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Full text of "Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur"

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ZEITSCHRIFT 

FÜR 

DEUTSCHES  ALTERTHUM 

UND 

DEUTSCHE  LITTERATÜR 

HERAUSGEGEBEN 

VON 

ELIAS  STEINMEYER 


VIERUNDDREISSIGSTER  BAND 

DER  NEUEN   FOLGE  ZWEIUNDZWANZIGSTER  BAND 


BERLIN 

WEIDMANNSCHE    BUCHHANDLUNG 

1890 


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BEDEUTUNG  DER  BUCHSTABEN. 

Von  diesem  stücke  kenne  ich  bisher  folgende  fassungen: 
a,   deutsch,   aus   der   Wiener   hs.    2245    des    12  jhs.  von 
Steinmeyer  herausgegeben   Zs.   17,  84.      diese  fassung 
war  vorher  von  W  Grimm,  Über  deutsche  runen  (1821) 
s.  316  /*  anm.  gedruckt  worden ,  jedoch  nach  ungenauer 
lesung.     die  Tabulae  bemerken  2,  42,  dass  sich  in  der 
hs.  f.  69b —  75a  ein  Liber  somniorum  interpres  ordine 
alphabetico  befindet, 
ß,   deutsch,  in  der  hs.  793  der  fürstl.  Fürstenbergschen  biblio- 
thek  zu  Donaueschingen,   ibjh.,f.  42b.     voran  steht  34a 
eine  deutsche  traumdeutung ,  dann  bis  37b  Sompnia  se- 
cundum   ordinem  alphabeti,   im  xcesentlichen   identisch 
mit  dem  angeführten  stücke  von  ct. 
y,    deutsch,  aus  der  Grazer  hs.  41/85  4°  des  15  jhs.,  von 
mir  Zs.  18,  81  abgedruckt. 

d,  lateinisch,  aus  der  hs.  Cod.  chart.  B  53  zu  Gotha, 
15  'Jh.,  durch  Sievers  herausgegebeyi  Zs.  18,297. 

e,  lateinisch,  in  der  hs.  der  Stiftsbibliothek  zu  SGallen 
nr  692,  Promptuarium  ecclesiasticum  des  p.  Gall  Kemli, 
geschrieben  zwischen  1466  und  1476,  s.  491. 

Ich  lasse  zur  besseren  Übersicht  alle  fünf  stücke  tabellarisch 
zusammengedruckt  in  der  beilage  folgen. 

et  hat  gar  keine  einleitung.  dagegen  steht  in  ß  folgendes: 
Ad  sompnia.  Die  primum  Iu  nomine  domini,  deus,  in  nomiue 
tuo  etc.     post  aperi  librum    et  considera  primam  litteram  prime 

linee.     Si    liierit  A —  in  y  heifst   es,   dass  man  des 

morgens,  um  die  bedeutung  eines  nächtlichen  traumes  genau  zu 
erkunden  (dez  ze  ende  cbömen),  zuerst  den  50  psalm  (Miserere 
mei,  Deus)  beten  möge,  dann  solle  man  einen  psalter  nehmen, 
denselben  im  namen  der  drei  faltigkeit  (es  fehlt  dort  nach  des  suns 
im  texte  des  heiligen  geistes)  öffnen  und  den  ersten  buchstaben 
(wol  der  ersten  zeile)  des  blattes  oben  merken,  die  bedeutung  des 
buchstabens  ist  dann  zugleich  die  bedeutung  des  traumes.  ganz 
Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F.    XXII.  1 


2         BEDEUTUNG  DER  BUCHSTABEN 

dasselbe  besagt  die  einleitung  von  ö,  nur  lässt  sie  den  psalm  fort, 
die  einleitung  von  e  lautet:  Sompnile  Joseph,  quod  composuit, 
quando  captus  fuit  a  Pharaone.  Si  sompniaris  (l.  sompoiaveris) 
aliquid,  quere  librum  quemcuuque,  et  prius  die  dominicam  ora- 
tionem  tribus  vieibus,  et  antequam  librum  aperias,  die:  In 
uomine  patris  et  fllii  et  spiritus  saneti  Amen.  Et  quameunque 
litteram  invenis  primam  in  acie  primi  lolii  versus  sinistram,  talem 
hie  quere  in  ordioe  alphabeti  et  penes  eundem  reeipies  inter- 
pretationem.  der  erste  satz  gibt  die  autorität  für  die  auslegung 
der  buchstaben  an,  indem  sie  dem  berühmtesten  traumdeuter  der 
bibel  zugeschrieben  wird,  statt  des  psalmes  ist  das  vaterunser, 
und  zivar  dreimal,  zu  beten,  der  erste  buchstab  von  links,  welcher 
auf  der  aufgeschlagenen  seite  in  der  ersten  zeile  steht,  entscheidet 
die  deutung  des  traumes.  für  ßde  ist  das  buch  gleichgiltig ,  aus 
welchem  das  orakel  geschöpft  wird;  dem  gegenüber  enthält  vielleicht 
y  das  ältere,  indem  es  psalm  und  psalter  verbindet. 

Das  stück  ist  also  in  derselben  weise  aufzufassen  wie  die 
sortes  Vergilianae  und  die  protestantische  befragung  der  bibel.  auf 
diesem  principe  beruhen  auch  die  punetier-  und  losbücher:  die  an- 
knüpfung  wird  dem  zu  fall  überlassen,  in  einer  liste  der  möglichen 
fälle  findet  man  dann  die  auslegung.  — 

Dass  die  drei  deutschen  auf  Zeichnungen ,  obgleich  ßy  von  et 
drei  jhh.  weit  abstehen,  auf  eine  Überlieferung  zurückgehen,  ist 
leicht  zu  sehen,  et  und  ß  hängen  für  sich  aufs  engste  zusammen, 
ebenso  haben  die  beiden  lateinischen  stücke  eine  gemeinsame  quelle. 
in  et  und  ß  fällt  zunächst  auf,  dass  mehrmals  je  zwei  auf  einander 
folgende  buchstaben  dieselbe  bedeutung  haben,  eigentlich  ist  das 
bei  den  ersten  8  buchstaben  der  fall,  denn  für  A  und  B  ist  wenig- 
stens gewalt  gemeinsam,  CD,  EF  folgen,  und  was  in  et  für  G 
angegeben  ist,  wird  wol  nach  dem  zeugnis  von  ß  auch  für  H  zu 
gelten  haben,  mindestens  lässt  sich  sagen,  dass  sich  bei  diesem 
stücke  widerholt  ein  par  buchstaben  in  die  gute  oder  üble  bedeutung 
teilen,  das  scheint  sich  noch  weiter  als  auf  die  ersten  8  buch- 
staben zu  erstrecken:  so  haben  IK  (bei  et),  XY  günstige,  QR,  TV 
ungünstige  bedeutung.  y  bestätigt  dieses  Verhältnis  in  mehreren 
fällen,  waren  ursprünglich  die  23  buchstaben  in  solche  pare  ge- 
teilt und  blieb  vielleicht  nur  Z  übrig?  vgl.  el.  —  die  bedeutung 
der  buchstaben  ist  entweder  durch  einzelne  worte  oder  kleine  sätz- 
chen ausgedrückt;  die  einzelnen  worte  stehen  bei  et  dreimal  (IPß) 


BEDEUTUNG  DER  BUCHSTABEN         3 

sicher  im  accusativ,  es  ist  also  ein  verbum  zu  ergänzen,  die 
übrigen  fälle  sind  zweideutig,  werden  aber  nach  ßyde  gleichfalls 
als  accusative  anzusehen  sein. 

Die  beiden  lateinischen  aufzeichnungen  stehen  sich  sehr  nahe, 
wörtliche  Übereinstimmungen,  ganz  oder  teilweise,  finden  sich  bei 
ABCDFHROPQSTVX,  also  in  Hunter  23  fällen,  der  schluss  von 
ö  ist  verderbt,  in  den  differenzen  bei  EGLVIR  wird  6  durch  die 
Übereinstimmung  mit  aß  gestützt,  während  in  diesen  fällen  e  die 
bestätigung  von  y  fehlt,  nur  R  ist  zweifelhaft,  da  malos  succes- 
sus  wol  nur  eine  andere  ausdrucksweise  für  die  e  sonst  mangelnde 
und  in  aßyö  übereinstimmende  deutung  sein  mag.  unter  diesen 
umständen  wird  wol  d  den  besseren  text  gegen  e  haben. 

Aus  dem  ganzen  ergibt  sich ,  dass  alle  fünf  stücke  im  letzten 
gründe  auf  eine  Überlieferung  zurückweisen ,  welche  spätestens  im 
12  jh.  entstanden  sein  muss.  die  beurteilung  der  Verhältnisse  im 
einzelnen  ist  schwierig,  weil  von  vom  herein  die  möglichkeit  münd- 
licher tradition  mit  ganz  unberechenbaren  Zwischengliedern  nicht 
ausgeschlossen  werden  kann. 

Bei  a  ist  nicht  alles  in  Ordnung.  «A  gwalt  oder  lip  legt 
WGrimm  aao.  s.  317  anm.  so  aus:  'gewalt  oder:  es  geht  dir  an 
dem  leben,  gefängnis  oder  tod.'  ich  halte  das  nicht  für  über- 
zeugend; einmal,  weil  ich  lip  in  dieser  bedeutung  für  das  12  jh. 
bezweifle,  dann,  weil  ßöe  (y  hat  lanclip  vor  sich  gehabt  oder 
dessen  bedeutung  aus  lip  entwickelt)  dafür  sprechen,  dass  lip  hier 
in  et  nur  ebenso  für  liep  stehe  wie  lip  aN,  üb  aY.  auf  aO 
gwalt  oder  din  lip  darf  man  sich  freilich  nicht  berufen,  weil 
darin  ein  fehler  steckt,  und  dass  bei  meiner  auffassung  zwei  an- 
scheinend verschiedenartige  begriffe  verkettet  werden ,  bleibt  ein  be- 
denken. —  «EF  edeli  blut;  WGrimm  liest  kaum  richtig  edelen 
bluot,  wie  er  denn  überhaupt  den  text  bereits  durch  eigene  zu- 
taten verändert  hat.  was  heifst  das?  blut  ist  in  ösF  als  sanguis 
gefasst  worden  und  das  ist  auch  das  wahrscheinlichste,  edeliz 
bluot  wird  dann  schwerlich  etwas  anderes  bedeuten  als:  edles  blut 
wird  vergossen.  —  aG  hat  drei  glieder,  wie  sie  sonst  in  den  deut- 
schen stücken  nicht  vorkommen,  reine  raüt  (WGrimm:  reinen 
muot)  ist  sicher  falsch:  es  passt  nicht  zu  den  beiden  ersten  gliedern 
und  eignet  sich  auch  an  sich  schlecht  zur  prophezeiung.  ver- 
mittelst yF  könnte  man  zu  der  kühnen  Vermutung  gelangen,  dass 
hier  vranspuot,  vransmuot  vorliege,  was  sich  nun  freilich  zu  den 

1* 


4         BEDEUTUNG  DER  BUCHSTABEN 

beiden  ersten  gliedern  wider  nicht  schickt,  aber  vielleicht  mich  gar 
nicht  mit  ihnen  ein  ganzes  bildet.  —  al  —  N  sind  deutlich.  0  ist 
nach  ßy  unrichtig,  vielleicht  soll  es  heifsen  gwalt  über  dinen  lip.  — 
auch  aP  ist  nach  dem  übereinstimmenden  Zeugnis  der  übrigen 
stücke  zu  ändern,  und  zwar  in  allen  lust.  —  was  hei  [st  aQ 
gwarheit  diues  libes?  nichts  gutes,  das  zeigt  auch  y,  und  in  so  fern 
passt  WGrimms  annähme:  'gefängnis'.  —  vielleicht  ist  «T  zu  er- 
gänzen: zorn  oder  ferlust.  die  schrift  ist  ganz  verblasst  und  un- 
gemein schwer  zu  lesen,  WGrimm  sah  an  dieser  stelle  tot  oder 
verlust,  ivas  zwar  gut  zu  y,  aber  nicht  zu  ßde  stimmen  würde.  — 
bei  X  vermochte  WGrimm  das  erste  wort  überhaupt  nicht  zu  er- 
kennen, Z  las  er:  daz  komet  dir.  vielleicht  steckt  daz  wirret  dir 
dahinter  (aber  ö  diminucionem  =  minnir?),  jedesfalls  etwas  un- 
günstiges. —  WGrimm  schliefst  seine  bemerkung  mit  den  worten: 
'übrigens  sind  die  ursprünglich ,  wie  es  scheint ,  in  reime  gebrachten 
aussprüche  schon  zu  allgemein  und  sagen  gleichsam  nur  weifs  und 
schwarz,  nichts  als  liep  oder  leit  aus.'  reime  kann  ich  überhaupt 
in  et  nicht  wahrnehmen,  ich  sehe  nur  zufällige  und  unregelmäfsige 
einstimmungen  im  klänge  einzelner  Wörter,  auch  finde  ich  die 
deutungen  nicht  weniger  bestimmt,  als  sie  sonst  in  traumbüchern 
üblich  sind.  —  a  ist  oberdeutsch,  vielleicht  alemannisch. 

ß  ist  sicher  aus  a  oder  einem  a  ganz  nahe  stehenden  stück 
hervorgegangen,  in  20  unter  23  fällen  stimmt  es  genau  zu  a. 
merkwürdig  ist  ßl  irmoge.  ich  kann  mir  das  nicht  anders  er- 
klären, als  indem  ich  es  zu  den  beiden  vorhergehenden  deutungen 
ziehe  und  das  ganze  mit  eH  mortem  patris  matris  vel  parentum 
vergleiche,  dann  wäre  irmoge  =  ir  mäge  und  val  zu  ergänzen.  — 
ßK  ist  natürlich  tumpliche  zu  lesen,  i'reid  ist  hier  und  S  bairische 
laut  gebung.  —  ßM  beruht  wol  auf  verhören,  denn  an  msezllchez 
ser  ist  ebenso  wenig  zu  denken  wie  an  menschlichez.  —  des- 
gleichen ist  /?N  aus  cfN  misverstanden.  —  /iOQX  ist  die  zweite 
zur  dritten  person  umgewandelt,  N  und  Y  ist  die  zweite  person 
geblieben,  icelche  auch  in  y  durchsteht.  —  ßP  ist  das  bindeglied 
zwischen  den  deutungen  dieses  buchstaben  in  a  und  in  den  anderen 
stücken.  —  ßK  ist  verkürzt.  —  ßS  könnte  auf  scherzen nes  muot 
zurückgehen,  aber  auch  scherzmuot  wäre  möglich.  —  ßT  halte  ich 
fluchen  für  eine  begreifliche  umdeutung  aus  vlust.  —  auch  ßX 
wird  er  nur  ans  mer  verhört  oder  verlesen  sein.  —  ßZ  passt  zu 
cc,   zu  y  nur,   wenn  dieses  die  positive  gestalt  derselben  deutung 


BEDEUTUNG  DER  BUCHSTABEN  5 

enthält,  und  zu  diminucionem  dX.  —  die  tendenz,  deutlicher  zu 
toerden  als  et,  ist  in  ß  unverkennbar,  y  hat  darin  noch  fort- 
schritte  gemacht. 

yE  scheint  die  günstige  bedeutung  michel  fräud  erst  entwickelt 
zu  haben,  als  urlouge  zu  signust  gab  verändert  war.  —  yC  wird 
durch  Verschiedenheit  des  ersten  ausdruckes  von  yD  gesondert.  — 
yE  fasst  zuerst  edel  von  aß  für  sich,  das  zweite  glied  ist  ent- 
weder daraus  entwickelt  oder  tritt  aus  bluot  verhört.  —  yE  geht, 
wie  schon  erwähnt,  wahrscheinlich  auf  aG  zurück.  —  yG  gibt  den 
sinn  von  aß,  jedoch  nur  ungefähr  wider,  wogegen  yH  genauer  bei 
den  Vorgängern  bleibt.  —  von  I  —  M  ist  y  um  einen  buchstaben 
vor  a  und  ß  voraus,  was  doch  wol  nur  aus  mündlicher  Über- 
lieferung verstanden  werden  kann.  yM  widerholt  yli  und  erst  yO 
lenkt  ein.  —  yQ  hat  nur  loenig  berührung  mit  aß,  mehr  mit  de.  — 
von  S  bis  X  greift  y  wider  aß  um  einen  buchstaben  vor.  —  in 
welchem  Verhältnis  yYL  zu  aßZ  stehen,  wird  sich  nicht  ausmachen 
lassen. 

ÖA.  ist  das  erste  glied  fortbildung  des  misverständnisses  im 
zweiten,  100  viam  aus  vitam  wurde.  —  deB  entspricht  mir  dem 
gewalt  in  aß.  —  deC  ist  merkwürdig  und  vielleicht  nur  zu  er- 
klären ,  wenn  trubesal  aus  aß  als  accidia  gefasst  wurde.  —  ganz 
analog  (man  sieht,  dass  CD  ursprünglich  nur  eine  bedeutung 
hatten)  muss  man  ÖD  erklären,  woraus  eD  durch  weglassung  des 
zweiten  gliedes  xourde.  —  dE  entwickelt  ebenso  das  erste  glied  von 
y  weiter,  wie  eE  das  zweite,  wogegen  de¥  das  blut  von  aß  auf- 
nehmen. —  (5GH  correspondiert  ganz  mit  aß,  indes  eG  nur  durch 
misdeutung  entstanden  ist,  eU  jedoch  ß  genauer  bewahrt.  —  dl, 
wo  sive  statt  sine  gelesen  werden  muss,  ist  das  einzige  zeugnis 
für  al ,  vielleicht  erklären  sich  aus  der  Verteilung  in  ß  die  anderen 
stücke,  el  kann  ich  nur  als  schlechte  fortbildung  von  d  verstehen. 
—  <5K,  woraus  eK  geworden  ist,  erklärt  sich  durch  das  mittel- 
glied  y.  —  ebenso  ist  deh  aus  y  zu  erklären.  —  dagegen  geht 
<5M  auf  aß  zurück,  ebenso  eM,  wo  dominus  aus  dolor  entstellt 
ist.  —  die  irrtümer  von  de  bei  N  kann  ich  nicht  aufklären,  auch 
nicht  die  entscheidende  Übereinstimmung  von  d  und  e  bei  0  (denn 
e  ist  aus  d  geworden),  da  muss  ein  arges  verhören  oder  ver- 
tauschen vorgegangen  sein.  —  de¥  stimmen  mit  aßy.  —  dQ  in 
seinem  scheu fslichen  latein  ist  nur  aus  y,  sQ  nur  aus  weiterem 
misverständnis  zu  begreifen.  —  o*R  ist  natürlich  vulneratum  für 


6         BEDEUTUNG  DER  BUCHSTABEN 

veneratum  zu  lesen,  «R  malos  successus  ist  eine  schlechte  Ver- 
allgemeinerung davon.  —  die  Verschiebung  der  nächsten  buch- 
staben  in  y  machen  de  nicht  mit.  deST  stimmt  mit  aß,  dU  —  X 
ist  ans  versehen  für  V — Z  eingetreten,  denn  öU  gehört  zu  aß\, 
(5V  zu  aßX ,  ÖX  umfasst  aßYZ.  wie  man  die  jedesfalls  schlecht 
überlieferten  letzten  worte  von  ö  auflösen  soll,  weifs  ich  nicht; 
et  punctum  superest,  was  am  nächsten  liegt,  gibt  üblen  sinn.  — 
«VX  passt  zu  d,  dagegen  ist  eY  gewis  ein  misverständnis ,  und  et 
passt  zu  aß  nur  in  so  fem,  als  es  ebenfalls  auf  ungünstiges 
hinweist. 

Im  allgemeinen  ergibt  sich,  dass  de  durch  vermittelung  von 
y  aus  aß  entstanden  zu  denken  sind.  — 

Die  Verbreitung  des  Stückes,  welche  zweifellos  viel  ausgedehnter 
war,  als  die  zahl  der  bis  jetzt  bekannten  hss.  festzustellen  ge- 
stattet, mag  es  entschuldigen ,  wenn  darauf  eine  anscheinend  wenig 
fruchtbare  mühe  gewandt  wurde. 

Graz,  21.  2.  89.  ANTON  E.  SCHÖNBACH. 


FREIDANK  UND  WALTHER. 

WGrimm  hat  1834  in  seiner  ersten  ausgäbe  von  Freidanks 
Bescheidenheit  die  Vermutung  ausgesprochen,  dass  unter  Frei- 
danks namen  der  berühmte  sänger  Walther  vdVogelweide  sich 
verborgen  habe  (s.  cxxm  —  cxxx).  zur  begründung  seiner  ansieht 
wies  er  Übereinstimmungen  in  den  lebensverhältnissen,  der  spräche 
und  den  gedanken  der  beiden  dichter  nach,  die  hypothese  fand 
viel  Widerspruch  und  wenig  unbedingte  anerkennung;  männer  wie 
Lachmann  und  Haupt  mochten  sich  nicht  entscheiden.  WGrimm 
selbst,  der  mit  Zähigkeit  an  der  einmal  gelässten  meinung  fest- 
hielt, sammelte  immer  neues  beweismaterial  und  kam  oft  im  leben 
auf  seine  lieblingshypothese  zurück:  Gott.  gel.  auz.  1835  nr  41. 
42.  43.  45.  —  Abhandlungen  der  Berl.  acad.  1849  s.  331  ff  Über 
Freidank,  auch  Göttingen  1850.  —  nachtrag  dazu:  Abhandl.  der 
Berl.  acad.  1851  s.  257  — 261,  auch  Göttingen  1852.  —  Zs.  1 
(1841),  30—33.  —  Über  Freidank  2  nachtrag,  Göttingen  1855.  — 
Litt,  centralblatt  1857  nr  26.  —  ebenda  1858  nr  48.  —  Zs.  11 
(1859),  238  —  243  Nochmals  über  Freidank.  —  Freidanks  Be- 
scheidenheit.    2  ausg.,  Göttingen  1860. 


FREIDANK  UND  WALTHER  7 

Eine  Widerlegung  der  Grimmschen  hypothese  ist  in  der 
folgezeit  zu  widerholten  malen  versucht  worden:  FPfeiffer,  Ab- 
handlungen zur  deutschen  litteraturgeschicbte,  Stuttgart  1855, 
s.  37  —  87,  wider  abgedruckt  in  seiner  Freien  forschung,  Wien 
1867,  s.  163  —  219.  —  FPfeiffer,  Über  Rernhard  Freidank,  Germ. 
2,  129  —  163,  wider  abgedruckt  Freie  forschung  s.  220  —  272; 
vgl.  Germ.  3  (1858),  367.  —  Freidanks  Bescheidenheit,  heraus- 
gegeben von  Bezzenberger,  Halle  1872,  einleitung.  —  Reinhardt, 
Walther  von  der  Vogelweide  und  Freidank.  Aschersleben  1878. 
da  man  sich  jedoch  darauf  beschränkte,  Verschiedenheiten  in  den 
lebensumständen  und  gedanken  der  beiden  dichter  aufzuspüren, 
metrische  fragen  dagegen  nur  berührte  und  sprachliche  unter- 
schiede gar  nicht  vorbrachte,  so  konnte  eine  vollständige  Wider- 
legung der  hypothese  nicht  glücken,  man  gelangte  nur  bis  zur 
Wahrscheinlichkeit,  wo  man  gewisheit  erhalten  konnte,  die  fol- 
gende arbeit  soll  aufgrund  von  differenzen  im  sprach-  und  reim- 
gebrauch den  nachweis  führen,  dass  Walther  und  Freidank  nicht 
identisch  sein  können. 

1 
In   der  behandluug   synonymer  worte  finden   sich   zunächst 
mehrfache  differenzen  zwischen  beiden  dichtem. 

1 .  biderbe  —  frum.  für  das  wort  biderbe  verzeichnet  Hornig 
in  seinem  Glossar  zu  Walther  acht  belegsteilen  aus  dessen  ge- 
dienten; man  sollte  erwarten,  dass  es  bei  dem  didactiker  Frei- 
dank sehr  oft  begegnen  würde,  es  steht  aber  nur  28,  17  svoie 
biderbe  unde  beese  er  si  und  90,  1  swer  biderbe  unde  boese  hat 
ie  geliche,  daz  ist  missetdt.  der  letztere  spruch  aber,  welcher 
nur  in  afhikl  steht ,  kann  nicht  für  echt  gelten. 

Freidank  gebraucht  dafür  das  synonyme  frum:  45,  3;  58,  17 
(die  hss.  CD  haben  hier  biderbe,  was  WGrimm  mit  unrecht  in 
den  text  seiner  zweiten  ausgäbe  aufgenommen  hat);  61,  4  (L 
wer  biderb  ist);  87,  23;  89,  9.  22.  24;  90,  4.  5.  7.  9.  11.  16. 
18;  91,  1;  101,  10;  103,  8  (B  hat  hier  fromen,  die  anderen  hss. 
guoten);  105,23;  118,9.  frum  kommt  bei  Walther  gar  nicht 
vor,  das  Substantiv  frümekeit  einmal  (74,  1  daz  kumt  von  siner 
frilmekeit),  das  verbum  frumen  und  das  Substantiv  frume  'nutzen' 
mehrmals. 

Vielleicht  ist  es  nicht  zufällig,  dass  Freidank  das  wort  bi- 
derbe an  der  einzigen  stelle  gerade   in  der  Verbindung  mit  boese 


8  FREIDANK  UND  WALTHER 

anwendet,  biderbe-bcese  mag  ähnlich  wie  beste- bosste  eine  sprich- 
wörtliche formel  gewesen  sein;  auch  wir  gebrauchen  wol  in 
sprichwörtlichen  Wendungen  zuweilen  noch  worte,  die  wir  sonst 
nicht  mehr  anzuwenden  pflegen,  die  gleiche  gegen  überstellung 
von  biderbe  und  bcese  findet  sich: 

Winsbeke  (MSH  i  367a):  daz  der  boesen  haz  die  biderben 
ie  vermeit  und  MF  245,25:  Swer  des  biderben  swache  pfliget, 
da  bi  des  boesen  wol,  der  hat  si  beide  verlorn. 

2.  behagen,  dies  verbum  kommt  bei  Freidank  gar  nicht  vor, 
bei  Walther  oft  (4,  1;  44,  1;  65,  22;  50,  36;  56,  24;  91,  34; 
93,12).  Freidank  sagt  dafür  gevallen  (84,6;  97,22;  114,1; 
124,  8;  133,  6;  173,  22;  176,  10),  was  sich  auch  bei  Walther 
findet. 

3.  wenic.  Walther  hat  es  31,  6;  34,  20;  46,  14;  60,  15; 
71,9;  121,  5;  Freidank  bietet  kein  beispiel,  dafür  gebraucht  er 
lützel  viel  häufiger  als  Walther. 

4.  schätz  ist  in  der  Bescheidenheit  aufserordentlich  häufig: 
47,14  (der  spruch  fehlt  in  ABCDE);  75,13;  76,  16;  81,9; 
87,  2.  5;  147,  1.  3.  5.  7  (nur  in  Ga).  9.  12  (nur  in  AB).  15; 
148,4;  155,16;  158,27;  172,14.  17;  173,2.  16.  Walther 
wendet  statt  dessen  synonyma  wie  hört  oder  guot  an. 

5.  ieze,  iezuo  gebraucht  Walther  11,4;  27,  6;  57,35; 
114,3;  115,26,  Freidank  gar  nicht;  denn  die  verse  77,  2  —  7 
sind  nur  in  E  überliefert,  und  92,  6  schreibt  C  izzüt ,  D  yetzunt, 
E  itzt,  die  anderen  hss.  haben  mm.  mm  und  hiute  finden  sich 
bei  beiden  dichtem. 

6.  sicher,  sicherliche,  sicherlkhen.  in  Walthers  gedienten 
finden  sich  folgende  beispiele:  77,  11  dest  sicher  sunder  wdn; 
13,  12  daz  wizzent  sicherliche;  45,  35  sicherliche  si  verderbent; 
77,  37  daz  wir  daz  himelrkhe  erwerben  sicherliche;  113,  5  (das 
lied  wird  meist  für  unecht  gehallen)  sicherlkhen  des  wirt  manic 
herze  frö. 

Es  muss  auffallen,  dass  Freidank,  der  seinen  lehren  so  oft 
bekräftigungen  hinzufügt,  gerade  diese  worte  nie  gebraucht  hat. 

7.  sunder.  Hornig  verzeichnet  für  sunder  ('ohne')  elf  bei- 
spiele aus  Walther.  Freidank  gebraucht  das  wort  nur  einmal 
141,  5  sunder  galten  ist  daz  re  (vgl.  Walther  19,  13  eintübe  sunder 
gallen),  vermutlich  in  anlehnung  an  eine  sprichwörtliche  aus- 
drucksweise. 


FREIÜANK  UND  WALTHER  9 

8.  streben  ist  ein  lieblingswort  Freidanks;  es  bot  ihm  einen 
bequemen  reim  auf  leben,  er  hat  es  zuweilen  in  seltsamer  weise 
angewendet,  die  belegstellen  sind  folgende:  5,  6;  32,  18;  46,  7; 
51,25;  69,1;  75,23  (nur  in  GHafghik);  109,25;  114,  12; 
129,  25  (nur  in  B;  fällt  in  die  lücke  von  A);  133,  14;  139,  16; 
150,  21;  154,  23  (ze  lande  streben);  156,  5  (ze  Akers  streben); 
176,  7;  177,  5;  54,  20;  vgl.  84,  16  swer  sine  tumpheit  über- 
strebt.  Hornig  belegt  das  wort  aus  Walthers  gedienten  nur  zwei- 
mal: 6,  23;  80,  5.  Walther  gebraucht  öfters  synonyma  wie 
ringen  oder  werben,  von  denen  das  erstere  bei  Freidank  sich 
nicht  findet. 

9.  tiuren  (wert  machen)  ist  bei  Walther  nicht  selten:  12,  23; 
40,23;  43,22;  48,39;  63,25;  69,24;  93,10;  96,2.  der 
moralisierende  dichter  der  Bescheidenheit  würde  das  wort,  wenn 
es  ihm  geläufig  gewesen  wäre,  gewis  häufig  angewendet  haben; 
er  bedient  sich  jedoch  anderer  ausdrücke:  86,  20  mute  machet 
werdiu  lant;  100,  16  ein  wip  wirt  in  ir  herzen  wert;  100,  18 
ein  man  wirt  werder  dann  er  si.  auch  die  bei  Walther  vorkom- 
menden verba  wirden  und  unwirden  kennt  Freidank  nicht,  wirde 
ist  bei  Walther  häufig:  24,  36;  36,  15;  64,  35;  67,  4;  96,  2. 
12.  18;  121,  11.  in  der  Bescheidenheit  findet  sich  werdekeit, 
das  auch  Walther  hat,  aber  nicht  wirde.  unwirde  steht  89,  11 
der  boese  dicke  diäten  muoz  unwirde  nnde  swachen  gruoz. 

10.  wilent.  dafür  gibt  Hornig  aus  Walther  10  beispiele. 
Freidank  gebraucht  es  gar  nicht:  denn  12,  16  gehört  zu  dem 
nur  in  NO  überlieferten  und  wol  unechten  gebet  an  Maria. 
Freidank  bezeichnet  die  Vergangenheit  mit  e,  und  zwar  gebraucht 
er  dies  wort  nicht  nur  in  relativem  sinne  mit  beziehung  auf 
einen  angenommenen  zeitpunet,  sondern  auch  absolut  von  der 
Vergangenheit  schlechthin  (19,7;  61,24;  75,26;  109,3;  148, 
22;  149,  1;  158,  22);  auch  bei  Walther  bezieht  sich  e  zuweilen 
auf  die  Vergangenheit  schlechthin. 

11.  wip  —  frouwe.  Walther  wendet  frouwe  ganz  allgemein 
an;  Freidank  sagt  gewöhnlich  wip.  frouwe  steht  nur  an  folgenden 
stellen  der  Bescheidenheit:  13,  8.  16  und  21  in  dem  wahr- 
scheinlich unechten  Ave  Maria,  wo  es  sich  auf  die  heilige  Jung- 
frau bezieht;  ferner 

53,  13  Est  liitzel  namen  dne  schämen, 

wan  he'rren  unde  f'rouwen  namen, 


10  FREIDANK  UND  WALTHER 

wo  die  adligen  frauen  gemeint  sind,    eine  besondere  bewandtnis 
hat  es  ferner  mit  106,  4 — 7,  wo  frouwe  von  fröide  abgeleitet  wird. 

12.  versagen  —  verzihen.  verzihen  in  der  bedeutung  'ver- 
sagen' hat  Freidank  öfters:  77,  22  (fehlt  in  ABDE).  24;  86,  13. 
14;  100,  21.  22;  112,  16  (die  zweite  hssclasse  bietet  an  keiner 
der  angeführten  stellen  verzihen).  bei  Walther  kommt  das  wort 
nur  einmal  vor,  aber  in  anderer  bedeutung:  94,4  solhe  liebe 
leiden  des  verzihe  sich,  für  versagen  verzeichnet  Hornig  11  be- 
lege aus  Walther;  Freidank  hat  versagen  nur  zweimal:  91,7  und 
144,22  (verseil  beide  mal  im. reim). 

Einige  Wendungen  sind  bei  dem  einen  dichter  häufig  und 
finden  sich  bei  dem  audern  selten  oder  gar  nicht: 

13.  von  schulden  —  von  rehte.  von  schulden  in  der  be- 
deutung des  nhd.  'mit  recht'  begegnet  bei  Walther  mehrfach 
(50,  36;  63, 16;  66,  25;  72,20—22;  82,  30;  85,  1 ;  vgl.  120,  33), 
von  rehte  niemals,  den  letzteren  ausdruck  hat  Freidank  an  fol- 
genden stellen:  3,  6;  92,  13;  98,  4  (nur  in  CDEGJLMNOQ);  146, 
16.  17,  von  schulden  nur  65,  15,  wo  es  heilst:  sanfte  ze  tragen 
ist  daz  leit,  daz  ein  man  von  schulden  treit.  hier  ist  von  einer 
sittlichen  Verschuldung  die  rede,  und  von  schulden  hat  nicht  wie 
bei  Walther  die  allgemeine  bedeutung  'mit  recht'. 

14.  pfliht  haben  'gemeinschaft  haben'  findet  sich  bei  Walther 
gar  nicht,  bei  Freidank  mehrfach:  17,  19;  48,  5;  90,  23  (fehlt 
in  AB);  98,  8;  116,  2  (fehlt  in  BCE  und  fällt  in  die  lücke  von 
A);  130,  20;  165,  11;  vgl.  157,  12.  Walther  hat  das  Substantiv 
pfliht  106,  32  die  in  hdnt  in  ir  pfliht  ('fürsorge')  und  111,  23 
dne  pfliht  ('ohne  beistimmung  anderer';  Wilmanns  zur  st.) 
sowie  das  verbum  pflihten,  das  bei  Freidank  nicht  vorkommt: 
12,  15  nu  lat  in  zuo  iu  pflihten  und  58,  32  si  pflihten  alle 
wider  mich. 

15.  ligen  an  (einem)  ist  bei  Walther  nicht  selten:  27,  32 
(echtheit  zweifelhaft);  86,  6  (echtheit  zweifelhaft);  95,  19  (swaz 
kumbers  an  dem  winter  lit);  115,  14;  93,  16;  103,  19.  bei 
Freidank  kommt  dieser  ausdruck ,  der  doch  gewis  eine  sehr  all- 
gemeine bedeutung  hat,  nirgends  vor. 

16.  rdttuon,  hdn.  diese  wendung  fehlt  bei  Walther  gänz- 
lich ,  bei  Freidank  steht  sie  59,  7  die  gesunden  tuont  sin  lihten 
rat;  89,  23  der  tuot  der  bcesen  lihte  rät;  93,  1  des  lobes  tuon 
ich  lihten  rat;    147,  4   der   tuot   der  armen  lihten   rat.     nur  in 


FREIDANK  UND  WALTHER  11 

CDEFGH   ist  der   spruch   100,2  —  3   überliefert:    swer  ein  ge- 
trinwez  wip  hat,  diu  tuot  im  maneger  sorgen  rat. 

17.  sich  versinnen  sagt  Walther  17,  9;  47,  17  (die  echtheit 
ist  bezweifelt  worden);  49,*33;  51,5;  64,10.  11;  69,3.  in 
der  Bescheidenheit  findet  sich  dieser  ausdruck  nicht,  was  auf- 
fallen muss ,  da  Freidank  ähnliche  worte  wie  merken,  sich  verstau 
nicht  selten  gebraucht. 

18.  deheiner  slahte  (hande)  steht  Freidank  5,  9;  12,  7.  9 
(nur  in  MPQ);  46,  10;  51,5;  55,22;  112,17.19;  131,4; 
174,  12  (nur  in  B);  179,  20.  in  Wallhers  gedichten  kommt  es 
gar  nicht  vor. 

19.  kröne  tragen  hat  Walther  in  eigentlicher  bedeutung 
19,  10  er  (der  könig)  truoc  des  riches  zepter  und  die  kröne,  und 
mit  bezug  auf  die  ewige  Seligkeit  sagt  er  125,  7  ich  wolle  scelden 
(so  Lachmann  für  das  hsliche  selbe)  kröne  eweclichen  tragen.  Wil- 
manns  (zur  st.)  vergleicht  Parz.  254,  24  f  (scelden  kröne  tragen) 
und  Rugge  MF  98,  14  (ir  scelic  sele  enphangen  hat  ....  die  lichten 
himelcröne) ;  vgl.  der  e'ren  kröne  tragen  Iw.  10  f;  Winsb.  12,  5. 
Haupt  denkt  dabei  an  das  biblische  Corona  gloriae  (Jes.  28,  5 ; 
1  Petri  5,  4).  Freidank  gebraucht  kröne  tragen  ohne  jeglichen 
zusatz  von  der  ewigen  Seligkeit:  68,  14  f  daz  nü  diu  broede 
menscheit,  die  er  verriet,  dd  kröne  treit. 

In  eigentlichem  sinne  wendet  er  die  phrase  an  78,  5  so 
richer  künec  nie  kröne  getruoc;  vgl.  119,  6f  man  sihet  vil  selten 
wissagen  in  sime  lande  kröne  tragen  und  139,  17  sied  der  ohse 
kröne  treit,  da  hdnt  diu  kelber  icerdekeit. 

Auch  hier  erscheint  kröne  tragen  ohne  weiteren  zusatz  und 
ohne  dass  der  artikel  zu  kröne  hinzugefügt  wäre.  Freidank 
liebt  die  phrase  und  wendet  sie  nicht  selten  auch  in  uneigent- 
licher bedeutung  an  :  1,11  Bescheidenheit ,  diu  aller  fugende  kröne 
treit;  161,  4  {Liegen  triegen  noch  bejagent,  daz  sie  ze  Röme  kröne 
tragent;  7,  16  f  Der  reinen  megede  kiuscheit  kröne  ob  allen  megeden 
treit;  29,  10  f  Höchvart,  unminne,  gitekeit,  der  ieglich  nü  die 
kröne  treit.  in  Freidanks  wenig  bilderreicher  spräche  muss  diese 
häufige  anwendung  von  kröne  tragen  besonders  auffallen. 

20.  frist.  zit.  tac.  das  erstgenannte  wort  ist  bei  Walther 
sehr  selten:  5,  11  dd  von  du  bist  nü  alle  frist  gehoehet  (nü  alle 
frist  fehlt  C);  123,  31   (wahrscheinlich    unecht)  gip  mir  den  list, 


12  FREIDANK  UND  WALTHER 

daz  ich  in  kurzer  frist  alsam  gemeine  dich  sam  din  erweiten  kint; 
78,  23  daz  wende  in  kurzer  frist. 

In  Walthers  liedern  findet  sich  also  nur  ein  sicheres  bei- 
spiel.  Freidank  liebt  das  wort  und  wendet  es  in  manigfacher 
weise  an;  als  reimwort  zu  ist  war  es  ihm  besonders  bequem;  es 
lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  die  Verbindungen  mit  frist  um- 
ständlich und  nichtssagend  sind;  man  beachte  unter  den  folgen- 
den beispielen  namentlich  62,  8;  96,  24;  154,  3  ze  langer  frist. 
22,  15  und  waz  er  wirt  in  kurzer  frist;  31,  8  zer  werkle 
niht  so  süezes  ist,  sin  betrage  ze  langer  frist;  33,  2  zer  werlde 
niht  geschaffen  ist,  daz  stcete  si  ze  langer  frist;  62,  8  Nieman  sol 
ze  langer  frist  loben  daz  ze  schelte?i  ist;  82,  12  der  töre  verhilt 
deheine  frist,  swaz  in  sime  herzen  ist;  96,  23  Swer  an  friunden 
missetuot  ze  langer  frist,  daz  ist  niht  guot;  110,  1  Swer  liep  wil 
sin,  da'r  unmcer  ist,  diu  liebe  wert  deheine  frist;  113,  26  Swer 
sin  selbes  vient  ist,  derst  min  friunt  ze  keiner  frist ;  114,3  (nur 
in  DEFHaghi)  Swaz  hie  dne  triuwe  ist,  daz  wert  dort  deheine 
frist;  114,  13  maneger  schallet  zeiner  frist,  daz  er  iemer  deste 
krenker  ist;  154,  2  Swaz  ze  Röme  valsches  ist,  daz  gelobe  ich 
niht  ze  langer  frist;  171,  7  (fehlt  in  BG  und  fällt  in  die  lücke 
von  A)  Swenne  nü  kumt  diu  frist,  daz  dirre  weiide  ein  ende  ist; 
176,  20  die  alten  lebent  kurze  frist. 

Von  grofser  Umständlichkeit  sind  auch  die  bei  Freidank 
aufserordentlich  häufigen  Verbindungen  mit  zit:  zaller  zit  3,  4; 
22,24;  39,8;  69,15;  74,23;  79,4.17;  113,10;  146,2; 
147,  11  (nur  in  AB);  155,7;  zollen  ziten  8,  18;  66,6;  116,25; 
117,  7;  alle  zit  16,  24;  97,  27  (nur  in  CDEFghik);  manege  zit 
48,  13;  81,24;  118,  15  (nur  in  BJa);  ze  langer  zit  60,  13; 
83,  15;  ze  vil  maneger  zit  71,  21;  zetelicher  zit  128,  26.  Frei- 
dank gebraucht  drei  oder  vier  worte,  wo  eines  genügt  hätte; 
an  vielen  stellen  können  die  genannten  ausdrücke  sehr  wol  ganz 
entbehrt  werden  und  dienen  nur  dazu,  den  vers  auszufüllen,  in 
Walthers  liedern  finden  sich  solche  Verbindungen  mit  zit  nur 
ganz  vereinzelt  und  an  keiner  der  sicher  echten  stellen  werden 
sie  als  matter  zusatz  empfunden;  die  verse  47,  16  ich  minne 
sinne  lange  zit;  27,31  zaller  zit;  108,5  manege  zit  gehören 
vermutlich  unechten  Strophen  an;  sicher  echt  sind  nur  88,  35 
nü  rede  in  kurzen  ziten  allez  daz  du  wil  und  99,  26  wer  gap  im 
(dem  herzen)  daz  sunder  ougen  daz  ez  si  zaller  zit  mac  sehen. 


FREIDANK  UND  WALTHER  13 

Neben  zallerzit,  zollen  ziten,  alle  zit  bedient  sich  Freidank 
noch  anderer  ausdrücke  mit  der  bedeutung  'immer':  alle  tage 
1,  19;  51,  13;  58,  21;  167,  9  (155,  25  und  stürben  tüsent  alle 
tage  gehört  nicht  hierher);  allen  tac  54,  25;  59,  22;  67,  6. 
Walther  kennt  diese  Wendungen  nicht;  doch  gebraucht  er  manegen 
tac  (84,  9)  und  manege  tage  (93,  34)  in  der  bedeutung  'lange 
zeit',     manegen  tac  hat  auch  Freidank  28,  23. 

21.  swie  (swaz)  er  (man)  tuot;  swiez  erge.  diese  Wen- 
dungen kommen  an  folgenden  stellen  der  Bescheidenheit  vor: 
27,  21  swie  danne  ein  wuochermre  tuot,  so  wirt  sin  lip ,  sei 
unde  guot  in  drin  geteilt  so'r  tot  gelit;  74,  21  lip,  sele,  ere  unde 
guot,  deist  allez  lehen,  swie  man  tuot;  76,  23  Als  ich  die  werlt 
erkennen  kan,  son  weiz  ich  keinen  riehen  man,  daz  ich  sin  guot 
und  sinen  muot  wolte  haben,  swie  er  tuot;  57,  12  der  man  ist 
eilend  dne  guot,  swaz  er  kan  od  swaz  er  tuot;  177,  9  der  mensche 
ist  so  breede,  wol  tüsent  slahte  toede  sint  dem  menschen  beschert, 
swaz  er  tuot  od  swar  er  vert;  43,  10  swen  genüeget,  des  er  hat, 
der  ist  riche,  swiez  ergdt;  51,  17  Alter  Hute  minne  hat  dri 
riuwe,  swiez  ergdt.  vgl.  auch  75,  21  im  (der  keuschen  lebens- 
arten)  ist  niht  me,  swaz  ieman  seit. 

Fast  überall  bei  Freidank  sind  diese  sätzchen  leer  und 
schleppend,  bei  Walther  kommt  swaz  (swie)  er  (man)  tuot  gar 
nicht  vor,  swiez  erge  nur  94,  36  Got  der  waldes  swies  erge  und 
98,  6  Nu  bin  ich  iedoch  frö  und  muoz  bi  frbuden  sin  durch 
die  lieben,  swiez  dar  under  mir  ergdt.  an  beiden  stellen  liegt  ein 
besonderer  nachdruck  auf  swiez  erge.  diese  letztere  Wendung 
ist  auch  soost  nicht  selten:  Gutenburg  (MF  69  ff)  wendet  sie  zum 
überdruss  oft  an. 

Ein  bedeutungsunterschied  liegt  im  folgenden  falle  vor: 

22.  unsanfte,  dies  adverb  bedeutet  in  der  Bescheidenheit 
'nicht  leicht,  mit  mühe';  es  wird  auf  dasjenige  bezogen,  was 
schwer  auszuführen  ist,  und  hat  sich  demnach  von  seiner  ur- 
sprünglichen bedeutung  ein  wenig  entfernt:  20,  24;  47,  4.  9; 
54,  17;  88,  19  (nur  in  GNOR).  27;  108,  17;  111,  22;  118,  8. 
Walther  kennt  das  wort  in  diesem  sinne  gar  nicht;  er  wendet 
es  überhaupt  nur  zweimal  an  und  gebraucht  es  an  beiden  stellen 
von  dem,  was  unangenehm  empfunden  wird:  109,24  daz  din 
seren  sanfte  unsanfte  tuot;  62,  13  bestüende  in  danne  ein  zörnelin, 
es  wurde   unsanfter  widertdn  ('es   würde   auf  unsanftere,   unan- 


14  FREIDANK  UND  VVALTHER 

genehmere  weise  vergolten';  vgl.  Pfeiffer  zur  st.),  sanfte  ge- 
braucht Walther  auf  beide  weisen;  von  dem,  was  leicht  zu  tun  ist, 
zb.  66,  18. 

23.  lip  wird  von  Walther  oft  zur  Umschreibung  der  person 
verwendet:  Hornig  hat  für  diesen  Sprachgebrauch  eine  grofse 
anzahl  von  belegen  zusammengestellt.  Freidank  bedient  sich 
dieser  Umschreibung  nie.  eine  besondere  besprechung  erheischen 
folgende  stellen  der  Bescheidenheit:  13,  16  — 18  Frouwe,  hilf 
vertriben  min  manicvalte  missetdt,  die  min  lip  begangeti  hat. 
das  gebet,  welchem  diese  verse  entnommen  sind,  ist  nur  in 
N  und  0  überliefert;  es  wird  von  WGrimm  (2  ausgäbe)  in  den 
anhang  verwiesen  und  selbst  von  Bezzenberger ,  der  die  hss.  NO 
den  übrigen  vorzieht,  für  unecht  erklärt,  manches  darin  erinnert 
an  andere  stellen  der  Bescheidenheit:  sorgen  buoz  (12,  14)  steht 
auch  58,  16,  ergienc,  daz  (12,  21  f)  auch  165,  5;  die  verse  12, 
23—24  kehren  wider  20,  12 — 13.  auffällig  aber  ist  der  reim 
muoter :  tuot  er,  dem  ich  gerade  aus  Freidank  keinen  ähnlichen 
an  die  seite  zu  setzen  wüste,  obgleich  zn  bemerken  ist,  dass 
auch  sorgfältigere  dichter  dergleichen  nicht  verschmähen;  wilent 
kommt  sonst  in  der  Bescheidenheit  nicht  vor,  sondern  Freidank 
sagt  dafür  e\  schliefslich  ist  nicht  abzusehen ,  was  hier  mitten 
unter  den  Sprüchen  ein  gebet  an  die  Jungfrau  Maria  soll,  mau 
wird  also  die  verse  ohne  bedenken  für  ein  späteres  einschiebsei 
erklären  dürfen,  wollte  man  dies  nicht,  so  wäre  man  noch 
immer  nicht  genötigt,  anzunehmen,  dass  Freidank  hier  einmal 
min  lip  als  Umschreibung  für  ich  gebraucht  hätte,  es  könnte 
vielmehr  die  theologische  anschauung,  wonach  die  fleischeslust 
den  menschen  zur  Sünde  treibt,  hier  ebenso  zu  gründe  liegen 
wie  17,  13^  Sijehent,  ez  si  der  sele  leit,  swd  sie  der  lip  ze  sünden 
treu.  —  99,27 — 100,  1  ein  man  sol  sin  getriuwez  wip  minnen 
für  sin  selbes  lip.  der  spruch  steht  nur  in  CDEFGghi  und  kann 
nicht  für  echt  gelten.  —  174,  19  ouch  sol  niht  gern  din  lip 
eines  andern  mannes  wip.  auch  hier  könnte  der  dichter  von  der 
oben  erwähnten  theologischen  auffassung  ausgegangen  sein,  doch 
sind  die  verse  nur  in  B  überliefert  und  dürften  daher  kaum  von 
Freidank  herrühren. 

24.  gegensatz.  Walther  liebt  die  paratactische  anknüpfung 
des  gegensatzes  mit  aber:  Hornig  verzeichnet  für  diesen  gebrauch 
von  aber  mehr  als  30  beispiele.    bei  Freidank  kommt  aber  über- 


FREIDANK  UND  WALTHER  15 

haupt  nur  viermal  vor,  und  nur  ein  sicheres  beispiel  ist  darunter: 
137,  1  (der  spruch  fehlt  in  AB);  73,  14  (oder  aber  nur  in  AB, 
die  anderen  hss.:  oder,  ode);  125,  3;  144,  7  (nur  in  AB).    Frei- 
dank   pflegt   den    gegensatz    anders   anzuknüpfen :    er   gebraucht 
einen  relativsatz  mit  hinzugefügtem  doch:  53,  8  (der  spruch  fehlt 
in  AB);   55,  6  (maneger  hat  der   ougen  niht,   des  herze  doch  vil 
wol  gesiht;    85,  12;    104,  21;    105,6;    116,18;    120,  24.  26; 
123,21;  135,  17;  138,10;  168,22.     in    den   genannten   bei- 
spielen    ist  der   relativsatz   logisch    gleichwertig  dem    hauptsatze: 
er  ist  ihm  logisch  coordiniert  und  grammatisch  subordiniert;  in 
anderen  fällen  hat  der  relativsatz  auch  logisch  mehr  die  geltung 
eines  neben-  oder  Zwischensatzes:  23,  22;  48,  6  (Swd  die  rihter 
haben  pfliht  mit  dieben,   des  doch  vil  geschiht,   des   mac  der  diep 
geniezen  wol);  59,  23;  62,  23.    Walther  hat  selten  doch  im  relativ- 
satze:    21,  17  nieman  siht  dich  fröiden  walten,   als  man  ir  doch 
wilent  pflac;  ich  hdn  ab  iemer  höhen  muot;  hier  folgt  nach  dem 
nebensatze  mit  als  —  doch  noch  ein  anderer  mit  ab  angeknüpfter 
gegensatz.    41,  29  maneger  trüret,  dem  doch  liep  geschiht.     102,  1 
diu  minne  lat  sich  nennen  da,  dar  si  doch  nimmer  komen  wil.    häufig 
hat  Walther  iedoch  angewendet.    31,  17;  35,  9;  57,  18;  62,  19; 
67,  19;   84,  4;   92,  23;  98,  6;   99,  12.      in    der   Bescheiden- 
heit kommt  iedoch  gar   nicht  vor;    denn   34,  21  f  Sünde  ist  siie- 
ziu  arebeit,  si  git  ie  ndch  liebe  leit  steht  nur  in  A  das  dem  sinne 
nach  hier  ganz  unpassende  iedoch,  die  anderen  hss.  lesen  ie  oder 
doch,  i  hat  ader.     andere  verallgemeinernde  zeitpartikeln  werden 
von  beiden  mit  doch  verbunden:    doch  iemer:    W.  91,30;  56,1: 
Fr.  45,  23;  138,  2;  169,  19;  doch  niemer:  W.  89,  12;  102,  2:  Fr. 
142,16;  doch  nie:   W.  7,26;  111,  16.  vgl.  Fr.  79,4  er  ist  doch 
liehe  zaller  zit. 

25.  weniger  gewicht  wird  man  auf  folgende  unterschiede 
legen  dürfen:  goteheit  11,  16  (nur  in  MPQ);  13,  23;  134,  16, 
geschepfede  6,  21;  11,  23;  12,  11  (nur  in  MQ);  19,  21.  24;  25, 
23;  180,  24,  guottdt  5,  3;  37,  27;  38,  1,  hör  55,  10;  69,  24; 
70,27;  143,  4,  horwic  70,  6,  menneglich  5,21;  58,25;  91,12, 
fruot  40,  10;  80,  5;  133,  10  kommen  nur  in  der  Bescheidenheit 
vor,  gemeit  51,  22;  43,  31;  88,  10;  117,  12,  gevröwen  92,  33; 
93,21;  118,22,  helt  vgl.  Hornig,  der  4  belegsteilen  anführt, 
mwre  'lieb'  47,  32  (in  A  dem  Reinmar,  in  BC  Walthern  bei- 
gelegt); 51,6;   94,  24;  104,  16;   122,  11  f;   vgl.   Lachmann  zu 


16  FREIDANK  UND  WALTHER 

Nib.  21,  31,  stimelich  51,  2;  81,  27;  122,  16,  wünne  (mehr  als 
dreifsig  mal) ,  wünnebernde,  wünneclich,  wünnenrich  (vgl.  Hornig), 
under  wilen  (58,  13;  70,  35;  115,  22;  49,  10;  35,  20;  44,  11; 
101,  17;  vgl.  under  stunden  46,  14)  finden  sich  nur  bei  Walther. 
den  plural  von  leben  wendet  Freidank  oft  an:  10,  19.21;  26,4. 
10;  27,  1;  67,26;  75,18.22  (nur  in  GHafghik);  109,15; 
157,  1;  167,  15,  Walther  nie.  worte  wie  fielt,  geme.it,  wünne 
und  die  Verbindungen  mit  wünne  wird  man  überhaupt  in  der 
lyrischen  oder  epischen  poesie  eher  suchen  als  im  lehrgedicht, 
welches  der  prosa  näher  steht,  auch  von  den  oben  angeführten 
Verschiedenheiten  mögen  leicht  einige  vielmehr  durch  den  ver- 
schiedenen character  der  dichtungsart  oder  auch  durch  die  Ver- 
schiedenheit des  Stoffes  bedingt  sein  —  obgleich  ich  behaupten 
möchte,  dass  Walther  auch  im  spruchgedicht  hinsichtlich  des 
Sprachgebrauchs  den  ritterlichen  sänger  nicht  verläugnet  haben 
würde  — ,  einige  mögen  auf  zufall  beruhen:  aber  es  bleibt  den- 
noch eine  grofse  zahl  von  unterschieden  zurück,  welche  sich 
auf  diese  weise  nicht  erklären  lassen,  gerade  in  nebensächlichen 
dingen,  in  der  bevorzugung  des  einen  von  zwei  oder  mehreren 
gleichbedeutenden  Wörtern,  in  der  häufigen  anwendung  gewisser 
phrasen,  überhaupt  in  kleinen,  scheinbar  unbedeutenden  eigen- 
heiten ,  welche  dem  dichter  selbst  nicht  zum  bewustsein  kommen, 
würden  wir  ein  sicheres  kriterium  für  die  identität  finden  müssen, 
und  gerade  hier  stofsen  wir  auf  erhebliche  abweichungen. 

II 

Eine  eingehende  darstellung  der  metrik  Freidanks  würde 
bei  den  zahlreichen  änderungeu  und  entstellungen,  welche  der 
text  der  Rescheidenheit  in  den  hss.  erfahren  hat,  erhebliche 
Schwierigkeiten  bereiten,  dass  man  den  versbau  in  den  reim- 
paren  Freidanks  nicht  nach  den  strengeren  gesetzen  der  lyri- 
schen metrik  beurteilen  und  die  Rescheidenheit  in  dieser  be- 
ziehung  nicht  ohne  weiteres  mit  den  gedienten  Walthers  ver- 
gleichen dürfe,  hat  schon  WGrimm  mit  recht  behauptet,  aber 
auch  hinter  den  sorgfältigeren  epikern  jener  zeit  bleibt  Freidank 
weit  zurück.  WGrimm  hat  zwar  in  seiner  zweiten  ausgäbe  viele 
metrische  härten  beseitigt,  aber  trotz  aller  willkür  blieben  zahl- 
reiche verse  noch  uneben  genug,  welche  regeln  der  dichter 
1  unmmre  findet  sich  auch  bei  Freidank  110,  1. 


FREIDANK  UND  WALTHER  17 

der  Bescheidenheit  im  inneren  des  verses  befolgt  habe,  ist  schwer 
zu  entscheiden;  gröfsere  Sicherheit  des  Urteils  lässt  sich  bei  der 
Untersuchung  der  reime  erzielen. 

Künstliche  reimspielereien,  wie  sie  die  Waltherschen  Strophen 
75,  25  ff  enthalten,  finden  wir  in  der  Bescheidenheit  nicht,  hier 
und  da  begegnet  wol  bei  Freidank  ein  minder  gewöhnlicher  reim, 
zb.  140,  5  reise: preise,  155,  1  koufe-.stroufe,  aber  im  ganzen 
scheint  ihm  doch  nicht  eine  solche  fülle  von  reimworten  zu  ge- 
böte gestanden  zu  haben,  wie  Walthern,  isf.frist  bindet  Frei- 
dank auffallend  häufig;  die  zusammengezogenen  formen  seit,  treu, 
leit ,  lit,  git,  von  denen  einige  als  reimworte  sehr  bequem  waren, 
kommen  bei  ihm  etwa  viermal  so  oft  am  verschlusse  vor  wie 
bei  Walther,  von  dem  wir  ungefähr  ebenso  viel  text  (circa  4500  vv.) 
besitzen :  wir  finden  bei  Walther  25  fälle ,  bei  Freidank  94.  von 
den  .25  Waltherschen  beispielen  entfallen  15  auf  solche  stellen, 
wo  3  —  5  worte  gebunden  sind  und  daher  um  so  eher  veranlas- 
sung war,  auch  die  zusammengezogenen  formen  von  sagen  usw. 
zu  hilfe  zu  nehmen,  dass  Walther  diese  formen  absichtlich  selten 
angewendet  habe,  will  ich  nicht  behaupten;  bei  Freidank  aber 
lässt  sich  aus  ihrer  häufigen  widerkehr  schliefsen,  dass  sie  ihm 
besonders  geläufig  und  bequem  waren. 

Dass  Freidank  sich  im  reime  gewisse  kürzungen  erlaubt, 
die  bei  Walther  nicht  vorkommen,  hat  schon  Pfeiffer  (Freie 
forschuug  s.  188  f.  261;  vgl.  auch  Bezzenbergers  einl.  s.  35)  nach- 
gewiesen, -ihtet  erscheint  im  reime  zu  -iht  gekürzt:  24,  4; 
27,15;  28,11;  46,14;  70,20;  72,5  (nur  in  NO);  104,7; 
140,  11  (vgl.  WGrimms  reimregister).  weder  Walther  noch  die 
liederdichter  in  MF  haben  sich  diese  freiheit  gestattet.  Wolfram 
hat  im  reime  die  vollen  formen  auf  -ihtet  (vgl.  San  Martes  reim- 
register s.  63),  welche  aus  Freidank  gar  nicht  belegt  sind;  Hart- 
mann hat  kein  beispiel  der  kürzung  iht  aus  ihtet;  auch  in  Gott- 
frieds Tristan  und  in  Konrad  Flecks  Flore  sucht  man  vergeblich 
danach,  der  in  der  metrik  nicht  strenge  Thomasin  reimt  jedoch 
8649  getiht  (particip)  :niht;  9617  geschiht iberiht  (particip).  die 
kürzung  ist :  brist  in  dem  nur  durch  die  hss.  HJLMNOQa  be- 
glaubigten spruch  108,  1 — 2  ist  minder  stark  als  38,  17  —  18 
meist :  geleist,  auch  hier  findet  sich  ähnliches  nur  bei  einem  der 
eben  genannten  dichter,  bei  Thomasin:  611  ist: gebrist;  11815 
gebrist : bist ;  13703  ist: gebrist. 

Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F.   XXII.  2 


18  FREIDANK  UND  WALTHER 

Ob  Fr.  108,  25—26  (der  spruch  fehlt  in  BCDE  und  fällt  in 
die  lücke  von  A)  gebet  (gebetet) :tet  echt  ist,  muss  zweifelhaft 
bleiben  (vgl.  Bezzenb.  s.  35). 

Aufser  diesen  bereits  von  Pfeiffer  und  Bezzenberger  hervor- 
gehobenen metrischen  härten  der  Bescheidenheit  scheint  mir  noch 
eine  andere  kürzung  im  reime  bemerkenswert:  wirt  (aus  wirdet) 
hat  Freidank  in  etwa  4500  versen  fast  zwanzig  mal  am  verschluss : 
19,  18;  21,  4;  22,  6;  23,  21;  24,  8;  37,4;  41,11;  69,3; 
71,  8;  84,  11;  87,  10  (nur  in  ENOPc);  111,23;  116,14; 
122,  12;  136,  18;  137,  11.  19;  153,  12;  156,  21.  bei  Walther 
kommt  wirt  gar  nicht  im  reime  vor,  und  von  den  dichtem  in 
MF  wendet  nur  Johansdorf  die  gekürzte  form  einmal  so  an 
(MF  91,  30.  32  wirtiverbirt).  auch  in  Hartmanns  werken  finden 
sich  nur  ganz  wenige  beispiele:  Greg.  423;  2  Büchl.  285;  A.  H. 
103;  Erek  1865;  3255;  5971;  Iw.1587  (wirt  'wirf  :  wirt  'wird'), 
in  Wolframs  dichtungen  ,  welche  etwa  40000  verse  enthalten ,  er- 
scheint wirt  (fit)  nur  neunmal  im  reim:  Parz.  121,  11;  109,  11; 
469,  9;  659,  23;  738,  19;  746,  29;  Wilh.  67,25;  68,  5;  460, 
23 ,  während  derselbe  dichter  das  Substantiv  wirt  26  mal  im 
reime  verwendet,  in  Konrad  Flecks  Flore  findet  sich  nur  ein 
beispiel  (49  verbirt:wirt).  etwas  zahlreicher  sind  die  beispiele 
in  Gottfrieds  Tristan  (12  mal  in  19552  versen:  117;  8577; 
11867;  12237;  12279;  13793;  16331;  16461;  16965;  17863; 
17897;  19459)  und  in  Konrads  von  Würzburg  Engelhard  (5  mal 
in  etwa  6500  versen:  50;  169;  2310;  4387;  5601)  und  Goldener 
schmiede  (3  mal  in  2000  versen:  741;  873;  887).  bedenkt  man, 
wie  leicht  der  reim  wirtibirt,  enbirt,  verbirt  einem  dichter  sich 
darbot,  und  überschaut  dann,  wie  selten  er  würklich  zur  an- 
wendung  kam,  so  wird  man  nicht  umhin  können,  anzunehmen, 
dass  die  kürzung  wirt  (aus  wirdet)  als  härte  empfunden  und  von 
den  guten  dichtem  möglichst  gemieden  wurde. 

Berlin.  P.  HILDEBRANDT. 


DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLUMENGARTEN. 

[160a]   In    der  statt  zu  ßabilon      der  selb  was  gar  ain  erlich  man 

da  safs  ain  herre  rieh  vnd  schiin,      vnd  gewaltig 

4  /.  etwa:    als  ain  soldan 


DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLUMENGARTEN 


19 


5  (derselb)  der   hett  ain  dochter, 
die  was  klag, 
züchtig  was  siü  gnög, 
onmässen  schün  vnd  tugentrich, 
in  allen  landen  was  ir  nit  gelich. 
in  sinen  hof  ain  bomgart  was, 
10  da  spruugent  hlüman  vnd   och 
gras, 
der  was  wonneclich  vnd  schün, 
die  fogel  sungent  süfs  gedön, 
vil  rosen  dar  in  spruugent, 
[vil  gilgen  us  dem  grase  drun- 
gent,] 
15  der  bäm  hlüt  was  rot  vnd  wifs, 
es  was  ain  irdesch  paradifs. 
du  iunkfröwdäglich  dar  ingieng, 
ir  gebett  siü  allweg  antieng, 
mit  guter  andacht   sü  das  lafs, 
20  als  sü  das  ge[160b]lert  was. 
da  warent  gilgen  vnd  rosen  vil 
vnd  ander  blüman  [als  man  wil], 
diu  junkfrow  schün  vnd  zart 
ainem    hocheu    herren    sü   ge- 
mächelt  ward, 
25  der    kam    mit    ainem    her    dar 
schün, 
des  ward   im  trurun  benomen : 
er  wund,  er  sölt  frölich  hoch- 

zit  han , 
es  mocht  im  nit  also  ergau. 
vil  schün  in  ir  vatter  empfieng, 
30  haimlich  sü  zu  dem  vatter  gieng, 
flisseclich  sü  in  batt, 
dz    er    ir   erlopti   ain   haimlich 

statt , 
da  sü  ir  bett  au  allen  spot 
sprächiu  irem  herren  got. 
35  er  sprach :  vil  liebun  tochter  min, 
27  /.  wand  49  /.  er 


es  sol  dir  erlöpt  sin. 

des  selben    mals  diu  iunkfröwe 

rain 
gieng  in  den  garten  aber  allain, 
siü  wolt  niement  mit  ir  lan; 
[161a]  schün  rosen  sach  siü  bi  40 

ir  stan, 
si  fand  da  ainen  gilgen  stok, 
darvz  gewachsen  ain  michel  zog, 
vil  gilgen  schün  die  warent  her, 
dar  an  kam   ir  gedank  vil  ser, 
das  niemand  änderst  wärin  got,  45 
künd  si,  si  wolt  tun  sin  gebott. 
sü  gedacht:  ach  got,  wie  schün 

der  ist, 
der  des  gewalt  hat  vnd  den  list, 
das  es  das  schöpfen  kanl 
ach  got,  säch  ich  den  selben  man,  50 
ich  weit  in  anbetten  für  got 
vnd  weit  och  gerfi  behalten  sin 

gebott, 
ich  weit  im  vff  die  trüwe  min 
vmmer  vndertänig  sin. 
dz  fügt  er  wol  in  kurczer  frist:  55 
nun   merkent,  wem   got  genä- 

dig  ist, 
wem  gnäd  von  im  geschechen  sol, 
dz  kan  er  bald  fügen  [161bJ  wol. 
dz  merk  ich  bi  dem  wunder  wol, 
wie  es  der  selbun  magt  ergieng.  60 
es  was  ir  des  mals  vmb  kainen 

spott, 
ir  gefiel  recht  wol  der  gilgen  got, 
ir   kam  von    himel   ain  liechter 

schin, 
got  der  wolt  ir  genädig  sin: 
ain  schüner  engel  kam  do  dar.  65 
do  siü  des  engeis  ward  gewar, 
59  /.wunder  hie (: ergie) 
2* 


20 


DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLUMENGARTEN 


von  siner  schüni  si  erschrak, 
dz  siü  vf  der  erde  lag; 
do  gefiel  er  ir  ie  bas, 
70  das  was  siü  recht  wissent  daz, 
das  gut  gaist  liebent  sich, 
die  bösen  [aber]  laident  sich, 
der  engel  nam   si  bi  der  hand 

75  do  siü  den  erst  ansach, 

vil  züchteklich  si  zu  im  sprach : 
eya,  vil  lieber  herren  min, 
tö    mir  vff  siner  gnaden   schin 
vnd  hab  mir  es   nit  für  ainen 
spott : 
80  sag    [162a]    mir,    bist    du    der 
hailig  got? 
wan  so  wil  ich  dir  dienen  wol, 
darnach  stat    mins  hertzen  be- 

gierd. 
er  sprach :    nain ,   ich    bin   sin 

knecht. 
junkfrow  klüg,gesich  mich  recht 
85  vnd  merk,  wie  ain  tropf  müg  gesiu 
gen  dem  mer  vnd  gen  den  Rin, 
noch  klaiuer  ist  die  schüni  min 
gen  dem  liebsten   edeln  herren 

min. 
ob  du  im  geren  dienen  wilt 
90  vnd  dich  sines  dienstes  nit  be- 
uilt, 
dz   rat   ich  dir  vff  die  trüwen 

min, 
des  soltu  mir  gefölgig  sin. 
des  engeis  schüni  ducbt  si  grüfs, 
95  wie  lützel  si  der  red  verdrofs. 
si  sprach:  vil  lieber  herre  min, 

70  /.  do  was  78  /.  diner 

104  und  123  warnemen  ist  wol  ein 
kennen,  cognoscere 


ich  wil  dir  gern  gefölgig  sin; 
wist  ich  nun,  wz  im  war  gezäm, 
oder  was  dienstes  [162b]  er  von 

mir  näm, 
des  weit  ich  v'mer  haben  rüm 
vnd  weit  es  willenclichen  tun.  100 
er  sprach :  so  solt  du  künsch  sin. 
si  sprach :  ach  süsser  herre  min, 
ich  furcht,  es  si  versumet  gar, 
man  wil  hinacht   [min]  nemen 

war; 
er  ist  ietz  hie  vff  minen  schaden,  105 
ich  weit,  ich  war  im  entladen, 
er  sprach:  ich  gib  dir  noch  wol 

rät, 
ob  es  an  dinem  willen  stät; 
glob  mir,  ich  hilff  dir  uss  [der] 

not! 
ir  baid  hend  sy  im  dar  bott:    no 
ich  wil  dir  vmmer  gehorsam  sin 
ümer  [unz]  vff  das   ende  min. 
er  graiff  ir  linden   an  ir  hand, 
vff  zoch  er  si  ze  hand, 
er  fürt  si   in  ainer  clainer  wiliis 
me  denn  trülusent  mil. 
es  ducht  si  gar  ain  kurtzer  weg, 
si  kam  weder  vff  [163a]  brugg 

noch  vff  steg. 
vil  zart  vnd  süfs  was  sin  1er, 
die  er  si  lert  vff  dem  ker,        120 
in  ain  closter  er  si  bracht, 
dz  hett  ir  gemachel  nit  gedächt, 
erwolt  ir  mit  fröden  niemen  war, 
sin  l'röd  was  im  gezukt  gar, 
irem  vatter  er  do  wider  seit,     125 
dz  er  in  betrogen  hett, 

81  /.  ich  rechte  dienen  dir 
zarterer  ausdi'itck  für:  fleischlich  er- 


DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLUMENGARTEN 


21 


an  cäber[?]  für  er  von  dannao. 
ir  vatter  was  ain  trurig  man 
vnd   tett   im   des   von    herczen 
not. 
130er  wüst,  das  si  nun  lang  wer  tot, 
erst  hüb  sich  sin  uöt. 

Disen  haiden  süllen  wir  trurun 
lan 
vnd  wider  zu   der  iunkfröwun 

gan. 
nun  hörent  aber  gern  dz: 
135  der  engel,  der  fieng  an 
vnd  seit  ir  vil  süfs, 
wie  gotdie  künschen  magt  grüst, 
vnd  wie  vil    gnaden  [163b]   diu 

künschait  hat, 
der  si  mit  ramen  herczen  treit. 
140er  sprach:    Künschait  ist  min 
Schwester, 

vnd  der  engel  dre  in  dem  himel- 

rich  sint, 
siü  ist  der  gilgen   gottes   kind, 
Künsch    ist    des    obrosten    ge- 

machel, 
145  Liebin  ist  vil  sterker  denn  Stachel, 
er  seit  ir  süssikait  noch  gar  vil, 
wie    hoch    got    die    künschait 

setzen  wil: 
got  nimpt  si  vornan  an  den  tantz, 
künschait  ist   aller    tugent  ain 

krantz. 
150  von  got  vnd  von  Maria  zart 
kunt  er,  wie  diu  sin  müter  ward 
vnd  in  enpüeng  vnd  och  gebar, 
ir  leben  vnd  ir  liden  gar, 


wie  got  an  dem  crütz  erstarb, 
da  mit  er  v'ns  vil  gnad  erwarb;  155 
von  got  vnd  aller  himel   schar 
seit  er  ir,  [164a]  von  Ordnung 

gar 
er  was  ir  ain  wiser  vor. 
er  fürt  si  in  zu  dem  tor 
des  fröwun  closters  in  der  nacht,  160 
daz  tett  er  als  mit  gottes  macht 
durch  gantz  wand  mit  beschloss- 

ner  tür: 
ain  vil  gröfs  wunder  ich  spür, 
vil  lins  er  si  da  nider  liefs, 
für   den   altar  er  si   do  sitzen  165 

hiefs, 
an  die  guten  statt 
still  (sy)  sitzent  er  si  batt, 
bis  das  die  frowen  kämen 
vnd  disiü  mär  vernäment. 
si  tett  alles  das,  das  er  sie  hiefs.  no 
ainen  hechten  schin  er  vmb  si 

liefs, 
ainen  brieff  gab  er  ir  do  in  die 

hand, 
dar  an  menig  schün  geschrift  was 
dz  edel  wunder  äne  wank, 
ir  baider  red  kurcz  vnd  lang    175 
dez  engeis  und  der  iunkfröwun 

gut, 
[164b]  vnd  was  si  hett  in  irem 

müt, 
vnd    wer   si   vor  was   vnd   wie 

si  kam  dar, 
dz  was  schün  geschriben  an 
mit  rotem  gold,  vnd  wer  es  las,  180 
der  sach,  daz  si  ain  haidin  was 


131  dreireim  wie  in  v.  400  142  etwa   die  in  143  etwa 

des  hilgen?  173  /.  gar  schon   geschriben  stand  179  etwa  das 

was  geschriben  manecvar 


22 


DIE  SÜLTANSTOCHTER  IM  BLUMENGÄRTEN 


vnd  den  töff  noch  nie  enpfieng. 
der  engel  si  vor  dem  altar  lie ; 
dise  red,  die  er  mit  ir  tett, 
185  ducht  si   minneclich  vnd   siifs. 
der  engel  si  vil  geren  sach, 
vil  zärtlich  vnd  schön  si  zu  im 

sprach: 
ach  lieher  herr  vnd  engel  min, 
lafs  mich  dir   enpholchen   sin; 
190  ich  han  mich  dir  ergeben  gar, 
nim  min  in  minen  nöten  war! 
din  red  ist  zuker  süfs, 
minen  herren  du  mir  grüfs; 
mit  dienst  bin  ich  im  berait, 
195 mit  willeklicher  arbait. 

wan  vatter  vnd  mnter  vnd  magen 

min  [din, 

die  lassen  ich  durch  den  willen 
grofsen  [165a]  richtum  lafs  ich 

faren. 
sag  im ,   er  soll   mich  wol  be- 

waren  1 
200  vnd  [grüfs]  och  mir  die  maget 

süfs, 
von  der  du  mir  vil  hast  geseit, 
die  die  küuschait  des  ersten  an- 

fieng; 
sag  ir,  durch  ir  kind  sitz  ich  hie 
vnd  si  allain  gesessen, 
205 si  sol  min  nit  vergessen; 
dz  zimpt  iren  gnaden  wol, 
wan  ich  nit  waifs,   wa  ich  sol. 
vil  zärtlich  schied  er  do  von  ir, 
er  sprach:  wifs,  iunkfrow,  got 

ist  mit  dir. 
210     Nun  wist  si  nit,  wa  siü  safs, 
diu  sprach  des  landes  ir  vnbe- 

kant  wz. 


diu  äptissinn  des  closters  da 

diu  kam  gegangen  iesa 

nach  ir  aller  gewonhait 

sü  was  täglich  des  ersten  berait,  215 

da  man  got  dienen  solt, 

in  dem  kor  si  wolt. 

do   siu    aller    erst   [165b]    tratt 

hin  in, 
si  sach  die  maget  vnd  den  schin; 
vil  bald  kert  siü  sich  wider  vfs,  220 
siu  liuff  bald  in  das  schlafhufs, 
diu  frowan  siu  bald  wakt 
vil    schün ,     dz    si    si    nit    er- 

schrakti. 
do  siu  si  all  ze  samen  brächt, 
siu   seit   in,    was   si  sach   vnd 225 

bedacht; 
siu   sprach:   ich   wil   hiut  ver- 

iechen, 
ich  han  Mariun  selb  gesechen, 
diu  wil  vns  hiut  erun; 
zu  der  sond  wir  keren 
vnd  söllent  si  enphachen.  230 

siu  begund  vor  an  hin  gächen, 
nach  ir  was  gäch  in  allen, 
si  hettent  sich  nach  erfallen. 
si  sachent  die    iunkfröwun   sin 
vil  herlich  sitzen  in  iren  schin.  235 
si  vielent  für  si  an  ir  knie, 
Salue  regina  sungent  si, 
daz  betüt:  gotwilkomen  küngin, 
von  vns  solt  du  ge-[166a]grüsset 

sin. 
hie  von  ich  nit   me  sagen  wil. 240 
der  eren  was  ir  doch  ze  vil, 
süfs  sungent  ir  münd  rot, 
den  brief  siu  der  äptissinen  bot, 
vil  bald  siu  den  über  las 


186  vielleicht  den  engel  —  ansach 


200  /.  die  süfse  meit 


DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLÜMENGARTEN 


23 


245  vnd  las,  wie  es  ergangen  was. 
difs  Wunders  warent  sie  alle  frow, 
dz  si  got  geeret  hett  also 
für  allü  klöster  in  dem  land, 
den    er   söllich    botschaft  litzel 
sant; 

250  vil  fröd  an  iren  hertzen  lag, 
si  erbietten  des  tags. 
ir  aller  sprach  was  ir  vnkund, 
vil  schier  funden   si  den  fund, 
dz  si  hain  santent   in  die  statt 

25  Sainen  botten,    der   den  bischof 
batt, 
das  er  kam  zu  in  dar 
vnd  des  wunders  nämi  war. 
vil  pfaffen  er  do  zu  im  nam, 
mit  fröden  er  do  zft  in  kam, 

260  den  brief  er  do  [166bJ  über  lafs, 
er  sach,  das  si  ain  haidin  was 
vnd  das  difs  alles  got  wolt, 
das  man  si  da  töffen  solt. 
do  er  den  briet'  hett  vss  gelesen, 

265  er  wolt  do  selb  ir  tott  wesen 
vnd  töft  si  selb  mit  siner  hand 
vff    der    l'arl.     diu    äptissin    si 

töd[?]   fand 
an  allen  Sachen, 
als   man    ain    gaistlich    mensch 

270     sol  machen. 

do  si  was  cristan  worden, 
do  gab  siu  ir  den  orden 
vnd  die  pfründ  zem  kloster. 
da  man  schloft  sy   in   gewand, 

275  das  wz  »raw 

si  warent  all  des  wunders  frow, 
Te  deum  laudamus  sungent  si  do, 
die  priester  alt  vnd  iung 
vnd  die  gantz  samnung, 


[167a]  difs  lob  si  sungent  ane  spott  280 
der   rosen  vnd   der  gilgen  got. 
dar  nach  hiefs  man  si  leren, 
ir  hail  dz  wolt  sich  meren; 
siu  gelernet  in  kurtzer  frist, 
dz  siu  kund  aller  hand  list       285 
singen,  lesen  vnd  schriben, 

ir  tugeat  was  menigualt  vnd  gröfs, 
allü  wisshait  ir  zu  flofs. 
diu  äptissin  dar  nach  starb,      290 
ir  lützel  nach  ir  ampt  warb, 
wan  si  ducht  allgemain, 
wie  disiu  iunkfrow  rain 
vnder  in  diu  best  war  über  all; 
dar  zu  gäben  si  die  wal,  295 

dz  si  diu  äptissin  solt  sin, 
diu    da   vor  waz   ein   ha/7]din. 
niement  hie  voll  sagen  kan, 
wes    glüks    dz    kloster   do   ge- 
[167b]wan 

an  eren  vnd  an  gut,  300 

dz  geschftf  diu  wolgemüt; 

mit  wishait  kund  siu  des  klosters 
pflegen, 

got  der  het  ir  sinen  segen 

vnd  alles  hail  zu  gesent. 

wie  schön  si  das  wolt,   si  lert305 

si  all  tugend  nacht  vnd  tag, 

wie  lützel  si  dar  an  erlag. 

von  künschait  lert  si  zu  aller  zit, 

siu  lert,  was  genad  dar  an  lit; 

von  der  künschait  besunder      310 

seit  siu  menig  wunder, 

wan  dz  was  ir  vil  wol  kunt 

worden  von  des    engeis   mund. 

ir  1er  was  gut  vnd  rain, 

noch   süsser   denne   der  hönig3i5 
sain, 


24 


DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLUMENGARTEN 


siu  lert  si  allen ,  das  si  stürben, 
dz[168a]si  gotteshuld  erwürben, 
siu  was  äptissin  drissig  iar, 
siu  dienot  got  an  alle  swar. 

320  der  engel  dar  nach  zu  ir  kam, 
der  si  dort  vss  dem  garten  nam, 
er  sprach:    iunkfrow,    diu   zit 

ist  hie, 
du  hast  misstretten  nie, 
du  hast  behalten  min  gebott; 

325  der  rosen  vnd  der  gilgen  got 
hat  mich  gesant  zu  dir, 
her  nach  dir  stat  mins  hertzen 

begir. 
du  solt  dich  cristanlich  bewaren, 
so  wil  ich  bald  nach  dir  faren 

330  von  hüt  an  dem  dritten  tag, 
da  von    merk    eben,    was    ich 

dir  sag. 
so    er-[168b]zaig   wir   dir,    das 

ich  dir  verhiefs, 
do  du   den  haiden   faren   liest, 
du  iunkfrow  ward  der  red  frow, 

335sinem  süssen  rat  folget  siu  do, 
die  frowan  hiefs  si  kommen  dar. 
do  kament  si  vnd  uament  war, 
was  siu  in  seit  an  der  stund, 
in  ward  ain  laidiges  mär  kunt. 

340siu  gab  in  do  iren  getrüwen  rat, 
si  hiefs   si  baidü  frü   vnd   spat 
got  flisseclichen  minnen 
mit  hertzen  vnd  sinnen 
vnd  mit  flifs  all  tugent  han, 

345  so  möcht  es  in  och  wol  ergän. 

ir   aller   iamer   der   was  [169a] 

gröfs,  [flofs, 

das  wasser  inen  vss  den  ögen 

327  etwa  sins?  352/'/. 

im  nam  356  /.  ward  erst 


si  wundent  all  ir  hend; 
hie  nam  ir  gewalt  ain  end, 
des  dritten  tags  do  lag  si  töd,350 
also  schied  sy  von  aller  not. 
des  selben  tags  kam  der  engel 
vnd  nam  ir  sei  zärtlich  mit  im 
vnd  fürt  si  in  das   himelrich 
zu  andren  mägten  minneclich,  355 
da  ward  er  all  ir  fröd  gantz, 
er  fort   si  an   der  iunkfrowan 

tantz. 
grofs  iamer  sich  hie  hüb, 
vil  erlich  man  si  do  begrub, 
ob  irem  grab  si  sungen:  360 

ir  ist  recht  wol  ge-[169b]lungen. 
got  selber  gen  ir  gie, 
gar  wunneclich  vnd  minneclich 

er  si  enpfieng, 
er  fürt  si  an  der  engel  schar: 
got  helff  vns  allen  zu  ir  dar.    365 

Difs  sol  man  gern  hören  lesen, 
der  der  künschait  dester  holder 

well  wesen; 
wan  wer  die  künschait  lieb  hat, 
dem  mag  es  hie  och  wol  ergän, 
wer  sich  ir  versummet  hat,       370 
dem  wil  ich  geben  den  rat, 
das  er  si  gern  behalt; 
wan  got  der  künschait  walt 
vnd  die  vil  lieb  müter  sin, 
die    hoch    himel    künigin    vnd  375 

kaiserin,  [erkos, 

die  wz  die  erst,    die  künschait 
da  [170a]  von  ir  hau  ist  worden 

gröfs, 
dar  nach  vil  menig  iunkfrow  her, 
dis  von   ir  band   genomen  1er. 
der  engel  kam  vnd  ir  sei  zärtlich  mit 


DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLUMENGARTEN  25 

380  den  künschen  git  si  hochen  Ion,  her  Salomon  [i70b]  gesprochen 

si  setzt  in  vff  der  mägte  krön.  hat, 

wer  aber  sich  ir  versummet  hat,  das  Öiechen  si  der  beste  rat. 

dertü  sich  der  vnkünsch  wider  ab  wer  kritische    beliben  well   vnd 

vnd  hab  dar  an  vil  statten  mut,  das  mag  tun, 

385  so  mag  sin  ding  noch  werden  gut.  dem  git  got  gröfsen  lün.  395 

wer  vnkünsch  lät,  e  das  sü  in  got  der  git  im  die  obrosten  kr&n 

laut,  in  sinem  höchsten  tron. 

eya  wie  wol  es  im  ergät!  da   mit  hat  difs  buch  ain   end, 

dz  sag  ich  mannen  vnd  wiben,  got  vns  sineuhailigen  segen  send 

das  si  vil  stät  dar  an  beliben  vnd  verlieh  vns  allen  ain  gutes  400 
390 vnd  folgen  miner  lere/n]  end.     Amen. 

vnd  sich  da  von  kere/raj. 

Das  vorstehende  gedieht  entnehme  ich  einer  zu  ende  des  15 /As. 
im  nonnenkloster  zu  Inzigkofen  bei  Sigmaringen  entstandenen  sam- 
melhs.,  welche  einst  Clemens  Brentano  gehörte,  1853  aber  von  der 
königlichen  bibliothek  zu  Berlin  erworben  ward,  sie  ist  dort  als 
ms.  germ.  oct.  222  bezeichnet  und  enthält  neben  anderen  stücken 
erbaulichen  inhalts  eine  Sammlung  von  46  Marienlegenden  in  prosa, 
die  ich  nebst  einer  beschreibung  der  hs.  in  Birlingers  Alemannia 
17,1 —  25  habe  abdrucken  lassen,  das  gedieht  von  der  sultans- 
tochter  im  blumengarten  steht  auf  hl.  160a  —  170b  und  ist  ohne 
versabteilung  fortlaufend  geschrieben. 

Dass  es  für  nonnen  abgefasst  wurde,  zeigt  die  redselige  be- 
schreibung des  klosterlebens  und  die  nachdrückliche  empfehlung  der 
keuschheit  im  verlaufe  der  erzählung  und  am  Schlüsse,  einzelne 
der  älteren  zeit  geläufige  Wendungen  besonders  im  ersten  teile 
legen  die  Vermutung  einer  erheblich  früheren  entstehung  nahe ;  die 
textverderbnisse  beschränken  sich  auf  einige  Umstellungen  und  den 
ausfall  mehrerer  worte  und  verse.  ein  besonderes  interesse  gewinnt 
die  dichtung  dadurch ,  dass  sie  uns  die  älteste  fassung  einer  in  der 
volkspoesie  Deutschlands,  Hollands  und  Skandinaviens  häufig  be- 
handelten legende  darstellt,  die  man  etwa  die  entführung  einer 
heidnischen  Jungfrau  durch  Christus  betiteln  könnte,  wir  ordnen 
die  bisher  bekannt  gewordenen  bearbeitungen  in  drei  gruppen. 
A)  Der  blümelmacher  (Regina). 

1)  Es  was  ein  juugfraw  edel,  17  achtzeilige  Strophen,  'der 
plüeml  macher'  überschrieben,   aus   der  Klosterneuburger  hs.  1228 


26  DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLUMENGARTEN 

(an fang  des  16jhs.)  gedruckt  in  Mones  anzeiger  8,  331  =  Uhland, 
Volkslieder  nr  33 1  =  Mittler,  Deutsche  Volkslieder  nr  460  =  Wacker- 
nagel, Das  deutsche  kirchenliedl  nr  1141. 

2)  Es  war  eins  heydens  tochter,  27  achtzeilige  Str.,  'Regina, 
ex  pia  sed  incerta  traditione'  betitelt,  bei  Corner,  Grofs  cath.  ge- 
sangbuch  1631  s.  753  =  Wackernagel  2  nr  1142  =  Kehrein,  Ka- 
tholische kirchenlieder  2  nr  520  =  [Aurbacher,]  Anthologie  deutscher 
kath.  gesänge  1831  s.  219.  fliegende  blätter:  München  1619,  Augs- 
burg 1627,  Lucern  1635.  melodie  bei  Bäumker,  Das  kath.  deutsche 
Kirchenlied  2, 196  nr  177.    vgl.  1,  83.  87.  94. 

3)  Regina  ging  iu  garten.  12  str.  AvArnim,  Werke  21,  190/ 
(=  Des  knaben  wunderhorn  bd.  4  hg.  von  Erk  1854) :  mündlich 
aus  Würtemberg. 

4)  Regine  gieng  in  garte.  7  str.  LTobler,  Schweizerische 
Volkslieder  1,  88. 

5)  Regina  (Rosina)  gieng  in  garten.  9  str.  EMeier,  Schwä- 
bische Volkslieder  1855  nr  208. 

6)  Regina  wollt  in  garten  gehn.  7  str.  Böckel,  Deutsche 
Volkslieder  aus  Oberhessen  1885  nr  1. 

7)  Christina  gieng  in  garten.  5  str.  Mündel,  Elsässische  Volks- 
lieder 1884  nr  22. 

8)  Die  Jungfrau  wollt  in  garten  gehn.  10  str.  Jeitteles,  Archiv 
f.  litteraturgesch.  9,  370. 

9)  Eine  Jungfrau  ging  in  garten.  14  str.  Schlossar,  Deutsche 
Volkslieder  aus  Steiermark  1881  nr  308. 

10)  Wan  dort  da  stßt  ein  gartle.  8  str.  fragment.  Schröer, 
Sitzungsberichte  der  Wiener  akademie  65,  459/"  (1870). 

11)  En  hedensk  kongedatter  bold.  32  str.  Nyerup  og  Ras- 
mussen,   Udvalg  af  danske  viser  1,  35  nr  10  (1821). 

12)  En  heduisk  konungsdotter  bald,  39  str.  Geijer  och  Af- 
zelius,  Svenska  folkvisor,  utg.  af  Bergström  och  Höijer  18 SO 
1,  403  nr  89:  nach  einem  fliegenden  blatt  v.j.  1773,  deutsch  von 
JLStudach,  Schwedische  volksharfe  1826  s.  4. 

13)  Jomfru  Samaria  gik  i  rosenlund.  \dstr.  Grundtvig,  Dan- 
marks gamle  folkeviser  2,  570  nr  104°  vgl.  3,  899;  auch  Grundt- 
vig, Danmarks  folkeviser  i  udvalg  1882  s.  370:  Skjou  jomfru  nun 
ganger  i  rosengaard.  —  zu  den  verwandten  stücken  gehört  auch 
Kristensen,  Jyske  folkeminder  2,  125  nr  76  (1876):  Lidel  engel 
han   sad   aepaa   bare    en   kvist    und  Danmarks   gamle  folkeviser 


DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLÜMENGARTEN  27 

2,  552  nr  102:  Jorafru  Thorelille  gaar  sig  i  avelgaard.  über 
andere  norwegische  und  schwedische  Varianten  geben  Grimdtvig  und 
Geijer-Afzelius  nr  70:    Det  sitter  en  dufva  pa  liljeqvist  auskunft. 

14)  wendisch  bei  Haupt  und  Schmaler,  Volkslieder  der  Wenden 
1,  290. 

15)  Daer  was  eeos  een  maegdeken,  6  str.  Wolf,  Wodana  1843 
s.  76  =  Hoffmann  von  Fallersleben ,  Nl.  Volkslieder1  nr  201. 

B)  Die  sultanstochter. 

1)  eine  nl.  prosaerzählung :  Eeo  suverlick  exempel,  hoe  dat 
Jesus  een  heydeuske  maghet  een  Soudaens  dochter  vvech  leyde 
wt  hären  lande.  Gheprent  tot  Delft  bi  mi  Frans  Sonderdauck 
besiden  die  oude  kercke  (um  1510,  auf  der  kgl.  bibliothek  im 
Haag),  teilweise  abgedruckt  von  JvVloten,  Algemeene  konst-  en 
letterbode  1850,  1,  140/". 

2)  Een  soudaen  had  een  dochterkin.  42  str.  Willems,  Oude 
vlaemsche  liederen  1848  s.  304  nr  130  nach  einem  fl.  blatte,  vgl. 
Mone,  Nl.  volkslitteratur  s.  229.  Rond  den  heerd  1865,  221.  238. 
Alber dingk-Thijm,  Kerstliederen  1852  nr  133  ;  nach  Tonis  Harmansz 
van  Wervershoef,  Suyverlick  boexken  (um  1600),  vgl.  JvVloten, 
Algemeene  konst-  en  letterbode  1850,  1,  138/".  Passi ,  paesch  en 
pinxter -  gezangen,  t'  Amsterdam  1722.  Van  Paemel,  Collection  de 
feuilles  volantes  nr  6  ua. 

3)  Een  soudaen  had  een  dochterken.  48  str.  mit  melodie.  Cous- 
semaker,  Chants  populaires  des  Flamands  de  France  1 856  p.  191  nr  55. 

4)  Een  soudaen  had  een  dochterkin.  42  str.  Snellaert,  Oude 
en  nieuwe  liedjes  1852  nr  73  =  2  ausgäbe  1864  nr  52. 

5)  Een  soudaen  had  een  dochtertje.  1  str.  Lootens  et  Feys, 
Chants  populaires  flamands.  Annales  de  la  societe  d'emulation 
pour  Velude  de  l'histoire  de  la  Flandre  29,  55  (1878). 

6)  Hoort  toe  al  die  van  liefde  zijt.  31  achtzeilige  str.  Lejeune, 
Nederiandsche  volkszangen  1828  s.  147  nr  28  =  Hoffmann  von 
Fallersieben,  Nl.  Volkslieder2  1856  s.  345  nr  199.  übersetzt  von 
OLBWolff,  Proben  altholldnd.  Volkslieder   1832  s.  82. 

7)  Ein  soldan  hält  ein  töcliterlein.  32  str.  nach  einem  fl. 
blatt,  Rotenburg  1658  bei  Docen,  Miscellaneen  1,  263  (1807)  =  Er- 
lach, Volkslieder  der  Deutschen  3,  5.  —  fl.  blatt,  o.  o.  1721  (31  str.) 
auf  der  Berliner  bibliothek  Yd  7856,  14. 

8)  Der  sultan  hatt  ein  tüchlerlein.  15  str.  nach  einem  fl. 
blatt  aus  Köln  bei  Arnim  und  Brentano,  Des  knaben  wunderhorn 


28  DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLUMENGARTEN 

1,15(1  und  2  aufl.)  =  Weyden,  Cölns  vorzeit  1826  s.  272  =  Erlach 
2,  524.  —  eine  längere  fassung  von  24  str.  steht  in  der  3  außage 
von  Des  knaben  wunderhom  (1845)   1,  15. 

9)  Ein  sultan  halt  ein  töchterlein.  51  str.  (compilation). 
Simrock,  Die  deutschen  Volkslieder  1851  nr  78  =  Mittler,  Deutsche 
Volkslieder  nr  461. 

10)  Ein  sultan  hatt  ein  töchterlein.  16  str.  Parisiusin  Prutzs 
Deutschem  museum  1857,  1,  704  =  Parisius,  Deutsche  Volkslieder 
in  der  Altmark  und  im  Magdeburgischen  gesammelt  1,  12  nr  3 
(19  Jahresbericht  des  altmärk.  Vereins  f.  vaterl.  gesch.  1879). 

C)  Der  commandant  zu  Grofswardein  (Theresia). 

1)  In  Ungerlaud  zu  Grofswardein.  unter  dem  titel  'Ein  christ- 
licher roman'  1782  im  28  stück  des  hslichen  Tiefurter  Journals, 
aus  dem  munde  einer  bauernfrau  in  Oettern  bei  Weimar  nieder- 
geschrieben; vgl.  Burkhardt,  Grenzboten  1871,  3,  289  und  Zs.  f. 
d.  phil.  3,  479. 

2)  In  Ungerland  zu  Grofswardein.  33  vierzeilige  str.  Szta- 
chovics,  Brautsprüche  und  brautlieder  auf  dem  Heideboden  in 
Ungern  gesammelt  1867  s.  276  nach  sechs  auf  Zeichnungen  v.  j. 
1790  —  1848. 

3)  Der  commandant  zu  Grofswardein.  30  str.  frei  nach 
einem  fl.  blatte  bei  Arnim  und  Brentano ,  Des  knaben  wunderhom 
1,  64  (1806)  =  Erlach  2,  534. 

4)  Im  Ungerland  zu  Grofswardein.  32  str.  Büsching,  Volks- 
sagen, märchen  und  legenden  1812  s.  163  vgl.  438. 

5)  Im  Ungerland  zu  Grofswardein.  37  str.  Schmitz,  Sitten 
und  sagen  des  Eifler  volks  1856  1,  125. 

6)  Im  Ungerland  zu  Grofswardein.  26  str.  Ditfurth,  Fränkische 
Volkslieder  1  nr  87. 

7)  Im  Ungerland  zu  Grofswardein.  33  str.  Pröhle,  Weltliche 
und  geistliche  Volkslieder  1855  s.  225  vgl.  308. 

8)  Im  Ungerland  zu  Grofswardein.  33  str.  GHeinrich,  Ungarische 
revue  6,818—823  (1886)  nach  einem  fl.  blatt  des  18  (oder  17)  jhs. 

9)  Eine  wendische  Übersetzung  bei  Haupt  und  Schmaler,  Volks- 
lieder der  Wenden  1841  1, 209.  eine  lothringische  fassung  (Austrasie 
1864,  303)  habe  ich  nicht  gesehen,  ebenso  wenig  ein  gedieht  von 
ANodnagel,  Die  braut  im  garten  (Stöber,  Sagen  des  Elsasses  s.  23) 
und  eine  erzählung  'Mariane'  im  Breslauer  erzähler  6,  585  —  589. 
eine  erzählung,   die  Birlinger  in  Tübingen  hörte,  gibt  er  wider 


DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLUMENGARTEN  29 

u.  d.  t.  'die  entrückte  braut' :  Volkstümliches  aus  Schwaben  1,  257 
(1861). 

Dem  Inzigkofener  gedieht  steht  unter  den  strophischen  be- 
arbeitungen  der  legende  die  gruppe  A  am  nächsten.1  auch  hier 
wünscht  eine  vornehme  heidnische  Jungfrau  den  schöpfer  der  lieb- 
lichen blumen  ihres  gartens  zu  schauen,  da  sie  in  ihm  den  wahren 
gott  ahnt,  da  erscheint  ihr  Jesus  selber,  geleitet  sie  vor  ein 
frauenkloster  und  verschwindet ;  sie  pocht  an  das  tor,  um  ihn  hier 
wider  zu  finden,  tmd  wird  nach  längerer  Zwiesprache  mit  der 
Pförtnerin  eingelassen  und  als  nonne  aufgenommen,  so  berichtet  das 
zu  anfang  des  1 6  jhs.  aufgezeichnete  gedieht  A  1 ;  in  den  späteren 
fassungen  erhält  die  heldin  den  namen  Regina  nach  der  burgun- 
dischen  Märtyrerin  dieses  namens2  (so  AI  —  6.  8) ,  Christina  (A  7) 
oder  Samaria  (A  13)  und  toird,  was  wichtiger  ist,  nicht  in  das 
kloster  geleitet ,  sondern  sogleich  in  den  himmel  selbst,  eine  eigen- 
tümliche Stellung  nehmen  die  dänischen  und  schwedischen  Volkslieder 
A  13  ein:  Jesus  erscheint  nicht  selbst,  sondern  sendet  der  jungfrati 
einen  engel  als  boten,  wie  in  dem  Inzigkofener  gedieht;  der  enget 
setzt  sich  in  gestalt  eines  vogels  auf  einen  zweig  und  verkündet 
der  Jungfrau  im  garten  ihren  nahen  tod,  worauf  diese  heimgeht 
und  von  den  ihren  abschied  nimmt,  in  mehreren  skandinavischen 
fassungen  ist  der  eingang,  der  wünsch  des  mädchens  den  schöpfer 
der  blumen  zu  sehen,  weggefallen* 

In  der  gruppe  B  wird  die  heldin  als  eine  sultanstochter  be- 
zeichnet, was  vielleicht  auch  im  Inzigkofener  texte  v.  4  ursprüng- 
lich der  fall  war.  wie  in  A  verlangt  sie  nach  dem  bloemenmaker, 
der  blümlein  meister;  um  mitternacht  erscheint  Jesus  vor  ihrer 
kammer  und  führt  sie  nach  seiner  heimat,  indem  er  auf  ihre  frage 
seinen  namen,  den  seines  vaters  und  seiner  mutter  offenbart, 
scheidet  aber  am  himmelstore  von  ihr.  nach  langem  harren  klopft 
sie  an  und  wird  eingelassen,  ihr  Zwiegespräch  mit  dem  pförtner 
entspricht  ganz  dem  dialoge  mit  der  türhüterin  des  nonnenklosters 

1  der  voji  Grtindtvig  angeführte  aufsatz  von  GStephens  über  unsere 
legende  (Dansk  kirketidende  1858  nr  20)  blieb  mir  i/nztig anglich. 

2  AA  SS  sept.  t.  3,  24  —  43.  die  legende  enthält  züge  aus  der  Mar- 
garetenlegende. 

3  so  auch  im  nl.  Hede  A  15.  —  ganz  als  weltlicher  liebhaber  (cava- 
lier),  der  bei  den  eitern  um  Regina  wirbt,  tritt  Jesus  in  A  9  auf;  als 
zartes  knüblein  erscheint  er  in  A  4  und  A  6. 


30  DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLUMENGARTEN 

in  A  1 ;  und  ganz  deutlich  wird  dieser  Zusammenhang ,  wenn  man 
die  älteste  nl.  prosa  aus  dem  beginne  des  16 /As.  (B  1)  vergleicht; 
denn  hier  bringt  Jesus  die  sultanstochter  nicht  vor  die  himmelstür, 
sondern  vor  ein  mönchskloster,  dessen  abt  sie  endlich  zu  einem 
nonnenconvent  geleitet. 

Die  im  bänkelsängertone  gehaltenen  reimereien  der  gruppe  C 
verlegen  die  handlung  auf  christliches  gebiet  und  übergehen  dem 
gemäfs  die  Sehnsucht  der  Jungfrau  nach  dem  meister  der  blumen 
ganz;  dagegen  finden  wir  hier  einen  in  A  und  B  fehlenden  zug 
der  Inzigkofener  fassung  wider :  den  weltlichen  bräutigam ,  welcher 
der  Jungfrau  von  den  eitern  aufgedrängt  wird,  die  tochter  des 
commandanten  zu  Grofswardein  in  Ungarn,  meist  Theresia  genannt, 
geht  am  hochzeitsmorgen  traurig  in  den  garten  und  findet  dort 
Jesus,  dem  sie  längst  ihren  kränz  zu  bewahren  gelobt  hat ,  stehen, 
er  fuhrt  sie  von  dannen,  aber  nicht  ins  kloster  oder  vor  die 
himmelsp forte ,  sondern  in  den  freudenreichen  himmlischen  garten, 
so  knüpft  die  erzählung  doch  an  das  im  eingange  vernachlässigte 
motiv  vom  blümelmacher  an  und  lenkt  zugleich  in  die  bekannte 
legende  vom  bruder  Felix  im  paradiese1  über:  als  Theresia  nach 
zwei  stunden  heimkehrt,  erkennt  sie  niemand  in  der  Stadt;  denn 
inzwischen  sind  120  jähre  vergangen;  man  schlägt  in  alten  Chro- 
niken nach  und  bringt  ihr  speise,  sie  aber  verlangt  nach  dem  sacra- 
ment  und  verscheidet,  nachdem  sie  es  erhalten. 

Wenn  wir  in  der  sagen forschung  meist  den  kürzeren  und 
einfacheren  erzählnngen  gegenüber  ausführlicheren  und  reicher  dar- 
gestellten höheres  alter  zuerkennen,  so  scheint  hier  die  sache  um- 
gekehrt zu  liegen,  denn  gegenüber  den  drei  ältesten  kurz  vor  und 
bald  nach  1 500  gemachten  auf  Zeichnungen  aus  Inzigkofen,  Kloster- 
neuburg  (A  1)  und  Delft  (B  1)  zeigen  die  kürzeren  lieder  des 
17 — 19 /As.  mehrfache  Verdunkelungen  und  Verstümmelungen,  jene 
lassen  die  heldin  als  nonne  enden  und  empfehlen  mehr  oder  minder 
nachdrücklich  das  klosterleben  und  die  ehelosigkeit  als  den  besten 
weg  zur  Seligkeit,  diese  verläugnen  sämmtlich  eine  solche  tendenz 
und  setzen  für  das  kloster  andere  züge  mittelalterlicher  legenden, 
entweder  die  entführung  in  den  himmel  oder  den  besuch  des  himm- 
lischen gartens  oder  die  ankündigung  des  nahen  friedlichen  todes, 
ein.    dass  im  Inzigkofener  gedieht  nicht  Jesus  selbst,  sondern  ein 

1  W Hertz,  Deutsche  sage  im  Elsass  1872  s.  269.    JKoch,  Die  sieben- 
schläferlegende 1883  s.  42. 


DIE  SULTANSTOCHTER  IM  BLUMENGARTEN 


31 


engel   die  Jungfrau   entführt,   ist  ein  diesem   eigentümlicher,   aber 
wol  nicht  der  ältesten  sagenform  ungehöriger  zug. 

Berlin.  JOHANNES  BOLTE. 


BRUCHSTÜCK  AUS  DEM  WILLEHALM 
ULRICHS  VON  TÜRHEIM. 


(la)  daz    ih  dine  gute   ie  gebat 
daz  ih  entphienge  des  toufes  bat 
des  ruche  vrowe  mih  gewsn 
swester  du  kanst  suze  gsn 
5  an  sie  die  gotes  mvts  ist 
dan  die  lange  irkennet  ist 
nv  wil  ich  von  dir  scheiden 
vü  ghen  nach  in  beiden 
nah  de  wsde  konig  maliPn 

10  vn  nah  de  ds  dih  kan  wem 
des  reinen  toufes  here 
er  entwalte  dar  niht  mes 
mit  wille  gut  er  holte 
die  er  da  bringen  solle 

15  er  sprach  koning  malifs 
zu  dins  tugent  ih  des  gs 
daz  du  ruches  mit  mir  gä 
min  swester  wil  sih  toufen  lan 
vn  nen    den  gotes  segen 

20  als  die  cristen  suln  plegen 
ich  bitte  vch  biscop  stephä 
daz  ir  here  ruchet  gan 
da  min  swester  sich  bekest 
du  hast  vns  vil  geeret 

25  sprach  malifer  zu  gamalerote 
du  soltes  vns  han   enboten 
wir  were  gerne  gange  dar 
dar  die  reine  wol  gevar 
den  reinen  touf  entphet 

30  \Ti  gote  sich  nehet 

des  vrowet  sich  mls  hsze  sin 


wir  suln  balde   gen  dar  hin 
dar  wil  daz  vbel  wsden  gut 
wip  sint  wundsIich  gemut 
des  ez  ietzunt  zu  mute  ist  35 

dar  nach  in  vil  kurzer  vrist 
hat  sich  vswandelet  ds  mut 
des  sie  lichte  niht  entut 
dar  von  sul  wir  gahe  dar 
daz  iz  nieman  vnds  var  40 

vn  sie  des  mutes  wende 
ds  were  von  miner  hende 
(lb)  daz  wizzet  vur  war  vngenese 
wir  suln    hir   niht  langer  wese 
ge  wir  hin  zu  der  veinen  45 

die  den  suze  got  wil  meine 
hir    wart    die    iuncvrowe 
getoufet  [fet 

vn  von  den  svnde  geslou- 
Nv   qme   sie  gar  gegange 
vh  worde  scone  vntphange  50 

von  ds  vil  reinen  suzen 
alsus  vvaz  ir  gruzen 
gote  willekome  vil  mir 
nv  wil  ich  enden  mine  gir 
ds  ich  kvme  han  gebiten  55 

ich  wille  vch  alle  des  biten 
daz  ir  wsdent  mine  toten 
vh  mih  vo  den  valsche  gote 
dur  got  nv  ruchet  scbeiden 
ich  getruwe  wol  v  fiej'den  60 

daz  ir  der  bete  mih  gewert 


60  beiden]  bei  fehlt  in  folge  eines  loches 


32 


BRUCHSTÜCK  AUS  DEM  WILLEHALM 


ds  ich  an  vch  han  gegert 
min  lip  ds  ist  dar  zu  gerecht 
daz  ich  entphahe  ds  criste  recht 

65daz  ist  daz  ih  min  toufe 
vT)  dar  mite  vercoufe 
alle  mine  missetat 
vh  er  gebe  mich  ds  trinitat 
do  sprach  ds  suze  clare 

70  in  so  suzer  gebare 
ez  mohte  ein  engel  ha  geplegen 
vrowe  wir  han  vns  bewege 
zu  tunde  vwer  gebet 
ds  wsde  koning  thalzaret 

75sol  mit  vns  sin  ds  dritte 
mit  vlize  ich  in  des  bitte 
daz  er  ds  bete  mich  gews 
vrowe  ich  bin  gerne  ds 
hir  gap  man  ir  den  segen 

80daz  ir  got  mvze  plegen. 
Der  vws  bet  mit  wille  tut 
sit  ir  nv  habet  vwere  mut 
vn  vws  truwe  gein  mir  bewege 
so  lat  mih  nemen  des  toufes  segen 

85 (2a)  gerne  sprach  ds  biscop  san 
die  reine  suze  wol  getan 
durch  den  wol  gehereten   touf 
vz  al  ir  cleider  slouf 
dan  biz  an  daz  hemede 

90  sie  sprach  daz  mir  waz  vremede 
daz  sol  mir  wesen  nv  liep 
ich  bin  gewesen  mls  selbes  diep 
ich  han  mir  selde  vil  vsstoln 
des  sol  ich  mih  vil  wol  erholn 

95  ich  sol  got  iemmer  minnen 
vn  dem  tubel  gar  entrinnen 
do  sprach  ds  biscop   Stephan 
vrowe  wolt  ir  vch  toufe  lan 
vil  gsne  reine  salich  man 
100 reine  vrowe  so  sprich  an 


ich  geloube  an  den  got 

des  gewalt  vn  des  gebot 

alle  creature  heiz  werden 

den  himel  vü  die  erden 

swaz  wesset  ods  lebendih  ist      105 

ih  geloube  daz  de  here  crist 

ein  vil  reine  maget  gebar 

dar  nah  geloubih  vil  gar 

swaz  gelouben  sal  ein  criste 

vn  wil  des  tubels  listen  110 

iemms  mes  sin  gehaz 

vn  gerne  werden  naz 

mit  dem  toufe  here 

vrowe  ih  wil  niht  beite  mes 

ich  wil  vch  reinen  toufen  115 

vn  vz  den  svnden  sloufen 

nv  iz  de  vrowe  getoufet 

vn    von    den    svnden    g  e  - 

sloufet 
Do  ds  reine  touf  gescach 
an  ds  vrowe  ma  do  sach  120 

scone  cleids  harte  rih 
ih  wolte  ein  wip  han  ir  gelich 
die  wes  scone  vn  reine 
vn  hettich  sie  al  eine 
vn  wse  gar  ane  vrochte  125 

daz  sie  icht   ir  ere  entwrochte 
(2b)  do  die  vrowe  entcledet  wart 
ds  konlg  von  portipaliart 
sprach  nv  moget  ir  scowen 
an  dirre  sconen  vrowen  130 

daz  sie  ist  vz  gesconet 
vor  alle  wip  gesconet 
dar  stüde  andes  vrowen  nvh 
ds  etteliche  die  scone  truh 
die  mochte  en  wip  nv  neif       135 
nv  kvnde  genvge  des  gezen 
daz  sie  sich  toufeu  lan 
ds  reine  biscop  Stephan 


ULRICHS  VON  TÜRHEIM 


33 


san  daz  toufeu  nicht  vsbar 

140  ern  mste  gote  sine  scar 
mit  disen  reinen  kinden 
ich  mvz  ds  sage  ervvinden 
wie  die  vrowen  alle  heize 
die  sich  dar  toufen  leizen 

145  do  ds  reine  touf  gescach 
malifer  vil  scone  sprach 
wsds  konig  fanserat 
daz  din  lip  gelobet  hat 
hsre  daz  soltu  zechen 

150  din  gelobete  niht  zehreche 
bedenke  ds  geheize 
ds  du  passigueize 
has  geheizen  vfi  mir 
konTg  malifer  swaz  ih  dir 

155  han  geheizen  daz   sol  gesche 
liebe  tochter  ruh  veriehen 
daz  du  tus  des  ih  dih  bite 
ich  breche  mins  tuchte  site 
vater  ob  ih  niht  tete 

160  swaz  mih  din  mvt  bete 

ih  weiz  daz  du   mir  gutes  gast 
vater  swaz  du  irkenen  kanst 
ih  bin  ds  daz  gerne  tut 
nv  höre  mine  tochter  mvt 

165  vil  hoch  gelobete  malif3 
swaz  ich  an  mius  tochts  gs 
daz  wirt  betalle  san  getä 
weistu  tochts  daz  ich  dih  hä 

(3a)  wart  entzüt  vö  alysen 
die  man  mit  lobe  sol  prise 
wä  sie  kusche  vfi  reine  was 
vü  keine  vvibe  ih  me  gelas 
5  die  ih  vor  sie  neme 
ob  ich  ze  mäne  ir  zeme 
ein  iechlich  hsze  merke 
daz  keines  mannes  stske 

Z.  F.  D.  A.    XXXIV.   N  F.   XXII 


mah  ds  mine  widsstan 
ds  mine  sich  nicht  erwsen  kä      10 
dise  not  er  vsborgen  truch 
daz  er  niemanne  erwuch 
sin  lichte  warwe  ds  wart  bleich 
sl  stark5  lip  im  gar  entweih 
er  vslos  sin  mälih  eile  15 

betalle  sine  gesellen 
die  hohe  konige  waren 
die  marketen  sin  gebare 
vü  nam  sie  michil  wunds 
alle  vfi  niht  besvnder  20 

waz  im  mohte  sin  gesche 
vur  war  daz  wil  ih  besehe 
sprach  ds  koning  vo  marroh 
nein  du  solt  biten  noh 
sprach  ieriche  macharin  25 

jm  voget  liehte  disen  pin 
die  wundsliche  minne  ■ 
vn  twinget  im  die  sinne 
daz  sie  sich  sehen  mvzen 
nah  ds  reinen  suzen  30 

ds  konlginne  von  ephesus 
sin  teuren  ist  niht  alsus 
swaz  im  andss  vuge 
sws  von  mine  ie  trüge 
seneden  danh  ds  vrages  im  35 

etteswene  ih  ouh  gewese  bi 
daz  die  mine  mih  so  druhte 
daz  sie  mir  vroude  enzuhte 
v£i  daz  ih  daz    mit  gebsde  bark 
mih  wüds  daz  er  ist  so  stark      40 
vn  sih  des  niht  mah  ervvsn 
ern  muze  lip  vn  vroude  zsn 
(3b)  vfi  waz  so  ellenhaft  sin  lip 
ezn  ist  niht  wunds  ob  ein  wip 
sich  niht  erwset  ds  minne  45 

sien  si  ir  meisterinne 
nv  laze  wir  vvesen  als  iz  ist 
3 


34 


BRUCHSTÜCK  AUS  DEM  WILLEHALM 


wir  besehen   in  vil   kurzs  vrist 
\va  von  truret  im  ds  mut 

50  si  sprachen  alle  iz  ist  gut 
eines  tages  iz  sih  so  vugete 
daz  er  sih  selben  rugete 
wids  alle  sine  gesellen 
er  sprah  min  manlih  eile 

55  daz  ist  mir  gar  entrunne 
alle  die  mir  gutes  gunne 
die  helfen  mir  dar  gäbe 
bin  zu  ir  die  nie  gesahen 
noch  ml  ouge"  noh  ml  lip 

60  ih  vvante  nicht  daz  iems  wip 
mins  crefte  mih  beherte 
vn  so  gar  vroude  berte 
waz   ist  daz  wegeste  daz   ih  tv 
dar  hellet  alle  rate  zv 

65  vil  nah  ich  vertorben  bin 
wir  suln  halte  da  hin 
sprach  zokaloth  von  nylilot 
ds  dir  ze  nemen  die  gebot 
ds  solte  diue  kumbs  wern 

70  vnde  dinen  lip  niht  lan  vszsn 
do  sprach  dskoning  von  marroh 
ez  ist  harte  verre  noh 
wir  kvnne  niht  koih  in  daz  lät 
sint  dir  die  wege  dar  bekant 

"5  min  vil  here  liebe  tote 

so  mostu  wesen  dar  ml  böte 
jz  daz  iz  dir  vvol  behaget 
tote  so  ist  dir  vnuersaget 
svvaz  ist  dinz  herzen  wille 

60  da  lieh  min  helfe  niht  stille 
jh  vare   durh  dinen  willen  dar 
herre  iz  ist  bereit  sin  schar 
hir  mvze  wir  starke  stri- 

ten 
vTi  mit  ein  ands  riten. 

$5  (4a)  Sprach  labath  vö  zyrite 


wir  muzen  starke  stte 

jn  vesten  lancen  riten 

vn  sol  er  vns  von  riten 

mit  sinen  vvol  bereiten  hs 

daz  crenket  vns  an  ds  ws  90» 

do  sprah  ds  koning  malif 

wizzet  daz  ih  niht  ger 

dan  daz  vch  alle  dunket  gut 

jh  bin  ds  daz  gerne  tut 

hsre  lat  in  hie  bestan  95- 

wizzet  daz  ds  persan 

vns  mit  strite  nicht  vsbirt 

als  er  ds  reise  innen  wirt 

so  komet   er  gein   vns   gevarn 

mit  vil  mäge  groze  scharn         10O 

die  sint  ouh  ritter  weche 

vn  alle  wol  gezeche 

ouch  ist  er  selbe   ein  ritts  gut 

sws  hat  zu  wsde  wibe  mut 

ds  diene  gute  wiben  105> 

nv  lat  die  rede  hüben 

ich  getruwe  vns  harte  wol  gewsn 

vor  sinen  vngevuge  hsn 

jeh  wil  ml  menlich  eilen 

wids  in  daz  hsze  stellen  lto- 

vii  ml  gut  gemute 

min  steline  rute 

ds  muz  abs  werden  rot 

ez  muz  manih  beiden  tot 

vor  mir  legen  vf  dirre  vart       115 

jr  leben  daz  ist  vngespart 

swar  min  ouge  ir  keine  siebt 

ds  tot  T  vö  mir  geseiht 

mih  dunket  daz  die  mine 

mine  menlichen  sinne  120 

mir  wille  wids  geben 

nv  stet  doli   mines   heiles  lebe 

an  ds  reinen  suzen  maget 

hin  da  min  herze  iaget 


ULRICHS  VON  TÜRHEIM 


35 


125 1) i r  vrowet  sich  m a  1  i f e r 
v  n  sin  h s  z  e  vv  a  z  z  e  s  t  r  i  t  e  g s 
(4b)  Nv  helfet  mir  ds  vste  zowe 
min  lisze  muz  sih  vrowe 
daz  ih  sie  nv  vinden  mvz 

130 die  mir  machet  kvb5s  bvz 
vii  wids  wil  I  vroude  setze 
ih  wil  ml  eilen  wetzen 
gein  den  edelen  persan 
vn  woher  strites  mih  irlä 

135  er  mohtez  vö    mir  sl  anih  niht 
des  wil  ih  hä    mit  dir  ce  pliht 
sprach  ds  konlg  kafagant 
wir  korii  scire  in  daz  laut 
daz  heizet  kapadotia 

140  wir  vlden  eine  konTg  da 
ds  ist  ein  ritter  vnervroht 
sin  lip  die  verk  hat  gewroht 
die  mä  priset  ze  ritter  scaft 
wir  bedorfen  wol  dins  craft 

145  gein  dem  koninge  tbakalaze 
daz  er  vns  riten  laze 


sin  craft  die  ist  also  groz 

daz  niend5  lebet  sin  genoz 

vil  nah  vnds  allen  heiden 

er  hat  zu  sinen  siten  beide        150 

den  pris  er  ist  erkennet 

er  vil  rote  zetrennet 

ey  wie  er  sih  rurte 

do  er  die  rote  zevurte 

do  sprach  ds  koning  malif        155 

mit  vrage  ih  an  vch  ger 

sith  ir  so  vil  hat  gestriten 

truwestu  in  iems  erbiten 

daz  er  mit  mir  vechte 

ieweds  nah  sime  rechte  160 

sweme  die  selde  gesche 

daz  er  dem  anderen  prise  je 

ds  habe  den  pris  ze  lone 

er  danke  sime  gote  hamone 

ob  er  ervichte  den  sige  165 

vn  ih  sigelos  gelige 

so  wizzet  daz  die  trinitat 

niht  ir  alten  site  hat. 


Das  vorstehend  mitgeteilte  pergamentbruchstück  aus  dem  Wil- 
lehalm des  Ulrich  vTürheim,  das  als  Umschlag  gedient  hat,  ver- 
danke ich  ebenso  wie  das  Zs.  31,  198  ff  veröffentlichte  bruchstück 
eities  gebelbuches  der  gute  des  herrn  geh.  und  oberregierungsrates 
Mittler  zu  Kassel,  das  doppelblalt  gehörte  einer  zweispaltigen 
linierten  hs.  des  14  jhs.  an.  das  formal  ist  29  X  19,5.  jede 
spalte  enthält  42  zeilen.  Überschriften  und  initialen  sind  rot.  der 
inhalt  des  bruchstückes  entspricht  nachfolgenden  stellen  des  cod. 
Pal.  germ.  404  (==  1)  und  der  Kasseler  hs.  (=  n):  bl.  1  =  £238°, 
41— 239L,  36;  n  348b,  28— 349b,  38;  bl.  2  =  l  240d,  33— 241% 
34;  n  351d,  2— 352d,  11.  es  fehlt  also  zwischen  bl.  1  und  2  ein 
eben  solches  doppelblalt.  bl.  1  ist  auch  in  den  Nabburger  bruch- 
stücken  erhallen  (Roth  35,  201 — 336  und  47,  1  —  18).  einer 
weiteren  besprechung  des  bruchstückes  kann  ich  mich  in  anbetracht 
der  vorbereiteten  ausgäbe  des   Willehalm  enthalten. 

Kiel.  KARL  KOCHENDÖRFFER. 


3* 


36  ZWEI  FUNDSTÜCKE  AUS  PASSEIER 


ZWEI  FUNDSTÜCKE  AUS  PASSEIER. 

Gelegentlich  einer  im  auftrage  der  k.  k.  central  -  commission 
für  kunst-  und  hist.  denkmale  in  Wien  vorgenommenen  durch- 
forschung  des  pfarrarchives  zu  SLeonhard  in  Passeier  bei  Meran 
(vgl.  Mitteihmgen  der  dritten  (archiv-)section  der  k.  k.  central-com- 
mission,  archivberichte  aus  Tirol  1,  465)  fand  ich  als  umschlage 
von  urbaren  die  nachstehenden  bruchslücke  zweier  deutschen  hand- 
schriften. 

A.  als  decke  des  register  der  brüderschafft  sannd  Barbara 
küezynse  inn  Passeyr  1489  benutzte  man  das  mittelstück  eines  per- 
gamentdoppelblattes ,  welches  man  durch  (nicht  ganz  ebenmäfsige) 
beschneidung  des  oberen  und  unteren  randes  mit  der  höhe  des 
registers  von  16  cm.  in  einklang  brachte;  während  die  breite  wenig- 
stens des  einen  blattes  (11  cm.)  unversehrt  blieb,  wurden  beim 
anderen  der  äufsere  rand  und  durch  bildung  eines  kegelstutz  för- 
migen verschlusslappens  auch  noch  zwei  dreieckige  stücke  des  be- 
schriebenen teiles  abgetrennt,  da  das  format  des  register  bedeu- 
tend schmäler  ist  als  das  von  A,  kam  die  blattfalte  des  letzteren  auf 
den  vorderdeckel  des  registers  und  wurde  geglättet,  sodass  man  nur 
mehr  mit  einer  gewissen  Wahrscheinlichkeit  bestimmen  kann,  dass 
das  von  mir  als  1  bezeichnete  Matt  im  buche  vor  2  gestanden  sei. 
jede  seite  zählt  jetzt  18  linien,  deren  oberste  durch  beschneidung 
z.  t.  unleserlich  geworden  sind,  verticale  randlinien  sollten  den 
schriftraum  auf  12  (f.  2a),  12^2  (f.  2b)  cm.  begränzen;  da  aber 
beim  Schlüsse  der  Zeilen  nach  bedarf nis  einige  buchstaben  darüber 
hinausgehen,  sind  selbst  in  jenen  zeilen  von  f.  1,  bei  denen  die 
beschneidung  weniger  als  1  cm.  innerhalb  der  begränzungslinie  er- 
folgte, zum  teil  ganze  worte  fortgefallen. 

Die  kräftige  und  deutliche  schrift  möchte  ich  unter  beachtung 
aller  merkmale  in  die  letzten  Jahrzehnte  des  1 3  jhs.  setzen,  die 
abkürzungen  sind  nicht  übermäfsig  und  in  der  allgemein  üblichen 
weise  verwendet,  zweifelhaft  kann  nur  sein,  ob  das  stets  abge- 
kürzte vü  als  vnd  oder,  wie  graphisch  näher  liegt,  vüde  aufzu- 
lösen ist;  ich  entschied  mich  für  letzteres,  merkwürdig  ist  der 
gebrauch  von  d  mit  einem  halbrunden  in  halber  höhe  rechts  ange- 
setzten haken  für  nhd.  dass,  wogegen  der  artikel  daz  f.  lb  z.  6 
ausgeschrieben  ist. 


ZWEI  FUNDSTtJCKE  AUS  PASSEIER  37 

Eine  etwas  jüngere  hand  hat  einzelne  fehler,  besonders  aus- 
lassung  von  buchstaben  und  Wörtern  corrigiert ,  ich  gebe  diese 
dnderungen  mit  der  sigle  C  in  den  anmerkungen. 

(la)  bescheidenheit.    man  malet  vn  .  .  . l 

als  ob  sie  vngelaz  gebe  vorme 

nit.    dv  bewegvnge2  was  an  ir  also  gern 

nisse  so  lvter  daz  si  nie  verwandelt  wart  iuke 

leide,    von  diseme  iamer  sprichet  her  Dauid.    herre  wie 5 

min  iamer  wern.    sante  Pavlvs  sprichet.    wer  sal   mich  erl  .  .  . 
von  diseme  vnseligen  totlichen  libe  daz  ich  kvme  zv    .  .  . 
sante  Avgustinus3  sprichet.  do  ich  zv  miner  lieben  mvter  sprach  di . . . 
geistlichen  nvntzehen  iar  hete  getragen  daz   sie  mich  gofte]  .  .  . 
gebere.    vnde  da  sie  mich  gote  geborn  hate  do  redden  ...         10 
von  der  smacheit  dirre  weide  vnde  trehene  giengen  v[z]  .  ,  . 
vnsern  avgen  do  was  vns  vvol  mite,    sante  Bernhart    .  .  . 
bet.    do  vnser  herre  tot  was  do  yloz  wazzer  von  siner  siten   .  .  . 

ein   reinigvnge4   ist   al  der  weide,    als   mvz  dv  feie  tot 

des  daz  got  nit  ist  ob  sie  gentzliche  vlie[zen] 15 

keit  daz  sie  sich  gote  gentzliche  mv 

he  von  den  hohesten  heiligen  die  in 

die  wile  daz  sie  it  liebe  ha[b] 

(lb)1 [vter]  wer  sie  nit  mit  libe  vnde 

elriche  sie  mohte  sich  gote  20 

ein  heilige  sprichet  ez  ist  ein  ganzes 

als  vil  sich  gote5  erbvtet  als  vil  bvtet 

got   wider,     was   mvgen  wir  von   den  sprechen  die  an 

.    .   .  [n]igenG  dingen  haften  mit  ir  liebe.     Daz  vierde  ist  di 

.    .   .  [a]nvehtvnge  liden  dvrch  die  gerehtikeit.    ez  giltet  25 

...  ine   gelt,    daz7   der   mensche   böse   si   oder   daz   er  bösen 

lvten  be- 
.  .    .  te7.     daz  wir  von  bösen  lvten  gescholten  sin.     da  von  sin 

1  die  durch  beschneidung  entstandene  liicke  nimmt  von  s.  1  —  5  stetig 
ab,  ist  s.  6 — 13  räu?nlich  gleich  grof's,  nimmt  von  z.  14 — 18  wider  in 
umgekehrtem  Verhältnis  wie  z.  1  —  5  zu,  sie  betrügt  im  vergleich  zum 
schriftspatium  auf  f.  2b:  z.  1  und  18  6V2  cm.,  z.  2  und  17  ti  cm.,  a;.  3 
und  16  5  cm.,  z.  4  und  15  3lhcm.,  z.  5  und  14  2i/ücm.,  z.  6  — 13  ^j-icm. 

2  A,  von  C  ist  über  w  noch  ein  v  gesetzt  3  avg'  A  4  so 
von  C  corr.,  ursprünglich  reinug  und  noch  ein  durch  rasur  getilgter  buch- 
stabe  5  sich  die  sele  gote  zugesetzt  C  G  der  erste  buchstabe 
kann  auch  a   oder  m  sein              7  die   dazwischen   liegenden  worte  sind 


38  ZWEI  FUNDSTÜCKE  AUS  PASSEIER 

.  .  .  [r]  gelobet  von  gote.    da  von  sprichet  vnser  herre.    vrewet 
.  .  .  [h]  an  deine  tage  vnde  entspringet  von  vrevden  daz  ir  smac- 
30  .  .  .  [t]  Iidet  dvrch  mich,    hie  vor  hegiengen  die  kvnige 
.  .  .  gehvrt  vnde  gaben  groze  vriheit  vnde  gäbe  ir  vurs- 

[]]ichers  svlen  wir  vns  vrovwen  vnde  springen  von  vröv- 

[u]ns  geborn  vvirt  in  einer  stvnde  als  ein  avgen 

tvsent  geteileu  mohte  in  also  kleiner  stvn 

35 born  als  gentzlich  als  ob  er  nie 

9  vrolich  ist  den  imme  himel- 

(2a)10  ist  als  tot  [der  menschen11]  torliche[n]  daz  er  min[n]e 
unde  wollvst  svchet  an  der  creature  dv  deine  oder  nit  enist  wider 
deme  richtvme  gotlicher  minne  darvmme  lit  daz  adel  vnde  rich- 
40  tvm  der  sele  an  gotlicher  wisheit.  damite  sie  teilhaftic  wirt  aller 
gotlichen  selikeit  daz  sie  sich  einen  schätz  kan  sameneu  von 
allen  dingen,  als  ich  avch  me  gesprochen  han.  verlvst  ein 
mensche  ein  dinc  daz  ime  nit  wider  werden  mac  da  mac  er 
grozer  Ion  mite  erwerben  dan  daz  ez  mit  siner  haut  opphert 
45  vf  einen  alter  wan  da  git  er  sin  gvt  dvrch  got  vnde  behellet 
sinen  willen.  Iidet  er  sinen  schaden  mit  gedvlt  so  git12  beide 
willen  vnde  gvt  vnserme  herren  got.  stirbet13  mir  min  vrvnt 
den  wolt  ich  nit  geben  vmme  hvndert  marc  vnde  gebe  ich  in 
mit  willen  vnserme  herren  gote  oder  ich  wolt  in  nit  geben  vmme 
50  ein  ganzes  lant  so  han  ich  ein  lant  mit  gote  vnmazen  me  denne 
mir  min  vrvnt  immer  gevrvmen  mohte  vf  dem  ertriche.  der  hiez14 
ein  riche  mensche  der  tvsent  marc  ingellez  hete  zvme  iare  vnde 
hete  die  ligende  binnen  der  mvr  daz15  sie  ime  nieman  genemen 
(2b)  ge  da  [m16]  ir  weder  tvvel  noch  noch17  got  ge  .  .  .  .18  mac.  got 
55  der  enwil  ez  nit  tvn  vnde  ob  er  ioch  wolle  ern  mohte.  ich 
gib  ez  gote  als  gvten  vrlavb  als  deme  snodesten  menschen  der19 
mir  schade  ob  er   mvge   nimet  er   mir   mine   tvgent   ane  minen 

von  C  als  getilgt  bezeichnet  8  zuvor  noch  b   oder  1  sichtbar 

J  zuvor   ö  oder  m  10  auf  diesem  blatte  war    auf  den  zeilenschluss 

kerne    rücksicht   mehr    zu   nehmen  n  wegen    der  fehlenden    Ober- 

längen der  buchstaben  unsicher  12  C  fügt  hinzu  er  13  so  in 

folge  der  correctur  von  C,  der  die  auf  st  folgenden  buchstaben  radierte 
14  C  corr.  in  hieze  I5  C  corr.  in  da  ,6  oberleil  der  zeile 

fehlt,  wol  zu  lesen  da  in  ir  17  sie!  A  18  auf  e  folgt  zeichen, 

dass  etwas  über  der  zeile  nachgetragen  sei,  dann  der  untere  teil  von  3 
nicht  näher  bestimmbaren  geraden  ?nittellängeschäften ,  endlich  e 
19  C  corr.  in  daz  er 


ZWEI  FUNDSTÜCKE  AUS  PASSEIER  39 

danc  so  han  ich  ez  keine  svode  nimet  er  mir  sie  mit  minen  willeu 
so  hat20  wider  mir  nit  getan,  ich  bin  desgewis  daz  mir  nieman  ge- 
schaden  mac  wan  dv  svnde  alleine,  der  mensche  ist  alleine  werlichen  60 
edel  der  da  wider  geschaffen  wirt  in  der  hitze  gotlicher  minne. 
vnde  wirt  von  eime  vnrechten  menschen  gereht  machet21  an  deme 
heiligen  geiste.  vnde  wirt  gote  geborn  an  rehter  rvwe.  da  gehört 
rvwe22  zu.  daz  sich  got  selber  alleine  minnet  wan  daz  sie23  sele 
getragen  werde  in  gote  mit  der  vngeschaffen  gütlichen  wisheit.  65 
damit  wir24  dv  sele  teilhaftic  gotlicher  salde25  vnde  daz  got 
getragen  werde  mit  der  minne  in  der  sele.  ich  bin  des  gewis 
welches  menschen  minne  ich  habe  allez  daz  er  hat  daz  ist  min. 
vnde  des  bin  ich  gewaldic.  darvmme  hat  got  den  heiligen  geist 
geben  der  sele  daz  sie  amme  heiligen  geiste  der  sin.  70 

20  C  corr.  in  son  hat  er  2l  C  corr.  in  gemachet  22  C  corr. 

in  rat  23  C  corr.  in   die  24  C  co?'r.  in  wirt  25  C  corr. 

in  selde 

B.  das  urbarpuch  des  lieben  herren  sannd  Lienhard  in  Pas- 
seyrr  von  1465  ist  in  ein  doppelblatt  papier  mit  gleichem  Wasser- 
zeichen eingeschlagen,  welches  aus  einem  im  format  von  237-2  cm. 
höhe,  16  72  cm.  breite  mit  je  25  Zeilen  auf  der  seite  geplanten  buche 
ausgeschieden  wurde,  es  ist  nämlich  nur  die  erste  seite  beschrieben 
worden,  während  für  die  drei  anderen  blofs  die  linien  gezogen 
sind,  und  nicht  nur  die  papiersorte  haben  urbar  und  Umschlag 
gemein,  sondern  auch  die  schrift.  es  handelt  sich  also  um  einen 
beiläufig  1465  zu  Passeier  begonnenen ,  wol  von  einem  der  dortigen 
geistlichen  geschriebenen  legendencodex.  der  Stoff  ist  aus  der  nrh. 
und  nd.  von  Schade  und  Lübben  herausgegebenen  fassung  bekannt. 
[AJüshelmus1  der  heylig  herr  der  mit  pet  mit  vasten  und  mit  allen 
cristenlichen  werchen  vnser  f'rawen  pat  das  si  im  kund  tat  wie  vn- 
ser  herr  ir  liebes  kind  gemarterd  wurd  und  z[e]  dem  lesten  do 
erschain  im  vnser  fraw  vnd  [sjprach:  'Alles  das  mein  kind  erbten 
hat  das  kan  nyemanndt  an  wain  aus  gelegen  yedoch  sol  ich  nyemer  5 
waynen  und  klagen  wann  ich  pin  alles  meins  wayns  und  klagens 
[er]getzt  und  als  du  mich  lanng  peten  hast  [so]  wil  ich  dir 
nichts  versweygen.'  Also  f[ragt]  sie  der  heylig  herr  Anshelmus:  ' 
'Sprich  . . .  .2  o  liebe  fraw  wie  was  der  anfanngk    des  1 . . . .  ns3 

1  die  initiale  A  blieb  unausgeführt  2  am  rücken  hat  der  bind- 

faden  mehrfach  Ideine  lacken  erzeugt,  hier  von  lfc  cm.  3  lücke  von 

r/a  cm. 


40  ZWEI  FUJNDSTÜCKE  AUS  PASSEIER 

10  deines  liben  kindes'.  Do  antwurt  im  [vn]ser  fraw  vnd  sprach : 
'Do  mein  kind  mi[t  sein]en  iungereu  von  dem  abentessen  auf 
s.  .  .  .4  do  kom  Judas  ainr  aus  seinen  iungeren  v[nd]  v[e]rkauft 
in  den  forsten  der  Juden  vmb  xxx  phennyng  in  den  pitteren 
tod\    Do  sprach  Anshelmus:    'Welherlay  phennyng  waren  si'.    Do 

15  sprach  vnser  fraw:  'Es  was  der  müntz  des  volks  von  Ysmahelia 
der  pfennyng  darümb  herr  Joseph  verkauft  ward  vor  viertausend 
iaren  und  die  waren  komen.  — 

4  lücke  von  1  cm. 
Innsbruck.  E.  V.  OTTENTHAL. 


DIE  HS.  DES  RHEINISCHEN  MARIENLOBS. 

Als  ich  zum  zweck  einer  neuen  ausgäbe  der  gedickte  des 
Wilden  mannes  und  Wernhers  vom  Niederrhein  die  hs.  der  kgl. 
bibliothek  zu  Hannover,  in  welcher  sie  uns  überliefert  sind,  hier 
in  Berlin  benutzte,  habe  ich  vereint  mit  meinem  freunde  Eisner 
auch  den  übrigen  inhalt  des  codex  einer  collation  unterzogen,  ihre 
nicht  unwichtigen  resultate  teile  ich  im  folgenden  mit,  indem  ick 
für  die  von  drei  verschiedenen  künden  (bl.  1  —  8üb;  81a — 93b; 
94a — 137b)  herrührende  hs.  einstweilen  auf  Mafsmanns  (vdHagens 
Germ.  1,  110  ff )  und  W Grimms  (vorr.  zu  Wernher)  allerdings 
nicht  ganz  genaue  beschre   ungen  verweise. 

1)6/.  1— 93b,   Marienlieder  Zs.  10,  1  —  133. 

1,  1  —  4  herausgerückt  nur  weis,  sodass  die  Zeilen  auf  uro 
befcho  bedo  uro  ausgeken       7   wr  (an  zweiter  stelle)       9  louen 

11  bliue  ist  deutlich  12  was  zwischen  M  und  de  stekt,  hat  ein 
fleck  unleserlich  gemacht  13  die,  nicht  du  15  vom  ersten  u 
tri  niemanne  ist  der  zweite  grundstr ich  kalb  abgerieben      16  IHU 

17  —  20  herausgerückt  oleis  22  ze  sehr  zweifelhaft,  das  wort 
kann  auch  auf  e  oder  r  oder  t  ausgehen,  davor  ungefähr  .  dol . . ., 
womit  aber  nur  ein  annäherndes  bild  der  noch  hervorschimmernden 
züge  gegeben  sein  soll. 

2,  2  dinfte       8  entgrune       33  in. 

3,  17  creature  19  lücke  kinter  dar,  ohne  dass  etwas  fehlt. 
hier  beginnt  trotz  WGrimm  keine  neue  hand,  da  dieselben  schrift- 
ziige  bleiben,   nur  etwas  kleiner  und  gedrängter  geschrieben  wird 

29  emochte. 


DIE  HS.  DES  RHEINISCHEN  MARIENLOBS  41 

4,  10  drut,  bei  einiger  aufmerksamkeit  wol  zu  erkennen 
23  niet       25  ane. 

5,  15  fundiche       36  hovsdicheit. 

6,  3  behude       9  gilove  ieme       12  dar. 

8,  10  alle  du       11  auf  der  nächsten  blattseite  (5b)  noch  ein- 
mal vir       26  winreue. 

9,  33  dridde. 

10,  17  dineme     26  gotliche     37  wazzer  uluzet  bit  senftgeide. 

11,  15  Vunfte;    grofses  V  mit  schwarzer  tinte        19  if 
21  di. 

13,  IS  duanc       29  mlnedef. 

Zu  14,  3    bemerkt  Grimm   'unten   am  rande  von  9b   zwei': 
vielmehr  'von  9a  zvei'. 

15,  8  wircliche?       9  wercliche?       30  celove. 

16,  1  Aria  rot  durchstrichen,     das  folgende  D  ist  rot  nach- 
gezogen,  die  reimbuchstaben   ere   und  ude  sind  rot  durchstrichen 

2.  3.  4  rot   nachgezogene  grofse  anfangsbuchstaben ,   also  auch 
Want       14.  15.  16  wie       30  Aria  rot  durchstrichen. 

18,  36  gude. 

19,  4  uunde       10  aria   rot   durchstrichen       11  muze  ganz 
deutlich       29  hauen       34  cit. 

20,  25  kuningef      28  erwelede. 

21,  4  uorten       9  willen. 

Hinter  22,  10  fehlen  bei  WGrimm  zwei  zeilen: 
ich  endar  min  da  nit  gewagen. 
da  ich  diuen  fun  fin  fin  cruce  dragen. 

23,  24  di. 

24,  4   kein   strich  hinter  minnen        13  de   reinfter       21  an 
32  fprechew  rot  durchstrichen  33  Oret  rot  durchstrichen 

35  nichts  abgeschnitten,  das  u  in  lüde,  brude  steht  am  äufsersten 
rande,  sodass  de  (natürlich  nicht  te,  wie  Grimm  merkwürdiger 
weise  will)  nicht  mehr  platz  finden  konnte. 

25,7.8  f  >»  ach     12.13   gerf>  aht    die  reimbuchstaben  age, 

u,  ercen,  ouge,  ach  rot  durchstrichen      24  die. 

26,  19  die       24  fuiget       37  die. 

27,  12  zwei  verse!     die    reimbuchstaben    ege,    eent,    ende, 
ende,  ere  rot  durchstrichen       39  zu. 

28,  2  iuden       34  gewrdet. 


42  DIE  HS.  DES  RHEINISCHEN  MARIENLOBS 

29,  34  hel|pet. 

30,  24  herceliche       32  mir       34  drankes. 

31,  11  hie. 

32,  1  Dat  fprechen. 

34,  8  ei,  etwas  undeutlich  10  liuer,  der  haken  des  r  aus- 
gekratzt 15  vor  ich,  welches  eine  neue  zeile  beginnt,  ist  ein 
rotes  K  ausgekratzt  16  ganz  verblasstes,  ursprünglich  rotes  C 
noch  sichtbar. 

35,  16  iuncurowen      23  Seet? 

36,  12  inde  dat      29  under  dir      35  du  hif  die  urowe.    die. 

37,  8  houent       21  vvaut. 

38,  33  kuninge     35.  36  wart  fi  auf  rasur. 

39,  10  de      13  on      29  fin  durchgestrichen,  darauf  fineme. 

40,  2  dine. 

41,  13  urowe       15  ce       39  urowede. 

42,  10  en  hat       15  bürden       23  indifeme. 

43,  3  werelde       36  felueme. 

44,  15  anwrdeu       20  urowe. 

45,  1  kiper  lande       16  uerdrenket. 

46,  14  muzen. 

49,  27  inde       28  de*  |  den  armen. 

50,14  enweiden  21  mig  22  inde  35  manich  uelt- 
liche       37  Herceliche;  das  erste  e  ist  nicht  deutlich  sichtbar. 

51,  3  nicht  dit  in  der  hs.,  sondern  it  und  vor  dem  i  ein 
blasses  undeutliches  zeichen,  toelches  für  den  ausgefallenen  roten 
anfangsbuchstaben  D  steht       9  fichercheit. 

52,  23  ie  steht  in  der  hs. 

53,  2  alfe       hercen       33  werelde. 

54,  19  unf. 

55,  3  einiget       30  enwolde. 

56,  10   beduinge;    b   nicht   ganz   deutlich        28  indeme 
32  einen  man^ 

57,30  IHU. 

58,  25  alfe  wale  alfe       29  himeleriche       38  uz    geit. 
59,6  hat      13  bliuen      15  Engele      17  herfachf     20  Engele 
21  botfchaf      32  uane. 

60,  1  Def ;  das  untere  e  ist  vom  roten  buchstaben  z.  t.  bedeckt 
14  dar  zu       23  dir       27  uergezfes. 

61,  6  godef  müder       30  dufe. 


DIE  HS.  DES  RHEINISCHEN  MARIENLOBS  43 

62,  3  inde       6  fitce       1 1  am  ende  fehlt  der  punct       17  want 
18  IHU       28  fuuerlich;   im   druck  ist  das  f  einem  f  ähnlich. 

64,  6  hilp  11  er  fit  15  ane  18  deme  36  fmerce; 
das  c  ist  dem  r  ähnlich,  vielleicht  ist  es  ans  dem  r  verbessert, 
vgl   104,  24. 

65,  21  uarue  33  golt  34  me;  vielleicht  ist  aber  auch 
nie  richtig. 

66,  7  entfeit. 

67,  9  din        15  driuen        23  Diu        26  cit   ganz   diuef 
27  fchinen. 

68,3  geiftes;  weder  e  noch  r  deutlich,  vgl.  104,  24  21  fprech- 
ten       34  fcindiche. 

69,  4  heligefte      8  live      16  umbeueit      19  engelfche  throne. 

70,  4  uolle;  o  dem  v  ähnlich,  wie  auch  an  anderen  stellen, 
wo  o  sicher  ist,  zb.  70,8.  71,30  urowe  5  heimelicheit  17  che- 
rubiu       21  godef. 

71,  1  deme       8  en  fuchte       30  ane       38  cehant. 

72,  17  min  kint       22  wat. 

73,  17  enbinnen       38  fuzen. 

74,  1  ie  zu  8  godef  11  dine  14  hercen  16  lüde 
den  mon  fal       19  die  mergrezen. 

75,  9  inde  11  gmefen  unklar  18  hinter  heilich  fehlt 
der  punct       31  troftef      37  en  bin     hinter  fpreches  ein  punct. 

76,  1  heren       5  herre       15  fine       38  de  wife. 

77,  4  fuzzen;  das  erste  z  zum  teil  radiert,  aber  noch  sicht- 
bar      6  harpenclanc. 

78,  1  al  fehlt  in  der  hs.      5  zä      6  hinter  riehen  ein  punct 
7  Dine;  für  den  ausgefallenen ,  aber  am  rande  bezeichneten  roten 

anfangsbuchstaben  ist  mit  blasser  tinte  undeutlich  ein  d  eingetragen 
24  he  ureundet. 

79,  10  minnefam       18  reine       22  bludef. 

80,  32  dar  zu     minne       36  qam       38  wifteftu. 

81,  9  durg       11  kirftenheit      12  kirftenheit      17  Minne 
33  offer  man. 

82,  15  die       18  den  lof. 
S3,  19  himeles. 

84,  31  inde. 

85,  4   hinter  die   ein  durchstrichenes  urowe        16  reiniliche 
35  herce. 


44  DIE  HS.  DES  RHEINISCHEN  MARIENLOBS 

86,  11  vor  in  steht  ein  halb  ausradiertes  rotes  D,  das  nach 
zeile  13  gehört       28  allet       30  iudifch       37  gelonet. 

87,  24  Cherubin       37  Cherubin. 

88,  1  reine       19  Serafin       28  die. 

89,  1  fine  arbeit       3  leidef       12  gewaffen        26  it  fchine. 

90,  2  der  werelde  11  Bit;  an  dem  roten  B  ist  etwas  ra- 
diert; das  eingeschriebene  zeichen  sowie  das  am  rande  stehende 
ist  undeutlich,  soll  aber  wol  d  sein  12  got  13  hinter  macht 
kein  punct       dat  alle       18  weref       19  got       22  dir       28  uuref. 

91,  12  heiligen        31  Ne;  am  rande  steht  ein  undeutliches  w 
35  Vie;  am  rande  steht  w       37  wr  finer. 

92  unten  am  rande  von  bl.  65a  steht  wonne      29  minnerinne 
30  grozeliche       40  ime. 

93,  4  anderer        15  hinter   fuze   ein  punct        32  ander 
37  wifheit. 

94,  10  din         17  Darumbe;    das   D   mir  rot  angedeutet 

19   fchonlle         21    Darumbe  32   niman         37   du    gedehtef. 

95,  4  nit      6  ze      9  muf  15  geflechten      18  menfcheliche 
25  die  nature       28  was  30  zuein. 

96,  12  muTt     wider  lagen  30  fi     enliz       32  difer. 
97,5  mir       6  üulen  da  14  godes       20  fuzheide      24  an 

ime       30  ie  imanne. 

98,  16  hinter  fchone  ein  punct  20  üuergingen  25  hinter 
vvazzer  ein  punct. 

99,  24  hinter  en  rasur      34  en  if      37  engele. 

100.6  zu       11  sucke       14  ane  nider  ual        20  antlites 

21  du     23  mine     26  minnede     33  hinter  aleine  fehlt  der  punct. 

101,  1  Van;  am  rande  steht  w  du  8  entginc  10  um- 
beuinc  de       13  huf       40  aleine. 

102,  14  uerw?nnent;  das  zeichen  hinter  w  scheint  ein  an- 
gefangenes n  sm  sein,  aus  dem  ein  i  gemacht  worden  ist,  vgl. 
107,  17. 

103,4  de     15wirtfchaf     19die     31  eoofferde    35noh|uorte. 

104.7  uerdineden  24  hercilichen (?) ;  das  zeichen  zwischen 
1  und  c  ist  ganz  wie  das  r  resp.  e  in  griftes  (68,  3)  fmeree  oder 
wahrscheinlicher  fmerre,  aus  dem  e  oder  r  ein  c  gemacht,  vgl. 
64,  36. 

105,  13  de  20  de  26  bodeffchaf;  unter  dem  e  steht, 
allerdings  in  ziemlich  grofser  entfernung ,  ein  punct,  der  auf  den 


DIE  HS.  DES  RHEINISCHEN  MARIENLOBS  45 

ausfall  des  e   deuten  wurde.        105,  29  steht   bodfchaf,    59,  21 
botfchaf. 

106,  23  inde       39  Nie;  am  rande  steht  w. 

107,  13  macht       14  berichte       17  uerwiunet. 

108,  6  üuer  17  de  din;  das  i  vor  e  vielleicht  mit  dem  d 
zusammengelaufen       18  zö       21  anfer       33  grofe. 

109,  17  dir  20  becant  31  Nuer;  am  rande  steht  u,  also 
üuer       34  aller  fchonefte. 

110,  17  waf   walgedan       20  walgedane. 

111,  15  aodir        23  adam  up    uns  hat       24  waf       33  du 
34  hinter  wir  ein  punct. 

112,  7  wizecleit       17  roden       23  hinter  here  ein  punct 
33  it  ftarf. 

113,  10   hinter   becande  fehlt  der  punct         11  cüniugiune 
13  zv       14  is       15  man'gerhande       17  wrowe    vollebrenge 

24  dv        27  maoichveldicheit        32  muz;  das  zeichen  ist  ähnlich 
wie  das  z  114,  16  in  groz       34  fiuen       37  fiue. 

Von  hl.  81a  (113,  4)  an  fehlen  meistens  die  bindestriche  bei 
brechung  der  Wörter;  auch  vergisst  der  neue  Schreiber  öfter  den 
punct  nach  dem  reimwort. 

114,  4  cleit  10  sere  18  vzer  23  fteiu  33  Comte- 
platio       37  mvthihe       38  mügen       39  cien. 

115,  5  Jafpis       23  mvththe       30  fcbin        34  verni'met     in 
40  vns. 

116,  1  blicz;  z  ist  deutlich      21  reioichede      26  der  fuunen 
27  dir  übt       31  ein. 

117,1  reiue  2  iode  3  live  9  Carbunkel  12  barm- 
hercicbeide       23  in    ni't       37  dürre     i'mer. 

118,5  dine    lerünge       12  vmbeveit       17  fülen       18  diner 
27  Dimer      29  hilp       31  mir      38  iü. 

119,  5  werdicheit  8  vvergeit  13  Wir  24  in  27  ml- 
nent  kint  32  in  bauent  34  vleiflich  37  van  39  go- 
vvlget  (so!). 

120,  3    indeme  18   zuelif         27   engele         32   dv 
33  Nv      dat. 

121,4vnfe  12  dineme  15  troifte  16  iü  25  maget- 
düm       28  in  diner       36  reine. 

122,  5  ane  6  volliche  18befveren  22  nit  23  natür- 
licben      25  ith  fint  rethte      26  di       29  sülen       34  IHV. 


46  DIE  HS.  DES  RHEINISCHEN  MARIENLOBS 

123,  6  martelse       11  röen       12  röe       15  zv      16  fneit 

22  dinem  27  zv       35  zvngen       40  liden. 

124,  2  möftes        5  in        14  fvert        19  zv        25  heize 
30  des       34vngedo?et. 

125,  1  in       27  heilige       31  erlüthdes       32  meifterinne 
33  dreges. 

126,  2  vor    beicechent   findet    sich    keine    spur   eines  aus- 
gestrichenen Leichen        15  eine       16  engeinen        19  dv       22  fi 

25  iii        26  alfe     vvive        30  van  gracien. 

127,  1  zua  |  blftmen       2  ire  enwedere       16  in       17  in 

23  lieh       30  mide       35  lilie. 

128,  20  he  ciret       23  waren      26  becant       29  erlüthtet. 

129,  19    beeeichent         22  bedrüfniffe        34  reinicheit 
36/37  in. 

130,  6  niman       10  dv  fvzefle       11  gefezzen       16  diner 
25  antlitze       38  Hinderliche. 

131,  2  inde  fine       24  gelich       30  dv. 

132,  1    in        3  Süze        4  vnfe        9  in        12  fvnderen 

13  wider  keten       26  dir       36  dir. 

133,  4  wandelt       13  Mjnnefame       26  ftimme       30  gütliche; 
das  1  ist  aus  einem  h  verbessert       bliche       36  füze. 

2)  bl.  133a  mitte  bis  134a  segen  Altd.  bll.  2,  1  f.    statt  s  steht 
in  der  hs.  immer  f  aufser  1,  22  unfis. 

1,7  ime  felui       14  gin       24  heiigen    unde  mit       27  himile 
28  havin       29  mide       35  gihowin. 
2,  2  dat  dir       4  velin. 

3)  bl.  134b— 137a  mitte  Marienklage  Zs.  1,  34/".    für  s  hat 
die  hs.  immer  f. 

1  wre  leit  3  ir  4  alli  virfith  6  hadde  9  Dat 
20  füzfer  26  giffent  27  dich  fchin  29  gifchin  31  uir- 
geuin  32  umbe  cleit  41  en  flugen;  in  en  das  n  nur  ange- 
deutet, von  flugen  ist  en  ganz,  g  z.  t.  weggeschnitten  42  Ge- 
benidigit  49  mir  54  int  wichin  55  muzfe  58  wiue 
65  mit  wschen  gidonit  66  di  72  inguan  73  fi  in  vor 
einin  hant  fi  en  vor  einin  undedigin  74  Nit  infconit  76  ich 
nilir       83mudir       87  nimmir       91  dat     bit  mir       102mochti 

105  in       106  Di      111  dat      115  fine    vrachi       116  durfte 
120  di        121  di  fi        122  fi        130  ir       131  lvie        132  barm- 
h'zicheit       142  (tan. 


DIE  HS.  DES  RHEINISCHEN  MARIENLOBS  47 

4)  bl.  137a  mitte  —  137b.  gereimte  nachsclirift  des  letzten 
Schreibers'^  =  WGrimm ,    vorrede   zu   Wernher    vom    Niederrhein 

S.  IV  —  VI. 

S.  iv :  v.  2  truwen       8  kleniz       15  i'wer. 

S.  v:   v.  20  großer,    aber   nicht  roter  anfangsbuchstabe  S 

einin 

23  zu  25  an  uiden  en  in  henken  ist  verblasst  21  en  in 
geheizzen  ist  ganz  verblasst,  B  in  Bele  rof  29  i  in  ir  wer- 
blasst  31  helfhir  zusammengeschrieben  32.  33  m  g'mcr  zetfe 
geschrieben,  nur  noch  zu  lesen  Di  dit  buch  het  gifcriven  di  ift  g 
ausgekratzt,  auf  den  folgenden  ausgekratzten  3  Zeilen  befindet  sich 
jetzt  rechterseils  der  Stempel  der  k.  bibliolhek  in  Hannover  34  kein 
roter  anfangsbuchstabe      41  Zu      42  i  in  Di  abgerieben. 

S.  vi:  ü.  46  ave  hinne  47  biwarin?  49  havin  50  von 
unzfir  liuin  bei  Grimm  ist  noch  zu  erkennen,  dass  ersteres  wort 
nicht  mit  z,  letzteres  mit  v  geschrieben  war. 

Berlin  im  märz  1889.  KARL  KÖHN. 


DREI   SAMMLUNGEN    MITTELNIEDERLANDI- 
SCHER  REIMSPRÜCHE. 

I    die    Sammlung    des   Berliner  Ms.   germ.  quart.  557. 

Verdam  macht  Tijdschr.  3,  178  gegen  Willems  abdruck  der 
Spruchsammlungen  der  Hullh.  hs.  geltend,  dass  die  reihenfolge, 
in  der  sich  die  Sprüche  in  der  hs.  finden,  nicht  beibehalten  sei. 
Hoffmann  von  Fallersleben  trifft  derselbe  Vorwurf  der  Willkür 
gegenüber  seiner  vorläge,  zwar  ist  er  nicht  so  weit  gegangen, 
die  Sprüche,  die  er  in  den  Altd.  bll.  1,75 — 78  aus  dem  jetzt 
im  besitz  der  kgl.  bibliolhek  zu  Berlin  befindlichen  Ms.  germ. 
quart.  557 1  veröffentlicht  hat,  nach  der  anzahl  der  verse,  aus 
denen  sie  bestehen,  zu  ordnen,  immerhin  aber  hat  er  dadurch, 
dass  er  sprüche  ausgelassen  und  gelegentlich  nur  einzelne  verse 
eines  greiseren  Spruches  mitgeteilt  hat,  dem  benutzer  jede  mög- 
lichkeitbenommen, die  ursprüngliche  folge  innerhalb  der  Samm- 
lung zu  erkennen,  ebenso  bedenklich  erscheint,  dass  Iloffmann, 
obwol  ihm  nur  eine  hs.  zu  geböte  stand,  gewisse  sprachliche 
cigenliimlichkeiten  seiner  vorläge  unbeachtet  gelassen  hat.  die 
1  die  hs.  ist  Nd.  jb.  13,  111  beschrieben. 


48       DREI  SAMMLUNGEN  MITTELNIEDERL.  REIMSPRÜCHE 

diabetische  färbuug  weist  nach  dem  nordosteo;  die  hs.  bietet 
13,  1  duyren  (3  muyren)  —  13,  2  wair,  voirdel  —  17,  1  und 
18,  2  hoir  —  17,  2  hören  —  19,  1  Sunt  —  28,  2  him  — 
31,  3  bien  und  durchgängig  is  statt  des  von  Hoffmann  ein- 
geführten es. 

Die  Spruchsammlung  steht  auf  den  bll.  26b — 29a;  aufserdem 
bat  der  Schreiber  der  hs.  einzelne  Sprüche  als  seitenfüllsel  der 
bll.  22%  23b,  25b,  26a  und  54a  verwandt,  nr  10 l  und  11  schliefsen 
bl.  22%  nr  12  — 14  bl.  23b.  eine  mnd.  redaction  von  nr  12  ent- 
hält das  Nd.  reimb.  2435  — 2437  (vgl.  auch  2405  —  2406).  es 
folgen  auf  bl.  25b: 

14a  Och  aerm,  wat2  is  hier  dat  arme  leven! 
Die  daer  om  denet,  die  mach  wel  beven. 
14b  Soe  wie  den  armen  mit  ontfermen  comt  te  baten, 
God,  ons  beere,  en  seh  nymmermeer  verloren  laten. 
und  auf  bl.  26a: 

14c  Als  dat  niet  comt  tot  nyet, 

Soe  en  kent  yet  hem  sehen  niet. 
mit  nr  15  beginnt  die  Sammlung  selbst,     die  ersten  8  verse  des 
folgenden  Spruches  hat  der  herausgeber  ohne  ersichtlichen  grund 
übergangen,     vollständig  heifst  nr  16: 

Twijf  is  alsoe  geseepen  van  gode, 

Dat  sij  staen  sei  onder  haers  mans  gebode, 

Ende  honeer  sy  heeft  die  heerscappie, 

Soe  wort  sy  varinc  Lucifers  partie; 

Want  sy  is  dan  contrarie  hören  man, 

Als  ons  leert  ecclesiasticus ,  die  wijse  man. 

Ende  dat  seip  is  dan  altoes  sonder  roer, 

Want  si  leeft  altoes  in  onroer. 

Wie  vredelic  wil  leven  ende  onbescant, 

Die  laet  sijn  wijf  niet  hebben  die  overhant. 

1  es  ist  die  Zählung  Hoffmanns  beibehalten,  obwol  diese  mit  nr  10  be- 
ginnt, der  Berliner  Sammlung  gehen  9  Sprüche  voran  aus  der  bekannten 
ehemals  im  reichsarchiv  im  Haag  aufbewahrten,  1862  aber  der  kgl.  bibliothek 
überwiesenen  hs.,  deren  inhalt  Zacher  Zs.  1,262  — 267  angegeben  hat.  die 
die  Überschrift  Der  minnen  guet  tragenden  reimsprüche  dieser  hs.  sind  voll- 
ständig herausgegeben  von  Verwijs,  Van  vrouwen  ende  van  minne  s.  37 — 51. 
die  bei  Hoffmann  fehlenden  sprüche  der  Berliner  hs.  habe  ich  durch  der 
zahl  beigesetzte  buchstaben  kenntlich  gemacht. 

2  wat  steht  über  durchstrichenem  dat. 


DREI  SAMMLUKGEN  MITTELNIEDERL.  REIMSPRÜCHE       49 

nr    16a    steht    dem    inhalte    nach     den    beiden    vorhergehenden 
Sprüchen  nahe: 

Een  man  sei  sijn  wijf  minnen,  \ 

Twijf  die  sei  dan  dat  versinnen, 
Dat  sy  hoir  man  dan  sei  ontsien, 
Soe  mach  dair  duecht  ende  eer  gescien. 
nr  17 — 19  bringen  den  abschnitt  von  den  trauen  zum  abschluss. 
nr  18  steht  ferner  im  Vad.  mus.  2,  192  v.  457  —  460,   sowie  in 
nd.  fassung  im  Reimb.  2624— 2627,  nr  19  ebend.  2356—2360, 
im  Nd.  jb.  3,  61  nr  11,  3  —  6  und  bei  Joh.  Stricker,  De  düdesche 
schlömer  ed.  Bolte  v.  919  — 922.    nr  19a  (vgl.  Vad.  mus.  2,  179 
v.  75 — 82):  Jonghe  menschen  onbedwonghen 

Die  sijn  hoir  eer  seer  ontsprongen, 
Ende  sij  onteeren  hören  oversten  mede, 
Hier  ende  daer,  tot  elke  stede, 
nr  20  (hs.  v.  3:  Ende  oic  mede  grote  salicheyt)  und  21  stehen  nur 
im  losen  inhaltlichen  zusammenhange,    vom  spielen  und  trinken 
handeln  nr  22  — 23,  nr  23a: 

Die  den  wijn  drinct  soberlic, 
Dien  verblijt  hy  mindelic, 
Ende  dien  drincket  mit  overmate 
Sijn  lichaem  en  heves  gheen  bäte, 
sowie  nr  24  (hs. :  noch  niet  en  heeft)  und  nr  24a: 
Tis  een  roem  een  yghelic  man, 
Dat  sijn  zoen  dobbeleti  of  drincken  kan 
Ende  sijn  wijf  of  dochter  wel  dansen  can. 
Gheloeft  mi  des  al  sonder  gewan. 
Die    niederrhein.  redaction   von   nr  24,    die  Nolte  aus  einer 
Trierer  hs.  des  15  jhs.  in  der  Germ.  19,  304  publiciert  hat,  stellt 
die  verse  3  und  4  um. 

nr  24b :  Goede  morcelen ,  die  wel  smaken, 

Sijn  quaet  alsi  der  galghen  naken. 
Als  weelde  comt  ten  qnaden  eynde, 
Soe1  ist  verwijt  ende  grote  scende, 
der  25  spruch,  aus  dessen  6  vv. : 
Die  wil  vroeden, 
Sei  hem  hoeden 
Böse  daet, 
1  hinter  Soe  ist  wie  durchstrichen. 
Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F.  XXII.  4 


50        DREI  SAMMLUNGEN  MITTELN1EDERL.  REIMSPRÜCHE 

Het  is  te  spade 
Naden  scade 
Te  nemen  raet 
Hoffmann  2  gemacht  hat,  und  nr  25a: 

Elc  sie  voir  hem  sehen  wel, 
Want  die  natuer  is  soe  stiel; 
Alst  geluc  den  man  niet  en  dient, 
Soe  en  vint  hi  gheenen  vrient 
beschäftigen   sich  mit  der  bereits   in   nr  21    behandelten  lehre: 
bedenke  das  ende,    zu  nr  24b  stimmt  Vad.  mus.  2,  178  v.  59— 62, 
und  zu  nr  25a  stellt  sich  2  Hulth.  samml.  29  v.  1 — 4  (Relg.  mus. 
6,209   v.  743  —  746).      die   beiden    folgenden   Sprüche,    nr  26 
(v.  l  — 2  =  Vad.  mus.  2,  176  v.  1  — 2  =  Germ.  2,  142:   nr  44 
v.  15  — 16)  und  27,  stehen  hinsichtlich  der  in  ihnen  erörterten 
gegenstände   allein,     zu   bemerken   ist,   dass   die  hs.  im   letzten 
verse  von  nr  27    ghelovs  liest,     ausgefallen   sind   bei  Hoffmann: 
27a  Seneca  seyt  int  openbair: 

AI  waer  dat  sonde  ghien  sonde  en  waer, 
Nochtans  soe  soude  men  scuwen  sonde, 
Want  si  comt  mit  quaden  gronde. 
27 b  Scepenen,  die  ter  banc  sitten 

Ende  luttel  op  hoir  vonnis  micken, 
Die  doen  den  armen  herde  wede 
Ende  haer  zielen  ten  laesten  mede. 
als  nr  46  v.  1—2  und  5—6  (Belg.  mus.  6, 198  v.  407—408  und 
411  —  412)   begegnet   man   nr  27a  in  der  2  Hulth.   Sammlung. 
nr  28 — 30  geben  Vorschriften  für  machthaber.     an  die  in  nr31 
enthaltene  Warnung  vor  lästerern  schliefsen  sich  in  nr  32  —  33, 
in  nr  33a:    Seneca  seget  ende  spreect: 

Wie  dat  sinen  toorne  wreect, 
Dair  hi  hem  sehen  mede  oneert, 
Ten  besten  is  hi  niet  gheleert. 
und  in  nr  34  ermahnungen,   verträglich  zu  sein   und  den  zorn 
zu  unterdrücken,     nr  31  v.  3  —  4  (auch  Nd.  reimb.  3632)   geht 
zurück  auf  Freid.  164,  17  —  18.     den  ersten  beiden  versen  von 
nr33  entsprechen  1  Hulth.  27  (Belg.  mus.  1,  107  v.  13—14)  und 
Wien  49  (Nd.  jahrb.  13,  109  v.  1—3),  nr  34  findet  sich  als  nr  32 
in   der  Wiener    Sammlung    wider,      zwischen    nr  34    und    dem 
letzten  von  Hoffmann  aufgenommenen  Spruche  stehen  in  der  hs. : 


DREI  SAMMLUNGEN  MITTELNIEDERL.  REIMSPRÜCHE       51 

34a  Woude  elc  mensche  mercken, 

Hi  en  soude  niet  des  sijn  vroet, 

Sijns  selfs  doen  ende  sijn  wercken 

Berichten  wat  een  ander  doet. 
34b  Om  te  dwinghen  een  lewe, 

Slaetmen  een  hondekijn  clene; 

Hi  is  wijs,  die  him  te  tijt 

By  enen  anderen  castijt. 
34c  Die  ghift  ende  daer  na  ciaecht, 

Die  danc  ter  ghiften  hi  verjaecht. 

Beter  is  een  ghift  te  tide 

Dan  vier,  die  men  ghift  ter  lide. 
34d  Die  vrac  is  van  groten  goede, 

God  laet  hem  hüten  sijnre  hoede. 

Wel  mach  sijn  die  rike  verdoemt, 

Die  niement  te  baten  en  comt. 
etwas  abweichende  fassungen  von  nr  34b  sind  Vad.  mus.  2,  173 
v.  77  —  80  und  2,  178  v.  67  —  70  mitgeteilt;  nr  34°  deckt  sich 
mit  Vad.  mus.  2,  176  v.  19  —  22,  nr  35  (v.  3  hs.  sulver)  mit  Vad. 
mus.  2,  177  v.  23  —  26.  nr  35  schliefst  bl.  29\  der  nächste 
und  zugleich  der  letzte  reimspruch  findet  sich  auf  bl.  54a. 
35a  Timor  dei  gheen  quaet  en  doet, 

Pietas  doet  altois  goet, 

Sciencia  doet  mit  bescheyt, 

Fortitudo  wer  et  mit  groetmoedicheyt, 

Consilium  doet  al  bij  raet, 

Intelleclus  die  scrift  verstaet, 

Sapiencia  versmaet  mit  soeten  Inst 

Die  werelt  ende  altois  op  gode  rust. 
Da  eine  anzahl  der  in  der  Berliner  hs.  enthaltenen  Sprüche 
mit  aus  der  grofsen  Hullhemschen  hs.  nr  192  im  Vad.  mus. 
2,  176  — 195  abgedruckten  Parabelen  ende  wiser  leren  überein- 
stimmt, so  liegt  die  Vermutung  nahe,  dass  die  Berliner  Sprüche 
sammt  und  sonders  einer  diesen  nahestehenden  Sammlung  ent- 
nommen sind,  dafür  spricht  auch,  dass  zwei  in  der  3  Hulih. 
Sammlung1  nicht  nachzuweisende  Sprüche,  nr  27a  und  nr  33a, 
dem  Seneca  in  den  mund  gelegt  sind. 

1  als  1  Hulth.  Sammlung  bezeichne  ich  die  von  Willems  im  Belg.  mus. 
1,101—136  veröffentlichten  sprüche.     die  2  Hulth.  Sammlung  hat  Willems 

4* 


52        DREI  SAMMLUNGEN  MITTELNIEDERL.  REIMSPRÜCHE 

II    die   Sammlung  der  Wiener  pergamenths.  7970. 

Umfangreicher  als  die  Berliner  Sammlung  ist  die  Wiener, 
die  Bäumker  im  Nd.  jahrb.  13,104 — 110  aus  der  pergamenths. 
7970  der  k.  k.  fideicommissbibliothek  publiciert  hat.  da  die 
wenigen  verweise  des  herausgebers  von  dem  wert  und  der  be- 
deutung  der  54  reimsprüche,  aus  denen  die  Sammlung  besteht, 
nur  eio  unzulängliches  bild  geben,  so  bedürfen  die  folgenden 
zusätze  keiner  besonderen  rechtfertigung. 

Nr  1  v.  1—2  =  1  Hulth.  56  (Belg.  mus.  1,  102  v.  19—20). 
die  lesart:  vnyn  vrient  v.  2  der  Wiener  hs.  stützt  die  von  Willems 
vorgenommene,  von  Verdam  iu  der  Tijdschr.  3,  179  aber  ver- 
worfene änderung  des  mi  der  Hulth.  hs.  zu  rnijn.  der  vollstän- 
dige spruch  steht  in  nd.  fassung  im  Reimb.  2254  —  2257. 

Nr  2  v.  1—  2  =  Der  minnen  guet  11  v.  1— 2  (Altd.  bll.  1,74 
nr  2),  2  Hulth.  146  v.  1—2  (Belg.  mus.  6,  195  v.  319—320).  — 
v.  3  — 4  =  1  Hulth.  26  (Belg.  mus.  1,  102  v.  5  — 6),  nd.  im 
Reimb.  1913—1914,  2119—2120,  2510—2513,  im  Nd.  jb.  10,  65 
nr  8  und  in  den  Jbb.  des  ver.  f.  mekl.  gesch.  23,  296. 

Nr  3  =  2  Hulth.  29  v.  5—8  (Belg.  mus.  6,  209  v.  747—750) 
und  nd.  im  Reimb.  2514  —  2517. 

Nr  7 :  vgl.  jüngere  gl.  zum  RV  m  1  und  Nd.  reimb.  420 — 421. 
die  nd.  redaction  lehnt  sich  eng  au  Freid.  113,  8  —  9  an. 

Nr  21  =Germ.  2,  142  nr  50. 

Nr  22:  nd.  im  Reimb.  2101  — 2106. 

Nr  23:  ebd.  2150  —  2153. 

Nr  25  v.  1—2  =  1  Hulth.  58  (Belg.  mus.  1, 102  v.  23—24).  — 
v.  5 — 6  geht  auf  Freid.  43,  10 — 11  zurück,  nd.  in  der  jüngeren  gl. 
zum  RV  iv  2,  im  Reimb.  191  —  192  =  1995  —  1996.  zu  ver- 
gleichen ist  ferner  3  Hulth.  v.  389  —  390  (Vad.  mus.  2,  189). 

Nr  27  v.  3  —  4  =  nrh.  in  der  Germ.  19,  304;  hd.  nr  169 
der  von  Hoffmanu  von  Fallersieben  in  den  Findlingen  1,  434  ff 
bekannt  geraachten  Sprüche  des  16  und  17  jhs. 

Nr  28  =  1  Hulth.  87  (Belg.  mus.  1,  110  v.  9—12).    Verdam 
teilt  Tijdschr.  3,  180  die  genaue  lesart  der  Hulth.  hs.  mit: 
Ontfermech,  gherechtech,  wettech  ende  müde; 
Die  dese  drie  ponte  wel  hilde, 
ebd.  6,  184 — 213  abdrucken  lassen,   und  die  3  Hulth.  Sammlung,   die  sich 
in  der  hs.  direct   an  die   2  anschliefst,   ist  die  Fan  vele   edelen  parabelen 
ende  7v>ser  leren  überschriebene. 


DREI  SAMMLUNGEN  MITTELNIEDERL.  REIMSPRÜCHE        53 

Alle  die  werelt  souden  minnen, 
Ende  hi  solider  hemelrike  ane  winnen, 
scheint  aber  im   übrigen   mit   Willems   äntlerung  einverstanden, 
der  wettech  v.  1  auslässt   und   so   die  zahl   der  puncte   auf  drei 
bringt,  anstatt   die   bessernde  hand   an  v.  2  zu   legen   und  drie 
durch  vier  zu  ersetzen. 

Nr  29:  nd.  im  Reimb.  1795—1799. 

Nr  32  =  nr  34  der  Rerliner  Sammlung. 

Nr  34  v.  1 — 2  vgl.  Mone,  Niederl.  volkslitteratur  s.  308  aus 
der  Brüsseler  hs.  nr728;  v.3  — 4  nd.  im  Reimb.  1287—1288 
und  Künstlike  werldtspröke  nr  77  v.  1 — 2,  nrh.  in  der  Germ. 
19,  303. 

Nr  35:  nd.  mit  Umstellung  der  reimpare  im  Reimb.  2146 
bis  2149. 

•  Nr  40  v.  5— 6  =  Germ.  19,97  aus  dem  Schatzboechlin  der 
gütlicher  lieffden. 

Nr  41,  42,  43,  44  v.  1  —  2  sind  in  der  hs.  nr  4556  der 
Wiener  hofbibliothek  mit  dem  häufig  begegnenden,  von  mir  im 
Nd.  jahrb.  13,  111  — 112  veröffentlichten  spruch  von  der  weit 
untreue  verbunden,     vgl.  Nd.  jb.  2,  52  —  53. 

Nr  45  v.  1—2  und  5—6  =  Nd.  jb.  3,  63  nr  27.  —  v.  3—4 
=  lHulth.  140  (Belg.  mus.  1,112  v.  21— 22). 

Nr  48  v.  1  — 4:  nd.  im  Reimb.  2502  — 2505.  —  v.  8— 12 
=  3  Hulth.  v.  529—534  (Vad.  mus.  2,  195)  und  Nd.  jb.  3,  8. 

Nr  49  =  1  Hulth.  27  v.  1—2  (Belg.  mus.  1,  107  v.  13—14) 
und  Berliner  Sammlung  nr  33  v.  1 — 2. 

Nr  53 :  mit  abweichender  versfolge  von  Mone  in  seinem  Anz. 
5  (1836),  341 — 342  aus  einer  zu  SOmer  befindlichen  hs.  des 
16  jhs.  mitgeteilt,  die  zweite  hälfte  heifst  hier  entsprechend 
nrll6  v.  1  der  Niederl.  geistlichen  lieder  hg.  von  Hoffmann  von 
Fallersleben :  es  zekerlyk 

voir  hemelryk 
te  veel  verloren. 

III    die    zweite    Hulthemsche    Sammlung. 

JteWinkel  hat  sich  in  seiner  Tijdschr.  5,310  —  330  abge- 
druckten abhandlung  Vridancs  Bescheidenheit  in  het  dietsch  vor- 
wiegend mit  der  zweiten  Hulthemschen  Sammlung  beschäftigt,  die 
von  ihm   angestellte  quellenuntersuchung  lässt   sich  indes  noch 


54        DREI  SAMMLUNGEN  MITTELNIEDERL.  REIMSPRÜCHE 

in  einigen,  selbst  für  das  Verhältnis  der  Sammlung  zu  Freid. 
wesentlichen  puncten  vervollständigen,  von  den  unbestimmt  ge- 
bliebenen Sprüchen  gehen  auf  Freid.  zurück: 

Nr  4  v.  5  — 6  (Belg.  mus.  6,  202  v.  525  —  526)  =  Freid. 
109,  8  —  9. 

Nr  32  (Belg.  mus.  6,  187  v.  91—94)  scheint  sich  an  Freid. 
78,  17  —  22  anzulehnen. 

Nr  50  v.  1—4  (Belg.  mus.  6,  199  v.  425—428)  ist  freie  Über- 
tragung von  Freid.  58,  23  —  59,  1. 

Nr  56  v.  5—6  (Belg.  mus.  6,  200  v.  447—448)  schliefst  sich 
an  Freid.  170,  20—21  an.  Verdams  Tijdschr.  3,  185—186  aus- 
gesprochener Vermutung,  berch  stehe  für  halsberch,  kann  ich 
nicht  zustimmen,  da  in  den  mir  bekannten  nd.  fassungen  des 
Spruches  Freid.  170,  18  — 19  ebenfalls  nicht  berücksichtigt  ist, 
v.  5  —  6  aber  Freid.  170,20  —  21  widergibt  und  genauer  als  in 
der  nl.  bearbeitung.     vgl.  Reimb.  2479  —  2484: 

Wen  ick  to  kope  vünde  einen  isem  Ho  dt, 
De  mi  möchte  vor  lögen  sin  gudt, 
Und  ein  schildt  gewisse  vor  scheiden, 
De  twe  wolde  ick  dür  vorgelden. 
Darto  ock  einen  hogen  thom  vor  froren, 
Den  wolde  ick  mit  Tintien  bemüren., 
ferner  die  nd.  leberreime   des  Johannes  Junior   nr  80   (Nd.  jb. 
10,  77). 

Nr  57  v.  5  — 6  (Belg.  mus.  6,  204  v.  573  — 574)  =  Freid. 
(ed.  Sandvoss)  172,  5  a  und  b. 

Nr  62  v.  3—4  (Belg.  mus.  6,  188  v.  105  — 106)  =  Freid. 
47,  14 — 15.     für  diep  ist  duvel  eingesetzt. 

Nr  73  v.  1  —  2  (Belg.  mus.  6,  189  v.  147  —  148)  =  Freid. 
36,  13  —  14. 

Nr  97  v.  3  — 4  (Belg.  mus.  6,  192  v.  209  —  210)  =  Freid. 
(ed.  Sandvoss)  177,  22  cd. 

Nr  108  v.  3  — 4  (Belg.  mus.  6,  193  v.  253—254)  vgl.  auch 
Freid.  74,  5  —  6. 

Nr  117  (Belg.  mus.  6,  184  v.  13—14)  =  Freid.  121,  26—27. 

Bei  folgenden  4  Sprüchen  wäre  ein  verweis  aufMones  Anz.  5 

(1836),  427  am  platze  gewesen:  nr  67  v.  3—4  (Belg.  mus.  6,  189 

v.  125—126),  nr  115  v.  1—2  (Belg.  mus.  6,  194  v.  271—272), 

nr  121  v.  3—4  (Belg.  mus.  6,  194  v.  281—282),  nr  158  (Belg. 


DREI  SAMMLUNGEN  MITTELNIEDERL.  REIMSPRÜCHE        55 

mus.  6,  186  v.  49  —  50).  nr  46  v.  1  —  2  und  5  —  6  (Relg.  mus. 
6,  198  v.  407  — 408  und  411—412)  stimmt,  wie  erwähnt,  zu 
Berlin  27a,  und  zu  nr  144  (Belg.  mus.  6,  185  v.  31  —  32)  ist 
Meon  3,  54  zu  vergleichen. 

Berlin,  im  September  1888.  HERMAN  BRANDES. 


DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF. 

Das  bekannte  gedieht,  von  welchem  Hoffmann  von  Fallers- 
ieben zuerst  zwei  bruchstücke  des  13jhs.  in  den  Altd.  bll.  2, 
207  —  210,  dann  das  ganze  (?)  aus  einer  Klosterneuburger  hs. 
des  14  jhs.  Zs.  4,  284 — 317  veröffentlichte,  nimmt  eine  eigen- 
tümliche und  darum  bedeutsame  Stellung  in  der  deutschen  lit- 
teratur  des  12  jhs.  ein.  denn  es  ist  eine  tugendlehre,  welche 
aus  einer  reihe  von  Sätzen  antiker  schriftsteiler  zusammengefügt 
worden  ist,  mit  sehr  geringer  rücksicht  auf  die  kirchliche  lit- 
teratur.  die  geschmacksrichtung,  die  sich  damit  kundgibt,  so 
sehr  vereinzelt  in  der  masse  unserer  geistlichen  dichtung,  hat 
besonders  die  aufmerksamkeit  Scherers  auf  sich  gezogen,  welcher 
in  seiner  Geschichte  der  deutschen  dichtung  im  11  und  12  jh. 
QF  12,  124  ff  eingehend  über  WvE.  handelte,  auch  in  der  Ge- 
schichte der  deutscheu  litteratur  s.  222  seiner  mit  wärme  ge- 
dachte, daun  hat  HHoefer  Zs.  26,  87 — 96  gewis  sehr  mühevoll 
zusammengebrachte  Quellennachweise  zu  WvE.  vorgelegt,  und 
zuletzt  erhielten  wir  durch  HVSauerland  Zs.  30,  1 — 58  eine  sorg- 
same Studie  über  den  dichter  und  sein  werk,  von  allen  aber, 
die  sich  bisher  mit  WvE.  beschäftigt  haben ,  ist  doch  keiner  der 
Wahrheit  näher  gekommen  als  Steinmeyer,  welcher  ADB  6,  59 
behauptet  hat,  es  müsse  zu  Wernhers  Zeiten  schon  eine  sentenzen- 
sammlung  vorhanden  gewesen  sein,  aus  welcher  dieser  für  sein 
werk  geschöpft  habe;  die  polemik  Sauerlands  dagegen  s. 30  erweist 
sich  als  wenig  zutreffend,  es  ist  leicht  hinterher  weise  zu  sein: 
die  mängel  des  gedichtes,  die  Verworrenheit,  das  gelegentliche 
fehlen  des  Zusammenhanges,  sprünge  und  unvollkommenheiten, 
die  auch  Sauerland  keineswegs  entgangen  sind,  hätten  auf  die 
spur  führen  können,  aber  die  eigenen  worte  Wernhers  über 
sein  werk,  welche  man,  wie  sich  zeigen  wird,  zu  sehr  in  einer 
richtung  ausgelegt  hat,   musten   immer  wider  davon   abbringen. 


56         DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF 

Kurz  gesagt:  Wernher  von  Elmendorf  hat  in  seinem  ge- 
diente den  lateinischen  traetat :  Moralis  philosophia  de  honesto  et 
utili,  welcher  als  eigentum  des  Hildebertus  Cenomanensis  in  Mignes 
Patrologie  bd.  171  sp.  1003  — 1056  gedruckt  ist,  übersetzt,  und 
zwar  zum  teil  wörtlich,  meistens  mit  auswahl  und  den  text  freier 
gestaltend,  diese  lateinische  abhandlung  ist  zunächst  aus  zwei 
Pariser  hss.  des  12  jhs.  durch  den  Mauriner  Beaugendre  in  seiner 
ausgäbe  der  werke  Hildeberts,  Paris  1708,  veröffentlicht  worden, 
dann  hat  Vincentius  de  Vit  aus  Stesa  am  Lago  Maggiore  für  die 
von  JJBourasse"  im  genannten  bände  des  Migneschen  Sammel- 
werkes zu  veranstaltende  neue  ausgäbe  die  abschrift  eines  Pa- 
duaner  codex  beigesteuert,  wo  der  traetat  den  titel  führt:  Isagoge 
ad  moralem  philosophiam.  dieser  text  ist  von  Bourasse  auf- 
genommen worden,  ein  besonderes  verdienst  hat  sich  de  Vit 
durch  ein  kurze  einleitung  und  durch  sehr  gelehrte  noten  er- 
worben ,  in  welchen  er  fast  alle  citate  des  Werkes  nachgewiesen 
hat.  ob  er  recht  tat,  den  Patavinus  zu  gründe  zu  legen,  kann 
ich  jetzt  nicht  sagen,  gevvis  ist  in  diesem  codex  die  schrift  reich- 
haltiger als  in  den  beiden  Pariser  mss. ,  aber  das  ist  ja  an  sich 
noch  kein  zeichen  der  authenticität:  bei  einer  Stellensammlung 
dieser  art  kann  der  gröfsere  umfang  auch  durch  Zusätze  ent- 
standen sein,  was  de  Vit  an  vergleichung  der  anderen  hss.  bei- 
bringt, überzeugt  nicht,  die  lesarten  der  französischen  Codices 
scheinen  mir  sogar  gelegentlich  besser,  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  hat  Wernher  ein  exemplar  vor  sich  gehabt,  das  zur  classe 
der  Pariser  hss.  gehörte,  es  wird ,  wie  die  vorhandenen  lateini- 
schen Codices  und  wie  die  deutschen  bruchstiieke  in  den  Altd. 
bll.,  die  namen  der  autoren  zu  den  citaten  durch  färbe  aus- 
gezeichnet haben,  vielleicht  enthielt  es  auch  genauere  nach- 
weisungen. 

Dass  Hildebert,  der  streitbare  bischof  von  le  Mans,  später 
erzbischof  von  Tours  (geb.  1057,  gest.  1134;  vgl.  über  ihn 
LBourgain,  La  chaire  francaise  au  xnesiecle,  Paris  1879,  s.  37  ff), 
die  Moralis  philosophia  verfasst  hat,  vermutete  zuerst  Beau- 
gendre, ihm  ist  de  Vit  beigetreten,  ob  sie  darin  recht  haben, 
ist  noch  nicht  endgiltig  ausgemacht,  ich  halte  es  aber  für  sehr 
wahrscheinlich  und  glaube  auch  mit  de  Vit,  dass  die  schrift  dem 
späteren  könig  Heinrich  i  von  England  gewidmet  ist,  wenngleich 
die    art  der  anspräche   in   der  praefatio  räum   zu  zweifeln  lässt. 


DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF  57 

die  abfassungszeit  ist  unbekannt,  das  gedieht  De  quatuor  virtu- 
tihis  vitae  honestae,  welches  in  der  ausgäbe  von  Bourasse  folgt, 
Migne  171  sp.  1055  — 1064,  hat  mit  Wernher  keine  berührung, 
ist  auch  vielleicht  gar  nicht  von  Hildebert  verfasst. 

Ich  gebe  im  folgenden  zunächst  eine  tunlichst  genaue  ver- 
gleichung  zwischen  dem  lateinischen  traetat  und  dem  gedichte 
Wernhers.  um  räum  zu  sparen,  führe  ich  dessen  verse  in  der 
regel  nur  mit  Ziffern  an ,  drucke  auch  die  citate  Hildeberts  aus 
antiken  Schriftstellern ,  welche  Hoefer  und  Sauerland  bereits  nach- 
gewiesen haben,  nicht  wider  ab.  die  auslassungen,  die  Wernher 
vornimmt,  markiere  ich  nur,  hingegen  führe  ich  die  übersetzten 
worte  Hildeberts  an  sowie  die  citate,  welche  noch  nicht  von  den 
erwähnten  forschem  gefunden  worden  waren. 

Über  die  einleitung  spreche  ich  später,  die  genaue  Über- 
einstimmung zwischen  Hildebert  und  Wernher  beginnt  mit  v.  73 
des  deutschen  gedichtes. 

Wernher  73  —  90.  Hildebert  in  der  quaestio  i  de  honesto 
sagt  nach  citaten  aus  Cicero  und  Seneca,  die  W.  fortlässt,  de 
prudentia  1011  A:  consilium  autem  praeire  debet  actum,  das  citat 
aus  Sallust  Catil.  1,  2  folgt,  consulto  (für  consulta)  ist  ein  druck- 
fehler,  den  Sauerland  von  Hoefer  übernommen  hat.  darauf  folgt 
Salomos  Proverb.  4,25  mit  dem  beisatze:  consilia  praeveniant  actus 
tuos  =  Wernh.  82.  darnach  greift  Wernh.  auf  Hildeberts  vor- 
rede zurück,  wo  1010  A  citiert  wird:  Tullius  (De  off.  i3):  tri- 
plex  est  capiendi  consilii  deliberatio.  prima  est  de  honesto  tantum, 
seeunda  de  utili  tantum,  tertia  de  conflictu  utriusque.  die  Unter- 
abteilungen für  1  und  2  lässt  W.  fort,  dagegen  übersetzt  er  zu 
3  aus  Hildeb. :    tertia  manet  indivisa. 

Wernher  91  — 108.  Hildeb.  beginnt  den  abschnitt  de  Pro- 
videntia: Providentia  est  praesens  notitia  fnturorum  tentans  even- 
tum.  hujus  autem  est  officium,  per  praesentia  futura  praemu- 
nire,  calamitatem  imminentem  consilio  praevenire.  darauf  folgt 
zuerst  das  Boethiuscitat  W.  103 — 108,  dann  das  Cicerocitat  W. 
91  —  102.  die  deutsche  ausdrucksweise  ist  durch  die  voran- 
gehenden Ȋtze  Hildeberts  beeinflusst. 

Wernher  109—148.  Hildeb.  1011  C  führt  nun  Seneca  an 
De  benef.  vi  30:  consiliatoris  autem  est  officium  efßcere,  ne 
homo  suae  felicitali  credat ,  stultam  fiduciam  potentiae  semper  Uli 
permansurae  discutere,  docere,  et  omnia  casu  data  mobilia  esse  et 


58  DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF 

cursu  velociore  fugere  quam  eveniant.  darnach  folgt  ein  unbe- 
nutztes citat  aus  Boethius  und  eines  aus  Seneca,  von  dem  W. 
nur  den  zweiten,  durch  Hoefer  nachgewiesenen  teil  verwertet, 
das  nächste  Cicerocitat  lässt  W.  fort,  übersetzt  aber  dann  (142  bis 

148)  Juvenal  Sat.  4,  70: nihil  est,  quod  credere  de  se  non 

possit,  cum  laudatur  diis  aequo,  potestas.  darnach  leitet  Hildebert 
das  beispiel  von  Xerxes  mit  dem  satze  ein :  de  assentatoribus  autem 
fädle  fallentibus  et  vero  consiliatore  istud  sufficiat  exemplum. 

Weruher  149 — 236.  die  erzählung  von  Xerxes  steht  bei 
Hildeb.  1012  B  so  ziemlich  mit  den  Worten  des  jetzt  giltigen 
Senecatextes.  beigefügt  ist  1012  C:  apparet  igitur,  plus  esse  pro- 
videntiae  veris  consiliatoribus  quam  assentatoribus  =  W.229 — 236. 
nach  236  lässt  W.  die  abschnitte  über  circumspectio ,  cautio,  do~ 
cilitas  bei  Hildeb.  1012  C— 1014  A  fort. 

Wernher  237— 290.  Hildebert  handelt  1014A—  1015A  von 
der  haupttugendy«s^m  und  ihrer  ersten  Unterabteilung  severitas. 
W.  stellt  den  text  und  die  citate  H.s  um,  wie  aus  folgendem 
ersichtlich  wird.  H.  beginnt  1014  A:  justitia  est  virtus  humanae 
societatis  et  communis  utilitatis  conservatrix,  quae  omnium  homi- 
num  cohabitationes  tibi  (1.  ita)  conservat,  ut  unus  agros  et  facul- 
tates  teneat,  quibtis  alius  eget  =  W.  237  —  246.  ist  244  zu 
bessern:  dem  ein  andir  so  wil  genozen? —  H.  1014  A:  concita- 
rentur  igitur  invidia  et  seditio ,  nisi  adesset  justitia ,  quae  jus  suum 
cuique  confert  =  W.  247 — 250.  —  H  1014  A:  vitae  autem  com- 
munitatem  sie  observat  (seil,  justitia),  dum  eumdem  modum  vi- 
vendi, ut  mercaturam  vel  militiam,  plures  assequuntur ,  quaestus 
unius  minuit  hierum  alterius,  quae  res  moveret  livorem,  nisi  ju- 
stitia aequitatis  custos  adesset.  diese  stelle  und  das  folgende  citat 
aus  Cic.  De  off.  u  11  hat  zunächst  auf  W.  251  ff  eingewürkt, 
dann  aber  auch  auf  W.  287  —  290.  —  H.  1014  C  teilt  nun  ju- 
stitia in  severitas  und  liberalitas.  severitas  est  virtus  debito  sup- 
plicio  coercens  injuriam.  darauf  folgen  die  Cicerocitate  bei  Sauer- 
land s.  12  anm.  2 — 4,  wozu  noch:  ulterius,  si  quis  plus  appetit, 
violabit  jus  humanae  societatis.  und  H.  fügt  bei :  inde  omnis  se- 
ditio oritur,  quia  in  tuum  usum  mea  privata  conaris  transferre 
=  W.  251  — 258.  287  ff.  —  H.  1014  D  bringt  nun  das  citat  aus 
Seneca  (vielmehr  Publius  Syrus)  =  W.  278  —  286.  —  IL  leitet 
1046D  das  citat  Cic.  De  off.  m  6  mit  den  worten  ein:  terlium 
est  severitatis  officium  =  W.  259—266.  —  H.  1015  A  führt  das 


DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF         59 

Senecacitat  (Publius  Syrus  i  28)  ein :  talibus  non  est  parcendum. 
vgl.  auch  noch  H.  1014R  das  citat  aus  Cic.  De  off.  i  7  =  W. 
267  —  274.  —  H.  1015  A  citiert  aus  Cic.  De  off.  i  25:  cavenda 
tarnen  est  maxime  ira  in  puniendo ,  cum  qua  nemo  tenebit  illam 
mediocritatem ,  quae  est  inter  nimium  et  parum  =  W.  275 — 277. 
Wernher  291 — 439  entspricht  Hildeberts  abschnitt  de  libe- 
ralitate,  ist  aber  in  anderer  Ordnung  und  mit  auswahl  übersetzt. 
Hildeb.  1015  B:  liberalitas  est  virtus  animi,  beneficiorum  erogatrix, 
quam  eamdem  pro  affectu  benignitatem ,  pro  effectu  beneficentiam 
appellamus  (vgl.  Cic.  De  off.  i  7).  haec  virtus  tota  in  distribuendo 
et  retribuendo  consistit.  zuerst  wird  nun  vom  distribuere  ge- 
handelt =  VV.  291  —298.  —  Hildeb.  1015B  hat  zunächst  das 
Senecacitat  De  benef.  i  1  mit  dem  beisatze:  eodem  animo  debetur 
beneßcium,  quo  datur  (=  W.  335  f).  darauf  folgt:  hilarem  enim 
datorem  diligit  deus  (2  Cor.  9,  7),  dann  weiter  aus  derselben 
Senecastelle:  idcirco  non  est  negligenter  dandum  beneficium.  nemo 
autem  debet ,  quod  non  accepit,  sed  extorsü.  darnach  Hildeb.: 
secundo  cave  dilationem,  worauf  das  citat  folgt  Seneca  De  benef. 
i  1 :  cum  laudabilis  benef aciendi  datur  occasio,  illico  rapiatur:  quia 
dilatio  gloriam  fugat  et  jus  comprehendit.  errat,  qui  sperat  eum 
sibi  responsurum,  quem  dilatione  lassavit,  exspectatione  extorsit. 
darauf  ein  weitläufiges  citat  aus  Seneca  De  benef.  i  5,  dessen 
schluss  schon  Hoefer  notiert  hat.  bis  dat  qui  cito  dat  (W.  352  f) 
findet  sich  bei  Hildeb.  nicht,  aber  die  Senecastelle  enthält  auch 
folgendes:  ingratum  est  enim  beneficium,  quod  diu  inter  dantis 
manus  haesit.  proximus  enim  est  neganti,  qui  diu  distulit:  qui 
tarde  fecit,  diu  noluit.  tantum  gratiae  demis,  quantum  dilationis 
adjicis,  cum  mihi  roganti  suffundatur  rubor  (W.  339).  qui  hoc 
remittit,  munus  suum  multiplicat.  Optimum  est  antecedere  desiderium 
cujusque,  proximum  sequi  usw.  =  W.  312 — 353.  —  Hildeb.  1016  A 
bringt  die  von  Hoefer  und  Sauerland  nachgewiesenen  Cicerocitate, 
dann:  Seneca:  ille  enim  ambitioni  dedit,  non  mihi.  Tullius:  ea  ergo 
utamur  Uberalitate,  quae  prosit  quibus  datur,  nemini  noceat  (De  off. 
i  14)  =  W.  354—369.  vgl.  zu  299  ff.  —  Hildeb.  1016  A:  quarto 
cave,  ne  beneficium  sit  majus  tua  facultate:  'nam  in  tali  Uberali- 
tate saepe  inest  cupiditas  rapiendi,  ut  ad  largiendum  suppetant 
copiae.  praeterea  liberis  vel  propinquis  fit  injuria ,  quibus  aequius 
est  copias  suppeditari  et  relinqui,  et  non  in  alios  transferri'  (Cic. 
De  off.  i  14)  =  VV.  299  — 311.   —   Hildeb.  101GB:    quinto  cave 


60         DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF 

exprobrationem ,  worauf  das  freie  citat  folgt  Seneca  De  benef. 
li  10 — 13:  inter  duos  lex  est  beneficii,  quod  alter  statim  debet 
oblivisci  dati,  alter  memor  esse  accepti.  nunquam  vir  bonus  co- 
gitat  data,  nisi  admonitus  a  reddente.  multum  obligavit  se,  qui 
accipere  se  putavit,  cum  daret;  dedit  tanqaam  recipiens,  recepit 
tanquam  non  dedisset.  graves  exprobrationes  et  leves  (?),  quos  paulo 
post  beneficii  poenitet;  gratiam  omnem  corrumpunt ,  quibus  dicitur: 
o  superbia ,  nihil  a  te  recipere  libet,  quidquid  das  corrumpis  =  W. 
370 — 379.  —  Hilden.  1016  RC:  sexto  cave,  ne  habeas  malitiosam 
astutiam  inficiandi.  darauf  folgen  die  beiden  geschichtchen  aus 
Seneca  De  benef.  n  18.  16  in  der  gestalt,  welche  W.  benutzt 
hat,  und  ohne  die  urteile  Senecas:  dixit  Antigonus  Cynico  petenti 
talentum,  plus  esset  quam  Cynicum  deceat  petere.  petenti  vero 
nummum  dixit,  minus  esse  quam  deceat  regem  dare.  ecce  mali- 
tiose  negabat.  nam  poterat  dare  talentum,  quia  rex  erat,  poterat 
nummum,  quia  Cynicus  ille  erat.  —  melius  Alexander,  qui  cum 
daret  civitatem  cuidam  dicenti  civitatem  non  convenire  humili  for- 
tunae  suae,  respondit:  non  quaero  quod  te  oporteat  accipere,  sed 
quod  me  dare  =  W.  380 — 413.  —  aus  den  weiteren  umfänglichen 
citaten  und  der  darstellung  Hildeberts  in  diesem  abschnitt  nimmt 
W.  nur  noch  ein  Stückchen  auf  1017  D:  item  apud  bonos  pauperes 
melius  quam  divites  beneficia  collocantur.  nam  qui  locnpletes  sunt, 
beneficio  nolunt  obligari,  sed  cum  accipiunt  beneficium  quamvis 
magnum,  se  dedisse  putant,  aut  aliquid  a  se  suspicantur  exspec- 
tari.  item  si  malo  benef  acias  opulento,  in  illo  uno  aut  forte  in 
ejus  familia  gratia  manet;  si  autem  inopi  bono  benef  acias,  omnes 
boni  inopes  praesidium  sibi  vident  paratum,  et  cum  bono  inopi 
benef acis,  se  spectari,  non  suam  fortunam  arbitrantur  =  W. 
414  —  439. 

Wernher  440  —  472.  Hildebert  gibt  unter  der  Überschrift: 
de  retributione  quae  continetur  sub  justitia  nach  einer  längereu 
einleitung,  welche  W.  fortlässt,  10 18 CD  die  von  Hoeler  uud 
Sauerland  nachgewiesenen  citate  aus  Seneca  in  folgender  gestalt: 
secundo  cave,  ne  cum  injuria  ad  beneficium  accedas.  'sunt  enim 
quidam  minus  grati.  hi  aliquid  incommodi  precari  solent  his, 
quibus  sunt  obligati,  ut  probent  affectum  beneficii  memorem.  horum 
affectus  est  similis  pravo  amore  fiagrantibus;  Uli  enim  amasiae 
optant  exsilium,  ut  fugientem  comitentur;  Optant  inopiam,  ut  magis 
desideranti   donent;    Optant    morbum,    ut    assideant,    et    quidquid 


DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMEPsDORF  61 

optaret  inimicus,  amantes  vovent.  fere  idem  est  exitus  odii  et 
amoris  insani;  sed  iniquum  est  mergere,  ut  extrahas,  evertere,  ut 
suscites,  includere,  ut  emittas.  non  enim  est  beneficii  finis  in- 
juria, nee  est  meritum  detraxisse ,  quod  qui  detraxit ,  intulerat.' 

Wernher  473  —  484  greift  auf  den  schluss  von  Hildeberts 
vorhergebendem  abschnitt  de  liberalitate  zurück  und  bearbeitet 
1018  A:  dabimus  munera  non  supervacua.  mulieri  non  dabis 
arma  militaria,  nee  ebrio  vina,  sed  euieunque  dabis  munera  suum 
niorbum  expulsura.  nulla  munera  tarn  pretiosa  quam  rara  mu- 
nera duratura  quaeramus,  quia  nunquam  admonere  debemus.  die 
änderung,  welcbe  Sauerland  s.  15  zu  v.  480  vorschlägt:  wene 
obe  du  wazzer  in  den  Rin  (hs.  vin,  Haupt  win?)  gizes,  ist  mir 
sehr  zweifelhaft,  auch  ist  die  stelle  481  —  484  vvol  nicht  so 
corrumpiert  als  Sauerland  s.  16  anm.  1  meint,  wenigstens  484 
versteht  sich  ganz  aus  dem  schlusssatze  Hildeberts. 

Weinher  485  —  506  benutzt  die  letzte  partie  von  Hildeberts 
abschnitt  de  retributione  1019  A:  tertio  cave,  ne  festines  nimis 
ostendere  te  gratum.  'qui  antecedit  tempus  retribuendi  aeque  pec- 
cat  sicut  qui  non  sequitur.  quod  apud  te  non  vis  morari,  onus 
judicas,  non  munus.  rejiciendi  munus  Signum  est  aliquod  invicem 
mittere  et  munere  munus  expugnare.  poenitet  aeeepti  beneficii  quem 
piget  non  reddidisse.'  de  Vit  bemerkt  in  der  note,  dass  zwar 
auch  diese  stellen  wahrscheinlich  aus  Seneca  entlehnt  seien,  dass 
er  sie  aber  dort  nicht  nachweisen  könne,  und  in  der  tat  stimmen 
die  von  Hoefer  s.  91  beigebrachten,  an  sich  gewis  richtigen  citate 
nur  teilweise  mit  dem  Wortlaute  bei  Hildebert,  aber  Wernher 
hält  sich  an  diesen,  das  sieht  man  am  deutlichsten  aus  501  ff : 
daz  sage  ich  dir  zu  wäre,  is  fuget  sich  nicht  zware,  daz  man 
mit  der  wider  gifte  also  jage  als  ein  campslac  wider  slage,  wo 
Hildeberls  expugnare  vorausgesetzt  wird  =  W.  497  —  506.  — 
Hildebert  1019  A:  quarto  cave,  ne  dam  gratiam  rependas  (VV.  491  f). 
ingratus  est,  qui,  remotis  arbitris  (W.  493?),  gratias  agit.  in 
primis  autern  conserva  hoc,  ut  benigne  aeeipias  (VV.  487  ff);  quia 
si  benigne  aeeipis ,  gratiam  retulisti,  non  ut  solutum  reputes,  sed 
ut  securior  reddas.  vohmtate  enim  voluntati  satisfaciemus  et  re 
rei  (VV.  495  f).  Seneca  De  benef.  ii  23.  35  =  VV.  485—496.  — 
VV.  hat  also  auch  hier  die  Ordnung  verändert  und  Hildeberts 
quartum  vor  dem  tertium  übersetzt. 

Wernher    überspringt    nun   Hildeberts    beide    nächsten   ab- 


62  DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF 

schnitte  de  beneficentia  und  de  largitione  und  fährt  fort  mit 
1020  A:  de  beneficentia  operae:  beneficentia  operae  exercetur  ju- 
vando  consilio ,  defendendo  in  causis  eloqui  (W.  507  —  512).  sed 
admonendi  sunt  homines,  ne  cum  alios  juvare  velint,  alios  offen- 
dant.  saepe  enim  aut  eos  laedunt  quos  non  debent,  aut  eos  quos 
non  expedit  (W.  513  f).  Cic.  De  off.  u  19. 

Wernher  515  —  551  hat  nach   einer  kurzen  auslassung  die 
von   Hildebert   1020  RC    gesammelten   stellen    in   ihrer  Ordnung 
übersetzt:  Tullius  (es  ist  alles  aus  Cic.  De  off.  n  19  und  14  ent- 
nommen): sed  cum  accusatione  et  defensione  constet  causa,  lauda- 
bilior  est  defensio  (W.  515 — 520).    accusatio  tarnen  persaepe  pro- 
banda   est,  quam  semel  tantum   et  non  saepe  suscipere  debemus. 
utendum  est  etiam  excusatione,  quacunque  possis,  apud  eos,  quos 
invitus  offenderis,  cum  aliter  facere  non  potueris,  certisque  officiis 
id,  quod  violatum  est,  recompensandum  erit  (W.  520.  521 — 526). 
duri  enim  hominis  est,  vel  potius  vix  hominis  esse  videtur,  peri- 
culum  capitis  inferre  multis,  sordidum  et  ad  famam,  committere, 
ut  accusator  nomineris  (W.  527 — 532).     diligenter  quoque  tenen- 
dumest,  ne  innocentem  judicio  capitis  accuses,  quod  absque  scelere 
fieri  nequit.    nihil  est  inhumanius ,  quam  eloquentiam  ad  hominum 
salutem  datam  in  bonorum  perniciem  convertere.   judicis  officium 
est  semper  verum  sequi;  patroni  vero  nonnunquam  verisimile,  licet 
minus  sit  verum,  defendere  (W.  533 — 538).    Sallustius  (Catil.  51): 
omnes  homines  autem,   qui  de  rebus  dubiis  Consultant,  odio,  ira, 
amicitia,  misericordia  vacuos  esse  decet.    animus  haud  facile  verum 
providet,  ubi  officiunt  illa  (W.  539  —  548).     Tullius  (von  de  Vit 
nicht  nachgewiesen):    nam  judices  propter  itwidiam  adimunt  di- 
viti,  propter  misericordiam   addunt  pauperi  (W.  549.  550).     der 
folgende  passus  552  —  555  ist  eigentum  Wernhers,  wird  aber  nur 
verständlich,  wenn  man  die  weggelassene  vorangehende  lateioische 
stelle    kennt,     denn   im   gegensatz  zu   dieser  (dez  wirt  doch  nu 
lutzil  getan)  führt  W.   die  üble  sitte  der  richter  seiner  zeit  an. 
Wernher  557  —  626.    die  tugend,  welche  in  dem  hier  be- 
ginnenden  abschnitte  Hildeberts   (nacbdem  W.   den   schluss  de& 
früheren  und  das  Stückchen  de  benignitate  fortgelassen  hatte)  er- 
örtert wird ,  ist  religio,  eine  andere  Unterabteilung  der  benignitas* 
es  ist  doch  wahrscheinlich,  dass  W.  561  redelicheit  gelesen  werden 
soll.     Hildeb.  1021  R:  religio  est  virtus  divinitati  curam  et  cere- 
moniam  offerens  (Cic.  De  inv.  n  53)  ==  W.  557  —  562.  —  hujus 


DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF  63 

officium  est  primum,  perpetrati  sceleris  poenitere.  —  secundum 
temporalium  mutabilitatem  parvipendere  (W.  566  f).  ein  citat  aus 
Horaz  lässt  W.  fort  und  übersetzt  dann  568  ff:  tertium  officium 
est,  vitam  nostram  ex  toto  deo  committere  juxta  illud  poetae  Ju- 
venalis,  worauf  die  von  Hoefer  nachgewiesenen  citate  Sat.  10, 
346  ff  und  356,  Seneca  Epist.  10  folgen  =  W.  563  — 598.  — 
Hildeb.  1022  A:  quartum  religionis  officium  est,  veritatem  obser- 
vare.  es  folgt  ein  kurzes,  von  W.  nicht  benutztes  Senecacitat, 
darauf  die  von  Hoefer  und  Sauerland  nachgewiesenen  stellen  aus 
Cic.  De  off.  i  7.  10.  m  25,  aber  in  folgender,  W.  näher  stehender 
gestalt:  ideo  hanc  virtutem  putant  (seil,  stoiei)  fidem  appellatam, 
eo  quod  per  eam  fiat  dictum,  non  sunt  autem  promissa  quaeeun- 
que  observanda:  ea  scilicet  quae,  quibus  promiseris,  inutilia  sunt, 
vel  quae  plus  sunt  nocitura  tibi  quam,  quibus  promiseris,  profu- 
tura.  nam  contra  officium  est,  damnum  majus  anteponi  minori, 
tit  si  cuipiam  constitueris  te  advocatum  in  illius  causam  venturum, 
atque  interim  filius  tum  graviter  aegrotare  coeperit,  hoc  casu  non 
est  contra  officium ,  non  facere  quod  dixeris.  nee  deposita  semper 
sunt  reddenda.  si  quis  enim  gladium  apud  te  sana  mente  depo- 
snerit,  sed  insanus  repetier it ,  contra  officium  est,  reddere.  si  quis 
quoque  apud  te  peeuniam  deposuerit,  ut  bellum  inferat  patriae, 
hoc  casu  depositum  non  reddas,  quia  faceres  contra  rempublicam, 
quae  tibi  debet  esse  charissima.  sie  ea,  quae  natura  videntur 
honesta,  temporibus  fiunt  inhonest a  =  W.  599 — 626. 

Wernher  627  —  648.  die  lugend,  von  welcher  hier  die 
rede  ist,  behandelt  Hildebert  1022  C  unter  de  pietate:  pietas  est, 
per  quam  sanguine  conjunetis  et  patriae  benevolis  officium  et  di- 
ligens  tribuitur  eultus  (Cic.  De  inv.  u  54).  in  hujus  officia  nos 
duxit  ipsa  natura  (VV.  627  —  636).  darauf  folgt  das  von  Sauer- 
land nachgewiesene  citat  aus  Seneca  De  benef.  iv  1 7,  aber  in  der 
wortorduung,  wie  es  W.  übersetzt  hat,  mit  dem  beisatze:  quo- 
circa  plus  cavendum  est,  ne  aliquam  nostris  moliamur  injuriam. 
das  bei  VV.  folgende  citat  gehört  zu  den  beiden  nächsten  stellen 
Hildeberts:  Sallustius  (Jug.  10):  quem  enim  alienum  inveneris  tibi 
fidum,  si  tuis  fueris  hoslis?  Terentius  (Ad.  r  1,  30):  qui  patrem 
audebit  f allere,  qualis  erit  in  caeteros?  das  citat  Tulius  VV.  644 
ist  also  falsch,  und  man  hat  die  wähl  zwischen  den  beiden 
anderen  namen;  wahrscheinlich  war  Sallustius  gemeint. 

Wernher  649  —  662.     die   verszahlen   bei   Sauerland   s.  19 


64  DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDOBF 

unter  i)  und  k)  sind  unrichtig.  Hildebert  1022  D  folgt:  de  in- 
nocentia.  innocentia  est  animae  puritas,  omnem  injuriae  abhor- 
rens  illationem.  hac  virtute  placantur  dii.  darauf  das  unbenutzte 
citat  aus  Horat.  Od.  in  23  und  1023  A:  haue  servare  qui  volet, 
omnia  scelera,  licet  parva,  magna  putabit.  dann  das  von  Hoefer 
nachgewiesene  citat  Horat.  Sat.  i  3,  68. 

Wernher  663  —  674.  Hildebert  1023A  fährt  (nach  einem 
von  W.  weggelassenen  Juvenalcitat)  fort:  aliud  est  officium, 
ultionem  non  quaerere.  Seneca  (vielmehr  Publius  Syrus):  'ridi- 
culum  est  enim ,  odio  nocentis  innocentiam  perdere.'  neque  scelus 
est  scelere  vindicandum.  Sallustius  (Jug.  42) :  multos  pessumdedit, 
quod  suas  injurias  acerbius  ulcisci  voluit.  zu  diesem  citat  wird 
wol  das  falsche  Ovidius  W.  667  gehören,  den  versen  670  —  674 
mit  dem  citat  aus  Salomos  Proverbien  entspricht  nichts  bei 
Hildebert. 

Wernher  675  —  732.  dieser  abschnitt  entstammt  verschie- 
denen partien  bei  Hildebert,  zunächst  übersetzt  W.  das  kleine 
capitel  de  amicitia  bei  Hildeb.  1023  B:  amicitia  est  bona  voluntas 
erga  illum,  qui  diligitur  causa  illius  (Cic.  De  inv.  ii  55).  hujus 
officium  est,  idem  velle  in  honestis  rebus  et  idem  nolle  (Sallust. 
Catil.  20).  alterum  officium  est,  secreto  admonere  amicum,  palam 
laudare.  Tullius:  haec  quidem  est  lex  amicitiae,  ut  neque  rogemus 
res  turpes,  neque  rogati  faciamus  (W.  697  ff  schreibt  das  Seneca 
zu).  Seneca:  altera  lex  est,  ut  cum  amico  euneta  deliberes,  sed 
prius  de  ipso  (Seneca  Epist.  3).  tertia  est,  ne  labores  nosse  (dar- 
nach berichtigt  sich  wol  v.  704),  quod  ipse  vult  latere.  dissimulare 
enim  est  magis  humanum  quam  dare  operam  id  scire,  per  quod 
nos  oderit  amicus.  —  Seneca  (Epist.  9):  si  autem  vis  amari,  ama.  — 
mit  v.  714  greift  W.  zurück  auf  den  früher  übergangenen  ab- 
schnitt de  cautione,  Hildeb.  1013 A  und  entnimmt  demselben  die 
beiden  sätze:  Cicero  (?):  'nullae  sunt  pejores  insidiae  quam  hae, 
quae  in  similitudine  officii  latent.'  nam  Trojanos  ideo  fefeliit 
equus,  quia  Minervae  formam  est  mentitus.  daraus  versteht  man 
erst  W.  719.  —  dann  aber  wendet  sich  W.  wider,  mit  über- 
gehung der  abschnitte  de  reverentia,  de  concordia,  de  miseri- 
cordia,  zu  der  späteren  partie  von  Hildeberts  werk ,  welche  über 
truculentia  und  negligentia  als  gegensätze  zu  den  früher  erwähnten 
genera  justitiae,  scilicet  severitas  et  liberalitas  handelt,  1025  B: 
dividitur  autem  truculentia  in  vim  et  fraudem,    frans  quasi  vul- 


DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF         65 

peculae ,  vis  leonis  videtur:  utrumque  ab  homine  alienissimum  est: 
sed  fraus  est  odio  digna  majore;  totius  enim  injustüiae  nulla 
pestis  capitalior  est,  quam  eorum  qui,  maxime  cum  fallunt,  id 
agunt ,  ut  viri  boni  videantur.  idcirco  Horatius  (W.  725  ff): 
nunquam  te  fallant  animi  sub  vulpe  latentes  (De  arte  poet.  437). 
also  ist  mindestens  der  spruch  v.  730:  hüte  dich  vor  dem  rotin 
gesellen  W.s  eigentum. 

Wernher  733  —  759.  dieser  abschnitt  ist  aus  verschiedenen 
partien  bei  Hildebert  zusammengestellt.  H.  handelt  zunächst  de 
fortitudine  1025  ff  und  von  ihren  teilen,  er  beginnt  mit  magna- 
nimitas  und  mit  dem  citat  Tullius  (Cic.  De  off.  i  19,  leicht  ge- 
ändert): haec  virtus,  cum  ad  aspera  ineunda  aliquem  promptum 
faciat ,  communem  utilitatem  quam  suam  potius  attendit.  sicut 
enim  scientia,  quae  est  remota  a  justitia,  potius  quam  sapientia 
est  appellanda  calliditas,  sie  animus  ad  pericula  paratus,  si  sua 
cupiditate,  non  communi  utilitate  impellitur,  temeritatis  potius 
nomen  quam  fortitudinis  habet,  dann  überspringt  W.  ein  stück 
und  beüutzt  1027  A  den  absatz :  tertia  est  cautela  temeritatis. 
'temere  (Cicero  aao.)  namque  in  acte  versari  et  manu  cum  hoste 
confligere  immane  quiddam  est  et  belluarum  similc.  si  tarnen  ne- 
cessitas  postulaverit ,  decertandum  erit  et  mors  turpitudini  ante- 
ponenda.  nunquam  enim  fugae  periculi  committendum  est,  ut 
imbecilles  et  timidi  videamur.'  unde  verum  est  illud  Lucani: 
ignavum  scelus  est  tantum  fuga  (Phars.  9,  283).  dem  correspon- 
diert  W.  743—759.  für  737—742  bietet  Hildebert  erst  1040  A, 
am  Schlüsse  des  abschuittes  de  vereeundia  das  entsprechende: 
summo  autem  opere  fugito  jurgia.  darauf  das  citat  Seneca  De 
ira  ii  34,  welches  Hoefer  beigebracht  hat. 

Wernher  760 — 806.  hier  ist  das  erste  Lucancitat  (Phars.  1, 
281)  aus  dem  abschnitte  de  magnanimitate  genommen  mit  dem  bei- 
satze  1026  B:  haec  virtus  torporem  (v.  771  mudekeit)  sie  excitat.  die 
kriegslehre  findet  sich  bei  Hildeb.  später  1031  f  im  abschnitte  de  ma- 
gnificentia.  liier  hat  Wernh.  aus  der  kenntnis  seiner  zeit  heraus  die 
vorläge  umgestaltet,  das  lehrt  die  vergleichung:  Hihleb.  1032A:  in 
bellicis  autem  offkiis  illud  est  primum,  bellum  ex  intentione  suseipere, 
ut  sine  injuria  in  pace  vivatur  (Cic.  De  off.  i  11.  VV.  734  f.  742  ff. 
750  ff),  seeundum:  priusquam  aggrediare,  adhibere  diligentiae  prae- 
parationem  (Cic.  De  off.  i  21.  VV.  760  ff.  7751).  longa  enim  belli 
praeparalio  celerem  a/fert  vicloriam.  hie  autem  praeparatus  in 
Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F.   XXII.  5 


66         DIE  QUELLE  WERISHERS  VON  ELMENDORF 

quatuor  cernitur  rebus:  in  clientelis,  municipüs,  sumptibus  et  verbis 
(das  führt  W.  aus  762  ff),  tertium  officium  est,  'ne  desperes 
propter  ignaviam  aut  nimis  confidas  propler  cupiditatem'  (Cic.  De 
off.  i  21).  ducit  enim  in  pericula  immoderatus  amor  habendi. 
das  lässt  W.  fort,  ebenso  das  folgende  citat  Horat.  Od.  in  16,  9  ff, 
welches  nur  vielleicht  durch  sein  aurum  zu  den  versen  784  ff 
angeregt  hat.  —  quartum  est  plus  turpitudinem  quam  mortem 
horrere;  plus  ad  honestatem  quam  ad  salutem  vel  ad  alia  com- 
moda  spectare  (W.  792  ff),  quintum  est,  corpus  suum  crebris 
exercere  laboribus.  'vanam  (1.  variam)  semper  dant  otia  mentem 
(Lucan  Phars.  4,  704.  W.  777  f).  sextum  est,  postquam  ad  bel- 
landum  ventum  est,  hortando  bonam  indolent  erigere,  modo  lau- 
dibus  animus  (I.  animos)  efjerre,  monitionibus  desidiam  discutere 
(W.  787  fl).  septimum  est,  in  concursu  ad primos  impetus  accur- 
rere,  inclinatis  opem  ferre,  labentes  ope  fulcire  (YY.  797).  octa- 
vum  est,  eos  parta  victoria  conservare,  qui  nee  crudeles  nee  im- 
maties  fuerunt  (Cic.  De  off.  i  11.  W.  795  —  800).  nonum  vero, 
foedera  servare  et  promissa,  nee  his  est  acquiescendum  dicentibus: 
'nil  refert,  an  dolo  an  virtute  Jwstes  quis  vincat.'  W.  801 — 806 
ist  somit  anders  aufzufassen,  als  von  Sauerland  s.  21  f  geschieht. 
in  dem  bei  Hildebert  1028  ff  eingeschalteten  dialoge  zwischen 
Securitas  und  Timor  heifst  es  1028  R:  Timor  :  morieris.  Secu- 
ritas:  neeprimus  nee  ultimus;  multi  antecesserunt ,  multi  sequentur. 
Tim. :  morieris.  See. :  hie  est  finis  humani  offieii.  dazu  vgl. 
W.  792  f. 

Wernher  807 — 820.  Hildebert  1033  A:  de  constantia.  eon- 
stantiae  vero  est  officium,  in  utraque  fortuna  gravitatem  teuere, 
'praeclara  enim  est  in  vila  eadem  frons  et  idem  vultus;  nam 
argumentum  bene  composilae  mentis  est,  posse  consistere  et  secum 
morari'  (Seneca  Epist.  2).  der  vergleich  v.  820  stammt  wol  von 
Wernher  selbst. 

Wernher  821 — 842.  Hildebert  1033  R:  haec  quidem  lex  con- 
stantiae,  ut  nee  in  malis  nee  in  bonis  vagi  simus.  est  enim  in 
maus  constantia,  quae  non  est  virtus  (W.  822,  für  826  vgl.  Haupt 
zu  Neidh.  48, 14).  darauf  lässt  W.  ein  cital  aus  Horaz  und  eins  aus 
Juvenal  fort.  —  Hildeb.  1033  C:  hnic  virtuti  contraponilur  in- 
tonslanlia,  quae  est  rnotus  animi  circa  varias  oecupationes.  in  quo 
vitio  adeo  sine  intermissione  laborant  quidam,  ut  dicatur  vor  um 
constantia  esse  instabilis  (W.  837  —  S40).    hoc  Vitium  arguit  poeta 


DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF         67 

Horatius   und  das   citat  Epist.  i  1,  97  ff,    welches   Hoefer   schon 
gefunden  hat. 

Wernber  843 — 856  lässt  den  schluss  des  abschuittes  de  con- 
stantia  fort  und  greift  auf  die  definition  bei  Hildebert  1026  A 
zurück:  patientia  est  contumeliarum  et  omnis  adversitatis  aequa- 
nimis  tolerantia.  dann  wendet  er  sich  wider  zum  nächsten  ab- 
schnitt 1034  B,  wo  Hildebert  de  patientia  handelt,  da  bleiben 
zunächst  zwei  citate  aus  Horaz  und  Lucan  weg,  dann  folgt  das 
von  W.  846  ff  benutzte  aus  Boethius:  sicut  econtra  impalientia 
sortem  exacerbabis,  cum  miliare  non  possis.  darauf:  idem  Terentius 
(Phorm.  i  2,88):  quod  fors  feiet,  feremus  aequo  animo.  inscitia 
est  (enim),  adversus  stimulum  (ut)  cakes  (cahitres)  =  W'.&4.9 — 851. 
darnach:  Seneca:  'asperum  medium  (1.  medicum)  intemperans  facit 
aeger.'  adde  hoc:  'nulla  res  est  tarn  facilis,  quae  non  fiat  diffi- 
cilis,  si  facias  invitus.  die  nächsten  abschnitte  de  temperantia 
und  deren  erste  Unterabteilung  de  modestia  werden  von  W. 
nicht  benutzt. 

Wernher  857 — 876.  Hildebert  1039A:  de  verecundia.  vere- 
cundia  est,  in  gestu,  in  verbo,  in  vultu  servarehonestatem.  Tullius 
(Cic.  De  off.  i  35):  in  compositione  namque  corporis  magnam 
rationem  videtur  habuisse  natura,  figuram,  enim  nostram,  in  qua 
est  honesta  species,  in  aperto  posuit;  partes  autem  ad  necessitates 
naturae  datas  ideo  abdidit ,  quia  deformem  aspectum  erant  habi- 
turae.  haue  diligentem  naturae  fabricam  imitata  est  hominum 
verecundia.  quae  enim  natura  occultavit,  removent  ab  ociilis  omnes 
sanam  meutern  habentes;  dant  etiam  operam,  ut  quam  oecultissime 
pareant  necessitali,  parciusque  partium  usus  sint  necessarii  nee 
eas  partes,  nee  usus  propriis  nominibus  appellant.  vitiosum  quo- 
qiie  est,  in  re  severa  delicatnm  inferre  sermonein.  darauf  ein  bei- 
spiel  von  Pericles  und  Sophocles  aus  Cicero  und  ein  grofses 
Horazcitat,  was  alles  Wernher  übergeht,  vielleicht  ist  der  zuletzt 
angeführte  satz  auch  die  quelle  für  W.  873 — ^876. 

Wernher  877  —  888.  Hildebert  1039  D:  quintum  vero  subdit 
Horatius,  darauf  das  citat  Epist.  i  18,  68 — 71.  dazu  vgl.  übrigens 
auch  W.  705 — 710.  —  1040  A:  ideirco  garrulo  arcanum  minime 
aperies;  non  enim  poles  ab  alio  exigere  silentium,  si  tibi  non 
praestiteris.  si  enim  garrulum  aecuses,  respondet  Terentius  (Eun. 
i  2,25):  plenus  rimarum  sum,  huc  atque  illuc  perfluo.  Wernher 
hat  also  umgestellt. 

5* 


68         DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF 

Wernher  889 — 900.  der  satz:  absentem  laedit,  qui  cum  ebrio 
litigat  (Publius  Syrus  nr  6)  steht  noch  am  Schlüsse  von  Hilde- 
berts abschnitt  de  verecundia.  darauf  folgt  de  abstinentia ,  welche 
partie  beginnt:  abstinentia  vero  et  honestas,  moderantia  et  parcitas 
eduliorum  irritamenta  coercent.  verschiedene  citate  und  das  Stück- 
chen de  honestate  bleiben  bei  Wernher  fort.  Hildeb.  1041  A: 
moderantia  est  nimium  ciborum  appetitum  rationis  imperio  revo- 
care.  —  parcitas  est  mensuram  refectionis  non  excedere.  —  Hildeb. 

1041  B:  sobrietas  est  excessum  in  potu  cohibere.  hujus  est  offi- 
cium, ebrietatis  mala  coercere.  die  citate  lä'sst  W.  weg.  —  W. 
897  —  900  beziehen  sich  auf  die  wollust,  von  der  Hildebert  im 
folgenden  abschnitt  de  pudicitia  spricht,  da  wird  citiert:  Sal- 
lustius  (Catil.  54):  si  libido  animum  possidet  ac  dominatur,  animus 
nil  valet.     nemo  enim  unquam  libidini  simul  paruit  et  usui.  — 

1042  B:  idcirco  fugiamus  blatidae  voluptatis  dominium,  'nam 
voluptates,  blandissimae  dominae,  maximam  partem  a  vir  tute  de- 
torquent'  (Cic.  De  off.  n  10). 

Wernher  901  —  905.  Hildeberts  quaestio  n  de  comparatione 
honestorum  übergeht  Wernher  und  wendet  sich  sogleich  zur 
quaestio  m  de  utili,  lässt  den  einleitenden  passus  fort  und  ver- 
wertet: corporis  vero  bona  sunt  pulchritudo,  nobilitas,  velocitas, 
robur,  magnitudo,  valetudo,  quae  saepe  plus  incommodi  afferunt 
quam  fructus,  dum  bonos  mores  auferunt,  juxta  Juvenalem,  darauf 
das  citat  Sat.  10,  297. 

Wernher  906  —  940.  Hildebert  1043  A:  nobilitas  quoque  plus 
ignominiae  quam  laudis  degeneranlibus  solet  afferre.  Sallustius 
(Jug.  85):  quanto  majorum  vita  praeclarior,  tanto  posteriorum 
socordia  flagitiosior.  et  profecto  ita  res  se  habet,  majorum  enim 
gloria  est  quasi  lumen  quoddam  posteris ,  quod  nee  bona  nee  mala 
in  oeculto  patitur  esse.  —  ad  hoc  Juvenalis,  Sat.  8,  138  ff.  dar- 
nach die  schon  von  Hoefer  teilweise  beigebrachten  citate  aus 
Juvenal,  Sat.  8,20—30.  32—76.  268—270.  —  1043  C:  quod 
si  in  hac  nobilitate  aliquis  fructus  est,  profecto  hie  est,  quem 
monstrat  Tullius  (Cic.  De  off.  i  33)  his  verbis:  'optima  haeredi- 
tas  a  patribus  traditur  liberis,  omnique  patrimonio  praestantior, 
scilicet  gloria  virtutis  et  gestarum  rerum,  cui  dedecori  esse  nefas 
judicandum  est.'  in  aliis  autem  commodis  corporis,  quis  fructus 
est  homini,  quem  in  eisdem  bestiae  praeeunt? 

Wernher  941  —  978.     Hildeb.  1044  A:    de   fortunae   bonis. 


DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF  69 

fortunae  autem  bona  sunt  opulentia,  praelatio ,  gloria.  ad  opu- 
lentiam  referuntur  praedia,  clientelae,  peculium,  thesaurus,  ornatus. 
—  nnde  Tnllius  (Cic.  De  off.  i  39):  omanda  est  dignitas  domo, 
non  ex  domo  tota  quaerenda  est  dignitas,  nee  domo  dominus,  sed 
domus  domino  debet  honestari.  darauf  das  schon  von  Hoefer  er- 
mittelte Cicerocitat.  bei  Sauerland  s.  24  f  anm.  4  lautet  der 
schluss  desselben  unrichtig,  weil  ein  passus  fortgelassen  worden 
ist.  die  freie  bearbeitung  dieses  citates  reicht  bei  Wernher  bis 
962.  das  citat  962—968  ist  nicht  aus  Seneca,  wie  W.  angibt, 
sondern  aus  Horaz,  gemäfs  Hildebert  1044  R:  ideo  audi  poetam 
Horatiwn:  quem  res  plus  nimio  delectavere  seeundae,  mutatae  qua- 
tient.  si  quid  mirabere,  pones  invitus.  fuge  magna:  licet  sub 
paupere  tecto  reges  et  regum  vita  praecurrere  amicos  (Epist.  1 10, 
30  ff),  darauf  folgen  aus  Lucan  (VV.  969 — 978)  zwei  citate:  et 
Lucanus:  o  vitae  tuta  facultas  pauperis,  angustiqtie  lares!  o  munera 
nondum  intellecta  deum!  (Phars.  5,  527).  dann  das  von  Hoefer 
nachgewiesene  Phars.  2,  384  f.  den  schluss  des  abschnittes  bei 
Hildebert  bilden  ein  par  grofse  citate  aus  Horaz ,  die  von  Wernher 
fortgelassen  sind. 

Wernher  979  — 1064.  ich  führe  die  stellen  in  der  folge 
auf,  wie  Hildebert  sie  1045 A — 1046R  gibt,  Wernher  hat  sie 
anders  geordnet,  in  clientelis  primum  officium  sit,  dominum 
necessaria  praebere,  seeundum  opera  exigere  (W.  993 — 996).  Seneca 
De  benef.  m  20  folgt,  was  Haupt  schon  bemerkt  hat;  das  citat 
reicht  aber  weiter,  als  Sauerland  s.  25  anm.  8  anführt,  es  gehört 
noch  dazu:  ideo  sie  cum  inferiore  vivas,  quemadmodum  superiorem 
tecum  vivere  velles;  et  quolies  in  mentem  venerit,  quantum  tibi 
liceat  in  servum,  veniat  similiter  in  mentem  tantumdem  in  te  do- 
mino tuo  Heere  (W.  996 — 1022).  darnachfolgt:  primum  officium 
familiaris  domini  est,  suos  ad  mores  domini  sui  reducere,  quod 
insinuat  Horatius  (Epist.  i  18,  86  —  95.  65  f)  his  verbis:  dulcis 
inexpertis  cullura  potentis  amici:  expertus  metuit;  tu,  dum  tua 
navis  in  alto  est,  hoc  age,  ne  mutata  retrorsum  te  ferat  aura. 
oderunt  hilarem  tristes,  tristemque  jocosi;  sedatnm  celeres;  agilem 
gnavumque  remissi.  potores  bibuli  media  de  nocte  Falerni  oderunt 
porreeta  negantem  pocula:  quamvis  nocturnos  jures  te  formidare 
vapores.  deme  supercilio  nubem,  plerumque  modestus  oecupat  ob- 
scuri  speciem,  taciturnus  acerbi.  —  consentire  suis  studiis  qui  cre- 
diderit  te,  faulor  utroque  tuum  laudabit  pollice  ludum  (W.  979—992). 


70  DIE  QUELLE  WERINHERS  VON  ELMENDORF 

darauf  folgt:   secundum  officium  est,   dignos  domino  commendare, 
nnde  Horatius  (Epist.  i  18,  76  —  85).      das  lässt  W.  fort,  ebenso 
Hildeberts  tertium:  cohibere  avaritiam  et  libidinem,  und  sein  quar- 
tum:  abßcere  elationem  mit  den  citaten  aus  Horaz.    dagegen  nimmt 
er  wider  auf:    quintum  est,   supersedere  querimoniis,   unde  idem 
Horatius  und  das  citat  Epist.  i  17,  43  ff.  50  f  (W.  1035—1054). 
der  nächste  punct  bleibt  wider  weg.    dann  nimmt  W.  auf:  sextum 
autem  officium  est,  quidquid  a  domino  exigitur,  complere,  nee  aliqua 
penuria   gravari.     das   zugehörige   Lucancitat   Phars.  3,  152  hat 
Hoefer  gefunden  (W.  1029 — 1034).    summo  opere  caveat  garru- 
litatem  (W.  1055  f).     Juvenalis:   das  citat  Sat.  9,  120  hat  Haupt 
angemerkt  (W.  1057 — 1064).    totem  autem,  si  fas  est,  eligat  do- 
minum, cui  servire  non  sit  dedecori,  dignitate  enim  dominantinm 
honestantur  obsequia  servorum  (W.  1023 — 1027).    bezeichnend  ist 
für  Wernher,   wie  er  979  f  die  form   der  Vorschrift  umgestaltet. 
Wernher  1065  — 1136.    hier  wird  der  abschnitt  Hildeberts, 
welcher  von  1046  R  — 1048  D  reicht,  ebenfalls  mit  auswahl  und 
in  abweichender  Ordnung  übersetzt.    Hildebert  beginnt:  de  peculio 
vero,  thesauro,  ornatu,  quae  communi  nomine  divitiae  dieuntur,  est 
illud  philosophi  eleganter  dictum:    Tullius  (Cic.  De  off.  i  21):  'nihil, 
inquam,  est  tarn  angusti  animi,  tamque  parvi,  quam  amare  divitias.' 
ideo  magnus  est,  qui  sie  utitur  auro  ut  fictilibus,  nee  minor  ille  est,  qui 
sicut  fictilibus  utitur  auro.     Tullius  (Cic.  De  off.  1 20):  'nihil  honestius 
magnificentiusque  quam   peeuniam  contemnere,   si  non  habe'as:    si 
habeas,  ad  liberalitatem  conferre!    aus  diesen  citaten  hat  W.  viel- 
leicht die   anregung   geschöpft  zu  v.  1077  — 1080.     dann  heifst 
es  bei  Hildeb. :   a  cujus  rei  desiderio  his  causis  revocari  debemus. 
prima  est,   quia  hominis  brevis  est  vita.      Horatius  (verschiedene 
stellen    der  Oden):   vitae  summa  brevis  spem  nos  vetat  inchoare 
longam.    quis  seit,  an  adjiciant  hodiernae  crastina  summae  tempora 
dii  superi?   quid  sit  futurum  cras,  fuge  quaerere.    prudens  futuri 
temporis  exitum  caliginosa   nocte  premit  deus  etc.     das  erste  der 
folgenden  Senecacitate  hat  Sauerland  s.  27  anm.  3  nachgewiesen; 
darnach  steht  der  satz,    teilweise  auch  aus  Seneca:    ideo  fige  in 
animo,  te  sine  aliqua  inlermissione  qnotidie  mori.    W.  stellt  diesen 
ersten  punct  Hildeberts  an  den  schluss  seines  abschnittes  1123  bis 
1136.   —  seeunda  causa  est,   quia  amor  habendi  virtutes  investit 
(1.  infestat);    dieser   satz    mit   den    folgenden    citaten   aus    Horaz 
(Epist.  i  16,  67  ff.  17,  9)  und  Juvenal  (Sat.  14,  206)  ist  von  W. 


DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF         71 

v.  1081  ff  bei  der  rede  der  habe  benutzt  worden,  das  nächste 
citat  aus  Juvenal  (Sat.  3,  143  f):  quantum  quisque  sua  nummorum 
.servat  in  arca,  tantum  habet  et  fidei  weist  wol  auf  die  not- 
wendige änderung  von  W.  1085  hin.  das  weitere  mit  citaten  aus 
Juvenal,  Lucau,  Horaz  ist  bei  Wernher  fortgeblieben,  dagegen 
ist  der  schluss  des  absatzes  von  W.  1098 — 1101  benutzt:  quod 
nobilitas  sit  nulla  ex  pecunia,  monstrat  qui  diät  Horatius  (Epotl. 
4,  5):  licet  superbus  ambules  pecunia,  fortuna  non  mutat  genus. 
damit  ist  auch  die  richtigkeit  von  Haupts  besserung  zu  1101  er- 
wiesen, darauf  folgt  Hildeb.  1047  C:  quarta  causa  est,  quia 
amorem  habendi  nullus  satiat  quaestus;  nam,  ut  habet  Horatius 
(Od.  m  24,  16.  Epist.  i  12,  4  ff):  superbae  crescunt  divitiae, 
tarnen  curtae  nescio  quid  semper  abest  rei.  crescentem  sequitur 
cura  pecuniam  majorque  fames.  quanto  quisque  sibi  plura  nega- 
verit,  a  diis  plura  feret:  nil  cupientium  nudus  castra  peto,  et 
transfuga  dwitum  partes  linquere  gestio,  bene  est,  cui  deus  ob- 
tulit  parca,  quod  satis  est,  manu,  pauper  enim  non  est,  cui 
rerum  suppetit  usus,  si  venlri  bene,  si  lateri  est,  pedibusque  tuis 
nil  divitiae  poterunt  regales  addere  majus.  das  gibt  W.  wider 
1102—1113.1119—1122.  das  folgende  Juvenalcitat  lässt  Wernher 
fort,  ebenso  die  quinta  causa,  dann  folgt  Hildeb.  1048  B:  sexta 
causa  est,  quia  vult  servitutem  quaerentis.  unde  Horatius  (Epist.  i 
10,  47  f):  Hmperat  aut  servit  collecta  pecunia  cuique,  tortum  digna 
sequi  potius  quam  ducere  fuuerri.  idcirco  assentior  dicenti  (Epist.  i 
1,  19):  et  mihi  res,  non  me  rebus  supponere  conor.  das  über- 
trägt W.  v.  1088—1097.  Hildebert  schliefst  den  abschnitt  mit 
folgenden  citaten  aus  Seneca  (Epist.  2.  4.  62.  De  benef.  v  4): 
'honesta  enim  res  est  laeta  paupertas;  illa  vero  non  est  paupertas, 
si  laeta  est.  cui  cum  paupertate  bene  convenit,  dives  est.  pauper 
est,  non  qui  parum  habet,  sed  qui  plura  cupit.'  si  vis  dives  fieri, 
non  est  pecuniae  adjiciendum ,  sed  cupiditati  est  detrahendum.  'bre- 
vissima  enim  via  ad  divitias  est  divitiarum  contemptus.'  contem- 
nere  namque  omnia  aliquis  polest,  habere  non  potest.  'ideo  locu- 
pletior  erat  Diogenes  vacuus,  omnia  possidente  Alexandro.  plus 
enim  erat,  quod  hie  nollet  aeeipere,  quam  quod  iste  posset  dare. 
quid  refert ,  quantum  Uli  in  arca ,  quantum  in  horreis  jaceat ,  si 
alieno  imminet,  si  non  quaesita  sed  quaerenda  computat?  quis  sit 
divitiarum  modus,  quaeris?  primus,  habere  quod  necesse  est; 
proximus,  quod  satis  est.    parabile  autem  et  appositum  est,  quod 


72         DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF 

natura  desiderat :  ad  supervacua  sudatur.  ad  manum  est,  quod  satis 
est.'  diese  stellen  hatW.  im  anfange  seines  abschnittes  v.  1065  bis 
1080  zum  teil  verwertet. 

Wernher  1 137 — 1 1 84.  diese  partie  entspricht  dem  abschnitte 
de  praelationibus  bei  Hildebert  1049  A — 1050R.  er  beginnt: 
praelationum  contemperandus  est  appetitus;  gravior  enim  est  casus 
altitudinis.  verum  quidem  de  iislegitur.  Juvenalis  (Sat.  10,  57 ff): 
quosdam  praecipitat  subjecta  potentia  magnae  invidiae,  mergit 
longa  atque  insignis  bonorum  pagina  —  W.  1137  — 1145.  —  Lu- 
canus (Phars.  i  70.  81.  510):  invida  fatorum  saevies,  summisque 
negatum  stare  diu;  nimioque  graves  sub  pondere  lapsus.  in  se 
magna  ruunt,  laetis  hunc  numina  rebus  Crescendi  posuere  modum. 
o  faciles  dare  summa  deos,  eademque  tueri  difficiles!  =  W.  1145  bis 
1150.  —  Seneca  (vielmehr  Publius  Syrus):  fortunam  enim  citius 
recipias,  quam  retineas  =  W.  1151  —  1156.  wahrscheinlich  ist 
das  heil  von  W.  1156  durch  ein  citat  aus  Terenz  veranlasst, 
welches  einem  von  W.  weggelassenen  aus  Horaz  (Od.  n  2.  in  29) 
folgt  (Hec.  in  3,  46):  o  fortuna,  ut  nunquam  perpetuo  es  bona. 
darnach  sagt  Hildebert:  secunda  est  quaestionis  causa,  quae  simu- 
lationem  appetit.  Sallustius  («Fug.  85,  also  nicht  Seneca,  wie  W. 
1162  angibt):  Ulis  enim  difficile  est,  in  potestatibus  obtemperare, 
qni  per  ambitionem  sese  probos  simulavere  (W.  1156  — 1168). 
Hildebert  setzt  bei:  sunt  enim  multi  non  ex  animo  sed  fortuna 
hnmiles,  modo  elati  und  führt  eine  Terenzstelle  an,  welche  W. 
weglässt.  Hildeb.  1049  C:  itaque  praelati  officium  sit ,  studio  mul- 
titudinis  ad  suas  utilitates  allicere.  Tullius  (Cic.  De  off.  ii  7): 
omnium  enim  rerum  nee  aptius  quidquam  ad  praelationes  tenendas 
quam  diligi,  nee  alienius  quam  timeri.  dazu  gehört  noch  das  über- 
nächste eilat:  Tullius  (Cic.  De  off.  ii  7):  subjeeti  enim  quem  me- 
tuunt  odernnt,  et  quem  quisque  oderit,  periisse  expetit.  malus 
enim  custos  diuturnitati  metus  =  Wernh.  1169 — 1179.  die  von 
Sauerland  s.  28  anrn.  3  vorgeschlagene  änderung  zu  v.  1169  ist 
überflüssig.  —  das  zwischen  deu  angeführten  Cicerostellen  bei 
Hildebert  stehende  citat  Sallustius  («Fug.  102):  tutius  enim  est  vo- 
lentibus  quam  coactis  imperitare  ist  von  Wernher  übertragen  1180 
(wo  doppelpunct  hingehört)  —  1184.  —  die  kbei  Hildebert  bis 
zum  Schlüsse  des  abschnittes  folgenden  citate  lässt  Wernher  un- 
berücksichtigt. 

Wernher  1185— 1211.    Hildebert  1050  R:   de  gloria.    gloria 


DIE  QUELLE  WERKHERS  VON  ELMENDORF         73 

est  alkujus  magnifici  vel  bonae  artis  late  patens  praeconium.  ad 
hanc  ideo  spectat  humana  intentio ,  quia  absque  ea  nostra  virtus 
11011  multis  innotescit.  W.  lässt  mehrere  citate  fort  und  nimmt 
den  text  1050  C  auf:  gloriam  ideo  immoderato  affectu  quaerimus, 
quod  boni  magis  videri  quam  esse;  malt  autem  magis  esse  quam 
videri  vohtmus.  verum  est  enim  illud  poetae  Horatii,  worauf  das 
citat  Epist.  i  16,  39  f  folgt,  welches  Hoefer  nachgewiesen  hat 
=  W.  1193 — 1198.  —  dann  überspringt  YVemher  den  schhiss 
des  abschnittes,  ferner  Hildeberts  quaestio  iv  de  comparatione 
utilinm,  und  greift  aus  der  quaestio  v  de  pugna  utilitatis  et 
honestatis  folgendes  stück  1053  CD  heraus,  das  ende  des  Cicero- 
citates:  honesta  enim  bonis  viris,  non  multa  quaeruntur  und  die 
Sätze:  nee  quidquam  audebit  vir  bonus  velle,  quod  non  audeat 
praedicare.  quod  si  a  flagitio  ideo  te  revocas,  quod  hoc  homines 
non  lateret ,  non  bonitatem  diligis,  sed  poenam  metuis  atque  in 
hoc  ferarum  imitaris  naturam.  das  Horazcitat  (Epist.  i  16,  50  ff), 
welches  Hoefer  nachgewiesen  hat,  bringt  Hildebert  in  folgender 
gestalt:  cautus  enim  metuit  foveam  lupus,  aeeipiterque  suspectus 
laqueos  et  opertnm  milvius  humum,  oderunt  peccare  mali  formi- 
dine  poenae,  oderunt  peccare  boni  virtutis  amore.  der  letzte  vers 
Weinhers  wird  wol  den  vergleich  mit  dem  habicht  begonnen 
haben,  von  Xenophon  (W.  1202)  ist  hier  nirgends  die  rede,  über- 
haupt erwähnt  Hildebert  nur  einmal  einen  griechischen  schrift- 
steiler, nämlich  Plato,  und  citiert  auch  diesen  nur  aus  einer 
anführung  Ciceros.  —  Hildebert  schliefst  dann  schon  1055.  6  ß. 
Vielleicht  ist  auch  Wernhers  einleituog  durch  Hildeberts  prae- 
fatio  beeinflusst  worden,  man  vergleiche  folgende  Sätze:  Hildeb. 
hebt  zuerst  seine  hauptquelle ,  Cicero  und  Seneca,  hervor  und 
sagt  dann  :  una  igitur  conferentes,  arbitrabar  descriptionibus  distinc- 
tionibusque  moralem  philosophiam  quasi  in  artem  eos  (seil,  scrip- 
tores)  colligere,  mihique  ipsi  fas  esse,  quae  ab  aliis  vel  ab  his 
audiveram,  proverbia  interponere.  ego  expergef actus  igitur  officio 
stili  audita  designans  insistere  brevitati  decrevi;  primum,  quia  de 
singulis,  ut  ait  Seneca,  fragilis  est  memoria  et  rerum  turbae  non 
sufficiens.  deinde,  ne  memoria  emittat  reeepta  et  ne  recentibus 
obruat  antiqua.  dazu  \V.  43  ff  (die  emendation  Haupts  heiden  für 
gedene  v.  52  ist  also  richtig).  71  f.  auch  55  ff  konnte  durch  Hil- 
debert 1010 C  angeregt  sein:  has  omnes  (seil,  virtutes)  praecedit 
prudentia  quasi  lucerna,  tanquam  viam  aliis  monstrans;  ejus  enim 


74  DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF 

est  consulere,  ceterarum  agere.  Hildebert  kommt  am  schluss 
seiner  arbeit  auf  die  gedanken  seiner  praefatio  zurück,  1055  A: 
his  ergo  praeceptis  vir  amator  honestatis  crebrum  et  assiduum  ad- 
hibeat  usum.  fere  enim  omnium  moralium  doctorum  elegantiora 
verba  haec  angusta  particula  comprehendit ;  unde  hie  facilius  in- 
tueri  ea  poteris,  quam  si  per  multorum  volumina  vagando  dispersa 
colligas.  den  gegensatz  zwischen  beiden  und  Christen  berührt 
Hildebert  nicht;  Wernher  verweist  v.  21  ff  mit  nachdruck  darauf, 
dass  man  auch  von  den  heiden  tilgend  lernen  könne.  — 

Wernher  von  Elmendorf  hat  in  seinen  angaben  über  die 
von  ihm  benutzten  quellen  nicht  gelogen,  wenn  er  v.  15  f  sagt, 
dass  herr  Dietrich,  probst  zu  Heiligenstadt,  Uz  mich  in  sinen 
buchen  di  selbe  rede  suchen,  so  bedeutet  rede  hier  nur  'abhand- 
lung,  schrift,  darstellung.'  ebenso  v.  1.  20.  22.  heifst  es  v.  20 
der  rede  han  ich  gut  Urkunde  und  wird  v.  21  daz  Urkunde  als 
heidnisch  bezeichnet,  so  ist  damit  eben  die  lateinische  vorläge 
gemeint,  ebenso  in  v.  1069:  alsus  sagit  daz  buch.  in  den 
worten  v.  8  daz  dichtet  der  phaphe  Wernere  und  v.  38  ich  habez 
ouch  durch  daz  getan  ist  also  die  tätigkeit  des  übersetzeus  gemeint. 

Von  Wernhers  gedieht  fehlt  uns  nicht  viel,  denn  nachdem 
quaestio  iv  übersprungen  war,  zeigt  der  griff  mitten  in  quaestio  v, 
dass  Wernher  nur  weniges  aus  diesem  capitel  geben  wollte,  ob 
er  seine  arbeit  überhaupt  beendigt  hat?  man  kommt  zu  dieser 
frage,  wenn  man  die  weitspurigen  citate  der  quaestio  v  und  die 
darin  sich  abspinnenden  philosophischen  erorterungen  liest,  das 
passt  alles  gar  nicht  zu  den  knappen  Sprüchen  practischer  lebens- 
weisheit,  welche  die  ersten  teile  des  Werkes  enthalten  und  mag 
darum  auch  dem  geschmacke  Wernhers  nicht  zugesagt  haben, 
für  die  beurteilung  dieses  puuetes  sowie  des  lateinischen  traetates 
überhaupt  bleiben  nach  wie  vor  die  erorterungen  Sauerlands 
s.  39  —  56  wertvoll. 

Die  Übersetzung  ist  im  allgemeinen  gut,  wenngleich  oft 
holprig  und  ungelenk,  etliche  male  werden  perioden  unver- 
ständlich, weil  Wernher  vorangehende  sätze  weggelassen  hat, 
welche  notwendige  bezüge  enthalten,  oder  weil  er  umstellt  und 
die  Ordnung  der  vorläge  nach  gutdünken  verlässt.  da  hat  er 
aber  wider  in  etlichen  fällen  ein  richtiges  urteil  bekundet,  zu- 
weilen sieht  man,  wie  er  sich,  nachdem  er  einen  abschnitt 
Hildeberts   gelesen    hat,    vom   schluss    aus    zurückarbeitet.     die 


DIE  QUELLE  WERNHERS  VON  ELMENDORF         75 

gliederung  des  lateinischen  tractates  ist  im  allgemeinen  noch 
erkennbar:  die  gruppen  der  fünf  quaestiones  sind  jedoch  auf- 
gegeben, manchmal  auch  die  Unterabteilungen  der  abschnitte, 
oder  es  werden  auch  die  einzelnen  puncte  verwischt.  Wernher 
übersetzt  eben,  wie  ich  schon  sagte,  nur  teilweise  wortlich, 
zwar  bringt  er  kaum  6inen  gedanken  selbständig  vor,  allein 
er  kleidet  das  überlieferte  in  seiner  weise  ein.  er  fügt  bilder 
und  sprichwörtliche  redensarten  hinzu,  überträgt  die  fremde  an- 
schauung  in  die  deutsche,  führt  aus  den  mittein  des  volksepos 
einzelne  stellen  aus  und  beruft  sich  auch  einmal  bestätigend  auf 
seine  eigene  erfahrung.  so  ist  er  eigentlich  mehr  bearbeiter  als 
Übersetzer. 

Allerdings  —  seine  eigenartige  Stellung  in  unserer  alten  I i t— 
teratur  ist  unwiderbringlich  dahin,  die  klassiker  hat  wahrschein- 
lich Hildebert  von  le  Mans,  oder  zum  mindesten  ein  Franzose, 
für  eine  christliche  tugendlehre  aus  heidnischen  quellen  ausge- 
beutet; das  geschmacksurteil ,  welches  dieser  arbeit  wert  beimafs 
und  ihre.  Verdeutschung  forderte,  gehört  dem  probst  Dietrich  von 
Heiligeustadt;  und  für  Wernher  von  Elmendorf  erübrigt  nichts 
als  das  lob  eines  nicht  ungewandten  und  lebendigen  versificators, 
der  wahrscheinlich  schon  früher  proben  von  seiner  kunst  ab-. 
gelegt  hatte,  bevor  ihm  der  auftrag  wurde,  Hildeberts  schritt 
zu  übersetzen. 

Am  Schlüsse  spreche  ich  noch  den  wünsch  aus,  Wernhers 
gedieht  möchte  nun  endlich  einmal  von  der  hochdeutschen  tünche 
befreit  und  in  seiner  ursprünglichen  mittelniederdeutschen  ge- 
stalt  den  fachgenosssen  vorgelegt  werden,  vielleicht  geben  diese 
zeilen  den  anstofs  zu  der  lohnenden  und  nicht  schwierigen  arbeit. 
Graz.  ANTON  E.  SCHÖNBACH. 


ZUM  HILDEBRANDSLIED. 

Die  deutung  der  als  letzte  rede  Hildebrands  überlieferten  verse 
des  ehrwürdigen  liedes  hat  schon  eine  schmerzenreiche  geschichte. 
die  meisten  sahen  sich,  wenn  sie  nicht  mit  Lachmann  ganz  ver- 
zweifelten, zu  Umstellungen  und  zur  ansetzung  umfangreicher 
lücken  genötigt,  wer  eine  zusammenhängende  rede  annahm, 
der  mochte,  mit  nur  einer  kleinen  lücke  zwischen  v.  54  und  55, 


76  ZUM  HILDEBRANDSLIED 

etwa  folgenden  Gedankengang  für  gangbar  halten:  'wol  sehe  ich 
an  deiner  rüstung,  du  hast  daheim  einen  guten  herrn,  der  dich 
noch  nicht  zum 'recken' machte,  nun,  ach!  nahet  Unglück,  ich 
überlebte  elend  und  krieg,  dass  nun  mein  söhn  mich  erschlage, 
oder  ich  ihn  (ja,  ich  ihn,  so  wird  es  wol  enden),  doch  bist  du 
stark  genug,  so  kannst  du  leicht  auch  über  so  vornehmen  mann 
den  sieg  davontragen,  ein  feigling  jedoch,  wer  jetzt  den  kämpf 
dir  weigerte,  lass  sehen,  wer  den  sieg  gewinne.'  ohne  irgend 
wesentliche  abweichungen  in  der  grammatischen  interpretation 
ist  nun  Max  Roediger  zu  einer  vollkommen  abweichenden  ge- 
sammtauffassung  gelangt,  das  kostbare  bruchstück  liegt  uns 
allen  zu  sehr  am  herzen,  als  dass  ich  nicht  auf  Verzeihung 
rechnen  dürfte,  wenn  ich  Roedigers  deutung  aus  dem  letzten 
hefte  dieser  Zs.  (33,413  —  414)  hier  kurz  widerhole,  um  einige 
bemerkungen  daran  zu  knüpfen. 

Roediger  gibt  v.  46  —  48  (wol  sehe  ich  an  deiner  rüstung) 
dem  söhne,  sehr  glaublich,  wenn  nach  v.  45,  hinter  Hiltibrant 
gimahalta  —  der  vater  abermals  und  ohne  umschweif  beteuerte, 
dass  er  würklich  der  totgeglaubte  sei,  was  vviderum  ohne  weiteres 
glaublich  ist.  also:  'nach  deiner  rüstung  bist  du  kein  recke  (wie 
mein  vater  einer  war).'  Hildebrand  scheint  jetzt  ein  ertappter 
lügner.  er  antwortet  v.  49 — 54:  'nun  denn,  waltender  gott,  weh- 
geschick  erfüllt  sich,  ich  wanderte  dreifsig  jähre'  und  so  weiter, 
darauf  Hadebrand  höhnend  v.  55  —  57:  'aber  du  kannst  ja  leicht, 
bist  du  nur  stark  genug,  herlichen  siegespreis  gewinnen  — .'  also 
erst  als  betrüger  verdächtigt,  dann  durch  den  augeuschein  der 
lüge  überführt,  endlich  zwar  nicht  ausdrücklich,  aber  doch 
deutlich  genug  als  feigling  verhöhnt,  —  das  ist  zu  viel!  'nun  wäre 
doch  wol  der  feigste,  Hildebrand  selber  nennt  das  wort  (argösto), 
wer  jetzt  sich  dir  noch  weigerte,  versuche  den  kämpf,  wer  von 
uns  den  siegespreis  gewinne!' 

Das  beste  an  dieser  erklärung  ist  natürlich,  dass  sie  für  sich 
selber  spricht,  sie  beruht  durchweg  auf  unanfechtbarer  inter- 
pretation und  stellt  einen  gar  herlichen  gedankenfortschritt  her, 
dagegen  die  vermeinte  lange  rede  Hildebrands  als  matte  reflexion 
erscheint,  aber  dies  sind  doch  nur  allgemeine  geschmacksurteile. 
lassen  sie  sich  nicht  sonstwie  stützen? 

1)  wer  jetzt  offenen  ohres  die  neuen  reden  Hadebrauds  ver- 
nimmt, erst  heme —  reccheo,  dann  aodlihho  — eilen  —  heremo  — 
hrusti  —  rauba  birahanen  —  reht  durchweg  im  Stabreim ,  ferner 
das  zweimalige  ibu  v.  55 — 57,  der  muss,  denke  ich,  anerkennen, 
dass  die  von  Roediger  gewonnenen  pointen  genau  sich  mit  denen 
der  metrischen  und  rhetorischen  technik  decken. 

2)  zweimal  die  doppelte  spolienformel,  erst  in  v.  56  —  57, 
dann  61  —  62,  in  einer  rede  Hildebrands  zwecklose  breite,  auf 
rede  und  gegenrede  verteilt  würkt  es,  wie  stofs  und  scharfer 
gegenstofs. 


ZUM  HILDEBRANDSLIED  77 

3)  dreimal  finden  sich  in  der  hs.  als  prosaischer  zusatz  die 
worte  quad  hiltibrant  (einmal  -braht).  solche  formein  lassen  sich 
ja  auch  mitten  in  reden  eingestreut  vielfach  helegen.  aber  hübsch 
ist  es  doch,  dass  sie  jetzt  gerade  nur  am  redenwechsel  stehen, 
und  dass  wenigstens  Hildebrands  reden  jetzt  ausnahmslos  in  der 
Überlieferung  als  solche  bezeichnet  sind:    v.  7.  30.  45.  49.  58. 

4)  das  spätere  Hildebrandslied  lässt  str.  6  den  jungen  helden 
ausrufen :     Du  fürst  dein  hämisch  lauter  und  rain, 

recht  seist  du  ains  königs  kint, 

du  machst  mich  jungen  helden 

mit  gsehenden  äugen  Mint; 

du  soltest  dahaime  bleiben 

und  haben  gut  hausgemach 

ob  ainer  haifsen  glute. 
dann  in  der  antwort  des  alten  str.  7 : 

mir  ist  bei  all  mein  tagen 

zu  raisen  aufgesatzt  — 
des  jungen  str.  8: 

dein  hämisch  und  dein  grünen  schilt 

must  du  mir  hie  aufgeben  — 
des  alten  str.  9: 

mein  hämisch  und  mein  grüner  schilt 

die  teten  mich  oft  emem  — 
kein  zweifei,   es  sind   die  nachklänge  des  alten  gesprächs,   wie 
Roediger  es  hergestellt  hat,  nur  auf  eine  andere  tonart  gestimmt. 
Berlin  10.  9.  89.  OTTO  SCHROEDER. 


NOCH  EINMAL  MHD.  GELOUBEN. 

Nachdem  mhd.  gelouben  in  der  bedeutung  'gestatten,  nach- 
gibig sein'  von  Paul  (Beitr.  i  326)  und  Lucae  (Zs.  30,  365  ff) 
festgestellt  ist,  werden  sich  bei  weiterem  aufmerken  die  beleg- 
stellen  für  diesen  gebrauch  leicht  vermehren  lassen.  einige 
nachtrage  hat  bereits  Braune  (Beitr.  12,  397  f)  gegeben.  Zs.  33, 128 
habe  ich  das  wort  in  str.  995,  4  der  Kudrun  widerhergestellt.1 
im  folgenden  erlaube  ich  mir,  auf  einige  beispiele  hinzuweisen, 
welche  erst  durch  die  in  rede  stehende  Übersetzung  ihren  vollen 
sinn  erhalten. 

In  dein  gedieht  Vom  recht  wird  des  gewalttätigen  reichen 
gedacht,  dem  gott  plötzlich  seine  guter  nimmt  (5,  5f): 

so  geloubet  er  alerste  sinem  knehte. 
Scherer  übersetzte  (Geistliche  poeten  II  7):  'dann  glaubt  er  erst 
seinem  knechte  (dem  armen)   und  hört  auf  dessen  rede',    offen- 

1  doch  wird  man,  worauf  mich  prof.  Schröder  neulich  aufmerksam 
machte,  statt  si  woll  ir  doch,  niht  glauben  mit  einer  leichten  änderung 
besser  lesen  si  tooll  iedoek  nih.tglouben,  swie  si  teete,  der  Gerlinde  lere. 


78  NOCH  EINMAL  MHD.  GELOUBEN 

bar   hat   er   mit   dem   hinzugefügten    satze   das   richtige    gefühlt, 
ohne  sich  über  die  bedeutung  von  gelouben  völlig  im  klaren  zu 
sein,    allerdings  heifst  es  vorher  (4,  8f):  von  diu  wirt  des  armen 
rede   vil  unrehte  getan.1     aber   keineswegs   ist   deshalb    an   der 
späteren  stelle  zu  er  geloubet  sinem  knehte  etwa  ein  genitiv  siner 
rede  zu  ergänzen,     vielmehr  meint  der  dichter:  'dann  erst  wird 
er  milde,  rücksichtsvoll  gegen  seinen  kriecht,  schenkt  ihm  gehör.' 
Ein  zweites  beispiel  findet  sich  im  A.  Heiur.  1396  ff.    als  der 
ritter  geheilt  mit  der  tochler  des  meiers  aus  Salerno  zurückkehrt, 
eilen  die  freunde  den  ankommenden  entgegen: 
dem  meier  und  sim  wibe 
den  mac  man  wol  gelouben, 
man  weites  rehtes  rouben, 
daz  si  dd  heime  niht  beliben. 
von  glauben  'credere'  kann  hier  nicht  die  rede  sein,  zumal  der 
folgende   satz   man  weites  rehtes  rouben  erkennen  lässt,   dass  es 
sich   um   die   bewilligung   eiuer  rechtlichen  forderung,   also  um 
ein  Zugeständnis  handelt,    der  sinn  ist:  'man  muss  es  dem  meier 
und  seinem  weibe  gestatten  (darf  es  ihnen  nicht  verargen),  dass 
auch  sie   nicht  zurückblieben.'     der   gebrauch  von  gelouben  'ge- 
statten' ist  somit  bei  Hartmann  mehrfach  zu  belegen  (vgl.  Paul  aao.). 
Endlich  verweise  ich  noch  auf  eine  stelle  aus  dem  Reuaus 
(71  ff),  die  allerdings  verschiedene  auffassung  zulässt : 
mattig  frau  spet  und  fru 
lest  iren  man  nit  haben  ru, 
er  kauf  ir  sleier  usw. 
sie  achtet  nit  zu  keiner  fr  ist, 
wie  hart  es  in  an  komen  ist, 
77  seiner  armut  will  sie  nit  gelauben, 
soll  ers  Stelen  oder  rauben. 
es  fragt  sich,  ob  v.  77  seiner  armut  als  genitiv  oder  dativ  gemeint 
ist.    im  ersteren  falle  hiefse  es:  'sie  will  die  Versicherung  seiner 
armut   nicht  glauben',    im   andern:    'sie  will   seiner   armut   nicht 
nachgeben ,   nicht  rücksicht   auf  sie   nehmen',   und   dies  letztere 
scheint  mir  im  Zusammenhang  mit  dem  folgenden  vers  ('sollte  er  das 
geld  auch  durch  diebstahl  oder  raub  beschaffen')  das  natürlichste. 

1  des  armen  rede  bedeutet  hier  wol  die  'Verantwortung',  oder  vielleicht 
ganz  allgemein  die  'angelegenheif  des  armen. 

Marburg  i/H.  STOSCH. 

ZWEI   STAMMBUCHBLÄTTER 
PAUL  FLEMINGS. 

1.  im  baltischen  provinzialmuseum  zu  Reval  befindet  sich 
das  Stammbuch  des  Dorpaters  Johann  Arpenbeck ,  welcher  die 
vcm  herzog  Friedrich  in  von  Gottorp  nach  Persien  abgeordnete  ge- 


ZWEI  STAMMBUCHBLÄTTER  PAUL  FLEMINGS         79 

sandt schaft  1633 — 1639  als  dolmetschet*  begleitete  und  1639  die 
Revalerin  Rrigitta  van  Acken  heiratete,  wie  seine  anderen  reise- 
geführten  hat  auch  Paul  Fleming,  der  ihn  mehrmals  in  seinen  ge- 
dichten  nennt  (s.  158.  180wnd319  in  Lappenbergs  ausgäbe),  ihm 
einige  zeilen  zum  andenken  hinterlassen,  der  stammbucheintrag1, 
dessen  oberste  zeile  leider  durch  beschneiden  verloren  gegangen 
ist,  lautet: 


Vnd  richte  dich  nach  deines  Gottes  willen. 
Halt  aufs,  vnd  sprich:  Du  bist  ja  doch  mein  Gott, 
Vnd  schlügst  du  mich  mit  tausent  Todten  todt. 
Toglio  imparare  ad  esser  piü  mio,  che  d'  altrui. 
Langsam  kömmt        Zu  annehmlicher [?]  erinnerung  gepflo- 
auch.  gener  Vierjährigen  guten  Reiseireund- 

schatTt  schriebe  dieses   dem  Ehrenvhesten 
vnd  Fürsichtigen  Herrn  Johann  Ar- 
penbecken  in  Ardesill  der  Perser 
den  5.  Heumonatstag  1637. 
P.2  Fleming  mp. 
2.     aus    der    zeit    nach    der    rückkehr    rührt    ein    blatt    im 
stammbuche    des    sind,   theol.  Johannes  Kniper    aus    Reval  her. 
der  auf  der  bibliothek  der  Petersburger  academie  der  Wissenschaften 
(xx.  c.  a.  10)  .befindliche   band  enthält   einlragungen  aus  Danzig, 
Leyden,    Lübeck,    Reval,    Riga    und  Rostock,    sämmtlich    in   den 
jähren  1636  — 1641    gemacht,      in    Leyden    langte   der    dreiund- 
zwanzig jähr  ige  Student   im  august  1639  an"*  und  suchte  icol  bald 
den  ihm  wahrscheinlich  schon  von  person  bekannten  dichter  Fleming 
auf.     aus  dem  november  d.  j.  stammen   der  eintrag   des  gelehrten 
Daniel  Heinsius  in  sein  album  und  folgende  zeilen  Flemings: 
Miuuta,  magna,  summa  et  ima  respice, 
Perenne  sub  polo  nihil. 
Dousa  P.  in  jambis.4 
Symb. 
Langsam  kömpt  auch. 

Quantum  lineolarum 
testando  amori  et  amicitiae  singulari, 
Egregio  multaeque  eruditionis  viro 
1  nicht  erwähnt  in  der  liebevoll  eingehenden  arbeit  von  FAmelung, 
Der   dichter   Paul   Fleming   und   seine    beziehimgen  zu   Reval.  Baltische 
monatsschrift  28,361  —  390  (1881). 
-  der  buchstabe  ist  undeutlich. 

3  immalriculicrt  am  17  august  als  Johannes  Kuyperus  (l.  Knyperus) 
Rivaliensis  Livonus,  23  ann.  Theol.,  vgl.  Album  sludiosOrum  academiae  Lug- 
(iuno-Balavae  ed.  Gduliieu  1875  [>.  307.  K.  den  Nachbar  nennt  ihn  Kaspar 
hertranfft  in  seiner  wenig  später  zu  Leyden  entstandenen  hirtenode 
(Lappenberg»  Fleming- ausgäbe  $.  f]2(i  und  820). 

4  bei  Janus  Douza  vater  fi>irfe  ich  diese  teilen  nicht  wider,  wenig- 
stens  nicht  in  der  summlung  Novorum  /Jocmalum  seeunda  edilio ,  Lugd. 
Mal,  157ö,  bl.  Lijb:  lainburum  über. 


80         ZWEI  STAMMBÜCHBLÄTTER  PAUL  FLEMINGS 

Possessori  Revalio,  Tanque[?] 
ducere  debui  iü  alma  Lugdu- 
nö  Batavorum  .p  prid.  Eid.  IXbres 
CIO  13   c  xxxix. 
Paulus  Flemiugus  Variscus 
mpp. 
Im  märz  des  folgenden  jahres  verließ  Fleming  Leyden,  um 
sich  nach    Hamburg    zu    begeben,    fand   aber   hier    nach  kurzer 
Krankheit  am  2  april  den  tod.     Kniper  zeichnete  in  seinem  stamm- 
buche vor  des  dichters  autograph  ein  schwarzes  kreuz  ein,  Flemings 
treuer  freund  Olearms  aber,  dem  Kniper  nach   der  heimkehr  das 
büchlein   zeigte,   widmete  ihm   auf  dem  gegenüberstehenden  blatte 
einige  schmerzerfüllte  lateinische  zeilen: 

0  quam  ridiculi  suut  mortalium  termini!  quautum  est  illud, 
in  quo  Regna  &  Res-pub[licae]  disponuntur;  sursum  ingentia 
spacia,  in  quorum  possessionem  nisi  animus  admitteretur,  non 
fuerit  operae  precium  nasci;  detrahe  hoc  inaestimabile  booum, 
non  est  vita  tanti,  ut  sudem  utaestuem;  Flemingus,  divinus  ille 
Poeta,  pauxillum  temporis  vixit  terra  marique  niecum  multa  per- 
pessus,  defunctus  est,  eheu!  attamen  Musa,  quae  mori  vetat, 
virum  per  astra  et  secula  vehet. 

Symb.  ex  \p.  73.  Haec,  dum  Flemiugi  mei 

Du  fürest  mich  nach  deinem  manum  adspicerem, 

raht,  vnd  nimbst  mich  ent-  dolor  recrudescens 

lieh  mit  ehren  au.  expressit  a  me 

M.  Adamo  Oleario 
Revaliae  1.  xbr.  cioidcxxxx. 
Berlin.  J.  BOLTE. 


AHD.   SCHREIBERNOTIZ. 

Die  hs.  der  vormaligen  kgl.  haudbibliothek  (welche  jetzt  der 
Öffentlichen  bibliothek  in  Stuttgart  einverleibt  ist)  Patres  32  (olim 
Weingartensis)  membr.  4°  aus  dem  10 — 41  jh.  enthält  die  vier 
bücher  der  Dialoge  Gregors  des  grofsen.  am  ende  des  3  buches 
hat  der  Schreiber  in  halbuncial  in  5  zeilen  geschrieben: 

Explicit  liber  tertius  \  dialogorum  ddz  chit  serjmo  duorum 
vuända  zuejnö  chöson  diz  ih  meino  einer  /  fraget  änderer  dnt- 
uuirtit. 

Die  letzten  r  in  einer  und  anderer  sind  von  dem  rubricator 
nachgetragen;  bei  anderer  und  antuuirtit  stehen  die  acute  auf 
dem  n,  nicht  auf  dem  a. 

GöUingen.  L.  WEILAND. 


DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED  V.  STRASSBL'RG     81 


DAS   INNERE  LEBEN   BEI  GOTTFRIED 
VON  STRASSBURG. 

Die  höfischen  epiker  unseres  deutschen  mittelalters  sind  in 
einer  üblen  läge:  wir  können  ihnen  entlehnungen  aus  ihren 
französischen  quellen  nachweisen,  aber  nicht  mit  derselben  Sicher- 
heit das  niafs  ihrer  Selbständigkeit  feststellen:  aufser  den  nach- 
gewiesenen entlehnungen  können  immer  noch  eine  unbestimmte 
menge  anderer  vorhanden  sein,  zu  vollkommen  genauer  Fest- 
stellung des  Sachverhaltes  miisten  wir  dieselbe  altfranzösische  hs. 
besitzen,  welche  dem  deutschen  dichter  bei  seiner  arbeit  vor- 
gelegen hat,  und  dass  es  diese  und  keine  andere  hs.  war,  dafür 
müsten  wir  ein  äufseres  zeugnis  haben,  da  innere  nicht  genügen, 
die  französischen  hss.  weichen  nicht  unbeträchtlich  von  einander 
ab,  wie  das  schon  Kölbiug,  Tristrams  saga  ok  lsondar  cxlvi 
hervorgehoben  hat.  je  unbedeutender  die  abweichungen  eines 
deutschen  dichters  von  den  uns  bekannten  französischen  hss. 
sind,  desto  unbestimmter  wird  unser  urteil,  ob  sie  ihm  oder  dem 
Schreiber  der  ihm  vorliegenden  hs.  aufs  conto  gesetzt  werden 
müssen;  aber  selbst  von  der  grofsen  episode  lwein  4528 — 4715 
mochte  ich  nicht  bestimmt  behaupten,  dass  Hartmann  sie  selbst 
gemacht  hat,  wie  das  Förster  tut,  Der  lövvenritter  von  Christian 
vTroies  s.  xvn;  konnte  nicht  der  Schreiber  der  von  Hartmann  be- 
nutzten hs.  hier  ein  einschiebsei  gemacht  haben,  allerdings  nicht 
mit  der  kunst,  die  etwa  Christian  zu  geböte  gestanden  hätte, 
aber  doch  so,  dass  alles  tatsächliche  vorhanden  war?1 

Diese  Unsicherheit  ist  am  grösten  da,  wo  es  sich  um  einzel- 
heiten  handelt,    aber  selbst  wo  eine   reihe  von  abweichungen  in 

1  diese  episode  hat  wechselnde  Schicksale  erlebt.  Rauch  griff  sie  als 
catalogisierende  epik  an,  Gärtner  (lwein  und  Chevalier  s.  56)  verteidigte  sie, 
Förster  benutzt  sie  neuerdings  wider,  um  sich  für  die  vielen  liebenswürdig- 
keiten,  welche  begeisterte  Hartmannverehrer  dem  Christian  gesagt  haben,  zu 
revanchieren:  'dieses  platte  zeug  hat  Hartmann  selbst  zusammengestoppelt 
und  man  sieht,  was  er  leistet,  wenn  er  auf  eigenen  füllen  steht.'  ich  kann 
dieses  Verdammungsurteil  nicht  unterschreiben,  wenigstens  finde  ich  die 
episode  nicht  schlechter  als  manches  andere,  das  im  lwein  steht,  dass  sie 
in  den  mund  des  erzählers  nicht  hineinpasst,  habe  ich  iji  meinem  Veldeke  und 
Hartmann  s.  182  ausgeführt. 

Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F.    XXII.  6 


82  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

einem  werke  eine  bestimmte  tendenz  verraten,  haben  wir  uns  immer 
noch  wenigstens  mit  der  möglichkeit  auseinanderzusetzen,  dass 
diese  tendenz  von  dem  Schreiber  der  französischen  vorläge  ver- 
folgt wurde,  oder,  wenn  man  in  solchem  falle  an  dem  ausdruck 
Schreiber  anstofs  nimmt,  von  einem  französischen  bearbeiter.  die 
gränze  zwischen  Schreiber  und  bearbeiter  ist  ja  eine  fliefsende. 
erst  wenn  mehrere  werke  eines  deutschen  dichters  abweichungen 
von  den  uns  bekannten  französischen  hss.  nach  öiner  richtung  hin 
zeigen,  wie  es  zb.  bei  den  dingen  der  fall  ist,  die  ich  s.  150  ff 
meines  buches  bespreche,  stehen  wir  mit  unserem  urteil  auf 
sicherem  boden. 

Bei  Gottfried  liegen  die  Verhältnisse  ganz  besonders  trostlos, 
die  Saga  zeigt  uns,  dass  er  sich  im  ganzen  aufbau  der  geschichte 
an  Thomas  gehalten  hat,  und  sie  sowol  wie  die  fragmente  des 
Thomas  lehren,  dass  er  auch  im  einzelnen  viele  gedanken  herüber- 
nahm; aber  eine  genauere  bestimmung  lässt  sich  auch  nicht  ein- 
mal mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  machen,  man  möchte  zb.  so 
gerne  wissen,  ob  der  glanzpunct  in  Gottfrieds  gedieht,  das  ge- 
ständnis,  ihm  zuzuschreiben  ist;  hätten  wir  hier  eine  französische 
hs.  des  Thomasgedichtes,  die  Gottfried  gegenüber  keine  tendenz 
auf  kürzung  zeigte,  und  wäre  gerade  diese  eine  episode  kurz 
abgetan,  so  würde  man  dem  Schreiber  nicht  leicht  die  roheit  zu- 
trauen, gerade  das  schönste  verstümmelt  zu  haben,  und  würde 
es  wenigstens  für  wahrscheinlich  erklären,  dass  die  scene  auch 
im  original  kurz  gehalten  wäre,  von  einem  zusatz  durch  einen 
Schreiber  könnte  in  diesem  falle  schwerlich  die  rede  sein,  da  zu 
solchem  werke  ein  dichter  ersten  ranges  gehört  hätte,  ein  solcher 
hätte  sich  schwerlich  mit  der  einen  interpolation  begnügt,  mehr 
als  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  wäre  auch  dann  nicht  zu  ge- 
winnen ;  wie  die  dinge  aber  liegen ,  ist  nicht  einmal  eine  solche 
festzustellen,  die  erzählung  der  Saga  ist  an  der  betreffenden  stelle 
cap.  xlvi  ganz  kurz  und  abgerissen,  aber  die  Saga  gibt  uns  von 
der  ausführung  des  Tbomasgedichtes  überhaupt  keinen  reebteu 
begriff,  sie  oder  ihre  vorläge  kürzt  jOjdeiiOilgt  auch  andere  psy- 
chologische partien,  und  so  wie  sie  hier  beriebtet,  kann  Thomas 
unmöglich  erzählt  haben,  was  stand  nun  also  in  Gottfrieds  vor- 
läge? wie  vieles  von  der  ganzen  wundervollen  scene  ist  sein 
eigentum?    wir  können  es  einfach  nicht  wissen. 

Diese  Unsicherheit  unseres  urteils  erstreckt  sich  bis  auf  die 


VON  STRASSBURG  83 

kleinen  künste  des  Stils.  Lobedanz  (Das  französische  dement  in 
Gottfrieds  Tristau  s.  22  ff)  und  Preufs  (Strafsburger  Studien  i  s.  16 
usw.)  haben  auf  eine  reihe  von  Stilähnlichkeiten  zwischen  Gott- 
fried und  den  Franzosen,  speciell  Thomas  hingewiesen;  aber  offen 
bleibt  dabei  die  frage,  wie  weit  bindet  sich  Gottfried  bei  be- 
uutzung  dieser  Stilmittel  an  die  stellen,  wo  auch  Thomas  sie 
hat,  wie  weit  verwendet  er  sie  frei?  die  antithesenhäufuug 
Michel  in  s.  3  bildet  Gottfried  bei  derselben  gelegenheit  nach 
und  so  könnte  es  auch  sonst  oft  der  fall  sein. 

Wir  müssen    also   auf  jede   genauere   feststellung  verzichten 
und   uns   einfach   an   die   allgemeine  Weisheit   halten,  dass  Gott- 
fried stark  abhängig  war  von -seiner  quelle.    Kölbing,  Tristrams 
saga    ok   Isondar  cxlviii   scheint   mir   das    Verhältnis   denn    doch 
ganz  richtig   bezeichnet   zu   haben,     seine   ausführungen  werden 
ergänzt  durch  das  programm  von  Bahnsch,  Tristanstudien,  Danzig 
1885,  in  welchem  sehr  klar  gezeigt  wird,  dass  das  durchdenken 
und    durchdringen    des    Stoffes    auch    bei    Gottfried    nicht    über 
ein  gewisses  mafs  hinausgeht,    durchgefühlt  wird  er  freilich  die 
seelenkämpfe   seiner  helden   haben,   aber  leider  steht   mau  auch 
bei  der  beurteilung  der   subjectiven  partien   seines  werkes  nicht 
auf  völlig  sicherem  boden.    selbst  in  der  quellenauseinandersetzung 
ist  das  nachklingen    der  betreffenden  stelle  aus  Thomas  deutlich 
zu    spüren ,   und  Gottfried^  überträgt  auf  Thomas   ohne  weiteres 
das ,   was   Thomas   selbst   von  _Breri_  _sagJU__zii_deji    so    subpicjjv 
klingenden  Worten ^97  ff:  ein  senelichez  mcere  daz  tribe  ein  sene- 
ilwre  usw.  hat  Golther,  Die  sage  von  Tristan  s.  105  eine  parallele 
aus   Thomas   angeführt,      nach    solchen    erfahrungen   wird    man 
mistrauisch;    es  mag    noch  manche  reflexion,  die  man  Gottfried 
zuschreiben    möchte,   in    der  quelle    gestanden   haben,      aber   er 
könnte  das  alles  nicht   so  schön   und  warm  aussprechen,    wenn 
er   es  nicht   selbst   durchgefühlt   hätte,      überhaupt   muss,    trotz 
allem,   wie   das  Golther   immer  wider  hervorgehoben  hat,    Gott- 
frieds   grofses   talent   in    unangefochtener   anerkeunung   bleiben. 
Kölbing  spricht  ihm  das  ja  auch  keineswegs  ab  und  Glöde  hätte 
Germ,   xxxui    17  ff    gar    nicht   so    eifrig   gegen   ihn    zu   polemi- 
sieren   brauchen,    um    so  weniger,    als   er   sich    bei   seiner  Ver- 
teidigung Gottfrieds   zum  teil  auf  recht  unsichere  gründe  stützt, 
die  Saga  nennt  er  selbst  einen  schlechten  abklatsch  des  franzö- 
sischen Originals,   wenn  also  Gottfried  mehr  bietet  als  die  Saga, 

6* 


S4  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

so  darf  man  ihm  das  nicht  ohne  weiteres  zurechnen,  diesen  von 
ihm  selbst  angedeuteten  grundsatz  vergisst  Glöde,  wenn  er  ohne 
weiteres  zh.  die  einleitung  Gottfrieds  für  diesen  in  anspruch 
nimmt,  die  Saga  hat  sie  freilich  nicht;  aber  woher  weifs  Glöde, 
dass  nicht  auch  der  Tristan  des  Thomas  eine  subjectiv  gefärbte 
einleitung  hatte,  aus  der  Gottfried  wenn  nicht  alles  so  doch 
vieles  schöpfen  konnte?  auf  die  von  Golther  angeführte  parallele 
habe  ich  schon  hingewiesen. 

Es  gibt  aber  unter  den  von  Glöde  angeführten  stellen  eine, 
, J  welche  selbst  der  gröste  Skeptiker  Gottfried  allein  zurechnen  muss, 
*\M  nämlich  die  litterarische  stelle  m  der  schwertleite,  und  sie  ge- 
n*  nügt  vollkommen,  um  Gottfrieds  grofses  talent  zu  beweisen,  eine 
l  fülle  glänzender  bilder  ist  hier  auf  engeu  räum  zusammengehäuft, 
dass  man  immer  wider  staunt,  gleich  Hartmanns  wörtlein  per- 
sonificiert,  ihr  vertrautes  sanftes  anschmiegen  wundervoll  ausge- 
drückt, ebenso  in  originelje  bilder.  gefasst.  die  polemik  gegen 
Wolfram,  die  dichtercoucurrenz  wird  höchst  lebendig  vorgestellt, 
alle  dichter  bringen  blumen,  um  den  ehrenkranz  zu  schmücken; 
wer  ihn  begehrt,  soll  auch  seine  blumen  heranslecken,  und  wenn 
sie  am  besten  passen ,  soll  ihm  der  kränz  zu  teil  werden,  die 
abstracte  Vorstellung  des  Wetteifers  ist  in  ein  lebendiges,  anschau- 
liches  bild  umgejyjmdelt.  gleich  darauf  ist  die  rede  ein  pfad, 
über  den  man  muss  hintraben  können,  ohne  zu  straucheln,  wer 
das  publicum  mit  falschen  künsten  teuscht,  gibt  schatten  mit 
dem  stock_statt  mit  dem  laubzweig.  Blickers"*  sinn  haben  feeu 
gesponnen  und  in  ihrem  brunnen  geläutert;  worte  und  sinn 
harfen  zusammen  die  erzählung,  buchstaben  tragen  ihn  wie  flügel. 
breit  ausgeführt  dann  das  bild  von  detn_ bäume,  in  den  Veldeke 
das  erste  reis  setzte:  zweige  sind  an  ihm  entsprungen,  die  bluten 
tragen,  und  jeder  kann  nun  von  den  bluten  brechen,  dann  die 
anderen  uns  freilich  etwas  dunkelen  bilder;  es  ist  ein  bewun- 
derungswürdiger reichtum.  und  daneben  stehen  die  innig  ge- 
fühlten worte,  in  denen  Gottfried  die  würkung  der  lyrik  angibt: 
und  tuont  reht  in  dem  herzen  iooI.  die  grofse  Zartheit  und 
l'einheit  in  den  characteristiken  hat  Scherer  hervorgehoben. 

Wir  können  Gottfrieds  talent  das  gröste  zutrauen,  aber 
nochmals,  wir  haben  meistens  kein  mittel  zu  entscheiden,  ob 
er  sich  an  einer  bestimmten  stelle  freier  bewegt  oder  enger  an 
gedankengang  oder  gar  Wortlaut  des  Originals  anschliefst,    da  eine 


VON  STRASSBURG  85 

vergleich ung  mit  der  Saga  keine  reinen  resultate  gibt,  so  glaube 
ich  micb  berechtigt,  im  folgenden  ganz  von  ihr  abzusehen  und 
einfach  zu  betrachten,  was  in  Gottfrieds  Tristan  vorliegt;  nicht 
zur  characteristik  des  deutschen  dichters,  sondern  nur  des  Werkes, 
der  bequemlichkeit  halber  spreche  ich  im  folgenden  trotzdem  von 
Gottfried  so,  als  ob  er  der  allein  verantwortliche  dichter  wäre; 
hier  sind  dann  immer  die  worte  'oder  Thomas'  als  selbstverständ- 
lich zu  ergänzen. 

Ich  habe  mein  thema  nach  einem  Stoffgebiet  abgegränzt  und 
muss  mich  darüber  mit  Ehrismann  auseinandersetzen,  der  eine 
ähnliche  abgränzung  im  vierten  capitel  meines  Veldeke  und  Hart- 
mann tadelt  (Litteraturbl.  f.  germ.  und  rom.  phil.  1888  sp.  528). 
ich  verweise   diese   auseinandersetzung  in   die  aumerkung1,  weil 

1  für  die  ersten  drei  capilel  wirft  Ehrismann  mir  vor,  ich  hätte  des 
einzelnen  dichters  darstellung  nicht  genug  abgehoben  vom  allgemein  giltigen 
Sprachgebrauch;  es  seien  eine  grofse  anzahl  dinge  verzeichnet,  die  bei  Vel- 
deke und  Hartmann  gar  nichts  besonderes  hätten,  dass  mein  erstes  capitel 
etwas  breit  geraten  ist  und  manches  für  die  beurteilung  des  Stils  gleich- 
gütige  enthält,  habe  ich  in  meiner  einleilung  selbst  angegeben  und  hoffte 
nach  diesem  offenen  geständnis  für  diese  dinge  absolution  zu  erhalten,  im 
übrigen  aber  hätte  Ehrismann  gerechter  weise  erwähnen  müssen,  dass  in 
meinem  buche  nach  s.  xi  der  einleitung  Veldeke  als  ausgangspunct  der  ent- 
wickelung  betrachtet  ist,  bei  dem  auf  Untersuchung  der  Originalität  ver- 
zichtet wurde,  dass  dagegen  das  Verhältnis  von  Hartmanns  Sprachgebrauch 
zu  demjenigen  Veldekes  überall  vollständig  klargelegt  und  an  wichtigen 
stellen  durch  angäbe  statistischer  zahlen  illustriert  ist.  Veldeke  aber  ist  der 
gegebene  Hintergrund  für  Hartmann,  nicht  etwa  Wolfram  oder  Gottfried ,  die 
auf  seinen  schultern  stehen  und  von  ihm  gelernt  haben,  ich  habe  freilich 
auch  manches  stilistische  behandelt,  das  bei  Hartmann  ungefähr  in  der- 
selben art  und  menge  vorkommt,  wie  bei  Veldeke;  aber  es  handelte  sich 
dann  um  dinge,  die  noch  nicht  zusammenfassend  behandelt  sind  und  es 
doch  einmal  werden  musten,  oder  um  solche,  die  ich  des  Zusammenhanges 
wegen  nicht  gut  weglassen  konnte,  man  kann  in  der  praxis  nicht  so  voll- 
kommen scharf  scheiden,  wie  es  in  der  theorie  allerdings  möglich  ist. 

Ferner  vermisst  Ehrismann  psychologische  Vertiefung  und  Zusammen- 
fassung der  einzelheiten.  wenn  er  als  beispiel  für  ersteren  mangel  anführt, 
ich  hätte  bei  besprechung  von  Hartmanns  humor  Kalogreants  selbstironisie- 
rende erzählung  vergessen,  so  misversteht  er  zunächst  den  klaren  Wortlaut 
der  von  ihm  angezogenen  stelle  s.  201;  es  handelt  sich  da  durchaus  nicht 
um  den  humor  der  dichter  überhaupt,  sondern  nur  um  die  fälle,  wo  die 
dichter  ihren  humor  an  ihren  personen  oder  der  weit  oder  sich  üben,  vgl. 
Freylag,  Technik  des  dramas3  s.  2G4  unten.  Kalogreants  selbstironie  hätte 
an  den  scbluss  des  cap.  iv,  unter  die  besprechung  der  charactere  ge- 
hört,    ich   muss   aber  allerdings   gestehen,  dass   mir  diese  par  spärlichen 


86  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

ich  sie  nicht  gut  trennen  kann  von  der  erörlerung  einiger  anderer 
puncte,  in  denen  ich  angegriffen  bin  und  mich  wehren  muss.  — 
für  den  Tristan  empfiehlt  sich  die  zusammenfassende  Behandlung 
gerade  des  inneren  lebens  ganz  besonders,  weil  auf  diesem  ge- 
biete Gottfrieds  resp.  des  Thomas  kunst  sich  am  glänzendsten 
bewährt,  manches  haben  Preufs  (Strafsburger  Studien  i.IJQ,  Lüth 
(Parchimer  programm  1881)  ua.  schon  vorweggenommen;  über 
die  antithesen  bei  der  darstellung  streitender  affecte  zb.  vgl. 
Preufs  aao.  s.  19  ff,  über  die  reflexionen,  die  besonders  im 
zweiten  teil  der  dichtung  häufig,  bisweilen  störend  werden, 
s.  Lüth  s.  20  ff.  Preufs  s.  67,  auch  Heinzel  in  seinem  bekannten 
Gottfriedaufsatz,  über  das  gelegentliche  unterlassen  ausführlicher 
affectschilderungen  Lüth  s.  15  usw.  — 

Ich   habe   in   meinem  Veldeke   und   Hartmann    aus   Veldeke 
auch  die  einfachen  ausdrücke  froh  sein,   unfroh   sein  usw.  ver- 

fünkchen  so  unbedeutend  scheinen  und  schienen,  dass  ich  sie  einer  aus- 
drücklichen erwähnung  nicht  für  wert  hielt,  die  auseinandersetzung  über 
das  abenteuernde  rittertum,  für  uns  das  ergetzlichste  an  der  ganzen  er- 
zählung,  ist  vom  dichter  nicht  humoristisch  gemeint;  es  bleiben  also  nur 
drei  oder  vier  einzelne  sätze  in  Kalogreants  erzählung  und  diese  sind  würk- 
lich  kein  beweis  für  einen  besonders  stark  entwickelten  humor.  da  steckt 
in  der  flucht  von  Limors  viel  mehr  komik.  psychologische  auseinander- 
setzungen  habe  ich  gegeben,  wo  es  mir  nötig  schien,  zb.  s.  197  f,  aber  es 
konnte  nicht  die  aufgäbe  meines  buches  sein,  die  grundzüge  von  Hart- 
manns kunstcharacter  ganz  neu  zu  construieren,  denn  sie  sind  so  klar,  dass 
sie  längst  vollkommen  deutlich  erkannt  worden  sind,  nur  an  wenigen 
puncten,  wo  ich  mit  den  bisherigen  formulierungen  nicht  ganz  einverstanden 
war,  muste  ich  auf  diese  dinge  eingehen,  im  übrigen  lag  meine  aufgäbe 
durchaus  im  sorgfältigen  erforschen  der  details,  wobei  ich  die  bekanntschaft 
mit  jenen  grundzügen  ohne  weiteres  bei  jedem  leser  voraussetzen  konnte, 
wenn  Ehrismann  von  einer  verwirrenden  masse  von  einzelheiten  spricht,  so 
bezieht  sich  dieser  Vorwurf  wol  besonders  auf  das  vierte  capitel,  mit  dessen 
einteilung  er  nicht  einverstanden  ist.  es  ist  wahr,  hätte  ich  die  einteilung 
aus  dem  begriff  der  Stilistik  hergeleitet,  so  würden  die  belege  für  Hartmanns 
geringere  anschaulichkeit  und  ähnliche  eigenschaften  übersichtlicher  bei  ein- 
ander stehen,  aber  diese  dinge  sind  doch  würklich  bekannt  genug:  ich  hätte 
nichts  tun  können,  als  zu  vorhandenen  Sätzen  die  belege  geben,  da  scheint 
mir  meine  einteilung  doch  practischer:  die  auseinandersetzungen  über  jene 
bekannten  dinge  sind  freilich  zerstreut,  aber  ich  konnte  versuchen,  die 
menge  der  vorhandenen  motive  überhaupt  festzustellen,  die  weite  von  Hart- 
manns interesse  und  seinen  reichtum  an  ausdrucksmitteln  ('ausdrücke'  sagt 
E.  etwas  verächtlich)  auszumessen,  so  etwas  neues  zu  bieten  und  zugleich 
eine  grundlage  für  weitere  forschung  zu  geben,  wenn  Ehrismann  eine  solche 
arbeit  für  wertlos  hält,  so  bedauere  ich  nicht  seiner  ansieht  zu  sein. 


VON  STRASSßüRG  87 

zeichnet  (s.  164  uud  168).  eine  derartige  aufzählung  hat  selbst- 
verständlich nur  dann  einen  zweck,  wenn  der  dichter  an  anderen 
ausdrucksmitteln  arm  ist,  jene  einfachen  hezeichnungen  also  bei 
jeder  gelegenheit  formelhaft  widerkehren  und  dadurch  der  ein- 
druck  der  einförmigkeit  erzeugt  wird,  bei  Gottfried  ist  davon 
natürlich  keine  rede,  und  es  wäre  also  eine  überflüssige  mühe, 
eine  solche  Zusammenstellung  zu  machen,  es  würde  sich  übrigens 
wahrscheinlich  ergeben,  dass  Gottfried  an  solchen  einfachen  aus- 
drücken kaum  reicher  ist  als  Veldeke. 

Eine  gröfsere  mauigt'altigkeit  wird  zunächst  erreicht  durch 
den  massenhaften  gebrauch  von  bildein.  auch  in  dieser  hinsieht 
kann  ich  auf  Freute  verweisen  und  mich  mit  einigen  bemerkungeu 
begnügen. 

Die  personificationen  von  affecten,  geistigen  kräften  usw. 
finden  sich  im  Tristan  ebenso  wie  bei  Hartmann  und  Wolfram 
und  zwar  bisweilen  aufserordentlich  schön,  so  gleich  am  anfange 
bei  Riwalin  und  RiancniiMniii^  smi^  rin~  enzunte  ouch  sine  sinne, 
daz  si  sd  wider  fuoren  und  ndmen  Blanscheßuoren  und  fuorten 
si  mit  in  zehant  in  Riwalines  herzen  laut  und  krönden  si  dar 
inne  im  zeiner  küniginne.  die  sinne  sind  als  ganz  selbständig 
handelnd  gedacht,  uud  wie  sie  Blauscheflur  hereinführen  und 
krönen,  gibt  eine  prächtige  Vorstellung  von  der  triumphvollen 
art,  wie  das  bild  der  geliebten  in  das  meuscheuherz  einzieht  und 
davon  besitz  ergreift,  ebenso  vollständig  personificiert  sind  die 
sinne  888:  sus  swebeten  sine  sinne  in  einer  ungewissen  habe;  trost 
und  zweitel  sind  hier  unter  dem  bilde  von  wellen  gefasst.  — 
kämpf  der  affecte  gegen  den  menschen  und  sieg  über  ihn  kommen 
mehrfach  vor,  und  auch  der  streit  der  affecte  unter  einander  wird 
personifizierend  ähnlich  wie  bei  Wolfram  dargestellt,  aber  es 
ist  dabei  doch  ein  interessanter  unterschied  zwischen  Gottfried 
und  Wolfram  vorhanden,  wenigstens  so  weit  sich  Wolframs  manier 
in  den  von  Bock  angeführten  belegen  kundgibt,  da  wird  der 
streit  immer  ganz  kurz  mit  wenigen  worten  abgetan,  die  strei- 
tenden sind  würkliche  kämpfer,  durch  anwendung  ritterlicher  aus- 
drücke gekennzeichnet;  der  mensch,  in  dessen  brüst  der  streit 
vorgeht,  tritt  ganz  zurück.  Gottfried  führt  viel  weiter  aus,  er 
spricht  zwar  auch  von  krieg  und  sieg  der  affecte,  aber  der 
dialectisch  geschulte  dichter  stellt  sie  sich  wenigstens  einige  male 
1  die  citate  nach  Bechsteitis  ausgäbe2. 


88  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

vor  als  zwei  ratgeber,  die  auf  den  menschen  von  zwei  verschie- 
denen Seiten  einreden  und  ihn  dadurch  in  Verwirrung  bringen, 
diese  Verwirrung  schildert  Gottfried  dann  noch  besonders  und 
gewinnt  so  gewisser  mafsen  eine  potenzierung  der  ausdrucks- 
weise, welche  die  gröfsere  kühnheit  in  Wolframs  ritterlichen 
prädicaten  wol  aufwiegt,  so  bekriegen  sich  trost  und  zweifei 
iü  Riwalin  881  ff;  bald  kommt  trost,  bald  zweifei  und  spricht 
zu  ihm ;  "VereTne  sagt  dies,  der  andere  das,  sodass  Riwalin  nicht 
weifs,  was  er  tun  soll,  endlich  gewinnt  der  trost  den  sieg  und 
vertreibt  den  zweifei.  ganz  ebenso  ist  es  bei  dem  kriege  zwischen 
zorn  und  wipheit  in  Isolde  10261  ff:  auch  hier  sind  es  keine 
würklichen  kämpfer^ßnTTern  zwei  widersprechende  ratgeber:  die 
Weiblichkeit  spricht  zu  Isolde  'nein,  tu  es  nicht!'  und  es  wird 
dann  geschildert,  wie  unter  dem  einfluss  dieser  widersprechenden 
ratschlage  Isolde  in  Verwirrung  gerät,  aber  auch  hier  heifst  es 
schließlich  :  biz  doch  diu  süeze  wipheit  an  dem  zorne  sige  erstreit. 
minne  und  ere  11 760  ff  sind  nicht  gerade  ratgeber,  sondern 
stehen  mehiH!f^ffle1nlierschaftsverhältnis  zu  Tristan,  wenigstens 
heifst  die  minne  seine  erbevogetin.  in  manchen  anderen  fällen 
sind  die  ausdrücke  unbestimmter,  zb.  11826  ff,  wo  minne  und 
schäm  in  Isolde  streiten.  <*-*»" "*** 

Unter  den  sonstigen  bildern  Gottfrieds,  die  für  uns  hier  in 
betracht  kommen,  macht  die  metaphorische  Verwendung  des  er- 
bliihens  immer  einen  schönen  eindruck,  überhaupt  alle  die  aus- 
drücke, in  denen  Gottfried  glänz  ausgiefst.  den  krönungszug 
Blanscheflurs  in  Riwalins  herz  habe  ich  bereits  erwähnt,  und  auch 
von  Riwalin  wird  gesagt,  er  trage  in  Blanscheflurs  herzen  scepter 
und  kröne,  auch  der  vergleich  mit  gestirnen  würkt  in  ähnlicher 
richtung,   s.  Preufs  s.  45. 

Indessen  nicht  immer  kann  man  an  Gottfrieds  bildlichem 
ausdruck  volle  freude  haben;  es  läuft  manches  geschmacklose  mit 
unter,  wie  bei  anderen  mhd.  dichtem,  au  s^J^ffjLind  HTJ^jS, 
hat  schon  Lüth  anstofs  genommen  und  mit  recht.  anTetz lerer 
stelle  soll  Isoldes  Verstrickung  in  die  minne  geschildert  werden; 
dazu  wählt  der  dichter  die  Vorstellung  vom  Um  der  minne,  in  den 
Isoldes  sinne  versenkt  sind  und  aus  dem  sie  heraus  will;  ver- 
gebens, sie  versenkt  nur  bände  und  füfse  immer  mehr  in  die  süeze 
des  mannes  nnde  der  minne.  es  ist  das  nicht  das  bild  vom  vogel  auf 
der  leimrute,  wie  Lüth  meint,  denn  abgesehen  davon,  dass  das 


6L\sy^  Cc/Vv-ia^aX» 


0 


k)XU-*\    'v.m    ft*t   c^.,%Jj^4 — ' 


VON  STRASSBÜRG  89 

versenket,  das  \\z  und  anderes  dazu  nicht  passen  würde,  werden 
alle  die  dinge  von  Isolde  selbst  erzählt  und  dabei  ausdrücklich 
von  ihren  bänden  und  füfsen  gesprochen,  vollzieht  man  also  die 
anschauung,  so  bleibt  nichts  übrig,  als  sich  das  mädchen  in  einer 
süfsen,  klebrigen  flüssigkeit  stehend  vorzustellen,  in  die  sie  immer 
tiefer  hineingerät;  ein  gedanke,  der  je  nach  dem  einen  wider- 
lichen oder  lächerlichen  eindruck  macht,  letzteres  dann,  wenn 
einem  gerade  die  ähnlichkeit  mit  einer  fliege  einfällt,  die  sich 
in  einem  honigteller  in  ähnlich  unangenehmer  läge  befindet,  man 
möchte  glauben,  dass  der  dichter  die  sache  sich  nicht  genau 
vorgestellt  hat,  da  sie  doch  gar  zu  absurd  ist.  —  weniger 
schlimm  ist  es,  wenn  der  ausführlich  geschilderte  vogel  auf 
der  leimrute  als  vergleichsobject  für  Riwalin  benutzt  wird;  es 
ist  eben  ein  ausdrücklicher  vergleich  und  der  vogel  klebt  doch 
nur  an  der  leimrute.  in  den  folgenden  versen  wird  dann  frei- 
lich von  dem  liebenden  gesagt,  er  verwirre  sich  in  der  süeze  der 
gelimeten  minne,  aber  es  wird  uns  doch  nicht  so  die  Vorstellung 
des  körperlichen  drinsteckens  erregt,    wie   bei  Isolde,     übrigens 


passt  das  ganze  nicht  recht  zur  Situation:  Gottfried  vergleicht 
zunächst  ganz  richtig  einen  nach  seiner  freiheil  zurückstrebenden 
liebenden  mit  jenem  vogel,  wenn  er  dann  aber  fortfährt:  als  er- 
gieng  es  Riwaline,  so  ist  der  vergleich  nicht  mehr  richtig;  denn 

tSm 


bei  liiwalin  ist  von  freiheitssehnsucht  keine  rede,  sondern  er  weifs 
nur  nicht,  ob  Blanscheflur  ihn  wider  liebt,  und  daher  rührt 
seine  unruhe.  — 

Meisterhaft  versteht  es  der  dichter,  die  affecte  seiner  per- 
sonen  symptomatisch  zu  schildern.1  die  alten  bekannten  Symptome 
körperlicher  würkung,  für  die  ich  aus  Roland,  Veldeke  und  Hart- 
mann auf  s.  166.  171.  177.  184  ua.  meines  buches  belege  gebe, 
hat  zum  grofsen  teil  auch  Gottfried,  natürlich  in  entsprechender 
Verfeinerung:  Veldekes  swilten  und  beven  als  zeichen  heftiger  liebe 
kommen  nicht  mehr  vor.  aber  so  ängstlich  in  der  anwendung 
dieser  motive  wie  Hartmann  ist  Gottfried  nicht. 

Geweint  wird  im  Tristan  sehr  oft,  ich  habe  mir  über  30  he-_ 
lege  notiert,  ohne  dabei  nach  Vollständigkeit  zu  streben.    Hartmann 

1  Scherer,  Poetik  s.  236  setzt  die  ausdrücke  'indirect'  und  'symptoma- 
tisch' einander  gleich,  'symptomatisch'  ist  jedesfalls  eindeutiger:  zur  in- 
directen  darstellung  rechnet  zl>.  VieliorT,  Poetik  s.  526  auch  angäbe  des  ein- 
drucks,  den  ein  character  auf  einen  anderen  macht  usw.,  während  er,  was 
wir  hier  symptomatisch  nennen,  noch    unter  directe  Schilderung  rubriciert. 


90  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

lässt  von  seinen  beiden  nur  den  Gregor  und  den  armen  Heinrich, 
nicht  aber  die  helden  der  ritterepen  weinen,  weil  es  wiplich  ist, 
weil  speciell  Iwein  sich  dessen  schämt:  Gottfried  dagegen  gönnt 
dem  Tristan  ohne  bedenken  diese  herzenserleichterung:  14480. 
14919.  1S655^  Riwalin  nimmt  von  Blanscheflur  abschied  nur" 
mit  innerlichem  weinen,  mit  weinendem  herzen,  ein  ausdruck, 
der  auch  sonst  öfters  begegnet,  auch  die  übrigen  männer,  Marke, 
Rual ,  Rurvenal  weinen  gelegentlich  und  dann  natürlich  die  grofse 
unbestimmte  menge,  allgemeine  klagescenen  werden  sehr  lebendig 
und  eindrucksvoll,  wenn  der  dichter  uns  dabei  eine  person  oder 
gruppe  nach  der  anderen  vorführt,  so  beginnt  4211  Rual  zu 
weinen  wie  ein  kind;  auch  die  anderen  sind  von  der  geschichte 
so  gerührt,  dass  ihre  äugen  überwallen,  und  drittens  macht  Marke 
mit  starkem  weinen  den  klagechor  vollständig,  indem  wir  die- 
selbe schmerzäufserung  bei  mehreren  personen  sehen ,  wird  sie 
uns  wichtiger,  eindrucksvoller,  am  meisten  geweint  wird  auch 
im  Tristan  von  den  damen,  doch  hat  Gottfried  über  frauenthräneu 
bekanntlich  etwas  ketzerische  ansichten;  sie  sind  nicht  immer 
ganz  echt,  sondern  die  damen  können  weinen,  so  oft  sie  wollen 

An  ausdrücken  für  weinen  ist  Gottfried  nicht  so  manig- 
faltig  wie  Hartmann,  der  gerade  hieran  einen  grofsen  reichtum 
besitzt.  Hartmanns  ougen  regen,  ougen  ünde,  si  bereite  ein  bat 
mit  weinenden  ougen  und  einiges  andere  sucht  man  bei  Gottfried 
vergebens,  man  findet  häufiger  den  einfachen  ausdruck  weinen; 
aber  während  Hartmann  das  herabrollen  der  thränen  über  das 
gesicht  aus  Christian  nicht  herübernimmt  und  nur  den  alten 
fischer  im  Gregor  in  dieser  weise  schildert ,  fürchtet  sich  Gott- 
fried nicht,  uns  Blanscheflurs  schmerz  in  so  anschaulicher  dar- 
stellung  vorzuführen:  J.t207_i*r  ougen  über  wielen,  die  heizen 
trähene  vielen  gedihtecliche  und  ange  über  ir  tfil  liehtiu  wange. 
ebenso  Marke  in  der  oben  angeführten  allgemeinen  weinscene 
4*222:  daz  ime  der  herzesmerze  mit  trähenen  üz  den  ouqen  flöz 
und  ime  wang'  unde  wdt  begöz.  während  Hartmann  sich  damit 
begnügt  zu  sagen,  die  äugen  werden  voll,  wallen  über,  mit 
roten  äugen  usw.,  weifs  Gottfried  einen  würkungsvolleu  contrast 
herzustellen,  indem  er  zu  dem  worte  äugen  das  epitheton  lieht 
oder  klär  setzt1:    9283  niht  weine  toht er  mine:   diu  klaren  ougen 

1  das  kominl-ntTaturlich  auch  an  stellen  vor,   wo  nicht  geweint  wird: 


VON  STR ASSBURG  91 

dine  diu  ensulen  niemer  werden  rot  umb'  also  swächlkhe  not. 
10343  ir  Hellten  ougen  wurden  vol.  ähnlich  würkt  es,  wenn  in 
der  eben  angezogenen  stelle  Blanscheflurs  thränen  über  ir  vil 
liehtiu  wange  fallen. 

Thränen  sind  nicht  nur  austlrucU  des  Schmerzes:  Isoldes 
spiegelhelle  äugen  füllen  sich  in  liebessehnsucht,  und  vor  freude 
weint  im  Tristan  manic  man,  nämlich  die  nach  Irland  geschickten 
geisein",- als  sie  inre  vaTer  und  verwandten  wider  sehen;  Gottfried 
lässt  also  auch  vornehme  Jünglinge  vor  freude  weinen  ,  wählend 
Hartmann  einem  Christianschen  ritter  die  freudenthränen  wider 
streicht. 

Weniger  ist  über  das  lachen  zu  sagen ,  das  in  den  bekannten 
bedeutungen  vorkommt,  als  ausdruck  der  freundlichkeit,  der 
freude,    der   ruhig   heiteren    Stimmung,    des  spottes.     heimliches 

lachen   als   ausdruck   verhehlter   freude  132(16*^  reizvoll    ist   das 

.  -.     - 

lächeln  bei  Isolde  Weifshand  als  ausdruck  ihrer  harmlosen  co- 
quetterie  Tristan  gegenüber  verwertet  19246  smierende  unde 
lachende,  kallende  unde  kosende,  smeichende  unde  lösende;  Hart- 
mann hat  dieses  ausdrucksmittel  nicht,  wenn  die  blonde  Isolde 
lächelt,  so  ist  das  für  Marke  verhängnisvoll:  sie  tut  es  zweimal, 
wo  sie  gerade  dabei  ist,  den  kouig  zu  betrügen. 

Auch  über  das  seufzen  kann  ich  kurz  sein,  es  bedeutet 
schmerz  und  Isolde  braucht  es,  um  dem  köuige  ihren  er- 
heuchelten schmerz  vorzuspielen,  13884.  e£«töhnlich  handelt  es 
sich  um  liebesschmerz,  liebessennsucht ,  und  Gottfried  schildert 
sehr  stimmungsvoll,  wie  Blanscheflur  den  geliebten  heimlich  an- 
seufzt, 784.  hübsch  ist  es  auch,  wenn  Tristan  aus  Sehnsucht 
nach  seiner  Isolde  seufzt,  Isolde  Weifshand  dieses  aber  auf  sich 
bezieht  und  mitseufzt,  19323. 

Die  bekannten  motive  einer  Veränderung  der  gesichtsfarbe 
werden  öfters  gebraucht ,  beim  erbleichen  wird  dann  aber  ge- 
wohnlich noch  ein  körperliches  ermatten  bis  zur  ohnmacht  hin- 
zugenommen, rot  wird  Isoldes  mutier,  wahrend  ihre  äugen  sich 
mit  thränen  füllen,  als  sie  in  Tantris  Tristan  erkennt;  alter 
schmerz  und  groll  mischen  sich  mit  dem  zweifei,  ob  sie  sich 
an  Tristan  rächen  solle  (10342).  den  färben  Wechsel  beschreibt 
Gottfried  mehrfach:  als  a"ustTfuck  des  zornes  und  leides  dient  er 

kldriu  ougen  zb.  11847.19232.    darum  darf  man  die  oben  angegebene  Ver- 
wendung der  epitheta  doch  als  eine  besonders  glückliche  herausheben. 


92  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

10095,  liebe  bewürkt  ihn  an  Tristan  uud  Isolde  11919,  bei 
Brangfene  12465  die  schäm  über  die  ihr  angesonnene  Vertretung 
Isoldes  in  Markes  ehebette.  am  häufigsten  wird  das  erbleichen 
erwähnt:  Riwalin  verliert  beim  abschiednehmen  seine  färbe,  Tristan 
erbleicht  vor  Sehnsucht  nach  Isolde,  Tristan  und  Isolde,  als  sie 
von  Marke  beargwöhnt  werden  und  keine  gelegenheit  zur  heim- 
lichkeit  haben.  Brangaene  im  schreck  darüber,  dass  Tristan 
und  Isolde  den  liebestrank  genossen  haben,  wird  als  ein  töte 
vor  und  derselbe  ausdruck  wird  auch  9350  und  sonst  ge- 
braucht! — 

Wie  gesagt  steht  neben  dem  erbleichen  gewöhnlich  ein  er- 
matten des  körpers  bis  zur  ohnmacht,  auch  in  den  eben  ange- 
führten belegen  wird  meist  die  kraft  als  schwindend  bezeichnet 
1434.  14321.  11694.  an  dieser  letzten  stelle  wird  aufserdem  von 
einem  töten  herzen  gesprochen ,  was  offenbar  eine  Verminderung 
des  lebensgefübls  bezeichnet,  und  eine  ähnliche  bedeutung  muss 
es  haben,  wenn  das  herz  erkaltet  wie  bei  Isolde  10091,  wobei 
auch  der  oben  angeführte  farbenwechsel  von  bleich  und  rot  vor- 
kommt, vollständige  ohnmacht  wird  bei  Blanschefkir  beschrieben 
1295^  wobei  natürlich  das  erbleichen  auch  wider  ein  Symptom 
bildet:  ir  Ubes  kraft  da  von  geswekh,  ir  rösevarwer  munt  wart 
bleich,  ir  lieh  diu  kom  vil  garwe  von  der  vil  liehten  varwe,  diu 
da  vor  an  ir  Übe  lac;  ir  klären  ougen  wart  der  tac  trüeV  und 
vinster  als  diu  naht,  nicht  so  vollständig  ist  die  ohnmacht  1387, 
aber  sie  wird  doch  characterisiert  durch  die  worte:  daz  sine  ge- 
hörte noch  gesach.  ir  lieh  wart  an  ir  libe  als  einem  töten  wibe. 
solche  geringere  Herabsetzungen  der  lebenskraft  kommen  auch 
ohne  farbenangaben  vor,  recht  hübsch  ausgeführt  zb.  18190  diu 
verdähte  Brangcsne,  diu  arme  erschrac  unde  gesweic ,  ir •  houbet  uf 
ir  ahsel  seic,  hend'  unde  herze  enphielen  ir.  auch  12781  ist  es 
Brangame,  die  aus  schreck  über  Isoldes  mordanschlag  einer  ohn- 
macht nahe  zur  erde  sinkt,  wobei  das  beben  aller  ihrer  glieder 
erwähnt  wird.  vgl.  noch  18483.  —  ausdrücklich  hat  Gottfried 
einmal  das  motiv  vollständigen  erstarrens  in  schmerz  1724:  ir 
ougen  diu  enwurden  nie  in  allem  disem  leide  naz.  ja,  gotherre, 
wie  kom  daz,  daz  da  niht  wart  geweinet?  da  was  ir  herze  er- 
steinet, auch  Tristan  weint  einmal  nicht,  während  alle  anderen 
weinen,  weil  die  betreffende  nachricht  ihm  gar  zu  überraschend 
und  plötzlich,  ze  gdhes,  kommt,  4267:  das  motiv  ist  hier  aber 


VON  STRASSBIRG  93 

nicht  so  klar  ausgeführt  wie  an  der  eben  genannten  stelle  bei 
Blanscheflur.  — 

Die  genannten  fälle  körperlicher  kraftlosigkeit  und  mattig- 
keit  werden  durch  schmerz,  schreck  und  ähnliche  affecte  veran- 
lasst; doch  benutzt  Gottfried  solch  ein  mattwerden,  ein  auf- 
lösen aller  glieder  auch  dazu ,  die  liehessehnsucht  Isoldes  zu 
zeichnen:  ir  houbet  daz  wac  allez  nider  119SL  überhaupt, 
wenn  der  dichter  auch  manche  von  Veldeke  gebrauchten  drasti- 
schen liebessymptome  vermeidet,  so  würkt  doch  die  minne  bei 
ihm  weit  mehr  als  bei  Hartmann  auf  den  körper  der  liebenden, 
die  sich  füllenden  äugen  habe  ich  schon  erwähnt,  ebenso  das 
seufzen,  und  es  ist  doch  wol  die  leidenschaftliche  erregung,  die 
es  veranlasst,  dass  Tristan  suoz'  unde  lise  zu  Isolde  spricht,  als 
sie  aufgelöst  in  seinen  armen  liegt,  ich  bin  allerdings  nicht 
ganz  sicher;  lise  zu  sprechen  erfordert  ja  überhaupt  der  anstand 
und  man  könnte  das  wort  also  allenfalls  auch  in  dieser  bedeutuog 
auffassen,  aber  wahrscheinlich  ist  mir  das  nicht;  in  so  allge- 
meinem sinne  lise  wird  Tristan  überhaupt  immer  gesprochen 
haben,  und  wenn  Gottfried  es  hier  ausdrücklich  erwähnt,  so  wird 
er  wol  etwas  besonderes  gemeint  haben ,  eben  die  halben  leise 
bebenden  töne,  in  denen  leidenschaftliche  erregung  sich  kund 
gibt.  Tristans  worle  ei  schoene,  süeze  usw.  gewinnen  jedesfalls, 
wenn  man  sie  sich  in  solchen  tönen  gesprochen  denkt,  wie  bei 
Veldeke  so  nehmen  auch  bei  Gottfried  die  liebenden  keine  nah- 
rung;  er  erwähnt  das  zweimal,  aber  beide  mal  in  sehr  verschie- 
denem sinne.  12073  ist  die  sache  ganz  irdisch,  wie  bei  Veldeke: 
die  leidenschaftliche  Sehnsucht  hindert  die  liebenden  am  essen 
und  die  natürlichen  folgen  bleiben  nicht  aus:  neben  dem  leid 
ist  es  auch  der  mangel,  welcher  Tristan  und  Isolde  körperlich 
so  herunterbringt,  dass  Brangseue  ihren  tod  fürchtet,  bei  der 
minnegrotte  dagegen  ist  alles  in  ein  übernatürliches. licht. getaucht; 
in  ihrer  vollkommenen  Seligkeit  bedürfen  die  liebenden  der  nahrung 
nicht,  und  der  mangel  schadet  ihnen  hier  nichts:  wenigstens  ist 
Isolde,   als  Marke  sie   schlafend  erblickt,    ganz  besonders  schön. 

So  viel  von  den  fällen,  in  denen  der  afl'ect  eine  ganz  directe 
würkung  auf  den  körper  hervorbringt,  daneben  steht  eine  gruppe 
von  handlungssymplomeu:  der  dichter  schildert  Handlungen,  die 
für  den  affeet  charakteristisch  sind,  in  manchem  falle  kann  man 
zweifeln,   ob   man   ihn    als  direct  körperliche  würkung  oder  als 


94  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

handlungssymptom  auffassen   soll;   im   allgemeinen   empfiehlt   es 
sich  aber  doch  diese  Scheidung  vorzunehmen. 

Auch  hier  ist  manches  alt,  so  die  bekannten  gebärden: 
schlagen  an  die  brüst  1172,  winden  und  ringen  der  bände  (7110 
si  wunden  unde  twungen  ir  jdmer  under  ir  henden);  freudig 
springen  die  leute  lieben  gasten  entgegen  (11154),  vor  freude 
schlagen  sie  in  die  häude  und  singen  manches  siegeslied  dazu 
7100.  von  ähnlicher  einfachheit  ist  das  mehrfach  gebrauchte 
flehende  falten  der  hände  1211.  2486  uö.  zerkratzen  des  ge- 
siebtes hatte  schon  Hartmann  im  Iwein  nicht  mehr  angewendet 
und  aufserdem  sucht  man  bei  Gottfried  vergebens  auch  das  zer- 
reifsen  der  kleider  und  das  raufen  des  haares.  aber  man  ver- 
misst  es  auch  nicht,  der  dichter  kommt  vollkommen  ohne  das 
aus.  wenn  er  übrigens  diese  dinge  vermeidet,  dagegen  das 
thränenüberströmte  gesichl  ohne  bedenken  anwendet,  so  zeigt 
er  einen  richtigeren  geschmack  als  Uartmann;  denn  thränen 
brauchen  nicht  hässlich  zu  sein  und  sie  trocknen  alsbald,  da- 
gegen ist  die  Vorstellung  etwa  eines  mädcheus  mit  zerrauftem 
haar  und  zerrissenen  kleidern  entschieden  unschön.  —  eine  ganze 
reihe  schöner  handlungssymptome  steht  Gottfried  zu  geböte  und 
namentlich  ist  der  ausdruck  der  liebe  reich  daran,  wie  die  blicke 
zu  dem  geliebten  hinüberfliegen,  wie  liep  in  liebes  ouge  siht  (1114), 
weifs  er  immer  wider  zu  schildern,  so  folgen  Blanscheflurs 
äugen  dem  Riwalin  und  grüfsen  ihn,  wo  sie  können;  ihre  blicke 
haften  lange  und  innig  an  ihm,  bis  er  sie  erwidert,  1085  ff; 
Tristans  und  Isoldes  äugen  hängen  in  einander,  stricken  sich  in 
einander  129S0.  16499,  Isoldes  äugen  ziehen  dem  geliebten 
später  nach  48497.  schön  ist  das  augenspiel  verwertet  als  ein- 
leitung  zu  dem  geständnis  bei  Tristan  und  Isolde:  treue  und 
ehre  bei  Tristan,  schäm  bei  Isolde  ziehen  zuerst  ihre  äugen  von 
dem  geliebten  ab,  aber  bald  beginnt  Isolde  verstohlen  zu  Tristan 
hinüberzublicken  und  dann  auch  Tristan  zu  ihr:  wenn  ihre  blicke 
in  einander  fliefseu,  so  erröten  sie.1  auch  zwischen  Tristan 
und  Isolde  Weifshand  beginnt  dieses  augenspiel  19068.  19082. 
19232  ir  kldren  ougen  unde  ir  sin  diu  spilten  uf  in  denne.  — 
mit  leichten   Vertraulichkeiten  deuten   die  damen    ihre  liebe  an: 

1  11907  so  si  elesivenne  mit  gelimeten  ougen  ein  ander  gölten 
nemen  war;  es  ist  nicht  ausdrücklich  gesagt,  dass  sie  sich  in  die  äugen- 
sehen,  aber  so  ist  es  doch  wol  aufzufassen. 


VON  STRASSBURG  95 

Isolde  Weifshand  legt  ihre  bände  iü  diejenigen  Tristans  19239, 
die  blonde  Isolde  stützt  uüd  lehnt  sich  au  ihn,  während  die  schon 
obenerwähnten  Symptome  eintreten,  die  äugen  sich  füllen,  das 
haupt  herabsinkt,  während  ferner  das  herz  ihr  schwillt  und  die 
lippen  sich  heben  (wie  zum  küsse)  1 1977.  liebesküsse,  überhaupt 
liebkosungen  werden  nur  selten  und  mit  gröster  decenz  erwähnt, 
vgl.  Heinzel,  Zs.  f.  österr.  gymn.  xix549;  öfters  wenn  im  Tristan 
gekiisst  wird,  handelt  es  sich  nicht  um  ein  liebespar,  sondern 
um  begrüfsung  oder  abschied  von  lieben  freunden  oder  ver- 
wandten 5185.  1,1520.,  J&&&Q..  oder  auch  den  letzten  grufs  für 
einen  geliebten  toten  7181.  merkwürdig  ist  1 44S9J':.  Rran- 
gaene  geht  zu  Tristan,  um  mit  ihm  zu  beraten,  Tristau  umarmt 
sie  leidenschaftlich  und  küsst  mehrere  male  äugen  und  wangen. 
es  ist  dankbarkeit  und  bitte,  das  ihn  zu  der  liebkosung  treibt, 
aber  die  leidenschaftlichkeit  kommt  von  seiner  ganzen  sehnsüchtig 
traurigen  Stimmung;  die  Sehnsucht  nach  Isoldes  mund  (liefst  in 
diesen  kuss  mit  hinein,  es  ist  ein  sehr  feines  motiv.  —  ich 
will  nur  noch  eines  anführen:  wie  hübsch  sich  Markes  an- 
dauernde liebe  zu  Isolde  in  seiner  sorge  für  ihren  zarten  teint 
äufsert  1 7 Ü 1 5  :  er  verstopft  das  fenster,  durch  welches  die  sonne 
in  die  minnegrotte  hinein  auf  Isoldes  gesiebt  scheint. 

Auch  andere  Stimmungen  sind  in  dieser  art  objeetiviert. 
köstlich  ist  der  truchsess  bei  seinem  drachenabenteuer  9130  ff. 
nachdem  er  beim  ersten  aublick  des  drachen  sein  ross  so  heftig 
herumgerissen  hat,  dass  er  heruntergefallen  ist,  nachdem  er, 
ohne  ans  wideraufsitzen  zu  denken,  davon  gelaufen  ist,  merkt 
er  endlich,  dass  der  drache  bereits  tot  ist;  er  meint  nun  Isolde 
gewonnen  zu  haben 'und  in  der  freude  seines  herzens  spornt 
und  treibt  er  sein  pferd  gegen  den  drachen  und  stöfst  seinen 
ruf  aus:  ma  Munde  Isöt ,  ma  belel  —  ganz  vortrefflich  ist  13626: 
Tristan  ist  zur  künigin  geschlichen ,  sein  schlafgenosse  ist  ihm 
gefolgt  und  bat  sein  liebesverbältnis  dadurch  erfahren;  wie  Tristan 
zurückkommt  und  sich  niederlegt,  spricht  keiner  von  beiden 
ein  wort:  er  jweic  Mude~jm&t^$ine.i(L.A3Q2ü-. in  dem  ungewöhn- 
lichen schweigen  zeigt  sich  die  gekränkte  Stimmung  des  schlaf- 
genossen und  Tristans,  wenn  man  so  sagen  darf,  böses  gewissen: 
eine  schwüle,  spannungsvolle  Stimmung  ist  aufs  glücklichste  aus- 
gedrückt, ähnlich  ist  das  schweigen  verwertet  15228,  nachdem 
Marke    das   blut   in  Tristans   bette   gefunden   hat;    er   hat   damit 


96  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

eiuen  beweis  für  den  liebesverkehr ,  aber  andererseits  zeigt  das 
gestreute  mehl  keine  fufsspuren.  das  nachdenken  und  zweifeln 
Markes,  der  sich  nicht  recht  aussprechen  darf,  wird  gegeben 
durch:  nu  sweig  er  unde  gesprach  nie  wort,  eine  etwas  andere 
Stimmung  führt  das  schweigen^Ä^35  mit  sich:  dies  mal  sieht 
Marke  die  beiden  zusammen,  mit  dem  zweifeln  ist  es  aus  und 
schweigend  geht  er  von  daunen,  um  zeugen  herbeizuholen, 
der  dichter  sagt  sehr  wenig  über  seinen  seelenzustand,  aber  die 
worte  sus  gieng  er  swigende  dan  haben  etwas  schweres,  lastendes. 

Das  gesenkte  haupt  habe  ich  schon  oben  erwähnt,  wo  es 
folge  einer  allgemeinen  kraftherabsetzung  war,  aber  es  wird  auch 
sonst  benutzt:  in  der  Verwirrung  über  Tristans  seltsames  be- 
nehmen bei  dem  durch  Marke  belauschten  rendezvous  senkt  Isolde 
das  haupt  14693.  in  diesem  falle  hatte  der  dichter  das  motiv 
übrigens  noch  aus  anderen  gründen  nötig,  denn  Isolde  würde 
sonst  nicht  die  drei  schatten  gesehen  haben. 

Ich  will  noch  einiges  anführen.  Isoldes  mutler  segnet  sich 
vor  staunen  über  den  Scharfsinn  ihrer  tochter  10627.  wie 
Tristan  den  beiden  königinnen  und  Brangsene  gnadeflehend  zu 
füfsen  fällt,  wenden  sie  ihre  äugen  von  ihm  und  sehen  einander 
au,  unschlüssig,  was  sie  tun  sollen,  bis  Brangsene  aufs  neue  zur 
guade  mahnt,  10480.  ebenso  sehen  sich  die  beiden  von  Isolde 
gedungenen  mörder  an,  als  Brangaeue  ihr  mitleid  erweckt  hat, 
12854:  der  entschluss,  ihr  das  leben  zu  lassen,  ringt  sich  in 
ihnen  empor. 

Damit  mag  es  genug  sein  von  den  fällen,  in  denen  einzelne 
äufsere  handlungen  resp.  deren  Unterlassung  (vgl.  schweigen)  als 
zeichen  einer  Stimmung  verwendet  werden,  es  gibt  nun  noch 
eine  dritte  gruppe  von  Symptomen,  mehr  geistiger  art:  der 
dichter  deutet  psychische  Vorgänge  an,  welche  durch  die  zu 
gründe  liegende  Stimmung  hervorgerufen  sind. 

Die  minne  bewürkt  eine  vollständige  Veränderung  der  ganzen 
Persönlichkeit:  Riwalin  ändert  sich  so  935,  und  ebenso  Blan- 
scheflur  967:  swaz  si  sich  fröuden  an  genam,  swaz  Schimpfes  ir 
e  wol  gezam,  daz  missestuont  ir  allez  dö. 

Schöne  beispiele  bietet  auch  hier  das  geständuis.  die  beiden 
liebenden  sind  versonnen,  verddht,  11884J^sie  dünken  sich 
schöner  als  früher  11860,  wol  ist  ihnen  nur,  wenn  sie  sich 
sehen ,  98,  wenn  sie~~sTcir"aber  sehen ,  so  quält  sie  die  Sehnsucht 


VON  STRASSBURG  97 

_LL944-,  alles  ist  Isolde  swcere  11971;  wie  das  geständnis  erfolgt 
ist,  möchten  sie  niemals  land  ~ sehen  12423,  ua.  später  wird 
uns  die  liebe  zwischen  beiden  eindringlicher  und  anschaulicher 
geschildert  durch  erwähnung  der  kleinen  stürme,  die  im  liebes- 
ieben unvermeidlich  sind,  und  der  darauf  folgenden  Versöhnungen, 
michel  zornmcsre  und  riliche  suone  (13035  ff).  —  Isoldes  reue 
über  ihren  mordanschlag  gegen  Brangrene  zeigt  sich  in  der 
leidenschaftlichen  entrüstuug  gegen  die  männer,  von  denen  sie 
glaubt,  dass  sie  ihren  befehl  ausgeführt  haben,  12888.  —  selbst- 
vergessenheit  schildert   Gottfried    als  würkung    der  musik  3589, 


daz  maneger  da  stuont  unde  saz  der  sin  selbes  namen  vergaz  usw. 
geistige  Verwirrung  wird  an  dem  truchsessen  11255  beschrieben; 
er  ist  bis  dahin  sehr  keck  aufgetreten,  nun  aber  bringt  Tristan 
die  drachenzunge  herbei  und  er  stürzt  aus  allen  seinen  himmeln, 
die  Überraschung,  die  beschämung,  das  gefühl,  gegen  diesen 
beweis  nichts  ausrichten  zu  können,  alles  das  wühlt  in  ihm  und 
raubt  ihm  vollständig  die  selbstbeherschung:  der  veige  der  begunde 
mit  zungen  und  mit  munde,  mit  rede  und  mit  gedanken  schranken 
unde  wanken ,  er  enkunde  sprechen  noch  geldn ,  er  enwiste,  waz  ge- 
bcerdehdn.  die  Verwirrung  in  folge  des  Streites  der  affecte  habe  ich 
schon  oben  erwähnt,  bei  Marke  steigert  sich  der  zorn  bis  zur 
raserei,  tobeheit  16534. 

Manches  andere,  das  Gottfried  braucht,  ist  mehr  formel- 
haft, altüberliefert.1  so  die  angäbe,  dass  der  mensch  lieber  ge- 
storben wäre,  sich  getötet,  ein  glied  verloren  hätte,  statt  dieses 
oder  jenes  zu  tun  oder  zu  dulden,  1180.  9290.  13952.  14745. 
14S34;  Isolde  benutzt  gelegentlich  diese  formel,  um  ihre  heuchelei 
Marke  gegenüber  zu  bekräftigen,  ähnlich  ist  die  klage,  dass  man 
überhaupt  geboren  oder  nicht  vorher  gestorben  ist,  1283.  14405. 
10197.  11701.  11706.  fluch  gegen  die  ratgeber  14926.  15008. 
fluch  oder  klage  über  den  tag  oder  die  veranlassung  des  leides 
8643  si  ßuocheten  der  stunde  daz  der  reise  unde  der  vart  ze  Irland' 
ie  geddht  wart,  6604  d  neve,  daz  ich  dich  ie  gesach,  daz  wil  ich 
gote  vil  tiure  klagen  (weil  er  fürchtet,  ihn  zu  verlieren,  vgl. 
speciell  Veldeke  8234).  ganz  ähnlich  5820.  Tristan  verflucht 
die  falken  und  sperber,  die  ihn  auf  das  schiff  der  ungetreuen 
kaufleute  gelockt  haben  ,  2593,  Kurvenal  klagt,  dass  Isoldes  rühm 

1  belege   für  das  folgende,    übrigens    auch   für   die    zuletzt    erwähnte 
tobeheit,  in  meinem  buche  s.  169 f.  175  f. 

Z.  F.  ü.  A.    XXXIV.    N.  F.    XXII.  7 


98  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

je  nach  Kurnewal  kam,  weil  dadurch  Tristan  zu  seiner  gefähr- 
lichen fahrt  veranlasst  wurde,  9655,  Isolde  klagt,  dass  sie  je 
diesen  tag  sah,  10286.  feiner  geschliffen  ist  es,  wenn  Isolde 
in  ihrem  liebesleide  klagt,  dass  sie  Tristan  nicht  tötete,  als  sie 
es  konnte,  11964. 

Klage  an  gott,  freudiger  dank  an  gott,  überhaupt  gebete 
begegnen  öfters,  und  manches  andere  liefse  sich  noch  anführen. 

Wir  sehen,  Gottfried  verfügt  über  einen  grofsen  reichtum 
des  symptomatischen  ausdrucks;  manches  ist  allerdings  alt  und 
formelhaft,  aber  auch  wo  solche  motive  angewendet  werden,  sind 
sie  öfters  zu  schönster  würkung  gebracht,  anderes  macht  den 
eindruck,  als  ob  es  für  diese  stelle  geprägt  wäre,  das  ist  frei- 
lich ein  unsicheres  urleil;  ich  kenne  die  altfranzösische  litteratur 
nicht  genug,  um  zu  wissen,  wie  weit  hier  etwa  dem  Thomas  vor- 
gearbeitet war.  jedesfalls  ist  Gottfried  feiner  und  reicher  als  Hart- 
mann, der  doch  auch  aus  französischer  quelle  schöpfte,  man 
hat  bei  dem  Tristandichter  fast  durchweg  das  gefühl,  dass  er 
das  innere  leben  seiner  personen  in  allen  wichtigeren  momenten 
klar  vor  äugen  hat  und  dass  sein  psychologisches  talent  und 
seine  menschenkenntnis  ihm  dann  die  richtigen  ausdrucksmittel 
an  die  hand  geben.  — 

Die  letzten  Symptome,  die  ich  anführte,  waren  zum  teil 
aus  monologen,  und  die  rngn^Jg^. ^müssen  noch  etwas  näher 
betrachtet  werden,  ich  verstehe  darunter  natürlich  auch  die 
fälle,  wo  der  dichter  eine  reihe  von  gedanken  in  directer  rede- 
form mit  dem  worte  er  ddlite  einführt,  monologe  sind  im  Tristan 
nicht  selten,  aber  man  kann  doch  nicht  sagen,  dass  der  dichter 
nach  gelegenheiten  hascht ,  um  sie  anzubringen ;  an  manchen 
puncten ,  wo  sie  recht  gut  anwendbar  wären ,  sucht  man  sie  ver- 
gebens, sie  dienen  häufig  dazu ,  einer  Stimmung  nur  volleren  aus- 
druck  zu  geben,  bisweilen  auch  um  sie  zu  klären  oder  um  eine 
entscheidung  herbeizuführen,  gelegentlich  werden  sie  in  längere 
enlwickelungen  hineingesetzt:  der  dichter  schildert  solche  und  illu- 
striert einige  stellen  durch  directe  angäbe  der  gedanken,  welche 
sich  die  person  macht,  so  enthält  11745  —  92  die  Schilderung, 
wie  Tristan  mit  der  minne  ringt,  der  dichter  beschreibt  das  direct 

unter  au wendung  von  bildern  und  Symptomen;   aber „1,1,750  — .  1 

enthält  einen  gedanken  Tristans  in  directer  form:   la  stdn,  Tristan, 
versinne  dich,  nietner  qenim  es  keine  war,  und  ebenso  11785  —  7. 


VON  STRASSBURG  99 

Kurze  monologe  sind  im  Tristan  das  gewöhnliche,  in  etwa 
30  fällen  ist  der  mouolog  höchstens  15  verse  lang,  und  davon 
hat  die  mehrzahl  nur  6  verse  oder  darunter;  7  monologe  haben 
zwischen  16  und  30  verse,  3  zwischen  31 — 50,  und  nur  3  mehr 
als  50;  zwei  davon,  die  längsten,  stehen  gegen  schluss  des  ge- 
dichtes.  von  den  allzu  langen  klagearien,  wie  sie  Veideke  oder 
Hartmann  bieten ,  hält  sich  also  Gottfried  sorgfältig  frei. 

Manche  der  ganz  kurzen  monologe  enthalten  nur  eine  er- 
mahuung  an  sich  selbst,  zb.  die  eben  angeführten  Tristans  oder 
120S0  nü  genende,  ervar,  waz  dirre  mcere  si;  oder  einen  kurzen 
-edanken^  reflexion,  wie  die  kleinen  monologe  des  truchsessen 
9107  und  76;  oder  die  einfache  angäbe  einer  tatsache  10858: 
Tristan  in  prStfrTfgen  kleidern  tritt  herein  und  die  frauen  geben 
ihm  das  zeuguis,  er  sei  ein  schöner  mann,  gewöhnlich  sind  die 
gedanken  und  die  tatsachen  der  art,  dass  sie  einen  gefühlsein- 
druck  auf  den  denkenden  machen ,  und  dann  wird  dieser  durch 
ein  Symptom,  eine  interjection  oder  auch  direct  mit  angegeben: 
wie  ausführlich  der  Untergrund  der  Stimmung  und  die  Stimmung 
selbst  ausgesprochen  wird,  ist  natürlich  in  den  einzelnen  fällen 
verschieden,  am  sparsamsten  ist  der  gefühlsausdruck  in  den 
uorten  Brangeenens  12060,  er  steckt  nur  in  der  interjection: 
ouwi,  nü  verstau  ich  mich,  diu  minne  hebet  mit  disen  an;  auch 
direct  vom  dichter  wird  nichts  weiter  gesagt,  hübsche  muster- 
stücke sind  die  monologe  des  knaben  Tristan:  2653  sieht  er  die 
pilger,  spricht  seine  furcht  aus,  dass  sie  ihn  fangen  könnten, 
und  fügt  eine  flehende  frage  an  gott  hinzu:  gentvdeclicher  trehtin, 
welch  rat  gewirdet  aber  nu  min?  jene  zwe'ne  man,  die  dort  her 
gdnt,  ist  daz  si  mich  ersehen  haut,  die  mugen  mich  aber  wol  vtihen; 
und  als  er  sie  als  pilger  erkennt  2665:  lop  dich,  herre  trehtin! 
diz  mügen  wol  guote  Hute  sin ;  i'ne  darf  kein  angest  von  in  haben. 
nur  eine  nebenrolle  spielt  das  tatsächliche  element  etwa  2750 
d  herre  got  der  guote,  wer  oder  wannen  ist  diz  kint ,  des  site  so 
rehte  schoene  sint?  oder  755:  ja  herre,  waz  mcere  ist  diz?  od 
waz  hdn  ich  begangen  wider  ir  hulden?  waz  git  si  mir  ze  schulden? 
blofse  angaben  einer  Stimmung  ohne  andeutuug  des  Untergrundes 
kommen  abgesehen  von  jenen  selbstermahnungen  nicht  vor. 

•  Ähnlich  einfach  liegen  die  Verhältnisse  in  den  etwas  längeren 
monulo^en.  auch  hier  reine  reflexionen,  ohne  dass  eine  erhöhte 
Stimmung   zu   bemerken  wäre,   1238  —  45.  3983  —  90:    in    den 


100  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

anderen  fällen  ist  beides,  stimmende  elemente  und  Stimmung, 
vorhanden,  die  ersteren  überwiegen  9454  ff:  die  ersten  beiden 
verse  geben  einen  freudigen  und  dankerfüllten,  an  gott  gerichteten 
ausruf,  die  weiteren  9  verse  bringen  die  angäbe  des  grundes, 
aus  dem  der  redende  erfreut  ist.  ebenso  9190:  kurze  audeutung 
eines  entschlusses  und  dann  begründung.  dagegen  wird  die 
Stimmung  breit  ausgeführt  und  die  begründung  auf  die  schluss- 
zeile  reduciert  in  dem  monolog  Brangeenens  11700  — 10:  klage 
über  geburt,  über  verlust  der  ehre  und  treue,  über  antritt  der 
reise,  darüber,  dass  sie  nicht  vorher  gestorben  ist,  also  eine 
reihe  von  Symptomen  mit  ausnähme  höchstens  des  sehr  all- 
gemeinen :  ich  arme  wie  hän  ich  verlorn  min  ere  und  mine  triuwe! 
die  veranlassung  zu  der  ganzen  verzweifelten  Stimmung  erst  in 
der  schlusszeile:  ouwe  Tristan  unde  Isöt ,  diz  tranc  ist  iuwer 
beider  tot.  oder  2358  —  66:  zweifelnde  frage  an  gott,  directe 
angäbe  der  sorge,  bitte  an  gott,  entschluss;  dazwischen:  nu  bin 
ich  dne  Hute  hie  und  kan  ouch  selbe  niht  gevam. 

In  den  gröfseren  mouologen  über  15  verse  liegen  die  Ver- 
hältnisse complicierter.  die  grundbestandteile  bleiben  natürlich 
dieselben,  aber  sie  mischen  sich  in  manigfaltiger  art  und  öfters 
werden  mehrere  momente  durchlaufen,  diese  längeren  monologe 
leiden  auch  bei  Gottfried  bisweilen  darunter,  dass  die  redenden 
zu  viel  und  zu  geistreich  reflectieren ;  es  ist  das  berechtigt,  wo 
es  sich  um  eine  klärung  der  affecte  oder  einen  inneren  kämpf 
liandelt,  aber  bei  reinen  klagemonologen  ist  es  störend. 

Solcher  reinen  klagemonologe  von  mehr  als  15  versen  bietet 
Gottfrieds  gedieht  vier,  und  gleich  in  dem  ersten  ist  jeuer  eben 
gerügte  fehler  zu  bemerken.  Blanscheflur  erhält  die  nachricht 
von  Riwalins  bevorstehender  abreise,  sie  erbleicht,  äugen  und 
obren  versagen  den  dienst,  sie  kann  zuerst  nichts  sprechen  als 
daz  vil  arme  wort  owe!  aber  an  dieses  owe'  schliefst  sich  dann 
sofort  ein  monolog  von  allerdings  nur  21  versen,  der  aber  nur 
eine  kurze  audeutung  ihrer  läge  und  im  übrigen  ganz  allgemeine 
reflexionen  über  minne  enthält:  minne,  was  liebt  alle  weit  an 
dir,  du  bist  falsch,  auf  kurzes  glück  folgt  langes  leid  usw.  es 
wttrkt  entschieden  erkältend,  schön  dagegen  ist  der  monolog 
Tristaus  2537  ff:  Verwünschung  der  veranlassung  des  leides,  dann 
aber  ausmal'ung  der  stimmenden  elemente:  er  deukt  an  die  lieben 
daheim,  an  ihren  schmerz,   der  noch  vermehrt  wird  durch  ihre 


VON  STR ASSBURG  101 

Unsicherheit  darüber,  ob  er  überhaupt  noch  am  leben  sei;  man 
wird  mit  in  die  Situation  und  in  die  Stimmung  hineingezogen. 
14641 — 60  besteht  zum  grösten  teil  aus  innigem  gebet,  dazwischen 
kurze  angäbe  der  gründe.  Tristaus  monolog  am  grabe  Ruals 
18658  ff  ist  unbedeutend. 

Vier  klagemonologe,  die  in  einen  entschluss  auslaufen, 
schön  wider  2488  —  2530:  zuerst  die  klage,  bestehend  aus 
gebet  und  sehr  guter  Schilderung  seiner  läge  mit  vielen  stim- 
meoden  dementen:  er  ist  ganz  allein,  rings  wüste  und  wildnis, 
felsen  und  see,  wilde  tiere  könnten  ihn  angreifen,  schon  neigt 
sich  der  tag  zum  ende;  dann  etwas  unvermittelt  der  entschluss, 
auf  einen  felsen  zu  klettern  und  nach  einem  hause  umherzu- 
spähen.  —  16372 ff  macht  Isolde  sich  vorwürfe,  dass  sie  fröhlich 
sei,  während  Tristan  trauere,  und  bricht  dann  die  schelle  Petit- 
crius  ab;  der  monolog  verläuft  in  fünf  parallelen  fragen,  Tristans 
geschick  wird  mit  dem  ihrigen  contrastiert;  zuletzt  der  entschluss, 
auch  nicht  froh  zu  sein.  —  19146 — 170  führt  uns  in  die  seelen- 
kämpfe  Tristans  ein:  er  macht  sich  vorwürfe,  denkt  an  seine 
blonde  Isolde,  deren  treue  er  mit  seiner  untreue  contrastiert: 
schliefslich  der  vorsatz,  allen  lockungen  der  gegenwart  zu  wider- 
stehen, hierher  gehört  auch  der  zweimaligste  monolog  des  ge- 
dichtes,  Isoldes  sehnsüchtige  klage  um  Tristan  18495  ff.  leider 
macht  sich  auch  hier  die  reflexion  mehr  breit,  als  es  für  den 
eindruck  günstig  ist;  anstatt  etwa,  wie  es  nahe  gelegen  hätte, 
die  Zeiten  vergangenen  liebesglücks  der  trostlosen  gegenwart 
gegenüberzustellen,  führt  Isolde  den  gedanken  aus,  dass  ihr  leben 
und  Tristans  leben  eng  verbunden,  enein  geweben  sei:  Tristans 
leben  ist  bei  ihr  geblieben,  das  ihre  mit  ihm  gezogen,  und  so 
geht  es  weiter  in  antithesen :  vgl.  bes.  18538  ff  nu  bin  ich  hie 
und  bin  ouch  dd  und  enbin  doch  weder  da  noch  hie  .  .  .  ich  sihe 
mich  dort  üf  jenem  se  und  bin  hie  an  dem  lande,  ich  vor  dort 
mit  Tristande  und  sitze  hie  bi  Marke  —  gedanken ,  wie  sie  schon 
bei  Veldeke  und  Hartmann  ganz  ähnlich  sich  finden ,  wenn  auch 
nicht  in  so  breiter  ausführung.  übrigens  soll  damit  nicht  ge- 
läugnet  werden,  dass  in  dem  monolog  manches  zu  herzen  gehende 
wort  fällt.  Isolde  entschliefst  sich  zuletzt,  sich  zu  fügen,  da  es 
für  Tristan  in  ihrer  nähe  gefährlicher  sei,  als  im  fremden  lande. 

Einen  kurzen  reflexionsmonolog  mit  entschluss  hat  Isolde 
10128— -46  und  einen  langen,  den  längsten  des  gedichtes,  Tristan 


102  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

19428  ff;  das  gedieht  bricht  bekanntlich  in  diesem  monologe  ab, 
aber  es  ist  klar,  dass  er  die  entscheidung  herbeiführte.  —  blofse 
reflexionen  über  den  eigenen  zustand  enthalten  980  ff  und  18998  ff; 
gedanken  über  eine  tatsache  der  aufsenvvelt  10013  ff.  in  dem 
monolog  980  stehen  einige  anklänge  an  Lavinlas  lieBesmonolog, 
vgl.  Behaghel,  Veldekes  Eneide  ccxx;  ich  muss  auf  dieses  Selbst- 
gespräch noch  zurückkommen,  die  übrigen  zuletzt  genannten  be- 
dürfen einer  näheren  besprechung  nicht. 

Den  monologen  stehen  manche  reden  nahe,  auf  deren  er- 
örterung  ich  jedoch  verzichte. 

Wir  baben  gesehen,  dass  Gottfried  in  den  kürzeren  Stim- 
mungsmonologen fast  stets  die  stimmenden  elemente  andeutet  und 
sie  auch  in  den  längeren  Selbstgesprächen  bisweilen  schön  aus- 
malt, diese  darstellungsart,  welche  ich  im  unterschiede  von  der 
symptomatischen  die  causale  nennen  möchte,  kann  natürlich  auch 
aufserhalb  der  monologe  angewendet  werden;  es  tritt  das  aber 
bei  Gottfried  nur  wenig  hervor,  eine  einfache  angäbe  der  Situation, 
wie  sie  ja  in  der  erzählung  natürlich  oft  genug  vorkommt,  ge- 
nügt dazu  nicht,  der  dichter  muss  es  auch  verstehen,  uns  auf 
den  standpunet  der  personen  zu  stellen ,  um  die  es  sich  handelt, 
sodass  wir  die  würkung  der  Situation  auf  sie  mitempfinden,  wenn 
im  monologe  stimmende  elemente  ausgemalt  werden,  so  betrachten 
wir  sie  eo  ipso  vom  standpunet  des  redenden  und  die  würkung 
ist  da;  in  der  erzählung  ist  das  nicht  so  ohne  weiteres  der  fall. 
in  der  Eilhartstelle  4292  zb.,  die  ich  auf  s.  161  meines  Veldeke 
und  Hartmann  als  beispiel  starker  teilnahmslosigkeit  des  dichters 
angeführt  habe,  waren  alle  elemente  zu  causaler  darslellung  vor- 
handen, aber  sie  werden  nicht  würksam ,  weil  der  dichter  es 
unterlässt,  in  dem  betreffenden  moment  uns  für  Isalde  zu  interes- 
sieren und  die  Schreckenselemente  mit  rücksicht  auf  sie  auszu- 
malen, mit  geringen  änderungen  wäre  hier  zu  helfen  gewesen. 
Isalde  muste  zum  subjeet  der  Sätze  gemacht  werden,  und  wenn 
der  dichter  dann  noch  etwa  ein  teilnahmsvolles  epitheton  hin- 
zugefügt hätte,  so  wäre  die  würkung  wenigstens  bis  zu  einem 
gewissen  grade  erreicht  gewesen;  schematisch  etwa  so:  nun 
muste  sie  drohungen  erdulden,  schon  wurde  sie  zum  tode  ge- 
führt, schliefslich  wurde  die  arme  einem  aussätzigen  übergeben.  — 
ich  finde  bei  Gottfried  nur  wenige  ganz  schlagende  beispiele: 
2350  in   manege  wis  so  icas  im  ice:  we  umbe  daz  michel  imge- 


VON  STRASSBURG  103 

mach  daz  er  an  Tristande  sack;  ive  umbe  sin  selbes  not,  durch 
daz  er  vorhte  den  tot ,  ican  er  niht  varen  künde.  .  .  .  11552  ff  ist 
nur  gleichsam  ein  kurzer  monolog  in  indirecter  rede.  14314  si 
heuten  leit  unde  leit:  leit  umbe  Markes  arcwdn,  leit  daz  si  niht 
mohten  hdn  deheine  State  under  in  zwein,  daz  si  geredeten  enein. 
bei  der  glanzvollen,  lierlichen  Schilderung  von  Markes  fest  534  ff 
werden  die  einzelnen  lustelemente  der  teilnehmer  aufgezählt, 
aber  das  ganze  ist  kaum  unter  den  uns  jetzt  interessierenden  ge- 
sichtspunct  zu  fassen:  zb.  bei  der  berühmten  naturschilderung 
denkt  man  gar  nicht  an  die  teilnehmer  des  festes  und  die  gefühle, 
die  in  ihnen  erregt  werden ,  sondern  man  erfreut  sich  ganz  un- 
mittelbar an  den  lachenden  bildern,  die  der  dichter  uns  vor- 
zaubert, viel  mehr  festgehalten  bei  den  personen  wird  man  in 
der  Schilderung  des  waldlebens  der  liebenden  17143  ff;  da  ver- 
setzt man  sich  in  ihre  Situation  und  Stimmung  und  fühlt  mit, 
was  sie  etwa  gefühlt  haben  mögen,  aus  dem  liebesieben  Tristans 
und  Isoldes  könnte  noch  eins  oder  das  andere  angeführt  werden.  — 

Ich  will  noch  eine  hilfswürkung  erwähnen,  durch  die  der 
dichter  bisweilen  unser  mitleid  vermehrt,  schon  Hartmann  gibt 
seinen  personen  das  epitheton  der,  diu  guote,  in  momenten ,  wo 
es  ihnen  recht  schlecht  geht,  Veldeke  und  Hartmann  s.  118.  eine 
ähnliche  contrastvvürkung  findet  sich  bisweilen  bei  Gottfried,  auf 
die  klären  ougen  beim  weinen  habe  ich  schon  hingewiesen,  ebenso 
auf  die  liehtiu  wange;  aufserdem  vergleiche  man  noch  folgende 
stellen:  1177  sus  quelle  daz  vil  süeze  wip  ir  jungen,  schcenen, 
süezen  lip  .  .  .,  1679  Kanelengres  der  guote,  der  ritterlichem  muote 
noch  herren  tilgende  an  keiner  stete  tue  fuoz  noch  halben  wanc 
getete,  der  lac  dd  jämmerlichen  tot ,  12776  die  höveschen  si  nimen, 
die  getriuwen,  die  werden.  .  .  .  ich  habe  schon  gelegentlich  der 
klaren  ougen  hervorgehoben,  dass  mau  diese  würkungen  erwähnen 
darf,  obgleich  Gottfried  ähnliche  epitheta  auch  in  anderen  fällen 
anwendet,  vgl.  5235 :  diu  höoesche,  diu  guote,  diu  guote  gemuote, 
diu  icerdeste,  diu  beste,  ich  weiz  wol ,  daz  si  ir  geste  niht  eine 
mit  dem  munde  enpfie.  — 

Wir  haben  uns  bisher  nur  um  einzelne  psychologische 
momente  gekümmert;  es  fragt  sich  nun,  wie  denn  der  dichter 
seine  affecte  sich  entwickeln  lässt.  ich  verbinde  diese  erörterung 
gleich  mit  der  besprechung  der  charactere  und  ihrer  durch- 
führung.    zu  vergleichen  für  das  folgende  ist  das  oben  genannte 


104  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

programni  von  Bahnsch,  in  dem  mehrere  fälle  von  mangelhafter 
motivierung  angeführt  sind. 

Unter  den  nebenpersonen  setzt  sich  der  irische  ü'uchjgsg», 
scharf  von  den  übrigen  ab.  er  spielt  eine  rolle,  wie  etwa  sein 
College  Keii  in  den  Artusromanen:  er  ist  feig,  prahlerisch  und 
lügnerisch ,  und  Gottfried  hat  es  sehr  gut  verstanden ,  ihn  in  eine 
komische  beleuchtung  zu  rücken,  wie  er  da  auf  den  toten 
drachen  einsprengt,  sein  ma  Munde  Isöt,  ma  bele  singt,  dabei 
aber  die  lanze  so  nachlässig  hält,  dass  sie  ihm  beim  slofse  durch 
die  hand  fährt,  wie  er  später  seinen  genossen  gegenüber  einige 
Prahlereien  vorbringt,  von  dem  abenteurer  spricht,  den  der  drache 
gefressen  habe,  eine  detaillierte  Schilderung  seines  kampfes  aber 
weislich  ablehnt  mit  den  Worten:  waz  töhte  ez  tu  gelenget?  —  alles 
das  kann  man  nicht  ohne  lächeln  leseu,  ebenso  seine  späteren 
frechen  redensarten.  bei  einer  anderen  figur,  die  zu  komischer 
behandlung  geeignet  gewesen  wäre,  dem  listigen  zweige  Melot, 
ist  von  einer  solchen  nichts  zu  spüren. 

Der  truchsess  an  konig  Markes  hof ,  Marjodßj  bietet  dem 
dichter  gelegenheit  zu  einer  schönen  entwicTTetung.  er  ist  Tristans 
freund,  aber  er  trägt  auch  der  königin  tougenlichen  muot,  ohne 
dass  diese  sich  darum  kümmert,  da  steht  Tristan  eines  nachts 
auf,  der  königin  einen  besuch  zu  machen:  Marjodo  erwacht, 
findet  sein  bett  leer,  und  sofort  denkt  er  an  ein  zärtliches 
rendezvous;  er  zürnt  dem  freunde,  dass  er  Heimlichkeiten  vor 
ihm  hat,  und  verfolgt  Tristans  spuren  im  schnee  bis  zum  ein- 
gang  der  kemenate;  er  wird  stutzig,  er  meint  zuerst,  Tristans 
besuch  gelte  wol  einem  der  juncfrouwelin ,  aber  gleich  gebt  dann 
sein  argwöhn  weiter  und  er  verfällt  auf  die  königin.  die  verse 
I3579  —  £7  welche  das  entstehen  dieses  verdachtes  schildern, 
sind  vortrefflich.  Marjodo  überzeugt  sich  dann  durch  den  augen- 
schein  von  der  richtigkeit  seines  argwohns  und  wird  nun  Tristaus 
feind  um  so  mehr,  als  er  der  königin  selbst  tougenlichen  muot 
getragen  hat. 

Tristans  sonstige  gegner  an  Markes  hofe  sind  eine  unter- 
schiedslose masse.  schon  bevor  Isolde  kommt,  beneiden  sie  ihn; 
der  dichter  unterlässt  es,  die  allmähliche  entwickelung  dieses 
neides  und  hasses  aus  der  anfänglichen  allgemeinen  begeisterung 
für  Tristan  genauer  zu  schildern,  er  steckt  die  erste  andeutung 
desselben  in  einen  nebensatz:   biz  sich  diu  veige  unmüezekeit ,  der 


VON  STRASSBURG  105 

verwäzene  tut  under  in  begunde  neben,  in  den  folgenden  verseu 
wird  das  vvol  noch  etwas  näher  ausgeführt,  aber  man  sieht 
doch ,  dass  der  dichter  sich  für  diesen  Übergang  nicht  sonderlich 
interessiert,  der  hass  gegen  Tristan  wird  dann  später  noch  an 
mehreren  stellen  betont. 

