichele ihesus di band, vnd begreif in
vnd sagete: deines gelouben. Worvmme zcwiueltes du? Vnd
du — was gestegen in daz schif, ruowete der wind. Vnd
di in dem schiffe waren, quamen vnd anebedeten in sagende:
Warlichen godis son bis du. Vnd du si obir geschiffeten,
quamen in daz land genesar. Vnd du iz bekanten di man
der stede , sanlen in daz land , vnd brachten im al die sich
obele hatten , vnd baden in daz si sines deides sovni ruer-
ten. Vnd alle di in rucrten worden gesunt.
Cap. XV.
Du naheten zcu inie von iherosolimis scribe vnd pha-
risei sagende. Worvmme obirtredenl dine iungeren side der
alden? Wante si twahen nicht ire hende wan si brod ez-
zen. Vnd her antwortende sagete in. Worvmme obirghet
ir ouch uwere gewonheit? Wante god sagete: Ere vater
vnde muoler, vnd wer vluoche sime valer vnd muoler, der
sterbe des todes. Abir ir sprechet : swer sage sime vater
odir muoler: wilcli gäbe ist von mir, di vromet dir. vnd
erele nicht sinen vater odir muoler. vnd ladet vuslele so-
des gebod dorch uwere lare. Glizenere ypocrile. Wo! prophe-
lirete von uch ysaias : Dil volk mich erel mit den lyppen, abir
{V herlzce verre ist von mir. Ane sachc iibent si mich ler-
nende lare der lüde gebod. Vnd ysch zcu sich die schare
vnd sagete in : Höret vnde vorslet. Waz in den mund gliet.
daz inlreinet nicht den menschen, sundir waz vore gel uz
dem munde daz infreinet den menschen. Du naiielen zu im
sine iungeiii vnd sagelen im. Du weis daz di pluirisci sinl
geschand alse dit worl ist gehört? \'n(l her antwortende
iach: Iclich planlzcunge di nicht planzcede min liimelische
EVANGELIENUBERSETZUNG. 275
vater, wirt uzgerouft. Lazet si. si sint blind, leidere der
blinden. Ob abir ein blinder vorlihet leidunge eime blin-
den, beide vallenl si in di gruben. Vnd pelrus antwor-
tende sagete im. Bescheide vns dil bispel. Vnd her sagele :
Sit ir ouch noch ane vorstenlnisse ? Vorstet ir nicht daz
alliz waz in den raunt ghet, ghef in den buch, vnd wirt
iizgelazen in den uztrag. Di abir vore ghen uz dem munde,
ghent uz dem hertzcen, vnd inlreinent den menschen. Wante
uz dem hertzcen ghent böse gcdanken: todslachte, ebrache,
vnkuscheide , vnd dube, valsche gezcugnisse vnd honheide.
Dit sint di intreinen den menschen. Abir ezzen mit vnyfe-
twanen henden nicht intreinel den menschen. Vnd uzge-
gangen ihesus dannen gieng in di land tyri vnd sydon. Vnd
warte, ein chananeisch wib von dem lande uzgegangen rief
sagende im : Irbarme dich min herre dauidis son, min tochler
obele von dem tufele wirt gequelel. Der antworte ir nicht
ein word. Vnd sine iungirn naheten, vnd baden in sagende:
Laz si , wante si ruofet uns nacii. Vnde her iach antwor-
tende: Ich bin nicht gesant, danne zcu den schalen di vor-
torben sint des hiises israel. Vnd si quam vnd anebedete in
sagende : Herre hilf mir. Der iach antwortende : Iz ist
nicht gud nemen der kindere brod. vnd senden den hunden.
Vnd si sagete: Vmir herre. Wante di weifer ezzent ouch
von den krumen di vallent von dem lysche irer herren. Du
antwortende ihesns sagete ir. 0 wib groz ist din geloube.
dir gesche alse du wilt. Vnd geheilet ist ir tochter von der
stunde. V tid du gegangen was ihesus dannen , her quam bi
das meer galylee, vnd steig an einen berg vnd saz dar. V^nd
naheten zcu im vile schare, habende mit in stummen, blinden,
lamen, kranken, vnd anderer uile, vnd worfen si zcu sinen
vuozen, vnde her heilete si , also daz sich wundirlen di
schare, sehende di slummen sprechende, di lamen vvandirnde,
vnd di blinden sehende. —
Ca|). XXI.
— — tucs du diso ding? vnd wer gab dir dise gc-
walt? Ihesus antwortende sagete in: Ich wil ouch vragen
uch eine rede. Saget ir mir di, ich sage uch oucli in wil-
cher gewalt ich tue dise ding. Di tourc iohannis wannen was
1,8*
276 FRAGMENTE EINER MITTEI.DEUTSCIIEN
di. von liimele odir von den luden? Viid si dachten zcwi-
sclien in sagende : Ob wir sprechen von hiniele , her saget
vns. Worvmme geloiibedet ir ime dan nicht, sprechen wir
abir von den luden, wir vorchlen daz volk , wanle si hant
alle iohanneni als einen prophelen. Vnd antwortende ihesu
vnd sageten : Wir wizzen is nicht. Her sagele in euch,
vnd ich sage uch nicht, in wilcher gewalt ich tue dise ding.
Abir waz danket uch? Ein mensche hatte zcwene sone.
vnd nahende zcu dem ersten sagete : Son gang hude vnd ar-
beide in mime wingarten. Vnd her iach antwortende: ich
in wil. Abir dar nach wart er irweget von ruwe vnd ging.
Vnd nabele zcu dem andern vnd sagete dem gliche. Vnd
der iach antwortende: ich ghe herre , vnd ging doch nicht.
Wilcher von den zcweii tet des vater w illen ? Si sagent.
Der erste. Ihesus sagete in : Vorwar sage ich uch, wante
publicani vnde pulen voreghent uch in dem riche godes. Jo-
hannes quam zcu uch in dem wege der gerechlekeit, vnd
nicht geloubedet ir ime. Abir di ufTenbaren sundere vnd pu-
ten geloubeten im. Abir ir sähet iz vnd hallet nicht ruwe.
dar nach daz ir geloubedet im. Ein andir bispel boret: Ein
mensche was ein gesindcs vater der planzcede einen win-
garten vnd einen zcvn vmniegab her im, vnd grub in im eine
keltere, vnd bvwete einen torn, vnd tet in ackerluden, vnd
wandirte wallen. Du abir der vruclite zeit naiicte, her sanle
sine knechte zcu den ackerluden, daz si nemen sine vruchle.
Vnd di ackerlude begrifl'en sine knechte, vnd slugen den
einen, vnd todeten den andirn, vnd sleineten den anderen.
Anderwerbe sanle her andere mer dan di ersten, vnd la-
den in deme gliche. Abir zculest sante her zcu in sinen
son sagende: Si vorchlent minen son. Abir di ackerlude
sahen den son, vnd sageten zcwischen in. Dil ist der erbe,
komel vnd loden wir in, vnd haben wir sin erbe. Vnd be-
greHen in vnd Ireben uz dem wingarten, vnd todeten in.
Hirvmmc wanne komet des wingarten herre, Waz gelul her
den ackei'luden? Si sageten im. Di bösen tilget her bös-
lichen, und bevelel den wingarten anderen ackerluden, di im
gehlen di vruchl in irc zciden. Ihesus sagele in: Laset ir
ni in der scrilt. der stein den die bvowere vorboseten, der
ist worden an daz houbet der ecken, von jrode geschach
EVANGELIENIJBERSETZUNG. 277
dil, vnd ist wunderlich in vnsen ougen? Darvmnie sage ich
ich uch . daz abegenomen wirt von uch daz riche godes,
vnd wirt gegeben einie volke tunde sine vruchte. Vnd swer
vellet uf den stein, wirt zcubrochen. vnd uf wen her vellet
zcuknorset in. Vnd du gehorten der pristere vorsten vnd
pharisei sine bispel, bekanten daz her von in spräche. Vnde
suchende halden in, invorchlen di schare, wante si als einen
propheten halten in.
Cap. XXII.
Vnde antwortende ihcsus sprach abir in bispelen sagende
in : Glich ist worden der himele riche einie menschen eime
koninge, der brutlol't machte sinie sone. V^nd sante sine
knechte eischen di geladenen zcu der brutloft. vnd si wolden
nicht konien. Anderwerbe sante her andere knechte sagende.
Saget den geladenen. Warte, min ezzen han ich bereid,
mine ossen vnd mine vögele getod. vnd alle ding bereidet.
koniet zcu der brutloft. Vnd iene vorsümelen iz, vnd gin-
gen hin, der andere in sin dort", vnd der andere zcu siner
koufmanschafi, vnd die andern bilden sine knechte, vnd tod-
ten di gepiiigelen mit honheil. V iid der koning, du her iz
geborte , w arl zcornig vnd sante sine here vnd lilgele di
manslechtien. vnd braute ire stat. Du iach her sinen knech-
ten : Di brudloul" was bereidet. sunder di geladel waren,
nicht waren werdig. Darvmme ghet zcu uzgengen der wege,
vnd wilche ir vindet, di ladet zcu der brullouft. Vnd gin-
gen uz sine knechte in di wege vnd samneten alle di si
vunden , di bösen vnd di guden, vnd worden irvolt di wirt-
schefle der ezzenden. V^nd der koning ging in, daz her
sehe di ezzenden, vnd sach dar einen menschen nicht geclcit
mit einie brudlouft cleide , vnd sagele im. Vriind, wi bistu
her in gegangen, nicht habende ein broutlouftiges cleid? Vnd
iener verstümmele. Du sagele der koning den dinern : i\lit
gebundenen vuozen vnd sinen henden sendet in in di uzers-
len dinslernisse , dar wirt weinen vnd zcene grausen. Vile
siul geladen , vnd wenige sinl irkoren. Du gingen hin di
|iliarisei, vnd anegingeu einen rad , daz si vingen in an
der rede. Vnde sendenf im ire iungern mit den herodienern
sagende: Meister, wir wizzcn daz du warhalt bis, vnd den
278 FRAGMENTE EINER MITTELDEUTSCHEN
weg godes in der warheit lernes, vnd nicht ist die ruche von
ymande. Wante du nicht anesehes persona der Iiide. Dar-
vmnie sage vns. Waz danket dir? 3Iuz man zcins geben
dem Jceisere oder nicht? V'nd bekanle ihesus ire schalkheit,
vnd iach : Waz vorsuochet ir mich ir glizenere ? Wiset
mir des cinses miinzce. Vnd si brachten im einen pfenning.
Vnd sagete ihesus in: Wes ist dit bilde vnd dl obirscritl?
Si sageten im : des keisers. Du sagete her in : Darvmme gel-
det dem keiser di des keisers sint, vnd di godis sint gode.
Vnd horten iz vnde wundirten sich, vnd liezcn in vnd gien-
gen hin . . In dem tage naheten zcu im saducei, di loukent
wesen di ufirstandunge , vnd vrageten in sagende : 31eister,
moyses sagete, Swer stirbel nicht habende einen son. daz
neme des bruoder sin wib , vnd irwecke samen sime bru-
dere. Vnd waren bi vns siben gebrudere , vnd der erste
nam ein wib vnd starb nicht habende einen samen, vnd liez
sin wib sime bruoder. glicher wis der andere vnd der drelle
biz zcu dem sibende. Vnd allirlest starb ouch daz wib.
Hirvmme. wes wib ^^irt si in der ufferstandunge von den si-
benen? wante si liatten si alle, Vnd ihesus antwortende sa-
gete in: Ir irret, vnd wizzel nicht die scrift noch di logent
godis, wante in der ufferstandunge nemenl si nicht, noch in
werdent genomen. sunder sint alse di engele godes in dem
himele. Laset ir aber nicht von der ufirstandunge der toden,
daz gesaget ist von gode der uch sagete: Ich bin god abra-
ham vnd god ysaac vnd god iacob? Her ist nicht god der
toden suuder dei- lebenden, Vnd horten iz di schare, vnd
wunderten sich an siner lare. Vnd di pharisei horten daz
her ein swigen angeleget hatte den saduceis. Vnd quamen
zcusamne in ein, vnd vragete in einer uz in ein lerer der e.
vorsuchende in. Meisler wilch ist daz groze gebod in der e.
Ime sagete ihesus: Habe lieb den herren dinen god uz al
dime herzcen , vnd in al diner sele, vnd in al dinie gedan-
ken. Daz ist daz erste vnd daz groste gebod. Vnd daz
andere ist disnie glich. IIa!» lieb dinen nehesten alse dich
seibin. In disen zcwen geboden hanget ;il di e, vnd di pro-
pheten. Du abir gesamnel waren di pharisei , vragete si
ihesus sagende: Waz dunkel uch von cristo? Wes son ist
her? Si say-cnl im dauidis. Her sagete in: Wi nennet in
EVANGELIEiNlIBERSETZUNG. 279
(lau dauid in dem geisle sinen herreu sagende. Sagele
der herre mime herren : sitzce zcu miiier zceswen , biz ich
lege dine viende einen schemel diner vuoze. Hirvmme ob
dauid in heizet herre, wi ist her dan sin son? Vnd nymant
moclile geanlw'orten ime ein word, vnd niniant torste nach
deme tage in vort me vragen.
Cap. XXIII.
Du sprach ihesus zcu den scharen vnd zcu sinen iun-
gern sagende: Vf den stul moysi sazen scribe vnd pharisei.
Darvmme allez daz si uch sagent bewaret vnd tuot. Abir
nach iren werken wollet nicht tun. Wante si sprechenl vnd
tuon nicht. Si bindet abir zcusamne swere borden vnd vn-
Iregeliche. vnd legent uf der lüde aslen. abir mit irme
vingere wollent si iz nicht regen. AI ire werke tuont si,
daz si werden gesehen von den luden, si zcubreident ire
philacteria*), vnde grozent ire sovme. Si haut lieb die ersten
silzunge in den wertschaften vnd die ersten stule an dem
markete, vnde geheizen von den luden rabbi. Abir ir wollet
nicht geheizen rabbi. wante einir ist uwir meister, vnd ir
alle sit gebrudere. Vnd nicht wollet uch nennen einen vater
uC erden, wante einir ist uwir vater, der in den himelen ist.
Vnd wirt nicht genant meister, wante uwir meister ist einer
cristus. Wilch uwir grozer ist, der wirt uwir diner. Swer
abir sich irhohet. der wirt gcodmutiget, vnd swer sich od-
mutiget wirt irhohet. we uch scribe vnd pharisei glizenere,
di vrezen di hus der wedewen in laugeme gebede bedende,
dorch daz ncnil ir vorder daz gerichte. We uch scribe vnd
pharisei glizenere, wante ir beslizet der himele riebe vor den
luden, wante — — — ir nicht inghen. We uch scribe
vnd pharisei glizenere, wante ir vmeghet daz mer vnd d'
erde, daz ir gemachet einen proselyten**) , vnd wan her
gemacht ist, ir luot in einen son der helle, zcuivall me dan
uch. We uch blinden leideie di sjtrcchet : Swer sweret bi
dem lemplo, daz ist nicht, swer abir sweret bi dem golde
des templis, der sal halden. Torechte vnd blinde, wante
') bribe inil den zceheii {^ebodeii.
•*) pro.ielyla ist einer der kvinel in eineu niuwen glouboii vud in
ein niuNve lebe.
280 FRAGMENTE EINER MITTELDEUTSCHEN
waz ist grozer daz goll odir der Icnipel, der daz golt heili-
get? Vnd swer sweret bi dem altare, daz ist niclil. swer
abir sweret bi der gäbe, di vf im ist, der ist schuldig. Ir
blinden, wilch ist grozer, di gäbe odir daz allare daz di
gäbe heiliget, liirvmme wer sweret bi dem allare, der swe-
ret bi ime vnd bi allen di vf im sint. Vnd (/. Vnd swer) swe-
ret bi dem lemplo, der sweret bi ime vnd bi dem der in ime
wonet. Vnd wer sweret bi dem himele, der sweret bi dem
throne godes , vnd bi dem der ul" im sitzcel. Vnd we uch
scribe vnd pharisei ypocrile. wante ir verzcertet menlen
vnd tille vnd cimin , vnd lazel di di swerest sint in der e,
gerichte vnd barmeherzcekeit vnd gelouben. üise muoste
man tuon. vnd iene nicht vnderwegen lazzen. Blinden lei-
der sidende di mucken vnd sinkende daz camel. We uch
scribe vnd pharisei ypocrifae. di ir reiniget daz uzzewendig
des kelches vnd di schuzzcin, abir innewcndig sit ir vol rou-
bes vnd vnreinekeide. Blinde pharisee reinige erst daz inne-
wendig ist des kelches vnd der scluizzeln, daz iz ouch reine
werde, waz innewendig ist. We uch scribe vnd pharisei
glizenere , wanle ir sit glich grebern di gewizet sint. di
— — schinent uzzewendig. vnd innewendig sint vol toden
knocheu vnd allir vnreinekeide. Also schinet ir ouch den
luden uzzew^endig gerecht, abir innewendig sit ir vol valschis
vnd vngerechles. We uch scribe vnd pharisei ypocrite, di
buwent grebere der propheten vnd ziiret grebere der gerech-
ten, vnde sprechet. Weren wir gewest in den tagen vnser
velere , nicht weren wir ire gesellen an hluode der prophe-
ten. Vnd also sit ir gezcugnusse uch selben , daz ir sone
sit jener di di propheten todten , vnd ir irvullet daz maz
vwir veterc. Slangen nalcrngcslechle. wi gevlihel ir von
dem gerichte der helle? Darvmme warte ich senle zcu uch
pio|(helen vnd wise vnd scribas. vnde von den todet ir vnd
ci'uciget. \'nd vz den geisell ir in vwirn sinagogen. vnd
vcrvolgct von slad zcu stad , daz komc vi" vch al daz ge-
rechte bluod daz vorgozzen ist vohir di erde von dem bluode
abel des gerechten biz zcu dem hiiiode z.uharie des sones
barachie. den ir lodlet zcwischen dem lemplo vnd dem al-
tare. Vorwar sage icli ndi. diso alle kouienl vT dise ge-
l)orl(!. Iherusalem iluMii.saleni , di du lodcs di propheten vnd
EVANGELIENüUERSETZUNG. 281
Steines ieiie di zcii dir gesant sint, wi dicke wolde ich be-
säume dine kind als eine liene besaninet ire kuclienc vnder
di viliclie. vn du iiiwoldes. Warte, vorlazen nirt ucli iiwcr
lius wueste. Wanle ich sage uch , nicht sehet ir mich vort
ine, biz ir sprechet. Gebenediet der quam in dem na-
men godis.
Cnp. XXIV.
Unde.ging uz ihcsus von dem templo , und ging. Lnd
naheten sine lungern daz si im wiseten des lemplis buwunge.
Vnd her antwortete vnd sagete in: Sehet ir dit alliz? \ or-
war sage ich uch. nicht wirt gelazen hir stein ul' steine der
nicht werde zcuvurt. Vnd du her saz uf dem berge oliueti,
naheten zcu im di iungcrn heimelichen sagende. Sage vns,
wanne gesehen dise ding? vnd waz ist daz zceichen diner
zcukunlt vnd vorendunge der werlde? Vnd antwortende
ihesus sagete in: Sehet daz uch nimant vorleide. Wante
mannige koment in mime namen sagende , ich bin cristus,
vnd vorleident mannige. Wante ir werdet hörende stride
vnd strides wan , sehet daz ir icht werdet belriiebet, wanle
dise ding miiezen gesehen. Sunder noch nicht daz ende.
Wante volk iihebet sich an volk , vnd riebe an riebe, vnd
werdent sterbe tage, vnd hunger, vnd erdbebunge in steden.
Abir dise alle sint anbeginne der pine. Dan gebeut si uch
in betriiebnisse vnd lodent uch , vnd ir werdet zcu hazze
allen volken dorch den namen min. Vnd dan werdent man-
nige geschaut vnd vorradent sich vndir einander. V nd vile
falsche propheten Stent uf, vnd liiiegcnt mannige. Vnde wante
genieret ist daz vngerecht, vorkaldent di libe manniger lüde.
Der abir hebertet biz in daz ende, dir wirt gesunt. Vnd wirt
geprediget ewangelium des riches in al der werlde, zcu geczug-
nisse allen dielen. Vnd dan kvmmet di cndunge. Hirvmme
wan ir sehet vorwazcnheit der vorstorunge , di gesagel ist
von daniele dem propheten siebende in der heiligen siede,
swer iz leset der vorslhe iz. Di dan sint in iudea , vlihen
zcu den bergen, vnd der vi' dem dache , der stige nicht nid-
der nemen eleswaz von sime hus. Vnd der an dem ackcr
ist, kere nicht widder, vllieben sinen rok. Abir we den
li'iigenden \miI den saugenden in den laj^eii. Hillel abir daz
282 FRAGMENTE EINER MITTELDEUTSCHEN
nicht gesche uwere vluclil iu wintere oder in sabbal. Wante
dan wirt groz belrüebnisse , daz solch nicht was von anbe-
ginne der werlde biz nu, noch ni wirf. Vnd weren nicht
gekorzcet di tage, nicht were behalten alliz vleisch. Sunder
dorch di irwelten werden gekorzcet. Swer uch dan sage:
warte, hir ist cristus, odir dort, nicht wollet glouben. Wante
irstent valsche cristi vnd valsche propheten, vnd gebent groze
zceichene vnd wundere, also daz in irrunge werden gelei-
del, ob iz mag gesehen, ouch di irwelten. Wante ich han
iz uch voregesagel. Hirvmnie ob si uch sagent, warte hir
ist in der wüestenunge, nicht wollet uz gehn. warte in
uinkeln, nicht wollet glouben. wante alse der schin uzghet
von Oriente, vnde irschinet in occidente , also wirt ouch di
zcukunft des menschen sones. Wan daz corpus ist, da wer-
dent gesammet di arne. Vnd zcuhant nach betriiebnisse der
tage, verdunstert di sunne , vnd der mane gibt nicht sin
Hecht, vnd sierre vallent von dem himele , vnd der himele
togende werden beweget, vnd — schinet daz zceichen des
menschen sones an dem himele. Vnd dan schrient alle ge-
slechte der erden , vnd sehent des menschen sone komen in
wölken des himele mit vil togent vnd gewalt, vnd her sen-
det sine engele — — — vnd grozer stimme. Vnd besam-
raent sine irweleten von vier winden, vnd von den hohen
der himele biz zcu iren enden. Vnd von dem figboume ler-
net ein byspel. Wan itzcunt sin zcelge zcart ist vnd bletere
geborn, sa wizzet ir daz nahe ist der svmmer.
Cap. XXVI.
— — her mit eide. wante ich nicht irkenne den men-
schen. V nd nach eime deine naheten di dar stunden , vnd
sagplen pctro. Werlichen, du bist ouch von den, wante din
spräche tiiot dich ultVnbar. Du begunde her vorsniclien vnd
sweren, daz her nicht bette bekant den menschen. Vnd zcu-
hant sang der haue. Vnde gedachte petrus des worles ihesu,
daz her hatte gesprochen : e dan der haue sunge dristunt
loukens du min, vnd gieng uz hin. vnd weintte bitterlichen.
EVANGELIENUBERSRTZÜNG. 283
Cap. XXVII.
Vnde du iz morj^eu wart, einen rad anegingen alle
vorsten der prislere vnd di eldeste des Volkes wider ihesuni,
daz si in dein lode geben. Vnd brachten in gebunden, vnd
gaben in pontyo pylato dem richlere. Du sacli iudas der in
vorried , daz her gedainmet was , vnd wart in ruwe. vnd
widerbrachte drizig silberne der pristere vorsten vnd den al-
den sagende: Ich han gesundiget, vorradende gerechte/ bluod.
Vnd iene sagelen : Waz zcu vns? Du gesehes iz. Vnd
warf di silberne hin in dem teniplo, vnd ging hin. Vnd abe
gehende hing sich in einen strik. Vnd der piislere vorsten
namen di silberne vnd sagelen : man muoz si nicht legen in
corbana , wante iz ist ein Ion des bluodes. Vnd angingen
einen rad, vnd kouften mit in eines vlners acker zcu begraCt
der pilgerime. Dorch daz ist geheizen der acker achelde-
mach, daz ist des bluodes acker biz in den hudigen lag. Du
wart irvoll daz gesprochen ist dorch ieremiam den proplie-
ten sagende: Vnd nam drizig silbernne Ion des gekouften
den si kouften abe den sonen israelj , vnd gaben si an eines
vlners acker, alse mir intliiez der herre. Vnd ihesus stunt
vor dem richlere, vnd vragele in der richlere sagende: Du
bis koning der iuden? Dem sagele ihesus: Du spriches iz.
Vnd du her besaget wart von den vorsten der pristere vnd
den eldeslen, nicht antwortete her. Du sagele im pylatus :
Mores du nicht wi groze gezcugnisse si sprechent wider dich ?
Vnd nicht anlworlete her ime zcu eime worte, also daz der
richler sich wunderte starke. Vnd zcu dem heilgeu tage
pflag der richler lazcn dem volke einen gevangenen den si
volden. Vnd halte du einen edelen gevangenen. der was
geheizzen barrabas. Hirvmme du si waren gesamnet sagele
pylatus: Wen wollet ir daz ich uch laze? Barraban odir
ihesum der geheizen ist crislus? wante her wusle, daz si
dorch liaz hatten obirgeben in. ^'nd du her saz an gerich-
les stule, sanle zcu im sin wib sagende : nicht dir vnd dem
gerechten , wante vile han ich geledcn hudc in dem troume
dorch in. Vnd der pristere vorsten vnd di eldeslen rieden
den volkcn, daz si bcdcn banaban, vnd ihesum lilgelen. Vnd
284 FRAGMENTE EINER MITTELDEUTSCHEN
der richler antworlende sagete in : Wen wollet ir ucli wer-
den gelazen von den zcwen? \ nd iene sagelen. barraban.
Den sagcle pylaliis: Waz geluon ich dan von ihesus der
geheizen ist crislus ? Si sagcten alle : Her werde gecruciget.
Den sagete der ricbter. Waz hat her dan böses getan?
Vnd jene riefen noch nicr sagende: Man crucige in. Vnd
sach pylatus , daz her nicht invromede , sunder daz ein ge-
stornie wart noch mer. Her nam wazzer vnd wusch di hende
vor dem volke sagende : V nschuld bin ich von dem bluode
dises gerechten , ir gesehet iz. Du sagete antwortende al
daz Volk: Sin bluod obir vos ghe vud obir vnse kind. Du
liels her in barrabam vnd ihesum gab her in gegeiselt, daz
her worde gecruciget. Du intpfingen ihesum des richters
rittere in dem richtehus, vnd samneten zcu im al di sciiare.
Vnd zcogcn ime uz , vnd vmmegaben ime einen pfellelinen
manlel , vnd vlochten eine cronen von dornen vnd sazten uf
sin houbet, vnd ein ror in sine zceswen hant, vnd bougelen
di kni vor ime, vnd spolteden im sagende: Wes gegruzt ko-
ningr der iuden. Vude — — sin houbet. Vnd nach
dem daz si im spotleden. zcogen im uz den manlel , vnde
cleideten in vnd vurlen , daz si in crucigeten. Vnd gingen
uz vnd vunden einen menschen von cyrene symonem genant,
den twungen si daz her nf nerae sin cruce. Vnd quamen in
eine stede di genant ist golgatha, daz ist calvarie locus. Vnd
gaben im win trinken mit gallen gemischet. Vnd du her in
gesmachle nicht in wolde trinken. Vnd du si in gecrucigeten,
teileten si sine deidere loz werfende. Vnd sazen vnd be-
warcten in. Vnd sazten pobere sin houbet sine sache ge-
screben : Dit ist ihesus koning der iuden. Du worden ge-
cruciget mit im zcwene stiudere einer zcu der zceswen vnd
einer zcu der linketen. ^'nd di dar vor hene gingen, sme-
heten in wegende ire houbele vnd sageten : Wach , der den
lempcl godes briciiet, vnd in dren lagen den wider buowet.
Hilf dir selben. Ob du godes son bis, stig von dem crucc.
Deme glich spotleden der prislore vorslcn mit den scrihern
vnd (Jen eldesten sagende. Andere tct her gesunt, sich sel-
ben mag her nicht gehelfen. Ob her koning ishrael ist, her
slige nu von dem criirc , vnd wir glouhcii ime. Her vor-
Iczct sich zcu godc, der lose in nu ob licr wil. Oucli spracit
EVANGELIENUBERSETZÜNG. 285
her, wanle j^odis son bin ich. V^iide dazselbe vorwizzen im
ouch di sirudere , di mit im gecriicigel waren. Vnde von
derselben stunde worden dinsternissc ob al di erden biz in
di nnnde stunde. Vnd vmme di nunde stunde rief ihesus in
grozer stimme sagende: Ilely hely lama zabatani? Daz ist:
God min, god min, worummc vorlizez du mich? Vnd eles-
liche stende dar vnd hörende sagelen : Helyam eischet diser.
V nd zcuhant lief einer uz den , vnd nam einen swam vnd
volle mit ezzige, vnd legete in vf ein ror vnd gab ime Irinken.
Vnd di andirn sagelen : Laz, sehen wir ob kome helyas lo-
sende in. Vnd ihesus abir ruofende in grozer stimme , uz
liez den geisl. V^n warte des templis Vorhang reiz in zcwen
teil, von dem hohsten biz nidder. Vnd di erde wart be-
weget, vnd di steine worden gespalden, vnd di greber geof-
fent, vnd vile corpere der heiligen di geslaten halten stunden
uf, vnd ghende uz von den grebern nach siner ufstandunge.
quamen in di heilige stat vnd irschenen mannigen. Vnd der
centurio vnd di mit im waren bewarende ihesum. Du si sa-
hen di erdbebunge, vnde di dar geschahen, intvorchlen sich
sere vnd sprachen : Weilichen godis son was diser. Vnd
dar waren vile wibe von verreme, di gevolget waren ihesu
von galylea , dienende ime. Vndir den was maria mag-
dalene vnd maria iacobi vnd di muoter ioseph vnd di muoter
der sone zebedei. V nd du iz abent wart quam ein mensche
riebe von arimalhia, genant ioseph, der ouch selbe ein iun-
gere was ihesu. Diser nabele zcu pylalus vnd bad den licha-
meii ihesu. Vnde du hiez pylalus widdergeben den liclia-
men vnd nam den cor|)er ioseph, vnd bewant in in ein reine
linen gewant, vnde legete in in ein nuwez grab daz her ge-
bowen halte in eime steine. Vnd welzete einen grozen stein
zcu des grabcs torc vnd gang hin. Vnd was dar maria
magdalena vnd di andre maria, sitzeende gegen dem grabe.
Vnd an dem andern tage, der ist nach dem — rilage quamen
zcusamne der prislere vorslen vnd pharisei zcu pylalo sa-
gende: Herne wir gedenckeii daz der Irogenere sprach, noch
lebende: nach (Iren lagen wil ich irslen. Darvmme heiz be-
wachen daz grab biz in den dritten lag, daz lichte niclil
komen sine iungern vnd sielen in, vnd sagen dem volke her
ist iil''M>slaiiden von den lodeii. Vnd wirl der Icsic (M'iiiti"e
286 FRAGMENTE EINER MITTELDEUTSCHEN
erger da» der erste. Du sagile in pyhitus, Ir hat di liiiode.
ghet huodet als ir kviiiiet. \ iid iene gingen hin vnd vesle-
ten daz grab, besegilnde den stein mit den huodein.
Cap. XXVIII.
Vnd an dem abende des sabbatis der lachten beginnet
in dem ersten des sabbatis quam maria magdalene vnd di an-
dere maria sehen daz grab. Vnd warte erdbebunge was
gesehen groz. Wanle der engel godes quam nider von hi-
mele, vnd nahende abcwelzcende den stein , vnd saz nf in.
Vnde was sin angesichte als ein blick vnd sine cleidere alse
der sne. Vnd vor siner vorchte wurden irvert di huodere,
vnd worden alse toden. Vnd antwortende der engel sagete
den wiben : Nicht wollet intvorchten ir, wante ich weiz daz
ir ihesiim der gecruciget ist suchet. Her ist nicht hir, wante
her ist irsten , alse her sagete : komet vnde sehet di stede,
dar geleget was der herre. Vnd snel ghet vnd saget sinen
iungirn, daz her irslanden ist. Vnd warte, her ghet uch
vore in galyleam. Dar sollet ir in sehen. Warte ich hau
iz uch gesaget. Vnd gin^^en uz snel von dem grabe mit be-
bungc vnd grozer vrovde. Vnd lifeu kvudigcn iz sinen iuu-
gern. Vnd warte ihesus beiegente in sagende: Sit gegruzt.
Vnd si naheten vnd bilden sine vuoze, vnd anebedeten in.
Du sagete in ihesus: Nicht wollet intvorchten. Glhet vnd
kvndet minen bruodern, daz si ghen in galyleam, dar sollent
si mich sehen. Du si waren hin gegangen, warte, etesliche
von den huodern quamen in di stat vnd kvndeten der pri-
stere vorsten alle ding di gesehen waren. Vnd worden ge-
samnet mit den eldesten vnde namen rad, vnd gaben den
rittern richez gelt sagende: Sprechet daz sine iungern in der
nacht quamen, vnd stolen in, du wir slielen. Vnd ob daz
gehört wirt von dem richtere , wir raden im vnd tuon uch
sicher. V^nd iene namcu daz gelt, vnd tadcu alse si gelart
waren. \ nd wart vomieret dit word bi den iuden biz in
den hudigen tag. Vnde di eilt" iungern gingen hin in galy-
leam an den berg, dar in bescheiden hatte ihesus, vnd sahen
in vnd anebedeten. sunder etesliche zcwiuelten. Vnd ihesus
nahete vnd sprach in sagende : Gegeben ist mir al gewalt an
EVANGELIENUBERSETZUNG. 287
lilmele vnd an erden. Hirvninie ghet lernet alle diel loufende
si in dem namen des valer, vnd des sones, vnd des heiligen
geisles, lernende si halten alle ding di ich han geboden ach.
Vnd warte ich bin mit uch alle tage biz zcu endunge der
werlde. Amen.
Explicit ewangelium.
secundum malheum.
II.
FKAG31ENTE AUS DEM EVANGELIUM MARCI.
Incipit ewangelinm
secundnm niarcum
Ayn anbegin ewangelij ihesu christi godes soues , alse
gescreben ist in ysaia dem propheten. Warte, ich sende
minen engel vor dime anllitzce, der bereiden sal dinen weg.
Stimme des ruofenden in der wüste : Bereidet des herren
weg, recht machet sine pfede. Johannes was in der wüste
tonfende vnd predigende tonte der ruwe in abelaz der snnde.
Vnd gieng uz zcu ime alle di geborde iudee , vnd di ihero-
solimifen alle , vnd worden getouft von im in iordane der
vluod bichtendc ire sunde. Vnd was iohannes gecleit mit
hären eines camelis , vnd ein pclzccn sene vmme sine Icn-
den , vnd locusten vnd waldhoning az her. Vnd predigetc
sagende : Iz kvmmet ein sterker dan ich nach mir, des ich
bin nich werdig buckende intlosen den rimen siner schue.
Ich toule uch in wazzere, sunder her toufet uch in dem
heiligen geiste. \ nd geschach , in den tagen quam ihesus
von nazareth galylee, vnd wart gcloult in iordane von io-
hanne, vnde zcuhanl uF gehende von dem wazzere sach her
geoH'enet di hymele, vnd den geist als eine tuben nidder-
ghende vnd blibendc in ime. Vnd geschach ein stimme von
den himelen : üu bist min libe son, an dir behagele ich mir.
Vnd zcuhant treib in uz der geist in di wüste , vnd was in
der wüste virzcig tage vnd virzi ig ncchte, vnd wart vorsuoclil
von salhana. Vnd was mit den besticn , vnd di engelc dic-
neten ime. Vnd nach dem du gegeben was iohannes, quam
ihesus in galyleam predigende da/, ewangelium des riches
288 FRAGMENTE EINEH MITTELDEUTSCHEN
godis , vnd sagende: wante irvoll ist di zeit vnd nahet daz
riche godes. Tuot ruwe vnd ginbet dem ewangelio. Vnd
vort gliende bi d.iz nur galylee, sach synioncm vnd andreain
sinen briioder lazende di netzce in daz nieer. Wante si
waren fyschere. Vnd siigele in ibesus : Koniel nach mir,
vnd ich tuon uch werden tyschere der menschen. Vnd zcn-
hanl liezen si di garnc vnd volgelen ime. Vnd gieng dan-
nen ein cleinez, vnd sach iacobum zebedei. vnde ioliannem
sinen bruoder, vnd si in dem schiffe zcusamne legeten di
garne, vnd zcuhant ysch her si. Vnd liezen iren vater zebe-
deum in dem schiffe mit den miedeknechlen , vnd volgetcn
ime. Vnd giengen in capharnaiim , vnd zcnhant in sabbatis
gieng her in di Synagogen vnd larte si. vnd irschrocken von
siner lare. VVanle her was lernende si alse gewalt habende,
vnd nicht alse di scribe. Vnd was in irer Synagogen ein
mensche in vnreineme geiste , vnde rief sagende: Waz vns
vnd dir ihesu nazarene? Bisln komen vorterbcn vns? Ich
weiz wer du sis der heilige godis. Vnd drowete im ihesu
sagende: V^orstumnie, vnd gang uz dem menschen. \ nd
zcukrazcete in der vnrcine geist, vnd ruolende in grozer
stimme gieng uz von ime. Vnd wundirtcn sich alle, also
daz si vragelen zc\Aischen sich sagende: Waz isi daz? VVilch
ist dise nuwe lare, wante her in gewalt den vnreinen geisten
gebudet, vnd sint im gehorsame ? V nd gieng uz sin gerufte
zcuhant in al geburde galylee. Vnd zcuhant gingen si uz
von der Synagogen, vnd quamen in daz hus symons vnd an-
dree mit iacobo vnd iohanne. Vnde sychete di swegeren
symonis febricitirende. Vnd zcuhand sageten si ime von ir.
Vnd her nahete vnd hub si uf begrifendc ire band. V^nd
snel liez si di krangheit vnd dienele in. Vnd du iz abend
wart, vnd di svnne was vndergegangen brachten si zcu ime
alle di sich obele hatten, vnd di di tufcle halten. Vnd al di
stat was gesamnet zcu der tuere. Vnd her heilete mannige
di gequelet waren mit mannigirhande krangheit. vnd vile
luvele treib her uz, vnd liez si nicht sjtrechen, wante si ir-
kanlen in. V lul serc vruc sluiit her uf vnd gieng uz in
eine wüste stedc, vnd dar bedete her. V nd volgeten im sy-
mon vnde di mit im waren. \ nd du si in vunden , sage-
ten im: wante si alle suochent dich. Vnd her sagete in:
EVANGELIENUBERSETZÜNG. 289
Ghen wir in dl nehesten wigbildc vnd stede , daz ich ouch
dar predige, wante dar zcu bin ich konien. Vnde was pre-
digende in iren Synagogen , vnd in al galylea. vnd vorlri-
bende di liivele. Vnd quam zcu im ein nialadisch biddende
in, vnd boiigetc sin kni , vnd spracii : Willn du macht mich
reinigen. Vnde ihesus irbarmele sich sin, vnde slrachle sine
band , vnd rurte in vnd sagete ime : Ich wil. Wes gerei-
neget. Vnd du her gesprach , zcnhant zcuging von im daz
mahid , vnd wart gereineget. Vnd drowete im. Vnd zcu-
hant vorlreib her in, vnd sagele im: Sich daz du iz imanne
sages, sunder gang wise dich der pristere vorsten , vnde
oppfere vor dine reinegunge daz inoyses geboud in gezcug-
nisse den. Vnd her gieng uz vnd begunde predigen vnd
vomieren di redde , also daz her itzcunt nicht mochte vffen-
berlichcn ghen in di stat, sunder in wüsten steden weseii.
Vn quamen zcusamne zcu im allenthalben.
Cap. V, 31 — 38.
— — mine deiden? V^nd sageten sine iungirn. Du
sehes di schare dringende dich, vnd du sages wer rurete
mich. Vnd her merkete — — . Vnd daz wib — vorch-
lende vnd bebende — — daz gesehen was an ir, quam vnd
viel vor in vnd sagete im al di warlieit. Vnd her sagete
ir: Tochter, diu geloubc hat dir — , wis gesunt von diner
plage. Du her noch sprach , quamen von dem arzcesyna-
gago, sagende: Dine lochter ist tod , waz ([ueles du den
meister? Vnd ihesus, du her daz wort gehörte, sagele —
nicht wollet intvorclilen — —
Vnde treib uz — — vnd nani - - den valer vnd di
muoter der maget vnd di mit im waren, vnd giengen in dar
di iungvrowe was liegende. vnd sagele ir: Talilha komi.
daz ist geheizen : Jungvrowe dir sage ich , slant uf. Vnde
zcuhanl slunt uf di iungvrowe vnd wandirte. Vnd si was
von zcweir iaren, vnd irschrocken in grozer irschreckunge.
Vnd her geboud harte da/, niinanl iz inwisle, vnd liiez ir
geben zcu (ezzen)
Z. F. D. A. IX. 10
290 FRAGiMENTE EINEK MITTELDEUTSCHEN
Cap. VI.
Vnde gieiig uz dannen — S'^^o '" s'" l^"'^ — ^'"^
volgeten ime sine iiingirn. Wi — — sabbat begunde her
in der syngogen lernen. Vnde mannige horten iz , vnd
wundirten sich in siner lare , sagende : Wannen komen
disnie dise alle? Vnd wilch ist die wisheit di gegeben ist
ime vnd sulche lügende di mit sinen henden — —
Vnd mochte dar keine togente geluon , dan her heilete
ein wenig, vnd anelegete in di hende. Vnd wunderten
dorch iren vngelonben. Vnd her vmmegieng di castele al
vmme hin lernende. Vnd ysch zcusamne di zcwelfe vnd
begunde si senden selbandir, vnd gab in gewalt der vnrei-
nen geiste. Vnd geboud in, daz si nicht ufnemen in dem
wege dan allein eine gerten , nich taschen, nich brod noch
gelt an dem gortele, sunder geschuhet mit hohen schuon,
vnd daz si nicht gecleidet \\eren mit zcwen rocken. Vnd
sagete in: Wor ir ingeht in ein hus, vnd blibel biz ir uz-
ghet von dannen. Vnd di ucJi nicht intplahen, noch inhoren
uch , ghel dannen vnd schoddet daz gestiippe von uwirn
vuezen in gezcugnisse den. Vnd si giengen uz vnd predi-
gelen daz si ruewe teden. Vnd vile tuvele gingen uz, vnd
salbeten mannige mit oleie vnde lieileten si. Vnd horte iz
herodes der konig, wante ulFenbar was worden sin name,
vnd sagete: Wante iohannes baptista ist ufgestanden von
den toden, vnd darvnime worden — — an ime togende.
Vnd di andirn sagrlen: Wante iz ist Elyas — —
v. 19 —.
Vnd herodiadas lagete ime , vnde wolde in toden vnd
nicht mochte. Wante herodes vorclite iohannem wizzende
in einen gerechten man, vnd einen heih'gen, vnd bewarete
in. Vnd du her in gehörte, tct vile vnd gerne horte her
in. Vnd du ein bequeme tag ancviel , herodes tet ein abend
ezzen siner gcbord den vorslen vnd trübunen vnd den ersten
galylee. Vnd du ingangen was di tochter herodiadis , vnd
hatte gesprungen vnd behaget herodi, vnd di mit einandir
azen. Der konig sagete ir: Bidde von mir waz du wilt,
*s^
EVANGELIENLBERSETZUNG. 291
ffebe ich dir. alleine daz halbe niines riches. Du si uzüieiur.
sagele irer nuioter: Waz bidden ich? Vnd si sagete: daz
houbet iohannis baplisle. Vnd du si ingieng, zcuhant mit
ylunge zcu dem konige , bad si sagende : Ich wil , daz du
zcuhand gebis mir in einer schuzzelii daz hoiihel iohannis
bapliste. Vnd betruebet wart der konig. dorch den eid
vnd dorch di ezzenden mit einander wolde her si nicht wer-
den betruebet. Sunder sante den lodere, vnd geboud bringen
sin houbet in einer schuzzeln. Vnd inthoubedete in in dem
kerkere, vnd brachte sin houbet in einer schuzzeln, und gab
iz der niaget. Vnd di maget gab iz irer muoter. Du daz
gebort wart, sine iuiigern quameen viid holeten sinen licha-
men , vnd legeten in in ein grab Vnd quamen zcusamne
di aposlole zcu ihesu vnd sagelen im alliz daz si halten ge-
tan vnd halten gelarl. Vnd her sagete in: Koniet einsid in
eine wiisle siede, vnd ruowet ein deine, waiite vile waren
di quamen vnd wider quamen , vnd hatten ovcli nicht ein
rum zcu ezzende. Vnd stiegen in ein scliif, vnd gierigen
hin in eine wueste siede einsid. Vnd mannige sahen si
hineghende vnd bekanlen iz, vnd liefen dort zcu vuoze vor
allen sieden vnd vorequamen si. \ nd gieng uz ihesus vnd
sach uile schare, vnd irbarniele sich obir si, wante si waren
alse schaf nicht habende einen herte, vnd beguude si lernen
vile. \ nde du iz itzcunt worden vile stunde, naheten sine
iungern sagende: Wüste ist dise stede, vnd itzund ist di
stunde (vorgangen) Laz si daz si glien in di nehesten dor-
fer vnd wigbilde, daz si koul'en in spise di si ezzen. Vnd
her anlwortede in: Gebet in zcu ezzen. Vnd sageten ini:
Wir ghen vnd koufen brod vnime zcweihunderl groze pl'en-
nige vnd geben in ezzen. V nd sagete in : Wi nuinnig brod
habet ir? Cihel vnd sehet. Vnd du si iz wüsten, sugeten:
Vunfe vnd zcwene tische. V nd geboud in , daz si telen
sitzcen si alle an gesclleschaflcn vi' daz grüne hov. Vnd
sazten in teilen bi hunderden vnd bi vunlzigen. Vnde her
nam vunf brode vnd zcwene fische, vnd sach- an den himel,
vnd segnete vnd brach di brod vnd gab sinen iungern, daz
si legeten vor si. V nd leilelc zwene lische den allen. \ nd
azen alle, vnd worden gesadel, vnd hüben vT aleibe der
stucke zcwelf korbe vol, vnd von den lisclien. Iz waren di
19*
292 FRAGiMEiNTE EINER MITTELDEÜTSCHEx\
azeii viinf lusend man. Viid zcuhant zwang lier sine iiin-
gern vf ghen in ein schif, daz si voregiengen in obir daz
meer zcu bethsaida , biz her gelieze daz volk. Vnde du
her si geliez, her gieng an den berg beden. V^nd du iz
abend wart, daz schif was in niiltene dem mere, vnd her
alleine an dem lande. Vnd sach si arbeiden an dem rudeln-
de, wante der wind was in wider. Vnde vnime di vier-
den wachte der nacht quam her zcu in wandirende uf dem
mere, vnd wolde si voreghen. Vnd du iene sahen in wan-
dirnde vf dem mere , si wanten iz wesen ein getrognissc
vnd riefen. Wante si sahen in alle, vnde waren betruebet.
Vnd zcuhant sprach her mit in vnd sagete — — —
Vnde du her obir geschilfete, quamen in daz land gene-
sarelh, vnd hielden zcu. Vnd du si uz waren gegangen von
deme schiffe, zcuhant irkanten si in. Vnde obir loufende
al daz land begunden in betten iene di sich obele hallen
vmnie zcu tragen, dar si horten wesen in. Vnd wor her
in gieng in wigbilde odir in dorfer odir in siede in den
gazzen legeten si di kranken, vnd baden in daz si den sovm
sines cleides ruorlen. Vnd wi niannige in ruorten di wur-
den gesund.
Cap. VII.
\ nde quumen zcusanine zcu inie pharisei vnde etelliche
von den scribern kommende von ilierosolimis. \ nd du si
sahen etesliclie von sitien lungern mit gemein henden daz
ist mit vngetwahenen henden ezzen , si slrafeten. Wanle
di pharisei vnd alle luden ezzent nicht, si inlwahcnt dicke
di hende, habende lare der eldisten. Vnd ezzen nicht kö-
rnende von dem markele , si in sin gewaschen. Vnd sint
vile andere ding, di in sint gegeben zcu hallende, loufe der
kelche vnd der kruse vnd der erencn vaz vnd der bellen.
Vnd vragelen in di pharisei vnd scribc: warvmme wanderen
nicht dine iunger bi der lare drr alden , sunder mit gemei-
nen henden ezzent si brod? Vnde her antwortende sagete
in: Wol prophetirelc ysaias von uch glizenern, alse gescre-
ben ist: Dil volk mit den lyppen eicl mich, sunder ir
herzcen sint verre von mir. Vnd voriiebens vbend mich
EVANGELIENUHEHSKTZLNG. 293
lernende lare, gebod der lare. VVaiile ir lazzel j^odes gebod
vnd lialdet lare der lade, toiife der kruse vnd der kelclie,
vnd luot andere ding vilc discn glich. Vnd sagelc in: Wol
luot ir wiisle godes gebot, daz ir gelialdet iuvere — — .
Wanle nioyses sagete : ere dinen valer und dine muoter,
vnd swer vluocliet sime vater odir siner muoter der sterbe
an lode. Abir ir sprechet. Ob ein mensche sprechet sime
vater odir siner muoter: corban, daz ein gäbe ist, waz von
mir ist daz vromet dir. vnd ir lazet in nicht vorbaz tuon
sime vatere odir siner muoter, vnd ir zcurizet da/, word mit
uwir lare di ir gäbet, Vnd luod mannige ding sulchen
gliche. Vnd ysch abir di schare vnd sagete in : Höret mich
alle vnd vorslet. Nicht ist uzcwcndig des menschen , in-
ghende in in, daz in möge inireinen, sunder di von dem
menschen uzghent, di sint, di intreinent den menschen.
Swer hat oren zcu hörende , der bore. Vnd du her gegan-
gen was in daz hus von der schare, vrageten in sine iun-
gern vmme daz bispil. Viide her sagete in: Sit ir ovch
also vnwise? Vorstet ir nicht daz allez? Waz uzewendig
ghet in den menschen daz mag in nicht intreinen , wante iz
ghct nicht in sin Iierzce suuder in den buch , vnd ghet uz
in di Icngere , reinigende alle spise. Vnd sagete: Di uz-
ghent von dem menschen di intreinent den menschen. Vante
von innewendig von der lüde hertzen ghen uz böse gedan-
keu , ebrache , uiikuscheide, manslachte, dube, gyrekeidc,
schalkeide, trogene, schemelosekeide, böser ouge, afterkosen,
hoclivarl, toiheit. Alle dise hosen ding ghent uz von inne-
wendig, vnd inireinen den menschen. Vnd (lannen stunt
her uf vnd gieng hin in di ende tyri vnd sydonis , unde
gieng in ein hus, vnd wolde iz nimande wizzen, vnd mochte
nicht geschuolcn. Waute ein wib zcuhanl, du si gehörte
von ime , der tochter hatte einen vnreinen geist, gieng in,
vnd viel zcu sinen vuozeu. Wanle si was ein heidenisch
wib, syrophenissa von gesiechte. Vnd bad in , daz her den
tuvel vorworfe von irer tochter. Der sagete ir: Laz erst
sad werden di kinde. Wanle iz ist nicht gud nemen der
kindcre brod vnd senden iz den hundcn. Vnd si antworlete
vnd sagelc ime: Vntmir hcrre. Wante ovch di wellen
vnder dem tysche ezzeut von den kiumen der kindere. Vnd
291 FRAGMENTE EINEU MITTELDELTSCHEN
her sagele ir: Dorcli dise rede gang, vnd der liivel gang
uz von diner tochter. Vnd du si was gegangen in ir lins,
si vand di iungvrowen logende vf einie belle, vn der liivel
uzgegangen. \ nd abir nzgliende von dem lande lyri , qnani
dorcli sydonen zcn dem mere gaKlee zcwisclien den landen
niitlene droapolens. \ nd Lringcnt im einen toiihen vnd
stummen. Vnd baden in daz her im anlegete di band. Vnde
begrifende in von der schare eiiisid sanle sine vingere in
sin oren , vnd spigele nz , vnd ruorte , sine zcungen. Vnd
sach uf an den himel vnd siilzcede , vnd sagete ime : Effc-
la Daz ist. W^is geoffent. V nd zcuhant sint geoffent sine
oren, vnd gelost daz band siner zcungen, vnd sprach rechte.
Vnd her gebnnd in, daz si iz nimande sageleu. Sunder
wiuil her in geboud sa uile me predigelen si. vnd wundir-
ten deste vorder, vnd sageten. VVole tet her alle ding, di
louben lel her boren, vnd di stummen sprechen.
Ca[). Vlll
In den tagen, du abir der schare was vile, vnd halten
nicht daz si ezen, her ysch zcnsamne di iiingern vnd sagete
in: Ich irbarme uiich obir di schare, wanle, warte, si bei-
dent min itzcunt dri tage, vnd nicht inliant daz si ezzen.
V^nd laze ich si hungerig in ir hus, si vorterbenl uf dem
wege. Wanle elesliche uz den von verreme waren komen.
V nde antworten im sine iungern : VVorvon mag eteswer dise
gesaden mit broden hir in der wüste? Vnd vragete si : Wi
mannig brod habet ir? Di sprachen: Sibene. Vnd her ge-
bovd der schare sitzcen vf di erde. \rid nemende siben
brode dankede vnd brach si , vnd gab sinen iungern, daz si
vore legeten. V^nd legeten der schare vore, vnd hatten we-
ning tischechene, vnd di selben segenle her, vnd liiez vore-
legen. Vnd azen vnd sint gesadet. V nd hüben uf daz obe-
rig was von stucken siben korbe. Vnd waren di dar azen
alse vier tusent, vnd liez si. Vnd zcuhant steig her in ein
schif mit sinen iungern, vnd (|iiain in di hind dalmamuta.
Vnd giengcn uz pharisei vi'agen mit im suochonde von im
ein zceichen von dem himelc vorsuochende in. Vnd der
sufzcede in dem geiste, vnd iach : Waz suochet dise gebort
EVANGELIEN LBEHSETZUNG. 295
ein zceiclien? VVerlichen sage icli ucli , nicht wirt gegeben
ein zceiclien diser gebort, V^nd liez si vnd gieng vf in ein
scbif, vnd vuer abir obir daz nieer. Vnd vorgazen nemen
brod, vnd halten nicht mit sich in dem schiffe dan ein brod.
Vnde her geboud in sagende : Sehet vnd bewaret uch von
dem svrteige phai'iseorum , vnd von leysemen lierodis. Vnd
si dachten zcn einander sagende : Wante wir nicht han brod.
Daz bckante ihesiis vnd sagete in: Waz denket ir daz ir
brod nicht inhat? Wizzet ir noch nicht, noch vorstet?
Hat ir jioch uwirz hirzce vorblendet? Ovgen habende nicht
insehet ir, vnd oren habende nicht boret ir, vnd nicht ge-
denket, du icli vunf brod brach in vunf lusent, vnd \vi vile
korbe hubet ir uf der stucke? Si sagent im: zcwelte. Du
ich ovch siben brod brach in vier tusent, wi vile korbe hu-
bet ir uf der stucke? si sageten im: sibene. Vnd sagete
in: VVi vorslet ir noch nichte? Vnde kommet befhsayda,
vnd leident im zcu einen blinden , vnd baden in daz her
den ruorte. Vnde hergreif des blinden band, vnd leidete in
uz den gazzen , vnde spiele an sine äugen vnd legete sine
hende an in, vnd vragete in, ob her nicht sehe. Vnd sach
sich vmine vnde iach : Ich sehe lüde alse bovme wandirende.
Dar nach legete her anderwerbe sine hende vf ienes ougen,
vnd begunde sehen. Vnd was wider gegeben, also daz her
sehe clerlichen alle ding. Vnd sante in in sin hus sagende:
Gang in diu hus, vnd ob du ghes in di gazzen, sage iz
nimande. Vnd gieng uz ihesus , und sine iungern in di ca-
stele c( sarie philippi. Vnd in dem wege vragete her sine
iungern sagende: Wen sagen mich wcsen di lüde? Di ant-
worteden im sagende. Johaancm baptislam. Di andern he-
lyam , vnd di andern einen von den propheten. V nd sagete
in. Wen saget ir abir mich wesen ? Petrus antwortende
sagete im : Du bis cristus — — —
III.
FRAGMENTE AUS DEM EVANGELIUM LUCAE.
Gap. I.
ilc
schach du iivoll waren di tage sincs anitcs, gieng her in sin
— — her was wenkendc in vnd bleib slum. Vnde jje-
296 FRAGMEiNTE EINEK MITTELDEUTSCHEN
hues. Viid nach disen lagen intpfiiig elyzabelli siu vsib, vnd
behuele sich viiiif mande sagende: Wante also hat mir getan
der herre in den tagen du her hesach abenemen niine ydewilzce
zcwisclien den luden. Vnd in dem seslen mande gesant wart
der engel gabriel von gode in eine slat galylee. der name
nazarclh, zcu einer iungvrowen vortruwel eime manne,
deme der name was iosepli von dem hus davidis , vnd der
iungvrowen name maria. Vnd gieng in der engel zcu ir
vnd sagele : Wes gegruozt, genade vol, der herre mit dir,
gebencdiet du in den wiben Du si gehörte dise ding, si
wart betruebet in siner rede, vnd dachte: wigetan were
diser gruoz? Vnd sagete der engel ir: Nicht intvorchte ma-
ria, wante du has vunden genade bi dem herren. Warte,
du inlpfes in dem libe, vnd geheres einen son, vnde nennes
sinen namen ihesus. Diser wirt groz vnd wirt geheizen
son des obirslen. Vnd im gibt der herre god den sluol
Dauidis sines valer, vnd regniret in dem hus iacob in evigee,
vnd sines reiches wirt nicht ende. \ nd sprach maria zcu
dem engele : Wi gescliil dit, wante ich man nicht bekenne?
Vnd der engel antwortende sagete ir : der heilige geist obir-
iomet in dich, vnd des hoesten togenl obscheinit dir. Vnd
darumnie daz heilige daz geboren wirt in dir, wirt geheizen
godes son. Vnd warte elyzabeth diu nvl'lele hat ovch int-
pfangen einen son in irme aldere. Vnd diser mand ist der
seste, ir, di geheizen ist vmbere. Wante nicht wirt vmmo-
gelicli iclichcz worl bi gode. Vnd sprach maria : Warte,
ich maget des herren , mir gesche nach dime worle. Vnd
gieng hin von ir der engel.
Vnd vf'stehnde maria iti den tagen gieng hin an di ge-
birge mit ylunge in eine stat iuda. Vnd gieng in daz hus
zachaiie vnd gruozte elyzabeth. V^nde geschach du elyza-
beth hoi'te den gruoz marie, sich vrouwete daz kind in irme
Übe. \ iid wart ii-voll mit dem iieiligen geiste elyzabeth,
vnd irschrei in grozer stimme vnd iach .- (•ebencdiet du
zcwischen den wiben, vnd gebenediet di vruchl dines buches.
Vnd von wannen ist mir daz, daz kome di mulcr mines
herren zcu mir? \\ ante warte, du di stimme dines gruozes
geschach in minen oren, vrovwele sich in vrouden daz kind
in mime buche. Vnd selig ist di gloubetc , wante volbracht
EVANGELIENIJBERSETZUNG. 297
werdent di gesaget sitit ir von dem herren. vnd sprach
niaria : Min sele grozeget den herreii. Vnd vrouwele sich
min geist in gode mime tröste. VVante her ansach di od-
rauodikeil siner maget, wante warte, darvon sagent mich
selig alle geborte. Wante mir tel groze ding der gewaldig
ist. vnd heilig sin name. Vnde sine barmeherzcekeit in
gesiechte vnd gesiechte, den di in intvorchtent. Her tet gewalt
an dem arme sin, zciislrowete di hocht'ertigen an gedanken
des herzcen sin. Absazte di geweldigeii von dem stnole vnd
hohete di odmuodigen. Di luingerigen irvolte mit gudeme.
vnd di riehen liez her ydel. Her inpling israhel sin kind,
gedenkende siner barmeherzcekeit. Alsc her sprach zcu vn-
sen vetern, abraham vnde sime samcn in di werlde. Vnd
bleib Maria mit ir alse dre manden , vnd karte wider in ir
hiis. Vnd elyzabeth ist irvolt ir zeit zcu geberende, vnd
gebar einen son. Vnd horten di nachgebure vnd ire mage,
daz gegrozet hatte der herre sine barmeherzcekeit mit ir,
vnd middevroweten sich ir. V^nd geschach in den achten
tage quamen si besniden daz kind, vnd nanten iz nach dem
namen sines vater zachariam. Vnd antwortende sin muoter
spi'acii : keine wis sunder iz wirt geheizen iohaiines. Vnd
sprachen zcn ir: wante nimant ist in diner mageschal't der
genant weide mit dem namen. Vnd zceigeten sime vater,
wen her wolde iz geheizen werden. Vnd — — eine hand-
lafeln vnd screib sagende: Johannes ist sin name. Vnd wun-
derten sich alle. Vnd geolFent wart zcuhant sin munt, vnd
sin zcunge, vnd sprach benediende god. V^nd wart vorchle
uf al ire nachgebure , vnd uC al gebirge iudee worden vor-
nierct alle dise word. \ nd sageten alle di iz horten in irme
herzcen s|)rechende. Waz sal weiden dit kind? wante di
band godis was mit im. Vnd zacharias sin vater wart ir-
volt mit dem heiligen geisle, vnd prophetirclc sagende: Ge-
benediet si der herre god , wante her hat besehen vnd ge-
scall iilosunge sines Volkes. Vnde hat ulgerichtet ein hörn
des heiles vns in dem hiis david sines kindes. Alse her
sprach dorch den nuiiid siner heiligen prophelen, di von der
^^erlde sinl. Heil uz vnsen vienden. vnd von der haut
allir di vns hazzeten. Zculuond barmeherzcekeit mit vnsen
vetern, vnd gedenken sines heiligen geselzces. Den eil den
29S FRAGMENTE EINER MITTELDEUTSCHEN
her swuer zcu abraham vnsem valere, her wolde geben vris.
Daz wir ane vorchte von band vnser viende gevriit. dienen
ime. In heilikeit vnd gerechtekeit vor ime. in alle unse
läge. Vnd du kind geheizen wirs ein prophete des obirsten,
wante du vore ghes vor dem anllitzce des herren bereiden
sine wege, Zcu gebende bekentnisse heiles sirae volke. in
ablaz irer sunde bi den — der barineherzcekeil vnsis godis,
in dem uns besach der schinende von der hohe. Luchlende
den di in dinslernissen vnd des lodes — emen silzen. zcu
richtende vnse vuoze in den weg des vredes. Vnd daz kinl
wuochs vnd warl gesterckel in dem geisle, vnde was in
wiislenungen biz an den lag siner wisunge zcu israhel.
Cap. II.
Vnde geschach in den tagen gieng uz ein gebod von
dem keisare Augusfo , daz bescreben werde di werlt. Dise
ersle bescribunge geschach von dem richlere syrie cyreno.
V^nd giengen alle daz si iehen, icliche in ire slat. V"nd gieng
loseph von galylea uz der slal nazarclh iu iudeam in di stal
davidis, di genant ist belhleem, vmme daz her was von dem
hus vnde gesinde dauid, daz her iehe mit maria siner vor-
truweten wertinne der tragenden. Vnd geschach, du si wa-
ren dar, irvolt sinl di tage daz si gebare, vnd gebar iren
son , den ersigebornen. Vnd bewant in mit tuchern. vnd
legete in in eine krippen, wante nicht was eine siede in der
herberge. Vnde herte waren in derselben geburde wachende
— — — der nact wachte obir ir vihe. Vnd warte des
herren engel slunt beneben in , vnd godis clarheit vmme-
schein si vnd inlvorchten grozer vorchte. Vnd sagele in der
engel. Nicht wollet inlvorchten, wante, warte, ich kundige
vch groze vroude, di werden sal alme volke, wante geboren
ist vch hude ein loser der ist crislus der herre in der stat
david. Vnd daz ist uch ein zceichen. Ir vindel ein kind
mit tuochcrn bewunden, vnd gelegel in eine krippen. \ nd
zcuhant wart mit dem engelc ein menige der himelischen
riltcrschare, der lobenden vnd sagenden: Ere si in den
obirsten god vnd an erden vrcde den luden gudenes willen.
Vn geschach, du inlwechen von in di cngcle in den himel.
EVANGELIENLBERSETZUNG. 299
dl lierte sprachen mit einander: Ghen wir hin biz zru belh-
leeni vnd seilen dif worl , daz gesehen ist. — — — —
\'nd nachdenie daz volleiibracht waren achte tage, daz
bosneden worde daz kind , genant wart sin name ihesus der
genant \\as von dem engele. e dan her in dem übe worden
intpfangen. Vnde nach dem daz irvolt worden di tage irer
reinegunge. nach der e moysi , tniogen si in in ierusalem,
daz si in sezlen dem herren, alse gescreben ist in der e des
herren : wanle iclicher manlicher offende di uzlracht sal ge-
heizen werden heilig dem herren, vnd daz si geben ein opfer,
alse gesaget ist in der e des herren , ein par lorlellnben,
odir z<\vei liiben hvon. Vnd warte, ein menschen was in
ieiusalem dem Her mme symeon , vnd diser mensche gerecht
vnd vorchtsam, bcidende der Irostunge israhel. vnd der hei-
lige geist was in inie. Vnd hatte genomen antworte von
dem heiligen geiste, her solde nicht sehen den tod, her in-
sehe erst cristum des herren. Vnd quam in dem geiste in
daz templum. V nd dn invuyten daz kint ihesum sine eldirn,
daz si leden nach gewonheit der e, vor in, vnd her nam in
in sine ellenhogen. vnd gebenediele god vnd sagete: Nvn
lezes du dinen kneclit herre, nach dinie worte in vrede.
Wanle gesehn han mine ovgen dinen Irosf, Den du has be-
reidet vor dem antlitzce allir volke, Ein Hecht zcu intteck-
unge der heidenen. vnd di ere dines volkes israhel. Vnd
was sin valer vnd rauoter wundernde von den di gesaget
worden von im. Vnd benediete si Symeon, vnd sagete zcu
maria siner muoter : Warte, gesazt ist diser zcu valle vnd
vfslandunge viler in israhel. vnde zcu eime zceichene dem
widergespiochen wirt. V^nd sin swert muoz ghen dorch dine
scle , daz geblozel werden uz maniiigen herzcen di gedan-
ken. \ iHJe was anna eine prophelisse , di lochter phanuel,
von dem geslechte aser. Di was vort gegangen in vile lagen,
vnde halte gclcbet sibcn iar mit irme manne nach irme ma-
getuome, vnd si was \> idewe biz zcu vier und achzcig iarcn,
di nicht intweich von dem templo mit vasten vnd gebeden
dienende nacht vnd lag. Vnde si quam dar obir in dersel-
ben stunde vnd dankede gode vnde sprach von im allen di
bcideten der losunge israhel. N'nd du si vollenbrachlen alle
300 FRAGMEME EINEK ]MlTTELDEUTSCHEx\
ding- nach der e des lierren, karten Avider in galyleani in
ire slal nazarelh. Vnd das kind wuochs, vnd wart geslerket
völ wisheit, vnd godes genade was in ime. Vnd giengen
sine eidern alle iar in ieriisalem in dem heiigen tage pasche.
Vnd du worden was ihesiis zcwelf iar alt, du si uCgiengen
in iherosolimam na(ch) gewonheit des heiigen tages , Vnd
du geendet waren di tage daz si vndergiengen, bleib daz kind
ihesus in ierusalem, vnd daz irkanten nicht sine eldirn. Vnd
wonten in wesen in dem getrecke , vnd quamen einen weg
eines tages, vnd suochten in zcuischen den raagen vnd den
vrnnden, vnd vunden in nicht. Vnd giengen wider in ieru-
salem vnd suochten in. Vnd geschach nach dem dretten
tage, vunden si ien in dem lemplo sitzcende in mittene der
lerer, hörende si vnd vragende si. Vnd irschrocken alle di
in horten von siner wisheit vnd antworten. Vnd sahen in
vnd wunderten. Vnd sprach sin nmoter zcu im: Son, wo-
runime tedes du vns also? Warte, din vater vnd icli que-
lende suochten dich. Vnd her sprach zcu in: Waz ist daz
ir mich suochtet? Wüstet ir nicht, daz ich in den di mines
valers sint muez wesen? Vnd si vorstunden nicht daz word.
daz her sprach zcu in. V^nd gieng nider mit in, vnd was
in vndertan. Vnd sin muoter bewarete alle dise word in
irme herzcen, Vnd ihesus gedeich an wisheit vnd an aldere
vnde genade bi gode vnd den luden.
o^
Cap. III.
Vnde in dem vunfzcehenden iare des gebodes tyberij des
keisers , du pontius pylatus besorgete iudeam , vnd herodes
was telrarcha*) galylee , vnd philipp sin bruoder letrarcha
yturee. vnde traconitidis. vnd lysania tetrarcha abyline vn-
der den vorslen der pristerc anna vnd caipha , geschach des
herren word obir iohanncm zacharie son in der wuestenunge.
Vnd quam in aldi gebuerde iordanis , predigende loiil'e der
ruwe. in abelaz der sunde, alsc gescreben ist in dem buoche
der redde isaie des prophetcn. Stimme des ruofeden in der
wucsten, bereidet den weg des herren, recht machet sine
stige. Alle tal wirt gevuUet , und alle berg vnd hobel wirl
*) Telrarcha eiu vorsle dos virdculciles von dem riclie.
EVANGELIENUBERSETZÜNG. 801
geniddirt. vnd werdenl di bösen recht, vnd di ihIicii in
siechte wege. Vnd sal sehen alliz Heisch den trost godis.
Du sagete her zcu den scharen di quamen , daz si getouft
worden von im. Geslechle der natern, wer wisele nch viihen
von dem zcnkiinfligen zcorn. Darvmme tnot vverdige vrnchte
der ruwe, vnd niclit beginnet zcii sprechen: Einen vater
haben wir abraham, vvanfe ich sag nch, daz god mag in di-
sen steinen erwecken sone abrahe. Wanle itzcnnt di ax
zcu der bovme worzceln ist gesazi. Darvmme ein idich
bovin der nicht tuot guode vru(;ht. wirt abgehowen vnd in
daz vuer gesant. Vnd vragcfen in di schare sagende : Waz
geluon wir danne? Vnd her antwortende sagete in. Swer
hat zcwene rocke, der gebe — — . Nicht vorder dan daz
uch gesazt ist. tuot. Vnd vrageten in ouch di ritlere sa-
gende, waz getuon ovch wir? Vnde sagete in: Nimanden
zcuslahet, noch luot falscheit. vnd sit — an uwirme solte.
Vnd du daz voik wonte vnd dachten alle in iren herzen von
iohanne, daz her villichte nicht were cristus , Johannes ant-
wortende sagete in allen : Ich in wazzere tovfe uch , vmir
iz kumet ein stärkerer dan ich, des ich nicht bin werdiu'
losen den rimeu siner schuo. Her tul'et uch in dem heiligen
geiste vn in vuere. Des schufele in siner haut, vnd reini-
get sin gctenne, vnd samnet den weizcen in sinen spicher,
vnd bornet di spru in vuere daz nicht vorleschet. Mannige
vnd andere worle manete her vnd larte daz volk. Sunder
herodes telrarcha, du her gesirafet wart von im vmme hero-
diadem sines bruoders wib , vnd von allen bosheiden, di her
tet, Herodes zcu warf — daz poben di alle, vnd besl —
iohannem in einie kerkere. Vnd gcschach du geloiilt wart
allez volk, vnd ihesus bedelc, geollent ist der hiinele , vnd
nider gieng der heilige geisl in liblichcm gcsteünisse alse ein
tube in in. Vnd ein stimme wart von himele : Du bist mein
libe son, in dir behagele mir. \'nde ihesus was selbe ane-
hebende alse driziger iare. Alse man wonle ein son ioseph.
Der was hcli, der was matlliat. der was leiii. Der was
melclii , der was iannc, der was ioseph, der was matthalie,
der was amos. der was naum. Der was esli , der was
naggc, der was mahath. Der was mallhathie, der was se-
mei, der was ioseph. Der was ioda, der was iohanna, der
302 DER TODTENTANZ.
was resa. Der was zorobabel, der was salathiel , der was
neri. Der was luelchi, der was addi, der was chosan. Der
was elmadan, der was her, der was ihesu. Der was elie-
zer, der was iorini, der was matlliat. Der was levi , der
was symeon, der was iuda. Der was ioseph, der was iona,
der was eliacliim , der was melclia. der was menna. Der
was mallhalha. Der was nalhan , der was dauid, der was
yesse. Der was obed , der was booz , der was salinoii.
Der was naasson, der was aminadab. Der was aram. der
was esron , der was iude. Der was iacob, der was ysaac,
der was abrahe. Der was ihare, der was nachor, der was
sarub. Der was raugav, der was phalech, der was heber. Der
was sale der was cainan, der was arfaxad. Der was sem,
der was noe. der was lainech. Der was niaUuisale, der
was enoch , der was iareth. Der was malaleel , der was
cainan. Der was beiios. der was seth , der was ade, der
was godis. —
DER TODTENTANZ.
Es ist ein freudeloses bild, das die letzten zwei Jahr-
hunderte des mittelalters gewähren, ohne reiz schon für den
allgemeineren anblick, und immer abschreckender, je näher
man ihm tritt, namentlich gilt das in bezug auf Deutsch-
land, die grofsen gedanken, die früherhin das ganze volk
mit kraft und schöpferischer freudigkeit erfüllt hatten, waren
abhanden gekommen: pabstthum und kaiserthum hatten sich,
eine macht an der andern, aufgei'ieben ; die kirche war ver-
sunken, das reich zerrüttet, das volksgefühl gebrochen, und
nur mit ohnmächtigem grimme, da auch die ritterliche begeis-
Icrung der kreuzzüge längst erloschen war, sah man dem
wachsthum der Türkenherrschaft zu. neue gedanken zwar,
neue bestrcbungen rüsteten sich an die stelle der alten zu
treten : aber sie waren noch unklar in sicli selbst , noch
nicht ausgereift, noch gelähmt durch die lähmung aller dinge
und die zähe Widerstandskraft des abgelebten alten, schon
regten sich, und immer dringlicher, die anfange der kirchen-
bel'serung: aber noch überwog die macht, nicht der kirche,
sondern des aberglaubens und der verdumpfung; vom süden
DER TODTENTANZ. 303
lier gieng der humanlsnius auf, aber nur langsam, geliemnit
in der vollen wirkung seiner befruchtenden kräfte : denn er
fand keine lilteralui- des Volkes vor, die der dassisclien der
allen weit auch nur von fern entsprechend , ihr in sinn oder
form irgend verwandt gewesen wäre, nur nach der früheren
blute und fülle ein halb unfruchtbares, halb von unkraut
überwuchertes feld; es bereitete sich um auf die vollendete
baukunsl des dreizehnten Jahrhunderts zu folgen jetzt auch
eine bildhauerei, eine maierei: aber den bildenden künstlern
wie dort den dichtem mangelte das geschick für fornienge-
bung, mangelte geschmack und unbefangener, frei sich bewe-
gender sinn, neben die geistliche und die wellliche eiuhcrr-
schaft und adelsherrschaft, die bis dahin gegolten hallen,
rückte jetzt der leitende geist des neueren Staatslebens, die
democratie: noch aber, stürmisch wie das Zeitalter war,
artete sie in gesetzlose i-ohheit, oder, lahm wie es war, in
nüchterne bürgerliclikeit aus. da waren auch der reichlhum
und die macht, welche sich einzelne fürsten und besonders
die Städte des reiches mitten in der allgemeinen noth und
durch kluge benulzung derselben zu erwerben wüsten, nur
guter von zweifelhaftem werlhe: denn die macht wurde in
Übermut, der reiclithum in Üppigkeit gezogen, und selbst
bei der Üppigkeit war keine rechte lust; man konnte ihrer
nicht ungestört, man musle sie wie im Uuge geniefsen :
denn in eben diesen Jahrhunderten kamen zu den endlosen
schrecken des krieges, gehäuft wie noch nie, all die räthsel-
liaflen und unbezwingbaren schrecken der natur, pest, erd-
bebcn, üheischwemmungen , luiiigersnöthe. am drückendsten
l;»g diese ganze last natürlichen, geistigen, sittlichen, politi-
schen elendes auf dem deutschen volke : Frankreich war ge-
gen vieles durch die slralfere zusammenziehung der königli-
chen gewalt, England durch die gesetzliche beschränkung
derselben, Spanien durch den lilteisinn gesichert, den hier
mit all seiner lomantik die iMauren wach erhielten, Ilaiien
aber durch die glückliche gemütsart seiner bevölkerung,
durch seine nie ganz unierbrochene verbiiulung mit dem clas-
sischen alterthum und durch hochstrebende fürsleu wie ein-
zelne päbste und die Mediceer wenigstens dazu befähigt, die
wiederhergestelle wifsenschal't und kunsl scimeller und voller
304 DER TODTENTANZ.
als irgend ein anderes volle Europas in sich aufzunehmen
Italien halte gerade jetzt in Dante seineu grösten dichter,
und welche nialer, welche bildhauer bereits im fünfzehnlen
Jahrhundert !
Zeilen wie die geschilderte üben auf die einzelnen men-
schen , je nach deren sinn , eine ganz verschiedene einwir-
kung. die einen fliehen vor solchen Strafgerichten in sich
selbst zurück und zu golt, die andern suchen die Strafgerichte
und gott und sich selbst in den bunten freuden der weit zu
vergefsen; die einen verschmähen den genufs des augenblik-
kes, weil er doch vergänglich, die andern haschen nach
ihm, weil er allein gewiss sei. so denn auch damals, und
die litteratur zeigt die gegensälze bedeutsam ausgeprägt, in
Italien hier Daule, dessen sittlich -religiöser ernst durch das
Unglück des Vaterlandes, dessen liebe zum vaterlande durch
die Verbannung nur zu noch gröfserer strenge, gröfserer
wärme gesteigert wird, dort Boccaccio, mit dessen leichtsin-
nigen novellen sich eine laudgesellschaft lachend die stunden
kürzt, während in der heimat, aus der sie entwichen sind,
tausende der pesl zum opfer fallen, oder deutsche beispiele.
da gehen neben einander her geistliche lieder der bufse und
des lieimwehs und wellliche seihst der frevelhaftesten art,
Irinklieder z. b., welche parodien von psalmen und gebeten
sind; neben einander das buch von den schalks- und Schel-
menstreichen des Eulensi)iegels und die sage vom \'cnusberge,
in den die verführte Jugend zu trügerischer lusl und ewiger
Verdammnis fährt, umsonst gewarnt von dem treuen Eckard,
der am thore sitzt.
Dieser gegensalz von düstrem ernst und scherzendem
leichtsinn stand jedoch nicht lediglich so unvermittelt da : er
fand zugleich seine gemütliche und künstlerische ausglei-
chung. er fand sie in der salire, welche die lugend empfahl,
indem sie das lasier strafte, und das lasier strafte, indem sie
dasselbe als ihoi-heit, als narr heil dem gelächler preisgab ; er
fand sie, mit höherem mafs der erlicbung, als die satirische
iroiiie gewähren konnte, in jener grofsen Stimmung des ge-
müts, wo laune und wehmut, komische und tragische Welt-
anschauung in «'inen Ion zusammenfliefsen, im humor. nur
dafs, wie überhaupt die Vollendung jetzt beinahe nirgend
DER TODTENTANZ. 305
gelang, auch die Verschmelzung der zwei elemente nur sel-
ten ganz vollzogen ward : gewöhnlich überwog die irdische
schwere und drückte den geist, der empor wollte, halb wie-
der hinab zur salire und der blolsen laune. aus dieser sa-
tirisch-humoristischen zeitrichlung geschah es, dals auf bil-
dern des jüngsten tags die nialer ihre meiste erfindungsfülle
an die grausam -lächerlichen quälen der verdammten wende-
ten und gern in die menge derselben mit besonderer aus-
zeichnung einen pabst und cardiniile stellten ; dafs ähnliche
züge aucii den Irauerspielen eingereiht wurden, mit deren
aufführung man die heilige passions- und osterzeit verherr-
lichte; dafs man unmitfelb.ir vor die grofsen faslen die tolle
volle ausgelafsenheit der fastnacht und der fastnachtspiele
rückte, und gelegentlich wieder diesen fastnachtsspielen den
ernsthaftesten zweck und Inhalt gab ; dafs hart am ende des
miltehilters noch Sebastian Braut seinen bittren ingrimm über
all die Verworrenheit und Verworfenheit, die er ringsum sah,
nicht schicklicher einzukleiden wusle als in den grofsen
fastnachtsaufzug seines narrenscIiifTes. und, wie zum theil
schon diese beispiele zeigen, der spott, die laune liefs kei-
nen, auch den höchsten nicht, unangetastet und kehrte sich
voraus gegen die geisllichkeit: denn der liumor in seinem
aufschwung achtet der irdischen Standesunterschiede nicht, und
es war die zeit der neuen democralie und der schon sich ver-
kündenden kirchenbefserung.
Zumal aber ward diese arl und weise die dinge der weit
zu betrachten auf den angewendet, der auch keines Standes
achtet noch schont, der gleichsam der genius des Zeitalters
war, den man das physisclie leben vernichten und hinter der
erschöpfung des moralischen und politischen lauern sah, den
tod. immerfort und immer auf dem gründe der ironisch -
humoristischen Stimmung wurden neue vcrbildlicluingen und
personificierungen des lodes erfunden und gebraucht und aus
der poesie in die alltägliche denk- und Sprechweise fortge-
l)llanzl; manche derselben haben sich von daher bis auf den
heutigen tag erhalten, aus dem umstände nun, dals einige
dieser bildlichkf^iten und andre mehr oder minder ihnen ähn-
liche uns auch bereits im früheren, ja im frühesten mittel-
alter begegnen, ist wiederholendlich, zuerst, wie ich glaube,
Z. F. D. A. IX. 20
306 DER TODTEiNTANZ.
von Jacob Grimm') vermutet worden, es finde liier ein
fortwirken alllieidnischer anschauung statt, und man habe
sich darum im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert den
lod auf diese oder jene weise persönlich handelnd gedacht,
weil sclion der heidnische Germane sich ihn ebenso gedacht
habe, dem ist aber kaum so. die altgermanischen Vorstel-
lungen von dem leben jenseits waren so wesentlich verschie-
den von denen , die das christenthum brachte , und wurden
von letzteren so gänzlich unterdrückt, dals nun auch der
Übergang in das jenseils, auch der tod in anderer gestalt als
vormals erscheinen muste. es genügt hier auf einen einzi-
gen, aber haiiplsächlichen punkt aufmerksam zu machen, dem
heidnischen Germanen war die gotlheit des todes ein weih,
Halja; der christliche übertrug diesen namen (es ist unser
wort hölle) einschränkend auf den ort , an welchem jenseits
die unseligen leben: den tod aber hat er stets, auch wo er
denselben pcrsoiiilicierte, eben den tod genannt, ihn als mann
aufgefafst"). und so traf denn die art von mythologie, die
sich im verlaufe des mittelalters neu und frei an den begriff
des todes schlofs, von vorn herein eher mit dem griechischen
als dem germanischen heidenthum zusammen, mit dem grie-
chischen, dem auch der Tod eine männliche gottheit war.
Es hat aber diese mittelalterliche todcsmylhologie vor
dem vierzehnten Jahrhundert fast durchgehends einen anderen
character besefsen als in und seit demselben, vor ihm ge-
schah die verbildlichung meist noch ohne zuthun des humors,
in einem einlachen, aber durch die einfachheit grofsartigen
Stile, und es w ard der Tod, um nur die gangbarsten darstel-
lungen zu berühren, entweder mit weiterer ausführung eines
biblischen bildcs^) als ackermann dargestellt, der den garten
1) (leulschc mythologie 1835, 480 tf. I84i, 799 ff.
2) de» Dänen in iVorilsclileswig ist sogar Hei selber ein spuk von
männlieliem gesclileilil geworden: MüllenholTs sagen d. herzogtliümer
Schleswig, Holstein und Laueiiburg 244.
3) ingredicris in abundaiilia scpulcrum , sicut infertiir acervus
tritici in tempore siio Job 5, 20. et cadet morlicinum hominis quasi
stcrcus sitper J'ucieni regionis, et quasi J'oenum post terguni melenlis,
et 7ion est qui vülligat Jereniias 9, 22. zahlreiclie stellen des allen
wie des neuen teslanienis, die den menschen in seiner Vergänglichkeit
mit dem gras und der blume des fehles vergleichen.
DER TODTENTANZ. 307
des lebens jälet und eine blunic darin nach der anderen
bricht, der über das Schlachtfeld schreitet und es mit blute
düngt, mit Schwertern furcht und mit leichen ansät*); oder
mit mehr Selbständigkeit der vergleichung als ein gewaltiger
könig, der durch die lande fährt und seine heerschaaren sam-
melt^), der gewappnet auszieht gegen seine feinde die men-
schen'^) und sie gefangen nimmt ^), der sie in sein gastliches
haus^) oder als richler vor seinen gerichtsstuhl ladet'-'): krank-
heiten sind die wiederholendlich mahnenden boten ^''), und
grofse schlachten werden als processc durchgefochten ^^).
anders seit dem vierzehnten Jahrhundert, für die neigungen,
die von jetzt an herschten, waren jene bilder zu helden-
haft einfach, zu unmittelbar: man liefs sie meistens fallen
und griff dafiir nach solchen, die auf den näheren stufen des
alltagslebens lagen, und die den eindruck des erhabenen da-
durch machten, dafs sie das grofse einkleideten in verhält-
nismäfsig niederes und geringes, ja gemeines, bilder der
art waren den früheren Jahrhunderten entweder noch ganz
fremd gewesen, oder, wo man etwa auch schon damals auf
sie Stiels, pflegte man ihnen doch nicht weiler nachzugehn.
4) zeitschr. 7, 129; »/'/e der tot iinibe sich mit krcften lui't ge-
boi/wen kliige 82S. luich in späterer zeil brauclit Joliaiin Ackermann
fast kein andres bild als des gi'asendeii und i)lunien au.sreutenden To-
des: s. eap. 2. 'i. IC) u. 17 seines gesptiiches. unmittelbar hieran
grenzt es, wenn in Geilers predigten de arborc inimaiia der Tod ein
holtzmeyer d. li. lorsler genannt und so auch in bildern der deutschen
ausgäbe (Strafsb. 1521) dargestellt wird, wie er den Maid aushaut;
vergl. niythül. (Sil.
5) mj'lhol. SOfi f. des Todes zeichen d. h. das \\ap|)en des To-
des, das die sterbenden oder gestorbenen als seine diinstuiannen alle
tragen (vgl. Willi. (Jrinini über Freidank C5 ) , am ausliihrlichsten in
der Warnung, zeitschr. 1, 142.
6) mylhol. Süä f. zeitschr. 7, 548 f.
7) mythol. 805. de duet — bint uns mit enen soc vasten band,
dat he t/ns tliuet in cen ander lant Mones quellen und Forschungen
1, 127. vgl. des teufeis bände mythol. 964.
8) mythol. 8ü;j; thore des todes zeitschr. 2, 530.
9) der Tod aber auch selbst als klüger: mythol. 80(3.
10) mylhol. 807. 813. altd. biälter 2, 78. Job. Pauli schimpf und
ernst, leseb. 3, 1, 79.
11) nuoldcr iindr errahclidn s/min uuidarsaUrhon i>ud\\igsleich ;
Lhlands Volkslieder 518.
20*
308 DER TODTENTANZ.
desto häufiger und geläufiger wurden sie jetzt, und es sind
z. b. die alten krieges- und siegeslicdcr der Scliweiz, wie
namentlidi das auf die schlacht von Sempach, ganz angefüllt
mit solchen mehr oder weniger durch- und ausgeführten ver-
gleichungen. so brauchte man gern um den begriff des Ster-
bens dichterisch zu umkleiden die Verhältnisse und amtsver-
richtungen der niederen geistlichkeit, und der kämpf mit dem
feinde ward ein beichtehören, dessen lödtung eine ertheilung
von segen und ablafs*^), der galgen das klosler zu den dürren
brüdern genannt*^), oder man verglich das leben mit einem
Schachspiel, den lod mit dem matt oder mit dem aufräumen
der figureu. auf einem biid im kreuzgange des Slral'sburger
münsters sah man vormals den Tod am Schachbrett, ihm ge-
genüber eine gesellschaft von päbsten, kaisern , königen, bi-
schöffen u. s. f.; der Tod aber sprach alles, das do lebt,
groj's und klein, das vinfs mir wei^den gemein ; bobst^ kä-
nig und cardinal, bischof, lie7'zog all zu mal, grave/i, imit-
ier und fraucn, bürger , knaben und junkfrauen, ich sag
üch vfs friem won, keinen ich des spiles er Ion. bewarent
üch, junk und alt : üwer jar sind ufs gezalt. lenger will
ichs nit gestatten: zu tod will ich üch matten^'^). ein
noch älterer beleg : ein meister glichit dise werlt eime
schäfzabelc. da stdn iijfe kunige unde kuniginnen und
ritlere und knappen und venden : hie mite spilen si : wanfie
si müde gespilet haben, so werfen si den einen under de?i
anderen in einen sack, alse tut der tot: der wirf et iz
allez in die erden, ivelich der riche si ader der arme si
ader der bäbist si ader der kunic , daz schoivet an deme
gebeine: der knecht ist dicke über den herren geleget, so
si ligen in deme beinhuse^^). anderswo, und das von jeher
12) Sempacber lied im altd. leseb. 922, 1. 92r), 8. 930, 41; vgl.
iu dem lügenmärcheri von den 18 wachtein z. 67 ein eichin pfaffe,
daz ist war, ein büechin messe singet: siver da zem opfer dringet,
der antläz im gegeben wirt , daz im der rücke gar geswirt: der se-
gen was ein hulben slac und die proccssionen mit spiefseii , das capi-
tel beim fahnlein in Uhlands Volksliedern 517 i'. anderer beispiele
der art noch genug.
13) z. b. Waldis Esop 4, 43.
14) die neue-kirche in Slralshurg v. Edel 88 fg.
15) bei liermaun von Fritzlar inPfeiirers deutschen mystikern 1, 164.
DER TODTENTANZ. 309
besonders häufig, wird wie der tod überhaupt als ein fest,
das die weit den menschen gebe*''), so der kanjpf einzelner
krieger oder ganzer beere als ein gastmal dargestellt und
jede todeswunde als ein eingeschenkter und geleerter trunk*^);
Hugo von Langenstein in seiner marter des heil. Martina
überträgt diese verbildlichung von dem tode auf den nachbar-
lich verwandlen teufel und schildert mit grausenhafter aus-
führlichkcit die gasterei des höllischen Schenkwirtes *^).
Hieran denn endlich lehnt sich die vergleichung, auf
welche wir fortan unser ausschliefsliches augenmerk richten
wollen, die Zusammenstellung des todes mit solchen luslbar-
keiten, die band in band mit den übrigen freuden eines festes
und festmales zu gehen pflegen, mit musik und tanz, schon
im Nibelungenliede wird wiederholendlich der todeskampf des
beiden und spielmannes Volker ein geigenspiel und das schwert
sein ßedelbogen genannt'^); jetzt, ein Jahrhundert später,
führt der Rosengarten dasselbe bild des weiteren und fast
übermäfsig aus , verstärkt aber zugleich dessen reiz , indem
er als gegenkämpfer dem spielmanne den möncli Ilsangiebt:
nun erscheint der kämpf abwechselnd als geigenstrich und als
beichte und ablafs"**). in eben diese anschauiingsart schlägt
noch ein Wortspiel ein, welches Abraham a s. Clara liebt:
er sagt öfters, mit anwendung der alterthiimlichen notenua-
nien, das leben eines menschen gehe schon auf das letzte In
16) Fieidank 178, 12.
17) z. b. //('/" shancla ce hanto7i sim/n fiantoii bifteres li'des im
Ludwigsleicli ; des heiligen Cristcs scheuche Ruolant 182, 18; 7iu trin-
ken wir dir, minnc und gelten sküneges win Nib. 1897 ; hie schenket
Ilagne daz aller wirseste iranc ebd. 1918; vnd schenken mir sanct
Johans segcn tvie die wbljf' den lennnern pßegcn Waldis Esop 1, 49;
sus künde er si ze hüse biten, si muosten im den pfeffer gelden
Ernst 918; morgenbrot mit iüffeln im Seinpacher lied , altd. leseb.
922, 24. den ersten anstofs niochlcti auch liier bibcislelien gegeben
haben wie Jes. 49, 26. 51, 17. 22 u. a.
18) aitd. leseb. 758 f. vgl. Nobiskrug inythol. 954. zeitschr.
4, 388.
19) videlen 1903. 1913. 19il. diene 1939. 1941. gigcn slac 1759.
vidclbiige 1903. 1943. ez ist ein riitcr anstrich (blut statt barzes),
den er zeni vidclbogen hdt 1941. einen mdelbogcu starken — gelich
eimc swerte 1723. vgl. Reinardus 3, 2161 ff.
20) 1458 (r. Wilh. Grimm x und xvii.
310 DER TODTENTANZ.
vii fa (1. li. lafs mich fahren^*), oder es singe der Tod
denselben das la mi fa i'e^~). zur musik aber wird getanzt,
beide kiinste gehören zusammen: die grauenhaften weisen,
welche dort Volker aufspielt, heifsen /e/c/ie^^), ebenso in
dem schweizerischen siegsgesange die sclilacht von Senipach
ein tanz'''); Freidank spricht von einem tanze, zu welchem
der tod die menschen sammle ^^), Sebastian Brant von sprän-
gen, die derselbe lehre, vom reigen des todes und dem vor-
tanze daran ^''), ein Niederländer des 14n jahrh. von einem
reigen, an den alle miifsen um sich hinüber zu singen in
ein andres land^'). die vergleichung ward noch dadurch
empfohlen, dafs man sich auch in diesem andren lande selbst
die seligen wie die unseligen tanzend , dafs man sich him-
mels- und höUentänze dachle^^), gerade wie schon das aller-
thum gesang und tanz auch in den elysischen gefilden'^'').
Hartniann Schedels weltchronik von 1493 , die mit holz-
schnitten nach Michael Wohlgemulh und Wilhelm Pleyden-
wurlT geziert ist, gieht als bihi der aufcrstehung^'*) drei tan-
21) z. b. gehab dich wohl, Passaucr ausf% d. säminll. sverke 11,
255. 383.
22) Judas ebd. 5, 20i
23) s/n leiclie ItUenl Ubele, sin z'iigc sint rüt Nil). 1939. s/ne leiclie
hellent durch heim unt durch rant 1944.
24) altd. leseb. 930, 30.
25) gol tet wol , daz- er verbot, daz niemnn weiz sin selbes fdt :
wisten in die Hute gar, der tanz gewänne kleine schar 175, 15.
26) iiarrenschilF, Strobel 232. 234.
27) Mones quellen u. forschuiigen 1, 127. ob auch die oft vor-
komniende redensart den tot an der hant haben den zum tanze ge-
fafsten tod oder blofs die greifbare nähe desselben meint? J. Griinni
giebt letztere deulung:, mythol. 377, vgl. 807. für erstere könnten
Str. 2 und 4 des hochdeutschen todtentanzgedichtes sprechen : ich hau
iuch an die haut genomen und ich wil iuch fiteren bi der hcnd an
discr swarzer briieder tanz.
28) reigen der engel und der heiligen bei .Christi hinimelfahrt :
olTenbarungen der Christina Ebnerin, Heunianni opuscuia 301 ; hei der
himniclfahrl Mariae : Mones alld. Schauspiele 87; der hello reijc : des-
selben Schauspiele d. uiiKelaiters 2, 81. 102.
29) Anacreon 4, 17. niylliol. 807.
30) bl. 204 VW. der lateinischen, 201 vw. der deutschen ausgäbe,
hier mit keiner, dort niil der Überschrift Imago mortis: der vorher-
gehende text fordcit jeiioch ein auferslchungsbild.
DER TODTENTANZ. 311
zende todte, denen ein vierler bläst^'). das sterben also ein
lanz, zu weichem der tod den mensclien aufspielt: im gegen-
safze dazu schreibt einmal Heinrich von Nördliugen seiner
geistlichen freundin es pfjjfet auch mancher^ gar woly
das dem hwrer sücjser ist den dem ]if;jfer, imd die an-
dern tanzent mer darnach dan er selber : pit hie für mich,
das ich den tanz- eins wdrhaften lebens Iret nach der
süe/sen j)fifen dins liebs Jhesu Christi^-).
Wir haben bisher blofs solche fälle ins äuge gefafst, wo
die verbildlichung und persnnificierung des todes nur gelegent-
lich und nur vorübergehend in den dehkmälern unsrer alten
litteratur uns entgegentritt, dabei liefs man es jedoch nicht
bewenden : das Wohlgefallen an diesem kreise neugewonnener
anschauungen trieb zu abgesonderter und abgcsclilolsener dar-
stcllung desselben, eine der schönsten alldeutschen prosa-
schriften , verfal'st von Johann Ackermann im jähr 1429^^),
zeigt uns den Tod in sireitendcm Zwiegespräche mit einem
witwer, der ihn vor golt verklagt hat, und schon im vier-
zehnten Jahrhundert ward von den angeführlen vergleichun-
gen diejenige, die am eindrücklichsten in die sinne fiel, ward
der miisicierende und mit den menschen davon tanzende Tod
zum gegenstände dramatischer dichtung und Schaustellung
gemaclil. denn tanz und drama fielen damals fast in eins
zusammen, die tanze, die das volk schaarenweis im freien
31) 'eine Lüllicher papicrhandschrift aus der abtei s. Truyden ent-
hält liinlcii eingeklebt einen liolzschniti, auf dem drei g;erippe vor dem
vierten iifeifenden tanzen:' MaTsmann in Naumanns Serapeum 8, 131).
dieselbe darstellung als in Scbedels cbronik oder ein ausgescbnittenes
blallstiick derselben.
32) Heumanni opuscula 390.
33) unter dem tilel der ac/icniiann at/s B'öhcim erneuert heraus-
gegeben durch V. d. Hagen, den nanien Johann zeigt das acroslichon
des schlufsgebetes , Ackermann als den zunamen die cap. 3 und 4.
dieser Johann Ackermann war aber nicht aus ^'()gel\vad oder Vogelwaid
(v. d. Hagen s. iv. Gottfrieds v. Sirafsb. werke i, viii), sondern von
gewerb ein vogler: von f'o^elwaid ist mein pßug cap. 3; vgl. gen
und lonj'in ist min pjlitoc altd. wäld. 2, 51. du bist ein jii^er klug :
zeuc/i hin und her, pßege deines vatcrs pßug ebd. 3, 118. ßuochcn,
schelten ist min pßuoc ebd. 57. iSsheit ist in ein nutzer phluoe
Ulrich v. Liechtenstein 630, 27. W. Grimm zu Freid. 385. pßuoc
das Substantiv zu pßcgcn.
312 DER TODTENTANZ.
oder in eigens dazu bestimmten gebäuden anstellte, waren
meist auch von irgend welchem gebärdenspiel begleitet, ver-
bunden mit gesang und feierlichem aufzug^*); die länze der
Jünglinge, welche Tacitus als die einzige art Schauspiel bei
den Germanen nennt, ahmten kühn und schön eine schlacht
nach^^), und selbst in den geistlichen Schauspielen des mit-
telalters, die man ursprünglich doch in und bei kirchen auf-
führte, kam häufiger tanz vor : in den osterspielen tanzten
die ritter singend zu dem grabe Christi , das sie bewachen
sollten^''), und tanzten mit jiebräischem gesang die klagen-
den Juden zu Pilatus hin^^). so nun auch der tanz des
Todes als öffentliche Schaustellung, als drama. natürlich aber
konnte das bei den motiven, die einmal gegeben waren, im-
mer nur ein drama von der einfac-hsten und kunstlosesten,
von der rohesten art sein : indem eine reihe von menschen
verschiedener alter und stände vorwärts schritt oder auch in
geschlofsenem kreise da stand, und der Tod musicierend her-
zukam und einen von ihnen nach dem andern im tanz ent-
führte, muste sich der dialog auf wenige worte, welche der
Tod zu jedem einzelnen und wiederum jeder einzelne zu dem
Tode sprach , und muste die handlung auf eine beständige
Aviederkehr immer des gleichen ab - und zugehens sich be-
schränken, indess man gab sich auch sonst wohl und noch
im beginn der neueren litteratur mit solcher änfscrsten ein-
fachheit des dramas, mit solcher eiiilörmigkeit und eintönig-
keit zufrieden, der ludus de corpore Christi ^^), der streit
der sieben weiber um einen mann^'') sind um nichts beweg-
34) vgl. was hierüber in meiner lilteralurgeschichle § 72 und 83
gesagt ist.
35) Germania 24; nudi iuvciics: auch in schlachten selbst glengen
die kühneren nackt, noch in späteren zcilen und noch jetzt derglei-
chen schwerltÜDze : sagen d. br. Grimm 1, 241 ; bei den Ditmarschen :
Vieth in üahlmanns Neocorus 2, 56G ; in Vorkshire: mylhol. 281; als
ustej'spil: V. d. Ilagens minnes. 2, 78; als öirentliche Schaustellung
der fechlschulen, wie 1551 zu Ulm: Schmids schwäb. wörlerb. 18(').
36) z. b. lluiniianns fiiiidgr. 2, 302.
37) fundgr. 2, 3ÜÜ. 307.
38) Mones aild. Schauspiele 145.
30) MafsmauMS crläulerinigen zum Wessobrnuner gebet 08. das
gedieht ist eine mutwilligem auslührnng der anfangsworte von Jes. 4.
DER TODTENTANZ. 313
ter und mannigfaltiger, ja sind es eigentlich in noch gerin-
gerem grade ; ganz so aber iäfst Pamphilus Gengenbach in
seinem 'Ihatspiel' von den zehn altern des menschlichen le-
bens**^) eben diese, vom zehnjährigen kind an bis zum hun-
dertjährigen greise, an einem waldbruder vorüberziehn und
dessen lehren und Warnungen empfangen, und wiederum ganz
so hat sein fastnachtsspiel von 1517, der Nollhard, die unbe-
wegliche haupt- und mittelfigur eines frommen eiiisiedlers,
der hinter einander allen mäclitcu Europas , dem pabst, dem
kaiser und so fort bis zum landsknecht und dem Juden, ihre
Zukunft prophezeit.
Eine dramatisierung der art vom tanz des Todes hat die
deutsche lilteratur schon im vierzchenlen Jahrhundert besefsen,
eine reihe meist vierzeiliger versabsätze, Strophen, wenn man
will, die ein regclmäfsig wechselndes Zwiegespräch zwischen
dem Tod und je einer person von immer anderem stand oder
alter bilden, es sind der personen ursprünglich 24, und ihre
reihenfolge ist nach der rangordnung wohl abgemefsen : zu-
erst der pabst, dann kaiser und kaiserin , dann könig, car-
dinal, erzbischof, herzog, bischof und so immer weiter hinab;
zuletzt der bauer, jiiugling und Jungfrau und das kind'*').
ihren hauptsächlichen inhalt nehmen die reden und gegenre-
den von dem her, was die grundanschauung des ganzen ge-
dichtes ist, von dem tanz, an dem jeder müfse, hoch und
nieder, jung und alt, von dem tanz und der ihn begleitenden
musik : gelegentlich aber Hechten sich auch noch andre der
beliebten bildlichkeiten ein, wie wenn der Tod (ich führe aus
der hochdeutschen geslalt der dichtung an) zum könige sagt
ich wil iuch fäeren bi der hend an disar swarzcv briieder
tanz : schwarze brüder sind Benedictinermönche''^) ; oder er
den ritter und den edelmann zum kämpf herausfordert; und
überall spricht trell'cnd der Tod und crwiedert ihm der mensch
40) nach Aufsels anzeiRcr 2, 14 bereits im j. 1500 gedruckt.
41) xye mitcslen all tif sync J'art und danzen im 7ioc/i sijncii 7'('i/cn,
bäbst, kaiser, hünig, hischüjf, leijcn narrenscliilF 234 ; pawcs, heiser,
hcrloghen ende grevcn, gcistelic, werltlic , richler ende Jieven , — gy
aduocaten , gy ojjicialc, richter, schcpene al to male, — olt ^ ,/""/'>
starc of leal bewant, ivy moten alle in dat ander lant quellen uml
forscliungen 1, 128 f.
42) in swarlzen kltvstern alld. leseb. 901, ;{0.
314 DER TODTENTANZ.
mit der characleristischen beziiglichkeit, welche stand und
aller vertragen , in besonders rührenden wortcn aber das
kind : oive. Hebe muoter mini ein swarzer man ziuht mich
du hiti. wie iviltu mich also verlän? muoz ich tanzen,
und kan niht gdn !
Wo und wann dieses deutsche drama zur öfTentlichen
aufliilirung gekommen, wird zwar nirgend berichtet, von ihm
so wenig, als es bei andren zu geschehen pflegt : doch ist,
dal's solche stattgefunden, auch von ihm unzweifelhaft: dem
niiltelaller war die Unnatur noch fremd dergleichen blol's zu
schreiben und zu lesen, nicht aber auch zu spielen, von
Florenz haben wir aus dem fünfzehnten Jahrhundert das nach-
her zu besprechende beispiel einer umziehenden, mit gesang
begleiteten Schaustellung des Todes, und es mag daraus noch
auf weiteres und früheres geschlofsen werden ; in Frank-
reich aber sind während derselben zeit eben solche dichtun-
gen wie jene deutsche nicht nur handschriftlich aufgezeich-
net*^), sondern sie sind auch gespielt worden, zu Paris ge-
gen das j. 1424, zu Besannen im j. 1453**). hier standen
die todtentänze, was übrigens mit gewissheit auch für Deutsch-
land anzunehmen ist, gleich aller dramalik in der nächsten
beziehung zu der kirche : sie wurden von geistlichen veran-
staltet und geleilet, sie wairden in oder bei den golteshäu-
sern aufgeführt , und es scheint , dafs ursprünglich auch die
in der legende so genannten Maccabäer, d. h. die sieben
brüder samml der niutter und Eleasar, die unter Anliochus
Epiphanes den märlyrertod gelitten*'^), eine rolle in ihnen
und eine vorzügliche rolle gespielt haben , falls man nicht
blofs die aufführung zuerst an deren fest verlegte : nur so
oder so erklärt sich der in Frankreich altübliche name la
danse Macabrc, chorea Machabaeorum''^). die alle kirche
43) explicalion de la danse des morls de la Chaise -Dieu par Ju-
binal, Paris 1841, 19.
44) Carpentier und Henschel unter Macliabaeorum chorea.
45) 2 Maecab. 0 und 7.
40) dieser lateinische ausdruck niaclil all die sonst versuchten her-
leilungen unzuliil'sig, die von Macarius , der heiligen iigur einer den
todtentanz beriilii-enden legende ( reeherches sur les daiises des morls
|(ar Peignol, Dijon ISSO, 81 u. a.), von Marc Jpvi-il, einem bürger zu
\ienne, der dem capilcl zu s. Maurice ein gut uameus Mucabraij ge-
DER TODTENTANZ. 315
hal nur zweierlei ungetaufteu, blofs in ihrem blute getauften
heiligen eigene feste gewidmet, jenen Maccabäern und den
unschuldigen kindlein ^'^j , und zu Paris fanden die tanze der
Maccabäer aux Itmoce?is , in dem klostcr der unschuldigen
kindlein statt ^^).
Als die älteste jahrzahl des französischen todtentanzes
ist oben 1424 vorgekouimcn : doch niufs gleich dem deut-
schen auch dieses drama schon im vierzehnten Jahrhundert
bestanden haben, denn schon ein dichter des letztern sasrt
im rückblick auf eine im j. 1376 erlittene krankheit jcßs
de Macabre la donce , qui ioute goiit iiuiine ä sa traice
et ä la Josse Ics odresse, d. h. ich wäre an meiner krank-
heit beinahe gestorben '^^) , und um dieselbe zeit ist die ganze
dichtung auch schon von Frankreich aus nach Spanien ge-
langt: ich meine die danza gcneral, die man friihcrhin irr-
Ihümllch dem Juden Santob von Carrion zugeschrieben^^),
eine reihe von 79 achtzeiligen Strophen, wechselrede zwi-
schen dem Tod und den von ihm entführten menschen mit ei-
nem eingange, welchen nächst dem Tode selbst ein predica-
dor spricht^'), obwohl so früh bereits eingeführt, ist den-
scheukt (Jubinal 10), aus dein arubisclien nia^baruli oder maghourah
oder mogabir s. v. a. kircliliof (^an Praet bei Doure , tlie daiice of
Death , London 1833, 30) u. s. w. ; vgl. Mafsniann in Naumanns Sera-
peuin 8, 135. und ebenso ersebeint es als ein niissversland , wenn in
den iiandscbriften auf den zu anfang sprecbenden docleur der naine
Macliabre überlragen (Jubinal 19) und darnach wieder in die lateini-
sche Übersetzung des französisciien gedichts gar als verfarser des gan-
zen ein Macaber bezeichnet wird.
47) Jacobi a Voragine legeiida aurea cap. 109, ausg. v. Grül'se
s. 454.
48) in Köln ein kloster der heil. Maccabäer: ein dort verfafstes
gedieht über deren niarter von 1517 verzeichnet Panzer, anualen der
alt. deutsclien litt. I, zusiitze 142.
49) Marsniaiin, der im Serapeum 8, 134 die stelle miltheilt, srhcinl
sie unrichtig aul" die ahfalsung der (lause Macabre auszudeuten.
50) Douce 25.
51) gedrnckt in Tirknors geschichte der schönen litt, in Spanien,
deutsch V. Julius, 2, 598 — (il2. über den französischen Ursprung
ebd. 1, 77. 'sie ist aber' unstreitig kein diania, sondern ein lelirge-
dichl, dessen aul'führuiig ganz willersinnig gewesen sein würde' ebd.
1,211. Schaek indessen reebnet sie zu den dramatischen dichtungen :
geschichte d. dram. lit. u. kunst d. S|)aiiicr I, 123.
316 DER TODTENTANZ.
noch die anschauung vom todtentanze nie einheimisch in Spa-
nien geworden, wie sie es in Frankreich, wie sie es gar in
Deutschland ist: erst im sechzehnten Jahrhundert kommt sie
wieder dort zum Vorschein, aber auch da wiederum als drama,
als frohnleichnamsspiei : ein hiirger zu Segovia , Juan de Pe-
draza, jiat es gedichtet, zum schaden des todtentanzes selbst
res bleiben von diesem nur der pabst, der könig, die dame
und etwa noch der hirte übrig) mit derjenigen einmischung
allegorischer personen (la Razon, la Ira^ el Entendimiento),
die den frohnleiciinamsspielen überall nah, besonders aber in
der art der spanischen autos lag^^).
Das altfranzösische Schauspiel, der erste anstofs dieser
beiden spanischen , ist jedoch minder auf dem gewöhnlichen
wege der Überlieferung solcher dinge , nicht sowohl durch
die Schrift allein als unter vermittelung noch einer zweiten
kunst auf die nachweit und bis auf uns gekommen, indem
man nämlich der handschriftlichen aufzeichnung Strophe für
Strophe bilder beigegeben ^^), indem man zu Paris auf die
kirchhofniauer desselben klosters, wo man den lodtentanz zu
spielen pflegte, die ganze reihe seiner einzelnen Situationen sammt
den dabei gesprochenen verscn hingemalt und späterhin, ehe
noch die bilder und inschriften von der zeit wieder ausgewischt
waren, vom j. 1485 an, durch holzschnilt und druck deren
ferneren bestand gesichert^*), indem man anderswo und noch
häufiger blofs die einzelnen Situationen gemalt oder in stein
gehauen, die worle aber, welche dazu gehörten, aus räumli-
cher nölhigung oder weil mit ihnen jeder doch bekannt war,
weggelafsen hat. solcher anschluls der bildenden kunsl an
die dichtende ist natürlich , ist auch zu jeder zeit und bei
allen Völkern üblich gewesen: hier, wo die grundlage ein
drania , eine Verbindung der dichterischen rede mit sinnlich
wahrnclinibai-er darslellung, mit tanz und gebärdenspiel war,
gewann die Übertragung noch an reiz und leichtigkeit. die
52) fai-sa llinada datn-a de la miicrlc 1551; neu Lerauspegeben von
Wolf: ein spanisches fi-ohnleiclinaiiisspiel vom lodtentanz, Wien 1852.
53) besclireibung solch einer bandscbrift zu Paris bei Jubinal 18;
den bandschiiften ohne bilder (ebd. 19) mügeu lediglich die bilder feh-
len: wir werden nachher in Deutschland das gleiche finden.
54) Mafsinann im Seraj)enm 2, 191 If
DER TODTENTAxNZ. 317
danse Macabre aux Innocens ist laut einer chronikslelle in
den Jahren 1424 bis 1425 gemalt worden^"^); für die übri-
gen, die gemalten zu Amicns"'^'"') und Angers ^^), den gestick-
ten bei Nolre Dame zu Dijon''^), die steinernen zu Ronen ^^),
zu Fecanij) und im schlols von ßlois*"*), giebt es einstweilen
keine Zeitbestimmung und wird auch, da bis auf den zu An-
gers sie alle zu gründe gegangen sind, kaum noch eine solche
zu ermitteln sein: nur von dem gemalten des kreuzganges
der sainte Chapelle zu üijon weifs man , obschon die revo-
lulion auch dieses gebäude zerstört hat, die zeit und von ihm
auch den meister, Masoncelle und das jähr 1436''*); der noch
erhaltene aber der ableikirche von La Chaise -Dieu in Au-
vergne mit dem unverkennbaren gemisch zweier ganz ver-
schiedener arten der maierei, einer leblos unbeholfenen und
einer bewegtem befseren , mag zuerst schon im vierzehnten
Jahrhundert entstanden sein, nach 1343, in welchem jähre
die kirche gegründet worden, im fünfzehnten aber stückweis
eine übermalung und erneuerung erfahren haben"-), die
verse der dichtung sind auch hier nicht beigefügt: es weist
aber zurück auf deren grund, wenn auch hier wie schon in
der danza general den anfang der reihe (nur Adam und Eva
und die schlänge mit einem todlenkopfe gehn noch voran)
und ebeuso wieder deren schlufs eine malerisch bedeutungs-
lose ligur, ein prediger macht, wir werden auf den tod-
tentanz von La Chaise -Dieu noch wiederholendiich zurück-
kommen müfsen.
Mit dieser liebhaberei der Franzosen für malerische fest-
haltung der todlenlanzgedichle, die freilich schon aus der
Sache selber sich erkiiirl, mag man etwa ihre kaum geringere
55) Peignot xxxiij f. 83 f. Douce 15.
5ö) ia (lein kreuzganpe der kalliedrale, der 1817 abgebroelien wor-
den : Douce 47.
57) erst kürzlicli unter einem luörlelübcrzug entdeckt: Jubinal 1 i.
58) in der revolulion verschwunden : Peignot xxxviij. Douce 35.
59) bei s. Maclou ; ebenfalls nicht mehr vorhanden: Peignot xlvij.
6U) auch diese beiden nicht mehr da: Jubinal 14.
Ol) Peignot xxxvij. Douce 35.
G2) Jubinal, dessen oben schon erwähntes buch aul'ser der beschrci-
bung auch eine vollständige abbildunp giebl, hat diese mischung der
Stile nicht beachtet und setzt das ganze unlerschiedlos in das 15c jh.
318 DER TODTENTANZ.
für bilder aus der thiersage , aus den abenteuern des Fuch-
ses und des woIfs vergleichen : auch die thiersage hatte
einen satirischen bezug, gelegenUich gab auch sie den stofF
zu theatralischer darslellung (Philipp der schöne liefs mehr-
mals um pabst ßonil'acius viii zu verhöhnen die procession
des fuchses Reinhard aufführen''^), und scnlpturen und ge-
mäide aus ihr wurden auch in den Wohnungen geistlicher
herren und selbst in kirchen angebracht*"*), wie viel befser
noch passte in die geheiligten räume der todtentanz, der nicht
blofs satirisch, der zugleich ein geistlich-ernstes lehrsliick
war! und so vergleichen sich denn noch näher die bildwerke,
die im j. 1408 ebenfalls aux Innocens zu Paris über das
kirchenportal sind gesetzt Morden "^^), bildwerke aus jener
legende von den drei todten und den drei lebenden königen,
die schon im dreizehnten Jahrhundert mit wechselnder ge-
stallung verschiedene verfafser gedichtet hallen, Baudouin de
Conde, Nicolas de Marginal und ungenannte'"^), die auch,
eng wie ihr inhalt an die danse 3Iacabre rührt, sich mit
dieser selbst verknüpft und in sie eingeschaltet findet*'').
Von Paris aus kamen bei der politischen und litterari-
schen und künstlerischen veibindung Frankreichs mit Eng-
land die reime und bilder des todlentanzes auch hieher : das
capitel von s. Paul in London liefs unter k. Heinrich vi
und schon vor dem j. 1430 den Pariser todlentanz auf der
mauer seines kreuzgangs wiederbilden ; die französischen
verse wurden dabei wörtlich in die Landessprache übersetzt,
63) Reinhart fuctis v. Jac. Grimm cc.
64) zeilscbr. 6, 285.
65) Douce 33.
66) Douce 31. Jubinal 8 f. auch in zwei mittelniederdeutschen
bearbeilungen vorhanden: niythol. 810. eine Weiterbildung ist die
visio licreniifae von einem gespräch zwischen der vana Potentia, vana
Priidcntia oder Sciciitio, vana Pulrriliido und einem rex, einem sapi-
ens oder i'i/n's/jcn'fns und einer fcniina oder mcretrix movtua , die
hinler dem Macaber in (Joldasts ausgäbe von Roderici spcculuni '271 ff.
lind in einer Münchner handschrift mit liol/.schnitten steht: Mafsmano
im Serapeum 8, 13(5. ebenda sind noch andre bildliche darstellungen
der legende nachgewiesen ; von Orcagnas bild zu Pisa weiter unten.
07) bilderliandschrif! zu Paris: Jubinal 18; drucke von 1481). l'»9I
u. a. : Mulsmann im Serapeum 2, 192. 195.
DER TODTENTANZ. 319
von John Lyndgale ^^). auch von andern dergleichen gemäl-
den , die sich ehcinais zu Salisbury , zu Wortley hall in
Gloucestershire, zu Hexham in Northumberland, zu Croydon
im palast des erzbischofs befunden , und von einem teppich
im Tower, ähnlicli jenem zu Dijon, wird berichtet; das bild
in Salisbury soll von etwa 1460 gewesen sein*'^).
Aber kehren wir in das heimatliche gebiet, nach Deutsch-
land zurück, dem lande, das von der dichterischen wie der
bildenden behandlung des Stoffes länger und mannigfaltiger
und eigcnthiimliclier als irgend ein andres ist beschäftigt wor-
den : Frankreich hat neben den bildern das gedieht fast durch-
weg fallen lafsen, England aber hat zu beiden erst der fran-
zösische Vorgang angeregt und eben derselbe Spanien nur zur
dichtung.
Die freude an bildwerken , die ihren gegenständ aus
gleichzeitig gangbaren und beliebten gedichten entnahmen,
war schon seit langem in Deutschland nicht minder grols als
in Frankreich, auch hier wurden, um nur auf einige näher
liegende beispiele hinzuweisen , bilder aus der thiersage an
die kirchen gesetzt, von denselben geistlichen, die eben
daraus um sich in ihrer klostereinsamkeit eine kurzwcil zu
nia(;lien theatralische Vorstellungen schöpften'"); an ein haus
zu Winterthur ist im vierzehnten Jahrhundert ein lanz von
männern und weibern und ein heitres, doch nicht gar sau-
beres abenteuer gemalt worden, der inhalt eines dem dichter
Neidhart zugeschriebenen liedes"*); ebenso in dem schwäbi-
schen kloster Lorch ein gleiclinis aus dem Barlaain Rudolfs
von Ems , welches den uubcsland des menschlichen lebens
und die Sorglosigkeit der menschen anschaulich macht: letz-
terem gemälde waren die bezüglichen verse der legende beige-
setzt'"), der handschriftcn aber, in denen deutsche gedichte
von bildern unterbrochen und begleitet sind , ist eigentlich
08) Douce 51 f. Lyndsate starb 14150: daher die oben gegebene
zeilbestiinmung; ausgaben seiner übersclzung verzeichnet, Mafsinann im
Serapeum 2, 211. der kreuzgang bei Old Sainl Paul's ist schon 15'jO
niedergerifsen worden.
6*)) Douce 52—54.
70) zeitschr. 6, 285 f.
71) das Veilchen: v. d. Magens minnes. 3, 202. 4, ■iil.
7->) litteraturgesch. § 55, 8i.
320 DER TODTENTANZ.
eine unzahl, und die fruchtbarste zeit der deutschen hand-
schriftnialerei fällt gerade in das vierzehnte und fiinfzelinte
Jahrhundert, so ist denn auch der todtentanz als eine lieb-
lingsdichlung eben dieser an verschiedenen punkten Deutsch-
lands und jedesmal so, wie örtliche und zeitliche Verhältnisse
den text und noch mehr die bilder änderten, in die wand-
und büchermalerei übergegangen : dadurch allein hat sich,
wie jenes altfranzösische, so auch dies alldeutsche Schau-
spiel bis auf uns erhalten.
Noch in der einfacheren , also der mehr ursprünglichen
gestalt, wo der auftretenden personen blofs 24 und nur die
wichtigern stände und ämter, besonders aber die reichern und
höhern vertreten sind , giebt den todtentanz ein gcmälde zu
Lübeck"^), in einer capelle der Marienkirche, welche sonst
die plaudercapelle geheifsen hat, von einem bilde, das sich
ehemals auch darin befand , drei plaudernden miinnern und
drei tcufeln mit der Überschrift lüg, düvel, lüg!''*) leider
sieht man diesen todtentanz nur noch in einer erneuerung
vom j. 1701, der vierten, nachdem ihn frühere schon 1463,^^)
1S88 und 1642 betroffen hatten, die bilder mit Ölfarbe auf
leinwand übertragen und die alten niederdeutschen reime ge-
gen hochdeutsche, hochdeutsche vom j. 1701 vertauscht, zum
glück jedoch haben sich anderweit auch die echten reime, wo
nicht ganz, doch wenigstens theilweis noch erhalten'^), und
73) ausfütiriiclie besclireibung u. abliildung d. todtentanzes in der
St. Marien-kirche zu Lübeilv, Lüb. 1831.
74) die merltwürdiglieilen d. Marieii-Icirclie zuLübeclc, Lüb. 1823, 19.
75) von dieser die unlersctirlft , die sieb bis auf die letzte erneue-
rung lortgepflaozl bat, yinno Dovrini MCCCCLXIII. in vigilia Assum-
cionis Marie.
7f)) ein Lübeclier büchlein , der todtentanz in der s. g. todten-
Ivapelle der st. Maiieiikircbe zu Lübeck, {!;iebt anfser den versen von
17l)t auch die niederdeutschen, ^^■ciche denselben zunächst vorange-
gangen, nacli einer Vermutung Mal'snianns aber (Serapeum 10, 305
f.) wären die letztern erst bei der aulTriscbung im j. 1588 verfafst
worden und nur die zwei stro|)ben zu anfang und am schlufs rührten
noch von der uis|)rüngiiciicn diclilung lier. diese tauten de J)ot
spricht, tlio (Icssein daiizc rope ich algltcniciic pawest , heiser viid
alle crcaliiren, arme, i-ike, grole und hlenc. tredet vort: wente nii
cn liclpt nen Irurcn und daf wegen hind lo derne Dode. o Dot, wo
.schal ih dal vorslani' ih schal dansscn und hau nicht ghan.
DER TODTENTANZ. 321
an den bildern scheint, trotz jenen wiederholten auffrischun-
gen und ummalungen , wesentlich nichts abgeändert: immer
noch tragen sie, aucli über jene älteste jahrszahl J463 noch
weiter rückwärts deutend, im costüm und mehr noch in der
einlachen, wohl gar nicht ungchildctcn ("ormengebung die un-
verkennbaren spuren der kunst schon des vierzehnten Jahr-
hunderts, vierundzwanzig menschliche gestalten also: sie
geben sich selbst und durch die beigefügten Unterschriften zu
erkennen als pabsl , kaiser , kaiserin , cardinal, könig, bi-
schof, herzog, abt, rilter, carthäuser, bürgermeisler, domherr,
edelmann, arzt, Wucherer, capellan, amtmann, küster, kauf-
mann, klausner, bauer, Jüngling, Jungfrau, kind. man sieht,
in fast ungestörter regelmäfsigkeit wechseln geistliche und
weltliche personen mit einander ab, und zehn von vierund-
zwanzigen sind geistliche: so gerne ward von der Stimmung
der zeit ihnen der vortanz gegönnt, es tanzen aber diese
menschen nicht jeder für sich mit dem Tode, sondern in lan-
ger reihe, die nur an zwei siellen zufällig unleihrochen ist,
stehn band in band je eine Todesgestalt und eine menschliche
neben einander da : vierundzwanzig menschen und eben so viele
Tode bilden einen reigcn, aus welchem erst nach und nach die
einzelnen paare zum tanz antreten sollen, ein Tod springt
pfeifend voran: pfeifend, wie überall in den alten todtentänzen
nur die geräuschvollere musik der blasgeräthe sich angewen-
det zeigt: denn sie allein pllegle jetzt den volksgesaiig und
den tanz des Volkes zu begleiten"): in den Nibelungen und
dem Ilosengarten, der hierin nur die Nibelungen weiter l'üln't,
ist es noch das spiel der geige, von welchem die dichfkunsl
ihre herben bildlichkeilen nimmt, die im reigen stehenden
Tode liaben durchweg auch eine springende haltung ihres lei-
bes, während die menschen, deren band sie fafsen , minder
lebhaft bewegt sind : denn diese sträuben sich noch und
möchten lieber nicht im reigen sein, nirgend aber erscheint
der Tod als gänzlich entfleischtes gerippe: so stellt man ihn
erst seit dem sechzehnten Jahrhundert dar; überall nur als
eingefallene zusammengeschrumpfte leiche, nicht mit nackt
daliegenden, nur mit stärker hervortretenden knochen. das
77) litleralurgescbklile iij 75, 7.
Z. F. D. A. IX. 21
322 DER TODTENTANZ.
war im millclalter allgemeiner gebrauch ^^) : er halte seinen
Vorgang in der kunst der Römer; für die todtentanzbilder
kam als besonders wirkender umstand noch hinzu , dafs in
den Schauspielen, die ihnen zunächst zum gründe lagen, die
Verkleidung auch wohl den äufsersten grad der magerkeit,
aber kein gebein ohne alles Heisch nachahmen konnte, und
vielleicht noch ein umstand : in Lübeck nicht, aber anderswo
finden wir den Tod mit aufgeschlitztem unterleibe gemalt: es
ist, als hätte der maier da sein muster an den künstlich zu-
bereiteten mumien kühler grabgewölbe genommen, hier in
Lübeck, eben auch als leiche, tiägt immer der Tod ein viel-
faltig um den leib sich schlingendes und ihn grofsentheils
verdeckendes grabtuch. vornehmlich ausgezeichnet mag noch
die letzte , [dem wiegenkind sich nähernde geslalt des Todes
werden: sie führt eine sense: in Deutschland und im vier-
zehnten Jahrhundert weniger eine erinnerung an den gott der
zeit als an den ackermann , den Schnitter Tod , jene altbe-
liebte Vorstellung der Deutschen.
Fast durchgehends , wenn wir auf schon besprochenes
zurück und wieder jetzt hinüber nach Frankreich blicken,
stimmt dieser todtcntanz von Lübeck zusammen mit dem von
la Chaise -Dieu. auch hier erscheint der Tod wie immer
fleischig und mehreremal im grabtuch und öfters auch hier
nach beiden seiteu hin die menschen fufsend : nur die pfei-
1er, welche die mauerfläche, auf die er gemalt ist, unterbre-
chen, unterbrechen auch den Zusammenhang des reigens;
auch hier die menschen kaum bewegt, der Tod aber fröhlich
springend oder mit weitschreitenden beinen zum tanz antre-
tend. Übereinstimmungen, in denen jedoch weder hier noch
dort ein merkmal der entlehnung liegt: beidemal ward eben
dem Schauspiel gefolgt, das Schauspiel aber muste in Frank-
reich wesentlich dasselbe als in Deutschland sein.
Der lodlenlanz von Lübeck ist lange zeit hindurch, da
noch ein alleinfacher sinn dergleichen dinge höher achtete,
ein rühm und stolz der sladt gewesen: er ist sprichwörtlich
78) noch der grabsteiu landgral' Wilhelm II von Hessen (f IdÜ'J)
iu der Elisabelheiikirehe zu Marburg zeigt denselben als fleischiges ge-
ri()j)e, lind doch war hier ein einzelner tüdtcr, nicht der Tod selbst
«bzubildeo.
DER TODTENTANZ. ^ 323
geworden"'"'), er hat vviederholendlich, im fünfzehnten und
im sechzehnten Jahrhundert, nachahmungen erweckt, er hat
durch deren vermittelung die ganze bildlichkeit noch mehr
nach norden hin verbreitet, schon im j. 1496 ward zu Lü-
beck ein Dodendantz^^) ^ ein zweiter eben da im j. 1520*')
gedruckt, der erstere noch in zahl und Ordnung der bilder
näher bei dem, was die Marienkirche an die liand gab, der
andre mit aller willkürlichkeit ändernd und mehrend , durch-
aus neugestaltend^"), privatarbeilen , wenn man so sagen
darf, beide: beide wichen von dem, was in kunst und dich-
tung öffentlich überliefert war, in eigene freiheit ab und
übten selbst auch keinen einflufs weiter auf die öffentliche
kunst und dichtung Deutschlands, doch auf aufserdeutsche
dichtung hat der zweite von 1520 eingewirkt: es giebt von
ihm eine theilweis wörtliche nachbildung in dänischer sprä-
che, die zwischen 1530 und 1540 im druck herausgekom-
men*^).
Lübeck hatte den todtentanz in niederdeutscher, andre
theile des reichs in hochdeutscher spräche : er gieng durch
die lande und wechselte die mundart und mit land und mund-
art mehr oder weniger auch die fafsung selbst : gleichzeitig
geschah dasselbe mit dem leich der geifsler und, die dem
todtentanz noch näher zur seite stehn, mit den passions- und
osterspielen *'). wir wenden uns jetzt nach dem oberen
Deutschland hin.
Hier begegnet uns dieselbe vierundzwanzigzahl wie in
Lübeck und begegnen uns der hauptsache nach eben diesel-
ben personen wie dort in den meiirfachen handschriftlichen
oder in holz geschnittenen aufzeichuungen des todlentanzes,
die aus der ersten hallte des fünfzehnten Jahrhunderts sich
in den bibliotheken zu München und Heidelberg und sonst
79) he s'uhl üt as de Dod van Lübeck: Liibisctie gescliichten und
sagen von Deecke 118.
80) Bruns beitrüge 3, .321 ff.
81) Mafsniann im Scrapcuiu 10, 30t') If.
82) den Tod mit der sense, den das kirclienbild nur cininat Jiat,
haben seine bilder zu wi(;derli()llen malen, und am schlufs ruft der Tod
ick wyl ijw alle umme mvijm.
83) Miifsmann a. a. o. 312 IF.
84) litteraturgeschichte § 76, 38 f. und § 85, 52. 04.
21*
324 DER TODTENTANZ.
noch erlialleii iiaben ^^). dieselben personen : nur ist die
reihe der geistlichen und welllichen Würdenträger noch um
den Patriarchen , den erzbischof und den grafen vermehrt,
dem edelmanne ist noch die edelfrau, dem kinde die multer
beigesellt, Jüngling und Jungfrau dagegen sind weggelafsen,
und an ihre stelle und die des carlhäusers , des Wucherers,
des capellans , des amfmanns und des küsters sind die klo-
slerfrau, der betller und der koch getreten : im ganzen wie-
der vierundzwanzig; aber der regelmäl'sige Wechsel zwischen
geistlichen und welllichen ist aulgehoben. noch wesentlicher
jedoch weichen in zwei andern punkten diese bücher von
dem todtentanze zu Lübeck ab. den Zwiegesprächen des
Todes mit den menschen geht in ihnen, gleichfalls gereimt,
noch eine kurze vermahnung vorauf, die einem prediger in
den mund gelegt wird^*'); eine zweite der art macht den
schlufs ; ja die eine handschrifl fügt noch eine dritte hinzu.
allerdings nun mag, wie in Spanien die danza general ein
predicadoi' , in Frankreich die danse Macabre ein docteiir
oder VacUmr eröffnet und auf dem bilde von !a Chaise-Dieu
ein prediger beginnt und schliefst , das gleiche bei den auf-
führungen des deutschen Schauspieles vorgekommen, es mag
der sonst bei dramen übliche praecursor hier ebenso ge<;en
eine person von mehr geheiligter gcslalt und rede passlich
vertauscht worden sein, wie es geschieht, dafs s. Augustinus
oder engel das cingangswort von osterspiclen sprechen ^^)
und der pabst das schlufsvvort eines frohnleichfiamsspicles^^);
allerdings auch hat dieses wort des pabsles ganz die predigt-
weisc , und überhaupt lag die predigt dem geistlich -ernsten
8ä) die eine liandsclirift zu Heidelberg fügt den deutschen versen
noeli eine lateiiiiselie Übersetzung bei. vgl. die Baseler todtentanze
von MarMnann , Slullg. 1817, 102 f. 120 11'.; dazu in Steindruck die
bilden aus Heidelberg, wie zu dem hier gegebeneu texte sich die hand-
schrifl des herrn lüiiipitsch zu Wien vom j. 1501 verhalte, wird aus
der kurzen angäbe in Mones anzeiger 8, 21 1 nicht ersichtlich: die niit-
gelhcilten eingangsworlc weichen ab.
86) iu der so eben erv\ühnten handschrifl von 1501 sogar goll dem
herrn selber: dvr cwij^c gol spricht Nu i'r menschen^ hallet niciii ge-
bot u. s. vv.
87) IMones Schauspiele des mitleiallers 1, 72. 2, 33.
88) Mones altteutsche Schauspiele 101.
DER TODTENTAiNZ. 325
draina so wenig fern, dafs man das spiel von der liinimel-
fahrt Mariae auch innerhalb mit wiederholten reden der art
aus dem munde der apostel diirchflechten und an einer stelle
derselben ^'•') noch einen eigenen praedicator einschalten
mochte : diese predigten aber des deutschen todtentanzes sind
so zum mindesten, wie sie vor uns stelin, offenbar schon der
spräche und dem versbau nach ein jüngerer zusalz, sind erst
im fünfzehnten Jahrhundert , während das übrige um hundert
jähre älter ist, hinzugedichtet worden, und was das wichtig-
ste, sie nehmen nicht auf eine lebendig sich bewegende
Schaustellung, sondern auf das gemälde, auf die ßguron be-
zug, die man hier vor sich sehe, hier also wie zur glei-
chen zeit in Frankreich handschriflmalerei des todtentanzes,
und dieser selbst in seinem texte theilweis auf die bilder
eingerichtet, doch fehlen die bilder in den handschriflcn •'*'):
es mochte sich, da man dieselben fertigte, nicht gleich der
rechte maier dazu linden ; nur zwei ganz in holz geschnit-
tene bücher geben sie, denkmäler der holzschneidckunsl von
einem alter wie wenige mehr, die bilder siellen aber nicht
wie das in der kirche zu Lübeck einen zusammenhangenden
reigen dar: sie lösen denselben, was in einem buche nicht
wohl anders angieng und deshalb in jenen Lübecker drucken
und den drucken der danse iMacabre ebenfalls geschah"*),
was auch die dichtung selbst mit ihrer einlheilung in lauter
gleiche stücke von rede und gegenrede wohl zuliefs , ja for-
derte, sie lösen den reigen in die einzelnen lanzgruppcn auf
und geben blatt für blalt nur je ein paar von tanzenden, den
Tod mit einem menschen; zu der eingangs- und der schlufs-
rede aber, an denselben stellen wie dort zu la Ch;use-I)ieu,
ist der prediger abgebildet, vor ihm pabst und kaiser, könig
und Cardinal, die ersteren sitzend, die letzteren stehend,
schön sind die bilder nicht, aber woiil mehr durch die schuld
89) atlt. sctiaiispiele 42.
90) zu vergleiclien der jiliysiologiis zu Wien, der auch auf bilder
verweist ( Ftolfinauns fundgrul)en I, 28) und platz dafür läfst, aber iiin
leer läfst: die von Karajan in den Deutschen sprach-denknialen des !2n
jahrh. herausgegebene Umarbeitung in reime hat die bilder.
91) ob auch bereits in dem Wandgemälde von Paris, ist nicht mehr
zu wiPsen ; la Chaiso-Dieu vereinzeil die paare nur zufällig, nicht mit
absieht.
326 DER TODTENTANZ.
des holzschneiders, der sich hier in einer noch kaum geübten
kunsl versuchte, als durch schuld des handschriftmalers, dem
er gefolgt ist. die heisere mcinung des maiers schimmert
überall noch durch das harte holz hindurch , in den lustigen
Sprüngen des Todes und den bittren scherzen, mit welchen
er hie und da seine länzer fafst, wie wenn er z. b. bei ent-
führung der mutter deren flatternden kopfpulz sich autgesetzt
hat. die bekleidung mit dem grabtuche, die in Lübeck durch-
geht, kommt hier nur einige mal vor, wie in la Chaise-Dieu,
und während dort nur ein Tod, der an die spitze gestellte,
die pfeife bläst, kehrt hier, wo der reigen sich vereinzelt,
die pfeife des Todes in drei tänzerpaaren wieder, und aufser-
dem noch andere tongeräthe so geräuschiger art , der dudel-
sack, die tromrael, die pauke, eine bedachtlosigkeit, dafs
die gleiche person als spielmann und als tänzer erscheinen
mufs.
An die zwei bisher besprochenen auffafsungen des deut-
schen lodtentanzes , die niederdeutsche zu Lübeck und die
hochdeutsche der holzschniflwerke , schliefst sich eine dritte
gleichfalls hochdeutsche, die zufällig zwar in einem unzwei-
felhaft älteren denkmale, als wenigstens die holzschnitle sind,
auf uns gekommen, in gehalt und gestalt aber ebenso un-
zweifelhaft jünger ist als sogar diese: der todtenfanz im
Klingenthal , einem ehemaligen frauenklostcr der kleinstadt
Basel ^^). leider ist derselbe, und nicht blofs durch die Un-
gunst der zeit, solch einem zustand der Zerstörung en (gegen-
geführt worden, dafs wir von seinen bildern nur noch wenig,
von seinen reimen gar nichts mehr würden zu sagen wifsen,
wenn nicht in den sechziger jähren des vorigen Jahrhunderts
ein kunstsinniger Uasler bürgcr, Emanuel Bnchel der bäcker-
meister, alles, was damals noch zu sehen war (und dessen
war diunals noch ebenso viel als jetzt nur wenig), sorgsam
nachgemalt und abgeschrieben hätte ''^J. Biicliel nun hat über
92) melireres von dieseni kioslcr in meinem aeademisclien projjramm
über Walllier von Hiingen, slifter des Klingenllials und minnesänger,
Basel 18 45.
93) aus diesem jetzt der ötTenllicIien kunstsanimlung einverleibten
werke sind die reime und bilder des klingentbalisclien todtenlanzes
entnommen, wie Mafsniann bei'le in seinen Baseler todtentiinzen,
Stuttg. 1847, veröHenllicIil bat.
DER TODTENTANZ. 327
einer der figureii, über dem grafen , noch die Zeitangabe ge-
lesen üusse?it. ior dri hutiterl vnd a'ij\ das tausend und die
hunderte so mit buchsfaben, die zwölf so mit zilTern bezeich-
net, man mag die richligkeit dieser letztern zahl in anstand
ziehen, sie kann verwischt oder unvollständig gewesen sein :
aber das vierzehnte Jahrhundert steht fest"'), während für
den Lübecker lodtentanz das gleiche nur allerdings wahr-
scheinlich, die zeit aber, aus der jene handschriften und
holzschnitte stammen, mit gewissheit erst die vordere hälfle
des fünfzehnten Jahrhunderts ist. und dennoch ist die form,
in welcher man das Schauspiel vom todtentanz an die wände
des Klingenthaies geschrieben und gemalt hat, eine jüngere
und erst eine abgeleitete : denn sie ist deutlich aus einer
Verschmelzung der zwei einfacheren hervorgegangen , die zu
Lübeck und in jenen handschriften und holzschuitten vor uns
siehn: sie hält zugleich die personen fest, die blofs dem
Lübecker, und diejenigen, die blofs dem todtentanze der bü-
cher eigen sind: sie hat mit letzterem den patriarchcn , den
erzbischof, den grafen, die edelfrau, den beltler, den koch,
die mutier gemein, und doch auch mit dem ersleren den
wuchrer, den vogl, den waldbruder, den jüngling, die Jung-
frau; nur der carlhäuser, der capellan und der küsler, welche
Lübeck hat, die handschriften aber nicht, fehlen ebenso im
[iiiugenlhal. dafür sind , wie die Heidelberger holzschnitte
zu dem arzle noch den apotheker fügen, zwei andre perso-
nen hier noch vermehrfacht : neben dem betller oder krüppel
kommt noch der blinde, und an den ])lalz des einen bürger-
meislers oder Juristen der älteren texte rücken drei liguren
dieser art, der Jurist, der fürsprech und der schultheifs.
aufserdem noch treten ohne irgend welchen älteren anlafs
einige personen erst hier hinzu, der pfeifer, der herold , der
94) Heinrich von Nördlingen , der, wie aus seinen biiefen sicii er-
giebt, viel mit den noniien im Klingenliial veikehrle, war zu Basel in
den jaiiren 1338. 1339 und 1347 oder 48 ( beiträ^te zur valerländi-
sclien gescbiclite, iierausf^egeben von der liistor. gesellscliart zu IJasel,
2, 13G ff.): dürfte sein scbon oben aiigelübries vvort von dem zum
tanz des lebens pfeifenden Jesus Christus als eine bindeutung auf den
zum tanz des lodes pfeifenden Tod im Klingenthaie gedeutet werden,
so läge darin eine bestdtigung mehr für den frühzeitigen Ursprung
dieser bilder.
328 DER TODTENTANZ.
narr, die begine, der Jude, der beide d. b. Mobammedaner
und die hcidiii: erweilerungen , die dem todtenlanze ibeils
noch ein beslinimteres glaubensgepräge verleiben, ibeils, in-
dem sie auch die niederen stände zahlreicher in niilleiden-
scbaft zogen , der ganzen dicbtiing etwas von ihrer democra-
tischen bitterkeit benehmen sollten, durch jene Verschmel-
zung der beiden älteren texte und zugleich diese neuen Zu-
sätze ist die menge der personen, die ursprünglich mit einer
gewiss nicht zufälligen noch bedeutungslosen abgrenzung nur
24 betragen hatte , hier auf die nichts bedeutende ungerade
zahl 31 angewachsen.
Also auch zu Basel und schon im vierzehnten Jahrhun-
dert ein todlenlanz. wenn es nöthig ist, aufser der allge-
meinen Stimmung des volk.es und der richlung seiner kunst
noch besondere umstände aufzusuchen, die der örtlich nähere
anlafs solcher maierei gewesen seien , so bietet sicli deren
gerade für Basel eine lange , das ganze Jahrhundert durch-
ziehende reibe dar, im j. 1314 eine pest, an welcher vier-
zeben tausende starben, und darauf hungersnotb bis zu gräueln
der verzweifelung, 1349 der schwarze tod, der noch schreck-
licher Avütete, 1356 am Lucaslage das erdbebcn , und wie-
derum erdbeben und seuchen noch in späteren jähren^"'), es
ist jedoch auf dergleichen bestimmtere einzelanläfsc schon
deshalb weniger gewicht zu legen, weil dieser todtentanz
durchaus nicht den character eines öffentlichen erinnerungs-
zeichens hat, wie mit den umzögen am s. Lucasfage''^; ein
solches bezweckt war : sein platz sind die abgescblofsenen
und schwer zugänglichen räume eines klosters , die doppelt
unzugänglichen eines frauenklosters. und zwar ist es an den
wänden des kreuzganges angebracht, desjenigen theiles der
gebäulichkeiten, den nian überall gern mit bildern schmückte,
und dessen aussciinu'ickung mit bildern des lodes schon die
nähe der gräber empfahl, die innerhalb seines umfangs lagen,
es geht aber hier dem todtenlanze selbst noch eine scene
voraus, die bei dessen aulTülirnng, falls sie nach gewohnbeit
in oder vor einer kirclic geschah , auch gar wohl mag vor-
gekommen sein : vor einem beinbause mit aufgehäuften schä-
95) Ochs geschichle d. slailt ii. lanJscIiart I5ascl 2, 1, 22. 02. 1)7.
yO) Ocbs a. a. o. 19ü.
DER TODTENTANZ. 329
dein stehn zwei Tode, beide blasend, der eine aufserdem
noch mit der art von trommel, die man im millelalter su//iber
nannte"'): solche figuren mochten das spiel, wie auch sonst
im beginn eines dramas sich musik vernehmen liefs"^), eröff-
nen und dann mit Iromniel und pfeife den tanz begleiten,
von eben diesen kann man sich auch die worle gesprochen
denken, die als inschrifl über dem beinhause stehn: Hie i-icht
got noch dem rechten, die lierren ligen bi den knechten,
nü merket hie bi, welcher her oder knechl gewesen si.
sodann die tänzer, und zwar wie in den vorher erwähnten
holzschnittwerken lauter einzelne paare, nicht wie zu Lübeck
ein gesammelter reigen, obschon die lange und ununterbro-
chene fläche der wand die darslellung eines solchen wohl
gestattet hätte : die beschaffenlieil des gedichtes liefs den
maier auch hier die theilung wählen, von den figuren der
tanzenden hat die des Todes überall den geringeren kunst-
werth; nicht ihrer häfslichkeit wegen : auf jene sanfte Schön-
heit, weiche der Grieche dem Tod, dem bruder des Schlafes,
lieh, konnte und woUle man jetzt nicht ausgehn; aber hier
mangelt dem Tode selbst die rechte characteristik , und Lü-
beck und die holzschnilte leisten darin heiseres : er macht
nicht sowohl den eindruck des grausenhaften als den des
matten, erscheint nicht sowohl beinern als gleichsam ledern
weich, tanzt auch eigentlich nirgend, sondern macht nur mit
schlaff gebogenen knieen einen ansatz wie zum laufen, mehr-
mals pfeift und einmal trommelt er noch selbst wie in den
holzschnillen , und ebenso kommt auch hier zu mehreren
malen das umgehängte grabtuch vor. selten nur humoristi-
sche einzelnheiten , fast nur bei der edelfrau und bei dem
kinde : hier wie dort hat der Tod aus seinem tuche eine
kopfverhüllung nach weiberart gemacht, und schaut nun so
der edelfrau über die schultcr hinweg in den spiegel, in wel-
chem sie selbstgefällig sich erblicken möchte , und fafst das
97) vgl. frauciidiLMist 125, 20 dar ntlch ein hulrhliiscr slitoc einen
siimbcr lueistevli'ch gennoc.
'J8) primo igiltir pemone ad Ivca siat ci/m insiruincnlis niunirali-
bus et clangore tubarum sollanipintcr deducantur Ficliards Frankf.
archiv 3, 137. die zwen liornbldser Moncs scliausit. des iniMeiallers
1, 185.
330 DER TODTENTANZ.
kind, als solle es ihn für die iimller halten, bel'ser geralhen
als der Tod sind die figurea der menschen , befser im aus-
drucke, bcfser auch in der Zeichnung, der patriarch und die
edellrau haben schönen fallen vvurf; namentlich aber ist die
Jungfrau in gestalt und gewandung ein fast vollendetes kunst-
werk und erinnert an den adel der antike, solcher gelunge-
nen theile wegen würde man gern den namen des maiers
Avifsen, dem wir die ganze lange bilderreihe zu danken haben,
man kann jedoch nur so viel errathen, dafs er nicht in Basel
noch in Basels nähe daheim gewesen sei, sondern am Nie-
derrhein: das zeigen die sprachlormen, in welchen er die
verse schreibt, am Niederrheine lüftete die kunst der maierei
schon damals freier ihre schwingen, und in dem benachbarten
Westfalen, zu Minden, ward im j. 1383 ein bild gemalt,
welches nah an den todtentanz und besonders an eine so
eben ausgezeichnete scene des Klingenthaies rührte, ein fah-
nenbild, auf der einen seite ein königlich geschmücktes weih
mit einem Spiegel, darüber vafiüas vanitatum , unten die
Jahrszahl 1383 und am rande deutsche reime, auf der andern
der Tod mit der sense und wiederum deutsche reime ^^).
Die deutschen todlentanzbilder und ebenso die französi-
schen sollten nur eine allbeliebte schauspieldichtung festhal-
ten und veranschaulichen : die folge dieser Unterordnung ist,
dafs sie lediglich auch nichts weiter geben als eine reihe von
einzelheiten , die alle einander gleichartig und blofs nach
äufserer schicklichkeit gerade so geordnet sind, eine reihe,
die nach zufall und willkür beginnt und endet, aber sich zu
keinem einigen ganzen abschliefst, nicht einmal, was doch
nahe gelegen hätte, zu einem ganzen nach reliefart. denn
dafs auf dem Lübecker gemählc alle figuren sich die bände
reichen, macht daraus noch kein ganzes, giebt ihm keine
cinheit, ist keine composilion. und doch wären die maier
sowohl dieses todtentanzes als dessen im lilingenthal einer
mehr künstlerischen behandlungsweise vielleicht nicht unfä-
hig gewesen, dafür scheint im Klingenthaie das schon
mannigfaltiger zusammengesetzte bild zu sprechen, welches
99) Hilscliers besclircibiing d. totlleii-taiitzes — in Drefsderi, Dresd-
11. Leipz. 170."), 12. iiacL eben demselben lÜ f. u. 91 auch anderswo
dergleichen lulinenbildcr.
DER TODTEMTANZ. 331
dem tanze voransieht, die zwei Tode vor dem gebeinhause,
dafür in Lübeck , falls dieser theil des gemäldes schon ur-
sprünglich ist, die hmdschaft mit der ansieht der Stadt, die
hinter dem reigen als gemeinsamer grund sich ausdehnt,
weder das eine noch das andre war durch worte des ge-
dichts gefordert : im übrigen aber folgten sie diesem und
musten sie ihm folgen, und da wiederholte sich mit jedem
schritte die gleiche beengung. das darf man nicht aus den
äugen setzen, wenn man nicht den abstand zwischen diesen
deutschen bildern und einem berühmten italiänischen dersel-
ben zeit und nächst verwandten inhaltes zu grell finden soll,
ich meine den Iriumph des Todes von Andrea Orcagna, ei-
nes der vorzüglichsten unter den Wandgemälden, welche die
bogenhalle des Campo santo in Pisa schmücken"''^*), es wird
dieses bild durch einen hohen, bis in den Vordergrund rei-
chenden felsen in zwei hallten getheilt. auf der linken seite
bewegt sich ein jagdzug zu pferd und zu fufse , an seiner
spitze drei künige; ihr fröhlicher ritt wird durch drei sarge
gehemmt, in denen drei leichen, ebenfalls fürstliche perso-
nen, oflen da liegen, umspielt von schlangen und die eine
schon fast in ein gerippe verwandelt, ein gebeugter greis,
der heil. Macarius, steht dabei und deutet den anblick mit
ermahnenden worlen aus ; gesiebt und gebärde der könige
und ihres gefolges zeigen grausen und betrübnis und reuiges
insichgchn. im hinlergrund felsige und begrünte höhen mit
den thieren der wildnis und einsiedlern , den genofsen des
Macarius. also wieder im gemälde wie schon oben in ei-
nem französischen bild werk die legende von den drei lodten
und den drei lebcndiMi königen , hier aber an einen heiligen
eigennamen angeknüpft, während diese hälfte des bildes den
tod in seiner bufseweckenden macht vorführt, gewahren wir
auf der andren den wellsinn, der dahinlebt in allen freuden,
unbesorgt um den lod , welcher den freuden schrecklich ein
ende machen und den sünder einer ewigen strafe überliefern
wird, unter blühenden und fruchlbeladenen Orangenbäumen
weilt eine gesellschaft jugendlicher männcr und frauen , die
zeit sich kürzend jnit gesang und spiel und heileren gcsprä-
chen. sie gewahren uiclil, wie durch die lüfte der Tod auf
lüO) Andrea Orcagna slarb 1389.
332 DER TODTEiNTANZ.
sie herabrauschl, eine grausige weibsgeslalt (denn die Ilalia-
ner sagen la morte) mit fliegenden haaren, fledei'raausfliigeln,
dunklem drathgeflochtenem gewande und, dem Saturnus nach-
gebildet, einer sense. schon hat sie, während lahme und
blinde vergeblich um erlösung aus diesem leben (lehn , einen
häufen vornehmerer darniedergemäht, männer, weiber, geist-
liche, rilter, könig und königin, und engel und feufel eilen
herzu um die in kindesgeslalt entschwebenden seelen**^*') theils
dem paradiese, theils der höUe zuzutragen, deren eingang
hinten die feuerspeiende ölTnung eines berges ist*"^). hier
haben wir denn fieilich composition , hier kunst in der dar-
stellung der gedanken von tod und weit, und der zwiespäl-
tige gegensatz, in welchem dieselben scheinbar noch darge-
stellt sind, findet alsbald seine einheit in dem gemiit des
beschauenden, aber hier war auch der maier an kein ge-
dieht nach art des deutschen todtentanzes gebunden : er durfte
selber schaffen, selbst anordnen, und allerdings kam ihm
auch zu gute, d;ifs überhaupt die kunst in Italien damals
schon weiter gediehen war als in Deutschland , dafs er ein
Italiäner und so schon von natur mit drang und befäliigung
zu höherem künstlerischem bilden begabt war. die Wahr-
nehmung desselben Unterschiedes zu gunsten Italiens drängt
sich uns auf, wenn wir bei Vasari "'^) von jenem fastnachts-
zuge lesen , den einst zu Florenz Piero di Cosimo angeord-
net hat, zur zeit als die 31ediceer verbannt waren, im j.
1433. ein grofser, von büffeln gezogener wagen fuhr ein-
her, ganz schwarz und mit todtengebcinen und weifsen kreu-
lÜI) die Seele als kind : vgl. Otlocar cp. 444. Mones anzeiger 8, 021.
102) deutlich bloTs eine naclialiiiiung dieser zweiten liiiirie von Or-
cagnas liiide ist der triuniph des Todes, den Antonio Cresceuzio an
eine aufsenwand des Spedale gi'aiide zu Falerjno gemalt hat: vgl.
darüber Kin jähr in Italien v. Slahr 2, 100. nur reitet hier der Tod
und schielst mit plVilen, von dcu pfeileu des Todes späterhin noch
einmal; das pferd, das auch in der danse Macabre mehrmals vorkommt
und auf Dürers holzsehnitt Hitler Tod und Teufel, kann mythischen
wie biblischen anlafs haben: apocal. 0, S. J. (irimnis mythol. 8015 —
805. über den triumph des Todes von Ilieronynius Bosch, der sich zu
s. lldcfonso in Spanien befinden soll, weifs ich aufser dieser augabe
nichts.
1ü:{) opere (l'irenzc 1822) 3, 55 — 57.
l)El\ TODTENTANZ. 333
zen bemall; auf ihm stand rieseiiliafl der Tod mil der sense,
umgeben von zugedeckten grähern. von zeit zu zeit aber
hielt der aul'zug still : ein dumpfer posaunenstofs ertönte, die
gräber ölFnelen sich , die todten stiegen heraus, männer näm-
lich in schwarzer kleidung mit weils darauf gemalter abzeich-
nung des gebeines, und setzten sich auf den rand der gräber
und sangen, das lied begann dolor , pia/ito e pcnitefizia,
und weiter kamen, mit anbringung eines durch die Jahrhun-
derte und namentlich auch in Deutschland oftmals wieder-
kehrenden Spruches '*'''), die verse darin vor ?norti s?'am,
come vedete: cosi inovti vedrem voi. fummo giä comi voi
setc ; voi sarcie come noi. vor und hinter dem wagen rit-
ten todte auf abgemagerten pferden, jeder mit vier ihm gleich
verlarvten dienern, welche schwarze fackeln trugen und eine
grofse schwarze fahne mil kreuz und todlenkopf "'^). zehn
ebensolcher fahnen beschlofsen den zug. und so bewegte
sich derselbe vorwärts, indess alle mit zitternder stimme das
miserere sangen, gewiss, ebenso weit als jenes bild zu Pisa
an belebter mannigfalligkeit, an einheit, an kunst die bilder
in Basel und Lübeck und zu la Chaise-Dieu überlridt, ebenso
weit dieser florentinische fastnachlszug den tanz der todten,
wie man ihn in Frankreich und in Deutschland spielte.
Richten wir den blick wiederum nach letzterem lande,
hier zeigen uns Lübeck und das Klingenthal in Basel und
die holzschnittwerke wesentlich stäts die gleiche schauspiel-
dichlung, nur dafs im Klingenthal dieselbe weiter und reicher
als sonst ausgeführt, zu Lübeck aber deren echte gestalt fast
durchweg gegen eine spätere Überarbeitung, die kürzere
Strophe der wechselreden gegen eine von acht zeilen ver-
tauscht ist: noch aber spricht z. b. das kind in Lübeck
104) siis sprechcnt, die da sint begraben, bcidiu zen alten unt zen
knaben ' daz ir da si't, daz wäre wir; daz wir nii s/n, daz werdet ir^
Freidauk 22, 18. über dem beinliaus in Manuels todlentanze hie Ugend
also iinsre gebei/i. zu uns hür danzend, groj's und klein, die ir ie/z
sin, die waren wir. die wir ictz sind , die werdeii ir. andre stellen
bei Mafsniann int Scraiteuni 8, 1157 f. und l)ei \\illi. Grinini über Frei-
dank 51).
lOr») ist die laline mit dem Todesbild zu Minden und sind die ihr
älinliclien anderen bilderiubnen urspiünglicli ebenso wie diese zu Flo-
renz verwendet worden?
334 DER TODTExNTANZ.
ganz so zum Tode wie an den andren orten : o Dot, ico
schal ik dat vorsfan? ik schal danssen und kan nicht
ghanl die Lübecker reime und bilder haben nachahmungen
in niederdeutscher spräche herbeigeführt : auf ähnliche weise,
jedoch selbständiger, ordnet sich neben die holzschnitte und
das Klingenthal noch ein zweiter hochdeutscher todtentanz,
gleichfalls ein druckwerk (die erste seiner mehrfachen aus-
gaben mag schon um 1460 erschienen sein)*"^), gleichfalls
in achtzeiligen absätzen des gespräches, aber so, dafs gleich
die ersten eingangsworte fast noch lebendiger als irgend sonst
den eindruck eines aufführbaren und aufgeführten dramas
machen. Wol an wol an ir henken vnd knecht Springet
her hy von allem gesiecht fVie iunck ivie alt wie schone
ader kriij's Ir ?n/(/set alle in difs daritz hufs. den vier
blasenden Toden, welche das beigefügte bild als die Sprecher
dieser worte bezeichnet (schon auch erheben unter ihnen
drei todte sich zum tanz), folgt zunächst ein todter auf der
bahre, den wieder andre umspringen, einer dazu noch trom-
melnd ; Alle menschen dencken an mijch Vnd hüden vor
der icerlt st/ch Ich hafte viell gutes vnd was in eren Golt
und sylber hatte ich tzu vertzeren Nu hyn ich inn der
iciirme gewalt u. s. w. hierauf 37 paare der tänzer, zuerst
der Tod und der babst und so fort die übrigen geistlichen
und gelehrten, cardinal, bischof, ojßcial, diimherr, pferr-
ner, cafpellan, apt und art^^t; dann die weltlichen, kaiser,
konig, herczog , graue, ritter , iunckher, icapendreger,
rauber, Wucherer, burger, hantwercksinan, iungeling, das
iunge kindt, wirt, spieler, diep, der böse vwnich, der gude
monich, bruder, doctor, burgermeister, rather, vorsprech,
schriber, nonne, burgerin, iunckfrauwe, kauf man; zuletzt
wie in der spanischen danza general "*') noch todte von
allem staidt: Nv kämmet her fürt von allem stait JVelych
hyc vor difser dantze nyt en halt. Vwer ist vyll ich by?i
alleyn Doch überwinden ich uch alle gemeyn Vwer tzyt
ist kommen yr müfset sterben Langer tzyt mogent yr ?iyt
erwerben Synt yr gottes frunde das ist uch gilt Ist das
106) Mafsm.inn im Serapuiiin 2, 134 11". icli lial)e das meusebacbi-
scbc exeniplar (von 1470?) auf der bibliotliek zu Berlin benutzt.
107) lo que dice la Muerte a los quo iion iiombro : Ticknor 2, Ö12.
DER TODTENTANZ. 335
///// so fürt yr in der hellen ghiil; und nach deren anl-
wort die schhifsrede des Todes (im bild ein beitiliaiis) :
Merckent vnd gedenkent ijv menschen gemeijn Hi/e Ifjgent
geheync grofs vnd kleyn Welchs syn man frauwe ritter
oder knechl Hye halt sych tzii lygon yedermnn recht
Der arme hy dem rychen der knecht by dem herrn —
Welcher auch sy der geweitigst an synem gewallt Der
drett herfüre er sy Hing oder alt — Nil buwe auch eyn
yederman off dyssze werll Vnd sehe an yr siiberlychs vnd
snodes geizellt Der kerner ^^^) ist yfs genant Dar inn so
kommen wyr gar tzii hant Goit ivoille das wyr also dar
in kommen Das yfs komme vnfseren seien tzu frommen.
auf den bildern steht bald der Tod nur vor dem menschen
bald tanzt er vor ihm , bald auch ergreift er ihn mit zum
tanze 5 immer ist er zugleich gerippt und fleischig- und fast
immer mit irgend welciiem tongeriithe versehn, mit trompete,
dudeisack, orgel, geige, harfe, triangel oder Schellenklapper,
beim kind mit einem kinderspiel, einem slab mit einer Wind-
mühle darauf, zuweilen (auch dies für die öflentliche Schau-
stellung ein wohl tauglicher schmuck) kommen wappenbilder
vor, beim pabst und beim kaiser die schlüfscl und der doppelle
adler auf dem banner der trompete , welche der Tod bläst,
beim könig und beim gralen l'ahnen, welche sie selber halten,
mit den französischen lilicn und d(;n liirschhörnern Würtem-
bergs, dem wappenträger aber führt der Tod sein eigenes
Wappenschild entgegen , einen todlcnkopf und darüber zwei
gekreuzte todtenbeine.
Jenes wappen in der fahne des grafen mag auf den ersten
Ursprung des gedichtes weisen : andre eigenheiten weisen auf
einen Zusammenhang mit der französischen danse Macabre
hin. nicht die drei lilien in der fahne des königs : der kö-
nig von Frankreich stand dem deutschen mittelalter wie er-
klärlich an der spitze alles königlhums: so tritt derselbe
schon bei Wernher von Tegernsee in dem osterspiele de
108) (las beinhaus, mittellat. earnarlum, ahd. charndri, iiilid. iilid.
charnflrc kariicr ^vriifr: Sclniieller 2, 06. 330. Riiol. 2()(), 1. iiiinncs.
2, 333 I) (wo V. d. Hipien die lesart gerner f^egcti die scliwerlich bes-
sere kcrenter vertauscht hat). Icseb. 3, 1, 456 f.; gcrnerhtifs iiar-
renscliiir 134. 265. gernerbcin ebd. 185
336 DER TODTENTANZ.
advenlu el interitu Anlichrisli aiif'"^), und wo Nicolaus von
Strafsburg von einem reichen und mächtigen könige zu spre-
chen hat, spricht er jedesmal von dem von Frankreich*'"^,
sondern einmal die anordnung der länzer, welche das ganze
in zwei reigen iheilt, einen geistlichen und einen weltlichen:
anderswo in Deutschland sind beide stände, in Lübeck sogar
mit regelmäfsiger abwechslung gemischt; in Frankreich aber
trennt der todtentanz von Paris und ebenso der von la Chaise-
Dieu auf ähnliche weise, wenn auch nicht die stände, so
doch die geschlechler *"), noch mehr aber an einzelnen stel-
len , beim kinde , beim kaufmann, die Übereinstimmung der
Worte *'^). rechnet man hiezu noch den auffallenden umstand,
dals der lateinische todtentanz von Petrus Desrey*'^), den
man gewohnt ist als eine Übersetzung der danse Macabre zu
betrachten, gleichwohl auf dem titel von deutschen versen als
seiner urform spricht ( choren ab ea'imio Macabro vei^sibus
alemanicis edita et a Petro Desroy emetnlata) , so könnte
deutsches Selbstgefühl daraus wohl den schlufs ziehn, es sei
für die danse Macabre aus unsrer deuts';hen dichtung ge-
schöpft, erst von Deutschland aus sei der todtentanz nach
Frankreich gebracht worden, indess würde so nur Über-
eilung folgern, denn es wäre alsdann nöthig anzunehmen,
dafs 3Iacaber der name eines deutschen dichters, dafs diesem
deutschen dichter zunächst die lateinische chorea nachge-
ahmt und erst aus der chorea die danse Macabre über-
setzt sei. Desrey hat jedoch nicht früher als unter Karl
VIII und Ludwig xii gelebt, während die danse Macabre aux
Innocens zu Paris bereits im j. 1425 vorhanden war. liie-
nach kann das durchgängige zusammentreiren der danse Ma-
cabre und der chorea nur so, wie man es von jeher gelhan
hat, aufgefafst, für die wenigen stellen aber, wo jene auch
10<») l'ez Uicsaur. aiiecd. 2, 3, 185 If.
HO) Pfeiirers deutsche mysliiier J, 2(5:5, 36. 2(J7, 34. 288, I, 302, 13.
111) unter deu ausgaben der dause Macal)i'e entiiäll die erste, von
1485, nur noch die niänner, die von l-'SSti nur die weiber, nuinner und
weiber beide zuerst die \ou 14'J9: Malsinann im Serapeum 2, l'Jl-
iy3. 195.
112) Malsmann a. a. o. 2, 188. 8. 132,
113) Pariser ausgaben von 1 il)0 und H'.tD : Mursniann Serap. 3,
193. 196.
DER TODTENTANZ. 337
rail dem deulsclieii lodlcntanze ztisainnieiilriüt , niiils sie als
das Vorbild betrachtet, miils aiicb in diesem falle neben tau-
send anderen enl lehnung aus Frankreich angenommen wer-
den. Macaber als diclitername ist wie das ebenso auf fran-
zösisch vorkommende Machabj'e^^^) lediglich ein misverstand
des genitivs Macabre , Macltabaconim , und auch in den
versibus alemanlcis liegt sicherlich blofs irgend welches mis-
verständnis. oder soll man den ausdruck so, wie Goldast es
versucht hat*''), deuten? er fügt hinzu id est, in niorem
ac modos n't/wiorum Gi'vmam'coruin co/z/positia : die verse
der französischen Urschrift seien von der art gewesen, wie
man auch auf deutsch zu dichten pflege , verse mit blol'ser
silbenzjihlung und mit reimen.
So hatte sich das Schauspiel des Todes in nur zwiefa-
cher geslalt über Deutschland ausgebreitet : mannigfaltiger
als seine worte wechselten die bilder, die man ihm beigab,
wo man es an die wände schrieb oder es in bücher schrieb
und druckte : die bilder waren an jedem ort, in jedem buche
neu und andre: sie kamen erst später und immer nur gele-
gentlich und überall nur im Verhältnis der Unterordnung zu
den Worten hinzu, darum heilst auch die zuletzt bespro-
chene dichtung auf dem litel ihrer allen drucke der doten
dantz mit ßguren. indess noch in demselben Jahrhundert
wendete sich das Verhältnis, bereits jene handschriflen und
holzschniltdrucke zeigen uns das Schauspiel auf die liguren
zugerichtet und damit die letztern zur hauptsache , die verse
des erstem aber zur beigäbe, zur erklärung, zur blofsen
Überschrift und Unterschrift gemacht, und das war nicht
wohl möglich, wenn das Schauspiel als solches noch in all-
gemein lebendiger Übung war. wirklich auch ist von etwa
der mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, von derselben zeit an,
da sie in Frankreich noch die cliorea IMacliabaeorum spiel-
ten, für Deutschland keine spur und kein grund zu der an-
114) in Pariser liandscliriflcii der ilaiise Macabre als uanie des den
eingaiig sprecheiidea docleur: Jubinal 19.
115) in dem neuen abdruck der cliorea {Exiinii Macabri sjirculiiin
c/iorcac morlimruin u. s. w.) hinler seiner ausgäbe des S|i(Miilmii
oiunium slatuum lolius orbis terrarum auct. Roderico episcoiio Zaino-
rensi, Ilanov. 1G13, 231 ff.
Z. F. D. A. IX. 22
338 DER TODTENTANZ.
nähme mehr vorhanden , dafs der todtentanz noch aufgeführt
und in andrer weise sei vor äugen gebracht worden als
durch bild und schrift und druck. um so überraschender
ist es , wie gleichwohl in einem allbekannten spiele der Ju-
gend noch bis auf den heutigen tag sich ein nachklang jejier
alten Schaustellungen erhalten hat. in dem lext derselben,
wie ihn die handschril'ten und holzdrucke geben, nennt das
kind den Tod einen schwarzen mann : ein swai^zej" man
ziuht mich da hin; und unsre kinder haben ein fangspiel,
wo eines nach dem rufe fürchtet ihr euch cor dem schwar-
zen mann? und nach der antwort we//^ den übrigen entgegen-
läuft und so viele es vermag aus ihnen herauszugreifen und
damit sich beizugesellen sucht: ganz der Tod, der aus dem
versammelten reigen einen nach dem andern wegführt und
dessen schaar sich dadurch fort und fort vergröfsert.
Also, abgesehen von diesem kindlichen Überrest, seit
dem fünfzehnten Jahrhundert keine aufführung des lodten-
tanzes mehr in Deutschland , ja überhaupt fast keine dich-
tung mehr, welcher in Selbständigkeit diese anschauung den
inlialt gäbe, desto häufiger aber seitdem die bilder, und
nun sind es diese, die von ort zu orte wandern: die verse
gehen nur noch zur begleilung mit; und die bilder bleiben
dieselben, während die verse sich ändern müfseu , ja ver-
schwinden; oder es tritt eine ganz frische uraschöpfung
der bilder ein, und damit vielleicht auch eine ganz frische
gedichtheigabe. an der spitze aber all dieser orte und des
ganzen neuen gliederreichen geschlechtes der todtentanzbilder
steht Basel, steht als mutter und ahnherrin der todtentanz im
Klingenthaie.
Die nächste, vielleicht auch die erste Wanderung trat
er von KIcinbascl lierübei" nach Grofsbasel an, vom kreuz-
gange des Kliiigenthals an die kirchhormauer des prediger-
klosters. die liauplanliiise dieser verpllanzting liegen nah:
das frauenklüsler im liliugcnllial stand unter besonderer pllege
und aufsieht der j)redigerm(inclie '"7 und daher mit denselben
im engsten, vielleicht in täglichem verkehr; die mönche aber
rausten es wünschbar finden, dafs eine bilderreihe von so
allgemeiner eindringlichkeit nicht so wie dort den äugen der
116) mein VValtLer v. Klingen s. 18 f.
DER TODTENTANZ. 339
menge dennoch entzogen bliebe, dafs vielmehr eben solche
bilder anch an dem Zugang ihrer kirche angebracht und da
eine beständig fortwirkende unlerstiitzung der predigt und
eindrucksamer als schrift und wort eine belehrung der laien
würden : denn zumal in diesem veriiallnisse pflegte das mittel-
alter den bildlichen schmuck der geheiligten räume auFzu-
falsen*''); damit lehnte man auch den Vorwurf des bilder-
diensles ab*'^) möglich ist, dafs ein weiterer anstofs die
grofse pest gewesen, die im j. 1439, nachdem schon wäh-
rend des Jahrs vorher eine schwere theurung geherschl hatte,
auch Basel ergriff und da ihre Verheerungen unter der biirger-
schaft wie inmitten des versammelten concils anrichtete*'"),
es möchte jedoch vorschnell sein, deswegen, wie man wohl
ihut, die anfertigung der bilder auf eben dieses jähr 1439
zu beraumen, zwar aus dem fünfzehnlen Jahrhundert sind sie
gewisslich : ein gegenbeweis , aus den costiimen etwa ^~^),
kann mit Sicherheit nicht geführt werden, da auch im mitlel-
alter die gröste wandelbarkeil der trachten gegolten hat und
z. b. die mieder der frauen, die schnabelschuhe, die zwie-
f'ärbig getheilten kleider in öfterem Wechsel auf- und wieder
abgekommen sind; und hier wird die Unsicherheit dadurch
noch vermehrt, dafs die bilder im verlaufe der zeit mehr-
fache ummalungcn haben durchmachen müfsen , bei denen
schwerlich jede einzelheit der ursprünglichen costümierung ist
geachtet und festgehalten worden, noch aus dem fünfzehnten
Jahrhundert sind sie gewisslich, kaum jedoch älter als aus der
117) erniahnungen der Leiligen kiiclie durch schrift und gollcs-
dienst und bilder: Taiilcr (Frarikf. 1820) 1, 288 f. alter gebrauch in
Italien, dafs die prediger lange pergauicntstreifen vor sich liegen hat-
ten, deren eines ende die ihnen nülhigen forinelri und gebcte enthielt,
während auf den andern herabhängenden theil bilder für das unten zu-
hörende volle gemalt waren; bläller der arl noch zu Iloin und Pisa:
Rumohrs italiän. forschungen 1, 2't5. kirchengemälde die heil, sciirifi
der laien: prcdigtstelle in Mones anzeiger 8, Cill. ^ot hdl den Icicn
g'cgebcn — driu biiock — . dei' himel ist der bi/orhe einez. — daz
ander buorh ist dnz ^emwlde — . duz drille buocit ist pj'affcn leben
u. s. w. Heidelb. hs. 341, I8i b. c
118) vgl. z. b. in Gregors d. gr. brieten 9, 1Ü5. 11, 13.
119) Ochs 3, 277 ff.
120) wie das Fischer versucht, über die entslehungszcil iinii den
nifister des Grofsbasler todlentanzes 15 f.
22*
340 DER TODTENTANZ.
mitte desselben : denn es haben bei ihrer Übertragung vom
Klingenthal zu den predigern schon die bilder der Trüber er-
wähnten bandschriften und holzscbnittdrucke sichtlicbeu eiu-
flufs ausgeübt, die älteste jahrszabl aber, welche man für
diese letzteren nachweisen kann, ist die zahl 1443.
Übrigens ist dieser lodtentanz zu predigern ebenwie der
im Klingentbale der Zerstörung, ja er ist einer gänzlichen Ver-
nichtung anheimgefallen, im j. 1805, nach langer Verwahr-
losung, nachdem zuletzt sogar ein seilermeisler längs der
mauer sein gewerb getrieben, hat die obrigkeit dieselbe nie-
derreifsen lafsen , bei nacht, weil sie doch den Unwillen der
bürger scheute, einzelne stücke wurden dabei noch von
freunden der alten kunst geborgen : sie linden sich jetzt fast
alle in der Öffentlichen kunstsamraluug vereinigt ; das ganze
aber, die bilder sammt den reimen , ist nur noch in den
kupferstichwerken der alten Meriane, Johann Jacob und 3Iat-
thäus'"'), und zuverläfsiger, weil keine, selbst unabsicht-
liche Verschönerung mit unterlief, in der abbildung wiederum
von der kunstfertigen und getreuen band Emanuel Bücheis
aufbewahrt , die ebenfalls jetzt in unserer öffentlichen samm-
Inng liegt ^~^). die häuser, denen gegenüber sich einst die
bemalte mauer hingezogen, heil'sen immer noch am todtentanz.
Wir haben nunmehr die bilderreihe selbst des näheren
zu betrachlen. es sind, im ganzen nur wenig geändert, die-
selben bilder als im Klingenthal. auch hier wie dort 39 paare
und ebenso geordnet: hinter dem beinhause der pabst, der
kaiser u. s. f. ; blofs palriarch und crzbischof sind wegge-
lal'sen, und dafür ist hinter den könig noch die königin, hinter
dem herzog die herzogin und als letzte gestalt noch der ma-
ier selbst hinzugefügt, eine person, welche dem todtentanze,
solange er noch als drama galt, natürlich fremd gewesen;
aufserdem ist an die stelle des fürsprechen der rathsberr, an
die der begine der krämer gerückt, nnd kind und mutter
121) .loliaiin Jacobs seit 1()'>I, Matlbiius des ältein seit 1G49:
s. MürsiiKiiiii im Scrapeuiu 'i, 175 11'.
\'>'l) nach Hiieliei die hilder, zuiii tbcil uucli der lext in de» Ba-
seler lodteiitünzeii vuu Marsiiiaiiii und mit allerii.iud äiideruiigeu und
Zusätzen die später zu Basel lierausgekoninienen sleiuzeicbnuugen von
Hieionymus Hels, ia danse des inoi'ls ä Basle.
DER TODTExNTANZ. 341
sind in eine Vorstellung vereinigt, die geistlichen Herren
moclilen ihren stand nnveriiältnisniälsig stark vertreten lin-
den ; kaum aber hätten sie den patriarchen und den erz-
bischol" und die begine beseitigt, wenn die pest von 14;^.)
den hauplanlars der nialerei gegeben hätte : denn gerade bei
dieser war der tanz ancli an mehr als einen wiirden-
Iräger der kirclie gekommen, solchen abänderungen in be-
treff der tänzer gesellten sich noch zwei aulserlialb liegende
Zusätze, bilder, von denen das Klingenthal nocii nichts ge-
wnst hatte, die aber hier vor den beginn und hinler den
schlui's noch angereiht wurden , an den beginn und noch vor
das beinhaus ein prediger, an den schlufs sodann Adam und
Eva mit der schlänge, ähnlich der todtentanz von la Ch.iise-
Dieu ; nur ist hier der siindenl'all schicklicher ganz an den
anfang gesetzt, und so halle es wohl der baslerische maier
auch geordnet, wenn jene französischen bilder, worauf die
erste Vermutung fallen möclile, ihm das muster gewesen
wären; statt dessen schlofs er mit der ursach alles todes,
dem siindenfaile , weil ihm zuletzt noch freier räum übrig
blieb und etwa ein geistlicher des klosters ihm mit nach-
träglichem ralhe zur band gieng; den prediger aber entlehnte
er aus einem bandschriftbilde oder holzschnitt, wie deren
gegen 1450 schon in umlauf waren: die composition dieses
geniäldes , der prediger auf der kanzel und vor ihm pabst
und kaiser, könig und königin, cardinal und bischof, aber
auch leule niederen Standes, ist deutlich dem ersten bilde
der holzschnittwerke von Heidelberg und München nach-
geahmt, es fehlt auch sonst nicht an beispielen , wo die
malerci eines kirchlichen und gerade solch eines kirchlichen
raumes sich angesclilol'sen hat an die bihler eines buches:
um nur das namhafteste nocJi zu vergleichen, die berühmten
glasgemälde in dem kreuzgang(; des kloslers Hirsau waren
stück für slück aus der biblia pan|)eniin enludmiiien ''"').
Fafscn wir- nach diesci' bctraciihMi" des "iuizcn nun
auch die einzelheiten ins äuge, so erweist sich uns darin
überall der forlschritl, den die kiinst \\iihren(l des Jahrhun-
derts gemacht halte, das zwischen den inaicreien im Klingen-
Ihal und dieser ihrer nachbildung in tirofsbasel liegt, die
12 3) Gesscrls geschiclili; der glasinalerci 123. vgl. 118.
342 DER TODTENTANZ.
beschräukung zwar auf je zwei tanzende, den Tod und einen
menschen, ist gehlieben, und ebenso im wesentlichen die auf-
falsung derselben: aber innerhalb dieser grenzen geht alles
weit über das urbild hinaus, im lilingenthal sind alle umrifse
noch mit breiten schwarzen strichen bezeichnet, und die ma-
ierei giebt uns, mit geringem farbenweclisel, eine gleich-
tönige auslüUung derselben : im predigerkirchhof ist solche
einfachheit und armut längst schon überwunden , der maler
freut sich an wechselnder mannijjffaltigkeit der färben und an
ihrer abstufung durch licht und schatten, die Zeichnung ist
berichtigt und die gebärde zu treffender characleristik belebt,
der Tod ist beinerner, rippiger, obschon auch hier kein ganz
entfleischtes gerippe , mit einziger und wohlangebrachter an-
nähme bei dem arzte, den ein skelet auffordert die anatomie
zu beschauen; seine Stellung entschiedner als im Klingen-
thal die eines tanzenden und sein verhalten gegen die men-
schen reicher als dort an humoristischen ziigen. namentlich
kehrt das hier öfter wieder, dafs sich der Tod in höhnisch
vertraulicher weise mit irgend einem bezeichnenden eigen-
thume des menschen schmückt, den er davon führt, so trügt
beim cardinal auch er einen cardinalshut, beim ritter einen
hämisch , beim arzt eine salbenbüchse , beim narren eine
kappe mit eselsohrcn und schellen 5 dem verkrüppelten betller
tritt auch er mit einem stelzfufs entgegen, dem pfeifer hat
er die geige weggenommen und spielt ihm vor. bei den-
jenigen menschengestalten, die schon im Klingenthal gelungen
waren, ist der abstand des künstlerischen werlhes minder
grofs ; die Jungfrau steht sogar hinter der des Klingenlhales
um manchen schritt zurück, eine figur jedoch überrascht
wahrhaft durch die treffende auffafsung, die ihr geworden,
nämlich die des koches , im Klingenlhal eine der character-
losesten, hier ein feister mann mit behaglichem angesicht und
gelüftetem gewande, damit ihn weniger schwitze, nun ist
freilich schwer zu entscheiden, wie viel von all dem lobe
auf die rccimiing des ersl(Mi malers und oh nicht gar alles
auf die rechnung eines sjiätcrn falle, denn, wie bereits be-
merkt, auch dieser todlentanz ist wiederholendlich übermall
und ausgemalt worden; die liaupterneueruiig geschah im
DER TODTENTANZ. 343
j. 1568 durch Hans Hug Kluber*'*), von ihm denn wird
auch die Ölfarbe herrühren und vielleicht erst dainil jene
vollkommene farbengebuni; : die ällern bilder waren sicherlich
nur in walserlarbe ausgeführt , gleich denen des Klingen-
Ihals. und wohl auch er, und nicht schon der ältere maier,
hat den sclilufs der ganzen reihe dahin abgeändert, dafs in
dem letzten bilde nicht mehr die mutter ersclieint, sondern
der künstler des ganzen werkes, und deswegen nun im
vorletzten, anstatt des kindes allein, die multer mit dem
kinde. denn die multer, besonders aber der maier selbst in
der spanischen modetracht des sechzehnten Jahrhunderts sind
unverkennbare portrailbilder, und nicht blofs eine freilich jün-
gere Unterschrift bezeichnet sie als die contrafacluren Hans
Hug Klubers und Barbarae Hallerin seiner hausfrau, sondern
auch die verse, die dem Tod in den miind gelegt sind, nen-
nen schon denselben namen : Hons Hug- li///hef% laß malen
slolm u. s. f. es wäre zu umsländlich, lieber zu vermuten,
dafs Kluber auch liier ein älteres bild nur auf sich umgemall
habe: vielmehr scheint die ganze hinzufiigung des maiers
erst dem Berner lodlentanze von Nicolaus Manuel abge-
sehn, zumal auch die ähnlichkeit der an beiden orten beglei-
tenden verse von der art ist, dafs die kluberisclien sich als
eine nacliahmung derer zu Bern erweisen, im übrigen isl
es den versen ebenso wie den bildern ergangen: es sind die
alten, es sind die des Klingeulhals, aber so, wie das fünf-
zehnte und mehr noch das sechzehnte jalirhunderl sie nach
dem model seines geschmacks und ungosclimacks, nach sei-
nem Verständnis und misverständnis geglaubt hat umändern
zu sollen, frische züge, die gleichwohl innerhalb des kreises
der echten alten anschauungen bleiben, werden damit nur
ausnahmsweise herzugeführt, beim grafen etwa, wenn nun
der Tod zu ihm spricht hcrr graj\ geht mir das bottc/i-
hrot^^^'), oder wenn der Tod beim namen Durrlhig- genannt
wird ''*"'). zuweilen auch (denn jetzt waren ja die verse
zur blofsen eiklärung geworden) ist die änderung nur um
des bildes willen und nach dem bilden gemacht, so z. b. bei
124) iiu'lir ii!)L'r diescMi in Marsiniiritis U.isclcp liKlIciiliinzcii \'l W.
125) der Tod als hole pnlles: iiiylhol. 7'J9.
120) \^\. Dün-bein ii. dffl. mytliol. 812.
344 DER TODTENTANZ.
der edelfrau. sie und ihr über die scluilter der Tod schauen
in den Spiegel, dazu im Klingenlhal diese worte des Todes,
dnnzcn , fraw, noch üwereji sin , bis de pfif ein ton ge-
win: si hat i'or^^^) frawen vi.l betrogen, die al der tot
hin hat gezogen; und diese der edelfrau, ich so/t haben
?nötes vi/, seh ich for mich der freuden spil. des tödes
pfif mich min ^'^^) bezivingt; sin ^^'^) danz/eit hie gar grü-
lich klingt, in Grofsbasel aber, nun mit beziehung auf den
Spiegel, welchen das bild zeigt, vom ade/ froiv, last ewr
pflanzen ^^^): ihr vrüjset jetzt hie mit mir tanzen; ich
schon nicht eivers geelen haar, loas seht jhr in den
Spiegel dar? und sie o angst und nohtl wie ist mir
bschehenl den Tod hab ich im spiege/ gsehen. mich hat
erschreckt sein grewlich gstalt, dafs mir das herz im leib
ist kalt, oder bei dem blinden, im Klingenlhal ist er ein-
fach mit einem hiindchen an der schnür gemalt: eigentlich
aber sollte er gemalt sein mit einem führenden weib oder
mädchen. denn der Tod sagt da kum, blinder! du miist
ietz mit mir an dinen dank, das sag *^*) ich dir. ich wil
din füerer iezen sin : dor um vurlofs din füererin ; und
der blinde es ist mir yemer ach und ach , icie wo/ ich
min füererin nie gesach, das du mich da von teilt tringen,
die ich volhoimet^^'^) mit singen. in Grofsbasel schneidet
der Tod die schnür des hundes durch , und nun die verse
dein wegzeiger schneid ich dir ab. tritt sittlich: fällst
mir sonst ins grab, du armer blinder alter stock in dei-
nem bilden bletzten^^'^) rock; und er ein blinder mann ein
armer mann sein tnus und brot nicht gwinnen kan.
könt nicht ein tritt gehn ohn mein hund. gott sei globt,
127) bei Bücliel //Vr.
128) d. Ii. miiine; Biicbel viyn.
12fl) bei Büchel Ein.
130) iiJUinzrn (vgl. litt, gesell. § 3, 18) wird iiainentlich vom her-
auspulzerMleii (irdiien des baars gebraucht : Uhlands voliislieder 105. 366.
Schiiieller 1, 329.
131) sa'^ fehlt bei Büchel und auch bei Mafsniann; die verwischte
stelle, die im urbilde vor dank gewesen, ergänzen beide Ain viinen.
132) bei Büchel vol/iernnt. nach Stalder 2, 55 hei Pst hoi-nen wei-
nend ein starkes gesehrei erheben, vov singen fehlt etwa noch wi'm.
133) bletzvn, plc/znn flicken, noch jetzt mundartlich.
DER TODTENTANZ. 345
(lafs hie ist die stitncl. solche beispiele zeigen deulliehcr
als alles, in wie veränderter Stellung gegen friilierliin die
reime des todlenlanzes sich zu den bildern desselben jetzt
befanden.
Der Übergang aus dem Klingenthal nach dem prediger-
kloster ward für die fernere gescliichle des todtentanzes ent-
scheidend, denn eigentlich erst hier, wo die gemälde sich
dem täglichen anblicke der kirchgänger und der bewunderung
einheimischer wie fremder frei dahingaben , konnte der Tod
V071 Basel ein aufgesuchtes Wahrzeichen der Stadt und ein
Sprichwort des volkes *^*) und damit der anstofs werden,
dafs solche art der verbildlichnng jetzt noch allgemeiner gäng
und gäbe und noch öfter und an noch mehr orten beliebt
ward, als schon bisher geschehn. zwar die dichtkunst, sie
allein oder als die hauptsache, befafste sich damit nur wenig
mehr, ein beispiel folgende verse, die zu anfang des sech-
zehnten Jahrhunderts auf die innere seite eines buchdeckels
sind geschrieben worden ^'^'') , bruchstücke vielleicht eines
gröfseren gedichtes.
fVer bistu den jch hie sieh ;
ai/ier gestalt so ei'seJü'öckenlieh
Ich inuoj's heij ineiiicr trete ver jehenn
greiefsJieher ding hau ieh nie gescehen
sein^^*') jinbliek hat mieli so gar geletzt ^^')
Das Jch bin aller ehrajft entsetzt
Ich hab goj'ochlen menngen tag
das mir inei/n viaotl nie erlag
als scijt ich harn yn dise Nott
Ich main du snjest der bitter todt
134) vgl. (las li(Ml in den Schweizer liülireilien und vollcsliedern
V. WjTs (1820) 91 ; sn schi'idrig ivii; der Tod im Basler tudctanz He-
bels werke (18;$Ü) 1, 177; alle schaiidi-r der natur, der Tod von Ha-
sel nnd der Neid von WciJ'senJeh PliUens werke (1848) 4, (iO.
135) das buch ist in v. d. Ilagens besitz; es entliält aniser dem
Orendel von 1513 noch mehrere andere bis 1516 reichende drucke.
136) lies dein.
137) letzen im sinne von entkräften, scbüdigen hat auch noch Lu-
ther Jes. 11, 9, man wird nirgend letzen noch verderben auf mei-
nem heiligen berge.
346 DER TODTENTANZ.
Selig ist, der hot gehalden gotz- vnd der ki/rgen geholt,
vnd in gotzforchi sein leben volbracht hot.
Ach ich ge sterhenn
Ja ich hin den alle dinp,- forchl '^^)
die gott aajf erde ye geworchi
der vioeht mir keines wir leiderstan
hierumb so mnestu auch daran,
Perioden Die leayfs ich wo II
das ist wen sich zertrennen soll
Die seil von leib so kam ich gleich
Jung alt fraw man ar/nb vnd reich
Die inuessend alle an meinen dants,
Dein helldnbarten ward nie so sjrlantz
Das sy mir wider stuondl ije
JVoll her rnd stirb die stundt ist hie
Nu volg mir nach
und daneben am rande
, e, ]{, 0 gott lafs mich also vnberaijttet nit ersterben
lafs mich vor deine göttliche hulde ericerben
, d, t, das er mag nu^^^) nit mer gesein
jch will dir legen die stoltzigkayt dein
nicht viel jünger, im j. 1533 oder 1534 zu Antwerpen ge-
druckt ****), sind die lateinischen hexameler des Eusebius Caii-
didus , plausus luctißcae mortis, ein wechselgespräch zwi-
sclien dem Tod und 39 menschen , zuerst dem imperator
und dem re.v Rhenanus, dann dem pabst und andern geist-
lichen, darauf wieder weltlichen personen ; als todtentanz
bezeichnet er sich , wo zum abte gesagt wird chorea sal-
tabis eadem.
Das möchten aus der dichfkunst nun die einzigen bci-
spicle sein : zahli'cich aber sind und immer zalilrcicher werden
1!}S) sinpnlarisclies zeit" ort pcM-ade auch bei alle ding in IFaiis
Süclisens coiiiödie die uiigleiclien kinder Evae, act '.\ , alle (li/isf war
schon zuhereil Ja ncchteii iinib die vrxperzcit , und in lUilands Volks-
liedern 72."), ddfs alle ding nit gitll als vil und hlib auch bei dem
reell ten zil.
]'.\[)) nv unsieiier; statt er mag lies en mag; d, t, l)edeutel der
Itid ; e, Jl, vielleicht ein Bitter.
1 iü) hinter einem lateinischen draina von der Siisanna ; daniarlt
bei Doucc 18-24.
DER TODTENTANZ. 347
die, wo sich die bildende kunsl den todlentanz oder ilim zu-
nächst verwandte anscliauun<;en zum gegenstände nimmt, ich
erinnere an die bildchen von Hans Baidung Grün (1470
— 1552), welche die oirentliclie Sammlung zu Basel besitzt,
zwei weiber vom Tode wie vom buhlen überrascht, anziehend
durch die Vermischung des grausens mit wollüstiger Üppigkeit,
und noch einmal liier an jenen holzschnitt in der chronik
Harlmann Scliedels , die aul'erstehung der todfen mit musik
und tanz, nun ward auch, nachdem er bisher nur 'gemalt
und gezeichnet worden, der todlentanz einmal aus stein ge-
bildet : in Frankreich geschah das häufiger, herzog Georg
von Sachsen, der schon in der hauptkirche zu Annaberg,
welche er von 1499 bis 1525 baute, die zehn Icbensalter
beider geschlechter uiul am schluls jedweder geschlechtsreihe
hier eine todtenbalire, dort einen schild mit dem geripp eines
todlen hatte in stein aushauen lalsen'*') und dadurch den
anlals ähnlicher Wandgemälde zu Leipzig und zu Freiberg '^~)
mochte gegeben haben, derselbe herzog zierte sein schlofs
zu Dresden, dessen bau er im j. 1534 angefangen, mit noch
ernsteren und eindrucksameren zeichen aus , einem todlcn-
kopf am schlulssteine des thorbogens, einem lodtengerippe
im giebel, einem lodlentanze längs der mauer des dritten
Stockwerks. denn der tod war zumal den gütern seines
lebens wiederholendlich nah getreten, halte ihm schon i'rüher-
liin sechs seiner kinder und, da eben der schlolsbau begann,
auch die gattin geraubt, ein grofser brand, der das schlol's
1701 zerstörte, hat diese Steinbilder alle thcils auch zerstört,
theils doch beschädigl : noch aber blickt der todtenkopf vom
thor herab; der todtentanz ist im j. 1721 auf den kirch-
hof der neusladt Dresden übertragen und dabei durchweg
wiederhergestellt, in einigen (Iguren, den vier letzten, ganz
neu gefertigt worden '''"'^). sieben und zwanzig reliefgesl.illen
141) an den zwei cliiireii über den sacristeien. ausrUlirlielier
darüber Hilsclier in seiner beschreibunff des todten-tanzes an b. <Ieor-
gens schlofse in DreCsden, Dresd. u. Leipz. 1705, 32 11".
142) Hilseber 41. 92. das Leipziger bild war au Aiierbatlis hol,
auf der seile gegen den neuiiiarkl bin ; am ende der zehn aller sland
der Tod mit einer S(;blinge.
143) abbildung in einem bueb von Naumann, der lod in allen sei-
nen beziebungen, ein warner, Iröster und lustigmaebei-, Dresd. 1844.
348 DER TODTENTAiNZ.
von ungefälir lebensgröfse ; die auflafsung und die anordnung
durchaus neu und eigenlliiimlich. keine paare von tänzern,
auch kein reigen, an welchem zwischen je zwei menschen
immer wieder ein Tod gestellt wäre : nur dreimal zeigt sich
dessen bild, zuerst blasend und hinter ihm pabst, cardinal,
erzbischof, bischof, domherr, pfarrer und niönch ; dann eine
Irommel rührend (todtenbeine sind die schlägel) und iiinter
diesem kaiser, köuig , herzog, graf, ritter, edelmann, ralhs-
herr, handwerker, landsknecht, bauer, belller und nun auch
einige weiber, die äbtissin, die edellVau, die bäuerin , dann
kaufmann, kind und greis ; zuletzt mit niederwärts gekehrter
sense der dritte Tod. die figuren sind keineswegs unschön,
sie sind alle mit sauberkeil, einige wie der cardinal, der
erzbischof, der mönch, der kaiser, der könig auch mit be-
zeichnuiigsvoUem ausdrucke gearbeitet : aber es fehlt die ver-
anschaulichung eines eigentlichen taiizes : nur wenige krüm-
men oder schwingen ihre beine demgemäls ; die meisten gehen
nur einer hinter dem andern her, und nicht einmal, dafs alle
einander die bände reichen : sie halten sich auch sonstwie
an dem Vorderarme fest oder berühren ihn gar nicht.
Diese bilderreihe zu Dresden mag ihre entstehung zwar
dem antriebe verdanken, der von Basel aus ergangen war
und unterhalten ward : im übrigen ist sie eigen und uuab-
jiäno^i"^. andre werke der art jedoch , und deren mehr und
namhaftere, ja theihveis hochberühmte, sind auf den todlen-
tanz von Basel als ihr wirkliches Vorbild gefolgt oder haben
ihm doch folgen wollen, antheil hieran hat sicherlich auch
der umstand gehabt, dafs letzterer sich in einem kloster des
predigerordens befand, eines ordens von einflufs und überall
hin sich erstreckender Verbindung: kaum nur durch zufall
ist es wiederholendlich gerade dieser orden gewesen, in des-
sen kirche , an dessen kirclihöfen der todtentanz von Basel
unmittel- oder mittelbare naclialimung erfuhr, die dominicaner
halten, wie zuerst sie die myslik in Deutschland eingeführt,
so auch und eben jetzt eine vorwaltende neigung zu allego-
rischer uiul dem verwandter aiilTafsung und darslellung: bei-
spiel und Zeugnis dessen die schrillen , die über das schach
und selbst das kartenspiel von dominicanern verfafsf sind **'*).
144) vgl. meinen aul'salz über das sfliachzabelljucli Konrads v. Am-
DER TODTENTANZ. 349
Der zeit nach ziiuächst schliefst sich hier an Basel
Stral'sburg an, mit den bildern, die noch im fünfzehnten
jalirluindert an die inneren wände der predigerkirche, der
jetzt sogenannten neuen, sind gemalt, bei der reformation
jedoch übertüncht und erst im j. 1824 wieder entdeckt und
iheilweis wenigstens wieder sichtbar sind gemacht und geiafsen
worden**''), abweichende behandlung fehlt zwar auch diesen
bildern von Strafsburg nicht, es sind weder paare , welche
tanzen, noch ein geschlol'sener rcigen, noch ein aufzug : fast
überall sind mehrere menschen, wie sie durch stand oder
alter oder sonst zusammengehören , je in eine gruppe ver-
einigt und stehen so theils , theils wandeln sie hinler einer
gemalten reihe von säulen und bogen entlang; in jede gruppe
springt und greift der Tod hinein um einen daraus oder
gleich ein paar an seinen tanz zu holen, der Tod wie sonst
ein mit haut und diinueni fleisch und noch mit dem grabluch
angethanes gerippc : nirgend aber führt er wie auch in Basel
ein longeriithe, und ebenso mangelt den gestalten der nicu-
schen jede weitere, noch mehr bezeichnende, humor und
ironie noch verstärkende beigäbe: über die kleidung, die ein-
fache handgebärde und die mitunter hochgelungene gebärde
des angesichtes geht die characteristik nicht hinaus, den-
noch hat der lodlentanz bei den dominicanern zu Strafsburg
von dem bei den dominicanern zu Basel nicht blofs den
anstofs, er hat auch das mafsgebende muster von daher em-
pfangen, das wird durch die figurenreichere gruppe, die auch
hier den anfang macht, den prediger auf der kanzel mit Zu-
hörern aller stände ihm zu füfsen , und noch unzweifelhafter
durch mehr als eine figur in eben dieser und in späteren
gruppen sichtlich , und es würde gewiss noch öfter sichtlich
werden, wenn man eine gröfsere zahl und folge von bildern
hätte aufdecken mögen als nur so wenige, ein übelstand,
der auch verhindert von der anordnung des ganzen klare
einsieht zu gewinnen.
Jünger als der todtentanz von Strafsburg, aber in jedem
inenhauscn in Kurz uud Wcilseiibachs beitragen zur geschiclite und
lileratur 1, 44.
145) abbildungen bei Edel, die neue-ltircbc in Slralsburg, Strafsb.
1825.
350 DER TODTENTANZ.
belracht bedeutungsvoller ist der von Bern , bedeutungsvoll
schon dadurch , dafs hier die eutlehnung von Basel her eine
volle gewissheit und nirgend verhüllt, dafs hier auch wieder
einmal die dichtkunst n)it der bildenden verbunden ist, und
schon um dessentwillen bedeutungsvoll, der ihn gemalt hat;
Nicolaus Manuel von Bern, ein bekannter, man darf sagen,
ein berühmter nanie, berühmt als maier, als dichter und als
Staatsmann, in jeder dieser richtungen seines wirkens ein
scharf zugreifender vor- und mitarbeiter der kirchenbefser-
rung, als maier nicht sowohl um Schönheit bekümmert, mehr
ein freund derber und herber natürlichkeit. dies hat ihn
denn auch die anschauungen des todtenfanzes mit unverkenn-
barer begeisterung ergreifen lalsen. er gieng denselben, wie
uns die baslerische samralung lehrt, mehrfach in einzelnen
kleineren bildcrn, Zeichnungen wie geniiilden, nach^*"), und
im zweiten jahrzehend des Jahrhunderts bekleidete er die
kirchhofmauer des predigerkloslers zu Bern mit einem voll-
ständig ausgeführten tanz der todfen'"). ganz etwas neues
war seiner valersladt eine Vorstellung der art nicht: schon
von dem sladtschreiber Thüring Frickard, dem grofsvater
IManuels, wird berichtet, dafs er einen altar in s. Vincenzen-
münster mit kUsllichen gcschnetzten und gemähten tod-
len, deren ein theil für sich, ihre gsellen und leben-
dige gutthäter messe Iiielten, hat laßen zieren '*^). Ma-
nuel aber gieng aus von dem lodtenlanze des predigerklosters
zu Basel, und behielt im ganzen und wesentlichen all dessen
giiippen bei ; nur einige liefs er fallen , die herzogin , die
edclfrau, den Wucherer, den pfeifer, den herold, den blinden,
brachte jedoch dafür so viel andre neue, den palriarchen, den
doctor des gcisllichen rechts, den astrologen, den deufsch-
ordensrittcr, den mönch , den burger, den handwerker, die
dirne, die witwe, dafs gleichwohl die reihe seiner tanz-
hildei' auf eine gröfsere zahl kam als die baslerische, auf
W. mehrere der bezeichneten eiuschaüungen scheint jener
ältere bilderdruck, der dolendantz mit ligurcn , veranlafst zu
haben: auch er schon hat den doctor, den mönch, den burger,
14li)-Mcl;ui.s Maiiuul von Grüiicist-n 17'.t. 18 i. t87.
147) lilhograpliiertc ablüldung: INilct. Manuels lodteiU.niz, lierii o. j.
1 i8) Grüncist'u IC).").
DER TODTENTANZ. 351
den handwerksmann ; noch deutlicher aher tritt sein einflufs
darin hervor, dafs 3IanueI so wie schon er die beiden haiipt-
stände, geistliche und wellliche persoiien, trennt, zuerst ins-
gesammt jene vom pabst, dann insgesanimt diese vom kaiser
an vorführt, während im Basler lodlentanz beide stände bunt
gemischt durch einander gehn. auch den beginn und den
schluls des ganzen machte er anders , als in Basel das ge-
schehen war : den siindenfall rückte er, wie auch passlicher,
an den anl'ang, schob aber gleich dahinter noch die erlhei-
iung der zehn j^cbote und die kreuzigung ein ; das schluls-
bild ward eine grolse zusammengesetzte Vorstellung, ein
prediger auf der kanzel, den todtenkopf zeigend, der Tod
als mäder, dessen sense eben ein kind darniedergestreckt
hat, auf dem rücken kodier und bogen, vor ihm ein grofser
häufe von gesloi'benen jegliches geschlechts und Standes, alle
mit pfeilen in der stirn , im hintergrunde ein bäum, von
welchem der wind sterbende menschen herabschüttelt. der
prediger war in Basel vorangesetzt; die pfeile des Todes,
die auch in den druckausgaben der danse Macabre und zu
la Chaise-Dieu vorkommen '*^) , scheinen so wie sonst auch
dessen auffafsung als eines Jägers '■'") aus einer bekannten
psalmenstelle '^') abgeleitet, der bäum aber aus einer stelle
Jesus Sirachs '■"'^); endlich zu der schaar, die am boden liegt,
1 41)) zweimal hier der Tod iiiil bogen und pfeil und einmal ein
menseli , dessen köpf von liiiilen her ein ideil durchbohrt, auch au
dem früher schon erwähnten Wandgemälde zu Palermo ein pfeii-
schiefsender Tod.
150) luylhol. 805 f. in der kirehe zu s. Petrus martyr in Neapel
ein marmorrelief, der Tod mit einem falken auf der faust, ihm unter
den füfsen ein häufe menschen , ihm gej^enüber ein gcld anbietender
mensch; zu jenen spricht der Tod eo so la morte, che caccio sopra
voi , j'e/ite tnondafta u. s. w. ; der mensch zum Tode tultt ti volio
dare, se mi laset scampare und der Tod erwidert se mi potesti darc
quanto si pole dimandare , 71011 le pole scampare la morte se te
viene la sorte: Douce i*J f.
151) non liinebis a liinore noelurno , a sagiUa vo/anle in die
ps. 91, 5.
152) omnis coro sicut focnuin vcterasect et sicuf foliiim f'ruvli-
ficans in arbore viridi. alia generantur, et alia deiiciimlur : sie ge-
neralio carnis et sanguinis alia ßnitiir et alia naseitur ecclesias-
ticus 14, 19.
352 DER TODTENTANZ.
mag wiederum der dolendantz mit figuren anlafs gewesen sein,
der gleichfalls so mit einem gesammlbilde , mit todlen ron
allem staidt abschlol's : oder ist gar eine erinnerung an den
Campo Santo in Pisa, an Orcagna gedenkbar, der auch solch
eine buntgemisehte gruppe unter die sense des Todes legt?
Manuel ist in Italien gewesen um 1511*^^).
Wenn der benierische künstler schon in der anordnung
des ganzen so beiräch llich von seinem Basler vorbild abge-
\\ichen ist, so hat er seine eigenheit noch viel mehr in der
bchandlung der einzelnen theile walten lalsen. er w'iW neu,
er will selbständig sein; er will nicht den Basler copieren,
sondern für die Berner malen, darum füllt er den hinter-
grund mit kühnen bergl'ormen, wie sie von Bern aus und in
der gegend Berns gesehen werden , und giebt seinen men-
schen portrailgesichter aus der heimal, fügt sogar jedem, da-
mit die erinnernng noch verstärkt und bestätigt werde , das
Wappen der persou bei, die er meint, sein Tod , oder noch
heiser seine leichen (denn er geht von der eigentlichen per-
soniücierung des todes so weit ab, dal's er einmal auch einen
leichnam hinstellt *^*) , sein Tod ist nicht grauenhaft : er er-
weckt ekel mit den zerzausten haaren an haupt und kinn
und den noch herunterhangenden läppen fleisches : um so
gräfslicher macht es sich nun , wie er ausgelafsen springt,
wie er pfeift und trommelt und mit einer häufung der ton-
geräthe, wiederum gleich jener im dotendantz, auf geige und
laute und leier spielt, wie er sich auch hier seinem tänzer
gleich herausputzt , mit dem heim des edlen oder mit dem
grünen kränze der Jungfrau, rührend aber ist der Tod beim
kinde : er bückt sich tief, damit ihm dasselbe an die hand
reiche, und bläst ihm auf einer kleinen kinderpfeife vor. wie
des Todes, so sind auch die Stellungen der menschen hier überall
bewegter , und nicht selten tanzen sie mehr oder minder
15i5) Gi'üncisen <S7 !'.
103) aucii ein iiolzsclinilt in einer mir unbekannten predigtsamm-
lung Geilers von I\aiser.sl)erg, serniones de xxiii cünditioiiibus mortis
(das a!])liai)et in xxiii prtMlif^cn ?) , soll den Tod als weib, als schwarze
gerunzelte iVau mit oHenem rächen nnd einem haken in der hand dar-
stellen , ühnlich also dum bild Orcagnas im Campo sanlo. hier aber
ward das weibliche geschlocht von der spräche gefordert , in Deutsch-
land nicht.
DER TODTENTANZ. 353
lebhaft mit. und ähnlich dem , was bereits in Stralsburg
vorgekoniincn , bci^nügt sich der maier nicht überall mehr
mit den sonst üblichen je zwei liguren : vor dem beinhaus
slehn vier blasende Tode, weiterhin fallen zwei Tode über
vier mönche her, und der Juden und beiden ist noch eine
gröfsere zahl, ganz besonders aber in seinem sinn und sei-
ner eigensten weise ist Manuel mit der geistlichkeit verfahren :
auf den bildern, die ihr gewidmet sind, giebt er seinem gan-
zen gegenpäpslischen ingrimm ebenso als maier freien Spiel-
raum , wie er es in seinen faslnachlsspielen als dichter ihut.
gleich der erste, der pabst : vier kämmerlinge tragen ihn auf
einem reichverzierten sefsel stolz daher : aber die Verzie-
rungen stellen Christum dar, wie er die kiiufer und Ver-
käufer aus dem tcmpel treibt, und dann, wie er gegenüber
den pharisäei'u die eiiebrecherin frei läfst ; und auf den sefsel
kommt der Tod geklettert und reilst dem pabste die drei-
fache kröne ab. es ist Avie ein bild aus oder zu jenen fast-
nachtsspielen. als den letzten von allen hat Manuel sich
selber porlraitiert, mit einer kühnheit der auffafsung, die
vom lächerlichen nicht mehr zu unterscheiden ist: er malt
sich, wie er eben an dem todtentanze selber malt; noch ist
sein piusel an einem köpfe des zunächst stehenden IVldes be-
schäftigt: da kriecht, mit der Sanduhr auf dem rücken, der
Tod herbei und greift iiim an den malstock. nach all die-
sen beispielen gewollter und gesuchter neuheit niufs es um
so mehr befremden erregen, dafs eine figur, die des koches
nämlich, und nur diese eine fast zug für zug übereinstimmt
mit dem koche des Basler lodtentanzes. soll Manuel hiofs
hier nichts eigenes vermocht haben? es wird kein irrthum
sein, wenn man vermutet, auch in dieser eiijzelheit habe
Manuel nicht von Hasel , es habe vielmehr der spätere bas-
lerische erneuerer von Manuel eullehnt. schon früher ist für
noch ein anderes bild ein solches Verhältnis zwischen Manuel
und Kluber als wahi'scheinlich und ist gerade die figui- des
koches als eine für den todlentanz von IJasel fast zu gute
bezeichnet worden, auf eben diesem wege denn mag es sich
auch erklären, dafs eben wie Manuel so lilubcr einmal den
Tod in weibsgeslalt auftreten läfst, Manuel heim kaufinann,
Kluber an einer vermeintlich befseien stelle, hei der königin.
Z. l\ D. A. IX. 23
354 DER TODTENTANZ.
endlich auch in den beigegebenen versen steht Manuel zwar
unverkennbar auf dem gründe Basels: aber doch ist, was
er dichtet, wieder ebenso neu und ihm eigen, als was er
malt, und ebenso nur aas seiner arl die dinge anzusehn und
zu benennen, übrigens hat die mauer, welche Manuel mit
seinen bildern angefüllt, schon viel früher als die mauer des
baslerischen predigerkloslers, schon im j. 1560, den ab-
bruch erleiden mül'sen ; nur copien der bilder sind noch vor-
handen, und ein haus, welchem jene mauer einst gegenüber
gelegen, heifst jetzt noch der todtentanz : beides wie in Basel.
So selbständig aber Manuel verfuhr und verfahren wollte,
im wesentlichen blieb er immer noch bei der baslerischen
und überhaupt der alten weise , führte immer noch den Tod
vor, wie er keines Standes, des höchsten so wenig als des
niedrigsten, schont, und führte dies vor unter dem bilde des
tanzes. anderthalb oder zwei jahrzehende nach ihm sollte
ein andrer, ein gröfserer künstler, als er gewesen, ein künst-
ler aus Basel selbst , den gleichen stoll" und das gleiche Vor-
bild noch einmal zur band nehmen, aber nu>' um zugleich
die ganze anschauung von grund aus umzugestalten und sie
endlich in das gebiet wahrhafter kunst zu lüliren. Hans
Holbein als Basler kannte die todlentänze seiner heimat,
wenigstens den am prcdigerkirchhof , wohl und muste als
künstler eindrücke von daher empfangen, aber er hat, so
angeregt, nicht blofs den kleinen lodleiitanz für eine dolch-
sciieide, den wir dreimal auf der Basler sammiung sehn , er
hat auch für den holzschnitt seine linngincs mortis gezeich-
net^^'), und diese, wie ganz anders erfafsen sie den ge-
meinsamen, wie gänzlich erneuern sie den alten stofF! es
sind eben bilder des Todes, es ist kein todtentanz mehr,
nicht das nur, wie bis auf ihn geschehen, will Holbein zei-
gen, dafs vor dem todc kein stand, kein alter Sicherheit ge-
währe: er fafst den gedankcn höher, tiefer, weiter, frucht-
barer auf, gleich jenem maier in Pisa und gleich dem dichter
155) abdrücke von 1530 und als buch von 1538 an; dies zuerst
mit französisclieni tc,\l: Les simtilachres vi historiees faces de la mort,
(spater auch Les Images de la Muri); dann, seit 1542, auch mit la-
teinischem: Imagincs de morte, Imagi7ies morlis, Icones mortis, vgl.