Die  übrigen  nebenpersonen,  Rual,  Floreete,  Kurvenal,  Bran- 
gsene  usw.,   sind  ziemlich  ideal  gehalten,  sie  sind  reine  treue  und 
hingebuug;  namentlich  Brangsene  hatgelegenheit,  dieselbe  zu  be- 
währen:   selbst  Isoldes    mordanschlag    bringt   keine  Veränderung 
in  ibren  gesinnungen  gegen   die  herrin  hervor.  —  auch  Morold 
wird  keineswegs  in  übles  licht  gesetzt.    Gottfried  stellt  sich  zwar 
auf  Tristans  seite,  er  nennt  auch  Morold  unerbärmic,  arc,  einen 
veigen  vdlandes  man,  aber  Morolds  haudlungsweise  gibt  für  diese/* 
urteile  keinen  rechten  Untergrund:    er   möchte   nicht   gerne  mit/*  j*^ 
Tristan  fechten,  nicht  etwa  aus  furcht,   sondern  weil   ihm  noch      L     *L 
kein  ritter  besser  gefiel ,  6822,  und  als  er  Tristan  mit  dem  ver- 
gifteten schwert  verwundet  und  die  aussieht  auf  sieg  hat,  da  ist 
er  keineswegs  unerbärmic ,  sondern  er  bietet  seinem  gegner  noch- 
mals friede,  heilung  und  freundschaft. 

Auch  an  Riwalin  und  Blanscheflur  ist  kein  tadel  zu  finden, 
wenn  man  von  Biwalins  allzu  kühnem  talemkajagejjnoMebensmut 
absieht,  ihre  minne  beginnt  in  sonniger  Umgebung,  bei  dem 
glänzend  geschilderten  maifest  des  königs  Marke.  Riwalin  uud 
Blanscheflur  sind  uns  zuerst  einzeln  vorgestellt,  Riwalin  als  der 
vortreffliche  ritter,  Blanscheflur  als  eine  dame,  die  einen  unaus- 
löschlichen und  erhebenden  eindruck  auf  die  männerherzen  zu 
machen  im  stände  ist.  den  beginn  der  beziehungen  zwischen 
beiden  leitet  der  dichter  sehr  geschickt  ein :  die  trauen  um  Blan- 
scheflur loben  den  ritter,  der  sich  beim  turnier  so  auszeichnet, 
und  Gottfried  gewinnt  auf  diese  weise  gelegenheit,  uns  ein 
lebendiges  bild  von  ihm  zu  geben;  seine  Schönheit  wird  stark 
hervorgehoben  und  die  Schlussworte  6  wol  si  sceligez  wip,  der 
fröude  an  ime  beliben  soll  müssen  natürlich  das  gefallen  ermutigen, 
das  Blanscheflur  auch  bereits  an  Riwalin  gefunden  hat:  1025  be- 
zeichnet sie  selbst  die  lobpreisungen  der  anderen  als  ein  be- 
stimmendes element  für  sich,  in  versteckten  Worten  deutet  sie 
Riwalin  ihre  liebe  an,  als  er  sie  begrüfst,  und  erst  die  letzten, 
von  einem  tiefen  Seufzer  begleiteten  worte  ihres  gespräches  sind 
deutlicher:    ach  friunt  lieber,  got  gesegene  dich.     Riwalin   glaubt 


106  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

sofort  liebe  in  diesen  vvorten  zu. erkennen  und  dergedanke,  dass 
Blanscheflur  ihn  vielleicht  liebe,  entzündet  auch  ihn;  aber  Sicher- 
heit hat  er  noch  nicht  über  Blanscheflurs  gesinnungen  und  Zweifel 
und  hoffnung  quälen  ihn  lange,  bis  er  eine  solche  gewinnt,    da 
erst,    wie   er   sich   mit  dem  gefühl  dieser  Sicherheit   in  das  bild 
Blanscheflurs  versenkt,   lodert  die  rechte  volle  liebe  in  ihm  auf. 
auch  in  Blanscheflur  ist  sie  inzwischen  tätig,  in  dem  schon  er- 
wähnten monolog  wird  sie  sich  über  ihre  gefühle  klar  und  nun 
beginnt  das  augeuspiel,  das  beider  liebe  stärkt  und  Blanscheflur 
über  Riwalins  gesinnungen  tröstet.1  —  die  entvvickelung  ist  bei 
Riwalin  sehr  fein:  beginn  der  minne  durch  den  gedanken ,  Blan- 
scheflur könne  ihn  vielleicht  lieben,  Steigerung  durch  die  gewis- 
heit,   höhepunct  durch   das  augenspiel.     allerdings  aber  verteilt 
Gottfried  die  accente  auf  diese  drei  stufen  nicht  ganz  glücklich, 
schon  bei  der  zweiten  kommt  die  rechte  minne  mit  ihrem  sene- 
fiuwer.     Riwalin  verändert  sich  ganz,   all   sein   frohsinn  verliert 
sich  in  senede  not:  danach  klingt  es  etwas  matt,  wenn  Gottfried 
bei  dem  augenspiel   nichts   weiter  zu   sagen  weifs   als:    alrerste 
begnnde  in  Sterken  diu  minne  und  ouch  sin  tröst  an  ir,  alrerste 
enbran  sin  herzegir.    aber  das  ist  nur  ein  mangel  des  ausdrucks; 
dass   das  augenspiel   ein   neues  steigerndes   moment  abgibt,   ist 
psychologisch  vollkommen  richtig,     bedenklicher  steht  die  sache 
mit  Blanscheflur;  wenn  man  in  ihrem  ersten  gespräche  mit  Ri- 
walin die  vvorte  liest:  an  einem  friunde  min,  dem  besten  den  ich 
ie  gewan  da  habet  ir  mich  beswceret  an,  womit  sie,  wie  Gottfried 
ausdrücklich  sagt,   ihr  herz  meint,   so  hat  man  das  gefühl,    als 
wüste  sie  sehr  genau,  was  mit  ihr  geschehen  sei;  für  eine  unbe- 
wuste,  dumpfe  Stimmung  des  gefesseltseins  sind  die  vvorte  doch 
allzu  klar,    auch  wenn  Blanscheflur  gleich  in  den  ersten  worten 
ihres  monologs  sagt:  und  sit  ich  disen  man  gesach,  sit  wart  min 
herze  niemer  me  noch  fri  noch  fröudehaft  als  e,  so  begreift  man 
nicht,   warum  Blanscheflur   noch    alle  die  reflexionen    nötig  hat, 
bis  sie  das  wort  minne  ausspricht,  und  ebenso  wenig,  wie  uns 
der   dichter  unmittelbar  vorher  versichern   kann:    sone   wiste   si 
niht,   waz  ir  war.     in  dem  monologe  Lavinias   bei  Veldeke  fällt 
das  wort  minne  viel  passender  unmittelbar  nach  der  beschreibung 
ihres  zustandes   und  dann   erst  folgen   die   übrigen   reflexionen. 

1  dass  es  in  der  weiteren  entwickelung  unklar  bleibt,   warum  Riwalin 
nicht  oifen  um  Blanscheflur  wirbt,  darüber  vgl.  Bahnsen  s.  13. 


VON  STRASSBURG  107 

der  einzige  würkliche  fortschritt  Blanscheflurs  über  ihre  erste 
Unterredung  mit  Rivvalin  hinaus  ist  ihr  Übergang  zu  dem  freund- 
lichen anblicken  des  geliebten ,  das  übrige  ist  eitel  Spiegel- 
fechterei. 

Ich  will  hier  gleich  eine  betrachtung  der  anderen  beiden 
liebesgeschichten  anschliefsen.  die  Verhältnisse  sind  jedes  mal 
verschieden:  bei  Riwalin  und  BlanscheÜur  handelt  es  sich  um 
zwei  freie  menschen,  die  mit  ihren  herzen  machen  können,  was 
sie  wollen;  bei  Tristan  und  Isolde  ist  Tristan  durch  seine  treue 
gegen  Marke,  bei  Isolde  Weifshand  durch  seine  liebe  zur  blonden 
Isolde  gebunden,  wenn  schon  bei  Riwalin  und  Blanscheflur  die 
entwickeluug  von  der  heldin  ausgeht,  so  ist  das  in  den  beiden 
anderen  fällen  erst  recht  natürlich,  bei  Isolde  Weifshand  gibt 
den  ersten  anstofs  allerdings  Tristan,  aber  die  liebe  erwacht 
zuerst  in  ihr  und  entflammt  dann  den  beiden. 

Tristan  und  die  blonde  Isolde  blicken  bereits  auf  eine  lange 
reihe  gegenseitiger  beziehungen  zurück,  als  sie  den  minnetrank 
trinken;  dass  aber  vorher  von  liebe  zwischen  ihnen  keine  rede 
ist,  hat  Lüth  aao.  s.  12  dargetan,  nach  dem  genusse  des  trankes 
beginnt  die  minue,  und  ihre  entwickeluug  bis  zur  Vereinigung 
scheint  mir,  wie  schon  angedeutet,  das  glänzendste  in  Gottfrieds 
gedieht,  von  den  bedenken,  die  sich  bei  Riwalin  und  Blan- 
scheflur aufdrängen,  ist  hier  keine  rede.  —  beide  sind  sich  der 
liebe  sofort  bewust,  aber  sich  ihr  hinzugeben  sind  sie  zunächst 
durch  zweifei,  schäm,  treue  und  ehre  verhindert,  der  innere 
kämpf  wird  bei  beiden  einzeln  geschildert,  bei  Tristan  erficht 
die  minne  zunächst  keinen  vollen  sieg;  sie  hat  ihn  gefesselt,  er 
kann  nicht  los,  aber  er  ergibt  sich  auch  nicht  ausdrücklich. 
Isolde  ist  weniger  widerstandsfähig,  sie  gibt  den  kämpf  alsbald 
auf  und  beginnt  nach  dem  geliebten  hinüberzuspähen.  nun  sieht 
auch  Tristan  sie  an  und  seine  Widerstandskraft  schwindet;  beide 
geben  sich  oft  gegenseitig  augenweide  und  dünken  einander 
schöner  als  je.  hier  unterbricht  Gottfried  die  erzählung  durch 
eine  kurze  reflexion  und  den  bericht  über  die  abreise,  dann 
setzt  er  wider  ein:  die  liebenden  sagen  sich  noch  nichts,  denn 
fremede  und  schäm  stehen  noch  zwischen  ihnen:  wenn  ihre  blicke 
in  einander  fliefsen,  so  erröten  sie.  aber  eben  daraus  erkennt 
jeder,  dass  in  des  anderen  herzen  die  liebe  hersche,  und  nun 
rücken   sie  sich   näher,   suchen  die   gelegenheit,  nicht  nur  sich 


108  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

anzuschauen,  sondern  auch  zu  geheimem  gespräch.  Isolde  führt 
dann  die  erklärung  herbei ,  vil  rehte  in  megede  wis  sagt  Gottfried, 
und  mit  recht:  ihr  ganzes  verfahren  ist  mit  grofser  feioheit  ge- 
zeichnet, sie  möchte  nicht  gerne  das  erste  wort  sagen ,  sie 
möchte  Tristan  zur  erklärung  veranlassen;  deshalb  erinnert  sie 
an  frühere  beziehungen,  macht  allerlei  andeutungen,  sucht  eine 
gröfsere  Vertraulichkeit  herzustellen  durch  leichtes  anlehnen;  die 
schönen  Symptome,  die  der  dichter  dabei  beschreibt,  habe  ich 
an  ihrer  stelle  angeführt,  selbst  als  sie  auf  Tristans  fragen  den 
grund  ihrer  quäl  angeben  muss,  wählt  sie  ein  mehrdeutiges  wort, 
und  erst  als  Tristan  von  den  beiden  falschen  bedeutungen  spricht, 
widerholt  sie  das  wort  so,  dass  er  nicht  mehr  zweifeln  kann. 
Tristan  seinerseits  versteht  natürlich  ihre  andeutungen  sofort, 
aber  er  hält  sich  zurück  so  lange  als  möglich,  doch  wol  weil 
trinwe  und  ere  noch  immer  in  ihm  widerstreben?  selbst  als 
Isolde  sich  au  ihn  lehnt,  umarmt  er  sie  nur  in  gastes  wise,  aber 
seine  leidenschaft  klingt  in  den  Worten  wider,  die  er  suoz' unde 
lise  spricht,  zurück  kann  er  nun  nicht  mehr;  er  wird  einen 
augenblick  stutzig  über  das  mehrdeutige  fremdwort,  aber  als  Isolde 
sich  deutlich  erklärt  hat,  spricht  er  auch  seine  liebe  aus.  mit 
dem  einfach  herzlichen  worte  Isoldes  herre,  als  sit  ir  mir,  schliefst 
das  geständnis.  das  ganze  ist  eine  vollkommen  klare,  psycho- 
logisch feine  entwickelung  von  grofser  Stimmungsgewalt.  —  auch 
der  spätere  verkehr  der  liebenden  bietet  noch  vieles  sehr  feine, 
zb.  wenn  sie  mit  klebeworten  sprechen,  aber  ich  gehe  darauf 
nicht  mehr  ein. 

In  der  liebesgeschichte  zwischen  Tristan  und  Isolde  Weifs- 
hand unterscheidet  Bahnsch  aao.  s.  19  vier  Stadien,  es  handelt 
sich  aber  offenbar  nur  um  drei.  19357  ist  Tristan  zum  dritten 
male  in  sein  schwanken  verfallen,  dh.  er  hat  sich  Isolde  Weifs- 
hand wider  zugeneigt,  der  folgende  abschnitt,  19367 — 416  führt 
nun  die  entwickelung  nicht  weiter,  sondern  Gottfried  knüpft  an 
die  verse  19362  eine  allgemeine  reflexion  und  recapituliert  bei 
der  gelegenheit  nochmals  die  hauptpuncte  des  bisherigen  Ver- 
laufes. 19417  ff  nehmen  dann  die  verse  19353  ff  wider  auf.  — 
im  übrigen  aber  bin  ich  sehr  bereit,  zu  unterschreiben,  was 
Bahnsch  aao.  sagt:  die  Stadien  H  und  in  bringen  i  gegenüber  nichts 
wesentlich  neues,  sind  würklich  nur  teilweise  lästig  fallende  wider- 
holungen ,  wenn  auch  eins  oder  das  andere  motiv  in  gesteigerter 


VON  STRASSBURG  109 

form  widerkehrt,  so  wird  in  i  nur  im  allgemeinen  berichtet, 
Isolde  habe  ihn  freundlich  angesehen  und  rede  unde  gebärde  und 
allez  daz  daz  die  gedanke  stricket,  minn'  in  dem  herzen  quieket 
an  ihn  gewendet;  in  11  anschaulicher  und  reizvoller,  sie  habe 
ihre  hände  in  die  seinigen  gelegt,  habe  gelacht  und  gelächelt, 
geschmeichelt  und  geplaudert,  darüber  hinaus  fand  nun  aber 
Gottfried  für  in  keine  Steigerung,  sodass  es  hier  wider  einfach 
heifst:  so  daz  si'm  alse  dicke  ir  gebairde,  ir  rede,  ir  blicke  als 
innecliche  suoze  erbot.  .  .  .  ebenso  wird  Tristans  freundlichkeit 
gegen  Isolde  in  u  stärker  hervorgehoben,  als  in  i:  in  i  sieht  er 
sie  liebevoll  an,  in  n  liest  er  ihr  vor,  erzählt,  schreibt,  spielt 
und  singt;  darüber  hinaus  war  für  m  wider  keine  Steigerung  zu 
gewinnen ,  wir  hören  nur  von  gebcßrden  und  meeren.  dagegen 
wird  in  in  Tristans  mitleid  mit  ihr  ausdrücklicher  betont,  als  in 
n,  19333  gegen  19190,  und  Isoldes  liebe  zeigt  sich  in  ihrer  teil- 
nähme für  sein  trauern ,  sie  seufzt  mit  ihm.  aber  trotz  diesen 
kleinen  Verschiedenheiten  sind  die  drei  Stadien  doch  nur  Va- 
riationen über  dasselbe  thema  und  manches  kehrt  unverändert 
wider.  19186  =  19338  hat  schon  Bahnsen  angeführt,  dazu 
kommt  die  mehrfache  Spielerei  mit  dem  namen  Isolde,  die  recht 
lästig  fällt;  Kaedius  bemühungen  werden  19094  und  19226  er- 
wähnt; Isolde  erfüllt  Kaedins  wünsch,  Tristan  freundlich  zu  be- 
handeln, aber  es  macht  ihr  auch  selber  freude,  19108  uud  19243. 

Angelegt  ist  die  ganze  entwickelung  indessen  recht  fein, 
vveun  Tristan  Isolde  ansieht,  so  muss  er  an  die  andere  denken, 
und  weil  sie  ihn  an  seine  Isolde  erinnert,  sieht  er  sie  gerne 
an;  bald  versucht  er  auch  seine  liebe  auf  Isolde  Weifshand  zu 
übertragen  und  dabei  kommt  hilfe  von  aufsen:  Isolde  erwidert 
seine  blicke,  Kaedin  begünstigt  den  verkehr  zwischen  beiden  und 
ermutigt  seine  Schwester,  ihre  liebe  zu  zeigen,  wodurch  dann 
Tristan  würklich  entflammt  wird:  weizgot  diu  lust,  diu  dem  man 
alle  stunde  und  alle  zit  lachende  under  ougen  lit ,  diu  blendet  * 
ougen  unde  sin.  /'Ißj4/* 

Noch  einige  worte  über  Marke,  die  blonde  Isolde  und 
Tristan,  aller  drei  characterbild  verdüstert  sich  im  laufe  der  er- 
eignisse,  sie  alle  leiden  unter  ihrem  Schicksal.  Marke  ist  anfangs 
eine  durchaus  sympathische  erscheinung,  gütig  und  milde,  wenn 
auch  gerade  kein  held:  den  kämpf  mit  Morold  selbst  zu  wagen, 
fällt  ihm    nicht   ein  und  es   ist  daher  auch  begreiflich,   dass  er 


110  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

sich  später  Isolde  so  ohne  weiteres  kampflos  fortnehmen  lässt. 
im  zweiten  teile  des  romaos  unter  dem  einfluss  des  mistrauens 
kommen  unsympathische  züge  zum  Vorschein:  widerlich  ist  die 
art,  wie  er  unter  liebkosungen  Isolde  verfängliche  fragen  stellt; 
Isolde  vergilt  ihm  dann  freilich  mit  gleicher  münze,  ebenso 
ärgert  man  sich  über  seine  Unselbständigkeit  und  unentschlossen- 
heit.  alles  muss  er  erst  mit  Marjodo  bereden  (13709.  858),  leicht 
lässt  er  sich  betrügen  und  spielt  dabei  bisweilen  eine  sehr 
törichte  rolle. 

Schlimmer  ist  es  für  ihn,  dass  seine  recht  sinnlich  auf- 
gefasste  leidenschaft  für  Isolde  immer  wider  über  seinen  zorn 
siegt;  er  will  nicht  wissen,  was  klar  vor  äugen  liegt,  und  schliefs- 
lich,  als  er  gewisheit  hat,  behält  er  das  weib,  das  ihn  so  schmäh- 
lich betrogen,  ruhig  als  seine  königin  bei  sich,  wie  er  Tristan 
und  Isolde  zusammen  liegen  sieht,  ist  er  ohne  weiteres  bereit, 
seine  schände  dem  ganzen  hofe  zu  offenbaren,  und  wie  er  mit 
seinen  leuten  zurückkommt  und  Tristau  bereits  entflohen  ist, 
steht  er  hilflos  da  wie  ein  kind  und  lässt  sich  ruhig  ausschelten.  — 
mit  dem  widererwachen  seines  mistrauens  macht  sichs  Gottfried 
übrigens  bisweilen  etwas  leicht:  nachdem  Marke  bei  dem  be- 
lauschten Stelldichein  einen  scheinbar  sicheren  beweis  für  die 
Unschuld  der  beiden  erhalten  hat,  müste  dieser  beweis  von 
Tristans  feinden  als  nicht  entscheidend  beanstandet  werden;  Gott- 
fried berichtet  nur  im  allgemeinen,  sie  hätten  Markes  argwöhn 
neu  erregt,  15115. 

Isolde  tritt  uns  mit  allem  glänze  der  Schönheit,  wipheit, 
hövescheit,  klugheit  entgegen,  dass  die  betonung  ihrer  klugheit 
bei  erkennung  des  namens  Tristan  aus  Tantris  stark  aufdring- 
lich ist,  hat  schon  Heiuzel  aao.  s.  541  bemerkt,  ihre  klugheit 
und  list  zu  bewähren  hat  sie  im  zweiten  teile  genug  gelegenheif, 
sie  lügt^und  schauspielert  grandios,  der  gelüppete  eid  bei  der 
i'euerprobe  ist  nicht  der  einzige,  den  sie  schwört,  schon  14765 
steht  ein  ganz  ähnlicher.  vorbereitet  wird  der  gelüppete  eit 
übrigens  sehr  fein,  indem  Isolde  gleich  nach  dem  falle  erklärt, 
nun  könne  sie  ja  nicht  schwören,  dass  nie  ein  mann  an  ihrer 
seite  lag.  indem  das  kleine  erlebnis  schon  vorher  mit  dem  eide 
in  beziehung  gesetzt  wird,  fällt  es  weniger  auf,  dass  es  nachher 
im  eide  selbst  erwähnt  wird:  an  sich  ist  das  ja  recht  überflüssig 
und  hätte  deshalb  leicht  verdacht  erwecken  können.  —  die  wipheit 


Vhr 


VON  STRASSBURG  111 

wird  von  Gottfried  sehr  nachdrücklich  betont:  als  Isolde  Tristan 
mit  dem  seh  wert  bedroht,  bemerkt  der  dichter  ausdrücklich, 
sie  hätte  ihn  nicht  töten  können,  die  süeze  wipheit  hätte  sie 
daran  gehindert.  Bahnsch  aao.  s.  13  findet  einen  unlösbaren 
Widerspruch  zwischen  dieser  stelle  und  Isoldes  mordplan  gegen 
Brangsene,  und  der  Vorwurf,  den  er  Gottfried  deswegen  macht,  ' 
besteht  vollkommen  zu  recht,  zwar  ist  es  ein  anderes,  ob  man 
selbst  mit  dem  schwert  in  der  band  einen  menschen  tötet  oder 
nur  dritten  personen  einen  auftrag  dazu  gibt;  dafür  aber  war 
Tristan  wenigstens  Isoldes  feind,  während  Brangeene  sich  bereits 
als    treueste,    aufopferungsvollste    freundin    bewährt    hat.      eine  ., 

solche  auf  grund  eines  völlig  in  der  luft  schwebenden  verdachtes  l/f4J^ 
töten  lassen  zu  wollen,  das  scheint  denn  doch  noch  unjaö^lü^bj^l^^^^A^ 
als  einen  wehrlosen  feiricTzu  erschlagen.  Gottfried  motiviert  gar 
~nients:  er  erklärt  uns  nicht,  wie  der  verdacht  in  der  königin 
entsteht,  und  er  erklärt  uns  auch  nicht,  wie  er  gleich  zu  einem 
so  extremen  enlschlusse  führt:  über  ersteres  sagt  er  einlach,  sie 
fürchtete  das,  und  über  letzteres  hilft  er  sich  mit  der  allgemeinen 
redensart  hinweg:  st  tele  an  disen  dingen  schin  daz  man  laster 
unde  spot  mere  füihtet  danne  got.  aber  abgesehen  davon ,  dass 
hier  nicht  nur  die  gottesfurcht,  sondern  auch  die  alte  freund- 
schaft  zu  Brangsene  und  überhaupt  die  ganze  weiblich  milde  ge- 
fühlsweise zu  überwinden  ist,  enthalten  ja  die  worte  nur  die  con- 
statierung  der  tatsache,  keine  erklärung  dafür,  wie  Isolde,  die 
Isolde  von  v.  10241  zu  der  ganzen  sache  kommt,  diese  lücke 
der  motivierung  ist  recht  interessant,  denn  in  würklichkeit  liefs 
sich  der  mordplan  recht  wol  motivieren,  dass  sie  überhaupt  auf 
den  gedanken  kommt,  Brangaane  könne  sie  verraten,  muste  aus 
ihrer  eigenen  untreue  gegen  den  könig  erklärt  werden,  eine  frau, 
die  ihren  gemahl  in  dieser  weise  betrügt,  kann  ganz  wol  auf  den 
gedanken  kommen,  alle  treue  sei  chimaere,  alle  menschen  könnten 
sowie  sie  betrügen;  dieser  gedankengang  hätte  uns  natürlich  aus- 
führlich dargelegt  werden  müssen,  ferner:  Scherer  fasst  den 
sinn  des  Tristanstoffes  in  die  formel:  edle  heldenkraft,  durch 
leidenschaft  verwüstet,  aus  diesem  und  nur  aus  diesem  gesichts- 
punete  war  der  mordplan  zu  motivieren:  ein  durch  leidenschaft 
zerrütteter  character  war  zu  solcher  tat  fähig  und  diese  Zerrüttung 
muste  irgendwie  dem  leser  klar  gemacht  werden. 

Es  war  also  Gottfried  ein  lösbares  psychologisches  problcni 


112  DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED 

gestellt  und  er  bleibt  uns  die  lösung  schuldig,  hat  er  überhaupt 
keine  gesucht,  sondern  die  dinge  einfach  ohne  scrupel  nach- 
erzählt, weil  die  quelle  sie  bot?  man  sollte  es  bei  einer  so 
wichtigen  und  auffallenden  frage  nicht  für  möglich  halten,  oder 
hat  er  sie  gesucht  und  nicht  gefunden,  obgleich  doch  seine 
eigenen  worte  alsus  so  leret  minne  durnähtecliche  sinne  ze  valsche 
sin  verßizzen  —  ihm  einiger  mafsen  den  weg  wiesen?  dann 
würden  wir  diesem  falle  auf  unser  urteil  über  sein  psychologisches 
taleut  überhaupt  einen  starken  einfluss  einräumen  müssen,  oder 
endlich,  sah  er  die  oben  angegebene  möglichkeit  der  motivieruug, 
hielt  sie  aber  mit  der  sonstigen  edlen  auffassung  des  Isolde- 
characters  für  unvereinbar  und  meinte,  seine  leser  würden  das 
ganze  verhalten  Isoldes  in  dieser  sache  um  so  eher  vergessen, 
je  weniger  worte  er  darüber  machte?  ich  halte  dieses  letztere 
keineswegs  für  unmöglich,  aber  die  nun  unmotivierte  episode 
zu  tilgen  hatte  er  denn  doch  nicht  den  mut,  der  makel  bleibt 
trotzdem  an  Isoldes  character  und  Gottfried  mutet  uns,  wie 
wider  Bahnsen  hervorhebt,  ein  starkes  stück  zu,  wenn  er  auch 
nachher  Isolde  als  ideal  echter  Weiblichkeit  preist,  es  liegt  genau 
derselbe  fehler  vor,  den  ich  bei  Hartmanns  Laudine  gerügt  habe: 
der  character  der  heldin  wird  möglichst  edel  gezeichnet  und  dann 
handlungen  von  ihr  erzählt,  die  an  scheufslichkeit  nichts  zu 
wünschen  übrig  lassen. 

Das  eben  genannte  ist  unter  allen  umständen  ein  fehler,  ich 
muss  nun  noch  auf  einen  punet  in  Tristans  entvvickelung  kommen, 
der  freilich  dem  dichter  und  seinen  Zeitgenossen  ganz  in  Ord- 
nung scheinen  mochte,  über  den  wir  aber  nicht  hinwegkommen. 
es  handelt  sich  um  die  frage,  warum  liefert  Tristan  die  königin 
aus?  er  weifs,  dass  er  zeitlebens  an  sie  gefesselt  ist,  denn  Bran- 
g;ene  hat  ihm  das  geheimnis  des  minnetrankes  enthüllt,  dass  er 
also  seine  liebe  auch  fernerhin  wird  verfolgen  müssen ;  das  erste 
glied  der  ganzen  kette  von  lug  und  trug,  die  Stellvertretung 
Rrangaenes,  ist  mit  der  auslieferung  notwendig  verbunden;  die 
liebenden  quält  der  gedanke,  dass  Isolde  dem  manne  werden 
soll,  dem  sie  nicht  werden  will:  warum  entführt  Tristan  Isolde 
nicht  nach  Parmenien  und  verteidigt  sich  hier  offen  und  ehrlich 
gegen  Marke,  falls  dieser  gewalt  hätte  anwenden  wollen?  er 
hätte  sich  den  ungestörten  besitz  der  geliebten  gesichert  und 
hätte  all  den  lug  und  trug    nicht   nötig  gehabt.     Gottfried  lässt 


VON  STRASSBURG  113 

in  der  sehr  kurzen  und  wenig  eingehenden  auseinandersetzung 
30  Tristan  durch  triuxoe  und  ere  zur  auslieferung  bewogen 
aber  die  tfiuiöe  war  durch  den  liebesgenuss  so  gründ- 
lich gebrochen,  dass  von  ihr  füglich  nicht  mehr  die  rede  sein 
kann;  denn  die  sache  wird  doch  wahrhaftig  nicht  dadurch  besser, 
dass  Tristan  seine  geliebte  dem  könige  zum  weihe  gibt,  wodurch 
sofort  der  betrug  über  Isoldes  wipheit  nötig  wird,  bleibt  also 
die  ere.  über  ihren  begriff  bei  Gottfried  hat  Heinzel  aao.  s.  552 
gehandelt,  es  ist  die  hochachtung,  die  gute  nachrede  bei  der 
feinen  gesellschaft,  bei  den  besten,  zur  weiteren  klarlegung 
kann  man  an  die  auf  Isolde  bezüglichen  worte  denken,  die  ich 
schon  oben  anführte:  si  tele  an  disen  dinqen  schin  daz  man  laster 
unde  spot  me're  fürhtet  danne  got;  wenige  Zeilen  weiter  ist  gesagt, 
dass  es  die  ere  ist,  um  die  sie  sich  sorgt,  so  ist  es  also  auch 
bei  Tristan  die  furcht  vor  der  üblen  nachrede,  welche  ihn  zwingt, 
die  königiu  auszuliefern  und  alle  consequenzen  davon  auf  sich 
zu  nehmen,  vom  standpunct  der  höfischen  moral  ist  dagegen 
nichts  zu  sagen,  denn  geheime  Sünden  sind  ja  erlaubt,  Tristan 
opfert  also  der  e're  nur  den  ungestörten  besitz  der  geliebten; 
für  unser  urteil  aber  gerät  er  in  ein  sehr  übles  licht,  wenn 
er  zu  so  argem  lug  und  trug  greift,  nur  um  der  schlechten 
nachrede  zu  entgehen. 

Ich  würde  über  diese  sache  nicht  so  ausführlich  geworden 
sein,  wenn  nicht  neulich  Golther  in  den  Bayreuther  blättern 
xi  252  ff  ansichten  ausgesprochen  hätte,  welche  ich  nicht  zu 
unterschreiben  vermag.  Golther  bespricht  die  Tristansage,  die 
mittelalterlichen  fassungen  und  das  musikdrama  Richard  Wagners, 
er  stellt  sich  dabei  durchaus  auf  die  seite  der  liebenden  und 
sagt:  'es  wäre  ein  sittlich  durchaus  nicht  zu  rechtfertigender 
schritt,  wenn  die  liebenden  nach  dem  freien  geständnis  ihrer  un- 
endlichen liebe  nun  wider  aus  einander  gegangen  wären.  .  .  .  der 
kämpf  zwischen  den  ewigen  heiligen  ungeschriebenen  gesetzen 
und  der  menschensatzung  beginnt,  auf  die  allerverschiedenste 
weise  kann  er  geführt  werden,  frei,  edel  und  grofs,  aber  auch 
mit  den  mittein  einer  unvermeidlichen  tactik,  wie  sie  sich  in 
jedem  längeren  kämpfe  mit  unumgänglicher  notwendigkeit  ent- 
wickeln muss.  .  .  .  wenn  die  liebe  in  der  weit  zum  rechte 
kommen  will,  dann  darf  sie  aber  auch  kein  mittel  scheuen,  aller- 
dings fallen  in  solchem  kämpfe  viele  schatten  auf  ihre  reine,  aber 
Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F.    XXII.  8 


114     DAS  INNERE  LEBEN  BEI  GOTTFRIED  V.  STRASSBURG 

nicht  ihr  wesen  wird  dadurch  angegriffen,  nur  ihre  erscheinung, 
nur  der  schein,  wenn  sie  einmal  zum  leben  verurteilt  ist,  kann 
es  als  unrecht  gelten,  wenn  sie  nun  auch  leben  will?'  den  ersten 
satz  unterschreibe  ich  für  Tristan  und  Isolde  natürlich;  das  andere 
ist  gaüz  und  gar  nicht  im  stände,  Tristan  zu  entschuldigen.1 
denn  Tristan  hatte  die  möglichkeit,  den  kämpf  offen  und  frei 
zu  führen,  was  doch  wol  auch  Golther  als  das  bessere  aner- 
kennen wird;  uud  dass  er  sie  nicht  ergriff,  daran  war  gerade 
die  rücksicht  auf  die  menschensatzung,  die  furcht  vor  übler  nach- 
rede schuld,  indem  Tristan  sich  hier  unter  die  menschen- 
satzungen  beugt,  hat  er  auch  von  Golthers  standpunct  aus  ganz 
und  gar  kein  ethisches  recht,  andere  viel  wertvollere  menschen- 
satzungeu  zu  überschreiten;  und  wenn  Marke  im  einverständnis 
mit  diesen  wertvolleren  meuschensalzungen  seine  ehre  zu  wahren 
sucht,  so  ist  er  es,  der  im  recht  ist. 

Tristan  ist  auf  alle  fälle  für  uns  ein  unsympathischer  held. 
um  so  gröfser  muss  aber  unsere  bewunderung  für  die  kunst  des 
dichters  sein ,  die  uns  trotzdem  fesselt,  ich  habe  es  jetzt  bei 
der  redaction  dieser  arbeit  wider  lebhaft  an  mir  erfahren,  wie 
oft,  wenn  ich  einen  beleg  nachzuschlagen  hatte,  habe  ich  ein 
par  hundert  verse  weitergelesen,  bis  ich  wol  oder  übel  vom 
poetischen  genuss  mich  wider  zur  philologischen  arbeit  wenden 
muste! 

1  auf  eine   theoretische  discussion  der  obigen  sätze  Golthers  kann  ich 
also  verzichten. 

Würzburg  4.  7.  89.  H.  ROETTEKEN. 


ZU  OTFRID. 

I.  Wortstellung  des  fragesatzes  im  unabhängigen 
aussagesatze. 

Pauls  Wortstellung  2  (Mhd.gramm.2  §  183)  ist  in  den  älteren 
sprachperioden  nicht  ausschliefslich  die  Stellung  eines  fragesatzes, 
der  bejahende  oder  verneinende  antwort  erwartet,  sondern  sie 
wird  auch  im  aussagesatze  mehr  oder  minder  gleichwertig  mit 
der  Stellung  1  verwendet,  für  das  hochdeutsche  scheint  diese 
Verwendung  im  laufe  der  ahd.  sprachentwickelung  abhanden  ge- 


ZU  OTFRID  115 

kommen  zu  sein,  wenigstens  bedienen  sich  die  Übersetzer  des 
ix  jhs.  (Tatian,  Isidor)  dieser  form  aucb  da,  wo  im  lat.  das 
verbum  nicht  an  der  spitze  steht;  dagegen  habe  ich  bei  Notker 
keinen  beleg  gefunden,  eigentümlich  verhält  sich  Otfrid  zu 
diesem  gebrauche,  im  ersten  buche  (1240  verse)  sind  unter  den 
Sätzen  mit  regulärer  Wortfolge  (Paul  1)  2%  negativ  (5  unter  234), 
während  von  den  Sätzen  mit  der  Wortfolge  2  mehr  als  ein  viertel 
(43  unter  158)  negierte  aussage  zeigt,  am  häufigsten  sind  fälle, 
wo  ein  satz  mit  nist  eingeleitet  wird,  dem  ein  relativsatz  folgt: 
i  1,  93  nist  untar  in,  thaz  thulte,  thaz  kuninc  iro  walte;  ebenso 
i  1,  81.  3,  21.  5,  53.  63.  17,  1.  20,  12.  15.  27,33.  vgl.  1,  103 
ni  sint  thie  imo  ouh  derien;  1,  85  ni  si  thiot,  thaz  thes  gidrahte ; 
1,  68  nist  iz  bi  unsen  frehtin.  relativ  selten  sind  sätze  mit  nomi- 
nalem subject:  i  3,  9  ni  was  Noe,  ih  sagen  thir  ein,  in  then  thaz 
minnista  deil;  4,  48.  54.  9,  20.  23,  39.  27,  20.  die  übrigen 
fälle  sind  vollverba  mit  pronominalem  subject:  4,  35  ni  fullit  er 
sih  wines  =  Luc.  1,  15  et  vinum  et  siceram  non  bibet ;  1,  60. 
76.  106.  16,  27.  18,  6.  7.  8.  24.  28.  29.  19,  26.  20,  22.  22,  9. 
22.  40.  57.  23,  31.  43.    27,  19.  28.  33. 

Die  ungerade  Wortfolge  ist  also  in  negativen  Sätzen  besonders 
beliebt,  was  darauf  zurückzuführen  sein  dürfte,  dass  bei  der 
tonschwäche  der  einfachen  negation,  um  diese  überhaupt  deut- 
lich zu  machen,  das  mit  der  negation  versehene  verbum  an  die 
spitze  trat. 

Die  Stellung  des  verbalen  Satzbestandteils  an  der  spitze  des 
satzes  beruht  auf  einer  von  dem  gewöhnlichen  satzaccent  ab- 
weichenden stärkeren  betonung  des  verbums  (Delbrück ,  Syntac- 
tische  forschungen  in  19).  dieses  hervorheben  des  verbalbegriffes 
dient  rhetorischen  zwecken  in  fällen  wie1  i  2,  34  thu  druhtin  ein  es 
alles  bist,  weltist  thu  thes  Hutes  joh  alles  woroltthiotes ;  5,  59  ist  ein 
thin  gisibba  reves  unberenta  =  Luc.  1,36  et  ecce  Elisabeth  cognata 
tua .  . .  .;  17,51  louc  der  wenego  man;  4,23  hintarquam  tho 
harto  (her  gotes  ewarto,  intriat  er  thaz  gisiuni;  vgl.  i  1,  1.  5,  1. 
18, 1,  um  den  beginn  eines  abschnittes  zu  markieren;  1,  87.  5,  45. 

6,  5.   7,  13.  8,  9.  25,  21;    die  fälle   der  anaphora:   3,  3.  5,  56. 

7,  6.  8,  28. 

Besonders  häufig  ist  aber  diese  ungerade  Wortfolge,  wo  der 

1  ich  hebe  die  beispiele  für  diese  Wortstellung  ebenfalls  aus  dem  ersten 
buche  heraus. 


116  ZU  OTFRID 

zweite  satz  in  einem  logischen  Verhältnis  zum  anderen  steht,  das 
durch  eine  solche  abweichung  von  der  gewöhnlichen  Wortfolge 
nicht  ausgedrückt,  sondern  hlofs  angedeutet  wird,  es  erklärt  sich 
das  leicht  aus  der  nicht  genügenden  gewandtheit  im  gehrauche 
der  conjunctionen.  die  gleichzeitige  übersetzungslitteratur  zeigt 
diesen  mangel  an  ausdrücken  für  logische  beziehungen  durch  die 
ungeschickte  widergabe  der  lateinischen  conjunctionen. 

a)  adversatives  Verhältnis:  i  10,27  wuahs  thaz  kind  in  edili 
mit  gote  thihenti  =  Luc.  1,  80  puer  autem  crescebat  et  confor- 
tabalur;  21,  15  wuahs  er  filu  zioro  =  Luc.  2,40  puer  autem 
crescebat;  17,  36  gab  armer  joh  ther  richo  antwurti  gilicho 
—  Matth.  2,5  o(  Uli  dixerunt;  27,  22  ni  wanu  iz  wola  intfiangin 
joh  nahor  ouh  gigiangin ;  fragetun  sie  avur  thuruh  not  =  son- 
dern sie  fragten  nochmals;  7,  15  fona  hohsedale  zistiaz  er  thie 
riche,  gisidalt  er  in  himile  thie  otmuatige  =  Luc.  1,  52. 

h)  causales  Verhältnis:  4,  5  warun  siu  bethu  gote  filu  drudu  ; 
das  marginale  hat  erant  enim  iusti  ambo  ante  deum,  die  Vulgata 
(Luc.  1,  6)  erant  autem  usw.;  23,  51  ist  thiu  akus  in  giwezzit, 
zi  theru  wurzelun  gisezzit  ==  Luc.  3,  9  iam  enim  securis  ad 
radicem  posita  est;  7,  9  mahtig  druhtin,  wih  namo  siner,  det  er 
werk  maru  in  mir  armeru  =  Luc.  1,  49  quia  fecit  mihi  magna, 
qui  potens  est,  et  sanctum  nomen  eius;  vgl.  i  1,  23.  27.  4,  48. 
5,  39.  9,  15.  20,  17.  22,  30.  27,  63. 

c)  folgerndes  (consecutives)  Verhältnis:  27,  35  sprachun  se 
avur  sliumo  joh  thrato  ingriuno  =  Joh.  1,22  dixerunt  ergo  ei; 
23,24  berga  sculun  suinan,  ther  nol  then  dal  rinan,  irfullent  sih 
zi  noti  thes  dales  ebonoti  =  Luc.  3,  5. 

d)  finales  Verhältnis:  4,41  er  ferit  fora  kriste  ...:  gikerit 
er  scono  thaz  herza  fordrono  in  kindo  inbrusti  zi  gotes  ana- 
lusti  =  Luc.  1,  17  et  ipse  praecedet  ante  illum  .  ..,  ut  convertat 
cor  da  patrum  in  filios;  5,  4  tho  quam  boto  fona  gote,  engil  ir 
himile,  braht  er  therera  worolti  diuri  arunti;  3,  39  thaz  si  uns 
beran  scolta  .  .  .  giwihtan  in  ewon ,  ginadot  er  uns  then  selon. 

Nach  abzug  dieser  fälle  bleiben  nur  wenige  sätze  mit  dieser 
Wortfolge  übrig,  die,  das  verbum  an  der  spitze,  mit  oder  ohne 
entsprechuug  eines  lat.  et  asyndetisch  an  den  vorhergehenden 
gedanken  augeknüpft  sind:  i  4,  32.  34.  63.  5,9.  9,3.  25.  25,  123; 
1,  101.  4,  24.  58.  5,  5.  20.  34.  72.  9,  4.  15,  13.  im  lat.  texte 
steht  wie  in  der  deutschen  widergabe  das  verbum  an  der  spitze: 


ZU  OTFRID  117 

27,  47  gab  er  gomüicho  in  antwurti  io  gilicho  .  .  .  =  Joh.  1,  26 
respondit  eis  Johannes  dicens  .  .  .;  ebenso  27,  39.  —  i  5,  45.  8,  2, 
wo  ein  aufser  der  Satzverbindung  voranstellendes  Substantiv  durch 
ein  Personalpronomen  nach  dem  verbum  aufgenommen  ist,,  ge- 
hören nicht  eigentlich  in  diesen  Zusammenhang. 

Das  resultat  dieser  betrachtung  ist,  dass  Otfrid  zwar  die 
Wortfolge  2  im  unabhängigen  aussagesatze  noch  für  möglich 
gehalten,  aber  damit  eine  modification  des  sinnes  oder  des  syn- 
tactischen  Zusammenhanges  verbunden  hat. 

Besonders  bemerkenswert  ist  der  unterschied  im  gebrauche 
der  geraden  und  ungeraden  Wortfolge  im  Wunschsätze:  Wortfolge 
1  bezieht  sich  auf  eine  handlung,  2  auf  einen  zustand,  3  (adver- 
bielle  bestimmung  an  der  spitze,  darauf  prädicatsverbum)  kann 
in  beiden  fällen  eintreten. 

1.  Ludw.  6  druktin  hohe  mo  thaz  guat  joh  frewe  mo  em- 
mizen  thaz  muat;  76  got  frewe  sela  sina;  Sal.  29  Petrus  ther 
richo  lono  in  es  blidlicho ;  47  selbo  krist  ther  guato  firlihe  uns 
hiar  gimuato  .  .  .;  n  24,37  ther  scado  fliehe  in  gahe  joh  thiz  sih 
uns  io  nahe;  in  1, 14  er  due,  theih  hiar  ni  hinke. ..,  vgl.  Ludw. 75. 
Sal.  8.  i  24,  7.  m  1,  42.  7,  89. 

2.  Sal.  1  st  salida  gimuati  Salomones  guati;  i  5,  66  si  wort 
sinaz  in  mir  wahsentaz;  10,  3  si  druhtin  got  gidiurto  ther  er  o . 
landliuto;  12,  24  si  in  erdu  fridu  ouh  allen  thie  fol  sin  guates 
willen;  18,  36  si  therer  situ  in  manne  ther  tharana  gange; 
Ludw.  96  inliuhte  mo  io  thar  wunna,  thiu  ewiniga  sunna ;  82  niaz 
er  ouh  mammuntes;  vgl.  i  2,  29.  11,  10  =  24,  5.  21,  7.  ii  17,  21. 
19,  20.  21,  31.  in  7,  11  usw.  die  entgegenstehenden  fälle  er- 
klären sich  wie  n21,29  durch  einwürkung  der  lat.  Wortstellung 
oder  wie  n  23,  29  durch  den  ausdruck  des  subjects  in  einem 
folgenden  relativsalz  oder  als  negative  sätze  wie  in  2,  33  s.  o. 

3.  Ludw.  8b.  Sal.  3.  i  2,  28.  32.  ii  4,  33.  49  usw.;  Ludw. 
74.  83.  Sal.  31.  i  1,  121.  4,  2.   12,  32.  n  21,  28.  22,  5  usw. 

IL    psalmenstil. 

Kaum  ist  die  poetische  form  der  Jiebräischen  dichtung  irgend 
einem  Vertreter  der  abendländischen  litteratur  zum  bewustsein 
gelangt,  bevor  die  hebräischen  Studien  der  renaissancezeit  auf 
das  original  znrückgeführt  haben,  aber  ihre  eigentümliche  form, 
jener   parallelismus   der  gedanken,   oft   direct  als   gedankenreim 


118  ZU  0TFR1D 

bezeichnet,  würkt  durch  die  lateinische  Übersetzung,  so  sehr  diese 
die  form  verdunkeln  muste,  als  rhetorische  form  und  regt 
zur  nachahmung  an.1  die  Variation  des  ausdrucks  in  der  ger- 
manischen allitterationspoesie  (Heiozel,  Über  den  stil  der  altger- 
manischen poesie,  QF  10,  s.  9)  ist  von  dem  gedankenreim  der 
Psalmen  schon  formell  verschieden,  jener  mangelt  die  copu- 
lative  Verbindung  einander  variierender  ausdrücke,  die  ledig- 
lich formellen  (demente  der  aussage  bleiben  bei  der  widerholung 
des  gedankeus  unausgedrückt;  die  form  ist  im  wesentlichen  die  der 
abgetrennten  apposition  (Heinzel  aao.  s.  5),  nur  dass  mehrere 
begriffe  durch  synonyma  variiert  werden  oder  an  eine  den  be- 
griff variierende  apposition  sich  ein  neuer  begriff  anschliefst,  der 
vers  in  der  hebräischen  poesie  hingegen  bildet  eine  einheit,  die 
aus  gründen  der  musikalischen  form  in  zwei  haltten,  eine  auf- 
steigende und  eine  absteigende,  zerfällt,  den  inhalt  des  verses 
bildet  in  der  regel  ein  gedanke,  der  in  doppelter  form  ausge- 
drückt ist,  sodass  subject  und  prädicat,  dem  ersten  satze  ent- 
sprechend, im  zweiten  widerkehren  und  dieser,  in  synonymen 
oder  einem  bilde  ausgedrückt,  dasselbe  bezeichnet  wie  sein  Vor- 
gänger, der  kreis  der  einander  variierenden  begriffe  ist  ein  viel 
weiterer  als  in  der  Variation  der  germ.  allitterationsdichtung: 
mehrere  bildliche  ausdrücke,  bild  und  eigentlicher  ausdruck, 
überhaupt  verwandte,  aber  nicht  identische  Vorstellungen  lösen 
einander  ab. 

Dass  Otfrid  diese  form  verstand  und  bewust  nachbildete, 
zeigt  die  vergleichung  von  stellen'  wie 

i  5,  53  mit  Ps.  138,  8 

Nist   in   erdriche,   thar   er   imo      si  ascendero  in  caelum,  tu  illic  es, 

io  inslriche, 
noh   winkil  untar   himile,   thar     si  in  infernum  descendero,  ades, 

er  sih  girierte; 
Fliuhit  er   in  then  se,   thar  gi-      si....  habitabo  in  extrema  ma- 

duat  er  imo  we,  ris, 

gidnat  er  imo  fremidi  thaz  hoha      etenimillucmanustuadeducetme. 

himilrichi. 

1  ich  verweise  hier  zur  erläuterung  des  gesagten  und  zur  ergänzung 
von  VHehns  gehaltvollem  aufsatz:  Goethe  und  die  bibel  (Goethe-jb.  vm  187) 
auf  die  stelle  Götz  vBerlichingen,  letzte  scene:  die  schwachen  werden 
regieren  mit  list  und  der  tapfere  wird  in  ihre  netze  fallen. 


ZU  OTFRID  119 

i  7,  5  Luc.  1,  46 

Ih    fraicon    druhtine    alle   daga      magnifirat   anima   mea    domino 

mine1, 
frew  ih  mih  in  muate  gote  hei-      et  exultavit  spiritus  meus  in  deo 
lante.  salutari  meo. 

n  1,  39  Ps.  32,  9 

Iz  ward  alias  io   sar,  soso    er     ipse  dixit  et  facta  sunt, 

iz  gibot  thar 
joh  man  iz  allaz  sar  gisah,  sos     ipse  mandavit  et  creata  sunt, 
er  iz  erist  gisprah. 

Unverkennbar  ist   die    einwürkung   des    psalmenstils,    wenn 
0.  einen  gedankeu  in  zwei  gleichwertige  Varianten  auflöst : 
i    2,    3  f'ingar  thinan  dua  anan  mund  minan, 

theni  ouh  hant  thina  in  thia  zungun  mina, 
vgl.  Ps.  50, 15  domine  labia  mea  aperies  et  os  meum  annuntiabit 
laudem  tuam. 

i    9,29  tho  ward  mund  siner  sar  sprechanter 

joh  was  sih  losenti  theru  zungun  gibenti 
=  Luc.  1,  64  apertum  est  os  eins  et  lingua  eins. 

i    5,48  Kuninc  nist  in  worolti ,   ni  si  imo   thiononti, 
noh  keisor  untar  manne,  ni  imo  geba  bringe 
fuazfallonti  int  inan  erenti. 
iv 33,  23  in  hant,  fater,  thina  so  gib  ich  sela  mina, 

bifiluhu  thir  ouh,  so  thu  weist,  then  minan  einegon 

geist 
=  Luc.  23, 46  pater  mens,  in  manus  tuas  commendo  spirilum  meum. 
iv  13,  43  thaz  swert  ni  wari  in  worolti  so  harto  bizenti 

oilo  ouh  sper  thehein  so  was. 
i    2,    1  ja  bin  ih  scalc  thin. 

thiu  arma  muater  min  eigan  thin  ist  si  thin 
—  Ps.  115,16  ego  servus  tuus  et  filius  ancillae  tuae. 
i  2,  15.  11,47.49.    15,45.   ii  6,  7.    9,85.    12,3.  17,3.  18,5. 
22,  21.  ui  20,  153.  iv  4,  43.  13,  35.  26,  43.  v  20,  95  usw. 

III.    einiluss   der   metrischen   form   auf   Otfrids   stil. 

Ingenbleek  hat  in  seiner  schrift:  Über  den  einfluss  des 
reims  auf  Otfrids  spräche  QF  37  die  modificationen  der  sprach- 
lichen form  durch  den  reimzwang  erschöpfend  dargestellt,     hier 

1  interpunction  mit  Erdmann  gegen  Kelle. 


120  ZU  OTFRID 

sollen  einige  auffällige  —  von  Schütze,  Beiträge  zur  poetik  Otfrids, 
Kiel  1887  nicht  besprochene  —  erscheinungen  hervorgehoben 
werden,  die  den  einfluss  der  metrischen  form  auf  den  stil1  deut- 
lich zeigen.2 

1.  Otfrid  liebt  es,  seine  Strophe,  beziehungsweise  ihren 
gedankeninhalt,  so  in  drei  teile  zu  gliedern,  dass  von  drei  coor- 
dinierten  Satzteilen  der  erste  dem  ersten,  der  zweite  dem  zweiten 
kurzverse  zufällt,  der  dritte  die  beiden  anderen  kurzverse  in  an- 
spruch  nimmt.  diese  neigung  zu  dreiteiluug  des  gedankens 
äufsert  sich  in  stellen  wie: 

i   5,   5  floug  er  sunnun  päd,  sterrono  straza, 
wega  wolkono  zi  theru  itis  frono. 
15  heil  magad  ziari,  thiarna  so  sconi, 

allero  wibo  gote  zeizosto! 
21  gimma  thiu  wiza,  magad  scinenta, 

muater  thiu  diura   scalt   thu  wesan   eina  (die  beiden 
ersten  epitheta  sind  wol  nicht  als  vocative  zu  fassen). 
1 23, 47   Got  mag  these  kisila  joh  alle  these  felisa 
joh  these  steina  alle  irquigken  zi  manne. 
ii    1,13  er  mano  rihti  thia  naht  joh  wurti  ouh  sunna  so  glat 
odo  ouh  himil,  so  er  gibot,  mit  sterron  gimalot ,  .  .  . 
35  so  waz  so  himil  fuarit  joh  er  dun  ouh  biruarit 
joh  in  sewe  ubaral:  got  detaz  thuruh  inan  al. 
m   9, 15  want  er  giscuaf  thesa  er  da  joh  himilisga  wunna, 

ouh  then  se  hiar  nidana ;  bi  thiu  giang  er  thar  so  obana. 
iv  26, 1 7  blinte  man  gisehente  joh  krumbe  gangente, 

ja  wurtun  tote  man  ouh  les  queke  sines  Wortes. 
v20,23  nist  man  ther  noh  io  wurti  odo  ouh  nu  si  in  giburti 
odo  ouh  werde  in  alawar,  nub  er  sculi  wesan  thar. 

1  stil  ist  —  nach  Heinzeis  definition  —  die  dem  autor  anheimgestellte 
auswahl  aus  der  menge  von  möglichkeiten,  einen  gedanken  sprachlich  aus- 
zudrücken. 

2  welchen  einfluss  die  metrische  form  auf  die  gestaltung  eines  ge- 
dankens oder  Stoffes  nehmen  kann,  ist  mir  bei  betrachtung  von  Chamissos 
Armem  Heinrich  klar  geworden,  ich  erkläre  den  gespreizten  ausdruck  in 
diesem  gedichte,  der  es  —  mit  manchem  anderen  —  zum  nachteil  von 
seinem  mhd.  vorbild  unterscheidet ,  durch  parallelen  aus  Goethes  Klaggesang 
von  der  edlen  frauen  des  Asan  Aga  und  Herders  Cid  als  ausfluss  der  metri- 
schen form  (serbische  trochäen).  Heinzel  verweist  mich  noch  auf  Rückerts 
Nala  und  Damayanti,  'wo  nachbildung  der  indischen  metrik  und  syntax  einen 
von  dem  einfachen  original  ganz  abweichenden  eindruck  hervorbringt.' 


ZU  OTFRID  121 

So  werden  dreiteiluugen  bevorzugt,  die  im  begriffe  liegen, 
wie  sonne,  mond,  sterne;  bimmel,  erde,  see;  vergangeubeit, 
gegenwart,  Zukunft;  blinde,  lahme,  tote,  aber  liegt  im  begriffe 
selbst  diese  teilung  nicht,  so  wird  derselbe  kunstvoll  in  drei 
teile  zerlegt,  wie  m  7,  45  waz  forasagon  zelhnt  joh  uns  die  selmi 
singent  joh  ouh  gibot  thaz  alta,  er  geistlicho  uns  iz  zalta  =  scri- 
pturarum  dicta  Beda  und  Alcuin  zu  Joh.  6,  5:  also  scripturae 
=  altes  testament  =  pentateuch  -f-  psalmen  -f-  propheten;  vgl. 
iv  14, 11  thaz  heilege  io  giredotun,  ouh  buah  fon  mir  gisagetun 
joh  forasagon  zellent,  thio  ziti  iz  nu  irfullent 
=  Luc.  22,  38  quod  scriptum  est,  oportet  impleri  in  me. 

Analoge  fälle:  i  3,29.  9,  35.  18,37.  23,  11.  23.  55.  24,  13. 
ii  1,  25.  4,  31.  65.  9,  23.  10,  21.  11,  19.  12,  1.  15,  11.  24,  3. 
m  13,5.  iv  5,3.  11.  13.  8,7.  v  1,  3.  11.  13.  6,31.33.  16,3  usw. 

Dies  sind  die  fälle,  in  denen  die  ersten  zwei  glieder  den 
ersten  und  zweiten  kurzvers  der  Strophe  in  anspruch  nehmen, 
im  dritten  und  vierten  mit  dem  dritten  gliede  der  gedanke  zum 
abschlusse  gelangt,  dies  Schema  verengert  und  erweitert  sich,  in- 
dem einerseits  schon  ein  langvers  alle  drei  glieder  enthält  — 
den  drei  Stäben  des  allitterationsverses  entsprechend,  vgl. Hei. 33 
settian  endi  singan  endi  seggian  ford  —  andererseits  die  aus  vier 
reimparen    bestehende    Strophe   eine    analoge  gliederung  erfährt: 

1)  ii    1,   3    er  se  joh  himil  wurti  joh  er  da  ouh  so  herti; 

v    1,20  =  25,95  in  er  du  joh  in  himile  inti  in  abgrunte 

ouh  hiar  nidare. 
ferner   1 17,65.  n 2,38.4,83. 5, 8. 15,  12.ml3,6.iv5,2.vl3,18usw. 

2)  1 11,47  er  nist  in  erdringe,   ther  ira  lob  irsinge, 

noh  man  io  so  gimuati,  ther  irzelle  ira  guati, 
dag  inan  ni  rinit,  ouh  sunna  ni  biscinit, 
ther  iz  io  bibringe,  thoh  er  es  biginne. 
lerner  ii 20,  l.m  21,33.  iv  2,  23.  18,29.  vi,  19.  2,  13.  23,  43  usw. 
2.    haben  wir   so  gesehen ,    dass  diese   stilistische  eigenheit 
mit  einer  disposition  des  allitterationsverses  zusammentrifft,  aber 
wol  durch  die  form  des  musikalischen  liedsatzes  (4  +  4  +  8  tacte) 
zunächst  bedingt  ist,  indem  der  erste,  aufsteigende  teil  der  Strophe 
zweifach  gegliedert,    der  absteigende  ungegliedert  ist,   so  finden 
wir  auch,    wenngleich    nicht   so   häufig,   die   umgekehrte  anord- 
nung,    dass   der  erste  teil    ungegliedert   ist,    der  zweite   in  zwei 
deutliche  glieder   zerfällt,    sodass  sich  die  dreifache  coordination 


122  ZU  OTFRID 

auf  den  zweiten,  dritten,  vierten  kurzvers,  beziehungsweise  — 
bei  vierzeiliger  gliederung  —  langvers  erstreckt,  im  einfachen 
langvers  kommt  diese  form  nicht  vor. 

1)  i  2, 13  =  15, 35  joh  wio   er  fuar   ouh  thanne  ubar  hi- 

mila  alle, 
ubar  sunnun  Höht  joh   allan  thesan  wo- 

roltthiot. 
in  14,71 — 74  thara  ouh  zua   gifuagi  blinlero  ginuagi, 

halzero  menigi  joh  krumbero  gisamani, 
thie  ih  al  irzellen  ni  mag,  thoh  ih  thar- 

zua  due  then  dag, 
ouh  thazjar  allazjoh  minaz  Hb  ubar  thaz. ' 
ferner  i  3,27.  18,  29.  39.  19,  3.  27,  9.  n  2,  1.  9,  9.  25.  m  19, 
9.11.20,33.71.   iv  1,49.  2,  9.   4,41.   9,29.   26,37.    33,17. 
v  8,  47.  20,  97.  21,  15.  17.  23,  65.  25,  23  usw. 

2)  m  13,27  so  wer  so  wolle  manno  gan  after  mir  io  gemo, 

firlougn  er  fdu  follon  then  sinan  muatwillon 
joh   neme  kruci  sinaz  tharazua  ouh  ubar  thaz, 
folge  mir  io  thanne,  thar  ih  fora  imo  gange 
=  Matth.  16,24  qui  vult  venire  post  me,  abneget  se  ipsum  et  tollat 

crucem  suam  et  sequatur  me. 
ferner  i  4, 6.  ii  10,9.  m  1,9.  6,  35.  18,  69.  iv  36,  9.  v  25,  29  usw. 
3.  habe  ich  oben  die  neigung  zu  paralleler  gliederung  des 
gedankeus  auf  einfluss  des  psalmenstils  zurückgeführt,  so  war 
schon  zu  erkennen,  dass  fördernd  auf  diese  nachahmung  die 
strophenform  O.s  eingewürkt  hat.  diese  form  hat  auch  bewürkt, 
dass  zusammengezogene  Sätze  mit  zwei  subjecten  und  einem 
prädicate  lieber  als  zusammengesetzte  gegeben  werden,  also  statt 
A  und  B  ist  C  es  lieber  heifst:  A  ist  C  und  B  ist  C;  zb. 
in  18,   29  Abraham  ther  maro  ther  ist  dot  giwaro, 

thie  forasagon  guate  thie  sint  ouh  alle  dote 
=  Joh.  8,  52  Abraham  mortuus  est  et  prophetae. 

m  20, 153  er  avur  themo  liubit,  ther  sinan  willon  uabit, 

joh  themo   ist  gimuati,   ther  ivonet  in  ther  guati 
=  Joh.   9,  31  sed  si  quis  dei  cultor  est  et  voluntatem  eius  facit, 

hunc  exaudit. 

1  nebenbei  zur  characteristik  der  Olfridschen  kunst  —  oder  kunst- 
losigkeit  —  bemerkt,  das  einzige  beispiel  der  rhetorischen  figur  der  klimax 
in  O.s  ganzem  werke. 


ZI    OTFRID  123 

i    19,  7       ni  laz  iz  untarmuari,  thia  muater  tharafuari, 

thaz  knui  öuh  io  gilicho  bisuorge  herlicho 
=  Matth.  2,  13  surge  et  accipe  puerum  et  matrem  eius. 

v   10,  5       ni  dua  thtr,    quadun,  thia  arabeit,  wanta   aband 

anageit, 
wis  mit  uns  hinaht,    wanta   thu   für  dir   ni  mäht 
=  Luc.  24,  27  matte  nobiscum,  quoniam  advesperascit  et  inclinata 

iam  est  dies. 
vgl.  noch  v7, 15  zi  thenfuazott  saz  ther  einojhar  krist  lag  doter  eino, 
zen  houbiton  ther  anther,  thar  ther  lichamo  lag  er. 
ii   6,  7        quad,  ob  er  iz  azi,  imo  ubilo  iz  gisazi, 

joh  ob  er  iz  firslunti,  fon  dothe  er  nirwunti. 
ferner  i  3,  15.  5,  13b  und  14a.  23,  49.  u  12,  73.  22,  21.  in  8,  27. 
14,  23.  iv  1,  21.  2,  23.  14,  11.  29,  29.  35,  7.  v  6,  1.  25,  20  und 
viele. andere  fälle,  wo  für  zwei  verbalbegriffe  zwei  phraseologische 
verba  zur  einleitung  verwendet  werden  und  beide  natürlich  über- 
flüssig sind  (Erdmann,  Syntax  Otfrids  i  §  382  ff),  zb.  n  12,73 
thaz  si  sih  bithahti,  ginada  sina  suahti,  joh  ouh  thes  giflizzi ,  thaz 
siiamer  sin  ginuzzi.  über  ähnliche  erscheinungen  in  der  späteren 
litteratur  vgl.  Behaghel,  Heinrich  vVeldeke  s.  cxxxiu. 

4.  es  ist  eine  eigentümlichkeit  von  O.s  stil,  dass  er  gern 
eine  handlung  darstellt  mit  angäbe  der  psychischen  disposition, 
aus  der  sie  hervorgeht,  oder  der  Stimmung,  die  sie  begleitet, 
wenn  nun  directe  rede  angeführt  wird,  so  wird  diese  neigung 
durch  den  umstand  unterstützt,  dass  er  lieber  die  directe  rede 
mit  einer  neuen  strophe  oder  wenigstens  einer  neuen  zeile  ein- 
setzen lässt  als  mitten  darin  zu  beginnen;  es  schliefst  sich  also 
asyndetisch  an  das  inquit  eine  bemerkung  über  den  inneren  zu- 
stand der  sprechenden  person  an:   zb. 

i    7,    1   tho  sprah  sancta  Maria,  thaz  siu  zi  huge  habeta 

—  si  was  sih  blidenti  bi  thaz  arunti — : 

1 13,    1  sprachun  tho  thie  hirta,  thie  selbun  fehewarta 

—  sie  ahtotun  thaz  imbot,  thiu  selbun  engiles  wort  — : 
i   9, 15  tho  sprah  thiu  muater  ubarlut  —  was  im  ther  sun 

drut  — : 
ferner  i  9,  20.  27,  11.  in  20,  174.  23,  30.  iv  23,  16.  31,  5.  v  7,  17. 
9,  15.  20,  82  usw.    vgl.  Hildebrandslied  z.  7. 

O.  besitzt  jedoch  noch  ein  anderes  mittel,  die  Strophe,  welche 
das   inquit  enthält,   zu  lullen:    der  inhalt  der   angeführten  rede 


124  ZU  OTFRID 

wird   zunächst  in   oratio   obliqua    an   das   inquit   angeschlossen, 
darauf  folgt  dasselbe  in  oratio  recta;  zb. 

1 17,  19  sagetun,  thaz  sie  gahun  sterron  einan  sahun, 
joh  datun  filu  mari,  thaz  er  sin  wari: 
'wir  sahun  sinan  sterron  .  .  .' ; 
r27,26  tho  gab   er  in  zi  antwurti  thaz,   thaz  er  ther  selbo 

man  ni  was: 
'ther  gomo,  then  ir  zaltut  joh  namahafto  nantut, 
ni  bin  ih  ther  .  .  .'; 
etwas  modificiert  i  17,  43  thia  zeit  eiscota  er  fon  in,  so  ther  sterro 

giwon  was  queman  zi  in, 
bat  sie  iz  ouh  biruahtin,  bi  thaz  selba 

kind  irsuahtin: 
'Giduat  mih',   quad  er,  'anawart  bi  thes 

sterren  fart, 
so  faret,  eiscot  thare  bi  thaz  kind  sare  . . .' 
vgl.  i  9,  20.  25,10.  27,47.  n  7,  25.  61.  12,22.  m  12,  2.  16,32. 
iv  13,  21.  40.  49  —  52.  15,  44.  18,  15.  26,  11.  v  7,  17.  56  usw. 
und  Hei.  620  (Heyne):  quadun  that  sie  wissin  garo,  that  he  scoldi 
at  Betleem  gibor  an  werdan:  'so  is  an  usun  bokun  skriban — ,that  skoldi 
fon  Betleem  burgo  hirdi  Hof  landes  ward  an  thit  Höht  kuman.  .  .  .' 
5.  dass  der  artikel  oder  attributive  bestimmuugen,  die  zu 
zwei  coordinierten  begriffen  gehören,  auch  blofs  beim  zweiten 
stehen  können,  ist  aus  der  mhd.  syntax  bekannt.  0.  liebt  nun 
Variation  eines  verbalbegriffs  durch  einen  darauf  reimenden  anderen, 
und  da  das  zweite  verbum  in  der  regel  nicht  genügt,  um  den  halb- 
vers  zu  füllen,  so  setzt  er  eine  bestimmung  hinzu,  die  entweder 
nur  zu  dem  zweiten  oder,  was  mit  Vorliebe  geschieht,  zu  beiden 
verbundenen  verbalbegriffen  bezogen  werden  kann. 

thaz  er  thaz  sin  giner ie  joh  fianton  biwerie  iv  7,  60;  tho  er 
unsih  hiar  so  nerita  fon  fianton  irretita  v  1,  3.  vgl.  iv  14,  18. 
16,  34.  17,  13.  v  19,  14. 

ther  unsih  iu  biscrankta,  fon  himilriche  inoanta  n  5,  28. 
thaz  er  iz  biwelze,  mit  muttu  bisturze  u  17,  16. 
wir  sculun  nan  irweken,   fon  themo  slafe  irreken  m  23,  44. 
vgl.  m  1,21.  iv  19,  37. 

thie  sie  manotun,  zi  himilriche  ladotun  iv  6,28;  ther  sie  zi 
imo  holeta,  zi  gilouben  sinen  ladota  i  1,  118.  vgl.  ii  7,  63.  75. 
8,  43.  iv  6,20. 


ZU  OTFRID  125 

thaz  sie  sih  tho  giduamtin  then  jungoron  es  giruamtin  v 
10,  32. 

nu  wil  ih  Mar  gizellen  ein  bilidi  ginennen  ii  9,  29 ;  vgl. 
i  1,  12.  27,  27.  m  4,  4.  6,  6.  12,  12.  15,  47.  iv  8,  2.  16,  37. 
19,  40  usw. 

haben  ih  gimeinit  in  muate  bicleibit  i  5,39.  vgl.  i  5,  57.  n  9,20. 
13,  32.  m  18,  20. 

tho  bigan  er  wuafen  zi  druhtine  ruafen  ivl8,39.  vgl.  Sal.  38. 
v  6,  47. 

thaz  ih  beginne  bredigon  fon  himilriche  redinon  n  12,  60 
=  Joh.  3,  12  si  dixero  vobis  caelestia. 

bi  ihm  moht  er  odo  drahton  in  thesa  wison  ahton  n  4,  28. 
vgl.  in  14,  17.  25,  24.  26,  19.  v  1,  9.  22,  9  usw. 

So  wird  selbst  das  subject  erst  dem  zweiten  verbum  hin- 
zugefügt: 

thaz  tharana  singe,  iz  scono  man  ginenne  i  1,  39;  tho  er 
deta  thaz  sih  zarpta,  ther  himil  sus  io  warpta  ii  1,  21;  thiu 
meinent  wio  sih  zerbit  Joh  thisu  worolt  werbit  m  7,  17. 

So  stehen  auch  adjectiva  und  adverbia  einander  variierend 
im  reim  und  dem  zweiten  ist  ein  adverb  oder  adverbielle  be- 
stimmung  beigefügt:  so  rehtazjoh  so  filu  slehtaz  i  1,  15;  quegkaz 
joh  filn  libhaftaz  n  1,  43;  salige  thie  mute  joh  muates  mammunte 
ii  16,  5;  agaleizo  joh  harto  filu  heizo  n  22,  41.  m  17,  37.  iv  13,  5; 
baldlicho  joh  harto  theganlicho  iv  13,  21;  scono  inti  reino  joh 
harto  filu  kleino  v  9,  56  usw. 

6.  die  allitteratiousformel  tritt  bei  Otfrid  in  den  hintergrund 
(Hoffmann,  Reimformeln  im  westgermanischen  1886  s.  7),  jedoch 
liebt  er  noch  immer  bindung  inhaltlich  verwandter  begriffe  inner- 
halb eines  kurzverses.  es  ist  nun  interessant  zu  sehen,  wie  die 
formein,  die  in  der  ags.  poesie  die  typen  A  mit  zwei  mittelsenkungen 
('  XX  -  X)  oder  E  ('-  X  X  -0  bevorzugen,  hier  meist  regelmässige 
abfolge  von  hebung  und  Senkung  zeigen,  einem  Sieversschen  typus 
AC  (X  |  -  X  -  X  -  X)  entsprechend,  der  Wechsel  von  joh  und  inti, 
fehlender  und  gesetzter  artikel  wird  zur  gleichmäfsigen  herstel- 
lung  dieser  form  verwendet,  den  Übergang  bilden  formein  mit 
verschleifung  auf  der  ersten  hebung  (X  |  -i-  X  X  X  ±  X).  vgl.  über 
diese  mit  Vorliebe  gewählte  form  des  Otfridverses  Wilmanns,  Bei- 
träge zur  gesch.  d.  älteren  d.  litt.  3.  ich  stelle  die  formeln  mit 
allitteration  voran. 


126  ZU  0TFR1D 

in  eigan  joh  in  erbi  n  2,  22. 

mit  fleisge  joh  mit  feile  v  20,  30. l 

houbit  joh  thie  henti  v  3,  10. 

then  hugu  joh  thaz  herza  m  7,  2. 

m  munde  joh  in  muate  in  7,  74. 

»n#  worton  joh  mit  werkon  m  24,  91.  iv  1,  36.  — 

alter  inti  fruater  n  12,  24.    vgl.  Hildebrl.  16. 

alte  joh  thie  junge  iv  19,  22.  m  6,  40. 

thie  arma  joh  thie  henti  v  1,  20. 

armer  joh  ther  richo  i  17,36.  v  16,29. 

dages  inti  nahtes  iv  7,  84.  i  16,  23. 

in  erdu  noh  in  himile  ii  3, 10.  v  24,  5. 

er  dun  joh  thes  sewes  iv  35,  16. 

fater  inti  muater  m  16,  58.  20,  5.  78  usw. 
1  Hoffmann  construiert  aao.  auf  der  Voraussetzung,  dass  die  allen  ger- 
manischen sprachen  gemeinsamen  allitterationsformeln  auf  hohes  alter  weisen, 
ein  chronologisches  Verzeichnis  der  westgerm.  formein.  dies  beispiel  jedoch 
mit  einigen  anderen  —  cdsere  and  cyning ,  heofon  and  hei,  masden  and 
mödor  —  zeigt,  dass  auch  nach  der  trennung  der  germ.  stamme  sich  gleiche 
allitterationsformeln  haben  bilden  können  und  dass  aus  der  Übereinstimmung 
in  verschiedenen  dialecten  auf  die  Chronologie  der  entstehung  keine  Schlüsse 
gezogen  werden  dürfen. 

Wien,  Januar  1889.  HUGO  HERZOG. 


ÜBER    DAS    URSPRÜNGLICHE  VERHÄLTNIS 
DER  NIBELUNGENLIEDER  XVI,  XVII,  XIX. 

Die  Untersuchungen  über  die  geschichte  der  homerischen 
gesänge  haben,  dem  von  Lachmann  gegebenen  antrieb  folgend 
und  nach  seiner  methode  arbeitend,  allmählich  doch  zu  einer 
wesentlich  modiücierten  grundansicht  geführt,  man  glaubt  nicht 
mehr,  dass  die  grofsen  epen  durch  aneinanderreihung  selbständiger 
einzellieder  entstanden  seien ,  sondern  man  weist  diese  einfachste 
kunstform  einer  älteren  periode  des  epischen  gesanges  zu,  die 
bereits  überwunden  war,  als  werke  wie  unsere  llias  und  Odys- 
see sich  bildeten,  solcher  bildung  selbst,  das  erkennt  man 
immer  deutlicher,  lag  von  vorn  herein  ein  umfassenderer  plan 
zu  gründe,  der  allmählich  weiter  anwuchs,  teils  so,  dass  zwei 
anfangs   getrennte  dichtungen   vereinigt   wurden,   teils  so,  dass 


NIBELUNGENLIEDER   XVI,  XVII,  XIX  127 

ein  einmal  geschaffenes  epos  durch  ausschmückung  einzelner 
scenen,  widerholung  beliebter  motive,  erfindung  neuer  Zwischen- 
fälle sich  bereicherte,  wo  wir  jetzt  noch  ein  einzellied  gelten 
lassen,  da  ist  es  nicht  mehr  ein  ganzes,  das  zu  irgend  einer 
zeit  für  sich  existiert  hätte,  sondern  ein  glied,  das  in  einen 
schon  gegebenen  Zusammenhang  hineingebildet  wurde,  von  solcher 
art  sind  zb.  in  der  llias:  die  gesandtschaft  Agamemnons  an  Achil- 
leus  (ix),  das  abenteuer  des  Diomedes  und  Odysseus  (x),  die  lösung 
Hektors  (xxiv).  den  wirksamsten  anstofs  zu  der  veränderten 
betrachtungsweise  hat  für  die  Odyssee  Kirchhoff,  für  die  llias 
Grote  im  zweiten  bände  der  Griechischen  geschichte  gegeben, 
an  letzteren  hat  Niese,  an  Kirchhoff  vWilamowitz  angeknüpft, 
im  ganzen  ist  die  erorterung  der  homerischen  frage,  mögen  auch 
fernstehende  über  die  lebhaftigkeit  des  Streites,  der  nicht  enden 
wolle.,  spotten,  in  sicherem  und  glücklichem  fortschritt  begriffen; 
nur  muss  man  den  fortschritt  nicht  in  der  festlegung  von  resul- 
taten  suchen,  bei  denen  sichs  bequem  ausruhen  liefse,  sondern 
in  der  Stellung  neuer  probleme,  die  zu  immer  tieferem  ein- 
dringen in  das  wesen  der  dichtung  führen. 

Einen  ähnlichen  gang  hat  die  Nibelungenforschung  genom- 
men, auch  für  sie  bedeutet  Lachmauns  versuch,  eine  reibe  ein- 
zelner lieder  herzustellen  ,  den  beginn  einer  ins  innere  dringenden 
betrachtung.  Müllenhoff  führte  einen  wichtigen  neuen  gedanken 
ein,  indem  er  liedergruppen  annahm,  die  aus  einzelliedern  ge- 
bildet gewesen  seien  und  die  der  abschliefsende  ordner  schon 
verbunden  vorgefunden  habe.1  man  kann  bei  Müllenhoff  be- 
obachten, wie  allmählich  sich  der  wandel  in  der  grundanschauuug 
vollzogen  hat.  wo  er  fand,  dass  sich  zwei  lieder  'ihrem  inhalte 
nach  wie  in  Stil  und  ton'  nahe  an  einander  schlössen,  liefs  er 
sie  zwar  als  einzellieder  stehen,  schrieb  sie  aber  demselben  Ver- 
fasser zu  (aao.  53).  speciell  für  den  schlussteil  der  dichtung 
gibt  er  in  einem  briefe  an  Henning2  sein  urteil  dahin  ab,  dass 
'das  ganze  zwanzigste  lied  von  vorn  herein  aufgeschrieben  und 
alsbald  mit  dem  älteren  neunzehnten  liede  vereinigt'  worden  sei. 
'dies  letzte  liederbuch',  heifst  es  weiter,  'wurde  dann  durch 
eine  lange  unglückliche  interpolation  mit  dem  vorletzten  ver- 
bunden, das  zunächst  die  ei;  vnoX^ipewg,  der  reihe  nach  einander 

1  Zur  geschichte  der  Nibelunge  not,  1855;  am  deutlichsten  s.  63. 

2  mitgeteilt  in  dessen  Nibelungensludien  s.  95  f. 


128  ÜBER  DAS  URSPRÜNGLICHE  VERHÄLTNIS 

gedichteten  lieder  xiv,  xv,  xvn,  (xvnb,)  xvm  umfasste.'  von  der 
annähme  einer  reihe  zusammengehöriger  lieder,  die  «§  vno- 
?„rjip€wg  gedichtet  sind,  zu  der  Vorstellung  einer  in  sich  zusammen- 
hängenden epischen  dichtung  ist  nur  noch  ein  schritt,  wenn 
Wilmanns,  der  diesen  schritt  wagte,  nur  spärliche  Zustimmung 
gefunden  hat,  so  lag  der  grund  zum  teil  allerdings  in  der 
macht  der  gewohnheit,  die  Lachmanns  ansätze  mit  allen  details 
festhalten  wollte,  das  ist  ja  das  tragische  Schicksal  gerade  immer 
der  starken  und  kühnen  denker,  welche  den  bann  der  Über- 
lieferung durchbrechen,  dass  ihre  ansieht  auf  der  stufe  der  ent- 
wickelung,  bis  zu  der  sie  während  ihres  eigenen  lebens  sie  ge- 
führt haben,  zu  einer  neuen  Überlieferung  wird,  die  bald  wider 
den  alten  bann  auszuüben  strebt,  zum  teil  aber  war  Wilmanns 
doch  auch  selbst  schuld  an  der  ablehnenden  oder  mindestens  ab- 
wartenden haltung,  welche  von  der  mehrzahl  der  mitforschenden 
seiner  theorie  gegenüber  eingenommen  wurde,  er  hatte  ein 
wenig  über  das  ziel  hinausgeschossen ,  indem  er  mit  derselben 
Zuversicht,  mit  der  einst  Lachmann  seine  zwanzig  lieder  abgeteilt 
hatte,  die  stücke  älterer  epen,  aus  denen  die  zweite  hälfte  des 
Nibelungenliedes  'contaminiert'  sein  sollte,  herauszuschneiden  und 
zusammenzusetzen  unternahm,  auch  gegen  solchen  versuch  gilt, 
was  kürzlich  in  diesen  blättern  aus  ähnlichem  anlass1  Heinzel 
ausgesprochen  hat:  er  zweifle  nicht  an  der  existenz  von  einzel- 
liedern,  aber  er  bezweifle,  'dass  diese  lieder  oder  liedertrümmer 
in  den  erhaltenen  epopöen  erkennbar  und  ausscheidbar  seien, 
weil  wir  die  richtschnur  für  eine  solche  kritische  tätigkeit,  nämlich 
erhaltene  einzellieder,  nicht  besitzen.'  und  noch  in  einem  anderen 
punete  hat  sich  Wilmanns  von  einer  schwäche  der  Lachmannschen 
kritik  nicht  frei  gemacht:  er  'misst  die  alten  litteraturwerke  nach 
dem  mafsstabe  der  gegenwärtigen  ästhetischen  und  logischen  an- 
sprüche',  wobei  die  gefahr,  der  natur  des  volksepos  unrecht  zu 
tun,  immer  vorhanden  ist  und  durch  den  Scharfsinn  dessen,  der 
die  kritik  übt,    eher  gesteigert  als  vermindert  wird.2     so  haben 

1  in  einer  besprechung  von  ten  Brinks  Beowulf  Anz.  xv  154. 

2  auch  hierin  freue  ich  mich  mit  Heinzel  (aao.  181)  zusammenzu- 
treffen. Müllenhoffs  frage  (zGNN  s.  4),  wie  man  denn  die  unvollkommenheit 
des  ursprünglichen  epos  beweisen  wolle,  denke  ich  demnächst  in  bezug  auf 
Homer  eingehend  zu  beantworten,  wobei  verwandte  erscheinungen  aus  der 
altdeutschen  dichtung,  soweit  meine  Vertrautheit  mit  derselben  reicht,  mit 
herangezogen  werden  sollen,    hier  sei  nur  ein  punet  erwähnt,  zur  begründung 


DER  NIBELUNGENLIEDER  XVI,  XVII,  XIX  129 

die  resultate  von  Wilmanns,  eben  dadurch,  dass  er  sie  bis  ins 
einzelne  ausarbeiten  zu  können  glaubte,  an  Überzeugungskraft 
verloren,  es  war  ein  natürlicher  rückschlag,  wenn  Henning  in 
seinen  Nibelungenstudien  (1883)  wider  mit  gröfserer  entschieden- 
heit  auf  Lachmanns  standpunct  sich  stellte  und  namentlich  in 
der  abgränzung  der  einzeluen  lieder  von  neuem  an  ihn  sich  an- 
schloss.  trotzdem  glaube  ich,  dass  Wilmanns  grundgedanke  sich 
behaupten  wird :  als  Vorstufe  unseres  Nibelungenliedes  sind  nicht 
einzellieder  von  dem  geringen  umfang  der  Lachmannschen,  sondern 
gröfsere  zusammenhängende  dichtungen  vorauszusetzen,  ja,  dass 
auf  diesen  gedanken  eben  die  durch  Müllenhoff  und  Henning  ver- 
tretene forschung  mit  notwendigkeit  hinführt,  lässt  sich  an  zwei 
stellen  wenigstens  aus  den  Schwierigkeiten  und  Widersprüchen 
nachweisen,  in  die  der  zuletztgenannte  gelehrte  mit  seiner  Ver- 
teidigung der  von  Lachmann  aufgestellten  hypothese  sich  ver- 
wickelt hat. 

'Nirgend  liegt  wol  die  folgerichtigkeit  von  Lachmanns  Ni- 
belungenkrilik  deutlicher  zu  tage  als  bei  der  nun  zu  behandelnden 
partie  des  gedichtes,  wo  er  drei  verschiedene,  durch  einander 
geschobene  lieder  herauserkannte  und  absonderte  und  sie  in 
ihre  alte  zerstörte  ursprünglichkeit  wider  zurückversetzte':  so 
urteilt  Henning  (s.  147)  im  beginn  des  capitels,  das  vom  sechs- 

meines  urteils  über  Wilmanns  (Beiträge  zur  erklärung  und  geschiente  des 
Nibelungenliedes,  1877).  widerholt  benutzt  er  als  argument  für  die  an- 
nähme einer  Unterbrechung  des  Zusammenhanges  (lücke  oder  interpolation) 
sätze,  die  in  der  letzten  zeile  einer  Strophe  enthalten  sind:  str.  1609  (s.  10), 
1740  verglichen  mit  1754  (s.  44),  1787  (s.  21),  2079  (s.  16.  19),  2088  (s.  19), 
2092  (s.  18),  2107  (s.  3).  und  doch  bemerkt  er  einmal  (s.  35)  gegen  Lach- 
mann: 'bestehen  bleibt  seine  bemerkung,  dass  der  schluss  1707,  4  in  seiner 
unbestimmten  allgemeinheit  sich  wenig  zur  einleitung  des  mislungenen  Ver- 
suches eignet,  aber  deswegen  allein  darf  man  schwerlich  die  Strophen  für 
jünger  halten.'  gewis  richtig,  die  dichter  des  Nibelungenliedes  wie  der 
Gudrun  hatten  oft  not,  ihre  gedanken  gerade  auf  den  umfang  einer  Strophe 
abzurunden ;  daher  verwendeten  sie  gern  in  der  vierten  zeile  allgemeine 
betrachtungen  oder  hindeutungen  auf  die  Zukunft  als  lückenbüfser,  die  unser 
Stilgefühl  zwar  verletzen,  als  stützpunete  der  kritik  aber  nicht  benutzt 
werden  dürfen,  alles,  was  Wilmanns  an  den  angeführten  stellen  aus  solchen 
anstöfsen  geschlossen  hat,  muss  entweder  anderweitig  begründet  oder  ge- 
strichen werden,  (über  eine  ähnliche  würkung  der  strophenform  in  einem 
altchristlichen  hymnus  s.  Usener,  Religionsgeschichtliche  Untersuchungen, 
1889,  s.  199.) 

Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F.    XXII.  9 


130         ÜBER  DAS  URSPRÜNGLICHE  VERHÄLTNIS 

zehnten    und   siebzehnten  lied    handelt,     bekanntlich   folgen  bei 
Lachmann  die  stücke  so  auf  einander: 

xva,  str.  1582  bis 
1652:  aufenthalt  in 
Bechelaren,  reise  von 
dort  nach  Etzelenburg. 

xvia,  str.  1653   bis 
1655:  Kriemhild,  am 
fenster  stehend,  sieht 
die  Burgunden    her- 
anreiten. 
xvb,   str.  1656  bis 
1669:    empfang  und 
warnung  der  Burgun- 
den durch  Dietrich. 

xvib,  str.  1670  bis 
1674:  Hagen  von 
den  Hunnen  ange- 
staunt; den  Burgun- 
den wird  herberge 
bereitet. 

xvna,  str.  1675  bis 
1687:  empfang  durch 
Kriemhild,  Wortwech- 
sel   mit    Hagen;    sie 
erfährt,  dass  die  Bur- 
gunden   durch   Diet- 
rich gewarnt  sind. 
xvic,   str.  1688  bis 
1739 :     könig    Etzel 
sieht  Hagen  von  fern 
und     lässt    sich    er- 
klären,   wer    er    ist. 
Hagen  und  Volker  vor 
Kriemhilds  saal;  ver- 
geblicher angriff  der 
Hunnen. 

xvnb,  str.  1742  bis 
1857:    empfang    der 


DER  NIBELUNGENLIEDER  XVI,  XVII,  XIX  131 

Burgunden  durch  Etzel. 
nachtlager;   Hagen   und 
Volker     halten     wache; 
vergeblicher  angriff  der 
Hunnen,    kirchgang  und 
buhurt.   Kriemhild  bittet 
vergebens    Dietrich    um 
hilfe,     gewinnt    Blödel. 
gastmahl,  bei  dem  Ort- 
lieb hereingetragen  wird, 
wenn   ten  Brink    recht    hat   (Beowulf  s.  3),    dass   auch   in   der 
höheren  kritik  eine  conjectur  erst  dann  anspruch  auf  evideuz  er- 
heben darf,    wenn    sie    einsieht  gewährt   in   die  art,   wie  die  zu 
beseitigende   corruptel   entstanden    sein   kann ,   so   gilt   dies  be- 
sonders in  einem  falle ,  wie  der  vorliegende  ist ,  wo  der  redactor 
eine  so  überaus  künstliche  zerschneidung   und  Zusammenlegung 
vorgenommen  haben  soll,    was  ihn  dazu  veranlasst  haben  könnte, 
hat  weder  Lachmann  angedeutet  noch  Henning  ausgeführt,    letz- 
terer begnügt  sich,  durch  Schilderung  des  in  den  einzelnen  stücken 
beobachteten  Stiles  für  die  meinung  einzutreten,  dass  in  den  drei 
hedern   'runde,    zusammenhängende,    einheitliche   gedichte'  uns 
vorliegen  (s.  154).     ist  dies  würklich  so? 

Das  sechszehnte  lied  nach  Lachmann  besteht  aus  zwei  kleineren 
und  einem  gröfseren  abschuitt,  der  in  sich  wider  zwischen  1695 
und  1696  eine  deutliche  fuge  hat.  ich  will  kein  gewicht  darauf 
legen,  dass  in  den  verschiedenen  handschriften  übereinstimmend 
au  dieser  stelle  eine  neue  aventiure  beginnt;  wichtig  aber  ist  die 
tatsache ,  dass  erst  von  hier  an  ein  in  sich  geschlossener  Vorgang 
sich  abspielt:  Hagen  und  Volker  setzen  sich  auf  eine  bank  Kriem- 
hilds  fenster  gegenüber;  die  königin  erblickt  sie,  führt  eine 
Hunnenschar  zum  kämpfe  heran ,  stellt  ihren  feind  zur  rede,  er- 
hält trotzige  antwort,  muss  aber  unverrichteter  sache  wider  ab- 
ziehen, weil  die  Hunnen  sich  vor  den  beiden  recken  fürchten; 
nachdem  das  geschehen  ist,  kehren  Hagen  und  Volker  zu  den 
übrigen  Burgunden  zurück,  auf  diesen  abschnitt  passt  durchaus 
nicht,  was  Henning,  freilich  mit  sich  selbst1  in  Widerspruch, 
s.  168  sagt,  wo  er  dem  sechszehnten  liede  eine  'gelegentlich 
springende  und  scheinbar  zusammenhangslose  art'  beilegt,  diesen 
1  aufser  den  schon  angeführten  stellen   s.  noch  s.  162. 

9* 


132  ÜBER  DAS  URSPRÜNGLICHE  VERHÄLTNIS 

character  hat  das  lied  nur  dadurch  bekommen,  dass  ihm  die 
fragmente  a  und  b  und  8  Strophen  von  c  (Etzels  erkundigung 
nach  Hagen,  von  Lachmann  als  'teichoscopie'  bezeichnet)  hin- 
zugefügt sind.  Henning  sucht  zwar  (s.  161)  einen  inneren  Zu- 
sammenhang zwischen  den  vier  stücken  zu  erweisen,  indem  er 
die  drei  ersten  'eine  reihe  kleiner  gemälde'  nennt,  'in  denen  die 
einleitenden,  für  das  Verständnis  des  liedes  unerlässlichen  be- 
gebenheiten  rasch  und  anschaulich  erledigt  werden:  Kriemhild 
am  fenster  ihre  brüder  erwartend,  Hagen  beim  einzuge  vom 
volke  angestaunt,  die  knechte  zur  herberge  gebracht,  Dietrich, 
der  Hagen  empfängt  und  ihm  mit  einem  worte  die  gefahr  an- 
deutet, Etzel,  der  sich  nach  Hagen  erkundigt.'  aber  wir  er- 
fahren nicht,  in  wie  fern  denn  diese  Situationen  und  begeben- 
heiten  zum  Verständnis  der  haupthandlung  des  liedes  unerlässlich 
sind;  eine  Verweisung  auf  Lachmanu  (Aum.  s.  210)  kann  doch 
nicht  als  beweis  dienen,  auch  sagt  Lachmann  nur:  'das  alles 
ist  Vorbereitung  der  ausführlicheren  erzählung  des  ersten  angriffs'; 
den  ausdruck  'zum  Verständnis  unerlässlich'  hat  Henning  hinzu- 
getan, wer  das  sechszehnte  lied  unbefangen  prüft,  wird  sich 
der  beobachtung  kaum  verschliefsen  können,  dass  in  ihm  ziem- 
lich disparate  dinge  zusammengebracht  sind.1 

Den  mangel  eines  natürlichen  Zusammenhanges  erkennt  man 
am  deutlichsten,  wenn  man  die  Übergänge  betrachtet,  durch 
welche  die  scene  zwischen  Hagen,  Volker  und  Kriemhild  nach 
rückwärts  und  nach  vorwärts  in  den  gang  der  übrigen  handlung 
eingefügt  ist.  nachdem  der  dichter  erzählt  hat,  wie  Etzel  über 
Hagen,  den  er  mit  Dietrich  zusammenstehen  sieht,  auskunft  er- 
hält und  sich  seiner  früheren  bekanntschaft  mit  dem  beiden 
erinnert,  fährt  er  fort: 

1696  Do  schieden  sich  die  zw e'ne  recken  lobelich, 

Hagen  von  Tronije  mit  ouch  her  Dietrich, 

dö  blikte  über  ahsel  der  Guntheres  man 

nach  eime  hergesellen,  den  er  vil  schiere  gewan. 

1  dies  hat  wol  auch  Roediger  erkannt,  der  (Kritische  bemerkungen  zu 
den  Nibelungen,  1884,  s.  44)  den  Vorgang  zwischen  Kriemhild  und  den 
beiden  gesellen  Hagen  und  Volker  (1698— 1739)  für  später  eingefügt  erklärt, 
er  sucht  aber  die  einheit  des  liedes  dadurch  zu  retten,  dass  er  die  Inter- 
polation demselben  dichter  zuschreibt,  der  die  ersten  stücke  von  xvi  ver- 
fasst  habe. 


DER  NIBELUNGENLIEDER  XVI,  XVII,  XIX  133 

er  sieht  Volker  bei  Giselher  stehen  und  bittet  ihn,  sich  ihm  an- 
zuschließen,    dann  heifst   es: 
1698  Noch  liezen  si  die  herren      üf  dem  hove  stdn. 

niwan  si  zwe'ne  aleine  sach  man  dannen  gdn 

über  den  hof  vil  verre         für  einen  palas  wit. 
die  üz  erweiten  degne  vorhten  niemannes  nit. 

sie  setzen  sich  Kriemhilds  -  fenster  gegenüber,  und  nun  ent- 
wickelt sich  die  oben  kurz  beschriebene  scene.  während  der 
ganzen  zeit  stehen  die  übrigen  Burgunden  unbeachtet  auf  dem 
hofe  und  warten  immer  noch  auf  den  empfang  durch  könig  Etzel. 
erst  nachdem  die  Hunnen  sich  zurückgezogen  haben,  gedenkt 
Volker  der  rücksicht,  die  sie  beide  ihren  herren  schuldig  sind, 
und  sagt  zu  seiuem  genossen: 

17 38, 3  wir  suln  zuo  den  künigen        hin  ze  hove  gdn. 
das  geschieht  denn  auch,     aber  merkwürdig  ist  die  art,  wie  sie 
sich  nach  ihrer  unmotivierten  abwesenheit  wider  einführen: 

1740  'Nu  wil  ich  in  volgeri,         sprach  dö  Hagene. 
si  giengen  da  si  fanden        die  zieren  degene 
in  grözem  antvange  an  dem  hove  stau. 
Volker  der  küene  vil  lute  sprechen  began 

1741  Zuo  den  sinen  herren:  'wie  lange  weit  ir  sten, 
daz  ir  iuch  lazet  dringen  ?     ir  mit  ze  hove  gen, 
und  hceret  an  dem  künige      wie  der  si  gemuot.' 

dö  sach  man  sich  gesellen  die  helde  küene  unde  guot. 
in  der  tat  mehr  als  kühn ,  wie  Volker  hier  auftritt,  er  krönt 
seine  und  Hagens  rücksichtslosigkeit  damit,  dass  er  die  könige 
schilt,  weil  sie  so  lange  gewartet  haben,  die  ungehörigkeit 
dieses  Vorwurfes  war  einer  der  gründe ,  weshalb  Lachmann  die 
beiden  Strophen  1740  f,  'die  sich  auch  durch  die  äufsere  form1 
als  neu  zu  erkennen  geben',  für  interpoliert  hielt,  aber  sie 
stehen  in  notwendiger  Wechselbeziehung  zu  str.  1698,  in  der  ge- 
sagt wird,  dass  Hagen  und  Volker  die  herren  auf  dem  hofe 
stehen  liefsen.  deshalb  hat  Wilmanns  recht  (s.  40),  wenn  er  ver- 
langt, dass  beide  stellen  gleichmäfsig  beurteilt  werden,  er  selbst 
1  Lachmann  meint,  wenn  ich  ihn  recht  verstehe,  den  Übergang-  der 
construction  aus  einer  Strophe  in  die  andere,  aber  ein  solcher  findet  sich 
auch  kurz  vorher  in  den  als  echt  anerkannten  Strophen  1710  f.  1 7 1 2  f .  wir 
brauchen  daran  um  so  weniger  anstofs  zu  nehmen,  als  nach  der  ansieht, 
die  wir  gewinnen  werden,  die  ganze  hier  eingeschobene  partie  zu  den 
jüngsten  des  epos  gehört. 


134         ÜBER  DAS  URSPRÜNGLICHE  VERHÄLTNIS 

hält  beide  für  das  werk  eines  ungeschickten  jüngeren  bearbeiters, 
der  die  dazwischenliegende  scene  aus  der  von  Wilmanns  ange- 
nommenen Dancwartsdichtung  herausgenommen,  am  anfang  und 
ende  beschnitten  und  mit  hilfe  jener  übergangsstrophen  nach 
rückwärts  und  nach  vorwärts  in  den  gang  der  handlung  ein- 
gefügt habe,  das  wäre  ja  an  sich  möglich,  aber  auch  gerade 
nur  möglich;  einen  bestimmten  anhält  für  solche  Vermutung  gibt 
es  nicht,  wir  werden  sie  um  so  weniger  uns  aneignen  können, 
wenn  wir  bedenken ,  dass  in  der  ganzen  hier  behandelten  scene 
Dancwart  gar  nicht  erwähnt  wird,  sie  steht  überhaupt  in  keiner 
festen  beziehung  zu  irgend  einem  anderen  teile  der  dichtung; 
nur  Hagen ,  Volker  und  Kriemhild  treten  auf,  von  den  Hunnen, 
die  den  angriff  versuchen,  wird  keiner  mit  namen  genannt;  die 
Situation  der  hauptpersonen  ist  vor  anfang  der  sceue  (bis  1695) 
dieselbe  wie  nach  dem  schluss  (von  1742  an):  die  Burgunden 
erwarten,  von  Etzel  empfangen  zu  werden,  hier  haben  wir  also 
würklich  ein  einzellied,  das  im  wesentlichen  zwar  mit  dem  sechs- 
zehnten von  Lachmann  zusammenfällt,  aber  um  die  stücke  a,  b 
und  8  Strophen  von  c  kürzer  ist.  es  bleibt  die  frage ,  wie  alt 
etwa  dies  lied  ist,  ob  es  ursprünglich  einmal  selbständig  existiert 
hat  oder  ob  es  für  die  stelle,  an  der  es  jetzt  steht,  gedichtet 
ist.  ich  denke,  wir  werden  mittel  finden,  die  frage  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit  zu  beantworten. 

Der  inhalt  unseres  liedes  hat  grofse  ähnlichkeit  mit  einer 
episode  des  siebzehnten  (str.  1765 — 1786):  auch  dort  Hagen  und 
Volker  von  den  übrigen  Burgunden  gesondert;  auf  der  anderen 
seite  eine  Hunnenschar,  die  von  Kriemhild  zum  angriff  aufgeboten 
ist;  auch  dort  ziehen  sich  die  Hunnen  feige  zurück,  ohne  einen 
kämpf  zu  beginnen,  aber  alles  dies  geschieht  nicht,  wie  in  xvi, 
bei  tage,  sondern  bei  nacht,  trotzdem  ist  des  übereinstimmenden 
zwischen  beiden  scenen  so  viel,  dass  die  Vermutung  wenigstens 
nicht  abgewiesen  werden  kann,  eine  sei  nach  dem  vorbilde  der 
anderen  erfunden  worden,  leider  fehlt  es  an  jedem  äufseren 
merkmal,  um  zu  bestimmen,  auf  welcher  seite  das  original  ist; 
denn  sowol  der  Klage  als  der  Thidrekssaga  sind  beide  scenen 
völlig  fremd.  Hugo  Busch,  der  durch  sorgfältige  vergleichung 
des  berichtes  der  Saga  und  der  erzählung  in  der  Nibelunge  not1 

1  Die  ursprünglichen  lieder  vom  ende  der  Nibelungen,     ein  beitrag  zur 
Nibelungenfrage.    Halle  1882. 


DER  NIBELUNGENLIEDER  XVI,  XVII,  XIX  135 

manche  wertvolle  aufklärung  gewonnen  hat,  handelt  von  seinem 
standpunct  aus  ganz  consequent,  indem  er  beide,  die  tagscene 
so  gut  wie  die  nachtscene,  für  interpolationen  erklärt  (s.  12. 
51.  63).  er  überschätzt,  wie  mir  scheint,  die  durchführbarkeit 
seines  Vergleiches  für  die  letzten  partien  der  handlung.  bis  zum 
empfang  der  gaste  durch  Etzel  ist  der  parallelismus  würklich  ein 
ziemlich  genauer,  und  Busch  hat  aus  der  gleichmäfsigen  Ver- 
wirrung, in  der  beide  berichte  sich  befinden,  mit  glücklichem 
Scharfsinn  zwei  alte  Versionen  derselben  erzählung  herauserkannt, 
die  bereits  auf  der  gemeinsamen  Vorstufe  der  in  Saga  und  Not 
erhaltenen  traditionen  mit  einander  vermischt  gewesen  sein  müssen, 
aber  nicht  nur  die  kämpfe  selber  sind,  worauf  Busch  s.  58.66  hin- 
weist, in  beiden  darstellungen  so  verschieden  behandelt,  dass  eine 
weiterfuhrung  des  Vergleiches  unmöglich  wird,  sondern  auch  in 
der.  art,  wie  die  eröffnung  der  feiudseligkeiten  vorbereitet  wird, 
weicht  die  Not  von  der  Saga  erheblich  ab;  sie  enthält  hier  in  viel 
höherem  grade  selbständige  dichtung  als  in  dem  abschnitt  von 
der  ankunft  in  Bechelaren  bis  zum  empfang  durch  Etzel.  wir 
sind  also  nicht  berechtigt,  jene  nachtscene  darum,  weil  sich  in 
der  Saga  keine  spur  von  ihr  findet,  im  Nibelungenliede  für  inter- 
poliert zu  halten,  aber  das  erkennen  wir  allerdings,  zumal  wenn 
wir  das  schweigen  der  Klage  mit  in  erwägung  ziehen:  beide 
scenen  gehören  den  jüngeren  elementeo  der  dichtung  an,  die  nicht 
aus  dem  gemeinsamen  sagengut  der  deutschen  stamme  über- 
nommen sind,  die  frage,  in  welchem  Verhältnis  beide  zu  ein- 
ander stehen,  bleibt  noch  offen. 

Henning  hat  diese  frage  mehrfach  berührt,  obwol  nicht 
immer  in  gleichem  sinne,  an  zwei  stellen  erklärt  er  xvi  (tag- 
scene) für  altertümlicher  als  xvn  (nachtscene);  er  vermutet  (s.  160), 
'dass  xvi  aus  einer  anderen  liederreihe  stammt  und  nicht  mehr 
als  ein  einzellied  für  sicli  bestand,  als  es  zwischen  xv  und  xvii 
hineinverflochten  wurde.'  das  stimmt  zu  dem,  was  s.  155  im 
anschluss  an  Müllenhoff  gesagt  ist,  'dass  xiv,  xv,  xvn  schon  in 
einem  liederbuche  vereinigt  waren,  als  xvi  in  denselben  Zu- 
sammenhang hineingeflochten  wurde.'  wir  sollen  also  annehmen, 
dass  xvn  an  sich  zwar  jünger,  in  dem  zusammenhange  aber,  in 
dem  wir  jetzt  beide  lesen ,  älter  ist  als  xvi.  dies  wäre  nicht 
gerade  unmöglich,  müsle  aber  allerdings  irgendwie  erst  wahr- 
scheinlich   gemacht   werden.      Henning   versucht   das    nicht   nur 


136    ÜBER  DAS  URSPRÜNGLICHE  VERHÄLTNIS 

nicht,  sondern  bekennt  sich  an  einer  dritten  stelle  (s.  162)  zu 
einer  ganz  neuen  auffassung:  'das  siebzehnte  lied  verlegt  den 
Überfall  viel  passender  auf  die  nacht,  und  das  mag  auch  wol 
das  ursprünglichere  sein.'  und  gleich  darauf  heifst  es,  wir 
müsten  die  begebenheit  in  xvi  'als  einen  späteren  nachwuchs  der 
sage  betrachten,  der  dann  in  selbständiger  ausbildung,  als  lied 
für  sich,  eine  eigene  existenz  erhielt.'  hiernach  ist  also  xvi  das 
jüngere  lied,  durch  den  inhalt  von  xvn  veranlasst,  dies  scheint 
nur  so  verstanden  werden  zu  können  ,  dass  dem  Verfasser  von 
xvi  das  siebzehnte  lied  vorlag  und  als  muster  diente,  aber  das 
ist  wider  nicht  Hennings  meinung.  im  nachtrage  seiner  schritt 
versichert  er  (s.  325)  Busch  gegenüber  ausdrücklich:  'wenn  man 
dies  abenteuer  (in  xvi)  auch  für  einen  späteren  Zuwachs  der 
sage  halten  muss,  so  ist  es  innerhalb  unserer  Überlieferung 
doch  ebenso  wenig  als  eine  interpolation  nachzuweisen  als  das 
entsprechende  nächtliche  abenteuer  in  xvu.'  damit  werden  beide, 
als  bestandteile  der  uns  überlieferten  dichtung,  einander  gleich- 
gestellt, während  Henning  doch  von  Müllenhofls  ansieht  aus- 
gegangen war,  dass  xvi  erst  nachträglich  in  den  fertigen  Zu- 
sammenhang der  et-  v7toh)\pewg  gedichteten  lieder  xiv,  xv,  xvu, 
xvm  eingefügt  worden  sei.  ich  vermag  diese  Widersprüche  nicht 
auszugleichen. 

Nur  in  einem  punete  muss  ich  Henning  entschieden  bei- 
pflichten: der  Überfall  erfolgt  zur  nachtzeit  passender,  weil  mit 
mehr  aussieht  auf  erfolg,  als  bei  tage,  doch  ist  dies  nicht  der 
einzige  Vorzug  der  motivierung  in  xvu.  man  erfährt  hier  auch, 
warum  sich  Hagen  und  Volker  von  ihren  gefährten  trennen:  nicht, 
um  sich  auf  eine  bank  zu  setzen  und  dort  ein  erlebuis  zu  haben, 
das  der  dichter  gern  erzählen  will,  sondern  um  wache  zu  halten, 
damit  die  anderen  ruhig  schlafen  können,  ebenso  liegt  das  Ver- 
hältnis am  schluss.  die  scene  in  xvi  würkt  nur  störend;  nach- 
dem sie  vorüber  ist,  geschieht  das,  was  viel  passender  schon 
47  Strophen  früher  geschehen  wäre;  die  begegnung  zwischen 
Hagen,  Volker  und  Kriemhild  hat  gar  keine  folgen,  der  mis- 
lungene  nächtliche  Überfall  in  xvu  aber  hat  sehr  wichtige  folgen: 
Hagen  und  Volker  sind  erbittert  und  mistrauisch  geworden,  als 
der  tag  angebrochen  ist  und  die  Burgunden  sich  zum  kirchgang 
rüsten ,  rät  Hagen ,  dass  sie  statt  seidener  gewänder  waffen  an- 
legen (1791  f).     und  als  Etzel   erstaunt   nach   der  Ursache  fragt 


DER  NIBELUNGENLIEDER  XVI,  XVII,  XIX  137 

und  sich  erbietet,  selber  seinen  gasten  geuugtuung  zu  ver- 
schaffen, wenn  jemand  sie  beschwert  haben  sollte  (1800),  da 
erwidert  Hagen:  niemand  habe  ihnen  etwas  zu  leide  getan,  es  sei 
sitte  seiner  herren,  zu  allen  festen  gewalfnet  zu  gehen,  dies  ist 
zugleich  eine  indirecte  antwort  auf  Kriemhilds  mörderischen  an- 
schlag,  ein  spott,  der  sie  um  so  empfindlicher  treffen  muss,  als 
sie  nichts  dagegen  sagen  darf,  wenn  sie  sich  nicht  verraten  will. 
1802   Vil  wol  gehörte  Kriemhüt     waz  Hagene  gesprach. 

wie  rehte  vientliche  si  im  under  d'ougen  sach! 

sine  wolde  doch  niht  melden      den  site  von  ir  lant, 
sioie  lange  si  den  hete  ze  den  Burgonden  erkant. 

vollends  dass  nachher  Hagen  und  Volker  den  platz  vor  der 
kirchtür  nicht  räumen ,  sodass  Kriemhild  sich  hindurchdrängen 
muss  (1804),  und  weiter,  wie  Volker  beim  buhurt  einen  vor- 
nehmen Hunnen  vom  pferde  sticht  (1826),  diese  züge,  die  von 
dem  sonst  herscheuden  ritterlichen  wesen  so  grell  abstechen, 
lassen  sich  nur  erklären  aus  der  nachwürkung  dessen ,  was  die 
beiden  heldeu  in  der  nacht  erlebt  haben ,  und  sie  ihrerseits 
tragen  dazu  bei,  die  Spannung  zwischen  beiden  parteien  zu  er- 
höhen und  den  ausbruch  des  kampfes  vorzubereiten,  wir  sehen : 
der  Überfall  in  xvn  greift  nach  allen  seilen  als  notwendiges  glied 
in  den  gang  der  handlung  ein.  —  trotzdem  enthält  doch  auch 
die  tagscene  (xvi)  gerade  von  Seiten  der  psychologischen  ent- 
wickelung  manches,  was  man  in  xvn  vermissen  könnte,  dort 
wird  kaum  erwähnt,  dass  die  königin  die  Hunnen  zum  kämpfe 
angestiftet  hat.  erst  zum  schluss  (1786)  sagt  der  dichter  dies 
ausdrücklich,  vorher,  als  sie  heranrücken,  heifst  es  nur: 
1775,  3  die  Kriemhilde  man 

wolden  an  den  gesten      schaden  gerne  hdn  getdn. 
allerdings  schliefst  sich  unmittelbar  hieran,  in  parenthese  hinzu- 
gefügt, eine  nachträgliche  begründung: 

E  Kriemhüt  dise  recken  hete  dan  gesant, 

si  sprach:  'ob  irs  also  vindet,      durch  got  so  sit  gemant 
daz  ir  da  slahet  niemen  wart  den  einen  man, 

den  ungetriuwen  Ilagenen:  die  andern  mit  ir  leben  ldn\ 

aber  die  Strophe  steht  nur  in  einem  teil  der  handschrif'ten 
(CI)  und  verrät  sich  grammatisch  wie  sachlich  als  ein  unge- 
schickter versuch,  eine  fehlende  eikläiung  nachzaitrageu.  immer- 
hin ist  es  bemerkenswert,  dass  hier  von  einein  Überarbeiter  oder 


138  ÜBER  DAS  URSPRÜGLICHE  VERHÄLTNIS 

abschreiber  ein  mangel  empfunden  wurde,  liest  man  die  er- 
zählung  in  xvn  allein,  so  fehlt  würklich  etwas,  eine  andeutung 
über  den  grund  des  nächtlichen  angriffs;  man  muss  an  den  Zu- 
sammenhang des  ganzen  epos  denken,  um  das,  was  hier  geschieht, 
zu  verstehen,  anders  in  xvi.  dort  ist  von  anfang  bis  zu  ende 
ein  durch  sich  selbst  klarer,  in  sich  geschlossener  verlauf.  Kriem- 
hild  erblickt  ihren  feind  und  beginnt  zu  weinen.  Etzels  mannen 
wundern  sich  darüber,  sie  antwortet,  Hagen  habe  sie  beleidigt, 
die  Hunnen  erklären  sich  bereit,  sie  zu  rächen;  erst  sechszig, 
dann  vierhundert  wappnen  sich,  mit  dieser  schar  geht  sie  hinaus 
und  tritt  vor  den  verhassten  hin.  er  beschimpft  sie  vor  den 
äugen  ihrer  mannen,  indem  er  nicht  aufsteht;  er  reizt  ihren 
schmerz,  indem  er  Siegfrieds  schvvert  recht  sichtbar  über  seine 
kniee  legt,  nun  stellt  sie  ihn  zur  rede;  erst  fragt  sie,  wie  er 
es  habe  wagen  können,  in  dies  land  zu  kommen;  dann,  warum 
er  Siegfried  erschlagen  habe,     trotzig  antwortet  Hagen: 

1728  Er  sprach:    'toas  sol  des 

mere?  der  rede  ist  im  genuoc. 

ich  binz  et  aber  Hagne,  der  Sifriden  sluoc, 

den  helt  ze  sinen  handen.  wie  ser  er  des  enkalt, 

daz  diu   vrowe  Kriemhilt  die  schämen  Prünhilde  schalt! 

1729  Ez  ist  et  dne  lougen,  Miniginne  rieh, 

ich  hdn  des  alles  schulde,      des  schaden  schedelich. 

im  rech  ez  swer  so  welle,      ez  si  wip  oder  man. 

ich  emoold  iu  danne  liegen,  ich  hdn  iu  leides  vil  getan.' 
Rriemhild  hat  ihren  zweck  erreicht:  Hagen  hat  sich  offen  zu 
seiner  tat  bekannt,  jetzt  kann  sie  sich  mit  gutem  gründe  an  ihr 
gefolge,  das  dem  gespräch  zugehört  hat,  mit  der  aufforderung 
wenden,  an  Hagen  räche  zu  üben,  wir  sehen:  die  motivierung, 
die  in  xvn  fehlt,  ist  in  xvi  aufs  genaueste  und  mit  voller  poeti- 
scher kraft  gegeben. 

Eine  merkwürdige  Verteilung  von  Vorzügen  und  schwächen: 
die  tagscene  in  xvi  den  gang  der  handlung  unterbrechend,  un- 
geschickt, beinahe  plump  eingefügt,  aber  iu  sich  selbst  klar  und 
reich  und  würksam  entwickelt;  die  nachtscene  (xvn)  in  ihrer 
eigenen  darstellung  etwas  knapp  gehalten ,  nur  verständlich  durch 
die  erzählung  der  vorhergehenden  ereignisse,  an  diese  aber  aufs 
natürlichste  sich  anschliefsend  und  ebenso  natürlich  zu  weiteren 
ereignissen  hinüberleitend.    die  folgerung  ist  wol  nicht  zu  kühn, 


DER  NIBELUNGENLIEDER  XVI,  XVII,  XIX  139 

dass  die  zweite  scene  von  vorn  herein  im  zusammenhange  einer 
gröfseren  dichtung  geschaffen  worden  ist,  während  die,  welche 
in  unserem  text  vorangeht,  nach  dem  vorbilde  der  anderen  als 
einzelnes  stück  gedichtet  und  dann,  so  gut  es  gehen  wollte,  an 
der  stelle  eingeschoben  wurde,  an  der  sie  jetzt  steht,  dass  sie 
dazwischen  eine  zeit  lang  für  sich  allein  bestanden  habe  und  erst 
unter  verlust  ihrer  echten  einleitung  vermittels  der  Strophen 
1G96 — 1698  und  1740  f  dem  gesammttext  einverleibt  worden  sei, 
ist  nicht  geradezu  unmöglich,  aber  alle  Wahrscheinlichkeit  spricht 
dagegen,  denn  auch  das  vorbild  in  xvii  gehört  ja  schon  den 
jüngeren  erzeugnissen  der  Nibelungendichtung  an,  die  den  paral- 
lelberichten der  Klage  und  der  Thidrekssaga  noch  nicht  bekannt 
sind,  sollte  aber  würklich  die  episode  in  xvi  nicht  von  anfang 
an  für  ihren  jetzigen  platz  bestimmt,  sondern  als  selbstän- 
diges einzellied  gedacht  gewesen  sein,  so  war  das  doch  kein 
Lachmannsches  einzellied,  das  der  Vorstufe  vor  einer  zusammen- 
hängenden epischen  dichtung  angehörte,  vielmehr  ein  solches, 
dem  diese  zusammenhängende  dichtung  ihrerseits  als  Voraus- 
setzung diente,  genau  so,  wie  z/oXioveia  und  "Ektoqoq  "kvrqa 
den  im  wesentlichen  abgeschlossenen  bestand  der  Ilias  zur  Vor- 
aussetzung haben. 

Wenn  die  hypothese,  zu  der  wir  gelangt  sind,  richtig  sein 
soll,  so  muss  sie  der  oben  s.  131  mit  ten  Brinks  Worten  aus- 
gesprochenen forderung  genügen:  sie  muss  einsieht  gewähren 
in  die  art,  wie  das,  was  in  der  Überlieferung  vorliegt  und  uns 
anstofs  gibt,  entstanden  sein  kann,  und  in  der  tat,  das  lässt 
sich  zeigen:  der  Verfasser  von  xvi  nimmt  für  Kriemhild  partei; 
er  will,  entgegen  der  auffassung,  die  sonst  in  der  zweiten  hälfte 
des  epos  herscht,  ihr  tun  rechtfertigen  durch  die  beleidiguugen, 
die  sie  erdulden  muss.  dies  hat  Henning  (s.  163)  richtig  er- 
kannt, wenn  er  aber  weiter  sagt,  das  sechszehnte  lied  sei  'in 
jeder  hinsieht  viel  mafsvoller,  edler  und  gehaltener'  als  das  sieb- 
zehnte, so  ist  dies  nur  für  den  richtig,  der  beide  so  nimmt,  wie 
Lachmann  sie  zusammengestellt  hat;  Volkers  betragen  beim  kirch- 
gang  und  beim  turnier  ist  würklich  das  gegenteil  von  mafsvoll 
und  edel,  zieht  man  jedoch  nur  die  beiden  scenen  in  betracht, 
die  uns  hier  beschäftigen,  so  ist  die  in  xvi  lebendiger  und  dra- 
matischer, aber  auch  derber  als  die  in  xvii;  und  dieser  unter- 
schied  gibt  uns  weiteren  aufschluss   über  die  absieht  des  nach- 


140  ÜBER  DAS  URSPRÜNGLICHE  VERHÄLTNIS 

dichters.  das  eine  mal  bleibt  Kriemhild  ganz  im  hintergrunde, 
und  auch  die  von  ihr  abgesandten  Streiter  treten  den  beiden 
fremden  recken  nicht  aug  in  äuge  gegenüber;  nur  von  fern  sieht 
Volker  einen  heim  schimmern;  die  Hunnen  geben  ihren  plan 
auf,  sobald  sie  sich  entdeckt  wissen,  das  andere  mal  rücken 
sie  zum  angriff  heran;  erst  die  furcht,  die  der  fiedler  durch  sine 
swinde  blicke  ihnen  einjagt,  und  die  erinnerung  an  Hagens  frühere 
taten,  die  der  anblick  des  Schwertes  Balmung  wachruft,  treibt 
sie  zurück,  was  aber  das  stärkste  ist:  hier  in  xvi  stehen  die 
hauptpersonen  der  ganzen  handlung,  Kriemhild  und  Hagen,  in 
offen  erklärtem  hasse  gegen  einander,  es  gibt  aufser  dem  schluss, 
kurz  vor  Hagens  tode,  in  der  ganzen  dichtung  keine  stelle,  wo 
der  alles  bewegende  und  vernichtende  conflict  so  körperlich  greifbar 
sich  darstellte  wie  in  der  streitscene  in  xvi;  man  braucht,  um 
dies  recht  zu  fühlen,  nur  den  im  vergleich  dazu  harmlosen  Wort- 
wechsel wider  zu  lesen,  den  der  Verfasser  der  Strophen  1675  11* 
bei  gelegenheit  des  empfanges  der  Burgunden  erzählt,  dass 
jemand,  der  die  kraftvolle  Schilderung  in  xvi  kannte,  sich  habe 
veranlasst  sehen  können,  ihr  eine  abgeschwächte  wider  hol  ung 
zu  geben,  erscheint  mir  undenkbar,  dass  aber  umgekehrt  ein 
dichter,  dem  die  in  xvn  natürlich  entstandene  Situation,  wie 
Hagen  und  Volker  treu  zusammenstehen,  vertraut  geworden  war, 
lust  empfand,  diese  Situation  von  neuem  zu  verwerten,  zugleich 
die  in  der  nachtscene  kaum  begonnene  handlung  etwas  weiter  zu 
entwickeln  und  bei  diesem  anlass  die  treibenden  motive  des  ge- 
waltigen kampfes  zu  lebendigem  ausdruck  zu  bringen,  unbe- 
kümmert darum,  ob  solche  ausführung  für  die  stelle  des  epos, 
an  der  er  sie  einschob,  passte:  dies  scheint  mir  in  hohem  grade 
denkbar,  ja,  ich  möchte  glauben,  dass  die  zuletzt  augestellte 
prüfung  ein  abschliefsendes  argument  für  die  richtigkeit  der  vor- 
getragenen ansieht  ergibt. 

Diese  ansieht  selbst  wird  hier  nicht  zum  ersten  male  den 
lesern  vorgelegt,  sie  hatte  sich  mir  bei  widerholter  leetüre  des 
Nibelungenliedes  im  lauf  mehrerer  jähre  gebildet,  als  ich  dann, 
im  begriff,  sie  für  öffentliche  mitteilung  auszuarbeiten,  mich  in 
der  einschlägigen  litteratur  umsah,  fand  ich  zu  meiner  freudigen 
Überraschung,  dass  Scherer  in  der  Literaturgeschichte  (s.  120)  den 
gleichen  gedanken  ausgesprochen  hat:  'über  den  empfang  durch 
Kriemhild  sind  uns  zwei  verschiedene  lieder  erhalten,    beide  feiern 


DER  NIBELUNGENLIEDER  XVI,  XVII,  XIX  141 

die  heldenfreundschaft  Hagens  und  Volkers,  vor  denen  die  Hunnen 
scheu  zurückweichen.  —  das  zweite  lied  (xvi)  hat  das  erste  (xvn) 
durchweg  zur  inneren  Voraussetzung.'  Scherer  hat  die  gründe 
für  seine  ansieht  nur  kurz  angedeutet;  in  einer  anmerkung 
empfiehlt  er  sie  der  prüfung  der  fachgenossen,  ob  er  die  von 
mir  versuchte  begründung  hätte  gelten  lassen,  weifs  ich  nicht, 
wage  es  aber  zu  hoffen,  die  trennung  der  scene  zwischen  Hagen, 
Volker  und  Kriemhild  von  den  übrigen  stücken,  mit  denen  Lach- 
mann sie  in  xvi  vereinigt  hat,  wird  von  Scherer  zwar  nicht  be- 
rührt; aber  sie  würde  sich  in  einer  breiteren  darlegung  seiner 
ansieht  wol  auch  ihm  als  notwendige  consequenz  ergeben  haben. 
Es  gibt  noch  eine  zweite  stelle  in  der  Schlusspartie  des 
Nibelungenliedes,  wo  sich  eine  nachträgliche  erweiterung  ohne 
anstofs  und  mit  gewinn  für  den  Zusammenhang  der  handlung 
aussondern  lässt;  ich  meine  das  Iringslied  (xix).  Henning  nimmt 
nach  dem  vorgange  Müllenhoffs  an,  dass  xix  und  xx  besonders 
eng  verbunden  gewesen  seien,  'der  anschluss  ist  so  eng  und 
unmittelbar,  dass  zwischen  beiden  nicht  blofs  jeder  Widerspruch 
vermieden  ist,  sondern  auch  der  Zusammenhang  kein  würkliches 
aufhören,  höchstens  eine  pause  im  Vortrag  erduldet':  so  urteilt 
er  s.  214.  aber  wenige  Seiten  später  (223)  ist  ihm  'die  anleh- 
nung  (des  zwanzigsten  liedes)  an  xix  nur  eine  äufserliche,  die 
für  den  plan  des  liedes  von  keiner  bedeutung  geworden  ist.  nur 
der  faden  der  erzählung,  nicht  das  thema  derselben  wird  fort- 
geführt.' und  so  ist  es  würklich.  xx  schliefst  sich  an  die  er- 
eiguisse,  die  dem  kämpfe  des  dänischen  markgrafen  vorangehen, 
viel  enger  an  als  an  diesen  selbst,  in  dem  gespräch  zwischen 
den  Burgundenkonigen  und  Etzel,  das  den  anfang  von  xx  ein- 
nimmt, erwidert  Günther  die  vorwürfe,  die  ihm  gemacht  werden, 
mit  den  Worten : 

2028  'des  twang  uns  gröziu  not. 

allez  min  gesinde  lac  vor  dinen  helden  tot 

an  der  herber ge:  wie  hete  ich  daz  versolt? 

ich  kom  zuo  dir  üf  triuwe,  ich  wand  daz  du  mir  wevrest  holt.' 
damit  ist  deutlich  an  den  kämpf  des  Daucwartsliedes  (xvm)  an- 
geknüpft; auch  Dancwart  selbst  wird  zweimal  erwähnt:  2021. 
2044.1     dagegen  auf  Irings  heldeutod  und  den  Untergang  seiner 

1  Lachmann  hielt  zwar  beide  Strophen  für  interpoliert;  aber  sie  dürfen 
und  müssen    widerhergestellt   werden,   wenn  sich   für  xix   eine  auffassung 


142  ÜBER  DAS  URSPRÜNGLICHE  VERHÄLTNIS 

mannen  wird  in  xx  auch  nicht  mit  einem  halben  satze  hinge- 
wiesen, ich  muss  allerdings  zugeben,  dass  die  Situation  am 
anfang  von  xx  zu  der  am  schluss  von  xix  gut  passt;  aber  dies 
hat  darin  seinen  grund,  dass  xix  gar  keinen  fortschritt  in  der 
handlung  bewürkt.  das  ist  Henning  nicht  entgangen,  er  findet, 
dass  sich  sehr  geschickt  am  schluss  des  liedes  dieselbe  Situation 
widerhole,  die  wir  am  anfang  gehabt  haben  (s.  205):  'widerum 
sitzen  oder  lehnen  die  Burgunden  am  ausgang  der  halle,  des 
weiteren  kampfes  gewärtig.  Etzel  und  Kriemhild  stehen  draufsen 
und  beklagen  die  gefallenen  und  veranlassen  am  abend  einen 
neuen  angriff.'  die  führung  des  liedes  ist  würklich  ganz  geschickt, 
aber  nur  vom  standpuncl  des  erweiternden  dichters  aus,  der 
einen  gegebenen  Zusammenhang  vorfindet  und,  um  ihn  nicht  zu 
stören,  ebenda  wider  einmünden  muss,  wo  er  ausgebogen  ist. 
vergleicht  man  Iriugs  fall  mit  den  kämpfen  von  Blödel,  Rüdiger, 
Hildebrand  und  Wolfhart,  Dietrich,  so  findet  man,  dass  er  der 
einzige  ist,  dessen  auftreten  ohne  jeden  einfluss  auf  den  gang 
der  handlung  bleibt,  daraus  folgt  unweigerlich,  dass  in  den  ver- 
lauf der  uns  vorliegenden  erzählung  das  Iringabenteuer  auf  andere 
weise  und  wesentlich  später  hineingearbeitet  worden  ist  als  das 
blutbad  an  der  herberge  und  die  kampfscenen,  in  deren  mittel- 
punct  Rüdiger  und  Dietrich  stehen. 

Dem  widerspricht  die  tatsache  nicht,  dass  Irings  tod  auch 
in  der  Thidrekssaga  (cap.  387)  und  in  der  Klage  (201  ff.  541  ff) 
erzählt  wird,  denn  in  beiden  erfolgt  er  unter  anderen  umständen 
als  in  der  Not  und,  was  noch  schwerer  wiegt,  er  ist  nach  dem 
berichte  der  Saga  'in  den  Untergang  der  Burgunden  fest  hinein- 
gefügt als  ein  notwendiges  und  unentbehrliches  glied'  (Henning 
s.  204).  eben  deshalb,  weil  dies  in  unserem  liede  nicht  der  fall 
ist,  weil  der  held  im  ganzen  epos  nur  noch  zweimal  (1285. 1745) 
und  beide  mal  blofs  als  Staffage  vorkommt,  muss  er  hier  zu  den 
jüngsten  bestandteilen  der  dichtung  gezählt  werden,  nimmt  man 
dazu  den  eigentümlichen  character  des  Iringsliedes,  den  Wilmanns 
(s.  50  ff.  73)  und  Henning  schildern;  bedenkt  man,  was  be- 
sonders der  letztere  dargelegt  hat,  dass  Iring  ursprünglich  einem 
fremden  Sagenkreise,   dem  thüringischen,   angehört,  so  gewinnt 

ergibt,  mit  der  sie  sich  vertragen,  (die  erste  von  ihnen  gehört  dem  ab- 
schnitt an,  den  Lachmann  von  xx  getrennt  und  als  schluss  an  xix  ange- 
setzt hat.) 


DER  NIBELUNGENLIEDER  XVI,  XVII,  XIX  143 

man  mit  aller  überhaupt  erreichbaren  Wahrscheinlichkeit  die  an- 
schauung :  die  lieder  xvm.  xx  waren  in  ihrer  gegenwärtigen  reihen- 
folge  bereits  vorhanden ,  als  das  lied  von  Iring  hinzugedichtet  und 
eingefugt  wurde.  Henning  (s.  187)  vertritt  auch  diesmal  (wie 
bei  xvi)  die  ansieht,  dass  das  nachträglich  eingeschobene  lied  in 
alter  zeit  bereits  einem  gröfseren  zusammenhange  angehört  habe, 
dass  es  im  anschluss  an  ein  verlorenes,  das  die  stelle  unseres 
achtzehnten  vertrat,  weiter  gedichtet  worden  sei.  Busch  (s.  70. 
73)  stimmt  dem  nicht  nur  zu,  sondern  vermutet,  dass  es  auch 
noch  eine  verlorene  fortsetzung  dazu  einst  gegeben  habe,  wer 
könnte  behaupten,  dass  beide  gelehrte  etwas  an  sich  unmög- 
liches annehmen?  und  gewis  gibt  es  noch  viele  andere  möglich- 
keiteu.  aber  da  keine  spur  darauf  hindeutet,  dass  eine  von 
ihnen  jemals  würklichkeit  gewesen  sei,  so  tun  wir  wol  besser, 
uns  mit  dem  zu  bescheiden,  was  wir  haben,  und  das  Iringslied 
das  in  unserem  Nibelungenepos  isoliert  steht,  als  ein  einzelnes 
hinzunehmen,  es  ist  ein  eiuzellied  von  der  art  der  Johöveta, 
von  der  eingeschobenen  erzählung  in  xvi  dadurch  verschieden, 
dass  der  inhalt  nicht  vom  dichter  erfunden ,  sondern  aus  altem 
sagenstoffe  frei  gestaltet  ist,  aber  darin  jenem  stücke  gleich, 
dass  es  schon  den  bestand  einer  längeren  zusammenhängenden 
darstellung  voraussetzt. 

Es  wird  zeit,  die  ergebnisse  der  bisherigen  Untersuchung 
zusammenzufassen,  xvi  und  xix  sind  als  Lachmaunsche  einzel- 
lieder  verschwunden,  von  ersterem  sind  ein  par  kleine  stücke 
geblieben,  an  deren  letztes  (die  teichoscopie,  bis  1695)  sich  der 
empfang  durch  Etzel  in  xvu  (str.  1742  ff)  sachlich  gut  anschliefst, 
in  die  i%  v7toh't\peo)s  gedichtete  reihe  xiv.  xv.  xvn.  xvm  sind  also 
auch  die  erwähnten  fragmente  von  xvr  mit  aufzunehmen,  weiter- 
hin xvm  hängt  mit  xx  fest  zusammen,  da  in  letzterem  der  aus- 
bruch  des  kampfes  so  vorausgesetzt  wird ,  wie  das  Dancwartslied 
ihn  erzählt,  demnach  haben  wir  von  xiv  bis  zu  ende  eine  einzige 
zusammenhängende  erzählung. 

Diese  anschauung  ist  im  keime  schon  bei  Lachmann  und 
Müllenhoff  gegeben.  Lachmanns  zwanzigstes  lied,  in  dem  die 
Verhandlung  wegen  der  sühne,  der  saalbrand,  Rüdigers  kämpf 
und  tod,  der  Untergang  der  Amelungen,  Ilildebrands  flucht, 
Dietrichs  eingreifen,  Günthers  und  Magens  gefangennähme  und 
tod,  Kriemhilds  ausgang  berichtet  werden ,  das  ist  überhaupt  nur 


144         ÜBER  DAS  URSPRÜNGLICHE  VERHÄLTNIS 

noch  dem  namen  uach  ein  einzellied,  der  sache  nach  eine  manig- 
faltige  und  zusammenfassende  dichtung.  ihr  gleich  in  der  form 
der  composition  ist  Müllenhoffs  liederreihe  xiv — xvm.  was  ihn 
und  Henning  gehindert  hat,  beide  grofse  stücke,  deren  eines 
ohne  abschluss,  das  andere  ohne  anfang  war,  mit  einander  zu 
verbinden,  war  einmal  ihre,  wie  ich  nachgewiesen  zu  haben 
glaube,  irrtümliche  ansieht  über  das  Iringslied  und  sodann  die 
ebenfalls  von  Lachmann  überkommene  Überzeugung,  dass  der 
letzte  teil  von  xvm  (str.  1917 — 1956),  in  dem  erzählt  wird,  wie 
Etzel  und  Kriemhild  aus  dem  saal  herauskommen,  interpoliert 
sei.  man  muss  zugeben,  dass  diese  erzähluug  wenig  schön  ist; 
es  fehlt  ihr  an  anschaulichkeit  und  an  klarer  motivierung.  aber 
von  beiden  fehlem  sind  auch  die  partien,  welche  Lachmann  für 
echt  hielt,  nicht  frei,  in  xvn.  xvm  sind  zwei  verschiedene  formen 
der  herbeiführung  des  kampfes  (durch  Blödel  und  durch  Ortlieb) 
mit  einander  verbunden  und  zu  einem  unentwirrbaren  knäuel1 
verstrickt;  in  xx  steht  der  saalbrand  als  unverstandener  rest  einer 
verlorenen  gestalt  der  sage  da.2  aller  anschaulichkeit  widerstrebt 
es,  dass  nicht  nur  im  Iringsliede  (1993),  sondern  auch  vorher 
und  nachher  (1963.  2166)  uns  zugemutet  wird  zu  glauben,  dass 
die  Burgunden  hören  und  verstehen,  was  Kriemhild  zu  Etzel  und 
ihren  mannen  spricht,  ich  erwähne  das  alles  natürlich  nicht,  um 
den  dichtem,  an  deren  werken  wir  uns  erfreuen,  einen  Vorwurf  zu 
machen,  sondern  um  daran  zu  erinnern,  dass  die  gewohnheit, 
eine  Situation  oder  ein  motiv  bis  in  alle  consequenzen  auszudenken 
und  immer  gegenwärtig  zu  halten,  den  Sängern  früherer  Zeiten 
viel  weniger  geläufig  war  als  den  Schriftstellern  der  modernen, 
und  doch  entstehen  auch  wol  heute  noch  werke,  deren  Verfasser 
nicht  an  jeder  einzelnen  stelle  das,  was  er  an  anderen  stellen 
über  dieselbe  sache  gesagt  hat,  deutlich  im  bewustsein  hält,  der 
schluss  des  achtzehnten  liedes  stellt  in  dieser  beziehung  keine 
stärkeren  ansprüche  an  unsere  duldsamkeit  als  mancher  andere 
abschnitt  des  epos. 

Man  wird  mich  nicht  so  misverstehen  wollen,  als  behauptete 
ich  nun  wider,  der  hier  umschriebene  teil  des  Nibelungenliedes 

1  dies  wird  am  besten  bewiesen  durch  den  letzten  versuch,  der  ge- 
macht worden  ist,  die  einzelnen  Strophen,  welche  die  eine  oder  die  andere 
auffassung  vertreten,  aus  einander  zulegen:  Roediger,  Kritische  bemerkungen 
s.  39  ff. 

2  dies  erkannt  zu  haben  ist  eines  der  Verdienste  von  Wilmanns  (s.  54  ff). 


DER  NIBELUNGENLIEDER  XVI,  XVII,  XIX  145 

sei  das  werk  eines  einzigen,  planmäfsig  arbeitenden  dichters, 
das  durch  ausscheidung  einiger  'interpolationen'  in  ursprünglicher 
reinheit  widerhergestellt  werden  könne.  vielmehr  glaube  ich 
gerade,  dass  die  einsieht  in  die  entstehungsweise  der  lieder  xvi 
und  xix  uns  zu  einer  Vorstellung  davon  verhilft,  wie  auch  der 
bestand,  den  diese  lieder  bereits  vorfanden,  allmählich  angewachsen 
ist.  beliebt  gewordene  scenen  wurden  neu  und  würksamer  aus- 
geführt, überlieferte  Stoffe  nach  wechselndem  geschmack  und  be- 
dürfnis  umgeformt,  characteristische  züge  der  sage  beibehalten, 
auch  wenn  grund  und  folge,  zwischen  denen  sie  einst  befestigt 
waren ,  verloren  giengen.  den  plan  des  ganzen  hatte  jeder  sänger, 
der  ein  lied  vortrug,  in  gedanken;  aber  weder  wollte  er  ängst- 
lich auf  alle  vorangehenden  und  nachfolgenden  teile  der  Hand- 
lung rücksicht  nehmen,  noch  hätte  er  es  gekonnt,  da  auch  diese 
einer  immerwährenden  Veränderung  und  erneuerung  durch  die 
lebendige  Schaffenslust  der  improvisatoren  unterworfen  waren,  so 
haben  sich  nach  und  nach  die  schichten  des  epos  nicht  nur  über 
einander  gelagert,  sondern  sind  in  einander  verwachsen,  nur  die 
jüngsten  vermögen  wir  noch  glatt  abzulieben;  die  älteren  von 
einander  zu  lösen,  wird  immer  ein  vergebliches  bemühen  bleiben. 
Ich  kann  diese  betrachtungen  nicht  schliefsen,  ohne  ein 
par  gedanken  aus  Steinthals  aufsatz  über  das  epos1,  auf  den  ten 
Brink  aufmerksam  macht,  herzusetzen,  'wir  haben  uns  die  Volks- 
dichtung in  vollster  lebendigkeit,  unstetigkeit  und  flüssigkeit  zu 
denken,  es  gilt  von  ihr  durchaus,  was  von  der  spräche  gilt:  sie 
ist  nicht  ein  werk,  sondern  eine  kraft,  ihr  name  ist  ein  nomeu 
actionis.  es  gibt  nicht  volksgedichte,  sondern  volksdichten;  kein 
volksepos,  sondern  nur  volksepik.  —  daher  ist  es  genau  ge- 
nommen unmöglich,  Volksdichtung  schriftlich  zu  fixieren:  sie  ist 
ein  dichtungsstrom,  der  unaufhaltsam  fliefst.  wie  man  in  den- 
selben stromwellen  nicht  zweimal  badet,  so  hört  man  nicht 
zweimal  dasselbe  lied.  man  schöpft  wol  aus  dem  ströme  einen 
eimer  wasser:  so  ist  es  aber  keine  welle  mehr,  und  ebenso 
zeichnet  man  ein  lied  auf;  aber  das  ist  kein  Volkslied  mehr,  in 
einer  stunde  darauf,  ja  in  derselben  stunde  an  einem  anderen 
orte  rauscht  dasselbe  lied  in  anderem  tone.  —  das  volksgedicht 
ist  unfassbar;  denn  alle  Varianten  sammeln  ist  unmöglich,    es  ist 

1  Zs.  für  Völkerpsychologie  und  Sprachwissenschaft  v  (1868),  s.  1  —  57. 
die  citierte  stelle  s.  7. 

Z.  F.  D.  A.     XXXIV.    N.  F.    XXII.  10 


146  NIBELUNGENLIEDER   XVI,  XVII,  XIX 

schon  unzählige  male  variiert  und  wird  noch  unzählige  male  va- 
riiert werden,  die  wenigen  Varianten,  die  man  gesammelt  hat, 
sind  zufällige.'  —  was  so  Steinthal  vor  mehr  als  20  jähren  lehrte, 
ist  durch  die  exacte  forschung  der  seitdem  verflossenen  zeit,  mag 
man  nun  Homer  oder  die  Nibelungen  in  betracht  ziehen ,  nur 
selten  anerkannt,  aber  desto  entschiedener  bestätigt  worden. 
Kiel.  PAUL  CAUER. 


VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG. 

Die  besorgnis,  mein  aufsatz  über  alte  deutsche  volksliedchen 
(Zs.  29,  121  f)  könne  bei  hervorragend  nachlässigen  und  unbe- 
dachten lesern  schaden  stiften  (vgl.  Germ.  34,  141),  hat  herru 
EThWalther  gezwungen,  gegen  denselben  in  einer  eifervollen 
auseinandersetzung  von  fast  gleichern  umfang  zu  felde  zu  ziehen, 
der  pädagogischen  würkung  eingedenk ,  bedient  er  sich  auch 
der  typographischen  Schreckmittel  des  sperr-  und  fettdrucks  in 
höherem  grade,  als  bisher  dem  ernst  wissenschaftlicher  arbeiten 
entsprechend  schien;  man  fühlt  sich  an  den  ton  politischer  pam- 
phlete  erinnert,  die  nach  Berthold  Auerbachs  ausdruck  'schwarz 
auf  weifs  schreien.'  ich  glaubte  förmlich  die  tintenkleckse  vor 
mir  zu  sehen,  die  in  rastlosem  lauf  die  triumphierende  feder 
umherspritzt  —  eine  gelehrige  feder,  welche  dem  autor  den 
grösten  teil  der  gedankenarbeit  abnimmt,  aber  brillenwischen 
ist  noch  kein  Syllogismus,  sagt  Lawrence  Sterne,  und  fettdruck 
ist  noch  keine  Widerlegung. 

Und  nicht  nur  in  solchem  leidenschaftlichen  unterstreichen 
vergleicht  die  arbeit  sich  den  aufrufen,  die  drei  tage  vor  der 
wähl  uns  ins  haus  flattern,  auch  ihre  methode  scheint  solchen 
Pamphleten  entlehnt  —  die  kleinlich  gehässige  art,  wie  der 
gegner  sich  dem  Vorredner  an  die  fersen  heftet  und  wort  für 
wort  bemäkelt,  ob  es  nun  zur  Sache  etwas  austrägt  oder  nicht, 
nur  ein  beispiel  hierfür:  s.  148,6  hält  W.  sich  in  dreizeiliger 
anmerkuug  darüber  auf,  dass  ich  die  formel  viride  gramen  für 
die  Wahrscheinlichkeit  deutschen  Ursprungs  in  einem  vaganten- 
liede  anführe,  obwol  mir  selber  bekannt  war,  dass  sie  auch  in 
ursprünglichen  vagantenliedern  vorkommt,  wenn  nun  eine  formel 
in  deutschen  liedern  hundertmal  so  häufig  ist  als  in  lateinischen, 


VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG  147 

so  verdient  sie  hierfür  angezogen  zu  werden,  gesetzt  aber,  es 
wäre  würklich  dieser  verweis  'ganz  zwecklos'  —  was  ist  dann 
erst  dies  hervorzupfen  eines  eventuell  überflüssigen  sätzchens  in 
einer  breiten  anmerkung?   ebenso  zb.  noch  25,  4;  35,  5  uö. 

Ich  konnte  diese  allgemeine  characteristik  von  hm  Walthers 
arbeit  deshalb  nicht  unterdrücken,  weil  sein  aufsatz  hierin  leider 
nur  den  freilich  bisher  unerreichten  grad  einer  neuerdings  nicht 
mehr  seltenen  arbeitsweise  bezeichnet,  wer  immer  in  selbstän- 
diger bemühung  zu  resultaten  gekommen  ist,  die  nicht  jedem 
erwünscht  scheinen,  muss  darauf  gefasst  sein,  dass  nach  einiger 
zeit  aus  der  entgegengesetzten  Zeitschrift  ihm  wie  ein  entstel- 
lendes echo  eine  antwort  zurückklingt,  die  ohne  eine  spur 
selbständiger  gedankenarbeit  lediglich  wie  auf  commando  jedem 
werk  eine  negation  entgegensetzt,  die  Wissenschaft  wird  dadurch 
kaum  gefördert;  denn  angenommen  auch,  ich  hätte  meine  sache 
schlecht  geführt,  müste  sie  darum  schlecht  sein?  solche  angriffe 
laufen  doch  auf  advocatenstreitereien  heraus;  von  einem  wissen- 
schaftlichen gegner  glaubt  man  erwarten  zu  dürfen,  er  werde 
gewissenhaft  in  eigener  umsieht  prüfen,  was  gegen,  aber  auch 
was  für  die  ansieht  des  anderen  spricht,  statt  dass  er  bequem 
sich  auf  die  Vollständigkeit  der  gegnerischen  argumente  verlässt. 

Solche  nachprüfung  aber  lag  nicht  in  hrn  Walthers  dispo- 
sition.    um  so  einfacher  ist  denn  seine  Widerlegung  zu  widerlegen. 

Äufserst  leicht  macht  es  sich  W.  mit  den  Zeugnissen  für 
das  winileod,  wofür  er  Müllenhoffs  von  mir  citierte  abhandlung 
nicht  einmal  gelesen  zu  haben  scheint,  und  für  den  liebesgrufs. 
'von  der  fähigkeit  zu  einer  über  die  engen  gränzen  des  grufses 
hinausgehenden  entwickelung  ist  nichts  zu  finden',  sagt  er  gemüt- 
lich, während  ich  zeigte,  dass  im  prov.  und  altfrz.  liebesgrufs  sie 
sich  zu  einer  eigenen  gattung  entwickelt  haben,  'anzeichen  einer 
dichtungsart,  in  welcher  der  minnesang  sein  Vorbild  oder  auch 
nur  seine  Vorbereitung  gefunden  hätte,  werden  nirgends  be- 
merkbar', schliefst  er  geruhig  ab,  während  ich  gerade  hier  im 
lied  der  vaganten  die  vermittelung  zwischen  uralt  volkstümlicher 
und  modern  höfischer  poesie  nachweisen  konnte.  —  für  die  troutliet 
und  die  Kürenberglieder  genügt  ihm  der  ausspruch,  sie  seien  alte 
Zeugnisse  ritterlicher  poesie;  aber  eben  auf  den  beweis  kam  es 
an,  das  damals  schon  die  poesie  der  ritter  von  der  des  volkcs 
verschieden    gewesen    sei.     hier   bewegt  er  sich  somit   im  kreis: 

10* 


148  VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG 

die  verlorenen  lieder  müssen  anders  geklungen  haben  als  die  er- 
haltenen; folglich  sind  die  erhaltenen  lieder  mit  den  verlorenen 
nicht  gleichartig! 

Nun  kommt  die  abrechnung  mit  meiner  Sammlung  von 
parallelstellen,   hierüber  wider  erst  einige  allgemeine  bemerkungen. 

Fünfmal  versichert  hr  W.,  nach  meiner  auffassung  sei  der 
höfische  minnesang  nur  abklatsch  der  älteren  volkslyrik;  er  ver- 
sichert es  s.  2  und  s.  9  in  gesperrtem  druck,  s.  72  aber  sogar 
in  der  bengalischeu  beleuchtung  des  fettdrucks,  s.  9  nochmals 
und  s.  22  in  allgemein  üblicher  schrift.  er  versichert  es  trotz 
meiner  auseinandersetzung  aao.  s.  225  und  würde  gewis  auch 
versichern ,  Goethe  habe  mit  dem  anfangsmonolog  des  Faust  nur 
einen  abklatsch  des  monologes  im  Puppenspiel  geliefert,  aus  dem 
er  Situation ,  gedankengang  und  endlich  einzelne  Zeilen  benutzt 
hat.  aber  wir  rechten  darüber  nicht  mit  hrn  W.  erklärt  doch 
seine  arbeit  genügend,  wie  untunlich  ihm  bei  benutzung  fremder 
vorarbeiten  aufwendung  eigenen  geistes  erscheinen  muss. 

Auf  s.  38  erklärt  er,  natürlich  wider  doppelt  unterstreichend, 
eine  gruppe  als  bezeichnend  für  die  natur  der  ganzen  Sammlung: 
'ähnliches  wird  eben  zusammengestellt,  unbekümmert;  ob  es  die 
sache  fördert  oder  nicht.'  hat  meine  Sammlung  ein  verdienst, 
so  liegt  es  eben  hierin:  ich  stellte  so  viel  ähnlichkeiten  wie 
möglich  zusammen ;  wie  weit  sie  fördern ,  muste  die  nachprüfung 
ergeben,  hr  W.,  von  einem  festgefassten  Vorurteil  lossteuernd, 
hätte  ebeu  ignoriert,  was  seine  'sache'  nicht  gefördert  hätte,  ich 
suchte  die  Sachen  zu  sehen,  wie  sie  würklich  liegen. 

S.  30  vermutet  W.,  ich  trete  an  die  mhd.  ausdrücke  und 
Wendungen  mit  nhd.  (fettgedruckt)  Sprachgefühle  heran,  weil  ich 
sonst  in  ihnen  nichts  besonderliches  finden  könnte;  s.  33  ver- 
stärkt sich  dieser  verdacht,  s.  46  wird  er  zur  gewisheit,  sodass 
s.  61  vom  fettdruck  zum  Sperrdruck  zurückgegangen  werden 
kann,  nun  will  ich  bei  hrn  Waltbers  ungewöhnlicher  Unklarheit 
im  ausdruck,  bei  seiner  unvergleichlichen  wortarmut  und  all- 
gemeinen ungewaudtbeit  gern  annehmen,  dass  er  den  mangel  an 
nhd. Sprachgefühl  durch  überschuss  an  mittelhochdeutschem  deckt; 
nur  hilft  ihm  hier  diese  superiorität  nichts,  denn  ob  die  aus- 
drücke oder  Wendungen  absonderlich,  befremdlich,  besonderlich 
klingen  oder  nicht,  ist  völlig  gleichgiltig,  sintemal  auch  sätze 
einfachster,    alltäglichster   fassung   formelhaft    gebraucht   werden 


VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG  149 

können,  ich  bekunde  deshalb  ausdrücklich,  dass  die  worte  Du 
bist  min,  ich  bin  din  auch  für  mein  unzulängliches  mhd.  Sprach- 
gefühl etwas  auffallendes  nicht  haben,  trotzdem  hat  sie  aber 
hr  W.  als  besonders  volkstümliche  formel  gelten  lassen  1  — 

Nun  zum  einzelnen. 

Als  bedeutungslos  will  VV.  zunächst  diejenigen  parallelstellen 
beseitigen,  die  einem  und  demselben  dichter  angehören,  ich 
halte  dies  für  unberechtigt;  individuelle  wähl  der  worte  und  aus- 
drücke verschwindet  bei  den  mhd.  dichtem  fast  völlig  gegenüber 
dem  unterschiedslosen  ausschöpfen  eines  gemeinsamen  formel- 
schatzes,  wie  ein  blick  in  Wilmanns  anmerkungen  zum  Leben 
Walthers  lehrt,  dennoch  ist  dies  unter  allen  eiuwäüden  meines 
gegners  derjenige,  der  sich  am  ehesten  hören  lässt;  er  entspricht, 
wenn  nicht  den  speciellen  Verhältnissen,  doch  mindestens  einer 
verbreiteten  anschauung.  wie  aber  geht  er  vor,  um  mit  diesem 
princip  etwas  ausrichten  zu  können?  er  schreibt  (aao.  12,5)  das 
lied  MF  6,  5  Reinmar  zu  und  nimmt  sich  nicht  einmal  die  mühe, 
die  von  mir  angezogenen  weiteren  parallelstellen  in  Reckers  Alt- 
heimischem minnesang  aufzuschlagen;  wie  sich  denn  überhaupt 
sein  fleifs  völlig  auf  nachackerung  der  von  mir  gezogenen  furchen 
beschränkt,  dass  die  stellen  aus  den  Küreubergliedern  diesem 
autor  mindestens  nicht  anzugehören  brauchen ,  wird  ebenfalls  ver- 
schwiegen,    und  so  streicht  er  sechs  gruppen. 

Für  uugiltig  erklärt  er  ferner  fälle,  in  denen  nur  ein  einzelner 
dichter  und  das  spätere  Volkslied  zusammentreffen,  wenn  nun  ein 
typischer  versschluss  wie  nehten  spate  oder  ein  typisches  reimpar 
wie  danken  :  Franken  in  der  volkspoesie  auffallend  häufig  ist  und 
sich  auch  schon  in  alten  schichten  von  volkstümlicher  färbung, 
wie  Kürenberglieder  und  Neidharte  es  sind,  widerholt  belegen 
lässt,  so  erscheint  doch  wol  als  ungezwungene  erklärung  einzig 
die  annähme  gleichen  Ursprungs  aus  dem  allgemein  zugänglichen 
formelschatz.  diese  auffassung  ist  durch  die  analogie  zahlreicher 
völlig  sicherer  fälle  des  fortdauerns  alter  formein  gestützt,  während 
die  zufällige  vorausnähme  eines  später  beliebten  hilfsmittels  der 
reimtechnik  an  unwahrscheinlichkeit  nichts  zu  wünschen  übrig 
lässt  und  entlehnung  aus  den  früh  verschollenen  minneliedern  fast 
undenkbar  erscheint,  hätte  übrigens  hr  W.  aufser  meinem  auf- 
satz  nur  noch  ein  par  mhd.  dichter  gelesen  —  worauf  er  im 
bewustsein  seines  ausreichenden  Sprachgefühls  glaubte  verzichten 


150  VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG 

zu  dürfen  — ,  so  halten  weitere  parallelstellen  in  dieser  wie  in 
der  vorigen  kategorie  die  letzten  gruppen  weggelöscht,  er  wider- 
holt  zb.  aao.  13,2  aus  meiner  Sammlung  zwei  beispiele  aus  Walther, 
eins  aus  der  volkslyrik ;  wie  leicht  wäre  aus  dem  Nibelungenlied 
eine  weitere  Variante  hinzuzufügen  gewesen:  er  hörte  wazzer 
giezen  1473,2  (vgl.  allgemein  Lüning,  Die  natur  im  altgerm.  und 
mhd.  epos  s.86,  wo  auch  gelesen  wird:  er  hört  ein  wazzer  diezen)! 
—  drittens  streicht  er  die  gruppen,  in  denen  mehreren  parallel- 
stellen desselben  dichters  nur  eine  einzelne  anderen  Ursprungs 
sich  anschliefst,  so  kündigt  er  wenigstens  an;  in  der  eile  laufen 
dann  freilich  auch  gruppen  unter  das  messer,  in  denen  auch  der 
zweite  dichter  durch  mehrere  stellen  vertreten  ist  (aao.  14,  5). 
wie  mechanisch  es  überhaupt  bei  dieser  abschlachtung  hergeht, 
zeige  ein  sprechendes  beispiel:  dö  tagete  ez  bei  Morungen  und 
Walther  soll  nicht  formelhaft  sein  (ebenda  15,  5);  dabei  ist  dies 
einer  der  unzweifelhaftesten  fälle ,  weil  beide  dichter  den  refrain 
der  prov.  alba  nachgeahmt  haben!  —  der  Vollständigkeit  wegen 
werden  dann  auch  die  gruppen  gestrichen,  in  denen  zu  fällen 
der  vorigen  art  weiter  noch  eine  entsprechung  aus  dem  Volkslied 
tritt,  man  beachte  diese  logik :  stehen  zwei  einzelne  verse  zweier 
verschiedener  dichter  mit  einem  vers  aus  einem  Volkslied  zu- 
sammen ,  so  gilt  dies  wenigstens  vorläufig  als  verdachtsgrund 
für  das  bestehen  einer  formel;  aber  der  vers  ist  keinesfalls  mehr 
typisch  —  wenn  der  eine  dichter  ihn  noch  einmal  gebraucht ! 
Auf  einzelprüfung  lässt  W.  sich  auch  dann  nicht  ein ,  wenn 
eine  unzweifelhafte  formel  späterer  dichtung  in  mhd.  zeit  nur 
einmal  zu  belegen  ist.  dadurch  erspart  er  es  sich,  auf  die  gründe 
einzugehen,  die  mich  (aao.  s.  273 u.)  auf  die  gruppe  zu  MF  9,  12 
und  Job,  91,  30  besonderes  gewicht  legen  liefsen.  auch  das  zeugt 
für  sein  tiefes  Verständnis,  dass  er  (17,  5)  parodistische  stellen  für 
vollkommen  unbrauchbar  erklärt,  während  doch  natürlich  gerade 
nur  vielbekannte  und  weitverbreitete  verse  parodiert  werden,  da- 
nach wird  man  Individualisierung  der  fälle  auch  da  nicht  erwarten, 
wo  überhaupt  nur  zwei  verse  verglichen  sind;  und  man  wird 
sich  nicht  wundern,  wenn  zu  MF  6,  6  wider  die  citierte  stelle 
nicht  erst  aufgeschlagen  worden  ist,  die  für  die  zwei  identischen 
verse  MF  6,  6  und  Reg.  16,  4  eine  bestimmte  beziehung  noch 
besonders  wahrscheinlich  macht  (20, 4).  es  kommt  ja  nur  darauf 
an ,  auf  rein  mechanische  weise  recht  viel  entsprechuugen  auf  ein 


VOLKSGESANG  UISD  MTTERDICHTUNG  151 

par  halbwegs  rechtfertigende  kriterien  hin  zu  streichen;  ob  die  Über- 
einstimmung hei  der  eigentümlichkeit  des  ausdrucks  und  der  engen 
beziehung  der  belegstellen  zu  einander  eine  zufällige  überhaupt 
sein  kann  (zb.  19,  6),  danach  wird  gar  nicht  erst  gefragt, 
rasieren  ist  die  parole! 

In  der  einführung  der  weiteren  kritik  sucht  W.  wenigstens 
einige  gedanken  anzubringen,  er  behauptet,  die  parallelstellen 
müsten  nach  form  und  inhalt  Übereinstimmung  zeigen;  wobei 
das  wörtchen  'und'  in  doppelter  lebensgröfse  gedruckt  wird,  er 
geht  aber  bei  seinen  betrachtungen  von  einer  durchaus  unzuläng- 
lichen kenntnis  der  poetischen  technik  und  von  einem  völlig 
irrigen  bilde  der  formel  aus.  denn  er  verlangt  von  der  formel 
widerum,  dass  sie  keine  alltägliche  Wendung  sein  dürfe;  irrig,  weil 
die  alltäglichste  Wendung  formelhaft  wird,  sobald  sie  zum  aus- 
schliefslichen  oder  auch  nur  bevorzugten  gebrauch  gelangt,  sodass 
dichter  und  überlieferer  unwillkürlich  statt  anderer  (gleich  all- 
täglicher oder  gesuchterer)  Wendungen  gerade  diese  brauchen, 
und  er  postuliert  genaueste  Übereinstimmung —  eine  vom  Schreib- 
tisch aus  erhobene  graue  forderung;  denn  in  würklichkeit  sind 
es  oft  gerade  unbestimmte  anklänge,  von  denen  der  nachfolger 
sich  kaum  fern  zu  halten  vermag,  die  für  beziehungen,  wie  wir  sie 
suchen,  entscheiden,  wozu  sollte  hr  W.  aber  meine  auseinander- 
setzungen  (aao.  172)  erst  lesen,  geschweige  denn  beachten;  sie 
hätten  die  mechanik  des  ausstreichens  beeinträchtigen  können, 
ihm  gefallen  seine  bedingungen,  und  er  hält  dafür,  dass  'deren 
folgericbtigkeit  wol  für  jeden  in  die  äugen  springend  ist.'  darauf 
hin  operiert  er  los. 

Aber  wir  kommen  jetzt  erst  zu  seinem  grundirrtum.  seine 
idealen ,  seltsamen  und  ganz  genau  fixierten  formein  sollen  auch 
noch  sich  als  volkstümlich  und  als  erotisch  und  als  lyrisch  er- 
weisen, etwas  viel  verlangt!  selbst  wenn  eine  völlig  eigenartige 
'volksliebeslyrik'  (hr  W.  gestattet  sich  dieses  an  die  berühmte 
'kleinkinderbewahranstalt'  erinnernde  Wortungeheuer)  in  der  mitte 
des  12  jhs.  schon  bestanden  hätte,  würden  die  erstlinge  unseres 
minnesanges  wol  nicht  mehr  (wie  Herwegh  es  den  'vollblutküchlein' 
der  Ida  Hahn-Hahn  nachsagte)  die  eierschalen  am  —  körper  tragen, 
an  denen  ihr  Ursprung  genau  zu  lesen  wäre,  der  grundirrtum 
aber  ist  eben  der,  dass  eine  schulstubeneinteilung  in  die  Zeiten 
getragen  wird,  wo  noch  irisch  und  von  der  theorie  unangekränkelt 


152  VOLKSGESANG  UND  RTTTERDICHTUNG 

die  formen  durch  einander  blühten,  so  wenig  das  deutsche  reich 
im  mittelalter,  nach  den  modernen  kriterien  geprüft,  'monarchie' 
oder  'republik'  heifsen  kann,  weil  es  eben  weder  eine  monarchie 
in  unserem  sinne  ist  noch  eine  solche  republik,  so  wenig  passt 
auf  ein  mhd.  lied  die  Schablone  der  ästhetiker.  wir  wissen  längst, 
dass  es  in  der  mhd.  zeit  erst  sehr  spät  reine  lyrik  gibt  —  sehr 
lange  blieb  die  ursprüngliche  Vermischung  lyrischer  und  epischer 
elemente  bewahrt,  wie  also  gar  von  noch  älterer  zeit  lyrische 
'reincultur'  verlangen?  wir  wissen  sehr  genau,  dass  die  ritter- 
liche dichtung  und  die  volkstümliche  immerfort  in  gegenseitiger 
berührung  blieben;  nennen  wir  als  die  grösten  beweise  nur 
Wolfram  und  das  Nibelungenlied,  Neidhart  und  seine  schule, 
und  wir  wissen  vollends,  dass  im  minnesang  selbst  zur  zeit  seiner 
höchsten  ausbildung  lebendiges  liebesgefühl  und  conventionelles 
liebesspiel  sich  seltsam  durchdringen;  oder  man  müste  unserem 
mittelalter  überhaupt  alle  liebespoesie  absprechen:  wie  viel  rein 
erotische  lieder  haben  wir  denn  überhaupt?  wie  also  gar  von 
der  zeit  der  pfadfinder,  wo  halb  chaotisch  bauernsang  und  ritter- 
dichtung,  liebespoesie  und  halb  didactische,  halb  epische,  halb 
ironische  anlehnungen  durch  einander  gehen ,  reinliche  sonderung 
der  kategorien  und  abstempelung  auf  ästhetische  schlagworte 
verlangen? 

Was  aber  weifs  hr  W.  vom  leben  der  dichtung  1  er  zählt  an 
den  fingern  die  ausdehnung  der  Übereinstimmung  ab  und  streicht 
zuvörderst  gruppen ,  deren  ähnlichkeit  nur  auf  6inem  wort  beruht, 
wenn  aber  zb.  das  einzige  wort  reimwort  ist  und  einen  ganz 
specifischen  sinn  aus  der  minneterminologie  hat,  wie  verkeren  (bei 
Walther  24,1),  wenn  die  betreffenden  verse  ferner  in  charac- 
teristischer  weise  nur  ältesten  bahnbrechern  der  höfischen  art 
gemein  sind,  die  diese  neuen  schlagworte  absichtsvoll  in  den 
reim  bringen  —  dann  ist  die  Übereinstimmung  gewis  nicht  als 
zufällig  abzutun.  —  nebenbei  seltsame  misverständnisse;  auf  s.  133 
habe  ich  meine  abkürzungen  'vgl.'  und  'vgl.  auch'  deutlich  er- 
klärt und  bei  citaten  von  s.  134  will  W.  sie  (s.  250)  als  bezeich- 
nungen  von  perioden  nehmen,  lässt  sich  auch  nirgends  abhalten, 
die  von  mir  durch  'vgl.  auch'  weiter  abgeschobenen  stellen  un- 
mittelbar zu  den  übrigen  zu  rücken,  trotz  all  solchen  Verein- 
fachungen gelingt  es  ihm  aber  nicht  immer,  den  formelhaften 
character  zu  verwischen,     wenn  zb.  ein  vers   (oder  teilvers)  wie 


VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG  153 

MF  4,  27  an  einen  ritter  gnot,  D.  39,  4  von  ebne  ritter  guot  sich 
von  selbst  einstellen  muste,  so  hätte  hr  W.  doch  zu  meinen  be- 
legen aus  ältester  zeit  ein  par  andere  bringen  mögen,  bis  dahin 
bin  ich  im  recht,  wenn  ich  dies,  so  einfach  die  wendung  auch 
ist,  für  einen  formelhaften  vers  erkläre,  den  die  frühesten  minne- 
sänger  aus  gemeinsamer  quelle  entlehnten  und  nachahmten  (Kür. 
10,22  umb  eine  frouwen  guot).  so.  geht  es  weiter  fort  —  ohne 
eine  spur  individueller  prüfung  immer  nach  der  Schablone:  'hier 
stimmt  nur  ein  wort  und  daraus  kann  ich  mir  keinen  vers  machen.' 
gelegentlich  trifft  die  automatisch  arbeitende  schere  anch  würk- 
lich  einmal  auf  eine  stelle,  wo  ich  zu  viel  zusammengebracht 
habe  (so  zu  benennen  28,2);  aber  solche  gruppe  berührt  ihn 
lange  nicht  so  eigentümlich ,  wie  (33,  3)  die  Zusammenstellung 
der  fälle,  in  denen  in  typischer  weise  sist  guot  udgl.  als  würk- 
same  pointe,  in  der  regel  nach  stärkerer  interpunction ,  gebraucht 
wird;  poetische  hilfsmittel,  für  deren  formelhaften  gebrauch  schon 
W. 51,4  beweisend  ist:  Walther  schliefst  in  dem  lied  der  niederen 
minne  absichtlich  jede  Strophe  mit  einer  besonders  volkstümlichen 
wendung,  und  er  ahmt  dabei  in  der  combination  dieser  würkuugs- 
vollen  erklärung  mit  einem  vorbereitenden  guot  oder  baz  hier 
wie  28,39  eine  schon  von  Horheim  115,33  gepflogene  ge- 
wohnheit  nach,  wie  aber  käme  es  meinem  gegner  in  den  sinn, 
wo  ihn  etwas  in  meiner  Sammlung  befremdet,  erst  nach  meinen 
etwaigen  gründen  zu  fragen!  ich  habe  die  verse  erst  einzeln  ge- 
prüft, ehe  ich  sie  aufnahm;  und  so  habe  ich  manchmal  typisches 
auch  da  bemerkt,  wo  es  mit  der  becpjemen  zange  einer  im  voraus 
fertigen  definition  nicht  zu  holen  war. 

W.  misst  dann  in  derselben  arl  weiter:  etwas  gröfsere  Über- 
einstimmung schützt  nicht  vor  der  fortsetzung  des  gleichen  Ver- 
fahrens, wie  oberflächlich  er  vorgeht,  zeigt  zb.  37,3:  'nur  der 
gedanke',  behauptet  er,  kehre  wider,  während  tatsächlich  die 
citierteu  stellen  überwiegend  den  typischen  versschluss  sorgen  fri 
haben,  wofür  eine  kleine  zahl  von  neueren  bezeichnend  genug 
vor  leide  fri  setzt.  W.  denkt  sich  aber  eben  unter  einer  formel 
einen  bestimmten  lest  formulierten  satz,  den  man  aus  einem  buch 
abliest  wie  die  antworten  aus  dem  katechismus.  nicht  'nur  der 
gedanke',  sondern  auch  der  reim  und  —  was  für  solche  anklänge 
wesentlich  —  der  rhythmus  kehren  wider  und  sichern  die  gruppe 
vor  dem    schwachen   antasten    meines  gegners,    welchem  für  die 


154  VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG 

lebendige  Variation  der  formein  eben  jegliche  erfahrung  mangelt, 
dafür  nimmt  er  kühnlich  schwanken  in  der  anwendung  der  be- 
zeichnendsten termini  an :  höher  mnot  soll  ganz  verschiedene  be- 
deutung  haben  (36,  3;  vgl.  70,  2),  während  in  würklichkeit  die 
von  W.  hier  yermuteten  nuancen  durch  höhen  muot  tragen  einer- 
seits, den  muot  höhe  tragen  andererseits  ausgedrückt  werden,  dass 
mein  mhd.  Sprachgefühl  ihm  so  etwas  erst  mitteilen  muss!  wo 
gar  nichts  gegen  die  evidenz  formelhaften  gebrauchs  hilft,  wird 
mit  addition  der  autornamen  und  subtraction  der  parallelstellen 
bei  einzelnen  operiert;  aber  wenn  würklich  Reinmar,  Walther 
und  Neidhart  in  formelhafter  anwendung  zusammentreffen  (s.  44), 
ist  das  schon  völlig  ausreichender  beweis. 

Hr  W.  aber  ist  s.  46  mit  seiner  tat  sehr  wol  zufrieden 
und  geht  nun  frischen  mutes  zu  den  gruppen,  in  denen  selbst 
ihm  die  Übereinstimmungen  sich  nicht  so  völlig  von  selbst  zu 
machen  scheinen,  hier  schwingt  er  sich  in  gehobener  Stimmung 
s.  48  sogar  zum  citieren  von  mir  noch  nicht  citierter  verse  auf. 
das  ist  bei  seiner  belesenheit  gewagt;  denn  wenn  er  mein  citat 
von  den  'eisernen  rittern'  s.  49  philiströs  commentiert,  scheint 
er  gar  nicht  zu  merken,  dass  ich  auf  einen  vers  des  nhd.  dichters 
Schiller  anspielte,  er  hätte  sich  sonst  von  den  sechs  gänse- 
füfschen ,  die  er  hier  verbraucht ,  einige  für  bessere  Verwendung 
aufheben  können. 

Mau  lasse  mich  hier  an  einem  beispiel  zeigen,  was  über 
formelhaften  und  individuellen  gebrauch  sorgfältige  ernste  lectüre 

—  und  was  das  vorbringen  einiger  allgemeiner  und  zweifelhafter 
salze  lehrt.  W.  demonstriert  an  der  erwähnten  stelle,  die  von 
mir  zusammengestellten  verse  mit  im  herzen  tragen  liefsen  keinen 
volkstümlichen  originalvers  voraussetzen,  da  steht  nun  erstens 
in  mime  herzen  ich  si  trage  Cß  126a.  dies  ist  eine  strophe,  die 
fast  nur  ein  quodlibet  häufiger  verschen  ist:  ih  wolde  gerne  singen 

—  der  minne  wil  mich  twingen  ua. ;  dies  bringt  von  vorn  herein 
auch  die  übrigen  verse  in  verdacht,  zweitens  sit  daz  ich  si  — 
trage  beide  in  herzen  und  ouch  in  sinne,  vgl.  könig  Heinr.  5,  30; 
diese  stelle  beweist  nichts,  als  dass  in  herzen  tragen  ein  üblicher 
ausdruck  ist,  denn  beide  wird  wenigstens  in  der  regel  nur  hin- 
zugesetzt, wenn  das  zweite  glied  hervorgehoben  werden  soll: 
'nicht  nur  im  herzen,  wie  man  wol  sagt,  sondern  auch  im  sinn.' 
drittens   daz  si  mich  hiez   in  deme  herzen  tragen  Fenis  81,  38. 


VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG  155 

Fenis,  ein  Dachahmer  fremden  strophenbaus,  hat  hier  wie  ge- 
wöhnlich das  übliche  mittel  zur  dehnung  alter  kurzer  verse  in 
lauge  angewandt:  er  setzt  ein  hilfswort  hinein  (vgl.  jetzt  meine 
Altgermanische  poesie  s.  430).  so  hat  der  gedankenarme,  aber 
um  die  form  bemühte  ritter  es  in  dem  ganzen  liede  gemacht: 
statt  'meine  geliebte  beherscht  mich'  sagt  er:  'mich  wundert, 
wie  meine  geliebte  mich  so  beherscht.'  so  fast  vers  für  vers: 
81,  30  wände,  31  wolte,  33  mugens,  34  hdt,  35  niht  enmac  usw. 
wahrscheinlich  hat  er  es  81,  38  nicht  anders  gemacht;  wir  ver- 
suchen das  experiment,  streichen  hiez  fort,  und  der  aus  dem 
infinitiv  ins  präsens  umgesetzte  reim  ergibt  den  vers  von  CB  126\ — 
viertens  sit  ichs  dne  ir  danc  in  minem  herzen  trage  R.  171,  27  — 
derselbe  vers,  nur  wider  durch  einen  zusatz  —  dne  ir  danc  — 
erweitert,  weil  eben  auch  Reinmar  längere  verse  als  die  ältere 
zeit  zu  bauen  liebt.  —  endlich  R.  194,  24 — 25  eine  weitere  zer- 
dehnung  —  'liebevolles  ausspinnen',  wie  W.  richtig  bemerkt,  'einer 
offenbar  geläufigen  Vorstellung',  die  eben  auch,  wie  alles  im 
mittelalter,  ihren  geläufigen  und  geheiligten  ausdruck  gefunden 
hatte.  —  was  bleibt  solcher  eingehender  prüfung  gegenüber  von 
allgemeinen  betrachtungen  bestehen?  nicht  blofs  derselbe  aus- 
druck liegt  vor,  wie  W.  meint,  sondern  die  normale,  durch 
hundert  analogien  zu  stützende  entwickelung  desselben  verses. 
"W.s  erörterungen  aber  erhärten  nur  die  allerdings  vollkommen 
zweifellose  tatsache,  dass  im  vierhebigen  mhd.  vers  und  seinen 
höfischen  entvvickelungen  formein  sich  ungemein  leicht  bilden 
konnten;  was  doch  aber  nicht  eben  eine  Widerlegung  meiner 
ansieht  ist,  sie  hätten  sich  auch  würklich  gebildet,  aber  wie  W. 
sich  überhaupt  das  Zustandekommen  einer  formel  vorstellt,  ist 
schwer  auszudenken :  erleichtert  die  spräche  oder  der  kreis  ritter- 
licher anschauungen  oder  der  versbau  typische  formulierung  — 
so  ist  es  keine!  aber  die  schwäche  seiner  beweisführung  ersetzt 
er  durch  stärke  des  tons:  meine  anführungen  berühren  komisch 
(s.  53),  erscheinen  recht  seltsam  (s.  54),  einen  stehenden  ver- 
schluss für  typisch  zu  halten  macht  lächerlich  (s.  64).  natürlich 
werden  diese  liebenswürdigkeiten  immer  unterstrichen,  unter 
allen  umständen  macht  es  einen  hässlichen  eindruck,  wenn  der 
gegner  eine  jedesfalls  doch  mit  ernst  und  fleifs  und  selbständiger 
Überlegung  gefertigte  Sammlung  hochfahrend  glaubt  mit  seinem 
rotstift   durchcorrigieren    zu    dürfen    wie    ein   schülerexercitiuin; 


156  VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG 

vereinigt  sich  noch  mit  geringer  Sachkenntnis  und  ärmlichem 
vorrat  von  ein  par  allgemeinen  gedanken  solcher  ton  der  po- 
lemik,  so  geht  auch  einem  geduldigen  manne  wie  mir  die  ge- 
duld  aus. 

Zu  allerletzt  sind  doch  immer  noch  einige  gruppen  geblieben, 
die  selbst  seinem  vorgefassten  urteil  formelhaft  klingen,  aber  er 
überredet  sich  schliefslich  auch  hier,  selbst  bei  fällen  wie  68,  3, 
und  kann  im  notfall  nichts  lyrisches  oder  erotisches  an  den 
formein  entdecken,  zwei  gruppen  lässt  er  69,  5  und  70,  1  am 
leben,  knüpft  aber  die  bemerkung  an,  sie  brauchten  wenigstens 
ursprünglich  nicht  der  liebeslyrik  angehört  zu  haben,  das  kann 
ich  auch  nicht  beweisen ;  aber  sie  zeugen  eben  für  eine  alte 
volkstümliche  dichtung,  welche  die  höfischen  Sänger  benutzten, 
und  das  wahrscheinlichste  ist  doch  wol,  dass  die  liebesdichtung 
sich  an  liebeslieder  anschloss,  wenn  überhaupt  solche  schon  vor- 
handen waren,  bei  drei  bis  vier  gruppen  will  er  dann  höfischen 
Ursprung  beweisen ,  ausgehend  eben  von  der  schon  oben  ge- 
schilderten vordalierung  des  auseinandergehens  volkstümlicher  und 
ritterlicher  denk-  und  dichtart,  und  zur  ergänzung  seine  rechen- 
künste  mit  autoren-  und  stellenzahl  anbringend,  so  hat  er  alles, 
alles  abgetau  und  setzt  wol  eratmend  sein  'quod  erat  demon- 
strandum' darunter,  worüber  wir  uns  am  schluss  noch  einmal 
kurz  äufsern  müssen.  — 

Nun  ist  der  arme  aber  auch  völlig  erschöpft,  wie  er  in 
dem  nachtrab  seiues  aufsatzes  die  arbeit  von  Berger  Zs.  f.  d.  phil. 
19,  440  und  meine  erörterungen  über  die  CB  —  die  ich  keines- 
wegs für  abschliefsend  halte  —  hastig  durchnimmt,  das  bietet  in 
der  Oberflächlichkeit  seiner  allgemeinen  urteile  zu  der  Sorgfalt, 
die  ich  nicht  nur  Bergers  Untersuchung,  sondern  auch  wol  der 
meinigen  nachrühmen  darf,  einen  zu  schreienden  gegensatz,  als 
dass  ich  die  letzteren  gegen  ihn  zu  verteidigen  brauchte,  be- 
trübend ist  es,  dass  er  mir  zum  schluss  auch  noch  alles  gefühl 
für  poesie  abspricht,  wenn  ich  ihm  (s.  151)  von  Cß  136a  den 
characteristischen  reiz  abgestreift  habe,  so  tröste  ihn  die  gewisheit, 
dass  beim  Vortrag  das  liedchen  auch  so  wie  ich  es  mir  denke  mit 
beliebigen  widerholungen  gesungen  werden  konnte.  Walther  als 
Vorsänger  hätte  es  sogar  nach  dem  muster  jener  Strophen  ab- 
singen lassen  können,  die  er  in  den  Blüten  aus  dem  treibhause 
der  lyrik  s.  18  finden  kaun: 


VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG  157 

Sie  hat  mich  nie  geliebet; 
Geliebt  hat  sie  mich  nie; 
Mich  hat  sie  nie  geliebet; 
Mich  hat  geliebt  sie  nie! 
dann    lugt    sein    herziger    schalk    sogar    nach    allen    vier    welt- 
richtungen.   — 

Ich  bin  nun  mit  hrn  W.  fertig,  und  da  ich  nicht,  wie  er, 
glaube  befürchten  zu  müssen,  der  betreffende  aufsatz  werde  auch 
nur  bei  den  oberflächlichsten  lesern  schaden  stiften,  so  kann  ich 
mir  um  so  lieber  ersparen,  allerlei  weitere  schwäcben  desselben 
aufzuzählen,  auch  der  von  ihm  widerholt  erhobene  Vorwurf,  ich 
hätte  bei  meiner  Untersuchung  nicht  recht  gewust,  was  ich  be- 
weisen wollte,  bedarf  keiner  antwort,  da  W.  nicht  recht  gewust 
hat,  wie  er  ihn  beweisen  sollte,  nur  der  umstand,  dass  seit  der 
abfassuug  jener  arbeit  das  Studium  der  formein  der  altgermani- 
schen poesie  meine  anschauungen  ebenso  sehr  im  ganzen  be- 
festigt wie  im  einzelnen  geklärt  hat,  veranlasst  mich  zu  einer 
kurzen  recapitulation. 

Niemand  hat  je  bestritten  oder  bezweifelt,  dass  es  vor  der 
minnepoesie  in  Deutschland  schon  eine  volkstümliche  dichtung 
gegeben  hat,  die  von  den  gleichzeitigen  epischen  liedern  durch 
subjectiveres  und  mehr  lyrisches  gepräge  sich  unterschied,  nur 
kommt  es  erstens  darauf  an,  das  wesen  dieser  dichtung  näher 
aufzustellen,  zweitens  darauf,  von  ihr  zum  minnesang  die  brücke 
zu  schlagen. 

Die  erslere  frage  wider  lässt  directe  wie  indirecte  Zeugnisse 
zur  Vernehmung  zu.  die  directen  angaben  über  icinileod  usw. 
und  die  würklichen  spuren  im  liebesgrufs  udgl.  hat  schon  Müllen- 
holT  erläutert  und  seine  auffassung  scheint  mir  unerschüttert,  die 
indirecten  Zeugnisse  liegen  in  der  analogie  sowol  anderer  Völker 
von  etwa  gleicher  kulturstufe  als  auch  heutigen  Volkslebens  von 
vergleichbarer  art.  jene  analogien  hat  Burdach  in  geistreicber 
weise  zur  anschauung  gebracht;  für  die  lebendige  poesie  der 
wenigen  teile  Deutschlands,  in  denen  unlitterarischer  volksgesang 
noch  herscht,  habe  ich  die  hinweise  Schmellers  wider  aufge- 
nommen. 

Sämmtlich  stimmen  diese  Zeugnisse  darin  überein,  dass  in 
der  volkstümlichen  gesungenen  (nicht  gesagten)  poesie  des  12  jhs. 
lyrische  formgebung  und  erotisches  empfinden  aller  wahrschein- 


158  VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG 

lichkeit  nach  bereits  vertreten  waren ,  ohne  dass  an  eine  säuber- 
liche Scheidung  dieser  elemente  von  epischen  bestandteilen  in  der 
form  und  objectiven  auffassungen  im  inhalt  zu  denken  wäre.  — 
immerhin  bleibt  das  ein  indicienbeweis.  ich  suchte  ihn  zu  ver- 
vollständigen durch  erschliefsen  einiger  würklich  lyrisch  und 
erotisch  gehaltener  volksliedchen ,  die  teils  in  den  Carmina  Rurana 
verarbeitet,  teils  in  dem  jetzigen  volksgesang  erneut  vorzuliegen 
scheinen,  für  die  CB  erkenne  ich  an,  dass  die  frage  vollständig 
nur  mit  heranziehung  weiteren  materials  zu  lösen  ist;  für  die 
schnadahüpferl  halte  ich  den  Identitätsnachweis  für  erbracht.  — 

Die  zweite  frage  war  bisher  ebenfalls  nur  nach  indirecten 
Zeugnissen  beantwortet  worden.  Zeugnisse  etwa  über  Vorbildung 
oder  publicum  der  ältesten  minuesinger  sind  noch  nicht  auf- 
getrieben worden,  die  analogie  anderer  aus  bestimmten  ständen 
hervorgegangener  poesien  und  die  analogie  der  gleichzeitigen 
mhd.  höfischen  epik  konnten  angerufen  werden,  aber  über  diese 
poesien  selbst  gehen  die  meinungen  aus  einander,  es  blieb  der 
schluss  aus  der  inneren  Wahrscheinlichkeit  der  dinge;  aber  auch 
hier  sind  die  beiden  gründlichsten  und  feinsten  kenner  der 
mhd.  lyrik  entgegengesetzter  ansieht:  Wilmanns  hält  den  an- 
schluss  der  höfischen  minnedichtung  an  nationale  poesie  für 
ebenso  unwahrscheinlich,   als  dieser  Rurdach  notwendig  scheint. 

Gerade  hier  also  schien  es  nötig,  auf  directe  aussagen  zu 
dringen,  nationale  volkstümliche  poesie  kann  sich  in  einer  dich- 
tung,  die  durch  fremden  einfluss  und  ständische  sonderung  dif- 
ferenziert ist,  immer  noch  vernehmlich  machen  im  inhalt  wie  in 
der  technik.  für  den  inhalt  suchte  Rerger  den  nachweis  zu  er- 
bringen; für  die  äufsere  technik  besonders  in  strophenbau  und 
compositiou  steht  eine  genauere  vergleichung  sowol  mit  den  ver- 
gleichbaren volkstümlichen  liedern  wie  mit  der  provenzalischen 
technik  noch  aus;  für  die  innere  technik  lieferte  ich  jenes  cor- 
pus delicti. 

Die  poesie  schon  der  ältesten  minnesinger  zeigte  sich  durch- 
zogen und  überdeckt  von  einem  dichten  netz  formelhafter  verse. 
formelhafter  verse,  denn  dass  der  wortgebrauch  allein  nicht 
genügt,  um  die  Übereinstimmung  derselben  zu  erklären,  beweist 
schon  die  tatsache,  dass  die  späteren  dichter  sich  innerhalb  des- 
selben poetischen  gesichtskreises  (der  sich  sogar  noch  verengte) 
anders  auszudrücken  vermochten,     wie  wenig  der  gleiche  inhalt 


VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG  159 

schon  gleiche  form  schafft,  zeigt  schlagend  eine  parallele  der 
ahd.  evangelienharmonie  mit  der  alts.  (vgl.  meine  Altgermanische 
poesie  s.  392);  wie  wenig  die  gleiche  form  schon  den  gleichen 
inhalt  schafft,  zeigen  die  immer  neuen  Varianten  derselben  ideen 
in  denselben  vierhebigen  oder  fünfhebigen  versen  der  streng  höfi- 
schen dichter,  und  formelhafter  verse,  denn  dass  fest  geprägte 
verse  vorliegen,  beweist  ihr  Schicksal:  nach  ganz  bestimmten  prin- 
cipien  werden  sie  weiter  entwickelt,  nach  ganz  bestimmten  prin- 
cipien  variiert  oder  aufgegeben  —  nach  ebendenselben  prin- 
cipien,  die  das  Schicksal  der  altgermanischen  formelverse  be- 
stimmen, formelhafter  verse  endlich,  die  schon  damals 
als  solche  empfunden  wurden,  denn  aus  ihnen  flicken 
nachahmer  lateinischer  Strophen  deutsche  Strophen  zusammen, 
gerade  wie  nachahmer  deutscher  Strophen  lateinische  aus  typischen 
versen  aufbauen;  und  sie  werden  parodiert,  und  sie  werden  von 
den  traditoren  für  andere  Wendungen  eingesetzt,  es  bleibt  da- 
nach, wie  ich  glaube,  unerschütterlich,  dass  die  masse  der  von 
mir  gruppierten  stellen  aus  formelhaften  versen  besteht,  ohne 
dass  ich  behaupten  will,  jeder  eiuzelnen  gruppe  müsse  ein  solcher 
vers  zu  gründe  gelegen  haben. 

Im  übrigen  lässt  diese  feststellt! ng  dem  character  der  be- 
treffenden verse  noch  weiten  Spielraum,  der  ausdruck  kann  ebenso 
wol  alltäglich  als  höchst  seltsam  sein;  formelhaft  kann  dies  wie  dies 
werden,  die  formel  kann  auf  engere  gruppen  beschränkt  oder 
ganz  allgemein  verbreitet  sein  —  unterschiede,  die  für  die  ge- 
schichte  des  minnesangs  von  bedeutung,  für  die  beziehuugen  der 
litterarischen  schulen  von  wert,  für  unsere  frage  aber  von  keinem 
belaug   sind,    sobald    nur   feststeht,    dass  alles  beides  vorkommt. 

Woher  stammen  nun  diese  formein?  dass  die  wenigen  uns 
zufällig  erhaltenen  ältesten  zeugen  sie  geschaffen  und  alle  späteren 
sie  von  ihnen  übernommen  hätten,  ist  eine  auffassung,  deren 
von  Wilmanns  betonte  möglichkeit  ich  zugeben  muss,  ohne  ihr 
irgend  Wahrscheinlichkeit  zugestehen  zu  können,  möglich  ist  sie, 
weil  erstens  in  der  rettung  der  ältesten  denkmäler  eine  gewisse 
auswahl  der  beliebtesten  und  einflussreichsten  lieder  sich  kund- 
geben kann,  und  weil  zweitens  die  verlorenen  übrigen  bahn- 
biecher  des  minnesangs  in  derselben  weise  gewinkt  und  uucon- 
trolierbare  spuren  hinterlassen  haben  können,  ich  tue  also  dem 
consequenten  Widerspruch  eines  mir  überlegenen  kenners  gegen- 


160  VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG 

über  in  so  fern  eiuen  schritt  zurück,  als  ich  die  von  mir  früher 
geradezu  abgestrittene  möglichkeit  dieser  erklärung  jetzt  zugebe, 
unverändert  bleibt  es  aber  meine  Überzeugung,  dass  eine  unver- 
gleichlich gröfsere  Wahrscheinlichkeit  für  allgemeinen  weiterver- 
brauch eines  bereits  ausgeprägten  formelschatzes  spricht,  denn 
dass  die  frühesten  höfischen  lieder  mit  derselben  Schnelligkeit  wie 
volksliedchen  sich  über  den  ganzen  boden  der  folgenden  generation 
verbreitet  hätten,  ist  mir  unglaublich;  dass  die  sonst  früh  ein- 
tretende und  oft  im  wortgebrauch  sich  verratende  Verschiedenheit 
der  richtungen  und  'schulen'  eine  unterschiedslose  nachahmuug 
der  höfischen  muster  nicht  verhindert  hätte,  ist  mir  äufserst  un- 
wahrscheinlich; der  einwand  aber,  auf  verschiedenem  boden  könnten 
die  ersten  meister  gleiche  formein  geschaffen  haben,  ist  mit  den- 
selben gründen  zu  widerlegen ,  wie  die  annähme  zufälliger  Über- 
einstimmung überhaupt,  dazu  kommt  die  analogie  anderer  Standes- 
poesien, in  denen  fortführung  solcher  technischer  hilfsmittel  fast 
stets  nachzuweisen  ist.  hat  doch  selbst  für  Otfrids  volksfremde 
und  antipopuläre  dichtung  Schütze  die  anwendung  alter  formein 
zu  belegen  vermocht.  —  völlig  abzuweisen  wäre  die  auffassung,  als 
sei  der  formelhafte  character  in  die  ältesten  lieder  erst  nach- 
träglich durch  die  spielleute  hineingetragen  worden:  weder  ist 
solche  Überarbeitung  sonst  annehmbar  noch  auch  bei  den  tiefen 
wurzeln  dieser  verse  und  reime  nur  möglich. 

Hier  also  scheiden  sich  die  wege.  hält  man  mit  Wilmanns 
diese  formein  für  das  werk  einzelner,  so  lässt  sich  auf  die  volks- 
poesie  aus  ihnen  ein  schluss  nicht  ziehen,  glaubt  mau  mit  uns, 
sie  seien  nur  als  die  resultate  langer  auslese  zu  verstehen,  als 
die  überlebenden  im  kämpfe  zahlloser  gleichberechtigter  verse 
um  die  existenz,  als  die  mittel  und  bedingungen  einer  auch  sonst 
(in  disposition,  in  gewissen  figureu,  in  der  Verknüpfung  von 
Strophen  und  liedern)  erkennbaren  sicheren  technik  —  dann 
kann  man  für  sie  keine  andere  heimat  finden  als  die  volkstüm- 
liche poesie  des  12  jhs.  und  man  muss  dann  einräumen,  dass 
diese  poesie  lyrische,  erotische,  auch  höfische  elemente  schon 
enthalten  haben  muss,  an  die  der  minnesang  anknüpfen  konnte, 
um  sie  bis  zum  ausschluss  anderer  elemente  auszubilden,  auch 
hat  dies  alles  an  sich  nichts  unwahrscheinliches:  weshalb  sollen 
nicht  vor  dem  eindringen  einer  fremden  mode  dieser  bereits  Stim- 
mungen entgegen  gekommen  sein,  welche  verwandtes  bedeuteten? 


VOLKSGESANG  UND  RITTERDICHTUNG  161 

etwa  wie  in  der  ags.  poesie  heidnischer  zeit  sich  eiue  erweichung 
zeigt,  die  dem  Christentum  die  wege  bereiten  half,  leichter  wäre 
so  das  rasche  aufblühen  des  miuuesangs  zu  erklären,  leichter 
auch  seine  breiten  nachwürkungen,  leichter  das  problem  der  höfi- 
schen dorfpoesie,  und  leichter  auch  das  eindringen  der  lyrischen 
formein  in  das  exclusivere  höfische  epos.  — 

Ich  bin  am  ende,  wo  noch  fragen  ungelöst,  wo  noch  arbeiten 
ungetan,  wo  noch  zwei  fei  möglich  sind,  habe  ich  getreulich  be- 
richtet, wer  ernst  und  gewissenhaft  au  die  bemühungeu  der  Vor- 
gänger anknüpfend  sie  weiterführen  will,  findet  in  der  entstehungs- 
geschichte  des  minuesangs  immer  noch  ein  dankbares  fehl;  wer 
das  nicht  will,  dem  hochfahrend  oberflächliches  gerede  zu  ver- 
leiden ,  muss  gegner  wie  freund  unserer  anschauung  wünschens- 
wert finden.  — 

Berlin  30.  10.  89.  RICHARD  M.  MEYER. 


DU  BIST  MIN,  ICH  BIN  DIN. 

Den  -parallelen,  welche  RM Meyer  in  seinem  aufsatze  über 
alte  deutsche  volksliedchen  (Zs.  29,  133)  für  die  im  minnesange 
des  12  jhs.  (MSF3,1)  auftauchende  formet:  Du  bist  min,  ich 
bin  diu  nachgewiesen  hat,  reihe  ich  hier  einige  weitere  an.  der 
bequemeren  Übersicht  halber  widerhole  ich  auch  die  schon  früher 
aufgezählten. 

Aus  dem  12  jh.  ist  noch  zu  nennen  Veldeke  MSF  59,  9/":  lä 
mich  wesen  diu,  unde  wis  du  min.     ferner  eine  metrische  latei- 
nische bearbeitung  der  Romulus fabeln ,  deren  autor  vor  1200  lebte 
und  wahrscheinlich  Gualterus  Anglicus  hiefs,  gewöhnlich  aber  noch 
als  anonymus  Neveleti  citiert  xoird.    dieser  führt  in  nr  48  (Lyoner 
Yzopet,   hg.   von  W Förster  1882   s.  126.     Hervieux,    Les  fabu- 
listes  latins  1884  2,  409)  das  thema  von  Romulus  3,  10  meretrix 
et  iuvenis,  ein   sich  gegenseitig  mit   galanten  Worten  betrügendes 
■par,  weiter  aus.     Thais  versichert  ihrem  gewitzten  liebhaber  v.  5: 
Sim  tua,  sisque  meus,  cupio,  worauf  er  ihr  ebenso  antwortet  (v.  Sf): 
Sis  mea,  simque  tuus,  nos  decet  aequus  amor. 
Vivere  non  vellem,  nisi  mecum  vivere  velles. 
Tu  mihi  sola  salus,  tu  mihi  sola  quies. 
Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F.    XXII.  11 


162  DU  BIST  MIN,  ICH  BIN  DiN 

dass  sich  hier  ein  volksmäfsiger  ausdruck  im  lateinischen  gewande 
birgt,  ersehen  wir  deutlich  aus  der  um  1400  entstandenen  nd.  Über- 
setzung des  sogen.  Gerhard  von  Minden  30,  33  —  39: 

[De  man]  sprak:    Sote,  dat  schal  sin! 

\vente  du  bist  min  unde  ik  bin  din: 

nicht  ane  di  wil  ik  wesen, 

nicht  ane  di  mach  ik  nesen, 

wente  du  bist  ein  vil  bederve  wif, 

du  bist  mi  lßf  also  min  lif, 

du  bist  min  trost  unde  al  min  raste. 
dagegen  weicht  die  ältere  nd.  bearbeitung  des  anonymus  Ne- 
veleti,  der  von  Pseudo- Gerhard  mehrfach  benutzte  Wolfenbütteler 
Esop  (nr  52),  wie  mir  WSeelmann  freundlichst  mitteilt ,  hier  ganz 
ab.  desgleichen  die  französische  Übersetzung  des  \Ajhs.  bei  Robert, 
Fables  inedites  des  xn,xui  et  xwsiecles  1825  2,490  (Ysopet  1  nr  44) : 

A  vous  m'ottroy,  a  vous  me  don 

senz  attendre  nul  guerredon: 

jamais  autre,  se  dieux  me  gart, 

fors  vous  en  mon  cueur  n'aura  part. 
aus  einer  Wiener  hs.   (5003;  des   15 /As.  führt  Scherer,  Wiener 
Sitzungsberichte  77,  440  die  Zeilen  an: 

Ich  pin  dein  und  tu  pist  mein, 

dy  trew  schol  immer  staet  sein. 
der  Niederländer  Gnapheus  lässt  in  seinem  lateinischen  drama  Aco- 
lastus  (1529  in  5  v.  833)  den  verlorenen  söhn  der  dirne  Lais  ver- 
sichern: Meus,  obsecro, 

sis  animus,  quando  ego  sum  tuus. 
in  dem   bekannten   Hede  des   16  jhs.   Es  wolt   ein  meidlin  wasser 
holn   (Böhme,    Altd.    liederbuch   nr-  60   =    Uhland,    Volkslieder 
nr  113a),  das  noch  heute  im  volksmunde  lebendig  ist  ( Reiff erscheid, 
Westfälische  Volkslieder  1879  nr  10.  Anzeiger  vi  270),  lautet  str.  9  : 

so  bist  du  mein  und  ich  bin  dein 

und  schlafen  wir  beide  zusammen. 
schwedisch  bei  Arwidsson,  Svenska  fornsanger  2,  242: 

Jag  är  eder  och  I  blifven  min 

i  alle  vare  lifsdagar. 
das  jägerlied  Es  taget  vor  dem  walde  (Böhme  nr  440.   Eitner,  Das 
deutsche  lied  2,  158)  schliefst:    heijaho,  du  bist  mein  und  ich  bin 
dein,  stand  auf,  Retterlein!  ebenso  endet  VGeucke  (bei Henning  Dede- 


DU  BIST  MIN,  ICH  BIN  DIN  163 

kind,  Ju)dey.axovov  1588  nr  28)  sein  gedieht  Hats  got  versehn  mit 
den  Worten:  So  bist  du  mein  und  ich  bin  dein.  HLHasler  (Neue 
teütsche  gesang  1599  nr  3  Jungfrau,  dein  schön  gestalt  =  Hoff- 
mann, Gesellschaftslieder2  nr  54): 

Ich  bin  dein,  du  bist  mein, 

nichts  soll  uns  widerstreben 

im  leben,  merk  ebenl 
JStaricius,  Newe  teütsche  iceltliche  lieder  1609  nr  20  Frisch  auff 
mein  hertz  sey  wolgemut  str.  5: 

Dann  ich  bin  jr,  vnd  sie  ist  mein, 

wollt  gott,  ich  möcht  bald  bey  ir  sein. 
einem  um  1 600  gedruckten  nd.  liebesliede  (Niederdeutsche  Volkslieder 
hg.  vom  vereine  für  nd.  Sprachforschung ,  Hamburg  1883,  nr  129: 
Van  godt  ys  my  na  herlen  begehr)  ist   als  nachtanz  angehängt: 

Denn  du  bist  myn, 

vnde  ick  bin  dyn, 

neen  valscher  mundt, 

neen  böse  stundt, 

neen  vnuall  schal  vns  scheyden  .  .  . 
in  dem  um  1748  zu  Altdorf  geschriebenen  studentenliederbuche  des 
barons  Albrecht  von  Crailsheim  (Berliner  ms.  germ.   4°  722  s.  416) 
steht  eine  'bourree': 

Du  bist  mein,  ich  bin  dein, 

mir  soll  auch  nichts  liebers  seyn; 

ja  mein  schaz,  ich  liebe  dich, 

sprich  nur  auch  dein  wort  für  mich, 

ich  will  dir,  und  du  mir 

itzo  treu  sein  für  und  für. 
der  dichter  des  studentejüiedes  Vergnügte  zeit,  wo  bist  du  hin? 
(auf Zeichnungen  v.  j.  1775  und  1808  bei  Rob.  und  Rieh.  Keil, 
Deutsche  Studentenlieder  des  17  und  18  jhs.,  Lahr  o.  j.  s.  161  und 
Melzer  im  Berliner  ms.  germ.  8°  204  nr  31)  versichert  zum 
schhss:  Du  aber,  liebe  Dorilis, 

du  machst  mir  viel  bekümraernis, 

du  bleibest  mein,  und  ich  bin  dein, 

und  das  in  ewigkeit. 
eine  neuere  fassung  der  alten  ballade  vom  bettler  bei  Zurmühlen, 
Des  Dülkener  fiedlers  liederbuch  (1875)  s.  10  endet  mit  folgendem 
Zwiegespräch:   'Steh  auf,  steh  auf,  es  ist  schon  zeit, 

11* 


164  DU  BIST  MfN,  ICH  BIN  DIN 

die  vöglein  pfeifen  auf  grüner  heidi' 

'Lass  singen,  lass  singen  die  waldvögelein, 

schätz,  du  bist  mein ,  und  ich  bin  dein.' 
bei  Simrock,   Deutsche   Volkslieder  nr  166,  3  (Ich  kann  und  mag 
nicht  fröhlich  sein;  vgl.  Reifferscheid ,  Westfälische  Volkslieder  zu 
nr  10):  Du  bist  mein  und  ich  hin  dein; 

im  rosengarten 

will  ich  dein  warten 

im  grünen  klee. 
Erk,  Liederhort  1856  s.  320  nr  146,6  (Wie  kommts,  dass  du  so 
traurig  bist):  Bist  du  mein  schätz,  bin  ich  dein  schätz, 

teins  lieb,  schön  eugelskind. 

komm  zu  der  heerd  auf  grünen  platz, 

in  wald,  wo  freudeu  sind. 
In  die  geistliche  poesie  ist  unsere  formel  ebenfalls  schon  früh  ein- 
gedrungen, sie  bedeutet  hier  die  innige  gemeinschaft  des  begnadigten 
menschen  mit  gott.  weil  sie,  sagt  Vilmar  (Handbüchlein  für  freunde 
des  deutschen  Volksliedes*  s.  200),  voller  wahrhafter  ausdruck  der 
irdischen  liebe  ist,  so  konnte  sie  auch  die  himmlische  liebe  so  voll 
und  ganz  bezeichnen,  wie  das  neben  uns  treue  volk  der  erde  ver- 
mocht hat.  in  bruder  Philipps  Marienleben  v.  1426,  worauf  mich 
Steinmeyer  gütig  hinweist,  klagt  die  Jungfrau  zu  gott: 

Du  bist  miner  sele  lieht, 

ich  mac  von  dir  gescheiden  niht. 

du  bist  min  und  ich  bin  diu, 

ich  wil  immer  bi  dir  sin. 
die  lateinische  vorläge  des  dichters  bietet  hier  nichts  entsprechendes, 
in  dem  niederrheinischen  gedichte  von  der  geburt  Jesu,  das  Heinzel 
(Zs.  17,18)  nach  einer  hs.  des  \Ajhs.  herausgab,  spricht  Maria  zum 
Jesuskinde:      Suck  ,  herze  min, 

suck,  truyt  min, 

ich  bin  dyn, 

du  bis  myn  (v.  218  f). 
ähnlich  klingt  ein  weihnachtslied   Nicolaus  Hermanns  v.  j.  1560 
(Wackernagel,  Kirchenlied  3  nr  1369.     Bäumker  1,306): 

Seid  frölich  vnd  jubilieret 

Jesu  dem  Messie; 

der  die  ganze  weit  regieret, 

ist  ein  söhn  Marie, 


DU  BIST  MIN,  ICH  BIN  DIN  165 

vnd  leit  im  krippelein 

beim  ochsen  vnd  eseleiu. 

sause  sause  sause  sause  kindelein, 

du  bist  mein ,  ich  bin  dein. 

jauchzt  vnd  springet; 

klingt  vnd  singet. 
Luther  lässt  1524  in  seinem  lied  Nu  freut  euch,  lieben  Christen 
gmein  (AFischer,  Kirchenliederlexikon  2,  106)  str.  7  Christus  zum 
metischen  sprechen: 

Denn  ich  bin  dein,  und  du  bist  mein, 

und  wo  ich  bleib,  da  sollst  du  sein, 

uns  sol  der  feind  nicht  scheiden. 
und  in  einer  dreistrophigen  umdichtung  des  Lutherschen  liedes, 
welche  sich  in  dem  liederbuche  der  Anna  von  Köln  (Zs.  f.  d.  phil. 
21,  1.43)  findet,  sind  diese  verse  als  refrain  verwandt,  in  offen- 
barer erinnerung  an  sie  singt  PGerhardt  (hg.  von  Goedeke  1877 
s.  123:    Warum  solt  ich  mich  denn  grämen): 

Du  bist  mein,  ich  bin  dein, 

niemand  kann   uns  scheiden: 

ich  bin  dein,  weil  du  dein  leben 

und  dein  blut  mir  zugut 

in  den  tod  gegeben. 

du  bist  mein,  weil  ich  dich  fasse 

und  dich  nicht,  o  mein  licht, 

aus  dem  herzen  lasse. 
Die  formet  scheint  aber  nicht  nur  in  der  weltlichen  und  geist- 
lichen poesie ,  sondern  auch  im  rechtsleben  geltung  gehabt  zu  haben. 
Luther1  sagt  tu  seinem  tractate  von  ehesachen  (1530.  Werke  23, 102 
der  Erlanger  ausgäbe)  von  der  alten  im  volke  üblichen  weise  der 
eheschlief sung :  Gleich  wie  sie  (die  ungelehrten  Juristen)  auch 
ein  lauter  narrenspiel  getrieben  haben  cum  verbis  de  presenti 
vel  de  futuro,  damit  haben  sie  auch  viel  ehe  zurissen,  die 
nach  jrem  recht  gegolten  hat,  vnd  gebunden,  die  nichts  gegolten 
hat.  denn  diese  wort:  ich  wil  dich  zu  weihe  haben'  oder:  ich 
wil  dich  nemen ,  ich  wil  dich  haben,  du  solt  mein  sein, 
vnd  der  gleichen,  haben  sie  gemeiniglich  verba  de  futuro  ge- 
nennet,  vnd  für  gegeben,  der  maus  name  solt  also  sagen:  ac- 
cipio  te  in  vxorem,  ich  ueme  dich  zu  meinem  weibe,  der  weibs 
1  auf  diese  stelle  machte  mich  vor  jähren  Emil  Henrici  aufmerksam. 


166  DU  BIST  MIN,  ICH  BIN  DIN 

name  also:  ich  neme  dich  zu  meinem  eheman.    vnd  haben  nicht 
gesehen   noch  gemerckt,   das  dis  nicht  im   brauche  ist  deudsch 
zu  reden,  wenn  man  de  presenti  redet,    dürfen  wir  aus  Luthers  aus- 
druck  folgern,  dass  die  worte  du  bist  mein,  ich  bin  dein  eine  alte 
deutsche  rechtsformel  für  die  Verlobung  waren,  so  würden  die  an- 
geführten verse  noch  in  einem  besonderen  lichte  erscheinend    datin 
möchte  auch  folgendes  für  ihr  fortleben  im  bauernstande  während 
des   16  und  17  jhs.  geltend  gemacht  werden  können,     in  Michael 
Babsts  posse   Der  bawren  fastnacht  1590   s.  279   erfolgt  die  Ver- 
lobung zwischen  Hans  und  Gretha,  indem  jener  sagt: 
Vnd  zum  gedechtnils  dieser  ding 
nembt  von  mir  an  den  schönen  ring. 
und  Gretha  erwidert: 

So  nemet  jhr  den  thaler  an, 
ich  bin  ewer  weib,  jhr  seid  mein  mann. 
auch  in  dem  um  1600  gedruckten  schwäbischen  reimgespräch  Winckal- 
heyrath  (Birlingers  Alemannia  17,73)  tauschen  Jäckli  und  Deinli 
zur  bekräftigung  ihres  ehev er Sprechens  geschenke,  ein  haarwat  und 
einen  poschen,  aus  und  binden  einander  die  rechte  hand;  darauf 
bemerkt  Deinli: 

So  bist  mein  und  y  bin  dein, 
wil  als  nit,  so  mufs  nu  sein. 
in  einem  aus  dem  repertoire  der  englischen  comödianten  stammenden 
Zwischenspiele  der  hslichen  Danziger  tragicomoedia  vom  stummen 
ritter  (bl.  110a.  Bolte,  Jb.  für  nd.  Sprachforschung  12,  132)  pro- 
biert der  bauer  Hans  die  treue  seiner  frau  Greth ,  die  er  mit  dem 
nachbar  Wilhelm  in  verdacht  gehabt,  durch  einen  angeblich  zauber- 
kräftigen stein  und  ruft  dann  überzeugt  und  versöhnt:  Du  bist 
mein  (complectuntur  se  mutuo).  Greth:  Vndt  ich  bin  dein. 
ähnlich  lautet  es  bei  der  Versöhnung  zwischen  dem  aus  dem  kriege 
heimkehrenden  bauem  Hans  und  seiner  zänkischen,  nun  aber  reu- 
mütigen frau  Talcke  in  einem  possenspiel  derselben  Danziger  hand- 
schrift  (Jb.  für  nd.  Sprachforschung  12,  140):   Mien  leve  man,  eck 

1  als  pai  illele  kann  man  die  englische  formet  der  pare  am  Valen- 
tinstage anführen:  1*11  be  yours,  if  you'll  be  mine  (Mannhardt,  Baum- 
kultus 1875  s.  461).  anders  die  beider  altrömischen  confarreatio  üblichen 
worte:  Quando  tu  Gaius,  ego  Gaia  (Becker- Göll,  Gallus  2,34)  und  die 
indische  formet  der  Sütra:  'er  bin  ich,  sie  bist  du'  (Zimmer,  Alt- 
indisches leben  1879  s.  313). 


DU  BIST  MIN,  ICH  BIN  DIN  167 

bin   ja  ju   laiffe  wiff,  jy  sindt  ja    mieu  Hanss,    latet   doch  barm 
overt  harte  gaenl 

Wie  innig  diese  formel,  die  wir  so  vielfach  am  Schlüsse  einer 
liebesversicherung  als  letzten  und  stärksten  ausdruck  antrafen,  mit 
dem  gefühlsleben  des  deutschen  volkes  zusammenhängt ,  zeigen  uns 
auch  moderne  dichter,  wenn  sie  die  enge  gemeinschaft  liebender  und 
das  hevoustsein  ihres  sicheren  glückes  auf  dieselbe  weise  zur  dar- 
stellung  bringen,     so  Schiller  (Piccolomini  3,  5) : 

Max:      0  werden  wir  auch  jemals  glücklich  werden? 

Thekla:  Sind  wirs  denn   nicht?    bist  du  nicht  mein?    bin  ich 

nicht  dein? 
so  Paul  Heyse  in  der  novelle  Das  mädchen  von  Treppi  (Werke 
5,  3S):  Sie  beugte  sich  herab  zu  ibm,  ihre  kräftigen  arme  hoben 
ihn  auf  —  Du  bist  mein !  sagte  sie  bebend,  so  will  ich  dein 
sein!  so  endlich  AGlasbrenner  an  einer  pathetischen  stelle  seiner 
witzelnden  posse  Kante  Nantino  (Berlin  wie  es  isst  und  —  trinkt 
(1848)  19,36):    Du  bist  mein,  ich  dein!  du  bist  ich!  ich  bin  du. 

Berlin.  J.  BOLTE. 


EINE  UNBEKANNTE  AUSGABE  DES  FRANK- 
FURTER LIEDERBÜCHLEINS. 

Von  dem  Frankfurter  liederbüchlein,  welches  JBergraann 
1845  unter  dem  irreführenden  titel:  Das  Ambraser  Iiederbuch 
für  den  Stuttgarter  litterarischen  verein  erneuerte,  kennt  man 
bisher  folgende  sechs  ausgaben: 

A)  Liederbüchlein  darinnen  begriffen  sind  262  allerhand  schöne 
weltliche  lieder  jetzund  auffs  neuw  gemehrt.  Gedruckt  zu  Frank- 
furt bey  Nicolaus  Basse  1578.  gr.  8°  (NBassaeus,  Collectio  in  unum 
corpus  omnium  librorum  etc.  1592  s.  359;  danach  Draudius,  Biblio- 
theca  libr.  germanicorum   1611   s.  552). 

B)  Liederbüchlein  usw.  (wie  A).  m.d.lxxxii.  8°  ohne  Orts- 
angabe, aber  wahrscheinlich  in  Frankfurt  gedruckt  (Wien,  Ambraser 
Sammlung),  enthält  260  gezählte  lieder,  dazu  zwei  doppelt 
gerechnete,  nrlOG  und  254.  neudruck  von  JBergmann,  Stutt- 
gart 1845. 

C)  Lieder  büchlin,  zwey  hundert,  ausserlesene  newe  lieder, 
allen  jungen  gesellen    vnd   züchtigen  jungfrawen,    zum  newen  jar 


168  EINE  UNBEKANNTE  AUSGABE 

getruckt ,  mit  jhren  melodeyen,  sampt  einem  register.  vormals  nie 
inn  truck  aufsgangen.  Anno  m.d.lxxxii.  8°  ohne  Ortsangabe  (Berlin), 
enthält  192  gezählte  lieder,  darunter  fehlen  aber  nr  161  und  188. 
beschrieben  von  Hoffmann  von  Fallersieben,  Findlinge  1,371 — 376 
(1860). 

D)  Liederbüchlein  usw.  (wie  A).  Franckfnrt  am  Mayn,  durch 
Nicolaum  Bassäum,  im  jar ,  1584.  8°  (Frankfurt.  Münchner 
universitätsbibl.). 

E)  Grofs  liederbuch  von  181  [I.  281]  weltlichen  liedem. 
Franckfnrt,  Peter  Kopff  1599.  8°  (ein  exemplar  ohne  titelblatt, 
das  hier  nach  Draudius  aao.  angeführt  wird,  besafs  Salomon 
Hirzel  in  Leipzig),  enthält  281  gezählte  lieder,  doch  fehlt  nr  259. 
beschrieben  von  Hoffmann,  Findlinge  1,  150  — 152. 

F)  Lieder  Büchlein ,  Darinnen  Hundert  vnd  sieben  vnd  funfftzig 
schöne  aufserlesene  newe  Lieder  zu  finden  usw.  Gedruckt  zu  Erf- 
fordt,  bey  Jacob  Singe.  11  bogen  8°  o.  j.  (um  1618).  (Bremen, 
vgl.  Uhland,  Volkslieder  1844  s.  976). 

Einen  siebenten  druck  (G)  fand  ich  kürzlich  auf  der  kaiser- 
lichen öffentlichen  bibliothek  zu  SPetersburg,  signiert  6.  40. 
10.  25: 

Lieder  Büchlein,  l Darinn  begrif-jfen  sind,  Zwey  hundert  zweyj 
vnd  sechtzig,  allerhand  schöner  Welt-ßicher  Lieder,  Allen  jungen 
Gesellen  vnd  zuch-jtigen  Jungfrawen  zum  newen  Jahr  in  \  Druck 
verfertiget. I  Auffs  new  gemehret,  mit  viel  scho-jnen  Liedern,  die 
in  andern  zuuor  aufsgegan-jgenen  Drucken  nicht  gefunden  werden.  / 
Frolich  in  Ehren,  Sol  niemand  wehren,  j  [holzschnitt,  eine  musi- 
cierende  gesellschaft  im  garten  darstellend.]!  Annou.oc.\  17 7/s  bogen 
8°.    blatt  Sj  ist  verloren,     die  verse  sind  nicht  abgesetzt. 

Eine  vergleichung  mit  B  und  E  ergab  folgende  abweichungen. 
von  den  265  gezählten  liedern  der  Sammlung  sind  4  nrn  (111, 
229,  236,  257)  ausgefallen,  sodass  das  buch  in  wiirklichkeit 
261  lieder  enthält,  in  9  fällen  sind  andere  lieder  als  in  B  ein- 
gesetzt, fünf  derselben  stehen  schon  in  E. 

Bei  nr  5  fehlt  in  G  die  in  B  stehende  Überschrift,  desgleichen 
bei  nr8.  217.  218.  221.  222.  223.  225.  226.  240.  241. 

Nr  37  ist  überschrieben: 

Difs  lied  haben  vns  die  weisen  bedacht, 

Von  einer  schönen  jungfrawen  gemacht.  [wegen. 

Nr  66  beginnt:    Von  deinet  wegen  bin  ich  hie;  in  B  Vmb  deinet 


DES  FRANKFURTER  LIEDERBÜCHLEINS  169 

Nr  68  lautet:      Der  tag  thut  herdringen, 

die  sonn  mit  jrem  schein  (1 2  Str.). 
ebenso  in  E.     in  B  steht  ein  anderes  lied:    Deine  gesund  meine 

freude. 
Nr  254:      Hertz  einiges  hertz, 

manch  grofsen  schmertz, 
glaub  mir  on  schertz  (6  Str.). 
ebenso  in  E.     in  B  steht  Ein  köstlich  recept  (prosa). 
Nr  255:       Wie  möcht  ich  frölich  singen, 

weil  mir  nicht  wil  gelingen  (8  Str.). 
ebenso  in  E.     fehlt  in  B. 

Nr256  =  E  256  =  B  255. 
Nr  257 :        Lost  auff  vnd  höret  zu, 
was  ich  euch  singen  thu 
von  der  kunst  durckereye  ( ! )  (24  str.). 
ebenso   in    E.     auch   im  Venusgärtlein   (Hamburg  1659)  s.  152. 
B  256  gibt  ein  anderes  lob  der  druckerei:    Wolauf  mit  reichem 
schalle. 

Nr  258  =  E  258  =  B  258. 
Nr  259  =  E  260  =  B  259. 
Nr  260  =  E261  =B  260. 
Nr  26 1 :    Hör  guter  gesell, 

nach  deiner  liebsten  nicht  mehr  stell  (8  str.). 
ebenso  E  262.     fehlt  in  B. 

Die  folgenden  vier  lieder  finden  sich  weder  in  B  noch  in  E: 
Nr  262:   Ach  hertziges  hertz,  wie  krenckestu  mich 
so  hart  vnd  sehr, 

ohn  dich  nicht  kan  leben  ich  (13  str.  mit  absetzung 
der  verse). 

Nr  263 :    Mir  geliebt  ein  frewlein  zart, 
mich  hat  zu  dieser  fahrt 
verwundet  also  hart  (6  str.). 
Nr  264:    Recht  sehr  hat  mich  verwundet 

mein  hertz  ein  jungfrewlein  (7  str.). 
Nr  265  :    Nu  grufs  dich  gott, 
mein  mündelein  roth, 
mein  höchster  schätz  au  ff  erden  (16  str.). 
abweichend  von  nr  208. 

Berlin.  J.  BOLTE. 


170  ULRICH  FÜETRERS  LÖWENRITTER 


ULRICH  FÜETRERS  LÖWENRITTER. 

Aus  den  etwas  verworrenen  urteilen  Michaelers  gieng  in  die 
litteraturgeschichten  die  meinung  über,  Füetrer  sei  von  Hartmann 
unabhängig;  andere  glaubten  ebenso  sicher  zu  wissen,  dass  der 
bairische  dichter  ganz  mit  seinem  schwäbischen  Vorgänger  über- 
einstimme, von  diesen  ansichlen  —  die  älteren  sind  bei  Holland, 
Crestien  von  Troies  s.  185  zusammengestellt  —  ist  meines  wissens 
weder  die  eine  noch  die  andere  bisher  genügend  begründet,  die 
erörterung  der  frage  hat  aber  schon  deshalb  einige  Wichtigkeit, 
weil  nur  Füetrer  wie  Hartmann  den  raub  der  königin  und  die 
Verfolgung  des  Meljakanz  durch  die  Artusritter  erzählt,  auf  eigene 
Untersuchung  und  benutzung  einer  (Münchner)  hs.  stützt  sich 
dagegen  die  behauptung  von  PHamburger  (s.  3  der  dissertation 
Untersuchungen  über  Ulrich  Fürtrers  dichtung  von  dem  gral  und 
der  tafeirunde):  'Fürtrers  Yban  ist  in  der  tat  nichts  anderes  als 
eine  ängstlich  treue  Umarbeitung  von  Hartmanns  gedieht.'  — 
obgleich  ich  selbst  eine  hs.  (die  Wiener)  nur  flüchtig  eingesehen 
habe  und  ausschliefslich  auf  Michaelers  auszüge  angewiesen  war, 
glaube  ich  doch  nachweisen  zu  können,  dass  die  quellenfrage 
für  Füetrers  Löwenritter  nicht  so  einfach  erledigt  ist. 

Die  annähme,  dass  Füetrer  einer  von  Hartmann  unabhängigen 
vorläge  folgte,  kann  sich  auf  folgende  unterschiede  zwischen 
beiden  stützen: 

Hartmann:  Füetrer: 

1.  880—892  das  erlebnis  Ka-         i  177  Artus   ist   bei  der  er- 
logreants  erfährt  Artus  erst  aus     Zählung  zugegen. 

der  mitteilung  seiner  frau;  er 
selbst  hatte  während  der  er- 
zählung  geschlafen. 

2.  411  die  wilden  tiere  sind  1 178  aufserdem  werden  löwen, 
wisente  und  urrinder.                     baren,  drachen  genannt. 

3.  1832  Laudine  erfährt  von  i  277.  280  der  böte  erscheint 
Lunete,  dass  Artus  zum  brunnen      würklich  und  meldet,  dass  der 
kommen  will  und  —  der  dichter     könig  in  14  tagen  komme, 
scheint  es  für  fingiert  zu  halten 

—  einen  boten  gesandt  habe. 


ULRICH  FÜETRERS  LÖWENRITTER 


171 


4.  2158 — 72  die  beiden  fraueu 
überlegen  allein,  ob  das  landvolk 
mit  Iwein  zufrieden  sein  werde. 

5.  3066  Artus  ist  zu  Karidol, 
als  Iwein  von  Lunete  gescholten 
wird. 

6.  4152  vierzig  tage  fordert 
Lunete  frist. 

7.  5303  der  löwe  wird  an  die 
seite  gestellt,  doch  so,  dass  er 
den  kämpf  sieht. 

8.  5668  die  ältere  grafen- 
tochter  kommt  selbst  zu  Gawein. 

9.  6080  Iwein  und  die  botin 
kommen  am  ersten  tage  zur  bösen 
bürg  und  werden  von  den  Ortsbe- 
wohnern gewarnt. 

10.  6845  Iwein  bringt  die  ge- 
fangenen  frauen  am  siebenten 


i  280.356.357  Laudine  ver- 
handelt mit  ihren  rittern  selbst 
diese  frage. 

i  38.  39  zu  Nantis. 


i  42  vierzehn. 

ii  154  er  wird  in  ein  gaden 
gesperrt  und  bricht  durch  eine 
höhlung,  die  er  sich  kratzt. 

ii  220  sie  schickt  einen  boten, 
der  ihn  znm  kämpfer  gewinnt. 

ii  320  die  beiden  reiten  einige 
tage  herum ;  die  warnung  fehlt. 


ii  326  die  fraueu  bleiben  noch 
zwei  monate;  wer  sie  heimge- 
leitete, wird  nicht  gesagt. 


tage  aus  der  bürg  und   in  die 
heimat. 

Aufserdem  fehlen  bei  Füetrer  viele  nebenumstände  und  die 
mehrzahl  der  psychologischen  erwägungen,  welche  den  eigentlichen 
geistigen  gehalt  der  dichtung  bilden:  dem  späten  massendichter 
schienen  sie  entbehrlich,  und  er  übergieng  sie,  weil  er  nach 
kürzung  strebt,  sein  werk,  307  Strophen  =  2149  versen,  hat 
dem  umfange  nach  wenig  mehr  als  ein  viertel  von  Hartmanns 
gedieht  und  weniger  als  ein  drittel  von  dem  des  Christian:  im 
inhalte  ist  es  aber  viel  geringer,  weil  seine  siebenzeilige  Strophe 
ganz  besonders  die  breite  des  ausdrucks  auf  kosten  des  inhalts 
fördert. 

Die  kürzungen  und  die  mit  ihnen  zusammenhängenden  Ver- 
änderungen werden  wol  als  Füetrers  arbeit  zu  betrachten  sein. 
es  handelt  sich  also  hier  nur  um  die  zehn  abweichungen. 

Die  sechste  derselben  kann  übergangen  werden,  da  bei  Hart- 
mann 4152  die  handschriften  bed  auch  14  tage  angeben. 

Die  2  abweichung  macht  es  wahrscheinlich ,  dass  Füetrers 
vorläge  wie  die  Christianhss.  AGFHS  (278  =  280)  unter  den 
wilden  tieren  auch  ors,  lions,  lieparz  aufzählte  und  dazu  wie  die 


172  ULRICH  FÜETRERS  LÖWENRITTER 

keltische  erzählung  (Mabinog.  1,  46)  noch  schlangen  und  drachen 
setzte:    die  Hartmannhss.  haben  nichts  ähnliches. 

Auch  die  5  stelle  gibt  zu  bedenken  anlass.  der  ort,  an 
welchem  Artus  hof  hält,  wird  (2680)  von  einem  teil  der  franzö- 
sischen hss.  gar  nicht  genannt,  andere  haben  Ceptre  und  Cestre, 
danach  das  englische  gedieht  Cester  und  wahrscheinlich  ebenso 
die  nordische  prosa.  die  keltische  erzählung  (1,  70)  hat  CaerU 
leon,  das  entsprechende  Karidol  geben  Hartmann  und  das  schwe- 
dische gedieht,  es  ist  anzunehmen,  dass  Füetrer  eine  den  franzö- 
sischen texten  HMS  nahe  stehende  bearbeitung  ohne  Ortsangabe 
benutzte  und  dazu  aus  eigener  Wissenschaft  den  namen  setzte,  der 
ihm  vielleicht  aus  des  Konrad  von  Würzburg  Turnei  von  Nan- 
theiz  bekannt  war. 

Wenn  (nr  7)  bei  Füetrer  der  löwe  auch  während  des  ersten 
kampfes,  um  Lunetes  befreiung,  eingesperrt  wird,  so  kann  das 
ja  aus  dem  zweiten  kämpfe  auf  dem  bösen  schlösse  (Hartmann 
6714)  entlehnt  sein,  es  darf  aber  nicht  übersehen  werden,  dass 
auch  das  Mabinogion  1,81  berichtet,  der  löwe  sei  in  die  kapeile 
gesperrt,  in  welcher  Lunete  gelegen  hatte,  und  sei  durch  die 
mauer  ausgebrochen. 

An  die  keltische  erzählung  1,  63  erinnert  auch  (nr  4)  die 
Verhandlung  der  Laudiue  mit  ihren  rittern,  ob  sie  die  ehe  mit 
Iwein  billigen:  an  beiden  stellen  erklären  die  ritter,  es  sei  besser, 
dass  die  königin  einen  fremden  heirate,  da  keiner  der  ihrigen 
den  brunnen  verteidigen  könne. 

Ich  meine,  dass  diese  Übereinstimmungen  es  mindestens 
sehr  wahrscheinlich  machen,  dass  Füetrer  eine  von  Hartmann 
unabhängige  vorläge  hatte,  und  glaube,  dass  auch  die  anderen 
besonderheiten  nicht  von  ihm  selber  herrühren,  sondern  schon 
in  dieser  quelle  vorkamen. 

Dennoch  hat  das  Ruch  der  abenteuer  auch  Hartmanns  Iwein 
benutzt,  an  mehr  als  vierzig  stellen  stimmt  der  bairische  dichter 
mit  seinem  schwäbischen  Vorgänger  auch  im  Wortlaute  überein. 
von  diesen  kommt  etwa  ein  viertel  (die  mit  f  bezeichneten)  auf 
solche  abschnitte,  in  denen  Hartmann  von  Christian  unabhängig 
ist  und  auch  zu  keiner  anderen  bearbeitung  passt. 

Freilich  darf  man  nicht  erwarten ,  dass  der  nachahmer  wie 
der  steirische  Ottokar  ganze  absätze  ausschreibe,  denn  erstens 
arbeitete   er  fast  dreihundert  jähre   später,   als  stil  und  spräche 


ULRICH  FÜETRERS  LÖWENRITTER 


173 


völlig  verändert  waren,  zweitens  können  reimpare  überhaupt 
nicht  in  die  siebenzeilige  Strophe  übernommen  werden,  wenn 
er  es  aber  dennoch  zu  wege  bracbte,  n  155  ein  reimpar  aus 
Hartmann  4007  als  einen  vers  mit  binnenreim  beizubehalten, 
so  ist  das  schon  ein  genügender  beweis ,  dass  er  die  mhd.  dich- 
tung  vor  sich  hatte. 

Die  entlehnuugen  Füetrers  sind  meist ,  doch  nicht  immer, 
gerade  der  auch  im  inhalte  passenden  stelle  Hartmanns  ent- 
nommen, sie  sind  in  der  folgenden  Zusammenstellung  nach  der 
folge  der  erzählung  im  Ruch  der  abenteuer  aufgeführt;  wichtigere 
sind  mit  einem  stern  versehen,  bisweilen  haben  sie  nicht  den 
landläufigen  text  des  Iwein  zur  grundlage  gehabt;  in  diesen  fällen 
habe  ich  die  sigle  der  Iweinhs.  dazugesetzt,  mit  welcher  sie 
übereinstimmen. 


Hartmann: 
-j- 1  swer  an  rehte  güete 
wendet  sin  gemüete, 
dem  volgetsmlde  widere. 
6  der  mit  riters  muote 
nach  lobe  künde  striten. 
31  ez  het  der  künec  Artus 
ze  Karidol  in  sin  hüs 
33  nach  rieher  gewonheit 
ein  also  schcene  höchzit. 

40  wan  sich  gesarnent  üfder 
erde 
bi    niemens    ziten   an- 

derswd 
so    manec     guot    riter 
also  da. 
524  ich  sprach  'ich  wil  dich 
wizzen  Idn, 
ich  snoche  dventiure. 
*  1 108  er   het    sich   nach   dem 
slage 
hin  vür   geneiget  unde 

ergebn : 
alsns  beleip  im  daz  leim. 


Füetrer : 
vor  zeitten  den  man  lobet 
wer  nach  vil  eem  rangk. 


i  33 


grofs  lob  und  eer  vernomen  i  35 
habt  ir  dick  von  Artaus 
wie  er  was  so  volkomen 
und  was  durch  zucht  man  wiellt 

in  seim  haus 
da  warn  ett  rüter  an  preys  die 

aller  pesten 
die  wonten  in  allen  landen. 


zuhannt  thet  ich  im  sagen     i  178 
das  ich  umbritt  und  suchte  aben- 

tewr. 
Yban  sich  gleich  ergeben     i  278 

het  auf  ainen  starken  schlag 

das  im  auch  frischt  sein  leben. 


174  ULRICH  FÜETRERS  LÖWENRITTER 

7867  und   rät    darnach   daz  nu  rat  mir  hie  zu  diser  not  i280 

beste.  wann  du  dein  tag  mir  ye  riett 

das  peste. 

f*2054  dö  was  gereit  da  bi  vill    schnell    cham     dar    fraw 

mynne  i  357 

diu  gewaltige  Minne,  und  nam  ir  disen  zorn 

ein  rehtiu  süencerinne.  dy  edel  suenerinne. 

*2592  nu  wdrn  st  doch  ie  iuwer  nu  wams  all  ie  ewr  spot      i  420 
spot 

den  dne  ir  schulde  mis-  die  von  thiost  sunst  ligend  war- 
selanc.  den  gesehen. 

2924  sus  wart  dd  urloup  ge-  hiemit   ward   urlaub   zu   seiner 
nomen.  fart  genumen.  1 37 

*3137  herlwein,sitmin  vrouwe  do  mein  fraw  rainer  tugend   i  40 
ir  jugent, 

schoene  richeit  unde  ir  nicht  geny essen  mocht  noch  trewen 

tugent 

wider  iuch  niht  geniezen  auch  ir  vil  clare  jugendt 

kan, 

wangeddhtirdochdaran  so  macht   ir  si  doch  mein  han 

lan  genyessen 

waz  ich  m gedienet hdn?  do  es  euch  zu  dem  tode  zoch 

und  het  si  min  genoz-  do  thett  mich  helff  gen  euch  doch 

zen  Idn;  nie  verdriessen. 

ze  weihen  staten  ich  iu 

quam, 
dö   ich    iuch   von   dem 
tode  nam. 

*3232  daz   im    in   daz  hirne  das  im  ain  tobsucht  gachs  schos 
schöz  in  sein  hieren.  i 507 

ein  zorn  unde  ein  tobe- 
suht. 

f3260  der  lief  nu  harte  balde  i0ff  er  fn  toren  weis  verirret  zu 
in  toren  wise  in   dem  walde.  1 507 

walde  ab. 

3373  wie  er  verloren  wcere  diss  wart  auch  in  dem  lannd  ain 

geringes  märe  r  508 

daz  was  ein  gengez  mcere  umb  sein  verlust  und  das  nye- 

mand  iceste 


ULRICH  FÜETRERS  LÖWENRITTER 


175 


in  allem  dem  lande. 

3703  dar  tidch  eines  tages  vruo 

sach  man  dort  riten  zno 

den  grdven  Aliern  mit 

her. 

*3923  dö  truoc  in  diu  geschiht 

(wandern  versach  sichs 

niht) 
vil  rehte  in  siner  vrou- 

wen  lant, 

dd  erden  selben  brunnen 

vant        BDJbcfprz. 

*4030  ir  moht  wol  imoer  clage 

lan  Bbf. 

4048  vür  eine  verrat cerinne. 

daz  lantvolc  hat  üf  mich 

geseit. 

4166  und  envant  dd  nieman 

ze  hüs. 
4295  der  her  Gdwein  was  nach 
gestrichen    BDabcfz. 
4285  si   sprach   'het  ich  den 
vunden, 
so  het  ich  überwunden 
mine  sorgen  zehant. 
-}-*4179  'welchen   Iwein    meinet 
ir?'  sprach  er. 
si    sprach    'herre,    daz 

ist  der 
durch  den  ich  lide  disiu 
baut. 

f*4189  daz  er  herre  wurde  hie. 

*4308  ich    kume    in    morgen 

fruo 

ze  rehter  kämpf zit    D. 

4358  sin  lewe  volget  im  als  e. 


war  er  ye  der  lannde  kumen  wäre, 
ains  tages  der  graf  Aliers  i  584 
mit  her  kam  in  das  lannd. 


von  geschieht  ain  weg  gund  in 
des  enndes  tragen       i  587 

da  er  fand  linnden  capelen  und 
den  prunnen 

in  seiner  claren  frawen  lannd. 


ir  mocht  wol  dagelassen  f am.  i42 

das  landtvolck  mich  hye  zeyet  1 42 
valscher  verräterey. 

den  fand  ich  et  da  haymen  nicht 
zu  hauss.  i  43 

er  was  ainr  abenteur  nachge- 
gestrichen.  1 43 

hiett  ich  der  ainen  funden     i  43 

so  war  ich  sorg  entpunden. 

welchen  Yban  mainet  i  43 

ir  den  ir  habt  gesucht 

do  sprach  dt  maget  gerainet 
es  ist  der  durch  den  ich  pin  die 

verflucht, 
das  er  hie  herre  wurde.       i  43 
zu  rechter  kampffzeit  kum  ich  euch 

her  morgen.  i  44 

der  leo  sein  gefart  im  vollgtte 
mit.  1 45 


176 


ULRICH  FÜETRERS  LÖWENRITTER 


4463  mir  hat  gemachet  ein  rise 
mine  huobe  zeiner  loise. 


f4651  iu  solte  versmdhen 

daz  gemeine  ndchgdhen. 
*5105  so  tuot  ein  dinc  des  ich 
iuch  Ute  E Ja  bcd  f  1  p  rz . 
*4007  miner  vrouwen  hulde, 
unde  dehein  ir  schulde 
an  aller  slahte  not  verlos. 
5447  si   gewan    ir    vrouwen 
hulde 
und  hete  dne  schulde 
erliten  kumber  unde  not. 
5469  miner  vrouwen  hulde 
der    mangel    ich    dne 
schulde. 
f5854  got  pflege  sin  swar  er 
kere. 
-}-*5997  si    sprach   'got    grüeze 
iuch,  herre. 
ich  hdn  iuch  harte  verre 
üf  gnade  gesuochet. 
f*6543  daz  im   ein  böte  seite, 
daz    ezzen    wwre    be- 
reite ROabfpr. 
6707  von  swem  iu  leide  mac 

gescheht. 
6737  und  dö  dise  siege  erhörte 
der  lewe  sin  geverte      f. 
*7438  des   ir  dd   sorget,    des 
sorg  ich. 

[Ef. 
*7400  diu  naht  si  wülekomen 
*7483  herre,  ich  bin  ez  Iwein. 
7887  daz  er  wider  hwte, 
siner  vrouwen  minne. 


mein  hueb  gemachet  sinnd  ge- 
pawes  öde  n  95 

allmeinpurg  gar  zerprochen  sinnd 

diess  hat  gethan  ain  arger  ris 
vil  schnöde. 

was  sol  ditz  gmaine  schehen.  ii  96 

so  thuo  ain  dinng  des  ich  dich 
pitt.  ii  98 

das  si  an  schuld  verlos  ir  frawen 
hullde.  ii  155 

Lunet  dy  ane  schulte         n  156 

led  irer  frawen  has 
dy  gab  ir  wider  hullde. 
ich  mus  vor  hau  di  hulde    ii  156 
meinr  frawn  minicleich 
der  hass  ich  leyd  an  schulde, 
got  wallt  sein   wo  er  ferl  auf 
allen  Strassen.  n  221 

si  jach  got  gruoss  euchherre  n  223 

auf  gnad  bin  ich  euch  nach 
geritten  hartte  verre. 
ain  pot  in  alldo  saget       ii  322 
das  essen  war  berait. 

ob  euch  zu  laid  ettwas  von  im 
ii  324 
ii  324 


geschieht, 
der  leo  nu  wol  erhörte 
di  starken  schlege  gross. 
Ybanjach  des  ir  sorget 
des  sorg  bey  namen  ich. 


ii  450 


di  nacht  sey  unlikumen.     n  450 

er  jachherr ichpin  esyban.   n  452 

zu  werben  im  nach  siner  frawe 

mynne.  ii  5 17 


ULRICH  FÜETRERS  LÖWENRITTER  177 

-j-*8034  iviIerher,odesolichdar.     si  jach  sol  ich  zu  ime       n519 

oder  wil  er  her  zu  mir. 
*8041  und     bi     dem     ersten     nach  irem  ersten  gruoss.     11 520 
gruoze. 
8076  und  trat  vil  gdhes  hin-     zurugk  dy  kuniginne         n  521 
der  sich.  ains  tails  in  zorn  trat. 

Aufser  diesen  wörtlichen  entlehuungen  finden  sich  auch  sach- 
liche Übereinstimmungen  zwischen  den  beiden  Deutschen  an  stellen, 
in  denen  sie  von  Christian  abweichen. 

Der  gesang  der  vögel  bei  dem  brunnen  wird  bei  beiden  vor 
dem  unwetter  geschildert,  bei  Christian  nachher. 

Der  bäum  am  wunderbrunnen  ist  im  französischen  eine  flehte, 
in  den  deutschen  dichtungen  eine  linde,  doch  muss  daran  er- 
innert werden ,  dass  auch  andere  Deutsche  die  romanische  flehte 
durch  die  linde  ersetzen. 

Es  kann  nun  auch  nicht  mehr  zweifelhaft  sein,  dass  die 
entführung  der  königin  und  die  Verfolgung  des  Meljakanz  bei 
Füetrer  auf  Hartmann  zurückführt,  aber  nicht  nur  auf  diesen, 
denn  im  Ruch  der  abenteuer  erzählt  der  ritter  auch,  wie  Gawein 
den  entführer  der  königin  überwindet  und  tötet,  ein  zusatz,  der, 
wie  schon  Michaeler  n  96  bemerkte,  höchst  unpassend  ist,  weil 
ja  der  bedrängte  ritter  sich  den  Gawein  doch  hätte  holen  können, 
wenn  er  seine  heimkehr  erfuhr,  bemerkenswert  ist,  dass  auch 
in  diesem  zusatz  sich  Füetrer  der  Sprachmittel  Hartmanns  bedient 
(vgl.  oben  5105  =  ii  98):  die  herkunft  des  inhaltes  dieser  er- 
weiterung  ist  aber  unbekannt. 

Dass  in  Raiern  Hartmanns  Iwein  gegen  das  jähr  1500  wol- 
bekannt  war,  geht  zunächst  daraus  hervor,  dass  Füetrers  lehrer 
und  freund  (Zs.  27,  279)  Jacob  Püterich  einen  solchen  besafs 
und  im  Ehrenbriefe  1462  erwähnte,  noch  später,  1541,  las 
VViguleus  Hund  in  Aschau  bei  Kufstein  die  jetzt  Londoner  hs. 
(Zs.24,  177). 

Schwierig   dagegen   ist   es,   sich    eine  Vorstellung   von   den 

fremden  quellen  zu  machen,    denen  der  Raier  folgte,     eine  der 

bekannten  französischen  hss.  ist  es  nicht,  ebenso  wenig  das  Mabi- 

nogion.      die    anklänge    an    das   letztere    lassen    aber   vermuten, 

Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F.    XXII.  12 


178  ULRICH  FÜETRERS  LÖWENRITTER 

dass   eine   ähnliche   geschichte   auch   Füetrer   in    die  hände   ge- 
kommen war. 

Berlin,  8  october  1889.  EMIL  HENRICI. 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ. 


(bl.  V)  Ein  schöner  Spruch  von 
dem  schönen  Schwerdt  Tanz, 
den  das  Löbliche  Handwerck 
die  Mefserschmidt  gehalten 
haben  in  dem  1600ten  Jahr 
den  3ten  Februarj. 
1  Nach  dem  und  als  man  zehlen 
wurdt 

von  des  Herren  Christj  geburt, 

nemblich         Sechzehenhundert 
Jahr, 

und  der  dritt  Februarj  war, 
5  eben   an  der  Herren  Fafsnacht, 

da   hab   ich  mich   bald   auffge- 
macht, 

spaziert  in  der  Statt  hin  undherr. 

in  dem  ersah  ich  ungefehr 

ganz  wol  gebuzt  viel  Meister  und 

Gseln,  [wölln; 

10  samb   si    in    eim   Krieg  ziehen 

ein     ieder     hett     ein     blofses 
Schwerdt, 

wie   Ritterliche  Heldten   vverth. 

auch    hettens    Wappen    Röck- 
lein an, 

Von  Taflet,  Atlafs,  Barchet  schon, 
15  welliche  waren  alle  weifs, 

gar  schön  verbrämbt  mit  allem 
fleifs, 

mit  Daschen,  Rot,  Blaw,  Gelb 
und  Grän, 


die    thetten    Ihn    gar    wol  an- 

stehn. 
auff  ihrem  Hut  und  Bretla  fein 
hetten  Sie  all  weifs  Federlein.  20 
ein  ieder  auch  an  dieser  stett 
Viel  Schelln  an  den  Knyen  helt. 
wenn  Sie  danzten  in  ihren  gang, 
so  gabn  die  Schelln  darein  ein 

Klang, 
ich  gedacht  in  dem  Sinne  mein,  25 
was      bedeut      diese     Rüstung 

fein?  — 
in    dem    ein    Mann    gieng    zu 

mir   her, 
den  fraget  ich  da  ungefehr: 
Er  solt  mir  nicht  vorübel  han, 
und  solt  mir  solches  zeigen  an,  30 
dan  ichs  mein  Tag  nie  hab  ge- 
sehen: 
der    Mann    thet    gar    baldt    zu 

mir  gehen:  (bl.  lb) 
'Das    ist     dafs     Ersam    Hand- 
werck, 
die  Mefserschmidt  in  Nürnbergk ! 
die  werden  da  mit  Jungen  und  35 

Alten 
widerumb  ihren  Schwerdt  Tanz 

halten, 
alhie  in  Nürnberg  der  Statt, 
der    Ihn    von    einem    weyfsen 
Rath 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 


179 


auff    Ihr    bitt    und    bebehren1 
wüst 
40  widerumb  zugesaget  ist.'  — 
ich  sprach:  'mein  Freund  thut 

mir  erklärn, 
vom  Schwerdt  Tanz  hab  ich  offt 

thun  hörnl' 
der  Mann  sprach :  'das  will  ich 

dir  sagn, 
wie  sich  hab  solches  zugetragen. 
45  Nach  dem  erfüllt  war  die  Jahr- 
zahl 
Sechzehenhundert  gleich   diefs- 

mal, 
das  ward  ein  Jubel  Jahr  genandt, 
darinn  die  Handwerck  alle  sandt, 
ein  iedes  da  nach  seiner  Arth, 
50  umb  einen  danz  anlangen  wardt, 
den   Ihn    ein    Erbar   Rath    die 

Zeit, 
vergündt  hatt  in  der  fröligkeit. 
weil  aber  da  ein  weyfser  Rath 
vor  Jahren  abgeschaffet  hat 
55  und    gar  verbotten    alle  Zunfft, 
das    ein   Handwerck    kein   Zu- 

sammenkunfft 
mehr  halten  dorfften  in  gemein, 
dan    es  wer  da    bey   Ihn  allein 
vom  Rhat  ein  besonder  Person, 
60  sonst  dorfften  sie  kein  zamkunfft 
hon. 
dieweil   den    ein   Ersam   Hand- 
werck, 
dieMefserschmidt  in  Nürnbergk, 
also  in  diesem  Jubel  Jahr 
umb    den    Schwerdt  Tanz    an- 
langen war 


bey  einem  Rath  der  Obrigkeit,  65 
der  Ihn   vergündt  war  zu  der 

zeit, 
welchen  verdient  haben  die  Alten, 
vor    Jahren     solchen    Tanz    zu 

halten,    (bl.  T) 
Als  man  Ihn  den  erlaubet  hatt, 
da  ward  von  einem  weyfsen  Rath  70 
dem  Handtwerck  zugeordnet  der 
Erbar      und      Ehrnveste 

Wolf  Topllr«, 
der  vor  der  Zeit  verordnet  war 
und  bestettiget  ganz  und  gar, 
Statt  und  LandPfender  da.    ver-  75 

nimb, 
baldt  hatt  ein  Erbar  Raihe  Ihm 
Acht  Reyfsig  Einspenniger  frey 
zugeben  und  noch  mehr  darbey, 
Zehen    Soldaten     mit     Hellen- 

bartten ; 
mit  dem  befelch   mustens  auff-  80 

wartten, 
das  Sie  fleifsig  acht  haben  fein, 
das    kein    Meyderey    gscheh   in 

der  gmein, 
auff  das  man  sie  da  hindert  nit 
in  Ihrem  danz,  die  Mefserschmidt. 
darauff  ist   der  Schwerdt  Tanz  85 

ich  sag 
an  der  Herrn  Fafsnacht  Sontag 
den  dritten  Hornung  angefangen, 
nun  höret  wie  es  zu  ist  gangen!  — 
Erstlich  haben  Sie  mit  begehr 
die  Acht  Reyfsig  Einspenniger  90 
in  des  Wolff  Toplers   haufs 

fürwar 


am  Ronnersberg3  versamblet  gar. 

1  /.  begehren.  2  soll  heifsen:  Topler,  vgl.  91.  140.  3  jetzt 

Paniersplalz ,  früher  Bonersberg ,  nach  einer  familie  Boner  genannt. 

12* 


180 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 


da  ist  geschehen  der  Aufsrieth, 

allmahl  Ihr  drey  in  einem  Gliedt. 

95  Der      Ehrnvest      Juncker 

T  o  p  1  e  r  schon  , 
der  folgt  Ihn  nach  mit  seinem 

Sohn, 
und  Riethen   über  die  Fleisch- 

brucken, 
und    thetten    vor    die    Herberg 

rucken, 
Zum  Silbern  Fisch  gar  wol  er- 

kendt, 
100 der    Wirth    ward    Lienhard 

Mayr  genändt. 
der  war  Ihr  Gastgeber  und  wirth, 
der  Mefserschmidt,  wie  sich  ge- 

bürth. 
und  als  die  Reutter  da  forth  aufs 
dem  Lienhardt  Mayr  kamen  fürs 

Haufs ,  (bl.  2b) 
105  dem  Wirth  wol  in  der  Rreythen 

gassen , 
der    auch   gestaffiert  war    der- 

mafsen, 
ein    gelben    Leib    mit    langen 

Schofsen 
hett  er    an   und   dergleich   ein 

grossen 
schon  gesprengten  Soldaten  hutt, 
UOdarauff  Roth  und  weifs  Federn 

gut; 
sein  Rofs,   eiü  Schimmel  ward 

erkorn, 
den  nam  Er  wacker  unterd  Sporn, 
gleich  auch1  eim  vvalloner  Rieth 

auch  mit. 
also  die  Reutherey  mit  sitt 
115üngen  dasHandvverck  an  zu  führn 
1  auch  soll  fortfallen. 


von  der  Herwerg,  wie  thut  ge- 

bührn. 
und  wie  der  Zug  ist  gangen  an, 
so  ist  vor  dem  Haufs  gar  schon 
geritten     da      der     Statt- 

Pfender; 
auff  ieder  seithen  so  hett  Er     120 
Zween   Trabanten    mit   Hellen- 

partten, 
die    thetten    fleifsig     auff    Ihn 

wartten. 
an  statt  Rieth  Er  eims  Erbarn 

Rath. 
gar  herrlich  Er  sich  gebuzt  hatt: 
von  Silber  und  Goldt  ward  allein  125 
Reith    giirttel,     Schwerdt    und 

Dolchen  sein, 
hett  auff  ein  schönneu  hut  mit 

fleifs 
und    darauff    Federn,    schwarz 

und  weifs, 
die  waren  seinen  wappen  gmefs. 
nach  dem  so  hett  Er  vber  defsi30 
vber  zvverg  die  Recht  seithen  nach 
von  Goldt  ein  Ketten,  war 

S  e  c  h  s  f  a  c  h ; 
vber    die    Linck    seithen    der- 
gleichen 
von  Taffet  Roth  und  weifs  Veldt- 

zeichen, 
gwerckt  mit  Silber  und  Gulden  135 

Spizen, 
sam  wanns  ein  Fürst  im  Krieg 

solt  nüzen,  [werth 

die  Ihm  ein  Ersam  Handwerck 
zu  diesem  Zueg  da  hatt  verEhrt. 
(bl.  3a)  Nach  Ihm  sein  Söhnlein 

Rieth  zu  handt, 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 


181 


140der    ist    Heinrich   Top ler 

genandt, 
wellicher  seines  Alters  war 
eben  zu  diefser  Zeit  Acht  Jahr, 
der  führt  in  seiner  Hand  gar  fein 
da  ein  schön  langes  BürstPüchs- 

lein, 
145hett  ein  schwarz  Seyden  Röck- 
lein an 
und  zwey  fliegender  Ermel  dran, 
auff  beyder  seyt  hett  Er  mit  Zier 
vergült  Gürtel,  Dolchen,  Rapier, 
ein  Gulden  Gürttel  umb  sein  Hut, 
150  darbey  Rott  und  weifs  Federn  gut. 
vber  die  Rechte  seithen  fein 
führt    Er    von    Goldt    ein 

Ketten  Rein; 
die     ward     Dryfach     und 

darzu  Braidt. 
führt  auch  auf  seiner  Lincken 

seith 
155  von  Taflet  Roth  und  weifs  Veldt- 

zeichen, 
mit  Guldennen  Spizlein   gwirckt 

dergleichen, 
die  Ihm  ein  Ersam  Handtwerckh 

auch 
verEhret  hat,  wie  war  der  brauch, 
dieser  Knab  safs  dapffer  zu  Rofs, 
160  das  sich  verwundert  klein  und 

grofs, 
dan  Er   seim  Vatter  ohne  Clag 
ist  nachgefolgt  den  ganzen  Tag 
bifs  in  die  Neund   und  Zehend 

Stund, 
war  gar  ein  grofse  Kälte,  und 
IGSdarumb  ob   seiner  Jugend  sich 
hat  da  verwundert   menniglich. 
1  /.   Meister. 


Er  thet  ein  freyenReuther  geben, 
Gott  verley  Im  noch  langes  Leben ! 
auff  den  Jüngling  Riethen  her- 
nach, 
Zwey  Glied  Einspenniger  ich  sah,  170 

(bl.  3b) 
alwegen   drey  in   einem  Glied: 
fein  siezam  da  ein  ieder  Rieth. 
die  Soldaten  auch  gleicher  massen 
nach   der  Ordnung  aufsgetheilt 

wassen, 
die  den  Mefserschmidten   allein  175 
Schuz   haben    ghalten    vor   der 

Gmain. 
Hinder  den  Mefserschmidten  her 
Riethen  noch  drey  Einspenniger, 
mit  Veltzeychen  die  Ritterschafft 
vom  Handwerk  ward  verEhrt  war- 180 

hafft: 
fein  Roth  und  weifs,   wie  thut 

gebührn, 
thetten   Soldaten    und    Reuther 

führn. 
nach  diesem  Rieth  seind  gangen 

her 
in  Roth  Röcken  die  StattPfeiffer, 
die  haben  herrlich  Musiciert;    185 
als  wens  eim  Fürsten  hett  ge- 
bührt, 
so  herrlich  machtens  ihr  getöen. 
nach  Ihnen  thetten  hernach  gehen 
die    Erbarn    Herren    und    Ge- 

nandten, 
des   Ersamen    Handwercks   wol  190 

bekandten; 
der  gleich    die  Elzten  Meisten1 

schon, 
ieder  hett  einem  Ehrrock  an. 


182 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 


drey   und  drey  giengen   in  ein 
Glied 

fein  Erbar  nach  der  Alten  sitt. 
195  das  warn    die  Meister  mit  ver- 
langen, 

welliche  da  vorher  seiud  gangen. 

Im  Ersten  Glied  seind  gangen  her 

der  Erbar  Jeronymus  Büch- 
ner, 

der    Erbar    Jacob    Gärtner 
seht, 
200der     dritt     Hanns    Schmid 
fein  gut  und  schlecht. 

Im  Andern  Glied  so  thetten  gehen 

Caspar  Alb,    Hanns   Mayr 
die  Zween, 

dergleichen       auch       Hanns 
W  i  n  c  k  1  e  r , 

war  zu  der  Zeit  ein  Geschworner. 
205 (bl.  4a)  Im  dritten  Glied  Hanns 
Faulhaber, 

auch     Engelhard     Jahrey- 
fsen  und  der 

KunzMey,  der  war  der  dritt. 

Nach   dem   so   kam  das  vierdte 
Glied: 

Hanns    von    Korb,    Georg 
Püttner  und 
210  H  a  n  n  s  E  c  k  e  r  t  auch  bey  Ihnen 
stund. 

Cunz  Lobenschrott  im 
fünfften  Glied, 

derselbigwar  einKlingenschmid, 

und  Hanns  Schmid  war  ein 
Schleiffer, 

dergleichen    Peter    Schein- 
lein/ der 
215  selb  war  der  Fünffzehend  Mann. 
1  /.  hat. 


also  thettens  in  Ordnung  gan, 
und  also  ist  der  Zug  geschehen, 
wie  menniglich  den  hat  gesehen, 
Zu  dem  Ehrnvesten  Herrn 

bereit 
Wolff   Jacob    Strom  er, 220 

dieser  Zeit 
Eins  Erbarn  Raths  verordneter 
und  bestettigter  Rawmeister. 
in  sein  Behaussung  zogens  ein 
Meister  und  Gsellen,  grofs  und 

klein 
versambleten  sich  an  dem  End,225 
darbey    Zweyhundert     gwefsen 

send, 
die  hat  man  da  geordnet  zam, 
und  diesen  danz  in  Gottes  Nam 
ward  angefangen  schön  durchaufs 
in   des  Erbarn  Herrn  Stromers 230 

Haufs. 
darvor  haben  Sie  zu  der  Stund 
den  Ersten  Danz  thun  Lustig,  und 
darnach  ruckten  sie  v'ber  Zwerg 
Nab  v'ber  den  Lorenzer  Berg 
und  haben  also  in  der  Statt     235 
den  Elzten  Herrn  in  dem  Rath 
(bl.  4b)  vor  Ihren  Häufsern  ge- 

danzt  frey 
mit  Ihrem  Schwerdt  danz  man- 

cherley, 
mit  Reverenz  und  Ihrer  Zier, 
nach  aufsweifsung  Ihrer  manier  240 
jeden  unterschiedlichen  danz 
machten  sie  nach  der  Ordnung 

ganz, 
ein  ledern  Herren  in  dem  Rath 
mit    eim    Schwerdt    danz    ver- 

Ehret  hab», 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 


183 


245  welches  eim  Rath  der  Obrigkeit 
hat  wol  gefallen  zu  der  Zeit. 
Nun  will  ich  meldten  zu  der  frist, 
welches  der  Reyhen  führer  ist. 
Franz    Höefs   so    hiefs   der- 

selbig  Mann, 
250  Schwarz   Sammets   Kleydt    hett 

Er  an, 
auff  seim  Haupt  ein  Sammetes 

Bredt; 
dieser  den  Reyhen  führen  thet. 
nach  Ihm  danzten  dieGeschworn, 
vom      Rath     und     Handwerck 

aufserkorn. 
255iErstlich     Wilibaldus     Kez- 

mon, 
des  gröfsern  Rhats  ein  Gnander 

schon, 
der    ander    Gschworn    Meister 

wist 
der  Ersam  Thoma  Koller  ist. 
derErsam  PaulusBonacker, 
260  der   war    der    dritt   Geschworn 

Meister. 
der   vierdt   Geschworn    Meister 

wardt 
der    Ersam     Meister    Georg 

Burckhardt. 
die  netten  an  schönne  Röcklein, 
dran    thetten    fliegendtc    Erhel 

sein. 
265  nach   den  Geschworn   und  wol 

bekandten 
danzten  des  gröfsern  Rhats  die 

Gnandten. 
der  Erbar  Herr  Hanns  Vogel  vnd 
die  Alten  Meister  zu  der  Stundt. 
(bl.  5a)  Nach  diesem  alle  Meister 

wüst 


wie   ieder   Meister  worden   ist.  270 
Keiner  dorfft  für  den  andern  gan, 
hielten  fein  nacheinander  an. 
Haubenschmidt,  Klingenschmidt, 

Schleiffer 
danzen  auch  mit.     iedoch  aber 
der   Eltiste  Geschworn   Meister  275 

recht, 
der  danzt  nit  mit  seims  Alters 

seht 
ist  mit  den  Elzten  vorher  gangen, 
hört  wie  Sie   danzten   mit  ver- 
langen 1  — 
Franz    Höefs   und    der    den 

Reyen  führt 
fieng    an    den    danz    ganz   wol  280 

geziert. 
Erstlich  gleich  wie  ein  Schlang 

Er  gieng 
und  führt  sie   rundt  in  einem 

Ring: 
So  krum  geschlosfsen  an  dem  end, 
das   keiner    kein    anfang   mehr 

könd; 
doch  wickelt  Er  sich  wider  raufs285 
und  macht  den  Schlangen  Danz 

schön  aufs. 
Wie  schön  hatt  Er  die  Brücken 

gschlagn ! 
artlich  geschlossen  mufs  ich  sagn. 
Er  hats    auch  gefürth  und  wol 

getroffen, 
das  Sie  seind  durch  die  Schwer- 290 

dter  gschloffen. 
vber     die    Schwerdter    habens 

müfsen 
fein    artlich    danzen    mit    den 

Füfsen.  [Schlacht 

gar  künstlich  halt  Er  gfürth  die 


184 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 


imd  Sie  vierfach  zusammen  bracht 
295  mit  Hilff  eins  andern  Meister, 
ward  genant  Georg  Pfaffen- 
hoffer, 
der  auch  den  halben  theil  thet 

führn, 
den  Schwerdt  danz  wie  sich  thut 

gebührn. 
die  Schlacht  sähe  aufs  in  solchem 

hauffen, 
300als    wenn    man   mit   Stürm  an 

wolt  lauffen. 
und   als  die  Schlacht  nun  hett 

ein  End, 
ein  Ieder  Theil  sich  wider  wendt: 
(bl.  5b)  da  haben  alda  klein  und 

grossen 
Beyd  theil  zwo  schöner  Rossen 

gschossen. 
305darauff    zween    Fechter    Ehren 

werth 
Fechten     jm     Dusacken      und 

Schwerth. 
Ein  junger  Mann ,  mir  wol  be- 

kandt, 
sein    Nam     Hanns    Fenizer 

genaudt, 
derselb     das     Zitterschwertlein 

hatt, 
310  schön  mit  geschlagen  das  Parat, 
nach  dem  dieRofsenwiderumben 
seind     künstlich     aufseinander 

kommen, 
draus    ist    erfolget    der  Kuopff 

danz. 
nach  dem  beschlosfsens  ein  Ring 

ganz, 
315  darin  so  fechten  paar  und  paar, 
wer  nur  Lustig  zu  fechten  war, 


und  Hanns  Fenizer  allerding 
schlug  allzeit  das  Barat  im  ring. 
Zu  lezt  aber  es  sich  begab, 
ein  ieder  zug  da   sein  hutt  ab  320 
und   neigten    sich  tieft"  allesam 
gegen   die   Erbaren   Herrn   mit 

Nam, 
das  Sie  damit  nehmen  für  gut. 
also  sich  der  danz  enden  thut. 
Also  habens  gedanzt  mit  Ehren  325 
wol  vor  den  Sieben  Alten  Herrn, 
nach  Ihnen  haben  gedanzt  fein 
die  Meisters   Söhn    und  Rüben 

klein. 
Ein  Meister  hiefs   der  Michel       : 

Drechfsel, 
der  führt  die  Buben  mit  schönnen330 

Wechsel; 
thet   auch    den   Schwerdt  danz 

artlich  halten, 
folgt  mit  sein  Rüben  nach  den 

Alten.  — 
den   Andern    Tag   hernach    er- 

kendt 
den    man    den    Gallen    Montag 

nennt, 
(bl.  6a)   den    Vierdten  Februarj335 

zwar 
seind  Sie  wider  wie  vor  fürvvar 
in  solcher  Ordnung  wider  rucken 
vber  die  schön  New  gbaut  Fleisch- 
brucken,  [drott. 

Kamen  für  das  Rathbaufs  so 
wie  nun  ein  Erbar  weifser  Rhat  340 
Vom  Rath  ist  auffgestanden  fein, 
da  haben  sie  vom  Haufs  allein 
hinab  gesehen  mit  guter  Ruh, 
wie  man  den  Schwerdt  Tanz 
machen  thu, 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 


185 


345  welchen  akla  die  Mefserschmidt 
anfiengen  da  mit  gutem  Friedt: 
von  des  Herrn  Hanns  Boscheu 

Haufs 
und  vber  denHerrnmarck  durch- 

aufs 
bifs   hinab   zu   der  wexel,    und 
350 der  danz  werd   länger  dan   ein 

Stund, 
weither  thettens  ein  danz  mitEhrn 
GraffvonOrttenburg,  dem 

Edlen  Herrn 
vor  seinem  Haufs  freundlich  vor 

alln. 
das  thet  Ihr  Gnaden  wol  gefalln, 
355  der  schenckt  in  ein  gute  praesenz. 
die  empfiengens  mit  referenz 
und  namen  an  mit  danckbarkeit. 
weither  so  danztens  zu  der  Zeit 
vor  den  Kauffleuthen  da  fürwar, 
360  welche  Ihr  Arbeit  ein  ganz  Jahr 
abkaufften    und    Ihn    dienstlich 

sein 
bey  Ihrem  Handwerck  grofs  und 

klein, 
eim  ledern   Kauffmann   da  ver- 

Ehrt 
ein   schönnen  danz   mit  Ihrem 

Schwerdt 
365  das     Ersam     Handwerck     also 

eben.  — 
weither  hat  sich  nach  dem  be- 
geben (bl.  6b) 
den    Fünfften    Hornung    hoch- 

geacht 
gleich  an  der  Narren  Fafsnacht, 
da  haben  Sie  auch  in  der  Statt 
370  mit  vorwifsen  eins  Erbarn  Rath 
1  /.  hett,  vgl.  410. 


der  Mefserschmidt    Ihr    weiber 

seht 
und  Ihre  Töchter  also  recht; 
die  Buzten  sich  gar  schön  auff 

glaubn 
in  Roth,  Schwarz,  grün,  Braun 

Schamlot  Schaubn, 
So    Ihn    die   Erbarn   Gschlecht375 

der  Frawen 
Zu    Ihrem    Tanz     thetten    ver- 

trawen, 
Köpfflein  auch  Sammete  Goller 

und 
henckten    auch   Ketten    an   die 

Stund. 
Sie  waren  schön  Buzt  und  ge- 
ziert, 
und  Nachmittag,   wie   sich   ge-380 

bührt, 
haben  sich  versamblet  durchaufs 
Ins    Erbarn     Herren    Stromers 

Haufs. 
darundter  auch  gewefsen  sendt 
Zwo  schönner  Kronbräut  an  dem 

endt. 
die  Erst  Kronbraut  die  war  mit 385 

Sinn 
Jungt  raw      Maria      Büch- 
nerin, 
des      Erbarn      Jeronymus 

Büchner 
defsGröfsern  Rhats  ein  Gnandter 
und  Verleger  im  Handwerck, 
war  sein  Eheliche  Tochter  werth,  390 
und  diese  war  die  Meister  Braut, 
in  Ehren  da  löblich  vertraut, 
auch  herzt1  sie  zwo  Tischjung- 

fraw,  die 


186 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 


Erst  Magdalena  Kezmännj, 
395 des  ErbarnWilibald  Kez- 

man , 
des  Gröfsern  Rhats  ein  Gnander 

schon, 
war  Gschworner  Meister  zu  der 

frist, 
das   sein  Eheliche  Tochter  ist; 
(bl.  V)    und    die    Ander    Tisch 

Jungfrau  war 
400Jungfraw     Maria     Mayrin 

zwar, 
des  Erbarn  Georg   Mayrn 

Tochter, 
ein  Verleger  ist  im  Handwerck  Er. 
und  der  Gesellen  Braut  war  die 
Jungfraw  Barbara  Gärtt- 

neri, 
405des  Erbarn   Jacob  Gärtt- 

ner  wist 
wellicher  auch  ein  Genandter  ist 
des  Gröfsern  Raths  zu  Nürnberg 
und  ein  Verleger  im  Handwerck ; 
war  sein  Eheliche  Tochter  und 
410hett    auch    zwo    Tischfraw    die 

Stund: 
JungfrawAnna  Vöglin,die 
Jungfraw    Katharina    Ne- 

geli, 
hetten     schön     Roth    Schwänz 

Röckh  an, 
vber  Ihr  Arm  sies  tragen  han; 
415hetten    auch    schön    fliegendte 

Haar, 
darauff  auch  schönne  Kränzlein 

zwar  [ziert, 

und  Ketten   an   gar  schön   ge- 
wie  Gschlechters  Bräuten  dann 

gebührt. 


umb  Vesper  Zeit  seind  mit  beger 
aufs     des     Ehrnvesten    Herrn  420 

Stromer 
seiner  Behaufsung  zogen  allein 
in  schönner  Ordnung   also  fein 
für  St.  Lorenzen  also  starckh 
hinab  auff  den  Alten  Bofsmarck 
Ins  Paulus  Bilzen  Haufs  gar 425 

schon, 
wellicher  war  ein  Kauffmann. 
da  habens  Ihren  Tanz  gehalten, 
wie  geschehen  ist  von  Jung  und 

Alten, 
das   waren    zween    Brautführer 

wist 
der   Meyster    Braut    zu    dieser  430 

frist: 
(bl.  7b)  der  Erst  Georg  Mayr, 

Hanns  Linck  die  zween 
thetten  neben  der  Braut  hergehn. 
leder  hett  einen  Ehrrock  an, 
auch  Guldne  Ketten   thut  ver- 

stahn, 
dergleich  ein  ieder  auff  seim  Bret435 
Ein  Schnur  und  schönnen  Kranz 

drauf  hett. 
der  Gselln  Ihr  Bräutführer  war 
der  Erste  Endres  Brückner 

zwar, 
und     Georg    Fischer     von 

Leipzig  der 
war  der  ander  Brautführer.        440 
Zur  Meyster  Braut  bestelt  man 

eben 
Vier  Meyster,  die  mustens  aufs- 
geben 
die  Reyen  an  dem  Tanz,  und  der 
Erste  war  Georg  Pfaffen- 
hoffer, 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 


187 


445  Hanns     Kretzmaun      von 
Rotenburg  und 

der  dritt  der  war  GeorgLinckh 
die  Stund, 

dergleichen  Lienhardt 

Burckhardt 

derVierdtReyenaufsgeberwardt. 

unter  den   gsellen,    thutt  ver- 
stehen, 
450  waren  Reyenaufsgeber  die  Zween : 

Erhard    Brunner    von    Aurach 
schon, 

und  der  ander  war  Georg  Kez- 
man. 

die  theilten  aufs  die  Reyen  mit 

den  Gsellen  da  derMefserschmidt 
455  und  haben   den  danz  fein  ver- 
riebt. 

weil  aber  derStattPfendter  nicht 

hat  bey  dem  danz  da  können  sein, 

dan  Järlich  alle  Jahr  allein 

da  verEhrt  ein  Erbar  Rath 
460  den  Mezgern   in  Nürnberg  der 
Statt 

(bl.  8aj  Ein  Trunck   und   auch 
ein  Küchlein  gut, 

das   man  beym  Pfendter  hohen 
thut, 

welches  gschiebt  an  dem  Erich- 
ta o 

an  der  Narrn  Fafsnacht  ich  sag, 
465hat   Wolff  Topler   den  Tag 
gar  nit 

sein   können   bey   den    Mefser- 
schmidt, 

doch  war  all  ding  gar  wol  be- 
stellt: 

die  StattPfeiffer  darzu   erwöhlt 
1  /.  Gschlechters. 


und  die  Einspenniger  gar  frey, 
die  hielten  bey  dem  danz  darbey,  470 
das  man  da  räum  und  blaz  kund 

hon, 
der  Vorhängeleiu   danzt  voran, 
wie  denn  ein  Gschechters1  danz 

gebührt; 
artlich  Er  auch  den  Reyen  führt, 
ein   Rothschmid   war  der  Vor- 475 

hengelein, 
Hanns   Fleischer  hiefs   der 

Name  sein, 
da  nun  der  danz  name  ein  eudt, 
nach  Ordnung  wider  gangen  sendt 
nacheinander  fein  paar  und  paar, 
welcher  bey  hundert  Glieder  war.  480 
Zogen  wider  ins  Stromers  Haus, 
von   dannen   seind    sie    gangen 

raufs, 
widerumb  alle  da  Ihr  Strafs 
beym  in  Ihr  Häusser.     solcher 

mafs 
war  dieser  Tag  vollend,  ich  sag, 485 
freundlich    und     löblich     ohne 

Klag.  - 
iezund  ist  es  gleich  dreyfsig  Jahr, 
das  solcher  danz  gebalten  war, 
wie  hochlöblicher  gedächtnus 
Keyfser  Maxim ilianus        490 
Rieth  ein  in  Nürnberg  die  Statt, 
geleich  und  wie  man  geschrieben 

halt 
(6Z.8b)FünffzehenhundertSiben- 

zig  Jahr, 
Zu  der  Zeit  das  die  Jahrzahl  war. 
und   den  danz   thut   man  noch 495 

zu  Ehrn,  [und  Herrn 

wenn  Keyser,   König,    Fürsten 


188 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 


Einreichen  hie   in   diese  Statt, 
das  Haudtwerck  auch  die  Frey- 

heit  hat, 
das   Sie    ein    Cron    durchsigtig 

führt, 
500darinn    drey    Schwerter    schön 

geziert; 
auch  offen  Schildt  und  Helm  sich, 
die  ein  Mefserschmid  da  warlich 
Erworben  hat  in  der  Statt  Prag, 
wie   die  Schlacht  war  verlohrn 

hernach, 
505  hat  Er  ein  Fezen  mit  verlangen 
aufs  dem  Rlut  gehenckt  an  ein 

Stangen, 
darmit  samblet  Er  baldt  ein  Heer 
und  thett  Ritterlich  gegenwehr, 
Errett    den    Konig     aufs     der 

Schlacht, 
510  erhielt    den    Sieg    mit    kleiner 

Macht, 
darnach  Königlich  Meyestatt 
den  Mefserschmidt  verEhret  halt 
mit  Schilt  und  Helm  sampt  der 

Cron, 
darin  drey  schöner  Schwerdter 

stöhn, 
515  die  noch  all  Mefserschmid  thun 

führn, 
das  sonst  keim  Handwerck  thut 

gebührn. 

Anno 


und     dieser    Mefserschmid     zu 

handt 
Gregorj         Springenklee 

war  genandt, 
der  das  Handwerck  mit  begabn ; 
Zu   Prag  so   ligt  Er  noch   be-520 

grabn. 
darfür  so  woll  Ihm  Gott  da  geben 
und   uns  allen  das  Ewig  leben 
durch     unser n    Herren    Jesum 

Christ, 
der  unser  Schuz  und  Schirm  ist. 
(bl.  9a)  Also   hat  sich  verloffen  525 

dafs,'  — 
sprach  da  der  Mann  und  gieng 

sein  Strafs. 
so  hab  ich  mich  drüber  gericht 
und    macht    das    schöne    Lob- 
gedicht. 
Dem    Ersamen    Handwerck    zu 

Ehrn 
lafs  ich  den  schönnen  Schwerdt53() 

danz  hörn1 
und  fürnemblich  zu  Gottes  lob, 
da  wir  dan  halten  alle  ob, 
dann  Gott  ist  alles  guts  ein  geber : 
so  spricht  zu  Nürnberg  Hanns 

Weber, 
sonst  werdt  ich  Schlenckerlein535 

genandt, 
fast  iedermann  gar  wol  bekandt. 
Salutis  1600   den    15.  Martj. 


1  /.  hörn. 
Vorstehende  beschreibung  des  schwerttanzes ,  auf  welche  bereits 
Müllenhoff  in  seiner  abhandlung  über  den  schwerttanz  (Festgaben 
für  Homeyer,  Berlin  1871)  nach  einer  mitteilung  AEssenweins  hin- 
gewiesen hatte,  befindet  sich  in  einer  papierhs.  der  Nürnberger 
Stadtbibliothek  Will.  i.  419  und  wurde  für  mich  durch  hm  HBösch 
copiert.     die   im  abdrucke  hervorgehobenen  Wörter   bezeichnet  das 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ  189 

original  mit  größerer  schrift,  die  interpunction  rührt  von  mir  her. 
die  verse  sind  oft  schwerfällig ,  dialectische  ausspräche  macht  sich 
in  den  reimen  bemerkbar:  an  :  schon  13.  117.  191.  grän:stehn  17. 
erklärn:hörn  41.  widerumben:  kommen  311.  Kezmon  (neben 
Kezman): schon  256.  spizen:nüzen  135.  vgl.  185.  279.  500.  529. 
der  reim  ist  häufig  durch  flickwörter  hergestellt:  wisst  39.  257. 
269.  405.  429.  ich  sag  85.  464.  vernimb  75.  zwar  335. 
400.  416.  fürwahr  91.  336.  359.  mit  verlangen  195.  278.  505. 
mit  begehr  89.  419.  der  71.  206.  214.  439.  die  393.  411.  und 
164.  209.  232.  267.  377.  409.  445.  —  259.  273.  inhaltlich  je- 
doch gibt  Weber  eine  genaue  und  getreue  beschreibung  des  schwert- 
tanzes  vom  jähre  1600.  und  zwar  berichtet  er  nicht  blofs  über 
die  zeit  und  besondere  erlaubnis  der  aufführung ,  über  alle  mittelbar 
und  unmittelbar  beteiligten  pwsonen,  über  kleidung  und  aufwand 
bei  der  durchführung  des  tanzes,  über  die  bewegung  des  zuges  in 
der  Stadt,  über  herkommen  und  brauch  der  rnessererzunft ,  sondern 
wir  erfahren  auch  —  icas  bei  alteren  schwerttänzen  selten  ist  — 
von  den  figuren  des  tanzes,  selbst  der  dem  schwerttanze  folgende 
geschlechtertanz  ist  ziemlich  ausführlich  geschildert,  in  einem  ver- 
schwundenen zunftbrich  der  Nürnberger  Stadtbibliothek  (vgl.  Festg. 
s.  120)  waren  auch  nachrichten  über  die  schwerttänze  von  1540 
und  1561  enthalten.  Müllenhoff  spricht  s.  120  von  2  abbildungen 
des  schwerttanzes  aus  der  zeit  um  1580,  die  sich  im  germ.  museum 
befinden  und  genau  dieselbe  Vorstellung  geben  sollen  wie  die  ab- 
bildung  in  Paul  Geigers  Schönbartbuch,  das  germ.  museum  besitzt 
in  würklichkeit  4  handzeichnungen  des  schwerttanzes,  diese  stimmen 
aber  mit  jener  Geiger  sehen  abbildung  nicht  ganz  überein.  die  erste 
ist  coloriert  und  trägt  die  Unterschrift :  Messerer  Tanz  oder  Schwerdt 
Tanz  in  Nürnberg  gehalten,  den  3.  Febr.  anno  1600,  bildet  also 
eine  Illustration  zu  unserer  beschreibung.  die  zweite  Zeichnung  ist 
eine  genaue,  mit  der  feder  ausgeführte  alte  copie  der  ersten,  diese 
2  Zeichnungen  geben  folgende  Vorstellung :  links  am  oberen  ende 
des  blaues  sehen  wir  3  männer  zu  pferde,  von  denen  der  erste 
weifse  strumpfe,  rote  hosen,  gelben  rock ,  der  zweite  und  der  dritte 
einen  fliegenden  gelben  Überrock,  darunter  schwarzen  leib  hat,  auf 
dem  köpfe  jeder  einen  hohen,  schmalkrämmgen  hut  (barett)  mit 
xoeifser  und  roter  feder.  einer  von  diesen  dreien  mag  der  stadt- 
p fänder  sein,  rechts  am  arideren  oberen  ende  des  Mattes  sind  die 
rnusikanten   zu  sehen:    1  trommler  und  1  pfeif  er  in  roten  rocken 


190  NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 

und  schwarzen   hosen  mit   breitkrämpigen   hüten  und  federn  wie 
früher,  der  trommler  überdies  mit  einer  gelben  schärpe.    neben  dem 
trommler  bemerkt  man  als  dritte  person  einen  faschingsnarren  in 
rot  und  weifs,  ohne  hut,  mit  klapperholz,     unter  dem  narren  ist 
am  weitesten  nach  rechts   ein  mann  mit  einer  peitsche  zu  sehen, 
der  pritschmeister.     er  ist   in  rot  und  weifs,  hat  schwarze  hosen, 
auf  dem   hüte  keine  federn,      die  Verbindung   nun   zwischen   der 
äufsersten  rechten  und  linken  gruppe  bildet  eine  dreifache  linie  der 
aufmarschierenden  schweittänzer ,  16  an  der  zahl,  von  denen  der 
erste,  links  unter  den  3  reitern  stehend,  ein  schicert  in  der  rechten 
und  eines  in  der  linken  hält,    das  schwert   in  seiner  linken  reicht 
er  dem  Hintermann  hin,   der  es  an  der  spitze  fasst,  dieser  wider 
hält  sein  schwert  in  der  rechten  über  die  rechte  schulter  dem  hinter- 
mann hin,   der  es  gleichfalls  an  der  spitze  fasst  usw.     der  letzte 
mann  hält  sein  eigenes  schwert  in  der  linken  über  die  linke  schulter. 
so  stehen  in  der  ersten  reihe  von  links  nach  rechts  8  mann  hinter 
einander,    dann    setzt   sich    die  reihe   mit    einer  abbiegung  nach 
links   fort,   4  mann  hinter  einander,   und  ebenso  wider  mit  einer 
abbiegung  nach  rechts  4  mann  hinter  einander,    die  schwerttänzer 
bilden  also  eine  schlangenförmige  linie.    alle  haben  kurze  hosen  von 
gelber,  roter,  blauer  oder  grüner  färbe,  weifse  strumpfe  und  auf 
den  hüten  rote  und  weifse  federn,    sämmtliche  rocke  sind  blau  an- 
gelegt, doch  scheinen  meister  und  gesellen  durch  die  kleidung  unter- 
schieden,   die  einen  (meister)  tragen  bauschige  rocke  (pluderhosen) 
und  schmalkrämpige  hüte  (barette),   die   anderen  kürzere,   glatt- 
anliegende rocke  und  breitkrämpige  hüte,    die  feldzeichen  wechseln 
in  der  färbe  wie  die  hosen,     in  dem  noch  leeren  räum   über  den 
4   ersten   tänzern   bemerken  wir  endlich   2  dicht   im  kreise   auf- 
gestellte gruppen  von  schwert  tänzern.     ihre   Schwerter  haben   sie 
horizontal  einander  auf  die  schultern  aufgesetzt,  sodass  jeder  spitze 
und  griff  eines  Schwertes  auf  seinen  schultern   aufliegen  hat.     die 
horizontalen   Schwerter  scheinen  aber  nicht  beliebig  über  einander 
gelegt,  sondern  noch  wie  ein  sieb  durch  einander  geflochten,    jede 
gruppe  besteht  nach  der  Zeichnung  aus  13  mann  und  befindet  sich 
von   der  anderen  etwa   in  schwertlänge   entfernt,     auf  jedem  der 
2  schwert ge flechte  steht   ein  f echter   in  gelben  hosen ,   mit  blankem 
schwert   in  fechterstellung  und  holt  gegen   den  anderen  zum  hiebe 
aus,   während   dieser   den  hieb  pariert,     die  Schwerter  sind  lang 
und  breit,  mit   einfachem   griff,   ohne  korb,     die    beiden  f echter 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ  191 

tragen  keine  kopfbedeckung ,  die  rocke  deuten  auf  gesellen.  —  die 
dritte  Zeichnung  gehört  zur  zweiten  und  ist  von  derselben  hand 
angefertigt,  hier  sieht  man  vorne  3  reihen  schwerttänzer  und 
zwar  20  personen  und  in  derselben  weise  durch  spitze  und  griff 
der  schwerler  verbunden,  der  erste  mann  hat  hier  aber  nur  ein 
schwert,  der  letzte  hält  sein  eigenes  schwert  in  der  linken,  im 
hintergrunde  links  ist  1  trommler  und  1  pfeifer,  rechts  dieselben 
2  gruppen  mit  den  fechlem  auf  den  Schwertern  wie  bei  der 
zweiten  Zeichnung,  nur  sind  alle  ohne  ausnähme  mit  pluderhosen, 
baretts  und  feldbinden  bekleidet,  schellen  finden  sich  weder  auf 
dieser  noch  auf  einer  der  anderen  Zeichnungen  (vgl.  v.  22  f).  die 
vierte  Zeichnung  endlich  ist  ein  stammbuchblatt  in  8°  mit  miniatur- 
artiger maierei,  rückwärts  die  Jahreszahl  1629.  auch  hier  stimmt 
die  darstellung  in  der  hauptsache  mit  den  früheren  Zeichnungen 
überein.  im  hintergrunde  sieht  man  die  beiden  gruppen  mit  den 
2  f echtem  auf  den  netzartig  verschlungenen  Schwertern,  der  r eigen 
wird  vorne  nur  von  8  gesellen  —  wol  wegen  der  kleinheit  des 
Mattes  —  gebildet.  3  dabei  stehende  männer  in  schwarzer  tracht 
dürften  die  geschworenen,  ein  berittener  der  p fänder  sein,  im 
Vordergründe  befinden  sich  noch  trommler  und  pfeifer,  im  hinter- 
grunde 3  männer  mit  blasinstrumenten.  diese  5  haben  rote  rocke 
und  schwarze  hosen,  die  schwerttänzer  tragen  alle  Schärpen  und 
weifs  und  rote,  der  länge  nach  gestreifte  rocke,  aber  verschieden- 
farbige bunte  hosen  und  Strümpfe,  teils  haben  sie  hüte  teils  barette 
auf,  sind  aber  alle  mit  federn  geschmückt.  2  spafsmacher  (narren) 
und  1  mann  mit  einer  geifsel  machen  platz. 

Aus  einer  vergleichung  dieser  abbildungen  mit  der  Geigerschen 
(Festg.  s.  120)  ergeben  sich  bemerkenswerte  unterschiede,  nicht  bloß 
zahl  und  kleidung  der  tänzer  ist  verschieden,  sondern  auch  die 
gruppenbildung ,  und  die  tänzer  werden  hier  nicht  blofs  'auf  einem 
gefleckt  ihrer  vorgestreckten  Schwerter  emporgehoben',  sondern  sie 
'fechten'  in  dieser  Stellung.  —  weitere  mitteilungen  über  diesen 
schwerttanz  hat  soeben  JBolte  Alem.  18,  82  ff  gemacht. 

Müllenhoff  liefs  seiner  abhandlung  in  den  jähren  1875  und  1876 
Zs.  18  und  20  nachtrage  folgen,  in  denen  ua.  auch  der  schwert- 
tanz aus  Ried  (jahresber.  des  gymn.  in  Ried  1872/73  s.  12)  an- 
gemerkt ist.  allein  der  schwerttanz  aus  dem  Salzkammergut  (Österr. 
Sagenbuch  von  JGebhard,  Pest  1863,  s.  464  f)  und  der  Dürrnberger 
knappen-  oder  schwert  tanz  (JSchiestl  im  jahresber.  des  Salzburger 


192  NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 

museums  von  1865  s.  67)  scheinen  ihm  noch  zur  zeit  dieser  nach- 
trage unbekannt  gewesen  zu  sein.  —  ASchlossar  (Österr.  cultur- 
und  litter alurbilder,  Wien  1879,  s.  188  f)  teilte  dann  das  drama- 
tische Vorspiel  eines  obersteirischen  schwerltanzes  von  1808  mit 
und  nahm  bei  seiner  chronologischen  Zusammenstellung  der  schwert- 
tänze  auch  auf  die  zwei  eben  genannten  rücksicht.  —  AHartmann 
(Volksschauspiele,  Leipzig  1880,  s.  130  f),  dem  JSchiestls  publication 
des  Dürmberger  knappenlanzes  entgieng,  veröffentlichte  denselben 
nach  der  handschriftlichen  aufzeichnnng  nochmals,  aufserdem  aber 
weifs  er  Zeugnisse  beizubringen  aus  Laufen,  Lambach  (1770), 
Ebensee  am  Traunsee,  Anthering,  Hallein  (1819),  aus  Halle  in 
Preufsen  unter  den  Halloren  (?). 

Auch  FM Böhmes  Geschichte  des  tanzes  in  Deutschland ,  Leipzig 
1886,  bietet  einige  neue  Zeugnisse:  so  Tauberts  bericht  vom  schwe- 
dischen schwertlanze  seiner  zeit  (s.  7),  den  schwerttanz  in  West- 
falen (Büren)  am  ende  des  18  jhs.  (s.  179,  3),  in  Zwickau  (1518); 
leider  begegnen  aber  auch  ungenaue  angaben  (vgl,  s.  64  f).  solche 
Zeugnisse  brachte  schon  KSimrocks  Mythologie  (1869)  s.  268  bei, 
zb.  von  Attendorn  in  Westfalen;  vgl.  auch  Holtzmann,  Deutsche 
mythologie  s.  140  und  Germ.  s.  219;  M  annhur  dt ,  Buumcult  s.  546. 
558,  Myth.  forsch.  198. 

Alem.  14,  183  teilte  KTrautmann  eine  genauere  beschreibung 
des  Ulmer  schwerltanzes  von  1551,  9  hornufig  mit  (vgl.  Festg. 
B\),  weiter  Zeugnisse  aus  Dinkelsbühl,  Nördlingen(\bl9),  München 
(1537  und  1561).  in  demselben  bände  der  Alem.  s.  247  f  ein 
interessanter  bericht  ThLuchmunns  über  den  in  Überlingen  noch 
üblichen  schwerttanz  der  rebleute  der  neustadt ,  1875  und  wider 
am  23  und  24  sept.  1888  zu  ehren  des  Vereins  <für  gesch.  des 
bodensees  und  Umgebung  aufgeführt,  da  der  bericht  nicht  bis  ins 
einzelne  genau  war,  so  hatte  hr  Lachmann  die  gute ,  mir  folgenden 
nachtrug  zu  liefern: 

In  den  ratsprotokollen  Überlingens  findet  sich  der  schwer t tanz 
erwähnt  zum  3  febr.  1670:  den  ledigen  rebknechten  die  fastnacht- 
recreution  ohne  schwerttunz  erlaubt;  9  febr.  1784:  verbot  auf 
grund  der  schlechten  Weinernte;  18  jan.  1796:  erluubnis;  13  febr. 
1797:  verbot;  27  jun.  1798:  erluubnis,  wenn  für  den  Hänsele  eine 
andere  masquierte  person  beigezogen  werde,  im  städtischen  bau- 
buch (1692  — 1830)  heifst  es  vom  26  mors  1821:  beim  besuch 
des  grofsherzogs  Ludioig  von  Baden  in  Überlingen  stellten  sich  die 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWEKTTANZ  193 

rebleute  auf  'im  alten  schwertletanzanzug  mit  spitzigen  hüten 
schuhen  und  weifsen  strumpfen,  roten  westen,  blauem  rock  und 
salutierten  unter  trommel  und  pfeifen  mit  gezogenem  degen.'  das 
Ordnungsbuch  für  die  ledigen  reebleüh  anno  1789  enthält  die  ge- 
nauen Satzungen  und  die  chronik  der  gesellschaft,  notizen  im  aus- 
zug  aus  dem  älteren  verlorenen  ordnungsbuch  reichen  bis  1573 
zurück;  1798  anschaffung  einer  neuen  schwerttanzfahne ,  welche 
noch  im  slädt.  culturhist.  und  naturaliencabinet  aufbewahrt  wird, 
die  gesellschaft  der  schwerttänzer  bestand  von  je  her  aus  den  ledigen 
rebleuten  dh.  aus  den  jungen  burschen  der  rebleutezunft.  zu  reichs- 
städtischen zeiten  war  nämlich  die  bürgerschaft  Überlingens  in  die 
adelige  gesellschaft  zum  löwen  und  die  zünfte  mit  amtszunft- 
meistern  an  der  spitze  eingeteilt,  unter  den  Zünften  befand  sich 
nun  auch  die  'zunft  der  rebbürger  beim  wolfen',  auch  'wolfer'  ge- 
nannt, die  ledigen  leute  dieser  wolfer  halten  als  schwerttanzgesell- 
schaft  4  platzmeister  zu  vorständen,  welche  am  umzugstag  unter 
der  gesellschaft  gute  Ordnung  zu  halten  verpflichtet  waren,  bei 
jedem  tanz  muste  wenigstens  einer  derselben  den  tanz  führen  und 
ein  anderer  im  haus ,  vor  dem  getanzt  wurde ,  das  compliment  ab- 
legen, sie  hatten  auch  den  hänsele  zu  wählen,  ohne  dass  die 
anderen  vor  dem  umzugstag  erfuhren,  wer  hänsele  sei.  dem 
fähndrich  lag  es  ob,  die  fahne  'in  guter  obacht  zu  halten'  und 
vor  jedem  haus  beim  'an-  und  abzug  das  compliment  gebürent  zu 
machen',  der  säckelmeister  hatte  die  Ordnung  der  tänzer  zu  be- 
aufsichtigen, angebotene  geschenke  aufzuzeichnen  und  am  abrech- 
nungstag  der  gesellschaft  vorzulegen ;  ebenso  muste  er  während  des 
ganzen  Jahres  die  beitrage  einziehen,  die  liste  der  verheirateten 
überwachen  und  beim  tode  eines  mitgliedes  für  eine  hl.  messe 
sammeln,  die  spielleute ,  2  trommler  und  2  pfeifer,  sollten  auf  das 
commando  der  platzmeister  sehen  und  ihnen  gehorchen,  der  hänsele 
sollte  stets  sein  augenmerk  auf  die  gesellschaft  richten,  auf  der 
strafse  wie  in  den  häusern  höflich  und  ordentlich  sein,  auf  die 
befehle  der  platzmeister  genau  achten ,  möglichst  bei  der  gesellschaft 
sein,  die  übrigen  mitglieder  hatten  sich  gleichfalls  pünctlich  nach 
den  Satzungen  zu  richten,  nur  in  die  häuser  zu  gehen,  wenn  ein 
platzmeister  es  verlangte,  vor  und  nach  dem  tanz  den  hut  abzu- 
nehmen, besonders  aber  im  ganzen  ordentlich  und  still  zu  sein. 
für  vergehen  gegen  die  festgestellte  Ordnung  waren  verschiedene 
geldstraf en  festgesetzt,  dies  galt  aber  nur  für  die  zeit  von  der 
Z.  F.  D.  A.     XXXIV.    N.  F.    XXII.  13 


194  NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 

Verabredung  zum  umzug  bis  zur  abrechnung.  jedes  fahr  sollten 
4  in  die  gesellschaft  aufgenommen  werden,  welche  sich  dann  unter- 
geordnete dienste,  zb.  einsammeln  der  beitrage,  halten  der  schwert- 
scheiden während  des  tanzes,  gefallen  lassen  musten.  ein  ver- 
storbenes mitglied  der  gesellschaft  wurde  von  den  übrigen  in 
schwarzen  mänteln  zu  grabe  getragen  und  geleitet,  vor  der  fast- 
nacht  holten  die  4  platzmeister  durch  den  amtszunftmeister  beim 
magistrat  die  erlaubnis  zum  umzug  ein.  darauf  hielten  sie  ihre 
beratung  und  fassten  unter  beiziehung  der  mitglieder  mit  Stimmen- 
mehrheit beschluss  bezüglich  der  aufführung  des  tanzes.  jeder 
wurde  gefragt:  'will  er  mitumziehn,  bei  seiner  ehr  mit-  und  bei- 
halten?' worauf  sich  ein  jeder  '  verobligierte  und  mit  einem 
Jawort  verbindlich  machte',  nachträgliches  fernbleiben  wurde  mit 
45  kr.  bestraft,  jeder  muste  einen  beitrug  zu  einer  öffentlichen 
hl.  messe  am  umzugstag  bezahlen,  alles,  was  für  den  umzug 
nötig  war,  wurde  geordnet  und  verabredet,  schon  1781  war 
'vor  die  4  platzmeister,  fänderich,  spülleit,  seckelmeister  und 
hänsle'  ein  ausmafs  an  wein  und  speise  festgesetzt  worden,  nach 
einer  alten  sage  wird  das  Privilegium  des  schwerttanzes  der  reb- 
leute auf  eine  heldenhafte  auszeichnung  in  einem  kriege  zurück- 
geführt. 100  mann  stellten  sich  einst  dem  kaiser,  von  denen  nur 
einer  fiel,  der  vor  dem  ausmarsch  die  kirche  nicht  besucht  hatte; 
für  ihre  tapferkeit  gab  ihnen  der  kaiser  das  Privilegium,  die 
strengen  Satzungen  der  rebleutezunft  sind  heute  im  wesentlichen 
noch  in  Übung,  die  schwerttänzer  bestehen  aber  nicht  mehr  blofs 
aus  ledigen  leuten.  die  kleidung  ist  noch  alt  und  zunftmäfsig: 
dreispitz,  Schnallenschuhe  und  weifse  strumpfe,  rote  westen,  blaue 
rocke,  blumensträufse  im  knopfloch ,  degen.  die  4  platzmeister,  der 
fähndrich  und  die  spielleute  (2  trommler  und  2  pfeifer)  tragen 
Schärpen,  die  fahne  besteht  aus  einem  3  eckigen  carmoisinroten 
Seidenstoff,  darauf  der  2köpßge  reichsadler  mit  kröne,  eingefasst 
von  einem  reblaubkranz  mit  der  jahrzahl  1799,  zu  sehen  ist.  dem 
tanz  selbst  gieng  in  Überlingen  nie  ein  besonderes  dramatisches  Vor- 
spiel voraus,  unter  militärischem  commando  ziehen  die  schwert- 
tänzer parweise  auf,  voran  die  trommler  und  pfeiffer,  dann  der 
fähndrich  mit  der  fahne,  hierauf  die  2  ersten  platzmeister,  nach 
ihnen  die  gewöhnlichen  schwerttänzer  und  zuletzt  die  2  anderen 
platzmeister.  der  hänsele  treibt  sich  vorher  peitschenknallend  in 
den  Straßen  herum  und  kommt  erst  beim  tanz  zu  den  schwert- 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ  195 

tänzern.  zunächst  wird  vor  das  rathaus  marschiert,  hier  vor  der 
wohnung  des  bürgermeisters  zum  grufs  die  fahne  geschwenkt  und 
der  erste  tanz  aufgeführt,  die  turner  stellen  sich  in  einer  linie 
mit  dem  gesicht  gegen  das  rathaus  auf.  dann  treten  die  2  ersten 
platzmeister  ins  haus,  'sprechen  vor  und  legen  das  compliment  ab' : 
'wir  haben  die  ehre  den  alt  ehrwürdigen  schwerttanz  aufzuführen 
und  bitten  um  ihre  genehmigung  und  lassen  uns  recommandiert 
sein.'  dann  begeben  sie  sich  wider  zur  gesellschaft  und  der  erste 
platzmeister  commandiert:  'ergreift  das  gewehr!  gewehr  auf! 
achtungl  präsentiert  das  gewehr l  gewehr  ab!  scheiden  abnehmen! 
(diese  werden  unterdessen  abseits  aufbewahrt)  rechts  um!  die 
14  tänzer  stehen  nun  hinter  einander  und  unter  dem  schwertler- 
tanzmarsch  1)  kommt  die  erste  figur  zur  darstellung:  unter  ge- 
strecktem 'spitz  und  griff'  (point  and  hilt)  gehen  sie  von  rechts 
nach  links  in  grofsem  bogen,  dann  in  Schlangenlinien,  darauf  in 
achterfigur  (der  erste  mann  gleich  hinterm  letzten  vorüber,  2  mal), 
zweite  figur:  der  maschen.  nach  einem  bogengang  bleiben  die 
2  letzten  platzmeister  stehen  und  halten  die  degen  gekreuzt  in  die 
höhe,  die  2  ersten  platzmeister  gehen  unter  diesen  degen  durch, 
ebenso  die  folgenden  tänzer;  immer  bleibt  wider  ein  par  stehen 
mit  gekreuzten  degen,  bis  alle  gesicht  gegen  gesicht  aufgestellt  sind. 
nun  springt  der  hänsele  in  den  maschen  dh.  unter  die  gekreuzten 
degen,  und  der  fähndrich  schwenkt  die  fahne  über  der  gruppe,  die 
musikanten  schlagen  einen  wirbel  und  der  erste  platzmeister  bringt 
ein  hoch  auf  den  bürgermeister  aus.  der  maschen  löst  sich  in  der- 
selben weise  wider  auf,  wie  er  sich  gebildet  hat.  dritte  figur: 
wider  2  achtertouren  wie  in  1.  vierte  figur:  der  degensprung.  die 
2  hinteren  platzmeister  bleiben  stehen  und  halten  den  degen  in  knie- 
höhe horizontal,    die  2  vorderen  platzmeister  führen  den  zug  zurück 


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1)  Marsch  zum  sclrwertlertanz. 
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NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 


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NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ  197 

und  springen  über  den  degen,  alle  anderen  tänzer  nach,  fünfte 
figur:  wider  1  — 2  achtertouren ,  darauf  commandiert  der  erste 
platzmeister:  'halt!  front!  rührt  euch!'  die  scheiden  werden  den 
schwerttänzem  wider  gebracht,  und  der  zug  geht  weiter  zu  einem 
anderen  haus,  zwischen  den  einzelnen  figur en  findet  kerne  Unter- 
brechung statt,  so  wird  vom  morgen  bis  zum  abend  getanzt,  der 
hänsele  geht  unterdessen  in  die  Wohnungen  und  erhält  hübsche 
gaben,  die  photo graphische  anstatt  von  ALaulerwasser  in  Über- 
lingen besitzt  eine  aufnähme  dieses  schwerttanzes. 

Jünger  noch  als  die  vorletzte  auffuhrung  des  schwerttanzes 
in  Überlingen  (1875)  ist  die  in  Zettlersreith  (Böhmerwald)  vom 
jähre  1881,  über  welche  ich  in  den  Mitteilungen  des  ver.  für  gesch. 
der  Deutschen  in  Böhmen  26,  1  s.  35  /  berichtet  habe,  seitdem 
erlangte  ich  von  hm  LBrunner  noch  einen  anderen  älteren  bericht 
über  einen  schwerttanz  aus  Oberhaid  im  Böhmerwald,  bei  dem  sich 
wider  manche  abweichung  von  dem  früher  mitgeteilten  aus  Zettlers- 
reith und  eine  stärkere  annäherung  an  den  obersteirischen  zeigt, 
dies  gilt  besonders  vom  dramatischen  Vorspiel,  das  ich  hier  folgen 
lasse,     die  beschreibung  des  tanzes  selbst  ist  mangelhaft. 

Hier  bestand  die  schwerttanzgesellschaft  aus  9  personen ,  von 
einer  musikbande  begleitet,  der  junggesell  trug  einen  spiefs  mit 
einem  stück  speck  dran  (wie  bei  der  faschingsbursch  im  Böhmer- 
wald!), der  hauptmann  an  seinem  säbel  ein  porteepee.  sie  ziehen 
mit  musik  von  haus  zu  haus,  und  der  hauptmann  tritt  zuerst 
allein  ins  zimmer,  macht  seinen  spruch  und  ruft  dann  die  übrigen 
der  reihe  nach  herein: 

Hauptmann:    ich  tret'  herein  als  zu  fest, 

grüfs  den  herrn  hauswirt  mitsammt  seine  gast; 

wenn   ich    den    einen   grüfsen    thät   und    den 

andern  nicht, 

so  \oär'  ich  kein  gerechter  andeuter  nicht. 

ein  gerechter  andeuter  bin  ich  genannt, 

mit  trommel  und  pfeifen  zieh'  ich  ins  keiserland, 

mit  trommel  und  pfeifen  und  klingendem  spiel. 

herein,  herein  herr  junggesell! 
Junggesell:      ha,  ha,  warum  heiß  ich  junggesell? 

ich  bin  erst  kommen  von  der  höll. 
Hauptmann:  was  hast  du  in  der  höll  gemacht? 
Junggesell:      ich  hab  verspielt,  was  ich  gehabt  hob. 


198  NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 

Hauptmann:    wer  hat  dir  zugeschaut? 

Junggesell:     der  wirt  auf  der  bärenhaut. 

Hauptmann:    was  macht  der  wirt  auf  der  bärenhaut? 

Junggesell:     er  bringt  die  würfet  und  karten  auf  den  tisch. 

Hauptmann:   was  macht  usw.    vgl.  Mitt.  26,1  s.  dl  f. 

Hauptmann:    herein,  herein  Herr  grünewald! 

Grünewald:     ha,  ha,  warum  heiß  ich  grünewald? 
ich  grab  die  wurzeln  jung  und  alt, 
ich  grab  sie  mit  müh  und  ßeifs 
und  mach  daraus  weifsen  ehrenpreis. 
dann  thu  ich's  in  ein  gspandl  (schachtel)  hinein 
und  lass  es  2  mal  24  stunden  darinnen  sein, 
dann  nimm  ich's  heraus 
und  mach  eine  schöne  grünewaldsalbe  daraus, 
es  rinnt  nit, 
es  schwind  t  nit, 

es  macht  der  dirn  kein  kind  nit, 
liegt  herr  oder  knecht  bei  ihr, 
kann  der  grünewald  auch  nichts  dafür. 

Hauptmann:    herein,  herein,  herr  haustrumbetl 

Hausdrumet:  ha,  ha,  loarum  heifs  ich  hausdrumet? 

zum  raufen  und  schlagen  bin  ich  der  allerbest, 
wenn  man  den  scharfen  degen  herausziagt, 
bin  ich  der  erst,  der  unter  d'  bank  schliaft; 
wenn  man  ihn  hineinsteckt, 
bin  ich  der  erst,  der  den  köpf  vorreckt; 
wenn  man  die  guten  nudeln  schupft, 
bin  ich  der  erst,  der  dazu  hupft; 
.  wenn  man  die  guten  krapfen  backt, 
bin  ich  der  erste,  der  darnach  tappt. 

Hauptmann:   herein,  herein,  herr  schöller friedll  ■ 
Scholl  er  friedl:  ha,  ha,  warum  heifs  ich  schöller friedl? 

in   mein  waldl  gibts  viel  scheuer  und  prügel, 

scheuer  und  prügel  nicht  allein, 

in  mein'  maul  hab  ich  ein  böses  bein, 

das  lass  ich  mir  reifsen; 

keine  lautere  suppe  kann  ich  nicht  beifsen, 

denn  es  seien  weifse  brocken  drein. 

Hauptmann:    herein,  herein,  herr  ruamdunst! 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ  199 

Ruamdunst:    ha,  ha,  warum  heifs  ich  ruamdunst? 
viel'  reden  sind  Ungunst, 
gestern  hat  sich  der  robent  im  Wirtshaus  verredt, 
hat  müssen  die  ganze  nacht  liegen  auf  ein'  brett. 
Hauptmann:    herein,  herein,  herr  robent! 

Robent:     ha,  ha,  warum  heifs  ich  robent? 
die  bauem  sind  lustige  vögel. 
gestern  hat  sich  der  ruamdunst   im   Wirtshaus 

versessen, 
hat  müssen  ein'  unbratenen  holzschlägel  fressen. 
Hauptmann:  herein,  herein,  herr  sengelwert l 
Sengelwert:    ha,  ha,  warum  heifs  ich  sengelwert? 

mein  vater  sagt,  ich  bin  Icein'  kreuzer  wert, 
ich  bin  in  keller  gangen  und  lass  d'kellerthür 

offen, 
ist  unsre  annemirl  aussi  und  im  bierfass  er- 
soffen, 
ha,  ha,  hiazt  hob  ichs  troffen, 
der  hauptmann  führt  nun  die  gesellen  im  zimmer  herum,   sodass 
sie  endlich  im  kreis  zu  stehen  kommen,     alle  legen   die  säbel  auf 
den  nacken  mit  der  rechten  hand  und  erfassen  in  dieser  Stellung 
mit  der  linken  die  säbelspitze  ihres  nachbam.     in   dieser  Stellung 
den   säbel  mit    beiden  händen  bald  vor  den  köpf,   bald  rückwärts 
haltend,  wird  bei  musik  eine  zeit  lang  im  kreise  herumgetanzt.  — 
diese  beschreibung  gehl  auf  die  einzelnen  figuren  des  tanzes  nicht 
genauer  ein ,  es  heifst  nur  noch  — :  auf  ein  gegebenes  zeichen  des 
hauptmanns  wird  innegehalten   und  der  faschingsnarr  (Edlesbluat) 
hereingerufen,  der  ein  harlekinsgewand  (scheckl) ,  eine  drischel  und 
einen  brotsack  hat. 

Hauptmann:    herein,  herein,  herr  edlesbluat ! 
Edlesbluat:     ha,  ha,  warum  heifs  ich  edlesbluat? 
ich  hob  versoffen  meines  vaters  guat 
bis  auf  einen  allen  filzhuat. 
jetzt  hab  ich  noch  drei  alte  Schlösser  im  keller, 
die  werd'  ich  auch  versetzen  für  ein  paar  heller, 
werd'  ein  bissl  was  rauschein, 
für  mein  g' schecker ts  gwand  ein  schöns  mensch 

eintauschen. 


200  NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 

nun  wirft  sich  der  narr  Edlesblnat  mitten  im  kreise  auf  den  bauch 
nieder,  und  alle  halten  ihre  säbel  auf  seinen  köpf,  der  hauptmann 
steigt  auf  seinen  rücken  und  spricht: 

Hauptmann:    ich  steig  auf  schwer t  und  degen, 

es  war'  gescheiter,  ich  war'  drunten  blieben, 
es  möcht   den  hm  hauswirt  und  die  hausfrau 

nit  verdriefsen, 
sie  möchten  ein  paar  thaler  schiefsen; 
ein  paar  thaler  wären  zu  viel, 
ein  paar  siebzehner  war  das  rechte  ziel, 
der   hauptmann  steigt  herab,   alle  jauchzen  hell  auf  und  klirren 
mit   den  säbeln   unter   einem   abermaligen  rundtanz,     dann  wirft 
sich  der  robent  auf  den  boden  nieder,  und  es  fragt  der 
Hauptmann:    ha,  ha,  wer  hat  den  robent  erschlagen? 
Sengelwert:     ich  hab  ihn  erschlagen  am  häufen, 
seine  seel  soll  am  degen  umlaufen; 
ich  hab  ihn  erschlagen  am  tod, 
meine  brüder  kommt  und  helfet  mir  aus  der  noth ! 
der   Edlesbluat  (narr)    bläst   mit   einer  pfeife   (gleich  einer  flöte) 
dem  robent  hinten  hinein,   dass   dieser  wider   zum  leben  erwacht 
und  aufspringt,    es  folgt  noch  ein  rundtanz  und  das  spiel  ist  zu 
ende,     es  fällt  nun  besonders  auf,   dass  der  tragische  schluss  des 
obersteirischen  schwerttanzes  hier   noch   erhalten  ist   und  dass  der 
Edlesbluat   nicht  mit  den   anderen  personen,   sondern    erst   gegen 
ende  hereingerufen  wird,      der  Sengelwert  ist   diesem  schwerttanz 
allein  eigen. 

Herr  prof.  RMWerner  machte  mich  gütigst  auf  die  reimchronik 
eines  Iglauer  bürgers,  welche  JFeifalik  herausgab,  aufmerksam, 
darin  heifst  es  zum  jähre  1612  v.  339/"; 

vor  dem  rathaus  in  diesen  jähr 
ein  schwertdanz  auch  gehalten  ward: 
26  dänzer  warn  an  der  zahl, 
schöne  kränz  sie  auf  hatten  all, 
darzu  auch  hemder  gar  schön  weifs, 
weise  schlug  mit  viel  schellen  mit  ßeifs(?).  — 
AWaldau  (Böhm.nationaltänze,  Prag  1859)  führt  im  2 teil  eine 
monographie  über  die  tanzmeisterzunft  (tanecni  cech)  in  Prag  vom 
jähre  1788  an,   wo  der  schwerttanz   auch   unter  die  zahl  der  ge- 
lehrten tanze  aufgenommen  ist.    leider  waren  bisher  alle  versuche, 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ  201 

diese  Monographie  zu  erlangen,  vergebens,  erwähnenswert  ist  auch 
die  bekanntschaft  Fischarts  mit  den  ' schwer ddäntzern'  in  Aller 
praktik  grofsmutter  (Neudr.  2  s.  14). 

In  der  Wemigerodischen  amtsrechnung  von  Galli  1605  bis 
dahin  1606  Keifst  es  (Zs.  des  Harzvereins  19,490):  'Verehrung: 
2  thaler  Christinen  der  altfrauen  wiedergeben ,  so  mein  gnediger 
herr  graff  Wolff.  Ernst,  den  schmiden  wie  sie  uffen  schlofs  den 
schwert  tantz  getantzet,  verehrt  undt  sie  aufsgelegt.'  zum  schwert- 
tanz in  Frankfurt  a.  M.  (1549),  wo  die  Schuhmacher  in  Verbindung 
mit  einem  schwerttanze  die  geschichte  vom  verlorenen  söhn  spielten, 
vgl.  auch  Zs.  des  Harzvereins  18,  192  (Soden,  Kriegs-  und  sitten- 
gesch.  d.  r.  n.  i  44). 

KGaedertz,  Archival.  nachrichten  über  die  theaterzustände  in 
Hildesheim  usw.  s.  4  widerholt  das  Zs.  18,  10  angeführte  Hildes- 
heimer  zeugnis  von  1583,  wonach  der  Stadtrat  den  schmieden  das 
gesuch,  am  vastelabendt  1589  den  schwerttanz  aufführen  zu  dürfen, 
abgeschlagen,  da  die  widergabe  dieses  Zeugnisses  bei  Gaedertz  ge- 
nauer erscheint  als  Zs.  18, 10,  so  wird  auch  1589  die  richtige 
zahl  sein. 

Über  den  schwerttanz  in  der  Schweiz  hat  JBächtold  nach- 
trage zusammengestellt  Litteralurgeschichte  anm.  s.  64/". 

Eine  ergänzung  zum  Kölner  zeugnis  von  1487,  1571,  1590 
bildet  folgende  Verfügung  des  Kölner  rates  vom  2&jänner  1611: 
'der  schmiedegaffel  rathsherr  Peter  Engelskirchen  hat  wegen  seiner 
zunft genossen  angezeigt,  dieioeil  ihres  amtes  knechte  sich  hiebevor 
des  schwerttanzens  pflegen  zu  gebrauchen  und  aber  solches  wegen 
jetziger  betrübten  zeiten  etliche  jähre  unterlassen,  so  trügen  sie  die 
hoffnung,  ein  ehrsamer  rat  würde  es  den  Soldaten  nicht  vergönnen, 
sondern  ihr  amt  dabei  handhaben,  darauf  auch  der  rath  dieses 
begehren  den  Soldaten  wegen  jetzigen  beschwerlichen  laufen  abge- 
schlagen, dem  schmiedeamt  aber,  dass  sie  eine  gerechtigkeit  daraus 
machen  wollte,  solches  per  expressum  widersprochen.'  dieses  zeugnis 
sowie  eine  abbildung  des  schwerttanzes  der  Dithmarschen  (lllustr. 
familienjournal  19  bd.,  Leipzig-Dresden  1863)  dankeich  hm  pro  f. 
ABirlinger.  die  abbildung  zeigt  8  schwerttänzer  im  kreise,  von 
denen  jeder  die  linke  hand  auf  die  hüfte  stützt,  mit  der  rechten 
aber  das  schwert  zum  mitlelpunct  des  kreises  hinstreckt,  in  der 
mitte  des  kreises  auf  dem  boden  liegen  3  Schwerter  über  kreuz, 
einer  der  tänzer  hat  sein  schwert  in  die  höhe  geworfen  und  streckt 


202  NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 

den  arm  aus,  um  es  wider  aufzufangen,  ein  knabe  schaut  aufser 
dem  kreis  dem  spiele  zu  und  hält  kleidungsstücke  (rocke)  der  tänzer. 
die  tänzer  sind  nämlich  in  hemdärmeln  und  kurzen  hosen,  ohne 
kopfbedeckung  (vgl.  Festg.  s.  129).  dazu  wird  bemerkt:  'mit  dem 
aufblühen  des  deutschen  Städtewesens  flüchteten  sich  die  waffen- 
tänze,  welche  als  echte  volksspiele  in  der  einsamkeit  der  ritterburgen 
nie  gedeihen  wollten,  in  die  zünfte,  besonders  der  schwert feger, 
bogner  und  rüstschmiede,  es  waren  meist  ungehörige  dieser  gilden, 
die  die  spätere  f echter genossenschaft ,  die  lux-  und  marxbrüder- 
schaft  bildeten,  die  auf  ihren  fechtplätzen  stets  mehr  oder  weniger 
künstliche  Schwertertänze  aufführten,  seit  der  zeit,  dass  die  Dith- 
mar sehen  ihren  sieg  über  die  Dänen  im  jähre  1500  erfochten,  hiefs 
die  Jungfrau,  welche  den  tänzern  ihre  fahne  vortrug,  die  Jungfrau 
Else'  (AvColenfeld). 

In  den  Schriften  des  ver.  für  gesch.  des  Bodensees  und  seiner 
Umgebung  5  heft  s.  144/"  bemerkt  Haager  gelegentlich  der  Mitteilung 
des  Überlinger  schwerttanzes :  'im  Elsass,  namentlich  in  Strafsburg, 
wurde  der  schwerttanz  bis  in  die  neuere  zeit  gehalten,  insbeson- 
dere noch  im  jähre  1744,  wo  von  den  Strafsburger  bäckern  zu 
ehren  des  franz.  königs  ein  schwert  tanz  aufgeführt  wurde.'  Haager 
gibt  keine  quelle  an,  es  mag  aber  das  zeugnis  von  1744  auf  W Hertz, 
Deutsche  sage  im  Elsass  oder  auf  JMWeis  kupferwerk  (Represen- 
tation des  fetes  donnees  par  la  ville  de  Strasbourg  pour  la  con- 
valescence  du  roi,  invente,  dessine  et  dirige  par  JMWeis,  graveur 
de  la  ville  de  Str.,  Paris  1744)  selbst  beruhen,  worin  mit  bewun- 
dernswertem fleifs  gestochene  abbildungen  zu  finden  sind,  welche 
die  zu  ehren  Ludwigs  xv  in  Strafsburg  abgehaltenen  festlichkeiten 
darstellen,  darunter  auch  den  reifen-  und  schwerttanz,  dieses 
kupferwerk  wird  in  einem  aufsatz  der  Strafsburger  post  vom 
23  oct.  1888  nr  295:  'der  schwerttanz  in  Strafsburg'  von  dr  C. 
hervorgehoben,  die  kenntnis  dieses  aufsatzes  danke  ich  widerum 
hm  ThLachmann,  die  benützung  des  kupferwerks  der  gute  des  ober- 
bibliothekars  prof.  Barack  in  Strafsburg,  der  verf.  des  auf- 
satzes schöpft  aus  Strafsburger  Urkunden,  aber  ohne  genauere 
quellenangabe.  1494  werde  vom  schwerttanz  als  etwas  ganz  ge- 
wöhnlichem gesprochen.  1538  tanzten  ihn  die  Schuhmacher  'mit 
itel  blofsen  schwerdtern' .  in  demselben  jähre  tanzten  die  Schneider 
den  reiftanz  in  mohrencostüm ,  wovon  der  chronist  melde:  'und 
sind   sie  alle  schwarz  angestrichen  geioesen  wie  die  mohren,  und 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ  203 

schwarz  gestrickte  hauben  uff  gehabt ,  und  weifse  schleier  umge- 
bunden, und  alle  weifse  hemden  angehabt  und  mit  zweien  um- 
banden, und  schellenband  um  die  knie  gehabt  und  grofse  hübsche 
reif  und  alle  mit  grünem  epheu  umbunden,  und  also  den  mori- 
schen  tanz  durch  die  ganze  statt  getanzt'  usw.  1541  hatten  die 
Schneider  die  erlaubnis  zum  reifentanz,  die  Schuhmacher  zum 
Schwertertanz  erhalten,  zahlreiche  Zuschauer  hatten  sich  auf  der 
zun ft stube  eingefunden,  da  mit  einem  mal  ward  der  ruf  ver- 
nommen: 'pfuch,  ich  schmeck  ein  Schneider',  daraus  entspann  sich 
ein  streit  zwischen  den  schneidern  und  Schuhmachern,  die  folge  aber 
war,  dass  der  rat  die  tanze  beider  zünfte  80  jähre  lang  nicht 
mehr  gestattete,  erst  für  die  fastnacht  1591  erlangten  die  kürschner 
widei*  die  erlaubnis  zur  aufführung  des  schwerttanzes.  sie  wollten 
zudem  noch  den  reifen-  und  luzernentanz  zeigen,  letzterer  wurde 
aber  untersagt  wegen  feuersgefahr,  da  die  tanzer  angezündete  lichter 
auf  dem  haupte  tragen  musten.  die  zunftmäfsige  einrichtung  des 
schwerttanzes  erinnert  sehr  an  das  ordnungsbuch  in  Überlingen, 
sie  hatten  5  platzmeister  (in  Überlingen  4),  jeder  teilnehmer  zahlte 
3  batzen,  der  gesammterlös  wurde  in  eine  büchse  gegeben  und 
nachher  gleichmäfsig  verteilt,  schon  bei  den  proben  war  eine 
strenge  Ordnung  vorgeschrieben,  dagegenhandelnde  zahlten  5  Schil- 
ling strafe,  der  eigentliche  tanz  fand  in  den  strafsen,  auf  den 
zunftstuben  und  in  Sondervorstellungen  auf  den  herrenhöfen  statt, 
auch  da  war  stramme  Ordnung,  'damit  keiner  von  den  andern 
eltwann  verletzt  werde' .  alles  schreien  war  verboten,  auch  die  beim 
schwerttanz  üblichen  narren  durften  die  grunzen  des  anstandes  nicht 
überschreiten,  vielmehr  sollten  sie  zur  aufrechthaltung  der  Ordnung 
beitragen,  'vnnd  soll  ein  jeder  gesell,  so  ettwann  nicht  genugsam 
vnlerrichtet,  sich  fein  iveifsen  vnnd  anfüeren  lassen,  damit  wir  kein 
spott  oder  schandt  einlegen,  sonder  vilmehr  den  preifs  erlangen 
vnd  ein  gutt  lob  daruon  bringen  mögen.'  zuwiderhandelnde  zahlten 
1  Schilling,  weiter  reichen  die  urkundlichen  nachrichten  in  Slrafs- 
burg  nicht,  dagegen  sei  vom  reiftanz  noch  öfter  die  rede,  dieser 
wurde  beim  empfang  Napoleons  i  und  beim  Gutenbergfest  aufge- 
führt, wovon  auch  schlechte  abbildungen  erhalten  seien,  neben  dem 
reifentanz  erscheint  aber  doch  1744  auch  wider  der  schwerttanz 
in  Strafsburg  unter  den  festlichkeiten ,  die  zu  ehren  Ludwigs  xv 
veranstaltet  wurden,  dies  der  wesentliche  inhalt  des  aufsatzes.  die 
abbildung  des  schwerttanzes  in  Weis  kupferwerk  verdient  noch  ge- 


204  NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 

nauere  beachtung.  die  auffuhrung  fand  am  9  oct.  1744  vor  dem 
alten  schloss,  der  jetzigen  bibliothek,  am  ufer  der  III  statt;  sie 
wurde  von  den  bäckern,  wie  in  Lübeck  das  schwerttanzspiel  (vgl. 
Zs.  20,  10),  dargestellt,  der  text  s.  18 — 19  gibt  zur  abbildung  in 
nr  11  nur  eine  dürftige  erklärung:  'les  boulangers  en  corps,  ha- 
billes  avec  la  meme  richesse  et  le  meme  goüt  que  les  autres  troupes, 
conduits  par  leurs  ofßciers  executerent  leurs  jeux  et  leurs  danses 
avec  des  epees  devant  le  roi,  et  lui  presenterent  un  gateau  du 
pais,  orne  de  differentes  especes  de  patisseries  et  de  fleurs.'  die 
abbildung  dagegen  ist  mit  viel  Sachkenntnis  ausgeführt,  wir  sehen 
6  gruppen  hinter  einander,  von  denen  jede  eine  andere  figur  des 
tanzes  darstellt,  die  ganze  länge  beträgt  30  cm.,  die  höhe  einer 
stehenden  person  1,5  cm.  längs  der  schlossmauer  ist  eine  reihe 
Zuschauer,  mehr  gegen  die  uferrampe  sind  dazu  in  einer  parallel- 
linie  die  tänzer  aufgestellt,  zwischen  dieser  und  der  zuschauerreihe 
bemerkt  man  in  gewissen  entfernungen  etliche  ordner,  platzmeister, 
commandierende  udgl.  diese  sind  nicht  mehr  so  leicht  von  den 
Zuschauern  zu  unterscheiden,  während  die  einzelnen  gruppen  und 
ihre  figuren  deutlich  genug  sind,  die  erste  gruppe  soll  wol  mehr 
den  aufmarsch  als  eine  tanzfigur  darstellen.  2  trommler  und 
2  pfeif  er  bilden  die  musik  und  4  männer  tragen  den  landeskuchen 
auf  einer  tragbahre.  zu  beiden  Seiten  gehen  die  schwerttänzer  ein- 
her ;  gegen  das  ufer  zuerst  4  männer  ohne  Schwerter  hinter  einander, 
bei  den  folgenden  7  männern  gewahrt  man  teilweise  Schwerter,  die 
sie  mit  dem  griff  nach  oben  aufrecht  halten,  gegen  die  Zuschauer 
hin  ist  eine  ähnliche  reihe  schwerttänzer,  aber  nicht  mehr  so  deut- 
lich unterscheidbar.  die  zweite  gruppe  stellt  die  figur  dar  'kreuzen 
der  Schwerter  oder  brückenschlagen'.  16  mann  sind  in  2  reihen 
gegenüber  aufgestellt,  und  je  2  halten  immer  gegenseitig  die  klingen 
der  schwerter  gekreuzt,  die  dritte  gruppe  stellt  den  'schwertsprung 
oder  tanzen  über  die  schwerter'  dar.  10  mann  stehen  in  2  reihen 
vorne  übergeneigt,  da  sie  die  schwerter,  jeder  am  griff  das  eigene 
und  das  des  gegenmannes  an  der  spitze  fassend,  in  kniehöhe  hori- 
zontal halten,  über  diese  schwerter  scheinen  2  tänzer  bereits  ge- 
sprungen zu  sein,  2  andere  sind  eben  im  überspringen  begriffen, 
die  vierte  gruppe  zeigt  die  figur  'durch  die  schwerter  schliefen', 
wobei  1 1  mann  in  2  reihen  gegenüber  stehen  und  wie  bei  der  zweiten 
gruppe  die  schwerter  kreuzen.  2  tänzer  scheinen  bereits  unter  den 
Schwertern   durchgegangen  zu  sein,   während  ein  anderer  gerade 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ  205 

darunter  hervorgeht,  das  schwert  ivie  zum  schiefsen  haltend,  damit 
soll  icol  auf  die  folgende  figur  'das  zusammenschief sen  zur  rose' 
hingedeutet  sein,  denn  bei  der  fünften  gruppe  stehen  etwa  13  tänzer 
in  engerem  kreise  schultet  an  Schulter  und  halten  die  Schwerter 
geflechtartig  gegen  den  mittelpunct  ihres  kreises.  auf  diesem  geflecht 
steht  ein  anderer  (hauptmann!),  der  mit  der  einen  hand  seinen 
dreispitz  abgenommen  hat  und  in  der  anderen  ein  gefülltes  glas 
emporhaltend  ein  hoch  ausbringt,  hinter  der  gruppe  steht  gravi- 
tätisch ein  mann  mit  einem  spiefs,  daneben  eine  lustige  person,  die 
einen  breitkrämpigen  hut ,  um  den  hals  einen  breiten  kragen  und 
an  der  seite  eine  kürzere  waffe  trägt;  sie  offenbart  durch  tanz- 
bewegungen  besondere  lebhaftigkeit.  die  sechste  gruppe  zeigt  etwa 
14  personen  in  einem  weiteren  kreise,  fast  alle  halten  die  Schwerter 
aufrecht,  mit  dem  griff  nach  oben  wie  in  der  ersten  gruppe.  in 
der  mitte  des  kreises  steht,  wie  es  scheint,  der  hauptmann,  denn 
er  trägt  das  schwert  an  der  seite  und  nicht  einen  kurzen  geschlos- 
senen rock  wie  die  anderen  tänzer,  sondern  einen  offenen  längeren, 
auch  hat  er  keine  schärpe  wie  die  übrigen,  in  beiden  händen  hält 
er  pistolen  empor  und  hat  sie  eben  abgeschossen,  damit  soll  wol 
die  figur  'fechten  im  kreise  oder  ring'  gemeint  sein,  die  hier  nur 
modernisiert  erscheint,  zweifellos  war  der  Zeichner  über  die  figur en 
des  tanzes  gut  unterrichtet,  dabei  scheint  er  aber  doch  in  seinen 
bildern  den  tanz  nicht  erschöpft,  sondern  vielleicht  blofs  die  pas- 
sendsten figuren  ausgewählt  zu  haben,  zum  Strafsburger  schwert- 
tanz wäre  noch  zu  vgl.  FPiton,  Strasbourg  illustre,  Strafsburg  1855, 
i  19  und  196,  sowie  WHertz,  Deutsche  sage  im  Elsass,  Stuttgart 
1872,  s.  28  und  193. 

Müllenhoffs  angaben  über  englische  schwerttänze  (Festg.  s.  1 — 3) 
sind  John  Brands  Observations  on  populär  antiquities  (1777 — 1849) 
entnommen,  er  bedauerte,  dass  ihm  Sandys  Christmastide  nicht  zu- 
gänglich war,  allein  Sandy  enthält  nichts,  dagegen  findet  sich  in 
Sports  and  pastimes  of  the  England  von  Jos.  Strutt,  London  1 830, 
einiges  bemerkenswerte,  ich  danke  den  Hinweis  auf  Strutt  hrn  prof. 
ABrandl  in  Göttingen,  das  buch  selbst  der  freundlichkeit  der  dor- 
tigen bibliotheksverwaltung.  Strutt  (s.  s.1\Af)  kannte  bereits  Brands 
Observations  und  gibt  eine  abbildung  (nr  60)  aus  einer  Prudentius- 
hs.  des  9  jhs.  wider,  wobei  er  folgendes  bemerkt:  'ich  war  nicht 
so  glücklich,  eine  abbildung  zu  finden,  welche  mit  der  oben  er- 
wähnten beschreibung  des  schwerttanzes  stimmt,   aber  in  einer  lat. 


206  NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 

hs.  des  Prudentius  mit  sächsischen  anmerkungen,  im  9  jh.  ge- 
schrieben, jetzt  in  der  Cottonbibliothek  ( Cleopatra  C  vm)1,  kommt  ein 
kriegerischer  tanz  anderer  art  vor.  er  ist  ungemein  interessant 
und  ist  meines  erinnerns  von  keinem  unserer  schriftsteiler  erwähnt 
worden,  die  Zeichnung  stellt  2  männer  dar  in  kriegerischer  klei- 
dung  und  jeder  mit  schwert  und  Schild  bewaffnet  in  einem  kämpfe 
begriffen;  das  spiel  ist  durch  den  klang  eines  hornes  belebt,  der 
musikant  würkt  in  doppelter  eigenschaß  und  tanzt  mit  seinem 
weiblichen  genossen  nach  dem  tacte  der  musik  herum;  wahrschein- 
lich waren  die  bewegungen  der  kämpfer  durch  denselben  tact  ge- 
regelt.' wer  die  abbildung  ansieht ,  erkennt  gleich,  dass  Strutt  diese 
erklärung  lediglich  dem  bilde  abgelesen  hat,  die  hs.  selbst  enthielt 
also  wol  weiter  vom  schwerttanze  nichts  (?)  als  das  bild.  dass 
wir  es  hier  mit  dem  bilde  eines  tanzes  zu  tun  haben,  ist  aus 
dem  tanzenden  musikantenpar  zu  ersehen,  von  dem  der  mann 
tanzend  ein  hörn  bläst,  das  weib  die  hände  wie  zum  tacte  bewegt, 
und  dass  es  ein  schwerttanz  ist,  geht  aus  den  2  Schwertkämpfern 
hervor,  es  ist  nur  die  frage,  ob  mit  dem  bilde  würklich  der  alt- 
germ.  schwerttanz  gemeint  ist.  der  umstand,  dass  wir  in  späteren 
engl,  schwerttänzen  jenes  den  schwerttanz  begleitende  tanzende  par 
(zb.  Tommy  und  Bessy)  widerfinden,  rückt  wenigstens  diese  schwert- 
tänze  jener  abbildung  nahe;  auch  das  9jh.  als  Zeitalter  der  Angel- 
sachsen, die  durch  körperliche  tüchtigkeit  und  in  gymnastischen 
Übungen  ausgezeichnet  waren  (vgl.  Strutts  introd.  m),  ließe  den 
altgerm.  schxoerttanz  wol  erwarten,  wenn  wir  hier  würklich  den 
alten  tanz  vor  uns  haben  —  ich  werde  darauf  in  einer  abhandlung 
über  den  schwerttanz  zurückkommen  — ,  so  wäre  ein  bindeglied 
zwischen  Tacitus  Zeugnis  und  denen  des  15.  16  jhs.  gefunden  und 
für  die  ununterbrochene  fortdauer  des  alten  brauches  ein  tatsäch- 
licher beweis  erbracht,  wie  wir  in  Deutschland  den  schwerttanz  im 
späteren  mittelalter  bei  den  Zünften  häufig  finden,  so  möchte  man 
erwarten,  dass  sich  in  England  in  den  fechterschulen  besonders  die 
'jugglers'  mit  demselben  befasst  hätten,  denn  diese  lehrten  die  kunst 
der  Verteidigung  und  waren  wegen  ihrer  geschicklichkeit  im  führen 
der  Schwerter  berühmt  (vgl.  Strutts  abbildungen  nr  87.  88.  89,  dann 
65.  66.  67).  allein  ich  kann  davon  nichts  finden,  ihre  künste 
scheinen  anderer  art  gewesen  zu  sein,  weil  mord  und  räubereien 
vorkamen,  erließ  Eduard  i  1286  ein  verbot  gegen  die  aufführungen 
[l  vgl.  über  diese  hs.  Zupitza  Zs.  20,  36/f.y 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ  207 

dieser  fechterschulen,  die  Jugend  jedoch  erhielt  weiter  Unterricht,  wie 
auch  später  unter  Henry  vm  'the  noble  science  of  defence'  beweist, 
ein  besonders  auffälliger  jugglerkampf  zwischen  zwei  meistern  des 
schwerts  wurde  in  einer  showbill  vom  13  juli  1709  öffentlich  iind 
unter  grofser  reclame  aufgeführt  (s.  Slrutt  231.  259.  263).  für 
solche  jugglerhinststücke  wird  man  auch  die  folgenden  Zeugnisse 
halten  können,  die  Strutt  noch  beibringt:  'zu  beginn  des  letzten 
jhs.  und,  ich  zweifle  nicht  daran,  lange  vor  dieser  zeit,  bildete 
eine  art  schwerttanz,  gewöhnlich  von  jungen  frauenzimmern1  aus- 
geführt, eine  art  gauklerproduction  auf  dem  markte  zu  Bartho- 
lomew.  ich  habe  vor  mir  2  zettel  von  Schaustücken,  welche  da- 
selbst eine  zeit  lang  während  der  regierung  der  königin  Anna 
aufgeführt  wurden,  der  eine  spricht  vom  tanzen  mit  mehreren 
blanken  Schwertern,  ausgeführt  von  einem  8 jährigen  kinde,  was 
nach  der  Versicherung  des  comödianten  alle  leute  befriedigt  hat. 
der  ändere  zettel  verspricht  dem  publicum,  dass  es  ein  junges  weib 
mit  Schwertern  tanzen  sehen  wird  und  zwar  auf  einer  leiter-, 
dabei  ihr  ganzes  geschlecht  übertreffend.'  Strutt  selbst  sah  auch 
zu  Flocktou  ein  mädchen,  welches  mit  4  nackten  Schwertern  auf 
der  bühne  erschien,  in  jeder  hand  2.  wenn  die  musik  spielte, 
drehte  sie  sich  mit  grofser  gewandlheit  im  kreise  und  bildete  eine 
grofse  manig faltigkeit  von  figuren  mit  den  Schwertern,  indem  sie 
sie  über  ihrem  köpfe,  an  ihren  Seiten  abwärts,  hinter  ihr  hielt  und 
gelegentlich  in  ihre  brüst  warf,  sie  tanzte  10 — 12  minuten  und 
blieb  dann  plötzlich  stehen,  ohne  Schwindel  zu  zeigen,  solcher  art 
war  also  auch  der  tanz  jenes  mannes  in  Thüringen,  den  Taubert 
in  seinem  Rechtschaffenen  tanzmeister  erwähnt  und  der  unter  tanz 
schnelle  hiebe  austeilte,  zwischen  blofsen  kunststücken  mit  Schwertern 
und  dem  eigentlichen  schwerttanz  ist  aber  offenbar  eine  grofse  kluft, 
beide  sind  streng  aus  einander  zu  hallen. 

Einen  beitrag  zum  schwerttanz  bietet  noch  die  ausgäbe  von 
J Brands  Observations  aus  dem  jähre  1877  (s.  276),  wo  es  heifst: 
ein  drama  wurde  aufgeführt  von  einer  gesellschaft  pflugburschen 
oder  mohrentänzern  in  ihren  mit  bändern  geschmückten  kleidern 
mit  Schwertern  am  20  oct.  1779  in  der  Revesby  abtei  in  Lincoln- 

1  wenn  also  Halter  Scott  im  Piraten  beim  shelländ.  schwcrltanz 
auch  mädchen  mittanzen  lässt,  so  war  das  wol  nicht  seine  eigene  will- 
kürliche er  findung ,  wie  Müllenhoff  Festg.  s.  132  vermutet. 

2  eine  leiter  ist  auch  im  Dürrnberger  knappentanz  in  Verwendung, 
vgl.  Salzburger  museumsbericht  vom  jähre  1865  s.  72. 


208  NACHTRÄGE  ZUM  SCHWERTTANZ 

shire.  die  charactere  des  Stückes  waren  von  denjenigen  der  regel- 
mäfsigen  mohrentänzer  verschieden ,  und  sie  waren  von  2  männern 
aus  Kirlley  ohne  besondere  costüme  begleitet,  welche  das  lied  vom 
grundherr  und  pächter  sangen,  die  personen  des  Stückes  bildeten 
männer,  der  narr  und  seine  5  söhne,  Pickle  Herring,  Blue  Breeches, 
Pepper  Breeches,  Ginger  Breeches  und  John  Allspice,  und  ein  weib,  Ci- 
cely:  mit  einem  geiger  oder  Musikmeister,  in  dem  stücke  selbst  ist  das 
Steckenpferd  (aus  dem  morrisdance  entnommen,  hobbyhorse!)  nicht 
vergessen:  wir  kamen  über  schlämm  und  moos;  wir  tanzen  ein 
Steckenpferd;  einen  drachen  werdet  ihr  sehen  und  eine  loilde  schlänge 
hervorfliegen,  doch  sind  wir  alle  brave  Instige  bursche  und  freuen 
uns  am  christfestspiel.'  es  ist  also  anzunehmen,  dass  diese  spieler 
schwerttänzer  waren,  leider  erfahren  wir  nichts  vom  eigentlichen 
inhalt  ihres  spieles.  die  personen  des  Stückes  aber  sind  ein  par, 
der  spielmann  mit  der  Cicely ,  und  6  narren ,  zusammen  8  personen, 
was  nach  zahl  und  character  der  personen  eine  Verwandtschaft  zum 
Lübecker,  Harzer,  Ulmer,  steirisch-böhmischen  schwerttanzspiel  zeigt, 
vgl.  Festg.  s.  141.  Zs.  20,  10.  Nathan  Brake,  Shakespeare  and  his 
times,  Paris  1838,  beruft  sich  auch  auf  Brands  und  Strutls  werke 
(s.  67),  bemerkt  aber  dazu,  dass  er  in  seiner  kindheit  in  York 
oft  dieses  Schauspiel  (den  schwerttanz)  gesehen  habe. 

Von  ausländischen  schwerttänzen  kann  ich  hier  noch  an- 
führen: 1)  den  schwerttanz  auf  Korea,  den  die  gattin  des  amerika- 
nischen arztes  Hay...  erwähnt  (vgl.  Ein  besuch  am  hofe  von  Korea, 
im  sonntagsblatt  der  Deutschen  zeitung  1889  nr  3  s.  20  f).  sie 
erzählt :  'während  wir  in  der  köstlichen  abendluft  dasaßen ,  stimmte 
das  koreanische  Orchester  seltsame,  zauberhafte  weisen  an  und  ge- 
übte tänzer  führten  die  beliebtesten  einheimischen  ballete  auf:  den 
Schmetterlings-  und  den  schwerttanz,  jene  beiden  tanze  sind  sehr 
schön;  der  schwerttanz  stellt  krieger  dar,  die  in  vollkommenem 
tact  mit  der  musik  in  den  atimutigsten  und  feurigsten  Stellungen 
und  bewegungen  mit  einander  kämpfen,  der  schmetterlingstanz 
ahmt  das  zierliche,  graziöse  schwingen  und  flattern  des  f alters 
nach,  und  die  6  knaben,  die  ihn  ausführten,  trugen  lange  ge- 
wänder,  die  mit  Schmetterlingen  bestickt  toaren;  auch  die  langen, 
flatternden,  anderthalb  fufs  über  die  hätide  hinausreichenden  ärmel 
wiesen  die  bunten  färben  auf,  in  denen  die  flügel  der  Schmetter- 
linge schillern,  während  des  ganzen  tanzens  und  schwebens  hatten 
die   knaben    die    arme   ausgestreckt,    und  die   tvürkung   war   eine 


NACHTRÄGE  ZUM  SCHVVERTTANZ  209 

wahrhaft    wunderbare,     den  schhiss  bildete   ein  grofsartiges  feuer- 
werk.' 

2)  H Rentier  in  den  Kretafahrten  in  (Deutsche  zeitung  1889 
nr  6380)  erwähnt  den  schwerttanz  der  Zejbeks,  eines  barbarischen 
volksst anwies ,  der  das  land  hinler  Smijrna  bewohnt,  der  bericht 
rührt  vom  engl,  consul  in  Canea  her,  der  1870  ein  türkisches 
lager  auf  der  hochebene  von  Omalo  besucht  und  hier  den  schwert- 
tanz der  Zejbeks ,  die  mit  fackeln  und  musik  ins  lager  heranzogen, 
mit  angesehen  hatte,  der  tanz  begann  nach  einer  musikalischen 
einleitung.  'diese  Zejbeks  sind  von  den  achselgruben  bis  zu  den 
haften  in  eine  schärpe  gehüllt,  haben  sackartige  kniehosen  und 
tragen  lange,  kreuzweise  durch  ihre  schärpen  gesteckte  messer.  sie 
bildeten  einen  kreis  und  begannen  eine  bewegung ,  die  einem  tanze 
gepanzerter  männer  zu  gleichen  schien,  halb  thealerschrilt ,  halb 
hopser.  die  musik  spielte  dazu  eine  geeignete  toeise  und  die  tänzer, 
ebenfalls  singend,  giengen  langsam  zwei-  oder  dreimal  in  der  näm- 
lichen ruhigen  und  besonnenen  ort  im  kreise  herum,  zogen  dann 
ihre  messer,  schwangen  sie  im  tacte,  beschleunigten  ihren  schritt, 
und  schneller  und  schneller  ward  ihr  tanz,  je  erregter  ihr  gesang 
wurde,  endlich,  als  dieser  den  höhepunct  erreicht  hatte,  stürzten 
sie,  scheinbar  voller  wut,  in  der  mitte  des  kreises  auf  einander 
los,  als  ob  sie  sich  gegenseitig  niedermetzeln  wollten,  die  gezückten 
messer  wurden  aber  von  der  linken  hand  zurückgehalten,  und 
nachdem  der  paroxysmus  vorüber  war,  nahm  der  gesang  allmählich 
einen  tieferen  ton  und  einen  gemäßigteren  tact  an.  nun  trat  aber 
im  tanze  eine  Veränderung  ein;  jeder  tänzer  warf  sein  messer  in 
die  mitte  des  kreises  auf  den  boden  und  widerholte  die  beschleu- 
nigten bewegungen,  und  dann  stürzten  sie  alle  im  hitzigsten  tanze 
auf  ihre  messer  los,  hoben  sie  auf  und  zückten  sie  auf  einen 
imaginären  feind  aufserhalb.  nach  scheinbarer  niedermetzelung 
desselben  kehrten  sie  zu  ihrer  gewöhnlichen  tanzbewegung  zurück, 
hoben  zu  guter  letzt  einen  aus  ihrer  mitte  auf  den  händen  in  die 
höhe  und  liefsen  ihn  mit  den  milderen  klängen  ihres  gesanges  wider 
nieder,  nach  einer  pause,  in  welcher  die  Soldaten,  uneingeschüchtert 
durch  die  anwesenheit  des  paschas,  nach  herzenslust  lachten,  scherzten 
und  jauchzten ,  trat  ein  soldat,  als  ägyptische  tänzerin  gekleidet, 
in  den  kreis,  seine  gestalt  schien  biegsam  wie  eine  Weidenrute, 
und  er  tanzte  so  characteristisch ,  wie  nur  immer  es  ein  ägyptisches 
Z.  V.  I».  A.    XXXIV.    N.  T.    XXII.  14 


210  NACHTRÄGE  ZUM  SCHVVERTTANZ 

mädchen  vermag,    um  1 1  uhr  zogen  sie  mit  den  fackeln  und  mit 
musik  wider  ab.' 

3)  Schorers  familienblau  (Berlin  1889,  lieft  17,  s.  757)  bringt 
eine  abbildung  des  Montenegrinischen  schwerttanzes  nach  dem  ge- 
mälde  von  PJoanovich.  hier  führt  ein  alter  Czernagorze  mit 
einem  schwert  in  jeder  hand  allein  den  tanz  aus,  soweit  die 
abbildung  zeigt  —  die  wünschenswerte  beschreibung  des  tanzes 
fehlt  leider  (s.  768). 

Zwischen  dem  schwertlanz  der  Zejbeken  und  dem  deutschen 
herscht  eine  so  auffallende  Übereinstimmung,  dass  es  nötig  erscheint, 
bei  einer  eingehenden  darstellung  des  germ.  schwerttanzes  auch 
fremdländische  heranzuziehen,  der  unterzeichnete  bittet  daher  mit 
rücksicht  auf  die  von  ihm  schon  lange  angekündigte  abhandlung 
über  den  germ.  schwerttanz  die  kenner  in-  und  ausländischer 
schwerttanzüberlieferungen  um  gütige  Veröffentlichung  oder  mit- 
teilung  derselben. 

Krummau  in  Böhmen.  J.  J.  AMMANN. 


AE.  GAERDAS,  BOCSTAFAS,  BOC. 

Zs.  33,  250  begegnet  ein  merkwürdiges  gaerdas,  für  das 
Steinmeyer  keinen  rat  weifs.  zu  seiner  deutung  hole  ich  etwas 
weiter  aus  und  behandle  zunächst  die  etymologie  des  wortes 
buch,  nachdem  dessen  bisher  angenommene  Identität  mit  buche 
durch  Sievers  zuerst  in  Murrays  New  english  dict.  s.  book  und 
nun  wider  in  Pauls  Grundriss  i  241  verworfen  worden  ist.  ohne 
auf  seinen  Vorschlag,  buch  mit  der  skr.  wurzel  bhaj  'teilen'  zu 
verknüpfen,  einzugehen,  gebe  ich  ohne  zaudern  der  landläufigen 
erklärung  von  buch  aus  buche  den  vorzug. 

Das  verhalten  von  baumnamen,  die  ohne  suffixerweiterung 
auch  für  apparate  (speciell  für  waffen)  dienen  können ,  wird  durch 
die  doppelbedeutung  etwa  von  altu.  askr  älmr  lind  yr  und  durch 
parallele  westgerm.  belege  zur  genüge  gesichert;  OSchrader  hat 
neuerdings  in  Bezzenbergers  Beiträgen  15  diesen  gesichtspunct 
durchgeführt  und  damit  ein  par  überraschende  resultate  erzielt, 
für  unseren  zweck  liegt  es  näher,  an  skr.  bhürja  zu  erinnern, 
das  als  masculinum  'birke',  als  neutrum  'birkenrinde  zum  schreiben' 


AE.  GAERDAS,  BOCSTAFAS,  BOC       211 

bedeutet,  die  bedeutung  widerstreitet  also  nicht,  aus  einem  grund- 
worte  'buche'  etwa  eine  erste  bedeutung  'buchenrinde,  buchenstab 
oder  buchenbrettchen  zum  einritzen  von  runen'  abzuleiten,  denn 
dass  event.  auch  eschenstäbchen  oder  eschenbrettcben  zum  ein- 
ritzen von  runen  gebraucht  wurden,  spricht  noch  nicht  gegen 
eine  denominatio  a  potiori.  Tacitus  als  ältester  zeuge  weifs  von 
virga  frugiferae  arbori  decisa  und  das  zeugt  eher  für  die  buche 
als  für  die  esche,  welche  in  den  von  Sievers  angezogenen  vvorteu 
des  Venantius  Fortunatus  (tabellae  fraxineae)    nahe   gelegt  wird. 

Es  ist  bekannt,  dass  unser  buche  mit  lat.  fagas  gr.  cpiqyoQ 
identisch  ist  und  auf  ein  vorgerm.  bhägo-  zurückgeht;  und  wenn 
man  an  die  Tacitusstelle  anknüpfen  will,  mag  man  auch  gr. 
cpayelv  in  den  weiteren  hintergrund  stellen. 

Dieses  bhägo-  hat  nun  bezüglich  der  Stammbildung  so  manche 
wandelung  erfahren,  dass  Sievers  darüber  den  festen  ausgangs- 
punct,  den  lat.  fagus  und  gr.  rprjög  für  unser  buche  bieten,  ganz 
aus  den  äugen  verlieren  konnte,  das  vorgerm.  bhägo-  'buche', 
als  masculin  flectierend  vorauszusetzen,  ist  im  germ.  ebenso 
wenig  erhalten  geblieben  wie  das  dem  sanskr.  bhurja  'birke'  ent- 
sprechende masculinum.  aber  entsprechend  dem  skr.  neutrum 
bhurja  'birkenrinde  zum  schreiben'  ist  ein  germ.  böka-  neutr. 
'buchenrinde  resp.  buchenstäbchen  oder  brettchen  zum  schreiben' 
sehr  gut  denkbar,  dieses  neutrum  ist  im  germ.  nur  noch  im 
plural  als 'buch'  bewahrt,  wozu  man  bisher  allgemein  einen  Sin- 
gular 'buchstabe'  vermutet  hat.  diese  annähme,  für  got.  frabaüh- 
taböka  'Verkaufsurkunde'  einen  neutralen  Singular  bök  (a- stamm) 
'buchstabe'  zu  vermuten,  wird  auch  durch  den  ahd.-mhd.  plural 
diu  buoh  mit  singularbedeutung  empfohlen  (über  diese  siugular- 
bedeutung  des  plurals  s.  Graff  m  32.  Roediger  Zs.  21,  403.  Auz. 
iv  265).  dass  von  diesem  neutralen  plural  bökö,  westgerm.  bök(u) 
dann  unser  buch  mit  singularflexion  ausgegangen  ist,  habe  ich 
Beitr.  8,  513  wahrscheinlich  gemacht,  denn  durch  eine  andere 
got.  form,  durch  das  fem.  böka,  p\.  bokös  wird  es  sicher,  dass 
der  Singular  nur  den  einzelnen  bucbslaben,  der  plural  das  Schrift- 
stück  bezeiebnete. 

Altn.  bjprk  f.  neben  skr.  bhurja  m.,  ahd.  iwa  f.  neben  altn. 
yr  m.  lehren  uns,  dass  baumnamen  frühzeitig  dem  femininum  den 
vorzug  geben;  und  das  feminine  geschlecht  von  lat.  fagus  und 
gr.  <fij6g  lässt  es  nicht  auffallig  erscheinen,  dass  urgerm.  bökö- 

14* 


212        AE.  GAERDAS,  BÖCSTAFAS,  BÖC 

f.  statt  böka-  m.  sich  einstellt,  dies  ist  das  got.  böka  sg.  'buch- 
stabe',  plur. 'buch,  Schriftstück'. 

Der  einzige  schwierige  punct,  der  sich  nicht  ganz  aufklären 
lässt,  ist  die  consonanlische  flexion  im  nord.-wcstgerm.  auf  der 
einen  seite  zeigt  das  got.  keine  spur  consonantischer  flexion, 
sondern  nur  vocalische,  und  dazu  stimmt  das  entlehnte  aslov. 
buky  'buchstabe'  =  got.  böka  f.  ist  nun  unser  ausgangspunct 
richtig,  nämlich  der  durch  das  griech.-lat.  gebotene  o-stamm, 
so  müssen  sich  wenigstens  dafür  anhaltspuncte  zeigen,  dass  con- 
sonantische  stamme  secundär  aus  vocalischen  entstehen  können, 
und  dafür  stellen  ae.  gät  gegen  lat.  haedus,  ae.  ea  (d.  sg.  ie)  gegen 
lat.  aqua  gute  belege,  dass  im  urdeutschen  für  einen  neutralen 
plur.  diu  buoh  (=go\.ßö  böka),  wenn  Überführung  in  den  singular 
statt  fand,  anschluss  an  bürg  möglich  war,  ist  kaum  zu  bezweifeln, 
dieser  übertritt  in  die  consonantische  flexion  bleibt  weiterer  er- 
wägung  vorbehalten. 

Die  Schicksale  des  baumnamens  machen  keine  ernste  Schwierig- 
keit, denn  weder  ist  daran  zu  zweifeln,  dass  böka-  (=  fagus 
rprjyög)  durch  bökö-  zu  bökön-  werden,  noch  dass  daraus  durch 
irgendwelche  einflüsse  bökjön-  entstehen  konnte,  ahd.  buohha  als 
femininer  n-stamm  ist  wie  zahlreiche  andere  n-stämme  nicht  zu 
verwundern;  und  die  bildung  auf  jun  findet  ihre  erklärung  in 
meiner  Stammbildungslehre  §  83,  wo  an  ahd.  birihha  neben  ae. 
beorc,  altn. bjork,  alln. selja  gegen  ae.sealh  (westfäl.  füchte,  Österreich. 
feuchte  gegen  ahd.  fiohta)  erinnert  wird. 

Sievers  behandlung  der  in  frage  stehenden  sippe,  die  wir 
hiermit  geprüft  haben,  bedeutet  in  einem  puncte  zweifellos  einen 
fortschrilt:  während  man  früher  in  buch  wesentlich  die  grund- 
hedeutung  'virga'  fand,  erkennt  und  belegt  er  die  bedeutung 
'schreibtafel',  eigentl.  Habella',  setzen  wir  'buchenrinde,  buchen- 
stäbchen,  buchentäfelchen  zum  einritzen  von  runen'  als  die  Vor- 
stufe für  'buch',  so  kommt  die  alte  deutung  und  die  Sieverssche 
ergänzung  zu  ihrem  recht. 

Der  eigentliche  name  des  runenstäbchens,  der  virga  arboris 
frugiferae  war  urgerm.  bökslata-  eigentl.  'buchenstab'.  aber  so 
gut  wie  'stab'  kann  einmal  auch  'stecken'  diese  bedeutung  ge- 
habt haben,  und  ae.  geard,  ahd.  gart  bedeutet  'stecken',  die  von 
Steinmeyer  mitgeteilte  glosse  gaerdas  ist  die  pluralische  Über- 
setzung eines  singularischen  x<xQTt]g,  xeiqöyqacpa,   hat  also  die 


AE.  GAERDAS,  BOCSTAFAS,  BOC  213 

bedeutung  'Schriftstück,  Urkunde',  wodurch  wir  wider  an  got. 
bökös  'buch'  zu  böka  f.  'buchstabe'  erinnert  werden,  es  ist  ein 
ae.  singular  *böc-geard  synonym  mit  böc-stcef  zu  vermuten,  und 
wie  uncomponierles  stcef  als  'buchstabe'  nicht  auffällt,  darf  auch 
gleichbedeutendes  geard  nicht  verwundern. 

Jena  1.1.  90.  F.  KLUGE. 


EIN  ZEUGNIS   ZUR  GESCHICHTE 
DER  MHD.  LYRIK. 

Codex  730  der  hiesigen  Universitätsbibliothek ,  kurz  nach  dem 
ende  des  13jhs.  geschrieben,  enthält  eine  große  Sammlung  lateini- 
scher predigten,  in  welche  viele  stücke  Bertholds  von  Regensburg 
aufgenommen  sind,  da  ich  mich  demnächst  an  anderer  stelle  aus- 
führlich mit  dieser  hs.  befasse,  so  kann  ich  mir  hier  die  genauere 
beschreibung  sparen  und  teile  nur  eine  nummer  mit,  von  welcher 
ich  meine,  dass  sie  auch  für  weitere  kreise  der  fachgenossen  interesse 
haben  wird,  es  ist  nr  53  der  Sammlung,  eine  predigt  auf  das 
fest  der  unschuldigen  kinder.  ich  löse  beim  abdruck  die  ziemlich 
starken  abkürzungen  auf  und  interpungicre  nach  mafsgabe  der 
handschrift. 

(59b)  Cantate  domino  canlicum  novum.  Apocalipsis:  can- 
tabant  sancli  cauticum  novum.  Secundum  (59c)  consuetudinem 
mundanorum  sex  inveniuntur  cantica  spirilualia:  est  enim  can- 
ticum  vigilancium  taglied,  lamentancium  chlaglied,  amancium 
minnelied,  laiidancium  loblied,  vituperancium  scheltlied,  jubilan-  5 
cium  vreudenlied.  Primum:  taglied  cantant  vigiles  homines  de- 
sides  a  sompno  ad  opus  excitantes.  nota  de  amatoribus.  hunc 
debent  canere  prelati  et  doctores.  Ysaias:  super  muros  tuos, 
Jerusalem,  conslitui  custodes.  debent  dormientibus  in  peccatis 
annunciare  appropinquasse  diem  misericordie  et  gracie.  Ysaias:  10 
surge,    illuminare,    Jerusalem,      item:    populus   qui   ambulat   in 

1  das  erste  citat  kann  sich  auf  zahlreiche  stellen  der  psälmen  und 
auf  Isaf.  42,  10  beziehen,  das  zweite  ist  geinafs  z.  54/"  aus  Apoc.  14,  3, 
nicht  aus  Apoc.h,'.)  entnommen.  4  chlaglied  aus  chlagdlied  gebessert. 

0  taglid.         8  Isai.  62, 6:  —  et  tola  nocte  in  i>erpetuum  non  tacebant. 
in  die  Verbindung  misericordia  et  gratia  ist  aus  den  psalmen  und  aus 
den  paulinischen  briefen  geläufig.         11  fsai.60,1:    -  quia  venit  lumen 
tuurn  et  gloria  domini  super  te  oita  est.  —  9,2:  p.  qui  ambulabat  etc. 


214       EIN  ZEUGNIS  ZUR  GESCHICHTE  DER  MHD.  LYRIK 

tenebris ,  vidit  lucem  magnam.  Hoc  canticum  cantabat  vigil  iste 
de  celo ,  qui  dicit:  Evigilate,  justi;  hora  est  jam  nos  de  sompno 
surgere,  nunc  propior  salus  nostra  est.    Sed,  heu,  quidam  faciunt 

15  ut  sompnolenti  et  pigri,  qui  audito  cantu  vigilancium  vertunt  se 
ad  aliud  latus  et  tegunt  oculos  et  ita  negiigunt  mane  surgere  ad 
operacionem.  et  tales  fuerunt  mendici ,  quibus  in  Proverbiis 
comparatur:  propter  frigus  piger  arare  noluit;  mendicabit  estate 
et  non  dabitur  ei.    Sic  continget  differentibus  conf'essionem,  qui 

20  mendicabunt  a  sanctis  suffragia  etc.  Secundum:  cblaglied  in 
morte  principum  et  proborum  hominum  canitur,  in  quo  eorum 
probitas  lamentatur.  hoc  canebat  Jeremias,  flens  et  dolens  de 
morte  Josie  regis  carmen  lugubre:  quomodo  sedet  sola  civitas, 
plena   populo.     expone   moraliter  de   anima   peccatrice,   capta  a 

25  dyabolo,  vel  spiritualiter  de  Christo,  pro  nobis  inorluo.  item 
non  solum  Josiam  sed  etiam  captivitatem  et  obprobrium  aliorum 
principum.  Treni  v:  cecidit  Corona  capitis  nostri;  ve  nobis,  quia 
peccavimus.  item:  quomodo  obscuratum  est  aurum,  mutatus. 
Item,    tercium   est   amantium:    minnelied.     hoc   cantant  juvenes 

30  amorem  suum  exprimentes.  hoc  est  canticum  contempla(59d)ti- 
vorum  et  peri'ectorum ,  hoc  cantabat  Salomon ,  Cantica:  oscu- 
letur  me.  item:  qualis  est  dilectus  ex  dilecto.  non  clamor,  sed 
amor  cantat  in  aure  dei:  sonet  vox  tua  in  auribus  meis;  vox 
enim    tua  dulcis   et   facies   tua   decora.     Ysaias:    cantabo   dilecto 

12  der  ausdruck  vigil  iste  de  celo  stcmiml  aus  Daniel  4,  10 :  videbam 
in  visione  capitis  mei  super  Stratum  meum ,  et  ecce  vigil  et  sanctus  de 
caelo  descendit.  clamavit  fortiler  etc.  die  beziehung  auf  den  apostel 
Paulus  findet  sich  erst  bei  Rupert  von  Deutz ,  De  trinitate  et  operibus 
ejus,  Migne  167,  1508 BC.  13  1  Cor.  15,  34:  evigilate,  justi,  et  nolite  pec- 
care.  —  Rom.  13,  11 :  hora  —  est.       14  proprior.        15auditu.       16tergunt. 

17  Proverbiis  fehlt.  18  Proverb.  20,  4.    der  beigegebenen  deulung 

steht  am  nächsten  Honorius  Auguslodunensis ,  Quaestiones  et  reponsiones 
in  Proverbia,  Migne  172,  321  D.  20  sanctas.  22  laminatur. 

23  Josue.  —  Threni  1,  1.  die  beiden  auslegungen  der  stelle  finden  sich 
beisa?nmen  im  commentar  des  Rhabanus  Matirus ,  Migne  111,1185/4  —  C. 

27   Thren.  5,  16.  28  Thren.  4,  1:  — ,  mutatus  est  color  optimus. 

31  Cant.  1, 1 :  o.  m.  osculo  oris  sui.  32  Cant.  5, 9:  ex  dilecto,  quia  sie  adju- 
vasti  nos.  33  Cant.  2, 14.  34  Isai.  5,  1 :  —  canticum  patruelis  mei 

vineae  suae.  die  verbmdujig  zwischen  dieser  stelle  und  den  versen  der 
Cantica  findet  sich  schon  in  den  alten  commenlaren ,  am  besten  bei  Beda, 
Migne  91,  1161  BC.  die  folgende  angäbe  über  die  nachtigall  ist  ent- 
weder aus  dem  Liber  de  natura  rermn  des  Thomas  Canthnpralensis  oder 
aus  dem  Spcculum  naturale  des  flncentius  Bellovaccnsis  geschöpft,  das 


EIN  ZEUGNIS  ZUR  GESCHICHTE  DER  MHD.  LYRIK       215 

meo.    hoc  est  canticum  phylomene,  que  per  magnitudinem  amoris,  35 
clamoris    et   cantus  moritur,    quia    fortis    est   ut   mors    dilectio. 
Quartus  est  laudancium:    loblied,    quod  cantant  joculatores  divi- 
tibus  hujus  mundi  pro  munere,  aliquando  mundaciter  laudantes. 
hunc  debent  cantare  volucres   celi  .i.  fideles    anime,    unde  enim 
omnes  volucres  celi  domino  benedicunt  a.  m.  do.     et  omnia  que  40 
intra    me   sunt.     Hec   cantabat   illa    benedicta   Maria :    magnificat 
anima  mea  dominum,     etiam  hunc  debemus  et  nos  cantare  cum 
Maria,    sorore   Moysi,    post    exitum   Egypti    et   transitum    maris 
rubri  et  dimersionem  Pbaraonis;  unde  cantabat:  cantemus  domino, 
gloriose.      Psalmus:    quid   retribuam    domino    pro   omnibus   que  45 
retribuit  mihi?   Quintum  vituperancium :  scheltlied,  cantant  pec- 
catores  vocem  corvinam  emittentes,  quia  denigrata  est  facies  eorum 
super  carbones.     nomen    meum  jugiter  blasphematur    inter   etc. 
Exemplum    de   illo   suner,    qui    deum  blasphemavit:    educ   blas- 
phemum  f'oras  et  lapidetur.    Apocalipsis:  manducaverunt  linguas  50 
pre  doloribus,    qui  blasphemaverunt  deum.     Sextus   est  jubilan- 
cium  :   vreudenlied.    hoc  cantant  angeli  et  sancte  virgines  coram 
deo  et  agno,   chorizantes  alterutrum  ad  leticiam  se  provocantes. 
Apocalipsis:   cantabant  canticum  novum,  et  nemo  poterat  dicere 
canticum.    Psalmus:  cantabo  dominum  canticum  novum  et  exul  dei  55 
in  gutture  eorum.     Glosa:  laude  vocali  laudabit  sanctum  domini. 
Tobias:    cantabitur   in    te   canticum    leticie.      Ysaias:    servi    mei 

lässt  sich  aus  den  übereinstimmenden  sälze?i  Konrads  von  Megenberg  er- 
schließen im  Buch  der  natur  ed.  Pfeiffer  221,4  ff:  si  singt  gar  änisicleicli 
und  gar  frävenleich  über  ir  kraft  also  groezleich ,  daz  si  so  krank  wirt,  daz 
si  sterben  muoz,  und  weit  e  den  tot,  e  daz  si  von  irm  gesang  laz.  darunib 
haizt  si  ze  kriechischer  sprach  phylomena,  daz  ist  so  vil  gesprochen  sam 
ain  liepswinderinne,  wan  si  swindet  und  nimt  ab  von  rehter  lieb  irs  ge- 
sanges  unz  in  den  tot.  36  Cant.  8,  6.  38  /.  mendaciter?  39  vgl. 