Mafsniann im Scraiieum 1, 245 ff.
DER TODTENTANZ. 355
des alten liedes Media vila in morte suinusi sein gedanke
ist, wie der tod mitten hineinbrichl in den beruf und die
lust des erdcnlebens. das war jedoch nur darzustellen, in-
dem der künstler abgieng von der allüblichen zweizahl der
figuren , imlem er mehrere, viele zur gruppe vereinigte, in-
dem er ganze abgeschlol'sene bilder componierte und, so klein
sie auch sind, mit all der zuthat, deren die historische und
die genremalerei sich bedienen kann, indem er endlich den tan-
zenden Tod ganz aufgab und denselben sonstwie auf die jedes-
mal angemefsene weise in das treiben der menschen hinein-
schreiten und hineingreifen liei's. sein könig (er soll das hildnis
Franz i, ^uch hier also wieder eines königs von Frankreich
sein) prangt unter dem thronhimmel an reichbesetzter lafel, zu
beiden seilen aufwartende diener, unter diesen aber auch der
Tod, der schon seine sandulir mitten unicr die scliiifseln ge-
stellt hat und nun dem könig die hergereiclite schale füllt,
mit dem abschiedstrunke. weiterhin der richter: ein reicher
mann und ein armer sind vor seinen stuhl gelreten ^ der
erstere greift in die tasche , die ihm am gürtel hängt, und
schon streckt der richter die band nach der beslechung aus:
da entwindet, von hinten an den stuhl gestiegen, der Tod
ihm den slab, das zeichen seiner würde, bei einer so durch
und durch gehenden abänderung konnten die Todesbilder von
dem todlentanze, der zwar den anstofs gegeben, nichts weiter
festhallen als etwa die wähl und die zahl und die reihenfolge
der scenen. und selbst diese nur obenhin, dem sündenfalle
ist noch die Schöpfung, die austreibung aus dem paradiese
und die arbeilsnoth der ersten menschen beigefügt, und auch
nachher kommt ein neues und eigenthümlicbes bild um das
andere hinzu, die schifler im stürme, das ehepaar, die Spie-
ler, die säufer, die rauher '"*') , der fuhrmann u. s. f., zum
schlufse das Weltgericht und, ganz so aufgefafst, wie man
dergleichen für glasgemiilde zu entwerfen pflegte, das wappcn
des Todes: im Schilde ein todtenkopf, auf dem heim eine sand-
ulir zwischen zwei knochenarmen, die einen stein oder eine
erdscholle tragen, auf den seilen als schildhaller ein mann
156) diese drei zuerst im j. 1547: H. Holliein von Uct;iier 319.
den räuber und den spielen hat vor lloibcin schon der dotendantz mit
figuren.
23*
356 DER TODTEMANZ.
und ein weib. man hat ^^') die letzlereu für Holbein und
seine gattin , das ganze also für ein bild des nialers ansehn
"wollen, wie ein solches die todlentänze von Bern und Basel
schliefst : doch scheint die portraitähnlichkeit zu fehlen , die
älteste, deutsche, dem probedrucke des hoizschnitls beige-
gebene Überschrift*^^) bezeichnet denselben nur als das Wap-
pen des Todes , und auch die französischen und die lateini-
schen verse der späteren, mit 1538 beginnenden buchaiisgaben
deuten in keinerlei weise auf maier und malerin. ein wappen
des Todes aber kommt, wie bei mittelhochdeutschen dichlern
des Todes zeichen, abgebildet schon im dotendantz mit figu-
ren vor, und Sebastian Braut beschreibt es so im narren-
schifF: der recht schilt ist ein dolen hein, dar an iviirni,
schlangen , /{rotten nagen : das woppen heiser, buren tra-
gen^'''^). neu und eigen ist endlich auch (doch kann mau
fragen, ob auch dies gerade eine bel'serung sei), dafs hier
der Tod mit seltenen ausnahmen als vollkommenes gerippe
dargestellt ist, ganz nur aus nacktem gebein bestehend,
gleichwohl hat der kiinstler selbst in den enifleischfen Schä-
del sUils ein characteristisches mienenspiei zu legen gewust.
einmal auch hier bei der kaiserin , ein weiblicher Tod. die
gedichtbeigabe, welche die imagines mortis so gut als ihnen
voran der todlentanz gefunden , hat zuerst auf französisch
Corrozet, dann hieraus übersetzend auf lateinisch Georgius
Aemilius verfafst.
Ein Seitenstück der imagines gewähren diejenigen bil-
der des Todes, mit denen Holbein zur Verwendung im buch-
druck die grofsen anfangsbuchstaben beider alphabete, des la-
teinischen und des griechischen, verziert hat, dem ähnlich,
wie es von ihm auch zwei andi-e alphabete mit kinderspielen
und mit tanzenden bauern giebt, noch mehr aber an die
todtentanzbilder erinnernd, die man in Frankreich schon seit
dem j. 1488 gern auf den rand der gcbelbüchcr setzte"^").
157) Hfguei- 320. Fischer über die eiitslehuiigszeit und den mei-
sler des Grol'sbasler todlenlauzes s. li).
158) Serap. 1, 247.
159) s. 235 der aus{j. Slrobels.
lOü) bibliograjibiselic nacliwcisungen MafsinuiHis im Serajieuiii
2, 212 ir.
DE1\ TÜDTENTANZ. 357
in solcher art geben z. h. die ojjicin quolidiana sivo hörne.
h. Mariac, die im j. 1515 zu Paris bei Tliielniann Kerver
gedruckt sind , liinter einander &(S menscliliclie goslalten ;
jede mit einem Tod zur seite und bei jeder einen hexanicter,
welchen der mensch sprlclit; die niänner, ihrer 26, gehn
voran, die weiber Folgen; innerhalb beider gesc-Iilecliter wech-
seln , so lange es durchzuführen ist, geistlicher und welt-
licher stand, aber au(;h die buchstaben Holbeins (ich kenne
sie aus den abdrücken der Basler Sammlung) enthalten keinen
todtentanz, sondern wiederum scenen nach art und sinn der
imagines , nur, wie der sehr beschrankte räum es forderte,
einfacher comj)oniert; und so nahe schliefsen sie an die ima-
gines sich an, dal's sie eigentlich nur einen anszug aus den-
selben liefern, von deren 41 bildcrn diejenigen 24, welche
dem künsller als die hauptsächlichsten erschienen sind , und
selbst die reihenlolge ist i)eibehalten.
Ich mul's an dieser stelle eine Streitfrage berühren, welche
schon alt, aber vor kurzem wieder ist angeregt worden,
durch die von Friedrich Fischer"") neu aufgeworfene be-
hauptung, Hans Holbein sei nicht blofs Zeichner der imagines
mortis und der Todesalphabete , er sei auch der maier des
todtentanzes von (irofshasel gewesen, als beweis hiefür wird
theils eine vormalige Überlieferung, theils das costüm, theils
die sonstige Übereinstimmung beider werke, theils die künst-
lerische Vollendung angeführt, die sich in den bildcrn des
todtentanzes zeige, ich kann mich zu der behauptung und
den beweisen nicht bekennen. maiereien wie diese ver-
mochte auch der, in dessen erncuerung und ummalung wir
das werk allein noch kennen, vermochte auch Hans Hug
Kluber wohl zu leisten, zumal wenn er nicht anstand ge-
legentlich dem ßerner Manuel nachzuahmen; das cosfüm spricht
eher gegen als für die behaii|)lung : denn im todtentanz ist
es noch durchweg eine mittelalteiliche, in den imagines mortis
die jüngere spanische fracht; dafs aber auch in allem andren
nur unierschied sei, nicht Übereinstimmung, das ist eben vor-
her schon ausgeführt worden. wie hätte jemals derselbe
künsller dort einen todtentanz malen können , noch ganz in
10!) in der sclion oben angefülirlen sclirift über die cnlslebungs-
zeit und den meisler des Grofsbasler todtentanzes, Basel ISill.
358 DER TODTENTANZ.
der allerliüinilichen beschränktheit des gedankens und der
darsfellung, und hier l'iir den holzsclinilt, wo die gleiche be-
schränkung viel verzeiiilicher gewesen wäre , dennoch bilder
zeichnen von solchem reichlhuin des gedankens und der kunst,
bilder, welche vor allem gar kein todtenlanz mehr waren?
wie hätte Holbein, der so grolses selbst vermochte, sich
dennoch zu einer arbeit verstehen können, die wesentlich
nichts als eine copie war, eine copie des todtentanzes in
Kleinbasel? wenn es somit schon aus inneren gründen
unlhunlicli ist, jener behauptung, so verlockend sie auch
sein mag, beizupflichten, so bringen äufsere umstände die
Sache vollends zur cntscheidung. Manuel, dessen todten-
lanz eine nachbildung des baslerischen isl, hat denselben zwi-
schen 1514 und 1521 gemalt"'-); Holbein aber ist erst 1520
zünftig geworden ^''^) , ist von 1517 an mehrere jähre hin-
durch gar nicht in Basel gewesen '*'*) : soll ihm also schon
vor 1514, da er noch nicht zwanzig, da er erst sechzehn
jähr alt "^^) und jedesfalls noch ohne zünftige berechligung
war, soll ihm da schon eine arbeit von solchem umfang und
solcher bedeutung und zumal eine so öfTentliche übertragen
worden sein? und wir haben gesehn, dafs, als der todten-
lanz von Strafsburg gemalt wurde, der zu Basel schon muste
vorhanden sein : für den von Slrafsburg aber ist das fünf-
zehnte Jahrhundert unbestritten und unbestreitbar.
Allerdings hat man auch ehemals und lange genug den
glauben gehegt, dafs der todtentanz am prcdigerkirchtiof zu
Basel von niemand geringerem gemall sei als von Hans Hol-
bein, und es ist ein überraschendes zusammentreffen, wie ein
spuk mit demselben namen , mit Marcus Holbeen aber, sich
beim todtentanz von Lübeck wiederholt*"^): doch war jener
wahn lediglich durch lalschungen veranlafst, die leider in Basel
102) Gi'iiiieiseti WM.
163) Marsmaiins Basler lodlenliiiize 8'2.
164) Hegner 117.
165) sein gelmrLsjalir ist 1498 : Hegner 35. 38.
166) in der Greveradeiicapelle des Lübeciiei- donics ist ein allar-
bild von einem aiij^ustinerniöneiie Mafcus Ili)ll)een niil der jalirzalil I'i5l
oder 1471 odei' 14',)] : eben diesem seiii-ei!)! man nun aiicli gelegentlieb
den todtenlanz in der Mar ienicirehe zu: Deecives lül)isclie gescliicliten
und sagen 257. 306-
DER TODTi:?^TANZ. 359
selbst sind verübt worden, im j. 1588 gab ein j-ewisser Hnlde-
ricb Frölich von Plauen, biir<;er zu Hasel, ein bucli Iieraus, des-
sen tilel also lautet : Zwen Todentäntz : Dci'cn der ei/ie zu
Barn — zu Sunt BarfüJ'sern : Der ander aber zu Basel —
auff S. Predigers Kirehhof viit Teutsche?i vnd Lateinischen
fersen der Ordnung 7iach verzeicimet u. s. w. die bil-
der nun, die hier von s. pre'digers kircbhof in Basel stam-
men sollen (mit denen von s. barfülsein in Bern sind die
bilder Manuels am predigerkirchliore dort gemcinl), stammen
bis auf einige wenige nicht von daher: sie sind fast sammllich
aus Holbeins holzschnitten, aus den imagines mortis entnom-
men; baslerisches ist dabei fast nichts als die hinzugefügten
deutschen reime: diese sind allerdings von s. predigers kireh-
hof, die lateinischen aber, welche Frölich für die seinen giebt,
sind aus Laudismanni decennalia mundanae peregrinalionis
abgeschrieben'^*), hundert jähre später nahm die meclielsche
buchhandlung das unbesonnene oder unredliche verfahren
Frölichs wieder auf und liefs die platten seines Werkes, seine
abbildungen aus Ilolbeins imagines, auls neue drucken, mit
den Basler reimen und unter dem litel Der Todten-Tantz
ff^ie derselbe in der weitberähmten Statt Basel, als ein
Spiegel Menschlicher Beschaffenheit gantz hünstlich mit
lebendigen Farben gernahlet^ nicht ohne nutzliche Ferwun-
derung zu sehen ist. das buch erschien von 1C96 bis 1790
in zablreich erneuten ausgaben'"^), diese beharrliche Wieder-
holung von Frölichs Unwahrheit war um so ärger, als in-
zwischen, zuerst im j. 1021, der wiikliche lodlcntanz von
Basel in den kupfcrstichen der Mciiane war vcrölfenllichl
worden. 31ecliel liefs sich auch dadurch so wenig stören,
dafs er sogar um die täuscliung zu verstärken jenen litel
seines buches wort für wort dem merianischen nachgedruckt
hat. die leiile aber, da Frölichs und Mechels bilder un-
beslrillen liolbeinischc waren , gewöhnten sich, einheimische
wie fremde, auch die bilder am predigei-klosler für holbeiiiische
107) Mafsiiianns Basler loill(!iitaii7.e 11).
108) die Vignette der iiieclielsclien diuci<^e vciinclirl die alleren
Todesl)ilder um ein nieiit üjjei erfundenes neues, ein junpes weil), das
der Tod gewaltsam (orlfülirt, während sie ihm vergeblich auf den im
haus darniederliegenden allen mann hindeutet.
3G0 DER TüDTENTANZ.
anzusehn, und da Frölich und Mechel die iniagines mortis
für einen todtentanz ausgegeben halten, so ist es auch dabei
geblieben, und alle weit spricht seitdem von Holbeins todten-
tanz, aucii wo die iniagines gemeint sind, und von Holbeins
lodtentanzalpbabelen. doch mag, was letztere irrtliiimlich-
keit betrifft, zu einiger entschuldigung angeführt werden,
dafs bereits auch ein gedieht vom j. 1544, Dialogiis , oder
Gespräch des Menschen, vnd Tods ^ welches ebon nur eine
zwiesprach dieser beider ist, gleichwohl als kurze haupt-
überschrilt den namcn Todtentantz trägt '''^).
Für Basel freilich und für Holbein ist jene unwahrhaft
misbräucliliche benennung eben kein schade gewesen : durch
Holbeins namen mag eigentlich erst der Basler todtentanz
so beriihmt geworden sein und wieder durch diesen auch
der name Holbeins weiter ausgebreitet, und in die kunst-
iibung selbst brachte Frölichs und Mechels fälschung einen
frischen anstofs: man falsle für solche bilder eine neue und
gesteigerte liebhaberei und malte deren wiederum an vielen
orten: beispiele*'*^) der todtentanz in der 3Iagnusl<irche zu
Füfsen, von Jacob Hiebler, der im predigerkloster zu Con-
stanz, beide noch aus dem sechzehnten Jahrhundert, der von
Jacob von Wyl in der Jesuitenkirche zu Luzern , aus dem
anfange des siebzehnten ''*) , der zu Kuckucksbad in Böh-
men, um 1700*^'^), der im barfüfserkloster des uchlländischen
Freiburg, noch im j. 1744 von Fries gemalt: all diese grün-
den sich auf Frölich oder Mechel; der zu Füfsen wiederholt
auch die Basier verse^^'^), während bei dem Constanzer die
lateinischen hexameter slehn , in welche von Desrey die
danse 3Jacabre übertragen worden, andre todtentänze sind
von jenen täuschenden Vorbildern unabhängig : der von Caspar
Mylinger 1635 an der spreuerbrücke zu Luzern gemalte,
der aber durch einen neubau nun schon längst verschwunden,
109) 0 fotioblätler ; un{,deiclie al)siilzc aclil- oder lu'unsilbi^er
verse ; aus Meusebacbs bibliotheli jt'lzt auf der lciinii;iiclH'n zu I5ertiii.
170) längere iiamenaufzähluiigen giebt Marsiiiaiin in l'iercrs uni-
versal-texicon unter d. vv. lodlcntanz und im Serapcuin 8, \1>\.
17t) tilbogi'apbicrlc abbildutjg: lodlcnlanz oder Spiegel nienseh-
licIuT iiinrälü^keit, Luzern i.SilJ.
172) 1707 zu Wien in Icuplerslicb erscliicnen.
173) lelzlercn zur seite gestellt in Malsinanns Baseler todlentänzen.
DER TODTENTAiNZ. 361
ist noch dem echten baslerischen inuster nachgefolgt; der zu
Erfurt, an dem man von 1735 an sechzig jähre lang gemalt
hat, schöpft einzelnes, während er sonst sich selbständig
hält, ans Holbeins imogines , die reiminschriften aher sind
den späteren hochdeutschen von Lübeck nachgedichtet^'*);
ebenso erinnern die 68 Sinnbilder des lodes, mit welchen
Abraham a s. Clara die todtencapelle zu Lorclio in Wien
hat schmücken lafsen ''"'), hin und wieder bald an Holbein,
bald auch, von denen gleich zu sprechen ist, an die brüdcr
Meyer: im übrigen jedoch und iu» ganzen sind diese bilder
so wenig ein todtentanz und stimmen selbst mit dessen um-
gestallung durch die imagines so wenig überein, dafs öfters
auf ihnen ein einzelner mensch oder auch der Tod allein da-
steht, wie zu Basel oder Holbein oder sonst der todtentanz,
der einst zu (jlaiidersheim gewesen''''), sich verhalle, wie
ferner der in der s. Andreaskirche zu liraunschweig ''') und
andre anderswo, wird mir aus den kurzen angaben, die allein
ich über dieselben kenne, nicht ersichllich.
Neben der maierei haben nach Holbeiu und nach Hol-
beins vorgange und. so, wie er den altbelieblen stotf" neu
umgestaltet und veredrlt hat, auch die blofs zeichnenden
künste des holzschniltes wieder und des kupferstichs den-
selben vielfach behandelt, und nicht minder hat sich die dicht-
kunst, angezogen durch die hebung und erweiterung des gc-
dankens, desselben mit öfterer Wiederholung zu bemächtigen
gesucht*'*), ich übergehe jedoch gern all die s. g. todlen-
tänzc der neueren und der neuesten zeit ''•') : sie liegen
meist dem urlheil noch zu nahe und einer Zeitschrift füi- das
alterlhum zu fern ; ich hescluanke mich , indem ich auch die
I7i) der fod in allen seinen bezieliungen von >'auninnn 58 11'.
MaTsiiiann im Sefa|)euni 10, !50.').
l?.")) Ilev. I*. Aiiraliiun ä S. Clara Besonders luenblirl- und f;c-
zicrle Todlen-Capeile, Oder Allgemeiner Todlen-Spicgel, Nürnb. 1710.
176) Naumann Gti.
177) besclireibunff des todlentanzes in Drefsden von lliNelier Ol.
178) Uhlands bailade der schwarze ritli'V vereinigt noeli in enger
begrenzung mehrere vorzeitliche ansehauungen , den kiimiiferiden , den
tanzendt-n, den \v>in eiiischcMkiMMlcn niid den blnnieu breehenden Tod.
179) ein Verzeichnis, welehem die jabi'C seitdem nocji Zuwachs
gebracht haben, giebt Mafsinann im Serapeum 1 (1840), 301 — 303.
362 DER TODTENTANZ.
holzgeschniüenen bilder des Todes in Hönigers verdeulscliung
von Geilers narrenschifF'^'^) nur kurz zu nennen brauche,
auf die vorziigliciiste unter den alteren nachholbeinisclien lei-
stungen, den in knpfer gestochenen todtentanz der brüder
Rudolf und Konrad Meyer von 1650.
Das künstlergeschlecht der 3Ieyer in Zürich ^^') that
sich, mit solcher genicinsamkeif, dafs zwischen den einzelnen
gliedern ein wesentlicher unterschied kaum bemerkbar ist,
durch geist und gemiit, durch geschick und saubere Sorgfalt
vor vielen ihrer zeit und der heimat wie der nachbarlande
weit hervor; der reichthum, den sie zugleich an plianlasie
und witz besafsen, liefs sie der allgemein herschenden nei-
gung zur allegorie mit besonderer Vorliebe und mit befserem
erfolge nachhangen, als mancher andre, der ohne solchen
beruf doch dieselbe richtung nahm, sich dessen rühmen durfte,
dieser allegorische zug muste den Meyern einen stolf, wie
Holbeins Todesbilder ihn gewählten, vornehmlich anempfehlen
und sie zur nachahmung reizen : wirklich gehört auch die
bilderreihe, mit welcher die brüder Rudolf und Koiirad in
die spur des älteren meislers getreten sind "^~), zu den ge-
lungensten arbeiten des geschlechts. zwar als selbständig
wird man sie nicht gerade loben können : wie wäre auch
Selbständigkeit nach solchem vorgange noch möglich gewesen?
aber die gescbicklichkeit ist zu loben , die selbst dem nach-
geahmten släts eine neue, bald anmutige, bald bedeutsame
Wendung zu geben weifs, und die anschmiegende erliudungs-
gabe, die noch manches bild mehr den überlieferten hinzu-
fügt, neu in stolf und ausführung und immer' doch gemäfs
dem gleichfalls überlieferten gesamnitcliaracter. nehmen wir
180) I5asel löTi: bl. 103 rw. der Tod, wie er liinteiriicks dem
narren den sel'sel forlriickl ; 3 i'i i\\ . uie er denselben am f;e\van(!e
zu sich reifst; 'Ml rw. auf einem jiferde, das der narr beselilägt.
181) von ihnen handelt das iieiijahrsblatt der künsllergesellscbaft,
Zürieh IS4i.
182) kuprerlilel : Itiwdolf Mvycrs S. Toillen-dantz. Ergäntzet
lind herausgegeben Durch Conrad Meyern Maalern in Zürich Im
Jahr 1650; drucklitel : Slerbensspiegel , das ist sonnenklare Fovstel-
litng menschlicher Nichligkeit durch alle Slünd'' und Geschlechter : —
For disem angefangen Durch Ruodolffen Meyern S. von Zürich, —
lelz aber — zu cnd gebracht, und verlegt: Durch Conrad Meyern,
Maalern in Zürich, — MDCIj.
ÜI:R TODTENTANZ. 363
als bcispiel den iiialcr. ein noch juj^cndlich blühender mann
sitzt an der sfafl'elei, vor ihm ein hochbejahrter, lebensmüde
gebeugter greis, dessen bild er fertigt: da naht sich der Tod,
aber nicht zu dem greise, sondern dem jungen manne hält
er das Stundenglas vor. oder den scliafltier , witwen- und
waisenvogt. hinter einem tische , der mit gultbriefen und
mit liaufen und beuteln und kisten geldes bedeckt und um-
stellt ist, sitzt im pelzrocke der Schaffner; sein angesicht
läfst schlielsen, mit welcher härte er eben zu der witwc und
den Avaison gesprochen habe, die verkümmert und (lehend
da stehn : aber der Tod s|)ringt auf ihn ein, mit einem giilt-
bricfe nach ilim schlagend, und der mund, der so eben noch
rauh gescholten hat, verzerrt sicji zum wehgeschrei. der
Tod ist hier mit weitgespannten flügeln bekleidet, üedermaus-
fliigeln, wie man sie dem teul'el zu geben |)llegt, und sonst
auch llielsen dem Zeichner, wenn der stoll" es zu fordern
scheint , Tod und teul'el in eine gestalt zusammen ; überall
aber ist der Tod nicht als gerippe dargestellt, sondern mit
wohlbedachter rückkehr zu der älteren art noch fleischig,
aber hager, nur einmal, und da passt auch dieses, bei
den zwei liebenden, tritt der Tod ganz beinern herzu und
drückt seinen bogen auf die Jungfrau ab, während über ihnen
der liebesgott mit zerknicktem pfeile davonfliegt, so durch
nacbahmuug und neue zulhat ist die zahl der bilder bis auf
(JO angestiegen : um den überblick zu erleichtern, haben die
künstler sie in drei grolse gruppen verlheilt, und nach den
eingangsbildern , der erschafl'iing, dem sündenfalle, der aus-
treibung und dem elende der ersten menschen und dem
siegesgeschrei des Todes , kommen zunächst alle personen
des geistlichen, dann alle des welllichen regimenis und nach
diesen die gemeinen leiile, zum schlnfse des Tods p;etriij's-
heit, Tods it//gciriißkcit , Jü/ii^sto Gericht, Sig- Christi,
Rechtfertigung , IV aar- und falsches Christentum b. übri-
gens haben die zürcheiischen küjisller Ilolbein nicht un-
millelbar benutzt und nennen diesen namen nirgend; das
exemplar der französischen imagines, der simulachrcs zu
Schairiiausen, in welches vorn eingeschrieben ist Hort (Conrad
Mci/cr hostet mich 5 //. ^^•') , miifs Konrad erst in späterer
1(S!}) iMar.sin.tiHi im Scr.ipcmii I, 2i'J.
3G4 DER TODTENTANZ.
zeit erworben haben : auch sie folgen jener bildersamnihing,
die Frölich aus den iniagines, dem ßerner Wandgemälde und
zum kleineren theil dem Wandgemälde von Basel zusammen-
gesetzt halte, daher auch bei ihnen die beneunung Todten-
dantz. doch ist ihnen selbst (sie l'iihlten die uupasslichkeit)
nicht wohl dabei: es heilst nur auf dem kupferlilel so: der
gedruckte titel dagegen lautet Stoi^bensspiegcl , und in der
vorrede sucht Konrad Meyer den namen eines tanzcs mit
vielen hin und her ratlieiiden worten zu rechtfertigen. Sie
haben (nämlich die berühmten IiUiisttnaoler, die schon früher
dergleichen dargestellt) sie haben aber soh.he Aufzüge
Todlendäntze genennet, sonder zweifei darum : dieweil der
Tod der weg alles ßeisehes , nnd diser Dantz ein allge-
meiner Danlz ist, an welchem der Tod alj's nupartei/ischcr
Danlzmeister, ohn ansehen der Person, alle J'ii Irret, zeü-
het, schleikct : und nicht, noch den Bältler verachtet, dafs
er ihn dahiuden, noch des liet/sers verschonet, dafs er ihn
ledig liefse. Sie haben aucli andeuten wollen, dafs, wie
man sich avf die Lebendige, oder IVeltddntze schnuiket:
also solle ein jeder und jede , sich bey zelten nach dem
schniukke des heiligen glaubens, mit ehren an disem Rcycn
zubestehen, nmsehen. Villeicht wolten sie auch mit di-
sem Titel, den übermühtigen Welidäntzeren , die leicht-
fertigen geij'ssprünge verläiden : welche eine gefährliche
gattung der ßeischeslust, ja derselben ein anfeüern(ler Zun-
der sind, und die vernünftigen Menschen gleichsam zu
äffen verstellen. alles das liefs sich freilich hineinlegen :
dafs aber der todtentanz seinen namen von eineui wirklich
dargestellten tanz des Todes mit dem menschen empfaugen
habe, und dafs dieser ausdruck daher nicht passe, wo kein
solcher lauz dargestellt wird, davon hat schon Konrad Meyer
keine erinuerung mehr und keine jtliiniiig. die poetische bei-
gäbe des buclies Irill nicht ohne ansprach auf: ein theil ist
sogar in niusik gesetzt; die Viervcrse auf den Kujfer-
bliillcren. wolle des jedesmal betroffenen menschen, hat er
(nämlich liiKldlf Meyer) grifern theils, aufs einem in Truk
aufsgegangenem bogen {weil mau domals keine andere
zur haud) mtlehuel, und nnterschidlicher orten verbefsert.
so die vorrede Konrads : es müfsen die reime des Basler
KOCHBUCH. 365
todtentanzes gemeint sein, an welche diese des zürcheri-
schen kiinstlers , wennschon nur von fern, doch immerhin
anklingen.
Und hiemit wird dem langen und weilhinschweifenden
wege füglich ein ziel gesetzt.
VVILH. WACKERNAGEL.
KOCHBUCH VON MUSTER HANNSEN DES
VON WIRTENBERG KOCH.
Dem Würzhurger kochbuche des 14n jahrh. , welches
Maurer -Conslant vollständig (Ein buch von guter speise,
Stuttg. 1844) und ich in dieser Zeitschrift 5, 11 auszugs-
weise bekannt gemacht, ist während des übrigen mittelalters
noch eine ganze reihe ähnlicher Schriften nachgefolgt (s. Pfeif-
fer in Naumanns Serapeura 9, 273 und ebd. 10, Gl. 331.
iloll'manns altd. handschriflen zu Wien 280. alld. blätler
1, 112), alle wenigstens für die sitlengeschichle der vorzeit
von belang, eine Basler haudschrift, die erst bei dem neu-
lichen umzuse der Universitätsbibliothek zum Vorschein ire-
kommen ist, vergröfsert die reihe, sie ist auf papier; aufser
einer anzahl leerer 101 beschriebene blätler, deren 9 im an-
fang das regisler füllt; die schlufsschrift lautet Also hnslu
guot ding von allciluij kochen *) von Maister Nannten des
von fVirtenbei^g koch etc. 14(10. aber in diesem jähre nur
geschrieben, nicht verfafst: dal's sie blofs eine abschrii't sei,
zeigen mannigfache fehler.
Wodurch dies würlembergische kochbuch selbst auf sei-
len der daistellung anziehend wird, ist die gute laune, in
welcher meisler Hans es aufgesetzt. das würzburgische
hat nur eine gereimte vorrede und schallet weiterhin noch
einen scherz in reimform ein: hier kehrt der reim in prosa
öfter wieder (beispiele xi und xii), gleich die erste anwei-
sung nimmt einen spruch der kinderweit auf, der jetzt noch
umgeht (Simrocks kinderbuch G) , und die letzte beschliefsl
das buch mit einer grofsartigcn neckerei : denn von mecha-
nischen künsten um den ihicrgarlen so, wie er beschrieben
*J das koch gekoctiles, speise: s. Sclimeller 2, 278.
366 KOCHBUCH.
ist, auszuführen sagt die Vorschrift iiinhls, und schwerlich
ist jemals , in Deutschland wenigstens , so viel kunst der
mechanik an ein entremet gewendet worden.
Von den zwölf stücken, welche nachstehend ausgehohen
sind , soll sich das zweite einer bemerkung Lachnianns zu
seinem Wallher s. 1G2 anschliefsen : man könnte dort, da vom
rogen also eine eigene speise bereitet ward, rogel in rogen
befsern ; das dritte den bemerkungen Haupts und Pfeiffers
zum Ilelmbrecht, zeitschr. 4, 338 und 5, 471. sonderlich
weiter hilft zwar auch unsre stelle nicht; indessen so viel
doch wird aus ihr klar, dafs an geh bei dem goyssliiz nicht
zu denken ist: denn mit ausnähme von ehi, dessen schwächere
betonung auch den laut gleichgültig machte , braucht unser
Schwabe den diplithongen ei släts nur im sinne eines langen i;
dafs ferner geysslitz oder giseliz (sumerlaten 27, 5) keine
fleischspeise sein kann : denn sie gilt noch für die fasten-
zeit; dafs sie aber doch ein thier, also ein fisch etwa sein
mufs: denn es wird ihr die haut abgezogen, das vierte
stück handelt von den arzneilichen wunderkräften des damals
erst seit einem Jahrhundert bekannten branntweins (vergl.
zeitschr. 6, 2G9) ; eben denselben zeigt das zehnte zur über-
raschenden Verschönerung eines gerichts verwendet, das fünfte
bestätigt den glauben des alterthums und des raittelalters,
dafs dem bocksblute der härteste stein nicht zu widcrstehn
vermöge: Plinius bist, nat. 37, 15; eins bockcs bluot den
adaiiias speit, mit dem man herte:^ glas diirchgrehet vnd
her tili edelsteine renner 212"; ein ritter hete bockes bluot
genomen in ein langez glas : daz sluoger iif den adamas
(fiahmurets heim) : da ivnrt er weicfie?' dnnne ein sirainp
Parziv. 105, 18 und darnach im Titurel 91 ö Hahn, endlich
mit VI — IX, indem hier der vcrfal'ser noch weiter üher die
küchenmeisterei liinausgeht, \^a(■Ilsen den tinten- und farben-
receptcn , die in den liandscliriftenkunden von Ebert 1, 33 fl".
nnd von Holfmann 36 f. mitgellicilt oder nachgewiesen sind,
eini"e neue zu. die reichste Sammlung der art aber, reich
an Vorschriften für die tafel- und Wandmalerei, enthält eine
Trierer handschrift des 15njh.: wichtig wie dieser deutsche
Tlieo|thilus (denn so dürfte man das buch fast nennen) für
die kunslgeschichte des ablaufenden miltelalters ist, wäre
KOCHBUCH. 367
eine veröifentlichung , wo nicht des ganzen, doch in aus-
ziigen woi zu wünschen.
I. (10"). Wer ein guot muos wil haben das mach von
sibennler^ Sachen du muosl haben, milich, sallz, vnd schmallz,
zugker, ayer, vnd niel salfran, dar zue So wirt es gell.
II. (15'') Aiii essen von vischliogo/i das mach also maf'ster//ch.
Item visch rogen. Nym aber niciit parben rogen, Vnd
stoels die in ainem niörser vnd pach jn Jnn ain ' plannen
ain praits plat vnd schncids wiirlTlat, prenn ain mel jn ainer
pfannen mit öll das es schwarlz werde vnd mach ain priie
von vischen ans dem melb mach ain pfefTer^ nym cssig vnd
gewürlz vnd ials das er sieden vnd darjnne erwallen vnd
schneid ain semlein wiirfllal vnd prenn das öll vnd geul's das
vf das essen.
III. (45'') Ge//sslit:z Jn der vastcn mach also.
Item Geysslitz jn der vasten soltu nemcn vnd Ials sy
ain weil stan das sy gefall. So send sy dann vnd gewürlz
sy jn dem hafen, vnd wann du sy dann efsen wild, So thue
ain wenig öll jn ain plannen vnd ihiie den* geyslitz darein,
vnd Ulfs sy erwallen vnd thue ain gestoppt darauf § Willu
aber aundcrlay geislitz So seud sy vnd geufs sy dann auf
ain schüfsd, vnd Ials sy erkalten, vnd zeuch jr die haut ab,
vnd mach ain maudel milich vnd geufs darauf.
IV. (50") Die tngent von dem geprenlen wein.
Item all priinnen oder zäch wein schnjcckennd* die ku-
mend all zue jrem rechten stat vnd dkrafft^ ob man sein
ein wenig darein geust § Item Er hat auch die tugennd
wenn^ allen wiirtzen behält er die krafTtjn allen Appodegken
(50'') ßesprenngt man sy damit § Itcm all jnwenndig gescluver
die pricht er das sy durch den menschen gcnnd. So man
I, 1. (1. h. siehiicrlei : er durch einen scIireibCcliler oder wiiklii-li
io der mundarl seihst an den schlufs des ganzen ausdruckes gehraclil.
II, 1. lies ainer 2. eine pfelferbrühe : vcrgl. zcilschr. 5, li.
III, 1. den in der handschrift. 2. gepulvertes gcwürz.
IV, 1. schmeckennd wird vor priinnen (quellwafser) gehören. 2. so
in der handschrift. 3. d. h. iva?i.
3G8 KOCHBUCH.
seiu ain wenig trinckl § Item alle ausweiindige geschwer
pricht er Ist das man sich damit bestreicht vnd salbt § Item
allerlaj mail vnnder den äugen* vergennd wer sich damit
bestreicht § Item hingel vnd leber macht er auch gesund vnd
das miltz Item er macht auch kuppCer vnd silber weils § Item
er schaidet quecksilber vnd silber von einannder wer es darein
legt § Item er haillt auch all wunden wer sich damit be-
streicht Item er wert auch dem tropffen^ von den Aussen
§ Item er vertreibt alle vnsaubre vergilTl § Item all flüfs von
dem hieren vertreibt er wer (ST) sich damit salbet § Item
er vertreibt auch all darem gi cht wer sein ein wenig trinckt
Item wer prechen jn dem mund hat welherlaj der ist der
trinck jn vnd saltz jn dem mund vnd spritz jn wider aus
vnd auch jn den zennden § Item wem die nafs vnd der
mund schmeckt der trinck jn, vnd lafs sein ain wenig in die
naslöcher. So werden sy wol geschmach § Item den men-
schen macht er wol gediichtig vnd fVölich wer jn trinckt
§ Item So vertreibt er die sprennglos ^ vnd die posten oder
postetten ^ vnd auch den kramplF wer sich damit salbet
§ Item was den menschen jnwenndig gespricht trinckt er jn
So ist er genesen. Ist es aber aus wenndig so salb sich
damit Er wirt gesunt Aon allem seinem ge- (51'') precheu
Also das er kains arlz bedarfF die weyl er lebt Noch bedarff
annder erlznej nemen.
V. (58") u4m stain ivaich zue machen.
Item wiltu ainen stain waich machen So nyra alltes
prunte wafser vnd pocks pluot vnd send das alles mit ein-
annder, vnd thue dar zue lübsteck, * vnd die slaiu thue darein
So Averden sy waich.
4. im gesicht. vnder ougon (ore) Capeila 3. daz man sie iinder
ovgim zeichendi ( nolas insigniti frontibus) Notk. Boelli. 19. i/nder
diu Ollgen (in os) ebd. 80. linder diu ougen — an daz antlülze
Beilhold 3Ü5. gelwagen iindr ougen unde an handen Parz. 172, 3.
ez Itt ander wibvs ougen aller J'iöuden paradis v. d. Hagens niinne-
siiiger 2, 31i''. 5. schlagfluls, miltellat. g/z^/a, fr goulte: f'uiidgr.
1, 394. eine Eindeutschung des letzteren ist das guot (Schnieller
2, 87), in der Schweiz guetschlag. 6. Grafl" spracbsch. 0, 395. 397
hat gisprinc pusluia; los scheint iiiv laus, lits zu slehn : vergi. zitfar-
lüs iiupelign spraehsch. 4, 308. 7. lat. pustula.
V, 1. liebslückel, levisticum.
KOCIlßUCII. 369
VI. (08') Gold aus der redereu schreihe?i.
Item willu gold von der feder sclireiben (59") So sollii
nemen geschlagen golt als vil du wild, vnd nyni aiii reil»
stain der schön vnd Irucken sej , vnd leg ein wenig salllz
darauf gleich als es darauf gerissen* sej, vnd leg dann ein
plat darauf, vnd säe aber saltz dar vf auf das goll phit vnd
als manig plat als inanig saltz säe darauf, vnd nym dann
einen reib stain vnd reib dann das golt vnnderciuannder als
lanng als du des goldes nit'^ geprüfen magst, So nym es
dann von dem stain vnd thiie es jn ain glas, vnd das glas
thue voller wasser vnd rür es durch ainanndcr, So wirt es
vnd das salllz alles zue wasser vnd das gold vellt alles zue
poden. Dornach gcul's das wasser ab dem gold N'nd geufs
ain annder wasser wider (59''j daran das schön vnd lautier
sej, Vnd geufs als lanng daran, Vnd darab pifs das lautler
wasser darab geet So leit das gold zue poden recht als ain
gelber laim, Vnd ihue das gold aus dem glas, Vnd thue das
in ain hören ^ vnd temperirs mit gummi vnd schreib dann
damit ^^ as du wild, XnA las es dann wol trucken vnd nym
dann ain wollfs zand vnd JJalicr es Ilain vnd sauber damit
So wirt es lautler vnd klar.
VII. (59'') Aufgelegt puochslahen von golde.
Item wer grob auffgelegt puochslaben wolle machen von
gold der nem ain wenig kreiden vnd Saffran vnd temperirs da-
mit lauter vnd rain V^nd formier den puochslaben als er sein sol
vnd lafs sy Irucken werden (60") So schab ain wenig den
VF, 1. der liäiilige ühergang von r/sen in ;•/;•»■« (SclniicIIer 3, l.'JO),
aus (Ifin aucb unser ausreij'sen für (liclitMi , einrvij'scn für sich cin-
sclileiclieo und zurcif.scn für herbeieilen {wann nach des vuttevs reise
ein armes liebes kiiid kümpt auf ihn ziif^erifsen Opitz) zu eriilären
sind, als ob es (wie sand) daraul" {^eriesell sei. '2. bffser // : so-
lange du noch etwas des goldes walii'iiehnien kaiinsl. '.). hunn
ebenso nachher im achten stück: nicht blofs ein von hörn gemachtes
linteiil'ars, sondern ein als tiiitenfafs gebrauchtes wirkliches hörn: s.
die achte bildertalel des horlus deliciaruni der Ilcrrad von Landsberg.
scriplor sreivere, eornu hörn, pctina vederc gl. Jun. 312. h/arhorii,
tinclahoru siirachsch. 4, 1037. iinthorn lirders. 2, äiü; noch 15. \\ al-
dis Esop 4, 93 Ein alles Dinthurn ohne schivarlz-.
Z. V. ü. A. IX. 24
370 KOCHBUCH.
grünt vnd Balier ja mit aincin zaniid vnd leg dann das gold
darauf mit aiuer dünnen ayer klar vnd lal's es trucken wer-
den vnd Balier es liübschlicli vnd maisterlich mit dem zaund,
So wirt es gerecht vnd schon.
VlII. (60") Aiii dhnpten mach also.
Item Nym ain guoten essich vnd geui's den jn ain pecke
vnd lals den jn dem pecke stan als lanng pis es an dem po-
dem hellen gewvnne Si» nym dann die selben helfen jn ain
boren, Vnd temperir das mit ayer klar wann dn schreiben
wild So ist es gar genchl.
IX. (60'') Dintlen mach also.
Item wiltu gnole dintten sieden So nym vier lot gallas,
Vnd zwaj lot vitriolum vnd zwaj lut gumrai zue ainer mafs.
vnd nvm dar zue Regen wasser. Item den gummi Ihne aller
erst darein. So es plab wirt Oder zwo mafs zue gemaiiier
t\ nippten.
X. (82") Ei/i Su'cins kopff das fear daraus far alsßammen.
Ilem Xym vnd send ain sch\^cins koplT Wan er dann
gesoten sey, So nym in \ nd schneid jn wiirlflat das er den-
noclit (82'') ganntz sey, Vnd nym ymber vnd säe die dar
aulF über all an den scliweins koplF der sol ganntz sein, \n(\
das er nicht von einannder gespalllen sey Vnd wann du der
ymber dar auf gesäet hast So nym ain schüssel vol gcprenls
Aveins vnd gcufs aussen halb auf den koplf halben, vnd jn
das annder halb tail den gej)ranlen wein', \'nd geui's es jn-
nen jn den den halls , vnd das ])las das der w ein nicht her-
aus rviine, Vnd nym dann ain dürrs prot als grofs als ain
uufs \nd nym dann ain glüennden kissling als grofs als ain
haselnufs , vnd ihue das in das düi-i- prot vnd legs denn in
den prallten wein \ nd von dem glüennden kyssling werden
daraus flammen faren , \m\ ist vnschedlichen vnd schmeckt
\1II. diiiipli' , IX Itjiiijipiv: ein zuiiäclist iicgeiiiles bcispiel der-
selben lautverwecliselung isl ALraliuiiis a s. Clara ijembscl penicillus.
X, 1. lies viid niin das ander lialb tail des gepraitlvn weiiis
KOCHBUCH. 371
wol, Als niaj'slu auch aiiien liaiinysclieu ^ schwciiis kopfl"
machen.
XI. (89'') l^on einem fiihnclem gemüfs zu machen.
Ilcni jn dem sanier heb ich an vnd lafs dann jn dem
winter daiion, wir vvcillen vnd stillen betrachten vmb frönide
gcmiüs Die werden jn dem winter guol', So tracht das dn
siben l'arb habest, So inaj^stu mit eren wol bestan, schwarlz
jjuot' plab muoslii han (iell vveils rot prauen^ künd wir das
zue sanien priiij^eii , Wann du die l'arb wild vinden , plab
koren pluemen muost du haben Die nym jn dem sumer abe
Vnd soll die derren jn ainem eleu der sol nicht zue hails
sein , V'nd sloefs sie gar schon , Vnd behalt sy zue Ion,
Grün (9ü''j lals vnns uit vergessen, ob der pelersill war ver-
ganugen. So hab wir grün waitzein sanngen*, Oder SallVan
Da vvirl es gell von, Die rolt prawn varb geet von weich-
sein zue, Wann die zeittig werden die soltii ab den sting-
lein^ prechen , Schlahe sy durch ain sih vnd lals sy durch
sieden vnntz das sy die keren lassen , Vnd den drillen tayl
nym hönig darein So soltu sy sieden lassen, Wann es dann
gesolen ist So lals es dann kalt werden , Wiltu es bewaren
2. ain haiinisch xchwcin sus doiiicsticus : \'orliei' also sullte von selbst
eil) wildes scliwein verstanden werden.
XI, 1. vielleiclit .v///!v 2. lies g-rii/i 3. sonst pflegen lange
vocale und di|ilitlioiigen den iti jeder liquida sclilununei'nden lialbvoeal
nur in r zu erwecken : J'/'re ulid. J'eier, scliär iilid. schauer und sehon
lulid. v/her, scliuer, /itnir \n\<\ Jiiiwer slüHJiur (s. Ulrichs leben s. xxiv);
seltn(!r in /; doch hat z. b. das suniinarium Heinrici in Iloirniaiins
sunierlalen 2, 41 liei^elscowede augurium und die in den l'undgruben
1, !517 besprochene krankheits- und heilniillelkunde J'oiivl stall J'iil.
für die erweiterung des n kenne ich aul'ser obigem beisjiiele nur noch
schienen s. Ulr. ()41. sciliinin Anno 417; bei //; scheint eine solche
gar nie vorzukommen. 4. iilirenbüscliel oder äliren. 5. schon im
ahd. wechseln sLingil und stengil : sj)rachsch. 0, ()'.li$ ; sonst könnte
stingleln lur slciiglrin wie oben IV, C sjjre/iglos umgckelirl für spring-
los stehen, es ist eigeiiheit dei' Si;hwaben vor /( n\it noch einem con-
sunanlen i beinahe wie e zu sprechen und a nicht umzulauten, soii
dem fast gradezu gegen i zu vertauschen: eine cigenheil, die Schil-
lers reime menge und dinge (am schlulse des ersten acts der Iphigeuie)
und den berühmten meusvhcti. und wUnscIu-n (in dci- leiihcnphautasie
möglich gemacht hat.
24*
372 KOCHBUCH.
So thue es jn ainen Iialeii der jnnen verglast sey, Daran
pistu der färbe frey*', So niaclilii die helialten ain ganntz
Jar das sy die färb nit verlieren, Das sollu bedenncken schon
Das der tunst nicht gee dauon.
XII. (99'') Item also soltu den tiergarten machen also.
Item wiltu haben ainen tier garten So nyin niel vnd ayr
darans machstu machen mit * was du wild von fleisch oder
von vischen machst (100') Du machen was du wild zcche-
nerlay^ wildu^ nach ycgiichs art zechenerlaj jn ainem gar-
ten. Der gart sol vmb fanngen sein mit einer maur die
gelär macht der tegel ''' nicht gehaben So soltu jn mit
planngken vmbefahen das das wilde nit dauon kumme Machtu
aber der planucken nicht gehaben. So mach ainen zawn von
gerlen, Die gerten süUen von ayren sein gemacht vnd von
mel, Nym das weifs von den ayren, Und ain semlein mel
das soltu es"' aus machen Die gärten, vnd soll petersill oder
ander grün haben das soltu reiben klain , \*nd solt saluan
haben, also sollu die tötler nemen von den ayren vnd ain
wintzig mel darunder da mach ainen taig dar aus vnd machstu
machen die grün gärten Nym ain semlein taig prenn jn abe''.
(100''j nicht thue ayr daran mach die stecken dauon vnd
thue Saffran daran So werden die stecken gell , Die stecken
prenn ab jn ainem schmaltz , vnd mach von ayren ain taig
vnd von käfs mach ain prallen^ Als du machst zue den
ostern die lladen Also soltu ain liuot jn den garten machen.
Die gärten sollen einer spann lanngk sein die steck darumbe,
Vnd sol ain turen darjnne sten , Da sol ein weg durch gen.
Oben vmb den turen sol ein ganngk gen , Da süUen frawen
vnd junckIVawen knecht vnd riller vf sten. Wenn sy das
fi. (1. Ii. frob : vri st der, swcr eine reine lieplich mac umhcvdn
luirines. v. d. Hag, 2, ÜOö''.
XII, 1. mit zu slrciclieti oder daraus in da zu berscrn. 2. was
du loild zechenKrlai/ wohl zu slreiclien. 3. d. li. nnldiu? «ildc
Ihiere. das v\iid soll aus fleisch oder visch gemaeht weiden. 4. ^c-
lär könnte zwar ein wort sein (alid. gildri wohnuiig) , aber es passt
hier nicht und ebensowenig tegel: ich lese mit einer maur ziegelein,
luavhlu der ziegel u. s. w. 5. lies da soltu 0. d. h. aber
7. iireilinga vel Jladnn, placenlas s|irachsch. 3, 295.
Kociinucn. 373
wilde wollend ane sehen vnd ane valien , Aussen vnib den
den garlen sol ein graben gen, Da siillen lebenndig viscli jn-
nen slen , Vnd zwischen dem zawn vnd dem graben siülen
päwm sten, die siillen öppfel pieren rnuscat vnd nufs tragen.
So siclil man aiiH" den päwmcn überall aichoren vnd vogel
die siillen auf den (100') päwmen slen, Vor dem garten da
sol ein torwärtel slen der sol guidein sein , Die siillen vnd
wollen frölich sein , Das sol geschehen vor dem lisch da
sieht man den tiergarten her gen, Darjnne sind man vnd
frauen vnd junckfräwen auch ain lail, Wann er^ sein nicht
gelauben wil Der niags wol sehen Wann es kunipt Für den
tisch, So n)ag man es wol gesehen, Vnd das wist, Darjnne
sind auch schützen vnd wäppner " vnd annder kiirtzweilig
ding, Das man darjnne koch vindet, So sieht man die purg
vnndergan "*, So wirt das tlior auf gethan, So sich man die
Bischof]" her für gann, Vnd den koch darunder stan. Der das
l'cur dar ein hat gelhan, Nider lät er gann auf die pannck ",
vnd zeucht ein ko[)(F zue hannd, Aus dem lät man jm geben
Vnd ze bannt wider auf den tisch. (lÜl') daijnne sind
zwaierlaj vogel, das siillen wissen, \ nd wann sy nit annder-
laj '^ haben gafs , So fliegen die anndern von stat. So sich
Ich den alTen gen jn dem liergarlen. Vnd das ist ein etc.
Wollend sy mer essen, So gib gepaclien viscli vnd gesoten
vnd gepraten etc.
WILH. WACKERNAGEL.
8. lies dir 9. wa'pner knappe oder ein zum krieg gerüsleter biir-
ger : Schniellei- 4 , 121. 10. lies die prvg (brücke) nidcrgan
II. ])anli s. V. a. tisch wie in der genesis HolFni. 35, 7 und noch
niunditllich in der Schweiz. 12. lies mit anderlai eine art mit
der andern, oder bloPs mil ander: vergl. samt ander mit einander
Schuieller 1 , 7.'). aber uu ander im Sgall. Arisloleles 54 (firalF 33)
hat nicht reciproken sinn (granini. 3, 83) : es übersetzt das lat. ad
aliud.
374 ZL'K FRAGE xNACH DEM
ZUR FRAGE NACH DEM VERFASSER DES
REINERE.
Die nachstehenden benierkungen dürfen nicht bean-
spruchen die oben genannte frage zum abschlufs zu bringen ;
sie liefern keine neuen aufklärungen über den räthselhaften
Hinreck van Alckmer, und, so wahrscheinlich es ist, dafs
dieser der bearbeiler der niederländischen vorläge des Reineke
war, und von diesem selbst fern zu halten ist, so darf
doch erst, ^^er über ihn sicheres beizubringen vermag, sich
rühmen, jene, an sich nicht eben wichtige, nach und nach
aber durch manches sich daran knüpfende interessant gewor-
dene frage erledigt zu haben, der zweck dieser bemerkun-
gen ist nur, durch eine gründliche revision der vorliegenden
tliatsachen die Untersuchung auf einen festern boden zu stel-
len , von dem man fortan bei vveiterführung derselben aus-
zugehen habe; ihr haiiptresultat wird die hoffentlich ein-
leuchtende beseitigting des Nicolaus Baumann sein , an des-
sen stelle sie einen andern namen setzen sollen, der, bisher
ungenannt, einstweilen in den Vordergrund der Untersuchung
zu rücken scheint.
Das material , welches ich zur nachstehenden Unter-
suchung benutze , findet sich fast alles beisammen in der
fleifsigen und sorgsamen arbeit von G. C. F. Lisch über
Reineke voss und Nicolaus Baumann in seiner geschichle
der buchdruckerkunsl in Meklenburg (Schwerin 1839) s. 186 ff.,
sowie auch gelegentlich in den voraufgehenden partien des-
selben buches. wenn sich mir dessenungeachtet ein von dem
seinigen völlig abweichendes resultat ergicbt, so liegt der
grund wohl hauptsächlich darin , dafs Lisch niclit ohne vor-
gefafslc mciuuug an seine Untersuchung gegangen ist, näm-
lich nicht oliiic den liehlingswunsch im hinlergrunde festzu-
halten, dem gegenstände seines langjäiirigen emsigen fleifses,
dem iMcolaus Baumann, die ehre der aulorschafl des Reineke
nicht entzogen zu sehen.
Lisch hat mit unermüdlichei" sorgsamkeit, mit durcii-
slciberung aller meklenburgischen archive, mit genauer durch-
VERFASSER DES REINEKE. 375
musleriing selbst der winzigsten lursllichen recliniingen, eine
lange reüie von daten über INicolaus Baiunann ziisaninien-
gebrac'ht, eine vollsliindige urkundlicb belegte gescliiclile sei-
nes autVnllialtes in Meklenburg, namenllicli in Rostock, bis
zu seinem lodc 1526, zusammengestellt: aber er bat aucli
kein sterbenswörloben gefunden , welcbes es nur einiger-
mafsen wabrscbeinlich machen köniilc, dals PSic. Baumann
der verfalscr des Reineke sei. hier so von allen positiven
lliatsacben verlafsen , entschlicrsl sich Lisch zu der verzwei-
felten argumenlalion : weil es nicht bewiesen werden könne,
dafs Nie. Haumann der verfafser des Reineke nicht sein
könne, miifse er bis auf weiteres wirklich für den verfafser
gehalten werden.
Dieser schlufs wäre unter bewandlen umständen kaum
dann berecliligl, wenn die quellen, die ßaumann als verfafser
nennen , alles vertrauen verdienten ; prüfen wir aber diese,
so linden wir, dafs sich dieselben nicht nur alle auf eine
einzige reducicren, sondern auch, dafs diese nicht einmal dem
leisesten Widerspruche sich gewachsen zeigt.
Jene quelle sind die worle in Rollenhagens vorrede zum
Frosclimäuseler (Magdeburg 1595) die ich vollständig hersetze.
Es hat auch zu nisei^ zcil vnser (Jciilschcr Prophet
Doctoi^ Marthi Liitlicr selbst etliche Fahale/i ro'ilei/tschel
vniJ erkläret, als hn ßinflen Je/iiscJien Tomo zu befinde?!.
Ja (las i^anze Politische Ifojf Regiment rnd das Ilöniische
Pdbstlhuuib ist rnfer dem Nahmeti Reinichr/i Fuchses rber-
au/s weiJslicJi vnd hänstlich beschrieben. Dasselbige Buch
aber hat ein gelehrter, scharJJ'sinniger ff^ellireiser Sachse
gemacht mit Nahmen Nicolaus Bauma/i , beijm Vrsprung
defs fFiiserslroms bärtig. Dieser als er bei/ dem Hertzo-
gen zu .lälich ein Zeitlang in der Ca?itzelei/ für einen
Hallt rnd Secretarien gedienel , durch die Fuchsschwäntzer
böj'slicli hintergangen rnd in J^ngnadon gebracht ward,
dafs er sich mit grofser Gefahr ron dannen an den Mchel-
burgisclien Hoff begeben miiste , da er dann auch uider
Uertzog Magnussen Secretarius vnd lieber Mann norden.
Hat er aufs sein selbst erfahrung den lieinichen Fuchs,
als wenn der im Herzogthumb Jälicli also ergangen were,
xceifslich beschrieben rnd dem liucbdrucher zu Itostoch,
376 ZUR FRAGE NACH DEM
Ludoiiyigen Dilzen, welcher ein Oberländer von Speier vnd
ein guter Reimer war, verehret. Derselhig hat die Glos-
sen aufs andern Reimbüchern dazu gesetzt vnd ihn damit
im Jahr 1522, als wenns zuvor ein altes fVelsch vnnd
Französisch gemacht worden, in Druck gegeben.
Der Rawntann aber ist hernach zu Rostock in S. Ja-
cobs h'irchen ehrlich begraben, f/u't diesem Epitaphio, da/s
ich ihm zu Ehren vnd dem Rcinicken Fuchs zu Lob an
diesein Ort nicht verschweigen wollen.
Nicoiao Raumanno
Ducali Megapolensium Principum Secretario
Elisabetha Vxor
pietatis an coniugalis amoins monumentum posuit
Mense Aprili 1526.
Dormio sub lapide hoc Nicolaus Rauman honore
Vulgari externo contumulatus humo.
Nee mala nee vitae repeto bona, splendidior sed
Quam nostra est nulla litt er a ducta manu.
Laetus laeta legas, qui transis forte vialor.
Ex Christi iustus nomine non moritur.
Auff Deutsch :
Nicolavs Raumannen, defs Herzog- vnd Fürstenthumbs
Mekelburgk Secretarien hat Elisabetha seine Haufsfrawe
aiifs hertzlicher ehelicher Liebe vnd Trewe difs Gedächt-
nlfs gesetzt im Monat Aprili
hn Jahr MDAMJ.
Ich Nicolaus Rauman halt mein Rast
Hie vnter dieses Steines Last.
Als man mich hat zu Grabe bracht
Li frembden Land mit schlechter Pracht.
Vnd mag von gut vnd bäfs nichts sagen.
So mir zu.slandt in meinen la^en,
Ohn daß ich zu der Zeit im Landt
Halt die zierlichste Schreiber Hundt.
Du IVaudcrsuiann liifs deine Zeil
In Frewden, uuis dein Hertz erfrewl.
Ich weifs das der im Todt nicht ist.
Der gerecht war durch Jesum Christ.
VERFASSER DES REINEKE. 377
Aus (lieser (lucUc ist die zweite geflofsen , die stelle in
Peter Lindebergs clironicon Rostochiense , das 151)0, un-
mittelbar nach dem lode des verlalsers, herauskam, sie giebt
nur eine verkürzende, tlieilweise wörtliche Übersetzung, die
Worte lauten Hunc {Nicolainn Mar.scalcinii) sequi luv Af'co-
Inus P)aumann, qui, cwn aliquavnliii in ai/ln luliacA'tisi con-
siliarius viaisset et inndvm ainid prindjicm tradmtus esset,
iiü II t cum rilae periculn ad Magnum Megapolitatmin, cii-
ius secretarius postea J'aclus, se recipere cogeretur, ex sua
ipsius experientia astutiam vulpeculae germa/ncis rhylhmis
argule et artißciose descn'psit et Rostoehii, tibi consuinpto
vitne sladin in nede [acoben sepultus est, tt/pis edi curnvit.
Allerdings ist Lindebergs chronicon der iiauptsache nach
bereits 1590 abgefalst; da der verfafser aber 1595 noch
lebte , so kann er jene stelle füglich in seinem manuscripte
nachgetragen haben, dals ihm ein fremder eine neue literar-
historische notiz über eine persönlichkeit seiner Vaterstadt
bieten konnte, kann nicht ernstlich auffallen, zumal wenn
wir die vielen groben fehler bedenken, die Lindeberg in
wichtigem und ihm näher liegenden dingen begeht.
L M.'iiittelbar auf eine dieser beiden quellen reducicrt sich
endlich ohne zweilcl die dritte, die bemerkung die der
Uostocker ßerend Frese 1597 in sein exemplar des Ueineke
eintrug: Auetor huiiis lihri evedilur Nieolaiis Baumann,
secretarius in aula Megapolilana Suerinensl , tuiinilalur
RostocJiii in templo St. Jacohi.
Woher llollenhagen jene notizen hatte, läfst sich nicht
sagen, kaum, wie Lisch meint, von Lindeberg selbst, der
dann wohl schon 1590 i)ei anferligung seines manuscriptes
eine eigene notiz über N. IJaumaun gegeben und nicht auf
das erscheinen des Froschmäuselcrs gewaltet hätte, doch
dies ist eine nicht eben wichtige nebenfrage; für uns hier
die Iiauptsache ist, dals jene drei Zeugnisse sich auf denselben
ungenannten gevvährsmann zurücknihi-eu lafsen, dem lldllenliagen
seine nachricht verdankte, auf eine in der zweiten iiälile des
lOu jh. in Rostock herschende ansieht, \\ie Lisch meint,
kann daraus nicht geschlofsen werden.
Jene nachricht nun , in bezug auf den seit aiifang voi'i-
gen Jahrhunderts verlorenen leichcnstein sicher unantastbar,
378 ZUR FRAGE NACH DEM
ist in betreff der der Vergangenheit angehörenden angaben
auf (las bunteste durch unrichtigkeilen der gröbsten art
enlstelll.
Falsch ist die angäbe dal's der Reineke nriginahverk
sei, falsch dafs er eine versteckte salire gegen bestimmte
Persönlichkeiten und ereignisse enthalte, falsch diil's der erste
druck in llostock , noch falscher dal's er erst bei üietz er-
schienen sei , falsch dal's N. Bauniann Herzog Magnus se-
crctär gewesen , falsch überdies und für einen Kostocker
professor fast unbegreiflich ist Lindebergs angäbe dal's INic.
13aumann des Nicolaus Marschalc nachfolger gewesen sei,
confus endlich ist die angäbe über den druck von 1522.
Ein exemplar einer ausgäbe von 1522 existiert nirgends,
nach der angäbe bei Kollenhagen , dafs die glossen aus an-
dern reimbii( hern dazu geselzt seien, niüsle man vermuten,
es sei die erste ausgäbe der neuen glosse gemeint, denn nur
diese, nicht aber die alte katholische, besteht aus anlülirun-
gen aus andern poetischen werken, dem tiefen aber zwei
umstände entgegen: einmal die angäbe, ';;ls wenns zuvor
ein altes Welsch vnnd Frantzösisch gemacht worden', die
ohne allen zweifei die worle der altoii vorrede im äuge hat
'hebbe dyt boek vlh walscher vnn fraiiczösischer sprake glie-
socht'; sodann besieht die neue glosse meist aus anliilirungen
von scliriflen, die erst im anfange der 30er jähre erschie-
nen, wie Schwarzenbergs memorial der tugent und kummer-
trosl , Er.ismus Alberus fabeln (herausgegeben 1534) u. a.
dies liil'st das enistchen der glosse kaum vor dem jähre 1539,
wo wieder ein durch exeniplare belegler druck leslsleht, an-
nehmen, will man also jene angaben llollenliagens retlen,
so mul's man annehmen, die veischollene ausgäbe von 1522
habe die alte vorrede noch, dagegen einen belräclillichcn tlieil
der neuen glosse noch nicht entliallen , eine zu gezwungene
annähme als dal's wir sie auf autorilät jener angäbe hin wa-
gen dürrien. es wird ein bei bibliograpliisehen angaben über
werke jener zeit so hiiulig vorlalleuder fehler auch hier im
spiele sein , nämlich eine Verwechselung von x und v, die
namentlich in den oberrheinischen typen, mit denen der Ilo-
stocker Reineke gedruckt ward (s. u.), einander sehr ähneln,
unser gewährsmann las also 1522 statt 1517. hiemil mischte
VERFASSER DES REINEKE. 379
er oder Rollcnliaijeii einij^e keiiiiliiisse, die er von der neuen
j^losse Iiatle , und zwar, \\\e ich lest glaube, nach Mich.
Beulhers liochdeulscher üherselzung,
Dafs selbst einem Rostocker gelrlirlen derartige irrlhü-
nier, wie wir sie Lindeberg nachgewiesen haben, über kaum
70 jähre zurückliegende Verhältnisse passieren konnten , darf
nicht auffallen, konnte doch 1.500 Chylraeus von Ludwig Diez
sagen 'primus hie in hanc urbem Roslocliium ante aiinos
quinquaginta artem fypographicam intulit', und docli bliihele
die biichdriickerkunst in Rostock bereits' .''.O jähre früher, und
Diezens druckeiei war erst die vierte, die entstand, und
jene aufserung liiat Chylräiis in einem leichenprograiiim auf
L. Diezens eigenen bruder. vergl. Lisch a. a. o. 13'i, anih.
was in einer so wichtigen , leicht in die äugen sjjringenden
Sache einem manne, der fast noch zeilgenofse war, gesche-
hen konnle, das darf nicht verwundern in minder wichtigen
und leichler der vergcfsf nheit anheimfallenden dingen bei
einen) ganz fremden manne nach einem Zwischenräume von
mehr als 70 jähren.
So wenig wir uns also über jene evident falschen an-
gaben wundern dürfen, ebenso wenig werden wir uns aber auch
auf die übrigen, nicht geradezu zu widerlegenden, mit nur
einiger Sicherheit verlafsen können, voi- allem müfsen wir
feslhalfen, dafs diese, was ßaumanns aniheil am Reineke be-
iriiri, sich selbst widerlegen, denn sie ziehen seiner ihälig-
keil gleichsam den boden unter den füfsen weg, indem sie
ihn augenscheinlich für den veil'afser der neuen glosse aus-
gaben , die sicher erst nach seinent lode entstand, den älte-
sten dr'uck dagegen gar nicht kennen.
Überhaupt lautet nach dem oben gesagten die frage fortan
einlach so, ircr rerfaßle das ina/niscript für den druck
von l'i98. alles |)ailariienlieren mit aller und neuer glosse.
um auf diese weise dem N. Raumann noch ein lh*(kchen
terrain wieder zu erobern und Rollenliagens angäbe wenig-
stens Iheilweise zu rellen, ist forlan zurückzuweisen, die
abfafsung von 1498 blich ohne sonderliche iindciungcn mafs-
gebeiid bis nach Raiimanns tnde.
Die unleisiicliiiiig hat sich jelzt nach einem neuen aus-
380 ZUR FRAGE NACH DEM
gangspuncte umzusehen, und als solcher bietet sich am nächst-
liegenden dar die frage nach der person des druckers.
Da trifft es sich nun unglücklicherweise, dafs auch der
drucker der ältesten ausgäbe des Reineke ungenannt und nn-
hekannt ist. eine reihe von venmitungen nuifs hier an die
stelle beweisender thatsachen treten, ehe ich aber mit jenen
hervortrete, will ich eine andere bemerkung voraiissenden.
Dem bearbeiter des Reineke von 1498 mufs eine aus-
gäbe des narrenschiffs bekannt gewesen sein: an vielen stel-
len finden sich reniiniscenzen aus demselben; ich (iihre nur
zwei der bedeutenderen an.
Rein. 6839 dit buk is scr gut to deine köp
hier stell rast in der iverlde löp
ist Übersetzung der stelle des narrenschiffs vorr. 53 und 54
Hie ßndt vtati der weit gantz-en loiiff
Diz büchlin wi/rt gut zu dem kouff.
ferner der doctor Grvjttö v. 4156 ist ohne allen zweifei der
im narrenschiff mehrfach, auch auf den holzschnitten, auf-
tretende doctor Griff.
Ihrerseits weist die niederdeutsche bearbeitung des narren-
schiffs von 1519 an mehreren stellen auf Lübeck hin, wor-
auf schon Lisch aufmerksam gemacht, a. a. o. 157 (narreo-
schiff fol. cxLix''). " '
He sprikt, du mnehst yd yn körten ti/den
Van hijr an wente to Jlotne ri/den.
Ja Jie lüge nieht so s/rinde sere
tF<ni Bonie nieht vorder ran cm were
Alze van Luheke an wente tor inegedeheek
Mit sodanem beschit kr/cht mannich eynen strek
und öfter.
Uiezu kommt die folgende notiz, die ich der midheilung
des herrn T. 0. Weigel in Leipzig verdanke. in dessen
handexemplarc des bibliograpiiischen lexicons von Eberl findet
sich nämlich , zur seite der niedcrdeutsclien übei'setzung des
narienschiffs von 1519 die handscliriftliclie notiz 'fol. aj' Dat
narrenschypp, 238 bll. 4. Lübek 1497.' herr Weigel glaubt
mit besliinnilhcit versichern zu können, tlafs er selber jenes
exempiar, gPgcn ende der 20er jähre, bei gelegenheit einer
vEUFASSEI? DES REINERE .»81
versteij^erung-, in liarideii geliiibl habe. leider is( der calalog
jener Versteigerung nitlit angegeben.
Ferner, der niederdeutschen ausgäbe von 1519 liegt niclit
eine der spätem Baseler oder Stral'sbui'ger ausgaben des Originals
zum gründe: aus diesen ist nur drum und dran angedickt; den
eigentlichen grundstanim bildet der Nürnberger hochdeutsche
nachdruck von 1494,*) der an einigen stellen wesentlich vom
original abweicht, es wäre ein wunderliches verlahren ge-
wesen, wollten wir annehmen, bei der ausgäbe von Iöl9 habe
man eine der spätem echten ausgaben, eine Stralsbur^er Über-
arbeitung, und den schon äulserlich so unscheinbaren Nürnber-
ger nachdruck in oclav neben einander in der weise gebraucht,
dafs man jenen letztern im wesentlichen zu gründe legte,
alles liegt dagegen klar vor, wenn wir annehmen dal's bei
der ersten ausgäbe nur der Nürnberger druck zur band war,
dal's später aber L. Diez auch Baseler und Stral'sburger aus-
gaben aus seiner heimat hinzubrachtc, und man nun aus die-
sen bei der neuen aufläge hinzusetzte , und in folge dessen
auch den tilel änderte.
Endlich sagt die ausgäbe von 1519 ausdrücklich in der
schlufssehrift ' vnde nu vjtp dat nye vth dem hochdulschen
in sassche . . . S|)rakc geseltet.' was kaum einen andern
sinn zuläfst, als dafs diese Übersetzung die zweite nieder-
deutsche sei.
Nach diesem allem sind wir berechtigt anzunehmen dafs
bereits I^J? in Lübek eine niederdeutsche bcai-beilung des
narrenschilfs erschien, und wir werden, angesichls der an-
gedeuteten im lleineke sich lindenden rciuiuisccnzcn an stel-
len des narrenschilfs, sicher nicht fehlen, wenn wir, bei der ge-
wiss damals in Lübek nicht übergrofsen menge zu derarligen
arbeiten geschickter literarischer capaeiläten, annehmen, dafs
*) oder vicllficlil der Augsbiirger iiaclHlruck voti li'Ji, dessen
liolzsclinitte wenigsleiis den iNiiriiberger iiaeligescliiiiUeii sind. vom
tcxt vermute ich eine älinlielie übereinslimniung;; gewisses kann ich
dariiher nicht angehen, da das einzige, 1807 von Seckendorl" hcselsene
cxemplar (vergl. Aretins neuen lat. anzeiger 1807, 200) veischcillcn
ist. — der heriiiuntc Augshurger Verleger Itynniann von Geringen sc liickte
in den neunziger jähren des 15n jii. einen eigenen büclierveikiiniVr
iiacii Lübek. vielleichl braclile dieser das erste exeniplar des nairen-
schiils dorthin.
382 ZUR FRAGE NACH DEM
die bearbeiluiig des Reineke und des narrenscliiffs von dem
selben veifalser berriihren. die spracheif^enlhiimliclikeiten
Aviderspreelien dem keineswegs, zugleich füllen wir auf diese
weise eine liioke aus, die in der gescliiclUe des narrenscliiffs
bisher auffallend hervortrat, indem es im höchsten grade ver-
wundern niuste, dafs dies buch , das wie kaum ein zweites
in unserer lileratur gleich einem pliänomen hervortrat, und
sofort nach seinem erscheinen überall die mächtigste bewegung
hervorrief, die sich weit über die grenzen Deutschlands hin-
aus in naclidrucken , Übersetzungen, nachahmungen, bearbei-
tungen u. s. w. kundthat, an JNiederdeulschland sollte so spur-
los vorüber gegangen sein, jetzt sehen wir dafs es dort
nicht nur sofort eine Übersetzung hervorrief, sondern auch
wohl eine hauptursache ward die bearbeitung des Reineke
zu veranlafsen.
Viele jähre vergiengen ohne dafs eine neue ausgäbe
erschienen wäre; da treten, ähnlich wie beim ersten erschei-
nen, fast uumilfelhar neben einander, in Rostock zwei neue
drucke hervor, des Reineke 1517, des narrenscliiffs 1519.
Nun darf i'reilich in jener zeit nicht von respcctieruiig des
Verlagsrechtes die rede sein, obwohl ein gefülil für das un-
moralische des nachdnicks allerdings bereits scharf ausge-
prägt vorhanden war, wie mit zahlreichen belegen noch aus
dem 15n jh. dai-gethan werden kann, so linden wir doch
seihst nicht unangeseliene lirmen , wie die Grüningers in
Strafsburg, Schönspergers in Augsburg u. a., die werke frem-
der oflicinen ungescheut nachdrucken.
Hier aber hat sich mir eine bemerkung in den meisten
fällen als richtig bewährt, nachdrucke folgen last ohne aus-
nähme gleich nach dem erscheinen des ori^in.ildrucks ; die
sjiätere wiederaul'lage geht in den meisten fällen von der be-
rechtigten verlagshandliiiig aus. der grtmd ist gewiss nicht
schwer zu linden.
Diese bemerkung, sowie das merkwürdige zusammeu-
fallen der beiden ausgaben der zeit nach, lafsen mich in vor-
liegendem falle das letztere vermuten, und diese annähme
scheint durch das folgende wesentlich gestützt zu werden.
Der Reineke von 1517 ist allei'dings genauer abdruck des
von IVJS , mit geringen Veränderungen derselben art wie
VERFASSER DES REINERE. 383
etwa die ausgäbe des naireuspiegels von 1549 zu der von 1545
sich verhall; ihn weiter zu ändern hig kein griind vor. an-
ders war es beim narrenschifle. hier hatle man anfangs nur
die kleine Nürnberger ausgäbe des Originals gehabt; jetzt
hatte man, wohl durch Diezens vermitfelung, die Slral's-
burger Überarbeitung und eine der späteren Baseler Original-
ausgaben, die beide zusälze entiiielten , kennen gelernt, so
ward denn nachtriiölit'b aus diesen in die alte iiberscizunsr
hineingearbeitet, und der titel verändert in 'Dat nye schip
van Narragonien', entsprechend der Strafsburger bearbeilung
des narrenschiffs. hätte man bereits 1497 alle diese elenienle
in der niederdeutschen bearbeitung vereint gehabt, so hätte
man 1519 zur Veränderung des litels keinen grund gehabt.
Diese Überarbeitung nun verräth mehr als ein gewöhn-
liches nachdruckerinteresse , dies verfahren athmet etwas von
dem nachbefsernden Interesse eines verfafsers , der eine ver-
mehrte aufläge seines werkes veranstaltet.
Das wenigstens läfst sich nicht leugnen, alle vorliegenden
thalsachen fügen sich am wahrscheinlichsten und ungekün-
steltsten zusammen, wenn wir annehmen, der herausgeber
des lleineke von 1517 und des narrenschiirs von 1519 habe
durch veranstalten bereits der ersten ausgaben eine art Ver-
lags- und autoi-interesse für dieselben besefsen.
Die ausgäbe des Iicinekc erschien ohne nennung des
druckers, die des narrenscliills nennt Ludwig üiez. beide
werke sind aber aus derselben ollicin hervorgegangen; die
buclistabcn sind diejenigen, die in dem zweiten decenniuni
des lOn jh. am Oberrhein gebräuchlich wurden, nament-
lich in Strafsburg und Oppenheim , die wohl oiine alle Irage
der in Speier geborne L. Diez nach Rostock besorgt halte.
L. Diez war anfangs nur geliilfe und später wohl com-
pagnon in H. Barkhusens druckerei , die er um 1515 gänz-
lich übernommen zu haben scheint; wenigstens druckt er
fortan, mit denselben alten typen , nur unter seinem namcn,
obgleich ßarkhusen noch bis wenigstens 152G lebte.
Hatte also die ofCcin , die 1517 und 1519 die beiden
genannten ausgaben veranstaltete, eine art Verlagsrecht an
denselben, so konnte sie dies in nächster reihe nur erhalten
haben durch Hermann Bur/chusen.
384 ZUR FUAGE NACH DEM
Fafsen wir jefzl die Persönlichkeit dieses und was wir
von seiner Ihätigkeit wifsen genauer ins äuge, so bieten
sich uns in dem von Lisch a. a. o. mit dem dankcnswerlhe-
slen fleifse zusammengebracliten urkundlichen maleriale eine
reihe von angaben dar, die wohl geeignet sind uns in un-
serer annähme zu bestärken.
1. H. ßarkhusen ist freilich bisher urkundlich nur in
Rostock nachge\\ iesen, er stand aber von hier aus mit Lü-
beck noch in buchhändlerischen Verhältnissen ; dies geht na-
mentlich aus dem gleich noch näher zu erwähnenden briel'e
an den herzog Heinrich von Meklenburg, vom jähre 1510,
hervor, bei Lisch s. 73, in welchem es heilst Ok gficch'gir
here loort ik am jungcsten so ik to Lubck was rnib Jincer
g. hak, dnrsulfst pagcmert vtid oiierlang beredt, von dem
meister befordert, dut dennc, so ik vorslunt, an xix guldeti
vngeverlicJi lopen wolcle, wet oiier nicht , ifft Juwe g. so-
dans hebbe holen loten; toere darvinb ok woll inync deino-
dige bede , dat siilffte bok , so J. J'. g' rngcttvt/felt ge-
nallen wert , mochten holen loten vnd de meister verno-
get werde, im jähre 1533 erscheint sogar eine driickerei
des L. Diez in Liibek , des compagnons und nachCoigers
ßarkhusens. es scheint last , als habe man hier an frühere
Verbindungen, die vielleicht nie erloschen waren, nur wieder
angeknüpft, auch verdient beachtet zu werden, worauf lierr
prof. Deeke so gütig ist micli aufmerksam zu machen, dafs
der drucker des ältesten Ileineke mit dem jähre 1500 in
Lübek verschwindet, Barkhusen aber 1502 in llostock auf-
taucht. Lisch s. 7! *).
2. //. Borkhitsen hat einen Rei/ieke gedruckt, in dem
erwähnten briefe an herzog Heinrich, 1510, empfiehlt er sich
zur herstellung des drucks einer hochdeutschen chronik. er
sendet zu diesem zwecke einen druck seiner deutschen lials-
*) der iiaiiic tiiirklniseii kdiiuiit .sc!ion im ,Iöm jli. in Lübeli vor.
so ersciieiiit in einer urk.nn(lo 1 liiü ein presbyter Tiieod. Barkliusen,
wie Deeke mir miitlieill. in Ilostnck seheint diese familie dagegen
erst nach unserni Ilciniann auf/.ulreten , und z\> ar erscheint sie als
verwandt mit der Liibeker (Lisch s. 64). war etwa Hermann Bark-
husen , der nach eigener angäbe eigenllieh liiefs Petit de Jp'erlborvli,
Paderboriiensts diueccsis , das aduptivkind eines Lübecker Barkhuseu '.'
VERFASSER DES REINERE. 385
gerichtsordnung und einen druck des Reineke voss an den
herzog, dar innc de dulzschen schriffte to beseejide, loelker
litlern Juwer g. best heu allen, mij sodans ok gnedi^en tor-
kennen geuen : loelkere büke ik Juwer g. scliengke , ijft
hnatitz in Juwer g. houe ivere, deme geleuede vmme kurle-
wile darinne to lesende, diese stelle kann nicht anders
verslanden werden als dal's heide drucke, wie es scheint
mit verschiedenen typen gedruckt, aus ßarkhusens eigener
oflicin hervorgegangen waren, nur dann hat die Übersendung
einen sinn, nur dann ist die Schenkung derselben keine Un-
schicklichkeit.
Nun ist vor der ausgäbe von 1517 keine andere als
die ed. princeps , Liibek 1498, bekannt, liegt die Vermu-
tung nicht sehr nahe, eben jene princeps sei das hier er-
wähnte exeniplar?
3. H. Barkhusen war nicht blofs drucker, er war auch
litterarisch ihälig. seine Stellung als stadtschreiber einer der
bedeutendsten hansestädte beweist dafs er nicht ohne die ge-
lehrte bildung sein durfte die zu littcrurischer ihäligkeit be-
fähigte; stadtschreiber spielen überhaupt vom ende des 15n
bis in die mitte des 16n jh. in der lilteralur eine nicht un-
bedeutende rolle; es würde nicht schwer hallen in jener
zeit eine reihe von nahezu dreil'sig sladlschreibern aui'zuslellen
die sich aul" dem gebiete der lileratur versuchten.
4. Und namentlich bestand seine hauplsäclilichsle ihälig-
keit gerade in der Übersetzung fremddialectischer werke in
die meklenburgische spräche, in dem erwähnten briel'e von
1510 hebt er diese seine fäliigkeit besonders hervor, indem
er sagt Ich mochte ok biilen , so Juu^c f. g. dar to gne-
get, unj dar beneuen mochten gnedigen torkennen gheuen,
ijfl Juwe f. g. to der ouerlendisehen edder mekrlnborger
spruke best genegct wrre : scholde unj gelike rele wesen,
dan ik mij getruwe , sodans in vnse dudesch woll to wan-
delnde 7:nde niehtesdeweijiiiger im llijme to bliuende. ha-
ben wir angesichts dieser worle nicht ein recht die nieder-
deutschen Übersetzungen aus ßarkhusens olficin liir eigene
arbeit desselben zu halten?
5. Von einigen wird es uns von ihm selbst bestimmt ge-
sagt, namentlich von der Übersetzung der bambergischen hals-
Z. F. I). A. IX. 25
386 ZUR FRAGE NACH DEM
gerichtsordnung. vergleichen wir diese niil dem Reineke und
narrenschiffe, so Dnden wir bis ins einzelnste genau dieselben
eigenthümliclikeiten der spräche und des ausdrucks. die bear-
beitung des liibisclien rechtes, die 15U9 in seiner officin
erschien, soll nach dem urtheile von kennern zwar von we-
nig einsieht zeugen; das aber reicht gewiss nicht hin ihm
die fiihigkeit zur bearbeitung des Reineke abzusprechen.
H. Barkliusen mochte ein um so miltelmärsigerer Jurist sein,
ein je heiserer reimer er war.
6. Betrachten wir jetzt noch einmal die schon angezo-
gene stelle in dem briel'e an den herzog Heinricii. sie lautet
Ik sende ok Jmoer f. g. hyrbeneuen eyn dutzsch hnls-
gerichte , so ik ok ulh dem hoechdutzschen gelegen vnd
kortes gedrugket hebbe vnde eyn ander bovk von schymp-
liken reden vnd schwengken, Reyneke Vofs gcnompt: dar
inne u. s. \v. (s. o.) ist diese stelle nicht erst dann völlig er-
klärt, wenn man ßarkhusen auch für den bearbeiter des
Reineke nimmt, der sich durch dieses gedieht vor seinem
fürsten auch als gewandten reimer empfehlen wollte? denn
eine poetische chronik war ja zu übersetzen (s. o.), und die
halsgerichtsordnung , weil meistens in prosa , konnte seinen
beruf hiezu noch keineswegs hinreichend bekunden.
Unleugbar, am einfachsten stimmen alle thatsachen und
Verhältnisse, wenn wir Hermann ßarkhusen, den als nieder-
deuts(dien Übersetzer bekannten drucker einer alten ausgäbe
des Reineke, vielleicht der princeps desselben , auch für den
niederdeutschen bearbeiter desselben hallen dürfen, wir fin-
den uns dagegen schritt für schritt in Widersprüche ver-
wickelt, wenn wir an Nicolaus Baumann festhalten, für den
gar nichts spricht als die autorilät einer fast hundert jähre
späteren sehr trüben , sich selbst vielfach widerlegenden
quelle. *)
*) daCs freilich der 1491 1300 iti Wismar als prester xmd vica-
rius ersclieiiiendc Nicolaus Buwmann , so aulTultciid sell)sl die zeit-
abscbnille zu.saiiiiiieiilrellcu (unser liauiiianu ersciieiut zuerst 1507 als
de nyge schriiivr) , doch nicht der uiisrige sein kann, konnte Lisch
kürzer und schlagender beweisen, als er s. 195 thut, wenn er nur
darauf aufmerksam machte dafs unser Nie. Bauaiauu bereits 1507 ver-
heiratet war, vergl. s. 189.
VERFASSEK DES REINEKE. 387
Und hier scheint es mir nun obenein auf der hand zu
liegen, auf welche weise sich das falsche geriicht von JNico-
laus liaunianns aulorscliaft bilden konnte.
Hermann Barkhusen war städtisch"?^ Nicolaus Baumann
fürstlicher Schreiber, beide wohnten in Rostock , in gleichem
ränge, in ähnlichen Verhältnissen, beide waren ausländer, und
zwar beide aus Mitteldeutschland, beide standen in freund-
schaftlicher beziehung zu einander; als kurz nach Baumanns
tode dessen witwe Elisabeth sich mit Jürgen Artze wieder
vermählte, war H. Barkhusen einer der vier freunde, die dei
trauung in der Marcicnkirche beiwohnten *) ; endlich scheint
Barkhusen auch kurze zeit nach Baumann (1526) gestorben
zu sein, das geriicht verwechselte beide, es nannte den
fürstlichen Schreiber slalt des städtischen.
Und auch hiezu ist die veranlafsung abzusehen, als nach
der reformalion die Protestanten der einseilige eifer ergrilf
alles, vergangenes wie gegenwärtiges, nur in dem malse zu
schätzen als es dem kalholicismus gegenüber Opposition machte,
suchte man auch im Ueineke vor allem einen testis verilalis.
die einmal auf deulelei sich einlafsende und dadurch der nai-
vetät der auffafsung verlustig gehende erklärung gieng weiter
und suchte in dem gedichte versteckte anspielungen auf be-
stimmte ereignisse, ganz gemäis dem tendenciösen character
der zweiten hallte des IGn jh. da mischte sich das gerücht
von den vielgeprüften lebensschicksalen des aus fernen lan-
den nach Rostock verschlagenen Baumann (vergl. oben den
leichenstein, in dem gewiss weder die erwähnung externo liuino
noch die vul<^ari hunore ohne beziehung sind) mit der er-
innerung an die lilterarische Ihätigkeil seines doppelgängers,
des Hermann Barkhusen.
Wir dürfen zum schlufs freilicii nicht vergefsen uns zu
erinnern dafs unsere ganze untcrsucliiing zusauiuiengebaut
ist aus einer reihe von wahischeinliclikeiten, wir dürfen uns
die moglichkeit nicht verhehlen dafs die auflindung neuci-
*) ich verdanke diese iioliz dem lierrii seiialor dr II. Mann in Hos-
tock, der sie mir aus seinen reicilien \(iiarl)eiten zu einer unifaCsen-
den gescliiclite seiner Vaterstadt, nanienllieli zur zeit der hansa , niit-
gelheilt hat ; das original des hetrellenden ehepaetes liegt jetzt im
Rostueker archiv, rubr. geistliche suchen, unlerablh. ehes^achen.
9r» ♦
388 NOMINA LIGNORRUM AVIUM HERBARLM
archivalischer quellen vielleicht einst noch ein anderes re-
siiltal geben, dafs die brücke, die wir zwischen der Lübecker
und Rostocker ausgäbe des Reineke gebaut li.iben, sich als
trüglich erweisen mag: das aber darf wohl mit einer an
Sicherheit grunzenden Wahrscheinlichkeit behauptet werden :
bis zur entdeckung neuer quellen ist an die stelle des Nico-
laus Baumann Hermann Barkhusen zu setzen.
LEIPZIG den 13 Dec. 1852. FR. ZARNCKE.
NOMINA LiGNORÜM AVIUM PISCIÜM HER-
BARUM MIT DEUTSCHEN GLOSSEx\ AUS
DER FRANKFURTER HS.
Dajs die laicinischen hexameter 'de nominibus volu-
crum ferarum lignorum piscinm , die mit den übergeschrie-
benen deutschen ginssen z-uerst in Gcrberts iter Alemann,
{glossaria 136 — 141) aus eines Einsiedler hs. des 12n Jh.,
dann befser von Wilhelm fFackernagel in den altd. blät-
tern 1, 348 — 350 aus einer derselben zeit angehörigen
Strafsburger hs. mitgetheilt *) nnd von Wilhelm Grimm
{zur gesch. des reims s. 141) an das ende des \0n Jh.
gesetzt worde?i sind, sich in vielen hss. deutsch glossiert
finden, hat bereits Hojfmann von Fallersleben in eben die-
sen altd. blättern 2, 210 Jf. bemerkt, auch neben der hin-
weisung auf seine allhochd. glosscn s. xxxii nnd MaJ's-
manns denkmäler s. 91 und 92 der sechs von Graff zu
seinem althochd. Sprachschatze {s. die vorrede s. lxxi)
benutzten hss. gedacht und zugleich aus fünf ihm zugäng-
lichen hss. die glossen verzeichnet , wozu dann noch die
aus zwei Stuttgarter hss. ausgehobenen glossen in Mones
anz. 5, 4(52./. 6, 345,/. kommen, aber eine der bisher
nicht bekannt gemachten hss. , nämlich die von Mafsmana
eben in den denkmälern s. 92 näher bezeichnete , welche
sich auf der stadtbibliothek zu Frankfurt am M'ain^\ beßn-
det, verdient wohl vor andern besonders herausgegeben zu
*) anßirdfin ^icht JJ'ilhvlm JFackernagrl zeilsclir. 5 , 300 /.
die verse de nominibus lignoniin noch einmal mit (Icnturlien y;losscn
uns einer etwas älteren Sehlettsludler hs.
MIT DEUTSCHEN GLOSSEN AUS DER FRANKE. HS. 389
werden, nichl .sowoJil deshalb weil sie unter ihren glossen
manche abweichende bietet (/'. 8 niosl, 10 fge, 21 lul, 28 ta-
sanl, 29 hüsigoum, 31 ruoclis, 33 gugug mid sitküst, 38 tlislel-
zwanc II. a.), so/idern vielmehr weil sie eine bei weitem
gröjsere an'zahl hexameter mit glossierte?! ßsohnamen als
jene StraJ'sburger hs., und 64 hexameter mit ebenfalls
glossierten kräi/ternamen enthält, welche den andern hss.
gänzlich abzugehn scbeinen*). der hier folgende abdrucU
beruht auf genauer abschrift und vergleichung von mir**),
zu dem, was Mafsmann über die wohl in die zweite hälfte
oder bestimmter erst an das etide des 12/^ jh. zu setzende
hs. angiebt , habe ich nur wenig hinzuzufügen, die bei-
den zusammenhangenden pergamentblätter waren mit ihren
inncrn selten aufgeleimt , und nur das c?'ste blatt füllen
unsre verse. da es die namen der holzarten vor denen
der vögel hat und erst mit dem achten hexameter jeiier
beginnt, so sind mit dem vorhergehenden blatte die an-
fangsverse verloren, auch wohl die verse de noiuinibus fe-
rariiin, in welchen noch die wanze (ciinex waiillüs wantvvmi)
und die maulururfs grille (pruris suirio , vgl. der schwerr
bei Schmeller 3, 547) vorkommeji. die Überschriften sind
roth und stehn in der hs. hinter dem ersten hexameter
eines jeden abschnittes. dieser beginnt innner mit einem
gröj'seren rothen buchstaben , und der anfangsbuchstab
eines jeden hexameters ist rollt durcJi gestrichen, die ab-
hürzungen , irelche in dem druche Schwierigkeiten mach-
ten, habe ich aufgelöst und lal mit lat. vertauscht, übri-
gens fallen fast alle diese auflösungen in lateinische Wör-
ter, was- an einigen von wurmfrafs durchlöcherte?! stellen
7veggefallen oder sonst beschädigt und unlesbar gewo?'den
ist, zeichne ich durch cursivschrifl aus.
GIESSEN, Weihnachten 1852. . WEIGAND.
') iiiu.isc7t daraus vntcr der bencnnun^ Frankfurter glossen Itat
IVühelm Grimm bei eridäruiig der /f'iesbader flössen zeifsclir. (i,
330 — 333 angezogen.
**) eine zweite sorg/a/t/ge vergleicliung mit der lis. halle nnin
freund Franz llotli übernommen.
390 NOMINA LIGNORUM AVIUM PISCIÜM HERBARUM
rvst massolt' hasel hagenbvch erle
Vlmus. acer. cornus. corilus. carpenus. et orniis.
nespel mandelboin kestenbom
Vos au^llane. vi' ainigdala. castaneeqiie.
espa hagen rlorn ige erla
Cü tremulo. tribulus. cü spina. taxiis. et alnus. 10
Et licet ignotü nö pret'eo terebinlü
hold'nrn holder rechnit' hiefholdra
Rusculiis. sambucus. cum iunipero. paliiiriis.
widen sallien
Viniina. ul' salices. vicire iialent tibi vites.
kv'lenbom. luvlbom
Cü cotano. niorus. morique soror sicomorus.
sloch heida
Ista tenete loca. storax. turbisce. niirica. 15
bartrugil
Heu sanguinariü non vsu ponere possum.
zvnd'
Iscä postremo quia crescit iuarbore pono.
Noia aiiiii.
H
Ic uolucres celi referä sermone fideli.
habch sperw' valko storch specht
Accipiter. nisus. capus. alque cyconia. piscus.
agelstra grvnspecht muser weho storch
Pica. nierops meropis. larus. alque laoficus. ibis. 20
8. r\st] dieses wort, unser rüster, ist mir aus andern hss. des
12w — 14« Jh. 7u'cht bekannt. Graff verzviclinet ohne beleg 3, 8G6
nizbaum = vlmus , und der Nürnberger voeab. tlieuton. v. j. 1483
hat bl. bb 5^ Rufspawiii, vlinus oder miePs, bl. v 3» MyeTs, vlmus oder
rufspawm. 11. dieser vers ist am obern rnnde nachgetragen tind
ein zeichen iveist ihm hier seine stelle an. die Sirajsburger und die
Einsiedler hs. setzen ihn zwischen v. 9 )/nd 10- Et] die hs. hat Est
12. recholt'J in der Eins. hs. recholdir. die gl. San-btas. 13^ und dar-
aus Graff 4, 127G haben recolter. ('(•/■^•7. auch rekolfber v. 113 und
Schindler 4, 42. 14. mvlboni] /// der hs. nivlb 7nit ahkürzendein
querstrichlein oben durch b 19. sperw'j oder sparw' wie altd. bll.
1, 348? in der hs. nämlich spw' mit einem kleinen querst rieh durch
den hertinlergehnden strich des j), ums bekanntlich per ist, aber auch
par bezeichnen kann. cycotiia] in der hs. hier ein punct über y
20. agelstra] in der hs. agelsl":. dieses zeichen "^^ := ra auch in
rämisad'^« v. 63, d'^'^^conlhea 71), ad<^'ginis [in?] 85, g<^<^nri zu v. 89;
aber «<- =: ua in aq'^rea, wie = a in m'^'^g i7i der Frankfurter hs.
MIT DEUTSCHEN GLOSSEN AUS DER FRANKE. IIS. 391
reig' lurteltuba hinve Inl pir
Ar(Je;i. iiT liirUir. seu bubo. nioiiodiihi. wllur.
aren küseliii wildcvalke
Hils assunt aquile. purisculiis. berodiusque.
tuba liagtvba
Natura pariics bic State colfiba. palübes.
ra|)|ie kreia wilbopfen snepho rephvii
Coruus edax. cornix. upube. fiscedula. perdix.
vwela vinko nachlram enierza
Nocliia. iringellus. seu nicticorax. aniarcUus. 25
wij^e nieisa horlubil g;ans hera
Miluus. et inde parix. oiiocrocalus. anser. et ornix.
elbz idem slare tucher Iroscliella
Cingnus. olor. sturnus. mergus. liirdelaque turdus.
wacbia ainsela fasaiit orhvn
Qiiiscula. cü niercula. fasianus. et ortigoinetra.
krank hvsipom phavvo arit stocharo ;
Grus, et pcUicauus. pauo. uel anas. alietus.
isvogel warkengel
Auriceps cupide. sepicecola. crurisculeque. 30
rvclis
Graculus liaut deerit. lursarius bic residebil.
basellivn birohvii haRclgaiis strvs
Sparnhis. allagge. mullis vaga. cü struliouc.
siic-li 1 puRiig silkiisl invebt'iiii
Sic giigulus. volica. sie psilacus. alque cica(hi.
Ilcdeniiiis swalwa
Te vesperlilio. \ birundo. uö reticebo.
KJ'i'siiuiga
sp. 2. Tu luilii dulcisonam capc smirle celer pbilomeua. 35
di's hall} hl. \iv-. webo] in der A.s. stand zucrsl. wewo, aber wo
ist durch untergesetzte puncle getilgt und ähergesr/irii^ben lio '21. Iiil]
so nur noch in der hs. der liönigl. //rirntbiü/iof/wU zu Stuttgart
(Mones anz. 0, 345), sonst im inhd. und ahd. nir/if weiter aufzu-
finden, aber daneben die form dula //// vorab, tliciiton. {Nuremh.,
Zvningcr 1482) bl. e b^, wo Dach od' diila , iiiaiu'd'la (so) auis qda
meola idd, od' atzel od' hetz, aus diesem dula und m/id. tul unser
nhd. dohle , eher als aus rnlid. tallc {lienner l'Ji;»!), das Grimm
gramm. P, 131 aus ahd. taha , taliala entsprungen scheint ^ und mit
dail, monedula, im teuthonista stimmt, uußueben baier, dähcl {Schiuel-
ler 1, 360) noch ein ahd. läliilä voraussetzen liifst. 24. CoruusJ
die. hs. Coruu' 20. onocroealiis] so die hs. hera] so auch in
der Einsiedler hs. vgl. heera gl. Jun. 208. 28. waclila] so die hs.
30. Auriceps] so die hs. crurisculeque] zeitsrhr. d, 333, 283 cru-
risculeg^ ist wohl nur druckfehler. 35. zwischen 35 und 3(1 noch
392 NOMINA LIGNORÜM AVIUM PISCILM HERBARUM
nacbte^al wass'stelza
Sic et luciniam. cü lucinio. cape paruam.
spar
Nullus te passer fiigiat licet hüc legat asser.
tstelzwang
Versu Stare nequit carduellus quique recedit.
E
Nöla pisciü.
quoreos disce felus inuersibus liiisce.
hvse sturo vorhenna
Ypocus. alburnus. rombus. tacluca. silurus. 40
salmo al salnio grumlella idem
Damarus. anguilla. poleris. gradius turonilla.
cresso nivnena carpho alant idem
Gracius. et redo. dendex. capitoque capedo.
salme escz
Salmo. salar. nullius, sepie. muniua. tiniallus.
hecbt bresimo groppo bersich
Lucius, et parca. lolligo. gobio. porca.
heriiig steichila vorna
Allee, cü serra. cü Irulta. glaucus. alausa. 45
vare nViio^ge balbvisz dorn
Millago. mugilis. pectenus. zinga. sarauis.
batbo snex blieca sal
Clania. suilla. parus. nielanurus. solea. sarus.
erling kar|ibo linsila
Escaurus. slrotus. zephalus quoque. debio lithus.
inilicba slio
Tinnus. cü liiina. cü tructa. denique tiuca.
ein vei'ü in der Einsiedler und in der Strafshtirger fis. 37 fehlt
in der Strafsbitrger hs. 38. carduellus] in der hs. ca'rduellus,
also i zwischen a und r eingeselmhen (Fr. Roth.) tstelzwang] d. i.
tistelzwang. in der hs. hinter g noch ein biiclistab , der ungewiss
Itifst, ob er c oder t sein soll, da er sich aber zugleich über dem
ersten q von ()uii|ue beßndet , das hier in (jii ; abgekürzt ist, so ver-
mutet Franz lioth ?nit recht dofs er das über Jenes q nach der auch
in 7Wsrer hs. üblichm abkürzung erfurdet liehe i bedeute und also
nicht zn tstelzwang zu ziehen sei. was dieses worl selbst angeht,
so vgl. man bei lieisersberg (]\sle\x\v\g\\n =: distelfink (Frisch 1 , 2()0a)
vnd bei Hebel distclzwinli, so wie ahd. zueiikan ru/>fen, zupfen {Grttff
5, 732,/.) und zuigoii {l'.rujf^, 730). iü. bvse' es scheint als hätte in
der hs. c in o gebefsert werden sollen. tactura] in der hs. tractuca
mit einem puncte unter dem r 46. vare] oder varo? & fast ivie o.
MIT DEUTSCHEN GLOSSEN AUS DER FRANKE. HS. 393
carplio liiiiMVida biirba
Sepiiis. et carabiis. sario. nn\vc7iafjije. barbus. 50
lechse sti-inhiza
Addimus esoces niulilos. pan/os hainioues.
Nola Kharum.
H
erbarum flores lellus ferl niulllcolores.
Dequibus hie eda proposse uocabula y/z/dam.
faro losla \ dost wllina. selicnii^ l)LT(lil!"ain
Filix. origanum. blaiidoiiia. canna. piretrum.
Iiasilica siinzo trvsnrz Iinsennre
Musica. cü iicpla. cü niaiira. didima. mora. 55
swertella solsequia plVirkru/ lat. niatir'^^na
Acorus, aiieusa. salureia. cü febri^w^vA.
50. \n\ivenaqne\ ' enaque' iöcg:gef(illen , von wurmfraß ein loch im
perf^dini'nt ; aber aia rande des loclies ixt noch ein sinckchen von dem
heruntcrgehnden striche dfs q sichtbar, doch so nahe an dem von
barbus scheidenden puncto duj's nur noch die übliche k'tirzung für
iie dllgestanden liaben kann. die hs. hatte also, wie Franz Roth
richtig bemerkt, inurenii(| ; gleich v. (t'i tiinbraq ; 51. parmts] 'pur
vnd der erste strich des u weggefallen ; es ist ein loch im perga-
vicnt. haiuiones] gl. Trevir. 4,2',) keifst der ßsch ainin. ^'^. quc-
dam] .90 setze ich wegen des rorausgehnden edä ; aber die h.s., in
welcher sich ein die ganze silbe vor dam verschlingendes loch befin-
det, zeigt am rande desselben vor d die deutlichen spuren eines f
54. wllina] nicht, wie zeit^chr. 6, 331, 211 steht, wlhiiia. in der hs.
steht zwischen i und n noch ein strich wie ein i, der aber durch
einen darunter gesetzten punct getilgt ist. 55. siinzo] so die hs.
statt siniiiiza, tcie 63. ririderzurifjo stall riiiderzunga , während ()2
niv'nza, 58 bachmv'iiza , 69 biizzvnga, 108 ocbsenzvnga. was sonst
den aus siginiinza zusammengezogenen pßanzennamen anlangt, so
vgl. siminza Grajfl, 819, 'siiiiiza, nepeta' gl. Trevir. 6, 39. 56. /f-
^/•/Tiigia] oder fcbreUi^xal zu lesen sind nur die oben verslümmelten
buchslabcn feb und die vollständig erhaltenen ugia ; aber das ganze
wort erhellt uns glossen wie gl. San-blas. 56" "^ centauria minor, Matrana
ibisca, velfebrifugia, vel mutiratrio', vel helleborites' (wo übrigens ibisca
offenbar zu dem nachfolgenden lat. ibisciiin gehört)., gl. Bonn. 23, 8
' maX'wwa, febrefugia' , sunicrl. 56, 48. 57, a'febrifuga, meiere,' voc. opt.
51, 90 'fcbrifuga, matreiin', wozu {nach Frz. lioths mittheilung) aus den
ungedrucktcn pßanzennamen in des freiherrn v. Aufscfs hs. nr KLVJ''
malren kämmt, was nun das übergeschriebene malir'^^iia betrijft, so habe
ich dieses wort vollständig hierher setzen zu müfsen geglaubt, wie es in
der hs. steht, ohne die beiden in derselben untergesetzten puncte, den
394 NOMINA LIGNORUM AVIUM PISCIUM HERBARUM
mistel
Hiis eliam viscü. hiis et iangamus hybiscü.
grensicli iiu'ta aqiiai'ea .i. bacliniv'aza
Cfique polenlilla. stet balsainila locala.
gferwella 1 glise l fuMifblelt'
Te cerofoliü. non estimo p'clereiindfi.
Ratiichelc ruta g'. alicli (los hasehvrz.
Senolioii. piganon. ebolü. narcissus. aizon. g'. GO
l spring\vi-z
aiidorn lat. spinwrz scliellewiirz
MaiTubifi. coconidiü. celidonia. bollü.
nus i
livntwrz erlwrz salbeia pfefPkrvt mvnza
Frasia. tubera. saliiia. brasica. tinibraque. niela.
Rinderzungo wissewrza bvgge rämisadra
Bvbula. diptannü. sed et artlieinesia. slrignü.
s. 1. sp. \.
pastenej. berwrz. \ oliue.
Sic pastinaca. sie baldemonia. bacca. IVuctus lauri
alant lalicli brenwrz spinwrz loch
Enula. lapatiü. git. laclericia. porrfi. G5
e.ntferntereii unter dem t vitd den alltii nahen unter dem i (nur die-
ser ist zeitse/ir. 6, 332, 230 angegeben), besonders zu beaelifen ; dinn
wo der pßanzenname sonst vorkummt, führt er stets sein t, und das
i hat er wenigstens in den gl. Bonn, oder dafür e, uüe in der ans
den sumerlaten ausgehobenen g/osse, zu ive/cher noch 'melissa , lue-
tere' 57, 59 hinzugefügt werden kann, der name ist ohne zieeij'el
unser nlid. meter, meiern, ineterkraut, wofür sonst nurh inutterkrauf,
matriearia, gesagt wird. s. Lonieerus kreuterb. bl. 186''. 59. fuMif-
bletr] unter ' ein kleiner leagererlilcr strich vnd unter diesem noch
ein etwas gebogener, was beide slriehlein bedeuten sollen, verstehe
ich nicht. 60. baselwrz] ursprünglich , aber mit untergesetzten
punclen , also getilgt, hvswrz. liasclwrz ist darüber geschrieben.