Daniel  3,  80.  40  vielleicht  so    zu  lesen:   benedicunt,   et  anima  mea 

domino  et  o.  q.  i.  m.  s.  41  vor  Maria  steht  anima  getilgt.  —  Luc.  1,46. 

43  Exod.  15,21:  —  gloriose  enim  magniticatus  est.         44  dimersione. 
—  Psalm.  115,  12.  47  Threni  4,8.   —  Isai.  52,5.  48  blasphe- 

mamur.  —  das  inter  darnach,  ist  der  Isaiasslelle  aus  Rom.  2,  24  beigefügt 
worden,  wo  es  nach  Jerem.  36,20  steht.  —  49/.  sunder?  die  stelle  bezieht 
sich  auf'Levit.24,H)ff,  wo  gott  zu  Moses  spricht  14:  educ  blasphemum 
extra  castra ,  et  ponant  omnes  qui  audierunt  manus  suas  super  caput  ejus, 
et  lapidet  eum  populus  uni  versus.  bO  Apoc.  16, 10.  52vreudlied.  —  coram 
agno  aus  Apoc. 5,8  f.  54 Apoc.  14,3.  bbPsalm.  149, 1  und6.  56rf«'eglosa 
ist  die  glossa  ordinaria  des  H'alafrid Sirabo,  Migne  113,  1077/".  57  Tob. 
12,  18.  13,  3.  10.  22.  —  lsai.  65,  14:  —  exultatione  cordis.    aus  dem  Schlüsse 


216       EIN  ZEUGNIS  ZUR  GESCHICHTE  DER  MHD.  LYRIK 

laudabunt  pre  exultatione  Spiritus.  Nota  de  Alexandro  rege,  qui 
vidit  palatium  Fori  regis,  intus  vesti(60a)tum  auro.  in  cujus  medio 
60  erat  vitis  aurea  propagines  argentee  et  folia  botri  de  lapidibus 
preciosis  et  super  botros  avicule  auree  depicte  diversimode  et 
formate  et  falles(?)  subterranei  applicati  viti  et  aviculis  etc.  Sed 
illa  sola  defuit  que  superat  omnes  avicularum  cantus.  unde  Ie- 
gitur  in  Vitas  patrum  de  monacbo,  qui  mirabatur,  quomodo  posset 
65  esse  gaudium  sine  tedio,  et  de  illo  versu:  quoniam  mille  anni 
lamquam  dies  besterna.  qui  ccc  annis  mansit  in  nemore  propter 
aviculam.  — 

Wie  man  leicht  sieht,  ist  dieses  stück  keine  ausgeführte  predigt, 
sondern   ein  enlwnrf,   welcher  anordnung  und  st  off  darbietet,     es 
bedarf,  um  dies  zu  erkennen,  nicht  des  Hinweises  auf  die  mahnung 
der  z.  24,   besteht   doch   das  ganze  überhaupt  nur  aus  der  dispo- 
silion  und  dem  material ,  welches  die  grundlage  einer  predigt  bilden 
soll,     die  Verbindung   der  gedanken   darin   ist  ganz  icol  zu  ver- 
stehen,    die  vorhandenen  sechs  arten  weltlicher  lieder  werden  auf 
die  geistlichen  gesänge,  beziehungsweise  lügenden,  ausgelegt,  durch 
deren  Übung  wir  gott  preisen   sollen,     so  sind  die  prälaten  und 
gelehrten  prediger  insbesondere  dazu  aufgestellt ,  damit  sie  diejenigen 
gläubigen,   welche  in  den  sündenschlaf  zu  verfallen  drohen,  wach 
erhalten;  denn  das  nota  de  amatoribus  z.  7  ist  nur  zwischen  die 
beiden  stücke  dieses  gedankens  eingeschoben  und  soll  dem  gedächtnis 
des   predigers   dienen,     es  war   diesem    durch   die   gegebenen   an- 
deutungen   möglich   gemacht,   sehr   weit   auszuschweifen,   wenn  er 
wollte.    Zusammenhang  und  Übergang  sind  auch  gegen  den  schluss 
hin  ganz  deutlich:   neben  den  freudengesängen  aus  der  bibel  wird 
die  musik  weltlicher  freuden  angeführt ,  welche  Alexander  im  palaste 
des  Inderkönigs  Porus  hörte,     aber   unter  diesen  harmoniert  fehlte 
die  stimme    der  himmlischen   nachtigall.     sie  war   es,   die  durch 
ihren  gesang  jenem  manch   einen  solchen  vorschmack   der  Seligkeit 
verschaffte,  dass  ihn  dreihundert  jähre  nur  eine  Viertelstunde  däuchten. 
der  schluss  des  sermons  war  hiernach  unschwer  zu  finden,    die  an- 

des  verses  ist  Spiritus  für  cordis  entnommen.  59  palatium  peii  regis.  — 
die  beschreibung  hier  ist  ausführlicher  als  an  den  entsprechenden  stellen 
der  Historia  de  preliis,  vgl.  Kinzel,  Lamprechts  Alexander,  zu  v.  5411/7", 
OvZingerle,  Die  quellen  zum  Alexander  des  Rudolf  von  Ems  s.  41  f.  20h  f. 
64  es  ist  die  (zum  mindesten  aus  Longfellows  Golden  legend)  loolbe- 
kannte  erzählung  com  mönch  Felix  aus  Heisterbach  oder  Hildeskeim. 
65  Psalm.  89,  4. 


EIN  ZEUGNIS  ZUR  GESCHICHTE  DER  MHD.  LYRIK       217 

Ordnung  des  Stückes  weicht  gar  nicht  in  irgend  auffälliger  weise 
von  den  dispositionell  ab,  welche  in  der  predigt  des  13  jhs. 
üblich  sind. 

Bedeutung  gewinnt  dieser  entwurf  zu  einem  sermon  dadurch, 
dass  sechs  namen  von  arten  deutscher  lieder  zur  einteilung  des 
Stoffes  verwendet  werden,  zwei  derselben,  scheltliet  und  vreuden- 
liet,  sind,  wenigstens  nach  Lexer ,  mhd.  noch  unbelegt,  die  haupt- 
sache  aber  ist:  hier  gebraucht  diese  namen  ein  prediger  aus  der 
zweiten  hälfte  des  13  jhs.  als  technische  Bezeichnungen,  und  zwar 
in  einer  weise,  dass  er  für  sie  bei  seiner  Zuhörerschaft  auf  volles 
Verständnis  rechnet.1  tagliet  und  minneliet  kannten  wir  schon  als 
solche  technische  ausdrücke,  hingegen  ist  es  sehr  lehrreich  zu  er- 
fahren,  dass  auch  chlageliet,  lobliet,  scheltliet  so  im  schwänge 
waren  und  dichtungen  bezeichneten ,  welche  berufsmäfsig  gegen  be- 
lohnung  —  obzwar  sich  dies  nur  bei  lobliet  besonders  erwähnt 
findet'  —  abgefasst  wurden,  dürfen  wir  in  diesen  angaben  eine 
Bestätigung  erblicken  für  die  würksamkeit  der  fahrenden  spielleute 
in  der  ersten  zeit  des  Minnesanges,  können  wir  darin  die  zustände 
deutscher  dichtung  angebahnt  sehen,  welche  sich  in  den  'reden 
Suchenwirts  abspiegeln,  so  hat  das  Zeugnis  doch  seinen  hauptwert 
für  die  poesie  der  bürgerlichen  spruchdichter  um  die  mitte  des 
13  jhs. 

Was  unter  vreudenliet  zu  verstehen  ist,  weifs  ich  jetzt  nicht 
zu  sagen;  vielleicht  lieder  bei  hochzeiten  und  anderen  festlichen 
gelegenheiten.  chlage-,  lob-  und  scheltliet  icerden  von  dem  pre- 
diger selbst  hinreichend  erklärt,  über  das  gewerbe  der  schelter 
hat  sich  eine  ganze  litteratur  angesammelt,  die  sich  von  den  an- 
merkungen  Beneckes  und  Lachmanns  zu  Iwein  11Q2  bis  zu  Wein- 
holds  Deutschen  frauen2  n  133  erstreckt  und  worunter  besonders 
die  reichen  noten  Wackernagels  Lillg.  I2,  130.  144.  301  beachtens- 
wert sind. 

Die  vielberufenen  verse  Reinmars  des  ßedlers  (am  besten  bei 
Wacker  na  gel- Bieger,  Wallher  vdVogelweide  s.  258)  sind  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  älter  als  unsere  predigt,  aus  den  zehn  gal- 
tungen von  liedern  (leich  ist  abzuscheiden) ,  welche  er  durch  Leulold 

1  aus  der  Verwendung  lateinischer  maseulinformen  (liunc  7.  30.  42, 
i|ii.ulus  37,  sextus  51)  neben  dem  sonstigen  neulrum  erhellt,  dass  der 
prediger  nicht  immer  an  canticuni  oder  litt  gedacht  /ml,  sondern  dass 
ihm  auch  andere  ausdrücke  —  etwa  liyninus  —   vorschwebten. 


218       EIN  ZEUGNIS  ZUR  GESCHICHTE  DER  MHD.  LYRIK 

von  Seven  gesungen  werden  lässt ,  finden  sich  drei,  tageliet,  cblage- 
liet,  lobeliet  in  dem  Verzeichnis  des  predigers  wider,  wahrscheinlich 
fällt  noch  Reinmars  rüegüet  mit  scheltliet  zusammen,  durch  das 
zeugnis  der  predigt  wird  der  wert  der  stelle  Reinmars  erhöht,  denn 
während  man  sonst  einzelne  der  bei  ihm  vorkommenden  ausdrücke 
für  erfunden  halten  konnte  und  diese  Vermutung  durch  den  ton 
des  gedichles  an  Wahrscheinlichkeit  gewann ,  so  wird  man  jetzt  doch 
lieber  darin  eine  häufung  von  würklich  gebrauchten  technischen 
namen  erkennen,  einem  fahrenden  manne,  wie  es  Leutold  war, 
stand  es  ganz  wol  zu,  dass  er  sich  in  den  verschiedenen  zweigen 
seiner  kunst  wenigstens  in  so  weit  bewandert  erwies,  um  die 
Schöpfungen  anderer  geschickt  vorzutragen,  so  wird  die  bekannte 
Überlieferung  durch  das  hier  mitgeteilte  stück  ergänzt  und  be- 
festigt. 

Graz,  30.  1.  90.  ANTON  E.  SCHÖNBACH. 


NEUE  BRUCHSTÜCKE  AUS  VELDEKES 
SERVATIUS. 

Durch  herrn  assessor  Altmann-Berlin  wurde  ich  auf  eine  in- 
cunabel  der  bibliothek  des  reichsgerichts  in  Leipzig  (G.  739),  einen 
Slrafsburger  druck  aus  dem  jähre  1488,  betitelt:  modus  legendi 
abbreviaturas  T  utroque  iure  sive  processus  iuris  aufmerksam  ge- 
macht, hier  stehen  auf  pergamentstreifen ,  in  welche  mehrere  der 
druckbogen  eingefalzt  sind ,  von  einer  hand  des  1 2  jhs.  reste  des 
Veldekeschen  Servatius,  und  zwar  der  beiden  innersten  doppelblätter 
einer  läge,  zunächst  ein  oben  beschnittener  streifen  des  äufseren 
der  zwei  doppelblätter,  dessen  einzelne  Seiten  ich  mit  ab  c  d  be- 
zeichne; der  kniff  an  der  stelle,  wo  seine  beiden  hälften  gefaltet 
waren,  ist  noch  deutlich  erkennbar,  das  vorderblatt  ab  ist  nur 
teilweise,  das  rückblatt  cd  hingegen  in  seiner  vollen  breite  (12'/2  cm.) 
erhallen,  an  cd  schliefst  sich  unmittelbar  an  ein  zweiter  streifen 
derselben  hinteren  hälfte  des  doppelblattes :  seine  beiden  seilen  nenne 
ich  e  f.  von  allen  diesen  seiten  ragen  zwischen  Matt  8  und  9  des 
bandes  die  arg  zerschnittenen  und  verstümmelten  enden  hervor, 
welchen  ich  die  entsprechenden  siglen  aßydscp  gebe,  von  dem 
inneren  doppelblatt  finden  sich  drei  kleine  Stückchen  gh ,  ik  und  Im 
zwischen  dem  letzten  blatte  der  läge  x  und  dem  ersten  der  läge  y 


NEUE  BRUCHSTÜCKE  AUS  VELDEKES  SERVATIUS   219 

der  incunabel.  gh  und  ik  gehören  dem  vorderblatt  an,  in  der 
weise,  dass  gh  die  inneren,  ik  die  äufseren  enden  derselben  drei 
zeilen  enthalten,  während  Im  dem  rückblatte  entstammen,  in  ge- 
nauem abdrucke  lasse  ich  folgen,  was  ich  von  diesen  selten  a  —  m 
lesen  konnte,  und  füge  die  entsprechenden  partien  aus  Bormans 
ausgäbe  (i  453  —  657)  unter  dem  striche  bei. 

Es  ist  recht  wahrscheinlich,  dass  diese  neuen  bruchstücke  teile 
derselben  hs.  sind,  von  welcher  ein  blatt  (enthaltend  Bormans  n 
2064  —  2117)  durch  W Meyer  Zs.  27,  1 46  ff  veröffentlicht  wurde, 
denn  sie  enthalten  ebenso  wie  das  Münchner  fragment  durchschnitt- 
lich 25 — 27  verse  (22  Zeilen)  auf  der  seile,  die  verse  sind  gleich- 
falls nicht  abgesetzt,  sondern  nur  durch  puncte  getrennt,  jedes 
neue  reimpar  beginnt  mit  einem  grofsen,  rot  verzierten  buchstaben 
und  endlich  zeigt  auch  der  name  des  hl.  Servatius  stets  eine  rote 
umrahmung. 

An  folgenden  stellen  bessern  die  Leipziger  bruchstücke  den 
bisher  bekannten  text  wesentlich:  610  papen]  priesters  Bormans; 
648  vele  maneeh]  menghe  myrakel  B. ;  649  lechtere]  predicksloel 
B.;  655/"  nde.  Me,  dh.  Mere]  enconde  Auders  B. ;  657  negeine, 
wie  schon  B.  richtig  vermutet  hatte  anstatt  des  rührenden  reims 
alleyoe. 

Berlin.  BERTHOLÜ  SCHULZE. 


a 

. . .  gut  . 

.  .  en  beilege 

in  . 

.  .  .  dare 

.  .  ande  .    te 

salde 

Dal  wolde 

unse  her  .  . 

heileg  .  .  . 

Servatius  . 

uerre  .  want  dat  .  . 

hadde  gevv  . 

453  Want  God  den  heilighen  man 
Servacium  daer  sande 

455  Tot  salicheiden  in  den  laude. 
Dat  wolde  Onse  Heer  Jhesus, 
Hat  der  heilighe  Servacius 
Daer  quam  alsoe  verre; 
Want  dat  huscopdome  erre 

460  Soe  langhe  hadde  ghewesen. 


220       NEUE  BRUCHSTÜCKE  AUS  VELDEKES  SEUVATIUS 


a er  war  .    dat 


ende  wäre  g. 


b 
.  .  are  .    dat  he  ue  .  .    banne 
.  .  dar  aue  na  .  ne  .  me 
.  .  tarne .  Ende  so  lief 
dat  heme  der  engel 
5  .  .  lue  geue  bit  siner 
.  .  nc  di  mare  ouer  al 

ß  .  .  t  sente  Valen  .  .  . 
.  .  hadde  den  st  .  .  . 


9 

i 

dare.  dat 

eme 

wäre.  Wa 

etä. 

des  dage 

uä. 

Die  die  vite  hebben  ghelesen 
Sy  welen  dat  wel  voerwaer, 
Dat  allen  die  .  vn.  jaer 
Ten  eynde  waren  gbeganghen. 

480  Voer  den  luden  openbaer, 

Dat  hi  verbannen  waer, 

Diene  daer  äff  neeme; 

Maer  die  daer  toe  gheteme, 

Ende  alsoe  lieft*  Maer  Gode, 
485  Dat  hem  der  enghel,  syn  boede, 

Seher  gbeve  mit  synre  haut. 

Doen  ghinck  die  meer  over  alt  laut; 

Het  waert  coodich  wyff  eii  man, 

Dat  Sinte  Valentyn  den  ban 
490  Ghedaen  hadde  den  stave. 

498  Doen  sande  hi  Sinte  Servaes  daer 
Dat  hi  der  Keerstenheid  neeme  waer; 

500  Want  hi  daer  toe  well  ghelam. 

Des  daichs  doen  hy  in  Tongheren  quam. 


NEUE  BRUCHSTÜCKE  AUS  VELDEKES  SERVATIUS       221 


k 

h 

end 

te  gebode 

üat 

.sone  du 

.  ste 

addent  m 

l 

de.   Dlisi.  . 

.  .  s   d  .  . 

m 

.  .  op  bitler  haut. 

Serv  .  . 

.  .  ne  got  le  .  . 

.  .  itlile.  le 

e 

.  .  heileg de  here 

e  .  .  op  solde  wesen.  eil  si  bit  beme  vvol 
.  .  genesen.     Di  papen  bille  leike. 
526  Der  Keerstenbeit  ende  Gode. 
Vanden  groten  ghebode 
Die  daer  over  was  ghedaen, 
Soe  en  dorstes  nyemant  dae  bestaen. 
530  Sy  baddent  mengheu  dach  ghedreven. 

554  Dal  hyse  wolde  beraden. 

555  Doen  sy  Gode  dus  daer  om  baden, 
Ende  dals  daer  grote  noet  was. 

581  Ily  hueiTen  op  milter  bant 
Servacium  den  ghebeeren: 
(Dal  dede  hem  God  ter  eeren). 
Der  engbel  langher  nyet  en  beyde: 

5S5  Tolten  altaer  hyne  leyde. 

607  Den  hem  der  heilich  enghel  gaff, 
Die  baer  FUisscop  sohle  wesen, 
Ende  sy  mit  hem  souden  ghenesen: 

610  Die  [»riestcrs  mitten  leeken, 


222   NEUE  BRUCHSTÜCKE  AUS  VELDEKES  SERVATIUS 

.  esien  hadde  di  teike.     Di  wäre 
5  .  saiii  vro .  den  sanc  huve  si  uele 
.  .  Gode  gaue  si  den  lof.  en  entfin 
.  .  here  biscop.     Vrolike  si  sungen. 
c  da  si  te  heme  drungen.     Si  uile  heme 

te  nuten,     gutlike  sine  grute.     AI 
10  ere  si  heme  dade.    den  geware  gode 
si  baden.     Den  hen  te  tröste  hadde  ge 
geuen.    dat  hene  hen  lange  lite  leuen. 
Du  dat  was  ergange,    dat  si  hadde 
entfange.    heren  biscop  alse  hen 

y  15 godes  ha  .  .  . 

addet  ue  .  .   . 

<P 

alle  .   .  . 

sine  rad  .  . 

Die  ghesieu  haddeu  die  teeken, 
Die  waren  all  te  samen  vroe. 
Den  sanck  hoeven  sy  voele  hoe; 
Gode  gaven  sy  den  loff, 

615  En  ontfinghen  hären  Busseoff. 
Vrolikeu  sy  songhen 
Doen  sy  te  heme  dronghen. 
Sy  vielen  heme  te  voeten; 
Guetlycken  sy  hem  gruete»; 

620  Alle  eer  sy  hoem  daden; 
Den  ghewaren  God  sy  baden, 
Diene  hon  te  trooste  hadde  ghegheven, 
Dat  hyne  hon  langhe  liete  leven. 
Doen  dat  was  erganghen 

625  Dat  sy  hadden  ontfaughen 

Haren  Busscop,  als  hon  wale  ghetam, 
Die  hon  van  Gods  halven  quam, 
Als  ghi  hier  voer  hebt  vernomen. 

637  Die  alle  die  gheneerde, 

Die  nae  synen  rade  wolden  leven. 


NEUE  BRUCHSTÜCKE  AUS  VELDEKES  SERVATIUS   223 

/ 

Tut  eng  .  . 

wurde,     alse  dar  tu  gehorde  .... 
•  d  got  siner  teike  ein.     da  sine  golheit 

ane  erschein.     De  vele  manech  heuet 
5  gedan.     du  he  ten  lechtere  ginc  stau. 
Sente  Seruas  der  gude.     bit  geistlike  .  . 
müde.     Ende  he  ...  . 

ö 

nde.   Me  .  . 

10 negeine 


044  Totten  Gods  woerde, 

645  Als  daertoe  ghehoerde: 

Soe  dede  God  synre  teyken  eyn, 
Daer  syne  Godheid  ane  erscheyn, 
Die  menghe  myrakel  hevet  ghedoen. 
Doen  hi  ten  predickstoel  ginck  stoen 

650  Sinte  Servaes  die  goede, 
Mit  gheisteliken  moede, 
Ende  hy  predicken  soide, 
Wat  soe  hy  spreken  wolde, 
Dat  sande  hem  God  te  monde, 

055  Die  egheyne  sprake  enconde 
Anders  dan  griexsche  alleyne: 
Ander  sprake  alleyne. 


ZU  KONRADS  KLAGE  DER  KUNST. 

Vor  kurzem  hat  JWerner  im  Neuen  archiv  der  ges.  f.  ältere 
deutsche  geschichtsk.  xiv  422  f  aus  der  hs.  58/275  der  Zürcher 
Stadtbibliothek  (xn — xiujh.)  ein  unvollständig  erhaltenes  lateinisches 
gedieht  auf  den  verfall  der  dichtkunst  zum  ahdruck  gebracht. 

Der  Verfasser  erzählt  einen  träum,  den  er  halte:  er  gieng 
auf  einer  blühenden  wiese  —  nescio  si  solus,  sed  puto  solus  eram  — , 
sie  ist  ringsum  von  grünem  wähl  umgeben ,  den  ein  vielklang 
angenehmer  vogelstimmen  erfüllt,  er  trifft  auf  eine  klare  quelle, 
aus  ihr  entspringt  ein  bach,  dessen  helle  wellen  leise  rauschen. 


224       ZU  KONRADS  KLAGE  DER  KUNST 

er  lässt  sich  am  wasser  nieder,  seine  äugen  suchen  erwartungs- 
voll den  bewohner  dieses  hains.  da  erscheint  Phoebus,  mit  ihm 
die  musen.  der  gott  spricht  ibn  an:  ich  und  die  schwesteru- 
schar  hier,  wir  wundern  uns  sehr,  dass  frech  und  schamlos 
jeder  beliebige  sich  dichterrecht  anmafst.  mag  er  noch  so  un- 
gebildet, in  jedem  zweig  der  kunst  noch  so  unerfahren  sein, 
wenn  er  nur  zwei  Wörter  im  versmafs  zusammenzufügen  ver- 
steht, so  gebärdet  er  sich  als  dichter,  ich  schäme  mich  dessen 
schmerzlich 

Die  ähnlichkeit  mit  der  Klage  der  Kunst  fällt  sogleich  auf. 
der  Vorwurf  ist  der  nämliche;  seine  einkleidung  in  beiden  ge- 
d ich len  bildlich:  bei  Konrad  die  form  einer  ins  einzelne  durch- 
geführten 'processualen  allegorie';  wie  die  lateinische  elegie  die 
rolle  des  Phoebus  durchführte  —  ob  es  der  Verfasser  bei  der 
wähl  des  typischen  Vertreters  der  dichtkunst  und  seiner  be- 
gleiterinnen  bewenden  liefs,  ob  er  diesen  individuelle  aufgaben 
zuteilte  oder  ob  sie  auch  ferner  nur  als  chor  figurierten  —  das 
ist  aus  dem  bruchstück  mit  Sicherheit  nicht  zu  erschliefsen.  die 
scenische  erfindung  des  hauplteils  ist  hier  und  dort  episch  ein- 
geleitet: was  Konrad  mit  dem  tugendgericht,  der  lateiner  mit 
Phoebus  und  seiner  schar  erlebte,  ist  ein  'abenteuer',  das  sie 
auf  einem  gang  ins  freie  hatten,  der  apparat  der  einleitungen 
ist  nahezu  identisch:  wiese  und  blumen ,  wähl  und  vogelgesang, 
quelle  und  bach,  und  an  der  quelle  ereignet  sich  das  wunderbare. 

Man  vergleiche  ferner  den  ausdruck: 

1,  3  da  sach  ich  bluomen  manic-  v.  5  ...  lustrabam  florida  pra- 
valt.l*  taj  .  . ./  Haec  depingebant  .  . 

crocus  .  .  ligustraj  .  .  violae  .  . 
rosae.  j 
3,7   dd   sdzen   vögele   .  ./  und      13  Silva  virens../  In  qua  dulci- 
sungen  süeze  wise.j  sonummurmnreratvolucrutn. 

2,  7  der  meie  het  da  wol  sin  gras /  11  Sed  quid  plus?  omnis  erat 
geroeset  .  ./  hie  laseivia  veris./ 

1,5  ouchvant  ich  einen  brunnen  19  Invenio  fontem   darum   li- 

kalt.  j  moque  carentem  j. ./  Rivulus  ex 

2,1  Der  brunne  lüler  als  ein  illo  fluitans  leve  murmur  a gen- 
glas. /  do,  I    Perspicuis   vivns   luxu- 

*  I  bedeutet  neue  zeile. 


ZU  KONRADS  KLAGE  DER  KUNST       225 

4,1   Nu  beeret,  wie  mir  dö  ge-         riabat  aquis. ,  Dum  super  haue 
schachjbi  disem  brunnenküele,j         fontem  sedeo  .  .  . 
des  vil  wünneclicher  bach(wol 
kerne  hiute  müele.), 
2,  5  von  einem  plane  ich  nie  ge-     7  Ehen   quam   vario    lustrabant 
las/  der  wäre  baz  geräemet./         prata  decore,  /  Nonest(?)  suf- 

ficiens  cuilibet  exprimere./  vgl. 

auch    15  f  Rem   minuo   dum 

parva  loquor,    sed  id   asser o 

plane  l . . 
Also  gleicher  Stoff,  beiderseits  allegorie,  identische  epische 
einleilung,  Verwandtschaft  des  ausdrucks.  aber  kein  einziger 
dieser  vier  punete  ist  wol  streng  beweisend,  und  ich  wage  trotz 
der  auffallenden  Verwandtschaft  keine  sichere  entscheidung  auf 
unmittelbare  beziehung.  denn  bestimmtes  zeugnis  gewänne  man 
wol  erst  durch  nachweisung  wesentlicher  gleichheit  in  behand- 
lung  und  einkleidung  des  hauptthemas,  hier  aber  lässt  die 
Überlieferung  der  elegie  im  stich,  die  ähnlichkeiten  in  erfindung 
und  form  der  einleitung  sind  nicht  mafsgebend,  denn  die  identi- 
schen motive  sind  typisch;  doch  bis  zu  welchem  grade,  das 
kann  erst  'eine  vergleichende  betrachtung  dieser  allegorien,  die 
auch  die  lateinischen  und  französischen  gedichte  ins  äuge  fasste' 
(Joseph,  Klage  der  Kunst  74),  lehren.1  bis  dahin  fehlt  der 
Untersuchung  der  sichere  boden. 

Wenn  aber  unmittelbare  beziehung  zwischen  der  elegie  und 
der  Klage  bestehen  sollte,  so  gieng  meines  erachtens  die  uach- 
ahmung  vom  deutschen  zum  lateinischen  gedieht:  in  v.  37  quivis 
nempe  rudis  expers  cuiuslibet  artis  sehe  ich  die  Übersetzung  des 
deutschen  begriffs  künstelöse  diet  (Kl.  26,2;  16,8).  v.  41 
pudor  und  dedecus  sind  die  deutschen  begriffe  schände  und  laster, 
wie  sie  (neben  schäme)  Kl.  29  vorkommen. 

Wie  ist  ferner  v.  5  (lustrabam  florida  prata)  Nescio  si  solus, 
sed  puto  solus  eram  zu  verstehen?  er  bleibt  mir  unklar,  wenn 
darin  nicht  —  dem  character  der  visio  entsprechend  —  eine  an- 
spielung  auf  irgend  ein  allegorisches  wesen,  das  bei  dem  spazier- 

1  man  vgl.  die  naturschilderungen  bei  Wright,  Satirical  poets  i  140 
(Nigellus),  n  447  (Alanus);  Hagen,  Carm.  ined.  Di  vic.  —  mit  dem  ovidiaui- 
schen  Blox  erat  —  wie  unser  gedieht  —  beginnt  auch  De  quodam  somnio 
in  MG  Poetae  lat.  n  364,  doch  hier  ganz  anderer  stoff. 

Z.  F.  D.  A.     XXXIV.    N.  F.    XXII.  15 


226        ZU  KONRADS  KLAGE  DER  KUNST 

ganger  war  und  wider  nicht  war,  zu  suchen  ist.  Konrad  aber 
beginnt  seine  klage:  Frou  Wildekeit  für  einen  walt  mich  fuorte. .  .  . 
ich  möchte  also  in  der  lateinischen  Wendung  einen  reflex  der 
Vorstellung  des  deutschen  dichters  sehen ,  deren  allegorische 
form  im  lateinischen  nur  schwer  unmittelbare  nachbildung  finden 
konnte. 

Bei  der  annähme,  dass  die  elegie  eine  nachahmung  der  Kl. 
sei,  begreift  man  auch  leichter,  warum  der  nachahmer  Kl.  1,7 
und  4,  4  —  hier  wird  die  stärke  der  Strömung  des  wassers  durch 
vergleichung  mit  einem  mühlbach  geschildert  —  unbenutzt  liefs. 
schon  Joseph  hatte  ferner  hervorgehoben,  dass  Konrad  ein  poetisch 
ungünstiges  motiv  verwendete,  wenn  er  die  gesellschaft  der 
richterinnen  bei  seinem  eintreffen  an  der  quelle  bereits  — 
tableauartig  —  versammelt  sein  liefs;  hier  bessert  der  nach- 
ahmer: seine  figuren  treten  erst  hinzu,  sie  erscheinen  unter 
gesang. 

An  dieser  stelle  der  elegie  —  wo  übernommenes  und 
selbständige  erfindung  an  einander  stiefsen  —  wäre  auch  die 
fuge  bemerkbar:  wenn  Phoebus  die  hauptperson  der  brunnen- 
scene  wurde,  so  lag  doch  nahe,  den  klaren  quell  etwa  als  den 
castalischen  zu  denken;  aber  keinerlei  audeutung  davon:  er 
bleibt  ganz  und  gar  (typisches)  poetisches  mittel  und  wird  nicht 
in  engere  Verbindung  mit  der  haupthandlung  gebracht. 

Über  diese  hypothesen  könnte  man  vielleicht  hiuauskommen, 
wenn  sich  anhaltspuncte  über  die  person  des  Verfassers  ergäben, 
aber  ich  vermag  auch  in  dieser  Beziehung  auf  nichts  anderes 
hinzuweisen  als  auf  einen  characteristischen  unterschied,  den  der 
text  selbst  an  die  hand  gibt,  in  der  Klage  beschwert  sich  Kunst 
vor  allem  darüber,  dass  die  künstelöse  diet  den  echten  künstlern 
das  brot  wegnehme,  man  darf  dabei  wol  an  persönliche  motive 
denken.  Phoebus  aber  beginnt  seine  strafrede  damit,  dass  un- 
fähige überhaupt  sich  dichter  nennen;  die  frage  des  persönlichen 
erwerbs  ist  —  wenigstens  in  dem  erhalteneu  stücke  —  nicht 
einmal  gestreift. 

JWerner  freilich  vermutet  aao.,  dass  Konrad  von  Mure  der 
Verfasser  des  lateinischen  gedichtes  sei:  die  hs.  enthält  nämlich 
auch  eine  vita  Pilati,  und  Werner  möchte  sie  —  mit  berufung 
auf  eine  notiz  Moues  Anz.  f.  k.  d.  d.  v.  iv  422  —  in  beziehung 
zum  Zürcher  cantor  bringen.  aber  Mone  sagt  dort  nichts 
anderes,  als  dass  in  Konrads  Fabularius  die  sage  vom  Pilatusberg 
erwähnt  werde,  ebenso  wenig  beweist  die  berufung  auf  Konrads 
titel  doctor  decretorum,  da  die  hs.  auch  Decreta  enthalte. 

Es  ist  vielmehr  sehr  unwahrscheinlich,  dass  Konrad  vMure 
der  verf.  der  elegie  sei.1    er  hat  ja  allerdings  neben  seineu  grofsen, 

1  die  litteiatur  über  KvM.  verzeichnet  vWyss  in  der  ADB;  vgl.  ins- 
besondere Theodor  vLiebenau  im  Anz.  f.  schweizer,  gesch.  n.  f.  3  (1879), 
229  IT. 


ZU  KONRADS  KLAGE  DER  KUNST       227 

tausende  von  versen  zählenden  arbeiten  kleinere  gediente  ver- 
fasst  —  den  Clipearius  Theutonicorum  und  die  bei  Fridolin  Kopp, 
Vindiciae  actorum  Murensium  309  ff  abgedruckten  — ,  deren  um- 
fang die  elegie  nahe  gekommen  sein  dürfte,  er  versucht  sich 
auf  dem  gebiet  historischer  gelegenhei tsdichtung;  auch  der 
stoff  unserer  elegie  kann  seinem  interessenkreis  unmöglich  ferne 
gestanden  haben,  aber  ihre  form  kann  stilistisch  in  keiner  weise 
mit  der  manier  des  KvM.  verglichen  werden,  den  leicht  lesbaren, 
von  prosodischen  freiheiten  abgesehen,  glatt  fliefsenden  versen 
unseres  gedichts  steht  der  oft  äufserst  umgelenke  hexameter 
Konrads  scharf  gegenüber;  dabei  häuft  er  die  reime,  häuft  ein- 
silbige formen,  liebt  wortspielereien.1 

Und  auf  grund  dieser  stilistischen  unterschiede  halte  ich 
an  der  ablehnung  der  Wernerschen  Vermutung  fest,  trotzdem 
im  übrigen  parallelen  zwischen  Konrad  von  Mure  und  Konrad 
von  Würzburg  sich  ziehen  lasseD.  beide  besingen  den  könig 
Rudolf;  der  Zürcher  ist,  soviel  man  sehen  kann,  der  begründer 
der  eigentlichen  wappenpoesie:  in  den  etwa  160  versen  seines 
Clipearius  beschreibt  er  eine  anzahl  von  wappen;  Konrad  von 
Würzburg  folgt  im  Turnei  vN.  was  vLiebenau  am  schluss  der 
früher  genannten  abhandlung  an  sachlichen  Übereinstimmungen 
zwischen  dem  Clipearius  und  dem  Turnei  anführt,  beweist  zwar 
nicht  unmittelbare  entlehnung  von  Seiten  Konrads  vW.;  aber 
schon  deswegen  ist  meines  erachtens  der  Turnei  später  anzusetzen, 
weil  der  Clipearius  blofs  den  schild  beschreibt,  KvW.  auch  helm- 
zierden  (Kochendörffer  setzt  Zs.  xxvui  133  ff  den  Turnei  ins 
jähr  1257,  vLiebenau  aao.  den  Clipearius  zwischen  1244  und  47). 
Konrad  vMure  hat  ferner  in  dem  gedichte  mit  der  aufschrift 
Maria  .  .  conserva  famulum  tuum  Rodolfum  regem  Romanorum, 
cuius  tu  es  vere  certa  spes'1  (bei  Kopp,  Vind.  313  ff)  eine  grofse 
zahl  der  überlieferten  bilder  des  Mariencultus  aufzählend  zusam- 
mengestellt: dem  steht  Konrads  vW.  Goldene  schmiede  gegenüber. 

Ich  wollte  die  hinweisung  auf  diese  beziehungen  zwischen 
den  beiden  Konraden  um  so  weniger  unterdrücken,  weil  ich  in 
Bächtolds  sonst  so  reichhaltiger  Geschichte  der  schweizerischen 
litteratur  durchaus  nichts  über  den  Zürcher  cantor  finden  konnte, 
sie  deuten  ferner  auch  ihrerseits  auf  den  Zusammenhang  zwischen 
der  zeitgenössischen    lateinischen    und  deutschen  poesie  hin  und 

1  ich  bemerke  ausdrücklich,  dass  ich  nur  über  die  von  Kopp,  Liebenau, 
Fiala  mitgeteilten  poetischen  arbeiten  Konrads  vM.  urteilen  kann,  der  Grae- 
cismus  ist,  so  viel  ich  weifs,  ungedruckt,  den  alten  Basler  druck  des  Fabu- 
larius  habe  ich  nicht  zu  gesicht  bekommen. 

2  vgl.  damit  Chron.  Colm.  (SS  xvii  244,30f):  Comes  Ruodolphus  diebus 
sabbali  et  festibus  beate  Mariae  7iullu?n  malum  sive  per  ignem  vel  prae- 
dam  usque  ad  electionem  dicitur  intulisse.  ferner  ebenda  247,  3.  und 
Ellenhard  ebenda  134,3711:  Dominus  .  .  Ht/odol/'us  rex  ..  in  magna  sicut 
decuit  Itabuit  reverentia  bealam  .  .  virginem  Mariam,  in  iantum  eliam 
quod  usw. 

15* 


228       ZU  KONRADS  KLAGE  DER  KUNST 

mochten  zu  näherer  Untersuchung  einladen,  oh  zwischen  den 
heiden  poeten  nicht  geradezu  unmittelbare  beziehungen  bestehen, 
die  beobachtnng  der  form  würde  dabei  eine  wichtige  rolle  spielen, 
ich  verweise  zb.  auf  die  von  Fiala  (in  dem  aufsatze  über  K.s 
schrift  De  sacramentis,  Anz.  f.  schweizer,  gesch.  nr  205  ff)  her- 
vorgehobene Häufung  einsilbiger  formen ,  womit  Konrads  vW. 
lied  26  zu  vergleichen  wäre. 

Wien.  JOSEPH  SEEMÜLLER. 


ANGELSACHSISCHES  AUS  KOPENHAGEN. 

Der  codex  1519,  4°  der  kgl.  bibliothek  zu  Kopenhagen,  aus 
dem  x —  xi//j.  stammend  und  unzweifelhaft  in  England  geschrieben, 
enthält  aufser  lateinischen  theologischen  stücken  auf  fol.  66v  fol- 
gende angelsächsische  ermahnung,  die  ich  im  august  vorigen  Jahres 
abgeschrieben  habe. 

Se  be  j>yses  lyden  nele  and^yt  niman.  netruwie  ic  set  maran 
X*  he  wille  zyman  swaswa  he  scolde  his  a^enre  pearfe.  Ac  do 
swalc1  laere  lufa  zod  ^eorne.  j  beseoh  on  pinre  heortan  ?elome 
to  his  lar  .  .  .2  bonwe  sceal  be  spowan  |  be  bet  limpan.  for 
?ode  ~]  for  worolde.  .  ;elyf  ?if  bu  wille;  JE\c  man  behofad  ?ast- 
lices  fostres.  Se  be  biet  of  earde  ~~]  feor  of  his  cydde.  hu 
m«?  he  ham  cuman  zjf  he  nele  leornian.  hu  se  we;  lieze  be 
lid  to  his  cydde;  Hu  maze  we  to  hefenan  rihtne  wez,  aredian. 
buton  we  ?ewunian.  }I  we  oft  spyrian.  )  ^eornlice  sme^ean 
hu  we  ma;an  dyder  cuman;  Sod3  is  "p~  ic  seesje.  ?elyfe  se  Jje 
wille.  Se  ?efa3rct  ?esaellice  pe  ?odcunde  lare4  oftost  ?ehyred  ~~| 
^eornlicost  symed.     Am. 

Es  folgen  noch  3  lat.  bibelsprüche :  Qui  est  ex  deo,  uerba 
dei  audit;  Non  in  sola  pane  uiuit  homo  etc.;  Reati  qui  audiunl 
u  erb  um  etc. 

Der  tnhalt  der  hs.  ist  nach  dem  cataloge:  Apologus  de  ordine 
Romano,  continens  descriptionem  ecclesice  Romance  cum  omnibus 
suis  ceremoniis ,  ritibus,  indulgenliis ,  ponlifice  Romano  et  sacer- 
dolibus,  variis  tarnen  sermonibus  diversi  generis  intermixtis  usw. 
von  den  predigten  handelt  eine  de  resurrectione  mortuorum,  eine 
andere  ist  ein  Sermo  saneti  Augustini  de  baptismo.  unmittelbar 
vor  dem  ags.  texte  steht  ein  stück  de  visioue  Isaiee  prophetee. 
herrn  dr  VDahlerup  in  Kopenhagen,  der  mich  auf  die  hs.  auf- 
merksam machte ,  bin  ich  für  diese  angaben  zu  danke  verpflichtet. 

1  /.  swa  Ic  Zupitea.  2  ein  oder  zwei  buchstaben  verwischt. 

3  stark  verwischt.  4  re  verwischt. 

Götlingen.  F.  HOLTHAUSEN. 


EIN  ALTENGLISCHER  LAPIDAR  229 


EIN  ALTENGLISCHER  LAPIDAR. 

In  der  hs.  des  Britischen  hiuseums  Tib.  A  in  fol.  101b  folgt 
auf  die  indicia  monasterialia  in  derselben  schrift  der  kurze  abriss 
eines  Lapidars. 

Her  onginct  .embe  twelf  derwyrdan  stanas  ~~]  gimmas  [je  we 
leornudan  in  pocalipsis  psere  bec. 

i.  Daet  aerest  gimcynn  is"p~  is  blac  ~j  grene  ~]  pa  hiw  syndon 
buto  togcedere  gemencgede  ~~ )  sindon  on  naman  geaspis  baten. 

ii.  Opser  is  sapbyrus  se  is  sunnan  gelic~|on  him  *standad 
swilce  gildene  steorran. 

in.  Dridde  is  calcedonius  baten,  se  ys  byrnendum  bla- 
cerne  gelic. 

i.  Plinius  xxxvu  37  viret  et  saepe  translucet  jaspis.  Dio- 
skorides  lib.  v  qv&:  Xid-og  iceartig,  6  /uev  zig  eori  o/naoaydiuov 
6  de  ■ÄQvoraXhöö)Jg.  Beda,  Explan.  Apocalypsis  cap.  xxi  nennt  ver- 
schiedene gattungen  jaspis,  aber  nicht  den  durchsichtigen  krystall- 
ähnlichen.     er  folgt  Hieronymus  comment.  in  Isaiam  und  Augustin. 

ii.  s.  Schade.  Plin.  xxxvu  39  in  sapphiris  enim  aurum  puuctis 
collucet.  Diosk.  weicht  ganz  ab.  Isidor,  Orig.  lib.  xvi  cap.  9 
sappbirus  coeruleus  est  cum  purpura  habens  pulveres  aureos 
sparsos.  —  Beda  l.  c.  folgt  Hieronymus  und  Isidor.  besser  passt 
die  beschreibung  auf  das  von  Plinius  beim  syrtites  gesagte,  s.  bei 
stircites.  Damigeron  c.  22  gibt  als  2  namen  für  den  sapphir 
syrlius,  Marbodb  syrtites  an. 

in.    Plin.  xxxvu  29  ex  eodem  genere  ardentium ,  lychnis  ap- 

pellata  a  lucernarum  accensu,  tarnen  praecipuae  gratiae 30  boc 

idem  et  carchedonius  facere  dicitur  (auf  die  von  Plin.  angegebene 
electrische  eigenschaft  des  lychnit  bezüglich),  danach  Isid.,  Orig. 
xvi  14,  4  lycbnites  ex  eodem  genere  ardentium  est  appellata 
a  lucernarum  flagrantia.  ...  5  carcbedonia  hoc  quod  et  lych- 
nites  facere  dicitur.  —  ebenso  Solinus  cap.  53  und  Priscianus, 
Periegesis  v.  1071.  sie  nennen  aber  nicht  den  chalcedon.  Beda  hat 
den  chalcedon  für  den  lychnit  eingesetzt:  cbalcedonius  quasi 
ignis  lucernae  pallenti  specie  renitet,  et  habet  f'ulgorem  sub  dio 
non  in  domo. 

*  ms.  stadad. 
Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F.  XXII.  16 


230  EIN  ALTENGLISCHER  LAPIDAR 

iv.  Feorda  smaragdus,  se  ys  swide  grene. 

v.  Fyfta  sardonix  is  haten,  se  is  blöde  licost. 

vi.  Syxta   onichinus  is  haten,  se  is  ge  brun  ~|  hsewen. 

vii.  Seofoda  sardius  haten,  se  is  luttran  blöde  gelic. 

viii.  Ehtoda  is   berill  us  haten,  se  is  luttran  wsetere  gelic. 

iv.  Isid.  I.  c.  7  smaragdus  a  nimia  viriditate  dictus.  .  .  . 
Beda:  smaragdus  nimiae  viriditatis  est.  .  .  . 

v.  Plin.  xxxvii  23  sardonyches  olim ,  ut  ex  nomine  ipso  ap- 
paret,  intelligebantur  candore  in  sarda,  hoc  est,  velut  carnibus 
ungue  hominis  imposito  et  utroque  translucido.  Isidor,  Orig.  xvi 
cap.  8,  4  benutzt  den  anfang  der  beschreibung  des  Plinius:  sar- 
donix ex  duorum  nominum  societate  vocatur.  est  enim  ex  onychis 
candore  et  sardo.  .  .  .  Beda  l.  c.  hie  ex  onyche  candorem,  ex 
sardio  ruborem  trahens,  ab  utroque  nomen  sardonychis  aeeepit 
und  weiter:  alius,  quasi  per  humanuni  unguem  sanguis  eniteat, 
bicolor  apparet.  er  geht  im  ersten  teile  auf  Isidor,  im  zweiten 
direct  auf  Plinius  zurück. 

vi.  Beda  führt  den  onyx  nicht  unter  den  steinen  der  Apo- 
calypsean,  er  gibt  als  vi  Sardius,  vu  Cbrysolithus.  ebenso  Beren- 
gaudus,  Expositio  in  Apocalypsim,  De  visione  vu  in  der  bene- 
dictinerausgabe  (1690)  tom.  n  p.  582.  der  onyx  erscheint  unter 
den  1 2  steinen  am  Schilde  des  hohenpriesters ,  so  hat  ihn  Epiphanius 
De  xu  gemmis,  s.  Schade.  Plin.  xxxvii  24  spricht  von  verschieden 
gefärbten  onyxgattungen ,  nach  ihm  Isid.  I.  c.  cap.  8  onyx  appel- 
lata,  quod  habet  in  se  permixtum  candorem  in  similitudinem 
unguis  humani. 

vu.  Plin.  xxxvii  31  zählt  als  erste  der  von  ihm  genannten 
arten  der  sarda  die  rote  auf,  rubrum ,  auch  Isidor  nennt  sie  nur 
rubrum,  die  blutrote  färbe  wird  zuerst  erwähnt  in  den  Orphea 
lithica  ed.  Abel  v.  614.  der  dichter  nennt  aägdta  ai/uaToevta, 
ebenso  Epiphanius,  der  den  stein  als  aliuazosiörjQ  bezeichnet.  Beda 
I.e.  sardius,  qui  ex  integro  sanguinei  coloris  est. 

viii.  Plinius  sagt  am  Schlüsse  der  beschreibung  des  beryll 
xxxvii  76  probatissimi  ex  iis  sunt  qui  viriditatem  maris  puri  imi- 
tantur.  ebenso  Solinus  53.  —  Isidor,  Or.  xvi  7,  5  erwähnt  in 
seiner  beschreibung  nichts  vom  wasser.  Beda  l.  c.  beryll  us  est 
quasi  consideres  aquam  solis  fulgore  percussam. 


EIN  ALTENGLISCHEK  LAPIDAR  231 

ix.    ISigotta    is    crisoprassus    baten,   se   is   grenum    lece 
gelic      ]  swilce  him  grene  steorran  ofscinan. 

xi.    Aendlyfta  is  topazius  haten  se  is  golde  gelic. 

xn.  Twelfta  is  carbunculus  baten,  se  is  byrnendeglede gelic. 


ix.  Plinius  xxxvii  34  praetertur  his  chrysoprasius,  porri 
su cum  et  ipsa  referens,  sed  haec  paulum  decliuans  a  topazio 
in  aurum.  —  ib.  73  nennt  er  den  cbrysoprasus  'herbaceus',  nach 
ihm  Solutus  53  chrysoprasos  quoque  ex  auro  et  porraceo  mixtum 
colorem  trabeutes.  diesem  folgt  Isid.,  Orig.  I.  c.  7,  7  chry- 
soprassus  indicus  est,  colore  commixto,  porri  succum  referens, 
aureis  intermittentibus  guttis.  aus  Isidor  hat  Beda  die  beschreibung 
des  Steins  genommen:  cbrysoprasus  est  viridis  aureaeque  com- 
misturae,  quoddam  etiam  purpureum  jubar  trahens,  aureis  inter- 
venientibus  guttis.  Beda  erwähnt  also  nicht  den  lauch  (s.  die 
stellen,  wol  nach  anderen  ausgaben,  bei  Schade). 

x.  in  der  Apocalypse  und  so  bei  Beda  und  später  bei  Beren- 
gaudus  ist  der  topas  an  9,  der  Chrysopras  an  10  stelle,  an  11 
der  hyazinth,  an  12  der  amethyst ,  welche  hier  beide  fehlen,  dafür 
erscheint  der  carbunculus,  und  zwar  nach  dem  folgenden  icahr- 
scheinlich  für  den  amethyst. 

xi.  Beda  l.  c.  topazius  lapis  quantum  inventione  rarus, 
tantum  mercium  quantitate  pretiosus  est.  qui  duos  babere  fertur 
colores:  uuum  auri  purissimi.  .  .  .  ich  konnte  bei  keinem 
früheren  autor  den  topas  mit  gold  verglichen  finden.  s.  die 
stellen  aus  Plinius  und  Isidor  bei  Schade. 

xu.  Plin.  xxxvii  25  principatum  habent  carbunculi,  a  simi- 
litudine  ignium  appellati.  ...  in  masculis  quoque  observaut 
liquidioris  alios  flammae,  nigrioris  alios  .  .  .  optimos  vero  amethy- 
stizontas,  hoc  est,  quorum  extremus  igniculus  in  amethysti  violam 
excat.  —  Isid.,  Orig.  xvi  cap.  14,  1  fast  wörtlich  aus  Plinius. 
cap.  9,  5  führt  er  die  von  Plinius  genannte  carbuncuhis-varietät 
als  eigenen  stein  auf:  amethyslizon  appellatus,  quia  extremus 
igniculus  in  amethysti  violam  ex  it.  auch  beim  amethyst  selbst 
wird  die  flammenähnlichkeit  erwähnt,  da  die  bezüglichen  stellen 
bei  Schade  nicht  angeführt  sind,  gebe  ich  sie,  wegen  der  hier  be- 
sonders starken  abhängigkeit  Bedas  von  Isidor.  Plin.  xxxvii  40 
principatum  amethysti  indicae  tenent,  sed  in  Arabiae  quoque  parte, 
quae  finitima  Syriae  Petraea  vocatur  et  in  Armenia  minore,  et  in 

16* 


232  EIN  ALTENGLISCHER  LAPIDAR 

xiii.  Sum  stan  is  be  adamans  hatte,  nele  him  isern  ne  style 
ne  awiht  heardes  gretan  ac  selc  bid  be  forcubra  be  hine  gretad. 

xiv.  Sum  stan  hatte  magneten,  gif  p"  isern  bid  bufan  baem 
stane,  hit  wyle  feallan  on  baue  stan,  gyf  se  stan  bid  bufan,  hit 
wile  *springan  up  ougean  psene  stan. 

Aegypto,  et  in  Galatia  reperiuntur:  sordidissimae  autem  vilissimae- 
que  in  Thaso  et  Cypro.  causam  nominis  afferunt,  quod  usque 
ad  vini  colorem  non  accedunt:  priusquam  enim  degustent,  in 
violam  desinit  fulgor.  aliqua  siquidem  in  illis  purpura,  non  ex 
toto  igneum ,  sed  in  vini  colorem  deficiens.  Isidor  xvi  9  inter 
purpureas  gemmas  principatum  amethystus  indicus  tenet  —  ame- 
thystus  purpureus  est  permixto  violaceo  colore,  et  quasi  rosae 
nitore  et  leniter  quasdam  flammulas  fundens.  alterum  ejus  genus 
descendit  ad  hyaziuthos.  causam  nominis  ejus  afferunt  quia 
sit  quiddam  in  purpura  illius  non  ex  toto  igneum,  sed  vini  co- 
lorem habens.  est  autem  sculpturis  facilis,  geuera  ejus  quinque. 
Beda  l.  c.  amethystus  purpureus  est  permisto  violaceo  colore,  et 
quasi  rosae  nitore,  quasdamque  leniter  flammulas  fundens,  sed 
et  quiddam  in  purpura  illius  non  ex  toto  igneum,  sed  quasi 
vinum  rubens  apparet.  auch  die  beschreibung  des  hyacinth,  des 
11  Steines  der  Apocalypse,  hat  Beda  wörtlich  dem  Isidor  ent- 
nommen,    s.  Schade  unter  jachant. 

xiii.  P/m. xxxvii  15  incudibus  hi  deprehenduntur,  ita  respuentes 
iclum,  ut  ferrum  utrimque  dissultet,  incudesque  etiam  ipsae  dis- 
siliaut.  weder  Solin  cap.  53  noch  Priscian,  Perieg.  v.  1063  noch 
Isidor  xvi  13,  2  erwähnen  das  zerstören  der  Werkzeuge. 

xiv.  Plin.  xx  1  atque  ut  a  suhlimioribus  recedamus,  ferrum 
ad  se  trahente  magnete  lapide,  et  alio  rursus  abigente  a  sese. 
die  stelle  bezieht  sich  auf  xxxvi  25,  4,  wo  vom  lapis  theamedes 
die  rede  ist,  der  eisen  abstöfst.  als  autorität  wird  Sotacus  ange- 
geben, dieser  Sotacus  erscheint  aufser  mehrmals  bei  Plinius  auch 
noch  bei  Apollon.,  Hist.  mir.  —  Sotacus  hat  teils,  wie  Plinius 
sagt,  ans  autopsie,  teils  e  vetustissimis  auctoribus  geschöpft,  und 
war,  wenn  ihn  anders  Plinius  direct  benutzte,  ein  großer  fabu- 
lator.  es  ist  möglich,  dass  diese  stelle  von  zwei  verschiedenen 
steinen  mit  entgegengesetzter  würkung  auf  das  eisen  auf  einen 
misverstandenen  passus  eines  älteren  autors   zurückgeht  und  sich 

*  ms.  spiringan. 


EIN  ALTENGLISCHER  LAPIDAR  233 

xv.  Ab  es  tu  s  hatte  sum  stancynu  on  claudea  rice  gii'  (fol.  102a) 
he  wyrd  ODbyrned  ne  mteg  him  wa3ter  ne  wind  advvsescan. 

xvi.  (S)um  stan  is  od  persa  rice  gif  bu  hine  mid  handa 
ahrinest  he  birned  sona.     Se  stan  is  haten  piriten. 

xvii.  Seleten  hatte  sum  stan,  bees  gecyndu  sind  "Jj  he  mid 
wexsendan  monan  vvexsed;  ~]  mid  waniendan  wanact.  Se  stan 
biil  *gemet  on  persa  rice. 

xvili,  Sum  stan  h(a)tte  alexandrius.  se  bid  hwit  ~\  cristal- 
lum  gelic. 

auf  die  beiden  pole  des  magnets  bezieht,  dass  die  kenntnis  der 
anziehenden  und  absto [senden  würkung  des  magnets  eine  sehr  alte 
ist,  xoiderholt  auftauchte  und  in  Vergessenheit  geriet,  hat  VRose 
Zs.  18  gezeigt,  die  im  englischen  texte  vorliegende  beschreibung 
konnte  ich  mit  keiner  bei  den  alten  autoren  begegnenden  stelle  in 
näheren  Zusammenhang  bringen. 

xv.  Plin. xxxvi 31  amiantus  alumini  similis  nihil  igni  deperdit. 
xxxvii  54,7  asbestos  in  Arcadiae  montibus  nascitur,  coloris  ferrei. 
ebenso  geben  alle  folgenden  als  fundort  Arcadien  an. 

xvi.  Plin.  xxxvii  73,  1  pyritis  nigra  quidem,  sed  attritu  digitos 
aduiit.  Solinus  cap.  38  gibt  den  pyrit  ans  Persien  an,  ebenso 
Priscian,  Perieg.  v.  983,  Augustin,  De  civil,  dei  xxr  cap.  v  und 
Isidor  xvi  4,  5. 

xvii.  Selinitis  Plin.  xxxvii  67,  Priscian, Perieg.  v.  989,  Augustin, 
De  civitate  dei  xxi  5,  Isidor  xvi  4,  6.  Plinius  führt  ihn  aus  Arabien 
an,  alle  übrigen  aus  Persien.  s.  Schade,  alle  genannten  autoren 
sagen ,  dass  der  glänz  des  Steines  mit  dem  monde  ab  -  und  zunimmt, 
die  Übertragung  auf  den  stein  selbst  geschieht  erst  hier,  ebenso 
später  Marbod  26. 

xvin.  der  name  alexandrius  ist  mir  aus  keinem  steinbuche 
bekannt,  im  Parzival  773,23  wird  neben  Eraclius  und  Picta- 
goras  auch  der  Krieche  Alexander  als  wolerfaren  in  edlen  steinen 
genannt,  von  griechischen  Schriftstellern ,  nach  denen  ein  stein  ge- 
nannt worden  sein  könnte,  käme  in  betracht  Stephan  von  Alexandria 
;ct(j'i  xQvoonoiiag  aus  dem  1  jh.  wahrscheinlich  ist  es,  dass  der 
name  im  engl,  text  und  im  Parzival  sich  auf  Alexander  den  gr. 
bezieht,  über  dessen  wunderbare  steine  viel  gefabelt  wurde. 

*  ms.  gement. 


234  EIN  ALTENGLISCHER  LAPIDAR 

xix.  Sum  stan  is  se  stircites  hatte  in  lucania  man  finded. 
se  is  in  sealfe  se  betsta. 

xx.  Sum  stan  is  cathotices  haten,  pone  man  finded  on 
forsia  lande,    se  wile  cleofian  on  wihte  gewileere,  be  hin  hrined. 

xxi.  Sum  stan  is  *bemocritum  hatte  ne  hid  neefre  niht 
to  baas  pystre  "p"  twegeu  heras  ue  magon  gefeohtan  heom  be- 
twinan      |  he  ys  eac  wid  dricraeftum  göd. 

xxn.  An  stan  is  in  sicilia  —  haten ,  se  waas  on  pires  hyr- 
nesse  persea  cyninges,  paes  ansyne  is,  swilee  an  man  pipige  mid 
nigon  pipan  ~~\  an  man  hearpige.  Se  maeg  wid  aeghwylcum 
attre  ~ |  duste. 

xix.  Plin.  xxxvii  67  Syrtides  in  littore  Syrtium,  jam  quidem 
et  in  Lucania  inveniuntur  e  melleo  colore  croco  refulgentes: 
intus  autem  Stellas  coutinent  languidas.  s.  Solin  cap.  u ,  Isidor, 
Or.  xvi  cap.  14,  10. 

xx.  Plin.  xxxvii  56  Catochi tis  Corsicae  lapis  est,  caeteris 
major:  mirabilis  si  vera  traduntur,  impositam  manum  veluti 
gummi  retinens.  nahezu  wörtlich  danach :  Solinus  cap.  m  und 
Priscian,  Perieg.  v.  470  —  474.    nicht  bei  August  in  und  Isidor. 

xxi.  der  name  Democritus  für  einen  stein  kommt  sonst  nirgends 
vor.  es  liegt  hier  ein  misverständnis  einer  stelle  des  Solin  vor :  Solin 
sagt  l.  c.  nach  der  beschreibung  des  catochites:  aeeipimus  Demo- 
critum  Abderiten  ostentatione  scrupuli  huius  frequenter  usum, 
ad  probandam  oecultam  naturae  potentiam  in  certaminibus,  quae 
contra  magos  habuit.  Demokrit  wird  von  Plinius  mehrmals  als 
autorität  citiert.  er  hat  ein  buch  7ieqI  tov  Xi&ov  geschrieben; 
s.  Diogenes  Laert.  lib.  ix  segm.  47. 

xxu.  es  ist  dies  der  stein  achates,  von  dem  Plin.  xxxvii  3,  1 
spricht:  post  hunc  auulum  (dem  ring  des  Polykrates)  regia  fama 
est  Pyrrhi  illius,  qui  adversus  Romanos  bellum  gessit.  namque 
habuisse  traditur  achaten,  in  qua  novem  Musae  et  Apollo 
citharam  tenens  speetarentur,  non  arte,  sed  sponte  naturae 
ita  discurrentibus  maculis,  ut  Musis  quoque  singulis  redderentur 
insignia.  I.  c.  54,  1  gibt  Plinius  als  fundort  Sicilien  an.  danach 
teilweise  wörtlich  Solinus  cap.  v.    s.  später  Marbod  §  2  de  achate. 

Dass  der  vorliegende  Lapidar  kein  original  ist ,  sehen  wir  aus 
dem  fehlen  des  10  Steines,     auch  das  misverständnis  bemoeritum, 
*  ms.  [>e  moeritum. 


EIN  ALTENGL1SCHEK  LAPIDAR  235 

die  auslassung  des  namens  achates,  vielleicht  auch  die  verschreibungen 
seleten  und  stircites  schreibe  ich  dem  copisten  zu. 

Bei  der'  aufzähhing  der  apocalyptischen  steine  wird  ivesentlich 
von  Beda  abgetoichen,  dieser  aber  in  m  und  v  benutzt,  i  und  ix 
gehen  auf  Plinins  zurück,  bei  den  hinzugefügten  steinen  ist  Plinius 
in  ix.  xiii.  xxii,  Solinus  sicher  in  xxundxxi,  wahrscheinlich  auch 
in  xix  benutzt  worden,  auffallend  ist  die  analogie  mit  den  Or- 
phea  lithica  in  vii,  mit  Marbod  in  xvii  und  der  name  alexandrius. 
London,  august  1888.  R.  V.  FLEISCHHACKER. 


DIE  LEGENDEN  DES  HL.  LUDWIG 
VON  TOULOUSE. 

Ludwig  von  Toulouse,  söhn  des  1289  zum  könige  beider 
Sicilien  gekröuten  Karls  n  und  der  Maria,  der  tochter  des  königs 
von  Ungarn,  lebte  ungefähr  —  die  angaben  schwanken  —  von 
1275 — 1298.  er  starb  als  bischof  von  Toulouse  und  wurde 
1316  durch  den  papst  Johannes  xxii  heilig  gesprochen,  über 
ihn  handeln  folgende  Schriftstücke: 

1)  die  Vita  auctore  anonymo  synchrono,  qui  sancto  familiaris 
fuit,  a  fratre  Henrico  Sedulio  ordinis  fratrum  minorum  edita, 
gedruckt  in  den  Actis  sanctorum  vom  19  august  (A). 

2)  die  bulle,  welche  Johann  xxii  gelegentlich  der  heilig- 
sprechung  Ludwigs  erliefs  (R). 

3)  eine  deutsche,  teils  prosaische,  teils  poetische  behand- 
lung  der  geschichte  des  heiligen,  aus  einer  Grazer  pergamenths. 
des  15  jhs.  machte  sie  AJeitteles  Germ.  32,  99 ff  bekannt;  wie  er 
richtig  bemerkte,  ist  ihr  inhalt  aus  der  bulle  geschöpft  (G). 

4)  eine  zweite  deutsche  prosaische  lebensbeschreibung  in 
dem  cgm.  5115  saec.  15  (M). 

Um  das  Verhältnis  dieses  textes  M  zu  der  sonstigen  Über- 
lieferung handelt  es  sich  im  folgenden. 

Cgm.  5115  besteht  aus  9  lagen  zu  je  12  quartblältern.  den 
schluss  der  legende  bilden  folgende  rot  geschriebene  worte:  bitte 
got  och  für  mich,  Schwester  barbara  paügerin,  ain  unwirdige 
liebhaberin  des  himelfursten  sant  Ludwigs,  uf  des  hochzit  ih  in 
haiigen  orden  bin  kumen  und  hon  dis  buch  geschrilf  do  man  zalt 


236   DIE  LEGENDEN  DES  HL.  LUDWIG  VON  TOULOUSE 

im  ain  un  sechgosten  jar  mins  alters  zway  un  drisz  jar.  darauf 
folgt  von  anderer  hand  De  sancto  Ludovico  sequencia,  lyrischen 
inhalts,  aber  am  Schlüsse  auf  die  vorhergehende  erzählung  bezug 
nehmend,  auf  dem  Umschlag  steht  in  schwarzer  schrift:  ich  g eher 
zue  St.  Clara  dem  leszampt  ist  das  leben  des  grossen  himelfürsten 
St.  Ludwig  von  seiner  liebhaberin  Barbara  bayrin  geschriben.  der 
dialect  der  hs.  ist  alemannisch,  dafür  sprechen :  das  part.  praet. 
gesin,  das  wort  kilche  (mit  einer  ausnähme),  die  formen  schißi, 
burdi,  möchti  (cj.  praet.)  usw.,  ie  für  üe  (ieben,  betriebt,  brieder) 
s.  Weinhold  AG  65,  die  stets  auf  ent  endende  3  p.  pl.  praet.  s. 
AG  346,  s  für  seh  (gesicht)  s.  AG  190,  seh  für  z  (flaisch)  s. 
AG  193,  e  für  ei  (eleu,  bede) ,  der  inf.  hon  und  die  3  p.  sg.  ind. 
praes.  hau  s.  AG  373,  die  häufige  nasalierung  (zu  senchen  =  ze 
sehenne,  künschikait,  schnellenklich  usw.)  s.  AG  201,  endlich  der 
einschub  von  d  beim  flectierten  inf.  s.  AG  351.  diphthongierung 
von  i  und  ü  zu  ai  und  au  begegnet   nirgends. 

M  ist  die  Übersetzung  einer  lat.  vorläge,  welche  zu  A  in 
nächster  Verwandtschaft  stand,  von  den  zahlreichen  beweisstellen 
genügt  es  einige  wenige  beizubringen. 

A  v  41  postquam  deus  ....  lucernam  illam  positam  super 
candelabrum  omnibus  lucere,  qui  in  ecclesiae  domo,  per  varias 
regiones  circumduxit ,  quasi  quamdam  Israelicam  arcam,  ad  fide- 
lium  conformationem  wird  in  M  58ab  widergegeben  mit:  dar  umb 
so  wart  der  himel fürst  L.  also  ain  lüchtende  lucern  von  got  ge- 
setzt uf  den  liechstock  der  cristenhait ,  das  er  lüchten  wer  allen 
denen  die  in  dem  hus  gottes  sint,  das  ist  in  der  haiigen  cristen- 
lichen  kilchen  .  .  .  er  ward  durch  die  gütlichen  Ordnung  als  ain 
schrin  oder  ain  arch  gottes  umb  gefürt  durch  vil  endt  der  weit . . . 
zu  sterekung  der  gemainen  kristenhait.  man  vergleiche  ferner  A 
v  10  mensam  etiam,  antequam  esset  episcopus,  sacra  lectione  con- 
diebat,  omni  ratione  ac  modo  hauriens  aquas  e  fontibus  salvatoris, 
quas  orationis  tempore  libans  domino,  uberius  terram  cordis  irri- 
gabat  mit  M  30a  dar  umme  das  er  bischof  was  und  darnach  al- 
wegen  wen  er  zu  disch  saz  und  zu  collacion,  so  er  vastet ,  so 
hies  er  vor  im  etwas  von  der  haiigen  schrift  lesen,  dar  umb  das 
er  us  dem  brunnen  des  behalters  hailsamklich  möchte  schöppfen  die 
wasser  der  andacht,  die  er  zu  dem  zu  gebeis  gusse  vor  got  den 
heren  und  das  ertrich  suis  herzen  nasz  machte  und  durchgusse. 
A  i  10  sub  noctem  dum   ad  coe?iam   vocaretur,   adeo  multus  solet 


DIE  LEGENDEN  DES  HL.  LUDWIG  VON  TOULOUSE   237 

esse  in  orando,  ut  moleste  id  ferrent  eins  familiäres:  nunquam 
tarnen  accumbere  voluit  nisi  oratione  praemissa  conatus  esset  pa- 
bnli  caelestis  dulcedinem  praegustare;  cum  etiam  quod  amicis  dei 
familiäre  est,  metu  et  diffidentia  sui  ab  Omnibus  flagitabat  sub- 
sidia  orationum,  indignum  se  arbitratum  et  ineptum,  qui  deum 
posset  exorare  mit  M  36b  er  bettet  an  dem  abent  dick  und  fil  also 
lang  daz  sine  diener  und  gesellen  dar  durch  wurdent  beschwert 
und  ungedultig.  und  wen  er  zu  dem  disch  wart  berieft,  so  kam 
er  nit  bald  noch  schier,  me  er  blaib  ain  gutte  wil  in  haimlichem 
gebet  und  begert  vor  hin  zu  versuchen  die  süssikait  der  himelschen 
spis.  tcon  aber  er  sich  unwirdig  schezt  von  got  zu  erwerben  das 
er  begert,  dar  umb  so  bat  er  und  hies  andere  menschen  ernstlich 
got  für  in  bettent. 

Trotz  diesen  auffallenden  Übereinstimmungen  kann  jedoch 
A  nicht  die  vorläge  von  M  gewesen  sein. 

Das  beweist  1)  die  verscbiedene  capiteleinteilung.  A  wie  M 
enthalten  zwar  je  8  capitel,  indes  nehmen  die  wunder  Ludwigs 
in  A  drei,  in  M  nur  ein  capitel  ein. 

2)  die  abweichende  composition.  A  ist  systematisch  ange- 
ordnet, dh.  den  grund  der  einteilung  bilden  die  tugenden  Lud- 
wigs, welche  in  den  einzelnen  capiteln  durch  beispiele  aus  seinem 
leben  beleuchtet  werden,  dabei  trägt  begreiflicher  weise  der  verf. 
kein  bedenken ,  zwei  zeitlich  weit  aus  einander  liegende  ereig- 
nisse  in  unmittelbarerfolge  zu  berichten,  sobald  sie  der  exempli- 
fication  einer  und  derselben  eigenschaft  seines  hehlen  dienen. 
M  dagegen,  chronologisch  angelegt,  erzählt  die  begebnisse  in 
ihrer  historischen  reihenfolge.  daher  werden  gleichartige  fälle, 
die  in  A  beisammen  stehen,  an  verschiedenen  orten  vorgeführt. 
A  zb.  berichtet  von  Ludwigs  streng  moralischem  lebenswandel 
während  der  gefangenschaft  in  seiner  knabeuzeit,  nachdem  bereits 
von  seiner  weihe  die  rede  war;  in  M  steht  die  notiz  an  der 
spitze  der  ganzen  darstellung.  vor  dem  bericht  über  die  an- 
nähme der  bischofswürde  durch  Ludwig  heifst  es  in  M:  der 
bischoff  ward  silber  bruchen ,  wie  man  noch  wiert  heren  in  ainem 
andren  cappitel.  die  Verfasserin  von  M  will  sich  also  kein  zeit- 
liches vorausgreifen  zu  schulden  kommen  lassen. 

In  M  zeigt  sich  an  einigen  stellen  das  causalgesetz,  dass 
eine  Ursache  eine  würkung  hervorruft,  beobachtet,  was  die 
systematische    anordnung   von   A    nicht   verstattet,      unmittelbar 


238      DIE  LEGENDEN  DES  HL.  LUDWIG  VON  TOULOUSE 

nach  seiner  schweren  krankheit  ist  von  Ludwigs  versuch,  in  den 
orden  einzutreten,  die  rede:  die  krankheit  gab  eben  den  letzten 
anstofs  zu  dem  entschluss.  beide  momente  trennt  A.  als  Ludwig 
sein  ordensgelübde  abgelegt  hat,  verschwört  er  in  folge  des  er- 
schütternden, demütigenden  eindrucks  der  weihe,  je  wider  auf 
einem  pferde  zu  reiten;  nur  ein  maultier  will  er,  wie  einst 
Christus,  benutzen,  diese  motivierung  in  M  ist  tiefer  und  edler, 
als  wenn  A  den  stürz  bei  einem  ritte  den  anlass  zu  dem  gelöbnis 
geben  lässt. 

Doch  die  fälle  logischer  abfolge  sind  in  M  nicht  so  zahlreich, 
dass  man  auf  eine  bewuste  bearbeitung  mit  dieser  tendenz  schliefsen 
dürfte. 

Widerholt  bekundet  M  das  bestreben,  ein  motiv  zu  zer- 
dehnen, während  es  in  A  lautet:  vitia  ut  a  se  penitus  exstir- 
paret,  contemni  desiderabat ,  non  laudari,  nee  extolli,  sed  repre- 
hendi,  bietet  M  dafür:  er  floch  alwegen  lob  und  er  der  icelt  und 
begert  als  ain  warer  demütiger  gestraft  ze  werden  und  darumb, 
so  er  etwan  zu  hof  was  oder  anderswo  und  geantwürt  hat  in  der 
schul  zu  ainer  hochen  frag  und  in  den  die  maister  loben  wolten ,  so 
warter  es  inen,  als  vaster  mocht,  das  sy  in  lobtten.  oder  A: 
omnem  vitam  optime  instituit,  quasi  singnlis  offieiis  assuettis  et  in 
omni  funetione  detritus,  M:  daz  mag  .  .  .  gemerekt  werden,  daz 
er  sich  in  ainen  ietlichen  stant,  in  den  er  (hs.  en)  was  ordnet, 
nun  hielt  also  dem  selben  stant  zimlich  was  und  zu  gehört,  lois- 
lich  und  nach  erkennen  rechter  Vernunft ,  also  er  gedun  macht  .  .  . 
alsus  hielt  er  sich  in  dem  stant  der  laigen  nach  uns  der  laigen, 
in  dem  ritterlichen  stant  hielt  er  sich  ritterlichen ,  in  dem  priester- 
lichen stant  lebt  er  gaistlichen  und  priesterlichen  .  .  .  in  dem 
bischöflichen  stant  lebt  er  bischöflich. 

3)  die  genaue  namengebung  bei  den  wunderberichten  in  M, 
während  A  häufig  statt  eines  bestimmten  namens  ein  appellativ 
mit  einem  pronomen  indelinitum  setzt,  dass  diese  gröfsere  acribie 
von  M  nicht  der  deutschen  Übersetzerin  des  15  jhs.  zu  danken 
ist,  bedarf  keines  nachweises.  beispiele:  Perottus  puer  septennis 
A  =  ain  kind  genamt  pettrus  Durandi  M ;  in  oppido  Carpata- 
censi  vir  aliquis  A  =  in  der  stat  C.  was  ain  man  genant  ferarius 
M ;  Raimundus  miles  A  =  ain  ritler  genamt  raymundus  von  Ari- 
bergis  in  dem  bist  dum  formilie  M ;  Antonius  A  =  ain  man  hies 
Anthonius    des    bisthdum    bapimensis   M;    quidam    Petrus    nomine 


DIE  LEGENDEN  DES  HL.  LUDWIG  VON  TOULOUSE      239 

A  =  in   dem    bisthdum   tholonensi  was    ain   man    genamt  petter 
M  usw. 

4)  die  detaillierten  reiseberichte  von  M  fehlen  zuweilen  in 
A.  damit  man  sich  von  der  Unmöglichkeit  überzeuge,  sie  als  ein- 
schiibe  der  Übersetzerin  aulzufassen,  führe  ich  sie  an.  zvoay  jar 
vor  sinem  end  do  für  er  durch  Ytaliam  in  welsche  land  durch 
die  provincie  Lugdunum,  durch  Burgundi  und  kam  in  Franckrich.  . . . 
dar  nach  für  er  durch  Aurelianis  und  Raturcum,  kam  er  gen 
Tolose  .  .  .  und  für  bald  dar  nach  durch  Vasconiam  und  über 
die  scharpfen  berg  Pyreneos  und  kam  in  Cathaloniam  .  .  .  wonet 
er  etwen  lang  in  der  stat  Ylerda  und  segnet  da  in  die  schwestren 
sant  Clara  ordens  und  in  der  stat  Bartinone  wicht  er  die  kirchen 
der  barfussen.  —  e  das  er  sinen  gaist  dem  himel  wider  gebe,  do 
für  er  us  von  Cachtalonia ,  daz  ist  ain  tail  in  hyspania  .  .  .  und 
für  durch  die  province  Narbone  und  die  provincie  genamt  Pro- 
vinci, und  zoch  also  durch  januam  Tisciam  und  kam  gen  Rom 
zu  den  zitten  .  .  .  von  dannen  für  er  durch  Calabriam  in  das 
kunigrich  Sicilie  und  wonet  etliche  zit  zu  Neapolis  .  .  .  dar  nach 
kert  er  wider  gen  Rom. 

5)  geringere  Verschiedenheiten,  es  wird  berichtet,  dass 
Ludwig,  wenn  er  über  land  fuhr,  oft  in  kleinen  kirchen  messe 
las:  dass  er  das  einmal  auch  in  der  grafschaft  Palas  tat,  sagt 
nurM,  welches  allein  auch  von  seiner  tätigkeit  zu  Ylerda  weifs. 
blofs  in  M  steht  folgender  passus:  her  Hug  von  Vicinis,  ain  lant- 
vogt  in  dem  land  Provincie  genamt  .  .  .  bezüget ,  das  er  sant  L. 
obna  in  dem  kor  zu  Marsilia  (fehlt  das  verb).  och  in  solicher 
gestalt  sach  in  och  her  Rüpertus  von  Bancia,  ain  her  zu  Pedy 
Ricadi  in  der  provincia  von  Marsilien. 

6)  das  verschiedene  Verhältnis,  in  dem  A  und  M  zu  B  stehen. 
A  liest:  nam  illo  dumtaxat  septennio  suae  captivitatis ,  quo  per- 
petuo  consuetudine  fratrum  minorum  utebatur,  qui  illum  in  disci- 
plinam  acceperant ,  tantos  fecit  progressus ,  nedum  in  litteris  hu- 
manioribus ,  verum  etiam  sacris,  ut  in  Corona  etiam  doctissimorum 
virorum  prudenter  respondere  posset  ...  et  argute  disputare  .  .  . 
clero  et  populo  concionabatur  ...  ut  non  tarn  ipse  quam  .  .  . 
caelestis  patris  Spiritus  in  ipso  loqui  videretur.  B:  tarn  ferventer 
se  dedicavit  studio ,  quod  infra  septennium ,  quo  inibi  obses  fuit 
sub  instilulione  fratrum  minorum,  quos  secum  habebat  in  socios, 
in  primitivis  scienliis   et  sacra  pagina  sie  pro  fecit,   quod  vir  dei 


240   DIE  LEGENDEN  DES  HL.  LUDWIG  VON  TOULOUSE 

pollens  ingenio  de  praedictis  scientiis  non  solum  publice  et  pri- 
vate subtiliter  disputare  valeret,  sed  et  solemniter  clero  et 
populo  proponere  verbum  dei,  ut  putaretur  scientia  haec  infusa 
sibi  magis  divinum  quam  humanitus  acquisita.  M :  ...  das  er 
von  denselben  künsten  offen  lieh  und  haimlich  disputiert 
gar  zimlich  und  subdilklich.  oder  A:  absque  probo  teste  et 
arbitro  solus  non  loquebatur  ulli  mulieri  nisi  forsan  matri  mit 
sororibus.  B :  mulierum  consortia  vitabat  omnino ,  in  tantum  quod 
nisi  forsan  cum  matre  aut  sororibus  solus  cum  sola  nullo  un- 
quam  tempore  loquebatur.  M:  so  wolt  er  mit  kainer  ainigen 
frowen  ainig  reden.  —  A:  in  testimonium  illibatae  pudicitiae 
una  in  illius  cubiculo  cum  eo  dormiebant  duo  fratres  minores, 
interdum  plures.  B:  fratres  .  .  .  duo,  int  er  dum  quattuor,  in 
sua  jacebant  camera  in  suae  testimonium  nitidae  puritatis.  M: 
och  zu  gezugnus  .  .  .  siner  ganzen  lutterkait  het  er  alwegen  nachts 
in  siner  kamer  zwen  ersam  brüder  .  .  .  und  et  wen  vier.  —  A: 
etsi  vero  languore  gravissimo  adeo  extenuatus  esset  .  .  .  dominico 
Christi  corpori  honorem  .  .  .  voluit  exhibere,  cum  mox  e  lecto 
surgens  ivit  obviam  Christi,  tum  getma  flexit  ad  altare ,  sumsit 
devotione  maxima  Christianae  salutis  certum  .  .  .  viaticum.  B: 
vitae  .  .  .  cursu  consummato  .  .  .  sumpsit  corpus  dominicum 
quamvis  summe  debilis.  de  lecto  exiens  in  oecursum  domini  sal- 
vatoris  cruce  sibi  data  per  quenda?n  ex  soeiis  genu  flexit  in  lecto 
ut  potuit  ac  in  oratione  devota  silentio  postmodum 
diu  man sit.  M:  Ut  er  in  siner  kutten  von  sinem  betlin,  da  er 
an  lag ,  und  ging  engegen  dem  herren  unsserem  behauter,  und  da 
er  vor  dem  alttar  uf  sinem  knuwen  andächtigklich  das  hailig  wirdig 
sacrament  angebettet  %ind  empfangen  hat,  do  ward  er  wider  umb 
gefürt  an  sin  betlin  und  empfing  dar  an  den  jüngsten  tof  des 
haiigen  öls  .  .  .  und  ward  im  von  der  bruder  ainen  daz  cruz  in 
sine  hend  gebotten  und  geben,  do  knuwet  er  als  er  den  von 
sivachait  vermocht  an  sinem  betlin  uf  und  gruz  daz  kryz 
Christi  mit  grosser  inbrunstikait.  dar  nach  blaib  er  in 
andechtigem  gebet  und  haimlicher  stille. 

Die  quelle  von  M  kann  also  nicht  A  selbst,  sondern  eine 
mit  A  aus  demselben  archetypus  geflossene  hs.  y  gewesen  sein, 
ferner  ergibt  sich,  dass  dieser  archetypus  von  A  und  y,  den  ich  x 
nenne,  mit  B  auf  eine  gemeinsame  vorläge  z  zurückzuführen  ist: 
denn  nur  so  erklären  sich  die  oft  auffallenden  Übereinstimmungen 


DIE  LEGENDEN  DES  HL.  LUDWIG  VON  TOULOUSE   241 

von  M  mit  B.  es  könnte  noch  die  frage  aufgeworfen  werden, 
ob  nicht  etwa  A  aus  y  stamme:  aber  sie  ist  entschieden  zu  ver- 
neinen, denn  bei  der  keineswegs  knappen  darstellungsweise  von 
A,  welches  vielmehr  an  reflexionen  reicher  ist  und  29  wunder 
mehr  enthält  als  M  resp.  y,  wäre  die  weglassung  der  oben  an- 
geführten reiseberichle  und  der  detaillierteren  namenangaben  in 
den  mirakelerzählungen,  welche  M  resp.  y  aufweisen,  in  A  un- 
erklärlich, ob  freilich  jene  29  wunder,  welche  A  vor  M  voraus 
hat,  bereits  in  x  oder  y  standen  und  nur  von  der  schreiberin 
der  fassung  M  fortgelassen  wurden,  oder  einen  selbständigen  Zu- 
satz des  textes  A  bilden,  bleibt  ungewis.  denn  die  worte:  und 
vil  ander  grosse  wunder zaichen ,  die  er  don  und  volbracht  hat,  die 
hie  von  kurze  wegen  mit  sind  geschriben  können  sowol  der 
schreiberin  von  M  angehören  als  aus  den  in  A  resp.  y  oder  x 
stehenden  worten:  miracula  .  .  .  quae  brevitatis  gratia  omittimus 
übersetzt  sein,  schon  in  z  war  möglicher  weise  eine  ähnliche  be- 
merkung  enthalten,  wie  sie  B  aufweist:  haec  sunt  mirabilia  opera 
solius  altissimi,  quibus  et  aliis  pluribus  mirificare  voluit  sanctum 
suum.  ich  erwähne  noch,  dass  nur  M  berichtet,  wie  der  hl. 
Ludwig,  als  er  heimlich  zur  Winterszeit  armen  leuten  in  einem 
korbe  nahrung  zutrug,  von  seinem  vater  überrascht  rosen  als 
inhalt  angegeben  habe;  in  der  tat  seien,  als  er  auf  befehl  des 
vaters  den  deckel  lüftete,  die  speisen  in  rosen  verwandelt  ge- 
wesen, hier  ist  also  ein  legendarischer  zug,  der  ursprünglich 
der  hl.  Elisabeth  angehörte,  auf  Ludwig  übertragen,  vielleicht 
erst  durch  die  schreiberin  von  M. 

Anlangend  das  alter  von  A  und  y,  so  spricht  die  erwähnung 
der  1316  vollzogenen  heiligsprechung  Ludwigs  sowie  seiner  feier- 
lichen grablegung,  wovon  in  B  sich  noch  nichts  vorfindet,  ent- 
schieden dafür,  dass  A  später  als  B  abgefasst  wurde,  wenn  A 
die  beisetzung  dem  jähre  1317,  M  hingegen,  das  sonst  in  dem 
bericht  über  die  heiligsprechung  und  das  begräbnis  wesentlich, 
auch  im  ausdruck,  mit  A  übereinstimmt,  dem  jähre  1319  zu- 
weist, so  liegt  wol  auf  einer  seite  ein  Schreibfehler  vbr. 
Graz.  VICTOR  ZEIDLER. 


242       BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN 

BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  AUS 
POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN. 

Der  bekannte  polnische  Historiker  dr  WvKetrzyiiski,  welcher  für 
die  Monumenta  Poloniae  unermüdlich  die  pohlischen  bibliotheken  durch- 
forscht, löste  im  laufe  der  jähre  von  einbänden  eine  reihe  grösserer 
und  kleinerer  hssfragmenle.  mit  grofser  Zuvorkommenheit  stellte 
er  mir  aus  seinem  besitze  die  bruchstücke  zur  Verfügung,  welche 
deutschen  text  enthalten,  und  diese  kommen  im  folgenden  zum  ab- 
druck.  alle  diese  fragmente  stammen  aus  seiner  privatbibliothek, 
leider  aber  lassen  sich  die  bücher  nicht  mehr  feststellen,  toelchen 
sie  entnommen  wurden,  ich  fühle  mich  verpflichtet,  herrn  director 
dr  WvKetrzyiiski  auch  öffentlich  meinen  dank  für  seine  liebens- 
würdigkeit  auszusprechen,  und  möchte  nur  wünschen ,  dass  in  allen 
polnischen  bibliotheken  den  bucheinbänden  älteren  Ursprungs  eine 
gleiche  aufmerksamkeit  zu  teil  würde;  dann  dürften  wir  noch  auf 
manchen  fund  rechnen,  im  folgenden  bezeichnet  :  : :  :  den  räum 
erkennbarer  buchstaben , unleserliches. 

1.    Strickers   Karl. 

Zwei  schmale  pergamentstreifen ,  welche  als  falze  dienten,  ge- 
hörten zu  einer  hs.  von  Strickers  Karl,  wir  vermögen  uns  trotz 
der  geringfügigkeit  des  erhaltenen  ein  bild  dieser  hs.  zu  machen, 
die  Zeilen  sind  v or gezeichnet ,  auch  für  die  zwei  spalten  jeder  seite 
sind  sorgfältig  senkrechte  linien  gezogen,  für  das  ende  nur  eine, 
für  den  beginn  zwei,  sodass  die  anfangsbuchstaben  der  heraus- 
gerückten verse  in  einem  rahmen  stehen,  auf  jeder  spalte  be- 
fanden sich  38  verse,  welche  19  cm.  einnahmen,  die  hs.  ivar  also 
etwas  über  20  cm.  hoch  und  etwas  über  14  cm.  breit,  ihr  format 
somit  klein  octav.  die  beiden  streifen  gehören  zwei  auf  einander 
folgenden  doppelblättern  an ,  zwischen  denen  ein  weiteres  doppel- 
blatt  fehlt,  ich  bezeichne  die  beiden  streifen  mit  A  und  B,  die 
beiden  halbblälter  jedes  Streifens  mit  i  und  n,  die  seiten  mit  a  und 
b  und  die  spalten  mit  1  und  2. 

1  A\a  2 

8032    :    ::  ::g:::  ::.:...      8070    :      in  al 

Allesament  schire  Als  ir  sin  tot  sohle  sin 

von  8032  sind  nur  mehr  die  unteren  enden  der  buchstaben  zu  er- 
kennen, von  v.  8036  nur  mehr  die  spitzen         8070  ist  zackig  abgebröckelt 

8071  in  solde  ist  die  obere  hälfte  von  1  zerstört 


AUS  POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN 


243 


Er  vant  in  oliuire. 
8035  Wol  hundert  sper  oder  mer 

A  i  b 
8108  gemut     8150 

was  vil  nach  verscheiden 
8110     anuoch  qua  ein  heiden 
n  war . .  wan  er  stürbe 

B  i  a 
8255 
8196  mir  grozlichen  leit 

Daz  ich  dich  also  sere  sluc 
Der  dich  mir  von  himele  truc 
Der   vuget    dich   wol    swe 
er  dl  gan 
8200  Der  all :  :         :      kan 


Do  starf  der  bisschof  turpin 
Des  wart  rulant  gewar 


Daz  tet  mirvntz  an  disevrist 
In   minen  mute   harte  wol 
Ich   enweiz   nicht  waz  ich 
tun  sol  [nesen 

Daz  die  cristen  vor  dir  ge- 

:  :  al  in  den  tal 
Bechte  als  der  himel  vberal 
Nich  wan  ein  sunne  were 
Vü  allenthalben  bere 
Geliehen  schin  der  s  : : : : : 


8293 


8295 


B  ib 
ebende  vindeu  . .  . 
es    gedinges    tröste    er     8336 

sich  doch 
en  ersten  den  er  tot  vant 
er  sin  neue  rulant 

da  des  trostes  nicht  me     8340      er 


Vn  den  bi : : :  h  : :  : :  :  p 
Die  ander  zehene  vant  er 
Ligen  bi  einander 
Dar  hette  sie  rulant  getrage 
was  geslage 
seh 


h  h  :  ge 

8725  Sie  geheizen  mir  den  sige 
Nu  sehet  selbe  wie  ich  lige 


B  u  a 

8724 
8687  Daz  er  mich  wise  an  daz  lant 
Ich  gereche  sinen  brant 

von  8074  ist   nichts  erhalten  8108  ganz    abgebröckelt   bis    auf 

das  letzte  wort  8109/7"  der  an  fang   abgeschnitten  8111  war, 

darnach  zwei  buchslaben  abgerieben:    te  8150  zwar   zu?n  teil   ab- 

geschnitten, aber  noch  zu  lesen  8196  der  schnitt  geht  schief  durch 

die  zeile  81 99  der  text  reicht  bis  zur  nächsten  spalte  8200/" 

der  streifen  ist  gezackt,  als  sei  er  abgerissen  8255  der  schnitt  geht 

schief  durch  die  zeile  8259  vom  letzten  Worte  nur  mehr  die  spitzen 

der  buclistaben  zu  erkennen  8260  ist  nicht  erhalten  8293  der 

schnitt  geht  schief  durch,  der  erste  buehstabe  in  dieser  spalte  ist  ab- 
geschnitten 8297  wie  v.  8200  von  8335  keine  spur,  von  8336  mir 
reste  8340/"  wie  8200  von  8686  keine  spur  von  8724  nur 
spuren,    im  letzten  worle,   das  mit  ge  begann,    kann  kein   h   gestanden 


244       BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN 

Oder  ich  gelige  tot  dar  nider  Min   arm   ist  mir  abe  ge- 

8690       u  :  :  slagen 

Daz 
B  üb 

8764  Nicht  me  dan  ein 8802      er  sprach  ::  :::h::::  gan 

ges  ....  Svver  gahen  muge  die  gahe 

8765  Ir  vindet  in  hi  vil  nahen  bi  Vn  helfe  daz  ich  in  vahe 
Sehet  wa  daz  neheste  velt  si  S805  So  ist  min  vart  wol  bewant 
Da  lit  er  an  mit  sulcher  craft 

Ana 

8832  Vn  alles  daz  ich  ie  gewan      8S70  Wan  der  wol  tar 

Daz  ist  mir  alles  benumen  Richten,  lihen.  vnd 

Ich  bin  in  gotes  achte  kume  Vii  gar  in  kuniges 

8835  Die  salde  hat  mich  garvslan  Des  danckete  im  d: 

A  nb 
8910  h  sundec  bin     8948  Daz    ir    fleisch    ich    dorfte 

ot  nicht  enpern  werden 

:  kummers  gewern  Den  vogelen  zu  teile 

:  troum  gesehen  8950  Noch   den  tieren   zu   heile 

Do  sin  vane  gewendet  wart 

Von  A  ist  ein  streifen  in  der  breite  von  25,5  cm.,  in  der 
höhe  von  1,5  cm.  erhalten,  von  B  sind  die  mafse  30  cm.  und 
2  cm.  die  schrift  gehört  dem  ende  des  13  oder  dem  anfange  des 
14 /Äs.  an,  sie  ist  sehr  deutlich,  an  einer  stelle  zeigt  sich  die 
spur  einer  blauen  initiale,  welche  über  zwei  Zeilen  reichte  (v.  8802). 
der  text  ist  gut  überliefert ,  doch  gibt  er  anhält  spunct  e ,  um  die  Ver- 
wandtschaft unserer  hs.  (K)  in  der  erhaltenen  partie  festzustellen, 
folgendes  kommt  in  betracht  im  hinblick  auf  den  ap parat  bei  Bartsch. 

K.  steht  allein  allen  anderen  hss.  gegenüber: 

8033  AUesament  schire  :  A.  vil  schiere.  8035  sper:spieze. 
8152  Ich  envveiz  nicht:  nu  enweiz  ich.  8196  grozlichen:groz- 
haben;  man  möchte  vermuten,  dass  es  auf  de  endete  8690  wie  8200 

8728  wie  8200  8764  das  abgedruckte  ist  sicher  von  8768 

noch  spuren,  aber  nicht  zu  lesen  8802  noch   der  untere  rest  einer 

blauen  initiale,  wahrscheinlich  eines  U  8805  das  nt  in  bewant  z.  t. 

abgerissen  8835  der   schnitt  geht  durch    den  text,    lässl  ihn  aber 

noch  erkennen  8870  ff  zum  teil  abgeschnitten  8873  nach  d  ein 

e  oder  o  8910  ff  abgeschnitten  8912  vor  kummers  steht  keines- 

falls h,  eher  ein  n  oder  m  8913  vor  troum  ein  m  oder  n 


AUS  POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN  245 

liehe.  8197  daz  ich  dich  also  sere  sluc: deich  dich  ungezogen- 
liche  sluoc.  8255  den  tahdaz  tal.  8296  [W]er  sin: Daz  was  sin. 
8297  da  des:  was  des.  8687  an  daz:  in  daz.  8725  geheizen:ge- 
hiezen.  8727  Min  arm  ist  mir: mir  ist  min  arm.  8764  Nicht 
me  dan  ein: als  ein.  8803  die: der.  8949  zu  teile: ze  heile. 
8950  zu   heile: ze  teile,     ferner  wol  noch  8724.  8912. 

Am  häufigsten  stimmt  K  mit  H  überein:  8832  alles  daz  ich 
ie  gewan  HK:  und  swaz  ich  mäge  ie  gewan.  8872  Und  gar 
in  küneges  HK:  rehte  alle  hss.  aufser  F,  dessen  lesart  und  also 
herrliche  Bartsch  in  den  text  setzte.  8110  dar  fehlt  FHK.  8256  recht 
als  FHK:  als.  8257  Nicht  wan  ein  sunne  wsere  FHK:  ein  kläriu 
sunne  wgere.  8726  sehet  FHK:  wartet.  8873  do  FHK:  fehlt. 
8337  kein  absatz  DFHK.     8913  gesehen  AHK:  ersehen. 

Mit  BEF  stimmt  K  8338  Ligen: Ligende;  mit  BCDF  8765 
vil  nahen: nähe;  zweimal  8870  tar:getar  und  8948  ich :  uiht  mit 
E;  einmal  8804  vahe:gevähe  mit  G. 

Noch  näher  zu  H  rückt  K,  wenn  wir  die  lücken  zu  berechnen 
suchen,  es  ergeben  sich  nach  dem  texte  bei  Bartsch  für  die 
spalten : 

1)  8032—8070 38  vv. 

2)  8070  —  8108  ....   38  vv. 

3)  8108  —  8150   ....   42  vv.,   nun  fehlen    in   H  v.  8113 

bis  16  =  4  vv. 

4)  8150  —  8196 46  vv. 

5)  8196  —  8255  ....   59  vv.,   nun  fehlen   in   H  v.  8233 

bis  52  =  20  vv. 

6)  8255  —  8293   ....    38  vv. 

7)  8293  —  8336  ....   43  vv.,   nun   fehlen   in  H  v.  8327 


bis  30  =  4 


vv. 


8)  8336  —  8687  ...  351  vv. 

9)  8687  —  8724 37  vv. 

10)  8724—8764  ....   40  w.,  nun  fehlen    in   H  v.  8729 

bis  30  =  2  vv. 


doch  fehlen  in  allen  aufser 
F  v.  8873  —  74  =  2  vv. 

17 


12)  8802  —  8832  .  .  . 

.    30  vv. 

13)  8832—8870  .  .  . 

.  38  vv. 

14)  8870  —  8910  .  .  . 

.   40  vv. 

15)  8910  —  8948  .  .  . 

.  38  vv. 

Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F. 

XXII. 

246  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN 

Nehmen  wir  Übereinstimmung  mit  H  an,  so  standen  in  K  auf 
jeder  spalte  38  vv.  denn  die  ausnahmen  sind  nur  scheinbar,  weil 
bei  9)  durch  den  schiefen  schnitt  in  der  einen  spalte  ein  vers  mehr 
erscheint,  bei  4)  und  12)  erklärt  sich  die  differenz  von  8  vv. 
dadurch,  dass  eben  beide  streifen  nicht  demselben  doppelblatt  ent- 
stammen und  aus  verschiedenen  teilen  ihrer  bll.  herausgeschnitten 
wurden,  bei  8)  fehlen  351  vv.  rechnen  wir  die  in  U  fehlenden 
6  vv.  8377  f.  8443  f  und  8485  f,  ferner  die  in  allen  aufser  F 
fehlenden  vv.  8503  f  ab,  so  bleiben  für  die  Wicke  343  vv.  das  sind 
gerade  9  spalten  zu  38  vv.,  der  eine  plusvers  erklärt  sich  wie  bei  9). 
diese  9  spalten  dürfen  nicht  auffallen,  es  ist  gerade  ein  doppel- 
blatt von  8  spalten,  denn  38  vv.  müssen  abgerechnet  werden  für 
den  schluss  der  spalte  B  i  b  2  und  den  beginn  der  spalte  B  u  a  1. 

Unser  fragment  zeigt  also  mit  der  Münchner  papierhs.  H  die 
graste  Verwandtschaft,  die  von  Bartsch  Germ.  32,  488  ff  mitgeteilten 
Pariser  bruchstücke  überliefern  wol  z.  t.  dieselbe  partie  wie  K,  geben 
aber  keine  Möglichkeit,  die  lesarten  zu  vergleichen,  das  von  Schön- 
bach Zs.  33,  379  abgedruckte  Innsbrucker  fragment  entstammt  einem 
anderen  teile  des  gedichtes. 

2.  Disticha  Catonis. 
Zwei  ganz  erhaltene,  mir  am  oberen  unbeschriebenen  rande 
beschnittene  doppelblätter  einer  hs.  wol  aus  dem  ende  des  \kjhs. 
geben  uns  einen  teil  aus  einem  sammelbande.  die  bll.  messen  durch- 
schnittlich 19  cm.  in  der  höhe  und  29  in  der  ganzen  breite,  der 
untere  unverletzte  rand  nimmt  3  cm.  ein,  sodass  sich  für  die  hs. 
etwa  die  mafse  21  X  14,5  cm.  ergeben,  die  verse  sind  abgesetzt, 
der  reimpunct  fehlt  nur  bei  den  zu  langen  versen.  die  majuskeln 
des  beginns  sind  rot  durchstrichen,  auf  dem  einen  blatte  finden 
sich  rote  initialen,  auf  der  einen  seite  von  B  steht  der  länge  nach 
zwischen  den  text  der  beiden  seilen,  also  jedes  falls  zu  einer  zeit 
geschrieben,  da  unser'e  bll.  schon  als  einband  dienten:  Jacobus 
Joannis  de  Rydzin  |Posessor  1.5.2.1  in  zwei  zeilen.  eine  andere 
hand,  wol  auch  des  16  jhs.,  hat  auf  der  anderen  seite  i  a  von  B 
links  vom  text  quer  geschrieben: 

Dum  daf  o  pueri  discendj  copia  volj 
discite  nö  serap  tale  copia  erit. 
wider  eine  andere  hand  hat  sich  auf  dem  freien  rande  neben  dem 
texte  von  A  verewigt;  auf  der  einen  seite  i  b  steht: 


AUS  POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN  247 

Rigi et  rev1  applaudite  <<, 

auf  der  anderen  seite  11  b  lesen  wir: 

Jesus  Nazarenus  rex  Judeorum  titul9  triüphalis  nos  rptegat  ab 

oib9  malis. 
Die  Matter  enthalten  verschiedenes,  auf  bl.  A  u  ab  und  B  i  ab 
stehen  teile  des  ersten  und  des  vierten  buches  der  Disticha  Catonis 
im  lateinischen  original  und  darauf  folgender  deutscher  Übersetzung. 
B  ii  ab  wird  von  Sprüchen  des  lateinischen  Facetus  eingenommen, 
sie  finden  sich  sämmtlich,  wenn  auch  mit  manchen  abweichungen 
und  anders  geordnet,  in  demjenigen  texte  des  Facetus,  welchen 
SBrant  mit  deutscher  Übersetzung  herausgab  (bei  Zarncke,  Narren- 
schiff s.  137 /f  ist  nur  der  deutsche  teil  gedruckt),  übrigens  weicht 
die  reihenfolge  bei  Brant  nicht  stark  von  der  in  anderen  alten 
drucken  des  Facetus  (zL  Cöln,  Quentell,  o.  j.)  innegehaltenen  ab. 
A  i  ab  ist  beschrieben  mit  lat.  hexametern,  die  einem  mittelalter- 
lichen handbuche  der  metrik  anzugehören  scheinen. 

Hier  interessieren  uns  allein  die  Disticha  Catonis.  sie  zeigen 
durchaus  keine  Übereinstimmung  mit  einem  der  mir  bekannten 
texte,  mit  dem  rumpforiginal  hat  unsere  Verdeutschung  gar  nichts 
zu  tun,  aber  auch  mit  der  ältesten  gesammtübersetzung  in  AB 
zeigt  sich  keine  berührung.  ebenso  icenig  teilt  unser  bruchstück 
mit  der  jüngeren  gesammtübersetzung  eines  der  von  Zarncke  (Der 
deutsche  Cato  bes.  s.  83  f)  hervorgehobenen  merkmale,  mit  D,  an 
welches  man  denken  könnte,  weil  iv  37  seinen  platz  inne  hat, 
nicht,  denn  nach  Zarncke  s.  84  haben  sich  in  D  aus  dem  rumpf- 
original vollständig  erhalten  i  19.  20,  in  einzelnen  versen  und  re- 
miniscenzen  i  18.23.  rv  39.  41,  während  unser  fragment  nicht  die 
geringste  Verwandtschaft  dieser  distichen  mit  dem  rumpforiginal 
zeigt;  mit  E  nicht,  denn  in  E  fehlt  das  distichon  iv  37  an  seiner 
stelle ,  während  es  in  unserem  bruchstücke  dort  steht ,  und  in  i  1 9 
hat  unser  fragment  nicht  wie  E  ähnlichkeit  mit  dem  rumpforiginal, 
leider  ist  ein  directes  vergleichen  unseres  textes  mit  den  von  Zarncke 
veröffentlichten  proben  unmöglich,  endlich  auch  nicht  mit  F,  s.  Zs.  f.  d. 
plt.  1 5, 290  f=  Germ.  30,  1 20  f.  das  characteristicon  der  dritten  stufe 
ist  (  Zarncke  §())  das  gänzliche  oder  doch  teilweise  fortlassen  des  lateins; 
unser  bruchstück  bringt  aber  das  latein,  wenn  auch,  wie  es  scheint,  in 
anderer  weise  als  die  übrigen  hss.  auch  mit  der  von  Neuwirth  Germ.  32, 
ISffpublicierlen  Zwettler  Verdeutschung  hat  die  unsere  nichts  gemein, 
unser  fragment  scheint  also  eine  ganz  isolierte  Stellung  einzunehmen. 

17* 


248       BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN 

Auch  im  hinblick  auf  den  dialect  ist  das  denkmal  interessant, 
wir  finden  den  bairisch-  österreichischen  diphthong  ei  für  t  zb.  i  18 
reich  für  rieh,  i  17  dobey  für  da  bl,  sey  für  si,  i  18  gleichen 
für  geliehen ,  iv  34  czeyten  für  ziten  usw.  für  das  bairisch-Öster- 
r eichische  au  =  ü  fehlt  ein  beispiel.  mitteldeutsch  ist  neben  vielem 
anderen  zb.  u  für  iu  iv  36  vrunden,  für  uo  i  21  armutis,  für 
üe  i  18  hüte;  das  i  für  e  in  den  ßexionssilben  zb.  i  15  andirn, 
i  19  gagebin  :  lebin ;  o  für  e  in  den  Vorsilben  zb.  i  15  vorsweig 
usw.  alles  eigentümlichkeilen  des  werdenden  nhd.,  speciell  der  kaiser- 
lichen kanzleisprache. 

Was  die  Überlieferung  des  lateinischen  textes  anlangt,  so  zeigt 
sich  grofse  Verwandtschaft  mit  der  vulgata.  so  i  19,  1  sit  nobis 
:  nobis  sit  A;  2  mortem  :  morte  A;  20,  2  placite  :  laetus  A;  23,  2 
deum  :  deos  A;  iv  36, 1  quae  sunt . . .  dampnis :  quaesitum  . . .  damno 
A,  ebenso  2;  37,  2  ingrederis :  incedis  A;  38,2  dum,  24,  1  quid. 
aber  i  21,  1  creauit  stimmt  mit  A  gegenüber  dem  creauerit  der 
übrigen,  iv  35,2  contingat  A;  coutinget  DF  contingit  EF.  mit 
BE  stimmt  unser  fragmenl  i  23,  1  respondet:  suecurit  A  respondit 
CDF.  mit  ED  iv  37,  2  umbram :  umbra,  mit  E  allein  iv  39,  1 
locorlocum,  mit  CEF  iv  38,  2  placare:  garniere,  widerholt  steht 
es  mit  seiner  lesart  allein:  i  22,  2.  iv  39,  2,  doch  ist  hier  der  lext 
besser  als  in  den  übrigen  hss.  der  vulgata  (vgl.  Baehrens,  Poetae 
lat.  minores  1881  vol.  m). 

Von  der  einrichtung  der  hs.  vermögen  wir  uns  kein  völlig 
ausreichendes  bild  zu  machen,  unser  text  beginnt  mit  i  15,  2,  es 
fehlen  daher  die  ersten  14  distichen  oder  im  ganzen  85  Zeilen, 
nun  stehen  auf  der  seite  24  Zeilen ,  dies  macht  3  l/z  seiten  für  den 
text  abgesehen  von  der  einleitung.  das  erste  Matt  endet  mit  i  24,  2 
des  lateinischen,  das  zweite  blatt  beginnt  mit  iv  34,  1,  es  fehlen 
demnach  104  distichen  oder,  wenn  man  die  praefationen  mitrechnet, 
113  distichen.  in  dem  ersten  falle  müsten  in  der  lücke  628  zeilen 
gestanden  haben,  im  zweiten  682,  wenn  wir  annehmen,  dass  auch 
im  fehlenden  teile  jedesmal  einem  distichon  des  Originals  6  zeilen  ent- 
sprachen. 628  zeilen  aber  geben  26  seiten  -\-  4  zeilen,  682  zeilen: 
28  seiten  -\-  10  zeilen.  nun  sehen  wir  im  erhaltenen  zweimal  auf 
je  einer  zeile  zwei  deutsche  verse  stehen,  auch  fehlt  i  16  ganz: 
wir  wissen  daher  nicht,  ob  dasselbe  Verhältnis  nicht  vielleicht  auch 
in  der  Zwischenpartie  obwaltete,  beiläufig  6  oder  7  doppelblätter 
müsten  zwischen  A  und  B  mangeln,    bl.  B  endet  mit  iv  42,  1  des 


AUS  POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN  249 

lateinischen  textes,  es  blieben  also  noch  7  distichen  und  die  fehlenden 
5  zeilen  von  iv  42,  also  47  zeilen ,  das  sind  gerade  2  Seiten,  es 
ist  nach  dem  gesagten  wahrscheinlich,  dass  die  beiden  Matter  zwei 
verschiedenen  lagen  angehörten,  zwischen  welchen  eine  läge  von  6 
oder  7  doppelblättern  verloren  gieng.  dann  stand  vor  dem  Cato 
in  der  hs.  ein  werk,  dem  jener  abriss  der  metrik  angehörte,  und 
es  folgte  der  Facetus. 

erstes   doppelblatt  u  a. 

Atqz  alijs  cü  tu  biifecsis  ipe  sileto.  i  15 

Gedencke  daz  du  salt  bedeuten. 

Eyns  andirn  gutet  allen  leuten. 

Tustu  gutis  ymande  icht. 

Das  vorsweig  vn  melde  sin  nicht. 
q  Ne  cuses  siq's  tacito  ssmone  loquat2.  i  17 

Cdscius  ipe  sibi  dese  putat  omla  dici. 

Du  salt  nicht  achten  noch  besorgen. 

Was  man  von  dir  rede  vorborgen. 

Wen  der  schuldege  wenit  do   bey. 

Das  das  gespreche  von  em  sey. 
4  Cü  fusis  felix  q  sts  adussa  caueto.  i  18 

Nö  eodem  c2su  rndent  vltima  psmis. 

Bistu  reich  so  hüte  dich,     vö  vveds  sache  daz 

Wen  dy  leczten  den  ersten  Schicht,     [rat  ich 

In  gleichen  leufen  begeynen  nicht. 
1  Cü  dubia  'Pr  fragilis  sit  nobs  uita  tsbuta.  i  19 

In  morte  altsius  spem  tu  t1  ponse  noli. 

Sint  vns  allin  ist  gagebin. 

Eyn  kraukis  lebiu. 

So  saltu  in  keyuir  not. 

Hoffen  vf  eyns  andirn  tot. 
1  Exiguü  mun"  cü  dat  t1  paup  alcus.  i  20 

Accipito  placite  plenaqz  laudase  me'? 

u  b 
Erit  dich  mit  cleyner  gobe.     cf 
Eyn  armir  vrunt  czu  deyme  lobe,     cf 

ilT/7  die  das  neue  distichon  andeutenden  paragraphenzeichen  rot 
1  18  die  klammer  rot  i  19  die  zwei  Worte  v.  4  sind  bis  zur  Un- 

kenntlichkeit abgewetzt,     vf  ist  unsicher 


250       BRÜCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN 

Los  dir  se  seyn  behegelich.     cf 
Vn  vollen  lobe  se  tegelich.     cf 
*i  Infante  nudü  cü  te  natura  creauit.     cf  i  21 

Pauptatis  hon9  paclets  frse  mento.     cf 
Sint  dy  natuse  dich  so  linde,     cf 
Nack  geschaffen  hot  von  kinde.     cf 
So  gedenke  vn  trag  geduldeclich.     cf 
Armutis  bürde  druckit  se  dich,     cf 

4  Ne  timeas  illä  q   uite  e  ultla  finis.     cl  i  22 
Qui  morte  metuit  amittit  gaudia  uite.     cf 

Nicht  vorchte  den  der  vmbehende.     cf 
Des  lebins  ist  lecztis  ende,     cf 
Wer  des  todis  vorchte  treyt.     cf 
Des  lebins  vreude  hs  von  em  leyt.     cf 

5  Si  tibi  .pineMtis  nemo  rndet  aicus.     cf  i  23 
Incusare  deü  noli  sz  te  ipm  cohsce.     cf 

Ab  dir  vm  deyne  erbeit  harte,     cf 
Keyn  vrüt  dancken  wil  so  warte,     cf 
Das  du  got  beschuldegist  icht.     cf 
Vn  stroffe  dich  selbir  in  der  Schicht,     cf 
1  Ne  t'  quid  desit  quesitis  vtse  pce.     cf  i  24 

Idqz  qd  e  susa  semp  deesse  putato.     cf 

zweites    doppelblatt  i  a. 
S  Cont"  holez  iustü  noli  cztendes  pue.  iv  34 

Semp  etem  deus  liustas  vlciscit2  iras. 

Du  salt  inkeynen  czeyten. 

Keyn  dem  gerechtin  böslich  streiten. 

wen  got  czu  allen  czeiten  gericht. 

vnrechten  czorn  in  sulchir  schiebt. 
S  Ereptis  opibz  noli  merse  dolendo.  iv  35 

Sz  pocius  gaude  si  te  cztingat  hre. 

vor  lorner  habe  dich  vor  czeye. 

Nicht  beweyne  se  noch  beschreye. 

Sundir  byllechir  vrevve  dich. 

Ab  du  se  host  vn  meret  sich. 
4  Est  iactusa  guis  q  sts  amittse  däpnis.  iv  36 

Sst  quedä  q    frse  decet  pacients  amieü. 

Is  ist  gar  eyn  swer  vorlust. 


AUS  POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN  251 

Was  man  vorleust  mit  schaden  sust. 
Dach  ist  schaden  den  man  sah 
Mit  vrunden  tragen  sundir  dal. 
T  Tpa  longa  tue  noli  rpmitfe  vite.  iv  37 

qaz  q°ciiqz  T  gredesis  sequit2  mors  corpis 
Du  salt  nicht  glouhen  eben.  [vmbrä. 

Lange  czeit  deyme  leben. 
Wen  wo  du  geyst  dir  volgit  noch. 
Dem  schaten  gleich  des  todis  ioch. 

16 

H  Thure  deü  placa  vitulü  sine  crescat  arat.0  iv  38 

Ne  credas  placase  deü  du  cede  litatur. 

Weyroch  oppir  gote  dem  czarten. 

Lo  deyn  rint  des  phlugis  warten. 

Gleube  nicht  das  gote  behagen. 

Opphir  dy  do  sint  irslagen. 
T  Cede  loco  lesus  fortüe  cede  potenti.  iv  39 

Ledse  ql  potuit  eciä  -pdesse  ualebit. 

Du  vorserter  dem  serer  weyche. 

Der  gewaldig  ist  vü  reyche. 

Wisse  das  der  selbe  mag. 

Dir  vromen  vil  of  eynen  tag. 
*I  Cü  qs,  pccaris  casliga  teiprii.  subinde.  losis  iv  40 

Wlnesa  du  sanas  dolor  e  medicina  do 

So  du  gesundit  sere.    kestege  dich  daz 

So  heylstu  wüden  T  der  vrist.  |  ist  mey  lere. 

Wen  smercze  des  smerczen  erczteye  ist. 
1  Däpnabs  nüq,  post  longü  tpc  amicö.  iv  41 

Mutauit  moses  "?c  pignosa  pma  me"? 

Vorturne  den  nicht  vm  seyn  vntogut. 

Der  dir  gelybit  hot  von  iogüt. 

Ab  her  seyne  seten  hat  vorkart. 

Dach  gedencke  seynir  ersten  art. 
S  Gracör  officö  quo  sis  mage  caisor  el?  iv  42 

iv  3"  klammer  rot  IV  40,  1  gehört  als  schluss  sm  2 

iv  40,  4  der  strich  rot 


252  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN 

3.    aus   der   Kaiser chronik. 

Von  einem  etwa  33,5  cm.  breiten  doppelblatte  einer  schön  ge- 
schriebenen hs.  aus  dem  anfange  des  14  jhs.  haben  sich  zwei 
streifen  erhalten,  der  obere  6,5  cm.,  der  untere  8  cm.  hoch,  auf 
jeder  seite  stehen  zwei  spalten,  die  linien  sind  vorgezeichnet, 
die  ersten  buchstaben,  abwechselnd  majuskel  und  minuskel,  sind 
rot  durchstrichen ,  die  ungeraden ,  mitunter  auch  die  geraden  zeilen 
herausgerückt,  sodass  die  ersten  buchstaben  zwischen  zwei  der 
länge  nach  gezogenen  linien  stehen ;  auch  für  den  schluss  der  zeilen 
ist  eine  längslinie  vor  gezeichnet,  die  abschnitte  beginnen  mit  roten 
und  blauen  initialen. 

Das  doppelblatt  bringt  aus  der  Kaiser  ehr.  einen  teil  der  Cre- 
scentianovelle,  und  zwar  die  vv.  11656 — 11811  und  12105 — 12248 
der  Mafsmannschen  ausgäbe,  also  156  und  144  =  300  verse,  zwi- 
schen denen  293  verse  oder  wider  ein  doppelblatt  mit  8  spalten 
fehlen,  es  bleiben  somit  etwa  36  verse  für  die  spalte,  da  gewis 
unser  fragment  (vgl.  u  1)  nicht  alle  verse  überlieferte,  welche 
bei  Mafsmann  im  texte  stehen,  unsere  hs.  braucht  für  10  verse 
6  cm.  räum,  sodass  die  texthöhe  jedes  blattes  etwa  20  cm.  um- 
fasste;  vom  oberen  rande  sind  beiläufig  1,5  cm.,  vom  unteren  3  cm. 
erhalten,  es  ergibt  sich  demnach  als  gröfse  des  einzelnen  blattes 
25  X  18  cm. 

i  a  1    erster  streifen. 
enphienc  sin  eitle  S  wie  harte  elv  wilt  gahen. 

Sie  sprah  nv  sine  allenthalbe  nv   mvst  mines  hsre  da  inne  11665 

din  beite 

d  v  hast  semein  vnde  win  i  chn   mac  dir  lenger  niht  ge- 

vn  ander  gvt  gerate  streite 

11660  s  chone  bette  waete  dem  selben  worte 

die  heilige  sint  dir  nahen. 

zweiter  streifen. 
11685      ::z    h:    z:    ::    :::    ::::  vmbe  ir  vil  lieben  herren. 

d  em  lvssamen  wibe  S  ie  erbeite  sin  mit  eren. 

11656  die  ersten  worte  sind  nicht  mehr  zu  entziffern,  da  der  streifen 
gerade  bei  unserer  zeile  umgebogen  war  11661  und  62  fehlen  wie 

in  der  einen  hssgruppe  11667    das  erste  wort  ist  abgeschnitten ,  es 

konnte  nur  aus  zwei  buchstaben  bestehen,  für  mehr  ivar  kei?i  platz 
11685  nur    der    unlere   teil   der   buchstaberi   zu  erkennen,    das   vorletzte 


AUS  POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN 


253 


an  allerslahte  schände 
1690  V  ntz  in  got  ir  wids  gesande 
D  er  windet'  nahen  begau. 
der  knnic  vii  sine  man. 


d  ie  hvgten  heim  ze  lande 
einen  böte  er  for  sande 
ds  ez  der  kvnigin  tete  kvnt 


11695 


V  f  sie 
vber  den  hof 

V  erholne  sie  zem  tvrne  schreit 

do  rvrte  sie  die  porte. 
1700  D  er  helt  ir  antworte. 

wten  hör   ich   zv   dem  tvrne 
stan. 


i  a  2  erster  streifen. 

W  elt  ir  noh  her  vz  gan. 

Sprah  die  vrowe  gvte 
o  b  ir  abe  habt  bekert  iws  gemvte 
E  r   sprah  vil   gerne    weit    ich  11705 
vz  gan 
:  b  ich  dine  hvkie  mohte  han. 


zweiter  streifen. 


ich 


do  dv  mich  ds  rede  verbaere 
h  il  ez  vor  dem  lvte 

diu  brvder  kvmt  noh  hvte 
11725  d  en  solt  dv  wol  enphahen. 
hinnen  svl  wir  galten. 


g  ewiunen  gotes  hvlde 

ich     wil    wol    vsswige    dine 
schvlde 

D  o  neig  er  ir  zvhticlichen. 

vT)  fvrt  in  die  kvnegin  riche.  11730 

D  ie  kvst  in  an  sinen  mvnt 


i  b  1  erster  streifen. 
sprach   e   dv   diuen   ge-     D  o  rvmte  sie  die  klvse 


svnt 
v:rlvrst  mit  minem  rate 
:  gab  ich  also  drate 
11735      daz  hovbet  zv  den  fvzen. 
d  v  svlt  miner  triwe  genieze 


vfi  giengen  vö  dem  hvse 
e  inen  vrolichen  ganc. 

do  die  lerche  sanc. 
d  es  morgens  als  ez  tagte. 

der  wachtsere  sagte 


11740 


11765 


zweiter  streifen. 
:    :    :  :  :  z  do  gie  die  vrowe  zv  de  stvnde 

mit  golde  vn  mit  porten.  G  elich  dem  morge  Sterne 

Waren  sie  gebvnden.  Sie  het  ir  hsren  gesehe  gsne.  1177° 

wort  muss  mit  einem  m  geendigt  haben  11691  baue  initiale 

11696  von  dieser  zeile  nur  wenig    mehr  zu   erkennen,  ebenso   vo?i   der 
folgenden  11705  rote  initiale,    gan]    das  n  zur  hälfle  abgeschnitten 

11706  die  zeile  ist  ungleich  durchgeschnitten  11721  der  schnitt 

lie/'s  nur  die  reste  der  unten   langen  bucltstaben  stehen  11732  der 

anfang  zerrissen  und  gebrochen  11734  a    in  gab  nicht  ganz  sicher 

11737  rote  initiale  11742  sagte   nur  mehr  im  oberen  teil  er- 

halten 11765  nur  die  unteren  teile  einiger  buchstaben  erhalten,  aber 


254  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN 

D  ie  zwenedietrichbegvndenahe  ds  bat  die  helden  kvne 

vntz  sie  an  ein  ander  sahen,      e  ine  wile  da  twelen.  11775 

d  ietrich  der  schone 

i  b  2  erster  streifen. 
d  o  ilte  er  vz  erwelen  ir  lip  danne  vristen. 

zwelf  siner  holden.  d  az  sie  sinen  willen  vvisten. 

d  ie  im  raten  soldeu.  ane  missewende 

die   hsren  wurde   des   eneine      d  es  rakten  sie  vf  ir  hende 
11780  d  az  ir  aller  decheine  vn  lobten  swes  er  sie  b         11785 

zweiter  streifen. 

Z::::g:::::h  des  bedenche  dich  hell  durh  got. 
lat  vch  wesen  hei  dirre  Worte  ich  tvn  ez  dvrh  ein  michel  not 

S  prah  der  schone  dietrich  V  n  hilf  minen  mannen. 

nv  hat  iwer  iglich  Da  lag  ich  so  lange  gevangen.  11810 

11805  M  ir  geheizen  ze  helfen.  d  az  ich  ds  werlt  niht  eosach. 
nv  wilt  dv  daz  ze  werfen. 

ii  a  1  erster  streifen. 
12105 Er  hiez  sie  wol  setzen.  der  herre  hiez  si  meisterin     12110 

ir  leides  erget  d  vrch  des  kindes  trvte 

M  it  michel  eren.  do  uanten  sie  al  die  Ivte 

er  bat  sie  sinen  leren.  d  ie  vrowe  was  biderbe  vil  gvt 

S  ie  hete  micheln  sin  h  kivsch  gemvt 

zweiter  streifen. 

12130      daz  sie  :::  h  so  mohteirere  nimmszerinnen 

n  eme  mit  ir  willen.  D  ie  vrowe  antwurte  wise 

er  wollte  ir  verseilen.  ds  botschefte  lise 

M  anige  hvbe  breite  W  az  tovc  die  rede  schone 

vn  geb  sie  ir  gereite  daz  sich  der  helt  kvne.           12140 
12135  e  r  handelt  sie  mit  minneü. 

ii  a  2  erster  streifen. 

h  onen  wolte  an  minem  libe  ia  zimt  baz  im        e 

nicht  zu  entziffern  11771  rote  initiale  11785  der  schnitt  geht 

schief  durch,  doch  sind  er  sie  b  sicher  11801  nur  mehr  spuren 

12106  schluss   des  verses  durch  ein  loch  zerstört  12114  die  zeile  ist 

schief  durchgeschnitten ,  doch  steht  die  lesart  des  textes  fest  12130  wie 

v.  12114  12137  blaue  initiale  12142  ein  loch 


AUS  POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN 


255 


S  in  genozin  an  sinetn  arme 
danne  ich  dar  an  immer  er- 
warme 
12145  0  vch   wer   ez  svnde  im  getan 
ob  er  mich  ze  kebse  wolte  han. 
Z  einer  konen  wer  ich  im ze  smehe 


ich    wen    ie   decheinen    wibe 
leid  geschehe 
S  ie  sprah  des  ergetzet  er  dich 
mit  gvte 
Ob  dv  din  gemvte  12150 

:  :  It :  st    : :  tlich  betwingen. 


zweiter  streifen. 


D  ie  maget  enphie  die  r : : :  h : :  z : 

vn  gie  do  geleize 
v  nde  sagt  ez  ir  gesellen. 
12170      nv    sprich    waz   wir   nv    tvn 
wellen 
d  er  bete  wil  sie  fvrbaz  enberen. 


sine  wil  vns  niht  geweren. 
S  it  sie  din  niht  wil  rvchen. 

so  wil  ovh   ichz   fvrbaz   niht 
vssvchen 
ds  rede  er  antwurte  12175 

waz  sprah  die  verworhte. 


11  &  1  erster  streifen. 


v  ersmahet  ir  min  lip 

die  v: 
W  ie  ho  :  :  si  nv  gedenket. 
12180     ia  wart    sie   dvrh   zovbs   er- 
trenket. 
S  ie  sprah  sie  sagt  mir  niht  mere 


wan  dv  werest  ir  ze  here 
i  r  sorgen  sint  so  manicfalt 

Sie  hat  mir  ir  not  vil  gezalt 
d  az  ez  mich  erbarmet  au  de  lip.  12185 

nv  la  daz  nothafte  wip. 
W  erben  ir  s :  :  h 


en 


:  v  bist  ein  vnholde 

vn  sitzest  hiebevange  mit  golde 
12205  S  ie   sprah    got   weiz   hsre    gvt 
kneht 
ir  tvt  mir  groz  vnreht 


zweiter  streifen. 

VV  an  ich  iv  minen  dienst  enhot. 

daz  ir  mich  liezet  ane  not 
g  ot  weiz  wol  mine  schvide 

ob  ich  pin  ein  vnhvlde  12210 

o  ds  ie  deheines  zovbers  phlac. 

er  wolt  ir  tvn   einen  slac. 


ii  b  2  erster  streifen. 


v  nde  stozen  mit  den  fvzen 
megde  in       :  t  liezen 
12215  d  annen  schiet  er  vnvro 

vil  michel  was  do  sin  dro. 
D  0  want  si  ir  hende 


si  sprah  ach  mich  eilende 
d  az  ich  des  wages  genas. 

waz  hilfet  mich  daz 
N  v  mvz  ich  mit  itwizen  sin 

daz  erbarme  dich  herre  trehtin 


12220 


12151  wie  12114  12167  wie  12114,  rote  initiale  12177  ganz 

zerstört  und  durchlöchert  12187  schief  durchschnitten  12202  f 

wie  12187  12205  blaue   initiale  12214  wie   12177.     vor  dem  t 

steht  ivol  ein  0,  keineswegs  ein  i  12217  rote  initiale  12222  schief 


256       BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  - 

zweiter  streifen. 

d  az  wil  ich  also  lazen  stan  daz  ez  nieman  vveste 

i  mmer  vngerocheu.  W  an  der  gotes  leide                  12245 

12240      er  hat  mir  an  schvlt  vil  leides  der  smit  swur  im  zwene  eide 

gesproche.  d  az  er  daz  wol  haele 

D  er  smit  mit  sinem  hamer  daz  er  sich  in  die  kemenate 

worhtvndsdes  zvdsvrowe  kams  vsstsele 
e  inen  sluzzel  vil  veste 

durchschnitten,  aber  noch  zu  lesen  12238  mitten  durchgeschnitten, 

aber  noch  zu  entziffern  12241  blaue  initiale 

4.  aus  Rudolfs  Weltchronik.* 
Reste  zweier  doppelblätter ,  der  innersten  einer  läge,  mit  je 
36  Zeilen  auf  der  spalte,  erhalten  sind  von  dem  äufseren  doppel- 
blatt:  A,  der  mittelstreif en ,  8  cm.  hoch,  und  R,  die  obere  6,5  cm. 
durchschnittlich  hohe  rechte  ecke  der  hinteren  hälfte,  fast  unmittelbar 
an  A  ii  sich  anschlief send ,  indem  beim  zerschneiden  nur  die  unteren 
spitzen  der  buchstaben  der  letzten  zeile  von  R  verloren  gierigen, 
von  dem  inneren  doppelblatt  sind  vorhanden:  C,  der  obere,  7  cm.  . 
hohe,  und  D ,  der  mittlere,  direct  aristo fsende,  9  cm.  hohe  streifen, 
während  der  dritte  untere  fehlt. 

Diese  reste,  die  es  leider  nicht  überall  zu  entziffern  gelang, 
da  an  den  umbiegesteilen  die  schrift  bis  zur  Unkenntlichkeit  ver- 
schmutzt und  abgewetzt  ist,  gehören  dem  ursprünglichen  werke 
Rudolfs  und  zwar  der  behandlung  von  cap.  7  — 11  des  buches, 
Josua  an.  da  aber  schrift char 'acter,  linierung,  initialen  (rot  und 
blau),  pergament,  sogar  die  art  der  erhaltung  völlig  dieselben  sind 
wie  bei  den  oben  besprochenen  fragmenten  der  Crescentialegende, 
so  scheinen  entweder  Kaiserchr.  und  Weltchr.  in  einem  bände  ver- 
einigt oder  die  letztere  durch  teile  der  ersteren  erweitert  zu  sein. 

1  Ai*  2 

was  in  d  e  vö  gote  vf  geleit  beguude  heben  an  ds  zit 

w  art  er  da  versteinet  d  az  vil  beiden  vielen  tot 

[*  die  richtige  folge  dieser  bruchstücke  stellte  ich  auf  grund  des 
Cgm.  578  f.  131al —  134a2  der  Rudolf  sehen  Weltchronik  fest,  den  ich  auch 
in  den  fufsnoten  gelegentlich  anführte,  dem  gemäfs  wurden  Werners 
einleitende  bemerkungen  modißeiert.       ST.] 

2,  1  davor  steht  noch  der  untere  teil  einer  roten  initiale,  vielleicht 
eines  G 


AUS  POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN  257 

vn  al  daz  her  gereinet  got  alda  den  sinen  bot 

v  on  dirre  grozeu  schvlde  s  olhe  helfe  trost  mit  kraft 

vn  in  gensedic  gotes  hvlde      5      daz  die  verflvhte  heidenschaft 
D  ar   nah  bereit  sich    mit  wer      b  egvnde  zwifeln  ane  wer 

iosue  mit  im  al  daz  her  vrefelichen  streit  gotes  her 

g  ein  ay  vn  fvrten  dan  V  nde  so  daz  die  beiden  begvnden 

gewapente  driz  :  c  tus  :  nt  ma  in  knrtzlichen  stvnden. 

w  erlicher  helde  vz  israhel          10  v  lihen  vz  dem  strite  dan 

zwischen  ay  vn   bethel.  do  wiste  sa  der  wise  man 

L  egt   er  westerhalp  die   schar     g  ein  der  läge  sinen  schilt 

mit  vor  bedahten  witze  gar  als  er  in  het  vor  gezilt 

: :  eine  lac  s  : :    sahen  daz 

1,  6  blaue  initiale  9  gewapente]  die  beiden  letzten  buchstabe?i 

sind  unsicher  14  von  dieser  zeile  nur  ein  rest  erhallen,  die  schnitte 

sind  jedesfalls  nicht  mit  dem  lineal  gezogen 

1  Aib  2 

Sie  fvren  gein  der  stat  sa.  vnde  nieman  leben  liezen 

D  o  ditz  was  ergangen.  A  ls  in  was  geböte  von  gote 

ovch  heten  sie  gevangen  vnd  daz  sie  dvrh  gotes  geböte 

I  n  dem  strite  da  vor  e  N  ieman  waren  bereit 

den  kvnic  den  hiez  iosue        5      vrevntlicher  Sicherheit 
A  n  einen  galgen  hahen.  I  r  vrevde  sich  entworhte 

Vor  der  stat  genuc  nahen              ein  zwifeliche  forhte 
....  er  im  den  schmähliche  dot      Er    h 

.  .  .  ze  abende 

10  I  n  welher  wise  in  tohte 

vn  wart  anders  niht  ze  grabe  daz   in  vride  werden    mohte. 

W  an  so  braht  daz  die  schar          k  vndeclichen  würben  sie  daz 

vf  in  trvgen  vil  steine  dar  Sine  beiten  niht  fvrbaz 

V  n  listlichen 

1, 1  stat  ist  nicht  ganz  sicher  8  ff  zerstört  14  nach  Vn 

folgt  noch  ein  langer  buchstabe,  wol  ein  h.     tinter  v  von  vil  (v.  13)  und 
tinter  d  von  dar  je  ein  \-slrich  2,  8  f  zerstört  14  nicht  mehr  er- 

halten, das  übrige  abgeschnitten 

1  C  ia  D  i*  2 

W  as  altvertorbenz  brot  II  eten  die  Sicherheit  alda. 
Als  sie  von  wege  mvder  not         gewunnen  vf  sie  sa. 

V  il  verre  waren  dar  gesaut  W  oltens  vn  ze  slorn  ir  laut 
sie  seiten  sus  daz  ir  laut  mit  gewaltiger  haut. 


258       BRÜCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN 

N  iergen  lege  in  dem  lande        5  D  az  sis  beten  sus  betrogen. 
Daz  in  got  ze  erbe  nande  Vii  ir  Sicherheit  an  erlogen. 

V  5  sie  sol  .  .  .  .  :  ie  des  biten      V  n  war in  di  .  .  .  . 

Daz  sie  mit  gensediclichesiten.  sie  sprachen  grozer  forhte  rat 

G  enade  an  in  begiengen.  T  vvanc  vns  ze  disen  listen 

Vnde  siedvrh  got  enphiengen.  10      wir  wolten  vns  ot  vristen 
M  it  vride  in  ir  Sicherheit  S  it  ir  vns  woldet  vertriben 

dorwoltens  in  immer  sin  bereit         hier  vnder  vvolte  beliben 
A  ls  diensthafte  knehte  S  tsete  vn  halte  ir  warheit 

vii  niht  mit  solhem  rehte  vn  niht  verbosern  den  eit 

D  az  sie  mit  deheiner  kraft        15  D  ie  vvisen.     vn  wurden  drate. 

mit  grozer  genozschaft.  vnder  in  wislichen  ze  rate 

V  n  in  nit  wirde  gelich                  1   rn  eit  solt  des  gezemen 
oder daz  sie   also nemen 

W  ölten    sie   si  ze  knehte  han.      D  az  sie  beide  spate  vii  vrv 

Sie  weren  gerne  vndstan.        20      holtz  vn  wazzer  fvrte  zv. 
J  osue  sich  dar  vmbe  beriet  S  wa  mans  ze  gotes  heilikeit 

vn  eleazar  vn  al  die  diet  bedorfte  also  bleip  ir  eit 

D  az  sis  enphienge  also  S  taste  den  selben  lvten  alda. 

daz  ergienc  sie  swure  do.  wider  heim  in  galgala 

D  em  Ivte  steete  Sicherheit  25  K  erte  die  israhelische  schar 

ditz   wart   mit   rate  vf  geleit  also  seit  die  schritt  fvrwar 

D  az  man  in  Sicherheit  swur        N  v  sach  mau  in  den  tagen. 

also  daz  eleazar  niht  erfvr  richsen  vn  kröne  tragen. 

1,  7  zum  teile  zerstört  12/'  der  schnitt  geht  durch  die  zeile, 
sodass  dor  auf  D  i,  das  andere  zum  grasten  teile  auf  C  i  steht  16/7 
zum  teile  zerstört  21  die  rote  initiale  reicht  in  die  Zeilen  20  —  24, 
dem  rubricator  war  ein  J  vorgezeichnet             2,  7  zum  teil  zerstört 

13  der  schnitt  geht  durch  den  texl,  sodass  das  erste  wort  ganz,  die  zwei 
anderen  zur  half le  auf  D  i  stehen,  das  übrige  noch  auf  C  i  lüfzum 

teile  zerstört  27  blaue  initiale,  n  war  vorgezeichnet  28  unter 

e  vo?i  richsen  stand  in  der  folgenden  abgeschnittenen  zeile  ein  1 

1  C  ib  D  ib  2 

E  r  begvnd  in  groze  sorgen.  r  ach  er  an  in  gotes  anden. 

mit    leide   an  vrevde  borgen.      G  ot  vf  die  beiden  sanden. 

V  n  sich  vii  gar  begeben.  groze    bagel  vn  solhen  schvr 
vh  in  so  grozen  sorge  lebe        D  az  in  des  lebens  svze  svr 

G  ein  der  israhelischen  diet        5       mit  des  todes  bitter  wart. 

2,  1  /'  beide  Zeilen  herausgerückt  3  hagel  steht  auf  rasur 


AUS  POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN 


259 


i  r   erslvc  ds  hagel  vf  der  vart 
mer  danne  geschoz   sper  ods 
swert 
n  v    sach  der  edel  degen  wert 
den  svnne  ze  sedele  sigen. 
10  V  Fi  des  manen  lieht  vf  stigen. 
er  vorhte  daz  vor  sin  er  mäht 
D  ie  vinde  nerte  die  naht, 
die  sie  solte  bringen  hin 
D  az  dvhl  in  groz  vngewin 
15      ze  gote  rief  alzehant 
A  Isus  der  edeler  wigant 

er  sprah  dv  svnne  mvzest  sten. 
N  iht  fvrbaz  solt  dv  gen 
nilit  rege  dich  von  gabaon. 
20  N  och  sich  in  chere  gein  galion. 
des  manen  schin  daz  geschach 
ü  en  svnnen  ms  sich  keren  sach 
an  sine  stat  gein  mitte  tage. 
D  az  er  nach  siner  naturen  iage 
V  1  wer  die  israhelischen  schar  25      Stvnt.   niht  fvrbaz  engienc 

vfi  gahte  vil  msenliche  dar  i  n  dem  tage  sich  an  vienc 

G  ein  gabaon  mit  de  sine  dan.  ein   ander  tac  der  da  schein 

die  vinde  qvä  er  so  gahes  an.      m  it  eines  tages  lichte  zwein 


daz  im  sin  angest  riet 
W  ar  er  nach  helfe  sande 

in  der  amorreone  lande 
V  on  danne  im  do  schiere 

Siner  ebengenozen  viere 
Q  vame  mit  richer  wer 

dirre  kvnige  starker  her 
B  esazen  gabaon  zehant 

kurtzlichen  täte  siz  erkant 
i  osue  vö"  de  gotes  her 

vn  batens  daz  sie  mit  wer 
i  r  helfe  wolte  trösten. 

vn  sie  vö  solhen  note  loste 
D  yrch  ir  triwen  Sicherheit 

als  in  het  gelobt  ir  eit 
A  ls  iosue  dise  mere  vsnam. 

vn   im  wäre   botschaft  qvam. 
D  az  gabaon  besezzen  was. 

mit  grozer  mäht  er  au  sich  las. 


1,7  sande  nicht  ganz  erhalten  Vi  der  schnitt  geht  mitten  durch 

diesen  vers ,  sodass  je  eine  hälfte  der  buchstaben  auf  C,  die  andere  auf 
D  steht  18  o  in  losle  zei*stört  21  rote  initiale,  a  war  vor- 

gezeichnel  29  abgeschnitten,  nur  noch  die  hohen  s  zu  erkennen  und 

unter  er  von  28  zwei  hohe  buchstaben ,  vielleicht  11  oder  lt?  [Daz  si  fluni! 
sa  hey  d'  zeit  Cgm.J  2,  6  d5  hagel  auf  rasur         zivischen  12  und  13 

geht  der  schnitt  hindurch  18  e  in  gen  durch  einen  riss  zerstört 

29  ist  ganz  abgeschnitten 


1  Cna 

V  nd  die  kvnige  vlvhen  sa. 
schtemlichen  gein  maceda. 

V  n  bvrgen  sich  in  ein  hol. 
Ditz  weste  iosue  vor  wol. 

v  n   qvam  vor  in  daz  hol  do.   I 


Z)na  2 

m  it  vnwertlichen  Sachen. 

hiez   er   daz   hol   vermachen. 
U  nd  das  hol  do  vermvren. 

mit  vrevden  ane  trvren. 
E  r  hiez  nach  der  warheit  sage 


2,  5  rote  initiale,  e  vorgezeichnet 


260 


BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN 


zv  den   sinen  sprah   er  also. 
S  Iahet  die  viude  chert  vf  sie 

vh  hvtet  des  hol  es  hie 
S  vs  wart  der  vinde  schar 

von  im  erslagen  gar 

S  o  daz  ir  cheiner  genas. 

der  mit  fvnf  kvnigen  was. 
k  omen  in  dise  riebe 

sie  belagen  al  geliche 
t  ot  von  der  gotes  diet. 

do  sich  der  strit  geschiet. 
D  az  her  sich  samente  sa. 

ze  iosue  in  maceda 
E  r  hiez  die  kvnige  gar 

her  vz  fvren  die  schar 
V  f  die  hohsten  zv  zim  gan. 

vn  baltlich  vi'  ir  helfe  stan. 
A  n  aller  forhten  vugemach. 

er  trost  sie  wol  vn  sprach. 
S  tet  vf  ir  hselse  svs  svlt  ir 

nach  iwers  herzeu  gir 
t  vn  den  vindeu  der  kraft 

vch  hazzet  dvrh  vintschaft. 


wüsten  an  dem  selben  tage 
d  ie  selben  stat  ze  maceda. 

die  selbe  veste  alda. 
w  as  hovbet  stat  der  abgote 
10      daz    räch    er   da    nach    gotes 
geböte 
A  n  allen  lebenden  üben. 

mannen   kinden  vh  wiben. 
D  ie  slvc  daz  her  in  maceda. 
mit  der  selben  wart  ovh  leebna. 
15  Z  erstoret  vfi  gebrochen  vö  im 
ein  groze  veste  vii   lachim 
e  in  hovbet  stat  vh  eglon. 
dar  z  :  dab  :  r  vn  ebron 
d  ie  in  der  zite  iaren. 
20      groze  hovbt  stete  waren, 
i  n  den  kvnicrichen  kanaan. 

nv  ditz  also  was  ergan. 
D  az  her  kerte  vö  danne  sa. 
mit  iosue  hin  ze  galgala. 
25  D  a  sie  mit  vrevden  lagen, 
vn  nider  lazes  da  phlagen, 
b  i  der  gotes  heilikeit. 

als  ich  da  vor  habe  geseil 


1,9  blaue  initiale,    s    war  vorgezeichnet  12  der   schnitt  geht 

durch  die  zeile,  sodass  der  mit  schon  auf  D  ii  stehen  2,  12  darnach 

der  schnitt,  welcher  nur  die  spitzen  der  buchstaben  von  13  berührt,  13 
auf  Du  18  zum   teil  zerstört  29  ist   die    spur  einer   blauen 

initiale  zu  erkennen,  wol  ein  H? 


1  Cn1 

H  eten  in  den  kvrtzen  stvnden. 

mit  kreften  vber  wunden 
N  ach  helfe  er  sich  besaude 

von  lande  ze  lande. 
S  waz  im  was  der  gelegen. 

von  dannen  gewan  ds  degen. 
g  ekronter  kvnige  groze 


Dnh  2 

v  n  alle  die  wagen  brennende 

allerst  wart  bekennende 
D  en  gewissen  gotes  trost. 

daz  her  wart  forhte  erlost 
5  V  n  aller  zwifel  in  benomeu. 

als  der  ander  tac  was  komen. 
Z  v  ein  ander  sie  sere  gabten 


2,  7  gahten  ist  nicht  ga?iz  deutlich  zu  lesen 


AUS  POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN  261 

ein  vn  zwenzic  siner  genoze  Vnd  do  sie  ze  samne  nahten. 

D  ie  im  brahte  mit  kraft.  I)  o  wart  in  kurtzer  zit 

vil  werlich  vz  der  heidenschaft.  lü      so  starc  erhaben  der  strit 
V  recher  helde  ein   michel  her     D  az  vil  manic  sin  ende  nam. 

dri  hvndert  tvsent  wol  zewer         der  in  hohem  mvte  dar  qvam. 
B  ereit.    die  wapen  fvrten  an.        V  nde  an  die  grozen  kraft  sich  lie 

mit  den  gieugen  dan.  die  dise  kvnige  hie 

Z  wei  tvsent  her  wagene  15  G  ein  iu  heten  braht 

wol  bereit  mit  isen  beslagene  mit  vuzalhafter  mäht 

D  ie  ir  bereitschaft  solten  tragen,      d  ot  was  mit  siner  diet 

agen  vn  in  niht  schiet 

Z  e  einem  wazzs  heizet  meroy.      d  es  engalt  ovch  die  heideschaft. 

da  lagens  mit  krefte  bi.  20      got  slvc  sie  mit  siner  kraft 

a  ls  sie  daz  israhelische  her  V  nde  gab  den  sinen  solbe  mäht 

verlerben  dahten  mit  wer  daz  iosue  den  sig  ervaht. 

N  v  was  gein  in  komen  dar  v  nzwifelich  an  groze  not 

iosue  mit  der  gotes  schar  der  heiden  lac  vil  vor  im  tot 

d  ie  bevilte  sere  ir  kraft.  25  W  and  si  liden  vngemach 

vnd  des  hers  der  heideschaft.  ein  teil  man  ir  vlihen  sach 

G  roz   angest   gienc   sie  ez  an.      D  ie  dvrh   not  vil   gar  vszeiten. 

wie   sie   in   sollen  wids  stau.  gotes  hende    in    nach  reiten. 

1,  8  diese?'  vers   nicht  ganz  sicher;  nur  zwenzic  und  genoze  stehen 
fest  zwischen  12  und  13  der  schnitt  18  ist  ganz  abgerieben 

und    zerrissen  23  rote   initiale,    n   vorgezeichnet  2,  12    der 

schnitt  gelit  schief  durch  die  zeile,  sodass  die  beiden  letzten  worle  schon 
auf  D  ii  stehen  17  blaue  initiale,  g  vorgezeichnet  18  die  zeile 

ist  abgerieben,  das  gelesene  nicht  ga?iz  sicher 

1  B*  2 

was  vil  kleine         m  it  der  israhelischen  schar 
gemeine         die  lant  sie  verwüsten  gar 
D  ie  ir  teiles  solle  wesen. 
rde  vn  liezen  da  niemä  genesen. 

5er  were  ivnc  kranc  ods  alt 
biz    sie  vil   gar  in  ir  gevvalt 
G  ewunnen  gevvalticliche 
ir  geheizen  kvnicriche 
:  in  got  da  vor  gehiez 
B*  das  bl.  ist  abgerissen,  sodass  von  der  wahrscheinlich  sehr  kurzen 
zeile  1,  3  keine  spur  blieb  2,  2  sie  v  nicht  ganz  sicher  9  ein  buch- 

stabe,  wol  ein  e,  beginnt  den  erhaltenen  teil  der  zeile   (bei  :) 
Z.  F.  D.  A.    XXXIV.    N.  F.    XXII.  18 


262 


BRÜCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN 


10           heiden  drvmbe  verstiez 
i:t lip  vn  leben 

An3 

israheles  kunne  gar  erkan :  e         alle  drvmbe  mvlbe  geben 
d  vrh  daz  bvtens  ir  riebe  D  az  gotes  geheiz  were  war 

vaste  vn  gar  vasticlicbe  nv  was  daz  fvnfte  iar 

M  it  steten  vil  wol  bewart         15  k  vmen  dar  binnen  bete  so  vil. 

aber  nach  der  vz  vart  vn  gewunnen  in  de  zil. 

D  az  die  israhelische  diet  V  nde  so  vil  richer  habe 

von  egipten  lande  schiet  die  sie  den  vinden  brachen  abe. 

...  k  ...  in  a::er:  erkaut  v  n  sie  mit  in  fvrte  dan 

so  heten  sie 20      

G  evestent  daz  kein  man.  V  n  sie 

ez  mohte  gewunnen  hau.  fvnden  do  fvr  iosu  .  .  . 

\V  an  daz  ez  got  also  wolde.         m  it  der  israhelischen  diet 

vn  man  im  wesen  solde  do  sich  der  kriec  beschiet. 

25 chte  do  .  .  . . 

j5a 2,11  ist  mitten  durcligeschnitten,nur  das  atigegebene  sicher,  es  könnte 
heifsen:  kint  wip  lip,  die  untere  hälfte  von  11  und  die  obere  von  12  ist  ab- 
geschnitten A  na  1,12  erkan  :e]  es  ist  ?iicht  sicher,  ob  t  oder  d  statid,  eher 
das  erste  19  f  fast  ?iicht  zu  entziffern,  so  sehr  ist  der  text  durch  schmutz 
und  abnutzung  zerstört  [Vnd  in  ir  chome  ward  eschant  Do  hete  si  also 
irew  lant  Cgm.J  24  zum,  teil   abgeschnitten,   man  zweifelhaft,   das 

andere  sicher  2,  20  f  ganz  abgerieben  und  abgebröckelt  [Do  ds  chrieg 

stillen  began  Vnd   si  nicht  wids  satzes   nie   Cgm.J  22  ob  nach  iosue 

noch  etwas  stand,  ist  nicht  zu  erkennen  25  nur   zum   kleinen  teile 

vom  schnitte  verschont 


1                        Bb  2 

V  ii  mähte  da  einen  alter  gote  D  ie  beste  veste 

nach  .  .  geböte  

b  raht  der  seeldeu  riche  t  rvge 

Sin  opfer  vil  reinieliche  ovh 

M  it  warer  iunekeite  da  5  D  az  s 

vnde  schreip  vf  dem  alter  sa  v 

D  az  bvch  von  der  gotes  6  V 

dar  nach  svmt  er  niht  m6 

Bb  1,  2  zerstört    [Auf  Ebal  nach  der  E  gebot  Cgm.J         Bb  2,  2  zerstört 
6   v  unsicher 


AUS  POLNISCHEN  BIBLIOTHEKEN  263 

E  rn  teilte  an  den  ziten 

ewarte  vn  ovch  leviten  10 

V  f  ebal  dem  berg  ?o  im 

Anb 

vn  vi'  dem  berge  g m  als gap  den  segen. 

D  az  sie  den  segen  solten  geben,      i  osebes  kinden  nah  im 

vber  der  saelde  vn  wlleben.  manasses  vn  effraim 

D  ie  die  gotes  6.   behielden.       15  D  az  die  ovch  solten  tragen 

vn  vber  sie  di  sie  verschielde  kröne  ze  etslichen  tagen 

A  ber  den  vlvch  als  in  der  e        in  israhel  ovh  mit  gewalt 

geböte  vn  gelart  was  vo  moyse          iosue  der  degen  in  gote  balt 
D  a  vor  ....  lt ....  t  er  do  effraim  geborn 

er  ...  ah  silo         20      wart  er  erkorn 

: go vö"   wya  D  vrh  die  vrvntliche  site 

t  als  daz  gebirge  sa.  daz  sin  geslehte  behielde  bite 

:  ie  eine  sloz  wäre  der  riche  D  vrh  der  selbe  liebe  kraft 

vand  die  hete  sie  kvrtzliche  vn  an  geborn  sippescbaft 

G  ewunne  bi  der  selb  ...  25 

Bb   1,   11    abgeschnitten,    aber   noch    deutlich   zu    lesen  A  n1» 

sehr   arg  zerstört  1,  19  ff  [Dauor  daz  volle   fürte   er   do  Vnd   chert 

wids  in  Sylo  Vnd  lech  dem   geslachte  vö  Juda  Gen    sud5t  die   gebirge  sa 
Die  sloz  wäre  ds  reiche  Cgm.J  21   wya  ist  zweifelhaft  2,  12  die 

zeile   ist  nur    zum    teil   erhalten,    das  freigelassene  wort   könnte  iacob 
heifsen  [Vnd  auch  daz  iacob  gab  den  segri  Cgm.]  24  sippeschaft  ganz 

unzweifelhaft. 

Lemberg.  R.  M.  WERNER. 

ZWEI  BRUCHSTÜCKE  AUS  RUDOLFS 
WELTCHRONIK. 

1.  das  fragment  aus  der  Weltchronik  des  Rudolf  von  Ems  (bei 
Schütze,  Die  historischen  bücher  des  alten  testaments  ii,  entsprechen 
die  ss.  126  —  134  und  1 16. 1 17,  aber  mit  zahlreichen  abweichungen), 
welches  ich  im  folgenden  zum  abdruck  bringe,  diente  im  archiv 
des  Salzbiirger  franciskanerklosters  als  Umschlag  eines  actenfascikels. 
es  ist  ein  pergamentblatt  infolio,  31  cm.  hoch,  23  cm.  breit,  mit 
je  46  Zeilen  auf  der  spalte  und  gehört  dem  sehr iftchar acter  nach 
dem  \Ajh.  an.  am  köpfe  der  rückseite  steht  mit  roter  dinte  Regü  : ; 
gleichfalls   rot   ist   die  Überschrift   am   Schlüsse   der  letzten  spalte, 


264       ZWEI  BRUCHSTÜCKE  AUS  RUDOLFS  WELTCHRONIK 

während  die  großen  Initialbuchstaben  abwechselnd  rote  und  blaue 
färbe  zeigen,  die  vorgerückten  anfange  jedes  neuen  verspars  sind 
rot  durchstrichen. 


Vorderseite 


In  allen  daz  si  chomen 

an  daviden    und  den  nämen. 
Zu  chünig  in  den  Zeiten  da 
seinen  prief  saut  er  sa. 
5  Daviden  uud  enpot  im  daz 
vvolt  er  gen  im  seinen  haz 
Lazzen   so  wolt   er  wsden   sein 
man 
davit  enpot  abnern  san. 
Er  wolt  im  gern  sein  berait 
10       frevtnschaft  und  sicberhait 
Wolt  er  also  daz  er  dann  tat 

wez  er  in  da  pät. 
Also  daz  er  im  zehant 

sein  weih  Micbol  wids  gewüu 

un  saut 

15  Sauls  tochter  die  im  saul   nam 

do  abner  die  potschaft  vernam 

Do  schük  er  zehant  an  der  vart 

daz  im  »lichol  wider  wart. 
Sein  weib  die  nam  davit  do 
20       dez  ward  falcy  der  mau    fro. 
Dem  si  saül  het  e  geben 

dem  er  gie  nach  auf  daz  leben. 
Falcht   der   man  het  dem  weib 
Micholu  nie  getan  laid  au  leib. 
25  Noch  au  den  ern  beswärt  fider 
Also  gab  er  daviden  wider. 
Dem  rechten  man  alz  ich  e  laz 
Wan  si  sein  weib  von  recht  waz. 
David  die  vraweu  schön  enphie 
30       do  dicz  alles  also  ergie. 
Do  nam  abner  von  der  diet 
alz  im  sein  weiser  sin  riet. 


Dienstieich  mit  aller  irr  diet 

alz   in    abner   der   weiz   riet. 
Do  dicz  geschehen  waz  also 

do  ward  Joab  gar  unfrö. 
Do  er  het  vernomen  5 

daz    abner    waz    zu    daviden 
chomen. 
Wan  er  im  dez  gedacht 

er  wurd  von  seiner  wird  pracht. 
Uud  abuer  an  sein  stat  gestat. 

daz   doch   geschehen  war  vil  10 
drat. 
Daz  waz  sein  has  den  er  im  trüg 

und  im  auch  e  seinen  prüder 
clüg 
Asahel  dicz  waz  sein  has 

dar  umb  er  den  degen  entsaz. 
Mit  falsches  herczen  1er  15 

sant  er  do  nach  abuer. 
Daz  er  cham  ze  hant 

wan  in  het  david  besant 
Der  wolt  sein  bedürften  mer 

durch  disevv   potschaft   chom  20 
abuer. 
Und  want  dez  im  wer  also 

im  (nu)  het  sich  gefutert  do. 
Joab  uud  abyas'y 

der  prüder  sein  ds  waz  im  pey. 
Und  ander  lawt  auf  der  wart      25 

abuers  chunstward  ungespart. 
Wan  er  cham  und  do  si 1 

und  er  beguud  in  nahen 
Und  zu  in  waz  chomen  hin 

do  er  geredet  vil  mit  im.        30 


1  das  fehlende  wort  ist  ausgefressen. 


ZWEI  BRUCHSTÜCKE  AUS  RUDOLFS  VVELTCHRONIK        265 


Zwainczich  alt  herren  weiz 
von  weishait  ir  alter  greiz. 
35  Und  fürt  die  in  Ebron  mit  im. 
zu  da  vi  den  und  da  si  hin. 
Chömen  do  ward  volpracht 

Alz  sein  vor  waz  bedacht. 
Mit  freuntschaft  und  mit  sicher- 
hait 
40       die  si  heten  auf  gelait. 
Si  swürn    im    und   er  swur   in 

daz  si  ymmer  fürbaz  hin. 

Zu  rechtem  cbünig  in  gernhäten 

daz  wolten  si  im  bestäten. 

45  Daz  si  in  herre  wolten  han 

und  im  wesen  iinder  tan. 


Und  sich  vil  wenig  icht  ussach 

Joab  sein  swert durch  in  stach 
Daz  er  viel  tot  hin  zehaut 

zu  im  nider  auf  den  sant. 
Do  nu  david  daz  wart  gesait      35 

daz  der  degen  unuszait. 
Abner  waz  verraten 

und  die  seinen  daz  taten. 
Er     chlagt     chlagleichen     und 
sprach 
we  daz  dicz  ie  geschach.  40 
Daz  ein  so  chiinstreicher  degen 

in  Israhel  ist  tot  gelegen. 
Dar  nachhiez  er  begraben  abnern 

den  frethen  und  den  hern. 
In  ein  grab  do  sein  chünn  lag  45 

und  der  grehniizz  do   phlag. 


rückseite 

Regü: 
Do  hysboset  die  mär  veruäm 

und  er  dez  gar  zu  eud  cham 
daz  abner  waz  tot  gelegen 

durch  den  eilenthaften  degen. 
5  Nam  er  chainer  frawd  war 

und  verzweivelt  do  alz    gar. 
Daz  sein  frawdloser  sin 

allen  den  gedingen  legt  hin. 
Den  er  gen  ern  ie  gewan 
10       nu  het  er  pey  im  zwen  man. 
Den  er  ie  mit  wudichait 

het  ün  gewalt  do  geprait. 
Für  all  sein  man  alda 

dicz  waz  achab  und  waana. 
15  Die  slügen  in  zu  tot  seit 

da  in  vil  chürczer  zeit. 
Do  si  in  fünden  ain 

nach  disem  grozzen   main. 
Den  si  an  hysboseten  teten  schein 


Also  räth  in  unserm  zil 

so  geschach  ir  nicht  so  vil 
Alz  ez  laider  nu  geschieht 

wan  man   si  niemant  rechen 
sieht. 
Und  si  so  manichk  unsälichk  man    5 

geraten  und  gelimpfen  chan. 
Da  wn  si  laider  tägleich 

nu  praut  und  meret  sich 
Also  reichsent  david 

In  Ebron  zu  der  selben  zeit.  10 
Sechs  manot  und  siben  jar 

er  het  sagt  die  geschrift  für  war. 
In  Ebron  do  sechs  weih 

der  zu  weih  phlag  sein  leib. 
Der  selb  iegleicheu  den  weisen  15 
man 

daviden  einen  svu  (sie)  gewan 
Pey  den  Zeiten  in  Ebron 


266        ZWEI  BRUCHSTÜCKE  AUS  RUDOLFS  WELT  CHRONIK 


20       dar  nach  prachten  si  daz  haupt 
sein 
Daviden  und  taten  im  erchant 
in  hiet  erslagen   durch  in  ir 
hant. 
Und  durch  sein  lieb  gar 
im  sein  haupt  pracht  dar. 
25  David  der  chünich  sprach 
do  er  die  worhait  ersach. 
Nu  hat  euch  in  dirr  stunt 

Allhie  ver  *      selb  ewer  münt 
Da  mit  ich  euch  vertäuen  chan 
30       sagt  an  waz  diser  man. 
Ewer  herr  oder  nicht 

wie  waz  er  euch  sogar  enwicht. 
Seiner  trewen  scholt  er  genozzen 
hau 
do  vil  red  ward  getan. 
35  Do  hiezz  si  david   nach  seinem 
willen 
martern  und  villen. 
Durch  ir  missewend 

er  hiezz  in  füzz  und  hend 
Absiahen  do  daz  er  gieng 
40       an  einen  galgen  man  si  hieng. 
Alz  ez  der  chünig  gepöt 

diser  lästerleich  tot. 
An  in  die  untrew  räch 

die  an  irm  herren  geschach. 
45  Den  si  heten  erslagen 

der    noch    untrew    in    disen 
tagen. 


sein  erster  sün  hiez  amon 
Den  im  gepar  achyn 

noch  het  er  da  pey  sün  zwen.  20 
Elyab  den  an  dem  zil 

abalis  weib  abygail. 
Im  gepar  in  Ebron 

sein  dritter  sün  hiez  absalon. 
Der  selb  waz  der  schönst  man  25 

den  zu  sun  ie  man  gewan. 
Wieder  da  noch  ander  swa 

Absalong  müter  hiezz  Maacha 
Ir  vater  waz  gehaizzen  alsus 

der  chünichk  ptholomeus.        30 
Der  selb  in  yessur  chunich  waz 

der  vierd   sün  hiez  adonyas. 
Der  in  Ebron  gewan  sit 

vn  ein  frau  die  hiez  agyt. 
Der  fünft  hiez  baphama  35 

den  im  ze  sun  gewan  alda. 
Auch  sein  weib  hiez  abytal 

dar  nach  gewan  er  affter  mal 
Und  mit  uns  auch  Josephus  er- 
chant 

pey  seinem  weib  michol  ge-  40 
wan  er  zehant. 
Einen  weysen  sün  hiez  nathan 

so   ich  von   im   gelesen  han. 
Das  weib  an  einer  purt  erstarb 

seit  nach  der  zeit  si  füll  ver- 
darb. 
Wie  im  david  gewaltiger  chü-  45 

nig  ward 
in  Israliel  überal  und  wie  er 

Jerusalem 


1  von  diesem  worte  kann  man  nur  ver  lesen,  das  übrige  zerfressen. 

2.  das  zweite,  einer  anderen  hs.  der  Welt  ehr.  ungehörige 
fragment  ivurde  von  einem  buche  der  bibliothek  des  Salzburger 
franciskanerklosters  abgelöst,     es   ist   ein  41  cm.  hohes,   25,6  cm. 


ZWEI  BRUCHSTÜCKE  AUS  RUDOLFS  WELTCHRONIK       267 


breites  pergamentbl.  des  lAjhs.,  loelches  auf  den  beiden  spalten 
der  Vorderseite  je  46,  auf  denen  der  rückseite  je  45  seilen  enthält, 
die  initialen  sind  abwechselnd  blau  und  rot,  die  vorgerückten  an- 
fange jedes  verspars  rot  durchstrichen,  der  text  bei  Schütze  i 
weicht  gänzlich  ab.  die  punctierten  stellen  der  Vorderseite  sind 
völlig  abgerieben  und  daher  unleserlich. 

Vorderseite 


Dem  selben  gotezdienst  man 
die  stat  Ebron  zu  seinem  tail 
gewan 
Audi  nam   im  Iosue  ze  tail  da 
und    seinem   chünn    die   stat 
Thannata 
5  Die  het  er  pey  seinen  ziten 
auch  wurden  die  Leviten 
Achzehe  stet  auz  erchorn 

also  ward  nach  irm  orden 
Under  si  zertailt  her  und  dar 
10       die  laut  in  der  geslacht  scbar 
Alz  in  mit  gotez  underschait 

got  und  Moise  het  e  auf  geleit 
Und  betwungenz  under  sich 
mit  grozzen  chreften   täglich 
15  Daz  si  nu  gar  dienten  irr  hant 
alz  ünz  die  geschrift   tut  er- 
chant. 
Do  si  nu  getauten  die  lant 

die  in  got  het  benant 
Do  für  Chalep  mit  den  seinen  sa 
20       in  Ebron   und  vand  auch  da 
Der  risen  chünn  von  Enach 

drei  grozz  risen  nicht  ze  swach 
Die  .e.  vil  lauten  fugen  not 
die  lagen  do  von  Chalephe  tot 
25  All  ir  stet  er  in  angewan 

mit   den  die   in  gehörten  an 


sue. 

Ottouiel  ein  warr  hell. 

an  tugenden  gar  auzerwelt. 
Chalephs  prüder  der  waz 

müterhalb  alz  ich  laz 
Der  selb    mit  grozzer  manhait      5 

dieselb  stat  da  erstrait 
Also  daz  der  ellenthaft  man 

mit  stürm  die  stat  gewan 
Wan  si  ergab  sich  im  sa 

Chaleph  gab  im   ze  solt  alda  10 
Axam  sein  tochter;  alz  ich  sprach 

nach  churtzen  zeiten  darnach 
man  sah 
Ottoniel  den  selben  degen 

mit     chraft     gewaltikleichen 
pflegen 
Der  Israhelischen  schar  15 

die  bericht  er  ettleich  iar 
Alz  eu  her  nach  wirt  chunt  getan 

so  ich  mit  märn  chüm  dar  an 
In  disen  zeiten  waz  für  war 

chömen  daz  viertzehent  iar     20 
Daz  si  sich  zertailten  gar 

in  ir  lant  her  und  dar 
Iesleicher    in    sein     beschaiden 
lant 

daz  im  mit  loz  waz  benant 
Von  got  alz  ich  sait  e  25 

nu  besant  zu  im  Iosue 
Dritthalb schar 


268       ZWEI  BRUCHSTÜCKE  AUS  RUDOLFS  WELTCHRONIK 


dabyr  ein  grozzeu  slat  er  besaz 
Wie  ich  han  genent  .... 

30       und vor  Iosue 

Betvvang  alz   ir  habt  vernomen 
die  vvaz  nu  wider  chomen 

Und  um  pau  ge also 

daz  si  gedachten  daz  si  nie- 
mant   do 
35  Nach  den  selben  zelten 

mit  stürm  mocht  erstreiten 
So  vest  vvaz  si  uu  erchant 
da  von  lobt  Chaleph  der  wei- 
sant 
Ze  geben  dar  umb  sein  tochter  da 
40       die  waz  genant  Axa 

Und  auch  die  stat  einem  man 
swer  sich  dez  wolt  nemen  an 
Daz  erz  nach  mändleichem  sit 
da  erstürmt  und  erstrit 
45  Xu  waz  mit  in  chomen  dar 
an  daz  gesez  in  seiner  schar. 


do  si  für  in  chomen  dar 
Er  sprach   zu  in  habt  ir  getan 

und  auch  va  stat  lan  30 

Rüben  Gad  und  Manasses 
daz  evv  .e.  hiez  Moises 
Und  wu  got  gepote.    do  spchen 
si  ia 
Iosue  sprach  zu  in  aversa 
Seit  daz  got  ew  senstez  leben     35 
und    ewrn    prüdem   hat   ge- 
geben 
So  vart  haim  in  ir  laut 

und  seit  gotez  .e.  immer  ge- 
mant. 
Und  hutt  auch  da  pey  gotez 
seit  immer  fleizzik  seinez  ge-  40 
potez 
Chert  euch  nicht  an  f'römd  got 

und  volgt  gotez  gepot 
Seit  daz  nu  ze  chainer  frist 
gotez    gezelt    und    Arch   pey 
ew  ist 
Und  habt  nujemantderewch  man  45 
von  dem  höchsten  got  dar  an. 


rückseite 
.Jo. 


Secht  daz  ir  von  im  icht  chert. 

got  hat  wol  ewch   hie   geert 
Mit  gewinn  ewr  hab 

dar  an  sult  ir  nicht  prechen  ab 
5  Ewrn  prüder  den  gewin 

ir  tailt  ez  geleich  mit  in 
Wan  si  beliben  ew  ze  gut 

dort  haim  mit  irr  hüt 
Da  mit  cherten  si  haim  zehant 
10       und  besazzen  vil  gerüt  ir  lant 
Daz   si  waz   mit  tail  auchomen 

alz  ir  vor  habt  vernomen 


dem  fleischleich  leben  ist  be- 
schert 
Und  waiz  sprach  der  degen  gut 

euch  so  leichtikleich  gemüt 
Alz  ich  von  ew  geschaiden  pin 

ir  habt  so  wandelparn  sin 
Da  wn  wil  ich  eu  legen  für 

ir  tut  leicht  ewr  willchür 
Daz  ir  von  got  euch  schaidet 

und  ewch  im  serlaidet 
Und  anderr  götter  nemet  war 

do  sprach  zu  im  all  die  schar 


10 


ZWEI  BRUCHSTÜCKE  AUS  RUDOLFS  WELTCHRONIK       269 


Und  päwten  fridleich  daz 
erst  ward  alz  ich  e\v  vor  laz 

e 

15  Über  alleu  diseu  iar 

der  wunsch  worden  war 
Den  nach  der  sinflflt  her  Noe 
.  seinen  chiuden  wünschat  ee. 
Wan  aigenleich  waz  Chanaan 
20       Sem  nu  worden  undertan 
Alz  im  sein  wünsch  do  geriet 

wan  die  Israhelisch  diet 
Waz  von  seinem  chünn  chomen 
und  het  irn  urhab  wn  im  ge- 
nomen 
25  Da  vou  besazzen  si  nu  fröleich 
die  selben  zehen  chünikreich 
Die  da  lagen  in  Chanaan 

von  den  ich  nu  gesait  han 
Auch  rah  also  unser  herr  got. 
30       An  Chanaan.     Chames  spot. 
Den  er  an  seinem  vater  Noe 

verdient,    alz  ich  sprach  .e. 
Mit  unfrewntleicher  zucht 
mer  dann  auf  die  zehent  frucht 
35  Auch  het  got  Abrahamen 

und  seinez  chünnez  samen 
Fröleich  gesatzt  in  die  lant 
alz   im    sein  gehaiz   het  vor- 
benant 
Dar  nach  über  ettleich  zeit 
40       alz  die  geschrift  önz  urchunt 
geit 
Besant  Iosue  all  die  schar 

in  Sychem  zu  im  dar 
Und  sprach  do  zu  dem  lewf. 
ich  sol    und   wirt  varn  hewt 
45  Den  weg  den  allez  leben  vert 
Salzburg. 


Wir   welln   immer  mit  stätikait 

got  mit  dienst  sein  berait 
Got  envvell  daz  daz  gescheh 

daz  man  unz  von  im  seh        15 
Schaiden  nu  her  nach  oder  seit 

Iosue  sprach  zu  in  an  der  zeit 
Sol  dez  got   ewr  urchund  sein 

und  ein  gezewg  ewr  un  mein. 
Mit  wem  dem  sfät  daz  ir  20 

got   nach  rainez   hertzen  gir 
Ze  dem   höchsten  got  habt  er- 
chorn 

und  mit  gelübnn  gesworn 
Sicherhait.     si  sprachen  ia 

dez  sey  wir  gotez  gezewg  da  25 
Daz  wir  ez  immer  stat  han 

do  duz  also  waz  getan 
Sicherten  gemainleichen  do 

mit  Iosue  hin  gen  Sylo 
Und  bestaiten  do  die  Sicherheit  30 

alz  dort  waz  von  in  aufgeleit 
Dem  höchsten  got  immer  me 

nu  nam  der  degen  Iosue 
Ein   wazzer  und  goz  daz  hin 

auf  die  erd  alda  vor  in  35 

Mit  dem  sinn,     alz  er  sprach 

swer  disew  sicherhait  zerpräch 
Die  man  got  da  swür 

daz  der  also  zerfür 
Mit  allem  seinem  gesind  40 

haus  vich.     weib   und  chind 
Alz  daz  wazzer  waz  zervarn 

also  wart  got  von  all  den  scharn 
Gesworn  und  mit  aid  aufgeleit 

ein  immer wemdeu  Sicherheit.  45 

P.  J.  E.  SCHEIBER. 


270    PSEUDOOVID1SCHE  GEDICHTE  DES  MITTELALTERS 


PSEUDOOVIDISCHE    GEDICHTE 
DES  MITTELALTERS. 

Ovidius   de   arte   amandi. 

Si  quem  forte  juvat  subdi  sapienter  amori, 

Sic  amet  incipiens,  ut  mea  Musa  docet. 
Turpe  scelus  vitans  nullus  temptet  monialem, 

Que  se  coutempnens  est  sociata  deo. 
5    Assimilatur  ei  jam  femina  nupta  marito, 

Quam  maculare  quidem  creditur  esse  nephas. 
Preterea  ganeis  venali  corpore  fedis, 

Munera  ni  tribuat,  nemo  placere  potest. 
Dum  se  supponit  meretrix,  non  prestat  amorem, 
10        Non  amat  id  quod  agis,  sed  cupit  id  quod  habes. 
Sunt  alie  multe  mulieres  lusibus  apte: 

Virginis  et  vidue  laudo  vacantis  opus. 
Virginis  amplexus  durissima  pectora  mulcet, 

Tristiciam  pellit,  cor  super  astra  levat. 
15    Dulcis  amor  vidue  mollit  quoque  corda  superba, 

Que  melius  cunctis  et  sapienter  amat. 
Pulcra  puella  vacans  dulcissima  gaudia  prestat, 

Mollibus  apta  jocis,  libera  corda  gerens. 
Has  juvenile  decus  sapienter  discet  amare, 
20        Arte  quidem  nostra  discat  amoris  iter. 

Providus  inprimis  oculis  sibi  querat  amandam: 

Insci'iptio  Ov.  de  Amore  M  (manu  non  mullum  recentiore  additum). 
inscriptio  deest  P.  1  Set  P.  praccedit  enim  versus:  lila  raabysat,  cuius 
frons  absolonisat.        2  amat  insipiens  31.        mea  deest  H  /".  2.        3  zelus  31. 

nemo  P.  temptat  P.     teptat  31.  moniale   H.      moniales  P. 

4  Que  mala  conlinens  H  f.  1.  male  ib.  f.  2.  se  continens  31. 

se  contempnens   se  soc.  P.  5  Nee   sociatur  H.  eo  H  f.  1.  ei 

illam  31.    ei  f.  H.        feminam  3t.        viro  H.         6  quidam  H  f.  1.         7  tem- 
pore H.         8  possit  H.         9  Si  P.        Si  se  supponat  31.  10  agit  sed 
quid    habere    cupit   31.            agit.  .  .  .  habet  P.            11  laudibus   31. 
12  virgines  H.             facantis  31.              13  mollit  3IP.             14  Mest.  HP. 

alta   H.  15  mollet  H.  colla  P.  17  Pulchr.  P  con- 

stanter.  18  colla  HP.  19  Hanc   H.  discit  H.     discat  P. 

20  noscat  P.  21  oculos  P.  querit  31P.      impr.  unam  non  ma- 


PSEUD00V1D1SCHE  GEDICHTE  DES  MITTELALTERS    271 

Eligat  e  multis,  que  placet  una  sibi. 
Hanc  oculis  firmis  ridentibus  intueatur, 

Ut,  quia  diligitur,  dulcis  amica  sciat. 
25    Sed  virtutis  opes,  generatio,  forma  decora, 

Ante  repensetur,  ne  nimis  alta  petat. 
Diligat  equalem,  vel  paulo  se  meliorem, 

Nam  cito  sepe  mit,  qui  super  astra  volat. 
Inde  locum  discat,  quo  stet  preamanda  puella, 
30        Quaque  puella  meat,  retia  tendat  amor. 
Huc  veniat  ludens,  cantet  suspiria  miscens: 

Quod  si  non  novit,  militet  arte  sua. 
Hie  temptet  vires,  hie  dulcia  verba  loquatur: 

Quod  decet  hoc  faciat,  res  velud  ipsa  dabit. 
35    Huc  tarnen  ut  vadat,  prodest  occasio  ficta, 

Qua  prius  inventa  conscius  urit  amor. 
Diligit  nunc  mulier,  qui  caute  novit  amare, 

Ne  consanguinei  singula  facta  sciant. 
Nunctia  queratur,  in  qua  confidit  uterque, 
40        Que  narret  caute  quiequid  utrique  placet. 

Muneret  haue  juvenis,  quod  sit  super  hoc  studiosa, 

Et  plus  quam  tribuat,  polliceatur  ei. 
Hec  adiens  illam  dulcissima  narret  amori, 

Incipiens  caute  talia  verba  loqui: 
45    '0  speciosa  nimis,  vultu  feeunda  sereuo! 

Te  juvenile  decus  laudat  et  optat  amans. 
Qui  eunetos  alios  superat  speetamine  morum, 

culatam  H.  22  ex  P.     e  mille  H.  23  f.  o.  MP.  ridendo  M. 

prudentibus  P.  24  Et  H.  unica  H.  25  opus  H.     an:    virtus 

et  opes?  26  repensatur  M.  petatur  H.  28  quisque  r.  M.     ruit 

sepe  H.         alta  H.     supra  alta  P.         29  querat  P.         quo  cepit  amanda 
morari  H.     quo  semper  amica  moretur  P.  30  Quoue  P.     Quo  yd  p.  M. 

meat    deest  M.     manet  P.  amara  //.     ibi   MP.  31  Nunc  H. 

cantat//.    caueat  M.         s.  coram  MP.         32  Que  P.     omne  sibi//. 
nocet  militat  M.  voce  //.  33  temptat  M.        hec  H.  34  Quid 

placet  M.     Quod  placeat  f.  P.  facias  H.        docet  H.  35  veniat  M. 

accasio  M.  36  Namque  prius  tacita  M.  concius  M.  aucius 

uret  P.  38  scient  M.     prebent  //.    (gw  plerumque  omnes).  39  sub 

q.  P.  quam  M.  confidat  P.  40  narrat  M.  41  hec  P. 

42  pollicitetur  M.  43  audiens  H.  Audit  ut  hec  illa  P.    Dum  videt 

hec  i.  M.  dulcissimam  //.  narrat  MP.        amoris  HP.        46  Et  H. 

laudet  et  optet  P,         47  superet  P.  moram  M. 


272    PSEUDOOVIDISCHE  GEDICHTE  DES  MITTELALTERS 

Colloquium  tecum  vellet  habere  rogans. 
Utile  quod  nimis  est  vestro  tractabit  honori, 
50        Et  plus  quam  famulus  subtlitus  esse  cupit. 
Omnia  postposuit,  sine  te  nil  diligit  unquam. 

Me  tibi  direxit,  sum  quia  fida  tibi.' 
Forsitan  in  primis  dabit  aspera  verba  puella, 

Sed  cito  que  prius  est  aspera,  mollis  erit. 
55    Dulcia  verba  quidem  tunc  ounctia  proferat  illi, 

Quodque  petit  juvenis,  hoc  probet  esse  bonum. 
Hunc  modo  commendet,  modo  laudes  conferat  illi: 

Sic  alternatim  laudet  utrumque  simul. 
Quod  si  displiceat  modo  consentire  puelle, 
60        Ad  juvenem  rediens  singula  facta  ferat. 
Hinc  non  diffidat,  studiosius  ymmo  laboret: 

Nutibus  et  signis  sepe  loquatur  ei. 
Multociens  teneram,  que  nuncquam  novit  amare, 

Talibus  ingeniis  languidus  urit  amor. 
65    Hanc  blandimentis  attemptet  nunctia  sepe, 

Nee  cito  desistat,   quando  puella  vetat. 
Femina  quod  prohibet  cupit,  et  vult  sepe  rogari: 

Improbitas  vincit  pectora,  frangit  amor. 
Aureus  assiduo  consumitur  anulus  usu: 
70        Quod  nimis  est  durum,  mollit  et  improbitas. 
Ferrea  congeries  dirumpitur  improbitate, 

Et  durum  lapidem  gutta  cadendo  cavat. 
Sic  multis  preeibus  et  longo  temporis  usu 

Colloquium  fieri  languida  sponte  velit. 

48  Colloqueum  M.  49  quid  n.  vellet  Iractat  honori  M.  nostro  H. 

tentabat  amore  H.  51  unquam  deeslH.       nisi  te  sibi  diligit  unam  M. 

nisi  te  non  diligit  unquam/*.  52  grata  t.  P.  post  v.  52  H  inserit:  Quam 
procanda  petis,  prius  aspera  fronte  negabit.  Sed  leve  pondus  habet  ilüus 
asperitabit.  53  det  P.  55  illa  M.  56  Quotque  H.      Quidve 

petat  iuv.  comprobat  M.     p.  conprobat  P.  57  commendat  HMP. 

58  Hinc  H.  laudat  HM.  utrosque  M.  uterque  suum  H. 

59  Sed  H.  60  redeat  H.  61  Hie  HP.  Studiosus  MP. 
laborat  UM.            63  Ach  quociens  P.            Nam  iuuenem  tenerem  qui  M. 

65  attemptat  M.  66  discedat  M.         negat  P.         67  que  H. 

et  deesl  HM.  vultque  M.  69.70  desunt  MP.  70  improbitat  H. 

71  disrump.  M.     corrump.  H.  73  multo  H.     longa  M.  74  Elo- 

quium  //.       Colloquia  tali  1.  sepe  valet  M.  sponte  puella  volet  P. 


PSEUD00V1DISCHE  GEDICHTE  DES  MITTELALTERS    273 

75    Pro  quo  secretus  prius  est  locus  iuveuiendus, 
Ut  quod  utrique  placet,  uunctia  sola  sciat. 
Si  tarnen,  ut  quaudoque  solet,  sit  curia  plena, 

Et  mos  est  domine,  cui  velit  ipsa,  loqui: 
Tunc  illam  juveuis  blando  sermone  salutet, 
80        Et  propius  maneat  clamque  loquatur  ei: 
'Stella  sereua  micaus,  facie  rutilaute  decora, 

Ecce  tuiim  famulum  nunc  paciare  loqui. 
Si  tua  nobilitas,  probitas  vel  forma  decora 
Laudetur  velud  est,  par  tibi  nulla  manet. 
85    Tu  superas  cunctas  forma  prestante  puellas, 
Et  vincis  Venerem ,  ni  foret  ipsa  dea. 
Aurea  cesaries  tibi,  frons  est  ut  decet  alla, 

Ridentes  oculi ,  pulcra  supercilia. 
Quando  moves  oculos,  vario  cruciamine  pungor: 
90        Gaudia  corda  movent,  sed  tarnen  urit  amor. 
Candidus  et  rutilans  simul  est  color  ipse  genarum, 

Exornat  faciem  nasus,  et  inde  places. 
Labra  tument  modicum  roseo  perfusa  colore, 
Que  michi  si  possem  jüngere,  velle  foret. 
95    Ordine  formati  candent  albedine  dentes, 
Omnibus  est  gratus  risus  in  ore  tuo. 
Complacet  et  meutum,  gula  proxima  plus  nive  candet, 

Quam  quociens  video,  cor  sine  flne  calet. 
Hec  michi  signiücat  quantum  sint  Candida  membra, 
100        Que  tegis  interius  vestibus  ipsa  tuis. 

Utraque  conformat  tua  pectora  pulcra  mamilla, 
Quas  velud  ipse  puto,  stringeret  una  manus. 
Hiuc  Status  est  rectus,  gracilis,  complexibus  aptus, 

75   securus  I.   est  p.   i.  P.  76  Et  H.  Vt  quidquid  M. 

77  Sed   H.  plerumque    HP.  sie    H.  prona  H.  78   Vt  H. 

cum  M.  volet  P.  ipse  M.         79  salulat  HM.  80  promp- 

tus  HM.  81  cerena    H.  nitens   P.  82.  83    desunt    M. 

83  et  f.  P.  85  superes  P.  euneta  M.     eunetis  P.  puellis  P. 

86  vinces  M.  88  Ardentes  o.    nigra  s.  M.  p.  sit  s.  H.  89  cer- 

tamine  Ml'.  90  intus  adurit  M.  91  r.  tuus   est  //.  92  Exor- 

nant  M.  visus  P.  ipsa  placet  M.        95  formato  //.  97  Quando 

placet  in.  //.     Cuique  placet  collum  guttur  p.  P.  99  H.  tarnen  s.  H. 

significant    BMP.  sunt  M.  100    legis  P.  101    pulchra    pa- 

pilla  P.  102  ipsa  M.  clauderet  MP.  103  est  deest  H. 

ampl.  M. 


274    PSEÜD00V1DISCHE  GEDICHTE  DES  MITTELALTERS 

Brachia  cum  manibus  laude  probanda  vigent. 
105    Cetera  membra  quidem  proprio  fungunturhonore, 
Et  plus  quam  possim  dicere,  pulcra  manes, 
Cum  le  non  video,  pereo  cupioque  videre: 

Iospiciens  morior,  nam  nimis  ardet  amor. 
Jam  tibi  sum  famulus,  tibi,  si  placet,  exhibeo  me, 
110        Ut  semper  faciam  que  micbi  sola  jubes. 
Si  me  respicias  vel  me  digneris  amare, 

Gaudeo  plus  quam  si  quis  michi  regna  daret. 
Deprecor  hoc  tantum :  famulum  fatearis  amandum, 
Ut  per  te  vivat,  vita  salusque  meal' 
115    Forsitan  illa  sagax  hec  verba  superba  loquatur, 
Ut  quod  mente  cupit,  per  sua  verba  tegat: 
'Stulta  petis,  juvenis,  frustra  laudas  mea  menbra: 

Si  sum  pulchra  satis,  cur  tibi  cura  mei? 
Vade,  recede  cito,  ganeam  me  forte  putasti, 
120        Et  nuncquam  dicas  hec  michi  verba  magis.' 
Tunc  dicat  juvenis:    'Cur  me,  dulcissima  rerum, 

Morte  perire  facis?    hoc  tibi  crimen  erit. 
Munera  magna  peto,  tarnen  hec  sunt  digna  favore: 
Si  me  forsan  amas,  nil  tibi  quippe  nocet.' 
125    Inquiet  illa  quidem :  'Fateor,  non  horreo  quemquam, 
Teque  libenter  amo,  non  michi  plura  petas.' 
Tunc  caput  inclinet,  grates  hilares  referendo, 

Et  semper  famulus  spondeat  esse  suus. 
Ut  tarnen  ex  merito  possit  semper  famulari, 
130        Et  laudes  dignas  prestet  ubique  sibi, 
Postulet  in  Signum  sie  ineipientis  amoris 

104  et    105  permutata  H.  iure  pr.  M.  106  possem  M. 

107  Quando  H.  perio  P.  108  maior  H.  urget  H.    urit  P. 

109  se  placeat  M.  110  Et  HP,         quid  P.  111  conspicies  M. 

conspicias  P.  vel  si  d.  P.  113  falsum  f.  M  (am).         115  illa  tibi 

v.  loquitur  superba  M.         s.  per  v.  M.         116  Et  HM.         quid  H. 
velit  H.  neget  H.  117  Stulte  P.     Vana  M.  te  fr.  nempe  fa- 

tigas  M.  frustra   mea   corpora  laudas  H.  118  que  tua   M.    cur 

tuatf.         c.MiMH.         119recedoM.         cito  deest  H.  120  deest  H. 

n.  tu  facies  tu  m.  M.         122  iam  t.  MP.        crimini  H.         123  tarnen 
hoc  digna  H.    sed  non  indigna  M.  favori  M.  124  t.  turpe  n.  P. 

125InquidM.  odeo  M.  126  nil  m.  H.    nil  ni  pl.  P.         petesJ/. 

127  inclinatM  128  suum  P.  129  Set  t.  ut  m.  MP.         s.p.M. 

130  Laudes  condignas  P.        prestat  H.        suas  M.        131  Postulat  P. 


PSEUDOOVIDISCHE  GEDICHTE  DES  MITTELALTERS    275 

Munera,  que  firment  inter  utrumque  fidem. 
Oscula  digna  magis  tunc  approbet,  at  tarnen  ejus 

Ponat  in  arbitrio,   que  dare  dona  velit. 
135    Munere  suscepto  quasi  tutus  in  ejus  amore, 

Letus  discedat  gratiücando  sibi. 
Posthac  sollicitus  discat,  quo  tempore  solam 

Inveniat  dominam  forte  vacante  loco, 
Vel  si  non  poterit,  sapienter  nunctia  curet 
140        Artibus,  ut  trahat  hanc  ad  loca  tuta  sibi. 
Hue  veniat  juvenis,  facie  gaudente  salutans, 

Adjunctis  precibus,  laudibus  usque  vocans. 
Sic  quoque  dum  loquilur,  et  femina  laude  movetur, 

Leniter  hanc  tangat  vestibus  ipse  super. 
145    Non  adeo  mentem  rigidam  tenet  ulla  puella, 

Ut  si  tangatur,  risus  ab  ore  vacet. 
Si  i'ugiat  tactum,  subridens  forcius  angat, 

Et  digitis  coxas  comprimat  atque  latus. 
Sed  tarnen  in  cunctis  placidus  modus  est  adhibendus, 
150        Nam  sine  mensura  nil  valet  esse  bonum. 
Curet  ut  insolitam  faciat  gaudere  puellam, 

Dulcius  exorans  oscula  grata  petat. 
Spondeat  et  juret,  quod  nil  petat  amplius  ipse, 

Nam  bene  sufficiunt  talia  dona  peti. 
155    Si  negat  illa  quidem  dare  talia  forte  minando, 

Hec  eadem  precibus  non  minus  ipse  petat. 

132  sumant  H.    firmant  MP.         f.  prorsus  P.  prossus  utramque  H. 

i.  utrimque M.        133  approbat  P.        ac  HM.         134PonetM.    Mittit  /*. 
dona  dare  H.    dare  digna  )/.  135  s.  stabilis  sie  in    eundem  amorem  H. 

136  Lenis  M.         descendat  U.  137  Post  hoc  U.     P.  hec  P. 

138  Inueniet  M.  latentem  H.  139  Quod  si  M.     Que  si  P.       nunc- 

tiam  UM.  querit  M.  140  t.  satis  H.     t.  magis,   superscr.  iocis  P. 

141  Hunc  P.         venit  M.         142  1.  atque  v.  P.         143  cum  UP. 
loquimur  M.  iam  f.  H.     vel  f.  P.  144  ipsa  H.  145  Nam  adeo 

r.  m.  P.  146  Que  si  tangilur  M.         r.  amore  H.    in  ore  P.         natetJ/. 

vocetur  //.  147  tanetum  H.  fortibus  anget  H.     forcius   ferge  M. 

hanc  comitatur  P.         148  Vel  digito  mammas  //.        d.  texam  compremitM. 
comprimit  U.         149   est  m.  H.        adhabendus  M.         151  Curat  M. 
quod  sol.  P.  152  Dubius  H.  exornans  MP.         153  ac  //.  non 

petet  P.  154  Non  M.  post  v.  154  Minserit  v.  49  Rem.  am.  (inf'ra). 

155  neget  H.      i.  tibi  d.  P.       t.  dona  morabor  H.        vitando  M. 
156  deest  U.         Hiis  M. 


276    PSEUD00V1D1SCHE  GEDICHTE  DES  MITTELALTERS 

Sed  quia  sie  multas  vereeuudia  sepius  angit, 

Ut  quoque  conjugibus  basia  justa  uegent, 
Jüngere  non  timeat  violenter  brachia  collo, 
160        Ut  prompte  rapiat,  que  negat  illa  dare. 
Tunc  non  simpliciter  jungantur  grata  labella, 

Sed  teneant  longam  basia  pressa  morani. 
Mobilis  interea  stringat  manus  una  mamillas, 

Et  femur  et  venter  sentiat  inde  vicem. 
165    Sed  postquam  ludo  fuerit  calefactus  uterque, 

Vestibus  ejeetis  crura  levare  decet. 
Vim  f'aeiat  juvenis,  quamvis  nimis  ipsa  repugnet, 

Nam  si  desistat,  mente  puella  dolet. 
Expectat  pocius  luctando  i'emina  vinci, 
170        Quam  velit  ut  meretrix  crimiua  sponte  pati. 
Qui  querit  coitum,  si  vim  post  oscula  differt, 

Rusticus  est,  uuncquam  dignus  amare  magis. 
A  gaueis  tantum  coitum  decet  esse  petendum, 

Que  se  pro  precio  vendere  cuique  soleut. 


175    Arte  mea  si  quis  sibi  consociavit  amicam, 
Vatis  opem  querat,  qua  foveatur  amor. 
Admoneat  domiuam  juvenis  per  dulcia  verba, 

Colloquium  fieri  sepius  ipse  rogans. 
Sepe  superciliis  vel  nutu  longius  instet, 
180        Si  prope  non  audet  voce  sonante  loqui. 

157  multos  M.        m.  sepe  v.  a.  H.        anget  MP.         15S  negant  M.    b. 
negent  vieta  P.         159  t.  niollia  b.  H.  160  Et  MH.        Et  tandem  ra- 

piet  M.  quod  M.  -post  160  HP    addunt:    Si  sua  labra  tuo  (suo  P) 

tandem  injunxerit  (conj.  P)  ori  Illaque  parentur  sie  negat  hoc  fieri. 
161  non  deest  M.  iunguntur^/.  162  Tunc  P.  lenet  longa  M. 
longas  P.  more  M.     moras  P.  163  papillas  P.  164  Ut  H. 

Set  P.  sentiet  P.  indeque  H.  165  Et  M.    Sic  P.         ludens  M. 

fuerit  ludens  P.        lassatus  H.  166  erectis  M.  solet  H.        167  la- 

det MP.        illa  MP.         168  iure  p.  M.         169  Expectet  P.  171. 172  post 

173.  174  collocant  MP.  171  Si  q.  P.         c.  uel  v.  M.   c.   si  non  plus 

o.  H.  defeit  M.  173  coitus  P.  petitum  M.    petendus  P. 

174  Qui  M.     Que  modico  p.  H.  v.  se  cupiunt  H.     c.  volunt  M. 

175  A  exornatum  M.  sibi  deest  M.  sociauit  H.     consociabit  P. 

176  Satis  M.  Artis  H.  lateatur  P.  178  roget  P.  179  super 
aliis  M.  nuntum  H.  nauta  M.  instar  H.  insta  M.  180  so- 
tt ora  M. 


PSEUDOOVIDISCHE  GEDICHTE  DES  MITTELALTERS    277 

Tempore  quo  stomachus  sit  prosperitate  repletus 

Spiritibus  letis,  potibus  atque  cibis, 
Anxius  hanc  adeat,  veneris  solacia  querat: 

Tunc  etenim  melius  diligit  omnis  homo. 
185    Tedia  non  faciat,  plus  quam  sit  posse,  laborans, 

Fastidiumque  frequens  esca  movere  solet. 
Diligat  occulte,  cum  non  est  vilis  arnica, 

Cum  sit  fortivus  dulcior  omnis  amor. 
Gaudia  que  sumpsit,  studeat  celare  modeste, 
190        Nee  nomen  domine  publicet  ipse  palam. 

Qui  propria  culpa  placitam  sibi  perdit  amicam, 

Perpetuo  doleat  rusticitate  sua. 

Ovidius   de   remedio  amoris   feliciter  ineipit. 

Qui  fuerit  cupiens  ab  amica  solvere  colla, 

Plenius  e  nostro  carmine  doctus  erit. 
Nosse  decet  primum,  quantum  sit  femina  turpis, 

Et  quantum  noceat  fetidus  ejus  amor. 
5    Si  fuerit  pinguis,  jacet  hec  ut  plumbea  massa, 

Mollicie  lenta  turgida  membra  tument. 
Que  cute  sudanti  velud  est  axungia  porci 

Lubrica,  sepe  facit  tedia  taeta  semel. 
Macra  placere  nequit,  quia  pungunt  aspera  membra, 
10        Exteriusque  patent  ossa  rigente  cute. 

Arida  ligna  quidem  cito  consumuntur  ab  igne: 

Urit,  et  assumptus  sie  perit  ejus  amor. 
Longa  placet  nulli  uec  habet  sub  pectore  sensum: 

181  refectus  P.  183  A.  ut  adeat  v.  M.    A.  accedens  iuuenis  s.  H. 

venere  P.       querens  M.        184  diligat  M.        185  f.  nisi  sie  p. //.      seit  iV. 

laboris  M.  186  Fastidia  H.  Fastidiaque  M.  Fastia  fr.  P.  parare 
H.     iacere  P.         187  non  sit  P.  188  Et  quia  f.  M.    Sic  est  fortunius  P. 

dulcius  HP.  189  sentit  H.  curat  MP.  sefare  facelus  //.  ze- 
lare  modestus  P.  190  Ne  P.  domino  publicus  ille  M.  191  culpa 
pr.  P.        placidam  HMP.         192  Perpetue  MP.        doleo  //. 

Inscriptio  deest  HP.  1  vlluni  //.  2  Plenus  a  meo  M.     Pla- 

nius  //.  3  Nosti  H.     Noste    1/.  pr.  dec.  1/.  4  fedilus  M. 

5  grauior    est  M.     grauis    est  P.  6  M.    lucida    H.     lutea  P.  ter- 

gida  M.  7  Qui  H.         sudante  HMP.         anxungia  P.    est  ut  pugna  //. 

v.  in  auxugia  M.         8  tedea  facta  M.        9  pugnant  //.         hispida  MI'. 
h.  terga  M.  10  rugente  M.  11  sito  M.  12  consumptus    )/. 

omnis  amor  //.  13  Nulli  pl.  I.  P. 

Z.  F.  D.  A.     XXXIV.    N.  F.    XXII.  19 


278    PSEUDOOVIDISCHE  GEDICHTE  DES  MITTELALTERS 

Est  fatue  meotis,  nescia  quid  sit  amor. 
15    Jumento  similis  nuncquam  saciatur  ab  ullo: 

Cum  se  supponit,  vix  sua  membra  plicat. 
Si  brevis  est  forsan,  per  singula  membra  superbit, 

Uritur  interius,  voce  superba  furit. 
Nil  valet  ejus  amor,  quia  tamquam  vippera  ledit, 
20        Nee  bene  sufüciuut  parvula  membra  joco. 
Candida  si  fuerit,  pallor  suus  infleit  ipsam: 

Frigida  corda  gerens  nescit  amore  frui. 
Despicit  hec  omnes  juvenes  sua  corpora  cernens: 

Marmorea  statua  candidiora  putat. 
25    Sed  nigra  cur  placeat,  que  tacto  corpore  tingit, 

Gaudia  cujus  amor  nulla  movere  potest? 
Inferno  similis  teuet  hec  fuliginis  instar: 

Nocte  quidem  nulli  crura  levare  vetat. 
Rubra  venenosa  colera  vel  sanguiue  fervet: 
30        Igne  coquit  pectus,  corpus  adurit  amor. 
Ledit  uti  serpens  jaciens  per  membra  venena, 

Et  nulli  prorsus  corde  fidelis  erit. 
Femina  que  facie  pallenti  fit  quasi  fusca, 

Demonibus  similis  fallere  doeta  fuit. 
35    Hec  melancolico  quia  sanguiue  tardius  ardet, 

Ex  multis  vitiis  callida  pejus  amat. 
Qui  de  predictis  aliquam  sibi  junxit  amicam, 

Talia  pensaudo  linquere  debet  eam, 
Sed  medie  forme  mulier  per  talia  nuncquam 

14  fatua  M.  15  saciabitur  H.     sociatur  M.  16  Quando  H. 

supponat  M.         17  forma  #.        s.  verba  P.        18  Urit  et  i.  superba  corda 
gerit  H.    Urit  int.  P.  corde  s.  f.  M.  19  vipera  P.  20  Non  H. 

corpora    parua    M.  jocis    M.  21    Pallida    H.  color 

ipsius   H.     pallor    ejus  M.  illuni   H.     illam   M.  22    corde  M. 

menbra  P.  23  D.  hanc  omnis  iuvenis  P.         cernes  H.  24  st.  pul- 

crior  esse  HM.  putet  M.    potest  H.  25  Si  n.  c.  p.  queretur  corpora 

tingat  H.     Sed   non   n.  placet  quia   toto  corpore  füret  P.  26  turpis 

amor  M.    victus  a.  P.        27  hec  deest  P.        fulginis  M.        28  Nocti  H. 
crure  M.         mouere  P.         29  Rubea  M.  colorato  H.         colere  male 

s.  P,  ubi  statim  sequitur  v.  34.  30  Igne  quoque  c.  M.  amans  M. 

31  iacens  //.  32  prossus  M.  cordi  H.  33  pollenti  H.  pal- 
lente  M.  sit  H.  35  Nee  melancolicus  M.  turpius  P.  36  causis 
HM.  pallida  H.  37  de  iam  dictis  unam  M.  A  nostra  iuvenis  si  quis 
vult  arte  doceii  P.         39  medii  M.         que  tabida  H. 


PSEUD00V1DISCHE  GEDICHTE  DES  MITTELALTERS    279 

40        Displicet,  imo  velud  sit  dea,  sola  placet: 
Hec  fovet  interius  gaudenti  corde  medullas, 

Cumque  lahore  gravi  solvitur  ejus  amor. 
Estimet  inprimis  quantum  ledatur  amando, 

Et  que  preterea  damna  sequantur  eum. 
45    Efficitur  fatuus,  qui  sie  amat  ut  modus  absit: 

Negligit  officium  quilibet  iude  suum. 
Sepe  novum  veteri  mulier  preponit  amico, 

Sepius  incestas  unus  et  alter  amat. 
Decipitur  juvenis,  noo  est  tarn  pulcra  puella, 
50        Cujus  amore  gravi  lesus  ad  yma  ruit, 
Ut  putat:  ejus  enim  facies  est  pieta  colore, 

Vestibus  ornantur  vilia  membra  bonis. 
Nil  bene  cernit  amor,  videt  omnia  lumiue  ceco, 

Fallitur  iu  multis  anxietate  sua. 
55    Vadat  ad  haue  juvenis  jejunus  mane  repente, 

Dum  jacet  in  sompno  nuda  soluta  caput. 
Gaudia  tunc  sumat,  donec  fastidia  sentit: 

Quod  vult,  plus  faciat,  quam  sibi  velle  fuit, 
Post  hoc  inspiciat  quantum  sint  turpia  membra, 
60        Que  nulli  placeant,  si  medicina  vacet. 
Hac  ita  dimissa,  jam  diligat  ipse  laborem, 

Et  maceret  corpus  forcius  arte  sua. 
Sit  eibus  et  potus  modicus,  jejunia  prosunt, 

Nee  petat  hanc  rursus,  nee  petat  inde  magis. 

40  Displiceat  M.  sie  velud  sie  H.    v.  sie  dea  P.  41  movet  H. 

gaudente  UM.  corda  M.  42  dolore  P.  43  Estimat  P. 

44  Est  H.       sequuntur  M.       45  modo  H.       46  Negliget  P.       quod  habet  M. 

47  amantum  M.        amor  H.        48  S.  et  castus  M.    ut  castam  H. 
solus  H.         49  ita  p.  P.         50  captus  H.         ruat  M.    cadit  H.         51  Ut 
reor  H.  52  m.  satis  HM.  53  vidit  HM.  54  anx.  satis  M. 

55  ieiunans  H.         manet  repenti  P.  57  sumit  M.         58  Quam  H. 

faciet  M.  v.  sinat  M.     foret  H.  59  fuerint  M.  60  Intus  que 

scelat  vestibus  ipsa  suis  M.         nullo  //.         m.  placet  H.         61  hanc  di- 
ligit  M.        ipsa  P.        62  Marceat  P.        64  petit  H.     putet  inde  vicem  P. 

in  H  su b scriptum  est  Procatoria  explicit  ars,  in  P  Nympham  dorsabis 
set  opa  ventrificabis. 

Die  vorstehenden  dichtungen  verdienen,  wenn  auch  weder  von 
erheblichem  poetischem  wert ,  noch  sittlich  zubilligen,  doch  immer- 
hin beachtung  als  ein  versuch  der  nachahmung  des  Ovid,  welchem 

19* 


280    PSEUDOOVID1SCHE  GEDICHTE  DES  MITTELALTERS 

sie  sogar  zugeschrieben  wurden,  und  wegen  ihrer  leidlichen  metri- 
schen und  sprachlichen  gewandtheit.  sie  erinnern  an  Matthaeus 
von  Vendöme ,  dessen  poetische  briefe  freilich  viel  lebensvoller  sind ; 
augenscheinlich  konnte  dieser  mehr  aus  practischer  erfahrung  schöpfen, 
icährend  unser  autor  nur  seiner  unreinen  phantasie  zu  folgen  scheint, 
der  Ursprung  in  einer  zeit ,  welcher  die  beschäftigung  mit  classischen 
Vorbildern  noch  geläufiger  war,  als  dem  1 4  jh.,  ergibt  sich  aus  der 
argen  Verunstaltung  des  textes  in  unseren  handschriften.  als  ich 
sie  zuerst  aus  der  Halberstädter  hs.  kennen  lernte,  muste  ich  auf 
die  widergabe  ganz  verzichten;  jetzt,  nachdem  ich  noch  zwei  andere 
verglichen  habe,  liefs  sich  der  text  mit  ziemlicher  Sicherheit  her- 
stellen,    die  hss.  sind: 

P,  cod.  lat.  Monacensis  11601,  Polling.  301,  saec.  xiv,  be- 
schrieben im  Catal.  codd.  (1876)  n  2,  30.  in  dem  auf  dem  letzten 
Matt  stehenden  Inhaltsverzeichnis  hei f st  es:  Item  poeta  de  arte 
procandi.  anathema  sit  nee  legeudum.  Item  fabula  Ovidii  de 
lupo  et  monacho  cucullato.     ridiculosum  quid. 

H,  hs.  71  des  domgymnasiums  in  Halberstadt  saec.  xv,  von 
mir  beschrieben  im  Anzeiger  für  künde  d.  d.  vorzeit  1878  sp.  31 3  ff. 
die  ersten  10  verse  doppelt. 

M,  hs.  280  des  domgymnasiums  zu  Magdeburg  von  1479, 
beschrieben  von  dr  HDittmar  im  osterprogramm  1880  s.  102. 

Nur  durch  eclectisches  verfahren  liefs  sich  ein  lesbarer  text 
herstellen. 

Berlin.  W.  WATTENBACH. 


ZUM  HILDEBRANDSLIEDE. 

Der  versuch  Roedigers  Zs.  33,  412,  vers  46  —  48  und 
55 — 57  in  Hadubrands  mund  zu  legen,  wofür  auch  OSchroeder 
Zs.  34,76  weitere  gründe  beibringen  will,  ist  bereits  früher  von 
CHofmann  vorgenommen  worden,  s.  Müllenhoffs  anm.,  und  jetzt 
wider  von  Heinzel,  Wiener  sitzungsber.  cxix  (1889)  s.  41.  er 
ist  unmöglich  wegen  v.  57b  ibu  du  dar  enic  reht  habes.  der 
zvveifel  an  der  rechtmäfsigkeit  des  kampfes  kann  nur  von  Hilde- 
brand ausgesprochen  werden,  auch  ist  v.  56  in  sus  heremo  man 
doch  gewis  am  besten  auf  diesen  zu  beziehen,  welcher  v.  7  als 
der  heröro  man  bezeichnet  war.    dem  sinn  nach  nennt  er  sich,  als 


ZUM  HILDEBIUNDSLIEDE  281 

den  älteren,  zugleich  den  schwächeren,  ganz  richtig  im  Zu- 
sammenhang sagt  er:  wol  sehe  ich  ...  an  deiner  rüstung,  dass 
du  einen  guten  herrn  in  deinem  vaterlande  hast  und  unter  der 
gegenwärtigen  herschaft  nicht  als  vertriebener  gelebt  hast  (wir 
ergänzen:  du  brauchtest  also  keine  geschenke  anzunehmen  und 
darfst  das  meinige  zurückweisen),  doch  kannst  du  jetzt  leicht, 
wenn  du  stark  genug  dazu  bist,  an  (mir,)  einem  so  alten  manne, 
beute  erwerben,  wenn  du  nur  dazu  das  recht  hast  (dh. 
wenn  es  nicht  ein  schweres  unrecht  ist,  den  vater  zu  bekämpfen), 
darauf  mochte  Hadubrand  so  antworten ,  dass  er  wie  früher  die 
arglist,  so  jetzt  die  feigheit  des  alten  schalt  und  diesem  keinen 
ausweg  mehr  liefs.  der  zorn  Hildebrands  begreift  sich  aber  um 
so  besser,  wenn  er  bis  zu  würklicher  anerkennung  der  Über- 
macht seines  gegners  sich  herabgelassen  und  diesen  auch  dadurch 
nicht  umgestimmt  halte. 

Bei  dieser  gelegenheit  möge  es  gestattet  sein,  zu  meiner  con- 
jectur  chüd  was  er  managem  in  v.  28,  welche  Müllenhoff  aufnahm, 
andere  aber  zu  verschmähen  scheinen,  einige  belegstellen  an- 
zugeben: Hei.  386.  937.  5403.  Beöv.  349.  Deör  19.  danach  wird 
die  ergänzung  als  dem  epischen  stil  durchaus  angemessen  gelten 
dürfen. 

In  meinem  besitz  befindet  sich  ein  heft,  welches  KPertz 
1850  nach  Lachmanns  Vorlesungen  geschrieben  hat.  von  dessen 
bemerkungen  hebe  ich  die  folgenden  aus. 

Zu  v.  35:  'eidesformeln  fangen  sehr  oft  gleich  mit  dal  an.' 
ich  kann  jetzt  nur  den  eid  Glums  vergleichen  (Dietrichs  Altn. 
Ib.  112,32)  und  auf  die  anm.  zu  Denkm.  99,  3  verweisen,  wo 
zu  wd  zu  ergänzen  ist  sehet  oder  vielmehr  dies  wort  durch  die 
handbewegung  vertreten  ist.  die  beifügung  von  'ich  schwöre' 
ist  also  ebenso  gewis  überflüssig,  wie  wir  jetzt  einen  Wunsch- 
satz ohne  weiteres  mit  dass  eröffnen. 

Zu  v.  50:  'wenn  60  sommer  und  winter  =  30  jähren  ge- 
rechnet werden,  so  ist  das  ebenso  wie  Sophocles  von  den  hundert- 
füfsigen  Nereiden  spricht,  obschon  es  nur  fünfzig  sind.'  die  an- 
gezogene stelle  steht  Oed.  Col.  718  und  scheint  früh  misverstanden 
worden  zu  sein. 

Strafsburg,  februar  1890.  E.  MABTIN. 


282  FEIN 


FEIN. 


Unsere  lexicographen,  von  Graff  (3,  523)  bis  auf  Kluge  481 
und  Heyne  886,  behaupten  einstimmig,  das  adj.  fin  sei  schon 
in  der  deutschen  spräche  des  10  jhs.  vorhanden  gewesen,  zum 
beweise  führen  sie  die  glosse  teuere  fknlkhp  an:  diese  aber  ist, 
wie  der  Zusammenhang  ergibt  und  bereits  Ahd.  gll.  1,  310,  1 
anm.  zu  lesen  steht,  nicht  finliho  sondern  einliho  aufzulösen, 
da  wüste  im  jähre  1818  JGrimm  besseren  bescheid,  als  er  an 
Benecke  (s.  104  f  Müller)  schrieb:  'klar  scheint  mir  so  undeutsch 
wie  fein,  dh.  die  minnesänger  haben  diese  und  andere  Wörter 
erst  im  12 — 13  jh.  eingeführt.'  in  der  tat  lässt  sich  fin  vor 
Konrad  vWürzhurg  bei  den  Oberdeutschen  nicht  belegen,  wenn 
man  von  dem  Neifen  untergeschobenen  liede  Von  Walhen  fuor 
ein  pilgerin  absieht,  wo  es  45,  11  heifst  er  was  so  rehte  fine. 
und  auch  bei  Konrad  kann  man  beobachten,  wie  erst  allmählich 
das  adjectiv  sich  einbürgert,  sodass  von  den  63  stellen,  an  denen 
er  fin  (oder  gefinet)  verwendet,  nicht  weniger  als  49,  dh.  mehr 
als  drei  viertel,  auf  den  Partonopier  und  den  Trojanerkrieg  ent- 
fallen, nur  5 mal,  und  dann  stets  im  reime,  bedient  sich  der 
dichter  einer  flectierten  form:  Troj.  20190  sin  hut  ob  allen  finen 
(:schinen)  vellen  ist  gewcehet ,  Parton.  13880  also  daz  er  den  vinen 
(iGaudinen)  stach  nider  herticlichen  gar;  Parton.  416  der  fine 
(: steine);  Troj.  19952.34076  diu  fine  (tschine).  selbst  bei  dem 
unflectierteu  gebrauch  überwiegt  die  Stellung  im  reime  der  mafsen, 
dass  blofs  8  beispiele  für  den  inneren  vers  beigebracht  werden 
können:  Schwaor.  950.  Turnei  251.  G.  schm.  1738.  Parton.  1834. 
Troj.  1674.  2961.  8110.  20035.  natürlich  muss  vorläufig  dahin 
gestellt  bleiben,  sowol  ob  Konrad  würklich  der  erste  war,  welcher 
der  oberdeutschen  poesie  das  wort  vermittelte,  als  auch  ob  die 
französische  quelle  seine  besonders  häufige  anwendung  im  Parton. 
und  im  Trojanerkriege  veranlasste,  ich  begnüge  mich  vielmehr, 
zu  constatieren,  dass  von  Konrad  an  fin  ein  lieblingsausdruck 
der  alemannischen  dichter  wird,  so  des  Hugo  von  Langenstein, 
der  es  in  der  Martina  flectiert  und  unflectiert,  aber  nur  als 
reimwort,  benutzt,  Hadloubs,  Boners,  der  Verfasser  des  Staufen- 
bergers,  der  Virginal,  des  Ecke  und  des  Sigenot,  des  Alexius 
F  usw.,  welche  sämmtlich  nur  die  unflectierte  form  und  zwar 
fast  ausschliefslich  im  reime  kennen,  wesentlich  ebenso  ver- 
fahren die  zahlreichen  spätalemannischen  lyriker  und  schwank- 
dichter,  etwas  anders  steht  es  im  Reinfried  von  Braunschweig, 
hier  erscheint  fin  12 mal,  darunter  8 mal  teils  flectiert,  teils 
unflectiert   im    reime,      die   vier   stellen,   an  denen   das  wort  im 


FEIN  283 

iuneren  verse  auftritt,  zeigen  sämmtlich  flectierte  form:  844  von 
finen  berlen  wize,  970  von  finem  golde,  18308  von  finem  golt 
Idsüre;  8298  der  finen  zarten  jungen,  in  den  drei  ersten  fällen 
bezieht  sich  das  adjectiv  auf  gold  und  schmuckwerk,  ebenso  bei 
Heinrich  von  Beringen  6994  mit  liehtem  itelm  vinem  golt  und  im 
Wolfdietrich  D  vn .  91,  4  vinez  perlin  (neben  daz  fine  megetin 
v  32,  2).  da  auch  Konrad  mit  besonderer  Vorliebe  fin  von  gold 
und  edelgestein  aussagt,  so  dürfte  diese  Verwendung  des  Wortes 
die  ursprünglichste  und  erst  von  daher  seine  Übertragung  auf 
andere  sachen  und  auf  personen  erfolgt  sein,  somit  begreift  es 
sich,  wenn  Heinzelins  ausdrucksweise  Minnelehre  558  mit  manegem 
vinen  schappellin  den  hss.  BC  anlass  gab,  in  violkrenzelin  resp.  in 
hübeschen  krenzelin  zu  ändern. 

Nur  ganz  vereinzelt  dringt  während  des  13  jhs.  das  wort  in 
das  bayrisch -österreichische  Sprachgebiet,  in  welchem  es  nach- 
mals allgemein  üblich  wurde,  aufser  Lohengriu  2394  von  junc- 
vrouwen  vin1,  dem  verbum  gefinen  im  Jung.  Titurel  2336  und 
einigen  wenigen  belegen  in  der  Steirischen  reimchronik  (5962. 
16024.  26008  usw.  Seemüller)  habe  ich  mir  nichts  notiert. 

Freilich  dem  französischen  entlehnt  hat  das  wort  Konrad, 
wenn  anders  er  es  zuerst  der  oberdeutschen  dichtung  zuführte, 
nicht,  denn  vor  ihm  war  es  schon  in  Mitteldeutschland  ge- 
bräuchlich, dort  finde  ich  es  am  frühesten  bei  Berthold  von 
Holle  im  Krane  (1510  den  rüter  fin)  und  im  Demantin  (7099  s* 
waren  schöne  unde  fin;  136  mit  willen  werde  (hs.  weize)  unde 
vin  dar  mede  wart  sin  wol  gephlo gen  scheint  verderbt),  im  rätsel- 
spiel des  Wartburgkrieges  71,  9,  in  Heinrichs  Tristan  (44.2523. 
3268.  4467.  4516.  4862.  5002.  5418.  6103.  6566)  stets  reimend, 
in  der  Erlösung  und  Elisabeth  (gleichfalls  nur  im  reime  aufser 
Erlösung  402  perlin  fin  und  2544  du  finez  golt),  endlich  im 
Wilhelm  von  Wenden  6486  mit  finen  tuochen  sidin,  wenn  ich 
mich  auf  die  ungefähr  datierbaren  gedichle  beschränke,  früher 
als  die  genannten  fällt  möglicher  weise  Blauschandin  105  ouch 
ivas  ez  fin  von  golde. 

1  denn  die  auch  in  Lexers  Handwb.  übergegangene  stelle  3241  er 
müge  im  vin  gedanken  wol  enthält  nur  einen  Rückertschen  druckfehler 
statt  sin.    Görres  s.  82  bietet  noch  das  richtige.  c-r 


INHALT. 


Seite 

Bedeutung  der  buchstaben,   von  Schönbach 1 

Freidank  und  Walther,  von  Hildebrandt 6 

Die  Sultanstochter  im  blumengarten,  von  Bolte 18 

Bruchstück  aus  dem  Willehalm  Ulrichs  von  Türheim,  von  Kochendörffer  31 

Zwei  fundstücke  aus  Passeier,  von  vOttenthal 36 

Die  hs.  des  rheinischen  Marienlobs,  von  Köhu 40 

Drei  Sammlungen  mnl.  reimsprüche,  von  Brandes 47 

Die  quelle  Wernhers  von  Elmendorf,  von  Schönbach 55 

Zum  Hildebrandslied,  von  Schröder 76 

Noch  einmal  mhd.  gelouben,  von  Stosch 77 

Zwei  stammbuchblätter  Paul  Flemings,  von  Bolte 78 

Ahd.  schreibernotiz,  von  Weiland 80 

Das  innere  leben  bei  Gottfried  von  Strafsburg,  von  Boetteken  ...  81 

Zu  Otfrid,  von  Herzog 114 

Über  das  ursprüngliche  Verhältnis  der  Nibelungenlieder  xvi,  xvii,  xix, 

von  Cauer 126 

Volksgesang  und  ritterdichtung,  von  Meyer 146 

Dil  bist  min,  ich  bin  din,  von  Bolte 161 

Eine  unbekannte  ausgäbe  des  Frankfurter  liederbüchleins,  von  demselben  167 

Ulrich  Füetrers  Löwenritter,  von  Henrici 170 

Nachträge  zum  schwerttanz,  von  Ammann 178 

Ae.  gaerdas,  böcslafas,  böc ,  von  Kluge 210 

Ein  zeugnis  zur  geschichte  der  mhd.  lyrik,  von  Schönbach  ....  213 

Neue  bruchstücke  aus  Veldekes  Servatius,  von  Schulze 218 

Zu  Konrads  Klage  der  Kunst,  von  Seemüller 223 

Angelsächsisches  aus  Kopenhagen,  von  Holthausen 228 

Ein  altenglischer  lapidar,  von  vFleischhacker 229 

Die  legenden  des  hl.  Ludwig  von  Toulouse,  von  Zeidler 235 

Bruchstücke  mhd.  dichtungen  aus  polnischen  bibliotheken,  von  Werner  242 

Zwei  bruchstücke  aus  Budolfs  Weltchronik,  von  Scheiber     ....  263 

Pseudoovidische  gedichte  des  mittelalters,  von  Wattenbach  ....  270 

Zum  Hildebrandsliede,  von  Marlin 280 

Fein,  von  Steinmeyer 282 


Druck  von  J.  B.  Hirschfeld  in  Leipzig. 


ANZEIGER 

FÜR 

DEUTSCHES  ALTERTHÜM 

UND 

DEUTSCHE  LITTERATUR 

HERAUSGEGEBEN 

VOM 

ELIAS  STEINMEYER 


SECHSZEHNTER  BAND 


BERLIN 
WEIDMANNSCHE  BUCHHANDLUNG 

1890 


INHALT. 


Seite 

Bäbler,  Flurnamen  aus  dem  Schenkenbergeramte,  von  Müller   .     .     .  131 

Beyer,  Deutsche  poetik,  von  Werner 293 

Biese,  Das  metaphorische  in  der  dichterischen  phantasie,  von  Werner  302 

Boer,  Orvar-Odds  saga  ,  von  Heinzel 124 

Bolte,   De  düdesche  schlömer,  von  Strauch 329 

Cludius,  Der  plan  von  Goethes  Faust,  von  Seufl'ert 132 

Feist,  Grundriss  der  gotischen  etymologie,  von  Wrede 61 

Fischer,  Zur  gesch.  des  mhd.,  von  Wrede 275 

Frcelich,  Une  decouverte  alsatique,  von  Steinmeyer 330 

Froitzheim,  Lenz,  Goethe  und  Gleophe  Fibich,  von  Seuffert       .     .     .  326 
Gaedertz,  Archivalische  nachrichten  über  die  theaterzustände  von  Hildes- 
heim, Lübeck,  Lüneburg,  von  v Weilen 331 

de  Gruyter,  Das  deutsche  tagelied,  von  Roethe 75 

Hahn,  Kriemhild,  von  Schönbach 331 

Henning,  Die  deutschen  runendenkmäler,  von  Holthausen      ....  366 

Katalog  over  den  Arnamagnceanske  händskriftsamling,  von  Burg   .     .  349 

Koller,  Klopstockstudien ,  von  Seufl'ert 325 

Litzmann,  Schröder  und  Gotter,  von  Seuffert 134 

Lüning,  Die  natur  in  der  altgerm.  und  mhd.  epik,  von  Ballerstedt     .  71 

Meister  Stephans  Schachbuch  n,  von  Steinmeyer 335 

Meyer,  Völuspa,  von  Heinzel 341 

Meyer,  Die  altgerm.  poesie,  von  Schönbach 358 

Monumenta  Germaniae  paedagogica  vi,  von  Seemüller 136 

Müllenhoff,  Beowulf,  von  Heinzel 264 

Müllen  hoff,  Deutsche  altertumskunde  ii,  von  Kossinna       ...    1  vgl.  339 

Müllenhoff,  Paradigmata  zur  deutschen  g-ramm.6,  von  Franck     .     .     .  336 

Müller,  Heinrich  Loufenberg,  von  Strauch 108 

Müller,  Briefe  der  brüder  Grimm  an   Benecke,  von  Steinmeyer      .     .  333 

Muncker,  Klopstock,  von  Seuffert 315 

Hanisch,  Zur  kritik  und  metrik  der  Hambismäl,  von  Heinzel     .     .     .  119 

Bannow,  Der  satzbau  des  ahd.  Isidor,  von  Tomanetz 379 

Roethe,  Die  gedichte  Beinmars  von  Zweter,  von  Strauch      ....  97 

Schachinger,  Die  congruenz  in  der  mhd.  spräche,  von  Tomanetz   .     .  290 
Schlüter  s.  Meister  Stephan 

Schweitzer,  De  poemate  latino  Walthario,  von  Schönbach     ....  333 

Schweitzer,  Un  poete  allemand  au  xviesiecle,  von  Martin     ....  111 

Spengler,  Der  verlorene  solm  im  drama  des  xvijhs.,  von  vWeilen     .  113 

Steiner,  Goethe  als  vater  einer  neuen  ästhetik,  von  Werner      .     .     .  314 
Teutsch  s.  Monumenta  Germaniae  paedagogica 

Viehoff,  Die  poetik,  von  Werner 304 

Vonbun,  Die  sagen  Vorarlbergs2,  von  Laistner 336 

Wächter,    Untersuchungen    über  das  gedieht  'Mai    und    Bcaflür',    von 

Steinmeyer 292 


IV  INHALT 

Seite 
Walther,  Mnd.  handwb.,  von  Strauch 337 

Anz.  xvi  10,  von  Kossinna 339 

Berichtigung,  von  Heinzel 144 

Erwiderung,  von  WolfF  und  Rentsch 140.  143 

Zur  Kaiserchronik,  von  Jellinek 139 

Linturali ,  von  Murko 338 

Notizen 340.  456 

Preisausschreiben  des  Vereins  f.  hamb.  gesch.,  der  fürstl.  Jablonowski- 
schen  gesellschaft  in  Leipzig  und  des  allg.  deutschen  Sprach- 
vereins .     .     .     .     • 144.339.456 

Verzeichnis  der  auf  dem  gebiete  der  neueren  deutschen  litteratur  in 
den  jahren  1888  und  1889  erschienenen  wissenschaftlichen  publi- 

cationen,  von  Strauch 145.384 

Zur  gesch.  der  deutschen  philologie.  mitteilungen  aus  dem  brief- 
wechsel  zwischen  den  brüdern  Grimm  und  SHirzel ,  von 
vLexer 220  vgl.  340 


ANZEIGER 

FÜR 

DEUTSCHES  ALTERTHUM  UND  DEUTSCHE  LITTERATUR 

XVI,   1    JANUAR  1890 

Deutsche  altertumskunde  von  Karl  Müllenhoff.  zweiter  band,  mit  vier 
karten  von  Heinrich  Kiepert.  Berlin,  Weidmannsche  buchhandlung, 
1887.     xvi  und  407  ss.     8°.  —  14  m.* 

Wenigen  büchern  der  neuesten  zeit  sind  in  dem  mafse  ihre 
eigenen  fata  beschieden  gewesen,  wie  Müllenhoffs  grofsem  lebens- 
werke,  von  dem  wir  nun  etwa  ein  drittel  vor  uns  haben,  der 
plan  seiner  Deutschen  altertumskunde  schwebte  ihm  schon  in 
seinen  wissenschaftlichen  anfangen  vor  mehr  als  vier  Jahrzehnten 
klar  vor  äugen  und  anfangs  der  fünfziger  jähre  bereits  wies  mau 
bei  behandlung  der  einschlägigen  fragen  auf  das  von  ihm  zu  er- 
wartende werk  öffentlich  hin.  es  vergiengen  noch  fast  zwanzig 
jähre,  ehe  der  erste  band  ans  licht  trat,  doch  schien  nun  die 
ausarbeitung  in  rascheren  fluss  zu  kommen:  in  den  jähren  1872 
und  73  konnten  die  hauptteile  des  zweiten  bandes,  das  jetzige 
vierte  buch,  in  einzelnen  abhandlungen  der  Berliner  academie 
vorgelegt  werden,  allein  gewisse  Schwierigkeiten  bei  den  Unter- 
suchungen über  die  südöstliche  ausbreitung  der  Slawen  lähmten 
den  schnellen  fortschritt,  und  als  im  nächsten  jähre  der  schwerste 
schicksalsschlag,  der  verlust  seiner  gattin,  den  meister  traf,  trat 
diese  arbeit  vor  anderen  jähre  lang  ganz  in  den  hintergrund.  nicht 
vergebens  aber  mahnte  bei  gelegenheit  der  sechszigsten  geburtstags- 
feier  ihres  lehrers  im  jähre  1878  der  grofse  kreis  seiner  schüler 
zur  fortführung  des  lebenswerkes  und  so  gewann  in  den  jähren 
1878  und  79  der  erste  teil  des  zweiten  bandes,  das  dritte  buch, 
seine  jetzige  fassung.  beständig  citierte  Müllenhoff  in  dieser  zeit 
und  in  den  nächsten  beiden  jähren  den  zweiten  band  der  Alter- 
tumskunde, dessen  demnächstiges  erscheinen  er  stets  als  nun- 
mehr ganz  sicher  bevorstehend  lächelnden  mundes  verkündete, 
es  sollte  anders  kommen,  die  leichtfertige  behandlung  der  frage 
nach  der  echtheit  der  älteren  Edda  zwang  Müllenhoff,  in  dieser 
sache  ausführlicher  das  wort  zu  ergreifen  und  vorweg  dem  fünften 
bände  seines  Werkes,  der  fast  zu  einer  Streitschrift  wurde,  all 
seine   mühwaltung   zuzuwenden,     die  vorrede  zu   diesem   bände 

*  GGA  1888,  297—307  (Tomaschek).  —  DLZ  1888,  1409—1413  (Hen- 
ning). —  Litt,  centralbl.  1888  sp.  327— 332  (Berger).—  Mitteilungen  d.  insti- 
tuts  f.  österr.  geschichtsforschung  9,  474  —  76  (Jung).  —  Revue  critique 
22,102 — 106  (d'Arbois  de  Jubainville).  —  The  American  Journal  of  philo- 
logy  1x475—484  (SPrimer).  —  Wochenschrift  f.  klass.  philo].  5,  351  — 359 
(Steig).  —  Litteraturblalt  f.  germ.  und  rom.  phil.  9,  433  IT. 

A.  F.  D.  A.    XVI.  1 


2  MULLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

aus  dem  jähre  1881,  in  der  er  kurz  den  plan  des  ganzen  und 
die  Verteilung  des  Stoffs  auf  die  einzelnen  bände  angibt,  deren 
einstige  Vollendung  er  wol  noch  zu  erleben  hoffte,  berichtet  von 
dem  zweiten  bände,  dass  er  'bis  auf  ein  par  abschnitte  und  eine 
nachbessernde  durchsieht  vor  ihm  liege.'  nach  Müllenhoffs  tode 
anfangs  1884  gieng  die  sorge  für  sein  werk  und  damit  das 
manuscript  des  zweiten  bandes  in  Scherers  hände  über,  es  war 
diesem  indessen  nicht  vergönnt,  selbsttätig  an  eine  Überarbeitung 
und  Veröffentlichung  desselben  heranzugehen,  vielmehr  vertraute 
er  die  herausgäbe  seinem  für  diesen  zweck  gewählten  beistände 
Otto  Pniower  an,  der  späterhin  nach  Scherers  tode  unter  Roe- 
digers  leitung  die  drucklegung  von  Müllenhoffs  nachgelassenem 
bände  bewerkstelligt  hat.  Roediger,  dessen  vorwort  ein  schöner 
nachruf  an  den  grofsen  toten  ist,  bekennt  offen,  dass  er  in  dem 
nach  Scherers  und  Pniowers  ansieht  druckfertig  hinterlassenen 
manuscript  aufser  zwei  nebensächlichen  zutaten  von  Pniowers 
hand  nichts  anderes  vorfand,  als  die  unberührte  niederschrift 
Müllenhoffs,  die  in  der  hauptsache  aus  den  jähren  1870  und  71 
stammt  und  nur  im  dritten  buche  noch  vom  verf.  selbst  1878 
und  79  einer  Umarbeitung  unterzogen  worden  ist.  schwerlich 
war  Roediger  der  ansieht,  dass  das  werk  in  diesem  zustande  der 
Öffentlichkeit  zu  übergeben  sei.  allein  er  sah  sich  wol  einer 
vollzogenen  entscheidung  gegenüber  und  konnte  nur  noch  die 
leitung  des  druckes  übernehmen. 

Tritt  somit  die  fortsetzung  von  Müllenhoffs  werk  nicht  in 
der  gestalt  auf,  die  er  selbst  dem  stände  unseres  wissens  gemäfs 
ihm  heute  gegeben  hätte,  so  vermag  dieser  kleine  mangel  kaum 
einen  leisen  schatten  auf  die  glänzende  erscheinung  zu  werfen, 
die  der  zweite  band  gleich  seinen  beiden  Vorgängern  darstellt  und 
die  ihn  zu  einem  der  gipfelpuncte  macht,  wie  sie  die  forschung 
nur  nach  einem  halben  Jahrhundert  unsäglicher  bemühungen 
einmal  zu  erklimmen  pflegt,  genau  fünfzig  jähre  nach  der  un- 
vergänglichen leistung  von  Kaspar  Zeufs  erstaunen  wir  über 
Müllenhoffs  grofse  wissenschaftliche  tat:  mit  gewaltigem  ruck 
hob  ersterer  das  wissen  seiner  zeit  empor  und  gleich  gewaltig 
ist  der  abstand,  der  Müllenhoff  von  allen  seinen  Vorgängern  trennt, 
mit  beklommener  bewunderung  folgen  wir  dem  meister,  wie  er 
aus  bekanntem,  wenn  auch  in  seiner  verstreuung  nicht  leicht 
von  einem  geiste  bewältigten  rohstoffe  durch  geniale  Ordnung 
und  zusammenfügung  sowol  als  durch  schärfste  beleuchtung  und 
Zerlegung  neue  weiten  aufbaut,  wie  er  die  ältesten  bekannten 
zeiten  in  neuen  volleren  bildern  zeigt  und  noch  weiter  zurück, 
wo  die  geschichtliche  Überlieferung  zu  versagen  schien,  ihr 
neue  antworten  auf  neugestellte  fragen  abzwingt,  fast  möchte 
man  sagen,  es  drängt  zuviel  des  neuen  auf  einmal  in  knappster 
darstellung  aus  dem  nicht  übermäfsig  starken  bände  zur  be- 
fruchtung  der  wissenschaftlichen  geister  auf  sie  ein,  als  dass  es 


MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  3- 

sofort  ganz  gewürdigt  werden  und  allerseits  so  anregend  würken 
könnte,  wie  es  bei  allmählichem  erscheinen  der  fall  gewesen 
wäre,  noch  blendet  das  neue  und  ein  Jahrzehnt  wird  kaum  ge- 
nügen, bis  es  mit  aller  ruhe  auf  seinen  dauernden  gehalt  hin 
geprüft  ist.  das  aber  lässt  sich  jetzt  schon  mit  gewisheit  be- 
haupten: es  kann  solche  prüfung  wol  vertragen. 

Was  ich  im  folgenden  über  das  werk  zu  sagen  habe,  kann 
darum  nicht  viel  mehr  sein,  als,  nach  dem  wünsche  der  redaction, 
den    gewaltigen   inhalt   des   buches  zusammenfassend  darzulegen. 

Müllenhoff,  den  sein  ganz  hervorragend  geschicbtlicher  sinn 
wie  wenige  befähigte,  'aus  dem  sein  das  werden  zu  erkennen', 
wollte  mit  der  Altertumskunde  nicht  die  leichtere  aufgäbe  er- 
füllen, der  auch  andere  gewachsen  gewesen  wären,  aus  den 
nachrichten  der  Römer  ein  bild  des  allen  Germaniens  in  seiner 
ganzen  breite  und  fülle  zusammenzusetzen,  er  wollte  vielmehr 
'den  zustand,  den  es  vor  äugen  stellt,  historisch  als  geworden 
und  werdend  im  Verhältnis  zum  vorher  und  nachher  begreifen.' 
die  deutsche  altertumskunde  wandelt  sich  ihm  unter  diesem  ge- 
sichtspunct  in  eine  geschichte  des  allmählichen  bekanntwerdens 
der  antiken  weit  mit  Germanien  und  den  Germanen;  sie  be- 
deutet ein  aufrollen  des  gesammten  quellen  materials.  war  das 
erste  buch,  'die  Phönizier',  der  frühsten  noch  dunkeln  sagen-,  ja 
märchenhaften  künde  über  den  europäischen  norden  gewidmet, 
die  den  östlichen  mittelmeervölkern  auf  dem  see-,  wie  dem  land- 
wege  von  westen  her  zugieng,  so  führt  das  zweite,  'Pytheas', 
unmittelbar  nach  Germanien,  das 'der  massaliotische  forschungs- 
reisende  aus  der  zweiten  hälfte  des  4  jhs.  an  den  damals  schon  deut- 
schen nordseeinseln  geradezu  entdeckte,  in  geschichtlicher  folge- 
richtigkeit  hätte  Müllenhoff  im  zweiten  bände  fortschreiten  müssen 
zu  dem  ersten  auftreten  der  Germanen  in  der  Weltgeschichte  an 
den  beiden  entgegengesetzten  enden  ihres  gebietes,  wo  sie  der 
reiz  der  kultur  weckte  und  ihr  hervorbrechen  gegen  Süden  lenkte, 
im  osten  am  Pontus  die  Bastarnen  und  Skiren,  im  westen  die 
Kimbern  und  Teutonen,  und  dies  war  sicher  Müllenhoffs  ur- 
sprüngliche absieht,  da  er  das  jetzige  vierte  buch  zuerst  aus- 
gearbeitet hat  und  auch  später  die  geschichte  der  Kimbern  und 
Teutonen  stets  als  den  kern  des  bandes  betrachtete,  allein  er 
zerriss  dann  diesen  unmittelbaren  Zusammenhang,  die  Unter- 
suchungen über  die  genannten  germanischen  stamme  nötigten 
zu  einer  umfassenden  behandlung  aller  fragen  nach  der  ältesten 
ausbreitung  und  bewegung  der  keltischen  Völkermassen,  damit 
gewann  der  zweite  band  das  ansehen,  als  handelte  er  von  den  süd- 
und  westnachbarn  der  Germanen,  und  Müllenhoff  schob  nun  als 
ergänzung  an  seinen  beginn  das  dritte  buch,  das  von  den  nord- 
und  ostnachbarn  handelte,  obgleich  sowol  das  geschichtliche  auf- 
treten der  letzteren ,  wie  die  antiken  quellen  zur  erkenntnis  des- 
selben  mehrere  Jahrhunderte    später   fallen    als   die    im   vierten 

1* 


4  MULLEINHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

buche  erörterten  gegenstände,  während  so  im  dritten  buche 
schon  Tacitus,  Ptolemaeus,  Jordanes  behandelt  werden,  steigen 
wir  im  vierten  zu  Plinius,  Strabo,  Augustus,  Livius,  Diodorus, 
Timagenes,  Caesar,  ja  zu  Posidonius  empor. 

Mit  dem  ersten  bände  hat  der  unsrige  die  eigeuheit  gemein, 
dass  in  seinem  mittelpuncte  der  name  eines  antiken  autors  steht, 
dessen  werke  uns  verloren  gegangen  und  nur  mit  aufwand  grösten 
Scharfsinnes  aus  oft  verschleierten  citaten  seiner  späteren  benutzer 
in  bruchstücken  widerhergestellt  werden  können,  wie  dort  von 
Pytheas  alles  licht  der  erkenntnis  ausgeht,  so  tritt  hier  des  Po- 
sidonius ausnehmende  bedeutung  für  die  behandelten  fragen  zum 
ersten  male  in  die  richtige  beleuchtung.  und  wie  dort  nicht 
allein  die  wissenschaftlichen  Verdienste  und  meinungen  des  ge- 
lehrten ihre  volle  Wertschätzung  finden,  sondern  mit  greifbarer 
plastik  die  ganze  gestalt  und  das  wesen  des  mannes  uns  vor 
äugen  tritt,  so  gewinnen  wir  auch  hier  die  lebendigste  anschauung 
durch  die  liebevolle,  ja  begeisterte  Schilderung  des  letzten  griechi- 
schen Schriftstellers  in  grofsem  stil,  der  in  sich  noch  einmal 
das  ganze  vermögen  einer  reichen  Vergangenheit  verkörpert,  der 
als  Staatsmann  wie  als  gelehrter  auf  allen  Wissensgebieten  seiner 
zeit  ein  meister  ist,  ein  edler  liebenswürdiger  character,  ein 
glänzender  darsteller,  der  seinen  Stoffen,  darunter  das  erste  ge- 
waltige auftreten  der  Germanen,  ernstliches  Studium  und  nach- 
denken widmete. 

Die  Untersuchungen  zerfallen,  wie  erwähnt,  in  zwei  dem 
umfange  nach  gleich  starke  teile,  deren  erster,  des  gesammt- 
werkes  drittes  buch,  die  nord-  und  ostnachbarn  der  Germanen, 
die  Sitones,  Aestii,  Veneti,  Fenni,  Slawen  behandelt  —  wozu 
sechszehn  am  schluss  des  bandes  beigefügte  anhänge  ergänzend 
hinzutreten  — ,  während  der  zweite  teil,  das  vierte  buch,  'Gallier 
und  Germanen'  überschrieben ,  mit  den  Bastarnen ,  den  Kimbern 
und  Teutonen,  ihrem  geschichtschreiber  Posidonius,  dem  namen 
Germanen,  ihren  ältesten  gränzen  nach  den  flussnamen,  endlich 
mit  den  Keltenzügen  sich  beschäftigt. 

Das  dritte  buch  wird  durch  eine  einleitung  zum  ganzen 
bände  eröffnet:  über  die  nachbarn  eines  Volkes  kann  nicht  ge- 
handelt werden ,  wenn  nicht  zuvor  der  umfang  seines  gebietes 
gezogen  ist.  um  Germaniens  gränzen  zu  bestimmen,  geht  Müllen- 
hoff  von  dem  vielbehandelten  eingang  von  Tacitus  Germania  aus, 
den  auch  Baumstark  noch  völlig  verkannte,  legt  sehr  fein  den 
überaus  kunstreichen  symmetrischen  bau  des  ersten  satzes  blofs 
und  zeigt  daran  als  einem  treffenden  beispiele  die  eigenart  von 
Tacitus  Schreibweise,  sein  streben  nach  manigfaltigkeit,  gedrängt- 
heit  und  kraft  des  ausdrucks,  nach  stilistischer  würkung  im 
höchsten  mafse,  selbst  auf  kosten  der  strengen,  ihm  wolbe- 
kannten  Wahrheit,  zugleich  ergibt  sich,  dass  Tacitus  nur  die 
west-,  süd-  und  nordgränze  Germaniens  genauer  bezeichnet,  über 


Ml'LLEJSHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  5 

die  ostgränze  aber  vollkommen  schweigt,  denn  die  auf  dem  wege 
von  west  nach  ost  vor  den  Daken  genannten  Sarmaten  können 
keinesfalls  im  ptolemaeischen  sinne  als  gesammtbezeichnung  der 
bewohner  des  Ostens  genommen  werden,  sondern  sind  hier  zweifel- 
los die  Jazygen-Sarmaten  zwischen  Donau  und  Theifs  an  dem  süd- 
östlichen winkel  Germaniens,  den  auch  die  nordwestlichen  Daken 
im  gebiete  der  Weichselquellen  berühren,  von  hier  bis  zur  Ost- 
see, auf  welcher  strecke  vor  und  nach  Tacitus  die  Weichsel  als 
scheide  der  Völker  angegeben  wird,  bleibt  bei  ihm  die  gränze 
offen  und  unbestimmt  in  folge  der  neuen  noch  unsicheren  künde, 
die  der  seit  wenigen  Jahrzehnten  eröffnete  unmittelbare  handels- 
verkehr  mit  der  samländischen  kiiste  nach  Italien  gebracht  hat. 
diese  nachrichten  drängten  Tacitus,  wie  er  es  in  den  beiden 
schlusscapiteln  ausspricht,  zweifei  darüber  auf,  in  wie  weit  die 
östlichen  und  die  nördlichen  Völker  zu  den  Germanen  oder  zu 
den  Sarmaten  zu  rechnen  seien. 

Es  sind  das  die  frühesten  genaueren  berichte  über  die  sla- 
wischen, lettischen  und  finnischen  Völkergruppen,  die  teilweise 
durch  den  Seeverkehr  den  Ostgermanen  und  erst  durch  ihre  ver- 
mittelung  auf  dem  vorher  genannten  wege  auch  den  Römern  be- 
kannt geworden,  als  erstes  der  nichtgermanischen  Völker  nennt 
Tacitus  die  Si  ton  es.  nachdem  er  an  der  ostgränze  Germaniens 
von  Süden  nach  norden  die  Lugier,  die  Stammväter  der  Wandalen 
zu  beiden  Seiten  der  oberen  Oder  und  der  Burgunden  zwischen 
Warte  und  Weichsel,  dann  jenseits  der  Weichsel  die  Goten,  dies- 
seits ihrer  mündung  an  der  küste  die  Rügen1  und  weiter  west- 
lich nach  der  Oder  hin  die  Lemovier  aufgezählt  hat ,  geht  er  nach 
Skandinavien  hinüber,  denn  der  Weichselmündung  gegenüber, 
2°  nördlicher  nach  Ptolemaeus,  glaubten  die  alten  die  insel  Sca- 
dinavia,  das  land  der  Suiones,  der  Schweden,  deren  könig  aus 
dem  geschlecht  der  Ynglinge  während  des  alljährlichen  Freyrfestes 
der  beschützer  zugleich  des  festfriedens  und  des  von  weither  auf- 
gesuchten handelsverkehrs  war.  den  Südgermanen,  die  Skandi- 
navien vorwiegend  aus  dieser  zeit  der  fest-  und  marktversamm- 
lung  kannten,  muste  das  land  überaus  stark  bevölkert  erscheinen, 
ja  in  den  späteren  wandersagen  wurde  es  ihnen  zu  einer  offi- 
cina  gentium,  von  der  die  südstämme  selbst  ausgegangen  wären: 
und  so  erklären  sich  auch  die  wunderlichen  nachrichten  des 
Tacitus  über  die  macht  des  altschwedischen  königtums.2    jenseits 

1  vgl.  auch  die  anmerkung  zu  Mommsens  Jordanes  s.  166;  sie  haben 
also  nicht  an  der  Odermündung  gesessen,  wie  in  folge  der  falschen  gleich- 
stellung  mit  den  späteren  slawischen  Rugianen,  denen  Rügen  seinen  namen 
dankt,  noch  immer  angenommen  wird.  —  ich  werde  im  folgenden,  wo  ich 
den  bericht  der  MüllenhofFschen  Untersuchungen  nicht  unierbrechen  will, 
meine  bemerkungen  als  fufsnoten  beifügen. 

2  Baumstarks  spöttischer  zweifei  (Ausführl.  erläut.  n  252  f)  über  Müllen- 
hoffs  kurze  andeutung  dieser  auffassung  (Schmidts  Zs.  f.  gesch.vm  234)  wäre 
ungeäufsert  geblieben ,  hätte  er  die  ausführung  des  gedankens  noch  lesen 
können. 


6  MULLEINHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

der  Svionen,  wo  für  ihn  die  künde  und  damit  auch  die  weit 
aufhörte,  setzte  er  als  äufsersten  erdgürtel  das  geronnene  meer 
an ,  das  Pytheas  zwar  erst  am  polarkreise  nördlich  von  Thule 
entdeckt  hatte,  die  flotte  des  Agricola  aber  schon  im  norden  von 
Britannien,  dh.  im  rücken  von  Skandinavien  gefunden  zu  haben 
glaubte.  Tacitus  kehrt  nun  vom  weltende  zur  Weichselmündung 
zurück  und  gelangt  ostwärts  auf  dem  rechten  ufer  des  svebi- 
schen  meeres  zu  den  Aestiern,  springt  darauf  wider  zu  den 
Svionen  auf  der  insel  und  meldet,  dass  sich  nördlich  an  diese, 
in  welcher  richtung  er  schon  bis  ans  weltende  gekommen  war, 
die  Sitonen  anschlössen,  da  mit  diesen  unmöglich  die  jenseits 
des  bottnischen  meerbusens  befindlichen  Finnen  gemeint  sein 
können,  was  schon  der  ausdruck  continuantur  verbietet,  sondern 
nur  die  skandinavischen  Finnen,  so  ist  hier  ein  fehler  der  Über- 
lieferung mit  Sicherheit  zu  erkennen;  denn  die  reihenfolge  der 
aufgeführten  Völker  und  der  ganze  Zusammenhang  ist  ein  un- 
möglicher, wie  uralt  die  Verderbnis  auch  sein  mag,  das  kann 
uns  nicht  hindern  die  vier  zeilen  Suionibus  —  finis  vom  Schlüsse 
des  45  an  den  des  44  capitels  zu  stellen  und  selbstverständlich 
das  45  capitel  nicht  Irans  Suionas  sondern  trans  Sitonas  beginnen 
zu  lassen,  aber  nicht  nur  logisch  und  geographisch  erweist  sich 
diese  Umstellung  als  notwendig,  auch  stilistisch  wird  sie  gefordert. 
Müllenhoff  hat  höchst  fein  beobachtet,  wie  Tacitus  bei  den  öst- 
lichen Völkern  seinem  gange  von  süden  nach  norden  gemäfs  eine 
Stufenleiter  der  immer  straffer  werdenden  königsherschaft  nach- 
weisen will,  die  Goten  werden  schon  strenger  als  die  übrigen 
Ostgermanen,  die  Svionen  aber  von  einem  unumschränkten  allein- 
herscher,  die  Sitonen  endlich  gar  von  einem  weibe  beherscht. 
hier  ist  Suebiae  finis.1  und  nun  erst  kommen  die  Aestier  zur 
spräche.  —  die  fabel ,  dass  die  Sitones  sich  durch  weiber  be- 
herschen  liefsen ,  wird  nach  Zeufs  Vorgang  schlagend  erklärt  aus 
der  an  altn.  kvcen,  alts.  qudn,  ags.  cven  uxor,  femina,  sogar  regina 
angelehnten  umdeutung  des  namens  der  finnischen  Kainulaiset 
d.  i.  Niederländer,  im  gegensatz  zu  den  Lappen,  den  Gebirgs- 
finnen,  altn.  Kvcenir,  ags.  Cvenas,  die  in  Skandinavien  vielleicht 
aus  einem  scherz  entstanden  ist,  während  die  fertige  sage  als 
glaubwürdige  nachricht,  die  sich  bis  ins  13  jh.  gehalten  und 
fortgebildet  hat2,  wider  nur  durch  Südgermanen  zu  den  Römern 
gekommen  sein  kann. 

Die  Aestier  dagegen,  zu  denen  Tacitus  nun  übergeht,  sind 
von  den  Römern  selbst  aufgesucht  worden;  allein  auch  sie  werden, 

1  Müllenhoff  konnte  als  weiteren  grund  der  Umstellung  anführen ,  dass 
nach  der  bisherigen  lesart  auch  die  Aestier  zu  den  Sveben  gezählt  werden 
musten,  während  Tacitus  sie  von  ihnen  deutlich  scheidet,  indem  er  sagt, 
ihre  kultur  sei  der  svebischen  gleichwertig. 

2  an  der  spitze  der  Araber,  die  zuletzt  von  dieser  fabel  berichten,  wäre 
der  name  des  neuerdings  entdeckten  reisenden  Ibrahim  ibn-Jaküb  vom  heraus- 
geber  nachzutragen  gewesen,  vgl.  unten  s.  50. 


MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  7 

wie  Wenden  und  Finnen,  nur  unter  diesen  germanischen  be- 
nennungen,  nie  unter  den  slawischen  als  Prussen,  Ljachowen, 
Tschuden  der  alten  weit  bekannt,  und  zwar  bezeichnet  der  Aisten 
name  nach  Tacitus  worten  Aestiorum  gentes  nicht  nur  das  volk, 
das  an  die  Goten  nordwärts  in  Samland  gränzte,  sondern  den 
gesammten  dreigeteilten  stamm  der  Preufsen ,  Littauer  und  Letten, 
die  einst  von  den  Germauen  längs  der  Ostsee  bis  zum  finnischen 
busen  sich  erstreckten,  im  6  jh.  haben  sie .  nach  Cassiodor  das 
geräumte  land  der  Goten  in  besitz  und  berühren  sich  an  der 
Weichsel  mit  den  Wenden,  während  das  Weichseldelta  (Vitland1) 
noch  die  reste  der  Gepiden  (Vidivarier),  bereits  ein  mischvolk, 
einnehmen.  im9jh.  kennt  sie  noch  Einhart  als  Aisti  und  Alfred 
der  grofse  als  Osti  und  Este,  wie  sie  in  volkstümlicher  umdeutung 
bei  Deutschen  und  Engländern  nun  hiefsen.  der  name  geht  dann 
als  bezeichnung  dieses  volksstammes  verloren;  gerettet  wurde  er  von 
den  Nordgermanen  für  den  ihnen  zugekehrten  teil  des  ursprüng- 
lichen Nordeistenlaudes,  das,  obwol  von  Finnen  erobert,  den 
namen  Estland  behielt  und  seinen  finnischen  bewohnern,  die  sich 
selbst  Maarahvas  nennen,  den  namen  Esten  vermittelte,  für  die 
einstigen  Eisten  wird  seit  dem  10  jh.  als  gesammtbezeichnung 
das  slawische  Pruzzi  überall  herschend,  auch  bei  Deutschen  und 
Skandinaviern.2 

Die  gewichtigste  stütze  für  seine  ansieht  von  dem  ursprüng- 
lichen umfang  des  Eistennamens  sieht  Müllenhoff  in  der  bei  Pto- 
lemaeus  vorliegenden  gliederung  und  ausbreitung  des  Stammes. 
Piolemaeus  oder  vielmehr  sein  Vorgänger  Marinus  erhielt  die 
nachrichten  über  den  östlichen  teil  des  europäischen  Sarmatiens 
vom  Pontus  aus  durch  Griechen,  über  den  westlichen  durch 
Germanen  und  Römer  auf  dem  wege  des  bernsteinhandels;  doch 
hat  er  in  das  nordwestliche  Sarmatien  viele  Völker  vom  Kaukasus 
und  Ural  her  eingeschwärzt,  nach  ihrer  aussonderung  ergibt 
sich,  dass  seine  Ovevedai,  eins  der  'grüsten'  Völker  Sarmatiens, 
von  der  Weichsel  bis  zur  Memel  sitzen  und  südlich  von  ihnen 
erst  die  rü-d-toveg,  dann  die  QHvvoi  als  eins  der  'kleineren'  Völker, 
diese  Stellung  haben  indes  die  Ovevedai  und  OLvvol  nach  mensch- 
lichem erinnern  und  ermessen  nie  eingenommen.  Ptolemaeus 
fand  sein  kartenbild  im  osten  bis  zum  62°  n.  br.  mit  namen  be- 

1  der  eistische  name  war  zweifellos  Widsemme,  wie  heute  die  Letten 
Livland  nennen,  finn.  Widumaa,  vgl.  zu  Mommsens  Jordanes  s.  166. 

2  nicht  verschwiegen  werden  darf  hier  Leskiens  gewichtige  meinung, 
der  nach  einer  milteilung  im  Lilteraturbl.  f.  germ.  und  rom.  phil.  des  Tacitus 
Aestier  für  Finnen  hält,  eine  ausführlichere  begründung,  die  alle  bedenken 
beseitigt,  wäre  sehr  zu  wünschen,  eine  Schwierigkeit,  die  bei  Müllenhoffs 
ansieht  obwaltet,  würde  dann  gehoben  sein;  denn  es  ist  wunderlich,  dass 
die  Nordgermanen  das  alte  Eistenland  später  nur  so  weit  Estland  nennen, 
als  es  den  alten  Eisten  verloren  gegangen  ist,  das  ihnen  nach  Müllenhoff 
verbliebene  küstenland  fürderhin  aber  anders  bezeichnen,  nach  Leskiens 
ansieht  widerum  müsten  die  Deutschen  den  finnischen  namen  der  Eisten 
ihren  preufsischen  nachfolgern  bis  ans  ende  des  9jhs.  beigelegt  haben. 


8  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

reits  überfüllt  und  er  half  sich  durch  eine  gewissenlose  combi- 
nation,  indem  er  jene  beiden  stamme  aus  dem  osten  nach  dem 
westen  versetzte  und  aufserdem  ihre  gegenseitige  nord- südliche 
Stellung  austauschte. 

Scheidet  man  diese  beiden  grofsen  oststämme  aus,  so  ge- 
hören die  übrigen  als  nachbarn  der  Goten  aufgezählten  Völker- 
schaften durchweg  zu  den  Eisten:  unterhalb  des  angeblichen 
sitzes  der  Ovsvidai  von  osten  nach  westen  die  rallvdai,  2ov- 
öivol  und  2ravavol,  über  diesen  längs  der  küste  OvsXrai, 
"Ooioi,  Kögßcoveg,  unter  ihnen  in  der  ganzen  breite  'iyvlliioveg. 
da  den  Goten  ihre  durch  Tacitus  bezeugten  sitze  an  der  unteren 
Weichsel  nach  dem  von  ihnen  Guthalus  benannten  Xqovog  (Pregel) 
hin  unverrückbar  sind,  so  nahmen  die  Galinden  wol  die  ufer 
des  Chronos  sammt  dem  bernsteinlande  ein.  ihren  namen  tragen 
die  Westgoten  bis  nach  Spanien,  wo  Galindus  als  personenname 
häufig  widerkehrt,  und  andererseits  bewahrt  ihn  die  südwärts  von 
ihrem  ursitze  belegene  landschaft  Galindien  in  den  Umgebungen 
des  Spirdingsees,  wohin  dieser  eistische  zweig,  wol  die  späteren 
Preufsen  im  engeren  sinne,  nach  dem  abzuge  der  Goten  ge- 
wandert sein  muss. 

Südöstlich  stofsen  die  Galinden  an  die  Sudinen,  deren  name 
in  der  landschaft  Sudauen  fortlebt,  die  zur  ordenszeit  nördlich 
und  östlich  von  der  mittlem  Memel,  südlich  vom  Narew  be- 
gränzt  wird,  mithin  fast  ganz  aufserhalb  des  im  engeren  sinne 
verstandenen  Preufsen  liegt  und  mit  ihrer  nördlichen  hälfte  ebenso 
wie  Schalauen  und  Nadrauen  auch  ethnographisch  nicht  zu  Preufsen 
im  heutigen  sinne  rechnet,  da  diese  gegenden  schon  vor  der 
ordenszeit  von  Littauern  bevölkert  waren,  die  littauischen  Sudinen 
sind  aber  ursprünglich  nicht  hier,  sondern  in  der  östlicheren 
gegend  ansässig,  wo  heute  der  altertümlich  hochlittauische  oder 
sudauische  dialect  gesprochen  wird  und  im  mittelalter  der  stamm 
der  Jatwiugen  oder  Pollexianen  (Unterwaldener)  berühmt  wird; 
von  dort  sind  sie  nach  nordwesten  in  das  ursprüngliche  gebiet 
der  Galinden  (Preufsen)  eingewandert,  als  die  letzteren  nach  ab- 
zug  der  Goten  bis  an  die  Weichsel  herabrückten  und  nördlich 
vom  Pregel  nur  noch  das  Samland  festhielten. 

Danach  können  die  Stauanen  nur  die  östlichen  Littauer  be- 
deuten zwischen  oberer  Memel  und  Wilia  bis  zur  Beresina  hin, 
von  der  die  eistischen  stamme  später  durch  die  Russen  abgedrängt 
wurden,  südlich  müssen  die  Eisten  durch  die  Rokitnosümpfe  ge- 
deckt worden  sein;  dass  die  sitze  ihres  südlichsten  Stammes,  der 
Igyllien,  von  der  Memel  bis  zum  Pripjet  gereicht  haben ,  verlangt 
auch  die  mundartliche  abstufung,  die  bei  den  Letten  wie  bei 
den  Littauern  diesseits  und  jenseits  der  Memel  überall  im  Süd- 
osten den  altertümlichsten  dialect  zeigt,  der  sich  naturgemäfs  an 
die  ältesten  sitze  des  Volkes  knüpft,  die  namen  der  Stavanen 
und  Igyllien  haben  sich  nicht  erhalten:  letzteren  mit  hilfe  einer 


MULLEINHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  9 

leichten  conjectur,  wie  Zeufs  tat,  in  den  genannten  Jatwingen 
widerzufinden ,  geht  wol  kaum  an,  da  diese  nichts  anderes  sind 
als  die  reste  der  alten  Sudinen,  Stavanen  und  Igyllien  im  munde 
von  Polen  und  Russen. 

Eine  linie  von  der  westlichen  spitze  der  Rokitnosümpfe 
nordwärts  zum  Peipussee  und  finnischen  husen  stellt  die  ost- 
gränze  der  Eisten  dar,  von  der  sie  auch  heute  nur  teilweise 
verdrängt  sind,  nördlich  des  gebietes  der  Galinden ,  Sudinen, 
Stavanen  sind  die  OveXrai  anzusetzen ,  in  dem  oberland  der 
auxtotischen  und  dem  Unterland  der  samaitischen  Littauer,  und 
es  lässt  sich  die  nahe  liegende  Vermutung,  dass  OveltaL  zwar 
nicht  eine  deutsche  Umgestaltung,  wie  Zeufs  will,  aber  eine  ver- 
schreibung  für  yletovat  (litt.  Letuivä,  got.  * Litwa)  ist,  kaum 
abweisen.  —  weiter  nördlich  dann  sind  die  "Ooioi  und  Käq- 
ßioveg  zwei  abteilungen  der  Letten  (Latwji),  denen  diese  sonder- 
namen  verloren  giengen.  den  drei  letztgenannten  stammen  räumt 
Ptolemaeus  nur  die  küstenstriche  ein,  während  das  innere  land 
die  .vom  Orient  her  eingeschwärzten  namen  füllen;  doch  zeigt 
seine  aufstellung  immerhin,  dass  weder  Littauer  noch  Letten 
damals  schon  durch  finnische  Esten  und  Liven  in  ihren  sitzen 
bedrängt  oder  gar,  wie  später,  durch  die  bis  an  die  nordspitze 
des  kurischen  haffes  vordringenden  finnischen  Kuren  von  der 
see  ganz  abgeschnitten  waren.1 

1  das  kurische  haff  und  die  gleichnamige  nehrung  sollen  nach  Müllen- 
hoff  von  den  seeräubereien  der  Kuren  ihren  namen  haben,  näher  liegt  die 
einfache  annähme,  dass  die  nehrung  deshalb  den  namen  führte,  weil  sie 
die  nächste  und  sicherste  strafse  von  Preufsen  nach  Kurland  war,  das  süd- 
wärts einst  bis  ans  haff  reichte,  wo  die  Memelburg  von  Livland  aus  im 
kurischen  lande  gegründet  wurde,  und  nicht  nur  der  politische  name  Curonia, 
welcher  auch  die  Letten  im  binnenlande  umfasste,  sondern  die  finnische  be- 
völkerung  reichte  wenigstens  längs  der  küste  bis  ans  haff,  denn  noch  im 
16  jh.  werden  hier  von  MBrandis  'livisch'  redende  bewohner  erwähnt  im 
gegensatz  zu  den  Letten,  vgl.  FJWiedemanns  vortreffliche  ausführungen  in 
seiner  Livischen  grammatik  s.  xvff  (JASjögrens  Gesammelte  Schriften  m  1). 
eine  interessante  erscheinung  auf  der  kurischen  nehrung  und  am  nördlichen 
hafTwinkel  sind  die  dort  heute  noch  mitten  unter  Littauern  angesessenen 
Letten,  von  denen  man  schwerlich  wird  annehmen  können,  dass  sie  einst 
Kuren  waren  und  bereits  vor  der  abtrennung  von  ihren  nördlicheren  stammes- 
genossen durch  die  ans  meer  dringenden  Littauer  mit  jenen  zugleich  im 
Lettentum  aufgegangen  wären,  vielmehr  spricht  die  Isoliertheit  auf  der 
nehrung  dafür,  dass  diese  Letten  von  jeher  Letten  waren,  wenn  aber 
Bezzenberger  (Über  die  spräche  der  preufsischen  Letten  s.  135)  nur  zugeben 
will,  dass  sie  im  17 jh.  bereits  einige  menschenalter  auf  der  nehrung  ge- 
wesen sein  müssen,  weil  die  unmittelbaren  Zeugnisse  nicht  weiter  zurück- 
weisen ,  so  möchte  ich  trotzdem  sie  in  diesen  sitzen  für  älter  halten  und 
wenn  auch  nicht  in  die  zeit  vor  ankunft  des  ordens  zurückgehen,  als  Kur- 
land mit  seiner  landschaft  Lammata  noch  bis  auf  die  nehrung  hinübergriff, 
so  doch  meinen,  dass  zur  ordenszeit  und  zwar  vor  1422,  als  Kurland  und 
Preufsen  noch  ungeschieden  durch  das  liltauische  Samaiten  ein  zusammen- 
hängendes küstenland  bildeten  (Toppen,  Hist.-comp.  geographie  von  Preufsen 
s.  38),  die  colonisation  von  norden  her  stattfand,  später  ist  sie  schwer 
denkbar. 


10  MÜLLEINHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

Nördlich  vom  Pregel,  auf  den  wol  des  Ptolemaeus  XQovog 
(vgl.  altn.  hrynja  herunterfallen,  ahd.  Hronaga)  zu  deuten  ist, 
kennt  er  noch  drei  fliisse  von  bedenklichen,  weder  germanisch 
noch  eistisch  unmittelbar  deutbaren  namen ,  allein  in  solchen 
gradabständen ,  dass  damit  die  läge  der  drei  hauptflüsse  bis  zum 
finnischen  busen,  Memel,  Windau,  Düna,  für  die  wol  angaben 
in  tagereisen  vorlagen,  ungefähr  richtig  widergegeben  ist.  'Pov- 
dcov  (Memel)  müste  danu  aus  'Povatov  (=  Russ,  litt.  Rusne,  wie 
Truso  =  Drusne)  verderbt  seiu  und  in  Tovq-Ovvrog  der  eistische 
name  der  Windau,  Wenta,  stecken,  während  mit  dem  dritten 
namen  Xeovvog  für  Düna  nichts  anzufangen  ist.  der  finnische 
Ursprung  des  namens  Düna  (lett.  Daugawa,  estn.  Vaina)  steht 
fest1,  die  deutsche  form  setzt  dieselbe  russificierung  voraus,  die 
der  gleichfalls  finnische  name  der  Dwina  (Viena)  erfahren  hat. 
safsen  die  Kagßtoveg  noch  nördlich  des  Xiovvog,  so  müssen 
die  Eisten  bis  zum  finnischen  busen  gereicht  haben. 

Müllenhoff  kehrt  nun  zu  Tacitus  zurück  und  prüft  dessen 
weitere  nachrichten  über  das  leben  der  Aestier,  die  aus  der  zeit 
der  ersten  anknüpfung  des  römischen  handelsverkehrs  mit  der 
preufsischen  bernsteinküste  stammen  und  darum  die  Aestier  durch- 
weg mit  den  Germanen  in  vergleichung  ziehen,  so  bei  der 
gottesverehrung,  wo  Tacitus  der  ingväischen  Nerthus  eine  aestische 
göttermutter  gegenübersetzt,  allein  ihr  kult  hat  wol  nie  be- 
standen und  kann  keinesfalls  auf  die  'preufsisch-liltauische  göttin 
Seewa  oder  Semmes  mahti'  bezogen  werden ,  wie  Baumstark  und 
Schweizer-Sidler  Schafarik  nachsprechen,  sondern  ist  wol  nichts 
weiter  als  eine  falsche  römische  ausdeutung  der  bei  den  Aestiern 
sehr  verbreiteten  gewohnheit,  in  ähnlicher  weise  wie  die  Ver- 
ehrer der  Magna  mater  bildliche  anhängsei,  eberbilder,  als  Schutz- 
mittel namentlich  im  kriege  zu  tragen:  ein  merkmal,  das  sie 
allerdings  von  den  Germanen  trennte,  der  gröste  gegensatz  aber 
zu  den  nur  vom  ideale  kriegerischen  heldentums  erfüllten  Ger- 
manen liegt  in  ihrer  unkriegerischen  lebensart,  wie  sie  die  aus- 
dauer  im  getreidebau,  das  sammeln  des  bernsteins  und  der  ge- 
brauch der  knüttel  als  hauptwaffe  bezeugt,  auch  später  noch 
wurden  sie  ein  friedfertiges  (pacatum,  humanuni)  volk  genannt 
und  dasselbe  liegt  ausgesprochen  in  dem  germanischen  namen: 
got.  *  Aist-eis  oder  *Aistjus,  von  aistan  =  aestimare,  revereri,  die 
'ehrenwerten',  ähnlich  wie  Homer  und  Herodot  die  bedürfnis- 
losen Thraker  dwaiotaToi  nennen,  trotz  diesen  gegensätzen, 
zu  denen  noch  der  der  spräche  kommt,  hält  Tacitus  die  Aestier 
doch   für   eine   art  Germanen,    'von    denen   allein   sie   bernstein 

1  diese  tatsache  ist  für  Müllenhoffs  ausdehnung  der  TJreisten  nach 
norden  gar  nicht  günstig,  mehr  licht  kann  diesen  fragen  zugeführt  werden 
vor  allem  durch  Untersuchung  der  Ortsnamen  in  den  baltischen  provinzen, 
namentlich  in  Estland ,  falls  sie  von  methodisch  geschulten  forschem  unter- 
nommen wird ,  die  wie  FJWiedemann  für  finnische  und  littauische  namen- 
kunde  gleich  vorbereitet  und  nach  beiden  seiten  hin  unparteiisch  wären. 


MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  11 

sammelten',  und  legt  ilmen  unbedenklich  die  von  Plinius  an  der 
nordsee  gehörte  germanische  bezeichnung  desselben  glaesum  bei, 
wofür  die  Römer  übrigens  richtiger  glesum  geschrieben  hätten, 
seine  bemerkung  endlich  über  die  aestische  spräche,  dass  sie 
der  britannischen  näher  stehe,  beweist  nur,  dass  er  weder  vom 
aestischen  noch  vom  keltischen  etwas  verstand,  und  wenn  er 
weiter  die  'germanisch  redenden'  Bastarnen  und  Peukinen  für 
weniger  echte  Germanen  ausgibt  als  die  Aestier,  wenn  er  die 
Caledonier  wegen  ihrer  gröfse  und  haulfarbe  für  Germanen  hält, 
den  Siluren  aus  ähnlichen  gründen  iberische  abkunft  zuschreibt, 
wenn  er  die  Veneti  (Slawen)  wegen  ihrer  lebensvveise  nicht  für 
Sarmaten,  sondern  für  Germanen,  eben  deswegen  die  Fenni  für 
ungermanisch  halten  möchte1,  so  sehen  wir,  dass  von  ihm  wie 
von  dem  ganzen  altertum  die  wissenschaftliche  einsieht  noch  nicht 
errungen  war,  nach  der  die  spräche  das  wichtigste  und  ent- 
scheidende merkmal  für  ethnographische  bestimmungen  abgibt. 
Seine  nachrichten  über  die  Fenni,  den  zweiten  nordöst- 
lichen nachbarstamm  der  Germanen,  zeigen  im  gegensatz  zu  denen 
über  die  Aestier  keine  eigene  beobachtung  von  seiten  der  Römer, 
sondern  gründen  sich  auf  ostgermanische  berichte,  alles  was  er 
über  ihre  garstige  Unkultur  und  bedürfnislosigkeit  ausführt,  dass 
sie  weder  häuser  und  ackerbau  kennen,  noch  pferde  und  waffen, 
dieses  der  stolz  des  Germanen,  sondern  auf  der  von  mann  und 
weib  gemeinsam  betriebenen  jagd  nur  mit  knochen  zugespitzter 
pfeile  sich  bedienen,  als  Unterkunft  nur  geflochtene  jurten  und 
koten  (finn.  goate  gieng  in  alle  europäischen  sprachen  über) 
herstellen:  alles  das  bestätigen  uns  die  Schriftsteller  des  6  jhs. 
Jordanes  erwähnt  in  seiner  beschreibung  Skandinaviens  (Get.  3) 
am  polarkreise,  wo  ein  vierzigtägiger  tag  und  eine  gleich  lange 
nacht  vorkämen ,  als  nördlichste  bewohner  die  germanischen  Hdl- 
eygir  bei  den  Lofoteninseln  und  neben  ihnen  die  Scrithifinnae, 
wie  die  richtige  lesart  lautet,  während  Rere-  und  Trefennae  nur 
Verderbnisse  und  keine  neuen  namen  sind,  seine  Schilderung 
ihrer  lebensweise,  die  wir  bei  dem  Cosmographus  Ravennas  und 
bei  Prokop  widerfinden,  entspricht  völlig  dem,  was  Tacitus  von 
den  Fenni  meldet,  und  beruht  auf  der  durch  die  Germanen  über 
den  norden  in  Umlauf  erhaltenen  mündlichen  Überlieferung,  einen 
fortschritt  bekundet  Paulus  Diaconus  durch  erwähnung  des  rens 
und  der  schrittschuhe,  die  dem  volke  seinen  namen  gaben: 
Gleitfinnen,  nicht  Kletterflunen,  wie  Zeufs  meinte,  weiterhin 
werden  im  Beowulf,  dann  von  könig  Alfred  Finnas  als  nord- 
bewohner  Skandinaviens  genannt  mit  ihren  heerden  von  hränas 
(altn.  hreinar),  sowie  Ter  finnas,  die  Fischerlappen  am  weifsen  meer; 
die  Scrithefinnen  widerum  von  Adam  von  Bremen  im  lljh.  ge- 
schildert  und   zuletzt  von    Saxo    grammaticus    als   Scricfinni  er- 

1  diese  ganzen  ausführungen  (s.  31  — 33)  benutzen  den  von  Diefenbach 
in  den  Origines  europaeae,  art.  glaesum  s.  356(1'  angehäuften  stoff. 


12  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

wähnt,  eine  form,  die  den  namen  auch  als  skandinavisch  (schwed. 
skrikka  für  skrid ka  =  altn.  skridna),  nicht  nur  südgermanisch 
erweist,  wie  bei  Adam  von  Bremen  im  hohen  norden  die  fabel- 
weit beginnt  und  die  skandinavischen  mythen  hierher  das  heim 
aller  riesischen  unholde  verlegen,  so  schon  bei  Tacitus:  die  ge- 
meinsame quelle  sind  uralte  germanische  märchen.  seine  Hel- 
lusii  und  des  Plinius  Hüleviones  sind  trotz  Zeufs  und  Grimm 
keine  felsbewohner,  da  altn.  hella  stein  neben  hallr,  got.  hallus 
umgelautetes  e  haben  muss,  sondern  hochgewachsene  riesen  (lat. 
cell-ere,  litt,  kiln-as  hoch)  und  ebenso  bedeutet  Etiones,  got.  Itjans 
im  vergleich  mit  got.  af-elja,  altn.  iötunn,  ags.  eoton,  alts.  etan 
riese  nur  den  gefräfsigen,  den  riesen. 

Die  völlige  Übereinstimmung  der  späteren  Überlieferung  über 
die  skandinavischen  Skridefinnen,  die  Tacitus  nicht  kennt  —  denn 
die  Sitones  sind,  wie  bemerkt,  die  Quenen  zu  beiden  Seiten 
des  bottnischen  busens  — ,  mit  seiner  Schilderung  der  Fenni 
auf  dem  festlande  und  die  gegenüberstellung  dieser  Fenni  mit  dem 
grofsen  stamm  der  Veneti  (Slawen)  zeigt,  dass  der  germanische 
berichterstatter  den  grofsen  finnischen  stamm  als  ganzes  im  äuge 
hatte,  denn  ursprünglich  hat  der  name  der  Finnen  bei  den 
Germanen  diese  umfassende  bedeulung  gehabt:  noch  heute  heifsen 
so  die  Lappen  bei  den  Norwegern,  wie  die  Suomi  in  Finnland 
bei  den  Schweden  und  erst  später  nannten  letztere  die  nachbar- 
Finnen  zum  unterschiede  Scridefinnen,  dann  seit  dem  12  jh. 
Lappen,  allmählich  hat  sich  der  gesammtname  des  Stammes  bei 
den  Germanen  verengt  und  schon  zu  Tacitus  Zeiten  sahen  wir 
die  Quenen  unter  dem  sondernamen  der  Sitones  von  der  masse 
der  Finnen  ausgeschieden.1  der  name  'Finnen'  kann  auf  keine 
weise  nach  der  auch  von  Zeufs  noch  gebilligten  meinung  mit 
got.  fani,  nd.  fenne  sumpf  zusammenhangen2,  da  er  kein  umlaut-e 
enthält,  sondern  nur  mit  ags.  finn,  nhd.  nd.  finne,  nl.  vin,  lat. 
penna,  wozu  altg.  *Finnas,  got.  *  Firnis ,  altn.  Finnr,  ahd.  alts. 
ags.  Finn  einst  eine  adjectivische  ableitung  war.  'befiedert'  hiefsen 
die  Finnen  wegen  ihrer  Schneeschuhe,  sodass  in  der  Zusammen- 
setzung Scridefinnen  eine  tautologie  vorliegt  aus  einer  zeit,  als 
der  uralte  name  Finnen  bereits  unverstanden  geworden,  denn 
da  selbst  jener  Urzustand  des  ausgedehnten  fischer-  und  jäger- 
volks,  wie  ihn  Tacitus  beschreibt  und  wie  ihm  eine  übermächtige 

1  s.  51  hätte  der  bezug  auf  Müllenhoffs  s.  11  geäufserte  Vermutung  zu 
Ptolemaeus  gestrichen  werden  sollen,  da  sie  sich  als  unrichtig  erwiesen  hat, 
vgl.  s.  49:  Ptolemaeus  hatte  nicht  Kvtvcovst,  sondern  <Plvvoi  geschrieben, 
die  alten  kannten  also  sicher  auch  in  Skandinavien  den  namen  Finnen  und 
es  bleibt  nach  Tacitus  berichten  viel  wahrscheinlicher,  dass  seine  Sitones, 
die  Quenen  der  ebene,  hiermit  als  Finnen  bestätigt  werden,  denn  dass  die 
alten  neben  den  Sitones-Quenen  die  Scridefinnen  in  den  bergen  bereits  ge- 
kannt und  zum  unterschiede  Finnen  schlechthin  genannt  hätten. 

2  was  schon  Thomsen  (Einfluss  d.  germ.  sprachen  auf  die  finnisch-lap- 
pischen s.  14)  zurückwies. 


MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  13 

natur  stellenweise  bis  heute  eine  kaum  übersteigliche  schranke 
entgegensetzt ,  ohne  hund ,  ren  und  Schneeschuhe  undenkbar  ist, 
so  müssen  diese  erst  durch  Paulus  Diaconus  berichteten  einzel- 
neren notwendig  bereits  in  der  urzeit  bestanden  haben,  das 
wort  ren,  älternhd.  reinger,  altn.  hreinn,  aus  *kera?iias  =  cor vinus, 
das  gehörnte,  ist  nach  Thomsen  nur  germanisch,  nicht  lappisch, 
im  übrigen  ist  die  altertümliche  gestalt  der  dem  germanischen 
entlehnten  lappischen  fremdworte  für  die  frage ,  ob  Germanen 
oder  Finnen  eher  in  Skandinavien  safsen1,  ebenso  wenig  ent- 
scheidend, wie  der  mythus  der  vollkommen  als  finnische  berg- 
jägerin  geschilderten  göttin  Skadi,  die  mit  dem  reichen  vanen, 
dem  handelsgott  Njörd  vermählt  ist  und  mit  Odin  den  Sseming 
erzeugt,  den  gebieter  des  noch  halb  von  Lappen  bewohnten  Halo- 
galand,  die  sich  selbst  Same  nennen,  deutlicher  spricht  zu 
gunsten  der  Finnen  die  sage  von  Gylfl,  der  ursprünglich  könig 
eines  fremden  urvolks  am  Mälarsee  gewesen  sein  muss  und  sein 
land  an  die  germanische  göttin  Gefion  verliert,  entscheidend 
aber  ist  der  name  der  landschaft  Finnheidi  zwischen  dem  däni- 
schen Halland  und  den  gotischen  Smälanden,  wo  sich  Finnen  ge- 
schützt durch  die  wilde  wüste  in  germanischer  Umgebung  länger 
gehalten  haben  müssen,  vor  allem  aber  der  finnische  name  des 
landes  Skandinavien  oder  richtiger  Skadinavien,  lappisch  Skadesi 
suols,  iusel  der  Skadas  d.i.  menschen,  wie  die  Lappen  ihr  land 
und  die  ganze  erde  nennen,  womit  des  Plinius  nachricht  von  den 
Hillevionen,  dass  sie  ihr  land  Skandinavien  alterum  orbem  ter- 
rarum  nennen,  wunderbar  übereinstimmt,  dass  Scadinavia  die 
ursprüngliche  form  war,  erweist  aufser  dem  lappischen  original- 
wort  die  Überlieferung  der  besten  hss.  des  Plinius,  Paulus  Dia- 
conus und  Dicuil,  die  Verderbnis  Codanovia  bei  Mela,  ferner  die 
altgermanischen  formen  Scadanau  in  der  Origo  gentis  Langobar- 
dorum,  Schatanavia  bei  Fredegar,  Scathenauga  im  Chronicon  Go- 
tlianum  und  Scedenig,  Scedeland  im  Beowulf.  altn.  Skdn-ey  ent- 
stand also  aus  *Skapnavi,  altn.  Skdni  aus  *Ska[mja,  Scandia  bei 
Plinius,  Ptolemaeus,  Jordanes,  Isidor,  wie  mal  aus  mapl,  Heinir 
aus  lleidnir,  Xaideirol. 

Die  älteste  geschichtlich  bezeugte  gränze  der  Finnen  und 
Germanen  liegt  am  nordwestufer  des  WaBnersees  zwischen  Hau- 
mariki  und  Ränriki;  dorthin  verlegt  sie  Jordanes  und  späterhin 
Ottar  in  Alfreds  Orosius;  ja  noch  im  11  jh.  betrachtet  Adam  von 
Bremen  das  ungeheuere  gebirgs-  und  waldland  zwischen  Schweden 
und  Norwegen  als  tummelplatz  der  Finnen,    anders  an  den  küsten: 

1  die  sog.  Finnenhypothese,  nach  der  Finnen  die  Ureinwohner  von  fast 
ganz  Europa  sein  sollen,  hat  Müllenhoft'  wegen  ihrer  völligen  bodenlosigkeit 
kaum  berührt:  die  morschen  anthropologischen  stüzen  hat  ihr  Virchow  (Die 
Urbevölkerung  Europas)  längst  entzogen;  doch  wird  sie  bei  den  geschicht- 
schreibern  wol  nach  wie  vor  ihr  dasein  fristen,  denn  neuerdings  hat  sie 
Dahn  und  allerneuestens  wider  Gutsche  (Deutsche  geschichte  von  der  urzeit 
bis  zu  den  Karolingern)  aufgewärmt. 


14  MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

dort  muss  Helsingeland  nach  den  archäologischen  funden  bereits 
im  1  jh.  unserer  Zeitrechnung  germanische  bewohner  gehabt 
haben,  da  nun  Cvenland  nach  Ottar  auf  gleicher  breite  mit  Ha- 
logaland  lag,  südlich  also  an  Helsingeland  stiefs,  so  wird  es  sich 
mit  dem  lande  der  Taciteischen  Sitones  decken.1 

Nicht  besonders  erwähnt  werden  die  Quenen  von  Jordanes, 
dessen  nachrichten  über  Skandinavien  höchst  wahrscheinlich  von 
dem  Prjendirkönige2  Rodwulf  stammen,  der  zu  Theoderich  nach 
Italien  kam  und  für  Cassiodor  als  berichterstatter  diente,  trotz 
den  grofsen  Verderbnissen ,  ja  der  unheilbaren  Zerrüttung,  in  die 
des  Cassiodor  Schilderung  bei  Jordanes  geraten,  liegt  hier  ein 
vollständiges  und  im  ganzen  wolgeordnetes  völkerbild  aus  Skan- 
dinavien vor,  wie  wir  es  von  keinem  anderen  teile  Altgermaniens, 
selbst  in  Tacitus  Germania  nicht,  besitzen  und  früher,  auch  aus 
den  darstellungen  bei  Zeufs  und  Munch,  in  seinem  wahren  werte 
nicht  erkennen  konnten,  wie  oben  bemerkt,  hebt  Jordanes  bei 
dem  nördlichsten  Norwegen  in  Halogaland  (Adogit3)  an ,  geht  ost- 

1  auf  Kieperts  karte  liegt  Quaenaland  zu  weit  westlich  ins  gebirge 
hinein  und  erstrecken  sich  die  Sitones  zu  weit  südwärts. 

2  oder,  wie  Mommsen  will,  Herulerkönig. 

3  Müllenhoffs  Vermutung,  dass  hinter  der  Verstümmelung  Adogit  (AJOT 
aus  AAOr)  sich  Halogaland  verberge ,  wird  bestätigt  durch  den  verlauf, 
den  Jordanes  geographischer  rundgang  um  Skandinavien  nimmt,  indem  er 
ebendort  seinen  endpunct  findet,  wo  er  nach  Müllenhoffs  meinung  anhebt, 
nämlich  in  Halogaland.  Dietrich  hat  seiner  zeit  in  der  schrift  Über  die  aus- 
spräche des  gotischen ,  worin  anhangsweise  die  skandinavischen  völkernamen 
des  Jordanes,  freilich  sehr  unzulänglich,  behandelt  werden  (s.  104  ff),  Adogit 
mit  bestimmtheit  als  randglosse  zu  existit  erklärt,  entstanden  aus  u[el] 
degit.  diese  Vermutung  ist  um  vieles  weniger  wahrscheinlich  als  die  Müllen- 
hoffs. Dietrich  selbst  hat  hervorgehoben,  wie  oft  bei  Jordanes  die  namen 
dadurch  entstellt  würden ,  dass  der  noch  in  uncialform  geschriebene  end- 
buchstabe  später  nicht  mehr  erkannt  und  als  minuskel  verlesen  wurde:  aus 
alogil  wurde  somit  adogit.  ich  würde  mich  bei  dieser  frage  nicht  auf- 
halten,  wenn  nicht  OBremer  in  seiner  besprechung  im  Litteraturblatt,  deren 
unreife  lobsprüche  noch  respectwidriger  erscheinen  als  ihr  leichtfertiger 
tadel,  Dietrichs  durchaus  unsichere  Vermutung  als  erwiesene  tatsache  Müllen- 
hoff  triumphierend  entgegengehalten  hätte,  ja  dieser  kritiker,  ein  richtiger 
'sehrmann',  wie  ihn  Mörike  (anLongus)  gezeichnet  hat,  geht  so  weit,  Müllen- 
hoff  der  unbekanntschaft  mit  Dietrichs  1862  erschienenem  schriftchen  zu 
zeihen,  grofsen  wert  hat  Müllenhoff  sicher  nicht  auf  dieses  büchlein  gelegt; 
allein  er  hat  es  sich  angeschafft  und  einbinden  lassen,  wovon  sich  Bremer  in  der 
bibliothek  des  germanischen  seminars  zu  Berlin  überzeugen  kann,  hätte  B.  sein 
bestreben,  auf  einem  ihm  augenscheinlich  noch  recht  fremden  gebiete  von 
einem  meister  zu  lernen  ('ein  buch,  aus  dem  man  viel  lernen  kann',  lautet 
seine  naive  äufserung),  nachhaltiger  fortgesetzt,  bevor  er  das  wort  ergriff, 
so  wäre  ihm  kaum  verborgen  geblieben,  dass  mit  der  harten  bemerkung 
Müllenhoffs  gegen  den,  der  das  überlieferte  ethel  in  ethelrugi  als  ad~al  fassen 
möchte  (s.  66),  nur  auf  die  erwähnte  abhandlung  von  Dietrich  gezielt  sein 
kann,  den  Müllenhoff,  wie  er  es  mit  unebenbürligen  gegnern  zu  tun  pflegte, 
nur  nebenher  ohne  nennung  des  namens  zurückweist,  nicht  minder  bodenlos 
ist  der  Vorwurf,  dass  Müllenhoff  keine  Untersuchungen  über  die  Verwandt- 
schaftsverhältnisse der  germanischen  und  der  nachbarsprachen  biete,  wäh- 
rend dieselben  bekannter  mafsen  im  dritten  bände  ihre  stelle  finden  sollen, 
was  Müllenhoff  am  schluss  des  zweiten  (s.  303),  namentlich  aber  im  vorwort 


MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  15 

wärts  zu  den  Scridefinnen,  worunter  hier  Lappen  und  Quenen 
zu  verstehen  sind ,  dann  südwärts  längs  der  ostsee  zu  den 
Schweden  (Sveans)  am  Mälar  und  Hjelmar,  überspringt  die  mehr 
binnenländischen  Ostgotar,  gelangt  zu  der  landschaft  Tjust  (Theu- 
stes,  altschwed.  Piust),  dann  notwendig  über  Blekingen  und 
Schonen  bis  Hailand :  doch  sind  in  diesem  letzten  teil  die  namen 
Vagoth  (Augoth,  Avigotk?  =  Eygautar  auf  Eyland,  Öland  oder 
Eygutar  auf  Gutland,  Gotlaud),  Bergio,  Hallin,  Liothida*  so  heillos 
verderbt,  dass  alle  Vermutungen  ungewis  bleiben,  übergangen 
werden  jetzt  die  Dänen  ganz  an  der  südspitze  des  'flachen  Küsten- 
strichs': omnium  sedes  swpina,  plana  ac  fertilis,  wie  Müllen- 
hoff  aus  sub  uno  plant  schön  bessert.2  die  post  hos  beginnende 
Völkerreihe  führt  naturgemäfs  in  das  bergige  innere  des  landes: 
Athelnil  ergibt  durch  buchstahenumstellung  Hallenti  oder  Attentat 
für  Hallanthi,  die  Halländer,  daneben  richtig  die  Finnweden  (Fin- 
naithae)  und  die  Fervir,  in  denen  man  mit  Zeufs  altn.  Fair  (got. 
favai  pauci),  vielleicht  eine  ältere  benennung  der  Smälander, 
oder,  die  in  der  angränzenden  landschaft  Wärend  angesessenen 
Vi)  dar  (Verthi,  Verti)  erkennen  mag.  daran  schliefsen  sich  unter 
der  gelehrten  misbildung  Gauthigoth  die  Ostgotar,  verbunden  mit 
den  Greutingen  (Eva-greotingi  zum  unterschiede  von  den  gleich- 
namigen Ostgoten  am  schwarzen  meere)  um  die  südlichen  höhen 
am  Wettersee  (altn.  griot  stein),  die  folgenden  Völker  his  exte- 
riores  sitzen  nicht  mehr  am  binnenmeere,  sondern  auf  der  aufsen- 
seite  der  halbinsel  am  ocean:  Vestrogothae,  Ratimariciae,  Ränriki 
(Ragnaricii,  vgl.  ahd.  rahanen,  altn.  ran)  und  Finni  mitissimi,  die 
unmöglich  noch    Omnibus  mitiores  heifsen  können,    sondern  nur 

zum  fünften  bände  ausgesprochen  hat,  wo  es  heilst:  der  dritte  band  soll 
darnach  aus  der  Stellung  und  dem  sprachlichen  Verhältnis  der  ältesten  histo- 
risch bekannten  völker  des  mittleren  Europas  in  dem  striche  von  den  Py- 
renäen bis  zum  Kaukasus  den  beweis  führen  usw.  voreilig  ist  ferner  die 
behauptung,  Flevum  erweise  sich  nach  analogie  von  Renos :  Hin  als  kel- 
tisch durch  die  deutschen  formen  mit  i,  während  noch  im  mittelalter  die 
friesische  form  Fle  vielfach  vorkommt,  kenntnislos  ist  seine  Verteidigung 
des  Tacitus  gegen  MüllenhorT  in  der  frage  der  Vertreibung  der  Bojen  aus 
Böhmen,  vgl.  s.  41.  geradezu  komisch  würkt  der  bombast  des  Schlusses, 
wo  B.  seine  eigenartigen  Vorstellungen  von  geschichtlicher  forschung  zum 
besten  gibt,  er  wollte  eben  eine  recension  im  grofsen  stile  abfassen ,  und 
da  das  eigene  vermögen  dazu  nicht  ausreichte,  so  schrieb  er  'nach  be- 
rühmten mustern':  ganze  sätze  klingen  so,  als  hätte  man  sie  schon  in 
vGutschmids  besprechung  des  ersten  bandes  des  Müllenhoffschen  werkes 
gelesen  (Litt,  centralbl.  1871  s.  521  ff),  als  beachtenswert  kann  nur  gelten 
die  oben  erwähnte  mitteilung  einer  Leskienschen  ansieht  und  einige  sprach- 
liche Schlussfolgerungen  aus  IVIüllenhoffs  resultaten,  die  oflenbar  durch  BMuchs 
Vortrag  (Korrespondenzblatt  der  anthropolog.  gesellsch.  1887  (xvin)  157)  an- 
geregt sind,  ohne  dass  Bremer  es  für  nötig  gehalten  hat,  auf  diese  quelle 
irgendwie  hinzuweisen. 

1  sowol  stevcövoi  Ptolem.,  ags.  Lionas,  wie  Liungaköpungr  (Zeufs  506 
und  Müllenhoff  Zs.  xi  290)  muss  hier  ganz  aus  dem  spiele  bleiben. 

2  Mommsen  hat  trotzdem  sub  uno  plani  beibehalten  und  fasst  sub  uno 
als  similUer  auf. 


16  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

minores1,  kleine  leute,  wie  ihre  nachbarn  in  Vingulmörk,  die 
Vinguli  (Vinovil-oth),  wodurch  die  hervorhebung  der  gröfse  der 
[oth-]  Suetidi  und  der  weiterhin  genannten  Völker  erst  den  er- 
forderlichen gegensatz  erhält,  wegen  der  geographischen  Stellung 
können  mit  den  Vinovilolh  ebenso  wenig  die  Quenen  (etwa  Quin[i]- 
vilos),  wie  mit  den  Suetidi  die  schon  genannten  Schweden  ge- 
meint sein,  sondern  gewis  die  ptolemaeischen  Xaideivoi,  norw. 
Heidnir,  welche  Jordanes  * Aethini  nennen  muste,  oder,  falls  man 
Othsuetidi  zusammenfasst,  ihre  andere  benennung  Heidswvar, 
Eidsivar,  die  bei  Jordanes  *  Aethsevii  lauten  muste.  weiter  geht 
die  aufzählt!  ng  längs  der  küste  erst  westwärts  zu  den  Grenir 
(Granit),  Agdir  (Augandzi  aus  Agadii),  Eunixi(?),  Pilir  in  Pela- 
mörk  (Taetel,  Tethel  aus  Thelae)  und  nun  nordwärts  zu  den  Rygir 
(Rugi)  in  Rogaland,  Hördar  oder  Haruden  (Arochi  aus  Arothi, 
Harothi)  und  endlich  den  Raunii,  die  wol  aus  Thraaandii  ent- 
stellt sind,  germ.  *Praaandos,  altn.  Prcendir,  ags.  Prövendas, 
womit  wir  wider  bei  den  Häleygir  anlangen  und  der  kreis  voll- 
kommen geschlossen  ist. 

Nachdem  so  in  Skandinavien  das  ursprüngliche  Verhältnis 
zwischen  Finnen  dh.  Lappen  und  Germanen  betrachtet  ist2,  kehrt 
Müllenhoff  auf  die  ostseite  der  ostsee  an  den  finnischen  meer- 
busen  zurück,  dessen  südliches  ufer  als  einstige  nordgränze  der 
Eisten  festgestellt  war,  und  untersucht  im  norden  und  osten 
desselben  die  älteste  Stellung  der  finnischen  Völker,  die  sich  in 
Karelier  im  nordosten  und  Suomi,  Hämäläiset  oder  Tawasten 
im  Südwesten  Finnlands  scheiden,    zu  dem  südlichen  oder  jämi- 

1  dieser  trefflichen  besserung  versagte  auch  Mommsen  seinen  Bei- 
fall nicht. 

2  woher  die  germanische  einwanderung  kam,  kann  nicht  zweifelhaft 
sein,  jene  an  die  späteren  wandersagen  der  Südgermanen  (vgl.  oben  s.  5) 
anknüpfende  annähme,  die  im  letzten  Jahrzehnt  zahlreichere  anhänger  nament- 
lich unter  den  anthropologen  gewonnen  zu  haben  scheint,  als  wäre  Skan- 
dinavien die  Urheimat  der  Germanen  oder  wenigstens  der  Ostgermanen,  wird 
durch  die  Müllenhoffschen  ausführungen  für  immer  beseitigt,  bei  der  Ver- 
wandtschaft der  Skandinavier  mit  den  Ostgermanen  wird  man  erstere  ur- 
sprünglich als  einen  zweig  oder  als  nächste  nachbarn  der  letzteren  in  Ost- 
deutschland zu  denken  haben,  bevor  sie  über  die  ostsee  nach  Schonen 
auswanderten,  in  sommerlicher  zeit  von  Rügen  über  das  noch  nicht  10  meilen 
breite  meer  nach  Schweden  zu  setzen,  konnte  auch  in  jener  urzeit  keine 
Schwierigkeiten  machen,  zu  ähnlichen  ergebnissen  kommt  Montelius  auf 
grund  der  ausgrabungen  in  seiner  abhandlung  Om  vära  förfäders  invandring 
tili  norden  (Nordisk  tidskrift  for  vetenskap,  konst  och  industri  1884  s.  32, 
deutsch  von  JMestorf  im  Archiv  f.  anthropologie  xvii  (1888),  151  ff),  nur 
lässt  er  die  Nordgermanen  über  die  jütische  halbinsel  und  die  dänischen 
inseln  nach  Skandinavien  gelangen,  was  sich  mit  der  ältesten  bekannten 
Stellung  von  Ost-  und  Westgermanen  schwer,  ja  meines  erachtens  über- 
haupt nicht  verträgt,  denn  die  dänischen  inseln  wie  Jütland  gehören  in 
den  ersten  jhh.  unserer  Zeitrechnung  bekanntlich  noch  den  westgermanischen 
Ingvaeonen.  erst  im  6jh.  wird  das  Dänenreich  auf  Seeland  gegründet  und 
die  verödete  halbinsel,  die  ihre  westgermanischen  bewohner,  Juten  und 
Angeln,  an  England  abgegeben  hat,  in  ihrem  nördlichen  teile  von  Skandi- 
naviern besetzt. 


MÜLLENBOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  17 

sehen  stamme  gehören  auch  Esten,  Liven,  Kuren,  sowie  die 
Woten  in  Ingermannland  und  als  weiter  abgetrenntes  glied  die 
Wepsen  am  Onjega  mit  besonders  altertümlichem  dialect.  historische 
Überlieferung  und  Sprachgeschichte  erweisen  gleicher  mafsen,  dass 
diese  Südfinnen  in  den  1  jhh.  unserer  Zeitrechnung  im  osten  und 
Südosten  des  finnischen  busens  beisammen  safsen  und  erst  nach 
der  Völkerwanderung ,  welche  sie  von  dem  drucke  der  skandina- 
vischen Germanen  befreite,  der  jämische  vorstofs  nach  nord- 
westen  an  die  küste  gegen  die  Karelier  und  nach  Südwesten 
gegen  die  stammfremden  Eisten  erfolgte.  Thomsen  bestätigte 
diese  tatsache  durch  den  nachweis,  dass  die  älteste  Schicht  ger- 
manischer lehnworte  im  finnischen,  die  nach  inhalt  und  umfang 
von  einem  herschendeu  und  tributheischenden  volke  eutnommen 
sind,  bei  den  gesammten  Finnen  in  gleicher  weise  erscheint 
und  diejenige  lautgestalt  zeigt,  welche  um  den  beginn  unserer 
Zeitrechnung  der  nordgermanischen  spräche  eigen  war.1 

Gegen  die  Slawen  muss  die  Waldaihöhe  die  südgränze  der 
Finnen  gewesen  sein,  denn  das  slawische  Nowgorod  am  einfluss 
des  Wolchow  in  den  Ilmensee  wurde  auf  finnischem  boden  ge- 
gründet: sein  ältester  germanischer  name,  nicht  Nögarden,  sondern 
Holmgardr,  entstand  wol  aus  Ilmengardr,  wie  denn  finn.  Ilman- 
järwi  dh.  Wettersee  mit  dem  finnischen  luftgott  Ilmari  zusammen- 
hängt, südlich  von  der  Waldaihöhe  beginnen  nach  des  russischen 
Chronisten  Nestor  und  Adams  von  Bremen  berichten  aus  dem 
11  jh.  die  sitze  slawischer  stamme,  die  Kuritschen  um  Smolensk 
im  quellgebiet  der  Düna,  Wolga  und  des  Dnjeprs  und  südlich 
davon  an  der  Desna  die  Sjeweren.  östlich  gehen  neben  ihnen 
parallel  vom  Bjelo  ozero  nach  Süden  widerum  finnische  Völker: 
die  Wesi  (Wizzi),  heute  Wepsen,  die  Merja  (Mirri),  die  Muroma 
an  der  Okamündung  und  weiter  nordöstlich  die  Tscheremissen 
und  Permen,  am  südlichsten  zwischen  Don  und  Wolga  die  Mor- 
dwinen. 

Die  ursprünglichkeit  dieser  Stellung  der  Finnen ,  denen  das 
ganze  Wolgagebiet  gehörte,  wie  den  Slawen  das  Dnjeprbecken, 
erweist  des  Jordanes  erzählung  von  den  eroberungen  des  durch 
Ammian  bekannten  ostgotischen  königs  Ermanrich  (um  360),  die 
aus  der  sage  des  5  jhs.  geschöpft  ist.  danach  unterwarf  der 
könig  ganz  Osteuropa :  Westgoten,  Heruler  an  der  Maeotis,  Slawen, 
Eisten  an  der  ostsee  und  die  nordvölker  dh.  Finnen,  die  von 
Jordanes  in  ihren  alten  sitzen  aus  der  zeit  vor  dem  Hunnenein- 
bruch einzeln  aufgezählt  werden,  am  finnischen  meerbusen,  von 
dem  Jordanes  ausgeht,  safsen  die  Golthe-scytha  (=  Golthe-Cjudi), 
bei  Adam  von  Bremen  Scuti  genannt,  dann  östlich  zwischen 
Ladoga  ,  und  Onjega  die  Thiudos  in  Aunxis  d.  i.  die  Tschuden 
oder  Finnen  um  Olönetz,  denn  Thiudos  ist  nur  die  gotische  form 

1  die  zweite  noch  andauernde  skandinavische  colonisation  und  herschaft 
in  Finnland  stammt  erst  aus  dem  12  jh. 

A.  F.  D.  A.    XVI.  2 


18  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

für  den  allgemein  slawischen  Finnennamen  (Tschuden)  und  Aunuk- 
sen-maa  heifst  bei  den  Finnen  das  russische  Olönetz.  es  folgen 
die  Wesi  (got.  Visans)  und  die  Permen  (got.  acc.  Bermans,  altn. 
Btarmar,  ags.  Beormas):  beide  namen  sind  in  der  corruptel  va- 
sino  broncas  zusammengeschweifst  worden.  dann  die  Merens 
(Meren)  und  Mordens  (Mordwinen),  in  deren  namen  die  endung 
-ens  noch  das  gotische  -jans  erkennen  lässt,  und  schliefslich 
die  Ceremisi,  deren  ältere  namenform  aus  der  durch  Umstellung 
der  namenhälften  entstandenen  Verderbnis  imnis-caris  deutlich 
hervorleuchtet,  aber  dass  nicht  nur  im  4  jh.  unserer  Zeitrech- 
nung, sondern  schon  mehrere  jhh.  vor  derselben  Finnen  an  der 
Wolga  safsen1,  die  sie  heute  noch  Rau  oder  Rawas  nennen,  während 
Wolga  die  slawische,  Atal,  Itil  die  bulgarisch-türkische  benennung 
ist,  beweist  des  Ptolemaeus  genaue  kenntnis  des  Pcc  und  selbst 
Herodots  "OctQog,  den  Darius  östlich  vom  Tanais  (Don)  antrifft, 
wie  vielleicht  des  Ptolemaeus  /Jai%,  Jaik  (Ural)  ein  finnischer 
name  ist  (finn.  jeaga  —  kleiner  fluss). 

Es  blieben  als  drittes  nachbarvolk  im  osten  der  Germanen 
die  Slawen  übrig,  was  Tacitus  über  sie  berichtet,  erweist  sich 
widerum  als  ausfragung  kundiger  Germanen,  nicht  als  eigene 
beobachtung  der  Römer,  einmal  negativ  wegen  der  abwesenheit 
jeglicher  bemerkung  über  die  spräche  und  dann  positiv  durch 
die  art  der  characterisierung  der  Slawen  als  eines  argen  räubervolks 
im  gegensatz  zu  den  friedlichen  Eisten  und  als  nichtnomadischer, 
leichtbewaffneter  fufskämpfer  im  gegensatz  zu  dem  reitervolk  der 
Sarmaten  am  Pontus,  mit  denen  jene  zu  vermischen  die  geogra- 
phischen anschauungen  des  altertums  hätten  verleiten  können, 
ebenso  wenig  wie  die  Eisten  kannten  einst  die  Slawen  eine  in 
germanischer  art  mit  leben  und  Selbständigkeit  des  volks  fest  ver- 
knüpfte häuptlings-  oder  königsgewalt;  schon  in  vorhistorischer 
zeit  entlehnten  beide  Völker  das  altgermanische  *kuningas:  litt. 
kuningas,  lett.  kungs  dominus,  altslaw.  (kiinqgü,  kunqzi)  knqzi 
princeps.  wie  bei  den  Finnen  so  erweisen  auch  bei  den  Slawen 
Schriftsteller  des  6  jhs.,  Prokop  und  Mauricius,  durch  genauere 
ausführung  die  richtigkeit  der  Schilderung  des  Tacitus.  nach  wie 
vor  ist  das  räuberwesen  fest  eingewurzelte  volksgewohnheit;  ge- 
kämpft wird  zu  fufs  nur  mit  speer  und  schild,  nicht  in  der  feld- 
schlacht,  nur  im  kleinkriege  bei  vollkommener  Zersplitterung, 
der  einzelne  wohnt  ohne  nahe  nachbarschaft  in  Waldungen;  die 
landschaftlichen  verbände  stellen  keine  politische  macht  dar,  da 
gemeinsame  beschlösse  nicht  zu  stände  kommen,  und  der  friede 
erstreckt  sich  nur  auf  den  bereich  der  einzelnen  familie,  da  ihn 
nicht  wie  bei  den  Germanen  edle,  angesehene  geschlechter  stützen. 

1  dieser  schluss  wäre  hinfällig,  wenn  EKuhn  (Zs.  f.  vgl.  sprachf.  28,  214 f) 
mit  der  herleitung  des  namens  aus  dem  iranischen  recht  hätte:  altpers. 
*Rahd,  wozu  er  Ranha  des  Avesta  vergleicht,  die  südlichen  anwohner  des 
flusses,   die  Skythen,  waren  allerdings  nach  Müllenhoffs  beweisen  Iranier. 


MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  19 

auch  im  kriege  fehlen  sie  als  führer;  daher  die  willkürlichen 
raubfahrten  der  einzelnen  familien.  so  konnten  die  Slawen,  weil 
sie  sich  nicht  in  abgeschlossene  Völkerschaften  gliederten,  sondern 
in  grofsen ,  weit  ausgedehnten  massen  auftreten ,  späterhin  ihre 
allmähliche  Verbreitung  und  ihr  führerloses  vorrücken  weithin  in 
die  von  Germanen  verlassenen  gegeuden  ganz  unmerklich  voll- 
ziehen. 

Von  ihren  ältesten  gränzen  kennen  wir  bereits  die  gegen 
Eisten  und  Finnen ;  es  fehlt  die  westgränze  gegen  die  Germanen. 
im  grofsen  und  ganzen  war  es  die  Weichsel  und  ihr  wol  sla- 
wischer name  spricht  dafür,  dass  die  Germanen  den  ström  ein- 
mal von  westen  her  erreicht  haben,  den  die  Goten  dann  im 
unterlaufe  überschritten,  was  die  so  genannte  slawische  Wissen- 
schaft über  diese  gränzgebiete  zu  tage  gefördert  hat,  ist  zu  un- 
vernünftig, um  eine  Widerlegung  zu  lohnen.  Schafarik  gieng 
schon  darin  zu  weit,  den  von  den  Ostgermanen  verlassenen  teil 
Altgermaniens,  der  allmählich  von  Slawen  besetzt  wurde,  für 
ursprünglich  slawisch  zu  halten,  er  wurde  späterhin  überboten 
von  Ketrzyuski1,  um  nur  einen  namen  herauszugreifen,  der  auf 
anderen  gebieten  heute  einen  guten  klang  hat,  und  neuerdings 
von  Perwolf2:  ihr  jeglicher  wissenschaftlichen  besonnenheit  barer 
slawischer  Chauvinismus  wird  nur  verständlich  durch  die  begehr- 
lichkeit,  mit  der  die  äugen  des  nachbarn  den  deutschen  osten 
betrachten,  diese  slawische  'Wissenschaft'  erweist  mit  leichtigkeif, 
dass  schon  am  beginn  unserer  Zeitrechnung  alle  Germanen  öst- 
lich der  Elbe  eigentlich  Slawen  waren ,  und  kommt  sich  schon 
sehr  bescheiden  vor,  wenn  sie  zugibt,  dass  Germanen  hier  zwar 
die  herren  des  landes,  die  eigentliche  bevölkerung  aber  unter- 
tänige Slawen  waren.  Müllennoff  erwähnt  diese  art  forschung 
nur  andeutungsweise,  indem  er  sie  auf  gleiche  stufe  stellt  mit 
den  haltlosen  und  ungereimten  versuchen,  zu  erweisen,  dass 
vom  6  — 12  jh.  Germanen  zwischen  Elbe  und  Oder  sitzen  ge- 
blieben ,  sich  ihre  nationalität  mitten  unter  herschenden  Slawen 
gewahrt,  mit  den  Deutschen  eine  gleichartige  entwickelung  ge- 
nommen und  dann  mit  den  erobernd  vorrückenden  brüdern  ver- 
schmolzen wären.3 

1  Die  Lygier.  ein  beitrag  zur  geschichte  der  Westslawen  und  Vindilen, 
Posen  1868. 

2  bei  abschluss  der  DA  n  war  Müllenhott"  nur  der  aufsatz  Perwolfs  über 
Lechen  und  Polen  (Archiv  f.  slaw.  phil.  iv  63  IT)  bekannt,  den  er  kurz  citiert. 
die  hier  ganz  allgemein  geäufserten  behauptungen  hat  dann  derselbe  verf. 
in  zwei  späteren  abhandlungen  (Slawische  völkernamen,  Archiv  vii.  vm)  des 
weiteren  ausgeführt,  trotzdem  Jagic,  der  herausgeber,  bereits  gegen  den 
ersten  artikel  eine  Verwahrung  beigefügt  hatte,  gegen  diese  neuen  aufsätze 
verwahrte  sich  Jagic  noch  entschiedener  und  versprach  nun  eine  sachliche 
darstellung  von  einem  in  europäischer  altertumskunde  bewährten  gelehrten, 
deren  erscheinen  wegen  krankheit  des  verf.s  bedauerlicher  weise  ins  un- 
gewisse verschoben  wurde,     es  hat  sich  um  Kunik  gehandelt. 

3  Platner  hat  in  zwei  umfangreichen  aufsätzen  (Forschungen  z.  d.  gesch. 


20  MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSliUISDE  II 

War  die  Weichsel  die  ostgränze  der  Germanen,  so  müssen 
wir  auf  dem  rechten  ufer  im  mittel-  und  oberlaufe  Slawen  er- 
warten, allein  von  den  hier  bei  Ptolemaeus  genannten  drei  namen 
wäre  nur  der  erste,  Soi'lovsg,  als  slawisch  anzusehen,  wenn  in 
der  gegend  des  Bug  oder  Narew  ein  alter  flussname  Sula  sich 
nachweisen  liefse,  während  die  beiden  anderen  ^govyovvditovsg1 
und  uivaqivoi  offenbar  von  dem  benachbarten  germanischen 
linken  Weichselufer  herübergenommen  wurden,  um  dem  mangel 
an  eiuzelheiten  im  osten  abzuhelfen :  auch  Plinius  erwähnt  Varini 
als  nördliche  nachbarn  der  Burgundiones  uud  Ptolemaeus  standen 
diese  namen  vielleicht  aus  einer  der  beiden  diathesen ,  die  er 
für  Germanien  benutzte,  der  general-  oder  specialdiathese,  zur 
Verfügung. 

Südlich  der  Weichselquelle  bis  an  die  südwestecke  Sarma- 
tiens  über  dem  Donauknie  folgen  ^Of-ißgcoveg  unülävagtocp qccxto i, 
weiterhin  BovQyuovsg,  ^QOvrjrai  (\.^4oovrJTai),  2aßoxoi,  Tliev- 
ylxai  und  Blsoool.  ^AvaQxocpQÖxxoL  im  nördlichen  gebirgigen 
Ungarn  gehören  klärlich  zu  den  im  nördlichen  Dacien  von  Pto- 
lemaeus genannten  ^Ävaqxoi,  die  er  von  ersteren  durch  zwischen- 
schub  jener  fünf  Völker  trennt  und  südwärts  ins  römische  Dacien 
d.  i.  Siebenbürgen  versetzt,  während  Caesars  Daci  et  Anartes  sie 
an  der  Weichselquelle  bestätigen.  Bovgyitoveg  sind  wahrschein- 
lich nur  gotische  Baurgjans ,  dh.  die  im  gebirge  geborgenen ; 
^4Qovi]taL  anwohner  der  Arwa  (slavv.  Orawa) ,  des  nebenflusses 
der  Waag;  üievylxai  wol  auch  nach  einem  fluss  benannt;  2a- 
ßöxoi  und  BLeoooi  die  von  Capitolin  als  teilhaber  des  Marko- 
mannenkrieges genannten  Bessi  Cobotes:  diese  fünf  namen  stammen 
wol  von  dem  römischen  berichterstatter  über  Südgermanien  aus 
Tacitus  zeit,  die  beiden  erstgenannten  aus  einer  älteren  griechi- 
schen quelle,  an  die  Anartes  im  nördlichen  Ungarn ,  nicht  Dacien, 
wie  Ptolemaeus  will,  schliefsen  sich  die  TevqLoy.01,  deren  name, 
wenn  auch  vielleicht  eins  mit  dem  der  norischen  Taurisci,  ebenso 
wenig  keltisch  sein  kann  wie  das  österreichische  Tauern,  und 
die  Koioxoßwxoi  im  oberen  Theifsgebiet,  das  die  vandilischen 
Asdingen  während  des  Markomannenkrieges  in  besitz  nehmen, 
bei  letzteren  tritt  widerum  die  contamination  zweier  berichte, 
griechischen  und  römischen  Ursprungs,  durch  Ptolemaeus  zu 
tage,  die  Koistoboken  werden  nämlich  in  folge  der  fälschlichen 
combination  römischer  nachrichten  aufser  in  Dacien  auch  in 
bd.  xvii.  xx)  diese  vor  ihm  nur  von  pommerischen  localforschern  gepflegte 
meinung  mit  grofser  gelehrter  rüstung  zu  verteidigen  gesucht:  Georg  Wendt 
hat  ihn  in  seiner  dissertation  (Die  natinoalität  der  bevölkerung  der  deutschen 
ostmarken  vor  dem  beginne  der  germanisierung.  Göttingen  1878)  trefflich 
zurückgewiesen. 

1  auf  Kieperts  karte  steht  nach  Müllers  ausgäbe  Phrugudiones.  frei- 
lich liest  man  in  Müllers  text  <t>Qovyov8lcoves;  aber  das  ist  nichts  als  ein 
versehen,  denn  sowol  das  Stichwort  der  anmerkung  als  die  lateinische  Über- 
setzung behält  das  n  der  zweiten  silbe  bei,  das  die  angegebenen  lesarten 
der  hss.  in  der  tat  verlangen. 


MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  21 

der  zweiten  reihe  der  sarmatischea  Völker  zusammen  mit  den 
TgavCf-iovravoi  ( '  Transjugüani  bei  Ammian)  bei  den  peukinischen 
bergen  genannt  und  letztere  als  verschieden  von  den  karpatischen 
bergen  angesehen,  und  wie  an  der  Donaumündung  die  insel 
Jln-/.!]  und  die  14qtciol  bei  der  Stadt  cJ4qrcig,  so  stehen  bei  den 
peukinischen  bergen  Peukinen  und  Bastarnen  und  zwischen  ihnen 
KaQTtiavoL  Saßoxoi  und  KoiGToßiüxot  liefsen  sich  nach  sla- 
wischen lautgesetzen  in  gegensätzlicher  weise  auslegen ,  jene  als 
Transmontani  (-bokti,  seite),  wie  Zagori,  Zaplanina,  diese  als  be- 
wohner  der  Theifsebene  (cistübokii);  allein  diese  gleichklänge  sind 
zu  unsicher,  als  dass  gegenüber  den  übereinstimmenden  Zeug- 
nissen der  alten,  welche  die  Slawen  von  den  Karpaten  fern 
halten,  etwas  darauf  zu  geben  wäre,  zumal  die  wenigen  bekannten 
Personennamen  des  volks  unslawisch  sind. 

Die  drei  ältesten  Zeugnisse1,  Pliuius,  Tacitus,  Ptolemaeus, 
kennen  Slawen  (Venethae)  nur  im  norden  und  nordosten  der  von 
der  Weichselquelle  längs  des  äufseren  Karpatenrandes  bis  zur 
Donaumündung  ausgebreiteten  Bastarnen,  also  im  Dnjeprgebiete; 
und  dies  bestätigen  die  Peutingersche  tafel  und  ein  Grieche  aus 
dem  3jh.  (Germ.  ant.  s.  156),  sowie  die  Veronesische  volkertafel  aus 
dem  4  jh.  vor  der  südlichen  ausdehnung  der  Bastarnen  safsen 
die  Slawen  demnach  von  der  oberen  Weichsel  und  den  Karpaten 
an  um  die  grofse  Sumpfgegend  nordwärts  bis  an  die  Waldaihöhe, 
ostwärts  gegen  die  Finnen  bis  an  die  Wolga ,  südwärts  nicht  bis 
ans  meer,  noch  weniger  bis  an  die  Donau,  denn  ihr  name  ist 
im  slawischen  doppelformig ,  Dunavü  und  Dunaj,  und  dies  wird 
allein  erklärlich  durch  die  annähme  gotischer  vermittelung  (Dönavi, 
acc.  Dönauja)  des  in  echtem  keltisch  Danuvias,  nicht  Danubius, 
lautenden  namens.2  Danuvius  bezeugen  die  inschriften  und  be- 
zeugen auch  die  germanischen  Umbildungen,  ags.  Donüa,  ahd. 
Tuonouua,  während  keltisch  Danubius  ahd.  Tuonuffa  ergeben 
haben  würde.  Danuv-ius  ist  von  keltisch  ddnu  fortis  nur  durch 
ableitung  gebildet,     die  ableitungssilbe  gestaltete  sich  im  munde 

1  die  älteste  erwähnung  des  germanischen  namens  der  Slawen  bei  Mela 
übergeht  Müllenhoff  mit  stillschweigen,  ich  wenigstens  weifs  für  den  auch 
bei  Plinius  vorkommenden  bericht,  der  zu  den  tollsten  einfallen  veranlas- 
sung geboten  hat,  bei  den  alten,  wie  bei  neueren  gelehrten,  keine  andere 
vernünftige  erklärung  als  die,  in  den  angeblichen  Indern  Wenden  zu 
sehen.  Metellus  Celer,  dem  proconsul  von  Gallien,  sollen  nämlich  a.  58 
v.  Chr.  von  dem  könige  der  Sueben  einige  Inder  geschenkt  worden  sein, 
die  an  die  germanische  küste  verschlagen  und  als  sklaven  weiter  verkauft 
wurden:  ein  beweis,  dass  das  meer  ununterbrochen  von  der  germanischen 
küste  ostwärts  bis  nach  Indien  gehe,  an  eine  fehlerhafte  Überlieferung  des 
namens,  wie  sie  später  vorkommt,  zb.  Germ.  ant.  s.  157  Indii  statt  Vinidi, 
ist  natürlich  nicht  zu  denken,  wol  aber  an  eine  entstellung  des  den  Römern 
noch  gänzlich  unbekannten  volksnamens,  den  sie  einem  ihnen  bekannten 
ähnlich  machten ,  wie  später  in  anderer  weise  Veneti  gesagt  wurde  (Tacitus). 

2  iMüllenhoffs  glänzende  abhandlung  Donau,  Dunavü,  Dunaj,  die  aus 
der  Zs.  xx  und  dem  Archiv  f.  slaw.  phil.  i  bekannt  ist,  wurde  in  unserem 
bände  mit  einigen  nachträglichen  besserungen  als  anhang  xm  wider  abgedruckt. 


22  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTÜMSKUNDE  II 

der  Sueben,  die  um  100  v.  Chr.  den  herkynischen  Waldgürtel 
durchbrochen  hatten  und  bis  in  die  gegend  der  Donauquellen 
erobernd  vorgedrungen  waren,  zu  einem  eigenen  stamme  -avia 
um.  von  den  Sueben  kam  der  name  zu  den  übrigen  Germanen 
und  die  Goten  brachten  ihn  schon  an  die  Donaumüntluug  mit, 
wo  seitdem  der  thrakische  name  Ister  verschwindet,  von  den 
Goten  erbten  ihn  die  Slawen,  diesen  nur  aus  sprachlichen  gründen 
erschlossenen  gang  der  namenentwickelung  bestätigen  die  histo- 
rischen Zeugnisse  der  Byzantiner,  welche  die  gotische  form  als 
Joivaßio,,  Jovvavig  überliefern,  bei  einem  derselben,  Pseudo- 
Caesarius,  fand  Müllenhoff  den  ältesten  beleg  für  den  einheimi- 
schen namen  der  Slawen:    2x?>avr]voL  (ca.  530). 

Das  gebiet  der  Slawen  war  demnach  ein  grofses  einförmiges 
binnenland,  an  umfang  dem  gebiete  der  Urgermanen  weit  über- 
legen und  wol  im  stände,  in  kurzer  zeit  grofse  bevölkerungsmassen 
an  die  länder  jenseits  der  Donau  wie  der  Weichsel  abzugeben, 
wo  sie  an  erster  stelle  nur  unvollkommen,  an  letzterer  gar  keinen 
widerstand  fanden,  das  rätsei  ihrer  ausbreitung  erklärt  sich  vor- 
nehmlich durch  ihre  mangelnde  geschlossenheit ,  sodass  die  menge 
in  kleine  atome  zersprengt  sich  überall  einnisten  konnte ,  wo  sich 
ihr  räum  öffnete,  in  Ostdeutschland  war  das  schon  überaus  früh 
der  fall. 

Die  allmähliche  entblöfsung  des  germanischen  Ostens  beginnt 
bereits  in  vorhistorischer  zeit  mit  dem  abzug  der  Skiren  und 
Bastarnen  von  der  Weichsel  nach  der  unteren  Donau,  beim  be- 
ginn des  markomannischen  krieges  (etwa  170)  brechen  die  lugi- 
schen Vandilier,  die  sich  nach  ihrem  königsgeschlecht  auch 
Hazdiggos  (Astingi)  nennen,  über  die  Karpaten  ins  land  der 
Koistoboken  ein  und  lassen  an  der  oberen  Weichsel  und  Oder 
die  erste  lücke.  ihnen  folgen  sofort  teile  der  Goten,  die  nach 
der  Walachei  ziehen  und  seitdem  Taifalen  ('Dakenebene')  heifsen, 
während  der  hauptstamm  gegen  240  an  den  Pontus,  der  rest, 
die  Gepiden ,  zehn  jähre  später  nach  den  Karpaten  und  gleich- 
zeitig eine  abteilung  skandinavischer  Heruler  nach  der  Maeotis 
auswandert,  gegen  ende  des  Jahrhunderts  rücken  die  Burgunden 
den  Semnonen  nach  in  die  gegend  des  Mains  und  endlich  im 
4  jh.  die  nördlichsten  Ostgermanen,  Skiren  und  Bugen,  denen 
sich  von  jenseits  der  ostsee  noch  Heruler  anschliefsen ,  in  das  von 
Wandalen  (Silingen)  und  Sveben  (Quaden)  406  verlassene  land 
im  Süden  der  Karpaten,  der  stürz  des  hunnisphen  reiches  reifst 
die  Skiren  und  weiter  abwärts  an  der  Donau  die  Bugen  mit  sich 
und  später  werden  auch  die  Heruler  von  den  Langobarden  zer- 
sprengt, sodass  ganz  Ostgermanien  bis  zu  der  Oder  und  dem 
Biesengebirge  vom  3  —  5  jh.  geräumt  war. 

Dass  die  wenn  auch  lautlos  und  unbemerkt,  so  doch  gewis 
ziemlich  rasch  nachrückenden  Slawen  vielfach  noch  reste  von 
Germanen   angetroffen   haben,    bezeugt  jenes   aus   Gepiden   und 


MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  23 

Eisten  bestehende  mischvolk  der  Vidivarier  an  den  Weichselmün- 
dungen, die  bekannte  von  Prokop  mitgeteilte  sage  der  afrikani- 
schen Vandalen ,  die  ähnlichen  Verhältnisse  in  der  geschichte  der 
ostgermanischen  Völker  an  der  Donau  wie  der  Goten  in  Taurieu, 
vor  allem  aber  die  bewahruug  germanischer  Ortsnamen  bei  Slawen, 
denen  die  germanischeu  reste  vor  ihrem  erliegen  jene  überlieferten, 
so  lebt  noch  heute  der  name  der  auf  dem  linken  oberen  Oder- 
ufer gesessenen  Silingen ,  nach  denen  die  Slawen  den  Zobtenberg 
Stanzt  (Silingis),  den  fluss  daneben,  die  Lohe,  Slqza  und  end- 
lich das  land  Schlesien  benannten;  ebendort  berichtet  Thietmar 
von  Merseburg  für  das  10  jh.  von  einem  orte  Nemci,  d.  i.  Ger- 
manen, olim  a  nostris  condita.  und  noch  länger  werden  die 
früheren  germanischen  Ortsnamen  der  nun  slawischen  gegenden 
bei  den  westlichen  Germanen  beibehalten,  das  erzgebirge  wird 
noch  im  9  jh.  Fergunna  und  Mirkuuidu,  die  Warnow  noch  von 
Saxo  grammaticus  mit  ihrem  deutschen  namen  Gudacra  genannt, 
der  slawische  stamm  der  Stoderaner  an  der  Havel  hiefs  bei  den 
Deutschen  Heveller,  ihr  hauptort  Brandenburg,  ihr  heiliger  berg 
Harlungeberg.  der  name  der  Moldau  (tscbech.  Wlatawa)  ist  nur 
Umbildung  aus  altgermanisch  *Walth-ahva,  wie  Odora  aus  ger- 
manisch *Viapva.1  ja  der  böhmischen  Eger  und  den  rechten 
Eibzuflüssen  Havel,  Spree,  Elster  ist  ihre  deutsche  benennung 
unverloren  geblieben,  dass  auch  im  Donautal  von  der  Enns  bis 
Wien  die  germanische  bevölkerung  nach  der  ersten  besiedlung 
nie  ganz  ausgestorben  ist,  beweisen  eine  menge  Ortsnamen,  deren 
deutsche  form  sich  unmittelbar  an  die  aus  dem  altertum  über- 
lieferte anschliefst,  während  die  slawische  ihr  ferner  steht:  Erlaf 
(Arlapa),  Treisam  (Trigisamus),  Cumeoberg  (Comage?ius),  Wien  als 
Stadt-  und  flussuame  (Vindobüna,  Vindomna,  deutsch  die  Wieden, 
daraus  poln.-tschech.  Videri,  südslaw.  ungar.  aber  Bec,  Becs),  Raab 
(Arrabo),  Kamb  (Kü/.moi},  Mänhart  (Luna  Silva),  March  (Marus, 
aber  slaw.  Morawa) ,  Gran  (Tgarovag,  aber  slaw.  Hron,  ungar. 
Gar  am). 

Von  der  germanischen  heldensage  wird  bis  ins  6  jh.  hinein 
der  ganze  osten  bis  zur  Weichsel  noch  als  deutsches  land  in 
anspruch  genommen  und  auch  die  gotischen  berichte  Cassiodors 
bei  Jordanes,  die  im  übrigen  die  Verhältnisse  des  6  jhs.  richtig 
darstellen,  geben  als  westgränze  der  Slawen  noch  nach  altgermani- 
scher weise  Weichsel  und  Karpaten  an;  sogar  der  kosmograph 
von  Ravenna  hat  noch  diese  ansieht,  die  damals  schon  lange 
nicht  mehr  richtig  war.  das  beweist  der  zug  einer  abteilung 
Heruler  aus  der  Theifsebene  nach  Skandinavien,  von  dem  uns 
Prokop  zum  jähre  513  berichtet,    'bei  allen  stammen  der  Sklavenen' 

1  vielleicht  gehört  noch  der  name  Gesenke  hierher;  falls  nämlich  tschech. 
jasenik  (jasen  esche)  nur  Übersetzung  des  altgerm.  läaxißovgyiov  d.  i.  eschen- 
gebirge  und  nicht  selbständige,  neubenennung  der  Slawen  war.  —  denselben 
gedanken  hat  soeben  RMuch  ausgesprochen:  Zs.  33,  3 f. 


24  MÜLLENBOFF  DEUTSCHE  ALTERTÜMSKUNDE  II 

vorbei  durchzogen  sie  'vieles  öde  land',  um  westwärts  zu  den 
Warnen  und  Dänen  zu  gelangen,  da  die  Langobarden  noch  ober- 
halb Pannoniens  über  der  Donau  safsen,  müssen  sich  die  Sklavenen 
damals  schon  zu  beiden  selten  der  Karpaten  ausgebreitet  haben, 
und  als  die  Baiwarier  um  500  aus  Bajahaim  (Böhmen)  nach 
Süden  und  westen  vorgedrungen  und  530  die  Langobarden  vom 
nordufer  der  Donau,  das  sie  487  nach  kämpfen  mit  Burgunden, 
Wandalen  und  Hunnen,  nicht  aber  mit  Slawen,  erreicht  hatten, 
nach  Pannonien  übergesetzt,  stand  der  einwanderung  der  Slawen 
auch  südlich  der  Karpaten  westwärts  in  die  österreichischen  lande 
kein  hindernis  mehr  entgegen,  das  'viele  öde  land',  das  jene 
Heruler  durchzogen ,  ist  nichts  anderes  als  das  Maurungaland, 
ags.  Mprgingaland  der  heldensage,  dh.  das  land  zwischen  Elbe 
und  Weichsel,  Donau  und  ostsee,  wol  ein  Spottname  (altn.  maur 
ameise)  für  das  einst  übervölkerte  Ostgermanien ,  das  nun  einöde 
war.  am  schlagendsten  wird  das  unverjährte  anrecht  der  Ger- 
manen auf  den  osten  in  dem  altenglischen  Wandererlied  bezeugt, 
worin  ein  der  ganzen  deutschen  heldenweit  kundiger  Sänger  des 
6  jhs.,  der  selbst  ein  M^rging  ist,  Germanien  von  der  Donau  bis 
zur  Eider  noch  von  Sveben  bewohnt  sein  lässt,  an  der  Weichsel 
noch  Goten,  Gepiden,  Burgunden  und  erst  jenseits  derselben 
Vinedas  (Slawen)  kennt,  an  eine  eroberung  des  landes  durch 
die  Slawen,  deren  lockere  scharen  erst  allmählich  sich  verdich- 
teten und  in  ihrer  ohnmächtigen  Zerstreuung  während  der  völker- 
stürme  vom  3  —  6  jh.  gar  keine  rolle  spielen,  ist  daher  durchaus 
nicht  zu  denken,  den  hauptanteil  an  dem  weiten  vordringen  der 
Slawen  hatte  neben  der  verhängnisvollen  politik  der  Langobarden 
der  einbruch  und  die  niederlassung  der  Awaren  an  der  Donau, 
herbeigerufen  558  durch  Justinian  gegen  die  seit  527  fortgesetzten 
raubeinfälle  der  Sklavenen,  Anten  und  hunnischen  Bulgaren, 
dringen  sie  unaufhaltsam  nach  westen  vor,  stehen  562  bereits 
an  der  unteren  Donau,  bald  darauf  im  osten  des  fränkischen 
reichs  an  der  Elbe  und  können  nur  zum  abzuge  bewogeu  werden 
durch  vertrage  mit  Sigibert  von  Austrasien  und  seinem  schwager, 
dem  Langobardenkönig  Albuin,  die  ihnen  das  land  der  Lango- 
barden und  Gepiden,  dh.  Pannonien  und  Dacien  sichern,  ge- 
meinsam mit  den  Langobarden ,  deren  äuge  schon  lange  begehr- 
lich nach  Italien  gerichtet  ist,  vernichten  sie  567  die  Gepiden 
und  nehmen  ihr  land,  während  habe  und  übrige  mannschaft  der 
Gepiden  den  Langobarden  zufällt,  nun  räumen  auch  die  Über- 
bleibsel der  rechtselbischen  Sveben  -Semnonen  ihren  wohnsitz, 
indem  ein  teil  mit  nach  Italien  folgt,  ein  anderer,  die  sog.  Nord- 
schwaben, in  Nordthüringen  an  stelle  der  zwanzigtausend  gleich- 
falls nach  Italien  abziehenden  Sachsen  angesiedelt  wird,  so  ist 
der  ganze  osten  von  den  Germanen  aufgegeben  und  die  zer- 
sprengten reste,  die  sich  noch  rechts  der  Elbe  finden,  sind  un- 
rettbar verloren,   aufser  wo  sie  wie  im  Donautal  bis  zur  March 


MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  25 

mit  der  festen  masse  der  stammesgenossen  dauernd  fühlung  be- 
halten, so  wie  die  Slawen  hier  im  gefolge  der  erobernd  vor- 
dringenden Awaren  und  nicht  durch  eigene  politisch- militärische 
kraft  den  leeren  germanischen  osten  überschwemmten  und  dauernd 
besetzten,  so  hatten  sie  auch  von  den  südwärts  in  die  Balkan- 
halbinsel gerichteten  raubzügen  der  türkischen  Bulgaren  des  6  jhs. 
allein  den  bleibenden  vorteil,  indem  sie  an  die  Donau  und  über 
dieselbe  hinaus  bis  nach  Morea  ihre  niederlassungen  vorschieben 
konnten,  dass  vor  der  zweiten  hälfte  des  6  jhs.  Slawen  nicht 
in  gröfseren  massen  südlich  der  Donau  vorkommen,  erweist  an- 
hang  xv  durch  genaue 'aufführung  der  berichte  über  die  byzanti- 
nischen kämpfe,  die  Pniower  für  die  jähre  538  —  559  fortgeführt 
hat.  zugleich  ergibt  sich  die  hinfälligkeit  aller  versuche  Scha- 
fariks,  westlich  der  Karpaten  oder  an  der  Donau  ein  Urslawen- 
tum  zu  erweisen. 

Das  vierte  buch  ist  den  west-  und  südnachbarn  der  Ger- 
manen gewidmet  oder  wenigstens  dem  ausgedehntesten  und  mäch- 
tigsten volke  an  der  west-  und  südgränze,  den  Kelten,  sodass 
die  betrachtung  der  südöstlichen  weniger  bedeutenden  oder  ent- 
fernteren uachbarn,  der  illyrischen  Pannonier,  der  thrakischen 
Daken  und  der  jazygischen  Sarmaten  zwischen  jenen  beiden,  für 
die  zusammenhängende  Untersuchung  der  europäischen  bevölkerung 
im  dritten  bände  aufgespart  ist.  über  den  besitzstand  der  Kelten 
und  Germanen  sind  lange  und  erbitterte  kämpfe  vor  allem  unter 
deutscheu  gelehrten  geführt  worden,  die  meinungen  sind  heute 
geklärter,  und  wenn  selbst  Müllenhoffs  behutsam  abwägende  und 
tief  dringende  forschung  sie  nicht  einhellig  zu  stimmen  vermag, 
so  wird  der  überlieferte  Stoff  zur  entscheidung  aller  einschlägigen 
fragen  als  nicht  ausreichend  erachtet  werden  müssen,  das  dürfte 
vor  allem  bei  der  frage  nach  der  nationalität  der  Bastarnen  der 
fall  sein,  sehr  viel  weniger  bei  Kimbern  und  Teutonen,  deren 
deutschheit  ebenso  wie  das  reine  keltentum  der  belgischen  Ger- 
manen in  immer  weiteren  kreisen  als  feststehend  angesehen  wird. 

Das  früheste  eingreifen  der  Germanen  in  die  europäische  ge- 
schichte  spielt  sich  nach  Müllenhoff  im  Südosten  ab.  dort  treten 
zuerst  die  Bastarnen  auf,  die  längs  des  äufseren  Karpaten- 
randes südwärts  nach  der  Donau  gezogen  waren,  noch  um  150 
v.  Chr.  werden  sie  hier  iTnqXvÖEQ  'frische  ankömmlinge'  genannt, 
und  als  solche  behandelt  sie  auch  Philipp  in  von  Macedonien,  da 
er  sie  182  im  gebiet  der  ihm  feindlichen  Dardanen  ansiedeln 
will ,  um  sie  späterhin  gegen  die  Bömer  als  bundesgenossen  ver- 
wenden zu  können,  indes  fiel  das  vorgehen  der  Bastarnen  un- 
heilvoll für  sie  aus  und  nicht  besser  ergieng  es  ihnen  168  im 
kriege  des  königs  Perseus  gegen  die  Bömer.  von  den  Griechen 
(Polybius),  die  den  ganzen  europäischen  nordwesten  dem  kelti- 
schen stamme  einräumten,  wurden  sie  als  Galater  bezeichnet, 
denn  nicht  nur  waren  die  Germanen  noch  vollkommen  unbekannt, 


26  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

es  war  auch  dieser  oder  ein  anderer  gemeinsamer  name  für  die 
germanischen  stamme  noch  gar  nicht  aufgekommen,  da  aber  in 
der  kultur  der  Bastarnen  nach  Germanenart  alles  auf  kriegerische 
ausbildung  hinauslief,  zudem  die  wenigen  überlieferten  personen- 
namen  aus  dem  deutschen  deutbar  sind,  so  haben  wir  grund,  an 
die  richtigkeit  der  römischen  auffassung  zu  glauben,  die  sich  in 
den  mithridatischen  kriegen  gebildet  hatte  und  bei  Strabo,  Plinius, 
Tacitus  und  Ptolemaeus  vertreten  ist,  —  dass  die  Bastarnen 
nach  sitte  und  spräche  zu  den  Germanen  zählen,  später  beteiligen 
sie  sich  mit  den  germanischen  Völkern  des  ostens  am  marko- 
mannischen  kriege  wie  an  den  Gotenzüg"en  des  3  jhs.,  bis  sie 
nach  Verpflanzung  auf  römischen  boden  durch  kaiser  Probus  aus 
der  geschichte  verschwinden.  —  sie  müssen  etwa  200  v.  Chr., 
angelockt  durch  den  reiz  der  reichen  kultur  des  Südens,  von 
der  oberen  Weichsel  nach  dem  schwarzen  meere  gezogen  sein 
und  nicht  sie  allein,  es  folgteu  ihnen  andere  Ostgermanen,  wie 
die  Skiren,  deren  hauptstamm  Plinius  an  der  unteren  Weichsel 
nennt,  während  eine  iuschrift  von  Olbia  ihrer  gleichzeitig  mit 
Galatern  dh.  Bastarnen  erwähnung  tut. 

Ungleich  bedeutsamer  als  die  geschicke  der  Bastarnen  war 
der  vorstofs,  den  zwei  menschenalter  später  westgermanische 
stamme,  die  Kimbern  und  Teutonen,  in  die  südliche  kultur- 
weit unternahmen,  gerade  zwei  Jahrtausende  trennen  uns  von 
diesem  ereignis,  das  die  erste  weltgeschichtliche  tat  der  Ger- 
manen heifsen  muss  und  die  einleituog  bildete  zu  dem  kämpfe 
mit  Rom  und  Gallien,  der  seitdem  nie  wider  zur  ruhe  ge- 
kommen ist. 

Die  frage  nach  der  ethnographischen  Stellung  beider  Völker 
kann  seit  Dunckers  trefflichem  und  nach  wie  vor  unentbehrlichem 
werke  Origines  germanicae  als  entschieden  angesehen  werden: 
wie  bei  den  Bastarnen  stellt  sich  auch  hier  die  erkenntnis  der 
alten  als  eine  entwickelung  von  falscher  vermengung  zu  richtiger 
Unterscheidung  dar.  an  der  im  späteren  altertum  allgemein  an- 
erkannten germanischen  abkunft  der  Kimbern  und  Teutonen 
haben  auch  wir  nicht  zu  rütteln,  als  keltisch  erweisen  sich 
dagegen  ihre  namen,  nicht  nur  der  erste,  der  auch  späterhin, 
als  die  Verschiedenheit  von  Kelten  und  Germanen  längst  feststand, 
als  keltisches  wort  mit  der  bedeutung  'räuber'  überliefert  wird; 
auch  der  zweite,  an  dessen  deutschheit  noch  nie  gezweifelt  sein 
soll,  lässt  sich  befriedigend  nur  aus  dem  keltischen  deuten, 
denn  germ.piudans  häuptling,  könig  kann  unmöglich  einen  volks- 
namen  abgegeben  haben,  wenn  auch  später  mit  dem  10  jh.  eine 
adjectivische  ableitung  des  nämlichen  Stammes  als  name  der 
'Deutschen'  zu  politischer  geltung  kam.  deutsch  hinwiderum  wie 
ihre  träger,  wenn  auch  gleich  den  meisten  ältesten  Germanen- 
namen in  gallischer  Umformung  überliefert,  sind  die  personen- 
namen:    Teutoboduus  —  Piudabapus ,   vgl.  Teutomeres  und  Maro- 


MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  27 

boduus  =  Marabapus ;  Boiorix  =  Bajariks,  vgl.  Boiocalus  und  ahd. 
Walahrih,  Wmidrih;  Caesorix=  Gäisariks;  Clodicus  (vgl.  bastarn. 
Clondicus)  =  ahd.  Hhidth;  Lugius  endlich  ist  auch  in  der  laut- 
form deutsch  geblieben. 

Müllenhoff  wendet  sich  nun  zur  Untersuchung  der  quellen 
für  die  geschichte  beider  Völker  und  bewährt  hier  seine  bekannte 
meisterschaft  in  combinationen  wie  in  Scheidungen,  in  ableitung 
und  gegenüberstellung ,  derart,  dass  diese  abschnitte  zu  den 
glanzvollsten  leistungen  der  geschichtlichen  kritik  zu  zählen  sind, 
erst  mit  dem  eingreifen  des  Marius  in  den  krieg  gestalten  sich 
die  berichte  der  alten  reicher  und  hier  setzt  Müllenhoff  mit 
seiner  quellenkritik  ein,  aus  der  sich  zugleich  eine  in  allen  ihren 
einzelheiten  ausgeführte  geschichte  der  entscheidungskämple  in 
den  jahren  102  und  101  aufbaut,  das  ergebnis  ist  in  kurzem 
folgendes. 

Alle  ausführlichen  römischen  berichte  einschliefslich  des  Cas- 
sius  Dio  sind  nichts  als  auszüge,  teilweise  ganz  widersinnige 
(Florus),  aus  Livius  oder  seiner  epitome  und  nur  Frontin  ist  in 
der  darstellung  des  krieges  des  Catulus  etwas  selbständiger,  ihnen 
allen  gegenüber  steht  Plutarchs  leben  des  Marius,  allein  so,  dass 
sich  für  Livius  wie  Plutarch  eine  gemeinsame  hauptquelle  heraus- 
stellt, die  beide  ganz  verschieden  benutzen;  aufserdem  weicht 
Livius  von  ihr  zuweilen  bewust  ab,  um  römischen  annalisten, 
wie  Antias,  zu  folgen,  während  des  Livius  erzählung  überall 
klar  und  lückenlos  fortschreitet,  gewinnt  man  aus  Plutarchs  dar- 
stellung trotz  reichlicherer  ausnutzung  der  hauptquelle,  deren 
sachkundige  bemerkungen  durch  ihre  fo rmen schön e ,  phantasie- 
volle spräche  als  glänzende  einzelheiten  aus  ihrer  nüchternen 
Plutarchischen  Umgebung  oft  merkwürdig  sich  abheben,  vielfach 
kein  zusammenhängendes  bild.  da  Plutarch  zudem  noch  den 
Livius  zu  rate  gezogen  hat,  ergeben  sich  für  ihn  weitere  mis- 
verständnisse  aus  dieser  contamination.  wer  die  genannte  haupt- 
quelle war,  verrät  uns  Strabo  in  seiner  nachricht  vom  nachspiel 
des  Kimbernkrieges,  der  Vernichtung  der  tigurinischen  nachhut 
schon  jenseits  der  alpen.  es  ist  Posidonius  von  Apamea,  der 
Rhodier,  in  seiner  fortsetzung  des  Polybiauischen  geschichtswerkes, 
welche  die  jähre  146  —  96  vor  unserer  Zeitrechnung  behandelte 
und  im  dreifsigsten  buche  die  erzählung  der  Kimbernkriege  mit 
einer  ethnographischen  eiuleitu ng  eröffnete,  von  der  uns  durch 
Athenaeus  ein  bruchstück  überliefert  worden  ist.  des  Posidonius 
leben  und  character,  seine  bedeutuug  als  Staatsmann,  forschungs- 
reisender,  gelehrter  und  Schriftsteller  findet  eine  eingehende  und 
liebevolle  Würdigung,  die  uns  den  grofsen  und  liebenswürdigen 
mann  menschlich  nahe  bringt,  für  die  geschichte  der  Kimbern- 
kriege ist  der  verlust  seines  Werkes  unersetzlich;  denn  er  hat 
nicht  nur  die  schlachtorte  nicht  zu  lange  nach  den  grofsen  er- 
eignissen   auf  seinen   Studienreisen  besucht,   er  konnte  auch  in 


28  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

Italien  noch  die  lebendigste  Überlieferung  vielleicht  selbst  aus 
dem  muude  gefangener  Kimbern  vernehmen. 

An  die  nachricht  des  Athenaeus,  dass  Posidonius  in  jener 
einleitenden  ethnographischen  betrachtung  die  Germanen  geschil- 
dert habe,  knüpft  sich  sofort  eine  frage,  deren  beantwortung 
erst  den  wert  der  ältesten  nachrichten  über  die  ethnographische 
Scheidung  von  Kelten  und  Germanen  ermessen  lassen  würde,  — 
die  frage,  ob  Posidonius  würklich  den  namen  Tegi-iavoL  gekannt 
und  für  die  Kimbern  und  Teutonen  verwandt  hat.  das  ist  nur 
zu  ermitteln,  wenn  man  durch  genaue  ableitung  der  Überlieferung 
das  aufkommen  des  Germanennamens  feststellen  kann,  hier  kom- 
men vor  allem  die  römischen  Zeugnisse  in  betracht.  Caesar  ist  der 
erste  schriftsteiler,  bei  dem  wir  eine  bestimmte  Unterscheidung 
zwischen  Galliern  und  Germanen  ausgesprochen  finden,  und  zwar 
rechnet  er  sowol  die  Kimbern  und  Teutonen  wie  einen  teil  der 
aufständischen  häufen  des  Sklavenkrieges  (in  den  jähren  73 — 71) 
zu  den  Germanen.  Sallust  dagegen  kennt  in  seinem  ältesten 
werke,  dem  Jugurtha,  noch  keine  Germanen :  die  Kimbern  heifsen 
bei  ihm  Gallier,  ebenso  bei  allen  den  späteren  geschichtschreibern 
des  Kimberukrieges,  die  Livius  als  ihrem  gewährsmanne  folgen, 
bis  in  die  späte  kaiserzeit  hinein ,  weil  sie  es  so  in  ihrer  quelle 
fanden,  denn  Livius  benutzte  wie  Posidonius  für  diese  zeit  alte 
annalisten,  die  noch  nichts  vom  Germanennamen  wüsten,  anders 
einige  Jahrzehnte  später,  während  in  der  ersten  zeit  nach  dem 
kriege  die  fratze  auf  dem  zur  ausschmückung  des  forums  verwen- 
deten kimbrischen  schilde,  ebenso  wie  der  zur  tötung  des  Marius 
ausgesandte  sklave  'Gallus'  genannt  wird,  heifsen  späterhin  bei 
den  Römern  beide  stets  nur  'Kimbern',  weil  diese  inzwischen  als 
nichtgallische  Völkerschaft  sich  erwiesen  hatten,  denn  in  den 
fragmenten  des  Livius  wie  des  Sallust,  die  von  den  sklavenkriegen 
handeln,  ist  bereits  bestimmt  von  Germanen  die  rede,  und  der 
name  ihres  anführers  Ganniscus  bestätigt  diese  angäbe,  da  er 
aufs  nächste  mit  dem  später  überlieferten  des  Batavers  Gannascus 
und  der  Seherin  Ganna  verwandt  ist.  allein  die  Unterscheidung 
ist  noch  unfest,  da  die  'Germanen'  bei  Sallust,  wie  einmal  im 
jähre  56  auch  bei  Cicero,  obwol  so  genannt,  doch  eine  'gallische' 
nation  heifsen.  erst  bei  Caesar  treffen  wir  völlige  klarheit.  der 
name  Germanen  ist  daher  über  die  zeit  des  sklavenkrieges  hinauf 
mit  Sicherheit  nicht  zu  verfolgen  und  die  jähre  80 — 75  etwa  sind 
als  die  zeit  seines  aufkommens  anzusehen,  somit  steht  auch  für 
Posidonius  fest,  dass  er  in  seinem  ersten  werke  bei  gelegenheit 
der  Kimbernkriege  noch  nicht,  vielleicht  aber  schon  in  der  fort- 
setzung,  die  den  sklavenkrieg  mit  behandelte,  von  'Germanen' 
gesprochen  hat. 

Der  durch  Athenaeus  bezeugten  ethnographischen  einleitung 
des  Posidonius  zu  den  Kimbernkriegen  gieng  indes,  wie  wir  aus 
drei  quellen,   Strabo,   Plutarch   und  Diodor  entnehmen  müssen, 


MÜLLENBOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  29 

noch  eine  erörterung  über  die  herkunft  der  nordleute  und 
die  Ursachen  ihrer  auswanderung  voraus.  nach  Strabos  mit- 
teilungen  aus  des  Posidonius  geschichtsvverk  und  aus  seiner  schrift 
liegt  cü'asccvov  wissen  wir,  dass  dieser  der  ursprünglich  galli- 
schen sage  von  den  Sturmfluten  der  nordsee,  die  ihre  anwohner 
südwärts  zu  ziehen  zwänge,  und  namentlich  der  damals  ver- 
breiteten Übertragung  dieser  sage  auf  die  Kimbern  keinen  glauben 
beigemessen,  sondern  der  ansieht  gewesen,  das  räuberische  und 
unstäte  volk  sei  zum  maeotischen  see  abgeirrt,  der  nun  kimmeri- 
scher  dh.  kimbrischer  Bosporus  genannt  würde. 

Genaueres  erfahren  wir  durch  Plutarch  (Marius  11).  dieser 
bekennt,  man  habe  vom  Ursprünge  der  Kimbern  nichts  erfahren 
und  nur  die  gelehrten  (dh.  Posidonius)  hätten  Vermutungen  auf- 
gestellt: danach  wären  sie  aus  dem  strich  der  Keltike  gekommen, 
der  zwischen  dem  meere  und  dem  urvvaldgürtel  des  herkynischen 
waldes  gelegen  östlich  an  das  politische  Skythien  stofse,  wo  sich 
ein  mischvolk ,  die  Keltoskythen ,  ausgebildet  habe  (Posidonius 
meinte  damit  eben  Germanien ,  dessen  feuchte ,  kalte  jagdgründe 
zum  ersten  male  geschildert  werden,  und  mit  den  Keltoskythen 
die  Germanen,  welche  weder  Kelten  seien,  noch  auch  Skythen, 
wie  sie  Pytheas  seiner  zeit  genannt  hatte,  um  sie  von  den  kel- 
tischen nachbarn  im  westen  zu  scheiden),  als  Vorläufer  der 
Kimbern  sähe  Posidonius  die  Kimmerier  im  norden  der  Maeotis 
an,  die,  wie  die  Kimbern  am  ausgange,  ihrerseits  am  beginne 
der  periodischen  einfalle  der  nordleute  in  die  mittelmeerländer 
ständen. 

Die  dritte  ergänzung  bieten  die  nachrichten  des  Diodor,  der 
für  buch  v  25 —  40,  wie  Müllenhoff  in  einem  längeren  excurse 
nachweist,  den  Posidonius  ausgebeutet  hat.  uns  geht  nur  cap.  32 
an,  das  von  den  Kelten  handelt,  sie  würden,  meint  Diodor,  von 
den  Römern  durchweg  Galli,  von  den  Griechen  aber  in  der 
eigentlichen  Keltike  [Gallien]  Kelten,  nördlich  davon  längs  des 
herkynischen  gebirges  [Germanien]  Galater  genannt,  so  falsch 
diese  Unterscheidung  auch  von  Diodor  ausgeklügelt  ist,  da  den 
Griechen  und  Diodor  sonst  selbst  Takäxai  sowol  als  allgemeiner 
ethnographischer  begriff  wie  auch  als  bezeichnung  der  Gallier 
in  Gallien,  in  Italien,  an  der  Donau,  in  Kleinasien  dient,  wäh- 
rend KeItol  entweder  dasselbe  bedeutet  oder  in  dem  alten  un- 
bestimmten räumlichen  sinne  als  Nordeuropäer  verstanden  wird, 
sodass  dann  im  gegensatz  zu  den  Takätai  die  Germauen  KeltoL 
beifsen  ,  —  so  falsch  Diodors  Unterscheidung  ist ,  so  bezeugt  sie 
doch,  dass  er  bei  den  Römern  den  namen  'Germanen'  nicht 
gehört,  jedesfalls  nicht  bei  Posidonius  vorgefunden  haben  kann 
und  dass  zu  Posidonius  zeit  die  Germanen  bei  den  Römern  noch 
'Gallier'  hiefsen.  des  weiteren  enthält  das  capitel  einige  zusammen- 
hangslose notizen  aus  des  Posidonius  Schilderung  der  echten  Gal- 
lier,  die  Diodor  verkehrter  weise  hier  einschiebt  und,   was  uns 


30  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

am  wichtigsten,  über  die  herkunft  der  Kimbern  und  Teutonen 
gerade  diejenigen  beiden  Sätze,  die  uns  bei  Strabo  und  Plutarch 
zu  der  vollständig  gerundeten  darstellung  des  Posidonius  noch 
fehlen,  erstens:  nach  norden  zu  würden  die  Völkersitten  immer 
wilder,  sodass  in  Skythien  wie  in  Irland  sogar  menschen fresserei 
und  weibergemeinschaft  herschte;  zweitens:  die  Kimmerier  seien 
in  späterer  zeit  Kimbern  genannt  worden;  es  seien  dieselben 
räuberischen  scharen,  die  Rom  erobert,  Delphi  geplündert,  Asien 
verwüstet,  schliefslich  den  römischen  heeren  gewaltige  nieder- 
lagen  bereitet  hätten. 

Der  Zusammenhang  bei  Posidonius   ist  demnach  folgender: 

1.  (Plutarch)  woher  die  massen  von  3  —  400  000  mann,  die 
mit  weib  und  kindern  gegen  Italien  sich  wälzten,  gekommen,  ist 
völlig  unbekannt. 

2.  (Strabo)  man  vermutet,  dass  sie  durch  grofjse  Wasser- 
fluten vom  nordstrand  des  oceans  vertrieben  waren ,  was  aber 
nicht  zu  glauben  ist,  da  ebbe  und  flut  alltägliche,  ganz  gefahr- 
lose Vorgänge  seien. 

3.  (Diodor,  Plutarch)  unter  den  Kelten,  wohnhaft  von  den 
Pyrenäen  bis  nach  Skythien ,  hat  man  zu  trennen  die  eigentlichen 
Gallier  jenseits  der  alpen  von  den  bewohnern  des  Striches  zwi- 
schen ocean  und  herkynischem  wald,  wo  Keltike  östlich  an  Sky- 
thien stöfst:  hier  wohnte  ein  mischvolk  keltischen  und  skythischen 
Stammes,  das  bald  als  Skythen,  bald  als  Kelten  oder  Galater  Süd- 
europa periodisch  mit  kriegsscharen  überflutet  hat;  am  besten 
heifsen  sie  Keltoskythen. 

4.  (Athenaeus,  Diodor,  Strabo)  Homers  glückselige  Hyper- 
boreer sind  eine  fabel,  denn  nordwärts  nehmen  natur  und  menschen 
an  Wildheit  immer  mehr  zu  usw. 

5.  (Diodor,  Plutarch,  Strabo)  mit  am  wildesten  sind  die 
Keltoskythen,  den  Hellenen  zuerst  als  Kimmerier  bekannt ,  deren 
streitbarste  hauptschar  aber  am  äufseren  ocean  in  einem  sonnen- 
losen urwald  haust,  wo  der  pol  sich  schon  dem  zenith  nähert 
und  die  ungleiche  von  tag  und  nacht  gewaltig  heranwächst,  von 
dort  rückten  die  alten  Kimmerier,  allmählich  Kimbern  genannt, 
ein  schweifendes  räubervolk,  gegen  Italien,  sie  nahmen  einst 
Rom  ein,  plünderten  Delphi,  brandschatzten  Asien,  das  sie  als 
Hellenogalater  jetzt  noch  inne  haben,  und  rieben  endlich  grofse 
römische  heere  auf.  —  hieran  schloss  sich  wol  die  darstellung 
der  kriegsweise  der  Kimbern,  wie  sie  Plutarch  folgen  lässt,  nebst 
der  beschreibung  der  weisen  frauen  und  ihrer  tätigkeit  im  heere, 
die  uns  Strabo  bewahrt  hat,  endlich  die  Schilderung  der  häus- 
lichen sitten,  von  der  ein  fragment  bei  Athenaeus. 

Als  ein  festes  ergebnis  dieser  grofsartigen  widerherstellung 
bleibt  die  tatsache  bestehen ,  dass  ums  jähr  90,  als  Posidonius  für 
sein  werk  arbeitete,  sammelte  und  reiste,  er  weder  in  Rom  noch 
in  Massilia  den   namen  Germani  vernahm  oder  als  gebrauch- 


MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  31 

lieh  vorfand,  da  dieser  nanie  nun  17  jähre  später  bereits  ver- 
breitet ist,  wird  sein  aufkommen  etwa  ins  jähr  80  zu  setzen 
sein,  woher  kam  er  und  wie  gewann  er  seine  bedeutung?  man 
könnte  römischen  Ursprung  vermuten ,  sodass  an  eine  Verbindung 
wie  Galli  et  germani  als  ausgangspunet  zu  denken  wäre:  Meute 
derselben  abstammung  wie  die  Gallier',  um  so  mehr  als  einige 
Griechen,  die  iu  antik  naiver  weise  ihre  etymologischen  Spielereien 
zum  besten  geben,  Germanus  an  lat.  germanus  anknüpfen,  allein 
einmal  hat  letzteres  appellativisch  nie  die  bedeutuug  'bruder',  und 
dann  berichten  die  besser  unterrichteten  Römer  gerade  das  ent- 
gegengesetzte, indem  sie  den  namen  nicht  für  einheimisch  halten, 
sondern  aus  Gallien  herleiten. 

Aufser  für  die  Germanen  östlich  vom  Rhein  kommt  der 
name  noch  zweimal  vor:  in  Spanien  werden  die  iberischen  Oretanen 
von  den  benachbarten  Kelten  so  genannt,  in  Gallien  heifst  so 
ein  teil  der  Beigen,  für  die  belgischen  Germanen  ist  Caesar  der 
älteste  und  gewichtigste  zeuge,  wenn  die  von  Augustus  auf- 
gestellten triumphalfasten  den  namen  Germani  für  das  jähr  222 
v.  Chr.  bezeugen  wollen ,  so  können  wir  darin  nur  eine  geschichts- 
fälschung  sehen,  da  in  Wahrheit  die  vou  Marcellus  besiegten  gal- 
lischen hilfsvölker  der  Insubren  nicht  Germanen  dh.  Beigen  vom 
Rhein,  sondern  Gaesaten  von  der  Rhone  waren,  wie  es  die  älteren 
annalisten  durch  Polyhius,  Livius  und  Plutarch  überliefert  haben. 
Caesar  nennt  in  der  Arduenna  zwischen  Mafs  und  Rhein  fünf 
Völkerschaften  der  Germanen:  Condrnsi,  Segni,  Paemani,  Caeroesi, 
Eburones  und  trennt  sie  sorgfältig  von  den  transrhenanischen 
Germanen,  mit  denen  sie  keine  Stammesgenossenschaft  hätten, 
da  sie  eben  auch  Beigen  dh.  Gallier  waren.1  der  name  Germanen 
verschwindet  für  jene  gruppe,  nachdem  Caesar  die  Eburonen 
vernichtet,  deren  stelle  die  Tungern  einnehmen,  und  an  diese 
zeit  knüpft  die  hypothese  der  römischen  gelehrten  über  das  auf- 
kommen des  Germanennamens  an,  von  der  uns  Tacitus  in  jenem 
vielgepeinigten  satze  berichtet:  'übrigens  ist  der  name  Germanien 
jung  und  verhältnismäfsig  spät  beigelegt,  weil  die  den  Rhein 
überschritten  und  die  Gallier  vertrieben  und  jetzt  Tungern  heifsen, 
damals  Germanen  hiefsen.  so  kam  der  name  einer  Völkerschaft, 
nicht  des  ganzen  volkes  empor,  dass  alle  erst  von  dem  sieger 
um  des  Schreckens  willen ,  dann  auch  von  ihnen  selbst  mit  dem 
überkommenen2  namen  Germanen  genannt  wurden.'     der  sieger 

1  iMüllenhoff  kehrt  somit  entgegen  allen  späteren  forschem  wider  zur 
ansieht  von  Zeufs  zurück ,  dass  die  belgischen  Germanen  nicht  etwa  gal- 
lisierte  Germanen,  sondern  reine  Gallier  auch  der  herkunft  nach  gewesen 
seien,  eine  ansieht,  die  mir  in  der  tat  das  richtige  zu  treffen  scheint,  obwol 
ich  in  IVlüllenhoffs  gründen,  dass  alle  ihre  volks-,  personen-  und  Ortsnamen 
keltisch  sind ,  sowie  dass  die  heutigen  Wallonen  nicht  gut  romanisierte 
Deutsche  sein  können,  das  zwingende  nicht  finden  kann. 

2  Müllenhoff'  übersetzt  invento  nomine  nicht  ganz  passend  'mit  dem 
erfundenen  namen',  und  daran  knüpft  LLaistner  eine  ausführliche  besprechung 


32  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

sind  die  über  den  Rhein  gekommenen  Tungern,  die,  um  die 
anderen  Beigen  zu  schrecken ,  alle  jenseitigen  stammesgenossen 
nach  ihrem  eigenen  namen  Germanen  nannten,  was  denn  die 
letzteren  sich  gefallen  liefsen.  dem  urheber  dieser  hypothese 
muss  aus  Caesar  bekannt  gewesen  sein,  was  ihm  die  mit  den 
anderen  Beigen  verfeindeten  Remen  aufbanden,  dass  nämlich  die 
meisten  Beigen  von  den  Germanen  jenseits  des  Rheins  her- 
stammten und  vor  urzeiten  dorther  herübergekommen  seien ,  also 
gallisch  und  germanisch  zugleich  waren,    die  römische  hypothese 

der  stelle  (Zs.  32,  334  ff) ,  die  ich  für  verfehlt  halten  muss.  Müllenhoff  hat 
seine  Übersetzung  von  invento  (aus  dem  jähre  1872)  nach  Baumstarks  be- 
merkungen  über  nomen  invenire  (Ausführl.  erläut.  i  122  f).  die  Laistner  nicht 
zu  kennen  scheint,  obwol  sie  alles  wesentliche  seines  aufsatzes  bereits  ent- 
halten, sicher  aufgegeben  und  gegen  die  bessere  'mit  überkommenem  namen' 
eingetauscht ;  lediglich  die  unzulängliche  herausgäbe  des  werkes  durch  Pniower 
hat  es  verschuldet,  dass  dieser  ausdruck  nicht  geändert  ist.  Müllenhoffs  aus- 
legung  der  stelle  bleibt  aber  von  jenem  ausdruck  gänzlich  unberührt;  für 
mich  ist  sie  nach  wie  vor  die  einzig  denkbare.  Laistner  bezieht  a  se  ipsis 
sowie  primum  a  Victore  auf  invento,  nicht  auf  vocarentur,  sodass  bei  auf- 
lösung  der  participialconstruction  in  einen  relativsatz  sich  folgender  gedanke 
ergeben  würde:  ut  omnes  nomine,  quod  primus  victor  ob  metum,  mox 
etiam  ipsi  invenerant,  Germani  vocarentur,  'sodass  alle  mit  einer  benen- 
nung,  welche  zuerst  der  sieger  angst  halber,  später  auch  die  gesammtheit 
überkam,  Germanen  hiefsen.'  auch  diese  stilistisch  ungeheuerliche  parti- 
cipialconstruction ist  von  Laistner  nicht  zuerst  erdacht  worden;  das  zeigt 
widerum  Baumstark,  der  in  einer  ironischen  Schlussbemerkung  dieselbe 
folgender  mafsen  abfertigt:  'das  schönste  aber  ist  folgende  construction :  ut 
omnes  vocarentur  Germani  —  es  folgt  die  Laistnersche  auffassung  — ,  und 
ebenso  sauber  die  art,  nach  welcher  a  se  ipsis  nicht  zu  vocarentur  gehören 
soll,  sondern  zu  invento,  mit  einem  von  sich  selbst  angenommenen 
namen.'  nach  Laistner  müste  Tacitus  meinen,  dass  die  Tungern  erst  nach 
ihrem  siegreichen  einfall  in  Gallien  Germanen  genannt  worden,  vorher  aber 
entweder  namenlos  waren  oder  einen  dritten  unbekannten  namen  führten; 
ferner  hätten  Tacitus  und  die  römischen  gelehrten  darauf  hinweisen  wollen, 
dass  der  name  Germanen  einen  ausdruck  des  Schreckens  enthalte,  beides 
scheint  unmöglich.  Tacitus  widmet  dem  namen  Germanen  zwei  sätze,  deren 
ersterer  mit  den  ursprünglichen  trägem  desselben,  einem  kleinen  stamme 
vom  rechten  Bheinufer  zu  tun  hat,  während  der  zweite  das  aufkommen  des 
namens  für  das  ganze  volk  behandelt,  vernünftiger  weise  muste  Tacitus, 
auf  dessen  Unkenntnis  des  keltischen  (DA  ii  27)  ich  kein  gewicht  legen 
will,  wenn  er  von  der  etymologie  des  Wortes  Germani  sprach,  es  im  ersten 
satze  tun;  deswegen  schon  wird  man  in  den  Worten  des  zweiten  satzes  ob 
metum  ohne  zwingenden  grund  keine  etymologische  anspiehing  sehen,  aber 
der  erste  satz  sagt  es  klar,  dass  das  siegreich  in  Gallien  vordringende  volk 
Germanen  waren  und  später  Tungern  genannt  wurden;  Germanen  hiefsen 
sie  also  schon  in  ihrer  heimat  auf  dem  rechten  ufer  und  können  nicht  erst 
ob  metum  den  namen  nach  dem  siege  in  Gallien  angenommen  haben,  um 
ihn  dann  gleich  wider  mit  dem  der  Tungern  zu  vertauschen,  steht  dies 
als  meinung  des  Tacitus  fest,  so  fällt  die  Laistnersche  construction  zusammen, 
es  muss  demnach  im  wesentlichen  bei  Müllenhoffs  meinung  bleiben,  dass 
a  victore  sowie  a  se  ipsis  zu  vocarentur  und  ob  metum  ebenso  zu  a  Vic- 
tore wie  invento  nomine  zu  a  se  ipsis  gehört,  dass  die  römische  meinung 
nur  eine  hypothese  und  in  mehr  als  einem  puncte  unrichtiges  enthält,  ist 
klar;  darum  spricht  keineswegs  gegen  Müllenhoffs  auffassung  der  entschieden 
römische  bericht,  die  Germanen  hätten  sich  selbst  mit  diesem  namen  be- 
nannt, was  Laistner  zum   ausgangspunct  seiner  auseinandersetzung  macht. 


MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  33 

ist  ganz  verfehlt,  da  sie  mit  Vernachlässigung  des  hauptmerkmals 
der  Sprachverschiedenheit  ihre  ethnographischen  Schlüsse  anfertigt; 
denn  die  Tuugern  können  ebenso  wenig  wie  die  übrigen  Gallier 
au  Stammverwandtschaft  mit  den  deutschen  Germanen  gedacht 
haben,  die  sich  selbst  auch  niemals  Germanen  genannt  haben, 
ausgenommen  im  verkehr  mit  Römern. 

An  der  Übertragung  des  namens  vom  linken  auf  das  rechte 
Rheinufer  und  auf  ein  volk,  dem  er  immer  fremd  blieb,  können 
nur  die  Römer  selbst  schuld  sein,  aus  mehrfachen  andeutungen 
ersehen  wir,  dass  der  Germanen name  bei  den  Beigen  einst  um- 
fassender war  und  auch  die  Trevern  und  INervier,  dh.  alle  hinter 
der  eigentlich  gallischen  kultur  zurückgebliebenen  nordoststämme 
einschloss.  erst  als  der  Germaneuname  auf  dem  rechten  ufer 
herschend  geworden  und  bei  den  Beigen  wol  in  folge  gröfserer 
ausgleichung  der  gallisch-belgischen  kulturverhältnisse  immer  mehr 
zurückwich  und  schliefslich  einschwand,  konnten  die  Römer  die 
belgischen  und  deutschen  Germanen  als  stammverwandt  bezeichnen 
und  die  Beigen  ihre  germanische  herkunft  an  die  jenseitigen  Deut- 
schen anknüpfen,  es  ist  unzweifelhaft,  dass  die  Beigen  einst 
würklich  vom  rechten  Rheinufer  herübergekommen  sind,  ja  wir 
sehen  dort  einen  teil,  die  Menapier,  noch  zu  Caesars  zeit;  aber 
den  namen  Germanen  haben  sie  auf  dem  rechten  ufer  wol  nicht 
geführt  und  auch  in  so  fern  ist  die  römische  hypothese  falsch, 
weder  die  Menapier  noch  die  Texandern  und  ihre  nachbarn,  die 
einstigen  bewohner  der  Rheinmündungen,  gehörten  zur  belgisch- 
germanischen gemeinschaft.  ebenso  wenig  heifsen  die  südlichen 
Kelten  jenseits  des  Rheins,  die  Caesar  für  gallische  kolonien  in 
Germanien  hält,  jemals  Germanen  oder  ihr  land  in  voraugustischer 
zeit  je  Germauien.  auf  dem  rechten  ufer  des  Rheins  war  der 
name  also  nur  wenig  älter  als  die  Zeugnisse  dafür,  er  wuchs 
so  schnell,  weil  seit  den  Kimbernkriegen  das  bedürfnis  nach  einer 
Unterscheidung  der  beiden  Völker  an  den  ufern  des  Rheins  sich 
dringend  einstellte,  die  besten  Verbreiter  des  namens  waren  die 
südlichen  händler,  die  sich  für  ihre  waaren  Sklaven  eintauschten; 
günstig  würkte  zugleich  die  naheliegende  latinisierung  von  kel- 
tisch Garmani1  zu  lat.  Germani.  der  name  bedeutet  nichts 
anderes  als  ein  collectivum,  mag  er  nun  mit  Leo  und  Grimm  als 
'rufer   im  streit'   oder   mit  Zeufs   als   'nachbarn'  erklärt  werden. 

Wir  stehen  nunmehr  bereits  an  der  westlichen  gränze  von 
Germanien,  am  Rhein,  auf  dessen  rechtem  ufer,  wie  wir  sahen, 
einst  noch  mehr  Kelten  safsen.  es  gilt  die  älteste  erreichbare 
Scheidelinie  beider  Völker  zu  ermitteln,  der  beste  Wegweiser 
hierbei  sind  die  flussnamen,  die  unzweifelhaft  das  älteste  nanien- 
material  darstellen,  da  die  ufergegenden  als  erste  siedelungsstätten 

1  so  lautete  die  ursprüngliche  keltische  form,  aufser  dem  bekannten 
zeugnis  Bedas  sind  hier  vor  allem  die  inschriften  auf  keltischen  münzen  zu 
erwähnen,  vgl.  Revue  celtique  i  295;  ix  (1888)  32. 

A.  F.  D.  A.     XVI.  :i 


34  MÜLLEISHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

schon  zu  den  ältesten  Zeiten  hohe  bedeutung  im  volksieben  ge- 
wannen, eine  weit  höhere  als  die  berge,  und  zugleich  die  stetigste 
Überlieferung  aufweisen,  beginnen  wir  die  Untersuchung  der 
flussnamen  von  osten  her,  so  ist  der  östlichste  fluss  mit  deut- 
schem namen  derPregel,  den  die  Goten  Guthalus  nannten  (oben 
s.  8),  während  der  name  der  Weichsel  (Wisla)  littauischen  oder 
slawischen  Ursprungs  ist.  die  Germanen  machten  nach  dem 
zeugnis  der  späteren  heldensage  aus  Wisla  Wistla  und  die  Römer, 
die  den  namen  von  den  Germanen  hörten,  demgemäfs  Visula 
und  Vistula1,  da  die  lautverbindung  sl  ihnen  fremd  war,  oder 
sie  halfen  sich  durch  einschub  eines  c :  Viscia,  wie  Sclaveni  [und 
Godegisclus]. 

Mit  der  Oder  (Odagra,  Adora,  Oddora)  kommen  wir  schon 
mitten  in  altgermanisches  gebiet  und  werden  an  eine  slawische 
Umformung  eines  ursprünglich  germanischen  namens  um  so  eher 
denken  können,  da  Oder  als  flussname  auf  slawischem  boden 
sich  nirgends  widerholt,  bei  Ptolemaeus  heifst  die  germanische 
benennung  nach  Miillenhoffs  schöner  und  methodisch  sicherer 
herstellung  Oviadovag  (Viadva)=  germ.  *Yijapva,  von  der  wurzel 
vi  gehen,  wie  fijapva  von  der  wurzel  pi,  also  einfach  der  wasser- 
lauf. Viadrus  ist  bekanntlich  nur  eine  Schöpfung  der  gelehrten 
des  16  jhs. 

Aus  der  römischen  benennung  der  Elbe  Albis  ist  auf  west- 
germ.  *Albi,  aus  *Albia,  zu  schliefsen:  wenn  im  gotischen  der 
nominativ  der  jd- stamme  nur  in  lang-  und  mehrsilbigen  Worten 
auf  i  auslautete,  so  geschah  diese  Verkürzung  im  westgermani- 
schen offenbar  mit  gröfserer  freiheit.  im  altn.,  wo  diese  feminina 
nach  verlust  des  i  durch  Übertragung  aus  der  starken  /-decli- 
nation  ein  -r  erhielten,  entspricht  demnach  Elfr  (Gautelfr),  und 
norweg.  elf  bedeutet  heute  noch  'fluss'  schlechthin,  verglichen 
mit  alb  lichtvvesen ,  albiz  schwan  ist  Elbe  ursprünglich  vvol  der 
'weifse'  fluss.  wie  Elbe  sind  auch  Spree  und  Havel  deutsch,  die 
erste  (Sprewa)  nach  ihren  zerteilungen  im  Spreewald  (md.  sprewen 
zerstieben),  die  andere  (Habula)  nach  ihren  seebilduogen  eigent- 
lich die  gefäfsreiche  (mhd.  habe  hafen  von  haban  capere)  benannt, 
letztere  kann  den  Römern  ,  die  öfters  an  der  Elbe  standen  und 
von  jenseits  derselben  gesandte  empfiengen ,  nicht  unbekannt  ge- 
blieben sein;  vielleicht  steckt  hinter  dem  verderbten  XäXovoog 
bei  Ptolemaeus,  dem  einzigen  fluss,  den  das  altertum  zwischen 
Elbe  und  Oder  überliefert,  ein  Chabulos,  wie  die  Römer  die 
Chabula  wol  genannt  haben,  weiter  westlich  ist  noch  Alster 
und  Stör  deutsch,  während  Saale  (Salag),  wie  eine  anzahl  flösse 
in  Deutschland  heifsen,  gegenüber  Salza  möglicher  weise  schon 
keltisch  ist,  vorläufig  indessen  noch  mit  mehr  recht  als  deutsch 
anzusprechen  ist,    da  nur  verwandte,   nicht  die  gleichen  namen 

»neuerdings  sieht  JHanusz  (Zs.  f.  vgl.  sprachf.  28,  210  ff)  die  form 
*Fistlu  als  urslawisch  an. 


MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  35 

auf  rein  keltischem  boden  begegnen.1  das  Eibgebiet  ist  also  noch 
ganz  deutsch. 

Ebenso  wie  Albis  aus  Albi  machten  die  Römer  Visurgis  aus 
*  Visuri  ( Visuria),  die  wiesenreiche  (wisa),  und  Arnim  aus  Amisia 
(so  bei  Tacitus)2,  letztere  im  Zusammenhang  mit  Emden  (Amu- 
thon,  Emedun,  vgl.  emiz-k)  stehend  und  daher  auch  deutsch, 
ebenso  wie  beider  nebenflüsse:  Hase  (Chasuarii),  Hunte  (ags. 
huntjan  venari),  Eder  (Adrana),  Fulda  (=*Feldaha). 

Nicht  von  der  Weser,  sondern  vom  Rheine  aus  nach  osten 
zu  muss  das  einstige  gebiet  der  Kelten  bestimmt  werden,  der 
name  Rin,  wie  die  älteste  deutsche  gestalt  lautet,  von  der  wurzel 
ri  (rinnen)  könnte  an  sich  auch  deutsch  sein  und  steht  zu  gal- 
lischem Renos,  das  aus  älterem  *  Rainas  hervorgegangen  und 
neben  sich  wol  ein  Rinos  hatte,  wie  gall.  devos  aus  älterem 
deivas,  daivas  mit  der  nebenform  divos  zu  altn.  tivar  und  wie 
gall.  regs  (aus  reigas,  raigas)  nebst  rigs  zu  ahd.  rieht.3  entscheidend 
für  fremden  dh.  gallischen  Ursprung  ist  aber  das  männliche  ge- 
schlecht dieses  flussnameus,  ebenso  wie  bei  Roten  (Rhone), 
Neckar  und  Main,  der  sich  zudem  noch  durch  den  undeutschen 
doppellaut  oi  (ahd.  Moin)  als  keltisch  erweist,  für  Dubra  (Tauber), 
Nida  (Nidda),  Taunus  (vgl.  Are-taunum),  Nassova  (Nassau),  Logana 
(Lahn)  und  die  nebenflüsse  der  Lahn  bieten  sich  fast  nur  im 
keltischen  ähnlichkeiten  und  ankniipfungen.  Sigina  (Sieg)  liefse 
sich  an  ahd.  sigan  anknüpfen,  ist  aber  wahrscheinlich  nur  eine 
deutsche  Sequana,  wie  ihr  zufluss  Ens  ein  Anesus  gleich  dem 
österreichischen,  die  Ruhr  (Rurinna,  Rura)  widerholt  sich  in 
der  belgischen  Roer  (spr.  Rür)4  und  der  alte  name  der  Embscher 
Embiscara,  also  ehedem  *Ambiscara,  weist  auf  die  keltische  prä- 
position  ambi  und  eine  ableitung  von  isca  wasser  (Ischl  in  Salz- 

1  in  diese  reihe  gehört  noch  der  name  der  Selke,  der  nicht,  wie  Müllen- 
hoff einmal  meinte,  zu  mhd.  selken  zu  stellen  ist,  da  er  in  älterer  zeit 
Salica  heilst,  d.  i.  kleine  Saale. 

2  diese  erklärung  für  die  lateinische  gestalt  der  flussnamen  Albis,  Fi- 
surgis,  Amisis  machte  Müllenhoff  1881  im  Anz.  vn219  bekannt,  wo  er  als 
ergebnis  seiner  antiquarischen  reise  vom  jähre  1853  die  erkenntnis  mitteilte, 
dass  der  Weserlauf  auch  als  gränze  des  alten  bronzegebietes  die  urgerma- 
nische westgränze  einmal  gewesen  sein  muss.  zu  dem  gleichen  ziele  führten 
Virchows  beobachtungen  der  körpermerkmale:  Archiv  f.  anthropol.  1886  (xvi), 
275  ff  und  Sitz.-ber.  der  Berl.  akad.  1885  s.  39 ff. 

3  die  möglichkeit  eines  deutschen  Rin  wird  nicht  anzuzweifeln  sein; 
allein  die  analogie  von  richi  beweist  dieselbe  nicht,  da  rieht  wahrschein- 
lich selbst  aus  dem  gallischen  entlehnt  ist.  besser  übrigens  als  aus  der 
alteren  form  Reinas ,  wie  Müllenhoff  will,  wird  man  aus  der  form  Renos 
unser  Rin  herleiten,  denn  ähnlich  haben  wir  später  in  fira,  pina,  spisa, 
crida  den  Übergang  von  geschlossenem  ('•  zu  i. 

4  ein  nebenfluss  dieser  Roer,  die  Orcuntrüva  wird  von  Müllenhoff 
nach  Förstemann  fälschlich  für  die  Urft  gehalten  (s.  222.235),  während 
sie  in  Wahrheit  nur  die  Eikensruhr  sein  kann,  die  bei  Einruhr  von  rechts 
in  die  Roer  mündet,  zum  namen  vergleiche  aufser  dem  von  Müllenhoff' 
angezogenen  (Jrcandogelus  noch  den  einfachen  stamm  Orcana  a.  1068, 
Orke,  nebenfluss  der  Eder. 

3* 


36  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

bürg,  Hisscar  in  Belgien,  Ischer  im  Elsass).1  Lupia  ist  die 
häufigst  und  best  bezeugte  form  des  alten  namens  der  Lippe, 
den  der  seit  dem  5  jh.  eingetretene  vocalwechsel  vvol  nur  in 
volksetymologischer  weise  geläufiger  machen  sollte,  während  in 
württemb.  Lupfenberg  und  in  Ladenberg  (Lupodunum)  der  kel- 
tische stamm  eine  andere  entwickelung  nahm,  ein  nebenflusschen 
der  Lippe  heilst  bei  Cassius  Dio  'ElLoiov;  in  seiner  nähe  legte 
Drusus  im  jähre  1 1  v.  Chr.  das  castell  Aliso  an ,  das  wir  wol  im 
heutigen  Elsen  an  der  Vereinigung  der  Alme  und  Lippe  wider- 
erkennen dürfen ,  trotzdem  dieser  ort  im  mittelalter  vermöge  un- 
regelmäfsiger  assimilation  Ilison  heifst.  der  flussname  Aliso,  ein 
deutsches  femininum ,  führt  wie  Idisiaviso  auf  schwachformiges 
Alisa,  ahd.  alts.  elira,  nl.  eis  alnus,  wofür  man  freilich,  da  Alme 
(altn.  almr,  ahd.  alts.  elm  ulmus)  auf  Ahnana  zurückgeht,  Alisana 
erwartet,  im  keltischen  war  der  name,  wie  Alesia,  Alisia,  eine 
ableitung  mit  der  bedeutung  'steinbach'.  undeutsch  ist  auch  der 
erste  zufluss  der  Lippe,  die  Pader,  alts.  Patlira,  schon  wegen  des 
anlauts,  während  die  Glenne  zur  keltischen  sippe  der  flüsse  mit 
dem  namen  Glan  zu  gehören  scheint,  dagegen  ist  die  nördlichste 
Rheinmündung  Flevum,  Flevo  und  das  gleichnamige  castell  deutsch 
benannt;  friesisch  lautet  es  später  Flehi,  Fit  neutr.  und  bedeutet 
ström  schlechthin,  von  der  wurzel  plu,  vgl.  alts.  fliotan,  nl.  vlieten. 

Wir  sehen  also  das  ganze  Rheinufer  vom  Neckar  bis  zur 
Lippe  als  ursprünglich  keltischen  besitz  erwiesen,  weiter  östlich 
bis  in  die  obere  Emsgegend  als  ostausdehnung  der  Kelten  führt 
der  name  Glan  und  noch  weiter  östlich  jene  beobachtungMüllen- 
hoffs,  die  auf  grund  seiner  mitteilungen  bereits  von  Scherer  (Jen. 
litt.-ztg.  1876  art.  418),  sowie  von  Henning  (Correspondenzbl.  der 
gesellsch.  f.  anthropol.  xm  (1882),  176)  in  kürze  dargelegt  werden 
konnte. 

Eine  menge  orts-  und  flussnamen  nämlich  endigen  in  alter 
zeit  auf  apa,  hd.  affa,  afa  und  diese  endung  kann  unmöglich 
urverwandt  sein  mit  lat.  aqua,  got.  alwa,  ahd.  alts.  aha,  weil,  wie 
nevre  quinqne  got.  fimf  lehren ,  dann  schon  im  niederdeutschen, 
nicht  erst  im  hochdeutschen  die  Verschiebung  zu  afa  eingetreten 
sein  müste ;  sie  muss  vielmehr  entlehnt  sein,  und  zwar  steht  sie 
zu  keltisch  ab  fluss2  in  demselben  Verhältnis  der  entlehnung,  wie 

1  Kieperts  karte,  die  Müllenhoffs  ausführungen  über  die  ältesten  sitze 
der  Kelten  und  Germanen  veranschaulicht  (tafel  i),  weist  recht  viel  unge- 
nauigkeiten  auf:  IVisuri,  Nida  haben  %  statt  i;  Visuri  und  Albi  entsprechen 
nicht  der  Schreibung  Amisia;  der  lauf  der  Embscher,  deren  name  zu  dem 
Wupperlauf  gesetzt  ist,  ist  überhaupt  nicht  eingezeichnet;  statt  Arnapa 
(Erft)  liest  man  fälschlich  A?>rapa;  Wimina  (Wümme)  ist  fälschlich  als 
keltisch  bezeichnet,  während  Müllenhoff,  vielleicht  mit  unrecht,  sich  gerade 
für  deutschheit  dieses  namens  entscheidet  (s.  232  anm.  2);  umgekehrt  fehlt 
bei  den  Veliocassi  und  Latovici  die  bezeichnung  als  Kelten. 

2\g\.Abona  (Avon),  fügt  Müllenhoff  richtig  hinzu.  Fritz  Möller  (Kor- 
respondenzblatt der  westd.  zs.  1887  s.  258),  der  den  namen  angeblich  nur  beim 
Ravennaten  findet,  hätte  Müllenhoff  nicht  sollen  verbessern  wollen.     Halm 


MÜLLEN'HOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  37 

alts.  ags.  apul-der,  altn.  apaldr,  ahd.  affol-tera  zu  irisch  aball  apfel 
und  dies  um  so  sicherer,  da  in  ir.  ab,  aball  nach  skr.  ambhas 
wasser,  acpqög  schäum  die  media  erst  aus  der  aspirata  entstanden 
ist,  somit  bei  Urverwandtschaft  im  deutschen  auch  eine  media  er- 
scheinen müste.  diese  namen ,  in  denen  apa  mit  epa,  ipa,  upa 
wechselt,  und  immer  nur  als  endung,  nie  aber  selbständig  er- 
scheint, wurden  im  deutschen  wol  nicht  mehr  als  Zusammen- 
setzungen ,  sondern  nur  noch  als  ableitungen  gefühlt,  so  hiefs 
die  Erft  im  5  wie  noch  im  11  jh.  Arnepa;  so  kennen  wir  in 
alter  zeit  eine  Fennepa,  Ganipa,  Wetifa  (Wetz),  Heriffa  (Herpf), 
Hunnefa  (Honnef),  Slierafa  (Schürf)  usw.  diese  überaus  zahl- 
reichen namen  haben  sowol  die  keltischen  ableitungen  auf  -ab, 
-ib,  -ob,  -üb  als  auch  die  auf  -ap,  -ip,  -up  in  sich  auf- 
genommen, wie  zb.  kelt.  Gelcluba,  Genapum  und  deutsch  Geldapa 
(Gelb),  Ganipa  zeigen,  ja  das  bildungssuffix  scheint  bei  den  Ger- 
manen so  eingebürgert  gewesen  zu  sein,  dass  es  auch  zu  neu- 
bildungen  verwandt  wurde. 

.So  weit  diese  ableitungen  im  schwänge  waren,  so  weit  muss 
einst  das  Keltengebiet  gereicht  haben,  der  nördlichste  punct  ist 
wol  die  jetzige  Wörpe  (Weripa  oder  Wiripa?)  bei  Bremen,  von 
dort  im  alten  Angrivarenlande  geht  die  gränze  westwärts  am 
südrande  der  Friesen  bis  zu  den  Canninefaten  an  der  Siidersee, 
südwärts  am  rechten  Weserufer  die  Leine ,  Weser  und  Werra 
hinauf,  dann  ins  gebiet  der  Fulda,  Lahn,  Wetterau  zum  Taunus: 
den  südlichsten  punct  bezeichnet  Aschaffenburg  (Asc-affa).  zwi- 
schenein, von  der  mittleren  Weser  zum  Rhein  hin,  in  West- 
falen, Hessen  und  den  Rhein  herab  im  Niederland  und  jenseits 
bis  nach  Brabant  und  ins  wallonische  sind  die  namen  stark  ver- 
breitet: sie  umfassen  das  gesammte  gebiet  der  alten  Istvaeonen 
nebst  dem  der  Cherusken,  also  gerade  den  grofsen  stamm  der 
Völkerschaften ,  die  der  westlichen ,  gallischen  kultur  und  dem 
Wodandienst  zugetan  sich  einst  von  den  Sveben  oder  Altgermanen 
absonderten  und  westwärts  über  die  Weser  giengen,  welche  nebst 
dem  Harz,  Thüringerwald  und  dem  weiter  ostwärts  streichen- 
den urwaldgürtel  Kelten  und  Germanen  ursprünglich  geschieden 
halte,  wann  die  Kelten  aus  dem  lande  zwischen  Weser  und  Rhein 
wichen,  wissen  wir  nicht,  können  wir  aber  mutmafsen  aus 
ihren  gewaltigen  vorstöfsen  in  die  kulturgebiete  der  mittelmeer- 
halbinseln. 

Von  drei  zu  gen  der  Kelten  haben  wir  künde,  dem  iberi- 
schen  oder  keltischen   schlechthin  um  500  nach  Spanien ,   dem 

schreibt  allerdings  Avotia  (Ann.  xii  31),  richtiger  aber  ist  Abona,  vgl.  Glück 
in  Fleckeisens  jbb.  1864  bd.  89,  600.  —  Edward  Schröder  teilt  mir,  was 
ich  hier  beifügen  will,  mit,  dass  die  von  Müllenhorf  s.  233  anm.  2  erwähnte 
Weeper,  Weper,  Wepper  (nicht  Wen  per,  wie  auch  im  register  gedruckt 
steht)  kein  landstrich,  sondern  ein  höhenzug  ist  und  mit  einem  berge  bei 
Göttingen,  'die  Kieper'  genannt,  verglichen  werden  kann,  beide  namen 
gehören  natürlich  nicht  in  die  von  Müllenhoff  aufgezählte  reihe. 


38  MÜLLE1NH0FF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

gallischen  um  400  nach  Italien  und  dem  galatischen  um  280  v.  Chr. 
nach  Griechenland  und  Kleinasien. 

Im  alten  Gallien  reichen  zur  zeit  der  abfassung  des  Periplus 
des  Avienus  die  Aquitanen  unter  dem  namen  der  Dragani  noch 
bis  an  die  Loire,  der  iberische  zug  der  Kelten  wirft  zunächst 
die  Aquitanen  südwärts  über  die  Garonne  zurück,  um  dann  über 
sie  hinweg  die  Kelten  an  der  Westküste  entlang  nach  Spanien  zu 
führen ,  während  im  osten  das  Ebrotal  unberührt  bleibt,  jener 
Periplus  aus  dem  6  jh.  kennt  wol  schon  die  gründung  von  Mas- 
silia  um  600,  aber  noch  keine  Kelten  in  Spanien,  von  denen 
uns  die  Griechen  des  5  jhs.  berichten,  demnach  fand  der  erste 
Kelteuzug  ums  jähr  500  statt. 

Siidostwärts  reichen  die  Kelten  um  diese  zeit  höchstens  bis 
zu  den  Cevennen1,  während  Liguren  noch  den  ganzen  Süden  am 
meere  einnehmen,  den  mittelmeerrand  und  den  westabhang  der 
alpen  erreichen  die  Kelten  erst  vor  dem  italischen  zuge  und 
seitdem  treten  sie  bei  Puniern  und  Griechen  als  Söldner  auf. 
Schwierigkeiten  macht  bei  dieser  im  übrigen  gesicherten  annähme 
nur  der  name  der  alpen,  falls  er  würklich  keltischen  Ursprungs 
ist,  denn  lange  schon,  bevor  Kelten  die  alpen  erreichen,  hat 
Herodot  diesen  namen  gehört  und  überliefert,  wenn  er  fälschlich 
von  einem  flusse  ^älitig  spricht,  von  dem  grofsen  mitteleuro- 
päischen gebirge  meldet  zuerst  Aristoteles,  dann  Theopomp  und 
Apollonius  von  Rhodus;  sie  nennen  es  mit  keltischem  namen 
DEQ'/.vvia,  'Oqxvvicc  und  fassen,  wie  wir  auch  aus  Timaeus  und 
Eratosthenes  ersehen,  unter  dieser  bezeichnung  die  alpen  und 
die  deutschen  mittelgebirge  in  eins  zusammen.2  nur  von  west- 
lichen Kelten  kann  solche  künde  [wol  über  Massilia]  zu  den 
Griechen  gekommen  sein,  seit  die  alpen  mehr  in  Roms  gesichts- 
kreis  treten,  namentlich  seit  Hannibals  Übergang,  weicht  auch 
bei  den  Griechen  der  alte  name  dem  richtigen  neuen:  Timaeus, 

1  Müllenhofl'  will  sie  nicht  einmal  so  weit  nach  süden  ausdehnen,  da 
er  die  sprachliche  gleichheit  der  zweifellos  keltischen  Cebenna  mit  Kififievov 
oqos  nicht  für  ausgemacht  halt. 

2  in  seinem  trefflichen  aufsatze  Hercynia  (Zs.  32,  454  ff)  wendet  sich 
RMuch,  wie  mir  scheint,  mit  unrecht  gegen  die  ihm  allerdings  erst  aus  DA 
i  432  bekannte  ansieht  Müllenhoffs,  dass  unter  'Oqxvvio.  in  der  litteratur 
einst  die  alpen  verstanden  wurden,  es  handelt  sich  bei  Müllenhofl'  aber 
gar  nicht  um  den  würklichen  namen  des  gebirges  bei  den  ein-  oder  an- 
wohnern,  sondern  um  den  gewis  misverständlich  angewandten  Sprachgebrauch 
der  Griechen,  die  nur  von  Hörensagen  über  ferne  gegenden  berichteten  und 
mit  dem  namen  falsche  Vorstellungen  verbanden.  —  besonders  mache  ich 
auf  Muchs  neue  und,  wie  mir  auch  Zimmer  bestätigt,  zweifellos  richtige 
erklärung  des  namens  Hercynia  aufmerksam,  den  auch  Müllenhoff  noch 
nach  alter  weise  mit  kymr.  er  und  cwn  zusammenbringt,  während  Much 
wie  JGrimm  und  Wackernagel  an  Fergunna  anknüpft,  jedoch  nicht,  wie 
diese,  entlehnung  annimmt,  sondern  Urverwandtschaft  beider  worte  erweist 
und  sie  auf  *  Perkunia  zurückführt,  so  haben  gemeinsam  Germanen  vor 
der  germanischen  lautverschiebung  und  Kelten  vor  verlust  des  anlautenden 
p  den  Waldgürtel  benannt,  an  dem  sie  sich  irgendwo  berührt  haben  müssen. 


MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  39 

Lycophron,  Posidonius  nennen  sie  [2]^.Xjtia,  Strabo  Ü4Xßia 
und  ^.Iknua.;  später  heifseu  sie  ^Xtisis,  Alpes,  die  nachricht 
der  alten ,  dass  die  Kelten  alle  hohen  berge  so  nannten ,  der 
name  also  keltisch  wäre ,  ist  schwer  zu  prüfen ,  da  er  in  fast 
alle  europäischen  sprachen  als  appellativ  übergegangen  ist.  allein 
das  altkeltische  unterstützt  die  Überlieferung  nicht;  auch  findet  sich 
unter  den  Ortsnamen  auf  altgallischem  boden  keine  anknüpfung; 
andererseits  sprechen  Strabos  "JXßia,  des  Vopiscus  Alba  und 
unsere  deutschen  alben  dafür,  dass  das  ligurische ZiXßiov  den 
echten  laut,  die  media,  bewahrt  hat  und  p  nur  Verhärtung  ist. 
man  wird  den  nameu  vorläufig  also  für  einen  ligurischen  halten 
dürfen,  der  dann  durch  die  Keltenzüge  scbnelle  und  weite  aus- 
breitung  gewann,  dazu  stimmt,  dass  Herodot  weder  in  Italien, 
uoch  au  den  ostalpen  schon  Kelten  kennt.  Liguren  safsen  einst 
im  ganzen  westen ,  ja  selbst  im  norden  der  alpen  und  wurden 
nur  sehr  allmählich  von  den  Galliern  aufgesogen.  Plinius  kennt 
Liguren  nur  noch  südlich  der  Durance  an  der  küste,  der  alte 
Cato  aber  weifs  noch ,  dass  die  Vocontii  und  Salluvii  Liguren 
waren,  die  namen  auf  dem  alpinen  siegesdenkmal  des  Augustus 
und  sein  triumphbogen  in  Susa  beweisen  endlich,  dass  der  ganze 
westliche  alpengrat  bis  zum  Genevre  einst  ligurisch  war.  auf 
der  nordseite  der  alpen  waren  die  Uberi1  an  der  Rhonequelle, 
an  der  südostseite  die  Lepontii,  Salassi,  Taurini  ursprünglich 
ligurisch. 

Müllenhoff  untersucht  nun  die  Überlieferung  über  den  ein- 
fall  der  Gallier  nach  Italien  und  findet,  dass  der  bei  Livius  (v  34. 35) 
eingeschaltete  bericht,  der  das  ereignis  an  die  griindung  von 
Massilia  anknüpft  und  bis  in  die  zeit  des  Tarquinius  Priscus  hinauf- 
rückt, sich  in  schroffen  Widerspruch  setzt  zu  allen  anderen  römi- 
schen und  griechischen  berichten  und  am  meisten  zu  des  Livius 
eigener  darstellung.  es  ist  eine  durch  ihre  widersinnige  bevor- 
zugung  der  Insubren  als  machwerk  mailändischer  Gallier  gekenn- 
zeichnete sage,  deren  mitteilung  wir  wahrscheinlich  Timagenes 
verdanken,  nach  der  gewöhnlichen  erzählung,  die  im  übrigen 
auch  Livius  berichtet,  folgt  dem  einfall  in  die  Poebene  alsbald 
die  eroberung  Roms,  der  könig  der  in  Gallien  vorhersehenden 
Riturigen,  Ambigatus  (d.  i.  'sehr  weise'),  soll  nun  seine  neffen 
Sigovesus  ('siegkundig')  und  Bellovesus  zur  eroberung  aufser  landes 
geschickt  haben ,  in  folge  looswurfs  jenen  ins  hereynische  Wald- 
gebirge, diesen  nach  Italien,  im  jähre  396  zogen,  wie  wir  wissen, 
Insubren,  Cenomanen,  Bojen,  Lingonen,  Senonen  und  ihr  liguri- 
scher  anhang  über  die  alpen  itfs  Potal.  die  Stammvölker  dieser 
scharen  finden  wir  später  am  nördlichen  Ligerufer  als  südnach- 
barn  der  Beigen,    nur  die  Bojen  an  der  mittleren  Donau,  wäh- 

1  der  von  Caesar  überlieferte  name  ihrer  naclibarn,  die  Müllenhon" 
Feragri  schreibt,  hätte  vom  herausgeber  seine  richtige  form  Varagri  er- 
halten sollen. 


40  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTÜMSKUNDE  II 

rend  im  Süden  von  Gallien  gar  keine  anknüpfung  an  den  norden 
statt  hat,  denn  hier  rückten  die  Gallier  nur  zu  kleineren  häufen 
nach  und  nach  aus  dem  mittellande  ein,  womit  der  verlust  der 
alten  volksnamen  zu  beiden  seiten  der  Cevennen  verbunden  war, 
während  die  neuen  namen,  meist  geographischer  art,  stets  nur 
kleine  zweige  in  einzelnen  tälern  umfassten. 

Wie  Bellovesus  über  die  westalpen,  zog  Sigovesus  von  der 
oberen  Donau  in  und  über  die  ostalpen,  auch  etwa  um  400  v.  Chr. 
denn  während  Herodot  noch  nichts  von  Kelten  oberhalb  Thra- 
ciens  weifs,  kämpften  bereits  in  der  ersten  hälfte  des  4  jhs.  zur 
zeit  des  Amyntas  von  Macedonien  Kelten  mit  Illyriern  in  der 
Herzegowina,  dort  wo  später  das  keltisch -illyrische  mischvolk 
der  Japoden  haust,  seinen  enkel,  Alexander  den  grofsen,  bitten 
die  noch  schwachen  Kelten  im  jähre  334  um  bundesgenossen- 
schaft;  aber  schon  299  müssen  die  Autariaten  nach  ihrem  sieg- 
reichen vordringen  gegen  die  Triballen  vor  den  nunmehr  erstarkten 
Kelten  selbst  südwärts  nach  Macedonien  ausweichen,  sodass  jene 
schon  die  Morawa  erreichen,  das  ergebnis  des  Sigovesuszuges 
war  demnach  die  besetzung  der  ostalpen  und  die  eröffnung  des 
weges  in  die  Balkauhalbinsel.  nord-  und  nordwestwärts  schliefsen 
sich  an  die  Japoden  in  ununterbrocheuer  reihe  bis  zur  oberen 
Donau  andere  keltische  Völker  und  bezeichnen  den  gang,  den  die 
ausbreitung  der  Kelten  hier  nahm:  Scordisci  zwischen  Drau  und 
Sau,  Latovici  an  der  oberen  Sau,  Carni  jenseits  der  julischen 
alpen ,  Norici  oder  Taurisci  an  der  oberen  Drau  und  Mur ,  sowie 
jenseits  des  kammes  an  der  Ens  und  Salzach  bis  zur  Donau. 

Jenseits  der  Donau  setzt  sich  die  keltische  bevölkerung  fort; 
dort  wohnten  nach  Posidonius  im  hercynischen  walde  Bojen,  die 
dem  lande  Böhmen  (Bojohaemum1)  den  namen  gaben,  sie  schlugen 
den  vorstofs  der  Kimbern  ab  und  haben  bis  auf  Ariovists  zeiten 
Böhmen  besessen,  doch  Caesar  kennt  an  ihrer  stelle  schon  Volcae 
Tectosages;  sie  müssen  demnach  um  das  jähr  60  dem  allseitigen 
vordringen  der  Germanen  ausgewichen  sein,  sie  überschritten 
die  Donau  und  warfen  sich  auf  die  Noriker,  deren  könig  Voccio 
seine  Schwester  dem  Ariovist  zur  gemahlin  schickte  und  um  der 
Sveben  freundschaft  warb,  nun  trennten  sich  die  Bojen;  ein 
teil  zog  zu  den  Helvetiern  und  wurde  nach  deren  niederlage  von 
Caesar  bei  den  Aeduern  angesiedelt;  die  hauptstärke  des  volks 
verband  sich  jedoch  mit  den  Norikern  und  unterlag  im  jähre  44 
mit  diesen  fast  bis  zur  Vernichtung  dem  Dakenkönig  Burebistas; 
der  rest  verblieb  südlich  der  Donau  in  den  oberpannonischen 
Bojenöden  zwischen  Neusiedler-  und  Plattensee,  das  halbverlassene 
Böhmen  aber  kam  erst  um  den  beginn  unserer  Zeitrechnung  in 
den  besitz  der  Markomannen.2 

1  der  besprechung  dieses  namens  hätte  der  herausgeber  eine  Verweisung 
auf  anhangi  s.  328  hinzufügen  sollen. 

2  bekanntlich   wichen  die  Markomannen    erst  um   diese  zeit  vor  den 


MÜLLEINHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  41 

Die  Urheimat  der  Bojen  kanu  Böhmen  aber  nicht  gewesen 
sein,  denn  sie  nahmen  sowol  am  Sigovesuszuge,  der  von  der 
oberen  Donau  ausgieng,  wie  am  Bellovesuszuge  nach  Italien  teil 
und  safsen  daher  ursprünglich  wol  am  Main  und  Neckar,  nur 
der  Mittelrhein  lässt  sich  als  der  gemeinsame  ausgangspunct 
beider  züge  denken,  diese  selbst  als  eine  grofse  Südwärtsbewegung 
an  beiden  Bheinufern  entlang,  die  an  den  alpen  nach  west  und 
ost  abglitt  und  schliefslich  in  die  einwanderung  nach  Italien  und 
Griechenland  auslief,  durch  diese  bewegung  kamen  die  Beigen 
bis  an  die  Seine,  die  rechtsrheinischen  Kelten  auf  das  linke  ufer, 
die  W'eserkelten  nach  Süddeutschland,  die  Germanen  an  den  Bhein. 
in  grofsartigem  Zusammenhang  entrollt  hier  Müllenhoff  ein  über- 
wältigendes gemälde  der  einander  folgenden  völkerverschiebuugen. 
bewunderung  bannt  den  Zuschauer  und  kann  ihm  schliefslich  doch 
nicht  das  gefühl  benehmen,  als  läge  hier  eine  wenn  auch  noch 
so  geniale  geschichtsconstruction  vor. 

Die  nunmehr  in  Süddeutschland  angesessenen  Kelten  bringt 
der  dritte  der  Kelteuzüge,  der  galatische,  ans  licht,  seitdem 
jähre  281  bestürmen  Galater  Thracien,  Macedonien ,  Illyrien  und 
setzen  sich  dort  und  in  Kleinasien  unter  fortwährendem  zuzug 
von  jenseits  der  alpen  zu  förmlichen  reichen  fest,  aus  denen  die 
griechischen  machthaber  ihre  söldnerscharen  beziehen,  wir  kennen 
kaum  eines  dieser  Völker  unter  seinem  sondernamen;  nur  in 
Kleinasien  erscheinen  sofort  die  völkernamen  der  Trocmi,  Toli- 
stobogii,  Tectosages.  letztere  begegnen ,  aufser  in  Thracien  so- 
wie den  julischen  alpen,  als  Volcae  Tectosages  um  Toulouse  und 
im  'fruchtbarsten'  teile  des  hercynischen  waldes,  wol  in  Böhmen 

Römern  vom  Main  in  das  fast  leere  Böhmen  zurück,  können  also  unmög- 
lich das  hauptvolk  der  Bojen  vertrieben  haben,  welches  Böhmen  längst  ver- 
lassen hatte,  diese  ansieht  des  sonst  unkritischen  Contzen  (Wanderungen 
der  Kelten  49  f),  die  auch  Baumstark  billigt,  hat  Müllenhoffs  zwingender 
nachweis  als  einzig  mögliche  festgestellt.  Bremer  hat  von  diesen  dingen 
keine  ahnung,  wirft  sich  Müllenhoff  gegenüber  in  die  brüst  und  verteidigt 
Tacitus  gegen  angebliche  gewalttätigkeiten.  er  scheut  sich  nicht,  unkun- 
dige leser  hinters  licht  zu  führen  durch  die  behauptung,  'ohne  jeden 
grund'  verwerfe  Müllenhoff  die  nachricht  des  Tacitus,  dass  die  Bojen 
durch  die  Markomannen  aus  Böhmen  vertrieben  worden  seien.  Tacitus 
worte  besagen  nun  für  jeden,  der  genauer  zusieht,  das  gerade  gegenteil. 
sedes  pulsis  olim  Jioiis  virtute  parta  heifst:  durch  tapferkeit  wurde  der 
wohnsitz  gewonnen ,  aus  dem  in  urzeiten  die  Bojen  vertrieben  worden 
waren,  olim  bedeutet  bei  Tacitus  immer  einen  sehr  weit  zurückliegenden 
zeitraum;  entscheidend  aber  ist  die  Stellung  von  olim,  das  nur  zu  pulsis 
und  nicht  zu  parta  gehört  und  beweist,  dass  die  beiden  Vorgänge  der  Ver- 
treibung und  der  besitznahme  nicht  in  dieselbe  zeit  fallen,  aber  selbst 
wenn  Tacitus  die  von  MüllenhofT  widerlegte  meinung  berichtet  hätte,  so 
könnten  wir  ihm  nunmehr  doch  nicht  glauben,  denn  es  leuchtet  ein,  wie 
leicht  die  ansieht  sich  bilden  konnte,  als  hätten  die  späteren  nachfolger  der 
Bojen  diese  vertrieben,  während  in  Wahrheit  andere  Germanen,  vielleicht 
die  im  süden  am  weitesten  vorgeschobenen  Quaden  die  Bojen,  deren  alten 
wohnsitz  der  name  Bojohaemum  auch  den  Bömern  in  steter  erinnerung 
hielt,  aus  Böhmen  verdrängt  hatten. 


42  MÜLLEISHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

und  Mähreu ,  als  nachfolget"  der  Bojen ,  nach  Caesars  meinuug 
eine  Kolonie  der  südgallischen  Volcae,  die  indes  später  verschollen 
ist,  falls  nicht  die  Campi  an  der  Donau  ein  rest  von  ihr  waren, 
der  doppelname  zeigt  sie  als  zugehörige  und  hedeutendste  ab- 
teiluug  eines  grosseren  Stammes,  zu  dem  in  Gallien  noch  die 
Volcae  Arecomici,  in  Kleinasien  wol  die  Trocmi  und  Tolistobogii 
gehörten,  ähnlich  wie  früher  die  Bojen  müssen  auch  die  Volcae 
einmal  in  Westdeutschland  am  Rhein  und  über  der  Donau  ge- 
sessen haben,  von  wo  ein  teil  südwestlich  an  die  untere  Rhone, 
ein  anderer  südlich  über  die  alpen  nach  Griechenland  gelangte. 
wie  um  400  die  Bojen,  so  stehen  um  300  die  Volcae  im  mittel- 
punct  der  keltischen  bewegung.  vor  abzug  der  Bojen  vom  Rhein 
und  Main  nach  Ralien  und  Böhmen  safsen  die  Volcae  jedesfalls 
nördlich  von  jenen,  dh.  in  der  Wesergegend,  wo  sie  unmittel- 
bare nachbarn  der  Germanen  waren,  nach  ihnen  als  den  ersten 
Kelten,  welche  die  Germanen  keonen  lernten,  benannten  sie  deu 
ganzen  keltischen  stamm  Walchen,  so  hiefsen  die  Briten  bei  den 
Angelsachsen  (vgl.  Wales,  Cornwallis) ,  so  hiefsen  bei  den  Nord- 
mannen die  von  ihnen  bezwungenen  Franzosen  und  so  heifsen 
noch  heute  alle  romanisch  redenden  west-  und  südnachbarn  der 
Deutscheu  Welsche,  ja  durch  vermittelung  der  Goten  auch  bei 
den  Slawen  die  Rumänen  Walachen.  die  grofse  Keltenbewegung 
gränzt  somit  bis  au  die  Germanen ,  welche  200  jähre  nach  den 
Tectosagen  oder  Galatern  auf  deren  spuren  südwärts  wandelten. 
Wo  waren  nun  die  ursitze  dieser  Germanenscharen?  nur 
von  den  Teutonen  werden  sie  uns  überliefert  und  zwar  durch 
Pytheas,  der  im  4  jh.  au  der  nordsee  eine  skythische,  dh.  nicht- 
keltische, also  germanische  bevölkerung  vorfand,  die  bei  den 
Galliern  den  namen  Teutonen  führte.1  in  der  späteren  an- 
schauung  der  Römer  verschwinden  die  Teutonen  völlig  hinter 
den  Kimbern  und  es  ist  nicht  wunderbar,  dass  sie  in  der  durch 
Augustus  hergestellten  officiellen  römischen  ansieht  ihre  heimat 
an  die  Kimbern,  über  die  kein  älteres  zeugnis  vorhanden  ist, 
haben  abtreten  müssen,  ebenso  wurde  die  ursprünglich  keltische 
sage  von  der  Vertreibung  der  nordleute  durch  eine  grofse  flut, 
nachdem  sie  zuerst  auf  die  Teutonen  übertragen,  später  von 
diesen  widerum  auf  die  Kimbern  verschoben,  bei  Posidonius  und 
noch  auffallender  bei  Tacitus  ist  nur  noch  von  Kimbern  die  rede, 
die  Widersprüche  in  der  Überlieferung  der  folgezeit  erweisen  klar, 
dass  Kimbern  und  Teutonen  nur  noch  dem  ruhmesbedürfnis  der 

1  dies  war  das  ergebnis  des  eisten  bandes  der  DA;  man  wird  HBerger 
(Die  geographischen  fragmente  des  Eratosthenes  1880  s.  148  anm.  4  und  213 
anm.  5)  entgegen  den  ausführungen  Müllenhoffs  (DA  i  473  ff)  zugeben  können, 
dass  für  Pytheas  der  Rhein  nicht  die  glänze  zwischen  Kelten  und  Skythen 
gewesen  und  die  Teutonen  von  ihm  nicht  ein  'skythisches'  volk  genannt 
worden  seien,  und  trotzdem  an  Müllenhoffs  hauptresultat,  dass  Pytheas 
nicht  in  die  ostsee  gekommen  und  dass  seine  bernsteininsel  bei  den  Teutonen 
an  der  nordsee  zu  suchen  ist,  festhalten  müssen. 


MÜLLENHOFI"    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  43 

Römer  ihr  späteres  dasein  in  Deutschland  danken,  bei  Mela, 
der  Germanien  bis  zur  Elbe  kannte,  finden  sie  daher  erst  jen- 
seits derselben  platz,  die  berühmteren  Kimbern  gleich  am  ufer, 
die  Teutonen  in  nebelhafter  ferne,  unter  die  menge  neuer  zur 
friedlichkeit  gezwungener  Völker,  die  des  Augustus  flotte  bei  ihrer 
fahrt  ins  Kattegat  bis  zu  den  dänischen  inseln1  im  jähre  4  [viel- 
mehr 5]  ans  licht  brachte,  wurde  durch  officiellen  humbug  der 
name  der  Kimbern  eingeschmuggelt,  um  auf  bequeme  weise  der 
beleidigten  römischen  majestät  noch  nach  einem  jh.  neue  ge- 
nugtuung  zu  verschaffen,  von  nun  an  hiefs  die  halbinsel  Tastris 
bei  den  Römern  Chersonesus  Cimbrica  mit  dem  promunhirium 
Cimbrorum.  Strabo,  der  von  Teutonen  überhaupt  nichts  mehr 
und  von  der  flottenfahrt  noch  nichts  weifs,  hält  noch  an  dem 
glauben  fest,  jenseits  der  Elbe  sei  alles  unbekannt,  und  bringt 
deshalb  die  Kimbern  zwischen  Rhein  und  Elbe  unter,  bei  Plinius 
haben  Kimbern  die  ganze  halbinsel  inne,  sodass  er  sich  die  Teu- 
tonen in  Mecklenburg  und  weiter  östlich  gedacht  haben  muss. 
aus  seiner  generaldiatbese,  welche  die  gröfseren  Völkerschaften 
in  Deutschland  aufführte,  hat  Plolemaeus  die  Kimbern,  südlicher 
die  Charuden,  weiter  östlich  die  unter  erfundenem  hybriden  namen 
als  Teutonoarii  zusammengefassten  Völker  und  die  Teutones  in 
seine  karte  aufgenommen,  die  einzelnamen  seiner  specialdiathese 
kommen  auch  bei  Tacitus  zum  Vorschein,  dem  jene  gesammt- 
namen  fehlen,  über  die  Kimbern  weifs  Tacitus  aus  seiner  zeit 
gar  nichts,  nur  vermutungsweise  setzt  er  sie  mit  einer  redens- 
art  als  parva  nunc  civitas  an  den  ocean ,  wohin  er  bei  seiner 
aufzählung  noch  gar  nicht  angelangt  ist,  wo  auch  zwischen  Chauken, 
Cherusken  und  Langobarden  ebenso  wenig  wie  auf  der  halbinsel 
für  die  Kimbern  platz  zu  finden  ist. 

Wenn  aber  'Teutonen'  der  name  der  germanischen  nordsee- 
völker  bei  den  Galliern  ist,  die  Kimbern  aber  nicht  vom  ocean 
herkamen,  so  können  letztere  als  der  stete  vortrab  im  zuge  nach 
süden  nur  südlich  von  den  Teutonen  an  der  mittleren  Elbe  ge- 
sessen haben  und  verdanken  ihren  namen  ('räuber')  gewis  auch 
den  Galliern,  zumal  ein  gesammtname  für  das  rechtsrheinische 
volk  noch  nicht  zu  gebot  stand. 

Kimbern  und  Teutonen  rückten  im  jähre  114  oder  113  die 
Elbe  aufwärts  nach  Böhmen ,  wurden  dort  von  den  Bojen  ab- 
geschlagen und  wichen  ostwärts  in  die  Marchebene  aus,  über- 
schritten die  Donau  und  gelangten  zu  den  Scordisken,  die  kurz 
vor  ihrer  eigenen  Überwältigung  durch  die  Römer  Griechenland 
vor  einem  einbruch  der  Kimbern  bewahrten,  letztere  wenden 
sich  nunmehr  westwärts,  wo  die  Carnen  eben  von  den  Römern 
unterworfen,  die  Taurisken  zu  gaslfreunden  gemacht  waren,  obwol 
die  Kimbern  dem  römischen  feldherrn  ihren  abzug  ansagen,  werden 

1  nicht  nur  bis  kap  Skagen,  worüber  meine  bemerkungen  in  diesem 
Anz.  xiii  203  f  zu  vergleichen. 


44  MÜLLEINHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

sie  bei  Noreja  von  Carbo  hinterlistig  angegriffen  und  bringen  ihm 
eine  furchtbare  schlappe  bei.1  in  diesen  ersten  kriegsjahren  waren 
die  Teutonen,  was  Mommsen  völlig  verkannt  hat,  sofort  mitbetei- 
ligt, wie  sowol  Posidonius  als  Livius  nach  ihren  bald  die  Kimbern, 
bald  die  Teutonen  nennenden  epitomatoren  berichtet  haben  müssen, 
von  den  Taurisken  zogen  die  Kimbern  und  Teutonen  volle  4  jähre 
hindurch  über  Helvetien,  von  wo  ihnen  im  jähre  108  die  Toygenen 
und  Tigurinen  nachfolgten,  bis  nach  Gallien,  sie  verhandelten 
hier  im  jähre  109  vergeblich  mit  Silanus  und  dem  Senate  um 
landabtretung,  schlugen  den  consul  und  verheerten  ganz  Gallien 
der  mafsen ,  dass  sich  die  gesammte  bevölkerung  in  die  umwallten 
Städte  drängte  und  durch  hungersnot  bis  zur  menschenfresserei 
getrieben  wurde;  nur  die  Beigen  sollen  sich  der  üblen  gaste  er- 
wehrt haben,  die  Tigurinen  und  Toygenen  wandten  sich  mehr 
nach  dem  Süden,  erschienen  107  vor  Tolosa,  zogen  bei  an- 
näherung  des  consuls  Cassius  Longinus  zwar  ab,  schlugen  aber 
das  verfolgende  beer  bis  zur  Vernichtung.  Caepio,  der  consul 
des  nächsten  jahres,  brachte  das  aufrührerische  Tolosa  wider  zur 
Unterwerfung  und  im  jähre  105  stehen  in  der  provinz  unter  Caepio, 
Cn.  [nicht  C.,  wie  der  herausgeber  hat  drucken  lassen]  Mallius 
und  Aemilius  Scaurus  drei  heere  zur  abwehr  etwaiger  anstürme 
auf  Italien  bereit,  neue  friedensverhandlungen  scheitern  am  römi- 
schen hochmut,  der  die  Kimbern  veranlasst,  das  gesammte  feindes- 
heer  Wodan  zu  weihen:  über  100000  Römer  bedecken  das  Schlacht- 
feld bei  Arausio.  auch  an  dieser  schlacht  haben  Teutonen  nebst 
Ambronen,  Kimbern  und  Helvetier  gleichen  anteil,  wie  die  quellen, 
Posidonius,  Caesar  und  Livius  gleicherweise  unwiderleglich  dar- 
um, und  Mommsens  auffassung,  die  vor  allen  anderen  berichten 
der  ungenauen  perioche  des  Livius  folgt,  nach  der  Teutonen 
erst  im  jähre  103  zu  den  Kimbern  gestofsen  wären,  ist  ganz  ab- 
zuweisen, vor  dem  siege  bei  Arausio  bestand  bei  den  Kimbern 
die  absieht,  über  die  alpen  vorzudringen;  sie  wurde  nun  viel- 
leicht wegen  Uneinigkeit  der  Völker  aufgegeben,  während  Teu- 
tonen und  Helvetier  sich  nach  Gallien  zurückwandten,  verwüsteten 
die  Kimbern  Aquitanien  und  fielen  in  Iberien  ein.  von  den  Kelti- 
berern  bedrängt,  machten  die  Kimbern  103  kehrt  und  vereinigten 
sich  in  Gallien  bei  den  Veliocassen  wider  mit  ihren  genossen, 
um  im  nächsten  frühjahr  auf  drei  wegen  in  Italien  einzubrechen, 
die  eindringende  kritik  der  quellen  für  die  gewaltigen  schluss- 
kämpfe,  der  Teutonen  im  jähre  102,  der  Kimbern  101,  ist  be- 
reits oben  mitgeteilt  worden.  —  die  manigfachen,  teilweise  tief- 
gehenden abweichungen  von  Mommsens  darstellung  erweisen  sich 

1  eine  abwehrende  bemerkung  Müllenhoffs  hier  scheint  mir  der  einzige 
hinweis  auf  Pallmanns  nicht  gerade  tiefgreifende  Schrift  über  die  Cimbern 
und  Teutonen  zu  sein.  BSepps  Münchner  dissertation  Die  Wanderung  der 
Gimbern  und  Teutonen  (1882)  dürfte  in  ihren  neuerungen  kaum  als  glück- 
lich zu  bezeichnen  sein. 


MÜLLEINHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  45 

durch  ihre  nach  allen  sehen  aufs  sorgsamste  abgewogenen  be- 
stimmungen  als  die  reife  frucht  langer  studieu. 

Müllenhoff  beschliefst  seine  Untersuchungen  mit  einer  be- 
leuchtung  der  wahren  bedeutung  der  Kimbernwanderung,  die  er 
mit  seiner  unvergleichlichen  kraft  der  geschichtlichen  anschauung 
uns  nahe  bringt,  diese  glänzende  bestätigung  seiner  wissen- 
schaftlichen phantasie  darf  in  ihren  hauptzügen  wenigstens  hier 
nicht  übergangen  werden. 

Der  gewaltige  vorstofs  einer  bis  dahin  in  ungeschichtlicher 
ferne  und  bedeutungslosigkeit  schlummernden  nation  in  die  gränzen 
und  in  das  gebiet  der  kulturwelt,  der  sie  mit  ungestüm  die  tat- 
sache  ihres  daseins  kund  tut,  kann  nach  Müllenhoff  nicht  von 
ungefähr  gekommen,  sondern  muss  die  folge  eines  bedeutsamen 
ereignisses  im  leben  dieses  Volkes  überhaupt  sein,  mit  dem  ab- 
marsch  der  Bojen  nach  Gallien  und  Böhmen  um  400  war  das 
Maingebiet  in  besitz  der  Volcae  gelangt,  die  ihrerseits  gegen  300 
v.  Chr.  die  wege  der  Bojen  giengen  und  deren  teilweise  zurück- 
gebliebener rest,  die  Tectosagen,  zu  Caesars  zeit  bereits  durch 
die  deutschen  Svebenstämme  der  Markomannen  und  Chatten  nach 
osten  abgedrängt  war.  diese  Sveben,  von  jeher  feindlich  dem 
westlichen,  gallischer  kultur  nicht  abgeneigten  istvaeischen  stamme, 
dem  die  Ubier,  Usipier  und  Tenktern  zugehörten,  können  nur 
aus  dem  gebiete  der  mittleren  Elbe  gekommen  sein,  von  den  Her- 
munduren und  Semnonen,  die  noch  zu  Tacitus  zeit  die  ältesten 
und  edelsten  der  nation  heifsen.  sie  durchbrechen  zuerst  den 
hercyuischen  bergwald ,  der  sie  von  den  Kelten  schied ,  und 
nahmen  als  Markomannen,  die  ihr  name  schon  als  bewohner  des 
gränzlandes  kennzeichnet,  im  Mainland,  als  Chatten  in  Hessen, 
als  Vangionen,  Nemeten,  Triboken  am  Oberrhein  ihre  neu- 
eroberten sitze,  dies  muss  kurz  vor  beginn  des  Kimbernzuges 
geschehen  sein,  denn  nur  als  folge  des  überflutens  der  germani- 
schen völkerwelle  ist  jenes  verspritzen  bis  nach  Welschland  hinein 
denkbar;  die  erste  bewegung  macht  nicht  an  ihrer  naturgemäfsen 
glänze  halt,  sondern  schleuderte  die  Kimbern  und  Teutonen 
weit  über  das  ziel  hinaus  in  die  ferne,  wohin  sie  ihr  Verhängnis 
trieb,  es  gab  nun  keinen  stillstand  mehr  im  kämpf  mit  der 
südlichen  kultur,  deren  lockungen  dem  germanischen  volke  be- 
kannt geworden  sind  und  begehrenswert  erscheinen,  das  gesiebt 
unserer  nation  ist  von  nun  an  dauernd  nach  Süden  und  Süd- 
westen gerichtet ,  sie  selbst  ist  ein  für  alle  mal  in  den  Strudel 
der  Weltgeschichte  als  bedeutsamer  factor  mit  hineingerissen: 
und  das  macht  die  germanische  Völkerbewegung  zu  ende  des 
2  jhs.  v.  Chr.  zu  dem  bedeutsamsten  ereignis,  das  unsere  nation 
je  erlebt  hat. 

Eingehender  als  ich  beabsichtigt  hatte,  ist  mein  bericht  über 
den  Inhalt  des  buches  ausgefallen;  zu  eingehend  für  den,  der 
vor  allem  kritik  erwartet,  lange  nicht  eingehend  genug  für  den, 


46  MÜLLEMIOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

der  durch  Kenntnisnahme  einer  referierenden  Besprechung  des 
eigenen  Studiums  sich  zu  überheben  und  doch  das  wesentliche 
des  buches  kennen  zu  lernen  wünscht,  zu  eigener  lectüre  des 
werkes  aber  gerade  anzuregen,  kann  allein  die  bestimmung  dieser 
anzeige  sein  und  darum  auch  habe  ich  meine  weuigen  ver- 
teidigenden, erweiternden  oder  einschränkenden  bemerkungeu 
bescheidentlich  als  noten  zum  text  gefasst.  diese  fufsnoten 
knüpfen  meistenteils  an  stellen  des  buches  an ,  die  Mülleuhoff, 
wenn  es  ihm  vergönnt  gewesen  wäre,  sein  werk  selbst  der 
Öffentlichkeit  zu  übergeben ,  wol  kaum  noch  verändert  hätte, 
vieles  andere  hingegen  wäre  nicht  so  stehen  geblieben,  wie  wir 
es  jetzt  lesen,  im  eingange  ist  bereits  die  entstehung  des 
bandes  auseinandergesetzt  worden,  in  die  jähre  1870  und  71 
geht  die  niederschrift  des  grösten  teiles  desselben  zurück,  woran 
die  spätere  zeit  nur  wenig  umgestaltet  hat.  wesentliche  er- 
weiterungen,  nur  im  dritten  buche,  brachten  die  jähre  187  8 
und  79,  und  1883  kam  noch  der  bedeutsame  anhang  i  über  den 
südöstlichen  winkel  Germaniens  hinzu,  allein  Müllenboff  hielt 
den  band  als  unfertig  zurück;  in  der  einleitung  zum  fünften 
bände  vom  december  1881  sagt  er  geradezu,  dass  dem  zweiten 
ein  par  abschnitte  und  'eine  nachbessernde  durchsieht'  fehlen, 
diesen  wink  musten  die  herausgeber,  Scherer  und  Pniower,  bei 
der  Veröffentlichung  des  nachgelassenen  bandes  beherzigen,  wenn 
sie  im  sinne  des  verewigten  über  dem  ihnen  anvertrauten  gute 
wachen  wollten,  es  muste  eine  genaue  prüfuug  stattfinden, 
manches  weggelassen,  anderes  hinzugefügt,  alles  auf  den  der- 
zeitigen standpunet  der  Wissenschaft  gebracht  werden ,  wie  es 
Müllenhoff  selbst  getan  hätte,  unbegreiflicher  weise  ist  das  un- 
geschehen geblieben,  weder  die  besondere  hinweisung  Müllen- 
hoffs,  noch  sein  von  alters  her  bekannter  grundsatz  (DA  i  469), 
dass  'jeder,  der  sich  berufen  fühlt,  ein  buch  herauszugeben, 
damit  auch  die  Verpflichtung  übernimmt,  es  so  nutzbar  zu  machen 
als  möglich',  haben  die  herausgeber  bewegen  können,  dem  buche 
die  fehlende  'nachbessernde  durchsieht'  zukommen  zu  lassen,  als 
dann  Roediger  die  leitung  der  herausgäbe  zufiel,  war  es  für  eine 
durchgreifende  änderung  im  plane  derselben  sicher  zu  spät,  so 
dass  ihm  wol  nichts  übrig  blieb,  als  das  verfahren  der  Vorgänger 
schonend  in  schütz  zu  nehmen  und  seinerseits  zu  erklären  ,  dass 
er  'alle  zutaten,  auch  correcturen  für  unerlaubt  gehalten'  habe, 
nur 'handlangerdienste'  wären  es  gewesen,  die  zu  verrichten  den 
herausgebern  noch  obgelegen  hätte,  diese  bescheidenheit  würde 
noch  mehr  anzuerkennen  sein,  wenn  die  'handlanger'  über  den 
umfang  ihrer  pflichten  sich  besser  unterrichtet  oder,  falls  sie 
dazu  nicht  geneigt  waren ,  ihre  arbeit  anderen  bänden  übergeben 
hätten,  wie  wenig  sich  einerseits  Scherer  um  seine  aufgäbe  be- 
müht oder  nur  bekümmert  haben  kann,  wie  wenig  andererseits 
Pniower  in  dem  Stoffe  sich  umgesehen  hat,  dessen  beherschuug 


MÜLLEMIOFF    DEUTSCHE  ALTERTÜMSKUNDE  II  47 

für  den  herausgeber  eines  solchen  monumentalen  werkes  ebenso 
ehrenpflicht  wie  pflicht  der  pietät  war,  mögen  folgende  be- 
merkungen  lehren. 

Wer  Müllenhoffs  arbeiten  kennt,  weifs,  dass  er  auch  bei 
den  scheinbar  entlegensten  und  ins  feinste  detail  sich  vertiefenden 
einzeluntersuchungen  die  weiten  gesichtspuncte  nie  aus  den  äugen 
verlor,  dass  seine  arbeiten  alle  nach  einem  mittelpuncte  wiesen, 
dem  lebenswerke  der  Deutschen  altertumskunde,  und  so  ihren 
grofsen  Zusammenhang  gewannen,  dieser  Zusammenhang  gibt 
sich  äufserlich  durch  die  zahlreichen  Verweisungen  kund,  mit 
denea  er  seine  späteren  arbeiten  an  die  früheren  anknüpfte,  es 
widerstrebte  ihm,  wo  er  nicht  bedeutende  Verbesserungen  und 
erweiterungen  oder  tiefer  gehende  begründung  seiner  ansichten 
mitzuteilen  hatte,  nur  um  der  ununterbrochen  fliefsenden  dar- 
stellung  willen  seine  älteren  bereits  bekannten  ausfuhrungen 
irgendwie  zu  widerholen,  obwol  das  bei  der  knappen  art  seiner 
mitteilungen  öfters  recht  erwünscht  gekommen  wäre,  dagegen 
sparte  er  nicht  mit  jenen  hinweisungen  auf  seine  eigenen  schritten 
und  keine  wol  hat  er  im  letzten  Jahrzehnt  seines  würkens  lieber 
und  mit  so  sichtbarem  behagen  citiert  als  seine  Germania 
antiqua,  unter  welchem  namen  er  eine  ausgäbe  von  Tacitus 
Germania  und  der  übrigen  Germanien  betreffenden  hauptstellen 
antiker  autoren  veröffentlichte,  mit  stolz  konnte  er  in  der  tat 
auf  dieses  werk  blicken,  die  frucht  Jahrzehnte  langen  nachdenkens, 
das  auf  verhältnismäfsig  wenigen  blättern  eine  solche  summe  kri- 
tischen Scharfsinnes  aufwies,  dass  es,  obwol  gewisser  mafsen 
Stückwerk,  auf  seinem  beschränkten  gebiete  die  gesammtausgaben 
der  schriftsteiler  in  den  hintergrund  drängte,  um  als  kritisches 
meisterwerk  selbst  an  die  erste  stelle  zu  rücken,  den  wahren 
wert  dieser  leistung  kann  freilich  nur  der  voll  würdigen,  der  nach 
Müllenhoff  selbständig  eine  neugestaltung  des  textes  der  von  ihm 
behandelten  autoren  unternommen  hat. 

Wunderbar  berührt  es  nun ,  wie  selten  der  neue  band  der 
DA  auf  die  Germania  antiqua  zurückgeht,  seine  ausarbeitung 
fällt  eben,  wie  unter  anderem  durch  die  anmerkung  s.  159  be- 
wiesen wird,  die  das  jähr  1872  als  'jetzt'  verlaufend  bezeichnet, 
vor  jenes  1873  erschienene  schriftchen,  das  dritte  buch,  das 
Mülleuhoff  1877  umgearbeitet  hat,  zeigt  in  den  wenigen  ab- 
schnitten, die  auf  die  älteren  autoren  zurückgehen,  durchgängig 
die  heranziehung  des  kleinen  quellenwerkes.  das  vierte  buch 
dagegen,  dem  eine  Überarbeitung  nach  1873  weder  durch  Müllen- 
hoff, noch  leider  auch  nach  1884  durch  die  herausgeber  zu  teil 
wurde,  kennt  keine  Germania  antiqua,  obwol  es  sich  in  seinem 
ganzen  umfang  fortdauernd  mit  den  dort  behandelten  quellen  be- 
schäftigt, auch  hier  also  hat  Pniower  geradezu  gegen  Müllenhoffs 
klar  vorliegende  absiebten  gehandelt,  indem  er  sein  beispiel  un- 
beachtet liefs   oder  wahrscheinlicher  überhaupt  nicht  als  solches 


48  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKÜ1NDE  II 

erkannte,  so  muste  DA  152  auf  G.  a.  72  f.  56,  DA  190  auf  G.  a. 
64,  DA  164  und  an  unendlich  vielen  anderen  stellen  auf  den 
text  der  Germania  antiqua  verwiesen  werden,  den  gröbsten  ver- 
stofs  hat  die  Vernachlässigung  der  Germania  antiqua  bei  der  be- 
handlung  der  römischen  flottenfahrt  des  Jahres  5  n.  Chr.  (vgl. 
oben  s.  43,  DA  n  285)  herbeigeführt,  eine  anmerkung  von  dem 
umfange  einer  halben  seite,  worin  eine  lücke  in  dem  bericht  des 
Augustus  über  seine  taten  behandelt  wird ,  ist  durch  vier  Zeilen 
der  Germania  antiqua  (s.  51)  in  weit  übersichtlicherer  und  knap- 
perer weise  längst  erledigt  worden,  ja  an  letzterem  orte  erfahren 
wir  bei   aller  knappheit  sogar   noch  mehr,   als  in  jener  langen 

anmerkung.     überliefert  war:    Classis   —  ad m 

navigavit.  die  lücke  von  ungefähr  vierzehn  buchstabeu ,  mit  der 
Mommsen  in  der  ersten  ausgäbe  der  Res  gestae  divi  Augusti 
nichts  anzufangen  wüste,  während  die  Vermutungen  seiner  Vor- 
gänger dadurch  von  vorne  herein  hinfällig  waren ,  dass  sie  nicht 
mit  dem  räum  der  lücke  rechneten,  wird  von  Müllenhoff  durch 
eine  conjectur  beseitigt,  der  man  seiner  zeit  das  lob  einer  feinen 
und  methodischen,  also  voll  überzeugenden  gewis  nicht  vorent- 
halten konnte,  er  schreibt  ad  Scythicam  plagam;  diese  ergänzung 
enthält  genau  vierzehn  buchstaben  und  empfiehlt  sich  besonders 
dadurch,  dass  Plinius  ii  167,  wo  er  von  des  Augustus  flotten- 
fahrt spricht,  demnach  —  so  muste  man  früher  vermuten  — 
des  Augustus  worte  wahrscheinlich  ausgeschrieben  hatte,  die  flotte 
den  ocean  Scythicam  ad  plagam  erforschen  lässt.  indessen  so 
fein  Müllenhoffs  besserung  erscheint,  jedermann,  der  auch  nur 
von  fern  der  deutschen  altertumswissenschaft  gefolgt  ist,  weifs, 
dass  sie  den  neuen  genauen  und  glücklichen  lesungen  Humanns, 
die  Mommsen  in  stand  setzten ,  unter  Müllenhoffs  teilnähme  (vgl. 
Res  gestae2  s.  140)  eine  zweite,  sehr  verbesserte  ausgäbe  des 
Monumentum  Ancyranum  zu  veranstalten,  nicht  stich  gehalten 
hat,  sondern  durch  die  aus  der  griechischen  fassung  zu  er- 
schliefsenden  worte  ad  fines  Cimbrorum  ersetzt  werden  muss. 
Pniower  hat  also  den  doppelten  fehler  begangen ,  einmal ,  dass 
er  diese  überflüssige  anmerkung  ungestrichen  liefs,  statt  sie  durch 
eine  Verweisung  auf  die  Germ.  ant.  zu  ersetzen,  dann,  dass  er 
sie  in  dieser  form  drucken  liefs,  die  längst  unrichtig  geworden 
war.  solche  fehler  sind  nur  zu  geeignet,  bei  unkundigen  uuheil 
zu  stiften,  und  das  ist  denn  auch  schon  geschehen,  erstaunlicher 
weise  selbst  bei  leuten,  die  über  Müllenhoffs  werk  der  mitweit 
öffentlich  zu  berichten  sich  berufen  fühlen  und  dann  die  Müllen- 
hoffsche  ergänzung  jener  lücke,  'mit  der  Mommsen  nichts  anzu- 
fangen weifs',  heute  noch  als  besonders  glückliche  textbesserung 
der  beachtung  empfehlen.1 

1  so  RSteig  in  der  Wochenschrift  für  klass.  phil.  v  359 ;  ihm  scheint 
freilich  Müllenhoffs  ganzes  werk  ein  buch  mit  sieben  siegeln  geblieben 
zu  sein. 


MÜLLEINHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  49 

Im  dritten  buche  der  DA  fand  Pniower  keine  gelegenheit, 
die  Germania  antiqua  ungenutzt  zu  lassen,  da  Müllenhoff  sie  in 
diesem  teile,  wo  es  nötig  schien,  selbst  nachträglich  heran- 
gezogen hat.  allein  auch  hier  findet  sich  eine  auf  die  Germ, 
ant.  bezügliche,  gleichfalls  umfangreiche  stelle  (s.  10),  deren 
hauptinhalt  nun  schon  lange  durch  die  forschung  überholt  und 
vollkommen  gegenstandslos  geworden  ist.  es  handelt  sich  um 
den  ig.  germanischem  munde  zu  Quenen  umgelauteten  namen  der 
finnischen  Kainulaiset,  der  nach  Müllenhoffs  nachweis  die  bil- 
duug  der  schon  durch  Tacitus  bekannten  sage  von  einem  nordi- 
schen weibervolk  veranlasst  hat  (vgl.  oben  s.  6).  Müllenhoff 
geht  hierin  noch  weiter  und  findet  es  wahrscheinlich,  dass  diese 
germanische  benennung  der  Finnen  den  alten  auch  bekannt  ge- 
wesen sei  und  sogar  von  ihnen,  nämlich  bei  Ptolemaeus,  über- 
liefert werde,  die  anmerkung,  welche  diese  Vermutung  begründen 
soll,  stellt  zunächst  scharfsinnig  fest,  dass  Ptolem.  n  11,  35  nach 
Jordanes  ausdrücklichem  Zeugnis  sieben  und  nicht,  wie  nach 
unseren  ausgaben,  nur  sechs  Völker  auf  Skandia  genannt  hat, 
und  weil  ^devwvoi  zweimal  aufgeführt  werden ,  dieser  name 
einmal  und  zwar  wegen  der  geographischen  gliederung  notwendig 
bei  seiner  ersten  aufführung  durch  ein  Verderbnis  der  Über- 
lieferung an  stelle  eines  anderen  namens  getreten  ist  und  hier 
daher  gelöscht  werden  muss.  so  weit  befindet  sich  Müllenhoff 
auf  durchaus  sicherem  boden ,  in  Übereinstimmung  mit  Karl 
Müller,  dem  neuesten  herausgeber  des  Ptolemaeus,  der  selbständig 
zu  der  gleichen  erkenntnis  gelangte,  und  in  so  weit  war  auch 
an  der  anmerkung  als  einem  beispiel  für  Müllenhoffs  metho- 
disches und  siegreich  vordringendes  denken  um  so  weniger  etwas 
zu  ändern,  da  die  versprochene  erläuterung  zu  der  Germania 
antiqua,  woraus  diese  anmerkung  ein  bruchstück,  leider  nie  er- 
schienen ist.  die  sehr  gewagte  Vermutung  dagegen,  dass  für 
yltviovoi  an  erster  stelle  Kvevioveg  zu  lesen  sei,  die  Müllenhoff, 
wie  er  selbst  sagt,  Germ.  ant.  s.  134  'dreist  genug'  in  den  text 
gesetzt  hat,  ist  bekanntlich  seit  1880  (Hermes  xv  303)  durch  die 
lesart  des  von  KMüller  ausgebeuteten  Vaticanus  191  (x)  beseitigt 
(vgl.  oben  s.  12  anm.  1).  hiervon  hätte  Pniower  kenntnis  haben 
und  durch  einen  zusatz  den  leser  unterrichten  müssen ,  damit 
der  Zwiespalt  zwischen  Müllenhoffs  text  und  Kieperts  erläuternder 
karte,  deren  namen  durchweg  die  neuen  Miillerschen  lesarten 
zeigen ,  aufgehoben  wurde. 

Aber  nicht  nur  die  Germania  antiqua  wird  von  dem  heraus- 
geber ungebürlich  vernachlässigt,  auch  die  reichen  anmerkungen, 
durch  die  Müllenhoff  Mommsens  Jordanesausgabe  für  den  ger- 
manischen philologen  und  historiker  so  wertvoll  gemacht  hat, 
sind  in  dem  capitel  der  DA ,  das  sich  mit  der  widerherstellung 
der  ältesten  beschreibung  Skandinaviens  aus  Jordanes  beschäftigt 
(vgl.  oben  s.  14),  nicht  einmal  erwähnt  worden,    die  darstellung 

A.  F.  D.  A.   XVI.  4 


50  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  FI 

der  DA,  könnte  Pniower  einwerfen,  ist  in  diesem  1880  abge- 
schlossenen teile  fast  überall  viel  ausführlicher  als  die  anmerkungen 
des  index  zum  Jordanes  aus  dem  jähre  1881.  diesen  einwurf 
darf  man  in  keiner  weise  gelten  lassen,  denn  gerade  durch  die 
notwendige  kürze  der  erläuterungen  war  Müllenhoff  in  zweifel- 
haften fällen ,  wo  er  in  der  DA  verschiedene  möglichkeiten  offen 
sah,  gezwungen,  sich  in  einer  bestimmten  richlung  zu  ent- 
scheiden und  das  wahrscheinlichste  auszuwählen,  hierdurch  wird 
der  vergleich  der  Jordauesanmerkungen  mit  dem  texte  der  DA, 
auch  abgesehen  von  den  wenigen  neuen  bemerkungen ,  die  der 
letzteren  fehlen,  auch  heute  noch  notwendig  und  nützlich,  denn 
er  dient  zur  endgiltigen  feststellung  der  meinung  Müllenhoffs ,  die 
bei  seiner  allseitig  abwägenden  historisch -kritischen  darstellung 
in  der  DA  nicht  immer  unzweifelhaft  und  kräftig  hervorleuchtet, 
sondern  öfters  in  einer  gewissen  schwebe  bleibt,  geradezu  un- 
erlässlich  wird  die  hinzuziehung  des  Jordanes  von  Mommsen- 
Müllenhoff  zur  ermittelung  der  richtigen  lesarten  namentlich  bei 
den  gewaltig  verderbten  eigennamen:  als  beispiel  erwähne  ich 
nur  die  ausführungen  über  den  namen  Scridifinnen  (DA  n  41 
anm.)  gegenüber  Jordanes  s.  59.  164.  die  anmerkung  über  Vin- 
dobona  (Jordanes  s.  166)  bespricht  den  namen  Wien  eingehender 
als  anhangxiv  der  DA  (s.  373)  und  durfte  hier  keinesfalls  über- 
gangen werden. 

Noch  ein  zweites  Versäumnis  des  herausgebers  zeigt  dieser 
anhang  xiv.  unter  den  Zeugnissen ,  die  noch  im  späteren  mittel- 
alter  für  die  einstige  germanische  bevölkerung  des  landes  im 
osten  der  Elbe  sprechen,  führt  Müllenhoff  die  tatsache  an,  dass 
der  hauptort  der  Abodriten  stets  Mikilinburg,  nie  Veligrad  heifse. 
diese  behauptung  konnte  bis  zum  jähre  1880,  da  Müllenhoff  diesen 
teil  des  buches  abschloss,  als  richtig  gelten,  sache  des  heraus- 
gebers war  es  aber,  mindestens  in  einer  anmerkung  hinzuzufügen, 
dass  in  eben  diesem  jähre  1880  der  altslawische  name  Viligrad 
oder  Veligrad  in  dem  arabischen  bericht  des  spanischen  Juden 
Ibrahim  ibn-Jaküb,  der  die  Eibgegenden  in  der  zweiten  hälfte 
des  10  jhs.  bereiste,  durch  de  Goejes  Scharfsinn  mittels  einer 
glänzenden  besserung  entdeckt  wurde:  vgl.  Verslagen  en  mede- 
deelingen  d.  akad.  v.  wetensch.  letterk.  n  r.  d.  9,  Archiv  f.  slaw. 
phil.  v  167  f,  Jbb.  d.  ver.  f.  mecklenb.  gesch.  45,  7.  12  f.  —  an  der- 
selben stelle  (s.  372)  war  zur  erwähnung  der  Goten  in  der  Krim 
Tomascheks  bekannte  schrift,  die  Müllenhoff  selbst  besprochen 
hat  (DLZ  ii  1116  f),  nachzutragen. 

Ein  weiterer  verstofs  gegen  die  Vorschrift,  dass  jeglicher 
herausgeber  seine  Veröffentlichungen  so  brauchbar  wie  möglich 
zu  gestalten  hat,  liegt  darin,  dass  in  dem  capitel  über  die  fluss- 
namen  durchgängig  nur  die  erste  aufläge  von  Förstemanns  orts- 
namenwerk zu  rate  gezogen  ist.  erst  unmittelbar  nach  Vollendung 
der  abhandlung  im  jähre  1872  erhielt  Müllenhoff  von  der  neuen 


MÜLLEISHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  51 

bearbeitung  des  namenbuchs  Kenntnis,  er  gedenkt  dessen  kurz 
(s.  207)  in  einer  offenbar  nur  vorläufig  giltigen  und  für  ihn  allein 
bestimmten  aumerkung  mit  dem  bedauern,  dass  ihm  die  er- 
schienenen lieferungen  der  neuen  ausgäbe  nicht  eher  zugiengen, 
da  ihm  manche  mühe  und  manches  citat  erspart  geblieben  wäre. 
Pniower  hat  aus  diesen  Worten  nicht  die  geringste  Verpflichtung 
herausgelesen,  nun  seinerseits  dem  erwähnten  mangel  abzuhelfen. 

Von  kleineren  Unterlassungssünden  erwähne  ich,  dass  s.  105 
bei  gelegenheit  der  Bastarnen  von  ihrer  bewaffnuug  die  rede  ist 
und  die  rumpia  des  Valerius  Flaccus  und  ihr  Verhältnis  zur 
framea  des  Tacitus  besprochen  wird,  ohne  dass  von  Pniower 
auf  die  ausführlichen  erörterungen  verwiesen  wird,  die  Müllenhoff 
in  der  recension  von  Lindenschmits  Handbuch  der  altertums- 
kunde  (Anz.  vn  (1881))  über  diesen  gegenständ  veröffentlicht  hat. 
dieser  hinweis  war  mindestens  ebenso  erforderlich,  wie  jener 
(s.  96)  auf  die  DLZ ,  den  Roediger  nachträglich  hinzuzufügen  sich 
nicht  enthalten  konnte,  'weil  die  vorangehenden  worte  Müllen- 
hoffs  recension  zu  citieren  fast  nötigten.'  —  ganz  fehlerhaft  war 
es,  s.  8  die  Verweisung  auf  Baumstarks  Schulausgabe  der  Ger- 
mania unverändert  stehen  zu  lassen.  Müllenhoff  freilich  kannte 
damals  nur  hieraus  Baumstarks  ansichten  über  den  zweiten  teil 
der  schrift  des  Tacitus,  während  er  späterhin  natürlich  nur  auf 
die  Ausfuhr!,  erläuterung  des  besonderen  völkerschaftlichen  teiles 
der  Germania,  1880,  s.  306  zurückgegangen  wäre.  —  andere 
mängel  haben  bereits  in  obigen  anmerkungen  ihre  rüge  gefunden. 

Aber  was  hat  denn  eigentlich  Scherers  beistand,  Otto  Pniower, 
dem  Boediger  nachrühmt,  dass  er  'mit  hingebendem  eifer  und 
vollem  Verständnis  die  drucklegung  gefördert  und  die  haupt- 
arbeit  geleistet'  habe,  für  Müllenhoffs  werk  getan?  wir  sahen 
bisher  nur,  dass  er  dort  alles  verabsäumt  hat,  wo  so  viel  zu 
schaffen  war.  hat  er  denn  würklich  nur  verhindert,  dass  zu 
viel  druckfehler  sich  einschlichen?  nein,  er  hat  auch  selbstän- 
dige leistungen  aufzuweisen,  in  erster  linie  nenne  ich  hier  das 
register.  wer  je  ein  solches  angefertigt  hat,  namentlich  zu  einem 
umfang-  und  inhaltreichen  werke,  weifs,  dass  das  keine  so  ganz 
einfache  sache  ist  und  dass  meist  nur  diejenigen  auf  solche 
arbeiten  mitleidig  herabsehen,  welche  selbst  am  wenigsten  im 
stände  sind,  sie  befriedigend  auszuführen,  obwol  sie  ohne  die- 
selben oft  genug  ratlos  daständen.  Pniowers  register  ist  natür- 
lich nicht  ladellos,  aus  dem  einfachen  gründe,  weil  er  die  be- 
dürfnisse  des  altertumsforschers  nicht  aus  eigener  übung  kennt, 
und  doch  stehe  ich  nicht  an,  dasselbe  als  seine  beste  leistung  an 
dem  buche  zu  erklären,  ja  als  die  einzige  überhaupt,  für  die 
man  ihm  bei  seiner  tätigkeit  als  Scherers  amanuensis  mit  gutem 
gewissen  dankbar  sein  kann. 

Indessen  Pniower  hat  noch  mehr  geleistet,  er  hat  zwei 
eigene  abhandlungen  abgefasst,  mit  denen  er  Müllenhoffs  schwacher 


52  MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

kraft  hilfreich  beigesprungen  ist.  angesichts  dieser  eingreifenden, 
ja  ungenierten  tätigkeit  zur  ergänzung,  beziehungsweise  zum  Um- 
sturz zweier  anhänge  des  Müllenhoffschen  werkes  wird  man  die 
im  übrigen  an  den  tag  gelegte  Zurückhaltung  in  neuerungen ,  Zu- 
sätzen wie  besserungen,  die  man  für  'unerlaubt'  gehalten  hat, 
dem  princip  nach  um  so  weniger  begreiflich  und  entschuldbar 
finden,  wenn  man  auch  andererseits  es  ganz  gern  sehen  wird, 
dass  Pniower  im  allgemeinen  das  denkbar  wenigste  sich  vorge- 
nommen hatte.  die  eine  von  den  abhandlungen  (anhaug  xv, 
s.  385 — 394)  ergänzt  Müllenhoffs  Sammlung  der  Zeugnisse  für 
die  einfalle  der  Slawen  in  die  römischen  provinzen  südlich  der 
Donau  seit  dem  jähre  527,  indem  sie  die  jähre  538  —  559  be- 
handelt, ohne  irgendwie  ein  kenner  der  slawischen  Urgeschichte 
zu  sein,  kann  ich  doch  so  viel  behaupten ,  dass  Pniowers  Zusätze 
nichts  bieten,  was  nicht  seit  Hopfs  Geschichte  Griechenlands  im 
ma.  und  den  späteren  arbeiten  von  Fallmerayer,  Roesler,  Jirecek 
allgemeingut  der  Wissenschaft  geworden  und  in  der  darstellung 
mindestens  ebenso  glücklich  wäre  als  die  neun  Seiten  aus  Pniowers 
feder.  allein  man  wird  hier  von  dein  herausgeber  auch  gar  nichts 
neues  verlangen  und  ist  mit  einer  kurzen  übersieht  schon  zu- 
frieden, nur  sollte  sie  dann  nicht,  wie  in  jener  unberufenen 
recension  geschieht,  gegen  die  ich  mich  schon  mehrfach  gewandt 
habe,  als  verdienstliche,  ja  hervorragende  leistung  angepriesen 
werden,  während  sie  wissenschaftlich  vollkommen  belanglos  ist" 
und  nur  zur  ergänzung  der  Müllenhoffschen  darstellung  dient. 

Anders  verhält  es  sich  mit  Pniowers  zweiter  abhandlung 
(s.  335  —  345),  einer  nachschrift  zu  Müllenhoffs  scharfsinnigem, 
woldurchdachtem  und  ergebnisreichem  anhang  i  Über  den  südöst- 
lichen winkel  des  alten  Germaniens,  der  zuerst  in  den  Sitzungs- 
berichten der  Berliner  akademie  1883,  xxxv  871 — 83  erschienen, 
das  letzte ,  was  Müllenhoff  von  sich  gedruckt  zu  sehen  vergönnt 
war.  konnte  man  in  jener  ersten  ergänzung  Pniowers  zwar  keine 
nennenswerte  förderung,  allein  auch  keinen  schaden  für  den 
wissenschaftlichen  character  des  werkes  erblicken,  so  muss  die 
zweite  erörterung  geradezu  als  eine  Versündigung  gegen  den  ver- 
blichenen meister  bezeichnet  werden,  geeignet  das  ansehen  und 
die  würde  des  buches  empfindlich  zu  schädigen,  wenn  ich  mir 
vorstelle,  wie  Müllenhoff,  dem  leben  widergegeben,  diesen  seinem 
Vermächtnis  nun  für  immer  anhaftenden ,  entstellenden  zusatz  be- 
trachten würde,  so  kann  ich  ihn  mir  nur  von  dem  heiligen  zorn 
erfüllt  denken,  mit  dem  er  unwissenschaftlicher  leichtfertigkeit 
und  eitelkeit,  die  sich  in  haltlosen  neuerungen  gefällt,  stets  ent- 
gegengetreten ist. 

p]ine  kurze  skizze  von  anhang  i  zu  geben,  erscheint  not- 
wendig, indem  Müllenhoff  eine  verderbte  stelle  des  Plinius  (iv80; 
Germ.  ant.  89)  über  das  confinium  der  Germanen  und  Jazygen 
auf  leichteste  weise  heilt   und  trefflich  auslegt,   bestimmt  er  die 


MÜLLENHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  53 

läge  des  regnum  Vannianum  inter  Marum  et  Cusum  als  eine  von 
der  March  aus  östliche,  sodass  der  Cusus,  da  die  Gran  den  alten 
als  Fqavovag  bekannt  war  und  der  von  Plinius  neben  der  March 
als  gränzfluss  genannte  Duria  wol  die  Waag  bedeutet,  der  öst- 
lichste zufluss  der  Donau  oberhalb  des  knies  bei  Waizen  sein 
muss,  der  kleine  Eipel.  diesen  ansatz  der  ostgränze  des  Vanni- 
scheu  reichs  und  damit  die  spätere  südostgränze  Germaniens  über- 
haupt findet  Mülienboff  durch  Ptolemaeus  bestätigt,  der  die  sitze 
der  Quaden  unter  dem  }ÖQZvviog  ÖQv/ii6g  dh.  der  mährischen 
höhe  und  über  den  eisengruben  und  der  Luna  süva  (Manharl) 
angibt,  die  starren  reihen  der  von  Ptolemaeus  im  südlichen 
teil  von  Germanien  nur  von  norden  nach  Süden  unter  einander 
aufgestellten  Völker  und  gebirge  ordnet  Müllenhoff  in  gruppen 
zusammen  und  setzt  nun  die  Buri  unterhalb  des  Jablunkapasses 
nördlich  der  Waag;  weiter  südlich  im  Neutraer  comitat  die  2L- 
dwveg  als  einen  teil  des  Vannischen  reiches  (Vangio  et  Sido)  an 
den  gebirgshängen ,  während  die  ebenen  den  Vaugionen  zufallen; 
südlich  der  oberen  Waag  die  Cotini,  von  denen  eine  abzweigung, 
die  KvtvoL  des  Ptolemaeus ,  an  dieser  stelle  auf  das  rechte  ufer 
der  Donau  hinübergegangen  war;  endlich  südostwärts  zwischen 
Gran  und  Eipel  die  den  Germanen  wie  den  Sarmaten  tribut- 
pflichtigen pannonischen  Osi,  die  nur  auf  diese  weise  mit  den 
im  Donauwinkel  gesessenen  stammverwandten  Aravisken  in  be- 
rührung  bleiben,  wie  es  des  Tacitus  worte  verlangen,  für  die 
Baqioi  unterhalb  der  Luna  silva  bleibt  nur  die  weite  ebene  von 
der  March  bis  zum  Eipel  übrig  und  sie  erweisen  sich  hierdurch 
als  die  aus  Baiohaemum  ausgewanderten  Sveben  des  Vannius. 
östlich  von  ihnen  kommen  die  'PccxccTgiai  zu  sitzen ,  westlich 
längs  der  Donau  ol  7tqog  zolg  Köc^tTtoig'PaxaTai,  die  auf  ihrer 
Westseite  an  die  l4ÖQaßar/.ä^i7toL  und  nccQiitaixd{(7toi  stofsen: 
cPa/.chca  und  'PaxccTQtat  sind  teile  eines  und  desselben  pannoni- 
schen Stammes,  des  Ptolemaeus  oidrjQtoQvxsla  betrachtet  Müllen- 
hoff als  eins  mit  den  cotinischen  eisengruben  des  Tacitus,  und 
dass  diese  gerade  an  der  oberen  Gran  und  Waag,  wohin  er  die 
Cotinen  setzt,  und  nicht  nördlich  vom  ManharX,  wie  Ptolemaeus 
angibt,  lagen,  bestätigt  eine  am  schluss  abgedruckte  mitteilung 
des  geologen  Suefs,  wonach  das  erz  nur  an  erster  stelle  leicht 
verfolgbar  zu  tage  liegt  und  auch  mit  den  geringen  mittein  des 
altertums  gewonnen  werden  konnte,  diese  gegenden  wurden  im 
norden  wie  im  Süden  der  Donau  erst  seit  Domilians  Svebenkriegen 
bekannter,  und  darum  ist  auch  hier  im  Südosten  gerade  wie  im 
nordwesten  und  im  gegensalz  zu  dem  innern  des  Ptolemaeischen 
Germaniens  nichts  davon  zu  spüren,  dass  zwei  zeitlich  weit  aus 
einander  liegende  quellen  in  widerspruchsvollerweise  mit  einander 
verarbeitet  sind. 

So  weit  Müllenhoff.    als  der  erste  nicht  unzweifelhaft  sichere 
punct  dieser  Untersuchung  könnte  die  läge  des  Vannischen  reiches 


54  MÜLLEiNHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

erscheinen,  die  aufs  engste  mit  der  bestimmung  des  flusses  Cusus 
zusammenhängt,  da  die  svebischen  ansiedier  aus  Böhmen  stamm- 
ten ,  denkt  man  zuerst  an  eine  mehr  westliche  ausdehnuug  des 
Vannischen  reiches,  so  Mommsen  (Rom.  gesch.  v  196  anm.),  der 
aber  diese  meinung  auf  eine  unhaltbare  annähme  baut,  indem  er 
entgegen  aller  Überlieferung  auch  die  Markomannen  und  Quaden 
in  Böhmen  und  Mähren  dem  reiche  des  Vannius  zuteilt,  aus 
der  geschichte  seines  Sturzes  ergibt  sich  für  Mommsen  mit  not- 
wendigkeit  eine  läge  des  reichs  im  westen,  für  Müllenhoff  ebenso 
notwendig  im  osten  der  March.  man  wird  hieraus  entnehmen 
können,  dass  beider  gründe,  soweit  sie  sich  auf  jenes  ereignis 
stützen,  nicht  entscheidend  sind,  ganz  schwächlich  und  ohne 
jeden  belang  ist,  was  Pniower  zu  gunsten  Müllenhoffs  hinzu- 
zufügen für  nötig  hielt,  nichts  desto  weniger  stimme  ich  Müllen- 
hoff bei  auf  grund  folgender  erwägungen. 

Im  jähre  10  v.  Chr.  erklärte  Augustus  die  Donau  officiell  als 
reichsgränze;  allein  noch  im  jähre  19  n.  Chr.,  als  das  Vannische 
reich  gegründet  wurde,  war  Pannonien  tatsächlich,  erst  bis  zur 
Drau  unterworfen  und  militärisch  besetzt,  während  in  Noricum 
schon  lange  römische  kultur  festen  fufs  gefasst  hatte  und  nur 
durch  kleine  besatzungen  gesichert  wurde,  diese  provinz  reichte 
damals  noch  weiter  ostwärts,  sodass  das  norische  Carnuntum  in 
diesem  striche  die  östliche  Donaustadt  der  Römer  war.  zu  Pan- 
nonien kam  Carnuntum  erst,  als  es  durch  Vespasian  mit  legionen 
belegt  wurde,  legionen  standen  bis  dahin  in  Noricum  überhaupt 
nicht,  sondern  nur  im  benachbarten  Pannonien,  wo  Poetovio 
an  der  Drau  der  hauptwaffenplatz  war.  das  nördliche  Pannonien 
an  der  Donau  war  dagegen  nur  dem  namen  nach  römischer  be- 
sitz, in  Wahrheit  blofs  römische  'interessensphäre'.  wollten  die 
Römer  daher  die  leute  des  Vannius,  die  sie  als  unruhige  gaste 
nicht  im  römischen  kulturgebiet  ansiedeln  konnten,  möglichst  un- 
schädlich machen,  was  nach  Tacitus  in  ihrer  absieht  lag,  so  war 
es  durchaus  passend,  sie  an  das  nördliche  Donauufer  östlich  von 
der  March  und  von  Carnuntum  zu  verpflanzen,  wo  eine  gebiets- 
erweiterung  der  Germanen  weniger  schadete,  da  das  pannonische 
südufer  noch  unkultiviert  war,  nicht  aber  im  westen  der  March, 
weil  dann  das  römische  südufer  gefährdet  gewesen  wäre,  diese 
bemerkungen  erweisen  zugleich  Pniowers  gründe  für  Müllenhoffs, 
wie  gesagt,  richtige  entscheidung  als  hinfällig:  legionen  und  für 
Germanen  zur  ansiedlung  geeignete  landstriche  südlich  der  Donau 
gab  es  eben  nur  in  Pannonien,  nicht  in  ISoricum,  und  wenu 
beim  stürze  des  Vannius  der  legat  von  Pannonien  eine  legion 
bereit  hält  und  die  anhänger  des  Vannius  in  Pannonien  ange- 
siedelt werden ,  muss  deswegen  das  Vannische  reich  noch  nicht 
gegenüber  Pannonien  gelegen  haben,  ebenso  wenig  durfte  Pniower 
dafür  geltend  machen ,  dass  der  fluss  Cusus  und  die  Stadt  Cusum 
in  Pannonien    sich    gegenseitig   als   pannonisch   erweisen,    denn 


MÜLLEiNHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  55 

auch  westlich  der  March  gegenüber  Noricum  gab  es  Pannonier, 
die  Racatae,  und  auch  dort  hätte  ein  fluss  den  pannonischen 
namen  Cusus  erhalten  können,  endlich  besagt  auch  seine  be- 
rufung  auf  die  stelle  von  den  Ösen  aus  Tac.  Germania  cap.  28 
für  das  jähr  19  gar  nichts. 

Für  Müllenhoffs  ansetzung  des  Vannischeu  reiches  im  osten 
der  March  spricht  vor  allem  die  eingangs  von  ihm  behandelte 
stelle  des  Plinius  über  das  confinium  der  Germanen  und  Sar- 
maten.  Plinius  kommt  von  osten  die  Donau  herauf  zu  den  Ja- 
zygeu  der  Theifsebene,  den  Daken  im  gebirge  und  den  Germanen, 
die  westgräuze  der  Jazygen  gieng  längs  der  Donau  nordwärts  bis 
zum  knie  bei  Waizen,  von  da  ab  am  fufse  der  von  Daken  be- 
setzten gebirge  ostnordöstlich,  der  gränzfluss,  an  dem  die  drei 
Völker  zusammenstiefsen,  kann  nur  der  Eipel  sein,  wenn  nun 
Plinius  zuerst  die  March  als  gränzfluss  der  Germanen  gegen  Ja- 
zygen und  Daken  nennt  und  dann  sich  verbessernd,  indem  ihm 
der  Svebenstaat  jenseits  der  March  einfällt,  hinzufügt,  dass  'viel- 
mehr der  Duria'  die  gränze  bilde,  so  kann  ich  diesen  fluss  nicht 
mit  Müllenhoff  als  die  Waag,  an  welche  das  reitervolk  der  Ja- 
zygen nie  gereicht  hat,  sondern  nur  für  den  Eipel  halten,  der 
in  der  tat  gränzfluss  war.  für  Cusus  und  Duria  sind  nur  Waag 
und  Eipel  frei,  hält  man  mit  Müllenhoff  den  Duria  für  die  Waag, 
den  Cusus  für  den  Eipel,  so  ergibt  sich  das  misverhältnis,  dass 
Plinius  zweite  verbesserte  angäbe  auch  nicht  richtig  ist.  denn 
wenn  schon  im  jähre  19  der  Svebenstaat  bis  an  den  Eipel  reichte, 
kann  er  bei  der  starken  ausdehnung  der  Germanen  in  diesen 
gegenden  ein  halbes  jh.  später  nicht  bis  zur  Waag  zurückgegangen 
sein,  hält  man  umgekehrt  den  Cusus  für  die  Waag,  so  ist  alles 
in  Ordnung:  der  anfangs  unbedeutende  Svebenstaat  zwischen  March 
und  Waag  hat  sich  später  bis  zum  Eipel  ausgedehnt  und  Plinius 
nennt  diesen  fluss  (Duria)  mit  recht  als  den  gränzfluss,  der  drei 
Völker  scheidet. 

Eine  zweite  frage  knüpft  sich  an  Müllenhoffs  ansetzung  der 
Ptolemaeischen  Bal/noi  und  QPaY.aTQiat.  erstere  sind  ein  teil 
der  aus  Baihaemum  an  die  Donau  verpflanzten  Markomannen,  dh. 
Sveben  des  Vannius,  die  Müllenhoff  nach  Plinius  in  die  ober- 
ungarische tiefebene  zwischen  March  und  Eipel  setzt;  an  die- 
selbe stelle,  um  die  untere  Gran  und  Eipel,  bringt  er  aber  auch 
die  cPa/.aTQiai  des  Ptolemaeus,  nicht  ohne  auf  diesen  Wider- 
spruch selbst  aufmerkam  zu  machen,  erst  nach  dem  erscheinen 
der  abhandlung  äufserte  er  gegen  Scherer,  dass  er  ihre  ergeb- 
nisse  in  einem  hauptpuncte  zurücknehmen  müsse,  wo  er  seinem 
alterprobten  grundsatze  untreu  geworden,  dass  den  nachrichten 
der  Kömer  über  Germanen  gegenüber  denen  der  Griechen  stets 
der  Vorzug  zugestanden  werden  müsse,  mit  hoher  Wahrschein- 
lichkeit wird  man  daher  auf  unsere  frage  Müllenhoffs  nachträg- 
liche bedenken  beziehen,    wie  lassen  sie  sich  beseitigen  ?  Pniowers 


56  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

versuch  sie  hinwegzuräumen  ist  der  teil  seiner  herausgeber- 
tätigkeit,  mit  dem  er  Milllenhoffs  werk  geradezu  entstellt  hat.  um 
einen  baustein  zurechtzurücken,  reifst  er  eine  ganze  wand  nieder 
und  setzt  an  ihre  stelle  ein  luftiges  gewebe,  das  der  erste  wind- 
stofs  zerfetzen  muss.  solche  unberufene  nachhilfe  würde  der 
baumeister,  wenn  er  noch  am  leben,  gebürend  zurückgewiesen 
haben. 

Pniower  schliefst  sich  Müllenhoffs  bedenken  an  und  er- 
klärt, dass  den  'Paxaxoiai  die  von  Müllenhoff  ursprünglich  an- 
genommene Stellung  zwischen  March  und  Eipel  unmöglich  zu- 
kommen könne;  er  geht  aber  weiter  und  folgert  aus  der  form 
ihres  namens  gegenüber  dem  der  cPaxäxat,  dass  es  ein  solches 
volk  nicht  gegeben  habe,  ja  er  verwirft  sogar  Müllenhoffs  glänzende 
heilung  der  Ptolemaeusstelle  2,  11,  20  xal  ovve%elg  avxolg  [xolg 
Balf.wig]  TtaQa  xbv  7toxa[ibv  o'ixe  'Paxaxqiai  xal  ol  rtgbg 
xolg  KäfATtoig'Paxdxai,  die  gleichzeitig  mit  Müllenhoff  KMüller 
gefunden  und  in  seiner  ausgäbe  bekannt  gegeben  hat.  er  hält 
also  an  dem  namen  Teoaxaxoiai  fest,  sodann  fingiert  er,  dass 
Ptolemaeus  die  nach  Müllenhoff  allerdings  weiter  ostwärts  anzu- 
setzenden eisengruben  westwärts  bis  über  die  March  ver- 
schoben habe,  und  weifs  für  diese  Umstellung  keine  andere  er- 
klärung,  als  die  zweite  fiction,  dass  Ptolemaeus  alles  in  Germanien 
östlich  der  March  liegende  nach  dem  westen  des  flusses  verlegt 
habe,  dh.  auch  die  Bal/iwi  und  die  Teoaxaxoiai.  ein  blick  auf 
Kieperts  karte  des  Ptolemaeischen  Germaniens  genügt,  um  die 
nichtigkeit  dieser  behauptungen  zu  erhärten,  obwol  auch  Kiepert 
hier  die  namen  weiter  ostwärts  einzeichnet,  als  des  geographen 
worte  es  gestatten,  xal  in  den  Worten  vcp  ovg  [xovg  Kovd- 
öovg]  Ta  GiörjQioQvxela  xal  f]  Aovva  vhr\  soll  dann  'deutlich'  er- 
weisen ,  dass  Ptolemaeus  die  oidrjQtoQvxela  'anderswoher  entlehnt 
habe',  während  er  diese  anknüpfung  bekanntlich  häufig  genug 
und  immer  in  der  weise  anwendet,  dass  damit  die  eingeschlagene 
richtung  weiter  fortgesetzt  wird,  endlich  s-ollen  sich  die  worte 
ol  Balfxoi,  /n€%Qt  xov  Javovßiov  und  owe^elg  avxolg  naoa. 
xbv  noxa^bv  ol  Teoaxaxoiai  nicht  vertragen ,  deren  auslegung, 
wenn  man  dem  geographen  willig  folgt,  nicht  schwer  fallen 
kann ,  wie  ich  weiterhin  zeigen  werde,  aus  diesen  vermeintlichen 
Schwierigkeiten,  die  Pniower  ganz  durchschaut,  construiert  er 
sich  in  grofsartiger  quellenforschung  eine  zwiefache  urdarstellung: 

1.  westliche  hälfte:  vnb  de  xov^Oqxvviov  dov/nbv  Kovdöoi, 
vq?  ovg  f]  slovva  vltj,  vcp'  rjv  naqd  rbv  Ttoxa/tibv  rcqbg  rolg 
Kaf.i7toig  ol  'Paxaxai. 

2.  östliche  hälfte:  . .  .  oidyoiopvxela . . .  /iieya  e&vog  ol  Bal- 
lioi  fiexQi  xov  /lavovßlov  xal  avvexelg  avxolg  ol  Tegaxa- 
xqlai. 

Wer  nun  diese  Teoaxaxoiai  sind,  kann  nach  Pniower  'nicht 
mehr  zweifelhaft  sein.'     niemand  anders  als  die  Osi  und  Cotiui, 


MÜLLEiSHOFF    DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II  57 

denn  wenn  auch  0201  KOT1N01  und  TEPAKATP1A1 
nur  in  den  letzten  silben  ganz  entfernt  sich  ähneln,  so  zeigen 
doch  beide  conglomerate  eine  gleiche  buchstabenanzahl;  für  noch 
wahrscheinlicher  oder  vielmehr  ganz  sicher  hält  jedoch  Pniower, 
dass  Osi  et  Cotini,  auch  elf  buchstaben ,  in  der  vorläge  des  Ma- 
rinus  gestanden  habe,  woraus  man  zugleich  unmittelbar  erkennen 
könne,  wie  das  Verderbnis  TE  entstanden  sei.  danach  ent- 
sprechen sich  also:  TE  und  et,  KATPIA1  und  Cotini,  PA 
und  Osi  und  das  ganze,  TeQaxaTQtai,  wurde  von  Ptolemaeus 
oder  Marinus  so  entstellt,  um  einen  gleichklang  mit  cPay.ätai 
zu  erreichen.  Da  hoeret  ouch  geloube  zuo.  solche  Seifenblasen 
jagt  Pniower  in  die  luft  und  legt  dabei  sein  gesicht  in  die  falten 
strengernster  wissenschaftlichkeit,  es  wäre  für  das  andenken  an 
Scherer  in  der  tat  vorteilhafter  gewesen,  wenn  wir  nicht  er- 
fahren hätten,  dass  er  diese  haltlosen  Spielereien,  die  noch  dazu 
in  einem  überlegenen  tone  vorgetragen  werden,  veranlasste,  bil- 
ligte und  ihnen  ihre  stelle  in  Müllenhoffs  monumentalwerk  seiner 
zeit  selbst  anwies  (vorwort  s.  ix). 

Wer  es  sich  nicht  erklären  kann,  woher  in  aller  weit  Pniower 
nicht  nur  auf  die  Cotini,  sondern  namentlich  auch  auf  die  Osi 
als  urbestandteil  jener  Verderbnis  verfallen  ist,  dem  sei  verraten, 
dass  er  letzteren  volksstamm  an  der  stelle  notwendig  brauchte, 
um  auch  für  die  südostecke  des  Ptolemaeischen  Germaniens  con- 
tamination  aus  einer  general-  und  einer  specialdiathese  behaupten 
zu  können,  während  Müllenhoff  die  spuren  einer  zwiefachen 
quelle,  die  er  anderwärts  nachgewiesen,  hier  gerade  aufs  ent- 
schiedenste abläugnete.  so  kann  Pniower  aus  den  2löo)veg,  Kc5- 
yvoi,  OvLößovqyioi,  in  denen  Müllenhoff  einen  teil  der  Quaden, 
die  Cotini  und  die  Osi  erkannte,  die  Augustische  generaldiathese, 
aus  seinen  TeQa/.ctTQicu  d.  i.  Osi  et  Cotini  einen  teil  der  ein 
jh.  später  entstandenen  specialdiathese  erschliefsen.  man  kann 
schon  keine  der  Voraussetzungen  Pniowers  unterschreiben,  die 
ihm  diese  letzte  behauptung  ermöglichen  sollen;  aber  auch  an 
sich  ist  sie  für  jeden,  der  mit  der  geschichte  des  bekanntwerdens 
von  Germanien  einiger  mafsen  vertraut  ist,  von  vorn  herein  un- 
annehmbar, denn  zu  Augustus  Zeiten  war,  wie  bereits  oben 
ausgeführt  ist,  nur  der  südliche  teil  Pannoniens  von  römischen 
heeren  betreten,  nicht  aber  die  Donaugegend,  und  das  land 
nördlich  der  Donau  lag  vollends  in  schleier  gehüllt.  Strabo,  der 
seine  beschreibung  von  Germanien  nach  dem  jähre  17  n.  Chr. 
abfasste,  weifs  gar  nichts  genaueres  über  diese  gegcnden  anzu- 
geben und  meldet  ausdrücklich,  dass  sie  unbekannt  seien  (vn  3,  1; 
Germ.  ant.  s.  75),  wogegen  auch  die  einmalige  beiläufige  erwäh- 
nung  der  Quaden  (Germ.  ant.  s.  66)  nichts  beweisen  will,  selbst 
wenn  sie  nicht,  wie  wol  feststeht,  nur  ein  späterer  randzusatz 
sein  sollte,  auch  Plinius  vermag  noch  keine  einzelnen  völker- 
stämme    zu    nennen    und    meldet   nur  von    einer  haltlosen  mafs- 


58  MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTÜMSKUNDE  II 

berechnung  des  Augustus  vom  Donauknie  bis  zum  nördlichen 
ocean.  erst  als  unter  Nero  der  römische  ritter  von  Carnuntum 
aus  nach  Samland  durchgedrungen  war,  vor  allem  aber  seit  Do- 
mitians  kriegen  mit  den  Donausveben  wird  der  Südosten  Ger- 
maniens  römischer  kenntnis  allmählich  erschlossen,  wie  soll  also 
zu  Augustus  Zeiten  hier  bereits  eine  generaldiathese,  die  Sidones, 
Cotini,  Visburgii  kennt,  bestanden  haben?  in  nicht  zu  recht- 
fertigender leichtfertigkeit  hat  Pniower  hier  die  ganz  anders  ge- 
arteten Verhältnisse  vom  rechten  Niederrhein,  der  den  Römern 
so  viel  früher  und  so  viel  genauer  bekannt  wurde,  dem  linken 
mittleren  Donauufer  gleichgestellt  und  die  für  jenen  berechneten 
aufstellungen  Müllenhoffs  ihm  zu  trotz  auch  auf  dieses  übertragen, 
und  dabei  behauptet  er  schliefslich  noch  von  dem  hauptresultat 
der  Müllenhoffschen  Untersuchung  nirgend  abgewichen  zu  sein 
und  wenigstens  in  seinem  sinne  sich  entschieden  zu  haben. 

Pniowers  erster  fehler  lag  in  seiner  festsetzung  der  Ptole- 
maeischen  Völker  und  bergnamen  auf  der  karte:  es  ist  ganz  ver- 
kehrt, bei  irgend  einer  beliebigen  sicheren  identification  eines 
alten  mit  einem  heutigen  geographischen  namen  einzusetzen  und 
nun  hierzu  auf  grundlage  der  heutigen  geographischen  kenntnisse 
alle  anderen  angaben  in  das  von  Ptolemaeus  angenommene  ört- 
liche Verhältnis  zu  setzen,  wie  es  Pniower  mit  dem  ^ÖQxüviog 
ÖQVf.iog  und  der  yiovva  vlrj  tut.  des  Ptolemaeus  nachrichten 
haben  vorerst  nicht  der  damaligen  würklichkeit,  die  hinsichtlich 
der  landesnatur  wol  auch  noch  die  heutige  ist,  entsprochen, 
sondern  nur  der  recht  mangelhaften  kenntnis  von  ihr,  soweit  sie 
ihm  zugekommen  war  und  in  seiner  karte  ihren  ausdruck  ge- 
funden hat.  so  selbstverständlich  dies  auch  ist,  so  scheint  es 
doch  noch  ausdrücklich  ausgesprochen  werden  zu  müssen,  um 
Ptolemaeus  zu  erkennen,  haben  wir  vor  allem  also  seine  karte 
genau  widerherzustellen  und  mit  dem  text  in  beziehung  zu  setzen, 
die  tatsächlichen  Verhältnisse  kommen  erst  später  heran;  sie  aus 
einer  zusammenhängenden  und  nicht  blofs  einzelheiten  heraus- 
greifenden betrachtung  der  antiken  karte  wider  aufzubauen,  ist 
erst  die  zweite  aufgäbe,  wer  so  verfährt,  muss  bei  Ptolemaeus, 
umgekehrt  wie  Pniower,  manches  östlich  der  March  ansetzen, 
was  in  würklichkeit  nach  westen  gehört,  wie  die  yiovva  vir], 
die  Quaden  und  den  ^ÖQxvviog  ÖQv/^wg.  um  aus  diesen  angaben 
der  Ptolemaeischen  karte  die  wahren  Verhältnisse  zu  finden ,  hat 
man  vor  allem  die  namen  der  starren  Ptolemaeischen  reihe,  wie 
es  nach  Müllenhoff  auch  sonst  geschehen  muss,  in  eine  gruppe 
zusammenzuordnen,  dadurch  beseitigen  sich  die  Schwierigkeiten 
in  einfacher  und  methodisch  gesicherter  weise,  ohne  dass  man 
die  luftsprünge  und  Unmöglichkeiten  Pniowers  zu  hilfe  zu  nehmen 
braucht. 

Nur  die  'PaxccTQicci  erfordern  noch  einige  worte.  hier  ist 
natürlich   an   Müllenhoffs   besserung   gegenüber  Pniowers   phan- 


MÜLLENHOFF  DEUTSCHE  ALTERTÜMSKUNDE  II  59 

tasiespiel  auf  alle  weise  festzuhalten,  an  ihrer  richtigkeit  wird 
Müllenhoff  um  so  weniger  gezweifelt  haben,  da  er  sie  als  selbst- 
verständlich bezeichnet,  als  solche  sieht  sie  auch  Müller  an, 
indem  er  sie  auf  grundlage  einiger  hss.,  die  sie  gleichfalls  bieten, 
in  den  text  setzt,  die  beste  von  ihm  erst  ans  licht  gezogene, 
der  Vaticanus  x  hat  hier  leider  eine  kleine  lücke,  da  ihm  die 
worte  o%  TS  fehlen ;  immerhin  spricht  auch  diese  lücke  mehr  zu 
gunsten  Müllenhoffs  als  Pniowers.  auch  darin  hat  Müllenhoff 
sicher  recht,  dass  beide  Völker,  die  Pay.axQiai  und  die  cPaxa- 
xcti,  im  gründe  nur  eines  sind;  ja  mau  kann  vielleicht  mit 
Pniower,  wenn  auch  in  anderer  weise,  weiter  gehen  und  dem 
gedanken  räum  geben ,  dass  der  zweite  uame  von  Ptolemaeus 
auf  grundlage  des  ersten  nur  erfunden  ist,  ähnlich  wie  er  nach 
Müllenhoff  (s.  287)  den  namen  Tecrovoägioi  aus  dem  der  Teu- 
tonen sich  geschaffen  hat.  nach  Müllenhoff  sollen  nun  die  cPa- 
y.ctTQicti  östlich  und  die  'Pa/.ccTai  Ttgog  rolg  Kct[X7Z0ig  westlich 
von  den  Bal(.wi  längs  der  Donau  ihre  Wohnsitze  haben,  in  der 
ansetzung  der  cPaxaTai  wird  niemand  in  zukunft  anderer  mei- 
nung  als  Müllenhoff  sein  wollen ,  nachdem  er  einerseits  aus  den 
y.a(.ircoig  oder  y.a^.i7ialg  die  Kct(.mot  und  damit  die  beziehung 
auf  die  von  Ptolemaeus  erwähnten  l4ÖQaßai-  und  HctQLiai- 
Räurtoi  entdeckt  hat  und  andererseits  auch  der  tschechische 
landschaftsname  Rakousy  für  Österreich ,  der  volksname  Rakusan 
für  Österreicher  und  das  castrum  Rakouz  an  der  Taja  (12  jh.) 
dem  volke  die  von  Müllenhoff  bestimmte  Stellung  anweist,  es  ist 
somit  unzweifelhaft,  dass  Ptolemaeus,  der  in  Germanien  sonst 
nur  von  norden  nach  Süden  und  von  westen  nach  oslen  fort- 
schreitet, hier  am  schluss  einen  schritt  rückwärts  nach  westeu 
tut.  hinsichtlich  der'PaxctTQiai  kann  ich  Müllenhoff  jedoch  nicht 
beistimmen,  finde  vielmehr  in  ihrem  ansatz  den  fehler,  der  zu 
den  Widersprüchen  geführt  hat.  sie  sollen  nach  Ptolemaeus  im 
verein  mit  den  Rakaten  avvexüg  rolg  Balf.wig  gewesen  sein, 
dh.  in  ununterbrochener  folge  schlössen  sich  an  die  Baimen  die 
Kakatrien  und  Rakaten.  wenn  nun  die  Rakaten  westlich  von  den 
Baimen  längs  dem  Donauufer  bis  zu  den  Kampen  iwohnten, 
müssen  die  Rakatrien  notwendig  zwischen  beiden,  also  auch 
längs  dem  Donauufer  gesessen  haben,  schon  daraus  ist  zu  er- 
sehen, dass  beide  Völker,  Rakaten  und  Rakatrien,  an  der  näm- 
lichen stelle  safsen  und  ein  und  dasselbe  volk  gewesen  sein 
müssen.  Müllenhoff  schafft  sich  durch  seine  Übersetzung  die 
Schwierigkeit,  die  Rakatrien  auf  die  ostseite  der  Baimen  setzen 
zu  müssen,  wo  durchaus  kein  platz  mehr  für  sie  frei  ist;  nach 
ihm  soll  in  Gvvt%eig  der  sinn  liegen,  dass  beide  Völker,  die 
Bakaten  wie  die  Bakatrien,  mit  den  Baimen  unmittelbare  füh- 
lUDg  halten,  was  meines  erachtens  eine  künstliche  auslegung  ist; 
denn  owe/^g  heilst  nichts  weiter  als  continuus,  'in  lückenloser 
folge',   aber  in  einer  und  derselben   richlung,   nicht   nach  zwei 


60  MÜLLENH0FF  DEUTSCHE  ALTERTUMSKUNDE  II 

verschiedenen  Seiten,  nachdem  auf  diese  weise  die  Rakatrien 
von  der  stelle  im  osten  der  Baimeu,  in  der  sie  mit  recht  so  viel 
bedenken  erregt  haben,  beseitigt  sind,  bleibt  Müllenhoffs  abhand- 
lung  in  allen  anderen  puncten  zu  recht  bestehen. 

Durch  diese  ausführungen  glaube  ich  gezeigt  zu  haben,  dass 
man  bei  genauer  auslegung  des  Ptolemaeus  und  nur  bei  einer 
solchen  zu  ergebnissen  kommt,  die  nichts  unwahrscheinliches 
in  sich  schliefsen ,  und  des  blofsen  spielens  mit  gedanken,  zu- 
mal mit  unreifen ,  sich  hier  wie  überall  zu  enthalten  hat. 

Wir  haben  nunmehr  die  wenig  erquickliche  aufgäbe,  Pniowers 
tätigkeit  bei  der  herausgäbe  zu  prüfen,  genugsam  verfolgt:  nach 
allen  Seiten  hin,  dort  wo  er  es  an  der  nötigen  nacharbeit  fehlen 
liefs  und  wo  er  mit  eigener  wissenschaftlicher  arbeit  einsetzte, 
ergab  sich  als  resultat,  dass  er  die  würde  und  den  wert  des 
Müllenhoffschen  Werkes  ernstlich  gefährdet  hat.  als  ferneres  re- 
sultat dieser  prüfung  ist  vielleicht  zu  erhoffen,  dass  Pniower  in 
zukunft,  falls  er  noch  einmal  auf  dem  gebiete  deutscher  alter- 
tumskunde  tätig  zu  sein  sich  berufen  fühlen  sollte,  etwas  vor- 
bereiteter an  seine  aufgaben  herantreten  wird,  als  er  es  bei 
seinem  ersten  versuch  in  dieser  richtung  gewesen  ist. 

Um  mit  einem  freundlicheren  ausblick  zu  schliefsen,  will 
ich  nicht  unerwähnt  lassen ,  dass  die  Veröffentlichung  der  noch 
ausstehenden  bände  der  Deutschen  altertumskunde,  in.  iv.  v  2.  vi, 
deren  bearbeitung  in  Roedigers  hände  gelegt  ist,  durch  die  hoch- 
herzige Unterstützung  des  herrn  kultusministers  gesichert  er- 
scheint, welchen  Stoffen  wir  darin  begegnen  werden ,  ist  durch 
die  hinweise  im  zweiten,  durch  das  vorwort  zum  fünften  bände 
und  durch  Scherers  gedächtnisrede  hinreichend  bekannt  geworden, 
für  alles  noch  fehlende  fliefsen  reiche  quellen  in  Müllenhoffs  un- 
gedruckten Sammlungen,  entwürfen  und  abhandlungen ,  unter 
denen  eine  über  die  zeit-  und  himmelsteilung  der  Germanen  be- 
sonders erwähnt  sein  mag,  des  weiteren  in  seinen  Vorlesungen 
über  die  Germania,  die  Edda,  mythologie,  heldensage  und  die 
Nibelungen,  endlich  in  manigfachen,  bereits  gedruckten  arbeiten. 
zu  wünschen  wäre,  dass  die  herausgäbe  des  Werkes,  die  bei  dem 
schnellen  Fortschritt  der  Wissenschaft  mit  jedem  jähre  sich  schwie- 
riger gestalten  muss,  von  Roediger  energisch  in  angriff  genommen 
und  durch  Zuziehung  geeigneter  mitarbeiter  nach  möglichkeit  ge- 
fördert würde. 

Bonn,  im  februar  1889.  Gustaf  Kossinna. 


FEIST    GRUNDRISS  DER  GOTISCHEN  ETYMOLOGIE  61 


Grundriss  der  gotischen  etymologie  von  dr  Sigmund  Feist.  Strafsburg,  Karl 
JTrübner,  1SSS  (Sammlung  indogermanischer  Wörterbücher  n).  xvi 
und  167  ss.     8°.  —  5  m. 

Jede  einzelne  spräche  oder  mundart  spielt  im  rahmen  der 
vergleichenden  Sprachwissenschaft  eine  doppelte  rolle:  sie  ist  pro- 
ductiv  und  receptiv.  sie  ist  productiv,  indem  sie  ihren  be- 
stand hingibt  zum  vergleich  mit  dem  der  übrigen  mundarten  und 
sprachen ,  zur  möglichst  hellen  beleuchtung  des  bildes  jeder 
einzelnen  von  ihnen,  zur  möglichst  vollständigen  reconstruction 
der  ursprache.  sie  ist  receptiv,  indem  sie  von  jeder  der 
übrigen  verwandten  mundarten  und  sprachen  hernimmt,  was 
zur  erläuterung  ihrer  eigenen  besitzteile  verwertet  werden  und 
zur  erschöpfenden  darstellung  ihres  Verhältnisses  zur  ursprache 
beitragen  kann,  und  bei  solcher  vergleichenden  behandlung  einer 
eiuzelsprache  darf  in  der  Wertschätzung  der  Vergleichsmittel  keiner- 
lei unterschied  gemacht  werden,  der  nächst  verwandte  dialect  hat 
für  das  durch  vergleichung  zu  erschliefsende  gebiet  dieselbe  be- 
deutiiog  wie  die  verwandtschaftlich  am  fernsten  stehende  spräche, 
wenn  deshalb  in  einer  Sammlung  indogermanischer  Wörterbücher 
ein  Grundriss  der  gotischen  etymologie  erscheint,  so  muss  man 
in  erster  linie  erwarten ,  dass  sein  verf.,  wie  einst  Lorenz  Diefen- 
bach  und  Leo  Meyer,  den  behandelten  dialect  nach  allen  ver- 
wandtschaftlichen seiten  hin  beleuchtet  und  von  dem  Verhältnis 
seines  überlieferten  materials  zu  allen  verwaüdten  mundarten 
und  sprachen  dem  vergleichenden  Sprachforscher  ein  abgerun- 
detes bild  zu  gelten  sucht,  bei  dem  vorliegenden  Grundriss  scheint 
dieses  ziel  aufser  acht  gelassen:  er  verzeichnet  diejenigen  gotica, 
welche  in  den  auf  sergermanischen  sprachen  ihre  parallelen 
haben,  und  verzichtet  auf  alle  diejenigen,  welche  nur  aus  andereu 
germanischen  dialecteu  bekannt,  als  indogermanica  somit  noch 
nicht  nachgewiesen  sind,  die  practische  brauchharkeit  des  buches 
—  und  ein  practisches  nachschlagebuch  soll  uns  geboten  werden  — 
wird  dadurch  geschädigt,  wenigstens  hätte  ein  nachträgliches  re- 
gister  alle  gotischen  Wörter,  die  aus  dem  angeführten  gründe  vorn 
im  hauptteil  fehlen,  mit  ihren  germanischen  parallelen  ohne  grofsen 
raumanspruch  aufführen,  ein  Verzeichnis  der  völlig  isolierten  gotica 
hätte  den  schluss  bilden  können:  und  ein  gesammtbild  vom  goti- 
schen Sprachschatz  war  wenigstens  äufserlich  geschaffen. 

Auch  sonst  nimmt  innerhalb  der  Sammlung  indogermani- 
scher Wörterbücher  das  buch  eine  eigene  Stellung  ein.  Hühsch- 
manns  Etymologie  und  lautlehre  der  ossetischen  spräche  behan- 
delte eine  westiranische  mundart,  in  deren  lauten  und  Wörtern 
der  indogermanischen  Sprachwissenschaft  im  wesentlichen  neues 
geboten  wurde;  und  noch  gröfseres  interesse  wird  Gustav  Meyers 
angekündigtes  Etymologisches  Wörterbuch  der  alhanesischen  spräche 
beanspruchen   können,     das  vorliegende  buch   aber  will  nicht  in 


62  FEIST    GRUNDRISS  DER  GOTISCHEN  ETYMOLOGIE 

erster  linie  neues  schaffen,  sondern  nur  den  augenblicklichen  stand 
der  forschung  fixieren,  die  Schwierigkeiten  für  die  Zusammen- 
stellung eines  solchen  practischen  handbuchs  sind  von  vorn  herein 
klar,  bei  dem  heutigen  stände  der  Sprachwissenschaft  sind  über 
viele  etymologien  die  meinungen  geteilte,  die  kritik  des  verf.s 
muste  daher,  nach  welcher  seite  sie  auch  hinneigen  mochte,  eine 
subjective  bleiben;  und  das  ist  für  jeden,  dem  ein  solches  für 
die  praxis  berechnetes  handbuch  umständliches  nachschlagen  er- 
sparen soll,  um  so  bedenklicher,  als  citate  bei  zweifelhaften  wort- 
erklärungen  in  dem  buche  viel  zu  wenig  zahlreich  sind  und  auf 
andere  als  vom  verf.  acceptierte  deutungen  nur  selten  verwiesen 
ist.  wenige  beispiele  werden  hierfür  genügen.  —  unter  nr  22 
wi  rd  Singers  hypothese  von  got.  aippau  =  aih  (lat.  ec)  -\-pau  an- 
geführt, und  doch  dürfte  der  Übergang  des  %  in  got.  p  und  nd. 
f  (alts.  efdo  altfr.  ieftha)  viel  schwerer  seine  erklärung  finden1 
als  das  got.  ai  bei  der  bekannten,  freilich  von  F.  nicht  einmal 
citierten  deutung  aus  got.  ip  (lat.  et)  -f-  pau.  —  unter  nr  166 
wird  figgrs  nur  mit  ahd.  fiist  ags.  fijst  in  Verbindung  gebracht, 
bei  welchen  jedoch  die  auffassung  des  ü  als  u  trotz  asl.  p?sfi 
wenigstens  zweifelhaft  ist  (vgl.  Kluge,  EW  unter  'faust');  hin- 
gegen findet  man  für  die  sonstigen  erklärungsversuche  (zu  ai.  wz. 
pa$  'binden'  lat.  pangere  oder  zu  lat.  pingere  asl.  pisati  'schreiben' 
oder  zu  fimf  lat.  quinque  usw.)  keine  andeutung.  —  unter  nr  338 
wird  für  knussjan  vFierlingers  erklärung  aus  idg.  *gnu-sthi  *gnu- 
sthä  'auf  den  knien  befindlich'  abgelehnt  und  die  Rögels  als  cau- 
sativum  zu  ahd.  chnetan  ags.  cnedan  altn.  knopa  gebilligt,  während 
Kluges  zwanglose  ableitung  aus  got.  *hm-ssus  (mit  dem  im  got. 
so  häufigen  suffix)  unerwähnt  bleibt.  —  unter  nr  608  wird  zu 
pragjan  air.  traig  'fufs'  gestellt,  dagegen  der  vergleich  mit  gr.  tqsxw 
armen,  durgn  bezweifelt,  während  Brugmann  noch  im  Grundriss  i 
s.  408  gerade  umgekehrt  urteilt.  —  und  ähnliche  fälle,  in  denen 
die  etymologie  bis  heute  über  einen  blofsen  wahrscheinlichkeits- 
grad  nicht  hinausgekommen ,  sind  zahlreich  (vgl.  noch  nr  14.  33. 
89.  159.  207.  444  uva.).  entschied  sich  jedoch  der  verf.  für  ihre 
aufnähme,  dann  hätte  er  seine  gränze  überhaupt  weiter  ziehen 
und,  um  Orientierung  über  vorhandene  hypothesen  zu  ermög- 
lichen, unter  allem  vorbehält  eine  reihe  von  Wörtern  aufführen 
sollen,  für  die  bis  jetzt  nur  Vermutungen  oder  vereinzelte  ver- 
gleichungen  vorhanden  sind:  an  die  Vollständigkeit  eines  nach- 
schlagewerkes  darf  dieser  anspruch  gestellt  werden,  nach  dieser 
richtung  seien  folgende  lücken  verzeichnet.  —  es  fehlt  got.  fair- 
guni  'berg'  unter  beziig  auf  das  geographische  Hercynia,  dessen 
keltischen  Ursprung  Müllenhoff,  DA  ii  243,  erweist:  cymr.  cwn 
=  cun  'höhe',  argwn  =  ar-cun  'apex',  erchynu  =  er-cunu  'elevare', 

1  mir  scheint  diese  etymologie  (Beitr.  xii  211)  überhaupt  nichts  als 
ein  flüchtigkeitsfehler,  indem  Singer  das  bekannte  gesetz  vom  spiranten- 
wechsel  im  nd.  einfach  auf  den  köpf  stellt! 


FEIST    GRUNDRISS  DER  GOTISCHEIS  ETYMOLOGIE  63 

argyniad  oder  erchyniad  —  ar-er-cuniat  'elevatio'.  —  man  ver- 
misst  fapa  'zäun,  Scheidewand'  unter  vergleich  mit  gr.  7vetavvvi.il, 
lat.  päteo;  fapa  'das  sich  ausdehnende',  vgl.  gr.  7teralov  'die 
platte',  lat.  patera  'die  schale'.  —  frauja  'herr'  (ags.  fregea)  zu 
ahd.  fr  6  (ags.  fred),  wie  ai.  pürvid  'vormalig,  der  erste'  zu  pürva 
'vorangehend,  früher';  als  m-ahleitung  zum  selben  stamme  got. 
fruma,  nr  189,  wo  die  weiteren  verwandten  zu  vgl.;  über  lat. 
prövin-cia  zu  got.  fraujan-  fraujin-ön  vgl.  jetzt  Froehde,  Bezzen- 
bergers  Beitr.  xivllöf.  —  ga-hamön  'sich  bekleiden',  dessen 
stamm  in  altn.  hamr  ags.  homa  'hülle',  ahd.  lih-hamo  alts.  fedar- 
hamo  vorliegt,  durfte  erwähnt  werden  wegen  ai.  c~ämulia  'wollenes 
hemd',  auch  wol  wegen  lat.  camisia  'nachthemd',  dessen  entlehnung 
aus  dem  germ.  problematisch  bleibt,  zu  demselben  stamme  viel- 
leicht auch  himins  (womit  des  bedeutungswandels  wegen  ags.  hüs- 
heofon  zu  vgl.),  wenn  man  dies  nicht  an  ai.  acman  (wz.pä  'schärfen') 
'stein,  donnerkeil,  himrnel  (als  steinernes  gewölbe)'  gr.  ax/.icov 
'ambos,  donnerkeil'  asl.  kamy  'stein'  lit.  akmu  'stein'  (etwa  in  folge 
mythologischer  Vorstellungen)  anknüpfen  und  deshalb  näher  zu 
ahd.  hamar  alts.  hamur  ags.  hamor  altn.  hamarr  rücken  will.  — 
af-hlapan  'beladen':  asl.  klada  'legen,  stellen'?  —  us-hlaupan 
'hervorlaufen':  lit.  klupüs  'leicht  stolpernd'  und  seine  ableitungen? 
—  zu  huggrjan,  hührus  (aus  *hunhrus)  stellt  Kluge  die  gr.  glosse 
ytiyxei '  TCEtva  und  lit.  kanka  'quäl ,  schmerz'.  —  hicaiioa  'wie' 
fehlt  trotz  der  gleichen  bildung  in  ai.  eva  'so,  auf  diese  weise'; 
es  fehlt  auch  s.  60  anm.  als  parallele  zu  ahd.  hwiu  (*hweu),  das 
vielmehr  aus  dem  alten  instrumental  hwe  und  nochmaliger  in- 
strumentalendung  -u  zusammengesetzt  sein  soll!  —  ja:  gr.  i).  — 
laufs  'laub,  blatt'  hätte  mit  lit.  läpas  'blatt'  unter  demselben  vor- 
behält verglichen  werden  können,  wie  haubip  (nr  253)  mit  lat. 
cäput;  auch  mit  gr.  linog  'schale,  rinde,  hülse '?_ —  lipus  'glied' 
(li-pus  wegen  ags.  li-m  altn.  li-mr  'glied'):  lit.  Umü  'stamm,  kör- 
per'.  —  ga-lükan  'verschliefsen',  us-luks  'Öffnung':  ai.  wz.  ruj  'zer- 
brechen', lit.  lüßtu?  —  mundrei  'ziel',  mundön  'auf  etwas  sehen' 
zieht  man  zu  ahd.  muntar  (vgl.  Kluge)  und  vergleicht  ai.  mandh 
aus  wz.  man  'denken'  av.  mäzdra  'verständig'  asl.  madrü  'weise' 
lit.  mandrüs  'übermütig,  stolz'  mundras  (mundrüs)  'munter'.  — 
raus  'röhr',  wozu  lat.  ruscus  'mäusedorn'  mit  ableitendem  c  wie 
muscus  zu  ahd.  mos.  —  sair  'schmerz'  aus  derselben  wurzel  sai 
wie  air.  sdeth  söeth  'leid,  mühe,  krankheit'  ?  —  skaman  'sich  schä- 
men', skanda  'schände'  aus  derselben  wurzel  wie  oben  hamön?  — 
skatts  'geld'  hängt  unbedenklich  zusammen  mit  asl.  skotü  'pecus, 
pecunia'  (zur  bedeutung  vgl.  got.  faihu),  wo  über  entlehnung 
noch  nichts  feststeht,  während  Müllenhoffs  vergleichung  mit  gr. 
oyidrj  'tafel,  blatt'  Vermutung  bleibt  (Curtius,  Gr.  etym.5  247).  — 
ist  die  germ.  wz.  slind  verwandt  mit  der  germ.  wz.  slid,  so  wäre 
für  got.  fra-slindan  'verschlingen'  ai.  sridh  'straucheln'  lit.  slidüs 
'glatt',  slystu  'gleiten'  heranzuziehen.  —  stafs  (nur  dat.  pl.  stabim) 


64  FEIST    GRÜNDRISS  DER  GOTISCHEN  ETYMOLOGIE 

'elemente':  ai.  stabhäy  'befestigen,  aufrichten'  zur  wz.stambh  stabh 
'stützen'  (vgl.  ahd.  stoben  'stehen  machen')  oder  lit.  stebas  'stab, 
pfeiler'.  —  stairö  'die  unfruchtbare',  and-staürran  'anfahren,  be- 
drohen' sind  zusammenzustellen  mit  ai.  stari  gr.  orüga  orsQsdg 
lat.  sterilis  'unfruchtbar',  ferner  mit  ai.  sthird  'fest,  kräftig'  zur 
\vz.  sthä  'stehen' (?),  asl.  starü  'alt'.  —  ist  swibls  'schvvefel'  eine 
Z-ableituug  zur  selben  wz.,  zu  der  als  w-ableitung  ai.  svdpna 
(wz.  svap  'schlafen')  gr.  vnvog  lat.  somnus  asl.  sünii  air.  süan  altn. 
svefn  'schlaf  gehören  (Kluge,  EW)?  —  irudan  'treten':  ai.  wz. 
dram  'laufen'  gr.  t-dgafi-ov  'lief?  got.  ana-trim-pan  'hinzutreten'? 
—  tweifls  'zweifel'  gehört  zur  selben  wz.  wie  twai,  twalif  und 
ferner  twis-standan  (nr  588);  vgl.  ai.  dvayd  'zweizüngigkeit,  falsch- 
heit'  gr.  doirj  'zweifel'.  —  pwairhs  'zornig' :  lat.  torqueo  gr.  xq£tcu) 
(mit  Übergang  des  k  in  p;  vgl.  noch  a-rgccx-Tog  'spindel'; 
Curtius,  Gr.  etym.5  468).  —  weipan  'bekränzen,  krönen'  waips 
wipja  'kränz,  kröne'  weisen  mit  mhd.  wifen  ahd.  wipf  wiphil  auf 
eine  wz.  wib,  zu  welcher  auch  lat.  vibrare;  vgl.  ai.  wz.  vip  vep 
'beben,  zittern'  (ahd.  wetbön  'schwanken').  —  wintrus  'wiuter': 
zu  winds?  oder  zu  air.  find  finn  'weifs'?  —  man  kann  ferner 
ein  eingehen  auf  suffixale  elemente  und  ableitungen  vermissen, 
wo  dieselben  idg.  sind,  dies  trifft  ua.  viele  abgeleitete  verba; 
wie  zu  dails  dailjan  erwähnt  ist  wegen  asl.  diliti  zu  delü,  so 
hätte  eine  ganze  reihe  ähnlicher  verba  bei  ihren  Stammworten 
platz  finden  sollen,  namentlich  wenn  ihre  form  durch  ablautende 
vocalbildung  verändert  ist:  zu  kiusan  zb.  kausjan,  wo  mindestens 
die  art  der  ableitung  schon  idg.  wegen  ai.  josäyate  zur  wz.  jus 
'sich  erfreuen';  zu  wairpan  fra-wardjan  'verderben,  entstellen' 
wegen  ai.  vartayate  zur  wz.  vrt  'wenden,  drehen',  unter  nr  202 
steht  neben  us-gaisjan  auch  usgeisnan,  unter  207  aber  nicht  neben 
giutan  auch  usgutnan.  hierher  gehören  lücken  wie  unter  nr  15, 
wo  zu  ains  kein  ainaha  genannt  trotz  lat.  unicus  asl.  inoku.  auch 
das  jetzt  ganz  abwesende  got.  glü-mun-jan  (vgl.  ahd.  glizzan  ags. 
glitan  altn.  glita)  hätte  dann  einen  platz  gefunden,  da  seine  sufftx- 
bildung  eine  idg.  ist:  vgl.  ai.  brah-man-ydt  'betend,  fromm',  gr. 
07teQ-f.iaiv-co  'befruchte',  das  suffix  -düpi-  ist  unter  nr  26  bei 
ajukdüps  behandelt,  worauf  bei  miküdups  (395)  unter  mikils  ver- 
wiesen  wird,  während  unter  gamains  (371)  kein  gamaindüps  zu 
finden  trotz  lat.  communitas  (über  den  Wechsel  von  -tut-  und 
-tat-  im  lat.  vgl.  Brugmann,  Grundriss  h  290  f). 

Die  bisher  gemachten  ausstellungen  beziehen  sich  auf  die 
Vollständigkeit  und  sollen  den  wert  des  sonst  gebotenen  nicht 
beeinträchtigen,  die  ergänzten  etymologien  konnten  gröstenteils 
nur  problematische  sein,  und  der  verf.  wird  bei  ihrer  mehrzahl 
seine  bestimmten  gründe  zur  Unterdrückung  gehabt  haben,  — 
eine  principielle  entscheidung,  die  wir  eben  aus  zweckmäfsig- 
keitsgründen  nicht  teilen  mochten,  wenden  wir  uns  nunmehr 
zu  dem  positiven  inhalt,  so  hat  die  Sprachwissenschaft  auch  hier 


FEIST    GRUNDRISS  DER  GOTISCHEIN  ETYMOLOGIE  65 

noch  so  viele  fragen  bisher  offen  gelassen  und  selbst  ihre  prin- 
cipiellen  meinungsunterschiede  häufig  noch  so  wenig  geklärt,  dass 
über  manche  nummer  des  vorliegenden  Wörterbuchs  abweichende 
urteile  möglich  sind;  und  es  wird  wol  an  anderem  ort  von  be- 
rufenerer seite  hier  auf  einzelheiten  und  principielle  fragen  ein- 
gegangen werden,     ich  beschränke  mich  auf  folgendes. 

Etwas  mehr  skepticismus  wäre  angebracht  gewesen  bei  an- 
setzung  schon  idg.  doppelwurzeln  (vgl.  s.  19  anm.)  nach  dem 
beispiele  Bezzenbergers,  der  in  seinen  Beitr.  xiv  176  f  das  ai.  ge- 
setz,  wonach  im  auslaut  tonloser  verschlusslaut  je  nach  der  Stel- 
lung im  satze  tönend  werden  kann,  für  das  idg.  verallgemeinern 
will,  dieser  Wechsel  ist  schon  deshalb  mit  vorsieht  heranzu- 
ziehen, weil  einmal  seine  bedingungen  noch  nicht  gefunden  sind, 
ferner  seine  würkung  auch  im  inlaut  vorhanden  zu  sein  scheint 
(Brugmann,  Grundriss  i  348).  jedesfalls  vermisst  man  hier  die 
germanischen  citate  derselben  erscheinung  sehr  ungern ,  wie  etwa 
zu  nr  127  unter  diups  ags.  düfan  uä. 

Ebenso  bedenklich  bleibt  die  Sicherheit,  mit  welcher  der 
verf.  unter  nr  87.  349.  463.  633  Bremers  Untersuchungen  über 
den  diphthong  in  got.  saian  bauan  usw.  zustimmt,  die  einwände, 
welche  ich  QF  lix  96  ff  gegen  Bremer  vorgebracht  habe,  sind 
bis  jetzt  in  keinem  punete  widerlegt,  übrigens  werde  ich  dem- 
nächst auf  die  gotische  diphthongfrage  zurückzukommen  haben, 
der  fehler  von  Bremers  blendend  geschriebener  abhandlung  über 
das  germ.  e  wurzelt  in  der  kritiklosigkeit,  mit  welcher  er  alles 
aufserwulfilanische  gotische  dialectmaterial  behandelt. 

Unter  nr  39  und  160  macht  der  verf.  für  die  Verwendung 
der  präpositionen  and  und  faür  zur  composition  den  alten  unter- 
schied, dass  anda-,  faüra-  nominaler,  and,  faür  verbaler  com- 
position zukämen,  derselbe  ist  in  dieser  form  innerhalb  des 
gotischen  nicht  mehr  erkennbar;  man  vgl.  and-bahts  und  seine 
abluitungen ,  and-stald  zu  and-staldan  (dagegen  anda-numts,  anda- 
uern zu  and-niman) ,  and-wairps  usw.  oder  faüra-gaggan ,  faüra- 
gahaüan  uva.,  faüra -hdh  neben  faür-hdh,  diese  abweichungen 
sind  ursprünglich  gewis  nur  scheinbare,  dh.  sie  sind  vom  verbal- 
nomen,  resp.  denominativen  verbum  ausgegangen;  dann  aber 
wird  diese  buntheit  zugenommen  haben  durch  einwürkung  nomi- 
naler doppelbildungen  wie  guda-faürhts  und  gud-hüs,  lausa-waürds 
und  laus-qiprs  uvä.  freilich  fehlt  für  diese  doppelbildungen  noch 
eine  erklärung,  welche  auch  von  Kremer,  Beitr.  vm  380  ff  nicht 
gefunden  ist.  dass  wir  für  die  ersten  glieder  nominaler  compo- 
sition die  reine  Stammform  eines  declinierten  nomens  (oder  pro- 
nomens)  anzusetzen  haben,  hat  die  vergleichende  grammatik 
gelehrt,  also  ursprünglich  nur  guda-faürhts  und  *guda-hus,  lau- 
sa-waürds und  *lausa-qiprs.  im  got.  trat  dann  eine  erste  Ver- 
änderung bei  vocalisch  anlautendem  zweitem  gliede  ein:  während 
das   idg.  hier  den  stammauslautenden   vocal   des   ersten   gliedes 

A.  F.  D.  A.  XVI.  5 


66  FEIST    GRU.NDRISS  DER  GOTISCHEN  ETYMOLOGIE 

bewahrte  (Brugmann,  Grundriss  i  455.  n23f),  lässt  das  got. 
elision  desselben  eintreten  (hals-agga,  all-andjö1);  und  diese  Ver- 
stümmelung des  ersten  compositionselementes  kann  von  hier  aus 
auch  in  die  Zusammensetzungen  mit  consonantisch  anlautenden 
zweiten  gliedern  eingedrungen  sein  und  ihren  fugenvocal  ange- 
griffen haben,  diese  erklärung  erscheint  mir  in  so  fern  plau- 
sibel, als  ich  im  weiteren  verlauf  des  got.  eine  ähnliche  analoge 
würkung  bald  näher  nachzuweisen  haben  werde:  das  ostgotische 
des  6  jhs.  hat  bei  der  composition  seiner  eigennamen  den  fugen- 
vocal vor  consonantisch  anlautendem  zweiten  teil  im  allgemeinen 
erhalten,  vor  vocalischem  anlaut  aufgegeben;  während  er  aber 
bei  Wulfila  auch  vor  dem  halbvocalischen  w  erhalten  ist  (garda- 
waldands),  ist  er  hier  im  6  jh.  geschwunden  (Nand-win).2  es 
sollen  das  nur  ungefähre  andeutungen  sein ,  auch  berücksichtigen 
die  obigen  beispiele  nur  die  allerdings  weit  überwiegenden  zwei- 
silbigen o- stamme,  bei  der  Wichtigkeit,  von  welcher  die  ganze 
frage  für  die  germ.  namenbildung  ist,  wird  sie  auf  grund  des 
erschöpfenden  got.  materials,  wulfilanischen  und  aufserwulfilani- 
schen ,  bald  zu  behandeln  sein. 

Sehr  zu  loben  ist  die  rücksicht,  welche  der  verf.  dem  be- 
deutungswandel  zu  teil  werden  lässt,  und  seine  skeptischen  grund- 
sätze  in  dieser  hinsieht  (vorw.  vm)  sind  berechtigt,  ob  es  hier 
überhaupt  feste,  noch  zu  entdeckende  gesetze  gibt,  scheint  frei- 
lich sehr  zweifelhaft;  jedesfalls  muss  die  Untersuchung  sich  von 
aller  Verallgemeinerung  fern  halten  und  ganz  detailliert  bei  ein- 
zelnen bedeutungsübergängen  der  einzelsprachen  beginnen.  — 
bei  der  Verbindung  von  got.  daufs  und  dumbs  (nr  118)  gehört 
ahd.  tumb  nicht  in  eine  blofse  fufsnote  und  konnte  noch  ahd. 
touben  erwähnt  werden.  —  bei  der  bedeutungsentwickelung  in 
nr  371  (got.  gamains  usw.)  scheint  sich  nicht  aus  dem  grundbegriff 
'tausch'  1)  'gemeinsamkeit'  und  2)  'betrug'  zu  entwickeln,  sondern 
eher  'gemeinsamkeit'  (lat.  communis)  zu  gründe  zu  liegen ,  woraus 
'gegenseitigkeit'  und  'betrug'  hervorgehen ,  dh.  Wechsel  mit  und 
ohne  vorwissen  des  .einen  beteiligten.  —  des  verf.s  bedenken 
gegen  die  herkömmlichen  deutungen  von  alds,  alpeis  (nr  30), 
twis-  (588),  wunds  (690)  erscheinen  etwas  gezwungen;  vgl.  zu 
letzterem  ähnliche  bedeutungsabstractionen  in  ahd.  kumo  'kaum', 
urspr.  'schwächlich',  ahd.  sero  zu  got.  sair.  —  kurze  andeutungen 

1  galiuga-apaüstaülus  ist  als  künstliche  Zusammensetzung  mit  einem 
fremdwort  eine  bedeutungslose  ausnähme. 

2  wenn  man  an  der  altertümlichkeit  des  got.  gelegentlich  zu  rütteln  ver- 
sucht hat,  indem  man  die  spräche  unserer  got. codd.  als  den  ostgot. dialect 
des  6  jhs.  hinstellte  (Bezzenberger,  A-reihe  6  ff,  Kremer,  Beitr.  vm  380),  so 
hoffe  ich  die  totale  haltlosigkeit  dieser  annähme  demnächst  ausführlich  dar- 
zulegen: die  got.  codd.  bewahren  das  wulfilanische  gotisch  des  4  jhs.,  und 
nur  unregelmäfsige  abweichungen  (es  sei  hier  an  das  gelegentliche  schwanken 
von  e  und  ei,  6  und  ü,  p  und  d  erinnert)  entstammen  dem  dialect  der  ost- 
gotischen abschreiber  im  6  jh. 


FEIST    GRUNDRISS  DER  GOTISCHEN  ETYMOLOGIE  67 

hätten  für  die  bedeutungsentwickehiüg  noch  gemacht  werden 
können  hei  nr  87.  92.  94  (auch  got.  bi  bedeutet  'um,  umher'). 
101.  143  und  144  (deren  anordnung  recht  unklar).  147  (der 
bedeutung  wegen  konnten  neben  lat.  pecu,  pecus  noch  peculium, 
pecunia  genannt  werden).  157.  206.  346.  558  ('gewichtig').  605. 
668  (wo  ihrer  bedeutungsdifferenz  wegen  unwereins,  unwerjan 
'Unwille',  'unwillig  sein'  vermisst  werden;  siehe  Kluge  unter 
'albern').  — 

Abgesehen  von  diesen  allgemeineren  gesichtspuncten  seien 
noch  folgende  einzelheiten  verzeichnet,  unter  nr2:  für  *6bjan 
ist  alts.  otiian  belegt.  20:  era  auch  alts.  26:  zu  ajukdaps  lat. 
aetas  (vgl.  das  oben  über  das  suffix  gesagte).  32:  neben  alja-r 
'anderswo'  und  alja-prö  'anderswoher'  noch  alja-p  'anderswohin'; 
ebenda  sind  die  adverbialbildungen  mit  suffix  -pro  unvollständig, 
es  fehlen  allaprö  dalaprö  fairraprö  innaprö  iupaprö  ütaprö.  33 : 
aüa-  als  participiales  *ahia-  zu  alan  hätte  nicht  angezweifelt 
werden  sollen,  vgl.  die  aufsergermanischen  bedeutungsparallelen 
bei  Brugmann,  Grundriss  n  138.  45:  als  nasale  erweiterungen 
wären  wegen  gr.  ogvig  ahd.  am  ags.  earn  altn.  orn  zu  nennen 
gewesen.  62:  derselbe  articulationswechsel  wie  in  got.  aiihns 
und  ahd.  ofan  auch  innerhalb  des  altn.:  altisl.  ofn  altschw.  ughn. 
66:  zu  den  germ.  vergleichen  noch  ahd.  orzön  'pflanzen'  (gaorzöt 
'excultus').  67:  aufser  lat.  auris  (*ausis)  noch  aus  -  cultare  mit 
erhaltenem  s,  ebenso  zu  asl.  uho  der  dual  iisi;  öra  auch  alts. 
73:  wenigstens  ags.  hegen  bd  bü  altn.  beggja  (gen.)  konnten  heran- 
gezogen werden ,  weil  sie  wie  die  übrigen  vergleiche  des  dentals 
entbehren  im  gegensatz  zu  ahd.  bede  beide.  80:  noch  altn.  belgr 
'balg'  bolginn  'aufgeschwollen'  belgja  'aufbauschen'.  83:  noch 
asl.  bürti  eine  hirsenart.  108:  eine  notiz  über  das  geminierte  n 
war  angebracht.  110:  ags.  brjjce  'brauchbar'.  121:  zu  den 
pluralen  got.  daüröns,  lat.  fores,  lit.  dürys  noch  ai.  düras,  ahd.  turi, 
altn.  dyrr.  126:  weshalb  zu  gadeps  nur  die  idg.  verbalen  ver- 
gleiche und  nicht  die  lehrreichen  nominalen  (Brugmann,  Grund- 
riss n  278  f)?  143:  mit  suffixbetonung  noch  alts.  fagan  'froh'. 
151 :  es  fehlt  eine  notiz  über  got.  z  statt  s  und  für  die  kürzung 
der  germ.  Wurzelsilbe  ein  verweis  auf  nr  399.  156:  altn.  fjorpr 
'bucht'.  158:  neben  gr.  itöoig  vgl.  des  erhaltenen  /  wegen  auch 
ror-via  dto-vcor^-g.  163:  die  citierte  stelle  aus  Braunes  Got. 
gramm.  sagt  nichts  von  der  qualität  des  e  in  fem;  dasselbe  ist 
neuerdings  von  OSchrader  in  Bezzenhergers  Beitr.  xv  131  ff  be- 
handelt und  wider  als  aus  i-ja  entstanden  aufgefasst.  165:  zum 
anlaut  in  fidwör  noch  umbr.  pelur-  osk.  petora  homer.  7tiGvqsg 
aeol.  TcioovQtg.  170:  lat.  mani-pülus  'eine  handvoll'?  180:  zu 
dem  dunkeln  novg  fehlt  der  gen.  icoöög  (wie  pes  pedis).  201: 
zu  got.  *gaizu  vgl.  das  barbarische  yaloog  bei  Polyb.  ua.  205: 
altfr.  garda.  208:  zu  gaurs  ai.  ghords  'furchtbar,  grausig'.  212: 
altn.  gaß   'giebel'.      232:    zu   unterscheiden   zwischen    dem   red. 

5* 


68  FEIST    GRÜNDRISS  DER  GOTISCHEN  ETYMOLOGIE 

hdhan  'hängen'  und  dem  schw.  hdhan  'hangen'.  250:  lit.  kartüs 
'bitter'.  263:  s.  o.  unter  163.  273:  got.  hleipra  'hütte'  ent- 
spricht genau  umbr.  kletram  'lecticam'.  278  :  also  hneiwan  hnaiws 
für  *  hneigwan  *hnaigws  durch  ausgleichung  des  nach  Sievers 
gesetz  ursprünglichen  grammatischen  wechseis.  282:  mit  got. 
hrains  vergleicht  Brugmann  (Grundriss  u  269)  ai.  sreni-  'licht, 
rein'  in  sreni- dant-  'mit  lichten  zahnen'  (bei  Grassmann  sp.  1431 
finde  ich  nur  prent  'reihe,  linie'  freni-dat  'gereihte  zahne  habend') 
und  zieht  wider  wie  Fick  in  82  asl.  srenü  'weifs'  heran.  283 : 
immer  noch  konnte  zu  hraiwa-  an  ai.  kravya  'leichnam,  rohes 
fleisch'  erinnert  werden  (Scherer,  zGDS2  74).  289:  neben  lat. 
celo  noch  occülo.  315:  neben  got.  inu  und  ahd.  dno  als  dritte 
ablautstufe  un-.  323:  in  dem  unklar  gruppierten  artikel  fehlt 
merkwürdiger  weise  lat.  juvenis;  vgl.  jetzt  Bugge,  Beitr.  xm  504. 
327:  noch  ags.  calan;  auch  asl.  goloü  'eis'  glütenu  'crystalli"? 
329:  noch  ags.  cytel;  die  herleitung  von  katils  aus  lat.  catlnus 
ist  doch  nicht  so  sicher,  dass  nicht  das  diminutiv  lat.  catillus  zu 
erwähnen  wäre.  334:  -kunds  (in  airpa-,  göda-kunds  ua.)  war 
hier  aufzuführen.  359:  die  asl.  parallelen  lässt  Kluge  entlehnungen 
aus  dem  germ.  sein.  370:  eine  sehr  dankenswerte  Scheidung. 
372:  zu  got.  mais  noch  osk.  mais  'magis',  zu  got.  maists  noch 
umbr.  mestru  'maior'.  374:  zu  mahn  aufser  malma  und  mulda 
auch  ga-malwjan  'zermalmen,  zerknirschen'.  375:  Leo  Meyers 
etymologie  von  -malsks  in  untila - malsks  '7ZQ07t£Ti]g'  ist  haltlos, 
das  adjectiv  gehört  vielmehr,  worauf  mich  herr  prof.  Edward 
Schröder  aufmerksam  machte,  zur  selben  wz.  meld-  wie  (nr  376) 
ga-malteins:  die  adjectivbildung  ist  dieselbe  wie  in  altn.  Ipskr 
'weich'  zu  wz.  let  (altn.  Uta),  in  ahd.  rase  'schnell'  altn.  roskr 
'mutig'  gegenüber  ahd.  hrad  redi  ags.  hrced  altn.  hrapr  'schnell' 
(vgl.  got.  and-hruskan,  nr  287),  in  altn.  beiskr  'scharf  gegenüber 
got.  baitrs,  mag  man  nun  das  suffix  -ko  annehmen,  vor  welchem 
der  wurzelauslautende  dental  zu  s  wurde,  oder  -sko,  vor  welchem 
er  ganz  schwand;  die  bedeutungsentwickelung  ist  genau  dieselbe 
wie  in  lat.  dissolutus  oder  in  unserem  ausgelassen.  381 :  dazu 
auch  mari-saiws  'see';  Kremer,  Beitr.  vm  410,  spricht  zwar  bei 
dieser  von  Bopp  und  Leo  Meyer  gemachten  Zusammenstellung 
von  'unbeweisbaren  Ungeheuerlichkeiten  der  lautlichen  corruption', 
aber  es  sind  die  einbufse  des  nasals  bei  den  -an -stammen 
(guma -kunds)  und  die  aufhebung  der  vocaldehnung  bei  den 
-d -stammen  (airpa -kunds)  doch  auch  für  Kremer  unläugbar  tat- 
sächliche 'Ungeheuerlichkeiten' ;  vgl.  noch  marikreitus  'perle'  s.  142 
nr  68.  383:  auch  das  simplex  marzeins  'ärgernis'  ist  Gal.  vll 
belegt.  399:  zu  mimz  noch  mammö  (Zimmer,  Zs.  xix  401).  421: 
neben  nehwa  auch  nehw  Luc.  xv  25.  422:  bei  den  germ.  paral- 
lelen zu  goi.neip  fehlen  die  genusbezeichnungen:  das  ostgerm.  hat 
hier  neutrales,  das  westgerm.  masculines  genus.  452:  zu  lat. 
rigare  noch  gr.  ßqexeiv ,  asl.  vlaga  'humor'  navlaziti  'maiveiv'. 


FEIST    GRUNDRISS  DER  GOTISCHEN  ETYMOLOGIE  69 

453:  gr.  ogeysiv  sollte  nicht  fehlen  mit  einem  verweis  auf  Cur- 
tius,  Gr.  etym.s  185.  459:  rüm  auch  ags.  474:  lit.  salnnka 
'salzfass';  saldüs  'süfs'?  488:  auch  alts.  sinkan;  die  confusion 
unter  den  germ.  parallelen  beruht  wol  in  folge  des  doppelten 
(st.  und  schw.)  sekkva  auf  einem  setzerfehler:  natürlich  got.  sig- 
qan  =  ahd.  sinchan  usw.,  got.  sagqjan  =  ahd.  senchen  alts.  senkian 
altn.  sekkva.  494:  mit  sin-tein-s  vgl.  noch  lat.  nun-din-ae.  495: 
auch  das  simplex  sandjan.  496:  zu  lat.  sella  (*sedla)  noch  das 
von  Hesych.  mit  -/.ad-EÖga  erklärte  kllä  (also  *  köla).  497 :  zu 
ahd.  soum  usw.  noch  altfr.  sdm.  505:  keiner  der  gegebenen  ver- 
gleiche gibt  eine  dem  got.  entsprechende  n-ableitung,  sodass  eher 
us-skaws  das  Stichwort  hätte  sein  müssen.  507:  aufser  gr.  axid 
wegen  got.  skeirs  noch  ßxiqov  'Sonnenschirm'.  508:  ai. yii.ksubh 
'zittern,  schwanken'.  535:  fot.ve-stig-ium.  542 :  lit. stomü  'statur, 
körperlänge';  ist  hierher  ahd.  ungistuomi  zu  ziehen?  558:  auch 
ags.  swcer  altn.  svdrr.  565:  zu  got.  tagr  usw.  stellt  Bugge,  Bezzen- 
bergers  Beitr.  xiv  72  ai.  dcru  'thräne'.  585:  alts.  tand;  die  ab- 
lehuung  der  deutung  auswz.  ed-  'essen'  (vgl.  Brugmann,  Grundriss 
ii  373)  entbehrt  einer  motivierung;  aihwa-tundi  zu  altn.  tindr 
mhd.  zint  'spitze,  zanke,  zinne'.  617:  alts.  thüsundig,  thüsint. 
618:  zu put-haüm  ahn.pytr  'sonus,  Stridor,  von  den  blashöruern', 
mhd.  duz  'schall,  geräusch'.  619:  neben  iup,  iupa,  nipana  noch 
iupaprö  'von  oben'.  622:  in  ühtwö  ist  -wo  ableitung  wie  in 
waht-wo,  deshalb  uhteigs  uhtiugs  hierher.  627:  us  (*uz)  aufser 
in  uz-nh  in  uz-eta,  uz-ön.  645:  wie  wald-ufni  auch  wund-ufni; 
zu  got.  witubni  ai.  vidmdn  'Weisheit,  verstand'.  647:  wollte  der 
verf.  waltjan  nicht  mit  wilwan  (673)  in  Verbindung  bringen,  so 
war  hier  jedesfalls  af-walwjan  zu  streichen,  das  man  hingegen 
unter  673  vermisst.  650:  worgen  ist  md.,  würgen  mhd.  654: 
zu  wasti  noch  gr.  %od-og,  sa&ijg.  655 :  bei  got.  watö  sollte  altn. 
vatn,  weil  ebenfalls  der  westgerm.  r-ableitung  entbehrend,  nicht 
fehlen.  659:  mit  lat.  rädix  vgl.  altn.  röt  'baumwurzel'.  661: 
in  got.  weihs  ist  das  s  stammhaft:  gen.  weihsis;  zu  den  vergleichen 
noch  alban.  vise  'orte,  platze'.  671:  zu  ahd.  wichan  noch  altn. 
ykva  vikja.  688:  lat.  villus  vellus ?  689:  hierher  auch  ahd.  wini; 
zu  ahd.  wunna  noch  ags.  wynn.  —  was  den  anhang  betrifft, 
welcher  s.  139  ff  die  lehn-  und  fremdwörter  des  got.  zusammen- 
stellt, so  kann  er  von  dem  exotischen  Sprachmaterial  kein  ge- 
sammtbild  geben,  weil  lehnwörter,  welche  schon  vorn  der  haupt- 
teil behandelte,  hier  nicht  widerholt  sind,  wlepaida,  puggs  (vgl. 
dagegen  brnnjö).  ferner  fehlen  baira-  und  peika-bagms.  be- 
sonders aber  ist  zu  bedauern,  dass  der  verf.  nicht  den  versuch 
gemacht  hat,  zwischen  speciell  gotischen  und  gemeingermanischen 
entlehnungen  zu  unterscheiden;  gerade  hier  wäre  zb.  einmal  ge- 
legenheit  gewesen ,  das  Sprachmaterial  lexicalisch  genau  festzu- 
stellen, welches  wir  speciell  dem  gotischen  christentume  ver- 
danken,   die  deutung  von  got.  andbahts  (nr  19)  bleibt  trotz  Kluge 


70  FEIST    GRUNDRISS  DER  GOTISCHEN  ETYMOLOGIE 

(unter  'amt')  umstritten,  da  die  annähme  einer  got.  Volksety- 
mologie zu  problematisch  ist  und  die  westgerm.  formen  (ahd. 
ambaht  ags.  ambiht  alts.  ambahteo)  sehr  wol  mit  der  got.  vereinbar 
sind;  herr  dr  VVenker  erinnert  mich  an  das  dialectische  bucht 
bocht,  das  zb.  im  Siegerlande  die  bedeutung  von  'flegel,  unge- 
hobelter mensch'  hat,  und  dessen  identität  mit  mhd.  bäht,  dial. 
bocht  bucht  'unreinliche  nässe'  dahingestellt  bleibe  (s.  zb.  Vilmar, 
Idioticon  von  Kurhessen  s.  46;  es  liegt  auch  vor  in  unserem 
niederen  schweinebucht ,  das  ursprünglich  jedesfalls  nichts  mit  dem 
nd.  maritimen  bucht  zu  tun  hat);  die  dialectische  gestalt  des  vvortes 
würde  hier  auf  ursprüngliche  nasalierung  weisen  und  daher  and- 
bdhts  (d  wie  in  brdhta)  eine  an  bankert  mhd.  banchart  erinnernde 
bildung  sein. 

Zum  schluss  erwähne  ich  eine  reihe  von  äufserlichkeiten, 
was  bei  der  besprechung  eines  für  den  practischen  handgebrauch 
bestimmten  nachschlagebuchs  gewis  gestaltet  sein  wird.  —  bei 
der  citierung  der  got.  arcaS,  leyö(.ieva  herscht  inconsequenz,  bald 
ist  ihre  eine  belegstelle  angegeben,  bald  fehlt  sie;  dies  trifft  be- 
sonders den  anhang  s.  139  ff,  wo  das  citat  zb.  unter  den  nrn  86. 
101  fehlt,  während  unter  nr  108  sogar  beide  belegstellen  auf- 
geführt werden.  —  die  rücksicht  auf  den  unkundigen,  welche 
der  verf.  vorwort  xi  nimmt,  hätte  einmal  reichere  verweise  von 
einer  nummer  des  buches  auf  die  andere  veranlassen  und  ferner 
das  digamma,  erschlossene  übergangsformen  udgl.  häufiger  zur  an- 
wendung  bringen  sollen,  so  bei  nr  24  (alßtov).  32  (*aljog). 
34  (*w^ioog).  68  (oFig).  151  (*persna).  171  (quititus  für 
*pinctus).  182  (posco:*porsco).  188  (*pruvina).  337  (*y€vow). 
346  (*laizjan).  401  (missa-  :  *mipta~).  428  (veßog).  430  (ev- 
veßa).  497  (-/.aa-oveiv).  592  (paürs-tei).  684  (Fqaißög).  — 
von  den  beigegebenen  registern  habe  ich  nur  das  gotische  s.  166  f 
gelegentlich  controliert  und  hier  manche  lücke  gefunden;  es 
fehlen  zb.  balsagga  s.  halsagga,  barusnjan  18,  bnauan  84,  diwan 
24  anm.,  fairzna  79,  filigri  34,  gawidan  67,  hwadre  52,  hwe  60 
anm.,  jaindre  52,  kaupatjan  141,  piudans  65,  undiwanei  24  anm., 
waihjö  132,  warmjan  21,  ivaürts  13,  wigana  132,  wunns  138.  — 
der  druck  ist  im  allgemeinen  ein  sehr  correcter;  doch  kommen 
zum  druckfehlerverzeichnis  auf  s.  169  noch  folgende  fälle  hinzu: 
s.  29  z.  10  v.u.  fdhan,  s.  33  z.  15  v.  o.  y.ccQY.aiQto,  s.  57  z.  14 
v.  u.  xaXiä,  s.  59  z.  13  v.  u.  hwaiteis,  s.  90  z.  9  v.  o.  rekja, 
s.  92  z.  6  v.  o.  'ist'  zu  streichen ,  s.  95  z.  1  v.  u.  sok,  s.  96  z.  1 
v.  o.  'ags.  sacu',  s.  99  z.  4  v.  u.  'altn.  siga',  s.  100  z.  6  v.  o.  seih, 
s.  118  z.  7  v.  o.  '180',  s.  123  z.  18  v.  o.  faihu-praihns,  s.  142 
z.  16  v.  o.  'xvt  8',  s.  143  z.  9  v.  u.  '8.  20',  s.  145  z.  11  v.  u. 
'nr  411',  s.  167  'hwöta  60',  'ufta  126'. 

Der  verf.  hat  eine  lautlehre  des  gotischen  in  aussieht  ge- 
stellt, eine  solche  kann  nur  willkommen  sein,  wie  es  erwünscht 
ist,  alle  eigenheiten  des  gotischen  nach  lautlichen  und  nicht  nur 


FEIST    GRUNDRISS  DER  GOTISCHEN  ETYMOLOGIE  71 

nach  lexicalischen  gesichtspuncten  bei  einander  zu  haben  und 
somit  neben  Braunes  ganz  elementarer  behandlung  der  lautlehre 
in  seiner  Got.  gramm.  eine  solche  auf  breitester  vergleichender 
basis  zu  besitzen,  möge  dann  aber  für  den  verf.  die  germ. 
Ursprache,  db.  alle  übrigen  germ.  dialecte,  den  ersten  stütz- 
punct  hergeben  und  er  erst,  nachdem  er  eine  got.  erscheinung 
in  das  richtige  Verhältnis  zu  allen  verwandten  mundarten  gestellt 
hat,  weiter  gehen  und  die  aufsergermanischen  sprachen  heran- 
ziehen, es  ist  für  die  grammatische  praxis  ein  grofser  vorteil, 
wenn  sie  statt  nur  von  erschlossenen  und  besternten  formen  von 
einem  tatsächlichen  dialect  ausgehen  kann,  ohne  nun  an  Grimms 
anscbauung  erinnern  zu  wollen,  der  das  got.  gern  als  germ. 
Ursprache  und  etwa  das  ahd.  als  eine  seiner  tochtersprachen  an- 
sah, so  sichert  dem  got.  schon  seine  altertümlichkeit  die  bis- 
herige bedeutung  innerhalb  der  vergleichenden  grammatik.  und 
wenn  der  verf.  einer  got.  lautlehre  unter  jedem  einzelnen  laut 
zunächst  bei  beständigem  vergleichen  mit  den  germ.  dialecten 
alles  das  behandelt,  was  mit  dem  mutmafslichen  lautstand  der 
Ursprache  am  ersten  übereinstimmt,  hieran  unter  demselben  ver- 
gleichen alle  speciellen  gotica  anschliefst  und  erklärt  und  erst 
nach  derartiger  herstellung  eines  germ.  gesammtbildes  auf  das 
aufsergermanische  eingeht,  so  dürfen  wir  damit  ein  buch  er- 
warten, welches  auch  für  die  germ.  grammatik  und  ihre  praxis 
ein  nützliches  hilfsmittel  gewähren  wird,  nützlicher  als  es  in 
mancher  hinsieht  der  besprochene  Grundriss  der  got.  etymologie 
sein  kann. 

Marburg  i.  H.  Ferd.  Wrede. 


Die  natur,  ihre  auffassung  und  poetische  Verwendung  in  der  altgermanischen 
und  mittelhochdeutschen  epik  bis  zum  abschluss  der  blütezeit.  von 
dr  phil.  Otto  Lüning.  Zürich,  Friedrich  Schulthess,  1889.  in  und 
313  ss.     8°.  —  4  m. 

Unter  den  neueren  Untersuchungen  über  germanisches  natur- 
gelühl1  behauptet  Lünings  arbeit  die  erste  stelle,  weil  sie  fast 
das  gesammte  in  den  altgerm.  und  mhd.  epen  aufgespeicherte 
material  gründlich  ausnutzt,  in  der  richtigen  erkenntnis,  dass 
es  zur  Würdigung  des  natureinpfindens  einer  zeit  wenig  beiträgt, 
wenn  man  nur  ihre  hervorragendsten  kunstproduete  durchprüft  — 

1  im  laufe  der  letzten  zwei  jähre  erschienen:  1)  Alfred  Biese,  Die  ent- 
wickelung  des  naturgefühls  im  mittelalter  und  in  der  neuzeit.  Leipzig  1888. 
hier  sind  zugleich  die  vom  verf.  in  der  Zs.  f.  vgl.  lg.,  den  Preufsischen 
Jahrbüchern  und  dem  Hamb.  correspondenten  veröffentlichten  aufsätze  über 
diesen  gegenständ  verwertet.  2)  HvEicken,  Geschichte  und  system  der 
mittelalterlichen  Weltanschauung.  Stuttgart  1887  (darin  einige  vorzügliche 
capitel  über  bildung  des  naturgefühls). 


72  LÜNING    DIE  NATUR 

gleichwie  es  zur  beurteilung  einer  gegend  nicht  genügen  würde, 
wollte  man  sich  nur  mit  dem  erforschen  der  berggipfel  befassen  — , 
wendet  sich  L.  der  breiten  lagerung  namentlich  des  volksepos  zu. 
so  schafft  er  die  basis,  von  der  man  in  Zukunft  jede  dichter- 
persönlichkeit  unseres  mittelalters  und  jedes  denkmal  altgerm. 
poesie,  so  weit  das  naturempfinden  in  frage  kommt,  sich  ab- 
heben lassen  muss. 

Die  anordnung  des  Stoffes  ist  eine  sachliche;  innerhalb  der 
einzeln  behandelten  naturreiche  oder  naturerscheinungen  herscht 
meist  historische  folge.  L.  gibt  zuerst  eine  übersieht  der  ge- 
sammten  natur  in  germ.  poesie,  sowol  der  unorganischen  wie 
der  organischen  (s.  8 — 123.  123  —  219).  sodann  wird  die  Ver- 
einigung beider  zur  landschaft  (s.  219  —  247)  besprochen;  es 
folgen  ästhetische  betrachtungen  über  den  menschen  im  Verhältnis 
zur  natur  (s.  247 — 285)  und  über  besondere  eigenschaften  der 
germ.  naturanschauung  (s.  285  —  313).  diese  sachliche  grup- 
pierung  bringt  es  mit  sich,  dass  kein  dichter  und  kein  dicht- 
werk  einzeln  gewürdigt,  vielmehr  dem  klaren ,  umfassenden  bilde 
zu  liebe  alles  in  eine  fläche  gerückt  ist.  gerade  darin  liegt  aber 
ein  wesentlicher  mangel  des  buches  begründet,  uns  dünkt  es 
unmöglich,  innerhalb  des  gleichen  rahmens  erscheinungen  zur 
darstellung  zu  bringen,  die  sich  auf  etwa  600 jähre  verteilen  und 
den  verschiedensten  gegenden  angehören,  die  sachliche  gliederung 
des  Stoffes  ist  bei  L.  so  streng  durchgeführt,  dass  für  die  historische 
betrachtung  nur  ein  ganz  geringer  räum  bleibt  und  eine  grup- 
pierung  nach  dem  entstehungsorte  der  einzelnen  dichtungen  gar 
nicht  stattfindet,  wenigstens  wäre  eine  Scheidung  zwischen  alt- 
germ. naturauffassung  und  mhd.  notwendig  gewesen,  wie  L.  an- 
ordnet, ergibt  sich  nur  wenig  für  die  kulturgeschichte,  während 
bei  einer  vergleichung  jener  ergebnisse,  welche  aus  den  zeitlich 
und  örtlich  zusammengehörigen  denkmälern  zu  gewinnen  sind, 
viel  für  diese  Wissenschaft  sich  erreichen  liefse.  da  die  gründe 
für  die  Veränderung  des  naturgefühls  meist  religiös-philosophischer 
art  sind,  so  würde  die  geschichte  des  germ.  naturgefühls  ein 
gutes  mittel  gewähren ,  um  die  einwürkung  von  Christentum  und 
renaissance  auf  die  innersten  auschauungen  der  Germanen  zu 
beobachten,  der  stark  in  die  äugen  springende  unterschied, 
Avelcher  hinsichtlich  der  naturverwertung  zwischen  der  altgerm. 
und  der  mhd.  poesie  besteht,  die  gleichmäfsige  behandlung  aller 
naturerscheinungen  im  altgerm.,  namentlich  im  ags.,  und  die  ein- 
seitige, freilich  sehr  intensive,  bevorzugung  des  wonnig-sommer- 
lichen elements  im  mhd.  drängt  die  frage  auf,  wo  der  sinn  für 
das  elementar-gewaltige  im  späteren  ma.  geblieben  sei.  der  grund 
für  diesen  Wechsel  ist  unseres  erachtens  in  der  einfuhrung  des 
Christentums  zu  suchen,  das  freilich  dem  'innerlichen  wesen,  der 
anläge  zur  Idealität  in  der  deutschen  natur  als  etwas  verwandtes 
entgegenkam',   zugleich    aber   'einen  unendlichen  bruch  mit  den 


LÜMISG   DIE  NATUR  73 

auf  heidentum  begründeten  naturzuständen'  mit  sich  führte.1  die 
germ.  götter  waren  aus  dem  hintergrunde  der  natur,  mit  der 
sie  ursprünglich  eins  gewesen ,  nicht  als  so  völlig  plastische  ge- 
stalten hervorgetreten,  dass  sie  durch  das  Christentum  hätten 
vernichtet  werden  können,  ohne  dass  zugleich  das  gefühl  der 
Germanen  für  die  betreffenden  naturkräfte  und  ihre  äufserungen 
mit  vernichtet  oder  doch  stark  verletzt  worden  wäre,  durfte  man 
der  götter  nicht  mehr  gedenken,  so  durfte  man  sich  auch  nicht 
der  in  ihnen  personificierten  naturkräfte  erinnern,  die  freund- 
lichen ,  sommerlichen  Seiten  der  natur  nahm  das  Christentum  für 
sich  in  anspruch,  die  finsteren,  gewaltig -romantischen  wurden 
dem  teufel  und  den  dämonen  zugewiesen,  wo  in  mhd.  epen  eine 
Schilderung  des  wild-romantischen  oder  elementar-gewaltigen  er- 
scheint, ist  sie  als  hintergrund  der  darzustellenden  handlung  stets 
unumgängliches  bedürfnis.  will  man  einen  helden  kämpfe  und 
mühsale  in  gefährlichen  gegenden  bestehen  lassen ,  so  kann  man 
eben  nicht  umhin,  des  landschaftlichen  kurz  zu  gedenken,  die 
knappheit,  ja  dürftigkeit  solcher  Schilderungen  aber,  verglichen 
mit  den  breiten ,  farbensatten  der  offenen  frühlings-  oder  sommer- 
laudschaft,  zeigt  nur  zu  gut,  wie  sehr  im  ma.  das  gefühl  und 
Verständnis  für  das  gigantische  geschwunden  war. 

Seine  Untersuchung  durch  heranziehen  der  realien  zu  er- 
gänzen verschmäht  L.,  obgleich  damit  manches  deutlicher  geworden 
wäre.  s.  209  spricht  er  von  den  dichterischen  Schilderungen  des 
rosses.  nachdem  dessen  beliebteste  farbenbezeichnungen  aufge- 
führt sind,  heifst  es  weiter:  'später,  in  den  höfischen  epen,  treten 
auch  andere  färben ,  schwarz,  braun,  rot  oder  mischungen  davon, 
auch  Seltsamkeiten  der  färbung  (ez  [das  pferd]  was  allez  snegevar, 
wan  eines  buoges,  der  was  rot  Lanz.  1474)  nicht  selten  auf.'  L. 
denkt  dabei  gewis  an  die  bunten  rosse,  denen  wir  im  Erec,  im 
Wigalois,  in  Veldekes  Eneit,  im  Flore  und  sonst  häufig  begegnen. 
Erec  7313  ff  wird  Enites  reitpferd  geschildert,  auf  der  einen 
seite  ist  es  rot  gefärbt,  auf  der  anderen  schwarz,  wo  die  beiden 
färben  zusammenstofsen  würden,  läuft  ein  breiter  grüner  streifen 
um  das  pferd  herum,  die  äugen  sind  grün  umrändert,  ein 
ähnlich  ausschauendes  tier  finden  wir  Wig.  2543  ff.  hier  ist  das 
pferd  selbst  weifs,  sein  linkes  ohr  zinnoberrot,  während  das 
rechte  und  der  streifen  auf  dem  rücken  schwarze  färbung  zeigen, 
der  schweif  ist  weifs.  im  Flore  2743  ff  ist  die  eine  seite  des 
zeiters  weifs,  die  andere  rot.  von  der  stirne  anfangend  läuft 
über  hals  und  rücken  des  tieres  ein  schwarzer  streifen,  um  die 
beiden  färben  recht  kräftig  von  einander  abzuheben,  der  schweif 
ist  rot  und  weifs  gemischt,  bei  Hartmann  und  Wirnt,  glauben 
wir,  handelt  es  sich  nur  um  eine  Übertragung  der  färbe  der 
covertiure   auf  das  streitros   selbst;   einmal   ein   beweis  für  die 

1  ThVischer,  Ästhetik  §  355,2.  man  vergleiche  noch:  AvHumboldl, 
Kosmos  ii  s.  31 ;  Goedeke,  Grundriss  i  §6;  vEicken  aao.  s.  160. 


74  LÜNING    DIE  NATUR 

freude  der  ritterlichen  dichter  an  einem  aufgeschirrten  streitrosse, 
andererseits  ein  gutes  beispiel  für  die  naive  anschauungsweise 
des  mittelalters,  das  äufsere  eines  gegenständes  oder  geschöpfes 
als  das  wesentliche  und  als  den  prüfstein  seines  inneren  wertes 
anzusehen,  wenn  Hartmann  und  Wirnt  vom  hörer  oder  leser 
erwarten,  dass  er  ihre  absieht  verstehe,  und  dass  er  sich  der 
farbenübertragung  bewust  bleibe,  so  geht  Flecke  noch  weiter, 
indem  er  besonders  betont,  dass  der  naiiure  vliz  und  der  natiure 
kraft  dem  pferde  das  wunderliche  aussehen  gegeben  habe,  er  lässt 
also  gleichsam  ros  und  covertiure  als  ein  ganzes  erschaffen  sein, 
beweisend  für  unsere  erklärung  will  es  uns  scheinen,  dass  da, 
wo  die  covertiure  in  ähnlicher  weise  bunt  geschildert  ist,  wie 
Wig.  6552  ff,  oder  wo  nur  die  covertiure  als  bedeckung  des 
pferdes  erwähnt  wird,  wie  Wig.  2981,  diesem  selbst  nie  auffal- 
lende färben  beigelegt  werden,  auch  Sommers  (zu  Flore  2743  ff) 
annähme  einer  entlehnung  Fleckes  aus  Hartmann  muss,  wenn 
wir  sie ,  was  die  form  betrifft ,  zugeben ,  dahin  ergänzt  werden, 
dass  im  wesentlichen  eigene  anschauung  Flecke  den  anstofs  zu 
seiner  Schilderung  gegeben  haben  wird. 

Am  Schlüsse  seiner  Untersuchung  stellt  L.  den  allgemeinen 
character  des  germ.  naturgefühls  demjenigen  des  griech.  volksepos 
gegenüber,  er  lässt  jedem  sein  recht,  dem  Germanen  die  inner- 
lichkeit,  dem  Griechen  die  plastik.  so  richtig  das  sein  mag,  die 
vergleichung  der  naturauffassung  beider  Völker  hat  immer  ihr  mis- 
liches,  weil  ihre  anschauungen  in  den  volksepen  nicht  in  gleicher 
stärke  ausgeprägt  sind,  das  griech.  volksepos  und  die  in  ihm 
niedergelegte  naturanschauung  haben  ausreifen  können  auf  dem- 
selben boden,  auf  dem  sie  erwuchsen;  das  deutsche  volksepos 
ist  aus  seinem  wurzelgrunde  herausgerissen  und  hat  sich  in  einem 
ihm  weniger  zuträglichen  boden  entwickeln  müssen;  der  dichter 
der  Nibelungen  hat  manches  nicht  mehr  zur  darstellung  bringen 
können,  was  sich  bei  ruhiger  entwickelung  der  Germanen  von 
innen  heraus,  also  ohne  beeinflussung  durch  Christen-  und  Römer- 
tum,  wol  mit  Sicherheit  eingestellt  haben  würde. 

Wenn  wir  auch  in  L.s  buche  eine  Zusammenstellung  der 
aus  den  einzelgruppen  gewonnenen  resultate  und  eine  betonung 
der  besonderen  eigentümlichkeiten  altgerm.  naturgefühls  im  gegen- 
satz  zu  dem  des  eigentlichen  ma.s  und  vielleicht  beider  im  gegen- 
satz  zu  moderner  naturanschauung  gewünscht  hätten ,  so  dürfen 
wir  doch  nicht  mehr  verlangen ,  als  das  buch  seiner  anläge  ge- 
mäfs  gewähren  kann;  wir  wollen  vielmehr  nochmals  betonen, 
dass  uns  L.s  arbeit  ein  gut  stück  weiter  gefördert  hat,  und  dass 
sie,  gerade  in  ihrer  jetzigen  form,  dem  interpreten  altgerm.  und 
mhd.  dichtung  eine  wesentliche  hilfe  sein  wird,  indem  sie  ihm 
überall,  wo  es  sich  um  naturauffassung  handelt,  eine  fülle  er- 
klärender parallelen  zu  geböte  stellt. 

Göttingen.  Erich  Ballerstedt. 


DE  GRUYTER    TAGELIED  75 


Das  deutsche  tagelied  von  Walter  de  Gruyter.    Leipz.  diss.    Leipzig,  Fock  in 
comm.,  1887.     160  ss.     8°.  —  2  m. 

Welch  unentbehrliche  hilfe  das  Volkslied  für  die  richtige  ge- 
schichtliche auffassung  des  minnesangs  leistet,  das  ist  gerade  in 
jüngster  zeit  mit  erfreulichem  nachdruck  in  den  Vordergrund 
gerückt  worden,  aus  dem  volksliede  müssen  wir  erschliefsen, 
wie  der  heimische  boden  beschaffen  war,  auf  dem  fremder  samen 
die  Zierpflanze  des  minnesangs  aufsprossen  liefs.  aber  die  Unter- 
suchung wird  verwickelt  durch  die  tatsache,  dass  widerum  das 
Volkslied,  wie  wir  es  kennen,  kräftigsten  einfluss  vom  minnesang 
erfahren  hat.  Scherer  schlug  das  mafs  dieser  rückwürkung  sehr 
hoch  an;  ich  habe  den  eindruck,  dass  die  neuere  forschung  ihi> 
nicht  ganz  gerecht  wird,  das  ist  gar  kein  wunder  bei  der  nach- 
gerade verhängnisvollen  beharrlichkeit,  mit  der  bei  Untersuchungen 
über  die  volkstümlichen  grundlagen  des  minnesangs  immer  wider 
ausschliefslich  die  dichter  aus  Minnesangs  frühling,  wenns  hoch 
kommt,  Walther  und  Neidhart,  unter  die  loupe  genommen  werden: 
ich  brauche  nicht  auszuführen,  wie  notwendig  diese  bequeme,  aber 
innerlich  wenig  begründete  beschränkung,  bei  der  nicht  einmal 
Otto  von  Botenlauben  zu  worte  kommt,  schiefe  und  einseitige 
ergebnisse  zur  folge  hat.  da  begrüfse  ich  denn  die  arbeit  de 
Gruyters,  die  einmal  statt  des  querschnitts  den  längenschnitt 
prüft  und  eine  einzelne  erscheinung  aus  dem  Volkslied  durch  den 
minnesang  ins  Volkslied  verfolgt,  mit  entschiedener  freude,  frei- 
lich noch  mehr  des  themas  als  der  ausführung  wegen. 

Es  gibt  nicht  leicht  ein  schlagenderes  beispiel  jener  Wechsel- 
wirkung zwischen  Volkslied  und  minnesang  als  eben  das  tagelied. 
schon  in  den  stofflichen  motiven.  zu  dem  alten  international  volks- 
tümlichen thema:  'abschied  der  liebenden  nach  glücklicher  nacht' 
tritt  in  der  höfischen  dichtung  hinzu  die  gefahr,  die  der  ehe- 
brecherische Umgang  mit  sich  bringt,  besonders  aber  der  Wächter 
und  zwar  mit' Vorliebe  der  vertraute  Wächter,  der  durch  seineu 
weckruf  die  liebenden  aufscheucht,  welch  mächtigen  poetischen 
gehalt  dieser  weckruf  in  sich  birgt ,  empfindet  heute  noch  jeder, 
der  mit  offenem  sinn  der  glorreichen  auferstehung  des  höfischen 
tagelieds  im  zweiten  acte  des  Wagnerschen  Tristans  sich  freut, 
aber  die  oper  mit  ihren  zahllosen  verstöfsen  gegen  die  realität 
des  lebens  stimmt  nachsichtig  und  drängt  die  nüchterne  erwägung 
zurück,  dass  es  kaum  ein  sichereres  mittel  gab,  die  liebenden  zu 
verraten,  als  ebeu  diesen  weckruf.  ich  bin  nicht  sicher,  ob  schon 
dem  markgrafen  von  Hohenburg  diese  erwägung  durch  den  köpf 
schoss,  als  er  HMS  1,  34a  den  Wächter  singen  liefs:  Got  gebe  deiz 
im  (dem  liebenden)  wol  erge,  daz  er  erwache  unt  nieman  me! 
späterhin  blieb  sie  jedesl'alls  nicht  aus:  der  Wächter  sagt  sich 
Ilätzl.  i  14,43  sehr  richtig:  hart  mich  der  claffer  singen,  ze  arg 
wurd  er  ez  pringen ,  und  in  der  bailade  Abendgang  (Unland  90) 


76  DE  GRUYTER    TAGELIED 

ist  es  wflrklich  der  wächtersaog,  der  den  argwöhn  der  geteuschten 
eitern  wach  ruft,  und  dennoch  eignet  sich  das  Volkslied  diesen 
aller  Wahrheit  und  Wahrscheinlichkeit  ins  gesicht  schlagenden 
Wächter  aus  dem  minnesang  an.  das  ist  ein  unzweideutiger  anhält, 
mit  dem  sich  anderes  unlöslich  verknüpft;  und  auch  sonst  ver- 
heifst  die  eng  begränzte,  in  ihren  stilmitteln  recht  characteristische 
gattung  einer  Scheidung  der  volkstümlich  heimischen,  der  aus 
der  fremde  entlehnten,  der  im  minnesang  selbständig  entwickelten 
höfischen  demente  guten  erfolg. 

Als  Bartsch  vor  fast  25  jähren  seinen  reichhaltigen  und  um- 
sichtigen aufsatz  Über  die  deutschen  und  romanischen  tagelieder 
schrieb,  hat  er  diesen  gesichtspunct  sehr  wenig,  das  Volkslied 
nur  anhangsweise  berücksichtigt,  das  individuelle  der  einzelnen 
lieder  und  dichter  tritt  bei  ihm  stark  hervor  auf  kosten  des  ge- 
meinsamen der  gattung,  und  der  populäre  ton  der  arbeit,  die 
gröstenteils  aus  proben  und  analysen  zusammengesetzt  ist,  schloss 
ebenso  sehr  Vertiefung  in  ernstere  wissenschaftliche  probleme  wie 
philologische  detailuntersuchung  aus.  so  blieb  de  Gr.  viel  zu 
tun  übrig. 

Er  hat  sich  seine  aufgäbe  nicht  leicht  gemacht,  mit  findigem 
fleifs  trägt  er  den  Stoff  in  wünschenswerter  Vollständigkeit  zu- 
sammen, er  beschränkt  sich  nicht  auf  die  lyrik  des  ma.s  und 
aufs  Volkslied,  sondern  sammelt  auch  aus  dem  epos,  dem  fast- 
nachtspiel, der  spruchdichtung  vergleichbares  und  förderndes, 
fremde  litteraturen  zieht  er  heran,  er  gibt  umfängliche,  recht  wert- 
volle Sammlungen,  die  einige  hauptzüge  der  stilistischen  phy- 
siognomie  des  tagelieds  in  dauer  und  Wechsel  lehrreich  veranschau- 
lichen, zu  sammeln  und  zusammenzufassen  versteht  er.  aber  was 
darüber  hinausgeht,  ist  unzulänglich,  und  ein  geschichtschreiber 
des  tagelieds  ist  Gr.  viel  weniger  als  Bartsch,  die  knappheit  der 
darstellung,  die  nicht  viel  mehr  als  der  verbindende  text  zu  den 
Sammlungen  und  citaten  ist,  würde  ich  rühmen,  wenn  sie  schärfer, 
klarer  und  minder  spröde  wäre.  Gr.s  blick  ist  so  gespannt  nur 
auf  das  gemeinsame  der  gattung  gerichtet,  dass  ihn  —  gerade 
umgekehrt  wie  Bartsch  —  das  besondere  nicht  fesselt:  die  phi- 
lologische prüfung  der  einzelnen  dichtungen  lässt  viel  zu  wün- 
schen; litterarischer  Zusammenhang,  chronologische  folge,  locale 
gruppierung  und  abgränzung  ist  kaum  ins  äuge  gefasst;  dadurch 
wird  auch  das  ästhetische  urteil  unsicher;  sehr  zum  schaden  der 
Untersuchung  ist  endlich  auf  die  metrische  form  gar  nicht  ge- 
achtet; alles  das  macht  namentlich  den  abschnitt  über  die  ent- 
wickelung  des  höfischen  tagelieds  (s.  1  —  23)  völlig  unfruchtbar, 
in  den  späteren  partien ,  die  Gr.  sichtlich  mit  gröfserer  liebe  ge- 
arbeitet hat,  sind  jene  mängel  nicht  ebenso  fühlbar,  aber  durch- 
weg wünschte  ich  dem  verf.  mehr  frischen  mut  im  erschliefsen 
von  resultaten ,  auch  auf  die  gefahr  hin ,  dass  einmal  ein  fehl- 
schluss   unterlaufe,   mehr  freude   am   eindringenden    verarbeiten 


DE  GRUYTER    TAGELIED  77 

des  mühsam  gesammelten,  es  wäre  schade  um  die  mühe,  wenn 
Gr.s  Sammlungen  keinen  reicheren  lohn  eintrügen  als  die  dürf- 
tigen sätze  s.  110.  111  oder  gar  s.  41.  aber  ich  zweifle  nicht, 
dass  sich  mehr  daraus  machen  lässt.  so,  wie  das  buch  vorliegt, 
ist  es  eine  sehr  fleifsige  und  umfassende  Stoffsammlung,  eine 
fürderhin  unentbehrliche  Vorarbeit,  aber  doch  nur  eine  Vorarbeit, 
der  den  rechten  gewinn  zu  entlocken  der  verf.  anderen  über- 
lässt.     es  liegt    mir  ob,    dies  urteil  im  einzelnen   zu  begründen. 

Gr.  zerlegt  seine  Untersuchung  in  drei  chronologisch  ge- 
schiedene abschnitte:  minnesang,  Übergangszeit,  Volkslied,  er 
bildet  sich,  ich  weifs  nicht  warum,  ein,  damit  'der  allgemeinen 
litterarischen  einteilung  unserer  lyrik'  zu  folgen,  welch  schwere 
Unklarheit  in  dieser  einteilung  liegt,  ist  deutlich.  Volkslied  und 
minnesang  sind  nicht  zeitliche,  sondern  stilistische  gegensätze: 
seit  dem  12  jh.  steht  neben  dem  Volkslied  beständig  eine  kunst- 
lyrik,  mag  sie  sich  nun  minnesang  oder  meistergesang  oder 
kirchenlied  oder  sonstwie  nennen,  also  Gr.  hätte,  durchweg  oder 
innerhalb  chronologischer  abschnitte,  zwei  hauptgruppen  scheiden 
sollen:  kunst-  und  Volkslied.  Dietmars  lied,  die  einfacheren 
Strophen  in  der  Sammlung  des  Hätzlerin  waren  dann  unbedenk- 
lich für  das  Volkslied  zu  verwerten. 

Jeden  der  drei  abschnitte  eröffnet  ein  capitel:  'nachweis  und 
anordnung  der  vorhandenen  lieder.'  das  sind  im  wesentlichen 
raisonnierende  Verzeichnisse,  die  neben  viel  nichtssagendem  manche 
brauchbare  und  hübsche  bemerkung  enthalten,  denen  aber  zur  ge- 
schichte  so  gut  wie  alles  fehlt,  das  liegt  nicht  zum  wenigsten 
an  dem  vorhersehen  der  sachlichen  anordnung  über  die  historische, 
das  Volkslied  leidet  darunter  nicht  sehr;  dort  wäre  nur  der  locale 
gesichtspunet  mehr  zu  beachten,  aber  im  minnesang  entsteht  ein 
chaos:  sah  Gr.  in  den  bekannten  stellen  des  Regensburgers  (den 
er  nach  Barlschs  Liederdichtern  citiert!)  und  Reinmars  des  alten 
Zeugnisse  für  das  tagelied ,  so  hatte  er  sie  beim  vorwolframischen 
liede  zu  besprechen,  nicht  in  den  anhang,  6  Seiten  hinter  Frauen- 
lob ,  zu  bringen,  wer  sich  über  Botenlaubens ,  Winterstettens 
lieder  orientieren  will,  muss  an  3  —  4  stellen  suchen:  natürlich 
ist  unter  diesen  umständen  für  characteristik  der  dichter  nicht 
viel  geschehen;  sogar  Wolfram  und  Wolkenstein  sind  flüchtig  ab- 
getan; eine  rühmliche  ausnähme  bildet  die  besprechung  des 
Waltherschen  tageliedes,  dessen  abhängigkeit  von  Wolfram  nicht 
erschöpfend ,  aber  einleuchtend  verfochten  wird. 

Was  Gr.  über  die  entstehung  und  die  anfange  des  tagelieds, 
über  Wolframs  bedeutung  für  seine  geschichte  sagt,  das  lege  ich 
für  zusammenhängende  besprechung  zurück  und  greife  zunächst 
weniges  einzelne  heraus,  unter  den  liedern,  die  auch  den  ein- 
lass  des  liebenden  in  das  tagelied  aufnehmen,  nennt  Gr.  das 
'sechsstrophige'  des  burggrafen  von  Lüenz  (HMS  1,  211a). 
die  kreuzzugsstrophe  am  schluss  sollte  er  ohne  weiteres  ablösen: 


78  DE  GRIYTER    TAGELIED 

sie  gehört  ebenso  wenig  zu  dem  voranstehenden  liede  wie  Singen- 
bergs  frau-welt-strophe  HMS  1,  289a;  doch  mag  sie  vom  dichter 
selbst  bei  gelegenheit  angehängt  sein,  aber  es  ist  sogar  fraglich, 
ob  nicht  auch  die  übrigen  Strophen  in  2  lieder  zu  trennen  sind: 
in  str.  1.2  instruiert  die  magd  den  Wächter,  er  lässt  den  ritter 
auf  die  losung  hin  ein;  es  heifst  stets:  der  wahter;  str.  3  be- 
ginnt mit  üblichem  wächterruf:  'der  morgen  niht  erwinden  wiV, 
so  sanc  ein  wahter  also  wol.  es  stünde  also  str.  1.  2  parallel  den 
beiden  einlassliedern  Botenlaubens  (HMS  1,  28b.  32b):  man  nannte 
diese  gattung  wahrscheinlich  nahtwise  (serena):  das  gedieht  HMS 
3,  428%  das  sich  selbst  so  bezeichnet  und  im  preise  der  frau 
nacht  gipfelt,"  ist  eine  solche  nahtwise  mit  angehängtem  tagelied; 
auch  Hadlaub  nr  53  gehört  dahin,  und  im  repertoir  des  meister- 
gesangs  spielte  die  gattung  der  nahtwise  zeitweilig  eine  rolle;  vgl. 
Kolm.  66.  188.  s.  712. 

Etwa  das  umgekehrte,  ausdehnung  der  tagewise  nach  vorne 
durch  aufnähme  des  nahtwise-moü\s ,  liegt  in  der  vielstrophigen 
bailade  Günthers  von  dem  Forste  (HMS  2,  165b)  vor.  die 
grofse  bedeutung  dieses  liedes  hat  Gr.  gar  nicht  gewürdigt,  es 
ist  ein  nur  wenig  vom  höfischen  verfälschtes  Volkslied,  dem  wider- 
spricht weder  die  breitspurige  Sentimentalität  des  gedichts  noch 
dass  fler  held  ritter  ist.  riter  ist  er  auch  im  tageliede  Dietmars; 
der  Standesunterschied  macht  bei  der  frage:  volks-  oder  kunst- 
dichtung?  im  12  und  13  jh.  nichts  aus.  ins  Volkslied  weist  der 
für  viele  Strophen  unpassende  tageliedrefrain ;  in  das  Volkslied 
die  einfache,  in  Strophe  und  refrain  auf  die  epische  langzeile 
herauslaufende  form;  der  fast  bänkelsäugerische  anfang:  nü  her, 
ob  ieman  kan  vernemen,  des  ich  von  minne  künden  wil;  der  im 
minnelied  unerhörte  verkehr  mit  dem  publicum  str.  1.  15. 
19 — 21;  der  kurze  didactische  schlusssatz;  das  starke  epische 
element  mit  dem  ganz  volkstümlichen  eingang  von  str.  2; 
die  Unabhängigkeit  in  Sprachgebrauch  und  motiven  von  anderen 
höfischen  tageliedern;  nicht  zum  wenigsten  die  wörtliche  an- 
knüpfung  vieler  Strophen  an  die  vorhergehende,  ich  citiere  als 
beispiel  solcher  Verknüpfung  im  Volkslied  aus  Hruschka-Toischers 
Deutschen  Volksliedern  aus  Böhmen  nr  146b,  oder  aus  dem  Am- 
braser liederbuch  nr  41,  das  tagelied  es  taget  vordem  osten:  zb. 
schliefst  da  str.  3:  sie  erschrack  von  herzen  sehre ,  sehre,  bald  sich 
der  wechter  blies;  4  beginnt:  erschrick  du  nicht  so  sehre  usw.  dass  der 
anonymus Spervogel  solchen  anschluss  liebt,  bestätigt  meine  auf- 
fassung;  freilich  hat  sich  auch  der  höfische  minnesang  durchaus 
nicht  frei  davon  gehalten  (HMS  1,  88b  uö.).  so  also  verknüpft  bei 
Günther  im  dialog  des  ritters  und  der  dame  str.  7  und  8  das 
wort  wille,  9  und  10  leisten,  10  und  11  trüren,  11  und  12  mdze, 
14  und  15  klage  usw.  die  beobachtung  hat  kritischen  nutzen: 
str.  6  muss  an  falschem  platze  stehen,  da  sie  zwei  durch  an- 
schluss eng  verbundene  Strophen  trennt:  str.  5  am  ende  im  wurde 


DE  GRUYTER    TAGELIED  79 

nie  so  liebe;  7,  3  sit  dir  so  liebe  tue  geschach;  dagegen  gibt  jene 
str.  6  das  notwendige  mittelglied  her  zwischen  dem  jubel  der 
str.  18  und  dem  unmotivierten  leid  der  str.  19.  Günthers  lieb- 
lingsphrase  zur  bezeichnung  des  liebesgenusses  7,  6  jö  ist  al  diu 
wille  an  mir  ergdn  (ebenso  5,  1.  13,  6)  kehrt  zb.  im  Volkslied 
Kerenstein  wider  (Unland  nr  89, 4 :  nun  ist  dir  dein  will  er- 
gangen),  kaum  im  höfischen  tagelied,  dem  sie  im  munde  der 
dame  viel  zu  deutlich  war.  der  Wächter  fehlt  dem  liede  voll- 
ständig; es  ist  im  Zusammenhang  geradezu  unmöglich,  dass  er 
mit  dem  döz  3,  5  gemeint  sei,  wie  Gr.  will,  es  wäre  von  grofsem 
wert  zu  wissen,  welcher  zeit  das  lied  angehört.  Gr.  hat  sich 
die  frage  nicht  vorgelegt,  hat  auch  zu  Scherers  zweifelnder  Ver- 
mutung (D.  st.  1,  16),  Günther  möchte  ein  Zeitgenosse  Spervogels 
sein,  nicht  Stellung  genommen,  ich  glaube  nicht,  dass  Scherer 
recht  hat:  das  trcestelin  ii  4,  1  wird  doch  auf  Walth.  66,  2  zurück- 
gehen ,  und  das  4  lied  sieht  nach  allem  eher  aus  als  nach  den 
anfangen  derlyrik;  auch  Morungen  scheint  dem  dichter  bekannt 
zu  sein ;  am  beweisendsten  ist  mir  die  klingende  caesur  geschehen 
in  der  zweiten  Strophe  des  6  liedes.  also :  starker  durchbruch 
volkstümlicher  elemente  im  tagelied  auch  nach  Wolfram  bei  einem 
höfisch  geschulten  dichter,     und  auch  er  war  ein  Baier. 

Jenes  6  lied  Günthers  behandelt  ein  anderes  tageliedartiges 
thema:  liebesglück  im  träum,  schmerz  des  erwachens.  merkwür- 
diger weise  erwähnt  Gr.  dieses  liedes  ebenso  wenig  wie  der  ver- 
wandten dichtung  des  Schenken  von  Limburg  (HMS  1,  132a),  ob- 
gleich er  aus  späteren  Zeiten  allerlei  lieder  gleichen  inhalts  sammelt 
(s.  51.  92  f)  und  sogar  einen  spruch  in  reimparen  aus  dem  Lieder- 
buch der  Hätzleriu  u5  berücksichtigt,  das  gute  lag  ihm  wol  zu  nah; 
er  hat,  was  schlimmer  ist,  sogar  vergessen ,  dass  Walther  das- 
selbe thema  74,  20  bearbeitet  hat,  noch  dazu  mit  dem  tagelied- 
schluss:  dö  taget  ez  und  muos  ich  wachen,  er  hat  das  vergessen, 
obgleich  er  zwei  Volkslieder  Unland  nr  20  und  28  rühmt,  die 
mit  dem  Waltherschen  gedieht  so  eng,  auch  in  detailzügen,  zu- 
sammentreffen, dass  zufall  ausgeschlossen  ist.1  beides  wäre  wider 
möglich:  Walther  schöpfte  aus  dem  Volkslied  oder  das  Volkslied 
aus  ihm.  das  motiv  fehlt  den  troubadours  nicht  (Wilmanns, 
Leben  Wallhers  m  338)  und  hat  von  ihnen  her  auch  in  Deutsch- 
land,  bei  Hausen  und  Morungen,  eingang  gefunden,  trotzdem 
gebe  ich  dem  Volkslied  die  priorität.  Gr.  citiert  s.  93  ein  komi- 
sches lied  Unland  nr290:  'ein  altes  weib  steht  am  bette  statt 
der  geträumten  schönen.'2  aus  diesem  thema  hat  sich  Walthers 
traumlied  94,  11   entwickelt:  freilich  sind  die  im  Volkslied  durch 

1  ebensowenig  gedenkt  er  des  Neifenschen  pilgrimliedes,  als  er  s.  81 
die  ballade  vom  betller  und  der  edelfrau  bespricht:  vgl.  jetzt  noch  Uhl,  Un- 
echtes bei  Neifen  s.  218  ff.  zu  N'eifens  büttnerliede  geben  Hruschka-Toischer, 
Volkslieder  nr  174  eine  neue  parallele. 

2  in  Ziskas  Österreich.  Volksliedern  s.  130  glaubt  der  bursch  träumend 
die  dirne  im  arm  zu  haben  und  hat  nur  ihr  'haptbölsterl'. 


80  DE  GRUYTER    TAGELIED 

den  gegensatz  würkenden  elemente  bei  Walther  aufser  Zusammen- 
hang gesetzt:  er  träumt  —  auch  das  kein  alter  zug1  —  von 
anderem  himmelsglück  als  von  liebe,  und  das  alte  weib  ist  der 
ausgangspunct  einer  satire  mit  anderer  spitze:  gerade  diese  will- 
kürliche lösung  des  alten  bandes  erweist,  dass  der  gedanken- 
gang  des  Volkslieds  der  ältere  war. 

Oswald  von  Wolken  stein,  dem  bedeutendsten  tagelied- 
dichter  nach  Wolfram ,  wird  Gr.  nicht  gerecht,  er  ist  durch 
einen  vergleich  mit  Wolfram,  dem  er  geistig  verwandt,  von  dem 
er  stark  beeinflusst  ist,  am  ehesten  zu  fassen,  der  eigene  un- 
geschmack  und  der  der  zeit  macht  ihn  freilich  fast  zur  carricatur 
des  meisters.  Wolframs  Sinnlichkeit  wird  bei  Oswald  lüstern  und 
obscön ,  seine  leidenschaftlichkeit  ins  fratzenhafte  übertrieben, 
sein  verwickelter  strophenbau  verworren;  durch  gelehrten  meister- 
singerischen aufputz  wird  die  morgenschilderung  entstellt,  wird 
selbst  der  echt  volkstümliche  wünsch  'wenn  ich  ein  vöglein  war' 
zu  einem  ich  wolt  ich  war  ein  animdl  parodiert;  auch  diese 
mischung  von  gelehrtem  und  volkston  knüpft  an  Wolfram,  wenn 
auch  nicht  an  seine  lyrik  an.  und  die  ruhelose  lebendigkeit,  die 
rücksichtslos  realistische ,  humorvolle  anschaulichkeit  teilt  Oswald 
mit  Wolfram:  den  'hass  des  tages'  hat  Oswald  über  Wolfram 
hinaus  mit  poetischer  kraft  entwickelt;  er  ist  darin  RWagners 
Vorgänger  gewesen:   ob  dieser  Oswald  gekannt  hat?  — 

Gr.  hätte  auch  verwandte  gedichte  Oswalds  wie  51.32  heran- 
ziehen sollen,  nr  44  ist  kein  träum ,  wie  er  fälschlich  aus  2,  9 
erschliefst,  ob  unter  den  anonymen  gedienten,  die  er  bespricht, 
nicht  O.sches  gut  stecke,  hat  er  sich  nicht  gefragt:  ich  bin  ge- 
neigt, dafür  anzusehen  das  Taghorn  Fundgr.  1,  332,  das  Nacht- 
horn  ebenda  331,  etwa  auch  das  erste  lied  bei  der  Hätzlerin2,  das 
Gr.  s.  45  in  gröblichem  misverständnis  der  complicierten  form 
als  neunstrophig  lässt:  es  hat  nur  3  Strophen,  die  zahlreichen 
tagelieder,  die  die  Hätzlerin  gesammelt  hat,  auf  gemeinsame 
Verfasser  zu  untersuchen  oder  auch  nur  der  form  nach  zu  grup- 
pieren, ist  Gr.  nicht  eingefallen:  es  sei  doch  bemerkt,  dass  11. 
14.  14b.  23.  25  Variationen  einer  neunzeiligen  form  sind,  die  auch 
Wölk. 21  auftritt,  dass  ebenso  10.  18.  19.  (6)  eine  gruppe  bilden; 
daneben  complicierte  formen  wie  1.  8.  15.  20.  22,  die  in  andere 

1  vgl.  Walth.  7,  17  do  bedühte  mich  zehant,  wie  min  sele  weere  ze 
kimel  äne  sweere  mit  der  tageweise  Hätzl.  7,  17  mich  daucht,  ich  war  in 
himels  trön  und  hett  mein  lieb  umbfangen  schon. 

2  vgl.  zb.  Nachth.  2:  dirn:pirn  =  brüste  Osw.  37, 2, 3.  48,2,13;  dirn 
im  tagelied  wol  nur  bei  Wolkenstein;  Tagh.  1:  plik  durch  die  prd  (: grä) 
=  Osw.  101,1,4.  85,  1,4;  Tagh.  1  so  gar  fein  pld  =  Osw.  85, 1,  6;  Tagh.  2 
dein  ermlin  rek,  dein  fiifslin  strek,  vgl.  Osw.  44, 1,  4  rek,  slrek;  Tagh.  2 
geschell,  oft  bei  Osw.;  dirn,  geschell  auch  Hätzl.  1 ;  ebenda  wdfen  über 
den  tag  schreien  wie  Wölk.  27,  1,  23;  bitte  um  schriftliche  botschaft  Hätzl. 
1,80  wie  23,81;  23,  114  der  liebste  dem  falkenterze  verglichen  wie  Wölk. 
37,1,  doch  hat  Hätzl.  23  eine  für  Wölk,  ungewöhnlich  einfache  form  (siehe 
unten),  und  auch  die  vielstrophigkeit  verbietet  wol  an  ihn  zu  denken. 


DE  GRUYTER    TAGELIED  81 

kreise  weisen:  da  war  gevvis  mehr  zu  erreichen.  Hätzl.  18  schlägt 
die  stuntglogg  erst  3,  dann  4mal:  hier  ist  das  15  jh.  sicher, 
da  die  schlagende  stadtuhr  zb.  in  Augsburg  erst  1398  einge- 
führt wurde;  in  dem  Germ.  33,  283  von  Bäbler  veröffentlichten 
tagelied,  das  Gr.  noch  nicht  zugänglich  war,  ruft  nur  der  Wächter 
die  stunden   von    1 — 5  aus. 

Unter  den  parodien  ist  das  kühhorn  (Gr.  s.  50)  durch 
seine  melodie  interessant,  eine  einfache  weise  aus  4  perioden, 
2  und  2  einander  nah  verwandt,  allesammt  ausschliefslich  (mit 
einer  kleinen  ausnähme)  auf  den  4  tönen  des  accords  aufgebaut: 
sie  kann,  wie  sie  ist,  hirtensignal  gewesen  sein;  auch  anderen 
tageliedern,  dem  Nachthorn,  dem  Taghorn,  der  Trumpet,  die  Gr. 
ganz  übergeht,  werden  entsprechende  signale  melodisch  untergelegt 
sein,  also  die  ältesten  erhaltenen  weisen  bestätigen  Uhlands  Ver- 
mutung, dass  das  tagelied  auch  musikalisch  aus  dem  würklichen 
wächterruf  erwachsen  sei.  es  liegt  nahe,  das  auf  die  lat.-pro- 
venz.  alba,  die  JSchmidt  in  der  Zs.  f.  d.  phil.  12,  332  herausgab, 
anzuwenden:  melodienstellung:  aaa  |  bc;  bc  ist  der  refrain,  c 
aber  weicht  von  a  nur  so  geringfügig  ab,  dass  es  ohne  weiteres 
die  quelle  für  a  gewesen  sein  kann,  dieser  einfache  zustand, 
der  in  dem  volksgesang  Jahrhunderte  überdauern  mochte,  ist  auf 
die  kunstpoesie  natürlich  nicht  zu  übertragen.  —  zu  Hätzl.  nr21, 
der  tagwais  von  lewsen,  war  zu  citieren  Simplic.  Kell.  1,334: 
jetzund  will  ich  von  herzen  singen  eine  tageweifs,  uf  meiner 
linken  achsel  da  gehen  bei  tawsent  lews  usw. ;  der  name  tageweis 
hielt  sich  also  selbst  bei  diesem  parodischen  thema  bis  tief  ins 
17  jh.,  obgleich  der  inhalt  gar  keinen  anlass  mehr  dazu  gab.  — 
zu  Hätzl.  37  vgl.  das  Schnadahüpfl  Pogatschnigg1  1,  302. 

Hübsch  und  umsichtig  sind  Gr.s  nachweise  aus  dem  Volks- 
lied, er  spürt  die  ausläufer  des  tagelieds  in  der  ballade,  seine 
demente  im  Schnadahüpfl  auf.  der  versuch,  bekanntschaft  mit 
dem  liede  ich  stunt  an  einem  morgen  schon  bei  Sachsenheim 
nachzuweisen  (Gr.  s.  79),  ist  wol  misglückt  (er  beruht  auf  dem 
vorkommen  der  worle  heimlich  an  ainem  ort  in  der  Möhrin),  aber 
ich  schätze  ihn  als  einen  der  wenigen  ansätze  zur  altersbestim- 
mung  der  Volkslieder,  am  volkstümlichen  Ursprung  des  gassel- 
liedes  in  Wagners  Archiv  s.  518  zu  zweifeln  (Gr.  s.  90),  ist  kein 
anlass:  vgl.  str.  4  bhüt  di  gott  deinen  leib  gesund!  schlaf  wol 
noch  im  bett  ein  paar  stund!  mit  Pogatschnigg2  nr  1347.  nach- 
trage zu  Gr.s  Sammlungen  sind  leicht  zu  geben,  aber  manches 
vermisse  ich  doch  ungern,  in  dem  tagelied  in  Mündels  Elsäss. 
Volksliedern  nr  23  warnt  der  Wächter  die  liebenden  insgemein ; 
das  mädchen  springt  ans  fenster  und  überzeugt  sich,  dass  der 
Wächter  betrogen  hat:  ein  zug,  der  ins  mhd.  tagelied  vom  Marner 
eingeführt  und  von  Frauenlob  sowie  dein  nnonymus  HMS  3,  427a 
jenem  nachgeahmt  wurde,  da  der  einfluss  dieser  gelehrten  gruppe 
aufs  Volkslied  unwahrscheinlich  ist,  so  erweist  Mündels  lied,  dass 
A.  F.  D.  A.    XVI.  6 


82  DE  GRUYTER    TAGELIED 

der  Manier  hier  aus  dem  Volkslied  schöpfte,  wenn  auch  nicht 
aus  seiner  ältesten  phase:  die  liebenden  ruhen  schon  im  zimmer. — 
bei  Ziska  und  Schot^ry,  Österreich.  Volkslieder  s.  140,  weigert  sich 
das  mädchen  vor  8  uhr  aufzustehen,  obgleich  der  bua  sie  drängt; 
vor  dem^^strafenden  vater  hat  sie  keine  angst.  —  ein  recht  eigen- 
artiges tagelied  steht  in  Schuti^s  Siebenbürg.  Volksliedern  unter 
nr23:  der  dialog,  der  ohne  jed^^nschen  bestandteil  ist,  zeigt 
merkwürdige  anklänge  an  Dietmar;  der  abschied  wird  durch 
hereinspielende  eifersucht  erschwert.  —  in  Meiers  Schwab.  Volks- 
liedern s.  142  will  der  knabe  dem  tagkündenden  vöglein  zur 
strafe  den  schnabel  zubinden,  das  erinnert  an  das  chines.  tage- 
lied Schiking  i  "?,  8  mit  dem  Schlüsse:  'das  scheiden  tut  jetzt 
not,  doch  schiefs  den  habn  mir  tot',  wie  Rückert  übersetzt;  nach 
Lacharme  freilich  und  auch  nach  Straufs,  Schiking  s.  161  richtet 
sich  die  mordlust  der  dame  gegen  gänse  und  enten:  da  diese 
nun  schwerlich  typische  tagesvögel  sind,  wird  die  jagd  auf  sie 
anderem  als  dem  rachebedürfnis  entspringen. 

Den  'nachweisen'  folgen  in  je  2  capiteln  umfängliche  stil- 
sammlungen,  die  die  rollen  der  handelnden  personell,  den  stän- 
digen schätz  von  motiven  und  phrasen  innerhalb  der  drei  von 
Gr.  geschiedenen  perioden  darlegen,  die  grofsen  unterschiede 
ergeben  sich  dem  aufmerksam  nacharbeitenden  unschwer:  immer-^ 
hin  ist  es  mir  uniässbar,  wie  Gr.  es  sich  hat  entgehen  lassen 
können,  die  ergebnisse  seiner  Sammlungen  selbst  in  zusammen- 
hängender darstellung  zu  entwickeln:  ich  habe  mir  immer  ein- 
gebildet, dass  Sammlungen  nur  mittel  zum  zweck  seien,  so  gäbe* 
eine  darstellung  der  wechselnden  mittel,  den  morgen  anzu- 
kündigen, einen  wesentlichen  und  meines  wissens  neuen  beitrag 
zur  geschichte  des  mittelalterlichen  naturgefühls.  freilich 
gehörte  dazu,  dass  die  Chronologie  der  m^tive  auch  innerhalb 
der  einzelnen  perioden  untersucht,  dass  wo  möglich  der  urheber, 
einführer  jeder  neuerung  festgestellt  würde:  wahrlich  eine  reiz- 
volle aufgäbe,  für  die  das  sammeln  eben  nur  unerlässliche  lästige 
Voraussetzung  ist-:  Gr.  hat  nicht  einmal  beim  ausschütten  seiner 
Sammlungen  irgend  welche  rücksicht  auf  die  Zeitfolge  genommen, 
im  älteren  epos  melden  den  morgen  morgenröte,  morgen-  oder 
tagstern,  hahnenkraht;  im  älteren  tagelied  ist  davon  nur  der  mor- 
genstern  in  geltung  geblieben,  und  dazu  kommt  der  vogelsaog. 
Wolframs  schauendem  äuge  prägen  sich  die  lichterscheinungen 
an  den  wölken  ein,  vielleicht  unter  dem  einfluss  lateinischer 
hymnen:  aber  jene  erscheinungen  werden  nur  als  grauen,  leuchten, 
glast  empfunden;  die  röte  des  morgens  führt  erst  der  epiker 
Konrad  ins  tagelied  ein;  ihm  folgt  der  späte  könig  Wenzel;  aber 
noch  Oswald  gefällt  sich  im  graublau  der  morgenbeleuchtung. 
späterhin,  bei  der  Hätzlerin,  herscht  das  morgenrot  als  tages- 
bote.  grund:  im  höfischen  tagelied  gibt  schon  der  morgenslern 
das   zeichen   zum  scheiden;   späterhin,   als   die   gefahr   geringer 


DE  GRUYTER    TAGELIED  83 

geworden,  trennt  man  sich  erst,  wenn  der  tag  den  morgenstern 
verjagt:  es  ist  eine  kleine  zeitliche  Verschiebung  eingetreten.  — 
der  vogelsang  dauert  durch  die  höfische  epoche  fort,  nur  dass 
er  bei  den  letzten  auslaufen)  gelegentlich  zum  vogelgeschrei  wird ; 
der  epiker  Konrad  lässt  zuerst  einen  bestimmten  vogel,  die  nachti- 
gall,  zwitschern;  der  hahn  fehlt  g*»z,  wol  weil  er  zu  realistisch 
schien:  nur  Frauenlob  erwähnt  ihn  und  zwar  abweisend,  das 
14  und  15  jh.  ist  die  zeit  der  einzelnen  Singvögel,  die  oft  in 
langen  aufzählungen  paradieren ;  die  vöglein  im  allgemeinen  be- 
hielten nur  im  Volkslied,  aus  dem  sie  schon  der  minnesang  einst 
entnommen,  ihre  alte  statte,  neben  der  selteneren  nachtigall  und 
neben  dem  hahn,  der  dem  Volkslied,  zumal  dem  schnadahüpfi 
der  eigentliche  tagesvogel  ist;  Shakespeares  lerche  ist  dem  deut- 
schen tageliede  fast  fremd.  —  die  'Übergangsperiode'  characteri- 
siert  in  der  morgenschilderung  der  kämpf  des  gelehrten  und  des 
realismus:  jenes  mit  allerlei  astronomischem  apparat,  schon  bei 
Frauenberg,  Frauenlob,  Wenzel,  knüpft  in  meistersingerischem 
geschmack  an  Wolfram  an  und  an  seine  himmelsschilderung; 
dieser:  morgentau,  kühler  morgenwind,  hundegebell,  schöpft 
aus  neuer  eigener  beobachtung  und  bereichert  das  Volkslied,  in 
dem  die  himmelserscheinungen  nie  von  bedeutung  gewesen  sind: 
dem  Volkslied  wird  es  licht  nicht  in  den  wölken,  sondern  vor 
dem  walde. 

Ich  wünschte  sehr,  dass  umfänglichere  und  genauere  be- 
obachtungen  dieser  art  durch  Gr.s  Sammlungen  veranlasst  würden, 
freilich  leiden  diese  Sammlungen  für  den  benutzer  an  einem  drei- 
fachen mangel. 

Erstens  sind  sie,  der  himmel  weifs  warum,  in  nhd.  Über- 
setzung gegeben.1  dies  nhd.  der  Sammlungen  geht  gelegentlich 
bis  zur  entstellung,  zb.  s.  57:  'er  nimmt  den  weg  vom  Orient', 
im  original:  von  Orient  nimpt  er  den  eher;  ein  ander  mal  wird  um- 
gekehrt mitten  ins  nhd.  herein  geschrieben  (s.  28):  'er  spielt  die 
wölken',  wo  jedermann  an  spielen,  niemand  an  spalten  denken 
wird,  dank  dieser  methode  ist  der  benutzer  genötigt,  jedes  citat 
nachzuschlagen. 

Ferner:  die  Sammlungen  sind  nicht  vollständig,  auch  da 
nicht,  wo  etwas  darauf  ankommt,  zb.  fehlen  s.  26:  'die  frau 
weckt  den  ritter'  nicht  weniger  als  7  belege:  HMS  1,  21 1\  68b. 
2,  128a.  3,  426a.  Hadl.  s.  65.  66.  96.  dass  der  Wächter  unein- 
geweiht alle  liebenden  warnt,  ist  seit  Wolfram  nicht  nur  bei 
Konrad  einmal  und  hei  Singenberg  belegt  (s.  24),  sondern  auch 
Winterst.  C  25.  110.  Konr.  367.  HMS  2,  66b.  128\  144a.  3,  82». 
426\  also  gerade  im   späteren  minnesang  gerne,     zu  Hornberg 

1  wunderlicher  weise  sind  in  den  Sammlungen  sogar  die  liauptworte 
grofsenteils  grofs  geschrieben ,  während  in  Gr.s  eigenem  text  die  minuskel 
überwiegt,  orthographische  inconsequenzen  dieser  art  entstellen  im  bunde 
mit  zahllosen  druckfehlern,  namentlich  in  den  citaten,  das  hübsch  ausge- 
stattete buch   unleidlich. 

6* 


84  DE  GROYTER    TAGELIED 

2,  66b  swer  tougenlicher  minne  pflege  war  s.  30  die  anspielung 
Heinrichs  von  Meifsen  zu  citieren;  vgl.  auch  Walth.  42,  15. 
s.  32  vermisse  ich  neben  Hohenburgs  so  sin  wir  mit  ime  verlorn 
das  aus  ihm  abgeschriebene  owi  ich  bin  mit  in  verlorn  Hadlaubs 
s.  30.  Id  varn  (s.  36)  nicht  nur  bei  Walther  und  Singenberg, 
woraus  Gr.  s.  13  sogar  Schlüsse  zieht,  sondern  auch  bei  Hohen- 
burg  1,34%  wo  fast  wie  bei  Walther  daneben  est  an  der  zit  vor- 
kommt. —  zu  Wolfr.  3, 19  fehlt  (s.  38)  Singenberg  l,293b  so  muoz 
doch  ungescheiden  sin  getriuwes  herzen  triuwe,  ein  vers,  aus  dem 
mit  Sicherheit  hervorgeht,  dass  Paul  Beitr.  1,202  mit  recht  bei 
Wolfr.  das  kolon  hinter  v.  18  setzt  und  die  interpunction  hinter 
19  streicht,  gesell  wird  der  Wächter  (s.  52)  auch  Hätzl.  27,  7. 
21,  1,  traut  gesell  11,  24,  liebster  gesell  11,  74  genannt,  helt 
kommt  (s.  54)  auch  Hätzl.  1  und  23  vor.  zum  mafshalten  rät  der 
Wächter  (s.  61)  nicht  nur  Hätzl.  19,  sondern  auch  Osw.  94.  die 
gefürchteten  klaffer  im  Volkslied  (s.96)  auch  Böhme  1 18.  Unland  84 
(neben  den  speiern)  usw.  die  bemerkungen  über  vil  Wäger  war 
mir  ja  der  tot  (es  fehlt  Hätzl.  23)  würde  Gr.  ganz  anders  ge- 
formt haben,  hätte  er  bedacht,  wie  massenhaft  die  phrase  im 
minnesang  ist:  es  ist  barer  zufall,  dass  sie  dem  höfischen  tage- 
lied  fehlt.  — 

Endlich:  die  Sammlungen  Gr.s  beachten  manche  züge  nicht, 
die  für  abhängigkeit  und  gruppierung  der  einzellieder  von  be- 
deutung  sind:  zb.  der  Wächter  verlaugt  von  der  frau,  dass  sie 
wecke:  HMS  1,  27a.  68a.  34a.  2,  14lb.  143ab.  Hadl.  s.  66.  Winterst. 
C51;  er  kann  den  tag  nicht  aufhalten:  Lüenz  1,211\  Teschler 
2,  128a.  3,425"  (Hätzl.  23);  die  liebenden  fürchten  die  drö: 
Hornb.  2,  66b.  Marn.  83;  hornruf  des  Wächters;  wehsei  vor  dem 
abschied  ua.  für  den  Stil  der  gattung  wären  Zusammenstellungen 
erwünscht  über  das  vorkommen  der  worte  helt,  urloub,  ez  ist 
zit,  hag,  über  die  einfuhrung  der  redenden  mit  oder  ohne  er 
(si)  sprach;  es  ergibt  sich  dabei  die  merkenswerte  tatsache,  dass 
weit  überwiegend  der  Wächter  dieser  einführung  entbehrt,  um- 
fang und  character  der  epischen  elemente  war  zu  erwägen  und 
mit  dem  übrigen  minnesang  zu  vergleichen,  so  bleiben  nach 
allen  Seiten  hin  lücken  zu  füllen.  —  von  einem  gegensatz  zwi- 
schen warner  und  Wächter  (s.  25)  kann  Hadl.  s.  30  nicht  die 
rede  sein,  da  der  singende  warner  sich  in  str.  3  selbst  wahtcure 
nennt:  der  tag  verkündende  hornslofs  ist  gedacht  als  das  morgen- 
signal  eines  ganz  unbeteiligten.  —  die  angst  des  liebenden  als 
dieb  zu  gelten  (s.  56)  auch  Unland  98,  5.  muskathlüte  im  liebes- 
lied  (s.  110)  auch  Pogatschnigg  1%  1182. 

Den  3  hauptabschnitten  lässt  Gr.  weitere  Sammlungen  folgen, 
die  der  tageliedsituation  außerhalb  der  deutschen  liebeslyrik  nach- 
gehen, bei  der  aus  dem  Grafen  Rudolf  entnommenen  stelle  (s.  112) 
übersiebt  Gr.,  dass  die  liebende  zwar  Jungfrau,  aber  doch  gattin 
ist  (Zs.  30,  388).     ich   trage  wegen   der  ausdrücklich  erwähnten 


DE  GRÜYTER    TAGELIED  85 

tagewise  nach  Apollon.  14375:  Tyrus  und  diu  mcerinne  pfldgen 
da  der  minne,  dar  nach  sie  suoze  entsliefen,  unz  daz  die  wahter 
riefen  unt  sungen  tagewise.  in  wie  weit  das  tagelied  aus  dem 
epos  (früher)  oder  das  epos  aus  dem  tagelied  (später)  sich  be- 
reichert, war  zu  prüfen. 

Der  nachweis  tageliedartiger  str.  aus  fremden  littera- 
turen  hat  seinen  wert  darin,  dass  er  lehrt,  wie  leicht  unter 
gleichen  umständen  gleiche  poetische  motive  erwachsen  können, 
er  ergibt  jedesfalls  das  resultat,  dass  der  Wächter  nicht  zu  diesen 
selbwachsenen  motiven  gehört.  Gr.  hat  dem  bekannten  material 
einige  wendische,  böhmische,  ungarische  und  serbische  lieder  hin- 
zugefügt: sehe  ich  von  den  Serben  ab,  so  ist  bei  allen  einfluss 
des  deutschen  (nicht  gerade  plumpe  entlehnung)  möglich  und 
wahrscheinlich,  namentlich  bei  dem  böhm.  liede  s.  144.  mög- 
lich auch  bei  den  Ungarn.  Gr.  hat  in  Kertbenys  Volksliedern 
nr  141  das  hübsche  tagelied:  'ringsum  rufen  schon  die  bahnen 
und  der  morgen  kommt  daher'  übersehen:  leichter  ists  einen 
becher  aus  felsen  schnitzen  als  zwein  herzen  sich  zu  trennen; 
abschied  im  herbst,  hoffnung  auf  widersehn  im  frühling:  auch 
dieser  zug  ist  im  deutschen  angedeutet  (Gr.  s.  83,  1.  s.  109). 
stammt  er  aus  dem  deutschen?  oder  beruht  er  einfach  auf  der 
alten  gemeinsamen  Voraussetzung  der  liebe  im  freien?  —  deut- 
schen einfluss  verrät  in  der  gestalt  des  Wächters  deutlich  die  bal- 
lade  aus  Anastas.  Grüns  Volksliedern  aus  Krain  s.  41:  der  junge 
Schreiber  ist  bei  der  gräfin  (Unland  nr  98) ;  sie  stellt  drei  Wächter 
aus:  als  sie  warnen,  ruft  sie  immer:  'ist  nichts,  ist  nichts,  jung 
Schreiber  lieb,  der  Wächter  weifs  nicht  was  er  spricht',  bis  es 
zu  spät  ist:  die  altbekannte  leidenschaft  der  frau,  ihr  mistrauen 
gegen  die  Wächter,  nur  mit  tragischem  ausgang.  —  in  litauischen 
liedern  finden  die  Zusammenkünfte  gern  am  frühen  morgen,  nach 
durchschlafener  nacht,  im  freien  statt,  da  hat  das  tageliedmotiv 
keinen  boden.  aber  es  fehlt  nicht  ganz,  besonders  deutlich  ist 
nr  142  bei  Nesselmann:  in  str.  1  ruft  die  liebende  'schlaf,  schlaf, 
schlaf,  in  2  und  3,  als  die  hähne  krähen  und  die  hunde  bellen, 
'lauf,  lauf,  lauf  refrainartig  in  die  Strophen  herein:  man  denkt 
an  das  wechselnde:  wecke  in,  frouwe  und  sldf,  geselle  bei  Hohen- 
burg.  das  eheliche  tagelied  (Nesselmann  nr  294.  295)  richtet 
seine  spitze  gern  gegen  das  faule  vveibchen  und  vergleicht  sich 
darin  und  in  dem  trüben  tone  dem  griech.  hochzeitslied  bei  Fir- 
menich-Richartz,  Neugriech.  volksges.  s.  152;  in  einem  anderen 
griech.  hochzeitslied  (ebenda  154)  ist  die  erzählung  vom  kommen 
des  liebenden,  der  durch  40  Wächter  dringt,  vorangeschickt:  als 
die  hühner  gackern,  die  pfauen  schreien,  weckt  die  mutter  ihre 
schlummernden  kinder.  —  auch  ein  arabisches  lied  sei  nachgetragen, 
in  Daumers  Übersetzung,  für  deren  treue  ich  freilich  nicht  bürgen 
kann:  'sie  schlummert  ein  in  meinem  arm  zu  nacht,  da  lacht  sie  mir 
als  stille  mondenpracht'  (vgl.  Morungeu  143,  27  ich  wände,  ez  (ihr 


86  DE  GRUYTER    TAGELIED 

leib)  solde  sin  des  Hellten  matten  schin);  als  sie  die  äugen  öffnet, 
geht  ihm  der  tag  an;  aber  als  'die  sonne,  die  gemeine  kommt' 
und  sie  scheidet,  da  dunkelt  ihm  nacht  mitten  im  tage. 

In   dem    abschnitt    über    das    geistliche    tagelied   ver- 
misse ich  (s.  134)  das   interessante  gedieht  Peters   von  Reichen- 
bach (Kolm.  7),  das  jedesfalls  weniger  fehlen  durfte,  als  Arbergs 
grofse  tageweise,   die   inhaltlich    nichts  von  einer  tageweise  hat. 
mit  dem    eingang  der  tageweise   pseudo-Regenbogens  vergleicht 
sich  der  anfang  des  liedes  Röhme  123.  122  und  bestätigt  Rartschs 
Vermutung,   dass  ein  volkstümliches  produet  vorliege,     die  'tag- 
weise von  den  dreien  königen'  (s.  135)  ist  nichts  anderes  als  ein 
teil,  wol  der  alte  kern  des  s.  134  besprochenen  läugeren  gedichts 
HMS  3,  468u.     die  alte  behauptung,   Reinmars  vZweter  str.  219 
sei   die   älteste   geistlich   umgedichtete   tageweise   (s.  132),   wird 
wider   aufgetischt:   vgl.  dagegen   meine   anm.   zu  219,  1.  3;    ich 
sehe   darin    gar   keine   umdichtung.     Gr.   geht   über   die   frage: 
parodie  oder  nicht?    durchaus  leicht  hinweg;    wendet  überhaupt 
an   die    geschichte   des   geistlichen   tagelieds    wenig    mühe,      ich 
meine,  ist  einmal  zugestanden,  dass  das  geistliche  morgenweck- 
lied  älter  ist   als  das  weltliche,   dann  hört   auch    das  recht  und 
die  nötigung  auf,  hinter  jedem  religiösen  'wach  auf!'    ein  min- 
nigliches  zu   wittern,     ich   erinnere  statt  alles  weiteren   an  das 
unzweideutige    gebiet   der  weihnachtlichen  hirtenlieder,    wie   sie 
uns  in  den  Sammlungen  von  Schlossar,  Pailler,  Hruschka-Toischer 
jetzt  so  überaus  massenhaft,  wenn  auch  local  eng  begränzt,  vor- 
liegen: auch  das  erwähnte  dreikönigslied  gehört  dahin,    da  beginnt 
eins    (Schlossar   s.  87):    'was    soll   das   bedeuten,    es   taget   sich 
schon,  hab  gmoant  ja,  es  fangt  sich  erst  d'  mitternacht  an':  also 
sogar   der  —  hier   freilich    begründete  —  zweifei  am  tage,   wie 
im  höf.  tagelied.    umdichtung  ist  nur  da  gesichert,  wo  das  welt- 
liche lied  daneben  vorliegt  oder  feststeht;  sie  ist  wahrscheinlich, 
wo  das  liebespar  durchschimmert:  Jesus  und  die  seele,  oder  auch 
seele    und  leib,    der   Sünder   und    die  weit,     und  vielleicht  auch 
da    nicht    immer,      das   führt    mich   weiter   auf  die   frage:    aus 
welchen  elementen  erwuchs  das  tagelied  überhaupt   und  speciell 
das  deutsche? 

Es  ist  Scherers  verdienst  gewesen,  dass  er,  lange  ehe  die 
lat. -provenz.  alba  durch  JSchmidt  bekannt  gemacht  war,  das 
minnigliche  tagelied  an  den  geistlichen  morgengesang  anknüpfte, 
die  frage  hatte  bei  Scherer  unmittelbarste  bedeutung  für  das 
romanische  tagelied,  bei  dem  internationalen  character  der  latei- 
nischen hymnenpoesie  aber  reicht  ihre  tragweite  möglicher  weise 
darüber  hinaus.  Gr.  fasst  mit  Laistner  jene  älteste  alba  richtig 
als  geistliches  wecklied1  und  stellt  s.  128—132  allerlei  über  be- 

1  Römer  schliefst  (Volkstüml.  dichtungsarten  d.  altprov.  lyrik  s.  6)  aus 
dem  worte  speculator  (=gaita)  auf  ein  höfisch  -  ritterliches  lied,  das  aus 
dem  provenz.  ins  lateinische  übertragen  sei!    es  ist  also   nicht  überflüssig, 


DE  GRUYTER    TAGELIED  87 

Ziehungen  zwischen  geistlichem  und  weltlichem  tagelied  zusammen, 
ohne  doch  den  gedanken  ernsthaft  durchzudenken  und  Schlüsse 
aus  seinen  beobachtungen  zu  ziehen:  er  nennt  nicht  einmal 
Scherer  als  seinen  Vorgänger;  ich  mache  Gr.  dies  nachlässige 
verschweigen  um  so  mehr  zum  Vorwurf,  als  er  anderswo  in 
einer  nicht  immer  glücklichen  polemik  gegen  Scherer  sich  ge- 
fällt. Scherer  hatte  nur  die  lat.  hymnen  herangezogen;  Gr.  durch- 
sucht die  bibel  selbst  auf  das  vigilate  und  verwandtes  hin.  einen 
wertvollen  gewinn  trägt  er  dabei  davon,  den  hübschen  nachweis, 
dass  das  mittelalter  im  zweiten  capitel  des  Hohen  liedes  eine 
tageliedsituation  sah.  im  übrigen  fehlen  einige  nicht  unwichtige 
bibelstellen:  so  Matth.  26,41.  Marc.  14,38  vigilate  et  orate,  ut 
non  intretis  in  tentationem;  spiritus  est,  qui  vivificat,  caro  non 
prodest  quidquam.  im  dritten  hahnenschrei  nach  Petri  verläug- 
nung  (Matth.  26,  74)  sah  die  kirche  ebenfalls  den  weckruf  bei 
tagesanbruch,  der  die  seele  aus  dein  Sündenschlafe  aufreifst  (A.m- 
brosius  Wack.  i  11,4.  Prudent.  ebenda  27,  13).  endlich  die  4 
(oder  7)  posauueneugel,  die  am  jüugsten  tage  die  menschen  aus 
demtodesschlaf  erwecken  und  zur  rechenschaft  laden:  man  war 
geneigt,  in  jedem  morgen  ein  warnendes  abbild  jenes  letzten 
morgens  zu  sehen  (Ambros.  bei  Daniel,  Thes.  hymnol.  i  s.  56). 1 

Worin  arbeitet  denn  nun  der  geistliche  morgengesang 
dem  weltlichen  tagelied  vor? 

Die  kirche  war  nicht  der  meinung,  dass  der  schlafende 
mensch  nicht  sündige,  die  äufsere  nacht  breitet  über  die  seele 
auch  criminum  caliginem  stygiamque  noctem.  in  der  nacht,  im 
schlafe,  der  das  wachsame  herz  nur  allzu  leicht  betäubt,  hat  der 
hostis  insidiosus,  seine  caterva  daemonum,  haben  die  lasciva  phan- 
tasmata  noctis  macht  über  die  sinne,  bei  Prudentius  heifst  es 
ua.:  aptamque  noctem  turpibus  adulter  occultus  fovet.  da  er- 
tönt der  halmenschrei,  das  licht  verkündend,  und  nil  sunt  omnia. 
der  gegeusatz  von  tinsternis  und  licht,  sinnlich  und  bildlich, 
zieht  sich  durch  all  die  hymneu  ad  completorium,  ad  nocturnas, 
in  laudibus  matutinis.  ihr  inhalt  ist  meist:  gebet  zu  Christus 
um  ein  wacbsam  herz,  um  schütz  gegen  den  büsen,  um  licht 
und  tag.  selten  nur  tont  der  weckruf  aus  in  ein  snrgite,  vigi- 
late: im  hyrnnus  vox  clara  ecce  intonat  werden  der  stimme,  die 
das  dunkel  schilt  und  die  träume  scheucht,  nicht  worte  geliehen; 
doch   ruft  Christus   in  dem  wichtigen,    weder  von  Scherer  noch 

auf  Prudentius  (Wackern.  i  29,  27)  zu  verweisen,  wo  es  von  Christus  heifst: 
Spi-cidator  adstat  desuper,  qui  nos  <li<;bus  omnibus  aclusque  noslros  pro- 
spicil.  in  gleicher  weise  lässt  sich  der  ganze  phrasenschatz  jener  alba, 
das:  pigris  ciamal  surgite,  der  preco,  die  (höllischen)  hostes,  aus  hymnen 
nachweisen,  zutreffend  bekämpft KömerStengels  deutung:  'soldatenwachtlied'. 
1  erwähnt  sei  auch  ein  gleichnis,  dessen  quelle  ich  im  augenblick 
nicht  feststellen  kann:  der  vater  sucht  das  kind  zu  wecken,  das  sorglos 
am  rande  eines  gefährdeten  dammes  schläft:  Wartbg.  29  ff;  anspielung  in 
dem  tageliede  Reichenbachs  Kolm.  7,24:  des  tiches  tarn  auch  rSret  vasl. 


88  DE  GRUYTER    TAGELIED 

■von  Gr.  herangezogenen  hymnus  des  Prudentius  Ad  galli  cantum 
(Wack.  nr27):  vigilate,  iam  sum  proximus;  ebenda  str.  23:  vi- 
gilemus,  hie  est  veritas;  ebenso  surgamus  Ambros.  11,5.  Gregor 
89,  2,  surgentes  vigilemus  Gregor  95,  1;  einen  wirklichen  Weck- 
ruf des  singenden  an  die  schläfer  in  der  zweiten  person  fand  ich 
nur  Daniel  i  183:  somno  gravati  surgite!  das  'wachtauf!'  wurde 
vielleicht  regelmäfsiger,  als  sich  erst  die  hymne  mit  dem  welt- 
lichen Wächtersignal  und  -ruf  in  der  Volkssprache  verband,  wie 
in  der  ältesten  alba;  unter  den  provenz.  religiösen  alben,  die 
natürlich  auch  keine  umdichtungen  welllicher  lieder  und  den 
lateinischen  morgenhymnen  ganz  ähnlich  sind,  haben  Folquet  von 
Marseille  und  wol  auch  (aus  der  anlangszeile  zu  schliefsen)  Peire 
Espagnol  das  levatz. 

Die  anzeich en  destages  muss  die  hymne  schildern 
wie  das  tagelied.  ihr  dient  Zwo?,  splendor  uä. ;  polus  pallescit,  al- 
bescit;  Lucifer  oder  Phosphorits  vertreibt  das  dunkel;  seltener  ist 
die  aurora;  beliebt  der  gesang  des  hahnes.  die  tagkündenden 
vöglein  hat  das  romanische  wie  das  deutsche  tagelied  aus  der 
eigenen  Volksdichtung:  wenn  Prudentius  sagt:  vox  ista,  qua  stre- 
punt  aves,  paullo  ante  quam  lux  emicet,  est  figura  twstri  iudkis, 
so  denkt  er  wol  nur  an  die  bahne,  der  bahn  bleibt  in  der 
profandichtung  unbenutzt,  bis  zu  dem  theologen  Frauenlob.  da- 
gegen wird  der  kämpf  des  lichtes  mit  der  finsternis  mindestens 
iu  der  deutschen  dichlung  manche  färbe  aus  dem  malkasten  der 
bymnenpoesie  bekommen  haben:  schon  der  glast  der  sonne,  der 
bei  Wolfram  durch  die  wölken  dringt  (6,37.  Parz.  196,  11),  klingt 
an  des  Prudentius:  caligo  terrae  scinditur  percussa  solis  spiculo, 
deutlicher  noch  Warner  86:  der  tac  die  wölken  spielt,  lerner: 
lucifer  solvit  polum  caligine  (Ambros.  11);  ez  hat  der  morgen- 
steme  gemachet  Imme  lieht  (VValth.  88,  25);  —  nox  atra  depellitur 
(Ambros.  3);  diu  naht  muoz  ab  ir  traue  (Wenzel  1,  9b).  es  ist 
nicht  der  einzelne  ausdruck  ,  der  mir  entlehnt  scheint,  sondern 
die  ganze  auffassung :  das  belebte  des  siegenden  tages,  der  Vor- 
rang des  weifsen  lichtes  vor  dem  roten,  das  zurücktreten  des 
vogelgesangs. 

Dass  auch  die  einleitenden  gebete  provenzalischer  alben  einen 
rest  des  religiösen  liedes  erhalten  haben,  sah  Scherer  längst1 ; 
im  deutschen  tageliede  haben  sie  sich  höchstens  in  die  aus  der 
Situation  erklärlichen  abschiedsgebete  verflüchtigt. 

Die  Verbindung  des  geistlichen  morgenliedes  mit  dem  abschied 
zweier  liebenden  ist  an  sich  nicht  gerade  auffallend,  das  morgen- 
lied,  das  etwa  au  die  stelle  des  weckenden  vogelsangs  trat,  war 
wol' zunächst  anfang   und    hauptsache,    die   klage  der  liebenden 

1  Guirauts  reis  glorios,  verais  lums  e  clardalz  ist  nicht  als  zusammen- 
hängende phrase,  wol  aber  in  seinen  dementen  aus  den  hymnen  nachweis- 
bar: rex  gloriose  Wack.  nr  70;  paterna  claritas  ebenda  89;  lux  und  lumen 
ubique. 


DE  GRUYTER    TAGELIED  89 

mehr  anhang:  so  beginnt  der  Wächter  (oder  warner)  bei  Guiraut 
und  Raimon  de  la  Sala ,  so  in  der  mehrzahl  der  deutschen  höfi- 
schen tagelieder:  auch  in  der  tatsache,  dass  der  wächtersang  viel 
häufiger  des  einführenden  ein  wahter  sanc  uä.  entbehrt  als  die 
reden  der  liebenden,  dauert  wol  ein  resl  jenes  allen  Verhältnisses. 
Die  grofse  unüberbrückte  kluft  liegt  auf  dem  wege  vom  un- 
beteiligten Wächter  zum  vertrauten  warner.  zwar  liegt  im 
romanischen  wie  im  deutschen  eine  scheinbare  Zwischenstufe  vor: 
der  Wächter  warnt  die  verboten  liebenden  insgemein;  ich  vermag 
aber  in  dieser  Variation ,  die  den  ehebruch  beinahe  zum  normal- 
zustand  erhebt,  mit  Gr.  nur  eine  hysterogene  rationalistische 
entstellung  der  einzelwarnung  zu  sehen,  dem  leben  ist  dieser 
unmögliche  warner,  der  sein  geheimnis  unter  hornstöfsen  in 
alle  weit  herausschreit,  natürlich  nicht  entnommen:  vielleicht  er- 
klärt er  sich  einfach  ausgründen  der  poetischen  Ökonomie,  aus 
dem  bestreben ,  zwischen  dem  morgensang  und  dem  liebeslied, 
wie  sie  einmal  äufserlich  verknüpft  waren,  auch  ein  inneres 
band  zu  ziehen;  warnendes  mahnen  war  so  wie  so  das  thema, 
auf  das  die  geistlichen  nachthymnen  zuerst  hinführen  musten. 
vielleicht  genügt  diese  erklärung:  ich  will  aber  auch  einen  anderen 
gedanken  nicht  zurückhalten,  es  gibt  würklich  eine  art  liebes- 
par, mit  dem  sich  die  hymnen  (namentlich  die  ad  completorium 
und  die  ad  noclurnas)  regelmäfsig  beschäftigen,  das  sie  vor  seinen 
feinden  warnen,  ein  liebespar,  freilich  ein  oft  recht  uneiniges, 
ich  meine  seele  und  leib,  caro  (corpus,  sensus)  und  spiritus 
(cor,  mens,  anima):  mens  muss  wachen,  um  beide  vor  den 
schlingen  des  satans  zu  schützen:  sie  caro  nostra  dormiat ,  ut 
mens  soporem  nesciat  (Wack.  nr  122);  vgl.  Prudeutius  27,  21.  22; 
Wack.  121,  3.  4;  Daniel  4  s.  47;  1  s.  39.  150  usw.  ausgangs- 
puuet  ist  natürlich  die  oben  citierte  stelle  Matlh.  26,  41,  die  auch 
das  vigilate  enthält,  nun  wurden  zwar  anima  und  caro  sehr  oft 
allegorisch  als  domina  und  ancilla  gefasst;  aber  auch  das  bild  des 
liebes-  oder  ehepars  gebraucht  zb.  Bernhard  vClairvaux  (Mabillou 
3,  1197):  anima  quasi  vir,  caro  quasi  coniunx;  Wartburgkrieg 
37  fi.  und  dasselbe  bild  herscht  in  den  umdichtungen  oder  paro- 
dischen  nachahmungen  welllicher  tagelieder:  vgl.  Reichenbach 
Kolm.  7;  Wackern.  Kirchenl.  2, 1141 ;  Gr.  s.  136;  Goedeke2  2,211 ; 
die  beispiele  sind  leicht  zu  mehren,  ich  bin  überzeugt,  dass  diese 
geistlichen  parodien  nicht  nur  lehren,  wie  sich  der  umdichter  mit 
der  frivolen  vorläge  abfand,  sondern,  zumal  in  so  selbständiger 
schOpfung,  wie  Reichenbach  sie  gibt,  auf  allegorien  zurückgreifen.1 
übertrug  nun  naheliegende  combination  die  Warnung  vor  schäd- 

1  auch  an  jene  tageliedsituation  des  Hohen  liedes  habe,  ich  gedacht. 
Christus  verlässt  seine  braut,  diekirche,  als  für  ihn  der  morgen  der  himmel- 
fahrt  anbricht,  würklich  stimmt  ein  himinelfahrtslied  (Hofimann ,  Gesch.  d. 
kirchenlieds-  s.  17S)  in  der  frage:  was  lieft  er  uns  zu  letze  hie?  mit  einem 
weltlichen  tageliede  Böhme  120,  2.  3  wörtlich  überein.  aber  die  hymnen- 
poesie  gibt,  bo  viel  ich  sehe,  für  diese  allegorie  keine  anknüpfung. 


90  DE  GRUYTER    TAGELIED 

lichem  schlaf,  die  tagtäglich  lauter  stimme  au  seele  und  leih 
gerichtet  ward,  auf  ein  würkliches  liebespar,  des  unnatürlichen 
der  so  entstehenden  Situation  nicht  achtend?  — 

Über  die  weitere  etappe,  eindringen  des  romani- 
schen tagelieds  ins  deutsche,  fasse  ich  mich  kurz.  Gr. 
kümmert  sich  um  das  romanische  tagelied  so  gut  wie  gar  nicht; 
benutzt  nicht  einmal  Römers  dissertation,  behauptet  aber  trotz- 
dem (s.  4) ,  dass  im  romanischen  nur  eine  einzige  alba  refrainlos 
sei.  seine  unmafsgebliche  meinung  ist,  Wolfram  habe  den  ver- 
trauten Wächter  in  Deutschland  eingeführt,  wenn  Gr.  romani- 
schen einfluss  auf  das  tagelied  vor  Wolfram  zugibt  —  und  an 
Morungen  kann  auch  er  nicht  drehen  und  deuteln  — ,  so  ist  es 
schon  an  sich  ganz  unwahrscheinlich,  dass  der  markanteste  zug 
des  Vorbilds  erst  Wolfram  in  die  äugen  gesprungen  sein  soll, 
und  die  tatsachen  sprechen  bekanntlich  dagegen,  ehe  ich  die 
einzelnen  elemeute  roman.  einflusses  aus  einander  lege,  zwei 
worte  über  die  Chronologie  des  vorwolframschen  tagelieds,  wie 
Gr.  sie  aufstellt. 

Er  lässt  nur  gelten  Dietmar,  Morungen  und  MSF  4,  35.    diese 
Strophe  verbindet  er  mit  der  folgenden  gegen  Scherer  zu  einem 
dialog   zwischen    frau   und   mann,      ganz    unwahrscheinlich!    die 
anrede   geselle    kenne    ich    im    höfischen   tagelied   achtmal:    stets 
redet  die  frau  den  mann  so  an,    nie   umgekehrt,     daz  ich  ie  M 
dir  gelac  5,  8  klingt  Gr.s  auffassung,  es  rede  der  mann,  zunächst 
günstig:  aber  ich  verweise  auf  4,  20  und  auf  Wilmanns,  Leben 
Walthers  s.  401  f :    der  Sprachgebrauch   des  älteren   miunesangs 
gibt  auch  hier  Scherer  recht,     auf  das  schmuckbild,  das  gleich- 
falls besser   in   den  mund  der  frau  zu  passen  scheint,   lege  ich 
keinen  wert.    4,35  ist  also  einstrophige  abschiedsklage  der  frau.  — 
für  Carm.  hur.  144a  lehnt  Gr.  Scherers  datierung  ab,  weil  seine 
gründe  'sehr  allgemeiner  natur  und  nichts  beweisend'  sind,    auch 
abgesehen  davon,   dass   allgemeine  gründe   gerade   so   triftig  be- 
weisen wie  specielle,    wenn  sie  nur  richtig  sind,  ist  Gr.s  urteil 
über  Scherers  sorgfältige  beweisführung  kaum  anders  zu  erklären 
als  so,  dass  er  von  Untersuchungen  dieser  art  nichts  versteht;  er 
verzichtet  auf  jeden  gegengrund.    recht  aber  wird  er  haben,   wenn 
er   in  dem  friunt  dieses  liedes   den  Wächter   sieht:    beweisender 
als  die  von  ihm  citierten  stellen  (s.  10)  ist  HMS  2, 141b,  wo  der 
Wächter  singt  in  vriundes  klage.  —  Scherers  bemerkungen  über 
das  pseudo-Leutoldsche  tagelied  erledigt  Gr.  mit  einem  graziösen 
'mit  unrecht',    car  tel  est  mon  plaisir!  und  nun  lese  man  weiter: 
Gr.  weifs  (s.  10)  aus  einem  spottliede  Reinmars  des  fiedlers,  dass 
Leutold  tagevveisen  dichtete:  das  spottlied  ist  nicht  von  Reinmar  und 
beweist  höchstens,  dass  Leutold  keine  tagevveisen  machte.  —  endlich 
gehören  mindestens  noch  die  tagevveisen  Ottos  von  Botenlauben, 
über  dessen  dichtzeit  Gr.,    nach  s.  29  zu  urteilen,   merkwürdige 
ansichten  hat,  vor  Wolfram,  wenigstens  vor  seinen  einfluss.    es 


DE  GRUYTER    TAGELIED  91 

war  eine  gruppe  mitteldeutscher  dichter,  bei  denen  das  roman. 
tagelied  zuerst  eingang  fand :  Morungen,  Botenlauben,  auch  Wolfram 
und  Walther  dürfen  in  diesem  Zusammenhang  her  gerechnet  wer- 
den: es  ist  ein  ganz  müfsiger  wünsch,  einen  bestimmten  namen 
zum  träger  dieses  einflusses  zu  stempeln. 

Was  dankt  das  deutsche  tagelied  dem  romanischen?  vor 
allem,  wie  längst  bekannt,  den  Wächter:  er  warnt  schon  pro- 
venz.  bald  alle  liebenden,  bald  ein  bestimmtes  par:  beides  schon 
vor  Wolfram,  dazu  kommen  dann  die  merker:  les  maris  jalous, 
les  medixans  bei  Gace. 

Ein  sicheres  kennzeichen  roman.  einflusses  ist  die  alba, 
romanisch  meist  als  refrain:  zweifellos  bei  Morungen,  sonst  aber 
nirgend  regel  geworden.  Gr.  mit  seiner  misachtung  des  for- 
mellen gibt  keine  auskunft.  Botenlauben  zeigt  1,  32b  eine  spur 
am  schluss  der  ersten  Strophe:  doch  liegt  der  abschluss  ez  ist 
tac  durch  die  Situation  so  nahe,  dass  eine  vereinzelte  strophe 
nicht  beweisen  kann  (vgl.  Singenberg  1,  294\  Weifsenlo  2,  144b, 
Marn.  85,  Montfort  10.  11,  wo  überall  die  schlussstrophe  auf 
tac  ausgeht),  wollte  Günther  vdPorste  2,  162b  die  alba  nach- 
ahmen, so  hätte  er  sein  ez  nahet  dem  tage  nicht  in  die  erste 
zeile,  sondern  an  den  schluss  seines  refrains  gesetzt,  bleibt 
Singenberg  1,  291b,  mit  alba  im  durchgehenden  kehrreim,  und 
das  erste  tagelied  des  Marners,  am  schluss  aller  Strophen,  aber 
nicht  im  refrain.  bei  Singenberg  wenigstens  zweifle  ich  nicht,  dass 
ihm  die  alba  vorschwebte. 

Wie  merkwürdig,  dass  der  refrain,  der  im  roman.  tage- 
lied regel  ist,  im  deutschen  so  selten  vorkommt:  fehlt  er  doch 
im  tageliede  gar  bei  dichtem,  die  ihn  sonst  lieben,  wie  Teschler 
und  namentlich  Winterstetten !  das  kann  nicht  nur  auf  mangel- 
hafter Überlieferung  beruhen,  je  ein  tagelied  mit  refrain  bei 
Morungen,  Botenlauben,  Singenberg,  also  gerade  bei  den  dichtem, 
die  direct  aus  dem  provenzaliscben  schöpften,  hat  Wolframs 
einfluss  den  kehrreim  aus  dem  tagelied  verjagt?  an  sich  ist  er 
deutsch  ebenso  volkstümlich  wie  romanisch,  aber  das  hufische 
tagelied  mit  seinem  Wächter  wurde  nicht  als  volkstümlich ,  wurde 
als  fremdartig  empfunden  und  gerade  darum  mit  dem  vertrauten 
schmucke  nicht  geziert,  in  Günthers  ballade  fehlt  er  nicht,  und 
auch  den  refrain  Weifsenlos  3,  425a  kennzeichnet  sein  inhalt  wol 
als  deutscher  herkunft. 

Bei  Guiraut   de  Borneill   und    bei  Bertran  d'Alamano  heben 
alle  coblen    aufser   der   ersten    mit  der   gleichen  anrede  an:    bei 
dous   companh   oder   doussa    res.      ahmt   Morungen    das   im    öw 
seines   tagelieds   nach?    anders  Burdach,    Beinmar   und  Walther 
s.  98  f. 

Einzelne  Züge:  die  frau  küsst  den  geliebten  in  und  aus  dem 
schlaf  bei  Morungen  wie  bei  Esteve.  Sehnsucht  der  einsam 
liebenden    nach   dem  morgen    bei  Botenlauben  wie  bei  Uc  de  la 


92  DE  GRÜYTER    TAGELIED 

Bacalaria.  den  epischen  eingang  Bertrans  d'Alamano  übernimmt 
Walther;  dass  bei  ihm  auch  gegen  schluss  hin  die  erzählung 
wider  einsetzt,  ist  eher  vvolframisch  und  scheint  nicht  der  roma- 
nischen gevvohnheit  zu  entsprechen.  und  des  Nordfranzosen 
Messire  Gace  tageshass:  or  ne  hais  riens  tant  com  le  iour  hat 
der  grofse  umdichter  des  Nordfranzosen  Chrestien,  hat  Wolfram 
im  tagelied  eingebürgert,  der  unnatürliche  groll  gegen  den  tag 
ist  dem  Volkslied  so  fremd  wie  der  hymne,  ist  durchaus  erzeugnis 
der  höfisch -minniglichen  kunstdichtung1 ;  aber  er  ist  im  munde 
des  scheidenden  im  gründe  ganz  folgerichtig,  durch  das  typische 
lob  der  langen  nachte  durchaus  vorbereitet,  dass  aber  gerade 
Wolfram  den  gedanken  zuerst  in  seiner  feindlichen  schärfe  hat 
und  ihm  die  dauernde  übliche  form  prägt,  macht  die  entlehnung 
aus  Gace  wahrscheinlicher  als  die  unwillkürliche  entstebung.  3,  6. 
klingts  auch  bei  Wolfram  noch  ganz  zahm:  öwe  tac,  wilde  und 
zam  daz  frewet  sich  din  —  wan  ich  ein;  der  dichter  fühlt  das 
befremdliche  des  gedankens;  8,  22  wird  dem  tage  schon  ohne 
einschränkung  geflucht,  und  das  öwe  tac  dauert  in  geringer  Wand- 
lung fort  (Gr.  s.  35)  bis  auf  Wolkenstein;  ins  Volkslied  ist  es  nie 
gedrungen. 

Nun  endlich  zum  einheimischen  kern  des  tagelieds. 
zwei  liebende  ruhen  unter  der  linde,  im  hag  (Dietmar,  auch  im 
Volkslied  und  provenz.);  sie  lagen  zusammen  die  liebe  lange 
nacht,  ohne  dass  ihnen  die  weile  lang  wurde  (Gr.  s.  106.  104. 
33):  denn  ihr  vville  ist  ergangen  (Zs.  29,  143).  er  ist  derhelt: 
der  ausdruck  gehört  dem  volksepos,  vielleicht  auch  der  volks- 
ballade  und  ist  dem  minnesang  sonst  nicht  vertraut,  aber  gerade 
im  tagelied  geläufig,  sie  ist  die  leidenschaftlich  und  unbefangen 
liebende  der  alten  österreichischen  volkslyrik:  dass  im  höf.  tage- 
lied alle  glut  fast  allein  ihr  zugewiesen  wird,  dazu  gab  die  pro- 
venz. alba  keinen  anlass,  der  minnesang  widersprach  dem  geradezu; 
der  volkstümliche  zug  wurde  gerade  darum  einseitig  übertrieben, 
weil  er  den  hölischen  dichtem  auffiel,  ein  vöglein  oder  die  vöglein 
rufen  die  schlafenden  wach  (Gruyler  s.  5;  Dietm.,  Boteul.,  Volkslied, 
auch  provenz.),  als  der  morgenstern  oder  die  morgenröte  sich 
zeigt,  sie  schrickt  zuerst  auf;  sie  will  nicht  glauben,  dass  der 
morgen  nahe  sei ,  denkt  an  teuschung  und  zögert,  aber  als 
sies  glauben  muss,  ez  ist  zit,  da  weckt  sie  ihn;  da  rufen  beide 
wdfenl  (Dietmar,  [pseudo-Seven,]  Wölk.  27,  Montf.  15,4,  Hätzl. 
1,  53).  oder  er  erwacht  von  selbst;  sie  bleibt  dabei:  'es  ist 
noch  nicht  tag',  wol  gar  'es  ist  noch  kaum  milteruacht'  (Lassberg 

1  im  Sisupalabadha  (Jolowicz,  Polyglotte  s.  166)  heifst  der  tag  'bei 
vielen  tilgenden  mit  wenig  fehlem  behaftet',  weil  er  trennung  bereitet  den 
liebenden,  und  in  einem  persischen  vergleich  des  tages  mit  der  nacht,  von 
Essedi  aus  Tus,  den  ich  in  Hammers  Übersetzung  kenne  (Jolowicz  s.  438), 
heifst  es:  'der  tag  verrät,  die  nacht  deckt  zu;  der  tag  hat  schmerz,  die 
nacht  hat  ruh',  fast  wörtlich  wie  bei  Botenlauben  l,32b  naht  git  senfte, 
we  tuot  tac.     aber  beides  sind  kunstdichtungen. 


DE  GRUYTER    TAGELIED 


93 


Lieders.  3,311;  Ambr.  153;  Uhland80;  hirtenlieder),  aber  er 
ruft:  'ich  muss  mich  von  dir  scheiden!',  sie  weint  (Dietm.,  Wolfr., 
Volkslied),  sie  klagt,  er  reite  von  dannen  (Dietm.;  MSF  4,  55; 
Wolfr.  8,30;  HMS  2,  143b;  Görres  s.  111;  Uhland  76.  78.  81.89 
usw.),  eine  ritterliche  wendung,  die  natürlich  dem  Volkslied  nicht 
widerspricht,  sie  fragt,  wem  er  sie  lasse  (Gr.  s.  36.  37.  65). 
wann  kommst  du  wider?  du  nimmst  alle  meine  freude  mit  (MSF 
5,2;  Böhme  269,  2;  Schuster,  Siebenbürg,  volksdicht.  23,  1.  2: 
iconi  wirst  ta  weder  kun?  alle  mein]  fruit  schäken  ech  mät  dir).1 
noch  ein  umfangen  mit  weifsen  ärmlein ,  ganz  kurz,  dann  wahr- 
scheinlich ein  knapper  epischer  schluss:  besonders  deutlich  durch 
das  formelhafte  und  unhöfische  der  helt  gemeit  bei  Lüenz  1,  21  lb 
von  dannen  schiet  der  helt  gemeit  und  isolierter  im  refrain  Weifsenlo 
2,  143b  ir  was  leit ,  daz  von  dannen  reit  der  helt  gemeit  (der 
text  3,  425a  ist  törichte  entstellung).  epische  schlusszeile  bei 
Winterst.  C  27  er  käste  si  unt  schiet  von  dan  (isoliert);  Konr.  367 
der  ritter  dannen  trüric  kerte;  Marn.  85  der  helt  slonf  durch  den 
hac,_aldd  lüht  im  der  tac;  Hätzl.  3,  72  damit  so  schiet  der  helt 
von  dannen;  23,  107  also  schiet  der  geselle;  23,  115  hin  schiet 
er  senlich  durch  den  clee;  vgl.  Walth.  90,  2  der  ritter  dannen  schiet; 
Weifsenlo  3,  425a  von  dannen  schiet  der  küene  degen;  Böhme  101. 
102.  105.  112.  —  den  morgensegen,  den  abschiedswunsch ,  selbst 
das  ade  des  Volkslieds  habe  ich  absichtlich  ausgeschlossen. 

Schon  im  ältesten  tagelied,  bei  Dietmar,  fehlt  ein  höfisches 
dement  nicht,  das  ist  unvermeidlicher  einfluss  des  beginnenden 
minnesangs  und  stammt  höchstens  sehr  mittelbar  aus  roman. 
quelle,  ich  meine  39,  25:  swaz  du  gebiutst ,  daz  leiste  ich.  der 
gedanke  und  die  wendung  hielt  sich  lange  und  wird  erklärt 
durch  Walth.  89,  32;  Winterst.  C  105;  Günther  2,  167b;  Hätzl. 
4,  23;  Gr.  s.  117.  die  flction  ist:  der  ritter  scheidet  von  der 
dame  nur  auf  ihr  directes  gebot,  einen  anderen  zwang  erkennt 
er  nicht  an.  eine  eigentümliche  annähme,  die  in  grellstem  Wider- 
spruch steht  zu  den  rollen,  die  ritter  und  frau  sonst  spielen, 
möglich,  dass  dies  swaz  du  gebiutest  usw.  ursprünglich  antwort 
auf  die  aufforderung  war:  'komme  bald  wider  1'  (Ulrich  vTürheim 
bei  Gr.  s.  1 16).  jedesfalls  liegt  hier  ein  unzweideutiger  versuch 
vor,  auch  im  tagelied  den  ritter  zum  leidenschaftlich  begehrenden 
und  die  dame  zur  zurückhaltenden  zu  stempeln,  aber  die  volks- 
tümlichen demente  des  tagelieds  waren  zum  glück  zu  stark,  und 
Wolfram  ersetzt  das  gebot  durch  den  sinngemäfseren  urloub.  dieser 
ist  in  Wolframs  tageliedern  ständiges  requisit  und  tritt  nach  ihm 
zunächst  fast  nur  in  tageliedern  auf,  die  auch  sonst  W.s  einfluss 
verraten:  es  ist  also  mindestens  zweifelhaft,  ob  W.  den  zug 
aus  dem  Volkslied  nahm:  doch  wird  er  schuell  allgemein,  auch 
im  Volkslied  gäng  und   gäbe:    da  verschiebt  er  sich   nur  in  so 

1  miner  vrüude  ein  slac  Botenlauben  l,32b,  Teschler  2, 128a. 


94  DE  GRUYTER    TAGELIED 

fern    gelegentlich,   als   auch   die  dame  urloub   nimmt:   damit  ist 
der  letzte  höfische  rest  aus  dem  motiv  verschwunden. 

Andere  züge,  die  das  tagelied  aus  dem  höfischen  sänge  all- 
mählich aufnahm,  sind  der  rat  zum  mafshalten,  zuerst  bei  Boten- 
lauben und  Singenberg  (also  provenz.?),  er  hält  sich  bis  zu  Wolken- 
stein ;  dem  Volkslied  bleibt  er  fremd;  in  der  volkstümlichen  ballade 
Günthers  weist  der  ritter  die  Zumutung  lebhaft  zurück;  —  dann 
der  herzenstausch,  der  wehsei  beim  abschied  (Singenberg,  Winter- 
stetten,  Rubin,  Lüenz  uö.,  Gr.  s.  37;  noch  im  Taghorn);  vom 
Volkslied  in  diesem  zusammenhange  gleichfalls  abgestofsen;  — 
dann  die  hyperbel:  der  tod  wäre  mir  lieber  als  das  scheiden 
(Gr.  s.  64),  die  dem  Volkslied  nicht  ganz  fehlt. 

Ich  komme  endlich  zu  Wolfram.  Gr.  s.  27  sagt  über 
seine  bedeutung  für  das  tagelied,  das  von  ihm  gelieferte  material 
hätten  nachahmer  immer  und  immer  wider  zusammengestellt,  bis 
zum  Verluste  der  freiheit  sogar  bei  selbständigen  naturen;  s.  41 
dagegen ,  W.s  stilistischer  einfluss  sei  verhältnismäfsig  gering ,  so 
gering,  dass  es  schwer  war  ihm  zu  folgen,  der  geheimnisvolle 
Widerspruch  löst  sich  dahin,  dass  beides  falsch  ist,  falscher 
freilich  das  zweite. 

Ich  will  hier  keine  characteristik  des  W.schen  tageliedes  ver- 
suchen: Gr.  hätte  bei  der  seinen  gut  getan,  im  anschluss  an 
Scherer  die  rücksichtslose  künstlerische  Wahrhaftigkeit  Wolframs 
zum  ausgangspunct  zu  wählen,  aber  gerade  dieser  tiefste  inner- 
lichste Vorzug  W.scher  dichtung  ist  nicht  der  art,  dass  er  schule 
machen  kann,  mir  kommt  es  darauf  an,  kurz  zusammenzustellen, 
welche  motive  Wolfram  neu  oder  doch  durchschlagend,  frucht- 
bringend dem  tagelied  einverleibt  hat. 

Beobachtung  der  nicht  eben  einfachen  strophischen  for- 
men Wolframs  ergibt  nichts  sicheres,  dass  das  schema  von 
7,  41  in  Walthers  tagelied  nachklingt,  ist  möglich.  Frauen- 
bergs Stollen  (1,  95a)  sind  genau  gleich  Wolframs  aufgesang  4,  8. 
aber  der  auftact  fehlt  in  jenen  durchgehends,  bei  W.  nur  je  dem 
2  vers  der  Stollen:  einzige  ausnähme  4,42,  wo  der  auftact  aber 
durch  elision  sich  beseitigen  lässt,  sowie  v.  1.  2  der  Stollen  als 
6in  vers  mit  inreim  angesehen  werden,  dadurch  aber  ändert 
sich  das  Strophenbild  beträchtlich,  ich  glaube  übrigens,  dass  auch 
sonst  in  W.s  Strophen  mehr  langzeilen  mit  inreim  anerkannt 
werden  müssen,  als  in  Lachmanns  text  geschieht,  so  zweifle  ich 
kaum,  dass  3,' 1  je  v.  2  und  3  der  Stollen  zu  vereinigen  sind, 
darauf  hin  führt  schon  der  parallelismus  mit  dem  abgesang: 
Stollen  abgesang 

■u  5a  u  4a 

u3v,|5b       o  2  w  |  5b; 
darauf  die  Verwandtschaft   mit  der  Titurelstrophe  (Stollen  =  Tit. 
3.  4    mit  abweichendem    reimgeschlecht);    endlich    das   fast   stäte 
fehlen  des  auftacts  in  den  3  zeilen  3.  6.  9  bei  Lachmann;  8  und  9 


DE  GRUYTER    TAGELIED  95 

hat  schon  Paul  vereinigt.  Schwierigkeit  bieten  nur  3, 17,  wo  das  ir 
unbedenklich  zu  streichen ,  sein  eindringen  aufs  leichteste  zu  er- 
klären ist;  dann  4,  2,  wo  wol  alle  ir  zu  tilgen  sind:  vgl.  die  nach- 
ahmungen  dieser  stelle,  die  Gr.  s.  19  anm.  sammelt.  —  auch  in  6, 10 
vereinige  ich  (so  schon  Bartsch)  v.2.3  der  Stollen  zu  einer  zeile  mit 
inreim,  meist  mit  innerer  elision:  die  Stollen  sind  dann  ganz 
auftactlos:  in  v.  40  streiche  et,  worauf  auch  die  hss.  deuten;  v.  42 
ez  für  dö?  einer  entsprechenden  Vereinigung  der  vv.  3.  4  und  7.  8 
des  abgesangs  begegnen  in  der  dritten  Strophe  hindernisse:  die 
absieht  des  dichters  war  wol,  dass  nur  am  schluss  jedes  gröfseren 
Strophenabschnitts  ein  anftactloser,  vierhebig  stumpfer  vers  stehen 
sollte.  —  endlich  schliefsen  sich  in  den  drei  echten  Strophen  des 
liedes  9,  3  die  vv.  1.2  jedes  Stollens  zu  einer  zeile  zusammen. —  auf 
diese  weise  erledigen  sich  die  auftactschwierigkeiten  in  Wolframs 
liedern  zum  grofsen  teil:  der  aufsatz  Müllers  Zs.  25,40  hat  mich 
in  nichts  befriedigt. 

Die  bedeutung  der  W.schen  strophenformen  liegt  also  für 
unseren  zweck  wesentlich  in  der  negativen  eigenschaft,  dass  sie 
refrainlos  sind,  in  der  gestalt  des  Wächters,  in  seinem  Verhältnis 
zu  den  liebenden  ist  W.  über  seine  Vorgänger  nicht  nennenswert 
herausgegangen,  aber  dreierlei  wichtige  stilistische  änderungen 
sind  es,  durch  die  er  der  gattuug  den  Stempel  seiner  kraftvollen 
persönlichkeit  aufdrückt. 

Zunächst  das  anwachsen  der  er  zäh  hing,  beim  epiker 
nicht  verwunderlich,  kurzer  epischer  eingang  ist  uns  in  der  alba 
begegnet,  kurzen  epischen  schluss  nahm  ich  für  das  alte  volkstüm- 
liche tagelied  an,  dem  ich  auch  epische  eingangsform  ein  unbedenk- 
lich zutraue,  beides  trat  aber  hinter  der  gesprächsform  oder  dem 
Wechsel  zurück  (Scherer,  D.  st.  2,  60).  seit  VV.  wird  das  anders, 
nicht  nur  im  epos,  auch  in  der  ballade,  von  der  wir  freilich  nicht 
allzu  viel  reste  haben  (Walther,  Neifen,  Neidhart,  Tannhäuser,  Had- 
laub,  Sleinmar,  auch  Job.  vßrabant,  RvRotenburg  zeigen  spuren), 
fand  er  die  erzählung  mit  dem  dialog  gepart.  er  übertrug  das 
auf  das  tagelied,  das  von  nun  an  mehr  und  mehr  in  den  bal- 
ladenstil  überlenkt:  dieser  ist  schon  bei  Günther  vdForste  unver- 
kennbar; im  modernen  Volkslied  sind  die  tagesballaden,  wenn 
ich  so  sagen  darf,  beliebter  als  die  dialogischen  tagelieder  mit 
knapper  epischer  beigäbe.  —  belege:  Dietmar  hat  1,  MSF  4,  35 
ebenfalls  1,  pseudo-Seven  1,  das  lied  der  Carmina  burana  und 
Morungen  keine,  Botenlauben  in  3  liedern  keine,  im  vierten 
6  epische  zeilen,  auch  Walther  trotz  Wolframs  einfluss  nur  13 
unter  84:  Wolfram  im  ersten  liede  24  von  33,  im  zweiten  10  (die 
ganze  letzte  Strophe!)  von  50,  im  dritten  12  von  45,  im  vierten 
16  von  48. 

Es  hängt  damit,  zusammen,  dass  Wolfram,  für  HGrimm 
der  groste  darsteller  der  natur  unter  den  Deutschen,  auf  der 
Schilderung  des  morgenanbruchs  mit  mehr  selbständiger 


96  DE  GRUYTER    TAGELIED 

schilderungslust  verweilt  als  das  Volkslied  vor  ihm  und  auch  als  seine 
hofischen  Vorgänger,  der  weckenden  vöglein  gedenkt  er  nicht:  ihn 
beschäftigt  das  licht,  das  glänzende  oder  noch  matte  graue  (nicht 
das  rote),  das  durch  die  wölken  — er  übersetzt  damit  nicht  ganz 
richtig  nubes,  nubila  =  tenebrae  —  dringt,  und  nur  dieses,  ich 
sehe  darin  ohne  zögern  einfluss  der  latein.  hymnenpoesie,  und 
es  ist  höchst  characteristisch,  dass  hierin  aufser  Waither,  Warte 
und  Wolkenstein  vornehmlich  die  gelehrte  gruppe,  Marner,  dessen 
nachahmer  Frauenlob  und  der  anonymus  HMS3,427a,  in  Wolframs 
spuren  wandeln,  auch  diese  naturschilderungen  sind  mir  ein 
beweis,  dass  W.  lateinische  litteratur,  wer  weifs  durch  welche 
vermittelung,  in  besonders  reichem  mafse  zugänglich  war.  — 
Lachmann  war  bekanntlich  der  meinung,  dass  Ulrich  vTürheim 
jenes  berühmte  bild  von  den  klauen  des  tages  nicht  aus  Wolfram 
habe,  sondern  mit  ihm  aus  gemeinsamem  volkstümlichen  bilde: 
der  Wortlaut  Ulrichs  lässt  meines  erachtens  keinen  zweifei,  dass 
es  sich  umgekehrt  verhält. 

Endlich:  die  ehrliche  darstellungsfreude  des  epikers  scheut 
nicht  davor  zurück,  ihren  pinsel  tief  einzutauchen  in  die  färben, 
die  ein  bild  des  sinnlichen  genusses  verlangt,  er  nennt 
die  dinge  beim  rechten  namen:  wunderbar,  wie  frei  von  jeder 
lüsternheit,  wie  keusch  trotzdem  die  Stimmung  dieser  Iieder  ist: 
es  sind  nicht  nur  zwei  leiber,  es  sind  nicht  nur  arme  und  beine, 
es  sind  ganze  menschen,  es  sind  seelen ,  die  sich  in  eins  ver- 
schlingen, aber  das  ist  höchst  individuell:  weder  liebt  das  Volks- 
lied noch  duldet  der  minnesang  dies  epische  behagen  am  sinn- 
lichen, der  minnesang  (schon  Singenberg)  griff  sich  wol  das 
andeutende  und  mer  dannoch  (7,9)  heraus  (Gr.  s.  33);  würk- 
liche  nachahmung  wagt  deutlich  erst  Lichtenstein  (vgl.  448,  30), 
dann  auch  Walther  vBreisach  und  vielleicht  Hadlaub  (s.  99);  aber 
durchgängig  nimmt  der  mut  sinnlicher  darstellung  zu;  im  14  und 
15  jh.  drängt  sich  diese  richtung  gelegentlich  bis  zur  ungebür 
hervor  (auch  Wolkenstein  schwelgt  in  diesen  dingen  unter  Wolframs 
einfluss);  das  Volkslied  aber  bleibt  spröde  bei  wenigen  formein 
und  verrät  auch  darin  seine  wundervolle  fähigkeit,  das  allzu  per- 
sönliche, das  nicht  gemäfse  sich  fern  zu  halten. 

Damit  ist  nicht  erschöpft,  was  Wolfram  dem  tagelied  war. 
im  fluch  gegen  den  tag  verwertete  er,  wie  wir  sahen,  einen  ge- 
danken  der  nordfranz.  lyrik;  auch  dass  sein  ritter  die  gefahr  ver- 
gisst  über  dem  glück,  erinnert  an  ein  roman.  vorbild,  ist  schon 
bei  Guiraut  de  ßorneill  dagewesen,  der  urlo üb -iovmel  gedachte 
ich  schon,  die  sinnliche  hyperbel  8,  28  ist  höchst  volkstümlich: 
vgl.  Keller  Erzähl.  182,  12  und  anm.,  sowie  den  kräftigen  scherz 
Pogatschnigg1  2  s.  222.  als  kennzeichen  W.schen  einflusses  notiere 
ich  noch:  die  thränen  der  frau  beträufeln  beider  wengel,  also  auch 
den  geliebten  (3,  17):  Winterst.  C  27.  Breisach  2,  141b  (wörtlich!). 
Lichtenst.  448,22;    dann  den  hässlich  nüchternen  rat,   sich  für 


DE  GRDYTER    TAGELIED  97 

künftige  fälle  zu  sparen  (6,  30);  aus  diesem  üf  künfte  wdn  stammt 
Singenbergs  künfteclichiu  vröude  l,293b  (vgl.  auchTeschler2, 128a). 
Singeuberg  ist  nach  Walther  der  erste,  bei  dem  Wolframs  einfluss 
mit  unbestreitbarer  deutlichkeit  durchbricht. 

Mit  Wolfram  erreicht  die  erste  phase  in  der  entwickelung 
des  deutschen  tagelieds  ihr  ende,  ich  will  seine  geschichte  nicht 
weiter  verfolgen,  eine  'in  der  entwickelung  gehemmte,  verdichtete 
masse'  (Gr.  s.  27)  ist  es  auch  fernerhin  nicht,  vielleicht  wird 
mir  Gr.  selbst  zustimmen,  falls  es  diesen  blättern  gelingen  sollte, 
ihm  zum  bewustsein  zu  bringen,  wie  sehr  seine  treu  fleifsigeu 
Sammlungen  ergänzender  forschung  und  fortarbeit  bedürfen,  er 
erweckt  s.  140  die  erwartung,  dass  er  dem  tagelied  noch  weiter 
seine  aufmerksamkeit  widmen  werde:  es  soll  mich  freuen,  ihn 
dann  von  neuem  zu  begrüfsen. 

5.  5.  89.  Roetüe. 


Die  gediente  Reinmars  von  Zweter  herausgegeben  von  Gustav  Roethe.    mit 
einer  notenbeilage.    Leipzig,  Hirzel,  1887.    via  und  643 ss.   8°.  —  12  m. 

Nachdem  die  anfange  und  die  blütezeit  unserer  mittelalter- 
lichen lyrik  dank  vielseitigster  beteiligung  so  weit  erhellt  worden 
sind,  dass  wir  trotz  manchen  controversen  im  einzelnen  die  ver- 
schiedenen stadieu  ihrer  entwickelung  und  entfaltung  im  ganzen 
richtig  zu  überschauen  vermögen,  erwächst  die  aufgäbe,  sich  auch 
den  epigonen  zuzuwenden,  jenen  zahlreichen  dichtem  zweiten  und 
Öfter  noch  dritten  und  vierten  ranges,  die  man  zum  gröfseren 
teile  nicht  nur  zeitlich  sondern  auch  mit  rücksicht  auf  den  in- 
halt  ihrer  poesie  als  nachwaltherische  schule  zusammenfassen 
kann,  im  vergleich  zur  fülle  der  uamen  ist  die  zahl  jeuer  nach- 
dichter, die  auspruch  auf  selbständige  ausgaben  ihrer  litterarischen 
erzeugnisse  erheben  küunen,  verhältnismäßig  klein,  gar  viele 
der  Sänger  sind  nur  durch  wenige  Strophen  vertreten  uud  er- 
halten überhaupt  erst  durch  Zusammenstellung  und  vergleichung 
mit  anderen,  die  der  gleichen  landschaft  angeboren,  sich  um 
denselben  miltelpuuct  scharen  oder  verwandte  technik  zeigen, 
greifbare  gestalt.  Kummers  versuch,  auf  diese  weise  vier  an 
sich  unbedeutenden  innerüsterreichischen  dichtem  leben  und  färbe 
zu  geben,  sodann  Bartschens  Vorgang,  die  Schweizer  miunesänger 
zu  vereinigen,  verdient  nachfolge,  mit  kritischen  texteu  ver- 
bundene nionographien  der  kleineren  landschaftlich  verwandten 
dichter,  der  sich  um  Heinrich  vu  gruppierenden  Säuger,  der 
schule  Morungens  (Koethe  anm.  21G)  uud  Neidharts,  der  unter- 
geordneteren mittel-  und  norddeutschen  Vertreter  der  spruch- 
poesie,  um  nur  einige  beispiele  anzuführen,  scheinen  mir  dank- 
barere und  lohnendere  aufgaben  zu  sein  als  einzeleditionen  und 
A.  F.  D.  A.    XVI.  7 


98  ROETHE    RF.LNMAR  VON  ZWETER 

einzeluntersuchungen   geringwertiger   und  in   ihrer  Überlieferung 
wenig   umfangreicher   dichter,    arbeiten,    die   bei    so   enger   be- 
gränzung  des  themas  entweder  in  ihren  resultaten  einseitig  aus- 
fallen müssen  oder  aber  bei  einiger  Vertiefung  in  den  Stoff,  den 
selbstgespannten    rahmen    sprengend,    fragen    berühren    werden» 
die  bereits  anderswo  aufgeworfen    und  beantwortet  sind,    mithin 
sich  der  gefahr  leidiger  widerholung  aussetzen,    gegenüber  einer 
allzu    grofsen    einengung    litterargeschichtlicher    probleme    kann 
aber   auch    nach    der   entgegengesetzten   seite   des  guten    zu  viel 
getan    werden    und    hierfür   bietet   Hoethes    buch    über   Reinmar 
einen  sprechenden  beleg,    ich  will  jedoch  gleich  hinzufügen,  dass 
dieser   einwand  principieller  art   der   einzige  ist,   den  ich  gegen 
das    sonst   in   jeder    beziehung   ausgezeichnete  werk   zu   erheben 
habe,    in  jahrelanger  beschäftigung  mit  seinem  gegenständ  —  die 
beiden  ersten  bogen  erschienen  1883  als  Leipziger  dissertation  — 
und    in    dem    eifrigen    bemühen,    zu   einer  objectiven  erkenntnis 
des  dichters  zu  gelangen,  hat  sich  dem  verf.  sein  ursprüngliches 
thema ,    Reinmars  werke   in    möglichst   reiner   gestalt  zu  bieten, 
fast   zu   einer   geschichte    der  deutschen    Spruchdichtung  bis  auf 
Frauenlob    erweitert,      das   individuum  Reinmar   tritt   im  verlauf 
der  umfangreichen  einleitung  (398  ss.  gegenüber  230  ss.  text  und 
anmerkungen)  zu  sehr  in  den  hintergrund.    der  verf.  schädigt  sich 
selbst,    indem    er   unser    iuteresse   für  den  dichter  eher  ablenkt 
als  festzuhalten  sucht  und  andererseits  doch  auch  wider,  um  den 
entwickelungsgang  der  Spruchdichtung  in  das  rechte  licht  setzen 
zu   können,  sich  eines  vorteilhafteren  standpunctes  begeben  muss, 
da  er  durch  Reinmar   gebunden  ist.     das  letztere  ist  deshalb  zu 
bedauern,  weil  Roethes  eindringende  Untersuchungen  über  inhalt, 
stil   und  poetische  technik    der   spruchdichung   durchaus   keinen 
fragmentarischen  character  tragen,     bei  freierer  gruppierung  der 
reichen  materialsammlungen  R.s  und   der   aus  ihnen  gefolgerten 
Schlüsse  würde  eine  geschichte  der  deutschen  spruchdichtuog  bald 
geschrieben  sein ,    die  wir  nun    leider  von    ihm   kaum    erwarten 
dürfen. 

Im  ersten  capitel  ermittelt  R.  aus  den  politischen  Sprüchen^ 
die  allein  unter  Reinmars  gedienten  chronologische  anhaltspuncte 
gewähren ,  die  lebensumstände  des  dichters.  überraschend  neue 
resultate  waren  hier  nicht  zu  erhoffen,  denn  über  die  haupt- 
stationen  in  Reinmars  leben:  Österreich,  Rühmen,  Mitteldeutsch- 
land kann  kein  zweifei  sein,  sodann  hatte  bereits  Wilmanns  die 
historisch-politischen  Sprüche,  KMeyers  oft  willkürliche  deutungen 
widerlegend,  eingehend  erörtert,  gegenüber  früherer  annähme 
hat  R.  s.  38  ff  wahrscheinlich  gemacht,  dass  Reinmar  nicht  1236 
sondern  schon  1234  Österreich  verliefs  und  dass  er  kein  an- 
hänger  Heinrichs  vir  war  (s.  43  11),  er  hat  des  dichters  politischen 
standpunet  richtiger  als  seine  Vorgänger  beurteilt,  indem  er  Rein- 
mars gesinnungswechsel  aus  den  Zeitverhältnissen  und  seiner  je- 


ROETHE    RE1INMAR  VON  ZWETER  99 

weiligen  Umgebung  zu  begreifen  sucht,  vor  allem  aber  ist  R.  be- 
strebt gewesen,  Reinmars  bild  in  den  rahmen  der  Zeitgeschichte 
zu  fassen:  die  Rabenberger  Leopold  und  Friedrich  sowie  Wenzel 
von  Röhmen,  das  treiben  am  Wiener  und  Prager  hofe,  die  be- 
ziehungen  des  reiches  zur  kirche  werden  mit  grofser  anschau- 
lichkeit  characterisiert.  des  verf.s  innige  vertrautheil  mit  der 
historischen  forschung  befähigt  ihn,  die  abfassung  von  Reinmars 
politischen  Sprüchen  zeitlich  oft  enger  zu  begränzen,  als  es  bisher 
gelingen  wollte,  vgl.  die  parallele  übersieht  der  datierungen  von 
Roethe,  Wilmanns  und  Meyer  s.  105.  107;  nicht  selten  auch  wird 
sich  der  historiker  durch  R.s  selbsttätige,  an  den  geschichts- 
quellen  oder  neuerer  historischer  litteratur  geübte  kritik  gefordert 
finden,  in  einem  punete  freilich  hat  R.  mich  nicht  überzeugt, 
schon  Müllenhoff  hatte  bei  Zweter  an  Zeutern  zwischen  Heidel- 
berg und  Rruchsal  gedacht.  R.  sucht  s.  7  ff  diese  gelegentliche 
bemerkung  auf  breitester  grundlage  zu  stützen  und  kommt  schliefs- 
lich  'trotz  aller  lautlichen  scrupel'  zu  dem  ergebnis:  'Reinmar 
vod  Zweter  gehörte  dem  pfälzischen  adelsgeschlechte  der  herren 
von  Ziutern  an.'  die  Schwierigkeiten,  die  sich  der  annähme  eines 
lautlichen  Übergangs  von  Ziutern  (ui,  u,  ü,  ü,  u)  zu  Zwiter,  Zweter 
entgegenstellen,  bleiben  trotz  R.s  sorgfältigen  erwägungen  für 
mich  bestehen;  die  stütze,  die  er  in  der  erwähnung  eines  von 
Siebmacher  angeführten  adelsgeschlechtes  Czwiter,  das  mit  den 
herren  von  Zytem  das  wappen  gemein  hat,  zu  finden  glaubt, 
scheint  mir  einstweilen  zu  wenig  gesichert,  um  auf  ihr  weiter 
zu  bauen,  von  der  spät  belegten  form  Zweter,  Zwiter  auszu- 
gehen, sind  wir  vollends  nicht  berechtigt.  Reinmars  geschlecht 
bleibt  somit  meines  erachtens  nach  wie  vor  im  dunkeln. 

Über  Reinmars  leben  darf  nach  R.s  Untersuchungen  folgendes 
für  relativ  gesichert  gelten,  am  Rhein  um  die  wende  des  12jhs. 
(zwischen  1195  und  1205)  geboren,  aber  in  Österreich  unter 
Leopold  vii  aulgewachsen,  trat  Reinmar  am  Wiener  hofe  zu  Walther 
in  persönliche  beziehungen  und  wurde  von  diesem  in  die  von 
Walther  zuerst  mit  nachdruck  gepflegte  didactisch- polemische 
poesie  eingeführt,  seine  dichtung  beginnt  1227  und  setzt  zeit- 
lich wie  inhaltlich  gerade  da  ein ,  wo  des  meisters  sang  ver- 
stummte, die  sprüche  125—130  aus  den  jähren  1227  — 1230 
richten  sich  gegen  Rom,  gegen  die  bannung  Friedrichs  n  durch 
Gregor  ix  (1227),  doch  darf  daraus  nicht  auf  besondere  Sympa- 
thien des  dichters  für  den  kaiser  geschlossen  werden,  sie  be- 
lassen sich  vielmehr  nur  mit  der  negativen  seite  der  politischen 
Verhältnisse,  mit  dem  tode  Leopolds  (1230)  giengen  für  R.  die 
guten  tage  in  Österreich  zu  ende,  auf  lange  jähre  des  friedens 
folgte  unter  Friedrich  dem  streitbaren  eine  fast  ununterbrochen 
kriegerische  zeit,  und  da  sich  für  Reinmar  ein  gutes  Verhältnis  zu 
diesem  fiirsten  nicht  anbahnen  wollte,  so  begab  er  sich,  nach- 
dem   er    noch    bis    1234   in    Wien    verweilt    (spr.  57  —  61.   64? 


100  ROETHE    REINMAR  VON  ZWETER 

131  — 135),  an  den  hof  könig  Wenzels  nach  Prag,  die  politi- 
schen sprüche  seines  6 — 7  jährigen  böhmischen  aufenthaltes  (in 
diesen  gehören  die  sprüche  149.  136—142.  143—148.  150—157. 
221.  222.  225)  zeigen  uns  Reinmar  anfangs  als  bewunderer  Fried- 
richs, dann  jedoch,  weil  er  den  kaiser  nach  den  vom  pabste  gegen 
ihn  erhobenen  Verdächtigungen  und  beschuldigungen  in  Unglauben 
und  ketzerei  verfallen  glaubte,  als  ebenso  ausgesprochenen  gegner 
desselben  und  begünstiger  des  tbroncandidaten  Erich  von  Däne- 
mark, aber  wie  er  früher  gegen  Rom  polemisiert  hatte,  ohne 
sich  besonders  für  das  weltliche  Oberhaupt  zu  erwärmen ,  so 
machte  ihn  jetzt  seine  feindschaft  gegen  den  kaiser  nicht  zum 
freunde  der  geistlichen,  auch  in  Böhmen  fand  Reinmar  nicht 
sein  dauerndes  glück,  das  Verhältnis  zu  Wenzel  trübte  sich  all- 
mählich und  so  sehen  wir  den  entteuschten  Sänger  1241  auch 
Böhmen  verlassen  und  gen  westen  wandern.  Reinmar,  der  bisher  in 
Osterreich  und  Böhmen  immerhin  standesgemäfs  gelebt  zu  haben 
scheint,  sah  sich  fortan  zum  unstäten  Wanderleben  verurteilt,  so 
finden  wir  ihn  in  Thüringen  bei  Heinrich  von  Meifsen  (zwischen 
1242  und  1244  spr.  227;  182)  und  am  Rhein  beim  grafen  von 
Sayn  (spr.  216)  und  dem  Mainzer  erzbischof  (spr.  185.228;  169), 
dessen  antistaufische  politik  er  anfangs  unterstützt,  um  dann 
doch,  nachdem  er  die  intriguen  der  rheinischen  erzbischöfe  durch- 
schaut, wider  mehr  dem  kaiser  seine  Sympathien  zuzuwenden 
(spr.  224).  Reinmars  letzter  datierbarer  spruch  (223)  fällt  1246/8. 
länger  als  bis  c.  1260  wird  er  nicht  gelebt  haben;  er  starb  ver- 
mutlich auf  der  Wanderschaft  und  liegt  in  Essfeld  bei  Ochsenfurt 
begraben.  —  aus  dem  inhalt  des  ersten  capitels  seien  hier  nur 
noch  besonders  R.s  ausführungen  über  das  Verhältnis  von  spr.  194 
zu  Walther  150,  76  ff  (s.  21  f),  von  spr.  182  zum  Sachsenspiegel 
(s.  77  ff),  über  Reinmars  vorkommen  im  Fiirstenlob  des  Wart- 
burgkrieges (s.  79  ff)  sowie  die  datierung  der  sprüche  221.  222. 
225  (s.  69  ff)  erwähnt. 

Das  wichtigste  ergebnis  in  R.s  schrift  ist  ohne  zweifel  der 
im  zweiten  capitel  überzeugend  geführte  nach  weis,  dass  die  Heidel- 
berger hs.  D  in  den  Strophen  1  —  159  resp.  162  (R.  1  —  157  oder 
160)  eine  von  Reinmar  selbst  mit  grofsem  geschick  zusammen- 
gestellte, sachlich  (in  drei  rubriken:  gott,  minne,  weit)  geord- 
nete Sammlung  der  ehrentou- sprüche  enthält,  in  welcher  wider 
die  politischen  gedichte  (B.  125  — 147)  einander  chronologisch 
folgen,  die  sachliche  gruppieruug  und  zeitliche  folge  der  sprüche 
in  D  waren  schon  von  Scherer  (D.  Studien  l,299f)  und  Wil- 
manns  (Zs.  13,  453)  hervorgehoben  worden.  R.  führt  dies  nun 
im  einzelnen  aus  und  zeigt,  dass  allein  Reinmar  der  ordner  ge- 
wesen sein  kann,  nur  einmal  ist  die  sachliche  folge  unterbrochen: 
D  111.  112  =  B.  161.  162,  vgl.  s.  102  f.  Beinmar  legte  im  wiuter 
1240/1,  als  er  Böhmeu  verliefs  und  ein  Wanderleben  begann, 
seine  Sammlung  (X)  an.    nicht  6in  spruch  in  X  fällt  in  die  zeit 


ROETHE    REINMAR  VON  ZWETER  101 

nach  1241  oder  in  Reinmars  alter  und  andererseits  gehört  kaum 
öiner  (vgl.  s.  110  str.  194  betreffend)  aufserhalb  X  vor  das 
jähr  1241  oder  in  Reinmars  Jugend,  für  die  kritik  scheiden  sich 
somit  die  gedichte  in  solche  vor  und  solche  nach  1241.  Rein- 
mar,  der  schüler  Walthers,  dessen  poesie  in  den  Strophen  von 
X  unter  dem  einfluss  höfischen  wesens  steht,  emancipiert  sich 
mehr  und  mehr  davon  und  lenkt  in  den  Strophen  aufserhalb  der 
Sammlung  ganz  in  die  bahnen  der  mitteldeutschen  lehrhaften 
vagantenpoesie  ein.  direct  oder  indirect  ist  die  Sammlung  X, 
die  in  D  durch  spätere,  ohne  jede  Ordnung  X  angehängte  Sprüche 
Reinmars  ergänzt  wurde  (D  160  resp.  163 — 192),  für  alle  Rein- 
marbss.  quelle,  die  zusammen  mit  D  den  hauptbestand  der  Über- 
lieferung repräsentierende  hs.  C  hatte  nicht  nur  X  sondern  sogar 
Y  (=  D  1 — 192),  welche  Sammlung  noch  tief  bis  ins  13  jh.  zu- 
rückreichen muss,  im  auszuge  vor  sich,  hat  daneben  aber  noch 
aus  vielen  anderen  quellen  die  sprüche  zusammengetragen,  s.  114  ff 
handelt  R.  im  einzelnen  über  die  verschiedenen  teile  von  C  (C1-21), 
s.  119  ff  über  die  in  C  überlieferten  Strophen  von  zweifelhafter  ge- 
währ: spr.  230 — 239,  die  pseudo-Walther  36,  21  benutzte;  wäh- 
rend für  die  echtheit  der  in  einem  anderen  tone  (R.  nennt  ihn 
mit  rücksicht  auf  den  inhaltMeister-Ernst-ton)  gedichteten  Sprüche 
253.  254  manches  spricht,  erweisen  sich  249.250  als  sicher  un- 
echt, prüfen  wir  CD  auf  ihren  kritischen  wert,  so  ist  auffallend, 
dass  D  trotz  der  principiellen  bedeutung  —  schon  vdHagen  folgte 
bei  anordnung  der  sprüche  der  hs.  D,  wenn  auch  aus  gründen, 
die  nicht  zutreffen,  s.  anm.  141  —  für  die  textherstellung  im 
einzelnen  nicht  von  gröfserer  Wichtigkeit  ist.  D  hat  eine  ganze 
reihe  von  corruptionsstadien  durchgemacht  und  C  verdient  nicht 
selten  den  vorzug;  jede  Strophe  verlangt  besondere  Untersuchung, 
im  zweifelfalle  wird  man  aber  D,  weil  es  doch  immer  eine  ein- 
heitliche quelle  ist,  den  vortritt  einräumen,  wie  grofs  die  ab- 
weichungen  zwischen  beiden  hss.  gelegentlich  sind,  dafür  ist 
spr.  193  ein  besonders  lehrreiches  beispiel  (vgl.  s.  118).  s.  123  ff 
werden  die  in  D  Reinmars  ehrentonsprüchen  folgenden  anonymen 
22  Strophen  eines  neuen  tones  (minnenton)  auf  grund  ihrer  form 
und  spräche,  ihres  Inhaltes  und  stilsReinmar  zuerkannt  (D  194  bis 
215  =  HMS  3,437—441  =  R.  spr.  261  —  282),  dessen  autor- 
schaft  auch  für  den  oft  behandelten  kurfürstenton  in  H  (spr.  240) 
mit  geschick  verteidigt  wird  (s.  132  IT),  aus  der  zahl  der  übrigen 
hss.  des  13  und  14  jhs.,  unter  denen  auch  nd.  Vertreter  begegnen, 
sei  hier  nur  noch  der  hessischen  gruppe  TUV  erwähnung  getan, 
die  genau  die.  folge  der  Sammlung  in  D  einhält,  aber  weder  aus 
D  noch  wol  auch  aus  einer  vorläge  von  C  stammt  (s.  141  ff),  über 
die  hss.  des  leichs  s.  s.  147  ff.  s.  153  ff  untersucht  R.  die  meister- 
singerischen quellen  des  15  jhs.:  der  Ehrenbote  vom  Rhein  ist, 
wie  schon  von  anderen  angenommen  wurde,  mitReinmar  identisch, 
und  ich  halte  den  nachweis  für  gelungen,  dass  unter  den  in  der 


102  ROETHE    RELNMAR  VON  ZWETER 

Kolmarer  und  Wiltener  hs.  überlieferten  Sprüchen  in  der  spiegel- 
weise des  Ehrenboten  sich  echtes  eigentum  unseres  dichters  er- 
halten hat. 

Im  dritten  capitel  wird  Reinmars  Stellung  unter  den  übrigen 
sangesgenossen  seiner  zeit,   von  denen  er  sich  nicht  unwesent- 
lich  unterscheidet,    characterisiert.     abgesehen    von    einigen   un- 
mittelbaren  schulern  Walthers,   die   sich   ihrem    meister  folgend 
auf  dem  gebiete   des  Spruches  versuchten,   beschränkte  sich  der 
wolhabendere  adel   doch  weitaus  überwiegend  auf  seine  alte  do- 
maine,   den  minnesang;    auf  das  gebiet  der  Spruchpoesie  hat  er 
sich  aus  Standesvorurteil,  das  selbst  die  kunst  eines  Wallher  ihm 
nicht  zu  benehmen  vermochte,  bis  gegen  ende  des  jhs.  nur  selten 
begeben  (anm.  223).     Reinmar,   dem   unter  den   ausnahmen  die 
erste  stelle  gebürt,    stellt  sich   also  in   gegensalz  zu  seinen  mit- 
sängern, wenn  er,  der  ungelehrte  ritter,  sich  litterarisch  zu  den 
oft    gelehrten    bürgerlichen    spruchdichteru    gesellt;    da    er   kein 
'gehrender'  wie  Walther  war  und  auch  in  zeiten  der  not  sich  zu 
vornehm  fühlte,  geschenke  zu  erbetteln,  so  konnte  er  sein  standes- 
bewustsein  gegenüber  dem  Selbstgefühl,  mit  dem  die  bürgerlichen 
fahrenden    auf  ihre    kunst   pochten,    wenn   auch   nicht   allzeit 
(spr.  119),  so  doch  im  allgemeinen  erfolgreich  aufrecht  erhalten, 
mit  ausführlich keit  zeigt  R.  s.  186  ff,  dass  Reinmars  kunst  mit  dem 
kunstbegriff  der  'meister'  und   deren  schwerfälligem  wissenswust 
nichts  gemein  hat,   dass  er  sich  vielmehr  zu  Wolfram  bekannte, 
wenn  %r  spr.  93, 1  sagt  waz  hilfet  dne  sinne  kwist?  es  gibt  neben 
Reinmar   sonst   nur   noch  wenige   spruchdichter,   die  wie  er  die 
meisterliche   gelebrsamkeit  verschmäht   haben ,    so  vor    allem  der 
liebenswürdige  wilde  Alexander,    gewis  ist  R.  im  recht,  wenn  er 
manches  bei  Reinmar,  was  uns  jetzt  vielleicht  gelehrt  erscheinen 
könnte,   für  gemeingut  des   aufmerkenden  mittelalterlichen  laien 
erklärt  (s.  194);    eher   dürfte    er   das   wissen    der    bürgerlichen 
spruchdichter  überschätzt  haben,    dass  diesen  die  aneiguung  von 
mancherlei  abstrusen  kenntnissen  so  gar  beschwerlich  gefallen  sein, 
ihnen    viel   kostenaufwand  bereitet   haben   sollte,    will   mir  nicht 
recht  einleuchten;  die  in  der  anm.  236  angezogenen  stellen  sind 
für  die  fahrenden   meister  nicht  so  ohne  weiteres  zu   verwerten, 
weitaus   das   meiste,   was    diese   Sänger   von   ihrem    wissen    zum 
besten    geben  —  und   sie  werden   kaum   mit  ihren  mitteilungen 
gekargt  haben  — ,  halte  ich  für  brocken,  die  der  eine  hier,  der 
andere  dort  aufgeschnappt  haben  wird;    kamen  diese  leute  doch 
weit  in  der  weit  herum,  und  was  wichtiger  ist:  die  verschieden- 
sten   demente,    elemente,    die   nicht   selten   einer  strengen  defi- 
nierung spotten,  vereinigten  sich  in  diesem  stände,     das  wissen 
dieser  meisler  ist  im  wesentlichen  theologischer  art  —  auch  die 
naturwissenschaftlichen  kenntnisse  verläugnen  fast  nie  ihren  theo- 
logischen Ursprung  — :    dennoch  wird    man   die  mehrzahl  nicht 
zu  mehr  oder  weniger  verlaufenen  klerikern  macheu  dürfen. 


ROETHE    REIMWAR  VOIN  ZWEIER  103 

In  Reiomars  dichterischer  tätigkeit  sind  drei  abschnitte  zu 
unterscheiden,  von  denen  sich  schärfer  freilich  nur  der  dritte, 
der  durch  die  Sprüche  aufserhalb  der  Sammlung  X  repräsentiert 
wird,  absondert,  es  sind  die  österreichische  oder  höfische  periode 
unter  Walthers  eintluss  bis  1234,  die  böhmische  oder  Übergangs- 
periode bis  1241  und  die  mitteldeutsche  oder  volkstümliche. 
s.  205  ff  mustert  R.  dieselben  mit  rücksicht  auf  die  behandelten 
Stoffe,  als  verf.  von  minnestrophen,  die  ein  persönliches  liebes- 
verhältnis  wenigstens  fingieren,  erscheint  Reinmar  nur  in  den 
Sprüchen  24  —  29,  zu  denen  sich  möglicher  weise  noch  268  ff. 
330  —  341  gesellen;  anderes  dieser  gattung  gieng  sicher  verloren, 
als  Reinmar  seine  poesie  für  die  Sammlung  kritisch  sichtete, 
wobei  die  Strophen  minuelyrischen  inhalis  als  seinem  reiferen  ge- 
schmacke  nicht  mehr  entsprechend  in  erster  linie  zum  opfer 
fielen,  als  lyriker  bewegt  sich  Reinmar  in  Walthers  gedanken- 
kreise,  den  er  auch  bei  bildung  seiner  hauptstrophenform  zum 
vorbild  nahm  (s.  124);  daneben  war  ihm  Reinmar  der  alte  für 
einige  modische  Vorstellungen  mafsgebeud.  tiefgreifender  noch 
zeigt  sich  jedoch  Walthers  einwürkung  auf  jene  spriiche  Rein- 
mars, die  das  minne-  und  frauenlob  im  allgemeinen  austimmen. 
das  schon  bei  Walther  stark  ausgeprägte  didactische  element 
muste  Reinmars  naturell  ganz  besonders  zusagen  und  zweifellos 
eignete  sich  auch  Reinmars  ehrenton  allein  für  lehrhafte  behand- 
lung  von  minuiglichen  dingen,  ansprechend  vermutet  R.,  dass 
für  Reinmars  höfische  minnedidactik  aufser  Walther  wol  auch 
noch  höfische  lehrgedichte  wie  der  Wiusbeke  und  die  Wiusbekin 
als  muster  in  betracht  kommen  dürften,  die  ja  schon  durch  ihre 
form  dem  Spruche  nahe  standen,  an  berühruugeu  mit  den  ge- 
nannten lehrgedichten  fehlt  es  nicht  (s.  211  und  anm.  266).  am 
originellsten  tritt  uns  der  höfische  Reinmar  als  schöpfer  der  frau 
ehre  entgegen,  als  schöpfer,  in  so  fern  er  wenigstens  innerhalb 
der  lyrik  der  erste  war,  der  die  ehre  zur  frouwe,  zur  höfischen 
dame  machte,  während  die  epische  poesie  schon  länger  ihre  per- 
sonilicierung  durchgeführt  hatte,  nach  ihr  taufte  Reinmar  seinen 
hauptton,  mit  verschwindenden  ausnahmen  huldigte  ihr  fortan 
jeder  spruchdichter,  auch  UvLichtenstein  scheint  auf  Reinmars 
gebilde  anzuspielen  (s.  168.  217.  anm.  332),  und  dem  dichter 
selbst  trug  seine  Schöpfung  den  mimen  des  Ehrenbolen  vom 
Rhein  ein.  —  frau  ehre  ist  aber  auch  die  gebieterin  des  rechten 
herren.  Reinmars  herrensprüche  (56 — 70)  tragen  während  seiner 
österreichischen  zeit  einen  durchaus  unpersönlichen  character, 
lobsprüche  auf  bestimmte  personen  begegnen  gar  nicht;  damals 
war  Reinmar  eben  noch  der  vornehme,  höfische  herr  und  als 
solcher  anerkannt,  kein  fahrender,  in  Röhmen  werden  seine 
sprüche  dieser  arl  persönlicher,  während  seiner  wanderzeit  fehlen 
sie,  abgesehen  von  ein  par  preisgedichten ,  fast  ganz  (s.  218  ff), 
auch  die  herrensprüche  verläugnen  Wallhers  einfluss  nicht,     als 


104  ROETHE    REINMAR  VON  ZWETER 

dessen  bedeutendster  und  berufenster  nachfolger  aber  erscheint 
Reinmar  in  seinen  politischen  gedichten  und  lobsprüchen,  aus 
denen  hier  und  da  ein  hauch  waltherischen  geistes  uns  anweht, 
in  ihnen  zeigt  sich  der  ritterliche  sänger  auf  höherer  warte,  ge- 
messen an  der  mehrzahl  der  sonstigen  spruchgedichte,  deren  verf. 
sich  nur  selten  über  eine  egoistische  und  particularistische  auf- 
fassung  der  zeitfragen  zu  erheben  vermögen,  andererseits  frei- 
lich tritt  gerade  bei  einer  vergleichung  der  politischen  dichtung 
Walthers  und  Reinmars  die  Überlegenheit  des  meisters  in  das 
hellste  licht,  über  die  stilistische  technik  der  lobgedichte  in  der 
nachwaltherischen  Spruchdichtung  s.  s.  226  IT. 

Gegenüber  der  ersten  periode,  in  der  die  frauen-,  herren- 
und  ehrenstrophen  überwiegen,  sind  in  der  zweiten,  der  Über- 
gangszeit (s.  230  ff),  die  höfischen  elemente  nahezu  verschwunden. 
Walthers  poesie  verblasst  mehr  und  mehr  in  der  erinnerung  des 
dichters ,  in  dem  sich  bereits  die  eigentümlichkeiten  der  mittel- 
deutschen zeit  vorbereiten ,  so  zb.  die  neigung  zu  bildlichen  Vor- 
stellungen, in  dem  mitteldeutschen  abschnitt  (s.  239  ff)  endlich 
erscheint  Reinmars  poesie  völlig  losgelöst  von  den  höfischen 
traditionen;  sie  steht  unter  dem  einfluss  der  mitteldeutschen  volks- 
tümlichen spruchpoesie,  von  der  freilich  nichts  auf  uns  ge- 
kommen ist  —  was  Reinmar  vorausliegt,  weist  nach  Oberdeutsch- 
land — ,  deren  character  wir  aber  doch  bestimmen  können, 
sobald  wir  aus  dem  späteren  material  ausgeschieden  haben,  'was 
höfischer,  gelehrter  oder  eigentümlich  waltherischer  art'  ist.  den 
scharfen  gegensatz  zwischen  mittel- norddeutschen  und  süddeut- 
schen fahrenden  hatte  schon  ßurdach  betont  und  er  wird  durch 
R.s  weitere  ausführung  durchaus  bestätigt;  doch  warnt  R.  mit 
guten  gründen  s.  240  f  vor  Überschätzung  unserer  nach  einseitigen 
gesichtspuncten  zusammengetragenen  hauptsammlungen  CJ.  die 
Umwandlung  in  Reinmars  dichterischer  art  erhellt  vor  allem  aus  der 
latsache,  dass  die  gattungen  volkstümlich- concreter  spruchpoesie 
(tierfabel,  erzählung,  vergleich,  Sprichwort,  priamel,  lügenge- 
dieht, rätsei)  Mn  der  Sammlung  gar  nicht  oder  doch  nur  ganz 
vereinzelt  vertreten,  aufserhalb  derselben  nahezu  die  herschaft 
gewonnen  haben.'  wir  können  die  metamorphose  des  höfischen 
Reinmar  zum  mehr  volkstümlichen  sänger  nur  als  woltuend 
empfinden:  die  not  hat  seine  lebensauffassung  zu  einer  freieren 
gemacht;  Reinmars  poesie  ist  durch  diese  mitteldeutsche  ein- 
würkung  entschieden  frischer,  natürlicher  geworden,  sie  schöpft 
aus  dem  leben  und  nutzt  den  augenblick. 

Es  ist  nicht  meine  absieht,  in  gleicher  weise  wie  bisher 
auch  den  inhalt  der  beiden  letzten  capitel  von  R.s  einleitung  zu 
skizzieren,  es  genüge,  aus  der  ein  reiches  material  geschmack- 
voll verwertenden  darstellung  R.s  hier  den  gang  der  dichterischen 
entwickelung  Reinmars  kurz  hervorzuheben.  R.s  resultate,  die 
ich  für  gesichert  halte,    finden   in  einer  minutiösen  betrachtung 


ROETHE    REINMAR  VON  ZWETER  105 

des  stils  und  der  poetischen  technik,  der  das  vierte  capitel 
(s.  258  —  351)  gewidmet  ist,  ergänzung  und  weitere  bestätigung. 
dass  dieses  capitel  zusammen  mit  dem  vorhergehenden  für  eine 
geschichte  der  mhd.  spruchdichtung  von  Walther  bis  Frauenlob 
fast  vollständig  das  material  zurecht  legt,  habe  ich  schon  bemerkt 
und  mit  gewissen  bedenken  dabei  nicht  zurückgehalten,  das 
fünfte  capitel  (s.  352 — 389)  beschäftigt  sich  mit  dem  strophischen, 
rhythmischen  und  musikalischen  bau  der  Reinmarschen  gedichte. 
auch  über  die  textgestaltung  (auf  das  sicher  echte  s.  401  —  523 
folgen  s.  524 — 549  die  Sprüche  von  zweifelhafter  gewähr,  s.  550 
bis  569  die  unechten  Sprüche,  denen  s.  569  —  573  'lieder'  als 
gleichfalls  zweifelhaftes  gut  angehängt  sind,  vgl.  zu  letzteren  noch 
anm.260),  die  keine  leichte  war,  da  in  den  meisten  fällen  jede 
Strophe  besondere  Untersuchung  erheischte,  muss  ich  mich  auf 
das  allgemein  gefasste  urteil  beschränken,  dass  R.  überall  mafs- 
voll  und  besonnen  seines  amtes  gewaltet,  nicht  selten  scharf- 
sinnig die  echte  lesart  widerhergeslellt  hat;  auch  da,  wo  eine 
andere  ansieht  berechtigt  wäre,  wird  man  dem  herausgeber  reif- 
liche Überlegung  bei  der  von  ihm  getroffenen  entscheidung  zu- 
erkennen müssen,  für  die  Vollständigkeit  der  anmerkungen  end- 
lich (s.  574  —  631)  darf  ich  als  beweis  anführen,  dass  ich  von 
dem,  was  ich  mir  selbst  seit  jähren  zu  Reinmar  notierte,  fast 
alles  bei  R.  verzeichnet  gefunden  habe;  es  steht  das  freilich  in 
keinem  Verhältnis  zu  dem  manigfach  neuen,  auf  das  R.  zum 
ersten  male  aufmerksam  macht,  das  wenige,  was  allenfalls  nach- 
getragen zu  werden  verdient,  lasse  ich  mit  einigen  anderen 
einzelheiten  folgen. 

Da  R.  in  seiner  einleitung  gelegentlich  recht  beachtenswerte 
beitrage  zur  mhd.  litteraturgeschichte  und  textkritik  geliefert  hat, 
so  mögen  dieselben  hier  übersichtlich  zusammengestellt  werden: 
nicht  jeder  wird  sie  ohne  weiteres  in  einem  werke  über  Reinmar 
vermuten,  über  Ulrich  von  Lichtenstein  s.  anm.  71.  290  und 
oben  s.  103;  über  Heinrich  von  Mügeln  anm.  154;  über  freie 
caesur  in  Wallhers  elegie  s.  126;  auch  sonst  ist  die  Walther- 
kritik mehrfach  von  R.  gefordert  worden,  einschlägige  bemerkungen 
finden  sich  durch  das  ganze  buch  zerstreut,  über  einseitigen 
doppelreim  im  Tristan  anm.  166;  zu  Frauenlob  anm.  170.  174; 
über  eine  Trierer  und  Dresdener  meistersingerhs.  anm.  202.  206; 
über  UvSingenbergs  ungesicherte  Überlieferung  in  A  anm.  218; 
zu  meister  Gervelin  anm.  231  ;  über  Des  minners  klage  (vgl.  Zs. 
22,  269)  anm.  265  und  s.  632;  zu  Freidank  anm.  291;  über 
Huttens  Vir  bonus  anm.  293. 

Zu  anm.  205.  die  bei  den  meistersingern  gelegentlich  auf- 
tauchende schranckweis  trägt  ihren  namen  wol  von  den  ge- 
schrenckten  reimen ,  von  denen  Opitz  in  der  Deutschen  poeterei 
(Braunes  neudr.  s.  44)  beim  sonnet  handelt,  ich  verdanke  Sievers 
diesen  hinweis.  —  zu  anm.  222.     die  annähme  adliger  herkunft 


106  ROETHE    REINMAR  VON  ZWETER 

des  Simburgcere  kann  ich  doch  nicht  für  so  ganz  unberechtigt 
erachten,  vgl.  Anz.  vi  50  f,  ßurdach,  Reinmar  und  Walther  s.  136, 
Germ.  33,  445.  447;  einen  wenngleich  beschränkten  aristokrati- 
schen standpunct  nimmt  übrigens  auch  R.  s.  232  bei  ihm  wahr, 
doch  ist  die  echtheit  des  betreffenden  Spruches  zweifelhaft  (Anz. 
vi  54  f).  dass  Sunburg  ein  geistlicher  gewesen  sein  sollte  (R. 
s.  223) ,  ist  mir  allein  wegen  seiner  characteristischen  auflassung 
der 'weit' wenig  wahrscheinlich,  wie  ich  denn  auch  R.s  Zusammen- 
stellungen in  anm.  241  zum  beweis  für  Sunburgs  kenntnis  des 
lateinischen  noch  nicht  als  zwingend  erachten  kann,  stark  theo- 
logische interessen  spreche  ich  Sunburg  gewis  nicht  neben  höfisch- 
ritterlichen  ab,  aber  ich  meine,  gerade  er  zeigt  lehrreich,  wie 
manigfacher  Wandlungen  die  physiognomie  dieser  spruchdichter 
fähig  war.  auch  sonst  hat  R.  den  Sunburger  wol  zu  ungünstig 
beurteilt.  —  unberechtigt  ist  es,  wenn  R.  in  derselben  anm.  222 
Schneiders  conjectur  zu  Marner  xiv  283  gut  heifst,  die  an  stelle 
des  überlieferten  herru  von  Heinberg:  Hennenberg  (vgl.  Marner 
xv  80)  setzt,  gegenüber  meinen  früheren  Vermutungen  (zuletzt 
Zs.  23,  93)  möchte  ich  jetzt  auf  das  geschlecht  der  herren  von 
Heineberg  im  württemb.  oberamt  Weiusberg  hinweisen,  vgl.  Zs. 
des  hist.  ver.  f.  das  württemb.  Franken  7,  173.  8,  394  ff.  Würt- 
temb. vierteljahrshefte  8,  281.  —  s.  183  ff  konnte  bei  besprechung 
der  litterarischen  fehde  zwischeu  Reinmar,  Marner  und  dem  Meifsner 
noch  Bechs  hübsche  Vermutung  Germ.  22,  385  ff  verwertet  wer- 
den. —  zu  den  s.  186  ff  gegebenen  cilaten  über  den  kunstbegriff 
der  meister  vgl.  noch  die  von  Bartsch,  Beitr.  zur  quellenkunde 
s.  171  mitgeteilten  verse  mit  der  anfangsanapher  kirnst.  —  s.  390. 
dass  die  dem  Wiener  SHelbling-fragment  folgenden  beiden  Sprüche 
in  Reinmars  ehrenton  abgefasst  sind,  erkannte  bereits  Bartsch 
Germ.  17,  508. 

Leich  v.  38.  9  und  spr.  181,  8  vgl.  Bezzenberger  zu  Freidank 
35,  12 — 21.  —  spruch  18.  fünf  freuden  der  Maria  sind  auch 
der  gegenständ  eines  gedichtes  Maerlants,  vgl.  Verwijs,  Maer- 
lants  stroph.  ged.  s.  100;  ein  gedieht  von  den  12  freuden  der 
Maria  steht  im  Jb.  f.  nd.  sprachf.  7,  88.  —  24,  7  ff  vgl.  noch  Labers 
Jagd  384  und  Stejskals  anm.  —  36,  7  wilde  blicke  vgl.  Haupt 
zur  Winsbekin  5,  9.  —  42,  11  vgl.  Wackerneil  zu  Hugo  von 
Montfort  2,  89.  —  48,  1.  2  vgl.  auch  zu  Marner  14,  65  und 
Hugo  de  SVictore  De  sacramentis  n  7  per  balsamum  odor  bonae 
famae  designatur.  —  57,  5  vgl.  R.  zu  61,  3.  —  64,2  vgl.  Grimm 
Über  Freidank  und  Bezzenberger  zu  Freidauk  115,  14 — 17.  — 
71,7  vgl.  Bezzenberger  zu  Freidank  56,  11.  12.  Lamprechts 
Franciscus  2350.  —  spr.  94.  von  der  bösen  zunge  handeln  auch 
Lieders.  2, 145.  Berthold  vRegensburg  2,  71,  33  ff.  Germ.  25,  188. 
HSachs  3,  360.  —  94,  9  snabelsnellen  vgl.  schnabelschnelles  bund- 
schuhwesen  Alem.  16,  157.  —  96,  1  ff  vgl.  Bezzenberger  zu  Frei- 
dauk 118,  23  f.  —  98,  5  vgl.  Germ.  30,  272.  —  99,  4.  100,  1 


ROETHE    REIMMAR   VOfl  ZVVETER  107 

vgl.  noch  Altswert  178,  12.  —  spr.  103.     die  typische   dreiheit 
der  Schönheit,   Weisheit  und  kraft  (Absalon,    Salomou ,   Samson) 
ist  den    mittelalterlichen  dichtem    eine    so  geläufige  anschauung, 
dass    lediglich   aus  diesem  gründe  Enikel    in  seiner  Weltchronik 
Samson    zum    söhne  Davids    machen    konnte,   siehe  die  anm.  zu 
v.  11323  meiner  im  druck  befindlichen  ausgäbe.  —  spr.  104.  105 
vgl.  noch  Weinhold,  Deutsche  frauen  2,  4.  —  spr.  109.    zu  den 
von  R.  angeführten  deutungen  der  würfelzahlen  gesellt  sich  noch 
die  nicht  uninteressante  mystische  in  der  Mechthild  von  Hacke- 
born Liber   specialis   gratiae  iv  c.  27.  —  121,  11  f  vgl.  Rezzen- 
berger   zu  Freidank  61,  19  f.   —   131,  12.     zum   bilde   den  Rin 
verbrennen  vgl.  noch  RKöhler,   Vier  dialoge  von  HSachs  s.  105 
zu  49,  34.  —   136,  1.    zur  bildlichen  Verwendung  vou  triskamer 
vgl.  noch  meine  anm.  zu  Heinrich  von  Nördlingen  68,38.    Zürcher 
taschenbuch  12  (1889),  273;  von  gott  gebraucht  Myst.  2,  288,  8, 
von  Christus  Myst.  1,  333,  11  f.   Zs.  9,  31.   Martina  93b,  47,  von 
Maria  Alem.  4,  89;    wie    bei  Reinmar   mit   bezug   auf  die  treue 
heifst  es  auch  Martina  25b,  37  diu  triuwe  ist  ouch  ein  tristkamer. 
gegenüber  der  himelischen  tresecamere  (Schönbach,  Altd.  pred.  1, 
341,  21  f)    heifst   die  höhe   daz  richiste  trisehüs  alles  unwunnes 
Denkm.  30,  176  f.  —  151,  6  zu  gunner  vgl.  Rech  Germ.  5,  240.  — 
161,  5  Paulus,  gotes  kempfe  vgl.  WGrimm,  Kl.  Schriften  3,  537.  — 
zu  162,  2.     von   der    meeresfahrt  Alexanders,  von  der  auch  das 
Annolied    und    die   Kaiserchrouik    wissen,   braucht  Reinmar   wol 
nicht   durch   ein   besonderes  Alexandergedicht   kenntuis   erhalten 
zu  haben;  die  sage  war  mit  mancherlei  Varianten  im  volksmund. 
näheres  darüber  in  meiner  Enikelausg.,  einstweilen  s.  OZiugerle, 
Quellen  zu  Rudolfs  Alexander  s.  5  anm.  2.  —  spr.  170  die  weit 
als  meer  gedacht:    vgl.  meine  anm.   zu  Heinrich  von  Nördlingen 
25,  15  ff.   Schöubach,  Altd.  pred.  1,44,39.  109,  23  ff.  220,29. 
351,  10  f.  —  spr.  172  vgl.  zu  Maruer  xiv  241.  —  spr.  174  vgl. 
noch    Österr.  monatsschr.    f.   den   orient  1887    ur  8   s.  114,  ^wo 
auf  die   interessante  parallele   eines  syrischen  meisierdiebes  Ajiz 
hingewiesen    ist.    —   175,   10    vgl.    noch    König    vom   Odenwald 
12,    27  ff  (Germ.  23,   306).    Jb.   f.   nd.   Sprachforschung    8,  67 
v.  101  f.  —   198,  6  vgl.  meine  anm.  zu  HvNördlingen  35,  9.  — 
199,  3    Grimm    und    Rezzenberger    zu    Freidauk   64,  18.   19.  — 
201,  11  vgl.  noch  Anz.  xu  207  f.  —  202,  2   zu   sich  vlizen   mit 
dem  infinitiv  s.  Germ.  5,  503.  —  203,  9  zu  jdherre   vgl.  Grimm 
und   Rezzenberger    zu   Freidank  50,  2.    —    206,  4    vgl.    Manier 
15,  81  mit  der   anm.  —  206,  7   vgl.  Rezzenberger   zu  Freidank 
63,20.   —   215,3    vgl.    noch  Berthold   von  Regensburg  1,374, 
13  ff,    s.  auch  Mechthild  von  Magdeburg  s.  21  f.  —  221,  6  vgl. 
Grimm   RA  892.     Uhland,   Schriften    1,  318.    —   spr.  233   vgl. 
Rezzenberger  zu  Freidank  35,  12.  —  244,  1  f  vgl.  Schulze,  Ribl. 
sprichw.    ur  146.   —  zu   spr.  246,   der  vom   glücksrad   handelt, 
vgl.   noch   Seelmann,   Mnd.    fastnachtspiele   s.  68  f  und    Anz.  xu 


108  ROETHE    REINMAR  VON  ZWETER 

41.  —  277,  1    vgl.  Wilmanns   zu   Walther  81,  12.   —   spr.  281 
vgl.  Freidank  67,  19  —  22. 

Tübingen.  Philipp  Strauch. 


Heinrich  Loufenberg,  eine  literarhistorische  Untersuchung  von  ERMüller 
(Berlin).  Strafsburger  diss.  Berlin,  buchdruckerei  vonCRehm,  1888. 
3  bll.  und  157  ss.     8°.  —  2,40  m. 

Der  brand  der  Strafsburger  bibliothek  vom  jähre  1870  ist  für 
die  Überlieferung  Heinrich  Loufenbergs  in  so  fern  verhängnisvoll 
gewesen,  als  er  die  mehrzahl  seiner  werke,  die  mit  wenigen  aus- 
nahmen anderwärts  hslich  nicht  nachweisbar  sind,  vernichtet  hat. 
für  L.s  gereimte  Übersetzungen,  den  Spiegel  des  menschlichen 
heiles  und  das  Buch  der  figuren  müssen  wir  uns  mit  Engelhardts 
mitteilungen  in  seinem  Ritter  von  Stauffenberg,  für  die  lieder 
mit  dem  leider  unvollständigen  abdruck  iu  PhWackernagels  Deut- 
schem kirchenlied  bd.  2,  für  einige  vielleicht  auf  Loufenberg  zu- 
rückgehende musikalische  tractate  mit  Coussemakers  auszüglichen 
Veröffentlichungen  begnügen;  Loufenbergs  predigtsammlung, früher 
gleichfalls  in  der  Strafsburger  johanniterbibliothek  aufbewahrt,  war 
schon  länger  verloren,  der  erhaltene  uachlass  des  dichters  be- 
schränkt sich  somit,  wenn  wir  von  einer  anzahl  hss.,  die  zu  dem 
grofsen  Strafsburger  liedercodex  einige  Varianten  bieten,  absehen 
—  über  die  neuerdings  von  Buchwald  aufgefundene  Zwickauer 
hs.  siehe  Müller  s.  23  ff — ,  auf  den  cgm.  377,  der  das  noch  un- 
gedruckte, aber  für  demnächst  verheifsene  Buch  der  gesundheit 
enthält,  und  Wackernagels  auf  der  Strafsburger  landesbibliothek 
befindliche  teilweise  abschrift  der  geistlichen  lieder.  der  verf. 
vorliegender  abhandluüg  schöpft  aus  dem  gesammten  zur  Verfügung 
stehenden  material  (cap.  1).  so  unvollständig  dasselbe  auch  ist, 
ich  glaube  nicht,  dass  günstigere  Überlieferung  wesentlich  unsere 
erkenntnis  zu  bereichein,  unser  urteil  über  diesen  poeten  zu 
wandeln  vermöchte,  am  meisten  dürfte  nächst  der  liederhs.  der 
verlust  der  predigtsammlung  zu  beklagen  sein ,  da  L.  hier  selb- 
ständiger uns  entgegentreten  würde  als  dort,  wo  er,  wenn  auch 
nicht  sclavisch ,  übersetzt. 

Nach  den  ausführungen  im  zweiten  capitel  ('biographie') 
kann  über  L.s  leben  folgendes  für  sicher  gelten,  er  wurde  in 
den  neunziger  jähren  des  14  jhs.  geboren  und  stammte  aus  einer 
familie,  die  sich  nach  dem  aargauischen  Städtchen  Laufenburg 
(bis  zur  mitte  des  16  jhs.  Laufenberg)  nannte,  da  er  selbst  sich 
nie  anders  als  Heinrich  Loufenberg  schreibt,  sind  wir  nicht  be- 
rechtigt, ohne  weiteres  jene  Heinriche  von  Loufenberg,  die  gleich- 
zeitig begegnen,  mit  dem  dichter  zu  identificiereu.  übrigens  er- 
scheint der  von  Müller  s.  29  erwähnte  'HvonL.  caplan  zu  Gossau' 


MÖLLER    BELNRICH  LOUFEiNBERG  109 

in  der  vermutlich  gleichen  von  Baechtold  (Gesch.  der  deutschen 
litt,  in  der  Schweiz,  anra.  s.  47)  mitgeteilten  Urkunde  vom  jähre 
1429  als  h(er)  Heinrich  Louffenberg,  perpetuus  vkarius  ecclesie 
parochialis  in  gossau,  käme  also  möglicher  weise  doch  für  unseren 
HL.  in  betracht.  Heinrichs  schriftstellerische  tätigkeit  beginnt 
mit  dem  jähre  1413,  vielleicht  schon  1411;  seine  predigtsamm- 
lung  datiert  aus  dem  jähre  1425.  das  Regimen  sanitatis  und 
Speculum  humanae  salvationis  verfasste  er  1429  und  1437  als 
'ein  priester  von  Freiburg',  das  Opus  figurarum  1441  als  decan 
des  capitels  Freiburg,  gleichzeitig  war  er  1441  auch  als  caplan 
am  münster  zu  Freiburg  tätig;  die  von  Müller  s.  31  erwähnte 
Urkunde  hat  soeben  prof.  König  im  Freiburger  diöcesan-archiv 
20,  304  vollständig  mitgeteilt.  1445  gieng  L.  'von  der  werlte' 
in  das  von  Rulman  Merswin  gegründete  johanniterkloster  auf 
dem  grünen  wört  zu  Strafsburg  und  ist  dort  1460  gestorben, 
ob  L.  auch  in  Zofingen  priester  war,  wo  1434  ein  HL.  capitel- 
decan  gewesen  sein  soll,  konnte  M.  noch  nicht  mit  gleicher 
Sicherheit  wie  die  übrigen  lebensdaten  feststellen ,  doch  hat  prof. 
König  jetzt  gleichfalls  urkundlich  (aao.  s.  302)  erwiesen,  dass  HL. 
1433  zugleich  decan  des  collegiatstiftes  in  Zofingen  und  caplan 
der  SKatharinenpfründe  am  Freiburger  münster  war.  L.s  Frei- 
burger aufenlhalt  umfasst  somit  mindestens  die  jähre  1429 — 1445. 
—  für  L.s  persönlichkeit  und  kunst  sind  die  geistlichen  lieder 
die  hauptquelle;  aus  ihnen  hat  Müller  seine  characteristik  zu- 
meist geschöpft.  L.  ist  ein  sittlich  reiner  mann,  demütig  und 
fromm,  von  feinem,  fast  weiblichem  gefühle,  das  poetisch  ver- 
wertet ihn  namentlich  seinen  weiblichen  beichtkindern  sympathisch 
machte,  'eine  schöne  seele  im  sinne  Goethes',  die  für  das  eigene 
wie  ihrer  mitmenschen  Seelenheil  ernst  besorgt  ist,  seiner  bildung 
nach  gelehrt,  insbesondere  bibelfest  und  mit  der  mystischen  ge- 
dankenweit vertraut,  als  dichter  aber  steht  sein  können  weit 
hinter  seinem  wollen,  es  fehlt  ihm  an  kunstverstand,  einbildungs- 
kralt  und  anschaulichkeit.  mit  der  warmen  empfindung  allein 
ist  es  nicht  ^etan  und  so  kommt  es,  dass  neben  einigen  lieb- 
lichen und  hei  zei  freuenden  tönen  der  schwulst  und  eine  ge- 
zwungene ausdrocksweise  überwiegen.  M.  hat  s.  43  ff  dies 
misverhältnis  zwiscben  wollen  und  können,  diesen  mangel  an 
selbslbeschräukuog  feinsinnig  aufgedeckt,  er  hat  den  nachweis 
geliefert,  wie  die  schönen  stellen  in  L.s  poesie  fast  durchweg  da 
zu  finden  sind,  wo  er  sich  im  anschluss  an  das  Volkslied,  das 
er  bekannt  lieb  widerholt  wenn  auch  in  verfehlter  weise  geistlich 
parodierte,  in  einfachen  Strophenformen  bewegt,  dass  dem  poelen 
des  15jhs.  hier  gedichte  oder  doch  Strophen  geliugen,  die  an 
Goethescher  kunst  gemessen  werden  dürfen,  verdient  unsere  be- 
wunderung  und  stellt  den  dichter  hoch  über  seine  zeit,  aber  leider 
erkannte  L.  nicht  die  gränze  seines  talentes.  wo  er  sich,  ver- 
führt durch  den  Mönch  von  Salzburg,  den  er  übertreffen  wollte, 


HO  MÜLLER    HEINRICH  LOUFENBERG 

an  den  compliciertesten  versgebilden  und  Spielereien  versuchte, 
da  griff  er  zur  phrase  und  zu  typischen,  ihm  überkommenen  bil- 
dern  und  Wendungen,  nachdem  er  eingangs  seine  gedanken,  sein 
bischen  phantasie  erschöpft  hatte,  es  konnte  nicht  ausbleiben, 
dass  gerade  die  formelle  gewandtheit,  über  die  L.  verfügte  und 
die  er  in  der  nachahmung  des  Mönches  von  Salzburg  noch  ver- 
vollkommnete, ihn  aufabwege  führte,  nicht  minder  die  manier, 
deutsche  und  lateinische  worte  mit  einander  zu  mischen. 

Im   dritten    capitel   behandelt  M.   die   lieder  L.s   nach    ihrer 
chronologischen    Ordnung    und    ihren    gattungen    (neujahrslieder, 
Marienlieder,  lieder  vermischten  inhalts,  Übersetzungen  lat.  kirchen- 
lieder  und  umdichtungen  von  Volksliedern),    eingehend  und  lehr- 
reich vergleicht  er  L.s  übersetzertätigkeit  mit  der  seines  Vorgängers 
und  Vorbildes,   des  Mönches  von  Salzburg,    bei  der  Übertragung 
lat.  hymnen  ins  deutsche  zeigen  beide  das  bestreben,  die  metrische 
form    und   den    inhalt   ihrer  originale  möglichst   genau   widerzu- 
geben,   doch   geht  L.  aus   der  vergleichung   entschieden    als  der 
begabtere  und  technisch  gewandtere  Übersetzer  hervor;  nur  darin 
steht   er   dem  Mönche   nach,    dass   er  sich  weit  mehr  als  dieser 
latinismen  gestattet,  ein  fehler,  der  bei  L.  seinen  grund  in  dem 
bemühen  hat,  möglichst  getreu  seiner  quelle  zu  folgen  und  doch 
leidliche    verse   zu   liefern ,   während    der  Mönch    im    bewustsein 
seiner  poetischen  Unzulänglichkeit  von  vorne  herein   auf  genaue 
widergabe   des   lat.  verzichtete,    so  fern    sie   nicht  leicht   zu  er- 
reichen war.    an  L.s  contrafacten  (s.  48  ff.  78  ff)  tadelt  M.,  dass 
nirgends  die  parodie  festgehalten  ist,  dass  der  dichter,  nachdem 
er  den  eingang  des  weltlichen  liedes   ins   geistliche   umgedeutet, 
im  weiteren  verlauf  meistens  seine  eigenen  gedanken  zum  ausdruck 
bringt,    wodurch   die  reconstruction   des  vollständigen  textes  der 
originallieder  unmöglich  wird,    dagegen  zeigen  L.s  parodien  eine 
oft  wörtliche  ähnlichkeit  mit  den  verschiedensten  Varianten  eines 
Volksliedes,    wir  sind  dadurch  einmal  in  den  stand  gesetzt,  über 
das  alter  einer  heute  vorkommenden  Variante  eines  Volksliedes  mit 
ziemlicher  Sicherheit  zu  urteilen,  sodann,   die  bruchstücke  eines 
textes  zu  gewinnen,  'von  dem  man  fest  behaupten  kann,  er  habe 
dem  L.  vorgeschwebt,  sei  dies  mm  in  form  einer  oder  mehrerer 
Varianten'.  —  die  vier  letzten  capitel  der  sorgfältigen  Untersuchung 
befassen    sich    mit  des  dichters  metrik,    strophenbau,   reimkunst 
und  stil;    mit  ersterer  hatte  sich  bereits  Wackernell  in  dem  ab- 
schnitt 'metrik'  seines  Hugo  von  Montfort  beschäftigt.  —  das  s.  24 
genannte  leben  Alexanders  ist  der  Liber  de  preliis.    s.  32  z.  10  f 
muss   es  statt   'der  predigtsammlung'    heifsen  'der  hs.  der  musi- 
kalischen   tractate'.    s.  61.    gelegentlich  der   bei    L.   so    häufigen 
behandlung  resp.  glossierung   des   englischen  grufses   hätte  viel- 
leicht  an    die    um  vieles   geschmackvollere  Verwertung  desselben 
bei    bruder   Hans   erinnert   werden    dürfen,   dessen   Marienlieder 
überhaupt  zu  vergleichen  mit  L.  auffördern,    die  wahrlich  nicht 


MÜLLER    HEINRICH  LOUFENBERG  111 

zu  gunsten  des  epigonen  ausfallen,  zur  litteratur  wäre  jetzt 
aufser  Königs  arbeit  noch  nachzutragen:  Schumann  in  der  Allg. 
encykl.  der  wissensch.  und  künste.  2  sect.  42,  240  und  Bäumker, 
INiederl.  geistliche  lieder  nebst  ihren  singweisen  aus  hss.  des  15  jhs. 
in  der  Vierteljahrsschr.  f.  musikwissensch.  4,  153.  286.  letzterer 
aufsalz  soll  nach  den  Hist.-pol.  Ml.  103,  77  ff  auch  auf  Loufeuberg 
bezug  nehmen. 

Tübingen.  Philipp  Strauch. 


Un  poete  allemand  au  xvi<=  siecle.  etude  sur  la  vie  et  les  oeuvres  de  Hans 
Sachs  par  Charles  Schweitzer.  Paris,  Berger-Levrault  et  cie.,  1887. 
xxi  und  481  ss.    8°.  —  11,50  m. 

Dies  buch  über  Hans  Sachs  ist  eine  these  von  der  art,  wie 
sie  bei  der  bewerbung  um  die  französische  doctorwürde  verlangt 
wird  und  womit  sich  freilich  unsere  doctordissertationen  an  um- 
fang und  meist  wol  auch  an  wissenschaftlicher  bedeutung  nicht 
vergleichen  können. 

Auch  eine  lateinische  ihesis  ist  in  Frankreich  dem  doc- 
toranden  vorgeschrieben,  und  als  solche  bat  herr  Schweitzer  eine 
abhandlung  verfasst  De  poemate  latino  Walthario  (Lutetiae  Pari- 
siorum  1889,  ix  und  117  ss.).  er  widerholt  darin  z.  t.  die  deut- 
schen forschungen;  selbständig  stellt  er  die  gleichklänge  des  ge- 
dichts  in  allitteration  und  reim  zusammen  und  zieht  hieraus 
schlösse  auf  die  geschichte  des  textes,  welche  etwas  gewagt  er- 
scheinen. 

Weit  wertvoller  und  entschieden  eine  würdige  monographie 
über  einen  deutschen  dichter  von  anerkannter  bedeutung  ist  das 
buch  über  Hans  Sachs,  der  verf.  hat  sich  alle  mühe  gegeben, 
um  zu  selbständiger  kenntnis  auch  der  quellen  zu  gelangen;  er 
hat  neben  den  gedruckten  Schriften  auch  die  handschriftlich  über- 
lieferten werke  des  Nürnberger  dichters  gelesen  und  in  näherem 
verkehr  mit  den  deutschen  specialisten  sich  auf  die  volle  höhe 
der  gegenwärtigen  forschung  erhoben,  aus  dieser  eingehenden 
beschäftigung  ist  mancher  gewinn  im  einzelnen  hervorgegangen, 
manche  entscheidung  über  fragen  der  biographie,  über  die  ent- 
slelumg  der  einzelnen  gediente  uä.  aber  weit  höher  ist  es  wol 
anzuschlagen ,  dass  der  verf.  die  feinheit  der  litterarhistorischen 
Untersuchung  und  darstellung,  wie  sie  Sainte-Beuve  und  Taine 
ausgebildet  haben,  auch  dem  deutschen  dichter  hat  zu  gute  kommen 
lassen,  insbesondere  ist  es  einmal  das  spruchgedicht,  dessen  wesen, 
Stoffe,  hehandlungswpise  er  sehr  hübsch  dargestellt  hat;  anderer- 
seits und  in  noch  höherem  grade  hat  er  das  drama  des  Hans 
Sachs  in  seinen  beziehungen  zu  dem  vom  mittelalter  ererbten 
Schauspiel  historisch  untersucht  und  seine  Vorzüge  wie  seine 
man  gel  durch  ein  verständnisvolles  abmessen  an  den  allgemeinen 
forderungen  der  dramatischen  kunst   überzeugend  nachgewiesen. 


1  1  2  SCHWEITZER    HANS  SACHS 

der  maugel  an  psychologischer  entwickelung,  die  naive  herüber- 
nahme  der  gesammten  Vorgänge  aus  der  zu  gründe  gelegten  er- 
zählung,  die  anachronismenreiche  anpassung  der  zustände  und 
Verhältnisse  einer  fernen  Vergangenheit  an  die  unmittelbare  Um- 
gebung des  dichters:  das  steht  als  sein  schuldenconto  gegenüber 
der  biederen  auffassung,  der  reichen  dialogisierung,  der  in 
einzelheiten ,  besonders  komischer  art,  glücklichen  ausstattung. 
die  äufseren  umstände  der  auffuhrung,  welche  so  notwendig  auf 
form  und  wesen  der  dramen  einwürkten,  werden  genau  unter- 
sucht, etwas  zu  viel  gesagt  ist  es  freilich,  wenn  der  verf.  s.  346 
Hans  Sachs  wegen  der  behandluug  von  Stoffen  der  antiken  Über- 
lieferung le  fondateur  de  la  tragedie  profane  nennt. 

Am  meisten  liefse  sich  gewis  zu  dem  vn  abschnitt  nachtragen, 
welcher  den  meistergesaug  behandelt,  hier  stehen  wir  ja  über- 
haupt einer  erscheinung  gegenüber,  die  sich  aus  den  Verhältnissen 
des  16  jhs.  allein  nicht  erklären  lässt  und  welche  vollends  einem 
fremden,  einem  französischen  leserkreise  kaum  anschaulich  und 
zugleich  interessant  gemacht  werden  kann,  der  verf.  hätte  einiges 
aus  der  dissertatiou  von  Plate  entnehmen  können,  die  in  den 
Strafsb.  Studien  in  (also  vielleicht  allerdings  erst  nach  dem  ab- 
schluss  seiner  arbeit)  erschienen  ist.  unrichtig  ist  auf  jeden  fall 
die  augabe  s.  195  anm.,  dass  die  Strafsburger  tabulatur  von  1493 
in  Lobsteins  buch  beschrieben  werde;  irrig  gewis  auch  die  an- 
nähme, dass  die  derben  badelieder  der  meistersinger  in  der  kirche 
gesungen  worden  seien  (s.  161  anm.).  auch  die  angäbe,  dass 
Neidharts  bekannter  liedaufang  Sine,  ein  guldin  huon,  ich  gibe 
dir  weize  eiue  anspielung  auf  eine  bekannte  melodie  enthalte 
(s.  165),  wird  wenig  glauben  fiuden  [vielleicht  ist  für  das  erste 
wort  zu  bedenken,  dass  nach  Schmeller-Frommauns  Bayrischem 
Wörterbuch  2  s.  311  sing  sing  ein  lockruf  au  junge  hühner  ist, 
also  nicht  notwendig  die  auli'orderuug  zum  singen  au  den  dichter 
in  sich  schliefst],  übrigens  hat  der  verf.  hier  und  sonst  das 
mhd.  ungenau  citiert,  auch  die  fehler  Pamphilius  Gengenbach, 
M u n c k  ßellinghausen  sich  zu  schulden  kommen  lassen:  ihn 
dafür  zu  schelten  fällt  dem  ref.  nicht  ein,  da  er  weifs,  wie  leicht 
in  der  behandlung  fremder  litteraturen  sich  solche  versehen  ein- 
schleichen. 

Wichtig  ist  im  bibliographischen  anhang  der  nachweis,  wie 
sich  die  tätigkeit  des  dichters  in  den  einzelnen  gattungen  auf  die 
abschnitte  seines  lebens  verteilt,  nach  s.  402  fällt  mehr  als  die 
hälfte  seiner  meisterlieder  in  die  jähre  1547 — 1556;  hierauf  tritt 
eine  ebenso  starke  bevorzugung  des  spruchgedichts  ein,  indem 
von  den  hierher  gehörigen  arbeiten  zwei  drittel  erst  nach  dieser 
zeit  verfasst  sind,  offenbar  hat  der  dichter  von  da  ab  für  die 
ausgäbe  seiner  werke  gearbeitet,  von  welcher  die  meisterlieder 
durch  schulsatzung  ausgeschlossen  waren,  daher  hat  er  auch  so 
manchen    früher    in    liedform    behandelten   stoff  jetzt   als  spruch 


SCHWEITZER    HANS  SACHS  113 

bearbeitet,  einzelne  Widersprüche  erklären  sich  daraus,  dass  bei 
der  Umarbeitung  nicht  immer  das  datum  genau  entsprechend 
beigesetzt  wurde;  im  ganzen  hat  Hans  Sacbs  jedoch  sein  hand- 
exemplar,  das  den  achtbaren  umfang  von  34  foliobänden  erreichte, 
mit  einer  wahrhaft  kaufmännischen  genauigkeit  geführt. 

Schweitzers  buch  bietet,    bei  ahrechnung  weniger  irrtümer, 
eine  liebevolle  und  gerechte  Würdigung  des  Nürnbergers  dichters 
und  sein  erscheinen  unter  der  gutheifsung  der  universite"  de  France 
ist  ein  erfreuliches  zeichen  wissenschaftlicher  Unparteilichkeit. 
Strafsburg  27.  6.  89.  E.  Martin. 


Eier  verlorene  söhn  im  drama  des  xvi  Jahrhunderts,  zur  geschichte  des 
dramas  von  dr  Franz  Spengler.  Innsbruck,  Wagner,  1338.  vm  und 
174  ss.     8°.  —  3,60  m. 

^Yährend  Goedekes  Grundriss  die  altbewährte  eiuteilung  nach 
gegenden  für  das  drama  des  16  jhs.  festhält,  wird  in  mono- 
graphien  der  entwickelungsgang  der  dramatischen  technik  an  be- 
stimmten Stoffen  gezeigt,  sie  haben  sich  meist  mit  der  haupt- 
gattung  der  dramatik  des  16  jhs.,  dem  biblischen  drama,  beschäftigt, 
aber  auch  Stoffe  wie  Griseldis,  schwanke  wie  der  bauer  mit  dem 
esel  udgl.  haben  bereits  ihre  forscher  gefunden,  oder  laden  die- 
selben noch  zu  weiterer  tätigkeit  ein.  mit  der  vorliegenden 
schrift  FSpenglers  hat  das  wichtigste  biblische  thema  dieser. zeit 
eine  in  vieler  beziehung  abschliefsende  und  mustergiltige  be- 
arbeitung  erbalten,  die  kleine  monographie  Holsteins  (Halle  a/S. 
1S80)  erscheint  weit  überflügelt,  nachdem  nun  eine  reihe  ähn- 
licher Untersuchungen  vorliegt,  wirft  sich  die  frage  fast  von  selbst 
auf,  welche  disposition  am  meisten  entspreche,  eine  chrono- 
logische anordnung  haben  in  grosserem  umfang  Pilger  für  das 
Susannen-drama  und  ich  für  das  Joseph-drama durchgeführt.  HHol- 
stein  hat  sich  (Vierteljahrschrift  für  vgl.  litteraturgesch.  und  re- 
naissance-litt.  ii  385)  dagegen  ausgesprochen  und  seine  eiuteilung 
in  1)  lateinische  dramen,  2)  deutsche  dramen,  3)  aufführungen 
bevorzugt. 

Spengler  folgte  einer  ihm  mündlich  zu  teil  gewordenen  an- 
regung  Minors  und  schloss  die  durch  gemeinsame  quelle  zu- 
sammengehörigen dramen  auch  in  der  darstellt! ng  an  einander, 
sodass  wir  eine  Gnapheus-gruppe,  eine  Macropedius-gruppe,  eine 
VVickram-gruppe  usw.  erhalten,  seitdem  hat  Minor  seine  gedauken 
auch  öffentlich  ausgesprochen  in  der  gehaltvollen  einleitung  zu 
seiner  ausgäbe  des  Speculum  vitae  humanae  von  erzherzog  Ferdi- 
nand von  Tirol  (Neudrucke  79.  80  s.  xxiv  f).  er  wünscht  ein 
chronologisches  Verzeichnis  mit  inhaltsangabe  in  den  anhang  ver- 
wiesen, die  eigentliche  Untersuchung  müste  aber  einen  arche- 
A.  F.  D.  A.    XVI.  8 


114  SPENGLER  DER  VERLORENE  SOHN 

typus  aufstellen,  an  dem  alle  weiteren  Veränderungen  aufgezeigt 
werden  könnten,  meines  erachtens  setzt  dies  eine  ganz  regel- 
mäfsige  weiterentwickelung  voraus,  ohne  Seitensprünge,  die  in 
der  praxis  nirgends  vorkommt,  wo  ein  stück  drei  bis  vier  andere 
wider  aus  verschiedenen  quellen  stammende  vorlagen  benutzt» 
wird  eine  derartige  gruppierung  ebenso  viel  Verwirrung  erregen, 
als  die  chronologische  anordnung.  Minor  betont  mit  vollem  rechte,, 
dass  die  lectüre  von  20 —  30  dramenauszügen  eine  schwierige 
arbeit  sei;  aber  ich  sehe  den  weg  nicht,  sie  zu  erleichtern, 
schließlich  dienen  überhaupt  solche  monographien  nicht  zum 
lesen,  sondern  siebleiben  nachschlagebücher ,  mau  mag  ordnen, 
wie  man  wolle.  Minors  forderung  halte  ich  für  eine  ideale,  sa 
lange  ich  nicht  ein  beispiel  gesehen,  dieses  beispiel  hat  mir 
Spenglers  arbeit  eben  nicht  erbracht,  vor  allem  ist  entschieden 
zu  rügen,  dass  Sp.  gar  kein  chronologisches  Verzeichnis,  ja  nicht 
einmal  ein  register  gegeben  hat,  wodurch  die  benützung  des 
schönen  bucbes  sehr  erschwert  wird,  bei  seinem  Stoffe,  der  in 
ganz  andere  themen  übergreift  und  sich  vom  biblischen  drama 
bis  zur  studentencomödie  wandelt,  war  eine  gruppierung  nach 
allgemeineren  gesichtspuncten  geboten,  aber  das  misliche  der 
disposition  zeigt  sich  sofort  im  vorgreifen  auf  späteres:  bei  Hans 
Sachs  s.  16  f  muss  er  Wickram  herbeiziehen  (vgl.  s.60),  die  späteren 
dramen  vom  verlorenen  söhn  entlehnen  eine  reihe  typen  aus  den 
schulspiegeln ,  die  erst  viel  später  betrachtet  werden  können  (vgl. 
s.  57);  so  wird  auch  der  begriff  der  gruppen  ein  schwankender, 
von  der  'musivischen  arbeit'  Rislebens  können  wir  uns  schon 
gar  keine  rechte  Vorstellung  machen  (s.  57  ff).  Sp.  hält  übrigens 
seinen  gesichtspunct  nicht  einmal  fest,  s.  37  ff  gibt  er  einen 
grofsen  einschub.  was  den  Vorschlag  Holsteins  betrifft,  so  be- 
darf er  keiner  Widerlegung;  es  ist  unbegreiflich,  dass  ein  ken- 
ner  des  16  jhs.,  wie  Holstein  unstreitig  ist,  so  verständnislos 
eine  trennung  des  deutschen  und  lateinischen  dramas  aufrecht 
halten  kann. 