Ulis
62. erlwrz] so die hs. , in welcher offenbar der Schreiber wrz durch
1/ntergesetzte puncte zu tilgen vergefsen hatte, vgl. tuburu, tubera,
erlnuz ^-V. San-blas. 57'', gl. Trevir. 7, 7. Grnffi, 11'28. 63. Hin-
derziiiigo] 0 statt a {oder auch e?) vgl. das zu v. 55 bemerkte. diplaii-
nu] .so die hs. rämisadra] /// der hs. ramisad«. vgl. die anm. zu
agelstra v. 20. auch gl. San-blas. 57' 'sirignum, ramesadra', gloss.
Trevir. 6, 37 'ramesdra, stri/gnum' und bei Schmeller 3, 82 'rames
adra, strignus, herba salutaris'. es ist dieses rammis-, ramesadra
d. i. Widdersader wohl unser nhd. verkürztes ramsereii = wahlknob-
lamh, allium colubrinum, uuirauf schon Spreng bei Gerbert hinweist.
65. am vordem rande d*^ eina und darunter caise mit nicht ganz
MIT DEUTSCHEN GLOSSExN AUS DER FRANKF. IIS. 305
inandila bilse ^' cresse tribwrz cnste
Garga. iusquianfi. naslurcia. liinula. costü.
Mff^'-same p'^nier tille
31igoniis. elleborum. calocasia. cardus. anetfi
swerlella kle « il(lck\ 'ihs distcl rietgras
Gladiolus. calta. colcxiuiiilida. cardiiiis. alga.
Iiirzzv^a sli'iiclia
Sarpion. agoane. s'olopcdria. satirionque.
ebirwrz
Ituscolana. cardopaiia. mcrculiaiia. 70
hirzswani lictMin niaf?saiiie
Boletus, lasen, pelrosoliüque. papaiier.
lat.
bracliwrz IvMcli eripalla lat. papela cacoslnniacha {;'.
Eiisole. crassiua. loliü. ceiilauria. malua.
kranciiissnabel heidestuda
Herbe reumatice. vos coniiumcrabo mirice.
bilza biviwrz
Cum siniplioniaca. stet milleboria ificta.
g' Ronischekole nachtschalo steinbrecha kleta la. lapatlii g'.
Brassica, morella. saxifrica. cii paratella. 75
Nat'wrz kerwella brachwrz lat. draconthea g".
Atque viperina. quinquefolifi. colubrina.
ve'dqueiif la. bilsa lal.
Cü sigillata. sarniiiiia. cauiculata.
a pliefer
Panicis ostru//V?. /?/per. et cantilla roratü.
sicherem c und noch luisir/iercrrm e, J'ii?' luclches sich auch a lesen
liefsp. die beide ra)idbemerkiingen beginnenden hiichstaben sind weg-
gerifsen. jenes A'^ elna :zz dicta elna aber gehört ohne zweifei zu
Enula, wie sich ans gl. Sa/i-blas. Gl^ ' Ilinnttla cainpana , aianl , xwl
lalurciiim, vel heleiiini, vef elna, vel hinnl/i' erschlicfsen läjst. ()6. Gar-
ga] der erste biichstab nicht: sicher ob G, ob C. at/eh g ist unsicher,
zwischen bilse iind g' durch untergesetzte puncto lat. getilgt. 09. sliii-
cha] in der hs. ein punrf unter dem a , aber gl. San-blas. SS*" und
gl. lYevir. (i, 2i] sati/rio», sliiika. rgl. auch drajf d, In96. 71. pe-
lrosoliüque] i. d. hs. pelrnsolin. q^ 74. bilza] /. d. hs. bilsa mit
einem puncte unter dem s und z überg"schrieben. 71'). brachwrz]
so die hs. ; es soll heijsen drafli«rz nach gl. San-blas. .'iö'' 'draeontea,
drahwrz', Diut. 3, 2'i3 drahwrz. vgl. auch gl. Trevir. 0, 26 'dra-
chcnwrz, Draeontea.' bracliwurz ist der deutsche ausdruck für eusole
V. 72. 78. ostru////] im reim auf roratü. üheigeschrirben war
wol astreza, schwerlich aslri/a (nur das unlaiilcndr :\ ist lesbar,
alles übrige erloschen), denn die /ijlauze heifsl auch lat. aslrciiliiim.
s. Loniecrus kreittinb. bl. 2.')7'. der nlid. mime ist nieisteruuirz.
396 NOMINA LIGNORUM AVIUM PISCIÜM HERBARUM
quinque foliü rvfa krut schernig
Pentaiilon. rnta. ^aliiica. gamandra. cycuta.
teiieniar§f
Sic A-/Jiana. gen^/folia. Valeriana. 80
iTiaslic piikcol ysiuina kvini
Mastica. porliolö. cytisus. verbena. cviniiifi.
hvswiz ochsenzviige lat. .i. centauiia
Barba iouis. ul' liiigua bouis. sie herba cbironis.
kvrhz watwrz
Sarainius. cucuniisque. sigillo cfi salomonis.
biUa lobstei-ti cnliand'
Sic quoqiie niiliiidrü. libistichii. coriandrü.
eade (1=. portiilaca lat. haiil'vs adraginis g'. rüscliüb
Murex. pespiilli. sed et vngula dca caballi, 85
gflipan tenneiiiarg
Galbana. sanisucus. aloes. saporöii//s. achätes.
Appolliiiaris. tiliniallus. canicularis.
1 sc. kiKiblofli g\ kurbz aniz ratle
Gordt^o. amhrosia. cucunier. canniiia. nigella.
nessela
zitewar vrllca iiiaiür. seuiboin lat.
Zodear. acaliplie. calaganga. sainna. gaisele.
astrenza kommt vor gl. Trevir. 7, 13, aber als deutsche heneunung
der aristolochia longa, des oster/i/zeis ; astreiicia ist verzeichnet Diul.
3, 24i und. nhd- die asirenz von J. Grimm im deutsch, wlbrh 591).
Jenes astriza, das sich ni/r genes. 16, 35 {bei Hoffmann) Jindet , ver-
steim Benecke- Müller 1, 60'* von der kaiserwurz , imperaloria oder
angelica. 79. rui«] so ergitbt sich nach dem reimworte cycuta.
auch übergeschrieben wie v. 60 rvta und wohl nicht rvte wie v. 109
iJi Steinrute. krul] lesbar ist nur krut vnd ich ergänze davor
krv'ze (von dessen lelzlem biichstuben kaum noch ein sfrichlein
übrig isl) nai-h ' saliunca , spica celtica , cruce«urz' sumerl. 58, 52.
80. uß'iaua] so liest Franz Roth gewiss ri'hlig, denn auch die phy-
sica Sacra der h. Hildegard {ed. Reufs, ff'ürzb. 1835, s. 1 i) hat den
namen. die buchstaben J-ß'i sind verblasst und zwischen x ttnd p ist
oben ein loch. gen/Zfolia] = centifuliu. 81. portiolü] in der hs.
portlliolfi mit puncte/i unter li S3. watwrz] a scheint corri^iert
aus u 85. adiaf;iiiis| oder adragais? or/c;- ;,•(/;• ad^rainis ? die buch-
stuben zwisclieti g nnd i sind uvgvwiss in der hs. ad"'ginls oder
ad^grais. vgl. die anm. zu agebstra i'. '20. was ist aus dem dunkeln
Worte zu machen? 86. sapoivjnw.v] der buchstab a ist verblasst,
ebenso hinter dem n das abkürzungszeichen , das wie ich glaube us
anzeigen soll. 88. Gordcw] das übergeschriebene sc soll wohl
die ursiirUnglichere J'oi'm scordiou {axoQihov) andeuten, ital. scordeo.
89. (////' dem unleren rande steht mit kleinerer sehrij't
MIT DEUTSCHEN GLOSSEN AUS DER FRANKE. HS. 397
pWe zeisla
sj). 2. Lilia. pelidius. seu. calcätrippa. dametrus. 90
Acnkel cibel rose laticlie violu'
Feniculii. cepe. rosa, lacluce. violeqiie.
ezsolielöch wiclibona
Hiis ascolinn. pariter quoque iügo lupinuin.
wizmüza V gigibero igu'b'. nepla lat.
'. _ . . ^'•
Hirmen. meiitastru. zinzibero. calamentii.
haitwiz viftwrz reinvan.
Ipiricü. betä. tormeiilill;l. taiiacetam.
bvndesku'rbz
Herba peonia. siiie brioiiia. noie slale. 95
Hiis sarminia. seu celisia. vos sociale.
graydo g\
weitkrut lat. w'mvt senipb
Isalis absinthi spes. semenqiie synapi.
kle feiiicPü lat.
Sic amaratü. sie trifoliüque. niaralni. g'.
p' besiron belliania lat. svniievvii-bel bibinella
Stent cü lietliaiiica. solseqtiia. ul' pipiuella
Sw"telleiibl\ nie wej;ibriila i)iMZ
Aclara. cciioclius. ul' sepleneruia. bihlus. 100
bib'wrz swain epplie lat. selinon g\ svvam.
Casloriü. fungus. apifi. diepenlia. flangns.
kiioiilocb lat. poleige glegekrut. spica
Allia. polegifi. carex. illirica. s|)ica.
wi'gei'icb lat. gai-vNe hracbloch
Hastula. plautago. niilleroliü. rinuicedo.
ali'dna gi-cii.sicli r\ ha
Mandragore, rapha. ninpliea. greganica. rapa.
iiuilta ysnpo baselwrz g'. spec
Allriplex. ysopus. asarü. rasilia. nardus. 105
V b'ba .sinapis erit sed granü dico sinapj
Du maridiicantiir cnnsecla siiinpia dicas.
V zr versus. Oi. tanacelaiii] so die hs. im reime auf betä 96. ce-
lisia] in der hs. iirspr'un^lick celesia , aber mit einem punete unter
dem zweiffji c, und i übergeschrieben. '.)'.). be.stroii] so die hs. statt
ccstron {y.^dTQor). 100. wejjibnila] die hs. hat wegebrula mit einem
punete urller dem zweifm e und übergeschriebenem i. übrigens ist
brula versehrieben für breila, denn auch sumerl, 23, r)0 ' septincruia,
wegebreile' und gl. Trcvir. G, ii'wcf^ebre'ild, septinerdiu'. 102. gle-
gekrut] hierzu am hintern rande, tvohin ein zeichen weist, eadc
d<^ yris lat. 103. rinnicedo dafür gl. San-blas. 57", gl.'^J'revir. 7, 4,
sumerl. 61 , 66 emicedo. draff fiiiicedo {sprachsch. 2, l'i2)ßude ich
nirgends. 105. asarfi] in der hs. asyruin mit einem punete unter
398 ZUM UNIBOS.
Seuibüin g'. stabwrz kviile ciiiineiit
Bracteos. abrothanü. cd sarpillo. clnamoniü.
negelli relliicli köle lat. w'nmte
Gariopliolfi. raphanü. caulcs. alosantus. anioimi.
nessela lat. oebsezvnga g\ büiiwiiida. strile
Stent siT vrtica. boglossa. liguslria. viuca.
Steinrute et c'^scit super muros
Et reuponlicü. liuendulü. polilritii.
isenbloiiie steinvaro
Flos ferrugineiis. aiiaphod. ven'isque capilliis. 110
zitewar rossebfb
Sic et ciperus. sanieula. sie auagallus.
Hiis fenogrecü socio. roreiDque maiMiiü.
rekolt'ber gviidereba
Vos artiotidas. aceranique piito mcmorädas.
haseiwrz lat. iiizwrz l' cüsele
Et te wlgago. cü eonsolida. recitabo.
blvtwrz
Noie ci"i reliquis hie sanguiiiaria stabis. 115
dem y tiud Ubergescliriebenem a 106. Bractios] in der hs. Bi-acteas
mit einem punrte unter df?n a und übergesc/iricbenem o 101. Ga-
rioiibolü] i'fil. gariofel in den JFiesb. glossen zeilsc/ir. 6, 323, 191 tnid
dazu jnih. Grimm s. 3"20 , 191, ivo ' zeifsc/ir. 4' druekfehler statt
'zeitxc/ir. 5.' in den sumerl. 57, '24 gariofüli. 108. boglossa] in der
hs. buglossa , aber mit einem pnncte unter dem u und übergeschrie-
benem 0. 111. rossebvb] in der hs. rossebob mit einem punctf
unter dem u und einein über das v "beschriebenen o
ZUM UNIBOS.
Das gedieht vom unibos hat Jacob Griiiiin in seinen la-
teinischen gedichlcn des lOn und 1 in jalirhiiiiderts atis der
Brüsseler handschrift 8176, worin dieses sliick jetzt die num-
nier 10084 iiiln-t, nach einer abschrilt von Willems heratis-
ue^eben. allein diese abschrifl war sehr fehlcrhalt , wie die
folgende vergleichung der handschrift zeigt, ich verdanke
sie herrn dr Konrad JJursian. was richtig ist habe ich
besternt. H.
12, 2 pcstrm mor litis 3 * per stviilos 17, 1 Omen
habe/IS 3 * pur^at lacuin 24, 4 doinmn '11 ^ 3
* noctiiuin (ein solches adjecliviini ist diesem dichter schon
zuzutrauen; 32, 2 * Failtis 34, 1 diuides 3 *Ja-
ZUM PFAFFEN AMIS. 399
cite 43, 1 Si rnutaretur unibouein (zu schreiben ist also
Si mutareiiir in bovein uxor) 3 boni 45 , 2 * per
spiritum 48, 2 taxant 49, 3 * in er call 54, 3
* Rcspondet (55, 2 ich vernuite sitn fatiius , inog ich ein
Ihor sein. 56, 2 ich denke iSV dicis ioculariler? ebenso
steht si in der frage 107, 4, wenn man mit der hs. liest
I/ilcrrogat 'ha mortua Si sun'exil iuvencula'!) 64, 3
* Tradunlur 77, 3 * Sonabile 79, 4 * Pestcs 80, 3
* Ad cislain curril (wie Grimm verbefsert hat) 87, 4
keine liicke , sondern * Qiu^ doj'ormes condecorat 89, 4
* Pro (wird zu dulden sein wie 88, 4) (90, 1 der vers
hat eine silbe zu wenig: man kann iain einschalten) 92,
3. 4 * Sicfft in hac probauimus Exaninicni quam uidinius
109, 2 * Priuatur HO, 1 altins 114, 4 ihrenas
127, 1 * Caute, (Caiidc ist drucklehler) 131, 1 ^^o-w/'?
134, 1 * f'^crsipellis mox unibos 139, 2 *<5//^i (4 und
146, 3 lies donavit) 141, 1 dicit 150, 1 *///« ArroZ»*
alti (4 lies Inclinus, während er niedergebeugt das gers-
lene gold das die slute ausgeworfen durchstöbert. 152, 4
für Certcun. \^ird Certans zu lesen sein und 186, 4 Certo
für Certa) 154, 2 * tepide 156, 4 minuta (I. minu-
tum) 157, 4 * Qnod fctebal 172, 2 ist von späterer
band auf rasur geschrieben, der vers stand schon oben 77, 2.
173, 2 *5«/// conslitutus 179, 1 */; cw;/* 192,4*^
//öZ'/.v /«/« perdomilus 194, 3 F/^ 197, 3 fursis
205, 4 7V/ (1. Ici)
ZUM PlAFFEiV AMIS.
Die anordnung der einzelnen gcschichlen im pfalfen Amis
ist bekanntlich in den haudschiillen 67»"// eine andere als in
li. die hierauf bezüglichen bemerkuiigen ßeneckes sind jedes
mahl verschieden ausgedrückt und werden dadurch leicht ver-
wirrend, die erste aber, zu v. 1028, ist geradezu unrichtig,
sie lautet ' nach dieser zeile folgt in Glxll die ges<;hichlc die
in li mit z. 1153 anfängt.' statt dessen muls es heifsen 'die
nach dieser zeile im text folgende geschicht(> beginnt in Ix
erst mit z. 1153. Gll folgen derselben Unordnung.' die
400 ZUM PFAFFEN AMIS.
ausdrucksweise , deren sich Benecke bei der letzten ab-
weicliung (zu v. 1289) bedient, ist die sicherste und kür-
zeste, und man thut wolil sie in allen fällen anzuwenden: also
1029 — 1164 = 1153 — 1292 A".
1165 — 1240 = 1075 — 1152 A".
1241 — 1288 = 1027 — 1074 A\ (so ist der druckfehler
an d. stelle zu verb.)
1289 — 1316 = 1293 — 1320 A'.
GH haben überall dieselbe anordniing wie A',
Benennen wir der Übersichtlichkeit wegen die geschich-
ten, wie sie in li auf einander folgen, i— xii, so ist die an-
ordnung in GtiH diese, i — v viii vii vi ix — xii, wobei nur
zu beachten ist, dafs x in GKH fehlt, noch anders ist die
aufeinanderfolge in der abschrift des V alentin HoU (der Amis
vollendet am 8n februar 1526), die, wie sich leicht erweisen
läfst, von einem drucke genommen ist, wodurch also Docens
angäbe misc. 1, 76 von dem voi-iiaudensein eines solchen
bestätigt \\ird. dieser druck war aber auf das nachläfsigsle
veranstallel. ohne zweifei war niimliih , v.as damals häufig
vorgekommen zu sein scheint, das maniiscript unter mehrere
setzer verlheill, und in der eile ward der satz unrichtig zu-
sammengeschoben , worauf dann der corrector die entstande-
nen unebeulieilen durch aneinanderschleifen zu tilgen suchte,
die anordnung ist diese, i — in, iv anfg., ix, xi anfg., iv ende,
v, VIII, VII, VI anfg., xi mitte, vi ende, xi ende, xii. der dieser
haudschrift zum gründe liegende druck hält sich im gegensatze
zu R überall zu GKH, und, wo diese verschiedenes bieten,
fast Siels zu G; an mehreren stellen stimmt er der panzer-
schen hs. (grundr. s. 350 ff.) auffallend, nirgend der Strafs-
burger (grundr. s. 353 if.) bei. mit keiner hs. jedoch kommt
er so genau überein dafs an unmiticlbare vorläge derselben
zu denken wäre, der lexl ist überall und durchgreifend in
der weise umgestaltet wie die drucker damals mit den origi-
nalen umzugehen pllegten um sie ihrer zeit mundgerecht zu
machen, dadurch wird er in allen fällen lehrreich, aber für
die lierstclhiug der echten Icsart bietet er schwerlich etwas.
Li:iPZlG. Fll. ZARNCKE.
ANGELSACHSISCHE GLOSSEN.
1.
DIE AGS. GLOSSEN IN DEM BRÜSSELER CODEX VON
ALDHELMS SCHRIFT DE VIRGINITATE.
Im jähre 1830 hat Fr. J. Mone diese ags. g-lossen,
in seinen quellen und forschungen, zum erstenmal bekannt
gemacht, nicht blqfs die grosse anzahl dieser glossen (es
sind ihrer über 6500) , sondern auch die ungewöhnliche
mannigfaltigkeit von gegenständen , welche sie theils er-
läutern, theils bejiennen , mäste in dieser veröffentlichmg
einen schätzbaren gewin?i für die bereicherung des ags.
Sprachschatzes erblicken laj'sen. die Brüsseler handschrift
des viel gelesenen aldhebnischeji buches ist übrigens nicht
die einzige glossierte handschrift desselben; auch in dern
hannoverschen handschriftlichen glossarium anglosaxonico-
latinum finden sich einige, wenn auch nicht viele, wörter
aus yildhelm und sind mit seinem namen bezeichnet, der
grofse ßeifs , den Mone auf die abschrift der Brüsseler
glossen verwandt hat, ist nicht zu verkennen; gleichwohl
dient dieselbe dem sprachinteresse aus mehr als einem gründe
ivenig. zunächst gehört es zu den eigenlhümlichkeiten der
Brüsseler handschrift, dafs der text von mehreren bänden
(fünf oder sechs könnte man unterscheiden) mehrfach la-
teinisch glossiert ist und zwischen diesen lateinischen glos-
sen , wohl auch unmittelbar über dem textesworte selbst,
sich die ags. glossen vorfinden, es wird dadurch schwierig
zu unterscheiden, tvclchem lateinischen ausdrucke, dem des
textes oder dem der glossen, die ags. dolmetschung ange-
hört. Mone hat zu unterscheiden gesucht^ so genau er
konnte; altein diese an sich schwierige Unterscheidung ist
von ihm, wie sehr begreiflich, nur unsicher vollzogen
Z. V. i). A. IX. 2G
402 AGS. GLOSSEN.
worden, deshalb schien es mir angempfse?i das lateinische
texteswort jedesmal abzuschreiben und dann die lateinischen
und angelsächsischen g-lossen folgen zu lafsen, und zwar
so da/s ich von dem textesworte aufwärts gieng, nicht von
der obersten glosse anficng und zu dem bezüglichen textes-
worte hinabstieg, die entscheidung, ob die ags. glossse dem
textesworte zur erläuterung diene oder einer lateinischen
glosse, ist dadurch dem leser a7iheim gegeben, aufser der
blatl- und linienzahl der handschrifl habe ich auch, zu leich-
terer zurechtfindung für benutzende , die Seitenzahl der
ausgäbe von Giles hinzugefügt : ivem diese ausgäbe von
Aldhelms schrift nicht zur hand ist, der loird den abdruck
derselben von Mig?ie (in den Octavi seculi ecclesiastici
scriptores, Pa)is 1850) auch leicht benutzen köufien.
Sehr häufig ferner tritt der fall ein, dafs eine ags.
glosse nur nach einem theile des wortes angegeben ist:
es steht z. b. fol. 1 ^. /. 5 unter dem textesworte regu-
laris die adjectivische feminalendung cre , um de?i leser
oder die leserin darauf aufmerksam zu machen dafs regu-
lai'is zu dem subst. fem. discipliuue gebort, welches dem-
nächst folgt; ähnlich steht über conglutiuatae in zeile 7
nur die feminalendung partic. perf dre ; /. 8 über rumore
nur of; /. 9, über ornaiitiJjus und. seiner glosse, gefra^, die
erste hälfle des wertes,- l. 11 über prosperitalis ?iur ge-
sunf, den schluss des wortes als bekannt voraussetzend;
L lA über mediocrilati nur niettruni, wobei der ausgang des
Wortes ebenfalls fehlt, um also l. 5 richtig- zu lesen [re-
gollijcre , /. 7 [gelimejdrc, /. 8 of [iicrelofe] , /. 9 gefrw[le-
vienduni], /. 11 gesun[djr[ulnysse], /. 14 meltrum[nysse], ?nufs
man mit der ags. spräche genauer bekannt sein; die di-
plomatische genauigkeit im abschreiben der vorhandenen
rcste reicht iur forderung des sprachlichen Zweckes 7iicht
aus. auch vo?i dieser seile konnte Mones abdruck nicht
ge?iügen. die nothwendig gewordenen ergänzungcn habe
ich in klammern eingeschaltet.
Die pergamenlhandschrijt ist von einer festen schönen
hand geschrieben, nach Mones Vermutung in der ersten
hallte des zeltnten Jahrhunderts, auf fol. 1 A steht oben
rechts Collegii Soc. h'su Antucrp. ü. P. d. i. Daniel Papen-
AGS. GLOSSEN.
403
brock, in dieser jesuitenhihliothck fährte sie das zeichen
+ ^IS. 62 5 später, in die bibliothcque de Bourgogne ge-
bracht, war sie mit nro. 471. a bezeichnet ; seil ihrem Über-
gänge in die bibliotheque roijnle führt sie die nummer 1650.
die 56 pergamentblätter in kleinfoUo, aus welchen sie be-
steht, enthalten auf jeder seile, mit ein paar ausnahmen,
genau 22 zeilen. in dem appendix B zu Mr Coopers re-
port finden sich fol. 1 . A, fol. 55 A und B unserer hand-
schrift in facsimile.
Schliesslich fühle ich mich gedrungefi, dem preufsi-
schen gesandten in Brüssel, herrn grafen von Seckendorf
für die grofse bereilwilligkeit öffentlich zu danken , mit
der er die ungehinderte benutzung der handschrift ?nir
möglich machte.
ELBERFELD 22 nov. 1852. BOUTERWEK.
Giles p. l.J MS. fol. A. 1. 1
omni, mid ealre.
devotse [1. 2.j germanitalis (gl.
fraternitatis) marg. estfulre
broderhrmdene [1. -rwdene].
veneranflis (gl. lionorandis) ar-
vurdfuUum.
1. 3. celebraiuiis (gl. .i. freqiieii-
tandis) bremendlicum.
1. 4. caslimonia3 (gl. pudicilifc)
gehealdsumnesse .
glorificandis, vuldelfullum [1.
vuldor-] .
1. 5. rcgiilaris, [regolli]cre.
disciplinae (gl.eruditionis) marg.
eavfieslnijsse.
1. 7. contribuJibus (gl. parenli-
bus) nucglicum, marg. t ge-
sibligum [1. -lingum].
ncccssiludinum , neadl)ea[r]f-
nysse. [1. -a.\
congluliiiaf;v, [geUme]dre.
1. 8. rumore (gl. opinionc 1 l'a-
ma) marg. of[herelöfe].
I. 9. concorditer (gl. unanimi-
ter) geh V WS.
ornaulibus (gl. comanlibus)g<?-
fra'[lei'iendum] .
1. 10. crucicola (gl. crucis ado-
rator) marg. 1 -e rod vur-
piend [1.? ftwre rode vur-
diend] .
optabilem (gl. .i. desiderabilem)
lußice. \ vi/nsume. \ halan-
tunge.
1. 11. prosporitatis, ,i,''M/////'. [1.
gesun dfulliii/ssr] .
I. 12. con[l. 13.]ciliabuliim(gl.
sinodiim .i. concilium;. ge-
pinrslore l gemol.
1. 14. mcdiocritali , gehined-
?ft/sse 1 metlrum[ni/ssr] über
dem Worte gehiurdni/sse
steht die gl. Iiiimililali.
salis, sride. valdc.
libciitcr (gl. h IHM i liier) lufiicv,
26*
404
AGS. GLOSSEN.
ereclis (gl. expansis) iipaha- qiiela) burhspcece. gleav-
/i'[mün]. n)/sse.
sospitale (gl. salute) gesund disserlitudinem (gl. enarratio
[fulrti/sse]
gralula-[l. 16.]bundus(gl. exul-
tabimdus. Isetus). raarg.^«'/?-
cimde [1. panciende].
I. 17. votorum, vilsumnessa.
foedera (gl. pacta) treovda.
fida , geAreovum [tiänd. poUi-
citatione, gl. spousione ; das
würde sein behäle.]
nem. prudentiam). getinc-
fiesse. [für ' getingnesse.'
geling, eloquens : 'gelinge
läreovas' hom. I, 578. ge-
tingni/ss, eloqueiitia: 'ofvo-
ruldlicere gelingnysse' hom.
1. c/rihllice spra'ce 7geting-
nysse' hom. 11,588.]. marg.
gleavnesse.
quecspopondistis (gl. vovistis) 1.2. tripudio (gl. gaudio) ge
pa ge behetan.
1. 18. clarueruot (gl. splendiie-
runt) gesvtt[teledon].
Giles p. 2.] melliflua, huniflo-
vende.
1.19. sludia(gl. dogmata) marg.
gecnorndnessa [1. gccnoi'd-]
sagacissima .. serie (gl. argu-
tissima. ordine) 7nid pare
feane.
1. 3. taliter, sva.
calholicas, geleaffulle.
vernaculas (gl. pinenne).
ancillas.
1. 4. adoptivas, geviscendlice.
f god fteder a^lmihtig hsefd ä;n-
ne &v\n\i gecy?idelice~lmtm^^
gemscendlice^ hom. I, 258.]
gleavestan endeber[dnysse, regenerantis [edccnnen]dre.
für cndebijrnisse oder -bijrd- fve beod on hire (|)iere ge-
nijsse\ .
1. 20. singulos ... textus, lenlipa
.. gesetnessa.
pupillarum (gl. oculorum)*eo««.
nalurali quädam . . curiositale
ladunge) geedcynnede' hom.
II, 566.]
ex fecundo (gl. ferlili) of
ecnum.
1. 5. conceptionis, ij'efffc/ze/w^e.
marg. mid sinniere geeyn- 1. 6. per maternam (gl. per
delicu geornfulnesse. matris), pur[h] medderne.
insilum (gl. ingenitum. impo- soUiciludinem (gl. iodiistriam)
situms. esse) marg. 6»//^je.sf/ geor[?i]fulnesse. 1 hohjül-
I. 12. contemplarer, beseavede. [nesse.]
uberrimamque, pn ge[/iihtsit- \. 7 . velut sagaces (gl. pni-
inestan]. deiiles) gyiiiiiosopliislas, ud-
fol. 1 B. 1. 1. virginalem,yj?;w«- vitum, marg. svilce vHtige
hadlice. l gleave leurneres [1. leor-
urbanitatis (gl. eloquenliae. lo- nerai^] \ pleginen.
AGS. GLOSSEN. 405
peritissimo (gl. doclissiino) störe, marg. \ vinstove. \
getyddestum. plegsfove.
agoni-[I. 8]theta (gl. certator) h'agranle,midsttngendre.ste-
cainpvisan.
mendre. [1. mid slinccndre].
palaestricis (gl. adleclicis). marg. delibulus , gesme[rod.]. per-
pleglicum \ vrcexliendum. unctus.
gyninicis (gl. .i. magisterialis) lubrici, slideres. \ sliferes.
arlibus, lareovlicum crcvf- liquoris, vcctan.
tum. vAdiT^.pleglicum larum.
in gyranasio, on leor?iincg[hüsc]
\ larhuse.
1.9. laboriosi cerlaminis. marg.
gesvi/Hifulles gerinncs.
nardo, elesealfe. odore.
1. 14. s^olierler (gl. curiose)
frtefUce. marg. mccnifenld-
lice. \ georn[e. oder -lice].
iaculorum, scotsper[/i.] gara.
elo[Ym]>\dici,'Jplegltcis[l.p/eg- calapultas, gafliicas. sagitlas.
lices]. sagit-[l. 15]tarum, vifera.
agonis (gl. cerlaminis) gecain- spicula, garas.
pes \ vinnendlices.
1. 10. exercilalionis (gl. labo-
ris) gearc[u?ige]. I gesvin-
ces. marg. [r]i[)ervnr?ies.
naviler (gl. alacriler. agililer.
velociler). marg. sprindlice
\ cqflice.
1. 11. [qui] nanciscuntur (gl.
.i. inveniiint, adquirunt) pa
pe [begitad].
ila durataxat, sva butan tveon.
.i. sine dubio,
slrenua, pa foremih\ligan\.
depromens (gl. tralicns) npa-
teoiide.
obstrusis (gl. declaiisis. abs-
consis) latibulis (gl. secre-
lis). marg. o/" digli/m dim-
hofum \ heohtrum.
pas-[l. 16]sivos (gl. dubius. 1
sparsus) oculorum obliiUis
(gl. conspeclus). marg. rid-
gille emvlatunge. \ goro-
tunge.
relaxal, tol(ete[d.].
pu-[l. 17]pillariim, ehringn.
marg. />« slra[ii]g(in \ J'ore- pando, geapuin. 1 gehigcduni.
mihti[gan].
1. 12. cum jemulo, 77iid rider
vurdnessa
stealle.
marg. l exli-
curvo. ap[er]lo.
slrepciile (gl. sonanle) hli/-
de/tdum \ sve[g('nduni.]
I. 18. nervo, strengce.
sinuosis . . üexibus, vn'd bos- slridcnlc , bcarlitiiiic/idi/m 1
tnigum b/[g]i/m.
rlscondum.
in medi-[l. 13.]tiillio, on med- ad dcslinalum .. lotiiiu (gl. sla-
Jone. .1. in uumIIo. tulum). niarg. loj'orcgctilit-
scammalis (gl. luclaniinis) ovl- gcdrc. über locuni : Jorge-
406
AGS. GLOSSEN.
tihlldre stove [\ . Jbrßgetih-
tedre.]
indeclinabiliter, forärihte. in-
evitabiliter. marg. unforvan-
dedlice.
an-[l. 19]helantium (gl. curren-
tiiim) in stadio cursorum,
sienccendra renula. \ pe-
ßcndra.
1. 22. viclorise palmä, sige-
leane.
fortuiiatus (gl. donalus). un-
ter der zeilei g\_G\vyr-
d[eltc.] geswHg.
fol. 2. A. 1. 1. contribulium
(gl. consanguineorum. amico-
runi). syblinga.
phalerato (gl. ornato). gercc-
dedum.
vectus, ahafen.
coniipcde (gl. equoj. mcgce.
\ ineare.
1. 2. csesum (gl. percussum).
gesvunlgeiie.^
coraunt (gl. ornant). glencaä.
1. 3. lupatis (gl. repagulis).
marg. midlimi.
facetus, getincge.
quadripedante, ßjderfetum,
putrcni, dusiig?ie. turpem, fe-
torem.
quatit (gl. perciilit;. beaicd.
I, 4. implioans. gefijldende.
ligans.
orbes, orbibiis, hoj'ringas ho-
Jum.
I. 5. metilur, nrnct.
dassicis cohortibus (gl. excr-
cilii)ii.s). scipticum heriuin
[1. hergum\. marg. sciphe-
relicum .
nautarum, hredra Xßotmanna.
stipatus (gl. circumdatus. val-
lalus). marg. emhledned. 1
emhle[d.]
Giles p. 3. 1. 6.] circumseplus,
emhlcnned. \ emhrinced.
vitreos, torhtce [1. -e] claros.
gurgiles, vcü[lti].
1. 7. liburnam (gl. navim).
scehd.
Untrem, ced.
hortante, meniendum. monente.
1 tiht[iendurji].
proretä , j)liciitere. \ nncre-
?}ie/i.
1. 8. crepante (gl. sonante).
marg. cracietidum. \ cear-
ciendum.
naucleri, steormamies. noven'-
des [1. rovendes].
portisculo. helnie. \ hamele.
[vgl. 'hamere. portisculus,
sc. virga , qua proreta re-
miges moderatur; Cot. 158,
202. R. 104.' Lt/e s. v.]
spumosis, famigtim.
algosis, varihtum.
remorum, rodra. \ arena.
1. 9. tractibus, tium.
trudif, scifd.
per gymnosophistas, purh ple-
goincn. XgUgmcn. \ gleave.
1. 10. cxerccri , gewordene \
bcgan[gc?ie].
scolarcs, larlice.
disriiiliiias, cra'J'tns.
1. 11. discipulatils. marg. lare.
AGS. GLOSSEN.
407
industriam (gl. .i. slreuuila- ihealrules ('^[.üljcr dem ivo7'ie.
teni). gleai-nesse.
aguiilur, bid gedonne,
1. 12. geslibus, dcedum.
1. 13. gemiiiä, getvüinum.
subslaiiliaCgl.essenliaj.e^/i'/A'/y.
spectabiles) ; unter dem Wor-
te : vü'ferlicc.
fol. 2. B. l 1 . |)oiii|)as,^''/e«r^''w.
pnx'conia (gl. laudesj. he-
runga.
1. 14. sollerliara, meniteav- circensium (gl. circumslan-
nysse. liuin. speculautiiini). hrinc-
quin potius. (gl. .i. magis) gif. sitlendra.
I. 15. in propalulo, on lem/nge congruaiit (gl. eveoiant). ge-
[l. eävunge , ijvimge]. in hvierloican. \ ?'i'ht[lwcan.]
manifeslo.
1. 16. qualitatem, hrilc[nesse].
afflalus, ge[o]ndblavcn.
l. 17. geneseos, gecijndboca.
1. 2. comparalioneni, [geroed]-
nessc.
eorum, heora.
aiupla, vidigle. [l. vidgille].
relatum, racu. narralionem. l. 3. sagacissiinam (gl. peri-
relationem. mstv^. gerece////sse üss'nnam) . pa Jbrer/'tti[g]au .
membratim (gl. per singula 1 geti/icge.
membra). I sticmwlum. industriam (gl. curiosilalem).
et particulalim, "Jdwüna'lum. glear[/iesse].
I. 18. subtiliter, orpa/ic[um? vivacis (gl. vivi. velocis). /«/*/2-
ordaucäce.]. sagaciter. ces.
invesligatam (gl. cnuclcatani). ingenii (gl. stiidii). o;'/5rt'[//ce^].
marg. asmcad. l. 4. assiduä (perpelua) Icctio-
celeberrimus (gl. veuerabiiissi- nis instantia (yigilantiä).
mus. nobilissinius). sc bre- niarg. viid singalre anrivd-
mesta. \ vurdjullcstc. nesse. \ onvunuiige.
1. 19. gerulus, bodicnd. baiu- noscunlur (gl. intcliigunlur).
lator. portilor. marg. pa bijd cnaveiie.
protulit, relite. sollcrlissinuc , pwre viaini-
gymnicorum (gl. ludcntium). tearütea \[. -estan.]
leornera.
1. 20. corruptibilcm , [bros-
7iiend]lice. 1 J'ormsnende.
l. 21. incorniplain (gl. immar-
cescibilemj. marg. /////w/77//'- I. G. uberrima (gl. abimdau-
denlicne. \ \ini\molsniend- lissima) experimenla. marg.
licne. pn genihtsumesl<iu (ij'iindr-
l. 22. ^^m\^\c^n^\n\, jilegm<uiii<i . nessa.
1. 5. indusiriam, vyttinysse.
lornmlis, lürum.
coaptari (gl. 1 i»»gi)- gelimp-
Uvcan. \ gepeodnn.
408 AGS. GLOSSEN.
liquido (gl. manifeste, clare. nur: of piccum.
\nc\AQ). angytfuIlice.Xopen- careni (gl. vini). marg. coit-
lice. temwres. 1 asodenes vines.
roscido, dceai^einlicre. [1. dea- \sonst keifst caretium (d. i.
vigendlicre]. caroenuni , xccqoivov) ce-
facessenle (gl. deficieute). [va-' re/ie, eiern, cyrn^mich coe-
men]dre. tnn. s. Li/e s. vv. vielleicht
1. 7. crepusculo , deorcunge_. ist die obige glosse zu le-
\ afminge. ' sen coclemeres?]
et exorlo, ']upasp7Uing[n]um. defrulo (gl. vino. medona).
limpidissimi (gl. clarissimi). \ fehle. \ piffe.
pare freabeorhtestan. 1. 12. receptaciila, anfencgas.
iubare, leoman. splendore. gutlas. innoäas.
extemplo (gl. statim. ex im- cerlalim (gl. slrenue). ßitma;-
proviso. repente.) rcedlice. lum. \ togeßites.
1. 8. exercitus, heriges. 1. 13. modo, hviltidum.
patentes, [vidgit]le. saliunciilas, selas.
1. 9. difFundunt. (gl. dividunl). crocata (gl. flava), pa geole-
marg. l gendgeotoä. \ to- vedan.
dielaä. genistarum (gl. miricarum).
modo, hvile. aliquando, I. 14. hroma.
melligeris, huniherum [1. -boe- circura- [Giles p. 4] vallantes
ruvi\. (gl. stipantes). emhlein-
caltarum, clafre [1. -a]- inende.
frondibus (gl. comis). helmum. ferlilem (gl. frugalem, irucli-
purpureis (gl. rubris). binin- feram. uberem). marg. gc-
basmn. nihtsume.
malvarum , geormanleafa \ numerosis (gl. multis). iinari-
hocleafa. inedum. 1. mwnifenldum.
1. 10. \\\cnh'A\\[es,onsit[tende]. l. 15. advehunt (gl. adportant).
pendenles. iusidenles. /// bringad.
niulsa (gl. dulcia). verede. cerca castra, hyfa. alvearia.
giitlalim, marg./!//^'.y67/w*y^'r///<'. ]. 16. lereles (gl. rotundos).
1. 11. rosiro (gl. ore). niid sintredende. marg. 1 .v/w-
nebbe \ müde. hvurfende.
decerpunt (gl. coUigunl. ro- hederanira, hißa.
dunl). ceovad. \ pluc[ciad]. corymbos (gl. racemos). crop-
lento, marg. (f [riccutn Jiefele ; [pas].
Über dem iexteswurte steht 1. 17. surculos (gl. ramuscu-
AGS. GLOSSEN.
409
los), marg. stofnes. inarg.
o[ä(tp\v(rstinas.
conslipantes, emhlennende.
mulliformeni, picne viw?iifeal-
dau \ [m(V7if\hii'a?i.
machinani (gl. ingenium),
crwj'l.
populatur, heranfad. exspolia-
tiir. vaslat.
eodeni modo, on pa ylcc visc.
1. 3. llorulenta, blostbivrc. \.
floribus referla.
1. 4. late, vide.
vagans, erncnde. circumiens.
1. 18. angulosis on hcclhihtum bibula curiositale, mid pursli-
1 hyrnfullum.
et operlis, ofervriginiim. [1.
qfervrigenuni].
cuius, pvcre.
artis, \crief\tes.
molimen (gl. ingenium). ge-
gere georrifiilnysse.
1. 5. oracula (gl. eloquia. ser-
mones). vitedomas.
adslipulalionibus (gl. asser-
tionibus. .i. explanationi-
biis). sedincgum. \ svute-
[lungum] .
peoht. \ orpcüic.
1. 19. nietrica faciindiä (gl. elo- 1. 6. nunc, hit\? nü].
quenlia) mctcundliceve ge- 1. 7. ab illo, pam gode.
tincnesse. digesta (gl. ordinata). gedihte
fretus, gebeld. \ gegoded. qui, sc pe is.
cdildleclicoypssü, f/ndgete/fcrse 1. 8. sa'vissimis, vesium. cru-
1 sixfclum. .i. pleno, yj//- delissima.
luvi .
1. 20. gemmalis (gl. pictis).
geglcncdum.
1. 21. infra, vid innan pan.
affliclionibus, gcdrecenyssum.
Iribulalionibus.
1. 9. gurgites. (gl. fluclus).
vealu.
brachycalalectico. niarg. mid ac leciproca (gl. redeuntia. ite-
ßfß'ledum. \ scortrum.
colaplio, 7nid lima. 1 lodala.
sine membro.
fol. 3. A. 1. 1, fenestrarum,
Icolperla.
alvearii, hyfe.
vestibula , foredo.ra. \ r/ifw-
relda. introitus.
ranlia) lluclus (gl. lluslra),
7 ageanhvurjende yda.
1. 10. spumantis pelagi , f<v-
vuindrc ridsie.
sacrosancti, purhhdUgerc.
viminis, gcrdo. virguhc. virgis.
colubro (gl. serpenle). S7incc 1
na'd[drar/] .
1.2. per turmas, gend mcniu. 1. 11. Iransfigurati (gl. con-
amoena, pa mergon.
arvorum ( gl. agrorum) piala
versi. transfornuili). avon-
dre.
(gl. viriditales). iitw.da. \ inacerljc (gl. muri), sfanreal-
sprinclingc. \ gre/inessa. [Ics].
410
AGS. GLOSSEN.
altriusecus (gl. hinc et inde). parabolam. spiritaletn iulel-
marg. onsunilran. lectuni.
1. 12. caelestecolIoquiuQi, [Äeo- 1. 17. Iropologiani (gl. raisli-
fonlic\re sprece. cum. moralem). mixr^^. peav-
cornulis, mid egislicum. licre spa'ce. niarg. Iropolo-
I. 13. describitur, avriten. giam .i. eniendationem vila;
soUicita (gl. curiosa. sedula.) vel moris.
intentione (gl. curiüsitate). aiiagogen (gl. .i. supenio seu-
raarg. viid emkedilicere ge- su). marg. uplican~lgite. \
ornfulmjsse. heojetilicum ~]gile.
scrulando (gl. invesligando). digesla (gl. .i. ordinala). ende-
scrutniende. herda.
quadrifaria (gl. quattuor) dicta iiidagaiido(gi. inquirendo). ä/^z-
(gl. verba. evangelica) , /va riende.
fijderdccledan cvydas. 1. 18. historiographorum. ry/Y/-
1. 14. evangelicse, [godspel]- vritera.
Heere. l'abulas, speUiinga 1 saga.
relalionis (gl. narrationis). chronograpborum (gl. tempo-
l ge-
racu.
catholicorum , anlicra
1. 15. coinmentariis (gl. ex-
planationibus). marg. mid
gasilicum trah t/i luiguin .
rum scriptorum). marg. ti/d-
vritera.
1. 19. fortuitas (gl. .i. celeres
pa gevyrdelican. \ fierli-
can.
permulaliones , avendennessa.
exposila (gl. traclata. iuqui- leiiaci meraoriae textu, mid
sita). nsmeada. smonpancelre trahtnuuge.
ad medallara (gl. ad intima). 1. 20. rimaiido (gl. scrulando).
od inviwde svetnesse 1 sme- foresmengende. marg. seea-
dcifui/i. vende.
(Miudeata , gecneatede. maui- grammalicorum , sta'fcrivf-
ieslala. aperta. tigra.
1. IG. quadriformis normulis orlliographorum (gl. rectorum
(gl. regiilis. exemplis). mid scriptorum). marg. rihl-
fijderhirum iijsnmn. v{r\itera.
cccicsiasticu! tradilionis (gl. ex- 1.-21. disciplinas, lara. doctri-
posilionis). cirrlicre anvri- nas.
genisse. lonis (gl. .i. sonis) tempori-
hisloriam, gerecent/sse. bus , on hleüdrieudum. ti-
allcgoriam, gasilicum angile. dum.
AGS. GLOSSEN.
411
trutinalas (gl. pensatas. Hbra-
tas). asmeadc.
pedibus poeticis, mid meterli-
cuvi fotiim \ scop[Iicuiti].
conipactas (gl. coniiinctas. cou-
vinctas). gefegede.
1. 22. per cola, [mi'h Ihn. per
menibrura.
coramala (gl. incisiones. divi-
siones). 7 todal.
perpentliemimerim. marg. p?ij'h
[pces] fiftnn fotes todal.
hephlheniimerim, seofeäan [fo-
tes todal],
Giles p. 5.] fol. 3. ß. 1. 1. di-
renilas (gl. divisas). ~j todie-
ledc.
sequestratim ( gl. divise. alie-
nalim). .su?iderlipes.
discretas (gl. segrcgalas). ge-
scadcnc. to[scadene\ \ losen-
drede.
sagaciler, s?iodoj^ltce. pwt is
gevijrdelice . pr udcnler .
I. 2. inquirendo (gl. scrutando).
phisiende.
caslinioniii-, geheal[d]sum [nes-
sc] castitalis.
privilegimn (gl. siiigiilareni Iio-
norein). niarg. J'ov sijndcrli-
cum vurdmente.
1. 3. virginilalis, m(e[g]äha-
des. ptirilalis.
typuni, gl. figuram. getacnun-
ge.
portendere, getacnien. niani-
festare. l significare.
iiidiibilala, tnilvcolicorv.
i. 4. aiilorilalc, ealdurllvni/.ssc.
adslipulatur. gl. credilur. tesli-
ficalur. \ adfirmalur. iiiarg.
is geseäed. \ gereht.
quw, seo.
1. 5. iueffabili (gl. iodissolu-
bili) pra'dä , ["i u?is(eg]cli-
C7im huda.
dulcia, lec.
1. 6. coniugii, gegaderscipes.
connubii.
illecebrosa consorlia, forspen-
nendlice gofarredene. vo-
luptuosa. illicita.
felosä (gl. copiosa. lerlili) quä-
dani (gl, aliqua) concretione.
marg. inid sumere vivstein-
hcei^e cijnnincgc.
suavissimi (gl. dulcissimi) suc-
ci, pws svetcsian sa'pes.
concretione (gl. crcatione. coa-
gulatione). marg. cen/ninge ~J
[cf//i]?'e/i.
1. 7. producit (gl. osteudit).
fovgi'lihd.
acuto, scearpmn.
1. 8. transvcrberans (gl. Irans-
figens). Jiurhpiendc.
hereditariani ßvderlicc. pater-
nam .i. hcrcdllalis,
legiliniie, (clicerc.
ajternitalis , ecnesse. perpe-
tiiilali.s.
1. 9. de concordi solidilale (gl.
fraternitale). be gehva're
stadvlfeste hroderro'dene.
marg. he gchiuvrc sta[dol-
fu'strc] hrodoriwdejie.
1. 10. Ihealrali . idfiendve.
visibili.
412
AGS. GLOSSEN.
spectaculo, viefersene. corlicibus (gl. caudicibns).
ultroiieum (gl. spontaneum) af- iiiarg. telgutn gescafe?ium.
feclum (gl. amorem. dile- l. 16. ille. marg. chosdrus. seo
ctionem). iw^iV^.gevynsnmlice beomoder.
liife. qui, seo pe. chosdrus.
1. 11. voluntarise servilutis, niagistratils (gl. principatus).
sel[f]villes peovdomes. domes.
qiiae, pa. decreverit ( gl. cogitaverit).
principuin (gl. procerura). bt'o-
moddra.
exercere (gl. studere). "-e-
cneordkecen.
1. 12. noscuntiir (gl. intelle-
raarg. teohgaä.
ex immensä (gl. ex tanta.
niulla). marg. miclere.
1. 17. fiigitivis discursibus, mid
fugolum fü'reldum.
guntiir). ~] hy sinden ancna- et passivis (gl. sparvis). svif-
vene. tum.
huiusceniodi conteniplationis 1. 18. vagatiir (gl. involat).
(gl. speculalionis. 1 cousi- marg. vandrad.
derationis). ptis geraddre causis, neodum.
bescavunge. marg. piis ge- cogenle, nedendre. impellenle.
raddre emvlatunge, peregrinandi, to vripcsidienne.
intuitu (gl. cura). gemene. vagandi.
1.13. coenobiorum, ///w//;/c///J7. necessitate, tieadperfnysse.
monaslerioriim. 1. 19. cui, l)am pe is.
et regularia (gl. rectas) in- consulatüs (gl. principatus).
slituta (gl. decreta. consti- marg. rivdgiftes. \ hlaford-
tiones). marg. 7 regol[l]ice.
gcsyttcssa [1. geseifiyssa].
siniilliuia, of tum gcUscostan.
lequali.
collalione(gl. comparalione. co-
domes. hlajordgiftes.
vice, fra7n gevrisce [?ge-
regimcn (gl. dominium), marg.
?('cedof/i. l v/ssi//tg.
adunalione). marg.^'TAC'r/^/^. commissum (gl. concessum;.
1. 14. quam diu, sra hmge. forgifen. I befoest.
sedes, vuin//iga.
1. 20. extorrem (gl. miserum.
1. 15. (cl) fovcre, 7 hleoran. alienum). vtlage/i[e]. 1 ele-
tuguria, heja. cellulas. casas. /eridisc[nc].
cavatis. '^\. AohiWs. gcho/edum. pulsuin, ndrirßietne [\. -cdnc].
apertis. 1 nj'lr[m('de].
consuta , gotreogede. marg. 1.21. lam, svu.
gcl/'eagode. tamque spissis cohortibus,
AGS. GLOSSEN.
413
7 sva picfealdum preatum.
legionum, eoroda.
1. 22. libentius (gl. diligentius) ;
unter dem teoctesworte -. ge-
omfullicer.
ob reverentiam (gl. propter ho-
norem) ; unter dem tejles-
worte : for arvuränyssc.
ad incolalum peregre (gl. pere-
l. 7. mulsaj, cercdre.
cerarum, vexe [l. i^exa]
flavescente (gl. micanli. splen-
denle.) gurgiislio (gl. ccllula.
1 tugurio. \ casa). on sci-
nendre liefe.
l. 8. condat, gelogige.
l. 9. preecellat (gl. superemi-
iiea t) . ofer\li\ Iijßiä.
grinalioneni).marg. ff/^cor/- fragraiitis., sii/inendes odoran-
lice; unter ad incolalum: lis.
to vrasidienne.
fol. 4. A. l. 1. quam . . com-
morentur(gl. habitent. mane-
anl). ponne hi vumian.
domesticis, hi/'cundum.
adsuefa?, gemme.
content«?, gepqf'e.
quiete , gehersumendre stil-
nesse. \ picoviende.
\. 2. in cellulis (gl. in domi-
bus). o?i husum.
1. 3. quid, ponne [jcet.
tarn ingenti studio (gl. .i. tanto
ambrosiae, svcecces. unguenli.
omne ihymiama. marg. cvlce
i'urtgemagnysse [l. -mang-
ni/ss].
nardi (gl. .i. spicati) spiran-
tis. marg. siincendre scalfe.
l. 10. ollaclum. gl. Ä.odorem.
hrrvd.
ut, ealsva.
omissä specialitate (gl. deserta
singularitate. dimissa pecu-
liarilale). Jorla'le[u]re st/n-
derlicnysse.
amore. l ingenio). marg. ?///^/ l. 1 1 . oratio, getincnes. \ ge-
sva vdcelre gecneorduysse scead.
\ georjifulnysse.
pareat, gehersumie. obediat.
1.4. intaclaj, [ungetHcmme]des.
virginltatis, ma'd/tades.
typum, hire. spcciem.
et (gl. s. propter) spontancum.
7 J'or ftan selfi^iUan.
1. 5. famulatum (gl. servitutem).
peordome.
Gilcs p. G] fol. G. nectareum (gl.
odoriferum) edulium (gl.
esus). verede digene.
mundanaj suavitatis. [voruldli]-
cere vensum?iesse. secularis
dulcedinis.
opulenti (gl. copiosi). [ge]-
nihlsumere.
luxus (gl. cibi). rynne.
1. 12. exquisita (gl. marg. in-
vestigala). Jxi asineadan. \
ma'nifealdu. \-(Ui?\ collccta.
oblcflamenla , luslfulli/nga. 1
[lustful]nysse. hlandimenla.
delectanienta.
conliciat(gl.opcratur).y>^r^2;?/;'ce. del'ruti (gl. mcdoni). nivcs \
414
AGS. GLOSSEN.
gesudenes. vealles.
1. 13. virginitatis, Jki's iiucit-
hades.
creditiir, he is [gelyfed],
1. 14. supcrnorum (gl. ange-
lorura) civium. niarg. heo-
fenlicra ceast[r]gevara.
atloUenda, to a?'(pre[/i]ne.
debitis (gl. necessariis) priB-
coniis (gl. laudibus). marg.
i/nd neadpcfüif/icum herun-
1. 15. infiilas. gepin[c]äimi.
honores. dignitates.
sceptra, andvealdu. poteslates.
monarchiam (gl. principatum.
.i. regnuin)./?r?'ce/er. [l. ri-
ceter.]
1. 16. gubernare (gl. defeu-
dere). marg. r/'rcifen [\.ric~
cetan] .
1. 17. palato (gl. ore). j?ntd-
hrofe.
delectabile (gl. desiderabile).
marg. lufiendlic.
inlalum, ongchroht. institiim.
1. 18. mellitfe, {h]unigsvettre.
incomparabiliter (gl. inenarra-
bili Icr) . iinvidmetenlice.
1. 19. iugalilalis (gl. conuubii).
oivnnge.
1. 20. foedcralorum (gl. c-opu-
latonim). marg. gepeod-
dra.
cliarismalum, gifa. sanclornm
donoriim. marg. gast Hera
sellena. \ gifn-
1. 21. pra'posnit, foronscile.
gerechte, [l. heforan sette
oder foresette; und ge-
rehte.]
1. 22. indicium, beacn.
fasligio. gl. culmine. hro\fe\.
fol. 4. B. l. 1. erraneam, dre-
lf'[ende] . e rrantem .
drachmam, seil[h'ng. oder sei//?]
l. 2. virgiuali piierperio (gl.
Puerperium primum. par-
tum), m a rg . mfeded/icum
haman [1. mieden/-].
1. 3. dispendio, (vfvurd/an.
ma rg . a'fvyrd/an .
f:,^'?X\\.<iX\?,.,ge/ie\(C\l\d\summjsse.
virginitatis.
1. 4. domiuici, driJiten/ices.
pectoris, [breost]es.
accubitor , h/biiend. inc/ina-
tor.
paradisi, \neorxna vanjges.
l. 5. inexhaustis (gl. incon-
summalis. invesligabilibus.)
imbribus (gl. prseceplis). una-
cumend/icum }ias:e/uni \ scu-
rum.
1. 6. ac privatam (gl. singula-
rem ). "] pa asciridan [1.
-edan] .
amoris, gevi/nunge.
munificenliam , cyste. /ac.
amoreui.
l. 7. cupidus (gl. avidus.) ca-
sli-[l. 8.]talis (gl. inlegrila-
tis) amalor. marg. geornfid
h/vßend [l. /i/ßend] and-
liiur/Jinysse.
zelotypus, onhyriend. Xcarfu/.
1 einhidi. eMcnvod. (.i. me-
mor. 1 suspicosus). marg.
AGS. GLOSSEN.
415
onhiriend.X emhidig.X cor- 1. 14. vcrticcm (<^l. .i. cacu-
ful. men). niarg-. heh[(tc].
infonnalor, gestadeliend. plas- gabuli, gelgan. .i. cnicis.
nialor. 1. 15. materua', [mad/-]//cc?'e.
grata (gl. accepta) [l. 9.] liba- perfidonim (gl. iinpioruiii. in-
mina (gl. oblationes. ho- lideliuin). videj^vurdra.
sliafs]). niarg. paticvunle 1. 16. [perlidorum] niilitum (gl.
sponlanea (gl. propria voluii-
tale) devotionc (gl. Imiuili-
tale). mid selfvilre estful-
nesse. marg. -fulnijsse.
lilärat, ojfrede. sacrilicabat.
1. 10. facliioniin, viandwda.
peccalorum.
Giles p. 7.] 1. 11. consideraus
(gl. contemplaiis). besca-
viende.
scgrotornm (gl. peccatorum).
meltriunra.
strage (gl. occisione. perse-
culionc). iHvle.
1. 12. saluberrinium (gl. saiia-
satellituin. latroiiuni). marg.
ortreovra cempena.
evenlus (gl. .i.fineni). bethtip.
1. 17. nou inconvenieiiler (gl.
.i. congruc. non sine nien-
siira). marg. svkte gedaf-
lico.
carmine rythmico (gl. iiume-
rali). on Uvlsumvin Icode.
palibiilo, on gelgan. criicis.
1. 18. lalibulo, treore. secre-
lario. marg. on d/'gcJni/sse.
virginem (gl. s. Mariam),
Ja'mnan.
tulamiiii (gl. defensioni. pro-
tccUoiiij. gesceldnysse.
bilissimum)m;ilagma(gl. me- 1. 19. labentibus (gl. curren-
diciiKim). marg. /•«/r<'[//]^//'/^?. llbiis. transeunlibus). eriien-
lu'ccdüm.
spirilalis, feondlices.
ncquitiac, nearal)ancv,s. \ hin-
dcj'.sa'ite.'i.
1. 13. lelaliter (gl. morlaliler).
marg. d<vdlico [l. dead-].
fibris(|iic infeclis (gl. irrigatis.
hiuiicolis). bcgiededum tvd-
druiii 1 aprlcdum.
coelcslis mcdiciiia'. marg. hen-
fcndlicerc. Inc. [\./ico/bn/-].
anlidoluin (gl. poculum. coii-
feclio herbarum). marg. do/d-
drcnc [1. dolgdrenc]
dum .
luslris (gl. circulis. curricu-
lis). emhrenum.
per ideni tempus, gend prim yl-
can timan.
I. 20. freliis (gl. IVuclus. siibli-
maliis). marg. gcujhrcd.
lorm c II loru m , //// leg renn.
orlhodoxa- (gl. recke lidei).
anlices.
1. 21. extorris (gl. alienus).
ullenda. miser.
1. 22. diilcisonis (gl. iociindis)
mclodiie (gl. pr;ccoiiioj. //////
416
AGS. GLOSSEN.
sviä svium sa/igiDiiilrenmes. 1. 10. pra'sertiui (gl. niaxime.
l herunge. saltini). marg. to vissan.
concentibiis (gl. caiitibus. me- pro certo, to soäa/i. \ cntta/i.
lodiis). san[gurii\. veraciter.
fol. 5. A. 1. 1. in oramate (gl. divi- [1. Il]na3 sanclionis (gl.
spiritali visione), on iqilicre iudicii). godcumlre geset-
gesthite. nijsse.
exlaseos (gl. traiisgressionisj. foedera, treofäa [l. treovda].
geleorednysse. \ of erstige- superuw (gl. divina^). heofen-
nysse. iice.
\. 2. ohVnhhm, gesihdum. con- gratos (gl. acceplos. carosj.
spectibiis. visionibus. pancmirde [1. -de'].
sunt, hi \sinct\. maieslati, m(eg[n]priünni/sse.
l. 3. 4. per augustam (gl. re- 1. 12. incarnalionis , Jlivscge-
galem). getid pcet kijnelice. byrde.
1. 5. 6. rigid8e(gl. dursB).5/;'ee- 1. 13. propheliois , dtiendli-
cere. aspe[ra!]. cum.
ardui, stides. slricli. gende/es. \>Tadsag'\OTum, Jbrevitegunge.
(so?) vaticinasse (gl. prophetasse).
formam, /live. exempluni. bv\? gevitigea/i].
propositi (gl.initii). inhihedes. non auferelur, ne bid ateored.
[1. ingehygdes], 1. 14. dux (gl. .i. rector) de
1. 7. instigantes. maniende. in- femoribus, ofsprincge.
citantes. cohortanles. 1. 15. niillena, pusendfealdre.
m^iAx'wwmvix., senscipes ^. sm-\. con-[l. 1(5] gerie (gl. cumulo).
iugalitatis. gegaderunge.
1. 8. conlubernia, sanunsta. l liquide (gl. pure, manifesto).
gepoßr[(i'dene]. marg. svutelice.
legilimum, milic [1. ivvlic] vete- [1. 17] ris (gl. anliquai)
iugalitatis, gegadcrsct'jjes. \
legalis thori.
connubiinn, luvined. \a'v?ninge.
sclii.sinalicüruiii, gedoobnanna.
hereticorum.
instrumenti (gl. legis, a^dili-
cii). p(vre ealdre gesete-
nysse.
Giles |). 8.] unibraculo, scea-
dcmüi<xe.
delira-[l. 9.] mcnla (gl. erro- clarä, bcorhtrc.
res;. gcdoJ'ii[nga.] \ ge- 1. 18. iugalitatis (gl. coniu-
f'leard. gü). n'vnunge.
ducinius , lalicd. \ gcsettad. distare (gl. discernere. inter-
sanciiuus. esse), tosenden.
AGS. GLOSSEiN.
417
I. 19. floridam (gl. splendi- citlis (gl. tenuis pellis). _^///<e'-
daiii). blost[m]b(tre. nenum.
1. 20. explanaas, //■ffÄ[/«2e«</e]. rubenlibus, mid readuin.
narrans. nianifeslans. referla (gl. impleta). gehla-
iugalilatis, se/iscipes. [de/ie].
oriundam, npasprung\eii\an. siniplo, anfealdum. siuiplici.
ortam. nalam. librorum, rinda.
1.21. \Vsi, pivslice. Icgniiiie, tW{/J-'//6'^'e.operimento.
1. 22. de concha, musclnn. \ contecla, ofervrog/ie. \ aviin-
scille. dem.
fol. 5. B. 1. 1. lurpiler (gl. de- 1. 7. conteniptibilem (gl. de-
specte). ful[ice.] speclabilem), forsavenlicne.
defornialur (gl. sorditatur. de- calumniain (gl. opprobriuni).
turpalur). avla't[ed.] fjiyl- hosjj[e].
lice gyllas niagon üre sävla palraeti dac-[l. 8.]tylos,^/i^er-
ävhetan 7 öo^^^ lädellan' appla clijstra.
hom. II, 590.] niulsum (gl. dulce). verede.
obryzum (gl. nitidum). «/»/«^f/^/. Nicolaum (gl. .i. dactylicum).
[sie] .i. tn7i. gedropa,
melallum (gl. massa). vec{g\d. longe (gl. valde). pcarle.
1. 2. detriinentum, ccjmirdlan. incomparabiliter, unvidme[lon-
conlcniptum. //cv].
cum Ibrmosior, vende [?] gl. pneslare, ofcrj)eon. anlecel-
speciosior. marg. hi'vjtfslre. lere.
1. 3. rubenlis (gl. micanlis). 1. 9. incudis , a/iJUles. homi-
reades. ges.
lanea, i^yllene.
slamiiia, vearp.
glomere, clcone. globo,
1. 4. panniculis, veflmn.
lundentis (gl. pcrculienlis, qua-
lientis) m^\\^\^beateiidesha-
mores.
diuilies, stidncs\s\.
revolula (gl. operla. involula). 1. 10. rubiginosa? (gl. aerugino-
s;e). liomire. [1. omigvc. rg/.
öin oder 6mm, rubigo, bom.
II, 104.]
gerunde/ie.
bombiciiium , seolcel [1. -//].
sericum, sideti.
\)yiv[)uri.v, godbeOes [\. godveb- rorci[iis, 1(uiga?i. tango.
bcs], l'orlicis, sccarcn. (1. -ofi].
1. 5. serica, siiccn{i'e\. bulli-[l. 1 1 J ler (gl. gemmifer).
mala [1. G.] puiiica, reade (ppp- marg. giinb'vrv. [/•^'/. biilbe-
la. poma. rciide, biillil'ei- gl. Ilaiinov.j
Z. F. i). A. IX. 27
418
AGS. GLOSSEN.
baltheum (gl. cingulum). belt. reciproca (gl. iterum fliientia.
l. 12. inslrumentis, iolum. abundantia). marg. ongenl-
fabricata, smeoäed. ßovende yda.
lunaris, [mone]lices. [vergl. 1. 17. fontis, velsprinces.
'se monelica nioiiailha'f(la,'fre redundantia (gl. .i. flumina).
on änum monde xxx. nihta eflßovu[nga]. marg. eft-
AS.aslron.ed.Thom.Wright ßovende vwtere.
p. 9.]. globi, cUvenes. lumi- pr^cellere, qfersti[gnn}. an-
nis. [vergl. 'hvilon wt bis tecellere.
(Marliues) nisessan, men ge- aqu» ductuum, tiga. cana-
savon sciuan fierlice xi bis lium. vcetertige.
bnoUe svilce fyren clyvea decursus, singalrenes. \ svift-
bom. II, 514. engl. clew. {venes\.
s. Iiinn etijin. angl. s. v.]. 1. 18. celsis, healicum. subli-
marg, monodlices clt/[r]nes. mis. altis.
1. 13. c'ircv\\ns, si/ieveald tren- arcuum, boga
del.
luciilentus, hhjttor. splendidus.
s. clarus. hlutter.
I. 14. triquadram (gl. in qual-
luor partibus divisam) raundi
rolam (gl. circulum), marg.
pcene ßderdceledan trendcl
fornicibus, bigielsum. [1. bi-
gelsum.]
sublimatus (gl. subvectus. exal-
talus). geufcred. marg. das-
selbe lüort.
tiibo, peotefi. ofpryh. l(marg.)
peotan.
1. 15. lalicem (gl. aquam). cataractis, vceterceddrum.
vfEieripan verbefsert aus -pe 1. 19. vorantibiis (gl. absor-
[1. va'peryde\.
cislernaj, ripe. 1 vceterseades.
limpbam. .i. aquam vwg.
quam, p(vt ve.
antlia, mid hlcedele.
1. 16. rolä bauritoriä , liled-
trendle. marg. 1 kreovlan.
exanllamus, uphlade?i. bauria-
mus.
parvi pcndenda , to Jor naht
lallende, ncglegcnda. ad ni-
bilum iudicaiida.
pulamus (gl. wslimamus). tei-
le ve.
bentibus). marg. forsvel-
"•endam a^ddrum.
pnestare, ofei'peon. melior
esse.
voracis, gra'digre.
mergula?, scelj're. {vgl. 'fä ge-
seah be [s. Martiiuis] svim-
man sccalfran on flode, 7 ge-
löine doppetan adiinc l6 grün-
de, eil Lende |)carle |)a.'ra ea
lixa. J)a bei 3Iarlinus {)ä
mwdleasan fugelas |)a>s fix-
nodes gesvican, 7 lö veslene
sidian ; 7 |)ä scealiran ge-
AGS. GLOSSEN.
419
viton aveg tö holte' honi.
II, 516.]
1. 20. confunditur (gl. sperni-
tur). scend. l Jorhog-od.
1. 6. comprobasse (gl. invenis-
se). gesvutelien. uarrasse.
arboruna silvestrium, vudelicra
treova.
versicolor, bleojah. diversos 1. 6. succulentus cauliculus(gl.
raulans colores.
1. 21. tereli, sinevealtre.
circulorura, trendla.
rotunditate, tyriiincge.
1. 22. croceä qiialllate, mid
geolevere fahiiysse.
purpurea, hrün\re\.
ramusculus). sceyig slela.
1. 7. ramusculis, bogiiiclum.
exorli (gl. nali). acy miede.
1. 8. vernantis (gl. floreolisj.
grencs.
prati, gehceges.
progeniti, fordatogene.
Giles p. 9.] veuustate (gl. io- 1. 9. fragraiilia, stemende.
cundilate). fieger[7iysse]. \ redoleant, bladesiad. fulgeant.
fagen.
fol. 6. A. 1. 1.] glauco(.i. albo.
t rubro). bhchmveni^e.
coloris, hives. \ bleos.
virore (gl. viriditate). gren-
?iysse.
fulgescit, glite[nad].
Spirant, [sie !]
cum conslet, ponne gevis is.
manifeslum est.
secutura [1. 10.] emoluraenta,
wflerßliende gestreon.
exuberante (gl. abuudante).
s:;emhtsurniendum .
flava auri spccie splendescit, rcdilu, ageanhv[yrfe]. ge-
qf sciljrum. \ ghvterien- an\Ji\vurf\\
dum. \ dexum. beorh[l]?ied. qua^stu (gl. lucroj. tilunge.
decoris, [veordniyn]les. 1. II. maturesccre, ripian.
1. 2. virgiriali, md'dcndlicum snrculornm. stqfna. \ te/ge/ia.
[micdenl-]. femnhadlicum. virgultorum,
formula; (gl. specie). hive. spissos (gl. densos). nuciii-
crepundia (gl. ornanienla. ino- ß;[(ilde].
nilia). marg. menas. \ glcnc- pampinos, hisaes. niarg. hosses.
ga. 1. 12. cessaiite (gl. delicienle).
1.3. fhalemlA, pa geglencdau. abiimiendum.
ornanienla, friKle\vc.\ libroruni, rinda.
1. 4. imputribilis (gl. incor- succo, sa\i)e\.
ruplihilis. immarcescibilis) niarccsccre, scrincan.
\VAl\xr,.v:, unj'uliendlicere ge- advenlanlc, locii[inendre]. ad-
cynde. venicnle.
experimenlis, qfcrvundennys- l. 13. fcrvore , i<y/mc[ge].
sum. marg. bernvndum.
27*
420
AGS. GLOSSEN.
in modum, oji geiuete
1. 14. laudandse (gl. honoran-
dse). {heriendli\ces.
virginitalis, femnhades.
edilo (gl. allo), niarg. healicum.
torpenteni ( gl. languenlem).
marg. asvindcnde.
prseoccupet (gl. prsevenial.
Iranscendat) ; unter prieoc-
cupel : pd't heo forc\nime\.
1. 15. promontorio, munte. sliniulo, sticelse. monitione.
7nonte.mdiT^.sa'nesse.[-n(vs- conipunctionis , pcere stideste
gß^ abrerdni/sse. [1. -stidestan.]
arcta(gl.aspera).weflro.stricla. fol. 6. ß.] 1. 1. instigatus (gl.
1.16. \n.^tv\ns,.7uderej\ be neo- compimclus. pröemonitus).
ge7u ' gemanad. 1. getiht.
vilescat (gl. displiceal. inanes- anlicipet, fo7-ne forfed.
cal). unvurdie. 1. 4. dimiltilur, to forlceten.
Iegilimseiugalitalis,fl'?'//ce5^e- l bef(cst[od.]
gndei'scipes.
1. 17. libcrorum (gl. filiorum).
ocftergeii\gen(i\.
posterilate, cneoresse.
mundi [1. 5] blandiraenla (gl.
oblectanienta. adulaliones 1
suavilates). [voruldli]ce ge-
svys7rysse.
squalescat (gl. sordescat). afu- quisquilianini (gl. siirculi ini-
lie. \ n7isco[ ].
1. 18. in comparatione (gl. as-
similatione). marg. ow vid- peripseraa, feo7mu7iga. pur-
nuli). (csvcepe. marg. bea/i-
scnlii.
ii\etemjsse.
huiuscemodi bonum (gl. .i.
gamenta tufa (sie) marg.
fyrmda.
Vd\e). mav'^. pus ge7'ad god. carnalis luxus , Uc\li\a7nUcere
dehoneslari, beo7i gehjrved. gadse.
delurpari. 1. G. lenocinia, fo7^spe7i7ie7ie.
1. 19. propensius (gl. diligen- illccebra. seductiones.
lius. lalius. mulliplicius). refutans (gl. vincens. despi-
niarg. geo7'/ilice7\ 1 /7/;«e/'- ciens). marg. vidsace7ide.
lico7\ [1. rümelico7\]
1. 20. versa vice (gl. niiitato
ordine). ahve7\fcdurn sidc.
1. 21. iiilcrioris viUx% pats 7n-
doviii lifes.
proposilo, i77gehede. initio l
gradu.
1. 7. casla; (gl. simplicis).
c/a'7/re.
tirocinio, cat7iphade.
proliciens (gl. crescens). marg. Gilcs p. 10.] 1. 8. gratuila,
peonde. pnncvu7'd7^e.
l. 22. tepide (gl. enerviler). 1. 9. industria (gl. sollertia).
vlu'clice . g leaimysse .
AGS. GLOSSEN.
421
anlecessor, foi^gencga. \ fo- 1. 17. salva, gelwaldedum.
r\c\sUvp\pa\. 1. 18. discriniiiie , frecen-
I. 10. lacriniosis, tcarigum. mjsse.
siiigullibus (gl. suspiriis). sicc- scopulorum , sti/lfa. 1 vluda.
saxoriini.
1. 19. lanlo niinu.s, srn tnicclc
leas [l. Iws.]
I a m e n 1 0 r u m , heu [^fu/ign . ]
iiicumbere, cli/bbi(in. insistere.
l consistere. marg. onvu-
nian.
tu/i[guw].
1. 11. suspirio , sicci[lunge\.
gemitu. raarg. hloccetunge,
querulosis, ceorigum.
(jueslibus (gl. (lelibus). murc-
7)u?igu)n .
I. 12. indali, toblavene.
I. 13. periculoso naulragio, uf imbribus, inid dropum. niarg.
frccenfulre forliäennysse. sto{rmum.\
marg. hcare ancpcvlgiujsse. \. 20. rigare (gl. Imnicclare).
[1 frecenba're atidphgnys- va'tan.
sc], na^voriini (gl. iiotaruin). rlotta.
dira', redcs, et grassanle (gl. smyttena.
popiilaiite. grassanle. super- maculis, avyrdingum.
eminente). ~] onhnigendre. de-[l. 21] foriuatos, avketle.
1. 14. tenipeslalis , stormes. \ scoria', speccan. \ syndran.
hreod[tiyssp.]
turhine, yste. fluctu. procella\
inter Scyllani , betmuv aand-
alraniento, bloßccan.
focdatos (gl. raaculatos). gc-
J'ylede.
hriccan; eine andere hand 1, 22. eo niagis (gl. tanto lua-
verbefscrt -^can. [^'^7. hom. gis). sva viicle ma.
II, 178: ' uppon änre corn-
hryccan.' etyni. angl. r.
roscidis, mid diwigum. humi-
dis .i. rorc niadidis.
'rick'; wcMe/i^V. 'ridge : hay- foiilibus, vylsprince.
m;/.-, riggsofbarley ^/.Z?t'.] moeslam (gl. Irisleni). dreo-
ba ra l b r u ni , gesvelge .
voragiiiis , svyliendes. niarg.
eadvindan; das e ist von ei-
ner andern hand. [1. svel-
gendes.]
1. 15. licet, pc/i pe.
aliiiuanliilum (gl. ex aliqiia parle.
l)aiiUiliin ). a'lliearv[healj'e.]
1. 10. qiiassatis (gl. confractis).
lübrelltnn.
ri[ge.]
fol. 7. A.] 1. 1. bumectare,
leccan. rigare. Jihten.
non desinunl (gl. non defi-
ciiinl). ne gesviead.
(jiio se, sra hi.
1. 2. auslorilate, slidnyssc.
crudelitale.
inlerdicla (gl. proliibila). to-
cvedene.
422
AGS. GLOSSEN.
\.S.mem\neT\in[,g'emund[fa]ä. 1. 11. vallalus (gl. circum-
quod, foj'pi.
celibes, geheald[sume\. vir-
gines.
sentiiia(gl. aqua foelida navis).
ndelan. \ fyläe.
septus. circumdalus). ein-
hlenned.
apostatarum (.i. profuganim).
ßij[menu]. marg. vidersa-
cena.
1. 4. arroganter (gl. süperbe), glomeralus (gl. vinctus s. cir-
topunde[n]lice. upahefed- cumseptus. slipatus). em[b]-
lice. set.
1. 5. balenam, ran. diabolum. barathruni (gl. infernum). ge-
coelum. [sie] hennan. sead. \ hellegrut.
1. 6. devoralricem , [svelge]- 1. 12. tartarum, t/uitegre. tor-
stran. nientiim.
circilo, mid emfare,. navicula. cassabundus, hreosendlic. cor-
declinant, forbugad. ruendus.
l. 7. principalium viliorum(pec- proto- [1. 13]plasfus (gl. pri-
catorum). [he(ifod]licra loh- niogenitus. primus plasma-
tra. [veigi. heujbdleahtrasy las), marg. fruinscapene.
bom.II, 590. 592. /w^e^gT/i- recenlis (gl. novi). nives.
salze zu leohtUce sjjtuia.] paradisi, ?ieorx[na va/iges.]
atrox (gl. crudelis). I henlic, colonus, tilin. 1 habitator.
1.8. tyrannicai (gl. diabolicw). totius tercstris (gl. .i. terre-
1 cynelicere. na;) creatiirre, 7 ealre eord-
dominandi, to vealdenne. cundre gcsceafte.
monarcbiani (gl. principatum. quam, ^cpf.
1 unius principatum). 7 ri- 1. 14. verligo, ti/rnincg.
citer. rotanlis (gl. volventis). tur-
1. 9. usurpare, togeteoji. pos- niendre.
sidere. Gilesp. 11.] fundibuli, //^erff/?.
ancipiti (gl, dubio, incerlo.) circumgirat (gl. circuit. cora-
ambiguitatis (gl. dubietatis). plectitur). befeh[d]. \ em-
tveogendlicere. tr[e]om//ige. hn'fd.
1. 10. scrupulo (gl. niolcstia. 1. 15. buccis, smcvvum.
solliciludiiie). marg. /»/■//- ambronibus (gl. avidis. cupi-
dunge. \ cmhedi[gnysse]. dis). gifrum.
parasitorum, sril[g]ra. gli- labris, lippum. labiis.
'>\(']ra. marg. spillendra. lurconibus (gl. cupidis. devo-
sodalibus (gl. sociis). inidgesi- ranlibus). ~J
dum. frt/m.
mid gra'di-
AGS. GLOSSEN.
423
1. 16. in voraginem, 1 on ge- virulentoriim(gl.vcneiiosorum).
marg. cetirigeia [l. -ra.\
1.2. r a b i (1 i s , m id s Uten dum .
1 terendum. voracibus.
beliias, dinj'la.
svelge. edvindati. \ grutte.
in foveani.
iingelica (gl. superna. angelo-
rum). iipcundra engla.
1. 17. civium , c('{d\slregcva- 1. 3. gingivis, todreornum.
renn. .i. colonum. [sie] inermes (gl. sine arrais) quos-
1. 18. conlubernio (gl. congre-
gatione. 1 mansione). raarg.
ge7nan[an.]
(leilicie, godciindlicre.
coulemplatiouis , bcscnvunge.
visionis.
que (gl. universos). ~l ge-
hvilce vwpenlease.
lorica, halsberga. galea.
1. 4. parma (gl. sculo). tar-
ga{n\
exutos, unscridde. nudatos.
parlicipio (gl. parte, cominu- afrociler, ^;v'///[///e]. cnideliler.
nicatione). du'lin[ge.]
quanlo [1. 19.] niagis. inarg.
ha micle svider. \ ma.
gracillinia (gl. humillima 1 mi-
nima), marg. gehvcedesle.
de, be.
emolu-[1.20.]menlis (gl. lu-
cris). gestreonum>
inflala, toblaven.
inlumuerit (gl. superbicrit).
toltiiit.
caslimoniä(gl. caslilate). cken-
\fiysse.\
discerpere, toslile?i. dilaniare.
lacertosis (gl. brachiorum. for-
tis.) viribus, wid strangum
ma'gnum. : [. ,
1. 6. testiulinem , 7'frndbeag.
scildrunie. aciem. [l. scild-
trwnan,]
slropliosw (gl. callid«). svic-
Julies.
balista, sUrfüdere.
1. 7. spirilalis armaluree, \g(LSt-
li]cere veapnunge.
ferralis, hisenum. [1. isenum.]
1. 21. speciali (gl. propria). venabulis, barsperum. raarg.
marg. oj' senderliccre. [naxum.
rumusculos (gl. famas. rumo- \. 8. naviler (gl. velociler.
res), hlisan. marg. here- virililer. 1 forliter). fvovi-
vurd, lice. \ sprinlicc.
coeperit, nnderfeh[d.] inchoa- limidorum (gl. limentium) niore
verit. mililnm , ea/'gra ctrnpana
1. 22. Iriclinio (gl. sede). marg. [1. -cna] on J)cave. \ gcvu-
bure. 7uin.
lirunculis, ccvqmm. 1. 9. classic«, bijinan.
fol. 7. ß.] 1. 1. borrendam, salpislaj , trudhornes. lubici-
cgislic{e.]
naloris.
424
AGS. GLOSSEN.
mu\\ehv\ler,ea?'/ilice.l7i?'ä/ice. spiritalium nequitiarum (gl.
saevissimis (gl. forlissimis) ho- fraudiuni). feondlicer nen-
stibus, liäm hreäestum feon-
dum.
1. 10. sculoruni, iudenarda.
umbonibiis, randbea.{g\um,
proteclioue scutoriim.
rapanca. \ bisvicce. [1. -li-
cra nearopanca. \ besvica.]
1. 15. [contra] niille nocendi
artes, ongenn pusendfealde
derigeiide pr alias.
[ne] praibeamus (gl. adhibea- pertinaciter , giferlice. inre-
mus). 7 ''^ '^^ gearcien. \ vocabiiiter. insuperabiliter.
gepeoden. remuneratore, leaniendum.
1. 11. mililise, campdomes. 1. 16. debituni (gl. necessa-
pugnie. rium). marg. neadpearßic.
[gl. nos] pugiles (gl. gladium l neadvis^e^^
portanles.marg. gladiatores). triumphum (gl. glaudiuni). si-
ve vcppenboren [1. -an] gelean. palmam.
7 cempan.
armatain, geinseigled[e]. sig-
natam.
audacter, deorsterlice \\..deoj's-
1. 18. leviathan , scrdracan.
.i. serpens aquaticus.
polentatus, andvealdu. [Giles :
potestales.]
telice , dyrslelice , dirsti- reclores, [recce^jf/r^*. iudices.
lice-, vielleicht deorstcclice.\ 1. 19. pertinaciter, anrcedlice.
1.22. »pmulorum, r?V/(';v'//?«e//«. perseveranter. constanler. l
contrariorura. inimicorum. dure.
offerentes (gl. contra portan- pertinacibus (gl. violantibus).
les). bildende. \ ongean be- marg. anrUlinn.
Inende. in fronte, on forvordan. [1.
instrumenta (gl. a-dificia) bei- foreveardan.\ in facie.
lica, viglice iol.
quae, pa[p]a.
1. 20. priucipalium , heqfod-
[lic7'a.]
1. 13. macheram (gl. gladiuni). bis qualernos, hehtefealde.
mece. \ hiJline. [1. e-].
et loricam [1. 14.] inextricabi- 1. 21. Cerelhi , ranlehere. \
lern (gl. inexpugnabileni). hleoperes [1. -as].
7 unofervinnendlicc hals- Pclelbi , eorodnicn. jjrneres.
bearga. [I. hcalsberga.] fedeheres.
cum lutä (gl. firma. secura) Giles p. 12.] borrendo, \e\gis-
pclta (gl. clypeo. parma). liciere.
cum iruman pleigscetde. 1. 22. apparatu. i,'7'/'/Tce. exer-
[67//// zu tilgen.] cilu. gearcunge.
AGS. GLOSSEN.
/i'25
mancipanliir (gl. donianliir). zu dem folgenden worleivo-
untcrdcm le.vtesworte steht: it;i'uni, dre[(un] ?
mid pdm hi send gehiefte. 1.8. qui putabantur, gevenede.
divino, [god]lici(w. celesli. a'stimabantur.
freli (gl. Irucli. sublimati). ge- inlcrnecionem, fonnjrd. uior-
hild. lern, niortificationem.
fol. 8. A.] 1. 1. bellicosas, ü/^- 1. 9. obtruncati , fojpra'ste-
lice. heardlice. [de.] occisi.
optalis, geviscedum. desidera-
tis.
ad iniportimum (gl.inhonestum).
to seviasum.
Iruculenlis (gl. duris. feroci-
bus). egisliciün.
I. 2. slropbaruiu (gl. fraudium.
piaculorum). bisvico.
phalarica (gl. lanceis raagnis). 1. 10. provocant (gl. exaspe-
ansciita titegnrum.
1. 3. deceptionum , bigsvica.
niarg. svicdoina.
iiilaligabiliter , unnteorienlice.
insiiperabiliter.
1. 4. patrocinium, munde.
pra^destiiialai (gl. anlcdicuc).
pivrc [dele!] Joreslihtes. \
Jbrescedes.
1. 5. coliorlante, heortendtmi.
animonente.
vertanl, ävendan.
1. 6. tula, fast, lirma.
indepUc (gl. adqiiisittc. adepla?.
1 assccuta^) pacis, [begeten]-
re sibbe.
adquisiloriim , gestronendra.
invenlorum.
secura, sorhlms. sine cnra.
lriunij)lu)rum, sigera.
1. 7. ii)flexibile, ungebigend-
lic. iiinodabilc.
diiiliinuiin, langsum. loiigiim.
ralk'iilis, bepw[cendve]. dcci-
pienlis.
rorlune, dre [?J oder gehört es
rant). fordteod. 1 tihteä
[1. -ad].
1. 11. voll conipolibiis (gl. lav
ti). blidiim.
in-[l. 12]slruunt, geiremmad.
a'dificant.
iniporlunus, {ge]mage. \ vider-
vurde. cupidiis. iiiiprobus.
imniitis.
1. 13. florulenli«, blost[m]boere.
1. 14. frugalilalis (gl. Icnipe-
ranlia'. nioderatiouis). spivr-
ni/sse. marg. spwrnesse. \
iincijste.
explodalur (gl. delealur. ex-
slingtialur. excludatiir. cii-
c'ialur). üdvcesced. \ adrw-
fed. •
1. 15. ad exlrciniim (gl. iii
liiie). (vt ne.rlmn.
qui {näml. iialrix), seo.
boalam, [e('idig]ne.
I'aiiiiliani , hired. congrcgalio-
II ein.
I. IC), civilalis, eeastrnn.
lalebrosi-s, diglum. heolstrum.
426
AGS. GLOSSEN.
tenebrosis. cavernosis. occul- refra-[l. 3.]gabalur , vUlstod. \
tis. viäerode. resislebat.
I. 17. clandestinis, of dhnli- sorte, be hlete.
cum. seeretis. occiiltis. lerritorii, landgemeares.
lalibulis, dhnhofum. cubilibiis. incoliiit, beeude. 1 bvgede. ha-
eliminatus, utadrcejed. fiiga- bilavit.
lus. separatus. 1. 4. generationis, cneoresse.
I. 18. triidatur (gl. pellatiir). ir\\.^\ os, foj^dfa'derns.
beo utascofen, futurfe posteritalis , toimrdre
1. 19. quinquagenis milibus, (vftergencmjssum [sie].
fißi im dp usen dum .
expedilionum , fyrda. [fyr-
d]i}iga.
pedituni, fedena.
turinis, heopum. agminibiis.
1. 20. riibri {näinl. niaris),
1. 5. pronepotibus,//^/^/^« bear-
fium. filiis nepotum.
Iegitima3, a'vfa'sth'cere.
1. 6. si, ßiif].
sagacitatis , gl(ev[/ii/sse]. Pro-
videntia", indiistria?.
/)(V7'e reade [\. pcere i^eädan pervigil (gl. astuta) solliciludo,
sa'.] purhvacol emhidigiujs.
siibmersü(gl. absorpto). nspn{c\- Giles p. 13.] 1. 7, soUerter, ge-
tuui (!'. dseiiceduin.] onifuUice. euriose. y/YC [?]
l. 20. profundis, 07i [deüpum], 1. 8. spiritalium nequiliarum,
flusiris, r(c/u/n. fliiminibus. feoudlicra nearaftanca. \
suHocalo, J adre/ictum. merso. bisvice [\. ~a.]
quem, piene. 1. lyrannici, ref/e. I caiiiplice.
fol. 8. 15] 1. 1. erebrä, mid commanipulares, grßice. socii
mivnißaldum. \ consoeios.
iuleriieeionis, ^/f^e^. l/o/T///'- 1.10. sceleratorum , man{ful-
dcs. occisionis. mortis. ra.\ impiorum.
ambronis, grwdigum. avidis. satelliles, ?'rt'^-^'T.v/^«//. [/. re^»-]
1. 11. aeiem, truman.
coiispirali (gl. coiisimilati.
irati). marg. geanli/codc. \
geanlicdte.
[be]he- propugnacula, vigstealla. clio-
devoranlibus.
orei, niiid"s. mortis,
faueibus, ccaj'luin.
tradidit, bcj'wste.
1. 2. repromissionis
[tungc].
deealogi (gl. .i. decem pra> subruciida (gl. cadenda). yo/--
ceplorum). te7i bcbodu. scre[?i]cene.
sanctionibus, ^/owww?. \ gescl- 1. 12. eiusdem nefanda; mili-
/lijs.suui. pra'ceptis. slalulis.
rus.
AGS. GLOSSEN.
427
licT, pa'j^e ilcnn rnnnfullum 1. 20. ingruere (gl. .i. inve-
canipdoT/ies. [sie] nirc. iiigravare). niarg. on-
1. 13. caloncs (gl. servi cellse vinnan.
niililuni.)niarg. calonessunt, moliunlur (gl. iiiluntur). sco-
qui ligna niilitibus porlanl, rcviail.
y^\ gahar.'^. gebar an. \<:a\o 1.21. dirä (gl. severa) frameä
mililum .i. servus. rudubior. (gladio), heardinn me.ce.
et clienles (gl. .i. socii. doiiie- emeritosrgl. elcclos. perfectos).
sticos. familiäres), marg. pepiingenan [1. pä gepun-
7 incnihtes [1. -as\ \ hivcu-
äan.
lixarum coetibus (gl. merce-
nariorum. qui aqiiam por-
tanl). vwlerbarendra. marg.
pran\gurn\.
pertiiicnles, belimpedum.
1. 14. quam salrapa*, widcv
gcsidinoti. \ poinnes [1. pcg-
nas, pe/ias.] iudices.
flagiliosum,/y/*e/?/}//A'. ignciim.
[Sic]
tribmialum, oaldordorn. prin-
cipatum.
1. 15. cerlis vocabulorum (gl.
nominum) proprielalibiis, ^e-
vissum cb'punga agfiun-
gvm .
nominatim , imvirnivlum. per
sin-'ula nomiiia.
gena/i\ :
1. 22. milites, cempan.
inlerdum , vel oft. sa'pc. ali-
qnaiulo.
viilucre (gl. plaga). si i:\vijs sc']
Iclali loxa (gl. morlali veueno).
mid ccttrigerc clufpungc.
fol. 9. A.] 1. 1. inlclleclualis
gl. inlelligibilis)./>rr.¥ angijt-
Jullnn .
1. 2. siragc (gl. occisione).
of ra'ic.
Carmen [1. 3] ruiiebre (gl. la-
crimabile). marg. liclcod.
bijrgh'od.
[canlicmn] lamentabilc (gl. lle-
bilc). 7 heofendlice.
cpicedioii (gl. Carmen super
cadaver). licsang.
1. IG. allopliylonim,[Ä]«'f/e//rrt. cpitapliion (gl. carnicn super
cenluriis, hundredum.
1, 17. in vcriice (gl. iti sum-
mitatc). an cnoUc.
1. 18. borlantur (gl. moneiit).
Uvvnd.
invisorum (gl. odiosorum). kv-
dera. [1. Iddrn.]
1. 19. parocliiam, sc/rc.
sibi, hwi seif um.
tumulum. 1 morluorum). />//-
riensaiig. marg. h'clc.od.
[lic]s(i/ig. 7 bi'igelsleod. \
[bi/rgels]sang.
1. 4. compalieiilis (gl. miseran-
lis). marg. bcsdigiffidcs.
componalfjfpt keo gesctti'. cou-
sliluat.
curio-[l. 5]sa'S()ilicilu(liiiis, ////•-
428
AGS. GLOSSEN.
vittre carful/ii/sse. \ bi- 1. 13. coegit, acneadoä. coin-
/ii/d[es]. pulil.
soWevlia, geot^ifu/ni/s. l7n(e//i' edito (gl. sublimalo. educto.
teavni/s. creato). fastigio (gl. allilu-
aiiimadveiii (gl. inieiligere). dine. culmine), on liirlicere
undergilan. hehnesse. \ gepinpe,
1.6. coUaliones, rnce. narra- siibli-[l. 14]nMli (gl. exaltali.
tiones. evecli). geoferode.
archi-[l. 7.]mandrita (gl. prin- pudicae (gl. casla-). sidefulre.
c\[)e).hea/ihf/rde. odde heah- conversalionis, droht[unge.]
leornere. excelsus niagisler. 1. 15. ac si, sva sva.
prsedito, gegodedum. ditalo. contemptibilem, Jorsavenlice.
1. 8. propalabunt (gl. niani- despeclibilem.
feslabunt). gesuteliod.] sibique, heom sylfum.
prsesul , veadelnd. [1. veal- Giles p. 14.] disparem, antge-
de//d.] lictic. dissimileni . niarg. svidc
rudiraeiita (gl. documenta)
?nvunge.
1. 9. sacramenta, geryna.
1. 10. clarius, siitelicur.
t/ngelec/ie.
1. IG. celerorum, indima.
pra'conia (gl. laudes). he-
rum': a.
eliniavit (gl. .i. enudavit. nia- confiduul (gl. consperaul). ho-
nifestavit. 1 elicuit). gc-
r(vhte.
de flagiliosis (gl. viliosis). be
fijrnfuüum. \ inanfullum.
radicibus , marg. rijrtntmum.
über ij stellt r, d. i. u.
piad.
1. 17. qiiodammodo, Jiiid siiman
gescade. qiiadani ralione.
posl lerguni ponenles (gl. abii-
cienles). vidsacende.
1. 18. si eiiini, peh pe.
1. 11. rcliquoruni facinoruni, \. \Si. mcAvivAimn, gejl(jes{c]ha-
odra vuiiidivda. inad.
perniciosa (gl. peslifera. niorli- 1. 20. crelesti pnerperio , iiiid
lera). marg. cvijlinba're. 1 hcofciilicere hoscbardincge.
gecvelmfultc] cnienso (gl. lapso. numeralo).
1. 12. vi Uli na (gl. virguKT). aurncnum. \ aincteiium.
tan. \ Iri^a. cui'-[l. 21 Jriculo, cmvcne.
lentis (gl. suavis) Irondibus, of 1. 22. pra'sagio (gl. vaticina-
lideracKui bei in um. lione). forcvitegunge.
ea causa, .sv intinga. l'ol. 9. IJ.] 1. 1. clarescit, *c?«^.
disceplarc (gl. scrulari. 1 lili- 1.2. cenlenu", Jtunlentifealdps.
gare), marg. cnvotian. locupletalus, gec'/igod.]
AGS. GLOSSEN.
429
1. 3. sexageiiis, mid sixtifeal-
(Jiiin .
fasciciilis, berd[e?ium].
iaclanicr, gilplice. conluma-
ciler.
1. 4.pr3esuniat(gl.au(leat). /a'fif.
1. 5. rcmediiini, hüce.
1. G. qua, micl [tarn.
1. 7. iucreiuenta, spri/l[7'ngas.]
1 tucstmes. [1. -mas.]
virtuluni, iinhla.
sanct£E, ha Ig um.
relinaculuin (gl. rele). grin.
1. 8. leiuliculum (gl. decipulani.
rele. 1 laqucuni, qiiod [sie]
fenditur leporibus 1 avibiis).
inarg. pelman. snearan. \
vocie.
conneclat (gl. ligal). In/id[ed.]
theriaea, clani[mas.] \ clidcm.
1. 9. de-[l. 10.]lrinienta, wf-
viirdlmt.
1. II. aiinulalorcs (gl. iiuitato-
res. ffiquiparatores). gepüipe.
\ ingehede.
ab ipso, seif an.
nascentis (gl. incipientis) in-
faiilia;, iungUccs cildhadcs.
rudinicnlo (gl. novitale). ge-
[iiirnnge.]
1. 12. infatigabiliter (gl. inde-
ficionlcr). nhlindnendlicc. [1.
dhli/innndlicc]
ali{|iio, (vlccre.
1. 13. oHeiulieulo, IcHi/icge. \
reinmincgc. neglcgeiilia.
repagula (gl. (Vena), salas. 1
hcndas.
1. 15. compungunlur. acceii-
dunlur. .i. compuncli. hi
heod abrerde.
scinlillante, spincendre.
ardorls, feorlvitnijssc.
I'acula, hhvsan.
inflaramanlur. [beod] ontendc.
acceudunliir.
1. IG. Iraiislali, geJirtirfede.
ergastulo. (gl. earcere). nea-
renysse.
1. 17. gestianl (gl. cupianl. de-
siderenl). [georni.a]d. marg.
vel svi \? viscad.]
friigalilatis (gl. leniperanliiB.
mediocritatis). spwj^iysse. '
1. 18, psalniodite, dreames.
1. 19. dissimulare (gl. occul-
tarc). bemidan. 1 bcdijrnan.
crebra [suspjria], [ge]lomlicum
siccilungum.
1. 20. suspiria. gl. anxietales.
anxumnijssum .
inimis, inlicum. on inlicum.
inelmuiii.
ilibus, ineJfum. visceribus.
prolata, furdatogene.
1. 21. sicquc, hi.
oblectanicnlo. (gl. delcctamen-
to). inid geliisljullunge.
1. 22. coiiloiuplaliva' , bescea-
ve?tl leere.
cdulio (gl. .i. osii). bi[g]leo-
/'•'i[('.] 1 aii[d]lt'<)fene.
saginanlur (gl. pascunlur. l
niilriuiilur). [bcod] gerror-
dt'de.
impraelica; (gl. aclualis). ge-
.srl/tr/'/f/rr. 1 a/triirdre. l
da-dllcere.
430 AGS. GLOSSEN.
lol. 10. A.] 1. 1. studio, (gl. psalmigraplii, s<'al[)i>]scopes.
(liscipliiia). cneorJni/sse. I. 13. in veslilu, on ofer-
actualem, andvurd[e]. I ge- [sceorpe?]
svincful[le.] circiim aiuicta , befangen. \
Giles p. 15.] 1. 2. normam, gcscred. circumdata. marg.
hysne. regulam. emsvapen. [1, ymbsvapen.]
1.3. huiusceniodi virlutum, /)//.? radians (gl. splendeus). gli[t-
g er ädere mihte. lu'ende.]
supplemento (gl. augmento. for- adsistere, vu[7iiafi]. stare.
litiidiiie). eacnunge. 1. 15. iuseparabili (gl. indivi-
1.4. uosciintur, pe beoä im- sibili). untodwllicrero [1.
dergitcne. inlelleguntur. -licere.'\
conl\nenl'nim,Jorha'bbendra. l collegio, gesamnungc.
mcedena. virginum. 1. 17. opulenla, ni(enifealdre.
1. 5. eminens (gl. prwcellens) opima.
magniludo, oferhltfend 7ni- 1. 18. infructuosä (gl. infe-
celnys. cunda). unvestembtvre.
cedit, geeadmet. infecunda, uneacniendliendri-
coniiigatorum (gl. nuptorum). ce. [l. unedcm'endiicre.] sle-
gewfncdra. rilis.
subliniis, rncerc. magnus. 1. 19. sterilitate (gl. ariditate).
1. 6. hane solain, pysne wnne. tedrunge.
puritatis, vuräscipe[s.] marcescens (gl. aresceiis). vur-
1.7. adiuinento,y///^«//ie. auxi- niende. [=^ veorniende.]
Ho. adiutorio. 1. 20. multabitur, he bid {ge-
perfeclionein, fuljremednysse. vitned.]
1. 9. feriatus, gefreolsod. cortinaruni, vahrefla.
generös« (gl. dignitosse) vir- sivA^xAAvwm, strcela. odde hvi-
>^miU\\h^iedeIesin(t[g\dlindes da. \ va'sttinga.
1. 10. minus, hvonlicer. 1. 21. pennicuhie, veflan.
vilescal, heo[?ied?] purpureis, briin[um. ? brünba-
pra'ceptoruni (gl. mandatorum) sunk.\
legalium, wlicerc [1. -a] be- varietalibus , fac[gnyssum.
boda. fahnyssum.]
1. 11. fiilciatur (gl. sustenta- 1. 22. staniina, vearpum. Sta-
tur), undcrrrvded. men dicitur quod rectum
varietate, falinysse. stat.
1. 12. decorclur (gl. ornetur). ultrocilroquc, //?Wp/'7/'^'^*^^''<^*"-
[bid] gevlilegod. [1. pider]. .i. hinc et inde.
AGS. GLOSSEN.
431
plumaria , arimdcnum. multi-
niodo.
textrinum [Fol. 10. ß. 1. 1 .] opus
veblic g-iu'i/rc.
(liversis, mivnifealdum.
toracidis, hivum. formis. iraa-
ginihus.
peroriient, hi [g-eglencaä.]
uniforini, ank/vcs.[\.dnhivedre.]
fuco, dcage.
1. 2. coloris, bleos.
sigillalim, [än\lipes. semoli. l
singillatira.
t'uerit, hio bid.
profeclo (gl. oranino). to vis-
suin .
1. 3. pulcherrinite, fwgreste.
venuslali Tgl. amoenilati). cer-
tcnjjsse. [1. cyrtpvysse.\
forniosa (gl. amoena). liwfiest.
1. 4. [nee] videbitur, hit tie
bid [g-epu/it.]
l. 4. et sin-[i. 5]gulari, 7 *y^-
derlicere. special!,
gencre, cijurenc. \ cijnne.
hyacintho, of vade. \ hcevenre
deage.
1. 6. purpurä, godvebbe.
bis linclo cocco, tvigedeaga-
dre deage. vurman. trij-
hivedum vurman. \ veolcere
\ vealcbaseverc (vddre.
7 wid unüiccre, [1. unge-
licere.]
1. 7. niurice (gl. fuco). r«r-
man ; darüber cor[vurmafi\.
describuntur (gl. .i. ascribun-
tur). hi sint tovri[te?ie.]
sed quid, ac to /tri.
nniricibus , be vurtnan; dar-
über co7'[rurfnwn.]
sublilifer, smea[)nncelice. [1.
smeapancollice .\ eleganter.
1. 8. coramiuiscimur (gl. rima-
niur). peiicen re.
auri obryzre: laniina, read-
go[l]dl(efer. [vgl. 'se cy-
ning Xerxes bevorble |)ä
bigelsas niid gyldenuvi la-f-
riim honi. 11, 498, wozu
Thorpe f. 613 die bemer-
kung macht: 'in the Irans-
lalion [with golden platcs]
I bave followcd Abdias,
whose words are ' camera
ipsa laminis aureis suf-
ßxa ; Ibough hvfer signi-
fies 'a rusli', and gyldvn he-
fer, tbe plant 'golden rod.']
1. 9. elcclri , eolvsanges. [1.
eolhsandes.]
stanni, tinnes.
I. 10. geinmarum, gemstana.
Giles p. IC).] succini, g leer es.
verniic.ulo (gl. tinclura). o/' draconlia, gimroder.
stanvurme; verbessert 'ine quodam [1. 11.] modo, mid sa-
in ' ma7i\ man gemcto.
cum byssi) retorto (gl. non re- varielates, mist/icaessc. divcr-
cta) , mid geedpravenum sitatcs.
trine. ' ed' radiert. 1. 12. pro aiigendis. _/}?/• eac-
dispari (gl. non sequali). niendlicum.
432
AGS. GLOSSEN.
niultiplicandis (gl. amplifican-
dis. \jnenifeald\licum.
1. 13. regulaui, 7'ihttmc[ge.]
rimauiini , smeaged. [1. -ad.]
scrutaniini. medilamini.
niyslicis [1. 14.] explanationi-
bus (gl. .i. secretis iiarra-
tionibus. exposilionibus. nia-
nifestationibus). vnd gastli-
cinn gereceuyssian.
tropologke (gl. .i. simililudinis.
. .} figiirati sermonis). Iiivlice.
\ peavlice spivce.
typicum (gl. niyslicuni) scruti-
nium (gl. indagationem). ge-
renelicice smeocungu. [1.
geryjielice smeagiinge.] \
cneatunge.
scrutaniini , geci^eordhvcad.
1. 15. et non frivola (gl. falsa).
7 unleas.
delicatce, estfulles.
virginitatis, mw\g\d\}iades .]
non [I. 16.] falsa, unsvicel.
cautela, v(Bi\licnys.'\
tutetur (gl. confirmetur). trc-
vied. [1. bid getrymtned.]
quasi lenerrima , sva sva se
goongesle.
nobilis, (vdeles.
I. 17. infantiai, iugudhades.
lascivia, vr(Pf///es. ferventia.
duro, /nid stidre.
disciplinse, steore. \ peavficst-
7n'sse.
pa^dagogio (gl. docunienio).
lare. ducatu. raagisterio.
rcfrciictur, lu; si gor cid.
1. 18. pudiciliä, heallsuinnessu.
[1. heahhiimnesse.] virgini-
tate.
quöe, se[o.]
1. 19. iaculo (gl. sagittä). Jla-
[ne.] 1 gafeluca. [1. -e.] 1
vi[d]be7^e?
integritatis (gl. virginitatis).
andvcalcni/sse.
1. 20. tumentis (gl. inflata?).
toi) linden.
arrogantiai (gl. superbise). prut-
scipes. viane. 1 piaculo.
spiculo (gl. pectalo). gare. \
vi feie.
1. 21. elationis, orgebrysse. \
creasfiysse. [zu dem sonst
unbekannten weihte 'creas-
nvss' vgl. in dem gl. Han-
//o/'.'creaslioran/Y-o-. cff/^12.']
ceuodoxia , mid idelum vu?i-
rfre. vana gloria.