Das  buch  Sp.s  zerfällt  in  6  teile:  1)  die  dramatischen  be- 
arbeitungen  der  parabel,  2)  schulspiegel,  3)  knabenspiegel,  4)  stu- 
dentencomödien,  5)  bearbeitungen  fremder  Stoffe  mit  bewuster 
anlehnung  an  die  Prodigusgruppe,  6)  das  Prodigusdrama  in  der 
weltlitteratur;  ein  anhang  gibt  chronologische  übersieht  (der  auf- 
fiihrungen  I).  ich  finde  eine  trennung  von  knaben-  und  schul- 
spiegel überflüssig,  beide  legen  das  hauptgewicht  auf  die  ver- 
fehlte erziehung,  der  schule  wird  eine  huldigung  dargebracht, 
das  leichtsinnige  leben  des  ausreifsers  tritt  gegen  die  moralisation 
zurück,  dass  Wickram  ua.  die  bekehrung  vorführen,  gibt  den 
knabenspiegeln  kein  recht  als  eigene  gattung  zu  figurieren, 
neue  dramen  hat  Sp.  kaum  erschlossen,  aber  die  schon  vor 
ihm  genannten  lernt  man  in  den  vortrefflichen  analysen  eigent- 
lich   erst    kennen,     besonders  verdienstvoll   erscheinen    die   aus- 


SPENGLER    DER  VERLORENE  SOHN  115 

blicke  auf  die  römische  comödie,  die  speciell  bei  Gnapheus  und 
Macropedius  zu  den   schönsten  resultaten   führen,     für  letzteren 
hat   ihm  Jacoby   eine  reiche   ernte  übrig  gelassen.     Sp.  schliefst 
mit  recht  auf  ein  verlorenes  urstück.      er  citiert  die  bemerkuug 
von  Gnapheus :  Audivi  quendam  Reynerum  Snoy  medicum  in  eodem 
versatum  argumento ,  fortasse  etiam  multo  felicius.    Id  si  ita  est, 
pergratum  mihi  fuerit ,   si  vir  ille  suum  poema  in  lucem  emittat, 
atque  ipse  ridicula  quaedam  Reyneri  simia  appaream.    ich  bin  dieser 
persönlichkeit  weiter  nachgegangen,     er  ist  (vdAa ,  Biographisch 
woordenboek  17,2,  814ff)  1477  zu  Gouda  in  süd-Holland  geboren, 
studierte  in  Italien    die  freien  künste  und  medicin,    trat  in  Ver- 
bindung mit  den  vornehmsten  familien  Schottlands,  Englands  und 
Dänemarks,    er  starb  als  eine  der  angesehensten  persönlichkeiten 
seiner   Vaterstadt  am    1  august  1537.      sein    hauptwerk  ist  Psal- 
terium  Davidis  paraphrasibus  illustratum,  Lugduni  1534,  in  zahl- 
reichen weiteren  auflagen  erschienen  und  oftmals  übersetzt,    auf 
dem  titel  nennt  er  sich  Raynerus  Snoy  Goudanus.    daher  stammt 
Holsteins    Goudanus.      eine   historische   arbeit   von   zweifelhaftem 
werte,  wie  holländische  geschichtschreiber  versichern,  De  rebus 
Batavicis    libri  xm,   gab  sein    grofsneffe  Jacobus  Brassica  heraus 
in:  Berum  Belgicarum  auuales  edidit  Franciscus  Swertius,  Franco- 
furti  1620.     er  fügt   eine  biographie  seines  oheims  bei,  welche 
die  quelle  für  die   späteren  erwähnungen  (zb.  Valerius  Andreas, 
Bibliotheca  Belgica  1643  s.  790,  Zedier,  Universal-lexicon  38, 140) 
geworden,    er  nennt  daselbst  eine  reihe  ungedruckter  handschrift- 
lich erhaltener  schriften.     an  erster  stelle  einen  Antilutherus ,  in 
quo  Morologus  et  Orthodoxus,  Platonicorum  more,  introducuntur, 
loqnentes  de  Fide  et  Operibus.    die  tendenz  wird  erklärlich ,  wenn 
wir  bedenken,  dass  Snoy  in  persönlicher  Verbindung  mit  Erasmus 
stand    und  dessen  lehrer  Cornelius  van  der  Goude  (Aurelius)  in 
Gouda  lebte,     aufserdem  finden  sich  noch  verzeichnet:    Poemata 
sacra,  Cancio  sacra  de  Publicano  et  Pharisaeo  in  templo  orantibus, 
Liber  de   arte  poetica   und  —  Acolastus,   oratione   soluta. 
ich    habe   mich    nach  Holland    gewendet,    um   nähere   auskünfte 
über  dieses  werk  zu   erhalten ,  und  werde  baldmöglichst  darüber 
rechenschaft  geben,     hoffentlich  gelingt  es,    dieses  interessanten 
Werkes  habhaft  zu  werden,    eines  darf  man  aber  jetzt  schon  ver- 
muten:   dass  Gnapheus  von    dem  stücke,   das  er   in  Gravenhage 
wol  kennen  lernen  konnte,    mehr  weifs,   als  er  eingesteht;    der 
titel    Acolastus   kann    unmöglich    von    ihm   selbst  erfunden    sein, 
daneben  ist  aber  noch  ein  zweites  verlorenes  drama  anzunebmen, 
das  Hans  Sachs  (Sp.  10),   das  holländische  stück    (Sp.  165)  und 
indirect  das  Puppenspiel  (103)  benützen,    hier  darf  man  die  be- 
merkung  Nisards,  Hisloire  des  livres  populaires  n2 191  (s.  Sp.  162) 
heranziehen  ,  auf  die  ich  Anz.  xm  253  aufmerksam  gemacht  habe. 
INisard  druckt  zu  den  Cantiques  de  l'enfant  prodigue  die  predigt 
Michel  M6nots  (Sermones  quadragesimales  —  oft  aufgelegt,    ich  be- 

8* 


116  SPENGLER  DER  VERLORENE  SOHN 

nutze  die  ausgäbe  Parisiis  1530  —  fol.  cxix  col.  4  ff)  über  den 
verlorenen  söhn  ab  und  behauptet,  dass  alle  dramen  von  Gna- 
pheus  an  auf  sie  als  quelle  zurückgehen,  nun  finde  ich  aber 
weder  bei  Gnapheus  noch  in  den  französischen  Cantiques  wesent- 
liche Übereinstimmung;  dass  sich  eine  so  ungemein  lebendig  aus- 
geführte predigt  mit  dem  drama  öfters  begegnen  muss,  braucht 
keines  erweises.  aber  gerade  die  cbaracteristischen  zutaten  Me- 
nots  fehlen,  darunter  die  erste  rede  des  sohnes,  der  vor  den 
vater  hintritt  und  spricht:  Mater  mea  defuncta  est:  reUqu.it  nobis 
bona:  facite  mihi  p artein  meam.  ein  verloren  gegangenes  stück 
muss  dieses  motiv  benutzt  haben,  wenn  ferner  Hans  Sachs  den 
vater  fragen  lässt,  ob  der  sohu  parschafft  oder  ligende  wolle,  so 
erinnert  das  entfernt  an  Menot,  wo  der  söhn  sofort  die  guter 
zu  geld  macht,  zur  datierung  des  Stylpho  (s.  3)  vgl.  Martin  in 
den  Strafsburger  Studien  m  484  und  DLZ  1888  sp.  1053.  dass 
Wickram  aus  Salat  gelernt  habe  (s.  15),  läugnet  Bächtold  (Ge- 
schichte der  deutschen  litteratur  in  der  Schweiz  anm.  s.  80).  weist 
Gnapheus  im  Acolastus  auf  einen  Vorgänger  hin,  so  betont  er 
dafür  im  Morosophus  (vorrede  von  1540,  gedr.  1541),  dass  seinem 
beispiele  viele  gefolgt  seien,  die  bestimmung  s.  22,  dass  die  fuchs- 
schwentzer  bis  ungefähr  1580  im  drama  erscheinen,  ist  zu  eng, 
ein  echter  Vertreter  erscheint  noch  im  Eifslebischen  ritter  Rinck- 
hardts  (1613).  die  Übersetzung  Georg  Binders  wurde  in  Strafs- 
burg bey  Jacob  Frölich  s..  a.,  ohne  angäbe  des  verf.s  und  ohne 
vorrede,  wider  abgedruckt,  als  ich  (Anz.  xiv  231)  daraus  die  fehl- 
reime mitteilte,  hielt  ich  die  Übersetzung  für  unbekannt,  das 
Berliner  ms.  fol.  700  (Sp.  34  ff)  würde  einmal  eingehende  be- 
trachtung  verdienen,  es  enthält  5  zu  Stekbohren  im  Thurgau 
gespielte  stücke,  die  hs.  weist  auf  das  18  jh.  hin.  zuerst  kommt 
der  Verlorene  söhn,  dann  2)  Historie  von  Isaacs  aufopferung 
in  versen,  gespielt  1629.  3)  Historie,  von  dem  keuschen  Jüngling 
Joseph  in  prosa;  jedesfalls  ist  Grimmeishausens  roman  dabei  be- 
nützt, aber  die  würkliche  vorläge  kenne  ich  nicht,  das  datum 
der  ersten  aufführung  ist  unausgefüllt,  muss  aber  ebenfalls  in 
die  zwanziger  jähre  des  17  jhs.  fallen,  da  die  namen  der  agie- 
renden personen  so  ziemlich  dieselben  wie  bei  1  und  2  sind, 
weitere  aufführungen  fanden  1741  und  1759  statt.  4)  Die  bet- 
schwester  von  Geliert.  5)  Tragico-comödie  von  Johanne  dem 
täufer.  die  vorrede  spricht  von  dem  vor  etwas  zeit  so  beifällig 
aufgenommenen  Joseph,  zu  Ackermann  vgl.  Boltes  publication 
des  Barmherzigen  samariters  (Herrigs  Archiv  77,  302  ft),  in  dem 
die  motive  des  Verl.  sohns  wider  aufgenommen  erscheinen,  den 
hinweis  auf  die  antike  comödie  für  die  plattdeutschen  scenen 
(s.  61  f)  halte  ich  für  überflüssig,  mit  dem  eindringen  des  volks- 
tümlichen elementes  war  die  benützung  komischer  figuren  und 
scenen ,  die  auf  Jahrmärkten  das  publicum  ergetzten ,  gegeben, 
im  16  jh.  bestand,   ebenso  wie   später,   eine   art   volkstümlicher 


SPENGLER    DER  VERLOREINE  SOHN  117 

bühne,   für   die   die   fastnachtspiele   bestätigung  liefern,      solche 
wirkungsvolle  dialectscenen  drangen   eben   ins  drama  ein.     zum 
auftreten  des  vastelabend  in  Nendorfs  stücke  vgl.  Waldis  v.  200  f. 
zur  figur  der  Conscientia  (s.  67)  vgl.  Boltes   einleitung  zum  Dü- 
deschen   schlömer   (Drucke   des  Vereins   für  nd.  Sprachforschung 
in  36).     über  Hollonius   (s.  76)  werde   ich    mich    mit  Sp.  nie 
einigen,     ich  glaube   ihm  vollständig   gerecht  geworden  zu  sein, 
das  nur  bei  Micraelius,  aber  mit  falscher  datierung  (s.  mein  buch 
Shakespeares  Vorspiel  zu  Der  widerspänstigen  Zähmung  s.  21)  ge- 
nannte werk    habe   ich   in  Dresden   aufgefunden:    Ludovici  Hol- 
lonii ,   Poelitianae  ecclesiae  pastoris,  carmina  libri  quatuor.    Ste- 
tini,   lypis   Rhetianis  1616.     die   lateinischen  gedichte  sind  sehr 
fromm  und  phrasenreich,  auch  deutsche  gedichte  finden  sich  wie 
Alles  zur   ehre  gottes   nach    der  melodie   Wie  soll  mir  denn  ge- 
schehen oder  ein  acrostichon  auf  seinen  namen.    ein  lied  beklagt 
den  frühen  tod  von  dichtem  wie  Frischlin    und  Cordus.     seiner 
weltlichen  poesie  hat   er  völlig  abgesagt:    Salus  est  Una  divinas 
celebrare  laudes:    Cetera  nugae!   zum   Sprichwort  vom  esel,   der 
aufs  eis  geht,  vgl.  Waldis  v.  363  ff.    zu  Martinus  Bohemus  (s.  84) 
vgl.  Bolte  Zs.  f.  d.  phil.  20,  84  f.    die  vorahnenden  träume  (s.  96) 
scheinen  aus  dem  Tobiasdrama  einzudringen  (vgl.  Bolte  Zs.  f.  d. 
phil.  21,  479  f).     dass   für   den  verl.  söhn   der   Engländer  eine 
deutsche  quelle  anzunehmen  sei,   hat    Sp.   ziemlich  wahrschein- 
lich gemacht,    vgl.  jetzt  auch  Creizenachs  einleitung  zu  den  Schau- 
spielen der  engl,  comödianten  (Kürschners  Nat.-litt.  bd.23  s. xxviiff. 
l  f).    die  geschichte  des  verl.  sohnes  als  prosaerzählung  im  costiim 
des  kriegs  gibt  Kongehl  Von   dem  ungeratnen  sauswind  (1675?) 
(s.  Bolte  im  Jahrbuch  des  Vereins  für  nd.  sprachf.  xi  162).    für 
die   beratungsscene  der  teufel  (s.  120)   sei   auf  Creizenach,  Der 
älteste  Faustprolog  1887  verwiesen,    warum  Sommers  Übersetzung 
des  Cornelius  relegatus  nicht  einmal  genannt  wird,  weifs  ich  nicht, 
dass  Sp.  in  sein  vorletztes  capitel  seinen  Iglauer  programmaufsatz 
(1886)  wideraufgenommen,  war  gewis  zu  billigen,    die  erste  aus- 
gäbe  von   Lesebergs   Jesus   duodecennis  erschien   bereits    1610, 
s.  Goedeke  u  397.    die  figur  der  Fama  (s.  147)  auch  in  Cramers 
Plagium.    der  bauer,  der  seinen  alten  söhn  in  die  schule  bringen 
will,  erscheint  im  drama  meines  wissens  zuerst  in  Frischlins  Pri- 
scianus  vapulans  als  episode.     über  Thom.  Birck  s.  ESievers  Bei- 
träge x   199  f.      das    'unförmliche'    stück    enthält   doch   manche 
hübsche  comödienscene,  besonders  die  processverhandlung  vor  dem 
richter,    wo    die  geschichte  von  des  esels   schatten  erzählt  wird, 
zum  Heli  vgl.  Holstein  im  Arch.  f.  Ig.  xm  406.  Bolte  Zs.  32,  10. 
Goedeke  n2381.    Adam  Barns  Uhaconicarton  1602  ist  nach  Bolte 
(ADB  xxvn  193)  im   Stoffe    dem    Prodigus -drama   verwandt,     die 
Wanderung  des  Stoffes  in  der  vveltlitteratur  ist  recht  übersichtlich 
ausgefallen,     für  Frankreich  liefert  besonders  Petit  de  Julleville, 
Repertoire  du  th6ätre  comique   en  France  au  moyen  äge  reiche 


118  SPENGLER  DER  VERLORENE  SOHN 

nachlese:  s. 53  Le  desespere,  tragicomedie  pour  exemplaire  d'obeis- 
sance  par  Benoet  du  Lac  (Claude  Bonet)  1595.  Charles  folgt 
Sagesse  und  Vertu,  flieht  Abus  und  Volupte.  Thomas  über- 
lä'sst  sich  schlechter  gesellschaft  und  wird  räuber,  die  ohren 
werden  ihm  abgeschnitten ,  er  tötet  sich  endlich  selbst  unter  Ver- 
wünschungen gegen  seine  eitern,  die  teufel  holen  die  leiche. 
s.  57  L'enfant  de  perdition  1  ausg.  1608.  der  söhn  wird  räuber, 
tötet  seine  eitern,  wird  aber  von  seinen  eigenen  kameraden  aus- 
geplündert und  stirbt  den  teufel  anrufend,  s.  60  Les  enfants 
de  maintenant.  frau  Mignotte  verdirbt  ihre  zwei  söhne  Fignet 
und  Malduict.  diese  folgen  Jabien  zu  Würfel  und  karten  und 
lassen  sich  von  seiner  tochter  Luxure  ausplündern.  Malduict 
kehrt  reuig  um,  Fignet  übergibt  sich  Desespoir  und  Perdition,  die 
ihn  hängen,  eine  aufführung  des  Enfant  prodigue  1504  zu  Laval 
verzeichnet  Petit  s.  57.  eine  reihe  von  holländischen  dramen 
führt  der  Catalogus  of  register  der  nederlandschen  tooneelspel- 
dichteren  1743  an.  s.  6  Asotus  of  den  vertolligen  jongeling, 
treur  bly  eindenspel  1650.  s.  8  Pieter  Bernagie,  Studente-leven. 
kluchtspel  1684.  s.  11  Cornelis  de  Bio,  Den  veriooren  soone 
Osias,  of  bekeerden  sindaar  1689.  s.  45  Fraus  Groen  ,  Veriooren 
zoon  1700.  s.  55  Pieter  Dirks,  Veriooren  zoon.  kluchtsp.  1650. 
s.  79  Jan  Jacob  Mauritius,  Leidsche  Studenteleven  1727.  für 
England  habe  ich  bereits  Anz.  xin  255  auf  Gascoigne  und  Ran- 
dolph  hingewiesen.  1562/63  erhält  Thomas  Colwall  die  druck- 
erlaubnis  für  The  repentance  shewed  by  the  prodigal  child  (Payne 
Collier,  Stationers  -  registers  i  69).  aufser  Brasck  ist  in  Schweden 
noch  Johannes  Gevalius  als  Übersetzer  der  Studeutes  des  Stym- 
melius  1589  zu  nennen,  das  stück  wurde  1640  zu  Aboa  gespielt 
(Klemming,  Sveriges  dramatiska  litteratur  s.  8  und  28). 

Zu  dem  Verzeichnisse  der  aufführungen  habe  ich  nachzu- 
tragen, resp.  zu  ergänzen: 

1535  Binders  Acolast  in  Zürich.  Bächtold  aao.  anm.  s.  58. 
—  1537  wurde  ein  Verlorener  söhn  in  Eger  gespielt,  s.  Alois 
John,  Im  gau  der  Narisker,  Karlsbad  1888,  s.  72.  —  interes- 
sant ist  die  Solothurner  aufführung  vom  jähre  1543.  wie  mir 
mein  freund  privatdocent  dr  Thommen  in  Basel  mitteilt,  ver- 
zeichnet sie  das  Solothurner  Wochenblatt  1810  s.  190  als:  'Co- 
moedie  von  dem  verlorenen  söhn,  gedruckt  Strafsburg,  bey  Jacob 
Fröhlich.'  wir  haben  also  für  den  Strafsburger  nachdruck  des 
Binderschen  Stückes  einen  terminus  ad  quem.  —  1546  wurde  ein 
Verl.  söhn  in  Strafsburg  als  bettelcomödie  erlaubt  (JCrüger  in 
der  Festschrift  zur  feier  des  350jährigen  bestehens  des  prot. 
^ymn.  i  305  ff).  —  die  aufführung  Basel  1568  bestätigt  Burck- 
liardt:  Beiträge  zur  geschichte  Basels  1839  s.  169 — 211.  — 
1570/71  wurde  zu  Zürich  ein  Verlorener  söhn  gespielt  (Bächtold 
aao.  anm.  s.  60).  —  Bartfeld  1571,  s.  Abel,  Ung.  revue  iv  649.  — 
1573  wurde  zu  Bern  Rassers  Kinderzucht  gespielt  (Bächtold).  — 


SPENGLER  DER  VERLORENE  SOHN  119 

1579  zu  Ölten  Schertvvegs  Bigandus  (Bächtold  aao.  s.  60).  im 
texte  s.  369  teilt  B.  über  dieses  unbetitelte  stück  mit,  dass  es  ein 
knabenspiegel  aus  der  schule  Wickrams  ist  (vgl.  Goedeke  u  352).  — 
1588  4  sept.  gab  Samuel  Ochs  (Bovillus)  zu  SchalThausen  einen 
Verlorenen  söhn,  der  sich  handschriftlich  in  SchalThausen  be- 
findet. Bächtold  aao.  anm.  s.  64.  —  vor  1592  brachte  Kirchhof 
einen  Verl.  söhn  zur  auffuhrung  (Goedeke  n2  366).  —  zu  Nörd- 
lingen  1587,  1593,  1606.  s.  Arch.  f.  lg.  xin  51.  70.  xrv  71.  — 
1609  wurde  ein  Asotus  in  Lüneburg  eingereicht,  s.  Gaedertz, 
Archivalische  nachrichten  über  die  theaterzustände  von  Hildesheim, 
Lübeck,  Lüneburg  s.  67.  —  zur  Grazer  aufführung  von  1609 
und  1630  vgl.  Quindecim  lustra  universitatis  Graecensis,  lustr.  v 
p.  71  uud  lustr.  ix — xi  p.  22.  —  eine  Amberger  auffuhrung  von 
1629  uud  von  1663,  letztere  unter  dem  titel:  Prodigus  Anony- 
mus, Damnatus,  Absolutus  nenut  Metteuleitner,  Musikgeschichte 
der  Oberpfalz  s.  95  uud  96.  —  die  1647  in  Brieg  geplante  auf- 
führung der  Dyscoli  des  Schonaeus  unterblieb,  s.  Schönwälder 
und  Guttmauü,  Geschichte  des  gymnas.  zu  Brieg  s.  129. 

Sinnstörende  druckfehler  sind:  s.  124  z.  5  v.  u.  1634  für 
1534,  s.  145  Lüleuch  für  Lübeck,  s.  173  Reiuiger  für  Heiniger. 
Sp.  hat  die  absieht,  die  übrigen  biblischen  dramen  des  16  jhs. 
nach  Stoffgruppen  zu  untersuchen,  das  Tobias -drama  soll  von 
anderer  seite  iu  angriff  genommen  worden  sein,  für  das  alte 
testament  bleibt  Rothschilds  Mystere  du  vieil  testament  ein  höchst 
schätzenswerter  führer.  hoffentlich  legt  uns  Picots  fleifs  bald 
den  sechsten  und  letzten  band,  der  ua.  die  Susannen -dramen 
registrieren  wird ,  vor.  möge  Sp.  bald  in  die  läge  kommen,  sein 
versprechen  halten  zu  können;  den  befähigungsnachweis  hat  er 
im  vollsten  mafse  erbracht. 

Wien,  im  juni  1889.  Alexander   von    Weilen. 


Zur  kritik  und  metrik  der  Ham{)ismal  von  Wilhelm  Ranisch.    inaugural-dis- 
sertation.     Berlin,  Mayer  &  Müller,  1833.    81  ss.    8°. 

Die  abhandlung  beschäftigt  sich  von  s.  3  — 15  mit  der  höhereu 
kritik  des  gedichtes,  von  s.  15  —  29  mit  dem  Verhältnis  der 
Hamdhismal  zu  der  sagengestalt  in  der  Ragnarsdrapa,  Gudhrunar- 
hvöt,  Völsunga  saga,  Snorris  Skaldskaparmal  und  Saxo  gram- 
maticus,  der  schluss  s.  30 — 81  ist  metrischen  Untersuchungen 
gewidmet,  in  denen  ua.  die  elision  s.  32  ff,  die  verschleifung 
s.  37  ff,  der  Sieverssche  typus  E  2  s.  45  ff  zur  spräche  kommen. 
in  einem  textabdruck  s.  68  ff  wird  durch  die  beigeschriebenen 
buchstaben  der  Sieversschen  typen  das  metrische  schema  des  ganzen 
gedichtes  zur  anschauung  gebracht,  und  von  s.  74  ab  versucht  es 
der  verf.,  durch  vergleichung  der  metrischen  eigentümlichkeiten 
unseres    gedichts   mit  denen   anderer,   deren  entstehungszeit  be- 


120  RAMSCH    ZUR  KRITIK  UND  METRIK  DER  HAMpISMAL 

kannt  ist,  eine  chroDologie  desselben  zu  gewinnen.  R.  kommt 
zu  dem  resultate,  dass  die  Hamdhismal  das  älteste  unter  jenen 
gedichten  seien,  welche  den  fiinfsilbler  bevorzugen  und  deshalb 
malahattlieder  genannt  werden,  also  älter  als  die  Eiriksmal,  welche 
c.  954,  und  Eyvinds  Hakonarmal,  welche  c.  961  entstanden  sind, 
die  berechtigung,  die  metrische  gestalt  der  Hamdhismal  für  alter- 
tümlicher zu  erklären  als  die  der  Eiriks-  und  Hakonarmal,  gewinnt 
R.  durch  den  nachweis,  dass  die  von  der  metrik  geforderten 
sprachformen  der  malahattverse  ebenso  alt  sind  als  jene,  welche 
von  den  ältesten  kvidhuhattversen,  den  viersilblern,  gefordert 
werden,  dass  demnach  von  haus  aus  wahrscheinlich  keine  strenge 
Scheidung  des  malahatt-  und  kvidhuhatttypus  bestand,  sondern 
aus  einer  metrischen  gestalt,  welche  beide  formen  gleichberechtigt 
zuliefs,  einerseits  gedichle  mit  durchgeführtem  viersilbler  ent- 
standen, andererseits  solche  mit  durchgeführtem  fiinfsilbler.  die 
tatsachen  scheinen  sich  durch  diese  ansprechende  Vermutung  am 
leichtesten  zu  erklären,  ist  sie,  wie  es  scheint,  richtig,  so  wird 
den  versuchen  Bugges  im  siebenten  bände  der  Zs.  f.  d.  phil.,  welche 
auf  der  annähme  beruhen,  dass  die  kvidhuhattstrophen  der  Ham- 
dhismal älter  seien  als  die  malahattstrophen,  der  boden  entzogen. 
Weniger  als  der  metrische  teil  der  abhandlung  befriedigt  der 
kritische,  obwol  R.  hier  und  da  den  überlieferten  text  vor 
gewaltsamen  restaurationen  zu  schützen  bemüht  ist,  so  versäumt 
er  es  doch  an  anderen  stellen,  welche  dem  Verständnis  anstofs 
geben,  alle  möglichkeiten  der  erklärung  zu  erschöpfen,  gleich 
von  der  ersten  Strophe1  s.  3  heifst  es,  sie  sei  überflüssig  und 
der  gedanke  der  zweiten  strophenhälfle  trivial,  letzteres  kann 
ich  nicht  finden,  dass  bekümmerten  menschen  der  augenblick 
morgendlichen  erwachens  ihren  kummer  in  greller  deutlichkeit 
vor  die  äugen  stellt,  ist  eine  richtige  psychologische  beobachtung, 
wenn  auch  vielleicht  nur  für  die  auf  ein  erlittenes  leid  unmittel- 
bar folgende  zeit,  aber  kein  gemeinplalz,  und  die  entbehrlichkeit 
ist  kein  giund  zur  ausscheidung.  nur  die  metrische  auffälligkeit, 
welche  R.  auch  hervorhebt,  dass  diese  Strophe  allein  unter  allen 
anderen  den  reinen  typus  des  viersilblers  zeigt,  verbunden  mit 
der  beobachtung,  dass  sonst  solche  ganz  abstracte  andeulungen 
des  inhalts  sprutto  —  tregnar  idir  und  reflexionen  wie  die  eben  be- 
sprochene in  den  Eddaliedern  und  ihren  verwandten  nicht  vor- 
kommen, geben  vielleicht  ein  recht,  die  Strophe  auszuscheiden, 
obwol  die  metrische  besondeiheit  im  anfang  des  gedichts  in  dem 
gebrauche  der  metrischen  runeninschriften  ihre  analogie  hätte, 
welche  gerade  im  anfang  gern  einen  dreisilbigen  vers  setzen, 
s.  Rrate  Antiqvariek  tidskrift  für  Sverige  10,307.  —  die  aufreizende 
rede  Gudhruns  ist  jedesfalls  unvollständig,  es  fehlt  der  in  der 
parallelerzählung,  Gudhrunarhvöt  str.  3,  vorkommende  hinweis 
auf  Gunnarr   und  Högni ,   den    ihr  Hamdhir   in   den  Hamdhismal 

1  ich  citiere  nach  Bugges  Eddaausgabe. 


•      RAMSCH    ZUR  KRITIK  UI\D  METRIK  DER  HAMblSMAL  121 

str.  6.  7  wie  in  Gudhrunarhvöt  str.  4  als  unpassend  vorhält,  des- 
halb ist  es  sehr  mislich,  in  dieser  verstümmelten  rede  Gudhruns 
eine  slrophe  als  den  Zusammenhang  störend  auszuscheiden,  wie 
dies  R.  mit  str.  5  tut,  s.  5.  wir  kennen  eben  diesen  Zusammen- 
hang nicht,  auch  auf  die  breite  ausführung  dieser  klagerede 
darf  man  sieh  nicht  berufen,  sie  kehrt  in  str.  20  bei  der  vir- 
tuosen beschreibung  von  Jörmunrekks  trunkener  Zuversicht  wider. 
—  auch  str.  8  soll  unecht  sein,  R.  s.  5,  denn  es  werde  hier  Ham- 
dhir  ein  gedanke  in  den  mund  gelegt,  den  später  Sörli  mit  der  aus- 
drücklichen angäbe,  er  werde  etwas  neues  sagen,  vorbringt  str.  9, 
und  der  dem  character  Hamdhirs  widerspreche;  aufserdem  sei  der 
vers  8,  4  schlecht  pat  vas  per  enn  verra  mit  der  allitteration  auf 
enn  statt,  wie  es  der  sinn  verlange,  auf  per.  gleich  das  letzte  aus 
Rugges  anmerkung  stammende  argument  ist  fraglich,  es  heifstS,  1  ff, 
nachdem  Hamdhir  str.  7  seine  mutter  an  Sigurdhs  ermordung  erinnert 
hatte:    Alla  pöttiz  pu  slripa  at  Erps  mordi 

oc  at  Eitils  aldrlayi:  pät  var  per  enn  verra. 

der  letzte  halbvers  braucht  nicht  zu  bedeuten:  'das  war  für  dich 
noch  schlimmer  als  für  Atli',  es  kann  auch  gemeint  sein:  'das 
war  für  dich  noch  schlimmer  als  für  Atli'.  —  enn  'noch'  wird 
auch  sonst  zur  einzigen  allitteration  verwendet,  Havamal  46,  1, 
Vegtamskvidha  8,  4.  10,  4.  12,  4.  —  dass  Sörli  einfach  den  ge- 
danken  Hamdhirs,  die  mutter  bringe  sich  durch  ihre  rachbegier 
nur  selbst  schaden,  widerholte,  nachdem  er  gesagt  hat,  str.  9,  5: 

orz  pikkir  enn  vant  ycro  hvdro, 

wäre  allerdings  auffallend,  aber  ich  glaube,  die  gedankenfolge 
Hamdhismal  6 — 10  verglichen  mit  Gudhrunarhvöt  3  —  5  ist  eine 
andere  als  R.  annimmt.  Gudhrun  wirft  den  söhnen  vor,  sie 
seien  nicht  so  tapfer  als  ihre  brüder  Gunnarr  und  Högni ,  sonst 
würden  sie  die  Schwester  rächen,  der  gedanke  ist  Gudhru- 
narhvöt 3  mit  dem  vollen  ausdruck  des  familienstolzes  und  der 
schwesterliebe  ausgesprochen,  darauf  antwortet  Hamdhir:  diese 
liebe  zu  deinen  brüdern  war  übel  bewaudt,  einmal  weil  sie  dir 
deinen  mann  getötet  haben,  und  dann  weil  du  in  deiner  blinden 
liebe  zu  ihnen  eine  so  greuliche  räche  für  ihren  tod  genommen 
hast,  eine  räche,  die  dich  noch  mehr  getroffen  hat  als  ihren 
mörder.  die  zweckwidrige  räche  an  Attila  wird  von  Hamdhir 
nicht  als  eine  Warnung,  dass  es  ihr  bei  dem  versuch,  die  tochter 
an  Jörmunrekkr  zu  rächen,  ebenso  gehen  werde,  angeführt,  son- 
dern als  ein  symptom  ihrer  unvernünftigen  liebe  zu  den  brüdern. 
v  eiche  sie  den  söhnen  als  muster  hingestellt  hat.  s.  Völsungn 
saga  1S4,  29  ed.  Bugge:  Litt  lofadir  pu  Gvnnar  ok  Höyna,  pa 
er  peir  dräpu  Siyurd,  ok  pu  vart  rodin  i  hans  blödi,  ok  ülar 
väru  J)inar  biadra  hefndir,  er  pü  drapl  sona  pina.  —  der  satz, 
mit  dem  Hamdhir  seine  rede  schliffst,  Hamdhisnial  8,  5  ff 
svd  scyldi  hverr  avprom  verja  lil  aldrlaga 

sverpi  särbeito,  at  ser  ne  striddif,\ 


122  RANISCH    ZUR  KRITIK   UND  METRIK  DER  HAMJDISMAL 

ist  nicht  eine  warnung,  welche  nur  den  sinn  haben  könnte, 
Gudhrun  möge  nicht  bei  dem  versuche,  die  tochter  an  Jörmun- 
rekkr  zu  rächen ,  das  leben  der  söhne  aufs  spiel  setzen ,  sondern 
nur  eine  kritik  der  von  Gudhrun  für  die  briider  au  Attila  ge- 
nommenen räche ,  wofür  auch  der  ausdruck  verja  sverpi  sdrbeito, 
was  auf  eigene  handhabung  des  Schwertes  hinweist,  spricht,  auf 
diesen  directen,  gegen  die  mutter  ausgesprochenen  tadel  beziehen 
sich  dann  gut  die  worte  Sörlis  Hamdhismal  9,  3  vilkat  ec  vid 
mdpur  mdlom  scipta.  was  dieser  dann  als  neuen  gedankeu  den 
von  der  mutter  und  dem  bruder  ausgesprochenen  hinzufügt,  ist 
die  prophezeiung,  dass  er  und  sein  bruder  bei  dieser  Unter- 
nehmung den  tod  finden  werden.  —  der  gedauke,  dass  Gudhrun 
in  ihrem  mafslosen  rachedurst  wider  sich  selbst  leid  bereiten 
werde,  liegt  allerdings  in  den  genannten  Strophen,  aber  er  wird 
nicht  bewust  und  absichtlich  von  den  söhnen  ausgesprochen, 
sondern  in  kunstvoller  weise  von  dem  dichter  dem  leser,  der  ja 
wie  der  dichter  den  verlauf  der  begebenheiten  kennt,  zum  be- 
wustsein  gebracht.  —  den  schluss  aus  dem  character  Hamdhirs, 
dessen  grofsem  sinn  es  übel  anstünde,  noch  von  der  tötung  der 
söhne  Gudhruns  und  Atlis  'einiges  auszuplaudern'  und  ihr  'mit 
einer  sentenz  aufzuwarten',  wird  R.  wol  selbst  nicht  für  zwiugend 
halten. 

Mit  Grundtvig  und  Bugge  stimmt  dann  R.  in  der  ansieht 
iiberein,  dass  str.  14  in  der  hs.  mit  unrecht  zwischen  str.  11 
und  12  gesetzt  worden  sei.  aber  wenn  man  str.  14  nach  12 
und  13  setzt,  in  welchen  das  gespräch  Hamdhirs  und  Sörlis 
mit  ihrem  bruder  Erpr  erzählt  wird,  so  kann  der  dichter  ein- 
mal Erps  replik  in  str.  14  nicht  mittet  qvap  pat  Erpr  einu  sinnt 
einleiten,  und  dann  passt  die  replik  gar  nicht.  Erpr  sagt 
4,  btilt  er  blaupom  hol  brautir  kenna.  das  könnte  doch  nur  ge- 
sagt werden,  wenu  die  bruder  ihn  vorher  um  den  weg  gefragt 
hätten,  einer  Umsetzung,  welche  solche  Schwierigkeiten  künst- 
lich erzeugt,  ist  jedesfalls  die  urkundliche  Strophenfolge  mit  ihren 
wenigstens  überlieferten  Schwierigkeiten  vorzuziehen,  diese  lassen 
sich  aber,  glaube  ich,  z.  t.  beheben,  wenn  man  die  präterita  der 
str.  14  als  plusquamperfecla  fasst.  die  bruder  Hamdhir  und  Erpr 
sind  auf  dem  wege  zu  Jörmunrekkr.  bevor  nun  der  dichter  ihre 
begegnung  mit  dem  dritten  bruder  Erpr  auf  der  strafse  erzählt, 
greift  er  zurück,  um  die  gereiztheit  Hamdhirs  und  Sörlis  zu  er- 
klären, welche  sie  bei  dem  anerbieten  Erps,  ihnen  zu  helfen, 
an  den  tag  legen.  Erpr  hatte  nämlich  bei  einer  früheren  gelegen- 
heit^ä  —  einu  sinni,  —  natürlich  als  sie  ihn  um  den  weg  fragten, 
mit  dem  oben  citierten  beleidigenden  ausdruck  geantwortet  und  war 
von  ihnen  dafür  bastard  genannt  worden  14, 7  f:  köpo  harpan  mjok 
hornung  vera.  über  die  Verwendung  des  Präteritums  als  plus- 
«(uamperfectum  s.  Lund,  Ordföjningslsere  §111  anm.  2,  Wisen, 
Ordfogningeu   i   deu   äldre  Eddau  s.  64;   s.  auch  Kormaks   saga 


RAMSCH    ZUR  KRITIK  UND  METRIK  DER  HAMpISMAL  123 

ed.  Möbius  3,  23  f.  21,22 — 24.  dieses  zurückgreifen  der  erzählung 
und  die  dunkelheit  der  anspielung  ist  allerdings  auffällig;  aber 
sie  geben  uns  kein  recht  zur  conjectur. 

Dagegen  behält  R.  str.  22  mit  recht  an  der  stelle,  wo  sie 
die  hs.  überliefert  hat,  gegenüber  Bugges  versuch,  sie  umzu- 
stellen. R.  hätte  Bugge  nicht  einmal  das  zugeben  sollen,  dass 
'eine  derartige  episode  mit  einer  sonst  unbekannten  und  in 
die  handlung  nicht  eingreifenden  person,  die  nur  um  eine  be- 
merkung  zu  machen  auftrete',  wenig  wahrscheinlich  sei.  neben- 
personen  kommen  ja  sonst  in  Eddagedichten  auch  vor,  s.  Geitir 
in  der  Gripisspa,  die  magd  in  der  zweiten  Helgakvidha  Hundings- 
baua,  der  hirt  in  Skirnismal,  die  frau  in  der  Hymiskvidha,  und 
dass  ihre  worte  eine  blofse  bemerkung  enthalten  sollen,  ist  nicht 
wahrscheinlich,  sie  richtet  ihre  worte  an  mang  penna,  das  kann 
nur  einer  der  brüder,  Hamdhir  oder  Sörli  sein,  wahrschein- 
lich ist  vorher  eine  Strophe  ausgefallen ,  in  welcher  die  ankunft 
der  brüder  vor  dem  königsschlosse  Ermanarichs  erzählt  worden 
war.  Hrodhrglödh,  wer  immer  sie  war,  sah  von  dem  schubfenster 
aus,  s.  Cleasby-Vigfusson  hledi,  hleri,  die  kommenden  und  warnt 
sie,  indem  sie  ihnen  die  Unmöglichkeit  vor  äugen  stellt,  eine 
solche  überzahl  zu  bewältigen,  ihre  ersten  worte  sind  allerdings 
dunkel  und  sicher  verderbt: 

pviat  pat  (oder  pvi)  hetta  at  hlypigi  myni. 

ich   vermute  pd  it  pvi  hcettida ,  at  hlydigt  myni 

'ihr  waget  jetzt  nicht  etwas  solches,  das  euch  gelingen  könnte.' 
s.  die  notwendige  conjectur  pd  it  für  das  überlieferte  pviat  in 
Gripisspa  37,  5.  —  die  angenommene  bedeutung  von  hlydigr, 
-ugr  ist  allerdings  nicht  überliefert,  aber  bei  der  bekannten  des 
verbums  hlyda  nicht  unwahrscheinlich,  man  könnte  auch  vor- 
schlagen pd  it  pvi  hcettid,  at  hlydigtki  myni, 
was  mir  aber  wegen  des  hslichen  hetta  für  das  verständliche  hcettid 
weniger  wahrscheinlich  vorkommt. 

Auch  s.  26  f  schützt  R.  unser  gedieht  gegen  Bugges  Vor- 
schlag, ihm  eine  Strophe  der  Atlakvidha  einzuverleiben,  mit  guten 
gründen. 

Richtig  ist  wol  auch  die  Streichung  der  worte  ä  maurom  'zu 
pferde'  str.  10,  7,  und  die  bemerkung,  dass  das  anerbieten  Erps, 
den  brüdern  zu  helfen  wie  ein  fufs  dem  anderen,  auf  einem  alten 
Sprichwort  beruhe,  es  muss  weit  verbreitet  gewesen  sein  ;  s.  Böth- 
lingk,  Indische  Sprüche  3,  320 

sahdyena  vind  naiva  kdryam  kimapi  sidhyati: 
ekena  caranendpi  gatih  kasya  pravartate? 
'ohne   einen   gefäbrten  kommt   kein  werk    zu  stände:    wer    geht 
auch  mit  einem  fufsc  allein?' 

Eine  Schwierigkeit  oder  dunkelheit  ist  nicht  hervorgehoben, 
auch  nicht  von  Bugge  Zs.  f.  d.  pbil.  7,  401,  warum  die  brüder 
sich  erst  str.  16  rüsten,  nachdem  sie  schon  einen  teil  der  reise 


124  RAMSCH    ZUR  KRITIK  UND  METRIK  DER  HABlblSMAL 

zu  pferde  zurückgelegt  und  Erpr  getötet  haben,  man  muss  an- 
nehmen, dass  sie  die  kostbaren  rüstungen,  s.  Völsunga  saga  186,  1 
(ed.  Bugge),  in  einem  packe  bei  sich  gehabt  haben. 

Gut  ist  die  beobachtung  s.  26,  dass  in  der  parallelerzählung 
Saxos  von  den  hellespontischen  briidern  der  conflict  mit  Erpr 
angedeutet  scheint,  414  ed.  Müller,  wenn  auch  ganz  aus  dem 
persönlichen  ins  politische  umgebildet:  contigit  autern,  ut  Hel- 
lespontici,  praedae  partüionem  acturi,  magnam  suorum  manum  pe- 
culatus  insimulatam  occiderent. 

Wien,  mai  1889.  Heinzel. 


Orvar-Odds  saga  herausgegeben  von  RCBoer.    Leiden,  Brill,  1888.    ni  und 
220  ss.     8°. 

Wie  der  herausgeber  im  Vorwort  selbst  hervorhebt,  sind  die 
Fornaldar  sögur  bisher  stark  vernachlässigt  worden,  obwol  die 
gemeingermauischen  oder  europäischen  sagen  und  motive,  welche 
sie  neben  ausschliefslich  nordischen  enthalten,  sie  der  aufmerk- 
samkeit  der  nichtskandinavischen  germanisten  hätten  empfehlen 
können,  um  so  erfreulicher  ist  es,  dass  dies  jetzt  anders  zu 
werden  scheint,  und  der  erste  versuch,  den  nach  Bugge  Boer, 
ein  schüler  Symons,  auf  diesem  gebiete  gemacht  hat,  ist  so  wol 
gelungen  und  hat  zu  so  schönen  resultaten  geführt,  dass  wir 
nur  den  wünsch  aussprechen  können,  es  möge  sowol  er  selbst 
seine  arbeiten  auf  diesem  gebiete  fortsetzen,  als  auch  andere 
jüngere  gelehrte  durch  sein  beispiel  zu  gleicher  tätigkeit  veran- 
lasst werden,  gerade  für  die  germanische  sagengeschichte  ist  es 
ja  von  grofsem  wert  zu  wissen ,  welche  der  verschiedenen  fas- 
sungen,  in  welchen  die  sagen  oft  vorliegen ,  die  älteste  sei,  und 
wie  sich  die  anderen  dazu  verhalten. 

In  der  beantwortung  dieser  fragen  betreffs  der  Örvar- Odds 
saga  liegt  auch  das  hauptsächliche  verdienst  von  Boers  ausgäbe. 
in  den  Fornaldar  sögur  war  u  159  die  hs.  A  zu  gründe  gelegt 
worden,  eine  nach  Boers  Untersuchungen  ganz  junge  und  inter- 
polierte form  einer  recension,  deren  bester  repräsentant,  die 
hs.  M,  selbst  gegen  die  andere  recension,  deren  eine  hs.  die  For- 
naldar sögur  u  504  ff  in  einem  kleiner  gedruckten  anhang  bringen, 
zurücksteht,  in  Boers  ausgäbe  stehen  wie  billig  die  texte  von 
M  und  S  seite  für  seite  einander  gegenüber  und  die  verschie- 
denen Umformungen  und  interpolationen  in  den  hss.  der  recension 
als  lesarten  unter  dem  lext. 

Die  Untersuchungen  über  die  hss.  sind  ausführlich  und  mit 
reichlich  abgedruckten  belegen  und  vielen  Verweisungen  vor- 
getragen, und  das  resultat  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
richtig;  wenn  auch  wie  in  allen  derartigen  Untersuchungen  einige 


ORVAR-ODDS    SAGA  ED.  BOER  125 

c 

dunkle  puncte  übrig  bleiben,  an  einer  stelle  aber  scheint  die 
Unklarheit  durch  den  verf.  hineingetragen,  nachdem  s.  xvm  anm. 
bewiesen  worden,  dass  die  hss.  ABE  durch  gemeinschaftliche 
interpolationen  und  fehler  in  eine  gruppe  gehören,  die  in  irgend 
einem  abhängigkeitsverhältnis  zu  der  älteren  und  besseren  redac- 
tion  von  M  steht ,  soll  s.  xxvi  innerhalb  ABE  die  nähere  Zu- 
sammengehörigkeit von  AB  dargetan  werden,  zu  dem  behufe 
werden  stellen  angeführt,  in  welchen  sich  A  zu  B,  E  zu  M  stellt, 
es  sind  meist  stellen,  in  denen  blofs  nach  dem  Wortlaut  zu 
urteilen  sowol  AB  als  EM  das  richtige  haben  könnten;  zb.  4,20: 
svd  er  mer  gefit  —  at  ek  vilda  piggja  af  ydr  nokkurn  virdin- 
garhlut  AB,  in  EM  dasselbe,  nur  svd  er  fallit  statt  svd  er  mer 
gefit.  wie  zur  entschuldigung  dafür  sagt  Boer  s.  xxvn  'nur  wenige 
der  besprochenen  stellen  wären  an  und  für  sich  zwingend,  die  an- 
zahl  aber,  die  sich  leicht  vermehren  lässt,  entscheidet.'  aber  wenn 
es  wahr  ist,  was  Boer  hier  voraussetzt,  dass  ABE  eine  durch 
abweichungen  vom  ursprünglichen  zusammengehörige  gruppe  und 
von- einer  mit  M  nahe  verwandten  abgeleitete  gruppe  bildet,  so 
müssen,  vom  zufall  abgesehen,  auch  die  an  sich,  d.  i.  dem  Wort- 
laut nach  unverdächtigen  stellen,  in  denen  AB  von  EM  abweicht, 
als  änderungen  einer  gruppe  AB  betrachtet  werden. 

Ein  offenbares  versehen  ist  die  Verwertung  der  stelle  22,  21  ff 
s.  vii  zum  nachweis  der  gruppe  MEAB  gegenüber  der  hs.  S. 
Gudhmundr  hat  geträumt,  dass  ein  bär  um  die  insel  Hrafnista 
liege  und  die  schiffe  bedrohe.  Sigurdhr  sagt  darauf  in  S: 
pat  er  audscett ,  at  dt/r  petta  er  fylgja  Odds,  frcenda  vdrs,  ok 
ülfhugr  sä,  er  hann  hefir  d  oss,  —  in  AB  heifst  es:  pat  cetla  ek, 
segir  Sigurdr,  at  hann  (der  träum)  purfi  litla  rddning,  Jjviat  par 
er  per  pölti  bjarndyrit  liggja  svd  grimmligt,  at  per  pötti  oll  hdrin 
horfa  fr  am  dpvi,  ok  pü  hugdir,  at  pat  mundi  sekkva  skipunum, 
pat  se  ek  gleggt,  at  pat  er  fylgja  Odds,  framda  okkar,  ok  muri 
kann  vera  okkrreidr;  ok  muri  pat  vera  ülfhugr  sä,  sem  per  pötti 
at  dgrit  hefdi  d  okkr.  die  fassung  der  rede  ist  hier  ausführ- 
licher als  in  S,  aber  es  ist  nichts  gegen  sie  einzuwenden,  in 
E  fehlt  gegenüber  AB  nur  die  anspielung  auf  die  gesträubten 
haare  des  baren  und  der  satz  ok  muri  hann  vera  reidr  okkr,  der 
auch  nicht  unbedingt  nötig  ist,  da  Gudhmundr  und  Sigurdhr 
ohnedies  wissen  können,  dass  Oddr  durch  ihre  Weigerung,  ihn  auf 
die  fahrt  mitzunehmen,  beleidigt  ist.  also  auch  die  fassung  der 
stelle  in  E  gibt  keinen  anstofs.  was  M  bietet,  ist  aber  allerdings 
unsinn,  denn  abgesehen  von  kleinen  abweichungen  hat  diese  hs. 
nach  dem  satze  at  pat  mun  vera  fylgja  Odds,  frcenda  okkars  noch 
die  worte  pessi  hinn  störi  bjorn  statt  des  ok  in  AB,  sodass  der 
träum  von  dem  zornigen  baren  nicht  eine  hindeutung  auf  den 
zornigen  Oddr  sondern  auf  den  zornigen  hären  selbst  enthält, 
die  stelle  ist  also  nur  als  beweis  für  selbständige  änderungen  der 
hs.  M    zu    verwenden,    die  ja    nach   Boers   Stammbaum    s.  xxxiv 


126  ORVAR-ODDS    SAGA  ED.  BOER 

nicht  selbst  die  vorläge  von  ABE,  sondern  nur  nahe  verwandt 
mit  einer  verlorenen  war,  die  er  a  nennt,  aus  der  dann  mittelbar 
ABE  geflossen  sind.  —  ganz  ähnlich  verhält  es  sich  mit  der  s.  ix 
angeführten  stelle  40,  7  ff.  auch  hier  haben  AB  zwar  etwas 
anderen  Wortlaut  als  S,  aber  was  sie  bieten,  ist  ganz  gut,  und 
könnte  ebenso  ursprünglich  sein  als  S.  —  nur  M  hat  durch  Zu- 
sätze, E  durch  auslassung  etwas  unsinniges  hineingebracht. 

Zur  characteristik  von  S,  s.  xxiv,  wären  Cederschiölds  be- 
merkungen  in  der  vorrede  zu  den  Fornsögur  sudhrlanda  s.  xciv 
anm.  1  zu  verwerten  gewesen,  aus  denen  hervorzugehen  scheint, 
dass  die  redaction  S  der  Örvar-Odds  saga  durch  die  in  derselben 
hs.  enthaltene  Magus  saga  beeinflusst  worden  ist.  auch  eine  ab- 
weichung  der  hs.  S  vom  ursprünglichen  scheint  es  zu  sein,  wenn 
statt  der  namen  Gydja  Gyda  steht  und  die  bezeichnung  dieses 
weiblichen  Unholds  als  hofgydjan  180,  10  fehlt,  es  ist  doch 
sicher  ein  den  tempelgöttinuen  Thorgerdhr  und  Irpa  —  s.  Detter 
Zs.  32,  394  —  verwandtes  wesen,  s.  179,  11,  in  M  wird  ihr 
auch  pfeileschiefsen  aus  jedem  flnger  zugeschrieben  180,  11.  — 
ebenso  hätte  Detters  nachweis,  dass  die  begegnung  Odds  mit 
Jalkr  ganz  der  Ketill  hsengs,  seines  grofsvaters,  mit  Bruni  ent- 
spricht Zs.  32,  449  ff,  Boers  annähme,  dass  das  abenteuer  im 
Bjalkaland  schon  sehr  früh,  vor  der  uns  erhaltenen  Überlieferung, 
umgeformt  worden  sei,  stützen  können,  aber  Detters  abhand- 
lung  wird  Boer  wol  noch  nicht  vorgelegen  haben. 

Sehr  eingehend  hat  Boer  das  Verhältnis  der  sevidrapa  zur 
saga  behandelt  und  ist  s.  xvu  zu  dem  resultat  gekommen, 
dass  die  saga  ursprünglich  nur  lausavisur,  in  denen  Oddr  von 
seinen  taten  spricht,  im  text  gehabt  habe,  aber  keine  sevidrapa 
am  schluss,  —  nur  die  nachricht,  dass  Oddr  eine  solche  gedichtet 
habe,  so  in  S.  durch  Zusammenfassung  und  interpolierung  der 
lausavisur,  welche  Oddr  selbst  spricht,  sei  dann  eine  sevidrapa 
zu  stände  gekommeu  und  Oddr  am  schluss  der  saga  als  eine  art 
autobiographie  in  den  mund  gelegt  worden,  so  in  der  gruppe, 
deren  repräsentant  M  ist.  Boer  hätte  hinzufügen  können:  des- 
halb wurden  in  dieser  redaction  Odds  lausavisur,  die  zur  sevi- 
drapa benutzt  wurden ,  im  text  ausgelassen,  was  notwendig  war, 
wenn  nicht  ein  Widerspruch  mit  dem  schluss  vonM,  194,  13  ff, 
dem  sinne  nach  gleich  dem  schluss  von  S,  195,  6 ff,  entstehen 
sollte,  en  pö  skal  ek  ädr  yrkja  kvcedi  um  cbvi  mina.  Sldan  tekr 
hann  tu  kvcedis  sagt  ja  deutlich,  dass  Oddr  erst  jetzt  jene  verse 
machte,  die  ihm  in  S  schon  im  text  der  erzählung  bei  den  be- 
treffenden begebenheiten  in  den  mund  gelegt  wurden. 

Woher  die  lausavisur  stammen,  ob  der  sagaschreiber  sie  ver- 
fasst  oder  vorgefunden  habe,  darüber  gibt  Boer  keine  entschei- 
dung,  s.  xx  hält  er  beides  für  möglich,  aber  wenn  er  sie 
vorgefunden  hat,  so  ist  der  daselbst  ausgesprochene  kritische 
grundsatz  nicht  zu  billigen,  dass  jener  text  den  vorzug  verdiene, 


ORVAR-ODDS    SAGA  ED.  BOER  127 

c 

welcher  am  besten  zu  den  versen  stimme,  sie  brauchen  ja  nicht 
die  einzige  quelle  für  die  erzählte  begebenheit  zu  sein,  der  saga- 
schreiber  konnte  sich  an  eine  prosaische  erzählung  über  dieselbe, 
wie  an  ein  par  verse  erinnern ,  die  ihm  auch  darauf  zu  gehen 
schienen,  dabei  können  misverständnisse  der  verse  unterlaufen 
und  Vernachlässigung  der  unterschiede,  welche  sich  zwischen  der 
prosaischen  und  poetischen  tradition  finden;  s.  Anz.  xiv  46. 

Mir  ist  das  Verhältnis  der  aevidrapa  zu  der  saga  nicht  klar, 
weil  spuren  einer  solchen  in  zwei  lausavisur  des  textes  vorzu- 
kommen scheinen,  welche  nicht  in  den  vorhandenen  text  der 
«vidrapa  am  schluss  aufgenommen  worden  sind,  wenn  Oddr 
bei  dem  kämpfe  auf  Samsey  98,  14  und  Hervarar  saga  302,  25 
(Bugge)  beim  herannahen  von  Angantyrs  berserkern  sagt: 
pä  var  mer  ötti  einu  sinnt, 

er  peir  grenjandi  gengu  of  oskum 

ok  emjandi  i  ey  stigu, 

so  passt  seine  ausdrucksweise  für  eine  ausführlichere   sevidrapa, 
aber  nicht  für  eine  improvisation  während  des  ereignisses  selbst 
—  ok  pd  kvad  kann  stoku  pessa  Örv.  s.,  pa  quad  Oddr  Herv.  s. 
ebenso  wenn  nach  den  versen  Hjalmars,  in  denen  dieser  die  be- 
fiirchtung   ausspricht ,    dass   er    mit    seinem    freunde   in    diesem 
kämpfe    fallen,    die   berserker   aber    siegen    und    leben    werden, 
Oddr  antwortet  99,  1  (s.  Hervarar  saga  305,  1): 
En  ek  pvi  at  einu         ordi  hnekti: 
peir  munu  i  aptan         Odin  gista, 
tölf  berserkir,  en  vit  tveir  Ufa. 

wenn  auch  at  einu  nicht  klar  und  vielleicht  verdorben  ist,  so 
scheint  doch  der  sinn  der  ersten  zeile  nur  sein  zu  können:  'ich 
w  ies  diese  rede  Hjalmars  zurück.'  Egilsson  führt  aus  Sighvatr  an 
er  knekkir  pvi  er  allir  mcela  Corpus  p.  b.  2,  150  str.  9.  die 
Hervarar  saga  hat  hier  offenbar  geändert:  pvi  mun  ordi  ansvor 
veita.  —  auch  str.  3.  4,  s.  49,  str.  11,  s.  98,  die  in  der  sevidrapa 
fehlen,  könnten  recht  gut  aus  einer  solchen  stammen.  —  sollte 
es  demnach  eine  alte  ausführliche  sevidrapa  gegeben  haben,  in 
der  art  der  Rrakumal,  von  der  stücke  in  die  episode  vom  kämpf 
auf  Samsey  in  die  Herv.  s.  und  Örv.  s.  gekommen  seien,  daneben 
aus  der  Situation  hervorgehende  lausavisur  knapperen  stils  im 
munde  Odds,  welche  letztere  dann  zu  einer  zweiten  sevidrapa 
vereinigt  wurden? 

In  bezug  auf  das  Verhältnis  der  genannten  episode  vom  kämpf 
auf  Samsey  in  der  Örvar-  Odds  saga  zu  dem  entsprechenden  ab- 
schnitt in  der  Hervarar  saga  hat  Boer  zwei  angaben  meiner  abhand- 
lung  über  letztere  saga,  VVSB  114,  445  f  berichtigt,  auch  die 
redaction  i  der  Hervarar  saga  weicht  von  der  Örvar-Odds  saga  ab, 
Boer  s.  xxxix,  und  plusstrophen  der  Hervarar  saga  gegenüber 
der  Örvar-Odds  saga  kommen  in  der  episode  vom  kämpf  auf 
Samsey    nicht   vor,   Boer  s.  xlii   anm.     nur  in  bezug  auf  Her- 


128  ORVAR-  ODDS  SAGA  ED.  BOER 

varar  saga  303,  7  hat  Boer  mich  misverstanden.  es  handelt  sich 
hier  um  keine  Strophe,  sondern  um  eine 'rede',  welche  die  Her- 
varar  saga  hat,  die  Örvar-Odds  saga  nicht.  —  aber  seine  polemik 
gegen  meinen  versuch,  die  entstehung  der  sagengestalt  vom  kämpf 
auf  Samsey,  wie  ihn  die  Hervarar  saga  bringt,  zu  erklären,  hat 
mich  nicht  überzeugt,  wenn  wir  einen  bericht  von  Augantyrs 
tod  haben,  nach  welchem  er  mit  seineu  brüdern  von  Hjalmarr 
und  Örvar-Oddr  im  kämpf  getötet  wurde,  bei  einer  zufälligen  be- 
gegnung,  ohne  das  moliv,  dass  Angantyrr  und  Hjalmarr,  der 
geliebte  lngibjörgs,  rivalen  in  bezug  auf  Ingibjörg  sind,  Örvar-Odds 
saga  und  Saxo  1,250  (ed.  Müller),  —  dann  einen  zweiten,  nach  dem 
Angantyrr  mit  seinen  brüdern  von  Starkadhr  getötet  wird,  der 
den  kämpf  für  den  schlafenden  Helgo  übernommen  hat,  mit  dem 
motiv  der  rivalität  —  Helgo  ist  von  Angantyrr,  der  wie  er  auf  Helga 
ansprücbe  erhebt,  herausgefordert  worden,  Saxo  1,  291  — ,  und 
einen  dritten ,  in  dem  dieses  motiv  mit  der  form  des  ersten  in 
der  weise  verbunden  ist,  dass  Angantyrr  als  Hjalmars  neben- 
buhler  bei  Ingibjörg  diesen  zum  kämpf  herausgefordert  hat,  Her- 
varar saga,  —  so  ist  die  annähme,  dass  die  dritte  form  eine  conta- 
mination  der  ersten  und  zweiten  sei,  das  nächstliegende,  dass 
einem  beiden  zwei  todesarlen  zugeschrieben  werden,  verschlägt 
doch  nichts,  gibt  es  doch  sogar  eine  gestalt  der  Siegfridssage, 
nach  welcher  dieser  durch  Dietrich  von  Bern  im  rosengarten  fällt, 
und  auch  die  ganz  ungewöhnliche  form  des  verabredeten  kampfes, 
Angantyrr  mit  elf  brüdern  gegen  seinen  rivalen  Hjalmarr  und 
dessen  freund  Örvar-  Oddr,  in  der  Hervarar  saga,  spricht  dafür, 
dass  der  kämpf  ursprünglich  eben  kein  verabredeter,  keine  holm- 
ganga  war.  wenn  in  der  Örvar-Odds  saga,  welche,  wie  ich  glaube, 
die  älteste  form  des  kampfes  auf  Samsey  erhalten  hat,  bestimmte 
Verabredungen  über  die  gegenüberstellung  der  gegner  unmittelbar 
vor  dem  kämpfe  getrolfen  werden,  so  beweist  dies  nicht,  wie 
Boer  s.  xlvii  will,  dass  der  kämpf  ursprünglich  folge  einer  aus 
rivalität  ergangenen  herausforderung  sei,  sondern  ist  bei  der 
grofsen  überzahl  auf  einer  seite  doch  nur  natürlich,  das  gegeu- 
teil  wäre  üdrengiliga  gewesen,  s.  Örvar-Odds  und  Hjalmars  erste, 
feindliche  begegnung,  bei  der  dieser  von  seinen  15  schiffen  5  zu- 
rücklässt,  um  auch  nur  10  zu  haben  wie  sein  gegner,  s.  63,  14. 
Boer  glaubt  s.  xlvui  auch  den  grund  gefunden  zu  haben, 
warum  der  verf.  der  Örvar-Odds  saga  das  von  ihm  vorgefundene 
motiv  der  rivalität  beseitigt  habe,  'er  wollte  die  taten  Odds  er- 
zählen, aber  je  genauer  er  die  überlieferten  einzelheiten  des 
kampfes  auf  Samsey  mitteilte,  desto  mehr  hätte  Oddr  in  den 
hintergrund  treten  müssen;  er  liefs  daher  die  Veranlassung  des 
kampfes  fort.'  Hjalmarr  erweckt  auch  nach  der  darstelluug  der 
Örvar-Odds  saga  in  dieser  episode  viel  stärkeres  interesse  als 
Örvar-Oddr,  ebenso  wie  in  der  Hervarar  saga.  es  beruht  in  dieser 
aber  nicht  darauf,  dass  Hjalmarr  von  seinem  nebenbuhler  getötet 


ORVAR-ODDS  SAGA  ED.  BOER  129 

wird,  sondern  wie  in  der  Örvar-Odds  saga  auf  dem  tode  des 
liebhabers,  der  von  dieser  weit  scheiden  muss,  ohne  in  den 
besitz  der  geliebten  gekommen  zu  sein,  hätte  der  verf.  unserer 
saga  seinem  beiden  das  ungeteilte  iuteresse  des  lesers  bewahren 
wollen,  so  wäre  es  ihm  ja  leicht  gewesen,  das  gespräch  Örvar- 
Odds  mit  dem  sterbenden  freunde  und  den  todesgesang  dieses 
zu  unterdrücken,  aber  eine  solche  ausschliefsliche  concentrierung 
des  interesses  auf  den  helden  ist  gar  nicht  princip  weder  der 
isländischen  noch  der  mythischen  sagas.  schliefslich  was  für 
einen  grund  hätte  Saxo,  für  den  Oddr  doch  nur  eine  nebenfigur 
ist,  1,250  gehabt,  das  motiv  der  rivalität  wegzulassen,  wenn  er 
es  vorgefunden  hätte?  seine  darstellung  beruht  ja  nicht  auf 
unserer  Örvar-Odds  saga. 

Die  Strophenordnung  in  Hjalmars  todessang  weicht  in  der 
Hervarar  und  Örvar-Odds  saga  ab.  Boer  hat  meiuer  meinung 
nach  recht,  wenn  er  die  Ordnung  der  Hervarar  saga  im  grofsen 
und  ganzen  verteidigt,  aber  die  Strophen  7  und  8  der  Hervarar 
saga  (==  23.26  der  Örvar-Odds  saga)  dürfen  nicht,  wie  er  will, 
getrennt  werden,  nachdem  Hjalmarr  auf  Odds  frage  in  Strophe  6 
(Örv.  s.  17)  gesagt  hat,  dass  er  zum  tode  verwundet  sei,  beginnt 
er  eine  art  aevidrapa.  den  anfang  macht  in  der  Herv.  s.  7  (Örv. 
s.  23)  sehr  passend  die  erwähnung  seines  grofsen  besitzes  in  der 
heimat,  der  ihm  keinen  genuss  gebracht  habe,  darauf  nun  Herv. 
s.  8  —  in  der  Örv.  s.  durch  verse  und  prosa  getrennt  26  —  eine 
Strophe,  die  in  letzterer  lautet: 

Drekr  mep  jofre  jarla  menge 

ol  glaplega  at  Uppsolom; 

meper  marga  mungdt  fira, 

enn  mik  eggja  spor     i  eyjo  pjd, 
in  der  Hervarar  saga  dagegen: 

Drecka  i  havllu  huskarlar  miod 

meniom  gofger  at  mins  favdr; 

mcepir  marga  mungat  fira, 

enn  mik  eggja  spor  i  ey  pja. 
Bugge  sagt  zwar  Herv.  s.  308,  24  f,  dass  die  erste  slrophenhälfte 
nach  der  lesuog  der  Örv.  s.  vorzuziehen  sei,  da  Hjalmars  vater  sonst 
nirgends  in  der  saga  (d.  i.  weder  der  Herv.  noch  der  Örv.  s.)  vor- 
komme, aber  da  die  fraglichen  zwei  langzeilen  nicht  durch  ver- 
dernis  der  lesart  von  Örv.  s.  ihre  in  der  Herv.  s.  überlieferte 
gestalt  bekommen  haben  können,  so  spricht  die  erwähnung  eines 
sonst  in  der  Überlieferung  beider  sagen  nicht  bekannten  um- 
standes  gerade  für  die  echtheil  der  lesart  der  Herv.  s.  denn 
eine  absichtliche  änderung  derselben  in  die  lesart  von  Örv.  s. 
begreift  sich  sehr  leicht,  siehe  die  in  Örv.  s.  vorhergeheude  prosa, 
wo  von  Uppsala  die  rede  ist,  das  umgekehrte  aber  gar  nicht. 
Hjalmarr  spricht  demnach  in  den  Strophen  7  und  8  Herv.  s.  (Örv. 
s.  23. 26)  von  seiner  heimat,  seinem  besitz  und  der  halle  des  vaters 
A.  F.  D.  A.    XVI.  9 


130  OnVAR-ODDS  SAGA   ED.  BOER 

und  geht  erst  in  Strophe  Herv.  s.  9  (Örv.  s.20)  zu  den  erinnerungen 
an  Uppsala  oder  Sigtunir  und  an  die  schwedische  Königstochter, 
seine  geliebte  Ingibjörg,  über. 

Auf  einige  hübsche  beobachtungen  Boers  will  ich  nur  flüchtig 
hinweisen :  dass  die  redaction  S  die  Heimskringla  benutzt  habe 
s.  xxiv,  dass  die  saga  aus  Norwegen  stamme  s.  xxxvir,  dass  die 
saga  von  Örvar-Odds  grofsvater  Retill  hsengr  von  eiufluss  auf  die 
saga  des  enkels  gewesen  sei  s.  xxxvm,  für  welche  annähme  eben- 
falls der  oben  erwähnte  aufsatz  Detters  eine  stütze  gewährt  usw. 
s.  xlv  werden  spuren  der  poetischen  grundlage  für  die  prosa 
der  Hervarar  saga  in  der  episode  vom  kämpf  auf  Samsey  nach- 
gewiesen, s.  xxxiv  sehr  treffende  parallelen  aus  anderen  sagen 
beigebracht;  einiges  wäre  hierzu  auch  in  meiner  Beschreibung 
der  isländischen  saga,  Wiener  Sitzungsberichte  97,  zu  finden 
gewesen. 

Die  Orthographie  des  textes  ist,  wie  Boer  sagt  s.  l,  nach 
hss.  der  2  hälfte  des  13jhs.  geregelt  worden,  aber  wie  stimm! 
es  dazu,  wenn  e  und  ce  geschieden  werden?  —  der  text  ist  sorg- 
fältig gearbeitet  und  der  Variantenapparat,  so  weit  man  ihn  con- 
trolieren  kann,  zuverlässig,  nur  ist  es  inconsequent,  dass  die 
sevidrapa  als  besonderes  stück  am  ende  steht,  statt  unter  dem 
text  in  den  lesarten  von  AB  s.  195  ff.  —  im  einzelnen  möchte 
ich  nur  folgendes  bemerken. 

53,  9  ok  i  midjum  ßotanum  var  dreki  mikill  ok  glcBsiligr 
med  gyltum  ho f 'dum  ok  allr  lyrbyrdr  fyrir  ofan  sjd.  zu  lyrbyrdr 
findet  sich  s.  209  eine  anmerkung,  in  der  die  Vermutung  aus- 
gesprochen wird,  dass  lyr  der  name  des  fisches  gadus  pollachius 
sei  und  das  compositum  bedeute  'dessen  bord  mit  fischfiguren 
verziert  ist.'    es  ist  gewis  hlyrbirtr  zu  lesen  'stained  on  the  bows." 

103,  13  Hvarfk  frd  ungre  Iugebjorgo 

—  skjött  repom  pat  —  d  skapa  dögre ; 

1.  repom  statt  repom. 

135,  9  Ögmundr  bittet  in  einer  Strophe  Geirrödhr  ihm  zu 
hilfe  zu  kommen 

Beip  ek  Geirrop  med  göda  hylle, 

kappa  enn  slersta,  koma  mer  at  bjarga. 

es  ist  doch  jedesfalls  beipe  gemeint,  wie  A  hat  (beidi).  wenn  die 
elision  ausgedrückt  werden  soll,  so  wäre  es  besser  beipek  zu 
schreiben. 

139,  24  kerling  mcelti:  pat  vildi  karl  minn,  at  pu  bidir 
hans  henna.     1.  bidir  statt  bidir. 

169,  4  konungsdöttir  gekk  pd  brdtt  i  braut  ok  Hdrekr  med 
henni,  en  pau  hofdu  pö  eigi  at  Itafz  um  kveldit,  jpviat  allan  peira 
kvedskap  ok  sameign  hofdu  pau  ristit  d  speldi.  diese  worte  stehen 
nach  dem  trinkkampf  "des  am  hof  Herraudhs  noch  unbekannten 
Örvar-Odds  mit  Sigurdhr  und  Sjolfr,  bei  welchem  Oddr  viele 
lieder  von  seinen  taten  vorgetragen  hatte,    die  königstochter  und 


OBVAR-ODDS  SAGA   ED.  BOER  131 

c 

Harekr  haben  ein  Interesse  zu  erfahren,  wer  der  fremdling  ist; 
s.  157,  8  konungr  talar  nü  jafnan  vid  döttur  sina  ok  vid  Hdrek 
ok  bidr  pau  vis  verda,  hverr  ßessi  vetrgestr  er.  Pau  köduz  pat 
gjarna  vilja.  wie  kann  der  sagaschreiber  also  sagen,  dass  die 
königstochter  und  Harekr  bei  dem  wettkampf  nichts  getan  hätten, 
wenn  sie  durch  ihre  aufzeichnung  von  Odds  Strophen  aufklärungen 
über  seine  person  erhalten  haben ,  die  sie  dem  konig  mitteilen 
können?  die  stelle  steht  nur  in  S  und  hier  hat  die  hs.  auch  in 
der  tat  ein  ekki  nach  eigi,  das  nur  von  Boer  —  mit  unrecht  — 
gestrichen  wurde,  der  ausdruck  ist  ganz  wie  189,  3  Eigi  hefdi 
Kvillanus  ekki  athafz  d  medan,  pviat  svd  segja  menn,  at  or  flygi 
af  hverjum  hans  fingri. 

187,  24  par  var  ok  mikill  herr  af  Kirjalalandi  ok  Rafesta- 
landi,  Refalandi,  Virlandi,  Eistlandi,  Lißandi,  Vitlandi,  Kürlandi, 
Ldnlandi,  Ermlandi  ok  Pülinalandi.  statt  Rafestalandi  ist  wol  mit 
derselben  Sicherheit  Tafestalandi  zu  lesen  —  land  der  Tawasten  — , 
wie  Karlungaland  für  Tarlungaland  in  der  Thidhreks  saga.  —  auch 
Ldnland  wird  Samland  sein,  wie  E  hat. 

Wien,  februar  1889.  Heinzel. 

LlTTERATURNOTIZEN. 

Flurnamen  aus  dem  Schenkenbergeramte.  von  dr  JJBäbler.  Aarau, 
Sauerländer,  1889.  55  ss.  kl.  8°.  —  'als  die  aargauische  histo- 
rische gesellschaft  die  vorarbeiten  zur  anfertigung  eines  flur- 
namenbuches  vornahm  und  die  urbarien  und  grundbücher  aus- 
ziehen liefs',  beginnt  der  verf.  s.  3,  'übernahm  ich  das  Schenken- 
bergeramt  [an  der  Aare,  im  gebiete  der  heutigen  bezirke  Brugg 
und  Aarau:  s.  6]  und  wagte  mich  auch  bald  an  den  heiklen 
versuch,  die  namen  nach  ihrer  sprachlichen  seite  zu  untersuchen.' 
die  grundlage  bildeten  (s.  5  f)  ein  von  der  Berner  regierung  nach 
älteren  aufzeichnungen  1564  angelegtes,  1625  und  1687  er- 
neuertes haupturbar,  dann  fünf  kleinere  urbarien  der  nebengüter 
aus  der  zeit  von  1556 — 1779.  bei  der  Jugend  dieser  aufzeich- 
nungen und  der  dadurch  notwendiger  weise  bedingten,  vom  verf. 
auch  selbst  (s.  7)  hervorgehobenen  entstellung  der  namen  empfahl 
sich  von  selbst  vorsieht  und  enthaltsamkeit  in  herstellungs-  und 
deutungsversuchen:  zumal  nach  s.  54  der  Aargau  erst  auf  das 
erscheinen  seines  urkundenbuches  warten  muss.  leider  hat  sich 
der  verf.  dies  nicht  genug  vor  äugen  gehalten,  und  da  auch 
seine  germanistischen  kenntnisse  mir  nicht  schwer  zu  wiegen 
scheinen,  würken  seine  aufstellungen  in  schwierigen  fällen  — 
um  es  gelinde  auszudrücken  —  nicht  eben  überzeugend,  nur 
ein  par  proben  zur  erbärtung.  s.  4  werden  Zilknslata  Zezin- 
uilare  Zibroneswanga  in  ze  lllenslata  z'  Ezinwilare  z'  Ibroties- 
wanga  zerlegt:  es  ist  das  auch  in  meiner  engeren  heimat  bei 
orlsnamenerklärern  beliebte  Verlegenheitsmittel  (dem  ich  hier  auf 

9* 


132  LITTERATURNOTIZEN 

alemannischem  boden  mit  einer  art  genugtuung  wider  begegne), 
das  erste  glied  zusammengesetzter  Ortsnamen  bildende,  fremdartig 
klingende  personennamen  durch  annähme  eines  proclitischen  ze 
um  ihren  richtigen  anlaut  zu  bringen,  um  der  abwechselung 
willen  soll  dann  s.  85  der  Zuzenweg,  worin  etwa  die  männliche 
koseform  Zuzo  liegt,  mit  dem  zeitworte  znezen  'schwanken'  ge- 
bildet sein  und  den  weg  bedeuten,  'der  über  mehrere  schwankende 
bretterbrücken  führt.'  Steinbifs  und  Kniebifs  werden  s.  39,  statt 
auf  bizen,  auf  bözen  gebiuze  bezogen,  somit  das  nebeneinander 
von  knieböz  steinböz : kniebiz  steinbiz  verkannt,  vgl.  DWB  5, 
1426.  —  s.  41  bei  besprechung  der  hanfröste  in  flurnamen 
werden  ahd.  rozzen  und  rdzi  für  vvurzeleins  genommen,  s.  32 
wird  für  den  flurnamen  Albis  kaum  statthaft  das  adj.  el,  gen.  elwes 
(Lexer  1,  537)  angerufen  und  überdies  in  der  sprachwidrigen 
form  'ahd.  elaw ,  mhd.  elw'  vorgeführt,  s.  46  erscheint  ein  an- 
geblich ahd.  urmeizzo,  das  hinter  dem  flurnamen  Urmis  gesucht 
wird,  und  ahd.  meizzo  soll  'holzschlag'  sein:  dass  got.  mait  st. 
neutr.,  mhd.  meiz  st.  masc.  ist,  und  urmeizzo  als  schw.  masc. 
höchstens  'holzschläger'  heifsen  könnte  gleichwie  urriutto  (Gr. 
2,  788),  weifs  der  verf.  offenbar  nicht,  auch  den  schönen  namen 
Loupmeisa  (Gr.  3,  460)  bringt  er  s.  47  auf  meizan:  z  und  s  sind 
ihm  einerlei,  wahrhaft  erschrecklich  aber  ist  s.  44  die  erklärung 
der  flurnamen  Italen  Italenacker  Itelbach  Italenstalden  Italenweg 
Itenasana,  die  mit  ausnähme  des  letzten  allem  anscheine  nach  nur 
auf  ital  'eitel'  führen  können,  aus  ahd.  iwa  'eibe'.  wie  sich  der 
verf.  dies  vorstelle,  verrät  er  ungescheut  sogleich  selbst,  indem 
er  das  urkundliche  Itenasana  in  Ibenta-s-len(I)  ruiniert.  —  maugel 
an  kritik  zeigt  sich  auch  in  der  ausgibigen  benutzung  des  Ober- 
deutschen flurnamenbuches  von  Bück  und  seiner  willkürlichen 
Wortschöpfungen,  während  der  verf.  die  in  den  grundlegenden 
werken  Grimms,  Schmellers,  Weinholds  (Alem.  gramm.)  ruhenden 
schätze  nicht  zu  heben  weifs.  die  anordnung  des  Stoffes  ist  an- 
fechtbar: im  beginne  nach  Suffixen ,  später  nach  realien.  ganz 
überflüssig  sind  die  eingestreuten  exercitien  im  bereiche  der  ver- 
gleichenden Sprachforschung:  zumal  dabei  —  besage  einem,  der 
wie  der  verf.  Kluges  Etym.  wb.  zur  hand  hat  —  leistungeu  mit- 
unterlaufen wie  s.  48  kalb  =  ka-leip!  .  .  .  ich  möchte  dem  verf. 
nicht  weh  tun;  ich  bekenne  gerne,  dass  mich,  den  auf  dem  ge- 
biete der  bairisch- österreichischen  namenkunde  arbeitenden,  in 
seinem  schriftchen  einzelnes,  zumal  ins  fach  der  Unterscheidung 
alemannischer  und  bairischer  alpensprache  schlagende  (s.  16  f 
halde  gegen  bair.  leite,  s.  34  f  matte  gegen  bair.  wiese  usw.)  an- 
gesprochen hat.  aber  im  ganzen  kann  ich  leider  kein  günstigeres 
urteil  fällen,  als  dass  auch  von  ihm  gelte,  was  von  so  vielen  ver- 
suchen dieser  art:  das  wollen  ist  besser  als  das  können.  R.Müller. 
Der  plan  von  Goethes  Faust  erläutert  von  CECludius,  Superin- 
tendent  a.  d.,   pfarrer   in    Rhein    in   Ostpreufseu.     Bremen    und 


LITTERATURNOTIZEIN  133 

Leipzig,  CEMüller,  1887.  vii  und  167  ss.  8°.  2,40  m.— 
'Goethe  hat  in  einer  art  Wahnsinn,  dh.  heiliger  raserei,  begeistert 
von  seinem  plan,  des  ewigen  ehre  im  Faust  zu  ver- 
herlichen,  schon  den  ersten,  noch  mehr  aber  so  den  zweiten 
teil  dieses  Werkes  seines  ganzen  lebens  verfasst'  s.  v.  ursprüng- 
lich ist  Faust  gut,  der  satan  betört  ihn  unsichtbar,  sich  der 
magie  zu  ergeben  s.  19.  'Faust  will  keinen  vertrag  mit  ihm 
schliefsen,  aber  er  muss  ihn  schliefsen'  s.  25.  'was  Faust  sündigt, 
das  tut  er  im  vollsten  Widerspruch  mit  seinem  eigentlichen  willen, 
der  rastlos  auf  das  höchste  gerichtet  ist'  s.  28.  'die  möglichkeit, 
gerettet  zu  werden,  liegt  für  Faust  in  der  alles  denken  über- 
steigenden gnade  gottes,  die  den  Faust  deshalb  noch  wird  retten 
können,  weil  er  an  nichts  irdischem  genüge  findet  und  gern 
das  göttliche  greifen  möchte'  s.  41.  'nach  dem  schluss  des  ersten 
teils  ist  Fausts  sache  wie  verloren'  s.  43.  aber  'Faust  trägt  in 
der  erinuerung  an  Margarete  das  Christentum  als  einen  freilich 
zuerst  und  sehr  lang  wie  tot  liegenden  samen  in  seinem  herzen' 
s.  44.  'das  erwachen  Fausts  gleich  am  anfaug  des  ersten  actes 
(tl.  ii)  ist  nicht  eine  würkliche  bekehrung  zu  einem  neuen  leben, 
vielmehr  das  gegenteil,  eine  falsche,  physische  erneuerung'  s.  160. 
'im  ersten  act  des  zweiten  teils  ist  die  herlichkeit  der  altertums- 
wissenschaft  die  Voraussetzung  seiner  umkehr  ...  die  antike  weit 
ist  eine  arzenei  für  sein  wundes  herz  und  eine  schule,  durch 
welche  auch  wir  zu  höherem  leben  gelangen  sollen  .  .  .  Faust 
hofft  (durch  sein  versenken  in  die  antike  weit)  aus  der  knecht- 
schaft  des  Mephistopheles  sich  heraus  zu  winden'  s.  59.  denn 
'Mephistopheles  sagt,  dass  das  heidenvolk  ihn  nichts  angehe' 
s.  58;  sein  anteil  an  Fausts  taten  im  zweiten  teil  ist  ein  viel 
geringerer  als  im  ersten  s.  81.  'die  drei  ersten  acte  des  zweiten 
teils  zeigen  uns,  wie  Faust  das  classische  ideal  in  der  kunst,  in 
der  Wissenschaft  und  in  seinem  familienleben  zu  erreichen  und 
zu  verwürklichen  trachtet,  dieses  aber  bringt  für  sich  allein  in 
der  kunst,  ohne  das  Christentum,  einen  kunstwahnsinn  hervor 
(ende  des  1  acts;  vgl.  s.  61 :  Faust 'geisteskrank'),  eine  heilung 
erfährt  Faust  durch  Versenkung  in  die  tiefsten  ideeu  des  altertums, 
aber  es  ist  eine  untergegangene  weit  der  blofsen  schatten  und 
Schemen,  in  welche  er  sich  begibt'  s.  104  f.  'der  vierte  act  führt 
Faust  in  politik  und  krieg  hinein;  der  fünfte  aber  dahin,  dass 
er  sein  titanisches  ringen  in  seiner  eigenen,  von  ihm  selbst  ge- 
schaffenen weise  und  weit  verwürklicht'  s.  114.  'es  fällt  uns  gar 
nicht  ein,  die  geschichte  Fausts  im  zweiten  teil  bis  zu  seinem 
tode  für  eine  würkliche  bekehrungsgeschichte  zu  halten  ...  sie 
ist  die  geschichte  eines  unbekehrten,  der  sich  in  seinem  gott- 
losen sinne  nur  noch  immer  mehr  verhärtet'  s.  121.  'Faust  be- 
kehrt sich  in  seinem  letzten  augenblick'  s.  122.  'Faust  sinkt  wie 
tot,  vom  schlage  gerührt,  hin.  es  erfolgt  seine  grableguug;  doch 
seine   seele  ist   noch  nicht   entflohen,   er  ist  also  scheintot  1   es 


134  LITTERATURNOTIZEN 

kämpfen  um  seine  seele  die  guten  engel  mit  den  bösen;  dh.  es 
entsteht  in  ihm'  der  innere  kämpf,  der  mit  seiner  bekehrung 
endet'  s.  166. 

Das  ist  —  verstehe   ich   recht  —   der   Faustplan,   der   in 
dieser  'schritt,  trotz  aller  ihrer  unvollkommenheiten  ganz  deutlich 
vor  den  äugen  aller  gebildeten  liegt'  s.  v.     durch  was  für  Inter- 
pretationen   der   verf.   seine    auslegung   stützt,    belege    ich    mit 
einem  beispiele:  'das  pentagramma  (auf  der  schwelle  der  studier- 
stube)  bedeutet   den   namen  Jesus,   der  den  druden,    weiblichen 
alben,  und  allen  bösen  geislern  den  eingang  verwehrt,    der  dichter 
will  also  sagen,  dass,  wenn  Jesus  in  dem  herzen  des  Faust  eine 
geschlossene  ligur  gewesen  wäre,  wenn  sein  glaube  an  ihn  nicht 
einen  kleinen  mangel  gehabt  hätte,   es   dem  Mephistopheles  un- 
möglich gewesen  wäre,  bis  in  sein  zimmer  (dh.  in  sein  inneres) 
zu   dringen'   s.  23  f.  —  nicht   immer  ward   es  dem  verf.  leicht, 
eine  solche  'bedeutung'  zu  finden,    denn  'Goethe  beweist  sich  in 
dieser   dichtung   als   ein   würklicher   geheimer    rat  erster  klasse 
darin,  dass  dieselbe  nur  von  eingeweihten  verstanden  wird'  s.  125. 
erfreulicher  weise  gehört  der  verf.  nach  seiner  meinung  zu  diesen, 
er   erkennt  sogar,    dass   im  Faust    'der   minister  Goethe   innere 
mission  und  practisches  Christentum  treibt,  die  christliche  lösung 
der  socialen  frage  andeutet'  s.  129;    auch,    dass  Goethe  den  se- 
mitischen  character   des  Mephistopheles  andeutet    s.  159;   auch, 
Mass  das  ende  des  Faust,    seine  lutherische  bekehrung,   als  das 
ende  des  mittelalters  und  das  hereinbrechen  des  reformatorischen 
grundprincips  von  der  rechtfertigung  durch    den  glauben  aufzu- 
fassen ist'  s.  160.    kurz  'Goethe  ist  im  Faust  durchaus  ein  freund 
der  armen  evangelischen,  der  wahren,  echten  christlichen  kirche' 
(im  gegensatz  zu  der 'stolzen,  reichen,  hohen  römischen')  s.  121. 
darum  'muss  es   die   evangelische   kirche  als   eine   gnade  gottes 
preisen ,   dass  ihr  gröster  dichter  den  segeu  des  evangeliums  in 
diesem  seinem  bedeutendsten ,  ohne  allen  zweifei  gedankenvollsten 
werk  verherlicht  hat'  s.  155.     sie  ist  dem  dichterfürsten  für  die 
abbildung  'der  römischen  hierarchie  in  der  gestalt  des  erzbischofs- 
erzkanzlers  (erzschelms)  zu  grofsem  danke  verpflichtet,    fühlt  sie 
sich  dazu  etwa   nicht  verpflichtet?    nun,   dann  ist  sie  von  Rom 

schon  besiegt'  s.  165. wehe!  wehe! B.  Seuffert. 

Schröder  und  Gotter.  eine  episode  aus  der  deutschen  theater- 
geschichte.  briefe  Friedrich  Ludwig  Schröders  an  Friedrich  Wil- 
helm Gotter.  1777  und  1778.  eingeleitet  und  herausgegeben 
von  dr  Berthold  Litzmann.  Hamburg  und  Leipzig,  Voss,  1887. 
ix  und  136  ss.  8°.  3  m.  —  die  einleiluug  dieser  briefpublication 
s.  1  —  33  leistet  alles,  was  eine  gute  einleitung  zu  leisten  hat. 
sie  unterrichtet  bündig  und  bestimmt  über  das  wesen  und  die 
ziele  Schröders  und  Gotters,  die  entstebung,  den  verlauf,  den 
zweck  ihrer  beziehungen.  Litzmann  entwirft  klare  Zeichnungen 
und  man  sieht  darnach  der  im  vorwort  angekündigten  biographie 


LITTERATURNOTIZEN  135 

Schröders  mit  verlangen  entgegen.  L.s  aufforderung,  auch  Gotter 
möge  einen  bearbeiter  finden,  soll  hier  widerholt  werden,  um 
so  mehr  als  ich  seine  ansieht  teile,  G.s  Stellung  in  der  litteratur 
sei  misverstanden.  ich  habe  mich  längst  gewundert,  dass  niemand 
ihm  ein  genaueres  Studium  zuwendete.  L.  hat  recht,  man  fürchtet 
auch  heute  noch  sich  zu  blamieren,  wenn  man  nicht  in  Lessings 
summarische  Verdammung  der  französischen  tragödie  einstimmt, 
vielleicht  gewinnt  aber  jemand  mut  zur  Überwindung  dieses  Vor- 
urteils daraus,  dass  G.  auch  mit  Goethe  verkehrte:  was  tut  man 
heute  nicht  um  Goethes  willen? 

In  den  briefen  selbst  kommt  Gotter  nicht  zur  geltung.  Sehr, 
ist  der  Verfasser  sämmtlicher  stücke,  sein  leben  und  seine  interessen 
beherschen  den  inhalt.  er  schreibt  einmal,  erhalte  sehr  viel  auf 
gute  briefe.  das  sind  nun  die  seinigen  nicht  eigentlich,  dazu  sind 
sie  zu  knapp  und  gedrängt,  auch  wo  er  nicht  tagebuchartige 
notizen  überschickt,  diese  machen  den  hauptteil  aus,  sie  reichen 
von  mitte  augusl  1777  bis  april  1778.  sie  führen  so  recht  in 
das  tätige  leben  Schr.s  ein.  das  tägliche  repertoir,  das  spiel 
der  truppe,  die  aufnähme  der  stücke  und  der  Spieler  beim  publicum 
bilden  den  inhalt;  aber  auch  Schr.s  privatleben.  G.  konnte  mit 
diesen  berichten  in  der  hand  Sehr,  von  der  theaterprobe  zur 
mahlzeit  begleiten,  seine  tätigkeit,  dramen  für  die  bühne  einzu- 
richten, (allerdings  selten  bis  ins  innere)  verfolgen  und  dann  wider 
mit  zur  kegelbahn  oder  zum  tarockspiel  gehen,  endlich  die  auf- 
führung  des  abends  mit  erleben,  sich  zu  dem  lustigen  austern- 
souper  hinzuwünschen  und  gar  nachrechnen,  wie  lange  sein  cor- 
respondent  schlief,  die  reiche  fülle  von  oft  nur  andeutenden 
nachrichteu  war  dem  vertrauten  G.  allerdings  besser  verständlich 
als  dem  jetzigen  leser,  aber  der  herausgeber  kommt  ihm  mit  er- 
läuternden anmerkungen  zu  hilfe,  die  freilich  sehr  unbequem  ans 
eude  jedes  briefes  gestellt  sind;  etwas  angenehmer  hätte  es  ihm 
L.  auch  durch  auflösung  der  kürzungen  im  brieftexte  machen 
können:  mir  scheint  so  genaue  widergabe  des  Originals  in  solchen 
fällen  unnötig  uud  störend,  aber  auch  wer  nicht  allen  einzel- 
heiten  nachgehen  mag,  wird  die  bedeutende  persönlichkeit  des 
briefschreibers  überall  spüren,  inhalt  und  form  zeigen  energie 
und  tatkraft,  das  bühnenrepertoir  und  die  Schauspielkunst  zu 
heben,  komödianten  und  publicum  zu  erziehen,  gerade  die  kunst- 
lose, oft  abgerissene  ausdrucksweise,  in  welcher  Sehr,  unter  dem 
eindrucke  des  augenblicklichen  erlebnisses  erzählt  und  urteilt, 
lässt  überall  die  ernste  Sachlichkeit  des  berichterstatters  empfinden, 
nirgends  brüstet  sich  der  mann,  nirgends  schwärmt  er.  er  redet 
nicht  von  idealen,  er  handelt,  sie  zu  verwürklichen.  wer  nicht 
weifs,  dass  in  der  zeit  dieser  briefe  nichts  geringeres  als  die 
einbürgerung  Shakespeares  auf  der  deutschen  bühne  durch  Sehr, 
sich  vollzieht,  könnte  meinen,  in  die  alltagswelt  eines  fleifsigen 
theaterdirectors   zu    sehen,     eben    das   aber  .zeigt  Sehr,    hier   so 


136  LITTERATURNOTIZEN 

grofs,  dass  ihm  die  hochzielende  arbeit  und  leistung  ein  so 
natürlicher  und  selbstverständlicher  teil  seines  lebens  ist,  wie  das 
spazierenfähren  oder  champagnertrinken,  wir  sind  L.  darum 
dankbar  für  diese  schlichten  Urkunden  aus  einer  so  wichtigen 
zeit  deutscher  theatergeschichte.  B.  Seuffert. 

Monumenla  Germaniae  paedagogica  hg.  von  Karl  Kehrbach.  bd.  vi: 
Die  siebenbürgisch- sächsischen  Schulordnungen,  mit  einleitung, 
anmerkungen  und  register  herausgegeben  von  dr  Friedrich  Teutsch, 
prof.  in  Hermaunstadt.  erster  band  1543  — 1778.  Berlin,  AHof- 
mann  &  cie.,  1888.  cxxxvm  und  416  ss.  lex.  8°.  15  m.  — 
Kehrbachs  Sammlung  greift  diesmal  in  das  gebiet  der  grofsen 
deutschen  Sprachinsel  Siebenbürgens  hinüber,  alle  Sympathie, 
die  wir  diesem  weit  vorgeschobenen  deutschen  stamme  entgegen- 
bringen, der  so  zäh  an  seiner  eigenart  festhaltend  fast  ganz  auf 
seine  eigenen  kräfte  gestellt  war  und  gestellt  ist,  wird  neu  er- 
weckt durch  den  überblick  über  fast  dritthalb  Jahrhunderte  geistigen 
lebens,  den  die  zusammenhängende  folge  der  deukmäler  dieses 
bandes  gewährt. 

Die  wichtigsten  anstöfse  geistigen  fortschrittes  werden  nicht 
aus  Deutschland  nach  Siebenbürgen  gebracht,  sondern  die  Deut- 
schen Siebenbürgens  holten  sie  sich  selber  von  dort,  in  zweck- 
bewuster  Sorgfalt  haben  sie  selbst  den  Zusammenhang  mit  den 
geistigen  bewegungen  des  mutterlantles  aufrecht  erhalten,  haben 
ihre  eigenen  leute  auf  deutsche  Universitäten  gesandt  und  durch 
diese  das  neue,  das  sie  brauchten,  heimbringen  lassen,  die 
männer,  welche  die  schulen  organisierten,  die  entwickelung  des 
Schulwesens  draufsen  nach  Siebenbürgen  hinüberleiteten,  sind  zum 
allergrößten  teile  geborene  Siebenbürger  gewesen,  und  so  ist  es 
wol  noch  heute. 

Der  allgemeine  grundzug,  der  sich  sehr  bald  an  den  clenk- 
mälern  aus  jener  zeit  des  16  bis  zum  18  jh.  offenbart,  ist  der 
aufseist  enge  Zusammenhang  zwischen  der  schule  und  der  evange- 
lischen kirche  des  landes.  in  seinem  grundgedanken  schon  mit 
der  reformation  selbst  nach  Siebenbürgen  übertragen,  gewann 
er  eigentümliche  form  dadurch,  dass  schon  in  der  vorreforma- 
torischen  periode  die  siebenbürgische  kirche  Sonderrechte  besafs, 
mit  einteilung  in  mehrere  capitel  und  collegialverwaltung  der- 
selben, dass  in  engem  anschluss  an  diese  Organisation  die  evange- 
lische synode  sich  constituierte  und  die  leitung  der  schulange- 
legenheiten  für  sich  in  anspruch  nahm,  der  weg  zum  geistlichen 
amt  gieng  über  das  lehramt,  der  geistliche  führte  die  aufsieht 
über  die  schule,  die  wechselfälle  in  der  geschichte  der  kirche 
des  landes  greifen  in  die  entwickelung  und  einrichtung  der  schule 
über,  das  zeigt  sich  in  allen  denkmälern,  bis  zum  ende  des 
Zeitraums:  man  vgl.  die  instruetion  vom  jähre  1765  für  die 
dreimal  vorzunehmende  schul -Visitation,  um  den  vollen  einfluss 
der  geistlichen  leitung  zu  ermessen  (s.  286  ff). 


LITTERATURNOTIZEN  137 

Es  war  ja  natürlich  in  der  läge  des  landes,  in  der  art,  wie 
sein  eigenes  Schulwesen  unter  den  von  Deutschland  heimgebrachten 
anregungen  sich  entwickelte,  begründet,  dass  wesentliche  einflüsse 
nicht  umgekehrt  von  hier  aus  auf  den  fortschritt  des  Unterrichts 
im  mutterlande  ausgiengen.  die  veröffentlichten  denkmäler  dienen 
daher  in  erster  linie  zur  geschichte  des  Unterrichts  und  zum 
guten  teil  auch  des  kirchlichen  lebens  speciell  in  Siebenbürgen, 
'es  lässt  sich',  sagt  der  herausgeber  in  der  einleitung  zu  den 
Hermannstädter  Schulgesetzen  von  1598,  s.  xlvii,  'auch  bei  dieser 
Schulordnung  nachweisen,  was  im  gesammten  geistigen  und  kultur- 
leben  des  Sachsenvolkes  zu  tage  tritt,  dass  alle  Wellenschläge,  die 
das  leben  in  Deutschland  bewegen,  nach  einem  bis  zwei  menschen- 
altern  auch  hier,  wenn  auch  zuweilen  stark  abgeschwächt,  ihre 
ringe  werfen.'  viel  selbständiges  —  mehr  als  später  —  tritt 
dabei  in  den  ersten  Zeiten  nach  einfübrung  der  reformation  zu 
tage:  die  merkwürdigen  einrichtungen  des  magistratus puerorum, 
in  denen  Teutsch  'ein  abbild  der  demokratischen  volksverfassung' 
sieht,  'die  von  anfang  an  im  sächsischen  volk  heimisch  war' 
(xxi)  —  nähere  nachweisung  wäre  hier  erwünscht  gewesen  — , 
die  unentgeltlichkeit  des  Schulbesuchs  (4),  ja  es  sollen  aus  den 
einzelnen  dörfern  talentvolle  schiiler,  die  den  dortigen  Unterricht 
ausgenossen,  auf  öffentliche  kosten  in  die  Stadtschulen  geschickt 
werden  (ebenda,  a.  1547)  ua.  starke  aufnähme  des  humanismus 
zeigt  sich  in  den  arbeiten  des  Honter  und  Val.  Wagner  (von  dem 
auch  eine  tragödie  Amnon  incestus,  Coronae  1549);  man  vgl. 
auch  die  bestimmung  der  Schulordnung  des  Honter  1543:  Co- 
moediae  duo  semper  institutae  habeantur  nee  aliquis  majorum  ab 
officio  personae  comicae  sit  exemtus  (7).  unter  den  späteren 
denkmälern  sind  von  allgemeinerem  interesse  jene,  in  denen  sich 
die  aufnähme  der  bestrebungen  des  Comenius,  dann  des  Hal- 
lenser pietismus  zeigt,  von  den  ersteren  verdient  des  Marcus 
Fronius  Consüium  de  schola  (1704/5)  besondere  hervorhebung: 
Sprachstudien  stellt  er  unter  die  mittel:  discendae  sane  linguae 
sunt ,  atque  .  .  .  vernacula  praeeipue  .  .  verum  .  .  ad  usum  propter 
usum.  falhintur,  qui  eruditionem  latinitate  methmtur,  qui  et  plu- 
rium  linguarum  cognitione,  falluntur.  .  .  in  realibus  principalibus- 
que  diseiplinis  habitemus  ideo  et  consenescamus  (s.  108).  freilich 
versteht  er  unter  den  reales  diseiplinae  anderes  als  wir. 

Für  die  geschichte  des  deutschen  Unterrichtes  im  besonderen 
ist  aus  der  reihe  der  denkmäler  wenig  zu  gewinnen,  er  knüpft, 
wie  wir  auch  sonst  durchgehend  beobachten ,  an  das  übersetzen 
aus  dem  lateinischen  an  (vgl.  s.  87,  a.  1650).  die  Anführung 
zur  lateinischen  spräche  (c.  1730)  geht  unmittelbar  vom  deutschen 
aus  und  prägt  zuerst  die  deutschen  flexionsformen  ein.  erst  in 
der  Hermannstädter  Schulordnung  (1756  —  58)  wird  in  der  rhetor. 
altera  s.  189  doch  auch  schon  zu  einem  rein  teutschen  ungebun- 
denen torirag  angeleitet,  nach  Mosheim,  in  der  poesis  superior: 


138  LITTERATURNOTIZEN 

zu  einem  geschickten  gebundenen  deutschen  Vortrag  und  zwar  in 
absieht  auf  die  theorie  nach  Arnolds  Unterricht,  in  absieht  auf 
die  praxin  nach  Geliert  und  Haller.  nach  der  Kronstädter  Schul- 
ordnung von  1768  wird  (s.  319)  in  der  classis  teutonica,  welche 
sonst  von  den  lateinischen  classen  abgesondert ,  in  der  Ordnung  aber 
die  dritte  ist  .  .  .  in  absieht  auf  das  gemeine  leben  Unterricht  im 
brief schreiben  erteilt. 

Interessant  ist  in  der  pflege  des  deutschen  ein  in  den  Schul- 
ordnungen selbst  vorgesehenes  nebeneinanderlaufen  in  hochdeut- 
schem und  sächsischem  ausdruck.  Fronius  hatte  im  Consilium 
als  notwendige  kenntnis  bezeichnet  (109):  legere  atque  scribere. 
utrumque  rede  praestare  artis  est,  eoque  apud  nos  majoris,  quod 
quae  Germanice  scribimus,  Saxonice  legimus,  imo  interpretamur, 
rarique  id  agimus  .  .  .  sine  sphalmate,  rati  dialectum  nostram 
corruptam  esse,  und  die  Schulordnung  1768  s.  320  lässt  die  bibel 
an  zwei  tagen  der  woche  in  der  muttersprache ,  an  zwei  anderen 
hochdeutsch  lesen. 

Die  arbeit,  die  der  herausgäbe  und  erklärung  dieser  denk- 
mäler  gewidmet  wurde,  ist  eine  sehr  sorgfältige  und  zuverlässige, 
insbesondere  erhält  man  den  eindruck,  dass  die  auf  sie  bezüg- 
liche siebenbürgische  litteratur  in  aller  erreichbaren  Vollständigkeit 
ausgenützt  ist;  und  dieselbe  ist  sehr  umfangreich,  die  'historisch- 
kritische  einleitung'  orientiert  über  ort  und  zeit,  überhaupt  über 
die  geschichtlichen  Voraussetzungen ,  die  zum  Verständnis  nötig 
sind,  sie  behandelt  jedes  denkmal  einzeln,  manche  widerholungen 
musten  dabei  eintreten  und  das  bedürfnis  nach  einer  zusammen- 
bängenden  vergleichenden  darstellung  drängt  sich  dem  leser  auf. 
insbesondere  wäre  eine  wenn  auch  kurze  characterisierung  der 
verschiedenen  arten  von  schulen,  die  das  land  besafs,  erwünscht 
gewesen,  das  material  dazu  liegt  in  den  denkmälern  selbst  sehr 
zerstreut  vor;  manches  eigentümliche  muss  in  dieser  beziehung 
bestanden  haben,  wenn  zb.  eine  gewöhnliche  dorfschule  alle  kinder 
lesen  und  schreiben  lehrt,  daneben  noch  den  meisten  jungen,  neben 
den  lateinischen  lectionibus  auch  eine  griechische  fürlesen  soll,  diesen 
ist  auch  verboten ,  unter  einander  deutsch  zu  reden  (Kreuzer 
schulrecbt  von  1593,  s.  33  ff),  auch  klosterschulen  muss  es  vor 
einführung  der  reformation  wol  gegeben  haben  —  dagegen  Teutsch 
s.  iv  — :  sollte  darauf  nicht  die  stelle  des  Honterus  s.  4  weisen: 
ubi  scholarum  capacitas  studiosis  non  sufficit,  monasteria  trans- 
ferantur  in  eum  usum,  ad  quem  primo  sunt  instituta?  —  die 
Schreibung  der  deutschen  texte  ist  in  ähnlicher  weise  normalisiert, 
wie  es  Koldewey  MGP  i  getan  hat.  vgl.  dagegen  Anz.  xiii  124  f. 
Für  den  2  bd.  stellt  der  verf.  die  Schulordnungen  bis  auf 
die  neuere  zeit  in  aussieht,  dann  ein  Verzeichnis  sämmtlicber  in 
Siebenbürgen  bis  1850  gedruckten  und  an  den  sächsischen  schulen 
gebrauchten  Schulbücher,     er  wird    auch   das  register  entbalten. 

Joseph  Seemüller. 


zur  kaiserchroinik  139 

Zur  Kaiserchronik. 

ß|     Die   Kaiserchronik    erzählt    v.   4867  ff,    dass   Vitellius    den 
kaiser   Otho    töten    lässt,    mit    ihm    50000  anhänger.      von    den 
verwandten  Othos  vertrieben  belagert  er  Rom.     Odnatus  erbietet 
sich  vor   dem    senat,  die   Stadt   zu  befreien,     er  verabredet  sich 
mit  12  gefährten    und    geht   ins  lager,    um  den  kaiser  zu  töten, 
aus   Unkenntnis   ersticht  er  den  herzog  Riomus.     Odnatus  wird 
ergriffen ,    zum   tode  verurteilt  und  nach  dem  gründe  seiner  tat 
gefragt,     er  weigert  sich,  die  sache  aufzuklären,  bevor  man  ihn 
nicht   zu   einem   feuer   geführt   habe,    in    dem    er   sich   reinigen 
müsse,    man  gewährt  ihm  die  bitte,    er  hält  die  hand  ins  feuer, 
bis  sie   abgebrannt   ist.     dann  tritt   er  vor  den  kaiser   und  ent- 
deckt ihm  alles,     seiue  band  hat  er  bestrafen  wollen: 
ich  solde  cid  mite  dich  haben  erslagen. 
nti  hdn  ich  unrehte  gevarn, 
min  haut  hat  mir  gelogen, 
da  mite  hin  ich  betrogen, 
min  hant  ist  mir  worden  meineide. 
von  rehte  wart  iz  ir  ze  leide. 
Vitellius   gerät   in    furcht   und    schliefst   mit   den   Römern    einen 
Waffenstillstand,  nach  dessen  ablauf  er  erschlagen  wird. 

Man  hat  von  je  her  erkannt,  dass  hier  die  geschiente  des 
Mucius  Scaevola  vorliegt,  die  abweichungen  von  der  antiken 
Überlieferung  sind:  1)  das  attentat  richtet  sich  nicht  gegen  einen 
auswärtigen  feind,  sondern  gegen  einen  tyrannen,  der  durch 
hinrichtungen  das  volk  wider  sich  aufgebracht  hat.  2)  mit  dem 
beiden  der  erzählung  verschwöreu  sich  12  männer.  3)  die  haud 
wird  verbrannt,  nicht  um  eine  probe  der  staudhaftigkeit  zu  geben, 
sondern  weil  sie  nicht  den  richtigen  getroffen  hat.1 

Dazu  stimmt  auffallend  eine  relation  in  einem  connnentar 
zu  den  prologen  des  hl.  Hieronymus  zur  Vulgata.  der  com- 
mentar  steht  im  cod.  2732  der  Wiener  k.  k.  hofbibliothek  hinter 
den  Salzburg- Monseer  glossen.  die  Tabulae  erwähnen  ihn  mit 
keinem  wort,  die  schritt  ist  wie  die  des  ganzen  codex  aus 
dem  10  jh.  der  commentator  bemerkt  fol.  156b  z.  5  ff  zu  den 
worten  des  Hieronymus  in  flammam  mitto  manum  (in  lsaiam) 
folgendes: 

i.  in  emulorum  detractionem  opus  met;  translationis  inmitto, 
et  est  tractum  ab  historia.  Silla  romanus  consul  crudelissimus 
fuit,  qui  omnes  romanos  nobiles  scriplis  nominibus  suis  interßci 
iubebat.  Contra  quem  xn  uiri  coniuralionem  fecerunt  et  cum  unus 
eorum  uoluisset  eum  oeeidere ,  cinnam  qui  iuxta  eum  sedebat ,  Ulms 
malitif;  conplicem  pro  eo  oeeidit  ignorans  quis  eorum  esset  silla. 
At  ille  sciens  sillam  euasisse  manum  mitlens  in  flammam  dixit: 
pereat  manus  isla  que  in  feriendo  errauit,   et  tamdiu  manum  in 

1  diesen  ziij?  hat  allerdings  schon  Anrelius  Victor:  hoc  suppUcii  a 
rea  exigens,  quod  in  caede  peccasset. 


140  ZUR  KAISERCHROMK 

flamma  tenuit,  quoadusque  eam  liquefactam  cerner  et.  Silla  autem 
hoc  uidens  interrogauit  enm  quot  in  iuratione  fuissent.  Cumque 
ille  xii  contra  eum  conspirasse  diceret,  silla  tremef actus  fugit  et 
romam  reliquid. 

Die  3  oben  verzeichneten  puncte  finden  wir  auch  hier;  dass 
nach  der  Kaiserchr.  Odnatus  mit  12  gefährten  sich  verschwört, 
während  die  lat.  prosa  im  ganzen  12  teiluehmer  an  der  Ver- 
schwörung annimmt,  wird  niemand  als  grofse  Verschiedenheit  auf- 
fassen, der  antiken  Überlieferung  steht  die  Kaiserchr.  in  so  fern 
näher,  als  sie  den  mordversuch  in  einem  feldlager  vor  der  Stadt 
geschehen  lässt,  wovon  die  lat.  prosa  nichts  weifs;  dafür  lässt 
diese  Sulla  aus  angst  von  Rom  fliehen,  während  die  Kaiserchr. 
den  sonderbaren  schluss  bietet,  dass  Vitellius  zwar  um  frieden 
bittet ,  aber  trotzdem  während  der  dauer  desselben  als  kaiser 
herscht.  M.  H.  Jellimek. 


Erwiderung. 

Die  besprechung  meines  buches  über  Johann  Elias  Schlegel 
durch  JRentsch  Anz.  xv  347  ff  enthält  eine  reihe  tatsächlicher  Un- 
richtigkeiten und  ungenauigkeiten. 

1)  es  ist  unrichtig,  dass  ich  eine  flugschrift  gegen  Sardou 
veröffentlicht  habe;    das  ist  niemals  geschehen. 

2)  es  ist  unrichtig,  dass  ich  eine  weitere  flugschrift  'zur 
empfehlung'  der  jüngsten  deutschen  dichterschule  verfasst  habe, 
'zur  kritik'  derselben  muss  es  heifsen.  aufs  schärfste  verurteile 
ich  die  unreife  jener  schule;  eins  ihrer  hauptwerke  nenne  ich 
'eine  mischung  von  brutalität  und  Sentimentalität',  über  ein 
anderes  urteile  ich:  'schmutz  verkommt  im  schmutze',  selbst  an 
dem  begabtesten  Vertreter  dieser  richtung  rügt  mein  (vor  zwei 
Jahren  geschriebener)  aufsatz  'kraftrenommage  und  Überschwang, 
breite,  überschuss  der  tendenz  über  die  poetische  gestaltung, 
heinisierende  selbstironie.'  ich  ermahne  diese  dichterjünglinge, 
'mit  Selbstzucht  energisch  an  sich  zu  arbeiten',  und  fasse  mein 
in  einzelnen  ihrer  werke  allerdings  'fruchtbare  keime'  anerken- 
nendes urteil  in  die  worte  von  Gervinus  zusammen:  'sie  wollen 
nichts  werden;  sie  wollen  jeder  gleich  etwas  sein,  sie  meinen 
es  alle  hübsch  und  gut,  aber  sie  wollen  nichts  lernen!' 

3)  Rentsch  bezeichnet  es  als  'phantasie',  dass  Schlegels  vater 
das  opfer  der  Verfolgung  von  gewissen  landadligen  geworden  sei. 
ESchlegels  Werke  in  525  erzählt  Job.  Heinr.  Schlegel:  'mein  seliger 
vater  fand ,  dass  es  (den  gestalten  der  Pracht  zu  Landheim)  nicht 
an  originalen  unter  dem  landadel  fehlte,  und  dass  diese  charac- 
tere  insbesondere  auf  personen  gedeutet  werden  konnten,  mit 
denen  er  .  .  .  verdriefslichkeiten  gehabt  hatte.'  Rentsch  be- 
hauptet: 'iu  diese  unglücklichen  häuslichen  Verhältnisse  bringt 
erst  Seeliger  licht.'    dieser  aber  ideutificiert  ausdrücklich  (s.  152) 


ERWIDERUNG  141 

die  landedelleute,  von  denen  JHSchl.  spricht,  mit  den  domherren, 
welche  die  amtsentsetzung  seines  vaters  durchgesetzt  hatten. 

4)  ebenso  beruht  der  nächste  Vorwurf  auf  einer  tatsächlich 
unwahren  behauptung:  4dass  Schi,  sich  in  Leipzig  zuerst  aus 
sachlichen  und  persönlichen  erwägungen  von  Gottsched  fern  ge- 
halten, aufmerksam  die  Schriften  der  gegner  studiert  und  erst 
im  zweiten  Studienjahre  sich  ihm  genähert  habe,  wird  (s.  26)  be- 
hauptet, nicht  begründet.'  ausdrücklich  verweise  ich  auf  den 
von  JHSchl.  verfassten  lebensabriss  und  auf  eine  aumerkuug 
JASchl.s  zu  seiner  Batteux-überselzung.  an  ersterer  stelle  (s.  xixff, 
besonders  s.  xxi)  heifst  es  über  den  1739  nach  Leipzig  gekom- 
menen Elias:  'im  jähre  1740  ward  er  mit  dem  prof.  Gottsched 
genauer  bekannt.'  und  ASchi,  berichtet  (n3  516):  'mein  sei. 
bruder  und  ich  setzten  beide,  sobald  wir  nur  die  academie  be- 
traten, den  entschluss  bei  uns  fest,  bei  dem  sei.  Gottsched  keine 
collegia  zu  besuchen,  und  das  zwar,  damit  wir  ihm  keinen  an- 
lass  geben  könnten,  uns  für  seine  schüler  zu  halten.'  ebenda  518: 
'unter  der  anleitung  meines  sei.  bruders  .  .  .  hatte  ich  bereits  mit 
Miltons  Verlorenem  paradiese,  mit  h.  Bodmers  buche  vom  wunder- 
baren und  wahrscheinlichen,  mit  h.Breitingers  Krit.  dichtkunst . . . 
mich  bekannt  gemacht.' 

5)  Rentsch  verwechselt  die  antike  ortseinheit  und  die  'franzö- 
sische handhabung'  derselben,'  um  gegen  mich  zweimal  (s.  351 
und  353)  den  Vorwurf  schiefer  darstellung  zu  erheben,  'die 
äufserliche  abfindung'  mit  der  regel  von  zeit  und  ort  hat  eben 
nicht  zum  notwendigen  gegensatz:  'er  setzt  sich  über  diese 
schranken  hinweg',  sondern:  er  beobachtet  sie  würklich,  findet 
sich  nicht  nur  äufserlich  mit  ihnen  ab;  und  zwar  geschieht  dies, 
wie  ich  (s.  44)  direct  voranschicke,  'unter  dem  einflusse  der 
Griechen'  im  gegensatz  zur  'französischen  technik'.  ebenso  wenig 
ist  mir,  sondern  dem  herrn  R.  betr.  des  lotengespräches  'in 
der  hellen  begeisterung  ein  misverständnis  untergelaufen';  auch 
hier  spreche  ich  (s.  68)  deutlich  von  dem  'kämpf  gegen  die 
französische  handhabung  der  ortseinheit'  als  einem  gegenständ 
des  spottes  seitens  des  von  Schi,  vorgeschobenen  griechischen 
dramalikers. 

6)  Bentsch  macht  ferner  gegen  mich  geltend  (s.  352),  Schi, 
habe  sein  schreiben  gegen  Mauvillon  'später  selbst  als  waschhaft 
verurteilt.'  das  gegeoteil  davon  ist  der  fall.  Schi,  citiert  nur 
mit  leichter  ironie  gegen  Bodmer  dessen  urteil  über  die  epistel 
(s.  Stäudlin  s.  32):  'weil  ich,  die  Wahrheit  zu  gestehen,  der  Ver- 
fasser des  so  genannten  (das  folgende  in  anführungszeichen !) 
'waschhaften  poet.  Schreibens  wider  den  herrn  Mauvillon'  bin'.  — 
mein  buch  verweist  dazu  (in  anm.77)  auf  Bodmers  Sammlung  krit., 
poet.  und  anderer  geistv.  Schriften  5  st.,  s.  34  f.  'diese  einzige  an- 
merkung  herrn  Mauvillons',  heifst  es  hier,  'zernichtet  auf  einmal 
das    weitläuftige    ge wasche    einiger    Verfechter    des    deutschen 


142  ERWIDERUNG 

witzes,  .  .  .  z.  e.  wenn  es  in  dem  schreiben  an  den  verf.  der 
Beiträge  h.  Gottsched  heifst  .  .  .'  (so  war  das  schreiben  gegen 
Mauvillon  betitelt!). 

7)  es  ist  unrichtig,  dass  Krüger  schon  vor  Schl.s  Geschäf- 
tigem miifsiggänger  das  deutsche  lustspiel  'aus  dem  buche  ins 
leben'  geführt  habe,  der  Gesch.  miifsiggänger  fällt  ins  jähr  1741 
und  erschien  1743,  im  selben  jähr  mit  Krügers  erstem  lustspiel 
Die  geistlichen  auf  dem  lande;  die  durchschlagenden  werke  Krügers, 
Die  kandidaten  und  Herzog  Michel  traten  sogar  erst  1748  bezw. 
1750  ans  licht. 

8)  für  den  (wie  ich  s.  133  sage:  'negativen')  einfluss  des 
Hermann  auf  den  Götz  soll  ich  'nicht  genügende  beweise  er- 
bracht' haben,  ich  verweise  (antn.  109)  auf  Goethes  eigenes 
zeugnis. 

9)  Rentsch  citiert  den  vorbericht  zur  Lucretia  nur  unvoll- 
ständig; er  übergeht  ua.  (Werken  4):  'dieses  anstöfsige  zeigte 
sich  hier  so  offenbar  und  in  einem  so  hohen  grade,  dass  die 
hs.  ungedruckt  blieb  und  auch  in  der  Deutschen  Schau- 
bühne keinen  platz  fand.'  schon  deshalb  kann  nicht  an  Gott- 
scheds rednergesellschaft  (der  E.  und  ASchlegel  anfangs  nur  bei- 
traten, weil  sie  nichts  mit  der  litterarischen  tätigkeit  Gottscheds 
zu  tun  hatte,  vgl.  ASchi. s  Batteux  n3  516),  sondern  ausschliefs- 
lich  an  seinen  häuslichen  kreis  d.  i.  vor  allem  frau  Gott- 
sched gedacht  werden,  wenn  von  der  prüfung  der  für  die  Schau- 
bühne eingesandten  manuscripte  die  rede  ist.  weiter:  'man 
wollte  die  möglichkeit  dieser  (Schi. sehen)  ideen  kaum  zugeben, 
ohne  sie  ausgeführt  zu  sehen,  und  wenige  wochen  hernach  ward 
der  gegenwärtige  entwurf  vorgezeigt.'  wäre  unter  dem  'man' 
jemand  anders  als  Gottsched  selbst  zu  verstehen,  so  wäre 
der  streit  ja  von  vorn  herein  zu  Schl.s  gunsten  entschieden  ge- 
wesen; auf  den  meister  deutet  doch  auch  unverkennbar  der  schul- 
mäfsige  ausdruck  'vorgezeigt'.  Heinr.  Schi,  schrieb  diese  worte 
1762,  er  spricht  von  Gottsched  zu  dessen  lebzeiten  stets  mit 
schonender  Zurückhaltung  in  derselben  allgemeinen  form,  eine 
neue  wissenschaftliche  monographie,  die  nicht  nur  sclavisch  ab- 
schreiben will,  hat  dagegen  das  recht  und  die  pflicht,  an  stelle 
der  allgemeinen  hinweise  die  leicht  erkennbaren  bestimmten  per- 
sonen  einzusetzen. 

10)  eine  umkehrung  der  tatsachen  ist  es  schliefslich,  zu  be- 
haupten ,  dass  ich  'das  Verhältnis  von  Gryphius  zu  Shakespeare 
durch  das  bild  von  der  hauskatze  und  dem  löwen  klar  machen 
will',  während  Schi,  'ja  beide  etwa  einander  gleichstellt.'  um- 
gekehrt sage  ich,  Schi,  habe  Shakespeare  noch  nicht  als 
löwen,  zunächst  nur  allgemein  als  sprössling  des  katzengeschlechtes 
erkannt  (s.  76):  'wir  sind  nun  heute  leicht  geneigt  zu  lächeln, 
dass  Schi,  allen  ernstes  Shakespeare  gegen  einen  Gryphius  ab- 
misst;   aber  beweist   es   nicht  einsieht   genug,   wenn   einer,   der 


ERWIDERUNG  143 

nur  zahme  haustiere  kannte,  beim  ersten -anblick  des  löwen  die 
katze  zum  vergleich  heranzieht?'  Eugen  Wolff. 

Antwort  des  recensenten. 

Zu  1)  in  der  tat  ein  irrtum:  die  Sardouschrift  stammt  vtm 
Bulthaupt  und  ist  nur  in  den  von  Wolff  und  Berg  herausgegebenen 
Volksheften  erschienen. 

Zu  2)  gegen  dieses  selbstlob  halte  man:  Grenzboten  1889 
heft  1 :    Die  jüngste  schule. 

Zu  3)  der  vater  Schl.s,  sagt  Seeliger  s.  151  f,  'vergafs  die 
pflichten  seines  amts'  und  beschäftigte  sich  'mit  Studien  und  der 
landwirtscbaft;  die  klagen  seiner  vorgesetzten  setzen  dafür  aller- 
dings: somno ,  mero,  allotriis,  passionibus.'  'kurz,  dem  capitel 
riss  endlich  die  geduld,  der  syndicus  wurde  zunächst  suspendiert, 
dann  . . .  abgesetzt.'  da  war  doch  wol  eher  das  Stift  'ein  opfer' 
seiner  nachlässigkeit. 

Zu  4)  vollständig:  '.  .  .  mit  dem  prof. Gottsched  genauer  be- 
kannt, den  er  bereits  über  die  philosophie  gehört 
hatte.'  ASchlegel  lässt  ihn  gar  keine  collegien  bei  Gottsched 
hören,  Gottsched  (Neuestes  1761,  901)  will  ihn  'in  seinen  poeti- 
schen und  oratorischen  Vorlesungen  und  Übungen  fleifsig  und 
eifrig  gesehen'  haben,  das  sind  bedenkliche  Widersprüche,  vor 
allem  aber  ist  die  Batteuxstelle  eine  trübe  quelle,  seit  sie  Danzel 
s.  154  als  eine  sehr  unedle,  gegen  Gottsched  parteiisch  gefärbte 
darstellung  erwiesen  hat. 

Zu  5)  die  Scheidung  zwischen  antiker  und  französischer  orts- 
einheit  muste  das  buch  selbst  klarer  hervorheben.  —  aber  Beg- 
nards  Demokrit  hält  nicht  einmal  die  französische  äufserliche  ein- 
heit  inne;  denn  das  stück  spielt  erst  in  der  wüste,  dann  im 
königspalast.  Schi,  kämpft  also  hier  nicht  gegen  die  französische 
handhabung  der  ortseinheit,  sondern,  wie  vAntoniewicz  s.  lxx  zu 
der  stelle  richtig  sagt,  gegen  die  völlige  'aufserachtlassung  der 
einheit  des  orts.' 

Zu  7)  der  Vorwurf  trifft  zunächst  MKoch  Zs.  f.  vgl.  litteratur- 
gesch.  ii  3,  den  ich  anführe. 

Zu  8)  Goethe  (Leipziger  theater),  dem  die  aufführung  des 
Hermann  misfallen  hat,  sagt:  'ich  glaubte  einzusehen,  dass  solche 
stücke  in  zeit  und  gesinnung  zu  weit  von  uns  ablägen,  und 
suchte  nach  bedeutenden  gegenständen  in  der  späteren  zeit,  und 
so  war  dieses  der  weg,  auf  dem  ich  einige  jähre  später  zu  Götz  .  . 
gelangte.'  kann  man  da  würklich  noch  von  einem  'einfluss'  des 
Hermann  auf  Götz  sprechen? 

Zu  9)  mein  Vorwurf  galt  und  gilt  noch  vor  allem  dem 
novellistischen  aufputzen  schlichter  quellennotizen.  Danzel,  wahr- 
lich kein  sclavischer  abschreiber,  hat  solche  histörchen  nicht 
für  nötig  gehalten. 


144  ERWIDERUNG 

Zu  10)  das  bild  will  trotz   aller  erklärung  Dicht  klarer  UDd 
geschmackvoller  werdeo.  J.  Rentsch. 

Berichtigung. 
Meioe  aogabe  Adz.  xv  187,  Sarrazin  habe  in  seinen  Beowulf- 
studieo    s.  196    Sievers   einen    fremdliog    auf  westgerm.  Sprach- 
gebiete genannt,  beruht  auf  einem  misverständnis.     R.  Heinzel. 


Preisausschreiben. 
Der  verein  für  hamburgische  geschichte  bestimmt  einen 
preis  von  1000  mk.  für  den  besten  binnen  3  jähren  im  manu- 
script  eingereichten  beitrag  zur  keuntnis  des  anteils  Hamburgs 
an  der  entwickelung  der  deutschen  litteratur  während  der  ersten 
hälfte  des  18  jhs. 

Nähere    bestimmungen. 

1)  in  erster  linie  erwünscht  ist  eine  gesammtdarstellung 
des  hamburgischen  litteraturlebens  von  1700 — 1750;  doch  werden 
auch  eingehende  monographien  über  einzelne  während  dieses 
Zeitraums  in  Hamburg  besonders  gepflegte  litteraturgatlungen  ,  so- 
wie über  einzelne  namhafte,  dieser  zeit  angehörige  hamburgische 
Schriftsteller  berücksichtigung  finden. 

2)  es  wird  erwartet,  dass  die  einzusendenden  arbeiten  einer- 
seits auf  streng  wissenschaftlicher  forschuug  beruhen  und  ueue 
resultate  von  erheblichkeit  zu  tage  fordern ,  andererseits  nach  form 
und  inhalt  geeignet  sind,  das  interesse  weiterer  kreise  zu  er- 
regen. 

3)  die  einzureichenden  arbeiten  dürfen  zuvor  weder  ganz 
noch  teilweise  im  druck  erschienen  sein. 

4)  dieselben  müssen  bis  zum  1  mai  1892  dem  vorstand  des 
Vereins  für  hamburgische  geschichte  zugestellt  werden. 

5)  die  arbeilen  sind  anonym  einzusenden  und  dürfen  nicht 
von  der  hand  der  Verfasser  geschrieben  sein,  jedes  manuscript 
ist  mit  einem  motto  zu  versehen,  welches  sich  auch  auf  einem 
beigelegten ,  den  namen  des  betreffenden  Verfassers  enthaltenden, 
verschlossenen  couvert  befinden  muss. 

6)  den  vom  vorstand  des  Vereins  für  hamburgische  geschichte 
zu  ernennenden  preisrichtern  steht  das  recht  zu,  den  ausgesetzten 
preis  unter  zwei  gleich  würdige  bewerber  zu  teilen. 

7)  das  eigeDtumsrecht  an  den  eingesandten  arbeiten  bleibt 
den  Verfassern  vorbehalten. 

Etwaige  anfragen  werden  erbeten  unter  der  adresse  des  ersten 
Vorstehers  des  Vereins,  dr ThSchrader,  Hamburg,  Eilbeck,  hinter 
der  landwehr  6/7. 

Hamburg,  den  9  april  1889.       Der  vorstand 

DES    VEREINS    FÜR    HAMBURGISCHE    GESCHICHTE. 


ANZEIGER 

FÜR 

DEUTSCHES  ALTERTHUM  UND  DEUTSCHE  LITTERATUR 

XVI,   2.  3    MAI  1890 


Verzeichnis  der  auf  dem  gebiete   der   neueren  deut- 
schen   LITTERATUR    IM   JAHRE   1888    ERSCHIENENEN    WISSEN- 
SCHAFTLICHEN   PUBLICATIONEN. 

von  Philipp  Strauch.* 

iA.    Bibliographie.     Sammelwerke. 

Seemanns  litt,  jahresber.  u.  weihnachtscat.  f.  1888.  hg.  unter  mitwirkung 
von  CGehlert,  ELehmann,  MNecker,  HReimann,  ARosenberg, 
OSeemann  von  KHeinemann.  Leipzig,  dr.  des  Bibliogr.  inst.  160  mit 
illustr.     8.  [1 

Continental  literature,  july  1887  to  june  1888:  Germany.  Athen.  nr3167 
(RZimm  ermann).  [2 

ßibl.  der  gesammtlitt.  des  in-  u.  ausl.  mit  je  1  dichterportr.  Halle,  Hendel.  8. 
Bürger,  Des  frhrn  vonMünchhausen  wunderbare  reisen  u.  abenteuerzu  wasser 
u.  zu  lande,  vii,  61  (nr  233).  —  Claudius,  Der  wandsbecker  böte,  ein 
blütenkranz  aus  seinen  werken,  nebst  einem  bilde  seines  lebens  von  JKeuper. 
vi,  115  (nr205.  6).  —  Eichendorff,  Aus  dem  leben  eines  taugenichts.  92 
(nr  173).  Gedichte,  vm,  302  (nr  170  —  2).  —  Engel,  Herr  Lorenz  Stark, 
ein  charactergemälde.  128(nr231).  Der  philosoph  f.diewelt.  228(nr245.6). — 
Feuchtersieben,  Zur  diätelik  der  seele.  110  (nr  263).  —  Goethe,  Aus 
meinem  leben.  Wahrheit  u.  dichtung.  674  (nr  186—91).  Die  mitschuldigen, 
ein  lustspiel  in  versen.  58  (nr  240).  Die  Wahlverwandtschaften,  ein  roman. 
223  (nr  249.  50).  —  Ha rden  berg,  Heinrich  von  Ofterdingen.  roman.  156 
(nr  280.1).  —  Hauff,  Der  mann  im  monde,  nebst  der  controverspredigt  über 
HClauren  u.  den  mann  im  monde.  vi,  220  (nr  221.  2).  —  Herder,  Gedichte. 
304  (nr  260  — 2).  Legenden  u.  paramythien.  102  (nr  274).  Stimmender 
völker  in  liedern.  gesamm.,  geordnet,  zt.  übers.  360  (nr  257 — 9).  Über 
den  urspr.  der  spr.  von  der  acad.  der  wissensch.  zu  Berlin  im  j.  1771  ge- 
krönte preisschr.  vm,  98  (nr  239).  —  Hölty,  Gedichte.  128  (nr271.  2). — 
Immerma  nn,  Tulifäntchen.  com.  heldengedicht.  vm,  76  (nr209).  —  Kant, 
Von  der  macht  des  gemüts,  durch  den  blofsen  Vorsatz  seiner  krankhaften  ge- 
fühle  meister  zu  sein,  ein  schreiben  an  ChWHufeland  über  dessen  buch 
Makrobiotik.  38(nr247).  —  HvKleist,  Michael  Kohlhaas,  eine  erzählung. 
95  (nr  192).  —  Körner,  Die  gouvernante.  eine  posse.  Das  fischermädchen. 
ein  lyr.  drama.  Der  4jähr.  posten.  Singspiele.  54  (nr  220).  —  Lessing, 
Philotas.  ein  trauerspiel.  31  (nr264).  —  Ma  tthisson ,  Gedichte,  vi,  100 
(nr  203).  —  Rabeners  werke,  ausw.  mit  einl.  u.  erläut.  von  AHolder. 
ein  beitr.  zur  kulturgesch.  u.  päd.  des  18  jhs.  xxvi,211  (nr217  — 9.  — 
Schwab,  chron.  s.  1241).  —  Schiller,  Der  neffe  als  onkel.  lustspiel  nach 
dem  frz.  des  Picard.  48(nr210). —  AWvSchlegel,  Romeo  u.  Julia.  Schau- 
spiel von  WShakespeare.    übers.  89  (nrl96).  —  Seume,  Mein  leben.    120 

*  mit  freundl.  Unterstützung  von  JßOLTE,  IHIartmann,  .IMeier,  FMichel,  JMinoii, 
OI'niower,  ThKkismann,  MRiess,  MRobdiger,  ASaijer,  I'Schlentiier,  KScumidt,  KSchok- 
bach,  SSchwarz,  ThSiebs,  LSteinmeyer  ,  RMWkrnkh,  IISWhite,  AWohlwill,  GWoi.fi-, 
tfVV'Yss  u.  des  germ.  Seminars  zu  Wien. 

A.  F.  D.  A.    XVI.  10 


146  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888    IA 

(nr  275).  —  Tiedge,  Urania,  ein  lyr.-didact.  gedieht.  118  (nr207.8).  — 
Weber,  Democritos  oder  hinterlassene  papiere  eines  lachenden  philosophen. 
4—9  bdehen.  vi,  84.  112.  76.  66.  182.  152  (nr  184.  204.  34.  8.  65.  6.  82.  3).  — 
Zschokke,  Das  blaue  wunder.  Die  weibl.  stufenjahre.  erzählungen.  56 
(nr  236).  Der  tote  gast,  erzählung.  95  (nr  235).  Die  Verklärungen,  er- 
zählung.     92  (nr237).    s.  [254.  [3 

Bibl.  der  weltlitt.  Stuttgart,  Cotta.  8.  Gries,  LAriostos  Rasender  Ro- 
land in  4  teilen,  übers,  mit  einer  biogr.-litterarhist.  einl.  von  HFleischer. 
teil  1—3.  332.  327.  348  (bd.  164.  8.  76).  —  Heines  sämmtl.  werke  in 
12  bden.  mit  einer  biogr.-litterarhist.  einl.  von  StBorn.  bd.  8— 12.  272.288. 
276.320.312  (bd.  165.  6.  9. 171.  5).  —  Herders  ausgew.  werke  in  6  bden. 
mit  einer  biogr.-litterarhist.  einl.  von  JLautenbacher.  bd.  1.  288  mit  bild 
(bd.  178).  —  Tieck,  Ausgew.  werke  in  8  bden.  mit  einer  einl.  von  HWelti. 
bd.7.  8.  288.272  (bd.  161.3).  —  Voss,  Homers  werke  in  2  bden.  übers, 
mit  einer  litterarhist.  einl.  von  JLautenbacher.  402.274  (bd.  170. 4).  — 
Wielands  gesamm.  werkein  6 bden.  mit  einer  einl.  von  FMuncker.  bd.l— 4. 
263.  228.  228.  299  (bd.  162.  7.  172.  7).  [4 

Classikerausg.  f.  den  schulgebrauch.  Wien,  Holder.  8.  Goethes  u. 
Schillers  prosa.  hg.  von  JPölzl.  H,  152  (bd.  18).  —  Goethe,  Egmont. 
hg.  von  JPölzl.  2  aufl.  v,  80  (bd.  11).  Faust  i.  mit  einer  einl.  u.  anm. 
vers.  von  HThHorak.  162  (bd.  19).  Götz  von  Berlichingen  mit  der  eisernen 
hand.  hg.  von  WToischer.  2  aufl.  x,  100  (bd.  15).  Hermann  u.  Dorothea, 
hg.  von  JPölzl.  2  aufl.  iv,  60  (bd.  1).  Iphigenie  auf  Tauris.  hg.  von 
JPölzl.  2  aufl.  iv,  65  (bd.  5).  —  Herder,  Der  Cid.  mit  einl.  u.  anm.  von 
HLambel.  2  aufl.  vm,  130  (bd.  16).  —  Klopstocks  Oden  [in  ausw.].  mit 
einl.  u.  anm.  von  ChWürfl.  2  aufl.  xiv,  144  (bd.  17).  —  L  es  sing,  Emilia 
Galotti.  mit  einl.  u.  anm.  von  RDundaczek.  2  aufl.  x,  78  (bd.  14).  Laokoon. 
hg.  von  JPölzl.  mit  1  abbildung.  2  aufl.  iv,  99  (bd.  7).  Minna  von  Barn- 
helm oder  das  soldatenglück.  hg.  von  JPölzl.  2  aufl.  v,  84  (bd.  3).  Nathan 
der  weise,  hg.  von  JPölzl.  2  aufl.  v,  134  (bd.9).  —  Schiller,  Die  braut 
von  Messina  oder  die  feindlichen  brüder.  hg.  von  JPölzl.  2  aufl.  xiv,  86 
(bd.  12).  Die  Jungfrau  von  Orleans,  hg.  von  JPölzl.  2  aufl.  v,  120  (bd.  8). 
Maria  Stuart,  hg.  von  JPölzl.  2  aufl.  iv,  130  (bd.  6).  Über  naive  u.  sen- 
timentalische  dichtung.  mit  einl.  u.  anm.  von  KTumlirz.  2  aufl.  x,  100 
(bd.  13).  Wilhelm  Teil.  hg.  von  JPölzl.  2  aufl.  iv,  106  mit  1  karte  (bd.  2). 
Wallenstein,  hg.  von  JPölzl.  2  aufl.  vi,  253  (bd.  4).  —  AWvSc  h  legel , 
Julius  Caesar  von  Shakespeare,  übers,  hg.  von  JPölzl.  2  aufl.  v,  76 
(bd.  10).  [5 

D.  nationallitt.  lfg.  395— 461.  bd.  81  —  99.  Berlin  u.  Stuttgart,  Spemann. 
8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr9.  18.35.52  (Boxberger).  Revue  critique  nr  17 
(Chuquet).  Der  kunstwart  ljg.  21  stück  (Lunge).  Päd.  bll.  17,363.  [6 
D.  -  österr.  nationalbibl.  hg.  von  HWeichelt.  Reichenberg,  Weichelt 
(Berlin, Mecklenburg).  8.  KEvEbert,  Brunoy.  Schauspiel.  80  (bd.48. 9).— 
JFra  nul  vWeifsenthurn,  Welche  ist  die  braut!  ein  lustspiel.  79  (bd.  55.6). — 
AGrün,  Nibelungen  im  frack.  ein  gedieht.  44  (bd.  54).  —  FHalm,  Der 
söhn  der  wildnis.  dram.  gedieht.  2  aufl.  80  (bd.  20.  1).  —  CHerloss- 
sohn,  Maler  u.  kaufmann.  novelle.  36  (bd.  57).  —  FRaimund,  Der 
barometermacher  auf  der  zauberinsei.  zauberposse.  51  (bd.  60).  —  JChvZ  e  d  - 
litz,  Waldfiäulein.     ein  märchen.     80  (bd.  52.  3).  [7 

Graesers  jugendbibl.  Wien,  Graeser.  8.  Ha  uff,  Märchen  i.  Die  karavane. 
mit  einl.  u.  anm.  von  HKny.  135  (bd.  1).  —  Hölty,  Gedichte,  mit  einl.  u. 
anm.  vonGWöckl.  87(bd.2). —  HvKleist,  Michael  Kohlhaas,  eine  erzählung. 
gesichtet  u.  hg.  von  OSloklaska.  127  (bd.  4).  —  Schwab,  Doctor  Faustus. 
aus  den  deutschen  volksbb.  wider  erzählt,  gesichtet  u.  hg.  von  FProsch. 
72  (bd.3).  [8 

Graesers  schulausg.  class.  werke,  unter  mitwirkung  mehrerer  fachmänner 
hg.  von  JNeubauer.  Wien,  Graeser.  8.  heftl  — 24.  —  Korrespondenzbl. 
f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen  Württembergs  35,244.  [9 

Dieselben.     HJvC ollin,   Regulus.     eine  tragödie.     mit   einl.  u.   anm.  von 


BIBLIOGRAPHIE.      SAMMELWERKE  147 

HKny.  vm,  84  (nr  32).  —  Goethe,  Götz  von  Beilichingen  mit  der  eisernen 
hand.  mit  einl.  u.  anni.  von  LSmolle.  2  verb.  aufl.  xvi,  94  (nr  10).  Hermann 
u.  Dorothea,  mit  einl.  u.  anm.  von  ALichtenheld.  4  rev.  aufl.  xvi,  61 
(nr  2).  Iphigenie  aufTauris.  mit  einl.  u.  anm.  von  JNeubauer.  4  rev.  aufl. 
xiv,  66  (nr  1).  Torquato  Tasso.  mit  einl.  u.  anm.  von  JNeubauer.  2  rev. 
aufl.  xiii,  90  (nrll).  —  Lessing,  Emilia  Galotti.  mit  einl.  u.  anm.  von 
ARebhann.  2  rev.  aufl.  xiv,  73  (nr  16).  Minna  von  Barnhelm  oder  das 
soldatenglück.  mit  einl.  u.  anm.  von  JNeubauer.  4  unveränd.  aufl.  xn,  88 
(nr  5).  —  Schiller,  Die  Verschwörung  des  Fiesco  zu  Genua,  mit  einl.  u. 
anm.  von  JNeubauer.  xix,  100  (nr33).  Die  Jungfrau  von  Orleans,  mit 
einl.  u.  anm.  von  HKny.  2  verb.  aufl.  xvi,  111  (nr  7).  Maria  Stuart,  mit 
einl.  u.  anm.  von  EMüller.  3  unveränd.  aufl.  xiv,  114  (nr  13).  Wallen- 
stein, mit  einl.  u.  anm.  von  FBernd.  lxiv,  255  (nr  30.  1).  —  AWvSch  legel, 
Julius  Cäsar  von  WShakespeare.  in  der  übers,  hg.  u.  mit  einl.  u.  anm.  vers. 
von  JResch.  2  rev.  aufl.  88  (nr  4).  —  Voss,  Luise,  ein  ländl.  gedieht 
in  3  idyllen.     mit  einl.  u.   anm.  von  FProsch.     x,  46  (nr34).  [10 

lEXXrpixr)  ßiß?.iod-rj>it]  heft  1 — 15  [enth.  in  neugriech.  übers.  Schiller,  Kabale 
u.  liebe  u.  vFeuchtersleben,  Diätetik  der  seele].  Athen,  ßarlh.  —  Litt,  cen- 
trale. nr47.  [11 
Kleine  hausbibl.  f.  die  Jugend,  hg.  vonThWeyler.  Leipzig,  Gressner&  Schramm. 
8.  Brentano,  Der  ring  Salomonis.  38(nr31).  —  AGEberhard,  Zauber- 
künste, ein  märchen.  36  (nr41).  —  Hauff,  Das  Wirtshaus  im  Spessart. 
3bdchen.  59.63.47  (nr  58  —  60).  —  ET  AH  off  mann,  Meister  Martin  u. 
seine  gesellen,  eine  erzählung.  64  (nr  42).  Spielerglück,  eine  erzählung. 
31  (nr  38).  —  EvHouwald,  Rübezahl  u.  seine  Schwestern,  ein  märchen. 
36  (nr51).  Die  reise  ins  Riesengebirge,  forts.  48  (nr52).  Rübezahl  unter 
den  menschen,  schluss.  Die  brandhexe,  ein  märchen.  34  (nr  53).  2  er- 
zählungen.  31  (nr  50).  —  Immermann,  Der  neue  Pygmalion,  eine  er- 
zählung. 50  (nr47).  —  Körner,  4  erzählungen.  38  (nr  46).  —  FLoh- 
mann,  Der  dorn  zu  Magdeburg,  eine  volkssage.  22(nr49).  Möhrenscheiben, 
ein  wintermäreben.  34  (nr  54).  —  Musäus,  Der  Schatzgräber,  ein  märchen. 
40  (nr40).  —  KPichler,  2  idyllen.  23  (nr  39).  —  AWvSchlegel,  Mo- 
rayzela.  eine  maur.  erzählung.  32  (nr  32).  —  ChvSchmid,  Heinrich 
von  Eichenfels,  erzählung.  40  (nr  48).  —  Schwab,  Die  schildbürger.  aus 
den  deutschen  Volksmärchen.  45  (nr  43).  —  HSteffens,  Gebirgsmärchen. 
24  (nr33).  [12 
Meisterwerke  der  deutschen  litt.,  in  neuer  ausg.  u.  bearb.  f.  höhere  lehranst. 
hg.  von  KHoldermann  u.  LSevin.  Berlin,  Reuther  (1886).  8.  Goethe, 
Iphigenie  auf  Tauris.  ein  Schauspiel,  bearb.  von  LSevin.  mit  1  titelbilde. 
79  (bdehen  4).  —  Schiller,  Wilhelm  Teil.  Schauspiel,  bearb.  von  LSevin. 
mit  1  karte  (bdehen  2).  —  Voss,  Homers  Odyssee,  bearb.  von  KHoldermann. 
mit  1  titelbilde.  160  (bdehen  3).  [13 
Meisterwerke  unserer  dichter,  hg.  mit  einl.  u.  erläut.  von  OHelli  n  ghaus. 
Münster,  AschendorfT.  16.  Eichendorff,  Aus  dem  leben  eines  taugenichts. 
iv,  124  (bd. 49).  Gedichte.  iv,380  (bd.51-3).  —  Heine,  Ausgew.  gedichte. 
xvi,  272  (bd.  46— 8).  —  ETAHoffmann,  Meister  Martin  der  küfner  u.  seine 
gesellen,  erzählung.  vm,  86  (bd.  45).  —  HvKIeist,  Michael  Kohlhaas, 
bist,  erzählung.  vm,  136  (bd.  44).  [14 
Meyers  volksbb.  Leipzig,  Bibliogr.  inst.  16.  Arnim,  Isabella  von  Ägypten, 
kaiser  Karls  v  erste  Jugendliebe,  eine  erzählung.  122  (nr530.1).  —  Bren- 
tano, Märchen.  2  teile.  335.  267  (nr564— 72).  —  llJvGollin  ,  Regulus.  ein 
trauerspiel.  88  (nr  573.  4).  —  Eichendorff,  Ahnung  u.  gegenwart.  ein 
roman.  328  (nr  551  —  5).  Aus  dem  leben  eines  taugenichts.  novelle.  98 
(nr  540.  1).  Das  marmorbild.  Das  schloss  Durande.  novellen.  90  (nr549. 
50).  Gedichte.  359  (nr  544  —  8).  Julian.  Robert  u.  Guiscard.  Lucius, 
erzählende  gedichte.  95  (nr  542. 3).  —  Feuchtersieben,  Zur  diäletik 
der  seele.  120  (nr616.7).  —  Fouq  ue,  Der  zauberring,  ein  ritterroman.  422 
(nr501  — 6). —  Hauff ,  Das  bild  des  kaisers.  eine  erzählung.  99  (nr  601.  2). 
Memoiren   des  satans.     291  (nr604— 7).     Phantasien  im  bremer  ratskeller. 

10* 


148  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1888    IAB 

56  (nr600).  —  ETAH offmann,  Doge  u.  dogaresse.  Spielerglück.  2  er- 
zählungen.  86  (nr  610.  1).  Erzählungen.  115  (nr  608.  9).  —  Hufela  nd, 
Diekunst,  das  menschl.  leben  zu  verlängern.  311  (nr  535— 8).  —  Klinger, 
Sturm  u.  drang,  ein  Schauspiel.  62  (nr  599).  —  Kopisch,  Karnevalsfest 
auf  Ischia.  Entdeckung  der  blauen  grölte.  83  (nr  583.  4).  —  Kotzebue, 
Menschenhass  u.  reue,  ein  Schauspiel.  87  (nr526. 7).  Pagenstreiche,  eine 
posse.  86  (nr  524.5).  —  Lenau,  Faust.  Don  Juan.  126  (nr  614.5).  — 
Mendelssohn,  Phädon  oder  über  die  Unsterblichkeit  der  seele.  156  (nr528. 
9).  —  Müllner,  Die  schuld,  ein  trauerspiel.  83  (nr  295.  6).  —  vSallet, 
Schön  Irla.  ein  märchen.  52  (nr511).  —  Schiller,  Iphigenie  in  Aulis. 
ein  trauerspiel  von  Euripides.  übers.  60  (nr539).  Turandot,  prinzessin  von 
China,  ein  tragicom.  märchen  nach  Gozzi.  86  (nr612.3).  —  HStieglitz, 
Bilder  des  Orients.  488  (nr585  — 91).  —  Wieland,  Das  wintermärchen. 
Das  sommermärchen.  72  (nr  532).  Schach  Lolo.  Der  vogelsang.  Sixt  u. 
Klärchen.  Hann  u.Gulpenheh.  poet.  erzählungen  u.  märchen.  58  (nr  598).  [15 
*  Neuer  deutscher  novellenschatz.  hg.  von  PHeyse  u.  LLaistner.  bd.  24. 
München  u.  Leipzig,  Oldenbourg,  1887  [s.  1  Schiller,  Verbrecher  aus  ver- 
lorner ehre;  s.  33  HvKleist,  Das  erdbeben  in  Chili;  s.  59  Mosen,  Die  ital. 
novelle].  —  vgl.  DLZ  nr  12  sp.  452.  [16 

Schöninghs  ausg.  deutscher  class.  mit  commentar.  Paderborn  u.  Münster, 
Schöningh.  —  Korrespondenzbl.  f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen  Württem- 
bergs 35,  272.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,  173  (Unbescheid).  [17 
Universalbibl.  Leipzig,  Reclam.  16.  vgl.  Litt,  merkur  8, 185.  —  Eichen - 
dorff,  Aus  dem  leben  eines  taugenichts.  novelle.  105  (nr  2354).  Das 
marmorbild.  Das  schloss  Durande.  2  erzählungen.  95  (nr  2365).  Gedichte, 
gesammtausg.  mit  biogr.-litt.  einl.  von  FBrümmer.  388  (nr  2351—3).  — 
Flemings  ausgew.  dichtungen.  mit  erklärungen  hg.  u.  eingel.  von  HStieh- 
ler.  184  mit  bildnis  (nr  2454.  5).  —  Gries,  LAriostos  Rasender  Roland, 
deutsch,  von  neuem  durchges.  u.  eingel.  von  OFLachmann.  2  teile.  552.  600 
(nr  2393— 400).  —  Heine,  Der  rabbi  von  Bacharach.  Aus  den  memoiren 
des  hin  von  Schnabelewopski.  hg.  von  OFLachmann.  104  (nr  2350).  — 
Kant,  Prolegomena  zu  einer  jeden  künftigen  metaphysik,  die  als  wissensch. 
wird  auftreten  können,  hg.  von  KSchulz.  230  (nr  2469.  70).  —  KGLes- 
sing,  GELessings  leben,  von  neuem  mit  anm.  hg.  u.  eingel.  von  OFLach- 
mann. 264  (nr  2408.  9).  — vPlötz,  Dumm  u.  gelehrt,  schwank,  durchges. 
u.  hg.  von  CFWidmann.  bühneneinrichtung.  regie-  u.  soufflierbuch.  35 
(nr2480).  —  Salzmann,  Ameisenbüchlein  oder  anweisung  zu  einer  ver- 
nünftigen erziehung  der  erzieher.  mit  einl.  u.  anm.  vers.  von  ESchreck. 
128  (nr  2450).  [18 
Volksbibl.  des  Lahrer  hinkenden  boten.  Lahr,  Schauenburg.  12.  Musäus, 
Legenden  von  Rübezahl.  95  (nr  511  —  8).  Libussa.  Volksmärchen.  56 
(nr  519  —  23).  Die  nymphe  des  brunnens.  Volksmärchen.  45  (nr606  —  9). 
Stumme  liebe.  Volksmärchen.  74  (nr  620— 6).  Liebestreue.  Volksmärchen. 
35(632  —  7).  —  Schwab,  Agamemnons  tod.  Die  räche  des  Orest.  51 
(nr549  — 53).  Telemach.  Die  heimkehr  des  Odysseus.  88  (nr554—  9). 
Odysseus  u.  die  freier.  61  (nr  560—4).  Die  räche  an  den  freiem.  Odys- 
seus u.  Penelope.  Durch  kämpf  zum  sieg.  37  (nr565  — 7).  Die  irrfahrt 
des  Aeneas  nach  Latium.  44  (nr568  —  71).  Der  kämpf  um  Latium.  75 
(nr  572— 7).  Hirlanda.  34  (nr  601— 5).  Genoveva.  34  (nr  615— 9).  Das 
schloss  in  der  höhle  Xa  Xa.  49  (nr632— 7).  Griseldis.  25  (nr  646-50). 
Robert  der  teufel.  32  (nr  661— 5).  Die  Schildbürger.  46  (nr  674— 8).  Die 
vier  Heymonskinder.  128  (nr  684-93).  [19 
Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes.  n.  f.  bd.  1  ff .  Frankfurt  a/M.,  Knauer.  —  AZ 
nrl04.5B  (Valentin),  vgl.  nr  158.  291B  Verschiedenes.  [20 
Jb.  f.  münchner  gesch.  begründet  u.  hg.  von  KvReinhardstöttner  u. 
KTrautmann.  jg.  2.  München,  Lindauer.  vm,  502.  8.  —  AZ  nr  243B.  [21 
Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  hg.  von  MKoch  u.  LGeiger. 
n.  f.    bd.  1  lieft  1—3.     Berlin,  Haack.  —  AZ  nr53B  Verschiedenes.        [22 


BIBLIOGRAPHIE.       SAMMELWERKE.       LITTERATURGESCHICHTE        149 

iB.      LITTERATURGESCHICHTE.      GESAMMTDARSTELLUNGEN. 

Brugier  s.1884  [5.  8verm.  u.  verb.  aufl.  Freiburg  i/B.,  Herder,  xc,  700. 
8.  —  Westermanns  monatshefte  65, 158.     Litt,  rundschau  14,  60.  [23 

Lexicon  der  deutschen  dichter  u.  prosaislen  des  19  jhs.  bearb.  von  FBrüm- 
mer.  3  ausg.  mit  den  ergänzungen  bis  zum  1  juli  1888.  2  bde  (Universal- 
bibl.  nr  1981— 90).     Leipzig,  Reclam.     626.  620.     16.  [24 

Profils  et  types  de  la  litterature  allemande  par  EGombes.  Paris,  Fisch- 
bacher. 479.  8.  —  Revue  critique  1887  nr  50  (Chuquet).  Bll.  f.  litt, 
unterh.  nr  11  (Wespy).  Grenzboten  47,  2,  125.72.  DLZ  nr22  (Schönbach). 
Gegenwart  nr  46  (Brausewetter).     AZ  nr  342B.  [25 

Hb.  der  deutschen  litt.  f.  die  oberen  classen  höherer  lehranst.  eine  nach 
den  gattungen  geordnete  samml.  poet.  u.  pros.  musterstücke,  nebst  einem 
abriss  der  metrik,  poelik,  rhetorik  u.  litteraturgesch.  vonDielitz  u.  Hein- 
richs. 4  aufl.  besorgt  von  JEH  ein  richs.  Berlin,  Reimer,  xv,  839.  8.  [26 
Leitfaden  zur  deutschen  litteraturgesch.  mit  berücksichtigung  der  poet.  gat- 
tungen u.  formen,  f.  höhere  töchter-  u.  bürgerschulen  von  WDietlein. 
9  verb.  aufl.  [als  commentar  zu  des  verf.s  Lesebuch  zum  Unterricht  in  der 
litteraturkunde  u.  zur  Poesie  in  der  schule  zu  benutzen].  Altenburg,  Pierer. 
160.     8.  [27 

Egelhaaf  1887  [23.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  24,  317 
(Bald)).  [28 

Grundzüge  der  deutschen  litteraturgesch.  ein  hilfsbuch  f.  schulen  u.  zum 
privatgebrauch  von  GEgelhaaf.  6  aufl.  mit  Zeittafel  u.  reg.  Heilbronn, 
Henninger.     vm,  160.     8.  [29 

Lehrbuch  f.  den  Unterricht  in  der  gesch.  der  deutschen  nationallitt,  zum 
gebrauche  an  höheren  lehranst.  u.  zum  Selbstunterrichte  bearb.  von  JFischer. 
3  verb.  aufl.     Langensalza,  schulbuchhandl.     vi,  168.     8.  [30 

Kurzer  abriss  der  gesch.  der  deutschen  dichtung  mit  nötiger  berücksichtigung 
der  wichtigsten  prosalitt,  von  CFGlasen  app.  Riga,Kymmel.  xiv,  116.  8.  [31 
Goedeke  1887  [25.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  4  (Schlossar).  Modern  language 
notes  3,  399  [200]  (Göbel).     Anz.  xiv  279  (Strauch).  [32 

Gesch.  der  poet.  litt,  der  Deutschen  von  WH  ahn.  11  verb.  aufl.  Berlin, 
Hertz,     vm,  346.     8.  [33 

Übersicht  der  deutschen  litteraturgesch.  als  leilfaden  f.  den  Unterricht  zu- 
nächst im  anschluss  an  das  Deutsche  lesebuch  f.  österr.  gymn.  von  Kummer 
u.  Stejskal  bearb.  von  KHaehnel.     Wien,  Manz.    iv,  73.  8.  [34 

Hoffbauer  1887  [30.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,361.  Zs.  f. 
d.  gymnasialwesen  42,  367  (Jonas).  [35 

Hb.  der  deutschen  litt,  die  deutsche  dichtung  nach  ihrer  geschichtl.  ent- 
wickelung.  in  einer  ausw.  ihrer  vorzüglichsten  erzeugnisse  vom  anf.  bis 
auf  die  gegenwart  von  AKippenberg.  2  durchges.  aufl.  Hannover,  Nordd. 
verlagsanst.     xvi,  512.     8.  [36 

Kluge  1887  133.  —  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,556  (Schneider).  [37 
Histoire  de  la  litterature  allemande  d'apres  HKluge,  trad.  par  JPhilippi, 
avec  une  preface  de  LCrousle.  Paris,  Bonhoure.  v,  340.  8.  —  Revue 
critique  nr  43  (Chuquet).  [38 

Gesch.  der  deutschen  litt,  in  zusammenhängender  darstellung  f.  höhere 
mädchenschulen  u.  die  weibl.  Jugend ,  sowie  f.  jeden ,  der  sich  in  die  ge- 
schichtl. entwickelung  der  poet.  litt,  der  Deutschen  einführen  will,  von 
OKönig.     Leipzig,  Teubner.     vm,  124.     8.  [39 

König  18S7  [35.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  24,383.  Päd. 
bll.  17,  369.  [40 

Könnecke  1887  [36.  —  D.  dichtung  4,  153  (Franzos).  Bll.  f.  d.  bayr. 
gymnasialschulwesen  24,  384.  [41 

Lange  1886  [29.  —  Päd.  bll.  17,  370.  [42 

Lindemann-Brüll  1887  [37.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,837  (Minor). 
Westermanns  monatshefte  65,  158.  [43 

Lublin  1887  [38.  —  Athen.  nr3147  s.  211.    Saturday  review  65, 300.      [44 


150  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888    IBC 

ENoe,  Antologia  tedesca  compilata  per  uso  delle  scuole  medie.  parle  le 2. 
2  ed.  1.  Con  un  vocabolario  delle  parole  contenute  in  ambo  le  parli.  2.  Sunto 
della  letteratura  tedesca  con  saggi  dei  migliori  scrittori.  Wien ,  Graeser. 
vin,  224  u.  176.     viii,  331.     8.  [45 

Pütz  1886  [34.  —  Gymn.  s.  514  (Hoffs).  [46 

Sanders  1887  [44.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  81,  465.  Päd.  bll. 
17,370.  [47 

Saure  1887  [45.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr51  (Sallmann).  [48 

Scherr  s.  1887  [50.  7  verb.,  ergänzte  u.  verm.  aufl.  11  u.  12  [schluss-]lfe. 
bd.  2.     Stuttgart.  Gonradi.     vm,  321  —  479.     8.  [49 

Schmidt  1887  [51.  —  Litt,  centralbl.  nr  11.  [50 

Kleine  litleraturkunde  mit  proben  aus  den  meisterwerken  der  alten  u.  neuen 
litt,  zum  Unterricht  f.  töchter  der  gebildeten  stände  von  ASchöppner. 
5  gänzl.  umgearb.  u.  vervollständigte  aufl.  München ,  Lindauer.  vm, 
447.     8.  [51 

Stern  1887  [54.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  24,215  (Brenner). 
Päd.  bll.  17,  371.  [52 

Stern  s.  1887  [54.  lfg.  8  — 11  [schluss].  Stuttgart,  Bieger.  xxi,593  —  890. 
8.  —  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  116.  DLZ  nr  50  (Meyer).  Gegen- 
wart nr50.  [53 
Leitfaden  zur  repetition  der  deutschen  litteraturgesch.  f.  höhere  mädchen- 
schulen  u.  seminarien  von  OStiller.  2  Semester.  Von  Luther  bis  Lessing. 
Berlin,  Oehmigke.  iv,  94.  8.  [54 
Strzemcha  s.  1884  [24.  4  verb.  aufl.  Brunn ,  Knauthe.  vi,  202.  8.  [55 
s.  auch  [430. 

iC.   LITERATURGESCHICHTE.   MONOGRAPHIEN. 

Vergleichung  der  lyrik  der  befreiungskriege  mit  der  lyrik  des  deutsch -frz. 
krieges  von  1870  —  1.  eine  litterarhist.  stud.  von  PBähr.  Halle,  Hendel. 
59.     8.  [56 

Baur  1887  [58.  —  Litt,  centralbl.  nr  5.  [57 

Ältere  ulmer  lieder  von  PBeck.     Alem.  16,74.  [58 

Beer  1887  [59.    forts.    Kirchenmusikal.  jb.  3,  56.  [59 

Der  grofsekui  fürst  in  der  dichlung  von  EBelling.  Berlin,  Brachvogel  &Banft. 
vi,  386.     8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  21.     Schles.  ztg.  nr  325.  [60 

Bender  1887  [61.  —  DLZ  nr  4  (Ziegler).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  20.  [61 
Das  deutsche  Volkslied  von  HJBestmann.  Mölln  (Leipzig,  vereinshaus). 
v,  44.     8.  [62 

Einige  Wandlungen  des  Wunschmotivs  in  antiker  u.  moderner  poesie  von 
ABiese.  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  1,411.  [63 
Zur  deutschen  spr.  u.  litt,  vortr.  u.  aufsätze  von  KBiltz.  Potsdam,  Stein. 
298.  8  [handelt  von  HvKleist,  der  Jambentragödie  ua.].  —  Litt,  centralbl. 
nr  40.     Gegenwart  nr  51.  [64 

Lieder  [17jh.]  von  ABirlinger.     Alem.  16,  79.  238.  [65 

Zu  den  lügenmärchen  [flugbl.  vom  j.  1620]  von  ABirlinger.  Alem. 
16,  89.  [66 

Sprichwörter  teutsche  von  der  mitte  diss  jhs.  1746  von  ABirlinger. 
Alem.  16,  241.  [67 

Blennerhassett  s.1887  [70.  bd.  2.  Berlin,  Paetel.  472.  8.  —  Bll.  f. 
litt,  unterh.  nr  42  (Speyer).  Schwab,  chron.  s.  241.  1617.  Zs.  f.  nfrz.  spr. 
u.  litt.  10,  100  (Knauer).  [68 

Frau  vStael  in  Dalien  von  lady  Blennerhassett.  D.  rundschau 
56,  267.  [69 

Bobertag  1884  [32.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,  364.  [70 
Briefe  der  kurfürstin  Sophie  von  Hannover  an  die  raugräfinnen  u.  raugrafen 
zu  Pfalz,  hg.  von  EBodemann  (Public,  aus  den  kgl.  preufs.  staatsarch. 
bd.37).  Leipzig,  Hirzel.  xxvi,  355.  8  [von  wert  f.  die  gesch.  des  deutschen 
briefes].  [71 


LITTERATURGESCHICHTE  151 

Vergangene  tage  in  Österr.  (aus  den  hinterlassenen  papieren  JvScheigers) 
von  WBoeheim.     Österr.-ungar.  revue.   n.  f.    3,129.206.  [72 

Ratsmädelgeschichten  von  HBöhlau  (AI -Raschid  Bey).  Minden,  Bruns. 
vm,  198.  8.  s.  1887  [73.  —  DLZ  nr  1  (Schmidt).  Gegenwart  nr  4.  Litt, 
merkur  8,  86  (Löbner).  [73 

Die  älteste  fassung  des  Gaudeamus  igitur  von  JBolte.  Vierteljahrschr.  f.  Ig. 
1,248.528.  [74 

Der  vorsichtige  Hans,  ein  schwäb.  bauernliedchen  von  JBolte.  Alem. 
16,  239.  [7& 

Klageines  schwäb.  bauern  (ende  des  17  jhs.)  von  JBolte.  Alem.  16,  33.  [76 
Schweizer  ortsneckereien  von  JBolte.     Alem.  16,232.  [77 

Zu  den  nd.  Volksliedern  von  JBolte.  Korrespondenzbl.  d.  ver.  f.  nd.  spracht. 
1.2,  81.  [78 

[Über  das  liederbuch  des  NZangius.  vorlr.  geh.  von  JBolte.  referat  in  :  Die 
post  nrl03  beil.  1  feuill.     DLZ  nr  17  sp.  641].  [79 

Hans  dauert  u.  Johann  Schönbrunn,  ein  beitr.  zur  gesch.  des  berliner 
wilzes  im  16  u.  17  jh.  von  JBolte.  mit  2  illustr.  [aus  Mitteil.  d.  ver. 
f,  d,  gesch.  Berlins].     Berlin,  Mittler  &  söhn.    47.     8.  [80 

[Über  mark.  hss.  aus  dem  nachlasse  FNicolais,  enth.  die  reisebeschreibung 
eines  Sachsen,  der  1733  Berlin  besuchte,  sowie  den  ergötzl.  ber.  von  einer 
theatervorstellung  im  kgl.  marstalle,  sprach  JBolte  in  einer  sitzung  des 
ver.  f.  gesch.  der  mark  Brandenburg  am  14  nov.  referat  in :  DLZ  nr  49 
sp.  1797].  [81 

Schelmenliedlein  von  der  fränk.  grenze  von  GBoss er  t.  Alem.  16,157.238.  [82 
Volkstüml.  von  der  fränk.  grenze  [Volkslieder  u.  volkssagen]  von  GBossert. 
Alem.  16,  69.  [83 

Brandes  1887  [82.  —  DLZ  nr  2  (Minor).  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr. 
80,1  (Puls,  Wie  GBrandes  deutsche  lilteraturgesch.  schreibt).  [84 

PhEBeich.     ADB  27, 611  (JBraun).  [85 

Die  quellen  zu  einem  leben  der  frau  vStael  von  HBreitinger.  Gegenwart 
nr  5  [berührt  deutsche  litt.].  [86 

Allerlei  tugendbolde  aus  der  aufklärungsgilde.  gegen  den  willen  ihrer  Ver- 
ehrer ins  rechte  licht  gest.  von  SBrunner.  Paderborn,  Schöningh.  vm, 
420.  8  [berührt  Assing,  Blumauer,  Fichte,  Nicolai,  Pückler,  Wieland  ua.].  [87 
Selbstbiogr.  eines  83 jähr,  erzgebirg.  pfarrers  aus  dem  17  jh.  [GhKöhler]  von 
dr  Buchwald  in:  Beitr.  zur  sächs.  kirchengesch.  hg.  von  FDibelius  u. 
GLechler.    lieft  4  (Leipzig,  Barth.     234.     8)  s.  225.  [88 

Die  sage  von  Max  auf  der  Martinswand  u.  ihre  entstehung  von  ABusson. 
Wien,Tempsky.  Leipzig,  Freytag  in  comm.  48.  8  =  Sitzungsber.d.  wiener acad. 
phil.-hist.  cl.  116,455  [berücksichtigt  die  behandlung  der  sage  in  der  litt.].  [89 
P«ector  JSMitternacht  u.  seine  Wirksamkeit  am  geraer  gymn.  1646  — 1667  von 
RBüttner.  progr.  d.  gymn.  zu  Gera.  24.  4  [bietet  einschlägiges].  [90 
Poeti  tedeschi.  versioni  di  ACal  vino.  Roma,  Botta.  xi,  106.  16  [ua.  Frei- 
ligrath,  Geibel,  Goethe,  Heine,  Schiller].  [91 

Charavay  1887  [90.  —  D.  dichtung  4,218  (Franzos).  [92 

Das  geschichtl.  lied  u.  die  ztg.  im  16  u.  17  jh.  von  WCrecelius.  Zs.  d. 
berg.  geschichtsver.     n.  f.     bd.  14.  [93 

2  geschichtl.  lieder  von  WCrecelius.     Alem.  16,  201.  [94 

12  schulreden  an  der  kgl.  sludienanst.  bei  SAnna  in  Augsburg  bei  der  jährl. 
schlussfeier  geh.  von  ChWJCron.  Augsburg,  Rieger.  x,  206.  8  [darin: 
l>as  antike  u.  moderne  drama.  Lessing  u.  die  schule.  Goethe  u.  die  schule. 
Klopstock  u.  die  schule].  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  937.  [95 

Über  toleranz  im  18  u.  19 jh.  von  FCurtius.  Allg.  conservative  monatsschr. 
f.  d.  christ).  Deutschland  45,  901.  [96 

Gesch.  der  Schweiz  von  KDändliker.  mit  kulturhist.  illustr.  u.  planen, 
bd.  3.  Zürich,  Schultess.  1887/8.  800.  8  [handelt  ausführlich  von  den 
litt,  bewegungen  des  18  jhs.].  [97 

Shakespere  and  other  lectures.  by  GDawson.  ed.  by  GStClair.  Lon- 
don,   Kegan    Paul,   Trench  &   cie.     530.     8  [p.  312   The  study   of  ger- 


152  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888    IC 

man  literature;  p.  342  Faustus,  Faust  and  Festus].  —  Acad.  nr  836 
s.  320.  [98 

.TDemogeot,  Histoire  des  litteratures  etrangeres  considerees  dans  leurs 
rapports  avec  le  developpement  de  la  litterature  francaise.  litteratures  sep- 
tentrionales.  Angleterre.  Allemagne  (Histoire  universelle  publiee  —  sous  la 
direction  de  VDuruy).  3  ed.  Paris,  Hachette  &  cie.  vm,  408.  12.  [99 
*Die  luth.  kanzel.  beitr.  zur  gesch.  der  religion,  pol.  u.  kultur  im  17  jh. 
von  JDiefenbach.  Mainz,  Kirchheim,  1887.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr45 
(Boxberger).  [100 

Das  frankf.  zeitungswesen  bis  zum  j.  1810  [ber.  über  einen  vortr.]  von 
ADietz.     Didaskalia  nr276  — 82.  [101 

Zur  feier  des  Gregoriusfestes  am  gymn.  zu  Zittau  von  dr  Eckstein, 
jahtesber.  d.  gymn.  zu  Zittau.  Zittau,  Menzel.  19.  4  [enth.  ua.  ChWeises 
Das  zittau.  Gregorifest].  [102 

Die  philos.  abstraction  in  unserer  litt,  von  HvEicken.  Gegenwart  nr  18.  [103 
Betrachtungen  über  hbb.  zur  litteraturkunde  von  OErdmann.  Zs.  f.  d. 
deutschen  Unterricht  2,  210  [mit  bes.  rücksicht  auf  1887  [137].  [104 

Deutsche  gesch.  vom  westfäl.  frieden  bis  zum  regierungsantritt  Friedrichs 
d.  gr.  1648 — 1740  von  BErdmannsdörffer  (Allg.  gesch.  in  einzel- 
darstellungen  146  abt.).  Berlin,  Grote.  1  —  160.  8  [bietet  s.  121  ff  ein- 
schlägiges]. [105 
Die  deutsche  Volksdichtung,  ihre  gesch.,  bedeutung  f.  das  Volksleben  u. 
Stellung  in  der  Volksschule.  vonPErfurth.  Potsdam,  Stein.  108.  8.  [106 
Mitteil,  aus  der  stadtbibl.  zu  Hamburg  v.  hg.  von  FEyfsenhardt.  dr.  von 
Meifsner.  94.  8  [darin:  AvHennings,  Hamburg  im  vorigen  jh.  (s.  15 — 19 
über  Claudius),  forts.  von  1887  [97].  [107 
Fastenrath  1887  [99.  —  Litt,  centralbl.  nr  20.  Grenzboten  47,3,287. 
Westermanns  monatshefle  64,  843.  [108 
Les  poetes  neo-latins  d'Allemagne  par  JFastenrath.  La  revue  nouvelle 
d'Alsace- Lorraine  8  annee  nr  6  [handelt  aufser  von  dichtem  der  gegenwart 
auch  von  Hoffmann  vFallersleben].  [109 
Sophonisbe  in  gesch.  u.  dichtung.  vortr.  geh.  von  PFeit  [aus:  Lüb.  bll.]. 
Lübeck  (Gläser).  23.  8.  —  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt, 
n.  f.  1,  471  (Koch).  [110 
Das  rationalistische  magdeb.  gesangbuch  vom  j.  1805  von  AFischer.  Bll. 
f.  hymnol.  s.  3.  20.  [111 
Zu  dem  liede  Mein  Jesu,  der  du  mich  von  AFischer.  Bll.  f.  hymnol. 
s.  14.  [112 
Erinnerungen  an  JWelsh-Carlyle.  eine  briefausw.  übers.,  mit  anm.  u.  ver- 
bindendem text  vers.  von  ThAFi  scher,  mit  portr.  (Das  leben  ThCarlyles 
von  Froude- Fischer  m  [vgl.  [123]).  Gotha,  Perthes.  352.  8  [berührt 
deutsche  litt.].  — .  DLZ  1887  nr  50  (vWeilen).  Bll.  f.  litt,  unterh.  1887 
nr  51  (Asher).  Engl.  stud.  11,  304  (Krummacher).  Hist.  zs.  60,  560  (Flathe). 
Litt,  centralbl.  nr  48  (Wülcker).  [113 
Flügel  1887  [105.  —  Gegenwart  nr  7  (Conrad).  Grenzboten  47,1,609. 
Litt,  merkur  8,160  (Koch).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  32  (Boxberger).  [114 
Förster  1887  [106  [handelt  ua.  von  einer  dichterin  aus  dem  adeligen 
hause  der  vKautsch,  einer  geb.  Förster,  deren  gedichte  im  17  jh.  von  FHu- 
noldt  in  Halle  hg.  wurden;  das  letzte  cap.  'Die  hochzeit  in  Bayreuth'  er- 
zählt die  annäherung  Försters  an  die  wittwe  Jean  Pauls  und  deren  tochter 
Emma,  die  künftige  gemahlin  Försters;  ein  auszug  aus  dem  buche  ist  gedr. 
u.  d.  t.  Ein  besuch  bei  Goethe  in:  Vom  fels  zum  meer  1, 1600  u.  Kürschners 
Signalen  aus  d.  litt,  weit  sp.  2503  (Goethe -jb.  10,324)].  —  AZ  nrl2lB 
(vBinzer).  Litt,  centralbl.  nr  25.  [115 
Hegel  u.  Schopenhauer,  ihr  leben  u.  wirken  von  AFoucher  de  Careil. 
mit  autorisation  des  verf.s  aus  dem  frz.  übers,  von  ISinger.  mit  einer 
vorrede  von  BZ  immermann.  Wien,  Konegen.  l,  417.  8  [bietet  ein- 
schlägiges]. —  DLZ  nr  44  (Lehmann).  [116 
*Begesten   zur  gesch.   des    gymn.  zu  Weimar  von  OFrancke.     progr.  d. 


LITTERATÜRGESCBICHTE  153 

gymn.  zu  Weimar  f.  d.  j.  1888.  1887  [bietet  einschlägiges].  —  DLZ  nr  33 
sp.  1198.  [117 

Kunst  u.  litt,  gesamm.  vortr.  von  AFrantz.  mit  genehmigung  des  verf.s 
hg.  von  AR öper.  Berlin,  Hartmann,  iv,  199.  8  [darin  ua.:  Über  Klop- 
stock.  Faust:  das  zauberwesen,  das  volksb.  u.  F.  auf  der  bühne.  Tor- 
quato Tasso  (vgl.  Goethe-jb.  9,  316)].  —  D.-evang.  kirchenztg.  1887 
nr  50.  [118 

Gesamm.  werke  von  GFreytag.  bd.  16.  Aufsätze  zur  gesch.,  litt.  u.  kunst 
(bd.  2  der  Gesamm.  aufsätze).  Leipzig,  Hirzel,  1887(1888).  vi,  498.  8 
[enth.  ua.  characteristiken  von  Baudissin,  Chamisso,  Grillparzer,  Halm, 
Holtei;  vgl.  auch  Goethe-jb.  9,350].  —  AZ  nr  41  B.  [119 

Fried  mann  1887  [108.  —  DLZ  nr  51  (Minor).  [120 

Die  mss.  u.  autogr.  der  berliner  bibl.  zur  neueren  deutschen  litt,  von  Frisch. 
Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.     n.  f.    2,  99.  [121 

Zu  Strafsburgs  stürm-  u.  drangperiode  1770  —  6.  urkundl.  forschungen, 
nebst  einem  ungedr.  briefwechsel  der  Strafsburgerin  LKönig  mit  KHerder 
aus  dem  Herder-  u.  Röderer-nachlasse  von  JFroitzheim  (Beitr.  zur  landes- 
u.  volkeskunde  von  Elsass- Lothringen  vn).  Strafsburg,  Heitz.  88.  8.  — 
Gegenwart  nr  34  (Düntzer).  DLZ  nr  41  (Sauer).  Litt,  centralbl.  nr  41.  Bevue 
critique  nr  44  (Chuquet).     Strafsb.  post  nr  153.  [122 

Froude- Fischer  1887  [109.  —  Litt,  merkur  8,  160  (Koch).  [123 

Altes  u.  neues  zur  deutschen  lectüre  u.  litteraturgesch.  von  AFührer. 
Gymn.  s.  577.617.  [124 

Briefwechsel  von  JGrimm  u.  Hoffmann-Fallersleben  mit  HvanWyn.  nebst 
anderen  briefen  zur  deutschen  litt.  hg.  u.  erläut.  von  KThGa  edertz.  Bremen, 
Müller,  vi,  60.  8  [enth.  s.  37  eine  epistel  der  ALKarschin  an  LvanSanten; 
s.  47  3  billets  von  Klopstock  an  denselben ;  s.  50  zeilen  von  Schiller  u.  Goethe]. 
—  Anz.  xiv  279  (Steinmeyer).  Litt,  centralbl.  nr  40.  BI1.  f.  litt,  unterh.  nr  39 
(Löbner).  [125 

Garnett  1887  [110.  —  Litt,  merkur  8,128  (Pröscholdt).  [126 

Die  Juden  u.  die  deutsche  litt.  2  —  4.  von  LGeiger.  Zs.  f.  d.  gesch.  d. 
Juden  in  Deutschland  2,297  [darin  s.  304  nachtr.  zu  1.  Goethe  u.  die  Juden 
1887  [736].  [127 

Songs  and  lyrics.  by  HHeine  and  other  german  poets.  done  into  english 
verse  by  JGeikie.  Edinburgh,  Thin.  —  Acad.  nr  824  s.  112  (Morshead). 
Athen.  nr3183  s.  553  (vgl.  Bll.  f.  litt,  unterh.  1889  nr  2  s.  31).  [128 

JUPregitzers  reise  nach  Oberschwaben  im  j.  1688  von  drGiefel.  Würt- 
temberg, vierteljahrshefte  11,  36.  [129 
Lieder  der  freiheitskriege  f.  den  schulgebrauch  zusammengest.  von  PGlässer. 
2  aufl.  Leipzig,  Baldamus.  x,  121.  8.  [130 
*Über  deutsche  spr.  u.  litt,  von  JGöbel.  Modern  language  notes.  Balti- 
more 1886/7  [vgl.  Scherer -Conybeare  1886  [37  u.  Müller- Lichtenstein  1887 
[40].  —  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,  359  (Scheffler).  [131 
Die  fabel  vom  löwenanteil  in  ihrer  geschieht!,  entwickelung  von  KG 6 rsky. 
berliner  diss.  Berlin,  Mayer  &  Müller.  81.  8  [bietet  einschlägiges].  [132 
Götz  1887  [115.  —  D.  dichtung  4,  187  (Schönbach).  [133 
Dichtersaal,  auserlesene  deutsche  gedichte.  zum  lesen,  erklären  u.  vor- 
tragen in  höheren  schulanst.  nach  den  dichtem  geordnet  u.  hg.  von 
MWGötzinger.  8  aufl.  durchges.  u.  neuerdings  ergänzt  von  EGötzing er. 
Aarau,  Sauerländer,  xv,  689.  8.  [134 
Grand-Carteret  1887  [117.  —  Zs.  f.  nfrz.  spr.  u.  litt.  9,244  (Mahren- 
holtz).  [135 
Borrowed  plumes.  translations  from  german  poets  by  JDBGribble.  Dresden 
u.  Leipzig,  Pierson.  London,  Trübner  [enth.  ua.  ein  Volkslied,  sowie  ge- 
dichte Goethes,  Schillers,  Heines  u.  EichendorfTs  in  engl,  übers,  mit  gegen- 
über gedr.  deutschem  text].  —  AZ  nr96B  (v.  Straufs  u.  Torney).  Acad. 
nr  834  s.  290.                                                                                                [136 


154  BIBLIOGRAPHIE   FÜR    1888    IC 

Essays  in  literature.  byHGrimm.  transl.  by  SHA dams.  new  ed.  Boston, 
Cupples  &  Hurd.  [137 

Die  deutsche  schulfrage  u.  unsere  class.  von  HGrimm.  D.  rundschau 
55,257.  vgl.  [231.  —  Modern  language  notes  3,405.  Köln.  ztg.  7juni 
(Trendelenburg).  [138 

Edita  u.  inedita  Schopenhaueriana.  eine  Sch.-biogr.,  sowie  randschriften  u. 
briefe  ASch.s.  hg.  zu  seinem  lOOjähr.  geburtstage  mit  portr.,  wappen  u. 
facs.  der  hs.  des  meisters  von  EGrisebach.  Leipzig,  Brockhaus.  223.  4 
[enth.  glossen  zu  Leibniz  u.  einen  commentar  zu  Goethes  Braut  von  Corinth; 
vgl.  auch  Goethe-jb.  10,  330].  —  BLZ  nr  22  (Lehmann).  [139 

Grisebach  1S87  [118.  —  DLZ  nr  10  (Minor).  [140 

Die  ersten  litt,  gegner  der  revolution  in  Deutschland  (1789—91)  von  EG  ugl  ia. 
Zs.  f.  gesch.  u.  pol.  s.  764.  [141 

Deutsches  einheits-  u.  stammesbewustsein  im  deutschen  Schrifttum  von  den 
anfangen  desselben  bis  zur  gegenwart.  ein  beitr.  zur  gesch.  des  deutschen 
wesens  u.  ein  hilfsmittel  zur  belebung  u.  förderung  des  litteraturkundl. 
Unterrichts  von  LH a brich.  Düsseldorf,  Schwann,  xvi,  176.  8.  vgl. 
Goethe-jb.  10,334.  [142 

Pommer.  adelsieben  zu  anf.  des  17jhs.  von  BHanncke.  Zs.  f.  gesch.  u. 
pol.  s.  475  [enth.  einschlägiges].  [143 

Gallerie  berühmter  Schweizer  der  neuzeit.  in  bildern  von  F.  u.  HHasler. 
mit  biogr.  text  von  AHartmann.  1  —  8  Ifg.  Zürich,  Orell  Füfsli  Sc  cie. 
ä  16  u.  4  portr.     2  [enth.  einschlägiges].  [144 

AMenzel  von  OHartung.  D.  dichtung5,75  [berührt  deutsche  litt.].  [145 
Freiheits-  u.  befreiungskriege  von  GHauff.  Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  142 
[enth.  einschlägiges].  [146 

Die  erste  jhfeier  des  grofshgl.  lehrerseminars  zu  Weimar  von  GHausmann. 
Päd.  bll.  17,  463.     vgl.  [224.  225.  [147 

Heb  bei- Bamberg  1886  [101.  1887  [124.  —  D.  rundschau  54,  152.  Zs. 
f.  d.  österr.  gymn.  39,  60  (Werner).  [148 

MLuther  and  other  essays  by  FHHedge.  Boston,  Boberts  [p.  184  Classic 
and  romantic].  [149 

Metrical  translations  and  poems  (from  german  authors)  by  FHHedge  and 
ALWistar.     Boston,  Houghton,  Mifflin  &  cie.  [150 

Hegel  1887  [125.  —  GGA  nr  1  (Eucken).  DLZ  nr  2  (Lehmann).  Arch.  f. 
gesch.  d.  philos.  1,  289  (Dilthey).     Hist.  zs.  60,  223  (Flathe).  [151 

Hellwald-Schneider  1887  [202.  —  GGA  nr  10  (Martin).  [152 

Hense  1887  [128.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  470.  Zs.  f.  d.  gymnasial- 
wesen  42,  377  (Müller).  [153 

Die  Walpurgisnacht  in  sage  u.  dichtung  von  EH  er  mann  in:  Samml.  von 
vortr.  geh.  im  mannheimer  alterlumsver.  2  serie.  Mannheim,  Löffler. 
121.     8.  [154 

Die  neuere  litt,  im  Wupperlhale  in  biogr.  u.  characteristiken  von  AH  er  zog. 
Barmen ,  Wiemann.     224.     8.  [155 

Abriss  der  gesch.  des  kgl.  Ghristianeums  zu  Altona  1738  —  1888.  festschr. 
zur  feier  des  150jähr.  bestehens  der  anst.  von  GHess.  mit  einer  an- 
sieht der  schule  im  j.  1805.  Altona,  Beher.  34.  4  [berührt  Basedow  u. 
JJDusch].  [156 

vHofmann- Wellenhof  1887  [130.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  474 
(Prosch).     Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  81,  340.  [157 

Zur  gesch.  des  Arminiuskultus  in  der  deutschen  litt,  eine  litterarhist. 
abhandl.  von  PvHof  ma  n  n-  Well  en  h  o  f.  3  teil  (schluss).  progr.  d.  landes- 
oberrealschule  zu  Graz.     42.     8.  [158 

JBeuchlins  comödien.  ein  beitr.  zur  gesch.  des  lat.  schuldrama  vonHHol- 
stein.     Halle,  Waisenhaus,     vm,  172.     8  [berührt  ua.  ChWeise].  [159 

Ho  sä  us  1887  [131.  forts.  Mitteil.  d.  ver.  f.  anhält,  gesch.  u.  altertums- 
kunde  5,  175.  293.  [160 

JKHäfeli   in  Wörlitz  1784  —  93.     mitteil,    aus   briefen  JKH.s  an   JKLavater 


LITTERATURGESCHICHTE  155 

u.  JGMüller  von  WH o saus.  Mitteil.  d.  ver.  f.  anhält,  gesch.  u.  altertums- 
kunde  5,  137.  [161 

*Des  lebens  lauf  in  liedern  u.  gedienten,  gesamm.  u.  hg.  von  MJacobi. 
Cannstadt,  Bosheuyer,  1886  [berührt  Eichendorff,  Freiligrath,  Platen,  Rückert]. 
—  BU.  f.  litt,  unterh.  nrl7  (Ziel).  [162 

Die  ersten  moralischen  Wochenschriften  Hamburgs  am  anf.  des  18jhs.  von 
KJacoby.  progr.  d.  Wilhelmgymn. in  Hamburg.  Hamburg  (Herold).  48.  4. — 
DLZ  nr  36  sp.  1310.  [163 

JChSchinmeier  von  dr  Jonas.  Päd.  bll.  17,13  [bietet  einschlägiges].  [164 
Ein  beitr.  zur  liederklärung  f.  die  oberen  classen  von  Israel.  Päd.  bll. 
17,156.  [165 

Edelsteine  deutscher  dichtung.  eine  ausw.  von  gedichten  zum  auswendig- 
lernen,  stufenmäfsig  geordnet  f.  10  schuljj.  u.  mit  erläut.  anm.  vers.  von 
KK aiser.     4  aufl.    Leipzig,  Teubner.    xvi,  568.     8.  [166 

*  Gesch.  des  deutschen  buchhandels.  im  auftr.  des  börsenver.  der  deut- 
schen buchhändler  hg.  von  der  hist.  comm.  derselben,  bd.  1.  Gesch.  des 
deutschen  buchhandels  bis  in  das  17  jh.  von  FKapp.  Leipzig,  börsenver. 
der  deutschen  buchhändler,  1886.  —  D.  rundschau  55,316.  [167 

Kawerau  1887  [134.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  2  (Muncker). 
Hist.  zs.  59,  345  (Flathe).  [168 

Aus  Halles  litteraturleben  von  WKawerau  (Kulturbilder  aus  dem  Zeitalter 
der"  aufklärung  bd.  2).  Halle,  Niemeyer,  vi,  360.  8  [enth.  vieles  ein- 
schlägige, ua.  Francke  u.  die  stillen  im  lande.  ChWolff.  Klotz  u.  die 
Klotzianer.  KFBahrdt.  ALafontaine  u.  FChLaukhard].  —  Grenzboten  47, 
4,  549.  [169 

Aus  der  ersten  zeit  des  dessauer  philanthropins  von  JKeller.  Päd.  bll. 
17,424.  [170 

Klaar  1887  [136.  forts.  Ostern- ungar.  revue  n.  f.  4,  66  [behandelt 
ua.  ausführlicher  die  litteraturbewegung  in  Böhmen  um  die  wende  des 
18jhs.].  [171 

Von  Luther  bis  Lessing,  sprachgeschichtl.  aufsätze  von  FKluge.  Strafs- 
burg, Tiübner.  vm,  144.  8.  —  DLZ  nr  14  (Heyne).  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  2,  150  (Lyon).  Grenzboten  47,  2,  294.  D.  rundschau  55,  316. 
GGA  nr  7  (Schröder).  Modern  language  notes  3,  281  (Brandt).  Litt,  centralbl. 
nr  34  (Kögel).  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp.  nr  3. 
Theol.  litteraturbl.  s.  202  (Walther).  [172 

Dasselbe.  2  aufl.  vm,  150.  8.  —  Weser-ztg.  nr  15031  mittagsausg.  [173 
Koberstein  1887  [139.  —  Mitteil,  aus  d.  hist.  litt.  16,82  (Hirsch).  [174 
Mich  wundert,  dass  ich  fröhlich  bin  von  BKöhler  [bietet  einschlägiges]. 
Germ.  33,  313.  [175 

Eine  geschichtl.  parallele  von  BKöhler.  Zs.  f.  gesch.  u.  pol.  s.  801  [be- 
rührt EvKleist,  Goethe  u.  Schiller].  [176 
Kohut  1887  [144.  —  Litt,  merkur  8,  137  (Ottmann).  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  20  (Doehn).  [177 
Aus  der  autogr. -mappe  des  letzten  vom  jungen  Deutschland  [GKühne] 
von  AKohut.  Gegenwart  nr  2  [enth.  je  1  brief  von  Bettina,  GMerkel, 
Rückert].  [178 
Erinnerungen  an  GKühne  von  AKohut.  Gegenwart  nr  18  [berührt  Heine 
u.  Ottilie  vGoelhe].  [179 
Zur  gesch.  des  berliner  zeitungswesens  von  RKoser.  vortr.  geh.  im  ver. 
f.  die  gesch.  der  mark  Brandenburg  am  10  oct.  1888.  referat  in:  DLZ  nr  44 
sp.  1617.  [180 
Krüger  1886  [121.  —  Päd.  bll.  17,371.  [181 
♦Krystyniacki,  Jan.,Fasti  Sarbieviani  czyli  o  chronologicznym  porzadku 
piesni  MKSarhiewskiego  [über  die  Chronologie  der  dichtungen  MKSarbiewskis]. 
Lemberg,  1886  (sep.-abdr.  aus  dem  jahresber.  d.  iv  gymn.  in  Lemberg)  [hier 
erwähnt  wegen  des  einflusses  S.s  auf  die  deutsche  litt.].  —  Zs.  f.  vgl. 
litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.     n.  f.  2, 134  (vAntoniewicz).                 [182 


156  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1888     IC 

*Lied  u.  legende,  recueil  de  poesies  allemandes  par  PhKuhff.  Paris, 
Fischbacher,  1886.  —  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,  361  (Scheffler).  [183 
Kuttner,  Frühlingsgedichte  des  18jhs.  ßer.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f.  bd.  4, 
acad.  fachabt.,  s.  340.  [184 

Leimbach  1887  [147.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  81,460.  [185 
12  bilder  nach  dem  leben,  erinnerungen  von  FLewald.  Berlin,  Janke. 
vm,  399.  8  [betrifft  ua.  Heine  u.  fürst  HvPückler-Muskau ;  vgl.  auchGoethe-jb. 
10,340].  —  Nationalztg.  nr310.     AZ  nrl80B  (Geiger).  [186 

Aus  kleinen  residenzen  von  RvLiliencron.  D.  rundschau  55,  241  [enth. 
einschlägiges].  [187 

Solls  seyn,  so  seys  [gedr.  1715]  von  JLinke.  Bll.  f.  hymnol.  s.  137.  vgl. 
s.  190  (Bäumker).  [188 

Wach  auf  mein  herz  und  klag  dein  not  [lied  1660  anonym  gedr.]  von 
JLinke.     Bll.  f.  hymnol.  s.  61.  [189 

Strafsburg  vor  100  jj.  ein  beitr.  zur  kulturgesch.  von  HLudwig.  Stutt- 
gart, Frommann  (Hauff),  xii,  348.  8.  vgl.  Goethe-jb.  10,  321.  [190 
Familien-  u.  gesellschaftl.  leben  in  Strafsburg  vor  100  jj.  von  HLudwig. 
Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  110.  [191 
Strafsb.  zeitungswesen ,  buchhandel  u.  censur  vor  100  jj.  von  HLudwig. 
Nationalztg.  nr519.  29  [handelt  ua.  von  rec.  über  Die  räuber  u.  Werther  in 
den  Strafsb.  gelehrten-  u.  kunstnachr.].  [192 
Natur-  u.  menschenleben  im  deutschen  dichterhain.  erläut.  zu  80  lyr.  ge- 
dienten usw.  von  FMagnus  (Erläut.  zu  deutschen  lesebüchern.  ein  hb.  f. 
lehrer  u.  Seminaristen.  2  teil).  Hannover,  Meyer,  vm,  214.  8.  [193 
Deutsche  dichter  von  Gottsched  bis  auf  unsere  tage  in  urteilen  zeitgenössischer 
u.  späterer  deutscher  dichter  von  RMa  h  renh  oltz  u.  AWünsche.  Leipzig, 
Brandtstetter.  vn,399.  8.  vgl.  Goethe-jb.  9,349.  — Grenzboten  47,2,388.  DLZ 
nr25  (Minor).  Bevue  critique  nr  14  (Ghuquel).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  45 
(Boxberger).  D.  litteraturbl.  10  jg.  nr  52  (Weitbrecht).  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in- 
u.  ausl.  nr  26  (Doehn).  [194 
Grundzüge  der  staatl.  u.  geistigen  entwickelung  der  europ.  Völker,  von 
BMahrenholtz  u.  AWünsche.  Oppeln  u.  Leipzig,  Franck  (Maske). 
vn,  427.  8  [enth.  einschlägiges].  [195 
Elsäss.  dialectdichtung  vom  j.  1740.  mitgeteilt  von  EMartin.  Jb.  f.  gesch., 
spr.  u.  litt.  Elsass- Lothringens  4,  132.  [196 
Einige  bluten  der  deutschen  lytik  u.  prosa.  lesestücke  f.  die  mittleren 
classen  höherer  lehranst.  stufenweise  geordnet  von  CMarzorati.  Bruxelles, 
Gastaigne.     263.     12.  [197 

*  Wiens  buchdruckergesch.  1482 — 1882.  hg.  von  den  buchdruckern  Wiens, 
verf.  von  AMayer,  bd.  2.  1682—1882.  Wien  (Frick)  1887.  —  AZ  nr  99 
(vScherzer).  [198 
Tirol,  dichterbuch.  hg.  im  auftr.  des  ver.  zur  errichtung  eines  denkmals 
Walthers  von  der  Vogelweide  in  Bozen  von  AMayr.  Innsbruck,  Wagner. 
xii,  311.  4.  —  D.dichtung  3,303  (Härtung).  AZ  nr78B.  Osterr.-ungar.  revue 
n.  f.  4,  377.  Schles.  ztg.  nr  193.  [199 
Mayr  1887  [153.  —  Anz.  xiv  195  (Werner).  D.  dichtung  4,  187  (Schön- 
bach).  [200 
Gesch.  der  stadt  Düsseldorf  in  12  abhandl.  festschr.  zum  600jähr.  Jubiläum 
hg.  vom  düsseldorfer  geschichtsver.  Düsseldorf,  Kraus,  vn,  499.  8  [enth. 
M er  1  ander,  Buchdr.  u.  buchhandel;  Wim m er,  Theater  u.  musik].     [201 

*  Ansbach  eine  heimstätte  der  dichtkunst  von  JMeyer.  zu  ehren  der  general- 
versamml.  des  gesammtver.  der  deutschen  gesch.-  u.  altertumsver.  Ansbach 
1885.  —  Mitteil,  aus  d.  hist.  litt.  16,  90  (Berner).  [202 
Die  deutschen  class.  u.  das  kirchenlied.  eine  betrachtung  von  UTMeyer. 
Emden,  Schwalbe.  44.  8.  [203 
Mon  Journal  1820  — 3  par  JMichelet.  Paris,  Marpon  &  Flammarion,  xxv, 
398.  8  [bietet  einschlägiges  (Goethe-jb.  10,  328)].  [204 
Briefe  einer  freundin  Goethes  u.  Schillers  aus  Heidelberg  [CPaulus  an  LBeichen- 
bach,  verehelichte  Simano witz]  von  JM  i  n  o  r.  Zs.  f.  d.  österr.  gy mn.  39, 673.  [205 


LITTERATURGESCHICHTE  157 

Möller  1887  [160.  —  Bll.  f.  hymnol.  s.  117  (Fischer).  [206 

Schulreden  geh.  vor  100  jj.  von  M  ug  genthal  er.  Pädagogium  bd.  10 
heft  12.     bd.  11  lieft  1  —  3.  [207 

Entwickelungsgesch.  des  österr.  stammescharacters  von  RMüller.  Bll.  d. 
ver.  f.  landeskunde  von  Niederösterr.  22,389  (vgl.  Jahresber.  10,  37).  [208 
[Die  artikel  über  deutsche  litt,  in  Pierers  Konversationslexicon7  hg.  durch 
JKürschner  stammen  von  FMuncker.  s.  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u. 
renaissancelitt.  n.  f.   2,  164].  [209 

Muth  1887  [164.  —  Litt,  handweiser  27,81  (Hülskamp).  [210 

Nesemann  1887  [166.  —  Theol.  litteraturztg.  nr  5  (Achelis).  Theol.  lit- 
teraturbl.  s.  165  (Pistorius).  Allg.  conservative  monatsschr.  f.  d.  christl. 
Deutschland  45,  1119.  [211 

Carlyle.  letters  1826— 36.  ed.  by  ChENorto n.  2  vols.  London,  Macmil- 
lan  &  cie.     vm,393.    418.    8.  [212 

Ohorn  1SS7  [170.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  17  (Ziel).  [213 

*JPaludan,  Fremmed  inflydelse  pä  den  danske  nationalliteratur  i  det  17 
og  18  aarhundrede.  en  literarhistorisk  undersögelse.  i  Renaissance  bevae- 
gelsen  i  Danmarks  literatur  isser  i  det  17  aarhundrede.  udgivet  med  under- 
stottelse  af  kirke-  og  undervisningsministeriet.  Kobenhavn,  Prior,  1887.  — 
Litt,  centralbl.  nr  51  (Creizenach).  Bist,  tidskr.  (dansk)  6,  1,  452  (vgl. 
Jahresber.  10,  161).  [214 

Vom  frühen  dichtertode  von  JPeter  [behandelt  jung  verstorbene  dichter 
auch  unserer  periode].     Didaskalia  nr  197.  [215 

The  philosophy  of  religion  on  the  basis  of  its  history  by  OPfleiderer. 
4  vols  (Theological  translation  library  fund).  London,  Williams  &  Norgate 
[berührt  ua.  Goethe,  Novalis,  Schleiermacher].  —  Acad.  nr  864  (Owen).  [216 
*Aus  deutschen  lesebüchern.  ep.,  lyr.  u.  dram.  dichtungen,  erläut.  f.  die 
oberclassen  der  höheren  schulen  u.  f.  das  deutsche  haus  [hg.  von  FPolack, 
OFrick  ua.].  bd.  1—3.  Gera  u.  Leipzig,  Hofmann.  1881  ff.  —  Zs.  f. 
deutsche  spr.  2,  219.  55.  86.  341  (Schaefer).  [217 

*  Dasselbe,  bd.  4.  Ep.  u.  lyr.  dichtungen.  a.  u.  d.  t. :  Ep.  u.  lyr.  dich- 
tungen ,  erläut.  f.  die  oberclassen  der  höheren  schulen  u.  f.  das  deutsche 
haus,  unter  mitwirkung  von  OFrick  u.  anderen  bewährten  Schulmännern 
hg.  von  FPolack.  Gera  u.  Leipzig,  Hofmann,  1885  —  7.  —  Zs.  f.  d.  gym- 
nasialwesen  42,  557  (Naumann).  [218 

Dasselbe,  lfg.  40.  1.  bd.  5.  Wegweiser  durch  die  class.  schuldramen  bearb. 
von  OFrick.    lfg.  1. 2.    Gera ,  Hofmann.     128.     8.  [219 

Dasselbe  u.d.  t. :  Aus  deutschen  lesebüchern.  dichtungen  in  poesie  u.  prosa, 
erläut.  f.  schule  u.  haus,  unter  mitwirkung  namhafter  Schulmänner  hg.  von 
RDietlein,  WDietlein,  BGosche  u.  FPolack.  2  aufl.  lfg.  21  — 31. 
bd.  3.     Gera,  Hofmann.    672.     8.  [220 

Harz  u.  Kyffhäuser  in  gedichten,  Schilderungen  u.  aufsätzen  von  Andersen, 
Auerbach,  Bechslein ,  Bürger,  Freiligrath  ,  Geibel,  Goethe,  Heine,  Heyse, 
Hölty,  Klopstock,  Roquette,  Rückert,  ESchulze,  GSchwab,  graf  zu  Stolberg, 
Tiedge,  Zachariä  ua.  mit  einer  litterarhist.  einl.  hg.  von  HPröhle.  neue 
(titel-)ausg.     Harzburg,  Stolle  (1870).     xh,  166.     8.  [221 

Die  lehnin.  Weissagung  von  HPröhle.  Berlin,  Nicolai,  vm,  76.  8.  vgl. 
[259.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  47  (Schultze).  Allg.  conservative  monats- 
schr. f.  d.  christl.  Deutschland  45,  1235.  Theol.  litteraturbl.  s.  458  (Bos- 
sen). [222 
Was  ist  classisch"?  plaudereien  von  RRaab.  Zs.  f.  deutsche  spr.  2,283. 
340.  500.  [223 
Das  grofshgl.  lehrerseminar  zu  Weimar  in  dem  1  jh.  seines  bestehens.  eine 
gedenkschr.  von  HRanitzsch.  Weimar,  Böhlau.  115  u.  1  tafel.  8.  vgl. 
[147.  225.  [224 
[Notiz  über  eine  rede  von  HRanitzsch  geh.  beim  lOOjähr.  Jubelfest  des 
seminars  zu  Weimar:  Köln.  ztg.  nr  222  bl.  1  (berührt  Goethe  u.  Herder), 
vgl.  [147.  224].                                                                                              [225 


158  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888    IC 

Rathgeber  1887  [183-  —  Mitteil,  aus  d.  hist. litt.  16,  358  (Hermann).  [226 
RSchumann  u.  die  romantiker  in  der  deutschen  litt,  von  Reimann.  Alls, 
musikztg.  nr  1.  5.  7.  [227 

vReinhards tö ttner  1887  [186.  —  Giornale  storico  della  letteratura  ita- 
liana  10,  437.     Modern  language  notes  3,  282.  [228 

Festschr.  zur  feier  des  350jähr.  bestehens  des  prot.  gymn.  zu  Strafsburgr. 
hg.  von  der  lehrersch.  des  prot.  gymn.  2  teile.  Strafsburg,  Heitz.  vi,  392. 
291.  8  [im  1  teile:  s.  143  RReufs,  M.SGloner,  ein  strafsb.  lehrerbild  aus  den 
zeiten  des  30 jähr,  krieges;  s.  305  JC  rüger,  Zur  strafsb.  schulcomödie; 
s.  354  ARähre,  GhThWalliser].  —  DLZ  nr  43  (Ziegler).  Zs.  f.  d.  österr. 
gymn.  39,  1001  (Schenkl).     Zs.  f.  d.  phil.  21,382  (Holstein).  [229 

Eine  reichsanst.  f.  die  deutsche  spr.  von  HRiegel.  Zs.  d.  allg.  deutschen 
sprachver.    3  jg.    nr  1.  [230 

Die  deutsche  schulfrage  u.  unsere  class.  von  JRiffert.  Wissensch.  beil. 
d.  Leipz.  ztg.  nr  59.    vgl.  [138.  [231 

Der  Unterricht  an  den  höheren  schulen  Mecklenburgs  im  18  jh.  von  ARische. 
progr.  d.  realgymn.  zu  Ludwigslust.  24.  4  [enth.  einschlägiges].  [232 
*De  la  litterature  comparee  par  ER  od.  discours  d'inauguration  du  cours 
d'histoire  generale  des  litteratures  modernes  ä  l'universite  de  Geneve,  Ge- 
neve,  librairie  de  l'universite,  1886.  vgl.  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renais- 
sancelitt, n.  f.  2,  164.  [233 
Unter  den  linden,  bilder  aus  dem  berliner  leben  von  JRodenberg.  D. 
mndschau  54,  86.  391.  55,  374.  56,99.  221  [berührt  ua.  Rörne ,  Goethe, 
Heine,  ETAHofTmann,  Iffland,  Schiller].  [234 
Allzeit  im  herrn.  eine  ausw.  aus  den  werken  deutscher  religiöser  dichtung. 
hg.  von  BRogge.  mit  einem  einleitenden  gedieht  von  KGerok.  Leipzig, 
Hirt  &  söhn.  180.  4.  —  Daheim  24jg.  nr  7  (König).  [235 
Über  eine  samml.  deutscher  volks-  u.  gesellschaftslieder  in  hebr.  lettern  von 
FRosenberg.  Zs.  f.  d.  gesch.  d.  Juden  in  Deutschland  2,  232.  3,14.  auch 
berliner  diss.  Braunschweig,  dr.  von  Appelhans.  84.  8  [streift  vereinzelt  das 
17  jh.].  [236 
Künstlerbriefe  aus  den  jj.  1760  — 1830.  aus  dem  nachlasse  von  WRoss- 
m  a  n  n.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  6.  32.  8.  50.  69.  77.  88. 
100.  5.  [237 
Loewe  redivivus  von  MRun  ze.  mit  1  portr.  L.s  u.  1  bilde,  L.s  geburtshaus 
darstellend  (Schriften  zur  balladenforschung  u.  characteristik  L.s  n).  Berlin, 
Duncker.  xxxi,  415.  8  [berührt  einschlägiges].  —  Litt,  centralbl.  nr  44.  [238 
Aus  der  Jugendzeit,  samml.  echter  deutscher  kinderlieder  alter  u.  neuer 
zeit,  zusammengest.  von  GASaalfeld.  mit  abbildungen  von  LRichter, 
HBrückner,  LVenus  u.  HWerkmeister.  Danzig,  Axt.  92.  8.  —  Litt,  merkur 
8,  44  (Geiger).  [239 
Auctionscat.  der  bücher  u.  samml.  GKühnes,  zusammengest.  vom  Versteigerer 
antiquar  GSalomon  in  Dresden  [verzeichnet  auch  briefe  von  L.  u.  RMAssing, 
Goethe,  AGrün,  Heine,  JMosen,  LSchefer,  Schiller,  Tieck,  Varnhagen  vEnse].  — 
AZ  nr  278  Verschiedenes.  Goethe-jb.  10,  287.  [240 
Sanders  1887  [196.  —  Westermanns  monatshefte  64,563.  [241 
Wie  die  deutschen  dichter  das  19  jh.  grüfsten.  vortr.  geh.  von  ASauer 
[über  säculargedichte  u.  -Schriften;  berührt  auch  Schillers  Fragmente],  referat 
in:  Bohemia  nr  316  hauptbl.  [242 
Die  bemühungen  des  benedictiners  p.  PAmon  um  die  deutsche  spr.  u.  litt, 
von  RS c ha c hinger.  progr.  d.  obergymn.  d.  benedictiner  zu  Melk.  50. 
8.  auch  Stud.  u.  mitteil,  aus  d.  benedictiner-  u.  d.  cistercienserorden  9,  430. 
618  [berührt  ua.  Gottsched].  [243 
Ein  halbes  jh.  erinnerungen  u.  aufzeichnungen.  in  3  bden.  von  AF.  graf  vS  c  h  a  ck. 
mit  dem  portr.  des  verf.s.  Stuttgart,  D.  verlagsanst.  Tili,  431.  iv,  443. 
iv,  400.  8  [berührt  ua.  des  verf.s  begegnungen  mit  AvArnim,  Börne,  Brentano, 
Chamisso,  Grabbe,  Grillparzer,  Heine,  Immermann,  Kerner,  AWvSchlegel, 
Tieck].  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  1887  nr  49.  50  (Moser).  Nationalztg.  1887 
nr  645   (Zabel).     D.  rundschau   56,  155   (Egelhaaf).     Westermanns   monats- 


LITTERATURGESCHICHTE  159 

hefte  64,  424.  Unsere  zeit  1, 176.  D.  dichtung  4,  97  (Lambel).  Litt,  merkur 
8,  269.  [244 

Welches  ist  die  geisterstunde?  von  ASchaefer.  Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  10 
[mit  rücksicht  auf  [253].  [245 

Ein  hist.  Volkslied  des  Odenwalds  [Pfaffen -Beerfurths  vaterunser  1803]  von 
KSchäfer.     Frankf.  ztg.  nr  100  morgenbl.  feuill.  [246 

Schäffle  1887]  197.  forts.  AZ  nr  10.  1.  5.  9.  20 B.  das  ganze  auch  sep. 
Stuttgart,  Gotta.  in,  109.  8.  —  Zs.  f.  gesch.  u.  pol.  s.  162.  Schwab, 
chron.  s.  289.     vgl.  [305.  [247 

Glückwunsch  hm  bibliothekar  prof.  dr  FWüstenfeld  zur  feier  seines  50jähr. 
dienstjubiläums  am  1  juni  1888  dargebracht  von  den  beamten  der  kgl.  univ.- 
bibl.  Göttingen,  dr.  der  Dieterichschen  univ.-buchdruckerei.  27.  8  [enth. 
Einiges  aus  dem  Beufsschen  briefwechsel.  mitgeteilt  von  LSchemann.  als 
ms.  gedr.  darin:  briefe  von  MBoisseree,  GForster,  Goethe  (Weimar  24  nov. 
1801),  GGLichtenberg,  Tieck].  [248 

♦EncykJ.  des  gesammten  erziehungs-  u.  unterrichtswesens,  bearb.  von 
einer  anzahl  Schulmännern  u.  gelehrten,  hg.  von  KAS  c  h  m  i  d.  10  bde.  2  verb. 
aufl.  Leipzig,  Fues,  1876  —  87  [bietet  viele  einschlägige  artikel].  —  Litt, 
centralbl.  nr  40.  [249 

Salley  in  our  alley  and  a  german  student-song  by  HSchmidt.  Modern 
language  notes  3,345  [173]  ['Von  allen  den  mädchen  so  blink'  ist  nach  dem 
engl,  des  Carey  gedichtet,  vgl.  Goethe-jb.  9,  328].  [250 

Dante  in  der  deutschen  litt,  von  ASchmi tthenner.  Allg.  conservative 
monatsschr.  f.  d.  christl.  Deutschland  45,972. 1071  [bietet  einschlägiges].  [251 
Zur  litteraturgesch.  der  Staats-  u.  social wissensch.  von  GSch  moller.  Leipzig, 
Duncker  &  flumblot.  304.  8  [enth.  s.  1  FvSchillers  ethischer  u.  kulturge- 
schichtl.  standpunct;  s.  28  JGFichte.  eine  stud.  aus  dem  gebiet  der  ethik  u. 
nationaiökonomie].  [252 

Welches  ist  die  geisterstunde  von  HSchrader  [bietet  einschlägiges].  Zs.  f. 
deutsche  spr.  1,  448.     vgl.  [245.  [253 

Perlen  f.  den  vortr.  ein  balladen-  u.  romanzenschalz,  aus  der  weltlitt,  ge- 
samm.  von  DSchrutz  (Bibl.  d.  gesammtlitt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  267  —  70). 
Halle,  Hendel,     x,  509.     8.  [254 

vSchulpe  1887  [204.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  17  (Ziel).  [255 

Die  bestrebungen  der  sprachgesellsch.  des  17  jhs.  f.  reinigung  der  deutschen 
spr.  von  HSc  h  ul  tz.  Göttingen,  Vandenhoeck&Buprecht.  vin,  158.  8.  [256 
Aargau.  Schriftsteller,  aus  den  quellen  dargest.  von  ASchumann.  1  lfg. 
Aarau,  Sauerländer,  vm,  128.  4  [nach  s.  vii  wurden  die  12  artikel  der  1  lfg. 
während  der  jj.  1876  —  84  in  Petzholdts  N.  anz.  schon  einmal  gedr.,  hier 
erscheinen  sie  verm.  u.  verb.  zur  deutschen  litt,  gehören:  4.  FXBronner. 
5.  BMüller  geb.  Bothpletz  (1786-1841).  6.  KBTanner.  8.  AEFröhlich].  [257 
Hess.  Volkslieder  von  HSchupp.     Didaskalia  nr  88  —  90.  [258 

Lehnin.  Weissagung.  Allg.  encykl.  d.  wissensch.  u.  künste.  2  sect.  42,  382 
(PSchwartz).     vgl.  [222.  [259 

Der  grofse  kurfürst  u.  die  volkspoesie  von  OS  c h  w  e  b  e  1.  Nationalztg.  nr  254.  [260 
Seu  ff  er- Weit  brecht  1887  [235.  —  Grenzboten  47,4,279.  [261 

Schriftspr.  u.  dialecte  im  deutschen  nach  Zeugnissen  alter  u.  neuer  zeit,  beitr. 
zur  gesch.  der  deutschen  spr.  von  AS ocin.  Heilbronn,  Henninger.  xu,  544. 
8  [berührt  auch  litterargeschichtl.].  —  DLZ  nr  14  (Heyne).  Gegenwart  nr  15. 
Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,  150  (Lyon).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  756 
(Werner).  Litt,  centralbl.  nr  8  (vBahder).  Modern  language  notes  3,  279 
(Brandl).  Taalstud.  9,  101  (Schwippert).  GGA  nr  7  s.  249  (Schröder).  Zs. 
f.  d.  phil.  21,  122  (Weinhold).     American  Journal  of  phil.  9,  231.  [262 

Im  tempel  der  weltlitt,  eine  samml.  von  wertvollen  geisteserzeugnissen  aller  her- 
vorragender Völker  u.  zeiten.  als  allg.volkslesebuch  bearb.  u.  mit  litterarhist.be- 
merkungen  vers.vonHSolger.  Langensalza, schulbuchhandl.  vm,508.  8.  [263 
3  entlehnungen  ('Ihr  brüder,  wenn  ich  nicht  mehr  trinke';  Boies  Schuh- 
knecht; Goethes  Spinnerin)  von  BSpiller.  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u. 
renaissancelitt.    n.  f.  1,  446.  [264 


160  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1888     IC 

Der  urspr.  der  spr.  im  zusammenhange  mit  den  letzten  fragen  alles  Wissens, 
eine  darstellung,  kritik  u.  fortentwickelung  der  vorzüglichsten  ansichten  von 
HSteinthal.  4  abermals  erweit.  aufl.  Berlin,  Dümmler.  xx,  380.  8  [be- 
handelt ua.  Herder,  Hamann,  WvHumboldt].  [265 
Die  musik  in  der  dichtung  hg.  von  AStern.  Leipzig,  Kahnt  nachf.  xn,  241. 
•8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  35  (Schranka).  Litt,  merkur  8,  287  (Diez).  [266 
Die  3  Teilen.  Goethe,  Schiller,  Uhland  u.  die  Tellsage  von  JStöckle. 
Kath.  schweizerbll.  4,  302.  ..  [267 
Zur  feier  deutscher  dichter:  21.  Österr.  dichter  i.  22.  Als  der  grofsvater  die 
grofsmutter  nahm.  23.  Uhland.  von  KStrackerj  an.  45  jahresber.  d. 
oberrealschule  u.  Vorschule  zu  Oldenburg.  Oldenburg,  Stalling.  16.  4.  [268 
*500jj.  berliner  gesch.  vom  fischerdorf  zur  Weltstadt,  gesch.  u.  sage  von 
AStreckfufs.  2  bde.  4  aufl.  Berlin,  Goldschmidt,  1886  [berührt  ua. 
Arndt,  Körner,  poesie  aus  den  älteren  jgg.  der  Voss.  ztg.].  —  Gegenwart 
nr  51.  [269 
Stromberger  1886  [188.  —  Theol.  litteraturztg.  nr  3  (Schlosser).  All?, 
conservative  monatsschr.  f.  d.  christl.  Deutschland  45,  436.  [270 
Süpfle  1887  [213.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,458.  Mag.  I. 
d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  47.  8  (Koch).  [271 
Gesch.  des  deutschen  kultureinflusses  auf  Frankreich  mit  bes.  berücksichtigung 
der  litt,  einwirkung  von  ThSüpfle.  bd.  2.  1  abt.  Von  Lessing  bis  zum 
ende  der  romant.  schule  der  Franzosen.  Gotha,  Thienemann.  xm,  210.  8. 
vgl.  Goethe-jb.  10,  296  f.  —  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr47.8  (Koch). 
Nationalztg.  nr571.  Bibliotheque  universelle  et  revue  suisse  nov.  Schles. 
ztg.  nr  721.  7.  [272 
Süpfle  1887  [214.  forts.  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelilt.  n. 
f.  2,  1.  [273 
Aus  dem  Zeitalter  der  humanität.  eine  Vorlesung,  geh.  zu  Weimar  von 
BSuphan.  D.  rundschau  57,  330.  [274 
Teicher  1887  [215.  —  Litt,  centralbl.  nr  1.  [275 
*Traduzioni  [da]  Goethe,  Voss,  Groth,  Puskin,  Tennyson,  Longfellow,  Heine, 
Petöfi,  Burns.  [per]  ET  e  z  a.  Milano,  Hoepli,  1887.  —  D.  rundschau 
54,  315.  [276 
Thiemann  1887  [216.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,224.  Mag. 
f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  47.  8  (Koch).  [277 
Aus  alten  reisetagebüchern  :  2  unbekannte  beschreibungeu  Münchens  aus  den 
jj.  1661  u.  1682  von  KTrautmann.  Jb.  f.  münchner  gesch.  2,  480.  [27S 
Süddeutschland  vor  100  jj.  von  KTrost.  Zs.  f.  gesch.  u.  pol.  s.  837.  [279 
*JSTurgeniew,  Briefe.  1  samml.  1840  —  83.  hg.  von  der  gesellscb.  zur 
Unterstützung  hilfsbedürftiger  Schriftsteller  u.  gelehrten  in  SPetersburg.  aus 
dem  russ.  übers,  u.  mit  einl.  vers.  von  HRuhe.  Leipzig,  Biedermann,  1886 
[berührt  Goethe  u.  Schiller].  —  DLZ  nr  3  (Jacoby).  [280 
Inschriften,  reime,  Sprüche,  neckliedlein  von  WUn  seid.  Alem.  16,165.  [281 
Volkstümliches  von  WUn seid.  Alem.  16,252.  [282 
Walentin,  Einige  autogr.  aus  der  samml.  des  frhrn  vDonop  [enth.  je 
1  brief  von  JGvQuandt  an  ASchopenhauer  (über  Goethe),  Riedel  an  Schiller, 
Musäus  an  Matthisson,  Bürger  an  demoiselle  Wagemann].  Ber.  d.  fr.  d. 
hochstiftes  n.  f.  bd.  4,  acad.  fachabt.,  s.  255.  [283 
*  France  et  Allemagne:  les  2  races.  par  MVallady.  Paris,  Ollendorf, 
1887  [bietet  einschlägiges].  —  D.  rundschau  55,  422.  [284 
Vetter  1887  [225.  —  DLZ  nr  15  (Sauer).  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom. 
phil.  nr  5  (Weifsenfels).  Revue  critique  nr42  (Chuquet).  [285 
Vetter  1887  [226.  —  DLZ  nr  15  (Sauer).  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom. 
phil.  nr  7  (Weifsenfels).  Bevue  critique  nr  42  (Chuquet).  [286 
The  sonnets  of  Europe.  a  vol.  of  translations,  selected  and  arranged,  with 
notes,  by  SWaddington.  New- York,  White& Allen.  24,288.  12.  [287 
Die  deutsche  renaissancelyrik  von  MvWald  berg.  Berlin,  Hertz,  vn,  247. 
8  [das  1  cap.  auch  in  der  Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  3].  —  Grenzboten 
47,  3,  76.     Wiener  ztg.  nr  137  (Schönbach).                                               [288 


LITTERATÜRGESCHICHTE  161 

Poet,  schatzkäsllein  f.  die  Jugend,  das  schönste  u.  beste  aus  erzählung, 
lied  u.  lehre  deutscher  dichtung  der  neueren  zeit  von  MWalleser.  3  aufl. 
Mannheim,  Bensheimer.  320.  8.  —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  42,481  (Hol- 
lenberg). [289 
Walter  1887  [230.  —  D.  dichtung  4,  187  (Schönbach).  [290 
Weber  1887  [231.  —  Litt,  centralbl.  nr  24.  [291 
Wehl  1887  [232.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  19  (Rullmann).  [292 
Briefe  über  met'kwürdigkeiten  der  litt.  1  u.  2  samml.  [hg.  von  AvWeilen] 
(DLD  29).  Heilbronn,  Henninger.  187.  8.  [293 
*The  historical  basis  of  modern  Europe  (1760—1815)  by  AWeir.  London, 
Swan,  Sonnenschein,  Lowry  &  cie,  18S6  [darin  s.  506  ein  cap.:  National 
literature  and  art  in  Germany;  enth.  auch  vieles  über  Goethe  (Goethe- jb. 
10,  345)].  [294 
Wenck  1887  [236.  —  AZ  nr  117.  23.  4 B  (Weber).  [295 
Die  entwickelungsgesch.  der  deutschen  jugendschriftenlitt.,  in  ihren  haupt- 
ziigen  als  repetitorium  derselben  dargesl.  von  GAWentzel.  Minden,  Bruns. 
vm,  50.  8.  [296 
Die  Griseldissage  in  der  litteraturgesch.  von  FvWestenholz.  Heidelberg, 
Groos.  2  u.  177.  8  [berührt  ua.  FHalm].  —  DLZ  nr  24  sp.  882.  Gior- 
nale  storico  della  letteratura  italiana  11,  263.  Anz.  xiv  248  (Strauch).  Lit- 
teraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  9  (Spiller).  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch. 
u.  renaissancelitt.  n.  f.  2,  111  (vBiedermann),  vgl.  268.  [297 
Das  deutsche  kirchenlied  im  16,  17  u.  18 jh.  eine  litterarhist.  betrachtung 
seines  entwickelungsganges  vonOWetzstein.  Neustrelitz,  Barnewilz.  iv,  132. 
8.  —  Theol.  litteraturztg.  nr  13  (Köstlin).  Litt,  centralbl.  nr  32.  Theol. 
litteraturbl.  s.  165  (Wallher).  [298 
Nationallitt.  u.  weltlitt,  von  EVVolff.  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d. 
Hamb.  corresp.  nr  23.  4.  [299 
Der  purismus  in  der  deutschen  litt,  des  17  jhs.  von  HWolff.  Strafsburg, 
Heitz.  132.  8.  —  Litt,  centralbl.  nr  41.  [300 
Die  ältesten  deutschen  ztgen  Prags  [bis  1618]  von  RWolkan.  Beil.  zur 
Bohemia  nr  326.  [301 
Aus  dem  leben  u.  den  erinnerungen  eines  norddeutschen  poeten  von  HZ  eise, 
mit  dem  portr.  u.  dem  facs.  Z.s.  Altona,  Reher.  288.  8  [behandelt  ua. 
JSchwieger,  JMDreyer,  die  gräber  zu  Ottensen  (Klopstock),  Schmidt  von 
Lübeck,  sowie  gelehrte,  dichter  u.  Journalisten,  welche  in  Hamburg  u.  Al- 
tona gelebt  haben].  [302 
.TGZimmer  u.  die  romantiker.  ein  beitr.  zur  gesch.  der  romantik  nebst  bisher 
ungedr.  briefen  von  Arnim,  Böckh,  Brentano,  Görres,  Marheineke,  FPerthes, 
FCSavigny,  brüder  Schlegel,  LTieck,  deWette  ua.  hg.  von  HWBZimm  er. 
mit  JGZ.s  bildnis.  Frankfurt  a/M.,  Heyder  &  Zimmer,  vm,  383.  8.  vgl. 
Goethe-jb.  10,  340.  —  Allg.  conservative  monatsschr.  f.  d.  christl.  Deutschland 
45,  1359.  [303 
Die  öffentl.  meinung  in  Deutschland  im  Zeitalter  Ludwigs  xiv.  1650  — 1700. 
ein  beitr.  zur  kenntnis  der  deutschen  flugschriftenlitt.  von  HvZ  wiedi  neck- 
Südenhorst.  Stuttgart,  Colta.  vm,  117.  8  [aus:  Zs.  f.  pol.  u.  gesch. 
s.  565.  645].  —  Grenzboten  47,  4,  526.  [304 
Ein  Jubiläum  im  hause  Gotta  von  HvZ  wie  di  neck-S  ü  denhorst.  Zs.  f. 
gesch.  u.  pol.  s.  80.  vgl.  [247.  [305 
Alt-Berlins  social-aristokratische  salons.  Die  post  nr  171  beil.  1  feuill.  [306 
Altdeutscher  witz  u.  verstand,  reime  u.  sprüche  aus  dem  16  u.  17  jh.  f. 
Liebhaber  eines  triftigen  sinnes  in  ungekünstelten  Worten  [ausg.  der  cabinets- 
stücke].  6  aufl.  Bielefeld,  Velhagen  &  Klasing.  ix,  218.  16.  [307 
Litteratures  etrangeres  modernes,  italieune,  espagnole,  anglaise,  allemande. 
3  ed.,  rev.  et  modifiee  (Histoire  des  litteratures  anciennes  et  modernes,  avec 
morceaux  choisis  extraits  des  meilleurs  auteurs  des  divers  siecles).  Nantis, 
Mazeau.  Paris,  Poussielgue.  ix,  611.  18.  [308 
Eine  verblühte  weit  [über  die  musenalmanache].  N.  fr.  presse  nr  8400 
morgenbl.                                                                                                      [309 

A.  F.  D.  A.  XVI.  11 


162  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888    ICD 

Sang  u.  klang,  ein  hausschatz  deutscher  lyrik.  Leipzig,  Grunow.  xii,  622. 
8.  —  Gegenwart  nr51.  [310 

Aus  dem  leben  u.  den  aufzeichnungen  des  Coburg- gotha.  Staatsministers 
frhrn  vSlein  [berührt  Weimar  zur  zeit  Goethes],  AZnr303B.  vgl.  Goethe- 
jb.  10,340.  [311 

Tagebuchbll.  eines  sonntagsphilos.  [bietet  einschlägiges].  Grenzboten  47,  1, 
244.  2,80.  3,  13.66.  125.  4,254.  [312 

Aus  deutschen  Volksliedern.  Belletrist. -litt,  sonntagsbeil.  d.  Hamb.  nachr. 
nr  28.  [313 

Ein  altes  Volkslied  auf  die  stadt  Frankfurt  a/M.  [ende  des  18  oder  anf.  des 
19jhs.].     Didaskalia  nr  192.  [314 

Einige  sprachl.  bemerkungen  zu  dem  hübschen  buche  Erinnerungen  u.  leben 
der  malerin  LSeidler  von  HUhde.     Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  386.  [315 

[Die  zahlreichen  'Kleinen  mitteilungen'  in  Sanders  Zs.  f.  deutsche  spr.  enth. 
manches  einschlägige,  das  ich  nur  ausnahmsweise  bes.  verzeichne].  [316 

Verzeichnis  der  aus  dem  nachlasse  KGoedekes  u.  ESchultzs  stammenden  bibl. 
Leipzig,  Brockhaus.  185.  8  [reiche  Goethe-,  Lessing-  u.  Schillerlitt.].  [317 
[Cat.  nrl68  von  JAStargardt  enth.  eine  autogr.-samml.,  darunter  autogr.  von 
Klopstock,  Lessing,  Bückert  ua.].  [318 

[Autogr.,  in  verschiedenen  cat.  angeboten,  insbes.  Goethe  betr.:  Goethe-jb. 
10,  335  —  7.  D.  dichtung  5,32.  Die  post  nr  40  beil.  1  feuill.  nr  340 
hauptbl.    Lokales].  [319 

s.  auch  [1790. 


iD.    Geschichte  des  dramas  uisd  des  theaters. 

Napoleon  als  bühnenheld  von  KAlberti.  Dramaturg,  bll.  u.  bühnenrund- 
schau  nr  51.  [320 
Vom  hist.  drama  von  JB  a  y  e r.  D.  dichtung  4,  200.  39.  70.  97.  329.  48.  [321 
Kleine  beitr.  zur  gesch.  des  dramas  von  JBolte.  Zs.  32,1.  [322 
Die  streitenden  liebhaber,  eine  gesangsposse  aus  dem  17  jh.  von  JBolte. 
Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,  111.  —  GGA  nr  19  (vWaldberg).  [323 
Engl,  comödianten  in  Dänemark  u.  Schweden  von  JBolte.  Jb.  d.  d. 
Shakespearegesellsch.  23,  99.  [324 
[Zu  1887]  257  von  JBol  te.  Jb.  d.  d.  Shakespearegesellsch.  23,  343].  [325 
Die  legende  vom  hl.  Niemand  von  JBolte.  Alem.  16,193  [enth.  ein- 
schlägiges]. [326 
Zur  Peter- Squenz-frage  von  KBorinski.  Zs.  32,415  [mit  bezug  auf 
JBSchupp].  [327 
Deutsche  geschichtsdramen  von  WBormann.  Unsere  zeit  1,  539  [bietet 
einschlägiges].  [328 
Der  tod  in  der  tragödie  von  WBormann.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg. 
nr  87.  [329 
Das  antike  u.  moderne  Schicksal  im  drama  von  Bornhak.  Dramaturg,  bll. 
u.  bühnenrundschau  nr  33.  [330 
Brüning  1887  [261.  —  Hist.  zs.  59,  137  (Ellinger).  [331 
Bulthaupt  1887  [262.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr4(Portig).  AZ  nr  15  B  (Bren- 
ning).  Gegenwart  nr  16.  Litt,  merkur  8,  237.  Grenzboten  47,  4,  142.  Zs. 
f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  1,  457  (Koch).  Nord  u.  süd 
45,  417.  [332 
König  Lear  1692  u.  Titus  Andronicus  1699  in  Breslau  aufgeführt,  mitgeteilt 
von  AGohn.  Jb.  d.  d.  Shakespearegesellsch.  23,266.  [333 
Das  strafsb.  theater  von  der  reformation  bis  zum  30jähr.  kriege,  vortr.  geh. 
von  JCrüger.  vgl.  Verhandl.  der  39  versamml.  deutscher  phil.  u.  Schul- 
männer (Leipzig,  Teubner)  s.  186.  N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd.  138,  140.  Zs. 
f.  d.  gymnasialwesen  42,  268  (Weber).  Zs.  f.  d.  phil.  20,  500  u.  Germ. 
33,  234  (Bachmann).                                                                                      [334 


LITERATURGESCHICHTE.       DRAMA    Ü>D    THEATER  163 

Engel  1887  [269.  —  Litt,  centralbl.  nrlO.  Bes.  beil.  d.  Staatsanz.  f.  Württem- 
berg nr  3  (Schäfer).  Zs.  f.  nfrz.  spr.  u.  litt.  10,  111  (Mahrenholtz).  [335 
Die  Don  Juan -sage  auf  der  bühne  von  KEngel.  zur  lOOjähr.  feier  der 
1  aufführung  von  Mozarts  Don  Juan  am  29  oct.  1787.  mit  einem  anh.  2  (titel-) 
aufl.     Oldenburg,  Schulze  (1887).     265.     8.  [336 

Sophonisbe,  tragödie  von  GGTrissino,  eingel.  u.  übers,  von  dr  Feit,  progr. 
d.  Katharineums  zu  Lübeck.  Lübeck,  Borchers.  50.  4  [bietet  ein- 
schlägiges]. [337 
Gesch.  einer  deutschen  musterbühne.  KImmermanns  leitung  des  stadltheaters 
zu  Düsseldorf  von  RFellner.  Stuttgart,  Cotta.  xvi,  526.  8.  —  AZnrl62B, 
B1J.  f.  litt,  unterh.  nr  30  u.  Dramaturg,  bll.  u.  bühnenrundschau  nr  30.  1 
[nr45 — 9  abdr.  des  cap.:  Immermanns  dramaturgische  grundsätze]  (Rullmann). 
Bresl.  ztg.  nr  502.  D.  montagsbl.  nr  37.  D.  ztg.  nr  5920.  73.  Düsseldorfer 
ztg.  nr  157.  Gegenwart  nr  43  (Bulle).  Grazer  morgenpost  nr  154.  Grazer 
tagespost  nr  ISO.  261.  Ztg.  f.  kunst,  litt.  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp. 
nr  16.  Hamb.  nachr.  nr  135.  Linzer  tagespost  nr  273.  Nationalztg.  nr  401.  5 
(Frenzel).  Pester  Lloyd  nr  250.  Schles.  ztg.  nr  709  (Prölfs).  Wiener  ztg. 
nr  173  —  5  (Ehrlich).  [338 
Gesch.  des  deutschen  theaters  in  Siebenbürgen,  ein  beitr.  zur  kulturgescb. 
der  Sachsen  von  EFiltsch.  Arch.  d.  ver.  f.  siebenb.  landeskunde.  n.  f. 
21,  515.  [339 
Freisauff  1887  [272.  —  Litt,  centralbl.  nr  10.  [340 
Gaedertz  1887  [273.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,353.  [341 
Archivalische  nachr.  über  die  theaterzustände  von  Hildesheim,  Lübeck,  Lüne- 
burg im  16  u.  17  jh.  beitr.  zur  deutschen  kultur-  u.  kirchengesch.,  gesamm. 
u.  mit  anm.  hg.  von  KThGaedertz.  Bremen,  Müller,  vi,  160.  8.  — 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  39  (Löbner).  [342 
Zur  kenntnis  der  ae.  bühne  nebst  anderen  beitr.  zur  Shakespearelitt,  von 
KThGaedertz.  Bremen,  Müller,  via,  79.  8  [enth.  einen  nach.tr.  zu 
AGohns  Shakespeare  in  Germany  u.  zusätze  zu  dem  2  bd.  der  Engl,  comödien 
von  1630;  vgl.  Jahresber.  10,220].  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  39  (Löbner). 
Litt,  centralbl.  nr43  (Greizenach).  [343 
Göbel  1885  [16S.  —  Philos.  monatshefte  24,  239  (Schaarschmidt).  [344 
Der  unglückseelige  todes-fall  Caroli  xn.  ein  drama  des  17  jhs.  [von  JJKohl- 
hard?].  hg.  von  CHeine.  Halle,  Niemeyer,  xxxii,  66.  8.  [345 
Graf  Essex  aus  LHoffmanns  repert.  [nach  einer  ital.  bearb.  eines  span.  Ori- 
ginals von  FHBrauer  1716  übers.]  von  CHeine.  Vierteljahrschr.  f.  Ig.  1, 
323.  [346 
Ein  blick  in  die  gesch.  der  nd.  bühnendichtung  von  GHoffmann.  Weser- 
ztg.  nr  14926.  7  mittagsausg.  14928  morgenausg.  [zt.im  anschluss  an  [341].  [347 
Hoffory-Schlenther  s.  1887  [465.466.  2bde.  Berlin, Reimer.  xvi,123u. 
388.  540.  8.  —  Litt,  merkur  8,  184  (Koch).  Litt,  centralbl.  nr28  (Creizenach). 
D.  rundschau  56,  76  (Brandes).  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  7 
(Brenner).  D.  revue  13,  3,  254.  Anz.  xiv  282  (Steinmeyer).  Zs.  f.  vgl.  lit- 
teralurgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  2,  128  (vWeilen).  [348 
Deutsches  Sebastianspiel  von  JHöttinger.  Ethnol.  mitteil,  aus  Ungarn  1, 
180.  —  AZ  nr  138B  (Meyer).  [349 
Engl.  Schauspieler  in  Münster  [1601]  von  FJostes.  Korrespondenzbl.  d. 
ver.  f.  nd.  sprachf.  13,  37.  [350 
Friderike  Unzelmann-  Bethmann  von  Katt.  Dramaturg,  bll.  u.  bühnenrund- 
schau nr  31.  [351 
Kern  1887  [281.  —  Päd.  bll.  17,164  (Schürmann).  Zs.  f.  d.  phil.  21,97 
(Kettner).  [352 
Der  character  der  luslspieldichtung  von  EMauerhof.  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  32  -  5.  [353 
Meifsner  1885  [177.  —  Anz.  xiv  88  (Seuffert).  [354 
Neue  mitteil,  über  den  ersten  abschnitt  der  frankf.  bühnengesch.  von 
EMentzel.  Die  kleine  chron.  frankf.  wochenschr.  hg.  von  Holthof.  11  jg. 
nr  5/6.                                                                                                       [355 

11* 


164  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1888    IDE 

Zum  deutschen  drama  des  17  jhs.  1.  Die  engl,  comödianten  u.  Shakespeares 
Mafs  für  mafs.  2.  Graf  Paquafil.  3.  Zu  ChReuter.  von  JMinor.  Vieitel- 
jahrschr.  f.  lg.  1,  277.  [356 

[Über  die  personification  gramm.  begriffe  im  älteren  deutschen  drama.  Zs. 
f.d.  phil.  21,252  (Minor)].  [357 

Die  auffassung  der  Kleopatra  in  der  tragödienlitt.  der  rom.  u.  germ.  nationen 
von  GHMöller.  freib.  diss.  Ulm,  Kerler.  94.  8  [behandelt  die  dramen 
von  Lohenstein,  Ayrenhoff,  Soden,  Kotzebue].  [358 

Die  dram.-musikalischen  bearb.  der  Genovefalegende.  ein  beitr.  zur  gesch. 
der  oper  von  WNagel.    Leipzig,  Unflad.     56.     8.  [359 

PhJReinhardt.     ADB  28,  67  (AR  aeder).  [360 

DGQuandt.     ADB  27,  10  (PSchlent her).  [361 

Raeder  [schauspielerfamilie].     ADB  27,  119  (PSchl  en  ther).  [362 

PhSReger.    ADB  27,  758  (PSchlen  ther).  [363 

JFReinecke.     ADB  28,  20  (PSchlenther).  [304 

KReinhard.     ADB  28,  43  (PSchlenther).  [365 

Mitteil,  aus  dem  leben  der  schule  in  alter  u.  neuer  zeit,  betr.  schulfestlich- 
keiten  u.  den  Schülern  gestattete  oder  bereitete  ergötzlichkeiten,  bes.  fest- 
actus,  umzüge  u.  dram.  aufführungen.  von  PSchmieder.  progr.  d.  gymn. 
zu  Schleusingen,  dr.  der  Keyfsnerschen  hofbuchdruckerei  in  Meinin^en. 
vm.    4.  [366 

Zu  den  aachener  schuldramen  des  18  jhs.  von  Schwenger.  Zs.  d.  aachener 
geschichtsver.  9,  218.  [367 

Deutsches  weihnachtsspiel  von  EStodola.  Ethnol.  mitteil,  aus  Ungarn  1, 
179.  —  AZ  nr  138  B  (Meyer).  [368 

Der  bestrafte  brudermord  oder  prinz  Hamlet  aus  Dänemark  u.  sein  Verhältnis 
zu  Shakespeares  Hamlet  von  GTanger.  Jb.  d.  d.  Shakespearegesellsch. 
23, 224.  [369 

Gesch.  des  prager  theaters.  von  den  anfangen  des  schauspielwesens  bis  auf 
die  neueste  zeit,  von  OTeuber.  3  teil,  vom  tode  Liebichs,  des  grösten 
bühnenleiters,  bis  auf  unsere  tage  (1817 — 1887).  Prag,  Haase.  xxm,  881. 
8.  1  u.  2  teil  s.  1887  [305.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  13  (Wehl).  D.  revue 
13,  2,  378.     Westermanns  monatshefte  64,  842.  [370 

Trautmann  1887  [310.  —  Giornale  storico  della  letteratura  italiana  10,439. 
Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  1,  475  (Grüger).  [371 

Frz.  Schauspieler  am  bayr.  hofe  von  KTrautmann.  Jb.  f.  münchner  gesch. 
2,  185.  —  AZ  nr  243  B.  [372 

Ein  angebl.  theaterzettel  der  engl,  comödianten  von  KTrautmann.  Zs.  f. 
vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.    n.  f.  1,  439.  [373 

Das  Schauspiel  in  Pommern  im  16  u.  17  jh.  von  MW  ehrmann.  Monatsbll. 
hg.  von  d.  gesellsch.  f.  pommer.  gesch.  s.  174  (Jahresber.  10,  221).  [374 
Wo! ff  1887  [314.  forts.  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f. 
1, 329.  [375 

Das  sog.  hamb.  Preisausschreiben  von  EWolff.  Zs.  f.  d.  phil.  21,39.  [376 
Passionsspiele  in  Kärnten  von  JWolfga  ng.  Beil.  zur  Bohemia  nrlOl.  [377 
Die  schauspieltätigkeit  der  schüler  u.  Studenten  Wiens  von  JZeidler. 
18  progr.  d.  k.  k.  staatsgymn.  zu  Oberhollabrunn.     44.     8.  [378 

Über  die  fabel  in  Shakespeares  Beiden  Veronesern  von  JZupitza.  Jb.  d. 
d.  Shakespearegesellsch.  23,  1  [behandelt  auch  die  1620  von  engl,  comö- 
dianten in  Deutschland  aufgeführte  Tragaedia  von  Julio  u.  Hyppolita].  [379 
AReiser  ADB  28,  119.  [380 

FWilhelmi.     Biogr.  lexicon  des  kaisertums  Österr.  56,  176.  [381 

Das  centenarium  des  Josephstädter  theaters  [in  Wien;  besprechung  des  zur  Jubel- 
feier aufgeführten  feststückes,  eines  hist.  quodlibets,  zusammengest.  aus  den 
glanzvollsten  leistungen  der  bühne  während  der  letzten  1  OOjj.].  AZ  nr  301.  [382 
s.  auch  [64.  81.  95.  201.  229.  400.  432.  442.  1319. 

Aus  dem  alten  burgtheater.  erinnerungen  von  RvGo ttscha  11.  Garlen- 
laube  nr51.  [383 


DRAMA  UND  THEATER.   POETISCHE  UND  METRISCHE  FORM    165 

Vom  alten  u.  neuen  burgtheater  von  FLemmermayer.  Nationalztg. 
nr  537.  41.  [384 

Zur  gesch.  des  burgtheaters  von  AS  au  er.  Wiener  fremdenbl.  nr  287. 
8.  91.  [385 

Von  Sonnenfels  zu  Sonnenthal.  zur  eröffnung  des  neuen  burgtheaters  von 
SSchlesinger.     D.  rundschau  57,  490.  [386 

Das  alte  burgtheater.  von  LSpeidel.  N.  fr.  presse  nr867l  morgenbl.  [387 
Holbein  u.  Laube,  ein  beitr.  zu  den  krisen  des  burgtheaters.  von  LSpeidel. 
N.  fr.  presse  nr  8680.  1  morgenbl.  [388 

30 jj.  burgtheater  1799 — 1829  (nach  aufzeichnungen  eines  altwieners).  von 
AvWeilen.     N.  fr.  presse  nr  8652 — 4  morgenbl.  [389 

Altwiener  theatercensur.  von  EWert  heimer.  N.  fr.  presse  nr  8514 
morgenbl.  [390 

Zur  gesch.  der  wiener  hoftheater.  vortr.  geh.  von  EWer  theimer.  referat 
in :  N.  fr.  presse  nr  8406  morgenbl.  [391 

Das  wiener  burgtheater  u.  das  deutsche  drama.  beitr.  zur  gesch.  der  dram. 
production  1814 — 67.  nach  ungedr.  quellen.  1.  ERaupach.  2.  Schreyvogel. 
Deinhardstein.  Holbein.  3.  Bunte  reihe  [ua.  ALewald,  EvSchenk].  4.  FHebbel. 
5.  KGutzkow.  6.  Zedlitz.  Elsholtz.  Immermann.  D.  dichtung  3,  214.  36. 
66.  97.  361.  4,  31.  85.  245.  67.  [392 

Vom  alten  u.  neuen  burgtheater.  l  —  in  (Wiener  briefe  ccxxvii  —  ccxxix). 
AZ  nr232.  54.  81 B.  [393 

iE.    Geschichte  der  poetischen  und  metrischen  form. 

Zur  technik  des  modernen  romans  von  KAI b er ti.  Nationalztg.  nr223.  [394 
Baumgart  1887  [321.  —  DLZ  nr  8.  Grenzboten  47,1,635.  Gegenwart 
nr  22  (Carriere).  Germ.  33,  115  (Bartsch).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  615 
(Walzel).  Preufs.  jbb.  62,  339  (Döring).  D.  litteraturbl.  bd.  10  nr  51 
(Weitbrecht).  [395 

Beck  1887  [322.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschul wesen  24,  317  (Baldi).  [396 
Theorie  der  prosa  u.  poesie.  ein  leitfaden  f.  den  Unterricht  in  der  Stilistik 
[rhetorik]  u.  poetik  an  gymn.  u.  verwandten  lehranst.  wie  auch  zum  privat- 
gebrauche von  FBeck.  2  abt.  a.  u.  d.  t. :  Lehrbuch  der  poetik.  6  verb.  u. 
verm.  aufl.    München,  Merhoff.     xvi,  148.     8.  [397 

Der  mündl.  vortr.  ein  lehrbuch  f.  schulen  u.  zum  Selbstunterricht  von 
RBenedix.  3  teile.  Leipzig,  Weber,  xm,  72.  xv,  220.  vii,  308.  8.  [398 
Bergmann  1887  [324.  —  GGAnrll  (Siebeck).  Bevue  philosophique  26,  281 
(Benard).  [399 

Das  wesen  des  tragischen  von  FB  e  1 1  i  n  g  e  n.  progr.  d.  gymn.  zu  Crefeld.  Cre- 
feld,  Kramer  &  Baum.  22.  4.  vgl.  N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd.  138,648.  — 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  40  (Mauerhof).  [400 

Biese  1887  [328.  vgl.  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  1,396 
(Wolfl).  [401 

Die  entwickelung  des  naturgefühls  im  ma.  u.  in  der  neuzeit  von  ABiese. 
Leipzig,  Veit  &  cie.  vm,  460.  8.  —  AZ  1887  nr  307  B.  Daheim  24  jg. 
nr  10.  Die  post  nr  56  beil.  2  feuill.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  10  (Külpe). 
Gegenwart  nr  10  (Jentsch).  Litt,  centralbl.  nr  12.  DLZ  nr  16  (Werner). 
Grenzboten  47,  2,  256.  Der  kunstwart  jg.  1  stück  16  (Woermann).  Litt. 
merkur  8,  265  (Diez).  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f. 
2,  114  (Hess).     Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  127  (Prölfs).  [402 

Ästhetische  briefe  zur  philos.  des  naturschönen  von  ABiese.  Ztg.  f.  litt., 
kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp.  nr  16 — 23.  25.  6.  [403 

B öl  sehe  1887  [330.  —  AZ  nr  270.  1B  (Volkelt).  [404 

Borin ski  1887  [332.  —  Nationalztg.  nr  151  (Ellinger).  [405 

Gesch.  der  poel.  theoiie  u.  kritik  von  den  Discursen  der  maier  bis  auf 
Lessing  von  FBraitmaier.  1  teil.  Frauenfeld,  Huber.  xi,  313.  8.  — 
Litt,  centralbl.  nr  50  (Creizenach).  Korrespondenzbl.  f.  d.  gelehrten-  u.  real- 
schulen  Würltembergs35,518  (Braitmaier).   Bibliogr.  d. Schweiz  18, 169.     [406 


166  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1888    IE 

Über  die  dichterspr.  von  KBruchmann.     Preufs.  jbb.  61,353.  [407 

Kurzgefasste  poetik  vonGBrugier  [aus:  Gesch.  der  deutschen  nationallitt, 
f.  schule  u.selbstbelehrung].  Freiburg  i/ß., Herder,  vi, 74  mit  1  tab.  8.  [408 
Dilthey  1887  [335.  —  Zs.  f.  philos.  u.  philos.  krit.  93,307  (Walther). 
Nationalztg.  nr  551.  3.  [409 

Duboc  1S87  [338.  —  Westermanns  monatshefte  64,135.  [410 

Das  wesen  des  schönen,  ein  vortr.  von  ThE  1  s  e  n  h  a  n  s.  Stuttgart, 
Metzler.     36.    8.  [411 

Lehrbuch  der  Stilistik,  metrik  u.  poetik.  zum  gebrauche  an  mittelschulen 
u.  zum  Selbstunterrichte  bearb.  von  JFischer.  4  umgearb.  aufl.  Langen- 
salza, schulbuchhandl.  iv,  136.  8.  [412 
Floegel-Ebeling  s.  1887  [339.  mit  41  bildtafeln,  zum  grösten  teil  in 
farbendr.,  u.  Ebelings  portr.  5  aufl.  Leipzig,  Barsdorf,  xiv,  478.  8.  — 
Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  1,  454  (Muncker).  [413 
Die  gliederung  der  Schönheit,  beitr.  zur  zukünftigen  ästhetik  von  LFrauer. 
Bes.  beil.  d.  Staatsanz.  f.  Württemberg  nr  3  —  5.  [414 
Gassner  1S87  [341.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,474.  [415 
Poesie  u.  religion  von  KGerok.  D.  revue  13,4,85.  [416 
Zur  christl.  ästhetik  von  GGietmann.  Stimmen  aus  Maria  Laach  34,  53. 
166.  279.  [417 
Günther  1887  [346.  —  Litt,  merkur  8,  216  (Diez).  [418 
Hagemann  1887  [348.  —  Westermanns  monatshefte  63,680.  [419 
vHartmann  1887  [351.  —  Gegenwart  nr  4  (Garriere).  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  8  u.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  29  (Portig).  Litt,  merkur  8, 
133.  41  (Hallier).  AZ  nr  151  B  (vGoeler-Bavensburg).  Der  kunstwart  jg.  1 
stück  17.  BLZ  nr  27  (Lehmann).  Nationalztg.  nr  393.  Preufs.  jbb.  62,  339 
(Döring).  GGA  nr  19  (Seydel).  Hannov.  Courier  nr  15258  (Schneidewin).  Mind 
13.,  301.  [420 
*Über  die  nachbildung  griech.  metra  im  deutschen  von  EHenschke.  leipz. 
diss.  1885.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,  450.  [421 
Rhetorik  f.  höhere  schulen  von  KAJH offmann.  2  abt.  Die  lehre  von  der 
erfindung,  von  der  anordnung  und  den  wichtigsten  kunstformen  der  pros.  dar- 
legung.  6aufl.  besorgt  von ChFASchust er.  Halle, Grosse,  xi,  108.  8.  [422 
Humperdinck  1887  [355.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  81,454. 
Päd.  bll.  17,377.  [423 
Kiesel  1887  [359.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  123.  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  2,  334  (Münch).  Litt,  rundschau  14,  150  (Kaulen).  [424 
Poesie  u.  rhetorik  von  WKirch  b ach.  Der  kunstwart  jg.  1  stück  21.  2.  [425 
Der  deutsche  hexameter  von  Klopstock  an  von  Klinger.  Revue  de  l'en- 
seignement  des  langues  Vivantes  jan.  nr  11.  vgl.  D.  rundschau  55, 157.  [426 
K  ög  e  1  1S87  [300.  —  Zs.  f.  philos.  u. philos.  kritik  93,312  (Falckenberg).  [427 
Ethische  u.  ästhetische  vortr.  u.  betrachtungen  von  RKögel.  Bremen, 
Müller,  vu,  172.  8  [behandelt  inaufsatz2:  Von  der  phantasie  als  religiösem 
organ  u.  in  aufsatz  5:  Ästhetische  freundschaften  einschlägiges,  wie:  Jean 
Paul,  Klopstock  u.  Bodmer,  Voss  u.  Stolberg,  Goethe  u.  Herder].  —  Litt, 
centralbl.  nr  15.  Theol.  litteraturztg.  nr  18  (Meier).  [428 
Leimbach  1886  [321.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,623  (Löhner).  [429 
Vorschule  der  poetik  u.  litteraturgesch.  ein  hilfsbuch  f.  den  Unterricht  im 
deutschen  f.  lehrer  u.  lernende  von  FLinnig.  2  umgearb.  u.  erweit.  aufl. 
Paderborn,  Schöningh.  xn,  417.  8.  [430 
Grundzüge  der  ästhetik.  dictate  aus  den  Vorlesungen  von  HLotze.  2  aufl. 
Leipzig,  Hirzel.  128.  8.  [431 
Zum  wesen  der  tragischen  kunst  von  EM  a  u  e  r  h  o  f.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  7. 8.  [432 
Metz  1887  [370.  —  Westermanns  monatshefte  64, 135.  Zs.  f.  d.  österr.  gymn. 
39,  1096  (Überhorst).  [433 
Das  schöne,  ästhetische  betrachtungen  f.  gebildete  kreise  von  ChMuff. 
Halle,  Mühlmann,  v,  162.  8.  —  Gegenwart  1887  nr  52.  Litt,  merkur 
8,  201  (Diez).  Litt,  centralbl.  nr  51.  Allg.  conservative  monatsschr.  f.  d. 
christl.  Deutschland  45,  552.                                                                        [434 


POETISCHE    UND    METRISCHE    FORM  167 

Parow  1S87  [372.  —  Phonet.  stud.  hg.  von  WVietor  bd.  1  heft  2  (Münch). 
Korrespondenzbl.  f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen  Württembergs  35,  266 
(Nestle).  [435 

ThPiderit,  La  mimique  et  la  physiognomie.  trad.  par  AGirot.  Paris, 
Alcan.  2S0.  8.  vgl.  18S6  [333.  —  Revista  contemporanea  30  märz,  vgl. 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  19.  47.     Revue  critique  nr  27  (Herr).  [436 

*  Angewandte  ästhetik  in  kunstgeschichtl.  u.  ästhetischen  essays  von  GPo  r  t  i  g. 
2  bde.  Hamburg,  Richter,  1887.  —  AZ  nr  312.  7.  31  B  (Bormann).  [437 
Prosodische  bemerkungen  vonSReiter  [unter  hinweis  auf  die  technik  zweier 
Goethescher  verse,  je  eines  in  dem  epigramm  Herzog  Leopold  von  Braun- 
schweig u.  in  den  Rom.  elegien  (xv  28)].  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  865.  [438 
Über  den  reim  in  der  ungebundenen  rede  von  DS anders.  Zs.  f.  deutsche 
spr.  1,  508.  [439 
Das  äuge  in  seinen  beziehungen  zur  ästhetik  u.  kunst  von  HSattler  [mit 
vielen  citalen  aus  deutschen  dichtem].  Bohemia  nr  338  hauptbl.  339 
beil.  [440 
Über  lyr.  poesie  von  AF.  graf  vSchack.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl. 
nr  14.  5.  [441 
Der  ästhetische  zweck  des  dramas  von  MSchasler.  Dramaturg,  bll.  u. 
bühnenrundschau  nr  34.  [442 
Poetik  von  WScherer.  Berlin,  Weidmann,  xii,  303.  8.  —  Litt,  centralbl. 
nr  21.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  22  (Portig).  Gegenwart  nr  22  (Garriere). 
Grenzboten  47,  2,  576.  Nationalztg.  nr  381  (Brahm).  Der  Zeitgeist  (beibl. 
zum  Berl.  tagebl.)  nr  23  (Neumann-Hofer).  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl. 
nr  34.  5  (Kirchbach).  DLZ  nr  40  (Burdach).  Preufs.  jbb.  62,  339  (Döring). 
Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,  379  (Bötticher).  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren 
spr.  81,449  (Sänger).  D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  14  (Brenning).  Wiener  ztg. 
nr  137  (Schönbach).  [443 
Über  lesen  u.  bildung  von  AESchönbach.  Graz,  Leuschner  &  Lubensky. 
v,  144.  8.  —  D.  rundschau  54,  476.  DLZ  nr  11  (vWaldberg).  D.  revue 
13,  2,  251.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  20.  Litt,  centralbl.  nr  23.  Nord  u.  süd 
46,137.  AZnrl78B.  Grenzboten  47,  4,  191.  Gartenlaube  nr  44.  Natio- 
nalztg. nr  3S9  (Ellinger).  [444 
Dasselbe,  umschau  u.  ratschlage.  2  aufl.  Graz,  Leuschner  &  Lubensky. 
x,  157.  8.  [445 
Accent  u.  quantität.  eine  krit.  stud.  zu  GBeyers  Deutscher  poelik  von 
PSchönfeld.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,97.  [446 
Seh  w  ei  st  ha  1  1887  [378.  —  Zs.  f.  philos.  u.  philos.  kritik  93,  307  (Walther). 
DLZ  nr  47  (Ziegler).  [447 
Sommer  1887  [379.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn,  39,621  (Löhner).  [448 
vStein  1887  [383.  —  Gegenwart  nr  24  (Porke).  Nationalztg.  nr347  (Leh- 
mann). Revue  philosophique  13,  80  (Benard).  [449 
Kleine  poetik.  ein  leitfaden  zur  einführung  in  das  stud.  der  deutschen  litt, 
f.  schulen  von  PS trzemcha.  2  verb.  aufl.  Brunn,  Knauthe.  94.  8.  [450 
ünbe scheid  1887  [387.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  93  (Kettner).  Päd.  bll. 
17,  379.  [451 
Die  dreileiligkeit  in  der  lyrik  von  Walentin.  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch. 
u.  renaissancelilt.  n.  f.  2,  9.  [452 
Die  poelik  auf  der  grundlage  der  erfahrungsseelenlehre  in  2  bden  von 
HViehoff.  hg.  nebst  einer  biogr.  skizze:  HViehoff,  aus  pcrsönl.  umgange 
von  VKiy  [beigegeben  ist  V.s  porlr.  u.  1  facs.  seiner  hs.].  Trier,  Lintz. 
xxxvu,  552.  8.  —  Nord  u.  süd  46,272.  D.  revue  13,3,379.  Bll.  f.  litt, 
unterh.  nr  39  (Portig).  Litt,  centralbl.  ar48.  Nationalztg.  nr  342  (Ellinger). 
Päd.  beil.  zur  ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.d.  Hamb.  corresp.  nr  13a.  [453 
Poetik,  rlütoiik  u.  Stilistik,  acad.  Vorlesungen  von  WWackernagel. 
hg.  von  LSieber.  2  aufl.  Halle,  Waisenhaus,  xii,  597.  8.  —  Zs.  f.  kirchl. 
wissensch.  u.  kirchl.  leben  9,  543  (Wilhelmi).                                            [454 

*  Deutsche  spr.  u.  dichtung  oder  das  wichtigste  über  die  entwickelung  der 
mutlerspr.,  das  wesen  der  poesie  u.  die  nationallitt.  f.  höhere  bürgerschulen. 


168  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888    IE.      II 

hg.  von  HWeber.     6  aufl.    Leipzig,  Klinkhardt,  1887.  —  Zs.  f.  d.  österr. 

gymn.  39,  622  (Löhner).     Päd.  bll.  17,  370.  [455 

Zur  physiol.  der  lyrik  von  RMWerner.     D.  dichtung  3,206.  [456 

Poesie  u.  tendenz.  Der  kunstwart  jg.  1  stück  22.  [457 
s.  auch  [1264.  1268.  1272. 

ii.    Alphabetisches  Verzeichnis  der  Schriftsteller. 

Abbt,  Th.:    ThA.  von  EGuglia.     AZ  nr  328 B.  [458 

s.  auch  [1689. 

Abbaham  aSClaba:  Eine  grabschrift  von  AaSGl.  von  FLauchert.  Alem. 
16, 232.    ..      _  [459 

Albebtinus,  Ä. :  ÄA.,  der  vater  des  deutschen  Schelmenromans  von  KvRein- 
h  a  r  d  s  t  ö  1 1  n  e  r.    Jb.  f.  münchner  gesch.  2,  13.  502.  —  AZ  nr  243  B.     [460 

Alxingeb,  JB.:  A.  Musäus.  Müller  von  Itzehoe,  in  einer  ausw.  aus  ihren 
werken  hg.  von  HPröhle.     im  anschluss   an  Wielands  werke  (D.  national- 

•     HU.  bd.  57).     Berlin  u.  Stuttgart,  Spemann.     452.     8.  [461 

s.  auch  [576. 

Annoni,  H.  s.  [1790. 

Abndt,  EM.:  Märchen,  ausgew.  u.  Überarb.  von  AKurs,  mit  3  farbendr.- 
bildern.     Kreuznach  u.  Leipzig,  Voigtländer,     v,  212.     8.  [462 

Herinnering  aan  en  van  EMA.  (1858  — 1859),  door  KStallaert,  werkend 
lid  der  koninklijke  vlaamsche  acad.  voor  taal-  en  letterkunde.  Gand,  Le- 
liaert,  Siffer  &  cie.     15.     12.  [463 

Einem  baukünstler  (ungedr.  nachlass).     D.  dichtung  5,  34.  56.  [464 

a.  auch  [269. 

Abndt,  J.:  Vier  bücher  vom  wahren  Christentum,  d.i.  von  heilsamer  bufse, 
herzlicher  reue  u.  leid  über  die  sünde  u.  wahrem  glauben,  auch  heiligem 
leben  u.  wandet  der  rechten  u.  wahren  Christen,  nebst  desselben  Paradies- 
gärtlein[unveränd.abdr.].  13  aufl.  Berlin,  Evang.bücherver.  542,196.  8.    [465 

vAbnim,  B.  s.  [178. 

vAbnim,  LA.  s.  [15.  303. 

Der  name  Des  knaben  wunderhorn  von  ABirlinger.  Alem.  16,279.  [466 
s.  auch  [244. 

Assing,  L.  u.  RM.  s.  [87.  240. 

vAuebspebg,  A.:  Epilog  zu  den  Wiener  Spaziergängen  (autogr.).  D.  dichtung 
4, 322.  [467 

s.  auch  [7.240. 

AGrün  über  Österr.  mitgeteilt  von  KEFranzos.  N.  fr.  presse  nr8555.  6.  9 
morgenbl.  [468 

Zur  characteristik  AGrüns,  mitgeteilt  von  KEFranzos.  N.  fr.  presse  nr8455 
morgenbl.  [469 

Erinnerungen  an  AGrün.  aus  den  jj.  1861 — 1876.  mitgeteilt  von  HJaques. 
N.  fr.  presse  nr  8572  morgenbl.  [470 

FPresern  u.  AGrün  von  HPenn.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  24.  6.  [471 
Zu  AGrün  von  FProsch.     Zs.  f.  d.  phil.  21,  335.  [472 

Zur  characteristik  AGrüns.  nach  ungedr.  quellen.  D.  dichtung  4,  204. 
72.  323.  [473 

vAybenhoff,  G.  s.  [358. 

BAcnMANN,  J. :  JB.  von  Behm.     Bll.  f.  hymnol.  nr  5.  [474 

Bahrdt,  KF.  s.  [169. 

Basedow,  JB.:  *Die  didactik  B.s  im  vgl.  zur  didactik  des  Gomenius  von 
PGarbovicianu.     Bucarest  1887  (Leipzig,  Fock).     82.     8.  [475 

s.  auch  [156.  170. 

Baudissin,  W.  graf  s.  [119. 

yBauernfeld,  E. :    Alkibiades.     drama.     D.  dichtung  5,  18.  42.  [476 

An  der  blauen  Donau  [gedieht].     D.  dichtung  3,  356.  [477 

♦Novellenkranz,  mit  1  titelilluslr.  von  LLewin  (Bibl.  f.  ost  u.  west  bd.  2). 
Wien,  Enge),  1884.  —  Gegenwart  nr  12.  [478 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     ABBT CAMPE  169 

Bechstein,  L.:  Neues  deutsches  märchenbuch.  51  u.  52  aufl.  volksausg.  mit 
1  titelbild  u.  60  holzsclm.     Wien,  Hartleben,     vi,  278.     8.  [479 

s.  auch  [221. 

Bengel,  JA.:  Dr  JAB.  vortr.  geh.  von  pfarrer  Hohbach.  Stuttgart,  buch- 
handl.  d.  evang.  gesellsch.     44.     8.  [480 

vBerge,  EG.  s.  [1004. 

vBesser,  J.:  Adams  erster  schlaf  von  RKöhler.  Vierteliahrschr.  f.  lg.  1, 
150.  [481 

Bixmauer,  A.:  vHofmann-Wellenhof  1886  [394.  —  Anz.  xiv  90  (Litz- 
mann). [482 
s.  auch  [87. 

Bodmer,  JJ.  s.  [428. 

vBogatzky,  KH. :  150  erlesene  geistl.  lieder,  nebst  lebenslauf.  aufs  neue  dar- 
geboten durch  JGlaafsen.     Stuttgart,  Steinkopf.     228.     12.  [483 

Böhme,  J.:  Le  philosophe  allemand  JB.  (1575  — 1624)  par  EBo utro u x.  Paris, 
Alcan.     60.     8.  [484 

Boie,  HCh.    s.  [264. 

Börne,  L. :  Zu  B.s  aufsatz  Juden  in  Frankfurt  a/M.  von  LG  ei  g  er.  Zs.  f.  d. 
gesch.  d.  Juden  in  Deutschland  2,  391.  [485 

Jugendarbeiten  LB. s  über jüd. dinge,  ausdessen  nachlasshg.  von GSchna  p  per- 
Arndt. Zs.  f.  d.  gesch.  d.  Juden  in  Deutschland  2,  375.  [486 
LB.  sein  leben  u.  sein  wirken  nach  den  quellen  dargest.  von  MHolzm  a  n  n. 
Berlin,  Oppenheim,  vm,  402.  8.  —  Grenzboten  47,  2,389.  Bll.  f.  litt,  unterh! 
nr  25  (Walther).  Litt,  centralbl.  nr  27  (Creizenach).  Litt,  merkur  8,  256 
(Löbner).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  1090  (Walzel).  [487 
B.s  beziehungen  zum  Judentum  u.  Christentum.  Jüd.  litteraturbl.  16jg. 
nrll.  [488 
s.  auch  [234.  244. 

Brandmüller,  J.:  Verse  in  antiken  mafsen  zur  zeit  von  Opitz  auftreten  von 
EMartin.     Vierteljahrschr.  f.  lg.   1,98.  [489 

Brauer,  FH.  s.  [346. 

Brentano,  G.  s.  [12.  15. 

Chronica  eines  fahrenden  Schülers,  von  CB.  fortges.  u.  vollendet  von  AvdE  1  b  e. 
6  aufl.  min.-ausg.  Heidelberg,  Winter,  in,  268.  12.  —  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  52.  [490 

Die  chronik  des  fahrenden  schülers.  erstl.  beschrieben  von  dem  weil, 
meister  GB.  volksausg.  hg.  von  p.  Kreiten.  mit  6  bildern  von  Steinle. 
Augsburg,  Huttier,  iv,  99.  8.  —  Stimmen  aus  Maria -Laach  34,370.  [491 
Freiligrath-Kroeker  1887  [431.  —  Gegenwart  nr  2.  [492 

Vita  della  beata  vergine  Maria,  secondo  le  meditazioni  di  ACEmmerich, 
religiosa  agostiniana  nel  chiostro  di  Agnetemberg  a  Dühnen  [sie],  nata  il 
9  febbraio  1824.     Novara ,  Miglio.     571.     16.  [493 

Der  Schinder.     Saturday  review  65,  376  [berührt  B.].  [494 

s.  auch  [244.  303. 

vBretschneider,  HG.  s.  [576. 

Bronner,  FX.   s.  [257. 

Bürger,  GA.    s.  [3.  221.  284.  558. 

Nachtr.  zu  B.s  gedienten  u.  briefen  von  AS  au  er.  Vierteljahrschr.  f.  1« 
1,  260.  r  [495 

Campe,. JH.:  Dicouverte  de  l'Amerique  racontee  aux  enfants.  trad.  de  l'allemand 
par  PCGerard.     Limoges,  Ardant  &  cie.     240.     8.  [496 

Abenteuer  Robinson  Crusoes,  nach  Defoe  u.  C.  hg.  u.  f.  die  Jugend  bearb. 
von  FH  off  mann,  mit  farbendr.-illustr.,  gezeichnet  u.  lithogr.  von  OWoite. 
Berlin,  Drewitz.     220.     8.  [497 

Robinson  der  jüngere,  aufs  neue  bearb.  u.  in  zusammenhängender  erzäh- 
lung  gegeben  von  JFRanke  (Unterhaltungsbibl.  f.  kinder.  9  bdehen). 
Elberfeld,  Bädeker.     151  mit  1  abbildung.     8.  [498 

Robinson  s.  1887  [447.  8  verb.  aufl.  Stuttgart,  Loewe.  iv,  114.  4.  [499 
Dasselbe,     volksausg.    Stuttgart,  Loewe.     94.     4.  [500 


170  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     H 

Campe,  JH.:  Robinson  Crusoe,  eine  erzählung  f.  die  Jugend  (grofse  ausg.)  mit 
4  farbendr.  bildern.  Berlin,  Liebau.  148.  8.  (kleine  ausg.)  mit  3  chro- 
molilh.     63.     8.  [501 

Robinson  der  jüngere,  erzählung  f.  die  Jugend  nach  JHC.  mit  4  Vollbildern 
von  GBartsch  (illustr.  jugendbibl.  16  bdclien).  Dresden,  Köhler.  112.  8.  [502 
Koldewey  1S87  [452.  widerabgedr.  in  des  verf.s  Beitr.  zur  kirchen-  u. 
schulgesch.  des  herzogtums  Braunschweig  s.  119.  [503 

[Über C.s garten  in  Braunschweig.    Die  post  nr341  Verschiedenes].  [504 

vChamisso,  A. :  Frauen-liebe  u.  -leben,  liedercyklus.  illustr.  von  PThumann. 
14  aufl.  Leipzig,  Titze.  9  lichtdr.-tafeln  u.  9  bll.  texl  mit  eingedr.  holzschn. 
u.  titelbild  in  holzschn.     4.  [505 

Dasselbe.     15  aufl.  [506 

Gedichte,  f.  die  frauenweit  ausgew.  von  KBraun.  mit  8  illustr.  von 
REKepler.  Stuttgart,  Greiner  &  Pfeiffer,  xxiv,  271.  16.  —  Litt,  merkur 
8,  319  (Hirzel).  [507 

Poesie  tradotte  in  prosa  italiana  da  ACourth.  Milano,  Prato.  111.  16.  [508 
Gedichte  (ungedr.  nachlass).  mitgeteilt  von  EKossmann.  D.  dichtung 
4,  286.  [509 

Lebens-lieder  u.  -bilder.  liedercyklus.  illustr.  von  PThumann.  8  aufl. 
Leipzig,  Titze.  48  bll.  mit  holzschn. -Ornamenten  u.  9  lichtdr.  4.  [510 
Les  auteurs  du  programme  (extraits  relies  par  des  analyses).  Pierre  Schle- 
mihl.  avec  notices  et  notes  par  Briois.  classe  de  troisieme.  2  ed.  Paris, 
Delagrave.    vm,  63.     12.  [511 

Histoire  merveilleuse  de  Pierre  Schlemihl,  ou  1'liomme  qui  a  vendu  son 
ombre.  traduction  nouvelle,  suivie  d'un  choix  de  poesies  et  precedee  d'une 
etude  par  ADietrich,  avec  106  dessins  de  HPille  et  2  portr.  Paris,  West- 
haufser.     lxxxviii,  258.     8.  —  Revue  critique  nr  13  (Chuquet).  [512 

Pierre  Schlemihl  ou  Phomme  qui  a  perdu  son  ombre.  suivi  d'un  choix 
de  ses  poesies.  dessins  de  Myrbach  imprimes  dans  le  texte,  preface  par 
HFouquier.     Paris,  librairie  des  bibliophiles,     xvi,  200.     4.  [513 

Histoire  merveilleuse  de  Pierre  Schlemihl,  ou  lMiomme  qui  a  perdu  son 
ombre.  imite  de  i'allemand  de  Ch.  par  JGourda  u  1 1.  Paris,  Hachette. 
72.     12.  [514 

Peter  Schlemihl.     Boston,  Kilborn.  [515 

Ch.s  Peter  Schlemihl.  was  bedeutet  der  schatten?  von  HS  ehr  a  der.  Die 
post  nr  234  beil.  1.  [516 

Ungedr.  briefe.  mitgeteilt  von  EKossma  nn.  D.  dichtung  4, 301.  54.  [517 
AvCb.  als  naturforscher.  rede  zur  feier  des  leibniz.  Jahrestages  —  geh.  von 
EduBois-  Reymond.  Sitzungsber.  d.  kgl.  preufs.  acad.  d.  wissenseh. 
zu  Berlin  s.  675  u.  D.  rundschau  56,  329.  [518 

Ch.  als  soldat  von  SFrey.  Beil.  zur  Bohemia  nr  232.  auch:  Der  sammler 
(beibl.  d.  Augsb.  abendztg.)  nr  101.  [519 

AvCb.  in  Berlin.  vonGKarpeles  [gedenkbl.  zur  denkmals-enthüllung]. 
Berl.  tagebl.   nr  549.  [520 

Ch.  u.  Heine  von  GKarpeles.     Nalionalztg.  nr  573.  [521 

Einige  sprachl.bemerkungen  zu  dem  1  bde  von  AvCh.s  werken  von  DSa  nders. 
Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  343.  [522 

Eigentümlichkeiten  u.  eigenheiten  in  Ch.s  spräche  von  DSa  nders.  Na- 
tionalztg.  nr  579.  97.  auch:  Zs.  f.  deutsche  spräche  2,410.57.97.  [523 
s.  auch  [119.244. 

[Aufserdem  erschienen  aufsätze  zu  Ch.s  50jähr.  todestage  in :  D.  dichtung 
4,306  (LGeiger).  Didaskalia  nrl96.  Hamb.  corresp.  nr232  feuill.  (EFFrey). 
Köln.  zig.  nr  232.3  (AvWin  terfeld).  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  80 
(GÖrtel).  Die  post  nr  228  beil.  1.  Strafsb.  post  nr  231,  —  zur  enthüllung 
des  Ch.-denkmals  in  Berlin  in:  Berl.  tagebl.  nr  552.  Frankf.  ztg.  nr  55  u. 
304  abendbl.    Nationalztg.  nr  572  (darin  FSpielhagens  rede)].  [524 

Ein  scherz  Simrocks  mit  AvCh.     Germ.  33,  508.  [525 

vChezy,  H.:    HvCh.  über  den   aufenthalt   des   herzogs  Leopold  Friedrich  Franz 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      CAMPE EICHENDORFF  171 

von  Anhalt -Dessau  u.  dessen  Umgebung  in  Paris,  mitgeteilt  von  WH  o  saus. 
Mitteil.  d.  ver.  f.  anhält,  gesch.  u.  altertumskunde  5,  306.  46.  [526 

Claudius,  M.  s.  [3. 

Death  and  the  maiden  (from  the  german  of  C).     Acad.  nr  832.  [527 

s.  auch  [107. 

vCollis,  HJ.  s.  [10.15. 

Costenoble,  KL.:    KLC.  von  MN e c k e r.     Grenzboten  47,  4,  265.  [528 

Cramer,  JA.  u.  KF. :    Zu  JA.  u.  KFC.s  gedächtois  (mit  benutzung  ungedr.  briefe 
aus  der  kieler  univ.).    vonEWolff.     AZnr326B.  [529 

Crugot,  M.:    Manchot  1887  [461.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  88  (Kettner).      [530 

Deinhardstein,  JL.  s.  [392. 

Denis,  M.  s.  [576. 

Dieterich,  K.:    Aus  KD.  von  ABirlinger.     Alem.  16,242.  [531 

Dreyer,  JM.  s.  [302. 

vDroste- Hülshoff,  AE.:    Hüffer  1887  [474.  —   D.  rundschau  54,318.     Nord 
u.  süd  44,  280.     Revue  critique  nr  42  (Ghuquet).  [532 

Zur  litt,  über  AvD.-H.  von  vRudloff.  Litt,  rundschau  14,  83.  118.  [533 
AvD.-H.  von  FViolet.     Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  33.  4.  [534 

Eine  vergessene  dichterin  Westfalens.    Didaskalia  nr  176.  7.  [535 

s.  auch  [1138. 

Dunker,  ABA.:    ABAD.,  bürger  zu  Bern,  ein  maier  u.  dichter  aus  der  2  hälfle 
des  18jhs.  von  GEBarthel.     Sonntagsbl.  d.  Bund  nr  32.  3.  [536 

Dusch,  JJ.  s.  [156. 

Eberhard,  AG.  s.  [12. 

vEbert,  KE.  s.  [7. 

Eckermann,  JP.:    Gespräche  mit  Goethe  in  den  letzten  jj.  seines  lebens.     3  teile 
in  1  bde.     Leipzig  (Bonn,  Straufs).     256.  241.  x,  249.     8.  [537 

vEichendorff,  J.  s.  [3.  14.  15.  18.  136.  162. 

Aus  dem  leben  eines  taugenichts.  novelle.  Leipzig,  leipz.  verlagshaus. 
127.     12.  [538 

Dasselbe,  mit  17  lichtdr. -bildein  nach  Originalzeichnungen  von  REKepler. 
1  u.  2aufl.     Stuttgart,  Greiner  &  Pfeiffer.     133.     8.  [539 

Dasselbe.     Leipzig,  Steffens.     148.     12.  [540 

Dasselbe,    novelle.    Leipzig,  Fock.     127.     12.  [541 

Leaves  from  the  life  of  a  good- for- nothing,  transl.  by  ALW  ister.  fully 
illustr.  with  full-page  and  smaller  photogravures  in  the  text.  Philadelphia, 
Lippincott.  [542 

Gedichte,  hg.  mit  einleit.  u.  erläut.  von  OH  ellinghaus.  Münster,  Aschen- 
dorff.     iv,  380.     12.  [543 

Gedichte,  f.  die  frauenweit  ausgew.  von  KBraun.  mit  illustr.  Stuttgart, 
Greiner  &  Pfeiffer,    xxxi,  290.    16.  [544 

Gedichte  (ungedr.  u.  verschollenes),  mitgeteilt  von  KEFranzos.  mit  E.s 
bildnis.    D.  dichtung  3,  306.  33.  [545 

Gedichte  aus  dem  nachlasse,  hg.  von  HMeisner.  mit  1  Jugendbildnisse 
des  dichters.  Leipzig,  Amelang.  xv,  63.  8.  —  Litt,  merkur  8,  31 1  (Lambel). 
Litt,  handweiser  27,  150  (Reichensperger).  D.  litteraturbl.  bd.  10  nr  50 
(Pfleiderer).  [546 

Zur  gesch.  des  liedes  Das  zerbrochene  ringlein.    Daheim  nr  23.  [547 

Das  incognito.  ein  Puppenspiel  (ungedr.  nachlass).  mitgeteilt  von  HMeisner. 
D.  dichtung  3,  319.  [548 

Preufsen  u.  die  Constitution,  ein  aufsatz  von  JvE.  aus  seinem  nachlasse 
hsr.  von  HMeisner.     Nord  u.  süd  44,314.  [549 

l  ber  piessfreiheit  (1832)  (ungedr.  nachlass).    D.  dichtung  3,  325.  [550 

Briefe  E.s  an    AReichensperger.      mitgeteilt   von  HMeisner.     D.  dichtung 
330.  [551 

Keiter  1887  [4S0.  —  D.  dichtung  3,  336  (Franzos).  Bll.  f.  litt,  unterh. 
in  10  (Sallmann).  Stimmen  aus  Maria-Laach  34,  600.  Litt,  handweiser  27,79 
(Hülskamp).  Stud.  u.  mitteil,  aus  d.  benedictiner-  u.  cistercienserorden 
9, 346.  [552 


172  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1 

vEichendorff,  J. :  Johannesberg,  ein  gedenkbl.  zum  100  geburtstage  E.s  von 
AKettner.     Freiwaldau,  Blazek.     8.     8.  [553 

-  Zum  Jubiläum  E.s  von  JMinor.     Zs.  f.  d.  phil.  21,  214.  [554 

[Aufserdem  erschienen  aufsätze  zu  E.s  100 jähr,  geburtstage  in:  AZ  nr70B 
(HMöser).  Basler  nachr.  nr  68.  Beil.  zur  Bohemia  nr71  (HTeweles). 
Der  christl.  schulbote  nr  24.  5  (GEBarthel).  Daheim  nr  23  (RKö  nig).  D. 
dichtung  3,332  (FMuncker).  D.  wochenschr.  6  jg.  nr  10.  1  (MVogler). 
Didaskalia  nr  60  (CAlberti  u.  Schul  te  vom  Brühl).  Frankf.  ztg.  nr  70. 1 
morgenbl.  feuill.  (JPrölfs).  Gartenlaube  nr  10.  Grenzboten  47,  1,  448. 
Hist.-pol.  bll.  101,  565.  Illustr.  ztg.  nr  2332  (LSalomon).  Wissensch.  beil. 
d.  Leipz.  ztg.  nr  20  (GÖrtel).  Litt,  rundschau  14,  321.  55  (vRudloff). 
Montagsrevue  aus  Böhmen  nr  10  (HGrasberger).  Die  nation  5,  333 
(LGeiger).  Nationalztg.  nrl62.  N.  fr.  presse  nr8461  morgenbl.  (MNecker). 
Päd.  bll.  17,505  (Wehner).  Die  post  nr  65  beil.  1  feuill.  Presse  nr  81 
(MK  albeck)...  Schles.  ztg.  nr  178  (MH  einzel).  Schorers  familienbl.  nrll 
(FHirsch).  Über  land  u.  meer  nr  23  (GKarpeles).  Sonntagsbeil,  zur  Voss, 
ztg.  nr  10.  1.     Westermanns  monatshefte  64,419  (OLinke)].  [555 

[Zur  enthüllung  des  E.-denkmals  in  Neifse  vgl.  AZ  nr  126  B  Verschiedenes. 
Gartenlaube  nr  38.    Die  post  nr  123  beil.  1  feuill.].  [556 

vEinsiedel,  FB.  s.  [785. 

Ekhof,  K.:  KE.  von  RWu  lckow  [behandelt  E.s  beziehungen  zu  Lessing  u.  zur 
hamb.  nationalbühne].     Didaskalia  nr  204.  [557 

vElsholtz,  F.  s.  [392. 

Engel,  JJ.  s.  [3.1190. 

Engelhard,  MPh.  geb.  Gatterer:  Eine  deutsche  dichterin  vor  100  jj.  von  MvNa- 
t  h  u  s  i  u  s  [mit  briefen  von  GForster  u.  Bürger].  Allg.  conservative  monatsschr. 
f.  d.  christl.  Deutschland  45,  731.  812.  936.  1057.  [558 

Eschenburg,  JJ.  s.  [576. 

vFeuchtersleben,  E.  s.  [3.  11.  15. 

Feurstein,  M.:  [Alem.  16,  164  (HSander)].  [559 

Fichte,  JG:  AusJGF.s  reden  an  die  deutsche  nation.  forts.  von  1887  [483.  Zs. 
f.  deutsche  spr.  2,  1.  54.  97.  [560 

s.  auch  [87.  252. 

Fleming,  P.  s.  [18. 

Aus  meiner  Vaterstadt,  die  persian.  häuser.  novelle  von  WJensen.  Nord 
u.  süd  47,  1.  155  [behandelt  PF.].  [561 

Forster,  G.  s.  [248.  558. 

Fouque,  F.  de  la  Motte  s.  [15. 

Undine.     Cartwright  1887  [487.  —  Spectator  61,  239.  [562 

Franck,  P.:  PF.  von  WTümpel.     Bll.   f.  hymnol.  s.  43.  [563 

Francke,  AB.:  Kurzer  u.  einfältiger  Unterricht,  wie  die  kinder  zur  wahren  golt- 
seligkeit  u.  christl.  klugheit  anzuführen  sind,  nebst  6  beil.  bearb.  u.  mit 
erläut.  vers.  von  KR  i  cht  er.  2  durchges.  u.  verm.  aufl.  (Päd.  bibl.  bd.  5). 
Leipzig,  Siegismund  &  Volkening.  191.    8.  [564 

s.  auch  [169. 

Franul  vWeifsenthurn,  J.  s.  [7. 

Freiligrath,  F.  s.  [91.  162.  221. 

Friedrich  der  grofse:  Simon  1886  [468.  —  DLZ  nr  45  sp.  1661.  [565 

F.s  d.  gr.  Stellung  zur  deutschen  dichtung.  festred e  —  geh.  von  ECurtius. 
Sitzungsber.  d.  kgl.  preufs.  acad.  d.  wissensch.  zu  Berlin  s.  55.  [566 

F.s  d.  gr.  schrift  über  die  deutsche  litt,  von  BS  up  ha n.  Berlin,  Bertz.  111.  8. 
vgl.  1887  [492.  —  D.  rundschau  55, 156.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  23  (Boxbeiger). 
Grenzboten  47,  2,  598.     DLZ  nr  45  (Jacoby).    Nationalztg.  nr  237.  [567 

Bistory  of  Prussia  under  F.  the  great.  1740—1756.  by  HTuttle.  2  vols. 
Boston,  Houghton,  Mifflin  &  cie.  London,  Longmans  [enth.  1  cap.  über 
deutsche  litt.].  [568 

Zeller  1887  [500.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  1,  267  (Erdmann).  AZ 
nr  5  B  (Weber).  [569 

F.  the  great  and  german  literature.    New-York  nation  46,  381.  406.      [570 


VERZEICHMS    DER    SCHRIFTSTELLER:      EICHEINDORFF GOETHE        173 

Friedrich  der  grofse:  F.  d.  gr.  u.  die  presse.  Belletrist.-litt.  sonntagsbeil.  d.  Hamb. 
nachr.  nr  1.  [571 

s.  auch  [817. 

Friese,  F.:  Geyer  1887  [502.  —  Anz.  xiv  143  (Strauch).  [572 

Fröhlich,  AE.  s.  [257. 

Fronhofer,  L.:  LF.,  ein  bayr.  schulmann  u.  academiker  des  18jhs.  von  LMug- 
gen thaler.     Jb.  f.  münchner  gesch.  2,363.  [573 

vGaudy,  F.:  vGaudy  1887  [505.  —  Grenzboten  47,4,335.  [574 

FvG.  nach  hslichen  mitteil,  von  EZiel  in:  Litt,  reliefs.  dichterporträts. 
3  reihe  (Leipzig,  Wartig.  222.    8)  s.  200.  [575 

vGebler,  TPh.:  Aus  dem  josephinischen  Wien.  G.s  u.  Nicolais  briefwechsel  wäh- 
rend der  jj.  1771 — 86  hg.  u.  erläut.  von  RMWemer.  Berlin,  Hertz,  vin,  166. 
8  [mit  ungedr.  briefen  von  Alxinger,  Bretschneider,  Denis,  Eschenburg  ua., 
vgl.  auch  Goethe-jb.  10,  324].  —  DLZ  nr  50  (Schüddekopf).  Nationalztg. 
nr  357  (Ellinger).  Belletrist.-litt.  sonntagsbeil.  d.  Hamb.  nachr.  nr  21  (Eyfsen- 
hardt).  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp.  nrl6.  Wiener  zig. 
nr  137  (Schönbach).  [576 

Geisel,  Ph.  s.  [1545. 

Gellert,  ChF. :  Ein  reiseabenteuer  G.s  von  RKöhler.  Zs.  f.  gesch.  u.  pol. 
s.  888.  [577 

Gerhardt,  P.:  Zu  PG.  von  FJonas.    Zs.  f.  d.  phil.  21,201.  [578 

Ein  beitr.  zur  liederklärung  f.  die  oberen  classen  von  Israel.  Päd.  bll. 
17,  156  [behandelt  s.  161  'Nun  ruhen  alle  wälder'].  [579 

Gessner,  S. :  SG.  zur  lOOjähr.  widerkehr  seines  todestages  von  AFrey.  B. 
rundschau  54,  450.  [580 

[Zu  SG.  von  ThSüpfle.    ADB  26,825],  [581 

SG.    Schles.  ztg.  nr  157.  [582 

Gisander  s.  [1686  f. 

Gleim,  JWL. :  Eine  vergebl.  Brockenreise  vor  100  jj.  in  lustigen  versen.  dem 
Brocken-stammbuch  vom  j.  1786  entnommen.    Harzburg,  Stolle.  38.    12.  [583 

Gloner,  S.   s.  [229. 

vGörres,  JJ.  s.  [303. 

vGoethe,  JW.:  Werke,  illustr.  von  ersten  deutschen  künstlern.  hg.  von 
HDüntzer.    3  aufl.  lfg.  1.     Stuttgart,  D.  verlagsanst.  32.    8.  [584 

Düntzer  1887  [516.  —  Revue  critique  nr  44  (Ghuquet).  [585 

Werke.  21  teil  i.  n.  Ital.  reise.  2  bde.  hg.  von  HDüntzer  (D.  nationallitt, 
bd.  102  i.  ii).  Berlin  u.  Stuttgart,  Spemann.  xxm,  396.  344.  8.  vgl.  dazu 
DLZ  nr46  (Wähle).  —  Bevue  critique  nr  44  (Ghuquet).  [586 

Steiner  1887  [519.  —  Litt,  centralbl.  nr20.  [587 

Weimarer  ausg.  1887  [520.  —  Grenzboten  47,  1,  29.  82  u.  AZ  nr  66  B 
(Düntzei).  Preufs.  jbb.  61,  65  (Böfsler).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  1  (Buchner). 
Kunstwart  jg.  1  stück  14  (Erdmann).  American  Journal  of  philology  8,484 
(Hewetl).  Der  Zeitgeist  (beibl.  zum  Beil.  tagebl.)  nr  4  (Neumann -Hofer). 
DLZ  nr  34  (Pniower).     Moderne  language  r.otes  3,51.  [588 

Werke,  hg.  im  auftr.  der  grofsherzogin  Sophie  von  Sachsen.  1  abt.  bd.  2 
[Gedichte  ii].  6  [Westösll.  divan].  7  [Noten  u.  abhandl.  zum  Westöstl.  divan] 
15  i.  ii  [Faust  ii].  3  abt.  bd.  2.  Tagebücher  bd.  2.  1790  —  1800.  4  abt.  bd.  3. 
Briefe  bd.  3.  Weimar  1775—8.  Weimar,  Böhlau.  xi,  366.  xn,  496.  vi,  336. 
345.  248.  361.  xvi,  327.    8.    vgl.  Goethe-jb.  10,  269—282.  [589 

*Werke  in  4  bden.     Stuttgart,  Cotta,  1887.  [590 

Der  junge  G.  seine  briefe  u.  dichtungen  von  1764 — 76.  hg.  von  SHirzel. 
mit  einer  einl.  von  MBernays.  2  unveränd.  abdr.  Steile.  Leipzig,  Hirzel. 
xcvii.  411.507.  720.    8.  —  Revue  critique  nr44  (Ghuquet).  [591 

Man  dl  1887  [522.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr30  (Schranka).  Zs.  f.  d.  deut- 
schen Unterricht  2,  176  (Unbescheid).  [592 
s.  auch  [5.  91.  276. 

Joachim  Jungius.  festrede  zur  feier  seines  300  geburtslages  am  22  oct.  1887 
geh.  —  von  EWohlwill.    mit  beitr.  zu  J.s  biogr.    u.  zur   kenntnis    seines 


174  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1888      II 

hslichen  nachlasses.  Hamburg,  Voss,  in,  87.  8  (progr.  d.  Johanneums  zu 
Hamburg)  [hier  erwähnt  wegen  G.s  aufs  atz  überJungius,  s.  Hempel 
34,  208].  —  AZ  nr  335  B.  [593 

vGoethe,  JW. :  Campagne  de  France,  texte  allemand,  publie  avec  des 
sommaires  et  des  notes  en  francais  par  BLevy.  Paris,  Hachette.  iv, 
242.    16.  [594 

Les  auteurs  du  programme  (extraifs  relies  par  des  analyses).  Campagne 
de  France,  avec  notices  et  notes  parLSchmitt.  ciasse  de  troisi£me.  2  ed. 
Paris,  Delagrave.    vm,  64.    12.  [595 

Clavigo.  Bettel  heim  1886  [501.  —  Revue  critique  nr  42  (Lintilhac).  [596 
Wasserzieher,  G.s  Clavigo  u.  seine  quelle.  Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n. 
f.  bd.  4,  acad.  fachabt.,  s.  339.  [597 

Beaumarchais.  Von  GWeb  er  [behandelt  auch  G.s  Clavigo].  AZnr59B.  [598 
Dichtung  u.  Wahrheit  s.  [3. 

G.s  boyhood  1749  —  64:  being  the  first  5  books  of  G.s  autobiography.  transl. 
by  JOxenford.    London,  Bell  &  sons.    178.    8.  [599 

Das  pfeiffergericht  in  Frankfurt  a/M.  Monatshefte  f.  musikgesch.  10,  150 
(Jahresber.  10,  83).  [600 

s.  auch  [1218. 

Egmont.  tragedi.  oversat  af  JLehmann.  Kjoebenhavn,  Hauberg&cie  og 
Gjellerup.    136.    16  (Goethe-jb.  10,  317).  [601 

Zürn  1887  [528.  —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  42,  231  (Müller).  Zs.  f.  d. 
österr.  gymn.  39,  468.  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  24,  498  (Bauer). 
Gymn.  s.  125  (Buschmann).  [602 

s.  auch  [5. 

Das  dämonische  in  G.s  Egmont  von  FKern.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht 
2,  325.  [603 

Klaucke  1887  [529.  —  D.  dichtung  4,  132  (Schönbach).  Zs.  f.  d.  phil. 
21,101  (Kettner).  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  24,  381  (Bauer).  [604 
G.s  Egmont  im  deutschen  Unterricht  von  PKlaucke.  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  2,  319.  L605 

Egmont.  aufführung  im  kgl.  schauspielhause  zu  Berlin  von  FMauthner. 
Die  nation  5,  92.  [606 

Über  G.s  Egmont.  vortr.  von  RMW  einer.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3  j  mt- 
s.  14.  [607 

Die  chines.  quelle  zu  G.s  Elpenor  von  WvBiederman  n.  Zs.  f.  vgl. 
litteraturgesch.  u.  renaissancelilt.  n.  f.  1,  373.  [608 

Die  erlebten  u.  litt,  grundlagen  zu  G.s  dram.  jugendwerken  von  ESoffe. 
lheft:  Erwin  u.  Elmire.     Brunn,  Knauthe.   25.    8.  [609 

Faust,  from  the  german  by  JAnster  (Seaside  Hb.,  pocket  ed.  nr  1043). 
New-York,  Munro.  3,239  (Goethe-jb.  10,  317).  [610 

Faust,  transl.  by  JAnster.  illustrated  by  FMGregory.  New-York  and 
London,  White  &  Allen.  [611 

Faust,  tragedie.  oversat  af  PH  ansen.  andet  oplag.  Kjoebenhavn,  Gylden- 
dal.  titelbillede  samt  G.s  portraet.  288.  8  [neudr.  von  1887  [537?  (Goethe- 
jb.  10,  317)].  [612 
Faust.  1  teil,  mit  einer  einl.  u.  anm.  vers.  von  HThHorak.  Wien, 
Holder.  162.  8.  [613 
G.,  Faust  elsö  resze.  forditotta  Szabö  Mihäly.  Budapest,  Franklin -ver. 
8  (Goethe-jb.  10, 317).  f  [614 
(Päover ,  TQaycodla  rxalxe,  [tezacpQaad'eiaa.  sXXrjviari,  V7t>  A  ügolt- 
Xeyiov,  /listcc  65  S,vXoyQa<prj(ia.TCOv  xai  14  (fcoToyqacpicüv,  xara  A  Kqi- 
Xiyy.  Ev  'A&r;vacs,  Mnix.  7  hefte.  —  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in  -  u.  ausl.  in  1.2!) 
(Boltz).  [615 
Schmidt  1887  [540.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  2  (Buchner).  Gegenwart 
nr  11  (Düntzer).  American  Journal  of  philology  8,  484  (He  weit).  DLZ 
nr  34  (Pniower).  Revue  critique  nr  44  (Chuquet).  [616 
G.s  Faust  in  urspr.  gestalt  nach  der  Göchhausf  nschen  abschr.  hg.  von 
ESchmidt.     2  abdr.     Weimar,  Böhlau.     xxxix,  110.     8.                         [617 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      GOETHE  175 

vGoethe,  J\Y.:    Epilog  zum  Faust,     mitgeteilt  von  ESchmidt.     Goethe -jb.  9, 
5.  82.  [618 

Langue  allemande.  extraits  des  auteurs  du  programme  relies  par  des  analyses 
et  accompagnes  de  notes  et  de  notices  par  LSchmitt.  Faust,  premiere 
partie.     classe  de  philosophie.     Paris,  Delagrave.    vui,  98.     12.  [619 

Schröer  1887  [541.  —  Aren.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  81,461.  [620 
Faust,  mit  einl.  u.  fortlaufender  eiklärung  hg.  von  KJSchröer.  teil  2. 
2  durchaus  rev.  aufl.  Heilbronn,  Henninger.  exiv,  441.  8.  —  D.  revue 
13,  2,  12S.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  18  (Boxberger).  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasial- 
schulwesen  24,  493  (Koch).     D.  wochenschr.  nr  11  (Steiner).  [621 

Snider  1887  [542.  —  DLZ  nr  3  (Schmidt).  [622 

<Pavaros,  /usräfQ.  rHxQaTTjyrj  (GStratigis).  Athen  (Goethe-jb.  10, 317).  [623 
Faust,  part  1.  transl.  with  introduetion  by  ASwanwick  (Bohns  library). 
London,  Bohn.  [624 

Faust,     transl.  by  ASwanwick.     new  ed.   London,  Bell.  [625 

Faust,     part  1.     New -York,  Scribners.  [626 

s.  auch  [5.  589.  864. 

Mephistopheles  in  broadclotb.  a  satire  by  GFA rmstro n g.  London,  Long- 
mans,  Green  &  cie.  vgl.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  19  (Goethe-jb. 
10, 305).  [627 

Ein  Fausterklärer  (KJSchröer)  u.  seine  kritiker  von  WvBied ermann.  Wis- 
sensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  14.  [628 

G.s  Faust  u.  die  mittelalterl.  Faustbücher  von  OJBierbaum.  Wissensch. 
beil.  d.  Leipz.  ztg.    nr  108.  [629 

G.s  Faust  u.  Hegel  von  KBorinski.     Goethe-jb.  9,  198.  [630 

Zum  2  teil  von  G.s  Faust  v.  2199 ff  von  BBoxberger.  Vierteljahrschr. 
f.  lg.  1,  290.  [631 

Letters  on  G.s  Faust,  by  HGBrockmey er.  Journal  of  speculative  phi- 
losophy  21,  36.  [632 

Zur  gesch.  der  Faustsage  von  KBurdach.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,9,  vgl. 
290  (Eichlei).  —  GGA   nr  19  (vWaldberg).  [633 

Zu  den  Faustparalipomena  von  KB  u  r  d  a  c  h.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1, 
283.  530.  [634 

Cludius  1887  [550.  —  Allg.  conservative  monatsschr.  f.  d.  christl.  Deutsch- 
land 45, 438.  [635 
Curto  1887  [553.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  537  (Werner).  [636 
Engel  18S6  [538.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  3  (Boxberger).  Bes.  beil.  d. 
Staatsanz.  f.  Württemberg  nr  3  (Schäfer).  [637 
Faligan  1887  [557.  —  Revue  de  l'enseignement  secondaire  et  superieur, 
1  fevrier.  DLZ  nr37  (Schmidt).  Litt,  centralbl.  nr  43.  Acad.  nr  847.  Revue 
pol.  et  litt.  nrl7  (Henry).  Melusine  4,  135  (Gaidoz).  [638 
FVischer  über  sein  Faustbuch  [s.  [669]  u.  Auch  einer,  erinnerungen  von 
JGFischer.  D.  revue  13,  4,  352.  [639 
Fischer  1S87  [558.  —  Litt,  centralbl.  nr  11  (Creizenach).  [610 
Die  Faustsage  u.  das  Faustspiel  in  Berlin  von  EFriedel.  Mitteil.  d.  vei. 
f.  d.  gesch.  Berlins  s.  50,  vgl.  Bär  s.  422.  Die  post  nr  118  Locales.  [611 
Religious  aspects  of  G.s  Faust,  by  FWGrey.  Month  64,  80.  [612 
Über  die  entstehung  des  Faust  von  OH  a  r  n  a  c  k.  Nord,  rundschau  7,  343.  [613 
Puschkin  u.  Byron  von  OHarnack  [berührt  Faust].  Zs.  f.  vgl.  litteratur- 
gesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  1,  397.  [611 
Locale  u.  litt,  beziehungen  zum  5  acte  des  Faust  von  RHen  n  ing.  Viertel- 
jahrschr. f.  lg.  1,  243.  [615 
Huther  1887  [563.  —  Litt,  merkur  8, 168  (Geiger).  Westermanns  monats- 
hefte  65,  295.  [616 
Herder  im  Faust  von  AHuther.  Zs.  f.  d.  phil.  21,329.  [617 
Faust  in  Frankfurt  1756?  von  FKluge.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,487.  [618 
Hamlet  u.  Faust  von  KKnortz.  Zürich,  verlagsmag.  (Schabelitz).  55.  8.  — 
Jb.   d.  d.  Shakespearegesellsch.   23,302.     Litt,  merkur  8,264  (Pröscholdt). 

[619 


176  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

vGoethe,  JW. :    G.s   Faust  von   MKoch.     D.  litteraturbl.   bd.  11   nr  4  [in  an- 
knüpfung  an  den  Urfaust  u.  Schröers  ausg.].  [650 

Kleinigkeiten  zu  G.  vonRKögel.  1.  Zum  ältesten  Faust.  2.  Zu  der  weimar. 
ausg.  der  gediente.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,  52,  vgl.  290  (Kluge).  291 
(Burdach).    525  (Suphan).  [651 

Linde  1887  [567.  —  B1I.  f.  litt,  unterh.  nr  9  (Boxberger).  Litt,  merkur 
8,  229  (Diez).  [652 

Die  mütter.  anregung  zu  neuer  deutung  der  schwierigsten  scene  des  2  teils 
des  Faust  von  HvLomnitz.     Klausenburg,  Demjen.  18.    12.  [653 

Zur  angebl.  sprachhärte  G.s  (erklärung  einer  stelle  des  Faust  i)  vonHvLom- 
nitz.     Zs.  f.  deutsche  spr.  1,517.  [654 

Louvier  1887  [568.  —  New-York  nation  47,99.  [655 

AMenza,  Faust  e  Giobbe.     Gatania,  tip.  di  Martinez.  82.    16.  [656 

Zu  Faust.  1.  Catechisation  von  Mertens.  2.  'Zwei  seelen  wohnen'  von 
EvLippmann.  3.  Zu  i  1386  von  JElias.  Goethe-jb.  9,236.  8.  [657 
Müller  1887  [571.  —  D.  dichtung  3,  368  (Koch).  Die  gesellsch.,  litt.- 
krit.  rundschau  nr4  s.  250  (vWildenradt).  Litt,  merkur  8,229  (Diez).  Bll. 
f.  litt,  unterh.  nr31  (Wehl).  D.  wochenbl.  nr2t.  Gegenwart  nr  42.  [658 
ANardo-Gibele,  La  canzone  di  Margherita  nel  Faust  di  WG.  Archivio 
per  lo  studio  delle  tradizioni  popolari  7,  91.  vgl.  Jahresber.  10, 139.  [659 
Eine  Faustnotiz  von  SMPrem.  Bote  f.  Tirol  u.  Vorarlberg  nr  1  (Goethe- 
jb.  9,  321).  [660 
Brockensagen  mit  einer  abhandl.  über  den  hexenzug  nach  dem  Blocksberge 
von  HPröhle.  Harzburg,  Stolle,  xvi,  70.  12.  [661 
Die  frauenerscheinung  in  der  hexenküche  vonEReichel.  Gegenwart  nr  36, 
vgl.  nr43  s.  270.  nr  44  s.  287.  [662 
Der  dresdner  Faustfund  u.  die  entstehung  des  Faust  von  GRöfsler.  Preufs. 
jbb.  61,  592  [im  anschluss  an  den  Urfaust  u.  Schmidts  Faust-ed.  in  der  wei- 
mar. ausg.].  [663 
G.s  Faustarch.  von  ARudolf.  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  81,405.  [664 
The  Faust-legend  by  TWSaunders.  Scottish  review  12,  154.  [665 
Hsliches  zum  2  teile  des  Faust  von  ESchmidt.  N.  fr.  presse  nr  8535.  41 
morgenbl.  vgl.  auch  Frankf.  ztg.  nr  66  abendbl.  (notiz).  [666 
Die  verszählung  in  G.s  Faust  von  KJSchröer.  Chron.  d.  wiener  G.-ver. 
3jg.  s.  8.  [667 
Das  wesen  des  genies  (Faust  u.  Hamlet),  eine  philos.  stud.  von  HTürck. 
Reudnitz-Leipzig,  Hofl'mann.  28.  8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  20.  Engl.  stud. 
12,  98  (Bobertag).  Litt,  merkur  8,  281  (Pröscholdt).  N.  fr.  presse  nr  8467 
morgenbl.  (Bewer).  [668 
Mystifizinski  [Vischer]  1886  [566.  —  Litt,  merkur  8,229  (Diez).  [669 
Eine  frz.  Faustdichtung  [Le  bonheur  von  SPrudhomme :  eine  art  3  teil  des 
Faust]  von  FVogt.  Frankf.  ztg.  nr  67 — 9  morgenbl.  feuill.  [670 
Wagner  1887  [578.  —  Gegenwart  nr  7  (Düntzer).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  23 
(Boxberger).  [671 
G.s  Faust  in  urspr.  gestalt  von  AvW eilen.  Zs.  f.  gesch.  u.  pol.  s.  367.  vgl. 
Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3jg.  s.  9.  [672 
G.s  Faust  in  der  Göchhausenschen  abschr.  von  RWeltrich.  Mag.  f.  d. 
litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  14.  7.  9.  21.  31.  5.  6.  8.  9.  [673 
Analecta  Faustiana  von  GWentzelin:  Genethliacon  Gottingense  in  honorem 
seminarii  regii  philologici  Gottingensis  scripserunt  philologi  Gottingenses  xxiv 
s.  145.  vgl.  Goethe-jb.  10,  300.  [674 
Der  G.sche  Urfaust.  Presse  nr  18.  [675 
s.  auch  [118.154.881.897.1777. 

The  Lyceum  Faust  by  JHatton.  abdr.  aus  dem  Art  Journal.  London, 
Virtue  &  cie.     30.     8  (Goethe-jb.  10,  305).  [676 

Ein  verfehltes  experiment  von  ALesimple  [mit  bezug  auf  Zöllners  Faust- 
oper]. Sonntagsausg.  d.  Strafsb.  post  13  mai  (Goethe-jb.  10,343).  [677 
Faustmusik  von  PMarsop.    Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  19.  21.  2.     [678 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     GOETHE  177 

vGoethe,  JW. :  [Über  das  ms.  der  ersten  Faustoper  aus  den  letzten  jj.  des 
18  jhs.  von  Seh  nii der,  musik  von  JWalther.  Bes.  beil.  d.  Staatsanz.  f. 
Württemberg  nr  8/9].  [679 

Berliozs  Faust  at  the  Crystal  palace.     Saturday  review  65,  471.  [680 

Mefistofele  [oper  von  Boito].     Saturday  review  66,  77.  [681 

Sims  and  Petrill,  Faust  up  to  date  (burlesque  at  the  Gaiety  theatre).  Saturday 
review  66,  554.  Acad.  nr  863  s.  326.  vgl.  Köln.  ztg.  nr  306  u.  Goethe-jb. 
10,  267.     '  [682 

Dr  Faustus  and  his  contempories  by  GBBar.  JVIacmillans  mag.  57,428.  [683 
ALercheimer  (prof.  HWitekind  in  Heidelberg)  u.  seine  schrift  wider  den 
hexenwahn.  lebensgescliichtl.  u.  abdr.  der  letzten  vom  verf.  besorgten  ausg. 
von  1597.  sprach!,  bearb.  durch  ABirlinger.  hg.  von  GBinz.  Stras- 
burg i/E.,  Heitz.  xxxn,  188.  8  [hier  einschlägig  wegen  der  aneedoten  über 
dr  Faust].  —  Litt,  centralbl.  nr  51.     BLZ  nr  36  (Bhamm).  [684 

Auszug  aus  einem  vortr.  ABrandls  Über  Marlowes  Faust.  Chron.  d.  wiener 
G.-ver.  3  jg.  s.  2.  [685 

Creizenach  1887  [552.  —  Litt,  centralbl.  nr  4.  BLZ  nr  12.  Zs.  f.  vgl. 
litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  1,  396  (Koch).  Engl.  stud.  12,  98  (Bober- 
tag).     Anz.  xiv  275  (Strauch).     Revue  critique  nr  44  (Ghuquet).  [686 

Hedderwick  1887  [604.  —  Acad.  nr  847.  [687 

Faust  in  Dortmund  von  FJostes.  Korrespondenzbl.  d.  ver.  f.  nd.  sprachf. 
13,38.  [688 

Zu  den  quellen  des  ältesten  Faustbuches  von  SSzamatölski,  HH artmann, 
HStuckenberger,  ABauer,  ESchmidt.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,161. 
83.  9.  90.  5.  [689 

Theophilus.  das  Faustdrama  des  deutschen  ma.s,  übers,  u.  mit  einer  er- 
läut.  einl.  vers.  von  JWedde.  Hamburg,  Grüning.  lxiii,  78.  8.  —  Allg. 
conservative  monatsschr.  f.  d.  christl.  Beutschland  45,  1235.  [690 

Zur  bibliogr.  des  Faustbuches  von  FZarncke.  Ber.  d.  phil.-hist.  cl.  d.  kgl. 
sächs.  gesellsch.  d.  wissensch.  40,  181.  [691 

s.  auch  [98.118.629. 

Sämmtl.  lyr.  g  e  d  i  c  h  t  e.  nach  den  vorzüglichsten  quellen  rev.  ausg. 
3  teile,  hg.  u.  mit  anm.  begleitet  von  FStrehlke.  Berlin,  Dümmler. 
xiv,  418.  xvin,  494.  xvi,  552.     8.  [692 

Gedichte.  2  bde  (min.-ausg.).  Stuttgart,  Krabbe,  x,  500.  xiv,  436.  12. — 
D.  rundschau  56,  478.  [693 

s.  auch  [589. 

Langue  aüemande.  extraits  des  auteurs  du  programme  relies  par  des  ana- 
lyses  et  aecompagnes  de  notes  et  de  notices  par  LSchmitt.  Poesies  ly- 
riques  de  G.  classe  de  rhetorique.  Paris,  Delagrave.  vm,  52.  12.  [694 
G.s  ausgew.  gedichte  u.  seine  biogr.  russ.  SPetersburg,  Suworin.  8  (Goethe-jb. 
10,318).  [695 

s.  auch  [136.  221. 

vLoeper  1887  [620.  —  Korrespondenzbl.  f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen 
Württembergs  35,  267  (Nestle).     Päd.  bll.   17,  368.  [696 

Zur  weimar.  G.-ausg.  1,  424  [Alexis  u.  Dora]  von  JMinor.  Chron.  d. 
wiener  G.-ver.  3  jg.  s.  8.  [697 

s.  auch  [651. 

Über  G.s  lied  An  den  mond  vonFJelinek.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3jg. 
s.  10.  6.  [698 

s.  auch  [806. 

2  totenklagen  G.s  [Auf  Miedings  tod  u.  Euphrosyne].  vortr.  geh.  von 
WNeumann.     Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3jg.  s.  5.  [699 

Weimar- Bethlehem  [in:  Auf  Miedings  tod]  von  ESchmidt.  Goethe-jb. 
9, 236.  [700 

Die  braut  von  Corinth  als  frz.  drama  [La  fiancee  de  Corinthe.  legende  dra- 
matique  par  EMichael  et  BLazare.    Paris,  Dalou.     53]  von  LGeiger.    Gegen- 

A.  F.  D.  A.    XVI.  12 


178  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1 

wart  nr  40.  vgl.  auch  Die  kleine  chron.  frankf.  wochenschr.  lig.  von 
Holthof  bd.  11  nr6.  [701 

vGoethe,  JW.:   Quellen  G.scher  bailaden   von  ESchmidt.     1.    Zur   Braut  von 
Corinth.     2.   Zum  Gelreuen  Eckart.     Goethe-jb.  9,  229.  [702 

s.  auch  [139. 

G.  [Felicitä  conosciuta.  —  col  dono  di  un  nostro  dipinto:  versi].  Padova, 
Prosperini.     (5).    8.  [703 

Euphrosyne  s.  [699. 

G.,  V.,I1  pescatore:  ballata.  versionediGVigolo.  Padova,  Salmin. (11). 8.  [704 
2  gedenkbll.  mitgeteilt  von  GWeisstein.     Goethe-jb.  9,  227.  [705 

Der  getreue  Eckart  s.  [702. 
Herzog  Leopold  von  Braunschweig  s.  [438. 

Zu  Johanna  Sebus  von  ABirlinger.     Alem.  16,279.  [706 

Römische  elegien  s.  [438.  699. 

ETeza,  Frammenti  inediti  delle  elegie  romane  di  G.  Firenze,  tip.  di  Niccolai. 
12.    8  (estr.  dalla  Rivista  contemporanea).  [707 

Die  Spinnerin  s.  [264. 

Zu  G.s  Zueignung  von  LBlume.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3  jg.  s.  36.  [708 
[Ein  bildnis  G.s,  steindr.  in  kupferstichmanier  von  CWMedau  in  Leitmeritz, 
von  KTschupik  graviert,  in  Teplitz  gefunden,  mit  folgenden  versen  von 
G.s  hand :  Zum  beginnen,  zum  vollenden,  Zirkel,  bley  u.  winkelwage:  Alles 
stockt  u.  starrt  in  händen,  Leuchtet  nicht  der  stern  dem  tage.  Weimar, 
märz  1826.  Die  post  nr  160  beil.  1  feuill.  [nach  der  Bohemia;  vgl.  auch 
Frankf.  ztg.  nr  207  abendbl.  (notiz)].  [709 

Eine  reliquie  von  G.(?).  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3  jg.  s.  28.  vgl.  Goethe- 
jb.  10, 285.  [710 
s.  auch  [785. 

Götz  von  Berlichingen.  in  3facher  gestalt  hg.  von  JBaechtold.  2  ausg. 
Freiburg  i/B.,  Mohr,     xii,  191.     8.  [711 

Bauer  1887  [644.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr4  (Muncker).  [712 
s.  auch  [5.  10.  864. 

G.s  Götz  von  Berlichingen  von  HD  ü  n  t  z  e  r.  4  neu  durchges.  u.  verm. 
aufl.  (Ei laut,  zu  den  deutschen  class.  11  bdchen).  Leipzig,  Wartig-. 
178.     12.  [713 

Klaucke  1887  [648.  —  D.  dichtung  4,  132  (Schönbach).  [714 

Georg  in,  schenk  von  Limpurg,  der  bischof  von  Bamberg  in  G.s  Götz  von 
Berlichingen.  ein  beitr.  zur  kunst-  u.  kulturgesch.  von  FFLeitschuh. 
Bamberg,  Züberlein  (Beyer),  vi,  96.  8.  —  Litt,  centralbl.  nr  26.  Bll.  f. 
litt,  unterh.  nr  23  (Boxberger).    Litt,  merkur  8,272  (Bossert).  [715- 

Götz  von  Berlichingen.  aufführung  im  D.  thealer  zu  Berlin,  von  OB  rahm. 
Die  nation  5,  168.  [716 

[Über  eine  Götz -aufführung  in  Christiania  s.  Goethe-jb.  10,268].  [717 

Hermann  et  Dorothee,  poeme  en  neuf  chants.  trad.  par  Bitaube. 
Paris,  libr.  de  la  bibl.  nationale.     128.    32.  [718 

Chuquet  1887  [651.  —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  42,  308  (Nerrlich).  [719 
G.s  Hermann  u.  Dorothea,  ins  altgriech.  übers.  vonADühr.  Gotha,  Perthes, 
v,  63.  8.  —  Päd.  beil.  zur  ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp. 
nr23a.  Frankf.  ztg.  nr  110  morgenbl.  (notiz).  Köln.  ztg.  nr  223  bl.  2.  [720 
Hermann  et  Dorothee.  trad.  francaise  parBLevy.  avec  le  texte  allemand 
et  des  notes.     Paris,  Hachette.     iv,  187.     12.  [721 

Hermann  et  Dorothee  de  G.  texte  allemand,  publie  avec  un  avant-propos, 
des  sommaires  et  des  notes  explicatives  par  BLevy.  nouvelle  ed.  Pari«, 
Hachette.     iv,  115.     12.  [722 

Hermann  and  Dorothea,  with  etchings  by  HFaber.  Philadelphia,  Lippin- 
cott.  —  Literary  world  19,  421.  [723 

s.  auch  [5.  10. 

Bielschowsky  1887  [661.  —  Modern  language  notes  3,  45  (Elliolt).  [724 
Über  die  realistischen  demente  von  G.s  Hermann  u.  Dorothea  von  AHuther. 
Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,  72.  [725 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER  :      GOETHE  1  70 

aGoethe,  JW. :    Iphigenie   auf  Tauris.    in  4facher  gestalt  hg.  von  JBaech- 
told.     2  ausg.     Freiburg  i/B.,  Mohr,     vm,  125.     8.  [726 

Vockeradt  1887  [668.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,838  (Prosch).  Zs. 
f.  d.  deutschen  Unterricht  2,564  (Denecke).  Gymn.  s.  124  (Buschmann).  [727 
s.  auch  [5.  10.  13. 

Eine  stud.  über  G.s  Iphigenie  auf  Tauris  von  WBittmann.  Hamburg  u. 
Leipzig,  Richter,  vi,  274.  8.  —  D.  dichtung  4,  132  (Schönbach).  Bll.  f. 
litt,  unterh.  nr  26.  Litt,  centralbl.  nr  31.  D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  15  (Bitt- 
mann). Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp.  nr  19.  [728 
KFischer  über  G.s  Iphigenie  von  HD  üntzer.  Grenzboten  47,  4,  38.  dagegen 
AZ  nr  295  B  (Fischer)  u.  dagegen  wider  Grenzboten  47,  4,  381  (Düntzer).  [729 
G.s  Iphigenie  auf  Tauris  von  MEvers  (Die  deutschen  class.  erläut.  u.  ge- 
würdigt —  von  EKuenen  u.  MEvers.  5  bdchen).  Leipzig,  Bredt.  134.  8.  [730 
G.s  Iphigenie.  festvortr.  geh.  in  Weimar  den  26  mai  1888  bei  der  3  general- 
versamml.  der  G.  -  gesellsch.  von  KFischer  (G. -sehr.  i).  Heidelberg, 
Winter.  60.  8.  —  AZ  nr270B  (Meyer  vWaldeck).  Theol.  litteraturbl. 
s.  401.  [731 

Dasselbe.    2  aufl.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  47  (Löbner).  [732 

Iphigenie  in  Delphi,  ein  Schauspiel  von  KWGeifsler.  Leipzig,  Carl. 
v,  56.     8.  [  733 

Hagemann  1887  [669.  —  D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  36  (Brenning).  [734 
The  Christian  character  of  G.s  Iphigenie  auf  Tauris  by  LJHuff.  Andover 
review  9,  134.  735 

Kanzow  1887  [670.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,  471.  [736 
Iphigenie  auf  Tauris  von  PKlaucke  (Erläut.  ausgew.  werke  G.s  f.  die  obersten 
classen  höherer  lehranst.,  sowie  zum  Selbstunterricht,  heft  3).  Berlin,  Weber, 
vm,  324.     8.  [737 

Matthias  1887  [671.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  2.  Theol.  lilteraturztg.  nr  8 
(Löber).  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  42,  375  (Müller).  D.  litteraturbl.  bd.  11 
nr  15  (Mähly).  Theol.  litteraturbl.  s.  37.  Allg.  conservative  monatsschr.  f.  d. 
christl.  Deutschland  45,  551.  [738 

Antike  reminiscenzen  in  G.s  Iphigenie  von  EMüller.  Zittau  (Leipzig,  Fock). 
17.    8.  [739 

Einige  ältere  illustr.  zu  G.s  Iphigenie  von  CRuland.  nebst  1  lichtdr.  nach 
einer  Zeichnung  der  AKauffmann.     Goethe-jb.  9,218.  [740 

Die  Weltanschauung  in  G.s  Iphigenie  von  ChSemler.  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  2,  404.  [741 

Über  Euripides  Iphigenie  unter  den  Tauriern  u.  G.s  Iphigenie  auf  Tauris 
von  WWi  ttich.  progr.  d.  realgymn.  zu  Cassel.  Cassel,  Drewfs  &  Schön- 
hoven.     17.     4.  [742 

s.  auch  [830. 

G.s  Ital.  reise,  mit  anm.,  wb.  u.  sachreg.  hg.  von  ABaragiola.  hefl  3. 
Ferrara  bis  Rom.  Rom  (Ital.  übungsbibl.  nr  7.  8).  Dresden,  Ehlermann. 
x,  198.     8.  [743 

s.  auch  [586. 

Zu  G.s  llal.  reise  von  EGünther.    Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,497.  [744 

Moritz  als  wortforscher.     Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  106.  [745 

s.  auch  [748. 

Wilhelm  Meisters  apprenticeship  etc.  transl.  by  ThCarlyle.  new  ed. 
3  vols.     London,  Chapman.     12.  [746 

Contes  et  recils  par  G.  Mignon.  Sous  la  pluie  des  balles.  traduetions  nou- 
velles  avec  etude  sur  la  vie  et  l'oeuvre  de  G.    Paris,  Gautier.    32.  16.  [747 

s.  auch  [754. 

EDowden,  G.  1.  Wilhelm  Meister.  2.  G.  in  Italy.  The  fortnightly 
review  49,  768.  50,  89.  aufsatz  2  auch  in  Littells  Living  age  178,  3. 
267.  [748 

Der  einfluss  von  Scarrons  Roman  comique  auf  G.s  Wilhelm  Meister  von 
GElIinger.     Goethe-jb.  9,  188.  [749 

12* 


180  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

vGoethe,  JW.:    Die  anfange  des   Wilhelm   Meister   von  JMinor.      Goethe-jb. 
9,  163.  [750 

s.  auch  [754.  775.  803. 
Die  mitschuldigen  s.  [3. 

Söller  in  den  mitschuldigen.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3  jg.  s.  28.  [751 
Über  die  spräche  G.s  in  der  Natürlichen  tochter  von  FKern.  Zs.  f. 
d.  deutschen  Unterricht  2,283.  [752 

Schreyers  drama  Nausikaa.     AZ  nr  12 B.  [753 

Le  petit  Orphee  par  G.  imite  de  l'allemand  par  ChSimond.  illustr.  de 
Brosse-le-Vagneur.  Paris,  Lecene  &  Oudin.  71.  8  [enth.  1.  Le  petit 
Orphee,  dh.  eine  bearb.  von  G.s  Novelle;  2.  Melusine,  dh.  eine  bearb.  von 
G.s  Neuer  Melusine  in  WMeisters  wanderjahren].  [754 

Bruchstücke  aus  G.s  Befreiung  des  Prometheus,  mitgeteilt  von  FZarncke. 
Goethe-jb.  9,  3.  77.  [755 

G.s  Proserpina  von  ESchmidt.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,  27,  vgl.  523 
(Werner).  —  GGA  nr  19  (vWaldberg).  [756 

G.s  prolog  zu  dem  Puppenspiel  nach  der  originalhs.  aus  dem  j.  1774 
von  WvMaltzahn.     Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,147.  [757 

Reineke  Fox.  transl.  in  hexameters  from  the  german,  with  an  intro- 
duction,  by  ARogers  (Bohns  Standard  library).  London,  Bell  &  sons.  New- 
York,  Scribner  &  Welford.  208.  8.  —  Literary  world  8juni,  vgl.  Bll.  f. 
litt,  unterh.  nr  29.  [758 

Reineke  Fuchs,  mit  Zeichnungen  von  PMeyerheim,  in  holz  geschnitten  von 
RBrend'amour,  u.  einer  einl.  von  GW  e  n  d  t.  4  aufl.  Berlin ,  Grote.  xi, 
147.    8.  [759 

G.s  quellen  u.  hilfsmittel  bei  der  bearb.  des  Reineke  Fuchs  von  MLange. 
progr.  d.  gymn.  zu  Dresden -Neustadt.  Dresden,  Teubner.  18.  4.  [760 
Rheinreise.  Aus  G.s  SRochusfest  zu  Bingen  am  16aug.  1814.  Zs.  f. 
deutsche  spr.  2,  39.  88.  [761 

Der  sammler  u.  die  seinigen  1887  [682.  forts.  Zs.  f.  deutsche  spr.  2,273. 
328.  [762 

Zu  G.s  Satyros  von  ESt  räter.  tübinger  diss.  Magdeburg,  dr.  von 
Faber.    44.     8.  [763 

G.  sprüche  in  prosa.  russ.  SPetersburg.  16  (Goethe-jb.  10,  318).  [764 
Tagebücher  s.  [589. 

G.s  tagebücher  von  1790 — 1800  von  LGeiger.  Die  nation  6,  151  [im  an- 
schluss  an  die  weimar.  ausg.    abt.  3.    bd.  2].  [765 

Italienisches  von  ESchmidt.  1.  Zum  tagebuch.  2.  Zu  Foscolos  hrief 
(Goethe-jb.  8,  8).     Goethe-jb.  9,  239.  L766 

Tancred.  Weifs  1887  [684.  —  D.  dichtung  4,  132  (Schönbach).  [767 
Torquato  Tasso.  Ed.  for  the  use  of  students  by  CThomas.  Boston, 
Heath.     614,  181.     12.  [76S 

s.  auch  [10. 

Gnad  1887  [686.  —  D.  dichtung  4,  132  (Schönbach).  [769 

Der  bau  des  G.schen  Torquato  Tasso  von  FHöfer.  progr.  d.  gymn.  zu 
Seehausen  i.  Altm.     Halle,  Waisenhaus.     20.     4.  [770 

Zu  G.s  Torquato  Tasso  von  KKirchner.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht 
2,  510.  [771 

s.  auch  [118.  1012. 
Wahlverwandtschaften  s.  [3. 

Galeottofragen  von  AGrawein.  3.  G.  u.  Echegaray  [vergleicht  die  geistige 
bigamie  in  den  Wahlverwandtschaften  mit  Galeotto].  Sonntagsbeil,  zur  Voss. 
ztg.  nr  34.  [772 

Journal  de  Stendhal  (HBeyle)  1801  —  14.  publie  par  CStryienski  et 
FdeNion.  Paris,  Charpentier  &  cie.  xxxv,  488.  8  [berührt  s.  356  f.  361 
die  Wahlverwandtschaften  (Goethe-jb.  10,  323)].  [773 

Den  unge  Werthers  lidelser.  oversat  afPStrom  (Dansk  folkebibl.  nr  13). 
Kjoebenhavn,  Hauberg  &  cie  og  Gjellerup.  144.  16  (Goethe-jb.  10,318).       [774 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     GOETHE  181 

vGoETHE,JW. :  Werther,  Faust  u.  die  anfange  des  Wilhelm  Meister  von  AEBerger. 
Nord  u.  süd  47,  353.  [775 

G.s  Werther  in  Frankreich,  eine  stud.  von  FGrofs.  Leipzig,  Friedrich 
o.  j.  84.  8.  —  Revue  internationale  fevr.  25,  vgl.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  15.  23 
(Boxberger).  Grenzboten  47,  2,  200.  Litt,  centralbl.  nr  22.  Litt,  merkur 
8,  344  (Koch).  Revue  crilique  nr  44  (Chuqnet).  D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  6 
(Mähly).     Wiener  ztg.  nr  67  (Waiden).  [776 

Ein  verbesserter  Werther  von  FGrofs  [über  eine  frz.  nachahmung  in  usum 
Delphini,  von  unbekanntem  verf.].     Didaskalia  nr  86.  [777 

Eine  münchnerWertheriade  von  MKoch.  Jb.  f.  münchner  gesch.2,149.  [778 
*Ultime  lettere  di  Jacopo  Ortis.  ed.  critica  con  riscontri  su  tutte  le  stampe 
originali  e  la  riproduzione  della  vera  storia  di  due  amanti  infelici  corredata 
di  uno  studio  su  l'origine  di  esse,  di  note  bibliografiche  e  documenti  sco- 
nosciuti  a  cura  di  GAMartinctti  e  GAn  tona-Traversi.  Saluzzo-Roma, 
1887  [enth.  eine  parallele  zwischen  Werther  u.  Ortis].  —  Bevue  critique  nr48 
(Joret).  [779 

Ein  brief  an  den  amtmann  HABuff  über  Werther.  mitgeteilt  von  ESchmidt. 
Goethe-jb.  9,  228.  [780 

Gräfin  Auguste  zu  Stolberg  über  G.s  Werther  von  KW  ein  hold.  Chron.  d. 
wiener  G.-ver.  3jg.  s.  23.  [781 

Werther  in  Kurland.     Balt.  monatsschr.  bd.  35  heft  6.  [782 

s.  auch  [192. 
Westöstl.  divan  s.  [589. 

Briefe.  vBied ermann  1887  [697.  —  AZ  nr  1B  (Geiger).  Litt,  merkur 
8,  80  (Koch).  BLZ  nr  8  (Werner).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  10  (Buchner). 
Westermanns  monatshefte  64,  700.     Saturday  review  65,  357.  [783 

Maitre  Jacques  in  G.s  briefwechsel  von  RBoxberger.  Vierteljahrschr.  f. 
lg.  1,286.  [784 

4verszeilen,  9  briefe  G.s  [an  Einsiedel  (3),  Frege  &  cie  (1),  Thouret  (1), 
GGvVoigt  (1),  FSVoigt(l),  Wieland  (2)],  nebst  2  briefen  Corneliens,  veröffent- 
licht von  OBrahm,  LGeiger,  RKöhler,  BSeuffert,  EStengel,  BSu- 
phan,  GW  eis  stein.     Goethe-jb.  9,  106.  [785 

Zu  G.s  briefen  vom  1  april  bis  18  oct.  1775  von  CAHBurkhard t.  Goethe- 
jb.  9,  121.  [786 
Zu  G.s  leipz.  briefen  an  seine  Schwester  von  HD üntzer.  AZ  nr  66B.  [787 
Regesten  [von  LGeiger].  Goethe-jb.  9,305.  [788 
Hesse  1887  [705.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  80  (Kettner).  [789 
G.s  u..  Carlyles  briefwechsel  von  ALasson.  Nationalztg.  nr  252.  [790 
3  briefe  G.s  an  den  herzog  Karl  August  von  WvMaltz ahn.  Vierteljahrschr. 
f.  lg.  1,  263.  [791 
G.s  u.  Carlyles  briefwechsel.  von  BMünz.  D.  ztg.  nr  5869.  [792 
Oldenberg  1887  [708.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  7 
(Schröer).  [793 
Eine  datumsbeslimmung  durch  zeilen  G.s  (30  juni  1818  an  APallard?)  von 
HRollett.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3jg.  s.  24.  36.  [791 
G.  u.  Uwarow  u.  ihr  briefwechsel.  mit  erläut.  von  GSchmid.  Russ.  revue 
17,1.  auch  sep.  SPetersburg,  Schmitzdorff.  52.  8.  —  BD.  f.  litt,  unterh. 
nr  46.  [795 
Ein  brief  G.s  an  Ottilie.  f.  JWahle  den  hilfreichen  freund  in  dr.  gegeben 
von  ESchmidt.  dec.  1888  [Weimar,  hofbuchdruckerei].  4.  8  [als  ms. 
gedr.].  [796 
Der  G.-Schillersche  briefwechsel.  Litt,  merkur  8,  355.  [797 
s.  auch  [125.  240.  248.  319.  589.  591.  824.  1463.  1612  f. 
Briefe  von  G.s  frau  an  NMeyer  1887  [713.  —  DLZ  nr  13.                      [798 

G.  in  Heidelberg  von  KBartsch.     Vom  fels  zum  meer  2,  1040.  [799 

Baumgartner  1887  [714.715.  —  Litt,  centralbl.  nr43.  Revue  critique 
nr  44  (Chuquet).  [800 


1S2  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1888    II 

vGoethe,  JW.:    Belling   1887    [716.    —    Arch.   f.   d.   stud.   d.    neueren   spr. 
80, 470.  [801 

G.  als  meteorologe  von  FBendt.     Gegenwart  nr  9.  [802 

G.  u.  seine  beziehungen  zur  Schweiz,  baumwollindustrie  nebst  dem  nachweis, 
dass  unter  frau  Susanna,  der  fabrikantenfrau  in  WMeisters  wanderjahren, 
frau  BSchulthess  von  Zürich  zu  verstehen  ist.  dem  Schweiz,  spinner-, 
zwirner-  u.  weberver.  gewidmet  von  FBertheau.  Wetzikon,  dr.  der  actien- 
buchdruckerei.  9.  4.  vgl.  Goethe-jb.  10,  330  f.  —  Litt,  centralbl.  nr  22. 
Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3  jg.  s.  27.  Gegenwart  nr  33  (Düntzer)  N.  zürcher 
ztg.  nr  119.  [803 

G.s  productive  krilik  von  WvBiederman  n.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg. 
nr  128.  [804 

G.  u.  die  Züricher,  von  HBodmer.  Illustr.  ztg.  nr  2372  [mit  beziehung  auf 
[803. 838]  [805 

Eine  mondnacht.  novelle  von  ChBorgeaud.  Nord  u.  süd  44,395  [ein 
bild  Weimars  zur  G.-zeit;  s.  403  frz.  übers,  von  Füllest  wider  busch 
u.  thal].  [806 

[Vermutungen  zum G.-texl  von  EBruhn  in:  Genethliacon  Gottingense  [s.  [674] 
s.  180  (Goethe-jb.  10,301)].  [807 

Über  G.s  unbekannte  stadtwohnungen  in  Weimar  von  GAHBurkhardt. 
Goethe-jb.  9,  243.  [808 

Essays  on  G.  by  ThCarlyle.  new  ed.  New -York,  Gassell.  18.  [809 
Das  botanische  museum  der  univ.  Breslau,  reden  geh.  zur  einweihung  des- 
selben —  von  FGohn  u.  AEngler.  Breslau,  Kern.  48.  8  [berührt  G. 
(Goethe-jb.  10,  333)].  [810 

G.  u.  die  Frankf.  gelehrten  anz.  [bezieht  sich  auf:  Ein  censurprocess  gegen 
die  Frankf.  gelehrten  anz.  vortr.  geh.  von  HDech  en  t].  Frankf.  ztg.  nr  47 
abendbl.  [811 

Zu  G.s  philos.  der  natur  von  WDil  they.  Arch. f. gesch.  d.  philos.  2,45.  [812 
Düntzer  1887  [725.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom. phil.  nr2  (Kögel).  [813 
Das  geschlecht  Textor,  G.s  mütterl.  Stammbaum  von  HDüntzer.  Grenz- 
boten 47, 2,  217.  62.  368.  412.  [814 
Namenspielereien  in  der  neuesten  G.-phil.  von  HDüntzer.  Gegenwart 
nr  23.  [815 
Welchen  münchner  kirchturm  hat  G.  bestiegen?  von  HDüntzer.  AZ 
nr230  B2,  vgl.  Goethe-jb.  10,321.  [816 
Friedrich  d.  gr.  u.  die  Italiener  von  PDFischer.  D.  rundschau  57,400 
[berührt  einige  mal  G.].  [817 
G.  als  autogr. -sammler  von  Fischer  vBöslerstamm.  Mitteil.  f. 
autogr.-sammler  5  jg.  nr  12  s.  105  (Goethe-jb.  10,  285).  [818 
Gaedertz  1887  [731.  —  Anz.  xiv  130  (Pniower).  Zs.  f.  d.  österr.  gymii. 
39,  69  (Werner).  Westermanns  monatshefte  64,  279.  [819 
G.-jb.  bd.  7  1887  [733.  —  Revue  critique  nr  5  (Chuquet).  [820 
Dasselbe  bd.  8  1887  [734.  —  Revue  critique  nr  5  (Chuquet).  [821 
Dasselbe,  hg.  vonLGeiger.  bd.  9  [darin  s.  247  nachtr.  u.  berichtigungen 
zu  bd.  8,  s.  249  chron.,  s.289  bibliogr.].  mit  dem  3  jahresber.  der  G.-gesellsch. 
Frankfurt  a/M.,  Litt.  anst.  (Rütten  &  Löning).    iv,  xv,  381,  67  mit  1  lichtdr. 

8.  —  Litt,  centralbl.  nr  20.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  45,  vgl.  49. 
ßll.  f.  litt,  unterh.  nr  36  (Buchner).  Revue  critique  nr  44  (Chuquet).  New- 
York  nation  46,  470.  [822 
Geiger  1887  [735.  —  Revue  critique  nr44  (Chuquet).  [823 
Gedichte,  briefe  u.  actenstücke,  mitgeteilt  von  LGeiger,  ESchmidt,  mit 
vielen  bemeikungen  von  BSuphan:  G.  u.  die  jüngste  Niobetochter  von 
Wieland,  brief  Kliugers  an  Lenz.  vTrebras  aufzeichnungen  über  G.  20 
briefe  an  G.  von  J.  (2)  u.  W.  (5)  Grimm  (nebst  einem  plan  der  brüder  zu 
einer  gesellsch.  f.  deutsche  spr.  u.  einem  brief  G.s  an  Karl  August  sowie 
dessen  bescheide),  AMüller  (2),  HvKleist(l),  ASchopenhauer  (9),  LRanke  (1). 
mit  anm.  der  herausgeber,  eingel.  durch  einen  brief  BSuphans.     Goethe-jb. 

9,  7.  76.  83.  [824 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      GOETHE  183 

vGoethe,JW.:    Zu  G.s  geburtstag  von  LGeiger.    Die  nation  5,  677.  [825 

Die  berliner  mittwochsgesellsch.  von  LGeiger  [berührt  G.].  Der  bär  jg.  14 
nr46  feuili.  (Goethe-jb.  10,  339).  [826 

American,  stimmen  über  G.  von  LGeiger.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl. 
nr24  [bezieht  sich  auf  die  1886  [753  u.  1887  [724  verzeichneten  werke].  [827 
Grimm  1S87  [742.  —  Nationalztg.  nr  193  (Frenzel).  Litt,  centralbl.  nrl2 
Belletrist.-litt.  sonnlagsbeil.  d.  Hamb.  nachr.  nr  12  (Eyfsenhardt).  Ztg.  f. 
litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp.  nr  16.     Bund  nr  71.  [828 

FThVischer.  ein  characterbild.  allen  freunden  gewidmet  von  JEvGünthert. 
Stuttgart,  Bonz&  cie.  214.     8  [berührt  G.  (Goethe-jb.  10,  310)].  [829 

Non  multa.  litt.  Streiflichter  von  DHalpert  [Friderike  von  Sesenheim  in 
ihrer  idealen  erscheinung.  Antikes  element  in  G.s  Iphigenie].  Breslau, 
Zimmer.  79.    8.  [830 

Harnack  1887  [744.  —  Litt,  centralbl.  nr  8  (Creizenach).  Westermanns 
monatshefte  65,294.  Schwab,  chron.  s.  149.  Balt.  monatsschr.  bd.  35  heft  2 
(Boxberger).  [831 

Hehr.  1887  [745. —  Unsere  zeit  1,55  (Bölsche).  Westermanns  monats- 
hefte 65,  294.  Preufs.  jbb.  62,  533  (Harnack).  Schwab,  chron.  s.  149.  [832 
Gedanken  über  G.  von  VHehn.  1  teil.  2  verb.  aufl.  Berlin,  Bornträger. 
m,335.    8.  —  Balt.  monatsschr.  bd.35  heft  2  (Boxberger).  [833 

G.s  anteil  an  Lavaters  Physiognomischen  fragmenten  von  EvdHellen.  mit 
einigen  30  abbildungen,  darunter  3  bisher  nicht  beachtete  G.-bildnisse.  Frank- 
furt a/M.,  Litt.  anst.  (Rütten  &  Löning).  2  Ml.  u.  256.  8.  —  Litt,  centralbl. 
nr  20.  D.  rundschau  56,  157.  BU.  f.  litt,  unterh.  nr  40  (Buchner).  DLZ 
nr  43  (Schmidt)  Frankf.  ztg.  nr  287  beil.  Litt,  merkur  8,  359  (Koch).  Revue 
critique  nr  44  (Ghuquet).     D.  litteraturbl.  bd.  11   nr  26  (Gloatz).  [834 

Henkel  1887  [747.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,363.  [835 

G.s  Verhältnis  zur  kunst  der  alten  von  AHerzog.  Die  nation  5,452.  [836 
Das  G.-haus  in  Weimar  von  PHeyse.     Goethe-jb.  9,  in.  [837 

G.s  beziehungen  zu  Zürich  u.  zu  bewohnern  der  stadt  u.  landsch.  Zürich 
von  LHirzel  [mit  portr.  der  Barbara  Schulthess].  Neujahrsbl.  hg.  von 
der  stadtbibl.  in  Zürich  auf  das  j.  1888.  Leipzig,  Hirzel.  Zürich,  dr. 
von  Orell  Füfsli  &  cie.  56.  4.  —  AZ  nr35B.  Litt,  centralbl.  nr  22.  Revue 
critique  nr  44  (Chuquel).  Zs.  f.  d.  phil.  21,  372  (Düntzer).  N.  Zürcher  ztg. 
nr27.  8.  31.  3.  D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  6  (Mähly).  Bund  nr  10.  Schwab, 
chron.  s.  730.  [838 

Literary  essays  by  RHHutton.  3  ed.  rev.  and  enlarged.  London  and  New- 
York,  Macmillan.  vi,  490.    8  [p.  1  G.  and  his  influence].  [839 

G.s  religiöse  entwickelung  von  RJobst.  2  hefte.  Colberg,  Warnke.  1877. 
1888.  27.  15.  4  [progr.  d.  Marienstiftsgymn.  zu  Stettin  1877.  1888].  — 
heft  2  besprochen:  Anz.  xiv283  (Werner).  [840 

G.  —  u.  noch  immer  kein  ende!  krit.  Würdigung  der  lehre  G.s  von  der  meta- 
morphose  der  pflanzen  vonKFJordan  (Samml.  gemeinverständl.  wissensch. 
vortr.  n.  f.  3  serie.  heft  52).  Hamburg,  verlagsanst.  (Richter).  48.  8.  [841 
G.  u.  die  anläge  des  bremer  hafens  von  Klein.  Brem.  jb.  14,  172  [teil- 
weise abgedr.:  Weser-ztg.  nr  14856  morgenausg.,  nach  Goethe-jb.  10,  334  f. 
auch:  Nordd.  allg.  ztg.  15  nov.   Strafsb.  post  nr321].  [842 

Aus  der  neueren  G.-litt.  von  MKoch.     Litt,  merkur  8,  205.  13.  [843 

Könnecke  1887  [36.  sep.-abdr.  der  G.  betr.  ss.  —  Litt,  merkur  8,  360 
(Koch).  [844 

G.s  realistische  technik.  ein  neuer  beitr.  zu  ihrer  erkenntnis  vonJKreyen- 
bfihl.     Frankf.  ztg.  nr  242  morgenbl.  feuili.  [845 

Beobachtungen  über  das  Verhältnis  des  reims  zum  inh.  bei  G.  von  EKunow. 
progr.  d.  gymn.  zu  Stargard  i.  P.  73.    8.  [846 

Langguth  1887  [756.  —  Preufs.  jbb.  61,  315  (Harnack).  D.  revue  13,  2, 
128.  Gegenwart  nr  14.  BU.  f.  litt,  unterh.  nr  24  (Hermann).  Grenzboten 
47,3,162  Litt  centralbl.  nr41.  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nrlO 
(Schröer).  Westermanns  monatshefte  65,  294.  D.  ztg.  nr  5954  (Necker).  [817 
G.   als  päd.  Schriftsteller    u.  seine   Stellung  »zu   den   erziehungs-   u.   unter- 


184  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

richtsfragen  der  gegenwart  von  AL  a  n  g  g  u  t  h.  Halle,  Niemeyer.  39. 
12.  [848 

vGoethe,  JW.:    Lewes-Frese-Geiger  1887  [758.  —  Grenzboten  47,  1,  612. 
Hist.  zs.  60,  118.  [849 

G.-notizen:  G.s  name  von  ML  ex  er.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3jg.  s.  40. 
vgl.  [870.  [850 

G.  in  Jena  von  BLitzmann.    Jen.  ztg.  nr291.  [851 

Lüttge  1887  [763.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,472.  [852 

Maschek  1887  [764.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,379.  [853 

G.s  reisen  von  FMaschek.  2  teil  [schluss].  Reichenberg,  Fritsche.  59  bis 
79.    8.  [854 

Melzer  1887  [765.—  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,363.  [855 

G.  in  der  zeit  der  schlacht  von  Jena  von  JMinor.  Vierteljahrschr.  f.  Ig. 
1, 496.  [856 

G.  u.  die  griech.  bühnendichter  von  HMorsch.  progr.  d.  kgl.  realgymn. 
zu  Berlin.  Berlin,  dr.  von  Hayns  erben.  55.  4.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d. 
neueren  spr.  81,  343  (Hölscher).  [857 

Briefe  von  FMendelssohn-Bartholdy  an  I.  u.  ChMoscheles.  hg.  von  FMosche- 
les.  mit  13  illustr.  Leipzig,  Duncker  &  Humblot.  xih,  287.  8  [berührte 
(Goethe-jb.  10,  339)].  [858 

Hat  G.  ein  recht,  sich  einen  wahrhaft  vaterländisch  gesinnten  mann  zu  nen- 
nen? von  dr  Puls.  Päd.  bll.  17,116.  [859 
Friderike,  gräfin  vReden,  geb.  freiin  Riedesel  zu  Eisenbach,  ein  lebens- 
bild  nach  briefen  u.  tagebüchern  von  Eleonore  fürstin  Reufs.  mit  1  porlr. 
in  farbenlichtdr.  u.  2  ansichten.  2  bde.  Berlin,  Hertz,  vii,  509.  vn,  468.  8 
[berührt  G.  (Goethe-jb.  9,345)  u.  JMSailer].  [860 
Notizen  zur  G.-litt.  1.  Zur  mineralogie  u.  geologie.  2.  Notizen  G.s  über 
den  granit.  mitgeteilt  von  HRollett  [mit  handzeichnung  G.s].  Chron.  d. 
wiener  G.-ver.  3jg.  s.  44.  8.  [861 
Am  Vorabend  des  G.-tages.  eine  vision  in  G.s  Vaterstadt  von  ERossi. 
Dramaturg,  bll.  u.  bühnenrundschau  nr35.  [862 
22  handzeichnungen  von  G.  1810.  im  auftr.  des  Vorstandes  der  G.-gesellsch. 
hg.  von  CRuland  (Sehr.  d.  G.-gesellsch.  zu  Weimar  in).  Weimar,  G.-ge- 
sellsch. 4  bll.  22  taf.  2.  [863 
Engl.  Sprachschnitzer,  ein  humoristischer  vortr.  geh.  —  von  O'Clarus  Hiebslac 
(KSchaible)  [lustige  proben  aus  WScotts  Götz-  u.  FGowers  Faustübers. 
(Goethe-jb.  10,  317)].  [864 
Scherer  1887  [771.—  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  2  (Kögel).  [865 
G.s  jugend  u.  jünglingszeit.  ein  lebensbild  f.  jung  u.  alt  von  FSchmidt. 
5  aufl.  mit  3  abbildungen  (D.  jugendbibl.  begründet  von  FSchmidt,  fortgeführt 
durch  JLohmeyer  u.  FSchmidt).  Kreuznach,  Voigtländer.  148.  12.  [866 
Die  G.- kneipe  in  Rom  von  KJSchröer.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3jg. 
s.  12.  [867 
G.s  adelung  von  KJSchröer.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3jg.  s.  18.  [868 
Über  die  quellen  G.scher  anschauungen  von  KJSchröer.  Chron.  d.  wiener 
G.-ver.  3jg.  s.  19.  [869 
G.s  name  u.  dessen  Schreibung  von  KJSchröer.  Chron.  d.  wiener  G.-ver. 
3jg.  s.  26.  vgl.  [850.  [870 
G.s  naturanlage  in  hinblick  auf  seine  Sendung  [abdr.  aus  dem  vorw.  des 
unter  der  presse  befindl.  5  bdes  der  dramen  G.s]  von  KJSchröer.  Chron. 
d.  wiener  G.-ver.  3jg.  s.  37.  [871 
Great  writers.  Life  of  JWvG.  byJSime.  with  bibliogr.  by  JPAnderson. 
London,  Scott.  New-York,  Whittaker.  194,  xliv.  16.  —  Acad.  nr  849 
(Lyster).  Saturday  review  66,180.  Spectalor  61,1367.  Athen,  nr  3168. 
s.  63.  [872 
Über  G.s  eigenart  von  Steigenberger.  jahresber.  d.  kreislateinschule 
Gninstadt  (Goethe-jb.  10,  296).  [873 
Steiner  1887  [775.  —  Philos.  monatshefte  24,240  (Schaarschmidt).    [874 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER."      GOETHE  185 

vGoethe,  JW.:  Aus  einem  vortr.  von  RSteiner:  G.  als  vater  einer  neuen  ästhe- 
tik.    Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3jg.  s.  43.  6.  [875 

JWvG.  von  AStern  in:  Der  neue  Plutarch.  biogr.  hervorragender  charac- 
tere  der  gesch.,  litt.  u.  kunst.  hg.  von  RvGottschall.  teil  12  (Leipzig,  Brock- 
haus, vii,  374.  8)  s.  209.  —  Bil.  f.  litt,  unterh.  nr  17  (Schultze).  Revue 
critique  nr  44  (Chuquel).  [876 

Aus  dem  briefwechsel  von  FvStein  u.  LZeerleder.  mitgeteilt  von  AStern. 
Goethe-jb.  9,  148.  [877 

CThomas,  G.  and  the  development  hypothesis.  Theopen  court,  a  weekly 
Journal  devoted  to  the  work  of  conciliating  religion  with  science  nr  29.  31 
(Goethe-jb.   10,  332).  [878 

Dante,  Shakespeare,  G.  nella  rinascenza  europea  di  GTrezza.  Verona,  Te- 
deschi  e  figlio.  166  (Goethe-jb.  10,  299).  [879 

Walentin  u.  RJung,  Ein  frankf,  G.-album,  aus  der  samml.  des  frhm 
vDonop.  Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f.  bd.  4,  acad.  fachabt.,  s.  90.  vgl. 
Goethe-jb.  9,  346.  [880 

G.,  insbes.  Faust  in  der  poln.  litt,  von  AVogel.  Die  nation  5,570.  [881 
G.s  selbstzeugnisse  über  seine  Stellung  zur  religion  u.  zu  religiös- kirchl. 
fragen,  in  zeitl.  folge  zusammengest.  von  ThVogel.  Leipzig,  Teubner. 
iv,  199.  8.  —  Litt,  centralb).  nr  40.  Nord  u.  süd  47,  438.  Nationalzt?. 
nr  688  (Ellinger).  [882 

Aus  Weimar  [betr.  einen  vortr.  über  G.s  geologische  arbeiten  u.  samml.,  geh. 
von -dr  Walt  her].  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3  jg.  s.  15.  Frankf.  ztg.  nr  68 
morgenbl.  (noliz).  [883 

2  G. -vortr.  Die  jugendspr.  G.s.  G.  u.  die  romantik  von  StWaetzoldt. 
Berlin,  Wilhelmi.  2,  56.  8  [=  Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f.  4,6].  —  Litt, 
centralbl.  nr  8.  DLZ  nr  15.  Nord  u.  süd  45,  279.  D.  dichtung  4,  132  (Schön- 
bach). Grenzboten  47,  2,  447.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  23  (Boxberger).  Preufs. 
jbb.  61,656  (Harnack).  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,281  (Lyon).  Wester- 
manns  monatshefte  65,  294.     D.  litteraturbl.  bd  11  nr  6  (Mähly).  [884 

G.  in  der  kriegscomm.  von  GWeisstein.    Goethe-jb.  9,  242.  [885 

Brit.  museum.  cat.  of  printed  books.  Go  —  Goethe.  London,  Clowes  &  sons 
[Goethe  p.  151—232].  [886 

[Stammbuchbl.  vom  10  märz  1771,  leipz.  Verhältnisse  zur  zeit  G.s  betr.  Berl. 
börsencourier  nr377  (Goethe-jb.  10,313  0].  [887 

Im  mondschein  mit  G.     Grenzboten  47,  1,  505.  [888 

G.  u.  die  brillenträger.    Grenzboten  47,  3,  185.  [889 

G.s  religiöser  entwickelungsgang.    Didaskalia  nr  163 — 5.  [890 

G.,  Wagner  and  the  invisible  orchestra.  New- York  nation  46,  238.  [891 
Eine  beschwerde  des  hm  geh.  rat  vG.  [gegen  hoftraiteur  Steinert].  Jen. 
ztg.  nr  173.  vgl.  auch:  Der  sammler  (beibl.  zur  Augsb.  abendztg.)  nr95  (aus 
der  D.  ztg.  widerholt).  Bund  nr  216.  N.  Zürcher  ztg.  nr  212.  Köln.  ztg. 
nr  214.     New-York  nation  47,  135.  [892 

G.  u.  die  heutige  G.-forschung.  Breslauer  morgenztg.  26  febr.  (Goethe-jb. 
10,297)  u.  darnach  Presse  nr61.  [893 

Aus  der  G.-phil.    Presse  nr  239.  [894 

G.-sport.  Kürschners  signale  sp.  2579.  80  (aus  der  Presse  abgedr.)  (Goethe-jb. 
10,  297).  [895 

G.s  honorare  (notiz).  N.  Zürcher  ztg.  nr  27.  Athen.  nr3160  s.  633b.  [896 
Cat.  42  von  KWHiersemann  in  Leipzig.  Deutsche  litt.  bes.  Faustsage  u.  G. 
33.    8  [wertvoll].  [897 

s.  auch  [95.  127.  176.  216.  225.  234.  267.  280.  294.  311.  1218.  1272.  1463. 

Grafin  Auguste  zu  Stolberg  s.  [781. 

Bancroft  and  G.     New-York  critic  1,  104.  1898 

6.  u.  Beethoven  in  Teplitz.     Die  lyra  nr  22  (Goethe-jb.  10,  323).  [899 

*Friderike   [Brion]    von   Sesenheim    von   JWSpin    [Holland.].      De  dietsche 

warande  [1886]  s.  158  (Goethe-jb.  10,  323).  [900 
s.  auch  [830. 


186  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

vGoethe,  JW. :    Über  die  persönl.  bezieliungen  G.s  u.  lord  Byrons,  vortr.    geh. 
—  von  FAlthaus.     AZ  nr  24.  5B.  [901 

Byron  u.  G.  zum  22 jan.  1888.  von  HTeweles.  Beil.  zurBohemia  nr21.  [902 
[Ref.  über  einen  vortr.  von  StWaetzoldt  über  Byrons  u.  G.s  gegenseitige 
beziehungen  in:  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  81,  197].  [903 

Zu  G.  u.  Carlyle  von  CRuland.     Goethe-jb.  9,241.  [904 

s.  auch  [790.  792. 

*Memoiresduprince  ACzartoryski  et  correspondanceavecl'empereur  Alexandrei, 
preface  de  MChdeMa  za  d  e.  t.  1.  Paris,  Plön,  1887  [berührt  s.  31  Cz.s  be- 
gegnung  mit  G.  (Goethe-jb.  10,  324)].  [905 

The  Commedia  and  Canzoniere  of  Dante  by  EHPlum  p  tre.  2  vols.  Boston 
and  New- York  (p.  482   G.  and  Dante).  [906 

G.  u.  der  bildhauer  David  von  RPrölfs.     Schles.  ztg.  nr  268.  71.         [907 
G.  u.  Diderot  über  die  maierei  von  ODöring.     Preufs.  jbb.  61,393.     [908 
G.  u.  Eckermann  s.  [537. 
G.  u.  EFörster  s.  [115. 

Christiane  vG.,  geb.  Vulpius.  eine  biogr.  skizze  von  CWEBrauns.  2  aufl. 
Leipzig,  Friedrich.  62.  8.  —  Gegenwart  1887  nr  43  (Düntzer).  Mag.  f.  d. 
litt.  d.  in-  u.  ausl.  1887  nr  45.  Litt,  merkur  8,  60  (Koch).  Bll.  f.  litt, 
unterh.  nr  9  (Boxberger).  D.  dichtung  4,  132  (Schönbach).  Westermanns 
monatshefte  64,  841.  [909 

Christiane  vG.s  grabstälte.  miüeilung  von  KKuhn.  AZ  nr  69 B.  Weimar. 
ztg.  nr61.135.     vgl.  DLZ  nr  10  sp.  373  u.  Goethe-jb.  10,259.  [910 

G.s  schwester  von  HStohn.  D.  romanztg.  nr  15.  6  (Goethe-jb.  10,  322).  [911 
s.  auch  [785. 

Zur  erinnerung  an  Ottilie  vG.  von  AvLittrow- Bisch  off.  Dioskuren.  litt, 
jb.  d.  österr.  allg.  beamtenver.  bd.  17  (Goethe-jb.  10,  323).  [912 

s.  auch  [179.  796. 

Erinnerungen  an  G.s  enkel  [Wolfgang  u.  Walther  vG.]  von  graf  GKuun. 
AZ  nr  84  B.  [913 

G.  u.  DHarlmann  von  WLang.     Goethe-jb.  9, 128.  [914 

G.  u.  Heine  s.  [1076. 

G.  et  Herder,  discours  prononce  par  BSuphan  [=  1887  [808,  in  das  frz. 
übers,  von  AGirot]  Bevue  de  l'enseignement  des  langues  Vivantes  jan. 
nr  11.  vgl.  D.  rundschau  55,  157.  [915 

s.  auch  [428.  1103. 

Minchen  Herzlieb  [mit  benutzung  hslicher  aufzeichnungen  GvLoepers]  von 
HPröhle.     Nationalztg.  nr  654.  [916 

[G.s  Verhältnis  zu  Hottinger  s.  Goethe-jb.  10,326].  [917 

G.  u.  WvHumboldl  von  OHarnack.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,225.  [918 
Weimar  von  1853—88.  zum  70  geburlstag  des  grofsherzogs  Karl  Alexander 
[handelt  auch  von  dem  Verhältnisse  des  grofsherzogs  zuG.].  AZnrl74B.  [919 
Grofsherzog  Alexander  von  Sachsen  von  KN  e  u  m  a  n  n  -  S  t  r  e  l  a.  Sonntagsbeil. 
zur  Voss.  ztg.  nr  26.  [920 

G.  u.  Karl  August.  Studien  zu  G.s  leben  von  HDüntzer.  2  neubearb.  u. 
vollendete  aufl.  3  teile  in  1  bde.  Leipzig,  Dyk.  vm,  969.  8.  —  Litt, 
centralbl.  nr  46.  Acad.  nr  852  (Lyster).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  49  (Büchner). 
D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  32  (Schröter).  [921 

G.,  Lavater  u.  Bäbe,     von  WLang.     N.  fr.  presse  nr  8489.  [922 

s.  auch  [834.  1202. 

G.  u.  Lenz  in  Strafsburg  von  JFroitzheim.     Strafsb.  post  nr  313.       [923 
s.  auch  [1218. 
G.  u.  Lessing  s.  [1272. 