1. 22. unde se opinatur, pa-
non pe he tald. pe hit.
nierito, be geearnunge.
prwstantiorem (gl. meliorem).
arvurdran. excellentiorem.
honorificentioreni).
fol. 11. A.] 1. 1. debito eniolu-
luento (gl. lucro). neadvi-
sum. I neadpearflicum. ge-
streonum.
rccoMipcnsationis , edleanes.
1. 2. laboriosi certaniinis (gl.
luclaminis ). gesvincfuUes
get'innes.
l)alina, fram sigelean.
|)rival)itur (gl. scgregabitur).
asendren. 1 aseired. [1.
bid dsyndred od. dsyndvod.]
AGS. GLOSSEN. 433
1. 3. tripudio (gl. gaudio. cxul- dvccscedum. evulsis. cxliii-
tatioiiej, inarg. fivgnunge. ctis.
1. 4. gloriä, ft'ovunge? [dies fomilibus, bisvicuin. deceplio-
wort stitht wenigstens über nibus.
gloria. '/*eoM«^' keifst sonst erulis, tovendum. subversis.
'odium.' ps. 108, 4; Mii me passioiuim , manda'da. villo-
yfel settan ä vid göode , ~] rum. crimimun.
feouiige for minre lufan, po- l.ll.surculos, ?f'/^'VY///.>'irgulta.
suerunt advei-isuiii nie mala paslinare, tidrian. plantare. \
pro bonis, et odinni pro di- nulrire.
lectione mea.] 1. VI. integrilatis, andvealh-
sermo, ra\cu.'\ sagu. nijs. religio, sanctitas.
[sed] gl. s. spopondit, heo \ge- coniprobalnr (gl.eligitur). \biä^^
hdted.] aj'a/ided. \ gecoren.
1. 5. casli- [1. C] nioniae, ge- 1. 14. en apostolicis, is mid
hcallsunini/sse. [)(nn[aiJu.stnllicumS\
sponsalia, gifltice. \ beved- 1. 15. pudicitia-, sidefulnt/sse.
dendlice. immunitas, seö orceasnys.
decreta (gl. iudicia). rcedas. .i. daiistra, fa-stenu.
edicta. 1. 16. solitaria, lenlipe.
superno (gl. excclsoj. /i«/< //f'o- neqnaquam, naleshvon. nullo
fcnlican. modo.
vc:\)^Ai\\\{\,ongi'unkvorJendum. rcriudere, beclisen. [\. bec/t/-
revertenti. san.]
I. 7. opera' pretium, //cad- 1. 17. quem (gl. s. paradisum).
pearfiic. \ gcdafniendlic. [)(rne.
convcniens. necessarium. rompliii'a (gl. gladio) versa-
1.8. ut [evelianlur], Ä////^/ [/?/- tili (gl. 1 volubili. mobili.
äbrodcnc] ancipili. ulra((uc parle acn-
gramina (gl. germina). cvicas. tus). marg. edrilluni. \ mid
elationis, ofcrmcdes, arcndcnlicum mece.
1. 9. uberrima , [)n nihtsume- et flammifera, ~] ligbwruin.
stan. recapilulatio, tilelung. fruin-
planlaria, spritlincga. planla- spcllung.
liones. 1. 18. gencseos (gl. gcneratio-
florcnti (gl. crescenli) fronde, nisj. geccndboca.
mid vexendurn keime. originaliter, frumlice. princi-
1. 10. quatenus, sva [Küt. lalilcr.
exslirpalis, ulnlenedum. \ a- (iilcs p. 17.] 1. 11). maccro (gl.
Z. F. i). A. IX. 28
434
AGS. GLOSSEN.
castigo. l abstineo). ic hlwu-
sige.
1. 20. tyrannicä, mid veal-
hreovre. \ deoßic[r]e.
I. 21. potestate (gl. imperio).
mihte.
insolescatCgl. superbiet), avla/i-
cige.
protervo (gl. rancido l super-
bo Uiniido. conlrario) faslu
nupta, geha'Jtied.
1. 7. grande, svidlic. magnum.
l. 8. intervallum (gl. spatium).
hvit. \ fd'c.
larga, micel. lata. 1 spatiosa.
spatiosa? (gl. ampli). rumes.
[spaliosee] intercapedinis, vid-
gilles fwcos.
differenlia , todal. divisio. di-
stanfia.
(gl. elatione. superbia), 7>ud 1. ^.mv\m'i\ce\\i\'A\w. gtfe.Xci/sl-
hvai'um.Xviäervurde.lhvw- nysse. ditamentum. 1 libera-
lilateni. niarg. dugtidgife.
intinii (gl. terreni. \ rainiini.
inferioris). incundre
diligentiani (gl. curiositalem).
abrcdni/sse. l gevilnungc.
1. 10. comiteni (gl. sociam).
gcsidan.
niaritalis (gl. virilis) lascivia^
(gl. luxurioe. 1 petulanti«),
marg. verl/cere vra'rinyssc.
1. 11. liinulis, halsmcfnan. \
rkndlicc slreciujsse. sveorbcagum. monilibus.
effreuata; iugalitatis, ungevyl- dexlralibus, cynelicum. ai-
dre, a'cfimige. niillis.
1. 3. iiuniunitalis, orceasnysse. ornari, beon [geglencged.]
\umvcmnysse.[\.ungeva'm- 1. 12. genimireris, gi/nbari/m.
nysse]. annulis, i'i/igum.
captiva pauperlas, ^7>Äf//|/^/'A-^e 1. 13. fulgentis, beorhtere.
ajhiys. [1. haft/iys] niltu, gegirlan.
1. 4. haue biparlilam, pos tri- monilibus, ineiium. \ prcomnn
Heere innitunge.
1. 22. conlemnat. (gl. despiciat).
\nfcr'\hicg(V. [X.oferhycge.]
i'ol. 11. B.] 1. 1. perseverantia
(gl. assiduitas). ajiriednys.
\ singalnys.
maucipatur. (gl. .i. relineatur.
dometur). si geprcest. \ ge-
Juvß.
I. 2. indefessä instantia (gl.
perseverantia). viid unale-
dü'lcdiin
partes
divisam in duas
[M S . pnoniun, und über dem
i ein r*.]
hoc modo (gl. taliter). on Jxts 1. 14. rutilare (gl coruscare;.
[feiHid.] bliscan. \ glit[?i]ian. marg.
1, 5. innupta, ungehcrmed blyscan.
f(vmne. decorari, beon gevlitecod. [1.
1.0. quie, l>a. -god.]
AGS. GLOSSEN.
435
1. 15. tortis, gepravenum. pro- [1. 20.]stibuli ('gl. Ibrnica-
ctx-X
tioiiis. 1 tiirpiludinis. merc-
cincinnoruni (gl. redimiculo- tricis). forligerU, [1. -cs.'\
runi. capillorura). J'ejca. \ apocalypsis, onvrigemjs.
hcera.
calamislro (gl. acu ferreo).
pravincspinle. \ hwrnocdla.
crispantibus,^r<^«e^^</«/rt. 1 cyr-
■pisiendum. niarg. cyrpsum
loccuin.
delicate (gl. pompöse), glen-
ce?idlice.
l. 21. desci'ibit (gl. ostendit).
marg. av[rited oder -vjHt.]
peniiciosum, ct'yldfulle. mor-
tilerani.
spectaculum, vwfersene. \ ein-
rlalunge.
1. 22. prostat, gearcaä.
fol. 12. A.] 1. 1. fulura, seo
[tocearde.]
com]^onere, glendcen.{\.glenc- i. 2. inkesa^, u?nve?nmedes. [1.
gan.] ungevKmmedes.]
1. iG.rubroslibio, readredea- secVdlric\büi>,ßltesfn//n. [l.Jy-
ge. marg. sape.
mandibulas, ceacan. \ geal-
gnn. dcntes molares,
sualim (gl. suo more). o/^ hire
vis an.
fucare, deagian.
salagit (gl. incipit. nitiliir).
hogad.
1. 17. inculta , unglenied. [1.
-cged.] noii ornala. unbegan.
criniculonim, locca.
casarie, fexc. crinibus.
squalenle, J'ulicndum.
capillalura, fexe. 1 hwrc.
ligo,struin.\
l. 3. fictili, twine/uwi.
quodammodo , inid sunian gc-
mete. \ vi sau.
violenter (gl. rigide), stidlice.
1. 4. anlicipalur, beo forehra-
dod.
iillioneis , uiid selfvillum. \
rilsi/mum. volunlariis. In-
fam.
spoiite, vi//u/[/]ice.
pra'occupetur (gl. .i. procedat).
sy Jörne for{i^ fangen, fo-
rc biscod. heo [?].
1. 18. proferel, fnrd[byrd.] Giles p. 18.] 1. 5. vim, npa-
porlat.
dan<>-e. \ mihte.
slolidis(gl.slullis) [1. 19.] pom- violeiili, /)« strecen. [1. -an.]
pis (gl. ornamenfisj. marg. Ibrlcs.
niid dislicum gl<;ncgain. I. G. arctissima (gl. anguslis-
sima) vi'olenlia, sco neare-
resta slidnys.
dit'Ucillim;!, seo [aneadeticoste],
aspcrrima.
infriilicans, tolcetende. XJlear-
diende. \ brottetende. liegen-
de, luxurians. hroddiende.
calice, orce.
436
AGS. GLOSSEN.
conditio, i^a'deji.
1. 7. genuinä, acennendlicum.
maternä.
nalivitalis, acennoihujsse.
nialrice, cildhaman. puerperio.
utero, haman.
supremfi, nf pan [yfeinestaii],
1. 9. iniperiuni, bebod. potestas.
in tetra (gl. nigra) tartara,
on deorce cvishusle. [1. cvic-
non nubent, hi ne vißad.
neque nubentur, ne hi beod
hnmbrohte. \ gecevnode.
1. 14. o prseclara (gl. splen-
dida). hu beorht. 1 mare.
\ (enlic.
senli-[l. 15.]cosis (gl. spinosis).
bremle. of piccum pi/nie-
tum .
purpureo, m/'d basevium.
defectu, mid atonruiigc.
sf/s/e.] \ hellevite
1. lO.corruptibile hoc,/iz.y /»ro^- 1. 16. dir«, stidre
Uendlice. [1. pis brosniend- mortalitaüs, inpii\nisc7ujsse.
lice.]
incori uptionem , [un]ß)i'mol-
siinge.
niirum in nioduni, on vurder-
licuni [1. vundorlicum] ge-
viete. \ vise.
lerreni [1. 11.] ca-libes (gl.
abslinenles). eordlice (ce
verbessert in an) forha'b
marcescit (gl. arescit). foj'-
vurnad.
moribund« carnis, svlentendes
lichaman. [1. sveltendes oder
sveltendlices.]
fessa (gl. fdligata). geewht.
tidder.
1. 17. cernua, eadmoddre.
hnipen[d]re. bumilis.
bendes {des verbefsert in curvaque, 7 abogenre. \ ge-
rn.) [bogenre.] marg. gebige-
superni coelites (gl. virginita- dre.
lis). heqfenlice bigendce. veluslale, ylde.
[1. bigencge.] \ cl(vne. 1. 18. baec sola, pes ana.
compellanlur, Z'PO«^e//efl'^/e^e. 1. 19. adulescit, pijlid. viget.
facliosam, facenfulne. falsam. pollet.
dolosam. de virj^inibus, be mwgdemtin.
pbari-[l. 12.]saic8e lemptatio- 1. 20. potioris (gl. maioris).
nis, p(rre fariseiscere fv/st- maran.
nunge.
calumniam, hosp. opprobrium.
argnmcnlo, mid orpanee.
conliilans (gl. convinccns. ex-
tinguons). oferstirlende.
ex-[l. l3.]plodit (gl. cxlinxit.
deluil [sie!]), adilegede.
nienti, geearnunge.
quod, seo [nämlich ' gij'u' .]
sponfaiie;e (gl. ullronete. vo-
lunlaricT). selflices.
1. 21. volunlalis, villa?i.
arbilrio(gl. iudicio). midfriuin
cyre. \ freolicum.
AGS. GLOSSEN.
437
quam i[no(\ [iiihchiv], po///ie heo facultalein, spede.
sij [hdfe//.]
rigido (gl. duro). [h]ea7'(lum.
rigido [1. 22.] imperio, sti^ec
Heere hiese.
triquada, ftjderscyte.
laliludo, hraihujs.
lol. 12. B.] 1. I. nondiim, pa pa propria*, [oge//]re
git //es [/läml. gefelleiL] virlutis, mihte.
prosapiii (gl. gemis. progeiiies).
macyiuiere. [1. mago. cyn-
experiri, ufynden. invenire.
1. 8. iudagantes, c?iea[ttende.]
loiigaiiimem, pol('mod[ne].
1. 9. sludeaiit, /// ho[giad].
posses-[l. 10.] sio (gl. .i. agri
lale patenies), uhnung.
rene\. \ mw^g^de.
replerelur, gefelled.
divina, [god]//ce.
taliler, pf/s.
saiLxeriinl (gl. mandaveninl.
iiiduslria (gl. sagacilate. sol-
lertia). gleavitijsse.
1. 11. irapelratur (gl. postula-
lur. |)ra^siirnitiir). inarg. l>yt.
[? byd oder bid purhtogen.]
atlestanle (gl. asserenle). ge-
srde/iduiii.
iudicaveruut). gesettan. \ 1. 12. daluni, forgi\J'en.\
hehodan.
2. edicta, gebnn. prsecepta.
decrela.
Giles p. 19.] dili-[l. 13.]gentia,
georiij'ulfiijs. \ emhedinys.
cura.
nuilLiplicamiiii, beod\gemiem- fideli. niarg. [ge]leaf[f]ulre.
1 eadniodre.
congruis (gl. aplis. opporlu-
nis). picslieum. \ daj'[e]nli-
cmn.
1. 14. cITecübus , Jrenimenc-
guin.
coucurramus (gl. concertemus.
1 adiuvanius). niarg. nlon
samod efestan.
agonollicla, eeinpan. niilite.
1. 15. lidenler (gl. fideliler).
g e leaf [ /"] ii llic e .
1. 16. iinito (gl. cxplelo). cu-
dedre. coiisummalo.
tempore, (ide.
merebitur, [ear]ii(id.
1. 17. pro \ iiginilale servanda
(gl. cuslodiendaj. J'or ge-
fe.ald.]
1.3. legem, rikt.
pro-[l. 4.]mnlgare, gevidnicer-
sia/i. Igesettan. maniteslare.
capere (gl. intelligercj. under-
stondan.
capiat, undergile.
liiiman.T, \mcruiis\cere.
1. 5. Tragililalis (gl. inlirmitatis).
tiddernysse.
clenicnti, mid lidum.
suggeslionis, lincti/icge. moni-
tionis. doctrinjc. insinua-
lionis.
1. ('). lihcro, J'ronlieinn.
ex- [I. 7.] amini, dorne, iudicio.
eleclionis, goeo\reny. s.se.]
arbilrio, mid cyre. lgesclnes.se.
438 AGS. GLOSSEN.
healdendre mceä\häde; al- separalim (gl. singulariter).
lein ma'gdhäd ist mascuL] sunderlipas.
videbitur, bid [gepu/iL] 1. 4. quse, pa beod.
1. 18. ut, svasva. disparis (gl. non jequalis. dis-
a'mulorum, vide7'[vinnena.] ini- similis) vitae. marg. u/dlices.
micoriim. [1. ungelices] lifes.
inelodiam, vensumne [1. vijfi- sequeslrantur (gl. separantur.
sumne] svinsunge 1 dream. dividantur. segreganliir). pa
modulaturus (gl. canilurus). to beod aseerede. \ asendrede.
dremen[n]e. l. 5. diriniuntur(gl.dividunlur).
l. 19. iubilalionis, blisse. lau- ascelede. [l. aseerede.]
dis. 1 exultalionis. marg. 1- 6. allernalim (gl. singula-
heofunge. \ fwgnwi[ge.] tim. marg. separatim). tvie-
Iripudio, blisse. mendlice. \ stundmadum.
Carmen triumphale (gl. impe- distinguente , lodcehndum. \
riale), sigorlic leoä. to[jiHvmendum. dividente.
I. 20. decantet (gl. personal). ordinante.
I . r T -t 1.7. iu"alitas, wvnung.
he sin[g\a. » ' *
„ .„ • . i , ajramentum, ar.
certavi, ic acom. i campede. '
mediocrilas, \medeme]hcni/s.
1. 21. de cetero (gl. ex hoc). , „ . ,.' ^ , "^ .
f „ ^ ^ 1. 8. uigalitas, gegadersctpe.
har to eacan 1 farni. . r n- n
^ . , . ^ pauperlas, bcertUcnys. [i.
reposita (gl. promissa). marg. / n ^
n , . . , 1 bearf-.]
forn is benaten. .•. ? i i
•' ^ - castitas, midevan liaa.
Corona, vulderbean. • i-,
' iiigaiitas, sarnvist.
quam reddel, bcene torgnd. , .„ . ,
^ ' ^ ^ o^ l. 13. purpura, godveb.
1.22. iriparlitam [distaullam], ,,e,Jiviva (gl. Iinum)./e^.
preodaded todal. j j^ ^jUigj.^ g//g^,
lol. 13. A.]l. 1. dislantiam, to- j j^ carrucä, vwne.
"'^'' priufeclura?, gerefscire.
orlhodoxa"! (gl. recUe. glorio- mulionis, horspencs.
Sit'), hrihtes. [I. rihtes.] [et] vilitas, 7 rav///*.
cullricem (gl. minislram). bi- 1. ](}. conlinet (gl. obsidet).
gengeslran. \ penestran. lupfd.
calholica (gl. universalis), seo mulas, acelman. [.v. Lijc s. r.
anlice. \ gcleaj'ulle. cetmetinait].
1. 3. iugalilas, gwderscipe. noscunlur, hi sender [1. seti-
malrinionium. den, si/idon] 7tude7\sta>i-
triparlilis, oti priotoda'ledum. dene.
AGS. GLOSSEiN.
439
1. 17. dilTercnlia', todales. di-
slantiie.
argumeiito, inid orpnnce.
coniici, qferricdan. \ hicgca/i.
perlcgi. iulelligi. undcrsian-
dan.
1. 18. qua", [)e.
spiircilia (gl. immundilia). uji-
clo'fi/ii/sse.
spontaneo ('gl.volunlario).marg.
mid selfvilve.
ccßlibalus (gl. caslitatis). hwg-
stenldhades. \ gehcaldsum-
nysse.
I. 19. pudica (gl. casla). marg.
üidoful.
qua;, />e.
pactis sponsalibus, hcveddedmn
varum. niarg. bevcddedum
bredgiftiun. \ rivruin.
Gilcs p. 20.] coiilenipsil (gl.
despexit). Jorsid.
iiigalitas, (vr[jiin)g.]
ad propagaiidani (gl. ad exlen-
dcndani. ad inanilestandam.
ad geiieraiidani). marg. to
accnnene.
1.21. posterilalis, (vflei\gcng-
mjsse.\
liberonun (gl. Illioruin). er/'cr-
dn ['. crjciearda oder i'dj'o-
rcna.\
procrcaiHJoruni. (gl. gciioran-
doruin). gestrijiiendlivra.
1. 22. nodalur (gl. ligaturj.
logwdt're gcsamnod.
grad imni , gi'liiiu'da.
lul. 13. B.J 1. 1. disccMiiliir(gl.
diiudicatiir). hid toscadun
[1. toxcaden.]
para-[1.2.] dignia (gl. exem-
plum. dognia). lar.
scxagesi m u m , sixtifealdne.
1. 3. mcrcinioniani, gelildum.
1. 4. novalibus, dijncgum. no-
vis culluris. [? gcdijngcdum.]
granigera, cornOicrum.
spicaruni, cai^a.
1. 5. glumula , scale. \ hule.
1 egle.
1. 6. rivi, 7'ide.
roranlibus (gl. liugeiilibus.
elfundenlibus). marg. bedep-
pendum. \ vivtefidiim.
dispu-[l. 7.]talionis (gl. disscii-
sionis). tale.
verbosa gariulitas, vurdig ge-
lilijd. verbosilas.
garrula verbosilas, hlj/dig ge-
vyrd. inalelung.
1. 8. [lirmo] lulcimcnto (gl.
suslentalione) . staledfwsle
iremminvge. [1. stadolfiestre
Iryvuiiungc.]
1. 9. pralo, of gehaige.
pulcherriinam, '.^pa di'\ ? ].
1. 10. coulcxere, vr/'a/t. \ sal-
tan. cnucleare.
1. 12. nimboriiin (gl. tcmpc-
slaliiiig. slorma.
obslacula (gl. impcdimciila).
rv.mvtincgn.
coeleslis loci (gl. ignis). marg.
heoj'enlices /'u.slren [? ,////"-
slancs.]
1. 13. fulmiiic, ligc.lle.
su|)cruis, hcoJcn[licuni.]
440
AGS. GLOSSEN.
ar-[I. 14.]suros, to smorcenne.
crematuros.
incendiis, adum. \ brenmim
\}bernnm, bijrnnm.] oniynd-
nissum.
flamnia, J'[yre\ .
conibustos (gl. flagrantes), niarg.
forsvielefide.
exlorruit (gl. exarsit). for-
bwrnde.
quique, 7 ^^•
1. 15. heroico hexametro, svid-
svegiwi metriini. virili.
aurea, to Knlicum.
flammigeris, 07i \Ugbcerendum.\
eveclus, avegen. sublevalus.
1. 16. quadrigis, ye;We.
infra, vid innmi pan.
1. 17. secreti (gl. occulti) cli-
malis (gl. parlis), bcdigle-
des dwles.
diiiturna (gl. longa-va). mid
langsumere.
vegelalione, gestra[n\gunge.
1. 18. degens (gl. conversans).
droht/iiende.
generali (gl. communi. spe-
cial!), gom (Vfi eh' cum .
debilo, gqfele 1 nedde. neces-
silate.
dinoscitiir (gl. agnoscitur). he
7s anc?iare/i.
1. 19. quam, fxrne.
violcntis , st/des {für -um.\
diiris. validis. 1 turbidis.
addiuli (gl. noniinati). .i. praj-
iudicali. gepresde. \ gesrri-
fc/ic. \ gopreode.
1. 20. inevilabilc (gl. indecli-
nabile). marg. unforbugend-
lic.
fiscale tributum, ga\fellic\ \
cijnelic toll.
1.21. coguntur, [swdon] neade.
expelliinlur.
duplo [spiritu] (gl. geminato).
marg. tvifealdum gaste.
1. 22. geminä (gl. dupla).
to (?) geivinre.
pra*dilus (gl. augmentatus).
ornalus. menifeld.
aurea, ivrilic.
quadrupes (gl. vacca). heh-
fore [= heähfore, heäfreJ\
fol. 14. A.] 1. 1. bombosoe vocis,
dundve stefne. argutse.
mugitum, gelilqf.
reboasse (gl. vociferasse). hlo-
van.
1. 2. lapsura (gl. ruinam).ybr-
i^yrd \ slide.
simulacrorum (gl. idolorum).
herga.
1. 3. pudicitiae (gl. castitalis)
virginalis, mivghadlicere si-
dej'ulinjsse.
Giles p. 21.] frelus (gl. exal-
talus. fructus). marg. ge-
hi/d. \ gevfered.
melofe (gl. manlile. "veste).
purh larerlicum basi/icge.
\ hcdene. \ sicilse. [rergl.
'J)a'ra drymanna basingas'
hom. II, 488. '31arlinus lo-
cearf bis basing on enilva
mid sexe' hom. II, 500. fiä
lilngon |)a cempan sume \)xs
basinges' hom. 1. c]
AGS. GLOSSEN.
44t
1. 4. ganniluraj (gl. cacliinna-
tionc). tale. I g/ivtffige.
1. 5. ludibrio. (gl. opprobrio).
marg. ori grcance. vitiiperio.
insultaiites (gl. exprobraiiles).
marg. gehispende. \ bismien-
(Ire.
rabidis, mid gr(vdigum.
ursina', hijretine. [?byi'enre.]
ferocitalis. ginmnysse. atroci-
tatis.
rictibus, ccnflum. faucibus.
tradidit, hodcvhte.
1. 6. cadaveri, reave. funere.
suffocalo, forprivstum. slran-
gnlalo. forstnored. [1. for-
smoj'odu//!.]
1. 7. rcddidit (gl. emisit). (fgelf].
virgiiia-[l. 8.]lisniateria'(gl. ex
quo aliquidlacluni esl),/k'm-
hadliccs anma'ces.
in propalulo, on (cvunge. 1 on
opc/iys[se.] in aperlo. 1 ma-
nifeste,
maternis (gl. malris). meder-
71 wir.
1. 9. pari üb US, eacviiugum.
beala pra^destinalionc. marg.
mid eadi'i^ rejorcslichiunge.
[1. -stillt unga.]
ab ipsa rudi [1.10.] curiabulo-
rum leneriludine (gl. leiic-
rum. fragile. moUc.) marg.
de Vulva (gl. .i. valva). of
vicdornum hrifo.. \ gecj/nd-
lime.
1. 12. praesagio (gl. valiciua-
lione). forevitu.
1. 13. propbelica:, vitieyidlices.
enilueril (gl. apparueril). bli-
cede.
floruerit, peak, bleoiu
ur- [1. 14.^]bana, mid gelinc-
gere.
1. 15. pra?sago (gl. prsescio).
Jor'cvittie/id/iccr[('.] marg.
foregesvu[lelodre] . forevit-
tige\}'e.'\
vocabulo (gl. nomine), gecied-
?iijsse. 1 clipitnge.
ob indaganda (gl. invesligan-
da. scrulauda. rimanda). Jhr
Jurcsmca[g('/ide.]
1. 10. secrelorum , gerco[/ia.]
arcana, diglu.
1. 17. suprcmam, od p(vnv.\^ fe-
rn estan.\
gratissimum (gl. acccplissi-
mum. amanlissimum). marg.
l)onci^iir[de]ste.
sponlanca^ (gl. volunlaria) [1.
18.J virginilalis (gl. casli-
tal is ) . maig. syffri/lcs nurgd-
hadc.s.
fragranlis (gl.ardenlis. odoraii-
lis). stcincndrc.
fram pivrc nylßiJt^ iti\ti\gan incensi, slc.rincgc. [sonst auch
rnareiiyssc. [1. 7ncruv('7njs- sto7\ i'o/'g/. 'sc draca ofsl<\h
se.] })a'rrililc |)a'S IiaMicngyldan
consecralus, gefreolsed. sunu, scde ba'r |)A stör-
te quo, be pnm. ci/lhin (lliuribulum) In jia-rc
1. ll.proccdcrcs,geA'«76'. exires. oll'runge' bom. Jl, 294.]
442
AGS. GLOSSEN.
thyraiania , 7'ecels. odorauien- seplenis (gl. l sepluagenis)
tum incensi.
1. 19. menioratur (gl. perliibe-
tur). is getinin('[cr\. Xg-esicd.
1. 20. imiminis, unvemme. in-
taclus. illibatus.
spurcilia (gl. innmndicilia).
niarg. besmi[le/i//sse.]
hebdoniadibiis (gl. .i. septe-
nis. 1 septies). seojengete-
lum em[bryniim. vgl. 'quiii-
quennia iam deceni tyn enib-
rynas' gloss. Prud. Bold.
]). \ 39. on a'lces geares ymb-
ryne' hora. I, 178.]
\.'Z\. coWvi^xo, getvance.]? ge- 1.6. quo, mid pam.
cance.] fraude. I deceptione. supputationis, geteles. conipu-.
l opprobrio, ßenrdc. talionis,
liquido (gl. manifeste), andgijt- laterculo (gl. nuraero). tele.
fullice. calculanlur, [sindoii] getealde.
1. 22. repensandä (gl. renui- suppulantur. numerantur.
neranda). geedleniendum. salvatrix, halvende. 1 hivlend-
rependenda. lic.
fol. 14. B.] 1. 1. sacramentum, 1. 7. su\iern\, p(es heqfe/ilf'ca/i.
gerena. nativitas, cynnincg.
operculis, hlidiim. pra^figuratur, [is] getaenod.
clausa, belocenu. beclishiGga. gl. pro praifigurabatur, v(vs
1. 2. prophelarum (gl. pra^di- forevitegod.
catorum) vaticinantiuni (pro- quaterno [1.8.] genere, iiu'd
phelantium ) , bodi('[/idi'a.] [darüber of] feovcrfealdiun
marg. bodiendra viledoma. cynne.
Ventura, pinc. \?[)incg.] fabrefactam, gevorhle. opera-
gratuita,/vr/;i6ü//n//"« [I.-/v/;y/(7.] tani. formalani.
1. 3. sacrosancti flatus, hui- signanlem (gl. demouslrautem).
gostes blivd[cs ] gesvutelirnde .
inspirans, onbla[vende.] in- angulari [lapide], ^^/Z/yr/M'^rtr/^^.
flans. 1. 9. testamenlorum , gexyd-
pra3sagis, mid gastliciim. no>is[a.]
1.4. incarnalione , Jhi's[c]lic coliis, cludes.
nysse. nalivilalc. fny/i[ned- sine viri vola, ofverh'cumjol-
m/sse.] iiififi 1 ha/idbred[c]. marg.
orac'.uloruni (gl. divinoriim elo- biUan verlicuin gemana[/i.\
(luiorum). rilcdoina. \ god- 1. 10. maritali complexu, vcr-
cimdra spreca. Hce beclypjiincge.
1. 5. tcxuisse (gl. coopcrirc, absciso (gl. .i gradalimj. marg.
rcvclasse). marg. 1 cejan. ahwvenum.
AGS. GLOSSEN. 443
niinutalim, stneulum hri/t[ma'- (gl. virtule. clarilalc), hco-
lum]. litlan 7 litlan. fenlicere nahte.
ac nieinbralira , ~] limmcclum. nulabiiiida , reosenda. cor-
parliculalim. ruenda.
exponil (gl. composuil}. seäe corrueret (gl. cecidisset). hit
rehte. narrat. [hreäse],
Giles p. 22.] 1. 11. raniusculis, 1. 19. instrumento (gl. male-
boginclum. raniis modicis. ria). inid tote.
I. 12. slipilum, bogana. arbo- succisa, forcorfen. intersecta.
riini. procumberct (gl. caderei),
procerilalis (gl. dignilalis). ~} nsige. \ h7iii)te.\[. h/üpde.]
astrovenesse. longitudine. \.20. \\\xv\v\^nlt, upyrnendre.
l. 13. in altum (gl. in sursuni). crescente.
niarg. on hog/iessum. viridltate, grenncsse.
congrua (gl. acccpla). inid [xvs- surculoruin, sprit[fiMga.]
licuin. fraudarelur, [vwde] bereafed.
iiilcrpretationis, gevecennijsse. privaretur.
1. 14. coiiiectura (gl. argiimen- l. 21. piophetica relalioiie (gl.
tatione). hriedclse. [Jüj' i'w- pra;dicalioiie). mid rücnli-
delse.] cere ge[re]cenfijjssc.
explaiial, he gesmitelede. coeleslis, [h('()fenli\cere.
coiio (gl. .i. siininiilate). co/;/;r?. 1.22. aiiiculos, Ikla.
verticis (gl. capitis), helines. apicibus, slri'cinn.
pennigeras, ßderbierc. in quadrala, on fijderscytum.
1. 15. tiirmas, hoapo.s. [I. hoii- pagiiiä, dade. summa pars libri.
j)(is.] mulliludiiies. lol. 15. A.] l. 1. lyrannici po-
penelranlcs(gl.pcrtranseunles). Icnlalus (gl. polestalis), luvl-
[yruhja. [l. Imrhfui'onde.] hreofre [1. -vre] fnihte.
1. IGr quadripedaiiLe, fifder- rcgalis (gl. rcgis). [c////e//'Jc/?.s".
Seite. moiiarcbiic (gl. .i. principalus
cursu, venu. [1. rine oder 7'i- uiiius). andvealdes.
num, i'i/nu7n.] discriincii, /'recnt/s.se.
1. 17. siimpluosa (gl. copiosa). l. 2. Irina (gl. Icrna). [preü]-
vnd gestn'onfalluin. fcaldre.
pabulorum Cgi. pralorum. 1 her- 1. .'J. pensavil (gl. cogilavil.
hariim. ciborum). fodoiu rcli-ibnlione). marg. he hol-
{übcr €71 steht an; also i-ede. 1 pinsode.
\fodana'). bi\g\loofeiia. \.\. \w\\wvA\K\\\he geinan\aYl.
l. 18. coclcsli (suj)crnij numinc I poiliibclnr.
444
AGS. GLOSSEN.
ea lenipeslale, on pa're rcoli- evangelicä, \go(hj)eI\liccre.
\jnjsse'.*\ 1. 12. adslipulatione, seäunge.
avita, eatdfa'dera. adserlione. adGnnalione.
slirpe (gl. genere). cnosle. deputanliir, shul geteakle.
1. 5. transniigTatione, ofyrfie- in lanliim (.i. tarn valde). to
relde. [I. ofer-'\. pam svide.
abducli (gl. deducli. translali). 1.13. paterna^ traditionis, \fa'-
tobrohte.
1. 6. carnalis, lichamlicere.
copul« (gl. coniiinctionis). ge-
pcod/iysse.
voluptalibiis, lustum.
operam (gl. .i. Studium. \ cu-
r a ni ) . gyinen e . m a rg. ge//i en e.
1. 7. in arto, on stktum. duro.
constricLo.
proposilo, i?igehede. initio.
gradu.
nieniorantur(gl. dicuntur). [sin-
do.'i] gescvde.
1. 8. importuna, sco viäcr-
viird\e\. marg. pa't vide.r-
vurdc. assidua. improba.
garrulilas, gehli/d. verbosilas.
frivola (gl. fraudulenla). falsa.
sfüifiille.
deliramenla (gl. stoliditates).
dofiniga
1. 9. eosdem, pn ilcan.
priefaUini, J'or('sir\din'\ .
1. 10. exlernie (gl. aliena').
[J'rciii]di-o^
perogrinalionis , (vlfpeodi[g-
nyssc. für (('![)-■]
ullroneos, sij/J'rHIcs.
caslilalis, iiuvgdliddes.
1. 11. invitos (gl. coaclos.
coMipulsosj. noilde. [^filr »va-
di-dc, iK'ddde.}
derli]ces gevitnan. revela-
tionis. consuetudinis.
divina' sanclionis (gl. iudicii.
inslitutionis. 1 prwcepli;.
marg. godcundre gescl-
nysse.
1. 14. integritalis , andsum-
nysse. [1. ansundnysse.] vir-
ginilatis.
1. 15. ferculoruai (gl. epula-
rum). t sanda. [vgL 'com-
nipatus, scf/ida'' gl. Ejii/ial.
p. 155. Mie J)a Jia're sondc
breac' bom. 1,572. smidhe-
deu tct r igon t lieh m issio .
'seo vurdt'uUe sand veard on
|)isuni da'ge gefylled' bom.
I, 194. 'nu com ic to eov
J)urli {jft's relmibtigan sn/idd
bom. II, 296. '|)urb godes
sande bom. II, 472.]
delicias, gevisifulluitga.
1. 16. in tenenima, on inear-
n'.s[tum?]. in gracillima.
1. 17. leguminibus, oJ\vtum. 1
vxirtum.
sustentare, fercian. confor-
tare. adiuvare.
1. 18. relVenarunt , ?//[ 1 J.
domaveiunf. supprimunt.
compescunt.
1. 19. colossi (gl. imagiui[s]).
AGS. GLOSSEN.
445
anclicnysse. [1. anlicnys-
se.\ pi/i\s oder pyrri\
Giles p. 23.] 1. 20. porreclam
(gl. elevalain). arccrede.
tricena (gl. lerna) proccrilate
(gl. loiigiludine. alliliidine.),
niid prcqfealdrc Icficge.
niarg. und [yn'ttifealdre heh-
[nyssc].
1. 21. salpicum (gl. lubaruni).
luhiciiiatorum. sargana.
clangor, ceorm. damor.
nmsica, piplir. [ronpip, fislula.
' pipdreäm, fistularuni cantio
vel canlilena' Lyc s. v.]
iiicrepucrit (gl. arguerit. so-
nueril). niarg. svegde.
sambucoruin (gl. simphoniarum.
.i. cilhararuin). marg. svegel-
horria.
1. 22. persultans (gl. clamans.
rrhoans). hfydende.
iiisomierit, hie/idc.
inccndia , onlcndnyssa. iiifla-
grationcs.
napfariiin [niiltelalt. für na-
phlliaruni], heorpann; jin
verbffserl in de. Iieorda,
harz? inarg. 1 teorvena.
tyrvena.
fol. 15.B.] 1. 1. fomite, tendre.
sarnienlonim , sprola. ramo-
ruiii, ((iii de viiica oxcidiinliir.
iiulrimiiie (gl. .i. aliiiicnlo. pa-
bulo). fodan.
con-[l. 3.]slanlia, anrn'ditysse.
firinilas.
su<rragio(gl.admiiiiciilo). heljie.
inalleoli, dyde. dudkaman.
[vergl. Miidliania, papyriis.
dudliainor. R. 43.' Lye.]
machiiias (gl insidias). searo-
cnrflas.
crepi-[l. 4.] lanles (gl. ardcn-
tos). brastliende.
globos (gl. vertigiiics). leo-
maii. cliorena.
1. 5. scd quid, ac to hvi.
nupliales [copulasl, gtj'tlive
saiiirislu.
1. 6. Uialamorum ( gl. lecto-
rum. 1 cubiculoriim). marg.
hrydnoj'a.
copiilas (gl. coniunctiones).
gesyn[hire.] conmibia.
proncpoliim, enldra nefeua.
prosapiä , niid cyurene. gene-
ralioiie.
posteriorum (gl. nalorum).
(rftergencge?ia.
et progcnie propaganda(gI. pro-
creanda. .i. nianircslaiida. \
oslciidcnda). marg. ~] mid
ges Iren en dlic ere stof'n e .
1. 7. cxamiis.sim [1. ad amiis-
sim]. rf'hf[e.] .i. rcgiiiari-
ler. diligcnler.
1. 8. flavculiiim (gl. riibcn-
liiim). Culgciiliiim. geo/erra.
macliinas , cr(vj'tas. insidias.
slnic'liiras.
I. 9. gl nie, l'nne.
sarcienles , Ireagiende. con-
suenlcs. \ componenles.
moraniiii (gl. iiiijx'dimcnlo-
nim). Ic/ili/icga.
(»lia (gl. (|iiielemj. slilnessn.
1. 10. neolcricis (gl. novellis.
446 AGS. GLOSSEN
s. noviter conversis). 7 ''/''-
ginn.
1. n. postquam, seädan. [1.
siääan.']
latebrosa (gl. tenebrosa). l)e\o\-
sterfulle.
prioris instrumenti,^«ve (vrran
iiesetenesse. documenti. 1
legis, marg. [ge]7'ecenyssa.
[1. -e.] [ge]cijctmjsse. \ ge-
set?njsse.
lalibula, diinhoua. [I. dimhofa.]
hindilns, g7'i/ndu/ga. [1. gru/id-
lunga. vgl.']fk{xv\\ct ahreäs
|)8et lem^cl g?'undlf//ign' hoin.
I, 72. hi pä burh grund-
iu/iga tövurpou' hom. I,
404.]
evanuerunt (gl. adnuUatasuiit).
fordvinan.
1. 12. iinipida (gl. clarissiina).
marg. [xi Jrcutorhtestan.
luniiiia, tunglan.
1. 13. crassae (gl. tenebrosse).
[iiccre. densce.
luslrautia , onlihtende. peiie-
Irantia. iiiliimiiiantia.
in Iriijnadro [anibitu] , marg.
on jircoda-lede emhcurte.
[I. 0/1 [treodivledum ciub-
Itri/rJ'le.]
1. 14. sjjargerentur, [i>a'ro?i\ge-
dcelede. disseminarenUir.
inmimera [excmpla], ung('7'ime.
bisna.
1. 15. affalim (gl. uberlim).
gctingcolice. marg. vnviii-
fealdlicc.
exuberent (gl. abundenl)./»o«/?fi
i>e?iihlsumiad.
suppeditent (gl. suffultent. s.
subminislrent. 1 concurranl).
gofaltumiad.
1. 16. paucula (gl. s. mira).
höht. s. luminaria.
quw, l>a [)e.
cursim, ofstlice. velociler.
1. 17. votiviim, vynsumlic. ac-
ceptum. desiderativum. marg.
gevinsumlice. \ gecveme.
inlegrilatis (gl. virginilatis).
a?isumnysse. \? a/isiindnysse
oder änsumnyssc ?]
1. 18. mercantibus, ceapien-
duin.
1. 19. proceritas (gl. celsitudo.
sublimitas). marg. healic-
hed. 1 langsiimiujs.
phariis (gl. turris altus 1 ere-
ctus). herehecn.
velut (gl. siciit) praestantissima
(gl. elegantissima. allissi-
ma). marg. svilc pcet svii-
telcste. \ hehste.
1. 20. quadrali, fyderscytes.
rotundus, sineveald. leres,
obolisci, Staues.
globus, clincfi. [1. clyven.]
fastigium (gl. allitudinem).
gepn/ige?irsse.
1. 21. contemplalionis, emr/a-
[ttmge.]
[ad] culmcii, to gepmcde.
in alliim, ///;. sursura.
surrcxil, pc arist.
credalur, [/.v] befa'sl.
l'ol. 16. A.] 1. 1. pareutis (gl.
AGS. GLOSSEN.
447
.i. florenlis) paradisi , hlo-
vcndes /loorxnevonges. [1.
latex, burne. \ ride.
1. 2. coiif^rucnter, pivs[Iice.]
1. 3. limpida (gl. clara). frea-
benrlit.
virgiiialis pudicilia', J'iviinihad-
licerc sidefulmjsse.
I. 4. coruscat (gl. rutilat). gli-
tenad.
splendida, sci\()ne.\
acies (gl. exercilus). truma-
illustraf, onlikt.
1. 5. cariialis illecebra?, licham-
l/cero Joi'spi/nnincge. liistt's,
obluiulil, fordet. [1. forded.}
.i. relundit. l vetat.
spurce, scandlicre.
obscocnilalis (gl. iinpuritatisj.
J'ulnesse.
glaucoma, sped.
Giles p. 24.] 1. G. sulluudit,
gc[f)]ndgijt.
doleiiduin diclu, sarlic io cre-
dc/ic. \ carinlic.
palpebnc, brcaims.
1. 7. grossescunt (gl. intume-
.si'unl). tosvf/llnd.
puUbanlur (gl. computaban-
lur). [sind\ getealde.
1. 8. fallilur (gl. menliliir).
[is] alogen. \ aiurgcd.
scolomalicoriim , slirrbli/idra.
telris, inid srcai^ium].
1. y. obscmaiilur, beod losvor-
ccjie.. l (i[)cslrpjle. ty\rvedel\
seuliiia (gl. loclidissiina aqua in
uave). adelan.
l. 10. siibmcrgcnlP, hosencen-
duvi .
immunes (gl. iiicoiitainiiiati.
inviolatas). o/'ceasc l i/u-
vewntc.
credunlur, sen g(i[[nilite.]
1. 11. non licta\ nnthtridre.
[1. n/igchivedre.] non simu-
lalai.
poüunlur, [>n sijn gegodede.
uUinlur.
l. 12. vexillalionis, fanbyndc.
conversalionis.
viclricia (gl. victoriosa). [/;«]
sigefivstan gudj'anan.
coelestis, pKro hcoJ'cnlicrn[ft.]
1. 13. Hierosolynuc , sibge-
sijli de . [? h ierher ge/i ör/'g . ]
ante angelicuni [conscssum],
iviforun picre [l. p(bii] en-
ge licuni givderuugiim .
coelestis llieatri , piea heofen-
lican plcghuKes.
con-[l. 14.]sessuni (gl. .i. con-
venlum. l coambulalionem).
gesi/lle. congrcgalioneui.
sellynge.
facta, gevordenre.
iusta, mid rihlriscre.
discretionis (gl. ralioiiis. 1. 15.)
lancc (gl. trulina asta) li-
brantis (ponderaiilis) , ve-
gendre slodales. I gescndes
(ipiiisu/ige. niarg. Iieo/o-
rn[ii.]
virgiiialis, [f(nn>ihad]h'ces.
triumplii, siges.
li'oplieimi (gl. victoiiani). l
IwreloJ'.
A\8
AGS. GLOSSEN.
1. 16. labara, fannn.
1. 17. uiatrice (gl. utero), puer-
perio. eacnu[n]cg-e. marg.
cildhaman. Xmoderlice cijn-
ninge.
1. 18. instrumenti, g^c^f/wy^Äß.
(gl. legis. 1 (locumenti). \ge-
setnysse,
prima, pcvre forinan. prajci-
pua.
asperrima'(gl.diirisslm*) [119.]
poenitudlnis (gl. compunctio-
nis. poenitentiai). stictestre
abrerednysse.
lima, fcol.
salebrosos (gl. lutosos. asperos).
vage, vidervurde,
complanans (gl. deleiis). sme-
dieude.
aiifracfiis (gl. reflexus). voge
kylcas.
1.20. saluberrimuin. pirne hal-
ve[n]d/ie. salutare. 1 con-
gruuin.
paranymphus, vitumboim drihl-
vemen.
1 21. priniitivai, //7//rtC?/////e/i-
dre.
dispensaus (gl. distribuens. or-
diiians). J'ovgijen.
1. 22. castimonise, gehealtsuvi-
iiyssc .
per a'lhera (gl. nubes. sidera).
gcitd ro[dor.]
foi. 10. B.] 1. 3. lorrido, o/i
liatlum.
velilos, pa forbodenmi. pro-
liibitos.
Iiyiueucos (gl. copulas. iiiipllas.
conmibia). gtfta. \ hir-
mede.
1. 4. olidarum (gl. sordidarum.
cenulenfarum). fulra.
polluta (gl. coinqiiinata. nia-
culata). maig. forvurnende.
contubernia, gemanan.
aporians (gl. respuens. iiiiu-
r i a n s) . onscuniende .
1. 5. asperrimä, mid pcpre
stidestan.
invectlonis (gl. inlalionis).
prenle. odde peovrnca. \
onstales.
severitate, re[dnesse.]
piitidos (gl. aniaros. sordidos).
[1. 6.] squalores (gl. inimuu-
ditias. sordes. illiivies).
horslice feldii.
rubris , 7nid readinn. rubicun-
dis.
1. 7. rivulis, ridum.
pr*sagminibus ( gl. vaticina-
lionibus. 1 divinatioiiibus).
sagum \ vilegum.
1. 8. porlenderat (gl. insinua-
verat. sigiiaveral. l demoii-
strarat.) gelacnode.
1. 9. quadripartila' , ßderdcr-
ledre. in quatuor partes di-
visa3.
bistoria% gerecetiysse.
evangelicie [1.10.] relationis
(gl. narratiouis. liberafio-
nis). gud.sjjc///rrre vrace.
tetrarclia , fyderrica.
tuiica, anlic.
1. 11. coiiscrvanda' (gl. custo-
diendif) . [gchc(il]dcnre.
AGS. GLOSSEiN.
449
pra'figiiralio, getacnung'. dispersa (gl. dissipala). tobri[t-
virginalis pu-[l. I2.jcliciti;i^ (gl. te/w.]
caslitalis). [fwmn]haillice7^c 1. 19. decepla, jiuulit. [1. be-
sid('\^fiilnijsse.] picld.] sediicla.
1. 13. virtuluni, inihium. siniplicitas (gl. puritas). bile-
viniina [1.14.] silveslrii (gl. rilinju.
i.\'^vcs\\ii). vudabfrrt-' <>er[t/,7.] 1.20. sopliisUe, i/äri/a/i.
nemoribus (gl. saltibus). bcar- niinutalim, brecnuvlinn.
rtim. [1. beaj'rum.] 1. 21. in frusla, to sticce.
in obrizmu, on siiKctum. in pristinum statuin, Id hain
flavenlis (gl. fiilgenlis. riiben- (vri'a/i anthnbri'..
lis). rondcs. reformavil, gcednivedc.
Giles p 25.] 1. 15. auri metal- 1.22. siiprcina Tgl. ullinia) sors
liini, golddrum. \ verguin. (gl. cveiiliis), pa-t ende-
scopuloruni, slanrocca. Iowa. nccsla i^cliiiij),
glareas, stanci's/as. 1 crnppas. nuilclaverat (gl. puiiierat. con-
rolundos [lapillulos], si/terealle demnavcral). [üa:s] nfsle»cn.
popdstanas. unia (gl. mensura. sorle).
1. IC. scrupearuni (gl. scni- lüde. \ beode.
pea .i. aspcra saxa). stau- lol. 17. A.J 1.1, paiipetTulonim
scijlfa {das wort slAW ist i'om gl. miscrorujn). pedrfe/ia.
rubricntor vor scyll'a gc- coiifcclio, vesing. \ gemn/i"-.
schrtcbcn). gruttn. {das wori steht rercinzclt
de arenosis [sablonibus] , of oben an der seite und "-e-
sandigiim stanscilfimi {ru- hört nicht zuiit text s.X.l ,)
bricalor). sandignin \ sf(c- suinpluosa, of hnihtsumre. co-
neniim. piosa.
liloruni , slrandinn. slranda crogala-, aspendrc [I. dspen-
{riibricalor.) dcdre] . t gedwledre. divis« .
sablonibus, raram. dispcnsala-.
contra (gl. advcrsnni;. o//^'YY///. 1.2. scqucslra (gl. divisa. t
1. 17. riliini, gevu/ian. singulari. sc(-rela). mar«',
in rubicundas congerics (gl. mid synderlicum. niarg.
congregaliones;. on reade mid diglum.
hf/p/as. \ gega'derangc. 1 de lelilero (gl. de nior(ilero).
hvpaii. [di'(id\b(r[ruii,].
supcrna, mid lieo[/onlicere]. I. .'J. snscilavil , hr arrwrde.
1.18. polestale(gl. auctorilale). cxcitavil.
inihte. Auibunda , nf yr\re^. hi/r-
Z. F. D. A. IX. 29
450
Alis. GF.OSSEN.
livro. 1 roilre. valde ira-
(iiiida.
f er 0 c i f a tc , reä\iujsse . ]
1. 4. cogcrctiir, he v(vs gonon-
dciL expellerelur.
poculi, sicnpes. l hficeppes. ca-
licis.
fliroriini (gl. nofandorum) [1. 5.]
gramimim. niaiifiihe ii/i'tc.
virulenliis (gl.venenireriis). wil-
rig. \ geoislri[g.]
succiis (gl. virus, liqiior). sa'p.
1 vwte.
Iruciilenla (gl. liorrida). ^^>/.v-
licc.
rcgulorimi (gl. illoruin scrpeu-
liuni). [iroroNdra.
I. 6. qiiadrujicdis, JUlcrJ'ctc.
rubeUe, tajcnn. qua- et raiue
dicunlur. \j'gl. däii. tiidsc-^
sonst heij'st die kröte ngs.
lade, ladi^e; e/igl. fortd.]
ei spalaugii (gl. inusci venc-
iiosi. gemisser|)eiilis). niarg.
~] Ixvri' sco)'t(iii /Kvddran. 1
slavjjrm. [das letzte irurt
vom nibricator beigefügt ]
1. 7. conleclio, ee-.ing. debi-
lilalio. geiiia/igveitnijs. \
vienei/ige.
liabebaUir, [/v/.y] ge[henldc/t ]
1. 8. coiisiiinerel , [u'iidc bi-
bcicL
jabaro (gl. vc.villoj. gea/ga/i.
vexillo (gl. .sigiio). niid sige-
heneiie.
1. 1). di-ac(>iiuin, /i(rd[dre/ia.\
viMienala dclrimciila, a-ttrige
uidvninge. \ <rj'eiirdlfi/i.
freiDebundiis ( gl. pavidiis).
carJi. [1. cearig.]
1. 10. borrida, egisli[c\e.
discriinina, orh/a'ttros.
pallidiis, a'bUvce. exsangiiis.
cxpavit (gl. Forraidavit). foidt-
tede.
1. II. gemiua (gl. duo) cada-
vcra, trege[n] lichaman. \
tealie.
deruncloriini , /ord[feredra.]
inorliiorum.
letale, deadbivre. niorlilertim.
1. 12. exilio, frwcnysse.
pernioiler, hcivt[e oder hewt-
/ice]. niorlaliler.
in prisliiHim vila' slatiim , on
[la irrro/i Juelc. 1 antim-
bre.
1. 13. us(iue cygiicam cauiliem,
odda luinnjsse. niarg. odda
grie[g]a/i hannissv [\. öd J)d.]
veliihe, vtjlnouiui.
1. 14. generali (gl. communi).
[gein(in]liciün.
1. 15. speciali (gl. siiigulari).
seiiderlipuiii.
soporatum , svej'ediii'. somiio
gravaliim .i. in sepulcbro.
conlendunl (gl. dicunt). cnva-
tiad. l criddiad. 1 sccgcad.
I. IG. pra'sertiui (gl. igittir.
st'ilieel). to geiissan.
1. 17. de Inniba, of prih.
ebullial, bealeettnd.
i-eciproco, edlivse/idiiin .
spii'anlis (gl. .siiH'lanlis). pijj-
fe/fdes.
Ilatii. Iilirde. spirilii.
AGS. GLOSSEiN.
/iöl
in snperficie , oii hrad/n/sst'.
in fiicie. o/i aiiscne.
an tri, scnr/'t's. \ gi'a'J'cs. iiio-
numenti.
1. 18. seiisini (gl. paulalim).
stu/idnurli/m. \ hro/ilicc.
scatiirial (gl. erumpat. 1 ler-
veat). uphrhi/ied. \ papelad.
1. 19. incrediilus (gl. iiilldelis)
negalor(gl.conlra(lit'l()r)./////-
Icnful vidercrijda. [I. an gel-]
Eoa; ( gl. .i. orieutis^. marg.
pnra ea.stayi.
Iriperlitas (gl. in tribiis paiLi-
bus (livisas). [»'eodivledc.
1. 21. India", Itivrc caala/i.
proviücias, scire. regiones.
I, 22. execranda [sacellonim
luslramenta] , pa ansa'Uaii
didj'clgild.
sacelloiuni, Jicrgnna. sacelluin
terDpliim idolurmn.
liislrameiila (gl. idola. cubilia
Icrarumj. lonpl.
iiiepla (gl. ingrala. abiccla).
[)a ascitnicndlican.
flamiiica, sacerdltadns.
lol. 17. B.] 1. 1. consorles (gl.
• i. parla). dadinmcndras.
1. 2. laudibiis, loj'uin. (marg.J
habelis, liabhc gyt.
Giles p. 2(>.] 1. 3. pcrpclua',
[e]c<is. aeleriKT.
virginitalis, [J'<i'nui]liades. ca-
slilalis.
1. 4. libidiiuiin (gl. voliiptiilmiij.
lusln.
Iroplieuin (gl. sigimm viclori;c).
herpJof.
1. 5. victoria, [sige]lcan.
de, nf.
seciuitas (gl. rcquios. 1 (|iiie-
ludo). stil/u/s.
1. 6. daiigor, svü'g. sonitus.
veluf, tonilruali fragore, siu'Ice
of punoradh'can cer/ne. [1.
punorradlictnn.] marg. pu-
ndicunt cinne.
concrcpaiis (gl. resonans).
hk'odringende. [1. hleodri-
ge./ide.]
1. 7. ooliorlalur, iiiinind. am-
monet.
rumoruni (gl.opiiiionuni). marg.
hlisena.
1. 8. proscquitur (gl. i. dii-
cit, 1 exponit. laudelj. pe-
nad. tohifd
1. 9. dudmn (gl. i. ante), (vr.
vas, [/a'l](rls.
I\|)iciis (gl. i. lormaliis) Ben-
jamin , sc g(is[t]lira i'iilf.
myslicns. inlciprclaliir lii-
pus rapax.
1. 10. devorans, ahUcnde. ab-
sni'bens.
manubias(gl.pra'das). hererenf.
pyllionissam (gl. i. divinalri-
cem. proplielissam). hcUint-
nan. l rircan.
1. 11. nerromanti.r (gl. da'-
moniim invocalionis. divina-
liuiiis moi'luoriim). dcoj'li-
cr.s galdres.
I'alsilalis, se[ . .] vom riihii-
(•(itor.
IVivola, ln'rungti. licla. l laisa
aul inania.
29 *
452
A(;S. GLOSSEN.
sunipluosas Cgi. acceptas. abun-
dantes. coi)iosas) [1. 12.] opu-
leutias (gl. divilias. luxus.
1 e\)u\as). geslf'eo//ff//le rist-
fullunga.
cumulantem, godiende.
qiuesluiim , tihta. \ stre[onfi].
liicrum.
gazas deliciüsas, estfiiUe relan.
1. 13. niiitai (gl. elingua") ta-
cilurnitalis (gl. i. silenlii.
1 molestiee). duinbre sr/'a//.
labris, vcle[rum].
procacibus, gemagum. ofcr-
sprecelum. imprudentibus.
1. 14. imperio (gl. iussu. po- i'anoiiicw (gl
Icstate) lerrente (gl. treine- rcuolicere.
iacienle. niinaiite). niaig
7nid egislicuw gebode.
coegit (gl. compiilil). gcnea-
dode.
1. 15. in fuiido (gl. imo) niaris,
ofi dropuni. 1 ni velicum
gl- II II de sirre.
Iransegil, adroh. pcrcurrit.
1. 16. quadragenas (gl. sc. pia-
gas). XL fealde rite.
acerriino (gl. durissiino. aspcr-
rimo) lormento, oii [nvrc
tonrloslan liiitrcgii.
1. 17. iiilc^ritalis , aiidrcalh-
}ll/S.S(>.
ob pi;ri()gali\ani ( gl. digiiila-
Icin. piivilcgiiim. 1 specia-
lem casliiuoiiiani). nf sipi'
dvrlic II in riirdin [// \itl('.
1. 18. su[)erii()iiim civiiiin, Jico-
J't'iilicni ceastrvgccara .
1. 19. abstrusa (gl. concliisa).
digcliiijssa.
quam dicunt (gl. sc. revelatio-
iiem s. eam). pn hi cved-
diad.
1. 20. adisse (gl. visilasse).
geiie(i[la'cati].
1. 21. garriat (gl. vocileral).
hlijde.
divinum (gl. dei). \godciind]lic.
sequipcdas (gl. .i. seciilores.
ministros ). [fijligeii]drns.
marg. a'ftergencgiiiii. 1 ofi-n-
lu'ceras.
1. 22. quippiam, (v/n'pific.
i. regularis).
Fol. 18. A.] 1. 1. apocrypbo-
ruin. vidersacnna. falsonim
scriplorum.
toiiitrua, sveges.
1. 2. abdicare (gl. reTiitare. i.
expellere). vktsacoii.
eliniiiiare, ascirian. afli/inaii.
expoliare.
palrum [I. 3.] scila, laga. iii-
dicia. decrela. 1 iura,
scriptis decretalibus (i. stalii-
lis). marg. (writcninn gc-
si'tt/iessuiii.
sanxermit (gl. anirmaverunl.
iudicaveruul). grilciiidc/i. 1
gesell IUI.
1. 4. pra'sago (gl. pravscio).
III id Jhrevil tigere.
simiilacro (gl. liguraj gelic-
/ii/.sse.
1. 5. evangclica', {god.spr/]/i-
ccre.
AGS. GLOSSEN.
453
liislorlographus, rurdrr/'lrre.
1. 0. iiiediciiiale (gl saliililc-
runi) calaphisma (gl. niedi-
canieiiUim). halre/ide ch'dun.
\ Iwcedom.
procurans (gl. observaus). lac-
nicndc.
piiruientas, giolstvige. [la g'ic-
vt'gaii.
1. 7. [purulentas] valeludiiics
(gl. niorbos. iulirniifalesj.
fule untriwirif/.sse.
segrolas, adlige.
fibras, incode. pulinones./'rc//'-
mas.
deiiidc (gl. poslea). s/ddc/t.
spiritalcs (gl. a spirilu nomi-
iiaiilur). feondlicp.
1. 8. irK'oiiinioditateü, incoda. iii-
conveiiiLMitias. 1 iiifirniilates.
lorrido, hatuin. i. ignilo.
cautcrio, mearcisenc. \)iu'iiv\-
cingc. Ixrr/iijltc.
1. 9. (Icbofomo, blodse.re. \Jhjl-
man.
1. 10. castilatis, gelicald[suiii-
//t/s.se.]
1. II. memoralur (gl. perliibe-
lur). is gcre/il.
Giles p. 27. J debituni, ucad-
pear[J']nysse.
nalurse (gl. senilis). i/Idc.
1. 12. supreiiia (gl. ullimaj
Sorte, p(vm elemesian hlete.
\ ende
pcrsolverel, goAwsla.
orbis, hvurflinces.
giibcnianle , hegemendum. \
iHssicnduin.
moiiart'Iiiaii) (gl. priiicipaliim).
victHere. \ enldurdoin.
1. 13. ad tiilelam (gl. ad delen-
sionem). to gcscild/itjssc.
1. 15. siiccessor, marg. <vj'ler-
grnrga.
1. l(j. dispeiisalor, dihlend. \
viciieve.
ecclesiw, ccrca/i.
rcgimine (gl. poleslale). vis-
su/ige.
1. 17. ne(iiiic({iiam (gl. Iruslra.
inaniler). on ul ['.' 1. holiii-
pra'l'erant (gl. aiileponaiil).
forescitad.
celibatus, T/ncd/utdcs. i, pii-
bcrlatis. virgiiiitalis.
lavacri, preales. baplismi.
1. 18. niersus (gl. liiiclus).
[bese/i]rrd.
ab origiiiali piaciilo (gl. viti(K
peccalo). o/i [xvi'v ffrah'ca/i
ntdinhvdc. priiicipali. [Jii'i'ii-]
Jullum {i'uhr/'cdlur.)
iiicdulliliis , iiinivdlice. i. iii-
liine. fiiudilus. iisqiie ad iii-
Icriora, iiiliiiia.
1. 1*.). liloi'arum, gcrn'la.
api(il)us, stricuiti. 1 slaj'itm.
lileris.
1. '20. shidiimi (gl. dociriiiam.
i. cinMiii. 1 cxerciliimij.
/(irr. iiiai-g. siiiculungc.
gcssi, adrcli.
si quid pra'slaiilissiniiim , ar-
viüHlticast. marg. gif (v/ti-
pinc arri/i'dlir. Iioiicslissi-
iiiiiiii. oj)liiiuiiii.
454 A(;S. GLOSSEN.
fol. 18. B.] I. 1. laiitopcrc, glaciales fgl. frigidas). ^a "•/-
pearlc. tani valde. caligan. niarg. gicelige.
laxaveral (gl. i. iiidicaveral. alpiiim, lieahlorra. moutium.
possederat. he ilemdo. saltus, bearevas.
qiiaiilo ni;)gis (gl. eo niagis). prcenipüs (gl. fractis). qf ht/rt-
1(1 h(i [)carf(ic hit is. riibri- stigiiin.
caior: in'a(l[)enrj'lic is. I. 1 I . scopuloriim (gl. saxoriini
1. 3. propagines, bogas. i. pro- emiiieiiliiiin). stanracia. \
genies. 1 origiiies. turra.
vitis, r/'/t/Wdes. caiUibiis, clnduii}. saxis. 1 pe-
1. 4. scrobibiis, ofi furuiii. sul- tris.
eis. ciiigiinl (gl. circumdaiil). be-
pastinanlem (gl. rigaiilein). ti/d- Jod.
riciide. 1. 12. pudicilia, side. casti-
iiecromaiilia', gnldres. täte.
1. 5. [lelit'cF'as] laliruscas, spriv- IVetiis (gl. usus, iiuctus). ge-
iu. marg. dcadbarp spran- bohl. \ gebro[cen.]
can. iiigis, re[ ? ].
1. G. ilinerariiim, siäboc. fore- 1. 13. parsimonia (gl. penuria.
boc. J'ereIii[boc]. 1 teiDperanlia). spa'niesse.
digestiim (gl. ordinalumj. gc- in claudestino, on diglum. oc-
dilitc. ciillo.
flarius (gl. evidentius). srtfte- crypta% cniftnn ; übor an ver-
h'cor. brjscrt es.
1. 7. cliniavit (gl. enndavil. 1. 14 sjicLto, ho/e. spekinca.
elucidavit. nianiCestavil). sc raiicibus, ccaclum. labris.
gereble. spirittis, ordns.
bibliothecis, of bocuin. anhclilu (gl. Ilatus). J'/ursle.
1.8. apnd ilomam (gl. cini) 1. 1.5. corrnnipens, .slüende.
lloniaiiis). mid R<)[tiianyni.] conliciens.
1. \). ponlificalis, b/'scopl/r. iatebrarum (gl. sacralorum.?
sumini sacerdülii. sccrctornm). hiolslni.
catliedra; (gl. scdis). slules. 1. IG. inirorsiim , vinor. su-
sacerdolitini, saccrhnd. pcrins.
Europfje, ?wrd[da'les]. dcscendisse, aslignn. siibisse.
1. 10. Ansonia; (gl. llali;t',). niira- (gl. pgrogia") niagnitudi-
Honiane. nis (gl. lorliludinis). viicelre
parocbias (gl. adiaconles domus onn(vl[/iysse.]
aul dioccsis). biscnjin'cu. I. 17. ad sedandam (gl. scgre-
AGS. GLOSSEN. 455
gandani). marg-. to geliotlc- curaretiir (gl. sanareliir). g-e-
ra'('(i//[/if']. [1. gelidc-\. Inc.nod.
vesaniani, vodmjssc. rahiein. l. 5. geslus (gl inolus coi'|»o-
1. 18. faiialica' luslralioiiis (gl. ris. i. iniliuin. l desideriiim).
circ.uli. curriciilo aiiiiüruin). geriliuoig. l slcru/ig.
dioflices. etnrynes. 1. G. calaplasnia, clijda/i.
spurcalia, felda. felida. Iricanim, ijfdi/icga. luorarum.
iiiexlricabili (gl. iiicxlcnniiia- obslaculo (gl. iiiipediiiieiilo).
bili) collario, ii/tjhredlicn' veanie. l rcifimincge.
vacentagiv. l. 7. maig. absurdum (gl. in-
l. 19. cum aiiiniadversioiie (gl. couveuiens). JorcudlicAun-
cum malediclioncj. maig. orwstc.
inid virc[g]ii/ige. inarg. celcbeciimum geiuis, wäe-
liilcs p. 28.] nuillavil (gl. pu- Ursle cijii.
uivil). citnodt'. laciturnilatis, .slil/ii/sse.
1. 20. cultricem, bigcncge. l. 8. sileuüo, oj' Jorsuvii/igc,
miuislratricem. iiiid sv/gc//.
l. 21. evangelicis, [god.spel]li- üjipilalum (gl. obluralumj. /?;/•-
cum. dl/t.
asserlioiiibus (gl. allirmaliüni- vilesccret, ucacud. coiilcnipli-
bus). mid gesedunginn. bilis esse.
signi.s(gl. prodigiis). yb/"ö/.'<Y/6- lilerarum, lara. dogmalum.
num. 1. 1). delitcsceret, J'ordcine. i.
forrexil (gl.couverlit). gcccrdc lardaret. heiiiide.
t'ol. 19. A.] l. 1. pra'cipuum liiumpliantis , sig/rc/idcs. im-
(gl. excellensj dociiiiiculuni, peranlis.
heaiic lar. vicloria, sigc.
marg. Iricarum, ijidi/icga. 1. II. ad synodale coiuilium,
dclilesco, /c yö/Y/r///6'. l [h'j .si/i()d\liciiiii gclicldc. \
beinulc. geiiiolc. (tdbKjuium.
coufuto, ic a.sly/ile. pojuili'^ (gl. plcliibus) coiillucii-
1.3. diulunia (gl. loiiga'va^. libus , s(iin(idciiin\i'\iidinii
langj'icre. t langsum. Jolvinn.
elepliautinosa (gl. leprosa. re- l. 12. rabbilos, Idrcuves. du-
gia). vwrvehU'. 1 hwoflige. clorcs.
1. 1. sacramciilo, gery/ic. my- dira (gl. crudclia). rede.
Sterin. 1. 1.'5. spicula, sagiltO:^, garas.
diclo cilius (gl. vclocissimc). lor([ueMU's, l>ig[sfi/ic<'/idc\. [ki
svide rade. sccotc/ide.
456
AGS. GI.OSSEN.
1. 14. clypeo , gescililnt/sse.
sculo. 1 legmiiie.
confiital (gl. aut viiicit). astynte.
lalonliiim (gl. oceiiUaiilimii ).
hoiitidcndra.
1. 15. \)vws^'j^n\, fori'vitcg-unge .
1.16. sopori (gl. levi somiio).
shvjie.
1. 17. [cum niembra soporij ile-
disset, pa pa he hehle. \ bi-
gedc. [heldiin bedeutet: sc
inclinare; präl. helde. Güdl.
J7. 8.]
debil um, fieudiiiijsse. \ neode.
visionc, gesihde.
1. 19. salis, siide.
decrepila (gl. veleraua). for-
voi^en. \ /orenld[ed].
1. 19. suscilare, nneran. rc-
s laurare.
iuheliir, he het. pra'cipiebalur.
1. 20. iuvencula (gl. virguncu-
la). seilcen. fiemnc. \\.scijl-
ce, -an, f. merelrix. '[)a un-
dergeat sc preosl, |)tct he uc
uiililc I)onc lialgau ver [13c-
ncdiclum] lichanilk'C acvcl-
laii , 7 volde [la liis Icor-
niiigcuilita savla fordon,
7 gcinacodo, Jiict seofou na-
codc vininicn uruou plegeu-
dc on hcdia gcsilidum, Jiicl
lieora iikuI vurdc outeiul to
galuyssc , [iiirli jxfrn ''>('//b-
rc/i(i plega/iJ lioiu. II, 162.
l'lioipe : 'Uiroiigli llic piay
(>r lliosc liarlol.s.']
[iuvciKHila] pulclinrinia, (viili-
cüslc ineoidc.
velul (gl. quasi). sHIce.
1.21. venuslsc, eijnsumere. \
f legere, egregia-.
contempialiouc, emvld[tiüige^.
visionc. coasideratione.
1. 22. clilaiiiide (gl. i. sagumj.
V (vfe /[ ,y e . ] bas in ege.
fol. 19. B.] 1. 1. obryzo, apla-
tediini.
purpureis, briinbasevi/in. \ren-
diiin .
ornatum (gl. compositum), ge-
ro/'[h]t/ie.
1. 3. acriter, genJg.
arlalur , gepnest. conslringi-
Uir.
1. 4. l'rugalilatis , spwrnesse.
gemetginige.
macilento (gl. cxicuuato). ge-
chrnsrdinn.
Gilcs p. 29.] 1. 5. solvilur (gl.
rc(lflilur). [bid] agif[en].
1. 7. muri, timbrunge. a'di-
licio.
I. 8. cousumplis, forfnrene.
1. 9. baplizaliis, under ci'i/s-
711 um.
1. 10. circuisli, gendfer[edes.]
inirasli.
labarum, sogen, l gi/dfa[non].
quod, se.
1. 13. cum, ut.., h/ne[p(rt]he.
Iransiltis (gl. ilincris) sui, his
/'(ere/dcs-.
quam, pirne.
1. 14. in iiivcnculam (gl. in
virgunciilam). to on ijdesau.
1. 1 5. suscilahis (gl. inslaurabis).
iieedstadeles. 1 aiuerest.
AGS. GLOSSEN.
457
1. 17. constructa (gl. sedificala). periculo, pleo. damniini.
gevru[ht.] Giles p. 30.] 1. 10. lenera,
1. 19. indicans(gl. manifestans). mearava. gracilia.
cij(h'/i(h>. labella, si/ieares. labia.
1. 20. coniiminicans (gl. sancli- freqiientabant, lomUvhtnn.
(icans). goinivnsumiendd. 1. 11. t\c\\\w\\\v€\^ gvlimp vi-
sacraineiilum, gfrpne. sen. quod devenit.
ascendit (gl. inscdil). hieop. 1. 12. venia, rijl[cn]. ancilhi.
1. 21. seniitas (gl. vias). sid- 1. 13. tclhera (gl. aera). Ii/ßt/.
J'ala. evolaiites, avegßeo/ide. vclo-
fol. 20. A.] 1. 1. marg. cale- citer currcntes.
chumenus, [ge\lenfhlestend. visu (gl. aspeclu). gesiddo. [1.
1. 2. transacto (gl. evoluto). gcsihde.]
gee/idrede. [1. gccndedre.] au^w^mixl, hi on v('goJh/[go//].
olficio (gl. gradu). pe[umige.] {rubricalor).
1. 15. elfalseril (gl. claruit).
seine.
neminem, na'nige.
expertum , bedivlcdne {i'ubri-
cator.) marg. bod[(vl('dn('].
gfiiommen für e.xpci'lem.
1. 16. digesla (gl. ordinata).
gedilitc.
1. 17. celibcs , />« cln'[nan].
puberes.
slriclis, mid stidum. conligalis.
legibus, lügiim.
laseivam [1. 18.] pelnlanliain
(gl. libidinem). pa vrwnan
gal[/iijssi'.]
coartanles , prea[l/e//de ?].
sliiny:enles.
consummalo (gl. linilo). ge-
J'elledum.
curriculo (gl. cursu). rijne.
1. 4. consorlio (gl. conluber-
nio). geferredene.
1. 5. neclaris, vv\tes?\.
ambrosiä, svetnesse.
1. 6. velamento (gl.indumento).
nnder vcvjclsp.
delitescere, fordviiian. i. lar-
dare. \ lalere.
mellilluam, hunibd'rc.
1. 7. pra^TOgalivam, /yv/w^'v/c'.
l vu7'dmenle. excellenliam.
pra3Sagia (gl. valiciiiia). marg.
forevitunge.
1. 8. in tunis, nn a'l[d](-radeliitn.
siipinus, iipn'lit. a.slrehl. pro- lilillalionum (gl. a(xensioiiuin).
siralus.
ex imitroviso, iniforra/idedliee
exLcmplo. subito.
ex-[l. 9.]amcn , svearin. nuii
liliido.
labra, sina'ves.
tolgetunge.
gesUis, geb<v[r'\. dirdc. Xgrn'l-
nuii'^e.
I. IIK iiuloniilos, ///igi'ri/ldc.
bigarmn (gl. currnum). seri-
dcna. \ cj'wta.
458 AGS. GLOSSEN.
suhiü^a.\es,veor/'. f/f/te[n]\. hors. 1. 7. regeiieranlis (renascentis).
ferratis salivaribus (gl. repagu- [edmi'ie/i]dre.
lis). oj' isc/ium midlum. \ 1. 8. sacraniento, genjne. uiii-
bridlum. nere dlviiio.
refrenaiites (gl. prohibentes). oppresserat, ni'd. obruerat.
gevyldende. redivivuin , cucedreai'[?] ite-
1. 22. calechunieiiorum , g-c- ruiu viviim.
leaßileslendra. auditoruui. I. 9. ad lumiiia vila- (gl. i. ad
gradu, gepincde. ordine. superos). 1 hehnisse. to an-
statu , onrununge. 1 o/istede. genttr. 1 to etstadelu/iguin.
stipeni (gl. elcniosiiiani. aliiiio- niarg. riibricator: to pan
niam). bileofen. vpliccui lifo.
pauperculis (gl. iiiiseris). ^/'f/r- I. 10. de lalebroso, of prij-
fuin. strefulrc. [\. of pijstreful-
fol. 20. ß.] 1. 1. eroganteni (gl. rei] leiiebroso. diglinn re
dividentem). brt/stme/idum. [^ verbefsennig].
uoclurna^ [itiht]licore. baralhro, cvi[c\s[usle\. i. in-
1. 2. qiiieti (gl. sileutii. 1 somno). l'crno.
reste. Irucis, griiiirc.
integritatis, cla'n[/njsse].CdiS,\.\- uiarg. factio, rconiing.
talis. 1. J J . tartai'i lonnenlo , helle
1. 3. Corona (gl. aiterna). vitl- rite, poena.
diü'beaga. voll coinpos, ciltide. i. Leios,
inl'ula, curdscJpe. /}i//[c]de. 1 iiilares.
quam, pa lic. ad superos, [to i/p]liciini.
diadenia (gl. Corona), cync- proceruni (gl. aUiini) IVonden-
kelm. lis [1. 12.] pini slipileni (ra-
1. }S. cre\\m\A\orv\\w^ healsmyna. niiinij. heuUcne boh pufbic-
ornamenlorum. res pintreoves.
Uumhs, ///////(/s. pred/ias.nvdV'^. 1. 12. cerimoniis, bigencgum.
rubricator : l'nvtevunga. culluris. legibus divinis.
indclessis (gl. niagnis). micluin. dcputalum, betah/ie. Iradituni.
1. 5. nieuioralur, [is] gcrvht. 1 obli(iuu, mid vogum. Irans-
iieinu/ien. versa, non recla. rubr. re-
ci\\.cd\mnQ\\i, gclcafhli'stcndes . clineni (gl. \)vommi). aheld/ie.
l gpcrislnodcs. audicnlis. 1. 13. cur\alura, b/gelse,
1. G. dira, st/d. crebri, gelontelicere. mulli.
grassalrix, onhldiicnde. \ fov- inarg. ntbr. m(rjiif('[(itde].
svelgrHd[e\. devoralrix. accolaruiu, bugeudra. .
AGS. GLOSSEN.
459
bipennes (gl. secures). a-csa.
tvibilles.
certalim, lo gcjlites.
succiderent, /'nrcur[fon]. \
1. 14. tuihtbiiiitliim, lo tt^eoiinc
1. 20. tegulanim , tigholarw.
marg. Iirofti/[gel<uia].
imbricibus, /)ecc[uM]. Ort/cum.
1 roj'linihrum. \ tigelum.
tecta, lirojas.
rnbr. v/cc/ie/ide. \ 1.21. bastali , gescrvade. i.
veose/idc. [I. hreos-].
I'ragore, brastlif/igc slrepilu.
armali.
scutati, getarg'ede.
horriso(io(gl. Iiorribili). [/r/'^//]- praesidiuni (gl. adiutoi'iiim.
cassabuiidiini , hreosendlice.
corrueridum.
1. 15. nebiiionis, hcoLH/ngo[?].
l'allacis. scuan. 1 Icasi/z/gc.
prasligias, galdrus. lanlasias.
schilac.
lividoruin [a'inulorum. gl. ini-
micoruni] . 7iidJ\ilrafeondn.
1. 16. fraud nie lila, svicfal. do-
iosa. deceptuosa.
faclio (gl. meiidaciuin). gcreo-
nnng. \ Icasung.
arlibus (gl. nioribiis). prwl-
linn .
oslenso, openro.
1. 17. pepli, vebhcs.
Giles p. 31.] ingorcbat (gl. iii-
ducebal). o?ibrohte.
a uxi ii Luii ) . gebeorh .
diriila (gl. destructa). tolire-
rcde. marg. a)iri/[s('de].
everlit, hc tovonde.
fol. 21. A.] 1. 1. gubenialor
(gl. rector). vissiend.
1.2. per idein lempus, o/i pnn
ilcaii tiiiuin.
grammalicoruni (gl. lillcrato-
riiiiij. .st<i'fcrii'J'li[g]cra.
1. .3. dispulalionis (gl. ccrla-
lioiiis). geflilcs. 1 lalc.
soi)liisina, rordsnotcriaig.
1. 4. in philosopliicis doginati-
biis (gl. disciplinis). on sno-
terlicum larum .
condiscipulus (gl. conscolaris).
acscola. consodalis.
1. 5. ccclesiaslicse, cerclicere.
pra!pollciile, viid srhicudre. \ hisldria', j^ace. \ gc'[sc]te//i/sse
vcrc/idre. cum, jxi.
1. 18. falosccrc, (ileorlcn.
prociii, lange.
ridi(uilosiim, gfiinc/in ; na rcr-
bcjscrt. hl lic: gaiiiclic. \
b/.s/ficr/ic.
1. 19. Iccil, /ic [dijde.]
dclubra, templ.
cenicntario, sla/iri/rJdan.
com pacta , gcj'cgdc .
inlanlia", iiniges cildhades.
1. 6. /('lolypus , vmhedig. 1
hohj'iil. suspectus.
1.7. oramatc (gl. visione). j^'v-
liorcd/n/ssc.
solatur, ho lurs gcj'rcj'rcd.
1. <S. pi'opler virginale, for
J'('iiili(id/i(i/iii.
prü|)ositinn, i/igcliode, iniliiim.
460
AGS. GLOSSEN.
gyninicum, larlicre. scolare, 1. 21. rhetoricis (gl. facundis).
Studium, bigengre. [1. -ce\. tingcuin.
1. 9. feminiiii, [f(vmmefi]h'ces. disciplinis, lamm, doctrinis.
simulacro, lüva. effigie. statua. 1. 22. normam , bisne. recti-
1. 10. coronani , vuldurbege. tudineni.
diadenia. reciprocis (gl. iteratis). edhc-
alloquunlur (gl. serinocinaban- cenduin.
lur). hy syndon gerehte. schedarum, gevrita. carlena.
1. 11. ex nobis (gl. sc. dua- sciscitalionibus (gl. investiga-
bus). of unc. lionibus). befvinungum.
I. 13. coniectura, of nvdelse. ? s?neatungttm.
colligi (gl. i. cogiiosci. inlel- vicaria (gl. alternatione). ge-
ligi). beofi lüidergitrji. rr/'s/re. inid gevr?\v[l]ere.
bis argunienlis (gl. sludiis). lillerarum (gl. i. dogmatum).
stafana.
fol. 21. B.] 1. 1. luce-[Giles
p. 32.]clarius (gl. evidentius).
svidc svutelice.
(gl. mauifesle).
pisiün gecneorenyssum.
1. 14. fas (gl. iuslum). rihllic.
niunificentia, giß.
1. 15. sortis (gl. distribuUonis)
suprenia? (gl. ultinue). pivre ad liquidum
ijtciuisle. lihjtes. \ dnles. [1. openlice.
[xvs i/temesta/t.] 1. 2. eloquentia', gleav[n//sse].
1. 16. probabilius (gl. elegan- 1. 3. edidil ( gl. composuit).
tius. i. laudabilius). afande- Jord ateah. 1 geselle.
Ucor. 1. 4. Iloruerit, veox.
1. 17. illustrius, mivr. maior. clogio (gl. I'ama. lextu. locu-
1. 19. urbanilate, geliiictujsse. tioue). marg. gydde. \ of-
dissertitudine. spjuecc.
in prologo, an Juresprece. coniectura, J^ccdeis.
apologetico , beladie/idlicre. prosequentis , recce/u/es. lo-
excusabili. 1 vero. quenlis. narranlis.
exposuit (gl. Iractavil). ntrah- 1. 5. coucioualorum, rordn'en-
[l/iude\.
I. 20. et celcberrinius (gl. ex-
ccllentissiinus). ~] se brciiie-
ste.
Cappadox (gl. cpiscopus (^ap-
padocia'). cajjpado/u'sce scir.
marg. capjtado/üscre sch'c.
a?que, gclice.
dra. locutoruiu. rbelorum.
marg. baniiendra. inade-
lieiidni.
1. 6. pro rosiris (gl. primor-
dio. in muris). /ö/' heahsel-
dum. \ gemolslortim. mai'g.
on real In in. on geiiiotsl.ore.
concionanlur (gl. sermocinan-
AGS. GLOSSEN.
461
lur. loqiiuntur). radaä. \ imnmnitalem (gl. caslilalcni).
madeliad.
1. 7. concionis (gl. loculiouis).
ra'dclse.
(lispari sexu , unilicum hade.
o}'ceasni/sse.
1. 12. ad pronierendas , (o
geea?'ntemie. adquirendas.
strcniie , rceddre. velociler. 1
forlis.
ceu propria [|)crsona] , srilce iiüegritalis, anhvealh/ii/sse.
ageniini liadiim. 1 nnimwi. 1. 13. imperio, mi/ile. po-
dissimili gradu.
non alieiia.
tVuiiistaiilur (gl. ulanlur). bi'U-
cad.
persona (gl. nomine), hade
1. 8. atlonilis, ablit. [1. dhh'rge-
di/in. 'se casere veard |)a
äblicged niid J)isum vorduni'
honi, I, 380. 'äblicgde, ter-
rili, stupeFacti , lioni.' gl.
Hannov. 'äblicged' lioni.
I, 494. bis niagas viirdon
ablicgcde' lioni. 1, 502. 'lo
|)issere (kede veard |)a>s cyn-
ges heorle äblicged' liom.
11,474. Tliorpo. . aniazed.]
audiloribus , liUjslendam. au-
scullaloribus.
ignaris(iiie, 7 lälcndum.
aiisciillaloribus, hlosticrum.
testale.
indoniila (gl. ine(irenala). un-
govijld.
lascivia', vnvnsan? [1. vriv-
nesse.] luxuria».
1. 14. refrenalur (gl. douialur).
veld. castigatur.
? vernacula (^\. servula. an-
cilla). poftan.
insolescat, avolßge. superbiat,
[1. (ii'ojjigc] niarg. avol-
Jigc- n/hr. \ i'oßle.
nulibus, inid inihtum. liganien-
lis. impcriis.
1. 15. mancipalur, gedra'sl.
coniniendetur.
conlubernali sodalilale, ma'/ili-
cere. ainicabili l'aniiliarilate,
mid geU'ofve ferrivdene.
1.9. rccludenies (gl. apcricn- adliarescal, /?^' /«j:,'r/>eo</e. per-
fos). hoiiidoidf. seqiialur.
abstrusa , hchc/tda. [? hehi'-dc.- 1. 18. carniii(;uni , fcorhha-
de], Jordecte [n/tc. /ki/ui. intcri'eclorum.
1. 10. palclaciunt, sf'//[fo/iad]. I. 21. slivarius , svlluuidln.
Iioc, tnid [[idm].
ergo, to.
coiuioiiaiuli Tgl. lo(|iienlc.s). ;vr-
di'/idc. 1 rordic/idc.
pra^l'aliis, .sdula. jjra-diclus.
serniocinari, rordlian.
I. 1 1. pudicilia", .side.
aralor. si/l((.
salor (gl. scniinalorj. s(r-
de VC.
Fol. 22. A.j 1. I. occa. ./;■///.
car.
spicis, canim. eglum.
unde, pa/ic/i Jord.
462 AGS. GLOSSEN
1. 2. reciprocis fluenfis , on-
gemlßoveyidum vwlerum .
marg. rubr. ecI/(Ccef/[d////>].
niillenos, [püsen(/]fealdff.
nianipiilos, gilman.
1. 3. novalibus, dijncgum.
1. 4. cum, ponne.
in iclu, 071 jrrince. iü punclo.
seduclus et propalatus).
goijpt. 7 gesvu[tclod.]
1. 13. a primsevo (gl. ab
ineunte). of fnjmfdyldum
[l. fri/iiidijldum.]
pubeiialis (gl. adolesceutiae.
iuvenlutis). cnikthades.
soll lud inis, anettes.
atonio , preovthvüe. beorht, 1. 14. falescunt (gl. deficiunt).
verbefsert in brcorht. [1. ncvincad.
bearhtm. ßir ' preovtlivil, niundani (gl. secularis). [oo-
nictus oculi , vergl. tvink- ru/d/i]cere.
ling of au eye' g/'ebt Lijc 1. 15. vilescunt, vachiad. 1
'preovsllivite' ohne citat. nnvurdiad.
vgl. indessen hon\. W, h&^ : barritus (gl. mugitus). gru-
'iu ictu oculi, iu novissima niinga. marg. gruniing.
tuba, on aure preor/hri/e, truouleulos [1. IG.] fremitus
on J)uire endenextan byuiau ]. (gl. I'eroces souos). IndUce
1. 5. elemeuta (gl. forluna-. 1
sidera). gedrihln.
sequestratis (gl. divisis). tudce-
[leditm].
gremetunge.
ardentis, [ljtcrnen]des. flagrau-
lis.
defensaculo, gesceldnysse.
loliorura (gl. zizauiorumj. In- consulä, mid gevefenuin.
sera. cocceln.
1. 6. exhausta (gl. defeclum).
marg. atcoreduiii.
Giles. p. 33.] 1. 8. rumore per-
crebuit. marg. la hiinc ge-
vidituvrsedc.
1. 17. plectä (gl. cratere). vie-
felsa. marg. gevijtide.
pro dulci (gl. suavi). 7 pm'h
rcredre.
daclyloruin, ajipla.
sagiua, ßvliiesse.
plenius (gl. perfechus).y/////Y'- 1. 18. debilum, neadfisnysse.
j/iedlieor.
1. 9. simplo (gl. special!), an-
fealdre.
1. II. a pellaci (gl. fallaci).
J'ram leasum.
genero, adumc.
1. 12. deccplo, hepfchtenne.
violatus.
solvit (gl. rclaxavit). gelcc-
stc.
1. 11). iuc.xiricabili (gl. iudis-
sol vi l)i I i ) . inifot'i'dlicinn .
repagulo (gl.rcliuaculo). hende.
1. 20. ternä iutercapedine (gl.
spalio). [»'cofenlduin fivce.
criistuia', rindan.
prodilus (gl. mauirestalus. 1 biicellaui seiuiplenara (gl. di-
AGS. GLOSSEN.
463
midiam p.^l•tem. bucellani). 1. 5. celebri , rin'd ivdoluin.
licalj'/ic ban/iiic. eximii.
1.21. [pennijger praepes (gl. 1.6. interpretuni , vealcsloda
velox ales). fuicvbuTe fu- [1. i'calh-].
1. 7. pra^slantissimus , vurd-
ful teste, digiiissimus. sub-
liniissimiis.
laudalionuin (gl. opiiiioiuim).
in arg. herinega.
exlollit (g!. elevavit. bonorat).
upahejde. \ onedde. [1.
updhivfde. 1 urivrede, oder
vielleicht d?'öde, bonoravit.]
Iloineriim , raarg. eordsno-
teran .
1. 8. emergeret (gl. inspiceret.
orirelur). upamylde.
trpj
indcfessis famulatibiis (gl. in-
faligabilibns obsequiis s. ser-
\iliis). niarg. unaleorieii-
dum. I)e,-i[inigum.]
rec'iprocis, inid srijhnn.'
biulco (gl. aperlo). ni/tienduiu.
[1. gij/iie/idum. vgl. ' mid
gyniendiim iiuule' bom. II,
510.]
1. 22. roslro (gl. orc). öile.
decrepiliim, pa forvevedan.
inexbauslain (gl. indel'essam.
iiideficientein). unaleorednc. 1. 9. inlegrilatem , aiidvwlh-
iiiarg. iiiigetiji'adiie. nysse. pudiciliain.
accepto (yl. accipere). iiudei'- conservaiidam , to ge.[lienl-
J'o/i. da/tue], observandam.
lol. 22. 13.] 1. 2. pala'stiiiüe (s. 1. 10. s([iialentis , horxiices.
provincia^j. [nes hiredlican. imimindi. sordciitis.
[liiredlic, lainiliaris. provin- 1. II. prius , ler l)anne [xet.
cia im geistliehen sinne ge- ante.
noininen.] conlcinplalivam (gl. specula-
accola (gl. liabilalor). inlen-
disca.
clbnicis pareiilihus (gl. gcnli-
libus cognalis). of luedenuin
mag um.
l. 4. spiiu'lis, pivnetum.
de Spinells uasceiilihiis ( gl.
tivam). [xel gastlice. \ heo-
J'enliee.
praclicam , anilviirdnn. actua-
lem.
1. 12. babilalor, inlr[n]da.
lascivam, pa vrienan.
1. K5. laiiiclic;«', hangrigi'e.
gignenlibus). iiiarg. oj'aci/n- IViigalilatis (gl. tcinpei'aiili.T).
nrndlieani. \ J'e.rediiin j)ijr- gneadlinesse. iiiarg. gnead-
nrtinit. lic/ii/s, IViigalilas.
(M lom|i(\slalc, on piere hrcoh- 1. 14. iil iidii calcilrcs, fnel J)U
/ii/ssaiii. [\. -e]. 1 gedrcf- ne spedrinsl [''. sjx'anilasl.
ni/ssam. [I. -e.] ea liirbiiic. .v. gespornaii im gl. (,'a'dm.
464
AGS. GLOSSEN.
s. V.] l stenrtlest. marg.
sia'j't/ige, caicilres.
Giles p. 34.] paleis, vindvig-
cenfum.
fame (gl. inedia). hungrcs.
conficiaui, gevivce.
1. 15. ]>voAv^\\s,fore.[beacnwn].
1. 17. nuinicipiuin (gl. civita-
tem). J\csten. oppiduni.
1, 18. niandibularuni , Reagin.
dentiinn niolarium.
I. 19. gulosä, frwcnfulre.
marg. fra'cum.
veiitris, innodes.
ingluvie, vasende. 1 glfer-
jif/sse. gifrefiesse. marg.
vase?ide.
1. 20. armenla , marg. hri-
deru.
agricolas, yrdtilian, verbofsert
in erä-.
bubulcos, cuhijvdas.
subulcos, svanas.
1. 21. Spiritus, marg. ordas
[1. -cs\. \ hf(vstes [\. f/KP-
stes] .
absorbeal, hr fursvea[l]h.
1. 22. Iioc modo, [ms.
pyra, ad.
slruo (gl. congoriej. vudnjine,.
slipilum, bogana.
in cdilo, OH heahiiysse. in al-
tiim.
fol. 23. A.] 1. 1. sciiidiilis, bran-
tliiiii .
siiccensam (gl. ardenleni). an-
tendne.
pra'l'aliim (gl. pra-dicfiim). pare
J'orcscduu. [1. -sii'd(i//\.
1. 2. scandere, faren. ascen-
dere.
compellens (gl. prsecipiens).
neadicnde.
1. 3. sqiiamigeros (gl. scabro-
sos). ostie [für ost/g'e].
costarum, ribba.
crales, hi/rdlos.
spinfe, /iricg-ces. ribbes. dorsi,
cuivaliiram, gebig'i'dnysse.
1. 4. coquenlibus (gl. assanli-
bus). blatesiendnm.
lilionum, branda. accensio-
num.
1. 5. bestiae, dcores. diaboli.
flalibiis, hi'(vsttum (sie.)
eripuit (gl. liberavil). gridode.
1. G. fervenlis , ystendre.
furentis.
[Cervenlis] oceani, vealcendre
sie. rubr. reohntjsse.
fhistra (gl. lluclus). ßodas.
cataclysmi, ßodes. diluvii.
cerula, bri/mmas.
1. 7. egrederentur(gj. exirent).
oj'ei'joren .
1. 8. irruptionem , onrirs. on-
brijce. ingressionem.
minaretur, pa pa eissede.
cell, svn sra sind.
cliaos, dvolman.
1. 9. c-ogereiilur (gl. compelle-
leiiliir). [i'd'i'on] ncadodc.
rrc-[l. lO.Jnicntes (gl. fureii-
Irs) lliu'liis, vedendc yda.
giirgiiinn moles (gl. magnitu-
dincs). vdga ungcinetlum.
in experlo, on cudum.
lerrore, egiscuin.
AGS. GLOSSEN.
465
1. 11. (crucis) signaculj, hlct- h\\nsiv\s^ iryhvyrhtiim. (mcw^.
.sii/ige.
in glarigeris, ort sa-llcum.
sul-[l. 12.]carel (gl. fodiret
[sie] \ scriberet. 1 labara-
ret [sie]), mearcode. [la
pa mercude. furode.
sabionum, imsa.
litoribus, slt'andum.
turgescens (gl. intumescens).
to[)indende.
1. 13. in cuiiiuluin (gl. 1 in lu-
dassolbe).
Giles p. 35.] 1. 2. in reniolo,
oji send('7'licuin. in sepa-
rate.
lugurio, hnlcc. 1 cele.
lliforieam (gl. conlemplativani.
supernam) godcundiice.
anachoreseos (gl. lieremi). an-
cvrsellan.
Iransegil, gvfveinade.
I. 3. ex hoc, for[n.
mulum.j on beorli. in aug- inlibalum ( gl. volivnm.
nienlalioneni, on Iii/pel.
glacialis, gicelig.
1. 15. eonipescuit, furbcd. [1.
forbwd.] prohibuit.
tumenlem (gl. lurgenleni) in-
saniam, gcstende i^e.ohnijsse.
rnbr. niarg. redende.
1. 16. eompressit, oj'prihtc.
factum (gl. opus), dwde.
1. 18. ercmita (gl. anachorela).
vestenseda.
1. 19. monarchiam (gl. prinei-
paluni). ricelere.
1. 20. practiese (gl. aclualis).
andimrdre.
conversationis, droht[e].
studio, cneordnt/sse. labore.
quam, pwt.
1. 21. volivum (gl. acceptuin).
est/'///, oplalivum.
pra'Iigural, gelac[/i(id]. sigui-
lical.
lol. 23. B.J 1. 1. lervorem (gl.
ardiirein). i-ealle. vijlin. \
bnrd.
exegil, adreah. cxposcit.
Z. l<\ D. A. IX.
niaculaluni. inviolaluin). uni-
vcmtncde. [1. unge-].
usque nonagenarium, od pa ni-
genleodnn ; verbefserl {nig)-
und{eodan).
1. 4. decrepita', forveredre.
Iribuno, ealdre.
1. 5. consulta (gl. responsa).
ric[das]. niarg. andsiHira. I
r (je das.
1. 6. palerelur, hiuvrhrhlc. [1.
va'r-]. consenliret.
intenlione (gl. eura. desiderio).
^('orn[Jh/nesse]. rubr. ge-
/'//// unge.
1. t). proadepta- integritatis (gl.
assumpla eastilatis). niarg.
ungcrfangenre [l. ander-]
andrcalh/iyssc.
clilaniide , niarg. linnuvdenne.
liniamenlo (gl. speeie. 1 simi-
liludine). of hive. \ gelic-
nt/ssr. imagiue.
1. 10. (lomestica sodalitatc (gl.
socielale). o/' hifcudlicere
gefemvdcne.
30
mc
AGS. GLOSSEN.
adsciscebatur ('^\. adiungebalur.
ulebatur). [va's] gepeod. 1
ciged.
1, II. oraciila (gl. pnedicalio-
nes. responsa). gerona.
prsesago (gl. prsescio). [ ]lm-
gwn. [?1. geMcnungvm.\
1. 12. affialiis, ahhpst.
l. 13. prwtereundum , io hii-
gv?ine. 1 f'orgiiene. decli-
nanduiii.
bealae, {ges(vli\ges.
memoriw , [gemijn]dcs. [ge-
mynd wiYd als neulr. iind
fem. gebraucht, s. Goodwins
AS. Version of llie life of
St. Güdläc. ;;. 103.]
1. 14. fortuiiatum (gl. dilaluin).
gegodedne.
vocabuli, \geciged\iujsse. vo-
catioiiis.
praisagium (gl. pra'scienlia. l
divinatio). forec[i]tigang.
inarg. gyddunge, diviiiatio-
nis. marg. godcundlic fove-
scavung.
l. 15. pascebat (gl. nulriobat;.
metsode.
in proposilo (gl. in inilio. in
giadu). Oll chv/i/iijsse.
di vi lue , [güdciüid/i] cere .
[divina?] rcligionis (gl. convcr-
salionis ). godcnndlicere
drohtniuige.
1. IG. nequirel (gl. nun possct).
he [ne inihte].
quam, Iniime.
appoUaliunis , \geeiged]nysse.
et celestis eulogise (gl. testa-
nicnli. benediclionis) pra^-
rogativa (gl. excellentia).
7 healic viirdment. \ syn-
de[r]lic gifu heoj'enlicerc
gi'eli?icgte. [1. ge/m/cde.]
1. 17. permilteret (gl. licentiain
daret). Jorgraf.
graluita (gl. gratis data) nui-
nilicentia, marg. mid gccve-
iniid udedgi/e 1 syle/ie.
superna, libcralitatis (gl. fruga-
litatis). heofcnlicere cystig-
7iysse. marg. liberalitas. sy-
len. 1 cy st in es.
1. 18. inunificcnlia (gl. largi-
lalc). gij't'l/iysse.
mactus (gl. 1 mirandus. dita-
tus. perfectiis). pucr, marg.
gevexa7i c?iwpliiigc.
poUescerel, veox. I peh.
secundis (gl. prosperis. la.tis).
gery?ieficum.
[secundis] succcssibus (gl. ca-
sibus. lelicilatibus). gesuu-
fullum gesielinyssiim .
l. 19. llespcriie (gl. Hispania^
1 Italia'j. vestdwles.
late, oj'er eal.
crcbrescerel, gevidmcvi^sede.
liaud l'ruslra (gl. non inutili-
ter). naleshco7i on idel.
1.20. advocato (gl. inlerj)ol-
latore). pi/igcre. niii/idbo-
ruin. marg. viundbora. pin~
gcre. advocalus.
i'elix, healice. \ geswlige.
pii vilcgiuni , sindergij'e.
parlicipavil (jjl. coininuiiica-
vil). mensumede.
I. 21. lactanles (gl. piieri. in-
faules), iunge cildre.
evaiigelici, godspellicere.
consona (gl. coiicordi) vocis
liarmoniä (gl. modulalione.
sono). dreamc. mid giulre-
mere svinsunge \ mid hleod-
ringcndum dreamc.
l'ol. 24. A.] 1. 1. concorditer
(gl. urianiiniler). anmodiice.
1. 2. niediocritas (gl. parvilas).
gehiui'd/iijs. 1 medemidlic-
nij.s.
aulhenlica (gl. coiifinnala. 1
auclorilale pleiia. siibliini.
priucipali). viid hitulicum.
1. 3. veleruin, [ca/jdra.
auclorilale, ect/dordume.
subnixa (gl. suH'ulla). under-
piod. 111 arg. under[)i/üd.
in sacrosaiicla soleimiilale (gl.
AGS. GLOSSEN. 467
inelodiä (gl. canlileiia. laude).
1. 6. coiicelebral, brem[c]d. i
her ad.
1. 7. iiniuarcescibilis, unforro-
leslices [I. unfoiTotedlices],
inipulribilis. marg. iinfa-
Ucndre. pudicili* , itnivem-
m e dlicerc clivn \nysse\ .
lulela (gl. dei'ensione). [va-
i-a[?//].
1. 8. proteclum , 7'nOr. geva-
rad.
proplielicd, \pited6m\Ucc.
signa, tacmi.
1. 9. posl deriila sacella, (pfter
toiwrpenum templan [1. -um\,
1 dioJel[gildum] .
dissi- [1. 10.] palas , tostenctie
[1. toalencte für tusten-
cede].
faiialic;e, vianfuUcs.
genlililalis, hn'denscipes.
festivitale). 07i haligcre ccreraonias (gl. observatioues.
freolstidc ; über luiligore culluras). bigencgas,
sle/i( pn/d. ? zu maiiiovvü-ds. i[i\x, se.
1. 4. classibus, bymiim. \ liere. expertem, ase/i[dredfi]. priva-
canorä (gl. suavi) voce, mid
dr einer e stej'ne.
geminis con- [I. 5.] cenlibus (gl.
caiitibus). tcifinum sangum.
tum.
1. 11. fato (gl. divinatione).
geswlinysse. 1 vigelunge.
Ibrluine, gevyrdes.
Osaiina (gl. salvaloi'). IkcIc- geuesi (gl. decrclo. 1 origine).
tode.
persullans (gl. reclaniaus).
dre[amende, dremcude, drij-
metidii],
iucunda^ (gl. amoena;). [hiht-
full]re.
iubilalionis, blissc. laudis.
cneoresse.
niallieinalicoruin (gl. docen-
tiuui. 1 düclüi'um). lunc-
gelvitegana. sleorg/eacra .
marL^
tun egelvitegen e .
sU'orgleave.
1. 12. conslcUalionem , a7/o;'-
30*
/i68
AGS. GLOSSEN.
rf'ßle. \ moorctnige. reo-
nu/igi'. marg. coiislellationes.
stioi'viglii. \ incnrcung'f'.
lireojuüigc.
Gilesp.30.]l. 13. copiosa, vui-
iiij'caUli'.
I. 14. emolumeulafjjl. augmen-
taliones. incrcedes. laborcs).
lean.
orlhodoxis (gl. rede gloriosis)
doginalibus (doctriiiis). inarg.
nf rihtgelej'edum lamm.
1. 15. provenerunt, geluinpnn.
inarg. geliimpun.
gnarus (gl. peritus. sapiens).
(cdel.
1. 16. palniitum, vhiboga.
botros , vlijna. \ clij[stni].
marg. bolros. cli/stni.
raceiuos, croppas. clijstra.
sannentorum (gl. vincaruin)
spranca.
1. 17. succidens(gl. pra'cidens).
Jhrceorje/ide.
fiscellis, ta'/ielinn.
onuslisque, 7 gcset/iedi/m.
corbibus (gl. copliiiiis). vi/tgi/?//.
ad pra'lum (gl. ad lorcular).
lo vi/ivri/igo/i.
1. 18. lorcularibus (gl. coin-
prcssionariis). vintreddui».
exprimendos, to vrhigen[ii](\
uieru-[l. I9.]lenla (gl. pura).
hlutru. 1 lidc
I. 19. delecali (gl. purgati) ne-
claris (gl. suavilalis). aJiliit-
tredes hi/nigf rares.
defrula, mcdeva. vin. dccocla
vina.
apolhecis (gl. Iiorreis). Hn-
hiisuiti.
1. 20. caiiponibns, vint(vppr-
nnn. piiicerna.
quatenus, [xvt luvvn/i ; ver-
bejsevt (vaT)ü{n).
1. 21. de terreno, oj heordli-
cuin.
mindinarimi , cijpmanna. cy-
peiigca. (e in i gebpfseri).
niercimonianini.
mercalu, gestreone.
fol. 24. ß.] 1. 1. prierogaliva
(gl. dignilas). sjjndergijfa.
quam (gl. s. proerogalivam).
pu'ne.
qui, pe.
1. 2. conipelliltir (gl. angaria-
tur). [?s] tieadod.
liumaniiin, [me/f]/n'sce.
exosus, andsu'te. despectiis.
coiisortium , ferra'done. ge-
rn a na num {viell. -iiKv).
I. 4. contubernio, vii/tunge.
habilaculo.
1. 5. liisloriographiis, vurdvj^i-
tere.
qua', pa. sc. virgines.
pro iii-[l. 6.]tegrilalis (gl. ca-
stilalis) pudicitia (gl. virgi-
nilale). marg. Jor geheald-
.s untere sidej'ul[?iysse] .
gurgitis, svi/ttes [? pyttes].
alveo, sfreaiiie. fuiidn.
per pra'ceps , /liderscij'e {?]
marg. iiidersceotende.
im-[l. .j.Jmerserunt (gl. abscon-
derunt). onbeseltan.
1.-8. pcriililalur, trncad. pe-
A(;s. (;i/)SSEN.
469
ril. marj^. ic triicii^t\ |)cri-
cülor.
iiiiraiiduin, rii/iderlir.
iicj^oliiiin (gl. 1 causa, labor.
ojms). geslreon.
propcmodum, für neun.