Lichtenberg  u.  G.  ein  beitr.  zur  G.-forschung  von  EReichel.  Gegenwart 
nr  27.  8.  [924 

G.  u.  Ludwig  i  von  Bayern  s.  [1288. 

G.s  beziehungen  zu  Manzoni  u.  anderen  Italienern,  briefwechsel  zwischen 
Manzoni  u.  kanzler  FvMüller.  mitgeteilt  von  LSenigaglia.  Goethe-jb. 
9,  135.  [925 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      GOETHE  187 

vGoethe,  JW.:    Eine  wenig  bekannte   G. -anecdote  aus   den  Erinnerungen  von 
FvMatthisson.     Frankf.  ztg.  nr  285  abendbl.  (uotiz).  [926 

FMendelssohn  bei  WvG.  von  LErbach.  Musik,  jugendpost  nr  7  (Goethe-jb. 
10,  328).    s.  auch  [858.  [927 

Zipper,  Porlret  Mickiewicza  [von  Schmeller  1829,  im  weimar.  G.-museum]. 
Pamietnik  Mickiewicza  2,  154.  [928 

Zur  erinnerung  an  JLEMorgenstern  [G.s  Zeichenlehrer].  Frankf.  ztg.  nr  298 
morgenbl.  (notiz).  [929 

G.  u.  KPhMoritz.    Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  64.  [930 

OFeral  von  ESchmidt.     Goethe-jb.  9,  242.  [931 

Pfarrer  Passavant,  der  Jugendfreund  G.s  (1751  —  1827)  von  HDechent. 
Arch.  f.  frankf.  gesch.  u.  kunst  3  f.  1,  20.  [932 

CPaulus  s.  [205. 
FVLPlessing  s.  [1364. 

ECl.JFPreller.    ADB  26,  553  (vDonop).  [933 

JGvQuandt  über  G.  s.  [283. 

JFReifenstein  (Reifstein).     ADB  27,  685  (WSchmidt).  [934 

FLvReineck.    ADB  28,  19  (WS tricker).  [935 

[Über  den  ersten  resp.  neu-dr.  von  compositionen  FWRusts,  eines  Zeit- 
genossen G.s,  sowie  desselben  förderung  durch  G.  s.  Goethe-jb.  10,343].  [936 
G.  u.  der  bildhauer  GSchadow  von  HGrimm.  Vierteljahrschr.  f.  Ig.  1,293.  [937 
G.  u.  Schopenhauer  von  FPf  alz.     Grenzboten  47,  4,  114.  72.  [938 

JDSchoepflin.  etude  biographique  par  ChPf  ister.  Nancy  et  Paris,  Berger- 
Levrault  &  cie.     135.    8.  [939 

*Shakespeare  and  G.  by  EDAMorshead  in:  Noctes  Shakesperianae  ed.  by 
CNHawkins.    London,  1887  (Goethe-jb.  10,  345).  [940 

G.u.frauvStein.  Adler  1887 [828.  —  Bll. f. litt.unterh.  nr45(Boxberger).  [941 
G.  u.  Uwarow  s.  [795. 

FWieck.  ein  lebens-  u.  künstlerbild  von  AKoh  ut.  mit  zahlreichen  ungedr. 
briefen.  Dresden  u.  Leipzig,  Pierson,  vm,  346.  8  [berührt  G.s  beziehungen 
zu  F.  u.  ClaraWieck  (Schumann)  (Goethe-jb.  10,331)].  [942 

Marianne  v Willemer.    Biogr.  lexicon  d.  kaiserlumsÖsterr.  56,  182.  [943 

HvGilm.  beitr.  zur  gesch.  seines  lebens  u.  dichtcns  von  SMP  rem.  Arch. 
f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,241  [s.  251  gedieht  Gilms,  das  auf  G.s  Ver- 
hältnis zu  Suleika  zielt  (Goethe-jb.  10,  343)].  [944 
Zur  erinnerung  an  JJWillemer  von  FBittweger.  Frankf.  ztg.  nr  294 
morgenbl.  feuill.  [945 

HvDonop,  Ein  neues  G. -bildnis  [von  XMCvSchoenberg- Rothschoenberg 
(liebtdr.),  vgl.  Goethe-jb.  9,  356].  Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f.  bd.  4,  acad. 
fachabt.,  s.  88.  [946 

*CvKügelgen,  In  Sachen  der  Kügelgenschen  G.-bilder.  Sitzungsber.  d. 
gelehrten  esthn.  gesellsch.  zu  Dorpat  1886  (Dorpat  1887)  s.  128  (Goethe-jb. 
10,  341).  [947 

Rollet  1885  [548.  —  Rostocker  ztg.  nr  605  hauplbl.  (Bechstein).  [948 
*G.s  äufsere  erscheinung.  vortr.  geh.  —  von  KJSchröer.  mit  1  tafel  im 
lichldr.  enlh.  13  bildnisse  G.s  u.  seiner  eitern  (Samml.  gemeinnütziger  populär- 
wissenschaftl.  vortr.  heft  14).  Wien,  Pest,  Leipzig,  Hartleben,  1877.  — 
Rostocker  ztg.  nr601  beil.  1  (Bechstein).  [949 

Kurzgefasstes  Verzeichnis  der  originalaufuahmen  von  G.s  bildnis.  mit  15  tafeln, 
von  FZarncke.  Abhandl.  d.  kgl.  sächs.  gesellsch.  d.  wissensch.  bd.  25, 
d.  philos.-hist.  cl.  bd.  11  nr  1.  auch  sep.  Leipzig,  Hirzel.  132.  8.  —  Litt, 
centralbl.  nr  36  (Zarncke).  Kunstchron.  24  jg.  nr  6.  Litt,  merkur  8,  359 
(Koch).     Rostocker  ztg.  nr  609  beil.  1  (Bechstein).  [950 

Nochmals  allerlei  über  G. -bildnisse  (1.  Die  älteste  G.-Schiller-gruppe,  eine 
caricalur.  2.  Pseudo-G.  vom  Pseudo-Oeser  zum  letzten  mal.  3.  Das  älteste 
G.-bild  von  Lotte  in  Wetzlar  gezeichnet.  4.  Projectierte  medaillen  auf  G. 
5.  Allerlei  neues)  von  FZarncke.     AZ  nr  94.  7.  100  B.  [951 

G.  in  seinen  portr.   Belletrist. -litt,  sonntagsbeil.  d.  Hamb.  nachr.  nr34.     [952 


188  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

vGoethe,  JW. :  Phantasien  eines  laien  über  denkmäler  überhaupt  u.  über  das 
[wiener]  G.-denkmal  im  bes.  Ghron.  d.  wiener  G.-ver.  3jg.  s.  3,  vgl.  auch 
s.  26.  [953 

G.-broncemedaillon,  durch  den  strafsb.  verschönerungsver.  angebracht  an  dem 
hause  Strafsburg,  alter  fischmarkt  nr  36,  woselbst  G.  1770  —  71  als  Student 
gewohnt  hat,  mit  Zugrundelegung  des  Melchiorschen  gypsmedaillons  vom 
j.  1775,  ausgeführt  von  WEberbach  [lichtdr.].  Strafsburg,  Trübner.  8.  vgl. 
Goethejb.  10,  262.  342.  [954 

G.-medaillen  [geplant  zur  erinnerung  an  G.s  austritt  aus  dem  frankf.  bürger- 
verbande].  Die  kleine  chron.  frankf.  wochenschr.  hg.  von  Holthof  bd.  10 
nr  43  (notiz).  [955 

s.  auch  [709. 

G.s  Stammhaus  [mit  1  lichtdr.-bilde].  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3jg.  s.  24.  [956 
Ber.  über  die  tätigkeit  der  G.-haus-comm.  während  des  verwaltungsj.  1886/7. 
Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f.  bd.  4,  acad.  fachabt.,  s.  119.  [957 

G.-haus  zu  Strafsburg  i/E.,  alter  fischmarkt  nr  36,  in  dessen  2  stock  G.  als 
Student  1770—71  gewohnt  hat  [lichtdr.].  Strafsburg,  Trübner.  8  (Goethe- 
jb. 10,  342).  [958 
Buland  s.  1887  [835.  2— 10(schluss-)lfg.  Leipzig,  Titze.  ä  6  bll.  mittext 
s.  9  —  46.  2.  —  Zs.  f.  bildende  kunst  24,  45  (Schröer).  [959 
The  art  collections  in  the  G.-house  at  Weimar  by  LvScheffler.  Acad. 
nr  819.  31.  [960 
Ein  gang  durchs  G.-haus  von  LWitte.  Daheim  jg.  25  nr  13.  [961 
In  Weimar  [G.-nationalmuseum].  Strafsb.  post  nr  153.  [962 
Die  G. -feier  auf  dem  Brenner  den  22  juli  1888  [mit  1  abbildung  des  gast- 
hofes  Zur  post  auf  dem  Brenner]  von  AEg ger-M öll  wa ld  u.  KJSchröer. 
Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3  jg.  s.  29.  [963 
G.s  fahrt  durch  Tirol  im  sept.  1786  von  SMP  rem.  sonderabdr.  aus  dem 
Tiroler  fremdenbl.  4  jg.  nr  12.  4.  München,  Malten.  43  (Goethe  -jb.  10, 
322).  '  [964 
Mehr  licht!  zur  enthüllung  des  G.-bildnisses  auf  dem  Brenner  am  22  juli  1888. 
gedieht  von  HvVintler.  Nationalztg.  nr  413.  [965 
G. -feier  auf  dem  Brenner.  AZ  nr  207  Verschiedenes,  vgl.  nr  208  Verschie- 
denes; auch  Goethe-jb.  10,259.  L966 
G.-feier  in  Stäfa  (zur  erinnerung  an  G.s  dortigen  aufenthalt  im  j.  1797).  AZ 
nr289B  Verschiedenes;  vgl.  auch  Athen,  nr  3183  s.  557.  Frankf.  ztg. 
nr  1S5  abendbl.  (notiz),  vgl.  nr  290  abendbl.  N.  zürcher  ztg.  nr  287.  Goethe- 
jb. 10,  261.  [967 
s.  auch  [1303. 

Generalversamml.  der  G.-gesellsch.  in  Weimar  am  26  mai.  DLZ  nr  23. 
Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3  jg.  s.  22.  Nationalztg.  nr  312.  Strafsb.  post 
nr  149.  AZ  nr  146.  50  B.  Die  post  nr  145.  6  beil.  1  feuill.  Berl.  tagebl.  nr  266. 
Acad.  nr  840  (Hewett).  [968 

Neuestes  aus  dem  G.-arch.  in  Weimar.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3  jg.  s.  45.  [969 
Aus  dem  wiener  G.-ver.     Chron.  d.  wiener  G.-ver.  3  jg.  nr  lff.  [970 

The  english  G. -society.  Acad.  nr.  825.  32.  6.  44.  62.  5;  vgl.  auch  Chron. 
d.  wiener  G.-ver.  3  jg.  s.  14.  [971 

Goethe,  KE. :  Frau  rat.   ein  gedenkbl.  zum28aug.  Beil. zur Bohemia  nr 239.  [972 

Gottsched,  JCh.:  Bieling  1887  [852.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr. 
80,  221.  [973 

Ein  schreiben  G.s  an  Friedrich  August  n  zu  Sachsen  von  ThDistel.  Viertel- 
jahrschr.  f.  lg.  1,  253.  [974 

2  etymologische  bemerkungen  G.s  von  HFunck.     Alem.  16,  168.  [975 

Koch  1887  [853.  —  Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f.  4,38  (Valentin).  [976 
G.  u.  die  deutsche  spr.  von  ABichter.  Grenzboten  47,  1,341.  99.  [977 
Servaes  1887  [854.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,1006  (Prosch).  [978 
s.  auch  [243.1141. 

Gottschedin,  LAV. :  2  deutsche  dichterinnen  des  18jhs.  [die  G.  u.  Karschin] 
von  GPipirs.     Nord,  rundschau  7,  126  [mit  bezug  auf  [981.  1139].      [979 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      GOETHE — HAMANN  189 

Gottschedin,  LAW:  Frau  G.  von  ARichter.  Grenzboten  47,  3,  594.  [980 
Schienther  1887  [856.  —  Anz.  xiv  94  (Litzmann).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn. 
39,352  (Werner).  [981 

Frau  G.  u.  die  deutschen  erzieherinnen.     Daheim  nr  17.  [982 

Grabbe,  ChD.:    Ein  vergessener  patriot  (DChG.).     Didaskalia  nr  229.  [983 

s.  auch  [244. 

Gries,  JD.   s.  [4.  18. 

Grillparzer,  F. :  *Sämmtl.  werke.  4  ausg.  in  16  bden  [rev.  von  ASauer]. 
Stuttgart,  Cotta,  1887.  —  N.  zürcher  ztg.  nr  295  beil.  (Fischer).  AZ 
nr  272  —  4B  (Seemöller),  vgl.  nr68ß  Verschiedenes.  Wiener  ztg.  nr  77 
(Schönbach).  [984 

Sämmtl.  werke.  3  ausg.  bd.  11  — 16  (6  ergänzungsbde.).  Stuttgart,  Cotta. 
xix,  234.  v,  294.  v,  301.  iv,  233.  vn,  165.  v,  266.     8.  [985 

Sämmtl.  werke.  6  ergänzungsbde  aus  der  gesammt-ausg.  in  4  aufl.  Stutt- 
gart, Cotta.  xix,  1453.  8.  [986 
Die  Jüdin  von  Toledo,  aufgeführt  auf  dem  D.  theater  zu  Berlin.  Gegen- 
wart nr  41.  Die  nation  6,  26  (Brahm).  [987 
König  Ottokars  glück  u.  ende.  Klaar  1885  [653.  —  D.  litteraturbl.  bd.  10 
nr  45  (Welzhofer).  [988 
Sappho.  aufgeführt  auf  dem  D.  theater  zu  Berlin.  Berl.  tagebl.  nr  231 
(Lindau).  Die  nation  5,  468  (Brahm).  [989 
Zu  G.s  dram.  fragmenteh  von  ASauer.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,443.  [990 
Brief  G.s  vom  23  juni  1857  [adressat  nicht  genannt].  Berl.  tagebl.  nr  175.  [991 
G.  als  musiker  (neue  beitr.)  von  EH  ans  1  ick.  N.  fr.  presse  nr  8539 
morgenbl.  [992 
G.  u.  der  österr.  verlag  von  LRosner.  Presse  nr  320.  [993 
FG.  als  dichter  des  tragischen  von  JVolkelt.  Nördlingen,  Beck.  vm,2l6. 
8.  —  Nationalztg.  nr  419  (Ellinger).  Litt,  merkur  8,  287  (Löbner).  AZ  nr  313  B 
(Falckenberg).  Wiener  ztg.  nr  166.7  (Ehrlich).  Allg.  conservative  monatsschr. 
f.  d.  christl.  Deutschland  45,  1359.  [994 
G.-denkmal  (Wiener  briefe  ccxxiv).  AZ  nr  73  B.  [995 
G.  nach  dem  Ölgemälde  von  FAmerling.  Zs.  f.  bildende  kunst  23,  225.  [996 
s.  auch  [119.244.1076. 

vGrimm,  FM. :    Scherer  [879.  —  Revue  critique  nr  4  (Joret).  [997 

MG.  paralipomenes  par  EScherer.  Revue  critique  nr  36/7  s.  168.  [998 
[Zu  FMG.  von  ThSüpfle.    ADB  26,826].  [999 

MG.  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp.  nr  12  [ergänzung 
zu  [997],  [1000 

Gryphius,  A.:  Lyr.  dichtungen  des  AG.  von  KHartmann.  Arch.  f.  d.  stud. 
d.  neueren  spr.  81,281.  [1001 

Eine  bearb.  des  Papinianus  auf  dem  repert.  der  Wandertruppen  von  CHeine. 
Zs.  f.  d.  phil.  21,  280.  [1002 

Der  Peter  Squenz  von  AG.  eine  Verspottung  von  HSachs  von  FMeyer  von 
Waldeck.     Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,195.  [1003 

Haacke,  Th.:  Die  beiden  ältesten  Verdeutschungen  von  Miltons  Verlorenem  pa- 
radies  [durch  ThH.  u.  EGvBerge  (1682)]  von  JBolte.  Zs.  f.  vgl.  lilteratur- 
gesch.  u.  renaissancelitt.     n.  f.  1,  426.  [1004 

Häfeli,JK.  s.  [161. 

vHai.i.f.I!, A.:  Aus  FLJenners  briefen  an  Ilselin  aus  dem  familienarch.  des  hin 
JIselin-Bischoff  in  Basel,  mitgeteilt  von  JK eller.  in:  Berner  taschenbuch 
auf  d.  j.  1888  [bringt  einzelheiten  zur  biogr.  H.s].  [1005 

Hamann,  JG.:  JGH.  ausw.  aus  seinen  briefen  u.  Schriften,  eingel.  u.  erläut.  von 
CFAmold(Bibl.class.  theologen  bd.  11).  Gotha,  Perthes,  vn,  307.  8.  [1006 
H.-briefe  aus  Nicolais  nachlass  von  OHoffmann.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1, 
116.  [1007 

Über  JGH.s  Stellung  zu  religion  u.  Christentum,  vortr.  —  geh.  von  RFGrau. 
Beweis  d.  glaubens  24,283.  auch  sep.  Gütersloh,  Bertelsmann.  24.  8.  — 
Theol.  litteraturbl.  s.  474.  Allg.  conservative  monatsschr.  f.  d.  christl.  Deutsch- 
land 45,  1351.  [1008 


190  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

Hamann,  JG.:  JGH.  als  päd.  von  FS cli  a walle  r.  2  aufl.  Königsberg,  Härtung. 
32.  8.  —  Theol.  litteraturbl.  s.  474.  [1009 

JGH.  von  FViolet.     Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr25  — 8.  [1010 

Aufruf  f.  eine  H.-büste.     Altpreufs.  monatsschr.  25,  382.  [1011 

s.  auch  [265.  1099. 

vHardenberg,  F.  s.  [3. 

Zu  Novalis.  1.  Ein  jugendbrief  als  Tassoparaphrase.  2.  Zur  chronol.  der 
Hymnen,     von  ES c hm i dt.     Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,287.  [1012 

Schubart  1887  [890.  —  Theol.  litteraturbl.  s.  57  (Gussmann).  ÜLZ  nr  12 
(Minor).  Theol.  litteraturztg.  nr  8  (Löber).  Litt,  centralbl.  nr  19.  Bll.  f. 
litt,  unterh.  nr  23  (Büchner),  AZnrl71B.  Anz.  xiv  261  (Strauch).  Wester- 
manns  monatshefte  65,  295.  Bevue  critique  nr  42  (Ghuquet).  Saturday 
review  65,  357.  Allg.  conservative  monatsschr.  f.  d.  christl.  Deutschland 
45,  436.  [1013 

s.  auch  [216.  1161. 

Hartmann,  GD.:  Ein  ungedr.  brief  H.s  [Tübingen,  18  sept.  1772]  an  FNicolai. 
von  OH  offmann.     Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  32.  [1014 

s.  auch  [914. 

Hauff,  W.:  Werke,  gesammtausg.  mit  einer  biogr.  des  dichters  u.  einl.  von 
WB öl  sehe,  heft  1  — 8.  Leipzig,  Dürselen.  vm,  280.  xn,  228.  vi,  198. 
iv,  285.    8.  [1015 

Sämmtl.  werke,  mit  einer  biogr.  einl.  von  AWeile.  5  bde.  Berlin, 
Warschauer,     vm,  316.  m,  274.  in,  232.  in,  309.  m,389.     8.  [1016 

Das  bild  des  kaisers  s.  [15. 

Die  karavane.  ed.  with  notes  and  vocabulary  by  HHager.  new  ed.  with 
exercises  arranged  by  GEFa  snach  t.  London,  Macmillan  &  cie.  8.  [1017 
s.  auch  [8. 

Lichtenslein.  romant.  sage  aus  derwürttemb.  gesch.  mit  einl.  von  WB  öl  sc  he. 
in  3  teilen.     Leipzig,  Dürselen.     iv,  326.     8.  [1018 

Der  mann  im  monde  oder  der  zug  des  herzens  ist  des  Schicksals  stimme, 
in  2  teilen,  nebst  der  controverspredigt  über  HClauren  u.  den  mann  im 
monde.     ebenda,     vi,  198.     8.  [1019 

s.  auch  [3. 

Märchen  f.  söhne  u.  töchter  gebildeter  stände,  mit  einl.  von  WBö Ische. 
Leipzig,  Dürselen.     vm,  280.     8.  [1020 

Märchen,  f.  die  Jugend  durchges.  von  GHofmann.  mit  8  bildem  in 
farbendr.  nach  originalen  von  KWeigand.  4  aufl.  Leipzig,  Oehmigke. 
in,  332.     8.  [1021 

Märchen,  f.  die  Jugend  ausgew.  von  JFBanke  (Unterhaltungsbibl.  f.  kinder 
lObdchen).     Elberfeld,  Bädeker.     151.     8.  [1022 

Schönste  märchen  f.  die  Jugend,  neue  ster.-ausg.  Beutlingen,  Ensslin 
&  Laiblin.     96.    8.  [1023 

Märchen,  mit  vielen  illustr.  u.  4  farbenbildern.  2  aufl.  Berlin,  Liebau. 
283.     8.  [1021 

Mitteil,  aus  den  memoiren  des  satans.  mit  einl.  von  WBö  Ische.  Leipzig, 
Dürselen.     x,  228.     8.  [1025 

s.  auch  [15. 

Novellen,     mit  einl.  von  WBölsche.    Leipzig,  Dürselen.  m,  360.    8.     [1026 
Phantasien  im  bremer  ratskeller  s.  [15. 
Das  wirtshaus  im  Spessart  s.  [12. 

Hebel,  JP.:  Schatzkästlein  des  rhein.  hausfreundes.  mit  60  holzschn.  (neue 
elegante  ausg.).    Stuttgart,  Cotta.     vm,  282.     8.  [1027 

Schatzkästlein  f.  die  jugend.  eine  ausw.  aus  JPH.s  sämmtl.  erzählungen 
von  PDiehl.     Stuttgart,  Thienemann.  [1028 

Behandlung  des  H. sehen  gedichtes  'Der  storch'  in  sexta  von  Heufsner. 
Lehrproben  u.  lehrgänge  aus  d.  praxis  d.  gymn.  u.  realschulen  heft  15.  [1029 
Zu  H.  von  ABirlinger.     Alem.  16,  238.  [1030 

Hecker,HC.:   HCH.  von  WTümpel.     Bll.  f.  hymnol.  s.  169.  [1031 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      HAMANN HEINE  191 

Heermann,  J.:    Beitr.  zur  biogr.  des  liederdichters  JH.  von  WABernhard.    Zs. 
d.  ver.  f.  gesch.  u.  altertum  Schlesiens  21,  193.  [1032 

Hegel,  GWF.  s.  [116.  151.630. 

Hegner,  U. :    UH.  zum  frieden  [1759—1840]  von  Geilfus.    Zürcher  taschenbuch 
f.  18S8  s.  1.  [1033 

UH.     N.  Zürcher  ztg.  nr  190.  4  beil.  [1034 

Heine,  H. :    Werke.     Eis  ter   s.  1887   [905.     lfg.  21  — 37.     bd.  3— 6.     Leipzig, 
Bibliogr.  inst.    465—580.635.555.1  —  192.  [1035 

Karpeles  s.  1887  [906.  9  (schluss-)  bd.  Berlin ,  Grote.  543.  8.—  PLZ 
nr  17  (Sauer).  [103G 

Laube  s.  1887  [908.  lfg.  88—96  (schluss).  bd.  6.  Wien,  Bensinger.  165 
bis  382.  8.  vgl.  D.lesehalle  (beibl.  d.  Berl.  lagebl.)  nr  21  (Schlingmann).  [1037 
Sämmtl.  werke.  12  bde.  Berlin,  Warschauer,  ix,  210.  vn,  261.  vn,  318. 
m, 230.  m,  196.  m, 248.  iv,216.  in,  236.  in, 206.  m, 277.  iv, 304.  in,  198.  8.  [1038 
s.  auch  [4. 

Ausgew.  werke  in  4  bden.  hg.  von  GKarpeles.  in  1  bd.  Berlin,  Fried. 
957.     8.  [1039 

H.s  prosa.  ed.  by  CABuchheim.  new  ed.  Oxford,  Clarendon  press 
series.  [1010 

Prosa,  selections  from  H.s  prose  works.  2  ed.  rev.  (vol.  7  of  German  classics, 
ed.  with  english  notes  by  CABuchheim).  New- York,  Macmillan.  40, 
322.     16.  [1041 

*The  prose  writings  of  HH.  ed.  with  an  introduction  by  HEllis.  London, 
Scott,  1887.  —  Saturday  review  1887  nr  1667,  vgl.  Bll.  f.  litt,  unterh.  1887 
nr  47.  [1042 

Wit,  wisdom  and  pathos  from  the  prose  of  HH.  by  JSnodgrass  (rev.  ed.). 
London,  Trübner  &  cie.  —  Truth  2  aug.  (O'Brien),  vgl.  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  41.     London  literary  world  37,  239.  [1043 

Aus  den  memoiren  des  hrn  von  Schnabelewopski  s.  [18. 
Elster  1887  [915.  —  P.  revue  13,  1,  128.     Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  3  (Bux- 
berger).    Gegenwart  nr  16.    BLZ  nr  17  (Sauer).     Litt,  merkur  8,  200  (Pfaff). 
Litt,  centralbl.  nr  47    (Creizenacli).      Modern   language   notes  3,  405.     Allg. 
conservative  monatsschr.  f.  d.  christl.  Peutschland  45,  437.  [1014 

Buch  der  lieder  1887  [919.  —  P.  rundschau  56,  478.  [1045 

Buch  der  lieder.     Leipzig,  leipz.  verlagshaus.     223.     12.  [1046 

Basselbe,     miniatur-ausg.     Püsseldorf,  Bagel.    xxxii,  258.     16.  [1047 

Passelbe,  illustr.  von  PThumann.  6  aufl.  der  1  illustr.  ausg.  Leipzig, 
Titze.     197.     4.  [1048 

Passelbe,  mit  illustr.  von  PGrot  Johann.  Berlin,  Grote.  vm,  139.  4.  — 
Bie  post  nr  336  beil.  1  (Rosenberg).  [1049 

Passelbe.  f.  die  frauenweit  ausgew.  von  KBraun.  illustr.  von  REKepIt-r. 
2  u.  3  aufl.     Stuttgart,  Greiner  &  Pfeiffer,     xvi,  286.     16.  [1050 

H.s  Buch  der  lieder  von  CA Id endo ven.     Pie  nation  6,  191.  [1051 

Les  Allemands.  trad.  nouvelle,  avec  etude  sur  la  vie  et  l'ceuvre  de  HH. 
Paris,  Gautier.     32.     8.  [1052 

Ausgew.  gedichte.  hg.  mit  einl.  u.  erläut.  von  OHellinghaus.  Münster, 
Aschendorff.    xvi,  272.     12.     vgl.  [14.  [1053 

The  unknown  madonna  and  other  poems.  i.  Poems  in  many  lands.  2  series. 
h.  In  excelsis.  in.  Translations  from  H.  by  RRodd.  with  a  fronti- 
spiece  by  WBRichmond.  London,  Stott.  2  bll.  u.  110.  8  [abt.  m=s.  73 
bis  110  enth.  in  engl,  übers,  folgende  gedichte  H.s:  Lieder  4.  8;  Lyr.  inter- 
mezzo  2.  12.  15.  18.  42.  46-49.  56.  58.  64;  Heimkehr  3.  7.  14.  16.  18.  33.  39. 
46.  48.  63;  Neuer  frühling  13.  23.  29.  33.  34.  37].  —  Saturday  review  66,  53, 
vgl.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  32.  [1054 

8.  auch  [91.128.136.221.276. 

Pie  quelle  von  H.s  Asra.  eine  litterarhist.  plauderei  von  GKarpeles. 
Schorers  familienbl.  nr  37.  [1055 

GdiGFalcone,  Geoffroy  Rudel  di  EH.,  Jaufre  Rudel  di  GCarducci.  Ciltä 
di  Castello,  Lapi.    23.    16.  [1056 


192  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

Heine,  H.:  Zur  erklärung  einiger  gediente  H.s  [1.  Die  locke  der  geliebten.  2. 
Frieden.  3.  Bareges]  von  KHessel.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,511.  [1057 
[Michel  nach  dem  märz  1887  [926:  das  bisher  unbekannte  gedieht  wurde 
von  EElster  aufgefunden  und  von  demselben  in  seiner  ausg.  der  werke 
H.s    2,  187  zuerst  wider  veröffentlicht].  [1058 

Die  Harzreise,     ed.  with  notes  by  ANvanDaell.     Boston.  [1059 

s.  auch  [221.  1083. 

Neue  gedichte.  Letzte  gedichte.  Stuttgart,  Krabbe,  vm,  351.  12.  — 
D.  rundschau  56,  478.  [1060 

Neue  gedrehte.  Zeitgedichte.  Atta  Troll.  Deutschland.  Hamburg,  Hoff- 
mann  &  Campe.     278  mit  medaillonportr.     8.  [1061 

Der  rabbi  von  Bacharach  s.  [18. 

H.s  italien.  reise  von  GKarpeles.  Nationalztg.  nr  290.  2.  6.  303.  [1062 
Verdaro  1887 [935.  —  Bivista  criticadella  letteratura  italiana  bd.5  nrl.  [1063 
Bomanzero.  Letzte  gedichte.  Hamburg,  Hoffmann  &  Campe.  312  mit 
medaillonportr.     8.  [1064 

Aus  dem  nachlasse  HH.s.     Presse  nr  206.  [1065 

Ein  briefHH.s  [an  JJDubochet,  29  aug.  1848].  nach  dem  Journal  des  debats 
mitgeteilt  in :  Die  post  nr  261  hauptbl.    Vermischtes.  [1066 

Ein  brief  HH.s  [an  CHerlosssohn].     D.  dichtung  4,326.  [1067 

Brief  HH.s  an  Varnhagen  vom  3juli  1840  [empfehlungsbrief  für  HGarnot]. 
Der  Zeitgeist  (beibl.  zum  Berl.  tagebl.)  nr  14.  [1068 

s.  auch  [240. 

H.    a  poem  by  OCAuringer.     Literary  world  19,184.  [1069 

HH.  versuch  einer  ästhet.-krit.  analyse  seiner  werke  u.  seiner  Weltanschauung 
von  WBölsche.  1  selbständige  abt.  Leipzig,  Dürselen.  vn,  196.  8. — 
Gegenwart  nr  14.  DLZ  nr  17  (Sauer).  D.  dichtung  4,  187  (Schönbach). 
Westermanns  monatshefte  64,  698.  [1070 

Karpeles  1887  [957.  nachtr.  von  ChEmbden-Heine  u.  GKarpeles. 
Berl.  tagebl.  nr  49.    vgl.  auch  N.  fr.  presse  nr  8413.  9  morgenbl.  [1071 

H.s  Widersacher  u.  anbeter  von  AFrei.  N.  zürcher  ztg.  nr  288  beil.  [1072 
HH.  u.  die  burschenschaft  von  KHessel.  Burschenschaft!,  bll.  nr9.10.  [1073 
Ein  denkmal  HH.s  von  Elsolani.     Schorers  familienbl.  nr  9.  [1074 

HH.s  Verhältnis  zur  religion  von  AChKalischer.  Sonntagsbeil,  zur  Voss. 
ztg.  nr35  — 7.  [1075 

HH.  u.  seine  Zeitgenossen  [ua.  Goethe,  Grillparzer]  von  GKarpeles.  Berlin, 
Lehmann.  345.  8.  —  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp. 
1887  nr  26.  Gegenwart  nr  13.  DLZ  nr  17  (Sauer).  Westermanns  monats- 
hefte 64, 841.  [1076 
HH.s  autobiogr.  nach  seinen  werken,  briefen  u.  gesprächen.  hg.  von  GKar- 
peles. Berlin,  Oppenheim,  vi,  586.  8.  —  Gegenwart  nr22.  Litt,  centralbl. 
nr  39.  Westermanns  monatshefte  65,  295.  AZ  nr  314  B.  Nationalztg.  nr 
182.  [1077 
HH.vortr.geh.von  GKarpeles.  referatin:  N. fr. presse  nr 8427 morgenbl. [1078 
H.  über  Österr.  von  GKarpeles.  Presse  nr  225.  8.  [1079 
H.s  dichterwerkstatt  von  WKirchbach.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl. 
nr  18-20.  [1080 
Über  den  Patriotismus  HH.s  von  Köhler.  Bhein.  bll.  f.  erziehung  u.  Unter- 
richt lieft  5.  [1081 
HH.  u.  die  frauen  von  AKohut.     mit  6  portr.     Berlin,  Fried,    xvi,  352.    8. 

—  Litt,  merkur  8,  314  (Weitbrecht).  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d. 
Hamb.  corresp.  nrl7.  [1082 
H.  u.  der  Harz.  1.  H.s  Bergidylle.  2.  H.s  Harzreise,  von  HPröhle.  Harz- 
burg, Stolle.  44.  12.  vgl.  1887  [959.—  DLZ  nr  17  (Sauer).  [1083 
HH.  u.  sein  Vaterland  von  HSchärf.  2  umgearb.  aufl.  Czernowitz,  Pardini. 
18.  8.  —  DLZ  nr  17  (Sauer).  [1084 
Great  writers.     The  life  of  H.    by  WSharp.     London,  Scott,  xvi,  218.    12. 

—  Acad.  nr  869.     Saturday  review  66,  686.  [1085 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      HEINE  —  HERZ  193 

Heine,  H.:  Was  dünket  euch  um  H.?  ein  bekenntnis  von  Xa  n  th  i  pp  us.  Leipzig, 
Grunow.  104.  8.  —  Litt,  merkur  8,  336  (Löbner).  Modern  language 
notes  3,  450  (Mahrenholtz).  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  72  (Riffert).  R. 
litteraturbl.  bd.  11   nr  22  (Weitbrecht).  [1086 

HH.  Tlie  Weslminster  review  129,426.  auch  in:  Eclectic  mag.  111,17.  [1087 
H.  u.  seine  freunde  in  Frankfurt  [besprechung  eines  besuches  H.s  in  Frank- 
furt 1831].  Didaskalia  nr  58.  [1088 
HH.  u.  AdeMusset.  Hamb.  corresp.  nrl64.  5  feuill.  [10S9 
Die  H.-bewegung.  Der  kunstwart  jg.  1  stück  17.  [1090 
s.  auch  [179.  186.  234.  244.  521. 

vHenxings,  A.  s.  [107. 

Heraus,  KG.:  Ein  vergessener  Vorkämpfer  der  Sprachreinigung  von  AZwint- 
scher.     Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nrlll.  [1091 

vHerder,  JG.:  Sämmtl.  werke.  Suphan  bd.  13  1887  [969.  —  D.  rundschau 
54,  317.     Revue  critique  nr  41  (Joret).  [1092 

Dieselben,  bd.  15.  Berlin,  Weidmann,  vi,  639.  8.  —  D.  rundschau  57, 
508.  [1093 

Dieselben,     bd.  16  1887  [969.  —  Revue  critique  nr  41  (Joret).  [1094 

s.  auch  [4. 
Der  Cid  s.  [5. 
Gedichte  s.  [3. 

Erstes  krit.  Wäldchen.  Kettner  1887  [977.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren 
spr. -81,340.     N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd.  138,666  (Seiler).  [1095 

Legenden  u.  paramythien  s.  [3. 

Köhler  1887  [979.  —  Revue  critique  nrll  (Joret).  [1096 

Stimmen  der  Völker  s.  [3.  1735. 
Über  den  urspr.  der  spr.  s.  [3. 

H.-funde  aus  Nicolais  Allg.  deutscher  bibl.  von  OH  offmann,  progr.  d. 
Kölln.  gymn.  zu  Berlin.  Berlin,  Gärtner.  20.  4  [enth.  recensionen  aus  H.s 
feder].  —  Litt,  merkur  8,  192  (Koch).  DLZ  nr36  (Schüddekopf).  D.  littera- 
turbl. bdll  nr20  (Brenning).  [1097 
Hoffmann  1887  [980.  —  DLZ  nr  5  (Schüddekopf).  Die  post  nr37  beil.  1 
feuill.  Lilt.  merkur  8,  96  (Koch).  Anz.  xiv  202  (Werner).  Revue  critique 
nr42  (Chuquet).  [1098 
Aus  ungedr.  briefen  H.s  an  Hamann  von  BSuphan.  Vierteljahrschr.  f.  Ig. 
1,  136.  [1099 
H.s  anläge  u.  bildungsgang  zum  prediger  von  OBaumgarten.  hallenser 
diss.  101.  8.  [1100 
JGvH.  von  ABa  umgartner.  Wetzer  u.  Weites  Kirchenlexicon  2  aufl.  5, 
1792.  [1101 
Die  4  grofsmeister  der  aufklärungstheol.  [H.,  Paulus,  Schleiermacher,  Straufs] 
in  ihrem  schreiben  u.  treiben  verständl.  u.  nach  möglichkeit  erheiternd  dargest. 
vonSBrunner.  Paderborn,  Schöningh.  xvi,  634.  8. —  Litt,  centralbl.  nr  21. 
Hist.-pol.  bll.  101,875.  DLZ  nr39  (Möller).  Stimmen  aus  Maria-Laach  34, 
598.  Kath.  schweizerbll.  n.  f.  4,  420.  [1102 
H.  u.Goethe  über  die  mitwirkung  der  schule  beim  theater  von  CAHBurk- 
hardt.  Vierteljahrschr.  f.  Ig.  1,  435.  [1103 
Bekämpfung  u.  fortbildung  Lessingscher  ideen  durch  H.  eine  litterarhist. 
abhandl.  von  FKu  nz.  progr.  d.  Staatsrealschule  zu  Teschen  (Leipzig,  Fock). 
31.  8.  [1104 
H.s  pantheistische  Weltanschauung  von  FJSchmid  t.  berliner  diss.  Berlin, 
Mayer  &  Müller.  51.  8.  [1105 
H.  u.  die  volkspoesie  von  FZurbonsen.  jahresber.  d.  kgl.  Laurenlianum 
zu  Arnsberg.  Arnsberg,  Becker,  xv.  4.  [1106 
s.  auch  [122.  225.  265.  428.  647.  915.  1280. 

Herlosssohn,  C.  s.  [7.  1067. 

Herz,  H.:  Bruchstück  aus  einem  mitte  febr.  1818  aus  Rom  von  HH.  an  die 
malerin  LSeidler  gerichteten  Schreibens.     Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  321.  [1107 

A.  F.  D.  A.    XVI.  13 


194  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1 

Hessel,  P.:  Eine  ergänzung  zu  meinem  aufsatz:  PH.  u.  seine  lieder  [1887  [993]. 
von  AFischer.    BU.  f.  hymnol.  nr  3.  [1108 

Hey,  \V. :  50  fabeln  f.  kinder.  in  bildern  nach  OSpeckter.  prachtausg.  (neue 
ausg.).  Gotha,  Perthes.  12  chromolith.  u.  12  bll.  text  mit  eingedr. 
holzschn.   2.  [1109 

Fabeln  f.  kinder.  with  illustr.  by  OSpeckter.  ed.  vvith  phonetic  introduction 
and  transcriptions  of  the  text,  words,  notes  and  a  vocabulary  by  FLange. 
London,  Whittaker  &  de.  —  Athen,  nr  3172  s.  190.  Phonet.  stud.  bd.  2 
lieft  1  (Vietor).  [1110 

Fabeln  f.  kinder.  illustr.  by  OSpeckter.  ed.  with  words,  notes  and  a  voca- 
bulary by  FLange.  London,  Whittaker  &  cie.  —  Athen.  nr3172  s.  190.  [1111 

Hirtz,  D. :  Ein  elsäss.  dichter  u.  kalendermann.    Strafsb.  post  nr  299.        [1112 

Hoffmann,  ETA.:    Doge  u.  dogaresse  s.  [15. 
Erzählungen  s.  [15. 

11  maggiorasco.  prima  versione  italiana  di  AVital.  Reggio  Emilia,  Arti- 
gianelli.    139.    16.  [1113 

Meister  Martin  der  küfner  u.  seine  gesellen,  eine  erzählung  (N.  hausbibl. 
f.  Stolzesche  stenogr.  hg.  von  GSchröder  u.  SAlge  bd.  1).  Basel  (Leipzig, 
Robolsky).    63  autogr.  ss.    8.  [1114= 

Maitre  Martin  le  tonnelier.  avec  introduction  litteraire  par  ChSimond. 
Paris,  Gautier.    64.    8.  [1115 

s.  auch  [12.  14. 

Les  freies  de  Serapion ;  Mademoiselle  de  Scuderi.  avec  etude  sur  la  vie  et 
l'ceuvre  d'H.    Paris,  Gautier.  32.    8.  [1116 

Spielerglück  s.  [12.  15. 

EThAH.  u.  Beethoven  von  AChK  a  1  i  s  c  h  e  r.  Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg. 
nr  6—8.  [1117 

s.  auch  [234. 

HoffmannvFallersleben,  AH.  s.  [109. 

vHolbach,  PHD.  frhr:  Baron  H.  von  MRing.  Westermanns  monatshefte  64, 
520.  [1118 

vHolbein,  F.  s.  [388.  392. 

Hölderlin,  F.:  H.  in  der  Schweiz  von  JBaechtold.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1, 
269.  [1119 

vHoltei,  K.  s.  [119. 

Hölty,  LHCh.  s.  [8.  221. 

Hottinger,  JJ.  s.  [917. 

vHouwald,  E.  s.  [12. 

Huber,  M.:  [Zu  MH.  von  ThSüpfle.    ADB  26,  828].  [1120 

Huber,  Th.  s.  [1312. 

VHUFELAND,  ChW.    S.  [15. 

vHumboldt,W.:   Kleine  Schriften   zur  gesch.  u.  kultur  von  FGregorovius. 

bd.  2.    Leipzig,  Brockhaus,    v,  315.    8  [darin  s.  125  Die  brüder  vH.].      [1121 

s.  auch  [265.918. 
Hunold,  ChF.  (Menantes):    Oper  u.  kirchenmusik   von  ASchullerus    [H.,  Der 

blutige   u.  sterbende  Jesu  (Theatral.,  galante  u.  geistl.  gedichte.    Hamburg, 

1706),  in  der  hauptsache  =  der  'Musikal.  Vorstellung  des  leidens  u.  Sterbens 

unseres   herrn   u.   heilandes    Jesu  Christi'   im  Hermannstädter   gesangbuch]. 

Korrespondenzbl.  d.  ver.  f.  siebenb.  landeskunde  bd.  11  nr  2.  [1122 

Jahn,  FL.:   Mitteil,  aus  dem  gymnasialarch.  von  BArnoldt.     progr.  d.  gynin. 

u.  realgymn.  zu  Prenzlau.    zum  22  märz  1888.    18.    4  [darin  2  briefe  FLJ.s 

aus  dem  j.  1817].     Prenzlau,  Mieck.     6.     4.  [1123 

Der  turnvater  J.  von  FStraube  (Samml.  gemeinnütziger  vortr.     hg.  vom  D. 

ver.  zur  Verbreitung  gemeinnütziger  kenntnisse  in  Prag   nr  129).     Prag,  D. 

ver.     18.     8.  [1124 

Iffland,  AW.  s.  [234. 
Immermann,  I.:   FMendelssohn- Bartholdy  u.  das  düsseldorfer  mustertheater  von 

Le  simple.     Allg.  musikztg.  nr  52.  [1125 

s.  auch  [244.  338.  392. 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      HESSEL  —  KLEIST  195 

Iseein,  I.:  Zur  erinnerung  an  einen  päd.  des  18  jhs.  von  JKeller.  Päd. 
bll.  16,  568.  [1126 

s.  auch  [1005.  1790. 

Kant,  I.:  Die  K.-bibliogr.  des  j.  1887  zusammenlest.  vonRReicke.  Altpreufs. 
monatsschr.  25,  670.  [1127 

Critique  de  la  raison  pratique.  nouvelle  trad.  francaise,  avec  un  avant-propns 
sur  la  philosophie  de  K.  en  France  de  1773  ä  1814,  des  notes  philologiques  et 
philosophiques,  par  FPicavet.     Paris,  Alcan.  xl,  330.     8.  [1128 

Zur  beurteilung  von  K.s  Kritik  der  reinen  Vernunft  u.  K.s  Prolegomena  von 
EArnoldt.     Altpreufs.  monatsschr.  25,  1.  193.  [1129 

Ein  säculargedächtnis  aus  der  wissensch.  vom  sittlichen  [mit  bezug  auf  K? 
Kritik  der  reinen  Vernunft]  von  Eis  sei.  Protest,  kirchenztg.  35,  749.  [1130 
Prolegomena  s.  [18. 1129. 

K.s  nachgelassenes  werk:  Vom  Übergang  von  den  metaphysischen  anfangs- 
gründen  der  naturwissensch.  zur  physik  mit  belegen  populär-wissenschaftl. 
dargest.  von  AKrause.  Lahr,  Schauenburg.  xvii,213.  8.  —  Allg.  conservative 
monatsschr. f.d. christl. Deutschland 45, 890.  Die  nation  5,651  (Lasswitz).  [1131 
Von  der  macht  des  gemüts  s.  [3. 

Vorlesungen  über  psychol.  mit  einer  einl.:  K.s  myst.  Weltanschauung,  hg. 
von  CduPrel.     Leipzig,  Günther,     lxiv,  96.    8.    "  [1132 

Paläogr.  bemerkungen  zu  K.s  nachgelassener  hs.  von  JvPflugk-Harttung. 
Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,  31.  [1133 

Lose  bll.  aus  K.s  nachlass.  mitgeteilt  von  RReicke.  forts.  Altpreufs. 
monatsschr.  25,  263.  513.  [1134 

Kant  u.  Hume  um  1762  von  BErdmann.  n.  Arch.  f.  gesch.  d.  philos. 
1,  216  [berührt  auch  Mendelssohn].  [1135 

Rousseau  u.  Kant  von  KHvStein.     D.  rundschau  56,206.  [1136 

s.  auch  [1627. 

Karl  August  von  Sachsen-Weimar:  KA.,  grofsherzog  von  Sachsen-Weimar,  als 
fürst  a.  deutscher  patriot.  ein  vortr.  von  HvSchulze- Gae  verni  t  z. 
Heidelberg,  Petters.     25.     8.  [1137 

s.  auch  [791.  824.921. 

Karschin,  AL. :  2  dichterinnen  [ALK.  u.  AvDroste- Hülshoff]  von  GKarpeles. 
Presse  nr  28.  [113S 

Kohut  1887  [1022.  —  DLZ  nr  19  (Minor).  Westermanns  monatshefte 
64,  278.  Allg.  conservative  monatsschr.  f.  d.  christl.  Deutschland  45,  894. 
Saturday  review  65,  358.  [1139 

Die  deutsche  Sappho  [ALK.],  ihr  leben  u.  dichten,  ein  litt.-  u.  kulturbild 
aus  dem  Zeitalter  Friedrichs  d.  gr.  von  AKohut.  2  aufl.  Dresden,  Pierson. 
vii,  180.     8.  —  Revue  critique  nr  42  (Chuquet).  [1140 

s.  auch  [125.  979. 

Kästner,  AG.:  AGK.  u.  Gottsched  von  FWinter.  Vierteljahrschr.  f.  lg. 
1,488.  [1141 

vKautsch  geb.  Förster  s.  [115. 

Kerner,  J. :  Bilderbuch  1886  [1004.  —  Westermanns  monatshefte  63, 679.  [1142 
s.  auch  [244. 

Kind,  J F.:  FK  o  n  a  i  s  k  i ,  Piesn  mysliwska  (chor  strzelcöw)  AMickiewicza 
[handelt  vondem  einfluss  des  Freischütz  auf  Mickiewicz].  Pamietnik  Mickie- 
wicza  2,  142.  [1143 

vKleist,  BHW.:  Sämmtl.  werke,  mit  einer  biogr.  einl.  von  RGenee.  2  bde. 
Berlin,  Warschauer,     in,  lx,  407.  iv,  419.     8.  [1144 

Das  erdbeben  in  Chili  s.  [16. 

Die  familie  Schroffenstein,  grofse  tragödie  von  HvK.,  der  4  u.  5  act  von 
GStommel.    als  ms.  gedr.     Düsseldorf,  vereinsdruckerei.  [1145 

HvK.s  Hermannsschlacht,  ein  drama.  f.  schule  u.  haus  erklärt  von  LZürn. 
Leipzig,  Wartig.     vm,  172.     8.  [1146 

Die  Hermannsschlacht,  aufgeführt  auf  dem  D.  theater  zu  Berlin,  von 
FMauthner.     Die  nation  5,710.  [1147 

13* 


196  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

vKleist,  BHW.:  Michel  Kohlhaas.  trad.  francaise  par  JBecker.  avec  le  texte 
allemand  en  regard.     Paris,  Hachette.     215.     12.  [1148 

Michel  Kohlhaas,  texte  allemand,  accompagne  de  notes  et  remarques,  et 
precede  d'une  introduction  biographique  et  litteraire  par  JBeffeyte  et 
JPey regne.     Paris,  Delalain  freres.     xvi,  132.     16.  [1149 

Michel  Kohlhaas.  trad.  francaise  par  JBeffeyte  et  JPeyregne.  Paris, 
Delalain  freres.    96.     12.  [1150 

Michel  Kohlhaas,  le  marchand  de  chevaux.    Revue  britannique  fevr.  [1151 

s.  auch  [3.  8.  14. 

Prinz  Friedrich  von  Homburg,  ein  Schauspiel,  f.  schule  u.  haus  erläut.  von 
LZürn  (Schulausg.  ausgew.  class.  werke  mit  vollständigen  commentaren. 
1  reihe.  Die  meisterwerke  der  2  class.  periode.  8  bdchen).  Leipzig,  Si- 
gismund  &  Volkening.     167.     8.  [1152 

Prinz  Friedlich  von  Homburg,  ein  Schauspiel,  ebenda.  62.  8.  [1153 
Zu  HvK.s  Prinzen  Friedrich  von  Homburg  von  LZürn.  Arch.  f.  d.  stud. 
d.  neueren  spr.  u.  litt.  81,  477.  [1154 

brief  K.s  an  Goethe  s.  [824. 

Zum  andenken  HvK.s  von  RH  essen.  Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr48.  [1155 
HvK.  u.  seine  spr.  von  RKade.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2, 193.  [1156 
HvK.  trauerspiel  von  KLiebrich.  Reudnitz-Leipzig,  Hoffmann.  99.  8.  — 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  46  (Mauerhof).  Gegenwart  nr  46  (Zolling).  Schwab, 
chron.  s.  1793.  [1157 

Erinnerungen  an  den  general  EvPfuel  von  WLöwe.  D.  rundschau  54,  202 
[berührt  HvK.].  [1158 

Die  braut  HvK.s  von  Schmidt- W  eifsenfels.  Gartenlaube  nr  38.  [1159 
Über  frz.  u.  antike  demente  im  stil  HvK.s  von  RWeifsenfels.  Arch.  f. 
d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,  265.  369.  [1160 

Vgl.  stud.  zu  HvK.  von  RWeifsenfels.  n  K.  u.  Novalis.  Zs.  f.  vgl.  11t- 
teraturgesch.  u.  renaissancelitt.    n.  f.  1,  301.  [1161 

Zur  psychol.  HvK.s.    vortr.  von  dr  Wetz.     vgl.  Verhandl.  der  39  versamml. 
deutscher  phil.  u.  schulmanner  (Leipzig,    Teubner)  s.  162.      N.  jbb.  f.  phil. 
.    u.  päd.  138,  137.     Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  42,  266  (Weber).     Zs.  f.  d.  phil. 
20,  496  u.  Germ.  33,  232  (Bachmann).  [1162 

s.  auch  [64. 

vKleist,  ChE.  s.  [176. 

vKlinger,  FM.  s.  [15. 

Faust.  Pfeiffer  1887  [1034.  —  Anz.  xiv  93  (Erdmann).  Zs.  f.  d.  Osten. 
gymn.  39,  765  (Prosch).  [1163 

s.  auch  [824. 

Klopstock,  FG.:  Messias.  Frick  1886  [1052.  —  N.  jbb.  !'.  phil.  u.  päd.  138,96 
(Freybe).  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  24,  318  (Baldi).  Korrespon- 
denzbl.  f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen  Württembergs  35,  248.  [1164 

*OFriek,  K.s  Messias  in  [218,  s.  267  — 375.  —  N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd. 
138,  96  (Freybe).  [1165 

s.  auch  [1169. 

Zur  einführung  in  K.s  Messias  von  FHeufsner.  Lehrproben  u.  lehrgänge 
aus  d.  praxis  d.  gymn.  u.  realschulen  heft  14.  [1166 

Beitr.  zu  K.s  Messias.  3.  Das  gericht  über  die  bösen  könige.  ein  Messias- 
fragment von  JPawel.  Zs.  f.  d.  phil.  21,  190.  [1167 
Zur  textgesch.  des  Messias  von  JPawel.  Anz.  xiv  303.  [1168 
Ausgew.  öden  u.  elegien ,  nebsteinigen  bruchstücken  aus  dem  Messias,  mit 
erklärenden  anm.  u.  einer  biogr.  des  dichters  hg.  von  BWerneke.  2  aufl. 
Paderborn,  Schöningh.  x,  255.  8.  [1169 
Würfl  1887  [1040.  —  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,365  (Klee).  [1170 
s.  auch  [5. 

K.s  öden  von  JOosting.     Taalstudie  bd.  9  heft  1.  [1171 

3  briefe  K.s  aus  seiner  Studentenzeit  von  FMuncker.  Vicrteljahrschr.  f. 
lg.  1,255.  [1172 

s.  auch  [125.  31S. 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      KLEIST LANGBEW  197 

Klopstock,  FG. :  Ein  brief  Metas  an  K.  von  HFunck.  Zs.  f.  vgl.  litteratur- 
gesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  1,441.  [1173 

K.  von  MKoch.  D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  10  [mit  bezug  auf  1884  [637. 
639  u.  1S88  [1175].  [1174= 

FGK.  gesch.  seines  lebens  u.  seiner  Schriften  von  FMuncker.  mit  dem 
bildnis  K.s  in  lichtdr.  Stuttgart,  Göschen,  ix,  566.  8.  —  AZnr60B(Car- 
riere).  Grenzboten  47,  1,  611.  2,  522.  Gegenwart  nr  15...  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  39  (Löbner).  Westermanns  monatshefte  65,  158.  Über  land  u.  meer 
nr  48.  Litt,  centralbl.  nr  50  (Creizenach).  Nationalztg.  nr  479  (Ellinger). 
N.  Zürcher  ztg.  nr  1.  127  beil.  (Frei),     vgl.  [1174.  [1175 

Die  freundschaft  bei  K.  eine  meditation  von  FSchultz.  Zs.  f.  d.  deutscheu 
Unterricht  2,  550.  [1176 

Würfl  1886  [1055.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,  363.  [1177 
K.,  der  sanger  des  eislaufs  (nach  HPSturzs  Erinnerungen).  Frankf.  ztg.  nr  31 
morgenbl.  (notiz).  [1178 

s.  auch  [95.  118.  221.  302.  426. 428. 

Klotz,  ChA.  s.  [169. 

vKnigge,  A.  frhr:  Über  den  umgang  mit  menschen,  vollständige  ausg.  Leipzig, 
Fock.     230.     16.  [1179 

KOHLHARD,  JJ.    S.  [345. 

Komarek,  JN.:  Ein  vergessener  dramatiker  von  EKraus.  Beil.  zur  Bohemia 
nr  359.  [1180 

Kopisch,  A.  s.  [15. 

Körner,  Th.  s.  [3. 12. 

Chronol.  Irrtümer  in  sämmtl.  ausg.  K.s  von  FLatendorf.  Wissensch.  beil. 
d.  Leipz.  ztg.  nr  24.  [1181 

Greifenstein  an  der  Donau  u.  K.  von  FLatendorf.  N.  fr.  presse  nr  8557 
abendbl.  [1182 

ThK.  u.  sein  Vaterhaus,  hist.  erzählung  f.  Jugend  u.  volk  von  WWey er- 
gang, mit  41  text-abbildungen  u.  1  titelbilde  von  BKnötel.  Leipzig,  Spamer. 
vm,  260.     8.  [1183 

K.-denkmal  (in  Pirkenhammer  bei  Karlsbad).  AZ  nr  159  Verschiedenes.  [1184 
s.  auch  [269. 

Kortum,  CA.:  Die  Jobsiade.  ein  com.  heldengedicht  in  3  teilen,  doppelbd. 
14aufl.  mit  einl.  u.  anm.  (Bibl.  d.  deutschen  nationallitt,  des  18  u.  19jhs.). 
Leipzig,  Brockhaus,  xxii,  370  mit  illustr.  8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr45 
(Boxberger).  [1185 

Kosegarten,  GL. :  Franck  1887  [1053.  —  Theol.  litteraturztg.  nr  10  (Meier). 
Anz.  xiv  277  (Strauch).     Bevue  critique  nr  42  (Chuquet).  [1186 

vKotzebue,  A.  s.  [15. 

La  petite  ville  allemande.  trad.  francaise  avec  le  texte  allemand  en  regard 
par  MDesfeuilles.     Paris,  Hachette.     182.     12.  [1187 

Lo  scrittoio:  commedia.  SVito  martire:  dramma.  Lo  spazzacamino  prin- 
cipe e  il  principe  spazzacamino:  farsa.  Milano,  Majocchi.  112.  24.  [1188 
K.s  Perudramen  u.  Sheridans  Pizarro.  ein  beitr.  zur  gesch.  der  beziehungen 
zwischen  deutscher  u.  engl.  litt.  vonLBahlsen.  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren 
spr.  81,  353.  [1189 

Briefwechsel  zwischen  den  beiden  leitern  des  kgl.  hof-  u.  nationaltheaters 
in  Berlin  (JJEngel  u.  Bamler)  über  K.  N.  fr.  presse  nr  8593  morgenbl.  [1190 
s.  auch  [358. 

vKiiüdener, BJ. :  Theologie  et  miracles  de  Mme  de  K.  par  Dora  d'Istria. 
Revue  internationale  10  aoüt.  [1191 

Frau  vK.  von  AKleinschmid  t.     Zs.  f.  gesch.  u.  pol.  s.  616.  [1192 

Briefe  von  Mme  de  Stael  u.  von  Chateaubriand  [an  frau  vK.]  von  CRenz. 
Bes.  beil.  d.  Staalsanz.  f.   Württemberg  nr  17/18.  [1193 

Die  gefolgschaft  der  frau  vK.     Balt.  monatsschr.  bd.  35  heft  4.  [1194 

Lafontaine,  AHJ.   s.  [169. 

Langbein,  AFE. :  Allg.  encykl.  d.  wissensch.  u.  künste.     2  sect.  42,  28  (MKoch). 

[1195 


198  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1588     II 

Lange,  SC:  Allg.  encykl.  d.  wissensch.  u.künste.    2sect.  42,32  (MKoch).       [1196 

vLaroche,  MS. :    ebenda.     2  sect.  42,  127  (MKoch).  [1197 

Laukhard,FCh.  s.  [169. 

Lauremberg,J.  :  L.s  hslicher  nachlass  von  JB  ölte.  Jb.  f.  nd.  sprachf.  13,42.  [1198 
Zu  L.  von  HG  e  ring.     Zs.  f.  d.  phil.  21,  256.  [1199 

Allg.  encykl.  d.  wissensch,  u.  künste.  2  sect.  42,249  (MKoch).  [1200 
Zu  L.  1,352  [s.  1887  [1059]  von  FSandvoss.  Korrespondenzbl.  d.  ver.  f. 
nd.  sprachf.  13,  3.  [1201 

Lavater,JK.:  L.  u.  Goethe,  von  einem  urenkel  L.s  [?  antistes  Finsler].  N. 
Zürcher  ztg.   nr  42.  [1202 

JKL.  in  seinen  beziehungen  zu  herzog  Franz  u.  herzogin  Luise  von  Anhalt- 
Dessau  von  WH os aus.  Mitteil.  d.  ver.  f.  anhält,  gesch.  u.  altertumskunde 
5,201.     auch  sep.     Dessau,  Baumann.    64.    8.  [1203 

Allg.  encykl.  d.  wissensch.  u.  künste.  2  sect.  42,290  (MKoch).  [1204 
s.  auch  [161.834.922. 

Lebrun,  KA. :   Allg.  encykl.  d.  wissensch.  u.  künste.     2  sect.  42, 336  (WC  ra  m e  r). 

[1205 

vLeibniz,  GW.:  Gerhardt  1887  [1064.  —  DLZ  nr  23  (Stein).  Litt,  centralbl. 
nr  27.     Philos.  monatshefte  24,  471  (Schaarschmidt).  [1206 

Brambach  1887  [1068.  vgl.  Beweis  d.  glaubens  24,391.  —  Theol.  lit- 
teraturztg.  nr  8.  9  (Ranke).  Centralbl.  f.  bibliothekswesen  5,  235.  Litt. 
centralbl.  nr  32.     DLZ  nr  52  (Meyer).  [1207 

Gerhardt  1886  [1098.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  1,264  (Erdmann).  [1208 
L.  über  den  begriff  der  bewegung  von  CJGerhardt  [inhaltsangabe  einer 
bisher  nicht  gedr.  abhandl.  L.s].  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  1,  211.  [1209 
Mitteil,  aus  L.s  ungedr.schriften  von  GM  o  Hat.  2  aufl.  Kassel, Scheel.  [1210 
L.ens  briefwechsel  mit  dem  herzöge  Anton  Ulrich  von  Braunschweig-Wolfen- 
bültel  von  EBodemann.  Zs.  d.  hist.  ver.  f.  Niedersachsen  s.  73.  vgl. 
Centralbl.  f.  bibliothekswesen  6,  127  (Wetzel).  [1211 

Die  in  Halle  aufgefundenen  L.-briefe  im  auszug  mitgeteilt  von  LStein.  Arch. 
f.  gesch.  d.  philos.  1,  231.  391.  [1212 

GWL.  von  KFischer.  3  neu  bearb.  aufl.  (Gesch.  der  neueren  philos.  bd.  2). 
München,  Bassermann,     xix,  622.     8.  [1213 

L.  u.  sein  Verhältnis  zu  Spinoza,  auf  grundlage  uned.  materials  entwick- 
lungsgeschichtl.  dargest.  von  LStein.  Sitzungsber.  d.  kgl.  preufs.  acad. 
d.  wissensch.  zu  Berlin  s.  615.  [1214 

s.  auch  [139. 

Leisewitz,  JA. :  Hän  seimann  1887  [1070.  — DLZ  nr23  (Zimmermann).      [1215 

Lenz,JMR.:  Weinhold  1885  [872.  —  Revue  critique  nr  47  (Chuquet).  [1216 
Weinhold  1887  [1071.  vgl.  D.  rundschau  56,  124  note  (Hartwig).  — 
Westeimanns  monatshefte  64,  278.  Revue  critique  nr  47  (Chuquet).  [1217 
L.,  Goethe  u.  Cleophe  Fibich  von  Strafsburg,  ein  urkundl.  commentar  zu 
Goethes  Dichtung  u.  Wahrheit  mit  portr.  Aramintas  in  laibigem  lichtdr.  u. 
ihrem  facs.  aus  dem  L. -slammbuch  von  JFroitzheim  (Beitr.  zur  landes- 
u.  volkeskunde  von  Elsass- Lothringen  iv).  Strafsburg,  Heitz.  96.  8.  — 
■  Strafsb.  post  1887  nr  347.  Köln.  ztg.  1887  nr  326.  Gegenwart  nr  5 
Düntzer).  Litt,  centralbl.  nr  8.  DLZ  nr  23  (Sauer).  Revue  critique  nr  44 
Chuquet).  [1218 

Ein  Jugendfreund  Goelhes  von  AKöster.  Hamb.  corresp.  nr  319.  20 
feuill.  11219 

s.  auch    [824.  923. 

Lessing,  GE. :  Werke.  6  teil.  Recensionen.  Selbständige  Schriften.  —  Litt, 
centralbl.  nr  29  (Creizenach).  7  teil.  Recensionen.  Vorreden.  Wb.  zu 
Logau.  Litteiaturbriefe.  8  teil.  Vorrede  u.  abhandl.  zu  L.s  Fabeln.  Leben 
desSophokles.  Das  theater  des  hin  Diderot,  hg.  von  RBoxberger  (D.  natio- 
nallitt, bd.  63— 5).  Berlin  u.  Stuttgart,  Spemann.  xxvi,  446.  vm,  447. 
v,  496.     8.  [1220 

Lachmann-Muncker  bd.  2  18S6  [1107.  —  Litt,  centralbl.  nr  7  (Crei- 
zenach). [1221 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      LANGE LESSING  199 

Lessing,  GE.:    La  chman  n  -  M  u  ncker  bd.  3   1887   [1072.    —    Litt,  centralbl. 
nr  51  (Creizenach).     Litt,  nierkur  8,  152  (Lambel).  [1222 

L.s  plays  by  EBell  (Bohns  select  library  of  Standard  works).  London, 
Bell  &  sons.  [1223 

Blumenau  1887  [1075.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  30  (Schranka).  [1224 
L.  ausgew.  prosa  u.  briefe.  ed.,  with  notes  by  HSWhite  (German  classics 
for  american  students  vi).  New -York  and  London,  Putnams  sons.  vi, 
236.     12.  [1225 

Eine  duplik.  a  thought  of  L.s  by  RM'Lintock.  Acad.  nr  843  s.  446 
[Wenn  gott  in  seiner  rechten  alle  Wahrheit'  usw.  frei  ins  engl,  übers.].  [1226 
Emilia  Galotli  s.  [5.  10. 

L.s  Emilia  Galotti  von  AHagemann.  2  aufl.  (Vortr.  f.  d.  gebildete  weit, 
hg.  von  PHagemann.  heft  3).  Spandau,  Österwitz.  vi,  32.  8.  —  D.  lil- 
teraturbl.  bd.  11  nr36  (Brenning).  [1227 

Zu  den  quellen  der  Emilia  Galotti  von  LVolk  mann  in:  Festschr.  zur  50  jähr, 
gedenkfeier  der  —  begründung  des  realgymn.  zu  Düsseldorf  (Düsseldorf, 
dr.  von  Voss  &  cie.     259.     8)   s.  233.  [1228 

L.s  Erziehung  des  menschen  geschlechts  als  päd.  system  darbest, 
von  AWittstock.  Leipzig,  Naumann,  m,  185.  8.  —  Wissensch.  beil.  d. 
Leipz.  ztg.  nr  12.     Litt,  centralbl.  nr  27.    Westermanns  monatshefte  65, 159. 

[1229 
L.s  Fabeln,  ins  span.  übers,  von  DJEHartze  nbusch.  vgl.  AZ  nrl65B, 
s.  241Sa  anm.  2.  [1230 

Zu  L.s  fabel  von  den  Sperlingen  von  FKern.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unter- 
richt 2,  332.  [1231 
L.s  fabel  Die  Sperlinge  von  PK  1  a  u  c  k  e.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht 
2,  328.  [1232 
L.s  Faust  auf  der  nürnb.  bühne  [Pseudo-L.,  es  handelt  sich  um  den 
CWeidmannschen  Faust]  von  HPfeilschmidt.  Nationalztg.  nr  173.  dar- 
nach auch:  Die  kleine  chron.  frankf.  wochenschr.  hg.  von  Holthof  bd.  10 
nr  39.  [1233 
Das  phantom  in  L.s  Faust  von  ASauer.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1, 13.  522.  — 
GGA  nr  19  (vWaldberg).  [1234 
Zu  L.s  gedieht  Das  muster  der  eben  von  BKöhler.  Vierteljahrschr.  f. 
Ig.  1,  492.  [1235 
Hamburgische  dramaturgie.  Langue  allemande.  extraits  des  auteurs 
du  programme  relies  par  des  analyses  et  aecompagnes  de  notes  et  de  notices 
par  LSchmitt.  La  dramaturgie  de  Hambourg.  classe  de  rhetorique.  Paris, 
Delagrave.  vi,  61.  12.  [1236 
Ein  Schreibfehler  in  L.s  Hamb.  dramaturgie  von  GKettner.  Zs.  f.  d.  phil. 
21,  199.  [1237 
*über  die  Hamb.  dramaturgie  u.  Corneilles  Discours  von  HKurzreiter. 
1  teil,  löjahresber.  d.  k.  k.  Staatsunterrealschule  in  Graz.  1887.  —  Zs. 
f.  d.  österr.  gymn.  39,  850.  [1238 
L.s  dramatic  notes  (Hamb.  dramaturgie).  Macmillans  mag.  57,  448.  [1239 
[Krit.  briefe  1—8].  Simon  Lemnius  von  HHolstein.  Zs.  f.  d.  phil. 
20, 481.  [1240 
Laokoon.  transl.  by  Beasley.  new  ed.  London,  Bell.  New-YoiU, 
Sciibner  &  Welford.  *  [1241 
Laokoon.  Beasleys  translation,  rev.  with  introduetion ,  notes  and  Syn- 
opsis of  contents  (Bohns  libraiy).  London,  Bohn.  [1242 
s.  auch  [5. 

Zu  L.s  Laokoon  von  RBiese.  N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd.  138,207.  [1243 
Fischer  1887  [1099.  —  Litt,  centralbl.  nr  24.  DLZ  nr  32  (Schmidt).  Gymn. 
s.  269  (Bender).  [1244 

L.s  Laokoon  in  der  prima  von  Hermann.     Päd.  arch.  bd.  30.  [1245 

Schilling  1887  [1100.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  24,553 
(Meinel).  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  42,  741  (Moldaenke).  Gymn.  s.  269 
(Bender).  [1246 


200  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888    II 

Lessing,  GE.:    Walentin,  2  ausdrücke  in  cap.  3  von  L.s  Laokoon.    Ber.  d.  fr. 
d.  hochstiftes  n.  f.    bd.  4,  acad.  fachabt.,  s.  32.  [1247 

s.  auch  [1773. 

Lettres  sur  la  litterature  moderne  et  Lettres  archeologiques.  extraits 
publies  avec  une  introduction  et  des  notes  par  GCottler.  4  ed.  Paris, 
Hachette.    xx,  322.     16.  [1248 

Minna  von  Barnhelm  by  CABuchh ei m.  new  ed.  Oxford,  Warehouse.  [1249 
Minna  von  Barnhelm  oder  das  soldatenglück.  ein  lustspiel.  mit  ausführl. 
erläut.  f.  den  schulgebrauch  u.  das  privatstudium  von  AFunke.  3  verb. 
aufl.     Paderborn,  Schöningh.     175.     8.  [1250 

Minna  de  Barnhelm  ou  le  soldat  heureux.  comedie.  publie  avec  une  notice, 
un  argument  analytique  et  des  notes  en  francais  par  BLevy.  Paris, 
Hachette.     vni,  151.     16.  [1251 

Schumann  1886  [1131.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  839  (Prosch).  [1252 
Minna  von  Barnhelm,  im  einzelnen  erläut.  u.  gewürdigt  von  JStoffel 
(Dramen  f.  den  schulgebrauch  erläut.  i).  Langensalza,  Beyer  &  söhne. 
84.    8.  [1253 

s.  auch  [5. 10. 1255. 

Textkrit.  stud.  zur  Minna  von  Barnhelm  vonABieling.  progr.  d.  Lessing- 
gymn.  zu  Berlin.     Berlin,  Gärtner.     14.    4.  [1254 

Na  than  the  wise  and  Minna  von  Barnhelm,    transl.    London,  Bell  &  sons.  12. 

[1255 
s.  auch  [5. 

Nathan  der  weise,  aufgeführt  auf  dem  Lessing- theater  zu  Berlin,  von 
OBrahm.     Die  nation  5,  724.  [1256 

Heinemann  1886  [1143.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  4 
(Muncker).  [1257 

Mauerhof  1887  [1110.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  4  (Portig).  Grenzboten 
47, 1,607  (Necker).  [1258 

Philotas  s.  [3. 

Ein  unbekannter  tragödienen  t  wurf  L.s  von  BLitzmann.  Viertel- 
jahrschr.  f.  lg.  1,  495.  [1259 

Ein  brief  L.s  [Wolfenbüttel,  4  jan.  1777]  an  Lippert  von  GRedlich. 
Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  16.  [1260 

s.  auch  [318. 

Die  Unwahrheit  in  L.s  Schriften  von  Bertiin  g.  N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd. 
138,535.  [1261 

Stud.  über  L.s  Stellung  zur  philos.  1  teil,  von  JDembowski.  jahresber. 
d.  kgl.  Wilhelmsgvmn.  zu  Königsberg  i.  Pr.  Königsberg  i.  Pr.,  Härtung. 
32.     4.  [1262 

Ein  satz  L.s  von  GGrupp.    Theol.  quartalschr.  70,615.  [1263 

Die  tragische  katharsis  in  der  auffassung  L.s  von  WFeller.  progr.  d.  gymn. 
zu  Duisburg.     24.     4.  [1264 

JJ.  u.  EChReiske.    ADB  28, 129. 140  (RFörster).  [1265 

Die  familie  von  L.  von  FFKlix.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr6.  [1266 
The  english  poets;  L. ;  Rousseau:  essays  with  an  apology  for  a  preface  by 
JRLowell.     London,  Scott.  337.    12.  [1267 

L.  u.  die  heutigen  Schauspieler  von  KMichel  (D.  zeit-  u.  Streitfragen  n.  f. 
3jg.  lieft  34).     Hamburg,  verlagsanst.  (Richter).  56.    8.  [1268 

JPaludan  Müller,  GEL.s  religiöse  livsanskuelse.  en  undersogelse.  Kj0- 
benhavn,  Schou.     158.    8.  [1269 

JPhilo,  11  genio  di  L.:  saggi.  Milano,  Reggiani.  xvi,  141.  16.  vgl.  Litte- 
raturbl. f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  9  sp.  418.  [1270 
Über  L.s  wort,  dass  aus  hist.  tatsachen  notwendige  vernunfts-  u.  religions- 
wahrheiten  nicht  gefolgert  werden  können,  von  ARomann.  Kirchl.  monats- 
schr.  7  jg.  nr  5.  [1271 
L.s  u.  Goethes  anschauungen  über  Schauspielkunst,  vortr.  geh.  von  PSchlen- 
ther.     Frankf.  ztg.  nr  27  abendbl.  (notiz).                                                  [1272 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      LESSING MENDELSSOHN-       201 

Lessing,  GE.:    L.  u.  R Wagner,    ein  brief.    D.  worte  8  jg.  heft  2.  [1273 

Fataler  L.-kultus.    D.  wochenschr.  nr  16.  8.  9.  [1274 

Der  ganz  miserable  L.    Bund  nr  332.  [1275 

s.  auch  [95.  557.  1104.  1438.  1629. 

Lessing,  KG.:  Wolff  1887  [1126.  —  D.  revue  13,  1,255.  BU.  f.  litt,  unterh. 
nr  9  (Boxberger).  Litt,  merkur  8,  175  (Koch).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  766 
u.  D.  litteraturbl.  bd.  10  nr  48  (Prosch).  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschul- 
wesen  24,  521.  [1276 

s.  auch  [18. 
Wolff  1887  [1127.  —  Litt,  merkur  8,  175  (Koch).  [1277 

Lewald,  A.  s.  [392. 

Lichtenberg,  GCh.:  Schumann  1887  [1128.  —  Nord.  u.  süd  44,  144.  [1278 
s.  auch  [248. 

Meyer  1887  [1129.—  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  2  (Koch).  [1279 
s.  auch  [924. 

Liebeskind,  AJ. :  Herder  et  L.  contes  choisis  des  Feuilles  de  palmier.  publies 
avec  des  notes  en  francais  par  JFortwengler.  2  ed.  revue  et  corrigee. 
Paris,  Belin  &  fils.  iv,  207.  12  [Herder  schrieb  nur  die  vorrede  zum  ori- 
ginal]. [1280 

Linkin,  CS. :  Eine  strafsb.  dichterin  aus  dem  anf.  des  18  jhs.  geschildert  von 
EtMartin.     Jb.  f.  gesch.,  spr.  u.  litt.  Elsass-Lothringens  4,56.  [1281 

vLohenstein,  DC. :  M  ü  1 1  er  1886  [1 166.  —  Revue  critique  nr  47  (Chuquet).  [1282 
DCvL.  als  dramatiker  von  Willner.  progr.  d.  realprogymn.  zu  Dirschau. 
Dirschau,  Hopp.    31.    4.  [1283 

s.  auch  [358. 

Lohmann,  F.  s.  [12. 

Löser,  C.:  CL.  u.  seine  lieder  Nun  geh  ich  hin  mit  freuden  u.  Meine  pilgrim- 
schaft  auf  erden  von  JLinke.     Bll.  f.  hymnol.  s.  54.  [1284 

Ludwig  i  von  Bayern :  Gedichte,  mit  kunstgeschichtl.  u.  bibliogr.  beil.  hg.  von 
GLaubmann.  festgabe  der  kgl.  bayr.  hof-  u.  staatsbibl.  zur  feier  des 
100 jähr,  geburtstages  von  könig  L.  i  vB.  München,  Litt.-artist.  anst.  vm, 
71.    12.  —  AZ  nr!97B2.  [1285 

Eine  poet.  grabschrift  auf  hofrätin  LWeyland  geb.  Aulber  (geb.  25  juli 
1758,  t  17  april  1837  in  Mannheim),  verf.  von  könig  L.  i  vB.  AZ 
nr215B2.  [1286 

L.  i.,  könig  vB.  von  CThHeigel.  2  unveränd.  (titel  -)  ausg.  Leipzig, 
Duncker&Humblot  (1872).     vm,  423.    8.  [1287 

König  L.  i  vB.  als  erzieher  seines  volkes.  festvortr.  geh.  am  29  juli 
1888  im  münchner  rathause  [berührt  auch  L.s  Verhältnis  zu  Goethe],  AZ 
nr210.  [1288 

Mahn,  T.:  TM.  von  WTümpel.     Bll.  f.  hymnol.  s.  172.  [1289 

Martin  vCochem:  Der  myrrhengarten.  ein  vollständiges  gebet-  u.  erbauungs- 
buch  f.  Verehrer  des  bittern  leidens  Christi,  nach  der  originalausg.  vom  j. 
1764  von  neuem  hg.  von  einem  kuratpriester.  Paderborn,  Bonifaciusdruckerei. 
490.    16.  [1290 

Die  4  letzten  dinge  'tod,  gericht,  hölle,  himmelreich'.  aufs  neue  zu  nutz  o. 
frommen  hg.    Brixen,  Weger.  iv,  279.    12.  [1291 

vMatthisson,  F.  s.  [3. 

Nachtr.  zu  M.s  leben  von  WHosäus.  Mitteil.  d.  ver.  f.  anhält,  gesch.  u. 
altertumskunde  5,  348.  [1292 

s.  auch  [283.  926. 

Megander,  Ch.:  ChM.  von  WTümpel.     Bll.  f.  hymnol.  s.  140.  [1293 

Meissner,  AG.:  AGM.  napsal  dr  AKraus  (zvlästni  otisk  z  'Athenaea'  1888). 
21.    8.  [1294 

Mendelssohn,  M.  s.  [15. 

Gold  harn mer  1886  [1194.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  1,  274  (Erd- 
mann).  [1295 

Die  familie  M.  1729  —  1847.  nach  briefen  u.  tagebüchern  vonSHensel.  mit 


202  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888   II 

S  portr.,  gezeichnet  von  WHensel.  6  aufl.  2  bde.  Berlin,  Behr.  xv,  383. 
400.    8.  [1296 

Mendelssohn, M. :  MM.  sein  leben  u.  wirken,  von  MKay  serling.  mit  authen- 
tischen illustr.  u.  1  facs.  2  verm.  u.  neubearb.  aufl.  Leipzig,  Mendelssohn,  x, 
548.  8.  —  Zs.  f.  gesch.  d.  Juden  in  Deutschland  2,  212  (Geiger).  [1297 
Der  einfluss  M.s  auf  das  allg.  deutsche  Schulwesen  von  MMa  nn  heim  er. 
Populär -wissensch.  monatsbll.  zur  belehrung  über  d.  Judentum  f.  gebildete 
aller  confessionen  hg.  von  Brüll  bd.  8  nr3.  [1298 

Ritter  1886  [1205.  —  Litteralurbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  4  (Muncker). 

[1299 
s.  auch  [1135. 

Menken,  G.:  Homilien  in  ausw.  u.  mit  einl.  von  prof.  Achelis.  2  teile  (Bihl. 
theol.  class.  bd.  8.  9).     Gotha,  Perthes.  315.  303.    8.  [1300 

Merkel,  G.:  Eckardt  1887  [1144.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  65  (Werner). 
D.  dichtung  4,  131  (Schönbach).  Westermanns  monatshefte  64,  563.  [1301 
s.  auch  [178. 

Meyer,  H. :  Weizsäcker  1887  [1145.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil. 
nr  5  (Muncker).  Zs.  f.  vgl.  litleraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  2,  137 
(vSybel).  [1302 

HM.  rede  geh.  bei  der  einweihungsfeier  des  Goethehauses  in  Stäfa  von 
JBaechtold.    N.  zürcher  ztg.  15  oct.  [1303 

Mörike,  E. :  M.s  Feuerreiter.    Gartenlaube  nr  6.  12.  [1304 

Aus  M.s  dichlerwerkstatt  von  RWeitbrecht.     AZ  nr  32.  3  B.  [1305 

Moritz,  landgraf  von  Hessen  s.  [1710. 

Moritz,  KPh.:  Über  die  bildende  nachahmung  des  schönen  [hg.  von  SAuer- 
bach]  (DLD31).    Heilbronn,  Henninger.  xlv,  45.    8.  [1306 

KPhM.  von  SAuerbach.    Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nrl2— 4.  [1307 

s.  auch  [745.  930. 

Moscherosch,  HM. :  Zur  M.-bibliogr.  von  BWenzel.     Anz.  xiv  301.  [1308 

Wirth  1887  [1149.  —  Anz.  xiv  96  (Seuffert).  [1309 

s.  auch  [1330. 

Mosen,  J.  s.  [16. 

Ungedr.  briefe  von  JM.  von  AKohut.    Gegenwart  nr  50.  [1310 

s.  auch  [240. 

Denkmal  f.  JM.  (in  Plauen  i/V.)  AZ  nr  196  Verschiedenes  (abdr.  aus  der 
Weser- ztg.).  [1311 

Müller,  A.  s.  [824. 

Müller,  JG.:  Königin  Katharina  u.  JGM.  [mit  1  briefe  von  ThHuber]  vonThSchott. 
Schwab,  chron.  s.  1001.  [1312 

s.  auch  [161. 

Müller,  JG.  (von  Itzehoe)  s.  [461.  1609.  1777. 

Müller,  R.  geb.  Rothpletz  s.  [257. 

Müllner,  AGA.  s.  [15. 

vMüNCH-Bellinghausen,  EFJ.  (FHalm):  Der  fechter  von  Ravenna  auf  dem  burg- 
theater  von  LSpeidel  [enth.  briefe  H.s  an  Laube].  N.  fr.  presse  nr  8457 
morgenbl.  [1313 

Griseldis  s.  [297. 

Wildfeuer,    dram.  gedieht.  5  aufl.    Wien,  Gerold.    151.    16.  [1314 

s.  auch  [7.  119. 

vMuralt,  BL.:  BLvM.  (1665  —  1749).  eine  litt.-  u.  kulturgeschichtl.  stud.  von 
OvGreyerz.  Frauenfeld,  Huber.  v,  112.  8  [bietet  einschlägiges].  —  AZ 
nr  126  B  (Wölfflin).  Litt,  centralbl.  nr  38  (Creizenach).  Theol.  litteraturztg. 
nr  19  (Eck).  Revue  critique  nr  45  (Ghuquet).  Bibliogr.  d.  Schweiz  18, 
122.  [1315 

MusÄus,  JCA.  s.  [461. 

Müller  1887  [1156.  —  D.  rundschau  54,  478.  [1316 

Märchen,  f.  die  Jugend  erzählt  von  KAM ü II er.  mit  56  in  den  text  gedr. 
holzschn.  u.  4  buntbildern  nach  Zeichnungen  von  CRömer.  2  aufl.  Leipzig, 
Abel,    vin,  336.    8.  [1317 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      MENDELSSOHN PESTALOZZI       203 

MusÄus,  JCA.  s.  auch  [12.  19.  283.  1777. 

Nefflen,  J.:  Werke,  rev.  ausg.  seiner  volksbb.:  Der  vetter  aus  Schwaben  [2  aufl. 
1841]  u.  Der  orgelmacher  von  Freudenthal  [1S45].  mit  dem  bildnis  u.  der 
biogr.  N.s.  anh.:  Erklärung  schwäb.  redensarten.  rechtmäfsige  ausg.  Stutt- 
gart, Lutz,  xvi,  316.  8.  —  BU.  f.  litt,  unterh.  nr  28  (Weitbrecht).  Schwäb. 
chron.  s.  1001.  [1318 

Neuber,  K.:  KN.  u.  ihre  gesellsch.  in  Hamburg  von  FWinter.  Hamb.  corresp. 
nr  291—5  feuill.  [1319 

Nicolai, ChF.:  Kleiner feyner  almanach.  1777  u.  1778.  1  u.  2jg.  hg.  von  GEllin- 
g»er  (Berl.  neudr.,  hg.  von  LGeiger,  BA Wagner  u.  GEIlinger,  1  serie  bd.  1.2). 
Berlin,  Paetel.  xxxvi,  64.  xn,  86.  8.  —  D.  revue  13,4,  128.  Litt,  centralbl. 
nr  46.  Nord  u.  süd  47,  438.  Nationalztg.  nr  485  (Philippsthal).  Österr. 
litt,  centralbl.  nr  20.    Der  bär  s.  395.  [1320 

s.  auch  [81.  87.  576.  1007.  1014.  1097. 

NiEMBscHvStrehlenau,  N.  (Lenau):  Lenaus  werke.  1  teil.  Lyr.  gedichte.  2  teil. 
Kleinere  lyr.-ep.  dichtungen.  Helena.  Faust.  Savonarola.  Die  Albigenser.  Joh. 
Ziska.  Don  Juan.  hg.  von  MKoch  (D.  nationallitt.  bd.  154.  5).  Berlin  u. 
Stuttgart,  Spemann.    xlix,  453.  543.    8.  [1321 

Sammtl.  werke,  mit  einer  biogr.  einl.  von  BPreufs.  2  bde.  Berlin,  War- 
schauer, vn,  lxxxvi,  369.  iv,  404.  8.  [1322 
Le  Faust  et  le  Don  Juan  de  L.  par  Lemoine.     La  nouvelle  revue  15  nov. 

[1323 
s.  auch  [15. 

Gedichte,  nach  den  vorzüglichsten  quellen  rev.  ausg.  Berlin,  Dümmler. 
xvi,  415.    8.  [1324 

Novalis  s.  [1012  f. 

Öhlesschläger,  AG.:  *CElberling,  O.  og  de  0sterlandske  eventyr.  Kjjabenhavn, 
Thiele,  1887.  —  Litt,  centralbl.  nr  30  (Köhler).  [1325 

LSchrpdcr,  AÖ.  og  den  romantiske  skole.  Kjgbenhavn,  Sch0nberff. 
204.    8.  [1326 

4)pitz,  AI.:  MO.ens  Aristarchus  sive  de  contemptu  linguae  teutonicae  u.  Buch 
von  der  deutschen  poeterey.  hg.  von  GWitkowski.  Leipzig,  Veit  &  cie. 
x,  217.    8.  —  Litt,  centralbl.  nr44.     Bll.  f.   litt,  unterh.  nr  52  (Boxberger). 

[1327 
MO. s Buch  vonder  deutschen  poeterei  vonChWBerghoeffer.  göttinger  diss. 
Frankfurt  a/M.,Knauer.  170.  8.  —  D.litteraturbl.  bd.  11  nr22  (Prosch).  [1328 
[Zu  O.s  ode  Ich  empfinde  fast  ein  grawen  von  EMartin.  Anz.  xiv  287].  [1329 
Briefe  von  O.  u.  Moscherosch.  mitgeteilt  von  GWitkowski.  Zs.  f.  d. 
phil.  21,  16.  163.  [1330 

MO.,  PBonsard  u.  DHeinsius  von  RBeckherrn.  königsb.  diss.  143.  8.  [1331 
Die  e-reime  bei  O.  von  EHeilborn.  Beitr.  zur  gesch.  d.  deutschen  spr. 
u.  litt.  13,  567.  [1332 

Zur  O.-bibliogr.  von  GWitkowski.  Centralbl.  f.  bibliothekswesen  5. 
523.  [1333 

Pachius,  P.:  ADB  26,  794  (JBolte).  [1331 

Paulis,  C.  s.  [205. 

Paulus,  HEG.  s.  [1102. 

Pestalozzi,  JH.:  Die  abendstunde  eines  einsiedlers.  bearb.  u.  mit  erläul.  vers. 
von  Kßichter  (Päd.  bibl.  hg.  von  KRichter  bd.  17,  1).  Leipzig,  Sigismund 
&  Volkening  (18S5).  vm,  48.    8.  [1335 

Bürgel  1887  [1214.  —  Litt,  handweiser  27,  249  (Bolfus).  [1336 

Leonardo  y  Gertrudis,  obra  escrita  en  alemän.  traducida  por  JOMon  aste- 
rios  (Biblioteca  de  la  familia  y  de  la  escuela,  publicada  bajo  Ja  direcc'uin 
de  JANunez.  tomo  2).   Leipzig,  Brockhaus,  vm,  278.    8.  [1337 

Lienhard  u.  Gertrud,  bearb.  u.  mit  erläut.  vers.  von  KRichter.  4  durchges. 
u.  verm.  aufl.  (Päd.  bibl.  hg.  von  KRichter  bd.  7).  Leipzig,  Sigismund  Sc 
Volkming  (1882).    xxiv,  203.    8.  [1338 

Lienhard  u.  Gertrud,  mit  einl.  u.  anm.    hg.  von  JWychgram  (Päd.  class. 


204  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

ausw.    der  besten    päd.  Schriftsteller  aller    zeiten   u.   Völker    bd.  18   [n.  s. 
bd.  8]).    Wien,  Pichler.  xxv,  213.    8.  [1339 

Pestalozzi,  JH.:  Beck  1887  [1215.  —  Litt,  handweiser  27,251  (Rolfus).  [1340 
Cömo  Gertrudis  ensena  ä  sus  hijos.  obra  escrita  en  alemän.  traducida  y 
anotada  por  JTSepülveda  (Biblioteca  de  la  familia  y  de  la  escuela,  pu- 
blicada  bajo  la  direccion  de  JANunez.  tomo  1).  Leipzig,  Brockhaus,  xii, 
251.    8.  [1341 

Histoire  de  P.,  de  sa  pensee   et  de  son  ceuvre  par  RdeGuimps.     2  ed.  re- 
yue  et  augmentee  d'un  portr.    Lausanne,  Bridel.  552.    12.  [1342 

Über  die  Jugendentwicklung  P.S.    ein  vortr.  geh.  von  OHunziker.    referat 
in:  N.jbb.  f.  phil.  u.  päd.  138,67  (Spillmann).  [1343 

HP.  von  FSchmidt  (I).  jugendbibl.  nr  40).    4  aufl.    Kreuznach,  Voigtländer. 
131.    12.  [1344 

Rousseau  u.  P. ,    der  idealismus  auf  deutschem  u.  frz.  boden.     2  vortr.  von 
KSchneider.    4  aufl.    Berlin,  Gärtner.  63.    8.  [1345 

Vogel  1887  [1221.  —  Litt,  hand weiser  27,65  (Rolfus).  [1346 

Vogel  1887  [1222.  —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  42,  114  (Gräter).  Litt,  cen- 
trale. nr38.  Litt,  handweiser  27,67  (Rolfus).  [1347 
P.  u.  der  deutsche  Unterricht  von  KWehrmann.  Zs.  f.  d.  deutschen  unter- 
licht bd.  2  heft  5.  [1348 
P.  über  den  fremdsprachl.  Unterricht  von  KWehrmann.  Zs.  f.  nfrz.  spr. 
u.  litt.  10,  85.  [1349 
Peucker,  N.:  NP.s  Wolklingende  paucke  [1650—75]  u.  3  Singspiele  ChReuters 
[1703  u.  1710]  hg.  von  GEllinger  (Berl.  neudr.  1  serie  bd.  3].  Berlin, 
Paetel.  xxiv,  71.  8.  [1350 
Peyer,  JG.  s.  [1790. 

Pfeffel,  GC. :  Die  fabeln  von  GCPf.  u.  ihre  quellen  von  MPoll.  Strafsb.  stud. 
3,  343.  [1351 

Pichler  K.  s.  [12. 

Pisanski,  GCh. :  ADB  26,  179  (KLohmeyer).  [1352 

Pistorius,  ChBH.  u.  HGhH.:  ADB  26,  195  (Hack ermann).  [1353 

vPlaten,  A.  graf :  Gedichte,  nach  den  vorzüglichsten  quellen  rev.  ausg.  hg.  von 
CChRedlich.    Berlin,  Dümmler.  vm,  784.    8.  [1354 

[♦Gedichte,  in   neuer  volkstüml.  ausw.     Stuttgart,   Göschen,  1887.     8.  — 
Bll.  f.  litt,  unterh.  1887  nr  52  (Minckwitz)].  [1355 

s.  auch  [162. 

Aphorismen,    ungedr.  nachlass.     D.  dichtung  4,  237.  84.  310.  [1356 

Die  grotten  von  Arcy.   bailade  (ungedr.  nachlass).  mitgeteilt  von  HM  eisner. 
D.  dichtung  4,  232.  [1357 

Liedchen,    gedicht-ms.    D.  dichtung  4,  236.  [1358 

P.s  gedanken  über  philos.  u.  religion.    zum  1  male  aus  dem  ungedr.  nach- 
lass mitgeteilt  von  HMeisner.    D.  revue  13,3,201.  [1359 
Kleine  Schriften  zur  litt,  (ungedr.  nachlass).    D.  dichtung  4,  223.  66.     [1360 
ADB  26,244  (MKoch).                                                                              [1361 
FMuscogiuri,  AP.  in  Italia.     Nuova  antologia  14,193.                       [1362 
Plavius  (Plauen),  J. :  ADB  26,  268  (M v W  a  1  d  b  e  r  g).                                      [1363 
Plessing,  FVL.:  ADB  26,  277  (EJacobs).  [1364 
vPlötz,  J.  s.  [18. 

Pocci,  F.  graf:  ADB  26,  331  (HHolland).  [1365 

Pockels,  KF.:  ADB  26,  338  (PZimmerma  nn).  [1366 

Poiszl,  JA.:  ADB  26,  376  (GW es  terma  y  er).  [1367 

vPöllnitz,  KL.  frhr:  ADB  26,  397  (Kos er).  [1368 

Porsch,  Ch.:  ADB  26,  442.  [1369 

Porst,  J. :  ADB  26,  444.  [1370 

Pöschel,  J. :  ADB  26,  453.  [1371 

Postel,  ChH.:  ADB  26,  465  (JElias).  [1372 

Prasch,  JL.:  ADB  26,505  (DJacoby).  [1373 

Praetorius,  B.:  ADB  26,  514.  [1374 

Praetorius,  Ch.:  ADB  26,  515.  [1375 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     PESTALOZZI — REBMAMN         205 

Praetoriüs,  J.:  ADB  26,518  (vBülow).  [1376 

Praetoriüs,  J.  (HSchultze):  ADB  26,  520  (FZarncke).  [1377 

Praetoriüs,  St.:  ADB  26,  534.  [1378 

Preiswerk,  S.:  ADB  26,  552.  [1379 

Pressow,  Ch.:  ADB  26,  573.  [13S0 

Preuss,  J.:  ADB  26,  580.  [1381 

Preuss,  JDE.:  ADB  26,581  (FJonas).  [1382 

Primisser,  JB.:  ADB  26,  591.  [1383 

Printz,  WC.  von  Waldthurn:  ADB  26,  593  (WBäumker).  [1384 

Pritius,  JG.:  ADB  26,602  (Dechent).  [1385 

Procopius  von  Templin:  ADB  26,625  (GWestermayer).  [1386 

Pröhle,  HA.:  ADB  26,  631  (FBrümmer).  [1387 

vPückler-Muskau,  HLH.  fürst:  ADB  26,  692  (JMähly).  [1388 

s.  auch  [87.  186. 

Pufendorf,  S.:  ADB  26,701  (HBresslau).  [1389 

Pustkuchen,  JFW. :  ADB  26,736  (Binder).  [1390 

Pyra,  J!.:  ADB  26,  784  (ESchmidt).  [1391 

Pyrker,  JL.:  ADB  26,  790  (ASauer).  [1392 

Ouistorp,  ThJ.:  ADB  27,  54  (Krause).  56  (ESchmidt).  [1393 
Babener,  GW.  s.  [3. 

Ausgew.  satiren.     Leipzig,  Fock.    65.    16.  [1394 

ADB  27,  78  (DJ  a  c  o  b  y).  [1395 

Babener,  JG.:  ADB  27,  78  (DJacoby).  [1396 

Bachel,  J.:  ADB  27,99  (AS ach).  [1397 

Raimund,  F.:  Der  alpenkönig  u.  der  menschenfeind.    zauberspiel,    umgearb.  nach 

FR.  [musik,  comp,  von  MHaller].     Regensburg  1885  (Paderborn,  Esser).  60. 

8.    nebst  partitur  der  singstimmen  mit  pianof.  30  autogr.  ss.    4.  [1398 

Der  barometermacher  s.  [7. 

Der  bauer  als  millionär.    romant.  Schauspiel  mit  gesang.    musik  von  JDrexler. 

Regensburg    1885    (Paderborn ,    Esser).    40.    8.     mit  partitur.  32  autogr. 

ss.    4.  [1399 

ADB  27,736  (ASauer).  [1400 

Rambach,  FE.:  ADB  27,  195.  [1401 

Rambach,  JJ.:  ADB  27,  196  (Bertheau).  [1402 

vBamdohr,  FWB.:  ADB  27,  210  (FFre nsdorff).  [1403 

Ramler,  KW.:  ADB  27,  213  (HPetrich).  [1404 

s.  auch  [1190. 

Pick  1887  [1256.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,470.  [1405 

Schüddekopf  1887  [1257.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  837  (Minor).  [1406 

Rapp,  GH.:  ADB  27,290  (W i n tterlin).  [1407 

Rapp,  KM.:  ADB  27,  297  (HFischer).  [1408 

Rasche,  JCh.:  ADB  27,316  (MBendiner).  [1409 

Raspe,  RE.:    Adventures  of  baron  Münchhausen.     New- York,  Putnams.     [1410 

Abenteuer  u.  reisen  des  frhrn  von  Münchhausen.    neu  bearb.  mit  29  Vollbildern 

u.  lKiillustr.  von  GDore.    3  aufl.    Stuttgart,  D.  verlagsanst.  184.  8.    [1411 

Rassmann,  ChF.:  ADB  27,335  (EFörstemann).  [1412 

Ratich  (Ratichius),  W.:    ADB  27,358  (Binder).  [1413 

Batschky,  JF.:  Findlinge  [2  gedichte   von  JFR.]  von  ABirlinger.  Alem.  16, 

285.  [1414 

ADB  27,  369  (ASchi ossär).  [1415 

Raue,J.:  ADB  27,397  (JBolte).  [1416 

Baupach,  EBS.:  ADB  27,  430  (MBendiner).  [1417 

s.  auch  [392. 

Bautenstrauch,  J. :  ADB  27,460  (ASchlossar).  [1418 

Bebhan,  N.:    Christi.  Jägersandacht   von  JLinke.     Bll.    f.  hymnol.  s.  45  [über 

eine  1621  zu  Wittenberg  gedr.  predigtensamml.  Esau  venator  des  eisenachei- 

Superintendenten  NR.  (Jahresber.  10,  216)].  [1419 

ADB  27,755  (W  agen  ma  n  n).  [1420 

vRebmann,  AGF.:  ADB  27,483  (FBrümmer).  1 1421 


206  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

Reche,  JW. :  ADB  27,  498.  [1422 

Rechenberg,  J. :  ADB  27,  498.  [1423 

vdBecke,  ChEK.:  ADB  27,502  (Eckardt).  [1424 

Bedel,  KA.:  ADB  27,507.  [1425 

Begelsperger,  Ch.:  ADB  27,545  (OSchmid).  [1426 

Regis,  JG.:  ADB  27,558  (JElias).  vgl.  auch  Goethe-jb.  10,329.  [1427 

Behberg,  AW.:  ADB  27,571  (FFrensdorff).  [1428 

Behberger,  A. :  ADB  27,  586.  [1429 

vRehfues,  PhJ.:  ADB  27,590  (AKaufmann).  [1430 

Beiber,  BG.i  ADB  27,  606.  [1431 

Beichard,  BAO.:  ADB  27,625  (Schumann).  [1432 

Reichardt,  JF. :  ADB  27,629  (Sc  hl  etterer).  [1433 

Beichel,  ChA.:  ADB  27,655.  [1434 

Beichenbach,  KM. :  ADB  27,671  (FBrümmer).  [1435 

Beichwald  (Reichenwald,  Badewald?),  J.:  ADB  27,  682.  [1436 

Beimann,  G.:  ADB  27,  701.  [1437 

Beimarus,  HS.:  ADB  27,  702  (Prantl).  [1438 

Reimmann,  M.:  ADB  27,718  (HHolstein).  [1439 

Reimold,  JKDP.:  ADB  27,719.  [1440 

(v)Beinbeck,  G.:  ADB  28,1  (HF i scher).  [1441 

Reinhard,  AF.:  ADB  28,35  (Krause).  [1442 

Beinhard,  K.:  ADB  28,63  (EFörs  teman  n).  [1443 

Beinhabd,  KF. :  ADB  28,44  (WLang).  [1444 

Beinhardt,  F.  (pseudon.  Lina):  ADB  28,70.  [1445 

Reinhold,  JG.:  ADB  28,80  (Beneke).  [1446 

Reinhold,  KL.:  ADB  28,82  (Prantl).  [1447 

Beinhold,  KW. :  ADB  28,  84  (JE  1  i  a  s).  L144S 

vBeinsberg-Düringsfeld,  I.:  ADB  28,102  (Pyl).  [1449 

Beinwald,  WFH. :  ADB  28,104  (MLö  wisch).  [1450 

Beuter,  Ch.:  Zarncke  1887  [1265.  1266.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  116  (EllinSei). 

[1451 
Neue  mitteil,  zu  den  werken  GhB.s  von  FZarncke.  Ber.  d.  phil.- hist.  cl. 
d.  kgl.  sächs.  gesellsch.  d.  wissensch.  40,  71.  201.  [1452 

s.  auch  [356.  1350. 
Richter,  JPF.  (Jean  Paul):    Werke.     Nerrlich  bd.  4  — 6   1886  [1347.    1887 
[1267.  —  Litt,  centralbl.  nr  13.  [1453 

Levana.    Wood  1887  [1269.  —  Athen.  nr3183  s.  553.  [1454 

JP.  in  Weimar,    nach  Originalbriefen  hg.  von  BFörster.     Nord  u.  süd  46, 
352.  [1455 

12  briefe  JP.s  an  seinen  söhn  Max.    mitgeteilt  von  PNerrlich.    Wissensch. 
beil.  d.  Leipz.  ztg.  nrl29.  [1456 

Jean-Pauliana  von  KBartsch.    Vom  fels  zum  meer  2,238.  [1457 

Baske  1887  [1270.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,  473  (Hölscher). 

[1458 
Firmery  1887  [1271.  —  Bevue  critique  nr4  (Chuquet).  [1459 

s.  auch  [115.428. 
Riedel,  FJ.  s.  [283. 

Rinckhart,  M.:  Rex  mortis  [zu  MB.]  von  EPeters.  Zs.  f.  d.  phil.  21,  188.  [1460 
Die  Lutherspiele  des  MR.  Die  christl.  weit  hg.  von  MRade.  nr30-2.  [1461 
Rist,  JG.:  Poel  1886  [1367.  1368.  —  D.  litteraturbl.  bd.  11  nr 4  (Schöne).  [1462 
JGR.s  lebenserinnerungen  hg.  von  GPoel.  3  teil,  nebst  einem  anh.:  i  einige 
nachr.  von  dem  leben  des  verstorbenen  etatsrat,  amtmann  Compe;  ii  an- 
deutungen  u.  erinnerungen  zu  JEvBergers  leben;  m  Schönborn  u.  seine  Zeit- 
genossen u.  12  facs.  Gotha,  Perthes,  iv,  358.  8.  vgl.  Goethe-jb.  10,  329.  — 
AZ  nr247B.  Nationalztg.  nr  463  (vKalckstein).  D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  31 
(Hertzberg).  [1463 

Rückert,  F.:  Der  koran.  im  auszuge  übers,  hg.  von  AMüller.  Frankfurt  a/M., 
Sauerländer,  xii,  551.  8.  —  D.  revue  13,4,127.  DLZ  nr42  (Hurgron.je). 
Gegenwart  nr  45  (Karpeles).    Nord  u.  süd  47,  290.  Litt,  merkur  8,  344.  [l464 


VERZEICHNIS  DER  SCHRIFTSTELLER:   RECHE  —  RÜCKERT      207 

Rückebt,  F. :  [Notiz  über  die  bevorstehende  Veröffentlichung  bisher  ungedr.,  in 
Neusess  niedergeschriebener  lebenserinnerungen  R.s.  Frankf.  ztg.  nr  67 
abendbl.].  [1465 

Poet,  tagebuch.  1850 — 1866  (aus  seinem  nachlasse)  [besorgt  von  MRückei  i]. 
Frankfurt  a/M.,  Sauerländer.  559.  8  [einzelnes  erschien  daraus  D.  dichtung 
4,102.  Schorers  familienbl.  nr  20.  Didaskalia  nr  115.  vgl.  auch  Goethe-jb. 
10,329].  —  RH.  f.  litt,  unterh.  nr  27  (Roxberger).  Nord  u.  süd  46,273.  Litt, 
merkur  8,  263  (Löbner).    D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  18  (Rrenning).  [1466 

Ein  stammbuchbl.  R.s  von  1805.  Einladung  an  Fabullus.  gedieht  (autojir.). 
D.  dichtung  4,  128.  9.  [1467 

s.  auch  [162.  221. 1469. 

Philologisches  aus  FR.s  briefen  an  JAHartung.  mitgeteilt  von  FHartung. 
Magdeburg,  Friese.     39.    4.  [1468 

Ungedr.  briefe  u.  gedichte.  mitgeteilt  von  FLampert,  RRoxberger  u. 
KEFranzos.     D.  dichtung  4,  125.  [1469 

[Notiz  betr.  einen  brief  R.s  aus  Neusess  vom  1  mai  1855  an  ENeubürger. 
Frankf.  ztg.  nr  138  abendbl.].  [1470 

s.  auch  [178.  318. 

FR.  ein  lebens-  u.  characterbild  f.  haus  u.  schule  von  CR ey er.  Frankfurt 
a/M.,  Sauerländer,  xm,  156.  8.  —  N.  Zürcher  ztg.  nr  215  (Frei).  D.  litteraturbl. 
bd.  11   nr22  (Roxberger).  [1471 

R.s  Stellung  zur  weltlitt,  von  RRoxberger.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl. 
nr  20.  1.  [1472 

Nach  R.s  jubeltag  von  LGeiger.     Die  nation  5,616.  [1473 

FR.  in  Rerlin  von  GKarpeles.  Der  Zeitgeist  (beibl.  zum  Rerl.  tagebl.) 
nr  21.  [1474 

Patriot  u.  dichter,  ein  gedenkbl.  zu  FR.s  lOOjähr.  geburtstage  (16  mai  1888) 
von  VKiy.     Unsere  zeit  1,464.     auch  Erlanger  tagbl.  nr  114.  [1475 

Aus  FR.s  acad.  tätigkeit  in  Erlangen,  ein  festgrufs  zum  16  mai  1888  von 
AKoch.     Frank,  nachr.  nr  114.  5.     auch  sep.  abgedr.  [1476 

FR.  u.  sein  eheglück.  ein  gedenkbl.  zu  seinem  100  geburtstage  von  AKohu  t. 
Der  bazar  nr  18.  [1477 

FR.  als  päd.  von  GKreyenberg.  Rhein,  bll.  f.  erziehung  u.  Unterricht 
heft  4.  [1478 

Ein  besuch  bei  FR.  in  Neusess.  gedenkbl.  zum  lOOjähr.  geburtstag  des  dichteis 
am  16  mai  1888  von  GKreyenberg.  Über  land  u.  meer  nr  32.  [1479 
Der  mann  im  brunnen.  gesch.  eines  ind.  gleichnisses  vonEKuhnin:  Fest- 
grufs an  OvRöhtlingk  zum  doctorjubiläum  von  seinen  freunden  (Stuttgart, Kohl- 
hammer, v,  121.  4)  s.  68  [hier  wegen  R.s  bekannter  parabel  erwähnt].  [1480 
FR.  u.  seine  religiöse  Stellung  von  HKunze.  Kirchl.  monatsschr.  hg.  von 
Pfeiffer  u.  Jeep.    jg.  7  heft  11.  [1481 

FMuncker,  Zur  feier  des  lOOjähr.  geburtslages  FR.s.  Rer.  d.  fr. d.  hoch- 
stiftes.     n.  f.  4,  80.  [1482 

FR.  in  Erlangen  von  FReuter.  jahresber.  d.  kgl.  Christianeums  zu  Altona. 
Altona,  Meyer.     63.     4.  [1483 

FR.  in  Erlangen  u.  JKopp.  nach  familienpapieren  dargest.  zum  lOOjähr. 
geburtstag  des  dichters  von  FReuter.  Hamburg,  Seippel.  iv,  104.  8.  — 
RH.  f.  litt,  unterh.  nr  27  (Roxberger).  DLZ  nr  42  (Kern).  Westermanns 
monatshefte  65,295.     AZ  nrl36R  Verschiedenes.  [1484 

FR.s  leben  u.  werke,  zum  lOOjähr.  gedächtnistage  R.s  von  JSchaefler. 
RH.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  24,  241.  [1485 

Zu  R.s  gedächtnis.  nach  KSch  wenck.  Die  kleine  chron.  frankf.  wochenschr. 
hg.  von  Holthof  bd.  10  nr  47/8.  [1486 

FR.  vortr.  geh.  in  Weimar  —  von  RSuphan.  Weimar,  Röhlau.  32.  8. 
vgl.  Frankf.  ztg.  nr  143  abendbl.  (notiz).  —  Grenzboten  47,  3,  526.  [1487 
An  FR.  zum  100  gedenktage  seiner  geburt  von  FWanderer  [ein  gedieht]. 
AZ  nrl36R.  [1488 

FR.  u.  FHebbel  (zur  erinnerung  an  R.s  lOOjähr.  geburtstag)  vonKWerner. 
N.  fr.  presse  nr  8525  morgen bl.  [1489 


208  BIBLIOGRAPHIE     FÜR    1888      II 

Rückert,  F. :    Aus  FR.s  nachlass.     N.  zürcher  ztg.  nr  126.  8.  30.  [1490 

[Aufserdem  erschienen  aufsätze  zu  R.s  100 jähr,  geburtstage  (16  mai  1888) 
in:  AZ  nrl30B  (AStern,  vgl.  berichtigung  ebenda  nr  131  Verschiedenes). 
Berl.  tagebl.  nr244  (ThWoiff).  Daheim  nr32  (RKönig).  D.  dichtung  4, 
122  (LGeiger).  D.  lesehalle  (beibl.  zum  Berl.  tagebl.)  nr  20.  D.  rundschau 
55,306  (HGrimm).  D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  6  (EBrenning).  Didaskalia 
nrll5.  Frankf.  ztg.  nr  137.  9  morgenbl.  feuill.  (JPrölfs).  Frank,  kurier 
nr  250.  Gartenlaube  nr  19.  Gegenwart  nr  20  (BNölting).  Hamb.  corresp. 
nrl36— 8  feuill.  (RTann  er  t).  lüustr.  ztg.  nr  2341  (LSalo  mon).  Der  kunst- 
wart jg.  1  stück  16.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  39  (GÖrtel).  National- 
ztg.  nr  280.  2.4  (RGenee).  N.  zürcher  ztg.  nr  137  hauptbl.  u.  abendbl. 
Die  post  nrl30  beil.  1  feuill.  Preufs.  jbb.  61,648.  Protest,  kirchenztg.  35, 
453  (JWebsky).  Der  Sammler  (beibl.  zur  Augsb.  abendztg.)  nr  58  (AKohut). 
Schles.  ztg.  nr  337.  Schorers  familienbl.  nr  20  (ONeumann-Hofer), 
Schwab,  chron.  s.  861.  Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  20— 2  (FKern)].  [1491 
Feier  des  100  jähr,  geburtstages  FR.s  in  Coburg,  abdr.  aus  der  Coburger  ztg-. 
AZ  nr  140  Verschiedenes.  [1492 

R.-feier  in  Weimar.    AZ  nr  141  Verschiedenes.  [1493 

Rüdiger,  JC.  s.  [1701. 

Sailer,  JM.  s.  [860. 

Sailer,  S.:  Zu  SS.  von  JYlarchlal  von  ABirlinger.    Alem.  16,240.  [1494 

Salzmann,  ChG.:  Päd.  Schriften  s.  1886  [1383.  2  teil.  Kleinere  päd.  Schriften 
(Päd.class.  ausw.  —  hg.  von  GALindner  bd.  17  [n.  s.  bd.  7]).  Wien,  Pirhler. 
vi,  362.    8.  [1495 

Ameisenbüchlein  oder  anweisung  zu  einer  vernünftigen  erziehung  der  er- 
zieher.  mit  einer  kurzen  lebensbeschreibung  S.s,  einer  einl.  u.  anm.  f.  lehrer 
u.  eitern  hg.  von  WBartholomäus  (Päd.  handbibl.  eine  ausw.  wichtiger  päd. 
Schriften  aus  alter  u.  neuer  zeit  bd.  1).  Bielefeld,  Helmich.  116.  8.  [1496 
Ameisenbüchleiu  oder  anweisung  zu  einer  vernünftigen  erziehung  der  erzieher. 
neue  billige  ausg.    Leipzig,  Sigismund  &  Volkening.  64.    8.  [1497 

s.  auch  [18. 

Heiniich  Glaskopf,  ein  unterhaltungsbuch  f.  die  Jugend,  neue  ausg.  Stutt- 
gart, Gundert.  131.  8.  [1498 
Joseph  Schwarzmantel  oder  Was  gott  tut,  das  ist  wolgetan.  eine  erzählung 
f.  die  jugend.     neue  ausg.     ebenda.     156.    8.                                         [1499 

Saphir,  MG.:  Schriften,  volksausg.  lfg.  41 — 83  (schluss)  ä  5  bog.  Brunn,  Kara- 
fiat.    8.  [1500 

Humoristische  haus-  u.  reisebibl.  26  bde.  Brunn,  Karafiat.  262.  240. 223. 244. 
223.  212.  298.  280.  250.  156.  288.  255.  256.  255.  240.  288.  256.  256.  255.  256. 
247.  240.  256.  256.  256.  259.  [1501 

Schefer,  L.  s.  [240. 

vSchelling  ,  FWJ. :  Nachtwachen  von  Bonaventura  von  ESchmidt.  Vierlel- 
jahrschr.  f.  lg.  1,  502.  [1502 

vSchenk,  E.  s.  [392. 

vSchenkendorf,  M.:  MvSch.  als  patriotischer  dichter  in  seinen  liedern.  eine  lit- 
terarhist.  skizze  von  PBähr.     Halle,  Hendel.     27.    8.  [1503 

Ein  beitr.  zu  einer  biogr.  MvSch.s  von  ADrescher,  progr.  d.  gymn.  zu 
Mainz.   35.    4.  [1504 

Aus  Sch.s  heimatjj.  [biographisches  aus  Ostpreufsen].  Sonntagsbeil,  zur  Voss. 
ztg.  nr50.  [1505 

vSchiller,  F.:  Werke  hg.  von  RBoxberger  bd.  3.  4  (D.  nationallitt.  bd.  120. 
1).  7.  8.  10—12  =  1885  [1157.  1158.  1886  [1394.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  86 
(Kettner).  [1506 

Werke,  illustr.  von  ersten  deutschen  künstlern.  hg.  von  .IGF  i  seh  er,  4aufl. 
lfg.  1.    Stuttgart,  D.  verlags-anst.    1—32.    8.  [1507 

Works.    4  vols.  peoples  ed.    Boston,  Estes  &  Lauriat.  [1508 

Sch.s  poems  and  plays.  transl.  by  lord  Lytton,  with  introduetiou  by 
HMorley.     London,  Routledge.  [1509 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     RÜCKERT  —  SCHILLER  209 

vSchiller,  F.    s.  auch  [5.10.9t. 

[Über  einzelausgg.  von  dramen,  erschienen  bei  Schöningh  u.  Perthes.  Zs. 
f.  d.  phil.  21,92  (Kettner)].  [1510 

Braut  von  Messina.  Heskamp  1887  [1296.  —  Zs.  f.  d.  gymnasial- 
wesen  42,  192.  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  372  (Prosch).  Gymn.  s.  125 
(Buschmann).  [1511 

Sch.s  Braut  von  Messina  von  AHagemann.  3  aufl.  (Vortr.  f.d.  gebildete 
weit  hg.  von  PHagemann  lieft  1).  Spandau,  Osterwitz.  vm,51.  8.  —  D. 
lilteraturbl.  bd.  11   nr  36  (Brenning).  [1512 

Wittich  1887  [1299.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,97  (Kettner).  Arch.  f.  d.  stud. 
d.  neueren  spr.  80,  472.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,  174  (Unbe- 
scheid).  [1513 

Die  braut  von  Messina.  aufgeführt  auf  dem  Berliner  theater.  Gegenwart 
nr41.     Die  nation  6,12  (Brahm).  [1514 

Über  Sch.s  Demetrius  von  JBaechtold.  progr.  d.  höheren  töchter- 
schule  u.  d.  lehrerinnen-seminars  in  Zürich.  22.  8.  vgl.  1887  [1300. 
Bund  nrl20:  Dichterisches  localcolorit.  [1515 

Düntzer  1887  [1301.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,98  (Kettner).  [1516 

Seh.  Demetrius  u.  Laubes  forts.  von  PLindau.  Der  Zeitgeist  (beibl.  zum 
Berl.  tagebl.)  nr  39.  [1517 

Demetrius.  geschichtl.  trauerspiel.  mit  benutzung  des  Seh. sehen  bruchstückes 
bis  zur  Verwandlung  im  2  aufzug  von  OSievers.  Braunschweig,  Göritz. 
vii,  136.  8.  —  D.  dichtung  3,187  (Prölfs);  über  aufführungen  vgl.  Köln, 
ztg.  nr316.     Frankf.  ztg.  nr271  morgenbl.  [1518 

Demetrius.  aufführung  am  Berliner  theater.  von  OBrahm.  Die  nation 
5,  739.  [1519 

Don  Carlos,  infante  of  Spain.  a  dramatic  poem.  transl.  into  english  by 
EStPearson  (German  classical  playsnrö).  Dresden, Pierson.  233.  12.  [1520 
Sch.s  Don  Carlos,  seine  entstehung  u.  theaterwürkung  von  OBrahm.  Na- 
tionalztg.  nr613.7.  [1521 

Deiter  1887  [1304.  —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  42,372  (Müller).  Zs.  f. 
d.  deutschen  Unterricht  2,  169  (Unbescheid).  [1522 

Düntzer  1886  [1405.  —  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,  177  (Un- 
bescheid). [1523 
[Referat  über  einen  vortr.  von  Förster  über  den  Don  Carlos  von  Enciso 
[vgl.  [1526]  in:  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  81,  192].  [1524 
Löwenberg  1887  [1306.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  93  (Kettner).  [1525 
Seh  äffer  1887  [1310.  —  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  cor- 
resp.  nrl6.  [1526 
Zum  lOOjähr.  Jubiläum  des  Don  Carlos  im  berliner  schauspielhause  am 
22  nov.  1788.  Frankf.  ztg.  nr  327  abendbl.  (notiz).  [1527 
s.  auch  [1582.  1616. 

[Erzählungen.]  Contes  et  ballades.  avec  etude  sur  la  vie  et  l'ceuvre  de 
Seh.     Paris,  Gautier.     32.     8.  [1528 

Fiesco,  ins  neugriech.  übers,  von  Bernhard  erbprinz  von  Sachsen-Mei- 
ningen. Athen,  Beck.  vgl.  Litt,  merkur  8,  186.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  22 
s.  354.    Frankf.  ztg.  nr  96  beil.  [1529 

s.  auch  [1582. 1616. 
Fragmente  s.  [242. 

Gedichte,  nach  den  vorzüglichsten  quellen  rev.  ausg.  hg.  von  RBox- 
berger.     Berlin,  Dümmler.    xvi,  640.     8.  [1530 

Gedichte,  min.-ausg.  Stuttgart,  Krabbe,  vm,  448.  12.  —  D.  randschau 
56, 478.  [1531 

Selections  from  poems.  transl.  by  EPAForste  r.  London,  Hamilton.  8.  [1532 
Poesies  lyriques  de  Seh.  par  LSchmitt.  classe  de  rhetorique.  Paris, 
Delagrave.     vm,  53.     12.  [1533 

Vernon  1887  [1321.  —  Athen.  nr3153s.401.  Saturday  review65, 300.  [1534 
s.  auch  [136. 

A.  F.  D.  A.    XVI.  14 


210  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

vSchiller, F. :  Balladsed.  by  HJohnson.  —  Modern  language  notes  3,219.  [1535 
Sch.s  lyr.  gediente  von  HDüntzer.  6  u.  7  bdehen.  3  neu  durchges.  aufl. 
(Erläut.  zu  den  deutschen  class.  41  u.  42  bdehen).  Leipzig,  Wartig. 
319.     12.  [1536 

Vi  eh  off  1887  [1322.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  88  (Kettner).  [1537 

KR  e  h  o  r  n  ,  Sch.s  lied  an  die  freude.  Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f. 
4, 45.  [1538 

Anthologie  s.  [1690. 
Balladen  s.  [1535.  1621. 

Zu  Sch.s  berglied  v.  23  vonFJonas.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,496.  [1539 
Friedrich  Wilhelm  m  in  Sch.s  Bürgschaft.     Daheim  nr  44.  [1540 

Lay  of  the  bell,  transl.  by  EJCrockett.  Southern  methodist  review, 
march.  —  Modern  language  notes  3,  407.  [1541 

Cutler  1887  [1331.  —  Modem  language  notes  3,407.  [1542 

Sch.s  Glocke  u.  Kindsmörderin  ins  span.  übers,  von  DJEHartzenbusch. 
s.  AZ  nr  165B  s.  2418a  anm.  2.  [1543 

Sch.s  Lied  von  der  glocke  in  der  1  classe  des  sloven.  obergymn.  in  Laibach 
von  AHeinrich.     Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,139.  [1544 

Sch.s  Lied  von  der  glocke.  D.  ztg.  nr  5979  s.  4  [notiz  nach  der  Tägl. 
rundschau,  in  welcher  ein  ganz  ähnlich  lautendes  gedieht  PhGeisels  (pfarrers 
zu  Bischweiler  i/E.  1708—1726)  angeführt  wird].  [1545 

Die  götter  Griechenlands  von  Stier.     D.-evang.  bll.  13,649.  [1546 

Das  ideal  u.  das  leben.  Grosse  1887  [1334.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,89 
(Kettner).     Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  664  (Prosch).  [1547 

Zu  Sch.s  gedieht  Das  ideal  u.  das  leben  von  HHildebrand.  Zs.  f.  d. 
deutschen  Unterricht  2,  464.  [1548 

s.  auch  [1549. 

Sch.s  Weltanschauung  u.  die  bibel.  erläut.  über  Kassandra  u.  Das  ideal  u. 
das  leben  von  JGold  Schmidt.  Berlin,  Rosenbaum  &  Hart.  27.  8.  [1549 
Die  kindsmörderin  s.  [1543. 

Die  kraniche  des  Ibykus  von  Hotop.     Päd.  bll.  17,493.  [1550 

JGoldschmid  t,  Der  plan  in  Sch.s  gedichte  Die  künstler.  Ber.  d.  fr.  d. 
hochstiftes.     n.  f.  bd.  4,  acad.  fachabt.,  s.  156.  [1551 

Taucher.  Groce  1886  [1421.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  1 
(Ullrich).  [1552 

GPitre,  La  leggenda  di  Cola  Pesce.  Archivio  per  lo  studio  delle  tradi- 
zioni  popolari  bd.  7  heft  9.  [1553 

[Zu  Sch.s  Taucher  von  HS t ein thal.  Zs.  f.  völkerpsychol.  18,  179].  [1554 
Iphigenie  s.  [15. 

Die  Jungfrau  von  Orleans,  eine  romant.  tragödie.  with  biographical 
notice,  historical  introduetion  and  analytical  notes  by  JGostwick.  Npw- 
York,  Macmillan.     16, 240.     16.  [1555 

Sch.s  Jungfrau  von  Orleans  von  EKuenen.  2  verb.  aufl.  (Die  deutschen 
class.  erläut.  u.  gewürdigt  —  von  EKuenen  u.  MEvers  2  bdehen).  Leipzig, 
Bredt.    92.     12.  [1556 

Jeaune  d'Arc.  tragedie  romantique.  parLSchmitt.  classe  de  rhetorique. 
Paris,  Delagrave.     vi,  57.     12.  [1557 

Die  Jungfrau  von  Orleans,     new  ed.     New-York,  Holt  &  cie.  [1558 

La  pucelle  d'Orleans  (Jeanne  d'Arc),  tragedie.  trad.  de  l'allemand  en  vors 
francais.     Auch,  Lartet.     174.     18.  [1559 

s.  auch  [1570  f. 

Johanna  d'Arc  u.  der  schwarze  ritter.  eine  stud.  über  Sch.s  Jungfrau  von 
Orleans  von  KBrei tsprecher.  Breslau,  Kern.  64.  8.  —  D.  litteraturbl. 
bd.  11   nr37  (Welzhofer).  [1560 

Eysell  1887  [1349.  —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  42,231  (Müller).  Zs.  f. 
d.  phil.  21,96  (Kettner).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,838  (Minor).  Wesfer- 
manns  monatshefte  65,  295.     Päd.  bll.  17,  378.  [1561 

La  legende  de  Jeanne  d'Arc  en  Alsace  par  HM  artin.  La  tradition  t.  2  nr  5 
(Jahresber.  10,122).  [1562 


VERZEICHMS    DER    SCHRIFTSTELLER:      SCHILLER  21t 

vSchiller,F.:  Semmig  1887  [1350.  —  Westermanns  monatshefte  65, 295.  [1563 
Der  klerikal -nationale  kultus  der  Jungfrau  von  Orleans  in  Frankreich  von 
HSemmig  [behandelt  auch  Sch.s  Jungfrau  von  Orleans].  AZ  nr  126.  55— 7. 
75-7  B.  [1564 

Kabale  u.  liebe  s.  [11.  1616. 

Sch.s  Macbeth  u.  das  engl,  original  von  BSandmann.  progr.  d.  real- 
gymn.  zu  Tarnowitz.     Tarnowitz,  Reimann.     xvi.     4.  [1565 

Maria  Stuart.  Be  vir  1887  [1354.  —  Saturday  review  65,  300.  [1566 
Marie  Stuart,  drame.  avec  notices  et  notes  par  Briois.  classe  de  troi- 
sieme.     2  ed.     Paris,  Delagrave.    vi,  66.    12.  [1567 

Marie  Stuart,  expliquee  litteralement,  trad.  en  francais  et  annotee  par  ThF  ix 
Paris,  Hachette.     525.     12.  [1568 

Maria  Stuart,  ein  trauerspiel.  mit  ausfuhr],  erlaut.  f.  den  schulgebrauch  u. 
das  privatstud.  von  HHeskamp.  2  sorgfältig  durchges.  u.  verb.  anfl. 
Paderborn,  Schöningh.     213.     8.  [1569 

Mary  Stuart  and  The  maid  of  Orleans,  transl.  by  JMellish.  London, 
Bell  &  sons.  [1570 

Mary  Stuart  and  Maid  of  Orleans,  transl.  by  ASwanwick  (Bohn  series). 
New- York,  Scribner.  [1571 

Maria  Stuart,  ein  trauerspiel.  4  aufl.  (Repert.  des  hgl.  meiningenschen 
hof-theaters.  officielle  ausg.,  nach  dem  scenarium  des-  hoftheaters  bearb. 
heft  24).     Leipzig,  Conrad.     99.     12.  [1572 

Eine  Maria  Stuart  vor  Seh.  [Banks,  The  Albion  queens]  von  EMVacano. 
Über  iand  u.  meer  nr50.  [1573 

Maria  Stuart,  aufführung  im  kgl.  schauspielhause  zu  Berlin.  vonOBrahm. 
Die  nation  5,414.  [1574 

Über  naive  u.  sentimentalische  dichtung.  Egger-Rieger  1886  [1444. — 
Zs.  f.  d.  phil.  21,99  (Kettner).  [1575 

Tumlirz  1886  [1445.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  100  (Kettner).  [1576 

Zur  leetüre  der  Sch.schen  abhandl.  Über  naive  u.  sentimentale  dichtung 
von  Hähnel.     Gymn.  s.  473.  [1577 

Der  neffe  als  onkel.  lustspiel  aus  dem  frz.  des  Picard.  zum  übers, 
aus  dem  deutschen  in  das  frz.  bearb.  ven  OF  i  e  b  i  g  u.  StL  e  p  o  r  t  i  e  r. 
7  verb.  aufl.  (Frz.  übungsbibl.  nr  13).  Dresden,  Ehlermann.  78.  8.  [1578 
s.  auch  [3.  1579. 

Picard,  Mediocre  et  rampant  ou  le  moyen  de  parvenir  [Sch.s  Parasit]  u. 
Encore  des  Menechmes  [Sch.s  Neffe  als  onkel].  abdr.  der  1  sep.-ausg.  von 
1797  u.  1802  (Quellenschr.  zur  neueren  deutschen  litt.  hg.  von  ABieling 
nr  3).     Halle,  Niemeyer.     122.     8.  [1579 

Räuber.  Neubauer  1887  [1362.  —  Litt,  centralbl.  nr  22.  Zs.  f.  d.  österr. 
gymn.  39,663  (Prosch).  [1580 

Sch.s  Räuber  von  OBrahm.     D.  dichtung  4,22.56.  [1581 

Die  doppelbearb.  der  Räuber,  des  Fiesco  u.  des  Don  Carlos  von  Seh.  eine 
litterarhist.  stud.  von  HTi  schier,  leipz.  diss.  Leipzig,  dr.  von  Herr- 
mann  (Fock).    65.    8.  [1582 

[Über  die  l  aufführung  der  Räuber  in  Stuttgart  1788.  Frankf.  ztg.  nr  320 
abendbl.  (notiz)].  [1583 

Die  räuber.  aufführung  am  D.  theater  zu  Berlin.  vonOBrahm.  Die  nation 
5,  753.  [1584 

s.  auch  [192.  1616.  1755. 

2  schulhefte  Sch.s  1.  poetik  u.  Stilistik.  2.  geographie.  von  JMinor. 
Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,1057.  [1585 

Wilhelm  Teil,  with  argumenls  and  commentary  by  CABuch  heim.  7  ed. 
Oxford,  Warehouse.     8.  [1586 

Wilhelm  Teil  by  CABuch  heim,  school-ed.  Oxford,  Warehouse.  [1587 
Guillaume  Teil,  drame.  texte  allemand ,  publie  avec  une  introduetion,  une 
analyse  litteraire  et  des  notes  grammaticales ,  historiques  et  geographiques 
par  ThFix.     Paris,  Hachette.     xxiv,  239.     8.  [1588 

14* 


212  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

vSchiller,  F.:  Guillaume  Teil,     explique  litteralement,  trad.  en  francais  et  an- 
note  par  ThFix.     Paris,  Hachette.     499.     12.  [1589 

Wilhelm  Teil.  Schauspiel,  mit  ausführt,  erläut.  f.  den  schulgebrauch  u.  das 
privatstud.  von  AFunke,  mit  1  kärtchen.  4  verb.  aufl.  Paderborn,  Schö- 
ningh.     178.     8.  [1590 

Wilhelm  Teil,  drama  c  5  dijach  z  nimeckago  pereklaw  MKmicik e witsch 
(kleinruss.).     Lemberg.     16.  [1591 

Guillaume  Teil,  drame.  avec  notices  et  notes  par  LSchmitt.  classe  de 
troisieme.     2  ed.     Paris,  Delagrave.     x,  69.     12.  [1592 

Wilhelm  Teil  po  Seh.  razskaz  perew.  ANZngeljgard  (russ.).  SPeters- 
burg,  Bitepage.     8.  [1593 

[Rhätoman.]  dialectprobe  aus  dem  [graubünd.]  Münsterthal  (übers,  einiger 
stellen  des  Wilhelm  Teil)  in:  *  Annalas  della  sociedad  Rhaeto-romanscha. 
2  annada  (Guera ,  stampa  delf  officina  da  GhSenti,  1887)  s.  255.  —  Lit- 
teraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  8  (Ulrich).  [1594 

s.  auch  [13. 

Ältere  Teilenspiele  von  RKelterborn.  N.  zürcher  ztg.  nr216.  7.  9.  20.     [1595 
Nover  1887]  1373.  — Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2, 175  (Unbescheid).   [1596 
s.  auch  [267. 
Turandot  s.  [15. 

[Über  Sch.s  Tirrandot.     D.  rundschau  56,  145  (Krause)].  [1597 

Der  Verbrecher  aus  verlorner  ehre  s.  [16. 

Über  Völkerwanderung,  kreuzzüge  u.  ma.  Bouterwek  1887  [1376.  — 
N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd.  138,  353  (Storch).  [1598 

Zu  den  Tabulae  votivae  von  FJonas.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,151.  [1599 
Le  camp  de  Wallenstein,  ed.  nouvelle  avec  introduetion  et  commentaire 
par  AChuquet.     Paris,  Cerf.     xxm,  143.    8.  [1600 

Funke  1887  [1378.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  39,  838  (Prosch).  [1601 

Lockhart  1887  [1380.    —    Acad.  nr  824  (Morshead).     Spectator  61,1594. 

[1602 
Hann  1885  [1224.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,95  (Kettner).  [1603 

Kern  1887  [1379.  —  Zs.f.d.  deutschen  Unterricht  2, 174  (Unbescheid).  [1604 
Koch  1884  [982.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,96  (Kettner).  [1605 

Wallenstein,  nach  Sch.s  trilogie  f.  die  reifere  Jugend  frei  bearb.  von  MLamak. 
Stuttgart,  Thienemann.  [1606 

Walther  Butler,  zum  Jahrestage  der  ermordung  Wallensteins.  von  JLampel. 
N.  fr.  presse  nr  8442  morgenbl.  [1607 

Rönnefahrt  1887  [1386.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,95  (Kettner).  Päd.  bll. 
17, 378.  [1608 

Der  lange  Peter  von  Itzehoe  von  ORüdiger.  Belletrist.-litt.  sonntagsbeil. 
d.  Hamb.  nachr.  nr  7  [kommt  f.  Wallensteins  lager,  u.  in  höherem  grade  f. 
JGMüller  in  betracht].  [1609 

Tomaschek  1887  [1389.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,94  (Kettner).  [1610 

[Die  drei  edelsteine.  zu  kaiser  Ferdinands  n  zeit  gab  es  ein  Sprichwort, 
worin  es  hiefs,  dass  der  kaiser  6  besondere  lieblinge  habe,  nämlich  3  edel- 
steine und  3  grofse  berge,  die  letzteren  waren  fürst  Eggenberg,  graf  Werden- 
berg u.  baron  Questenberg;  die  3  edelsteine  waren  die  fürsten  Liechtenstein, 
Dietrichstein  u.  Wallenstein,  hierauf  beziehen  sich,  wie  die  Dramat.  bll. 
schreiben,  die  verse  in  Sch.s  Piccolomini:  'Albert  Wallenstein,  so  hiefs  der 
dritte  edelstein  in  seiner  (Ferdinands)  kröne.'  Der  sammler  (beibl.  zur  Augsb. 
abendztg.)  nr  64].  [1611 

Cours  superieur  de  langue  allemande  (derniers  programmes).  les  auteurs 
du  programme  (extraits  relies  par  des  analyses).  Gorrespondance  entre 
Seh.  et  Goethe,  avec  notices  et  notes  par  LSchmitt.  classe  de  philosophie. 
Paris,  Delagrave.     vm,  73.     8.  [1612 

Zum  briefwechsel  zwischen  Seh.  u.  Goethe  von  JMinor  u.  CAHBurkhardt. 
Goethe-jb.  9,  240.  364.  [1613 

s.  auch  [125.240.283.  797. 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      SCHILLER  213 

vSchiller,  F. :  Sch.s  philos.  gedichte  von  EAbel.  Die  naüon  5,351.  [1614 
Anders  1887  [1395.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,78  (Kettner).  Arch.  f.  d.  stud. 
d.  neueren  spr.  81,  342.    Zs.  f.  d.  deutsehen  Unterricht  2, 167  (Unbescheid). 

[1615 
Sch.s  dramen.  beitr.  zu  ihrem  Verständnis  von  LBellermann.  1  teil  [Die 
räuber.  Fiesco.  Kabale  u.  liebe.  Don  Garlos].  Berlin,  Weidmann,  vn,  328. 
8.  —  Die  post  nr  326  beil.  1  feuill.  [1616 

Borges  1887  [1397.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  80  (Keltner).  Arch.  f.  d.  stud. 
d.  neueren  spr.  81,342.    Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2,  171  (Unbescheid). 

[1617 
Boxberger  1887  [1398.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  85  (Kettner).  [1618 

Seh.  von  OB  rahm.  bd.  1.  Berlin,  Hertz,  x,  389.  8  [vor  erscheinen  des 
werkes  wurden  einzelne  cap.  mitgeteilt  in:  Frankf.  ztg.  nr  151.2  morgenbl. 
feuill.  Die  nation  5,  494.  509.  635.  47.  Nationalztg.  nr  306.  10.  Nord  u. 
süd  45, 92].  —  D.  rundschau57, 164(Schmidt).  Die  nation  6,22  (Mauthner).  Die 
post  nr  326  beil.l  feuill.  Gegenwart  nr  48.  9  (Düntzer).  Nationalztg.  nr591 
(Frenze!).  Belletrist.-litt.  sonntagsbeil.  d.  Hamb.  nachr.  nr  43  (Bölsche). 
Frankf.  ztg.  nr  335  morgenbl.  feuill.  (Prölfs).  Didaskalia  nr  267.  Der 
sammler  (beibl.  zur  Augsb.  abendztg.)  nr  136  u.  Dramaturg,  bll.  u.  bühnen- 
rundschau  nr  45  (Harden).  [1619 

Aus  dem  Sch.-archiv.  zum  10  nov.  vonOBrahm  [briefe  an  Seh.,  im  besitze 
seiner  tochter  resp.  seines  enkels  vGleichen-Russwurm].  Frankf.  ztg.  nr3l5 
morgenbl.  feuill.  [1620 

Die  grundgedanken  der  romanzen  (bailaden)  Sch.s.  nach  seinen  eigenen 
philos.-ästhet.  abhandl.  erläut.  von  JBrock.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht 
2,  247.  [1621 

Brunner  1887  [1401.  —  Hist.-pol.  bll.  101,875.  [1622 

Buttmann  1886  [1480.  —  Litt,  merkur  8,  87  (Hörn).  [1623 

TCarlyle,  Life  of  FSch. :  comprehending  an  examination  of  his  works.  new 
ed.     London,  Chapman  &  Hall.     280.     12.  [1624 

Frank  1885  [1237.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  100  (Kettner).  [1625 

Charlotte  vSch.  von  LGeiger.  Westermanns  monatshefte  65,135.  [1626 
Sch.s  elhik  u.  ihr  Verhältnis  zu  der  Kantischen  von  GGeil.  progr.  d.  real- 
schule  bei  SJohann  in  Strafsburg  i/'E.  34.  4.  auch  strafsb.  diss.  (Leipzig, 
Fock).  [1627 

Sch.s  dram.  entwürfe  von  HGlücksmann.     Presse  nr  312.  [1628 

Lessings  einfluss  auf  Seh.  von  JGoldschmidt.  Rhein,  bll.  f.  erziehung 
u.  Unterricht  bd.  62  heft  2.  3.  [1629 

Der  bäum  des  lebens  u.  der  bäum  der  erkenntnis  in  Sch.s  muse  von  JGold- 
schmidt. Jüd.  litteraturbl.  17, 147.  57.  61.  [1630 
Sch.s  leben  u.  wirken,  in  zwanglos  gebundener  rede  dargest.  von  einem 
ungenannten  aber  doch  bekannten  [GFGriesi  nger].  Stuttgart,  Lutz,  in,  136- 
12.  —  Schwab,  chron.  s.2005.  [1631 
Vor  dem  berliner  Seh. -denkmal  von  CGurlitt.  Der  kunstwart  jg.  1  stück  16 
[kritik  des  denkmals  in  form  eines  gespräches  zwischen  einem  gebildeten 
u.  einem  bauern].  [1632 
Sch.s  ansichten  über  die  erziehung  des  einzelnen  u.  des  volkes  von  WHal- 
lada.  jahresber.d.  landesoberrealschule  inZnaim.  Znaim,Fournier&Haberler. 
16.  8.  [1633 
Hepp  1887  [1403.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,77  (Keltner).  [1634 
Howe  1887  [1404.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,  100  (Kettner).  [1635 
Keller  1887  [1405.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,79  (Kettner).  [1636 
Klötzer  1886  [1490.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,81  (Kettner).  [1637 
Lange  1887  [1406.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,90  (Kettner).  [1638 
Neuentdeckte  Schilleriana  von  OLohrs.  Das  humoristische  Deutschland, 
dec.  heft  1.2  [parodie  auf  die  moderne  lilterarhist.  forschung].  [1639 
JChReinhart.  ADB  28,  72  (RMuther).  [1640 
Palleske-Fischer  1887  [1407.  —  Grenzboten  47,  1,612.  [1641 
Sch.s  lyr.  gedankendiclitung  in  ihrem  ideellen  zusammenhange  beleuchtet  von 


214  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

EPhilippi.  Augsburg,  Votsch.  vin,  122.  8.  —  Gegenwart  nr  51.  AZ 
nr342B.     D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  38  (Boxberger).  [1642 

vSchiller,  F. :  Ruhe  1887  [1408.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  3 
(Weifsenfeis).  Zs.  f.  d.  phil.  21,  85  (Kettner).  Zs.  f.  d.  deutschen  Unter- 
richt 2,  176  (Unbescheid).  [1643 
Schanzenbach  1887  [1410.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,82  (Kettner).  [1644 
Seh.  ein  lebensbild  f.  jung  u.  alt  von  FSchmidt.  8  aufl.  mit  3  abbildungen 
(D.  jugendbibl.  begründet  von  FSchmidt,  fortgeführt  durch  JLohmeyer  u. 
FSchmidt  bd.  27).  Kreuznach,  Voigtländer.  160.  12.  [1645 
Die  Karlsschule  u.  Seh. s  Jugenddramen  von  KTrosl.    Grenzboten  47,2,  467. 

[1646 
Sch.s  leben,  geistesentwickelung  u.  werke,  auf  der  grundlage  der  KHoff- 
meisterschen  Schriften  neu  bearb.  von  HViehoff.  2  aufl.  3  teile.  Stuttgart, 
Conradi.     vi,  285.  243.  273.    8.  [1647 

Weltrich  1887  [1413.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,75  (Kettner).  [1648 

Widder  1886  [1506.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,91  (Kettner).  [1649 

Otlilie  Wildermuths  leben,  nach  ihren  eigenen  aufzeichnungen  zusammen- 
gest.  u.  ergänzt  von  ihren  töchtern  AWillms  u.  AWildermuth.  mit 
3  abbildungen.  Stuttgart,  Kröner.  v, 415.  8  [handelt  von  dem  in  Marbach 
geplanten  Sch.-denkmal].     vgl.  AZ  nr  342  B  (Weitbrecht).  [1650 

Über  Sch.s  Stellung  zum  pessimismus.  vortr.  geh.  von  ThZiegler.  referat 
in  :    Didaskalia  nr  273.  [1651 

Kurze  sprachl.  bemerkungen  zu  verschiedenen  stellen  aus  Sch.s  werken.  Zs. 
f.  deutsche  spr.  2,  361.  [1652 

Byron  explained  by  Seh.     New- York  nation  46,  154.  [1653 

Ein  bisher  nicht  veröffentlichtes  Sch.-bildnis  [vermutl.  um  1786  entstanden, 
im  besitze  des  frankf.  antiquars  Rezinger].  Frankf.  ztg.  nr  36  morgenbl. 
(i.otiz).  [1654 

Das  Sch.-fenster  in  Stuttgart.     N.  fr.  presse  nr  8544  abendbl.    Kleine  chron. 

[1655 
s.  auch  [176.205.234.252.280.951. 

vSchlegel,  AW.  s.  [3.  5.  10.  12.  244. 303. 

Schlegel,  D.:  Kurze  sprachl.  bemerkungen  zu  F.  (d.i.  Dorothea)  Sch.s  übers, 
der  Corinna  von  frau  vStael  (4  teil).     Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  299.  [1656 

VSCHLEGEL,  F.    S.  [303. 

Schlegel,  JE.:  vAn  toniewiez  1887  [1419.  —  Grenzboten  47,  1,159.  Wester- 
manns  monatshefte  65,  158.  Anz.  xiv  273  (Rentsch).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn. 
39,  533  (Minor).  Athenaeum  jg.  5  nr  7  (Kraus).  D.  litteraturbl.  bd.  10 
nr48  (Schädel).  [1657 

JESch.  von  dr  S  e  e  1  i  g  e  r.  Mitteil.  d.  ver.  f.  gesch.  d.  Stadt  Meifsen 
2,  145.  [1658 

Beitr.  zur  kenntnis  JESch.s  vonOWalzel.  Vierteljahrschr.  f.  Ig.  1,212.     [1659 

Schleiermacher,  FED.:  Zimmer  1887  [1420.  —  DLZ  nr  2  (Bassermann).  Theol. 
Jitteraturztg.  nr  4  (Achelis).  [1660 

Reden  über  die  religion.  mit  einer  einl.  von  SLommatzsch  (Bibl.  theol. 
class.  bd.  4).     Gotha,  Perthes,     v,  333.     8.  [1661 

Sch.s  Stellung  zum  Christentum  in  seinen  reden  über  die  religion.  ein  beitr. 
zur  ehrenrettung  Sch.s  von  ORitschl.  Gotha,  Perthes,  vii,  107.  8.  [1662 
Stud.  über  Seh.  von  ORitschl.  Theol.  stud.  u.  kritiken  61,300.  6S7.  [1663 
Am  12  febr.    Prot,  kirchenztg.  35,  155.  [1664 

s.  auch  [216.  1102. 

vSchmid,  Gh.:  Ausgew.  erzählungen  f.  die  Jugend,  hg.  von  JAmbros.  3 — 20. 
22.  3.  5.  7.  8.  33.  5.  6  bdehen.  mit  je  1  bild.  Wien,  Pichler.  47.  46.  52.  50. 
52.  48.  48.  51.  56.  44.  44.  48.  56.  55.  52.  44.  52.  56.  56.  72.  62.  80.  82.  130. 
163.     12.  [1665 

Ausgew.  kinderschriften.  bd.  13  — 15.  neue  ausg.  mit  einem  vorw.  von 
FBraun.     Stuttgart,  Gundert.     144.136.135.     8.  [1666 

150  kurze  erzählungen  f.  die  Jugend,  neue  ausg.  mit  einem  vorw.  von 
EEvers.     Wiesbaden,  Ebbecke.     157  mit  2  chromolith.     8.  [1667 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     SCHILLER  —  SCHUßART  215 

vSchmid,  Ch.  :  Auserlesene  erzählungen.  f.  evang.  christenkinder  bearb.  von 
JFRanke  (Unterhaltungsbibl.  f.  kinder  6—8  bdchen).  Elberfeld,  Bädeker. 
116. 139  mit  je  3  abbildungen.     140  mit  2  abbildungen.     8.  [1668 

5  der  schönsten  erzählungen.  mit  illustr.  Ravensburg,  Dorn.  227.  8.  [1669 
Das  beste  erbteil.  Der  rosenstock.  Die  kirschen.  Die  nachtigall.  4  erzäh- 
lungen. mitbildern.  ster.-ausg.  Reutlingen,  Ensslin  &  Laiblin.  160.  8.  [1670 
Der  brautring,  eine  erzählung.  neue  ausg.  mit  einem  vorw.  von  FBraun. 
Stuttgart,  Gundert.    39.    8.  [1671 

Florentin  Walther,  ein  verständiger  u.  rechtschaffner  bauersmann.  erzählung. 
neue  ausg.  mit  einem  vorw.  von  FB  r au  n.  Stuttgart,  Gundert.  48.  8.  [1672 
Genovefa.  eine  der  schönsten  u.  rührendsten  gesch. ,  erzählt  f.  alle  guten 
menschen,  bes.  f.  mütter  u.  kinder.  neue  durchges.  ausg.  von  EEvers. 
Wiesbaden,  Ebbeke.    115  mit  2  chromolith.  115.    8.  [1673 

Genoveffa:  storia  degli  antichi  tempi,  recentemente  esposta  per  le  madri  e 
pei  fanciulli.  ed.  nuovamente  riv.    Milano,  Barbini.  127.    16.  [1674 

Der  gute  Fridolin  u.  der  böse  Dietrich,  eine  lehrreiche  gesch.  neu  durchges. 
ausg.  von  EEvers.  Wiesbaden,  Ebbeke.  197  mit  2  chromolith.  8.  [1675 
Wie  Heinrich  von  Eichenfels  zur  erkenntnis  gottes  kam.  eine  erzählung. 
neue  durchges.  ausg.  mit  einem  vorw.  von  EEvers.  Wiesbaden,  Ebbeke. 
47  mit  2  chromolith.   8.  [1676 

s.  auch  [12. 

Die  hirabeeren.  eine  erzählung  f.  kinder  u.  kinderfreunde,  neue  ausg.  mit 
einem  vorw.   von  FBraun.     Stuttgart,  Gundert.  36.    8.  [1677 

Pauline,  die  kinderfreundin.  eine  erzählung.  neue  ausg.  mit  einem  vorw. 
von  FBraun.    Stuttgart,  Gundert.   64.    8.  [1678 

Pauline.  Josaphat.  Drei  parabeln  Barlaams.  Titus  u.  seine  familie. 
(Ausgew.  volks-  u.  jugendschr.  hg.  von  OHellinghaus  26  —  8  bdchen). 
Münster,  Aschendorff.    vm,  134.    vm,  183.    16.  [1679 

Rosa  von  Tannenburg  u.  4  andere  erzählungen  f.  die  liebe  Jugend,  mit  5 
feinen  farbendr.-bildern  nach  aquarellen  von  COffterdinger.  Stuttgart,  Loewe. 
in,  115.    4.  [1680 

Rosa  von  Tannenburg,  eine  gesch.  f.  eitern  u.  kinder.  neue  durchges.  ausg. 
mit  einem  vorw.  von  EEvers.  Wiesbaden,  Ebbeke.  144  mit  2  chromo- 
lith. 8.  [1681 
Timotheus  u.  Philemon.  eine  erzählung.  neue  ausg.  mit  einem  vorw.  von 
FBraun.  Stuttgart,  Gundert.  51.  8.  [1682 
Die  ungleichen  Schwestern,  eine  erzählung.  neue  ausg.  mit  einem  vorw.  von 
FBraun.  Stuttgart,  Gundert.  47.  8.  [1683 
[Zahlreiche  frz.  (sowie  einige  span.)  übers,  einzelner  stücke  s.  Bibl.  de  la 
France,  annee  1888.  table  alphabetique  p.  155].  [1684 
Schmid,  ChH.:  Zu  QF  39,  27  von  CSchüddekopf.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1, 
491.  •  [1685 
Schmidt,  GPh.  (von  Lübeck)  s.  [302. 

Schnabel,  JG.  (Gisander):    Eine  deutsche  Robinsonade   (Insel   Felsenburg)  von 

PhStrauch.     D.  rundschau  56,  379.  [1686 

Vom  verf.  der  Insel  Felsenburg   von  PhStrauch.     Zs    f.  gesch,  u.  politik 

s.  537.  [1687 

Schönborn-,  GFE.    s.  [1463. 

SCHREYVOGEL,  J.    S.    [392. 

Schröder,  FL.:  Litzmann  1887  [1443.  —  D.  revue  13,  1,  127.  Bll.  f.  litt, 
unlerh.  nr  3  (Boxberger).  Litt,  centralbl.  nr  9  (Creizenach).  DLZ  nr  15 
(Minor).  Grenzboten  47,  2,  342.  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  5 
(Koch).  Revue  critique  nr  23  (Chuquet).  D.  litteraturbl.  bd.  11  nr  11 
(George).  [1688 

Schubart,  ChFD.:  Seh.  auf  ThAbbts  tod.  von  PB eck.  Alem.  16,  263.  [1689 
Ein  gedieht  von  Seh.  in  Schillers  Anthologie  von  FBronner.  Zs.  f.  d. 
österr.  gymn.  39,  106.  [1690 

Bruchstück  aus  einem  von  Hohenasperg  aus  den  19  oct.  1785  an  seine  frau 
geschriebenen  briefe  Sch.s.   Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  233.  [1691 


216  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1888      II 

Schibart,  ChFD.:    Zur   characteristik   von   ChFDSch.   von   Ebner.     Mag.   f.  d. 
litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  26.  [1692 

Zu  Sch.s  Schriften   von  KGeiger.     Bes.  beil.  d.  Staatsanz.  f.  Württemberg 
nr  8/9.  [1693 

Hauff  1887  [1445.  —  Die  frau  im  gemeinnützigen  leben  3,290  (Box- 
berger).  [1694 
In  sachen  ChFDSch. s.  zur  abwehr.  von  GHauff.  Bes.  beil.  d.  Staatsanz.  f. 
Württemberg  nr  10.  [1695 
ChSch.  drama  von  PHerrmann.  Leipzig,  Friedrich.  109.  8.  [1696 
Aus  Sch.s  leben  u.  würken.  von  ENägele.  mit  einem  anh.:  Sch.s  erstlings- 
werke  u.  schuldictate.  Stuttgart,  Kohlhammer,  xn,  448  mit  4  taf.  8.  — 
Grenzboten  47,  3,  45.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  28  (Weitbrecht).  Nord  u.  süd 
46,  411.  Litt,  centralbl.  nr  38.  Westermanns  monatshefte  65,  159.  N.  Zür- 
cher ztg.  nr  125  u.  292  beil.  (Fischer).  Theol.  litteraturztg.  nr  23  (Eck). 
DLZ  nr  46  (Sauer).  Korrespondenzbl.  f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen  Würt- 
tembergs 35,  239  (Fehleisen).  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb. 
corresp.  nr  21.  2  (Wohlwill).  Bund  nr  155.  [1697 
Wiersz  przypisywany  Mickiewiczowi  von  BMWerner  [ein  Mickiewicz  zu- 
geschriebenes gedieht  als  nachahmung  eines  Seh. sehen  erwiesen].  Pamiet- 
nik  Mickiewicza  2,  142.  [1698 
Abweichungen  vom  heutigen  allg.  schriftgebrauch  in  Sch.s  briefen.  Zs.  f. 
deutsche  spr.  2,  296.  [1699 
vSchubert,  GH. :  Der  neue  Bobinson  oder  Schicksale  Philipp  Ashtons  unter  See- 
räubern u.  auf  der  insel  Buatan.  f.  die  deutsche  Jugend  bearb.  7  aufl.  mit 
5  bildern  (Calwer  familienbibl.  bd.  9).  Calw  u.  Stuttgart,  vereinsbuchhandl. 
302.  8.  [H00 
Schubert  ,  JG. :   Seh.   oder  Büdiger?  von  WBode.     Bll.  f.  hymnol.  s.  34.191. 

[1701 
Schulz,  JChF. :  Geiger  1886  [1561.  —  Bevue  critique  nr  42  (Chuquet).   [1702 
Schulze,  E.  s.  [221. 
Schupp,  JB.  s.  [327. 
Schwab,  G.  s.  [8.  12.  19.  221. 

Die  schönsten  sagen  des  class.  altertums.  3  teile,  mit  6,  4  u.  6  abbildungen. 
Lahr,  Schauenburg.  422.  423.  421.    12.  [1703 

Klüpfel  1884  [1029.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80,  220.     [1704 
Schwieger,  J.:  Geharnischte  Venus  1660.    hg.   von    ThBaehse  (Neudr.  deut- 
scher litteraturwerke  des  16  u.  17  jhs.   nr  74.  5).     Halle,  Niemeyer,    xvm, 
154.    8.  [1705 

s.  auch  [302. 
Seume,  JG.  s.  [3. 

JGS.  ein  gedenkbl.  zur  125  widerkehr  seines  geburtstages  (29jan.  1763) 
von  CAlberti.  Der  Sammler  (beibl.  zur  Augsb.  abendztg.)  nrl2.  [1706 
JGS.  von  MHeinzel.    Schles.  ztg.  nr  82.  [1707 

[Notiz  über  das  auffinden  der  acten,  den  nachlass  JGS.s  in  Leipzig  betr.  Die 
post  nr35  beil.  1  feuill.].  [1708 

vSoden,  FJH.  s.  [358. 

Sp^genberg,  W.:  Martin  1887  [1456.  —  Anz.  xiv  128  (Pniower).    Litteraturbl. 

f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  6  (Socin).     Germ.  33,  121  (Bartsch).  [1709 

Der  verf.  des  strafsb.  Saul  [landgraf  Moritz  von  Hessen?  übers,  von  S.]  von 

AvWeilen.    Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,480.  [1710 

Spee,  F. :  Hattler  1887  [1457.  —  Stimmen  aus  Maria-Laach  34,  485.     [1711 

Spreng,  JJ.  s.  [1790. 

Stfffens   H    s    (1*^. 

Stegmann,  J. :  JSt.s  lieder  von  AFischer.    Bll.  f.  hymnol.  s.  161.  [1712 

JSt.  von  FMotz.  progr.  d.  gymn.  Bernhardinum  in  Meiningen.  Meiningen, 
Keyfsner.    16.    4.  [1713 

Steinheim,  SL.:  SLSt.  als  dichter  u.  religionsphilos.  von  Steckelmacher. 
Populär-wissensch.  monatsbll.  zur  belehrung  über  das  Judentum  jg.  8  nr  6. 
7.  9.  [1714 


VERZEICHNIS  DER  SCHRIFTSTELLER:  SCHÜBART — UHLAND     217 

Stieglitz,  H.  s.  [15. 

Stolberg,  FL.  graf  zu  s.  [221.  428. 

Stotter, M. :  MSt.  ein  kleiner  beitr.  zur  deutschen  litteraturgesch.  von  APich- 
ler.     Österr.-ungar.  revue.  n.  f.  6,  80.  [1715 

Stranitzky,  JA.:  Zur  biogr.  JASt.s  von  AvWeilen.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1, 
485.  [1716 

Sturm,  L.:  LSt.  u.  seine  lieder  von  AFischer,    ßll.  f.  hymnol.  s.  18. 178.    [1717 

Sturz,  HP.  s.  [1178. 

Tanner,  KR.  s.  [257. 

Theremin,  F.:  Die  beredsamkeit  eine  tugend  oder  grundlinien  einer  systemati- 
schen rhetorik  u.  gespräche,  nebst  bruchstücken  aus  den  briefen  an  einen  nicht- 
existierenden  (Bibl.  theol.  class.  bd.  10).     Gotha,  Perthes.    274.    8.       [1718 

Thomas,  I.:  ITh.  von  WTümpel.    Bll.  f.  hymnol.  s.  141.  [1719 

Thomasius,  Ch.  :  Unser  Jubiläum  von  GKarpeles  [über  die  1  deutsche,  von  Th. 
hg.  zeitschr.  aus  dem  j.  1688].  Über  land  u.  meer  bd.  61  nrl2.  [1720 
ChTh.  von  JMinor.    Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,  1.  —  GGA  nr  19  (vWaldberg). 

[1721 
ChTh.  ein  beitr.  zur  gesch.  der  deutschen  aufklärung  von  ANicoladoni. 
Berlin,  Stuhr.  vm,  104.  8.  —  Der  Zeitgeist  (beibl.  zum  Berl.  tagebl.)  1887 
nr  45  (Neumann-Hofer).  D.  revue  12,  4,  378.  DLZ  nr  25  sp.  923.  D.  litte- 
raturbl.  bd.  11  nr  6  (Elias).  [1722 

Ein  deutscher  mann  von  PStötzer.    Didaskalia  nr  233.  [1723 

ChTh,  von  MWagner.     Daheim  nr  24.  [1724 

vThümmel,  MA.:  MAvTh.    Schles.  ztg.  nr  385.  [1725 

Tieck,  L.  s.  [4. 

Aus  T.s  novelle  Die  gemälde.  Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  17.  77.  112.  [1726 
s.  auch  [240.244.248.303. 

Tiedge,  ChA.  s.  [3.  221. 

Titz,  JP.:  Deutsche  gedichte  gesamm.  u.  hg.  von  LHFischer.  Halle,  Waisen- 
haus, lxxviii,  304.  8.  —  DLZ  nr  20  (Bolte).  D.  dichtung  4,  186  (Schönbach). 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  26  (Schroeter).  Zs.  f.  d.  phil.  21,  121  (Bötticher).  Litt, 
centralbl.  nr  38.  Revue  critique  nr  42  (Chuquet).  Theol.  litteraturbl.  s.  186 
(Gussmann).  [1727 

Einige  bemerkungen  zu  JPT.s  Deutschen  gedienten  von  GEllinger.  Zs. 
f.  d.  phil.  21,  309.  [1728 

Töpfer,  C. :  Erinnerungen  an  den  dichter  von  Rosenmüller  u.  Finke  von  AK  o- 
hut.    Beil.  zur  Bohemia  nr  335.  [1729 

Tribbechow,  A.:  AT.  von  WTümpel.    Bll.  f.  hymnol.  s.  87.  [1730 

Uhland,  L.:  Gedichte  u.  dramen  1887  [1475.  —  Anz.  xiv  174  (Werner).  [1731 
Kohut  1887  [1476.  —  Anz.  xiv  194  (Werner).  [1732 

Zu  U.s  Kapelle  von  ABirlinger.    Alem.  16,279.  [1733 

The  minstrels  curse.  transl.  by  Martin.  Blackwoods  Edinburgh  mag. 
sept.  [1734 

Des  sängers  fluch  [u.  Der  ring]  von  LU.  von  RMWerner  [quelle:  Herders 
Volkslieder].    Vierteljahrschr.  f.  lg.  1,  503.  [1735 

Emma  Unland,  LU.s  frau.  von  GEBarthel.  Der  christl.  schulbote  jg.  26 
nr  2.  3.  6—9.  [1736 

Hederich  1887  [1488.  —  Anz.  xiv  189  (Werner).  [1737 

Fischer  1887  [1489.  —  Hist.  zs.  59,339  (Gebhardt).  Anz.  xiv  175  (Wer- 
ner). Revue  critique  nr  26  (Chuquet).  Germ.  33,  236  (Bartsch).  [1738 
LU.  als  romanist  von  LF  r  ä  n  k  e  1.  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  80, 
25.  [1739 
Hassenstein  1887  [1501.  —  Litt,  centralbl.  nr  1.  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  24.  Anz.  xiv  185  (Werner).  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  9 
(Bechstein).  Westcrmanns  monatshefte  65,  295.  [1740 
Holland  1887  [1502.  —  Anz.  xiv  153  (Werner).  Revue  critique  nr  25 
(Chuquet).  [1741 
Zur  Würdigung  von  U.s  gedienten  von  FKern.  Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg. 
nr6. 7.                                                                                                          [1742 


218  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888      II 

Uhland,L.:  Eine  U.-reliquie  von  PLudwig.  Allg.  conservative  monatsschr.  f. 
d.  christl.  Deutschland  45,  286  [1743 

Ohorn  1887  [1525.   —  Anz.  xiv  193  (Werner).  [1744 

Paulus  1887  [1526.  —  Anz.  xiv  192  (Werner).  [1745 

Ein  schwäb.  dichter  von  FReufs.     Päd.  bll.  17,334.  [1746 

s.  auch  [267  f. 
Varnhagen  vEnse,  KA.:   Ausgew.   Schriften.    3  verm.  aufl.    neue  wolfeile  ausg. 
19bde.    Leipzig,  Brockhaus  (1871— 76).    ix,  385.  327.  361.  377.  358.  374.  ix, 
334.  327.  ix,  372.  397.  xi,  300.  vm,  314.  329.  411.  xv,  312.  vi,  238.  388.  vi, 
350.  360.  [1747 

s.  auch  [240.  1088. 
[Volksbücher:]    Zu  den  volksbb.  von  ABirlinger.     Alem.  16,  166.    vgl.  169 
(Bolle).  [1748 

Voss,  JH.  s.  [4.  10.  13. 

Homers  Odyssee  übers,  von  JHV.  f.  schule  u.  haus  bearb.  von  BKuttner. 
Frankfurt  a/M.,  Sauerländer,    iv,  228.    8.  [1749 

Luise  von  KBindel  (Class.  deutsche  dichtungen,  mit  kurzen  erläut.  f.  schule 
ü.  haus  hg.  von  KKeck  9  teil).  Gotha,  Perthes,  vn,  145  8.  —  D.  litteraturbl. 
bd.  11  nr22  (Hermens).  [1750 

s.  auch  [276.  428. 
Wagner,  GF.:  Die  schulmeisterswahl  in  Blindheim.    Stuttgart,  Lutz.  102.  8.  [1751 
Ernennung    u.    heirat   des    Schulmeisters    zu    Blindheim.      Stuttgart,    Lutz. 
96.    8.  [1752 

Wagner,  GHÄ.  (ps.  Ralph  Nym):   [Portr.    Illustr.  ztg.  nr  2351].  [1753 

Wahl,  JS.:  JSW.  von  WTümpel.     Bll.  f.  hymnol.  s.  57.  [1754 

yWallenrodt,  JIE.  geb.  vKoppy:  Karl  u.  Male  kriegen  sich  [über  das  Schau- 
spiel der  frau  vW. :  Karl  Moor  u.  seine  genossen  (1801)].  Münchner  neueste 
nachr.  nr  558  (aus  dem  Berl.  börsencour.).  [1755 

Weber,  CJ.  s.  [3. 

Demokritos  oder  hinterlassene  papiere  eines  lachenden  philos.  von  dem  verf. 
der  Briefe  eines  in  Deutschland  reisenden  Deutschen.  8  sorgfältig  erläut. 
orig.-ster.-ausg.  (neue  ausg.)  35  lfgen.  Stuttgart,  Rieger  (1868.  9).  332.  284. 
284.291.296.315.272.286.286.286.304.295.    8.  [1756 

Weckherlin.GR.:  Beitr.  zur  lebensgesch.  GRW.s  von  FAlthaus.  AZ  nr  144. 
5  B.  [1757 

Weitere  beitr.  zur  biogr.  GRW.s  von  HF isc her.    AZnrl63B.  [1758 

Weidmann,  C.  s.  [1233. 

Weise,  Ch.:  Die  arie  'Ach  mein  sinn'  aus  JSBachs  Johannespassion  von  PhSpitta. 
Vierteljahrschr.  f.  musikwissensch.  4,  471.  [1759 

s.  auch  [102.  159. 
Wenzel,  GJ. :  Biogr.  lexicon  des  kaisertums  Osterr.  55,13.  [1760 

vdWERDER,  D.:  Witkowsky  1887  [1573.  —  Zs.  f.  vgl.  lilteraturgesch.  u.  re- 
naissancelitt, n.  f.  1,  468  (Borinski).  [1761 
Werenfels,  S.  s.  [1790. 

Wernekingh,  J.:  Biogr.  lexicon  des  kaisertums  Osterr.  55,45.  [1762 

Werner,  FLZ.:  Zum  24  februar  von  ES  c  h  m  i  d  t.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  1, 
503.  [1763 

Biogr.  lexicon  des  kaisertums  Osterr.  55,  72.  [1764 

Werner,  K.:   ebenda  55,98.  [1765 

Wernigke,  Ch.:  Jugendgedichte,  hg.  von  LNeubaur  [aus:  Altpreufs.  monats- 
schr. 25,  124].  Königsberg,  Beyer.  44.  8.  —  DLZ  nr  25  sp.  923.  Revue 
critique  nr42  (Chuquet).  [1766 

ChW.  (1  buch)  von  JElias.  münchner  diss.  München,  dr.  von  Wolf  &  söhn. 
2  bll.  260.    8.  [1767 

Werthes,  FCA.:  Biogr.  lexicon  des  kaisertums  Osterr.  55,132.  [1768 

Weschel,  LM.:    ebenda  55,  134.  [1769 

Wetzel,  JK.:    ebenda  55,  184.  [1770 

Wieland,  ChM.:  Werke.  Pröhle  1887  [1574.  —  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht 
2,  197  (Schneider).  [1771 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      UHLAND ZSCHOKKE  219 

Wieland,  ChM.    s.  auch  [4.  15. 

Einige  spracht,  bemerkungen  zu  dem  letzten  satze  in  dem  5  cap.  des  4  buches 
von  W.s  Agathon.    Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  300.  [1772 

W.s  [Alboflede]  u.  Lessings  Laokoon  von  GKettner.  Zs.  f.  d.  phil.  21, 
336.  [1773 

W.s  Goldener  spiegel  von  GBreucker.     Preufs.  jbb.  62,  149.  [1771 

Goethe  u.  die  jüngste  Niobetochter  s.  [824. 
Musarion  s.  [1777. 

[Zum  Oberon  von  GBaist.     Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.    n.  f. 

1,  501].  [1775 

Zu  einem  briefe  W.s.    Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  226.  [1776 

W.  u.  seine  nachahmen   l.JKAMusäus.    2. Müller  von  Itzehoe,    von  HPröhle. 

Nationalztg.  nrll.  21  [behandelt  auch  die  einwirkung  der  Musarion  aufG.s 

Faust].  [1777 

W.s  berufung  nach   Weimar  von  BSeuffert.     Vierteljahrschr.   f.  Ig.    1, 

342.  [1778 

Encycl.  britannica.     9  ed.  24,  558  (JSime).  [1779 

s.  auch  [87.  785. 

Wieland,  JA.:  Biogr.  lexicon  d.  kaisertums  Oslerr.  56,  17.  [1780 

Wieland,  L.:    ebenda  56,  18.  [1781 

Wietz,  JK.:    ebenda  56,  98.  [1782 

VWILLEMER,  M.    S.    [943  f. 

Wimmer,  F.:  Biogr.  lexicon  des  kaisertums  Österr.  56,  227.  [1783 

Winckler,  JJ. :  JJW.  von  WTümpel.     BU.  f.  hymnol.  s.  170.   ..  [1784 

Winckler   vMohrenfels,  JJ. :    Biogr.   lexicon    des   kaisertums  Österr.  56,  289. 

*  [1785 

Wiser,JS.  u.  0.:   ebenda  56,53.4.  [1786 

Wolff,  Ch.  s.  [169. 

Wollee.  E.  s.  [1790. 

Zachariä,  JFW.  s.  [221. 

vZedlitz.  JCh.  s.  [7.  392. 

vZigler,  HA.:  Über  die  Asiat.  Banise.  zur  erinnerung  an  den  1  druck  im  j.  1688. 
von  GMüller-Frauenstein.     N.  arch.  f.  sächs.  gesch.  9,322.  [1787 

vZinzendorf,  ED.  geb. vReufs :  Ledderhose  1887  [15S2.  —  Litt,  centralbl.  nr  16. 
Theol.  litteraturztg.  nr  10  (Eck).    Theol.  litteraturbl.  s.  124  (Walther).  [1788 

vZinzendorf,  KL.  graf:  Becker  1887  [1584.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  1,  266 
(Erdmanu).  [1789 

Z.s  aufnähme  in  der  Schweiz,  ein  beitr.  zur  kirchen-  u.  litteraturgesch. 
von  JKeller  [handelt  aufser  von  Z.  von  HAnnoni,  llselin,  JCPeyer,  JJSpreng, 
SWerenfels,  EWolleb,  sowie  von  den  moralischen  wochenschr.  Der  eids- 
genoss  (1749)  u.  Der  neue  eidsgenosse  (1750)].  Basler  jb.  s.39.  [1790 
Z.s  versuch  Wittenberg  u.  Halle  zu  versöhnen  von  GK ramer.  Theol.  stud. 
u.  krit.  61, 141.  [1791 

GrafvZ.  von  KOstertag.  mit  bildnis  (Calwer  familienbibl.  bd.  12).  Calw  u. 
Stuttgart,  vereinsbuchhandl.  247.  8.  —  Theol.  litteraturbl.  1887  s.  475. 
Allg.  conservative  monatsschr.  f.  d.  christl.  Deutschland  45,  1008.  [1792 
Z.  von  HTietzen.  Gütersloh, Bertelsmann.  vm,371.  8.  —  Theol.  litteraturbl. 
s.  359.  67  (Schulze).  Allg.  conservative  monatsschr.  f.  d.  christl.  Deutschi. 
45,  1110.  [1793 

Zs.  theologie.    Evang.  kirchenztg.  nr  19.  [1794 

Zollikofer,  GJ. :  Eine  vor  mehr  denn  100  jj.  gehaltene,  aber  noch  immer  zeit- 
gemäße predigt  über  kinderzucht.  eine  erinnerung  an  GJZ.  Päd.  bll.  17, 
268.  [1795 

ZSCHOKKE,  H.    S.    [3. 

HZsch.s  Ber.  aus  der  waldstätte.  N.  zürcher  ztg.  nr  226—31.  33.  4.  [1796 
Humoristische  novellen.  illustr.  von  APetschnig.  9— 25  (schluss-)lfg.  2  bde. 
Wien,  Bondy.    in,  385—584.    8.  [1797 

kleinere  novellen.  illustr.  von  CKöystrand.  lfg.  1 — 14.  bd.  1.  2.  Wien,  Bondy. 
628.  1-32.    8.  [1798 


220  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1888     II 

Zschokke,  H.:    Aus  den  novellen.     3  bdchen    (Schweiz,  nationalbibl.    hg.  von 
RWeber  19—21  bdchen).    Aarau,  Sauerländer.    144.  73.    8.  [1799 

Matinees  suisses.  avec  etude  biographique  et  litteraire  par  ChSimond. 
Paris,  Galitier.    32.    16.  [1800 

Das  abenteuer  in  der  neujahrsnacht.  Aarau,  Sauerländer.  74.  8.  [1801 
Sereno  y  principe  (Das  abenteuer  der  neujahrsnacht).  novela  humoristica 
perEZsch.  traducida  del  aleman  por  FBarrasa.  Madrid,  Biblioteca  hispano- 
alemana  (Leipzig,  Hedeler  in  comm.).     80.    8.  [1802 

Das  8  cap.  aus  HZsch.s  novelle  Das  abenteuer  der  neujahrsnacht.  Zs.  f. 
deutsche  spr.  2,  29.  86.  122.  [1803 

Das  goldmacherdorf.  volkserzählung  (russ.  text).  6  aufl.  Moskau.  [1804 
Meister  Jordan  oder  handwerk  hat  goldenen  boden.  gekürzt  u.  zum  ge- 
brauch in  Fortbildungsschulen  eingerichtet  von  FJonas.  Berlin,  Oehmigke. 
120.   8.  [1805 

Der  tote  gast.     Aarau,  Sauerländer.    148.    8.  [1806 

The  broken  pitcher  (Der  zerbrochene  krug).  Cambridge,  Lever.  30.  [1807 
In  kämpf  u.  not.  erinnerungen  aus  trüben  tagen  [helvet.  elend  zur  zeit  des 
Franzoseneinfalls  1798/9;  wichtig  für  HZsch.  als  politiker].  N.  zürcher  ztg. 
nr  132.  3.  5.  6.  8.  9.  40.  5—7.  9.  50—2.  [1808 


ZUR   GESCHICHTE  DES  DEUTSCHEN  WÖRTERBUCHES. 

Mitteilungen    aus    dem   Briefwechsel   zwischen  den   brüdern 
Grimm   und   Salomon  Hirzel. 

1.  SHirzel  an  JGrimm.  13  august  1842. 
Natürlich  hat  Haupt  mit  seiner   gewissenhaftigkeit  und  be- 

scheidenheit  dem  minister  gegenüber  wieder  den  kurzem  gezogen, 
als  der  Marburger  brief  kam,  ordentliche  professur  und  800  rth., 
theilte  er  diesen  dem  hm  vWintersheim  mit  und  schrieb  dazu 
taub  gegen  bessern  rath,  an  fortgehn  denke  er  nicht,  sofort  er- 
hält er  die  eigenhändige  antwort  des  ministers,  seine  excellenz 
sind  erschrocken  über  den  drohenden  verlust,  danken  aber  in- 
nigst für  die  Versicherung  in  Leipzig  bleiben  zu  wollen,  und 
sind  schliefslich  schmerzlich  berührt  durch  den  umstand,  dem 
hrn  professor  zu  den  bisherigen  200  rth.  nicht  mehr  als  200  und 
100  rth.  rerauneration  für  examina,  summa  summarum  300  rth. 
zulegen  zu  können.  Haupt,  erbittert  aber  nicht  gewitzigt,  er- 
klärt sich  zufrieden,  bittet  sich  aber  noch  eine  ordentliche  pro- 
fessur der  deutschen  spräche  und  litteratur  aus,  hauptsächlich, 
um  bei  dem  examen  den  übrigen  examinatoren  gleich  zu  stehn, 
und  erhält  nach  wenigen  tagen  eine  —  abschlägliche  antwort,  indefs 
die  glänzende  aussieht  ihm  eröffnet  wird,  mit  der  zeit  noch  ein- 
mal 100,  schreibe  einhundert  thaler  zulage  zu  bekommen,  ge- 
langte jetzt  ein  ruf  nach  Halle  an  ihn,  so  würde  er  angenommen 
werden,    wenn  man  ihm  doch  einen  solchen  verschaffen  könnte! 

2.  SHirzel  an  JGrimm.  31  Januar  1849. 
Bei   meinem    eintägigen   aufenthalt   in    Berlin    bin    ich    ver- 
sprochener mafsen    noch   zu  dem   dr  Jakobi  gegangen,   der  mir 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEM    WÖRTERBUCHES  221 

die  gründe,  warum  er  seine  arbeit  nicht  geliefert,  mit  solcher 
behaglicher  Umständlichkeit  auseinandersetzte,  dass  ich  kaum  im 
stände  war  wieder  die  thür  zu  erreichen,  und  froh  sein  mufste 
ihm  wenigstens  die  bestimmte  erklärung  aussprechen  gekonnt  zu 
haben ,  dass  ich  wenn  auch  der  monat  februar  ohne  resultat  ver- 
streichen würde,  einen  andern  bearbeiter  für  Schiller  ausfindig 
zu  machen  [so!],     dahin  wird  es  auch  ohne  zweifei  kommen. 

3.  SHirzel  an  JGrimm.  13  april  1849. 
Jetzt  wäre  eine  neue  und  unerwartete  veranlassung  da,  die 

Sie  zu  uns  führen  könnte,  das  unglaubliche  ist  nämlich  ge- 
schehen! Jacobi  hat  den  Schiller  abgeliefert,  directe  an  uns  mit 
der  post.  nun  wäre  darüber  zu  sprechen  oder  vielmehr  von 
Ihnen  zu  bestimmen:  1,  was  wir  ihm  dafür  bezahlen  sollen,  er 
wird  nicht  gern  so  lange  auf  uns  warten  wollen  als  wir  es  auf 
ihn  mufsten.  sodann  2,  ob  wir  diese  auszüge  ohne  verzug  in 
das  ganze  einordnen  lassen  oder  noch  auf  anderes  warten  sollen, 
um  doppelte  arbeit  zu  sparen. 

.  Ich  bin  am  charfreitag  abend  von  Frankfurt  zurückgekehrt, 
wo  ich  die  unvergefslichen  kaisertage  verlebt  habe,  auch  den 
tag  war  ich  noch  dort,  als  die  königliche  antwort  eintraf,  den 
abend  aber  machte  ich  fort  und  fuhr  den  Rhein  hinunter  über 
Cöln.  überall  nahm  ich  den  frischen  eindruck  wahr,  der  allent- 
halben einer  und  derselbe  war,  und  es  kam  mir  vor,  als  ob  die 
republik  lustige  rolhe  blüthen  treibe. 

4.  JGrimm  an  SHirzel.  18  november  1850. 
Lieber  Hirzel,   das  mscpt.  zum  wb.  bleibt  immer  noch   aus 

(wer  kann  sich  in  diesen  Zeiten  zu  solchen  arbeiten  angürten?); 
ich  schicke  Ihnen  eine  kleine  jubilaeumsschrift  [an  Savigny] ,  die 
vielleicht  eine  Seltenheit  wird ,  da  nur  50  ex.  abgezogen  und  be- 
reits nach  allen  seiteu  verflogen  sind,  so  dasz  ich  nur  ein  paar 

übrig  habe mit  herzlichem  grusz  an  Sie  und  Reimer  und 

seid  mir  nicht  böse. 

5.  SHirzel  an  JGrimm.  3jännerl852. 
Da  wäre  denn  der  erste  halbe  bogen  zur  zweiten  correctur. 

dr  Hildebrand,  wie  des  correctors  name  ist,  besteht  darauf,  dass 
Ihnen  dieses  erste  mal  das  ms.  mitgeschickt  werde,  da  Sie  sich 
erst  überzeugen  müfsten,  ob  er  nichts  übersehen  habe,  da  wir 
es  dann  sorgfältig  aufheben  werden,  bitte  ich  Sie  auch  um 
rücksendung.  derselbe  herr  dr  Hildebrand  hat  auch  ein  blätt- 
chen beigelegt:    er  hat  gewils  zehnmal  gefragt  ob  er  auch  wohl 

dürfe 

Wir  schreiben  den  heutigen  tag,  wo  der  erste  correctur- 
bogen  des  Wörterbuchs,  an  dessen  entstehung  sich  so  viel  er- 
innerungen  knüpfen,  an  Sie  abgeht,  in  unsern  kalender  an. 
übers  jähr  ist  vielleicht  der  lOOste  im  druck. 


222  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

6.  JGrimm  an  SHirzel.  5  Januar  1852. 
Lieber  Hirzel,  was  thun  Sie?  mir  gerade  gestern  auf  meinen 

67jährigen  geburtstag,  wo  ein  besuch  den  andern  drängte,  die 
erste  correctur  des  unabsehbaren  werks  zu  senden  ?  ists  ein  Vor- 
zeichen guter  bedeutung?  erreiche  ich  das  normaljahr  von  70, 
so  können  die  drei  nächsten  jähre  viel  zu  stände  bringen,  aber 
der  anstrengungen  bedarf  es,  ich  hatte  sie  dunkel  vorausgesehu 
und  gewahre  sie  seit  dem  angebrochnen  tag  der  ausarbeitung 
deutlich. 

Druck  und  correctur  stellen  mich  sehr  zufrieden,  und  was 
noch  nicht  geordnet  erscheint  liegt  auszer  des  setzers  und  cor- 
rectors  schuld. 

Machen  Sie  mir,  nachdem  Ihren  einwänden  zu  liebe  ich 
fast  alle  meine  Vorsätze  für  die  reformation  unsrer  Orthographie 
aufgegeben  habe,  das  herz  nicht  schwer  mit  dem  fs,  das  Sie  ein 
altes  gutes  nennen,  für  wie  alt  denn  halten  Sie  es?  und  gut 
ist  es  nicht,  weil  es  eine  lüge  in  sich  enthält,  wir  nennen  es 
eszet,  schreiben  es  in  sogenannter  deutscher  schrift  ß  und  lösen 
es  im  lateinischen  druck ,  seit  man  begann  das  lauge  f  mit  s  zu 
vertauschen,  unbedacht  auf  in  ss.  schriebe  ich  muss,  anstoss, 
das  würde  Ihnen  keinen  geben,  aber  sz  gibt  ihn.  gegen  fs  ent- 
scheidet die  Unmöglichkeit  es  in  majuskel  auszudrücken,  wie  sz 
in  SZ. 

In  der  vorrede  des  ersten  bandes  soll  davon  gesprochen 
werden,  die  eigentliche  abhandlung  erfolgt  erst  im  S  uud  SZ, 
also  im  vorletzten  band. 

7.  JGrimm  an  SHirzel.  22  Januar  1852. 
Allen  anweisungen  zum  trotz  haben  solche  schlingeis  von  mit- 

arbeitern  nur  nach  Wörtern  gesucht,  die  in  ihren  gedanken 
wichtig  waren,  die  aber  worauf  es  ankam  uuausgezogen  gelassen. 
wenn  ich  ein  paar  blätter  im  Geliert  nachlese  finde  ich  gleich 
mehr,  an  solchen  unvollkommenheiten  leiden  alle  groszen  irdi- 
schen Unternehmungen,  den  plan  des  wb.  wird  die  vorrede  zum 
ersten  band  entfalten. 


Auf  den  titel  zu  setzen: 

Deutsches  Wörterbuch 

von 

Jacob  Gr.  und  Wilhelm  Gr. 

8.    SHirzel  an  JGrimm.  23  februar  1852. 

Ich  habe  noch  eiu  anliegen,  das  wort  abweiden  kommt  bei 
Goethe  in  Götter  helden  und  Wieland  einmal  in  der  bedeutung  von 
'abmähen'  vor,  B  6  der  mitfolgenden  Originalausgabe heifst  es  ziemlich 
zu  ende:  Hast  mit  deinem  verzehrenden  schwert  abgeweidet  ihre 
haare  1  so  steht  auch  in  den  gleichzeitigen  nachdrucken  des  schrift- 
chens, ebenso  in  dem  gleichzeitigen  Rheinischen  most,  ebenso  bei 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEM    WÖRTERBUCHES  223 

Himburg.  nach  1 779  ist  es  bis  1830  nicht  wieder  gedruckt  worden, 
in  diesem  jähr  aber  im  33  band  der  t.  a.  voll  druckfehler,  da  steht 
denn  s.  283  z.  9  v.  u.  abge weihet  st.  abgeweidet,  nun  will 
Düntzer  in  blindem  eifer  diesen  druckfehler  vertheidigen,  und 
da  voraussetzlich  derselbe,  nämlich  Düntzer,  der  herausgeber  von 
Goethe  bleiben  wird,  so  ist  zu  fürchten,  dass  der  fehler  sich  er- 
halten wird,  wenn  nicht  eine  autorität  dazwischen  tritt,  eine 
solche  wäre  das  Wörterbuch,  wenn  unter  dem  wort  abweiden  die 
stelle  berücksichtigt  würde,  sie  liefse  sich  nach  den  worten  'das 
feuer  weidet  ab  was  es  ergreift'  recht  gut  einfügen  [vgl.  Zeit- 
schrift für  deutsche  philologie  22,  253  f]. 

Es  thut  mir  leid,  dass  ich  dem  Düntzer  nicht  ernsthaft  gegen- 
über treten  darf:  ich  wäre  sehr  geneigt,  ihm  ein  versehen,  das 
ich  wol  begangen  (es  betrifft  das  wort  gewerbe)  zuzugestehn. 
alles  andere  würde  ich  zu  vertheidigen  wissen,  namentlich  das 
abweiden  und  die  unzweifelhaft  acht  Göthischen  luftgesänge. 
aber  es  ist  mit  D.  nicht  zu  streiten,  und  da  ich  ihm  gegenüber, 
der  ein  gelehrter  ist,  aumafsend  erscheinen  würde,  so  mufs  ich 
schweigen. 

Ach  verzeihen  Sie  mein  langes  gedohle. 

9.  SHirzel  an  JGrimm.  5  april  1852. 
Herzlichen  dank  ....  für  den  antheil,  den  Sie  an  unserm 

palmsonntag  nehmen,  so  hätten  wir  nun  einen  quasi  erwachsnen 
söhn,  aus  dem  wohl  mit  der  zeit  auch  ein  buchhäudler  werden 
wird,  früher  dachte  ich,  es  sollte  ein  barmherziger  bruder,  dh. 
ein  doctor  medicinae,  aus  ihm  werden;  aber  seit  einiger  zeit 
spricht  er  von  'unserm  verlag'. 

Unser  corrector  hat  sich  vor  acht  tagen  verlobt,  seine  braut 
ist  ohne  zweifei  das  allerallerliebste  mädchen ,  das  er  zu  anfang 
des  bogens  15  in  das  Wörterbuch  hineinzubringen  versuchte. 

Ihrer  erlaubnifs  gemäfs  werde  ich  Ihnen  nächstens  einige 
auszüge  aus  Goethes  briefen  an  Knebel  schicken,  zunächst  zu  a 
und  b  gehörig. 

Die  ankündigung  des  w.  b.  wird  noch  fortdauernd  in  den 
Zeitungen  besprochen,  das  einzige  gröfsere  blatt  das  sie  ignorirt 
hat  ist  die  Kölnische  zeitung.  ein  amüsanter  artikel  steht  in  dem 
Greuzboten  von  Freytag,  der  den  Ayrer  excerpirt  hat. 

10.  JGrimm  an  SHirzel.  23  april  1852. 
Lieber  Hirzel,  Ihre  auszüge  waren  willkommen  und  durchaus 

brauchbar,  so  müssen  die  sein,  welche  mir  nützen  können, 
immer  mit  unmittelbarem  bezug  auf  das  zunächst  vor  äugen 
schwebende  material. 

Ich  fürchte  dasz  drucker  und  hefter  doch  nicht  zur  messe 
fertig  werden,  weil  die  aushängebogen  14  15  ausbleiben,  dasz  Sie 
dem  in  die  weit  ausfliegenden  werk,  wenn  auch  noch  mit 
schwachem  mattem  flügelschlag  es   sich  vom  nest  erhebt,   gutes 


224  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

zutrauen ,  freut  und  ermuntert  mich,  aufmerksamkeit  hat  die 
ankündigung  in  ganz  Deutschland  erregt 

Diesen  mittag  besuchte  mich  mit  der  groszmutter  Ihre  Ottilie, 
über  deren  aufblühen  ich  mich  freue,  sie  musz  aber  nicht  nur 
ein  schönes,  sondern  auch  ein  gutes  kind  sein  und  der  mutter 
gleichen ,  vielleicht  einiges  vom  vater  haben. 

Düntzers  buch  über  die  göthischen  trauen  werden  Sie  jetzt 
in  der  hand  haben  und  mit  gemischter  empfindung  lesen. 

11.  SHirzel  an  JGrimm.  25  april  1852. 
Kein  zweifei,  theuerster  herr  hofrath,  dass  Sie  am  1  mai  die 

1  lieferung  des  Wörterbuches  fix  und  fertig  im  hause  haben  werden, 
alles  was  bei  dem  w.  b.  in  irgend  einer  weise  beschäftigt  ist, 
sucht  an  seinem  geringen  theil  Ihnen  nachzueifern,  und  so  ist. 
lust  und  freude  und  guter  muth  überall,  wie  es  bei  einem  so 
grofsen  unternehmen   sein  mufs,   wenn  es  gelingen  soll 

Düntzers  buch  bin  ich  kaum  vermögend  hinunter  zu  würgen, 
aber  ich  hätte  es  doch  gern  augezeigt,  da  ich  mancherlei  für 
ihn  auf  dem  herzen  habe,  meine  zeit  ist  indefs  für  ganz  andere 
dinge  ausschliefslich  in  anspruch  genommen,  und  so  wird  ihm 
Zarncke  diefsmal  heimleuchten. 

Für  das  w.  b.  wird  sich  in  Schalluhn  und  Delmenhorst  ein 
beträchtlicher  absatz  eröffnen,  der  gar  nicht  voraus  zu  sehen 
war.  die  geschiebte  mit  dem  postmeister  in  D.  ist  eine  aller- 
liebste episode  in  der  geschichte  des  wb. 

Dass  Sie  unsere  Ottilie  so  freundlich  angesehn ,  hat  natür- 
lich meine  frau  und  mich  sehr  erfreut,  dass  unsere  kinder  nur 
die  ersten  vierzehn  tage  dem  vater  ähnlich  gesehn ,  habe  ich 
immer  behauptet  und  mich  stets  um  der  kinder  willen  gefreut, 
dass  sie  später  die  mutter  zum  muster  genommen. 

12.  JGrimm  an  SHirzel.  2  mai  1852. 
Lieber  Hirzel,  Sie  haben  eine  zarte  hand ,  und  dürfen  nicht 

blosz  citale  und  berichtigungen  ungefragt  eintragen,  sondern  ich 
bitte  Sie  darum  es  nicht  zu  unterlassen,  die  ausg.  Göthes,  nach 
welcher  Klee  arbeitet  und  wir  citieren,  ist  mir  nicht  zur  hand, 
und  ich  kann,    wo  ich  stellen  zufüge,   kein  citat  beisetzen.  .  .  . 

Die  anzeige  in  der  Allg.  zeitung  [von  Häufser]  ist  recht  will- 
kommen und  vorteilhaft,  das  was  eigentlich  hätte  gesagt  werden 
sollen  ist  noch  ungesagt,  wir  wollen  sehn,  was  Zarncke  zu  markt, 
bringt 

Um  briete  abzuwehren  und  beitrage  nützlich  zu  machen, 
wird  es  passend  sein  in  das  centralblatt  eine  bekanntmachung 
rücken  zu  lassen,  die  ich  doch  nicht  eher  verfassen  will,  bis  es 
selbst  seine  stimme  von  sich  gegeben  hat. 

13.  JGrimm  an  SHirzel.  12  juni  1852. 
Mit  dem  bedenklichen  artikel  [arsch],  zu  dem  Sie  mir  noch 

gute  beitrage  geliefert  haben ,  glaube  ich  fertig  geworden  zu  sein. 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  225 

ich  sehe,  dasz  man  auch  solche  diuge  behandeln  kann,  wenn 
man  gelehrsamkeit  nach  vermögen  aufwendet  und  dichterstellen 
zur  begleitung  hat.  Campe  und  Adelung  hätten s  nicht  gewagt, 
noch  gedurft 

Jetzt  ist  auch  unser  Hermann  dahinter  her,  hei  H.  Sachs 
Haupts  verSäumnisse  möglichst  nachzuholen. 

Ich  schöpfe  manche  hoffnungeu,  die  ich  voriges  jähr  um 
diese  zeit  bei  weitem  nicht  hatte. 

14.  JGrimin  an  SHirzel.  19  juli  1852. 
Lieber  Hirzel,   Sie   sind    so  freundlich  und  aufmerksam  als 

man  nur  freundlich  und  aufmerksam  sein  kann,  und  das  musz 
Ihnen  angeboren  sein,  denn  so  lange  ich  Sie  kenne,  waren  Sie 
so.  vorgestern  morgen  wurde  ich  also  durch  das  grosze  paket, 
aus  dem  60 bände  fielen,  überrascht,  die  schriftliche  ankündigung 
kam  erst  den  abend  hinterher;  es  ist  mir  viel  werlh ,  und  ich 
habe  es  gleich  denselben  tag  erfahren ,  diese  ausgäbe  Göthes 
zu  besitzen  und  aufschlagen  und  weiter  ausziehen  zu  können, 
wie  viel  kostet  sie  jetzt?  ich  bitte  den  betrag  am  honorar  abzu- 
ziehen, das  exemplar  gehörte  einem  armen,  voriges  jähr  oder 
vor  einigen  jähren  zu  Mülhausen  oder  Nordhausen  verstorbenen 
Schriftsteller,  Friedrich  Stephan,  von  dem  es  zwei  nicht  unbrauch- 
bare hefte  mit  dem  ungefügen  titel  stoflieferungen  gibt,  Mül- 
hausen 1846.  1847. 

15.  SHirzel  an  JGrimm.  14  august  1852. 
Allerdings  ist  es  unser  plan,  das  Biowsche  bild  als  titel- 
kupier dem  letzten  hefte  des  ersten  bandes  beizugeben,  und  wir 
denken  damit  den  käufern  des  w.  b.  eine  so  grofse  freude  zu 
machen,  dass  wir  die  4  —  500  rth.,  für  die  wir  keinen  ersatz  be- 
kommen, dennoch  gern  aufwenden  und  nicht  für  verloren  halten, 
aber  mir  stört  das  die  freude,  wenn  ich  denken  muss,  dass  Sie 
nicht  mit  uns  einverstanden  sind,  die  composition  gefällt  mir 
auch  nicht,  nichts  desto  weniger  wird  das  bild,  schöu  gestochen, 
grofsen  effect  machen,  nun  ist  der  geschickte  bescheidene  Eugel- 
bach,  nachdem  ich  ihn  alle  wochen  habe  mahnen  lassen,  so  weit, 
dass  er  noch  ein  wenig  mit  der  natur  nachhelfen  und  dann  die 
Zeichnung  an  den  kupferstecher  abliefern  soll,  wäre  es  nicht 
grausam,  wenn  er  umsonst  gearbeitet  haben  sollte?  freilich  ge- 
fielen mir  zwei  einzelne  bilder  auch  besser:  aber  da  würde  uns 
das  geschenk  an  das  publikum  doch  gar  zu  theuer  zu  slehn 
kommen.  Keimer  ist  nicht  hier,  ich  spreche  also  nur  meine 
meinung  aus. 

16.  JGrimm  an  SHirzel. 

28  august  1852,  abends  11  uhr. 
Lieber  freund  ,  ich  habe  mich  gefreut  heute  im  Reimerschen 
garten  Ihre  Schwester   zu  sehen  und  zu  sprechen,     sie  war  wie 
A.  F.  D.  A.    XVI.  15 


226  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

sonst,  gut  und  freundlich,  auch  der  schlichte  mann  gefiel  mir 
wol,  und  wenn  ich  einmal  den  Schafhäuser  Rheinfall  zu  gesicht 
bekomme,  entgeht  ihnen  mein  besuch  nicht 

Von  Gesner [so]  braucht  blosz  das  auffallende  notiert  zu  werden, 
so  viel  ich  mich  erinnere  liefert  seine  spräche  wenig  eigentüm- 
liches; er  strebte  zu  sehr  der  damaligen  dichterbildung  nach. 

Das  von  Hildebrand  nachgetragne  riegel  auf!  aus  [Goethe] 
12,  105  habe  ich  nicht  zugelassen,  weil  mir  eher  das  Substantiv 
riegel  aufl  riegel  zul  gemeint  scheint,  als  ein  verbum  aufriegeln, 
zuriegeln,  wie  der  sinn  freilich  auch  verträgt. 

17.  JGrimm  an  SHirzel.  26  September  1852. 
Lassen  Sie   die  bogen    immer  wieder  ihren   lauf  beginnen, 

ich  kann  ms.  bis  zu  p.  1600  senden,  die  recension  in  der  schul- 
zeitung  ...  ist  wolmeinend,  aber  ohne  alle  einsieht  in  die  sache; 
kann  der  mann  die  vorrede  nicht  abwarten,  worin  angekündigter 
maszen  über  Schreibung  und  anderes,  was  ihn  jetzt  verwirrt,  aus- 
gekunft  [so]  soll  gegeben  werden?  welcher  vernünftige  mensch 
will  und  mag  dann  in  einem  solchen  werk  deutsche  Buchstaben 
und  canzleimäszige  Schreibung  beibehalten?  dafür  halle  er  suchen 
sollen  einigermaszen  einzudringen  in  das  was  unser  wb.  von  den 
andern  unterscheidet. 

18.  JGrimm  an  SHirzel.  15  october  1852. 
Die  schamlose  schrift  von  Sanders  wird  Sie  ebenso  sehr  in 

erstaunen  gesetzt  haben,  als  sie  mir  ärger  verursacht,  ihre  durch- 
gängige gehässigkeit  kann  ich  mir  nur  durch  die  annähme  er- 
klären, dasz  er  selbst  zu  einem  nhd.  Wörterbuch  gesammelt  haben 
musz  und  sich  nun  die  aussieht  dafür  gesperrt  sieht,  denn  be- 
lesenheit und  sprachverstand  zeigt  er,  wenn  auch  vieles  zum 
polemischen  zweck  zusammengeraft  wurde,  manches  was  er 
tadelt,  gefällt  mir  gerade  am  werk  und  wird  auch  andern  ge- 
fallen, es  ist  jedem  halbkundigen  kinderleicht,  zu  einem  so  aus- 
führlichen wb.  der  heutigen  allgemein  bekannten  spräche  er- 
gänzungen  und  einzelne  berichtigungen  aufzulesen,  eine  volle 
seite  aus  irgend  einem  buchstaben  zu  schreiben  wäre  er  unver- 
mögend, was  er  am  plan  zu  tadeln  hat  ist  thöricht  und  haltlos, 
ich  werde   ihm   jetzt   keine   silbe  erwidern,    wenn  aber  ort  und 

zeit  dazu  kommen,  ihn  schon  zu  treffen  wissen 

Ich  hoffe,  dasz  dieser  elende  streich  unserm  unternehmen 
nicht  schadet,  künftig  wird  aller  nachtheil  auf  den  urheber 
zurückfallen. 

19.  JGrimm  an  SHirzel.  17  december  1852. 
Das  infame  Münchner  pamphlet  begeht  an  mir,  auszer  dasz 

es  von  einem  unwissenden  herrührt,  schreiende  Ungerechtigkeit; 
ich  kann  aber  jetzt  noch  nichts  dagegen  sagen,  andere  müssen 
es  thun.     dieser  Wurm  ist  es,    der  mir  seine  collectaneen   nach 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTEBBUCHES  227 

erscheinen  der  ersten  lieferung  antrug,  ich  lehnte  sie  aber  aus 
Ursachen  ab  und  dafür  sucht  er  sich  nun  zu  rächen,  es  kann 
ihm  aber  zuletzt  sehr  übel  bekommen. 

Wilhelm  liegt  wieder  zu  bette  und  ich  musz  schon  14  tage 
das  zimmer  hüten,  ich  prallte  mit  dem  rechten  fusz  so  heftig 
in  meiner  stube  an,  dasz  die  zehen  mit  blut  unterlaufen  waren 
und  ich  in  den  ersten  tagen  nicht  auftreten  konnte,  der  schmerz 
verzieht  sehr  langsam. 

In  das  B  werde  ich  vor  neujahr  kaum  ordentlich  kommen, 
denn  es  sind  manche  Vorbereitungen  dafür  zu  treffen,  auszüge 
zu  sammeln  und  zu  ordnen  und  dann  musz  ich  in  den  sauern 
apfel  unzähliger  briefantworten  beiszen 

Man  sagt  hier,  dasz  jetzt  an  Haupts  berufung  nach  Berlin 
ernstlich  gedacht  werde;  ich  wills  wünschen. 

20.  SHirzel  au  JGrimm.  29  november  1853. 
Alles  wohl  erwogen  und  auch,  wie  Sie  wünschten  mit  andern 

berathen,  kann  ich  mich  über  Ihren  entschluss,  mit  dem  achten 
hefte  den  ersten  band  zu  schliefsen ,  nur  freuen,  die  vortheile 
liegen  auf  der  hand.  das  verlangen  nach  der  vorrede,  in  der 
man  über  alles  mögliche  auskunft  erwartet,  wird  früher  als  zu 
hoffen  stand  gestillt,  die  klagen  vieler  abnehmer  über  das  lange 
herumliegen  der  einzelnen  hefte,  wodurch  dann  und  wann  ab- 
bestellungen  veranlasst  werden,  lassen  sich  auf  6in  mal  be- 
schwichtigen, es  präsentirt  sich  ein  stattlicher  band  von  bequemer 
stärke,  und  der  preis  dieses  ersten  bandes  ist  nicht  so  hoch, 
dass  er  neue  käufer  abschrecken  könnte,  gegen  diese  vortheile 
muss  der  übelstand,  der  in  der  zerschneidung  der  buchstahen 
liegt,  zurücktreten,  diesen  übelstand  hat  Adelung  bei  dem  buch- 
stahen S  auch  nicht  zu  vermeiden  gewusst.  bei  späteren  bänden 
macht  es  sich  vielleicht  ohne  Schwierigkeit,  dass  band  und  buch- 
staben  sich  in  6inem  ende  vereinigen. 

Dagegen  erlaube  ich  mir,  gegen  Ihre  ansieht,  die  spalten- 
zahl durch  das  ganze  werk  durchlaufen  zu  lassen,  ehrerbietige 
aber  dringende  gegenvorstellung  zu  machen,  gewiss  die  hälfte 
der  abnehmer  des  w.  b.  gehört  dem  gebildeten  publikum  im 
weitesten  sinne  des  Wortes  an,  dem  man  an  seinem  glauben, 
dass  jeder  band  seinen  ordentlichen  anfang  und  sein  ordentliches 
ende  hauen  müsse,  nicht  rütteln  darf,  für  das  citiren  ist  es  auch 
wohl  nicht  unbequemer  statt  sp.  4080  zu  setzen  3,  240.  auch 
Beimer  und  den  ich  als  einen  mann  von  verständigem  urtheil 
und  freund  des  w.  b.  zu  rathe  gezogen,  prof.  Hartenstein,  halten 
es  für  rathsamer,  bogen-  und  Seitenzahl  mit  jedem  band  von 
neuem  anfangen  zu  lassen. 

21.  SHirzel  an  JGrimm.  21  december  1853. 
Auch  wenn  das  publikum  kein  recht  hätte,  mit  dem  Schlüsse 

des   ersten    bandes   das  quellenverzeichniss  zu  erwarten,    könnte 

15* 


228  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

ich  doch  die  Verschiebung  der  mittheilung  bis  zum  Schlüsse  des 
w.  b.  nicht  für  rathsam  halten,  vorerst  habe  ich  das  bedenken, 
dass  die  anfertigung  mit  jedem  jähr  schwieriger  wird  und  dass 
manches,  was  jetzt,  wo  man  die  mitarbeiter  last  alle  noch  er- 
reichen kann,  ohne  viel  mühe  noch  zu  ermitteln  ist,  nach  einer 
längeren  reihe  von  jähren  kaum  mehr  zu  ergründen  sein  möchte. 

Die  im  verlaufe  des  werkes  neu  zur  benutzung  gelangenden 
quellen  kann  man  am  Schlüsse  jedes  bandes  in  einem  Supplement 
zu  dem  ersten  Verzeichnisse,  das  doch  immer  das  hauptverzeichniss 
bleiben  wird,  namhaft  machen,  dabei  kann  es,  wie  mir  scheint, 
in  einzelnen  fällen  von  Wichtigkeit  sein,  durch  die  Verzeichnisse 
nachweisen  zu  können,  von  wo  an  eine  neue  quelle  zur  be- 
nutzung gelangt  ist. 

Auf  das  quellenverzeichniss  wie  auf  die  vorrede  wird  von 
allen  abnehmern  des  w.  b.  mit  Sehnsucht  gewartet,  nicht  bloss 
hofft  das  gröfsere  publikum ,  dessen  dankbarer  fürsprech  zu  sein 
ich  nicht  aufhören  werde,  dass  es  durch  aufklärung  über  die 
vielen  geheimnissvollen  autornamen  und  bücherartikel  sich  in  dem 
w.  b.  leichter  zurecht  finden  und  künftig  heimischer  darin  sein 
werde,  ich  weiss  dass  auch  gelehrte  häuser,  wie  z.  b.  unser 
corrector,  nicht  über  alles  im  klaren  sind  und  manches  citat 
nicht  zu  erklären  wissen. 

Endlich  betrachte  ich  das  quellenverzeichniss,  weil  seine  Zu- 
sammenstellung an  sich  schon  eine  höchst  interessante  lectüre 
abgeben  muss  und  weil  es  den  colossaleu  reichthum  des  materials 
dem  publikum  von  neuem  und  übersichtlich  vor  die  äugen  stellt, 
auch  als  ein  sehr  willkommenes,  neuen  absatz  versprechendes 
reizmittel,  desgleichen  ein  werk  von  der  anläge  und  dem  umfang 
des  w.  b.  immer  von  zeit  zu  zeit  nöthig  hat. 

22.  SHirzel  an  JGrimm.  28  december  1853. 
Was  Sie  von  Gottheit  gelesen,  wäre  ich  neugierig  zu  wissen. 

mir  ist  es  nie  gelungen ,  so  oft  ich  eines  seiner  gröfsern  bücher 
zur  hand  nahm,  mich  bis  ans  ende  durchzuschlagen,  und  in 
seiner  spräche  witterte  ich  immer  etwas  wie  kokelterie,  was  mir 
ihn  vollends  verleidete.  Ihr  urtheil  ist  jetzt  eine  glänzende  recht- 
fertigung  für  einige  von  meinen  freunden  in  Zürich  die  auch 
Gotthelfs  freunde  sind,  mit  denen  ich  wegen  meiner  ketzerischen 
ansieht  oft  streit  hatte. 

Über  die  einrichtung  der  bogen-  und  Seitenzahl  behalte  ich 
mir  vor  mich  noch  einmal  auszusprechen,  es  beunruhigt  mich 
immer,  wenn  meine  ansieht  von  der  Ihrigen  abweicht,  so  selten 
wie  es  der  fall  ist,  bin  ich  überzeugt,  dass  Sie  mir  nicht  zu- 
trauen, es  aus  Widerspruchsgeist  zu  thun. 

23.  JGrimm  an  SHirzel.  5  Januar  1854. 
Das  war  wieder  ein  prächtiger  Hirzelstreich  mit  dem  fertig- 
gebundenen buch  und  hat  mich  auf  meinen  geburlstag  in  grosze 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  229 

freude  versetzt,  nun  ist  kein  andrer  rath,  als  die  kaum  begon- 
nene vorrede  so  schnell  als  möglich  auszuführen,  diese  festtage 
und  geburtstage  (morgen  ist  noch  einer,  Hermanns)  waren  der 
arbeit  ungünstig,  der  setzer  musz  eine  weile  anderes  zeug  in 
die  hand  nehmen,  sehr  nützlich  und  bequem  zum  aufschlagen 
ist  auch  das  gebundne  und  beschnittue  exemplar.  zu  gleicher 
zeit  erhielt  ich  noch  ein  mit  dem  Umschlag  des  Wörterbuchs  be- 
zognes  buch,  worauf  man  die  jahrzahl  1853  und  1863  umge- 
druckt und  ferner  gesetzt  hatte 

sechzigste  lieferung 

wünsch  —  zwang, 
lauter  beziehungsvolle  worte,  inwendig  mit  zuckerwerk  ausgefüllt, 
erlebe    ich    diese   jahrzahl ,    so    ist    das   werk    besser    geborgen 
als  jetzt. 

Zuletzt  gelesen  habe  ich  von  Gotthelf  die  käserei  und  den 
Schuldenbauer,  das  sind  seine  neusten  und  sicher  nicht  die  das 
weibliche  publikum  am  meisten  anziehenden  werke;  er  scheint 
auch  blosz  lose  gerüste  aufzuschlagen,  die  er  mit  betrachtungen 
über  alles  mögliche  anfüllt,  aber  in  flieszender  fülle  der  worte 
und  gedanken.  er  zeigt  sich  der  Schweizermundart  in  aller  Ver- 
traulichkeit mächtig,  wollen  Sie  das  kokettieren  mit  der  spräche 
nennen?  es  ist  ein  sich  völlig  gehnlassen  ,  und  kann  auch  die 
leser  ärgern. 

24.    JGrimm  an  SHirzel.  17  april  1854. 

Lieber  Hirzel,  Sie  sollen  keinen  undank,  nur  dank  ernteD 
für  alles  was  Sie  mit  liebevoller  Sorgfalt  zur  ausschmückung  des 
wb.  ausersonnen  haben,  ich  erkenne  das  ebenso  lebhaft,  als 
wenn  der  erfolg  Ihren  wünschen  entsprochen  hätte,  dasz  ich 
das  Biowische  lichtbild  uicht  leiden  kanu,  wissen  Sie  ja  längst, 
es  geht  andern  damit  ebenso,  die  frauen  hier  im  haus  sind  auf- 
gebracht und  erzürnt  darüber,  was  in  meinem  gesicht  durch 
das  daguereotyp  getroffen  war  hat  der  Engelhard  oder  Engelmann 
in  fünf  oder  sechs  Sitzungen,  mit  denen  er  mich  peinigte,  wieder 
verwischt,  und  seine  Zeichnung  ist  hernach  durch  den  in  so 
kleinem  maszstab  gefährlichen  grabstichel  nochmals  geändert  wor- 
den. Wilhelms  köpf,  der  eine  lauge  weniger  auszuhalten  hatte, 
ist  darum  ähnlicher  geworden  oder  geblieben,  hätten  wir  früher 
ahnen  können,  dasz  Sie  vorhatten,  das  buch  mit  einem  bilde  aus- 
zustatten, so  würde  Hermann  unsre  beiden  umrisse  getreu  auf- 
genommen und  dazu  hergegeben  haben,  das  wäre  edler  und 
befriedigender  geworden,  hätte  auch  nur  unbedeutende  kosten 
gemacht,  die  uamen  unter  den  gestochenen  bildern  sind  ein 
lebhafter  misgrif.  das  ist  fast,  als  wenn  mau  von  jeder  person 
herunter  einen  strich  zieht,  der  auf  eine  nummer  oder  den 
namen  führt,  und  so  viel  hätte  dem  publikum  überlassen  werden 
müssen  zu  errathen. 


230  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

Die  Vignette  hat  freilich  nicht  die  gäbe  mir  zu  gefallen. 
Richter  kann  sicher,  wenn  er  sich  mühe  gibt,  besseres  erfinden 
als  diese  geflügelte  deutsche  spräche  mit  verwischten  äugen; 
vollends  schickt  der  biblische  spruch  sich  vors  Wörterbuch  nicht, 
in  dessen  vorrede  p.  in  angenommen  wird ,  dasz  die  spräche  nicht 
anfangs  vom  logos  ausgegangen ,  sondern  von  den  menschen  selbst 
erfunden  worden  sei.  die  vöglein  auf  dem  eichlaub  gehören  zur 
Verzierung  von  kindermärchen,  nicht  eines  Wörterbuchs. 

Auf  dem  titelblatt  von  Adelungs  erster  ausgäbe  ist  sehr 
hübsch  ein  bär,  der  an  seiner  tatze  saugt,  mit  bezug  auf  den 
namen  Breitkopf  angebracht,  die  zweite  ausgäbe  hat  dafür  einen 
andern  dummen  holzschnitt.  überlegen  Sie  doch ,  ob  für  die 
zukunft  Richter  nicht  im  stände  ist  Ihre  Verlagsartikel  mit  einem 
achtender,  dessen  gehöru  zierlich  gezackt  und  geflochten  ist, 
zu  versehen,     das  gefiele  mir. 

25.  SHirzel  an  JGrimm.  13  juni  1854. 
Nach  dem  bockshorn  habe  ich  bis  jetzt  vergebens  gefragt 

und  gesucht.  Haupt  schreibt:  'das  schmale  spitzige  bockshorn 
ist  sinnliches  bild  für  etwas  enges'  und  findet  die  bestätigung 
dieser  erklärung  in  der  altern  formel:  'in  ein  bockshorn  treiben 
oder  zwingen'. 

26.  JGrimm  an  SHirzel.  13  September  1854. 
Sie   urtheilen    recht,   die   Heussersche   anzeige   in    der  allg. 

zeitung  kommt  jetzt  zu  spät  und  rührt  das  zeug,  was  ich  wenig- 
stens vergessen  hatte,  wieder  auf.  ich  traue,  das  wb.  ist  besser 
als  alles  lob  und  aller  ladel,  die  ihm  zutheil  werden. 

27.  WGrimm  an  SHirzel.         28  September  1854. 
Bei  den  anzeigen  von  dem  Wörterbuch  fällt  es  mir  gewöhnlich 

auf  dasz  irgend  ein  nebenpunct  aufgegriffen  und  die  hauptsache  nicht 
beachtet  wird;  aber  gut  gemeint  sind  sie  alle  und  deshalb  dankens- 
werth.  was  alles  gewünscht  wird  !  ich  erhielt  von  einem  Ham- 
burger Senator,  einem  verständigen  und  wolmeiueuden  mann, 
einen  brief,  worin  er  mir  auseinander  setzte  dasz  auch  die  an- 
fangsgründe  der  mhd.  grammatik  darin  müsten  mitgetheilt  werden  ; 
der  laie  verstehe  sonst  vieles  nicht,  wie  wird  er  sich  verwundert 
haben,  als  ich  ihm  antwortete  das  thue  gar  nichts,  wenn  der 
laie  nur  das  lese  und  betrachte  was  er  verstehen  könne,  so  sei 
ich  schon  zufrieden. 

28.  JGrimm  au  SHirzel.        5  Januar  1855  abends. 
Lieber   freund,    ich    schreibe    zwischen   zwei    festen,    denn 

morgen  fällt  auch  Hermanns  geburtstag  ein.  Ihr  schönes  und 
auch  nützliches  angebinde  hat  mir  rechte  freude  gemacht;  da 
typen  und  Verleger,  die  diabetischen  formen  der  Wörter  ganz 
zu  Maaler  stimmen,  wird  mir  wahrscheinlich,  dasz  Maaler  selbst 
dies  hüchelchen    unter    den  bänden    hatte,    wann    starb   er  wol? 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  231 

hat  man  darüber  Zürcher  nachrichten?  vielleicht  erschien  es 
schon  einmal  vor  1579,  weil  auf  dem  titel  steht  recognita  et 
castigata.     kurz,  es  ist  ein  werther  besitz. 

Auf  Ihren  brief  kann  ich  nichts  befriedigendes  antworten, 
wenigstens  noch  nicht,  doch  wird  die  entscheidung  auch  nicht 
diesen  monat,  erst  den  nächsten  erfolgen,  denn  B  hält  länger 
auf  (zumal  bei  der  jetzt  etwas  erschwerten  ausarheitung)  als 
ich  dachte,  und  C  wird  möglicher  weise  grüszern  umfang  erhalten, 
als  wir  uns  vorstellten,  ich  habe  Wilhelm  Ihren  brief  lesen 
lassen,  wie  er  mir  auch  den  von  Ihnen  erhabnen  mitgetheilt 
hat,  nicht  seine  antwort,  die  wahrscheinlich  schon  in  Ihren 
bänden  ist.  aus  meiner  mit  ihm  gehabten  Unterredung  entnehme 
ich,  dasz  er  die  sache  in  zwei  wesentlichen  puncten  anders  an- 
sieht, als  ich,  und  das  hindert  alle  Vereinbarung,  er  glaubt, 
weder  die  langsamere  herausgäbe  schade,  noch  die  ungleiche 
ausarbeitung.  ich  gestehe,  an  dergleichen,  planmäfsigen  (Durch- 
führung des  ganzen  lag  mir  noch  mehr  als  an  der  beschleunigung 
des  werks.  gewisse  Verschiedenheit  lasse  ich  mir  gefallen,  sie 
darf  nur  nicht  hauptsachen  betreffen,  wie  besorge  ich  der  fall 
sein  wird,  vielleicht  kommt  noch  rath.  in  diesen  tagen  war 
Wilhelm  in  einer  resignierten,  verschlossenen  Stimmung,  wobei 
sich  gar  nichts  ausrichten  und  ablhun  liesz.  sein  Sie  nur  über- 
zeugt, dasz  ich  mit  Ihnen  die  unserm  werk  bevorstehende  gefahr 
einsehe  und  meinerseits  alles  thun  werde,  um  sie  fern  zu  halten. 

In  dieser  läge  der  dinge  scheue  ich  mich  fast  noch  eine 
andere  sorge  auf  Sie  zu  werfen  oder,  wenn  grund  dazu  schon 
bei  Ihnen  besteht,  diesem  neue  nahrung  zu  geben.  Ihr  guter 
Heinrich  war  gestern  abend  bei  uns  und  vergnügt,  doch  uns 
allen  fiel  sein  bleiches,  zartes  aussehen  stärker  als  sonst  auf.  er 
klagt  nicht,  aus  seinen  reden  gegen  unsern  (auch  hier  anwesenden) 
Rudolf  scheint  aber  zu  erhellen,  dasz  ihm  einiges,  was  er  in 
der  buchhandlung  zu  leisten  hat,  leiblich  schwer  fällt,  er  musz 
dazu  die  weiten  wege  machen  und  laug  bis  2,  3  uhr  bleiben, 
sollte  es  nicht  rathsam  sein,  seine  Constitution,  bis  sie  sich  mehr 
gekräftigt  hat,  auf  alle  weise  zu  schonen?  auch  unser  Hermanu 
ist  durch  Schonung  aufgebracht  und  erhalten  worden 

Ich  ziehe  nun  von  dem  eben  geschriebuen  dadurch  wieder 
ab,  dasz  ich  ausdrücklich  beifüge,  aus  den  Wahrnehmungen  der 
sorgsamen  groszmutter  und  der  übrigen  familie,  aus  der  eignen 
Stimmung  der  briefe  Heinrichs  werde  freilich  mit  mehr  Sicherheit, 
wie  es  um  ihn  stehe,  zu  entnehmen  sein,  als  aus  unsern  ein- 
drücken. 

29.    JGrimm  an  SHirzel.  14  februar  1855. 

Der  Übergang  von  einem  buchst,  zum  andern  ist  immer 
schwer,  dann  habe  ich  eine  ganze  woche  damit  zugebracht, 
meinen  excerplenkorb  durchzugehen  und  alle  CDE  und  F,  die 
darin  waren,  zu  ordnen,    endlich  kostet  das  C  selbst  mehr  über- 


232  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

legungen  als  ich  dachte,  wegen  der  Wörter  die  aufzunehmen  oder 
wegzulassen  sind,  wie  Sie  aus  dem  ms.  leicht  sehen  werden, 
ich  habe  Wilhelm  noch  zwei  dicke  packe  guter  D  zetlel  gegeben, 
weisz  aber  nicht  ob  er  sie  einschaltet. 

30.  JGrimm  an  SHirzel.  23  februar  1855. 
Lieber  freund,  hier  sende  ich  4465 — 4496,  was  den  bogen  39 

füllen  wird  und  worin  sich  viel  christliches  befindet, 

nun  komm  ich  noch  einmal, 

und  dann  nimmermehr, 
wies  in  den  märchen  heiszt. 

Für  die  briefe  der  frau  rath  danke  ich  bestens,  die  buch- 
staben  der  herausgeber  hatte  ich  mir  selbst  schon  so  aufgelöst, 
eine  gute  redensart  fürs  wb.  war  darin,  die  'in  den  kissen 
liegen',  sonst  hätte  der  Vorredner  wol  den  mut  haben  können, 
öffentlich  auszusprechen,  dasz  Göthes  mutter  keine  solche  briefe 
zu  schreiben  vermöge,  wie  sie  bei  Bettine  stehn.  die  schwarze 
Silhouette  thut  mir  weh,  sie  sieht  darauf  gemeiner  unedler  aus, 
als  auf  dem  darnach  gemachten  bild  vor  der  englischen  ausgäbe 
der  Beltine,  wo  Ihre  züge  dem  Göthe  ähnlicher  sind. 

31.  JGrimm  an  SHirzel.  3  märz  1855. 
Lieber  freund,  Ihr  letzter  brief  war  eindringender  sorge  voll, 

doch  sagte  er  mir  nichts  neues,  da  wir  den  gegenständ  schon 
oft  besprochen  haben  und  das  unberührt  gebliebene  ich  mir  von 
selbst  denken  konnte. 

Ich  habe  mich  nun  mit  Wilhelm  offen  und  ausführlich  be- 
rathen,  wir  sind  unter  uns  darüber  zum  schlusz  gekommen, 
an  dem  sich  nichts  abändern  lassen  wird,  ich  empfinde  bei  mir 
selbst  den  gröszten  Widerwillen  davor,  Wilhelms  ausarbeitung  vor- 
her durchzusehen,  in  sie  einzugreifen,  es  wäre  mir,  als  sei  er 
gestorben  und  ich  bekäme  seine  papiere  in  band,  vor  rührung 
würde  ich  keinen  buchstab  daran  anders  machen  können,  er 
hat  ein  ähnliches  gefühl  und  gab  zu  verstehu ,  lieber  wolle  er 
sich  ganz  vom  wb.  lossagen  und  seine  mühevolle  arbeit  zu  freiem 
gebrauch  ausliefern,  das  geht  nun  durchaus  nicht  und  also  sind 
wir  eins  geworden,  dasz  er  D  fertig  macht  und  vollendet,  wie 
er  meint  und  für  recht  hält,  mit  dem  E  trete  ich  wieder  ein, 
das  ist  er  zufrieden,  jetzt  steht  er  bei  dem  worte  dein,  was 
etwa  die  mitte  des  D  bildet  und  kann  manuscript  hergeben,  das 
D  wird  nun  anders  sein  als  die  vorausgehenden  buchstaben  und 
mancherlei  darin  mir  nicht  gefallen,  doch  wird  ihm  auch  vieles 
gelungen  sein  und  mich  erfreuen,  überraschen,  dasz  ich  auf 
die  redactjon  nicht  einwirke ,  ist  nicht  so  zu  verstehn ,  als  trüge 
ich  nichts  zum  D  bei,  kaum  vergeht  ein  tag,  dasz  ich  nicht  zettel 
dafür  samle  und  an  Wilhelm  abgebe,  der  in  den  quellen  nicht 
so  fortlesen  kann,  als  ich  zu  thun  mir  angewöhnt  habe. 

Wille  und  fleisz  sind,  glaube  ich,  an  uns  untadelhaft.    ich 


ZUR    GE-CHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  233 

habe  iü  dem  letzten  jähre  unablässig  4516  Seiten  abgefaszt  und 
andere  lieblingsarbeiten  nieder  liegen  lassen,  vorzuwerfen  wäre 
uns  scheinbar  der  lange  aufschub  des  beginns  der  arbeit;  Sie 
wissen  aber  wie  die  erwarteten  auszöge  ausblieben  und  nament- 
lich Jacobi  mit  Schiller  zauderte,  den  er,  wie  sich  hernach  zeigte, 
dennoch  unbefriedigend  behandelt  hat.  in  der  ganzen  Zwischen- 
zeit hatte  ich  die  hände  vollauf  zu  thun,  drei  bände  weisthümer 
zu  stände  gebracht,  die  mythologie  völlig  umgearbeitet,  die  ge- 
schichte  der  spräche  sowie  vorher  einen  band  grammatik  ge- 
schrieben und  wenn  man  will,  einen  ganzen  band  academischer 
abhandlungen  geliefert,  dazwischen  fuhr  das  Frankfurter  Par- 
lament, der  Vorlesungen  zu  geschweigen,  die  ich  in  den  ersten 
fünf  oder  sechs  jähren  an  der  Universität  hielt,  denn  später 
habe  ich  sie,  wie  ich  durfte  und  meiner  brüst  wegen  muste, 
aufgegeben,  auch  quälte  mich  nicht  wenig  die  Unsicherheit,  was 
mit  der  Orthographie  im  wb.  zu  machen  sei,  wir  haben  zuletzt 
mäszig  durchgegriffen,  die  ansprüche,  welche  sich  aus  der  sache 
erheben,  lange  nicht  erledigt. 

Die  seile,  von  welcher  her  dem  wb.  gefahr  droht,  ist  unser 
beider  alter.  Wilhelms  gesundheit  sinkt  immer  mehr,  die  meinige 
scheint  nicht  die  stärkste  und  beginnt  zu  wanken,  vollenden  wir 
das  werk  nicht,  so  haben  Sie  dann  einen  schweren  entschlusz 
zu  fassen,  wie  ihn  die  umstände  zu  haud  geben,  das  wb.,  neben 
der  freude,  die  es  Ihnen  von  natur  macht,  wird  also  Ihnen 
fortwährend  Ursache  zu  besorgnissen  geben. 

Sie  erhalten  hier  den  schlusz  des  C,  p.  4497  —  4516;  sobald 
es  nöthig  sein  wird,  fordern  Sie  dann  dem  Wilhelm  mauuscript 
ab,  und  gönnen  mir  die  erholung,  in  die  ich  jetzt  blicke,  müszig 
gehn  will  ich  nicht,  sondern  anderes  vornehmen 

Jetzt  bereue  ich,  dasz  ich  auf  den  gedanken  kam,  den 
ersten  band  mitten  im  B  abzubrechen,  denn  die  600  spalten 
hätten  sich  noch  recht  gut  zu  den  1824  schlagen  lassen  und 
einen  band  von  2400  oder  1200  seiten  gefüllt,  der  sehr  passend 
ABC  und  dazu  den  abschlusz  meines  übernommnen  Stücks  geliefert 
hätte,     wenigstens  will   ich   mirs  so  lassen   einbinden.   .  .  . 

Im  grenzboten  war  die  anzeige  hübsch  und  verständig:  der 
Darmstädter  Wagner  hingegen  bedauert  den  langsamen  fortschritt 
des  wb.  und  die  letzte  lieferung  Z  würde  ihm  so  wenig  taugen 
als  das  bisher  erschienene,  der  mann  bemerkt  zur  redensart 
von  den  bösen  häusern  er  vermisse  das  schwerer  zu  erklärende: 
es  geht  zu  bösen  häusern.  das  habe  ich  nie  sagen  hören  noch 
gelesen,     wo  stehts? 

32.    WGrimm  an  SHirzel.  16  märz  1855. 

Hochgeehrtester  freund,  hierbei  kommt  das  manuscript  A — F 

[so]  und  1  — 14.     lassen  Sie  es  bei  der  bisherigen  einrichtung, 

ich  werde   sehr  gerne,   ich  werde  gerne  [so]  bemerkungen  und 

nachtrage   auf  dem    einen    abzug   annehmen,     nur  bitte   ich  mir 


234  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

mein  manuscript  beizulegen,  weil  ich  manchmal  noch  etwas  nach- 
zusehen habe. 

Meine  Orthographie  ist  in  einigen  dingen  verschieden,  das 
wird  nichts  ausmachen,  auch  die  interpunction,  ich  gebrauche 
nicht  zwei  puncte(:),  wenn  etwas  anzuführen  ist,  sondern  das 
comma.  bei  angeführten  stellen  kein  punct  und  dann  erst  der 
name,  sondern  er  wird  gleich  dahinter  gesetzt  und  unterscheidet 
sich  schon  durch  andere  buchstaben;  Benecke  hat  es  in  den 
Wörterbüchern  ebenso  gehalten,  den  titel  eines  buchs  betrachte 
ich  meist  als  einen  eigennamen  und  schreibe  ihn  daher  mit 
groszem  buchstaben  (Fischarts  Schiff  ist  etwas  anderes  als  Fischarts 
schiff);  bei  biblischen  stellen  nicht  1  Mos.  13,  4  sondern  Mos.  1. 
13,4  u.  s.  w.  wie  ja  auch  andere  z.  b.  Otfried  citiert  werden. 

33.  WGrimm  an  SHirzel.  23  april  1855. 
Sie  haben  wol  von  den  in  Frankreich  entdeckten  runen  ge- 
hört,  von  welchen   mein  bruder   in    der  academie   nachricht  ge- 
geben  hat?    sie  waren   mir  gleich  verdächtig,  jetzt  zweifle  ich 
nicht  mehr  dasz  sie  unecht  sind. 

34.  WGrimm  an  SHirzel.  14  mai  1855. 
Den  vorigen  bogen  habe  ich  unter  allerlei  bedrängnis  fertig 

gebracht,  eine  dänische  mahlerin,  frau  Jerichau,  deren  mann 
ein  bildhauer  ist,  ersuchte  uns,  mich  und  meinen  bruder,  ihr 
zu  sitzen  uud  da  bin  ich  dazwischen  weggegangen ,  wenn  an 
meinen  bruder  die  reihe  kam.  das  bild  in  lebensgrösze  scheint 
gelungen  und  ist  jetzt  auf  der  ausstellung  zu  sehen. 

35.  WGrimm  an  SHirzel.  12  juni  1855. 
Erlauben  Sie  mir  die  bemerkung  dasz  Sie  allzurasch  drucken 

lassen;  ich  erhalte  jede  woche  einen  bogen,  ich  habe  Ihnen 
die  gründe  auseinander  gesetzt  warum  ich  nicht  im  stände  bin 
in  einer  woche  manuscript  zu  einem  bogen  d.  h.  zu  8  Seiten  zu 
liefern ,  und  will  sie  nicht  wiederholen,  wird  auf  diese  weise 
das  vorräthige  erschöpft,  so  musz  dann  ein  stillstand  eintreten, 
der  unangenehm  ist,  während  wenn  der  druck  mit  dem  manu- 
script gleichen  schritt  hält,  das  publicum  an  die  an  sich  natür- 
liche und  ihm  zusagende  langsamere  erscheinung  der  hefte  ge- 
wöhnt wird,  ich  bitte  Sie  also  mir  in  zukunft  nur  alle  14  tage 
einen  bogen  zuzusenden,  in  einer  beziehung  ist  mir  die  bis- 
herige beschleunigung  recht;  der  arzt  nämlich  drängt  mich  gleich 
oder  spätestens  zu  anfangs  juli  nach  Wildbad  zu  gehen ,  es  sei 
mir  unumgänglich  nötig,  die  correctur  kann  niemand  als  ich 
besorgen ,  ich  bitte  Sie  also  mit  dem  nächsten  bogen  den  druck 
aufhören  zu  lassen  bis  zu  meiner  rückkehr,  von  der  ich  Sie 
gleich  benachrichtigen  werde. 

36.  JGrimm  an  SHirzel.               6  december  1855. 
Ich  danke  schönstens  für  die  neuen  geschenke den 

Wasunger  krieg,   nachdem  ich  ihn  einmal  angefangen  hatte,  las 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  235 

ich  auf  einen  strich  und  genau  durch,  weil  er  auch  für  die 
spräche  des  18  jh.  werth  hat.  dieser  Rauch  erzählt  höchst  natür- 
lich und  lebendig,  welch  ein  getreues  bild  jener  betrübten  zeit! 

Freilich  haben  Sie  Ursache  sich  über  das  ausbleiben  des  ver- 
sprochnen  msp.  zu  wundern,  auf  die  nachricht,  dasz  in  Belgien 
ein  bruchstück  der  niederländischen  alten  bearbeitung  der  Nib. 
erscheinen  werde  oder  erschienen  sei,  muste  ich  meine  arbeit 
hinlegen  und  etwas  abwarten,  was  auf  sie  natürlich  groszen  ein- 
flusz  haben  kann,  nun  laure  ich  mit  schmerzen  auf  dies  denkmal 
und  habe  schon  zwei  Briefe  nach  Brüssel  geschrieben,  aber  noch 
keine  antwort. 

Ich  weisz  nicht,  ob  Wilhelm  jetzt  rascher  mit  dem  wb.  vor- 
schreitet und  berechne  noch  weniger  bis  wann  er  mit  dem  D 
fertig  werden  wird,  nicht  viel  eher  werde  ich  allem  anschein 
nach  an  E  handanlegen  können,  dann  aber  will  ich  mich  an- 
halten, diesen  augenblick  stecke  ich  auch  wieder  in  einer  aka- 
demischen abhaudlung,  die  immer  plötzlich  wie  der  dieb  in  der 
nacht  über  einen  kommen,  und  ich  musz  noch  diesen  monat 
damit  fertig  sein,  je  älter  man  wird  und  jemehr  man  zulernt, 
desto  dichter  wachsen  die  Stoffe  an  und  üben  von  allen  Seiten 
anziehungskraft.  man  möchte  wenigstens  das  beste  des  gefundnen 
nicht  untergehen  lassen;  und  doch  wird  es  unvermeidlich  sein, 
das  wb.  liegt  mir  schwer  in  den  gedanken.  die  freude  daran 
trübt  mir,  dasz  Wilhelms  fortsetzung  nicht  ganz  meinen  plan 
und  weg  einhält;  das  soll  kein  Vorwurf  für  ihn  oder  für  mich 
sein,  sondern  liegt  in  der  art  und  freiheit  aller  arbeiten,  bei 
einem  solchen  werk  können  nicht  leicht  zwei  oder  gar  drei  ihre 
gedanken  vereinbaren.  Zarnke  [so] ,  scheint  es  mir,  faszt  einige 
artikel  [des  Mhd.  wb.s]  zu  weitläuftig  ab  und  läszt  sich  gehen, 
habe  ich  denn  das  erhabne  lieft  ihm  oder  Ihnen  zu  danken? 
bisher  empfieng  ich  die  früheren  auch  von  Ihnen,  was  mir  lieber 
ist.  dasz  Sie  Gutzeits  li vi.  wb.  abgewiesen  haben,  thut  mir  leid, 
der  vf.  hatte  mir  sein  msp.  gesandt  und  ich  fand  alles  gut  und 
tüchtig,  ja  die  samlung,  wenn  sie  vor  unserm  wb.  erschienen 
wäre  oder  theilweise  noch  erscheinen  könnte,,  würde  ihm  manchen 
Vorschub  leisten,  mit  vollem  recht  lehnen  Sie  aber  Pergers 
Popowitsch  ab.  Popowitsch  starb  schon  als  ich  geborn  wurde, 
seine  fleiszigen  arbeiten  sind  jetzt  völlig  veraltet  und  es  kommt 
darauf  an,  was  ein  bearbeitet'  seines  manuscripts  daraus  zu  machen 
versteht,  verstände  ers,  so  würde  er  noch  besser  ein  eignes  werk 
liefern  und  den  Pop.  nur  dafür  benutzen,  das  traue  ich  ihm 
nicht  zu.  wenn  Sie  ihm  aber  seine  bitte  versagen,  so  machen 
Sie  andere  gründe  dabei  als  mein  urtheil  geltend. 

37.     WGrimm  an  SHirzel.  9  Januar  1856. 

Hierbei  erhalten  Sie  manuscript  135  — 151.  ich  behalte  es 
hier  so  lange  als  möglich,  weil  ich  immer  noch  etwas  nachzu- 
tragen finde    und    bitte   Sie   in   zukunft    mir    einige   tage,    bevor 


236  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

neues  nötig  ist,  nachricht  zu  geben,  ich  habe  Ihre  Stellung  be- 
ständig vor  äugen,  arbeite  ohue  unterlasz,  aber  mehr  zu  thuu, 
so  viel  als  mein  bruder,  ist  mir  nicht  möglich,  dies  habe  ich 
Ihnen  gleich  von  anfang  gesagt  und  ich  kann  mir  nichts  vor- 
werfen, wenn  Sie  nicht  dem  gemäsz  das  Verhältnis  geordnet 
haben,  man  hätte  gleich  anfangs  nicht  so  übernatürlich  rasch 
fortschreiten  sollen. 

38.    JGrimm  an  SHirzel.  18  Januar  1856. 

Lieber  Hirzel,  Sie  haben  mir  einen  gemein  und  imper- 
tinent geschriebenen  brief  Götzingers  in  Schafhausen  zugesandt; 
wenn  der  mann  nicht  wegen  seiner  lähmung  mitleid  erregte,  so 
würde  ich  für  angemessen  halten,  keine  silbe  darauf  zu  antworten, 
die  sache  verhält  sich  so.  als  Wackernagel  seinen  beistand  für 
die  auszüge  schweizerischer  Schriftsteller  ablehnte,  schlug  er 
Götzingern  vor.  dieser  ist  zwar  kein  geborner  Schweizer,  sondern 
meines  wissens  ein  Sachse,  da  er  aber  ein  buch  über  die 
deutsche  spräche  geschrieben  und  lang  in  der  Schweiz  gelebt 
hat,  so  glaubte  ich,  dasz  er  hinreichende  Verbindungen  geknüpft 
habe,  um  im  verein  mit  andern  einem  solchen  geschäft  sich  zu 
unterziehen,  statt  der  erwarteten  ordentlichen  und  reichlichen 
excerpte  traf  aber  im  sommer  1842  ein  päckchen  (wie  ers  in 
seinem  briefe  selbst  benennt)  unordentlicher,  verworrener  und 
höchst  unvollständiger  zettel  ein,  die  dem  Wörterbuch  wenig 
genutzt  und  vielmehr  dadurch  geschadet  haben,  dasz  die  auszüge 
nicht  von  neuem  gemacht  und  andern  übertragen  werden  konnten, 
die  bedeutendsten  Schweizerschriftsteller  sind  nur  ungenau  und 
ohne  einsieht  in  die  zwecke  des  Wörterbuchs  genutzt,  es  muste, 
so  gut  es  gieng,  nachgeholfen  werden,  Platers  leben  habe  ich 
z.  b.  selbst  wiederholt  gelesen  und  ausgezogen,  ebenso  Hallers, 
Joh.  Müllers  und  andere  Schriften.  Götzinger  klagt,  dasz  ihn 
alle  schweizerischen  mithelfer,  auszer  Mörikofer,  im  stich  gelassen 
hätten  und  dasz  die  Schweizer  überhaupt  zur  lüsung  der  aufgäbe 
(wie  er  sie  sich  dachte!)  untüchtig  seien. 

Herr  Götzinger  wird  freilich  keinen  empfangsschein  und 
keinen  dank  für  sein  päckchen  von  mir  aufweisen  können,  der 
dank  hätte  eine  klage  oder  beschwerde  über  üble  ausrichtung 
des  von  ihm  auf  sich  genommenen  sein  müssen,  im  verlauf  der 
zeit,  als  ich  die  vorrede  schrieb,  zählte  ich  dennoch  ihn  und 
Mörikofer  unter  denen  auf,  die  auszüge  geliefert  haben,  und 
dachte  den  guten  willen  beider  dadurch  zu  ehren,  in  der  zahl 
dieser  männer  sind  manche  die  unbedeutendes  leisteten,  aber 
viele,  die  weit  mehr  thaten  als  Götzinger,  und  sich  geehrt  fühlen, 
einem  nationalvverk  dienste  erwiesen  zu  haben,  ich  glaube,  dasz  der 
gute  Mörikofer  zu  Frauenfeld  in  gleichem  sinn  die  nennung  seines 
namens  aufgenommen  hat.  keinem  dieser  beitragenden  ist,  aus 
begreiflichen  gründen,  ein  exemplar  des  gedruckten  Wörterbuchs 
zugedacht  oder,  so  viel  ich  weisz,  zu  theil  geworden. 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  237 

Herr  Götzinger  aber  verfällt  darauf,  jetzt  nach  16  jähren 
sich  als  mitarbeiter  zu  betrachten  und  ein  honorar  von  120  rth. 
für  auszüge  zu  fordern,  die,  wenn  offen  geredet  werden  soll, 
keine  5  rth.  werth  sind,  ich  bitte  Sie,  dem  so  lästig  fordernden 
mann,  damit  er  nichts  umsonst  gethan  habe,  20  oder  nach  er- 
messen 30  rth.  zu  schicken,  an  einem  exemplar  des  Wörterbuchs 
wird  ihm  nichts  gelegen  sein,  da  er  so  wenig  neigung  für  deutsche 
Sprachforschung  kund  gibt,  dasz  er  sich  noch  kein  exemplar  des 
werks  hat  mögen  anschaffen;  es  kommt  ihm  nur  auf  geld  zu 
einer  badereise  an. 

Da  er  sich  nicht  entblödet  hat  zu  verlangen ,  dasz  mir  sein 
brief  unter  die  äugen  gebracht  werde,  so  kann  ich  nichts  da- 
wider haben ,  dasz  Sie  ihm  auch  meine  antwort  zugehen  lassen. 

39.  JGrimm  an  SHirzel.  18  februar  1856. 
Lieber   Hirzel,    es   thut    mir   leid,   dasz   der   Götzinger   auf 

seine  unverschämte  forderung  nun  doch  50  rth.  erhalten  hat, 
welches  geld  ich  wie  rein  weggeschmissen  betrachte.  Schrader 
und  Riedel  könnten  nach  einem  gerechteren  maszstab  lausend 
thaler  für  ihre  brauchbaren  auszüge  liquidieren  und  haben  keinen 

heller  bekommen,  so  gehts  in  der  weit  her 

Dank  für  das  empfangne  geld,  wie  viel  mühe  Sie  doch 
immer  mit  mir  haben. 

40.  VVGrimm  an  SHirzel.  18  febr.  1856. 
Mit  dem  correcturbogen  sende  ich  Ihnen  anbei  einige  eben 

eingelaufene  pakete,  um  sie  mit  den  übrigen  ordnen  zu  lassen. 
Sie  sind  von  dem  universitätssecretar  dr  Riedel  in  Göttingen, 
der  mit  wahrer  theilnahme  unverdrossen  und  fleiszig  beitrage 
liefert  und  thut  was  er  kann,  er  hat  früher  einmal  100  rth.  er- 
halten,  aber  seitdem  hat  er  so  viel  gethan,  dasz  nach  meinem 
gefühl  ein  nachtrag  nöthig  ist.  ich  ersuche  Sie  daher  ihm  noch 
50  thaler  zu  senden  mit  der  bemerkung  dasz  Sie  damit  einen 
wünsch  von  mir  erfüllen. 

Dasz  mit  Götzinger  die  sache  abgethan  ist,  freut  mich. 

41.  JGrimm  an  SHirzel.         26  mai  1856  abends. 
Lieber  freund,   Ihre   gute    meinung  von    meinem  vermögen 

etwas  auszuführen ,  musz  in  der  letzten  zeit  geringer  geworden 
sein,  da  ich  immer  noch  auf  das  versprochne  msp.  warten  lasse, 
ohne  ruhmredigkeit  darf  ich  gleich  wol  versichern,  dasz  ich  viel 
gearbeitet  und  herausgebracht  habe,  diese  schrift  scheint  es  mir, 
wird  vielleicht  mehr  aufsehen  machen  als  alles,  was  ich  bisher 
geschrieben  habe,  noch  aber  müssen  Sie  eine  kleine  geduld  be- 
weisen ,  die  vorrede  soll  zugleich  den  grund  meines  zauderns 
offenbaren. 

In  den  nächsten  Wochen  sende  ich  Ihnen  eine  kleine  aka- 
demische abhandlung  [Über  den  personetiwecksel  in  der  rede] ,  zu 


238  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

der  Sie  mir  wahrscheinlich  aus  Ihrer  belesenheit  sehr  nützliche 
beitrage  hätten  liefern  können ,  sie  sollen  mir  auch  hinterher 
willkommen  sein. 

Hätte  ich  die  erscheinung  des  Hildburghäuserneuyorker  büch- 
leins  voraus  ahnen  können,  so  würde  ich  lieber  nie  einen  buch- 
staben  geschrieben ,  nie  einem  mahler  gesessen  haben ;  es  ist 
nichts  als  eine  schändliche  speculation  auf  einen  band  märchen. 
der  saubere  Verleger  fragt  weder  dazu  an ,  noch  hält  er  sich  für 
verbunden  das  machwerk  zu  übersenden 

Von  Herman  (er  schreibt  so  richtig  weil  der  name  aus 
Irman,  Armin  entstellt,  nicht  mit  her  und  mann  zus.  gesetzt  ist) 
haben  wir  oft  briefe,  die  letzten  noch  aus  Venedig,  er  wird  aber 
bald  zurück  kehren,  denn  er  hat  mit  mir  den  trieb  schnell  zu 
reisen  gemein. 

42.  JGrimm  au  SHirzel.  12juni  1856. 
Lieber  freund,  hier  schicke  ich  die  neulich  schon  ange- 
kündigte abhandlung, ....  seite  6  habe  ich  vergessen  Göthe  5, 167 
anzuführen,  wo,  wie  der  reim  lehrt  Hatem  =  Göthe  =  ich  steht, 
es  wird  sonst  mancherlei  nachzuholen  sein,  was  künftig  einmal 
ein  ganzes  und  eignes  buch  herbeiführen  kann,  dem  dieser  auf- 
satz  nur  anregung  geben  soll. 

43.  WGrimm  an  SHirzel.  11  juli  1856. 
Ich  sende  Ihnen,  wie  Sie  es  wünschen,  die  handschrift  vou 

dem  noch  übrigen  der,  welches  wahrscheinlich  der  gröszte  artikel 
in  dem  ganzen  Wörterbuch  sein  wird 

Die  400  rth.  haben  den  Handkorb  richtig  angefüllt ,  als  ich 
das  buch  aufschlug,  fand  ich  (paket  2  s.  78) 

ein  kauz,  das  bild  der  dingerlehrer, 
sang  seinen  dummen  brüdern  vor. 
das  wort  ist  dem  Wörterbuch  dienlich  und  soll  wol  einen  albernen, 
philosophischen  dichter  bedeuten,   es  steht  G.  darunter  und  ich 
denke  es  ist  von  Göthe ,  darüber  werden  Sie  mir  auskunft  geben 
können. 

Es  freut  mich  dasz  Sie  die  märchen  freundlich  aufgenommen 
haben;  ich  bin  froh  dasz  ich  die  arbeit  abgeschoben  habe; 
Zarnke  [so]  wird  wol  bemerken  dasz  es  mit  vieler  'mühsamkeit' 
gemacht  ist,  und  hat  ganz  recht;  die  gebratenen  tauben  fliegen 
mir  nicht  in  den  mund. 

44.  JGrimm  an  SHirzel.  30  juli  1856. 
Lieber  freund,  ich  glaube  Ihnen  mehrmals  davon  gesprochen 

zu  haben ,  wie  werthvolle  und  reichliche  auszüge  für  das  wb. 
Menge  aus  Danzig  geliefert  hat.  sie  sind  sauber  in  einzelne  büch- 
lein  eingetragen  und  alphabetisch;  es  leuchtet  aber  ein,  dasz 
man  nicht  diese  15  bücher  bei  jedem  wort  vor  äugen  haben  kann 


Zun    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  239 

und  so  sind  schon  manche  hübsche  citate  weder  in  B  noch  D 
gekommen. 

Mir  fällt  ein,  ob  Ihnen  dort  jemand  zur  hand  ist,  der  diese 
excerpte  auf  einzelne  zettel  abschriebe,  die  man  hernach  ordnen 
könnte,  es  bedarf  nichts  als  genauigkeit,  denn  alles  ist  leser- 
lich und  rein  geschrieben,  lieb  wäre  mir  sodann,  wenn  mit 
übergehung  von  ABCD  vorerst  alle  mit  E  und  F  anlautenden 
Wörter  ausgeschrieben  würden ,  die  übrigen  buchstaben  dürften 
nachfolgen. 

Besitzen  Sie  einen  solchen  amanuensis  und  sind  Sie  ein- 
verstanden damit,  dasz  der  kostenaufwand  für  unser  werk  nicht 
gescheut  werde ,  so  überschicke  ich  den  vorrat.  denn  hier  weisz 
ich  niemand,  dem  ich  die  arbeit  auftragen  könnte. 

Der  langsame  druck  des  D  kommt  mir  für  meine  übrigen 
plane  gelegen  und  ich  fürchte  nun  nicht  mehr,  dasz  dem  werke 
selbst  schade  daraus  erwachse,  ich  fühle  mich  die  ganze  zeit 
über  nicht  recht  gesund  und  ein  bad  wäre  mir  vielleicht  heilsam, 
vielleicht  auch  gefährlich. 

Wilhelm  hat  das  D  weitläufiger  ausgearbeitet,  als  die  vor- 
ausgehenden buchstaben  geraten  sind,  viele  abkürzungen  aufge- 
löst und  die  citate  vervollständigt,  auf  diesen  fusz  würde  das 
ganze  werk  einen  band  stärker  werden,  ich  will  aber  wieder 
einlenken. 

Das  erwartete  manuscript  soll  eintreffen  sobald  es  fertig 
werden  kann,  verlieren  Sie  die  geduld  nicht,  vielmehr  die  lust 
nicht 

Wilhelm,  frau  und  tochter  sind,  wie  Sie  wissen,  in  Ilsen- 
burg; ich  hause  hier  mit  Herman. 

45.  WGrimm  an  SHirzel.  10  august  1856,  Ilsenburg. 
Seit  einigen  wocheu  habe  ich  meinen  wohnsitz  mitten  im 
Harz  aufgeschlagen  und  es  gefällt  mir  und  meiner  frau  recht 
gut.  auf  der  einen  seile  ist  die  gegend  frei  und  man  schaut  in 
die  weite  ferne,  auf  der  andern  reichen  ganz  in  der  nähe  reich- 
bewaldete berge  ihr  haupt  in  die  höhe,  die  im  hintergrund  der 
Broken  zuschlieszt,  dazwischen  ein  prächtiger  schattiger  weg  neben 
der  Ilse,  die  über  granitblöcke  rasch  vorbei  springt,  die  luft  ist 
frisch  und  erquickend,  und  meine  frau,  die  in  Berlin  kaum  kräfte 
hatte  zwanzig  schritte  zu  gehen  ,  hat  sich  schnell  so  weit  erholt, 
dasz  wir  beide  eine  stunde  weit  bis  zum  Ilsenstein  wandeln 
konnten,  auch  mit  der  wohnung  und  bewirtung  sind  wir  zu- 
frieden, und  unsere  hauswirtin,  frau  doctorin  Hobel,  thut  was 
sie  kann  uns  den  aufenthalt  bequem  zu  machen,  auch  an  Unter- 
haltung fehlt  es  insoweit  nicht,  als  zu  fusz  und  wagen  die 
wanderer  auf  den  Broken  vor  unserm  fenster  vorbeiziehen,  und 
alte  bekannte  unerwartet  sich  zeigen,  wie  der  alte  burgemeister 
Smid  aus  Bremen,     der  Harzliterat  hr  dr  Pröhle  hat  mir  seinen 


240  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

besuch  abgestattet,  auch  für  das  Wörterbuch  fällt  gelegentlich 
etwas   ab.     'wie  weit   ist   es    dahin?'    fragte  ich.     'zwei  stunden 

und  die  sind  dicke' 

Frau  Reimer  hat  meinem  bruder  erzählt  dasz  Sie  in  Ilmenau 
Ihre  silberne  hochzeit  gefeiert  haben:  nehmen  Sie  nachträglich 
meinen  herzlichen  glückwunsch  für  Sie  und  Ihre  liebe  frau  und 
sein  Sie  beide  auf  das  freundschaftlichste  gegrüszt. 

46.  WGrimm  an  SHirzel.  21  november  1856. 
Die  briefe  von  Göthe  habe  ich  mit  vergnügen  gelesen,   der 

an  Reichardt,  worin  er  das  gute  Verhältnis  wieder  herstellt,  macht 
ihm  ehre,  wie  schön  tritt  bei  ihm  die  menschliche  milde  her- 
vor, wenn  er  auch  einmal  drauf  los  geschlagen  hatte;  Schiller 
hatte  sie  nicht,  aber  leid  thut  es  mir  immer  dasz  er  beständig 
auf  die  Deutschen  hackt,  die  meisten  menschen  haben  etwas, 
an  dem  sie  ihren  verdrusz  auslassen,  aber  was  man  den  Deut- 
schen vorwirft,  hängt  in  vielen  stücken  mit  ihren  guten  eigen- 
schaften  zusammen  und  ist  bei  andern  Völkern  nicht  besser,  ja 
es  lastet  viel  schwerer  auf  ihnen,  sinn  und  gefühl  für  das 
geistige  haben  wir  mehr  als  jene,  haben  die  Engelländer  nicht 
erst  von  den  Deutschen  gelernt,  den  Shakespear  hochzuschätzen? 
Riemer  hat  das  noch  viel  ärger  gemacht  und  schon  deshalb  ist 
mir  sein  buch  widerwärtig. 

47.  WGrimm  an  SHirzel.  14  februar  1857. 
Die  blätter  aus  der  eleg.  weit  sind  mir  abhanden  gekommen 

ohne  dasz  ich  sie  gelesen  habe,  das  thut  mir  leid ,  aber  die  leute 
sind  toll  auf  papier  zum  fensterputzen  und  halten  alles  für  ma- 
culatur  was  nicht  eingebunden  ist.  der  seel.  Jacobs  in  Gotha  er- 
zählte mir  einmal,  sein  hausmädchen  habe  ihm  einmal  ein  neu- 
griechisches mauuscript  nach  und  nach  weggeholt. 

48.  JGrimm  an  SHirzel.  21  februar  1857. 
Seit  1839,    wo   ich  Sie    persönlich    kennen    lernte,    ist  mir 

immer  so  viel  freundlichkeit  und  gute  von  Ihnen  erwiesen  worden, 
und  in  einer  Ihnen  angebornen  einnehmenden  art,  dasz  ihr  auch 
mein  wille  entsprach,  mich  dafür  dankbar  zu  zeigen,  die  aus- 
führung  ist  aber  oft  dahinter  geblieben. 

Von  allen  arbeiten,  die  ich  jemals  vorgenommen,  hat  keine 
schwerer  auf  meine  schultern  gedrückt  als  die  des  Wörterbuchs, 
schon  die  einleitung  und  lange  Vorbereitung  lastete  in  den  ge- 
danken,  das  ausarbeiten  selbst,  sobald  es  beginnen  konnte, 
wurde  dagegen  kühlend  und  erfrischend,  wenn  nicht  andere 
dinge  wären  1 

Ich  arbeite  unablässig  fort  alle  tage  bis  abends  eilf  uhr, 
worüber  Sie  meine  hausleute  verhören  können. 

Ich  gehe  fünfmal  monatlich  zur  akademie  und  laufe  bei 
gutem    wetter   gern   jeden   tag   eine   stunde    den    kanal    entlang, 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  241 

gesellschaften  besuche  ich  nie  uüd  empfange  darum  auch  von 
hiesigen  bekannten  keine  besuche,  sondern  nur  von  fremden  und 
halbfremden,  die  zeit  geht  schnell  dahin,  mir  ist  als  seien  es 
nicht  zwei  jähre,  sondern  ein  paar  monale,  dasz  ich  Ihnen  das 
vorletzte  manuscript  zum  C  mit  den  Worten  sandte:  nun  komm 
ich  noch  einmal  und  dann  nimmermehr,  wie  es  in  einem  märchen 
lautet,     absieht  war  gar  nicht  dabei. 

Wir  wollen  einmal  überschlagen  was  mir  bevorsteht. 

1.  das  Wörterbuch,  ich  excerpiere  täglich  noch  zettel 
für  E  und  F,  und  habe  wieder  einen  kästen  voll  eingeordnet, 
wo  will  das  hinaus?  .... 

2.  das  buch  über  Ossian,  worin  dessen  echtheit  herge- 
stellt wird. 

3.  das  über  Nibelungen  und  heldensage,  woraus 
nr  2,  das  erst  darin  vorkam,  selbständig  abgesprungen  ist. 

4.  ein  buch  über  Geten  und  Gothen,  kern  und  grund 
meiner  geschichte  der  spräche,  aber  für  sich  reicher  und  genauer 
zu  entfalten,     wird  hoffentlich  gut  ausfallen. 

5.  im  Elsasz  lebt  herr  Stoffel  oder  Christophorus,  den  ich 
vor  vier  oder  fünf  jähren  aufgefordert  habe,  hübsche  elsässische 
dorfweisthümer  zu  sammeln,  unter  versprechen  einer  vorrede 
dazu,  er  hat  es  gethan  und  läszt  jetzt  das  buch  zu  Basel  drucken, 
begehrt  die  vorrede,  welche  allerdings  ein  Studium  des  buchs 
nöthig  macht. 

6.  eine  nhd.  ausführliche  grammatik  möchte  ich  sehr 
gern  schreiben ,  liegt  mir  aber  fast  unnahbar. 

7.  Vollendung  der  syntax  in  meiner  deutschen  gram- 
matik, von  den  andern  theilen  zu  schweigen. 

8.  eine  abhandlung  über  die  märchen,  zu  der  ich  lange 
schon  hübsches  material  gesammelt  habe. 

9.  den  Schlemmer  [inhaber  der  Dieterichschen  buchhandlung] 
hab  ich  freilich  zum  schweigen  gebracht,  allein  durch  ein  hartes 
mittel  d.  h.  geslattung  eines  dummen ,  baren  abdrucks  von  gram- 
matik, rechtsalterthümern  und  mythologie,  während  alles  bereit 
lag,  um  diese  werke  zu  bereichern  und  zu  erweitern. 

10.  die  akademischen  abhandlungen  kommen  wie 
der  dich  über  nacht,  man  denkt  nicht  daran  vor  den  letzten 
wochen.  eben  sitze  ich  über  einerneuen,  die  den  12  merz  soll 
gelesen  werden ,  sie  wird  vom  gebet  (sicher  nicht  vom  fröm- 
melnden) handeln  und  Sie  sind  der  erste  mensch,  der  von 
ihr  hört. 

11.  die  Dümmlersche  verlagsbuchh.  drängt  mich  auch  hier,  ... 
die  vierte  aufläge  vom  Ursprung  der  spr.  soll  umgearbeitet 
werden  und  liegt  mir  am  herzen,  auch  die  übrigen  abhandlungen 
müssen  in  andrer  gestalt  auftreten. 

Leicht  könnte  ich  das  dutzend  voll  machen,  wenn  es  noch 
nöthig  wäre  Ihnen   zu  beweisen,   dasz  mir  die  arbeiten  drohend 
A.  F.  f).  A.    XVI.  16 


242  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEIN    WÖRTERBUCHES 

über  den  köpf  steigen,  einzelnes  musz  zurückstehen,  anderes  kann 
aufgeschoben  bleiben ,  ich  bilde  mir  immer  ein  dasz  es  mir  von 
der  band  rückt  und  sich  löst. 

An  schlaflosen  nachten  leide  ich  auch  und  da  mehren  und 
kreuzen  sich  die  gedanken.  auf  der  linken  seite  kann  ich  nicht 
mehr  liegen  und  manchmal  setzt  der  pulsschlag  aus,  was  ich 
empfinde  ohne  an  die  band  zu  greifen ,  kopfschmerzen  sind  seltner 
als  in  früherer  zeit  und  die  gedämpfte  brüst  läszt  sich  leicht  er- 
tragen, wenn  ich  nicht  zum  sprechen  genöthigt  bin.  die  äugen 
bleiben  treu,  aber  ich  höre  nicht  mehr  scharf. 

Haufen  von  büchern  liegen  um  mich,  die  gelesen  sein 
sollen,  des  Rochholz  kinderlieder  und  spiele  werden  Ihnen  auch 
gefallen ,  unser  nebenbuhler  Weber  wird  sich  geärgert  haben, 
dasz  er  mir  das  buch  im  namen  des  Verfassers  überschicken 
muste 

Nun  habe  ich  mich ,  lieber  Hirzel ,  ausgeschüttet,  ich  denke 
Sie  sollen  nicht  betrübt  dadurch  werden,  sondern  mancherlei 
trost  schöpfen,  zu  antworten  brauchen  Sie  nicht,  denn  ich  sehe 
nicht  was  Sie  antworten  können,  auch  wenn  Sie  schweigen  ver- 
stehe ich  was  Sie  reden;  nichts  wünsche  ich  sehnlicher  als  Ihnen 
bald  manuscript  senden  zu  können,  damit  ich  wieder  in  rechten 
gang  komme  und  alle  vorwürfe  aufhören. 

49.  WGrimm  an  SHirzel.  27  februar  1857. 
Hierbei  kommt  wieder  futter  für  den  setzer:   ich  würde  es 

früher  gesendet  baben,  wenn  nicht  ein  schwieriger  artikel  darunter 
wäre,  ich  meine  ding,  dem  ich  allerlei  zuzufügen  hatte  und  den 
ich  zum  tbeil  umgearbeitet  habe,  zu  dies  habe  ich  nur  ein 
fragezeichen  gesetzt;  ich  glaube  noch  immer  dasz  ich  recht  habe, 
die  erklärung  von  das  was  ist  gesucht  und  bei  der  hauptstelle 
nicht  anwendbar,  zudem  ist  Schweiuicheu  ein  mann  der  redet 
wie  ihm  der  Schnabel  gewachsen  ist  und  an  eine  Schönrednerei 
nicht  denkt,    ich  habe  die  stellen  selbst  darin  gefunden,  da  die 

auszöge  anderer  mich  oft  im  stiche  lassen 

[Nachschrift]  Ich  habe  die  blätter  von  Meusebach  wieder  ge- 
funden, man  sieht  dasz  J.  Paul  sein  ideal  war,  der  überhaupt  auf 
sein  wesen  groszen  einflusz  gehabt  hat. 

50.  WGrimm  an  SHirzel.  29  märz  1857. 
Beginnt  der  druck  wieder,   so  musz  streng  darauf  gehalten 

werden  dasz  nur  alle  14  tage  ein  halber  bogen  gesetzt  wird,  ge- 
schieht das  nicht,  so  kommt  die  zeit  wo  der  druck  stille  stehen 
musz,  bis  ich  wieder  vorrätig  gearbeitet  habe,  und  das  wäre  mir 
unangenehm. 

Ich  habe  Ihnen  schon  mehrmals  die  gründe  auseinander  ge- 
setzt, warum  es  mir  nicht  möglich  ist  noch  rascher  zuarbeiten, 
und  will   sie    nicht  wiederholen,     ich   arbeite   mit   bist   an    dem 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  243 

Wörterbuch  und  ich  glaube  auch  dasz  das  daran  sichtbar  ist:  sie 
verliert  sich  aber,  wenn  ich  mich  gedrängt  fühle  und  nicht  freie 
band  habe,  auch  meine  gesundheit  erfordert  rücksicht.  es  gibt 
tage  wo  ich  gar  nichts  niederschreiben  kann ,  sondern  mich  mit 
Untersuchung  beschäftigen  musz.  die  auszüge  genügen  niemals 
und  oft  haben  sie  nur  den  geringern  theil  geliefert. 

51.    JGrimm  an  SHirzel.  5  april  1857. 

Lieber  freund ,  warum  sehen  Sie  alles  so  schwarz  an  ?  es 
bleibt  vieles  in  der  sache  zu  bedauern  und  was  Sie  mir  sagen 
ist  unter  Ihrem  gesichtspunct  nicht  anders  als  wahr,  treten 
jetzt  auch  einige  käufer  ab,  denen  für  die  fortsetzung  bang 
wird ,  so  werden  sie  wieder  zutreten ,  sobald  das  werk  gehörig 
in  gaug  kommt  und  doch  die  ersten  bände  nicht  iucomplet 
wollen  liegen  lassen,  ich  entsinne  mich,  dasz  Sie  früher  in 
dieser  beziehung  behaupteten ,  mit  dem  ersten  band  werde  das 
werk  sicher  stehn. 

.  Einen  Vorwurf  könnte  ich  mir  nur  dann  machen ,  wenn  ich 
nach  rascher  ausarbeitung  meines  ersten  pensums  von  1^2  bänden 
die  band  in  den  schosz  gelegt  und  müszig  gesessen  hätte;  es  that 
mir  aber  wol  von  dieser  arbeit  aufzuathmen  und  zu  andern  arbeiten 
zu  greifen,  mitten  im  arbeiten  wird  man  von  vielen  einflössen 
abhängig,  besonders  bei  zu  ende  neigender  lebensbahn,  weil  zahl- 
lose längst  gesponnene  faden  sich  wieder  anknüpfen  und  neue 
ergebnisse  den  meisten  reiz  gewinnen,  ich  habe  Sie  neulich  von 
einigen  lieblingsplänen  unterrichtet. 

Wäre  ich  vom  schlusz  des  C  an  beständig  am  werk  geblieben, 
so  läge  ohne  zweifei  jetzt  D,  E  und  F  gedruckt  fertig ,  denn  man 
arbeitet  je  länger  je  leichter,  jetzt  bin  ich  heraus  gerückt  und 
musz  neu  anheben,  was  immer  einige  Überwindung  kostet.  Sie 
thaten  mir  den  Vorschlag,  während  noch  der  druck  von  D  fort- 
gehe, E  zu  beginnen,  es  schien  mir  unrecht,  meine  pause  mir 
zu  verkümmern,  und  ich  dachte  nicht,  dasz  Wilhelm  das  D  so 
weitläufig  behandeln  würde,  wie  ich  nun  sehe  dasz  er  thut.  es 
ist  dem  grundplan  entgegen  und  auf  solchen  fusz  würde  das 
ganze  einen  oder  zwei  bände  stärker  ausfallen,  von  anderm  un- 
zweckmäszigem  abgesehen. 

Menschlichem  ansehen  nach  werde  ich  die  Vollendung  des 
ganzen  nicht  erleben,  ich  stehe  jetzt  schon  ein  jähr  über  Adelungs 
ziel  hinaus,  der  als  72ger  ins  gras  beiszen  muste.  gleichwol 
schmerzt  es  mich,  wenn  Sie  nur  noch  E  und  F  von  mir  be- 
gehren und  für  das  weitere  jüngere  kräfte  zu  werben  gedenken, 
leicht  möglich,  dasz  diese,  was  ich  mir  für  zahllose  artikel  des 
ganzen  alphabets  vorausbedacht  habe,  niemals  ahnen  und  dem 
werk  einen  schweif  ansetzen ,  wider  den  ich  mich  sträuben  würde, 
wer  kann  die  letzten  Vorsätze  des  menschenlebens  eitel  nennen? 
sie  sind  es  zu  jeder  zeit  mitten  im  leben. 

16* 


244  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

Denken  Sie  nicht,  dasz  ich  unter  andern  arbeiten  für  das 
wb.  unthätig  gewesen  sei ,  es  ist  von  mir  für  E  und  F  nach- 
gesammelt worden,  wie  schwerlich  für  sonst  einen  buchstab,  und 
kaum  ist  ein  tag  vergangen,  an  dem  ich  nicht  zusätze  in  A  und 
B  eingetragen  hätte,  mit  der  liebe,  wie  sie  eine  mutter  hat  für 
ihr  kind.  werden  diese  nachtrage  auch  nie  gedruckt,  ich  habe 
stets  gearbeitet  aus  innerer  lust,  ohne  rücksicht  darauf,  ob  es 
andern  zu  gesicht  oder  zu  gut  kommen  würde. 

Lassen  Sie  mir  nur  den  Ossi  an  fertig  werden,  alle  übrigen 
sachen  will  ich  dahin  legen,  ich  kann  Ihnen  nicht  auseinander- 
setzen, was  jetzt  gerade  seine  Vollendung  hindert,  sobald  das 
ms.  in  Ihrer  hand  sein  wird,  verspreche  ich  Ihnen,  das  E  zu  be- 
ginnen und  dann  anhaltend,  oder  es  müste  mich  krankheit 
hemmen ,  dabei  zu  beharren ,  sei  das  D  fertig  gedruckt  oder 
nicht. 

Was  weiter  erfolgen  kann,  sei  dem  himmel  anheim  gestellt. 

52.  JGrimm  an  SHirzel.  30  September  1857. 
Lieber  freund,  Ihre  briefe,  die  mich  immer  freuten,  machen 

mir  jetzt  schmerz  und  Verlegenheit,  weil  ich  nicht  auf  der  stelle 
die  rechte  und  verdiente  antwort  ertheilen  kann.  Sie  denken 
sich  getreulich  alles  aus,  was  die  sache  wieder  in  gang  bringen 
könnte  und  tragen  keine  art  von  schuld  an  der  zögerung,  die 
ich  mir  allein  beimesse,  auf  die  bücher  kommt  es  jetzt  nicht 
an.  ich  spüre  wol  dasz  man  im  alter  schwerer  flüssig  wird  und 
doch  in  den  gedanken  zu  allem  bereit  ist;  wiederholentlich  bitte 
ich  noch  um  geduld 

Ich  bitte  nur  in  Ihrem  herzen  den  Ossian  nicht  zu  ver- 
wünschen, er  ist  genug  verwünscht  gewesen. 

[SHirzel  hat  auf  der  dritten  leeren  seile  des  briefes  das  concepl 
einer  antwort  angefangen ,  mit  bleistift,  worin  es  ua.  hei/ st:  Was 
ich  nicht  begreife,  und  mit  Ihrem  wolwollen  für  mich  nicht  zu- 
sammenreimen kann ,  ist  dass  Sie  nicht  wenigstens  die  stunden, 
tage,  monate,  wo  die  Ossianische  arbeit  in  ruh  liegt,  wie  es 
jetzt  wieder  der  fall  sein  wird,  ....  dem  Wörterbuch  gönnen.] 

53.  WGrimm  an  SHirzel.  17  december  1857. 
Ich  gratuliere  zu  der  göthischen  haudschrift,  die  züge  eines 

verstorbenen  machen  eine  eigenthümliche  Wirkung.  Meusebach, 
als  er  mir  ein  buch  zeigte,  in  welches  Fischart  seinen  namen 
geschrieben  hatte,  sagte  mit  einer  gewissen  rührung  'hier  hat 
seine  hand  geruht'. 

54.  JGrimm  an  SHirzel.     12  Januar  1858  abends. 
Lieber  Hirzel,  ich  danke  Ihnen  für  Ihren  heutigen  besuch, 

der  mich  nicht  beunruhigt,  sondern  beruhigt  hat. 

Hier  sewde  ich  Ihnen  den  brief  von  Corrodi,  den  ich  heute 
morgen    nicht  finden  konnte,     die    nächste  folge  haben  wird  es, 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  245 

dasz  Sie  sich  Corrodis  gedieht  kommen  lassen  und  hoffentlich 
mit  einer  der  meinen  gleichen  lust  lesen  werden,  diesmal  habe 
ich  also  einen  Zürcher  dichter  eher  als  Sie  gekannt,  ich  wieder- 
hole Ihnen  mein  öfter  gethanes  geständnis,  dasz  ich  alles  in 
Schweizermundart  abgefasztes  mit  grösztem  vergnügen  lese  und 
verstehn  lerne,  während  mir  sachen  in  niederdeutschem  dialect 
gleichgültig  oder  zuwider  sind,  z.  b.  selbst  Klaus  Groths  Quikborn. 
Heinrich  Schmidts  erinnerungen  an  Göthe  oder  an  Weimar 
haben  Sie  wol  gelesen,  aber  die  briefe  der  Schwester  Knebels 
sind  unausstehlich. 

55.  JGrimm  an  SHirzel.     5  april  1858,  am  zweiten  ostertag. 

Lieber,  guter  Hirzel,  endlich  kommt  wieder  ein  brief,  Sie 
werden  gar  nicht  mehr  wissen  was  Sie  von  mir  halten  sollen, 
kaum  war  im  Januar  ein  erster  grippenanfall  überwunden,  so 
folgte  im  februar  ein  härterer,  der  mich  noch  mehr  angegriffen 
und  mitgenommen  hat  und  einige  bedenkliche  Symptome  kund- 
gab, fast  eine  woche  muste  ich  das  bett  hüten ,  meistens  schlaf- 
los, und  im  fieber  zogen  auch  die  gedanken  an  Sie  und  an  den 
buchstab  E  durch  den  wüsten  köpf,  ich  fühlte  mich  mühselig 
und  beladen,  erst  in  der  zweiten  hälfte  merz  durfte  ich  ver- 
suchen mich  an  der  frischen  luft  zu  erholen  und  zu  stärken, 
ich  sehne  mich  mehr  als  je  nach  dem  wirklichen  frühling,  denn 
noch  schwankt  es. 

Dieser  tage  traf  nun  auch  ein  schöner,  herzlicher  brief  Dahl- 
manns  ein,  der  mich  aufs  dringendste  zur  arbeit  mahnt,  während 
hier  umgekehrt  alle  mir  nah  tönende  stimmen  davon  abmahnen. 
Ihre  klage  hat  den  freund  veranlaszt  zu  schreiben,  seine  worte 
können  meinen  längst  feststehenden  entschlossen  kaum  etwas 
hinzuthun. 

Ich  gedenke  mich  noch  diesen  mouat  vollends  zu  sammeln 
und  das  E  zu  beginnen,  lassen  Sie  mich  nur  erst  einmal  wieder 
hinein  kommen,  dann  soll  die  arbeit  sich  von  selbst  anfrischen, 
ich  werde  erst  ein  paar  wochen  anwenden  müssen  um  die  massen 
angehäufter  zettel  zn  ordnen  und  einzurichten,  von  Danzig  und 
Göttingen  liegen  noch  uneröfnete  pakete  vor  mir,  von  Hoff- 
maun  haben  Sie  mir  zujüngst  beitrage  gesandt,  die  mich  rühren, 
können  Sie  ihm  gelegentlich  meinen  dank  melden  so  thun  Sie 
es 

Bleiben  Sie  gut  Ihrem  freunde  Jacob  Grimm. 

56.    JGrimm  an  SHirzel.  6  august  1858. 

Lieber  Hirzel,  keine  antwort  ist  auch  eine,  wollen  Sie  ihm 
aber  schreiben,  so  geschehe  es  kurz: 

'Ihren  Vorschlag  weise  ich  zurück,  wie  denken  Sie  sich, 
dasz  nach  der  art  Ihres  öffentlichen  auftretens  wider  das  deutsche 
Wörterbuch  die  Verfasser   in  irgend  eine  gemeinschaft  mit  Ihnen 


246  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTEHBUCHES 

treten  könnten?  gehen  Sie  also  Ihren  eignen  weg,  oder  ver- 
bünden sich  noch  mit  andern;  die  hülfe,  welche  Sie  zu  leisten 
vermöchten,  würde  nur  eine  weitere  Störung  sein.' 

Adresse  dr.W  urm,  professor  München,  Landwehrstrasze 27. 

Diese  fatale  sache  hat  mich  auf  einen  halben  tag  in  unruhe 
versetzt  und  mir  die  schändlichen  ranke  der  beiden  leute  wieder 
lebhaft  ins  gedächtnis  gerufen,  es  läge  ihnen  nah  zusammenzu- 
treten und  vereint  zu  wirken ,  doch  wird  es  ihnen  schwer  fallen 
sich  in  die  gunst  des  publ.  zu  setzen  und  ohne  das  zerfällt 
ihr  plan  von  selbst,  seine  ausführung  kann  nicht  so  nahe  bevor- 
stehn,  da  sich  der  eine  erst  noch  versucht  besonders  geltend  zu 
machen;  ihr  material  ist  also  noch  nicht  in  einander  verarbeitet 
und  vielleicht  geraten  Sie  sich  darüber  noch  selbst  in  die  haare. 

Ob  beim  beginn  unsers  dritten  bandes  eine  anzeige  für  das 
publicum  zu  erlassen  sei?  sie  könnte  mehr  beunruhigen  als  be- 
ruhigen, warum  schon  jetzt  künftige  fortsetzer  nennen?  besser 
ists  dasz  ihre  namen  erst  verlauten  sobald  sie  wirklich  auftreten, 
ich  kann  weder  über  Hildebrand  noch  Weigand  jetzt  schon  genau 
urtheilen,  der  letzte  ist  ein  uns  zugethaner,  redlicher,  arbeitsamer 
mann ,  vielleicht  aber  besitzt  er  nicht  die  nöthige  kraft 

[Nachschrift]  Es  ist  prächtig,  dasz  Sie  alle  citate  aus  Göthe  zu 
finden  wissen. 

57.  JGrimm  an  SHirzel.  17  november  1858. 
Lieber  freund,  vorige  woche  ist  mir,  und  Ihnen  sicher 
auch,  ein  circular  der  Herderschen  buchhandlung  in  Freiburg 
zu  gesiebt  gekommen,  worin  sie  Wurms  deutsches  wb.  anzeigt, 
das  erste  lieft  solle  unmittelbar  versandt  werden,  ja  der  ganze 
erste  band  liege  bereits  gedruckt  vor  und  könne  auf  verlangen 
geliefert  werden,  das  ist  nun  offenbar  eine  lüge,  denn  wenn 
er  Ihnen  im  august  sein  werk  antrug  und  wahrscheinlich  den 
ganzen  monat  lang  auf  Ihre  antwort  wartete  (Sie  aber  ant- 
worteten durch  verdientes  stillschweigen),  so  kann  er  nicht  so- 
gleich mit  einem  Verleger  abgeschlossen  haben ,  noch  weniger 
ein  band  in  einem  oder  zwei  monaten  gedruckt  worden  sein 


Recht  gut  wäre,  wenn  jetzt  auch  Sanders  aufträte,  so 
könnten  sie  beide  sich  einander  auffressen  und  würden  hoffent- 
lich durch  den  mangel  an  subscriptionen  scheitern. 

Am  besten  wird  die  ohnmacht  dieser  schändlichen  beiden 
plane  durch  das  neue  lieft  unsers  dritten  bandes  dargethan 
werden,  wenn  es  rechtzeitig  erschiene,  wozu  aber  keine  aussieht 
ist,  seit  der  druck  so  unerwartet  schläfrig  geht. 

58.    JGrimm  an  SHirzel.  26  november  1858. 

Die  erste  lieferung,  die  Wurms  ist  hier,  hoho!  das  thut 
uns  keinen  schaden. 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  247 

59.    JGrimm  an  SHirzel.  3  december  1858. 

Was  Ihnen  sp.  166  anstosz  gab  ist  gestrichen,  in  einem 
viele  tausende  von  Wörtern  umfassenden  werke  sind  einzelne 
fehler  und  verstösze  höchst  natürlich,  ja  unvermeidlich,  bei 
Adelung  stehen  auf  allen  blättern  arge,  ich  selbst  scheue  mich 
keinen  augenblick  zu  bekennen,  dasz  ich  später  etwas  besser 
einsehen  lerne,  und  der  sache  selbst  wird  mit  dieser  aufrichtig- 
keit  gedient,  denn  ein  vernünftiges  publicum  darf  von  einem 
Wörterbuch  nie  etwas  vollendetes  erwarten ,  blosz  einen  tüchtigen 
schritt  zur  Vollendung  hin 

Was  ablegen  sagen  will,  haben  Sie  mir  nun  deutlich  ge- 
macht, ich  denke  immer  nicht  an  das  leidige,  von  Karl  Reimer 
eingeführte  stereotypieren ,  das  mir  von  anfang  an  ein  dorn  im 
äuge  war.  warum  ein  werk  so  festsetzen  und  ihm  die  aussieht 
auf  eine  neue  ausgäbe  abschneiden?  nicht  nur  dasz  es  im  druck 
aufhält  und  ihnen  grosze  kosten  macht,  welchen  vortheil  haben 
Sie  bisher  daraus  gezogen ,  welchen  versprechen  Sie  sich  für  die 
zukunft?  ich  würde  immer  noch  rathen  es  wieder  einzustellen, 
eine  neue  ausgäbe  werde  ich  natürlich  nicht  erleben,  aber  wer 
fähig  ist  sie  zu  liefern  wird  ebenso  dadurch  verhindert  sein. 

Von  Wurms  arbeit,  wenn  sie  forterscheinen  soll,  haben 
wir  nichts  zu  fürchten,  die  critik  wird  oder  musz  hervorheben, 
dasz  ihr  zwei  unser  werk  empfehlende  eigenschaften  abgehen. 
1,  die  gelehrte  forschung.  2,  die  auffassung  des  poetischen  und 
naiven  bestandtheils  der  spräche,  es  ist  nichts  als  ein  verbessertes 
Hoffmannisches  Wörterbuch,  mit  massenhafter  ergänzuug  aus  dem 
unsrigen,  unverkennbar  auch  neben  eigner,  aber  planloser  be- 
lesenheit; er  sagt  selbst,  dasz  er  sich  den  alten  Frisch  zum 
muster  genommen,  auf  ihn  weiter  fortgebaut  habe.  .  .  .  dem 
Sanders  traue  ich  mehr  eigenthümliches  zu. 

Fiengen  wir  jetzt  an  und  läge  der  noch  eingekrümmte  Wurm 
schon  ganz  vor,  so  würde  er  freilich  nutzbares  material  zuliefern; 
aber  weit  mehr  liefern  müste  die  lange  noch  nicht  vollendete  oder 
erneuerte  lesung  der  quellen,  es  ist  nichts  leichter  als  zusätze  zu 
einem  guten  wb.  zu  machen,  schwer  aber  zu  einem  schlechten, 
ich  mache  mich  anheischig  aus  jedem  buch  des  16. 17 jh.  treffende 
ergänzungeu  zu  schöpfen,  geschweige  aus  Keisersberg  und  Luther, 
deren  Schriften  entweder  noch  ungelesen  oder  unverständig  und 
mager  ausgezogen  sind,  man  lernt  aber  erst  bei  der  arbeit  auf 
welche  Wörter  beim  lesen  und  wiederlesen  zu  achten  sei.  die 
excerpierenden  berücksichtigten  vorzugsweise  die  ihnen  unbekannt 
und  selten  scheinenden  Wörter  und  giengen  die  bekannten  vorbei, 
auf  deren  leise  färbung  und  Verwendung  es  gerade  ankommt, 
selbst  Klee,  dessen  auszöge  ich  gerühmt  habe,  läszt  bei  den 
schönsten  ausdrücken  Göthes,  sobald  ihm  allgemein  betrachtet 
nichts  daran  aulfällt,  im  stich,  wer  kann  diesen  unvergleichlichen 
Schriftsteller  für  alle  Wörter  ausschreiben? 


248  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

60.  SHirzel  an  JGrimm.  15  Januar  1859. 
Gestern  hörte  ich,  dass  das  erste  heft  von  Sanders,  10  bogen 

stark  und  bereits  über  A  hinausgehend,  nächstens  das  licht  der 
weit  erblicken  werde,  nachdem  Weber  sich  mit  S.  überworfen, 
hat  Otto  Wigand  den  verlag  übernommen,  da  wird  es  vor  allem 
eine  pompöse  ankündigung  setzen. 

61.  WGrimm  an  SHirzel.  28  Januar  1859. 
Ich  habe  das  Wörterbuch  von  Sanders  angesehen,    es  ist  ein 

trockues  Verzeichnis,  mit  pedantischem  wasser  getränkt  und  un- 
bequem zu  gebrauchen,  ich  glaube  nicht  dasz  es  den  gehofften 
erfolg  haben  wird. 

62.  JGrimm  an  SHirzel.  1  februar  1859. 
Lieber  freund ,  das  neue  heft  ist  heute  eingetroffen ,  gegen- 
über den  beiden  spinnen  macht  sich  alles  sauber  und  appetitlich. 
Sanders  hat  einige  quentchen  mehr  sprachwitz  als  Wurm ,  ist 
aber  dafür  desto  mehr  ein  querkopf,  der  sich  durch  das  ver- 
lassen der  aiphabet.  Ordnung  vor  allen  dingen  zu  grund  richtet, 
das  musz  ihn  in  hundert  fällen  verwirren  und  zu  dummheiten 
verleiten.  Untersuchungen  der  wurzeln ,  wenn  sie  in  rechten 
flusz  kommen  sollen,  gehören  in  die  grammatik,  oder  in  eigne 
werke,  und  heben  die  heilbringende  neutralität  des  Wörter- 
buchs auf. 

Die  anläge  auf  zwei  quartanten  soll  wol  die  käufer  locken, 
aber  was  für  käufer?  unser  streben  war,  die  käufer  zum  lernen 
und  Studium  der  spräche  anzuregen ,  nicht  ihnen  einen  liberalen 
absud  des  Vorrats  in  die  hand  zu  liefern.  .  .  .  blosz  in  citaten 
aus  Kinkel,  Gutzgow  [so],  Auerbach  und  solchen  neueren,  aus 
denen  man  nichts  lernt,  ist  er  uns  überlegen,  wie  viel  tiefer 
schöpfen  wir  aus  Göthes  fülle,  von  gelehrsamkeit  und  auffassung 
der  sprachpoesie  ist  keine  spur,  in  unserm  buch  können  trauen 
auf  jeder  spalte  mit  freuden  lesen;  diese  beiden  werke  [Sanders 
und  Wurm]  werden  sie  gleich  aus  der  hand  legen. 

Die  critik  hätte  jetzt  ein  leichtes  spiel  und  könnte  den 
stand  der  dinge  anschaulich  machen,  zeigen  wie  frevelhaft  die 
gesellen  sich  vorgedrängt  haben  und  was  nun  hinter  ihnen  ist. 
ich  vveisz  nicht  ob  Zarnke  [so],  wenn  er  genesen  ist,  ein  urtheil 
fällen  wird. 

Achten  Sie  doch ,  wie  sich  die  allgemeine  Augsburger  zeitung 
äuszern  wird,  es  musz  doch  aller  weit  höchlich  auffallen,  dasz 
in  unsern  armen  verworrenen  zeiten  auf  einmal  vier,  oder 
Weigand  mit  eingerechnet,  fünf  hochdeutsche  Wörterbücher  er- 
scheinen sollen,  das  sollte  doch  alle  käufer  verblüffen,  frechheit 
und  schnöde  gewinnsucht  spielen  dabei  die  hauptrolle. 

Wir  wollen  sehen,  was  geschieht;  in  einigen  jähren  werden 
sich  diese  wölken  verzogen  haben. 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEIS    WÖRTERBUCHES  249 

63.  WGrimm  an  SHirzel.  1  februar  1859. 
Über   die  worte   durchglühter  schütz   stürzt  [Goethe 

11,  257]  habe  ich  allerdings  nachgedacht,  mich  aber  dabei  be- 
ruhigt dasz  unter  schütz  die  gegen  feuer  schützende  Steinmauer 
gemeint  ist,  die  vom  feuer  überwältigt  [so]  endlich  doch  zusammen- 
stürzt, wie  man  in  jedem  haus  eine  brandmauer  hat,  an  welcher 
der  herd  liegt,  ähnlich  heiszt  im  Wasserbau  der  schütz  eine 
thüre  die  gegen  den  andrang  des  wassers  schützt. 

Gegen  schutt  habe  ich  einzuwenden  dasz  er  gerade  das  ein- 
gestürzte bezeichnet  und  man  von  ihm  daher  nicht  sagen  kann 
er  stürze,  man  könnte,  wenn  es  noch  zeit  dazu  ist,  die  be- 
merkung  zufügen  dasz  in  dem  ersten  druck  schutt  stehe. 

[Nachschrift]  Ich  eröffne  den  brief  noch  einmal ,  da  eben 
Ihr  promemoria  ankommt,  schürz  ist  eine  sinnreiche  Vermutung, 
aber  eine  zu  speciell  technische  bedeutung,  die  auch  Beil  515 
anführt,  manteau  de  cheminee.  man  mag  dann  bei  schürz  von 
dieser  stelle  Göthes  reden,  hier  ist  es  ohnehin  eine  nebensache. 

64.  SHirzel  an  JGrimm.  8  februar  1859. 
Der  ausdruck  einschlagen  in  der  von  mir  hinzugefügten 

bedeutung  gehört  zu  denen,  die  wie  wenig  andere  in  unserer 
handelsstadt  von  alters  her  gang  und  gäbe  sind,  ich  habe  aber 
sowohl  auf  dem  rathhause  als  beim  handelsvorstand  mich  vergebens 
bemüht  zu  erfahren ,  woher  man  ihn  sich  zu  erklären  habe,  ein 
kaufmann  sagte  mir,  dass  man  in  Bremen  das  umwickeln  der 
guter  mit  stricken,  wenn  sie  in  die  magazine  auf  den  böden 
hinaufgewuuden  werden,  einschlagen  nenne,  von  einer  ähn- 
lichen manipulation  wird  ohne  zweifei  auch  die  hier  übliche  be- 
deutung ihren  Ursprung  haben. 

65.  JGrimm  an  SHirzel.  17  juni  1859. 
Man  glaubt  hier,  die  mobilmachung  erfolge,  um  bei  ein- 
tretenden Vermittlungen  mehr  gewicht  in  unsere  wagschale  zu 
legen,  nichts  halte  ich  für  unenglischer  als  die  gegenwärtige 
englische  politik,  die  sich  unter  Palmerston  und  Bussel  noch  ver- 
schlimmert, dasz  man  sich  hier  unmittelbar  auf  östr.  seite 
schlagen  werde,  bezweifle  ich  sehr. 

Wie  ists  denn,  hat  sich  seit  einem  halben  jh.  unsere  läge 
ganz  verkehrt?  die  geschichtschreiber  bejammern,  dasz  Preuszen  im 
Basler  fr.  1795  (als  Sie  noch  nicht  geboren  waren)  Ostreich  im 
stich  liesz,  und  schelten,  dasz  wiederum  1805  Ostreich  von 
Preuszen,  1806  Preuszen  von  Ostreich  verlassen  blieb,  alle  1795 
in  den  schütz  der  demarcation  fallenden  freuten  sich  hübsch  in 
ruhe  und  gemach  zu  leben  und  wüsten  dafür  beschönigende 
gründe,  wie  deren  heutzutage  haufenweis  aufwachsen.  Östr.  u. 
Pr.  stehen  einander,  wie  ehmals,  eifersüchtig  zur  seite  und 
haben  beiderseits  sich  vorwürfe  zu  machen,  ich  bin  gar  nicht 
östreichisch  gesinnt  und  wünsche  dasz  Pr.  bei  diesem  anlasz  dem 


250  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

bundestag  den  todesstreich  versetzt,  aber  mein  deutsches  gefühl 
leidet  doch  unter  der  niederlage  der  Östreicher  in  Italien  und 
gönnt  ihnen  dort  von  herzen  den  sieg,  zu  geschweigen ,  dasz  in 
der  Lombardei  seit  uralter  zeit  deutsches  volk  haust,  wenn  es 
auch  heute  sich  nicht  mehr  erkennt,  dasz  glorreiche  erinnerungen 
aus  Zeiten  der  sächsischen,  fränkischen,  schwäbischen  könige 
in  Italien  halten  und  dieser  oft  schädliche,  zweideutige  besitz 
dennoch  unsre  nation  erhoben  hat;  so  sehe  ich  für  Italien  gar 
kein  glück  erblühen,  wenn  es  dem  lügner  gelungen  ist  die 
Östreicher  auszutreiben,  nicht  eher  frei  sein  wird  Italien,  als  bis 
aus  seiner  mitte  das  pfaffennest  ausgehoben  ist.  diese  Römer, 
und  das  sind  doch  Italiener,  heherschen  die  cathol.  kirche  und 
knechten  die  ganze  cathol.  weit;  sie  sind  es,  die  das  concor- 
dat,  wodurch  Östr.  in  und  auszer  Italien  verhaszt  wird,  nach 
Wien  gebracht  haben,  verdient  das  welsche,  sich  dazu  ewig 
herleihende  volk,  groszes  mitgefühl?  denn  behält  Rom  seine 
gewalt,  so  wird  es  nach  wie  vor,  nur  auf  andern  wegen,  für 
Unterdrückung  der  freiheit  sorgen,  von  groszen  Völkern  werden 
jederzeit  auch  kleinere  nachbarn  beherscht,  von  Engländern  Irländer, 
von  Preuszen  Polen ,  von  Franzosen  leider  auch  Elsäszer  und 
Lothringer,  warum  nicht  von  uns  Deutschen  Lombarden?  fühlt 
der  Deutsche  im  Elsasz  den  verlust  seiner  freiheit  nicht  so 
schmerzlich  wie  der  Lombarde,  wer  hat  darüber  zu  klagen!  hätten 
die  Italiener  den  mut  ein  reich  ohne  pabst  einzusetzen  und  durch- 
zuführen ,  wendete  sich  einmal  Frankreich  und  Ostreich  ab  aus 
der  finsterheit  seiner  kirche  in  die  hellere  des  protestantismus, 
so  wäre  der  ruhe  von  ganz  Europa  geholfen,  das  oder  ähnliches 
erleben  wir  aber  nicht  mehr;  es  kann  und  wird  einmal  heran- 
nahen, und  dann  werden  zwischenzustände,  woran  sich  die  Völker 
abquälen,  schnell  verschwunden  und  vergessen  sein. 

66.  WGrimm  an  SHirzel.  15  juli  1859. 
Ich  danke   für  die  Übersendung  von  Chamisso;   ich  behalte 

das  buch  noch  einige  zeit,  um  es  durchzublättern,  es  ist  ein 
ehrlicher  wunderlicher  mensch,  im  jähre  1809,  wo  ich  hier  war, 
gieng  er  einmal  in  einem  pohluischen  rock  und  einer  seltsamen 
mutze  vor  uns  her,  und  Brentano  sagte  'was  ist  das  für  ein 
affenteuerlicher  naupengeheuerlicher  kerl?'  er  hatte  es  gehört, 
drehte  sich  um  und  rief  'das  ist  aus  dem  Fischart!'  seine  spräche 

ist  als  wenn  man  auf  einem  mit  steinen  belegten  weg  fährt 

Beselers  buch  habe  ich  mit  vergnügen  gelesen,  es  thut 
einem  wol,  wenn  man  einen  verständigen  mann  reden  hört,  der 
nicht  von  dem  traurigen  parteiwesen  ergriffen  ist. 

67.  JGrimm  an  SHirzel.  22  october  1859. 
Zu   meinem  leidwesen  vernahm   ich ,   lieber  Hirzel ,   als  ich 

spät  abends  vor  Ihrem  hause  hielt,  dasz  Sie  und  Ihre  frau  ab- 
wesend und  nach  Coblenz  gereist  wären,    so  schnell  ist  auf  die 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  251 

freude  der  hochzeit  schon  trauer  gefolgt  und  ich  begreife  Ihren 
schmerz  da  Sie  auszer  dem  nahen  verwandten  auch  einen  alten 
freund  in  Bädeker  verloren  haben,  meine  lang  aufgeschobene 
reise  zu  Ihnen  fiel  also  diesmal  unglücklich  aus.  ich  langte  so 
ermüdet  an ,  dasz  ich  ungern  mit  der  droschke  nach  gasthäusern 
noch  herumgefahren  wäre,  und  liesz  mir  also  das  anerbieten 
Ihres  freundlichen  hausmädchens  gefallen,  mich  über  nacht  zu 
behalten  (der  diener  war  viel  zurückhaltender)  und  Sie  und  Ihre 
gute  frau  müssen  mir  also  diesen  gewaltsamen  einbruch  in  Ihre 
wohnung  verzeihen.  Heinrich  sah  ich  erst  den  folgenden  morgen 
und  er  bezeigte  sich  aufs  freundlichste,  begleitete  mich  sogar 
zur  eiseubahn,  was  den  schluszstein  gab  zu  Ihrer  begrüszung, 
die  mich  auf  der  hinreise  nach  München  in  früher  morgeu- 
stunde  überraschte. 

Die  Münchner  Zusammenkunft  lief  angenehm  ab  und  bei 
dem  schönen  vvetter  gelang  ein  ausflug  nach  dem  Starenberger 
und  Rochelsee,  diese  schönen  gegenden  werden  Sie  kennen, 
einige  nachwehen  hat  die  sache  für  mich,  ja  ich  habe  mich  im 
drang  der  dinge  verleiten  lassen ,  ein  paar  literarische  antrage 
zu  stellen ,  die  gebilligt  werden  und  wenn  sie  ihren  lauf  haben 
wenigstens  mittelbar  meinen  hals  in  neue  arbeiten  verwickeln 
können,  unmittelbares  wirken  lehnte  ich  freilich  ab. 

68.  JGrimm  au  Stürze].  1859  ohne  datum. 
Man  sagt,  das  seien  die  besten  frauen,  von  denen  man  nicht 

spreche,  das  gilt  nicht  von  Wurm,  es  ist  gut,  dasz  man  seiner 
geschvveigt,  und  er  bleibt  darum  doch  schlecht  .  .  .  hätte  der 
mensch  seine  collectaneen  geschickt,  so  würde  mau  sie  ihm  be- 
zahlt haben,  jetzt  trägt  er  hoffentlich  nichts  davon  als  schaden,  ab- 
gesehen von  dem  werth  oder  unwerth  der  wurmschen  und  sanders- 
schen  arbeiten,  ist  das  ein  roher  frevel,  dasz  sie  unser  werk  mitten 
im  gang  stören  und  dessen  Vollendung  möglicherweise  unterbrechen, 
diese  Vollendung  müste  jeder  redliche  mitbewerber  erst  abwarten. 

69.  JGrimm  an  SHirzel.  1859  ohne  datum. 
Neulich  wurde  mir  versichert,  der  Sanders  sei  ein  Jude,  so- 

dasz  er  also  ein  jüdischdeutsches  wb.  unternommen  hat,  was 
manches  in  seiner  art  und  weise  erklärt. 

70.  JGrimm  an  SHirzel.  12  Januar  1860. 
Lieber  freund,  ich  habe  Ihueu  schon  oft  schreiben  wollen  und 

danken  für  die  bezeigte  theilnahme,  freundschaft  und  zärtliche 
Schonung;  es  ist  mir  aber  nicht  möglich  gewesen  und  fällt  mir 
jetzt  noch  schwer,  eine  flut  von  briefen  ist  eingegangen,  die 
freilich  grösztentheils  nicht  beantwortet  zu  werden  brauchen,  doch 
häkelt  sich  in  vielen  manches  an,  was  rücksicht  und  erwiederung 
fordert. 

Wilhelms  stube  ist  ganz  wieder   so  hergestellt  wie  er  darin 


252  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

lebte  und  wir  alle  gehen  ohne  scheu  aus  und  ein  wie  sonst,  was 
in  zukunft  geschehen  musz,  weisz  ich  noch  nicht,  schmerzlich 
war  das  aufschlieszen  seiner  Schubladen  und  gefächer,  da  er  unser 
geld  in  bänden  hatte,  borgten  wir  während  der  krankheit,  um 
ihn  nicht  zu  beunruhigen ,  denn  er  dachte  nur  zuweilen  an  sein 
ende  und  hofte,  solang  er  bei  bewustsein  blieb,  auf  herstellung. 
ich  war  noch  getrost  am  3  decemb.  nach  Hamburg  gereist,  wurde 
aber  den  5  durch  ein  telegramm  zurückgerufen,  es  hatte  sich 
den  4  verschlimmert,  als  ich  den  6  frühmorgens  eintraf,  stand 
es  wieder  besser  und  so  schwankte  der  zustand  wochenlang,  die 
drei  ärzte  gaben  beständig  hoffnung,  bis  zuletzt  den  14.  15  sicht- 
bare gefahr  nahte,  er  lag  schlaflos  in  heftigen  phantasien,  fast 
immer  redend,  oft  schön  und  zusammenhängend  aber  plötzlich 
abspringend,  erinnerungen  früher  und  später  zeit  vermischend, 
solche  fülle  von  gedanken  muste  kurz  darauf  dahin  schwinden ! 
trat  man  vor  ihn,  so  erkannte  er  augenblicklich,  eine  minute 
darauf  nicht  mehr  und  so  giengs  zum  tode  hin,  der  ganz  still, 
ohne  ausathmen  eintrat,  der  pulsschlag  war  in  den  letzten  tagen 
unausgesetzt  schnell,  wurde  nur  allmählich  schwächer,  im  tode 
lag  er  drei  tage  lang  unentstellt,  unverändert,  sodasz  wir  ihn 
oft  sahen,  so  würden  Sie  ihn  auch  gesehen  haben,  wären  Sie 
hier  gewesen,  die  drei  kinder  sind  sehr  brav  und  gut,  Hermann, 
der  kaum  ausgezogen  war,  kann  darnach  keinen  halben  tag  von 
uns  wegbleiben  und  geht  ab  und  zu.  was  er  in  die  zeitung  hat 
setzen  lassen  ist  der  ausdruck  seiner  seele;  ich  hätte  die  er- 
wähnung  Humboldts  und  Bettinens  lieber  weggewünscht,  sah 
aber  erst  alles  nach  dem  abdruck.  ein  treuer  söhn  und  Schwieger- 
sohn konnte  nicht  anders  sprechen. 

Anderes  in  öffentlichen  blättern  stehende  gefällt  oder  mis- 
fällt  im  einzelnen,  von  Franz  Pfeiffer  steht  in  der  Wiener  zeitung 
1  und  2  ein  edler  nachruf,  der  ihm  ehre  macht,  da  er  sich  in 
den  letzten  jähren  mit  Wilhelm  entzweit  hatte,  der  ernst  des 
todes  hebt  solche  zwiste  auf  einmal  auf,  auch  mit  Haupt  habe 
ich  mich,  Dortchen  redete  uns  beide  laut  darauf  an,  versöhnt, 
gewissermaszen  gilt  Pfeiffers  necrolog  im  voraus  schon  für  mich; 
er  hat  auch  des  Wörterbuchs  gedacht,  und  einiges  darüber  vor- 
gebracht, was  lieber  unterblieben  wäre,  kein  mensch  aber  kann 
es  in  solchen  dingen  allen  recht  machen 

In  unsern  Vermögensverhältnissen  entspringen  mehrere  ein- 
greifende und  schwierige  änderungen.  wäre  ich  voraus  gestorben, 
so  stünde  es  darum  leichter,  denn  mein  bruder  hatte  alles  in 
der  hand ,  was  mir  fremd  geworden  ist ,  ich  also  jetzt  auch  den 
söhnen  überlasse. 

Doch  regen  mich  täglich  vielfache  eindrücke  auf,  und  ich 
bin  auch  fortwährend  in  meiner  gesundheit  angegriffen,  sodasz  ich 
nicht  wieder  in  die  alte  arbeitslust  kommen  kann,  am  liebsten 
lese  ich  in  den  märchen  und  hole  das  von  Wilhelm  zuletzt  darin 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  253 

gearbeitete  nach ,  Sie  müssen  also  noch  einige  zeit  geduld  mit 
mir  haben. 

71.  JGrimm  an  SHirzel.  25  juni  1860. 
Chemnitz  schwedischer  krieg.    Stettin  1648.    dies  buch  ist  das 

wichtigste  und  reinste  für  die  spräche  des  17jhs.  und  bisher  im 
wb.  leider  unbeachtet,     ich  werde  so  viel  möglich  nachholen. 

72.  JGrimm  an  SHirzel.  18  September  1860. 
Lieber  freund ,  das  musz  ein  furchtbarer  hagel  gewesen  sein, 

der  die  fenster  und  gärten  Leipzigs  auf  einmal  verwüstete;  vor 
sieben  oder  acht  jähren  hatten  wir  hier  in  Berlin  ein  schwächeres 
exemplar  davon,  zu  den  in  meiner  gesundheit  eingeschlagnen 
Scheiben  hat  sich  noch  kein  glas  oder  kein  glaser  gefunden, 
ich  habe  eine  vergebliche  reise  gemacht  und  bin  froh  wieder 
daheim  zu  sitzen  und  zu  liegen,  das  zu  Ems  getrunkne  laue 
kränchen  half  gar  nichts  und  da  sich  der  hauptfeind,  das 
fieber  wieder  einstellte,  rieth  der  arzt  mich  aus  dem  feuchten 
ort. baldigst  fort  zu  machen  und  lieber  nachdem  trocknen  Bonn 
zu  gehen,  wo  ein  geschickter  arzt  (Wolf)  zu  helfen  bereit  sei. 
also  gieng  es  nach  Bonn  und  aus  den  fenstern  im  stern  be- 
schaute ich  langweilig  ein  paar  tage  lang  die  einförmige  reihe 
der  weisz  gekleideten  bäurinnen  auf  dem  markt.  Wolf  meinte, 
was  hinter  dem  kalten  fieber  drohe  lasse  sich  nicht  gleich  be- 
rechnen, nachdem  er  mir  brüst  und  bauch  beklopft,  harn  und 
stul  beobachtet  hatte  und  die  gallenabsonderung  gestört  fand, 
hielt  er  eine  gelbsucht  nicht  für  unmöglich  und  fand  baldige 
heimreise  für  rathsam.  diese  wurde  nur  in  kleinen  etappen 
(während  ich  von  Berlin  nach  Cöln  in  einem  tag  gekommen  war) 
über  Düsseldorf  und  Braunschweig  angetreten  und  auch  den 
dritten  tag  zurückgelegt.  Hermann  war  schon  in  Ems  von  Wild- 
bald  eingetroffen  und  wurde  nun  ein  treflicher  reisemarschall, 
ohne  dasz  ich  Gustchen  zu  nahe  trete ,  die  bereits  auf  der  hin- 
reise mich  treu  gepflegt  halte. 

Zu  Ems,  in  des  Waldgebirges  angesicht  las  ich  Notkers 
Boethius  de  consolatione  von  anfang  bis  zu  ende  durch  ohne 
daraus  leiblichen  trost  zu  schöpfen;  zu  Bonn  Scherpfs  grobian 
und  ein  stück  aus  Picanders  wässerigen  gedichten ,  ergab  mich 
also  nicht  gerade  der  faulheit 

Unterdessen  hat  sich  die  gelbe  färbe  noch  nicht  eingestellt 
und  ich  schlucke  die  ganze  zeit  über  so  viel  chinin  und  rha- 
barber,  dasz  sie,  glaube  ich,  gar  nicht  mehr  auf  mich  wirken, 
heilsamer  wird  mir  hoffentlich  die  gewohnheit  der  arbeit,  zu  der 
ich  nun  wieder  (etwas  matter,  denn  das  fieber  greift  in  die  länge 
gewaltig  an)  geschritten  bin 

Dem  Wigand  gönne  ich  bei  seinem  wb.  allen  ausbleibenden 
gewinn,  der  Sanders  ist  kein  dummer  kerl  und  aus  seiner  arbeit 
wäre  für  die  neue  spräche  manches  fleiszig  gesammelte   zu  ent- 


254  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

nehmen ,   mir  ekelt  aber  davor   und  ich  kann  nicht  darin  lesen, 

ahhruch   thut    seinem  werk  das  verlassen   der  aiphabet.  Ordnung 

(wie  das  auch  dem  mhd.  wb.  schadet);  System  und  leser  können 
sich  nicht  darin  zurecht  finden. 

73.    JGrimm  an  SHirzel.  1860,  ohne  datum. 

Eine  lat.  erklärung  wurde  gleich  anfangs  als  das  geeignete 
mittel  betrachtet  weitläufigen  definitionen  auszuweichen  und  den 
sinn  am  deutlichsten  auszudrücken,  es  kam  hinzu,  dasz  sich 
namen  der  thiere  und  pflanzen  fast  nur  lateinisch  systematisch 
darstellen ,  bedenkliche  und  obscöne  Wörter  anders  gar  nicht 
eingeführt  und  erörtert  werden  können. 

Kaum  waren  die  ersten  bogen  gedruckt,  so  leuchtete  mir 
die  nothwendigkeit  oder  doch  der  grosze  nutzen  der  lat.  er- 
klärungen  für  alle  Wörter  ein.  das  Wörterbuch  verbreitet  sich  ins 
ausländ,  Engländer,  Amerikaner,  Franzosen,  selbst  Holländer, 
Slaven,  Ungarn  können  ohne  lat.  erklärung  von  dem  werke  keinen 
rechten  gebrauch  machen. 

Durch  die  lat.  erklärung  wird  dem  werke  ein  Charakter 
der  dauer  aufgedrückt,  die  blosz  deutsche  auslegung  würde 
in  hundert  jähren  schon  oft  wieder  schief  und  undeutlich  sein, 
hätten  Maaler  und  Henisch  nicht  lat.  erklärt,  so  verstände  man 
ihr  deutsch  heute  nur  ungenau  und  unvollkommen. 

Lat.  erklärung  ist  also  für  Verbreitung  des  Wörterbuchs  unter 
ausländer  wesentlich ,  für  den  gelehrten  gebrauch  sehr  behülflich, 
so  wie  der  früheren  gewohnheit,  ja  dem  heutigen  gebrauch  an- 
gemessen. Bopp  setzt  in  seinem  sanskritwörterbuch  natürlich 
keine  sanskrit.  erklärung,  sondern  lateinische,  zuweilen  deutsche. 

Die  lat.  erklärung  ist  für  das  deutsche  publicum  ohne  alle 
gefahr.  man  darf  doch  annehmen ,  2/3  der  'eser  verstehen  sie 
ohne  mühe,  alle  übrigen  können  darüber  weggehen  und  sich 
das  deutsche  wort  augenblicklich  aus  den  beispielen  verdeut- 
lichen, eigentlich,  sobald  ein  wb.  reiche  belege  gibt,  was  bei 
uns  als  wesentliches  erfordernis  aufgestellt  und  ausgeführt  wird, 
diese  belege  aber  nach  den  bedeutungen  ordnet,  bedarf  es  gar 
keiner  definition ,  und  die  lat.  ist  entbehrliche  zugäbe,  ich  fordre 
einen  auf  beispiele  aus  dem  wb.  vorzubringen,  wo  sich  der  sinn 
nicht  alsbald  aus  dem  Zusammenhang  und  den  belegen  ergibt, 
abgerechnet  einzelne  veraltete,  dunkle  Wörter,  deren  erklärung 
deutsch  und  lat.  schwer  fällt. 

Ich  gebe  zu  die  lat.  erklärung  hat  einen  pedantischen  schein 
und  man  bildet  sich  ein,  deutsche  Wörterbücher  müsten  ganz 
deutsch,  ganz  modern  aussehen,  eben  dadurch  berauben  sie 
sich  aber  eines  wesentlichen  mittels  des  Verständnisses  und  dasz 
unser  werk  sonst  nicht  pedantisch  angelegt  und  ausgearbeitet  ist, 
geht  aus  andern  dingen  hervor. 

Mein  bruder  hat   freilich   die  lat.  erklärung  oft  gespart,   ist 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  255 

aber  dadurch  entweder  weitläufiger  oder  unbestimmter  geworden 
und  war  dabei  jener  übrigen  zwecke  des  Wörterbuchs  u nein- 
gedacht. 

Was  mich  angeht,  so  arbeite  ich  in  meinerweise  fort,  deren 
gründe  künftig  einmal  mehr  anerkennung  finden  werden.  Sie 
rübmten  neulich  aus  der  lebensbeschr.  Götz  v.  B.  was  in  der 
ausgäbe  von  1775  steht  als  'eine  angenehme  deutsche  erklärung'. 
ich  sehe  nicbt,  dasz  dadurch  dem  begrif  von  'enthalter',  nach 
allem  was  unter  'enthalten'  umständlich  ausgeführt  war,  die  ge- 
ringste deutlichkeit  mehr  erwächst,  denn  leser,  die  nur  'ent- 
halter'  aufschlagen,  ohne  'enthalten'  nachzusehen,  denke  ich 
mir  nicht. 

74.    JGrimm  an  SHirzel.  23  merz  1861. 

Sie  glauben,  das  nächste  lieft  werde  nun  rascher  folgen, 
ich  hege  meine  bescheidnen  zweifei,  ob  ich  gleich  nichts  voraus 
wissen  kann ich  reiche  nun  ins  77  jähr  und  bin  eigent- 
lich, niemehr  recht  gesund,  die  Schlaflosigkeit  und  taubheit  nehmen 
zu,  seit  anderthalb  monaten  plagt  mich  ein  gar  nicht  weichender 
rheumatismus,  der  sich  aus  dem  linken  arm  in  den  nacken  ge- 
zogen hat.  freilich  gutes  muts  bleibe  ich  und  vergesse  über  der 
arbeit  alles  leid,  aber  eine  arbeit,  die  so  wie  das  Wörterbuch 
anstrengt,  fordert  dasz  man  von  zeit  zu  zeit  aufathme,  es  ist  kein 
spasz  tausend  bis  zweitausend  quartseiten  in  6iuem  zug  zu 
schreiben,  während  mir  anderes  anliegt,  das  darüber  liegen  bleibt, 
also  im  eigentlichen  sinn  gar  nicht  auferstehen  kann,  ich  brauche 
nicht  zu  sagen,  dasz  ich  mit  wahrer  lust  am  wb.  hafte  und  mich 
von  selbst  dazu  antreibe,  so  dasz  Ihre  schonendmilden  anmah- 
nungen  ganz  unnöthig  sind,  auch  trauen  Sie  mir  zu,  dasz  ich 
überlege,  wie  lästig  dem  buchdrucker,  wie  hinderlich  in  Ihrem 
geschäft  kleine  pausen  sind,  die  man  weisz  nicht  zu  bestimmen 
wann  und  warum  eintreten  müssen,  die  ausarbeitung  wird  zu- 
gleich leichter  und  schwerer,  kenner  werden  einsehen ,  dasz  die 
lieferungen  immer  besser  werden,  sorgsamer  und  reicher  aus- 
gearbeitet sind,  äuszerlich  und  innerlich  kommt  man  mehr  in 
die  sache  hinein  und  ich  kann  die  frühsten  hefte  nicht  ansehen 
ohne  das  gefühl  dasz  sie  starker  Umarbeitung  bedürften,  um 
den  spätem  gleich  zu  werden ,  was  freilich  durch  Ihre  leidige 
Stereotypie  fast  unmöglich  geworden  ist;  es  würde  auch  dem 
publicum  einen  angenehmen  eindruck  machen,  wenn  ich  ver- 
griffene frühere  stücke  ausnehmend  besser  geben  könnte,  was 
nicht  so  schwer  hält,  da  ich  regclmäszig  nacharbeite,  ein  deutsches 
aus  der  spräche  unmittelbar  und  lebendig  geschöpftes  wb.  kann 
unmöglich  classisch  sein ,  sondern  enthält  nothwendig  neu  an- 
setzenden wachsthum.  die  nächsten  tage  und  wochcn  nach  dem 
niederschreiben  (und  niemals  lese  ich  das  geschriebne  vor  der 
ablieferung  durch,   sondern  warte  auf  die  correctur)  fällt  einem 


256  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

oft  sehr  gutes  ein,  daher  ich  alle  fertigen  lieferungen  mit  Zu- 
sätzen bedecke  und  in  diesen  letzten  tagen  es  nicht  lassen  kann, 
die  neuen  bogen  durchzusehn  und  meine  ergänzungen  einzutragen, 
in  dem  masze  nun ,  wie  sich  der  grammatische  sinn  stärkt  und 
erhöht,  wird  die  äuszere  manipulation  immer  schwieriger;  von 
dem  redlichen  Menge  habe  ich  jetzt  26  bändchen  vor  uns  liegen, 
die  für  jeden  artikel  nachgeschlagen  werden  sollten,  in  den 
meisten  fällen  auch  nachgeschlagen  werden,  aber  doch  kann  es 
menschlicher  weise  nicht  jedes  mal  geschehen,  auszerdem  wachsen 
alle  übrigen  excerpte  und  das  bedürfnis  quellen  nachzulesen 
nimmt  nicht  ab,  sondern  zu.  Sie  haben  mir  eben  den  Jeroschin 
geschenkt;  lese  ich  ihn  nicht,  so  verliert  die  gäbe  allen  werth, 
gehe  ich  aber  an  die  lesung,  so  kostet  sie  acht  tage,  erst  in 
den  letzten  tagen  habe  ich  die  immer  aufgeschobne  lesung  des 
taubmannischen  Plautus,  einen  quartanten  von  1200  Seiten  voll- 
bracht; von  Chemnitz  konnte  ich  kaum  ijz  beendigen  (3  folianten). 
wozu  führ  ich  mehr  au  ?  Sie  brauchen  es  nicht  zu  wissen  und 
können  es  ahnen,  von  dazwischen  eingreifenden  andern  arbeiten, 
die  mir  auch  zu  herzen  gehen,  nehme  ich  nur  die  allernoth- 
wendigsten  vor,  und  einzelne  sind  wirklich  nicht  gut  länger  auf- 
zuschieben. 

Ihre  gedult  [so]  musz  sich  auf  mich  und  meine  kräfte  er- 
strecken, ich  sehe  in  dem  wb.  kein  joch  unter  das  ich  meinen 
nacken  beuge,  aber  allerdings  eine  last  und  ich  musz  doch  mit- 
unter einige  freie  augenblicke  haben,  nach  denen  ich  mit  neuem 
mut  beginnen  kann. 

75.    SHirzel  au  JGrimm.  26  märz  1861. 

Stets  an  Sie  denkend  und  stets  auf  alles  bedacht,  was  zur 
Schonung  Ihrer  gesundheit  und  was  dazu  beitragen  kann,  Ihnen 
die  arbeit  am  Wörterbuch  erfreulich  und  den  verkehr  mit  mir  be- 
quem zu  machen,  hatte  ich  mich  im  stillen  gefreut,  dass  Ihnen 
seit  dem  15  febr.,  wo  Sie  die  letzte  manuscriptsendung  an  mich 
abgehn  liessen,  eine  längere  zeit  des  ausruhens  gegönnt  war. 
eine  äusseruug  Ihres  briefes  Hess  mich  vermuthen,  dasz  Sie  F 
schon  in  angriff  genommen  hätten,  ich  freute  mich,  dass  in 
den  drei  nächstbevorstehenden  monaten  der  druck  noch  rüstig 
fortschreiten ,  freute  mich  aber  auch  um  Ihretwillen  der  langem 
Unterbrechung,  die  dann  eintreten  werde,  wenn  Sie  in  hoffent- 
lich günstigerer  Sommerzeit  als  voriges  jähr  die  damals  so  un- 
glücklich gescheiterte  erholungsreise  ausführen  würden. 

Jetzt  werde  ich  auf  einmal  durch  die  nachricht,  dass  Sie 
die  nächste  zeit  zu  andern  arbeiten  bestimmen  wollen ,  erschreckt, 
ich  kann  nicht  ausdrücken  wie.  ich  fürchte,  der  von  jeher  mir 
und  dem  Wörterbuch  feindselige  einfluss  hat  wieder  einmal  die 
oberhand  gewonnen  und  ich  sehe  das  gespenst  der  verlornen 
jähre  55  —  58  wieder  vor  mir. 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÜHTEUBUCHES  257 

Flehentlich  bitte  ich  Sie,  befreien  Sie  mich  von  dieser 
sorge ,  gönnen  Sie  die  nächsten  drei  monate  wieder  dem  wb.,  sie 
sind  immer  die  förderlichsten  für  es  gewesen,  verstreichen  sie 
ungenützt,  so  kommt  dies  jähr  kein  zweites  lieft  zu  stände,  der 
gedanke  an  eine  solche  Unterbrechung  verkümmert  mir  das  täg- 
liche leben  und  verleidet  mir  das  ganze  geschäft.  lassen  Sie 
mich  nicht  vergebens  bitten,  machen  Sie  mich  durch  eine  frohe 
osterhotschaft  wieder  ruhig  und  glücklich. 

76.  JGrimm  an  SHirzel.  30  merz  1861. 
Lieber  freund ,  es  ist  schwer  sich  in  eines  andern  läge   und 

Stimmung  zu  versetzen  und  ich  kann  nicht  verlangen,  dasz  Sie 
alles  fühlen  was  mich  aufrichtet  und  stört,  lassen  Sie  dem  neu- 
lich gesagten  nur  weniges  hinzufügen,  man  kann  nicht  immer 
iu  einem  fort  componieren ,  sondern  musz  auch  ruhe  haben, 
sich  fassen  und  sammeln,  von  dem  was  bis  jetzt  am  wb.  ge- 
schehen ist,  habe  ich  3/4  gemacht,  Wilhelm  J/i>  lebte  er  noch, 
so  würde  er  jetzt  F  angreifen  und  mir  dadurch  frist  schaffen, 
nun  ist  er  dahin  genommen  und  ich  stehe  allein  vor  der  arbeit, 
im  herbst  58  habe  ich  in  der  historischen  commission  in  München 

die  fortsetzung  und  den  schlusz  der  weisthümer  übernommen 

wenn  es  Sie  beruhigen  kann,  dasz  ich  noch  vorher  das 
F  beginnen  soll,  so  verspreche  ich  es  hiermit;  das  Wörterbuch 
bleibt  mein  hauptgeschäft,  alles  andere  geht  nebenher,  in  diesen 
nächsten  tagen  musz  ich  endlich  die  aufgeschobnen  academischen 
abh.  über  das  alter  und  über  Wilhelm,  d.  h.  also  auch  über 
mich  zum  druck  abschlieszen,  es  ist  natürlich  eine  schwere  sache 
und  ich  wäre  ihr  lieber  überhoben,     daher  rührt  auch  der  lange 

aufschub 

[Nachschrift]  Ich  habe  in  den  verwichnen  wochen  nach- 
verglichen und  proben  auf  das  wb.  gemacht,  die  gut  ausgefallen 
sind,  nur  bei  dem  worte  erde  sind  redeusarten,  die  sich  in 
ein  buch  versteckt  hatten ,  durch  ein  versehen  ausgeblieben, 
können  aber  unter  andern  Wörtern  nachgeholt  werden. 

77.  JGrimm  an  SHirzel.  9  juni  1861. 
Freilich  liegt  ein  übelstand  darin,  dasz  auf  Wörter  verwiesen 

wird,  die  im  wb.  fehlen,  doch  ist  es  besser,  dasz  sie  noch  durch 
die  Verweisung  selbst  nachgeholt  werden,  es  sind  lauter  unbe- 
deutende, durch  die  analogie  gebotne  Wörter,  ich  werde  in 
einer  der  nächsten  vorreden  anlasz  nehmen  der  sache  zu  er- 
wähnen  

Mich  bekümmert,  dasz  Herman  seit  einiger  zeit  immer 
kränkelt,  von  mir  ist  weniger  die  rede,  obgleich  ich  fühle,  dasz 
es  immer  mehr  bergab  geht  mit  meiner  gesundheit,  wer  kann 
das  ändern? 

A.  F.  D.  A.  XVI.  17 


258  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

78.  JGrimm  an  SHirzel.  18  juui  1861. 
Seil  ich  zuletzt  schrieb  fühle  ich  mich,  selbst  in  der  hitze, 

wieder  gesunder  und  getroster,  habe  auch  vorgestern  den  streich 
gemacht,  mit  rothen  pantoffeln  über  die  strasze  ins  bad  zu  gehen, 
was  mir  die  meinigen  sehr  verdacht  haben,  ich  scheute  un- 
schuldig das  an  und  ausziehen  der  Stiefel,  auch  Herman  fühlt 
sich  besser. 

79.  JGrimm  an  SHirzel.  1861,  juni. 
Sie    bemerken    verschiedentlich ,    dasz    Wörter    auf  die   ver- 
wiesen wird,    in   dem   bereits   gedruckten  theile  des  wb.  nicht 
stehen. 

Leider  fehlt  vieles  darin,  weil  es  unmöglich  war,  bei  einer 
ersten  ausgäbe  schon  alles  zu  geben. 

Ich  habe  aber  das  recht,  auf  alle  Wörter  zu  verweisen,  die 
in  der  spräche  sind,  gleich  viel,  ob  sie  unser  buch  schon 
ergriffen  hat,  oder  nicht. 

80.  JGrimm  an  SHirzel.  1861,  juni. 
Lieber  freund,  ich  nehme  es  Rochholz  nicht  übel,  dasz  er  so  ge- 
schrieben hat  [in  einer  recension  derllluslr.  zeitung].  er  ist  ein  guter 
mensch,  ein  geborner  Baier  und  schon  darum  für  Wurm  und 
dafür,  dasz  diesem  Schmellers  nachlasz  zu  gebot  stand,  einge- 
nommen, in  des  Sanders  seele  konnte  er  nicht  schauen  und 
wahrscheinlich  wurden  ihm  die  hefte  von  Wigand  zugeschickt, 
nun  ist  die  arbeit  nicht  schlecht  und  hat  ihre  brauchbarkeit. 
sprachkenner  selbst  zu  sein  darf  sich  Rochholz  nicht  rühmen, 
er  weisz  so  viel  davon  als  seine  zwecke  mit  sich  bringen. 

81.  JGrimm  an  SHirzel.  4  juni  1862.1 
Ich  werde   zum   dritten    band   eine  vorrede   schreiben    und 

mich  über  manches  äuszern. 

82.  JGrimm  an  SHirzel.  18  februar  1863. 
Lieber  freund,  sonntag  den  8  waren  Sie  hierher  gekommen, 

blosz  um  wegen  Unterbrechung  des  wb.  sich  mit  mir  zu  be- 
sprechen ,  es  wurde  nichts  beschlossen  und  Sie  wollten  montag 
wiederkehren,  leid  that  es  mir,  dasz  Sie  ausblieben,  ich  hatte 
einiges  für  Sie  bereit  gelegt,  das  schöne  deutsche  wb.  von  1470 
zur  ansieht,  und  Lappenbergs  auskunft  über  Docenius,  woran 
Ihnen  gelegen  zu  sein  schien,  ich  lege  sie  nun  hier  bei.  Herrn. Dahl- 
mann  hinterbrachte  mir  von  Ihnen,  Sie  wären  verhindert  ge- 
wesen zu  mir  zu  gehen,  würden  aber  schreiben,  auf  einen  solchen 
brief  habe  ich  die  ganze  zeit  vergebens  gewartet  und  freilich 
weisz  ich  nicht,  was  Sie  schreiben  wollen. 

1  dieser,  eine  intime  persönliche  bemerkung  enthaltende  brief  ist 
7iu?i  durch  die  gute  des  freundes  HHirzel  in  meinem  besitz. 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  259 

Ich  entschliesze  mich  also  selbst  dazu ,  so  ungern  ich  be- 
ginne, vielleicht  hat  es  das  gute,  dasz  ich  mich  bestimmter  aus- 
drücke, als  es  mündlich  zu  geschehen  pflegt,  solange  unsere 
bekanntschaft  dauert,  sind  Sie  mir  als  ein  feinfühlender  mann  er- 
schienen, der  andern  am  äuge  absieht  was  ihnen  lieb  ist  und 
allen  wünschen  noch  zuvorkommt,  diesmal  haben  Sie  doch  nicht 
in  meinem  innersten  gelesen. 

Ihr  besuch  versetzte  mich  in  unruhe.  Sie  drangen  wieder- 
holt auf  beschleunigung  des  Wörterbuchs  und  gelangten  darauf 
gewaltsame  maszregeln  vorzuschlagen,  mir  schien  bei  dem  der- 
maligen aufenthalt  und  bei  einem  etwas  langsameren  gang  der 
arbeit  eigentlich  keine  gefahr  vorhanden  während  ich  noch  am 
leben  bin;  für  den  todesfall ,  der  allerdings  immer  näher  tritt 
und  plötzlich  sich  ereignen  kann,  müssen  bestimmungen  getroffen 
werden ,  ich  hatte  natürlich  auch  daran  gedacht  und  Hildebrand, 
ja  Ihr  söhn  Rudolf  hatten  mir,  in  einiger  ferne,  vorgeschwebt, 
es  wäre  eine  möglichkeit.  aber  jetzt  gleich  entschlösse  zu  fassen, 
das  war  mir  als  sollte  ich  auf  der  stelle  mein  testament  machen, 
in  den  nachfolgenden  nachten,  die  ich  ohnehin  meistens  schlaflos 
zubringe,  habe  ich  unsere  zustände  überlegt  und  erwogen. 

Ihre  gedanken  liefen,  wenn  ich  nicht  irre,  dahin  aus,  ich 
solle  F  fertig  und  dann  auch  G  ausarbeiten ,  hernach  abtreten 
und  meine  nachfolger  dem  publicum  anempfehlen ,  wozu  Ihnen 
schon  die  formel  vorschwebte. 

Lieber  Hirzel ,  ich  war  niemals  willens  das  wb.  fahren  zu 
lassen,  es  legte  mir  viel  last  und  sorge  auf,  brachte  mir  aber 
auch  freude.  Ihnen  gleichfalls  hat  es  mühe  und  freu  de  verur- 
sacht, doch  reichte  ihre  mühe  und  Sorgfalt  bei  weitem  nicht 
an  die  meinige.  meine  letzte  manuscriptsendung  lief  noch 
zwei  bogen  über  das  achte  lieft  hinaus,  ich  ahnte  nicht,  dasz 
nun  monatelang  der  drucker  feiern  sollte,  es  traf  sich,  dasz 
eben  ein  andres  buch  fertig  wurde,  das  mich  anzog  und  von 
selbst  zu  neuen  Untersuchungen  aufforderte,  bin  ich  dem  Wörter- 
buch denn  so  verfallen,  dasz  ich  die  feder  nicht  anderswo  an- 
setzen darf,  ohne  in  seine  bahn  zurückgedrängt  zu  werden?  hat 
es  einem  mülrad  gleich  beständig  umzulaufen?  und  haben  nicht 
auch  andere  dinge  gewalt  über  mich?  ich  stehe  in  den  jähren, 
wo  andere  meines  gleichen  nichts  mehr  thun,  sondern  die  bände 
in  den  schosz  legen  und  mit  den  fingern  spielen;  wäre  dies  vor- 
gerückte alter  nicht  vielmehr  zu  schonen  als  zu  treiben?  meine 
forschungen  und  Studien  hängen  alle  untereinander  zusammen 
und  was  den  einen  gelingt  kommt  auch  den  andern  zu  statten, 
die  weisthümer  aufzustellen  hat  unsägliche  anstrengung  gekostet, 
ohne  sie  wäre  auch  eine  menge  von  ausdrücken  gar  nicht  ins 
Wörterbuch  gelangt,  deren  es  ungern  entriethe.  ich  verliere  das 
wb.  seit  es  geschrieben  wird,  nimmer  aus  den  äugen,  was  meinen 
Sie?  noch  diesen  vielbewegten  letzten  Januar,  mitten  unter  andern 

17* 


260  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

arbeiten,  las  ich  nebenher  vier  bände  alter  romane  genau  durch, 
zog  ihre  redensarten  aus  und  trug  ordentlich  in  die  sechs  ersten 
buchstaben  nach  was  dahin  gehörte,  ich  kann  nicht  anders,  wol 
weisz  ich,  dasz  es  zu  einer  zweiten  ausgäbe  nicht  kommen  wird, 
sie  ist  durch  die  iibelausgedachte  stereotypierung  (von  jeher  mein 
herzeleid)  unabsehbar  weit  gerückt,  doch  kein  erster  arbeiter  wird 
von  seines  werkes  besserung  abstehen,  weil  er  sie  doch  nicht 
vorlegen  kann,  er  vollbringt  sie  im  stillen,  mag  zukünftig  daraus 
werden  was  da  wolle. 

Verweisungen  auf  abliegende  buchstaben  waren  oft  nöthig, 
ich  habe  sie  immer  eigentlich  gemeint  und  davon  abgesehn,  dasz 
der  in  dessen  hand  einmal  der  buchst,  fallen  wird,  möglicher- 
weise meine  ansieht  gar  nicht  verstehn,  sie  also  unbeachtet  lassen 
könne,  wie  oft  habe  ich  mich  im  voraus  gefreut  auf  die  buchst. 
L.  M.  N.,  die  ungefähr  die  mitte  des  alphabets  bilden  und  dem 
bearbeiter  die  allerangenehmsten  des  ganzen  werks  sein  müssen, 
sie  hätten  etwa  in  unsern  fünften  band  zu  fallen,  ob  ich  selbst 
bis  zu  ihnen  reichen  würde  liesz  ich  völlig  dahin  gestellt,  mein 
Vorsatz  war  fortzufahren,  solange  mir  das  leben  und  die  arbeits- 
fähigkeit  anhält. 

Lange  schon,  im  gegensatz  zu  Ihnen,  liegen  mir  meine 
leute,  ärzte,  freunde  und  andere  rathgeber  an,  dasz  ichs  weniger 
rasch  treibe.  Lepsius  und  Haupt  sagen,  ich  soll  mir  die  Wörter 
zuarbeiten  lassen,  nur  den  letzten  druck  darauf  legen,  auf  mich 
angewandt  ist  das  unverständiges  gerede.  es  gehörten  schüler 
dazu,  deren  ich  keine  gezogen  habe,  meiner  natur  entspricht  zu 
lernen  nicht  zu  lehren,  ich  weisz  gar  nicht  vorher  was  aus  dem 
artikel  werden  wird,  den  ich  angreife,  zurüstung  und  ausarbeitung 
lassen  sich  nicht  von  einander  reiszen  und  es  ist  oft  an  zufäl- 
ligen Wendungen  dabei  gelegen.  das  zugeführte  material  zu 
prüfen,  wägen,  sichten  würde  mir  gerade  so  viel,  wo  nicht  mehr 
mühe  verursachen,  als  hätte  ich  es  selbst  herbeigebracht,  dazu 
ists  unbehaglich  an  fremder  arbeit  zu  meistern,  zwischen  mir 
und  Wilhelm  war  es  ausgemacht,  dasz  keiner  des  andern  artikel 
vorher  lesen,  geschweige  beurtheilen  soll,  er  hat  manches  ge- 
schrieben was  mir  nicht  recht  ist  und  ich  bin  ihm  auch  wol  oft 
mit  meinen  ansichten  anstöszig  geworden. 

Reine  spur  finde  ich,  dasz  Adelung  bei  seinen  4V-2  °der 
4  bänden  sich  andrer  hülfe  bedieute,  es  ist  alles  von  seinem 
gusz.  als  er  von  1774  — 1786  drucken  liesz,  hatte  er  40  bis 
52  jähre,  bei  meiner  arbeit  beginn,  ich  will  annehmen  1850, 
war  ich  bereits  65  und  in  12  oder  13  jähren  sind  drei  enge 
quartanteu,  die  Adelungs  vier  quarlanten  in  derselben  zeit  fast 
gleich  stehen,  vollendet  worden;  heutzutage  ist  die  philologie 
viel  weitgreifender  und  schwerer,  erlebe  ichs  nur,  so  werde 
ich  schritt  halten  und  mehr  vorrücken ,  mein  schritt  aber  musz 
sich  nach  meiner  kraft  richten.     Sie  begehren  freilich,  dasz  ich 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  261 

ihn  noch  schneller  bewegen  und  gar  nicht  rasten  lasse,  buch- 
händlerisch mögen  Sie  auch  recht  haben,  anfangs  beim  erscheinen 
der  ersten  lieferungen  schien  die  forderung  des  beschleunigens 
gerechter,  es  hiesz  damals,  der  bestand  des  werks  werde  dadurch 
entschieden  und  gefestigt  werden,  nun  er  gefestigt  ist,  glaube 
ich,  dasz  es  wenig  leiden  wird,  wenn  sein  gaug  mitunter  zurück 
bleibt.  vielen  abnehmern  musz  ganz  recht  sein ,  wenn  die 
lieferungen  langsamer  folgen  und  keiner  wird  darum  abtreten  und 
die  früher  abgenommeneu  hefte  nicht  vervollständigen,  gesetzt 
aber  auch,  der  Verzug  schadete,  so  ist  das  nicht  zu  ändern,  der 
Verfasser  kann  nicht  das  unmögliche  und  der  Verleger  musz 
sich  fügen. 

Wie  ist  es  denn  damit,  lieber  freund?  Ihrer  einsieht,  ge- 
wandten thätigkeit  räume  ich  das  allermeiste  ein,  Sie  sind  heraus- 
geber,  nicht  Verfasser,  rechtzeitig  bildeten  Sie  den  plan  zu 
einem  deutschen  wb.,  und  trugen  mir  es  an,  ich  gieng  darauf 
ein,  vorsichtig  und  unvorsichtig  zugleich,  es  ist  mein  werk  ge- 
worden und  meine  eigenthümlichkeit  (mit  ihren  fügenden  und 
fehlem)  ist  ihm  eingedrückt,  ich  halte  dafür,  auch  Adelung 
(weil  ich  doch  einmal  sein  beispiel  heranziehe)  wird  sich  als  prot- 
agonist  betrachtet,  Breitkopf  sich  ihm  als  treuer  gehülfe  zur 
seile  gestellt  haben.  glaublich  hatte  jedoch  nicht  Breitkopf, 
sondern  Adelung  den  plan  erdacht,  insofern  ist  unser  fall  ver- 
schieden, nun  gibt  es  weitaussehende  werke,  z.  b.  das  conver- 
sationslexicon,  bei  welchen  allerdings  der  erste  und  leitende  ge- 
dauke  das  wesentliche  war  und  vortritt,  der  beitrag  einzelner 
arlikel  zurücktritt.  Brockhaus  ist  in  der  that  urheber  und  Ver- 
fasser seines  buchs,  das  er  leitet  und  zu  dem  er  arbeiter  ge- 
winnt, ein  deutsches  wb.  aber  fordert  einen  arbeiter  und  Ver- 
fasser, es  ist  nicht  gut  wenn  mehr  als  einer  zusammengreifen 
sollen,  selbst  dem  mhd.  Wörterbuch  ist  die  getheilte  Verfasser- 
schaft hinderlich. 

Zwischen  Vorarbeitern  und  mitarbeiten!  wäre  genau  zu  schei- 
den, im  allgemeinen  verstand  arbeiteten  uns  schon  die  vor, 
welche  auszöge,  leider  oft  sehr  schlechte  und  kostspielige,  lie- 
ferten, unter  ihnen  mochten  einzelne  sich  geschickter  beweisen 
und  mehr  in  die  sache  eindringen,  noch  tiefere  gelegenheit 
hatte  dazu  allenthalben  der  corrector.  Hildebrand  hat  sich  als 
sprachkundigen,  gewissenhaften  mann  bewährt,  dem  das  wb. 
viel  verdankt  und  der  sich  in  dessen  art  und  weise  einübte,  ihm 
ist  seit  jahren  von  Ihnen  mit  gutem  tact  der  buchstab  R  über- 
wiesen worden  und  er  hat  zeit  gehabt  ihn  gemächlich  in  besitz 
zu  nehmen,  ich  habe  ihm  ja  selbst  material  dazu  an  band  ge- 
geben, ich  stellte  mir  doch  nicht  anders  vor,  als  dasz,  wenn  es 
zum  abschlusz  käme,  mir  seine  entwürfe  zur  geuehmigung,  ab- 
änderung,  Vermehrung  (welchen  ausdruck  Sie  hier  wählen  wollen) 
vorgelegt  werden  sollten,     von  seiner  arbeit  ist  mir  noch  nichts 


262  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

zu  gesicht  gekommen ,  ich  darf  aber  aus  seinen  correctur- 
anmerkungen  und  andern  belhätigungen  entnehmen,  dasz  er 
sich  dermaleinst  zum  fortsetzer  und  Verfasser  des  wb.  vorzüglich 
eigne,  etwas  anderes  wäre,  wenn  er  schon  hei  meinen  lebzeiten, 
während  ich  noch  das  Steuerruder  halte,  neben  mir  stehen  sollte, 
aus  keiner  art  stolz  oder  hochmut,  die  mir  fern  sind,  sage  ich 
das,  sondern  aus  besorgnis,  dasz  meiner  eigenheit  dadurch  ab- 
bruch  geschehen  könne,  was  ich  gern  litt  von  Wilhelm  möchte 
ich  von  einem  dritten   nicht  leiden. 

Ich  erinnere  mich  daran,  dasz  1838  Reimer  und  Haupt 
nach  Cassel  kamen ,  mich  zur  übernähme  des  wb.  zu  bewegen, 
dabei  blickte  leise  durch,  dasz  vielleicht  auch  Haupt  einmal  mit 
an  die  spitze  der  arbeit  treten  könne,  der  sich  sehr  eifrig  zu 
den  wichtigen  und  weitläufigen  auszögen  des  H.  Sachs  erbot, 
ich  erwartete  damals  in  meinen  gedanken  ernsthafte  Unter- 
stützungen des  Wörterbuchs  von  einigen  freunden,  die  sehr  befähigt 
dazu  schienen,  keiner  hat  aber  dafür  gewirkt.  Lachmann  tbat 
nicht  das  mindeste  und  scheint  gering  von  dem  erfolg  des  werks 
gedacht  zu  haben,  was  auch  auf  Haupt,  der  ganz  von  ihm  ab- 
hängig wurde,  einflusz  geäuszert  haben  mag.  Meusebach  spottete 
heimlich  über  die  arbeit,  er  selbst,  geschickt  einzelne  Wörter 
bis  in  die  spitzen  zu  treiben,  war  untaugend  ihren  verbalt  im 
Zusammenhang  zu  erkennen,  die  erfahrung  lehrte,  dasz  unsre 
arbeit  nicht  erfolglos  blieb  sondern  gedieh,  den  schnöden  an- 
griffen von  Sanders  und  Wolf(so]  zum  trotz,  denen  man  wenigstens 
lassen  imisz,  dasz  sie  sich  im  Sprachmaterial  fleiszig  umgethan 
haben,  vom  publicum  wurde  das  werk  mit  beinahe  blindem 
eifer  aufgenommen,  denn  sein  eigentlicher  werth  wird  einmal 
erst  später  durchdringen ,  selbst  wenn  es  auf  dem  rümpf  stehen 
bliebe,  auch  des  Henisch  Wörterbuch  schlosz  ab  mit  Gund  wird 
doch  geschätzt,  die  Sprachwissenschaft  stand  so,  dasz  in  unsrer 
zeit  ein  bedeutender  schritt  geschehen  muste,  er  ist  geschehn 
und  wird  seine  wirkling  thun. 

Nun  liegen  zwei  wege  offen,  entweder  ich  gebrauche  mein 
recht,  arbeite  ungedrängt  fort  und  bringe  so  viel  zu  stände,  als 
ich  nur  vermag;  oder  ich  gebe  es  auf  (da  es  erst  mit  meinem 
tode  erlischt)  und  trete  ab.  dann  aber  gleich  von  jetzt  an,  ohne 
dasz  ich  einen  buchstabeu  mehr  schreibe.  Hildebrand,  Lexer, 
oder  mit  wem  Sie  sonst  wegen  der  fortsetzung  überein  kommen, 
können  bei  sp.  33  eintreten  wie  an  jeder  andern  stelle,  mir  aber 
wäre  unmöglich  zur  fremden  fortsetzung  noch  einen  läppen 
zu  geben. 

Sie  sind  klug,  wolmeinend,  und  erwägen,  dasz  jeder  dieser 
wege  Ihnen  unangenehm  ist.  langsameres  erscheinen  wünschen 
Sie  nicht,  und  wie  die  neuen  Verfasser  einschlagen  wissen  Sie 
nicht  voraus. 

Sie  sollen  wählen.  Jacob  Grimm. 


ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES  263 

83.    SHirzel  an  JGrimm.  24  februar  1863. 

[nach  dem  concepte.J 

Mein  theurer  herr  hofrath. 

Ich  bin  am  9,  beute  vor  14  tagen,  mit  guter  absieht  nicht 
wieder  zu  Ihnen  gekommen,  nicht  aus  mangel  an  zeit,  denn 
ich  hatte  in  Berlin  nichts  weiter  zu  thun,  sondern  lediglich  weil 
ich  es  für  meine  pflicht  hielt,  Ihnen  die  erneuerung  der  unruhe 
zu  ersparen,  in  der  Sie  mein  besuch  am  tage  vorher,  wie  ich 
mit  schmerzen  bemerkte,  wider  alle  meine  absieht  versetzt  hatte. 

Gott  weiss  es,  meine  harmlosen  vorschlage,  die  zudem  erst 
durch  Ihre  vorangegangene  hindeutung  auf  die  zukunft  des  w.  b. 
und  die  nothwendigkeit,  bestimmuugen  darüber  zu  treffen,  her- 
vorgerufen waren,  hatten  ihren  innersten  grund  doch  nur  in 
dem  wünsche,  Sie  von  einer,  wie  mir  schien,  Ihnen  zur  last 
gewordnen  sorge  zu  befreien,  und  dazu  beizutragen,  dass  Ihnen 
für  andere  Ihnen  am  herzen  liegende  arbeiten  ungestörte  müsse  zu 
theil  werde,  ich  würde  selbst  überaus  erschrocken  sein ,  wenn 
mir  dabei  der  gedauke  gekommen  wäre,  Sie  sollten  Ihre  band 
vom  w.  b.  abziehen,  da  ich  vielmehr  dachte,  Sie  sollten  sie  erst 
recht  darüber  halten,  wenn  jüngere  kräfte  Ihnen  vor-  und  mit- 
arbeitend zur  seite  stünden,  vollends  konnte  mir  kein  gedanke 
an  gewaltsame  massregeln  kommen,  die  an  sich  meiner  innersten 
natur  zuwider  sind  —  und  gar  Ihnen  gegenüber! 

Nach  empfang  Ihres  briefes  brauche  ich  mich  keinen  augen- 
blick  zu  besinnen,  wofür  ich  mich  bei  der  alternative,  die  Sie 
mir  stellen ,  zu  entscheiden  habe,  es  soll  mir  nicht  nachgesagt 
werden ,  dass  durch  meine  schuld  das  werk  auch  nur  um  6inen 
artikel  von  Ihrer  band  zu  kurz  gekommen  sei. 

Es  bleibt  also  alles  beim  alten  und  ich  werde  abwarten, 
wann  Sie  wieder  zu  dem  w.  b.  zurückkehren  werden,  ich  werde 
meine  hoffuungen  von  einer  woche  in  die  andere  tragen,  und 
da  in  allen  dingen  immer  das  schlimmste  ist  den  guten  muth  zu 
verlieren ,  so  will  ich  es  mir  zu  einem  günstigen  omen  dienen 
lassen,  dass  der  bogen,  bei  dem  der  druck  in  stillstand  gerathen,  mit 
fortsetzen  schliesst,  gleichsam  mit  einem  ermunternden  zurufe. 

Aber  gönnen  Sie  mir  zu  meiner  eigenen  beruhigung  ein 
wort  der  rechtferliguug,  wenn  ich  Ihnen  manchmal  ungestüm, 
und  vielleicht  in  noch  schlimmeren  lichte  erscheine. 

Sie  geben  mir  gewiss  willig  zu,  dass  die  geschäftliche  seite 
des  Wörterbuchs  für  mich  ungleich  schwerer  wiegt  als  sie  Ihneu 
erscheint,  wie  glücklich  wäre  ich,  wenn  sie  auch  für  mich  von 
so  untergeordneter  bedeutung  wäre,  als  sie  es  in  Ihren  äugen  ist. 

Den  grossen  Verpflichtungen,  die  ich  durch  das  Wörterbuch 
übernommen  habe,  muss  ich  unter  allen  umständen  nachkommen, 
und  das  w.  b.  gibt  mir  dazu  die  mittel  an  die  band,  solange 
eine  ungewöhnlich  grosse  betheiligung  des  publikums  fortdauert, 
aber  diese  beruht  wesentlich  darauf,  dass  das  publikum  das  ver- 


264  ZUR    GESCHICHTE    DES    DEUTSCHEN    WÖRTERBUCHES 

trauen  in  den  regelmässigen  fortgang  und  die  dereiustige  Vollendung 
desselben,  die  überdies  in  den  ersten  ankündigungen  und  beim  er- 
scheinen der  ersten  lieferung  garantirt  worden  ist,  nicht  verliere. 
Mehr  als  einmal  hat  mich  die  erfahrung  empfindlich  belehrt, 
dass  bei  jeder  längeren  Unterbrechung  dies  vertrauen  erschüttert 
wird,     mag  das  thöricht  und  ungerechtfertigt  erscheinen  ,  es  ist 
thatsächlich    so.  —  kann  es  da  irgend   jemand  wunder  nehmen, 
wenn  mich  manchmal  unruhe  und  Ungeduld  übermannen?    wäre 
es  nicht  eher  gewissenlos  zu  nennen ,  wenn  das  w.  b.  nicht  so, 
wie  es  der  fall  ist  meine  gedanken    unablässig  beschäftigte?  diese 
äussern  rücksichten,  die  ich  nicht  abweisen  kann,  drücken  mich 
um   so   mehr,   wenn   ich   sie   gegenüber   den   beispiellosen,   be- 
wundernswerthen    leistungen ,    die   in  den  3  fertigen  bänden   des 
w.  b.  vorliegen ,  gellend  machen  muss.    es  sieht  aus  wie  schnöder 
undank  und  wie  mangel  an  Schätzung  und  einsieht  oder  an  ver- 
ständniss  für  das  unter  meinen  äugen  zu  stände  gekommene  werk. 
Gelegentlich  der  ausarbeitung  einer  academischen  festrede  (zur 
feier  des  308  stiftungstages  der  Universität  Würzburg)  ist  mir  durch 
die  gute   meiner  verehrten  freunde  Herman  Grimm   und  Heinrich 
Hirzel  der  leider  nur  lückenhaft  erhaltene  briefwechsel  zwischen  den 
b rüdern  Grimm  und  Salomon  Hirzel  zur  benulzung  über- 
lassen und  auch  die  erbetene  genehmigung ,   auszüge  desselben  im 
Anzeiger  zu   veröffentlichen,   bereitwilligst   erteilt  worden,   wofür 
ich  ihnen  zu  lebhaftem  danke  verpflichtet  bin.    im  einvernehmen  mit 
dem  herausgeber  des  Anzeigers   wurde   aus   meinen  excerpten  zu- 
nächst das  für  die  geschichte  des  Deutschen  Wörterbuches  erhebliche, 
daneben  aber  auch  einiges  für  personen-   und  Zeitverhältnisse  in- 
teressante  oder  für    die  briefschreiber   überhaupt  characteristische 
zur  vorliegenden  Veröffentlichung  ausgewählt:  jenes  wie  dieses  be- 
darf keiner  besondern  erläuterung  und  wird  an  sich  höchst  will- 
kommen sein. 

Würzburg,  im  februar  1890.  M.  Lexer. 


Beowulf.  Untersuchungen  über  das  angelsächsische  epos  und  die  älteste  ge- 
schichte der  germanischen  seevölker  von  Karl  Müllenhoff.  Berlin, 
Weidmann,  1889.     x  und  165  ss.     8°.  —  5  m. 

Müllenhoff  hat  sich  lange  mit  dem  plane  getragen,  seine 
1869  im  14  band  der  Zs.  gedruckten  Untersuchungen  über  die 
innere  geschichte  des  Beowulf  mit  einer  mythologisch-historischen 
einleilung  in  das  gedieht,  wie  er  sie  in  seinen  Vorlesungen  zu 
geben  pflegte,  zu  einem  buche  zu  vereinen.  1883  liefs  er  das 
manuscript  von  FBurg  druckfertig  machen,  hielt  aber  mit  dem 
druck  zurück,  da  ihm  dasselbe  noch  einer  um-  und  durch- 
arbeitung  zu  bedürfen  schien,  nach  seinem  im  februar  1884 
erfolgten  tode  sollte  zuerst  ESchröder  die  Veröffentlichung  über- 
nehmen,   da  es  demselben  aber  nicht  möglich  war,  die  arbeit  so 


MÜLLENHOFF    BEOWULF  265 

schnell,  als  er  wünschte,  zu  ende  zu  bringen,  wurde  im  früh- 
jahr  1887  HLübke  mit  der  herausgäbe  betraut,  derselbe  hat 
dem  1889  endlich  erfolgten  drucke  nicht  das  Burgsche,  sondern 
das  von  Müllenhoff  selbst  herstammende  lieft  zu  gründe  gelegt 
und  seine  tätigkeit  auf  darstellung,  anorduung  des  Stoffes  und 
nachprüfung  im  einzelnen  beschränkt,  wobei  ihm  allerdings  die 
Burgsche  bearbeitung  sehr  zu  statten  kam. 

Die  'innere  geschichte',  dh.  die  höhere  kritik  des  Beowulf 
ist  dabei  wesentlich  so  geblieben  wie  im  14  band  der  Zs.,  ganz 
neu  aber  für  diejenigen,  welche  nicht  das  glück  gehabt  haben, 
Mülleuhoffs  Vorlesungen  zu  hören  oder  nach  ihnen  geschriebene 
hefte  zu  benutzen,  sind  der  erste  und  zweite  abschnitt  des 
buches,  'der  mytbus',  s.  1  — 12,  und  'die  geschichtlichen  elemente', 
s.  13 — 109.     über  diese   allein  wollen  wir  hier   kurz  berichten. 

i.  was  das  angelsächsische  gedieht  von  Beowulf  erzählt,  be- 
zieht sich,  so  weit  es  nicht  historisch  ist,  auf  einen  mythischen 
beiden,  den  Beowa  der  ags.  genealogien,  der  die  menschen  vor 
den  gefahren  der  nordsee  beschützt,  indem  er  als  Jüngling  im 
wettkampf  mit  Breca  dem  polarstrom  entgegenschwimmt,  bricht 
er  im  frühjahr  die  rauhheit  und  Wildheit  des  winterlichen  meeres, 
das  selbst  durch  seinen  gegner  Breca  personificiert  ist. 

Der  kämpf  mit  Grendel  und  seiner  mutter  zeigt  uns  den- 
selben helden  in  jugendlichem  alter  als  bezwinger  der  den  menschen 
verderblichen  Sturmfluten  des  frühjahrs,  —  in  dem  kämpf  mit 
dem  schatzdrachen,  welchen  der  hehl  als  greis  besteht,  sichert 
er  den  menschen  zwar  den  ertrag  des  Jahres,  den  schätz  des 
drachen,  gegen  die  herbstlichen  Überflutungen  des  meeres,  aber 
sein  reich  ist  vorläufig  zu  ende,  der  winter  steht  vor  der  tür,  — 
von  dem  drachen  tötlich  verwundet  stirbt  er. 

Wie  man  sieht,  ist  die  mythologische  deutung  der  Beowulf- 
abenteuer  nicht  sehr  verschieden  von  jener,  welche  Müllenhoff  1848 
in  der  Zs.  7,  419  ff  gegeben  hat.  sie  ist  gewis  sehr  sinnreich, 
aber  für  richtig  vermag  ich  sie  nicht  zu  halten,  wenn  es  sich 
auch  begreifen  und  durch  analogien  stützen  lässt,  dass  die  ver- 
derblichen kräfte  des  meeres  als  menschlich  gestaltete  dämonen  auf- 
gefasst  wurden,  so  sollte  man  meinen,  müste  es  doch  ebenso  in 
der  natur  einen  in  die  äugen  fallenden  Vorgang  geben ,  der  dieser 
feindseligkeit  des  meeres  entgegenwürkte,  wenn  die  menschen 
die  meeresdämonen  durch  einen  helden  mit  der  faust  besiegen 
lassen,  der  kämpf  Indras  mit  Vritra  ist  verständlich,  die  den  regen 
zurückhaltende  wölke  wird  von  Indra  mit  dem  blitz  gespalten  und 
Abis  strömt  als  regen  herab,  aber  welche  naturkrafl  macht  die 
Sturmfluten  im  frühjahr  und  herbst  aufhören,  die  als  eine  diesen 
feindliche  und  überlegene  person  aufgefasst  werden  konnte?  der 
Sonnengott  allerdings  könnte  es  sein,  Preller,  Griechische  my- 
thologie  i3  207  f,  u3  210,  oder  ein  windgolt,  Gylfaginning  c.  23,  wie 
Hermes  einschläfert  und  erweckt,  Themis  die  Volksversammlung 


266  MÜLLENHOFF    BEOWULF 

beruft  und  auflöst,  Plutus  reich  und  arm  macht;  —  aber  was 
weist  bei  Beowulf  auf  eigenschaften  des  windes  oder  der  sonne? 

In  bezug  auf  die  methode  der  Untersuchung  scheint  es  mir 
ein  mangel,  dass  nicht  bei  besprechung  des  Grendel-  und  des 
(Irachenkampfes  alle  ähnlichen  erzähluugen  zur  vergleichung  her- 
angezogen wurden,  denn  man  muss  es  von  vorn  herein  als  mög- 
lich annehmen ,  dass  der  mythologische  gehalt  in  einer  ver- 
wandten erzählung  deutlicher  erhalten  sei.  allerdings  glaube  ich 
nicht,  dass  die  sagen  von  Freys  kämpf  mit  Beli,  von  Greltir,  von 
Bödhvarr  Bjarki,  von  Schrätel  und  wasserbär,  oder  die  drachen- 
sagen ,  in  welchen  der  siegende  held  den  tod  findet  wie  Thorr 
beim  weltende,  geeignet  sind,  die  Müllenhoffsche  hypothese  zu 
bestätigen.  —  Beowulfs  kämpf  mit  Grendel  hat  allerdings  eine 
gewisse  ähnlichkeit  mit  dem  Freys  mit  Beli ,  Müllenhoff  s.  1 1, 
wenn  auch  Snorri,  der  allein  über  die  sache  berichtet,  Gylfa- 
ginning  c.  38,  letzteren  zu  den  berg-,  nicht  den  wasserriesen 
zählt,  aber  dass- das  hirschgeweih,  ein  prähistorisches  Werkzeug, 
wie  der  Wetzstein  Hrungnirs,  Skaldskaparmal  c.  17,  mit  dem 
Freyr  ihn  tötet,  deshalb  auf  die  besiegung  des  im  frühjahr  stürmi- 
schen meeres  deute,  weil  die  hirsche  ihr  geweih  im  frühjahr 
ablegen,  es  also  gleichsam  den  menschen  und  göttern  als  waffe 
darbieten,  wird  wol  niemand  einleuchten. 

Müllenhoff  hat  natürlich  den  satz,  welcher  besonders  von 
skandinavischen  und  slavischen  mythenforschern  so  oft  hervor- 
gehoben wird,  auch  gekannt  und  anerkannt,  dass  nämlich  nicht 
jede  erzählung,  in  welcher  mythisches  vorkommt,  mythisch  zu 
sein  braucht,  aber  er  hat  ihn  hier  vernachlässigt,  verderbliche 
wasserdämouen  wie  Grendel  und  schatzdrachen  wie  der  von 
Beowulf  getötete,  ebenso  drachen ,  welche  dem  sieger  den  tod 
bringen,  sind  gewis  mythische  elemente,  aber  niemand  bürgt  uns 
dafür,  dass  sie  nicht  zu  verschiedenen  zeiten  auf  den  heros 
Beowa  übertragen  wurden,  erst  nur  der  kämpf  mit  Grendel, 
nachdem  dieser  seine  natur  als  wasserdämou  so  weit  verändert 
hatte,  dass  er  wie  ein  'widergänger'  oder  vampir  die  schlafenden 
menschen  mordet  und  frisst.  da  konnte  ihm  ein  menschlich  ge- 
dachter held  gegenübergestellt  werden,  wie  in  den  nordischen 
sagen  sich  würkliche  menschen  mit  solchen  Ungetümen  einlassen; 
s.  Greltir  und  Glamr.  dann  konnte  Beowa  ein  glücklicher  kämpf 
mit  einem  drachen  zugeschrieben  werden,  dessen  schätz  er  ge- 
winnt, schliefslich ,  da  er  doch  einmal  sterben  muss,  ein  kämpf 
mit  einem  drachen,  der  ihm  trotz  seinem  siege  den  tod  bringt. 

Dasselbe  was  gegen  die  deutung  der  kämpfe  Beowulfs  mit  Grendel 
und  dem  drachen  gesagt  werden  kann,  gilt  auch  in  bezug  auf  das 
Wettschwimmen  des  helden  mit  Breca.  welche  naturkraft  setzt  sich 
dem  polarstrom  in  einer  weise  entgegen,  die  als  ein  siegreicher 
kämpf  aufgefasst  werden  könnte?  Möller,  Das  altenglische  volksepos 
s.  22  versucht  wenigstens  eine  solche  aushudig  zu  machen  und 


MÜLLENHOFF    BEOWULF  267 

sieht  sie  in  dem  golfstrom ,  vor  dem  der  kältere  polarstrom  unter- 
tauche und  damit  seine  niederlage  anzeige,  es  müste  nur  nach- 
gewiesen werden,  dass  die  alten  diesen  vorgaog  beobachteten 
oder  beobachten  konnten,  in  einer  schrift  wie  das  norwegische 
Speculum  regale  müsten  sich  doch  andeutungen  darüber  finden, 
aber  sie  fehlen.  —  von  einem  sichtbaren  kämpf  entgegen- 
gesetzter meeresströmungen  an  der  küste  von  England  berichtet 
Beda  in  seiner  Historia  ecclesiastica  iv  16  [14] :  sita  est  autem 
haec  insula  contra  medium  australium  Saxonum  et  Geuissorum, 
interposito  pelago  latitudinis  trium  milium,  quod  uocatur  Soluente: 
in  quo  uidelicet  pelago  bini  aestus  Oceani,  qui  circa  Britaniam  ex 
infinito  Oceano  septentrionali  erumpunt,  sibimet  inuicem  cotidie 
conpugnantes  occurrunt  ultra  ostium  fluminis  Homelea,  quod 
per  terras  Jutorum,  quae  ad  regionem  Geuissorum  pertinent ,  prae- 
fatum  pelagus  intrat;  finitoque  conflictu  in  Oceanum  refusi, 
unde  uenerant,  redeunt. 

Aber  Breca  ist  viel  zu  wenig  deutlich  als  ein  meeresdämon 
gekennzeichnet,  s.  s.  2,  von  Beowulf  nicht  zu  reden,  als  dass 
man  in  dem  wetlkampf  der  beiden  helden  mit  einiger  Zuversicht 
die  vermenschlichung  eines  naturvorgangs  wie  des  von  Beda  be- 
sprochenen sehen  dürfte,  und  nicht  einen  übertreibenden  bericht 
von  den  taten  zweier  berühmter  Schwimmer  der  vorzeit.  wie 
beliebt  das  Wettschwimmen  bei  Norwegern  und  Isländern  gewesen, 
lehren  die  sagas  zur  genüge. 

Auf  den  folgenden  seiten,  5 — 12,  des  mythologischen  ab- 
schuitts  wird  anschliefsend  an  die  ausführungen  in  der  Zs. 
7,  410  ff  die  Stellung  Beowas,  dessen  namen  Müllenhoff  s.  7  aus 
der  wurzel  bhü  'wohnen'  erklärt,  in  den  ags.  genealogien  be- 
sprochen und  die  angelsächsische  oder  vielmehr  anglische,  nicht 
dänische  nationalität  des  heros  dargetan.  Sceaf,  Scyld,  Beowulf, 
werden  aus  demselben  gründe  im  gedieht  Beowulf  als  vorfahren 
des  dänischen  Halfdan  angeführt,  aus  welchem  Sescef,  Skjaldi, 
Bjarr  in  der  mit  Noe  beginnenden  genealogie  des  Langfedhgatals, 
in  der  Snorra  Edda  formali  c.  9  (i  29),  Fra  Fornjoti  c.  6  (FAS  n), 
in  der  Sverris  saga  FMS  8,  2  als  dänische  könige  erscheinen, 
die  Skjoldungen  stammen  ja  von  einem  Skjoldr  ab;  s.  Langfedh- 
gatal,  Odhinsreihe,  die  series  bei  Langebeck  i  15,  die  Nomina 
regum  i  19,  Saxo  grammaticus,  und  in  der  ags.  reibe  erscheint 
auch  ganz  nahe  der  spitze  Scyld,  —  Sceaf,  Scyld,  Beawa,  Tsetwa. 