I. 1). doircliim Cgi. secreluni.
staluliini). rii'd.
raiiicoriiiu , manda'da. peccu-
loruin.
Ilagiliis, liflärum.
staluiii, Stade. \ stalaä. slabi-
litalcin.
1. 10. coiiturhanl (gl. coinriia-
ciilaiil). drcfiid.
iiian(-i|iari , [bcun] gcvi/ld.
siibili.
1. II. arbilrio, ci/re. iiulicio.
compellitiir (gl. coarlalur).
pnrst.
l. 12. priclexlii, /t/rc. velamiiic.
cxilii, [Jord]sfd('s. inoi'lis.
I. 13. extraiieus (gl. alicims).
ridntan.
hiolbanalos , hisiiiorcuas. [1.
bisinorlices], iiiarg. scl/'ha-
iiati.
coiiiici , gesincad. \ hogcd.
perlegi. argimiculai'i. l .siispi-
cari. itndcf.std/idc/i. iiiarg.
baon gt'smfod. \ gchogcd.
I. IG. (|ii()lilM'l (gl. ali(|ii(») paclo
(gl. I'ücderc. iure), inarg.
mid (Knigi'.re, trcovdc. \
irisc.
I. 19. nialeriia gravitate (gl.
digiii lalc) . modcrlicere siwd-
dlni/ssf. \ ritrdscipe.
(|ui, [ki. i. parculcs.
siiccessiira' posle-[l. *,»0.] lilali,
ßlii'/tdj'c ü'J'lcrgeNvg/iy.ssc .
consulebaiit, ra'ddan. provi-
debanl. legcbanf.
cousorliiiui , sc/t.scipe. lualri-
inoiiiuin.
1.21. obleiiUi (gl. occasioiic!.
iiiUiilu. oplalii). marg. für
hvioalc [? für bogijl(tnn<'\.
\ goriinungc.
diles p. 37.] decrevil, leoUge.
cogilavit. gcitii/nte.
oogii- [1. 22.] ala' , nnvgiudrc.
[I. iiurgtudre, magotudrc].
propimjuitalis (gl. vicinilatisj.
sijbbe.
lervorc, rijlmc. ardorc.
|:aiilatiiii , dirlmivlum. parlicu-
latiin.
I'ol. 25. A.] I. I. lepescerel
(gl. i. frigesccrel). hrconede.
torrido , \bijrnen\dre. calido.
accenso. haluiii.
rigoie (gl. diuitia. rorliludiiie).
brij/K'/iij.ssc.
iiisliiiclii, of (islihtingo. i. do-
clriiia. inarg. of aslihlincge.
stropliosi (gl. dolosi. invidi.
1. 2.) Iioslis (gl. diaboli).
face II fit lies J'i'undes, 1 an-
iligcs .
sciisini (gl. i. paulalini).
slnii[d\inirliiiii.
pnt'doiiibus (gl. raploribus).
slriidcri/iii.
\. 3. giassaloribus (gl. lorlo-
i'ibiis l pHgiialoribiis). Iwr-
gicnduin. \ ri/pcn/m.
obvia, inarg. agcaiihvurfcndc.
470
AGS. GLOSSEN.
obvia qiiaeque, marg. gdwylce opIalBe (gl. desideratoe). ge-
gehendnysse. agcanhvorfe- vilno\<lre\.
nysse. i. 10. qiia^, pa.
atrociter (gl. crudeliter). ^7v>/<- 1. 11. niacliera (gl. gladius.
lice. miicrone), mece.
vastantibus (gl. pra^danlibiis. extorqueretur, gp,cveJmh(vrcd.
popiilanlibus). avestcndum. cruciarelur.
1.4. venia (gl. servus. faimila. nialuit, sviäer [vo/de]. voluit.
pyften. 1. 12. occumbere (gl. cadere).
iubetur, [m] hebodeii. sveltan. \ fellan.
iusto (gl. recto) valde iudicio profanaiido, avitUende. pol-
(gl. exaraine). of svide luendo. niaculando. inqui-
rihtvisum dorne. nando.
1. 5. poslllminium (gl. redi- I. 15. i^vselevea, forp?'.
tum. ad propria limina re- tarn virginalis piidicitia3, ge of
versionem. i. niandatuin). {^fwmnhadlicc\re [geheald-
marg. ogeancerdingce. marg. sum]nysse.
r. ageanhvo[i']Jeiiysse. \ 1. 16. quam, ge.
ageancyme. marg. inter- 1. 17. feram, poUe.
dictum liminium.yb/'Z'o</e//«e adeo (i. in laiilum). sva svide.
edcyrr. tarn valde.
inutile(gl.conlemptum).iY/c//c. 1. 19. mutabilem (gl. contra-
quatenus (gl. ul). sva pwt he.
1. 6. minime, ?ialeshvo>i.
pertimesceret , ondnet. hor-
resceret.
prolixffi, lange, diulurna?.
1. 7. servilulis, geniderunge.
heri (gl. domiiii). hla[fordes].
riam) hvnrliee. \ vidervurde.
1. 20. reci-[1.21.]procis (gl.
iterantibus). edhece/idum.
anastasis doniiuica, se dvihten-
lica a'n'st.
1. 22. celebralur, [is] bremed,
honoralur.
9XvQ)C\Vt\\vcal\}ireovlice.\va'l-'\. l'ol. 25. B.] 1. 1. liquor oppor-
invisum famulatum, anstvtnc tunus, gehipelic [1. gehyht-
peovdo/n. lic]v(ete.
\.8.sli\nm,su/handlafn.[l.-?/]. 1.2. liquidas (gl. ciaras. pu-
1. 9. sulcorum, y?/ra. ras), myltendes [1. -e].
glebulis (gl. cespilibus). tur- 1. 3. stiq)cndo spectaculo, mid
vum. vundumfulrc [I. vundur-
occa, ear. oder vundor-'] vo'fersene.
nugacitcr, avorpeuliee. \ vac- 1. 4. ciciudilibiis, n'ocinii. stup-
[lice], inulililer. viliter. pulis.
AGS. GLOSSEN.
471
iiifusis (gl.imposilus). ongagcl.
l. 5. in ceiilro, o?i. tro.ndle. in
niedio. \ iu rota.
1. G. arviiiä , smereve. axun-
gia. ryaele. mycgeni. niarg.
micgern. arviiia. i. adeps.
\ pinguedo.
iiiadefactus, gesmered. [ii]u-
meclalus.
solito clarius, si'ide simte/ice.
l vuneiice.
I. 7. grassator (gl. raptor. va-
stator). ro\<if\'re.\
1. 8. qua, mid [jibn.
catlioiicorum, geleaf\^fuUr(i\ .
crehrescunt , r/de spn'ngad.
vidmersind.
obliquo (gl. ciirto. l curvo. i.
contrario), mid liviiruin.
livoris, (vj'cstes.
Giles p. 38.] succendiliir (gl.
conflagralur). [is] antc/id.
l. 9. ut, pci'l.
lavorabile (gl. laudabile). ho-
riendlic.
snspicionuin, venenn.
argumenlis, senrecra'ftum .
nulabun- [I. lO.Jdiini (gl. (Icxi-
bilc. covinünf^mw) . J'eatlcdnc
[1. feallcndne].
clidcrct (gl. i. oUcinkM-cl). [)wt
he aslvnte. \ gcdrehle.
slropliosi (gl. dolosi. fraudu-
Iciiti). Jaccfifidle. \ hiveres
[1. hiDcras.]
piobrosuni (gl.vitiosuni). eadril-
J'nliie. nclandiim.
1. 11. [probrosum] lacinus (gl.
culpam. realum. l selus) et
inauditum (gl. i. incredi-
bile) crimen, inuk [1. ge-
?ioh] manfuinc gylt ~j un-
geleajfufne /rh[f('r]
peslilenlia' (gl. nccis). cryldefi.
I. 12. concinnanl (gl. conipo-
nunt. conspiranl. nuillipli-
canl). Iirconedan.
I, 13. iiL cliirograpbatur (gl.
rescribil mann), sva sca
iivrai.
iiisiirreAcrnnl , ongaan [äri-
SO/l] .
I. 14. crepitante (gl. lonanle).
hrastlii'/ide. resonanle.
1. 15. regia^ pestis (gl. regis
niorbi). J'otadles. niarg. 1
fotcodu.
I. 17. apologelicam (gl. con-
cussibilem) [1. 18.] defensio-
nem (gl. gubernationcm).
marg. heladicndlice vare. \
gescildnyssc.
nt, s>}a.
I. 18. exquirit (quajsivit. in-
vcsligavit i. asvicadc.
1. li). Iiac, l>isiiin.
absirusam (gl. conclusam. oc-
cnllam. absconsam) vasti-
[l. 20.]talem, pa diglan tu'd-
gilnysse.
a^mulorum, ridcrvinnena. con-
Irariorum.inimicorum. niarg.
vidcvs(i\cena.\ [/'«/«/•] vin-
?u'na.
niacliinanicnla , dofungn. in-
sidias.
concinnalas (gl. coadunalas.
472
AGS. GLOSSEN.
compositas). niarji;. Jxi ge-
reonedan. \ onhvidan.
1.21. facliones, leasunga.
1.22. mussifantes , hivicndc.
stulahal. i. optabalur). sva
sva he bwt. \ geornede.
exhalavit (gl. exspiravit). uta-
Vyßite.
fingenles 1 nieiilientes. reo- foetidinn (gl. sordidum) spira-
nigeiidc
fol 26. A.] 1. 1. eisdeni, pnm.
periuraiiles, pa mansverien-
dan.
devolabant (gl. maledicebanl.
exprobrabaiit. oplabanlj, avy-
r?'gdon.
1. 2. donieslica* sodalitatis,
hivcudre gcjivrriedene.
1. 3. clientelä, in hirode. i.
societate. gefieodtiesse.
et propinquce necessiludinis (gl.
ainicitice. consanguinitatis).
VKVgra'dene. marg. 7 gcsib-
herc VKPgradene. \ nean-
sibl[higui)i\.
contribulibus (gl. propinquis.
parenlibus) . sihtinginn.
1. 4. tigillo (gl. cella. pars pro
ciiluni (gl. animam). fule
1. 8. concinnati , gereonedes.
coadunati.
1.9. serä (tarda), mid sleacc-
Icra [1. mid s/eac/icere].
auscultaiitibiis (gl. audienti-
bus). heorc[niendiim].
in propatiilo (gl. in comperto.
in medio). on ann/nge [1.
ijrungc].
lamentorum singultibus (gl.
ploralibus). heqfiinga sice-
t an ginn.
tani raucidis (gl. felidis. 1
amaris. s. invisis. abomina-
tis). /»/'o/? [?]. ceorigum. sva
biteruin. marg. mid sva bi-
terum .
tolo. tigno). hrqfe. marg. 1. 10. queslibiis, biq/'um. murc-
on fijrstrofe.
globis, leomum. luminibus.
raemo-[l. ö.jratur (gl. perliibe-
tur). is ges(pd. l ger/u/nen.
1. 5. ccrebri, b7'(Pgpanne.
nii/igum.
lacrimabundus, voplie[?ide\. la-
crimaiiti similis.
1. 14. quid, to hvi.
referam, ge[recnige ic].
plantatcnus (gl. usque ad plan- sancla* recordationis, ges[a'li-
tas). od pa fotvelmes [-as], ges gemi/n]di;s.
1. 6. morbo regio (gl. regali in- cuius, Jki-s.
lirmilalc). marg. mid [}i]reo- riimigerula (gl. s. famosa).
Jol[fin]. \ folad/o. \ Jhtcoda. hlisbu're.
impudeiis (gl. invercciindus. 1. 17. ubi, par par.
sine pndore). vnscamfa'st. Giles p. 39.] palmilibus , rin-
jMOcax (gl. [letax). ofcrspreca. tre\ovum\.
1. 7. [iilj imprccabalur (gl. po- 1. IS. longelaleque, /vV/e 7*''V/<?.
AGS. GLOSSEN.
473
percrcbuit (gl. mulliplicabatur).
gcfulspranc. niarg. gcvid-
vivcrsede.
altor, fosterja'der. nulritor.
1. 19. cnnabuloruni (gl. vesti-
meiitorum. 1 lecluloriiin in-
fanluin). gelyijrdtide.
victoria). mid sigerlicum
sige.
sublimatus, vks uff\e\red.
sed quid miruin , ac nis na
runder.
I. 3. graduum (gl. apicum).
gpjnncda.
1. 20. teneritudine , iu[n]gnn fasligio, ypplcne.
iiigede. charisnialuni (gl. donalionum.
raemoralur, [is] gereht. \ donorüm). marg. gastlicra
lani, wider. syllena.
notarioruni, nntera. \ rritera. cum, ponne.
characleres, strican. \ ?n(rr- 1. 4. iufaiitis, c/'/des. sco mea-
cunge. menr[cungf/.] reriste yld.
1. 21. quam grammalicorum, indolis (gl. ingenuus. quasi sine
ge stcvfcrtpjh'ra [I. -crcvf-
ti'grra] .
periodos (gl. ). intelleclus.
raarg. clausula), ful/e cve-
das.
colo (gl. membro). pnrh lim.
et commate, 7 todalw [1. -e].
incisione.
sequcslratim (gl. separatim).
synderlipes.
1. 22. allabililer, g''tinrg[e].
cloqucnler.
fol. 2(5. IJ.] 1. 1. scismalici(gl.
liligiosi). dro/an ?/ian[ne.s].
in abstrusum (gl. i. occullum.
obluralum. lencbrosum). on
digle.
cuniculum (gl. I'ovcam. domuu-
culum). crepel. marg. crij-
pell, verbej'scrt in {cry-
pel)e, cuniculum.
delluxcrant, ioßcovan. \ vluv-
nan.
1. 2. Iriumpliali Iroplioo (gl.
dolo). (vdeles.
pra*sago (gl. priescienli) pro-
digio (gl. oslcnlalionc).
marg. formttigum beacne.
1 sviite[[wn].
1. 5. ludorum, gameno.
gcsliculalio , angin, iocus. 1
actus,
aulorilalem (gl. praTogativam).
ealdordom.
porlcn-[l. ().] deril(gl. permisc-
rit. innucril). gesviite\lode.\
sacraraenlis, geryniim.
1. 7. puerorum calervas (gl.
lurnias. s. miilliludincs).
marg. iunge lieapes.
in marinis, on swlirinn.
glareis , ceshim. arenis. la-
pillis aronosis.
sacrrdolalom, sacerdlice.
1. S. calccliumcnos , gecrisl-
nade. larlileslcndras [1. -as.
? lürhlestendcre]. marg. ge-
crisfnad, calecuminus.
474
AGS. GLOSSEN.
et competenles, gegyrttende. I. 17. quem, [)ie/ie hi.
7 vilnienüe. magica" l'raiidis, drylices f'ac-
1. 9. myslico, gastlicere. sc- nes.
crelo,
oflicio, genjne. niysterio.
scenico, pleglicmn. umbroso.
iiKirj;. of gescandlicum.
ludorum, gamena.
1. 10. ioco, gamene.
gestum, plegan.
necromaiilia, mid galdre.
1. 18. retulerunt, arehto/t.
dixerunt. narraverunt.
1. 19. commenlis (gl. revela-
lionibiis. niachiiiamentis).
marg. hivungum.
ha'reticoriiin, gedvolmntina.
decrelis (gl. iiidiciis). domli- lenocinanlibus (gl. sediicenti-
cum.
synodaiibus, synodum.
serio (gl. ordine). eoi'nestlice.
I. 12. machinas, searaci'wßas.
experlus sit, afu/ide. iiivenit.
bus). gevemmr/ullicum .
probi'osis (gl. viliosis. dolosis)
[1. 20.] faclionibus (gl. fal-
laciis. falsitatibtis). edvilj'ul-
liim facnum.
fraudulenlas, svtepigc. \ sv/c- iiiconsulle (gl. iucoiisiderate).
fullfi. unncdlicc. uiij'orca/ided-
scisnialicorura (gl. litigiosorum). iice.
Jlitera. conderanari, bco7i genidercd.
slropbas (gl. piaculas [sie.], l. 21. verum, ac ec svilce.
i. fraudes). facna. 1. 22. concinnali sceleris, ge-
1. 13. perlulerit (gl. sustinuit).
he gepolede.
i'conedes geltes, mullipli-
cali.
factioue (gl. falsilate. fallacia). scenam (gl. nefas. umbram).
bepwctoiga [1. -e]. vivbbi/nge. \ sceade.
concinnabant (gl. multiplica- prodidit (gl. oslendil). ^'7?y/7/c'.
banl). reoncdan. \ mwni- a tarn Ilagiliosis, fraiii soa
[f/j/dedo//].
1. 14. Iiisloria", rece/iftysse.
1. 15. ila prorsus (gl. omnino).
sra eallunge.
sccplra (gl. iinperia). a/tdre[a]l-
da[s].
1. IG. evulsum (gl. abscisum).
u tu lo c eil e . up a Udo de .
in sarcopbago (gl. in lumba).
on sc\r\ine
dclalum, geled. oblalum.
Jyrenfullum.
fol, 27. A.] 1. 1. I'acinoribus
(gl. viliis). mandcedum.
immunem (gl. immaculatum.
caslum.) ovciesne.
declaraviL (gl. manileslavil).
openedc.
allriUe (gl. viulake). iobryt-
tes.
1. 2. |)allor, scnme.
ob delcctum, J'or nbaredum.
AGS. GLOSSEN.
475
apertnm. revelatum. niarg. machinaretur (gl. niolirelur).
for abored. sertvede.
tremebundos (gl. terribiles). 1. 9. garnililatis (gl. verbosi-
talis. loquacitaüs). made-
lu/7ge.
incesliun, fehte. nefas. foetor.
stiiprum. fijlde.
melancholia': (gl. i. fellis).
sveartes aeallan.
velul foetidam [1. 10 ] nauseam
(gl. senfinam). svilcc fulne
vhvttan.
I , , i de recessibiis (gl. visceribus).
qf digclncssum. of heol-
strigum.
1. 11. quem, heo. pa'//e. s. pro-
slitula.
, n . . • gremiis, fjrrcvditiii.
1. 6. confutali (<rl- superali, // i
. . ^° . /• procax, (üivillc. loquax. per-
convicti. 1 redari-uti). o er-
ege. fülle.
arguit (gl. casligat). preade.
1. 3. viiUiis, ncbb.
purpureus (gl. rubiciindus).
rudi \?rude oder rudig],
Giles p. 40.] rubor, sca/nii. \
bisvier.
slibio , deathe; he von einei'
anderen hand. [1. deage]
strc/ ^
cmjttelsa.
1. 5. hiiiuscemodi (gl. lali)
saiiclä vicloria (gl. Iropliea).
mid pilcimi holgum st'ge.
;uti). q/i
stiele de.
argumenli, sea7^e{cr€cftes\. ina-
cblnamenti.
molienles, seriv[iende. 1 scr-
riende]. cogilanles. Jin-
gh'iide.
proslilula (gl. nicrclrix). for-
liiiax.
obiincab.it (gl. aiiipleclabaliir.
refleclebat). gebigede. niarg.
bechjpte. \ gebigede.
apolo-[l. 12.]getica (gl. defeii-
denda. exciisabili). mid be-
ladie/ilicre.
pellanim, largena.
liger. qua- prostat. [1.7.] ,es,„dine, of scellruman. [1
pellax (gl. iallax. iiiciidax). seildl-\.
leas fijrnhicgcc. \ höre.
prostibuli (gl. domus). J'orli
geres huses.
stupro, ha'viede.
quo, pam he.
1. 8. insinuilarc (gl. deciperc). 1. 14. raucidii (gl.
licita/i , rerbcfserl in (l)o- (v/esligiim, iinirg
(citan). [1. liecclan.] luiii.
procaciler (gl. impudeuter. lo- livoris (gl. nigra^ niacula')
quaciler). gemaglice. a'J'estes.
dcfcudebatur (gl. cuslodieba-
tur). he vics gesceld.
1. l'^. a'inuloruni, vidervinne-
?ia. iuiniicorunK
qui, pa.
amaraj.
iiidj'ul-
47G
AGS. GLOSSEN.
jirofiij^us, ßi/7ni[fi]g. expulsus. tucbalur, Z»^'<"p[/'f^/<']. defendehal
1. 15. exulat (gl. peregrinatus 1. 2. sumini ponlilicaliis (j>l.
est), vi'ivcnede. magiii episcopatus). heolices
inlercapedine, onfeste. spalio. biscophndes.
[1. onj'wce. ' vcc ist in 'sf 1. 3. sacrarium (gl. saiiclua-
von späterer hand ge-
bi-ßcrt].
lalc-[l. I6.]brä (gl. loca. oc-
ciilta). heolstrum.
liinpido, beorlitiim. claro.
radio, leoman. spleudore.
sed, ac he.
1. 17. cote, statte.
riuni). chor.
1. 4. acerriiiKi* (gl. crudelis-
siiiKi'). biter csle.
casligalionis, preaiunge [l.
preng-^.
1. 5. damiia, henda.
1. 6. treniebiindus , biiiiende
[1. bißende], pavidus.
1. 18. calaniitaluni, y/v/if/ff. mi- expavit, /brA/o[^/e].
1. 7. ad palalinas (gl. ad re-
gales anlas) zelas. to hof-
lican [1. -iüiii\. to hivUieutn
[1. heallicuin]. Injrdliciim
geseton. sessiones. niarg.
to cynelicum geseton. [1.
gesctum.]
prodronii , mothuses. horsijr-
nes.
[ad] veslibulum, to foredere.
a'quanimiler (gl. patienler). 1. 8. alteriiis vicibus, stemnum
efenmodlice. g<-rri.vli/in .
perfercbal (gl. susliuebat). dispiilans(gl. liligaiis).////^?//^/^.
forbipr. aller-[l. 9.]caretiir, p(vt hesoeo
1. 21. cxciibias, ra-rda. [1. sr/ce oder saeie]. ser-
niaiidras (gl. caulas). /oen. niocinarclur.
senaium.
insetialiones, ehtinga. pcrse-
culiones. niarg. onheliincga.
conspiralio (gl. coniuratio.
mussitalio). hernstriing. \
hvebbund.
1. 19. iiTogabat, onbrohte.
ingerebat.
inflcxi , u /nid [1. tnid] iinibi-
gedre [1. nngebegedre].
1. 22. Iriiculenlam, veal[hreoee\.
rabicm, rod. iiisanieni.
fcriiiain (gl. bcslialcin). egis-
lican .
fol.27. IJ] 1. 1. rerocilalcin (gl.
cruddilalcin). red [1. red.]
solcrlia paslorali (gl. asltUia).
care. solliciludiuc. hijrde-
ficre <(ire.
1. 10. dcmiilcel, gesmacode.
\ gladode. 1 geolelife. niarg.
dcintilcco , ic smacige. \
ie gegladige. \ ic geolwee.
perpendiculo , gcmende. me-
moria, of runder, qf ri/it-
inearee [?ri/it-]. niarg. pcr-
IKMidicnliim, fram ri/ndern.
Gilcs p. 41.] cleri (gl. populi)
AGS. GLOSSEN.
477
boias (<;l. calcnas). preosthi-
redcs. arciis. marg. deri-
!)<)ia.s, proüsf/i/rcdcs. rs ist
aber zu ititerpun^ivren 'ad
inFaniiam cleri, boias . .
necliml.'
1. 13. OAqiiisitis (gl. paralis.
cxcogi I a t is) . asincailiiin .
inacliiiianieiilis, oi'l)ancuin. \
scarr[cra'J'tum] .
vi- [1. 14.] ventis hosli.T , lif-
licere nnsagcnysse.
acriler, Irartlice.
gerniaiii (gl. i'ralres). getvise.
I. 15. disciplina*, J)eaii[es].
siib p.Tdagogio (gl. documenlo.
magisterio). undcv. latleov-
dom\t\.
1. IG. ad pra'senliani (gl. con-
spoclmn). niarg. to geiii\h\d-
de. 1 a/idi'itrd/iijssc.
1. 17. ("Hill argiiineiitis , vu'd
sear'iecrir/'tum. \ [xinca/i.
[I. sparocra'J'tum. \ searo-
l)a/iriit)i] .
1. 18. iclibiis, sl('[gujii].
vapulare, vitnian. niullarc.
flagellarc.
riii'ihuiuliis, haihrorl, iraliis.
I. 19. |K'iciiiictatur, J'ran. in- aixistasia', vidersacunge
mililia', govi/nics.
1. 4. arcliialros (gl. siimmos
niedicos). marg. archialcr,
liolihhvces [1. hehtivcas].
1. 5. bistorica relalione (gl. rc-
latti). fi'am gevurdcr/iccre.
[1. gcn/rdcliccre] race.
I. G. iiiiiiiicipalu (gl. prinei-
palu). caldoi'dome.
1. 7. litleralura' , cysto, sta-f-
craiftas.
albo (gl. i. fabiila). brcde.
1. 8. coniniaiiipularibns, Jirca-
pniii [1. predtinn^. sociis.
coiitidimus (gl. speraviimis).
hoplnd.
1. 9. Olympiade (gl. i. quin-
queniiio). ßj'geara ftcsc
[1. far}.
[Olympiade] ducentesima
Lx..""', marg. tramhi/ndrc-
dum 7 soofen ~} süt/gf/m
ßßcno gcarcs gctcl[c].
1. 10. edictis (gl. i. maudalis.
1 decrelis). gchn/i/iinn.
1. II. ad UHirilicandiiin (ad sa-
cri(icaiidiim). to styrc/ifin.
1. 12. aposlare (gl. fiigerc).
vidersdcicn.
terrogavif. sciscitaliii'.
fol. 28. A.] 1. 1. aluniiiis, /<•-
sterlinguin. Iriiiicaliir (gl.
pleclebatiirj. rws nj siege//. \
beheaj'od.
rubris (gl. purpiiicis) liMilis (gl.
rivis). III id blöd i ginn hvidinii.
1. .3. opera' prcliuni (gl. con-
gruumj. ?icadl)earJHc.
ad voliila-[l. 13.]biiiin, to sole
1 fylde.
1. !.'{. capilalem seiileiiliam (gl.
iudiciiim). beheajdu/ige.
subire, underhiii[gan] .
1. 14. pnediclos tyruiiculos (gl.
mililes). Jia t regen J'ore-
sa'de criiipan.
1. 15. pedcteiilim, yrri,'7r.
478
AGS. GLOSSEN.
instrumenlis medicinalibus, 7niil sermoni ). godspellicere
lacniendlicum tohun. sprece.
1. IG. liydropicoruni, ««'^er^^oce. gratis, orccapes.
uielancholias, incoäan. gratis, togifes.
1. 17. catnplasma (medican)en- 1. 5. occisionis (gl. mortilica-
tuni). lacuunge. \ clidon. lionis). snades.
1. 18. malagma, ehseulfe. col- 1. 6. niactarentur, hi [cicron]
Ivriimi . pojie halvendan cleo- cvcalde.
dan.
Giles p. 42.] 1. 19. reserando,
undonde.
harnionias (gl. soiios. melo-
dias). dveamns.
1. 20. balbis, stamerum.
et bla'sis, 7 vlipsum.
1. 21. pristina', pcpi^e w/Ta/i.
antiqiia;.
1. 7. in scammate, oredstovr.
1 uu orde.
pal*slraruui , plegslov. 1 vin-
stove [1. vin/i-].
I. 8. prrefati (gl. praedicti).
[ja [forcsd'dnn].
1. 9. macbinamentis, serevun-
guin. \ searecrccftum.
1. 10. surai'ura, spicrlirena.
energu- [1. 22.] meuos , diouel- 1. 11. Ihislra, ijda. Iliictus.
seoce. gei'itlease.-^ deinersos (gl. proiectos). be-
scotomalicos, sla'rbll[nde]. sevite [1. besenctc].
refocillando, gehyrtende. cou- siilFragio (gl. auxilio). helpe.
fortaudo. effera (gl. demens). vod. dira.
ipsos, pa seif an. i. 12. litoribus, strandum.
iol. 28. 15.] 1. 1. casibus, of 1. 13. claro(gl.puro).rtv///c//m,
unhetimpuin. I. 14. sarnienlorum, sprotena.
liuiusce-[l. 28.]niodi virtuliim I. 15. slipilum, büga. rauio-
(gl. niiraculorum). Jms ge- nun. frondium.
radda mihta [1. pus ge- 1 17. globi (gl. llamma?). /»/«-
radra mihta]. se/i.
niunificentiam, dagedgifu. crcniare, forsvwlan.
commercw, mid 7/iangimge. \ 1. 19. eculei , vüestengces.
gestreone. i»'»rg. rode.
gralnila, mid gecve?nre. eculei., vilestenges. gabuÜ.
l. S. VihiiViiVilAlc, ci/st?gn[i/sse]. gabuli, rode.
gratia. patibulo, gc/gan.
a'"^rolanlibus (gl. infirnianlibus). 1. 20. ictibus (gl. percussioni-
marg. hvcriende [1. vcrien- bns). scyti/m.
fjii,/i\, obrulos, oj'selle. \ oJ)'oren[e].
evan-[1.4-]gelii oraculo (gl. I. 21. decollandi (gl. capile
AGS. GLOSSEN.
479
plecleiidi ). ni.irg. to hc-
licafili(i/i[/i<'].
palmä, cynehelme. Corona.
Ibl. 29. A.] 1. 1. pigcat, sla-
gige. \ slange.
I. 2. gymnosopliislis et rlielo-
r'ih WS, g/cfm/m vävUinn ~] gc-
li/icgii:n. niarj^. j^yiiiiioso-
phisla, iulrila.
I. 3. Iradiluin (gl. conimcnda-
luiii). hcj'ivstnt:,
liberalibiis [sliidii.s], bodiclicum
[? 1. huclicum] /ar[(']ov(Io-
iniun.
sludiis, gecneoi'Jnyssum. exer-
cilils.
1. 4. capax, augitful. 1 immel.
memorite (gl. intellecUi). ge-
meu[(](;].
1. 5. scrulando, spirie/ide. m~
vestigarido. meditando.
enixius , glcarlicnr. \ georn-
J'ullicor. sagaciiis.
visco glulinaluin (gl. coii-
iuiictuiii). of fugeltime gc-
I/ittcd. inarg. visco, J'agcl-
Ihn .
1. 0. pnepropere (gl. i. ilico).
o/'cstlice.
lenlesceret, lidevcchte i. altiiii-
darel. gelide[vwlit(u udde
chiuuada.
Giles p. 43 ] sagacis, gli-arcs.
\ s?iotcrcs.
1. 7. conclaveiii, clusan. cor-
pusculum.
radicaliim (gl. riiiidaluin). iiiarg.
gc.vurdlruHwd. 1 gcs[lade-
lod].
crcsecrcl(gl. s. ingeniiiin siiuiu.
diircscerct. aduuarcl). gc-
pcodde. 1 a/ihvhlc.
1. 8. Septem speciebus, on
seqfuin hivum.
1. 9. arillimelica, gclelcroeft.
geoin c tri ca , eordcruft.
inusica , scuigcnvft.
aslronoiiiia, Utngelcrivft.
aslrologia, lnny;('.lspricce.
I. 10. \\\fi,d\^\\K.^^gc.tinvgcnvfl.
mediciiia, hvcecriüj't.
aufscrdoin findet sicli am ran-
de folgendes eerzeichnis :
graniniatica. relhorica (locu-
tiu) , [)elrrivft. dialectica,
ßitourft. aritlimclica , riin-
crivfl. niusica (discipliua).
geonietrica , eovdgcmet.
as troii 0 ni i a , iuiigelera'J'l.
astrologia , tnrigelgescead.
niecliaiiica, ordaneseype.
1. 11. qiianlociiis (gl. veloci-
ter). seide rndc.
stoicoruni , stivjleornern ,
argunienla (gl. studia). ge-
cneordnyssa. \ smeamiga.
inarg. argumenta, commenta.
ordaiicas.
1. 12. calegorias (gl. priedica-
tionesj. hira. 1 hodu/iga.
praidicamenloriim, bodunga.
diclo [1. 13.] cilius, saga ra-
dor.
1. 13. soUerter (gl. asliitc).
gleae[lice]. 1 frefelice.
1. 14. commenta (gl. argu-
menta. oi'Jta/icas. Ivtihnunge
480
AGS. GLOSSEN.
pra'staret, oferpiige. \ [ojer-] reruni(gl. possessionum). ^f'Äf«.
stige. superaret. \ super- patrinionii, gestreonys [1. -es].
excellerel. l yrfes. lucri.
1. 15. conceptus, geeacnoJ. iacluram, lyre. damniim.
fetosis (gl. copiosis). on tiul- fol. 29. B ] l. 1. perhorrescit,
devfulluin. leciindis. ~] he ondred. i. miiiabat.
[fetosis] parliibus, of turdur- miiialur. s. illapatur [sie],
fullum. [1. tuddur-]. geeac- locuples, gelenda. 1 landspe-
ntaisrtim. marg. j/iedder- dig. dives.
'O'
71 II in.
1, 16. cunabulis, gebyrdiim.
ueopliy-[l. 17.]t»s, niciimen. \
nilwurfed. \ nihered. niarg.
nie um an.
1.18. discrimiua, fre[ene].
1. 19. proclamat (gl. nianilestat.
prouunciat). elipode.
affinium, maga.\\c\i\m\\. Innd-
gazarum, (ehta.
I. 2. detrimento (gl. dispen-
dio). hende.
infiscaretur (gl. fraiidarelur).
pat he vcere henw/ned. be-
ßod. niarg. iufiscor. ic eoni
bemenied.
1. 3. acerbilatera, tenrtnesse.
crudelilatem.
»enincena. marg. aninium, 1. 4. lenocinic, mid forspen-
landgemaca. ninege.
conluberualium , gepoftena. libilos (gl. luxus). villan.
sodalium.
1. 20. relalione (gl. relalii).
of racu. \ gerecenysse.
ubi comperit (gl. inlellexil).
pa he nfiüide.
1. 5. olosericis, godrebbent//n.
of eaheoleeniun. 1 syde-
nuin. marg. of eallseolce-
nwn. oloserica i. vestis Iota
ex seric-o.
lalibulis (gl. defensaculis). on \.Q.homh'\m\\&, godeebbenum.
di"lum. \ on seeartum dym- sideniim.
tii/ssum. i" tricliiiiuni, on bt/r.
1.21. artandum (gl. conslrin- pulcherriraai (gl. speciosisimae).
gcndiim). to nirrienne. l to ivnh'easten.
Jfnrstenne. 1- 7. cycladibus, vimpliiin.
et faiiiis inediä, vanhaftvnysse delicatas (gl. diversas. imilti-
[I. ranhafenysse]. 7 mele- inodas). ostculle [1. -fülle].
Ifi.s;i(,, dcl'ruli , lultres vines. mede-
iiiiludit, beclesde. vos.
1. 22. proscriptionein (gl. frau- delicias, rystii. epulas.
(U\:\o\\Gm).fordeminge.lry- 1. 8. rerculoruin, estmetla.
pincge.
eHVenalos (gl. indomilos). [)a
AGS. GLOSSEN.
481
higeleaslicnn. niarg. effre-
ceakhelunge.
nalus, higeUi's,
cachinnos ,
hlu'htras.
et, 7 pff-
1. 9. iocosos, phglican.
liidorum, glia.
aniplexus, heclippi/ign.
blaiuliiiienlis (gl. lenociis). /b/'-
,sp('/i[/iingiün]. 1 SiHVSitijs-
üiim .
1. 10. niollescereiit (gl. dclc-
iiireiil). Udcvivhtan .
mulsa, viid lictrr.
1, 11. epularum, risla. 1 inosa.
sa^^iivd, Jit't/iT/ssa [l. -o].
1. 12. labra, cossa.s.
1. 13. epitlialaniii (gl. Iricliiiii).
brydleodes.
1. 19. lain urbana, ge snotre.
verborum (gl. scrinonuin).
spnecn. re[oi'da] ~] vor da.
1. 20. crepuiidia, mynas. nio-
nilia. oraameiita.
1. 21. sed secus (gl. pro ali-
ter; cessit (gl. eveiiit. con-
ligit). ac et lern belamp.
gcvot. iiiarg. (dies hu.
liialaiiii, hechun'S [\. bed-].
copulain (gl. roiiiiinclioiiem).
peöd/iij.';sc.
iiiclinarent (gl. persuadcrenl).
.<>(d)i<jd/in.
1. 22. coiic-ertatio (gl. pugna-
lio). gevin. invxstigalio.
sme[nufig].
et reciproca (gl. ilcralaj. 7 gc-
odla'se/id. '-
elogium (gl. niuiius). giddc. 1 di,sj)Ul ilio (gl. contenlio, \ li-
grrli„gce.
I. 14. niellea, hunisv[(esß\.
roscis liorrcscuiit labia labiLs,
tigalio. invcsligalio). täte.
I'ol. 30. A.] 1. 1. dialeclicis,
luid ßilcva'f\l\ licam .
(iiidprachiad lippan readain capliosi.s , of luvj'tlieon "] lie-
sma'nnn. [1. aiipraciad. dcndlician.
statt liorre.sciinl ist zu Ic- .syllogisini , loccs. coiiclusio-
sen liierescunt]. uis.
Giles p. 44.] 1. 16. nexibiis, con-[l. 2.]clusionibus, betijnun-
iiiid cnotluiti. guvi. \ beclesengum.
nodarelur (gl. solverclur. li- ita diiiilaxal (gl. absquc dti-
garetur). [vws] [)eod. bioj. sva ournestlice.
illccebroso (gl. illicila). bepa'- 1. 3. oralorcs (gl. rheloros.
cendra^[\.-j'e\. iiiarg. illccc- grainniatici). vordsnotcvc .
brosus bepo'ceiid. Xf'orspim- sagax, glo.nv. provideus. 1 prii-
ticnd.
malrinionii, satnoisle.
dciis.
experiri, ()d[
].
1. 17. veslalis , gedenlic. Ve- 1. 4. argunieiito, (»•dance.
stam colens.
1. 18. gemmis, uf gimstanuin.
Z. F. D. A. IX.
raliociiialionis (gl. serniociua-
lioiii.s). Iiriht((fcingr. snn-
31
482
AGS. GLOSSEN.
terscipos. 1 scrpos. [?>'////-
sc/pe.s.] niiir. rihtlivcing.
in reci-[l. 5.]procis (gl. itera-
tis). ofi geedla'se/idnf/t.
palma, sigelpan. \ edle im.
1. 6. sacramenla, gerijna.
1. 7. hynienei , lunnedscipes.
coniuihii.
commercio, genianan .
1. 8. liislratur, oprcre/i [1. /s
dpvegeti] .
dialeclicoruiii (gl. scisiiiatico-
rum). ßilfulra.
1. 9. gymnasii, leor/n'jighuses.
studio, gec/ieord/iijsse.
commentis, [>rac[)u/igum [1.
trahtniingiiin] . docirinis.
spiri[l. lO.JIalilxis, gastlicuni.
lalerciilo, of gm'/ne. niarg.
lalcrcnlus, grr/f/i,
diminierari, [heüfi] gcteald.
calciilo, ofi gelele. of siune.
compiitari (gl. luimerari). {beön^
rhned.
1. 12. faualica , tcmplicre. \
dioßicre.
delubrorum, luvigaua.
supcrstitione , (vj'go'lpc. vaiii-
lalc. inarg. iiisliliilioiie, aj-
gelde.
1. 14. diverso, [su/tdcrlL\ccro.
niuUici[pe?].
c rucia Ui , evyliningce .
lorqiicndus (gl. cruciaiidus). io
tiiilreinne [1. linlregiuinie\.
1. 15. sacello , on ha/iernc. \
hergan. teinple.
I. IG. consentiret, gepylde.
Miciunibcrel.
perliiiacilcr, anviUice. i. cal-
lidc. prudenter.
1. 17. iidis, va'ttü.-i.
orudis (gl. iinmafuris). hrea-
vuin.
iiervorum, si/ia.
torrido , hatiiin. calido. ar-
deiite.
1. 18. caumate, svolcde. bier-
nele. ardure.
seiisim (gl. paiilafira). grfred-
iiKvIiun. niarg. slundiiui'-
lin» .
stricUira', inarg. bidingce
[.* Injdiiige, slriicliirie] .
1. 19. in puiiclo, on beorhl-
[h]n-/e.
ligaiiiina, [pranjgra.
cno-[l. 20.]darenlur (gl. solve-
rentur). [beöd\ uncnytte.
iiodosi, i'iichcs. osttes.
cippi, copses. ostes.
claiistrum, o/i ftrstene.
viii, pirs [iiinmies].
tibias, sca/ica/t. sinn.
suras, spaTlirafi.
I. 2! . diirilia, alid/ios.
conlrita , lobrijt. \ lobrocen.
couslricla.
invisibili potcstalc, niarg. uni-
sivveiilicere viihle.
1. 22. rcdigilur (gl. verlilur).
vü'S gevend.
niagica, mül drcliciini.
piirsligia , scijniace. fanta-
s[nia]. nccroniantia.
fol. 30. 15.] 1. 1. pulcnlissimis
(gl. sordidisslniis. l'oedissi-
niis). nn'd pnn [JYile.stNiii].
AGS. GLOSSEiN.
483
lolii (g. urinoe) odoribus ( <^\.
l'oetoribiis). hlondes. \ nii'c-
gan stencgum.
quibus, of pam hi.
1. 2. Chaldieoruin, tunglera. \
vi[g]lera.
hierophanlarum, scincra-fta.
Giles p. 45.] pbanlasinata,
gedvemeru.
Iiarioloruin, vincena [? n'gloro].
parcarum, marg. arioli. i.
parcee.
I. 3. Marsorum , pf/rsa. oditt^
vynngalero. marg. Marsi,
pyrsas. \ vyr ingaleres,
evanescere (gl. dcficerc). for-
dvinan.
foelenlis lolii , J'ulcs hlondcs.
miggan.
liistraiiientuni , pveal. i/ngco-
ting.
1. 4. in fragraiileni, on slijincdnc
[1. slyinendne]. redoleiileni.
anibrosiain, svivcce.
in rosaluin, on roscnne; ge-
hcj'serl in (on)gel^rosc)d{ne).
1. 5. odorem, bi'ird.
latebram, heolste}\
coniiciunt, iiiarg. hi hundent.
[1. bindnd].
1. 11. liganiina (gl. vincula).
bcndas.
stupparum (gl. iiaptarum).
heordnna ; übfr o ist a ge-
bcj'scrt.
pulamina, ivciintbri. inarg. acu-
man.
1. 12. veliil (gl. quasi) liinpi-
dissimo ( gl. clarissinio).
srilce on pam beurldestan.
Icnebrosa, pcstreful. obscura.
caligo, dininys. ca'citas.
fatc-[l. 13.]scit (gl. deticil).
acranc. inarg. acoincd.
el nodosis, ~] osiigiwi.
viminibus, lelgruin \? telgum].
virgulis.
carni-[l. 14.Jficuui (gl. licto-
ruin). viclreovre [I. -/'«]-
sceplrina^, tivnene. regales.
marg. sceptriiia' virgee,
brcostgyrde. [^ pra'Jost-]
nodosa, osligre. marg. nodo-
sus, ostig.
deglubere, behe/dan. boj'lean. 1. 15. rigcbant (gl. duresce-
niarg. decoriarc.
recenlis (gl. novi) corii (gl.
byrsa"). grcnre liyde. poan-
ges.
I. 6. crudilate, lireavnesse.
1. 7. sub, linder pam.
byrsse (gl. corii;. Iiyde.
1. 8. e.\pers, ordwle.
1. y. el suris, 7 spwrlirum.
. i. lü. aslringcnlcs (gl. alligan-
les). vridende.
banl). stijodan.
papyro (gl. iun(U)). risce.
I. 17. l'aniilia, hir[o]dc.
ac ver- [l. 18.] naiula, peovt-
licuni; V gebej'sert in 1".
clienlela, iii hirede. sodalilalc.
parasilis, incnihliim. ininislris.
peniim. 1 gligman\nuin].
i. 21. cuniculo, grafe. \ scra-
J'c. aniro. roramine. marg. cu-
niculum. foiamon. spclunca.
31*
484
AGS. GLOSSEN.
sub I er ra n eo , eoräernum .
Ibl. 31. A.] 1. 1. siiperslitcs,
laua [1. Uif(i\' belife/idreas.
bcliuene.
reciprocis (gl. ileralis). edhvh-
lum .
1.2. siiigiilatim , senclerlipes.
separali.
aitabaulur (gl. ligabanliir).
[rccro/i] prcad. stringeban-
liir.
in lalebrosum (gl. in lenebro-
sum). on heolstrigere.
lalibu-[l. 2.]luni (gl. obsciirum).
di^ol/iysse.
1. 3. cloacarum (gl. lacunni.
cislernaruni) putores (gl.im-
mundities. foelores). niarg.
seada adol.
cmiiculi (gl. i. latrin.T). i,'r//-
pan. \ creju'h'S.
slercornni, vwo.va.
ingcsserunt (gl. irrogabant).
heliypedon. hvddan ; zwi-
schen diese// beide// wö/^le/'//
steht vo/i n//dere/' lin/id :
1 o/igt'[hvddo/i].
1.4. sed pulor, ac f'ijld. foelor.
luce sereiia , //iiltbe()/-hti/i/i
leohte [1. s)/iyllum, beo/'h-
lui/i -].
odoramenlis, b/uedu/zi.
1. 5. ncclarcis, of svet/n/i.
fiCOTlovxxm^fyrnhicgced///. //lil-
[tistre?///]. niarg. /'/-(///ihic-
i^/mdra. [1. J)//-/ihiege//d/'(/].
ad proslibula, to forligerh/i-
sui/i .
merclricuni, horena.
conlu-[l. 6.]bernia (gl. s. ad).
to ge//ia ///////. 1 to geferrce-
denu//i.
leo, [xvt der.
de clalris, of peiirric///// ; übei^
i gebejsert u. marg. pear-
i'uc, clatruni.
anipliilliealri, vitehuses. mjer-
te/irdcs \? viteeaz-des].
ad lutelam, to r/z/'e. ad de-
fensioneni.
1. 7. dirigiliir (gl. missus. per-
niillcbal). [is] nhed. 1 ase//d.
ul si, pect viv/'e.
pelulcus (gl. lüxuriosiis). gal.
vj'(c//e.
inceslator, jortihtigei/d. ma-
culalor. corruplor.
lascivus (gl. fervidus in luxu-
ria), g/'icdig.
1. 8. seorlator (gl. ad aller.
fornicalor). ve/i)i/ie//d.
vagabnndis (gl. errantibus).
eo/'ie//dt/)/i. niarg. vagabun-
dus, eo/'ie/id.
1. 1). l'erinis (gl. bcstialibiis)
riilibus, ///id deuve/iii/n ceaj-
li/i/i .
sugillarotur, r/cre forsocen.
J'<)/'[^ g//ege/i\. niarg. for-
g//egen.
de congesta cojtia, of geß'e-
///ed/e ge//ihlsu//i///jsse.
iiilerduin (gl. aliqiiando). for-
eeloß.
1. 10. fonipendio (gl. lucro).
of b/'ijc[e]. niarg. /ry;* ra'-
di//ee. [I. h/'/rdi/zge],
praelereo, ie fo/'hvle.
AGS. GLOSSEN.
485
1. 11. deci'elo (gl. iudicio).
uf dorne.
crypta, cruj'lan. aiilro.
1. 12. martyrizantes (gl. tor-
quentes). provicnde.
Giles p. 46.] occubaermit (gl.
ceci(lerunt). hi ahnigon. \
fco II an.
lorineiitoriim (gl. poeiiarum).
i'itona.
\. 16. lalibulo (gl. tenebrosi-
late. heolstre. \ iligclni/sse.
l. 18. quem, pcene on.
1. 10. i'i;x\ecl\cx, /lif/i/l/cs.
dialeclica' artis compolem (gl.
facundum. poleiilcmj. ge-
lincne.
rhetoricöB, getinclices.
l. 20. ptedagogis, ltilteor[iiiii].
ciislodibus. i. doclis.
didascalis, hcahlarvovum. iiia-
gistris doctoriiin.
1.21. in tenero (gl. iuveiiili).
on iunglicerc .
1.22. adultuin, orpcde. snellnc.
sprindne. iuveiicin.
iül. 31. 15.] l. 1. adha'rcntcm
(gl. seqiienlcm). Jliandne. \
tog('l)eodennc.
l. 2. gl. s. ouin, [ju hi.
l. 4. babiliiin, rger//ne[\. gcre-
lan].
\. 5. dcpi'oinciis, g('srt/[telicu-
de]. proferens. elevans.
qucrimoiiiain (gl. singulluni).
/ieofan[ge].
l. 6. caiios, hcn /icssa.
diiccnles , adreo[g]ende. Ira-
lienles.
opfafie, Icofre.
l. 7. futiiris, trj'terge/tguni.
nepolibus, nef'c/nt[iit].
Iraudarenliir (gl. privarciilui-).
[cwron] beda'li'[d<'].
l. 8. subnixis, oj' georn[uin].
buniilibus.
blaiidimenlorum (gl. sermo-
iium). olo'cuitge.
l. 9. [el inauditis] horlanieulis
(gl. supplicalioiiibus). ~} una-
scocle/uUicum [1. unaseol-
ccndh'cum] mciiegtinguni .
nitebanlur, hi fiigdc [l. hi/gdon].
tli a 1 u in i , br(>dbii[res] .
taidas, giflii- luceriias. nuptias.
i'aces.
co[)uke(gl. i conniil)ii)..sY/////vi-^e
I. 10. consortiiiin (gl. s. ad
contiibernium). niai'g. lo ge-
iiKi/ian.
l. 11. ad argunuMiluni (gl. in-
geninm. niacliinanienUini ).
niarg. to srarccncl/'/c].
hortanda; , menenlicere. ani-
nionenda'.
suasionis , li/idtingce. e.\bor-
lalionis.
aposlolicis, [xvre aposlalivan.
1. 12. oraculis (gl. l loquelis.
monilis. sermonibus). me-
nei>un<>um.
nubere, vijlan.
patres lamilias, hired[es oid-
dorns] .
1. 13. procreare (gl. gignerc.
generare), geslrenen.
qnibus, q/' /Kii/t he.
1. 14. fcrlur, /.v \i;i's<rd.]
486
AGS. GLOSSEN.
effigie (gl. specie). hiue. inia-
gine.
1. 5. lineamentis, on gefegum.
coniunctionibus.
membratim, b'mmiclum. per
singula menibra.
l. 6. cycladibns (gl. virginali-
biis).. viiiiplain. \ orlum.
1. 7. pulida (gl. iinmunda. foe-
lida). adelan.
1. 8. volutabra (gl. ubi oppro-
bria se volvuut).*y/e. sylen.
1. 10. in celeberrimo, on pain
r/Hcran.
1. 11. municipio, ßestene.
portte.
1. 12. construxere (gl. redifi-
caverunt). nrerdon.
circiter (gl. prope, pa.'ne).
for rieh.
1. 13. dislricto (gl. rigido).
pearlvisum . [penrlHs]ei'e.
duro. marg. districlus./'eff;*-
lon's.
regimiiie (gl. gubernatione.
rcgula). gymene.
1.20. sopore, viatrran \^ nui^- 1. 14. religionis , imftesimjs.
tan]. disciplinai.
oraniate (gl. superna visione). trainile, //•«'/// stige. via.
//'orodne.sse. I visione spi- per, gcnd.
rilali. obliquos (gl. curvos flexos).
1. 22. Iiorrescas (gl. paveas). rogc.
Jorlitigc. aiirratlus, lujicas.
Giles p. 47.] separel (gl. divi- dcxira, on [>a srepcr. marg.
dat). astmdrad. handa.
fol. 32. A.] 1. 2. exerciluin, 1. 15. dccliiianlia, bugende.
verede. vergenlia.
\. 7,. \)\'A'^-^v^w-, forevüegnnge. bis [1.16.] qiiingenlos, tt^ige-
l. 4. r(trmosa,y^ri,'xv'. sjjeciosa. pusend. niillc.
ita, pus.
quee, pa pinc.
1. 15. pertinaciter, andnlUcc.
perseveranter. marg. ge-
mah[lice].
permillcndi, to ahjfenne. con-
senlieiidi.
1. 16. facultas (gl. animi pos-
sibilitas). acumendlicn)js.
1. 17. potestati, mihte. volun-
tati.
commilto (gl. trado. com m en-
do), betiece.
inducias (gl. spatium. moras).
ntidhkUnge.
1. 18. supernie (gl. excelsce).
{heali]cere.
maiestalis, moegprymnysse.
argumentis, oräancmn.
1. 19. evidenlibus (gl. apertis.
manifestis). svululum.
experirelur, gemet[te]. inve-
niret. marg. afunde.
qua pcracta (gl. ebdomada).
Pirna gedonmn.
somno, sla\fe'\.
AGS. GLOSSEN.
487
nianipulos (gl. lasces). gijl- in alto [I. 4.J ciilmine, oji hea-
licere heh/iysse. gepinhcte.
ihealri (gl. spectaciili) piilpilo
concionaiite (gl. sernioci-
iiaiile. coiivocanle. 1 iudi-
canle). gesprecendimi. \ de-
inenduni. inarg. on fwver-
selre demendre vceforsyne.
l'uslibus, stengcuin.
1. 5. mastigiis, sripuin. (lagris.
71} ns.
I. 17. in area, on ßorc.
Irilurandos, io prescenne.
I. 19. [per] sacros, purh ka-
iig c.
(eralibus edictis (gl. stevis.
beslialibiis). iiiarg. iiiid
grimmlicum gebannuni .
fcrocibiis, reduin.
1. 20. crucialibus (gl. pociiis). sine respeclii, inilsunge. \ an-
vi tum.
iiigriiens (gl. inciinibcns). nii-
viiuieiidc. iiiipiigiiaiis.
grassarelur, otihigede. niarg.
grassor, ic onhige.
1. 21. propiignaciihini, vigslcal.
obslacula.
secularis, [torn/d]/icere.
argiiineiili, [»'ajunge.
hallisla, sticflidera.
lece. i. Providentia, intuitu.
niarg. biitan forgifeinjssc. \
iiiilLsK/ige.
1. C. piipillain, s>/ne.
evulsam, utalooH(^-d\e. ? -leo-
dedc] .
1. 7. flagrorum (gl. Ilagello-
runi). sripcfia.
vibiccs, »ala. marg. valii,
vibex.
I. 22. niacliina', scarecra'ßes. ut luagus, sva srn ijfeldu'da.
ariclibus, iiiid rnitiminn.
siiliiuliiin (gl. dissi|)aluiii).
(fflirorc/ma.
iiioliretur (gl. niacliinarelur).
bco serevode. l kogede,
lol. 32. B.] 1. 1. augiisto (gl.
rcgalij Icxu, rumam (ge-
malcficus.
1. 8. [)ulenli (gl. foclcnli) lolio
( gl . u i'i n a j . sti/igcn dum
miggnn.
[quamvis] huiueclarelur, ge-
va't[te\. niarg. peli pe ge-
vd'lle. l Jihle.
befsert in '-erc) gPf>//t- incolumem (gl, saniini). hw/e.
ni/sse. [l. lurlnc].
efTari, asccgan. lo(|ui. cdicere. 1.9. sinmlacroruni, «/^//cv/yA'A«.
1.2. conimanipularibiis, prea- i. 10. libamina, q/zv/zio-ß. sacri-
pum. sociis. ficia.
proposili , gopincdc. \ cUvn- rilu, of [peave.].
tn/ssc. inilii. gradns. Gilcs p. 48.] 1. 11. diriiil, lo-
1. '^. inarlyrizando (gl. niarl\- hrcrdc. 1 tofxrf/r/'.
riiini \^ii\iciu\o). /iroriendum. 1. 12. ul. eplicbo (gl. sine bar-
pra'side (gl. iudice). caldormcn. ba) hyrcitallo, sva sva benrd-
488
AGS. GLOSSEN.
leas. robuslo. hinge rince.
\ hf/sse. niarg. svilce geon-
gum ha'gstealde.
neophytus, nigecerrcd. no-
vellus.
1. 14. fiindiim, staäol.
daniiiatorum , fordemendra.
proscriptoruDi.
1. 15. horrida , egislice. for-
midolosa.
ebulliebant, t/pobrwcan. vape-
ladan. emergebant.
1. 16. squaloris (gl. inquinatio-
iiis). besiiiilenysse.
nauseam, va-llan. sentinam. \
vom i tum.
1. 17. reminiscitur (gl. recor-
dalLir). gemand.
pro, for.
sterquilinio (gl. loco stercore
pleno), mcnxe.
1. 18. oliaclum (gl. odoratnm).
siefic. marg. bra'd.
arabroäia' , svitnijsse. \ vurt-
gc7iia[ii]gnij.sse.
neclaris (gl. saporisj. scn'c-
ccs.
l'ragraiitiam (gl. odorem). ste-
in in gcc.
illuviem (gl. imrauudiliam. ma-
ciilam). vom.
1. 19. latebras (gl. lencbras).
pestrcfuhiijsse.
1. 20. prodigia, cundru. XJ'ore-
beacna.
ad excubias (gl. ad vigilias).
to va'ccinn.
I. 21. raiialicie supcrsliliouis
(gl. nel'aiida; vanilalis). lenip-
[licere]. marg. inanf alles
scinlaces.
1. 22. adglomerantur (gl. con-
gregarentur. coniiingeban-
tur). vccron gcgivdrede.
fol. 33. A.] 1. 1. prolixis (gl.
diulurnis). langsumum.
fascianim (gl. vinculorum).
vrceda.
ambagibus 5 bhiin. i. orbibus.
dubitalionibiis. \ aiifraclibus.
sarcophagi (gl. tumba). ofer-
viirces.
1. 3. suscitavit, anerde. sc.
ille martyr. excitavit.
istinc, hconan. ex liac vita.
tragoediam (gl. miseriam. lii-
clum). vopleod. \ birisang.
l licsang.
illinc (gl. ab inferis). pon-
[/Klfl].
1. 4. altonitis spectatoribus (gl.
stupefadis. allcnlis specii-
latoribus). marg. ablidcedum
emvlatendoum. [1. ablicge-
di/in emrlath'/idiim] .
1. 5. urgente (gl. compellente.
1 increpanle) decrelo (gl.
iudicio). nedendum dorne.
1. 0. circi (gl, i. ludi). trend-
los, lirhiegsetles.
[in] spectaculo, an openre va-
J'unge. 1 on srutelre.
cuparum, tunnena. modiorum.
gremiis, bosmum.
1. 7. massa (gl. norma). of
cli/ne. \ clottum.
biluminis, tt/rvan. marg. bi-
tumen, tyrva.
AGS. GLOSSEN. 489
pro- [I. 14] cesserunt, ag[en-
gon] ford. Iraiisiere.
sulphuris, svefles.
1. 8. farciuiitur (gl. coniplen-
tur. i. implebanlur). v(vran reciproca, seo geeilUvsend
gecrmnmade. marg. farcior,
ic cramvvu:e'
suppositis, of underledum .
rogi, adca.
lorribus (gl. ignibus). bran-
dum, \ f er lim.
1. 9. sarmciitoruni, sprotn.
faciilis, blivsiim. niarg. facula.
blws.
1. 15. sagiiJalur, [is] uuest.
nutritur.
1. 16. agonothelis (gl. princi-
pibiis illiiis aiiis). vraxlc-
nun .
luacta (gl. magis aucta) me-
rila (gl. beneficia). geeac-
node veldoeda.
niarlyrii, vitcs. siipplicii.
1. 10. obelisci , brenes. ßa/ie liciis, hcfcldpricdinn.
pa's stanes. 1. 17. articulos, tida. arlus.
minacem (gl. terribilem) pro- palmarum, handa.
ceritaleni (gl. allitiidinem. pollices, [mmati.
sublimitatem). marg. dcop- 1. 18. obvolverect, veulcedon.
licc. 1 egislice hehdc. i. j)licarent. fuscarent.
et rotundum [1. 11] apicein 1. 19. licioriini, hoiwldn.
(gl. tereteni sumniilateni. in scaininate, on vi/istove.
culmen). 7 sinevealte liehde. 1. 20. pala^slrico, pteglicum.
s\\\vcv'cv,cli/?ies.t7^pjidles.mmv^. fumigabundis (gl. teuebrosis).
sph*ra, trendel. cli/ne.
conuin (gl. alluin). hcalic-
nysse.
percellerent (gl. supercmiiic-
snieo([ie?Hhim].
flamniaruin (gl.rogoriini). ada.
1. 21. globis^y^/v////. \ ance/id-
/IIJSSIÜII.
renl). nj'erhlijan. 1 oj'crsli- liilola, gcsci/hl/ii/s. delcnsio.
gau.
1. 12. supernä (gl. excelsa).
jnid healicere.
comprcsso, oj'prydt.
triumpliabilcs (gl. Iriumplio plc-
nos). .sigcßvste.
1. 13. oWiznm, ])lalii>ii. nvM''^.
siiKfcc gold.
circi (gl. speclaciilo. i. (•latri).
niarij. ri/ivsctir.s.
protcxit, bcvarcde.
Gilcs p. 49.] 1. 22. in amphi-
tlicalniui, on vitchnsc.
fol. 33. ß.] 1. 1. cabeanim (gl.
calenaruiii). rijla. 1 hola.
odde vociga.
1. 2. aporlis, tiudonum, rc-
soralis.
dalioniin , pcan-iHcn. marg.
clalruni, pcarn/c.
in |)iibli('iiin (gl. manircslc. in obslaciilis (gl. conlrariis. iin-
mcdiunij. <rvt//ige.
pcdiuicnlis). rcinmingum .
490
AGS. GLOSSEN.
ginguiuis, tuxum. \ ginguini- deturpans, avheiende.
bus. [1. gingivis].
1. 3. roderentur (gl. niorde-
rent), forgnagcne.
praecordia (gl. iiitima). ingc-
panc.
invisa (gl. odiosa). lade.
particulalini (gl, per partes).
dielnui'lum.
1. 13. sabaiiis, rw/e/sum. on-
hrwghnn. niarg. Sabaiia,
gentium iioiuen. hra'g[l]. \
ra'Je/s.
1. 4. inanis (gl. siiperflua). on 1. 14. voli compoles, villide,
idc.l. hilares.
gulosa (gl. voracitas). ,/)ypc. 1. 15. abscedunt (gl. perrexe-
1. 5. ingluvies (gl. gula). va- runtj. Jerdan. \ aveggeci-
se/id. tan.
compressa, qfp r i h( e. i^erslnn- 1. 16. accola, ////f^r/r/. Iiabitator.
cta. superala. 1. 17. ad comiuercia (gl. con-
oblatam, forgifcne. \ hrohte. uiibia). to senscipum.
lurcare (gl. devorare), for- invitus, geneaded.
svelga?i.
1. 6. hiulcas, pa geoniendan
faucium, ceafla.
gurguliones, protbollan.
oppilavit (gl. obtiiravit). for
dytte.
1. 18. uiagis magisque , sva
'S
\. 8. commililonibus (gl. so-
dallbus. nulitibus). camp-
gpfcrum.
sti'icta (gl. exemplo). gevrUle-
num. atogcnuin.
1. 9. rubicuiido, [rea]dre. rii-
bro.
rivo, ride.
l. 10. occubuit (gl. corruil).
hreas. l i>eval.
oblatam [1. 19.] niatrimonii (gl.
coniugii) sortein (gl. socie-
tateni). gehodene verscipe.
sqiialentis cotni-, fulcs horeves.
1. 20. morsum, slile/t[ijsse].
laceralionem.
rcfragabatur (gl. resistebatur.
contradicebat). r/dsoc.
vom ra/ide : iulinitis prodi-
giis, lüiigendcduin forc-
bcacmim. [1. u/igeend-].
reinuneratore, cdU'ani[ejtde\.
donatnr, v(ps gere/god.
carnalis, lic[]i]amlices.
1.11. callosilas, nrr. ra/ira-r- ergasUili, 677/v'/rv/y.v [1. -<v7/e.v].
hitnys. [1. va'rihtnys]. sca- enodaretur, [ra's] onbunden.
brcdo. inarg. vpai'vihtiiys. a iiianipulo, Jvam gofijlcc.
riihr(n'ihl/ii/s. aslfileris, on tungulha'i'um.
elephaiilino labo (gl. saiiic). orbibus, trendluin.
hrooß'liguin rormse. marg. 1. 20. generosa (gl. nobili ge-
labo. geolstor. iiere. 1 boiio). ivdelrc.
AGS. GLOSSEN.
491
1. 21. prrepollenti, on scinen-
dre. \ Jlooeiidre. florenli.
[1. bl-].
1.22. sumpluosa, oj' s])e[digre].
copiosa. acceptuosa. of ge-
streonfulre.
patrimonii, velan. lucro. fm-
dtrrcs s'est7^eoHes.
l. 7. cubiciilo , kuse. domun-
culo.
1. 8. persuadet (gl. docet). hc
tihte.
Giles p. 50.] 1. 9. fastigium
(gl. gradum). gepinäe.
anhelat (gl. desideravil. festi-
nal). marg. heo geiulnude.
opulcnliä, velan. spedignesse. qui, pa sint.
fol. 34. A.] 1. 1. habebantur. prolixa (gl. longa), langsu-
(gl. laiidabantur). geluej'de.
adullum (gl. maturum). ge-
pogenne. \ sprindtie.
1.2. pubesceiitem , nitigling.
\ vexendc. poUenlem. ore-
scentem.
111 um.
intercapedine (gl. intervallo.
spatio). face.
1. 10. tantuni, anum.
1. 11. proposito (gl. i. initio.
gradu). ingehyde.
secu- [1. 3.]tura' (gl. futura') incremenlis (gl. fructibus).
poslerilati , tovurdre wf-
tergeinnysse. [1. -geng-].
consulentcs (gl. Icgentes). r«'-
deudc. i. succurrentes. con-
siliuni dantes.
ad nupllales, to g?'/'f//ci///n
spnjUincgum. \ vacnun-
guiii. marg. incrementum.
sprijttinc.
prospera- [l. IS.Jbantur (gl.
bene agebanlur). marg. ge-
spedsiniicde. \ gerelgode.
1.4. ohslimüixm, fta az/fordf/i- conllu.xlt (gl. conveiiit). sa-
tan. \ ancillan. viod com..
imporlunilalcm (gl. garrullla- sccundis (gl. prosperis) suc-
tcm). gcmag/icsso. cessibiis (gl. lorUiuis). of
I. 5. rcFutando (gl. respuendo. gi'su[//]df/i//i(m geseldum.
rcvincondo. execrando). i'?V/- 1. 14. in praclica , an[d]va'r-
saceridc. dum. s. vila. i. in actuali.
fruslrari (gl. contra diccre). horrenlis (gl. lornudanlis).
vnlerciu'de7i [1. -dan]. and-
convenicntia (gl. i. pra'para-
lione). ha'ineda[/i]. Gilcs
egislices.
vastitalcm (gl. soliludincm).
bradnijssc.
liest cohibentia ; vielleicht adgressus (gl. visilatus). ^7?-
cobabitalione. neosed.
I. G. subarralam, heveddad. 1. 15. anachoreseos , a-netes.
sorlitur (gl. adipiscilur). lie ancersetles. marg. wnijttes.
gehleat. exercuit, becode.
492
AGS. GLOSSEN.
renmnera-[l. I6.]lore, leanien-
(luin. largilore.
rabidis (gl. ferocis [sie]), hete-
linn .
1. 17. molossi, rijdäan. canis.
versus f;j;I. conversus). avend.
1. 18. donatur, \is\ ogifen.
eä conditione, pafi iHvdene.
causa.
1. 19. interpositä (gl. proniissa).
betvux gfisetre.
paupercula3 (gl. miserffi). car-
nian. marg. earinan rife.
direpta (gl. vastata). wtbro-
den. ablata. abst[racla].
depeculala (gl. separata. spo-
liata. segregata). asendred.
1. 20. slrophaui,yr///6- [\. facn].
dolum.
prophetica vir- [1. 21.] tute, ^7-
tiendlicerii mihte. myslica
lorliludine.
propalalam (gl. uianifestatam).
gesvutdcd.
qua^ abegerunl(gl. absluleruni).
pe hi adrifon,
I. 22. slriclim, scortUce. bre-
viler.
sunimalini (gl. pleiiiler). hvon-
licc. vclocilcr.
Ibl. '?,\. H.] I. 1. (|ii()d, Jxrt.
doliniu (gl. s. \üs)./jt/d(i/i. c//pc.
dclaliiios. /o bvingcnne. obla-
luros.
1. 2. dum, flu.
rercllissd, hcjxt'g [1. bcjxvldc]
scduccrcl.
obeunlcni, aslorfenc. inoricn-
lem. niarg. aslurje/inv.
gibbuni (gl. curvum). Jiouc-
rie/idne.
1. 3. asello, 1/sle.
sospite, gesundfiilluin. sano.
1 lirmo.
quanta vero sil (gl. miraculaj.
hu j/i/cef is.
1. 4. ex hoc, qf pom.
1. 5. gurgilis, depan. fluminis.
fluenta (gl. fluniina). ßod.
transire, oferliäau. Iransfre-
tare.
1.6. nielote (gl. vestc). scrude.
pudibunda, scicmlic. seo scam-
fmsle. pudica. i. erubescens.
1. 7. [pudibunda] nuditas (gl.
despoliatio). scamficst ne-
cednys, gebpfsert in {n)(e-
(cednys).
indecens obscenilas, ungcri-
sendre (i'fesne. 7 u/u'daf-
?iiendlic futnes. turpitudo.
marg. it/igcrysenre (vfsua.
[ne] ofFcnderet, pe la'st ge-
hrede. I geleite.
1. 8. extcniplo, ra'dUce. prai-
propere. repenle.
in cileriorem (gl. in inlcrio-
rem. i. in alteram). on puti
ijllren.
aivei, va'les.
niargincm (gl. ripani. parteni).
hcalje. \ slied.
Irans- [1.9] latus , oferfesed,
grbefserl in {ofrrfe)r{ed).
1. 10. i'ercula, meltas.
1. 11. Irelus, gebeld.
in punclo, o/t pinea/i. in nio-
nicnto. [?1. prieva?}].
AGS. GLOSSEN.
493
1. 12. riideiilium fgl. sa-vien-
tiiiiii. nigieiitjiiiu. ircmeii-
lium. iiiarg. grciiwleiitlrc.
[1- -^/]-
lainelicuin (gl. iciiinuni). panc
hungj'igan.
1. 13. a{ralim,_//////ce. pleriiler.
sa{i[iiiavcrll (gl. luilriverit).
mctsodo.
nianipulo (gl. ciioro. calcrva.
i. a lurma). gcj'ylcc.
1. 15. astriferis, tn/igt'llxvi'tiin.
orhibus (gl. oculis). ehn'/igmti.
I. 17. occicsiaslico , ccr[c]li-
cej^e.
Giles j). 51 .] clerifatiis, prcost-
hades.
1. 18. Iraniite, stige.
errabundis (gl. vagabiuidis).
l Ulis t Heu in.
1. 19. aiilVaclibiis, hi/lctnn. 1
biiiw.
exorbilans (gl. erraiis). dve-
lie/ide.
aposlalare, n'dersacinn rcce-
dere. niarg. apostala, ridcr-
saca.
1. 20. vir vilte, li/'cs nin/i.
I. 21. vasla-, rumcs. ampla'.
1. 22. penctrans, oj'crj'are/idi'.
circumiens.
contabernia (gl. comniercia.
consorlia). geviannit.
Col. 35. A.] I. 1. fugiens, ///>///-
de. decliiiaiis. l aboiniiiaiis.
band prociil, ii/ij'cor. noii longc.
dc-[l. 2.]lubro (gl Icmplo). hi'-
j'ige. he Ige. \ dcnj'elgrfd.
1. 3. toraciclas, anlicnissa. i.
culliiras. marg. llioraciclas.
imagiiies. aticlicni/ssa. [I.
n/i~] .
1, 4. secundum (gl. iiixta) pra'-
saguin vaticiiiiuin (elogium.
proplieliam). a^fef- pam
fo}'[p]ritligiim gi/dde. marg.
forgloave vilcdome.
I. 5. coinmovebuntur, \l)o^)d^^
nslercdv. perturbabiiiilur.
nianii [1. G.] facta (gl. siaiulala. ?
siinulacra) . handgevcorce.
iiubcs (gl. acr). Iijft.
1. 7. liumaiia- corruplioiiis (gl.
dissolalionisj. gereiu[m]fd-
?iysse.
1. 8. virili, [rcrl/jcerc.
coniplexu (gl. coniunclione).
phicge [sicj.
pra'ligural (gl. denioiislral. i.
sigiii(ical). gelacnode.
1. 9. oclonis luslris, ehtefeal-
dutn ijm[h]ri//iui't.
I. 10. lassabiiiidis, aleviendli-
ciim. vagabundis.
I. 11. circilcr, yö/7/(Y///. paMic.
arcliiinaiidrila, hclij'cvdcr. \ la-
reov.
I. 12. pi'a'claram , iv/ilicum.
perspiciiain.
I. 13. el lolidcni, ~] efcnsva-
ff'dla. cin.srqfcald.
1. 14. spaliis, J'acuiii. iiilcr-
vallis.
ciirvo poplile, gebigcduin
haiiimc.
I. 15. colobiiiin , lada. scrc.
daliualica. i vestis.
sluj)pa', hcordati. s. lini.
494
AGS. GLOSSEN.
de staniine, of vearpe.
pula- [1. 16.] niiiie, of iffredan
[sie] nciwihan. marg. pu-
tanien. acumba.
pompuleiita (gl. pulchrä. com-
parsiraonia, forhivuedtujs. ab-
stinentia. minsong. \ gread-
mjs.
1. 21. tarn frugalis, svn sper-
lic. parceiis. gehvcede.
ptä). butaji geglengcedve. 1. 22. recentibiis (gl. novis}
raarg. poinpulentus, gcgleii- holuseulis (gl. legumiiiibus).
ced. iuiigum ofii'tum. unter lio~
pannicularum , vcejla. [1. ihv- lusculis : vurluna [1. imrt-
felsa.] truma],
ordiretur, vccs heueldad. on- vesceretur, i'ere fed. refice-
giiiinen. relur. i. potirelur. pwt he
1.17. sindonis, vcefelses.X scy- vws (gebessert: vu-re) ge-
tan.
peplum, vfb.
ex tereli (gl. rolundi. sie! ) of
sinevivltum.
lilorum, priüda.
glomere, clivene.
fuso, mid spinle.
netum, 7 gespwinen.
fed.
l'ol. 35. ß.] 1. 1. condifo, ge-
stryddre.
culiiui', ci/cene. coquiua^.
pulnienlario, syfli/ncge.
potirelur (dilaretur. i. utere-
tiirj. geroded. \ bruce.
cum, po/i[ne].
radiis, r/s/i/m. marg. radius, coclurara, gesod.
krisle.
1. 18. stridentibus , hriscen-
dum. sonanlibus.
pecline, pildine.
lexebalur, va's gevefen.
longiuscule, lange, longe. lange.
1 f'or.
1. 11). in desertis (gl. secrelis.
on vestenu[m].
delilescenle, i. latende. lutien-
de. lalilaule.
aut assaturam , odde brtv-
dingce.
1. 2. iu l'ocularibus , on hior-
duni. marg. on heoräum.
ad edulium , to mose. 1 oete.
ad vescendum.
refularet (gl. respueret). cid-
soc. 1 ascunede.
1. 3. lyrannidem, sace. mililiam.
1. 4. in gradu (gl. ordine) cle-
ricali, on preosthnde.
Volumina (gl.revolutiones. spa- 1. 5. fungentes (gl. i. ulentes).
tia). fßdns. I>" bruccnde.
1.20. [nnn(iuam]cxtricabantur, ad cingulum. to gijrdylse.
tosygenena'rcn.forgnidenc. 1. G. [in] lalibulum (gl. tene-
mai""^. cxlricor, ic tosige. \ brosum). on dunhoiie. marg.
/or"nide. lalibulum, dunhof
AGS. GLOSSEN.
495
gerebalur (gl. i. facluni. agc-
balur). inarg. rordcii.
loi-luilo casu, ge.vyrdelicum
i>('li>iipe.
ar-[l. 21.] inalas (gl. iiistructas).
geservede.
1.21. pcllaruni , scilda. scu-
toruni.
tremebiiiidis, J'orhtuni. fornii- testiulinc, hrandbcagn [1. r-^'J.
dantibus. niarg. scildli^iime.
1.8. lauloinia- (gl. carccris). sfriclis, //«;v'/Ä^//;/<. evaginatis.
diinhuses. 1. 22. se, liy sijlj'e.
I. 10. circuiiKiuaque , geJircr iugulaliiras, to gyinn>nne. oc-
abuloii. us({iie (jtiaque. cisurs. perfossuras ; unter
(lebacc"lianles(gl. sloniachanles). der zeilc: to gi/mmienne.
Irudilnr (gl. daiiinaliir). niarg.
vies bescoj'en. \ nedored.
(«iles p. 52.] iiilempesla; (gl.
traiiquilla-. serente). smellre.
conticiniü , evi/lsetene. marg.
conlicinium. cvylseten. vi-
devsacioige.
I. 7. radio, leoman. splciidore.
vojfiende.
1. 11. lixas (gl. Unnas), niarg.
ge/h'st/iode.
sab divo (gl. foras. orienic).
dt/ru/////. 1 seelleiiditni.
1. 12. caiiniale, hternelte. ar-
dore. svolede.
nsqnani (gl, ad ulluni). ahiuvr.
aliorsnni, elles hri/dcr. aliiuide.
ulterius, nj'cr Juet.
I. 15. ciilliiris (gl. niinisleriis).
peniifigiiin.
1. IG. clligieni, ///'•. iniagincni.
in irusla (gl. in parics). u/i
stirca.
1. 17. in lavillam, nii ijs/a/i.
I. 18. lis, ce.st [I. ceasl\.
alicpiando, liri[liini]. inlerdnni.
piopcniodiini ( gl. pa-nc). ,/<>>'-
neh.
1. 19. int er dno po[)iilosa, he-
tvijx team folcticiim.
I. 20. piM'dia, J'oreht/rga ; ge-
bessert in -um.
oflendisset (gl. incnrrisset. in-
venisscl). onbeeode.
fol. 36. A.] 1. I. simultatcni
(gl. discordiam). ungehvmr-
nesse. inarg. siniuUas , iin-
geliva-rnijs.
miligare (gl. paci(icare). len-
derceee. [1. -an],
iiilcretur, liogede. cogitarel.
1. 2. exortam, upusprungene.
I. 3. bellii'osns (gl. gladiator).
J'cohtend.
inienlor (gl. insligalor). ////-
le/id. acccnsor.
laulor, l'aUnmiond. adiulor.
tihliend.
signilrr, vicbora. qui signa
Icrl. gesivli [^segnbura].
1. 't. bacclianli (gl. irasrenti)
et Inribundo, mid reden dum
7 egislieum.
slrcpilu (gl. clamore). gehhjde.
1.5. sequesli-a, borgiendre.
divisa. niai-g. todieledre
496
AGS. GLOSSEN.
1. 6. violati (gl. niaculali. con- fol. 36. B.] 1. 1. tempore pr?B-
taaiinali) IVederis (gl. pacli). poslero, inishvijrJeJre. con-
[geve?}i7}ie]d?'e vcere. trario , ayidelbipre , mis-
clasma, face. mal. lirorccnre title.
l. 7. uUricem, leaniende. vin- vernali (gl. s. tempore), lenc-
dicatricera. tentime. \lencteri\licere \ti-
vindictam, vile. poenam. we].
exsolves (gl. reddes). pu ge- uon autumnali, na luvrfestes-
lcest\e\^\ lice iidc.
\. 9. receptet (gl. accipiet. impendebatur (gl doiiabaturj.
suscipiet). underfo. ^'^'^^fo'^S'yiJ'^"]-
\.\Q. coTvosxxs, f orglagen. Aq- 1.2. cerlissimis, q/' [seatele-
voratus. marg. forgnagen. slum.] manifeslissimis.
1. 13. examen, secarm. miil- colligitur (gl. intelligilur). is
titudo. tinderstandan [1. -en].
ad alveariura, to hijuen. qtiod, forpan.
festivitate , symmelnysse [1. eiilogia', lacc. henedictionis.
symbel-]. solemnitate. 1. 3. mala punica (gl. poma
i'requenlandä , gelomkecende.
iteranda.
1. 14. frugalitatis (gl. pro ab-
s l i n e n l i a' ) . spa' messe.
1. 15. crustiilis, rindutn.
Giles p. 53.] 1. IG. pro furibus,
rubicunda). coi^nappln.
mala [1. 4.] granala, gecyrn-
lude appla. marg. gecyrn-
ledu appla.
l»almeti , vinegeavdes. marg.
palmeti, fuigerapplu.
d a c !}• 1 i s , ta/i am . Jhigcrappl-um .
bcfuran gatam.
I. 17. vestibuli (gl. atriij. in- uicolaos, nielsvajipla.?
barg; geöess. in {?'nl/)t\ig). 1. 5. caricarum massas (gl
1 furdtiges.
1. 18. iamelicis, hangrigum.
1. 19. calcii- [1.20.] latus (gl.
iiumeralus). geteald.
caricLis siccus ficus). Jlc-
appla/ia clyne. marg. cari-
carum, Jlcappla. daneben ;
Iringa. massas, clyna.
iubileus (gl. libertas). y/ro/i-. 1. G. antes (gl. virgultus). te-
aniius. legran. [1. telgran]. marg.
sicut supputatur, sea is gei'imed. tanas.
muni-[1.22.]licentia', lacdwde. palmilum, rinboga.
l eyslinysse. piopagiiics (gl. virguUi
xeiiium (gl. donum). lac. boles). bogas.
1. 23. colligitur (gl. iiilclligi- l. 7. racemis, clystram.
lur). is underslanden. botris, cruppum.
so-
AGS. GLOSSEN.
497
mitesoere , gesi^icen. n:arg.
gesvican. \ lidia?i.
1. 8. calamilosä, of dimre. \
ea\r\inre.
promiscuum (gl. niixtuni). mist-
lic. 1 gerne nid. [1. -riged].
1. 9. grassaretur (gl. vastare-
tur). Jxi v(cs oßTi'unnan [1.
-en.\
stipis (gl. aliraenli. elemosinte)
grafia, for pince \[. for Jn-
gcne\.
1. 10. sportulas, spijrtau. co-
phinos.
crustulis, rindum.
lortellis (gl. paxillis). cijclum ^
gehefscrt in cijtliim.
taiitum, sva viicluin.
1. 11. intervallo (gl. spatio).
betoitx ßcce.
viclus (gl. stipis). fodan.
alimouiam (gl. alimealura).
f Osler, annonam.
1. 12. fainelicis (gl. abslinen-
li b u s) . h ungrigiim .
1. 13. inopiajii, onnan.
refocillantes , hi/rtende. con-
firmanlcs.
iinmincnti (gl. insislenti. iri-
grucnti) . onvin [nendre] .
1. 14. incdia, metelesle,
discrimine (gl. darano). hearme.
farris (gl. tritici). hvirles. vroa-
leves.
de similia, be smedman.
1. 15. poiline, meleves. marg.
pollinc. Carina'. meatevcs.
niemoraliir (gl. perhibetur). he
is gesa'd.
Z. F. D. A. iX.
1. 16. corbes, viligan. marg.
corbis, viliga.
et fiscellos, 7 twnelas. marg.
liscellus, livnel.
1. 17. lecythum , anpuUan.
oleariam.
pugiiliim, gripan.
1. 20. summalim , hoonlice.
breviter.
1. 21. nutabundo, mid tealten-
dum. titubaiido.
l'uiidamento, grundiwalle. sla-
bilitate.
Giles p. 54.] fol. 37. A. 1. 1.
gradatim , sta'pmwlum. per
singulos gradus.
I. 4. adminiculum , fultum.
auxilium.
1. 5. patrocinii (gl. auxilii).
miindhijrde.
1. 6. proloplasli (gl. s. Ada').
[hvs frumscapenes.
slatuni (gl. (irmamenlum). ge-
pinrdda.
profligatis (gl. alTligatis l pro-
slralis). a/'/igidufn. prociil
fugalls.
I. 7. inextricabili (gl. infaliga-
bili. inextinguibili). unacu-
menlicum.
plecia, bige. cvathyrdle? marg.
hijrdic. \ bige. plccla.
plumeiDUS (gl. scribamiis 1 piii-
gaiiiiis). plitcrian.
I. 8. principalis [I. 9.] laiili
sexiis , siHi ra/doi'lices lin-
des.
congruenlia (gl. cotiveiiienlia).
gejuvsJife. grdfifnirndlice.
32
/j98
AGS. GLOSSEN.
1. 10. prse, to.
proposiliini (gl. initium. gra-
dum). higehed.
1. 11. veslibulu (gl inlroitiis).
mfa'velda. marg. veslibu-
lu ni. inj'(vreld.
consortia, geinana. contuber-
nia.
proci, fogeres.
1. 5. sponsalia, hryda. \bryd\-
lice. \ vedlac. marg. qf
bela[h]ta.
eodeni [1. 12.] modo (gl. simili obleiilu (gl. i. concupiscentia).
moAo). on [xin ylcan gerncte. of begymcime. inluilu.
1. 12. experimentis, mid afun- refutans (gl. conlenincns. ab-
demjssujn. argumenlis. luieus. 1 abominans). vidso-
adstipn-[l. 13.]labimur (gl. com- [cende].
sequemur. leslilicabiniur). ^'C lalrinarum, ar[s]ga/iga. la-
geseäaä. Irina = locus secessus.
enucleare (gl. excogilatione 1 6. purganicnla, rr/(^r [1. r//bo/'-
revelare. i. rimare. mani- tniifiga]. chrnsiinga.
festare). spiriefi. [1. -an]. laudabili , oj' tofflicere. hono-
1. 16. signalus, gemenrcod. rabili.
gerula (gl. portatrix). berdcslra. contcniserit, J'orhogede.
1. 18. vernacula (gl. servula. despexerit, ybr^e«?.
ancilla). liijnen.
respueril, vidsoc.
superuorum (gl. excelsorum) 1. 7. organica, dreamlic.
civium (gl. habilatorum). 1.8. concreparet (gl. resona-
heojmlicra varena.
1. 19. pellices (gl. concubinas).
cij'esan.
1. 20. obsidem, gisl.
nionarcbum, ealdor. principa-
tum. dominatorem.
1. 22. de, bc.
fol. 37. B.] 1. 1. receplaculuni
(gl. i. sinus. habitacuhim).
{UiJ'engce.
1. 2. puerperii, licseberdres [1.
hyse-].
1. 3. sollioile, car\J'ullke\.
1. 4. indullaj (gl. i. concessa').
gvbodencs.
iugalilalis (gl. malrimonii).
scnscipes.
rel). leodrade.
harmonia, scinsiing.
ac si, srilce.
sirenarum, vieremeuna.
inexpcrlos (gl. improbalos. in-
caulos). unvare.
\. 9. [cum] pellcxerint (gl. de-
ccperint). ponne hi bepa'-
cad.
sub, undcr.
pra'lexlu (gl. veiamine). hive.
velamculo.
1. 10. procum, yö^'ere.
1. 11. levirum, tacor.
supersliliosa (gl. vanä). ide-
littn. \ J'condlicum. wfgide-
lum [1. nj'godlicum].
AGS. GLOSSEN.
499
Giles p. 55.] 1. 13. celicola (gl. oppidi, /76'[^*].
celuin colens). heoj'cnlic hi- 1. 5. qui, [xi.
gengca. iucendia, ontcndnyssa.
1. 14. contexta (gl. conscripta). 1. 6. sciiilillanlihus , spi/rcen-
gpjedene. [gcsed-]. dtim. brasüioinhim. splen-
1. 16. atluli (gl. Iransliili). ic deiitibiis.
hibrohtc [l. gebrühte]. biiUirent, vapeledan. marg. \
1. 17. cclebcrriinus (gl. excel- upnbra'can. cxmidaverunf.
lentissinius). [se] mipr[esta]. sulpliureisqiie namiiiarmn glo-
ea tempeslate, nn Ixvre eavin- bis , ~j si'eßennm Incnys-
lican lide.
longiuscule, fior. late.
cre-[l. 18.]brescens, vexonde.
qua, 011 pave pe.
augustw (gl. regalis). riimcs.
polestatis, cynedoines. imperii.
1. 20. inrngabat (gl. ingerebat.
ini\ücehnl).o/ibela'dde.ge/^d-
Jcrde.
1. 21. dilaceralio, deadbwr-
sum.
1.7. fervida (gl. lorrida). oeal-
le[n]dde.
lorrentiim (gl. lalex. riviilo-
rum). vi da.
lliimiua, luvte.
in pra'ceps (gl. deorsiiin). niäer-
riird.
1. 8. sarcopliagi, [)r('/i [l.pru/t].
liinibain (gl. tiiniiiluin). /f/id.
?tes. morlificatio. slithic. \ 1. 9. tiirris, .slepeles.
gßter.
1. 22. atrox vexalio, gr/m/f'c.
gedreceriys. piuiilio.
pra'pcdire (gl. impedirc). /ö/v.'«
J'organ. pra.*occupare. ge-
leiten [1. -an^.
lestularum, tiglena.
fol. 38. A.] 1.1. iucendia, ad{as\.
1. 2. scopulus (gl. lapis). stau.
clud.
inlatafgl. inrogata. oblaluj [1-3.]
toriiienla (gl. sup|)li('ia). «//-
geangebrolite frita.
1. 4. siculus indigcna (gl. .si-
ci[li]ensis incivisj. sicilie.
sicul inberdli\ii\c. \ burfi-
leod. marg. sicäisc inhyr-
dlineg [1. inbyrd-\.
propugnaciilum , riglius. \ J'o-
rereal[l].
ruiüiris imbribus , reoseiidli-
cuiii ro'scuiii. \ seiirum.
1. 10. obvia , ongeiDieitrde.
\ geud/iyssa.
1. II. lifiuelaclas, /m/7//////^.
scopuloi'uin, lorra. lapidiim.
(roiigciics (gl. mulliUidiucs i.
congregalioiies) . hypplas.
voratiiros (gl. abs()r|)liiros).
7 to Jor/ihnenne.
\. 12. sopicrunt (rcpsci-uiit, i
cxlinxeriml.).^''r,s7/rr//. ([uie-
vcniiil. evaiiueruiil.
I. 13. opera; preliiuii (gl. ne-
ccssarium. \ ulilo. 1 iusluiu.
t-alioiiabilc). /ied[)e(irjh'c.
32*
500
AGS. GLOSSEN.
1. 14. pra'conia (gl. laudes.
favores). loßi- 1 hcrunga.
quas, pa.
I. 15. canoiie, ^e/VÄ^c sinoäe.
regula.
solennia ( gl. t'eslivitales). se~
mebiyssa [1. symbel-].
1. 16. cognoscitar, [is] onc/ia-
[ven]. intelligilur.
1. 17. quateniis iiequaquam (gl.
i. uf). [nvt hi nalcslu'on.
1. 18. conlribuli, gesibhum.
1. 19. niunicipiuni (gl. civitas).
fasten .
niarsupia, seodas.
1. 9. crepundia (gl. ornameula).
inijnas.
comparanlur , va'van gehöhte.
1. 11. merciraonium, wfir//^7///^'.
srestreon. i. commercium.
1. 12. laucibus, qf [ccajhim]
flammis.
inflaramatur (gl. accenditnr).
gchathcorl.
tri lj u n i cia , ealdorliccre.
1. 13. afficitur, vws geineht.
coiisuniilur.
eo qiiod, forpan J'urder.
Giles p. 56.] 1. 21. famosissi- 1. 14. castigata, gepread.
mdd, [j(V7'e [//Hvresta/i. ]
liruncula', cempestran.
oppidinii, stocclif. civitas.
1. 22. prosperis (gl. lailis).
gcsundfullum.
successibus (gl. forlunis). ge-
soelnyssum .
sublimatur (gl. lionoratnr).
['■*•] genffred.
prolixä, oflangre. langsamere.
fol. 38. B.] 1. 2. labularenlur
(gl. sermocinareiiUir. collo-
querenlur). hi sprecen.
1. 5. corriiplioiiis (gl. mortis).
geeeinmednijsse .
1. 7. conseiitiente, gvpaßen-
[///•"]. permittentc. annueute.
niarg. geondremedre.
I. 8. dislraclio (gl. veiidilio).
lodal.
ciustclla (gl. i. scrra). hepsc
\ loca.
luaiicorum , wannsa. \\. ntan-
cusa] .
leiionuai, lensunga.
leiiociiiio , bepivcunge. i. se-
ductione.
1. 16. ad deteslabilem, to nsca-
melfcum. ad odiosum.
iiivisum (gl. exosum). scecii/n.
liipa- [1. 17.Jnar, vieltresiran
hiise. [[. Vieltest-].
1. 18. magorum, dryva. drira.
macliiiia , (efgcelda. \ idel-
ntjsse.
lianispicuni (gl. ariolorum. vel
conslellatorum). marg. in-
giilerii [1. riglera].
siiperslitione (gl. vanitale).
seintac. 1 gedeelde.
incoiilamiiiatam , [unge]rem-
[inede]. inviolalam.
1. 19. prolexil, bevarede. li-
bcravit.
llammivomis, fyrenuin. ardeii-
tibus.
1. 20. lorribiis, adi/m.
oll'tilas, s/iivdn. partes.
AGS. GLOSSEN.
501
resinie , tyrvene. storscepes.
hryseles.
romenluin (gl. incitameutuin.
wnlr'imQwinm). fodan. tivpan.
1. 2 1 . scinlillanle, sparccnilum.
1. 22. imbriluis, scurt/m.
so|)il;i (gl. opprcssa. miligala).
gelidevii'hte. 1 gesvyvede.
[I. gcsvefedc].
tabueriinl (gl. evauuerunt).
fovdvinan. am randr stehen
noch folgende anf die fol-
gende seile gehörige Wör-
ter :
callidus, litig.
nebulo, scinlac.
sceiia, hieung.
scematizarunt, hivodan. 1 lic-
cetan.
en)arciiil, forscrfin[c].
l'atesco, ic aerince.
aruspices, galdras. (Fol. 39 ist
Giles p. 57.] senalu, dughede
[l. dugede.] l ?uede.
capi-[1.8.]talein (gl. raorlalem)
sententiam , beheqfodlicne
dorn.
spectaculuni (gl. iiispeclionein).-
lupfersen e .
1. 10. imperii, cij7ie[donies
oder -rices^.
sceptris (gl. aureis virgis).
andvealdum.
1. 12. sei vaiula , [geheal]de-
num. ciislodieuda. *
niediocri, gehewdu/n. l me-
dendicnni.
1. 13. gloriatur, vuldrad.
1. 14. apicibtis , stricum. lile-
rariim.
1. 15. procus, vogere.
arce, gefinde, suniinilale.
delriidere, adnefen. [1. -an].
expellere.
an der rechten seile stark nialeficoruiu, unlibvijrhta. ve-
ausgeschn itten . )
fol. 39. A.] 1. 1. salvo (gl. i.
inlegro) sigiiaculo, geheal-
denre rnercelse.
1. 2. confossa (gl. transfixa).
furhdol. ped [1. fnrhjiijd].
nenilicorum.
1. 16. necroinantia , galdere.
luorliioruin diviiialio. diemo-
imm iiivocalio. niarg. vicce-
cra'fl.
pru'stigiaruni, .sc/// /r/c«. galdra.
1. 4. obcunteiu (gl. moricnlcin). 1. 17. scena (gl. uiiibra). /t«v///^'-.
fordferendc.
I. 5. bar-[l. 6.]bariis, htrden.
genlilis.
prajdo (gl. raplor). hreafere.
arcliipirata, flolnian. \ vicing.
suinmns lalro.
1. 7. collaribus (gl- vinculis).
sriorteguni. marg. sei/orle-
lium .
callido, lilignni.
plianlasinalc , hivunge. \ ge-
driniore. simulalore.
ncbiilones, scinlac. ijpoehrite.
[Sic] _
scbcinalizarmit (gl. ligiirave-
riuil). licetan.
1. 18. ul rimius evanescens,
sra sva geritende smi/c.
502
AGS. GLOSSEN.
disparuit fordcan. evanuit.
emarcuit, Jorscran\c\.
1. 19. fatescens (gl. deficieus).
acvinceiide.
dissolvebatur (gl. colla[be]ba-
catechizatus (gl. doctus). ge-
cristnad. geheal [1. gehdl-
god].
parturienlis (gl. nascenlis).
[cejinend]lice7'e.
lur). 7 heo vws tolesed. \ vulvä (gl. quasi valvä). of
toslopen.
1. 20. qui, sc.
haruspicum, galdra. inagoruni.
innode.
in baplisterio (gl. in baplismo).
011 ful[l]uhtbtede.
magorum (gl. harioloruni). iu- I. 7. adscisceretur (gl. advo-
careliir). vcere geladod.
magorum (gl. harioloruni). vi-
gelera.
1. 21. memoralur, is gereht.
perhibelur.
adhibitis (gl. exliibitis. adiun-
clis) argumentis (gl. inge-
niis). gepeoddum scarapan-
cum .
1. 22. deceplionum, sncdoina.
muscipulis (gl. laqueis. de-
cipulis). featlan. feallum.
fol. 39. B.] 1. 1. maritale Cgi.
ad virile) consortium (gl.
malrimonium). to verlicum
gemanan.
1. 2. qua, ptvre.
contrariarum, rtderm/rdra. ad-
versariarum rerum.
exterminans (gl. consumens.
exlinguens) . iitad7Hv[feinle\.
gi/lera.
molimina, searva. {sear]i'um
cnvftum. \ ordanscipes.
ingenia. raarg. molimen,
searecra'ft.
1. 8. amilteret, forsave. re-
spueret.
supernorum (gl. excelsorum).
hcofenlicra.
1. 9. impavidus, wuvrh. intre-
pidus.
pervicax , gejiitful. conten-
liosus ut contumax. velox.
refragator, vidersacc. negalor.
1. 12. verum eliam [non ces-
sit] , ac cac svilce heo ne
gcsvac.
1. 3. eliminaverat (gl. l'ugave- 1. 13. lormentorura, thi[tt'ega].
rat. expelleret). aytte. marg. cruciatibus, pinungiim.
climino. ic aijte.
1. 4. ila prorsus, sva cal-
lunge.
ecclesiaslico cxorcismo (gl. ad-
iuralione. obsecralione. be-
nedic'lione). on circlicere
hahuiigc. \ haligcrc. J'iill
[>.\. ßilluhtc].
1. \\. fundaniina, staledimga
[1. stadelu/iga].
arenosis , sandeguin ; e aus-
gestrichen, marg. arenosa,
sandig.
1. 15. sablonum, vara. marg.
sablo, strarid.
glarcis, ci/slum. marg. ceosluin.
AGS. GLOSSEN.
503
nitro citro([uc, hider 7 fri- 1. 15. necromantia, galdre.
der.
imtabundis, tealtriendum. \
qiUhlriendum.
Giles [). 58. J edilam, anrrdc.
I. 1(). slruclura;, getimbrungc.
ut, svn sra.
([iiem, pd'/te pe.
frcio , geti/ddum. 1 gegode-
dum .
poiifilicatu, hiscopdomcs.
pncdilo, gcbi/ldum.
1. 6. sacrosancli cruroris (gl.
sangüims). putdikaliges blö-
des.
ora-[l. I7.]ciiluin (gl. sermo). ostro (gl. purpura. verniiculo).
spa'c.
robuslissiniie ^Qiiw, pam strcn-
\ge\ste stane healle.
iinposuit, heo onsette.
crudis, hrcavum.
1. 18. liinsionibus, sle[gu>ii\.
I. 19. sartagiiieni, hver. \thol-
lan. iiiarg. sartago, pollan.
sevo, smei'ure.
in lali, 071 svilcere.
1. 20. lormenlo, pinniige.
tcncrrinia, fxct iii/igc.
lorrerclur (gl. ardereliir). J'or^
ha'rnd.
1. 21. nicdiocribiis, pain cdd-
medum.
el con Iritis, 7 [>fi'i> obrordum.
consulcns (gl. succurrciisj. gx'-
helpefidc.
1.22. niiscrescil, lie gcniilsed.
coinpressil (gl. doiiavit). nf-
prihle. pml i's acreinet.
Fol. 40. A.] 1. 1. iiigriKMiti, 0/1-
sigendtüii.
saiiagiiiis, hvercx. l vjjleles.
exilio, utsidc. f'orsid.
1. 3. cruciantc, pi/iienduni.
cdiclis (gl. maiidalis). gebo-
dinii.
1. 4. cogcntc, neadicndum.
readnijsse. niarg. ostro,
renhjsse.
purpurescit. heo rendvde.
1. 7. serlis ( gl. coronis). of
[cyfiehelmiim].
1. 9. lilleris liberalibus, bocli-
cuin staj'um.
syllogisraos (gl. coiiclusiones).
sm eage legeti a . bechjsin cga .
niarg. syllogisnuis. cli/sincg.
1. 10. sectas(gl. conlentiones).
peavas.
(iniiKluennem [1. 11.] tacilur-
iiilalcm, ßfvinlre svigati.
1 sliliujsse.
stoicorum, sUvrleornera. leor-
nera.
sopliisinatum (gl. sapientium).
rordsnolcriiin.
1. 12. inlcrpcllata (gl. obse-
crala). gehal.sed.
proco, rogci'e.
goiicrosis, of (vdelum.
1. 13. orlo (gl. iiato). acyn-
nedtmi.
nafalibiis, g<d)erduin.
pi'lila (gl. desiderata^. gcbe-
ded.
potiorein (gl. i. uiaiorcin).
iiiwran.
504
AGS. GLOSSEN.
I. 14. sterquilinia (gl. immun- omnis, calre.
ditias). meoxena. fol. 40. B.] 1. 1. propinquilas,
peripsema, asrepa. geheKdnys; über ^ ist w ge-
1. 15. cacabatus , besiuiltod. befsert. \ cneores. \^.\, ge-
befijled. ?ieah/t//s].
furva? (gl. nigra') fuliginis, familiaris, hiredlicre.
deorces soies. marg. fuligo, clienlela>, l)enrcede?ie.
sot. domeslica , gcbi/de. congrua
atramentum, blivc. cura. hyvcuä.
exhorruit, ofscoc. vidsoc. solliciludo, carfulnys.
ad maternum, [/o ;wof/erJ//c?/w«. for-[l. 2.]luills (gl. prosperis).
I. 16. gremium , vununge. \ mid gesceligum,
bosme. [fortuilis] casibus (gl. eventi-
baslerncc (gl. ciirriii. carriica). bus). J'erlicu[m]. \ gescvli-
scrides. cum gelimpum.
\t\\\c\\\o,fielerde.[\.f(vreldc]. adcmptam, (cihroden. adquisi-
vccne. tarn,
parasitorum, glivra. ue\pe//a. Proserpinam, to gidotan. pro-
cnihla. forspillc/idra [tena. piium nomen. feminam.
marg. parasitus. gligman. Gilcs p. 59.] 1. 3. ferunt (gl.
incniht. dicunl). credd[iad]. crt/d-
1. 17. geniinis (gl. duobusj. d/ad.
getvi/mum. lacrimosis, mid voplicum.
perrexil, heo [gevät]. singultibus, siccitungwii.
1. 18. coenobialis militite (gl. 1. 4. lamcnlarelur , heo [be-
monaslerialis). [mijnsicr]ti- incav/i]. plorabanUir.
ces gecampes.
tyroci- [1. 19.] nium ( gl. mili-
liam). gpvin.
non nuiliebriler, /tu viflice.
cincinnorum, fcaa.
crinicnlis, loccum.
lonsura, oj'cnsu/igc [\. cj'e-
sunga] .
1. 21. cirtalricc, runde.
I. 22. pudoris, cla-ninjssc.
a [)vll)onibus , ciccum. J'rain
ra'deriün .
et bariispicibus, 7 gn/dnn/t.
1. 5. dcliramenla, dofii/iga.
garrienlibiis, klyde/idiun.
1. (). applaudiint, gilpad. 1
gtilpa/i. ItdJ'e. rniwg. pa gil-
pad.
consulta (gl. consilia;. marg.
fiidas.
signaculo, inseglc. vtcrcclsc. 1. 7. scrupulum , incan. 1 dii-
adscisc.ilur (i. n)iscebalur). bilalionom, //7///////i,'Y'. marg.
gea/ilivlil. scrupulum, Irinu/ige. 1 ince.
AGS. GLOSSEN.
505
nioventia, astirienda. 1. 18. incentivam, Juptnn. ac-
qua-, papa. ceusiones.
propheticä, vitendlicere. illecebrosis, unalyJ'endUcum.
\. 9. modio, millaii. inlicilis.
coriiscantem , be\o\r\htiende\. slimulis, jrn'ce/s um.
lucenlcm. l. 12. impingere , onbesettan.
1.10. dclitescere (gl. latere). niarg. oii[)idden. ic u/ipijdde.
bemkten [l. -an].
sa'vo (gl. contrario, falso). ?'//-
i'ihtiüH : gebefsert in un-
rihliim.
infamis (gl. criminoso). unblis-
fullesl.
caluninia', tponan. \ hospcs.
moliretur, hoge.de.
velut, sva.
ferrato, geisnedum.
apologetica?, beladiendlicrc.
defensionis, vare.
1. 20. reUmdeiis , vidpijddcn-
de. astijntondt.
inipro-[l. ll.]perio, Itospe. \ stroplioste (gl. falsa'), leasere.
edvite. marg. of unrihliun acciisationes, vrohte.
vdintc.
lalciilis, diglelre. [1. digclre].
1. 12. nmniis, lac. \ gyfc
clanciilis (gl. claiidestiiils). rcWorsd-, ongon scoat. ongean
calupultas, arvan. gaj'e.lucas.
1. 21. prolatas, atogene.
diriguntur, rwran gcscotene.
digluin .
latebris, licolstn/m.
h fuvjde. . ongeanscd't.
1. 22. lexlus, gesytnijs. \ racu.
I. 13. dclibcrarel (gl. cogita- lol. 41. A.] 1. 1. anli(iuilus,
ret). gelihodc. sineade.
nolitije, cydde,
abdila, di/rne.
1. 14. arcana, hordas. geryna.
cognilum, vud.
üalagcrel (gl. iudicavcral. co-
gilarel). hogede.
1. 15. proslibiili, hwmedes.J'or-
ligcrcs.
sluprurn, luvnied.
lupaiiaris, gal/iyssc.Jhrh'gorps.
incesti, J'ules. fulrc. iinmundi.
1. 16. matronalis, vißicre.
1. 17. lasciva', vnfnrc.
obsceiiitalis, uncla'nnyssc. \\\\-
inuiiditic.
on pa ealdan visan.
fabricatores, h/'veres. 1 ry/'h-
lan.
prcsbyleri, de/nau.
1. 2. adulterinai lilillationis,
pd'/'e forlig er Heere, on iend-
nysse.
calcar, spiira.
incesti (gl. inimundi) crimine,
J'urligerlicuin Icahlre. niarg.
iiu;esli, Jorligcrcs.
cru-[l. 3.]enlabat, pa geblode-
grde.
(iissoiia, iiiigcsiugre.
sciinoniini , .spc/lc/iga. I sa-
ae\na\.
506
AGS. GLOSSEN.
procacitate (gl. loquacitate). \. 15. soddVüaüs, g-efc>'[sc/'pps]-
sprece. coiisorlibus, efenhli/ttnm. niarg.
iiisiinulare, leahtrian.dec'n^eve. gesidum. \ comitibus.
niaclii-[l. 4.]nareiitur (gl. nile- innotescal (gl. nianifestat).
cydtcc
ce. niarg. s:
eci/dlieJul.
1. IG. pro CO, foghere.
quateiuis, pcvt he.
1. 17. optata [Giles : oblata].
gevilnede.
banlur). serevednn.
obriili (gl. conlriti). tohrijUc,
1 ofrorene.
1. 5. ut, sva.
utra-[l. 6.]runi, ceghvcedra.
1.6. sttccessihüs, ges(c//i}/ssu//i. connubia (gl. coiiiiigia). ge-
hislorialiter, e}nne gevifrde- scnscipes [1. -as].
lice. lurida, fule. caccabala.
quadrare et congruere, ^r /////- (-loacae, grypan. marg. adcl-
pan 7 go-pwshvcan. marg. seades.
quadrare, geevmeUjn. em- volulabra, syle.
nettan. 1. 19. ama-[1.20.]tore, vine.
1.7. anagogen , upph'can. su- pra.'venta , forhradad, ge-
pernum intellectiun. marg. befserl in: -cd. [1. -dod
upplic andgyt. odej" -dad].
1. 8. in (gl. contra), togeanes. subarravit, beveddede.
mentita est, ava'[gde]. circum[l. 2I.]dedit, Ae äp/^v^j^t.
1. 9. calumniarum, teona. vernantibus (gl. crescentibiis).
conliimelia, hospe. glitinicndiim.
quam tolerant, pcvne J'orpil- cycladc (gl. veste). r/mp/e.
[diad]. poliad.
apta, gemicte. geliclic. \ gc-
vrixl.
1. 11. in terra, on lande.
1. 12. operic pretium, nvd-
pcdvf'iic.
ul, luvt ge.
goldgeretuim.
auro texta ,
marg. goldgerefe; über Je
gescliriebcn : m/m.
iol. 41. ß.] 1. 1. pulcbriludi-
ncm, J'(v[gi'nysse].
1. 2. proslibuli , iinrihthvc-
[inede]. adullerii.
Gilcs p. ()().] 1. 13. it'mulatores hipanar, J'urlige/ies [1. -eres]
(gl. a-quiparatores). [unliyv- hiis.
gen]dras. delestanda, lad. abomiuanda.
conlemtores , [? hervien]dres. ob- [I. 3.] scenitas , inichvtinys.
[1. -dras]. immundilia.
1. li. eiusdem, pa-s iJcan. debaoi liatur, voJJ'ode.
virginalis, ma'denh'cere. IVoiitosa , scamlcas. marg.
propositi (gl. inilii). gcpiitdc. nebvlatful.
AGS. GLOSSEN.
507
moecharum (gl. meretricum). 1. 15. exsolvit, gel(Pste.
scnvtto.na. iiisiillalores (gl. illusores).
impudenlia, aniiscnes. \bismerieiii\dras.
1.4. stupralur (gl. maciilalur). 1. 16. stabilire , gctremman.
vies bdisnad. \ forlcten. firinare.
ad infame (gl. sine fania) de- balbis, stamerum.
decus, to cevisliciwi bismer. 1. 17. labellis, vel[e\imm.
1. imgerisne.
natalium (gl. propinquorum).
gebyrda.
corusco, gliliendrc.
1. 5. peplis, vebburn.
1. C. luribundae, feond Heere.
porcinus, svy/ium.
1. 18. contra, ongean.
immunem, univemmedre [1. un-
gevemr/ied)\'.]
spumosis, Jtenu[gu)n].
denlibus, tiiaum.
1. 7. reconciliali (gl. pacificali. acriter, teartUce.
servali). gehcaldenre.
flam-[1.8.]mis, bry[num].^
succensus, ontend.
adgrederetur, he ineode.
1. 9. lenocinii (gl. seductionis).
gcveimtuj liege, marg. vem-
minege.
spurca ludibria (gl. oppobria).
fiile bisinerunga.
procaci bus , qferspreccluni .
1.19. grunnire, grunian. 1 hle-
tan. gyrran,
redivivä, mid geedeiicedre.
subnixnm , widerpeodne.
1. 20. voragine, gesvel[g]inde.
gj'utte. 1 deopnysse.
reduxit, heo [eftgelivdde].
ad limina, to anginnum.
roseo [1. 21. Giles p. 61.] ni-
bore, mid iHcltere rüde.
1. 10. \\\ro<yi\TQl., pcel he bilde. 1.22. martyrizavit (gl. passa
\ onbi'lwdde. est), lico l)ro[rode].
ira^, gram an. lumba, byrig [1. byrgen],
pernicitcr, rwdliee. " in coemelerio , on liehryste.
1. 11. urna, ceae. \ liettme.
1. 13. sulcaUe (gl. scripla^j. Ibl. 42. A.] 1. 1. gravissimam,
gefurede. [,a hefestgai [1. /;«' hefest-
recondebanlur, [vn'roii] geh- gdfi]-
[g-od].
conlingcrc, re])[an].
\. 14. dedecus, unirisnysse [1.
ungerfsriysse^ .
natalicium, ,!,'Y'Z'///'cfär. Xfreonda.
ciiiiis, pare.
mentionem (gl. mcmoriam).
ge inend.
1. 2. caraxabimus (gl. scribi-
nuis). ve vritad.
immaturic, unirrpedes [1. un- nicdicamine, lac{e].
5'H- incoliimi-[l. 3.]tali (gl. prospc-
508
rilati. sospitati) pristina3, pwre
terra n luvlc.
1. 5. ad formam, to hive.
congruenles (convenienles).
[)(vsl(vcende.
AGS. GLOSSEN.
1
15. rugitus, gruttunge. \
gremetunge.
feroces, grimrnilicum.
ursiua', Injoremie.
rapacitalis, rcaf\f\ulnijsse.
1. 6. diixi (gl. deputavi). ic riclus, coaßum.
ti'ohle.
devota, estful.
virgunciila, imeden.
1. 8. baptisterio , o}t fulluht-
b(V(te.
adolesceret, gynghvhte. vlan-
ciide. 1 in ng hellte . marg.
adolesco. vlancige. ic geottg-
Ixece.
egregii, pces mpedran {? leäe-
lan] .
doguia-[l. 9.]tiske, lareoves.
disserentis (gl. narranlis. tra-
clantis). marg. cijäendes.
1. 10. coacla (gl. correpta).
ge?ieaded. I preatod.
compiilsa, ge.manad.
1. 11. nupliale, {brijdli^cere.
tricliniiim (gl. palaliuui). healle.
llieatrales, gamelicum.
specla-[l. 12.]culi, vundriuige.
\ vcefersetie.
i' ja I li ros , pearrucum .
1. 1.'5. privarelur, [va's]ase/f-
[dred].
enixc (gl. diligentcr). georn-
J'ullice.
nilciiUlnis, hogie7i[dum]. s.
carnificihus.
iiidisrupta (gl. non Iraclaj.
unio, bro [1. it/igebrocen].
1. \\. crcpimdia, vn/iias.
prclicKsam, deorrii[rde].
patrocinium (gl. auxiliiun).
mitndbyrde.
1. 16. pra-slanle, forg[ifen-
dum] .
conservavit, seo [1. heo] ge-
he nid.
crepilaiites, briestliende.
1. 17. torres (gl. incendia).
brijnas.
et seniiuslos , ~] snmavadede.
marg. semiiislus. snmbceritd.
samsiHvIed.
pyrarum, ala [1. nda].
faculas, sajidbwrde bryiias [1.
samb(ernde^.
1. 18. restinclas, acryncte.
evasit, nlvnnd \? let-^.
1. 19. oriiala, glengced.
Iropheo, vidderbeage. \ si-
gcre.
1. 20. coelesli , on heojenli-
cere.
1. 21. rumigeruhe, hlislfulles.
qua, qf paiii.
cloaca', sendes. 1 felde.
1. 22. exhorriiil (gl. respuil).
i'idsoc.
nuplialis, gifilicere.
copula^ (gl. iuiicla'). gegade-
r u/Ige. 1 samelstc.
fol. 42. IJ.] 1. 3. dispari , un-
gelicere. marg. dispar. u/i-
gelice-
AGS. GLOSSEN.
509
1. 4. tiara , hwtte. capilio. contenitrix, ybr.9r^^'//.v/r(".
marj^. liara, luvt. 1. (J. cullrix, btge[iicg'i>\slre.
1. 5. tiliilo (gl. nianilestalionc). narrelur (gl. prcedicalur). heo
uainnn. va's geswd.
1.6. calliolicorum, ^'•e/tY/[//////- niagislri, campealtha.
ra]. 1. 17. liberalibus, boclicuin.
iiiiiiaci, egcslicre.
proceritatc, heuhnessc. alfilu-
dine.
in edilo (gl. in altuni. in fa-
sligio) [1. 18.] porreclam (gl.
construclani). \oti\ i/p{cund-
ne]. on lieane aricrednc.
pra'celso, hcalicerc.
I. 7. f'asligio , helide. allilti-
dine.
tnlminavil (gl. claruil). gicov.
\ Scan, inarg. glcof.
I. 8. inlercapedinem (gl. spa-
tiumj. f(vc.
Giles p. 62.] 1. 9. pcrlinacilcr,
anrillice.
reluctaretur, vidcva'd. contra-
diceretur.
fontibus, vihpringnrn.
1. 10. procellarum (gl. imbriiim).
sciira.
turbinos, hrcuJinessc.
et lonitriia, 7 [mnarada.
fra-[l. IL] göre, cenne. dy/w.
niarg. Iragor, cijvm. dyne.
Iiorrisono, egv.slicinn .
lerrenlia, hrcgendc.
concitans, arcccende. susci-
lans.
igiiileras, J'ijrbdTe.
1. 12. liilminuni, (iga.
coruscalioncs, hra'scelimgti .
eliciens, utalij/iimde.
s])cclaculuni, vaj'ange.
1. l.'i. in lanturn, lo Ikiiii sridc.
laculis, III id hld'snin.
1. 15. fanalica; siipcrslilionis,
gevidicdrc. idelncssi;. ge-
dri/ldi-s. marg. maiij'ullcs
scinlaces.
niari»". ofi
m/sse.
1. 19. lilune, clames. liimnge.
conipage, gefege.
in qua, of [lain.
indigilanieuloruni, ledenra. pro-
prinm nomen (!).
1. 20. adoleret, stperde \*sto-
rede]. sacrificarel.
1. 21. liolocausta, offrunga.
dedito, u/ido'fieod.
1. 22. inconsulle (gl. incon-
sideralc). unrivdlice. iin-
foriHui dedlice .
cum, JHi [la he.
fol. 43. A.] 1. 1. cffigies (gl.
iniagincs). a/ilic[iiijss(i].
1. 2. slupruni, /or/i[ge/it/ss\.
aujalricis , luj'eslran. ncdhw-
ineslraii.
1. 4. parricida, miegiiii/rdra.
I. ."). maciiinarelui", sei'rede.
olidos (gl. loclidos). J'iile.
I. 6. .s(|iial()i'cs, u/i(:/(vn/icssa.
I fracedc. imnnindilias.
liorroscil, aladode.
sc(tpulinn, crcornstan.
510
AGS. GLOSSEN.
nexum, gebundene.
1. 7. pavescif, heo [forhtode].
timuit.
1.8. moUescil, heo [onvdcede],
nee, nene.
deformatio, vleituncg. vhctta. \
hivheshcs [1. hivleasness].
flava (gl. fulva). gio/a.
cesaries, Jen'.
rade-[1.9.]retur, ofascoren.
per publicum, on voefernysse. \
v(pfersene. per medium,
decalvata, unhuj'ed. beluetted.
Iraheretur, gelogen. \ gedra-
gen.
slatum, annvdnysse.
inclinat, gebegde. lorquet.
1. 10. incendia, onal[ed].
chaldaici regnatoris machinas,
pies chaldeiscen kijningces
seara.
ob-[l. ll.]slupuit (gl. expavit).
vafede. \ ondret.
rictus, eeaj\las\.
Marsi (gl.magi). drijas. [dry]-
liee. iuguleres [l. -as\.
incanlalioiumi, galdrn.
1. 12. irrilabant (gl. provoca-
banl). gvemcdnn.
l. 13. pudoris, ehennysse.
1. 14. geminis, tvam.
spicularum, ga[ra].
l. 16. cum, [xi pa.
(iilesp. 63.] l. 17. cl (gl. s.
ad) ineplas, ~J io Ixin un-
pa'slicuin .
1.18. furibundus, gram. 1 erad.
calaslarum, hyrdla. fyifolle-
na; über J) sieht \\.
1. 19. palmarum, svinela.
vibices, vala.
exhibuit (gl. praibuil). gear-
code.
l. 20. applicavit (gl. iunxitj.
lo rieht e.
1. 21. naufragaverunt, forli-
dan. 1 J'ureerdan.
consortio, fram gemanan.
apostataveraul, vidersacandan
[1. -saeedon.] marg. t pvrn-
redon [[. pveoredo/t].
l. 22. depravandam (gl. ma-
culandam). lo aryrdenne.
apostatarum , ßyinena. vider-
saceiia.
fol. 43. B.] l. 1. cicalrices,
dolcsvadan.
poenitudinis, be hreovsunge.
curavit, heo [gehadde.]
l. 3. prietorium, domern.
cachiiinanti (gl. ridenli). [hl/h-
h]endum. mscr. liest: ten-
diim .
cavilla-[l. 4.]lione (gl. vitupe-
ratione. calumnia. oppro-
brio). hospe. marg. a-sche-
tunge. [? l. (evischetunge].
l. 5. falcbatur, siede.
rata (gl. lirma. grata), gc-
cveme.
munuscuia, panonirde gife.
gaii-[l. O.Jiiatura (gl. irrisioae).
mid geciince, ciince.
prolalum (gl. s. esse, narra-
tum esse), geswil. piet ypped
rces.
uuo die, anum dtvge.
palcrctur, heo [pnlode].
AGS. GLOSSEN.
511
I. 7. tniHcanda (gl. (lecollnnda. 1. 20. diicta, g-eio^p/ir.
occideiida). to cvcllene. suspiria, sicitunge.
cum purpurcis [1-8.] lolidem de conversatione, bc lialgmn
rosis, mid cfenfeolum rea- lij'e.
dum vosuin. 1. 21. illius, hire.
describitur, hco [is avr/to/i]. dogiiialibiis, lfi[rum].
1. 11. inlegerrimje (gl. sanis- opiiscula (gl. opus), dec.
sima.'). gchealsumestiw } 1. 22. iiilibaUe , univemmedcs
cln'[?icstrc.] [1. itngp-].
l. 12. Iriperlili, [»'coda'ledes. virginilalis, m(vg[denhädes].
princi-
(lorcnles, fK'o?ide.
salis cvidens (gl. i. claruni).
in hohwrten. [sie] [1. ge-
noh ? ].
fol. 44. A.] 1. 1. documentum,
bjjsnimg.
nionarc'luam , ruitor
paluni.
successibus, gesicl[diwi].
\. 13. propeinodum, Jor/ioa/i.
prsetorum, (>aldurnta»[/ia]. iu-
dicum.
1. 14. geuerosain (gl. nobilem). l. 2. ex pellice, qf cißse.
a-dele. sceplris, andrealdum.
foeminini, [f(t'innhad]lices. Giles |). 64.] 1. 3. praestantior,
soboles, cjj/i. snchira [1. sclra]. dignior.
l. 15. puberlalis (gl. iudolis). exlilil, nimidc.
(edelbovnijsse. 1. 4. lribunici:e, oaldorliee.
faniosa-, lilisj'ulles. diigiidlice.
virgiuitalis, ma'g[denhad]. polcslalis, mihtc.
rumore, Iwreloja. fama.
1. 16. colloquio, qf tiiotiingo.
scrniocinatioiic.
procenim , oalduniia/inn. iii-
diciiiii.
niagislratibus, lareordomitm.
1. 17. iiicilavil, lihlo. suscila- I. 5. ralus est (gl. .tstimaba-
vil. axtf/'/de. lur). Icaldc.
insligavil (gl. ujoiiuil). mene- secuudos , gesivligum. i. pco-
\de\. .. speros.
ila duulaxal (gl. sine dubio), eveulus, bclimp.
Süd butan [Ircon], prospcros, luilrcndc,
1. 18. Ibalanio, bunt. nupli-[l. 6.]ali dote , bri/dliire
luxus, lu.sf(\ A'/A'-
marg. amplexus, e//ic//ji/u'//cgu. siibarrarcl, bereddodc.
I. 19. cum limpidis, mid freu- coulubernium, sanwi.sle.
torhtum. marg. limpida, 1. 7. disponsaret (gl. spopon-
frealorh[l]. dit). bcsccui. vurple.
512
AGS. GLOSSEN.
erula, tovorpenum. i. destrii- conipulsus, gebeden.
cta.
culturä, bigencgas [1. higetic-
1. 8. eversus est, [is] gehro?'-
[pe/i].
eä tempeslate, o/i pare hreh-
/i//sse.
1. 9. apparatu, gejirwce. fer-
diinge.
a circio, noräan vestan,
provincias, scira.
1. 10. populabatur (gl. i. va- 1, 4. characteribus , stricum.
stabalur). horeafode. iiolis.
1. 12. rumusculus, herelof. \ 1. 6. lepida (gl. iucuuda. fa-
/y.vß. Clinda), vensum.
qui, pa. Giles p. 65.] 1. 8. divitem,
passim, vel nde. i. ubiqiie. estfull.
per Europam , middaneardes \. \Q.?,v\m\m?>,[up\licum;[oder
7iO?'dda'l. hcäliciim.]
crebrescens, lidmcersiende. opibus, spe[dum\.
1. 21. perla'sum est (gl. sa-
tis longiim). wdrette.
qu«, pa.
fol. 44. B.] l. 1. exhortato-
rium (gl. monitum). lereov-
Uc [1. /«/■-].
iiisigniter (gl. i. non pigriter).
ma'7'Iice.
l. 2. opusculum, hoc.
slirpis, cin/ics. gcneris.
l. 3. vagabunda, voriende.
dilTiinditiir, \is\ todwled.
l. 13. apiciim, sfr/cena.
piclaliolis , (vrendgevrituin.
menibranulis. hocJ'cll[nm].
tamque variis , 7 ^^'^ misili-
caii. [I. -um].
1. 1 1 . teiiacissimis , fwsthafel-
Iti'stum.
[neqiiaqiiam] excipiatur, nc si/ inrclita , genettud. genvyad.
Jo)'l(vtaii[\.Jorli'le)i].\Jür- [1. gera-].
gipged. \ forgimelicsed. l. 12. eruperit (gl. emerserit).
1. 14. sollerti, mirnigleavum. iilabivrst. marg. i/pabwrst.
1. 15. claruil (gl. fulsit). sco/i. l. 13. respucrit, /leo vidsoce.
ortliodoxoruni, g('leajful[l]ra. 1. 14. illecebras (gl. seductio-
1. IG. conimenta , traliln. i. wqs,). J'orspenincge [1. -a.].
docuinnila. rcnuiuiavcrit, vidcmvd.
crebra, mid mivuifealdre. 1. 15. examinis (gl. iudicii).
1. 17. assidiiilale, siiigaliiijssc. d(>[ines].
1. 19. caiionicarum,yr^'7//[/]/c7Y/. 1. IG. a-qua bilaucc , gelicera
1. 20. soUcrtia, fnv/elnysse. rage.
marg. gleav7iysse. \ gconi- bilaiicc, hiolore.
f'ulnijssc. truliiiabal, ? avyndrad. das
AGS. GLOSSEN.
513
tvorl ist aufgekratzt, inarg.
aiMvIi. 1 aliolrede.
1. 17. exponeret , trah[tnode].
stridula?, gyrst. \ crimm [1.
gi'istbitiendre ; oder gri-
sliendro.? und : cyriniendre] .
marg. cirmiende.
Gotliorum, gotonisce.
claiif^oreni (j^l. s. ad), cerrne.
1. 20. man um, vered.
I. 22. reraugiel, ongea/ihlevd.
marg. ongeanhloi>d. oncvyd.
fol. 45. A.] 1. 1. obviam , on-
geancymcn. \ gcanni/sse.
1. 3. litulo , naman. \ sinite-
[Uinge].
1. 4. schedarum, gevrita.
apicibus (gl. litleris;. stricum.
cele- [l. 5.] brandis , brymmli-
cum.
crebrescciitibiis , iridc sprin-
gend um.
scep-[l. G.jlris, andvcaldum.
1.7. apostatareiit , vidersace-
dan.
I. 8. Iramite, .stige. 1 sidfwte.
exorbilaiiles , dceliendr. titu-
banles.
rbarybdibiis, gcsrcigum. vora-
giiiibus.
naulVa-[I. 9.]garcnl , forlidan.
\ J'urferdan.
palalinas, [)a healliclilan]. die
buchslaben blan sind von
einer vergleichu.ngsweise
modernen hnnd geschrie-
ben. 1. Iieallican].
pollicelur, he be[hdtad]. pro-
misil.
Z. F. U. A. IX.
pa tri in 0 n i a , fivderges treon .
i. 10. inalrimonia (gl. connii-
bia). seusci[pas].
pompulentam (gl. opimam).
/xrt geglcncede.
1. 11. [cnocininxüs , forspen-
nende\ forspenningce. ma-
culantes.
noii dissonä sententia (gl. iioii
couvenieiitia). na mid ge-
drenium cvyde.
marg. dissona, ungesvege.
1. 12. urgente (gl. compellen-
lej. [neadiendum].
grassatoris, struderes.
imperio, bebode.
Ciles p. Q& ] 1. 13. lautomiae,
€rearte[r]nes. latrina'.
i. 14. ne lamclicse, ne hun-
grigre.
I'rugalilatis (gl. abstinentia').
spa'rnesse.
slipen-[l. 15.]dium, fodan.
edulium, pigen.
exhibens, geurciende.
lautomiw, [s]tenys[se].
liininibus, prexvealdum.
hterescit (gl. coniungit). ahear-
dade. \ togepeodde.
1. 17. llmrilicarent, sle?'den.
tradiintur, [synd] bettehte.
vultus, aud[/'/i]tan.
1. 18. venuslalem (gl. amoeni-
tatcm). cerlenysse.
stibio , deache. marg. deage.
ca lam is tro , pravincspinle .
in-[l. li).]deiiitani (gl. adquisi-
lani. adeplam). godede. gc-
god[ede].
33
51 /i
AGS. GLOSSEN.
iiigenilam (gl. natani). onbc- fautoris, lijsfcrcs.
boreiie, gebej'sevt in: o/ige- 1. G. ridiculoso, [? hlihlie]tu?i-
horene. niarg. ongecynde. gum.
peliilciis (gl. libidinosus). vrame.
1. 20. in luxum, on tust.
labescil, aslnd.
1. 21. lareni, fyre.
c.O'co, sveartiüii.
nequaquani effeclä, sed effoelä
[1.7.] voluiitale, ?ia mid
gevilnedre gcvilnunge ac
mid idelre.
cacabalus, smithid.
carpitur, he [is pliiccod]. ca- niorbo, mid adle.
pilur. pro carpebal[ur]. 1. 8. a'tliioplca, sylheavcenre.
clandestiiiis (gl. secretis). dijr- nigredine, svear\t\tujsse.
mim.
1. 22. sliniulis, pticelsum.
inlempesUe, smij[llre\. iiise-
rense. scure.
conticinio ( gl. galli canlii).
cvyldsetctie.
cellani, lius.
t'ol. 45. B ] 1. 1. concentum,
dream. nielodiani.
celebrabanf, ma'rsedo?i.
violenler, stidiice.
1.2. non vereretur, ne forvan-
dede.
supellex, inurf. a/idlu.
ulciisilia, attdlaman.
1. 3. fuiüs (gl. iiialigiiis spiri-
libus). gyde[nwii]. marg.
mid aryri[g]df/m gnatum.
lyniplialicus, iHvterseoc.
ireneticus, bregenseoc. avoJJ'od.
l. 4. dei)igi'atos, gesveartudc.
Icbetes, Iweras.
t'uliijine, sote.
l'ucalus, bpftjlcd.
parasilis (gl. ministris). pe-
num.
I. 9. clieulibiis, incnihltum.
1. 10. patenlibus, ojmietidum.
oculonirn orbibus, enhringum.
delitescit, beinad.
1. 11. vestibiilum (gl. i. in-
troitiim). forestige.
conamiiie , gt'vil[nuuge] . de-
siderio. l nisu.
1. 12. de iurogala , be ongc-
boJdiim.
calumnia (gl. iiiiiiria). teo-
nn[n].
s i 11 g 1 1 1 1 II , sicc tunge .
queri- [I. 13.] inoniaiu, cea-
riinge.
lentis viminibus, lidevacum
tag um [?1. ta?mm].
pngillis, fystum.
1. 14. ncbulonis, gedcomeres.
exsul'flanles, vid[blävan] .
cacabos, vitiles. crocc. hrey^es. 1. 15. eliminanl(gl. expellunt).
[1. citilas u. s. f.] utasci/Jan.
I. 5. sartagines , cocerpan- 1. 16. cxcipitur, he vws ge-
w[fir«J. marg. sarlago. cofo/'- fered. accipilur.
pamtc. 1. 17. magicä, drylicum.
AGS. GLOSSEN.
515
prsestigia; , gnldres. sc7ri[ln-
ces]. monslri.
necromantiä, gedvomere. divi-
natio mortuoriim.
l. 18. contrilus, lobryt.
sibilans, hvistliendc.
1. 19. cydadibus, viiiipliini.
execrandum , nedicnde. ab-
omiuauduni.
I. 10. melodiam, svinn [1. sri/i-
suiige.] dream.
I. 12. prxlevea, Jorpi.
iniperanlibus, vealdendum,
torrida', stidre.
Giles p. 67.] 1. 20. petulanlis, 1. 13. acrius, teartlicer,
iiicanduissel, halode. harn.
splenduisset.
galre. /Tonre.
lascivice, vtld[?icsse].
facibus, leohthnvdnessc.
1.21. sceleralis , mid forscil-
digum .
de-[l. 22.]lracla. tntogheno.
I. 14. inanipulares (gl. socii.
milites). gesnlen.
roriiiidolosoruni , forhtra. ti-
midoruni.
fol. 46. A.] l. 1. iiicocplis, on- niorc, oti[peave].
ginnum.
l. 2. nioliri, hycga/i. i. cogitaret.
cassarelur, [cws] idlod. i. eva-
nescecretur (sie), fordvan.
comes, ea[l]dorman.
lucta-[I. 15.]lorum, (:emp{enä\.
pala'stram, oret[.store]. vriüst-
lunge. luarg. plcgestrn.
1. 16. vocabulo, clipunge.
ge 11 e ros i s , [(vde] lum .
I. 3. salis (gl. valde) crude- 1. 17. nalalibus, geö//r[di//n].
scenle (ssevienle) poenarum paulisper, st/mc Jivile.
alrocitate, mid svidre real- ad pradioluiii suiiiii [1. 18.]
reovre griinmjsse.
1. 4. lupercalia (gl. l'csUi lu-
perci). galfrcolsas.
l. 5. coinpitaiia , veggobvte.
fesla compelc (sie).
porluiniialia, lii/dgijlda, d. /'. por-
\.\xn<\V\A,wi(t auch das ins. liest. 1. 19. ^)osVa$\x., vidensacungc.
sive laüvilia, odde hri/de?;/'reol- [1. vider-].
lo his luniiigclum. ad vil-
lam. tunincle. to kire age-
num harne .
baslerna' (gl. currus). vehieulo,
nn vn'rehr fore. [? 1. f\v-
rehles] .
sas, statt siiovelaurilia.
1. 6. floralia el nielclia, Ij/osltai-
freolsas. 7 nihtgilda. [1.
hlnstma-].
numiiia (gl. polenlia). inihla,
ad eloaeani, tn grj/pan. adel-
seade. miW'^.scre/h. 1 scrif'e.
molossi, rijddan.
i'clapsis, aslidenam.
1.20. eliiliaiclio , piiseudeald-
rcmcu.
TCi)ro\nlii\vcid,geg/adedo?i.ge~ ciiiii cqueslri, mid ridendum.
pingedoN. initigarenl. equitaiili.
33*
1. 7. l'avorem, kerimgc
nie
AGS. GF.OSSEN.
iiispquenle, ebtcnrh/ni. \ irfter-
[fi/lige?idiün] . prosequenle.
reducuiilur, [f^ynd] gelctdJe.
putido [1. 2 1 ] latibulo (gl. spurco >.
vn'd fiilttni adolseade.
squalenliura, horslice.. [1. horv-
l/ce] .
ergastuloruni, vilelwsa.
mancipando, /o luvftende.
subsannantis (gl. exprobrantis).
hijspo?)des.
1. 22. gannaturse, bisvicres.
fol. 46., B.] I. 1. cseruleA,
sveai'te. va?i[ne]. nigra,
lelra. tuiisa.
vibice, vale. livore.
satrapse (gl. iudicis). d('[man].
1. 2. applica (gl. coniunge).
togepeod.
l. 3. lot ego [Giles p. 68.] glo-
rias nuDierabo, ealsva feala
moRrda ic ^crime.
violen-[l. 4.]tias, stidni/sse.
intuleris, onhel(st{tc\.
conipulo, ic teile.
in late-[l. o.jbroso, on diglclre
[1. (,/i d/'gl'^re].
fundo, dype?i.
funiigabundis , hreocendum. \
steinen dum.
fimi, gores.
foeloribus, ste7}oiim.
l. 6. horrebal, aladolode.
furva, deorc.
1.7. Iclamen , gyr\pan oder
^ryr = gor] .i. dingce [1.
düng ca.]
nardi pistiti, stemendes svwc-
ces.
fragrantia, stemincge.
1. 8. redolet, staue. \ stemde.
iherniarum, badana.
vapores (gl. fervores). ccdmas.
suppositä [1. 9.] congerie, ?/;/-
dersttenre gegeederunge .
ht/pe.
marg. iaclari, gevoiyene.
iniperanlur, hi vcrron bebo-
dene.
VC 11 US täte, fiegernesse.
sospites, gesunde.
1. 10. cmersisse, upatyman.
upastandan.
leguntur, sin[d]r(vdde.
tormentorum, [(inlre]gene7ia.
reciprocis vicibus, edhecendum
gevrishüu.
1. 11. elisa, asUden.
labei'aclata , geveht. asliden.
afeallan.
milescere, geleodevcccan.
miserescere, un'lt[swn].
I. 12. scopuli, cludes.
niole, uncebiysse. 1 liefe.
1, 13. alveo, depcn. fluni ine.
respeclu (gl. provisu). yö/•^^■-
fenysse.
I. 14. denegatam, yöri'eorw^/e.
1. 15. riparum, stwdena.
marginibus, on ofrum.
salrapa, deman.
1, 16. obslupe.scens,/«r/<//e7irfe.
admirans.
magicä arte , [dry]licu7n
{cripf]te.
1. 17. capitalem, [heafod]licne.
1. 19. senlentiani, dorn.
vexillo, Jkiuan.
AGS. GLOSSEN.
1. 21. privilegia , sijiidrige
vijrdmenta.
1. 22. longiuscule, _^or. \ x'kle.
crebrescunt, pa vide springad.
dura, ponne send.
schedarura (gl. libroruni). ge-
vrita
apicibiis (gl. lilteris). stricum.
rotante, tyrnende.
fol 47. A.] 1. 1. celebrant,
bvemad.
in pulpito, 071 ra'dingcsvainele.
ana[?]
1. 2. recitantui-, [si/nd] npdde.
1. 3. exarsit, vedde.
1. 4. acerbilas, stidnes. \ bi-
ter mjs.
arce, gepinde.
1. 5: Patrimonium, ßedcrge-
streon .
ornamentorum, geß'cete[va].
tarn, ceiäer ge.
517
biiiiste. \ bi-
1. 10. stipendia
leofen.
ad agapen (gl. i. deliciem).
lo ßorme.
Giles p. 69.] 1. 1 1 . fraudulento,
svicfullum.
consilio, rwde.
1. 12. dissimulalo (gl. i. oc-
culto). gehivedre.
negolio , ceape. bepcccingre
pittacia, (cre/idgevrita.
1. 13. pra?dia, harne.
titulo, gesvu[teluiige].
1. 14. publica, [ope]num.
insimulatione, ivsvice. vrohte.
accusatione.
l. 15. proscriberculur, beon
gegavalad. [1. gegafolod].
accusarent[urj , Jordeinede.
pnesago vocabulo, mid fore-
gleavre clipunge. \ naman.
discriminalia, ccp^/v^^?. ear/^reo- 1. 16. in lerritorium, on pare
jias. burh.
cxiliala (gl. consurata). geu-
tod. aflijmed.
cibi inopiä, inetcleaste.
1. 17. angerelur, pect vcere
geiicrved. preadc.
muiiicipes (gl, principes).
hiii'hleoda/i.
munici-[I. 18]palus (gl, princi-
palus). burhsdpe. carding
iHvs [1. eardi/ig].
municipio, /k'stene.
virus, geo/[,s]t<'r.
1. 19. lercnles, forbcrende.
vagabundis mealibus , for\}it\-
ivndum J'<vrefduin.
1. G. periscelidas, hosebendas.
quam, wider ge.
olfactoriola, vi/rtfata.
nardi, sealfe.
crepundia, menas.
genimi-[l. 7,]reris, gimbwrum.
lunulis, halsmymim.
malriculariis (gl, i, pauperi-
bus). marg. pearfum. \ vii-
devan .
prodigä, cystigre.
1. 8. liberalitale, sylene.
furibundis, mid eialieum.
1.9. facultalum fgl. divitiarum).
gestreon\(i\.
518
AGS. GLOSSEN,
(lisparge-[l. 20.]rentur, [ra-ro/i]
todoelede.
quibiis, pnm.
abdicatis (gl.repulsis). victcvw-
de[num\.
1. 21. [abdicatis] lupercalibus
(gl. idolalriis). marg. uta-
flem en dum galfreoh um .
uUronea, syl[f]villes.
se, hi sijlfe.
1. 22. spiracula, bhedas.
pulsaturara, todnefene,
incolumitati, gesunt. 1 hccle.
prisliihT, pcere cerrfüi.
fol. 47. ß.] 1. 1. calamitosum,
hreovlice. \ earm.
1. 2. trucidabatur, [ines] acvenid.
occidebautur.
ordine prsepostero , mishvyi'-
fedre endebyrdnesse.
immatura , [ungeri]pede. pa
unripan .
1. 3. funera, i^ceav [l. Iweav].
Corpora,
flebilibus questibus , voplicum
murcnungum.
orbilatis(gl. privationis). barn-
leasltle.
acriler, grimlice.
artabanlur, [vcei'on] gepra'ste.
1. 4. palroiius, mundborn.
1. 5. oraculis (gl
spa'cum.
Iruculcnta, rede.
crudclilas, tTod.
1, G. qua), SCO.
lelircram (gl.
ciu'olmba'rne.
doctriiiisj.
sliipe-
mid eargum. ege-
niorlifcnini).
niiserandis, [ear]m?im.
oivibus, vanmi.
luem, rom.
arceretur, vwre adrccfed. pro-
hiberetur. pulsetur.
1. 7. populosaj, folcUcere.
1. 8. confluentibus , snmodcu-
mendum.
spela^um, crufte. i. antrum.
concre-[l. 9.]paivte, scyllendre.
marg. concrepans , scyl-
lende.
pullorum, cocca.
plausu, blisse. Isetilia^, fider-
slehte. [? -el], marg. rie-
giminge.
galliciiiio, hancrede.
formi-[l. 10.]dolosis (gl
faclis).
fuUum .
geslibus, gebieru{m].
Iremebunda , bifiend. \ furht.
\ earh.
palloribus, adiicum. abhecun-
gum.
1. 11. latilantem, liegende.
alloqiiitur, heo gesp?'(vc.
besti-ani, deor.
1. 12. nequissime (gl. s. c).
vursle.
vade, ,far.
1. 13. ciirsu, ßerelde.
abscessit, aveg[gevdt\.
1. 14. flagilabal, pette [? für
petebat,' oder ist zu le-
sen bicd?]
iani, fia.
sibi, hire.
1. 15. crypta, cruj'tc
slruanl, ff//i[//rrde/i].
patrociiiluin, penunge.
Giles p. 70.] 1. 16. subiugala
(gl. siibiuncla^). [riod.
consoiia [1.17.] luelodia (gl.
i. caiitu). gedreniera svin-
sunae, mar
AGS. GLOSSEN.
nexibus, bendum.
519
'o
sänge.
hymnizantes, lof singende.
coiicenlus, dreamas.
concrepantes, lileodriende.
I. 18. exemplum, btjs[num]
hceresciuit (gl. pro lueresce
baiitj. tugepeodden.
1. 19. Iriennio, prigeare
1. 0. larvalos, deojelseoce.
(i'fa'rede.
coniiliales (gl. lunaticos). van-
seocc. i. garrilores. ylße.
valetudinarios. adlie.
^. godrcnnim \. 7. JMarsiiFii, iiyrincgalere.
\ [cijri/ic-]g(ddre.
1. 8. incaulalionura, galunge.
gnldra.
carminibus, sangtim.
irrilabal , gremede. provoca-
bal.
1. 9. anguis, mvddre.
spiris, hringum. nexibus.
larg. pyreora geare [1. -(i\ 1. 11. capulolenus, od pa ku-
tan .
1. 12. adacto , gcpydnm.
coaclo.
1. 14. puer-[l. 15.]perio, Injsc-
berdre.
perliibeliir(gl.dicelur). is soed.
1. 17. legalia (gl. connubia).
lelice.
praiconiorum, herunga.
ferst.
missa, [gvsende]dre.
1. 20. cogeret, ncodedv.
apostalico ritu , niarg. qf her-
den um gcvvnan.
1. 21. raclnus, senne.
geruluni, berdling.
exosa, gehated.
iclu, mül svengce.
1.22. naclus est (gl. reperlns con-[l. 18.]celebrenl , bremnd.
est. invenit). begeat. ingriicnlo discri[inine] , onhi-
fol. 48. A.] 1. 1. aiida, inid giendre frecenysse.
forsvrecendre. calainilatum, eormda.
et clophantina, 7 hreoflicre. 1. 19. lividoriini, nidfulra.
callosilale, pienesse. conspiratio, gequis [1 gccms\.
puriilcnlus, secabbede. wttren. ola-cang.
1. 2. scaluriciis (gl. ebulliens). IValeniiim, [brodor]lt'ce.
veaUcndc. 1.20. |)ari'icidiiini, maginor-
exhalavit, utaviftc. dm. inarg. nuegmordor.
in [l. 3.] exilium, on vricsid. iiilcnlabal, bentcda [1. beo-
crebrescens, vide s])ringende. tade]. i. miiiahaliir. li/hte.
1. 4. eiicrgiinieriiiin , dcoiicJ- \ aladede.
seocne [1. deoj'ol-]. (ib.s('Ciia, ///A-. pa atelicun.
520
AGS. GLOSSEN.
fiillentis, bcpipcctuJre
1.21. nialronalis, vißicere.
oblila, forgite7ie.
machinabantur, spr^edan.
1. 12. polationis, clrences.
virus, i'iirms. geohtre.
1. 15. ^\x\\x^\l^ forfleah.
latibula, dimlms.
1. 22. lenocinantis, ybrÄ/v^7/e/<- 1. 18 obstrusa, diglu.
dos. gci'pmrnendes. 1. 19. gubernarula, hegyming.
proslibuli, ybr//«-re5. 1.20. nioderamen , gemete-
fol. 48. B ] 1. 1. extiterat, im- gung.
nede. regendiim, receiid.
Giles p. 71.] tulela , gcscihl- comniisit, befa'ste.
iiys. 1.22. opinalissimus, brernystf.
prolexif, beverede. fol. 49. A.J 1. 1. illibata, ge-
1. 2. ^wK.twXovwm^forpbi'acna. cvemsnmre. univemmedu [1.
pra'sagio (gl. i. vaticinalione). nnge-].
marg. forevitwige.
1. 3. propheticä, vitendUciim
valicinatione, vitedome.
1. 4. liirainaribns, tunglum.
1. 5. fasciculis, sceafum.
1. 6. sopitus, gesveved [I. ge- nodaretur, v(ere gecnyt
svpfed.]
1. 7. decore, vlitan.
florens, peonde. fibrarum, peanna.
1. 8 formosiore, vlitegraii. 1 liniphaticura (gl. s. Saul). gy-
ßigeran. [d?'gne]. pa'/ie gidigan. i
niuscipu!am(gl. laqueumj.yef//- vecordem.
la/i. I. 3. sospitatis, gesimd[uni\.
1. 9. callid« deceptionis , pw- freneticum, bnegenseoctie.
copula (gl. i. coriniibia). sam-
n'.sta
niatrimonii, gesynscipes.
coniuibii, gifta.
1. 2. nexibus, byndum.
argutis fidibus. marg. viid ris-
cpndum strengmn.
ex-[l. 4.]plosa, utaflymed. de-
leta. exslincta.
vesania , [.'' ^ tdf'g] nyssa.
1. 5. frementiiim , [gn'stbi]-
tendra.
mandibulas, cinban.geagalan.
\ cpaflan.
velut lenlescenle, sviloe lide- discerpsisse, toteren.
rnciim. rictus, ccoflas.
delrulo, ppuUp. vino. 1. 6. allophyloriim , {h^tv-
mulsie, mylistrr. dcnra.
cigi'/'p bepingce.
decipulani, svican.
declinavit, hp forbeah.
1. 10. tilillationis, tolgetungp
ontyndne.sse.
lenociiiia, forspenningce.
1. II. iiu'ilanienta, tihlinga.
AGS. GLOSSEN.
521
ale-
oder
sein
crista, cnmho.
cassidis, keime, i. diadematis.
l. 7. thorace (gl. i. lorica).
henlsbenrh.
ocreis, scinhose.
phalarica (gl. i. hasla)
gara
uiubonis, hrandbeages.
parma (gl. scuto). tude
soll dies wort lat.
tesludine?
1. 8. f'undibulo, staflideraSji^.
singulariler, [an]lipes.
1. 9. obtruncasse , forpvyrtan
Giles p. 72.] 1. 10. pronepo-
tum, nefena nefen.
1. 14. iiigalltatis, gega'dersci-
pes.
foederatur, vws gepeod.
1. 15.- ira*, gramme [1. gram-
ines oder gri/nfjies].
proles, c/wll [I. c/iösl].
1. 17. a'lherea , hroderes [1.
rod-].
vescerelur, vces festrcd.
1. 18. gralissimus, geeve\ine-
sle\
consortii, femcdene.
1. 21. gracillinia , merevistan.
crinibus, loc[riiin].
1. 22. fraudulentis, sticßdlum.
complexibus, beclipunginn .
perfidi [ibl. 49. ß. 1. 1.] pelli-
calus, eiiiesboren. ortri/[r]es
cyuesdomcs.
lenocinii, hce uedrimes \ [h(e-
nied] scipes. seductionis.
1. 2. demtä (gl. i. minuta).
gevane.
cincinnorura, locca. criniculo-
rum.
ceesarie, feaxe.
1. 5. eiusdem, l)a're ilcre.
proposili (gl. i. initii^. ge-
pinäe.
florentis, blo[cendre].
1. 6. rayslicis, gastli[c?mi],
sacrameiitoruni, gerijna.
1. 8. poritilicium, biscopdom.
flaminium, sacerdhad. biscop-
had. sacerdotiun».
1. 9. signabatur, [vces] getac-
[nod].
1. 10. iit, sva sra.
altius, p(es lurliccr [1. [xrs
hedlicor]. i. superius.
pandaiu (gl. oslendamj. ic
ges[v]utelige.
1. 10. dignitosam, Jor pam
ri/rdlican.
originalis, frymälices. s. pro-
prise. [ägend]lices.
palicntia', [ge[)ijl]des.
1. 11. fratetui, [hr6dorli]cere.
libaminis, [.'' ugeote]nijssc.
sacrilicio, penunge.
holo-[l. 12.]caustomata, oß'-
rnuga.
primus, (vrest.
slupro, hemede. \ forligre. 1. 13. pcrddo, feasum.
enerviler (gl. i. segniler)./«r- incxlricabilc , u//J'or[r]adlice,
cudlne. gebefsert in -ne.
deceptiis. hepadit. \. 14. las immaiuiin (gl. s.
522
AGS. GLOSSEN.
contra, i. licenliam). marg. 1. 7. ainbiguas (gl. dubias).
[mc?uiisc]lice leafe. [tveo\licutn.
rumpeiite, upnbrecende. 1. 8. traditiones, larum.
1. 15. purpureo [1. 16.] ostro et eliiciibratam (gl. accensum.
(gl. i. rubore). hrunbasvere i. purani. indagandam) de-
rendnysse. vijrman.
prteligiiravit (gl. s. Abel), he
[forebedcnode] .
1. 17. primus, cerest.
l. 18. subnixus (gl. i. exalta-
tus). upahafcn.
pneclaro, [beorh]lre.
apice, goprtwätv [1. -e\.
Giles p. 73.] 1. 19. siniultate l. 11. propositum (gl. ad narra-
ßnitionem (gl. ratioiiem.
inanifestationeni). 7 asmeade
svutchinge.
Apocrypborum , tveogendlicra
gevrita.
1. 9. n«nias (gl. vauitates).
bisnierleod.
catholica, anlic.
(gl. discordiä). iingehiHvr-
nesse. marg. simultas, un-
gehv(cr?iijs.
1. 20. catervariini, fijrdingu.
fratriiele, lih broder,
nunie-[l. 21 .]rosas , ungerimo,
reducenti, caincndum.
prsedas, hude.
typica, getvinne. \ tvifealde.
1. 22. libaniina, oJ\frunga.
litaturus, offrienne.
tropicc, ge7'ij[nclice\.
prse-[l'()l. 50. A. 1. 1 .]figiirans,
aetacniende.
tioneni). rr/ce.
ornetur, [beo] glen[cged].
l. 12. venustate, certenysse.
i. amoenitate.
l. 13. ornatu, frwte[vc\.
1. 14. glorialiir, [vul]drad.
1. 15. gralatur,/>r//^p</^. l blissad
vas, fcetels. \ bijdcl.
sententia, crf/de.
speciali, senderlipes.
l. 16. absit (gl. desit).yf or .sy.
l. 17. in calbolicam , oti ge-
IcaffuUan.
basilicam, [?c//;'/]ce.
1. 3. niaterna", mo[der]llccre. intromittilur, is äsend.
l. 4. propago, tudder.
gcniiini , gectjndelice.
partus, fe[()rh]geeac[nu?ig('].
natura, geci/nd.
dclilescit, bvmad.
l. 5. sine genealogia (gl. ge-
nere). marg. bulan gecneord-
?icsse.
vulgata (gl. popiilaris)._/ö/c//6't'.
I. 6. arbilretur, jitdi /)(- vene.
ob quam rem [satagunt. gl.
nituntur]. on hvilcnn pinge
hogiad.
1. 18. dclicatis (gl. diversis).
mistlicum.
1. 19. anatlicmate (gl. deper-
ditionc) . Javspenningce.
1. 20. munieipii, bürge, fwste-
/ii/s{s(f\.
ab i tum, emgange.
AGS. GLOSSEN.
523
coccineuni, hrunbasne.
ligulam (gl. i. fibulam). ofer-
fongc. dalc.
1. 21. usurpans (gl. possidens).
ahmend.
1. 12. tetrse (gl. nigrse) geii-
tililatis, svearle\s\ [/ija'dcn-
do/nes.
1. 13. evangelicum, [godspel]-
licfie.
clandestinä fraude , dihlum 1. 18. appelitu, gßvilmmgum.
facne.
subripuit (gl. tulil. furatur).
fo r stiel .
1. 22. parentclae, ma'gdsybba.
et doineslicis, 7 hyvcudum.
clienlelae, inhyrcdes.
i. voluplate.
compesocret (gl. prohiberet).
forhudi'.
1. 19. curavit, hogede.
1. 20. evidens (gl. i. niani-
feslum). i/iJioh.
fol. 50. B.J 1. 1. spectaciiluin, Sivvo^^^nüdi'., ofcnnodini/sse.'wi-
vwj'ersefie.
1. 2. obstaculo (gl. impedi-
nieiilo). letlinge. raarg.
remmincge.
1. 3. lypiim, getacnungc.
Giles p. 74] designasse, gc-
svutelod. i. pnefigurasse.
1.4. sarixerunl , gesetan. i.
iudicaverunt.
purpurea', bvunhasum.
1. 5. liiicturiL", deaghe [l.denge].
rauricibus, corvurmum.
venuiciilis, pirnim [\. f)inc/iuiii].
1. 6. statuta, geselednessa.
et legalia, 7 celice.
rite, gevunelice.
1. 7. Aom\n\c\.,[drijhtc?di]cere.
ianitor, diireveard.
1. 8. in athra, heofc[mwi].
1: 9. auloritate, dorne.
principali, [he('iJod]licum.
autlieiitico, ealdorlicinn.
ponlilicalij, dorne.
I. 10. cullusi bw'cnsre.
flationis.
ostentationis, b[ee]oi>?'//ge?
1. 21. iudiciuin, dotn.
Ibl. 51. A.] 1. 1. quid proce-
dil, hvig Jbrestep/i.
marilum, ceorl.
1. 2. subdit, ej'lrehä.
specieni, vlite.
form«, aiwlalen.
1. 3. apostolus, {a'ro7i\drie7}\d.\
1. G. obslinata, pivl anvilla.
insigua, imvrda.
Icnocinia (gl. i. malte suasio-
iics. scductioiies). marg.
Jorspejiningn.
1. 7. proslitutis, lorligererum
mm {?) [Jorliger]licum.
coiigruunt, gepa-xliccad.
Giles p. 75.] 1. 8. quam qua-
runi pudor, [xr/i/ic Ixn-c. [I.
-a] c/(i'/i/n/s.
vilis, racli.s [1. -lir].
in apocalypsi , o/i arn'gefire
bec.
1- I I pa'dagogus (gl. ductor) 1. «.». cocciiico, ro/crcadi/m.
noslev,h//rf' ll.iü-r] /utleotj. I. lü. liipauaniDi (gl. scorta-
524
AGS. GLOSSEN.
niiu). scrivftena [1. scihH-
tena] .
insignia, mwräa.
alibi, on oäre stove. elles.
1. 11. per publicum, gend ope-
nysse. s. si in palam.
notahiliter, cyrten[lice].
1. 12. illicias (gl. i. nectis).
spenst.
J. 13. etsi ipsa non pereas,
pell pu seif ne losige.
1. 15. improbus, vider[coren].
1. 18. hirsulus, hruhe.
lanas, vulla.
setosa (gl. seliger), geole.
raggie.
vervecum, veäera.
veliera, ßys.
1. 19. conchilii,^,yc<^eöÄ. veol-
ces.
bacciniorum, vinberigena. marg.
horlena.
fuco, deage.
inficere , gccesan. denghian.
miscere. I f'iicare.
1. 20. tinclura', deage.
muricibus, rurmmn.
1.21. proiülurum, framendlic.
sollerli, glcavum.
1. 22. ironiam , hux. husp.
allegoriain.
fol. 51. B.] l. l. varios (gl.
ni ultimodos) . mistlice .
colores, bleoh.
1. 2. rubcnli, deage.
raurice, deaghe.
croceo, fiiid rcadre, gccioce-
dere.
veliera, Jli/ss.
lulo, vurman.
sandix (gl. lierba). marg. vue-
derc.
pa-[l. 3.]sceiites, pa lesiendan.
1. 4. originaliter , frymftUce
[1. fnjmd-].
1. 5. indusfria, glea[vni/ss].
superfluis, [q/erßoeend] licum .
adinventionum, gesmeanga [? 1.
gesmeagena].
argumeiilis, spiriungum. \
axungum .
ampli-[l. 6.] ßcare , mcenifel-
[dian] .
conlendit, o/zt/t. gubernat.
1. 7. coccineas, rolcreade.
succis, deaham.
1. 8. et concliiliis , 7 i'olc/ie-
readitm.
lingere, degaii.
quippiam, sum phic.
1. 9. plastica (gl. elementum.
creaturä). oiigesceafte. gc-
veorce.
h u m a n oe , \m en n /] .y c um .
nefessarinm , iieadbehefe.
1. 10. iniperfectum , unfrem-
I. II. iuris peritorum, radho-
rena. \ rwdgifena.
scita, laga.
iiaMiias, bhmwrleod. vanifales.
(jilcs p. 76.] 1. 12. ridiculosum
[opprobrium], *c««<///c hosp.
subsannantis, hihsendes.
ganni-[l. Iß.jtura;, bismeres.
i til'ami , unhlisjulliim .
proverbiorum, biimrde [I. -a\.
eulogio, gydde.
AUS. GLOSSEN.
525
I. 14. cachinnanles, ccvh[cten- obsidione, omscetnwigum,
de]. doli Iura, to besnrgien?i(;.
picta croco, gcmyt deah. coinpaLieiitis, bcrntrsie/ides.
fulgeoti niurice, [lixen\di'e I. 9. defectti, ateorimge.
deage. salvä, g-esuNd[re].
1. 15. nianicas, hundstocc. 1. 10. celebre, inivrne.
redimicula, vrcedas o\dde\ cij- nieliculosis (j;!.' tremebundis).
nrviddan. lofns [?l. lodns]. cargrnn.
milr« , hiütlcs. buj'antigera. numlcipibus, bur}ih'[odu)/i].
snoda. 1. 11. oppidanis, stocveardum.
1. 17. iherislro, lialigriiftp. bur}i\c(irinii\.
1. 18. sponsali, giflican.
lenocinia, hvemedru. forspen-
ningce.
1. 19. salpicis, byman.
clangoribus, cyrmum.
Irepidanlibus, Jorh[li/iii oder
forhtie?idum].
feste, [tcduni.
tyranni, pws vcalre\uvan\.
conopseo, ryf{te\.
iniiiiplis, iinicßvedan [1. vn- 1. 12. procax (gl. superba).
ge(vt-cdum\ .
scamlcasc. i gcinah.
1. 20. candeiis, hi:i(. lypuiii, getacnurtge].
publicis, si/fe/u[m[. 1.13. obiinibraris (gl. figurans).
1. 21. coenaculi, heallc. aulie. gc'lnc[n?end('].
1. 22. manipulorum (gl. i. exer- iiilegro , an.su/idm. of an-
cilmim). gcliiia [I. gilma]. rcalJirr.
r)'(vda. pleiiijunio, inonadfylene.
equitalu, ofrude. herc. ncdinii 1. 14. nierelrici, [?n///t(']s/re.
hej^e. lenociiiante, Jhrspirnendlicum.
fol. 52. A.] 1. 2. obtruncan- luaculanle.
dum, bchcafdiefine. 1. 5. fiaudulenlo, [svice]luin.
rata est (gl. aislimala). ^ea/t/e. obleclanieiilo , luste. lustful-
1. 3. venuslale, cerlenysse. lutige.
caperelur, becirred. elisisse , Oesvice?i. b('pce[ht].
1.4. translatoribus, ve/idi'7'ain. 1. 10. duclus, togon [\.lo"-en.]
inlerprclcs. cx-ca', bli/tdi-c.
I. 5. dexlralia, bcgas. cupiditalis, gyrmüngcc.
1.0. asserlionibus, .so.dingum. pelulaiilia, orgahcypc. vron-
1. 7. adslipulatioiiibus , svulc- sc.ipo.
Iiing\uut\. capliis, gahvlil.
verum, ac heo. sodlice. Giles p. 70.] 1. 17. prostitutee,
1. 8. artä (gl. slricla). nearuvum. f'orligeres.
526
AGS. GLOSSEN.
lupanar, forligerhiis.
1. 18. traheretur, s//[getog-e/i].
transligat, pur/iscet.
velut ales, smlce fiigel.
1. 20. li'ontosam, pa vlanca.
impudenliani (gl. sine pudore).
scamlestan.
1. 21. insolentiam, ofermodig-
nijsse.
inarg. insolens, ofcrmcete.
rubri- [1. G.] catis , 7ntd i^ead-
lesce.
ainbiunlur, beo7i [beleged].
antia^, forefex.
cincinni, locces. crines. fore-
fex. marg. hcerloccas.
calamislro, mid praimicspihile
[1. -sjji/f/e],
l. 7. crispantur, s//nt apra-
vene.
sub regiinine, iinder gymetie. et coloratis, ~] deagednn [1.
1.22. eci'lesiaslicorum, ^7?/^«;/- -uin\.
[f ultra].
clero, preosthade.
fol. 52. ß.] 1. 1. canonum,
rihtregula.
regularis, regoUices.
dcprehenduut, understanden.
1. 2. usurpala?, geagnede.
ob, for.
phalerala, fiegeredre.
niarortibus , vimplum. i. vela-
niinibus. marg. hvimpluni.
\ orlum.
1. 8. cediint, hi sleaä [als oh
cfe d u n t das fände] .
vittarum, snoda.
adsut«, geseovede.
talo lenus, od pa ancleov.
prolixius, side.
ven
w&\^\t.^vynsum\iiysse].cijr- dependunt, to nider [hangiad].
te[aijsse].
stalura, gesetiiys. iniago.
1. 3. coinatur, \is] glen[cged].
perornelur, heo [gegle/icged].
1. 4. sexus, [gecyn]des.
constat, [s]rut[el]ad.
1. 9. cavaiiiiariini, ulcna.
1. 10. iusligal, tihlad. \ mene-
gad.
1. 11. rapaci, griniiice.
ungulaniin, elifra.
arpagiiie, spyrringe.
subucula, ham\e\. Iiacele. 1. 12. grassari (gl. [vjastari).
uiarg. subucula. kam. bereafien. \ avestan.
byssinä, Ibien. t hvite. prolervorum , vunela manna
hyacinthinä, h(jevcn\e?^. \? vlancra].
1. 5. coccinea, veolrwd. s. to- 1. 13. insolentiam (gl. super-
nica.
capilitim, luet.
manicie ( gl. s. anibiunlur).
haii{d].slocu. marg. luuistoee.
sericis, mid godrchbe.
clavata-, gestefnedc.
biam). tipahrfenysse.
traduclam, lopundene.
indisciplinatorum, onpeaifa'ste
[1. unpeaifa'stra].
1. 14. dissimulari, bepwcen.
iucrepari, beon geprcade.
AGS. GLOSSEN.
527
obliquä, midvolieum [I. v6h-\. adulatio (gl. parasilis). ola'-
livoris, tv festes. cu/ig.
1. 15. stropliosie sugillationis 1. 2. assenlatrix (gl. i, atlula-
(gl. i. vituperalionis). sv7c- Irix). gehvceriende.
J'ulve efenliecunge.
derogemur (gl. i. delralieimir).
tceled.
1. 16. proleletiir (gl. elonge-
lur). gelenced.
1.3. (lelechdum, o'elustfi///f//fg\
crin)ine, m/'d sauge; als ob
carmine gelesen mürde.
laude, heru/ige.
covreclores, preage/ides [1. -as].
corapelenli (gl. i. convenienti 1. 4. serpere, smugen.
[1. \7 .]). i'\i\ns\\\d^ gedaflien- 1. 5. noii dilficulter, /tn linear-
dre beclisingee [1. gedajien-
dreA
fodliee.
1. 6. exacerbavit, tyrgide.
1. 7. generalitas
nialuriiis, scortlicor. (gl. ci- passiva (gl. vasla). lidgil.
tius. t velocius).
malagma (gl. unguentuin. me-
diciiiani). cleodan.
medicanieuti, lacSßs^.
geinwnelic-
nys.
lacerari, [beön] totoren.
1. 10. superlliie, oj'erßovenüce,
purulenlis (gl. viruleiitis. 1.18.) rheloricamur (gl. i. loquimiir).
vulneribus, mid genlstriiim
V und um.
protervorum, valana.
convicioriini, leahtra.
flagra, sr/n/a.
asperie [1. 19
siidra vala.
luasligias, seipa.
jemulis, ßondum.
illalas, ongebi'ohle.
vurdiad, gehefsert in vurd-
liad.
1. 1 1 . rcniolis, astyredum.
paiilisper, alheege.
negotiis, gejiytum.
inveclioiiis, 1. 12. pliilosopliari , sny Irtan.
\ vurdlian.
decrevimus, hu[giad]. \ mene-
giad. coiiati siimus.
I. 13. Privilegium, vurdment.
experiamur (gl. naiieiscamur). presidio, nerin[ge]. proleclio-
a finden.
1. 20. magnopere, />e [svido7'].
stipulalorem (gl. firmalionem).
sedend.
1. 21. iivescanl, andigen.
ms. niarg. praesidio. ge-
beorge
I. 14. cliistcllo, loee. \ fv
stene.
conliueliir, [w] geJueß.
luinenlis iactautia?, /o/>?/«rftv///.y I. 15. arbilrio, ci/rc.
[1. -es\ gylpes. coacto, [ueade]duin.
fol. 53. A.] Gilcs p. 78. 1. 1. I. 10. IIi|)|)()nensis, /»/-//v bur/i-
set're.
528
AGS. GLOSSEN.
l. 17. prosae, j^ace. scrupulosa (gl. diibitata curis)
elegante (gl. pulchraj senlen- carful. heß[g].
liä (gl. i periliä). vrid pws- soUicitudo, bighydignys.
lice getignysse [1. geling- 1. 19. tuniiiltuans, svegende.
nysse] .
1. 20. iiilacto , [u?igeveinme]
dum.
\.2]..\ncn\c?i\\i,gecertenlcehfe
invitaui, lad\e].
fol. 53. ß.J 1. 1
tralia, incofu,
1. 3. suinmotiim, toscirid. 1 to-
dd'led.
concipit, underfeh.
tectis, ascyl[d\ediim. \ ahe[le-
diim] . J'orheledum .
Giles p. 79.] 1. 5. iuquit, eft-
cvced.
1. 9. digesto, geendebirdre.
urbano, sno\iruin\. facundo.
1, 10. tenor, sveg.
1. 11. concionalor, bannend.
quod [1. 12] libel raunusculuni,
hvilce. (cnige opro. Inc.
ratum, irum.
gratum, gecveme.
quam [1. 13.] ut promererentur.
niarg. ponrie pcet vceran
geearnode. proderenlur.
1. 15. munusculum , gehvwde
\l<1c].
pasloralis cur«, hyrdelicere
gymcne.
sarciuä, seame.
1. 16. satagistis (sie), gyrden.
strepitus, gehiyd.
obturbabat, gedre[Jde].
1. 20. et remotio , 7 nscyli-
dre [sie].
1. 21. conferunt, tobringaä,
pene-[l. 2.] 1-22. verbosa, vordful.
garrulorum, hlydendra.
fol. 54. A.J 1. 1. contemplibi-
libus (gl. indoclis). fovsa-
vendriun. [1. -dum].
violenter, stid[lice].
auerunt, agean\?]. abredeä.
1. 3. arilbnielicaui (gl. causam
iiumerorum). rbncripft.
geometri-[l. 4.]cam (gl. terra
mensuram). geordgemct [l.
eordgcmet] .
1. 4. aslronomiam , lu/igchr.
legem astrorum.
aslrologiam (gl. cursura aslro-
rum) . steorv{gl[unge\ .
meclianicam, ordancscipe, i.
periliam. 1 labricam rerum.
1. 5. lenorem (gl. rationem).
SClüg.
notariis , incercerutn. vrf[te-
rum] .
excipientibus , ascyledum. se-
gregaiüibus.
antiquariis , ealdvriterum i.
scriploribus.
1. 7. obstaculü, hremmingce.
l. 17. destinare (gl. Irausmil- (rieabalur (gl. prolelabalur. 1
lere), geseltan. tardcbalur). marg. ihvs ge-
1. 18. intercapedinem, ferst. lengced.
AGS. GLOSSEN.
529
1.9. dislenlionibus, topencd- fol. 54. B.] I. I. fatis , g-e-
nj/ssum . vij7'[iluni] .
Giles p. 80.] lascis (gl. ponde- j. o. parcarum, gemjrda.
ris). vrcedes. ferreus, hoßes [1. hcßg].
1. 10. Iia'c niorosa tricalio (gl. l. 3. convolatus, //Ä/«.y.
dilatalio). peos ylßillo hl- ]. 5. jam, ar.
tr'ig- 1. 6. imbri- [I. 7.]cibus, pece-
pollicila rescriptio, hahaten [furr/t].
g-crrtl [I. be-].
1. II. riinosa, tochtan. i. scis
Sil rosa. hiec.
barca (gi. linier), hat.
1. 12. laceroram, earina.
remigio, rovette.
1. 13. sero, late.
rusticilalis , gleavnyssc.
superno [1. 14.] palrociiiin
upanidiim helpe.
antennarum, sogi-lgijrdnm. e'oquentia, sprcvc^
vursla.
1. 15. Scyllam, inunt.
quasi inter Scyllam, svilce.
hetvux stcnihricgum.
soloecismi, grutta?i [d. i. abys-
si]
1. 10. t'ulvis (gl. nigris. flavis).
foalerinii.
1.11. frigenli, colre.
labescit, ai^yrd.
1. 13. urbanifalls, gevyrdig-
Tiysse.
digeslum, geendeherd.
I. 17. disserlitudinis (gl. i. sa-
gacitalis). gleaniyssc.
Gilpsp. 81.] I. 18. dulcisapa
(gl. ooctum vinum). gesvci
vin.
a merulento [1. 19.] temelo
(gl. a puro vino). ri?ie. fram
hluttrum vine.
1. 16. baralhrum, sqvcUend \\, I. 21 fucorum, hleon.
sve/ic/id]. l. 22. imaginmn , anh'c[nys-
riidenlibus, rapum. funibus. *«].
1. 17. scopulosas (gl. duras). Fol. 55. A.] 1. 1. petalis, /«;/-
scylpige
lautacismi, elleohtes [sie].
collisiones, torros [1. -an].
moylacismi, cmleohtes.
voragines, edvinde.
1. 18. grammaticorum , slaif-
cra'ßigera.
gubcrnaculo, gymende.
mm. 1. laniiiiis.
1. 11. fiilci inen tum , under-
\lrymnyss\ .
adiunientum, J'ultum.
1. 13. vacillare (gl. lilubare).
Icallrian.
I. 15. flagiliorum , mandivda.
I. 18. classis, hores.
1. 19, trudenles, bescufendo. |. 20. ('onlcniplibilis, hyrrc/id
1. 22. relalibus, racum. lic.
Z. F. D. A. IX. 34
530 GEWERBE, HANDEL CND SCHIFFFAfIRT
t'ol. 55. B. Giles p. 82.] 1. 7. I. II. subsistentia (gl.perseve-
arx (gl. civitas). cester. rantia). inarg stedevist.
1. 8. propugnaculuni, vigslcnl. niarg. ruscus, sei. holen.
GEWERBE, HAADEL ÜAD SCHIFFFAHRT
DER GERMANEN.
{Oejfenflicher Vortrag, gehalten in Basel 1853).
In dem kleinen llieile des germanischen ländergebieles,
den das römische reich bereits früh und für längere zeit in
sich aufgenommen, dem schmalen landslrich jenseit des Rhei-
nes und dem südwestlichen oberland diesseit desselben , mö-
gen die bedürfnisse der römischen besatzungen und mag das
beispiel der römischen und gallischen ansiedier wohl einigen
gewerbfleifs schon geweckt und genährt haben , kaum jedoch
einen sonderlich bedeutenden, da alle berichterstaller davon
schweigen, da aus den versunkenen wohnslätlen der lebenden
und der lodlen weniges nur zu tage kommt, das eine höhere
stufe gewerblicher enlwickelung bezeugte, da auch die grol'sen
fabrikanlagen, welche das spätere kaiserlhum zu Trier gegrün-
det hat *), ihrer ganzen einrichtung nach den fleifs der ger-
manischen nachbarn eher nur erdrücken als heben konnten,
einzig die töpferei scheint überall in jenen landen zu einer
gewissen blute und Iruchtbarkeit gelangt zu sein: blofs in
Riegel, einem markldecken des Breisgaus, zeigen die gefai'se
und gefäfsscherben, welche man ausgegraben, die namen von
nicht weniger als dreiundlunfzig leulen dieses handwerks^).
1) Triherorum scutaria, Triberoriim balistaria {fahrica) : nolitia
dignitatum ia partibus occidenlis 8, ! ; procitrator gynaecii Triberorum,
praepositus branbarieariorunnive argentariorinn Triberorum ebd. 10, 1.
2) darunter einen, der ebendort und in der umgegend noch heut
besteht, den namen Losciiis , jetzt Lösch: Schreibers taschenbuch f.
geschichte u. allerliiuni in Süddeutschland 1, 317. zu vergleichen, falls
derselbe germanisch ist, das ahd. lüshi , nhd. losch, ein feineres, be-
sonders rolhgefaibtes ledcr. von den toftfereien zu liheiiizabcrn Mones
Urgeschichte d. badischen landes 1, 265 fgg. hier (gegen Mone 269)
noch mehr germanisch klingende namen, lieginiis, Fiductis, Abbo.
DER GERMANEN. 531
Dem Germanien aber, das frei von der röniisclieii iier-
scliaft und dessen leben unverfälschter diircli ausländischen
einllufs blieb, der (iRmmnia mogna blieb selbst ein bescheid-
neres mafs von gewerbslhäligkeit last gänzlich fremd, abge-
sehen von der silteneinfalt des volkcs , dem eine eben aus-
reichende befriedigung der alltagsbedürfnisse noch denselben
werlh als eine prunkende besafs^), schon die art wie es zu
wohnen pflegte , nicht in städleu noch zusammenliegenden
dörfcrn, sondern auf zerslreulen geholten *)^ machte das band-
werk, machte die anfertigung verschiedener gegenstände auf
bestcllung und kauf im allgemeinen zur Unmöglichkeit und
musle die einzelnen haushallungen nölhigen und durch die
nöthigung befähigen fast alles , dessen sie an kleidern und
gerälhen bedürftig waren, sich selbst zu schalleii.
Zwar den mann , den herrn des hauses , berührte all
dergleichen arbeit wenig: der sorgte wohl, soviel zeit ihm
krieg und schlaf und gasimal und Volksgemeinde übrig Hes-
sen''*), als Jäger, fischer, ackerbauer für den leibesunlerhalt,
und nicht einmal das, wenn er jener adlichen einer war, die
den krieg als beruf trieben *"'J; schwere und unsaubre und
3) est videre apud illos argcnfea vasa , /egalis et prüin'ptbits
eoriim mtineri data, mm in aliii vililate, quam quat; hutno ßnguntttr :
Tac. Genn. ö.
-4) Tac. Genn. 16. \gl. Iiisl. 4, 04 und in bezug auf die Alainan-
nen Amin. Marceil. lü, 2. (li)ch hat es auch au städleu uiclit gcfehll :
Ptoleniäus namentlich führt deren genug, besonders iin osfen, fern den
Römern und Galliern , an ; der heil, ßonifacius epist. 132 sagt von
Erfurt Jdit iani olirn rirbs p(iu;fi)wrum riislicorinn , und schon die
Cimbern forderten für sich und die Teutduen yiönc.v yai nöXeig ixava.g
h'QixtTv : Plur. Mar. 24. vgl. unicn anm. .")!. so halten auch die Gal-
lier Städte, und dort beschreibt (läsar b. G. 0, 30 deren übliche wohn-
art fast ebenso wie dort Genn. 10 T.icilus die der Gerniauen.
5) Tac. Germ. 22.
6) Germ. 15: eine stelle, die man aus dem zusammenhange zu
reifsen und, wenn von dem ackerb.Tu der Germanen gehandelt wird, zu
missbrauchen pflegt, noch unbesorgter (/////// domiis aut ager au/ ali-
qua curat prout ad qiiemque vcnerc , ahniliir) lebten die erlesenen
kriegep der Chatten: Germ. 31. so wird denn auch was Plutarch von
den Bastarnen sagt, ctvÖQig ov yewQytTv tlööng, ov TilfTv, ovx ano
noi^vCiov Cjüv i'^/uoi'Tf-g , alV tv tQyov yrcl fUar Tfyvt]V /iitXtTMVTig,
34*
r)32 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
lange an denselben ort festbannende Landarbeit aber schien
dessen unwiiidig, der allein im hause l'rei und könig und
priester seines liauses war'): diese war, wie meist die eben-
so unsaubern geschäfte der viehzucht^j , denen überlafsen, die
ihm dienten ; und alle, die sein grund und boden trug und
sein hrot ernährte^), dienten ihm; war also überlalsen den
leibeigenen , den hörigen, den kindern , dem weihe, den ab-
gelebten eltein '**). natürlich, je näher ein glied des hauses
dem haupte durch blutsverwandtschaft oder liebe stand, oder
wenn seine Unfreiheit schon rechtlich eine minder strenge war,
fiel einem solchen auch die leichtere dieuslleistung zu: wäh-
rend die sclavin unter saurem schweifse den miihlstein trieb"),
halte der hörige von dem haus und lande , worauf er abge-
sondert safs, nur etwa eine Jahresabgabe an kleidern einzu-
liefern *^).
chl fxüyj^a&tti (Äein. Paul. 12), auf die krieger des volks , wie sie
eben in ausländischen solddienst traten, zu beschränken sein.
7) ahn. drotlirin könig und hausherr. der hausherr als priester
Germ. 10.
8) anm. 11. die deutschen frauen in dem mittelalter v. Weinhoid
311 (gg. Schweine mästen, ziegen hüten, mist auf den acker führen
als bezeichnende arbeit der knechte nennt das rigsmäl 12. doch wer-
den die sliere von dem freien, die rosse von dem edlen selbst ge-
zähmt: ebd. 19. 39. ahd. stieiri , ags. svan ein kuh- oder sauhirt
und altn. sveinn ein edler jüngling (rigsm. 38) mögen lediglich in dem
mittelbegriff eines knabeu zusamnientreifen.
9) ags. hldfveard, hldford broibewahrer , herr, lord ; sein «eib
die hlufoeardigi', hlwj'di'^c, lady : lilu'J'wtu \y\o\.v:\snr, ai\entv. vgl. Leos
rectitudines sing, personarum 114.
10) Germ. 15. 20 (die kinder des herrn und des knechtes gleich
gehalten und im gleichen dienst, inter eadem pecora). 25. wie die
Sprache für kind und knecht mehrfach dieselben werte hat, ist be-
kannt; ebenso für den knecht und den alten, das rigsmäl läfst die
unfreien von /ti und Edda kommen; rrike ein vieh - und ackerknecht
ist Verkleinerung von ane wie ancilla von aniis- ebenso vergleicht sieh
famulus mit /ajucclög, humi/is, ahd. garnal alt.
11) Weinhüld 313. ancilla, quae ncc mulgere nee molere solet
lex Fris. 13.
12) frumcnti modum dominus aut pecoris aut vestis ut colono
iniungit : Germ. 25; wie durch alle späteren zelten kleiderzius neben
dem zins in frucht oder vieh und beim sterbefall das beste gewand
neben dem besten haupte.
DER GERMANEN. 5:?3
\'ürziigs\veis aber beschafften eben dieses leibliche be-
clürfiiis (liejeiii{i;en, denen es überhaupt oblag die meiste ar-
beit, welche daheim geschah, zu verrichten oder doch zu
leiten'^), die weiber im haus, die galtin selbst mit den
töchlern und der alten mutter. es ist bekannt, wie die be-
reitung des gewandes, von dem werke der tanzenden spindel
an bis zum fertigen kleide, in allen und noch in späteren zel-
ten und im morgen- wie im abendlaiule das bezeichnende
merkmal des weiblichen geschlechles uiul das nicht entehrende
geschäi'l auch königlicher frauen gewesen ist : ich erinnere
an Penelope, an Caia Caecilia, des älteren Tarqiiinius gattin,
nach der sich jede römische braut bei der vermähliingstVier
Caia nannte**), an das tugendsame weib, wie es die spriiche
Salomonis '"^j, an die Jungfrau Maria, wie sie im werkhause
des lempels zu Jerusalem die legenden schildern '^), an bild-
werke der altchristlichen und dei- mittelalterlichen kunst,
welche Adam mit einer garbe oder einer hacke , Eva mit
dem wollelragenden schaf oder einem rocken zeigen "^). so
13) (las backen, brauen, kochen, waschen: VVcinhdld 310. 321.
326; damit denn auch die bereitung der seife anm. 141. so ist das
tveib unausgesetzt in bewegung und geschäftigkeil: das besagt auch
dieser name des ganzen geschlechtes (Weinh. 3) und Emb/a , in
der Schöpfungsgeschichte der jüngeren edda der nanie des ersten wei-
bes : J. Grimms mjiiiol. ;)37.
1 4) caetcriim Caia iisii super oinnes ce/cbvata est. fertur eiiim
Caiam Cacciliam , Tarquinii Prisci regis itxorem, opfimam lanificam
fiiisse , et iden inslitiitum fiiit, ut inivae /ii//j/ae ante ianiiam rnarili
interi'ügatae , quaenam voearentur , Caiam esse sc dicerent : Probus
de nominibus in Gothofredi an(;t. Lat. ling. liüÜ. rocken und sjiindcl
dieser Caia oder Tanaquil und ein von ihr gewobenes gewand noch zu
Varros zeilen gezeigt; inde farfuin , ut niibentes virgines comilaietur
coliis compta et f usus cum starnine-. Piin. h. n. 8, 74.
15) cap. 31.
10) W'ernhcr in Holfmanns fundgruben 2, 103. 175 fgg. u. a.
auch in bildlichen darslellungen mit der spindel : z. b. Herrads horlus
deliciarum 98. xii u. taf. 4.
17) garbe und schaf: d'Aginconrt, scult. t. 6; Didrou , histoire
de dieu lüO; Pipers mytbol. n. Symbolik d. christl. kunst I, 1, 353.
hacke und rocken: llerrad 30. 99; relief einer seilenthür des müns-
lers zu Freiburg im Breisgati ; d"Agincourt , scult. t. 32; der alte
reim 'als Adam hackt' und Eva spann, wer war denn da der cdel-
mann?'
534 GEWERBE, HANDEL LiND SCHIFFFAHRT
denn auch und so von jeher ganz besonders hei den germa-
nischen Völkern, noch Karl der grolse liel's seine töchler
zu dem kunsllleirse der spindel und des webestuhls erzie-
hen ^^) , spinnend durchritt Bertha von ßurgund ihr könig-
reich^^), im Nibelungenliede ist es liriemhild die königsloch-
ter selbst, die mit hilt'e von dreifsig Jungfrauen ihrem bruder
und dessen geführten festliche kleider bereitet (sieben wocheu
lang haben sie daran zu schaffen'"), und spindelinoge sind
in der spräche des reciits verwandle von x^eiblicher wie
Schwerimage verwandte von männlicher seite , kunkellehen
ein lehn das auch auf weiber geht~'). schwert und spindel
mann und weih, das gesetz der ripuarischen Franken bestimmt,
wenn eine tochler freier eitern sich wider deren willen mit
einem unfreien vermähle , so solle ihr der könig oder der
graf ein schwert und eine spindel überreichen ; greift sie
nach dem Schwerte, so erschlage sie damit den knecht;
wählt sie die spindel, so verbleibe sie mit in knechtschaft:
d. h. ihr wird gestattet in nochmaliger und letzter enlschei-
dung entweder durch mannhafte gewallthat die ungleiche ehe
wieder aufzulösen oder aber für immer sich als eheweib zu
bekennen'").
18) ßlias lanißcio adauescere culoque ac Juso, ne per otiiim tor-
perent, operain iinpendere atque ad omnem honestatem crudiri iussil :
Einhard 19.
19) persou und thatsacbe beide so geschiclillicb (la reine Berthe
par Vullieinin s. 0), dal's man gegen die vermengung dieser Bertha
mit der sagenhaften mutier Karls des grol'sen, mit der reine Pedauque
d. h. der königin von Saba, deren Standbild sich öfters an französischen
ivircben findet (mag. pittor. 4, 376), mit Freya u. s. w. billig beden-
ken tragen darf, zuletzt und am ausgefiihrtesten giebt Sirarock diese
mythologische combination , Bertha die spinnerin s. 124 fgg. von einer
Zeitgenossin Berthas, Liulgard , tocbter k. Ottos I. und gemahlin h.
Konrads von Lothringen, berichtet Dietmar b. 3, s. 42, in ecclesia
Christi marttjris Albani in Mogontia ßehiliter est sepulta, cuiusj'usum
ai'genleiim in eins juemortam ibidem est suspensvm.
20) Str. 349 fgg.
21) Ilaltaus 1706. J. Grimms rechlsalterth. 163. unter den drei
einem hause verlieheneu wundergaben auch eine spindel, welche der
lochter beslimmt oder das Sinnbild zahlreicher nacbkommenschafi, eines
Segens also von weiblicher seite ist: sagen d. br. Grimm 1, 52. 53.
22) lex Uipuar. 58, 18. die coniicla bezeichnet hier also nicht
DER GERMANEiN. 535
Ebenso (Jeiiii, wie allerdings nirgend ausdriieklicli berieli-
let , aber mit sicherer ergänzung zuriickgeschlolsen wird,
schon bei den Germanen des früheren und des früheslen al-
terlhums. auf ihren triften fehlte es an scliafen nicht '^), und
wie noch heut in Schwaben, so wurden deren namentlich
von deti Sueven schon gezogen^^j; und nicht an flachs auf
den leldern : haben doch die Heruler, da sie einmal in Ver-
wirrung vor den Langobarden flohen, ein blühendes flachs-
feld für Walser angesehn und haben gemeint hindurchschwim-
men zu können*'^), die wolle gab den .stolf zu dem über-
würfe der männer, dem ein- und missfarbigen ^"j oder bunt-
gestreiften^'^) (nicht alle trugen darunter auch noch rock und
hosen ^^), der lein zu dem leichteren, schöneren, noch mit
einem rolhen säum verzierten kleide der weiber selbst ^^):
uiimilleibar das leben in dei' iinechtscbaft (lechtsaltertb. 171), sondern
auch hier nur das eheliche Verhältnis des weibes.
23) quibus ille primum obsides imperavit, qui statiin daii sunt;
deinde frumentum , postreino eliain vaccas atqiic oves : Vopisc. Pro-
bus 14.
24) Strabo 7, I, iJ, den das wandern der Schafherden verleitet
die Sueven selbst zu einem wandervolk zu machen, übrigens bezeich-
net das wort ÜQ^[-(fA.c(, dessen er sich bedient, nicht allein schafc;
ebenso allgemein bei Cäsar b. G. 0, 35, bei Tacitus Germ. 5. 11. 21,
bei Ammianus 17, 1 pecus, pecuva.
25) zeitschr. C, 257 fg.
20) nur dieses slolTs und der missfarbe wegen konnten die Römer
und Griechen die sonst nicht eben passenden namen saguin und /A«-
fxiig gebrauchen: Pomp. Mola 3, 3. Tac. Germ. 17. Sidon. Apoll, ep.
■i, 20; Herodian 4, 7; saguluni Germ. 6.
27) sagulis versicoloribiis Tac. bist. 5, 23. vielleicht, da hier
von ISalavern die rede ist, nachahmuug der angrenzenden Gallier, als
deren bezeichnende cigenbeit man das bunt gestreifte und gewürfelte
kleid betrachtet: vgl. die Marcellus-schlacht v. Schreiber 49. spä-
ter indessen auch bei ßurgunden oder VVcsIgolhen veslis versicolof :
Sid. Apoll, ep. 4, 20.
28) vgl. Tac. Geiin. 17 und, die anschaulicher als seine beschrei-
bung sind, die bilder der ehrensäulcn und triuniphbogcn Roms.
2')) Germ. 17. Jiec piilcliviuretJi aliuin ve.stem eoruin feminae
novere : Plin. b. n. 1".), 2. leichter auch darum, weil sie keine ärmel
hatten, wie die rücke der männer (Tac). indess bei Sidonius Apolli-
naris ep. 4, 20 auch als männerlrachl Duiiürae sula brachiorum prvi-
vipia velarites, und von eben s<tlchcr ein ganzes volk benannt, das der
irmdlausi: J. Grimms gesch. d. d. spräche 1, 4'.)'J l't;.
536 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHKT
so mit leinwand angellian werden uns schon die weissagen-
den IVauen der Cinibern , ebenso aber bei den Langobarden
und den Angelsachsen auch die niänner gescliildert^^). die
Stühle zum weben des leins pflegten schon damals , wie das
hin und wieder noch jetzt geschieht, in gemächern unter
der erde zu stehn, sogenannten imigen^ wegen des düngers,
den man zur winterzeit vorsorgend gegen die kälte darum
häufte^'), gleich der wolle vorzüglich zur männerkleidung,
als warames, scheint sodann noch die haut des rennthiers^^)
oder des pferdes gedient zu haben ^^). die pelze endlich, die
bei strengerem froste gleichniäl'sig beide geschlechter trugen^*),
nahmen nur die kunst der scheere und der nadel in anspruch,
aber wirklich die kunst derselben , da auf geringeres pelz-
werk noch zierrathen und besatz von mehr kostbarem, das
man weit vom norden her bezog, genäht wurden, so im
binnenlande wenigstens , bis wohin kein putz nach fremder
art und von fremder herkunft gedrungen war^^). ob die wei-
30) Strabo 7, 2, 3. Paul. diac. 4, 23. nacti den institis vaiio
colore confe.rtis, von denen hier der Langobarde spricht, möchte ich
auch das purpiira variant der Germ. 17 lieber, wie oben geschehen,
auf einen sauni von dieser färbe als auf streifen ausdeuten, die viri'
dantia saf^a limhis marginata puinceis bei Sid. Apoll, ep. 4, 20 hat
man sich wohl ebenfalls von leinwand zu denken: vgl. dessen carm.
7, 450 sordida macro lintea pinguescunt tergo.
31) zeitschr. 7, 128.
32) denn dieser lebte, wie aufgefundene reste und die naclirich-
ten Cäsars b. G. 6, 20 und des Piinius h. n. 8, 15 zeigen, zur Ger-
manenzeit nicht blofs in Scandinavien, sondern südlicher auch noch in
Deutschland.
33) r/ie/io als name eines den Germanen eigenen kleides , der be-
schreibung nach eines wammses, bei Cäsar b. G. 0, 21 und anderen,
welche dessen erklärer vergleichen, das rennthier über heifst bei den
Lappen raingu, alln. hreinn, ags. hrän, das pferd (nach J. Grimms Ver-
mutung, gesch.d. d. spr. 1, 31, erst durch spätere Übertragung) ahd.
j-eiiinu, üHsuTc/mo, mnd. wrene.
34) Tac. Germ. 17, nachdem er von den pelzen gesprochen, neque
alius J'eminis quam viris liahitus. pelzröcke (oder rocke von leder wie
die rlii-nones?) golhische kriegertraihl : Claudianus de hello Getico
481 pellila Getarum curia; Sidon. Apoll, ep. 1, 2 pellitorum turba
satellitum ; carm. 7, 457 nee tungcre possinü altatae suram pelles.
35) Tac. a. a. 0. und unten anm. 192. die worte prnximi ripae
negligenter mögen erklären , wie Cäsar b. G. 4, 1 so kurz , dafs er
DER GERMANEN. 537
her der Gennaneü schon früher, als für Scandinavien das
bezeugt wird^*^), und noch in anderen ländern auch auf bild-
wirkerei und Stickerei sich verstanden haben , nuige dahin-
gestellt, aber nicht grade bezweifelt werden^'): denn sonst
war, wie sich gleich uns zeigen wird, weder in färben
noch in metallen die bildnerei dem volk nicht fremd.
Bei all dem aber halfen und dienten dem weihe des herrn
nicht blofs die niägde, sondern auch, da an unfreien das ge-
schlecht keiner ehrenden Unterscheidung wertii schien , un-
echte ^^); nicht so leichte und nicht so reinliche arbeit war
gewiss hauptsächlich diesen und in gröfseren haushaltungen
jedem sein besondres geschäft und handwerk auferlegt^*'):
wer einen sclaven kaufte, befragte denselben zuerst, auf wel-
ches werk er sich verstünde ^^). dabei mochte wie von sel-
ber kommen, was anderswo unter entsprechenden verhältnis-
allerdings bloPs feile zu meinen scheint, als die kleidung der Sueven
pellis nennen kann.
36) z. b. Güdhriinarkvidha 2, 14 — 16: Thora und Gudhrun sticken
und wirken ganze heldengeschicbten.
37) freilich wird in der lex Angl. et Werinornni, iudicia Wleiuari
10, wo ein weih von höchster kunst zu bezeichnen ist, anr e\ne femina
fresum Jaciens genannt; frisus, fresi/s ^ fre.iiu.i sind borten oder
franzen : du Gange, dagegen ist schon bei Herodian 4, 7 von /Xa-
/iivaiv uQyvQdj 7iE7ioiy.i).fiivuig als einer gewohnten Gei inanentracht
die rede, ausführlicher, als ich oben gethan , habe ich mich schon
deshalb auf unsre alle res vestiaria nicht einzulafscn brauchen, weil
dieser gegenständ in Weinholds reichhaltigem bucli über die deutschen
fraueo eine fast erschöpfende darsteliung gefunden hat.
38) anm. 80. knechte namentlich atich im küchcndienst : coqiius,
pislur lex Alani. 70, 5. 6; an fürstlichen höfen cüfji/orj/iti pvacpusiti
(lex VVisigoth. 2, 'i, 4), gleich anderen hoflieamlen angesehen und all-
gemach der Unfreiheit entwachsend: lal. gedichte v. J. Grimm u.
Schmcllcr 3S6 bischofs- u. dienstmannenrecht v. Basel 14. doch wird
noch im Nibelungenliede Rumold mit einem gewissen spott und gerade
auch dem der unmiinnlichkeil gezeichnet, str. 720. 1406 fgg.
30) anm. 70. 80. von Tacilus Germ. 25 ausdrücklich geleugnet,
der jedoch in darsteliung dieser seile des germanischen lebens auffal-
lend ungenauer und unvollständiger ist als irgend sonst.
40) sciscitatus aiitcm emptor a rudi Jamtilo, quid operis sciret,
rexpondit 'in omnibus , quae mandi debent in mcnsis dominortim,
valde scitus siiiii operi' u. s. w. Greg. Turon. 3, 15.
538 GEWERBE. HANDEL UND SCHIFFFAHRT
sen gesetzliche Vorschrift war*^), dafs der söhn eines kuech-
tes wieder dasselbe handwerk als sein vater üble.
Nur eine arbeit und gerad eine solche, die für ein volk
besonders wichtig war, das ebenraäfsig den ackerbau und
den festen wohnsilz schätzte und freude hatte an jagd und
krieg, eine arbeit lag nicht so in der kraft und dem gcschick
eines jeglichen und konnte deswegen nicht so ganz den»
gesinde und noch weniger den weibern im haus iiberlafsen
bleiben, die nämlich, welche mit metallen und aus metallen ^^),
welche die mancherlei acker- und hausgeräthe und die häu-
ser selbst mit den buntgemalten wänden schaffte ^^j, für die
gasllichkeit das silberbcschlagene trinkliorn^^) und das saiten-
41) bei den Sudras Indiens und in den Fabriken der römischen
kaiser: cod. 11, 7. vgl. anni. 86.
42) das s. g. steinzeitalter, falls die Germanen wirklich auf einer
So niedrigen stufe begonnen haben , liegt jenseits aller zuverläfsigeo
beurkundung. ich möchte jedoch an dem Vorgang eines solchen zwei-
feln, die gräber mit steinwalfen brauchen nicht immer germanische,
die steinwalfen brauchen nicht die einzigen, deren sich auch die le-
benden bedient, zu sein, man kann sie, ähnlich denen von bernsleiu
(anm. 216), nur anstatt der leichler zerstörbaren von metall mit in
die erde versenkt, man kann sich bei der und jener gelegenheit aus
irgendwelchem religiösen gründe der metallenen gerälLe enthalten
und sich mit steinernen beholfen (vgl. Mose 5, 27, 5. Josua 5, 2 fg.
kön. 2, 0, 7; clausiiin oinne ferriim Germ. 40), man kann auch an-
derweitig stein und metall neben einander, wie noch jetzt z. b. mör-
ser und mörserkeulen von beiderlei Stoffen, gebraucht haben, mag also
liamar eigentlich s. v. a. stein bedeuten und salis ein wort mit dem
lat. saxiim sein (Graffs sprachsch. 6, 88 ordnet es wohl richtiger in
einen anderen Zusammenhang), es beweist das ebenso wenig für ein
einstmaliges steinzeitalter, als wenn ein anker im ahd. scncliilstein
(anm. 270) und landschaftlich jetzt ein eisernes gesvicht oder ein
pliilleisen ein gewichtstein, ein gh'itlestein heifst. und die steinwaUen
der alten gräber selbst, wie sie gestaltet und zuweilen sogar verziert
sind, verrathen die anwcndung eigener Werkzeuge (Klemms handbuch
der gerni. alterthumskunde 159. Dänemarks vorzeit v. Worsaae 18);
ja es linden sich stein und eisen oft genug in einem und demselben
grabe: Lischs andcutungen über die altgerm. u. slav. grabalterthümer
Meklenburgs 25.
43) Tac. Germ. 16.
44) Cäsar b. G. 6, 28. iiri agrcstes breves sunt in Germania
habentes corniia in lantiim piotensa, ut rvgiis mensis insigni capaci-
tate ex eis gern lue fianl : Isid. orig. 12, I, 34. gelegentlich, für
DER GERMANEN. 539
spiel*"'*), für jagd und krieg die ehernen zuerst, dann eiserne
Waffen*") und die malerci auf dem scliild''**) und die helni-
zier^*') und die niusik der hörner und der pauken lieferte'^),
dem goltesdiensle die heiligen wagen ^'') und, gleich den
häusern auch sie von holz, die tempel^') und die hilder
opfergelage etwa, wurden auch die trinkhöriier gauz von gold gebildet;
mehrere der art sind wieder auCgefunden worden ; die runeninschrift
eines solchen deutet Müllenliod', zur runenlehre s. 4 fgg. vgl. anm.
78. trinkgefälse aus rölirknoclien ; J. Grimm über schenken u. geben
s. 6. barbarischür sinn schuf nicht so die beute der jagd, sondern als
dauerndes Siegeszeichen den schädel eines feindes zur trinkschale um :
Paul. diac. 1, 27. 3, 28. Völundarkvidha 23. J. Grimms gescb. d. d.
spräche I, 145. gleiches berichtet von den ßoiern Livius 23, 24.
45) litt, gesch. § 3, 20. 7, 8 fgg. 22, 13. in den Alamannengrä-
beru zu Oberflacht eine geige.
46) die Unterscheidung einer erz- und einer eisenzeit ist sicherer
als die annähme eines steinzeitalters: die ausgrabungen fordern sie;
eine begründung aus der spräche giebt J. Grimms geschichte 1, 10.
doch möchte die grenze schwerlich mit scharfe zu bestimmen sein,
die Ciinhern, wie Plularch ihre 15000 reiter in der Schlacht von
Vercellae schildert (Mar. 25), waren schon vollständig und reich mit
eisen, die s. g. Galater Diodors 5, 30 wieder noch in beiderlei metall
gewalfnet.
47) Tac. Germ. C. 43 u. ann. 2, 14. haben die Germanen auch
dazu wie zur bemalung der zimmerwiinde (Gerra. 16) mineralische fär-
ben genommen (altn. sleina malen), so mag der staimbort des Hilde"
brandliedes hier allerdings die rechte erklärung finden : ein mit stein-
farben gemalter schild ; an Verzierung mit edelsteinen wie Nib. 37
wird dabei kaum dürfen gedacht werden, von ehernen thiergestalten
auf den Schilden Diod. 5 30.
48) thier - und vogclköpfe , flügel , hiirner : Plut. iM.ir. 25.
Dioü. i, 30.
49) litt, gesch. § 3, 19. Lucan 1, 431. abbildung eines ehernen
kriegshornes bei Worsaae 27.
50) Germ. 10. 40. J. Grimms mythol. 95 fg. vgl. rechtsaltcrlh.
262 fg.
51) häuser von holz: Germ. 16; slrohdiicher : Plin. h. n. 16, 6i.
die jTÖ).iig yi\\{\ ofai'indg der Germanen leicht abzubrennen, da sie sel-
ten mit stein und zicgeln, meist aus holz bauen: Herodian 7, 2. holz-
bau der Langobarden: ed. Roth. 287. 288; der Franken : Greg.
Tur. 4, 41. nicht anders die tem|)el (anm. 71): nachrichten über
schnelle abbrennung derselben in J. Grimms mylhol. 71 fgg. Adams
von Bremen romanhafte meidung von dem lemjtel zu Ubsola, qtiod fo-
tiim ex (iitru paralum est (4, 26), hat bereits der scholiasl in solcher
540 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
(anm. 71 fgg.) und opferbecken^^) und noch dem lodlen mit in
die grull die t'reiide des lebens^^), den scliniuck aus erz und
edlereu metallen gab^*J, namentlich also die giel's- und
schmiedekunsf, das zimmerhandwerk sodann und das des wag-
ners, kurz, der inbegrifF all jener Fertigkeiten, deren meister-
schaft auf lateinisch mit dem einen werte faber bezeichnet
wird, zwar kommen auch für dergleichen arbeit besondere
knechte vor, sclaven welche gold- und silber- und eisen-
schmiede sind und wagner und zimmerleute^^). wie aber solche
höher geschätzt wurden als andere knechte und ihre tödtung
mit viel gröl'seren summen geldes gehülst ward, die eines gold-
schmiedes mit der grösten^*^), so haben, geschichle und sage
bezeugen uns das mannigfach, auch freie, ja edle und fürstliche
weise berichtigend erklärt, dal's auch hier ein Lolzbau anzunehmen
bleibt, in den anfangen des christenthumes der Franken eine basilica
s. Martini zu I\ouen , qiiac super nuiros cioifatis Hgneis (abttlis fa-
bricata est: Greg. Tur. 4, 2. vgl. pouniina chüicha, steiiiina ehiricha
in Scbnieliers bair. wb. 4, 174 und üahls denkniale der boizbaukunst
aus den frühesten Jahrhunderten in Norwegen, bezeichnend genug ver-
einigt das alte z/mbar die begrilfe aedificium und inntcria.
52) bei den Cimbern : Strabo 7, 2, 1- 3.
53) Wieiand zählt seine ringe: Völundarkvidha 11. der VVestgo-
Ihenkönig Theodorich II surgit e solio aut tliesauris inspiciendis va-
caturtis aut stabulis : Sidon. Apoll, ep. 1, 2.
54) pecuuiam hominis tumulant cum eo armaque et cetera quae
ipse vivens habuil cariora : Adam y. Br. 4, 31 schol. ; vgl. Jornan-
des 30. 4'J. Tacitus Germ. 27 gedenkt nur der walTenheigabe : aber
die geölfnelen gräber zeigen auch des schmncks genug, namentlich die
torques und ßbulac, die Tacilus an andren stellen nennt (Germ. 15. 17),
ringe um hals und arm und spangen. meist von erz und öfter golden
als silbern : schon damals mochte gold für die ritterlichere zierde gel-
ten (Hclbling 8, 660). von dem goldnen schmucke der Vandalen Procop,
b. Vand. 2, 3; der Gothen b. (Jolth. 2, 23. 3, 24. vgl. anm. 111
fgg. 150. den eisernen fingerring aber trug der chattische krieger
nicht als zierde, sondern ignominiosuin id getiti, velut vinculum , als
merkmal des noch ungelösten gelübdes (Germ. 31). in der vita s.
Galli 2, 34 kommt ein priester vor, der zur bufse für eine mordthat
an hals und armen voll von eisernen ringen ist. Plinius h. n. 33, 4.
von dem des Prometheus vinculum illud, non gestamen intelligi voluit
antiquitas.
55) lex Sal. nov. 106. vgl. anm. 79 fg.
56) le.x ßurgund. 10, 3 — 6. 1. Alam. cap. add. 44. I. Angl. it
W't-rin., iudicia Wlemari 10.
DER GERMANEN. 541
männer diese kiiiiste geübt ohne sich dess zu schämen , und
sie mit ehren geübt und elirc damit erworben, jenes allnor-
dische gedieht, das in myliiischer weise den Ursprung der
verschiedenen stände erzählt, schildert gleich den ersten
freien, wie er stiere gezähmt, pflüge und boote gezimmert,
häuser und scheuern aui'gerichtet und den acker bestellt habe,
und seiner kinder eines ist Sinidkv , der schmied; von den
söhnen aber des ersten adlichen wird gesagt "^sie zähmten
hengste, zierten schilde, schliffen pfeile, schälten (für den
Speer) den eschenschall' "''^). bei den Vandalen , die auf bil-
dende kunst übrigens viel mehr als ihrem bestände dienlich
war, vorzüglichen werth aber auf kunstreiche melallarbeiien
setzten, ward einmal, von könig Geiserich , ein geschickter
schmied zum grafenrang erhoben''"'^); Wieland, der Vulcan
und Daedalus der Germanen, ist ein königssohn und zugleich
von halbgölllicher abkunft^^), und dem vater zu ehren, führt
noch der söhn Wielands , Witege , hammer und zange in
seinem Wappenschild'"'); auch den jungen Siegfried läfst
mindestens die spätere gestallung seiner sage die schmiede-
kunst erlernen"'): sein und Wielands lehrmeisfer aber*^^)
und überhaupt die gerühmten meister dieser kunst ''^) sind
wiederum wesen übermenschlicher art, sind zwerge. ja nach
57) ri-sinal 19. 21. 32. 39.
58) Papencordts gesch. d. vandaliscben Iierschaft in Africa 101 fg.
59) iiacb der prosaischen einleitung der Völundarkvidha solin eines
Finnenköniges, nach der VilUnasaga cp. 18 enkel einer uieerfrau, welche
das md. gedieht von der schlachl vor üavenna 960, die genealogische
allitteralion {VUUnus, Fade^ l'elinl , l'idgi) festhaltend, lydrliUl nennt.
ÖO) als helmschmuck aber und als zeichen seiner zornigen lapfer-
keit eine schlänge, daher diese drei stücke, bannner, zange und
schlänge, noch in den siegeln alter schniiedezünfle, zu Halle, Mainz,
Augsburg (W. Grimm in dieser zeitschr. 2, 248 fgg.) , Schalfbausen,
Zürich, Bern u. a.
61) die deutsche heldensagc v. W. Grimm 72 fg.; unklar, ob
auch schon die prosaischen beigaben der Sigurdharkvidha.
62) Sigurdharkvidha und Villinasaga cp. 25. eine zurückweichende
felsenwatid, eine felshiihle heilst balina (Schmellers bair. wli. 1, 172): «
daher Baimunc , der name von Siegfrieds schwert? der felsensohn? /
der aus der zwergenhöhle gekommene? i
63) jung. Edda Ol. VV. Grimms heldensagc 56 — 59 u. a. vgl. *
anm. 130. 131.
1
542 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
der uralten lehre der Völuspä haben die himmlischen götter
selbst, da sie eben erst das weltall, aber noch die menschen
niclit erschaffen, schon essen gebaut und das erz geschmie-
det*'*), damit ward die kunst, welche das Vorrecht des man-
nes und des freien, das schwert, verschairi, ebenso zu einem
merkmale des maniies selbst in der göUerwelt erhoben , wie
man sich weibliche gotlheiten, die schicksalsgöltinnen, die
Schlachtgöttinnen ^^), gleich den weibern der menschen spin-
nend und webend dachte, und wie der kunst des dichlers
sowohl eine weibliche gotlheit, Saga, als eine männliche,
Bragi, vorstand, so ward dieselbe ebenmäfsig als eine ge-
wandbereilung'^^) und als schmiedewerk aufgerarst"').
All diese auszeichnung begreift sicli wohl, wenn man in
geschichten und gedichlen von der vorzüglichen bewaffnung
z. b. schon der Cimbern''^), und von der art und mannigfal-
64) Völuspä 7. vgl. jiing;. Edda 14. auch das dreizehnte jahrh.
kennt den bilden inefsenden und giefseuden golt (J. Griiuius mythol. 30),
jedoch nur im wilze der minnesinger, so dafs kein Überrest des frühe-
ren beidenihuines darin zu liegen braucht, der schuiied von oberlaud
aber, der einen haiiinier in den schofs der Jungfrau wirft (Frauenlob
Ettm. 7), ist noch der donnergott und der haininerwurf das alte ver-
inählungszeichen und auch auf jenen scheint der von gott geworfene
Schlegel zurückzugehn : vgl. mythol. 125. 1205. wer meint, das im
ganz nütz gebrest und er glück hab iijjs aller best, den trifft der
schlegel doch zur lest. — der wart des schlegels iiff dem tach: nar-
renschitf 124 Strobel.
65) J. Grimms mythol. 379 fgg. die Walkyrien v. Frauer 12 fgg.
die Weissagung- und zauberkundigen und durch die lüfte fahrenden
unholden di'S mittelallers sind grufsenlheils nur eine Wiederbildung der
früher geglaubten Nornen und Walkyrjen : ist deshalb dase, wie in der
kaiserchr. l'il'JO Crescentia gescholten wird, neben hornbldse und un-
holde, s. V. a. dahse und von der wurzel dehsen , texere gebildet?
vgl. mythol. 1014. Lokis mutter heifst Ndl d. i. nadel? ebd. 225. 841.
66) litt, gescb. § 3, 25. Gollfr. Tristan 119, 14. 21.
67) W. Grimm zu Konrads goldener schmiede xii. 145; aurea
fabrica zeitschr. 2, 168; der eingang des Pilatus (danach Herborts
Troj. kr. 90); lieders. 3, 460 u. a. Bragi selbst wird //-«/WÄm/V//;?- fcra-
gar genannt: .1. Grimms mythol. 215. zuweilen trelfen beide bildlich-
keiten auf demselben punkte zusammen und es heifst ags. vroiitsmidh
und vioht vebban (Andr. u. Elene s. 98 fg.) wie Uigenschmied und bei
Sidonius Apoll. 3, 13 siitor Jabtilarum.
68) Plul. Mar. 25. vgl. unten anm. 127.
DER GERMANEN. 543
tigkeit dessen liest, was sonst noch aus niefallen, z. b. in
jenes Wielands schmiede, ist gebildet worden, und begreift
sich noch beim anblicke der walTen und der Schmucksachen
selbst, die unsre alterthumsforschung aus den gräbern wühlt,
denn , zerbrochen oder verrostet , wie dieselben meistens
sind, immer doch zeigen sie diejenige Schönheit der gesummf-
torm, die mit strenger zweckmäl'sigkeit nothwendig verbun-
den ist"^), und ein feines gefdhl für Schönheit der linie und
der linienverzierung'*^). die nachahmung aber der menschen-
und der thiergestalt ist hier wie überall im beginne der
kunst noch seilen und deshalb roh. so haben denn auch die
Germanen nur wenig göllerbilder beselsen und erst da ihr hei-
denlhum sich schon dem Untergang entgegenneigte''), und
die sie besafsen, mögen öfter nur versuche einer melir sinn-
bildlichen als wirklich einer monschcnähnlichen darstellunff
gewesen sein'^). der reinem andacht ihrer ersten zeiten hat-
69) beispiel die zwei in Dänemarks Vorzeit von Worsaae 25 u.