In  bezug  auf  die  englischen  Ortsnamen,  welche  die  existenz 
des  mythus  von  Beowa  in  England  beweisen ,  möchte  ich  nur 
bemerken,  dass  Beäs  bröc  s.  8  wol  zu  streichen  wäre,  da  Bea 
wie  in  der  gleich  darauf  citierten  Urkunde  hier  auch  einen 
gewöhnlichen  menschen,  der  Bea,  Beawa,  Beowa  hiefs,  be- 
deuten kann. 

So  wie  der  mythus  von  der  ankunft  Sceafs  in  unserem 
Beowulf  auf  Scyld  übertragen  ist,  vermutet  Müllenhoff  s.  9  f ,  dass 


268  MÜLLENHOFF    BEOWULF 

der  mythus  von  Beowa  ursprünglich  von  Sceaf  erzählt  wurde,  da 
von  Sceafs  leben  und  taten  sonst  gar  nichts  verlaute,  und  weil 
in  der  langobardischeu  sage  von  einem  könig  Lamissio  sowol 
eine  geschichte  seiner  gehurt  ähnlich  der  von  Sceaf  als  auch  ein 
kämpf  mit  einer  amazone  im  wasser  erzählt  werde,  welcher  an 
die  besiegung  von  Grendels  mutter  durch  Beowulf  (Beowa)  er- 
innere. Sceaf,  der  als  Sceafa  im  Widsidh  als  urkönig  der  Lango- 
barden vorkommt,  miiste  sich  darnach  bei  diesen  in  zwei  per- 
sonen  gespalten  haben,  was  wol  möglich  ist.  —  schliefslich 
s.  11  f  wird  Sceaf  (Beowa)  als  Yngifreyr,  der  stammgott  der  In- 
gaevonen,  erklärt,  in  dessen  namen  die  herkunft  aus  der  fremde 
sich  andeute,  Ing  'der  angekommene',  s.  Zs.  23,  9  ff . 

ii.  der  historische  abschnitt  des  Werkes  handelt  zuerst  s.  13 — 23 
von  den  Geaten  und  Schweden,  dann  s.  23 — 53  von  den  Dänen, 
und  s.  53 — 109  von  den  Angeln  und  Sachsen. 

1)  dass  die  frage,  ob  die  Geatas  Gauten  oder  Juten  bedeuten, 
von  Müllenhoff  nicht  einer  erneuten  priifung  unterzogen  wurde, 
ist  natürlich,  die  abhandlungen  von  Fahlbeck  und  Bugge,  welche 
auf  Leos  meinung  zurückgriffen,  erschienen  erst  1884  und  1887, 
s.  Beiträge  12,  1  ff.  für  Ettmüller  und  Müllenhoff  scheint  mir 
besouders  der  mit  Gedtas  synonyme  ausdruck  Wedergedtas  und 
Wederas  zu  sprechen,  da  die  Wäderöarne  zu  Gautland  gehörten, 
worauf  schon  Grein  hingewiesen  hatte,  auch  führt  das  altenglische 
vülkerverzeichnis,  auf  welches  Müllenhoff  in  der  anm.  s.  90  ver- 
weist, nachdem  er  es  Zs.  7,  415  f  ausführlicher  besprochen  hatte, 
Jutus  neben  Geatus,  Juti  neben  Geati  an.  —  der  abschnitt  be- 
schäftigt sich  besonders  mit  der  historischen  Stellung  Hygelacs 
und  Beowulfs  und  kommt  zu  dem  resultat,  dass  die  kriege  Hy- 
gelacs, seines  bruders  Haedhcyn  und  seiner  nachkommen  mit  den 
schwedischen  fürsten  Ongentheow,  Onela,  Eadgils  durch  die 
Übereinstimmung  mit  den  nordischen  quellen  ebenso  als  historisch 
erwiesen  werden,  wie  Hygelacs  zug  gegen  die  Friesen  und  Franken 
durch  Gregor  von  Tours  und  den  Liber  monstrorum.  nur  haben 
sich  die  nordischen  quellen,  wie  sie  ja  beträchtlich  jünger  sind 
als  der  Beowulf,  dadurch  von  der  historischen  Wahrheit  entfernt, 
dass  sie  die  person  Ongentheows,  den  auch  Widsidh  kennt, 
vergessen  (s.  48),  und  da  ein  selbständiges  Gautenreich  zu  ihrer 
zeit  nicht  mehr  existierte,  an  die  stelle  der  Gauten  die  Dänen 
als  feindliches  nachbarvolk  gesetzt  haben,  man  erhält  dadurch 
als  historische  tatsachen  einen  sieg  der  Gauten  über  die  Schweden 
im  anfange  des  6  jhs.,  der  längeren  kämpfen  durch  deu  tod  des 
schwedischen  Ongentheow  ein  vorläufiges  ende  machte,  dann  des 
Gautenkönigs  Hygelac  zug  an  die  Bheinmündung,  seine  besiegung 
durch  Theodorichs  söhn  Theodebert,  und  seinen  tod  zwischen 
512  und  520.  darauf  kämpfe  der  Gauten  mit  dem  neuen  könig 
von  Schweden  Onela,  der  Hygelacs  nachfolger  besiegt,  aber  selbst 
von  seinem  neffen  mit  gautischer  hilfe  vom  thron  gestofsen  wird. 


MÜLLENHOFF    BEOWÜLF  269 

nicht  lange  nachher  müssen  aber  wol  die  Gauten  der  schwedi- 
schen ühermacht  gänzlich  erlegen  sein ,  wenn  unsere  quellen 
auch  nichts  davon  berichten,  'man  hätte  die  frühere  Selbständig- 
keit der  Gauten  sonst  im  norden  nicht  so  ganz  vergessen.'  dieser 
satz,  s.  22  f,  ist  übrigens  nicht  ganz  richtig;  s.  die  sagas  von 
Gautrekr,  Gautis  söhn,  von  Hrolfr,  Gautreks  söhn,  auch  die  saga 
von  Herraudhr  und  Bosi,  FAS  in. 

Beowulf  aber  als  gautischer  könig,  wie  ihn  das  gedieht 
darstellt,  erscheint  Müllenhoff  sehr  zweifelhaft,  die  unbedeutende, 
z.  t.  gar  nicht  heroische  rolle,  welche  er  in  den 'schwedischen 
handeln  spielt,  passt  wenig  zu  der  Vorstellung  von  übermensch- 
licher heldenkraft,  welche  andere  teile  des  gedichts  von  ihm  er- 
wecken, v.  2490  ff  zeigen  deutlich ,  dass  der  dichter  von  keinen 
besonderen  taten  Beowulfs  im  kämpf  gegen  Ongentheow  wüste. 
Müllenhoff  schliefst  daraus,  dass  Beowulf  nur  deshalb  von  dem 
unglücklichen  feldzug  an  den  Bhein,  in  dem  Hygelac  gefallen  war, 
nach  der  heimat  zurückkehrte  und  daselbst  eine  fünfzigjährige 
friedensherrschaft  antrat  —  zwischen  dem  jugendkampf  mit  Grendel 
und  dem  drachenkampf  vor  seinem  tode  — ,  weil  es  der  mythus  so 
wollte,  das  scheint  mir  nicht  ganz  zwingend,  man  könnte  darin 
die  noch  nicht  durchgeführte  heroisierung  eines  geschichtlichen 
helden  sehen,  dem  es  ja  nie  gegönnt  ist,  sich  überall  und  immer 
auszuzeichnen,  aber  da  weder  die  nordischen  quellen  noch  der  ags. 
fürstenkalalog  im  Widsidh  einen  könig  Beowulf  kennen ,  so  wird 
er  wol  mehr  dem  mythus  als  der  geschiente  angehören ,  dh.  als 
mensch  nur  ein  durch  grofse  körperstärke  ausgezeichneter  Geate, 
vielleicht  aus  dem  gefolge  könig  Hygelacs  gewesen  sein. 

S.  17  führt  Müllenhoff  zu  der  geschichte  von  Hredhel  mit 
seinen  söhnen  Herebeald  und  Haedhcyn  die  episode  aus  der 
Thidhreks  saga  von  Herbort,  Herdegen  und  Sintram  an.  Bydberg 
und  Sarrazin  haben  eine  näher  liegende  in  dem  mythus  von 
Baldr  und  Hödhr  gefunden,  s.  Anzeiger  xv  183. 

2)  kann  wol  als  der  glanzpunet  der  historischen  einleitung  be- 
zeichnet werden,  der  abschnitt  bietet  eine  meisterhafte  darlegung 
des  Verhältnisses  zwischen  den  angaben  des  Beowulf  und  der  skan- 
dinavischen quellen  über  die  ältesten  könige  und  die  älteste  ge- 
schichte Dänemarks,  im  Beowulf  folgen  auf  Scyld  Scefing  Beowulf, 
dann  Healfdene  und  seine  nachkommen,  Heorogar,  Hrodhgar, 
Hrodhulf  (Hrolfr  Kraki).  dieselbe  mit  einem  Skjoldr  beginnende, 
auf  Halfdanr  und  seine  nachkommen  ausgehende  reihe  begegnet 
in  den  norwegisch  isländischen  und  dänischen  quellen,  im  Grot- 
tasöngr,  Fra  Fornjoti  (FAS  n)  c.  5.  6,  im  Langfedhgatal,  in  der 
genealogie,  welche  mit  Odhinn  beginnt,  bis  Sven  Ägesen,  Saxo 
frrammalicus  usw.  die  Zwischenglieder  sind  aber  andere:  statt 
Beowulf  finden  wir  abgesehen  von  vielen  erweiterungen  regel- 
mäfsig  Fridhleiir  und  Frodhi.  das  erklärt  sich  daraus,  dass  im 
Beowulf  eine  Verwechselung  des  Skjoldr,  des  heros  eponymus  der 


270  MÜLLENHOFF    BEOWULF 

dänischen  Skjoldunger,  mit  dem  Scyld  eingetreten  ist,  der  in 
der  oben  erwähnten  anglischen  reihe  Sceaf,  Scyld,  Beowa,  Tsetwa 
eine  rolle  spielt,  eine  mittelslufe  zwischen  der  skandinavischen 
und  ags.  Überlieferung  bildet  Snorra  Edda  formali  c.  9  (s.  Fra 
Fornjoti  c.  5),  wo  allerdings  keine  dänischen  könige,  sondern 
die  vorfahren  Odhins  aufgezählt  werden,  im  offenbaren  anschluss 
an  die  in  ags.  spräche  aufgezeichnete  anglische  reihe1:  Cespheth 
(uä.  formen,  1.  Sceaf),  Bedvig,  Athra,  er  ver  köllum  Annan ;  hans 
son  Itrman;  hans  son  Heremod,  hans  son  Skjalldun,  er  ver  köl- 
lum Skjöld;  hans  so)i  Bjaf,  er  ver  köllum  Bjar  (s.  Beowulf  i  im 
ags.  gedieht);  hans  son  Jat;  hans  son  Güdolfr;  hans  son  Fjarllaf, 
er  ver  köllum  Fridleif.  es  ist  also  der  dänische  Fridhleifr  der 
anglischen  reihe  angeschlossen  worden  wie  Healfdene  und  seine 
nachkommen  im  Beowulf.  aber  im  c.  11  wird  die  genealogie 
fortgesetzt:  Odhinn,  Skjöldr,  Fridhleifr,  dann  bricht  der  Verfasser 
ab;  es  wäre  offenbar  Frodhi,  Halfdanr  usw.  gekommen.  Snorri 
hat  demnach  noch  beide  reihen,  in  denen  Skjöldr  vorkommt, 
der  dänische  wie  der  anglische.  aber  da  Odhinn  ahnherr  der 
dänischen  Skjoldunger  ist,  so  konnte  man  auch  Odhins  ahnherrn 
Skjöldr  für  einen  vorfahren  der  Dänenfürsten  nehmen. 

Eine  ähnliche  doppelheit  von  reihen,  die  mehrere  glieder 
gemeinsam  haben,  zeigt  dann  die  skandinavische  Überlieferung  in 
sich  selbst:  neben  der  erwähnten  —  Skjöldr,  Fridhleifr,  Frodhi, 
Halfdanr,  —  eine  andere  —  Danr,  Fridhleifr,  Frodhi,  Ingjaldr, 
die  entweder  der  ersten  folgt,  Saxo,  oder  in  sie  eingeschoben 
ist,  Fra  Fornjoti  c.  5,  Langfedhgatal  (Odhinsreihe).  Frodhi  und 
sein  söhn  Ingjaldr  sind  aus  dem  Beowulf  als  Headhobearden  be- 
kannt, die  schliefslich  den  Dänen  erliegen,  aber  auch  Saxo 
grammaticus  bringt  eine  mit  Beowulf  in  den  Vorgängen  und 
namen  sehr  ähnliche  erzählung,  nach  welcher  Ingeldus  der  Zög- 
ling des  Slarcatberus  ist,  der  ihn  zur  vaterrache  aufreizt,  s. 
Müllenhoff,  Altertumskunde  v  315  ff.  und  die  königslisten  in  Fra 
Fornjoti  c.  5  und  Langfedhgatal  deuten  das  ebenfalls  durch  den 
namen  Ingjaldr  Starkadharfostri  an.  Müllenhoff  sieht  nun  in 
diesen  kämpfen  der  Headhobearden  mit  den  Dänen  wider  einen 
historischen  Vorgang,  die  besiegung  eines  anderen  nordgermaui- 
schen  ostseevolkes  durch  die  Dänen  und  in  folge  dessen  die  auf- 
richtung  eines  dänischen  reiches  auf  Seeland,  die  Headhobear- 
den ,  welche  früher  auf  nun  dänischem  boden  geherscht  hatten, 
wurden  im  laufe  der  zeit  auch  als  Dänen  betrachtet  und  ihre 
alten  könige  Frodhi  und  Iugeld  der  dänischen  genealogie  ein- 
gefügt uud  zwar  an  den  heros  eponymus  des  volkes  Dan ,  nicht 
der  dynastie,  Skjöldr,  angeknüpft,  da  nun  aber  ein  Frodhi 
auch  in  der  skjölduugischen  reihe  vorkam  —  Skjöldr,  Fridbleifr, 
Frodhi,  Halfdanr  — ,  so  wurde  ein  Fridhleifr  auch  in  die  headho- 

1  über  beziehungen  zwischen  ags.  und  altn.  geschichtschreibung  s. 
ua.  Usinger ,  Die  dänischen  annalen  s.  9.  40. 


MÜLLENHOFF    BEOWULF  271 

beardische  eingeschwärzt  und  mehrfach  eine  nähere  Verwandt- 
schaft und  gleichzeitigkeit  der  beiden  reihen  angehörenden  per- 
sonen  angenommen,  so  ist  im  Langfedhgatal  Ingjaldr  Starkadhar- 
fostri  zu  einem  bruder  Halfdans  geworden  ,  in  Fra  Fornjoti  c.  5 
Ingjaldr  zu  dem  grofsvater  Halfdans. 

Das  volk  der  Headhobearden  kennt  die  geschichte  nicht,  wol 
aber  weifs  sie,  dass  zu  einer  zeit,  welche  mit  der  durch  Hyge- 
lacs  zug,  512 — 520,  chronologisch  bestimmten  Unterwerfung  der 
Headhobearden  durch  die  Dänen  übereinstimmt,  die  Dänen,  als 
sie  von  Schonen  auszogen,  die  Heruler  von  deren  eigenen  sitzen 
vertrieben  haben;  s.  Jordanes ,  Getica  c.  3,  der  hier  die  angaben 
eines  norwegischen  königs  Hrodhwulf  als  quelle  benutzen  konnte, 
wie  Adam  von  Bremen  im  11  jb.  die  des  dänischen  königs  Sven 
Estrithson.  Müllenhoff  sieht  sonach  in  den  Headhobearden  die 
Heruler,  und  man  muss  gestehen,  dass  diese  Vermutung  sehr 
bestechend  ist,  um  so  mehr  als  der  name  Heruler,  altn.  Jarlar 
(ags.  Eorlas)  nirgends  in  skandinavischen  quellen  vorkommt, 
während  die  Dänen ,  Gauten ,  Schweden  das  volk  der  Heruler 
jedesfalls  gekannt  haben.  —  einige  Schwierigkeit  bereiten  nur  die 
Bardi  bellicosissimi  bei  Helmold,  die  bewohner  des  Bardengaus, 
der  alten  heimat  der  Langobarden,  wenn  heado  in  Headobeardnas 
ebeuso  aufzufassen  ist  wie  in  Headoscüdingas ,  als  ein  ehrendes 
epitheton,  s.  31.  dann  hätten  wir  zwei  Barden  genannte  Völker, 
die  des  Bardengaus  und  die  Heruler.  aber  heado  scheint  bei  den 
Headhobearden  fest  zu  sein. 

Von  Hrodhgar  berichtet  der  Beowulf,  dass  er  die  halle  Heorot, 
von  dem  in  der  genealogie  Hrodhgar  entsprechenden  Bo  die 
dänische  Überlieferung,  dass  er  Boeskilde  erbaut  habe,  so  nahe 
es  liegt,  beide  nachrichten  als  gleichbedeutend  aufzufassen,  so 
macht  doch  Müllenhoff  s.  44  ff  mit  recht  darauf  aufmerksam,  dass 
das  bild  von  Heorot  und  dem  heldenleben  daselbst,  wie  es  das 
ags.  gedieht  schildert,  weit  mehr  zu  dem  dänischen  königssitz 
Hleidhr,  Hleidhargardhr  und  zu  der  hofhaltung  des  königs  Hrolfr 
Kraki  daselbst  stimmt,  in  betreff  des  königs,  der  die  sagen- 
berühmte bürg  Hleidhr  erbaut  habe,  vermutet  Müllenhoff  s.  46 
wider  eine  Verschiebung  der  historischen  Verhältnisse  in  den 
nordischen  quellen,  die,  was  im  Beowulf  und  Widsidh  von  Hrodh- 
gar erzählt  wurde,  als  der  rühm  des  im  Beowulf  und  Widsidh 
noch  eine  nebenrolle  spielenden  Hrolfr  Kraki  (Hrodhwulf,  Hrodh- 
gars  neffe)  sich  verbreitete,  auf  diesen  übertragen  haben. 

Damit  hängt  zusammen,  dass  in  den  nordischen  quellen 
Hrolfr  Kraki  (Hrodhulf)  Stiefsohn  des  königs  Adhils  (Eadgils)  von 
Schweden  ist,  s.  48,  was  mit  der  Chronologie  des  Beowulf  im 
Widerspruch  steht,  nach  welcher  Hrodhulf  schon  erwachsen  ist, 
lange  bevor  Eadgils  nach  seines  oheims  Onelas,  nach  Hygelacs 
und  gewis  auch  nach  Hrodhgars  tod  auf  den  schwedischen  thron 
gelangt,     die   skandinavische  Überlieferung   ist  nämlich   in  bezug 


272  MÜLLENHOFF    BEOWULF 

auf  schwedische  geschichte  stark  verarmt  und  kennt,  wie  oben 
bemerkt,  den  im  Beowuli'  und  Widsidh  vorkommenden  alten 
Schwedenkönig  Ongentheow,  den  Zeitgenossen  Hygelacs  undHrodh- 
gars,  nicht  mehr,  ebenso  wenig,  da  die  Vorstellung  von  einem 
selbständigen  Gautenreiche,  nachdem  dasselbe  den  Schweden  unter- 
worfen worden  war,  sich  verdunkelt  hatte,  die  feindseligkeiten 
zwischen  Gauten  und  Schweden ,  welche  nach  dem  Beowulfgedicht 
in  die  regierungszeit  Hrodhgars  und  Hygelacs  fallen  und  jedes- 
falls  die  des  letzteren  überdauern,  dadurch  wurde  könig  Adhils, 
da  von  seinem  vater  Ottarr  Vendilkraka  (Ohthere)  nichts  be- 
sonderes zu  berichten  war,  Vertreter  des  schwedischen  königs- 
geschlechtes  in  der  sage  und  um  eine  generation  älter  als  Hrolfr 
Kraki  (Hrodhulf).  aus  derselben  chronologischen  Verschiebung 
und  der  Verarmung  der  Überlieferung  in  bezug  auf  die  Gauten 
erklärt  sich  auch,  dass  nach  der  Ynglinga  saga  Helgi  dem  schwe- 
dischen könig  Adhils  (Eadgils)  seine  frau  (Yrsa)  geraubt  haben 
soll,  während  dies  ursprünglich  nach  dem  Beowulfgedicht  die 
Gauten  Hygelac  und  Haedhcyn  mit  der  frau  des  schwedischen 
Ongentheow  getan  haben,  und  wenn  im  Beowulf  dieser  als  gau- 
tischer  könig  Eadgils  (Adhils)  gegen  seinen  oheim  Onela  unter- 
stützte, so  tut  es  in  der  späteren  nordischen  Überlieferung  der 
Däne  Hrolfr  Kraki.  so  sind  die  Dänen  die  erben  der  gauli- 
schen sage. 

Der  schluss  des  abschnitts  handelt  über  die  im  Beowulf  und 
Widsidh  erwähnten  dänischen  könige  Heremod ,  Sigehere  und 
Alevih.  von  dem  ersteren  heifst  es  s.  51,  dass  die  dänische  und 
nordische  tradition  ihn  nicht  kenne,  das  ist  ungenau,  da  er  in 
der  von  Noe  ausgehenden  reihe  des  Langfedhgatals  und  Fra  For- 
njoti  c.  6  vor  Skjöldr  als  vorfahr  der  dänischen  Skjöldunger  steht, 
in  Snorris  formali  c.  9  auch  vor  Skjöldr,  aber  zunächst  nur  als 
vorfahr  Odhins.  allerdings  liegt  diesen  angaben  eine  ags.  quelle 
zu  gründe,  und  Müllenhoff  hat  gewis  recht,  wenn  er  diesen  He- 
remod der  ursprünglichen  genealogie  der  Dänen  abspricht,  was 
den  guten  und  bösen  Heremod  anbelangt,  s.  51,  so  verweise  ich 
auf  diesen  Anzeiger  xv  160  f.  —  ganz  aufserhalb  der  nordischen 
Überlieferung  über  die  genealogie  des  dänischen  hauses  vor  Saxo 
grammaticus  stehen  die  Dänenkönige  Sigehere  und  Alevih ,  welche 
der  dichter  des  Widsidh  kennt.  Sigehere  ist  gewis  Saxos  Si- 
garus,  der  vater  Signys,  aber  ebenso  gewis  kein  historischer 
Dänenkönig,  auch  die  Ortsnamen,  welche  auf  seine  sage  an- 
spielen, sind  durch  ganz  Skandinavien  zerstreut,  noch  dunkler 
ist  Alevih. 

3)  in  dem  'Angeln  und  Sachsen'  überschriebenen  abschnitt 
wird  dann  die  geschichtliche  entwickelung  der  Beowulfsage  bis 
zur  entstehung  des  ags.  gedichts  gezeichnet,  die  Untersuchung 
über  die  besiedluug  Englands  durch  die  Angelsachsen  kommt  zu 
dem    resultat,    s.  87,    dass    dieselbe    ungefähr    ein    Jahrhundert 


MÜLLENHOFF    BEOWULF  273 

dauerte,  von  450  —  550,  dass  also  ein  grofser  teil  der  Angel- 
sachsen noch  in  der  alten  heimat  war,  als  die  historischen  be- 
gebenheiten ,  welche  dem  Beowulfgedicht  zu  gründe  liegen ,  sich 
in  Dänemark,  Gautland  und  Schweden  abspielten,  s.  s.  57  f. 
gleichwol  ist  es  nicht  geraten  anzunehmen ,  dass  die  Beowulfsage, 
wie  sie  in  dem  gedieht  vorliegt,  unmittelbar  auf  diese  erinnern  ngen 
aus  Anglien  zurückgeht,  s.  58,  denn  es  wäre  dann  auffällig, 
dass  gerade  die  Beowulfsage  sich  erhalten  und  stoff  zu  einem 
grofsen  gedieht  gegeben  hätte,  während  von  den  die  Angelsachsen 
selbst  betreffenden  begebenheiten  so  wenig  sich  in  sage  und  poesie 
erhalten  hat,  fast  nur  die  Offasage,  welche  sich  noch  auf  die 
alte  heimat  bezieht,  so  gut  wie  nichts  aus  der  heroischen  zeit 
von  450  —  550,  s.  87.  dazu  kommt,  dass  das  Widsidhlied 
zwar  von  dem  Schweden  Oogentheow,  den  Dänen  Hrodhgar  und 
Hrodhulf  (Hrolfr  Kraki),  dem  Headhobearden  Ingeld  und  dem  Bron- 
ding  Breca  kenntnis  hat,  nicht  aber  von  den  Gauten  Hygelac 
und  Beowulf,  den  helden  des  gedichts,  s.  94.  das  legt  die  Ver- 
mutung nahe ,  dass  die  betreffenden  verse  des  Widsidhliedes  — 
s.  dessen  kritik  s.  91  ff  —  uns  jenen  teil  der  Beowulfsage  reprä- 
sentieren, welchen  die  Angelsachsen  aus  der  alten  heimat  mit- 
genommen haben,  was  das  Beowulfgedicht  an  sagenstoff  mehr 
hat,  aber  den  Angelsachsen  in  England  auf  anderem  wege  zu- 
gekommen und  von  ihnen  poetisch  verarbeitet  worden  sei.  die 
zeit  dieser  Übertragung  wird  c.  600  gewesen  sein,  s.  58,  da  die 
begebenheiten  des  Beowulf  selbst  sich,  wie  bemerkt,  zwischen 
450  und  550  abspielen  und  das  Beowulfgedicht  vor  dem  9  jh. 
fertig  gewesen  sein  muss.  die  grofse  achtung  und  neigung, 
welche  dasselbe,  den  Dänen  entgegenbringt,  wäre  später  unmög- 
lich ,  s.  57,  und  eine  mitteilung  des  sagenstoffes  durch  die 
Dänen  an  die  Angelsachsen  schon  deshalb  höchst  unwahrschein- 
lich, weil  die  Dänen  nach  dem  ausweis  der  nordischen  Über- 
lieferung die  person  des  gautischen  Hygelac  vergessen  hatten.  — 
welches  deutsche  volk  zu  dieser  rolle  der  vermittelung  zwischen 
Angelsachsen  und  dem  südlichen  Skandinavien  um  600  am  ge- 
eignetsten war,  ist  kaum  zweifelhaft;  es  waren  die  Friesen, 
s.  104.  107.  58,  die  nächsten  stammverwandten  der  Angelsachsen, 
in  deren  gebiet  der  gautische  könig  Hygelac  seinen  einfall  ge- 
macht hatte,  bei'den  Friesen  blühte  ja  die  epische  poesie,  s.  105, 
bei  ihnen  wurde  die  sage  von  Finn,  von  Hilde  und  Gudhrun 
ausgebildet,  s.  105  ff,  sie  waren  es  höchst  wahrscheinlich  auch, 
welche  den  deutschen  sagenstoff  nach  England  brachten,  die  er- 
zählungen  von  den  Weisungen  Siegmund  und  Siegfried,  von  Walther 
und  Hildegund,  von  Ermanarich  und  Theodorich,  sie  wol  auch 
diejenigen,  welche  z.  t.  in  Verbindung  mit  den  Allsachsen  (s.  107) 
dieselben  Stoffe  den  Skandinaviern  zuführten,  s.  105  11",  und 
zwar  geschah  dies  letztere  um  dieselbe  zeit,  c.  600,  s.  107.  58, 
s.  Zs.  10, 177  f,  in  welcher  die  Angelsachsen  den  Stoff  zum  Beowulf 
A.  F.  D.  A.    XVI.  18 


274  MÜLLENHOFF    BEOWÜLF 

erhielten,  in  der  ersten  hälfte  des  7  jhs.  wird  man  demnach  in 
England  angefangen  haben ,  von  dem  unglücklichen  zuge  Hyge- 
lacs,  von  den  blutigen  kämpfen  zwischen  den  Gäulen  und  Schweden 
zu  singen  und  die  taten  des  einheimischen  beiden  Beowa  einem 
ähnlich  benannten  oder  beschaffenen  beiden  der  Dänen  zuzu- 
schreiben, s.  58.  vielleicht  ist  uns  jener  dänische  held  in  Bödhvarr 
Bjarki,  der  am  hofe  des  Hrolfr  Kraki  ein  Beowulfs  kämpf  mit  Grendel 
ähnliches  abenteuer  bestand,  sogar  noch  erhalten,  s.  55.  vgl.  Sar- 
razins Beowulfstudien ,  Anz.  xvl83ff. 

In  dem  abschnitt  über  die  mercische  Urgeschichte,  s.  71  ff, 
wird  sehr  schön  gezeigt,  dass  die  reihe  Wihtlaeg,  Wermund, 
Offa,  welche  historische  Angelfürslen  des  4  jhs.,  s.  85,  bezeichnet, 
ebenso  in  die  dänischen  genealogien  eingeschwärzt  wurde,  wie 
die  Headhobearden  Frodhi  und  Ingeld.  —  durch  Müllenhoffs 
kritik  der  dänischen  geschichtschreibung  im  12  jh.  wird  die  ähn- 
lichkeit  derselben  mit  den  versuchen  deutscher  historiker  des 
15. 16 jhs.,  die  Urgeschichte  deutscher  stamme  zu  reconstruieren  — 
z.  t.  mit  beihilfe  Saxos  — ,  wider  sehr  deutlich. 

Ich  hebe  nur  einige  einzelheiten  hervor,  s.  61  handelt 
Müllenhoff  über  die  kentische  genealogie  Hengist  Horsa  Oeric  bei 
Beda,  'das  ist  nordhumbrische  Schreibung  für  Aeric  oder  Eoric?', 
der  Oisc  'd.  i.  Äse'  zubenaunt  gewesen  sei,  von  ihm  hatte  das 
geschlecht  des  Hengest  den  namen  der  Oiscingas.  aber  man 
möchte  vermuten,  dass  in  Oeric,  Oisc  und  Oiscingas  das  wort 
eoh,  ehu  'pferd'  stecke,  dadurch  würden  diese  namen  sich  gut 
an  Hengest  und  Horsa  anschliefsen.  —  s.  63  hätte  die  annähme, 
dass  der  Bseldaeg  der  ags.  genealogien  Baldr  sei,  noch  gestützt 
werden  können  durch  Verweisung  auf  Snorra  Edda  i  26,  wo  es 
geradezu  heifst:  Beldegg,  er  vir  köllum  Baldr.  —  s.  90  anm. 
das  oben  erwähnte  altenglische  Völkerverzeichnis  ist  jedesfalls 
schlecht  überliefert  und  in  Unordnung  geraten,  es  setzt  den 
söhnen  des  Boerinus,  wofür  Beoviuus  vermutet  wird,  völker- 
uamen  gegenüber,  die  ihnen  zum  teil  sehr  deutlich  entsprechen, 
wenn  auch  nicht  in  derselben  Ordnung,  Gothus-Gothi,  Jutus-Juti, 
Dacus-Daci ,  Wandalus-Wandali ,  Fresus-Frisii,  Geatus-Geati ,  zum 
teil  aber  nicht,  es  bleiben  die  sühne  Cinrincius  (al.  Cininicus), 
Suethedus,  Gethus  mit  den  völkernamen  Saxones,  Angli,  Norwa- 
genses  übrig.  Gethus  (al.  Ehecius)  wird  wol  nur  eine  dittographie 
zu  Geatus  sein,  von  dem  die  Geati  stammen,  dann  haben  wir 
drei  Völker  auf  zwei  helden  zu  verteilen.  Suethedus  erinnert 
sehr  an  die  Suetidi  des  Jordaues,  Getica  c.  3,  in  denen  Müllen- 
hoff, s.  den  index  zu  Mommsens  Jordanes,  den  verderbten 
namen  eines  norwegischen  Volkes  vermutet,  denn  die  Schweden, 
s.  Svühjöd,  an  welche  man  denken  könnte,  waren  kurz  vorher 
als  Suehans  vorgekommen,  darnach  scheineu  in  unserem  Ver- 
zeichnis die  Norwagenses  von  Suethedus  abzustammen  und  für 
Cinrincius  bleiben  die  Saxones  Angli,   welche  man  dann  als  ein 


MÜLLENHOFF     BEOVVULF  275 

volk,  das  der  Angelsachsen,  auffassen  müste.  Ettmüller  hat  in 
dem  rätselhaften  namen  den  des  Westsachsen  Cynric  gesehen, 
aber  würkliche  personennamen  kommen  sonst  in  dem  Verzeichnis 
nicht  vor.  ich  vermute,  es  steht  für  Cimbricus,  da  die  Angeln  ja  in 
der  tat  von  der  chersonesus  Cimbrica  herübergekommen  sind.  —  in 
bezug  auf  die  Goten  am  Weichselwalde  im  Widsidh,  s.  94,  und 
den  myrgingischen  könig  Eadgils  eben  daselbst,  s.  102,  erlaube 
ich  mir  auf  meine  ahhandlung  über  die  Hervarar  saga  zu  ver- 
weisen s.  103.  101,  WSB  cxiv  517.  515,  ebenso  betreffs  Mauruu- 
ganiens,  s.  100,  auf  meine  abhandlung  über  die  ostgotische 
heldensage  s.  23  f,  WSB  cxix. 

Über  das  verdienst  von  Lübkes  ausgäbe  ist  ohne  kenntnis 
des  Müllenhoffschen  und  Burgschen  heftes  schwer  zu  urteilen, 
jedesfalls  hat  Lübke  es  nicht  an  Sorgfalt  fehlen  lassen  und  die 
Schwierigkeiten ,  welche  der  genauen  erfassung  von  Müllenhoffs 
ansichten  durch  Schwankungen  und  kleine  Widersprüche  im  wege 
stehen,  mitunter  in  anmerkungen  selbst  bezeichnet,  in  dem  ab- 
schnitt über  die  dänischen  konigslisten  s.  32  ff  hätte  das  Ver- 
ständnis dem  leser  durch  abdruck  derselben,  so  weit  sie  in  be- 
tracht  kommen ,  sehr  erleichtert  werden  können,  allerdings  wäre 
das  kaum  nach  dem  sinne  des  grofsen  gelehrten  gewesen,  der 
es  liebte,  auch  den  leser  etwas  von  der  mühsal  der  forschung 
kosten  zu  lassen. 

Wien,  September  1889.  Helnzel. 


Zur  geschichte  des  mittelhochdeutschen,     von  Hermann  Fischer.     Tübinger 
Universitätsprogramm  1889.    74  ss.     4°.     mit  einer  karte. 

Der  intensive  aufschwung  der  modernen  dialectforschung 
innerhalb  der  letzten  decennien  hat  gewis  vielfach  wissenschaft- 
liche einseitigkeit  im  gefolge  gehabt;  und  wenn  zb.  als  ergebnis 
einer  mundartlichen  monographie  ein  physiologischer  oder  wenig- 
stens phonetischer  nachvveis  darüber  gefordert  wird,  ob  und  welche 
anatomischen  Veränderungen  diese  oder  jene  articulationsorgane 
im  laufe  der  Jahrhunderte  bei  einem  bestimmten  volksstamme  er- 
fahren haben,  so  dürften  derartige  resultate  dem  philologen 
mehr  oder  weniger  gleicbgillig  bleiben,  um  so  bedeutungsvoller 
ist  für  ihn  die  historisch- philologische  seite,  die  dem  modernen 
mundartenstudium  abgewonnen  werden  kann,  wenn  die  gram- 
matik  eines  lebenden  alemannischen  idioms  überall  vom  stand- 
puncte  des  mhd.  ausgeht  und  alle  dazwischen  liegenden  sprach- 
perioden  berücksichtigt,  so  unternimmt  sie  damit,  einen  in  jedem 
falle  lehrreichen  überblick  über  eine  mehrhundertjährige  sprach- 
entwickelung  zu  geben,  die  kahle  beschreibung  einer  heutigen 
siebenbürgischen  mundart  hat  vielleicht  zur  folge,  dass  man  letztere 

18* 


276  FISCHER    ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD. 

im  geschlossenen  deutschen  Sprachgebiet  wiederzufinden  und  da- 
mit einen  Wegweiser  in  die  ursprüngliche  heimat  der  sieben- 
biirgischen  colonisten  zu  errichten  versucht,  können  derartige 
ergebnisse  schon  durch  eine  einzelne  dialectgrammatik  ge- 
zeitigt werden,  welche  gewaltige  bedeutung,  linguistisch  wie 
historisch,  ist  dann  einem  umfassenden  werke  zuzuerkennen, 
wie  es  uns  in  Wenkers  Sprachatlas  des  deutschen 
reiches1  in  aussieht  gestellt  ist:  eine  etwa  40000  orte  unseres 
Vaterlandes  vertretende,  aus  der  feder  eingeborener  stammende 
dialectsammlung,  eine  auf  gründlicher  sprachwissenschaftlicher 
durchbildung  und  auf  zuverlässiger  practischer  beobachtungsgabe 
fufsende  methode,  dazu  eine  hochherzige  liberalität  der  staats- 
und  reichsorgane  lassen  hier  ein  nationales  denkmal  deutscher 
Volkskunde  erwarten,  welchem  z.  z.  im  bereiche  unserer  mutter- 
sprache  vielleicht  nur  das  unternehmen  des  Schweizerischen  idioti- 
kons  an  die  seite  zu  stellen  wäre,  freilich  muss  in  erwartung 
eines  derartigen  ausgedehnten  Sammelwerkes  die  existenzberech- 
tigung  jedes  sonstigen  privaten  Versuches  fraglich  erscheinen, 
welcher  ähnliche  mundartliche  aufnahmen  für  das  ganze  deutsche 
Sprachgebiet  oder  bestimmte  teile  desselben  anstellt  und  dabei 
selbstverständlich  weder  in  bezug  auf  Vollständigkeit  noch  auf 
gute  des  materials  an  die  anläge  des  SA  auch  nur  entfernt  her- 
anreichen kann.2  jedesfalls  wird  der  recensent  eines  solchen 
Versuches  die  für  dessen  autor  stets  überaus  schwierigen  quellen- 
verhältnisse  beständig  berücksichtigen,  sich  in  der  regel  mit  einer 
ungefähren  richtigkeit  der  gezogenen  lautgränzen  begnügen  und 
auf  feinere  localdifferenzeu  verzichten  müssen. 

Für  eine  bestimmte  lautliche  erscheinung  liegt  uns  eine 
solche  darstellung  vor  in  HFischers  hier  zu  besprechender  ab- 
handlung:  F.  will  die  aus  mhd.  formen  wie  meit,  seit,  treu,  leit 
(aus  maget  usw.)  bekannte  diphthongierung  nach  ihrer  ent- 
stehungszeit  und  geographischen  ausbreitung  untersuchen. 

Das  erste  capitel  bringt  einige  einleitende  bemerkungen. 
wol  nur  äufserer  Übersichtlichkeit  zu  liebe  werden  die  fraglichen 
formen  (s.  3  f)  nach  der  folgenden  consonauz  unterschieden ;  denn 
wenn  das  junge  ej  (so  bezeichnet  F.  kurz,  und  nach  ihm  diese 
besprechung,  den  durch  palatalisierung  des  g  entstandenen  ei- 
diphthong)  meist  einem  dental  vorangeht,  so  hat  das  seineu 
grund  darin,  dass  die  meisten  belege  verbalformen  sind,  während 
mhd.  formen  wie  Sifrit,  bihte  uä.  zeigen,  dass  die  folgende  con- 
sonanz  für  bestand  oder  seh  wund  des  alten  g  gleichgiltig  ist. 
auch  kommt  F.  im  folgenden  auf  diese  einteilung  nicht  zurück, 
sondern  stellt  richtig  für  eine  solche  die  verschiedene  dialectische 
articulierung  des  «/-lautes  als  das  mafsgebende  hin  (s.  25).  —  es 
folgt  eine  auseinaudersetzung  mit  Kauffmann.  dieser  hatte  in 
seinem  Vocalismus  des   schwäbischen  in  der  mundart  von  Horb 

1  abkürzung  dafür  im  folgenden:  SA.  2  vgl.  zb.  DLZ  1888  sp.  1075. 


FISCHER    ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD.  277 

(Strafsburg  1887)  §  40  anm.  1  deshalb,  weil  altes  ei  und  junges 
ej  im  heutigen  schwäbischen  verschieden  lauten,  bei  Hartmann 
von  Aue  jedoch  auf  einander  reimen,  die  schwäbische  herkunft 
des  letzteren  in  zweifei  gestellt.  F.s  bemerkungen,  welche  hier- 
gegen gerichtet  sind  und  auf  schriftsprachliche  einwürkungen 
sowie  die  ei :  ej- reime  anderer  schwäbischer  dichter  hinweisen, 
wird  jeder  zustimmen.  —  besonders  wertvoll  erschien  mir  s.  6 
die  entschiedene  betonung  eines  methodischen  princips  für  die 
historische  Verwendung  der  modernen  mundart:  'zwar  ist  ei  in 
Horb  schon  um  1460  oa  gewesen;  aber  wir  haben  kein 
recht,  das  noch  um  drei  Jahrhunderte  weiter  zurück  zu  datieren.' 
auf  diesen  wichtigsten  gesichtspunct  aller  ähnlichen  forschung, 
das  postulat  einer  fortlaufenden  historischen  entwickelung, 
werden  wir  noch  zurückzukommen  haben,  wenn  von  der  lit- 
terarhistorischen  Untersuchung  in  F.s  letztem  capitel  die  rede 
sein  wird. 

Das  zweite  capitel  bringt  sodann  die  eine  bälfte  des  ge- 
sammten  Untersuchungsmaterials:  eine  belegsammlung  für  die 
jetzige  geographische  Verbreitung  des  ej.  die  entsprechenden 
formen  der  verba  sagen,  tragen,  legen  wurden  mit  mühsamstem 
sammelfleifs  aus  den  verschiedensten  fundgruben  für  moderne 
dialectforschuug,  so  weit  sie  dem  verf.  zu  geböte  standen,  zu- 
sammengestellt, und  die  hauptsächlichsten  resultate  durch  eine 
karte  am  schluss  des  ganzen  in  ungefähren  umrissen  skizziert. 
es  finden  sich,  abgesehen  von  einigen  kleineren  enclaven,  drei 
grofse  diphthongische  gebiete  (seit,  treit,  leit  uä.),  und  zwar  ein 
alemannisches  (ganz  ungefähr  die  deutsche  Schweiz,  Elsass,  das 
südliche  Baden,  Württemberg,  bairisch  Schwaben),  ein  nieder- 
ländisches (mit  dem  angränzenden  gebiet  des  Niederrheins  und 
den  friesischen  landen  bis  zur  Westküste  von  Schleswig) ,  ein 
mitteldeutsches  (im  königreich  Sachsen  und  in  Schlesien);  die 
abweichungen  innerhalb  dieser  diphthongcomplexe  werden  s.  25  ff 
aus  der  nach  den  landschaften  verschiedenen  natur  des  ge- 
schwundenen g  einleuchtend  erklärt,  das  ganze  gebiet  des  bairi- 
schen  dialects  mit  dem  zunächst  nördlich  angränzenden  teil  von 
Ostfranken  und  einem  kleineren  von  Rheinfranken  weist  in  den 
genannten  drei  verben  ausschliefslich  formen  mit  erhaltenem  g 
auf  (sagt  usw.).  alle  noch  übrigen  deutschen  lande  sollen  ein- 
fachen vocal  mit  oder  ohne  g  haben  (sät,  trägt  usw.).  —  fragen 
wir  nach  F.s  quellen,  denen  er  dies  ganze  diabetische  material 
verdankt,  so  wurden  Firmenichs  Völkerstimmen,  Stalders  Landes- 
sprachen der  Schweiz,  die  Bavaria,  die  landesbeschreibung  von 
Baden,  die  sieben  bände  von  Frommanns  Deutscheu  mundarten 
ebenso  auf  sagen,  tragen,  legen  durchspürt,  wie  die  ganze  reihe 
moderner  physiologischer  monographien,  wäbrend  für  Württem- 
berg, Hoheuzollern  und  bairisch  Schwaben  ganz,  für  Baden, 
Vorarlberg   und   nordwest  -  Tirol  zum   teil   handschriftliche  mit- 


278  FISCHER    ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD. 

teilungen  dem  verf.  vorlagen,  in  der  tat,  gröfsere  Verschieden- 
wertigkeit in  einem  material  zu  linguistischen  zwecken  wird  man 
selten  zu  beobachten  haben,  leider  jedoch  kann  man  des  verf.s 
versuch,  innerhalb  desselben  systematisch  zu  sichten,  meist  nur 
stillschweigend  voraussetzen;  nachhaltige  spuren  einer  quellen- 
kritik,  welche  etwa  mit  den  zuverlässigsten  belegeu  begänne  und 
die  zweifelhafteren  ergänzend  anschlösse,  sind  kaum  zu  entdecken  ; 
und  wie  ist  eine  solche  schon  innerhalb  der  Deutschen  mund- 
arte n  von  nöten,  von  Stalders  verworrenen  angaben  oder  gar 
Firmenichs  buntheit  ganz  zu  schweigen.  —  aber  betrachten  wir 
die  belege  selbst!  da  werden  aus  dem  Elsass  vier  Ortsnamen  ge- 
nannt mit  folgenden  diphthongischen  formen  der  drei  fraglichen 
verba :  und  Elsass  steht  damit  als  e/-gebiet  für  den  verf.  fest;  da 
wird  eine  3  pers.  sing.  ind.  praes.  sät  von  der  oberen  Saar 
überliefert:  und  Lothringen  steht  damit  als  monophthongisches 
gebiet  für  den  verf.  fest;  da  wird  aber  innerhalb  dieses  mono- 
phthongischen Lothringens  aus  Forbach  eine  3  pers.  sing.  ind. 
praes.  leit  berichtet:  und  Forbach  steht  damit  als  diphthongische 
enclave  für  den  verf.  festl  hier  liegt  der  grundfehler  von  F.s 
arbeit  und  von  mancher  anderen ,  welche  der  seinigen  vorauf- 
gegangen: in  einer  unberechtigten  Verallgemeinerung. 
es  kann  nicht  scharf  genug  betont  werden,  namentlich  auch  als 
warnung  vor  jeder  ähnlichen  kartographischen  darstellung,  dass 
das  wesen  unserer  lebenden  muudarten  —  und  W'enkers  SA  wird 
hierzu  blatt  für  blatt  beweise  bringen  —  jegliche  derartige  Ver- 
allgemeinerung einzelner  mundartlicher  belege  verbietet  und  zwar, 
wie  die  folgende  Untersuchung  im  einzelnen  zeigen  soll,  die 
Verallgemeinerung  im  verschiedensten  sinne  genommen:  sowol 
die  zeitliche  oder  historische,  wie  die  örtliche  oder  geographische, 
wie  die  grammatische. 

Wie  weit  die  Übertragung  einer  modernen  lauterscheinung  auf 
einen  früheren  zeitpunct  der  Sprachgeschichte  berechtigt  ist,  wird 
weiter  unten  zu  beantworten  sein  gelegentlich  der  besprechung 
von  F.s  letztem  capitel,  wo  es  sich  um  eine  vergleichung  des 
mhd.  aus  dem    12  und   13  jh.  mit  der  lebenden  mundart  handelt. 

Die  locale,  die  geographische  Verallgemeinerung  findet 
sich  und  rächt  sich  bei  F.  auf  jeder  seite.  zu  welchen  will- 
kürlichkeiten sie  ihn  verleiten  konnte,  sei  an  zwei  characteristi- 
schen  beispielen  dargetan:  in  dem  einen  falle  hat  F.  zwei  ihm 
als  diphthongisch  überlieferte  bezirke  zu  einem  grofsen  diphthong- 
complex  fälschlich  zusammengeschoben,  nur  weil  ihm  für  das  da- 
zwischen liegende  gebiet  die  belege  fehlten;  in  dem  anderen  falle 
hat  er  es  vorgezogen,  zwei  ebensolche  bezirke  als  enclaven  zu 
behandeln,  während  sie  tatsächlich  an  zwei  verschiedenen  flügeln 
desselben  diphthonggebietes  gelegen  sind!  es  sind  dies  im 
ersten  fall  teile  der  preufsischen  Rheinprovinz  (s.  20  f),  im 
zweiten   F.s   enclaven    Wildungen    und    Mühlhausen   (s.  23).     in 


FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD.  279 

der  preufsischen  Rheinprovinz  zieht  F.  das  grofse  diphthongische 
gebiet,  das  sich  rheinauf-  und  abwärts,  sowie  östlich  und  west- 
lich von  Düsseldorf  erstreckt,  mit  dem  nördlichen  um  Cleve  bis 
Xanten,  das  das  ej  der  Niederlande  fortsetzt,  zu  einem  grofsen 
e/-gebiet  zusammen  (s.  21  u.);  jedoch  das  blatt  gesagt  in  Wenkers1 
SA  belehrt  mich,  dass  diese  Verallgemeinerung  eine  unberechtigte 
und  dass  es  falsch  ist,  wenn  F.  'trotz  einiger  lücken ,  die  er 
nicht  ausfüllen  kann',  das  ganze  diphthongische  gebiet  mit  dem 
der  Niederlande  in  Zusammenhang  bringt.  nur  linksrheinisch 
könnte  man  vielleicht  in  folge  der  gelegentlichen  praeteritalform 
von  sagen  eine  diphthongische  Verbindung  beider  complexe  ver- 
muten, wenn  diese  nicht  schon  durch  die  überwiegende  Schreibung 
säj  (gegenüber  seit  im  Düsseldorfer  gebiete)  sich  als  nicht  zu  ge- 
neralisierende besonderheit  auswiese;  und  diese  geographische 
Verbindung  würde  dann  einen  anderen  weg  nehmen,  als  ihn  F.s 
belegorte  zeigen;  denn  alle  vou  ihm  aufgezählten  linksrheinischen 
praeterita  von  sagen  (Xanten  und  Cleve  ausgenommen)  stehen 
mit  den  zuverlässigen  angaben  des  SA  im  Widerspruch  (uur  für 
Repelen  kann  ich  das  zufällig  nicht  controlieren) !  übrigens  hätte 
F.  vor  dieser  unglücklichen  kartographie  schon  durch  seine  eigene 
beobachtung  bewahrt  werden  sollen ,  dass  die  Niederlande  in  der 
behandlung  des  fraglichen  g  zum  alemannischeu  hinzuneigen 
scheinen  und  sich  damit  deutlich  genug  von  der  in  diesem  falle 
mit  dem  md.  übereinstimmenden  Rheinprovinz  scheiden,  sonst 
zeigt  sich  die  Unklarheit  der  ganzen  induction  auch  äufserlich, 
wenn  die  aufzähluug  der  belegorte  von  Xanten  über  Rheinberg 
und  Kempen  südlich  nach  München -Gladbach  führt,  dann  zum 
nördlichsten  Cleve  hinauf-  und  zum  südlichsten  Hilfarth  (nord- 
westlich von  Jülich)  wider  herunterspringt;  ähnlich  ist  es  rechts- 
rheinisch. —  umgekehrt  liegt  die  sache  im  zweiten  fall,  auf 
s.  23  verzeichnet  F.  für  Wildungen  eine  und  für  Mühlhausen  an 
der  Unstrut  zwei  diphthongische  formen ,  vermeidet  aber  hier 
ein  ähnlich  summarisches  verfahren  wie  in  der  Rheinprovinz, 
zeichnet  vielmehr  Wildungen  und  Mühlhausen  als  zwei  separierte 
diphthong-enclaven  in  seine  karte,  jedoch  das  glück  ist  gegen 
ihn,  denn  beide  orte  liegen  nach  Wenkers  citierter  karte  inner- 
halb eines  grofsen  e/-complexes,  welcher  sich  von  Waldeck, 
Wildungen,  Fritzlar  nach  o.  über  Witzenhausen,  Eschwege, 
Dingelstedt  erstreckt  und  noch  über  Mühlhausen  und  Schlotheim 
hinausgeht!  übrigens  scheint  dies  «/-gebiet  als  solches  besonders 
constant;  denn  neben  dem  praet.  ind.  seile  und  part.  geseit  zeigen 
sich  hier  auch  iufiuitive  sein  und  imperative  sei.'2  das  konnte 
nun  F.  wider  freilich    nicht  wissen ;   aber  er  hätte  eine  geogra- 

1  die  gute  des  herrn  dr  Wenker  gestattete  mir,  die  bezüglichen  blätter 
seines  SA  für  diese  recension  einzusehen;  es  sei  ihm  hierfür  auch  an  dieser 
stelle  mein  herzlicher  dank  ausgesprochen. 

2  das  Urkundenbuch  der  ehemal.  freien  reichsstadt  Mühlhausen  i.  Th. 
(bearb.  von  Karl  Herquet,  Halle  1S74)  weist  genügend  zahlreiche,  mit  Mein- 


280  FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD. 

phische  Verallgemeinerung,  wie  er  sie  hier  gescheut  hat,  con- 
sequent  überall  scheuen  müssen !  —  und  das  sind  nur  haupt- 
belege für  eine  combinatorische  vvillkür,  wie  sie  in  jedem  absatz 
zu  constatieren  ist.  Schlesien  wird  als  grofses  ej-  gebiet  ge- 
kennzeichnet, obwol  in  seinen  Ortschaften  regellos  bald  mono- 
phthongische, bald  diphthongische,  bald  ^-formen  vorkommen, 
und  obwol  schon  F.s  eigenes  material  ihm  diese  buntheit  vor 
äugen  führen  muste.  und  auch  in  Baiern  halte  er  der  mahnung 
zur  vorsieht  folgen  sollen ,  welche  in  dem  von  ihm  citierten  süd- 
böhmischen sät,  gsät  enthalten  war;  denn  das  scheinbar  so  fest 
abgeschlossene  gebiet  der  bairischen  g -formen  wird  durch  viele 
ausnahmen  von  der  art  der  genannten  böhmischen  im  bairischen 
wald  und  am  unteren  Inn  durchbrochen.  —  Mannheim  liegt  auf 
F.s  karte  im  «/-gebiet,  während  tatsächlich  seine  ganze  umgegend 
nach  F.s  bezeichnung  noch  unschraffiert  sein  und  das  schraffierte 
(/-gebiet  eine  viel  eingeschränktere  figur  aufweisen  müste.  dieser 
irrtum  rührt  vermutlich  daher,  dass  dem  verf.  für  die  Stadt  Mann- 
heim eine  g-form  überliefert  war,  die  er  unberechtigter  mafsen  für 
den  ganzen  umkreis  ansetzte,  ist  dem  so,  dann  hat  er  den  für 
jede  dialectische  kartographie  wichtigen  gesichtspunet  aufser  acht 
gelassen ,  wonach  zwischen  städtischer  und  ländlicher  mundart 
unterschieden  werden  muss,  nicht  ohne  weiteres  von  der  einen 
auf  die  andere  geschlossen  werden  darf,  denn  es  liegt  in  der  natur 
der  sache,  dass  die  mundart  des  Städters  im  bunten  verkehrsieben 
manigfaltigeren  einflössen  ausgesetzt  ist  als  die  mundart  des  bauern 
im  ländlichen  stillleben.1  dabei  brauchen  die  städtischen  ab- 
weichungen  keineswegs  immer  der  Schriftsprache  anzugehören: 
Strafsburg  wird  s.  15  mit  einer  doppelform  sait,  sät  angeführt:  die 
erstere  entstammt  dem  Elsass  im  allgemeinen,  die  zweite,  eine  com- 
promissbilduog  zwischen  Schriftsprache  und  dialect,  speciell  Strafs- 
burg und  seinem  uomittelbar  umliegenden  landkreis;  im  mehr- 
erwähnten rheinischen  ej-  gebiet  zeigt  der  mittelpunct  Düsseldorf 
selbst  laut  SA  die  gleiche  monophthougische  abweichung  usw. 
—  genug  dieser  einzelneren,  ich  glaube  deutlich  genug  be- 
wiesen zu  haben ,  dass  jede  geographische  generalisierung  mund- 
artlicher erscheinungen  eine  glückssache  und  deshalb  wissen- 
schaftlich unberechtigt  ist,  und  dass  man  durch  dialectische 
gränzlinien  daher  nur  orte  umschliefsen  oder  scheiden  solle,  für 
welche  einzelne  positive  belege  vorliegen,  im  anschluss  hieran 
sei   erwähnt,   dass   die  geographischen  grundkarten,   auf  welche 

oder  Rein-  (<i  Megin-,  Regin-)  componierte  eigennamen  auf,  zb.  für  das 
jähr  1244  einen  Reinardus  und  Reinfridus  de  Ammara  (dicht  bei  Mühl- 
hausen) (s.  30),  einen  Reinhardus  in  Mulehusen  (s.  31),  für  1250  einen 
Meinardus  (s.  33)  ua.;  doch  können  das  schon  die  über  dem  dialect  stehen- 
den, erstarrten  und  allgemein  giltigen  namenformen  sein. 

1  zu  dieser  Überschätzung  des  städtischen  materials  bildet  es  gewisser 
mafsen  ein  extrem,  wenn  F.  s.  21  unter  seinen  rheinischen  belegorten  auch 
Büscherhof  aufführt,  einen  ort,  der  nach  Rudolphs  Ortslexikon  sechs  ein- 
wohner  zählt! 


FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD.  281 

Wenkers  sprachlinien  eingezeichnet  werden,  ausdrücklich  nur  die 
Ortschaften  enthalten ,  welche  tatsächlich  in  seiner  Sammlung  ver- 
treten sind;  schon  in  der  einzigen  lieteruug  des  SA,  welche  in 
jetzt  aufgegebener  form  1881  erschienen  ist1,  hätte  F.  dieselbe 
beobachtung  machen  können. 

Bei  der  letzten  art  dieser  problematischen  Verallgemeinerung, 
bei  der  grammatischen,  wie  ich  sie  der  kürze  wegen  nannte, 
handelt  es  sich  um  die  frage:  darf  ein  lautlicher  process,  dessen 
ergebnis  sich  in  einer  diabetischen  form  eines  wortes  ausspricht, 
auch  für  andere  Wörter  als  würksam  angenommen  werden,  wo 
die  äufseren  bedingungen  für  den  gleichen  process  die  gleichen 
sind?  die  frage  muss  in  dieser  allgemeinheit  verneint  werden. 
es  würde  zu  weit  führen ,  hier  dafür  oder  dagegen  gründe  geltend 
machen  zu  wollen ,  ob  lautverschiebungs-,  diphthongierungs-  und 
ähnliche  cardinalgränzen  innerhalb  des  deutschen  mundarten- 
gebietes  ausnahmslos,  dh.  für  alle  paradigmen  giltig  seien,  — 
eine  frage,  deren  beantvvortung  im  SA  mancherlei  neues  bei- 
tragen wird  zu  dem  alten  streitwort:  hie  analogiebildung,  hie 
sporadischer  lautvvandel!  dass  jedoch  in  einer  so  subtilen  und 
local  so  wenig  einheitlichen  erscheinung,  wie  die  von  F.  be- 
handelte ist,  solche  grammatische  generalisieruug  leicht  auf  irrtum 
beruhen  kann,  das  zeigt  sich  schon  in  seinen  eigenen  belegen, 
s.  15  belegt  er  für  Sandweier  die  3  sing.  ind.  praes.  von  tragen 
mit  trau,  von  sagen  mit  sat,  s.  16  führt  er  für  Binniugen  sägt 
neben  trot ,  für  Gottmadingen  sät  neben  trau,  für  Wahl  wies  set 
neben  treu  an.  fraglich  bleibt  die  allgemeine  ansetzung  des  ej 
für  die  Niederlande  (s.  19),  welches  F.  nur  mit  formen  des  verbums 
sagen  belegt,  und  wenn  ihn  die  eine  3  sing.  ind.  praes.  leit  für  die 
gegend  von  Forbach  und  SAvold  (s.  23)  veranlasst,  Forbach  als 
diphthongische  enclave  in  das  sonst  monophthongische  Lothringen 
hineinzuzeichnen  (s.  o.) ,  so  kann  ich  ihm  aus  dem  SA  die  mit- 
teilung  machen ,  dass  für  das  praeteritum  von  sagen  Forbach 
eine  solche  ausnahmerolle  gegenüber  seiner  umgegend  jedesfalls 
nicht  spielt,  die  einzige  publicierte  lieferung  des  SA  in  früherer 
geslalt  (1881;  s.o.)  hätte  für  F.  wider  lehrreich  sein  sollen; 
denn  bei  den  meisten  daselbst  gezeichneten  gränzen  ist  das  einzelne 
wort  genannt,  das  jedesmal  durch  die  vertretenen  mundarten  hin 
verfolgt  wurde:  so  findet  man  dort  die  linie  'jjk  in  kein',  'm\b 
in  mW,  'rfrb  in  korb',  'w\f  in  oferi,  womit  also  eine  garantie 
abgelehnt  wird  für  ausdehnung  dieser  lautunterschiede  auf  weitere 
paradigmen,  —  ein  prineip,  das  namentlich  für  die  der  betref- 
fenden gränze  zunächst  gelegenen  dialectstrecken  von  practischer 
bedeutung  ist.  —  und  nun  gar  des  alten  g  abweichende  behand- 
lung  innerhalb  desselben  wortes  1  ich  meine  damit  natürlich 
nicht  den  gesetzmäfsigen  unterschied  der  alemannischen  mund- 
arten ,  welche  die  diphthongierung  nur  vornehmen ,  wenn  dem 
1  vgl.  Anz.  vm  283. 


282  FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD. 

explosiven  </  ein  altes  i  folgte,  während  die  mitteldeutschen 
mundarten  diese  beschränkung  bei  dem  spirantischen  character 
ihres  inlautenden  g  nicht  kennen,  auch  sei  nicht  an  die  mög- 
lichkeit  von  doppelformen  erinnert,  welche  aus  der  verschiedenen 
betonung  im  Satzzusammenhang  resultieren  können,  aber  s.  18 
führt  F.  selbst  für  Zirl  das  praes.  söt,  das  part.  versogt,  für  Ötz- 
thal  gsött  und  gsäget  an.  man  vgl.  ferner  seine  belege  für  das 
holländische  (s.  19  f),  wo  ja  selbst  die  Schriftsprache  zwischen  dem 
praes.  zegt  und  dem  praet.  zeide  unterscheidet,  man  sehe  bei 
F.  s.  20  für  Mors  das  praet.  ind.  sei  neben  dem  part.  gesag,  für 
Kempen  das  praes.  lät  u  nÄd  lekt  neben  dem  ej  des  praet.,  für 
Hilfarth  neben  einander  sät  und  sait,  s.  23  für  Salzungen  das 
praes.  sät?,  das  part.  gesäit  und  gsät,  s.  21  und  30  für  Alten- 
dorf das  praet.  saite  neben  sag,  gesagt,  auch  hierfür  gewährt  die 
mehrerwähnte  erste  lieferung  des  SA  ein  vorbild,  wenn  zb.  der 
monophthong  ü  daselbst  in  euch  anders  begränzt  ist  als  in  euer. 
kurz  jeder  analoge  schluss  von  form  auf  form  innerhalb  des- 
selben Wortes  bleibt  ebenso  fragwürdig,  wie  jeder  analoge  schluss 
von  wort  auf  wort.  —  es  versteht  sich  von  selbst,  dass  dieser 
grammatische  skepticismus  speciell  in  bezug  auf  F.s  darstellungs- 
weise hier  mit  so  principieller  schärfe  betont  wird ,  und  dass  er 
je  nach  der  fraglichen  sprachperiode  und  je  nach  der  art  der 
fraglichen  lauterscheinung  eine  graduelle  abstufung  erfahren  wird: 
er  wird  um  so  eher  practisch  zurücktreten  dürfen,  je  weiter  die 
behandelte  epoche  in  der  Sprachgeschichte  zurückliegt,  er  wird 
bei  lautverschiebungsmomenteu  eine  wesentlich  andere  rolle  spielen 
als  bei  vocalischen  färbungen  usw.  aber  bis  zu  einem  gewissen 
grade  wird  immer  mit  ihm  zu  rechnen  sein,  und  für  das  mhd. 
und  seine  e/'-ausdehnung  räumt  das  F.  selbst  s.  39  ein,  wenn  er 
in  seiner  mhd.  reimstatistik  alle  Wörter  mit  ej  anführt,  die 
überhaupt  im  reim  erscheinen,  'denn  eben  die  Verschiedenheiten, 
die  in  der  anzahl  dieser  Wörter  bei  den  mhd.  dichtem  auftreten, 
sind  häufig  characteristisch'.  schliefst  er  aber  von  seinen  nur 
auf  sagen,  tragen,  legen  basierten  e/-gränzen  auf  mhd.  e/-gränzen 
überhaupt,  so  haben  obige  ausführungen  über  solches  ver- 
fahren deutlich  genug  geurteilt. 

Dem  entspricht  die  karte,  welche  am  Schlüsse  in  über- 
sichtlicher weise  die  ej-  Verhältnisse  in  den  lebenden  mundarten 
veranschaulichen  soll,  lege  ich  zur  controle  derselben  das  blatt 
gesagt  des  SA  neben  sie,  dann  finde  ich,  ohne  an  specielle  local- 
differenzen  dabei  denken  zu  wollen,  abweichung  auf  abweichung: 
das  bild  der  ausschliefslichen  «/-formen  im  südwestlichen  Deutsch- 
land ist  mehr  als  ungenau;  wie  total  das  «/-gebiet  in  der  Rhein- 
provinz verzeichnet,  habe  ich  oben  gezeigt;  das  fehlen  der  mittel- 
deutschen «/-strecke,  welche  Wildungen  und  Mühlhausen  umfasst, 
ist  ebendort  gerügt;  die  sächsische  und  schlesische  e/'-gränze  nimmt 
sowol  westlich    von  Dresden   als   auch    nordöstlich   an   der  Oder 


FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD.  283 

einen  von  F.s  Zeichnung  ganz  verschiedenen  verlauf;  und  eine 
characterisierung  des  bekannten  hochdeutschen  gebietes  in  Ost- 
preufsen  fehlt  ganz,  aber  es  mag  für  F.  ein  schwacher  trost- 
schimmer  sein,  dass  die  selbstteuschung,  welche  ihn  bei  der  Ver- 
arbeitung seiner  Sammlung  und  bei  herstellung  seiner  kartenskizze 
gefangen  hielt,  heute  leider  noch  eine  weitverbreitete  ist  und  sich 
auf  den  vielen  sogen,  'sprachkarten'  immer  wider  geltend  macht. 
es  sei  nur  Haushalters  verunglückter  Gränze  zwischen  dem  hoch- 
deutschen und  dem  niederdeutschen  Sprachgebiete  östlich  der 
Elbe  (Rudolstadt  1886)  gedacht,  wo  von  dem  guten  glauben  aus- 
gegangen wird,  dass  alle  die  Scheidelinien,  welche  die  herkömm- 
lichen unterschiede  von  hoch-  und  niederdeutsch  in  consonan- 
tismus  und  vocalismus  darstellen,  überall  zu  einer  einzigen 
sprachenscheide  zusammen  fallen,  und  auf  der  karte,  welche 
Kluge  der  zweiten  aufläge  seiner  sprachgeschichtlichen  aufsätze 
Von  Luther  bis  Lessing  (Strafsburg  1888)  beigefügt  hat,  will  es 
scheinen  nach  seiner  Zeichnung  in  der  Odergegend,  als  ob  auch 
sie  einen  einheitlichen  lauf  der  lautverschiebungsgränze  (schlecht- 
hin) und  der  diphthonggränze  voraussetzt,  welcher  keineswegs 
vorhanden  ist.1  —  im  übrigen  wäre  es  F.s  vorliegenden  resul- 
taten  gegenüber  bedeutungslos,  wenn  ich  sein  material  im  einzelnen, 
so  weit  mir  möglich,  controlieren  und  alle  seine  formen  für  sagte 
und  gesagt  nach  den  bezüglichen  blättern  des  SA  vergleichen  wollte.2 
es  kann  vielmehr  allein  bedauert  werden,  dass  ein  so  aufser- 
ordentlicher  sammelfleifs  und  eine  so  vielseitige  mühwaltung  für 
eine  wissenschaftliche  Untersuchung  aufgewandt  wurden,  dereu 
ergebnisse  nur  scheinbare,  vielfach  positiv  falsche  sind.  F.  ist 
zu  der  ganzen  Sammlung  gewis  durch  den  wünsch  geführt  worden, 
diabetische  einzelheiten,  wie  sie  ihm  in  seinen  reichlichen  hand- 
schriftlichen mitteilungen  von  Süddeutschland  vorlagen,  über  das 
ganze  deutsche  Sprachgebiet  zu  verfolgen:  aufrichtiger  Über- 
zeugung entstammt  unser  ratschlag,  dass  ein  solcher  versuch  sich 
nicht  widerholen  möge,  dagegen  kann  es  nur  willkommen  sein, 
wenn  F.  sein  schwäbisches  material  recht  bald  im  Zusammenhang 
verwerten  wollte,  —  dh.  fern  jeder  Verallgemeinerung,  rein 
empirisch  nach  einzelnen  wortformen,  für  diesen  einen  teil 
unseres  Vaterlandes  würde  das  eine  wertvolle  ergänzung  sein  zu 
der  gleichen  section  des  SA.  denn  wenn  dieser  gemäfs  den  zur 
genüge  betonten  prineipien  nicht  die  geographische  entwickelung 

1  die  karte  scheint  überhaupt  der  correctur  zu  bedürfen;  zb.  hätte 
auch  Kluge  wissen  oder  leicht  ermitteln  können,  dass  die  diphthongierungs- 
linie  den  Rhein   nicht  bei  Coblenz,    sondern  bei  Remagen,    Linz  schneidet. 

2  Widersprüche  zwischen  F.  und  Wenker  finde  ich  zb.  in  den  angaben 
für  verschiedene  rheinische  orte;  ebenso  für  Föhr  und  Amrum;  auch  im 
bairischen  Schwaben,  welches  noch  F.s  handschriftliches  material  umfasst, 
geht  im  gesagt  des  SA  die  gränze  der  g- formen  anders  als  bei  F.:  aber 
man  weifs  ja  nicht,  nach  welchen  formen  oder  Wörtern  F.  hier  die  scheide 
gezogen. 


284  FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD. 

einer  lauterscheinung  im  allgemeinen,  sondern  nur  innerhalb 
einer  bestimmten  wortform  zur  darslellung  bringen1,  wenn  er 
also  zb.  keiue  karte  über  die  ausbreitung  der  ej-  gegenüber  den 
«/-formen,  sondern  nur  eine  karte  des  mundartlichen  gesagt,  des 
mundartlichen  sagte  usw.  bieten  wird,  so  folgt  daraus,  dass  der 
SA  nicht  erschöpfen  kann,  kommen  daher  zu  den  mehreren 
hunderten  seiner  blätter  so  und  so  viele  darstellungen  F.s,  welche 
andere  als  im  SA  vorhandene  Wörter  innerhalb  des  schwäbischen 
behandeln,  so  ist  das  für  diesen  teil  des  deutschen  mundarten- 
gebietes  eine  bereicherung  von  selbständiger  bedeutung.  — 

Gegenüber  der  für  die  modernen  dialecte  gewonnenen  ej- 
slatistik  sucht  F.s  drittes  capitel  eine  ebensolche  für  das 
mhd.  herzustellen,  von  den  beiden  wegen,  auf  welchen  man 
zu  dem  einer  vergangenen  epoche  eigentümlichen  lautstand  vor- 
dringen kann,  dem  handschriftlich- kritischen  und  dem  reimsta- 
tistischen ,  benutzt  F.  den  letzteren,  nur  sehr  bedingt  wird  man 
dieser  von  ihm  s.  36  ff  näher  motivierten  beschränkung  beipflichten 
können,  denn  das  erscheinen  und  die  häufigkeit  bestimmter  wort- 
formen im  reim  ist  so  vom  zufall,  vom  individuellen  Sprach- 
gebrauch und  von  sonstigen  willkürlichen  momenten  abhängig, 
dass  eine  auf  diese  weise  gewonnene  Statistik  schwerlich  für  eine 
abhandlung  wird  genügen  können,  in  der  wie  in  der  vorliegenden 
gerade  mit  Zahlenverhältnissen  so  viel  gerechnet  wird,  wie  daher 
die  beschränkung  F.s  auf  die  reime  bei  seiner  Untersuchung  s.  8 
berechtigt  und  naturgemäfs  war,  wo  es  sich  um  den  reimgebrauch 
von  altem  ei  auf  junges  ej,  also  um  die  feststellung  mundartlicher 
vocalfärbuüg  handelte,  für  ebenso  wenig  abschliefsend  kann  die 
alleinige  benutzung  der  reimzahlen  gelten ,  wo  es  sich  um  einen 
allgemeinen  lautlichen  process  wie  den  des  ej  <  ege,  age  handelt, 
zumal  'die  klingenden  reime  sich  nur  selten  für  ein  ej  fügen' 
(s.  63).  wollte  der  verf.  sich  auf  textkritische  fragen  nicht  ein- 
lassen und  deshalb  von  allen  prosaischen  denkmälern,  der  reichen 
predigtenlitteratur  usw.,  abstrahieren,  dann  hätte  er  wenigstens  die 
eigennamen  der  Urkunden  nicht  so  ganz  ignorieren  sollen,  ich 
habe  für  die  beiden  hauptgebiete,  die  in  der  folgenden  litterar- 
historischen  Untersuchung  hauptsächlich  in  frage  kommen,  für 
das  alem.  und  das  bair.,  nichts  weiter  als  einerseits  das  Würt- 
tembergische urkundeubuch,  andererseits  das  Verbrüderungsbuch 
von  SPeter  in  Salzburg  eingesehen  und  hier  durch  die  mit  altem 
magin-  und  ragin-  componierten  eigennamen  F.s  sonstige  Unter- 
scheidung urkundlich  bestätigt  gefunden,  nach  welcher  der  di- 
phthongierungsprocess  egi  >  ej  den  Alemannen  zugewiesen  und 
den  Baiern  abgesprochen  werden  muss.     F.  kann   im  Württem- 

1  und  diese  geographische  darstellung  wird  zunächst  nur  für  die  be- 
treffende wortform  in  einem  ganz  bestimmten  satz  zu  gelten  haben,  was 
namentlich  für  alle  pro-  und  enklitischen  Wörter  mit  rücksicht  auf  die  mög- 
lichen sandhi-erscheinungen  von  Wichtigkeit  ist. 


FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD.  285 

bergischen  urkundenbuch  scbon  1037  einen  Meinhardus  (i  s.  263), 
1099    einen  Meingoz  (i  313)   finden,   freilieb    auch    noch    einen 
Reginhart  1140  (iv  350),  einen  Reginboto  1150  (iv  357),  ja  einen 
Reginhardns  noch  1231  (iv  409),  und  so  für  die  entstehung  und 
entwickelung  dieser  e/-erscheinung   ohne  textkritische  umstände 
eine  historisch-chronologische  grundlage  gewinnen,  innerhalb  deren 
sich  auch  das  s.  36  f  so  skeptisch  beurteilte  nachhinken  der  Ortho- 
graphie hinter   dem   diabetischen    fortschritt    leicht   controlieren 
liefse.     hingegen   in  dem  überreichen  nameniuhalt   des  für  laut- 
liche   Chronologie    nur    selten    ausgenutzten    Salzburger    verbrü- 
derungsbuchs  (mit  erläuterungen  hg.  von  vKarajan,   Wien  1852) 
sind    zahllose   composita   mit   Megin-    und    Regin-,   jedoch    kein 
einziges  mit  Mein-  oder  Rein-  zu  belegen,  und  zb.  die  von  den 
Schreibern  N  und  X  stammenden  teile  des  buches  gehen  bis  ins 
13  jh.  (Reginpreht  140,  1,  Megimmart  139,  10).     F.  hofft  jedoch 
seine  Untersuchung  noch  einmal  durch  herbeiziehung  der  sonstigen 
texte   vervollständigen   zu   können,      sollte   er   sich    würklich    zu 
dieser   immensen   arbeit   entschliefsen,    dann    würde   auch    seine 
hier  gebotene  mhd.  reimstatistik  erst  in  ihr  rechtes  licht  rücken. 
F.s  tabellarische  übersieht  der  mhd.  ei-,  resp.  e/-reime  um- 
fasst  beinahe   20  Seiten  (41 — 59)  und    zeugt  von    einem  ebenso 
eminenten  sammelfleifs  wie  von  einer  bewundernswerten  wissen- 
schaftlichen Selbstüberwindung,  welche  nicht  davor  zurückschrak, 
die  reime  der  gesammten  mhd.  poesie  vom  beginne  des  12  jhs.  bis 
in  die  zweite  hälfte  des  13  auf  eine  grammatische  einzelheit  hin 
durchzugehen,    tabellarisch  wird  unterschieden  zwischen  solchen 
reimen  ei :  ei,  zu  welchen  reimworter  auf  ej  vorhanden  gewesen 
wären,  zwischen  ei :  ej,  zwischen  ej :  ej  und  zwischen  reimen,  wo 
Wörter,  die  ej  zulassen,  auf  solche  reimen,  die  nur  g  zulassen, 
hier  scheint  die  richtigkeit   unserer  oben  vertretenen  grundsätze 
dem  verf.  bis  zu  einem  gewissen  grade  zum  bewustsein  gelangt 
zu  sein ;  denn  er  führt  in  seiner  rubrik  der  gesicherten  e/-formen 
nicht  die  blofse  zahl  der  reime  auf,  sondern  alle  Wörter  einzeln, 
die    überhaupt    im    reim    erwiesener   mafsen   mit   ej  erscheinen; 
und  auch  innerhalb  desselben  verbums  wird  wenigstens  die  2  plur., 
wo  sie  mit  ej  vorkommt,  immer  besonders  angeführt,    zu  diesen 
sorgsamen  Unterscheidungen  hat   ihn  gewis   seine    sprachwissen- 
schaftliche deutung  der  ej- formen  gebracht:    leit  und  treu  sind 
organische   bildungen   aus  legit   und  tregit,   mögen  sie   nun  md. 
oder  alem.  Ursprungs  sein,  seit  zusagen  ist  analogiebildung  nach 
treu  zu  tragen,  meit  ist  analogiebildung  nach  meide,  meiden  <  me- 
gidi,   megidin  usw.;    denn  wenn   seit   der   anähnlichung   an  treit 
seinen   Ursprung   verdankt,   dann    muss  treit   älter   als  seit  sein, 
müssen  einmal  treit  und  saget  neben  einander  bestanden  haben  usw. 
aber  solche  Scheidungen  hätten  in  der  mhd.  reimtabelle  noch  viel 
consequenter  durchgeführt  werden  sollen,    namentlich  müsten  in 
den  beiden   letzten   spalten,   welche   die   unentschiedenen    reime 


286  FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD. 

(ob  ej,  ob  g)  und  die  sicheren  </- reime  aufzählen,  die  Wörter 
einzeln  citiert  werden;  denn  wie  leicht  hätte  hier  die  entdeckung, 
dass  zb.  die  erwiesenen  ej-  formen  (fünfte  spalte)  regelmäfsig 
anderen  Wörtern  angehören  als  die  erwiesenen  «/-formen  (siebeute 
spalte),  manche  fragliche  form  der  sechsten  spalte  in  die  fünfte 
oder  in  die  siebente  weisen  können  usw.  das  ganze  reimregister 
verlangte  eben  eine  weniger  mechauische,  mehr  kritische  her- 
stellungsweise, wenn  zb.  F.  im  Niederrheinischen  legendär  (ur  16) 
20  reime  mit  nachweislich  bewahrten  «/-formen  und  6  reime,  wo 
g-  und  «/-formen  möglich  sind,  wenn  er  im  Trierer  Aegidius 
(nr  19)  14  «/-reime  und  3  fragliche  reime,  in  der  Kaiserchronik 
(nr  22)  23  g-  und  19  fragliche,  im  Rother  (nr  24)  10  g-  und 
1  fraglichen  reim  zählt,  aber  in  allen  den  citierten  gedichten 
keinen  einzigen  erwiesenen  ei:ej-reim  beibringen  kann,  dann 
dürfte  es  doch  nahe  liegen,  auch  in  den  sonst  unbeweisbaren 
reimen  den  dichtem  reine  ^-formen  zuzusprechen ,  zumal  wenn 
ein  glied  derselben  auch  in  den  sicheren  «/-reimen  erscheint,  im 
Eraclius  (nr  47)  ist  für  das  praeteritum  von  legen  der  diphthong 
durch  eine  reihe  von  reimen  positiv  erwiesen,  während  «/-formen 
überhaupt  nicht  vorkommen,  und  ebenso  ist  treu  erwiesen  (3948 
her zeleit :  entreit):  dann  darf  doch  auch  2050  geleit :  treu  ohne 
jedes  bedenken  als  positiver  ee-reim  gelten!  oder  3299  beweist 
der  reim  maget :  behaget  die  erhaltene  «/-form,  sie  darf  danach 
auch  getrost  für  die  zahlreichen  maget :  gesaget  als  dem  dichter 
eigentümlich  angesetzt  werden;  und  diese  Schlüsse  werden  in 
sämmtlichen  fällen  durch  beide  Eracliushss.  bestätigt:  sie  zeigen 
beide  in  den  reimen  nur  geleit,  treu,  behaget,  maget,  saget,  wenn 
F.  in  der  Warnung  (nr  60)  von  legen,  tragen,  sagen  28  bewiesene 
e/- formen  findet,  dann  dürfen  doch  die  11  fälle,  wo  eben  diese 
formen  unter  einander  reimen  (was  freilich  aus  F.s  blofser 
ziffer  nicht  zu  ersehen  ist),  ebenso  sicher  als  ej-belege  gelten, 
zumal  keine  hsliche  abweichung  dagegen  spricht,  durch  eine 
derartige  einfache  kritik  wäre  in  vielen  fällen  eine  gröfsere  klar- 
heit  der  Zahlenverhältnisse  zu  erzielen  gewesen,  —  freilich  nicht 
in  allen ;  denn  man  muss  damit  rechnen ,  wie  wir  bei  Wolfram 
sogleich  sehen  werden,  dass  bei  demselben  dichter  g-  und  ej- 
formen  neben  einander  erscheinen  können,  dh.  dialect  und 
Schriftsprache  neben  einander  sich  geltend  machen.  —  was  F.s 
reimzählung  an  und  für  sich  angeht,  so  habe  ich  seine  ganze 
mühevolle  arbeit  natürlich  nicht  widerholen  wollen  und  auf  eine 
nachprüfung  aller  von  ihm  benutzteu  quellen  verzichtet,  um  so 
bedauerlicher  ist  es,  dass  in  einem  einzelneu  falle,  wo  ich 
dieser  nachprüfung  mich  unterzog,  ich  positive  Unrichtigkeiten 
entdeckte,  das  ist  bei  Wolfram  von  Eschenbach  (nr  46)  der  fall: 
dort  habe  ich  die  fragliche  erscheinung  nach  Schulzs  Reim- 
register controliert,  weil  gerade  Wolfram  in  der  nachfolgenden 
Untersuchung  eine  rolle  spielt.    F.  hat  hier  alle  -age-  (bei  Schulz 


FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD.  287 

s.  5  ff)  aufgezählt,  ebenso  alle  -eit  (ib.  s.  57  ff),  die  -ege-  jedoch 
hat  er  übergangen,  die  hei  Schulz  s.  43  unter  e  aufgeführt  sind: 
nicht  weniger  als  9  -legt-,  b-tregt,  1  tregst:  legst  (Will.  150,9). 
es  werden  durch  diese  von  F.  übersehenen  reime  auch  für  Wolfram 
e</e-formen  sicher  gestellt,  und  F.s  beweisführung  s.  68,  wo  er 
letztere  läugnet,  ist  eine  irrtümliche. 

Für  ej  <^age  hat  schon  F.  (s.  68)  entschieden,  dass  Wolfram 
es  nicht  kannte,  sowie  dass  er  von  sagen  nur  formen  mit  a, 
nicht  mit  e  hat;  ich  habe  sämmtliche  177  reime,  welche  Schulz 
für  -aget,  -agete,  -agt,  -agte,  -(igten,  -agtes  aufführt,  nachge- 
schlagen und  keine  einzige  hsliche  Variante  entdeckt,  welche 
etwa  auf  diphthongierung  hinweisen  könnte,  für  ej  <  ege  weist 
F.  3  leit  und  2  treu  auf,  deren  diphthonge  durch  die  reime  be- 
wiesen werden;  10  weitere  fälle  lässt  er  unentschieden,  wo  leit 
:  treit  auf  einander  reimen,  dazu  kommen  die  oben  erwähnten 
9  legt  und  5  tregt,  welche  im  reime  auf  regt,  wegt  stehen ;  end- 
lich das  eine  tregst :  legst,  verfolgen  wir  auch  diese  e#e  -  erschei- 
nungen  durch  Lachmanns  textkritischen  apparat,  so  ergibt  sich, 
dass  sowol  F.s  5  sichere  als  seine  10  zweifelhaften  diphthong- 
formen in  allen  hss.  übereinstimmend  den  diphthong  haben: 
wir  können  also  bei  Wolfram  mit  15  sicheren  ej  «<  ege-  reimen 
rechnen,  bei  meinen  15  weiteren  «/-formen  wird  andererseits 
das  g  durch  die  hss.  im  allgemeinen  ebenso  fest  bewiesen;  nur 
in  4  von  diesen  fällen  hat  eine  hs.,  in  3  fällen  haben  zwei 
hss.,  in  1  falle  drei  hss.  diphthongische  lesarten.  aber  abge- 
sehen von  dieser  Vereinzelung:  es  wird  auch  schwerlich  jemand 
behaupten  wollen,  dass  reit  für  reget,  weit  für  weget  Wolframs 
dialect  wäre;  und  reime  wie  Parz.  323,  5  geleit : reiget ,  103,21 
treit :  loeiget  in  der  hs.  G  zeigen  deutlich,  was  für  einer  mecha- 
nischen, rein  graphischen  formübertragung  diese  diphthongischen 
abweichungen  in  einzelnen  hss.  ihren  Ursprung  verdanken,  wir 
haben  demnach  unter  Wolframs  reimen  15  sichere  ej  <C  ege  und 
15  sicher  erhaltene  ege!  nehmen  wir  zu  diesem  tatbestand  hinzu, 
dass,  wie  F.  s.  33  f  lehrte,  das  ganze  heutige  gebiet  des  bairi- 
schen  dialects  den  diphthong  in  den  fraglichen  verben  im  all- 
gemeinen nicht  kennt,  nehmen  wir  hinzu,  dass  das  Salzburger 
verbrüderungsbuch  nur  zahlreiche  Regin-,  Megin-  und  kein  einziges 
Rein-,  Mein-  enthält,  dann  liegt  das  positive  resultat  auf  der 
band:  die  15  sicheren  ege-re'ime  entsprechen  Wolframs  bairischem 
dialect,  die  15  sicheren  «/-reime  jedesialls  nicht;  und  für  diese 
kann  es  nur  die  eine  erklärung  geben:  sie  entstammen  einer 
gemeinsprachlichen,  litterarischen  oder  'journalistischen'  conve- 
nienz,  allgemeiner,  jedoch  unklarer:  sie  entstammen  der  Schrift- 
sprache, diese  einfache  schlusslolge  führt  also  zu  einem  m.  e. 
nicht  zu  unterschätzenden  ergebnis:  sie  bringt  für  die  viel- 
umstrittene frage  nach  einer  mhd.  Schriftsprache  zu  den  vor- 
handenen einen  weiteren  unanfechtbaren  beweis,    zu  einem  solchen 


288  FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD. 

konnte  F.  bei  seinem  lückenhaften  material  nicht  gelangen,  und 
er  muss  mit  einer  nur  ungefähren  Vermutung  des  wahren  Sach- 
verhalts schliefsen,  weil  ihm  eben  neben  den  leit,  treu,  die  er 
gern  als  schriftsprachlich  erklären  möchte,  die  belege  fehlen  für 
Wolframs  entsprechende  dialectform.  —  dieselbe  Unklarheit  und 
Unsicherheit  beherscht  leider  F.s  ganzes  letztes  capitel.  man 
sollte  meinen,  nachdem  er  zuerst  über  die  unterschiede  der 
lebenden  mundarten  orientiert  und  danach  den  stand  des  ej  bei 
den  mhd.  dichtem  festzustellen  versucht  hatte,  dass  er  jetzt  con- 
statieren  würde:  wie  weit  stimmt  die  spräche  eines  mhd.  gedichts 
in  der  e/-frage  mit  dem  heutigen  dialect  derselben  gegend  überein, 
und  wie  erklären  sich  etwaige  abweichungen?  liegen  diese  bei 
dem  alten  dichter  oder  dem  heutigen  dialect?  mit  anderen  worten : 
würkte  bei  jenem  schriftsprachlicher  einfluss,  oder  liegt  heute 
diabetische  entwickelung  vor?  statt  dessen  fängt  F.  in  seinem 
letzten  capitel  so  zu  sagen  noch  einmal  von  vorne  an.  die 
linguistische  erklärung  des  behandelten  e/-processes,  welche  schon 
s.  24  ff  gegeben  war  und  welche  die  gruppierung  der  denkmäler 
im  dritten  capitel  bedingt  hatte  (1)  kein  ej,  2)  ei  «<  ege,  3)  auch 
seit  und  meide,  meiden  <^  megidi,  megidin,  4)  auch  ei  <C  age, 
5)  noch  ein  <<  egen)  wird  s.  60  ff  ausführlich  widerholt,  es  folgen 
vergebliche  versuche,  die  innere  Unterscheidung  dieser  gruppierung 
in  der  chronologischen  entwickelung  oder  in  dem  verschiedenen 
Sprachgebrauch  der  dichtungsgattungen  (in  der  lyrik  ist  'das  wort 
sagen  der  natur  der  sache  nach  seltener  als  im  epos'l)  zu  be- 
gründen, und  dann  erst  kommt  der  verf.  auf  den  'landsmann- 
schaftlichen unterschied  zwischen  den  einzelnen  dichtem',  auf 
welchen  man  nach  den  Vorbereitungen  der  beiden  ersten  capitel 
längst  gewartet  hat:  er  erkennt  den  Alemannen  nur  ej  <1  ege 
zu,  spricht  ihnen  dagegen  ej  <  age  durchaus  ab,  und  die  zahl- 
reichen ej  <<  age  der  bairischen  denkmäler  führt  er  nicht  auf 
diabetische  herkunft,  sondern  auf  die  Schriftsprache  und  ihre 
analogiewürkungen  zurück,  hätte  F.  in  diesem  capitel  überall, 
der  geographischen  heimat  seiner  quellen  folgend,  die  spräche 
derselben  mit  der  heutigen  mundart  verglichen,  so  würde  an  die 
stelle  der  jetzigen  gezwungenen  und  unklaren  darstellungsweise 
eine  praecise  induetion  getreten  sein,  so  aber  klingt  es  beinahe 
naiv,  wenn  F.  seine  Untersuchung  über  die  dichter  des  aleman- 
nischen Sprachgebietes  s.  67  mit  den  worten  schliefst:  'wenn  wir 
die  lebende  mundart  mit  dem  Sprachgebrauch  der  einheimischen 
dichter  der  mhd.  zeit  so  durchaus  übereinstimmen  sehen,  so  kann 
das  gewis  kein  zufall  sein'! 

Vielleicht  aber  ist  F.  zu  dieser  skeptischen  Verwendung  der 
lautgränzen,  welche  er  anfangs  innerhalb  der  modernen  dialecte 
gezogen  hat,  für  die  localisierung  seiner  mhd.  denkmäler  durch 
das  bedenken  veranlasst  worden:  darf  überhaupt  oder  bis 
zu  welchem  grade  darf  die  lebende  spräche  für  der- 


FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD.  289 

artige  historische  zwecke  herangezogen  werden? 
das  aufblühen  der  modernen  dialectforschuug  während  der  letzten 
Jahrzehnte  hat  eine  Verwertung  der  heutigen  mundarten  für  heimats- 
bestimmungen  alter  denkmäler  in  gebrauch  gebracht.  Müllenhoff 
hatte  in  der  vorrede  zu  den  Denkmälern  den  weg  gewiesen ,  wie 
aus  den  namen  der  alten  Urkunden  characteristica  einer  alten 
muntlart  zu  gewinnen  seien,  und  zu  ihrer  litterarhistorischen  be- 
nutzung  in  seiner  localisierung  des  Tatian  ein  methodisches  Vor- 
bild gegeben;  und  Sievers  in  ähnlicher  weise  erzielte  heimats- 
bestimmung  der  Oxforder  benedictinerregel  (Tübingen  1887)  bietet 
hierzu  auch  für  eine  spätere  epoche  ein  glänzendes  beispiel.  jetzt 
aber  versucht  man  gern  an  die  stelle  jener  alten,  häufig  nur 
mit  Schwierigkeiten  ungefähr  zu  eruierenden  muntlart  die  heutige 
Sprechweise  der  betreffenden  gegend  zu  setzen,  jedoch  die  ge- 
sammte  in  stetem  fluss  befindliche  historische  entwickelung  unserer 
spräche  kann  nur  sehr  bedingt  gestatten,  eine  moderne  lautform 
ohne  weiteres  um  Jahrhunderte  zurückzuversetzen  und  sie  der- 
selben gegend  auch  für  längst  vergangene  sprachepochen  zuzu- 
weisen; hier  verbietet  sich  die  chronologisch- historische 
Verallgemeinerung  gerade  so,  wie  oben  die  geographische 
oder  die  grammatische,  es  braucht  nur  an  das  allmähliche 
vordringen  der  einzelnen  lautverschiebungsacte,  an  die  allmäh- 
liche ausbreitung  der  nbd.  diphthonge  erinnert  zu  werden  oder 
etwa  an  Tümpels  arbeiten  im  7  band  der  Beitr.  über  die  nieder- 
sächsischen mundarten  uä.  ob  im  einzelnen  falle  organische  ent- 
wickelung oder  analogiewürkung  durch  die  Schriftsprache  grund 
einer  lautveränderung  ist,  bleibt  für  die  formulierung  des  princips 
belanglos,  eine  litterarhistorische  anwendung  unserer  lebenden 
mundarten  kann  daher  auf  ein  gesichertes  ergebnis  allein  rechnen, 
wenn  der  Zusammenhang  der  spräche  des  alten  denkmals  mit 
einem  heutigen  idiom  durch  alle  dazwischen  liegenden  perioden 
historisch  erwiesen  ist,  wenn  ein  einheitlicher  aufbau  von  Jahr- 
hundert zu  Jahrhundert  bis  auf  heute  sich  historisch  hat  aus- 
führen lassen,  sei  es  durch  Urkunden,  sei  es  durch  andere  heimat- 
lich sicher  gestellte  sprachreste.  für  ähnliche  Untersuchungen 
hat  Nörrenberg  Beitr.  ix  371  ff  ein  musterbeispiel  gegeben,  indem 
er  für  jede  einzelne  lauterscheinung,  welche  er  zur  localisierung 
des  niederrheinischen  Marieulobs  verwenden  will,  vorher  urkund- 
lich festzustellen  sucht,  wie  weit  eine  moderne  lautgränze  auch 
für  die  ältere  zeit,  um  die  es  sich  bei  ihm  handelt,  verallgemeinert 
werden  darf,  eine  neuere  arbeit,  welche  gelegentlich  an  ihn 
anknüpft,  John  Meiers  Untersuchungen  über  den  dichter  und 
die  spräche  der  Jolande  (Breslau  1888),  gestattet  sich  in  dem 
gleichen  puncte  schon  eine  gröfsere  kritische  freiheit;  und  es 
wird  seine  bedenken  haben,  wenn  Meier  für  die  Herstellung  der 
Verschiebungslinie  rdjrt  in  Luxemburg  das  material  aus  den  Jahr- 
hunderte alten  Urkunden  und  aus  den  heutigen  dialecten  sich 
A.  F.  D.  A.   XVI.  19 


290  FISCHER     ZUR    GESCHICHTE    DES    MHD. 

gegenseitig  ergänzen  lässt,  oder  wenn  er  s.  62  wegen  des  reimes 
verdarf :  warf  den  dichter  südlich  derjenigen  rp/rf-Wme  zu  hause 
sein  lässt,  welche  im  SA  ausschliefslich  aus  heutigem  material 
gewonnen  ist.  und  hier  liegt  auch  der  hauptgruud,  weshalb 
wir  F.s  beschränkung  auf  die  mhd.  zeit  nicht  unterschreiben 
können,  theoretisch  gab  er  uns  zwar  schon  s.  6,  wie  wir  oben 
sahen,  recht,  indem  er  es  für  unberechtigt  erklärte,  eine  vocal- 
färbung  aus  der  mitte  des  15  jhs.  auf  die  epoche  Hartmanns  von 
Aue  zurück  zu  datieren,  hier  bei  seinem  unternehmen,  die 
mundarten  des  19  jhs.  mit  denselben  der  mhd.  periode  auf  die 
e/-formen  zu  vergleichen,  stofsen  ihm  ähnliche  bedenken  nicht 
auf.  die  folgen  dieser  eioseitigkeit  machen  sich  auch  sonst  be- 
ständig geltend,  weun  er  zb.  s.  63  sagen  muss:  'was  die  zeit 
betrifft,  in  der  unser  ej  überhaupt  zuerst  auftritt,  so  wird  darüber 
erst  genauer  geurteilt  werden  können ,  wenn  auch  das  vorkommen 
in  prosaischen  denkmälern  untersucht  sein  wird',  oder  s.  64:  'in 
welcher  landschaft  die  ej  überhaupt  zuerst  auftauchen ,  lässt  sich 
mit  meinem  material  schwerlich  ausmachen.'  von  einer  systema- 
tisch hergestellten  geschichte  der  deutschen  ej-  formen  bleibt 
daher  F.s  abhandlung  weit  entfernt,  lag  ihm  jedoch  nur  daran, 
'den  rein  litterarischen  Ursprung  jener  laute  in  bairischen  ge- 
dienten' festzustellen  und  daraus  für  die  beurteilung  des  mhd. 
und  einer  damaligen  Schriftsprache  neue  gesichtspunete  zu  ge- 
winnen, dann  wäre  er  durch  eine  exaete  kritik  einzelner  aus- 
gewählter, heimatlich  mehr  oder  weniger  gesicherter  quellen  viel 
weiter  gekommen  als  durch  den  massenaufbau  einer  mhd.  reim- 
statistik,  was  ich  oben  an  Wolfram  glaube  deutlich  exemplifi- 
ciert  zu  haben. 

Marburg  i.  H.  Ferd.  Wrede. 


Die   congruenz   in   der   mhd.  spräche   von  dr  Rudolf  Schachinger.     Wien, 
Holder  in  comm.,  1889.    tiii  und  114  ss.    8°.  —  3,20  m. 

Der  verf.  behandelt  die  congruenz  des  genus  (1  —  48),  des 
numerus  (49  — 107)  und  des  casus  (108 — 114)  in  der  weise, 
dass  er  die  bei  Grimm  und  Paul  formulierten  kategorien,  aber 
auch  nur  diese,  im  Wortlaut  anschreibt  und  für  dieselben  aus 
der  mhd.  litteratur  beispiele  sammelt,  er  berücksichtigt  auch  die 
prosa,  und  zwar  die  beiden  bände  der  Bertholdausgabe  und  David 
von  Augsburg  im  1"  band  der  Mystiker,  oliDe  jedoch  eine  paral- 
lele zwischen  der  ausdehnung  der  congruenz  in  poesie  und  prosa 
zuziehen,  ein  einziges  mal  wird  nach  Paul  hervorgehoben ,  dass 
ein  congruenzfall  blofs  in  der  prosa  erscheint  (s.  46),  wenn 
nämlich  durch  die  Setzung  des  neutrums  das  geschlecht  des  be- 
treffenden wesens  unbestimmt  bleiben  soll;  andererseits  weist 
Seh.  selbst  darauf  hin  (s.  32),  dass  manche  der  angeführten  be- 


SCHACHINGER     DIE    CONGRUENZ    IN    DER    MHD.  SPRACHE  291 

Sonderheiten  durch  den  reim  oder  im  innern  des  verses  durch 
metrische  gründe  hervorgerufen  zu  sein  scheinen,  ohne  daran 
die  beobachtung  zu  knüpfen,  dass  diese  fälle  in  der  prosa  gar 
nicht  oder  nur  selten  erscheinen,  man  muss  staunen ,  dass  er 
sich  eine  so  leichte  bestätigung  seiner  Vermutung  entgehen  liefs; 
überhaupt  reicht  die  abhandlung  über  das  mafs  einer  Prüfungs- 
arbeit, was  sie  ursprünglich  gewesen  sein  mag,  nicht  hinaus, 
nicht  6ine  neue  beobachtung,  nur  schon  bekannte  regeln  werden 
reichlich  belegt;  neues  von  interesse  kann  man  aus  ihr  nicht 
erfahren,  der  wert  der  arbeit  liegt  also  blofs  in  der  fülle  und 
richtigkeit  der  citate.  von  letzterer  haben  mich  Stichproben 
überzeugt  (s.  18  soll  es  Pz.  58,29  heifsen,  wie  schon  Grimm 
hat).  Vollständigkeit  der  beispiele  ist  aber  nicht  erzielt;  ich  weifs 
freilich  auch  nicht,  ob  sie  beabsichtigt  war;  nach  der  ganzen 
anläge  aber  und  dem  relativ  eng  umschriebenen  kreis  der  werke, 
denen  die  belege  entnommen  sind,  hätte  man  sie  erwarten  dürfen: 
so  ist  aber  zb.  s.  11  nachzutragen  Pz.  146,  12.  224,  12  und 
s.  18  die  schon  bei  Grimm  als  Pz.  32,  8  citierte  stelle  32,  7.  in 
solchen  detailuntersuchungen  muss  man  im  stände  sein,  das  Ver- 
hältnis von  regel  und  ausnähme  genau  festzustellen,  dh.  schon 
der  autor  muss  dies  tun,  kann  es  aber  nur,  wenn  er  statistisch 
vorgeht. 

Im  einzelnen  erwähne  ich  zu  s.  15  und  16,  dass  man  wol 
unterscheiden  muss,  ob  das  weibliche  pronomen  dem  neutralen 
Substantiv  folgt  oder  vorausgeht;  der  letztere  fall  ist  natürlich 
leichter,  daher  waren  Kudr.  227,  2  und  391,  1  zusammen  an 
die  spitze  zu  stellen.  —  es  müssen  übrigens  nicht  immer  gram- 
matische neutra  sein,  denen  synesis  widerfährt,  wie  nach  Grimm 
noch  Andresen,  Sprachgebrauch4  254  lehrt;  Grimm  selbst  citiert 
iv  270a.  MS  i  35b,  wo  auf  tröst ,  das  als  epitheton  für  wip  ge- 
setzt ist,  ein  weibliches  pronomen  folgt.  —  zu  der  oben  er- 
wähnten von  Seh.  reich  belegten,  blofs  der  prosa  zugehörigen 
setzung  eines  neutralen  pronomens,  wo  das  geschlecht  in  frage 
steht,  ein  beispiel  aus  ALangmann,  4,  23:  eines  naht  es  do  kom 
er  (der  tiufel)  und  saze  für  si  uf  daz  pette,  als  ob  ez  (=  die 
erscheinung,  das  vvesen)  ir  muem  wer.  vgl.  7,  28.  auch  nhd. 
sehr  häufig,  besonders  im  dialect,  aber  auch  zb.  bei  Auerbach, 
Landhaus  am  Rhein  i  5  die  deutsche  nonne  bedauerte,  dass  niemand 
fremdes  zusehen  dürfe,  und  sonst,  s.  Sanders,  Wb.  i  354°.  — 
s.  19:  ein  schon  eingeleitetes  bestimmtes  genus  tritt  unmittelbar 
wider  ins  neutrum;  noch  nhd.,  Grillparzer  xv  284  ich  ärgerte 
mich  über  meine  gefühüosigkeit  und  gieng  in  die  kirche,  um  mich 
auf  die  probe  zu  stellen,  wie  weit  das  gienge.  —  s.  48  wird 
Pauls  beobachtung  belegt,  dass  mobilia  in  der  männlichen  form 
auch  für  weibliche  wesen  gebraucht  werden  können;  es  bleibt 
unerwähnt,  dass  dieselbe  bereits  von  Grimm  iv  954  für  das  nhd. 
nachgewiesen  wurde;  übrigens  verzeichnet  Grimm  schon  im  text, 

19* 


292  SCHACHIISGER     DIE    CONGRUENZ    IN    DER    MHD.  SPRACHE 

s.  284,  etwas  ähnliches,  dass  nämlich  das  schwache  masc.  adjectiv 
substantivisch  auch  für  das  feminin  gebraucht  werden  kann,  ebenso 
wäre  Gr.  iv  954  heranzuziehen  gewesen:  aber  die  nachtrage  im 
iv  bände  der  Grammatik  scheinen  Seh.  entgangen  zu  sein,  es  wird 
dort  an  dem  beispiel  Berth.  142  sie  ist  der  heiligen  einer  gezeigt, 
dass  das  prädicatsadjeetiv  darum  nicht  mit  dem  subjeetiv  im  ge- 
schlecht übereinstimmt,  weil  es  sich  nach  dem  vom  adjectiv  ab- 
hängigen Substantiv  im  genitiv  richtet.  —  interessant  ist  die 
stelle  Wolfdietr.  D  iv  51,3,  in  der  das  pronominale  subj.  nicht 
mit  der  nachgestellten  masculinen  apposition  übereinstimmt,  son- 
dern nach  dem  subjeet  des  vorangehenden  satzes  sich  richtet:  dö 
kotn  ze  Wolfdietrichen  aber  daz  getwergelin.  Bibunc  was  ez  ge- 
heizen,  der  vil  kleine  man.  ich  habe  mir  ferner  eine  stelle  aus 
Hadamars  von  Laber  Jagd  notiert,  wo  sich  das  pronomen  im  ge- 
schlecht nach  einem  Substantiv  richtet,  von  dem  es  durch  ein 
andersgeschlechtiges  Substantiv  getrennt  ist;  9,  1  bant ,  miner 
steeten  riemen,  ein  slöz  der  minen  riuwen,  den  mac  enbinden 
niemen,  v.  5  wider  mit  offenbarem  bezug  auf  bant  (v.  1):  ez  ist 
gebunden  und  wirt  niht  enbunden.  —  zu  erwähnen  wäre  vielleicht 
auch  selbes  beim  feminin;  s.  Jänicke  zu  Wolfdietr.  D  vm  28,  4. 
Gramm,  iv  358.  Rückert  zu  Lohengrin  237;  in  den  von  Seh. 
ausgezogenen  quellen  findet  sich  diese  congruenz  freilich  nicht, 
höchstens  in  einzelnen  hss.  —  die  zuletzt  angeführten  besonder- 
heiten  der  congruenz  des  genus,  die  ich  nur  .von  ungefähr 
meinen  Sammlungen  entnehme,  zeigen  aber  immerhin,  dass  sich 
über  congruenz  im  mhd.  viel  mehr  sagen  liefse,  als  bei  Seh.  zu 
lesen  steht,  dass  er  also  zum  wenigsten  den  titel  seines  buches 
hätte  beschränken  müssen,  da  er  doch  nur  beispiele  für  die 
wichtigeren  fälle  der  congruenz  aus  den  hauptwerken  der  mhd. 
blütezeit  sammelt. 

Die  ausstattung  des  buches  ist  vortrefflich,  die  einzelnen 
beispiele  sind  sauber  unter  einander  gedruckt,  sodass  bei  dem 
grofsen  format  viel  freier  räum  übrig  bleibt;  verschiedenartige 
beispiele  sind  wider  weit  aus  einander  gerückt,  regel  und  belege 
werden  deutlich  geschieden,  kurz,  in  dieser  beziehung  wäre  das 
buch  als  muster  hinzustellen,  wenn  sich  nur  Verleger  fänden, 
die  selbes  nachahmten;  Holder  hat  diese  dem  Melker  abte  Karl 
zum  gedenktage  des  achthundertjährigen  bestandes  der  abtei  ge- 
widmete schrift  auch  nur  in  commission  übernommen. 

Währing-Wien,  31  december  1889.  Tomanrtz. 


Untersuchungen  über  das  gedieht  'Mai  und  Beaflör'.    Jenaer  diss.  von  Otto 
Wächter.     Erfurt,  druck  von  FKirchner,  1889.     76  ss.     8°. 

Die  arbeit  zerfällt  in  zwei  teile,     der  erste  die  paragraphen 
1  — 4  umfassende  behandelt   das   gedieht  Mai    und  Beaflör   nach 


WÄCHTER  MAI  UND  BEAFLOR  293 

Seiten  des  reimgebrauchs ,  des  Versbaues,  des  stils  und  der  dar- 
stellung,  endlich  der  anklänge  an  andere  erzeugnisse  der  mhd. 
litteratur.  lob  verdienen  im  allgemeinen  der  3  und  4  abschnitt, 
obgleich  weder  alle  entlehnungen ,  die  der  autor  des  Mai  sich 
verstattete,  ermittelt  noch  alle  ihm  von  W.  zugeschriebenen  glaub- 
haft sind,  weniger  befriedigt  der  abriss  der  reimkunst  und  metrik: 
nicht  nur  leiden  die  angaben  an  unvollständigkeit  (zb.  fehlen 
bindungen  wie  205,36  gerdeierde,  89,5  gruonden :  stuonden, 
40,  40  mandel :  wandet,  während  85,  27  müede  :  blüede  angemerkt 
ist),  sondern  es  begegnen  auch  wunderliche  versehen:  ich  er- 
wähne, dass  die  reime  gif.sit,  lit :  enzit ,  vervdt :  gdt  unter  den 
vocalisch  ungenauen  figurieren  und  dass  mangel  des  umlauts  für 
den  adverbialen  comparativ  langer :  swanger  97,  10  und  den  con- 
junctiv  versmdhen  (98,  39  daz  si  tu  niht  versmdhen  :  enpfdhen)  be- 
hauptet wird.  Jänickes  erörterungen  über  die  metrische  gestalt 
des  gedichtes  in  der  Zs.  f.  d.  ph.  5,  121  blieben  unberück- 
sichtigt. 

Wichtiger,  aber  meines  erachtens  verfehlt  ist  der  aus  dem 
einzigen  paragraph  5  bestehende  zweite  teil,  er  scheint  erst  nach- 
träglich zugesetzt  zu  sein,  denn  hätte  seine  hinzufügung  von 
anfang  an  im  plan  des  verf.s  gelegen,  so  würde  sich  um  der 
Übersichtlichkeit  willen  eine  andere  folge  der  ganzen  Unter- 
suchung und  ein  minder  summarisches  verfahren  am  schluss 
empfohlen  haben,  hier  bemüht  sich  W.,  den  beweis  zu  führen, 
dass  Mai  und  Beaflor  zwischen  1256  und  1263  entstanden  und 
für  ein  jugendwerk  des  Pleiers  zu  erachten  sei.  indes  die  gründe 
für  seine  datieruog  sind  durchaus  hinfällig.  der  oheim  des 
grafen  Mai  werde  künec  von  Kastei  genannt,  und  dabei  denke 
man  unwillkürlich  an  Alfons  von  Castilien:  als  ob  die  könige 
des  landes  nicht  schon  seit  Fernandos  in  des  heiligen  heirat  mit 
Philipps  von  Schwaben  jüngster  tochter  Beatrix  1219  hätten  in 
weiten  kreisen  Deutschlands  bekannt  sein  können!  ferner  be- 
nutze der  dichter  den  Frauendienst  Ulrichs  von  Lichtenstein, 
noch  nicht  das  Frauenbuch;  er  müsse  somit  bald  nach  1256, 
dem  jähre  nämlich,  in  welchem  der  Frauendienst  erschien,  ge- 
arbeitet haben,  abgesehen  davon,  dass  die  anklänge  an  den 
Frauendienst,  welche  W.  im  Mai  finden  will,  höchst  fragwürdiger 
natur  sind,  ist  einzuwenden:  1)  Frauendienst  und  Frauenbuch 
tragen  inhaltlich  ganz  verschiedenen  character;  ein  nachahmer 
war  sehr  wol  in  der  läge,  das  erstere  gedieht  ausgibig  zu  ver- 
werten ,  ohne  dfem  anderen  etwas  seinen  zwecken  dienliches  ent- 
nehmen zu  können.  2)  ebenso  wenig  wie  heute  jemand,  der 
einen  roman  von  Ebers  gelesen  hat,  darum  alle  oder  die  meisten 
erzählungen  dieses  Schriftstellers  gelesen  zu  haben  braucht,  darf 
für  die  ältere  zeit  vorausgesetzt  werden,  dass  jeder  beliebige 
poet  die  litteratur  gleichmäfsig  beherscht  habe,  als  bare  willkür 
endlich  muss  ich  es  bezeichnen,  wenn  W.  die  Schilderung,  welche 


294  WÄCHTER     MAI    UND    BKA  FLOR 

der  verf.  des  Mai  von  den  Kirsten  seiner  zeit  87,  29  ff  entwirft, 
auf  Philipp  von  Kärnten,  den  erwählten  von  Salzburg,  bezieht: 
ganz  die  gleichen  klagen  über  die  verschiedensten  personen  kann 
man  bei  den  fahrenden  spruchdichtern  seit  der  mitte  des  13  jhs. 
zu  dutzenden  lesen. 

Die  verblüffende  entdeckung,  dass  der  Pleier  Mai  und  Beaflor 
gedichtet  habe,  brachte  meines  wissens  zuerst  FHirsch  in  seiner 
Geschichte  der  deutschen  litteratur  1,  216  vor,  er  freilich,  wie 
ich  vermute,  nur  aus  misverstand  einer  notiz  HHollands,  dessen 
Gesch.  der  altd.  dichtkunst  in  Bayern  s.  302  den  Grafeu  Mai  und 
den  Pleier  unmittelbar  nach  einander  nennt.  W.  gründet  seine 
analoge  these  hauptsächlich  auf  eine  reihe  wörtlicher  Überein- 
stimmungen zwischen  den  drei  romanen  des  Pleiers  und  dem 
Mai ;  erst  in  zweiter  linie  zieht  er  die  congruenzen  in  reimtechnik 
und  versbau  heran,  ich  läugne  nicht,  dass  gleiche  oder  ähn- 
liche verse  und  phrasen  vorhanden  sind,  aber  ich  läugne,  dass 
ihre  zahl  so  hoch  sich  beläuft,  wie  W.s  tabellen  s.  61 — 67  sie 
erscheinen  lassen,  und  dass  gegenüber  manchen  lexicalischen 
dilferenzeu  ihnen  diejenige  beweiskraft  inne  wohnt,  welche  W. 
anspricht,  denn  vielfach  beschränkt  sich  die  angebliche  Überein- 
stimmung auf  Situationen  und  motive,  die  mehr  oder  minder 
gleichartig  in  den  meisten  romanen  unseres  mittelalters  begegnen, 
oder  gar  blofs  auf  einzelne  worte.  was  können  wol  parallelen 
beweisen  wie  Meleranz  9655  der  degen  vil  vermezzen  wolt  ein 
wenic  ezzen  an  den  selben  ziten,  e  daz  er  rite  striten,  daz  het 
Cursün  geraten  und  Mai  7,  27  wir  suln  varen  ezzen.  nieman  ist 
so  vermezzen,  der  des  tnüge  dne  sin;  Meleranz  11054  swaz  ir 
leides  ie  geschach,  des  was  nu  vergezzen  gar  und  Mai  242,  22 
swaz  im  leides  ie  gewar,  daz  hete  nü  ein  ende  gar;  Tandareis  2792 
der  helt  eren  riche  den  pris  ze  beider  sit  gewan  und  Mai  122,  40 
der  grdve  hete  aldd  bejagt  den  lop  ze  beiden  siten;  Tandareis  18030 
die  liepten  sich  den  Hüten  so,  daz  man  ir  was  ze  sehenne  vrö  und 
Mai  12,  29  er  liebte  in  die  vröude  also,  dd  von  si  alle  wurden 
vrö;  Garel  2786  der  wirt  ist  mit  eren  grd  worden  und  Mai  152,  36 
in  witzen  sit  ir  worden  grd;  Garel  Z.  xiv  52  diu  zal  ist  mir  un- 
bekant,  wie  verre  dd  enzwischen  wmr  und  Mai  207,  30  mir  ist 
aber  unbekant  unde  enweiz  sin  niht  vür  war,  wie  maneges  tages 
si  körnen  dar  usw.  1  so  schrumpft  das  von  W.  angehäufte  material 
auf  weniger  als  die  hälfte  zusammen. 

Allerdings  hat  W.  selbst  s.  73 f  hervorgehoben,  dass  nicht 
wenige  unterschiede  zwischen  dem  Mai  und  des  Pleiers  gedichten 
obwalten,  dass  zb.  aufser  gewissen  schmückenden  beiworten,  die 
der  Pleier  liebt,  auch  formen  wie  sdn,  duo  ua.  im  Mai  fehlen, 
aber  er  findet  sich  leichten  kaufes  damit  ab,  indem  er  das  plus 
beim  Pleier  zwar  ganz  richtig  auf  Wolframs  eintluss  zurückführt, 
aber  nicht  bedenkt,  dass  er  selbst  benutzung  beider  epen  Wolframs 
auch  für  den  Mai  nachgewiesen  hat.    die  art  eben ,  wie  der  autor 


WÄCHTER     MAI    UISD    BEAFLOR  295 

des  Mai  und  der  Pleier  ihr  grofses  vorbild  auf  sich  würken 
liefsen,  ist  eine  so  verschiedene,  dass  sie  kaum  durch  die  an- 
nähme früherer  entstehuug  des  einen  Werkes  und  späterer  der 
anderen  sich  erklären  lässt.  während  Garel,  Meleranz  und  Tan- 
dareis  darin  übereinkommen ,  dass  sie  lange  versreihen  Wolframs 
in  menge  ungescheut  übernehmen  —  EHMeyer  sagt  Zs.  12,  496 
mit  recht:  'aus  den  Pleierschen  formelketten  springen  Wolframs 
worte  leuchtend  und  hell  wie  edele  steine  hervor'  — ,  reduciert 
sich  die  abhängigkeit  des  Mai  von  dem  Eschenbacher  auf  ent- 
lehnung  weniger  namen,  etlicher  verse  und  mancher  ausdrücke, 
der  Pleier  müste  also  die  augenfälligsten  eigenheiteu  der  Wolfram- 
scheu  diction,  die  ihm  nachmals  in  fleisch  und  blut  übergiengen, 
noch  nicht  bemerkt  gehabt  haben,  als  er  den  Mai  verfasste, 
müste  den  im  grofsen  ganzen  selbständigen  stil  und  die  zwar 
nicht  knappe,  aber  doch  angemessene  darstellungsweise,  welche 
der  Mai  bekundet,  zu  gunsten  planmäfsigen  diebstals  und  einer 
saloppen  breite,  die  denselben  gedanken  stets  mehrere  male 
widerholt,  in  seinen  späteren  werken  aufgegeben  haben:  das  ist 
nicht  gerade  wahrscheinlich,  während  sich  aber  der  mafsen  sein 
stil  verschlechtert  hätte,  wäre  gleichzeitig  die  achtsamkeit  des 
dichters  auf  correcten ,  ein  wandsfreien  bericht  gewachsen,  denn 
die  sicher  vom  Pleier  herrührenden  romane  weisen  gröbere  Wider- 
sprüche oder  inconcinnitäten  nicht  auf,  wol  aber  der  Mai.  ich 
füge  den  von  Pfeiffer  und  W.  s.  60  beobachteten  fällen  folgende 
hinzu:  99,  12  heifst  der  heidenkönig  Köbar,  120,  3  Köbor  (beide 
male  durch  den  reim  gesichert).  146,  9  ff  geht  die  beratung  der 
grafen  Cornelius  und  Effreide  darüber,  was  mit  Beaflor  geschehen 
solle ,  in  gegenwart  ihrer  gattinnen  vor  sich  und  man  beschliefst, 
Beaflor  wider  dem  schiffe  anzuvertrauen,  welches  sie  l>/2  jähr 
zuvor  nach  Griechenland  gebracht  hatte,  es  muss  daher  be- 
fremden, wenn  154,35  dieselben  grafen  ihren  frauen  vorlügen, 
sie  hätten  sovvol  Beaflor  wie  deren  söhn  getötet,  warum  weiter 
Cornelius  und  Effreide  ihrem  herren,  nachdem  seine  völlige  Un- 
schuld an  dem  vermeintlichen  tode  Beaflors  sich  herausgestellt 
hat,  nicht  verraten,  dass  sie  den  blutigen  befehl  des  gefälschten 
briefes  nicht  ausführten ,  sondern  seine  seele  8  jähre  lang  den 
bittersten  quälen  preis  geben,  bleibt  unmotiviert,  eine  andere 
unbegreiflichkeit  besteht  darin,  dass  187,  38  Beaflor  ihren  pflege- 
eitern mitzuteilen  vermag,  wie  ir  swiger  si  verriet:  als  sie  das 
land  ihres  gemahls  verliefs,  war  die  schnöde  hinterlist  der  Eliacha 
noch  nicht  enthüllt,  von  dem  muttermord,  den  Mai  begangen, 
und  der  für  ihn  erforderlichen  sühne  ist  nach  der  wider- 
erkenuungsscene  zwischen  Mai,  Beaflor  und  dem  kaiser  keine 
rede  mehr. 

Aber  auch  an  solchen  sprachlichen  unterschieden  zwischen 
dem  Pleier  und  dem  dichter  des  Mai ,  welche  von  dem  einfluss 
Wolframs  unabhängig  sind,  fehlt  es  nicht,    der  Pleier  kennt  nur 


296  WÄCHTER     MAI    USD    BEAFL0R 

mohte  im  reim,  Mai  daneben  auch  mähte  (:  slahte  35,  13;  39,22; 
mähten :  betrahten  103,  19).  beim  Pleier  heifst  es  wir  megen 
idegen  Meleranz  7245.  Tandareis  1721.  2565,  si  megen -.legen 
Tand.  97,  im  Mai  ir  müget :  gehüget  99,  32.  144,  19,  wir  mügen 
:  gehügen  156,  19.  während  der  Pleier  die  adverbia  snelle  und 
snellecliche  neben  einander  gebraucht,  findet  sich  im  Mai  nur  die 
erstere  form,  das  adjectiv  fruot  (Mai  25,  6.  34,  18.  177,  26) 
kennt  der  Pleier  nicht,  ebenso  wenig  das  verbum  sich  pinen 
(Mai  1,  28.  81,  12.  32.  86,30.  107,  10.  121,  6.  126,  36),  wäh- 
rend hingegen  das  beim  Pleier  beliebte  flickwort  sunder  wdn  dem 
autor  des  Mai  abgeht,  die  ungemein  häufige  reimbindung  ge- 
triuiiu  (Mai  31,28.  47,22.  58,38.  64,28.  73,18.  99,26. 
108,  32.  131,  38.  151,  12.  164,  28.  179,  17.  181, 19.  183,  20. 
200,  40.  231,  10.  241,  18,  vgl.  auch  :  dm  220,  40)  erscheint  in 
den  gedienten  des  Pleiers  nirgends,  diese  verwenden  das  verb 
zuo  nemen,  der  Mai  regelmäfsig  uf  nemen.  auch  der  redensart 
der  gewizzen  bin  ich  fri  —  die  stellen  des  Mai  sind  Zs.  17,  520 
gelegentlich  des  nachweises,  dass  das  gedieht  im  Grazer  Marien- 
leben nachgeahmt  wurde,  gesammelt  —  bedient  sich  der  Pleier 
nicht,  an  demselben  orte  stehen  die  zahlreichen  (11)  belege  für 
die  phrase  vür  vol  nemen  verzeichnet:  der  Pleier  bietet  nur 
Mel.  5612.  12120  ich  nim  die  ere  wol  für  vol,  6470  habt  für 
vol,  Tand.  17437  si  muoz  diu  werlt  ouch  haben  für  vol.  ich 
würde  noch  den  reim  zehande :  sande  (57,  27.  69,  6.  102,  32. 
109,23.  143,4.  169,7.205,13.  236,13.  241,21),  ilande  180,  1, 
:ande  228,  13  neben  sonstigem  zehant  als  eigentümlichkeit  des 
Mai  anführen,  wenn  ich  nicht  glaubte,  dass  dessen  dichter  sich 
auch  dreihebige  verse  gestattet  habe,  also  hier  apocope  anzu- 
nehmen sei. 

S.  74.  76  erhebt  W.  Widerspruch  gegen  die  von  mir  in  den 
Göttinger  gelehrten  anzeigen  1887  s.  806  statuierte  reihenfolge 
Garel,  Meleranz,  Tandareis.  er  will  den  Meleranz  vor  den  Garel 
setzen,  auf  seine  gründe  wäre  ich  gespannt;  da  er  sie  ver- 
schweigt, so  kann  ich  hier  nur  kurz  betonen,  dass  es  nicht  der 
Stoff  des  Meleranz,  sondern  der  des  Garel  ist,  welcher,  sichtbar 
nachgeahmt  dem  Strickerschen  Daniel,  in  den  beiden  anderen 
romanen  variiert  wird ,  und  dass  von  den  helden  des  Pleiers  Garel 
der  einzige  ist,  dessen  namen  er  in  der  litteratur  vorfand,  während 
Meleranz  und  Tandareis  nur  geschöpfe  seiner  phantasie  sind. 

Meine  eben  erwähnte  recension  ergänze  ich  bei  diesem  an- 
lass,  indem  ich  einige  weitere  entlehnungen  des  Pleiers,  nament- 
lich aus  Wolframs  Parzival  und  Willehalm,  constatiere. 

Tandareis  150.  1334.  Meleranz  4012  dd  von  gescheide  ich 
nimmer:  Parz.  329,  29.  —  402  ich  weene  daz  gevriescht  ir  nie: 
P.  401,  24  ich  weene  so  vriescht  ir  nie.  —  485  ist  bei  M.  5974 
hinzufügen  10741.  —  2160.  2659.  12983.  14263.  16773 
tjostieren  was  sin  ger:   P.  593,  6.  —  2276.  2807.  13038.  14271. 


WÄCHTER  MAI  UND  BEAFLOR  297 

16770.  M.  5102.  8168.  10042.  10093.  Garel  1412.  4123  mit 
rehter  manlicher  ger,  T.  16749  mit  rehter  manlicher  wer:  P. 
260,  27.  —  zu  2318  füge  Wh.  77,  22.  —  2747.  7651  swaz  er 
gebot  daz  wart  getan:  Wh.  130,  3  daz  si  gebot  daz  was  getan.  — 
4037.  G.  3979.  4237  waz  mac  ich  sprechen  mere?:  P.  624,  20 
(entspricht  genauer  als  die  s.  802  angezogene  stelle  des  Erec).  — 
4891.  13496  die  rede  Idt  sin  unt  hceret  hie:  P.  401,  23  die  rede 
lat  sin  und  hoertz  och  hie.  —  5546.  8000  edeliu  kint  vil  sarjant: 
P.  794,  3  edeliu  kint,  vil  sarjande.  —  7185  sin  kint  —  sich 
weinent  an  in  hiengen:  P.  429,  15  diu  kint  —  ieslichz  sich  wei- 
nende an  in  hienc.  —  7290  füge  hinzu  Wh.  19,  15.  372,  6.  — 
9652  frouwe,  ich  bringe  iu  Sicherheit,  vgl.  G.  1805:  P.  218,  9.  — 
9870  man  pflac  des  heldes  unverzaget  des  nahtes,  so  wart  mir 
gesaget,  daz  harte  guot  was  sin  gemach:  P.  426,  11  (des  nahts 
aldd  wart).  —  10474  ff  füge  hinzu  P.  267,  21.  —  11645  füge 
hinzu  P.  33,10.  —  11689.  15123.  M.  7416.  G.  Z.  540,  177. 
541,  189  so  rehte  liebe  im  (ir)  nie  geschach,  vgl.  T.  15055  so 
liebe  mir  nie  geschach:  P.  43,  10  so  rehte  liebe  im  nie  geschach, 
vgl;  397,  4  wände  im  so  liebe  nie  geschach.  —  12894  vgl.  8066.  — 
12994  daz  man  sin  jach  vür  richeit:  P.  59,  9  daz  man  ir  jach 
für  richeit.  —  13041  des  man  im  für  eilen  jach:  Wh.  333,  15 
des  man  im  sit  für  eilen  jach.  —  13092  do  beschütten  in  die 
sinen:  Wh.  367,  30  doch  beschütten  in  die  sine.  —  13197  wir 
sin  worden  riche:  P.  389,  24  wir  sin  nu  immer  riche.  —  13458 
vgl.  Wh.  154,  29.  —  13534  vgl.  9788  der  was  rceter  dan  ein 
rubbin.  —  13845  dd  was  von  storje  gröz  gedranc:  Wh.  126,  17 
dd  wcer  von  storje  solch  gedranc.  —  13857  von  den  wart  ez  dd 
guot  getan:  P.  379,  2.  —  13928  sie  warn  gewinnes  niht  verzaget: 
P.  389,  17  wir  sin  gewinnes  unverzagt.  —  14402  sie  wurden 
sicherliche  siner  geselschaft  riche:  P.  380,  23  si  wurden  al  geliche 
siner  geselleschefte  riche.  —  15268  füge  hinzu  15823. 

Meleranz  136  füge  hinzu  T.  18069  und  Wh.  30,  8.  —  1128 
füge  hinzu  3403  die  gäben  grüeneti  werden  schin.  —  1352  vgl. 
2784  mit  triuwelicher  liebe  ganz.  —  3420  vgl.  T.  13558  sin  sper 
was  rot  von  varwe  lieht.  —  6322.  9838  seht  ob  iu  daz  iht  werre: 
Wh.  383,  18  seht  ob  in  daz  iht  werre.  —  7446.  10305  st'  waren 
siner  künfte  frö:  P.  694,28.  —  7561  vgl.  G.  1929  so  daz  sin 
blic  gap  liehten  schin,  3448  ir  blic  gap  so  liehten  schin,  4738.  G. 
G.  94,  114  der  blic  gap  vil  liehten  schin.  —  11320  ich  enhdn 
niht  tröstes  mer  wan  iuwer,  vgl.  12725  wan  ich  niht  mere  tröstes 
hdn  wan  dich:   Wh.  59,  7  ich  enhdn  hie  tröstes  mer  wan  dich. 

Garel  770  ob  si  suochten  (hs.  sutun)  elliu  her,  dar  umbe 
gwbens  niht  ein  bröt(:nöt):  dazu  führte  Bech  im  Litteraturbl.  f. 
germ.  und  rom.  phil.  1882  sp.  12  an  P.  226,20  ob  si  suochten 
elliu  her,  sine  geeben  für  die  selben  not  ze  drizec  jdren  niht  ein 
bröt.  —  4632  füge  hinzu  M.  11835,  vgl.  auch  M.  3059  und 
Wh.  42,  28.  —  5065  ich  hdn  unfuoge  an  in  getan:  Wh.  191,  7 


298  WÄCHTER  MAI  UND  BEAFLOR 

ich  hdn  unfuoge  an  im  getan.  —  G.  Z.  484,  227  des  fuogten  ir 
gedanke  not:  P.  574,  16  des  lerten  si  gedanke  not.  —  G.  R.  10a 
des  bringe  ich  dich  wol  innen:  P.  570,  23  des  bringe  ich  inch 
tool  innen. 

Die  für  T.  6210  usw.  (wozu  noch  M.  478  zu  fügen)  beige- 
brachte Wigaloisstelle  5021  braucht  nicht  die  quelle  gewesen  zu 
sein,  denn  auch  im  Wh.  117,  30  heifst  es  in  sinem  herzen  er 
dd  jach. 

T.  12146.  M.  609.  4211  er  geddhte  in  sinem  muote  'jd  (ach), 
herre  got  der  guote,  T.  15770  si  geddhte  in  ir  muote  'ja,  herre  got 
der  guote:  Iwein  1609  er  geddhte  in  sinem  muote  'eid  (ja  BDEbcd) 
herre  got  der  guote. 

Vielleicht  hat  der  Pleier  auch  des  Strickers  Karl  gekannt, 
denn  daher  scheinen  entnommen  zu  sein  die  namen  mehrerer 
länder  oder  Städte,  über  welche  Gareis  helfer  gebieten:  der 
herzog  Rettan  von  Pergalt,  vgl.  Karl  4431  Malprimes,  der  herzöge 
von  Pergalt;  der  landgraf  Amurat  von  Turtuse,  vgl.  Karl  4493 
von  Tortöse  Targis,  nachdem  kurz  vorher  4465  von  Baivier  Amirdt 
genannt  war;  der  herzog  Claris  von  Argentin,  vgl.  Karl  5333 
Ilmar  —  herzöge  in  Agrentin  (Argentin  B). 

Zum  Schlüsse  trage  ich  die  beschreibung  des  Trojanerkrieges 
nach,  welche  im  Meier  Helmbrecht  v.  45  ff  vorkommt  und  s.  804 
meiner  recension  sonderbarer  weise  nicht  erwähnt  ist.        St. 


Deutsche  poetik.  theoretisch -practisches  handbuch  der  deutschen  dicht- 
kunst.  nach  den  anforderungen  der  gegenwart  von  prof.  dr  GBeyer. 
zweite  (titel-) aufläge.  Stuttgart,  Göschen,  1887.  3  bde.  3  bll., 
xxiv  und  765,  xvi  und  576,  1  bl.,  xvi  und  276  ss.     8°.  —  15  m. 

Das  metaphorische  in  der  dichterischen  phantasie.  ein  beitrag  zur  ver- 
gleichenden poetik.  von  Alfred  Biese.  Berlin,  Haack,  1889.  2  bll. 
und  35  ss.     gr.  8°. 

Die  poetik  auf  der  grundlage  der  erfahrungsseelenlehre  in  zwei  bänden  von 
Heinrich  Viehoff.  herausgegeben  nebst  einer  biographischen  skizze: 
Heinrich  Viehoff,  aus  persönlichem  umgange,  von  Viktor  Kiy,  Ober- 
lehrer am  realgymnasium  zu  Elberfeld.  beigegeben  ist  Viehoffs  por- 
trait  und  ein  facsimile  seiner  handschrift.  Trier,  Lintz,  1888.  xl  und 
552  ss.     8°. 

Goethe  als  vater  einer  neuen  ästhetik.  Vortrag  gehalten  im  Wiener  Goethe- 
verein am  9  november  1888.  von  Rudolf  Steiner,  sonderabdruck 
aus  dem  4  (april-)heft  der  Deutschen  worte  1889.  Wien,  verlag 
der  Deutschen  worte,  1889.     16  ss.     gr.  8°. 

Abermals  liegen  zwei  versuche  vor,  die  poetik  umfassend 
darzustellen,  und  der  zufall  fügt  es,  dass  ihr  Verhältnis  zu 
einander  jenem  ähnelt,  welches  sich  Anz.  xv  249 ff  zwischen  Baum- 
garts  und  Scherers  werken  zeigte,  wider  ein  breit  angelegtes 
'handbuch'  von   fast  1700  Seiten  und  eine  inhaltsreichere,   neue 


BEYER     DEUTSCHE    POETIK  299 

ziele  verfolgende  darstellung  von  etwa  600  Seiten,  wider  das 
eine  nicht  vollendet,  weil  der  Verfasser  darüber  wegstarb.  Beyer 
und  Viehoff  schlagen  jedoch  ganz  andere  wege  ein  als  Baumgart 
und  Scherer.  Beyer  hat  schon  durch  die  köstliche  bezeichnung 
'theoretisch-practisches  handbuch'  gesagt,  welches  geistes  herr  er 
sei,  er  will  eine  möglichst  weite  materialsammlung  geben;  Vie- 
hoff strebt  darnach,  die  poetik  auf  neue  füfse  zu  stellen.  Beyer 
möchte  dem  dichter  als  ratgeber  dienen  und  sein  dritter  band  ist 
geradezu  eine  schule  der  geläuögkeit  für  dichter  und  solche,  die 
es  werden  wollen.  Viehoff  möchte  das  wesen  der  poesie  und 
der  einzelnen  dichtungsarten  erfassen:  für  ihn  ist  die  poetik  nur 
angewandte  psychologie.  Beyer  haftet  an  allen  äufserlichkeiten 
mit  sichtlicher  Vorliebe,  Viehoff  betrachtet  die  hauptsachen;  jenem 
ist  die  form,  diesem  der  inhalt  wichtiger,  der  eine  ruft  den 
fleifs,  der  andere  den  geist  zu  hilfe,  darum  ist  der  letzte  be- 
scheiden, der  erste  so  hochmütig,  dass  er  seine  leistung  gar  für 
ein  'erstes  erschöpfendes  gesetzbuch  der  poesie  und  die  be- 
gründung  und  den  ersten  deutschen  ausbau  einer  eigentlichen 
Wissenschaft  der  poetik'  hält,  wie  es  in  der  vorrede  zum  ersten 
bände  heifst. 

Man  darf  sich  durch  die  vorreden  Beyers  nicht  abschrecken 
lassen ,  wenn  sie  auch  das  höchste  in  Selbstüberschätzung  er- 
reichen, längst  bekanntes,  wie  das  gesetz  der  absteigenden  be- 
tonung,  wird  als  epochemachende  neuerung  dargestellt,  kindi- 
schen Spielereien,  wie  der  'strophik',  wird  'ermutigender  und 
begeisterter  beifall  namhafter  dichter' nachgerühmt,  und  das  ganze 
in  eine  beize  von  chauviuismus  getaucht,  welche  der  ernsten 
deutschen  Wissenschaft  zum  glücke  fremd  ist.  wir  haben  es 
eben  mit  einem  diiettanten  zu  tun,  welcher  schon  durch  seine 
zahllosen  arbeiten  über  Bückert  —  Kürschners  Litteraturkalender 
für  1889  nennt  nicht  weniger  als  zehn  selbständige  buch  er 
Beyers  über  diesen  dichter  —  bewiesen  hat,  dass  man  ihn  nicht 
immer  ernst  nehmen  dürfe,  und  so  mag  man  sich  seine  Poetik  als 
ein  im  ganzen  vielleicht  nicht  unbrauchbares  nachschlagebuch  ge- 
fallen lassen  und  die  Schrullen  nicht  weiter  beachten,  man  kann 
ihm  nachrühmen,  dass  es  geeignet  ist  —  der  verf.  würde  sagen: 
'geeigenschaftet'  — ,  in  das  Studium  der  poetik  einzuführen,  denn 
es  enthält  die  lehren  dieser  Wissenschaft  in  kurzer  fassung  mit 
manchen  practischen  litteraturangaben  und  allerlei  beherzigens- 
werten winken,  wer  sich  rasch  über  das  allgemeinste  belehren 
will,  mag  zu  dem  buche  greifen,  freilich  wem  es  auf  würkliche 
erkenntnis  ankommt,  der  wird  es  bald  wider  unwillig  aus  der 
band  legen,     es  genügt  eine  kurze  characteristik  des  Inhaltes. 

Der  erste  teil  umfasst  die  'deutsche  Verslehre',  dabei  wird 
aber  allerlei  anderes  mit  herbeigezogen ,  die  'vorbegriffe',  das  sind 
die  allgemeinen  lehren  der  poetik,  die  geschichte  dieser  Wissen- 
schaft   auf  5  seiten,    geschichte    der  deutschen    litteratur    nach 


300  BEYER  DEUTSCHE  POETIK 

10  perioden,  deren  erste,  von  360 — 1150  reichend,  auf  1  {ji  seiten 
im  depeschenstil  abgehandelt  wird,  über  Otfrid  zb.  heilst  es: 
'unvolksmäfsig,  unpoetisch',  in  der  zweiten  1150 — 1300  (4  Seiten) 
erfahren  wir  von  Veldeke:  'er  wendet  zum  ersten  mal  kurze  reim- 
pare  an',  und  solcher  neuer  Weisheit  wird  uns  auch  in  den 
übrigen  perioden  manches  pröbchen :  'Joachim  Rachel  war  der 
Schöpfer  der  poetischen  satire  in  Deutschland';  'als  nach  Klop- 
stocks  leistungen  .  .  .  der  hainbund  in  jugendlicher  begeisterung 
geschwärmt,  traten  noch  eine  reihe  'kraftgenies'  auf,  die  den 
dichterparnass  gleichsam  erstürmen  wollten.  ...  es  sind:  JGHa- 
mann,  Reinhold  Lenz,  Reinhold  Forster,  JGForster  .  .  .'  usw. 
Klingers  Spieler  siud  noch  immer  'vorbild  zu  Schillers  Räubern', 
an  Weimars  musenhofe  ist  Wieland  der  älteste,  'ihm  folgte: 
Herder,  Schiller,  Goethe  1'  ich  weifs  nicht,  ob  man  nach  diesen 
und  den  übrigen  Sätzen  dieser  art  mit  Reyers  vorrede  sagen  wird: 
'man  soll  nach  meinem  Vorgang  für  die  folge  keine  poetik  ohne 
litteraturgeschichte  lehren ! ' 

Das  zweite  hauptstück  der  'verslehre'  ist  die  ästhetik,  bei 
welcher  auch  'die  poetische  spräche'  behandelt  wird,  das  dritte: 
'tropen  und  figuren',  das  vierte :  'betonungslehre  (prosodik  und  rhyth- 
mik),  das  fünfte:  'metrik',  das  sechste:  'reim',  das  siebente:  'stro- 
phik .  R.  ist  stolz  auf  diese  einteilung,  er  hat  auch  allen  grund, 
sie  ist  sehr  originell,  weniger  originell  ist  der  inhalt  vom  ersten 
satz  an.  auch  seine  lehre  von  der  accentquantität  ist  so  unklar 
als  möglich  aus  fremden  anregungen  entwickelt.  R.  construiert 
fünf  tongrade  für  die  deutsche  silbe,  entsprechend  den  musika- 
lischen pp.  p.  mf.  f.  ff.   und  nennt   sie  haupt-,   mittel-,  ersten, 

5 

zweiten  und  dritten  nebenton.    er  gibt  folgende  beispiele:  baum- 

4  51  53  5  31  524  5241 

blatt,    bäume,    ruchbar,    baumblätter ,    gartenhaus,    hindernisse, 

5  14  5  2  3 

Christentum,  fruchtbarkeit  usw.  diese  beobachtung  ist  aber  un- 
richtig; warum  der  nebenton  in  gartenhaus  stärker  sein  soll  als 
in  Christentum,  weifs  man  nicht,  auch  die  anwendung  dieses 
princips  auf  die  verse  zeigt  manches  überraschende ;  R.  verlangt, 
dass  die  hebungen  durch  fünf-  oder  viergradige,  die  Senkungen 
durch  ein-,  zwei-,  höchstens  dreigradige  silben  gebildet  werden, 
lehrt  aber  nicht  etwa  sofort,  was  beim  zusammenstofse  solcher 
silben  geschieht;  in  dem  Goethischen  verse:  die  tvipfel  des  ge- 
birgs  in  nebel  hüllt  nimmt  er  an  der  verschiedenen  betonung  des 
bestimmten  artikels  anstofs,  sieht  also  nicht,  dass  mit  dem  ton- 
grade nicht  alles  getan  sei,  sondern  auch  die  Umgebung  in  be- 
tracht  komme,  ebenso  in  Unlands  vers:  es  giengen  drei  jäger 
wol  auf  die  birsch  (vgl.  dagegen  Viehoff  s.  246);  bei  Droste- 
Hülshoff  und  taumelte  entlang  erscheint  ihm  die  betonung  falsch 
und  der  hiatus  hässlich1,  während  ich  gezeigt  habe  (vgl.  Anz. 
xiv  171  anm.  1),   dass  dies  ein  erlaubter  hiatus  sei.     der  ganze 

1  über  ihn  handelt  er  i  130  ff  mit  grofser  Unkenntnis. 


BEYER  DEUTSCHE  POETIK  301 

abschnitt  wirft  richtiges  und  falsches  durch  einander  und  heweist 
nur,  dass  B.  selbst  nicht  klar  weifs,  wie  es  mit  unserer  uhd. 
metrik  bestellt  ist;  dass  er  fremdes  aufnimmt,  ohne  sich  darüber 
genaue  rechenschalt  geben  zu  können,  das  zeigt  sich  auch  dort, 
wo  er  wie  beim  reim  feststehende  namen  plötzlich  in  neuer  be- 
deutung  verwendet,  in  der  strophik  führt  er  neben  den  be- 
kannten Strophengebilden  für  alle  Variationen  bezeichnungen  ein, 
welche  lebhaft  an  die  meistersingerpraxis  gemahnen,  hat  aber 
versäumt,  was  gewis  interessant  und  bei  einer  Verbindung  mit 
der  litteraturgeschichte  seine  pflicht  gewesen  wäre  ,  die  töne  der 
meistersinger  aufzuführen,  hat  es  würklich  einen  wert,  100  und 
mehr  namen  zu  schaffen  wie  'Rückens  duft-,  Rückerts  klang- 
geister-,  Rückerts  lenzschauer-,  Herweghs  rheinweinlied-,  vGott- 
schalls  liebesklänge-,  Ritterhausens  freimaurerstrophe'  udgl.  ? 
s.  760  ff  werden  wir  sogar  mit  einer  'Beyerstrophe'  beglückt, 
welche  'eine  zukunftsform'  genannt  wird,  wie  schlecht  muss  es 
um  eine  poesie  bestellt  sein,  welche  in  dergleichen  Spielereien 
etwas  'beachtenswertes',  'verdienstliches'  sieht  und  eines  verbin- 
denden reimes  bedarf,  damit  man  die  Zusammengehörigkeit  ihrer 
Strophen  erkenne,  es  gibt  dichter,  welche  dergleichen  mittel 
verschmähen  können,  weil  ihre  gedichte  innere  notwendigkeit 
haben. 

Der  zweite  band  behandelt  'die  dichtungsgattungen'.  auch 
hier  geht  es  nicht  ohne  anstofs  ab.  so  wird  behauptet:  'die  ein- 
teilung  in  subjective  und  objective  poesie  deckt  sich  im  wesent- 
lichen mit  der  einteilung  in  volkspoesie  und  kunstpoesie'  (11  2). 
darnach  muss  man  die  volkspoesie  für  die  subjective,  die  kunst- 
poesie für  die  objective  halten,  während  doch  das  gegenteil  B.s 
meinung  ist.  auch  diese  könnte  ich  freilich  nicht  zu  der  meinen 
machen,  ebenso  wenig  ist  seine  einteilung  in  classisch,  roman- 
tisch und  modern  zu  billigen,  von  Schillers  einteilung  in  naive 
und  sentimentalische  dichtung  hört  man  kein  wort  und  an 
idealistische  und  realistische  (i  140)  denkt  er  bei  der  einteilung 
der  poesie  im  2  bde  nicht  mehr,  und  wider  dreht  sich  alles  in 
B.s  köpf,  sobald  er  ans  einzelne  kommt,  da  erscheint  lyrik 
und  didactik  als  subjective,  die  epik  als  objective  dichtung.  wir 
sind  also  glücklich  so  weit,  lyrik  und  didactik  als  kunstpoesie 
der  epik  als  volkspoesie  gegenüberstellen  zu  müssen,  das  ist  B.s 
klarheit,  auf  die  er  sich  so  viel  zu  gute  tut.  und  nun  erhalten 
wir  s.  9  folgendes  Schema: 

Die  poesie  entstammt  stofflich 
A.    der  innenweit.  B.    der  aufsenwelt. 

Die  innenweit  (ihrer  art  nach         Die   objective  aufsenwelt  be- 
subjectiv)  umschliefst:  handelt: 

a.  empfinden,  b.  denken,     c.  räum,  d.  zeit, 

und  äufsert  sich  als  und  äufsert  sich  als 

1.  lyrik.  2.  didactik.  3.  epik.  4.  dramatik. 


302  BEYEB  DEUTSCHE  POETIK 

die  lyrik  schil-       die  didactik         die    epik    er-       die  dramatik 
dert  subjectiv.     lehrt,  sofern  sie     zählt  objectiv.     handelt,  gestaltet 
schildert    oder  dialogisch, 

erzählt, 
dieses  Schema  ist  so  unrichtig  als  möglich  und  steckt  voll  leicht 
miszuverstehender  bezeichnungen.  'die  dramatik  handelt,  gestaltet 
dialogisch',  tut  denn  das  die  epik  nicht  auch,  wenn  man  schon 
den  falschen  ausdruck  'handelt'  gelten  lässt?  und  nun  gar  'die 
lyrik  schildert  subjectiv' :  steckt  würklich  das  lyrische  des  Goethi- 
schen  4der  du  von  dem  himmel  bist'  in  der  subjectiven  Schil- 
derung? oder  nicht  vielmehr  im  aussprechen  des  gefühls.  B. 
ist  sich  eben  nicht  klar  über  die  grundbegriffe.  ich  kaun  für 
meine  von  B.  abweichende  ansieht  nun  auf  mein  werk  über  die 
lyrik  s.  1  ff,  bes.  s.  10  f  verweisen,  als  paläontologisches  (primi- 
tives) element  der  lyrik  betrachtet  B.  s.  15  'die  anschauung- 
verleihenden, malenden  beiwörter',  von  denen  viele  wie  einge- 
trocknete, gewisser  mafsen  zu  Versteinerungen  gewordene  meta- 
phern  erscheinen;  nach  ihm  wäre  die  an  beiwörtern  reichste  die 
höchste  lyrik,  'der  gebildete  dichter  beweise  seine  erhöhte 
empfindung  durch  geschickte  Verwendung  der  metaphern',  dem 
weniger  gebildeten  fehle  der  sprechende  ausdruck!  ja  B.  ver- 
steigt sich  zu  dem  satze:  'die  erhöhte  empfindung  des 
lyrikers  zeigt  sich  in  der  glücklichen  anwendung  des  metapho- 
rischen beiworts,  das  dem  lyrischen  gedichte  jedes  mal  ein  be- 
sonderes gepräge  verleiht,  und  durch  welches  .  .  .  zb.  Goethe 
seine  Weichheit  und  anmut,  Schiller  seinen  idealen  schwung, 
Rückert  seine  herzerwärmende  innigkeit,  Platen  seine  classische 
würde,  Lenau  seinen  gewitterschwülen,  die  brüst  beängstigenden 
und  doch  so  süfs  bestrickenden  zauber,  Heine  seine  bald  leicht- 
fertig tändelnde,  bald  ergreifende  leichtigkeit(l),  Chamisso  seine 
anmutend  liebenswürdige  naturwahrheit,  Gottschall  seine  von  ge- 
danken  durchleuchtete  klarheit,  Keller  sein  sinniges  gemüt  und 
seine  gesunde  männlichkeit  erreicht.'  und  das  alles  durch  die 
metaphorischen  beiwörter  1 

Viel  verständiger  hat  Alfred  Biese  in  einem  aufsatze  der  Zs. 
f.  vgl.  lg.  und  renaissancelitteratur  n.  f.  n  317  ff,  welchen  er  nun 
um  einige  bemerkungen  erweitert  besonders  abdrucken  liefs,  'das 
metaphorische  in  der  dichterischen  phantasie'  behandelt,  ihm  be- 
ruht die  dichterische  produetion  wesentlich  auf  der  umbildenden 
kraft  der  phantasie,  auf  verinnerlichung  der  aufsenwelt  und  auf 
Verkörperung  der  innenweit,  deshalb  hält  er  die  metapher  für 
das  sinnfälligste  abbild  dieses  processes,  für  den  lebendigsten  aus- 
druck dieser  metamorphose  (s.  9);  er  sucht  nachzuweisen,  dass 
die  methapher  nicht  'einen  von  aufsen  hinzukommenden  zierrat, 
sondern  eine  notwendige  form  unserer  anschauungsweise  bildet' 
(s.  33),  und  verlangt  geradezu,  dass  nun,  nachdem  Fechner  'seine 
ästhetik  nicht  am  wenigsten  auf  dem  associationspriueip  aufbaute', 


BIESE    DAS    METHAPHORISCHE  303 

der  weitere  schritt  zu  tun  und  eine  wurzel  der  association  in 
dem  anthropomorphismus  zu  suchen  sei.  das  will  er  nächstens 
in  einem  werke  'über  das  associationsprincip  und  den  anthro- 
pomorphismus in  der  ästhetik'  ausführen.  B.  wirft  in  seiner 
darstellung  —  19  Seiten  text  und  16  seilen  anm.  in  compressestem 
drucke!  —  zu  verschiedenartiges  durch  einander;  einmal  spricht 
er  vom  metaphorischen  dh.  dem  umbildenden  der  phantasie,  und 
im  nächsten  augenblicke  von  der  metapher,  als  ob  beides  identisch 
wäre;  dann  wider  ist  vom  vergleich  oder,  wie  er  sagt,  vom 
gleichnisse  die  rede,  und  eigentlich  spricht  er  vom  bildlichen  aus- 
druck  überhaupt,  auch  scheidet  B.  gar  nicht  zwischen  dem  con- 
ventionellen  und  dem  lebendig  sinnlich  geschauten,  so  sehr  Kurt 
Bruchmaun  in  seinen  geistreichen  Psychologischen  Studien  zur 
Sprachgeschichte  das  erlernte  der  poetischen  spräche  übertreibt, 
in  gewissem  sinn  und  bis  zu  einem  gewissen  grade  hat  er  aller- 
dings recht,  dass  in  der  dichtersprache  vieles  conventionell  be- 
sonders hinsichtlich  des  metaphorischen  ausdruckes  sei.  B.,  welchem 
an  Lünings  buche  Die  natur,  ihre  auffassung  und  poetische  Ver- 
wendung in  der  altgerm.  und  mhd.  epik  die  klägliche  unvoll- 
kommenheit  seiner  eigenen  darstellung  (Die  entwickelung  des 
naturgefühls  im  mittelalter  und  der  neuzeit,  Leipzig  1888,  vgl. 
DLZ  1888  sp.  593  —  596)  aufgegangen  ist,  hebt  s.  30  rühmend 
aus  Gottfrieds  Tristan  925  den  ausdruck  hervor  'ostertag  der 
lachende,  in  Blanscheflurs  äugen  lag'  (den  fröuderichen  östertac, 
der  lachende  in  ir  ougen  lac).  dies  ist  aber  ein  bild ,  welches  den 
mhd.  dichtem  sehr  geläufig  und  von  Beinmar  geprägt  war,  wie 
ich  im  Anz.  vii  123  zeigte  (vgl.  auch  Iw.  8120);  es  ist  jedoch 
etwas  wesentlich  anderes,  ob  ein  dichter  ein  solches  bild  aus 
der  anschauung  schupft,  oder  aus  dem  'beträchtlichen  vorrat 
dichterischer  bilder  und  redeweisen',  welcher  sich  'in  einem  langen 
und  vielfältigen  poetischen  betrieb  allmählich  angehäuft'  (vgl. 
Unland  Anz.  xiv  164).  allerdings  ist  die  bildlichkeit  eine  der 
wichtigsten  Seiten  der  poesie,  aber  sie  fällt  durchaus  nicht  mit 
der  anschaulichkeit  zusammen,  welche  wir  vom  dichter  verlangen 
dürfen;  sie  ist  ein  mittel  des  ausdrucks,  wenn  auch  eines  der 
natürlichsten  und  ursprünglichsten,  und  mir  will  scheinen,  als 
ob  B.s  behauptungen  an  dieser  ansieht  nichts  ändern  würden, 
interessant  sind  einige  äufserungen  Storms  und  Heinrich  Seidels, 
welche  B.  in  den  anmerkungen  mitteilt,  obwol  sie  mit  dem 
gegenstände  seiner  abhandlung  nur  sehr  lose  zusammenhängen, 
ganz  überflüssig  sind  B.s  auszüge  aus  seinen  beiden  werken  über 
das  naturgefühl  und  nun  gar  aus  seiner  schrift  über  Storm  (s.  31  ff 
anm.  34).  aber  jedesfalls  beweist  B.  ein  tiefer  gehendes  erfassen 
des  problemes,  als  wir  bei  Beyer  finden,  und  sein  versuch,  das 
verschiedenartigste  unter  dem  'metaphorischen'  zusammenzufassen, 
ist  viel  erfreulicher  als  Beyers  einseitige  beschränkung  des  meta- 
phorischen auf  die  lyrik. 


304  BEYER  DEUTSCHE  POETIK 

Der  dritte  teil  von  Beyers  werk  heifst  zwar  'die  technik  der 
dichtkunst',  will  aber  eigentlich  ein  lehrbuch  des  dichtens  sein 
oder,  wie  sich  der  verf.  s.  11  ausdrückt,  'die  seither  mehr  oder 
weniger  dem  zufall  überlassene  erlernung  dichterischer  technik 
als  lehrd  isciplin  nach  m  ethodisch- pädagogischen 
principien  in  die  litteratur  einführen'.  B.  scheint 
nicht  übel  lust  zu  haben,  für  diese  lehrdisciplin  einen  platz  in 
den  schulen  zu  erringen,  denn  seiner  ansieht  nach  könnte  es 
nichts  vollendeteres  geben,  als  eine  nation,  in  welcher  jeder  ge- 
bildete seinen  vers  ebenso  zu  bilden  verstünde,  wie  seinen  prosa- 
aufsatz  (s.  v).  welcher  unsinn  aber  dem  stud.  poes.  in  diesem 
werk  aufgetischt  wird,  das  hält  man  kaum  für  möglich,  s.  115  ff 
steht  'eine  prüfungsaufgabe'.  es  soll  nämlich  'Das  sterbende 
alpröslein  von  CBeyer'  —  übrigens  eine  ganz  elende  nachahmung 
des  Haiderösleins  —  'in  alle  möglichen  vers-  und  strophenarten' 
umgebildet  werden,  proben  von  21  solchen  schülerversuchen 
werden  abgedruckt,  jeder  (mit  ausnähme  vielleicht  des  professors 
der  poesie)  würde  mit  gutem  gewissen  nur  ein  'ganz  ungenügend' 
als  note  unter  diese  Prüfungsarbeit  setzen  können. 

Das  vorgebrachte  hat  wol  zur  genüge  dargetan,  dass  nur  Ur- 
teilslosigkeit von  unserem  werke  den  beginn  einer  neuen  aera  in 
der  deutschen  dicht-  und  verskunst  datieren,  darin  'den  kosmos 
der  poesie'  sehen  kann:  diese  ausdrücke  sind  aus  recensionen 
des  buches  entnommen,  der  wert  der  arbeit  steht  nicht  im 
geraden  Verhältnisse  zu  seinem  umfange,  irgend  eine  tiefere  be- 
gründung  der  vorgetragenen  lehren  sucht  man  vergebens,  statt 
der  definitionen  erhält  man  sehr  oft  sogar  irreführende  Schil- 
derungen, sodass  man  dieser  'poetik'  keinen  höheren  rang  zu- 
gestehen kann ,  als  den  zahlreichen  Schulbüchern  über  den  gegen- 
ständ, mit  welchen  der  markt  überschwemmt  wird. 

Untef  ihnen  ragt  durch  glückliche  darstellung,  neue  ge- 
danken  und  präcise  fassung  jetzt  das  buch  von  JMethner, 
Poesie  und  prosa,  ihre  arten  und  formen  (Halle  1889)  hervor 
und  ist  allgemeinerer  beachtung  wert;  Methner  begegnet  sich 
vielfach  mit  den  ansichten,  welche  ich  in  diesem  Anzeiger  und  in 
meinem  werk  über  die  lyrik  entwickelt  habe. 

Heinrich  Vi  eh  off  geht  in  seiner  nachgelassenen,  durch 
seinen  Schwiegersohn  herausgegebenen  Poetik  von  beobachtungen 
der  empirischen  psychologie  aus,  indem  er  den  lebenstrieb,  welcher 
allen  menschen  wie  den  tieren  innewohnt,  zur  grundlage  nimmt; 
aus  ihm  folgen  lust  und  unlust,  weil  wir  empfinden,  was  unseren 
lebenstrieb  fördert  und  was  ihn  hindert;  indem  wir  nun  dieser 
empfindungen  inne  werden,  entstehen  lust-  und  unlustgefühle. 
unser  lebenstrieb  ist  aber  nicht  blofs  tierisch -egoistisch,  sondern 
er  wird  veredelt  zum  human -sympathischen,  der  uns  befähigt,  in 
der  gattung  aufzugehen,  durch  diesen  höheren  trieb  lernen  wir 
lustwert  und  lustwürde  beachten,  jenen  messen  wir  daran,  wie 


VIEHOFF    POETIK  305 

viel  der  lustreiz  zur  erhöhung  des  gesammtlebensglückes  im 
individuum  und  zur  erhöhung  der  wolfahrt  der  menschheit  bei- 
trägt, diese,  die  lustwürde,  finden  wir  dort,  wo  unsere  lust  in 
dem  nichttierischen  teil  unseres  wesens  wurzelt  (s.  21).  nun  gibt 
es  nicht  blofs  einfache  lust-  und  einfache  unlustgefiihle,  sondern 
auch  gemischte,  ja  wir  bedürfen  der  unlustgefiihle  zur  aufbietung 
der  schlummernden  gemütskräfte.  unser  lebenstrieb  strebt  nach 
entfaltung,  er  äufsert  sich  stärker,  je  gröfsere  hindernisse  er  zu 
überwinden  hat;  auch  unlustgefiihle  sind  solche  hindernisse,  in 
ihrer  besiegung  steckt  deshalb  für  den  menschen  ein  neues 
höheres  lustgefühl;  wir  sehnen  uns  nach  beweguug  unserer  seele, 
sei  es  auch  durch  Unlustvorstellungen  (Dubos),  darum  unsere 
Vorliebe  für  eine  dichtung,  welche  nicht  blofs  lust-,  sondern  auch 
unlustgefiihle  weckt,  die  sich  jedoch  in  ein  höheres  lustgefühl 
auflösen  müssen  (Versöhnung),  und  so  beantwortet  V.  einfach 
und  sinngemäfs  die  frage,  welche  Scherer  schwere  mühe  machte 
(vgl.  Auz.  xv  277  ff),  deshalb  hat  sein  zurückgehen  auf  den  lebens- 
trieb die  gröste  Wichtigkeit  für  die  poesie.  folgerecht  ergibt  sich 
dann  V.  aus  der  annähme  dieses  veredelten  lebenstriebes  die  ent- 
wickelung  der  begriffe  wahr,  gut  und  schön  für  den  denkenden, 
den  wollenden  und  handelnden,  endlich  den  künstlerisch -schaf- 
fenden menschen,  das  ideal-gute  wie  das  ideal-schöne  liegt  aber 
als  ein  ziel  der  menschheit  in  unendlicher  ferne  und  ist  nur  an- 
näherungsweise zu  erreichen  (s.  65).  mit  Vischer  sieht  V.  die 
Schönheit  nicht  als  etwas  nur  am  objecte  haftendes  an ,  sondern 
als  den  contact  eines  gegenständes  und  eines  auffassenden  sub- 
jectes  (s.  69).  darnach  müste  man  an  der  erfassung  des  schönen 
verzweifeln,  wenn  man  nicht  andererseits  bei  wachsender  ent- 
wickelung  eine  wachsende  annäherung  der  subjecte  normaler  be- 
anlagung  und  begabung  an  die  vollkommene  identität  bemerkte 
(s.  32),  sodass  ein  object  auf  die  zu  gleicher  entwickelung  ge- 
diehenen subjecte  in  gleicher  weise  würken  muss.  deshalb  gibt 
Viehoff  auch  keine  eigentliche  definition  des  schönen,  sondern 
einen  gradmesser  zur  beurteilung  der  schönen  objecte  und  stellt 
zum  teil  in  Übereinstimmung  mit  Hemsterhuys  unter  Verwertung 
des  Schillerschen  'spieltriebes'  (§16.  §  22)  den  satz  auf  (s.  54): 
'ein  object  ist  um  so  schöner,  je  gröfser,  nach  luststärke,  lust- 
wert und  lustwürde  gemessen,  der  gesammtertrag  unegoistischer 
lust  [ist,  der]  im  Verhältnis  zu  dem  gegebenen  Zeitraum  und  zum 
vorhandenen  kraft-  und  empfänglichkeitsmafs  des  geniefsenden 
dem  menschen  unmittelbar  in  der  auschauung  des  gegenständes 
zu  teil  wird.'  leider  ist  der  ausdruck  nicht  ganz  deutsch,  wes- 
halb ich  mir  den  einschub  der  zwei  in  klammer  stehenden  worte 
erlaubte,  den  übertragenen  gebrauch  des  Wortes  'anschauung' 
hat  V.  erst  s.  69*)  erklärt;  es  wäre  wol  besser  gewesen,  dafür 
'genuss'  zu  sagen,  sonst  ist  V.s  satz  sehr  beachtenswert  und 
das   auffallende   daran,    das   zweifei    an   der   existenz    eines   ob- 

A.  F.  D.  A.    XVI.  20 


306  VIEHOFF    POETIK 

jectiven  schönen  (s.  62  ff)  und  an  der  allgemeingiltigkeit  der 
Schönheit  erregen  könnte,  verschwindet  sofort,  wenn  wir  mit,  V. 
sagen:  die  Schönheit  besteht  in  'erzeugung  des  verhältnismäfsig 
grösten  ertrags  an  edeln  lustgefühlen',  oder  wenn  wir  seinen 
relativ  ausgesprochenen  satz  nun  positiv  zu  machen  suchen, 
darnach  wäre  das  ideal -schöne  jenes,  welches  unmittelbar  beim 
genusse  einem  mit  gröster  kraft  und  empfänglichkeit  ausgestatteten 
menschen  den  grösten  gesammtertrag  unegoistischer  (edler)  lust 
bei  höchster  stärke,  höchstem  wert  und  höchster  würde  dieser 
lust  im  verhältnismäfsig  kleinsten  Zeitraum  zu  erregen  vermag, 
so  enthält  die  definition  würklich  alles,  was  das  schöne  be- 
zeichnet, und  übertrifft,  wenn  auch  nicht  an  kürze,  so  doch  an 
umfassender  giltigkeit  alle  anderen  definitionen.  und  was  V. 
daraus  mit  consequenz  abzuleiten  vermag,  das  zeigt  die  frucht- 
barkeit  dieser  definition.  in  der  forderung  des  verhältnismäfsig 
kleinsten  Zeitraums  ist  das  gesetz  der  manigfaltigkeit,  in  der 
forderung  'unmittelbar  beim  genuss'  das  gesetz  der  einheit  ent- 
halten, was  V.  gegen  die  ästhetiker  vorbringt,  welche  die  Schön- 
heit selbst  in  einheit  und  manigfaltigkeit  erblicken,  was  er  über 
Symmetrie  usw.  sagt,  das  verdient  volle  billigung.  ihm  sind  es 
kunstmittel  gerade  so  wie  andere,  welche  aus  den  zwei  psycho- 
logischen gesetzen,  der  ideenassociation  und  der  apperception, 
folgen,  über  diese  kunstmittel,  die  auf  der  einbildungskraft  be- 
ruhen ,  verbreitet  sich  V.  im  anschluss  an  ältere  aufsätze  höchst 
instructiv  im  zweiten  und  dritten  capitel  des  zweiten  buches 
(s.  94 — 186),  immer  mit  rücksicht  auf  die  genannten  zwei  grund- 
gesetze  der  psychologie.  er  hat  zwanzig  thesen  aufgestellt  (§  36), 
welche  die  phantasietätigkeit  betreffen ,  so  weit  sie  für  die  poetik 
in  betracht  kommt,  und  begründet  sie  durch  reiches  beobachtungs- 
material.  diese  thesen  hat  er  aber  nicht  etwa  a  priori  construiert, 
sondern  aus  langjähriger  aufmerksamer  und  liebevoller  durch- 
forschung  der  weltlitteratur  gewonnen,  sie  geben  die  wichtigsten 
aufschlösse  für  den  forscher,  enthalten  aber  auch  practische  winke 
für  den  dichter,  in  den  §§37 — 54  wird  die  frage  'wie  malt 
der  dichter  gestalten?'  nach  seinem  älteren  aufsätze  beantwortet; 
was  V.  anführt,  zeigt  freilich,  dass  der  dichter  eigentlich  ge- 
stalten gar  nicht  'malen',  sondern  die  phantasietätigkeit  des  lesers 
oder  zuhörers  nur  anregen  soll,  wenn  V.  dabei  s.  114  ff  bedauert, 
dass  ein  moderner  dichter  nicht  wie  Homer  durch  das  einzige 
bild  'Artemis  gleich  an  gestalt'  in  der  phantasie  das  klarste  bild 
eines  tausendmal  betrachteten  Standbildes  hervorzurufen  vermöge, 
so  tut  er  unrecht,  allerdings  Tegners  hindeutungen  auf  ßalder, 
Thor,  Freya  und  Rota  würken  schwach,  weil  wir  mit  diesen 
namen  keine  fest  umrissenen  Vorstellungen  verbinden;  aber  man 
braucht  nur  an  Goethes  novelle  Sanct  Joseph  der  zweite  zu  denken 
und  man  sieht  augenblicklich,  wie  der  moderne  dichter  denselben 
kunstgriff  anzuwenden  vermag,   wenn  er  sich  nur  auf  jene  ge- 


VIEHOFF    POETIK  307 

stalten  beruft,  welche  unserer  phantasie  gerade  so  lebendig  vor- 
schweben, wie  den  Griechen  Artemis,  ja  man  bemerkt  auch,  wie 
sich  allmählich  der  kreis  vertrauter  gestalten  erweitert:  denn  heute 
könnte  der  dichter  durch  einen  vergleich  'Brunhild  gleich  an  ge- 
stalt'  in  uns  eine  ganz  feste  Vorstellung  hervorrufen,  was  ein 
dichter  etwa  des  vorigen  Jahrhunderts  nicht  im  stände  gewesen 
wäre,  mit  dem  fortschritte  der  bildung  vergröfsert  sich  der 
reichtum  des  in  uns  schlummernden  phantasieschatzes  immer 
mehr  und  mehr,  und  allgemein  gefasst  müste  daher  V.s  these 
lauten:  der  dichter  male  nicht  individualitäten,  sondern  typen, 
das  heifst,  er  rufe  die  bildende  kunst  zu  hilfe,  beziehe  sich  auf 
feststehende,  bekannte,  typische  bilder.  geläufiger  als  die  antike 
mythologie  ist  uns  die  gestaltenfülle  der  bibel,  wir  wissen  so- 
gleich ,  was  ein  dichter  etwa  mit  den  ausdrücken  'er  hat  einen 
Christuskopf',  'er  war  ein  wahrer  Judas',  'er  glich  dem  hl.  Petrus' 
usw.  meint,  denn  in  uns  leben  diese  gestalten,  weniger  all- 
gemein verständlich  wäre  schon  die  andeutung,  'sie  schien  eine 
neue  Lotte',  weil  Goethes  Werther  nicht  so  allgemein  bekannt 
ist  wie  die  bibel.  und  noch  weniger  allgemein  würksam  ist  etwa 
die  beschreibung  von  meister  Martins  tochter  Rosa  in  Hoffmauns 
novelle  (Ausgewählte  schriften,  Berlin  1827,  n  213) :  'so  wie  in 
Cornelius  Zeichnungen  zu  Goethes  gewaltigem  Faust  Margarete 
anzuschauen  ist,  als  sie  die  worte:  'bin  weder  fräulein  noch 
schön!'  spricht,  so  mochte  auch  wol  Rosa  anzusehen  seyn  ,  wenn 
sie  in  frommer  züchtiger  scheu  übermütigen  bewerbungen  aus- 
zuweichen sich  gedrungen  fühlte.'  denn  Cornelius  Zeichnung  ist 
eben  noch  weniger  bekannt,  es  fragt  sich  ferner,  ob  wir  diese 
weise  des  dichters  ein  kunstmittel  nennen  dürfen,  es  scheint 
eher  ein  kunst  griff  zu  sein;  und  das  gilt  auch  von  den  übrigen, 
'Ortsangabe  und  einrahmung',  'einfache  Umgebung'  (vgl.  Anz. 
xv  257).  anders  fassen  möchte  ich  auch  das  kunstmittel  'Schil- 
derung durch  hervorbringen  des  bildes'  (§  40).  es  ist  nämlich 
merkwürdig,  dass  uns  ein  systematisches  beschreiben  in  der  poesie 
nicht  nur  vollständig  kalt  lässt,  sondern  geradezu  verwirrt,  wenn 
es  das  bild  eines  ganzen  in  uns  hervorrufen  will.  Viehoff  hat 
vollkommen  recht,  wenn  er  s.  122  f  anm.  sagt,  dass  ein  not- 
wendiger teil  die  Vorstellung  des  ganzen  weckt,  zu  dem  er  ge- 
hört; es  nützt  daher  nichts,  wenn  der  dichter  ein  ganzes  durch 
allmähliches  zusammensetzen  der  notwendig  verbundenen  teile  zu 
beschreiben  sucht,  ich  kann  mir  keine  nase  ohne  gesicht  vor- 
stellen, beschreibt  mir  daher  ein  dichter  eine  nase,  so  ergänze 
ich  das  bild  unwillkürlich  zu  einem  ganzen  gesichte;  fährt  nun 
der  dichter  fort,  die  einzelnen  teile  des  gesiebtes  zu  beschreiben, 
so  deckt  sich  wahrscheinlich,  ja  gevvis,  seine  beschreibung  mit 
meiner  unwillkürlich  gebildeten  Vorstellung  nicht,  und  ich  werde 
verwirrt  statt  dass  ich  klarheit  empfienge.  ganz  anders  liegen 
die  Verhältnisse  etwa  in  Goethes  gedieht:    Amor  als  landschafts- 

20* 


308  VIEHOFF    POETIK 

maier.  das  grau  grundierte  tuch  ist  ausgespannt,  Amors  röt- 
licher Zeigefinger  malt  oben  eine  schöne  sonne,  ich  stelle  sie 
mir  vor,  ohne  zugleich  ein  landschaftsbild  vor  mir  zu  sehen,  und 
so  folgt  eines  aufs  andere  zu  einem  ganzen,  das  keineswegs  aus 
untrennbar  verbundenen  teilen  besteht,  einen  anderen  Kunstgriff 
nutzt  zb.  Homer,  wenn  er  Odysseus  zuerst  das  schwert  um  die 
schultern  hängen,  dann  aber  die  sohlen  unter  die  füfse  binden 
lässt,  also  von  einem  ende  zum  anderen  springt,  er  zwingt 
unsere  aufmerksamkeit  dadurch  auf  einen  punct,  den  wir  nicht 
vorgestellt  hatten ,  und  er  gewinnt  dadurch  noch ,  dass  sich  die 
gestalt  vor  unserem  inneren  äuge  bewegt:  Odysseus  hängt  sich 
das  schwert  um,  er  steht,  dann  bindet  er  die  sandalen  unter, 
er  bückt  sich,  hebt  den  fufs:  seine  gestalt  lebt  vor  uns.  noch 
etwas  ist  zu  beachten,  beschreibt  der  dichter  etwa  eine  nase 
von  ganz  ungewöhnlicher  form ,  so  fesselt  er  unsere  phantasie, 
er  zwingt  sie,  sich  etwas  vorzustellen,  was  ihr  mühe  macht, 
und  verhindert  sie  dadurch  vielleicht  so  lange,  das  bild  eines 
gesichtes  zu  ergänzen,  dass  der  dichter  zeit  zu  seiner  beschreibung 
gewinnt  (vgl.  Scherers  Poetik  s.  259  f).  es  wird  also  darauf  an- 
kommen ,  dass  der  dichter  bei  der  beschreibung  den  vorzeitigen 
selbständigen  abschluss  des  bildes  in  unserer  phantasie  verhindert, 
denn  ist  es  einmal  in  uns  vollendet,  dann  wird  er  mit  seiner 
weiteren  beschreibung  uns  nur  lästig,  das  erreicht  er  auch 
durch  successives  erscheinen,  wenn  am  horizont  ein  mast  auf- 
taucht, so  ergänzt  ihn  die  phantasie  allerdings  zu  einem  schiffe, 
allein  erst  allmählich  erkennt  sie  das  nähere  des  schiffes,  dampf- 
schiff,  kriegsschiff  usw.  dieser  auskunft  bedient  sich  der  dichter. l 
damit  hängt  auch  zusammen,  was  V.  'Verhüllung  und  ent- 
hüllung'  nennt;  der  schleier,  welcher  allmählich  von  einer  ge- 
stalt hinweggezogen  wird,  macht  es  der  phantasie  gleichsam 
unmöglich,  ihn  zu  durchdringen,  hält  ihre  tätigkeit  auf.  es  kommt 
das  moment  der  Spannung  hinzu,  und  wenn  man  recht  zusieht, 
so  lässt  sich  alles  unter  dem  Lessingischen  begriffe  der  'hand- 
lung  und  bewegung'  zusammenfassen,  denn  eine  gestalt  ist  in 
bewegung  für  die  phantasie,  wenn  auch  nur  der  sie  umhüllende 
nebel  sich  bewegt  oder  nach  und  nach  hinweggezogen  wird,  es 
ist  merkwürdig,  dass  der  dichter  eigentlich  auch  die  ruhe  nur 
durch  bewegung  contrastierend  widergeben  kann:  gerade  das  ge- 
dieht Der  alte  ritter  von  JGSeegemund  (Gottwalt),  welches  V. 
s.  135  f  dafür  anführt,  dass  sich  häufig  'regungslosigkeit'  besser 
bei  der  darstellung  von  gestalten  eigne  als  bewegung,  ist  der 
klarste  beweis  für  obige  behauptung.  allerdings  will  Seegemund 
darstellen,    dass   der   alte   ritter,   nachdem   er  sich   zum   letzten 

1  noch  würksamer  wird  dieses  mittel,  wenn  zu  unserer  Überraschung 
dann  nicht  folgt,  was  wir  uns  vorgestellt  hatten,  sondern  etwas  anderes, 
unerwartetes,  wenn  also  das,  was  wir  für  einen  inast  gehalten  hatten,  etwa 
als  lanzenspilze  einer  auftauchenden  gottheit  erscheint;  es  gesellt  sich  das 
moment  der  Überraschung  hinzu  und  erhöht  den  eindruck. 


VIEHOFF    POETIK  309 

male  waffnete  wie  im  felde  stehend,  plötzlich  starr  und  tot  ist. 
er  muss  sich  bemühen,  die  reguugslosigkeit  in  der  phautasie  zu 
erregen;  was  tut  er  nun?  allerdings  beginnt  das  gedieht:  'er 
safs  auf  hohem  rittersaal  In  seinem  stuhl,  der  greis.  .  .  .'  dann 
aber  heifst  es  weiter:  'auf  einmal  er  sich  lang  erhebt.'  er  gibt 
den  befehl,  seine  waffen  zu  bringen:  in  den  folgenden  zwei 
Strophen  wird  ihm  das  schwert  gereicht ,  der  panzer  umgeschnallt, 
der  heim  aulgesetzt. 

'Und  alle  staunen  seiner  macht, 

Wie  er  die  rüslung  trägt, 

Und  wie  er  steht  in  riesenpracht 

Als  hält'  er  wen  erlegt.' 
nur  als  contrast  mit  der  früheren  bewegung  wird  jetzt  die 
regungslosigkeit  so  anschaulich,  und  noch  einmal  sagt  der  dichter: 
'er  hält  das  schwert  .  .  .  gelehnt  ans  Wappenschild  ...  als  wärs 
ein  steinern  bild';  durchaus  bewegung,  um  die  ruhe  darzustellen, 
in  allen  diesen  und  den  anderen  fällen  können  wir  aber  bemerken, 
dass  der  dichter  nur  die  gränzen  seiner  kuust  zu  decken  sucht  (vgl. 
über  diesen  ausdruck  Anz.  xv  284).  wenn  Lessing  den  dichtem 
zuruft:  'malt  uns  das  wolgefallen,  die  Zuneigung,  die  liebe,  das 
entzücken,  welches  die  Schönheit  verursacht,  und  ihr  habt  die 
Schönheit  selbst  gemalt'  (Laokoon  bei  Hempel  vi  130),  was  sagt 
er  damit  anderes  als  'malt  die  Schönheit  nicht,  verdeckt  euer 
Unvermögen  und  lasst  die  phantasie  des  lesers  für  euch  würken'? 
lässt  Homer  die  troischen  greise  den  rühm  Helenas  verkünden, 
so  legt  er  ihnen  doch  keine  beschreibung  ihrer  Schönheit  in  den 
mund ,  er  beschreibt  nicht  einmal  indirect,  sondern  lässt  die 
aufserordentliche  Schönheit  dieses  weibes  nur  ahnen ,  denn  be- 
greiflich erscheint  den  greisen  der  lange  kämpf  um  Helena,  die 
an  Schönheit  unsterblichen  güttinnen  gleicht,  kein  wort  einer 
beschreibung,  Homer  hat  keine  gestalt  gemalt,  sondern  der  phan- 
tasie seiner  hörer  volle  freiheit  gelassen,  und  Ovid  in  dem  bei- 
spiele,  das  Lessing  zum  vergleiche  herbeizieht,  beschreibt  auch 
nicht,  sondern  ruft  nur:  welche  schultern,  welche  arme,  wie 
der  busen  geschaffen,  ihn  an  sich  zu  pressen,  usw.  auch  er 
verdeckt  die  gränzen  seiner  kunst  und  gibt  unserer  phantasie 
nur  hilfen.  das  gilt  von  allen  'kunstmittelu',  welche  V.  bespricht, 
dagegen  vergafs  er  ein  mittel,  welches  die  dichter  anwenden, 
um  würklich  gestalten  zu  malen,  die  gestalt  nämlich  nicht  auf 
einmal  zu  schildern,  sondern  allmählich,  zuerst  einen  zug,  später 
einen  anderen  und  so  nach  und  nach,  wenn  unsere  phantasie 
bereits  wider  mit  anderem  beschäftigt  ist,  das  übrige,  ich  greife 
ein  beliebiges  beispiel  heraus.  Hoflmann  zeichnet  so  den  meister 
Martin,  s.  209  heifst  es  von  ihm:  'dieser  stemmte  denn  auch 
alsbald  beide  arme  auf  die  Stuhllehnen ,  und  erhob  sich  langsam 
und  schwerfällig,  wie  es  sein  wolgenährter  körper  nur  zulassen 
wollte,     dann  schritt  er  ebenso  langsam  hinein   in  Paumgartens 


310  VIEHOFF    POETIK 

herzliche   umarmung,   die   er    kaum   erwiderte meister 

Martin  warf,  wie  es  seine  gewohnheit  war,  den  köpf  in  den 
nacken,  fingerte  mit  beiden  bänden  auf  dem  dicken  bauche,  und 
schaute  mit  weit  aufgerissenen  äugen,  die  Unterlippe  vorgekniffen, 

in  der  Versammlung   umher '     s.  210   'dabei   klopfte  sich 

herr  Martin   recht  behaglich  auf  den  dicken  bauch,  schmunzelte 

mit  halb  geschlossenen  äugen '    s.  211  'alle  .  .  .  reichten 

dem  neuerwählten  kerzenmeister  die  bände,  der  sie  treuherzig 
schüttelte   und  auch  wol  diesen,  jenen  meister   ein  klein  wenig 

an  seinen  bauch  drückte,  als  wolP  er  ihn  umarmen '    s.  215 

'der  alte  Spangenberg  (erzählte)  . .  .  manchen  lustigen  schwank  . .  ., 
sodass  meister  Martins  bauch  weidlich  wackelte  und  er  vor  aus- 
gelassenem lachen  sich  ein  mal  über  das  andere  die  tbränen  aus 
den  äugen  wischen  muste.'  s.  236  'bald  trat .  . .  meister  Martin  . . . 
in  festlichen  kleidern  angetan,  mit  nicht  geringer  glut  auf  nase 

und   wange   heraus '     s.  242   'meister   Martin    warf  den 

köpf  in  den  nacken,   schlug  sich   auf  den  runden  bauch,   dass 

es  klatschte '    s.  243  'sodass  der  alte  herr  Martin  oft  .  .  . 

sich    den   wackelnden    bauch   hielt   vor    innigem   lachen ' 

s.  244  'ha,  ha,  ha',  lachte  der  junge  gesell,  'ihr  seid  wol  meister 
Martin  selbst;  denn  so  mit  dem  dicken  bauche,  mit  dem  statt- 
lichen   unterkinn,    mit   den   blinzelnden    äugen,    mit    der 

roten  nase,  gerade  so  ist  er  mir  beschrieben  worden ' 

s.  248  'meister  Martin  hielt  sich  die  Seiten,  er  wollte  ersticken, 

bis  er  dem  lachen  luft  gab,  durch  krächzen  und  hüsteln ' 

s.  258  'Martin,  dick  und  unbeholfen  wie  er  war,  .  .  .  .'  so  wird 
zug  um  zug  der  gestalt  an  einander  gefügt  und  s.  189  hatte  sich 
Sylvester  für  seine  geschichte  noch  überdies  auf  'ein  sehr  hübsches 
bild'  Karl  Kolbes  berufen,  das  cbaracteristische  dieser  musivischen 
art  zu  beschreiben  ist  die  allmähliche  erweilerung  des  bildes, 
nachdem  die  auffallendste  eigentümlichkeit  sich  der  phautasie  des 
lesers  lebhaft  genug  eingeprägt  hat.  eine  weitere,  von  V.  nicht 
erwähnte  weise  zu  beschreiben  finden  wir  im  Faust:  auf  dem 
osterspaziergang  sehen  Faust  und  Wagner  den  pudel  und  be- 
schreiben ihn  beide  verschieden;  wir  erhalten  also  zwei  be- 
schreibungeu,  die  sich  gegenseitig  zwar  ausschliefsen,  aber  trotzdem 
ergänzen,  auch  dieses  mittels  bedienen  sich  die  dichter  bei  be- 
schreibungen  weiblicher  Schönheit  gerne,  so  zb.  Heyse,  Don  Juans 
ende  i  3  (s.  8).  es  fragt  sich ,  ob  wir  es  nach  dem  princip 
der  'ästhetischen  hilfe'  (vgl.  Fechners  Vorschule  der  ästhetik)  er- 
klären dürfen,  natürlich  dient  es  nicht  blofs  zur  lebhaften  Vor- 
stellung des  zu  beschreibenden,  sondern  auch  zur  characteristik 
der  beiden  beschreibenden,  doch  ist  es  sehr  würksam,  zumal 
wenn  trocken  nüchterne  und  schwärmerische  auffassung  mit 
einander  contrastiert  sind,  man  konnte  noch  der  ironischen  be- 
schreibung  gedenken,  welche  die  Schönheit  negativ  darstellt,  auch 
sie  eine  würkliche  beschreibung.     V.  hat  eben  nicht  unterschieden 


VIEHOFF    POETIK  31  1 

zwischen  den  fällen,  in  denen  durch  die  besprochenen  mittel 
oder  Kunstgriffe  die  eigentliche  beschreibung  vermieden  wird,  und 
zwischen  jenen ,  in  denen  sie  ihres  poesiewidrigen  characters  ent- 
kleidet wird,  dieser  teil  bedürfte  daher  der  ergänzung.  man 
muss  dies  gerade  V.  gegenüber  betonen,  weil  er  bemüht  ist,  die 
beobachtungen  seiner  Vorgänger  in  richtigerer  und  besonders  voll- 
ständigerer form  darzustellen,  diese  partien  seines  Werkes  (s.  186  ff) 
müssen  sehr  gerühmt  werden,  denn  V.  spricht  so  ruhig  und  sach- 
lich, auch  seine  polemik  ist  so  anerkennend,  dass  man  mit  grofsem 
genusse  den  auseinandersetzungen  folgt,  wenn  man  ihnen  auch 
nicht  durchaus  und  in  allem  beistimmen  kann,  so  möchte  mir 
V.s  zusatz  zu  den  zwei  von  Fechner  aufgestellten  gesichtspuncten 
in  betreff  der  ästhetischen  schwelle  nicht  nötig  erscheinen;  er 
denkt  an  Steinthals  'schwingende  Vorstellungen'  und  meint,  es 
gebe  auch  'gefühle,  gefühlscomplexe,  strebungen  usw.',  welche 
man  'schwingende  seelengebilde'  nennen  könnte  (s.  196).  die 
behauptung  ist  richtig,  man  bedarf  ihrer,  wie  mir  scheint,  jedoch 
für  das  gesetz  der  ästhetischen  schwelle  nicht,  höchstens  wenn 
man  nach  einem  zusammenhange  dieses  und  des  gesetzes  der 
ästhetischen  hilfe  sich  umtut,  man  könnte  diese  'schwingenden 
seelengebilde'  den  obertönen  vergleichen ,  welche  nur  als  begleit- 
erscheinungen  auftreten,  eben  wie  sie  würken  die  'schwingenden 
seelengebilde'  blofs  unterstützend,  verstärkend,  als  ästhetische 
hilfen.  auch  in  der  betrachtung  von  'Fechners  princip  der 
ästhetischen  Versöhnung  und  ästhetischen  folge'  (s.  223  ff)  müssen 
wir  einen  irrtum  und  eine  lücke  constatieren.  es  handelt  sich 
um  die  ästhetische  folge  der  unlustgefühle;  V.  bezeichnet  durch 
a  und  b  zwei  unlustquellenerträge  und  behauptet:  'ist  nun  a<b, 
und  kommt  a  zuerst  zur  würkung,  so  ist  der  gesammtunlustertrag 
der  kleinste';  als  beispiel  führt  er  an:  ein  kranker,  der  sich 
noch  recht  leidend  fühlt,  aber  doch  das  gefühl  hat,  dass  sein 
gegenwärtiger  zustand  etwas  weniger  unlustvoll  als  der  frühere 
ist  (a<^b),  könne  vielleicht  ein  lustgefühl  empfinden,  man  sieht 
sogleich ,  dass  V.s  formel  falsch  ist ,  denn  a  ist  gröfser  als  b 
(a>b),  und  so  muss  es  auch  hier  in  V.s  satze  heifsen:  wenn 
der  stärkere  unlustquellenertrag  vorangeht  und  der  schwächere 
folgt  (a  >  b),  so  ist  der  gesammtunlustertrag  der  kleinste,  eine 
disharmonie,  welcher  eine  weniger  starke  disharmonie  folgt, 
scheint  sich  bereits  in  die  harmonie  aufzulösen :  auf  die  dichtung 
angewendet,  drückt  dies  V.  (s.  226)  so  aus:  'ein  dichter,  welcher 
den  haupthelden  eines  dramas  oder  eines  romans  durch  eine 
reihe  von  bedrängnissen  und  leiden,  die  jedoch  stufenweise  ab- 
nehmen, führt,  kann  durch  die  aussieht  auf  endliche  volle 
Überwindung  der  leiden  und  drangsale  in  uns,  den  das  kunst- 
werk  geniefsenden,  wie  in  dem  helden  selbst,  einen  die  unlust- 
eindrücke nicht  nur  auf-,  sondern  sogar  überwiegenden  lustein- 
druck  hervorbringen.'     wie   stimmt   mit   dieser   behauptung  die 


312  VIEHOFF    POETIK 

praxis  unserer  romanschriftsteller,  wie  nun  gar  die  tragödie, 
welche  mit  dem  tode  des  beiden ,  gewis  dem  grösten  unlust- 
gefühle,  schliefst?  gibt  es  würklich  einen  roman  oder  ein  drama, 
in  welchem  die  gefahr  für  den  helden  immer  abnimmt?  ich 
glaube  kaum,  dass  ein  dichter,  der  so  vollständig  auf  die  Stei- 
gerung verzichtet,  mit  seinem  werke  stärker  würkt,  als  etwa 
Freytag,  der  zb.  seinen  Werner  (Verlorene  handschrift)  immer 
mehr  und  mehr  in  gefahren  verwickelt;  hier  ist  also  durchaus 
a  <  b  und  trotzdem  folgen  wir  mit  unserer  lustempfinduug  dem 
dichter,  es  war  daher  ein  unterschied  in  der  Verwertung  der  per- 
sönlichen und  der  altruistischen  Unlustempfindungen  zu  machen, 
was  V.  unterliefs.  überhaupt  ist  der  schluss  des  ersten  bandes 
nicht  so  ausgearbeitet,  wie  das  übrige,  und  durch  den  heraus- 
geber  Kiy  erfahren  wir  ausdrücklich  (s.  vii  vgl.  s.  261),  dass  zwei 
Paragraphen  'idealismus  und  realismus  in  der  poesie'  und  'Schön- 
heit und  characteristik' fehlen,  welche  den  allgemeinenteilenden 
sollten,  wahrscheinlich  hätte  dann  V.  auch  die  bemerkte  lücke 
ausgefüllt  und  den  irrtum  berichtigt. 

Der  zweite  band  behandelt  zuerst  den  'vers-  und  strophen- 
bau'  (s.  241 — 458),  dann  die  'lehre  von  den  dichtungsarten 
(s.  461  —  552).  auch  hier  erweist  sich  V.  als  der  ruhigblickende, 
wolunterrichtete  führer,  wie  wir  ihn  im  ersten  bände  kennen 
gelernt  haben,  freilich  sein  ableiten  des  endreims  aus  der  allit- 
teration  ist  gezwungen  und  nicht  überzeugend,  dagegen  ist  die 
lehre  vom  accent,  vom  vers  und  besonders  von  der  Strophe 
viel  klarer,  einfacher  und  sinngemäfser  vorgetragen  als  durch 
Beyer.1  erst  bei  ihm  kann  der  leser  die  Überzeugung  gewinnen, 
dass  die  Strophe  in  der  'poetik'  und  nicht  in  der  'metrik'  ab- 
gehandelt werden  müsse. 

In  der  lehre  von  den  dichtungsarten  verwirft  V.  wie  ich  (Anz. 
xv  267  und  Lyrik  s.  4  ff )  die  gewöhnliche  dreiteilung:  lyrik, 
epik,  dramatik,  setzt  einander  vielmehr  lyrik  als  subjective,  epik 
und  dramatik  als  objective  dichtung  entgegen,  ich  kann  diesen 
unterschied  nicht  billigen,  weil  mir  das  'rollenlied'  lyrisch  und 
doch  objectiv  erscheint;  deshalb  fehlt  auch  'subjectiv'  in  meiner 
definition  der  lyrik  (s.  17).  V.  stellt  in  grofser  Übereinstimmung 
mit  JJEngel  (meine  Lyrik  s.  4)  folgendes  schema  auf: 

poesie 
I.  subjective,  n.  objective, 

ynsc  e  p.     ^  gedankenobjecte     2)phantasieobjecte 
behandelnd,  behandelnd, 

didac  isc  eP- a)a|s  coexist,ierend  b)  alssuccessiv 

darstellend,  be-  darstellend, 

schreibende  p.  ß^aisvergangenes  ^;  als  gegen- 
darstellend, wärtig, 
epische  p.     dramatischep. 

1  s.  337  fehlt,  was  sehr  sinnstörend  ist,  in  Goethes  gedieht  März  die 


VIEHOFF    POETIK  313 

man  sieht  zwar,  dass  dieses  schema  viel  verständiger  ist,  als  das 
Beyers  (oben  s.  301  f),  allein  es  entspricht  durchaus  nicht  den 
anforderungen ,  welche  man  an  eine  würkliche  eiuteilung  der 
poesie  stellen  kann;  denn  es  trennt  die  gedankeu-  von  der  ge- 
fühlslyrik  in  einer  weise,  die  nicht  zu  billigen  ist.  auch  wird 
eine  beschreibende  poesie  angenommen,  obwol  beschreibung 
nur  eine  besondere  form  der  darstellung  ist  (Lyrik  cap.  7  ab- 
schnitt 5)  und  sich  in  der  lyrik  ebenso  gut  findet  wie  iu  der 
epik  und  dramatik.  Engel  ist  viel  consequenter,  wenn  er  in 
seiner  poetik  didactik  und  lyrik  einerseits,  epik  und  dramatik 
andererseits  zusammenfasst.  und  durch  V.s  auseinandersetzungen 
wird  seine  gliederung  nicht  begründet,  er  bekennt  zwar,  zweck 
des  didactischen  gedichtes  sei  nicht,  zu  belehren,  sondern  zu  er- 
heben und  zu  begeistern,  und  sieht  den  unterschied  zwischen 
lyrik  uud  didactik  darin,  dass  ein  lyrisches  gedieht  die  be- 
wegungen  des  dichtergemütes  ausspricht  (subjeetiv  ist),  ein  didac- 
tisches  dagegen  die  herlichkeit  des  gegenständes,  die  erkennt- 
nisse,  aus  denen  seine  begeisterung  quillt,  verkündigt  (objeetiv 
ist),  wodurch  aber  meiner  ansieht  nach  das  lyrische  gebiet  auf 
ein  solches  minimum  zusammenschrumpft,  dass  wir  schliefslich 
davon  absehen  könnten  (s.  469).  wenn  man  dann  gar  mit  V. 
eine  beschreibende  poesie  annimmt  und  zu  ihr  gedichte  wie 
Goethes  Ganymed,  das  Uhlandische  gedieht  Schäfers  sonntagslied 
(s.  466)  zählt,  dann  wird  das  ohnehin  enge  gebiet  der  lyrik  noch 
mehr  eingeschränkt,  aber  V.  schöpft  seine  beispiele  für  die  be- 
schreibende poesie  aus  dichtungen  anderer  art  und  schon  dadurch 
zeigt  sich  sein  aufbau  als  hinfällig,  ich  unterscheide  darstellende 
und  vorstellende  poesie,  jene  nennen  wir  lyrik,  für  diese  haben 
wir  keinen  nameu,  sondern  gliedern  sie  in  epische  und  drama- 
tische. V.  betrachtet  dann  eingehender  nur  den  abschluss  der 
lyrischen  gedichte  (s.  476  —  494),  sodass  auch  bei  ihm  die  lyrik 
zu  kurz  kommt,  freilich  scheint  das  ganze  zweite  buch  des 
zweiten  bandes  nicht  völlig  abgeschlossen  zu  sein ,  denn  auch 
was  das  drama  betrifft,  greift  V.  nur  einzelne  wichtige  fragen 
heraus;  so  vor  allem  die  behandlung  der  charactere.  dabei  scheint 
er  einige  male  offene  türen  einzurennen,  über  gute  und  böse 
charactere,  über  werdende  und  fertige,  gegebene  und  erfundene 
bestehen  wo!  kaum  mehr  zweifei.  dagegen  erfahren  wir  nichts 
über  die  verschiedenen  arten  von  characteren,  nichts  von  den 
komischen ,  nichts  von  den  tragischen.  Johannes  Volkelt  (Franz 
Grillparzer  als  dichter  des  tragischen.  Nördlingeu  1888)  unter- 
scheidet tragische  charactere  der  typisch -menschlichen  und  der 
individuell-menschlichen  art.  man  müste  diese  noch  weiter  unter- 
scheiden in  active  (zb.  Ottokar)  und  in  passive  (zb.  Bancban). 
hier  bleibt    der  forschung   noch  sehr  viel   zu    tun  übrig,     unter 

widerholung  des  dritten  verses,  es  ist  von  der  fünfzeiligen  Strophe  die  rede, 
das  buch  ist  überhaupt  an  druckfehlern  nicht  arm. 


314  VIEHOFF    POETIK 

den  nebencharacleren  bespricht  V.  die  contrastfiguren  und  streift 
die  parallelfiguren ,  ohne  die  sache  zu  erschöpfen  und  vollständig 
aufzuklären,  noch  berührt  er  einige  puncte  der  dramatischen 
rede,  damit  aber  bricht  das  erhaltene  leider  ab,  sodass  vom 
epos  nicht  einmal  das  allgemeinste  mehr  betrachtet  wird,  trotz- 
dem ist  V.s  werk  in  vieler  hinsieht  wichtig,  anregend  und  kann 
aufhellend  wiirken.  seine  beispiele  entnimmt  er  zwar  hauptsäch- 
lich, aber  nicht  ausschliefslich  der  deutschen  litteratur.  man 
merkt,  wie  er  sich  in  die  werke  mit  Verständnis  eingelebt  hat, 
und  bedauert,  dass  es  ihm  nicht  vergönnt  war,  das  buch  selbst 
zum  drucke  vorzubereiten,  man  kann  bestimmt  annehmen,  dass 
er  dabei  wahrgenommen  hätte,  was  daran  noch  zu  tun  sei.  ver- 
gebens sehen  wir  uns  nach  6inem  begriffe  um,  welcher  uns  bei 
Goethe  so  bedeutungsvoll  erscheint,  nach  dem  des  symbolischen, 
und  doch  darf  heute  kein  ästhetiker  an  diesem  begriffe  vorüber- 
gehen. 

In  überaus  ansprechender  weise  hat  der  treffliche  Rudolf 
Steiner  dies  dargetan  in  seinem  vortrage  'Goethe  als  vater  einer 
neuen  ästhetik'.  er  spricht  zwar  das  wort  symbolisch  nicht  ein 
einziges  mal  aus,  aber  er  stellt  das  wesen  des  symbolischen  (ty- 
pischen) dar  und  verkündet  laut,  dass  die  ästhetik  der  zukunft 
nichts  anderes  werde  sein  können  als  eine  'ästhetik  der  Goethi- 
schen  Weltanschauung'.  St.  erblickt  das  bedeutsame  dieser  Goethi- 
schen  ästhetik  in  der  erkenntnis,  dass  das  schöne  nicht  'die  idee 
in  form  der  sinnlichen  erscheinung'  sei,  sondern  umgekehrt  'die 
sinnliche  erscheinuug  in  der  form  der  idee'.  es  darf  nicht  eine 
idee  in  die  würklichkeit  hineingetragen,  sondern  es  muss  die  in 
der  würklichkeit  vorhandene,  in  ihrer  freien  entfaltung  gestörte 
idee  entwickelt  werden,  in  keiner  pflanze  kommt  die  idee  der 
pflanze  ganz  zum  ausdruck,  sondern  nur  in  der  gesammtheit 
der  pflanzen ;  die  kunst  aber  hat  gleichsam  die  aufgäbe,  das  un- 
vollendete werk  der  natur  zu  vollenden ,  in  dem  erscheinenden 
individuellen  zugleich  die  idee  dieses  individuellen  darzustellen, 
und  das  ists,  was  Goethe  so  oft  'symbolisch'  genannt  hat  (vgl. 
Anz.  xv  261  f).  St.  bezeichnet  (s.  8)  als  die  weit  der  kunst  jene 
weit,  welche  der  mensch  erst  selbst  erschaffen  muss;  in  ihr 
stellt  schon  das  einzelne  und  nicht  erst  das  ganze  die  idee  dar, 
in  ihr  tritt  das  individuum  schon  so  auf,  dass  ihm  der  character 
der  allgemeinheit  uud  notwendigkeit  inne  wohnt,  das  einzelne 
darf  nicht  aufhören,  ein  einzelnes  zu  sein;  es  muss  aber  zu- 
gleich eine  unendliche  perspective  eröffnen,  für  Goethe  ist  der 
einzelne  fall:  das  allgemeine  (19,  195)  und  das  soll  er,  wie  St. 
meint,  in  jeder  kunst  bilden,  es  wird  iuteressant  sein  zu  sehen, 
wie  sich  nun  diese  ästhetik  der  zukunft  im  einzelnen  zu  den 
künsten  stellen  wird;  denn  was  St.  sagt,  zeigt  nur  erst  den  weg, 
welchen  er  einzuschlagen  beabsichtigt,  so  dürfen  wir  wol  seinen 
Vortrag  deuten,     oder  sollte   sich  St.  würklich   mit  dem  hinweis 


STEINER    GOETHES  ÄSTHETIK  315 

auf  die  seiner  ansieht  nach  einzig  mögliche  lösung  der  aufgäbe 
begnügen,  ohne  sie  selbst  zu  versuchen?  das  könnte  wol  niemand 
begreifen. 

Lemberg  31.  12.  89.  R.  M.  Werner. 


Friedrich  Gottlieb  Klopstock.  geschichte  seines  lebens  und  seiner  Schriften 
von  Franz  Muncker.  mit  dem  bildnis  Klopstocks  in  lichtdruck.  Stutt- 
gart, Göschen,  1888.     x  und  566  ss.     gr.  8°.  —  12  m. 

Munckers  sorgsame  beschäftigung  mit  Klopstock  ist  längst 
vorteilhaft  bekannt,  ich  durfte  auf  ihre  ausdehnung  schon  im 
7  bände  dieses  Anzeigers  aufmerksam  machen  und  die  Wichtigkeit 
seiner  ankündigung  einer  Rlopstockbiographie  hervorheben,  nun 
liegt  diese  in  einem  mäfsig  starken,  würdig  ausgestatteten  bände  vor. 

'Mit  eindringendem  fleifse  und  umsichtiger  gründlichkeit  hat 
M.  sein  thema  behandelt.'  dieses  wort  aus  meiner  anzeige  von 
M.s  buch  über  Lessings  Verhältnis  zu  Kl.  muss  ich  hier  mit 
vollstem  nachdruck  widerholen,  so  weit  meine  kenntnis  reicht, 
ist  die  biographie  im  ganzen  und  einzelnen  sehr  zuverlässig,  vor- 
sichtig wird  alles,  was  nicht  völlig  unzweifelhaft  ist,  mit  einem 
'vielleicht'  oder  'fast'  oder  'wol'  beschützt  und  mit  einer  nega- 
tiven wendung  statt  der  stärkeren  positiven  vorgetragen,  diese 
behutsamkeit,  den  tatsachen  gegenüber  rühmlich  und  das  sicher- 
heitsgefühl  des  lesers  stärkend,  erstreckt  sich  auch  auf  die  urteile 
und  schwächt  hier  den  eindruck. 

M.s  urteil  über  Kl.  ist  jetzt  'nüchterner,  strenger'  geworden 
(s.  v).  sehr  selten  ist  ihm  eine  Übertreibung  aus  der  feder  ge- 
flossen wie  die  s.  509,  dass  1789  Kl.s  dichterisches  ansehen  alle 
edelsten  unter  den  deutschen  Schriftstellern  (lies:  das  aller  edel- 
sten !)  noch  weit  überragt  habe,  'dafür  ist  ihm  auch  alle  freud 
entrissen';  mit  der  Wertschätzung  sank  die  lust.  es  ist  für  einen 
biographen  ein  Unglück,  wenn  seine  begeisterung  abnimmt,  die 
darstellung  muss  darunter  leiden,  gar  für  ein  buch,  das  'auch 
den  nicht  fachmännisch  gebildeten  freund  unserer  litteratur  an- 
ziehen und  fesseln'  soll  (s.  vm),  ist  ein  gewisser  grad  von  Vor- 
liebe unentbehrlich,  volle  gerechtigkeit  kann  dabei  bestehen,  je 
entschiedener  die  schwächen  des  helden  betont  werden,  desto 
bestimmter  können  und  dürfen  seine  Vorzüge  herausgehoben 
werden.  M.  scheut  kräftige  führung  des  Stiftes,  scheut  belebende 
farbengebung.  ein  gerade  in  seiner  einseitigkeit  so  characteristi- 
scher  köpf  wie  Kl.,  eine  so  temperamentvolle  figur  könnte  sinn- 
licher vor  äugen  gestellt  werden.  M.  verschmäht  zb.  den  köst- 
lichen contrast  zwischen  dem  würdigen  wassertrinker  Bodmer  und 
dem  liebelnden,  zechenden  Kl.  auszumalen,  obwol  man  ihn  als 
litterarhistoriscbes  symbol  zu  gunsten  Kl.s  ausdeuten  könnte,  ich 
würde   lieber  die   berühmte   Verwendung    des   Messias    zu   haar- 


316  MUNCKER    KLOPSTOCK 

wickeln  überhaupt  verschweigen,  als  dieser  komischen  ehestifter 
zwischen  Kl.  und  Meta  mit  einem  ernsten:  'sonderbarer  zufall' 
erwähnen;  und  was  sich  an  diesen  zufall  knüpft,  ist  eines  der 
Zeugnisse,  wie  elementar  Kl.s  poesie  auf  viele  frauen  früh  und 
spät  würkte,  ein  punct,  dessen  betrachtung  und  begründung 
sich  gelohnt  hätte,  ich  würde  das  datum,  wann  die  ersten  wehen 
bei  Meta  eintraten ,  hingeben  können  um  ein  wort  über  Kl.s  be- 
tragen bei  ihrer  letzten  stunde;  mit  'ruhe'  konnte  er  die  sterbende 
segnen,  das  wäre 'lebendiger,  wankelloser  glaube'  gewesen;  aber 
'mit  mehr  als  ruhe,  mit  freude':  das  ist  überspannt,  ist  un- 
natürlich, ist  menschlos;  gerade  nachdem  M.  das  Verhältnis  zu 
seiner  gattin  vorher  (s.  288)  so  warm  geschildert  hat,  fröstelt 
einen  dieses  asketische  'mit  freude'.  ich  würde  die  zahlreichen 
geburts-  und  todesdaten,  mit  welchen  numeriert  fast  alle  be- 
kannten Kl.s  aufmarschieren,  gerne  vermissen  (wer  wird  denn 
gleich  wissen  wollen,  wann  die  personen  starben,  die  Kl.  kennen 
lernte!),  wenn  ich  dafür  aufklärungen  eintauschen  könnte,  was 
diese  leute  für  Kl.  waren ,  sein  konnten  oder  nicht  sein  konnten, 
da  stehen  s.  428  in  vierzehn  zeilen  elf  namen  von  männern,  mit 
denen  Kl.  in  Hamburg  verkehrte;  dazu  die  geburts-  und  todes- 
jahre;  der  eine  war  consistorialrat,  der  andere  rector,  der  dritte 
mathematiker,  der  vierte  arzt  usw.  was  hat  der  leser  davon? 
der  eine  war  ein  für  Kl.  warm  begeisterter  dichter,  der  andere 
längst  ein  sinniger  Verehrer  des  Sängers  der  erlösung:  das  ist 
schon  etwas,  aber  noch  nicht  genug,  des  einen  haus  gehörte 
zu  den  Sammelplätzen  der  litterarischen  weit  in  Hamburg:  hier 
müste  der  biograph  den  leser  einführen;  da  könnte  er  ihm 
zeigen,  wie  es  mit  Hamburgs  litterarischem  interesse  und  ge- 
schmack  zu  der  zeit  stand,  als  Kl.  da  verkehrte  und  dann 
bleibenden  aufenthalt  nahm,  ob  er  uns  auch  einer  Sitzung  der 
so  bezeichnenden  'lesegesellschaft  für  damen'  im  hause  der  frau 
von  Winthem  hätte  beiwohnen  lassen  können,  weifs  ich  nicht: 
ich  schliefse  aus  seinem  völligen  schweigen,  dass  darüber  keinerlei 
nähere  künde  erhalten  ist.  gewis  hätte  er  uns  aber  die  Kopen- 
hagner  hofgesellschaft  individueller  kennzeichnen  können  und 
auch  Bodmer  und  seine  freunde,  sowie  die  jungen  Zürcher;  sie 
hätten  doch  ebenso  viel  anspruch  auf  ausführlichere  lebensbe- 
schreibung  als  die  Bremer  beiträger,  denen  M.  den  breitesten 
räum  gönnt,  und  haben  noch  dazu  schärfer  geschnittene  profile. 
so  kurze  mitteilungen  erinnern  zu  sehr  ans  Standesamtsregister 
oder  ans  gelehrtenlexikon  und  würken  eintönig,  statt  dass  sie 
das  leben  und  treiben  um  Kl.  bewegt  zeigen  und  vergegen- 
wärtigen. 

Und  so  ist  das  ganze  buch,  es  ist  mir  nicht  zweifelhaft, 
aber  es  ist  schade,  dass  sich  M.  diese  beschränkung  mit  be- 
wuster  absieht  auferlegt  hat.  denn  wer  heute,  wo  die  biographie 
zur   Zeitgeschichte  erweitert  zu  werden  pflegt  (vgl.  s.  v) ,  so  an 


MUNGKER    KLOPSTOCK  317 

sich  hält  wie  M.,  muss  diesen  gegensatz  wollen,  und  wenn 
er  in  der  vorrede  s.  vi  sich  gegen  eine  vergleichung  seines 
buches  mit  dem  ESchmidts  über  Lessing  eigens  verwahrt,  so  be- 
weist dies,  dass  er  des  Unterschieds  der  darstelluagen  sich  auch 
bewust  ist.  M.  weist  auf  den  verschiedenen  stand  der  Lessing- 
uud  Klopstockforschung  hin  als  Ursache,  es  ist  richtig,  dass 
die  biographen  Lessings  und  Schillers,  denen  bedeutende  ge- 
sammtdarstellungen,  historisch -kritische  ausgaben,  gute  brief- 
sammlungen,  zahllose  tüchtige  einzelforschungen  vorliegen,  eine 
etwas  andere  Stellung  zu  ihrem  Stoffe  haben  und  auch  höhere 
anforderungen  an  sich  stellen  lassen  müssen,  als  die  geschicht- 
schreiber  Goethes,  Herders,  Klopstocks,  Wielands,  denen  nur 
ein  teil  jener  vorarbeiten  oder  gar  keine  zu  hilfe  kommen,  aber 
man  braucht  nur  mit  M.  Danzels  Lessing  neben  die  vorliegende 
geschichte  des  lebens  und  der  Schriften  Kl.s  zu  stellen,  oder 
Hayms  Herder,  um  zu  sehen,  dass  der  von  M.  angeführte  keines- 
wegs der  einzige,  vielleicht  nicht  einmal  der  wesentlichste  grund 
des  Unterschiedes  ist.  ein  anderer  zb.  ist  die  nüchternheit,  die 
sich  der  verf.  zur  sühne  für  seine  frühere  überschwänglichkeit 
auferlegt,  er  berichtet  mit  kühler  Sachlichkeit  das  tatsächliche, 
verzeichnet  die  kritikeu  für  und  wider  (mit  besonderem  geschick, 
ja  lebendig  die  stimmen  über  den  Messias)  und  schlägt  dann  im 
eigenen  urteil  den  mittelweg  zwischen  den  extremen  ein. 

Doch  nehmen  wir  die  biographie  ohne  vergleichung,  zu  der 
übrigens  M.  selbst  herausfordert,  es  ist  keine  leichte  aufgäbe, 
das  leben  und  würken  Kl.s  als  erster  'wissenschaftlich  erschöpfend 
zu  schildern'  (s.  vi),  die  vorarbeiten ,  welche  M.  in  der  vorrede 
verzeichnet,  sind  nur  für  einzelne  teile  gründlich  und  würklich 
ergibig,  ganze  strecken  liegen  unbebaut,  dazu  bietet  die  eigenart 
Kl.s  selbst  erhebliche  Schwierigkeiten,  er  ist  als  Jüngling  mit 
einem  satz  auf  die  höhe  seines  Vermögens  gesprungen,  was  er 
als  mann  und  greis  bringt,  sind  fortsetzungen  und  Spielarten 
der  ersten  epischen  und  lyrischen  taten;  auch  mit  den  dramati- 
schen versuchen  fügt  er  nichts  erheblich  neues  hinzu  und  in  den 
prosaschriften  fasst  er  sich  selbst  theoretisch  zusammen  und  treibt 
nur  seine  ansichten  in  einzelne  spitzen,  wie  undankbar  ist  es, 
eine  laufbahn  zu  verfolgen,  die  fünfzig  jähre  lang  nur  in  die 
breite,  oft  ins  niedere,  nie  entschieden  in  die  höhe  geht!  es  ist 
sehr  anerkennenswert,  dass  es  M.  gelingt,  durch  sie  zu  führen, 
ohne  zu  ermüden. 

Die  haupteinteilung  des  lebens  trifft  M.  nach  dem  aufenthalt 
in  Dänemark;  das  erste  buch  reicht  bis  dahin,  das  letzte  der 
drei  bücher  schliefst  da  an.  der  erste  einschnitt  ist  auch  ein 
innerlicher,  in  so  fern  die  liebe  zu  Meta  anhebt;  der  letzte  nur 
äufserlich.  für  die  litteraturgeschichte  hat  Kl.  meines  erachtens 
zwei  liölitpuncte.  den  ersten  bezeichnen  die  ältesten  öden  und 
die  ersten  Messiasgesänge,  den  zweiten  die  bardenpoesie  und  die 


318  MUNCKER    KLOPSTOCK 

Gelehrtenrepublik.  die  frühere  periode  hat  M.  ausführlicher  aus- 
gearbeitet, sie  ist  die  für  Kl.s  wesen  wichtigere;  die  spätere 
scheint  mir  die  historisch  bedeutendere:  durch  den  vaterländi- 
schen inhalt,  die  rhythmische  form,  das  drängen  auf  Originalität 
trifft  sie  mit  anderen  litterarischen  bestrebungen  zusammen,  welche 
das  heranwachsende,  schöpfungskräftige  geschlecht  teilt  und  in 
die  zukunft  fortträgt,  während  in  der  ersten  periode  nur  ein 
absterbender  oder  nicht  leistungsfähiger  chorus  einstimmt,  nimmt 
man  dazu,  dass  in  den  zweiten  höhepunct  auch  die  erste  Samm- 
lung der  öden  und  die  Vollendung  des  Messias  fällt,  so  ist 
seine  bedeutung  auch  für  die  person  Kl.s,  beachtet  man  endlich 
den  grofsen  subscriptionserfolg  der  Gelehrtenrepublik ,  so  ist  sie 
auch  für  die  Stellung  Kl.s  klar,  den  abschluss  der  ersten  periode 
bezeichnet  etwa  das  jähr  1754:  die  beruhigung  im  ersten  ehe- 
glück,  der  vorsatz,  die  öden  und  prosaische  aufsätze  zu  sammeln, 
stehen  hier  neben  einander;  der  ansatz  zur  zweiten  wird  1764 
mit  den  patriotischen  öden  gemacht,  dazwischen  liegen  die  geist- 
lichen lieder  und  biblischen  dramen;  nach  dem  jähre  1774  folgt 
eine  wesentlich  theoretische  periode,  ästhetische,  sprachliche, 
metrische,  historische,  politische  betrachtungen  in  prosa  und 
versen.  ich  verhehle  mir  nicht,  dass  eine  solche  einteilung  mit 
den  daten  zuweilen  stark  in  Widerspruch  kommt,  weil  eben  Kl.s 
schaffen  nicht  vorwärts  schreitet,  sondern  sich  nur  ausdehnt; 
der  Messias  reicht  vom  ersten  zum  zweiten  höhepunct,  die  geist- 
lichen gesänge  klingen  in  die  patriotische  periode  hinein,  diese 
hat  schon  in  der  ersten  einzelne  Vorläufer,  der  dritte  bardiet 
fällt  über  sie  hinaus  usw.  aber  auch  M.  hat  seine  strenger 
historische  anordnung  durchbrechen  müssen,  die  Vollendung  eines 
werkes  besprochen,  da  es  erst  entworfen  ward,  den  Messias  im 
jähre  1748  ganz  behandelt,  den  zweiten  teil  geistlicher  öden  mit 
dem  ersten  zugleich  beurteilt  usf.  und  er  hat  gut  daran  getan, 
ja  er  hätte  noch  mehr  zeitlich  getrenntes  zusammenschliefsen 
können,  zb.  die  drei  bardiete.  jedesfalls  aber  dünkt  mich  die 
rein  äufserliche  teilung  nach  dem  aufenthalt  in  oder  aufser  Deutsch- 
land unwichtig;  denn  Kl.  ist  in  Dänemark  kein  anderer  geworden 
und  war  ja  auch  während  der  dänischen  zeit  oft  und  lange  in 
Deutschland. 

Auch  im  einzelnen  ist  die  anordnung  nicht  immer  glücklich, 
in  dem  bestreben ,  verwandte  poesien  zusammenhängend  zu  be- 
trachten, hat  M.  so  manches  gedieht  von  dem  erlebnis,  das  es 
anregte,  getrennt,  so  erfahren  wir  s.  257,  dass  Kl.s  neigung 
zu  Fanny  hinwelkt,  während  die  zu  Meta  aufkeimt,  aber  erst 
s.  278  ist  von  den  letzten  öden  an  Fanny  und  den  ersten  an 
Meta  die  rede,  oder:  s.  305  werden  wir  über  Kl.s  vorhaben, 
geistliche  lieder  zu  dichten,  unterrichtet,  elf  Seiten  später  heifst 
es,  sie  seien  in  kummervollen  tagen  begonnen  worden;  das  Ver- 
bindungsglied   fehlt:    sorge    für   die    seinigen,    kummer   um    die 


MUNCKER    KLOPSTOCK  319 

toten  weckte  und  bestärkte  ihn ,  als  kirchenliederdichter  sich  an 
gott  anzuklammern,  derlei  trennungen  hindern  die  belebung  des 
biographischen. 

Ein  ander  mal  ist  die  Ordnung  der  geschichte  und  kritik 
eines  werkes  nicht  recht  durchsichtig,  ich  schlage  das  wertvolle 
4  capitel  des  1  buches  Der  Messias  auf.  da  wird  in  folgender 
reihe  erörtert:  epik  vor  Kl.,  deutsche  profane  und  Milton;  Kl.s 
'läge':  er  ist  anfänger,  lyriker,  pietist;  daher  im  Messias  mangel 
an  handlung  und  plastischer  darstellung.  kirnst  im  einzelnen: 
subjectivität  des  dichters;  nebenpersonen  und  episoden  der  dich- 
tung.  Verhältnis  zu  Heliand  und  Krist.  die  zeitliche  gliederung 
des  gedichts.  iuhalt  (knapp  und  gut  mitgeteilt),  ton  der  dar- 
stellung. allmähliche  entstehung  der  dichtung.  ausgaben,  pas- 
sionsdichter vor  Kl.:  Vida,  passionsspiele,  Martin  von  Cochem. 
Verhältnis  zur  bibel  (überzeugend,  dass  hauptsächlich  Johannes 
benutzt  ist),  zur  christlichen  legende,  einfluss  Miltons  (trefflich 
beobachtete  einzelheiten),  Youngs,  Richardsons.  einfluss  Bodmers 
und  Breitingers  auf  die  stilistische  form,  gleichnisse,  spräche, 
metrik.  —  ich  habe  mich  bei  dieser  übersieht  an  die  laufenden 
columnentitel  angeschlossen,  um  ja  den  sinn  des  verf.s  nicht 
zu  verfehlen,  wer  die  folge  übersieht,  wird  ja  die  anläge  ver- 
stehen ,  aber  doch  beim  lesen  mehr  angliederung  als  entwickelung 
der  beobachtungen  finden,  für  mich  wenigstens  hat  die  Ordnung 
etwas  verwirrendes ,  wenn  ich  auch  auf  schritt  und  tritt  in  dem 
capitel  die  weit  ausgreifenden  Studien  M.s  bewundere,  durch 
reichlichere  beispiele  hätte  er  viele  der  feineren  beobachtungen 
und  uuterscheidungen  verständlicher  gemacht:  man  unterbricht 
die  leetüre  nicht  gerne  durch  nachschlagen,  und  dem  weiteren 
leserkreis  ist  ohnedies  nicht  zuzumuten ,  dass  er  nach  einer  aus- 
gäbe mit  textkritischem  apparat  greift,  eine  genauere  beobachtung 
(als  s.  127),  ob  Bodmers  Miltonübersetzung  Wortwahl  und  syntax 
beeinflusste,  wäre  vielleicht  noch  anzustellen,  ferner  wäre  in  der 
geschichte  des  Messias  stärker  zu  betonen,  dass  Kl.,  obgleich 
er  doch  an  dem  fertigen  plane  einiges  änderte  (s.  107),  sich  nicht 
von  den  Zürcher  patriarchaden ,  noch  von  der  spät  erworbenen 
kenntnis  der  altdeutschen  Christusdichtungen  beirren  liefs.  wich- 
tiger wäre,  den  einfluss  der  sonstigen  poetischen  tätigkeit  Kl.s 
auf  die  ausgestaltung  des  Messias  ausführlicher  darzulegen,  zb. 
ob  die  biblischen  dramen  auf  die  unepische  häufigere  dialogi- 
sierung vom  11  gesang  an  würkten  udgl.  die  beobachtung,  wie 
weit  Kl.  züge  von  sich  und  seinen  bekannten,  von  Fanny  usf. 
in  die  dichtung  aufnahm,  sollte  weiter  geführt  sein,  als  es  s.  98 
geschieht,  auch  wäre  ein  wort  erwünscht,  dass  die  Zeitgenossen 
tiguren  des  epos  so  lebenswahr  fanden,  dass  sie  ihre  namen  auf 
lebende  übertragen,  vgl.  Lebbäus- Benzler.  welch  schlagender 
beweis,  dass  Kl.  doch  nicht  blofs  in  der  ideenweit,  sondern  in 
der   würklichen   lebt!    es    ist    überhaupt    nicht   herausgearbeitet, 


320  MÜNCKER    KLOPSTOCK 

wie  sehr  die  religiöse  auffassung  der  ersten  gesänge,  die  gefühls- 
überflutung,  die  redseligkeit  dem  sachenlosen  Zeitalter  entsprach. 
Die  geschichte   der  epischen  dichtung  vor   dem  Messias  hat 
M.  genauer  verfolgt  als  die  der  lyrik  vor  Kl.s  öden,     und  doch 
durfte  hier  eher  mehr  geschehen ;  M.  nennt  mit  vollem  recht  Kl. 
immer   eine   lyrische   natur;   er   sollte  also   die  lyrische  gattung 
weniger  karg   und   äufserlich   behandeln.     Kl.   selbst   misst  sich 
an  Lauge  und  Gramer  (s.  207),   aber  auch  diese  sind  nur  ober- 
flächlich besprochen,    nicht  kenntlich  characterisiert.     es   gehört 
freilich  meines  erachtens   zum  schwierigsten,   lyrica  erschöpfend 
darzustellen,    aber  es  hätte  doch  auch  für  Kl.s  eigene  lyrik  mehr 
geschehen   können,    obwol  alle   wichtigen   gedichte    einzeln   be- 
sprochen  sind,     mit   angäbe  des  inhaltes,   der  sprachlichen  und 
metrischen  form  ists  nicht  getan,     man  müste,   meine  ich,   Kl.s 
natursinn  zergliedern,  seine  kenntnisse  der  realen  weit  sammeln, 
seine  Vorstellungen  vom  tode,  vom  aufserweltlichen  schärfer  be- 
stimmen, als  es  geschah  usf.    bemerkungen  wie  s.  175:  die  merk- 
male  der  liebe  in  dem  gedichte  seien  seelenvolle  blicke,  seufzer 
und  thränen,  oder  s.  189:  Kl.  versäume,  die  äufsere  erscheinung 
der  besungenen  zu  schildern,  möchte  man  viel  öfter  hören,    ge- 
legentlich würde   auch   das   schematisieren    einer  ode  eindrucks- 
voller sein   als  die  urteilende  beschreibung.     zb.  s.  234  sagt  M. 
über  die  doch  in  vielem  typische  ode  Der  Zürchersee:   Kl.  deute 
landschaft  und  seefahrt    nur   an,   nehme   beides   zum  ausgangs- 
punct   für  höhere   betrachtungen ,    spreche    reflexion    über   sein 
empfinden  aus  und  singe  im  übrigen  ein  preislied  auf  die  freund- 
schaft.     das  ist  alles  richtig;   aber  ich  meine,  das  wesen  dieser 
ode  —  und  damit  zugleich  anderer  —  würde  deutlicher  hervor- 
stechen, wenn  er  die  disposition  derselben  dargelegt  hätte.     Kl. 
gibt  in  der  ersten  Strophe  in  form  eines  allgemeinen  satzes  das 
thema   an:    schön    ist   die   natur,    schöner    der   von    der   natur 
freudig   erregte   mensch,     str.  2  und  3:   komm  also,   freude,   zu 
uns,   die    wir    in    der   schönen    natur    sind,      nun    folgt   in    vier 
Strophen   die   erzählung    (nicht   Schilderung!)    der    seefahrt:    die 
fahrenden  sahen  landschallen,   wurden  empfindungsvoll,  sangen, 
stiegen  aus ,  da  kam  die  freude  herab,    mit  der  8  Strophe  könnte 
das  gedieht  schliefsen:  die  angerufene  freude  ist  da,  die  schöne 
natur  ist  geschaut  und  das  schönere,  die  freudige  erregung  des 
menschen ,    ist   erreicht,     nun   aber  geht  Kl.  die   gattungen  der 
freude   durch:    str.  9  freude    am    frühling:    das  ist  hier  unwahr, 
denn  fahrt  und  ode  fällt  in  den  sommer;  str.  10  freude  der  liebe: 
sie  sah  er  bei  den  begleitern  auf  dem  schiffe  sich  regen;  str.  11 
und  12  freude  des  weingenusses:  die  'traubengestade'  und  'reben- 
hügel'  hatte  der  fahrende  wol  beachtet;  str.  13 — 15  freude  des 
dichterruhms:  anknüpfend  an  das  str.  6  erwähnte  absingen  eines 
Hallerschen    gedichtes;   endlich    str.  16   freude   der   freundschaft, 
wozu  der  v.  22:    Hirzel,  den  Kleist  innig  wie  Gleimen  liebt,  die 


MÜNCKER    KLOPSTOCK  321 

veranlassung  bietet,  damit  ist  der  kreis  der  anknüpfungspuncte, 
welche  die  erzählung  der  seefahrt  bietet,  erschöpft  bis  auf  das 
eine  Hallersche  motiv:  freie  bewohner  im  ruhigen  tal  (v.  14): 
hieran  geht  Kl.  vorbei,  und  sein  schweigen  ist  beachtenswert, 
der  ode,  die  bis  dahin  verstandesmäfsig  gearbeitet  ist,  sind  aber 
noch  weitere  drei  Strophen  angehängt:  aus  dem  nahen  schweift  Kl. 
ins  ferne  (wie  er  so  oft  tut),  er  wünscht  die  deutschen  freunde 
herbei,  diese  Strophen  heben  sich  von  der  16  ab,  indem  die 
verse  65.  66  die  augenblickliche  Situation  des  dichters  —  gemäfs 
v.  25.  26  —  noch  einmal  bezeichnen,  sodass  also  gegen  drei 
Strophen  einleitung  drei  Strophen  schluss  stehen,  sind  aber  durch 
das  freundschaftsthema  der  str.  16  verbunden,  sodass  sich  für 
Kl.s  freuden  folgende  —  absichtliche  oder  unwillkürliche,  das 
gilt  mir  gleich  —  Steigerung  ergibt:  die  frühlingslandschaft  und  die 
liebe  sind  ihm  je  eine  Strophe  wert,  der  wein  zwei,  der  rühm 
drei,  die  freundschaft  vier  Strophen,  das  lied  auf  die  freude  ist 
tatsächlich  zu  einem  lied  auf  die  freundschaft  umgebogen.  — 
derartige  Zerlegungen  können  neben  anderen  beobachtungen  dazu 
dienen,  deutlicher  zu  characterisieren,  wie  viel  erzählung,  wie 
viel  betrachtung  da  ist,  wo  eine  einheit  hergestellt  ist,  wo  nicht, 
was  der  kern  ist  usw.  von  den  typischen  öden  kann  man  nicht 
genug  detail  geben,  dafür  andere  bei  seite  schieben,  die  in  jenen 
mit  characterisiert  sind,  mit  urteilen  wie  s.  280:  Das  rosenband 
sei  die  anmutigste  von  sämmtlichen  Cidlioden ,  wird  ohnedies 
wenig  erreicht;  die  bemerkung  s.  282,  dass  eine  innere  seelische 
handlung  sich  hier  sinnbildlich  in  einem  äufseren  Vorgang  aus- 
drücke, und  die  nachricht  über  die  metrik  dieser  ode  s.  283  er- 
hellen das  epitheton  nicht,  wider  s.  360  sind  die  motive  der 
belobten  öden  nicht  genügend  angegeben. 

M.  hat  sich  hier  überall  durch  allzu  grofses  streben  nach 
kürze  geschadet,  er  hat  in  der  vorrede  (s.  v)  eigens  rechtfertigen 
zu  sollen  geglaubt,  dass  er  über  die  spätere  geschichte  der  freien 
rhythmen  in  Deutschland  spreche;  es  sei  das  in  einer  geschichte 
der  Schriften  Kl.s  nicht  entbehrlich,  gewis  nicht!  er  hätte  ge- 
trost auch  hier  noch  mehr  von  seinem  wissen  verraten  dürfen, 
wir  hätten  recht  gut  ein  wort  darüber  vertragen,  dass  diese  frei- 
rhythmik  der  letzte  schritt  auf  der  bahn  der  Schweizer  theorie 
ist,  die  den  gedanken  nicht  durch  reimbänder  einschränken 
wollte:  nun  war  er  auch  von  versfesseln  und  Strophenzwang  be- 
freit; sie  bedeutet  zugleich  die  weiteste  entfernung  der  lyrik  vom 
lied,  sie  ersetzt  die  melodie  durch  rhythmus.  den  sinnaccent 
herauszuarbeiten,  musik  in  das  declamierte  wort  selbst  zulegen, 
war  Kl.s  absieht  neben  dem  bestreben,  überhaupt  eine  neue 
form  zu  linden,  freirhythmische  Systeme  wurden  dann  gerne  von 
den  originalgenies  gebildet:  sie  sind  eine  willkürliche  form, 
lassen  subjeetivität  und  Originalität  sich  geltend  machen,  ein  ver- 
gleich der  Kl. sehen  öden  mit  denen  Willamovs,  Herders,  Goethes 

A.  F.  D.  A.    XVI.  21 


322  MUISCKER    KLOPSTOCK 

hätte  die  stärken  und  schwächen  Kl.s  recht  sichtbar  gemacht  und 
wol  auch ,  wie  neben  ihm  Pindar  vorbild  ist.  M.  versprach  doch 
s.  v,  Kl.s  würken  'an  dem,  was  seine  Zeitgenossen  vor,  neben 
und  nach  ihm  leisteten,  vergleichend  zu  prüfen',  so  möchte 
doch  auch  ein  erinnern  an  ungefähr  gleichzeitige  lehrgedichte 
Schillers  bei  der  besprechuug  der  ästhetischen  lehroden  Kl.s  er- 
laubt sein;  wenigstens  die  möglichkeit,  solche  Stoffe  besser  poetisch 
zu  bewältigen  und  dem  leser  näher  zu  bringen ,  als  es  Kl.  gelang, 
liefs  sich  an  Schillers  beispiel  beweisen,  gewis  aber  müste  Gersten- 
bergs Gedicht  eines  skalden ,  von  dem  Kl.s  bardenpoesie  un- 
mittelbar abstammt,  nicht  nur  kurz  erwähnt  (s.  379  f),  sondern 
ausführlich  besprochen  sein ;  es  ist  so  wichtig  wie  das  Verlorene 
paradies  für  den  Messias.  M.  denkt  über  das  bardencostume  sehr 
geringschätzig;  ich  wüste  nicht,  warum  es  eine  törichtere  mode 
sein  sollte  als  zb.  die  anakreontische ;  den  echten  Anakreon 
kannten  die  deutschen  poeten  nicht  viel  besser  als  die  sogenannten 
barden,  fremde  sind  beide;  und  brachte  jener  sinn  fürs  kleine 
und  liebliche  und  für  genuss,  so  gaben  diese  eine  richtung  ins 
grofse,  starke,  zur  tat.  nach  s.  404  f  sollte  man  meinen,  die 
Göttinger  wären  wesentlich  durch  den  bardiet  zu  ihrem  Kl.-cult, 
zu  ihrer  eichenpoesie  gekommen;  und  doch  dichten  sie  keine 
dramen;  die  bardisch -patriotische  poesie  überhaupt  hat  sie  an- 
geregt, und  darum  kommt  M.  mit  recht  s.  438  ff  nach  der  be- 
sprechung  der  odensammlung  auf  sie  zurück,  auch  hier  hat  er 
aber  eher  zu  wenig  als  zu  viel  für  die  characteristik  der  Kl. sehen 
schule  getan,  da  zb.,  wo  er  Friedrich  Leopold  Stolbergs  Ver- 
hältnis zu  Kl.  skizziert,  möchte  man  gerne  erfahren,  worin  denn 
'die  eigenart  seines  wesens,  welche  seine  künstlerische  Selbständig- 
keit' bedingte  (s.  442),  eigentlich  bestand,  was  ihn  von  Kl.  trennte, 
indirect  würde  hierdurch  wider  Kl.s  eigenart  gekennzeichnet 
werden. 

Für  diese  war  auch  aus  den  prosaschriften  über  poetischen 
stil,  spräche  der  leidenschalt  usf.  mehr  zu  gewinnen,  als  s.  341. 
356  geschieht;  M.  sagt  ja  selbst,  dass  diese  beobachtuugen  ein 
ansatz  zum  systematisieren  der  Kl. sehen  praxis  sind,  und  wären 
gar  die  berichtigungen  Herders  nicht  nur  kurz  in  einer  fufsnote 
(s.  341)  abgetan,  so  konnte  aus  dem  Widerspruch  und  den  er- 
gänzungen  des  überlegenen  fragmentisten  die  gränze  des  er- 
kennens  und  könuens  Kl.s  schärfer  gezogen  werden,  auch  sollten 
Kl.s  ästhetische  ansichten  nicht  fast  ausschliefslich  auf  Lessing- 
schen  gehalt  geprüft  sein  —  das  hat  der  verf.  vor  jähren  er- 
ledigt — ,  wol  aber  in  eine  engere  Verbindung  mit  anderen 
gesetzt  werden :  es  war  zu  zeigen ,  wie  nahe  Kl.  den  Schweizern 
bleibt,  doch  es  fehlt  ja  überhaupt  eine  zusammenhängende  dar- 
stellung  der  Kl. sehen  kunsllehre,  obwol  diese  allezeit  seine  dich- 
tung  beherschte,  also  nichts  nebensächliches  ist.  — 

Wie  Kl.  zum  drama  kam,   ist  schwer  zu  sagen.     M.  bringt 


MUISCKER    KLOPSTOCK  323 

die  Wendung  mit  der  Vorliebe  der  Kopenhagner  fürs  theater  in 
Verbindung  (s.  299).  das  überzeugt  mich  nicht,  weil  Kl.  dann 
wol  ein  bühnendrama  versucht  hätte ,  die  aufführbarkeit  des  Todes 
Adams  aber  von  vorn  herein  ablehnte,  auch  ist  zwar  richtig,  dass 
die  Schweizer  theoretiker  aufs  drama  weniger  direct  hinwiesen 
als  auf  die  übrigen  dichtungsarten;  aber  M.  muste  sich  dabei  doch 
der  stelle  im  13  abschnitt  von  Breitingers  Dichtkunst  erinnern: 
der  dramatische  teil  der  poesie  ist  der  vornehmste,  anders  aller- 
dings hat  sich  Bodmer  1754  im  vorbericht  zu  seinen  Joseph- 
dramen ausgesprochen:  die  dramatische  dichtart  solle  sich  hüten, 
den  rang  vor  der  epopöe  zu  begehren,  aber  diese  meinung  Bod- 
mers,  der  übrigens  trotzdem  dramen  schrieb,  weil  eben  die  zeit 
dahin  neigte,  muss  Kl.  nicht  vor  beginn  seiues  dramas  gekannt 
haben,  ich  glaube  jedoch  auch  nicht,  dass  er  durch  Breitingers 
wort  angestachelt  wurde,  nach  dem  'vornehmsten'  zu  greifen, 
mehr  gewicht  möchte  ich  auf  die  von  M.  später  (s.  349)  in  einer 
anmerkung  erwähnte  tatsache  legen,  dass  Pyra  biblische  Schau- 
spiele begonnen  hatte,  ob  das  eine  davon  damals  schon  in  Gleims 
band  war,  weifs  ich  nicht,  jedesfalls  aber  konnte  Kl.  von  Gleim 
darüber  hören,  auffällig  bleibt  das  zusammentreffen  Kl.s  mit 
Bodmer.  Bodmers  trauerspiele  Der  verkannte  Joseph  und  Der 
keusche  Joseph  erschienen  1754.  ins  jähr  zuvor  soll  Kl.s  erster 
entwurf  der  tragödie  Adam  fallen,  1755  nahm  er  ihn  wider  vor, 
1756  vollendete  er.  war  vielleicht  Adams  Tod  zuerst  gar  nicht 
als  tragödie  gedacht?  wurde  er  erst  nach  Bodmers  Vorgang  im 
biblischen  trauerspiel  dazu  gestaltet?  ich  kann  die  nachricht  aus 
dem  jähr  1753  nicht  darauf  prüfen,  auf  die  ausarbeitung  des 
entwurfs,  auch  wenn  es  von  anfaug  an  ein  drama  galt,  konnte 
Bodmer  einfluss  gewinnen,  M.  hat  ihn  nicht  untersucht,  in  der 
vorrede  Kl.s  ist  vielleicht  ein  anklang:  er  lehnt  wie  Bodmer  eine 
auflührung  ab.  dieser  findet  den  stoff  überhaupt  für  allzu  ehr- 
furchtswürdig zur  Vorstellung,  Kl.  sagt,  die  heutige  weit  wolle 
aufser  der  kirche  und  aufser  am  feiertage  nicht  an  etwas  so 
ernsthaftes  wie  die  religion  erinnert  werden ;  Bodmer  glaubt  nicht, 
dass  die  Schauspieler  die  miene  des  gottseligen  erreichen  können, 
Kl.  nicht,  dass  sie  die  notwendige  äufserste  einfalt  zu  zeigen 
vermöchten,  wie  dem  auch  sei,  jedesfalls  sollte  uns  M.  hier  ein 
wort  über  Bodmer  sagen  und  auch  über  Corneille  und  Bacine, 
deren  Polyeuct  und  Athalie  die  vorrede  zum  Tod  Adams  nennt, 
von  allen,  auch  von  Pyra  unterscheidet  sich  Kl.  durch  die  prosa 
seines  Stückes  und  darin  ist  sein  sterbedrama  ein  Vorläufer  des 
grofsen  Sterbedramas  Ugolino. 

Nachdem  Kl.  sich  überhaupt  einmal  ins  dramatische  fach 
gewagt  hatte,  düukt  mich  sein  Übergang  zum  bardiet  weniger 
auffällig  als  M.  s.  388  f.  Arminius  war  widerholt  dramatischer 
held  gewesen  vor  Kl.,  und  Kl.s  teutonisierende  öden  waren  mehr- 
fach dialogisch  (s.  382).     schwerer  verständlich  ist  mir,  wie  Kl. 

21* 


324  MUISCKER    KLOPSTOCK 

bei  seinem  lichterlohen  Patriotismus  auf  den  einlall  kam,  in 
Hermann  und  die  fürsten  eine  niederlage  seiner  gepriesenen  Ger- 
mauen zum  dramenstoff  zu  wählen,  die  deutschen  fürsten  seiner 
zeit  dadurch  vor  Uneinigkeit  zu  warnen,  lag  1767  kein  be- 
sonderer anlass  vor  und  überhaupt  kaum  in  Kl.s  gedankenkreis. 
ich  möchte  den  plan ,  den  M.  s.  495  bei  besprechung  des  dritten 
bardiets  entwickelt,  schon  für  die  frühere  zeit  voraussetzen:  die 
hauptereignisse  in  Hermanns  leben  durch  eine  geschlossene  reihe 
von  dramen  darzulegen,  damit  wäre  das  auffällige  der  stoffwahl 
zu  erklären,  damit  müste  aber  auch  angenommen  werden  — 
was  nicht  bezeugt  ist  — ,  dass  der  plan  zum  letzten  bardiet  schon 
damals  in  Kl.s  sinn  schlummerte;  die  ode  Hermann  von  1767, 
auf  welche  M.  s.  495  zutreffend  verweist,  lässt  es  vermuten;  auch 
der  umstand,  dass  Kl.  alsbald  nach  dem  endlichen  abschluss  des 
zweiten  bardiets  an  das  dritte  die  hand  legte,  ja  ich  wage  die 
weitere  Vermutung,  Kl.  habe  so  lange  mit  dem  abschluss  und 
der  Veröffentlichung  des  zweiten  hingehalten,  weil  er  die  wendung 
nicht  fand ,  die  ihm  das  dichten  des  dritten  ermöglichte.  M.  hat 
vortrefflich  auf  die  Schwierigkeit  hingewiesen ,  welche  eine  tri- 
logie:  sieg  —  niederlage  —  tod  in  folge  tyrannischer  gelüste 
birgt,  und  er  legt  dar,  wie  Kl.  dem  Untergang  Hermanns  da- 
durch das  gehässige  nimmt  und  das  tragische  gibt,  dass  er  dessen 
streben  nach  der  herschergewalt  nur  als  schein  hinstellt:  als 
sieger  wollte  Hermann  allen  ansprüchen  auf  den  Vorrang  ent- 
sagen, diese  wendung  konnte  Kl.  aus  Schillers  theaterbearbeituug 
des  Fiesco  lernen:  auch  Fiesco,  scheinbar  auf  den  thron  strebend, 
weist  die  kröne  von  sich. 

Und  so  hätte  Kl.  vielleicht  doch  mehr  fühlung  mit  der  zeit- 
genössischen litteratur  behalten,  als  im  allgemeinen  wahrnehmbar 
ist.  ich  sehe  noch  in  zwei  anderen  erscheinungen  spuren,  dass 
Kl.  nicht  völlig  aufserhalb  der  zeit  stand:  er,  der  von  anfang  an 
feind  der  theorien  war,  hängt  im  alter  mehr  und  mehr  theorien 
nach,  weil  die  zeit,  welche  die  classicität  und  romantik  einleitet, 
theorien  studierte  und  bildete;  er,  der  sich  aus  der  antiken  lit- 
teratur losrang,  teutonentum  bis  zur  barbarei  herauskehrte,  be- 
fasste  sich  im  alter  mit  Übersetzungen  antiker  autoren  und  brachte 
so  dem  classicismus  auch  sein  opfer.  ich  kann  mich  des  ein- 
druckes  nicht  erwehren,  dass  M.  doch  der  betrachtung  der 
späteren  jähre  Kl.s  zu  enge  schranken  zog,  obwol  er  hierfür  am 
wenigsten  einen  Vorwurf  gewärtigt.  es  erklärt  sich  das  sehr 
leicht  daraus,  dass  er  selbst  und  andere  für  die  frühere  lebenszeit 
des  dichters  viel  mehr  vorgearbeitet  hatten  als  für  die  letzte; 
hier  war  M.  ganz  auf  sich  gestellt,  und  er  eilte  zum  Schlüsse, 
das  zumeist  unerquickliche,  oft  verschrobene  und  unvollendete 
der  späteren  tätigkeit  Kl.s  treibt  um  so  mehr  zu  flüchtigem  schritt 
an,  als  Kl.,  einst  der  erste  im  wettkampfe,  einst  so  gewaltig, 
dass  er  die  gelehrte  republik  nach  seinem  winke  organisieren  zu 


MUNCKER    KLOPSTOCK  325 

können  glaubte,  nun  seitab  im  Hintergründe  stellt,  das  ist  ein 
schlechter  ausklang  für  eine  biographie.  die  zeit  der  idealisti- 
schen Schwärmerei,  welche  keinen  weltlichen  stoff  hoch  genug 
fand  zur  epischen  erzählung,  welche  von  der  erde  in  den  himmel 
oder  ins  patriarchenland  flüchtete,  welche  sogar  den  Patriotismus 
aus  der  gegenwart  in  die  Vergangenheit  wegführte,  war  vorüber, 
aber  in  einem  hat  Kl.  doch  bewiesen,  dass  auch  ihn  die  erziehuug 
der  Deutschen  zur  würklichen  gegenwart  in  Friedrichs  Zeitalter 
erfasst  hat:  er  ward  Historiker  des  siebenjährigen  krieges ,  er  ward 
freiheitlicher  politiker.  darum  zuvörderst  kann  der  biograph  auch 
den  alternden  Kl.  noch  grofs  zeigen. 

Graz,  august  1889.  Bernhard  Seuffert. 


Klopstockstudien.  1.  Klopstock  als  musicalischer  ästhetiker.  2.  Klopstocks 
beziehungen  zu  zeitgenössischen  musikern.  von  Oswald  Koller. 
sonderabdruck  aus  dem  Jahresberichte  der  landes-ober-realschule  in 
Kremsier  1889.  Selbstverlag.  —  druck  von  Gusek  in  Kremsier.  55  ss. 
gr.  8°. 

Schiller  hat  Klopstock  einen  musicalischen  dichter  genannt 
und  diese  bezeichnung  als  eine  vorzugsweise  characterisierende 
eigens  erklärt.  auch  hiermit  wie  mit  fast  allen  dichterbeur- 
teilungeu  in  seiner  abhandlung  Über  naive  und  sentimentalische 
dichtung  hat  Schiller  das  richtige  getroffen.  Koller  hat  also  sich 
ein  wichtiges  thema  gewählt,  und  er  hat  es  tüchtig  behandelt. 
Schiller  nennt  diejenige  poesie  musicalisch ,  welche  wie  die  ton- 
kunst  blofs  einen  bestimmten  zustand  des  gemüts  hervorbringt, 
ohne  dazu  eines  bestimmten  gegenständes  nötig  zu  haben,  ge- 
mütserregungen  nun  betrachtet  KI.  als  aufgäbe  der  poesie  über- 
haupt, sehr  richtig  legt  K.  zunächst  Kl.s  ästhetische  ausichten 
in  diesem  puncte  dar  und  leitet  sie  besonders  aus  Sulzers  theorie 
ab,  wobei  er  eine  vielleicht  zu  weit  gehende  Übereinstimmung 
zwischen  diesem  und  den  Zürcher  meistern  annimmt.  K.  er- 
örtert dann  die  Stellung,  welche  Kl.  in  seiner  kunstlehre  der 
musik  anweist,  in  so  fern  auch  sie  gefühle  erregt,  muss  er  sie 
hoch  stellen;  da  sie  aber  nicht  moralische  bezw.  religiöse  ge- 
fühle erregen  kann,  steht  sie  tiefer  als  die  poesie.  ja  im  gründe 
räumt  ihr  Kl.  gar  keine  Selbständigkeit  ein:  erst  wenn  sie  mit 
dem  worte  verbunden  ist,  die  würkung  des  sittlichen  wortes 
unterstützt,  erfüllt  sie  recht  ihren  zweck,  er  interessiert  sich 
darum  nur  für  vocalmusik.  genau  genommen  teilt  Kl.  der  musik 
nicht  sowol  die  kraft,  gefühle  zu  erwecken,  als  die  fähigkeit,  die 
erregung  von  gefühlen  zu  steigern ,  zu  und  zwar  überwiegend 
trauriger,  aber  doch  auch  freudiger,  mit  welchen  mittein  die 
musik  die  aufgäbe  erfüllen  könne,  davon  sagt  Kl.  nichts:  er  ist 


326  KOLLER    KLOPSTOCKSTUDIEN 

in  der  tonkunst  völlig  laie.  es  wird  aus  weiteren  äufserungen 
ersichtlich,  dass  es  ihm,  ganz  entsprecheud  der  Stellung,  welche 
er  der  musik  zur  dichtung  anweist,  zuvörderst  auf  declamierende 
musik  ankommt,  es  rückt  also  der  zweite  gesichtspunct  vor, 
den  Schiller  bei  seiner  erklärung  der  musicalischen  poesie  ins 
äuge  fast,  aber  für  Kl.  weniger  hoch  anschlägt:  das,  was  in  der 
poesie  würklich  und  der  materie  nach  musik  ist.  dies  ist  nun 
aller  poesie,  nicht  blofs  dem  liede  eigen,  und  darum  hat  sich 
Kl.  ebenso  um  musicalische  bearbeitung  seines  Messias  als  seiner 
öden  gekümmert,  nun  hat  sich  ja  Kl.s  poesie  so  entwickelt,  dass 
über  die  beobachtung  des  wollautes,  des  tones  die  metrik  und 
dann  die  rhythmik  das  übergewicht  bekam;  es  ist  auch  dies 
meines  erachtens  eine  strenge  consequenz  der  reimlosen  Strophe, 
ferner  reiht  Kl.s  metrik  nach  der  alten  weise  einzelne  versfüfse 
an  einander,  und  da  er  auf  neue  Verbindungen  ausgieng,  oder 
ältere  Verbindungen  eigenartig  ausgestaltete,  wodurch  er  immer 
die  musik  in  die  worte  der  poesie  selbst  zu  legen  suchte,  so 
muste  ihm  daran  liegen,  die  tauglichkeit  seiner  versuche  an  com- 
positionen  derselben  zu  erproben,  darum  übte  er  sich  nicht 
nur,  vorhandenen  melodien  texte  seiner  kunst  unterzulegen, 
sondern  er  gieng  widerholt  tonkünstler  an,  seine  metren  in 
musik  zu  setzen,  nachdem  K.  die  musicalische  anregung,  die 
Kl.  bei  Gerstenberg  und  der  frau  vWinthem  geworden  ist,  be- 
sprochen, verfolgt  er  diese  versuche  im  einzelnen  bis  auf  Reichardt 
und  hat  natürlich  hauptsächlich  an  Glucks  Verhältnis  zu  Kl.  einen 
dankbaren  stoff.  zum  Schlüsse  bringt  er  ein  Verzeichnis  der  com- 
positionen  Kl.scher  werke. 

K.s  Studien  sind  sehr  interessant  und  ergibig.  der  etwas 
unbeholfene  Vortrag  erklärt  sich  aus  der  Schwierigkeit,  die  oft 
unklaren  und  halben  äufserungen  Kl.s  fest  zu  greifen,  die  Inter- 
pretation mancher  stellen  sollte  schärfer  sein,  aber  K.  bringt 
aufser  musikgeschichtlichem  wissen  auch  sehr  ansehnliche  kennt- 
nisse  Kl.s  und  grofse  Vertrautheit  mit  der  brieflitteratur  zu  seiner 
Untersuchung  mit.  auch  was  er  über  die  eignung  Goethescher 
gedichte  zur  composition  gegenüber  den  Kl. sehen  sagt,  ist  recht 
hübsch,  wenn  gleich  die  contrastierung  beider  dichter  aus  diesem 
einen  gesichtswinkel  einseitig  ist  und  zu  allgemeinheiten  ver- 
führt. B.  Seuffert. 


Lenz,  Goethe  und  Cleophe  Fibich  von  Strafsburg,  ein  urkundlicher  com- 
mentar  zu  Goethes  Dichtung  und  Wahrheit  mit  einem  bilde  Aramintas 
[in  farbigem  lichtdruck]  und  ihrem  faesimile  aus  dem  Lenz -Stammbuch 
von  dr  Joh.  Froitzheim ,  Oberlehrer  an  der  neuen  realschule  in  Strafs- 
burg (Beiträge  zurlandes-  und  volkeskunde  von  Elsass-Lothringen iv  heft). 
Strafsburg,  JHEHeitz  (Heitz  und  Mündel),  1888.    96  ss.  8°.  —  2,50  m. 

Einen   urkundlichen   commentar  zu  Dichtung  und  Wahrheit 
verheifst  F.  im   titel   seines   buches.     der   besteht  1)  in  der  an- 


FBOITZHEIM    LENZ    GOETHE  UND  CLEOPHE  FIBICH  327 

hangsweise  gegebeneu  feststellung  des  Wohnhauses  Goethes  in 
Strafsburg,  das  nicht  dasjenige  ist,  welches  1871  mit  einer  ge- 
denktafel  bezeichnet  wurde.  2)  in  der  abschweifung  s.  30  ff,  wo 
Goethes  bemerkung  über  die  bauliche  entwickelung  Strafsburgs 
zwar  nicht  urkundlich,  aber  doch  durch  einige  nachrichten  com- 
mentiert  wird,  und  3)  und  hauptsächlich  in  dem  aufdecken  des 
namens  jener  geliebten  des  herrn  vKleist,  welche  Lenz  nach  DW 
3,  145  dadurch  seinem  Schützling  zu  erhalten  sucbte,  dass  er 
sich  selbst  in  sie  verliebte,  dieser  fund  ist  der  kern  des  buches. 
F.  hat  entdeckt:  Friedrich  Georg  von  Kleist  gab  der  Strafsburger 
Juwelierstochter  Cleophe  Fibich  ein  notarielles  eheversprechen, 
worin  von  beiden  vertragschliefsenden  ein  reugeld  von  14300  livres 
festgesetzt  wird;  der  bräutigam  gab  in  diesem  Schriftstücke  sein 
alter  falsch  an,  Lenz  hat  es  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  selbst 
geschrieben,  der  baron  heiratete  aber  eine  andere.  —  das  nun 
ist  der  urkundliche  commentar  zu  DW,  der  marktschreierisch  als 
lockschild  vor  dem  buch  ausgehängt  ist.  hätte  sich  der  verf. 
wenigstens  beschieden  zu  sagen:  ein  commentar  zu  Lenzischen 
dichtungen;  denn  in  der  tat  gibt  der  fund  urkundliche  belege 
zu  jener  geschichte,  welche  Lenz  in  den  Soldaten,  seinem  Tage- 
buch ,  in  der  3  bearbeilung  der  Alten  Jungfer  teilweise  behandelt, 
auf  die  er  im  Zerbin  anspielt;  auch  die  Katharina  von  Siena  mag 
heranzuziehen  sein,  die  tatsächliche  grundlage  einer  reihe  Lenzi- 
scher dichtungen  ist  also  glücklich  entdeckt,  über  die  man  bisher 
nur  die  gewisheit  hatte,  dass  sie  vorhanden  sei,  und  die  Ver- 
mutung, dass  der  name  Fibich  mit  ihr  zusammenhänge.  Lenz 
und  die  Fibich  sind  demnach  die  hauptpersonen  dieser  Unter- 
suchungen. Goethe  steht  den  Vorgängen  ganz  fern,  es  ist 
durchaus  nicht  überzeugend  nachgewiesen ,  dass  er  Cleophe  über- 
haupt kannte,  aber  trotzdem  wird  unter  Goethes  flagge  diese 
waare  eingeführt. 

Und  wie  verschiedenwertige  waare  1  die  Sammlung,  deren 
teil  das  heft  bildet,  entschuldigt  es,  dass  reicbsländischer  Patriotis- 
mus einleitet,  dass  der  ganze  lebenslauf  Lenzs  erzählt  wird,  obwol 
der  neue  fund  nur  in  seinen  Strafsburger  aufenthalt  einschlägt, 
aber  die  Umständlichkeit,  mit  der  alle  möglichen  actenstücke 
publiciert  werden,  ist  lästig,  es  hätte  ein  bogen  bequem  aus- 
gereicht statt  der  sechs  aufgewendeten,  das  brauchbare  ergebnis 
der  nachforschungen  vorzulegen,  es  ist  sehr  lobenswert,  wenn 
einer  im  schutt  nach  vergrabenen  schätzen  sucht;  aber  es  ist 
nicht  lobenswert,  wenn  er  mit  dem  gefundenen  schätz  zugleich 
den  durchstöberten  schutt  ausstellt,  wenigstens  unter  dem  namen 
litteraturforschung  sollte  das  nicht  geschehen:  für  die  local- 
forschung  gilt  ein  anderer  mafsstab.  schlimmer  aber  und  uner- 
träglich ist  die  manier,  mitten  in  der  Untersuchung  den  leser 
immer  wider  zu  unterweisen ,  wie  man  zu  diesen  entdeckungen 
gekommen  ist,  durch  welche  Überlegungen,  welche  bemühungen, 


328  FROITZHEIM    LENZ    GOETHE    UND    CLEOPHE    FIBICH 

welche  gäuge,  welche  briefschreibereien.  wer  einmal  nur  mit 
einem  finger  an  solche  nachforschungen  rührte,  weifs,  dass  sie 
nicht  bequem  sind,  aber  er  würde  den  euer  und  den  Spürsinn 
des  verf.s  gewis  lieber  rühmen,  wenn  F.  ihm  nicht  widerholt 
selbst  einprägte,  wie  schwer  seine  aufgäbe  war,  und  immer 
wider  zwischen  den  Zeilen  den  anruf  vernehmen  liefse:  seht  und 
hört !  das  alles  hab  ich  klug  unternommen,  das  alles  hab  ich 
entdeckt,  gut,  sein  unsterblich  verdienst  um  die  entdeckung  der 
Cleophe  Fibich  und  ihres  ehecontractes,  um  die  auf'findung  ihrer 
wohnung  und  der  Goethischen  soll  nicht  geschmälert  werden, 
denn  'verdienstlich  ist  jede  publication,  welche  neues  material 
herbeischafft',  sagt  F.  uns  s.  18  vor.  ich  will  sogar  die  unmafs- 
gebliche  meinuDg  unterdrücken,  dass  es  vielleicht  neben  der 
neuheit  doch  auch  etwas  auf  den  wert  des  materials  ankommen 
dürfte,  aber  gegen  die  fortsetzung  jenes  satzes:  'auf  die  Sicherung 
des  urteils  kommt  es  erst  in  zweiter  instanz  an'  muss  ich  mich 
entschiedener  verwahren,  das  besagte  material  ist  doch  nicht 
um  seiuer  selbst  willen  da,  ist  doch  nur  als  grundlage  des  urteils 
von  belang,  ist  ohne  beurteilung  eine  tote  masse,  ja  verdient 
überhaupt  nicht  ans  licht  gestellt  zu  werden,  wenn  nicht  schon 
in  erster  instanz  ein  günstiges  urteil  über  seinen  wert  gefällt  ist. 
übrigens  ist  F.s  praxis  besser  als  seine  theorie.  dass  er  mit 
seinen  urteilen  und  seinen  Vermutungen  nicht  weit  über  seine 
Vorgänger  hinauskommt,  daran  trägt  die  geringfügigkeit  des  fundes 
die  schuld,  der  eben  für  Lenzs  Verhältnis  zu  Cleophe  keinerlei 
neuen  auhalt  bietet,  auch  hat  er  sich  in  eine  übertreibende  be- 
wunderung  für  Lenz  unnötiger  weise  hineingeredet:  darum  ver- 
sucht, er  ihn  auf  kosten  Goethes  zu  loben.  F.  konnte  mich  fast 
reizen,  einen  recht  bösen  verdacht  auf  seinen  heiligen  zu  werfen: 
Lenz  soll  das  document  geschrieben  haben,  worin  sein  Schütz- 
ling sein  alter  fälschte;  er  hat  es  in  (einer  dunklen  stelle)  der 
Alten  Jungfer  als  gefälscht  bezeichnet,  und  vor  allem,  er  hat, 
bevor  der  treubruch  offen  vollzogen  war,  ihn  poetisch  behandelt, 
also  vorausgesehen;  er  war  demnach  in  das  frivole  spiel  seines 
freundes  eingeweiht,  ich  halte  das  nicht  für  erwiesen,  aber  der 
schluss  ist  nicht  kühner,  als  etwa  folgender  F. sehe:  weil  in 
Strafsburg  ein  56 jähriger  metzger  Valentin  Humbert  lebte,  ist 
Wagners  50  jähre  alter  metzger  Martin  Humbrecht  dessen  copie. 
das  behauptet  F.  er  leitet  diese  entdeckung  s.  83  also  ein:  'was 
wird  man  aber  dazu  sagen ,  wenn  ich  auch  metzgermeister  Hum- 
brecht unter  der  französischen  endung  Humbert  und  verändertem 
vornamen  aus  eben  jenen  registeru  der  Nicolauspfarrei  [aus  denen 
er  zwei  andere  in  Wagners  Kindermörderin  erwähnte  namen  auf- 
las] beschwöre  1'  und  nun  setzt  er  den  betr.  auszug  aus  dem 
copulationsbuch  her.  nur  schade,  dass  der  metzger  Humbert 
keine  tochter  Evchen  hatte  1  diese  unbequeme  tatsache  macht  F. 
aber  nicht  irre,  sie  erhitzt  ihn  nur  zur  entrüsteten  behauptung, 


FROITZHEIM    LENZ    GOETHE    UND    CLEOPHE    F1BICH  329 

Wagner  habe  sich  nicht  gescheut,  eine  wackere  [woher  das  F. 
nurweifs?  das  heiraten  allein  macht  doch  nicht 'wacker'!]  bürgers- 
familie  auf  der  bühue  zu  prostituieren.  lwas  wird  man  dazu 
sagen"?  ich  dächte:  dass  in  dem  Strafsburger  ehestandsregister 
ein  metzger  Valentin  Humbert  genannt  wird  und  in  Wagners 
Kindermörderin  ein  metzger  Martin  Humbrecht  eine  rolle  spielt, 
und  höchstens  noch:  dass  Wagner  nicht  erfinderisch  in  namen 
war,  sondern  als  realist  sie  so  oder  ähnlich  nahm,  wie  er  sie 
fand,     punctum.  B.  Seuffert. 


LlTTERATURNOTIZEN. 

De  düdesche  schlömer.  ein  nd.  drama  von  Johannes  Stricker. 
(1584)  hg.  von  Johannes  Bolte  (Drucke  des  Vereins  f.  nd. 
sprachf.  m).  Norden  uud  Leipzig,  Soltau,  1889.  *76  und 
236  ss.  8°.  —  mit  dem  neudruck  des  Schlömers,  des  jüngsten 
schösslings  am  vielästigen  Stammbaum  der  Hecastusfabel ,  hat  uns 
der  um  das  drama  des  16  jhs.  ebenso  emsig  wie  erfolgreich  be- 
sorgte herausgeber  abermals  eine  dankenswerte  gahe  geboten. 
Strickers  stück  darf  zusammen  mit  dem  Hecastus  des  Macrope- 
dius,  den  es  benutzt,  als  die  interessanteste  bearbeitung  des 
genannten  themas  bezeichnet  werden.  Stricker  hat  eine  über- 
lieferte idee  vollkommen  selbständig  verwertet  uud  mit  hilfe  seiner 
eigenen  lebenserfahrungen  ein  zeit-  und  culturbild  geliefert,  dessen 
tendenz  nicht  zu  verkennen  ist.  zugleich  aber  ist  nächst  des 
Burkard  Waldis  Verlorenem  söhn  der  Düdesche  schlömer  das 
beste  drama  in  nd.  spräche  und  der  verein  f.  nd.  sprachf.  hat 
sich  durch  den  Widerabdruck  einer  ehrenpflicht  entledigt,  musten 
wir  uns  bisher  an  Goedekes  wenn  auch  eingehender  inhalts- 
angabe  genügen  lassen,  so  finden  wir  nun  in  Boltes  neudruck 
alles  über  das  werk  und  seinen  autor  wissenswerte  mit  bekannter 
präcision  dargelegt,  die  einleituug  behandelt  des  dichters  leben 
(c.  1540 — 1598)  vollständiger  und  zuverlässiger,  als  das  bisher 
geschehen  war.  B.  hat  es  sich  angelegen  sein  lassen,  uns  Stricker 
in  seiner  zeitgenössischen  Umgebung  zu  schildern,  insbesondere 
jene  Sittenverwilderung  im  einzelnen  aufzudecken,  die  zu  Strickers 
zeit  in  dessen  heimat  Schleswig-Holstein  um  sich  gegriffen  hatte 
und  gegen  welche  sich  Stricker  im  Schlömer  (1584),  aber  auch 
schon  iu  seinem  ersten  Schauspiel  von  den  kindern  Adams  und 
Evas  (1570)  richtete,  eine  analyse  des  letzteren  Stückes  gibt  B. 
s.  11  ff  nach  einem  hd.  nachdruck  vom  jähre  1602,  da  die  nd. 
Originalausgabe  leider  verloren  scheint,  die  charactere  sind  lebens- 
wahr und  ausführlich  gezeichnet,  vor  allem  der  des  Kain,  doch 
schreitet  die  handlung  zu  langsam  fort  und  im  dritten  und  vierten 
acte  stört  die  breite  lehrhaftigkeit;  auf  die  sonst  gerade  bei  diesem 
gegenständ  so  beliebten  komisch-burlesken  zutaten  hat  der  durch- 


330  LITTERATURNOTJZEN 

aus  ernste  dichter  mit  vollem  bewustsein  verzichtet,  im  dritten 
abschnitt  Die  quellen  des  Düdeschen  schlömers  (s.  15  ff)  nimmt 
ß.  Goedekes  Untersuchung  über  den  Hecastusstoff  wider  auf  und 
entwickelt  in  lehrreicher  weise  die  geschichte  der  fabel  auf  grund 
eines  durch  seinen  Spürsinn  wesentlich  vervollständigten  materials. 
der  inhaltsangabe  und  characteristik  des  Schlömers  geht  s.  46  f 
eine  tabelle  voraus,  die  das  Verhältnis  Strickers  zu  seinen  vor- 
lagen, dem  deutseben  Hecastus  Genneps  und  dem  Hecastus  des 
Macropedius,  veranschaulicht,  die  benutzung  ist,  wie  bemerkt, 
eine  ganz  selbständige  und  wörtliche  anklänge  begegnen  nur 
höchst  selten;  spätere  dichter  haben  dagegen  das  Strickersche 
stück  mehrfach  zum  vorbild  genommen  und  ausgeschrieben  (s.  die 
anm.  auf  s.  48  und  49).  s.  55  folgen  bibliographische  Zusammen- 
stellungen und  einige  bemerkungen  über  vers  und  spräche,  aufser 
dem  originaldruck,  von  dem  B.s  ausgäbe  eine  Seiten-  und  zeilen- 
getreue widerholung  bietet,  gibt  es  noch  zwei  nachdrucke  aus 
dem  jähre  1593  und  eine  höchst  mechanische  hd.  Übersetzung 
von  1588,  auf  die  Fischarls  citat  im  Catalogus  catalogorum  zurück- 
gehen wird,  anmerkungeu  zu  einzelnen  stellen  des  textes  be- 
schliefsen  die  einleitung,  während  hinter  dem  texte  die  ab- 
weichungen  und  Zusätze  der  nachdrucke  berücksichtigung  ge- 
funden haben.  B.s  edition  lässt  somit  keinem  weiteren  wünsche 
räum,  es  sei  denn  der,  dass  das  warm  empfundene  stück  nun 
auch  fleifsige  leser  finden  möge.  —  nach  v.  488  muss  aus- 
rufungs-,  kein  fragezeichen  stehen.  2287  lies  schouwen.  zum 
Sprichwort  2291  f  vgl.  Schiller-Lübben  1,169  unter  bedeler.  hier 
und  da  bietet  der  text  noch  nicht  gehobene  Schwierigkeiten  für 
das  Verständnis,  vgl.  die  anm.  zu  796.  2303.  Philipp  Strauch. 
Une  d6couverte  alsatique.  Les  joies  du  mariage,  caquets  rim6s  en 
dialecte  strasbourgeois  1687.  publies  en  fac-simile  avec  une 
notice  bibliographique  et  litteraire  et  une  traduetion  par  Jules 
Frcelich.  Paris,  Berger-Levrault  et  cie,  1889.  22  ss.  und  3  ss. 
facs.  gr.  8°.  2,40  m.  —  es  handelt  sich  um  ein  glückwunsch- 
gedicht  in  alexandrinern  zur  hochzeit  des  Strafsburger  advocaten 
Philipp  Ludwig  Kühnast  (geboren  15  juni  1648)  mit  Salome  Saltz- 
maun ,  tochter  des  verstorbenen  professors  der  pbysik  Johann 
Budolf  Saltzmann ,  am  28  october  1687,  welches  der  herausgeber 
einem  sammelbande  Strafsburger  gelegenheitsdrucke  entnimmt,  der 
sich  im  besitze  des  hauptmanns  Edmond  Woelflin  zu  Nancy  be- 
findet: zwei  mädchen  ,  Lissel  und  Bärbel,  unterhalten  sich  über 
die  bevorstehende  vermäblung,  erwägen  deren  vorteile  und  Schatten- 
seiten und  schliefsen  mit  segensworten  für  das  par.  das  ganze 
stück  bedient  sich  des  Strafsburger  dialects  und  erweckt  dadurch 
ein  mehr  als  locales  interesse,  weil  bisher  ein  so  frühes  beispiel 
für  den  gebrauch  dieser  mundart  zu  litterarischen  zwecken  nicht 
nachgewiesen  war.  die  ausstattung  der  in  200  exemplaren  ab- 
gezogenen schrift  ist  vorzüglich.  St. 


LITTERATURNOTIZEN  331 

Archivalische  nachrichten  über  die  theaterzustände  von  Hildesheim, 
Lübeck,  Lüneburg  im  16  und  17  Jahrhundert,  beitrage  zur 
deutschen  cultur-  und  kirchengeschichte,  gesammelt  und  mit  an- 
merkungen  herausgegeben  von  RThGaedertz.  Bremen,  Müller, 
1888.  vi  und  160  ss.  8°.  4  m.  —  in  gröster  ausführiichkeit 
werden  quellen  und  acten  zur  geschichte  des  deutschen  dramas 
mitgeteilt,  manches  citat  hätte  eine  kürzung  vertragen,  doch 
wird  man  auch  die  langen  Streitbriefe  über  die  zulässigkeit  der 
schülercomödien  mit  interesse  lesen,  unter  den  wanderprincipalen 
erscheint  auch  Carl  oder  Carl  Paul  (s.  48.  76.  99.  122),  den 
Litzmann  in  ansprechender  weise  mit  dem  deutschen  Hamlet  in 
Zusammenhang  gebracht  hat.  über  den  principal  Drey  oder  Treu 
(s.  100)  orientiert  Trautmanns  vortrefflicher  aufsatz  im  3  bände 
des  Münchner  Jahrbuchs,  einen  interessanten  beleg  für  das  auf- 
treten deutscher  Wandertruppen  vor  der  zeit  der  englischen  co- 
mödianten  bringt  s.  64  f.  wertvolle  repertoires  englischer  und 
deutscher  truppen  finden  sich  s.  84  und  100.  das  s.  100  ge- 
nannte drama  ist  die  Glückselige  eyffersucht  Don  Roderichs  von 
Valencia,  eine  bekannte  haupt-  und  staatsaction.  zu  dem  s.  74 
erwähnten  krieg  zwischen  Spanien  und  Portugal  vgl.  Creizenach, 
Deutsche  nationallitteratur  23,  xxvin.  1668  erhält  eine  Schau- 
spielerin die  letzte  ölung.  die  mitteilungen  schliefsen  mit  dem 
marionettenspieler  Hilverding,  der  wenige  jähre  später  sich  in 
Wien  mit  Stranitzky  vereinigt,  und  der  witwe  Velthems  ab.  zahl- 
reiche titel  von  schulcomödien  lassen  keine  nähere  bestimmung 
zu.  s.  67  bei  der  Pugna  virtutis  et  voluptatis  ist  wol  an  Jac. 
Schoeppers  drama  zu  denken  (Goedeke  n2 138).  über  litterarisch 
fast  unbekannte  persönlichkeiten  wie  Lonius  (s.  130)  oder  ver- 
schollene dramen,  wie  die  Hanenreyerey  (s.  131  ff)  wird  viel 
wissenswertes  beigebracht,  überflüssig  war  das  citat  aus  Rist 
s.  156.  da  es  sich  meist  um  auszüge  und  nacktes  material 
handelt,  rerfällt  G.  nicht  in  die  ich-darstellung,  die  seine  neueren 
schritten  so  sehr  schädigt,  wo  sich  aber  nur  eine  kleine  gelegen- 
heit  bietet,  wie  s.  144,  ergreift  er  sie  leider  auch  gleich  beim 
schöpfe,  die  vielen  Versprechungen ,  die  G.  für  theatergeschicht- 
liche mitteilungen  und  Studien  macht,  wird  er  hoffentlich  in 
nicht  allzu  ferner  zeit  einlösen.  Alexander  von  Weilen. 

Kriemhild.  volksgesang  der  Deutschen  aus  dem  12  jh.  kritisch 
wider  hergestellt,  ins  nhd.  übertragen  und  ästhetisch  erläutert 
von  Werner  Hahn  (Deutscher  bücherschatz  bd.  4).  Eisenach, 
Bacmeister,  1889.  xi  und  215  ss.  8°.  —  in  diesem  buche 
bietet  der  greise  verf.  in  nhd.  Übersetzung  ein  gedieht  von 
559  Strophen  dar,  die  er  aus  dem  Nibelungenliede,  wie  es  uns 
mhd.  vorliegt,  ausgewählt  hat.  er  hofft  damit  den  alten  echten 
volksgesang  aus  der  verhüllenden  masse  späterer  schriltpoesie  zu 
retten,  die  arbeit  bezeichnet  einen  weiteren  schritt  in  den 
Studien,   aus  welchen  bereits  des  verf.s  Übersetzung  der  JNibelun- 


332  LITTERATURNOTIZEN 

genhs.  A  (1884)  hervorgegangen  war;  auch  liest  sich  die  neue 
version  hesser  als  jene  frühere,  über  die  kriterien ,  welche  ihn 
bei  seiner  auslese  der  Strophen  leiteten,  spricht  Hahn  am  Schlüsse 
des  buches  s.  183  ff.  sie  stimmen  in  manchen  fällen  mit  den 
von  Lachmann  zur  ausscheidung  interpolierter  Strophen  ange- 
wendeten überein,  gehen  aber  sehr  häufig  über  dieselben  weit 
hinaus,  die  grundanschauungen  des  verf.s  sind  dabei  dieselbeu, 
welche  er  schon  in  der  einleitung  zu  seinem  älteren  werke  dar- 
legte, über  diese  habe  ich  eingehend  berichtet  in  der  Zs.  f. 
öst.  gymn.  1886  s.  518  —  530  und  darf  hier  um  so  eher  auf 
meine  erörterungen  dort  verweisen,  als  Hahn  das  erscheinen  einer 
streng  wissenschaftlichen  arbeit  über  die  Nibelungendichtung  in 
aussieht  stellt,  womit  sich  dann  passende  gelegenheit  ergeben 
wird ,  in  sachliche  Verhandlung  darüber  einzutreten. 

Graz.  Anton  E.  Schönhach. 

RMüllenhoffs  Paradigmata  zur  deutschen  grammatik  zum  gebrauch 
für  Vorlesungen,  sechste  neu  bearbeitete  aufläge  von  MRoediger. 
Berlin,  Hertz,  1889.  32  ss.  8°.  0,80  m.  —  die  Paradigmata 
erscheinen  hier  in  einer  beträchtlich  von  der  früheren  abweichen- 
den gestalt,  da  R.  in  dankenswerter  und  objeetiver  weise  bemüht 
war,  der  neuereu  und  neuesten  forschung  gerecht  zu  werden, 
die  Übersichtlichkeit  des  drucks  ist  gefördert ,  mehr  oder  weniger 
wesentliche  äufserlichkeiten  sind  geändert  (es  wurde  zb.  —  bis 
auf  einige  versehen  —  w  und  h  für  das  got.  eingeführt,  ai  und 
aü  von  den  diphthougen  unterschieden),  die  frühere  anordnung 
zum  teil  umgestofsen,  vor  allem  bei  den  verbis,  bei  denen  auch 
die  endungen  des  schw.  praet.  als  formen  des  Zeitworts  thun 
fortfielen,  und  eine  grofse  anzahl  von  einzelheiten  gebessert  oder 
neu  hinzugefügt,  den  löwenanteil  in  letzterer  beziehung  trägt, 
wie  zu  erwarten,  das  ahd.  davon;  die  spuren  von  Braunes  Gramm, 
sind  auf  jeder  seite  sichtbar,  belassen  ist  i  (st.  i)  im  p.  p.  von 
spiwan,  die  nicht  gebotene  beschränkung  des  5  vocals  von  verbis 
wie  hloufan,  hruofan  auf  tu,  .  .  .,  got.  pü  (st.  pu),  e  in  jener. 
das  praeteritopraesens  aih  kann  nicht  mit  weiz  zu  einer  classe 
gestellt  werden,  nach  welchem  prineip  e  und  e  bei  den  prono- 
minibus  unterschieden  sind,  vermag  ich  nicht  ausfindig  zu  machen, 
die  mhd.  femininform  zwuo  hätte  nicht  entfernt  werden  sollen, 
während  niwen  neben  niun  doch  wol  nichts  anderes  als  nüwen 
mit  irrationalem  vocal  ist;  bei  managin  wäre  vielleicht  eine  Ver- 
weisung an  stelle  der  jetzt  weggelassenen  declinationsart  nicht 
überflüssig;  die  Vermischung  der  formen  hanen  und  hanun  durfte 
angedeutet  werden;  nach  der  hinzugefügten  2  sg.  praet.  heete  wäre 
ein  usw.  am  platz,  auch  die  übersieht  zur  lautlehre  ist  ausführ- 
licher geworden ;  ich  vermisse  germ.  d  aus  an,  während  es  einer 
Unterscheidung  zwischen  o,  u  und  u,  o  nicht  bedarf,  unverändert 
erscheint  Lachmanns  metrischer  abriss.  es  wäre  aber  in  der 
tat  auch  nicht  möglich,  trotz  unseren  erweiterten  und  umgestal- 


LITTERATURIN'OTIZEN  333 

teten  kenntnissen  das  vvesen  der  dinge  in  knappen  lehrsätzen 
zu  treffen.  Franck. 

Briefe  der  briider  Jacob  und  Wilhelm  Grimm  an  Georg  Friedrich  Benecke 
aus  den  jähren  1808  —  1829  mit  anm.  hg.  von  WMüller  [f  3jan.90]. 
Göttingen,  Vandenhoeck  &  Ruprecht,  1889.  xu  und  187  ss.  8°. 
4  m.  —  unter  den  zahlreichen  neueren  publicationen  von  briefen 
der  gebrüder  Grimm  nimmt  die  vorliegende  besonderes  interesse 
in  anspruch.  denn  sie  enthält  vor  allem  wichtige  mitteilungen 
Jacobs  aus  der  zeit,  in  welcher  er  an  der  ersten  und  zweiten 
aufläge  des  ersten  bandes  der  Grammatik  arbeitete,  und  verstattet 
intimen  einblick  in  den  gang  und  die  methode  seiner  forschung. 
ich  verweise  namentlich  auf  das  ausführliche  schreiben  nr  35, 
welches  die  resultate  klar  zusammenfasst,  zu  denen  er  über  den 
umlaut  gelangt  war;  darin  auch  s.  97  ein  urteil  über  Rasks 
preisschrift.  eigentümlich  berührt  eine  s.  99  geäufserte  ansieht 
aus  dem  jähre  1818:  'mit  10-  bis  20000  gülden,  sollte  man 
meinen,  wären  alle  wichtige  denkmäler  altdeutscher  litteratur  zu 
drucken ,  eine  kleine  summe  für  die  deutschen  fürsten ,  aber  wo 
liegt  der  correct  ausgearbeitete  text ,  der  den  druck  verdiente?' 
nicht  minder  frappiert  das  Selbstbekenntnis  s.  154f:  'Sie  [Benecke] 
sind  offenbar  critischer,  ich,  ob  ich  gleich  viel  von  critik  schwätze, 
würde  noch  gewaltig  in  die  enge  gerathen,  wenn  ich  nach  meiner 
mauier  ein  gedieht  herausgeben  sollte.'  anderes  freilich ,  was  der 
herausgeber  in  seinem  Vorwort  für  neu  erklärt,  war  schon  be- 
kannt, so  wüste  man  längst  aus  Görres  gesammelten  briefen 
(bd.  2  nr  47),  dass  Jacobs  beschäftigung  mit  der  tiersage  bis  ins 
jähr  1810  zurückreicht,  ferner  gab  bereits  der  Briefwechsel  aus 
der  Jugendzeit  s.  394  f  vgl.  413  die  quintessenz  der  politischen 
anschauungen ,  welche  im  Rheinischen  merkur  von  1814  nieder- 
gelegt und  durch  WMüller  s.  184  ff  widerabgedruckt  sind,  ge- 
naueres über  den  umfang  der  correspondenz  zwischen  den 
brüdern  und  Benecke  würde  aus  des  letzteren  in  Berlin  aufbe- 
wahrten brieten  zu  entnehmen  gewesen  sein ,  vgl.  Kl.  Schriften 
1,  111  f,  auf  welche  stelle  auch  s.  105  hätte  verwiesen  werden 
sollen,  die  erläuterungen  des  herausgebers  könnte  man  aus- 
gibiger wünschen;  mir  wenigstens  blieb  die  nachschrift  s.  64 
dunkel,  weshalb  die  vvorte  s.  143  'in  einer  neuen  Umarbeitung 
dürfen  die  mhd.declinationen  nicht  auf  1  '/2  bogen,  sondern  nur  [so] 
auf  5  oder  6  bogen  abgehandelt  werden'  oder  s.  160  'er  empfiehlt 
sich  Ihnen  unterthänig  (sie)'  angezweifelt  werden ,  verstehe  ich 
nicht,  unverbesserte  schreib-  oder  druckfehler  liegen  vor  s.  158 
z.  5  (1833  st.  1823),  s.  175  z.  4  v.  u.  (Hollinsack  st.  -sark,  vgl. 
Drei  altschottische  lieder  s.  9  anm.),  s.  177  z.  16  v.  u.  (Korachich 
st.  Kovachich).  s.  76  anm.  5  muss  es  rijmlerye  heifsen ,  nicht 
rijmlere,  welcher  ansatz  aus  der  sehr  trüben  quelle  des  hrn  vBahder 
(nr2310)  geflossen  zu  sein  scheint.  St. 

Charles  Schweitzer,    De  poemate  latino  Walthario.     Lutetiae  Pari- 


334  LITTERATURNOTIZEN 

siorum,  Berger-Levrault,  1889.  xxvm  und  117  ss.  8°.  —  diese 
schrift  stellt  der  hauptsache  nach  eine  anzahl  von  bemerkungen 
gruppenweise  zusammen,  welche  den  arbeiten  von  Jacob  Grimm, 
Peiper  und  Scheffel -Holder  entnommen  sind,  der  verf.  spricht 
sich  über  sein  verhalten  zu  diesen  Vorgängern  s.  viif  deutlich  aus: 
'de  quibus  rebus  quum  a  germanicis  scriptoribus  tarn  saepe  atque 
tarn  aperte  quidem  dissertum  est,  ut  jam  nihil  in  quaestione 
supersit  quod  non  apud  Germanos  vulgatae  fere  sit  notitiae, 
tum  apud  nostrates  vix  de  bis  inventis  hie  vel  illic  strictim  dictum 
est.  operae  ergo  pretium  nobis  videbatur,  neque  nostris  fortasse 
litteris  omuino  inutile,  ea  quae  de  re  scripserint  apud  Germanos 
viri  summae  scientiae,  paucis  plagellis  contrahere.'  demgemäfs 
wird  es  niemand  falsch  auffassen,  wenn  im  context  der  abhand- 
lung  bisweilen  ausdrücke  gewählt  sind,  die  unter  anderen  um- 
ständen auf  eine  gröfsere  Selbständigkeit  des  autors  zu  schliefsen 
gestatteo  würden,  in  seinen  citaten  ist  hr  S.  misverständnissen 
nicht  durchweg  ausgewichen,  so  ist  zb.  s.  50  die  ahd.  über- 
setzuug  des  verses  Waltharius  vocor,  ex  Aquitanis  snm  generatus 
597  aus  Grimm  und  Schmeller,  Lat.  ged.  s.  99  entlehnt,  irr- 
tümlich jedoch  aus  dem  dortigen  Walthari  fona  Wascöm  das  erste 
wort  fortgelassen  und  f  in  fona  als  allitterierend  zu  VF  in  Wascöm 
angenommeu ,  was  nicht  angeht,  dem  zweiten  teile  seiner  ab- 
handlung  hat  der  verf.  dadurch  gröfseren  wert  zu  verleihen  ge- 
trachtet, dass  er  die  allitteration  im  Waltharius  genauer  unter- 
sucht, die  mitgeteilten  beobachtungen  sind  jedesfalls  lehrreich 
und  dankenswert.  allen  eiuzelheiten  wird  man  freilich  nicht 
zustimmen  können,  so  ist  es  unrichtig,  wenn  der  verf.  bei  seinen 
versuchen,  spuren  der  ursprünglichen  deutschen  allitteration  in 
dem  lateinischen  gedichte  nachzuweisen,  s.  50  descendensque  ab 
equo  consedü  et  aspicü  Mo  639  mit  stieg-safs-sah  widergibt,  denn 
sf.s  allitteriert  nicht,  ebenso  kann  iu  dem  verse  des  Hildebrands- 
liedes sunufatarungos  iro  saro  rihtun  das  r  von  -rungös  und 
rihtun  nicht  als  allitteration  gelten,  solche  fehler  begegnen  hrn  S. 
bei  der  behandlung  der  lateinischen  allitteration  natürlich  nicht, 
aber  gegen  manches  wird  doch  einspräche  zu  erheben  sein,  der 
verf.  dehnt  den  begriff  der  allitteration  und  des  lautschmuckes 
überhaupt,  wie  mir  scheint,  zu  weit  aus.  bei  (s.  54)  comitante 
tecum  1077,  memorans  semet  833  wird  mau  allitteration  ebenso 
wenig  empfunden  haben  wie  bei  dem  unbetonten  et  (s.  56)  in 
astat  et  artubus  horret  1338.  desgleichen  kann  ich  nicht  glauben, 
dass  der  versificator  st,  sp,  sc  mit  einem  vocalischen  zwischen- 
laut gesprochen  habe  und  dass  es  demnach  gestattet  sei  (s.  58), 
conspexit  superbus  720  für  eine  art  allitteration  zu  halten,  ich 
vermag  auch  den  Observationen  (s.  59  f),  welche  die  Verwendung 
von  media  und  tenuis  derselben  gruppe  im  verse  als  gleichlaut 
auffassen  —  zb.  tum  bellare  potes  belli  1123  —  und  daraus 
auf  eine  in  folge  der  lautverschiebung  entstandene  gleichgilligkeit 


LITTERATURNOTIZEN  335 

des  alemannischen  dichters  gegen  den  unterschied  zwischen  hartem 
uucl  weichem  anlaut  schliefsen,  wert  nicht  heizumessen.  es  mag 
ganz  richtig  sein,  dass  qu  zeitweilig  in  SGallen  =  c  gesprochen 
wurde  (s.  61)  und  qui  quamvis  cuperet  410  allilterieren,  aber 
dann  darf  qu  nicht  wider  anderwärts  (s.  65)  als  kw  aufgefasst 
und  für  die  allitteration  auf  u  in  anspruch  genommen  werden, 
hr  S.  hält  das  von  ihm  mit  fleifs  zusammengetragene  material  für 
so  wichtig,  dass  er  darauf  änderuugen  des  textes  gründet,  so 
weit  diese  für  den  inhalt  erforderlich  sind  und  durch  gute  hss. 
bestätigt  werden,  lässt  sich  nicht  viel  dawider  einwenden,  allein 
hr  S.  geht  weiter  und  will  auch  die  lesarten  schlechter  hss.  in 
den  text  aufnehmen,  wenn  sie  nur  mehr  von  dem  zierat  laut- 
licher Übereinstimmungen  enthalten  als  andere.  dabei  bleibt 
jedoch  völlig  unklar,  welche  stufe  der  Überlieferung  hr  S.  her- 
zustellen wünscht,  da  doch  nach  seiner  eigenen  ansieht  die  aus- 
schmückung  des  gedichtes  durch  die  verschiedenen  arten  von 
allitteration  mit  jeder  bearbeituug  zunahm,  bei  dieser  Unter- 
suchung sowie  bei  den  nächsten  abschnitten,  welche  das  Ver- 
hältnis der  hss.  und  die  geschichte  der  Überlieferung  behandeln, 
rächt  es  sich  gar  sehr,  dass  der  verf.  zwar  nach  Scheffel -Holder 
die  arbeiten  von  Pannenborg  und  Wilhelm  Meyer  in  seine  biblio- 
graphie  (s.  xxvn)  aufgenommen ,  jedoch  nicht  selbst  eingesehen 
und  benutzt  hat.  vielmehr  stützt  er  seine  aufstellungen  ausschliefs- 
lich  auf  die  edition  von  Peiper,  deren  gruudsätze  durch  die  eben 
erwähnten  forscher  als  unrichtig  erwiesen  worden  sind,  ist  aber 
Wilhelm  Meyers  beurteilung  des  hssverhältnisses,  wovon  ich  über- 
zeugt bin,  zutreffend  und  muss  also  die  Brüsseler  hs.  bei  der 
textescoustitution  zu  gründe  gelegt  werden ,  dann  sind  alle  be- 
weisführungen  der  vorliegenden  schrift,  welche  die  allitteration 
als  ein  kriterium  gebrauchen,  hinfällig,  auch  die  Vermutung 
(s.  110),  der  durch  abt  Craloh  geblendete  Victor  von  SGallen 
habe  die  hauptsächliche  correctur  des  Waltharius  besorgt,  muss 
ich  für  grundlos  halten,  wenn  noch  für  den  text  des  gedichtes 
etwas  zu  tun  erübrigt,  so  kann  das  meines  erachtens  nur  ge- 
schehen, indem  man  mit  demselben  genau  vergleicht,  was  wir 
an  gedichten  Eckehards  i,  Geralds  und  Eckehardsiv  noch  besitzen, 
ich  fürchte  allerdings,  dass  sich  auch  durch  eine  solche  Unter- 
suchung die  einzelnen  schichten  in  der  Überlieferung  des  Wal- 
tharius nicht  klarer  werden  erkennen  lassen. 

Graz.  Anton  E.  Schönbach. 

Meister  Stephans  Schachbuch,  ein  mittelniederdeutsches  gedieht  des 
vierzehnten  jhs.  teil  ii:  glossar  (Verhandlungen  der  gelehrten 
Estnischen  gesellschaft  zu  Dorpat.  band  xiv).  Dorpat,  druck  von 
Schnakenburgs  buchdruckerei,  1S89.  Norden  und  Leipzig,  DSoltau 
in  comm.  v  und  128  ss.  8°.  2  m.  —  dem  1883  (s.  Anz.  x  192) 
erschienenen  neudrucke  des  Schachbuches,  welcher  jetzt  gleich- 
falls durch  Soltau  für  2 '/2  m.  zu  beziehen  ist,  folgt  von  den  damals 


336  LITTERATURNOTIZEN 

versprochenen  beigaben  zunächst  das  glossar,  eine  höchst  sorg- 
fältige arbeit  des  bibliothekars  dr  WSchliiter.  aufser  für  einige 
ganz  häufige  worte  ist  Vollständigkeit  der  belege  angestrebt  und 
erreicht,  sodass  das  Verzeichnis  eine  erwünschte  ergänzung  des 
grofsen  Mnd.  wb.s  bildet,  dem  es  auch  seiner  ganzen  anläge  nach 
conform  gehalten  wurde,  am  Schlüsse  finden  sich  die  ergebnisse 
einer  abermaligen  vergleichung  der  Lübecker  incunabel  mit  dem 
abdrucke  verzeichnet.  St. 

Die  sagen  Vorarlbergs,  nach  schriftlichen  und  mündlichen  Über- 
lieferungen gesammelt  und  erläutert  von  dr  FJVonbun.  zweite, 
vermehrte  ausgäbe,  nach  der  hinterlassenen  hs.  des  verf.s  und 
anderen  quellen  erweitert  und  mit  einem  lebensabrisse  Vonbuns 
versehen  von  Hermann  Sander.  Innsbruck,  Wagnersche  Univer- 
sitätsbuchhandlung, 1889.  xcvi  und  314  ss.  8°.  —  zuerst 
ist  Vonbun  1847  mit  einem  kleinen  heft  Volkssagen  aus  Vorarl- 
berg hervorgetreten,  das  er  1850  in  zweiter,  vermehrter  aufläge 
herausgab  und  Jacob  Grimm  widmete,  eine  abermalige  Vermehrung 
weisen  die  Sagen  Vorarlbergs  von  1858  auf,  welche  seit  fast 
einem  menschenalter  als  wertvolles  quellenwerk  mythologischer 
forschung  im  gebrauche  sind,  nicht  blofs  durch  wechselnde  dar- 
stellung,  hauptsächlich  in  bezug  auf  die  Verwendung  der  volks- 
und  der  Schriftsprache,  unterscheiden  sich  diese  ausgabeü,  sondern 
namentlich  durch  die  anordnung.  auch  die  neueste  macht  keine 
ausnähme.  Vonbun  selber  hat  einschaltungen  aus  seinen  Bei- 
trägen, sowie  aus  Vernaleken  und  aus  Elsensohns  gymnasial- 
programm  vorgenommen;  anderes  fügte  der  herausgeber  hinzu, 
leider  ist  dabei  die  alte  reihenfolge  umgestürzt  worden,  der  erste 
abschnitt  Wuotan  weist  im  Verhältnis  zur  früheren  aufläge,  deren 
nummern  wir  in  klammern  beisetzen,  folgende  anordnung  auf: 
nr  1  (52),  5(69),  8(41;  Beiträge  s.  2),  9(35),  11  (39),  12(36), 
13  (Beitr.  s.  3),  14  (Beitr.  s.  4),  15  (Beitr.  s.  7),  16  (42.  41.  42; 
Beitr.  s.  10),  17(38.41.37).  die  hier  nicht  verzeichneten  nummern 
sind  neu ,  grofsenteils  aus  anderen  Sammlungen  entlehnt,  im 
zweiten  abschnitt,  über  die  Fenken,  stellt  sich  die  sache  so: 
nr  1  (3),  3  (Beitr.  s.  48;  erste  aufl.  nr  8),  4  (9),  5  (6),  6  (5), 
7  (1.  2.  15.  11;  Beitr.  s.  48),  8  (13),  9  (14),  10  (16).  das  genügt, 
um  zu  zeigen,  dass  es  unmöglich  ist,  eine  auf  die  frühere  aus- 
gäbe bezügliche  Verweisung  mit  hilfe  der  neuen  aufzufinden,  unbe- 
quem ist  das  freilich  nur  für  die  par  leute,  welche  das  Vonbunsche 
buch  zu  gelehrten  zwecken  benutzen;  zurechtfinden  werden  sie 
sich  in  der  neuen  aufstellung  so  rasch  wie  in  der  alten  und 
keinen  anstofs  daran  nehmen,  dass  das  verfahren,  wodurch  das 
Wuotancapitel  zu  stände  kam,  auf  bedenklich  verjährten  rechten 
ruht,  für  das  mancherlei  neue,  was  das  buch  enthält,  ist  dem 
verdienten  Sammler  der  dank  nicht  blofs  der  kleinen  mythologen- 
zunft  sicher;  wesentliche  züge  sind  dadurch  dem  längst  bekannten 
bilde  nicht  eingefügt  worden,     rührend  in  seiner  Schlichtheit  ist 


UTTERATURNOTIZEN  337 

das  lebeusbild  Vonbuus,  das  der  herausgebet"  in  der  sehr  sorg- 
fältig gearbeiteten  einleitung  entwirft,  der  satz  des  Vorwortes: 
leine  neue  ausgäbe  der  Sagen  Vorarlbergs  wird  schon  seit  jähren 
von  allen  gebildeten  des  kleinen  landes  am  jungen  Rhein  erharrt' 
ehrt  nicht  blofs  den  sammler,   sondern  auch  seine  landsleute. 

Ludwig  Laistiser. 
Mittelniederdeutsches  handwörterbuch  von  August  Lübben.  nach 
dem  tode  des  verf.s  vollendet  von  Christoph  Walther  (Wörter- 
bücher, bg.  vom  verein  f.  nd.  sprachf.  bd.  2).  Norden  und 
Leipzig,  Soltau,  1888.  x  und  599  ss.  8°.  10  m.  [die  erste 
hälfte,  s.  1  —  240  erschien  bereits  1885].  —  wer  sich  vor  un- 
gefähr 15  jähren  wie  der  referent  vor  die  aufgäbe  gestellt  sah, 
für  umfangreichere  mittelniederdeutsche  texte  ein  specialglossar 
anzufertigen,  der  muste  sich  mühsam  die  lexicalischen  hilfsmittel 
an  allen  enden  zusammensuchen;  von  dem  grofsen  Mnd.  Wörter- 
buch lagen  erst  einige  hefte  vor.  das  ist  nun  anders  geworden 
und  sechs  stattliche  bände  wollen  nur  nachgeschlagen  sein,  um 
den  nicbtkundigen  oder  rates  bedürftigen  nicht  in  allen  aber  doch 
in  den  weitaus  überwiegenden  fällen  auf  den  richtigen  weg  zu 
weisen,  dass  der  erste,  würklich  zum  abschluss  gekommene  ver- 
such, den  mnd.  Wortschatz  zu  verzeichnen,  nicht  jedem  anspruch 
gerecht  werden  konnte,  hatte  seinen  gruud  in  der  noch  wenig 
ausgebildeten  methocle  der  jungen  mnd.  philologie,  und  niemand 
hat  das  offener  zugestanden  als  gerade  der  bescbeidene  Lübben. 
als  das  werk  bald  nach  seiner  Vollendung  (1881)  vergriffen  war, 
eutschloss  sich  Lübben  vorerst  statt  einer  neuen  ausgäbe  ein 
handwörterbuch  ohne  Stellennachweise  auszuarbeiten,  es  war  ihm 
jedoch  nicht  beschieden,  diese  arbeit  abzuschliefsen,  und  so 
übernahm  dr  Walther,  dem  wir  schon  so  manche  feinsinnige  Studie 
auf  dem  gebiete  der  mnd.  forschung  verdanken,  die  fortführung 
des  bis  zum  Schlüsse  des  buchstabenU  fertig  gestellten  manuscriptes, 
von  dem  bei  Lübbens  tode  die  ersten  zwölf  bogen  (a  —  kulderinge) 
gedruckt  vorlagen,  mau  würde  aber  sehr  irren,  wollte  man  in 
Walthers  mitarbeit  im  wesentlichen  nicht  mehr  als  die  lätigkeit 
eines  sorgfältigen  correctors  erblicken,  die  genauere  nachprüfung 
der  artikel  machte  dem  fortsetzer  vielmehr  erneute  einsieht  der 
quellen  wünschenswert,  und  so  hat  Walther  denn  im  einzelnen 
vieles  berichtigt  und  aufserdem  gar  manches  aus  dem  reichtum 
seiner  eigenen  lexicalischen  Sammlungen  beigesteuert,  wodurch 
das  wortmaterial  im  vergleich  zum  grofsen  Wörterbuch  nicht  un- 
beträchtlich an  umfang  gewonnen  hat,  das  Handwörterbuch  aber 
auch  für  den  besilzer  des  Mnd.  Wörterbuchs  unentbehrlich  ge- 
worden ist.  übrigens  zeigt  schon  der  noch  unter  Lübbens  leitung 
gedruckte  teil,  dass  von  vorne  herein  das  Handwörterbuch  sich 
nicht  damit  begnügen  wollte,  ein  blofser  auszug  des  Mnd.  Wörter- 
buchs zu  sein,  besondere  auerkennung  verdient  es,  dass  Walther 
darauf  aus  war,    die  Wortbedeutung    noch   schärfer   ins  äuge  zu 

A.  F.  D.  A.   XVI.  22 


338  LITTKRATURIS'OTIZEN 

fassen,  als  das  Lübben  getan  hat,  dessen  anordnung  und  er- 
klärungsweise nicht  immer  klar  und  durchsichtig  ist.  wir  sind 
somit  für  die  gelungene  leistung  Walther  nicht  minder  als  Lübbeu 
verpflichtet,  und  ich  zweifle  nicht,  dass  der  mnd.  Lexer  für  die 
erforschung  des  nd.  Sprachgebietes  sich  in  gleicher  weise  förder- 
lich erweisen  wird,  wie  dies  bei  seinem  vorbild  für  das  ober- 
und  mitteldeutsche  Sprachstudium  der  fall  gewesen  ist.  bemerkt 
sei  noch,  dass  Walther  im  vorwort  eingehend  über  seine  tätigkeit 
als  herausgeber  und  fortsetzer  des  Lübbenschen  manuscriptes 
recheuschaft  abgelegt  hat.  Philipp  Strauch. 


Kleine   M  i  t  t  e  i  l  u  n  g  e  n. 

LlMTURALI,   RITTERLICHER  FRAUE.NDIEISST    UN  SwAISETIE.N  AM  KAUKASUS,      das 

Moskauer  Journal  Etnograficeskoe  obozrenie  (Ethnogr.  rundschau) 
jahrg.  1889  lieft  l  s.  138  bringt  aus  dem  Januarheft  der  kauka- 
sischen Zeitschrift  Iverija  eine  beschreibung  des  frauendienstes 
bei  den  Swanen,  bei  denen  sich  wie  überhaupt  bei  den  ver- 
wandten bergvülkern  des  Kaukasus  allerlei  feudale  einrichtungen 
bis  heute  erhalten  haben. 

Linturali  heifst  die  ceremonie,  die  blutsverwandtschaftliche 
beziehungen  zwischen  einem  Swanen  und  einer  Swanin  schafft 
und  dem  ersteren  das  recht  gibt,  der  letzteren  zu  'dienen',  mag 
sie  nun  verheiratet  oder  ein  mädchen  sein,  der  junge  Swane, 
der  mit  irgend  einer  unbekannten  dame  die  Verwandtschaft  ein- 
gehen will,  benachrichtigt  sie  davon,  und  von  ihr  hängt  es  ab, 
Linturali  anzunehmen  oder  abzulehnen,  wenn  der  ritterliche 
Swane  die  Zustimmung  der  eitern  oder  des  mannes  der  ver- 
götterten dame  erhalten  hat,  so  begibt  er  sich  in  begleitung  eines 
freundes  und  mit  branntwein  versehen  am  abend  des  ihm  be- 
stimmten tages  in  ihr  haus,  man  empfängt  ihn  mit  freuden  und 
bewirtet  ihn  mit  ehren,  wenn  der  wirt  und  alle  anwesenden  die 
becher  mit  branntwein  erhoben  und  gott  gebeten  haben,  Lin- 
turali des  Swanen  und  der  Swanin  zu  segnen ,  geht  der  ritter 
mit  dem  becher  in  der  band  zu  seiner  angebeteten  dame,  fällt 
auf  ein  knie  und  verneigt  vor  ihr  das  haupt  zum  zeichen  un- 
verbrüchlicher treue,  dann  wendet  er  sich  gehorsamst  an  sie 
mit  der  frage,  ob  er  mit  seinen  zahnen  ihre  brüst  berühren  soll 
oder  will  sie  es  bei  ihm  tun,  dh.  soll  er  ihr  vater  oder  will  sie 
seine  mutter  sein,  im  letzteren  falle  öffnet  der  Verehrer  ihr 
kleid  ,  bestreut  ihre  brüst  mit  salz,  berührt  sie  mit  den  zahnen 
und  widerholt  dreimal:  si  di,  mi  gesil  —  du  mutter,  ich  söhn, 
die  ceremonie  endet  mit  dem  austausch  warmer  küsse,  am 
folgenden  tage  bekommt  der  Swane  von  seiner  dame  einen 
widder,  eine  kuh  oder  ein  anderes  vieh  zum  geschenk  und  be- 


KLEINE    MITTEILUNGEN 


339 


schenkt  sie  seinerseits  mit  den  besten  gaben,  nach  diesen  Vor- 
gängen ist  die  blutsverwandtschaft  zwischen  dem  ritter  und  seiner 
dame  gegründet;  sie  pflegen  bei  einander  zu  sein,  schlafen  sogar 
zusammen ,  aber  es  hat  noch  niemand  bisher  an  der  reinheit  ihrer 
moralischen  beziehungen  gezweifelt.  Linturali  wird  manchmal 
sogar  zu  dem  zwecke  abgeschlossen ,  um  böswillige  gerüchte  über 
die  moralische  reinheit  einer  frau,  sei  es  nun  einer  verheirateten 
oder  eines  mädchens,  abzuschneiden,  im  dadianischen  Swanetien 
trägt  diese  silte  einen  anderen  namen :  Likrisd  (Christentum) ,  in 
Raca  und  Lechcum  aber:  Likerclasur.  das  letztere  wort  könnte 
etwa  mit  dem  chrisam  (mironom)  im  zusammenhange  stehen, 
das  die  neuen  verwandten  von  den  opferpriestern  (pani)  zum 
salben  erhielten,  das  salben  mit  dem  chrisam  kommt  jedoch  aus 
dem  gebrauch ,  da  es  die  christlichen  priester  den  pani  nicht  her- 
geben. Linturali  hat  einige  ähnlichkeit  mit  cacloba  bei  den 
Psawen  (vgl.  den  artikel  Psavy  im  Sbornik  mater.  po  etnogr., 
izd.  pod  red.  BThMillera ,  vyp.  3,  Moskau  1888).      M.  Murko. 


Anzeiger  xvi  10 

erwähne  ich,  dass  Müllenhoff  Schafariks  gleichstellung  der  aesti- 
schen  mater  deum  mit  der  preufsisch  -  litauischen  Seewa  oder 
Semmes  mate  zurückweist  und  Baumstark  sowie  Schweizer- Sidler 
als  anhänger  Schafariks  tadelt  (DA  2,  28,  geschrieben  im  j.  1880). 
aber  Schweizer -Sidlers  name  wäre  von  mir  besser  unterdrückt 
worden,  da  dieser  gelehrte  bereits  1884  in  der  4  aufl.  seiner 
Germania  den  ansichten  Müllenhoffs  und  Mannhardts  (Zs.24, 159ff) 
sich  angeschlossen  hat.  —  bei  dieser  gelegenheit  berichtige  ich 
noch  einen  sinnstörenden  druckfehler:  s.  56  z.  21  v.  u.  muss  es 
selbstverständlich  heifsen:   westwärts  statt:    ostwärts. 

Bonn.  G.  Kossinna. 

Gegen  die  kritik  seines  anteils  an  dem  2  bände  von  Müllen- 
hoffs Deutscher  altertumskunde  durch  GKossinna  (oben  s.  1 — 60) 
hat  sich  OPniower  in  der  DLZ  1890  nr  3  gewendet;  Kossinna 
erwiderte  darauf  im  Litt,  centralbl.   nr  7. 


Für  das  jähr  1893  hat  die  historisch- nationalökonomische 
section  der  fürstl.  Jablonowskischen  gesellschaft  in  Leipzig  folgende 
prcisaufgabe  gestellt: 

Die  frage,  wann  die  nationalsprachen  in  den  verschiedenen 
hindern  und  kan/Ieien  in  den  urkundlichen  gebrauch  eintreten 
und   die   lateinische   geschäftssprache  mehr  oder  minder   in  den 

22* 


340  NOTIZEIN 

hintergrund  drängen ,  ist  von  den  älteren  diplomatikem  regel- 
mäfsig  in  erwägung  gezogen  worden,  für  Deutschland  liegt  heute 
ein  ungleich  reicheres,  hesseres  und  bequemeres  material  vor, 
und  doch  hat  jene  frage,  die  mit  dem  aufstreben  unseres  bürger- 
standes  in  einem  so  engen  geistigen  zusammenhange  steht,  meistens 
nur  beiläufig  einige  beacbtung  gefunden,  die  gesellschaft  wünscht 
daher  eine  kritische  übersieht  über  die  allmähliche  ein- 
führung  der  deutschen  spräche  in  öffentlichen  und 
privaten  Urkunden  bis  um  die  mitte  des  14  Jahr- 
hunderts. 

Auf  stadtrechte,  weistümer  oder  das  weite  feld  der  ver- 
schiedenen acten  mag  gelegentlich  hingewiesen  werden,  aber  den 
festen  faden  der  Untersuchung  soll  doch  die  eigentliche  Urkunde 
abgeben,  das  auftreten  der  deutschen  spräche  in  den  königs- 
urkunden  und  in  der  reichsgesetzgebung  wird  durch  das  13  jh. 
und  mindestens  bis  zum  tode  Karls  iv  und  der  ausbildung  der 
festem  kanzleischreibung  zu  verfolgen  sein,  diabetische  oder 
sonst  sprachliche  Untersuchungen,  die  sich  daran  knüpfen  könnten, 
würden  zwar  willkommen  sein,  könnten  aber  auch  specialforscheru 
überlassen  bleiben,  bei  den  Urkunden  der  fürsten,  herren,  Städte 
usw.  wird  eine  Vollständigkeit  der  übersieht  an  sich  nicht  zu  er- 
reichen sein ,  da  nicht  selten  brauchbare  und  bis  auf  die  zeit  der 
deutschen  Urkunden  fortgesetzte  urkundenbücher  noch  fehlen,  wo 
aber  solche  vorliegen,  sollen  sie  auch  ausgenutzt  werden,  das 
interesse  an  der  sache  hört  natürlich  mit  dem  zeitpunete  auf,  in 
welchem  die  deutsche  spräche  in  den  Urkunden  allgemein,  über- 
wiegend ,  oder  doch  schon  ganz  gewöhnlich  geworden  ist.  — 
preis  1000  mark. 

An  der  Universität  Bonn  habilitierte  sich  dr  Arnold  Berger 
für  deutsche  und  vergleichende  litteraturgeschichte. 


Oben  s.  229  z.  8  muss  es  heifsen:    in  [statt  und]  1863. 


ANZEIGER 

FÜR 

DEUTSCHES  ALTERTHUM  UND  DEUTSCHE  LITTERATUR 

XVI,  4   SEPTEMBER  1890 


Völuspa.    eine  Untersuchung  von  Elard  Hugo  Meyer.    Berlin,  Mayer  &  Müller, 
1889.     ii  und  298  ss.     8°.  —  6,50  m. 

Der  verf.  sucht  zu  beweisen,  dass  die  Völuspa  keineswegs, 
wie  man  bis  jetzt  geglaubt  hat,  ein  im  wesentlichen  heidnisches, 
höchstens,  wie  einige  glauben,  an  gewissen  stellen  durch  christ- 
liche Vorstellungen  beeinflusstes  gedieht  sei,  sondern  eine-  art 
christlicher  summa  theologiae  oder  'erlösung',  welche  Schöpfung, 
Sündenfall,  rettung  des  menschengeschlechts  durch  Jesus  kreuzes- 
tod,  höhe  und  paradies,  die  Vorzeichen  des  jüngsten  gerichtes, 
dieses  selbst  und  den  beginn  einer  neuen  weit  nach  den  angaben 
der  bibel  und  ihrer  erklärer,  besonders  des  Honorius  von  Autun, 
aber  in  heidnisch -mythologischer  einkleidung  oder  vielmehr  Ver- 
kleidung erzähle,  der  dichter  war  nach  s.  267  'ein  hochgebildeter 
theologe,  der  sich  daran  erfreute,  einen  grofsartigen  fremden 
religiösen  inhalt,  das  heiligste  christliche  thema ,  in  die  mytheu- 
getränkte,  dunkle  spräche  heimischer  Weissagung  zu  übertragen'; 
s.  auch  s.  72.  88. 231.  diesen  isländischen  theologen  findet  M. 
in  dem  berühmten  Saemund,  der  am  ende  seines  lebens,  un- 
gefähr 1125,  sein  rätselvolles  werk  geschrieben  habe,  ihm  folgten 
dann  andere,  welche  mit  denselben  tendenzen  und  in  derselben 
form  christliche  gedichte  in  heidnischem  gewande  verfassten,  der 
bedeutendste  seiner  schüler  war  Einarr  Skulason,  von  dem  die 
Interpolationen  der  Völuspa,  das  Hyndlulied  und  die  Rigsthula 
herrühren,  s.  285.  289. 

Die  folgerungen,  zu  welchen  diese  hypothese  führt,  wenn 
man  sie  ins  concrete  weiter  denkt,  und  die  bedenken,  welche 
diese  folgerungen  für  ihre  richtigkeit  in  sich  schliefsen,  sind  un- 
längst von  Schönbach  in  so  treffender  weise  hervorgehoben  worden, 
Wiener  zeitung  1890  nr  51,  dass  ich  es  mir  nicht  versagen  kann, 
ihn  hier  statt  meiner  sprechen  zu  lassen,  um  so  mehr,  als 
seine  beurteilung  des  M.schen  buches  kaum  allen,  die  sich  für 
germanische  mythologie  interessieren,  zu  gesichte  gekommen 
sein  wird. 

'Einzelheiten  zu   besprechen,    ist   hier   der   schickliche  ort 

nicht;    ich   will  deshalb   davon   schweigen,    dass   die   benutzung 

griechischer  quellen  durch  Saemund  ebenso  gut  vorausgesetzt  wird 

wie  die  der  lateinischen,  obzwar  der  nachweis  der  kenntnis  des 

A.  F.  D.  A.     XVI.  23 


342  MEYER    VÖLUSPA 

griechischen  auch  für  die  Sorbonne  jener  zeit  erst  erbracht  werden 
müste.  nur  etliche  allgemeine  bedenken ,  welche  ich  hauptsäch- 
lich aus  meiner  bekanntschaft  mit  der  entwickelung  der  mittel- 
alterlichen theologie  und  der  damit  verknüpften  geistlichen  litteratur 
in  den  Volkssprachen  schöpfe,  will  ich  hier  vortragen. 

Wenn  Saemund  der  weise  die  kenntnisse,  welche  ihm  nach 
EHM.  nötig  waren,  um  die  Völuspa  zu  verfassen,  würklich  besafs, 
dann  war  er  nicht  blofs  der  gelehrteste  mann  des  nordens,  er 
war  dann  auch  der  gelehrteste  mann  seiner  zeit,  er  war  der 
gröste  gelehrte  des  mittelalters  überhaupt  und  überragte  alle 
anderen  um  viele  haupteshöhen.  denn  er  verband  nicht  blofs 
stücke  des  wissens  aus  den  allerentlegensten  gebieteo  ,  er  besafs 
ein  phänomenales  combinatiousvermögen,  ihm  waren  seine  kennt- 
nisse in  einer  weise  präsent  wie  gar  keinem  der  vornehmsten 
kirchenväter.  der  hl.  Isidor  von  Sevilla,  Rhabanus  Maurus,  der 
compilator  Honorius  Augustodunensis,  Rupert  von  Deutz  sind 
sammt  und  sonders  zwerge  gegen  diesen  riesen;  bis  auf  Hamann, 
den  magus  des  nordens,  gibt  es  nicht  seines  gleichen,  und  Sae- 
mund arbeitete  nach  ganz  anderer  methode  als  die  kirehenschrift- 
steller,  die  geistlichen  dichter  und  prediger  seiner  zeit,  wir 
wissen  ja  genau ,  wie  diese  vorgiengen ;  wir  sehen ,  dass  sie  eine 
hauptquelle  oder  einige  wenige  ausnutzten,  sogar  einfach  aus- 
schrieben, und  dann  je  nach  dem  mafse  ihrer  kenntnis  diese 
arbeit  mit  offenen  oder  versteckten  citaten  aus  der  übrigen  lit- 
teratur schmückten,  so  hat  Saemund  nicht  getan  —  obgleich 
EHM.  den  titeln  seiner  abschnitte  der  Völuspa  die  bezeichnung 
der  benutzten  hauptschriften  beifügt  — ,  sondern  bei  jeder  Strophe, 
ja  bei  jedem  vers  ist  ihm  all  sein  wissen  parat  gewesen,  und 
hat  er  die  seltensten  wie  die  gewöhnlichsten  stücke  davon  in 
einander  gefügt  und  bis  zur  Unkenntlichkeit  mit  einander  ver- 
schmolzen, das  zeugt  von  einer  beschaffenheit  des  geistes,  für 
die  es  in  dem  gelehrten  mittelalter  keine  analogie  gibt,  Saemund 
steht  da  ganz  vereinsamt. 

Und  trotz  dieser  beinahe  monströsen  gelehrsamkeit  war  Sae- 
mund ein  unbegabter  mensch,  zum  mindesten  besafs  er  die  un- 
entbehrlichsten gaben  des  dichters  nicht,  als  er  an  sein  werk 
gieng.  denn  er  wüste  nicht,  was  er  darstellen  wollte,  auch 
wüste  er  nicht,  welches  publicum  er  sich  für  seine  poesie  vor- 
zustellen hatte,  er  wüste  nicht,  was  er  wollte,  denn  er  hat 
seine  darstellung  der  christkatholischen  heilslehren  so  verdreht 
und  so  verworren  abgefasst,  dass  kein  christlicher  leser  oder 
hörer  seiner  zeit  hätte  dahinter  kommen  können ,  was  Saemund 
unter  seinen  versen  verstand,  ist  die  Völuspa  eine  'summa  der 
christlichen  theologie',  dann  ist  sie  das  schlechteste  und  albernste 
gedieht  der  weltlitteratur,  so  weit  ich  diese  kenne,  und  nichts 
kann  sich  in  dem  punete  mit  ihr  messen,  die  lateinischen  dichter 
der  ersten  christlichen  Jahrhunderte,  bei  denen  der  glaube  noch 


MEYER    VÖLUSPA  343 

gar  nicht  festgewurzelt  war,  die  beständig  zwischen  ihrer  classisch- 
heidnischen  Schulbildung  und  den  christlichen  ideen  schwankten, 
sie  geben  in  ihren  Schöpfungen  muster  der  klarheit  mit  Saemund 
verglichen,  und  das  gedieht  der  Römerin  Proba  Faltonia,  welche 
aus  den  worten  und  versen  Virgils  einen  extract  biblischer  ge- 
schichte  des  alten  und  neuen  testamentes  schmiedete,  nimmt  sich 
neben  der  Völuspa  aus  wie  ein  lesestück  der  kinderöbel.  kein 
dichter,  auch  Frauenlob  nicht  und  Robert  Browning  nicht,  hat 
es  je  so  zu  wege  gebracht,  seine  gedanken  und  seinen  stoff  dem 
Verständnisse  der  mit-  und  nachweit  zu  entziehen,  wie  Saemund 
der  weise. 

Bei  all  dem  war  aber  Saemund  auch  ein  schlechter  christ. 
denn  er  hat  die  christlichen  heilswahrheiten  doch  wider  so  sehr 
mit  heidnischem  aberglauben  versetzt,  dass  sie  im  besten  falle 
nur  schädlich  würkeu  konnten,  und  er  hat  die  christkatholische 
religion  mit  einer  respectlosigkeit  behandelt,  welche  während  des 
ganzen  mittelalters  unerhört  ist.  wie  im  9  jh.  die  tatsachen  der 
heiligen  geschichte  in  Deutschland  tractiert  wurden ,  wissen  wir 
aus  Heliand,  Muspilli,  Otfrid  und  vielen  anderen  Schriften;  wie 
dies  während  des  11  und  12jhs.,  also  zur  zeit  Saemunds  geschah, 
lehrt  uns  eine  reiche  litteratur.  aber  nirgends  wird  mau  ein 
denkmal  finden ,  wo  nur  annäherungsweise  mit  den  religiösen 
Stoffen  so  willkürlich  und  entstellend  umgegangen  worden  ist, 
wie  dies  der  priester  und  schulvorsteher  Saemund  getan  haben 
soll,  auch  von  dieser  seite  aus  bleibt  Saemund  eine  unbegreif- 
lichkeit. 

Die  leser  merken  wol,  dass  mich  die  Untersuchungen  EHM.s 
einstweilen  nicht  überzeugt  haben,  dass  ich  die  gleichungen, 
welche  er  zwischen  theologischen  schritten  und  der  Völuspa  auf- 
stellt, teils  für  unberechtigt,  teils  für  unrichtig  halte,  auch  ich 
glaube,  die  Völuspa  ist  nicht  ohne  einwürkung  christlicher  ideen 
zu  stände  gekommen ,  und  wie  andere  meine  ich  diesen  ein- 
fluss  gegen  den  schluss  des  gedichtes  am  stärksten  zu  verspüren, 
aber  ich  denke,  stil  und  composition  der  Völuspa  wie  ihr  ge- 
sammter  inhalt  verstehen  sich  nur  aus  einem  noch  lebendigen, 
wenn  auch  lange  nicht  mehr  in  voller  kraft  entfalteten  heid- 
nischen Volksglauben;  nur  wenn  dieser  vorausgesetzt  werden 
konnte,  durfte  das  gedieht  so  geschrieben  werden,  will  man  die 
ansieht  vom  christlichen  Ursprünge  der  Völuspa  zum  ränge  einer 
wissenschaftlichen  hypothese  erheben,  dann  bedarf  es  durch- 
schlagenderer gründe,  als  sie  bisher  vorgebracht  wurden,  und 
vor  allem  einfacherer,  der  historischen  entwickelung  des  mittel- 
alterlichen geisteslebens  mehr  gemäfser  annahmen  für  die  ent- 
stehung  des  werkes. 

Kein  zweifei :  EHM.  sucht  die  Wahrheit  und  hat  es  sich  um 
sie  ehrlich  sauer  werden  lassen,  wird  die  Wahrheit  über  die 
'Edda'   einmal   würklich    gefunden   —   gleichviel,  wie  sie   dann 

23* 


344  MEYER    VÖLUSPA 

aussehen  mag  — ,  so  wird  gewis  diesem  forscher  sein  ge- 
hörender anteil  an  dem  gewonnenen  nicht  vorenthalten  werden 
dürfen.' 

Ich  will  nur  bei  einigen  jener  von  Schönbach  bei  seite  ge- 
lassenen einzelheiten  verweilen.  —  s.  21  handelt  es  sich  um 
Hyndluljodh  37. » 

Varp  einn  borenn  i  ärdaga 

rammaukenn  mjok  ragna  kindar; 

nio  boro  pann,  nadgofgan  mann 

jotna  meyjar  vip  jarpar  prom. 

hier  sieht  M.  in  den  Worten  einn  borenn  die  nordische  vvidergabe 
des  lateinischen  unigenitus;  ebenso  s.  26.33.  aber  einn  ist  hier 
quidam,  das  subject  des  salzes,  und  kann  unmöglich  mit  dem 
prädicat  borenn  zusammen  den  christlichen  begriff  von  unigenitus 
ausdrücken.  M.  nennt  selbst  an  anderer  stelle  s.  27  dieses  einn 
ein  'kahles  pronomen'.  —  ferner  soll  nadgofgan  in  der  dritten  zeile 
deshalb  besser  auf  Christus  als  auf  Heimdali  passen ,  weil  naddr 
lanze,  nicht  schwert  bedeute  s.  22,  Heimdall  aber  sei  der  schwert- 
gott,  während  Christus  zwar  keine  lanze  zu  tragen  pflege,  aber  doch 
mit  einer  lanze  durchbohrt  worden  sei.  naddr  heifst  aber  auch 
schwert.  —  die  neun  mutier  Heimdalls  deuten  nach  M.  auf  die 
Jungfrau  Maria,  die  mutter  des  heilands,  s.  26.  30.  39.  denn 
Heimdalls  mütter  sind  uach  der  vierten  zeile  Jungfrauen,  aber 
jotna  meyjar  heifst  'löchter'  oder  auch  'frauen'  der  riesen ,  s.  Vö- 
luspa  str.  24  Ops  mey,  was  M.  s.  113  auch  nicht  anders  erklärt 
als  durch  Odhs  frau. 
Hyndluljodh  39    Sä  var  aukenn         jarpar  megne, 

svalkoldom  sce  ok  sönardreyra. 

40    Varp  einn  borenn     ollom  meire, 

sd  var  aukenn  jarpar  megne; 

pann  kvepa  stille      störüpgastan  (storaudgazstann 

Sif  sif Japan  sjotom  gorv  ollom.  [F) 

sönardreyra  oder  sonardreyre  in  str.  39  wird  s.  30  auf  das  blut 
Christi  gedeutet,  wodurch  wir  die  unglaubliche  Vorstellung  er- 
halten, dass  Heimdall,  d.  i.  Christus,  sich  von  seinem  eigenen 
blute  nähre.  —  in  str.  40  wird  das  überlieferte  slöraupgastan  mit 
jenen  altdeutschen  ausdrücken  zusammengestellt,  welche  Christus 
'reich'  nennen ,  s.  26.  dies  'reich'  heifst  aber  meist  'mächtig'.  - — 
die  letzte  zeile  der  40  Strophe  bezeichne  Christus  als  'den  mit 
allen  Völkern  gesippten  oder  durch  sippe  verbundenen  freund', 
denn  von  keinem  heidnischen  gott  könne  ein  solches  freundschafts- 
verhältnis  zu  den  menschen  in  solchen  Worten  ausgesagt  werden, 
es  handelt  sich  um  ein  verwandtschaftsverhältnis  zu  den  menschen, 
ein  solches  kennen  wir  von  Heimdall,  aber  nicht  von  Christus, 
übrigens   ist  die  annähme ,  dass  Hyndluljodh  37  ff  von  Christus 

1  ich  citiere  wie  M.  nach  Symons. 


MEYER    VÖLUSPA  345 

spreche,  schon  deshalb  raislich,  weil  die  ankunft  dieses  neuen 
mächtigeren  gottes,  den  die  Seherin  nicht  zu  nennen  wagt, 
wahrscheinlich  in  Strophe  44.  45  angekündigt  wird ,  wie  auch  M. 
zugibt,  s.  31. 

In  dieser  Strophe  45  heifst  es  am  Schlüsse: 

faer  sea  nii  fram  of  lengra 

an  Oßenn  man  ulfe  meta. 

das  übersetzt  M.  s.  38  dem  sinne  nach  durch  die  worte:  'wenige 
denken  ans  jüngste  gericht'  und  gewinnt  dadurch  eine  Überein- 
stimmung mit  den  versen  des  sibyllinischen  orakeis:  xal  tote  d' 
IgqcuI  fie^sd-va^tevog  ovxl  vorjöei  ovöe  fihv  avö^Gei  ßsßaorj- 
{.livog  ovciGi  lercTOlg'  all  OTtoTav'Eßoaioig  ij^j]  %6log  vipi- 
otoio  usw.  aber  sjd  fram  heifst  nicht  'denken  an  etwas',  sondern 
'voraussehen',  der  gedauke  ist:  'niemand  kann  weiter  in  die  Zu- 
kunft blicken  als  bis  zum  Weltuntergang'. 
In  den  Havamal  str.  138  sagt  Odhinn: 

Veitk  at  ek  hekk  vindga  meipe  d 

ncetr  allar  nio. 
der  am  bäum  hängende  Odhinn  ist  für  M.  wie  für  Bugge  Christus 
am  kreuz,  die  Übereinstimmungen  sucht  M.  s.  24  dadurch  zu 
mehren,  dass  er  in  den  'neun  nachten'  die  finsternis  sieht,  welche 
nach  Christi  tod  von  der  6  bis  zur  9  tagesstunde  eingetreten  ist. 
aber  ncetr  allar  nio  heifst  9  tage,  neun  mal  vierundzwanzig 
stunden.  —  str.  39  fällt  dann  Odhinn  von  diesem  bäume  herab 
feil  ek  aptr  papan.  das  beruht  nach  M.  s.  25  auf  den  evangeli- 
schen Worten  et  inclinato  capite  tradidit  spiritum  und  emisit  spi- 
ritum.  wie  der  gelehrte  Saemund  durch  diese  worte  auf  die  Vor- 
stellung eines  herabfallens  gekommen  sein  konnte,  ist  vollkommen 
unbegreiflich,  er  wird  doch  nicht  gemeint  haben,  dass  Christus 
sich  durch  eigene  muskelkraft  am  kreuze  festhielt. 

S.  88  f  setzt  M.  voraus,  dass  askr  Yggdrasels  Vüluspa  19.  47, 
Grimnismal  29.  30.  31.  32.  35.  44  nur  bedeuten  könne:  esche 
eines  menschen,  der  Yggdrasill  heifse.  aber  es  kann  auch  die 
esche  sein,  welche  selbst  Yggdrasill  heifst;  s.  Lund  §  558,  4; 
vgl.  auch  vpllr  Gnitaheidar  und  wol  auch  Pjödvitnis  fiskr.  — 
ebenso  ist  es  unrichtig,  dass  Yggdrasell  den  hengst  Odhins  'mit 
hochskaldischem  namen'  bezeichne,  als  kenning  kann  Yggdrasill 
nur  'galgen'  heifsen,  nicht  'galgen  Odhins',  oder 'hengst  Odhins'. — 
s.  91  wird  Fafnismal  12  kjösa  mepr  frd  mogom  übersetzt  durch 
'sie  wählen  mütter  aus  für  die  kinder  einer  grofsen  auf  den  ein- 
tritt ins  leben  wartenden  seelenschar'.  Rydberg,  auf  den  sich 
M.  liier  beruft,  wird  diese  Übersetzung  ebenso  wenig  zu  recht- 
fertigen wissen  als  M.  selbst. 

Völ.  21  Pat  man  folcvig        fyrst  i  heime, 
es  Gollveig  geirom  studdo. 

Gullveig  soll  nach  s.  93  ff  Eva  sein,  denn  Ambrosius  sagt  von 
ihr,   dass   sie  durch    drei  teuflische  pfeile  getroffen  worden    sei, 


346  MEYER    VÖLUSPA 

s.  95.  es  ist  das  bekannte  aus  Epheser  6,  16  stammende  bild, 
s.  Anzeiger  xv  188.  diese  gleichstellung  glaubt  nun  M.  zu  stützen, 
indem  er  auf  Isidorus  in  Geuesim  c.  5  verweist,  wo  auch  das 
erste  weib  nicht  durch  ein  feuriges  schwert,  sondern  per  flam- 
meam  frameam  von  den  Cherubim  auf  die  erde  hinabgestofsen 
wird,  also  framea  heifst  nicht  'schwert'?  s.  Müllenhoff  Anz. 
vn  215.  , 

Vöi.  26    d  gengosk  eipar,      orp  ok  sere, 

möl  oll  meginlig,  es  d  mepal  föro. 
weil  mal  auch  'spräche'  heifsen  kann,  soll  nach  M.  s.  112  in 
diesen  versen  d  gengosk  möl  auf  die  babylonische  Sprachverwir- 
rung weisen.  —  für  vollom  hwre,  das  die  Völuspa  str.  32  für 
die  mistel  braucht,  vermutet  M.  s.  158  ollom  hcere,  um  eine 
nähere  Übereinstimmung  mit  der  evangelischen  senfstaude  zu  ge- 
winnen, maius  omnibus  oleribus.  schon  der  ausdruck  heidum 
hceri  in  Thiodholfs  Ynglingatal  str.  53  hätte  davor  warnen  sollen.  — 

Völ.  36      0  fellr  austan  of  eitrdala 

soxom  ok  sverpom:  Slipr  heiter  sü. 
in  Virgils  Aeneide  6,  550  heifst  es  vom  höllenfluss  Phlegethon  : 
Quae  (moenia)  flammis  ambit  torrentibus  amnis,  Tartareus  Phlege- 
thon, torquetque  sonantia  saxa.  Meyer  findet  s.  165,  das  dränge 
fast  zu  einem  Zusammenhang,  wenn  auch  das  gleichklingende 
wort  in  den  beiden  sprachen  einen  verschiedenen  sinn  habe, 
da  möchte  man  würklich  schon  lieber  an  eine  einwürkung  von 
Aeneis  1,  100  denken,  wo  Virgil,  einer  erinnerung  an  Ilias  0  301 
folgend ,  sagt :  tibi  tot  Simois  correpta  sub  undis  Scuta  virum  ga- 
leasque  et  fortia  corpora  volvit;  s.  PEMüller,  Notae  uberiores  zu 
Saxo  i  p.  51.  —  auch  bei  dem  vers  Geyr  Garmr  mjok  fyr  Gni- 
pahelle  str.  44  denkt  M.  s.  181  nicht  nur  an  Cerberus,  sondern 
geradezu  an  Virgils  Aeneis  6,  417 

Cerberus  haec  ingens  latratu  regna  trifauci 
personat,  adverso  recubans  immanis  in  antro. 
'denn  das  adversum  antrum,  die  vorstehende  höhle,  gibt  genau 
den  Gnipahellir,  eine  unter  einem  vornüber  hängenden  fels  liegende 
höhle,  wider.'  wenn  auch  das  dunkle  Gnipahellir  vielleicht  das 
bedeutet  hat,  was  M.  will,  so  ist  doch  antrum  adversum  der 
räum  vorn  in  der  höhle,  gerade  gegenüber  dem  beschauer,  aber 
nimmermehr  eine  'vorstehende  höhle'. 

Völ.  50   Hrymr  ekr  austan,      hefsk  lind  fyr  er 
sni'jsk  jormongandr       i  jotonm öpe ; 
ormr  knyr  unner,       en  are  hlakkar, 
slitr  nae  nipfolr:        Naglfar  losnar. 
hier  möchte  M.  s.  196  lind  als  lanze  oder  schiffsstange  verstanden 
wissen,      aber  dann    passt    das  verbum    nicht,    das  vielmehr  ge- 
bieterisch  die   gewöhnlichste  bedeutuug  von  lind   in  der  poesie, 
nämlich  'schild',   fordert;    s.  Eyvinds  Hakonarmal  11   (Wisön)  ok 
hofdusk  hlifar  fyrir.    dazu  kommt  noch ,    dass  Surtr  str.  52  auch 


MEYER    VÖLUSPA  347 

bewaffnet  einherfährt,  die  Stange  aber  braucht  M.,  weil  er  in 
Hrymr  Cliaron  vermutet  s.  196,  dessen  name  sich  sogar  mög- 
licher weise  in  Hrymr  erhalten  habe,  denn  Virgil  und  andere 
dichter  verwenden  den  namen  im  hexameter  so,  dass  der  ictus 
auf  die  zweite  silbe  falle,  was  zur  ausspräche  Chron  geführt 
haben  könne.  —  noch  seltsamer  aber  ist  die  erklärung  des  adlers 
in  dieser  Strophe,  s.  198.  in  einer  lateinischen  schrift  wird 
unter  den  Vorzeichen  des  jüngsten  gerichts  angeführt:  Quarta 
die  pisces  maris  et  omnium  fluminum  elevant  se  cum  magno  sonitu 
et  interficient  se  et  sie  aqua  portabit  eos  mortuos.  M.  sagt:  'wurde 
das  letzte  aqua  als  aquila  misverstanden ,  so  haben  wir  im 
wesentlichen  die  zornigen ,  wasserschlagenden  wassertiere  und 
den  die  toten  davontragenden  adler  unserer  Strophe  beisammen.' 
aber  in  unserer  Strophe  trägt  der  adler  nichts  davon ,  er  krächzt 
und  zerreifst  die  leichen.  hat  M.  an  die  letzte  Strophe  des  ge- 
dichtes  gedacht,  in  welcher  der  drache  Nidhhöggr  die  leichen 
in  seinen  federn  trägt? 

Völ.  59    falla  forsar;  flygr  orn  yfer, 

säs  d  fjalle  fiska  veiper. 

nachdem  M.  den  adler  s.  217  an  mehreren  stellen  der  propheten 
und  kirchenväter  nachgewiesen ,  findet  er  auch  die  so  echt  nor- 
disch scheinende  Verbindung  von  adler  und  Wasserfall  bei  Ho- 
norius  im  Speculum  ecclesiae:  aquila  omnibus  avibus  altius 
volat  .  .  .  sie  Christus  usw.  in  hanc  etiam  ecclesiam  singulis  annis 
procella  validi  fluminis  coelitus  venu  —  videlicet  ostendens  quanto 
terrore  ad  iudicium  Christus  veniat,  cum  ccelum  et  terram  fortiter 
excutiat.  flumen  ist  kein  Wasserfall,  fors,  auch  procella  magni 
fluminis  nicht,  letzteres  ist  vielmehr  gar  nichts;  statt  fluminis 
ist  flaminis  zu  lesen,  die  Übereinstimmung  zwischen  Völuspa 
und  Honorius  beruht  hier  auf  einem  schreibe-,  lese-  oder  druck- 
fehler  bei  Migne. 

Die  philologische  schwäche,  welche  sich  aus  dem  obigen 
wol  zur  genüge  ergibt,  macht  einen  teil  des  buches  entschieden 
wertlos,  das  übrige  enthält  viel  dankenswertes.  M.  hat  die  geist- 
liche litteratur  des  altertums  und  des  mittelalters,  die  lateinische 
wie  die  deutsche,  angelsächsische  und  nordische  mit  gespannter 
aufmerksamkeit  durchgearbeitet  und  in  der  tat  viele  merkwürdige 
und  wichtige  parallelen  zur  Völuspa  gefunden;  —  ich  verweise  zb. 
auf  Vili,  Ve  =  Christus,  Voluntas,  und  hl.  geist  s.  82,  oder  das 
durchwaten  von  strömen  als  strafe  s.  166  f.  aber  das  meiste  wird 
anderen  zwecken  dienen,  als  jenen,  welche  dem  verf.  die  kraft  und  be- 
geisterung  für  seine  mühevolle  arbeit  geliehen  haben,  die  überein- 
stimmenden züge  in  der  mylhologie  und  poesie  der  Griechen,  der 
Perser  und  Inder,  der  altsemitischen  und  der  nordeuropäischen  Völker 
werden  einmal  gegenständ  einer  zusammenfassenden  Untersuchung 
werden  müssen,  vieles  ist  schon  beobachtet  worden ;  aber  jeder, 
der  zb.  mit  dem  geistigen  leben  eines  der  modernen  Völker  ver- 


348  MEYER    VÖLUSPA 

traut  griechische  mythologie  und  poesie  studiert,  wird  neues 
finden,  ich  erinnere  nur  an  die  griechische  und  die  vorder- 
asiatische und  indische  flutsage,  an  den  Titanen-  und  engel- 
sturz,  an  die  iranische  und  nordische  lehre  vom  Weltuntergang 
und  einem  darauf  folgenden  hesseren  leben,  an  Hephaestus, 
Daedalus  und  Völuudr,  an  Prometheus  und  den  gehängten 
Odhinn,  an  Typhon,  Atlas  und  Loki,  an  die  schale  des  Helios 
und  Sceaf,  an  den  windschlauch  des  Aeolus  und  ähnliche  nor- 
dische erzählungen,  an  die  weitverbreitete  geschichte  von  Odys- 
seus  und  Polyphem,  an  Odysseus  auf  der  insel  des  Helios, 
bei  Kirke,  im  Hades  und  bei  den  Phaeaken,  wozu  berichte  des 
Adam  von  Bremen  und  des  Saxo  grammaticus  i  420  ff  (ed.  Müller) 
auffallende  parallelen  gewähren,  andererseits  auch  die  indische 
Vorstellung  von  den  Vidyadaren,  wie  Gerland  gezeigt  hat,  an  die 
Übervorteilung  Poseidons  durch  Laomedon  bei  der  erbauung 
Trojas,  entsprechend  dem  mythus  von  dem  betrogenen  riesen, 
der  den  nordischen  göttern  ihre  bürg  gebaut  hat,  an  Polyphem 
und  Galalhea,  denen  Njördhr  und  Skadhi  entsprechen,  an  die 
schicksalsfäden  zb.  Ilias  IN  358  und  anfang  von  Helgakvidha  Hun- 
dingsbana  i,  an  die  verschiedenen  sprachen  der  götter  und  der 
menschen  bei  Homer  und  in  den  Alvissmal,  an  die  *4idog  zvvsr] 
und  den  Oegishelm ,  an  den  monolog  der  mahlenden  magd  Odyssee 
v  112  ff  und  den  Grottasöngr.  in  bezug  auf  poetische  motive, 
formen  und  formein  lassen  sich  die  sehr  wertvollen  vergleichungen, 
welche  IBekker  zwischen  Homer  und  dem  altfranzösischen  epos 
angestellt  hat,  viel  weiter  ausführen,  vor  allem  nach  der  seite 
der  poetischen  technik,  der  darstellung  des  nacheinander  und  des 
nebeneinander,  und  auf  das  germanische  ausdehnen,  die  bei 
Homer  nicht  häufigen  aber  doch  au  mehreren  stellen  vorkom- 
menden fälle  des  voxeQOv  tzqoteqov,  und  eines  eigentümlichen 
hin  -  und  -  her  der  darstellung,  sodass  von  einem  motive  A 
zu  B  übergegangen,  dann  wider  zu  A  zurückgekehrt  wird, 
verlieren  manches  von  ihrer  auffälligkeit,  wenn  man  ihnen  die 
entsprechenden  fälle  der  germanischen  epik ,  wo  sie  so  häufig 
sind,  gegenüber  stellt,  ebenso  die  seltenen  kenuingar  der  ho- 
merischen poesie  wie  albg  ci7t7toi  für  'schiffe',  oder  a&r}Qr]- 
loiyög  'verderben  der  spreu'  für  wurfschaufel  (tztvov)  ,  wenn 
man  sich  des  in  der  nordischen  dichtung  ganz  gewöhnlichen  ge- 
brauches  solcher  Umschreibungen  erinnert.  —  sind  die  genannten 
und  ähnliche  andere  erscheinungen  einmal  sorgfältig  erforscht, 
so  wird  sich  vielleicht  eine  gränze  zwischen  altem  gemeingut 
und  gleichartiger  aber  unabhängiger  geisteseutwickelung  ziehen 
lassen,  abgesehen  von  den  fällen  vollständiger  oder  durch  schon 
vorhandene  ähnlichkeiten  bedingter  partieller  Übertragung. 

Das  verlangen,  welches  M.  in  der  vorrede  ausspricht,  die 
Sprachforscher  mögen  einem  mythologen  die  schwankende  Schreibung 
des  nordischen  zu  gute  halten,    ist  gewis  billig   und  berechtigt; 


MEYER    VÖLÜSPA  349 

aber   er  schreibt  nicht  schwankend,   sondern  consequent  Freya, 
gnija  statt  Freyja,  gnijja  s.  17.  113.  124.  153.  198. 

Wien,  april  1890.  Heinzel. 


Katalog  over  den  Arnamagnteanske  handskriftsamling.  udgivet  af  kommis- 
sionen  for  det  Arnaniagnreanske  legat.  Kpbenhavn,  Gyldendalske 
boghandel,  1888.  89.     2  hefte,     (vm  und)  771  ss.     gr.  8°. 

'Die  commission  für  das  Arnamagnteanische  legat'  —  so  sagt 
sie  selber  —  'gibt  hiermit  den  ersten  band  eines  cataloges  über 
die  auf  der  Universitätsbibliothek  in  Kopenhagen  aufbewahrte  Ar- 
namagnseanische  handschriftsammlung  heraus ,  deren  wichtigster 
hauptteil  aus  den  von  ArneMagnusson  hinterlassenen  handschrifteu 
besteht,  wozu  später  einige  privatsammlungen  gekommen,  die  als 
selbständige  abteilungen  der  hauptsammlung  zugefügt  sind. 

über  Arne  Magnussons  handschrifteu  wurde  gleich  nach  seinem 
tode  von  seinem  privatsecretär  Jon  Olafsson  aus  Grunnavik  ein 
kurzer  catalog  verfasst.  später  begann  seiner  zeit  der  verstorbene 
archivar  Jon  Sigurdsson  die  ausarbeitung  eines  ausführlichen, 
raisonnierenden  cataloges,  wovon  die  beschreibung  der  ersten 
239  nummern  der  folianten  von  seiner  hand  vollendet  vorliegt; 
diese  arbeit ,  welche  in  ziemlich  grofsem  mafsstabe  angelegt  war, 
ist  nicht  fortgesetzt  worden.' 

Eine  durch  Sigurdur  Hansen  und  Eirikur  Jönsson  ausge- 
führte reinschrift  von  ihr  ist  als  AM.  394  unter  die  folianten 
eingeordnet. 

'Nachdem  nun  auf  antrag  der  commission  im  jähre  1883 
eine  aus  der  dänischen  staatscasse  besoldete  bibliothekarstelle  an 
der  Arnamagnasanischen  handschriftsammlung  errichtet  worden, 
ein  posten,  auf  welchem  dr  phil.  RrKälund  angestellt  wurde, 
ist  der  plan  entworfen  worden  zur  ausarbeitung  und  herausgäbe 
eines  etwas  kürzer  gefassten,  beschreibenden  cataloges  über  die 
ganze  handschriftsammlung,  der  mit  einer  solchen  Sorgfalt  und 
genauigkeit  angefertigt  werden  sollte,  wie  sie  den  wissenschaft- 
lichen anforderungen  der  gegenwart  sowol  als  dem  bedürfnisse 
der  benutzer  entspricht,  dieser  catalog,  zu  dessen  herausgäbe 
eine  Unterstützung  aus  der  staatscasse  bewilligt  worden  und  von 
dem  in  diesem  bände  die  erste  hallte,  enthaltend  die  beschreibung 
der  folianten  und  eines  teiles  der  quartanten,  dem  publicum  vor- 
gelegt wird ,  ist  in  seiner  gesammtheit  von  dem  bibliothekar, 
dr  Kälund  ,  verfasst,  doch  mit  beihilfe  der  stipendiare  des  legats, 
in  so  fern  als  diese  sich  an  der  vorläufigen  beschreibung  der 
hss.  beteiligt  haben,  selbstverständlich  hat  dr  Kälund  auch  das 
bereits  vorhandene  material,  namentlich  Jon  Sigurdssons  oben 
genannte  arbeit,  benutzt,  doch  nicht  ohne  jede  einzelne  hs.  von 
neuem  durchzugehen.' 


350        KATALOG    OVER    DEN    ARNAMAGN^ANSKE    HANDSKIUFTSAMLLNG 

Wenn  die  Sorgfalt  und  genauigkeit  des  cataloges  entsprechen 
soll  sowol  'den  wissenschaftlichen  anforderuogen  der  gegenwart' 
als  'dem  bedürfnisse  der  benutzer',  so  soll  wol  diese  keinesfalls  sehr 
klare  Zweiteilung  entweder  die  benutzer  der  Arnamagnseanischen 
bibliothek  in  gegensatz  zu  solchen  lesern  des  cataloges  stellen, 
welche  keine  gelegenheit  haben,  die  Arnamagnaeanischen  hss.  direct 
zu  benutzen,  oder  aber  die  äufsere  anordnung  und  einrichtung 
der  im  cataloge  gemachten  angaben  in  gegensatz  zu  ihrem  sach- 
lichen inhalt. 

Über  diesen  letzteren  bemerkt  die  commission:  'das  be- 
streben ist  dahin  gegangen,  teils  eine  Vorstellung  von  den  äufseren 
eigentümlichkeiten  jeder  einzelnen  hs.  zu  geben  —  in  dieser 
hinsieht  ist  das  angewandte  material  (pergament  oder  papier)  an- 
gegeben, die  gröfse  in  centimetermafs,  blattzahl,  ungefähres  alter 
und  ausstattuug  — ,  teils  eine  erschöpfende  inhaltsangabe,  welche 
nur  bei  briefbüchern ,  reihen  von  Verordnungen  udgl.  nicht  bis 
ins  einzelne  geht;  dagegen  sind  in  der  regel  keine  mitteilungen 
über  den  wert  der  hs.  oder  die  beschaffenheit  des  textes  gemacht, 
bei  jeder  hs.  sind  die  aufklärungen  über  ihre  ältere  geschichte 
und  früheren  besitzer  gegeben,  welche  sich  aus  der  hs.  selbst 
oder  Arne  Magnussons  eingelegten  notizzetteln  und  seinem  eigen- 
händigen Verzeichnisse  über  die  ihm  gehörigen  pergamenthss., 
das  als  nr  435a,  4to  der  Sammlung  einverleibt  ist,  gewinnen 
liefsen;  gleichfalls  ist  ein  Verzeichnis  derjenigen  Schriften  bei- 
gefügt, in  welchen  die  betreffende  hs.  früher  besprochen  oder 
benutzt  worden  ist.' 

Unter  'schritten',  kann  ich  hinzufügen,  sind  hier  ausschliefs- 
lich  druckwerke  zu  verstehen;  was  Kälunds  am  ende  des  bandes 
in  form  eines  relativsatzes  angebrachte  bemerkung,  dass  diese 
Schriften  'sich  sämmtlich  auf  den  inhalt  der  betreffenden  hs.  be- 
ziehen', zu  bedeuten  habe,  ist  mir  dagegen  nicht  klar  ge- 
worden. 

'Des  cataloges  zweiter  band ,  welcher  dies  werk  voraus- 
sichtlich abschliefst,'  —  verhelfst  die  commission  —  'wird  von 
den  notwendigen  registeru  begleitet  werden,  als  auf  ein  vor- 
läufiges hilfsmittel  bei  der  benutzung'  verweist  sie  'auf  den  oben 
genannten  von  Jon  Olafsson  verfassten  catalog,  der  sich  in  vor- 
liegendem bände  als  nr  477,  fol.  angeführt  findet,  und  dessen 
teilweis  systematische  einteilung  der  hss.  in  die  beschreibung 
dieser  nummer  aufgenommen  ist.' 

Das  oberste  einteilungspriueip  geben  in  Jon  Olafssons  catalog 
die  formate  der  hss.  —  fol.,  4t(> ,  8V0,  12ü  —  her  und  bei 
einem  neuen  formate  hebt  eine  neue  numerierung  vou  1  ab  an; 
jedoch  die  numerierung  der  duodezhss.  beginnt  nicht  mit  1, 
sondern  mit  414,  indem  sie  die  Zählung  der  oetavbände  fortsetzt, 
und  zwar  nicht  unmittelbar  die  Zählung  der  oetavman  uscrip  te, 
die  nur  von  1  —  207  reichen,   sondern    zunächst  die  der  oetav- 


KATALOG    OVER    DEN    ARNAMAGN.EANSKE    HANDSKRlFTSAMLItNG        351 

drucke,  welche  hier  gar  nicht  catalogisiert  sind ,  aber  in  einem 
älteren,  die  drucke  überhaupt  mit  umfassenden  Verzeichnisse 
Jon  ülafssons,  AM.  384,  foL,  die  nummern  208  —  413  füllen, 
wichtiger  ist,  dass  jenes  oberste  einteilungsprincip  sehr  oft  ver- 
letzt ist.  es  figurieren  zum  beispiel  als  folianten  bei  Jon  Olafsson 
—  und  werden  in  folge  dessen  in  der  ganzen  weit  als  folianten 
citiert  —  manche  hss.,  deren  format  in  der  ersten  hälfte  des 
vorigen  jhs.  ebenso  wenig  wie  heute  irgend  ein  bibliothekar  mit 
gutem  gewissen  für  folio  ausgeben  konnte,  darunter  hss.,  die 
Arne  Magnusson  selber  auf  seinen  notizzetteln  oder  in  seinem 
selbstverfassten  catalog  der  ihm  gehörigen  membraneu  richtig  als 
in  4l<>  characterisiert  hat.  ja  es  kommt  der  curiose  fall  vor ,  dass 
von  einem  und  demselben  codex,  wenn  ihn  Arne  Magnusson  in 
mehrere  dünnere  zerlegt  hat,  der  eine  teil  unter  den  folianten, 
der  andere  teil,  ohne  jenem  das  geringste  an  höhe  und  ohne 
jenem  an  breite  mehr  als  1  millimeter  nachzugeben,  unter  den 
quartanten  auftritt,  ebenso  schwer  dürfte  sich  noch  in  einigen 
anderen  einzelheiten  das  verfahren  Jon  Olafssous  völlig  recht- 
fertigen lassen;  ich  meine  zum  beispiel  die  tatsache,  dass  er 
mehrere,  selbständige  bände  ausmachende,  gedruckte  bücher  mitten 
unter  die  hss.  einreiht,  überblickt  man  ferner  die  Schemata,  nach 
denen  er  innerhalb  der  einzelnen  formate  die  gruppen  und  Unter- 
gruppen bildet,  so  fallen  einem  die  anscheinend  überflüssigsten 
discrepanzen  zwischen  dem  einen  schema  und  dem  anderen  auf. 
während  zum  beispiel  bei  den  folianten  die  'Libri  historici'  den 
reigen  eröffnen  und  erst  nach  ihnen  und  allerhand  anderen  die 
'Libri  juridici'  kommen,  bilden  die  'juridici'  bei  den  büchern  in 
4t0  und  8V0  die  allererste  gruppe;  während  bei  den  folianten 
historischen  inhalts  die  schwedische  geschichte  erst  auf  die  externe 
und  diese  auf  die  isländische  folgt,  geht  bei  den  quartanten  die 
schwedische  der  isländischen  und  externen  voraus  usw.  bedenkt 
man  schliefslich ,  dass  Jon  Olafsson  —  und  nicht  etwa  nur  so 
weit  ihn  der  heterogene  inhall  vieler  einzelner  Codices  absolut 
dazu  zwingt  —  gegen  die  eigenen  Schemata  an  zahlreichen  stellen 
seines  cataloges  fraglos  und  zweifelsohne  verstöfst,  so  fühlt  man 
sich  versucht,  die  alte,  von  ihm  herstammende  Ordnung  der  hss. 
im  gründe  für  nicht  mehr  als  eine  gemäfsigte  Unordnung  zu 
erklären. 

Eben  diese  ist  nun  durch  den  catalog  der  commission  von 
neuem  geheiligt;  nur  'einige  änderungen  in  den  nachträglich 
innerhalb  der  einzelnen  nummern  eingeführten  Unterabteilungen 
sind  vorgenommen'  und  neben  die  alte  numerierung  ist  eine  alle 
formate  umspannende  durchlaufende  Zählung  am  linken  rande  des 
cataloges  gefügt,  die  übrigens  —  nebenbei  bemerkt  —  bei  dem 
letzten  folianten,  AM.  485,  fei.,  bis  643  und  bei  AM.  602 d,  4to, 
das  heifst  am  Schlüsse  des  ersten  bandes,  bis  1525  gelangt. 

Irgend  einen  gesammtilberblick  über  die  Arnamagnseanischen 


352       KATALOG    OVER    DEN    ARNAMAGN.EANSKE    HANDSKRJFTSAMLWG 

hss.  —  gleichviel  von  welchem  gesichtspunct  aus  man  einen 
solchen  wünscht  —  bietet  also  der  neue  catalog  selber  nicht, 
da  er  auch  die  von  Jon  Olafsson  eingemengten  gedruckten  bücher, 
so  weit  sie  heute  noch  in  der  Sammlung  vorhanden  sind,  mit 
laufender  nummer  versieht,  so  wird  er  schliefslich  nicht  einmal 
das  correct  ausweisen ,  wie  viel  hss.  die  bibliothek  alles  in  allem 
enthält,  die  hss.  nach  categorien  zu  ordnen,  ist  den  registern 
vorbehalten,  und  man  muss  gestehen,  mit  der  verheifsung  der 
'notwendigen'  register  spricht  die  commission  ein  grofses  wort 
gelassen  aus.  denn  in  diesem  falle  erscheinen ,  wenigstens  mir, 
gar  viele  register  als  notwendig,  die  hinter  manchem  anderen 
handschriftcataloge  überflüssig  oder  unmöglich  wären,  zum  bei- 
spiel  Zusammenstellungen  derjenigen  nummern,  welche  ehemals 
zu  einem  einzigen  dickeren  bände  gehört  haben,  und  zwar  mög- 
lichst in  der  reihenfolge,  welche  sie  damals  inne  hatten;  Zu- 
sammenstellungen derjenigen  nummern,  zu  deren  einbanddecke 
bruchstücke  einer  und  derselben  hs.  benutzt  sind;  Zusammen- 
stellungen derjenigen  hss.  und  hssteile,  von  denen  in  der  biblio- 
thek selber  auch  abschriften  vorhanden  sind,  natürlich  mit  angäbe 
der  nummern,  in  welchen  sich  diese  abschriften  befinden;  selbst 
analoge  Verzeichnisse  derjenigen  hss.,  aus  welchen  in  andere  hss. 
der  Sammlung  nur  correcturen  oder  Varianten  oder  excerpte  auf- 
genommen sind. 

tlber  all  dergleichen  kann  man  sich  zwar  aus  dem  cataloge 
selber  schon  unterrichten,  aber  gründlich  nur,  indem  man  ihn 
von  anfang  bis  zu  ende  durchliest,  was  zum  beispiel  das  Ver- 
hältnis vorläge  :  abschritt  betrifft ,  so  ist  im  cataloge  gewöhnlich 
nur  bei  der  abschritt  die  vorläge  angegeben ,  nicht  auch  bei  der 
vorläge  die  abschritt;  zuweilen  allerdings  —  aber  wol  nur,  wenn 
es  sich  um  Unterabteilungen  einer  und  derselben  nummer  handelt — 
umgekehrt  nur  bei  der  vorläge  die  abschrift,  nicht  auch  bei  der 
abschritt  die  vorläge,  selbst  unter  AM.  160,  fol.,  wo  die  bemerkung 
gemacht  ist:  De  ßeste  af  de  heri  indeholdte  sagaer  har  A.  M.  ladet 
afskrive  (ved  Jon  Torfason)  eller  konferere  med  harn  tiUwrende  ek- 
semplarer,  sind  doch  die  nummern  der  betreuenden  abschriften  usw. 
nicht  namhaft  gemacht. 

Diese  Störung  der  gleichmäfsigkeit,  diese  Schädigung  der  be- 
quemlichkeit  hängt  aufs  engste  zusammen  mit  einem  allgemeineren 
mangel  des  cataloges,  dem  mangel  an  Vorausverweisungen,  nicht, 
als  ob  solche  grundsätzlich  ausgeschlossen  wären  und  gänzlich 
fehlten  oder  als  ob  man  etwa  rückverweisungen  an  keiner  stelle 
vermisste;  nein,  der  catalog  bietet  Vorausverweisungen  und  rück- 
verweisungen in  menge,  aber  während  von  rechts  wegen  jeder 
Vorausverweisung  eine  rückverweisung,  jeder  rückverweisung  eine 
vorausverweisung  entsprechen  sollte  und  rückverweisungeu  nicht 
viel  mehr  als  etwa  zehn  fehlen  werden ,  linden  sich  schon  jetzt 
wol   gegen  hundert,   die  verschiedensten  beziehungen   der  einen 


KATALOG    OVER    DEN    ARNAMAGN^ANSKE    HANDSKRIFTSAMLING       353 

hs.  zur  anderen  autdeckende  rückverweisungen ,  denen  keine  cor- 
respondierenden  Vorausverweisungen  vorhergegangen,  dabei  lag 
die  Vorausverweisung  mitunter  würklich  mehr  als  nahe  und  stellte 
sich  ihr  bei  der  citierung  der  hss.  nach  alter  numerierung  auch 
keinerlei  redactionelle  Schwierigkeit  entgegen,  wenn  wir  zum 
beispiel  auf  seite  10  des  cataloges  erfahren,  Arne  Maguusson  hat 
die  hs.  AM.  9,  fol.,  eine  saga  Hrölfs  konungs  kraka  ok  kappa 
hans ,  ladet  .  .  .  konferere  med  et  andet  harn  tilherende  ekspl  i  4*o ; 
hertil  ses  dog  intet  spor,  so  verrät  uns  erst  seite  536,  nicht  nur, 
dass  jenes  ekspl.  i  4*o  die  hs.  AM.  283,  4<*>  gewesen ,  sondern 
auch,  dass  sich  spuren  jener  collation  sehr  wol  —  eben  in 
AM.  2S3,  4to  —  finden,  anstatt  dass  bei  AM.  40,  fol.  über  den 
schriftcharacter  nur  bemerkt  ist:  Lat.  kursiv,  c.  1700,  bei  AM.  51, 
fol.  aufserdem  noch:  Samme  händ  som  i  AM.  40,  fol,  bei  AM.  78a, 
fol.:  Samme  händ  som  nr  40,51  m.  fl.,  bei  AM.  SS  fol.:  Samme 
händ, som  nr 40,  fol.  o.  fl.,  bei  AM.  89,  fol.:  Begyndelsen  afskreven 
af  Asgeir  Jonsson,  resten  med  samme  händ  som  AM.  40,  fol.  o.  fl., 
bei  AM.  302,  4t°:  Samme  händ  som  i  AM.  51,  fol,  bei  AM.  460, 
4t0:  .  .  .  en  bekendt  AM*k  skriverhänd  (sml  AM.  40,  fol  o.  fl.) .  .  ., 
statt  dessen,  scheint  mir,  sollte  schon  bei  AM.  40,  fol.  auf  die 
anderen  hss.  und  bei  jeder  von  diesen  auf  alle  übrigen  ver- 
wiesen sein,  ist  es  bei  AM.  133,  fol.  hervorhebenswert,  dass  die 
hand  'im  cbaracter  verwandt  mit  der  schrift  in  AM.  75a,  fol.', 
so  war  es  sicher  bei  AM.  75  a,  fol.  genau  ebenso  hervorhebenswert, 
dass  die  hand  im  character  mit  der  schrift  in  AM.  133,  fol.  ver- 
wandt sei. 

Auch  noch  in  anderen  kleinen  zügen  tritt  es  zu  tage,  dass 
der  catalog  inhaltlich  etwas  zu  wenig  daraufhin  redigiert  ist, 
vor  allem  als  nachschlagebuch  zu  dienen ;  und  doch  ist  seine 
kunstvolle  uud  recht  consequent  durchgeführte  angabengrup- 
pierung  uud  typographische  ausstaltung  ja  gerade  darauf  be- 
rechnet, dass  er  als  solches  benutzt  werde. 