31 abgebildeten Streitäxte.
70) die vier haupt- und Grundformen sind die einfache, die dop-
pelte Spirale, der ring und die Wellenlinie: Worsaae 33.
71) 'das älteste Zeugnis führt erst in die zweite hälfte des vier-
ten jh.' und zu den Gothen (J. Grimm mythol. 95), während nur
um hundert jähr früher noch Gregorius, biscbof von Nencaesarea, über
eben dieselben berichtet, dafs sie keinen götzen opferten: opp. pg. 37
ed. Paris. 1622. max. bibl. patr. 3, 316 b. sodann in das fünfte jh.
zu den Franken (dii — mit ex lapide atit ex ligno aut ex metallo
aliquo svulpli: Greg. Tur. hist. Fr. 2, 29; vgl. ebd. 2, 10 und den-
selben über die götzenbilder eines tenipcls bei Köln zu anfange des
sechsten jh. vitae patr. 4, max. bibl. patr. 11, 938 b) und so fort zu
den Alamannen an Boden- und ZUrichsee {(res im(r^incs aereas et
dcanratas mythol. 97 fgg.), zu den Friesen (VVilibaldi vita s. Boni-
facii, Pertz mon. 2, 339), zu den alten Sachsen {idola manu facta,
aurea, argentea , aerea, lapidea vel de quaeunquc materia facta:
Bonif. ep. 121), zu denen in England (Kemble 1, 273) und in den
norden (Ermoldus Nigellns 3, 8 fgg. 4, 451 fgg. de lovc fac ol/as
nigras furvosquc Ichetcs — Nepliiiio fahrirclur aqiiac gcrutiis tibi
iure urcen.1 ; Adam v. Br. 4, 20). wahrscheinlich, dafs zu dieser
entarlung die giiller- und hciligenbilder milgcv\irkl, welclic die Ger-
manen auf roiniscliem bodeii fanden, eben wie daher auch ein anstofs
mag gekommen sein öfter, als schon Irüher das geschehn , den dienst
in hainen gegen den in tempeln zu vertauschen, jene Alamannen bei
Bregenz hatten ihre gölzen in einer alten kii'che aufgestellt.
72) daraus zu sehliefsen dafs germanische keuschheit sogar ein
544 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
ten lediglich noch Sinnbilder und solche genügt , die weitab
von aller vermenschlichung der gotlheit lagen, wie das schiff
der s. g. Isis '^;, das schwert des kriegsgottes '*), die eber-
bilder, welche die Aestier'^), der eherne slier, welchen die
Cimbern'*'j, die sonstigen zeichen in thiergestalt, welche im
krieg die germanischen völker alle mit sich führten'^).
Blicken wir zurück, so erscheint kaum zweifelhaft, wie
es denn für einen fall oder zwei , jenen von Geiserich zum
Sfrafcn gemachten schmied und den nieister des einen sohle-
nen hornes von Gallehuus^^), wirhlich unzweifelhaft ist, dafs
wenigstens dies eine gewerb, dafs die schmiedekunst auch
von freien männern eben als gewerb , nicht allein für das
eigne bedürfnis, sondern auch auf bestellung und kauf sei
betrieben worden, dafs knechte zum nutzen ihrer herrn sie
so betrieben haben , dafs es öffentliche , aber leibeigene
schmiede gegeben, wird gerad am ablauf des Germanenalters
auch gewiss^''); neben solchen und zu derselben zeit ist
dann einmal auch die rede von öffentlichen leibeigenen schuh-
und kleidermachern, knechten mit weiberarbeit***).
simulacrtim Friccos cum ingenti priapo (Adam v. Br. 4, 26), ein
simulachrum Priapi (Kembles Sachsen in England 1, 295) zullefs.
73) Tac. Gem. 9.
74) J- Grimms mylliol. 185.
75) Germ. 45. mytbol. 194 fg.
7ü) Plut. Marius 23.
77) Tac. Germ. 7. bist. 4, 22. signum, qiiod apud eos (Saxones)
habebatur sacrum, leonis atque draconis et desuper aquilae volantis
insignitum efßgie , quo ustentaret J'oi'titudinis atque prudentiae et
earum rerum ej fielen Harn — mane aiitem facto ad orientalem portani
ponunt aquUam. aramque vietoriae construentes secundum errorem
paternum sacra sua propria veiieral/u?>e venera ti sunt: Widu-
kind I, 11. 12.
78) anm. 44. die allilterierende runeniiiscbrift lautet eb lilevagas-
tini holtingam liorna lavi'du, ich habe den iaubengästen , den w ald-
bewobnern börner gemaciit. ags. /i/eo, gotb. h/ij'a ist ein scbatlendacb,
eine laubbiille : hleogasteis, wenn man es mit dem zweiten bestand-
Ibeiic genauer nimmt, können etwa nur solcbe sein, die zu einem
opi'ergeiag im beiligen baine kommen.
79) /aber, aurij'ex aul spatar/u.i, qui publice pi obati sunt : lex
Alam. 79, 7.
80) quicunque vero servnm suum aurißcem, argentariuni, ferra-
rium , Jabruin aerarium, sartorem vvl sutorejn in publico attr'ibutitm
DER GEIIMANEN. 545
Mit diesen dreien also, die den leib bedecken und waff-
nen und schmücken, hat das -^ewerhlich ausgeübte handwerk
seinen ant'ang genommen , und von da an noch manches
Jahrhundert hindiircli ist die künstliche metallarbeil und die
in iiolz und stein ein vorzüglicher rühm der Deutschen^'),
ist die maierei mit den übrigen gewerben , die den krieger
rüsteten, enge verbunden^-), ist alles handwerk, mit ausnähme
wieder etwa nur der schmiedekunst^^j, eine sache der un-
artißcium cxercere permiserit , et id , quod ad facienda opcra a
qiiociniqiic suscepit , fortasse everterit, doininus eins auf pro eodem
satisfaciat aut servi ipsius , si maltierit , faciat cessionem: lex ßur-
gund. 21, 2. die schuster und Schneider vergleichbar den knechten im
küchendienst anm. 38.
81) illic üivenies , qu/eqnid in divcrsoriim colontin gencribus et
mixturis habet Graecia, quicquid in eleciruritm opirositale seu nigvUi
varictatc novit Tttscia , quicquid duciili vel J'usili seu inteirasili
operc distinguit Arabia, quicquid in vasorum diversilalc seu geinma-
rum ossiumve sculptura auro et argento inclyta decorat Itulia, quic-
quid in feneslrart/m preliosa varietale diligit Francia, quicquid in
auri, argenti, cupri et firri , lignoiinn lapiJunice sublililate sollers
laudat Gernidtiia : Theophilus jiresi). Paris 1843, s. 3. im iOn u.
lln jh. zu Monte Casino sächsische und englische gold- und silberar-
beit: Muratori anliq. Ital. 4, 307. 486; 3(J0. 432.
82) schillwre (davon unsre sch/lderci und schildern) der nauie
jedes maiers, und an mehr als einem orle die malei' mit den schrei-
oern und den salllern zünftig, d. h mit deiieii, die das holzwerk und
den lederiilierzug des Schildes lieferten.
83) nanieiillich der goldschmiedekunst : vgl. Ficliards enislehung
der reichssladt Frankfurt 129, 168; im h. Oswald (litlmüller s. 68 fg.)
wandernde goldschmicde sogar vom rillfrslanile. zwar könig Rüther
hat eigene goldschmiede unter seinem gesiude (2015 fgg. sie giefsen
schuhe von gold und silbcir : vgl. slalsmidhr Hava mal 12S): wie
aber auch solche stets noch besonders g.ehrl gewesen , zeigt die ge-
schichte der städle : aus ihnen gehn die männer oder hausgenofsen
des herrn hervor (bischofs- u. dicnsLmannenreelit von Uasel s. 10),
die allein siih zur gilde vereinen dürfen (V\ ildas gildenwesen 169)
oder doch den übrigen gilden voranslehn (ebd. 19.')). das ällesic ralh-
haus von Speier war die münze, das zunflhaus der hausgenofsen : die
freie reiehsstadl S|)eier von Zeufs 14 fg. vgl. unten anm. !6."). KKi.
woher nun dem gegenüber die an rechtlosigkeil grenzende unehre der
kallschmiede (Sstller vom kefsler- od. kaltsehmids-schutze, Tüb. 1781)?
weil sie im schlechtesten melall, den kupfer, oder weil sie ohne das
beilige Teuer arbeiten? lildr er bezlr niedk i/la sononi : llava mal 08.
oder wegen ihres heimatlos umschwciffinlcri ich(Mis? oder weil sie
Z. F. D. A. I\. ;}5
546 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAllRT
freien und sind die haiidwei'ker die angehörigen lente dess
gewesen, auf dessen griind, in dessen sclmlze sie wohnten^'').
die enlsleliun}^ und erslarkung der ziinlle hat das allgeniacii
beseitigt'^"'): noch aber ballen l)ei aller f'reibeit nacii oben
hin spuren der allen unlreilieit an den zünllen selbst: die
erblicbkeil des zuni'lrecliles, die vergiinsli^ungen , deren der
solin oder Schwiegersohn eines zunl'tbruders genielsl*'"), er-
scheinen ganz wie eine nachwirkung jener ursprünglichen
zustände, da sich das handwerk eines knechtes auf söhn und
enkel vererbte.
So viel oder so wenig von der germanischen gewerbs-
beliiebsainkeit. geworb und handel siehn aber in nothwen-
diger Wechselwirkung, eines nährt und mehrt das andre, und
so wird , da den (Germanen aul'ser dem einen ausriilirliclier
besprochenen schwerlich noch ein ge\serb \on ölfenl lieber art
bekannt gewesen, nun auch von germanischer liandelsbctrieb-
samkeit nicht sonderlich viel zu berichten sein, ja eigent-
lichen handel, waarenunisatz um des ge\\ innes willen , hat
das volk beinahe nur im verkehi' mit fremden gekannt: im
inneren verkehr dagegen wusle es eher nur von kauf, vom
giilererwerb blols um des besitzes, um der bel'iiedigung des
nächsten bedarfes willen, wüste es nur noch von dieser
schwelle und vorbereilungsslulc des eigentlichen haiuiels.
wenden wir zuerst hierauf unser äuge.
Gegenstände des kaufes gab es verschiedene, gar vieler
anfangs eiu unlicinilicli IVeindL-s volk , Zigeuner vor tien Zigeunern,
ähnlich den Mandepoles der legende von den h. [\ kiinigen ep. 41, ge-
wesen? da/t/ian chumcnl Isnniliclilc ; die raic/if. in (lere irerll iv/'/f,
daz wir lieizzen cliallmnidc ii. s. w. Iieil'sl es sehon um das j. IIÜO:
l'undgr. 2, 31, 24; wie si Josfbvu hfslroi/j'/c/i, ;-« di-// vluiltsmidvn
vcrc/ioiiften ebd. 71, 2G.
8'i) die bürger von Slralsburg, aueli die seliniiede , diese jedoch
luil einiger erleichlerung, dem bisciiore zu allerhand ordenllichen und
aulserordenllicheu dienslarbeilen und lieferungen verpflichtet: Gaupps
deutsche sladlrechte d. mittclaltet's I, 71. 73 fgg.
8.')) allgemaeli, da z. b. in IJasel die erriclilnng einer zunl'l ab-
hieng von der erlaubnis des bischots und er jeder zunl'l ihren nieisler
und über dieselbe noch einen seiner dienstmunuen setzte; bisehols-
u. dienstmanncnrechl s. (S. 12.
8(1) Wildas gildenwesen im miltelaitci- ;V."J l'g.
DER GERMANEN. 547
lei jedoch natürlich nicht, ein hauplgegenstand , als erwerh
und besitzlhuni wichlij^- lur ein ackcrbaii und Viehzucht trei-
bendes Volk, waren liegende guter, leid und wald und weide,
wo niimlich letztere schon aus der almeind ausgeschieden
waren : die föruiliclikeilen, mit denen schon die ältesten aul-
zeichnungen deutscher und nordischer rechtsgebräuche den
Übergang solches eigenthumes aus einer band in die andere
begleitet zeigen, die iiberrcichung einer erdscholle, eines ra-
senstiickes, eines halnis, eines zweiges^'), diese ganze feier-
liche rechlssymbolik lehrt uns, dal's die veräulserung von
grund und boden auch bei den (iernianen schon ein häudges
Vorkommnis gewesen'*^) und von urzeiten her rechtlicher
regelung mufs unterlegen sein , freilich das im Widerspruch
gegen eine bekannte angäbe Julius Cäsars, nach welcher man
sich die Germanen no(;h ohne alles fest liegende und fest ge-
theille eigenthum und jähr für Jahr einen Wechsel desselben
zu denken hätte*^''), eine angäbe jedoch, die nur eine von
den manchen unzuverläl'sigkeiten dieses berichterstatlers ist'''^).
87) J. Grimms leclitsalteiili. llü f^g.
88) als germanisches symjjol der ergeluing an den sieger lülirl
die Überreichung von rasen schnn Pliniiis an, b. n. 22, 4. das wort
ccspes seiher im sinne von grnndsliiclc bei Cassiodor, var. ep. 5, 14
aiitiqiii barbari, cji/i rumanis miilicribtts e/v^fejn/tf: niiptiali fucdere
sociari, qiiolibet titulo praväia quaeniveriDt , /isci/ri posses.ii cvspilis
persvlveve — coganliir.
89) hloCs von den Sueven b. G. 4, 1 ; von den Germanen über-
hanpl (), 22. die nachricht des Tacilns (Jciin. 2(>, weiclie man iiiermil
zusammenzustellen pflegt (zuletzt Belhmaiin - Uoll« eg über die Gtwma-
nen vor d. Völkerwanderung 9 fgg.), stimmt doch so wenig überein,
dafs sie vielmehr von soCortiger liieilung des ackerlandes spricht: sie
kann nur auf solche fälle bezug haben, wo ein volk durch auswan-
derung oder eroberung frischen boden in besitz nahm ; invicciii ist wie
sonst im silbernen zeilalter adverbium des gcgensalzes, des gegen-
salzes zu dem, was uiiniilttlliar virliei- von wucher gesagt worden,
und arva per annos mulanl: bezeichnet allerdings den Wechsel von
bau und brache, camporum spalia, arva iniilniil , supcrcst ager :
hierin denn mag der anlafs von Cäsars iirlhum licigen. mit iilinlicher
und auch nicht anlafsloser iriung macht Strabo aus den Sueven ein
wanderndes hirtenvolk : obcni aiim. 24.
90) wie unmöglich ist, um nur das näcbstliegcndc bcispiel anzu-
rühren, was er b. G. i, li von (Irr grursm wiist(! auf der einen seile
der Sueven sagt !
35*
548 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
von falirender habe sodann waren gegenstände des kanfs und
Verkaufs waffen, vieli und weiher. denn auch das weih in
seiner Unfreiheit war lediglich eine saclie , war als Jungfrau
eigenthum des vaters , als gaüin eigenlhuni des niannes'"):
der valer verkaufte, der gälte kaufte sie*'-), und auf dem
bleichen wege entänfserte sich in Dänemark der mann seines
ehebrechrischen weihes^^y und hatte bei den Angelsachsen
dem gekränkten gatten der buhle ein neues weib zu schaffen '''*).
noch in der spräche des späteren miltelalters, allerdings aber
nur noch in der spräche, ist ein weih kaufen s. v. a. hei-
raten, und selbst von königen , die sich vermählen, wird so
gesagt •'••).
Bei all solchen kaufen aber ward der kaufpreis nicht in
geld entrichtet: geld , eigenes geld besafseu die Germanen
nicht, und immer erst der wirkliche handcl führt dessen ge-
brauch mit sich; die runden goldhleche mit eingeprägten bil-
dern und runen , die mau öfters und bis auf einen halben
fufs breit in nordischen gräberu findet , sind brustzirrden,
sind amulele, keine münzen '""'J. sondern man tauschte gut
91) die Friesen, weil sie eine von i!en Römern ilincn auferlegte
abgäbe nicht erscliwingen Ivonnten , corpora coniiigum aiit liberorum
servifio Iradebant : Tac. anm. 4, 72. audi die gute frau verkauft ilir
eljelierr in nöllien der arniut : zeitsclir. 2, 443 fg. iin ags. /«Ve ein
beiworl der \veii)er: ,1. Giininis Audr. n. Elene s. 144.
92) ausgeführt in Weiiiliolds deutsehen frauen 200 fgg.
93) mulieres, si consfupratai' J'uei'int , slatlm vendtinfur : Adam
v. Br. 4, (5.
94) aliam lixorem propria pecmiiu vn-rcetur : lex Aelhelb. 32-
bei den Alamannen büfsle der enlführer, wenn er dem gatlen das
weib zurückgab, octiiaginta sulidis , wenn nieht, quadringvntis (dem
geset/lichen kaufpreis einer braut: anm. 107); die kinder, welche er
vor erlegung dieses geldes mit ihr erzeugte, gehörten noch dem früheren
gatlen : lex Alam. .")! .
9.")) der Ifüuec si anderstiinde vnpßc, zc rchte er si koiifle : gute
frau 241j. vgl. .]. Grimms lechtsallerlh. 421. ebenso in der allsiich-
sischen evangelienharmonie 9, 12 biiggcan von Joseph und Maria;
allfr. acuter von der gemalilin des h. Alexiiis : zeilsehr. 5, 3Ü3.
90) gelegentlich aber fremden münzen nachgeahmt (anm. 132):
Dänemarks vorzeit v. W orsaae 44 fg. historisch -antiquarische mil-
theilungen, Hopeiih. 1835, s. 93 fgg. das geld, um welches die Tre-
virer jenseil des Itheiues hilfslruppen suchten (Cäsar b. G. ö, 55. 6, 2),
DKH (IKRMANEN. 549
gegen gut, brauchte hei ^gelegeuheil und auf der einen seile
als kaut'miltel, was für den andern und hei amlrcni anlals
"eirensland des kaules war'"*'*, vorzü'rlieh aher und am häu-
ligsten und mehr noch als wallen dienten zum kaurmillel
rinder, pferde , alles vieh : dies gieng an geldes statt ''*^),
und ein grolser viehsland und reichlhuni waren eins"''), da-
her denn auch in der deulschcFi sj)rache, was man anderswo
schon wahrgenommen '"*'j: worle , die ursprünglich den be-
griff" des viehes bezeichneten, sind spater und sobald das
geld in gebrauch kani , auf dieses übertragen worden , faihu
selbst schon im golhischen ""). rosse also wie walfen waren
ein gesclienk der milde und der eiirerbielung *^'~;, in vieh und
ist sonacli wohl galliscbes, das, welches Ainünius den röuiisclien
übeiläulern verhiel's (Tac. aiiii. 2, 13), schon der bezeichneten summe
Nvegen (100 sesteitien täglich) römisches gewesen.
97) interiores simplichts et antiquiiis permutatioiie merciuin ulun-
tur: Tac. Germ. 5.
98) die lex Saxoriuni Oti bcsliiiinit den werth der verschiedenen
solidi und andre gcld^erthe in rindern und schafeii ; vgl. anm. 103
und l'iir die iiömer die \orschrift noch des codex 4, 44, 9 pretü causa
nun pcciiniu iiKvierula , sed jßvu ea pecoribus in soliidnii consent icitfi
dalis cunli actus nun constil iiUiir irritn.s. im norden der werlli einer
kuh als rechunngseinheil : Wildas strafrecht der Germanen 331.
99) numeri) y;iiu(lent , caeque solae. et grutissünae vpes sunt:
(Jerm. 5. im alls. /eho und ini'thum, ags. mddhi/m , altn. weidliin
(anm. 102) reichlhum, schätz: \iimars deutsche alterlhümer im He-
iland 32 fg. auch opes eigentlich s. v. a. rinder: zeilschr. 2, ö59.
vgl. anm. Kil.
lüO) pcciinia ipsa a pecure appcllabal iii-. — Servius rex ovium
boumqae ejjigie prinius aes signavit: Plin. h. n. 18, 3. Servius rex
prinius signavit aes. — signattim est nv/a pecnduni , linde et pecunia
uppellatu: ebd. 33, 13. N'arro de re rust. 2, 1, 9. vgl. anm. 117
und zeilschr. 6, 290.
101) feuli im ags.; das langoh. j'aderphiani (Gratis spracliscli,
3, 430) habe ich zeilschr. 2, 558 anders zu erklären gesuchl, und er-
kläre nn'tßiim, melliiani, mephiinn (sprachsch. 2, 703; ebenso, iu alln.
naut rind und geld. im slii\isclien .v/i-r>/ vieh, im alllVies. skel \ieli
und geld, im goth. sl.atls und liochd. scuz geld: Schmetlcrs bair.
\vb. 3, 421. mit umgekelirtem begrill'swechsel zuweilen im millellalei-
nischen pecunia s. v. a. pecus : lex Fris. add. 11 equam ccl quam
übet uliain pecunia/n ; gl. Cassell. F 12 pecunia ßhu.
102) Tac. Germ. li. 1."). .1. (Jrimm über schenken \\\\A geben S.
nihd. isl nieideni ein pferd, eigentlich ein \ crschnillciics (Schnicllcr 2,
550 GEWERBE. HANDEL UND SCHIFFFAHRT
in Waffen wie späler in geld wurden die j^ericlitlichen bu-
Isen "'^') und ebenso « ie später in gold ward der kaufpreis
für ein weib in rindern, jiferden und waffen enlrichlet ''^^).
selbst Theodorich der grofse, da er seine nichte Anialaberga
dem Thiiriii{i,erkönij;e Herniinafrid zum weihe gab, erhielt da-
für von diesem einige weifse pferde "*•') : daneben kommt,
bezeichnend gcinig, noch im neunten Jahrhundert vor, dal's
um pferd, schild und lanze eine sciavin verkauft wird '"").
wie hoch aber der kaufpreis eines eheweibes geschätzt wor-
den, ist aus einigen späteren geldansälzen, die uns überliefert
sind, zu schliefscn. hei den Sachsen kostete ein weib bis
auf 300, bei den Alamanncn wie den Langobarden bis auf
400 Schillinge"^'): eigentlich gar keine so geringe summe,
da gleichzeitig bei den Sachsen ein Schilling den werth eines
ochsen darstellte *'^^), bei den Alamannen ein bis zwei Schil-
linge'"^), die männer, die in England nach jetzt noch gelten-
dem gewohnheitsrecht ihre \\eiber auf offenem markt verkau-
fen, pflegen dieselben wohlfeiler zu geben"").
Noch ein Zahlungsmittel bildete gleichsam den ültergang
von dem kaufe durch tausch zu dem kaufe nm geld, die eher-
nen und goldnen ringe nämlich, ringe um hals und arm.
welche, wie noch die gräber zeigen (anm, 54. )? den Germanen
551 fg.)) ^on der würzet lui'dan : Ülpliilas übersetzt ihooov mit
mailhnis; vgl. anni. 99. biiUlhfe gesclienk der braut an die \er\vaiid-
ten des luannes: Tbryms kvidha 29. ?>%.
103) Germ. 12. 21. noch die lex Rip. 30, 11 geslatt die entrich-
fung des wergeldes auch in vieh oder waffeu und verzeichnet die ent-
sprechenden geldwei'tiie beider, vgl. iiudcfu — bitbits el ovibus : Varro
de re rust. 2, 1, 9. Pliii. h. ii. 18, 3.
lOi) das älteste, zwar niissverständlich vorgetragene zeuguis
Tac. Germ. 18. vgl. VVeinhold 212.
105) indicamtis nos vcnienlibiis Icgaf/s vestris iinpretiabllis qui-
dcm rei , seä iiiorc gentium susccpisne pretia destiiiaia, erjuos argcnleo
colore vcstitos, quales decuii esse niiptiales : Cassiod. var. ep. 4, 1-
106) der abtei Fulda: cod. dipl. Fuldensis von Drouke s. 102.
107) lex Saxonuni iO ; I. Alaiu. 55, 2. vgl. 51, 1. 52, 2. oben
anra. 94; Liulprandi leg. 88.
108) I. Sax. GO.
109) 1. Alam. 78. nach der lex Ripuur. 30, 11 zwei Schillinge.
110; einer zu IVülliiigham im j. 18i3 um 3i) kreuzer: Auj;sb. allg.
Zeitung 1844, ui-. 8.
1)EI{ GERMANEN. 551
aller slämme die bcliehlosle zierde und ein iiiciil sellener
schmuck noch im millehilter waren, mclall gleich dem golde,
aber zunächst für einen andeien zweck verarbeilel, als den
das geld besitzt, ringe wurden wie geld als gesciienk ge-
reicht^") und als hülse gezahlt "■^), ein reichthum an gold
ward in geslalt von ringen aufgesammelt"-'), der sagenhafte
landkauf, der die Sachsen zu lierrn in Handeln machte, ge-
schah um die goldenen ringe, die einer von ihnen an hals
und armen trug"'), ringe waren der kaufpreis auch für w ei-
ber "^), und wenn man öfters ringe, von denen etwas ab-
gehauen, und abgehauene ringslücke findet"'"), so scheint es
sind dieselben glcicli.sani in Scheidemünze gelheilt worden
11 1) Tac. Genn. 15. liililtl)iaiid.slifiJ leseh. I, Of). liuodliel) 3, 333.
Ecineüi-ieli und Giintticr der IJiirf^unde lohnen jeder Vidsidhs sang mit
einem ringe (65. 90); den von Ermenricli eriialtenen giebt er danitl)ar
seinem kiinige und wird dafür von dessen gemalilin mit einem andern
besclienkt (93 fgg.) ; der mildesle aber ist ilim (7! fgg) Alboin : se
li('ifde, moncijitnes miiic ^•e.J'r(i'i;(f lüolifesle linnd loj'us til vyrceniie,
hfor/an ii/i/i/ii^aves/e bringa gcüdles, beurhira beaga, bearn Eadvines.
Geneiun im Uolandsliede s. 57: umbc si'iien hals lac ein bouvh vile
ii'frhc , duz werc scllsipne. ihzrr golde tiiide itzzer gimine; den sante
ime ze minnen der kiinc von den Biitlen. J. Grimm über schenlien
u. geben 19 fgg.
M2) gericbtiiche bnfse heifsl alln. baiigr: VVildas slralVechl d.
Germanen 345. auch das gold, welches die Äsen als wergeld für Olr
entrichten müfsen, hat man sieh in ringen zu denken, da Odhinn zu-
letzt das eine noch unverhülite barihaar des erschlagenen mit einem
ringe bedeckt: Sigurdharkvidha 2. Edda Sn. ü'i.
113) aufschnüre gezogen: Voluudarkvidha ü fgg. Heovulf 2709.
noi-h im Farzival 123, 29 m/ncr miioler Jnncfromvcn ir vingerli'n an
sniieren tvageiit. je in der neunten nacht träufelt Odhins ring Draupnir
acht ebenso kostbare ringe nieder (Sn. Edda til): ein wunschding wie
der brutplcnnig des spüleren aberglaubens.
114) Widukind I, 5.
115) 7'ei/ins im salischen recht der name des geldes, das der briiu-
ligam einer wiltwe an deren verwandte zahlt : s. Weinhold zeitschr.
7, 5'i2. reif (Schmellers bair. wb. 3, 59 fg. J. (irimm über schenken
und geben 19) und ebenso das gewundene gold, iWe gewundenen ringe
der Sachsen und der Angelsachsen (,f. Grimms gramm. 4, 752) heben
den begriff des windens und umschlingcns mit besonderem naclidniikf
hervor: es werden armringe von sjiiralforni gemeint sein.
llli) histoi'isch- anticj. niiltheilniif^en l>o|ienh. 1835, s. 90. Icitfa
den z. nord. allerthumskundu s. 5U.
552 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
um eine sache von geringerem werf he dafür zu kaufen, die
nachbarn der Germanen, die Gallier, hallen schon gemünztes
geld : aber das gepräge weist auf allere vorgange der glei-
chen art Avie bei den Germanen hin : ihre münzen pflegen
als bild ein pl'erd tuler einen ring zu zeigen, das pfcrd, den
ring, mit denen auch die Gallier zahlten , che sie geld be-
sä fsen"'j.
Jetzt von dem handel, dem eigentlichen handel, den es,
wie bemerkt, zumeist nur im verkehre mit fremden gab.
und längere zeit hindurch war auch dieser so schon be-
schränkte verkehr noch insofern ein einseitiger, als die Ger-
manen selbst beinahe nichts ausführten , nur die fremden zu
ihnen kamen und brachten und holten, so von westen her
gallische handelsleute •'^). zwar die Nervier versperrten vor
ihnen ihr land um nicht durch wein und andre dergleichen
Üppigkeilen ver\^ eichlicht zu werden, und auch die Sueveu
mochten den gallischen wein und die gallischen pferde
nicht "^): sonst aber ward von eben denselben und ward
von den Germanen überhaupt die handelschaft nicht zurück-
gewiesen '-°) : denn sie brauchten abnehmer für übcrflüfsige
kriegsbeute '-'j und bedurften, damit ihre schmiede zu schmie-
den und zu giefsen, damit sie schmuck und wallen und ihre
weiber den rolhen saura des gewandes halten, der zufuhr an
gold und Silber und erz und eisen und farberröthe : ihr eige-
ner boden brachte ihnen jetzt noch alles dessen nichts oder
doch nur in höchst unzulänglichem mafse*~"j, Gallien aber
117) vgl. Sciirtiber in seinem taschenbuch f. geschichte u. alter-
Ihuin in Süddeutseliland 2, 07 fgg. 240 fgg. 3, 401 fgg. pferdezucht
und jjferdelieijliaberei der Gallier: Cäsar b. G. 4, 2. Tac. ann. 2, 5.
anni. 178. auf Tbeseus münzen das bild eines stieres; dty.cißoiov,
txuTÖfjßoiov a\\\&c\ic münznanieu : PIul. Tbes. 19. vgl. anm. 100.
118) Cäsar b. G. 1, 39.
119) ebd. 2, 15. 4, 2.
120) besonders von den ULiern nicht: niulfiim ad cos mercalores
Ventil ant; aber et ijisi jjvo/jfcr propinquitatem Gallicis sunt moribi/s
udsiiefacti : ebd. 4, 3.
121) ebd. 4, 2. vgl. anm. 185.
122) noch Tacitus sagt Germ. G 7ie J'ern/m qiiidem superest; ei-
senbergwerke bei den Golhinen ebd. 43, sicherlich, da er dieses volk
den Qunden zinsbar nennt, eins mit den eisenbergv\erkcn der gnaden,
DER GERiMANEN. 553
war reich an soldien dingen, reich sclion für sich ''^) und
von Spanien und Britannien her'"'), nnd versorgte niil sei-
nem erze nicht hlofs die Germanen '~'j.
Lehhafter, auch nach dem siiden , auvh als ausfuhr nnd
in einer gröl'seren mannigralligkeit von gegenständen sich he-
wegend ward der handel der Germanen in den kaiserzeiten.
zwar ihnen eisen zu bringen war im reich verholen'""):
daher nach der Irüheren fülle und pracht '"') jetzt ärmlich-
keit der kriegerischen ausrüstung '-"^), bis seit beginne der
völkeiwanderung '"■') die besiegten beere, die geplünderten
provinzen wiederum reichere waffen , bis namentlich die
Noriker als beute und als zins ihr eisen '^") und zum schmucke
von denen Ptolemäus 2, 14. Iveine gold - und silberbergweike : Genn. 15;
von neuen und scliledit ergiebigen venis argenli im lande der Matlia-
ken ann. II, 10. galniei : IMin. b. n. 34, 1 j'vrunt niiper etiam in
Germania provincia ropertum. die vorricblungen zum seiinielzen und
giePsen des er/es, die man in Germanien gefunden (Klemnis band!), d.
germ. altertbumskunde 151 fg.), lafsen unentsrbieden , ob die Germa-
nen dieses selber erst gemisebt oder bereits gemischt von den Galliern
empfangen baluMi.
\i:\) gold: Plin. h. n. 33, 23. knpfer ebd. 34, 2. blei ebd. 49.
erziuisfhungen ebd. 2Ü u. 48. walfen, gerallie und scLinuck aus letz-
teren überall in altgalliscbem boden ; biiufigc goldniiinzen , deren eine
art der dentscbe aberglanbe regenbogenschürsflcben nennt; prunk mit
goldenen zierden des leibes, der kicider und der wallen: Virg. Aen.
8, (159 fg^'. Sil. Kai. 4, 155. Liv. 7, 10. Plin. h. n. 35, 5. fürber-
rölbe (anm. 29. 30): Plin. b. n. 22, 3.
Vl'i) .-panisches gold: Plin. h. n. 33, 21. silber31. kupfer 34, 2.
eisen 41. 43. ziun 47. blei 49; britliscbes zinn : Cäs. b. G. 5, 12.
Diud. Sic. 5, 22 u. Plin. 34, 49.
J25) auch die Brüten: Cäs. b. G. 5, 12.
l'iO) gewiss schon Trüber als erst durch k. Marcianus, cod. 4, 41, 2.
127) der Ciinbern , wie PIntarcbs, der (Jalaler, wie Diodors be-
richl (anni. 40 fgg.), der Sueveu Ariuvisls, wie das stillschweigen Cä-
sars sie uns zeigt.
128) Tac. Germ. 0. ann, 2, 14.
129) rühm vandalischer Schwerter in einem bricfe Tlicodoricbs :
Cassioiior 5, 1. urnia qiioqui: pvai'.vJpiia siib eo (Alboin) J'abiicala
fuisse a midtis liiic iisijue narratiir: Paul. diac. 1, 27.
130) das schon von den Römern mannigfach verkündete lob des
eisens und der walfen von Noricum hat auch im mitlclaller stets noch
fortgedauert, bei den gelehrten wie beim volke. Noricus ensis , daz
dii/dil ein aiiert heierisck : Anno 301. im Roland s. 58 ein schwert
554 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
inelir gold noch als der Illieiu '^') die freiiuleii imd die feinde
gaben '^*). eisen den Germanen zu bringen war verboten:
' wie halle Hom selber sie bewaffnen dürfen '^^)? es trachtete
aus Baicrii , welches in Regenshurg ftladelger gescliinieiiet. Tirol die
hauptheiinat der sagen von den liberinenschlichen bergleuteii und
schmieden, den zwergen : die deutsche heldensage v. W. Grimm 58.
172. 302. 309. ein lebensvolleres festhalten an überlieferungeu des
allerthums, als wenn man der Chalyber wegen auch den Caucasus in
die deutsche zwergensage zog: W. Grimm litt). 227. 288.
131) unter den golilfülirenden flüPsen Deutschlands (Otfr. 1, I, 72
Juli lescnt thar in litnic gold in iro s(nile) wird zuerst des Ixlieins
und dessen erst vom liinfteu jabrh. an gedacht (Scliö|)nins Alsalia
illusir. 1, 29 fgg ), früher nicht, /. b. nicht von Piiiiius h. n. 33, 21.
dennoch möchte gold von solchem urspi'unge den Germanen schon frü-
her bekannt gewesen sein, es ist ein im wafser hausender zwerg,
welchem die Äsen seinen schätz und damit den verderbenbringenden
ring abnehmen (Signrdarkvidha 2), und wieder ins wafser kehrt mit
Siegfrieds schätze dieser ring zurück, dieselbe beziehung des f;oldes
zu dem wafser zeigt was Orosius 5, 10 von den Cimbern und Teu-
tonen nach der besiegung Maniins und Caepios erzählt, ainuui argen-
tumque in Jlumcn abiectum , und Strabo 4, 1, 13 und Juslinus 32, 3
von den Tectosagen in Tolosa. ob auch die bestallung Alariclis cum
ntultix opibus im Barentinns (Jornandes 30) hier anzuführen? der
zwergische künigsname Aiberick lüfst sich in seinem ersten bestand-
theile sowohl mit Albis und dem nord. elf (flufs) als mit yJ/jjes, hochd.
alpun verbinden, lin'singa rnen (zeitschr. 6, l.i7) von Rheingold aus
dem Hreisgan?
132) im handel anm. 151. früher um kriegs- und \olksfürsten
zu gewinnen und zu unlerstützen : Tac. Germ. 15. 42. bist. 4, 70;
Jetzt um den frieden zu erkaufen: llcrodian 1, 0. C, 7. Claudian
Slil. 1, 204. 210. daneben wie eine selbstverliöhnung das kaiserliche
gebot barbaris atirum inininie pracbculuv : cod. 4, ()3, 2. römische
goldmüiizen von den Germanen als schmuck verwendet : hislorisch-
anli(i. mitlheilungen, Kopenli. 1835, s. 9'i. 98. leitfaden zur nord. al-
terlhumskunde S3. Dänemarks vorzeil \. NN'orsaae 45. (vgl. die Sgal-
lische glüsse linmlas srilliiigas bei Ilattemer 1, 243); zu dem glei-
chen zwecke goldblech ihnen nachgeprägt: anm. 9(i. eingeschmolzen
und zu ringen und sonst verarbeitet: Nidsidli von dem ringe, welchen
ihm Ermenrich gegeben (anm. 111), 91 vn lluiia si.cliund cüx mnwtes
gülden gescyrcd svitalta sci//i/igri'nn' ^ llildebrandslied niiuniune buiij^ii,
i-hfisiiringü gildn.
1!{3) perniciosinii nainquc Runiano impcrio et prodi/ioni proxi-
nutni csl barbaros ^ qaos indigere cunvenit , telis ciix , tit validiorvs
veddanlitr, inslruerv : cod. 4, 41, 2. Probus mutete unterworfenen
DER GERMANEN. 555
lieber durch schwelgerei und Üppigkeit sie zu eüfwaH'iien'^'*).
in der lliat auch wurden nun die greuzau wohner minder streng
gegen die sitte und unsilte des ausländes und kaulleu nun
begierig wein *^") und uiancherlei land zu schmuck und klei-
dung^^"); der wein war ihnen noch näher gerückt, seitdem
es, wie man annimmt durch des kaisers Probus gestattung
oder anordnung*^ ), auch den Khein entlang rebberge gab:
Valens und Gralianus Creilich wollten auch dessen zufuhr wie-
der untersagen '■*^).
Nicht befserer art jedoch, als was die Römer den Ger-
manen, war was Germanien nun den Römern sandte, lauter
bedüiFnisse nur des weichen und eitlen lebens, in welchem
Rom zu gründe gelin sollte: Zuckerrüben zum beispiel: kai-
ser Tiberius lieis sich deren alljährlich für seine tafel kom-
men'"^^j; gänsei'cdern : die germanischen galten für die besten
und wurden so theuer bezahlt, dafs man nicht selten in Ger-
manien ganze cohorten sich zerstreuen liefs um die gewinn-
reichen vögel beizufangen *^'*) ; laugenseite, eine erlindung
des nordens'^') und ein erzeugnis namentlich der IJataver
und der Mattiaken ''-), schon in Germanien von anders be-
Germanen zn , iit g/udiis iio/i rilvrenttir , llonianam e.rxpcr/aft/i'i de-
J'ensiunem , si essent ab aliquibits vindicotidi : Yopiscus 1 i.
134) st i/idulseii.i ebnet aft siiggercndo , qiianiiim conctipisciint,
liand minus J'ucilc vitiis quam nrmis vincentur : Tac. Genn. 23.
135) Genn. 23 proxwii ripac et viniim mei'cantur,
l'iö) protniseua ac vilia: Genn. 5. gen/nt et JVvarum pvlles,
proxiitii ripae iiPgligenter — per conimvrcia cultiis ebd. 17.
137) obscfion Vopiscus 18 und Aurelius Victor Caes. 37 zwar gennj^
andere nanien , aber den Hhein und das Hlicinland nicht ausdrücklich
nennen, au der Mosel war nach Höckiiigs nieioiing (Mosclgediciite s. 74)
der Weinbau schon um vieles aller, sagenhafle erinnerunp des niittel-
allers ao den römischen Ursprung des Ithcin - und Moselweines :
zeitschr. 6, 265.
138) cod. 4, 41, \ : wie Golhofredus erklärt, ne alioquin degiis-
tationis causa illecti promptius invadaut Jtiies Ilomauoruiii.
139) Plin. h. n. B, 28. später auf der tafel der OstgotlKMikiliiige
lische aus Kliein und Donau : Cassiod. \ar. cp. 12, 4.
140) I'lin. 10, 27; ganlaü vocanltir. prelünu plumav ciirunt in
libras denarii quini.
141) J. Grimm zcitsclir. 7, 4()0.
142) Marlial 8, 32. li, 25. ■ •
556 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
haarten iiiännern ''*^) und nun aurli in Rom gebraucht um
die haare rolh zu färben '*'*) ; germanische haare selbst'*";:
denn so schön dünkte deren rölhliches gold den Kömcrn und
gar den Römerinnen, dals ein aut'satz ganz von echten Ger-
manenhaaren noch höheren niodenwerth besals als die blols
gefärbten eigenen.
Weit über die grenzen hinaus, über die ufersäume des
Rheines und der Donau, gieng indessen auch jetzt der unmit-
telbare verkehr des handeis nicht, namentlich die Germanen
blieben stets noch zurückhaltend und scheu , und es war
schon viel und den Römern selbst auffallend , dafs die Her-
munduren der handelschaft wegen mit stolzer unbesorgtheit
bis nach Augsburg kamen '*''). die Römer ihrerseits waren
schon zudringlicher: sie wagten sich um ein gutes tiefer in
das fremde land hinein''^') und kamen nicht blol's und kauf-
ten und verkauften und giengen dann wieder: sie machten
sich auch wie im römischen Germanien'**^; so bei gclegen-
heit inmitten des noch fremderen lands mit ihrem kram liaus-
häblich. als der Gothe Calualda die hauptstadt des Marco-
inannenköniges Maroboduus eroberte, fand sich daselbst eine
ganze anzahl solcher niedergelafsenen krämer und handels-
leule aus dem römischen reiche vor '"').
143) vielleicht von greisenden und gewiss \on dunkelliaaiigen , da
letztere (nvhe als die der gefangenen und zu sclaven geniaclileu IVem-
den ein zeiclien der Unfreiheit schien: das Rigsniäl unterscheidet die
kneclite, die freien und die edeln zugleich als schwarz und rolh und
weifs. dafs die Germanen seihst sich die iiaare gerölhet, bezeugen
Uiodor 5, 28 u. Plin. ii. n. 28, 51 {inaiore in usii viris iji/am J'eniin/s,
weil für letzlere solch ein merknial des freien Standes nicht den werlh
besafs) ; cinnabar Got/iorum : Isidor origg. H), 23, 7. als Vorberei-
tung zur Schlacht die Atanianneii ; Aniniian 27, 2 ; als zeichen eines
racligeliibdes der l}ata\er Ci\ilis: Tac. bist. 4, tU.
l'ii) Ovid a. a. 3, 1G3. Marlial 8, 32. 14, 25.
115) Ovid am. I, 14, 45. Marlial 14, 24. Caracalla Irug um sich
den Germanen beliebt zu maclu^i einen blonden und nach germanischer
art geschnittenen haaiaufsalz : 11« rodian i, 7.
146) Tac. Germ. 41.
147) Dio Cass. 53, 20. Tac. bist. -4, 15.
148) Mones Urgeschichte d. bad. landes 1, 2',tO fgg.
149) Tac. ann. 2, 02. ///* cow/rte/f// sagt Tacitus : also ein durdi
vertrage gesicherter baudelsverkchr.
DER GERMANEN. 557
linier eiiicTiider selbst imd niehr im biuncnlande übten
die (jlermanen nur den verkauf von gut um gut, rnir den gii-
lertauscli : an den grenzen jedocli, jenseits deren man allge-
mein geld gebrauchte, gegenüber den Galliern und dann den
Römern, die sonst keinen iiandel mehr als um dieses mitlel
kannten, hier im eigentlichen handelsverkehi- konnten die
Germanen jenes alterlhiimlich einfache verfahren auf die
dauer nicht behauiiten : hier musten auch sie des geldes sich
bedienen lernen, eigenes j)rägten sie darum nicht: sie be-
gnügten sich mit fremdem, mit römischem, und wahrend sie
sonst, wo es schmuck betraf, den vorziig dem edleren golde
gaben und silber da niu" ausnahmsweise gebraucht waid ''*"),
zogen sie hier das geringere metall vor, da silbergeld für
den kleinhandcl befser laugte '"''). es scheinen aber die Ho-
mer ihre barbarischen handelsfreunde gern belogen zu haben
mit falscher oder schlechter münze : so erklärt sich, was be-
richtet wird ''^j, dafs die Germanen nur gewisse arten gel-
des anzunehmen plleglen, altbekanntes oder von solchem ge-
präge, das die Verringerung des werthes hinderte, namentlich
deshalb münzen mit ausgezahnlem rande, die nicht v.ohl zu
beschneiden waren, auf lateinisch sogenannte sen^ati. von
daher kommt saiga als münzname noch im beginn des mit-
telallers bei den Alamannen uiul den IJaiern vor^"'''). in der
art war das römische geld anfanglich nur ein nothbehelf und
für den geringen bedarf auch ausreichend : aber die Germa-
nen gewöhnten sich an den gebrauch desselben so, dafs sie
auch, da schon das bedürfnis wuchs , sich immer noch mit
dem fremden geld behalfen und die münzprägung ihnen nach
wie vor ein recht allein des kaisers, dessen in Kom wie des
in Ostrom, schien, zuerst die fränkischen köiiige prägten gold
mit ihrem bilde'''): der üstgothe Thcodorich halle noch
150) anni. .54. 132. silberliesrlilaji; der liiiikhiirner : Cäsar I).
G. 6, '28; sillierpeslickle inäiitel : Herodian 4, 7; tir^eiifca viisa /<■-
^afi.1 cl iiriiicipibus eoriiin itiinicvi <l(il<i . T;ic. (icr'iii. .').
151) Tac. Genn. 5.
VI) Tac. a. a. o.
153) >1. Griiiims ^M'aiiiiiialik 1, 18i), H».'?.
154) Prucoiiius h. (m.IIIi. :{, '.\\\.
558 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
ebensowolil auf das der kaiser '''*) als aiil' das eigene niiin-
zeu {arseu''''''J. es ist mit eine nacliwirkunu- dieser staals-
rechlliclien verliällnisse und schwerlich blol's aus den sj)ate-
ren slröniungen des handeis und des geldes zu erklären, dal's
noch das ganze niiltelalter hindurch jede, auch ungriechische
goldaiiinze ein Byzantiner'"'^) und der Griechen gold s. v. a.
ein grol'ser schätz an golde hiel's'^''').
Dieser handel mit den Römern und um römisches geld
ist nun der haupisache nach allerdings von römischen han-
delsleuten betrieben worden : es hat aber (ein anderes wäre
undenkbar) unter den Germanen selbst auch handelsleute, es
hat deren, wie wir gesehen haben, bei den Hermunduren
und sicherlich nicht bei diesem volk allein gegeben, weil im
nordischen boden hat man probiersteine *'"'"*) , hat mau wagen
und gewiclite autgelunden "*"). zudem lag in solch einem be-
rufe nichts, das dem germanischen sinn widerstrebt hätte.
zwar des handwerks haben die männer und die freien sich
lange genug geschämt, nicht so des handeis. ja es hätte ein
155) Eccard de nuniis quibusdani sub regiiuine Tlieodorici io lio-
iiorein Zcuonis et Aoasttisii cusis, Hanov 1720.
15(J) Cassiod. var. epist. 7, 32.
157) Du Gange unter Byzantius ; im liuodlieb 3, 315 der plur,
hyzunles. luhd. bisant : Aen. 241, 30 einen troisclien bi'saiit , der
zwelfe gellent eine mark; auch blsanta : Iluol. 15, 3; besande UoH'ui.
lundgr. 2, 319, 18; bi.santinch Ruol. 25, G. letzleres gebildet wie das
gleichbedeutende ahd. c/ieisi/j'i/ig im llildebrandsliede, ags. cruering.
158) bei Euenkel sagt sogar Deidamia daz >nem ich für der h'rie-
vhen golt : misc. 2, lOG. statt des geldes nach alterlhiimlicher art
ringe genannt (anm. lil lg.): die icli lieber hon dann al der Krie-
chen büi/gen vdH. MS. 1, 87 a. vgl. Amis 1Ö03 nii saget diu werlt
gemeine von dem gruzen guole , daz ze Kunstenopel st. Besam^on,
das auch Bisantiiim hieis, deshalb in gelehrter umncniiung 6V(r//iyy;ti//i' ;
J. Grimms gedichte aul' Friedi'ich I. s. 2:!.
159) leilfaden z. uoid. allerlhuniskunde 39.
100) histoi'isch - anliciiiar. millheilungen, Knpenh. 1835, s. 103 l'gg.
lieimatliciier und ullerthümlicher Jeduch und aufserhalb des liandels
ward das gold und wurden i-inge mit grüPsarligkeit in Schilden geme-
l'sen und gewogen und nach dem klang in der-en «ölbung geschätzt:
.1. Grimms rechtsallerlh. 77. 425. lateinische gedichte 73 fg. schenken
u. geben 24. Orendel s. 03. Nib. 1427. 2007. Lohengrin s. 74. dies
noch übertreibend Nib. 349 sogar nn schaffet, daz man trage gesteine
uns i'ij' den Schilden, vgl. das geldniefsea im schellel lat. ged. 383.
DER GER.MAINKi\. 559
unfreier denselben gar nicht treiben dürlen, da ein unlreier
niclil des eigenUiunies und iiichl l)elahigl war ein zu recht
bestehendes geschält ahzuschliclscn. dein freien aber stand
ein beruf wohl an, der reichlhuni (und für geld und gut wa-
ren auch die Germanen nicht unemplindlich "'') forderte und
gab, und dessen betrieb, damit die N\aarenziigc auch auf un-
sicherem oder verfeindetem bodcn gescliiitzt \\ iiren , slreit-
bafle männer brauchte '*"''~) ; er halte sogar dem adel ange-
slaiiden"'^); und ^^ic er denen, die ilin üblen, zum adel
verbolfen hat""''), lehrt uns die geschichte der slädle. so
lange da die handwerker sich noch in Unfreiheit bel'anden,
war das geschäfl der fi-eien, der eigentlichen biirger, feld-
bau und liandelschaft "'■') ; als die handwerker sich zur frei-
heil empoi'arbeilclen, riickleii ebenmälsig die handelsleute zur
slufe des adels hinauf, und an die stelle des früheren gegen-
salzes von bürgern und liandwerkern tral nun der gegensatz
von berren und bürgern '^''';,
Es müfsen aber die üernianen um so mehr auch einen
handelsstaiul, wenn mau so sagen darf, besefsen haben , als
101) tÖ ßÜQßccüov if ij.uyjii'iuujor Heiüd. I, 7. (j i}.üo)'t'()oi (i, 7.
und da iiocb vidi aiislall des geldes giet)g (aiiiii. 118 Igg.), pecuris
ciijjidissimi: Cas. b. G. (5, !?,").
102) iiei Saxo graiuin. (S, s. i'i5 Simundiis ex Si^liin opiiidu,
J'oi'ensis allileta, emptionuinqui'. ac ve/idii/'o/iiiiit cunirarfibi/s as.suctus.
Friedrichs 1 Verordnung über das waileii recht, der kaurienle in seinem
friedebriel" V. 1150 § 13 (Perlz iiion. i, !().{) nicnuifur ney;oliandi
causa per proüinciatu Irunsiens glodiiiiri .simtit sellue alli^ct. el xiipei'
vekiciilum siiitm ponat , ne ujiqiiain lovdul innoceitl.em , xcf. nl se a
praedone dfj'endat.
103) die hegelingischcii lieldcii, die zu k. llagcnen konnncD, gaben
sich ohne doch ihre vornehniheil sonst zu M;rl)crgcn und bii hol' üii
ehren einzubüfsen für kaul'ieute aus: luidi-. 10 a Igg.
104) diu sun der ist ein Uoiifnian — der sul dienst inainirs reht
enplid'hen unde leiten sioert , in i itersrjicjte weiden wert: KudoH's
guler Gerhard 3308.
105) das bevorzugle gcucrh der gnldscliniicde (auni. 83) gr'ill'
durch münze und Wechsel nnl In den liandel un<l den liandcdssland ein.
100) Fiehards enlslehung der reichsstadl Krankl'ui'l 27 l'gg. lOS.
18/ fg. IJiunlschlis Staats- u. rechtsgeschiclile v. Ziiricii 1, 15i. 2, 12.
in liasel bilden die handelsleute die erste, die hausgcnolsen (anni. 83)
nur die zweite zunll.
560 GEWERBE, HANDEL LND SCHIFFFAHRT
es ausser deii dinj>en , welche sie blol's unter einander zu
verkaufen, und ausser denen, welche sie blol's an die IVem-
den zu verhandeln püeglen , endlich auch noch solche gab,
die zugleich gegenständ des kaufes und gegenständ des
handeis waren, die vielleicht aus \^ eiler enlfernung herbei
und durch ganz Germanien geführt wurden , damit sie schon
bei den bewohnern des landes und auf den markten, welche
sich mit den grofsen opferfesten verbinden mochten'*^"), zu-
letzt aber, wenn die grenze erreicht und überschritten war,
auch bei den ausländem absatz fanden , bei den (iermanen
um andere guter, die sofort auch zur ausfuhr, bei den frem-
den um geld oder gleichfalls um waaren , die wiederum zur
einfuhr taugten, der art nun weit sich erstreckende handels-
reisen (noch jetzt bezeichnen mehr, als wir beachten, die
sprichwörtlichen ausdrücke handel und wandet , kauf und
lauf das kaufmannsieben als ein fahrendes) sind allerdings
zuweilen auch von ausländischen, natürlich aber noch öfter
und zumeist von eingebornen, von germanischen handelsleu-
ten gemacht worden.
Der waaren, welche hier in betracht kommen, sind
mehrere und sehr verschiedenartige zu nennen, erstlich pferde.
das germanische pferd war im allgemeinen unansehnlich^"''*),
aber (die geschichte erzählt davon ein früher beispiel '*'^) )
wunderbar ausdauernd ''"), und einzelne Völkerschaften wie
die Tencterer trieben die zucht mit solcher verliebe*'')
oder erfreuten sich wie die Thüringer*'') und die Schwe-
167) das gildenwesen d. iiiilti'lallers v. Wilda 10.
1G8) Tac. Genn. ü. Cäsar b. G. 4, 2. 7, fiö. unarisehiilicii schon
deshalb, weil es auch wiide pferde gab und so iininer frische zähinuiig
voi'kani : Pliu. h. n. 8, 10. vgl. Strabo 4, 0, 10. spätere Zeugnisse
IJonif. ep. 122 agrestein laballuin — diiiriestin/m ; 142 equi silvatici;
Ekkehardi beiiedictiones ad meusani \17 Jera/is eqi/i cai'o ; VVinsbecke
40 ein vol in einer iri/den stuot ; Kiudlingers niiinst. beitrage 1, 21
(1310) Vagi equi. wilde und gezäiinite ; gleichwohl berichtet Procop.
b. Gotth. 1, 20, die Angeln wiislen iiiihl einmal, wie ein pferd aus-
sehe.
lOy) Gas. b. G. 4, -4.
17U) sumini laboris : b. G. 4, 2.
171) Genn. 32.
172) Cassiod. var. ej). 4, 1. Jornandes 3. \egetius de arte veterinaria,
DER GERMANEN. 561
den ^*'') sonst schon eines so schönen pTerdeschlags oder hednrf-
len als reilervölker wie ahermals dieTencterer, dieOiiaden'''^),
die Vandalen ''"') , die Alamannen ''•"') deren eine solche
menge, dal's es sowohl iiinen seihst nur erwünscht sein
konnte gute zuclitthiere auch von aul'serhalb noch zu erwer-
ben als anderen erwünscht eben dergleichen von ihnen zu
erslehn. und wirklich ist kaum zu hezweileln, dal's gallische
pferde in Germanien '"), <5ernianische in das römische reich
seien eingeführt worden : murali, eine der ältesten bencnnun-
gcn dieses ihiers, ist in Gallien daheim *''^), und wenigstens
Probus meinte die rosse der barbaren auch Für seine rciterei
wohl brauchen zu können''";.
Sodann eine waarc, welche die Germanen unter einan-
der selbst eben um pl'erde zu vertauschen '^") , welche sie
gleich pferden und anderem vieh heim weiberkauf dahinzu-
gehen*^'), welche sie überhaupt in der rechtlichen betrach-
tung dem vieh ganz gleich zu stellen pllegten *^~j , sclavcn
nämlich, leibeigene knechte uml mägde. die verkäullichkeit,
der als eigenihum seines hcrrn jeder sclave unterlag '^^),
wclclier 4, G gleichralls die IhüriiigisL-lieii und oebeii ilineu die bur-
gundischen und , wie es scheint , die Iriesischen pferde (Frig/scus)
rühmt, ist kein echter und aller, sondern erst ein schril'tslelier des
12" oder 13ii jahrh.
173) Jörn. 3.
174) Ainniian 17, 12; cqiiorum pluvimi ex usu canfrali {Anm. 102)
wie nach Strabo 7, 4, 8 bei Scythen und Sarmaten.
175) Procop b. Vaud. 1, 8.
176) Aurel. Victor Cacs. 21. Amin. Marc. 15, 4.
177) Cäsars gewundener ausdruck b. G. 4, 2 kann dagegen und
dafür zeugen, vgl. anm. 117.
178) J. Grimms gesch. d. d. spräche 1, 31.
179) V'opisc. 15. iVeros zwitterstutcn aus der gcgend von Trier:
Plin. h. n. II, 109.
180) ßonif. ep. 100; Adam v. Br. 1, 43; oben anm. lOü. bei
den Franken ein sclave dtiodeciin aiireis verkaul'l ; («reg. Tur. 3, 15.
181) lex Wisigoth. 3, 1, 5. I. Alam. 55, 2. Allamäl 93.
182) z. b. scrvum aut cavalluiii vct iuinvnlum : 1. Sal. 10, 1.
servum aut cabaUum vel bovetn aut quudlibct pecus ebd. 47 ; I. Bai-
war. 15, 9. 1. Fris. 3, 10 ii. add. sa]). 8. vgl. ebd. i, 1. 2- u. ed.
Roth. 234 fg. 252 fg. 338 fg.
183) a^s. Ja Ic vei'känilieli, eigen, lieb: ,1. Grimms Audr. u. FI<!no
s. 144.
Z. F. 1). A. IX. 36
562 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHHT
Iraf nainenllicli solche, die in der ernslliafleii raserei des
\vürrelsi)ieles ihre Ireilieil auf den lelzleii wurf geselzl und
durch denselben verloren hallen : der i^ewinnendc aus hilli-
ger schäm enläufserte sich alshald des sclaven durch ver-
kauf*'^*), noch häufiger aber, weil deren zahl gröl'ser war,
wurden kriegsgefangene'^"') und versprengle fremdlinge ''*'')
wie zu leibeigenen so zum kauf- und handelsgule gemachl.
und so geschah es, dal's Germanen durch Germanen selbst
bis in die knechlschaft der Römer gelangten*^'), da gab es
germanische sclaven in grösler anzahl schon zu einer zeit,
wo deren durch sieg und eroberung die Römer noch niclil
so viele hallen erbeuten können, in dem lelzlen und gclahr-
lichslen scla\enkriege, dem des Jahres 71 v. Chr., kämjjfte
M. Crassus mil einem heereshauren , der blol's ans Galliern
und Germanen bestand, und ihrer 35000 wurden niederge-
metzelt''*'^;, auch das chrislenihum, da es zu den Germanen
kam, machte diesem sclavenhandel noch kein ende : die glau-
bensboten waren in ihrer heimal selbst keines anderen Ver-
fahrens gewohnt; das einzige was sie fordeilen und erlang-
ten war dal's die bekehrten keine sclaven mehr an beiden
und gar zu heidnischen menschcuopl'ern verkaufen sollten''*").
184) Tac. Germ. 24.
185) ann. 2, 24; mit einhegriireii in das qiiae hello cfij)er/»t Cii-
sars b. G. 4, 2.
180) die Ampsivarier crrore longo, liospifas, egciii , liostes , in
ulii^no, qiiod iitvenlutis ernl , caodi/n/vr : iinhellis avtnx in praedtim
diiu'.sa est: Tac. ami. 13, 50; die indischen kaufleule Foiiip. Mela 3, 5.
IMin. Ii. ti. 2, 67. spälerer Überrest dieses verliatlens gegen ftemdlinge
das wildPangsrecbt (J. Grimms reehlsaUerlii. 399), droif d'aiibaine :
ein wort, welches schwerlieli von advena kommt (du Gange v. albiini),
eher vom abd. elibenzo.
187) anm. 278. der codex 4, 03, 2 verbietet den barbiiren gold
fiir die sclaven zu geben.
188) Livius epil. 97.
189) et ut mam-ipiii clifi.itiana paganis uon tnidcintur : Karlinaiins
»■apitulare Liflinensc \. 7415 (l'erlz mon. Germ. bist. 3, 18). auch in
England verboten: Henibles Sachsen in Kurland 1, 17'i. di.risti, qiiod
quiddvi con ßdelibiis ad inimolandum pagniiis stta vcnundcnl ntanei-
pia. — ncc sinas ßeri ultra: p. Gregorius in Honil". ep. 122. scla-
ven zu solchem zwecke kauften z. b. die Ivsihen : Adam v. \S\\ 4, 17
sclaven sollen weder an beiden noch an Christen aufverhall» landes
DER GERMANEN. 563
wie aber heul in der sclaverei der Neger mit recht eine
göllliche fiihrung erkannt und gepriesen wird, welche so die-
sen armen den weg zu der höheren Freiheit des chrislcn-
thumes erölfiicl : eben solch eine iuhrung tritt uns schon vor
beinahe 1300 jähren in der geschichte Englands entgegen*'"**^),
angelsächsische jiinglinge, die in Rom als sclaven feilgebo-
ten wurden, lenkten durch ihr englisches aussehn (der heilige
selber konnte sich dem Wortspiel nicht entziehen*'") die auf-
meiksamkeit (iregorius des grolsen auf sich : ihn erbarmte,
dal's solch ein volk im schatten des Unglaubens ^^'andeln
sollte, und von da an war ihm die bekelirung der Angel-
sachsen ein mit euer betriebenes, mit erfolgen gekröntes
werk.
Gehen wir von den sclaven jetzt zu andren waaren
über, schon vorher ist der schmückenden Sorgfalt gedacht
worden , welche die Germanen des binnenlandes auf ihre
pelzbekleidung wendeten, indem sie geringere feile stückweis
mit schöneren besetzten, diese schöneren feile kamen ihnen
weit von den nordischen küslen und vom eismeer zu "'^),
und nicht blol's ihnen : von Schweden aus '^■') gierigen die
verkauft werden: i. Alani. 37, 1. srlav^-ii von der kirclie selbst ge-
luaeiil: ein beispiel aniii. lOG.
190) Beda hisf. ecel. 2, 1.
191) riirsus inten o'i^avit , quod esse f. voi abtiliim gentis illius,
responsiiin est, quod /liigli vocarenttir. at 'die ' hcne inqnit: ' nam
et angeiicam habent faciein et tales atigeloriiin in < aclis dvcet esse
cohaeredes^ : Beda.
192) Tac. Germ. 17. unter den viacnlis pcUibusquc bfliiaviim,
qiias exteriur urvanus atqiie ignutum inare gignit, iniigen aueli fiseli-
bäule gewesen sein, wie deren als kleidei'l'ultei' und mond- und ster-
ueMlorniig in pelzwerk eingesetzt niicli das Nibelungenlied ."$54 und
Wolfram und \\ iint u. a. kennen : Parziv. 570, 'l. Beneckes Wigalois
s. 441 fg. Diclleib 115G.
193) Sehweden abei- , da dii; lieiinal des ihieres noch mehr im
norden und nordosten ist, l)ezcie!inet nur cheiiso den iiiiCscislcn be-
kannten vei inittelungspunkt des zoi)ellianilels wie in Alhis und Pro-
pbilias D 1 i9 Uufshuid und im Ere(; 'iOOJi 'iOOfi Cunnrlant, Cunne, dem
zusammenhange und dem Wortlaut nach allerdings leoniuni, wahrschein-
lich aber nur ein misverslaiidnis für It'unclunt d. h. Qucnnlant , Finn-
land (die Deulselien von ZcnCs 087), eiicn wie im Lanzelel SHIiG Ci'/in's,
wobei der dichter gar an (Jnmae und die (Mimische Sibylle denkt.
30*
5G4 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
iilänzend dunklen Zobelfelle durch all die vielen eermanischen
Völker hindurch bis zu den Römern''^'*).
Endlich noch zwei dinge, die nicht so wie der schönste
pelz voraus zur bekleidung, die lediglich zum schmuck, be-
sonders also dem weiblichen geschlechte dienten , und das
wiederum auch aul'serhalb Germaniens und theilvveis da noch
reichlicher als in Germanien selbst, zwar was hie und da
von germanischen edelsleinen berichtet wird, die in ihrer art
noch kostbarer als die arabischen sollen gewesen sein *'''^),
mag als einfacher irrlhum auf einer Verwechselung der na-
men Gcrinania und Cannanio beruhen^"'''): dafür aber scheint
unzweifelhaft, dafs mit den perlen Griechenland wie Rom
zuerst von Germanien her ist bekannt geworden eingesländ-
lich war »lafgorita , der griechisch -lateinische name dieser
thierischen sleinbildung, weder ein griechisches noch ein la-
teinisches, sondern ein barbarisches wort'''^'). fast buchstäb-
licli aber liiezu stimmend heifst eine perle im althochdeut-
schen warigrioz-, im angelsachsischen mercgreol , eigenllicii
s. v. a. meersand, meerkies ''''^). das deutet auf perlenßsche-
rei im meere und zwar, da Nord- und Ostsee keine perlen-
bänkc enihalten, in jenem wärmeren meere, das die Urhei-
mat des germanischen volks bespült: der name niufs , noch
ehe die Germanen in Europa eingewandert, in Asien entstan-
den sein, dagegen hat Deutschland in mehr als einem fluls
und bache Baierns , Sachsens und Böhmens süfswal'serpcr-
äliiilicli zu erklärende nanienangaben nachher beim bernstein: anin.
221). 234.
194) Jornandes 3.
195) ."»udines bei Plin. b. n. 30, \l. und Snlinus 23.
19G) den germanischen onyx des Sudines berichtigt slillschwci-
gends Plinius selber so a. a. o.; für die Callais und die Cei-aunia
des Solinus nennt er 37, 33. 48 und 51 ebenfalls Carniania als 'hei-
matland. Isidorus origg. 16, 7 Caüaica — Germania; aber 16, 13 auch
Cerauniorinn — Carmania.
197) iioiiicn unionum — a/jiul Graccos non est, ve apiid barba-
ros (lindem inucntorcs eins aliud quam imirgarilae: Plin. h. n. 9, 56.
198; .1. Grimms mjihol. 1169. gesch. d. d. spräche 1,233. perle,
aiid. /leru/a, perahi, altii. perla, ags. pearl scheint aus sperula d. h.
spliaerula (KiKidlicb !{, '.566) enlstaiidi'u : \'g!. alllV. lieder und
leichc 133.
DER GERMANEN. 565
len ''■*'•'): .soIcIk' denn znerst mag der liandel den Völkern Süd-
europas und mit solchen die allgcinianische hcnennung zii-
geriüift haben, nachgeiuachle perlen, perlen aus j^laslluls,
aus melall und gel'ärbteni llion, sind ein hiiufiger von gcöff-
ncle n (äeinianengrabern dargebotener fund'"").
Der hauplgegensland jedoch , dessen wir hier gedenken
mülscn , ein gegenständ des kaufes durch ganz (icrmanien
und des handcls noch weit über Germanien hinaus war der
bernslein, jenes baumharz einer früheren vvclt, das an den
preulsischcn küslen die Ostsee auswirft, dem nalurforsclier
ein noch nicht ganz gelöstes räthsel, dem forscher der vater-
Ijindischen geschichte schon deshalb wichtig, weil ihm die
frühesten naclirichlen über germanische dinge verdankt wer-
den: denn um des bernsteins willen hat Pylheas, ein han-
delsniann aus Massilia , bei der umschilFung Europas , die er
im vierten jalirliunderl vor Chr. unternommen und nach der
rückkehr selbst beschrieben hat, auch die Ostsee und deren
anwohner aufgesucht, als den ort, woher der bernstein komme,
nennl^er Abalus, ein eiland unweit der von den (iuttonen
bewohnten uferniederung Mentonomon'"') ; andre, spätei'e,
wo sie nicht gar aus den grenzen der Ostsee und des nor-
dens überhaupt und in Unklarheit uiul l'abcl sich verliei-en,
ein eiland Basilia "*'"'") oder llaunonia~"'') oder Osericta^'"')
oder Actania '""■') oder Austravia '"'"") und das volk der Aeslier
oder Hacster'^"'); als den nanicn aber, welchen der bernslein
1 '.)'.)) ilcini in Teiitsclilundi viel woj'sei- si/idt dai'inn man i^o/dt
und jicr/en Jindt : Waldis Esop 4, !^8.
200) Klciiiins liainll). d. gerin. allcillniiiiskuii(lc GO Ig. dessen rul-
turgeschielile 9, 13 fg. Däiiemaiks vorzeit v. Worsaae 45. vgl-
anm. 214.
201) IMiii. h. ti. 37, II, I.
202) Tiinäiis bei l'lin. a. a. o. Diodor 5, 23; vgl. Pliii. 4, 27
lialliaui — candvni Pijllieus Basiliam iioniinat.
203) Plin. 4, 27. vgl. die Deiilsclicn von Zeul's 2ü9.
20i) Mitliridales bei Plinius 37, 11, 1.
205) Plin. -'i, 27. wohl zu belsein y/cfavia: vgl. anni. 200. 213.
200) Plin. 37, 11, 2. dieser nanie am ungezwungensten unter all
den obigen germanisch auszudeuten: >I. Grimms gcsch. d. d. spr. 2, 718.
entstellt //ns/rania Plin. 4, 27.
207) .'tcslii Tae. Germ. 15. Ilncsli Cassiod. var. e|). 5. 2. ob
auch, in der geJinderlen iVti'm 'lioiKuoi. schon Pvlhcas? weder die
566 GEWERBi:, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
seihst bei den ilin sammelnden Germanen trage, geben iiberein-
slimmend mehrere gle.nini oder glcssum an~*"^), sichtlich mit
nahe liegender begriflsverändcning zu unsermworte g/as ^ehö-
i-jo- -"'••j : davon iiiel's bei den Römern jene insel Austravia
auch Glcssano'^''^). die Scythen sollen sacriiim gesagt
haben*-"): auch das aber ist germanisch, saccari im alt-
hochdeutschen s. V. a. feuer-'-J ein ausdruck also ähnlich
unserm bernstein d. h. brennstein, einzig an einer nur kur-
zen ulerstrccke gewonnen, zeigt sich dieser durch seine an-
ziehungskraft^'^) , durch iaibe und glänz und wohlgeruch
anmutende stoff dennoch untei- alle Völker Germaniens aus-
gebreitet: bald hie, bald da sind in aufgclhanen gräbern
hals- und brustgehänge von rohen oder zu perlen gestalteten
anrüliruiigen bei Strabo 1, 4, 3 u. 5 ii. 4, 4, 1 noch die bei Stepha-
nus von ßyzanz v. 'SlaTÜoves zeigen den nanien der Osliäer in bezie-
hung auf den bernslein, und die neuesten hcrausgeber Strabos schrei-
ben, was von jenen lateinischen formen noch vveiler abliegt, 'flOTtjuioi.
vgl. J. Grimm a. a. o.
208) Plin. h. n. M, IJ, 2. Tac. Germ. 45. Solinus 23.
20'.)) ags. ^'/«A- glas, g/wre bernstein; auch das lal. ^larea wird
man herbeiziehen düi-l'en.
210) l'lin. h. n. 4, 2T. 37, 11, 2. u. Solinus a. a. o.
211) Plin. 37, 11, 1.
212) Gratfs sprachsch. 6, 148 fg.
213) bei Plinius 4, 27 die bernstcininsel Aclaiiia oAvr Jctavia (anm.
20.")). mit demselben ersten bestandtheile (schon auch Solinus bei sei-
nem gagales cp. 2.") hat das wort im sinne gehabt) heilst der bern-
stein mhd. u. nhd. agistein: Frisch 1, 1 i. Abr. a SCIara 1,24. 170.
ugslein: Frisch 1, 15. acsiein : Wigal. \S2, 6. aidsfein : Frisch 1, 14.
al.stfiii : altd. Mus. 1, 299; letztere formen mögen dem etymologisch
dunkeln ausdruck eine beziehung auf lituii d. b. brennen geben, aclt-
slci/i (liandsclir. des Wigal.) auf aha wafser, aiigstain (Wigal.; altd.
Mus. 2, 114r=l43; Hätzl. 207 a; Frisch 1, 15) auf das äuge, die
gemeinsame eigenschafi des anziehens ist jedoch anlal's gewesen den
nameii auf den magnet, mit welchem die Dculscben erst später be-
kannt geworden, zu übertragen: schon im ahd. agatsivin, agadstein,
ugtslein (Gralls sprachsch. 0, 687); mhd. wieder agctstain , aglxü/n,
agstein, cilslei/i : h. Ernst vdllag. XII lg. altd. Mus. 1, 298 fg.
goldne sehmiede 1 iO. minne lere 7Ü9. 1733. Müller 3, xxi a. aclistain
Otloc. l.')5 b. lt)(i a. darf die sage vom magnelberge (vdllag. a. a . o.
aus Überlieferungen von einer nordischen bernsteininsel und zugleich
solcher veniiengur)g des bernsteins und des magnetes hergeleitet
«erden ? /
DER GERMANEN. 567
bernsleinstücken^'*) und sind zuweilen auch wafl'cn und j^e-
rälhc, klein und zierlich in bcrnslcin nacl!gel)il(lor-'"''j, ge-
l'unden \Aorden, naclibildungen, welche vielleiclil nuc die ge-
wohnle wafl'cn beigäbe dauerhalter gegen rost und liiiilnis
ei'selzen sollten^'"), vielleicht auch aniulete der lebenden ge-
wesen ""^j. aber der vertrieb und verbrauch war nicht auf
Germanien eingeschränkt: aucii die (jlrirchen Homers ~'*^),
auch die Syrier^''"*) und Aegyptcr und ^^ohl auch schon die
Israeliten der biicher Mose hallen das nordische schmuck-
und räucherwerk ; die Aeg\ pler nannten es saca/'^'*), die
Hebräer schcchvht~'^^), beides umgeslaltungen jenes scylhisch-
germanischen woiles .snccnri. namentlich aber ward der
bernstein , das sur.inuin, wie auf demselben gründe die Rö-
mer sagten ^~^), durch ganz flauen hin verwendet, massen-
weise, da nicht blols edle Trauen , sondern auch bauernwei-
bcr (sie treiben heut noch diese liebhaberei) sich damit
schmückten ~'^) und mit der putzsucht noch der aberglaube,
der den kindern amulele von bcrnsleJn gab ^), und die kunst
der ärztc wetteiferte, die gegen übel aller art bernstein ver-
214) nacliwcisungeii oben iiiiiii. '200. " daruiu stiiiunl das finii.
Vierikiwi, est. tnerreliiivwi d. i. ineeisleiii , obscboii beriislein aus-
drücliend , wieder zu marigrioz' : J. Grimm gescb. d. d. spr. 1, '233.
214) leilfaden z. nord. atlerthumskuude 44. 86. Däneniarlis Vor-
zeit V. Worsaae 16.
216) vgl. was oben anni. 42 über die sleinwalFen vermutet
worden.
217) wie in Italien anm. 222. daraus würde sieli die noch spät
voriiommeude benennung zuberstein d. h. zauberstein (Friscli 2, 480)
sowie etwa in einer dichtung des Strickers der boiie preis des Steins
erklären, der den lialin df haben kan (Hahn 11, 113). indessen auch
der calcedonins — wirt er von der stinnen warm, pistrichet in vin-
ger oder arm, so liefet er i'if verde den halcm von der erde : Die-
mers gedichte d. lln u. I2n jh 365, 16.
218) ßuttniann im inylhologus 2, 337 l'gg.
219. 220) Plin. b. n. 37, II, 1.
221) Exod. 30, 3i.
222) Plinius freilich 27, 11, 2 und nach ihm Solinns 23 u. Isid.
origg. 16, 8 deuten den namen auf siici/.s ans: arhoris siiriim esse
/irisci nosiri eredidrir, oh id suciriiini ri/)pc//,i/i/es.
223) Plin. 37, II u. 12. Isid. Ili, S.
224) Plin. 37, 12.
568 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
schrieb--'). Tlicodoricli dem grolsen , der ein germanischer
könig über Italien war, konnte es so nur doppelt willkom-
men sein, dafs ihn einst die Haester mit einem geschenk an
bernslein ehrten '-•').
So denn war der liandel mit bernslein der wichtigste
handelszweig des germanischen Zeitalters und war, auch ab-
gesehen von jeder vergleich ung, wichtig, es hatten für den
weilhin sich erstreckenden vertrieb desselben drei eigene
Iiandelsstrafsen sich gebildet^-'), bestimmte richlungen, in
denen die kaulleute gewohnt waren ihn den Germanen des
inneren und des entfernteren landes und den ausländischen
Völkern zuzuführen, die eine~^''^) lief südwiirls , indem sie
bei Carnuntuni die Donau überschritt, dem adriatischen meer
und Italien zu. hier war die alte grenze der italischen und
überhaupt der südländischen weit und Weltanschauung der
Po, der Eridanus : daher die sage, welche den bernstein am
Eridanus selbst entstehen liefs'~'~''j, aus thräncn , welche die
in päppeln verwarulelten Heliaden über den stürz ihres bru-
ders Phaelhon weinten ^^"^j. auf den bernstein, den man auch
am ufer Siciliens findet, hat mithin das italische alterthum
noeh nicht geachtet: ihm kam dieser stoff noch lediglich
vom norden her. eine zweite strafse wendete sich südwest-
lich : sie brachte den bernstein zuerst den s. g. Teutonen"'"')
oder auch zu schiff nach der cimbi'ischen halbinsel~^''), dann
quer durch das germanische und gallische festland an die
n)ündiingen der Rhone ^^^), nach Massilia also, dem hei-
225) Plin. 37, 11, 2 u. 12. Solin. 23.
220) Cassiodor var. epist. 5, 2.
227) Fiscliers gcscIi. d. tcutsrlien Ijaiidels 1, iS8 fg.
228) Plin. 1). n. 37, 11, 2. Solin. 33.
229) Ilcrod. 3, 115, wo die sage sich bereits mit der genaueren
künde mischt.
230) Diod. 5, 23. Strabo 5, 1, 1). Ovid. inet. 2, 340 fgg. u. a.
die ausdeulun;^ der sage bei Plin. 37, 11, 2. und nach ihm bei Solinus
23. vgl. anm. 193.
231) Pytheas bei Plin. 37, 11, 1.
232) xoui'CtTcci öt iino tiJöv ^yycoQCwv ttqoq rr]V avnn^Qav rjntiQoV:
Diod. 5, 23. Schleswig der alle hauiitlialen des Oslseehaudels : Adam
V. Bremen 4, 1.
233) Diod. 5, 22. 23. \ernK'ngungen des Illiodanus und des Eri-
danus : Plin. h. n. 37, II, 1.
DER GERMANEN. 569
matsorte jenes Pytheas. eine drille endlich, dem Südosten
zugewendet, folgte dem Horysliicnes au das Schwarze nieor'-'^'*):
auf ihr wurden Griechenland und xVsien gesucht, Griechen-
land, das allen bernstein aus dem norden, die gröl'sere menge
jedoch , wie die fahel vom Eridanns und den Heliadcn zeigt,
durch Italien erhielt, und Asien, in welchem bei weiterem
vorwärtsdringen der nordische bernstein mit dem ans Indien-^')
zusanimenlraft
Auf diesen handelsstrafsen also sind germanische kauf-
leute wenigstens bis an die grenze, bis Carnuntum z. b.,
wo Pannonien begann, gewandert; es versieht sich von
selbst, dafs ihnen dabei der bernstein, wennschon der haupt-
sächliche, doch nicht der einzige gegenständ wird gewesen
sein, den sie den landsleulen wie den fremden jenseits zu-
führten , dafs sie namentlich auch nordisches pelzwerk und
einsl die perlen ihrer buche auf eben diesen slrafsen werden
gebracht haben, aber nicht sie allein, auch fremde nutzten
die gewiesenen bahnen , römische käufer zogen desselben
weges nordwärts um den bernstein an den fundorten und
aufser ihm auch vielleicht noch andere dinge selbst zu holen,
daher spuren der Körner auf jener ganzen nach Italien füh-
renden strafse : römische münzen, ja römische begräbnis-
stälten und begräbnisurnen in Schlesien-^*') und wiederum
römische münzen in Pi-eufsen und sonst den küstenländern
der Ostsee, namentlich aus der zeit der Antonine luul des
Seplimius Severus^"*'), so dafs um die mille und nach der
mitte des zweiten Jahrhunderts der handel besonders lebhaft
mufs gegangen sein, ein beispiel aus früherer zeit^''^) kann
uns zugleich anschaulich machen, wie massenhaft der doch
nicht unkostbare slolF in Rom ist verwendet und verschwen-
234) an der mündung des Boryslliciies ßleicliralls ein entsteliungs-
orl des bernslcins angeuonimen : üioiijs. perieg. .310 fg. vgl. Bern-
liardys anmerkung s. 597 fg. der Diiicpr iuicli eine niilleiaKcilicIic
liandcisslrafse zwischen Ostsee und Morgenlatid : Fiscliei- 1, 3,')'i.
2.35) Piin. 37, II. Solin. 23.
236) Kleiiiiiis h ,111(1 1)11 eil d. gernian. atterthumskundc 142.
237) leilfadeii /.. noi-d. allerlliuniskunde 84. Dänemarks vorzeit v.
VVorsaae 52.
238) I'liii. h. n. 37, II, 2.
570 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
det worden, für ein fechterspiel k. Neros brachte ein ritter,
welcher deshalb eigens an die handelsplätze und bis an die
Ostsee gereist, solch einen vorralh heim (es war darunter
aticii ein stück von 13 pfiinden-^-'), dafs man die netze rings
um den weiten kampfplatz her durch bernsteinkugeln knüpfen,
dafs man die waffen der fechter und die bahre der ersclila-
genen und alle sonstige zu- und ausrüsfiing, so viel deren
für einen ganzen tag erforderlich war, mit bernstein zieren
konnte'''**').
Der handelsverkehr der völkcr pflegt nicht blofs kauf-
mannsgüter und vielleicht dem siulich stärkeren volk unsilte
und Verweichlichung, er pflegt auch dem minder gebildeten
einiges von den geistesgülern seiner handelsfreunde zu brin-
gen, solch einer einwirkung können sich auch die Germanen
nicht entzogen haben, und wenn nach der bisherigen dar-
stellung gewiss ist, dafs bereits fünf bis sechs Jahrhunderte
vor Chr. bernstein aus dem germanischen Norden nach Grie-
chenland und im vierten Jahrhundert zu den Griechen in
3Iassilia gegangen, und wenn es durch andere untersuchun-
jien zu einer au ijevvissheit grenzenden wahrscbeinliclikeit ist
erhoben worden, dafs die runenschrift der germanischen
Völker auf dem griechischen, dem dorisch -äolischen aiphabet
beruhe und dafs die Verpflanzung desselben etwa im fünften
Jahrhundert müfse geschehen sein^*' , so verbinden sich diese
zwei thatsachen am besten und wie von selbst in der erklä-
rung, dafs eben der handel zwischen Germanien und Grie-
chenland auch der anlafs für die mitlheihing der griechischen
Schrift gewesen, denn in andre berührungen, als die der
handel gab, kamen die zwei völkcr nicht; der liandel aber,
welcher aufzeichnung von zahlen und sonstige Unterstützung
des gcdächtnisses durch merkmale der art verlangt , ist am
239) Soliiis leiclilfcrligfi- auszug cp. 23 maclit liieraus l.'JOÜO j»l'.
bernstein, die ein germanisclier Icönig dem Ic. Nero zum gescbenli ge-
sendet liabe.
2iO) oder, wenn man den Ix'riclil des I'linius mit w iirlliclier ge-
uauiglceil nebnien diirl'le, das alles gar aus bernstein maclieti , f
siiciiiu.
2'il) Büumleins unlersuebungcn über die urs|)r. beschairenlieit des
grieeli. u. ül)er die enlslebung d. golliiseheii alpliabels 8 Ig. 108 Ig.
DER GERMANEN. 571
ehesten geeignet einem volke, das noch keine schrift besitzt,
den gebrauch einer solchen zum bediirfnis zu machen und
die einliilirnng derselben von anl'sen her zu vermitleln. nicht
ohne bcdeutuug ist Hermes zugleich der golf des handeis
und der erfinder der buchslaben. ob nun die Germanen die
schrift sich geholt, ob griechische kaufleute sie ihnen gebracht
haben, das ist zuletzt gleichgültig: doch wird von grabdenk-
nialen mit griechischer inschril't an der grenze Räliens und
in fabelhafterer weise von eben solch einem altar zu Asci-
burgium berichtet^*"), die nachbarn der Germanen, die Gal-
lier , besafsen ein aiphabet , das in der gleichen Verwandt-
schaft zu dem griechischen stand **^), und hier ist die an-
nähme altiiblich, dafs ihnen dasselbe durch die bewohner der
griechischen handelsstadt Massilia zugekommen sei~*'^).
Aber kehren wir auf unser eigentliches und auf ganz
sicheres gebiet zurück, die vorher bezeichneten handelsstrafsen
zogen sich hauptsächlich über das festland, zum theil aber
auch durch flüfse hinab und über die see: von der preufsi-
sclien küsle ward mit bernstein an die von Schleswig, es
ward damit auf dem Dniepr und ebenso mit kostbarem pelz-
werk von Schweden aus an das diesseitige land geschilft.
es gab auch eine handelsschiinahrf, und nicht allein der un-
ternehmende nuit der fremden wagte sie, wie dort des
Pytheas von Marseille: sie war, wennschon einstweilen nur
noch innerhalb enger grenzen sich hin und her bewegend,
ebensowohl die Sache der einheimischen selbst, in Scandina-
vien wie in Deutschland.
Seehandel also: eine beschäftigung mehr und eine i'ried-
liche beschäftigung für die germanische schiiriahrl. denn der
handel rief dieselbe nicht zuerst ins leben, und sie diente
242) Tac. Genn. 3. vgl. Soliii. ?.j Lli.vevi Calidoniae uiipulsinn
manij't'stat ara (Jj'ac'cis Ultiriii inscripla vufii.
23!5) Cäs.irs angäbe, dafs sie des griechischen alphabeles selbst
.sich bedient hätten (b. G. J, 21) u. ü, I i), wird (hirch die münzen
und dnrch seine eigene erzählung b. G. 5, 'icS berichiipl: er sehrieb
einen l)cief mit griechischen buchslaben, (iainil die Gallier, wenn sie
denselben auch aufliengen, ihn doch nicht lesen kiiniilen.
244) vgl. was Strabo 4, I, 5 und Jnstinus 43, i über den liilden-
den einduls Massilias auf die (iallier sairen.
572 GEWERBE, HANDEL UND SCIIIFFFAHRT
auch nicht ihm allein : nocli öfter und w eiter Iiinaus grcilcnd
wurden zur see jetzt kriegerische fahrten unternommen,
auch das aber war eine vorschsile und ein frühzeitiges vor-
hild dessen, was die vöIker germanischen Stammes auch im
seehandel einst noch werden sollten, dieses vorwärts deu-
tenden geschiclitliclien hezuges wegen erscheint es angenie-
l'sen , schliefsliih noch mit einigen worten hei der schifflahrt
der Germanen zu verweilen.
Die schifffahrt der Germanen ist so alt als deren leben
auf dem boden Deutschlands, oder vielmehr, sie ist noch
älter , ist demselben vorangegangen und reicht somit in un-
vordenkliche, vorgeschichlliche zeilcn zurück, nach Scandi-
navien , wo sie von x\sien her zuerst sich niederliefsen,
mochten sie ganz zu lande gelangt sein : der weitere zug
nach Deutschland konnte nur über die see gesclichn. so zei-
gen uns denn die geschichtsanfänge mehr als eines germani-
schen Volkes das nordische mecr durchschnitten von schiffen
der Germanen -^''^), und die Scandinavier und die küstcnan-
wohner Norddeutschlands sind von da an stets, sind wie in
unsern späten so schon in den frühesten tagen kühn und
rüstig auch zur see gewesen und in die see hinausgetrieben
worden von der zuversichtlichen ahnung, dafs jenseits dieser
wafserwüste und dieser wogengebirge erst recht eine weit
der wunder, des reichthums und der herschaft sich eröffne,
und die ahnung muste zur gewissheit erhoben werden durch
ereignisse wie jenes wiederholendlich erzählte, dafs einst-
mals indische kaullcute aus ihrem ocean bis nach Germanien
seien verschlagen worden-'^''), durch die Behringsstrafse also,
die sie unfreiwillig entdeckten , und das eismeer des nord-
pols. in die offene see hinaus herschten mit ihren llotten
die Suioncn, bluts- uiui nameusvorfahren der heutigen Schwe-
den ; die schiffe waren ohne segel , blofs ruderschiffe, und
zur be(|ucmeren fahrt zwischen klippenengen so gebaut, dafs
jedes der beiden enden ein vordertheil war und zum an-
laufen und anlanden diente und dafs nach umständen ab-
wechselnd so links wie rechts allein konnte gerudert wer-
2i5) tili, gesell. § I, i.
2AÜ) Pomp. Meli» 3, 5. JMiu. li. ii. 2, 07.
DEU GERMANEN. 573
den'"'*), so^ar aiiC fliilsen rüslelen germanische Völker j^ele-
genllicli kriegslloHeii aus und stelllen auch so, die IJalavcr
an der Maasmündung '~'''^) , die Bruclercr auf der l*^ms~''''),
iliren feinden den Röinern sich entgegen, und doch pdeglen
die llufsschine nichl gerade niil kunsl gebaut, es plleglen nur
roh ansgehölle baumstiimnie '"•'") , süimme namenllich der
esche~"*') zu sein , und anslall der segel muslen sich dort
die Bataver mehr schön als gut mit ihren bunten mänteh-lien
bchelfen. aber in eben solchen scInlFen (sie waren um so
l'esler und konnten bis auf dreilsig und vierzig menschen
fafsen""*) getrauten sich meeranwohner auch kühn in das
meer hinaus auf kriegs- und raubziige: so die (^h.uiken
unter Gannascus um längs der kiiste Galliens von dem rei-
chen und unkriegerischen volk beute zu machen ~"'''). wohl
ein Wagnis: indess die (jermanen alle waren auch jrute
Schwimmer ^^''), die Chauken ein lischervolk und selbst halb
lischc ■'■'), and noch gröfseres bestanden die Alamaniuii , die
247) Tac. Germ, 44. esl apiid iltos et opibns Uoiios : ii-iclidiiinicf
durcii liaiidcl oder raub oder beides.
248) mit eroberten römischen nnd mit zaiilreicben eig'encMi seliif-
l'en : Tac. bist. 5, 23.
249) Strabo 7, I, 3.
250) Veli. Palerc. 2, 107. in einer von Lij)sius zu Tac. bist, ä, 2;>
angefülirten stelle des lateinischen Hegesippus itaqiie {lilicnus) ium
non copolis Germanorum repleAur -. giossen bei Du Gange erklären
caupiittis (das von caupo stammeu mag) mit Ugnuin cavatitin. zu ver-
gleichen ahd. Iiolecha, ags. Iiiilce ruderscbilf, von hol : i. Grimms
granim. 3, 43(5; altn. barkr, l'r. burqiie läfst sich mit bi'irln' zusam-
menslellen : ein noch leichteres, nur aus rinde gebildeles schilt', baum-
schilf'e der Gallier Liv. 21, 2(i ; (rabariae, rrtz/fZ/VY/c Isid. origg. 1'.), 1.
251) daher das schill' selbst 1. Sal. 21, 4 asci/x, altn. askr, ags.
ä.fc; vgl. anni. 27r). die alni Clandians de i\- cons. Ilonoi-. (125 schei-
nen blofs dichterisch.
252) Germaniae pracdonex si/i^iilis arbuvibus cavalis naviganl,
quariiin quaedam et tiigiiita lioniincs ferunt : Plin. h. n. Iß 70 2.
tric.enos qiiadragauosque : Tac. bist. 5, 23. auch die beniannung der
Schilfe, auf denen die ansiedier nach Island kamen, pnegle dreil'si"-
köpfe zu betragen: Leo in Uaunicrs histor. taschcnbuch IS35 s 403 f".
253) Tac. anm. 11, IS.
254) Pomp. Mcla 3, 3. Ihsrodian 7, 2. vgl. Cäs. b. (J. i, 1. (}, 21.
255) Plin. h. n. IG, 1. sie mochten ihre schill'e aus den benach-
barten grofsen eicbwaldungen holen, von denen Plin. 1(J, 2. in der
•■ddischen sjjrache auch eilsja s. \'. a. schill'.
574 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
einst, da zur flucht ihnen schiffe mangelten, auf ihren frei-
lich grolsen Schilden iiher den Rhein setzten ~^^j.
Es sind aber schiffe jener einfachsten urgestalt, baum-
schiffe, auch aufserhalb der wirklichen fahrt blol's sinnbildlich
gebraucht worden, das heidenthum der Germanen dachte sich
gleich dem noch anderer Völker eine schifffahrt der gestor-
benen in das jenseits"^'): daher steinsärge in form von
schiffen^"'*); daher die s. g. schiffsetzungen des nordens,
steine um eine begräbnisstätte zu bezeichnen so neben ein-
ander aufgestellt, dafs sie den umril's eines von oben gesehe-
nen Schiffes bilden -'''•') ; daher endlich bei den Fi-anken '-'''')
und in einem grabhügel unweit Apenrade^''^) und in den
Alamannengräbern von Oberflacht jene sarge, von denen her
noch heul im alamannischen lande jeder sarg ein todtenbaum
beiist, gehölte bäume, wie sie zugleich als schifle gedient
haben. .
Raubzüge zur see gleich denen des Gannascus erzählt
fortan die weitere geschichte des endenden alterthunis und
des beginnenden mittelallers genug, raubzüge, die immer
häufiger und aus denen zuletzt noch eroberungeu werden,
256) Amin. Marceil. 10, 1'2 ; vgl. den al|ieDniedergaDg der Cimbern
auf Schilden : Plut. Mar. 23. augeisäclisische sagen erzablen von
einem Sceaf, der als kind auf einem steuerlosen schilf an die kiisle
getrieben wird (J. Grimms niythol. 1835, auh. xvii fg. 1844, 343);
der eingang des Beovulf nennt statt dessen Scild , den sobn des
Seeaf: war der held nach älterer darstellung auf einem sehilde statt
des scbiifs gekommen?
257) mythol. 790 fgg. zeitscbr. 6, 191.
258) .1. Grimm über das verbrennen der leichen 52.
05<)) leill'aden z. nord. alterlbumskunde 34. Dünemarks vorzeit
von Worsaae 87. vgl. die aus stein erbauten griechischen weiheschiil'e
bei Procoii b. Gottb, 4, 22.
20ü) arborem — jjraccejjit cxcavari — ibique puc/lam nt inui--
fi/aiii riiiiiponens : Greg. Tur. 5, 3.
201) Worsaae 77. die sagen des nordens erzählen öfters auch
von bestallungeu in gezimmerten schiffen; in den gräbern selbst ist
noch uicbls der arl zu tage gekommen: leitl'adcn 31. Worsaae 81.
es scheint, dal's man in der wirklichkeil die alterthiimlicliere form des
heiligen gehrauehes festgehalten. Icichcn und schüfe mit einander vei'-
1,1-; I : .1. (Jiimm a. a. o. 51 .
DER GERiMANEN. 575
der Franken''"'-), der Saclison -"•'), der Nordinaimen. einige
zeit liindurcli und lliciiweis inaj^ dabei das scliiHwesen ärm-
lich nnd eiiil'aoli \\ie vordem geblichen sein: nocii im fiiiit-
Icn , noch im siebenten Jahrhundert werden uns die schüfe
der Sachsen als boole von rulliengeflecht mit lellen umnäht
geschildert-'''), und eben dieselben, da sie Britannien in be-
sitz nahmen, sind der sage zufolge nur mit drei schiflen ge-
landet-""^), doch aber sollen sie und sollen die Franken
schon zu ende des dritten jahrhunderls durch den verrath
des Carausius sich die höhere schifffahrtskunde der römischen
vertheidigungsdotlen angeeignet haben''""), und wiederum eine
sage oder romanharte ausschmiickung"'"') läfst im sechslen
die Angeln von Britannien aus, gelührl von ihrer jungfräu-
lichen königin, auf 400 schid'en gegen die Varner ziehn:
die schiü'e halten keine segel, aber mehr als 10001)0 kiieger
safsen darauf und ruderlen selbst, da anderes schillsvolk nicht
mit aufgenommen war-""^). unzweifelhaft solchen verwirren-
den Widersprüchen gegenüber ist die vollkommnere zu- und
ausrüstung der schule, mit denen, da Franken und Sachsen
zur ruhe gekomnien, nun die Nordmannen das jucer betra-
fen, unzweifelhaft durch die Schilderungen zumal der Edda
und schon ans dem, was uns die spräche lehn ~"^) : mochten
2tt2) Nazaiii paiicgyr. Conslantiiio 17 Frnncl ipsi praetor cefcros
triices , quoriim vis — ultra iji.u/i/i occaiiiim ac.stii J'uroris evvcta
Ili.ipania)iim vliain oras armis hifextas habcbul.
20;{) Schilderung der säclisisclicii seeräuLer bei Sidoiiius Apoll.
f|). 8, G. Sachsenlaiid in Gallien : Ucmbles Sachsen in England 1, 8.
264) Sidon. Apoll, carni. 7, ;)7ü. Isid. orijjg. 11), 1. vj;l. die le-
derschiire der Spanier bei Straho 3, 3, 7.
20;')) tribiis fungis navihus : Beda hisl. eccl. I, 15. drei schiHe
wie in der seewaiiderung der Gothen Jörn. 17. zeitschr. 0. 2 j(i : eine
vergleichung, die auch Kemble 1, 18 anbringt.
260) äs Omnibus ad mu/iiu naufica ßagitii illius auctoris ma^i-
slerio eruditis : Eunienii pane^yr. Conslantii) 12. wie derselbe fiülier
die raubzüge der Franken und der Sachsen aus habsucht nicht gebin-
dert, davon Eulrop. 9, 13.
267) Procop. b. Gollh. 4, 20.
268) \gl. quorum quot remigcs videris, lolidvin tc rrr/irn- putcs
arthipiralas : ita simuf omnes iinpcranl , pun-nl , doccnl , disnnit
lalrocinari : Sidnn. Apoll, ep. 8, 6.
269) ,1. Grimms grainm. 3, 'i3.'> l'gg.
576 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT
sie auch gleich den Deutschen des Oberlandes noch keine
metallenen anker haben, sondern steine dafür brauchen *'"j,
sie halten segel (die mäste wurden selbst in den steinsetzun-
gen der gräber nacligebildet"'*) und wolilgefiigtes holzwerk
des kieles und der planken ; Schnitzarbeit, die den schnabel
zierte, gab dem ganzen eine ungefähre thiergestalt, und wirk-
lich ward auch von dem schiffe wie von einem Ihier gespro-
chen"'^) und wie einem tliiere, das dem menschen zahm und
vertraut ist, ihm gern ein eigennaine beigelegt''^), da ziemte
schon allein um des schiffes willen zum schütz gegen stürme
der Segensspruch eingegrabener runen"~'^). auf diesen schütz
und auf seine kraft und auf die mitgenommenen raben ver-
trauend, die als compass dienten ^^^), scheute der JNordmann
auch die offene see nicht, wenn gleichwohl die Deutschen
noch gegen das jähr 1100 die seeräuber des nordens aseo-
manne nannten ^''^), so war das ebensolch ein rückgriff aus
der Wirklichkeit in längst abgethane frühere zustände, wie
ein Jahrhundert nachher ein vorgrilf geübt und in die alten
schiffersagen von Hilde und Kudrun schon die romanhafte
geographie eingewoben ward , die erst das kreuzzugalter mit
sich brachte'*").
Zwei ereignisse aus der schilffahrlsgeschichte der Ger-
manen haben so viel des volkslhümlich bezeichnenden, sind
so erlesene beispiele zugleich der germanischen vaterlands-
270) tiistorisch-anliq. uiiltbeiluugen, Kopenb. 1835, s. 83 fg. abd.
sencltilulein anker: Graffs spracbscb. 6, C89. zeitscbr. 3, 309.
271) vgl. die slellen anin. '259.
272) am beliebtestea die vergleicbung mit einem pferde, z. b.
IJeigakvidha 1, 29. Sigurdbarkvidba 2, 10. vgl. Od. 4, 709 und bfi
Strabo 2, 3, 4 die mit einem jiferdebild bezeicbneteu und audi jiTeide
gebeii'senen scbill'e der Gaditaner.
273) J. Grimms gi-amm. 3, 434 lg.
274) Sigrdrifu mal 10.
275) Leo in liaumers bistor. laschenbucJi 1835, s. 388 Ig.
275) aitruin ibi (Selaiid) j/Z'/fiinum, qiiod lapfii coiigeriltir /'i/ia-
liro. ijisi fiu'iii pt/ratae, qiios Uli IVicUingus (ipptllunl , itosirt .Isru-
mannos, regi Danico ti'ibiitum solvunt, ut liccat eis praedam exercere
a barharis, qui circa hoc mare pluriini liabundant : Adam v. lir. 4, 0,
vgl. anm. 251.
277) litt, gescb. § 05, lU.
DKll C.KH3IANEN. 577
und Ireihcilsliebc und der j^ermanischen lollkülinheil eben auch
zur see, dafs sie wohl eine besondere hervorhebung verdie-
nen, einmal die cohorte Usipier, die von Agricolas beer in
Britannien auf drei mit gewalt gewonnenen Fahrzeugen ent-
flohen, ohne Steuerleute die küste plündernd entlang schiirien,
endlich nach den grausamsten hungersnötlien scliiirbriichig an
das ufcr Gernianiens kamen, hier aber, die einen von den
Sueven , die andern von den Friesen aufgegriiren und zu
sclaven gemacht wurden : so verkauft und weiter verkaul'l
gelangten ihrer einige wiederum auf röniisches gebiet und
erzählten da, was gescheiien^'^). noch abenteuerlicher, was
dem ähnlich z\\ei Jahrhunderte später sich begab, kaiscr
Probus halte eine anzalil Franken (nach andrer, vielleicht
genauerer bezeichnung Gepidcn, Grcuthunge und Vandalcn~'"')
nach Thracien versetzt, auch sie aber bemächtigten sich um
wieder die heimat aufzusuchen einiger schiffe, vorbeifahrend
verheerten sie die ufer Griechenlands und Asiens, jiliinderten
Syracus, versuchten es auch in Africa , durchschilflen die
meerenge und erreichten wirklich, sie selbst ohne allen scha-
den, zuletzt ihr vatcrlan(P^").
Diese Franken und wieder anderthalb jaliiliundcrle spä-
ter die \'andalen, deren flollcn über dasselbe millelmccr den
krieg und sieg von S[»-ini(Mi nach Africa, von Aiiica nach
llom Irugen und zwischen liarlhago und Sicilien und Sar-
dinien und ('orsica und den IJalcareu die \ erbindcnde kette
einer weil ausgedehnleu lierschaR bildelen , die ßalaver so-
dann, die Chauken, die Sachsen , die Angeln , die Suionen,
wem beweisen nicht all diese Schills- und kricgsrüstigon
völkerschaflen die vorbestimmte und angeboi-cne doppellebig-
keit des Germanen? und wer erkennt nicht in dem, was
von ihnen allen schon die geschichle einer frühen zeit cr-
zähll , ein vorklingen und den anfang dessen , was wciler
von ihren enkeln zu erzählen ist? von den Normannen, die
eine unerloschen freudige lusl an \\an(lerungsabenteucrn , an
V78) Tac. Agricolii '2?,.
27«») Vopisc. Prob. IH.
280) sd iMiiiKMiii |p;iru-g. Cdii.sl.nili.) IS und Z.isiiiiif.s I, 71; \'i)-
[liscns a. ii. o. /wr tod/iii /xiriic orhriii /icdibiis r/ /lari^tiiido i'ii^,titi
siinl.
z. r. 1). A. i\. 37
578 GEWERBE, HANDEL UND SCHIFFFAHRT DER GERMAiNEiN.
krieg und beule und eroberung zu einem glänzenden könig-
thunie wieder im miltelmeer und schon im neunten Jahrhun-
dert nach America geführt hat; von den hauptslädten an
Nord- und Ostsee; von den Niederländern, die in kriegs-
und handelsglück der Hanse gefolgt sind ; von den Englän-
dern endlich, den grofsen nachkommen jener Angeln,
die auf vierhundert schifTen , hunderllausend wehrhafte män-
ner auf einmal und voran die königin, über die see hin
stürmten.
Es ist aber nicht die nachbarschaft des meeres, die die
Germanen zum Seefahrer gemacht hat: Jahrhunderte, jahr-
lausende hindurch haben die Cellen von ihren weilauslaufen-
den landzungen auf den ocean hinausgestarrt, ohne Sehn-
sucht, ohne ahnung, ohne thaten: was weifs die geschichte
von celtischer schifffahrt? eine höhere fügung, welche jen-
seits geographischer Verhältnisse liegt, hat die seeschilTfahrt
Europas aus den meerbusen und dem binncnnieere des nord-
ostens hervorgehn lafsen , damit der germanische stamm auch
hiedurch der herschende eines neuen weltalters würde, was
immer die romanischen Völker durch entdeckung, durch er-
oberung, durch handel grofses zur see geleistet haben , sie
haben es nur geleistet kraft der germanischen Verwandtschaft,
in welche sie mit eingetreten sind , und haben es nur als
Zöglinge der Germanen geleistet: zeugnis dessen schon ihre
sprachen, die alles, was zur secschifffahrt gehört, die selbst
die liimmelsgegenden mit germanischen Worten benennen
müfsen.
WILH. WACKERNAGEL.
DIMH.K VOiN l$REITKOPF Um) HÄRTEL IN LKIVZW..
I
I
PF
3003
Z5
Bd. 9
Zeitschrift für deutsches
Altertum und deutsche
Literatur
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