Diese  auordnung  uud  einrichtung  schliefst  sich  ziemlich  eng 
an,  doch  keineswegs  sclavisch,  an  die  in  OvHeinemanns  Hand- 
schriften der  herzoglichen  bibliothek  zu  Wolfenbüttel,  die  wich- 
tigste abweichung  besteht  darin,  dass  der  Heinemannsche  absatz 
Ebd.,  das  heifst  einband,  fortgelassen,  die  beschreibung  des  ein- 
bandes  in  den  wenigen  fällen,  wo  zu  ihr  überhaupt  anlass  vor- 
lag, gleich  in  die  beschreibung  der  hs.  selber  mit  aufgenommen, 
dafür  aber  neu  der  abschnitt  Benyttelse  og  beskr.,  benutzung  und 
beschreibung,  das  ist  lilleraturverzeichnis,  hinzugefügt  ist.  und 
wie  man  hierin  eine  höchst  dankenswerte  Vervollkommnung 
erkennen  muss ,  so  verdient  es  nicht  minder  rühmlich  hervor- 
gehoben zu  werden,  dass  unser  catalog  auch  in  rein  typographi- 
scher hinsieht  sein  treffliches  vorbild  weit  hinter  sich,  ja  dass 
er  in  dieser  hinsieht  überhaupt  nichts  zu  wünschen  mehr  übrig 
lasse,    stellt  man  betreffs  einer  bestimmten  nummer  an  ihn  irgend 


354       KATALOG    OVER    DEN    ARNAMAGN.EANSKE    HANDSKRIFTSAMLING 

eine  bestimmte  frage,  so  kann  man  die  antwort  in  der  denkbar 
kürzesten  zeit  auffinden  oder  aber  ebenso  schnell  constatieren, 
dass  er  bei  dieser  nummer  bezüglich  dieser  frage  versagt. 

Abgesehen  von  beziehungen,  die  etwa  zwischen  einer  nummer 
und  einer  anderen,  speciell  einer  höheren,  nummer  der  Samm- 
lung obwalten,  ist  es  namentlich  eine  frage,  aufweiche  der 
catalog  öfter,  als  es  sich  mit  'den  wissenschaftlichen  anforderungen 
der  gegenwart'  verträgt,  die  antwort  schuldig  bleibt,  eine  frage, 
die  besonders  gegenüber  fragmentarischen  oder  defecten  hss.  be- 
rechtigt, ja  selbstverständlich  ist,  die  frage  nach  der  anzahl  und 
dem  umfang  der  einzelnen  blattlagen,  sonderbar,  dass  der  Arna- 
magnaeanischeu  commission,  trotz  dem  gewichte,  das  in  den  vor- 
reden der  jüngeren  nordischen  ausgaben  auf  diesen  punct  gelegt 
zu  werden  pflegt,  und  sogar  trotz  den  wertvollen  resultaten, 
welche  die  auf  ihn  mit  gegründeten  berechuungen  in  neuerer 
zeit  ergeben  haben,  die  gewisheit  über  diesen  punct  als  entbehr- 
lich für  eine  hinreichende  'Vorstellung  von  den  äufseren  eigen- 
tümlichkeiten  jeder  einzelnen  hs.'  zu  gelten  scheint,  meine  Vor- 
stellung von  eiuem  aus  zwei  blättern  bestehenden  hsfragmente 
ist  doch  wesentlich  unvollkommen,  so  lange  ich  nicht  weifs,  ob 
diese  blätter  je  ein  einzelnes  loses  blatt  sind  oder  ob  sie  innen 
zusammenhangen,  ein  blattpar  bilden,  analog,  wenn  es  sich 
nicht  um  vorhandene  blätter,  sondern  umgekehrt  um  blätter 
handelt,  welche  aus  einer  hs.  ausgefallen  oder  ausgerissen  und 
verloren  gegangen  sind,  zöge  man  daraus,  dass  bei  manchen 
fragmenten  genau  angegeben  ist,  ob  die  erhaltenen  blätter,  oder 
welche  von  den  erhaltenen  blättern  blattpare  bilden,  für  alle  die 
fragmente,  bei  welchen  dergleichen  angaben  gespart  sind,  den 
schluss ,  dass  sie  aus  lauter  einzelnen  losen  blättern  bestehen, 
so  gienge  man  sehr  in  die  irre,  während  der  catalog  zum  bei- 
spiel  hervorhebt,  dass  von  den  drei  blättern  der  Pördar  saga 
hredu  AM.  162K,  fol.  das  dritte  mit  dem  zweiten  blatte  zu- 
sammen ein  par  bildet,  verschweigt  er  es  zum  beispiel,  dass 
auch  von  den  drei  blättern  der  Egils  saga  Skallagrimssonar  AM. 
162A,  fol.  a  zwei,  nämlich  das  erste  und  zweite,  wie  ich  aus 
Finnur  Jönssons  vorrede  zu  seiner  ausgäbe  dieser  saga  ersehe, 
aus  einem  stücke  bestehen,  was  bei  AM.  162K,  fol.  den  anlass 
zu  jener  hervorhebung  gegeben,  ist  leicht  zu  erraten;  das  zweite 
blatt  bietet  nämlich  hier  inhaltlich  die  unmittelbare  fortsetzung 
des  ersten ,  zwischen  dem  zweiten  blatte  und  dem  dritten  fehlt 
dagegen  ein  stück  des  textes.  aber  daraus,  dass  bei  AM.  162 A, 
fol.  a  sowol  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  wie  zwischen  dem 
zweiten  und  dritten  eine  textlücke  besteht,  kann  doch  noch  kein 
mensch  folgern,  dass  hier  das  erste  und  zweite  blatt  äufserlich 
zusammenhangen. 

Ebenso  willkürlich  ist  es,  wenn  der  catalog  hin  und  wider, 
nur   um  kurz   zu   sein,   die  beschreibung  einer  bereits  edierten 


KATALOG    OVER    DEN    ARNAMAGN^ANSKE    HANDSKR1FTSAMLIING       355 

nummer  auf  das  allernotwendigste  einschränkt  und  m.  h.  t.  den 
ncermere  beskrivelse  auf  die  ausgäbe  hinweist,  die  Schilderung  einer 
so  wichtigen  hs.  wie  AM.  325  n,  4t0,  Agrip  af  Noregs  konunga 
sögum,  wird  auf  diese  weise  in  noch  nicht  sechs  Zeilen  erledigt, 
ohne  dass  wir  erfahren,  oh  daran  nur  eine  hand  oder  mehrere 
bände  geschrieben  haben  und  wohin  die  beiden  lacunen  im  inneren 
der  hs.  entfallen,  aber  nicht  ohne  dass  wir  bezüglich  des  defectes 
zu  anfang  der  hs.  arg  in  die  irre  geführt  würden,  die  Schil- 
derung endet  mit  den  worten :  To  lahmer,  samt  defekt  ved  be- 
gyndelsen  og  shitningen.  dass  die  hs.  vorn  defect  ist,  unter- 
liegt so  wenig  einem  zweifei  wie  dass  sie  es  hinten  ist;  aber 
dass  sie  es  vorn  ist,  hat  uns  die  unmittelbar  vorausgehende  an- 
gäbe: bl.  la  er  resten  af  et  blad,  der  er  helt  bortskäret  pä  1 — 2 
bogstaver  ncer  i  Iwer  linje,  ncermest  indre  mar  gen  bereits  gelehrt, 
soll  nach  dieser  angäbe  das  defekt  ved  begyndelsen  einen  sinn 
haben,  so  kann  dieser  sinn  nur  der  sein,  dass  entweder  vor 
bl.  r  oder  zwischen  bl.  la  und  bl.  1  noch  etwas  fehle,  dass  un- 
mittelbar nach  oder  vor  bl.  la  noch  etwas  fehle,  ist  aber  nicht 
nur  absolut  unerweislich,  sondern  widerspricht  auch  der  ausdrück- 
lichen und  einleuchtenden  annähme  des  herausgebers  Dahlerup. 
Solche  angaben,  aus  denen  wenigstens  der  aufmerksame 
leser  nicht  recht  klug  werden  kann,  finden  sich  öfter,  nament- 
lich blattzahlangaben,  bei  deren  nachrechnung  man  in  die  brüche 
kommt,  zum  beispiel  nachdem  der  umfang  von  AM.  125,  fol. 
auf  38  bl.  (incl.  det  kun  en  seddel  udgörende  bl.  28)  beziffert  und 
ferner  constatiert  ist:  Den  oprindelige  foliering  (bl.  78  — 100  og 
63  —  76)  m.  m.  tyder  pä,  at  dette  hskr.  opr.  har  udgjort  en  del 
af  en  större  codex,  wird  der  inhalt  von  AM.  125,  fol.  angegeben 

als  '1)  bl.  1— 22v.  Laxdcela  saga 2)  bl.  23— 38v.  Eyr- 

byggja  saga'  und  unter  anderem  bemerkt:  TU  bl.  27r  er  fast- 
klcebet  en  seddel  (bl.  28),  indeholdende  en  Iwngere  notits  om  Erik 
den  rede.  Qfvre  halvdel  af  bl.  23r,  der  opr.  har  indeholdt  slut- 
ningen af  en  anden  saga,  er  overstreget  og  derefter  overklcebet 
med  hvidt  papir.  Sidste  blad  er  tilföjet  for  Arne  Magnusson  af 
den  af  ham  pä  Island  som  skriver  benyttede  Pördur  Pördarson. 
kann  man  nun  hier  in  zweifei  schon  darüber  sein,  wie  man  die 
ursprünglichen  foliierungen  63  —  76  auf  die  blätter  23  —  37  ver- 
teilen solle,  so  weifs  man  sicher  bei  der  Verteilung  der  ursprüng- 
lichen foliierungen  78 — 100  auf  die  blätter  1 — 22  weder  ein  noch 
aus.  und  die  Verlegenheit  wächst  noch,  erfährt  man  später,  dass 
die  aus  6  blättern  bestehende  nummer  AM.  163  c,  fol.  ursprüng- 
lich demselben  codex  wie  AM.  125,  fol.  angehört  habe  und  ihre 
ersten  beiden  blätter  ursprünglich  foliiert  gewesen  seien:  77 — 78. 
wie  kann  ein  und  dasselbe  blatt  heute  sowol  zu  AM.  125,  fol. 
als  zu  AM.  163c,  fol.  gehören?  waren  etwa  in  dem  ursprüng- 
lichen codex  zwei  blätter  als  bl.  78  bezeichnet?  das  müste  ge- 
sagt  sein,     und   wie   waren    denn   die   vier   letzten   blätter   von 


356        KATALOG    OVER    DEN    ARNAMAGN.EAISSKE    HAINDSKRIFTSAMLIING 

AM.  163c,  fol.  ursprünglich  foliiert?  gar  nicht?  ja  aber  wo  safsen 
sie  denn  überhaupt  in  dem  ursprünglichen  codex?  nirgend?  dann 
müste  der  catalog  doch  erwähnen,  dass  sie  erst  nachträglich  hin- 
zugefügt seien,  wie  er  es  zum  beispiel  auch  betreffs  der  drei  letzten 
blätter  der  nummer  AM.  163a,  fol.  erwähnt,  deren  zwölf  übrige 
blätter  ebenfalls  demselben  älteren  codex  entstammen  wie  AM. 
125,  fol. 

Die  angaben  des  cataloges  authentisch  zu  controlieren  war 
ich  in  allen  übrigen  fällen  ebenso  wenig  wie  in  diesem  falle  in 
der  läge;  ich  habe  mir  vielmehr  an  einer  vergleichung  mit  den 
in  anderen  druckwerken  gemachten  mitteilungen  genügen  lassen 
müssen,  und  auch  diese  vergleichung  habe  ich  nicht  entfernt 
auf  alle  diejenigen  fälle  ausgedehnt,  in  denen  mir  die  betreffenden 
druckwerke  zu  geböte  gestanden  hätten,  trotzdem  glaube  ich, 
dass  die  mitteilungen  des  cataloges,  so  weit  sie  nicht  mit  einander 
in  widerstreit  stehen,  in  der  weit  überwiegenden  mehrzahl  correct 
sind;  denn  ich  habe  sie  bei  der  vergleichung  meistens  mit  den 
anderweitigen  mitteilungen  übereinstimmend  oder  vereinbar  be- 
funden, ohne  verdacht  schöpfen  zu  müssen,  dass  sie,  anstatt 
auf  erneute  Untersuchung,  auf  diese  früheren  mitteilungen  als 
auf  ihre  letzte  quelle  zurückgehen,  ein  fall ,  wo  dieser  verdacht 
sich  aufdrängt,  ist,die  vorhin  besprochene  angäbe  über  den  de- 
fect  zu  anfang  des  Agrip,  obwol  diese  sich  mit  der  Dahlerupschen 
gerade  nicht  zu  vertragen ,  sondern  ihr  zu  widersprechen  scheint. 

Wo  aussage  gegen  aussage  steht ,  den  anderen  zeugen  blind- 
lings für  glaubwürdiger  als  Kälund  zu  erklären,  liegt  mir  fern, 
wenn  zum  beispiel  Karl  af  Petersens  in  seinem  1882  —  nicht 
eigentlich  in  Lund,  wie  der  catalog  sagt,  sondern  in  Kopen- 
hagen —  erschienenen  diplomatischen  abdrucke  der  Jömsvikinga 
saga  nach  AM.  291,  4t0  die  höhe  und  breite  dieser  hs.  auf  20 
und  13,  Kälund  dagegen  sie  auf  21,2  und  14  cm.  angibt,  so 
bleibt  mir  nur  übrig  zu  versichern,  dass  dieser  Widerspruch 
■meine  Überzeugung,  dass  pergameutblätter  weder  in  die  höhe 
noch  in  die  breite  wachsen  können ,  nicht  zu  erschüttern  vermag, 
wenn  aber  in  der  ausgäbe  die  erste  seite  der  hs.  als  unleserlich 
geschildert  wird  mit  den  worten:  Forstet  sidan  af  hds.  har  ej 
kunnat  läsas,  enär  skriften  är  genom  nötnitigen  utplänad,  sä  att 
endast  svaga  spar  af  enstaka  boksläfver  äterstä;  dock  synes  ännu 
tydligt,  att  initialen  tili  kap.  i  varit  ett  stört  p;  upptill  pä  nämda 
sida  har  enhandfrän  nyare  tid  (17  :  de  ärh.?)  skrifvit:  Jömsvi- 
kinga saga,  im  cataloge  es  dagegen  kurz  und  bündig  heifst: 
bl.  lr  ubeskrevet ,  so  kann  ich  allerdings  unmöglich  glauben,  dass 
Petersens  sich  seine  ganze  Weisheit  aus  den  fingern  gesogen  oder 
gespenster  gesehen  habe,  um  so  weniger  als  die  rückseite  des 
ersten  blattes  der  hs.,  was  freilich  aus  dem  cataloge  nicht  her- 
vorgeht, verbürgter  mafsen  nicht  den  anfang  der  Jömsvikinga 
saga  bietet,  sondern  mitten  im  texte  der  saga  einsetzt. 


KATALOG    OVER    DEN    ARNAMAGN^ANSKE    HANDSKRIFTSAMLING       357 

Es  ist  zu  bedauern,  dass  Kälund  es  sich  nicht  zum  grund- 
satze  gemacht  hat,  die  früheren,  namentlich  die  in  der  letzten 
ausgäbe  des  betreifenden  textes  enthaltenen,  angaben  über  der- 
artige Verhältnisse,  über  die  eine  discutable  meinungsverschieden- 
heit  ja  gar  nicht  obwalten  kann,  jedesmal  ausdrücklich  als  un- 
richtig zu  bezeichnen,  wenn  ihnen  seiue  eigenen  angaben  direct 
widersprechen,  das  zutrauen  zu  dem  calaloge  wäre  dadurch 
stark  gefestigt,  das  Sicherheitsgefühl  des  lesers  erheblich  erhöht 
worden,  während  man  es  jetzt  eigentlich  niemand  verargen  kann, 
wenn  er  einen  irrtum  zwar  verzeihlicher,  aber  auch  von  vorne 
herein  wahrscheinlicher  findet  bei  dem  beschreiber  von  tausend 
als  bei  dem  beschreiber  von  einem  einzigen  oder  einigen  wenigen 
manuscripten  und  seinen  einmal  wachgerufenen  scepticismus  nun 
sogar  einwandsfreieu  aussagen  des  cataloges  entgegenbringt. 

Auch  mit  einigen  erst  nachträglich  erschienenen  publicationen, 
wie  RCBoers  einleitung  zu  seiner  ausgäbe  der  Orvar-Odds  saga, 
Finnur  Jönssons  vorhin  schon  erwähnter  vorrede  zu  seiner  aus- 
gäbe der  Egils  saga  Skallagrimssonar,  welche  jedoch  im  zweiten 
hefte  des  cataloges  beide  schon  berücksichtigt  sind,  habe  icli  die 
angaben  Kalunds  verglichen,  und  auch  hierbei  haben  sich  ab  und 
zu  discrepanzen  herausgestellt,  teils  solche,  bei  denen  die  ent- 
scheidung  ohne  Zuhilfenahme  der  hss.  schwer  ist,  teils  solche, 
bei  denen  der  catalog  unbedingt  den  vorzug  verdient,  teils  aber 
auch  andere. 

Die  altersschätzungen  der  undatierten  manuscripte  zeugen 
von  löblicher  behutsamkeit;  selbst  solchen  manuscripten,  deren 
entstehung  die  Wissenschaft  schon  einem  bestimmten  jahrzehende 
zuzuweisen  sich  getraut  hat,  wird  durch  termini  wie  erste  hälfte, 
mitte,  schluss  dieses  oder  jenes  jhs.  lieber  ein  etwas  weiterer 
spielraum  gelassen. 

An  den  aufzählungen  der  werke,  in  welchen  die  einzelnen 
hss.  bereits  besprochen  oder  benutzt  sind,  ist  zu  loben,  dass  sie 
auf  irrtümer,  welche  von  früheren  gelehrten  in  der  benennung 
der  betreffenden  hs.  begangen  sind,  aufmerksam  machen,  zu 
tadeln  dagegen,  dass  sie  die  ausgaben,  welche  diplomatisch  getreue 
drucke  der  betreffenden  manuscripte  sind  oder  doch  sein  wollen, 
nicht  durchweg  als  solche  bezeichnen,  es  auch  nicht  durchweg 
ausdrücklich  hervorheben,  wenn  eine  der  aufgeführten  Schriften 
ein   lacsimile  des  betreffenden  manuscriptes  enthält. 

Der  Vervollständigung  bedürfen,  glaube  ich,  diese  Verzeich- 
nisse nur  sehr  selten,  als  zweifellos  gröste  Unterlassungssünde 
ist  mir  die  übergehung  des  5  bandes  der  Müllenholfschen  Alter- 
tumskunde bei  AM.  242,  fol.,  das  ist  codex  Wormianus  der  Snorra 
Edda,  aufgefallen.  mich  dünkt,  in  einem  Verzeichnisse  von 
schritten ,  der  samtlige  referere  sig  Hl  vedkommende  händskrifts 
indhold  —  man  lege  in  diesem  relativsatze  den  nachdruck  auf 
welches  wort  man   immer  will  — ,  dürfte  der  5  band  der  Alter- 

A.  F.  D.  A.    XVI.  24 


358        KATALOG    OVER    DEN    ARNAMAGN^ANSKE    HANDSKRIFTSAMLING 

tumskunde,  der  sich  ja  so  eingehend  mit  dem  in  halte  des 
codex  Wormianus  beschäftigt,  auf  keinen  fall  durch  abwesenheit 
glänzen,  mag  auch  Müllenhoff  die  handschrift  all  sein  lebtag 
nicht  zu  gesichte  bekommen  haben,  harmlos  und  entschuldbar 
ist  diese  Unterlassungssünde  allerdings,  erklärt  man  sie  aus  weiter 
nichts  als  einem  nur  augenblicklichen  übersehen;  aber  sie  er- 
scheint in  einem  ganz  anderen  lichte  —  dem  echten  nordlicht  — , 
bringt  man  sie  mit  verwandten  phänomeneu  in  Verbindung,  zum 
beispiel  mit  der  tatsache,  dass  die  neuesten  nordischen  heraus- 
geber  der  ersten  und  zweiten  grammatischen  abhandlung  der 
Snorra  Edda  noch  im  november  1886  den  5  band  der  Altertums- 
kunde nicht  kannten,  oder  auch  mit  der  Würdigung  und  Ver- 
wertung, welche  derselbe  band  in  der  praefatio  zur  Arnama- 
gnaeanischen  ausgäbe  der  Edda  Snorra  Sturlusonar  gefunden. 
Könnekes  Bilderatlas,  FJohanneei  Hist.  eccl.  lsl.  tragen  die  'be- 
rigtigelser'  schon  des  ersten  catalogheftes  nach ,  Müllenhoffs  Alter- 
tumskunde noch  nicht  die  des  zweiten. 

'Denn  Patroklus   liegt  begraben, 
Und  Thersites  kommt  zurück!' 

Den  registern  des  cataloges  vorzugreifen  mit  notgedrungen 
noch  lückenhaften  Zusammenstellungen,  sei  es  der  autograpben, 
sei  es  der  deutschen ,  sei  es  der  spanischen  oder  sonst  welcher 
manuscripte,  kann  ich  nicht  als  meine  aufgäbe  betrachten,  allen- 
falls das  sei  hervorgehoben,  dass  der  veröffentlichte  teil  des 
cataloges  keine  noch  unbenutzten  vor  ca.  1250  geschriebenen 
nordischen  manuscripte  neu  zu  tage  gefördert,  von  den  im 
1  bände  behandelten  stammen  aus  jener  frühen  periode  aufser 
den  bei  Hoffory  Gott.  gel.  anz.  1884  nr  12  genannten  hss.  über- 
haupt nur  AM.  2491,  fol.,  315  c,  fol.  und  bl.  12  und  13  in 
AM.  279a,  4t0. 

Verlangt  man  zum  Schlüsse  ein  gesammturteil  von  mir  über 
diesen  ersten  band  des  cataloges  zu  hören,  so  möcbte  ich  aus- 
weichend antworten :  ich  habe  deu  gesammteindruck  empfangen, 
dass  hier  eine  notwendige,  gewaltige  und  mühselige  arbeit  mit 
energie,  mit  practischem  sinn  und  mit  Sachkenntnis,  aber  ohne  voll- 
auf genügende  consequenz  und  hoch  über  das  durchschnittsmafs 
erhabene  gewissenhaftigkeit  in  angriff  genommen  und  der  Voll- 
endung ein  erfreuliches  stück  entgegengeführt  sei. 

Berlin.  Fr.  Burg. 


Hie  altgermanische  poesie  nach  ihren  formelhaften  dementen  beschrieben, 
von  Richard  MMeyer.  Berlin,  Hertz,  1889.  xx  und  549  ss. 
8°.  —  10  m. 

Es  wird  am  ehesten  möglich  sein ,  dem  vorliegenden  werke 
gerecht  zu  werden,  wenn  ich  zuvörderst  über  seinen  inhalt  be- 
richt   erstatte,      der   verf.    stellt    sich    die    aufgäbe,    'alles,    was 


MEYER     ALTGERM.  POESIE  359 

ionerhalb  der  allgermanischen  poesie  (d.  i.  der  allitterierenden 
dichtuog  germanischer  stamme  und  zwar  ganz  vorzugsweise  der 
heidnischen  dichtung)  formelhaft  ist,  zu  sammeln  und  zu  einem 
gesammtbilde  zu  vereinigen.'  formein  sind  ihm  dabei  'alle  die- 
jenigen mittel  des  ausdruckes,  die  häufig  genug  auftreten,  um 
der  poesie  einen  eigenartigen  character  zu  verleihen.'  nach  einer 
art  geschichte  der  Studien  dieser  formein  entwirft  er  (s.  12  ff) 
einen  schematischen  plan,  wonach  sich  seine  ganze  arbeit  in 
sieben  abschnitte  gliedern  würde,  bei  der  ausfübrung  sind,  sicht- 
lich aus  gründen  der  äufseren  zweckmäfsigkeit,  neun  capitel  zu 
stände  gekommeu.  zunächst  werden  die  begriffe  der  altgermani- 
schen poesie  augegeben:  hauptbegriffe  (ideen  und  motive),  neben- 
begriffe (zahlen-  und  Zeitangaben,  geräusch-  und  tonbezeich- 
nungen);  wunderlicher  weise  fallen  unter  diese  'nebenbegriffe' 
auch  die  'ideale'.  Meyer  geht  von  dem  satze  aus,  dass  diejenigen 
begriffe,  für  welche  die  gröste  anzahl  der  synonyma  und  variieren- 
den worte  in  der  poetischen  spräche  vorhanden  sind,  auch  die 
dichtung  beherschen,  und  findet  zwischen  der  auswahl,  welche 
sich  dann  ergibt,  und  zwischen  den  begriffen,  welche  die  runen- 
uamen  des  alphabetes  enthalten,  eine  Übereinstimmung,  die  weit 
genug  reicht,  um  in  diesen  rahmen  den  inhalt  der  altgerm. 
poesie  einzuschliefsen  (s.  16  —  31).  unter  der  Überschrift  'typen' 
sondert  dann  der  verf.  die  persönlichkeiten  dieser  dichtung  in 
symbolische  gestalten  (götter  und  Vertreter  menschlicher  stände), 
typen  im  engeren  sinne  des  Wortes  (haupl-  und  nebenfiguren, 
edle  und  unedle),  menschen,  deren  wesen  auf  eine  eigenschaft 
gebaut  ist,  und  in  individuen,  die  sehr  dürftig  entwickelt  sind  und 
aus  der  mischung  vorhandener  typen  gebildet  werden  (s.  31 — 41). 
über  'motive'  handelt  der  nächste  abschnitt,  das  wort  'motiv' 
wird  hier  in  einem  sehr  viel  weiteren  sinne  gebraucht,  als  ge- 
meinhin üblich  ist;  motiv  heifst  an  sich  'beweggrund',  und  wir 
verstehen,  technisch  genommen,  zb.  in  stoffgeschichtlichen  arbeiten, 
darunter  eine  handlung  bei  bestimmten  Voraussetzungen  oder  eine 
Verknüpfung  von  mindestens  zwei  einfachsten  haudlungen  oder 
Situationen,  so  ist  es  ein  motiv,  wenn  der  ehemanu  am  hoch- 
zeitstage  das  lieblingstier  seiner  büsen  frau  tötet,  um  sie  dadurch 
einzuschüchtern  und  zu  zähmen,  was  aber  M.  s.  41  —  72  aus 
einander  legt,  das  sind  die  'gegenstände'  der  altgerm.  poesie  an 
sich:  die  weit,  göttergeschichten ,  bescbwörung ,  segen,  zauber, 
Verwandlung,  prophezeiung,  eid,  gelübde,  kämpf  und  gastmahl, 
geschick  und  würken  der  beiden,  höhepuncte  des  menschlichen 
Lebens,  zu  den  nebenbegriffen ,  'welche  durch  typisches  er- 
scheinen  einen  würklich  formelhalten  character  gewinnen'  (s.  73 
bis  116),  rechnet  M.  stehende  Zahlenangaben,  unter  denen  die 
dreierreihen  besonders  wichtig  sind,  allmählich  werden  die  zahlen 
überhaupt  vergröfsert;  ferner  Zeitangaben  mit  und  ohne  bei- 
gefügte zahlen,    absolute    und  relative,     dann  führt  er  die  verba 

24* 


360  MEYER    ALTGERM.  POESIE 

auf,  welche  geräusche  und  töne  bezeichnen,  wobei  sich  im  ver- 
laufe der  entwickelung  der  poesie  vom  altn.  zum  ags.  eine  starke 
abnähme  der  individualisierenden  und  eine  zunähme  der  allgemeinen 
ausdrücke  zeigt,  eine  erscheinung,  die  doch  eigentlich  im  gegeu- 
satze  steht  zu  dem  allmählichen  Übergang  vom  typischen  zum 
individuellen,  welchen  die  darstellung  der  menschen  in  diesen  ge- 
dienten aufweist,  am  Schlüsse  des  capitels  beschreibt  M.  das 
ideal  der  männer  und  trauen,  insbesondere  aus  den  vergleichen ; 
es  ergibt  sich,  dass  'das  mafs  des  mannes  seine  Umgebung  ist, 
sein  ideal,  sie  zu  überragen.'  auch  hier  nimmt  die  Individuali- 
sierung vom  altn.  zum  ags.  ab.  das  vierte  capitel  (s.  116 — 226) 
umlasst  die  beschreibung  der  'worte'  altgermanischer  poesie  und 
wird  in  zwei  hauptabschnitten  verhandelt,  'heiti'  und  'kenningar', 
denen  sich  dann  die  festen  'epitheta'  anreihen,  die  alphabeti- 
schen listen  lehren  widerum,  dass  die  früher  erörterten  haupt- 
begriffe dieser  dichtung  auch  des  grösten  wortvorrates  bedürfen, 
dass  für  die  allerwichtigsten  derselben  'heiti',  deren  anlaute  durch 
das  ganze  aiphabet  gehen,  verfügbar  sind  und  also  überall  stab- 
reimend gebraucht  werden  können ;  je  nach  dem  grade  der  Wichtig- 
keit der  hauptbegriffe  nimmt  die  zahl  der  'heiti'  auch  ab.  die  Stel- 
lung der  adjeetivischen  heiti  wird  an  einem  beispiele  des  Heliand 
erörtert,  wodurch  sich  bestätigt,  'dass  die  epitheta  ihre  Verviel- 
fältigung lediglich  der  Variation  der  hauptworte  verdanken,  von 
denen  jedes  sein  gefolgswort  verlangt.'  die  'kenningar'  werden 
nun  ähnlich  durchgenommen,  und  zwar  zuerst  die  für  intlividuen, 
dann  die  für  personen,  tiere,  Sachen  und  verbalbegriffe,  das  ge- 
sammelte material  wird  dann  teilweise  wider  nach  dem  zweiten 
und  nach  dem  ersten  gliede  der  Umschreibung  geordnet,  also 
kommt  zb.  die  kenning  für  könig  baugbroti  zweimal  vor,  unter 
broti  und  bang,  die  heiti  rechnet  M.  der  spräche  selbst  zu,  die 
kenningar  der  poetischen  technik;  aus  kenningar  werden  ge- 
legentlich heiti.  er  beweist  dann  die  möglichkeit,  innerhalb  dieser 
ausdrücke  zeitlich  auf  einander  folgende  schichten  zu  unterscheiden, 
einen  Wortschatz  der  poesie  in  gemeingermanischer  zeit  zu  er- 
schliefsen  (vgl.  dazu  die  versuche  Förstemanns).  dann  wird  eine 
anzahl  fester  epitheta,  'begleitbegriffe'  namhaft  gemacht  und  be- 
sonders die  farbenaugaben  werden  genauer  behandelt,  man  sieht 
daraus,  wie  beschränkt  die  epischen  farbenbezeichnungen  sind, 
unter  den  stoffangaben  bleibt  gold  in  ältester  zeit  den  göttern 
vorbehalten,  die  neiden  gebrauchen  silber,  eisen  wird  erst  in 
der  jüngeren  altn.  und  in  der  ags.  poesie  häufig.  Superlative 
verwendet  die  ältere  dichtung  vornehmlich  für  götter,  die  jüngere 
christliche  wendet  sie  auch  bei  menschen  an.  alle  epitheta 
idealisieren  ursprünglich,  können  aber  nach  und  nach  ihren 
eigenwert  ganz  einbüfsen,  wie  Neidharts  ez  ist  100I  von  schulden, 
ist  diu  grüene  heide  val  lehrt,  auch  feste  appositionen  und  ständige 
begleitsätze  gibt  es,  jedoch  nur  auf  den  ältesten  stufen  der  poesie. 


MEYER    ALTGERM.  POESIE  361 

'wortgruppen'  bespricht  das  5  capitel  (s.  227 — 325).  unter  ihnen 
sind  insbesondere  die  worlwiderholungen  wichtig,  die  in  wort- 
doppelungen,  unterbrochene  und  variierte  vviderholungen  zerfallen, 
aus  dem  zusammenwürken  von  Variation  und  Unterbrechung  ent- 
stehen zvvillingsformeln,  das  sind  'stehende,  durch  eine  partikel 
vermittelte  Verbindungen  zweier  worte  gleicher  grammatischer 
categorie',  'ein  zum  halbvers  geordnetes  begriffspar';  man  darf 
sie  sich  aus  ursprünglichen  parallelversen  verkürzt  denken,  es 
folgen  nun  ausführliche  Verzeichnisse  dieser  wichtigen  formelu, 
welche  sich  teils  allitterierend  teils  reimlos  vorfinden ,  doch  so, 
dass  die  alliterierenden  weitaus  überwiegen  und  ihnen  gegenüber 
die  reimlosen  als  die  späteren  der  christlichen  poesie  erscheinen, 
auch  gibt  es  etliche  Zwillingsformeln  mit  endreim  (zb.  övillar 
ok  öspiltar).  in  der  ags.  dichtung  wird  die  zwilliugsformel 
zum  stärksten  kunstmittel.  die  verschiedenen  Wortspiele  werden 
dann  behandelt,  dabei  auch  die  vorkommenden  endreime,  von 
denen  s.  303  —  309  ein  dankenswertes  Verzeichnis  geboten  wird, 
das  wideraufnehmen  von  worten,  anaphora  und  epiphora,  be- 
handelt ein  besonderer  paragraph.  im  nordischen  (weniger  ags., 
alts.,  ahd.)  zeigen  sich  gerne  drei  zeilen  durch  anaphora  ver- 
bunden ('der  anaphorische  dreizeiler'),  sodass  dies  fast  ein  kunst- 
gebilde  für  sich  gibt,  welches  in  ältester  zeit  wahrscheinlich 
häutig  für  sprichwörtliche  Wendungen  gebraucht  wurde,  das 
6  capitel  (s.  326 — 340)  bespricht  die  formelhaften  verse:  doppel- 
verse  und  parallelverse.  diese  letzteren  waren  in  ältester  zeit  bei 
feierlichen  cullushandlungen  besonders  im  gebrauch,  die  formel- 
haften versgruppen  bilden  den  gegenständ  des  7  capitels  (s.  340 
bis  433).  am  bedeutendsten  treten  da  refrain  und  gegenrefrain, 
dh.  gleicher  ausgang  und  eingang  der  Strophen,  hervor,  die 
wichtigsten  und  zahlreichsten  sind  die  gegenrefraiue,  sie  haben 
allem  anscheine  nach  in  der  stabreimenden  poesie  den  refrain 
verdrängt,  der  erst  mit  dem  endreim  wider  geltung  gewonnen 
hat.  'technische  satzformeln'  können  anfange  und  Schlüsse  von 
Strophen  bilden,  aber  auch  im  inneren  derselben  zur  darstellung 
bestimmter  poetischer  momente  (zb.  erheben  des  beiden,  mah- 
nungen)  verwendet  werden,  an  sie  schliefsen  sich  die  ceremo- 
niellen  satzformeln,  welche  in  den  stilisierten  Schilderungen  des 
menschlicheu  Verkehres  und  gespräches  wichtig  und  fest  geworden 
sind,  aufser  diesen  gibt  es  dann  noch  andere  satzformeln,  die 
teils  für  gemeingermauisch  gehalten  werden  dürfen,  teils  nur  den 
(lichtungen  der  einzelsprachen  angehören;  sie  werden  nach  be- 
griffen (so  weit  als  möglich  alphabetisch)  geordnet  vorgeführt, 
widerholungen  von  versen  an  getrennten  stellen  der  gedichte  ver- 
zeichnet der  nächste  paragraph;  mit  der  angäbe  und  besprechung 
stehender  anfangs-  und  schlussworte  der  verse,  die  besonders 
für  die  altnordische  metrik  von  interesse  sind,  endet  der  abschnitt, 
capitel  8  (s.  433  —  466)  handelt  von  dem  formelhaften  des  poeti- 


362  MEYER    ALTGERM.  POESIE 

sehen  satzbaues.  aufser  den  häufungen ,  welche  sich  schliefs- 
lich  zur  priamel  ausbilden  und  bisweilen  zur  climax  verbunden 
werden,  kommen  hauptsächlich  vergleich  und  metapher  in  be- 
tracht.  merkwürdig  ist  dabei,  wie  häufig  in  der  ältesten  poesie 
menschliche  lätigkeit  den  tieren  und  sachen  beigelegt  wird,  die 
vergleiche  ordnet  M.  nach  den  gegenständen.  Sprichwörter  und 
sprichwörtliche  ausdrücke  folgen,  wie  die  dichtungen  der  einzel- 
spiachen  sie  darbieten,  es  findet  sich,  dass  vorzugsweise  einzelne 
Vorstellungen  durch  Sprichwörter  eingeprägt  werden,  so  die  von 
der  unausweichlichen  macht  des  Schicksals;  auch  für  die  ent- 
stehung  von  Sprichwörtern  gibt  er  einige  beispiele.  die  figur 
der  antithese  gehört  ebenfalls  schon  der  ältesten  dichtung  an, 
sie  entfaltet  sich  nicht  blofs  gruppenweise  in  einzelnen  stücken, 
sie  bestimmt  sogar  den  aufbau  ganzer  gedichte.  zu  diesem 
schreitet  das  9  capitel  (s.  466 — 481)  vor,  welches  die  satzgruppen 
bespricht,  darin  wird  das  fortschreiten,  das  erzeugen  der  Span- 
nung behandelt  und  der  aufbau  einiger  Eddalieder  besprochen, 
die  Symmetrie  der  Rigsmäl  genauer  dargelegt,  typische  plane 
werden  in  diesen  gedienten  erkennbar,  so  endet  die  darstellung, 
welche  von  einzelnen  worten  ausgegangen  ist,  mit  dem  formel- 
haften in  der  anläge  der  dichtungen  selbst,  capitel  10  (s.  481 
bis  538)  fasst  dann  die  ergebnisse  zusammen  und  schlichtet  sie 
in  abteilungen.  'zur  characteristik  der  poetischen  spräche'  ist 
die  erste  betitelt  und  an  ihrer  spitze  steht  der  satz:  'die  poetische 
spräche  der  alten  Germanen  ist  ein  kunstmäfsig  herausgebildeter 
dialect  der  jeweilig  gesprochenen  spräche';  mit  der  erklärung 
dieser  these  aus  dem  geschichtlichen  leben  der  spräche,  aus  der 
natürlichen  auswahl  der  poetisch -idealistischen  redeweise  be- 
schäftigt sich  dieser  abschnitt,  der  nächste  'zur  germanischen 
stilgeschichte'  führt  aus,  dass  'die  neigung  zur  zunehmenden  con- 
densierung'  die  poetische  spräche  beherscht.  zum  teil  verengen 
die  formein  die  älteste  spräche,  zum  teil  erweitern  sie  dieselbe, 
nach  ihrer  bedeutung  zerfallen  sie  in  symbolische  und  technische: 
die  symbolischen  bilden  die  Stellung  und  Ordnung  der  ausgedrückten 
dinge  nach,  die  technischen  heben  begriffe  oder  einzelne  stellen 
des  gedichtes  hervor  und  suchen  ihnen  besondere  aufmerksamkeit 
zuzuwenden;  widerholung,  doppelung  sind  die  hauptmittel.  der 
folgende  abschnitt  'zur  altgermanischen  poetik'  recapituliert  in 
40  Sätzen  die  beobachtuugen  des  verf.s  über  innere  form,  stoff- 
wahl,  stil,  motive,  Übergangserscheinungen,  unter  dem  titel 
'zur  altgerm.  metrik'  hebt  M.  den  anaphorischen  dreizeiler,  die 
einführung  dreier  stäbe  im  vers  (gegen  die  älteren  zwei),  an- 
gleichung  der  strophenteile  ua.  hervor,  'zur  altgerm.  litteratur- 
geschichte'  versucht  die  beziehungsweise  datierung  einiger  gedicht- 
gattungen  und  stilmittel.  'zur  vergleichenden  litteraturgeschichte' 
sondert  aus  den  'internationalen'  eigenschaften  der  altgerm.  poesie 
eine   anzahl   eigenartiger   züge   aus,    darunter  besonders   die  be- 


MEYER    ALTGERM.  POESIE  363 

griffsvvahl ,  die  durchführung  des  begriffes  der  rune  in  der  poesie, 
die  poetisieriiüg  des  Wortschatzes  und  verschiedene  mittel  der 
äufseren  form.  M.  nennt  diese  älteste  deutsche  dichtung  'eine 
poesie  des  geistigen  kampfes.'  in  dem  abschnitte  endlich  'zur 
methodologie'  bespricht  er  die  bedeutung  der  formein  für  die 
gruppierung  von  gedichten,  für  die  fragen  nach  der  autorschaft 
und  datierung  derselben.  — 

Über  das  ganze  werk  M.s  zu  einem  abschliefsenden  urteile 
zu  gelangen ,  ist  nicht  leicht,  wie  bei  jedem  anderen  buche  legte 
ich  mir  auch  hier  nach  beendeter  lectüre  die  frage  vor,  was  ich 
daraus  gelernt  habe,  und  fand  es  schwierig,  darauf  bestimmt  zu 
antworten,  jeder  von  uns,  den  sein  beruf  dazu  veranlasst,  für 
systematische  Vorlesungen  die  poesie  der  altgerm.  sprachen  durch- 
zuarbeiten, bildet  sich  von  der  eigeuart  dieser  dichtungskreise 
gewisse  Vorstellungen  und  trachtet,  auch  hinter  dieselben  zurück 
die  beschaffenheit  der  gemeingermanischeu  poesie  zu  erkunden, 
darauf  hat  ganz  vorzugsweise  Müllenhoff  in  seinen  Schriften  hin- 
gewiesen, und  seine  schüler  haben  in  seinen  Vorlesungen  über 
geschichte  der  altdeutschen  litteratur,  über  deutsche  altertums- 
kuude  als  commentar  zur  Germania  des  Tacitus,  endlich  in 
seinen  specialcollegien  über  Edda  und  Beowulf  die  allgemeinen 
ergebnisse  seiner  Studien  auf  diesem  gebiete  erfahren  und  durch 
eigene  beschäftigung  mit  der  sache  sich  auch  selbst  erarbeitet, 
mag  sein ,  dass  davon  noch  nicht  viel  in  gedruckte  bücher  über- 
gegangen ist  (vgl.  aber  jetzt  zb.  Kögels  ahd.  litteraturgeschichte 
in  Pauls  Grunilriss);  jedesfalls  aber  gehören  diese  Vorstellungen 
zu  dem  besitz  an  wissen,  womit  ein  grofser  teil  der  jüngeren 
geuerationeu  deutscher  philologen  wirtschaftet,  neue  und  wesent- 
liche züge  werden  durch  M.s  buch  diesem  erbe  nicht  einverleibt, 
aber  es  ist  gut,  dass  sein  buch  vorhanden  ist:  es  bemüht  sich, 
durch  aufsammlung  des  materiales,  das  die  altgerm.  poesie  ent- 
hält, durch  Ordnung  und  Verarbeitung  desselben,  das  bekannte, 
wenngleich  schwebende  wissen  sicher  zu  stellen,  das  gibt  schon 
an  sich  ausreichenden  stolf  für  ein  buch;  aber  es  ist  auch  mög- 
lich und  wünschenswert,  dass  dieser  uns  geläufige  stand  der 
kenutnis  durch  selbständige  Untersuchungen  weiter  gefördert  werde. 

Zunächst  eine  allgemeine  bemerkung.  vielleicht  werden  nicht 
zwei  forscher  darin  ganz  übereinstimmen ,  wie  der  Stoff  für  die 
vorliegende  arbeit  zu  begränzeu  war.  welche  marken  sich  M. 
setzt,  habe  ich  oben  angegeben,  viel  ist  nicht  wider  sie  ein- 
zuwenden, nur  muss  man  bei  dem  unter  diesen  Voraussetzungen 
gesammelten  material  stets  im  sinne  behalten,  dass  die  gränzen 
teils  zu  eng,  teils  zu  weit  sind,  zu  eng,  denn  von  den  alten 
epischen  lörmelu  sprosst  noch  vieles  weiter,  nachdem  der  Stab- 
reim aufgegeben  war;  zu  weit,  denn  in  den  bereich  der  von 
M.  ausgewerteten  poesie  greift  schon  christlicher  einlluss  herüber, 
hat   insbesondere   im   ags.  auf  den    epischen   stil  zersetzend  ge- 


364  MEYER    ALTGEBM.  POESIE 

würkt:    obschon    die    formein    noch    vorhanden    sind,    so   haben 
sie   doch    bereits    eine    audere   geltung,    weil    ihre   Umgebungen 
anders    geworden    sind    und    das  ziel   für   die   bestrebungen    der 
dichter    umgesteckt  worden   ist.     ich  möchte  also    nicht  so  sehr 
andere    gränzen    befürworten ,    als    dass   die  mangelhaftigkeit  der 
gewählten    im    bewustsein    bleibe,      tatsächlich   bekommt   in    M.s 
darstellung  das   altn.  das  übergewicht,    obgleich    er   die  gröfsere 
masse  der   ags.  dichtungeu  widerholt  hervorhebt,     es  sieht  auch 
in    seinem   buche   immer   aus,    als   wenn   das   ags.  zeitlich   dem 
altn.  folgte,   während   es   in  würklichkeit  anders  lag  und  jedes- 
falls  eher   das   altn.   vom   ags.  beeinflusst  wurde   als   umgekehrt, 
ob  für  die  dem  ags.  epischen  Stil  voraufliegende  noch  continen- 
tale    poesie   der   Angeln    und  Sachsen    Stadien   angesetzt   werden 
dürfen,  welche  aus  der  entwickelung  des  altn.  erschlossen  sind, 
ist    mir    zweifelhaft,     das    gesammtbild    der  altgerm.  poesie  trägt 
bei  M.  am  schärfsten  eingeprägt  die  züge,    welche  für  die  Edda 
characteristisch  sind,  und  wird  daher  im  ganzen  der  würklichkeit 
nicht  recht  entsprechen ,   ebenso  wenig    als  dies  bei  einer  deut- 
schen mylhologie  der  fall  wäre,  welche  hauptsächlich  aus  nordi- 
schen quellen    schöpfte,     neuestens  ist  auch  von  deutscher  seite 
aus  das  alter   und  der  heidnische  Ursprung    mehrerer  der  wich- 
tigsten Eddalieder  in  frage  gestellt  worden ;  ich  meine  zwar,  dass 
auch  dieser  angriff  zuletzt  erfolglos  bleiben  wird,  allein  es  empfiehlt 
sich  doch,    in  der  beschreibung  des  wesens  altgerm.  poesie  den 
angefochtenen  stücken  nicht  ausschliefslich  den  vortritt  zu  lassen. 
Im    einzelnen  wäre  vieles   anzumerken,      der  verf.  liebt   es, 
gelegentlich  mehr  anzudeuten  als  auszuführen,    er  verweist  wider- 
holt auf  probleme,  die  zu  lösen  ihm  sehr  nahe  läge  (zb.  s.  295. 
415.  418.  421.  466  uam.),   denen   er   aber   aus  dem  wege  geht, 
um  die  ihm  zunächst  obliegende  arbeit  nicht  zu  stören,    der  ein- 
druck  davon  ist  nicht  gerade  günstig,    wenn  man  Wilhelm  Scherers 
'programmarbeiten'    mit  achtung   und  dankbarkeit   aufnahm   und 
die  anregungen   und  gedanken    um  keinen  preis  missen  möchte, 
welche    er  dort  mit  reicher  und  freigebiger  band  ausstreute,   so 
kann   man    doch    nicht   wünschen,   dass   andeutungen    und    ent- 
würfe zur  gewöhnung  in  abgeschlossenen  werken  werden  möchten, 
es  gewinnt  dann  den  anschein,  als  ob  der  plan  des  buches  nicht 
ausreichend    überlegt  wäre,   und    damit   geschähe  jedesfalls  dem 
werke  M.s  unrecht,    den  einfluss  Scherers  weist  seine  arbeit  aller 
orten  auf  und  das  ist  ja  kein  nachteil.     aus  der  Poetik,  welche 
M.  selbst  herausgegeben  hat,   ist  sein  werk  erwachsen  und  man 
darf  es  als  die  erste  frucht  dieses  vielverlästerten  buches  ansehen, 
welches  doch  an  fülle  der  ideen  alle  constructiven  Schriften  über 
das  thema  weit  übertrifft,    aber  etwas  von  dem  unfertigen  dieser 
nachgelassenen   skizze  ist  auch  auf  das  vorliegende  werk   über- 
gegangen, und  das  ist  nicht  gut:  wenn  auch  nicht  reife,  so  doch 
ausgeglichene  und  saubere  arbeit  darf  man  von  M.  wol  fordern. 


MEYER    ALTGERM.  POESIE  365 

S.  105  und  an  anderen  stellen  linde  ich  den  relativen  wert 
der  angegebenen  zahleuverhältnisse  nicht  hinlänglich  betont.  — 
s.  107  wirft  man  unwillkürlich  die  frage  auf:  wenn  die  altgerm. 
poesie  in  ihren  formein  ursprünglich  das  substantivum  bevor- 
zugte, wie  kommt  sie  hier  dazu,  'äufserlich  in  Substantivierung 
zu  erstarren'?  —  s.  108  scheint  mir  zu  wenig  hervorgehoben, 
dass  eben  um  ihrer  ideale  willen  die  altgerm.  poesie  (wie  auch 
die  mythologie)  eine  poesie  der  vornehmen  leute  ist,  aber  nicht 
des  'volkes',  wie  wir  diesen  begriff  zu  fassen  uns  gewöhnt  haben.  — 
s.  116  und  an  mehreren  anderen  orten  findet  sich  eine  auffas- 
sung  vom  entwickelungsgange  der  allitteration,  welcher  ich  nicht 
zuzustimmen  vermag,  für  die  älteste  zeit  zwei  gleich  anlautende 
stäbe  im  kurzvers  anzunehmen ,  die  allmählich  zu  dreien  werden, 
scheint  mir  ebenso  unhistorisch,  als  wenn  Sievers  seine  typen, 
die  mit  allen  ihren  Umformungen  und  ausnahmen  doch  nur  das 
bild  altgerm.  metrik  gewähren ,  welches  wir  schon  kennen ,  in 
die  Vergangenheit  projiciert.  die  correctur,  welche  Möller  in 
seiner  vortrefflichen  schritt  Die  ahd.  allitterationspoesie  beigebracht 
hat  und  die  jeder  für  sich  auf  die  aufstellungen  von  Sievers  und 
Wilmanns  anwenden  mag,  scheint  mir  auch  bei  M.  unentbehr- 
lich. —  unter  verschiedenen  feinen  und  geistreichen  bemerkungen 
in  dem  buch  will  ich  nur  die  s.  148  ff  hervorheben,  welche  sich 
auf  die  Variation  von  substantivum ,  adjectivum  und  verbum  be- 
ziehen. —  s.  159.  bei  der  ganzen  erörterung  über  die  kenningar 
in  der  poesie  verschiedener  Völker  kommt  es  darauf  an,  in  wie 
weit  im  einzelnen  falle  das  uneigentliche  in  der  kenning  noch 
gefühlt  worden  ist;  das  festzustellen,  scheint  mir  aber  nur  tun- 
lich, wenn  ein  prosaischer  Wortschatz  mit  einem  poetischen  ver- 
glichen werden  kann.  —  s.  163  lag  es  doch  am  nächsten,  auf 
den  englischen  Euphuism  zu  verweisen.  —  s.  195  leikr  ist  nicht 
'spiel',  richtig  ist  das  wort  s.  296  gefasst.  —  loben  muss  ich  die 
betonung  des  individuellen  in  der  volkspoesie,  welche  sich  mehr- 
mals, zb.  s.  477  f  findet,  man  vergisst  heute  gar  zu  leicht,  dass 
der  urheber  jedes  gedichtes  zuletzt  doch  nur  ein  einzelner  war, 
wie  sehr  auch  seine  Schöpfung  durch  Umbildung  und  zutaten 
weiterer   kreise   mag   umgestaltet  worden    sein.1  —  s.  457.  516. 

1  es  sei  erlaubt,  hier  als  beispiel  ein  bekanntes,  schönes  gedieht  von 
Mörike  anzuführen;  in  klammern  füge  ich  bei,  was  ich  gleicher  mafsen 
in  Norddeutschland  und  an  zwei  von  einander  entlegenen  orten  Süddeutsch- 
lands und  Österreichs  als  volkstümliche  Varianten  des  liedes  vernommen 
habe: 

Früh,  wann  die  hühne  krähn,  Plötzlich,  da  kommt  es  mir  (da  kommt 

eh'  die  sternleiu  verschwinden  (den  es  mir  in  sinn) 

morgen  zu  künden)  treuloser  knabe, 

muss  ich  am  herde  stehn,  dass  ich  die  (heut')  nacht  von  dir 

muss  feuer  zünden.  geträumet  habe. 

Schön  ist  der  flammen  schein,  Thräne  auf  thräne  dann 

es  springen  die  funken;  stürzet  (rinnt  mir)  hernieder; 

ich  schaue  so  drein,  so  kommt  der  tag  heran  — 


366  MEYER    ALTGERM.  POESIE 

dass  Tacitus  bei  abfassung  der  Germania  und  gar  bei  der  an- 
ordnung  des  22  capilels  derselben  eine  germaniscbe  spruchsamm- 
lung  benutzt  bätte,  wird  dem  verf.  nicht  leicht  jemand  glauben. 
Zum  Schlüsse  möchte  ich  mich  noch  gegen  eine  eigentüm- 
lichkeit  wenden ,  welche  der  verf.  zwar  selbst  im  Vorworte  zu 
entschuldigen  sucht,  welche  aber  sein  buch  verunziert,  eine 
ziemlich  ausgedehnte  belesenheit  steht  M.  zur  Verfügung,  aber  er 
macht  sehr  oft  unangemessenen  gebrauch  davon,  in  einer  ernsten 
wissenschaftlichen  arbeit,  wie  die  seine  ist,  soll  an  citaten  — 
zur  'erhellung'  —  nur  verwendet  werden ,  was  unbedingt  zur 
sache  gehört,  wenn  man  daran  nicht  festhält,  geschieht  es  zu 
leicht,  dass  man  in  geschmacklosigkeiteu  abirrt,  wie  dem  verf. 
sehr  häufig  (am  ärgsten  vielleicht  s.  503)  begegnet  ist.  solche 
dinge  nehmen  sich  aus  wie  das  bric-a-brac,  welches  der  roturier 
im  hötel  Drouot  auf  Versteigerungen  zusammengekauft  hat,  um 
seinen  salon  auszuschmücken,  der  noch  nach  dem  kleister  der 
neuen  tapeten  riecht,  wenn  M.  genau  gewust  hätte,  welchen 
eindruck  diese  schlechte  manier  auf  die  leser  machen  muss, 
würde  er  sie  sicherlich  gerne  vermieden  haben. 

in  leid  versunken  (die  Strophe  fehlt  o  (ach)  gieng  er  wider! 

ganz). 

Graz  27.  2.  90.  Anton  E.  Schönbach. 


Die  deutschen  runendenkmäler  von  Rudolf  Henning,  mit  4  tafeln  und 
20  holzschnitten.  mit  Unterstützung  der  k.  preufs.  academie  der 
Wissenschaften.  Strafsburg,  Karl  JTrübner,  1889.  vm  und  156  ss. 
fol.  —  25  m. 

Das  lange  versprochene  und  erwartete  werk  ist  endlich  er- 
schienen und  liegt  uns  in  würdiger,  ja  prächtiger  ausstattuug  vor. 
die  auf  widerholten,  überaus  genauen  Untersuchungen  der  in- 
schriften  beruhenden  lithographien,  angefertigt  von  KLBecker, 
zu  denen  die  erläuterung  im  texte  einen  erschöpfenden  com- 
mentar  bildet  und  noch  manches  auf  den  abbilduugen  nicht  wider- 
zugebende bemerkt,  gewähren  jedesfalls  ein  zuverlässiges  bild 
der  Überlieferung,  wir  glauben  gern ,  dass  der  verdiente  heraus- 
geber  keine  mühe  gespart  hat,  uns  durch  beide  mittel  die  autopsie 
der  denkmäler  zu  ersetzen,  ebenso  grofsen  fleifs  hat  er  auf  die 
sprachliche  erklärung  der  inschriften  verwendet,  welche  häufig 
weite  archäologische  excurse  veranlasste,  da  ja  auf  diesem  viel- 
fach dunklen  und  schwierigen  gebiete  alles  herangezogen  werden 
muss,  was  nur  irgend  licht  darauf  zu  werfen  im  stände  ist.  nur 
hätte  hier  meines  erachtens  wol  etwas  mehr  knappheit  erzielt 
werden  können. 

Vor  dem  abschluss  des  buches  verbrannten  die  abzüge  der 
ersten  3  tafeln,    und    da   die  steine    bereits   abgeschliffen  waren, 


HENNING    RUNENDENKMÄLER  367 

blieb  nichts  anderes  übrig,  als  Kupferlichtdrucke  (photogravüren) 
nach  den  probeblättern  anfertigen  zu  lassen,  die  —  wie  H.  im 
Vorwort  bemerkt  —  fast  alle  niiaucen  der  ursprünglichen  litho- 
graphien  mit  grofser  treue  widergeben,  rein  ästhetisch  betrachtet, 
sind  sie  jedesfalls  glanzleistungen  der  neueren  vervielfältigenden 
küuste.  sodann  hinderte  ein  augenleiden  den  verf.  an  der  arbeit, 
in  folge  dessen  auch  2  excurse,  einer  über  die  romanische  be- 
handlung  des  germ.  sufflxes  -agin-,  -agna-,  der  andere  über  den 
brautlauf,  unausgeführt  blieben,  das  vorwort  entschuldigt  noch 
einige  inconsequenzen  in  der  Schreibung,  von  denen  mir  spe- 
ciell  das  schwanken  in  der  bezeichnung  der  vocallängen  sowie 
die  transscription  der  ags.  w-rune  durch  vl  am  meisten  mis- 
fallen  hat,  und  bringt  zu  einigen  etymologischen  bemerkuugen 
berichtigungen  und  nachtrage.  Wimmers  Runenschrift,  die  wäh- 
rend des  druckes  erschien,  hat  noch  eben  im  texte  citiert  werden 
können,  im  übrigen  aber  den  gang  der  Untersuchungen  nicht 
gekreuzt.  H.  verwirft  W.s  ansieht  von  der  spirantischen  uatur 
der  sog.  urgerm.  medien2  sowie  seine  theorie  von  der  entstehung 
mehrerer  runenzeichen  durch  Zusammensetzung,  die  Vorbilder 
der  runenzeichen  seien  die  formen  der  dem  täglichen  gebrauch 
dienenden  älteren  römischen  cursive  in  einem  Stadium,  'das  den 
pompejanischen  graffiten  noch  etwas  näher  steht  als  den  sieben- 
bürgischen  wachstafeln.'  mit  dem  dank  für  förderung  und  hilfe 
an  mitarbeite!"  und  Verleger,  an  Lindenschmit,  Virchow  und 
Gröber  schliefst  das  vorwort.  Müllenhoff  hatte  die  ganze  arbeit 
angeregt  und  zu  ihrer  Veröffentlichung  eine  Unterstützung  durch 
die  kgl.  preufs.  acad.  der  Wissenschaften  erwürkt. 

Ich  wende  mich  nun  zu  einer  möglichst  kurzen  besprechuug 
der  einzelnen  inschriften  und  ihrer  deutungen ,  um  auch  ferner 
stehenden  einen  begriff  von  dem  inhalt  des  Werkes  zu  geben, 
ich  muss  jedoch  leider  im  voraus  bemerken ,  dass  mir  die  Sicher- 
heit der  resultate  in  keinem  Verhältnis  zu  der  darauf  verwandten 
mühe  zu  stehen  scheint,  trotz  dem  aufwände  von  Scharfsinn  und 
gelehrsamkeit  bleibt  doch  so  manches  dunkel  und  wenig  über- 
zeugend —  oder  geradezu  unglaublich.  Wimmers  und  Burgs 
resignation  scheint  mir  bei  vielen  deutschen  und  nordischen 
runeninschriften  wissenschaftlicher  zu  sein,  als  H.s  kühnheit,  der 
vor  nichts  zurückschreckt  und  selbst  das  deuten  zu  können 
glaubt,  was  schon  vor  mehr  als  1000  jähren  aufser  dem  runen- 
ritzer  und  dem  empfänger  kein  dritter  verstanden  haben  würde. 

1.  die  Speerspitze  von  Kowel.  die  inschrift  wird  genau 
so  wie  bereits  bei  Wimmer,  Die  runenschrift  s.  62,  erklärt:  das 
liuksläufige  T1LARIDS  ist   ein    gotischer  mannesname   und  wäre 

1  eine  'uniformierung'  braucht  sich  aber  nicht  zugleich  auch  aufs  nor- 
dische zu  erstrecken,  da  hier,  im  gegensatz  zu  den  anderen  germ.  dialecten, 
bereits  früh  der  Übergang  in  die  labiodentale  spirans  erfolgte,  also:  got., 
urnord.,  ags.  w,  altnord.  vi    vgl.  übrigens  Beitr.  xii216ff.  xm  202  ff. 

2  auf  diesen  punet  werde  ich  weiter  unten  des  näheren  eingehen. 


36&  HENNING    RUNENDENKMÄLER 

in  Wulfilas  Schreibung  Tilareids.  auch  über  die  deutuüg  dieses 
sonst  allerdings  nicht  belegten  wortes  kann  kein  zweifei  bestehen, 
da  beide  teile  anderweitig  vorkommen ;  'tüchtiger  reiter'  war  ein 
sehr  passender  name  für  einen  germanischen  krieger.  während 
aber  Wimmer  (s.  62;  98  anm.  1;  101;  109)  die  formen  von  t 
und  d,  T  und  D,  für  abweichungen  von  den  gewöhnlichen  ^ 
und  V\  hält  und  sie  auf  die  technik  der  inschrift  zurückfuhrt, 
glaubt  H.  sie  für  die  älteren  und  ursprünglichen  ansehen  zu 
müssen  (s.  3  und  151).  D  soll  direct  auf  lat.  D  beruhen  und  P^ 
nicht,  wie  W.  will,  aus  zwei  gegen  einander  gekehrten  l>  ent- 
standen sein,  sondern  sich  zum  ersteren  wie  f  zu  T  und  M 
zu  n  (Thorsbjserg  und  Strärup- Dalby)  verhalten,  somit  hätte 
lat.  D  als  grundform  sowol  für  üM  wie  r  zu  gelten,  ich  muss 
gestehen ,  dass  ich  die  von  Wimmer  (s.  97  f)  nach  Bredsdorffs 
und  Kirchhofes  vorgange  entwickelten  grundsätze  nach  wie  vor 
für  richtig  halte  und  mich  deshalb  H.s  ansieht  nicht  anschliefsen 
kann,  auch  sehe  ich  nicht  mit  H.  in  dem  d  'ein  zeugnis  von 
altertümlichkeit'  gegenüber  der  Orthographie  Wulfilas,  der  be- 
kanntlich in  der  regel  inlautendes  d  im  auslaut  und  vor  dem 
nominativ-s  in  p  übergehen  lässt  —  wofern  nicht  ein  cousonaut 
dem  d  vorausgeht  — ,  sondern  erblicke  gerade  darin  eine  relativ- 
junge  erscheinung,  die  ja  auch  in  den  erhaltenen  resten  der  got. 
bibelübersetzung  ihre  vollkommene  parallele  findet,  ich  verweise 
blofs  auf  Braunes  Got.  gr.3  §  74,  wonach  auslautendes  d  statt  p 
gerade  dort  am  häufigsten  ist,  wo  auch  sonst  jüngere  sprach- 
formen erscheinen,  im  Lukasevangelium.  Wimmer  (s.  62  fufs- 
note  3)  hält  zwar  auch  -rlds  für  altertümlicher  als  *-rips,  gibt 
aber  doch  die  möglichkeit  einer  ausgleichung  nach  den  casus 
obl.  zu,  wo  -d-  zwischen  vocalen  stand,  ich  denke,  dass  d  so- 
fort nach  dem  schwund  des  stammvocals  -a-  vor  der  folgenden 
stimmlosen  spirans  s  selbst  zur  stimmlosen  assimiliert  wurde.  H. 
glaubt  aber  überhaupt  nicht  an  die  ursprüuglichkeit  der  stimm- 
haften Spiranten  Ö,  d,  g(y)  im  germanischen,  sondern  hält  an 
der  früheren  ansieht  fest,  dass  die  medien  b,  d,  g  das  ältere  seien, 
aber  der  got.  Wechsel  von  -b-:-f,  -d- :  -p  (dem  im  alts.  der  von 
-■&-:-/"  genau  entspricht)  lässt  sich  doch  nur  aus  der  spiran- 
tischen natur  jener  laute  begreifen,  und  die  parallele  mit  got. 
-z-:-s  ist  wol  klar  genug.1  wären  die  got.  b  und  d  stets  ver- 
schlusslaute gewesen,  so  hätte  man  doch  im  auslaut  und  vors 
dafür  die  entsprechenden  stimmlosen,  also  die  tenues  p  und  t 
zu  erwarten ! 

1  allerdings  möchte  ich  nicht  so  weit  gehen  wie  Wimmer,  sondern  fürs 
urgerni.  mindestens  b  und  d  im  anlaut  als  medien  (verschlusslaute) 
nehmen,  gerade  wie  die  hd.  lautverschiebung  einen  unterschied  in  der  be- 
handlung  zb.  der  tenues  im  an-,  in-  und  auslaute,  sowie  in  nachvocalischer 
wie  nachconsonantischer  Stellung  macht,  wird  auch  die  erste,  germanische 
lautverschiebung  einen  solchen  beobachtet  haben,  das  gleiche  gilt  für  die 
entwickelunar  der  consonanten  von  verschiedener  articulationsstelle. 


HENNING    RUNENDENKMÄLER  369 

Da  die  lanzeuspitze  auf  altem  Gotenboden  (Wolhynien)  ge- 
funden wurde,  wird  sie  von  H.  (s.  7  und  135)  unter  berück- 
sichtigung  der  historischen  Verhältnisse  in  die  erste  hälfte  des 
3  jhs.  gesetzt,  aber  sollte  schon  so  früh  das  thematische  -a- 
gesch wunden  und  auslautendes  -z  stimmlos  geworden  sein? 

2.  die  Speerspitze  von  Müncheberg.  bei  der  deutung 
dieser  ebenfalls  linksläufigen  inschrift  entfernt  sich  H.  nur  da- 
durch von  Wimmer —  und,  wie  ich  glaube,  mit  recht — ,  dass 
er  Ran[i]rja  nicht  für  den  nom.,  sondern  für  den  dat.  sg.  (nach 
dem  gotischen  paradigma)  erklärt,  es  wäre  also  eine  widmung. 
H.  beruft  sich  auf  den  umstand,  dass  die  masc.  ableitungen  mit 
dem  suffix  -ing ,  -ung  in  den  germ.  sprachen  regelmäfsig  starke 
a- stamme  sind,  wogegen  nur  das  altn.  neben  -ingr  auch  -ingi 
(run.  -inga)  als  endung  aufweist,  es  werden  dann  mit  grofser 
ausführlichkeit  die  verschiedenen  formen  und  bedeutungen  des 
grundwortes  dargelegt1  und  ansprechend  altn.  rani  in  der  be- 
deutung  'keilförmige  Schlachtordnung'  als  ausgangspunct  für  die 
ableitung  genommen,  die  auf  der  lanzenspitze  vorkommenden 
merkwürdigen  Ornamente  geben  darauf  zu  einer  längeren  archäo- 
logischen Untersuchung  ihrer  hedeutung,  Verbreitung  und  her- 
kunft  veranlassung.  auf  s.  137  wird  die  waffe  und  inschrift  den 
Burgundern  zugeteilt  und  in  das  ende  des  3  bis  in  den  anlang 
des  4  jhs.  gesetzt. 

2\  die  Speerspitze  von  Torcello,  von  Wimmer  und 
anderen  für  eine  ungeschickte  nachahmung  der  vorigen,  also  für 
eine  fälschung  erklärt,  wird  unter  berücksichtigung  der  umstände, 
unter  denen  sie  gefunden  ist,  trotz  ihrem  verdächtigen  RNNN^A 
von  H.  nicht  rundweg  verworfen,  er  hält  vielmehr  die  möglich- 
keit  offen,  dass  es  eine  alte  nachbildung  sei,  wogegen  ja  die 
geschichtlichen  Verhältnisse  auch  nicht  sprechen  würden,  im 
vorwort  s.  in  f  dagegen  heifst  es:  'bei  der  spitze  von  Torcello 
haben  sich  die  gründe,  welche  für  eine  fälschung  sprechen,  nur 
noch  verstärkt  (Zs.  f.  ethnologie  18,  295).' 

3.  der  gold  ring  von  Pietroassa.  an  der  interessanten 
inschrift  GUTANIÖWI  HAILAG  halte  sich  bereits  oft  der  Scharf- 
sinn der  gelehrten  versucht.  H.  bringt  eine  neue  und,  wie  mir 
scheint,  richtige  deutung  vor,  indem  er  gutanio  als  nom.  sg. 
iicutr.  eines  adj.  in  der  schwachen  form  fasst,  und  zwar  als  ja- 
ableitung  von  dem  n  -  stamme  Gutem  -  'Gote'.  das  folgende  toi  ist 
bereits  von  seinen  Vorgängern  Stephens  und  Cosijn  mit  dem  germ. 
adj.  wlha-  'heilig',  resp.  mit  ags.  alts.  ahd.  wih  'heiligtum  ,  tempel' 
usw.  zusammengebracht  worden.  H.  nimmt  es  als  neutrales  subst. 
in  der  bedeutung  'göttereigen,  tempelgut',  bezweifelt  aber  irrtüm- 

1  dass  der  dentailaul  in  der  ableitung  rante,  rande  nur  ein  'eupho- 
nischer' sei  (s.  12),  hätte  übrigens  Weinhold  nicht  nachgeschrieben  zu 
werden  brauchen,  auch  die  Heranziehung  von  altslav.  ranü  'matutinus'  — 
dessen  a  nebenbei  bemerkt  =  idg.  ä  oder  ö  ist  —  sowie  von  dem  germ. 
suffix  -röni  (s.  136)  wäre  wol  besser  unterblieben. 


370  HENNING    RUNENDENKMÄLER 

lieber  weise  seine  Zusammengehörigkeit  mit  wih  und  weihen, 
da  er  weh,  wih  (mit  kurzem  vocal)  und  weyu,  weywa  für  die 
grundformen  hält,  sehen  wir  die  von  ihm  dafür  beigebrachten 
gründe  näher  an  1  dass  das  alts.  m.  wih  'heiligtum,  tempel'  langen 
vocal  hat,  ergibt  sich  unwidersprechlich  aus  den  metrischen  ge- 
setzen.  auch  kommt  hier  keine  nebenform  mit  e  vor.  altn.  ve 
'deus,  numen;  heiligtümer,  feldzeichen,  Opferstätte,  wohnung' 
lässt  sich  ganz  regelrecht  aus  ursprünglichem  wth  herleiten,  vgl. 
Noreen,  Altn.  gr.  §  77,  1.  ags.  m.  wih,  wig  wird  ebenfalls 
metrisch  als  länge  gesichert,  vgl.  Sievers,  Beitr.  x  511.  die  neben- 
form weoh  (so !)  erklärt  sich  einfach  als  neubildung  nach  dem 
plural  nom.  acc.  weos,  gen.  weo,  dat.  weom,  wo  den  coutractions- 
gesetzen  zu  folge  i  mit  a  und  u  nach  Schwund  des  intervocali- 
schen  h  im  ws.  eo  ergeben  muste,  vgl.  Sievers,  Ags.  gr.2  §  114 
und  218.  der  neue  nom.  acc.  sg.  weoh  ist  also  eine  mischung 
aus  der  alten  form  wih  mit  einer  aus  dem  pl.  erschlossenen  neuen 
weo.  die  dritte  form  weh  endlich  zeigt  den  speeifisch  anglischen 
palatalumlaut  der  vorigen,  wie  er  im  psalter  und  in  den  nord- 
humbrischen  denkmälern  als  contraction  von  eo  zu  e  vor  h,  c 
und  g  erscheint,  vgl.  Sievers  §  165.  den  Wechsel  von  h  und  g 
in  den  formen  wih  —  wig,  wiges  braucht  man  nicht  als  gramma- 
tischen aufzufassen,  da  das  spirantische  -g  auch  rein  orthogra- 
phisch für  -h  vorkommt,  vgl.  Sievers  §  223  anm.  I.1 

Damit  wären  die  lautverhältuisse  klar  gestellt,  und  an  der 
Zusammengehörigkeit  des  germ.  adj.  wlhaz  (got.  weihs)  mit  dem 
subst.  n.  oder  m.  wlha,  wlhaz  wird  wol  niemand  mehr  zweifeln, 
zumal  wenn  er  die  bedeutungen  vergleicht.  von  einer  ur- 
sprünglichen flexion  als  wa-  oder  u  -  stamm  ist  keine  spur 
vorhanden,  und  wir  haben  daher  die  von  H.  herangezogenen 
namen  mit  wiu,  wio,  weo  fern  zu  halten,  diese  entsprechen 
vielmehr  dem  WIWAY  des  Steines  von  Tune  (vgl.  Burg,  Die 
älteren  nord.  runeninschriften  s.  125  f),  das  sich  zu  wihan 
'kämpfen',  wig  'kämpf,  krieg'  stellt,  s.  Osthoff,  Beitr.  vm  266  f. 
eine  menge  beispiele  für  -wiu,  -wio  in  componierten  eigennameu 
verzeichnet  Sweet,  Oldest  english  texts  s.  628a.  H.  hat  diese 
beiden  dinge  ungehörig  durch  einander  geworfen,  wenn  er  auch 
an  verschiedeneu  stellen  auf  die  möglichkeit  eines  Zusammen- 
hanges des  letzteren  wortes  mit  wig  'kämpf  hinweist. 

WI  (das  also  nicht  bei  Wulfila  waih  geschrieben  sein  würde, 
wie  H.  s.  43  meint)  hat  das  auslautende  h  bereits  verloren, 
woran  natürlich  kein  anstofs  zu  nehmen  ist.  die  insebrift  charac- 
terisiert  den  goldring  und  den  damit  zusammen  gefundenen 
schätz  als  tempeleigentum,  das  wol  gegen  ende  des  4  jhs.  von 
wandernden  Goten    in    schwerer  zeit  unter  einem  steinblock  am 

1  den  Magdeburger  Wodenesweg  (H.  s.  33  anm.  4)  werden  wir  wol 
wie  das  wegos  des  Heliand  als  -z#%'wand,  mauer'  =  ags.  wäg,  altn.  veggr, 
got.  waddjus  zu  nehmen  haben. 


HENNING    RUNENDENKMÄLER  371 

berge  Istriza  verborgen  wurde,  und  jetzt  nach  überstehung  vieler 
fährlichkeiten  im  Bukarester  museum  hoffentlich  eine  definitive 
ruhe  gefunden  hat. 

4.  die  spange  von  Charnay  enthält  bekanntlich  aufser 
dem  (nicht  ganz  vollständigen)  ruuenalphabet  eine  rätselhafte  In- 
schrift ÜPFNPAI  !  IDDAN  j  KIANO  .TIA,  deren  deutung  Wimmer 
(Die  runenschrift  s.  79)  dem  Scharfsinn  der  gelehrten  studien- 
genossen überliefs.  H.  ergänzt  hinter  der  ersten  rune  ein  N, 
hinter  der  3  ein  I  und  liest  das  erste  wort  also  unpßnpai 
='  got.  *  unpa-finpai  3sg.  opt.  praes.  'er,  sie,  möge  herausfinden, 
vollständig  erfassen',  wogegen  gevvis  nichts  einzuwenden  ist. 
gerade  die  rune+  ist  auch  in  den  älteren  nordischen  inschriften 
besonders  vor  dentalen  cousonanten  häufig  ausgelassen ,  vgl. 
ASUGISALAS  auf  dem  Kragehuler  lanzenschaft  (Burg  s.  37  ff), 
KUMMUDIU  auf  dem  bracteaten  von  Tjürko  (Burg  s.  86  ff),  LADA 
auf  dem  steine  von  Torvik  (Wimmer  s.  1 66  f),  ASMUT  auf  dem  stein 
von  Sölvesborg  (Burg  s.  55  ff),  das  jüngere  nordische  ruuen- 
alphabet schreibt  bekanntlich  m,  n,  rj  vor  den  entsprechenden 
muten  pb,  td,  kg  gar  nicht,  sondern  drückt  diese  Verbindungen 
durch  die  einfachen  zeichen  &,  ^  und  Y  aus  (Wimmer  bei  Burg 
s.  154).  es  ist  daher  nicht  nötig,  mit  H.  hier  an  romanischen 
einfluss  zu  denken,  auch  die  ergänzung  von  I  vor  f  hat  paral- 
lelen zur  rechtfertigung:  vgl.  das  HABN,A  auf  dem  Vimoser 
kämme  (Burg  s.  43)  und  das  oben  besprochene  BANN^A  des 
Müncheberger  Speeres,  wenn  n  vor  p  in  unp-  bereits  verklungen 
wäre,  müsten  wir  doch  auch  hier  fipai  statt  fnpai  erwarten,  es 
sei  denn,  dass  in  beiden  fällen  bereits  ein  nasalvocal  den  vocal 
-}-  n  ersetzt  hätte,  der  bald  durch  auslassung  des  nasals  (up), 
bald  durch  die  des  vocals  (fnpai)  zum  ausdruck  gelangte,  es  ist 
ja  sehr  wol  möglich ,  dass  auch  bei  den  Burgundern  gerade  wie 
bei  den  Angelsachsen ,  Friesen  und  Altsachsen  sich  das  lautgesetz 
entwickelte,  die  nasale  vor  den  stimmlosen  Spiranten  (s,  p,  f) 
verklingen  zu  lassen,  nasalvocal  wird  übrigens  in  der  ae.  inschrift 
des  steinkreuzes  von  Collingham  (Stephens  i  s.  390)  durch  vocal  -f-n 
bezeichnet:  Onswini  =  sonstigem  Oswini. 

Mit  der  übrigen  deutung  der  inschrift  kann  ich  mich  jedoch 
gar  nicht  einverstanden  erklären.  1DDAN  soll  der  gen.  sg.  von 
dem  schw.  m.  Iddo  =  Hiddo  =  Hildo ,  also  der  koseform  eines 
zusammengesetzten  mannesnamens  sein,  der  seinen  anlaut  bereits 
unter  romanischem  spracheinflusse  eingebüfst  hätte.  KIANO  end- 
lich, das  sich  an  'keinen  einzigen  bekannten  stamm  anlehnen' 
lasse1,  soll  die  romanisierte  form  für  k'eno  =  got.  airiö,  ags.  cicene, 
alts.  quena,   ahd.  quena,   ch(w)ena  'weih,   frau,    galtin'  sein.     H. 

1  rein  grammatisch  könnte  es  sehr  wol  =  got.  kijano,  nom.  acc.  sg.  n. 
oder  nom.  sg.  f.  der  schwachen  declination  des  part.  praet.  kijans  von 
keinan  'keimen'  sein  (über  die  Schreibung  i  statt  inteivocalischen  ij  vgl. 
Braune,  Got.  gr.3  §  10  anm.  4  und  §44).  jedoch  weifs  ich  hiermit  auch 
nichts  anzufangen. 


372  HENNING    RUNENDENKMÄLER 

bringt  ein  reichliches  material,  sogar  aus  dem  modernen  patois 
der  gegend  (das  für  das  6  jh.  doch  nichts  beweist)  zusammen, 
um  die  lautliche  und  schriftliche  form  des  wortes  zu  erklären, 
aber  ohne  mich  im  geringsten  überzeugt  zu  haben,  auf  s.  65 
ist  dabei  noch  ein  grober  Schnitzer  untergelaufen,  indem  mit 
bezug  auf  altslav.  zena  dem  anbaut  von  qinö  ursprüngliche  pala- 
talis  zugeschrieben  wird,  doch  das  germ.  q,  wozu  der  anlaut  von 
alti.  gnä-,  arm.  hin,  boiot.  ßavä,  altpreu fs.  genna,  altir.  ben  voll- 
ständig stimmt,  weist  auf  idg.  gutturales  g  hin;  altslav.  zena 
und  alti. /«WM-  verdanken  ihren  Zischlaut  dem  alten  e  der  Wurzel- 
silbe, bei  ursprünglicher  palatalis  müste  es  nach  bekanntem  ge- 
setze  im  slav.  ja  *zena  heifsen. 

Die  drei  am  rechten  unteren  rande  eingeritzten  runen  III5 
deutet  H.  als  eja,  'eam'  =  got.  ija,  sc.  rüna,  indem  er  dem  ersten, 
von  Wimmer  als  blofses  expletiv  gefasslen  zeichen  hier  wie  anderswo 
die  geltung  eines  geschlossenen  e  gibt  (s.  67).  dies  eja  wäre  also 
sehr  altertümlich ,  indem  es  den  germ.  z-umlaut  von  e  noch  nicht 
aufwiese.  Sievers  hat  inzwischen  der  rune  "UT  auf  der  schrift- 
tafel  zu  seinem  aufsatz  über  die  runen  in  Pauls  Gruudriss  s.  238  ff 
frageweise  die  bedeutung  fv  (=  engl,  wh)  gegeben ,  was  ich  für 
richtig  halte,  ihr  gotischer  name  in  der  Salzburger  hs.,  uuaer, 
darf  ruhig  zu  ahn.  hverr,  ags.  hwer  'kessel'  gestellt  werden,  der 
ags.  name  eoh  (was  nach  den  betr.  Worten  des  Runenliedes  nur 
'eibe'  bedeuten  kann)  steht  mit  seinem  -h  nicht  so  vereinzelt  da, 
wie  H.  s.  67  annimmt,  vgl.  Sievers,  Ags.  gr.2  §  223  anm.  2. 
nach  den  von  Kluge,  Etym.  wb/  unter  eibe  angeführten  formen 
mit  innerem  guttural  lässt  sich  sehr  wol  ein  germ.  fem.  lliwa, 
resp.  m.  ihwaz  annehmen,  das  den  lautwert  der  rune  also  im 
inneren  gehabt  hätte,  man  mag  früh  statt  dessen  die  Schreibung 
HP*  eingeführt  haben,  sodass  das  alte  zeichen  aufser  gebrauch 
kam  oder  gelegentlich  anders  verwendet  wurde,  auf  dem  steiu- 
kreuz  von  Ruthwell  bezeichnet  es  ganz  gewis  nur  h,  und  H.s 
bemerkung  s.  68  oben,  dass  ht  hier  (in  ALMEvTTTlG)  schon 
zu  tt  assimiliert  sei,  während  EJ*  =  ee,  ei  'als  die  reguläre 
Zwischenstufe  zwischen  älmeahtig  und  älmehtig,  -mihtig  anzusehen 
sein'  werde,  also  den  t-umlaut  von  ea  bezeichne,  ist  aus  ver- 
schiedenen gründen  falsch,  einmal  ist  im  ae.,  und  besonders  im 
nordengl.,  keine  assimilation  von  ht^>tt  (wie  im  nord.)  bezeugt1, 
im  gegenteil  durch  die  Schreibungen  et,  cht,  gt  neben  ht  und  litt 
die  erhaltung  des  h  bezeugt  (vgl.  Sievers,  Ags.  gr.2  §  221  anm.  1); 
sodann  spricht  man  bekanntlich  noch  heute  im  schottischen  nixt, 
mixt,  lixt  usw.  die  Schreibung  litt  findet  sich  auch  sonst  häufig, 
vgl.  Sievers,  Murbacher  hymnen  s.  13  und  nachtrag  s.  106,  der 
auch  beispiele  für  fit  gibt,  ein  ae.  beispiel  für  stt  wäre  noch 
aus    dem    KRISTTUS    der    steinsäule    von    ßewcaslle   (Stephens 

1  nur  nach  r  wird  gelegentlich  h  vor  t  ausgestofsen :  forthin,  wyrta, 
Sievers,  Ags.  gr.2  §  221  anm.  2. 


HENNIING    RIHNENDENKMÄLER  373 

i  398)  nachzutragen,  was  H.  über  ee  als  umlaut  von  ea  be- 
merkt, ist  ganz  falsch,  da  im  nordhumbr.  w  statt  des  vvs.  ea  vor 
ht  eintritt  und  dessen  umlaut  ebenfalls  ce  ist  (Sievers  §  162), 
sodass  e  in  diesem  worte  ungenau  für  cb  steht,  wenn  nun 
würklich  in  anderen  ags.  inschriften  \  die  geltung  von  i  hat,  so 
erklärt  sich  dies  am  einfachsten  aus  dem  aulaut  des  runennamens 
iow ,  ioh ,  iw ,  ih.  da  man  das  zeichen  nicht  mehr  verstand,  im 
aiphabet  aber  weiter  führte,  konnte  man  es  gelegentlich  auch  für 
i  gebrauchen,  da  sonst  jede  rune  den  laut  ausdrückte,  mit  dem 
ihr  name  anfieng. 

Vielleicht  ist  die  Vermutung  nicht  allzu  kühn,  dass  Wul- 
fila durch  das  Vorhandensein  einer  besonderen  rune  für  hw 
dazu  veranlasst  wurde,  bei  der  bildung  seines  alphabetes  eben- 
falls einen  eigenen  buchstaben  dafür  zu  schaffen,  dem  er  das 
gr.  0  zu  gründe  legte  und  in  U  q  einen  entsprechenden  ge- 
nossen gab. 

Nach  alle  dem  glaube  ich  H.s  deutung  seiner  lesung  up- 
f[i]npai  iddan  kiano  eia  'es  möge  die  gattin  des  Idda  sie  heraus- 
finden (vollständig  erfassen)'  als  höchst  unwahrscheinlich  ab- 
lehnen zu  müssen,  im  6  jh.  sollen  die  Burgunden  bereits  so 
weit  romanisiert  gewesen  sein,  dass  sie  unp  in  up,  üildin(s)x 
in  Iddan,  queno  in  kiano  verwandelt  hatten,  während  sie  zur 
selben  zeit  noch  -ai  im  opt.  praes.  besafsen  und  idg.  e  vor/  be- 
wahrten, das  doch  sonst  längst  zu  i  geworden  war!  das  glaube, 
wer  kann,  mit  solchen  anachronismen  ist  der  wissenschaftlichen 
forschung  wenig  gedient,  und  die  Charnayer  inschrift  wird  wie 
früher  ein  ungelöstes  rätsei  bleiben.  —  fast  wie  ein  schlechter 
scherz  klingt  darnach  H.s  Schlussbemerkung  (s.  68  f)  zu  dem  ab- 
schnitt, worin  er  die  beiden  schwachen  zeichen  in  der  mitte  als 
misratenes  £=n  deutet:  'beide  ruuen  liefern  somit  wol  nur  ein 
Zeugnis  dafür,  dass  die  gattin  des  ldda  es  noch  zu  keiner  grofsen 
fertigkeit  gebracht  hatte,  als  sie  es  unternahm,  hier  den  anfang 
des  ihrem  Studium  empfohlenen  alphabetes  nachzuritzen.' 

5.  die  spange  von  Osthof en.  die  von  H.  als  deutlich 
erklärten  runen  GO  : :  FUHAD  :  :  D  : :  OFl(oder  A  ?)LEG  werden 
vermutungsweise  zu  GODE  FÜR  AD  LODARO  FILEG  ergänzt,  was 
'Deo  iter  uanitatum  commenda',  'den  weg  der  (irdischen)  hin- 
fälligkeit  stelle  in  gotles  schütz'  bedeuten  soll,  ich  halte  es  für 
überflüssig,  dem  etwas  hinzuzufügen. 

6.  die  spange  von  Freilaubersheim.  in  der  deutung 
der  bereits  früher  richtig  gelesenen  und  übersetzten  inschrift  Böso 
wraet  rüna  'Röso  ritzte  die  rune(n)'  entfernt  sich  H.  darin  von 
Wimmer,  dass  er  wraet  nicht  für  nd.,  sondern  für  vorhoch- 
deutsch-fränkisch  hält,  indem  ai  hier  bereits  auf  dem  wege  der 
diphthongierung  zu  ösei,  den  es  später  in  der  gegend  zwischen 

1  oder  Hildan  wie  in  nord.  J>raiüirjan  auf  dem  stein  von  Tanum 
(Schweden),  wozu  sich  ags.  -an  stellt. 

A.  F.  D.  A.    XVI.  25 


374  HENNING    RUINEN  DENK  MALER 

Nahe  und  Fulda  (wie  schon  früher  im  ags.)  und  in  vielen  anderen 
dialecten1  definitiv  zurückgelegt  hat. 

Die  untere  reihe  liest  H.  PK  DAPENA  GO:D:,  was  zu  p[i]k 
Dapena  gö[l]d[a]  ergänzt  und  mit  'dich,  Dathena,  begrüfste  er' 
übersetzt  wird.  Dapena  soll  zu  nhd.  tadel  gehören ,  gölda  das 
bereits  syncopierle  praet.  von  got.  göljan,  altn.  gela  sein,  auf 
s.  139  wird  dagegen  gödda,  praet.  von  altn.  geda,  ags.  gödian  'be- 
schenken' als  ergä'nzung  vorgezogen,  ich  muss  gestehen,  dass 
mir  nur  die  erklärung  von  PK  als  pik  wahrscheinlich  vorkommt, 
dagegen  der  weibliche  name  Dapena  mit  >T  =  e,  i  sowie  die  er- 
gänzungen  vonGO:D:  mir  höchst  problematisch  erscheinen. — 
der  name  Böso  wird  durch  die  dialecte  verfolgt  und  mit  altslav. 
basnü  'fabula',  bajati  'fabulari'  usw.  verknüpft,  wozu  auch  nhd. 
base,  eigentl.  'klatschschwesler,  Schwätzerin'  gehören  soll,  das 
letztere  wird  schwerlich  auf  viel  heifall  stofsen. 

Für  Böso  werden  s.  83  locale  beziehungen  nachgewiesen  und 
die  fränkische  spange  (bei  der  eine  goldmünze  Totilas  gefunden 
wurde)  schließlich  ins  6 — 7  jh.  versetzt. 

7.  die  gröfsere  spange  von  Nordendorf  enthält 
die  deutliche  inschrift  LOGAPORE  WODAN  WIGIPONAR,  das 
abgetrennt  und  übersetzt  wird:  Loga  pore  Wodan!  wlgi  ponar! 
'die  heirat  ersiege  Wodan ,  weihe  Donar  1'  die  drei  letzten  worte 
sind  unzweifelhaft  richtig,  wlgi  hat  hier  grammatischen  Wechsel 
wie  altn.  vigja.  loga  ist  nach  H.  entweder  eine  nebenform  mit 
tiefstufe  zu  got.  liuga,  oder  aber  loga,  das  zu  altfr.  lögia  'heiraten', 
ags.  lögian  'in  Ordnung  bringen,  passend  einrichten'2  gehörige 
Substantiv,  pore  sei  der  imp.  sg.  von  einem  ahd.  verb  *  porin 
=  altn.  pora  'sich  getrauen,  wagen,  eilen',  wozu  auch  pyrja 
'vorandringen,  ungestüm  vorwärts  eilen',  pori  'hauptteil,  menge, 
masse'  gehören,  die  phrase  loga  pore  soll  sich  auf  den  braut- 
lauf beziehen,  zu  dessen  glücklicher  beendigung  Wodan  angerufen 
werde,  dass  aber  *porin  aus  seiner  iutransitiven  oder  inchoativen 
bedeutung  die  transitive  von  'im  laufe  ereilen,  ersiegen'  ent- 
wickelt haben  sollte,  ist  mir  höchst  unwahrscheinlich,  ich  kann 
daher  der  scharfsinnig  ausgedachten  erklärung  von  logapore  nicht 
beistimmen. 

Hübsch  ist  die  bemerkung  (s.  102),  dass  die  inschrift  eine 
allitterierende  langzeile  bildet,  jedoch  möchte  ich  verschränkten 
Stabreim  (p-w-w-p)  hier  wie  überhaupt  als  beabsichtigt  ab- 
lehnen, da  er  dem  wesen  der  allitteratiou  und  ihren  gesetzen 
widerspricht,  wir  haben  hier  nur  6iue  bewuste  allitteratiou ,  w, 
welche  die  2  hebung  der  ersten  kurzzeile  mit  der  ersten  der 
anderen   bindet;    beide   gehören   zu   Sievers  typus  A.     aus   den 

1  auch  hier  in  Göttingen  hört  man  schon  vielfach,  besonders  bei  kindern, 
«  statt  üe  (<z  äi  <C  ai)  zb.  stein  'stein'. 

2  Kluge  gibt  in  seinem  Ags.  lesebuche  s.  169  dem  verbum  gelögian  die 
bedeutungen  'stellen,  hinlegen,  bebauen,  bewohnen.' 


HENNING    RUNENDENKMÄLER  375 

metrischen  gesetzen  ergibt  sich  dagegen  nichts  über  die  beiden  o 
in  loga  und  pore ,  sie  können  kurz  oder  lang  sein,  das  schema 
der  zeile  ist  demnach: 

Das  zweite  i  in  WIGl  soll  eine  spätere  correctur  von  I  zu 
n  erfahren  haben,  und  über  dem  o  von  1>0NAR  steht  ein  deut- 
liches P  l.  aus  dem  ersteren  umstände  schliefst  H.,  dass  man 
den  namen  des  christengottes  (got.  gup)  in  die  heidnische  formel 
habe  hineinbringen  wollen,  vergisst  dabei  aber,  dass  gup  speci- 
fisch  gotischen  auslaut  zeigt  und  ihm  nur  ein  westgerm.  gud 
oder  god  entsprechen  kann,  falsch  ist  die  annähme,  gup  sei 
im  got.  und  westgerm.  ein  consonantischer  stamm  gewesen:  dem 
widerspricht  die  gewöhnliche  flexion  und  die  etymologie  (alti. 
hutäm).  neben  dem  dat.gpa  kann  der  abgekürzte  gen.  gps  doch 
wenig  beweisen,  das  P  über  dem  o  soll  der  besitzer,  der  in 
der  zweiten  spangeninschrift  genannt  werde,  hinzugefügt  haben, 
die  von  anderer  hand  geritzte  zeile  wird  sicher  gelesen  AWA- 
LEUBWlNIt,  worin  H.  den  weibl.  namen  Awa  und  den  dat.  sg. 
des  m.  Leubwini  sieht.  \  wird  nämlich  wider  als  e  gedeutet, 
und  winie  soll  der  regelrechte  alte  dat.  von  wini  sein ,  entstanden 
aus  winii  oder  winji(?)  für  win-iji!  aus  *winii  muste  aber  sofort 
*wini,  wini  werden,  vgl.  ahd.  ensti,  und  bei  dem  sg.  der  masc. 
ist  doch  wol  schon  sehr  früh  (wie  im  got.)  die  bildung  nach 
analogie  der  o- stamme  eingetreten,  wenigstens  kennt  das  lit- 
terarische ahd.  nur  einen  dat.  wine.  wir  werden  hier  t-  für  ein 
schluss-  und  trennungszeichen  zu  halten  haben  und  in  Leubwini 
den  nom.  sehen  müssen:  Awa  und  L.  waren  wol  das  ehepar, 
zu  dessen  loga  die  spange  geschenkt  wurde.  H.  setzt  sie  ins 
6-7  jh. 

8.  die  kleinere  spange  von  Nordendorf  ist 
bereits  von  Rieger  als  BIRLMOELK  gelesen  worden,  das  H.  in 
birl[i]nio  Elk  zerlegt  und  durch  'der  schenkin  Elk'  übersetzt,  elk 
soll  nämlich  die  entsprechung  von  einem  unbelegten  westgerm. 
*elg  'eich'  sein  und  II.  bringt  beispiele  für  die  erhärtung  von 
ausl.  g  zu  k  aus  dem  anfang  des  8  jhs.  bei.  leider  äufsert  er 
sich  nicht  weiter  über  * elg  (das  ja  mit  ags.  eolh,  ahd.  elaho  im 
grammatischen  Wechsel  stehen  müste),  dessen  vocal  sowol  e  wie 
umlauts-e  sein  kann  (vgl.  ahn.  elgr  <  *algiz,  Wimmer  s.  133). 
im  letzteren  falle  könnte  die  inschrift  nicht  vor  die  mitte  des 
8  jhs.  fallen,  da  der  «-umlaut  von  a  erst  um  750  beginnt.  (Braune, 
Ahd.  gr.  §  27).  —  für  Elch  werden  auch  locale  beziehungen  nach- 
gewiesen. birl(i)nio  soll  der  dat.  sg.  eines  von  biril  'krug,  ge- 
fäfs,  topf,  korb'  abgeleiteten  fem.  *birilin  sein,  wobei  H.  auf  ags. 
byrele  'mundschenk'  verweist,  da  er  richtig  bemerkt,  man  würde 
als  endung  -inno  erwarten  (vom  jähre  772  wird  der  gen.  Albunia 
ciliert),  so  ist  vielleicht  birlnio  nur  eine  verschreibung  für  bir- 
lino  (==birlinno),  wie  es  deren  ja  in  den  runeninschriften  genug 

25* 


376  HENNING    RUNEMDENKMÄLER 

gibt;  zwischen  r  und  l  wäre  auch  noch  ein  i  zu  ergänzen,  da 
an  syncope  nicht  zu  denken  ist.  mit  birilinno  Elk  um  die  mitte 
des  8  jhs.  dürfte  man  denn  wol  einverstanden  sein. 

9.  die  Emser  spange  trägt  die  inschrift  UBADA 
MADAN.  das  erste  wort  wird  =  Wada,  nom.  sg.  f.  eines  ab- 
gekürzten namens,  das  zweite  als  dat.  sg.  m.,  ebenfalls  koseform, 
gewis  richtig  gedeutet,  da  n  hier  wie  auf  der  vorigen  spange 
bereits  die  form  K  zeigt  und  beide  in  archäologischer  beziehung 
zu  einander  gehören,  so  wird  auch  wol  Wada  ihrem  Mado  diese 
Widmung  im  8  jh.  gemacht  haben. 

10.  die  Friedberger  spange  bietet  mit  ihrem  unzweifel- 
haften PUBUPHILD  nichts  bemerkenswertes  aufser  dem  vor  r 
entwickelten  svarabhaktivocal.  wegen  des  p  wird  sie  noch  ins 
7  jh.  gesetzt,  die  von  Virchow  beigesteuerte  beschreibung  von 
Thrüdhilds  skelett,  bei  dem  die  spange  im  grabe  gefunden  wurde, 
beweist,  dass  sie  ihren  namen  mit  der  tat  trug. 

11.  der  Berliner  gol dring  (aus  Körlin  in  Pommern?) 
enthält  aufser  der  bekannten  (magischen?)  formel  ALU,  worin 
Bugge  ht.  salns  erblickt,  noch  die  binderune  sT,  die  Wimmer  als 
AL  deutete.  H.  will  darin  ein  monogramm,  ela,  ella  (==  ahd. 
Ilo,  Illo)  sehen,  was  mir  jedoch  wenig  überzeugend  scheint. 

12.  der  bracteat  von  Wapno  weist  nur  SABAR  auf, 
das  bereits  Müllenhoff  als  adjectivischen  eigennamen  mit  der  be- 
deutung  'klug,  weise'  gedeutet  hat.  es  gehört  zu  ahd.  *int-seffen 
(nur  bei  Olfrid  intsuab,  Braune,  Ahd.  gr.  §  347  anm.  2),  alts. 
af-sebbian,  mhd.  entseben,  lat.  sapio,  sapor  usw.  sonst  erscheint 
die  wurzel  nur  in  eigennamen,  deren  zahl  H.  noch  durch  mehrere 
nachweise  vermehrt.  SABAB  steht  mit  assimiliertem  auslautendem 
s  ganz  auf  gotischer  lautstufe  (vgl.  anpar)  und  wird  den  Bur- 
gunden  zugewiesen. 

In  einem  excurs  über  namen  und  herkunft  der  bracteaten 
(s.  1 22  ff)  vermutet  H.,  das  AN  W[A]LHAKURNE  auf  dem  bracteaten 
von  Tjörkö  sei  =  an  w(a)lhakur(u)ne  und  bedeute  'auf  einer 
wälschen  kröne.'  die  römischen  goldmünzen ,  die  vorläge  der 
germ.  bracteaten ,  seien  entweder  nach  der  kranzartigen  randein- 
fassung,  oder  eher  nach  dem  kränz,  der  kröne,  über  dem  darauf 
geprägten,  profilkopf  so  bezeichnet  worden.1  ich  muss  die  richtig- 
keit  dieser  erklärung  dahingestellt  sein  lassen  —  Bugge  fasst 
-kurne  als  'körn'. 

13.  der  2  Berliner  bracteal  unbekannter  herkunft  ent- 
hält den  bereits  von  Müllenhoff  mit  ahd.  Weiko  identifizierten  männl. 
eigennamen  WA1GA  mit  gotisch-nordgerman.  endung  im  nom  sg. 
die  koseform  gehört  zu  dem  ahd.  adj.  weigar  'verwegen',  dem  nhd. 
v.  sich  weigern,   und  dem   altn.  compositionsteil  -veig   in  weibl. 

1  in  den  von  H.  s.  123  unten  gegebenen  Übersetzungen  von  lat.  Corona 
ist  noch  ags.  cören  -heg  nachzutragen,  das  in  einer  gebetsüberschrift  die 
dornenkrone  Christi  bezeichnet,  vgl.  Anglia  xi  172f. 


HENNING    RUNENDENKMÄLER  377 

namen.   —   auf  s.  141    werden   die  letzten    beiden   stücke   dem 
4 —  5  jh.  zugewiesen. 

14.  die  Dannenberger  bracteaten  haben  je  eine 
inschrift,  aber  auf  die  deutung  der  ersten,  wol  in  der  nach- 
ahmung  einer  vorläge  entstellten,  verzichtet  H.,  die  zweite  liest 
er  GL>TAR(oder  U?)GIZ.  4"  wird  wider  als  e,  i  gefasst  und  das 
wort  in  gle-  (gli-)  und  argiz  abgeteilt,  das  erstere  soll  =  ags. 
gleo,  altn.  glxj  (st.  gliuja-  oder,  wie  H.  schreibt,  glewi)  sein, 
wobei  er  allerdings  den  Stammesauslaut  in  der  composition  'un- 
gerne  entbehrt';  das  letztere  =  nhd.  arg!  während  arg  sonst  stets 
ein  o- stamm  ist,  muss  es  hier  einmal  /-stamm  sein,  und  diese 
kleine  unregelmäfsigkeit  bildet  ja  ein  seitenstiick  zu  gle-,  das  sich 
in  dieser  form  dem  echt  urgerm.  *  argiz  gegenüber  gerade  nicht 
als  besonders  wahrscheinlich  empfiehlt.  Gle- argiz  bedeute  das 
gegenteil  von  Gleobald,  'einen  bei  geselliger  Unterhaltung,  bei 
spiel  und  scherz  unbrauchbaren  mann'  —  also  eine  art  Csedmon! 

Die  zweite  inschrift  wird  R>TURGZ,  d.  i.  reurgz  gelesen  und 
soll  für  *riuragaz,  eine  ableitung  von  go t.  riurs  'hinfällig,  ver- 
gänglich', altn.  ryrr  'schwach,  gering'  stehen,  die  beiden  letzten 
vocale  wären  wegen  raummangel  fortgeblieben,  vielleicht  auch 
das  letzte  a  bereits  lautgesetzlich  geschwunden. 

'Glearg  der  schwache  (hinfällige)'  ist  der  name  des 
künstlers.  die  heimat  der  spange  ist  die  untere  Elbe,  nach  s.  141 
gehurt  sie  ins  6  —  7  jh.  besonders  interessant  ist  sie  wegen 
des  Y.  —  ich  halte  beide  deutungen  für  alles  andere  als  über- 
zeugend. 

15.  der  bracteat  aus  Heide,  jetzt  in  Hamburg,  ent- 
hält nur  die  bekannte  formel  ALU. 

16.  das  Berliner  thonköpfchen,  von  Virchow  für 
echt  erklärt,  zeigt  auf  dem  Scheitel  und  auf  3  Seitenflächen  der 
basis  je  eine  rune,  auf  einer  seite  2  runen,  teils  rechts-,  teils 
linksläufig.  H.  ordnet  und  liest  FULGIA  =  altn.  fylgja  'schütz-, 
folgegeist',  wobei  er  das  sonst  unbekannte  zeicheu"!  als  g  fasst. 
'so  könnte  die  büste  einen  deutschen  genius  darstellen'  (s.  141). 
im  gotischen  würde  es  allerdings  nicht,  wie  H.  (s.  133  unten) 
meint,  fulgja,  sondern  * fulgjö  lauten!  —  ich  muss  auch  dieser 
deutung  gegenüber  meinen  vollständigen  Unglauben  bekennen. 

Die  spange  von  Engers  mit  ihrem  LEUß  wird  s.  156 
für  zweifelhaft  erklärt  —  wozu  ich  keinen  grund  einsehe  — ,  die 
von  Kehrlich  ebenda  direct  als  plumpe  fälschung  charac- 
terisiert.  sie  trägt  die  inschrift  WODANA  HAILAG  mit  der 
/i-ruue  >j(,  die  specifisch  jung-nordisch  ist  (s.  Wimmer  s.  203  f). 
auch  stilistisch  ist  der  ausdruck  anfechtbar. 

S.  135  ff  werden  die  'ergebnisse'  zusammengefasst,  indem 
zuerst  die  denkmäler  einzeln  kurz  characterisiert  und  gruppiert 
sind,  und  dann  eine  grammalische  darstellung  ihrer  Sprachver- 
hältnisse  folgt,     die  z.  t.  buchst  problematischen   dinge   werden 


378  HENNING    RUNENDENKMÄLER 

jedoch  hier  mit  zu  viel  Sicherheit  vorgetragen,  daran  schliefsen 
sich  s.  147 ff  bemerkungen  über  die  runenschrift  selbst,  aus 
denen  ich  folgendes  hervorhebe. 

Zunächst  weist  H.  darauf  hin ,  dass  wir  bei  der  lückenhaftig- 
keit  unseres  materials  durchaus  nicht  mit  Wimmer  die  früheste 
richtung  der  runenschrift  als  gleich  giltig ,  bald  rechts,  bald 
links  laufend,  bestimmen  dürfen,  die  ursprüngliche  Verwendung 
und  form  der  in  terpunctions zeichen  bedarf  auch  noch  sehr 
der  aufklärung,  da  sie  bald  fehlen,  bald  in  manigfach  wechselnden 
gestaltungen  erscheinen,  zeitliche  und  örtliche  momente  sind  hier 
jedesfalls  zu  unterscheiden. 

Über  die  form  der  runen  und  ihre  geschichte  entwickelt 
H.  ansichten,  die  von  denen  W.s  oft  nicht  unerheblich  abweichen, 
besonders  die  zeichen  für  u,  r,  k  und  d  geben  zu  bemerkungen 
anlass  und  führen  auf  die  Vermutung  alten  Zusammenhanges 
zwischen  westgermanischer  und  dänischer  schrift.  die  entstehung 
der  runen  selbst  ist  H.  geneigt  in  das  2  jh.  zu  setzen  und  ihre 
heimat  bei  den  Weichsel-  und  ostseeanwohnern  zu  suchen,  die  im 
1  jh.  besonders  lebhafte  Handelsbeziehungen  zu  den  Römern  hatten, 
er  verneint  nicht  unbedingt  den  griechischen  einfluss  auf  die  aus 
der  römischen  cursive  entstandenen  zeichen ,  deren  benennungen 
auf  besonderen  anteil  der  Ingwäonen  bei  der  namengebung 
schliefsen  lassen,  ebenso  wenig  wie  diese  mit  dem  aufkommen 
der  runenschrift  identisch  zu  sein  braucht,  mag  letztere  auf  ein- 
heitlicher und  einmaliger  erfindung  beruhen,  vielmehr  im  laufe 
der  zeit  mehrfache  Umbildung  erfahren  haben,  in  Westdeutsch- 
land scheine  sogar  später  durch  irgend  welche  einflösse  eine  neue 
blüteperiode  eingetreten  zu  sein.  —  für  die  </-rune  X  nimmt  H. 
W.s  erklärung  nicht  an,  und  bei  der  ^-rune  <>  erinnert 
er  an  griech.  Tl-  als  mutmafsliches  vorbild.  das  zeichen  für 
stimmhaftes  s1  (z)  sei  wol  aus  Z  entstanden ,  aber  ursprünglich 
Y  wie  auf  der  spange  von  Charnay  gewesen  und  erst  später 
zu  Y  und  J^  vereinfacht,  ihr  unmittelbares  muster  war  jedoch 
die  vulgäre  form  des  Z.  —  für  X  wird  Ursprung  aus  Y  geläugnet, 
vielmehr  sei  es  eine  modification  von  I ,  das  auf  den  pompejan. 
wandinschriften  und  den  siebenbürg,  wachstafeln  öfter  mit  solchen 
kleinen  Schrägstrichen  vorkommt.  —  die  |)-rune  mag  auch  in 
ihrer  ags.  form  das  ursprünglichere  zeigen,  und  H.  vermutet 
alten  Zusammenhang  zwischen  ihr  und  dem  got.  (/-zeichen  ,  wobei 
er  an  die  ags.  und  got.  namen  beider  erinnert.  Q  soll  sogar 
alt,  nicht  erst  von  Wulfila  erfunden  sein,  und  H.  möchte  das 
burgund.  W  eher  für  q  als  für  p  halten,  wie  aber  der  umstand, 
dass  idg.  q  im  keltischen2  zu  p  wurde,  alten  Zusammenhang  zwi- 
schen diesen  zeichen  und  keltischen  einfluss  auf  die  bildung  der 

1  das  aber  nicht  blofs  im  auslaut  vorkam,  wie  H.  s.  154  meint. 

2  doch  nur  im  gallo -brittischen,  nicht  im  gälischen,  vgl.  Brugmann, 
Grundriss  i  s.  326  f. 


HEMNING    RU.NEIVDEISKMÄLER  379 

runenschrift  beweisen  soll,  ist  mir  unerfindlich.  —  dem  M  liegt 
vulgäres  II  zu  gründe. 

Ich  muss  es  mir  versagen,  zu  diesen  behauptungen  Stellung 
zu  nehmen,  da  ich  glaube,  dass  nur  reichliche  weitere  funde,  die 
wol  nach  dem  bisherigen  gange  der  entdeckungen  zu  erwarten 
sind1,  über  diese  und  andere  dunkle  puncte  jener  frühen  cullur- 
epochen  licht  verbreiten  können,  manches  aber  wird  gewis  immer 
im  dunkel  bleiben,  und  hier  können  nur  mehr  oder  minder  wahr- 
scheinliche Vermutungen  die  lücken  in  unserer  erkenntnis  aus- 
füllen, ich  schliefse  meine  besprechung  des  buches  mit  dem 
ausdruck  der  aufrichtigen  anerkennung  gegenüber  dem  verf.,  der 
gewis  die  in  ihn  gesetzten  erwarlungen  vollständig  erfüllt  und 
uns  ein  corpus  inscriptionum  runicarum  germanicarum  geschenkt 
hat,  wie  wir  es  nur  irgend  erwarten  konnten,  wenn  ich  in 
nicht  wenigen  puncten  mich  widersprechend  oder  gänzlich  ab- 
lehnend äufsern  muste,  so  waren  dies  meist  nur  fälle,  in  denen 
ich  allen  Scharfsinn  überhaupt  für  verlorene  liebesmüh  erachte, 
das  spiel  der  vom  boden  der  würklichkeit  abgelösten  phantasie 
ist  keiner  kritik  mehr  unterworfen  und  wird  zu  leicht  subjective 
willkür,  die  nur  noch  an  den  geschmack,  nicht  mehr  aber  an 
den  kritischen  verstand  appelliert,  bei  vielen  runeninschriften 
wird  sich  der  bescheidene  forscher  sagen :  ad  ultra  posse  nemo 
teuetur. 

1  soeben  erfahre  ich,  dass  dr  Söderberg  auf  einer  Salinger  spange  des 
Stuttgarter  museums  die  runeninschrift  DNLO  AMILUK  entdeckt  und  in 
dr  Naues  Prähistorischen  blättern  (die  mir  hier  leider  nicht  zugänglich  sind) 
veröffentlicht  hat. 

Göttingen  im  mai  1890.  F.  Holthausen. 


Der  satzbau  des  althochdeutschen  Isidor  im  Verhältnis  zur  lateinischen  vor- 
läge, ein  beitrag  zur  deutschen  syntax  von  Max  Rannow  (Schriften 
zur  germanischen  philologie  hg.  von  dr  MRoediger  ii).  Berlin,  Weid- 
mann, 1888.    x  und  128  ss.     8°.  —  4  m. 

Die  abd.  Übersetzung  des  Isidor  ist  ein  sprachlich  so  interes- 
santes denkmal ,  dass  jede  neuerliche  grammatische  betrachtung 
desselben  dankenswert  ist,  zumal  wenn  sie,  wie  die  vorliegende, 
in  so  gründlicher  weise  durch  eine  vergleichung  der  Übersetzung 
mit  dem  lateinischen  original  und  sorgfältige  erwägung  jeder 
stelle,  die  dem  Verständnisse  und  der  auffassung  Schwierigkeiten 
bereitet,  nicht  allein  die  syntactischen  Verhältnisse  des  denkmals, 
so  weit  sie  den  satzbau  beireffen,  bis  ins  einzelnste  feststellt, 
sondern  auch  manche  dunkelheit  in  erschöpfender  besprechung 
klar  macht,  manche  controverse  endgilliger  entscheidung  zuführt, 
daneben  läuft  eine  beständige  rücksichtnahme  auf  die  handschrift- 


380  RANNOW     SATZRAÜ    DES    AHD.  ISIDOR 

liehe  Überlieferung  des  lat.  textes,  aus  der  hervorgeht,  dass  die 
vorläge  unseres  Übersetzers  von  dem  lat.  texte,  den  wir  bei  Wein- 
hold  lesen ,  vielfach  abwich ,  was  natürlich  gewisse  bis  jetzt  un- 
erklärte inconcinnitäten  zwischen  beiden  begreiflich  macht,  es 
ist  ein  besonderes  verdienst  R.s,  dass  er  diesem  punete  volle  auf- 
merksamkeit  widmete ;  er  scheint  sich  mit  der  frage  der  text- 
construetion  völlig  vertraut  gemacht  zu  haben,  wäre  also  wol 
der  berufenste  mann ,  uns  eine  neue  ausgäbe  des  Isidor  zu  be- 
scheren ,  da  der  Weinholdsche  text  den  'strengen  anforderuugen 
der  Wissenschaft  nicht  auch  nur  halbwegs  entspricht.'  R. 
arbeitet  äufserst  genau;  er  sagt  kaum  etwas,  ohne  alle  ein- 
schlägigen belege  gesammelt  und  geprüft  zu  haben ,  wobei  er 
oft  über  den  rahmen  der  betrachtung  des  satzbaues  hinaus  auf 
die  verschiedensten  einzelheiten  der  Übersetzungskunst  und  des 
Sprachgebrauches  Isidors  zu  sprechen  kommt,  die  natürlich  unter 
dem  text  abgehandelt  werden  und  erwünschte  beigaben  bilden; 
auch  diese  excurse  sind  sorgfältig  gearbeitet,  so  bringt  ihn  zb. 
eine  bemerkung  im  text  dazu,  zu  untersuchen,  wie  Isidor  citiert,  und 
eine  in  dieser  anmerkung  besprochene  stelle  wider  dazu,  zu  zählen, 
wie  oft  er  inti  und  joh  gebraucht,  dass  alle  im  texte  besprochenen 
stellen  völlig  ausgeschrieben  vorgeführt  werden,  empfiehlt  sich  sehr; 
man  braucht  nicht  beständig  mit  zwei  büchern  zu  operieren  und 
kann  einmal  auch  ein  syntactisches  buch  wie  ein  anderes  lesen, 
freilich  schwillt  die  schrift  dadurch  gewaltig  an  und  erscheint 
etwas  breitspurig;  doch  ersteres  ist  die  sache  des  Verlegers,  und 
der  zweite  umstand  schadet  gewis  nicht  der  gründlichkeit.  —  R. 
citiert  verlässlich;  wenigstens  haben  Stichproben  im  texte  keine 
correctur  ergeben,  von  den  zahlreichen  anmerkuugen  habe  ich 
blofs  eine,  die  fünfte  (s.  10.  11),  genau  nachgeprüft,  hier  zählt 
nämlich  R.  anlässlich  der  bemerkung  im  texte,  dass  die  Stellung 
ist  chiquhedan  dem  hauptsatze  ausschliefslich  angehört,  freilich 
aber  auch  im  nebensatz  oft  zu  finden  ist  (welche  einschränkung 
das  'ausschliefslich'  sonderbar  illustriert),  alle  fälle  zusammen,  wo 
Isidor  im  nebensatze  bei  zusammengesetztem  verb  das  verbum 
finitum  vor-  oder  nachstellt;  er  findet,  dass  es  57  mal  vor-, 
50  mal  nachsteht,  dass  also  des  Übersetzers  spräche  noch  zwischen 
vor-  und  nachgestelltem  verbum  finitum  schwankt,  auffälliger 
weise  betrachtet  er  in  diesem  excurs  nur  den  deutschen  text, 
ohne  zu  beachten,  wie  sich  die  deutsche  Stellung  zur  lat.  ver- 
hält, wo  ja  auch  zusammengesetzte  formen  erscheinen,  es  ver- 
anlasste mich  dieses  übersehen ,  die  vergleichung  mit  der  lateini- 
schen Stellung  nachzutragen,  das  endresultat  erschien  wol  nicht 
wesentlich  modificiert ,  aber  bei  dieser  gelegenheit  controlierte  ich 
die  107  citate  dieser  anmerkung  und  fand  auch  einige  ungenauig- 
keiten.  vor  allem  sind  21,  15  und  35, 15  auszuscheiden;  es  sind 
gar  keine  nebensatze,  wie  R.  selbst  s.  60  und  28  nachweist; 
ob  29,  l  ein  nebensatz  ist,  ist  gleichfalls  sehr  fraglich ,  s.  s.  13; 


RAISNOW     SATZBAU    DES    AHD.  ISIDOR  381 

ferner  soll  es  in  der  6  zeile  statt  37,  21  heifsen  37,  22;  2  zeilen 
weiter  findet  sich  31,  29,  das  s.  11  richtig  als  37,  28  citiert  ist, 
sowie  das  17  zeilen  weiter  angeführte  25,  21  s.  10  als  25,  20 
erscheint.  —  als  interessant  liehe  ich  hervor,  dass  in  relativ- 
sälzen  auffallend  oft  das  verbum  finitum  nachsteht,  3  mal  mehr 
als  vor  (21  :  7),  während  zb.  bei  dhazs  23  fälle  des  vorstehenden 
verbum  finitum  blofs  10  fällen  der  nachstellung  gegenüberstehen, 
die  relativsätze  waren  offenbar  durch  das  einleitende  pronomen 
noch  nicht  ganz  als  nebensätze  characterisiert,  daher  muste  die 
Wortstellung  mithelfen;  es  entspricht  dies  Löhners  und  meinen 
beobachtungen.  es  ist  überhaupt  zu  loben ,  dass  R.  die  Wort- 
stellung sorgfältig  beobachtet  und  zumal  in  einem  anhang  s.  112 
nicht  blofs  die  Stellung  des  verbum  finitum ,  sondern  die  aller 
Satzteile,  wenn  auch  nur  skizzierend,  bestimmt. 

Bevor  ich  auf  einzelne  stellen  eingehe,  sei  noch  der  inhalt 
des  buches  in  grofsen  zügen  angemerkt.  R.  geht  von  der  lateini- 
schen vorläge  aus  und  untersucht  nun,  wie  1)  die  lat.  hauptsätze, 
2)  die  nebensätze,  3)  infinitiv,  particip,  gerundium  und  gerun- 
divum  in  der  deutschen  Übersetzung  widergegeben  sind,  die  ab- 
weichungen  und  die  gründe  derselben  werden  sorgfältig  erwogen; 
dass  dabei  die  geschicklichkeit  und  Selbständigkeit  des  Übersetzers 
immer  klarer  hervortritt,  war  vorauszusehen,  und  dass  der  Isidor- 
übersetzer  die  anderen  ahd.  Übersetzer  in  diesem  betrachte  über- 
ragt, wird  niemand  bezweifeln  wollen;  aber  als  quellen  für  die 
erforschung  der  syntax  sind  diese  sclavischen  Übersetzer  doch 
vielfach  noch  wertvoller  als  Isidor,  weil  sie  dort,  wo  sie  die  vor- 
läge verlassen,  einen  decidierten  beweis  für  die  stärke  des  dem 
lat.  entgegengesetzten  deutschen  Sprachgebrauches  liefern,  in 
diesem  sinne  wird  auch  Gerings  und  Deneckes  Wertschätzung 
dieser  ahd.  Übersetzer  aufzufassen  sein  (s.  s.  2) ,  und  so  habe 
auch  ich  die  Sachlage  immer  betrachtet,  dass  Otfrids  poetische 
spräche  nicht  der  lauterste  quell  für  die  syntax  der  ahd.  spräche 
überhaupt  sein  kann,  hat  R.  bei  aller  hochachtung  vor  Olfrid 
richtig  betont  (s.  1).  —  s.  126  und  127  bieten  ein  alphabetisches 
Sachverzeichnis  und  s.  128  ein  register  der  85  kritisch  und 
exegetisch  besprochenen  stellen. 

Von  druckversehen  sind  mir  blofs  2  aufgefallen :  s.  53  ist 
in  dem  lat.  cital  15,  11  der  beistrich  statt  nach  ferebatur  nach 
aquis  zu  setzen,  s.  54  statt  prophet  aeusque  zu  lesen  prophetae 
nsque. 

S.  9  wirft  mir  R.  vor,  dass  ich  in  meinen  Relativsätzen 
s.  1  Is.  3,  20  als  beispiel  für  einen  durch  ein  anaphorisches 
pronomen  eingeleiteten  relativsatz  übersehen  habe,  die  stelle 
lautet  latet  mim  ab  oculis  hominnm  et  a  volucribus  caeli  absconsa 
est,  id  est  eliam  ipsis  angelis  incognita:  dhiu  chiholan  ist  fona 
manno  augom  Joh  fona  allem  himiles  fleugendem  ist  siu  chiborgan, 
siu   ist   chiuuisso    selbem   angilum  iinchundiu.      den    letzten    satz 


382  RANNOW     SATZBAÜ    DES    AHD.  ISIDOR 

siu  ist  .  .  .  fasst  R.  als  relativsatz  auf,  tut  dies  aber  auch  mit  dem 
ersten  satz,  der  durch  dhiu  eingeleitet  ist;  er  erklärt  nämlich 
die  worte  dhiu  —  chiborgan  für  einen  anakoluthisch  gebauten  satz, 
dessen  1  teil  ein  vollständig  ausgebildeter  relativsatz  sei ,  während 
der  2  teil  die  Stellung  des  hauptsatzes  habe,  mir  ist  darum  R.s 
auffassung  nicht  klar,  ich  stimme  völlig  mit  ihm  darin  überein, 
dass  die  worte  dhiu  —  chiborgan  einen  relativsatz  bilden,  dessen 
2  teil  in  anlehnung  an  die  lat.  Wortfolge  Stellung  des  hauptsatzes 
bekommen  hat,  was  ja  auch  ohne  vorbild  in  jener  zeit  noch 
häufig  geschieht,  ja  selbst  in  späteren  Sprachperioden,  zb.  bei 
den  mystikern  ,  nichts  seltenes  ist:  dann  aber  muss  der  satz  siu 
ist  chiuuisso  .  .  .  ein  hauptsatz  sein  ,  und  darum  konnte  ich  ihn 
unmöglich  unter  den  relativsätzen  aufführen,  den  relativsatz  als 
hauptsatz  zu  fassen,  dessen  erster  teil  Wortstellung  des  neben- 
satzes  hätte',  wird  man  sich  schwer  entschliefsen;  eher  könnte 
man  daran  denken,  dass  Isidor,  der  ohnedies  im  gegebenen  falle 
die  lat.  vorläge  frei  behandelt,  blofs  den  ersten  teil  dhiu  —  augom 
als  relativsatz  gefasst  wissen  wollte,  an  den  sich  dann  mit  joh 
fona  ein  hauptsatz  anschloss.  aber  auch  dann  ist  der  3  satz  siu 
ist  chiuuisso  nichts  weiter  als  eine  fortsetzung  des  vorhergehenden 
hauptsatzes  und  darum  selbst  ein  hauptsatz;  gemeinsam  wäre 
beiden  Sätzen  das  siu  als  hinweisung  auf  das  dhiu  des  relativ- 
satzes. 

S.  13  führt  R.  2  lateinische  hauptsätze  an,  die  im  deutschen 
zu  causalen  nebensätzen  mit  huuanda  wurden:  29,  1  und  21,3. 
aus  seinen  weiteren  ausfuhrungen  aber  würde  sich  eher  ergeben, 
dass  diese  Sätze  als  hauptsätze  zu  fassen  sind,  indem  er  darauf 
hinweist,  dass  uns  die  Wortstellung  nicht  zu  nötigen  braucht, 
diese  Sätze ,  von  denen  der  erste  übrigens  Stellung  des  haupt- 
satzes hat,  als  nebensätze  zu  betrachten,  und  dass  zweitens 
huuanda  im  ahd.  oft  unserem  denn  entspricht,  was  ja  eine  bekannte 
tatsache  ist;  schliefslich  gibt  R.  selbst  zu,  dass  beide  Sätze  zum 
hauptsätze  mehr  in  paratactischem  als  hypotactischem  Verhältnisse 
stehen;  ich  nehme  sie  darum  auch  lieber  für  hauptsätze. 

In  der  zweiten  stelle  21,3  steht  dem  lateinischen  quod  enim 
homo  f actus  est,  nobis  profecit  gegenüber  huuanda  chiuuisso,  dhazs 
ir  man  uuardh  uuordan,  unsih  hilpit.  R.  stellt  s.  14  die  Ver- 
mutung auf,  Isidor  habe  das  quod  enim  causal  gefasst  und  sei 
vielleicht  auf  diese  art  zu  seinem  huuanda  gekommen,  wäre  es 
nicht  denkbar,  dass  Isidor  das  est  übersah,  oder  dass  es  in  seiner 
vorläge  fehlte,  er  also  homo  factus  als  participialconstruction 
fasste  und  mit  dem  d/wzs-satze  widergab,  nun  aber  quod  mit 
profecit  verbinden  muste  und  demgemäfs  übersetzte?  die  deutsche 
Wortstellung  des  nebensatzes  ist  dann  nur  die  folge  der  völligen 
anlehnung  an  die  lat.  vorläge. 

S.  43  bespricht  R.  die  schwierige  stelle  47,  10  inuga  ih 
andre  gaborane  .  .  g[aber]e?   —   enti  ih  an[drem  gi]bu  za  be- 


RANN0W     SÄTZBAU    DES    AHD.  ISIDOR  383 

ranne,  sculi  ih  nuesa[n..]?  mumqnid  qui  alios  parere  facio ,  ipse 
no7i  pariam ?  et  qui  gener  ationem  ceteris  tribuo ,  sterilis  ero ?  weil 
der  erste  satz  unvollständig  vorliegt,  habe  ich  in  meinen  Relativ- 
sätzen s.  40  blofs  den  zweiten  berücksichtigt,  und  weil  sonst 
relativsätze  mit  anaphorischem  pronomen  immer  nachstehen ,  das 
enti  couditional  gefasst.  eine  solche  Verwendung  des  enti  ist 
ahd.  allerdings  nicht  nachgewiesen,  aber  mhd.  so  häufig,  dass 
sie  fürs  ahd.  wol  angesetzt  werden  kann,  trotzdem  aber  lässt 
mich  jetzt  die  rücksicht  auf  den  ersten  wenn  auch  nur  in  resten 
erhaltenen  satz,  dessen  parallelismus  mit  dem  zweiten  offenbar 
ist,  mit  R.  annehmen,  dass  wir  hier  das  persönliche  pronomen 
der  1  person  relativisch  zu  nehmen  haben,  wenn  es  auch  vor- 
ansteht, eigentümlich  berührt  es,  wenn  R.  s.  52  die  relative 
Verwendung  des  so  mit  einem  nhd.  beispiel  belegt,  das  er  einer 
anm.  Löhners  entnimmt;  dieser  gebrauch  ist  ja  nhd.  so  häufig 
und  R.  bringt  selbst  ein  beispiel  aus  GKeller  und  verweist  ferner 
auf  Sammlungen  über  rel.  so,  dass  dieses  citat  ganz  unnötig  ist, 
um  so  mehr,  als  R.  sonst  das  nhd.,  wozu  er  ja  schliefslich  das 
recht  hat,  fast  ganz  unberücksichtigt  lässt. 

Wenn  R.  s.  59  die  Stellung  in  dem  causalen  nebeusatze 
bidhiu  huuanda  sie  chihordon  gotes  stimm  hluda  in  Sinaberge 
quhedhenda  (13,  5)  die  eines  hauptsatzes  nennt,  weil  subject  und 
prädicat  vorangestellt  sind,  so  möchte  ich  dagegen  bemerken, 
dass  die  Stellung  subj.-präd.  nach  einem  den  satz  einleitenden 
bidhiu  huuanda  eher  für  den  nebensatz  characteristisch  ist;  dass 
dem  prädicat  noch  Satzteile  folgen,  das  ist  im  ahd.  nebensatze 
'durchaus  nichts  unregelmäfsiges'(vgl.zu  der  Wortstellung  in  diesem 
satze  auch  R.s  bemerkung  s.  119). 

S.  65  ff  bespricht  R.  die  schwierige  stelle  3,  10  dhazs  suoh- 
hant  auur  nu  ithniuuues ,  huueo  dher  selbo  sii  chiboran ,  nuso  ist 
in  dheru  sineru  heilegun  chiburdi  so  daucgal  fater  chiruni,  dhazs 
ni  saget  apostolus  noh  forasago  ni  bifant  noh  .  .  .,  Isaias  so  festi- 
noda,  dhar  ir  quhad;  er  erwägt  sorgfältig  das  Verhältnis  zur 
vorläge  und  die  möglichkeiten  der  auffassung,  kommt  aber  dabei, 
wie  er  selbst  gesteht,  zu  keiner  sicheren  und  zuverlässigen  ent- 
scheidung.  darum  wage  ich  es,  auch  meine  ansieht  vorzubringen. 
nuso  dürfte  wol  mit  R.  dem  dum  =  'während  doch'  entsprechen; 
ich  übersetze  also  ungefähr:  'man  forscht,  wie  er  geboren  sei, 
da  doch  bei  seiner  geburt  der  vater  ein  geheimnis  ist,  das  niemand 
kennt,  Isaias  aber  so  bestätigt,  indem  (dass)  er  sagt:  wer  hat 
von  seiner  geburt  erzählt?'  ich  fasse  also  dhazs  ni  saget  usw. 
als  einen  relativsatz ,  bezüglich  auf  chiruni,  der  durch  Isaias  so 
festinoda  fortgesetzt  wird,  das  so  vor  daucgal  braucht  nicht  zu 
beirren,  da  R.  selbst  s.  66  anm.  nachweist,  dass  noch  3  mal  im 
Isidor  ein  solches  so  ohne  beziehung  auf  das  nachstehende  gegen 
die  lat.  vorläge  hinzugefügt  erscheint;  es  ist  einfach  verstärkend, 
also  so  daucgal  chiruni  =  ein  gar  tiefes  geheimnis.     wenn  man 


384  RANNOW     SATZBAIT    DES    AHD.  ISIDOR 

ferner  dhar  =  cum  =  indem  fasst  wie  7,29,  wo  dem  dhar  ir  quhad 
tatsächlich  cum  diceret  entspricht,  so  ist  dann  auch  das  so  vor  festi- 
noda  plausibel  gemacht,  und  die  ganze  stelle  gibt  einen  guten 
sinn,  ohne  dass  man  eine  textänderung  vorzunehmen  hätte,  wie 
sie  Starker,  der  dhazs  izs  ni  saget  lesen  will,  und  R.  vorschlagen, 
der  eine  Umstellung  in  so  Isaias  festinoda  in  erwägung  zieht. 

S.  92  f  liest  man  eine  interessante  Zusammenstellung  der  ver- 
schiedenen ansichten  über  den  acc.  c.  inf.  im  deutschen.  F.. 
meint  mit  anderen,  dass  diese  construction  wie  der  absolute  dativ 
(s.  108)  fremdem,  besonders  lateinischem  einflusse  zu  verdanken 
sei,  immerhin  aber  in  ahd.  zeit  schon  so  verbreitet  gewesen  sei, 
dass,  wer  sie  gebrauchte,  auch  verstanden  wurde;  'es  machte 
sich  eben  eine  Strömung  geltend,  die  mit  dieser  construction  die 
deutschen  Sprachmittel  bereichern  wollte,  aber  es  gelang  ihr  auf 
die  dauer  nicht.' 

Währing-Wien,  december  1889.  Tomanetz. 


Verzeichnis  der  auf  dem  gebiete   der   neueren  deut- 
schen   LITTERATUR    IM   JAHRE    1889     ERSCHIENENEN    WISSEN- 
SCHAFTLICHEN   PUBLICATIONEN. 
von  Philipp  Strauch.* 

iA.    Bibliographie.     Sammelwerke. 

Seemanns  litt,  jahresber.  [u.  weihnachtscat.]  hg.  von  KHeinemann  unter 
mitwirkung  von  CG  e  h  1  e  r  t,  AK  i  r  c  h  h  o  f  f,  ELehmann,  MN  e  c  k  e  r, 
ARosenberg,  OSeemann.  1889.  Leipzig,  dr.  von  Ramm  &  Seemann. 
152.    8.  —  Theol.  litteralurbl.  nr  51.  [1 

Verzeichnis  der  auf  dem  gebiete  der  neueren  deutschen  litt,  im  j.  1887  er- 
schienenen wissensch.  publicationen  von  PhStrauch.  Anz.  xv  70.  —  DLZ 
nr  16  sp.  609.     Revue  critique  nr  2  s.  40.  [2 

Continental  literature,  july  1888  to  june  1889:  Germany.  Athen.  nr3219 
(RZi  mm  ermann).  [3 

Ausgew.  volks-  u.  Jugendschriften,  mit  einl.  u.  erläut.  von  OHelling- 
haus.  Münster  i/W.,  Aschendorff.  16.  Geliert,  Ausgew.  fabeln  u.  er- 
zählungen.  vn,  88  (bdchen  33).  —  Schwab,  Die  schönsten  sagen  des 
class.  altertums.  1.  Die  sagen  von  Odysseus.  vm,  239  mit  2  bildern 
(bdchen  31.  2).  —  vgl.  Stimmen  aus  Maria  Laach  37,  571.  [4 

Ribl.  der  gesammtlitt.  des  in-  u.  ausl.  s.  1888  [3.  vDros  te-Hül  shof  f,  Die 
judenbuche.  ein  sittengemälde  aus  dem  gebirgigen  Westfalen.  50(nr353). — 
GhAGEberhard,  Hannchen  u.  die  küchlein.  94  (nr  339).  —  Fichte, 
Reden  an  die  deutsche  nation.  203  (nr  356.  7).  —  GForster,  Ansichten 
vom  Niederrhein.  112  (nr  349).  —  Goethe,  Wilhelm  Meisters  lehrjahre. 
roman,  524  (nr  317— 21).  Wilhelm  Meisters  wanderjahre.  372  (nr343— 5). — 
EThWH  off  mann,    Das    fräulein    vScuderi.     erzählung  aus    dem    Zeitalter 

*  mit  freundl.  Unterstützung  von  JBolte,  FMichel,  JMinor  ,  OPisiower,  ASauer, 

I'SCHLENTHER  ,    ESCBMIDT  ,    KSCHORBACH,     TnSlEBS,    LStEINMEYER  ,     IISWuiTE  ,     AWOHLWILL, 

GWolff,    sowie  der  germ.  seminare  zu  Berlin  u.  Wien. 


BIBLIOGRAPHIE  FÜR   1889  IA.      BIBLIOGRAPHIE.      SAMMELWERKE         385 

Ludwig  xiv.  70  (nr  293).  —  Immermann,  Der  neue  Pygmalion,  er- 
zählung.     50  (nr  288).  —  HvKleist,    Die  Hermannsschlacht,     ein    drama. 

87  (nr  326).  —  Klinger,  Das  leidende  weib.  ein  trauerspiel.  nebst  einem 
anh.     Die   frohe  frau   u.  K.s  entgegnung.     hg.  u.  eingel.  von  LJacobowski. 

88  (nr  332).  vgl.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  44  (Boxberger).  —  Klopstock, 
Oden  u.  epigramme  in  ausw.  mit  Vorbemerkung  u.  erläut.  von  BGrosse. 
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ausw.  bearb.  von  HMeifsner.  228  (nr  354.  5).  —  Saphir,  Wilde  rosen. 
gesammtausg.  255  (nr  306  —  8).  —  Schiller,  Gesch.  des  30 jähr,  krieges. 
359  (nr  367  —  9).  —  AWvSchlegel,  König  Heinrich  v.  hist.  drama  von 
WShakespeare.  übers.  99  (nr  340).  Was  ihr  wollt,  ein  lustspiel  von 
WShakespeare.  übers.  80  (nr  290).  —  Schleiermacher,  Monologen, 
eine  neujahrsgabe.  64  (nr  370).  Über  die  religion,  reden  an  die  gebildeten 
unter  ihren  Verächtern.  272  (nr346— 8).  —  Schwab,  Die  deutschen  volksbb.  i 
Dr  Faustus.  n  Fortunat  u.  seine  söhne.  74.102  (nr  329.  72).  —  Tieck, 
Leben  u.  taten  des  scharfsinnigen  edlen  Don  Quijote  von  la  Mancha  von 
MdeCervantes  Saavedra.  übers.  4  bde.  244.  256.  262.  286  (nr  296—305).  — 
Varnhagen,  Frhr  Georg  vDerfflinger.  ein  lebensbild.  61  (nr  333).  Fürst 
Leopold  von  Anhalt-Dessau,  ein  lebensbild.  148  (nr  350.  1).  Graf  Matthias 
von  der  Schulenburg,  ein  lebensbild.  78  (nr  366).  —  Weber,  Demokritos 
oder  hinterlassene  papiere  eines  lachenden  philos.  bd.  10  — 12.  155.  155. 
177  (nr294.  5.  315.  6.  22.  3).  —  Zschokke,  Das  goldmacherdorf.  er- 
zählung.  112  (nr  342).  [5 
Bibl.  der  weltlitt.  s.  1888  [4.  Gries  teil  4.  340  (bd.  181).  —  Herder 
bd.  2-6.  324.286.235.252.280  (bd.  180.  2.  7—9).  —  Wieland  bd.  5.  6. 
268.312  (bd.  179.  83).  [6 
Glassikerausg.  f.  den  schulgebrauch  s.  1888  [5.  Goethe,  Torquato  Tasso. 
ein  Schauspiel,  mit  einer  einl.  u.  anm.  vers.  vonEBreyer.  xn,  104  (lieft  20).  — 
Schiller,  Don  Carlos,  infant  von  Spanien,  ein  dram.  gedieht,  mit  einl. 
u.  anm.  von  WSwoboda.  xiv,  213  (lieft  21.  2).  [7 
D.  nationallitt.  s.  1888  [7.  bd.  1  ff.  —  Nord  u.  süd  51,  438  (Erdmann), 
bd.  100—24.  —  Revue  critique  nr  35/6  (Chuquet).  lfg.  462—521.  —  Bll.  f. 
litt,  unterh.  nr  24.  30.  44  (Boxberger).  [8 
D.-österr.  nationalbibl.  hg.  von  HWeichelt.  Reichenberg  i/B.,  Weichelt.  8. 
JLFD  e  i  n  h  a  r  d  s  t  e  i  n,  Hans  Sachs,  dram.  gedieht.  72  (nr  80.  1).  — 
LAFrankl,  Christoforo  Golombo.  episches  gedieht.  48  (nr  74).  König 
Salomo.  epische  dichtung.  56  (nr  79).  —  AGrün,  Ausgew.  gedichte.  88 
(nr  71.  2).  —  FHalm,  Der  adept.  trauerspiel.  67  (nr  77.  8).  —  vV***,  Der 
hausball.  erzählung  aus  dem  j.  1781.  23  (nr  73).  [9 
Graesers  jugendbibl.  bd.  1  —  4  1888  [8.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  157 
(Prosch).  430  (Schmidt).  [10 
Dieselbe.  Hauff,  Märchen  n.  Der  scheik  von  Alessandria  u.  seine  sclaven. 
mit  einl.  u.  anm.  hg.  von  HKny.  112  (bd.  5).  [11 
Graesers  schulausg.  nr  25.  27.  29—31  1887  [527.  1049.  1076.  1888  [10.  — 
Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  25,  46.  414  (Bauer).  Korrespondenzbl. 
f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen  Württembergs  36,  135  (Schanzenbach).  Zs. 
f.  d.  deutschen  Unterricht.  3,  372  (Unbescheid).  [12 
Dieselben.  FvGcntz,  Österr.  manifeste  von  1809  u.  1813.  mit  einl.  u. 
anm.  hg.  von  EGuglia.  xv,44(nr39).  —  Goethes  Reineke  Fuchs,  mit  einl. 
u.  anm.  von  KBeifsenberger.  xiv,  111  (nr  38).  —  HvKleist,  Das  Käthchen 
von  Heilbronn  oder  die  feuerprobe.  grofses  bist,  ritterschauspiel.  mit  einl. 
u.  anm.  von  ALichtenheld.  xiv,  82  (nr  40).  Prinz  Friedrich  von  Homburg, 
ein  Schauspiel,  mit  einl.  u.  anm.  von  RKade.  xn,  64  (nr  37).  [13 
Meisterwerke  der  deutschen  litt.  s.  1888  [13.  Schiller,  Wilhelm  Teil.  2  verb. 
aufl.  mit  1  karte.  119  (bdehen  2).  —  Voss,  Homers  Odyssee.  2  verb. 
aufl.  mit  1  titelbild.  163  (bdehen  3).  [14 
Meisterwerke  unserer  dichter,  bdehen  51 — 3  1888]  14.  —  Stimmen  aus  Maria 
Laach  36,  599.                                                                                                [15 


386  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889    IA 

Meisterwerke  unserer  dichter.  Balladen  deutscher  dichter  von  Bürger  bis 
zur  gegenwart.  vm,  592  (bdchen  56—60).  vgl.  Stimmen  aus  Maria  Laach  37, 
571. —  Eichendorff ,  Das  marmorbild.  Das  schloss  Durande.  novellen. 
vm,  116  (bdchen  50).  [16 

Meyers  volksbb.  nr  1  ff  s.  1888  [15.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  369.  [17 
Dieselben.  Claudius,  Ausgew.  werke,  neu  hg.  u.  erläut.  von  Theinert- 
Mickley.  176  (nr  681  — 3).  —  vDros  te-H  ülshoff ,  Bilder  aus  Westfalen. 
Bei  uns  zu  lande  auf  dem  lande.  60  (nr  691).  —  Eichendorff,  Kleinere 
novellen.  260  (nr632  — 5).  —  Goethe,  Aus  meinem  leben,  dichtung  u. 
Wahrheit.  4  teile.  222.  246.  228.  123  (nr669  — 80).  —  Gries,  Das  be- 
freite Jerusalem,  von  Torquato  Tasso.  übers.  508  (nr  684 — 90).  —  Heine, 
Aus  den  memoiren  des  hrn  vSchnabelewopski.  59  (nr  654).  Florentin. 
nachte.  67  (nr  655).  —  Iffland ,  Die  mündel.  Schauspiel.  106  (nr  625.  6). 
Verbrechen  aus  ehrsucht.  ein  familiengemälde.  83(nr623.  4).  —  Kopisch, 
Ausgew.  gedichte.  88  (nr  636.  7).  —  Körner,  Der  grüne  domino.  ein 
lustspiel  in  alexandrinern.  30  (nr  700).  Der  nachtwächter.  eine  posse  in 
versen.  32  (nr  657).  Der  vetter  aus  Bremen,  ein  spiel  in  versen.  31 
(nr  656).  —  Lichtenberg,  Bemerkungen  vermischten  inhalts.  262 
(nr  665— 8).  —  Musäus,  Volksmärchen  iv.  132  (nr  621.  2).  —  Pia  ten, 
Die  Abbassiden.  ein  gedieht.  87  (nr  630.  1).  —  Richter,  Des  feldpredigers 
Schmelzle  reise  nach  Flätz.  66  (nr  650).  —  Schwab,  Sagen  des  class. 
altertums  i  —  m.  71.  83.  92  (nr  693  —  7).  —  Tieck,  Der  aufruhr  in  den 
Cevennen.  eine  erzählung.  247  (nr  661  —  4).  Des  lebens  überfluss.  eine 
novelle.  60  (nr  692).  —  Zschokke,  Das  goldmacherdorf.  eine  anmutige 
u.  wahrhafte  gesch.  f.  schule  u.  haus.     140  (nr  701.  2).  [18 

N.  litt,  volkshefte.  litteraturbriefe  an  einen  deutschen  marineoffizier  in  Ost- 
afrika. Berlin,  Eckstein.  8.  nr  1.  Der  offizier  in  der  dichtung.  27.  — 
D.  ztg.  nr  6303  (Goldmann).  D.  dichtung  7,  56.  Die  gesellsch.  s.  1055 
(Jacobowski).  nr  2.  Die  preufs.  ader  in  der  deutschen  litt.  31.  —  Bll.  f. 
litt,  unterh.  nr  31.  Die  gesellsch.  s.  1200  (Jacobowski).  nr  4.  Kritik  der 
kritik.  29.  nr  5.  Goethe  u.  noch  immer  kein  ende,  bedeutung  G.s  f.  die 
gegenwart.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  45.  Kunstwart  jg.  3  stück  1,  vgl. 
stück  4  (Alberti).  6.  Die  gesellsch.  s.  1669. 1802  (Jacobowski).  nr  6.  Gesch. 
des  naturalismus.  30.  nr  7.  Die  frz.  revolution  im  spiegel  deutscher  dich- 
tung. 28.  [19 
Neuer  deutscher  novellenschatz.  bd.  24  1888  [16.  —  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  37  (Brasch).  [20 
Samml.  deutscher  schulausg.  hg.  von  JWychgram.  Bielefeld,  Velhagen 
&  Klasing.  12.  Goethe,  Aus  meinem  leben,  dichtung  u.  Wahrheit,  hg. 
von  WNöldeke.  2  bdchen.  vi,  151.  140  mit  je  1  bild  (nr  5.  6).  Egmont. 
ein  trauerspiel.  hg.  von  GBötticher.  xn,  100  (nr  3).  Gedichte,  ausw.  hg. 
von  RFranz.  xvi,  191  mit  bild  (nr  4).  Götz  von  Berlichingen  mit  der 
eisernen  hand.  ein  Schauspiel,  hg.  von  RBeer.  xn,  127  (nr  7).  Hermann 
u.  Dorothea,  hg.  von  JWychgram.  xiv,  72  (nr  1).  Iphigenie  auf  Tauris. 
hg.  von  StWaelzoldt.  vm,  123  (nr  2).  —  Herder,  Kleinere  prosaschriften. 
ausgew.  u.  mit  einl.  u.  anm.  vers.  von  RFranz.  vi,  154  (nr  8).  —  Immer- 
mann, Der  oberhof.  im  auszuge  hg.  von  GCarel.  vm,  138  (nr  9).  — 
HvKleist,  Michael  Kohlhaas,  aus  einer  alten  chron.  hist.  erzählung.  hg. 
von  JWychgram.  x,  119  (nr  10).  —  L  es  sing,  Hamb.  dramaturgie.  hg. 
von  OLyon.  vm,  176  (nr  14).  Minna  von  Barnhelm  oder  das  soldaten- 
glück.  ein  lustspiel.  hg.  von  AThorbecke.  vm,  126  (nr  12).  —  Schiller, 
Die  braut  von  Messina  oder  die  feindl.  brüder.  ein  trauerspiel  mit 
chören.  hg.  von  RFranz.  xvm,  116  (nr  16).  Demetrius.  hg.  von  HLösch- 
horn.  xvi,  62  (nr  17).  Don  Carlos,  ein  dram.  gedieht,  hg.  von  RFranz. 
vm,  232  (nr  18).  Jungfrau  von  Orleans,  eine  romant.  tragödie.  hg.  von 
JWychgram.  ix,  160  (nr  19).  Maria  Stuart,  trauerspiel.  hg.  von  CRauch. 
vm,  152  (nr  20).  Über  naive  u.  sentimentalische  dichtung.  hg.  von  FViolet. 
vm,  132  (nr  22).  Wilhelm  Teil,  ein  Schauspiel,  hg.  von  AThorbecke. 
vm,  160  mit  1  karte  (nr  21).                                                                           [21 


BIBLIOGRAPHIE.       SAMMELWERKE  387 

Samml.  Göschen  (schulausg.  deutscher  class.).  Stuttgart, Göschen.  12.  Klop- 
stocks  öden  in  ausw.  schulausg.  mit  erklärenden  anm.  von  ALBack. 
xii,  98  (bdchen  1).  —  Lessing,  Antiquarische  u.  epigrammatische  abhandl. 
schulausg.  mit  anm.  von  dr  Werther.  vi,  157  (bdchen  9).  Emilia  Galotti. 
ein  trauerspiel  mit  anm.  von  WVotsch.  113  (bdchen  2).  Fabeln.  3  bücher. 
nebst  abhandl.  mit  dieser  dichtungsart  verwandten  inhalts.  mit  einl.  von 
KGoedeke  (1885).  xiv,  125  (bdchen  3).  Laokoon  oder  über  die  grenzen  der 
maierei  u.  poesie.  mit  beiläufigen  erläut.  verschiedener  puncte  der  alten 
kunstgesch.  mit  einl.  von  KGoedeke.  2  aufl.  vm,  184  (bdchen  4).  Litt.  u. 
dram.  abhandl.  schulausg.  mit  anm.  von  dr  Werther.  vm,  162  (bdchen  8). 
Minna  von  Barnhelm  oder  das  soldatenglück.  lustspiel.  mit  anm.  von  To- 
maschek.  9  aufl.  131.  10  aufl.  iv,  131  (bdchen  5).  Nathan  der  weise, 
ein  dram.  gedieht,  schulausg.  mit  anm.  von  Denzel  u.  Kratz.  4  aufl.  (1879). 
182  (bdchen  6).  L.s  prosa  in  ausw.  mit  anm.  von  JWSchaefer.  2  aufl. 
x,  182  (bdchen  7).  [22 

Schulausg.  deutscher  class.  Trier,  Stephanus.  8.  Goethe,  Torquato 
Tasso.  ein  Schauspiel,  mit  kurzen  erläut.,  fragen  u.  aufgaben  zur  anregung 
tieferen  eindringens  in  das  Verständnis  des  inhalts  vers.  von  WWerther. 
124  (nr  6).  —  Lessing,  Minna  von  Barnhelm  oder  das  soldatenglück.  ein 
lustspiel  mit  fragen  usw.  vers.  von  JChGSchumann  (1885).  120  (nr  3).  — 
Schiller,  Die  braut  von  Messina  oder  die  feindl.  brüder.  ein  trauerspiel 
mit  chören.  mit  fragen  usw.  vers.  von  JTreutler.  114  (nr  8).  Die  Jungfrau 
von  Orleans,  eine  romant.  tragödie.  mit  vielen  fragen  usw.  vers.  von 
HEngelen.  136  (nr  5).  Maria  Stuart,  ein  trauerspiel  mit  vielen  fragen 
usw.  vers.  von  KFischer  (1885).     144  (nr4).  [23 

*Schwizer-dütsch.  samml.  deutsch -Schweiz,  mundart- litt,  in  ihren  vorzüg- 
lichsten Vertretern,  ges.  u.  hg.  von  OSutermeister.  heft  1 — 44.  Zürich, 
Grell,  Füfsli  &  cie,  1881  ff  [berührt  auch  das  18  jh.].  —  D.  dichtung  5,  226 
(Härtung).  [24 

Universalbibl.  s.  1888  [18.  [UBräker,]  Der  arme  mann  im  Tockenburg.  hg. 
von  EBülow.  neue  ausg.  235  (nr  2601.  2).  —  HCCuno,  Der  räuber  auf 
Maria  Kulm  oder  die  kraft  des  glaubens.  Schauspiel  aus  der  vaterländ. 
gesch.  d.  14  jhs.  mit  einem  vorw.  von  CFWittmann.  77  (nr  2507).  — 
Dei  nha rds tein ,  Der  widerspänstigen  zähmung.  lustspiel  nach  WShake- 
speare.  bühnenbearb.  von  CFWittmann.  regie-  u.  soufflierbuch,  mit  dem 
vollständigen  scenarium.  80  (nr  2494).  —  Heinse,  Petrons  Gastmal  des 
Trimalchio.  nach  WH.s  übers,  mit  einl.  u.  erläut.  hg.  von  MOberbreyer. 
76  (nr  2616).  —  ThHell,  3  tage  aus  dem  leben  eines  Spielers.  Schauspiel, 
nach  dem  frz.  bearb.  104  (nr  2606).  Der  hofmeister  in  tausend  ängsten. 
lustspiel.  nach  dem  frz.  bearb.  mit  dem  vollständigen  scenarium.  hg. 
von  CFWittmann.  bühnenbearb.  38  (nr  2498).  —  FKind,  Der  freischütz. 
romant.  oper  von  CMvWeber.  vollständiges  buch.  hg.  von  CFWittmann. 
58  (nr  2530).  —  AKlinge  mann,  Faust,  trauerspiel.  88  (nr  2609).  — 
ALortzing,  Czaar  u.  Zimmermann,  com.  oper.  dichtung  u.  musik 
von  AL.  vollständiges  buch.  hg.  von  CFWittmann.  94  (nr  2549).  Un- 
dine.  romant.  zauberoper.  dichtung  u.  musik  von  AL.  vollständiges 
buch,  durchgearb.  u.  hg.  von  CFWittmann.  99  (nr  2626).  Der  Waffen- 
schmied, com.  oper.  dichtung  u.  musik  von  AL.  vollständiges  buch.  hg. 
von  CFWittmann.  82  (nr  2569).  —  vRehfues,  Scipio  Cicala.  roman.  hg. 
u.  eingel.  von  LPassarge.  2  bde.  515.  522  (nr  2581  —  8).  —  Saphir, 
Humoristische  Vorlesungen  1  —3  bdchen.  114.  110.  111  (nr  2516.  29.  2603). 
Humoristisch-satirische  novelletten  u.  bluetten.  216  (nr  2546.  7).  Meine 
memoiren  u.  anderes,  mit  einer  biogr.  einl.  91  (nr  2510).  —  Schikaneder, 
Die  zauberflöte,  oper  von  WAMozart.  dichtung  von  ESch.  vollständiges 
buch,  durchgearb.  u.  hg.  von  CFWittmann.  92  (nr  2620).  —  Sonn- 
leithner  u.  GFTrei  tsch  ke,  Fidelio.  oper  von  LvBeethoven.  dichtung 
nach  Bouilly.  vollständiges  buch.  hg.  von  CFWittmann.  54  (nr  2555).  — 
Spee,    Trutznachtigall,     erneut    von    KPannier.       280    (nr  2596  —  8).    — 


388  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889    IABC 

Zschokke,  Die  Walpurgisnacht.  Kriegerische  abenteuer  eines  friedfertigen. 
Es  ist  sehr  möglich.     3  erzählungen.     106  (nr  2595).     s.  [236.  [25 

Volksbibl.  Stuttgart,  Cotta.  12.  Goethes  ausgew.  werke  in  12  bden. 
bd.  1.  280  (bd.  3).  —  Hauffs  sämmtl.  werke  in  6  bden.  bd.  1.  224  mit 
bild  (bd.  9).  —  Körners  sämmtl.  werke  in  4  bden.  bd.  1.  211  mit  bild 
(bd.  7).  —  Lessings  ausgew.  werke  in  6 bden  bd.l.  232  mit  bild  (bd.  5). — 
Schillers  sämmtl.  werke  in  12  bden.  bd.l— 7.  280  mit  bild.  292.259. 
216.  228.  252.  223  (bd.  1.  2.4.  6.  8.  10.  12).  —  Schlegel  u.  Tieck,  Shake- 
speares sämmtl.  werke  in  12  bden.  übers,  bd.  1.  178  mit  bildnis 
(bd.  11).  [26 

Jb.  f.  münchner  gesch.  s.  1888  [21.  jg.  1.  2.  -  Hist.-pol.  bll.  103,  233. 
jg.  2.  —  Münchner  n.  nachr.  nr  4  (Heigel),  jg.  3.  vm,  568.  —  Münchner  n. 
nachr.  nr  557  (Heigel).     AZ  nr  272 B.  [27 

* Vierteljahrschr.  f.  lg.  —  hg.  von  BSeuffert.  bd.  1.  Weimar,  Böhlau, 
1888.  —  Anz.  xv  375  (Steinmeyer).  Centralbl.  f.  bibliothekswesen  6,  170 
(Hartwig).     Zs.  f.  d.  realschulwesen  13,  613  (Mager).  [28 

*Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht,  unter  mitwirkung  von  BHildebrand  hg.  von 
OLyon.  bd.  1.2.  Leipzig,  Teubner,  1887.  8.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u. 
rom.  phil.  nr  9  (Klee).  [29 

*Zs.  f.  deutsche  spr.  hg.  von  DSand  ers.  heft  3.  Hamburg,  Bichler,  1887. — 
Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,  224  (Hölscher).  [30 

Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  usw.  1888  [22.  n.  f.  bd.  1.2.  —  Anglia  11,311. 
527.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  33.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  24 
(Wolff).  [31 

iB.      LlTTERATÜRGESCHICHTE.      GESAMTDARSTELLUNGEN. 

Hb.  f.  den  deutschen  Unterricht  in  den  oberen  classen  der  gymn.  mit  einschluss 
der  rhetorik,  poetik,  litteraturgesch.  u.  der  schriftl.  aufsätze  von  HBone 
(D.  lesebuch  2  teil).  13  aufl.  Köln,  DuMont-Schauberg.  xvi,  816.  8.  [32 
Grundriss  der  deutschen  litteraturgesch.  ein  lehr-  u.  lesebuch  f.  höhere 
schulanst.  u.  zum  Selbstunterricht  von  GWD  e  b  b  e.  Bremen,  Heinsius. 
160.    8.  [33 

Egelhaaf  1888  [29.  —  Grenzboten  48,  1, 152.  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasial- 
schulwesen  25,  415  (Bauer).  [34 

Deutsche  litteraturkunde.  ausw.  characteristischer  stücke  in  poesie  u.  prosa, 
chronologisch  u.  nach  dichtergruppen  geordnet,  mit  geschichtl.  einl.  u. 
Übersichten,  lesebuch  f.  die  oberen  classen  mittlerer  u.  höherer  schulen 
von  PErfurth  u.  HLindner.  Potsdam,  Stein,  vm,  567.  8.  —  Gegen- 
wart nr  20.  D.  litteraturbl.  jg.  12  nr  26  (Pfleiderer).  Litt,  merkur  9,  305 
(Miller).     Conserv.  monatsschr.  46,  891.  [35 

Grundriss  zur  gesch.  der  deutschen  dichtung  aus  den  quellen  von  KG  o  e  d  e  k  e. 
2  ganz  neu  bearb.  aufl.  nach  dem  tode  des  verf.s  in  Verbindung  mit  DJacoby 
ua.  fortgeführt  vonEGoetze.  heft  8  [bd.  4  bogen  1—9].  Dresden,  Ehler- 
mann.     144.     8.  [36 

Hahn  1888  [33.  —  Litt,  merkur  9,48  (Löbner).  [37 

Haehnel  1888  [34.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,328  (Prosch).  [38 

Illustr.  deutsche  litteraturkunde  in  bildern  u.  skizzen  f.  schule  u.  haus  von 
AHentschel  u.  KLinke.  2  verb.  aufl.  Leipzig,  Peter.  263.  8.  [39 
Herbst  s.  1886  [22.  5  aufl.  —  D.  litteraturbl.  jg.  12  nr  26  (Bender).  [40 
Hörn  s.  1887  [31.     4  aufl.  [41 

Kippenberg  s.  1888  [36.     3  aufl.  [42 

Kluge  s.  1887  [33.    20  verb.  aufl.     vm,  252.  [43 

Deutsche  litteraturgesch.  von  BKönig.  mit  46  zum  teil  farbigen  beil.  u. 
269  abbildungen  im  text.  20  durchges.  u.  verm.  aufl.  Bielefeld,  Velhagen 
&  Klasing.     vm,  848.     8.  [44 

Kurzer  abriss  der  gesch.  der  deutschen  dichtung  zum  schulgebrauch  von 
HKraufs.    Genf,  Burkhardt.     vii,  170.     8.  [45 


BIBLIOGRAPHIE.       LITTERATURGESCHICHTE  389 

Deutsche  litteraturkunde  in  characterbildern  u.  abrissen  f.  volks-,  bürger-  u. 
mittelschulen  u.  die  entsprechenden  classen  höherer  lehranst.  von  CAKrüger. 
3  verm.  u.  verb.  aufl.     Danzig,  Axt.     105  mit  24  abbildungen.     8.  [46 

Von  Opitz  bis  Klopstock.  ein  beitr,  zur  gesch.  der  deutschen  dichtung  von 
KLemcke.  neue  ausg.  des  1  bdes  von  Lemckes  Gesch.  der  deutschen 
dichtung.  Leipzig,  Seemann  (1882).  vm,  534.  8.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d. 
neueren  spr.  82,  225.  [47 

WLindemanns  gesch.  der  deutschen  litt.  6  aufl.  nach  dem  tode  des 
verf.s  hg.  u.  teilweise  neu  bearb.  von  JSeeber.  2  abt.  vom  anf.  des 
lTjhs.  bis  zum  auftreten  der  romantiker.  3  (schluss-)abt.  vom  anf.  des 
19  jhs.  bis  zur  gegenwart.  Freiburg  i/B.,  Herder,  vni,  369 — 740.  xii,  741  bis 
976.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  24  (Boxberger).  Österr.  litt,  centralbl.  jg.  6 
nr  9  (Gassner).  [48 

Outlines  of  german  literature  by  mrs  M  o  d  y  (Manuel  nr  1).  London,  Low.  [49 
Deutsche  litt,  von  FMuncker.  Pierers  conversationslexicon  4,309.  [50 
Netoliczka  s.  18S6  [31.     4  aufl.  [51 

Pischon  -  Zernial  1S87  [41.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen 
25,  105  (Brenner).  [52 

Leitfaden  f.   den  litt. -hist.   Unterricht    an    österr.  lehranst.  von  FProsch. 

1  lieft,  von  der  urzeit  bis  zu  Lessings  tode  (zunächst  f.  die  5  u.  6  gym- 
nasialcl.).  Wien,  Graeser.  vn,  120.  8.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,1116 
(Löhner).  [53 
Salomon  1887  [43.  —  Gegenwart  nr  51.  [54 
Scherer  s.  1887  [47.  5  aufl.  mit  dem  bilde  des  verf.s.  —  Berl.  tagebl. 
nr  17a.  [55 
Schmidt  1888  [50.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr31  (Schroeter).  [56 
Gesch.  der  deutschen  litt,  von  FSchultz.  Dessau,  Baumann,  xvi,  287.  8. — 
Die  post  nr  247  beil.  2.  Gegenwart  nr  40.  D.  ztg.  nr  6443.  Deutsch- 
land nrlO.  [57 
A  critical  outline  of  the  literature  ofGermany  byAMSelss.  4  ed.  London, 
Longmans.  8.  [58 
Stern  1888  [52.  53.  —  Grenzboten  48,  1,53.  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen 
43,  136  (Müller).  Litt,  merkur  9,  112  (Pfleiderer).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn. 
40,  272.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  45  (Schroeter).  Gegenwart  nr  51.  D.  wochenbl. 
nr48  (vPilgrim).  D.  ztg.  nr  6443.  D.  litteraturbl.  jg.  12  nr  12  (Gast).  Litt, 
ruudschau  15,  179  (Weifs).  [59 
Die  deutsche  nationallitt,  vom  tode  Goethes  bis  zur  gegenwart  von  AStern. 

2  verm.  aufl.  Marburg,  Elwert.  vm,  166.  8.  [60 
Stiller  s.  1888  [54.  3  semester.  Herder,  Schiller,  Goethe,  iv,  80.  [61 
Gesch.  der  deutschen  litt,  ein  hb.  von  WWackernagel.  2  verm.  u. 
verb.  aufl.  fortges.  von  EMartin.  bd.  2.  Ifg.  2.  17  jh.  Basel,  Schwabe. 
157  —  286.  8.  —  Hist.  zs.  63,  115  (Schröder).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40, 
1019  (Heinzel).     Gonserv.  monatsschr.  46,  1223.                                          [62 


iC.      LITTERATURGESCHICHTE.       MONOGRAPHIE*. 

Bahr  1888  [56.  —  Litt,  merkur  9,201  (Löbner).  [63 

Hebbels  briel'wechsel  mit  freunden  u.  hervorragenden  Zeitgenossen  von 
FBamberg.  AZ  nr  1 B.  2  [betr.  bes.  Tieck,  FvÜchtritz,  Unland].  [64 
Über  Coburg,  dichter  aus  der  zeit  des  herzogs  Casimir  [JRosefeld.  Jßech- 
stedt.  JChKolhans]  von  HB  eck.  progr.  d.  gymn.  Casiniirianum  zu  Coburg. 
40.     4.  [65 

Belling  1888  [60.  —  DLZ  nr  35  (Schüddekopf).  [66 

Bender  188$  [61.  —  Litt,  centralbl.  nr  23.  [67 

BÄuerbach  auf  der  univ.  von  ABettelheim  [handelt  ausführl.  von  Uhland 
als  acad.  lehrer  u.  von  Mörike].     AZ  nr  241.  7.  59B.  [68 

Select  passages  from  french  and  german  poets  [Goethe,  Schiller,  Heine  ua.] 

A.  F.  D.  A.    XVI.  26 


390  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889    IC 

for  repetition.  compiled  by  CIBevenot.  London,  Rivingtons.  —  Acad. 
nr  878  s.  147.  [69 

Furchtlos  u.  treu!  württemb.  liederschatz.  gesamm.  von  ThBeytten- 
miller.  illustr.  von  ThHoffmann.  zur  25 jähr,  regierungsfeier  Sr.  majestät 
des  königs  Karl  i.  Stuttgart,  Greiner  &  Pfeiffer,  xi,  272.  8.  —  Litt,  merkur 
9,  353  (Geiger).  [70 

ßiltz  1888  [64.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  3  u.  Litt,  merkur  9,  145  (Löbner). 
Nord  u.  süd  49,135.  Anz.  xv  363  (Steinmeyer).  Zs.  f.  d.  deutschen  Unter- 
richt 3,  383  (Harich).  Conserv.  monatsschr.  46,  441.  Aren.  f.  d.  stud.  d. 
neueren  spr.  82,  354.  D.  litteraturbl.  jg.  11  nr  46  (Wunderlich).  Theo], 
litteraturbl.  nr  25  (Seeberg).  [71 

Über  die  fürstl.  verf.  von  kirchenliedern.  vortr.  geh.  von  KBiltz.  referat 
in:    Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,  198.  [72 

Lieder  aus  dem  anf.  des  17  jhs.  von  ABirlinger.  Alem.  17,191.  [73 
Mänzi  u.  Bethi.  im  dialect  von  Küssnacht  (1811).  von  ABirlinger. 
Alem.  17,238.  [74 

Findlinge  von  ABirlinger.     Alem.  17,247.  [75 

Sittengeschichtliches  von  ABirlinger.     Alem.  17,282.  [76 

Bleibtreu  1887  [69.  —  Litt,  merkur  9,  l  (Schmid).  [77 

Blennerhassett  1887  [70.  1888  [68.  —  Litt,  merkur  9,53  (Sarrazin). 
D.  rundschau  58,  462  (Kraus).  Revue  internationale  10  fevr.,  vgl.  Bll.  f.  litt, 
unterh.  nrll  s.  174.  Athen,  nr  3207.  New -York  nation  nr  1260.  Hist.  zs. 
63,  163.     Zs.  f.  frz.  spr.  u.  litt.  11,8,218  (Knauer).  [78 

Blennerhassett  s.  1888  [68.  bd.  3.  mit  namenreg.  xiv,  569.  —  D. 
rundschau  58,  462  (Kraus).  Revue  internationale  10  fevr.,  vgl.  Bll.  f.  litt, 
unterh.  nr  11  s.  174.  AZ  nr67  —  9  B.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  19  (Speyer). 
Die  nation  jg.  6  nr  41  (Stern).  Athen,  nr  3207.  Acad.  nr  896  (Hawkins). 
New-York  nation  nr  1260.  Hist.  zs.  63, 163.  Westermanns  monatshefte 
67,  415.  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  83,  476  u.  Litt,  merkur  9,  320 
(Sarrazin).     D.  ztg.  nr6247.     D.  litteraturbl.  jg.  12  nr  18  (Koch).  [79 

Die  Deutschen  u.  die  frz.  revolution  von  lady  Blennerhassett.  D.  rund- 
schau 60,51.216  [betr.  ua.  ESchneider,  GForster].  [SO 
Bodemann  1888  [71.  vgl.  Jb.  d.  d.  Shakespearegesellsch.  24,203  (Bolte, 
Shakespeares  Heinrich  iv  in  Deutschland,  während  des  17  jhs.  citiert).  —  Litt, 
centralbl.  nr  34.  Zs.  f.  d.  gesch.  d.  Oberrheins  43,  126.  Hist.  zs.  63,338 
(Köcher).  [81 
Bolte  1888  [80.  —  Die  nation  jg.  6  nr  19.  [82 
Der  reiter  u.  die  Jungfrau  von  JBolte.  Alem.  17,261.  [83 
Zur  Alem.  16,  80  vgl.  17,  28  [Christingen  bist  du  krank]  von  JBolte. 
Alem.  17,  272.  [84 
Die  weinprobe,  aus  einem  alten  revaler  liederbuche.  von  JBolte.  Jb.  f. 
nd.  sprachf.  14,90.  [85 
Vortr.  über  hss.  zu  SPetersburg  u.  Dorpat  [enth.  ua.  ein  tabulaturbüchlein 
der  prinzessin  LChvBrandenburg  aus  dem  j.  1632  mit  40  zum  teil  von 
HAlbert  u.WRoe  componierten  liedern],  geh.  von  JBolte.  referat  in:  Die  post 
nr256  beil.  1.  DLZ  nr  40.  [86 
KPerthes,  geb.  Claudius  von  MGWBrandt.  4  sorgfältig  Überarb.  aufl. 
Gotha,  Perthes,  vm,  168  mit  portr.,  facs.  u.  1  weihnachtsbilde  [bietet  ein- 
schlägiges]. —  D.  litteraturbl/  jg.  12  nr  26.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  46.  Nord 
u.  süd  51,454.  [87 
JtenBrink,  De  roman  in  brieven  1740  — 1840.  eene  proeve  van  ver- 
gelijkende  letterkundige  geschiedenis.  Amsterdam,  uitgevers-maatschappij 
'Elsevier'.  4,226.  8.  [88 
Brunner  1888  [87.  —  Litt,  centralbl.  nr21.  [89 
Buchwald  1888  [88.  —  N.  arch.  f.  sächs.  gesch.  10,  169.  [90 
Deutsche  dichter  von  FBüttner-Pfänner  zu  Thal,  mit  bildern  be- 
rühmter meister.  2  (titel-)aufl.  Leipzig,  zum  greifen  (1888).  264.  4.  [91 
Prolils  etrangers  par  VCherbuliez.  Paris,  Hachette  &  cie.  357.  8  [be- 
rührt ua.  Hegel,  WvHumboldt  u.  ChDiede].  —  Litt,  centralbl.  nr  49.       [92 


LITERATURGESCHICHTE  391 

Pharus  am  meere  des  lebens.  anthologie  f.  geist  u.  herz  aus  den  werken 
der  class.  aller  zeiten.  nach  den  materien  alphab.  geordnet  u.  hg.  von 
CCoutelle.  21  aufl.,  durchges.,  berichtigt  u.  ergänzt  von  FBodenstedt. 
Leipzig,  Baedeker,     v,  735  mit  1  farbendr.     12.  [93 

Trink-  u.  liebeslieder  aus  dem  17  jh.  von  WCrecelius.  Alem.  17,25.  [94 
2  erzählende  gedichte  des  16/17  jhs.  von  WCrecelius.  Alem.  17,  29.  153 
(Bolte).  [95 

4  lieder  über  die  leiden  u.  sitten  der  zeit  aus  dem  j.  1622  von  WCrecelius. 
Alem.  17,42.  [96 

Unter  3  kaisern.  gesamm.  reden  u.  aufsätze  von  ECurtius  (Altertum  u. 
gegenwart  bd.  3).  Berlin,  Hertz,  vn,  269.  8  [s.  41  Friedrich  d.  gr.  u.  die 
deutsche  litt.].  [97 

Dändliker  18S8  [97.  —  Litt,  centralbl.  nr  23.  [98 

Die  poesie  in  der  schule,  ausw.  deutscher  dichtungen  f.  die  Jugend,  ein 
anh.  zu  jedem  lesebuch  von  WDietlein.  Gera,  Hofmann.  126.  8.  [99 
Archive  f.  litt,  von  WDilthey.  D.  rundschau  58,360.  vgl.  DLZ  nr  4 
(Fresenius).  D.  revue  14,  2,  107.  —  New -York  nation  48,  349.  s.  auch 
[101.  198.  [100 

Archive  der  litt,  in  ihrer  bedeutung  f.  das  stud.  der  gesch.  der  philos.  von 
WDilthey.  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,  343  [berührt  einschlägiges,  ua. 
Kant],     s.  auch  [100.  198.  [101 

100 jj.  Zeitgeist  in  Deutschland,  gesch.  u.  kritik  von  JDuboc.  Leipzig, 
Wigand.  vi,  324.  8.  —  Litt,  merkur  9,  376  (Losch).  D.  revue  14,  4,  377. 
AZ  nr2HB.     Die  gesellsch.  s.  1061.     Deutschland  nr  7.  [102 

Das  deutsche  Volkslied  in  Vergangenheit  u.  gegenwart  von  ThE  b  n  e  r. 
Barmen,  Klein.  75.  12.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  11.  Theol.  litteraturztg. 
nr  21  (Lindenberg).  [103 

*  Deutscher  sang  u.  klang,  eine  samml.  von  Volksliedern,  hg.  von  ThEbner 
u.  FStrich-Chapell.  Stuttgart,  südd.  verlagsinst.,  1888.  —  Litt,  merkur 
9,  274  (Geiger).  [104 

*Ausw.  deutscher  gedichte  f.  höhere  schulen  von  ThEchtermeyer.  28  aufl. 
hg.  von  HAI asi us.  Halle,  Waisenhaus,  1887.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasial- 
schulwesen  25,  537  (Nicklas).  [105 

Die  teutschübende  gesellsch.  in  Hamburg.  JAFabricius.  von  JElias.  AZ 
nr289B.  [106 

Ein  spottlied  auf  die  Juden  um  die  wende  des  17  u.  18  jhs.  von  GE1 1  i  nger. 
Zs.  f.  d.  gesch.  d.  Juden  in  Deutschland  3,  256.  [107 

*The  history  of  german  song  by  LCElson.  Boston  1888.  —  New- York 
nation  49,  13.  [108 

Erfurth  1888  [106.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  8  (Boxberger).  [109 

Auch  ein  Franzose,  hist.  erzählung  aus  Lübecks  Vergangenheit  Von  AEvers. 
2  bde.  Breslau,  Schottländer,  vi,  285.  277.  8  [handelt  nach  alten  familien- 
papieren von  dem  frz.  emigranten  ChvVillers;  darin  brief  Goethes  an  vV. 
vom  2  nov.  1806  u.  auszüge  aus  einem  briefe  Schillers  an  GCurtius].  — 
Nord  u.  süd  49,  135.  [110 

Zum  lesebuch  von  HFechner.  Päd.  bll.  18,299  [über  das  schwanken  der 
verfassersch.  hinsichtl.  mancher  f.  unsere  lesebücher  ausgew.  stücke].  [111 
Zum  liede:  Das  Ecce  homo!  [lied  von  1638]  von  AFischer.  Bll.  f.  hymnol. 
s.  33.  [112 

Kurze  überschau  der  entwickelung  des  gesangbuchwesens  in  Magdeburg  bis 
zum  ende  des  18  jhs.  von  AFischer.     Bll.  f.  hymnol.   s.  36.  [113 

Über  die  weniger  bekannten  liederdichter  des  nürnb.  gesangbuchs  vom 
j.  1676  von  AFischer.     Bll.  f.  hymnol.  s.  67.  89.  [114 

Zu  2  friedensliedern  (1650)  von  AFischer.  Bll.  f.  hymnol.  s.  118.  [115 
Classicismus  u.  romantik  in  Schwaben  zu  anf.  unseres  jhs.  von  HF  i  sc  her. 
22  ss.  in:  Festgabe  zum  25 jähr,  regierungsjubiläum  Sr.  majestät  des  königs 
Karl  von  Württemberg  in  ehrfurcht  dargebracht  von  der  univ.  Tübingen. 
Tübingen,  Laupp.     4.  —  AZ  nr  293.  [116 

Zur  gesch.  der  leberreime  von  LHFischer.    Jb.  f.  nd.  sprachf.  14, 95.     [117 

26* 


392  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1889     IC 

80  der  schönsten  u.  gebräuchlichsten  evang.  kirchenlieder.  lebensbilder  der 
dichter,  gesch.  u.  erläut.,  f.  kirche,  schule  u.  haus  erzählt  u.  ausgearb.  von 
JWFlorin.  Cassel,  Freyschmidt,  iv,  168.  8.  —  Theol.  litteraturbl. 
nr  36.  [118 

Foucher  de  Careil  1888  [116.  —  AZ  nr60B  (Vaihinger).  [119 

Die  Wettiner  u.  Sachsens  Verdienste  um  die  entwickelung  der  nhd.  schriftspr. 
von  CFranke.     Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  32.  [120 

Um  städte  werben  u.  verwandtes  in  der  deutschen  dichtung  des  16  u.  17  jhs., 
nebst  parallelen  aus  dem  18  u.  19.  von  LFränkel.  Zs.  f.  d.  phil. 
22,  336.  [121 

Frantz-Röper  1888  [118.  —  Litt,  merkur  9,  16  (Diez).  [122 

Vischer-erinnerungen.  äufserungen  u.  worte.  ein  beitr.  zur  biogr.  FThV.s 
vonlFrapan.  Stuttgart,  Göschen,  v,  191.  8  [behandelt  einschlägiges ,  ua. 
Goethe,  vgl.  Goethe-jb.  11,243].  [123 

Frey  tag  1888  [119.  —  Gegenwart  nr  8  (Zolling).  D.  rundschau  58,476. 
DLZ  nr  40  (Schmidt).     D.  wochenbl.  nr  15.     Hist.  zs.  63,  326.  [124 

Fr  ick  1S88  [219.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  85.  Päd.  bll.  18,  288.  99. 
N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd.  140,  314  (Lothholz).  [125 

Frick  s.  1888  [219.  lfg.  42  — 7.  bd.  5.  lfg.  3  — 8.  Gera,  Hofmann. 
129  —  448.  —  N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd.  140,  314  (Lothholz).  [126 

Auslese  deutscher  dichlungen.  grundlagen  f.  litteraturbilder  in  gehobenen 
schulen  von  AdeFries.     Naumburg  a/S.,  Schirmer.     vin,  182.     8.  [127 

Une  decouverte  alsatique.  Les  joies  du  mariage,  caquets  rimes  en  dialecte 
strasbourgeois  1687.  publies  en  facs.  avec  une  notice  bibliographique  et 
litteraire  et  une  traduction  par  JFroelich.  Paris,  Berger- Levrault  &  cie. 
22  u.  3  ss.  facs.    8.  [128 

Froitzheim  1888  [122.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  16  (Boxberger).  [129 
Das  Frommannsche  haus  u.  seine  freunde.  3  durch  einen  lebensabriss 
FJF.s  aus  der  feder  HFrommanns  verm.  ausg.  Stuttgart,  Frommann. 
xxxii,  191.     8.  [130 

GLDFrunck,  Bidrag  tili  kännedomen  om  nya  skolaur  förberedelser  och 
första  utveckling  (tili  är  1811).  acad.  afhandling  —  i  Upsala  — .  Stock- 
holm ,  centraltryckeriet.  iv,  240.  8  [berührt  s.  102  Lessing,  Goethe,  Schiller, 
Tieck  u.  die  Schlegel  (Goethe-jb.  11,  230)].  [131 

Art,  literature  and  the  drama  by  MFuller  Ossoli.  Boston  [enth.  s.  353 
in  engl,  übers.  Goethes  Tasso].  [132 

Gaedertz  1888  [125.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,357 
(Hölscher).  [133 

Ein  deutsches  kitiderlied  aus  hebr.  quelle  von  LGeiger.  Zs.  f.  d.  gesch.  d. 
Juden  in  Deutschland  3,  93.  vgl.  234.  395.  [134 

Zu  dem  Schriftenkampf  f.  u.  wider  die  Juden  1803  von  LGeiger.  Zs.  f. 
d.  gesch.  d.  Juden  in  Deutschland  3,  94.  [135 

Buchstabenspielerei  auf  d.  j.  1813  von  LGeiger.  Zs.  f.  d.  gesch.  d.  Juden 
in  Deutschland  3,95.  [136 

Vor  100  jj.  mitteil,  aus  der  gesch.  der  Juden  Berlins  von  LGeiger.  Zs.  f.  d. 
gesch.  d.  Juden  in  Deutschland  3, 185.  auch  sep.  Braunschweig,  Schwetschke 
&  cie.     51.    8.  [137 

Geiger  1888  [826.     nachtr.     Der  bär  15,48.  [138 

Berliner  briefe  von  LGeiger.  Der  bär  15,  193  [briefe,  religiös- litt,  inhalts, 
aus  dem  j.  1817;  AFELangbein  über  den  brand  des  berl.  Schauspiel- 
hauses]. [139 
Das  preufs.  religionsedict  von  1788  u.  seine  litt.  Wirkungen  von  LGeiger. 
Die  nation  jg.  6  nr  44.  [140 
The  most  beauliful  german  ballads  and  poems  by  FG eis ler.  5  ed.  London, 
Thimm.  [141 
German  culture  and  christianity  1770—1880  by  JGostwick.  London, 
Norgate.  [142 
Götzinger  1888  [134.  —  Litt,  merkur  9,  87  (Hirzel).  [143 
Lebensbilder  deutscher  dichter,    in  anknüpfung  an  den  lese-  u.  gesangsloff 


LITTERATÜRGESCHICHTE  393 

der  Volksschule  f.  den  gebrauch  in  schule  u.  haus  bearb.  von  AGräve. 
suppl.  zu  den  Präparationen  zur  behandlung  deutscher  musterstücke  in  der 
Volksschule.     Bielefeld,  Velhagen  &  Klasing.     vi,  108.     8.  [144 

Liederfrühling  aus  Tirol  hg.  von  RHGreinz.  Leipzig,  Hassel,  xn,  230. 
12.  —  Gegenwart  nr  49  (Ziel).  Bll.  f.  litt,  untern,  nr  51  (Lemmer- 
mayer).  [145 

Grimm  1888  [138.  —  Päd.  arch.  nr  3.  [146 

Deutscher  Unterricht  auf  gymn.  von  HGrimm.  D.  rundschau  58,  256.  — 
Köln.  ztg.  7  april  (Trendelenburg).  [147 

Homers  Ilias  von  HGrimm.  D:  rundschau  61,  248  [bietet  einschlägiges].  [148 
[Materialien  zur  gesch.  der  fruchtbringenden  gesellsch.  zuCöthen,  früher  auf 
der  bernb.  landesbibl.,  jetzt  auf  der  dessauer  staatsbibl.  notiz  von  Gröpler. 
Gentralbl.  f.  bibliothekswesen  6,  124].  [149 

Was  die  bücherei  erzählt,  litt,  essays  von  FGrofs.  Leipzig,  Friedrich, 
vn,  308.  8  [darin  s.  1  Goethes  Faust  in  Frankreich;  s.  223  EvBauernfeld: 
vgl.  Nord  u.  süd  48,  181;  s.  275  Der  wiener  witz].  —  Die  gesellsch. 
s.  1502.  [150 

Der  Geist  der  gesetze  in  Deutschland,  zur  2  säcularfeier  Montesquieus  von 
EGuglia  [behandelt  die  aufnähme  des  Esprit  des  lois  in  Deutschland,  insbes. 
seitens  Abbts,  Herders,  Iselins,  Mosers,  JvMüllers,  Winckelmanns].  AZ 
nr29  —  31 B.  [151 

Die  religiösen  ideen  der  stürm-  u.  drangzeit  von  EGuglia.  AZ  nr  325. 
9.  32  B.  [152 

Habrich  1888  [142.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  8  (Boxberger).  [153 

Reise  eines  schwed.  dichters  (Atterbom)  durch  das  Deutschland  der  romantik 
von  OHansson.     Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  40  —  2.  [154 

Das  buch  der  liebe,  eine  blüteniese  aus  der  gesammten  liebeslyrik  aller 
zeiten  u.  völker  in  deutschen  Übertragungen  von  H.  u.  JHart.  2  (titel-) 
aufl.    Leipzig,  Wigand.     xvi,  456.     12.  [155 

Hartmann  s.  1888  [144.  9  — 15  lfg.  [betr.  ua.  AEFröhlich ,  UHegner, 
Lavater].  [156 

Vorschlag  zu  einer  lesebibl.  f.  junge  frauenzimmer.  ein  bibliogr. -erot.  cu- 
riosum  vom  j.  1780  [von  KFWegener  1734 — 1787].  mit  anm.  u.  einem  Ver- 
zeichnis scherzhafter  cat.  [livres  imaginaires]  hg.  von  HHayn.  Borna, 
.lahnke.     63.     12.  [157 

Hedge-Wister  [nicht  Wistar]  1888  [150.  —New- York  critic  12,  160.  [158 
Das  buch  der  bailaden,  samml.  der  schönsten  bailaden,  zusammengest. 
von  LHelding.     Leipzig,  Fock.     iv,  206.     12.  [159 

Deutsche  poesie  von  den  romantikern  bis  auf  die  gegenwart.  proben  zur 
litteraturgesch.,  ausgew.  unter  bes.  berücksichtigung  von  Lindemanns  lit- 
teraturgesch.  von  OHelli  nghaus.  2  (titel-)ausg.  Freiburg  i/B.,  Herder 
(1882).    xn,  463.     8.  [160 

Hense  s.  1887  [128.  3  teil.  Beschreibende  u.  lehrende  prosa.  Freiburg 
i,B.,  Herder,     vm,  532.     8.  [161 

Buch  der  minne.  sprüche,  lieder  u.  geschichten  aus  alter  u.  neuer  zeit 
hg.  von  KHertz.  Stuttgart,  Kröner.  vm,  294  mit  1  lichtdr.  12.  —  AZ 
nr337ß.  [162 

Hess  1888  [156  a.  u.  d.  t.  Übersicht  über  die  gesch.  usw.  als  progr.  d. 
Christianeums  zu  Altona  1889.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  80.  [163 

*  Mustergedichte  u.  -prosa.  zum  gebrauch  in  schulen  ,  lehrer-  u.  Iehrerinnen- 
l'iMungsanst.  ausgew.  von  KHessel.  3  teile.  2  aufl.  Bonn,  Weber, 
1887/8.  —  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,480  (Lyon).  [164 

Aus  der  gesch.  des  alten  lippstädter  gymn.  von  Hesselbarth.  progr. 
d.  realgymn.  zu  Lippstadt.     12.     4  [bietet  einschlägiges].  [165 

Homes  of  the  german  poets.  i  Weimar,  n  Weimar  and  Jena,  by  WTHe- 
wett.  Harpers  weekly  (New -York)  26  oct.  suppl.  vgl.  Ghron.  d.  wiener 
Goethe-ver.  jg.  4  s.  51  u.  Goethe-jb.  11,  273.  [166 

Vaterlandslieder  oder  die  dichtung    der  deutschen  träume   u.   kämpfe   des 


394  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     IC 

19  jhs.  (hg.  von  EHeyck).  Leipzig,  Grunow.  xvi,  598.  8.  —  Gegenwart 
nr  52.     Grenzboten  48,4,524.     Die  nation  jg.  7  nrll  (Geiger).  [167 

Reste  periodischer  zss.  des  17  jhs.  in  der  stadtbibl.  u.  kgl.  u.  universitäts- 
bibl.  zu  Breslau  von  AHeyer.  Centralbl.  f.  bibliothekswesen  6, 137.  [168 
Dritte  nachlese  zu  Wellers  Deutschen  ztgen.  mit  anh.:  Deutsche  ztgen  des 
17  jhs.  aus  der  kgl.  u.  universitätsbibl.  u.  der  stadtbibl.  zu  Breslau  von 
AHeyer.  aus  Centralbl.  f.  bibliothekswesen.  beiheft  5  sep.  Leipzig,  Har- 
rassowitz.     47.     8.  [169 

Dr  LHansens  Jubiläumsgedicht  auf  Itzehoe  vom  j.  1738  von  Hille.  Kor- 
respondenzbl.  d.  ver.  f.  nd.  sprachf.  13,  67.  [170 

Romantiscb  von  LHirzel.     Anz.  xv  223.  [171 

*Der  ritual-  u.  agendenschatz  der  lutherischen  kirche  in  Schleswig-Holstein 
von  JJHöck.  Kropp  i.  Schleswig,  Eben-Ezer,  1888.  —  Kirchl.  monatsschr. 
8,  284  (vLiliencron).  [172 

Holstein  1886  [109.  —  BU.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  25,63  (Fleisch- 
mann). [173 
Leopold  Friedrich  Franz  von  Anhalt- Dessau.  Allg.  encykl.  der  wissensch. 
u.  künste.  2  sect.  43,161  (WHosäus).  [174 
Jacoby  1888  [162.  —  ßevue  critique  nr9  (Ghuquet).  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch. 
u.  renaissancelitt.  2,384  (Wohlwill).  AZ  nr  220  B  (Kawerau).  [175 
Zeit-  u.  lebensbilder  von  JJanssen.  4  verm.  aufl.  2  bde.  Freiburg  i/B., 
Herder,  xxm,  404.  xn,  380.  8  [behandelt  ua.  Karoline  Michaelis].  [176 
Der  Schwarzwald  von  WJensen.  mit  illustr.  von  WHasemann,  ELugo, 
MRoman  ua.  Berlin,  Reuther.  xi,  276  u.  106  [berührt  ua.  Grimmeishausen, 
Hebel].  —  Gegenwart  nr  47.  Westermanns  monatshefte  67,  410.  [177 
Die  deutschen  böhm.-patriot.  dichter  vor  dem  j.  1848  von  FVJefabek 
[gegen  [548].  Politik  nr  41.  4.  6.  8.  [178 
Gesch.  der  ethik  in  der  neueren  philos.  von  FJodl.  bd.  2.  Kant  u.  die 
ethik  im  19jh.  Stuttgart,  Cotta.  xm,  608.  8  [berührt  auch  Schiller,  Fichte]. — 
Grenzboten  48,  4,  626.  GGA  nr  17  (Gizycki).  Mind  14,  5S4  (Sorley).  [179 
Ein  alter  musenalmanach  [f.  das  j.  1830]  von  GKarpeles.  Nationalztsr. 
nr  647.  [180 
Die  frauen  in  der  jüd.  litt,  ein  vortr.  von  GKarpeles.  2  umgearb.  aufl. 
(Mendelssohn - bibl.  nr  2.  3).  Berlin,  Engel.  75.  16.  [181 
Kawerau  1888  [168.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  8  (Boxberger).  [182 
Kawerau  1888  [169.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  8  (Boxberger).  Litt,  centralbl. 
nr  39.  Hist.  zs.  63,  340  (Flathe).  [183 
Tiefurt.  ein  frühlingsmorgen  an  class.  statte  von  BKeil.  Vom  fels  zum 
meer  2,  970.  [184 
Kluge  1888  [172.  —  Anz.  xv  324  (Luther).  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren 
spr.  83,  345  (Hölscher).  Revue  critique  nr  50  (Chuquet).  D.  litteraturbl. 
jg.  11  nr44  (Weitbrecht).  [185 
Ausw.  deutscher  gediente,  f.  den  schulgebrauch  zusammengest.  u.  hg.  mit 
einem  lilterargeschichtl.  überblicke,  den  biogr.  der  dichter  u.  einem  abrisse 
der  poetik  von  FKnauth.  10  verb.  u.  verm.  aufl.  Halle,  Hendel,  vin, 
352.  6.  [186 
Vom  selbstverl.  deutscher  schriftsteiler  von  MKohn.  Deutschland  nr  5 
[bietet  einschlägiges].  [187 
Mosaikbilder  u.  arabesken.  litt.  Spaziergänge,  plaudereien  u.  skizzen  aus 
Vergangenheit  u.  gegenwart  von  AKohut.  Dresden,  Oehlmann.  iv,  276.  8 
[enth.  ua.  JCAMusäus:  s.  1887  [1158  f.  Schillers  erstes  erscheinen  in  Weimar. 
Schiller  als  universitälsprof. :  auch  Der  sammler  (beibl.  zur  Augsb.  abendztg.) 
nr  64.  Goethes  Minchen.  Jean  Paul.  Studien  über  LUhland.  Rückert  u.  sein 
eheglück:  s.  1888  [1477.  GhATiedge  u.  EvdRecke:  auch  Beil.  zur  Bohemia 
nr  276.  Der  dichter  der  Bezauberten  rose:  auch  Beil.  zur  Bohemia  nr  83. 
Die  dichter  u.  die  dichterinnen  des  hauses  Wettin:  auch  Beil.  zur  Bohemia 
nr  164,  berührt  könig  Johann  u.  prinz*essin  Amalia.  Neues  über  LBörne].  [18S 
Ungedr.  briefe  berühmter  dichter  u.  Schriftsteller  von  AKohut  [in  betracht 


LITTERATURGESCHICHTE  395 

kommen  briefe  von  Holtei,  Kühne,  ThMundt].  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u. 
ausl.  nr  20.  [189 

Litterargeschichtl.  mustersamml.  von  OKönig.  ein  lesebuch  zu  des  verf.s 
Gesch.  d.  deutschen  litt.  f.  höhere  mädchenschulen  u.  die  weibl.  Jugend. 
Leipzig,  Teubner.    x,  548.    8.  [190 

*Die  alchemie  in  älterer  u.  neuerer  zeit,  ein  beitr.  zur  kulturgesch.  von 
HKopp.  2  bde.  Heidelberg,  Winter,  18S6  [berührt  GForster  u.  gibt  eine 
bibliogr.  der  alchemie].  —  Gegenwart  nr  34.  [191 

Sang  u.  klang  (hg.  von  FAKrais)  1888  [310.    vgl.  Grenzboten  4S,  2,  237.  - 
Theol.  litteraturbl.  nr  15  (Lindenborn).  [192 

Balladenbuch,  die  schönsten  deutschen  balladen,  romanzen,  stimmen  der 
sage  u.  gesch.,  u.  poet.  erzählungen  (hg.  von  FAKrais).  Leipzig,  Grunow. 
xiv,  634  mit  3  holzschnitttafeln.  8.  —  Grenzboten  48,  4,  525.  Gegenwart 
nr  52.  Theol.  litteraturbl.  nr52.  Die  nation  jg.  7  nrll  (Geiger).  [193 
Zu  dem  tischgebet  Komm  herr  Jesu,  sei  unser  gast  [1761  nachgewiesen] 
von  EKrause.     Bll.  f.  hymnol.  s.  43. 95.  [194 

Lehr-  u.  lesebuch  zur  litteraturgesch.  f.  schulen  von  KThKriebitzsch. 
in  3  stufen.  6  verb.  aufl.  hg.  von  PKriebi tzsch.  Bielefeld,  Velhasen 
&  Klasing.    vm,  320.     8.  [195 

Briefwechsel  zwischen  ThStorm  u.  EKuh.  veröffentlicht  von  PRK  u  h.  Wester- 
manns  monatshefte  67,  99.  264.  363  [handelt  s.  267  über  Goethes  u.  Tiecks 
märchendichtung].  [196 

2  jhh.  von  MLandau  [kulturhist.  u.  litterargeschichtl.  überblick  über  die 
zeit  seit  1688].    AZ  nr  22.  3B.  [197 

Zur  frage  der  'archive  f.  litt.'  von  ALangguth.  Gentralbl.  f.  bibliotheks- 
wesen  6,  425.     s.  auch  [100  f.  [198 

Gesch.  des  Physiologus  von  FLauchert.  Strafsburg,  Trübner.  xm,  312.  8 
[verfolgt  s.  217  die  spuren  des  Physiologus  in  der  neueren  litt.].  —  Alem. 
17,  134  (Birlinger).  [199 

Dichtercharactere  von  ALaun.  2  (titel-)aufl.  Norden,  Fischer  nachf.  (1869). 
vm,  197.     8  [enth.  ua.  essays  über  Günther,  Ghamisso].  [200 

Leimbach  s.  1885  [92.  bd.8.  lfg.  1.  2.  a.  u.  d.  t.  Die  deutschen  dichter 
der  neuzeit  u.  gegenwart.  biogr.,  characteristiken  u.  ausw.  ihrer  dichtungen. 
bd.  4.    lfg.  1.2.     320.  [201 

Bruchstücke  aus  FHebbels  briefwechsel.  mitgeteilt  von  FLemmermay er. 
Gegenwart  nr  36  [enth.  ua.  je  1  brief  von  Tieck  u.  Mörike,  ferner  Hebbel 
u.  Hettner  über  Emilia  Galotti].  [202 

Wie  berühmte  schriftsteiler  arbeiten  von  FLeramermayer  [handelt  ua. 
von  Jean  Paul  u.  Schubart].     Münchner  n.  nachr.  nr  529.  [203 

L'Allemagne  il  y  a  cent  ans  par  Levy-Brühl.  Revue  des  deux  mondes 
92,  412  [ua.  mit  beziig  auf  [287].  [204 

Lier- vSeidlitz  s.  1887  [217.  9serie:  Gelehrte  u.  männer  der  kirche.  lfg.  91 
bis  110.  mit  reg.  xii  [darin  ua.  Kant  u.  Schleiermacher].  —  Gegenwart  nr47.  [205 
Zur  deutschen  Dantelitt,  mit  berücksichtigung  der  übers,  von  Dantes  Göttl. 
comödie.  mit  mehreren  bibliogr.  u.  statistischen  beil.  von  GLocella. 
Leipzig,  Teubner.  vi,  108.  8  [bietet  einschlägiges].  —  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  39  (Paur).  L'Ali-jhieri  nr  6/7.  DLZ  nr  51  (Wiese).  Arch.  f.  d.  stud.  d. 
neueren  spr.  83,  460  (Mahrenholtz).  [20G 

Aus  deutscher  sprach-  u.  litteraturgesch.  gesamm.  vortr.  von  KLucae. 
Marburg,  Elwert.  240.  8  [darin  s.  143  Zur  Goetheforschung  der  gegen- 
wart; s.  161  Über  Schillers  Wilhelm  Teil;  s.  187  Zur  gesch.  der  deutschen 
balladendichtung;  s.  219  Die  deutschen  inschriften  an  haus  u.  geraten].  — 
Hist.  zs.  63.  116.  [207 

Ludwig  1888  [190.  — Nord  u.  süd  49,  274.  Litt,  centralbl.  nr  31.  Annales 
de  Test  nr  2.  DLZ  nr  33  (Hollaender).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  47  (Biene- 
mann). Revue  critique  nr  51.  Stimmen  aus  Maria  Laach  36,  116.  [208 
Jewish  portrails  by  lady  Magnus.  London,  Fisher  Unwin.  Boston, 
Cupples  &  Hurd.  215.  8  [darin  ua.  biographien  von  Heine  u.  MMendels- 
sohn;  aufserdem  eine  gesch.  des  ghettos  in  Frankfurt  a/M.].  [209 


396  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889    IC 

Mahrenholtz-Wünsche  1888  [194.  —  Conserv.  nionatsschr.  46, 
1223.  [210 

Gesch.  des  kurpfälz.  philantropins  zu  Frankenthal  1780  —  99  von  HMaisel. 
Frankenthal,  Christmann  in  comm.     146.     8.  [211 

The  song  of  the  bell  and  other  translations  from  Schiller,  Goethe,  Uhland 
and  others  [zb.  Freiligrath]  by  ThM  artin.  Edinburgh  and  London, 
Blackwood  &  sons.  vm,  301.  8.  —  Acad.  nr  906  (Morshead).  Athen, 
nr  3235,  vgl.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  52.  [212 

Hilfsbücher  f.  den  deutschen  Unterricht  u.  f.  die  selbständige  beschäftigung 
mit  den  deutschen  class.  f.  lehrer  u.  litteraturfreunde  zusammengest.  von 
BMaydorn.    Ratibor,  Simmich.     xn,  78.     8.  [213 

Vom  Kickelhahn  bis  zum  Brocken  u.  Kyffhäuser.  Thüringen  u.  Harz  in 
ernst,  scherz,  lied  und  fremdenspruch  von  RvM  e  e  r  h  e  i  m  b.  2  aufl. 
Dresden  -  Neustadt,  Oehlmann.  o.  j.  47.  8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  34. '  [214 

Kulturgeschichtl.  bilder  aus  Göttingen  von  OMejer.  Linden -Hannover, 
Manz.     215.     8  [bietet  einschlägiges].  [215 

Gesellige  Unterhaltung  von  RMMeyer.  Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  17. 
8  [bietet  einschlägiges].  [216 

Briefe  der  brüder  J.  u.  WGrimm  an  GFBenecke  1808 — 29.  mit  anm.  hg. 
von  WM  ü  Her.  Göttingen,  Vandenhoek  &  Ruprecht,  xn,  188.  8  [berührt 
ua.  s.  159  Geliert,  Gleim,  Rabener,  Uz].  [217 

Aus  brandenb.flugschriften  der  Stockholmer  bibl.  von  EMünzer.  Forschungen 
zur  brandenb.  u.  preufs.  gesch.  2,  75.  [218 

Die  deutsche  idylle  im  18  jh.  von  WNagel.  Zürcher  diss.  82.  8  [be- 
handelt ua.  Gessner,  maier  Müller,  JHVoss].  [219 
Zur  gesch.  der  Franckeschen  Stiftungen  u.  der  univ.  Halle  von  GEvNatzmer. 
Conserv.  nionatsschr.  46,  281.  371.  479.  [220 
Schäferdichtung  u.  poetik  im  18  jh.  von  ONetoliczka.  Vierteljahrschr.  f. 
lg.  2,  1.  auch  jenaer  diss.  61.  8.  —  Korrespondenzbl.  d.  ver.  f.  siebenb. 
landeskunde  12,103.  [221 
Hymnol.  miscellen  von  LNeubaur.  1.  Franckenbergs  lied  Christi  tod  ist 
Adams  leben.  2.Zur  autorschaft  der  lieder  VThilos  d.j.  Altpreufs. nionatsschr. 
26,  296.  —  Bll.  f.  hymnol.  s.  143  u.  Theol.  litteraturbl.  nr  44  (Fischer).  [222 
Aus  der  alten  reichsstadt  Frankfurt,  erzählungen  u.  chaiacteristiken  von 
ENeubürger.  Frankfurt,  Mahlau  &  Waldschmidt,  vi,  230.  8  [darin 
2  noch  ungedr.  briefe  Platens  vom  j.  1829  an  gymnasialprof.  Schwenck  u. 
über  Klinger;  berührt  gelegentlich  auch  Goethe,  s.  Goethe-jb.  10,320].  — 
Gegenwart  nr4.  Nord  u.  süd  49,411.  DLZ  nr46  (vürlichs).  AZ  nrl2B.  [223 
Erinnerungen  aus  dem  leben  des  generalfeldmarschalls  HvBoyen.  aus  seinem 
nachlass  im  auftrag  der  familie  hg.  von  FNippold.  1  teil,  der  Zeitraum 
von  1771  — 1809.  mit  1  bildnisse.  Leipzig,  Hirzel.  xxxvm,  492.  S  [be- 
rührt Bertuch,  Goethe,  Wieland  (Goethe-jb.  11,270)].  [224 
Norton  1888  [212.  —  Litt,  centralbl.  nr  40.  [225 
Deutsches  lesebuch  von  FCPaldamus.  6  teil,  obere  stufe.  2  cursus.  hb. 
zur  einführung  in  die  deutsche  litt,  proben  deutscher  poesie  u.  prosa. 
nebst  biogr.  notizen  über  die  Schriftsteller  u.  chronologischen  Übersichten 
ihrer  hauptweike.  4  verb.  aufl.  4  abdr.  hg.  von  EScholderer.  Frank- 
furt a/M.,  Diesterweg.  xl,  648.  8.  [226 
Paludan  1888  [214.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  9  (Brenner).  [227 
System  der  ethik  mit  einem  uniriss  der  Staats-  und  gesellschaftslehre  von 
FPaulsen.  Berlin,  Hertz,  xu,  868.  8  [berührt  einschlägiges  ua.  Goethe, 
s.  Goethe-jb.  11,233].  [228 
Der  Schelmenroman  unter  besonderer  berücksichtigung  seiner  Verbreitung 
in  Österreich-Ungarn  von  RvPayer.  Österr.-ungar.  revue  n.  f.  7,  285.  [229 
Der  bahnbrecher  der  serb.  nationallitt.  [WStKaradzic].  mit  briefen  von  Goethe 
[vom  20  dec.  1823],  JGrimm,  LvRanke,  Talvj  u.  J Vater,  von  HPenn. 
Politik  nr  209.  10.  [230 
*Pommersche  lebens-  u.  landesbilder.     nach   gedr.  u.  ungedr.  quellen  ent- 


LITTERATURGESCHICHTE  397 

worfen  von  HPetrich.  1  teil,  aus  dem  jh.  Friedrichs  d.  gr.  Stettin, 
Saunier,  1SS0.  —  Hist.  zs.  61,530  (Blasendorff).  [231 

Pröhle  18S8  [222.  —  Die  post  nr  32  beil.  2.  DLZ  nr  23  (Fischer).  Hist. 
zs.  62,  521  (Heidemann).  [232 

Abhandl.  über  Goethe,  Schiller,  Bürger  u.  einige  ihrer  freunde  [zb.  über 
KPh.Moritz;  diese  abhandl.  erschien  bereits  vorher  Nationalztg.  nr  247.  9.  53]. 
mit  Knesebecks  briefen  an  Gleim  als  seitenstück  zu  Goethes  Campagne  in 
Frankreich  von  HP rö hie.     Potsdam,  Stein,     xii,  264.     8.  [233 

PhORunge.     ADB  29,692  (Pyl).  [234 

Rathgeber  1888  [226.  —  Hist.  zs.  62,  145  (Wiegand).  [235 

Litt,  salzkörner.  gesamm.  von  RR  ä  u  b  e  r  (Uuiversalbibl.  nr  2578  — 80). 
Leipzig,  Reclam.     327.     16.  [236 

Der  deutsche  roman  von  KRehorn.  D.  wochenbl.  nrl6  [gedanken  über  eine 
gesch.  desselben],  [237 

Quellen  zur  gesch.  des  geistigen  lebens  in  Deutschland  während  des  17jhs. 
nach  hss.  hg.  u.  erläut.  von  AReifferscheid.  i  Briefe  GMLingelsheims, 
MBerneggers  u.  ihrer  freunde,  nach  hss.  Heilbronn,  Henninger.  xx,  1U48. 
8  [bietet  vieles  einschlägige,  insbes.  f.  Opitz  u.  seinen  kreis].  [238 

Etudes  de  litterature  et  d'histoire  par  JBeinach  (Bibl.  variee).  Paris, 
Hachette  <fe  cie.    417.     18  [darin:   France  et  Allemagne].  [239 

Über  das  Schicksal  gewisser  breisgauer  archivalien  von  LRiegel.  Zs.  d. 
gesellsch.  f.  beförderung  der  geschichts-,  altertums-  u.  Volkskunde  von 
Freiburg,  dem  Breisgau  u.  den  angrenzenden  landschaften  7,  103.  8,67  [er- 
wähnt s.  115Seume;  gibt  s.  137.157  u.  s.  69  auszüge  aus  handexemplaren  mit 
schriftl.  randglossen  des  österr.  obersten,  diplomaten  u.  dichters  HGvGreif- 
fenegg  vWolffurt  (1773  — 1847),  u.  zwar  von  Zschokkes  Alamontade,  Ram- 
bergs Reineke  Fuchs  u.  Matthissons  gedienten ;  s.  175  eine  parodie  vGreif- 
feneggs  auf  Schillers  Ritter  vToggenburg].  [240 

Erinnerungen  von  JNvRingseis.  gesamm.,  ergänzt  u.  hg.  von  ERingseis. 
bd.  3.  Amberg,  Habbel.  xii,  147.  8  [bietet  einschlägiges].  —  Hist.-pol.  bll. 
103,194.  [241 

Rodenberg  18S7  [189.  —  Gegenwart  nr  11.  [242 

Derselbe  1888  [234.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  14  (Schroeter).  AZ  nr6B. 
D.  wochenbl.  nr  22  (vGrotthufs).     Gegenwart  nr  11.  [243 

Bemerkungen  zu  dem  Vaticinium  lehninense  von  MRuge.  progr.  d.  beil. 
gymn.  zum  grauen  kloster.     25.     4.  [244 

Abhandl.  u.  vortr.  zur  gesch.  der  erdkunde  von  SRuge.  Dresden,  Schön- 
felder, vi,  268.  8  [darin:  Über  einige  vor-Defoesche  robinsonaden].  — 
Münchner  n.  nachr.  nr60  (Günther).  [245 

Schac hinger  1888  [243.  foits.  Stud.  u.  mitteil,  aus  d.  benedictiner-  u. 
d.  cistercienserorden  10,  96.  282.  477.  644  [briefwechsel  zwischen  Amon  u. 
Gottsched].  [246 

vSchack  1888  [244.  —  Beil.  zur Bohemia  nr  293— 6  (Bendel).  L'indepen- 
dant  litteraire  1  u.  15sept,  1  u.  15  oct.,  15  nov.,  1  dec.  (Wagnon).  Hist.  zs. 
63,  328  (Flalhe).  [247 

Derselbe  s.  1888  [244.     2  aufl.  [248 

Schäffle  1888  [247.  —  Grenzboten  48,  1,  97.  [249 

Die  kaiseridee  in  der  deutschen  lyrik  seit  1806.  vortr.  geh.  zu  Regens- 
burg von  JSchaef  ler.  Der  sammler  (beibl.  zur  Augsb.abendztg.)  nr39.  [250 
Festgabe  des  Eberhard -Ludwigs -gymn.  in  Stuttgart  zu  der  Jubelfeier  des 
25 jähr,  regierungsjubiläums  Sr.  majestät  des  königs  Karl  von  Württemberg. 
1.  I Li ri  Rousseaujünger  im  hause  Württemberg  [herzog  Ludwig  Eugen]  von 
OSchanzenbach.  2.  Der  natursinn  der  alten  Griechen  von  LWStraub. 
3.1 !  58.     4  [bietet  einschlägiges].  [251 

Ausw. deutscher  gedichte.  I.  den  schulgebrauch  zusammengest.  von  BS  c  h  m  i  d  t. 
2  aufl.    Greiz,  Bredt.    104.    8.  [252 

Schmidt  1887  [2Ö0,  —  Hist.  zs.  62,287  (Ellinger).  [253 

Findlinge  aus  der  jüngeren  romantik.  1.  Arnim  an  WDorow.  2.  Brentano 
gegen  Kotzebue.     von  ESchmidt.     Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,475.  [254 


398  BIBLIOGRAPHIE   FÜR    1889    IC 

Ein  lied  von  Napoleon  Bonaparte  von  MSchu  Her.  Korrespondenzbl.  d.  ver. 
f.  siebenb.  landeskunde  12,  48.     vgl.  [318.  [255 

Schultz  1888  [256;  ein  teil  erschien  auch  als  göttinger  diss.  1888:  Die 
kleineren  Sprachgesellschaften  des  17  jhs.  u.  ihre  bestrebungen  f.  reinigung 
der  deutschen  spr.].  —  D.  revue  14, 1,  379.  Grenzboten  48,  2,  380.  Anz. 
xv  372  (Borinski).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  35  (Lier).  Zs.  d.  allg.  deutschen 
sprachver.  4,  82  (Haaris).     Preufs.  jbb.  64,  612  (Harnack).  [256 

Der  fremdencultus  in  Deutschland  von  HSchurtz.  Vom  fels  zum  meer 
2,  1666  [bietet  einschlägiges].  [257 

Gesch.  der  seandinav.  litt,  von  ihren  anf.  bis  auf  die  neueste  zeit  von 
PhSchweitzer.  bd.  2.  3.  Leipzig,  Friedrich,  1888/9.  x,  272.  xxn,  420.  8 
[behandelt  in  bd.  2  Baggesen ,  in  bd.  3  Öhlenschläger].  —  Gegenwart 
nr  38.  [258 

[Vogelschul  aus d.j.  1700.  von  WSeel mann.  Jb.f.nd.sprachf.14, 116].  T259 
So  ein  1888  [262.  —  Grenzboten  48,  1,51.  Zs.  f.  d.  realschulwesen  13,723 
(Reifsenberger).  Gymn.  s.  520  (Menge).  Revue  critique  nr  50  (Chuquet).  [260 
Lafontaines  einfluss  auf  die  deutsche  fabeldichtung  des  18  jhs.  vonFStein. 
progr.  d.  kaiser-Karls-gymn.  zu  Aachen.  32.  4.  —  D.  litteraturbl.  jg.  12 
nr  11  (Brenning).  [261 

Strackerjan  1888  [268.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  4 
(Fränkel).  [262 

Zur  feier  deutscher  dichter  von  KS  tracker  ja  n.  24.  Osterr.  dichter  n. 
progr.  d.  oberrealschule  zu  Oldenburg.     10.     4.  [263 

Süpfle  1888  [271.  —  Revue  critique  nr  8  (Joret).  Bulletin  critique  nr  11. 
AZ  nr  82  B.  [264 

Süpfle  1888  [272.  —  Litt,  merkur  9,  40  (vSallwürk).  AZ  nr  82 B.  Grenz- 
boten 48,  2,  475.  Litt,  centralbl.  nr  47  (Creizenach).  Zs.  f.  frz.  spr.  u.  litt. 
11,  5,  136  (Bornhak).  [265 

Shakespeare  im  anbruch  der  class.  zeit  unserer  litt,  rede  zum  Shakespeare- 
tag (23  april)  von  BSuph  a  n.  Weimar,  in  100  abzügen  gedr.,  umgearb.  in: 
D.  rundschau  60,  401.  [266 

Die  religiös -pol.  satire  in  den  fliegenden  bll.  des  17  jhs.  von  ATille. 
Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  10.  [267 

Treitschke  s.  1885  [132.  4  teil,  bis  zum  tode  könig  Friedrich  Wil- 
helms in.  vm,  753  [s.  407  Das  junge  Deutschland].  —  AZ  nr  359  B.  [268 
Gesch.  des  evang.  kirchengesangs  im  herzogtum  Gotha  von  WTümpel. 
1  teil.  Gesch.  des  gotha.  gesangbuchs.  Gotha,  Schloefsmann.  vi,  121.  8. 
vgl.  Bll.  f.  hymnol.  s.  142.  —  Theol.  litteraturztg.  nr  20  (Achelis).  [269 
CFFörster.  JFGKrause.  JGRehnig.  LHBachof  vEcht.  von  WTümpel.  Bll. 
f.  hymnol.  s.  176.  [270 

Volkstümliches,  lieder,  Sprichwörter,  redensarten.  von  WUnseld.  Alem. 
17,  170.  [271 

Aus  der  autogr.-samml.  von  Donop.  mitgeteilt  von  Walen  tin.  mit  1  lichtdr. 
von  Goethes  todesanzeige  [letztere  auch  in  [766  u.  Münchner  n.  nachr.  nr  187. 
Frank,  nachr.  nr92].  Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f.  5,  254  [enth.ua.  je  1  brief 
Goethes  an  prinz  Friedrich  Carl  Alexander  von  Preufsen,  von  JCSeekatz 
an  den  kaiserl.  rat  Goethe,  von  letzterem  an  Seekatz,  von  HTischbein 
an  Merck,  von  AvArnim  an  Riemer,  von  WvHumboldt  an  Vieweg,  von 
Bürger  an  Rothmann].  [272 

Vetter  1888  [285.286.  —  AZ  nr220B  (Kawerau).  [273 

Altes  u.  neues  von  FThVischer.  n.  f.  Stuttgart,  Bonz&cie.  xi,  366.  8 
[enth.  ua.  s.  27  Rede  zur  100 jähr,  feier  der  geburt  Schillers;  s.  45  Die  Schweiz, 
litt,  des  18jhs.;  s.  171  Kleine  beitr.  zur  characteristik  Goethes;  s.  232 
FSchiller;  s.  290  Das  symbol].  —  Litt,  merkur  9,  233  (Fischer).  DLZ  nr30 
(Zeller).  Grenzboten  48,  3,  287.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  36  (Löbner).  Münchner 
ii.  nachr.  nr  319.  [274 

Völker  1887  [227.  —  Egyetemes  philologiai  Közlöny  12  heft  1.  [275 

Von  gelehrten  sachen.  im  jg.  1751  der  Berl.  privil.  ztg.  hg.  von  BAWagner 
(Berl.  neudrucke  1  serie  bd.  5.  6).     Berlin,  Paetel.    95.    vn,  102.     8.       [276 


LITTERATURGESCHICRTE  399 

Die  class.  statten  Weimars  von  JWalile.  Westermanns  nionatshefte  67,  54. 
222.  309.  416.  [277 

vWaldberg  1S88  [288.  —  Litt,  centralbl.  nr  1.  Bil.  f.  litt,  unterh.  nr  4 
(Leonhard).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  664  (Minor).  DLZ  nr  36  (Seuffert). 
Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  11  (Frey).  [278 

Jüd. -deutsche  lieder  aus  dem  lTjh.  von  MvWaldberg.  Zs.  f.  d.  gesch.  d. 
Juden  in  Deutschland  3,  TS.  [279 

Weber  s.1888  [455.     7  aufl.     80.  [280 

Die  weit  im  Spiegel  der  nationallitt,  von  HWeber.  2  teile,  lesebuch  zur 
pflege  nationaler  bildung.  5  aufl.  Leipzig,  Klinkhardt.  224.  432.  S.  [281 
Briefe  der  herzogin  Elisabeth  Charlotte  von  Orleans  [vgl.  [496]  an  den 
markgrafen  Friedrich  Magnus  von  Baden- Durlach  u.  an  den  kurfürsten 
Johann  Wilhelm  von  der  Pfalz,  von  FvWeech.  Zs.  f.  d.  gesch.  d.  Ober- 
rheins 43,  115.  [282 
Zeit  u.  menschen,  tagebuch-aufzeichnungen  aus  den  jj.  1863  —  84  von 
FWehl.  2  bde.  Altona,  Reher.  in,  332.  315.  8  [berührt  einschlägiges].  — 
Litt,  centralbl.  nr  39.  AZ  nr  163.  326 B  (Bormann).  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  24.  52  (Waldmüller).  Presse  nr  309.  13.  [283 
Marksteine  deutscher  kultur  u.  litt,  von  KW  ei  fs.  Leipzig,  Bädeker.  iv,  4S4. 
8.  —  AZ  1888  nr342B.  Grenzboten  48,  1,245.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  16 
(Boxberger).  Conserv.  monatsschr.  46,  1337.  [284 
Ultramontane  litteraturmishandlung  von  RWeitbrecht.  D.-evang.  bll. 
14,  443.  _  [285 
Dialectgedichte.  samml.  von  dichtungen  in  allen  deutschen  mundarten, 
nebst  poetischen  proben  aus  dem  alt-,  mittel-  u.  neudeutschen,  sowie  den 
germ.  schwesterspr.  hg.  von  HWelcker.  2  verb.  u.  verm.  aufl.  von:  Die 
deutschen  mundarten  im  liede.  Leipzig,  Brockhaus,  xxvm,  428.  S  [be- 
rührt ua.  Opitz,  Lauremberg,  Fleming,  Goethe,  Hebel].  —  Bll.  f.  litt, 
unterh.  nr  3  (Kirchhoff).  Gegenwart  nr  7.  D.  revue  14,  1,  378.  Grenzboten 
4s  2,  144.  Korrespondenzbl.  d.  ver.  f.  nd.  sprachf.  13,  63  (Bremer).  Zs.  f. 
d.  österr.  gymn.  40,  468.  Anz.  xv  377  (Martin).  Zs.  d.  allg.  deutschen 
sprachver.  4, 115.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  39  (Eckstein).  Nationalztg. 
nr  127.  [286 
Wenck  1888  [295.  —  Revue  critique  nr  9  (Chuquet).  [287 
Deutsche  Stimmungen  beim  eintritt  in  das  letzte  Jahrzehnt  des  vorigen  jhs. 
von  WWenck.  Grenzboten  48,  1,  449.  [28S 
Zur  erklärung  deutscher  revolutionssympathien  1790  —  2  von  WWenck. 
Grenzboten  48,  1,  537.  2,  56.  165.  [289 
Die  revolutionäre  propaganda  auf  deutschem  boden  1790— 2  von  WWenck. 
Grenzboten  48,3,  62.  [290 
vWestenholz  18SS  [297.  —  Zs.  f.  d.  phil.  21,472  (Bolte).  [291 
Sinnen  u.  denken,  gesamm.  abhandl.  u.  vortr.  aus  den  gebieten  der  litt., 
philos.  u.  päd.,  sowie  ihrer  gesch.  von  JHWitte.  Halle  a  S.,  Pfeffer. 
vii,  252.  8  [darin  s.  1  Der  weitschmerz  in  der  dichtung  u.  die  weltschmerz- 
dichtung;  s.  51  Über  Fichte  als  politiker  u.  patriot;  s.  127  Über  Friedrichs 
d.  gr.  Verdienste  um  erziehung  u.  Unterricht;  s.  151  3  kaufleute  [Defoe, 
Franklin  u.  MMendelssohn]  als  hervorragende  männer  der  litt.  u.  wissensch.].  — 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  34  (Hermann).  Nord  u.  süd  51,447.  [292 
W  o  I  f  f  1888  [300.  —  Korrespondenzbl.  d.ver.  f.  siebenb.  landeskunde  1 2,  20.  [293 
Die  ältesten  ztgen  über  Deutschböhmen  vonRWolkan.  Beil.  zur  Bohemia 
nr  9.  [294 
Der  Winterkönig  in  liedern  seiner  zeit  von  RWolkan.  D.  zs.  f.  geschichts- 
wissensch.  2,  390.  [295 
Quellen  zur  gesch.  Leipzigs.  Veröffentlichungen  aus  dem  arch.  u.  der  bibl.  der 
Stadt  Leipzig,  hg.  von  GWustmann.  bd.  1.  mit  6  abbiidun^en.  gedr. 
auf  kosten  der  Stiftung  f.  die  Stadt  Leipzig.  Leipzig,  Duncker  &  Humblot. 
xtv,  493.  H  [darin:  auszüge  aus  JSRiemers  Leipzigischem  jb.  1714 — 71; 
s.  457 ff  Zur  gesch.  des  theaters  1665  — 1800].  —  Litt,  centralbl.  nr  35.  Hist. 
zs  (,:;.  312  (Flalhe).                                                                            .      [290 


400  BIBLIOGRAPHIE   FÜR    18S9    ICD 

Crügers  Praxis  pietatis  melica  1653  von  JZahn  u.  AFischer.  Bll.  f. 
hymnol.  s.  71.  96.  104.  30.  77.  [297 

Zeise  1888  [302.  —  DLZ  nr  13  (Schüddekopf).  Westermanns  monatshefte 
66,  G94.  [298 

Frauenlieblinge,  litt,  bekenntnisse  deutscher  frauen.  hg.  von  HZiegler. 
Leipzig,  Amelang.     211.     8  [bietet  einschlägiges].  [299 

Zimmer  1888  [303.  —  Grenzboten  48,  1,  195.  Litt,  centralbl.  nrll.  DLZ 
nr  11  (Waetzoldt).  Prot,  kirchenztg.  36,353  (Ehlers).  Hist.-pol.  bll.  104,116. 
Hist.  zs.  62,341  (Gebhardt).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr35  (Lier).  D.  rundschau 
61,153.  Daheim  nr  43  (König).  AZ  nrl3lB.  Didaskalia  nr  61.  2.  D. 
litteraturbl.  jg.  11  nr50  (Keck).     Theol.  litteraturbl.  nr  6.  [300 

Zwiedineck-Südenhorst  1888  [304.  — Litt,  centralbl.  nr  19  (Arndt).  [301 
Blätter  u.  bluten  deutscher  poesie.  eine  samml.  der  schönsten  lyr.  gedichte 
ausgew.  von  frauenhand.     Leipzig,  Fock.     96.     12.  [302 

Worte  des  herzens.  eine  blüteniese  aus  deutschen  dichtem  u.  denkern.  mit 
illuslr.  von  MvBeckendorff  ua.  Leipzig,  Meifsner  &  Buch.  40.  8.  [303 
Altes  u.  neues  aus  dem  Pegnesischen  blumenorden,  i.  der  erinnerung  an 
HHeerwagen  geweiht.  Nürnberg,  Ballhorn.  iv,  271.  8  [enth.  2  aufsätze 
von  HHeerwagen:  s.  54  KFZelter;  s.  167  3  gedichte  von  Horaz,  Opitz  (Für- 
trefflich  artliches  lob  des  landlusts)  u.  Klopstock  (Wenn  der  morgen  in 
dem  mai  mit  der  blute  erstem  geruch  erwacht)].  [304 

♦Gedenkbll.  zur  feier  des  lOOjähr.  bestandes  der  zürcher.  künstlergenossensch. 
1887.  Zürich,  Orell,  Füfsli  &  cie,  1887  [bietet  einschlägiges].  —  Litt, 
centralbl.  nr  19.  [305 

Die  sprachgesellsch.  im  17  jh.  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb. 
corresp.  nr  28.  [306 

Litt,  satiren  der  20er  u.  30er  jj.  Belletrist.- litt,  sonntagsbeil.  d.  Hamb. 
nachr.  nr  22.  3  [behandelt  Platen  u.  Immermann].  [307 

Gespenstergesch.  in  der  deutschen  litt,  [des  18  u.  aus  dem  anf.  des  19jhs.]. 
Belletrist.-litt.  sonntagsbeil.  d.  Hamb.  nachr.  nr5l.  [308 

Musikalische  ketzereien.  Posener  ztg.  nr754  [bietet  einschlägiges,  vgl. 
Goethe-jb.  11,245].  [309 

Eine  münchner  ztg.  vor  100  jj.  [Münchner  intelligenzbl.  1789].  Münchner 
n.  nachr.  nr  564.  [310 

Die  1  deutsche  ztg.  [aus  d.  j.  1609].     notiz.    Litt,  merkur  9,  402.  [311 

Die  lOOjahrfeier  des  Journal  des  debats.  D.  rundschau  60,  457  [bietet  ein- 
schlägiges]. [312 
43  jahresber.  des  hist.  ver.  f.  Mittelfranken  [s.  m  ff  betr.  Goethe,  Platen, 
Weifse,  Geliert,  ßabener,  Klopstock,  Gleim,  Bamler,  Wieland,  Mendelssohn, 
Basedow,  Jerusalem,  Spalding,  Lavater,  Nicolai,  Herder,  Lessing,  Denis  ua.]. 
—  Münchner  n.  nachr.  nr  593.  [313 
Gotta.  N.  wiener  tagbl.  jg.  23  nr  30.  [314 
Schriftstellerhonorare  sonst  u.  jetzt.  D.  tagebl.  nr  408.  9.  [315 
Der  urspr.  des  Heil  dir  im  siegerkranz.  D.  tagebl.  nr  504.  [316 
Deutsches  Weltbürgertum  vor  100 jj.  aus  der  Nordd.  allg.  ztg.  in:  Der  Sammler 
(beibl.  zur  Augsb.  abendztg.)  nr  7  [über  Herder,  Wieland,  Schiller,  Jean  Paul, 
Kant  usw.].  [317 
Ein  deutsches  Napoleon-lied  aus  dem  j.  1813.  Hist.  zs.  63,  456.  vgl.  [255.  [318 
Die  gossfelder  Lisbeth  (aus  dem  tageb.  Vor  60  jj.).  Conserv.  monatsschr. 
46,  170  [enth.  einschlägiges].  [319 
Der  punclroman. .  Grenzboten  48,  2,334.  vgl.  Kunstwart  jg.  2  stück  18.  [320 
Verzeichnis  der  autogr.-samml.  von  RBrockhaus  1853—1889.  als  hs.  gedr.  40 
[enth.  ua.  reiche  Goethiana,  vgl.  Goethe-jb.  11,  205].  [321 
Bibl.  Meermanniana.  Mitteil,  aus  d.  antiq.  u.  verwandten  gebieten  — 
von  MHarrwitz  1,  11  [hier  verzeichnet  wegen  JMeermanns  beziehungen  zu 
deutschen  dichtem  insbes.  Klopstock,  dessen  Messiade  er  ins  holländ.  über- 
setzte]. [322 
Hss.  von  Goethe,  Schiller,  Pfeffel,  Voss,  Kerner,  Lenau,   Platen,  Simrock, 


LITTERATDRGESCHICHTE.       DRAMA    UND    THEATER  401 

Rüekert,  Freiligrath,  Börne  in  der  graphischen  ausstellung  in  Stuttgart. 
Frankf.  ztg.  nr  158  beil.  [323 

[Autogr.-versteigerung  von  JAStargardt  zu  Berlin  am  3juni  1889.  darunter 
8  Goethe-  u.  viele  Heine-briefe.     vgl.  Die  post  nr  122  Locales],  [324 

[Autogr.-versteigerung  bei  JAStargardt  in  Berlin:  ua.  2  briefe  Schillers  an 
ChGKörner;  briefe  HHeines  an  seinen  bruder  MHeine  u.  andere  mss.  HHeines; 
3  briefe  Goethes  (vom  14  febr.  1810,  an  Frommann  vom  18  m.ärz  1817,  an 
Kirms).     Die  post  nr  151  beil.  1  Locales].  [325 

Portr.-cat.  9  heft.  Verzeichnis  einer  reichhaltigen  samml.  von  über  5000 
seltenen  und  schönen  portr.  berühmter  musiker,  dichter,  Schauspieler,  com- 
ponisten  usw.,  welche  vom  portraitantiquariat  von  EHSchröder  in  Berlin  (SW 
Möckernstr.  137)  zu  beigesetzten  preisen  zum  verkauf  geboten  werden.  1  bl. 
123.    8.   —   Litt,  centralbl.  nr  4.  [326 

[Autogr.,  in  verschiedenen  cat.  angeboten,  insbes.  Goethe  betr.:  Goethe- jh. 
11,267].  [327 

iD.    Geschichte  des  dramas  und  des  theaters. 

Eine  hanswurstiade  von  anno  1766  [ein  theaterzettel]  von  JArbes.  Politik 
nr  26.  [328 

Die  ältesten  versuche  im  Schauspiele  aus  der  böhm.  gesch.  eine  skizze  von 
JArbes  [erwähnt  auch  deutsche  stücke  der  engl,  comödianten].  Politik 
nr  197.  [329 

Der  starke  mann  JCEckenberg.  ein  beitr.  zur  gesch.  des  berl.  Schauspiels 
von  Jßolte.  Forschungen  zur  brandenb.  u.  preufs.  gesch.  2,  515.  vgl. 
Die  post  nr  14  beil.  1.  DLZ  nr  4.  Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  46 
(Schienther).  [330 

Moliere-übers.  des  17  jhs.  ein  beitr.  zur  gesch.  des  deutschen  dramas  von 
JBol  te.    Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,  81.  [331 

Ben  Jonsons  Seianus  am  heidelberger  hofe  [übers,  von  dem  Engländer 
J.MGirish  zwischen  1663  u.  1671]  von  JBolte.  Jb.  d.  d.  Shakespearege- 
sellsch.  24,  72.    vgl.  Zs.  f.  d.  gesch.d.  Oberrheins  43,  517  (Kilian).  [332 

Schauspiele  in  Kassel  u.  London  1602  von  JBolte.  Zs.  f.  vgl.  litteratur- 
gesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  2,  360.  [333 

[Zur  gesch.  des  deutschen  dramas  von  JBolte.  Zs.  f.d.  phil.  21,477  [im 
anschluss  an  2  publicationen  über  das  dän.  drama].  [334 

Ein  elsäss.  Adam-  u.  Evaspiel  von  JBolte.     Alem.  17, 121.  [335 

Von  SNiemand  von  JBolte  [enth.  einschlägiges].  Alem.  17,  151.  vgl.  188S 
[326.  [336 

Geistl.  comödie  in  Schiltach  (1654)  von  JBolte.     Alem.  17,  152.  [337 

Die  streitenden  liebhaber  von  JBolte.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  575.  [338 
Bulthaupt  1888  [332.  —  Allg.  musikztg.  nr  13  (Heintz).  D.  rundschau 
60,  158.  [339 

Dramaturgie  der  class.  von  OBullhaupt.  bd.  1.  Lessing,  Goethe,  Schiller, 
Kleist.  3  aufl.  Oldenburg,  Schulze,  xv,  478.  8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  7 
(Löbner).  D.  rundschau  59,  473  (Brahm).  DLZ  nr  25  (Sauer).  Österr.  litt, 
centralbl.  jg.  6  nr  15  (Czerny).     Saturday  review  68,  117.  [340 

Aus  dem  burgtheatcr  1818  —  37.  tagebuchbll.  des  weil.  k.  k  hofschau- 
spielers  u.  regisseurs  CLCostenoble  [hg.  vonCGlossy  u.  JZeidler]  mit 
dem  portr.  C.8.  2  hde.  Wien,  Konegen.  vm,  347.  376.  8.  —  AZ  1888 
nr310B  (Geiger).  D.  rundschau  57,518.  Xord  u.  süd  48,97  (Lindau).  Bll. 
f.  litt,  unterh.  nr  1  (Wohl).  D.  litteraturbl.  jg.  11  nr  37  (Schröter).  DLZ  nr  16 
(Schmidt).  Litt. centralbl.  nr 28.  Münchner  n.  nachr.  nr  74  (Harden).  Wissensch. 
beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  20  (Prölfs).  [341 

Die  Schauspiele  der  engl,  comödianten  hg.  von  WCreizenach  (D.  natio- 
nallitt.  bd.  23).  Berlin  u.  Stuttgart,  Spemann.  cxvm,  353.  8.  —  Litt, 
centralbl.  nr  16.  [342 


402  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889    ID 

Zum  deutschen  Hamlet  von  WCreizenach.  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u. 
renaissancelitt.  n.  f.  2,  369.  [343 

Gesch.  d.  theaters  in  Posen,  bes.  in  südpreufs.  [d.  i.  1793 — 1806]  zeit,  vortr. 
geh.  —  von  HEhrenberg  (Deutsche  vortr. heft 5).  Posen, Merzbach. 28. 8.  [344 
*Les  comedies  de  Moliere  en  Allemagne.  le  theatre  et  la  critique.  par  AEhr- 
hard.  Paris,  Lecene  &  Oudin,  1888  [berührt  ua.  s.  305— 67  Goethe,  vgl. 
Goethe-jb.  11,259].  —  Revue  critique  nr  43  (Ghuquet).  Revue  pol.  et  litt.  5. 

[345 
Ellinger  1887  [267.  —  Korrespondenzbl.  f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen 
Württembergs  36,315  (Weizsäcker).  [346 

Engel  1888  [335.  —  BU.  f.  litt,  unterh.  nr  1  (Wehl).  [347 

Nürnb.  comödianten  in  Blankenburg  1728  von  OEyfselein.  43jahresber. 
d.  hist.  ver.  f.  Mittelfranken  s.  117.  [348 

Fellner  1888  [338.  —  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  5  (Prölfs).  Litt, 
centralbl.  nr  9  (Creizenach).  Kyffhäuser-  Salzburg  nr  2.  3.  Westermanns 
monatshefte  67,280.     Grenzboten  48,  4,  319  (Necker).  [349 

Zur  gesch.  des  lustspiels.  vortr.  geh.  von  LFulda  im  ver.  junger  kaufleute 
zu  Berlin,     referat  in:  Berl.  tagebl.  nr  582.  [350 

Gaedertz  1888  [342.  —  D.  revue  14,1,128.  Litt,  centralbl.  nr  5  (Creize- 
nach). *  [351 
Gaedertz  1888  [343.  —  Anglia  12,206.  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr. 
82,  491  (Bolte).  Jb.  d.  d.  Shakespearegesellsch.  24, 165  (Pröscholdt).  [352 
Die  entwickelung  des  scenischen  theaters  u.  die  bühnenreform  in  München 
von  RGenee.  mit  erläuternden  illustr.  Stuttgart,  Gotta.  iv,  94.  8  [zum 
teil  auch  AZ  nr  134.  7.  41  B].  —  Die  gesellsch.  s.  1794  (Conrad).  [353 
Die  ersten  Shakespeareaufführungen  in  Berlin  u.  ihre  Wirkungen  von  RGenee. 
Nationalztg.  nr  94. 104.  [354 
Aus  alter  deutscher  theaterzeit  [bis  1776]  von  KGoldmann.  Wiener  tagbl. 
nr  279.  [355 
Vom  theater.  allerlei  aufzeichnungen  vonHGrans.  Leipzig,  Spamer.  164. 
8  [darin:  Über  eine  aufführung  der  Räuber  in  Weimar].  [356 
15 jj.  in  Weimar,  erlebtes  und  erlittenes  von  HGrans.  Leipzig,  Spamer. 
vi,  106.  S  [berührt  einschlägiges,  vgl.  Goethe-jb.  11,  271].  [357 
Heine  1888  [345.  —  Litt,  centralbl.  nr  8  (Creizenach).  [358 
Das  Schauspiel  der  deutschen  Wanderbühne  vor  Gottsched  von  CHeine. 
Halle  a/S.,  Niemeyer,  vn,  92.  8.  —  Litt,  centralbl.  nr  37  (Creizenach).  [359 
Calderon  im  Spielverzeichnisse  der  deutschen  Wandertruppen  von  CHeine. 
Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  2,165.395.  [360 
Aus  der  gesch.  des  nd.  theaters  von  GHoffmann  [handelt  bes.  vom  hamb. 
theater].  AZ  nr  312.  4B.  [361 
Hoffory-Schlenther  1888  [348.  —  Revue  critique  nr  28  (Chuquet).  [362 
Gesch.  des  gymn.  Carolinum  von  Hlber.  1  teil,  progr.  d.  gymn.  Carolinum 
zu  Osnabrück.  30.  4  [berührt  ua.  jesuitencomödien].  [363 
Nachtr.  zum  Handwerkerspiel  [1885  [172]  von  BJonas.  Zs.  d.  hist.  ge- 
sellsch. f.  d.  provinz  Posen  jg.  5  heft  1.  [364 
Einige  documente  über  die  engl,  instrumentisten  von  RKade.  Monatshefte 
f.  musikgesch.  s.  195.  [365 
Karoline  Jagemann  (erinnerung  an  die  goldenen  tage  Weimars)  von  FKatt. 
D.  bühnengenossensch.  nr31.  [366 
Das  burgtheater  in  Wien,  eine  betrachtung  von  FLemmermayer.  Unsere 
zeit  1,  124.  [367 
Ein  deutsches  schwerttanzspiel  in  Ungarn  von  FAMayer.  Zs.  f.  völker- 
psychol.  19,204.  [368 
Alte  theaterzettel  von  EMentzel  [zettel  einer  von  Baidinger  zu  Linz  am 
S  febr.  —  o.  j.,  Mentzel  nimmt  das  1  drittel  des  18  jhs.  an  —  aufgeführten 
maschinencomödie  Imakaromacypsiloniakus  . . . .  u.  lsmakoria,  sowie  zweier 
von  Wallerotty  1741  in  Frankfurt  a/M.  gegebenen  stücke,  u.  zwar  am  17  mai 
einer  hanswurstiade  Die  verkehrte  weit  und  am  31  mai  einer  haupt-  u.  Staats- 


DRAMA    UND    THEATER  403 

action  Der  probierstein  unglaublicher  geduld],  Münchner  n.  nachr.  nr  373. 
vgl.  auch  Leipz.  tagebl.  nr  220.  _    [369 

Zur  gesch.  des  deutschen  theaters  im  17jh.  von  JMinor  [aus  des  AAlber- 
tinus  bearb.  des  Don  Guzman  von  Alfarache].     Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  IIS. 

[370 
.Möller  18S8  [358.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  realschulen  8,  245  (Vogt).  Zs.  f.  vgl. 
litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  2,  388  (Koch).  Litteraturbl.  f.  germ. 
u.  rom.  phil.  nr  7  (Sachs).  [371 

Die  dram.-musikal.  bearb.  der  Genovefalegende.  ein  beitr.  zur  gesch.  der 
oper  von  WNagel.    Leipzig,  Unflad.     56.     8.  [372 

Deutsches  theaterlexicon.  eine  encykl.  alles  wissenswerten  der  Schauspiel- 
kunst u.  bühnentechnik.  hg.  von  AOppenheim  u.  EGettke  unter 
mitwirkung  hervorragender  gelehrter  und  fachmänner.  Leipzig,  Reifsner. 
865.     8.  [373 

Von  alten  osterspielen  aus  Tirol  [15— 18 jh-].  skizze  von  HvRadicz-Kalten- 
brunner.     Münchner  n.  nachr.  nr  182.  [371 

Zur  gesch.  des  Jesuitendramas  in  München  von  KvReinhardstöttner.  Jb. 
f.  münchner  gesch.  3,  53.  —  Modern  language  notes  4  nr  7.  [375 

Rigaer  theater-  u.  tonkünstlerlexicon  nebst  gesch.  des  rigaer  theaters  u.  der 
musikalischen  gesellsch.  vonMRudolph.  lfg.  1.  Riga,  Kymmel.  32.  8.  [376 
MRott.     ADB  29,  383  (PSchlen ther).  [377 

JFRüthling.     ADB  30,  50  (PSchlen  ther).  [378 

KERösike.     ADB  30,  96  (PSchle  n  ther).  [379 

JSacco  geb.  Richard.     ADB  30,  111  (PSchlenther).  [3SO 

Ein  passionsspiel  aus  dem  österr.  alpengebiete  von  ASchlossar.  Zs.  f. 
Volkskunde  1,  137.  [3S1 

Ein  SXicolausspiel  aus  Steiermark  von  ASchlossar.  Zs.  f.  Volkskunde 
1,  349.  [382 

Eine  gfazer  faschingscomödie  aus  dem  j.  1764  von  ASchlossar.  Wiener 
ztg.  nr  52.  [383 

Deutsche  vveihnachtsspiele  von  Schubert.  Leipz.  universitätsztg.  jg.  1 
nr.  11.  2.  [384 

Die  1  deutsche  hofbühne  von  PSeliger.     Nationalztg.  nr  336.  [385 

Alte  u.  neue  opern.  musikalische  gedenktage.  aphorismen  von  JSittard 
(Stud.  u.  characteristiken  m).  Hamburg  u.  Leipzig,  Voss.  165.  8  [darin 
s.  79  Faust,  musikdrama  von  Zöllner;  s.  124  Zum  Don  Juan-jubiläum  29  oct. 
1887].  [386 

Deutsche  Schauspieler  am  bayr.  hofe  von  KTrautmann.  Jb.  f.  münchner 
gesch.  3,  259.  [387 

*Der  ägypt.  Joseph  im  drama  des  löjhs.  ein  beitr.  zur  vgl.  litteraturgesch. 
von  Av Weilen.  Wien,  Holder,  1887.  —  Anz.  xv  40  (Werner)  [berührt 
einschlägiges].  [388 

KMRott.     ADB  29,382  (AvW eilen).  [389 

JRettich.     ADB  30,  71  (AvWeilen).  [390 

KRettich.     ADB  30,  72  (AvWeilen).  [391 

Zeidler  1888  [378.  —  DLZ  nr  4  (Minor).  [392 

JWFranck.  ein  beitr.  zur  gesch.  der  ältesten  deutschen  oper  von  FZelle. 
progr.  d.  Humboldtsgymn.  zu  Berlin.     24.     4.  [393 

Ein  Lutherfestspiel  vor  260  jj.  [gespielt  1625  zu  Schneeberg].  Die  christl. 
weit  s.  247.  [391 

Geistl.  Schauspiele  [17  jh.].     Presse  nr  121  beil.  [395 

Eine  gekränkte  leberwurst  [erbitterter  brief  des  schauspieldirectors  Doebbelin 
vom  16  nov.  1784  an  einen  theaterkritiker  der  Voss.  ztg.].  abdr.  aus  dem 
Berl.  börsencourier  in:  Münchner  n.  nachr.  nr  246.  [396 

[Schreiben  von  CStaudiegel  an  die  beil.  hoftheaterintendanz  vom  20  sept.  1816 
aus  Cassel,  mit  der  bitte,  auf  dem  berl.  theater  den  Hund  des  Aubry  geben 
zu  dürfen,  den  er  bereits  zu  München,  Linz,  Nürnberg,  Augsburg,  Würzburg 
mit  beifall  aufgeführt  habe,  abgeschlagen  laut  registraturvermerk.  Berl. 
tagebl.  nr  505].  [397 


404  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1S89     IDE 

Berliner  Iheaterleben  vor  100  jj.     D.  bühnengenossensch.  nr  21.  [398 

Zur  gesch.  des  berl.  theaterwesens  im  18  jh.  D.  tagebl.  nr  298.  396.  [399 
s.  auch  [139.296.402.  405  f.  408.  415  f.  424.  430  f.  463  f.  764.  782  f.  837. 
854.  858  f.  955.1246. 

iE.    Geschichte  der  poetischen  und  metrischen  form. 

Der  moderne  realismus  in  der  deutschen  litt.  u.  die  grenzen  seiner  berech- 
tigung  von  KAlberti  (D.  zeit- u.  Streitfragen  nr  52).  Hamburg,  Richter.  36. 
8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  38  s.  607.  Litt,  merkur  9,  320  (Schmid).  [400 
♦System  der  künste.  mit  rücksicht  auf  die  fragen  der  Vereinigung  ver- 
schiedener künste  u.  des  baustils  der  zukunft.  dargest.  von  ThAl  t.  Berlin, 
Grote,  1888.  —  Litt,  merkur  9,  165.  73  (vGöler-Ravensburg).  BLZ  nr  27 
(Ziegler).  [401 

LArreat,  La  morale  dans  le  drame,  l'epopee  et  le  roman.  2  ed.  (Bibl.  de 
philos.  contemporaine).  Paris,  Alcan.  223.  12.  —  Revue  philos.  14,  326 
(Fonsegrive).  [402 

Baum  gart  1888  [395.  —  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  89  (Lyon).  Anz. 
xv  249  (Werner).     Zs.  f.  d.  phil.  22,219  (Ellinger).  [403 

L'esthelique  contemporaine:  la  mimique  dans  le  Systeme  des  beaux-arts  par 
GhBenard.     Revue  philos.  14,  225.  [404 

Zur  technik  u.  ästhetik  des  dramas  von  AvBerger.  N.  fr.  presse  nr  9041. 
vgl.  [406.  464.  490.  [405 

Beitr.  zur  ästhetik  u.  technik  des  dramas  von  AvBerger.  Presse  nr  294 
localanz.     vgl.  [405.  464.  490.  [406 

Bergmann  1888  [399.  —  Zs. f. philos.  u.  philos.  kritik  96,  298  (Walter).  [407 
Grundzüge  der  dram.  kunst  mit  rücksicht  auf  die  behandlung  der  dramen- 
lectüre  in  den  höheren  lehranst.  von  FBettingen.  Berlin,  Weidmann, 
m,  46.    8.  [408 

Zur  vgl.  gesch.  der  poet.  formen  von  WvBiedermann.  Zs.  f.  vgl.  litte- 
raturgesch.  u.  renaissancelitt.     n.  f.    2,  415.  [409 

Biese  1888  [402.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  87  (Schmidt).  Zs.  f.  d.  gym- 
nasialwesen  43,  20  (Müller).  Schorers  familienbl.  nr  32  (Karpeles).  [410 
Biese  1888  [403.  forts.  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp. 
nr  1.  2  [411 

Das  metaphorische  in  der  dichterischen  phantasie  von  ABiese.  Zs.  f.  vgl. 
litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  2,317.  auch  sep.  Berlin,  Haack. 
35.  8.  —  Preufs.jbb.  64,  611  (Harnack).  AZ  nr  317  B  (Garriere).  [412 
B  o  r  i  n  s  k  i  1888  [405.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  8  (Koch).  [413 
Braitmaier  s.  1888  [406.  2  teil,  vn,  287.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  21 
(Portig).  Litt,  merkur  9,184  (Diez).  Litt,  centralbl.  nr40.  Korrespondenzbl.f.  d. 
gelehrten-  u.  realschulen  Württembergs  36,390  (Hauber).  Grenzboten  48, 
3,  500.  [414 

Einige  betrachtungen  über  die  poet.  spr.  im  drama  von  HBulthaupt.  D. 
revue  14,  3,  330.  [415 

Was  ist  dramatisch?  von  HBulthaupt.  Kunstwart  jg.  3  stück  2.  [416 
Die  deutsche  lectüre  in  lehrerbildungsanst.  von  FWBürgel  u.  PWimmer  s. 
litteraturkunde  u.  methodik.  2  jähr,  die  arten  der  lyr.  dichtung.  4  aufl. 
Aachen,  Barth,     vm,  159.     8.  [417 

FVischer  u.  der  ästhetische  formalismus  vonMDiez.  festschr.  d.  kgl.  real- 
anst.  Stuttgart  zum  25jähr.  regierungsjubiläum  Sr.  majestät  des  könies 
Karl.     Stuttgart.     58.     4.  [418 

Dilthey  1887  [336.  —  Zs.  f.  d.  phil.  22,  219  (Ellinger).  [419 

Stud.  zur  ästhetik  von  JDuboc.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  10.  [420 
Die  neueste  forlbildung  der  deutschen  ästhetik  von  GEngel.  Sonntagsbeil, 
zur  Voss.  ztg.  nr41  —  5.  [421 

Kurzgefasste  poetik  u.  lectüre.  f.  den  Unterricht  an  seminarien  u.  höheren 
schulen,  sowie  auch  fürs  privatstud.  bearb.  von  KErnesti.  2  verb.  ausiär. 
Regensburg,  verlagsanst.     xn,  204.     8.  [422 


DRAMA  UND  THEATER.   POETISCHE  UND  METRISCHE  FORM    405 

Darstellungen  aus  der  sittengesch.  Roms  in  der  zeit  von  August  bis  zum 
ausgang  der  Antonine  von  LFriedländer.  6  aufl.  bd.  2.  Leipzig,  Hirzel. 
vm,  652.  8  [enth.  eine  eingehende  Untersuchung  über  die  entwickelung  des 
gefühls  f.  das  romant.  in  der  natur  im  gegensatz  zum  antiken  naturgefühl].  [423 
Verbrechen  u.  krankheit  im  roman  u.  auf  der  bühne  von  FFriedmann. 
Berlin,  Wiesenthal.     51.     8.  [424 

Die  trag,  motive  in  der  deutschen  dichtung  seit  Goethes  tode  von  RHGrei  n  z. 
Dresden  u.  Leipzig,  Pierson.  172.  8.  —  Grenzboten  48,  3,335.  Bll.  f. 
litt,  unterh.  nr  50  (Mauerhof).     Die  gesellsch.  s.  1807.  [425 

Lyr.  demente  in  roman  u.  novelle  von  RHGreinz.  Gegenwart  nr42.  [426 
Ein  kleiner  beitr.  zur  deutschen  metrik  von  WHallada.  Zs.  f.  d.  real- 
schulwesen  14,  577.  [427 

Haben  wir  Deutsche  noch  eine  metrik?  bemerkungen  von  RHamerling. 
D.  revue  14,  2,  305.  [428 

Hartmann  1888  [420.  —  Krit.  jb.  lieft  1  s.  9  (Bölsche).  Westermanns 
monatshefte  65,  719.  67,  142.  Litt,  centralbl.  nr  37.  Philos.  monatshefte 
25,  481  (Melzer).  Allg.  kunstchron.  nr  13  (Ranzoni).  Münchner  n.  nachr. 
nr  324  (Neudecker).  Zs.  f.  philos.  u.  philos.  kritik  96,  282  (Glogau).  [429 
*Die  arten  der  tragödie  bei  Aristoteles,  ein  beitrag  zur  erklärung  seiner 
poetik  —  von  FH  e  i  d  e  n  h  a  i  n.  n.  in.  progr.  d.  gymn.  zu  Strasburg  i/W.-Pr. 
(Berlin,  Mayer  &  Müller)  1887.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,  294 
(Zeller).  [430 

*Studia  Aristotelica.  i.  Aristoteles:  Über  die  arten  der  tragödie  von 
ThHeine.  progr.  d.  gymn.  zu  Kreuzburg  i/O.-S.  1887.  —  Arch.  f.  gesch. 
d.  philos.  2,  294  (Zeller).  [431 

Metrisches  aus  dem  kinderliede  von  RHildebrand.  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  3,  1.  [432 

Der  sinn  f.  naturschönheiten  in  alter  u.  neuer  zeit  von  FHoffmann  (Samml. 
gemeinverständl.  wissensch.  vortr.  n.  f.  3  serie.  heft  69).  Hamburg,  ver- 
lagsanst.    62.     8.  [433 

H u  m  p  er  d i  n  c k  1888  [423.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  150  (Stejskal).  [434 
Entwürfe  zu  deutschen  aufsätzen  u.  reden ,  nebst  einl.  in  die  Stilistik  u. 
rhetorik  u.  proben  zu  den  hauptgattungen  der  pros.  darstellung,  für  gymn., 
seminarien,  realschulen  von  JKehrein.  nach  dem  tode  des  verf.s  neu 
bearb.  von  VKehrein.  8  aufl.  Paderborn,  Schöningh.  xv,  444.  8.  [435 
Das  wesen  der  poesie  vonLKessler.  Leipzig,  Baedeker.  98.  8.  —  Nord 
u.süd  49,135.  DLZ  nr  24  (Siebeck).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr24.  Litt,  merkur 
9,  208  (Diez).  [436 

Kiesel  1888  [424.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  25,  111 
(Zettel).  [437 

Schriften  zur  poet.  theorie  des  18  jhs.  von  MKoch  u.  EWolff.  Zs.  f.  vgl. 
litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  2,  223  [mit  bezug  auf  [273.  1289. 
1578.  1580  u.  1887  [453.  1888  [406].  [438 

Prolegomena  zur  ästhetik  von  KKöstlin  in:  Verzeichnis  der  drr,  welche 
die  philos.  facultät  —  in  Tübingen  —  1888/9  ernannt  hat.  Tübingen, 
Fuessche  druckerei.     iv,  104.     4.  —  DLZ  nr  45  (Siebeck).  [439 

Das  characteristische  meikmal  der  volkspoesie  von  FKrejci.  Zs.  f. völker- 
psychol.  19,  115  [bietet  einschlägiges].  [440 

Deutsche  schulgrammatik,  nebst  metrik,  poetik  u.  Wörterverzeichnis  f.  volks-, 
bürger-  u.  mittelschulen  u.  die  entsprechenden  classen  höherer  lehranst.  von 
C AK  rüger.  3  verm.  u.  verb.  aufl.  ausg.  B.  Danzig,  Axt.  92.  8.  [441 
Beobachtungen  über  das  Verhältnis  des  reimes  zum  inhalt  von  EKunow. 
progr.  d.  gymn.  zu  Stargard.     73.     8.  [442 

Leimbach  1888  [429.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  25,474 
(Nicklas).  [443 

Über  lyrik  von  KL  ein.     Kunstwart  jg.  2  stück  18.  [444 

Linnig  1888  [430.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,84.  [445 

Psychol.  der  komik  von  ThLipps.  v.  Die  Unterarten  der  komik  u.  die  komik 
in  der  kunst.    Philos.  monatshefte  25,  284.  40S  [bietet  einschlägiges].     [446 

A.  F.  D.  A.    XVI.  27 


406  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889    IE 

Zur  deutschen  betonung  von  KLuick.  Zs.  d.  allg.  deutschen  sprachver. 
4,  33.  [447 

Die  kunstform  des  romans  von  EMauerhof.     Unsere  zeit  1,29.  [448 

Der  reim  in  seiner  entwickelung  u.  fortbildung  von  SMehring.  Berlin, 
Mehring.  m,  143.  8.  —  Gegenwart  nr  10.  Westermanns  monatshefte 
66,  696.  [449 

Forschungsweisen  der  geisteswissensch.  1  beitr.  Forschungsweisen  der 
litteraturwissensch.  insbes.  dargelegt  an  den  grundlagen  der  liedertheorie 
von  RM  erbot.  Frankfurt  a/M.,  Könitzer.  36.  8  [berührt  einschlägiges]. — 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  30  (Boxberger).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  916 
(Heinzel).  [450 

Principes  de  litterature.  style,  composition,  poetique.  histoire  liüeraire  des 
^enres,  par  Mestre.  11  ed.  Paris  et  Lyon,  Delhomme  &  Briguet. 
432.     18.  [451 

Poesie  u.  prosa,  ihre  arten  u.  formen  von  JMethner.  Halle  a/S.,  Waisen- 
haus, xii,  338.  8.  . —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  43,  134  (Müller).  Kor- 
respondenzbl.  f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen  Württembergs  36,86.  Bll.  f. 
litt,  unterh.  nr  19.  Litt,  merkur  9,  176  (Diez).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40, 
370.  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  25,  277  (Muncker).  Zs.  f.  d.  phil. 
22,  219  (Ellinger).    D.  dichtung  7,  103.  [452 

Die  altgerm.  poesie  nach  ihren  formelhaften  dementen  beschrieben  von 
RMMeyer.     Berlin,  Hertz,     xx,  549.     8  [berührt  einschlägiges].  [453 

Mommsen  1887  [371.  —  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f. 
2,  488  (Biese).  [454 

Muff  1888  [434.  —  Die  gesellsch.  s.  584.  1501  (Plöhn).  [455 

Die  Verbindlichkeit  der  lehre  vom  kunstschönen  von  BMünz.  Bll.  f.  litt, 
unterh.  nr  30.  [456 

Fabel  u.  spr.  von  HNoe.    AZ  nr  176B.  [457 

Palleske  1884  [104.  —  N.jbb.  f.  phil.  u.  päd.  140, 127  (Schlüter).  [458 
*  Zerstreute  Schriften  von  EParrisius.  2  teil.  Berlin  u.  Leipzig,  Parrisius, 
1885  [bietet  einschlägiges].  —  Zs.  f.  philos.  u.  philos.  kritik  95,  148 
(Mainzer).  [459 

The  worlds  best  books :  a  key  to  the  treasures  of  literature  by  FParsons, 
FECrawford  and  HTRich ard son.  Boston,  Little,  Brown  &  cie.  141. 
12.    vgl.  [471.  492.  [460 

Piderit-Girot  1888  [436.  —  Bevue  philos.  27,  307  (Bertrand).  [461 

Katechismus  der  ästhetik.  belehrungen  über  die  wissensch.  vom  schönen 
u.  der  kunst  von  RPrölfs.  2  verm.  u.  verb.  aufl.  Leipzig,  Weber,  xvi,  371. 
8.  —  AZ  nr318B.  [462 

Schopenhauer  als  philos.  der  tragödie.  eine  krit.  stud.  vonEReich.  Wien, 
Konegen.  iv,  139.  8.  —  DLZ  nr  8  (Lehmann).  Litt,  merkur  9,  72  (Löbner). 
Revue  philos.  14,  191  (Arreat).  Litt,  centralbl.  nr  23.  D.  wochenbl.  nr  1 
(Poske).  [463 

Zur  technik  u.  ästhetik  des  dramas  von  ER  eich.  D.  ztg.  nr  6403  feuill. 
vgl.  [405  f.  490.  [464 

Reuter  s.  1886  [336.  13  verb.  aufl.  vm,  251.  —  Zs.  f.  d.  gymnasial- 
wesen 43,  613  (Müller).  Stimmen  aus  Maria  Laach  36,  372.  [465 
Litteraturgesch.  ein  wort  zur  rechten  zeit  von  JRiffert.  Wissensch.  beil. 
d.  Leipz.  ztg.  nr  78.  [466 
Über  die  neuere  deutsche  prosa  von  GR  ü  m  e  1  i  n.  D.  rundschau  59, 36.  [467 
Prof.  GBeyers  lehre  vom  deutschen  versbau  u.  HHeines  Stellung  innerhalb 
derselben  von  HSchärf.  Czernowitz,  Pardini.  24.  8.  —  Westermanns 
monatshefte  66,  696.  [468 
Schasler  1887  [375.  —  Westermanns  monatshefte  65,  581.  [469 
Scherer  1888  [443.  —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  43,  120  (Lehmann).  Zs. 
f.  völkerpsychol.  19,  87  (Steinthal).  Krit.  jb.  heft  1  s.  29  (Hart).  Litt, 
merkur  9,  101  (Löbner).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  152  (Minor).  Anz. 
xv  275  (Werner).  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  8  (Volkelt).  Zs.  f. 
d.  phil.  22,  219  (Ellinger).  [470 


POETISCHE    UND    METRISCHE    FORM  407 

Von  den  besten  büchern.  auch  ein  gutachten  von  FSchlögl.  Wien,  Pest, 
Leipzig,  Hartleben.  1  u.  2  aufl.  23.  8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  29.  D. 
litteraturbl.  jg.  12  nr  26  (Haug).  Die  gesellsch.  s.  1204  (Conrad),  vgl. 
[460.  492.  [471 

Schmeckebier  1887  [377.  —  Zs.  f.  d.österr.gymn.40, 779 (Seemüller).  [472 
Die  apokope  bei  den  neueren  deutschen  dramatikern  von  JSchmidt.  Zs.  f. 
d.  österr.  gymn.  40,  599.  [473 

Schönbach  s.  18SS  [444.  3  aufl.  verm.  durch  aufsätze  über  die  neueste 
deutsche  dichtung  u.  den  realismus.  xm,  210.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  46 
(vGrotthufs).     Gegenwart  nr  47.  [474 

Vom  papiernen  stil  von  OSchroeder.  Berlin,  Walther  &  Apolant.  93.  8 
[enth.  einschlägiges].  —  Grenzboten  48, 1,  626.  Gegenwart  nr  19.  D.  rund- 
schau  59,  478.  Revue  critique  nr  20  (Chuquet).  Anz.  xv  370  (Steinmeyer). 
Zs.  d.  allg.  deutschen  sprachver.  4, 149.  DLZ  nr3l  (Roethe).  D.  wochenbl. 
nr  5  (Werner).  Gonserv.  monatsschr.  46,  560.  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  1 147 
(Stowasser).     Die  gesellsch.  s.  740.  [475 

Zur  gesch.  des  erhabenheitsbegrifles  seit  Kant  von  AS  e  i  d  1.  Leipzig,  Friedrich, 
xi,  167.  8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  21  (Portig).  Gegenwart  nr  41  (Tovote). 
DLZ  nr  41  (Ziegler).  Grenzboten  48,  4,  296.  Zs.  f.  völkerpsychol.  19,  448 
(Steinthal).  Die  gesellsch.  s.  737.  Preufs.  jbb.  64,  737  (Harnack).  [476 
Sommer  s.  1886  [348.     4  verb.  u.  verm.  aufl.     vi,  76.  [477 

vStein  1888  [449.  —  Zs.  f.  philos.  u.  philos.  kritik  95,  151  (Walter).  [478 
Vom  erhabenen  überhaupt  u.  insbes.  in  der  bibel  von  HSteinthal.  Na- 
tionalztg.  nr  99.  101.  [479 

Nochmals  die  katharsis  in  Aristoteles  poetik  von  ThStisser.  progr.  d. 
Ulrichsgymn.  zu  Norden.     IS.     4.  [480 

Lehrbuch  der  ästhetik  von  AStöckl.  3  neubearb.  aufl.  Mainz,  Kirchheim, 
xn,  353.     8.  [481 

Tumlirz  1887  [386.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,  292  (Zeller).  [482 
CVentura,  La  poesia  e  le  leggi  della  natura.  Milano.  76.  16.  [483 
Viehoff-Kiy  188S  [453.  —  DLZ  nr  6  (Minor).  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen 
43,  125  (Jonas).  Litt,  merkur  9,  101  (Löbner).  D.  rundschau  59,  478.  D. 
litteraturbl.jg.il  nr  48  (Weitbrecht).  [484 

Elementare  betrachtungen  über  lesen  u.  schreiben  von  AVoigt.  Mag.  f. 
d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  33  —  5  [enth.  einschlägiges].  [485 

Wackernagel- Sieber  1888[454.  —  Zs. f. d.phil. 22,219  (Ellinger).  [486 
Weidenbach  1887  [388.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,293  (Zeller).  [487 
Die  ästhetische  bewegung  in  England  von  WWeigand.  Gegenwart  nrll 
[berührt  auch  deutsche  litt.].  [488 

Zur  kenntnis  der  verschiedenen  dichtungsarten.  mit  beispielen  belegt  u. 
freunden  der  poesie  zum  selbststud.  dargeboten  von  Wiesenstreit. 
Langensalza,  schulbuchhandl.     iv,  176.     8.  [489 

Beitr.  zur  ästhetik  u.  technik  des  dramas.  D.  bühnengenossensch.  nr  44. 
vgl.  [405  f.  464.  [490 

Die  grenzen  zwischen  dichtung  u.  Wahrheit.  Grenzboten  48,  4, 134.  310.  [491 
Die  besten  bücher  aller  zeiten  u.  litteraturen.  ein  deutsches  gegenstück  zu 
den  engl.  Misten  der  100  besten  bücher'.  eine  samml.  von  ähnl.  deutschen 
listen  u.  von  äufserungen  lebender  deutscher  schriftsteiler  usw.  über  die 
besten  schätze  der  weltlitt.  u.  über  die  bevorzugtesten  bücher  ihrer  eigenen 
neigung  zur  beratung  des  lesenden  publicums  zusammengest.  1  —  5  tausend. 
Berlin,  Pfeilstücker.  92.  4.  —  Deutschland  nr  1.  D.  wochenbl.  nr  41. 
Münchner  n.  nachr.  nr  202.  Der  katholik  jg.  69,  2,  332.  vgl.  [460.  471.  [492 
s.  auch  [186.  845. 

n.    Alphabetisches  Verzeichnis  der  Schriftsteller. 

Abbt,  Tu.  s.  [151. 

Abraham  aSClara:    Zu  AaSGI.  von  FLauchert.     Alem.  17,  77.  113.         [493 
Volkslieder  bei  AaSCI.  von  FLauchert.     Alem.  17,  119.  [494 

27* 


408  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

Albertinus,  Ä.  s.  [370.  997. 

Amalia  von  Sachsen  (ps.  AHeiter)  s.  [188. 

Ämilia  Juliana  gräfin  von  Schwarzburg  -Rudolstadt:  Die  controverse  über  die 
autorsch.  des  liedes  Wer  weifs  wie  nahe  mir  mein  ende  von  WTümp  el.  Bll. 
f.  hymnol.  s.  87  [nicht  GMPfefferkorn  ist  der  verf.,  sondern  ÄJ.].  [495 

Anton  Ulrich  zu  Braunschweig-Lüneburg:  Briefe  der  herzogin  Elisabeth  Char- 
lotte von  Orleans  [vgl.  [282]  an  die  herzöge  AU.  u.  August  Wilhelm  zu 
Braunschweig  u.  Lüneburg.  Hist.  zs.  63, 79  [berührt  die  Römische  Octavia].  [496 

Arndt,  EM. :    Gedichte,     ausw.     Berlin,  Weidmann,     vm,  279.     8.  [497 

Spät  erblüht!  aufgefundene  gedichte.  hg.  von  AvFreydorf.  mit  einem 
vorw.  von  VvScheffel  in  hs.  Leipzig,  Knaur.  ix,  105  (mit  facs.  von  Scheffel 
ua.).  8.  —  Theol.  litteraturbl.  1888  s.  476.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  15. 
Gartenlaube  nr  7.  Gegenwart  nr  17  (Ziel).  D.  dichtung  6,  104.  Illustr.  ztg. 
nr  2396  s.  554.  [498 

vArnim,  B.  s.  [931. 

vArnim,LA.:   Pfaff  1886  [377.  —  Hisl.-pol.  bll.  104,  12S.  [499 

Über  die  benutzung  älterer  deutscher  litteraturwerke  in  LAvA.s  Winter- 
garten, von  AReichl.  progr.  d.  gymn.  zu  Arnau.  35.  8.  [500 
s.  auch  [254.  272.  1354.  1577. 

vAuersperg,  A.  s.  [9. 

Briefe  des  grafen  LThun  u.  des  grafen  AA.  (AGrün).  mitgeteilt  von 
LAFrankl.     N.  fr.  presse  nr  8755.  6.  [501 

Bachof  vEcht,LH.  s.  [270. 

Baggesen,  J.  s.  [258. 

Bahrdt, KF.:  Ein  deutscher  geheimbund  [Deutsche  union]  vor  100  jj.  von 
ESchubert.     N.  monatshefte  jg.  4  heft  1  s.  145.  [502 

Bälde,  J. :  Der  wider  zum  leben  erwachte  grofse  Tilly  oder  des  grofsen  Tilly 
totenfeier.  in  den  hauptzügen  zum  1  male  übers,  u.  erklärt  von  JBohm. 
München,  Lindauer.  xxxi,  148.  8.  —  Hist. -pol.  bll.  103,333  (Wester- 
mayer).  [503 

Basedow,  JB.  s.  [313. 

Batjdissin, W.  graf:  WB.  geb.  d.  30jan.  1789.  von  RWaldmüller.  Grenz- 
boten 48,  1,  320.  [504 

vBauernfeld,  E. :  Alkibiades.  drama.  Dresden,  Ehlermann.  49.  8.  [505 
Krisen,  besprechung  einer  aufführung  in  Berlin.  D.  wochenbl.  nr  10 
(Hessen).  [506 

Poet,  tagebuch  1887  [414.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  7  (Schranka).  [507 

Zahme  xenien.  Nord  u.  süd  48, 179.  Das  humoristische  Deutschland  juli.  [50S 
Zu  Walthers  ehre,  festschr.  zur  feier  der  enthüllung  des  denkmales  Walthers 
von  der  Vogelweide  in  Bozen  von  AMayr.  mit  neuen  beitr.  von  vB.  ua. 
Innsbruck,  Wagner.     69.     8.  [509 

B.  von  HGlücksmann.    Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  6.  [510 

Bechstedt,  J.  s.  [65. 

Bechstein,  L.:    Märchenbuch  s.  1887  [417.     38  aufl.  [511 

Neues  deutsches  märchenbuch  s.  1888  [479.     53  aufl.     278.  [512 

Neues  deutsches  märchenbuch.  54  aufl.  prachtausg.  Wien,  Hartleben, 
vi,  278.     8.  [513 

Beer,  M.  s.  [958. 

Beil,  JD.:  Ungedr.  von  dem  dichter  u.  Schauspieler  JDB.  aus  Chemnitz  von 
PUhle.    Jb.  d.  ver.  f.  Chemnitzer  gesch.     bd.  6.  [514 

Berger,JW.:    JWB.  von  K rafft.     Bll.  f.  hymnol.  s.  160.  [515 

Bertuch,  FJ.  s.  [224.  526. 

Bidermann,  J. :  Eine  Verdeutschung  von  B.s  Cenodoxus  [durch  JMeichel  1625] 
von  JBolte.     Jb.  f.  münchner  gesch.  3,535.  [516 

s.  auch  in  [375. 

Börne,  L.:  B.s  Verhältnis  zur  musik  von  ABock.  Frankf.  ztg.  nr  207 
morgenbl.  1.  [517 

Holzmann  1888  [487.  —  Beil.  zur  Bohcmia  nr  72  (Kohut).  [518 

B.,  Goethe  u.  Heine.     D.  ztg.  nr  6221.  [519 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     ALBERTI.XLS CLAUDIUS        409 

Börne,  L.  s.  auch  [1  SS.  323. 

Böttiger,  CA.  s.  [779. 

Bräker,  U.  s.  [25. 

Der  arme  mann  im  Toggenburg,  von  EG  ö  t  z  i  n  g  e  r.  mit  4  illustr.  von  JStauf- 
facher  (SGaller  neujahrsbl.  f.  1S89.  hg.  vom  hist.  ver.  in  SGallen).  SGallen, 
Huber  &  cie.     44.     4.  [520 

vBreitenbauch,  GA.  s.  [1234. 

Brentano,  C. :  Ausgew.  Schriften  (Familienfreund,  unterhaltungsbibl.  in  romanen 
u.  erzählungen  f.  jung  u.  alt.  bd.  37).  Einsiedeln,  Benziger  &  cie.  238  mit 
titelbild  u.  illustr.     8.  [521 

Brentano -vdElbe  18S8  [490.  —  Grenzboten  48,  2,  574.  [522 

s.  auch  [254. 

vBrixkmann,  G.  s.  [1354. 

Buchxer,  A.  s.  [1438. 

Bürger,  GA.:  Sämmtl.  gedichte  hg.  von  EGrisebach.  100 jahrs-jubelausg. 
2  bde.  Berlin,  Grote.  xxxv,  359.  xxiv,  244  mit  7  kupferdr.  8.  —  AZ  nr  348 
(Geiger).  [523 

Die  engl,  quelle  von  B.s  Kaiser  u.  abt  von  AvdVelde.  Mag.  f.d.  litt.  d. 
in-  u.  ausl.  nr  11.  [524 

Wie  reiten  die  toten  so  schnell,  ein  Leonorenmärchen  aus  der  ofener  gegend 
von  ESztodola.     Ethnol.  mitteilungen  aus  Ungarn  1,  341.  [525 

Ein  hrief  B.s  an  Bertuch.  zum  24  april  1889  in  dr.  gegeben  u.  in  dank- 
barer Verehrung  u.  freundschaft  KGroth  als  festgrufs  gesandt  von  BLitz- 
mann.     4.     8  [als  ms.  gedr.].  [526 

s.  auch  [272. 

GAB.  et  les  origines  anglaises  de  la  ballade  en  Allemagne  par  GBonet- 
Maury.     Paris,  Hachette  &  cie.     xm,  276.     8.  [527 

s.  auch  [16.  233. 

Campe,  JH. :  Robinson  Crusoe.    Hoffmann  s.  1885  [284.     6  aufl.  [528 

Robinson  Crusoe,  nach  C.  f.  die  Jugend  bearb.  von  AH of mann.  Berlin, 
nordd.  verlagsinst.,  Jolowicz.  116  mit  6  farbendr.  von  WSchäfer.  8.  [529 
Reimer  s.  1886  [429.  5 aufl.  (grofse  ausg.).  237  mit  6  farbendr.-bildern.  [530 
Robinson  Crusoe  nach  JHC.  von  RSchmidt.  illustr.  von  CHömer.  Leipzig- 
Reudnitz,  Schmidt  &  Römer.     16  mit  färb,  bildern.     4.  [531 

Robinson,    ein  lesebuch  f.  kinder.    volksausg.    Stuttgart,  Loewe.  94.  4.     [532 

Carove,  FW.  s.  [540. 

vChamisso,  A.:  Ausgevv.  gedichte.     Leipzig,  Fock.     iv,  304.     12.  [533 

Frauenliebe  u.  -leben,    liedercyclus  s.  188S  [505.    16  aufl.  [534 

Musenalmanach  auf  das  j.  1806.  hg.  von  LAvCh.u.KAVarnhagen.  3jg.  hg.  von 
LGeiger(Berliner  neudr.  2  serie  bd.  1).  Berlin, Paetel.  xxxi,  122.  8.  [535 
Peter  Schlemihls  wundersame  gesch.  with  a  biographical  and  literary  intro- 
duction,  english  notes  and  a  complete  vocabulary  ed.  by  ESBuchheim 
(Clarendon  press  series).  Oxford,  university  press.  London,  Frowde.  154. 
12.  —  Athen,    nr  3234.  [536 

Dasselbe.     New-  York,  Macmillan.     10,155.     16.  [537 

Histoire  de  Pierre  Schlemihl.  ed.  class.,  precedee  d'une  notice  litteraire  par 
EHallberg.     Paris,  Delalain  freres.     xx,  99.     18.  [538 

L'histoire  merveilleuse  de  Pierre  Schlemihl.  texte  allemand,  public  avec 
une  biographie  de  l'auteur,  une  notice  sur  l'ouvrage  et  des  notes  gramma- 
ticales,  historiques  et  geographiques  par  HLambert.  2  ed.  Paris,  Pous- 
sielgue.     xvm,  95.     18.  [539 

Ch.,  Peter  Schlemihl.  Novalis,  Hymns  to  night.  Carove,  Story  without  an 
end.     London,  Cassell.     18.  [540 

Bemerkungen  zu  Ch.s  Peter  Schlemihl.     Voss.  ztg.  nr  471.  3.  [541 

DuBois-Reymond  s.  1888  [518.  auch  sep.  Leipzig,  Veit  &  cie.  64. 
8.  —  BU.  f.  litt,  unterb.  nr  24  (Löbner).  DLZ  nr  32  (Gerland).  Wiener  zt?. 
nr  91  (Ehrlich).  [542 

s.  auch  [200.  560. 

Claudius,  M.  s.  [IS. 


410  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

Claudius,  M.:  Der  wandsbecker  böte.    ausw.  aus  seinen  werken,  zusammen  gest. 

u.  eingel.  vonKGerok.    2aufl.    Gotha,  Perthes.    xliii,225  mit  portr.    8.    [543 

s.  auch  [87. 
Cober,  G.:    Ein  theol.  injurienprocess  des  lSjhs.  von  GMüller  [berührt  GC.]. 

N.  arch.  f.  sächs.  gesch.  10,  334.  [544 

vCollin,  HJ.:    Regulus    in    1888    [10.    —    Zs.    f.    d.    österr.    gymn.    40,   373 

(Prosch).  [545 

Gramer,  JA.  s.  [700. 1324. 
Cuko,HC.  s.  [25. 
Deinhardstein,  JLF.  s.  [9.  25. 

Briefe  P.s  an  einen  freund,   mitgeteilt  von  MS  t ein.  Diedioskurenl8,462.  [546 

s.  auch  [766. 
Denis,  M.  s.  [313. 
Diede,  Ch.  s.  [92. 
vDroste-Hülshoff,  A.  s.  [5.  18. 

Hü  ff  er  1888  [532.  —  Die  gesellsch.  s.  583.  [547 

Eberhard,  ChAG.  s.  [5. 
vEbert,  KE.:    Palacky    u.    E.      mitgeteilt    von    KEFranzos.      N.  fr.  presse 

nr  8785.  [548 

KEE.   u.  RHamerling.     aus   hss.  berichtet  von  AKlaar.     N.  wiener   tagbl. 

nr  198.  202.  7.  14.  [549 

VEICHENDORFF,  J.    S.  [16.  18. 

Ausgew.  werke,  hg.  mit  einl.  u.  erläut.  von  OHellinghaus  [Gedichte. 
Aus  dem  leben  eines  taugenichts.  Marmorbild.  Schloss  Dürande].  Münster, 
Aschendorff.    iv,  380.  iv,  124.  vm,  116.     16.  [550 

Aus  dem  leben  eines  taugenichts.  Wisterl888]  542.  —  New-York  nation 
48,  272.  [551 

Dasselbe  s.  1886  [451.     2  aufl.  [552 

Dasselbe,     novelle.     Leipzig,  Knaur.     127.     16.  [553 

Gedichte.  Hellinghausl888  [543.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  25  (Stein).  [554 
Dieselben,  f.  die  frauenweit  ausgew.  von  CBraun.  diamantausg.  illustr. 
von  BEKepler.  Stuttgart,  Greiner  &  Pfeiffer,  xxxi,  290  mit  8  lichtdr.- 
bildern.    16.  [555 

Ausgew.  gedieh te.     Leipzig,  Fock.    vm,  416.     12.  [556 

Meisner  1888  [546.  —  Westermanns  monatshefte  65,582.  [557 

Keiter  1888  [552.  —  Conserv.  monatsschr.  46,  215.  [558 

Über  JvE.s  tragödien  von  JLutz.    Monatrosen  jg.  33  heft  3.  5.  6.  [559 

E.  u.  Ghamisso.  vortr.  geh.  von  ERittershaus.  Leipz.  tagebl.  nr281.  [560 
Nachträgliches  zu  E.  von  Xanthippus.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in  -  u. 
ausl.  nr  2.  [561 

Zur  kenntnis  E.s.  Belletrist.-litt.  sonntagsbeil.  d.  Hamb.  nachr.  nr  34.  5.  [562 
E.  als  politiker.     Hist.-pol.  bll.  103,  775.  [563 

Engelhard,  MPh.  geb.  Gatterer:  vNathusius  1888  [558.  forts.  Conserv. 
monatsschr.  46,  71. 158.  [564 

Ernst,  JD.:    JDE.  (f  1707)  von  WTümpel.     Bll.  f.  hymnol.  s.  9.  [565 

Fabricius, JA.  s.  [106. 

Fichte,  JG.:  Populär  works.  transl.  from  the  german  by  WSmith.  4  ed.  2  vols. 
London,  Trübner  &  cie.  [566 

The  science  of  knowledge.  The  science  of  rights,  transl.  from  the  german 
by  AEKroeger.  with  a  preface  by  WTHarris  (English  and  foreign  phi- 
losophical  library).  London,  Trübner  &  cie.  xxm,  377.  x,  505.  8.  [567 
Isocrates,  Machiavelli,  F.  ein  essay  von  JEngel.  progr.  d.  realgymn.  zu 
Magdeburg.     22.     4.  [56S 

Altenstein,  F.  u.  die  univ.  Erlangen,  festgrufs  zur  einweihung  des  neuen 
collegiengebäudes  der  Friderico-Alexandrina  von  WGermann.  mit  1  ab- 
bildung  des  neuen  collegiengebäudes.  Erlangen,  Bläsing.  59.  S.  —  AZnrl20B 
u.  Theol.  litteraturbl.  nr  19  (Rabus).  [569 

Der  antisemitismus  F.s.    D.  volksbl.  nr  173.  [570 

s.  auch  [179.  292. 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      CLAUDIUS GELLERT  411 

Fleming,  P. :    Zu  einem  gedieht  von  PF.  [Lob  eines  Soldaten  zu  rosse].     Zs.  f. 
deutsche  spr.  2,  445.  79.  512.  [571 

Jensen  1888  [561.     auch  sep.     Breslau,  Schottländer.     265.     8.  —  Nord 
u.  süd  49,411.  [572 

s.  auch  [286. 
Fürster,  CF.  s.  [270. 
Forster,  G.  s.  [5.  80.  191. 

Foüque,  F.  delalVlotte:  Undine.     eine  erzählung.    Leipzig,  Fock.    110.    16.    [573 
Frascke, AH. :   AHF.  von   RRäder.     Mitteil.  u.  nachr.  f.  d.  evang.  kirche  in 
Russland  n.  f.    bd.  22.    oct.  [574 

AHF.s  Stellung  zur  weibl.  erziehung  von  RSiegemund.  leipz.  diss. 
33.     8.  [575 

s.  auch  [220. 
vFraxckenberg,  A.  s.  [222. 
Fcankl,  LA.  s.  [9.  501.  696. 

Freiligrath,  F. :  Love ,  love  ever.     from  the  german  of  F.  transl.  by  ThM  a  r  t  i  n. 
Blackwoods  Edinburgh  mag.  march.  [576 

s.  auch  [212. 

Das  malerische  u.  romant.  Westfalen  von  LSchücking  u.  FF.  3  aufl.  neu 
bearb.  von  LBrungert.  mit  20  Stahlstichen,  10  lichtdr.-bildern ,  5  auto- 
typien  u.  zahlreichen  textillustr.,  mit  kopfleisten  u.  initialen.  Paderborn, 
Schöningh.     x,  436.     8.  [577 

Beitr.  zur  biogr.  FF.s  von  GFreiligrath.  Minden,  Bruns.  iv,  208.  8. — 
DLZ  nr  10  (Werner).  Grenzboten  48,  2,  190.  Litt,  centralbl.  nr  35.  AZ 
nr  15  B  (Weifs).  Gonserv.  monatsschr.  46,663.  Gegenwart  nr  9  (Kar- 
peles).  [578 

Dichter  u.  kaufmann  (erinnerungen  an  F.).  N.  fr.  presse  nr8791.  [579 
s.  auch  [323. 
Friedrich,  C:  Ein  vergessener  frankf.  Schriftsteller  (CF.,  geb.  14  juli  1789,  verf. 
von  '40 jj.  aus  dem  leben  eines  toten').  Frankf.  ztg.  nr  195  morgenbl.  2.  [580 
Friedrich  der  grofse:  Eine  bibliogr.  der  Schriften  F.s  d.  gr.  von  RKoser 
[aufforderung  zu  einer  solchen  unter  hin  weis  auf  das  1878  gedr.  Ver- 
zeichnis sämmtl.  ausg.  u.  übers,  der  werke  F.s  d.  gr.  Berlin,  Mittler  &  söhn,  u. 
auf  den  hsl.  ergänzungscat.  der  kgl.  bibl.  zu  Berlin].  AZ  nr64B.  [581 
Lesefrüchte  aus  den  hinterlassenen  werken  F.s  d.  gr.,  königs  von  Preufsen. 
ausgew.  u.  gesamm.  von  FAlbrecht.  3  unveränd.  aufl.  Wiesbaden,  Lini- 
barth. 81.  8.  [582 
Ein  gedieht  des  kronprinzen  F.  an  Voltaire  von  1739  von  FArnheim. 
Forschungen  zur  brandenb.  u.  preufs.  gesch.  2,  199.  [583 
Ein  zeitungsbeitr.  F.s  d.  gr.  von  Jlsenbeck.  D.  tagebl.  nr  120.  248.  [584 
Die  Lettres  d'un  officier  prussien  F.s  d.  gr.  von  GScheele.  Strafsburg, 
Trübner.  v,  79.  S.  [585 
F.s  d.  gr.  Stellung  zur  deutschen  nationallitt,  seine  schrift  De  la  litterature 
allemande  u.  ihre  aufnähme  vonKSchmidt.  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch. 
d.  Hamb.  corresp.  nr  11 — 5.  [586 
Suphan  188S  [567.  —  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f. 
2,482  (Xanthippus).  Hist.  zs.  63,  334  (Fechner).  [587 
s.  auch  [97.292.595. 
Fröhlich,  AE.  s.  [156. 
vGaudy,  F.  s.  [SS  7. 

vGebleb,  TPn. :  Werner  1SSS  [576.  —  Litt,  centralbl.  nr  2  (Creizenach).  Bll. 
I.  litt,  unterh.  nr  4  (Leonhard).  Lilteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.'  phil.  nr  5 
(Schröer).  Hist.  zs.  62,  553  (Tupetz).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  52"> 
(Haufien).  [588 

Gellebt,  ChF.:  Bremer  beiträger  1  teil.  G.s  fabeln  u.  geistl.  diclitungen.  hg. 
von  FMuncker  (Ü.  nationallitt.  bd.  43).  Berlin  U.Stuttgart,  Spemann. 
xxxviii,  282.  8.  —  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  41  s.  653.  Nationalztg. 
nr  506.  [589 

s.  auch  [4. 


412  BIBLIOGRAPHIE   FÜR    1889     II 

Gellert,  ChF.  :    Geistl.  öden  u.  lieder.     Leipzig,  Fock.     116.     12.  [590 

Geistl.  öden  u.  lieder.    Zürich,  Schmidt,     iv,  112.     8.  [591 

Ein  brief  G.s  an  baron  Cordon.  Bonau  28  mai  1769.  Ungar,  revue 
s.  360.  [592 

G.  von  GEllinger.     Nationalztg.  nr  506.  [593 

ChFG.  ein  lebensbild  f.  Deutschlands  Jugend  u.  volk  von  WOvHorn.  4  aufl. 
mit  4  stahlst.     Altenburg,  Geibel.     99.     12.  [594 

s.  auch  [217.313. 

vGentz,F.  s.  [13. 

Gerhardt,  P. :    [Friedrich  d.    gr.   über  PG.s   Nun  ruhen  alle   wälder.     Der  bär 
15,  617].  [595 

vGerstenberg,  HW. :    Das    altn.   bei   G.   von   WPfau.      Vierteljahrschr.  f.  Ig. 
2,  161.  [596 

s.  auch  [1068. 

Gessner,  S. :    SG.   mit  ungedr.  briefen   von   HWölfflin.     Frauehfeld ,   Huber. 
vm,  164.     8.  —  D.  rundschau  61,  318.  [597 

s.  auch  [219. 

Gleim,  JWL.:     G.    über    Pyras   tod    von    LG  e  i  g  e  r.      Vierteljahrschr.    f.    lg. 
2,  471.  [598 

s.  auch  [217.  233.  313.  1146. 

vGoethe,  JW. :  Catalogue  of  the  G.  litterature  in  the  British  museum.    London, 
Thimm.     vgl.  1888  [886.  [599 

Werke,  hg.  von  WvBiedermann  [vgl.  Litt,  centralbl.  nr  50  sp.  1724. 
Goethe-jb.  11,204],  HDüntzer,  GvLoeper  u.  FStrehlke.  27  teile  in  16 
bden.  Berlin,  Dümmler.  xiv,  418.  xvm,  494.  xvi,  552.  xlvh,  397.  316. 
216.  304.  464.  322.  599.  432.  384.  lxiv,  174.  lxxx,  272.  134.  254.  351. 
600.  420.  259.  200.  215.  204. 112.  vi,  574.  222.  292.  xvi,  360.  112.  8.  [600 
Dieselben.  Gedichte, dramen  u.  novellistisches.  1  — 19  teil  in  12bden.  Berlin, 
Dümmler.     8.  [601 

Werke.  23  teil.  Aus  einer  reise  in  die  Schweiz,  hg.  von  HDüntzer  (D. 
nationallitt.  bd.  104).  Berlin  u.  Stuttgart,  Spemann.  xxx,  345.  8.  [602 
Geiger  1885  [356.  3  aufl.  cxl,  573.  xxix,  502.  xxxiv,  499.  txxm,  556. 
lxx,  606.  xxxi,  601.  xl,  590.  xvi,  662.  xlii,  461.  xm,  512.  8.  [603 
Werke.  10  teil.  Dramen  bd.  5.  Fragm.  antiken  characters.  Spiegelungen 
der  reformationszeit.  hg.  von  KJSchröer  (D.  nationallitt.  bd.  91).  Berlin 
u.  Stuttgart,  Spemann.    vm,  354.     8.  [604 

Werke  (hg.  von  AStern).  10  bde.  Leipzig,  Grunow.  764.  607.  504.  624. 
521.670.713.527.654.696.  8.  —  Gegenwart  nr  50.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  51 
(Bienemann).  Grenzboten  48,  4,535.  Die  nation  jg.  7  nr  11  (Geiger).  T605 
Weimarer  ausg.  1888  [589.  —  Bü.  f.  litt,  unterh.  nr  6  (Buchner).  Litt, 
centralbl.  nr  15  (Zarncke).     DLZ  nr  23  (Pniower).  [606 

Dieselbe.  1  abt.  bd.  8  [Götz  von  Berlichingen.  Egmont].  10  [Iphigenie  auf 
Tauris.  Nausikaa.  Torquato  Tasso.  Die  natürl.  tochter].  26.  27  [Dichtung 
u.  Wahrheit  i.  n].  3  abt.  bd.  3.  Tagebücher  1801  —  1808.  4  abt.  Briefe, 
bd.  4.  Weimar,  Schweiz,  Weimar  1  Jan.  1779  —  7  nov.  1780.  bd.  5.  Weimar 
7  nov.  1780  —  30junil782.  Weimar,  Böhlau.  365.451.  m,  381.  in,  406. 
v,  452.     xn,  383.    xvn,  393.     8.     vgl.  Goethe-jb.  11,  207.  [607 

Werke,  ausw.  in  5  bden.  mit  einer  biogr.  einl.  bd.  1 — 3.  Halle,  Hendel, 
ex,  698  mit  bild.  v,  942.  832.     8.  [608 

s.  auch  [26. 

Frucht-  u.  blumeniese  aus  G.s  Schriften,  zum  nutzen  u.  frommen  f.  jedermann, 
insbes.  aber  f.  lehrer  gesamm.  von  RLange.  Potsdam,  Stein.  87.16.  [609 
s.  auch  [69. 

Aufsatz  über  Jungius.  Wohlwill  1888  [593.  —  Arch.  f.  gesch.  d. 
philos.  2,  300  (Erdmann).  DLZ  nr  29  (Krause).  Hist.  zs.  63,  322  (Fischer).  [610 
Campagne  de  France,  trad.  franc.  par  JPorchat.  Paris,  Hachette  &  de. 
236.     16  (Goethe-jb.  11,  251).  [611 

s.  auch  [233. 


VERZEICHNIS.  DER    SCHRIFTSTELLER!      GELLERT  —  GOETHE  413 

vGoethe,  JW.:  Zu  Glavigo  von  MHJellinek.    Goethe-jb.  10,236.  [612 

Dichtung  u.  Wahrheit,  zum  schulgebrauche  ausgew.  von  LSevin.  Karls- 
ruhe, ReifT.  127.  12.  —  Zs.  f.  weibl.  bildung  in  schule  u.  haus  heft  23.  [613 
s.  auch  [18.  21.  607.  768.  912. 

Egrmont.  Blume  1887  [527.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,358 
(Hölscher).  [614 

Zürn  1888  [602.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,  221  (Hölscher).  [615 
s.  auch  [21.  607. 

Zu  G.s  Egmont  von  HDüntzer.    Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  473.  [616 

Über  G.s  Egmont  von  EGnad.    Die  dioskuren  18,65.  [617 

[Für  die  Clärchenscenen  des  Egmont  lassen  sich  reste  plautin.  einflusses 
nachweisen:  these  in:  AvEyb  —  von  MHerrmann.  berl.  diss.  33.  8].  [618 
Zur  aufführung  von  Beethovens  Egmontmusik.  D.  bühnengenossensch. 
nr  50.  [619 

s.  auch  [1462. 

Erwin  u.  Elmire.  Söffe  1888  [609.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  28  (Buchner). 
AZ  nr  10 B.  [620 

Farbenlehre  s.  [945. 

Faust:  a  tragedy;  transl.  in  verse  with  introduction  and  notes  by  JABirds. 
2  vols.  New- York,  Longmans,  Green  &  cie.  8,  460.  6,  450.  8.  [621 
Faust,  a  tragedy  by  G.,  transl.  in  verse  by  JABirds.  2  part.  London, 
Longmans,  Green  &  cie.  —  Acad.  nr  899  (Morshead).  New-York  nation  49, 
299.    Saturday  review  67,  577.  [622 

G.  Faust  with  some  of  the  minor  poems.  ed.  by  ECraigmyle.  London, 
Scott,     xliv,  278.     8.  —  Saturday  review  67,  577.  [623 

Faust,  tragedie  af  G.  oversat  af  PHansen.  anden  del.  Kjjabenhavn, 
Gyldendal.  [624 

Faust  von  LWHasper  (Glass.  deutsche  dichtungen  mit  kurzen  erläut.  f. 
schule  u.  haus  hg.  von  KHKeck  x).  Gotha,  Perthes,  vii,  400.  8.  —  Litt, 
merkur  9,  144  (Koch).  [625 

G.s  Faust  by  AH ay ward.     London,  Bell.  [626 

G.,  Tragedy  of  Faustus  part  i  transl.  in  the  original  rhyme  and  metre  by 
AHHuth.  London,  Sampson,  Low  &  cie.  8.  —  Acad.  nr  899  (Morshead).  [627 
Faust,  tragedya,  przelozyl  LJenike.  poln.  Warschau,  Paprocki.  8  (Goethe- 
jb.  11,  250).  [628 
Fausts  tod.  aus  der  tragödie  2  teil,  für  die  bühne  eingerichtet  von  AL'Ar- 
ronge.  Berlin,  Mitscher  &  Rösteil.  vii,  80.  8.  —  Gegenwart  nr  38 
(Harden).  Preufs.  jbb.  64,  609  (Harnack).  Daheim  jg.  26  nr  8  (vGrotthufs). 
Wiener  tagbl.  nr  245  (Karpeles).  [629 
G.s  Faust  and  Schillers  poems  with  introduction  by  HMorley  (Morleys 
universal  library).  London,  Routledge.  8.  [630 
G.,  La  damnation  de  Faust,  legende  dramatique  en  4  parties.  musique  de 
HBerlioz  (quelques  morceaux  du  livret  sont  empruntes  ä  la  traduction  fran- 
raise  de  Faust  de  G.  par  GdeNerval;  une  partie  des  scenes  1.  4.  6  et  7  est  de 
MGandonni  eve,  tout  le  reste  des  paroles  est  de  HBerlioz).  Paris, 
Richault  &  cie.  70.  18  (Goethe-jb.  11,250).  [631 
Faust,  transl.  in  the  original  metres  with  copious  notes  by  BTaylor.  new  ed. 
London,  Ward  &  Lock.  640.  8.  [632 
Faust.  1  u.  2  teil,  min.-ausg.  Stuttgart,  Krabbe,  in,  508.  16.  [633 
Faust,  russ.  SPetersburg,  Marx.  2  (Goethe-jb.  11,  250).  [634 
Neue  Sprüche  von  G.  [im  anschluss  an  bd.  15,  2  der  Weimarer  ausg.]  von 
ChBelger.  Die  post  nr  7  beil.  1.  [635 
Wer  ist  der  Faustdichter?  von  MCarriere.  Gegenwart  nr  1.  2.  5  s.  78.  — 
Revue  pol.  et  litt,  nr  3  (Barine,  vgl.  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  2 
sp.  74)  und  ebenda  nr  9  [brief  Carrieres  an  die  red.  zur  aufklärung  über  den 
wahren  sinn  seines  aufs,  über  Faust].  Münchner  n.  nachr.  nr  12.  61.  Frankf. 
ztg.  nr  i;  morgenbl.  2  vgl.  nr  9  abendbl.  Presse  nr  10  beil.  u.  nr  16.  Ny 
ird  april.  mai  (Goethe-jb.  11,241).  New-York  nation  48,287.  [636 
Uudius  1888  [635.  —  D.  litteraturbl.  jg.  12  nr  17  (Brenning).  [637 


414  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

vGoethe,  JW. :  G.s  Faust.  1  teil.  5  neu  bearb.  aufl.  von  HDüntzer  (Erläut.  zu 
den  deutschen  class.  bdchen  19ab).  Leipzig,  Wartig.  vi,  218.  12.  [638 
Fausterläuterungen  von  HDün  tzer.  1.  Die  Hexenküche  in  G.s  Faust.  2.  Frau 
Baubo  in  der  Walpurgisnacht  des  Faust.  3.  Die  goldene  bulle  u.  die  neue 
reichsordnung  im  4  acte  des  2  teiles  des  Faust.    Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,288. 

[639 
Aus  G.s  frauengestalten  [i  Gretchen]  von  GEitner  (gymn.  u.  realgymn.  zu 
Görlitz,  festschr.  zur  begrüfsung  der  40  versamml.  deutscher  phil.  u.  Schul- 
männer in  Görlitz  in  den  tagen  vom  2 — 5  oct.  1889).  Görlitz,  buchdruckerei 
von  EJaenicke.     23.     4  (Goethe-jb.  11,  238).  [640 

Faligan  1888  [638.  —  Revue  critique  nr  18  (Chuquet).  Athen.  nr3228.  [641 
Die  erklärungsarten  des  G.schen  Faust  von  KFischer  (G.-schriften  2).  Heidel- 
berg, Winter.  92.  8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  34  (Fränkel).  Acad.  bll. 
bd.  4  heft  8.  D.  litteraturbl.  jg.  12  nr  27  (Koch).  Grenzboten  48,  4,  248. 
Gegenwart  nr  50.     Deutschland  nr  4.  [642 

AFrance,  Le  Faust  de  G.,  ä  propos  d'une  traduction  nouvelle  (par  Gßenoit). 
Revue  pol.  et  litt,  nr  5.  [643 

Bemerkungen  über  die  Zusammengehörigkeit  der  tragödie  Faust  1  u.  2  teil 
von  EFFrey.     D.  bühnengenossensch.  nr  38.  [644 

The  salvation  of  Faust,  a  study  of  G.s  poem  with  special  reference  to  the 
2  part  and  the  problem  of  life  by  WLGage.  Boston,  Cupples  &  Hurd.  vgl. 
Goethe-jb.  11,  277.  —  Literary  world  20,  206.  [645 

Hiob  u.  Faust,  eine  parallele,  von  MGensichen.  Evang.  kirchenztg.  nr  1. 
3.  5.  6.  [646 

Studies  in  G.s  Faust  i  by  JGoebel.  Modern  language  notes  4, 1.  2.  [647 
Dantes  Göttl.  comödie  als  quelle  vom  2  teil  des  G.schen  Faust  von  BGräf  e. 
Conserv.  monatsschr.  46,  508.  82.  724.  [648 

Faust  der  Spieler,  ein  wink  f.  dram.  bearbeiter  von  SHaber.  Ulk  nr  40 
(Goethe-jb.  11,275).  [649 

Entwürfe  u.  ausführung  des  2  teiles  des  Faust  von  OHarnack.  Preufs.  jbb. 
63,  392.  [650 

Heinemann  18S7  [561.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,  224 
(Hölscher).  [651 

Das  flohlied  in  G.s  Faust  [zeigt  anklang  an  ein  gedieht  Schubarts]  von 
PHoffmann.    Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,160.  [652 

The  unity  of  Faust  by  C1J  o  n  e  s.     The  Cornell  mag.  mai  s.  253.  [653 

Helena  u.  Gretchen  im  2  teil  des  Faust  von  FK er n.  Sonntagsbeil,  zur  Voss, 
ztg.  nr  37.  [654 

Knortz  1888  [649.  —  Gentralorgan  f.d.  interessen  d.  realschulwesens  17, 
549  (Sohns).  [655 

Der  vorweimar.  Faust  von  RKögel.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,545.  [656 
The  Faust  legend  by  MJDeLong.     Univ.  quarterly  46,208.  [657 

Zu  G.s  Faust:  makrokosmus  u.  erdgeist.  von  AMayer.  Zs.  f.  d.  österr. 
gymn.  40,  296.  [658 

Müller  1886  [558.  —  Der  katholik  jg.  69,  1,333.  [659 

Müller  1887  [571.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  25,48  (Muncker). 
Conserv.  monatsschr.  46,  329.  [660 

2  probleme  des  Urfaust.  1.  Die  datierung  der  scene  in  Auerbachs  keller. 
2.  Zum  bestand  des  Urfaust.    von  OPniower.    Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  146. 

[661 
The  development  of  the  Faust-legend  by  TBSaunders.  Scottish  review 
13,  28.  [662 

Parallelstellen  zu  G.s  Faust  von  ES  c  h  m  i  d  t.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  2, 
598.  [663 

Helena  u.  Euphorion  von  ESchmidt  in:  Commentationes  in  honorem  GStucle- 
mund  (Strafsburg,  Heitz.    ix,  377.    8)  s.  165.  [664 

Die  verszählung  in  G.s  Faust  von  KJSchröer.  Chron.  d.  wiener  G.-ver. 
jg.  4  s.  4.  [665 

Faust,  partii.  byHSchütz-Wilson.  Gentlemans  magazine  n.s. 43, 362.  [666 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     GOETHE  415 

vGoethe,  JW. :    Die  Weltanschauung  G.s    im    1  teil  des  Faust  von  ChSemler. 
Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  232.  [667 

Die  älteste  Faustoper  [von  JWalther,  text  von  HSchmieder,  1797]  u.  G.s 
Stellung  zur  musik  von  PhSpitta.     D.  rundschau  58,  376.  [66S 

G.s  Faust,  ein  bild  moderner  christl.-germ.  erziehung  u.  entwickelung  von 
HSteuding.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  jg.  3  ergänzungsheft  s.  31.  [669 
Ein  versuch  zur  lösung  der  Widersprüche  in  der  rolle  des  G.schen  Mephi- 
stopheles  von  ASulzbach.     Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f.  5,26.  [670 

Über  G.s  Faust  von  Walentin.  Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f.  5,  169.  [671 
[Vi scher]  18S6  [566.  4  aufl.  [neudr.  d.  2  umgearb.  u.  verm.  auf].].  — 
AZ  nr  101 B.  [672 

[Engl,  parallele  zu  Gretchens  Er  liebt  mich  —  liebt  mich  nicht  von  JZupitza. 
Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,  201].  [673 

G.s  2  teil  des  Faust  u.  Augsburg  [mit  bezug  auf  die  Weimarer  ausg.  15.  2]. 
Der  sammler  (beibl.  zur  Augsb.  abendztg.)  nr  10.  [674 

Noch  ein  zeugnis  zu  den  ersten  Faustaufführungen  in  Berlin.  Der  bar  jg.  15 
nr  22  (Goethe-jb.  11,  241).  [675 

G.s  Faust  in  Leipzig  u.  Dresden  [erinnerung  an  die  ersten  Faustaufführungen 
in  beiden  Städten  vor  60 jj.,  d.i.  am  27  u.  28  aug.  1829].  AZ  nr  237  Ver- 
schiedenes. [676 
Fausts  tod.  aufführung  im  D.  theater  zu  Berlin,  referat  in :  Die  post  nr  243.  4 
beil.  1.-  Gegenwart  nr  37  (Karden).  Die  nation  jg.  6  nr49  (Brahm).  Deutsch- 
land nr  1  s.  17  (Mauthner).  Zur  guten  stunde  jg.  3  nr  1  (Schienther).  Berl. 
tagebl.  nr  436  (Lindau).  Boston  transatlantic  nr  2,  vgl.  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  3  s.  46.  D.  wochenbl.  nr  37  (Hessen),  abdr.  aus  der  Nationalztg. : 
Münchner  n.  nachr.  nr  409.  [677 
s.  auch  [150.  386.  839. 

Birlinger-Binz  1888  [684.  vgl.  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  1 
sp.  40  (Badlow).  —  Anz.  xv  149  (Steinmeyer).  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom. 
phil.  nr  9  (Socin).     Gegenwart  nr  23.  [678 

Marlowes  werke.  hist.-krit.  ausg.  n.  Doctor  Faustus  hg.  von  HBreym  an« 
(Engl,  sprach-  u.  litteraturdenkmale  des  16.  17  u.  lSjhs.  v).  Heilbronn, 
Henninger.  lv,  198.  8.  —  Litt,  centralbl.  nr  22.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  34 
(Fränkel).  DLZ  nr  37  (Tanger).  Athen,  nr  3226.  Litteraturbl.  f.  germ.  u. 
rom.  phil.  nr  11  (Koeppel).     Bevue  critique  nr  33/4  (Ghuquet).  [679 

Ein  Weimarer  Hans  Faust  von  CAHBurkha rd t.  Vierteljahrschr.  f.  Ig. 
2.  573.  [680 

Ein  unbekanntes  zeugnis  über  den  hist.  Faust  von  GEllinger.  Goethe-jb. 
10,  256.  [681 

Das  zeugnis  des  Camerarius  über  Faust  von  GEllinger.  Vierteljahrschr. 
f.  lg.  2,  314.  vgl.  Zs.  f.  vgl.  litteralurgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  2.  466 
(Geiger).  [682 

En gel  1887  [602.  —  DLZ  nr  46  sp.  1698.  [683 

Die  sage  vom  dr  Faust  von  PKnauth.     1>.  post  3  nr  40— 2.  [684 

Die  idee  der  Faustsage  u.  ihre  hist.  entwickelung  von  BvKöber.  Sphynx 
aug.  (Goethe-jb.  11,  240).  [685 

Mario we  Isst  [608.  —  Engl.  stud.  12,443  (Breymann).  [686 

Der  hist.  Faust  von  SSza  m  a  toi  ski.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,156.  vgl. 
Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f.  2,  466  (Geiger).  [687 
[Über  die  aufführung  des  volksschauspiels  von  dr  Johann  Faust  in  neuer 
fassung  im  gasthofe  zum  ftlsenkeller  in  Plagwitz  bei  Leipzig  am  15  Juli  1889. 
von  ATille.  Goethe-jb.  11,  201.  vgl.  auch  Leipz.  generalanz.  16juli 
(Wolf)].  [688 

Wedde  1S88  [690.  —  D.  dichtung  5,  252  (Geiger).  Litt,  merkur  9,  64 
(Löbner).  Bll.  I.  litt,  unterh.  nr  16  (Boxberger).  Gegenwart  nr  23.  [689 
G.s  first  plan  of  the  second  pari  of  Faust.  New- York  nation  48, 120  (Goethe- 
jb.  11,  27'..).  [690 


416  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1889     II 

vGoethe,  JW. :    [Eine   ags.  parallele    zu   dr  Fausts  verunglücktem  flugversuch. 
Leipz.  universitätsztg.     2  sem.     nr  8  (9?)].  [691 

s.  auch  [955. 

Frankf.  gelehrte  anzeigen  s.  [784  f. 

Gedichte.  G.s  lyrik,  ausgew.  u.  erklärt  f.  d.  oberen  classen  höherer 
schulen  von  FKern.  Berlin,  Nicolai,  iv,  128.  8.  —  Gegenwart  nr  11. 
Nord  u.  süd  49,  135.  Bll.  f.  litt,  unlerh.  nr24  (Boxberger).  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  3,  196  (Lyon).  D.  revue  14,  3,  378.  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen 
43,  549  (Müller).     Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  83,  348.  [692 

G.s  ausgew.  gedichte.  G.eho  vybrane  bäsne.  pielozil  JNecas.  czech. 
Prag,  Kober  (Goethe-jb.  11,  251).  [693 

s.  auch  [21.  212.  286.  623.  843.  1467. 

G.s  ballade  vom  vertriebenen  u.  zurückkehrenden  grafen  u.  ihre  quelle  von 
StWaetzold.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  502.  vgl.  Arch.  f.  d.  stud.  d. 
neueren  spr.  83,  452.  [694 

Über  G.s  ballade  Die  braut  von  Korinth  von  HDüntzer.  Mag.  f.  d.  litt. 
d.  in-  u.  ausl.  nr  16.  7.  [695 

Zur  Braut  von  Korinth  von  LAFrankl.     Goethe-jb.  10,235.  [696 

Epigrammes  de  G.  (Venise  1790).  seule  traduction  complete  par  RSchropp. 
Paris,  Ghio.    56.   32.  [697 

Der  fischer  von  G.  reliefbild  von  HGerhardt.  Zs.  f.  bildende  kunst  24, 
161.  [698 

[G.s  Haideröslein  ins  span.  übers,  von  JPdeGuzman.  vgl.  Die  gesellsch. 
s.  1525  (Fastenrath)].  [699 

Das  vorbild  [eine  ode  JACramers]  zu  G.s  ältestem  gedichte  [Poet,  gedanken 
auf  die  höllenfahrt  Jesu  Christi]  von  LBlume.  Ghron.  d.  wiener  G.-ver. 
jg.  4  s.  15.  20.  [700 

Zur  invective  Ist  erst  eine  dunkle  kammer  gemacht  [Hempel2  3,  330]  von 
SSzamatolski.     Goethe-jb.  10,  236.  [701 

Zu  G.s  Marienbader  elegie  von  ChBelger.     Preufs.  jbb.  63,  644.  [702 

Römische  elegien.  DGiuffrida,  Dalle  Elegie  romane  di  G.  versi.  Lettere 
e  arti  nr  40.  [703 

Zum  gedichte  Thal  u.  sonne  von  CAHBurkhardt.  Goethe-jb.  10,  235.  [704 
G.s  lied  zum  sieges-  u.  friedensfest  der  verbündeten  monarchen  1814  [mit 
bezug  auf  1888  [710].     Chron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  29.52.  [705 

Wer  ist  der  autor?  ein  kleiner  beitr.  zur  G.-litt.  [betr.  die  verse  im  fremden- 
buche einer  mühle  bei  Elgersburg:  Lange  hab  ich  mich  gesträubt].  Zs.  f. 
litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp.  nr  19.    vgl.  [707.  [706 

'Lange  hab  ich  mich  gesträubt'.  Nord  u.  süd  51,32  (Grosse),  vgl.  [706  u. 
1887  [643.  1707 

2  falsche  citate  von  FLatendorf.  Gegenwart  nr  36  s.  159  [darunter  das 
eine  'was  vergangen  kehrt  nicht  wider*  nicht  von  G.,  sondern  von 
EFörster].  [708 

Abweihen  [zu  Götter,  helden  u.  Wieland]  von  HMorsch.  Zs.  f.  d. 
phil.  22,  253.  [709 

Die  mannheimer  bühnenbearb.  des  Götz  von  Berlichingen  vom  j.  1786.  ein 
beitr.  zur  bühnengesch.  des  Götz,  nach  dem  mannheimer  soufflierbuch  mit 
einl.  zum  1  male  hg.  von  EKilian.  Mannheim,  Bensheimer.  113.  12.  — 
AZ  1888  nr337B  (Geiger).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  9  (Wehl).  D.  dichtung 
7,31.  Nord  u.  süd  51,147.  D.  litteraturbl.  jg.  12  nr2l  (Brenning).  [710 
s.  auch  [21.  607.   1209. 

Der  grofskophtha  von  G.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  11.7.  [711 
Hanswursts  hochzeit.  Zu  Kilian  Brustfleck,  notiz  von  OHartwig- 
Centralbl.  f.  bibliothekswesen  6, 125.  vgl.  271.  516  (Schnorr  vCarolsfeld)  u. 
Anz.  xv  248  (Strauch).  [712 

Hermann  u.  Dorothea.  Dühr  1888  [720.  —  Wochenschr.  f.  class.  phil. 
nr  31    (Morsch).      Zs.    f.    d.    österr.  gymn.   40,  845    (Prosch).      Berl.    phil. 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      GOETHE  417 

wochenschr.  nr  29/30  (Ludwich).  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  25, 
538  (Bauer).  [713 

vGoethe,  J\V.:    Funke  s.  1885  [452.     5  verb.  aufl.     151.  [714 

Hei  mann  et  Dorothee.  texte  alleniand,  publie  avec  une  introduction,  des 
sommaires  et  des  notes  litteraires  par  l'abbe  Gasnier.  2  ed.  Paris,  Pous- 
sielgue.     144.     18.  [715 

G.s  Hermann  u.  Dorothea,  erläut.  f.  den  schulgebrauch  von  WMachold. 
Gera,  Hofmann.     119.     8.  [715a 

Hermann  u.  Dorothea.     Leipzig,  Fock.     107.     16.  [7151' 

s.  auch  [21. 

Hermann  u.  Dorothea,  mit  8  bildern  in  kupferdr.  nach  den  originalgemälden 
von  AvRamberg  u.  randzeichnungen  von  LvKramer.  luxusausg.  Berlin,  Grote. 
v,  68.  2.  —Die  post  nr  337  beil.  1  (Rosenberg).  AZ  nr  346 B  (Pecht).  [715c 
[Zu  Hermann  u.  Dorothea  von  WKirchbach.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u. 
ausl.  nr25  (Goethe-jb.  11,245)].  [716 

Die  örtlichkeit  in  G.s  Hermann  u.  Dorothea  von  OLins  enbarth.  progr. 
d.  gymn.  zu  Kreuznach,    s.  17 — 30.     8.  [717 

Zu  einigen  stellen  in  G.s  Hermann  u.  Dorothea  von  DSanders.  Zs.  f. 
deutsche  spr.  3,80.  [718 

G.s  arbeit  an  Hermann  u.  Dorothea  von  HSchreyer.  Goethe-jb.  10, 196.  [719 
Zu  Jery  u.  Bätely  von  GEllinger.     Goethe-jb.  10,  237.  [720 

lphigenie.  Vockeradt  1888  [727.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschul- 
wesen "25, 47  (Bauer).  [721 
Wittich  1888  [742.  —  Berl.  phil.  wochenschr.  9,1105  (Busche).  [722 
G.  Iphigenia  auf  Tauris.  russ.  SPetersburg.  8  (Goethe-jb.  11,  251).  [723 
s.  auch  [21.  607. 

[Über  ARRangabes  griech.  übers,  der  lphigenie  in  der  zs.  ^'EoitzQoq 
1881/2  u.  in  Rangabes  gesammtwerken  Anavxa  vgl.  Die  gesellsch.  s. 
4.54].  [724 

[Über  eine  franz.  ausg.  der  lphigenie  G.s.  Leipz.  korrespondenzbl.  nr  20 
(Goethe-jb.  11,251)].  [725 

Evers  1888  [730.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,849  (Prosch).  N.  jbb.  f. 
phil.  u.  päd.  140,  551  (Fauth).  [726 

Fischer  1888  [732.  —  D.  revue  14,  1,  128.  Litt,  merkur  9,  192  (Diez). 
Jb.  f.  philos.  u.  speculat.  theol.  bd.  4  lieft  2  (Grupp).  [727 

Geifsler  1888  [733.  —  Nord  u.  süd  49,412.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  23 
(Siegen).  [728 

Hagemann  1888  [734.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,273.  [729 

Die  heilung  Orests.  ein  beitr.  zur  erklärung  von  G.s  lphigenie  von  AHuther. 
N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd.  140,  32.  [730 

Klaucke  1888  [737.  —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  43,  132  (Müller).  Gegen- 
wart nr  13.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  19  (Landenberger).  Gentralorgan  f.  d. 
interessen  des  realschulwesens  bd.  17  heft  7.  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40, 
1057  (Mager).  [731 

Matthias  1888  [738.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,115  (Huemer).  Bll.  f. 
d.  bayr.  gymnasialschulwesen  25,  274  (Bauer).  [732 

Zu  G.s  lphigenie  1 3  vonRSprenger.  Zs.  f.d.  deutschen  Unterricht  3,474.  [733 
Die  widererkennungsscene  in  G.s  lphigenie  in  Delphi  von  HMorsch. 
Goethe-jb.  10,  240.  [734 

Italienische  reise.  Kahle-Düntzer  1885  [465.  —  Chron.  d.  wiener 
G.-ver.  jg.  4  s.  22.  [735 

Märchen   s.  [196. 
Wilhelm  Meister  s.  [5. 

Die  gesch.  von  dem  kranken  königssohnevon  FKun  tze  [ausgehend  von  dem  im 
WMeister  vm  10  (Hempel  17,  566)  erwähnten  bilde].  Grenzboten  48, 1,  214.  64. 
vgl.   183.  [736 

Natürliche  tochter  s.  [607. 
Nausikaa   s.  [607. 
Nausikaas  abstammung  von  CSterne.     Gegenwart  nr  18.  9.  [737 


418  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1889      II 

vGoethe,  JW.:  Aufführung  der  Xausikaa  von  HSchreyer  im  kgl.  schauspielhause 
zu  Berlin,  referat  in:  Die  post  nr  104  beil.  2.  Gegenwart  nr  16  (Harden). 
D.  wochenbl.  nr  17  (Hessen).     Berl.  tagebl.  nr  190  (Lindau).  [738 

Prometheus.  G.  u.  Hygin  von  GRobert.  Vierteijahrschr.  f.  lg.  2,  594.  [739 
G.s  monodrama  Proserpina  von  HDüntzer.  Gegenwart  nr  14.  [740 
G.s  monodrama  Proserpina  erläut.  von  HDüntzer.  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  3,  127.  [741 

Aufsätze  zu  G.s  Proserpina  ferner  in:  Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  14 
(FKern).    Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  192  (OLyon).    281  (HSchmitt). 

[742 
Reineke  Fuchs.  Der  fuchs  Roanar.  ä  lehrreichs  u.  kürzweiligs  gleich- 
nufs  aus  derselbigen  zeit  wo  d'viecher  noh  hab'n  red'n  künna.  aus  uralten 
400 — 600  jähr,  büchern  neu  in  die  weit  gest.  f.  d.  österr.  landleute  durch 
HWNagel.  Neunkirchen,  Viktora  [der  hauptsache  nach  liegt  dem  gedichte 
die  G.sche  bearb.  zu  gründe],  vgl.  1886  [647.  —  AZ  nrlllß.  Wiener 
ztg.  nr  15.  6  feuill.  (Schönbach).  [743 

s.  auch  [13.  240. 

G.s  Satyros  von  FSpengler.     Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,393.  [744 

Schweizerreise  s.  [602. 

G.  tagebücher  der  6  ersten  weimar.  jj.  (1776 — 82)  in  lesbarer  gestalt 
hg.  u.  sachl.  erläut.  von  HDüntzer.  Leipzig,  üyk.  261.  8.  —  Nationalztg. 
nr  420  (Pröhle).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  33  (Buchner).  AZ  nr  228  B  (Geiger). 
Gegenwart  nr  50.     D.  litteraturbl.  jg.  12  nr  23  (Koch).  [745 

s.  auch  [607. 

Tasso.  Thomas  1888  [768.  —  Modern  language  notes  4,  30.  60.  Chi- 
cago dial  9,  297.  New-York  critic  14,  196.  Literary  world  20,  39.  [746 
Torquato  Tasso.  ein  Schauspiel,  f.  den  zweck  der  schule  erläut.  mit  einer 
einl.  vers.  von  WWittich.    Paderborn,  Schöningh.     189.     8.  [747 

s.  auch  [7.  23.  607. 

Goldonis  Tasso  von  HDütschke.  progr.  d.  Victoria-gymn.  zu  Burg.  44. 
4  [sucht  in  der  einl.  bekanntsch.  G.s  mit  Goldonis  stück  nachzuweisen].  [74S 
Über  den  künstlerischen  bau  von  G.s  Tasso  von  KReinhardt.  Ber.  d.  fr. 
d.  hochstiftes  n.  f.  5, 10  (monatssitzung).  [749 

s.  auch  [132.  839. 

Zum  Triumph  der  empfindsamkeit  von  MHJellinek.  Goethe -jb. 
10,  239.  [750 

Zu  G.s  Übersetzungen.  1.  Diderots  Essai  sur  la  peinture.  2.  Collection 
des  portraits  historiques.     von  LGeiger.     Goethe-jb.  10,250.  [751 

G.s  Wahlverwandtschaften  im  lichte  moderner  naturwissensch.  von 
WBölsche.     Die  gesellsch.  s.  1330.  [752 

Briefe  von  Minna  Herzlieb.  Wahlverwandtschaften  vor  G.  [Wielands  er- 
zählung  Freundschaft  u.  liebe  auf  der  probe]  von  BSeuffert.  Viertei- 
jahrschr. f.  lg.  2,  465.  [753 
Wilhelmsthal,  der  sommersitz  des  weimar.  hofes  [Schauplatz  der  handlung 
in  den  Wahlverwandtschaften,  enth.  hinweise  auf  G.s  mehrfachen  aufenthalt 
daselbst].  Frankf.  ztg.  nr  73  morgenbl.  1.  [754 
LEnault,  G.  og  Werther.  oversat  fra  fransk  af  VTrafall.  Kjobenhavn, 
Pontoppidan.  94.  8.  [755 
Grofs  1888  [776.  —  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.  n.  f. 
2,  393  (Süpfle).  [756 
Weither  u.  die  kritik  von  U.  grafen  Schack.  D.  romanztg.  27, 1, 135.  [757 
Ein  Vorläufer  Werthers  [Samml.  romant.  briefe  1768]  von  PSeliger.  Gegen- 
wart nr  32.  52.  [758 
Die  Weltanschauung  G.s  in  den  Leiden  des  jungen  Werther  von  ChSemler. 
Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  jg.  3  ergänzungsheft  s.  56.  auch  sep.  Dresden, 
Arnoldi.  11.  8.  [759 
N.  briefe  von  u.  über  Jerusalem- Werther  von  EWolff.  Vierteijahrschr.  f. 
lg.  2,  532.  [760 
Die  leiden  des  jungen  Werther  in  leben  u.  dichtung.    vortr.  geh.  von  EWolff 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      GOETHE  419 

zur  140  widerkehr  von  G.s  geburtstag  in  Frankfurt  a/M.  referat  in:  AZ 
nr  240  B.  [761 

vGoethe,  J\V. :  Westöstl.  divan.  G.s  roman  in  der  sog.  blumensprache 
[Weimarer  ausg.  7,  125  —  127]  von  BSeuffert.  Goethe-jb.  10,242.  [762 
s.  auch  [848. 

Briefe.  Weimarer  ausg.  4  abt.  bd.  1— 3  1888  [588.589.  —  Grenzboten 
48,  2,  416  (Düntzer).  [763 

Originalmitteil,  zur  gesell,  der  theaterleitung  G.s  (12  briefe  u.  1  rede),  ver- 
öffentlicht von  CAHBurkhardt.  Goethe-jb.  10,106.  [764 
Briefwechsel  zwischen  G.  u.  KGöttling  in  den  jj.  1824  —  31.  hg.  u.  mit 
einem  vorw.  begleitet  von  KFischer.  2  (titel-)  ausg.  Heidelberg,  Winter 
(1880).  x,  100.  8.  [765 
Ungedr.  briefe  [an  JLFDeinhardstein].  mitgeteilt  von  KEFranzos  [mit 
portr.,  2  autogr.  G.s  u.  einer  facs.-nachbildung  von  G.s  todesanzeige].  D. 
dichtung  5,  154.  80.  201.  [766 
Regesten  [von  LG eiger].  Goethe-jb.  10,  287.  [767 
Über  G.s  leipz.  Studentenbriefe  als  commentar  zu  Dichtung  u.  Wahrheit, 
vortr.  geh.  —  von  OHoffmann.  referat  in:  DLZ  nr  25  sp.  922.  [768 
[Notiz  über  einen  vortr.  von  dr  Kestner-Köchlin  in  Mühlhausen  i/E.: 
Briefe  G.s  aus  letzter  lebenszeit  an  AKestner  in  Rom  in  den  jj.  1830/1  unter 
vorläge  der  originale  u.  anderer  hslicher  mitteil.  Strafsb.  post  nr  311  (Goethe- 
jb.  11,  '204)].  [769 
Briefe  von  G.  u.  Christiane  vG.,  von  FWRiemer  u.  ChAVulpius  an 
August  vG.  in  Heidelberg  (1808—9),  nebst  3  briefen  von  G.  an  Thibaut. 
mitgeteilt  von  BSuphan.  Goethe-jb.  10,  3.  70.  auszugsweise  auch:  Frankf. 
ztg.  nr  191  beil.  [770 
G.  über  die  erziehung  von  Schillers  söhn  (mit  einem  ungedr.  briefe  G.s)  von 
GWeisstein.  D.  rundschau  58,  289.  [771 
[Zum  G.- Schiller- briefwechsel].  Athen,  nr  3193  s.  18b  [nach  dem  Schwab, 
merkur].  [772 
s.  auch  [110.  230.  272.  324  f.  607.  848.  870. 

G.-Micio  [vgl.  Goethe-jb.  10,41]  von  ChBelger.  Die  post  nr  141  beil.  2 
u.  Didaskalia  nr  125.  [773 

Souvenirs  d'Alsace.  correspondance  des  demoiselles  de  Berckheim  et  de 
leurs  amis,  precedee  d'un  extrait  du  Journal  de  mlle  Octavie  de  Berckheim 
et  d'une  preface  de  PhGodet.  illustre  de  4  portr.  i.  ii.  Neuchätel,  Dela- 
chaux  &  Niestle.  Paris,  Monnerat.  xix,  325.  347.  8  (Goethe-jb.  11,269).  [774 
Bertheau  1888  [803.  —  AZ  nr99B  (Meyer).  [775 

G.s  gespräche.  hg.  von  WvBiedermann.  a.  u.  d.  t.:  Anh.  zu  G.s  werken, 
abt.  f.  gespräche.  bd.  1 — 4.  Leipzig,  vBiedermann.  xn,  300.  xiv,  362. 
xi,  324.  xi,  365.  8.  —  Litt,  centralbl.  nr  9.  18.  36.  D.  revue  14,  2,  253. 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  20.  50  (Buchner).  D.  bühnengenossensch.  nr  24.  Revue 
critique  nr  39.  Preufs.  jbb.  64,  608  (Harnack).  Conserv.  monatsschr.  46, 
556.  [776 

Menschenrechte,  erzählung  aus  der  zeit  der  ersten  frz.  revolution  von  HBlum. 
2  bde.  Jena,  Costenoble.  325.  325.  8  [berührt  G.].  —  Bll.  f.  litt,  unterh. 
nr  41  (vGrotthufs).    Nord  u.  süd  51,  451.  [777 

G.  et  Schiller,  la  litterature  allemande  ä  Weimar;  la  jeunesse  de  Seh.; 
l'union  de  G.  et  de  Seh.;  la  vieillesse  de  G.  par  ABossert.  3  ed.  revue. 
Paris,  Hachelte  &  cie.     455.  18.  [778 

Mitteil,  von  Zeitgenossen  [ua.  SvKIettenberg,  Karl  August,  FL.  u.  ChvStolberg, 
Böttiger,  ZWerner,  ChvSchiller,  kanzler  vMüller,  Klinger,  Varnhagen,  Bois- 
seree,  Grillparzer]  übei  G.  1774—1832.  mitgeteilt  von  OBrahm,  ThDistel, 
LGeiger,  OHoffmann,  BLitzmann,  JMinor,  BSeuffert,  GWeis- 
stein. Goethe-jb.  10,  139.  [779 
G.  nach  leben  u.  dichtung  von  EBrenning  (Biogr.  zu  der  samml.  class. 
deutscher  dichtungen  [bd.  3]).     Gotha,  Perthes,     m,  175  u.  1  bl.     8.  —  Zs. 


420  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

f.  d.  österr.  gymn.  40,  91S  (Löhner).  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  43,  683 
(Jonas).  Conserv.  monatsschr.  46,  891.  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d. 
Hamb.  corresp.  nr  10.  Belletrist.-litt.  sonntagsbeil.  d.  Hamb.  nachr.  nr  18.  [780 
vGoethe,JW.  :  Die  hofschranzen  des  dichterfürsten.  der  G.-cult  u.  dessen  tempel- 
diener,  zum  1  male  actenmäfsig  von  der  humoristischen  seite  betrachtet  von 
SBrunner.     Würzburg,  Woerl.    iv,  560.     8.  [781 

G.s  hoftheater  in   Halle  1811  —  4  von  GAHBurkhardt.      Wissensch.  beil. 
d.  Leipz.  ztg.  nr  106.  [782 

G.s  filialbühnen  des  Weimarer  hoftheaters  von  1791  —  1817  von  GAHBurk- 
hardt. AZ  nr  262.  3.  5B.  [783 
Die  Streitigkeiten  der  frankf.  geistlichkeit  mit  den  Frankf.  gelehrten  anzeigen 
im  j.  1772  von  HDechent.  Goethe-jb.  10,  169.  [784 
Zur  frankf.  kirchengesch.  in  den  tagen  des  jungen  G.  (Streitigkeiten  der 
frankf.  geistlichkeit  mit  den  Frankf.  gelehrten  anzeigen  in  den  jj.  1772/3)  von 
HDechent.  D.-evang.  bll.  14,335.  [785 
Mitteil,  über  G.  u.  seinen  freundeskreis  aus  bisher  unveröffentlichten  auf- 
zeichnungen  des  gräfl.  Egloffsteinschen  familienarch.  zu  Arklitten  von  JDem- 
bowski.  progr.  d.  gymn.  zu  Lyck.  Lyck  (Wiebe).  34.  4.  [786 
G.  and  the  french  revolution  by  EDowden.  Fortnightly  review  n.  s. 
46,  77.  [787 
Class.  häuser  in  Strafsburg  von  JFroitz  heim.  Strafsb.  post  nr  186  [betr. 
die  strafsb.  Wohnungen  von  G.,  Herder,  Jung-Stilling  u.  Lenz].  [78S 
G.-jb.  von  Geiger  s.  1888  [822.  bd.  10.  mit  dem  4jahresber.  der  G.- 
gesellsch.  vm,  348,  84  mit  1  bilde  [darin  s.  257  nachtrage  u.  berichtigungen 
zu  bd.  8  u.  9;  s.  239  chron.;  s.  269  bibliogr.].  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  33 
(Buchner).  [789 
G.-jb.  hg.  von  LGeiger.  gesammtreg.  zu  den  bden  1 — 10.  1880—9 
[bearb.  von  OHoffmann  u.  GKrohn].  Frankfurt  a/M.,  litt.  anst.  (Rütten 
&  Loening).  107.  8.  [790 
Aus  der  G.-litt.  von  LGeiger.  Die  nation  jg.  7  nr  6.  vgl.  Goethe-jb. 
11,  235.  [791 
Nachtr.  zu  G.  u.  die  Juden  von  LGeiger.  Zs.  f.  d.  gesch.  d.  Juden  in 
Deutschland  bd.  3  heft  2.  3.  vgl.  Goethe-jb.  11,265.  [792 
[Das  frankf.  localstück  Der  prorector  von  FKLTextor,  einem  vetter  G.s.  vortr. 
geh.  —  von  HGrotefend.  referat  in:  Gorrespondenzbl.d.  Westd. zs.  f. gesch. 
u.  kunst  jg.  8  nr9.  vgl.  Goethe-jb.  11,200].  [793 
Neues  zur  G.-forschung  von  EHaaser.  Leipz.  tagebl.  nr  165.  [794 
Natürl.  schöpfungsgesch.  gemeinverständl.  -  wissensch.  vortr.  über  die 
entwickelungslehre  im  allg.  u.  diejenige  von  Darwin,  G.  u.  Lamarck  im 
bes.  von  EHaeckel.  8  umgearb.  u.  verm.  aufl.  Berlin,  Reimer,  xxx, 
832.  8.  [795 
Halpert  1888  [830.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  4.  Litt,  merkur  9, 136  (Koch). 
Gegenwart  nr  33.  [796 
Zwei  litt,  aufsätze  Napoleons  i  von  OHarnack.  Zs.  f.  vgl.  litteraturgesch. 
u.  renaissancelitt.  n.  f.  2,  176  [berührt  G.].  [797 
G.  als  dramatiker  von  LHasper.  progr.  d.  evang.  gymn.  zu  Gr.  Glogau. 
Leipzig,  Fock.  24.  8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  28  (Buchner).  [798 
Hehn  1888  [833.  —  Mitteil,  aus  d.  hist.  litt.  17,  199  (Mahrenholtz).  DLZ 
nr  29  (Suphan).  [799 
Der  bibl.  bilder-  u.  sentenzenschatz  in  G.s  Schriften  vonHHenkel.  N.  jbb. 
f.  phil.  u.  päd.  140,  174.  248.  [800 
G.s  schweizerreise  im  j.  1788  von  JHerzfelder.     AZ  nr  244B.  vgl.  [815. 

[801 
G.  u.  Zürich  von  JHerzfelder  [handelt  von  G.s  aufenthalt  zu  Zürich  in 
den  jj.  1775,  1779  u.  1797].     Münchner  n.  nachr.  nr  505.  [802 

vHohenhausen  1885  [534.  —  Revue  internationale  25  mars,  vgl.  Bll.  f. 
litt,  unterh.  nr  18  s.  287.  L'independant  litteraire  nr  14  (deWillol),  vgl. 
Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  37  s.  588.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  39 
s.  623.  [803 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      GOETHE  421 

vGoethe,  JW. :  G.s  3  letzte  lebenstage.  die  hs.  eines  augenzeugen  hg.  von 
KH  o  1  s  t  e  n.  Heidelberg,  Groos.  15.  8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  50 
(Buchner).  [804 

G.  in  Deutschböhmen  von  AJohn.  Eger,  selbstverl.  d.  verf.s.  20.  8.  — 
Die  gesellsch.  s.  741  (Conrad).  [805 

Jordan  1888  [841.  —  D.  dichtung  7,56.  [806 

G.s  abenteuer  in  Karlsbad  von  GKarpeles  [handelt  von  G.s  aufenthalt  da- 
selbst in  den  jj.  1792.  1795.  1806.  1807.  1808].  Münchner  n.  nachr.  nr  441. 
auch  Leipz.  tagebl.  nr  269.  [807 

Neuere  G.-litt.  von  MKoch.  Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f.  5,  223.  469.  [808 
Langguth  1888  [848.  —  Litt,  centralbl.  nr  45.  [809 

Lewes-Frese-Geiger  1888  [849.  —  D.  dichtung  5,  204.  [810 

GChiarini,  Notizia  letteraria.  la  vita  di  G.  del  Lewes  tradotta  in  italiano. 
Nuova  antologia  1  maggio  (Goethe-jb.  11,  252).  [811 

Lewes,  GE.:  La  vita  di  G.  traduz.  dall'  inglese  de  GPisa.  Milano,  frat. 
Dumolard.     774.     8.     vgl.  [811.  [812 

Gedichte  von  D.  frhr  vLiliencron.  Leipzig,  Friedrich,  x,  188.  8  [enth. 
ein  gedieht  An  G.].  —  Münchner  n.  nachr.  nr  336.  [813 

Menasci,  G.  a  Roma.     Lettere  e  arti  nr  27.  [814 

G.s  schweizerreisen  von  KMeyer.    AZ  nr  95.  7.  9B.     vgl.  [801.  [815 

Glass.  u.  romantiker  von  JMinor.     Goethe-jb.  10,212.  [816 

Mors.ch  1888  [857.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  3  (Schröer). 
DLZ  nr  4  (vUrlichs).     Beil.  phil.  wochenschr.  9,  845  (Wecklein).  [817 

Aus  dem  modernen  Italien,  stud.,  skizzen  u.  briefe  von  SMünz.  Frank- 
furt a/M.,  litt.  anst.  (Rütten  &  Löning).  xii,  355.  8  [berührt  G.  vgl. 
Goethe-jb.  11,  253].  [818 

The  over-estimate  of  G.  by  MENutting.  Andover  review  july  p.  36.  [819 
Das  G.-haus  in  Frankfurt,  im  auftrage  des  fr.  d.  hochstiftes  beschrieben 
von  HPallmann.  Frankfurt  a/M.,  Knauer.  iv,  42  mit  ornam.,  1  lichtdr.- 
tafel  u.  4  grundrissen.  12.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  35.  AZ  nr  163.  [820 
G.s  wettkampf  mit  den  griech.  dichtem  von  FPfalz.  Grenzboten  48,  2, 
500.  51.  [821 

Puls  1888  [859.  forts.    Päd.  bll.  18,309.  [822 

G.  in  Marienbad  von  ER  e  d  e  n  h  a  1 1.  Monatsbll.  nr  8  (Goethe-jb.  11, 
254).  [823 

Das  weib  in  G.s  lyrik  von  EReichel.     Gegenwart  nr  19.  20.  [824 

ER  od,  La  jeunesse  de  G.    Bibliotheque  universelle  et  revue  suisse  nr  5.  6. 

[825 
ER  od,  La  jeunesse  de  G.  G.  et  Herder  ä  Strasbourg.  Bibliotheque  uni- 
verselle et  revue  suisse  nr  8.  [826 
L'enfance  de  G.  par  ER  od.  Revue  de  famille  15  mai.  [827 
G.  et  ses  amours  de  jeunesse:  ASchönkopf.  FBrion.  par  ERod.  Revue 
de  famille  15  aoüt.  1  oct.  [828 
Ruland  1888  [863.  —  AZ  nr67B  (Lübke).  Kunstchron.  24,  215.  Rostocker 
ztg.  23juni  beil.  1.  Ber.  d.  fr.  d.  hochstiftes  n.  f.  5,  218  (Valentin).  [829 
Auffälligkeiten  in  der  abhängigkeit  der  Verhältniswörter  bei  G.  vonDSanders. 
Zs.  f.  deutsche  spr.  3,  159.  [830 
Schmidt  1888  [866.  —  Gentralorgan  f.  d.  interessen  d.  realschul wesens 
heft  10  (Böhm).  [831 
G.notizen.  Über  G.-reliquien,  täuschungen,  enttäuschungen  von  KJSchröer. 
Ghron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  3.  [832 
G.s  idealismus  u.  sein  Verhältnis  zu  Schiller  von  KJSchröer.  Ghron.  d. 
wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  22.  [833 
Über  G.s  frommsein,  vortr.  geh.  —  von  KJSchröer.  Ghron.  d.  wiener 
G.-ver.  jg.  4  s.  25.  30  u.  Der  Zeitgeist  (beibl.  zum  Berl.  tagebl.)  nr  15.  6.  [834 
G.  u.  Schiller  in  Japan  von  KJSchröer.  Ghron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4 
s.  28.  [835 
Abenteuer    eines    ungar.  Schulmannes  [ASzluchovinyi]    mit  G. ,    Schiller  u. 

A.  F.  D.  A.    XVI.  28 


422  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

Wieland  von  KJSchröer.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  45.  ein  teil  auch 
Münchner  n.  nachr.  nr  489  (Eine  kegelpartie  bei  FSchiller).  [836 

vGoethe,  JW.:    G.  u.  die  Schauspielkunst  von  KJSchröer.     Chron.  d.  wiener 
G.-ver.  jg.  4  s.  54.  [837 

A  G.  -  anecdote  by  HSchütz- Wilson  [=  Goethe-jb.  7,  157].  Athen, 
nr  3222.  [838 

Characterstud.  aus  dem  nachlasse  von  ASchwartzkopff.  Bremen  u.  Leipzig, 
Müller,  viii,  197  [darin:  G.s  Faust.  G.s  Tasso].  —  D.  litteraturbl.  jg.  12 
nr  26  (Bacmeister).    Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  2  (Stegen).  [839 

G.  in  Island  von  PhSch weitzer.    Weimarer  ztg.  nr  135.  [840 

Gesamm.  Schriften  von  HSeidel.  bd.  7.  Glockenspiel.  Leipzig,  Liebeskind. 
xii,  341.    8  [s.  66  gedieht  auf  G.    (Goethe-jb.  11,  275)].  [841 

Sime  1888  [872.  —  AZ  nr62B  Verschiedenes.  [842 

Über  G.s  lieder.  vortr.  von  SSinger.  referat  in:  Chron.  d.  wiener  G.-ver. 
jg.  4  s.  15.  [843 

G.  u.  die  Alkestisfrage  von  AS teinb erger.  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasial- 
schulwesen  25,  24.  [844 

G.  als  vater  einer  neuen  ästhetik.  vortr.  geh.  —  von  RSteiner.  D.  worte 
jg.9heft4.  auchsep.  Wien,  Pichler.  16.  8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  30.  [845 
Über  den  gewinn  der  G.-stud.  durch  die  Weimarer  ausg.  in  naturwissen- 
schaftl.  beziehung  von  RSteiner.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  49  [im 
anschluss  an  [806].  [846 

Das  G.- u.  Schillerarch.  in  Weimar,  vortr.  geh.  —  vonBSuphan.  D.  rund- 
schau  60,  139.  [847 
Das  deutsche  nationalbuch,  ein  gedenkbl.  zu  G.s  140  geburtstag  von  LTrost 
(mit  3  bisher  unbekannten  briefen  u.  einem  litt,  aufsatz  G.s).  Vom  fels  zum 
meer  1889/90  1,64.  —  Münchner  n.  nachr.  nr  395  (Greif).  AZ  nr237B. 
D.  ztg.  nr  6346.  [848 
Über  kunst,  künsller  u.  kunstwerke.  mit  illustr.  von  Walentin.  Frank- 
furt a/M.,  Bütten  &  Löning.  vm,  328.  8  [darin  s.  133  Eine  frankf.  kunst- 
acad.  im  18  jh.].  —  DLZ  nr  40  (vDonop).  [849 
Frankf.  academiebestrebungen  im  18  jh.  von  Walentin.  Arch.  f.  frank- 
furt.  gesch.  u.  kunst  3  folge  2,  290  [berührt  ua.  s.  293  schöff  vUffenbach  u. 
s.  309  G.s  mutter].  [850 
G.  par  ChVerbrugghen.  La  revue  generale  sept.  oct.  dec.  [851 
Vogel  1888  [882.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  6  (Büchner).  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  3,  194  (Lyon).  D.  rundschau  60,  471.  DLZ  nr  49  (Werner).  [852 
G.  u.  das  Volkslied  von  MvWaldberg.  Berlin,  Hertz.  32.  8.  vorher  schon 
Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  38.  9  u.  auszugsweise  Chron.  d.  wiener  G.- 
ver.  jg.  4  s.  2.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  50  (Buchner).  D.  wochenbl.  nr  52 
(Koch).  AZ  nr  356  B.  Üsterr.  litt,  centralbl.  jg.  6  nr  22.  3  (Knauer).  Deutsch- 
land nr8.  [853 
Zur  leipz.  theatergesch.  eine  festvorstellung  vor  60 jj.  zu  ehren  G.s  von 
KWWhistling.  D.  bühnengenossensch.  nr  35  (Goethe-jb.  11,  253).  [854 
Einleitung  in  die  att.  tragödie  von  UvWilamo  witz-Möllendorff  (Euripides 
Heracles  i).  Berlin,  Weidmann,  xii,  388.  8  [berührt  im  cap.:  Wege  u. 
ziele  der  modernen  tragikerkritik  s.  232  die  Goethische  zeit;  vgl.  Zs.  f.  d. 
phil.  22,  493].  [855 
G.  über  das  Universitätsstudium.  Sonntagsbl.  d.  Dorfztg.  nr  29  (Goethe-jb. 
11,  266).  [856 
G.  als  autographensammler.  Mitteil,  aus  d.  antiq.  u.  verwandten  gebieten 
—  von  MHarrwitz  1,  11.  [857 
G.  als  theaterdirector.  D.  tagebl.  nr  400.  [858 
Anecdote  aus  G.s  tätigkeit  als  regisseur  des  liebhabertheaters  in  Weimar 
(1782).  Frankf.  ztg.  nr  195  beil.  1.  [859 
G.  u.  die  Herrenhuter.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  103.  [860 
G.  u.  das  Judentum.  D.  volksbl.  nr  2.  [861 
G.  u.  die  Juden.  Antisemit,  correspondenz  4,  53.  L862 
Zur  richtigen  beurteilung  G.s.     Die  christl.  weit  s.  175.  6.                       [863 


VERZEICHNIS  DER  SCHRIFTSTELLER:  GOETHE  423 

»Goethe,  JW.:   The  old  age  of  G.    Quarterly  review  april  s.  332.  [864 

G.-  u.  Schillerhetzer  [gegen  Baumgartner  u.  Brunner].  Grenzboten  48,  1, 
16.  73.  [865 

G.  u.  die  Wallfahrtskirche  bei  Bingen.     Presse  nr  197.  [866 

Eine  strafsb.  erinnerung  an  G.    D.  bühnengenossensch.  nr  26.  [867 

Anzeiger  nr  1  von  GLaue  <fc  cie  in  München.  G.-litt.  16.  8.  vgl.  Goethe- 
jb.  11,  236.  [868 

[G.- Schriften,  im  dec.  1888  bei  Stargardt  in  Berlin  versteigert,  vgl.  Litt, 
merkur  9,  8].  [869 

s.  auch  [19.  123.  131.  207.  223  f.  228.  233.  272.  274.  313.  321.  323.  340. 
345.  357.  1539.  1559  f. 

Ed'Alton.  ein  lebensbild  mit  ungedr.  briefen  G.s  von  KThG  a  e  d  e  r  t  z.  Wester- 
manns  monatshefte  66,  239.     vgl.  [927.  [870 

Zum  150  jähr,  geburtstag  der  herzogin  Anna  Amalia  von  Weimar  am  24  oct. 
1889.     von  St  räter.     Die  post  nr  292  beil.  2.  [871 

Anna  Amalia  von  Sachsen-Weimar,  zur  150  widerkehr  ihres  geburtstages. 
mit  1  bilde  nach  dem  gemälde  im  wittumspalais  zu  Weimar.  Illustr.  ztg. 
nr  2418.  [872 

s.  auch  [950. 

2  briefe  Beethovens  an  G.  [vom  12  april  1821  u.  8  febr.  1823  aus:  Neue 
ßeethoveniana  von  ThFrimmel.  Wien,  Gerold,  1890].  Nationalztg.  nr  676. 
Didaskalia  nr  286.  [873 

Neue  Beethovenstud.  von  ThFrimmel.  N.  zs.  f.  musik  jg.  56  nr  49  [berührt 
G.  (Goethe-jb.  11,  256)].  [874 

G.  u.  Beethoven.     N.  musikztg.  nr  16  (Goethe-jb.  11,256).  [875 

G.  u.  Boisseree  s.  [779.  915. 
G.  u.  Börne  s.  [519. 
G.  u.  Böltiger  s.  [779. 

Die  marquise  Branconi  von  EVZenker.  AZ  nr  199B.  dagegen  Wissensch. 
beil.  d.  Leipz,  ztg.  nr  127  (vBiedermann).  [876 

G  u.  grofsherzog  Carl  Alexander.  Die  taufe  unseres  grofsherzogs  (5  juli 
1818).  aus  einem  briefe  der  gräfin  Karoline  Egloffstein  von  BSuphan. 
Weimarer  ztg.  24juni  (Goethe-jb.  11,258).  [877 

Carlyle  and  G.  a  comparison.  Temple  bar  (London)  86,399  u.  Eclectic 
mag.  113,325.  [878 

Early  letters  of  JWelsh  Carlyle  ed.  by  DGRitchie.  London,  Sonnenschein 
[berührt  G.].  —  Gegenwart  nr  45  (Roessel).  Acad.  nr  895  (Wallace).  [879 
Thomas  Carlyles  nachlass  von  AWeifs  [berührt  auch  C.s  Verhältnis  zu  G.]. 
AZ  nr93B.  [880 

ETeza,  II  conte  Cesari  ed  il  G.  estratto  dalla  Rivista  contemporanea 
(Goethe-jb.  11,257).  [881 

G.  u.  Dante  s.  [648. 
G.  u.  Deinhardstein  s.  [766. 

Eckermanns  gespräche  mit  G.  von  RSchlösser.  Bayreuther  bll.  nr  2 
(Goethe-jb.  11,  270).  [882 

Emerson  and  G.     Acad.  nr  896.  [883 

Der  Superintendent  u.  hofprediger  m.  JHDietz,  seine  vorfahren  und  nach- 
kommen, ein  familienbuch  von  ADietz.  als  ms.  gedr.  Frankfurt  a/M., 
dr.  von  gebr.  Knauer.  x,  155  u.  3  Stammtafeln  [behandelt  ua.  EFHFalcke, 
general  vHoffmann  u.  G.s  mutier  (Goethe-jb.  11,  255)].  [884 

G.  u.  ein  candidat  der  theol.  aus  Ungarn  [SFerjentsek]  von  KJSchröer. 
Chron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  5.  [885 

G.-erinnerungen  einer  Jenenserin  [Alwine  Frommann]  von  KThGaedei  tz. 
Nord  n.  süd  51,  370.  [886 

6.  auch  [130. 

Dber  mexican.  poesie  von  KBruchmann.  Preufs.  jbb.  64,  196  [berührt 
s.  207  G.  u.  Gaudy].  [887 

28* 


424  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889   II 

vGoethe,JW.  :    August  vG.     ein    gedenkbl.    zu    seinem    100  geburtstage    von 
OFGensichen.     Schorers  familienbl.  nr  51.  [888 

s.  auch  [770. 

Neue  Zeugnisse  für  Christiane  vG.  [im  anschluss  an  bd.  6.  7  der  Weimarer 
ausg.]  von  ChBelger.     Die  post  nr  5  beil.  1.  [889 

s.  auch  [770. 

G.s  Schwiegertochter  [Ottilie  vG.].    Nordwest  jg.  12  nr  31.  [890 

WolfG.  ein  gedenkbl.  von  OMejer.  Weimar,  Böhlau.  114.  8.  —  Preufs. 
jbb.  64,  741  (Harnack).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  50  (Buchner).  N.  fr.  presse 
nr  9040  (vWeilen).  Münchner  n.  nachr.  nr  310  (Geiger).  Beil.  zur  Bohemia 
nr  194.  [891 

G.  u.  Göttling  s.  [765. 
G.  u.  Grillparzer  s.  [779. 
G.  u.  Heine  s.  [519. 

WHerzlieb.    Gaedertz  1888  [819.  —  AZ  nr86B.  [892 

Gaedertz  s.  1888  [819.  2  verm.  aufl.  xxvn,  155.  —  D.  lesehalle 
(beibl.  zum  Berl.  tagebl.)  nr  20.  [893 

Neue  mitteil,  über  Minchen  Herzlieb  von  KThGaedertz.  Westermanns 
monatshefte  67,  253.  [894 

G.s  Minchen,  ein  erinnerungsbl.  zu  ihrem  lOOjähr.  geburtstag  (22mail789) 
von  AvTreuenfels.     Didaskalia  nr  119.  [895 

Eine  gedenktafel  für  G.s  Minchen  (Herzlieb)  in  Görlitz.  Voss.  ztg.  22  mai. 
Frankf.  ztg.  nr  144  morgenbl.  2  (notiz).     vgl.  Goethe-jb.   11,  201.  [896 

s.  auch  [188.  753. 

G.  u.  feldmarschall  Hess  im  j.  1813.  Weimarer  ztg.  13  juni  (Goethe-jb. 
11,  258).  [897 

ThHeyse.  ein  lebensbild  von  AHerzog.  AZ  nr  294— 7B.  vgl.  Goethe-jb. 
11,  271.  [898 

Zu  G.s  verwandtenkreis  in  Frankfurt  a/M.  der  general  vHoffmann,  ein  bisher 
unbekannter  grofsoheim  G.s.   von  ADietz.  Goethe-jb.  10,  253.  vgl.  auch  [8S4. 

[899 
G.s  grofsonkel  generallieutenant  vHoffmann.  ein  beitr.  zur  G.-forschung  von 
LStark.     Didaskalia  nr  82.  4.  [900 

G.  u.  Hygin  s.  [739. 
Karoline  Jagemann  s.  [366. 
G.  u.  Karadzic  s.  [230. 

G.  u.  Karl  August.  Düntzer  1888  [921.  —  Gegenwart  nr  4  (Bulle).  National- 
ztg.  nr  7  (Pröhle).  Hist.  zs.  62,  339  (Gebhardt).  Westermanns  monatshefte 
67,  415.  [901 

s.  auch  [779. 
G.  u.  AKestner  s.  [769. 

Eröffnung  des  Kestnermuseums  in  Hannover  von  EVely  [handelt  auch  von 
Charlotte  Kestner].  Münchner  n.  nachr.  nr  527.  vgl.  auch  Mitteil,  aus  d. 
antiq.  u.  verwandten  gebieten  —  von  MHarrwitz  1,  4.  [902 

G.  u.  SvKlettenberg  s.  [779. 
G.  u.  Klinger  s.  [779. 

Knebel  über  G.  1780.  von  Knebel  an  Lavaler.  von  KWeinhold.  Chron. 
d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  53.  [903 

G.  u.  maier  Kolbe.  eine  kunsthist.  skizze  von  KThGaedertz.  Bremen, 
Müller.  42.  8.  vgl.  [927.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  50  (Buchner).  AZ 
nr335B.     D.  dichtung  7,  128.  [904 

G.  u.  die  gräfin  Lanthieri  von  JMinor.     Grenzboten  48,  1,315.  [905 

Von  Ulrike  vLevetzow.     Chron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  30.  [906 

Notiz  über  Ulrike  vLevetzow.     Frankf.  ztg.  nr  169  morgenbl.  2.  [907 

Manzoni  u.  G.     von  OSpeyer.     Grenzboten  48,2,71.117.  [908 

G.  u.  HMeyer  von  OHarnack.     Preufs.  jbb.  64,  529.  [909 

G.  u.  kanzler  vMüller  s.  [779. 
G.  u.  Napoleon  s.  [797. 
G.  u.  Pestalozzi  s.  [1314. 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     GOETHE  425 

vGoethe,  J\V.:    G.  u.  Plautus  s.  [618. 

Rahel  u.  G.  in  Frankfurt,  mitgeteilt  von  CKühn.  4  briefe  von  RVarnhagen 
an  ihren  mann  über  ein  zusammentreffen  mit  G.  in  Frankfurt  im  aug.  u. 
sept.  1815.    Didaskalia  nr  199.  [910 

Rauch  u.  G.  urkundl.  mitteil,  von  KEggers.  mit  6  lichtdr.-tafeln.  Rerlin, 
Fontane.  xv,251.  8.  —  Litt,  centralbl.  nr29.  Dienation  jg.6  nr  39  (Geiger). 
PLZ  nr  32  (vUrlichs).  Gegenwart  nr  34  (Düntzer).  D.  rundschau  60,  469. 
AZ  nr  154B.     Nationalztg.  nr  408.  [911 

Die  familie  vReineck  [unter  beziehung  auf  Dichtung  u.  Wahrheit  i  4  (weimarer 
ausg.  26,  250)  hinweis  auf  ein  bisher  unbeachtet  gebliebenes  pseudon.  büch- 
lein:  Die  selbstgewehlte  eheverbindung  oder  wahrhafte  gesch.  der  fiäulein 
\R*.     Erlangen  1755.     80  ss.].     AZ  nr  61  B  Verschiedenes.  [912 

Riemer  s.  [1366. 
Rochlitz  s.  [1381. 

JFRöhr  [verf.  der  Trauerworte  bei  vG.s  bestattung  —  gesprochen].  ADB 
30,  92  (GFrank).  [913 

G.  u.  Runge  s.  [234. 

FWRust  [componist  G.scher  lieder].     ADB  30,20  (WHosäus).  [914 

G.  u.  ChvSchiller  s.  [779. 

Stimmen  aus  der  Vergangenheit:  G.-Schinkel-Boisseree  von  HvWolzogen. 
Bayreuther  bll.  nr  3  (Goethe-jb.  11,262).  [915 

G.  and  Schopenhauer  by  L.IHuff.     Unitarian  review  32,437.  [916 

Schoepflin.  Pfister  1888  [939.  —  Berl.  phil.  wochenschr.  nr  47  (Geiger). 
Bulletin  critique  nr  21.  [917 

Joh.  Schulze  u.  das  höhere  preufs.  unterrichtswesen  in  seiner  zeit  von 
CVarrentrapp.  mit  1  bildnis  Sch.s  gestochen  von  HMeyer.  Leipzig, 
Teubner.     xvi,  583.     8.     vgl.  Goethe-jb.  11,  263.  [918 

Eine  freundin  G.s  [Marie  Szymanowska]  von  GKarpeles.  N.  musikztg. 
jg.  10  nr  19  (Goethe-jb.  11,  264).  [919 

Shakespeare  u.  G.  einleitender  vortr.  zur  jahresversamml.  der  deutschen 
Shakespearegesellsch.  von  FAL  e  o.  Jb.  d.  d.  Shakespearegesellsch.  24, 9.  [920 
Frau  vStaels  beziehungen  zu  G.  u.  Schiller.     Schles.  ztg.  nr  247.  [921 

G.  u.  frau  vStein.  Adler  1888  [941.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr. 
82,  223  (Hölscher).  [922 

Auch  ein  G.-commentar  [G.s  Verhältnis  zu  frau  vStein  betr.]  von  PPoppe. 
Die  gesellsch.  s.  544.  ,  [923 

G.  u.  die  brüder  Stolberg  s.  [779. 
G.  u.  Thibaut  s.  [770. 
G.  u.  Twesten  s.  [1587. 
Schöff  vüffenbach  s.  [850. 
G.  u.  Varnhagen  s.  [779. 
G.  u.  Chv Villers  s.  [HO. 

Voltaire  u.  G.  als  dramatiker.  ein  beitr.  zur  litteraturgesch.  von  GCarel. 
progr.  d.  Sophienschule  zu  Berlin.  Berlin,  Gärtner.  38.  4.  —  Bll.  f.  litt, 
unterh.  nr  28  (Buchner).  Zs.  f.  frz.  spr.  u.  litt.  11,  8,  227  (Sarrazin).  [924 
G.  u.  HLWagner.  ein  wort  der  kritik  an  unsere  G.-forscher  von  JFroitz- 
heim  (Beitr.  zur  landes-  und  volkeskunde  von  Elsass- Lothringen  x).  Strafs- 
burg, Heitz.  68.  8.  —  DLZ  nr  21  (Schmidt),  dagegen  Litt,  centralbl. 
nr  30  sp.  1031  (Froitzheim).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  30  (Boxberger),  dagegen 
ebenda  nr  41  s.  653  (Froitzheim).  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  97 
(vBiedermann).  [925 

G.  u.  ZWerner  s.  [779. 

Ein  bildnis  der  familie  G.  von  HDüntzer.     Gegenwart  nr  10.  [926 

D  Alton  u.  Kolbes  G.-bildnisse  von  KThGaedertz.  AZ  nr  142B.  vgl. 
[S70. 904.  [927 

Wie  sah  G.  aus?  ein  versuch  die  frage  zu  beantworten  von  PhWcilbach. 
mit  1  tafel.     Zs.  f.  bildende  kunst  24,  244.  [928 

Zarncke  1888  [950.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr9  (Schröer).    [929 


426  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

vGoethe,  JW.:  Ein  gipsrelief  G.s.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  21.  [930 
Bettinas  G.-statue  in  Weimar.    D.  rundschau  60,  469.  [931 

[25  G.-medaillen.  publiciert  von  HRStorer  in:  American  Journal  of  numis- 
matic,  Boston,  vol.  22  nr  2  (Goethe-jb.  11,274)].  [932 

Zur  G.-platz-frage  [in  Wien].    Chron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  12.  8.  [933 

Projected  monument  to  Goethe  in  Central  park,  New-York.  New-York 
critic  12,  220.  [934 

Ein  G.-denkmal  [in  America].  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  52.  [935 
Mafsgebliches  u.  unmafsgebliches.  Grenzboten  48,  1,  148.  336  [berührt  das 
fr,  d.  hochstift  u.  das  frankf.  G.-haus].  [936 

Neue  G.  -  erinnerungen  in  dessen  geburtshause.  Frankf.  ztg.  nr  185 
morgenbl.  2.  [937 

Eine  G. -gedenkstätte  [in  Mittenwald]  von  CvBinzer.  Chron.  d.  wiener 
G.-ver.  jg.  4  s.  52.  [938 

[Notiz  über  ein  denkzeichen  an  G.,  angebracht  zu  Strafsburg  am  hause 
Krämergasse  nr  7,  in  welchem  der  dichter  bei  den  damen  Lauth  zu  mittag 
speiste:  Landesztg.  f.  Elsass- Lothringen,  abdr.  in:  Münchner  n.  nachr. 
nr  244].  [939 

'Hier  wohnte  G.  1785'  [handelt  von  G.s  logement  in  den  3  rosen  zu  Karls- 
bad]. Münchner  n.  nachr.  nr  515.  [940 
G.s  house  at  Weimar  by  OBrouving.  Scribners  mag.  6,615.  [941 
Im  G.-hause  von  MKalbeck.  Presse  nr  251.  [942 
[Bildererwerbungen  im  G.-haus  in  Frankfurt,  s.  Goethe-jb.  11,  274].  [943 
[Neue  bilder  über  Stoffe  aus  G.s  dichtungen  von  HKaulbach.  AZ  nr314 
(Goethe-jb.  11,274)].  [944 
s.  auch  [166. 

Generalversamml.  der  G.-gesellsch.  in  Weimar  am  13  juni  [mit  referat  über 
den  vortr.  von  MBernays:  G.s  Gesch.  der  farbenlehre].  DLZ  nr  26  sp.  954 
(Hamburger).  AZ  nr  165  B.  Chron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  s.  37.  Presse 
nr  166  beil.  [945 

Aus  dem  wiener  G.-ver.     Chron.  d.  wiener  G.-ver.  jg.  4  nr  1  ff.  [946 

Manchester  G.-society.  Acad.  nr  875  s.  98.  nr  878  s.  154.  nr  881  s.  209. 
nr  918  s.  376.  [947 

English  G.-society.  Acad.  nr  881  s.  209.  nr  882  s.  226.  nr  885  s.  275. 
nr  920  s.  409.     vgl.  Goethe-jb.  11,  276.  [948 

At  the  G.  -  society  by  B  o  u  c  i  c  a  u  1 1.  The  north  american  review 
march.  [949 

Goethe,  KE.:  Briefe  von  G.s  mutter  an  die  herzogin  Anna  Amalia.  neu  hg. 
u.  erlaut,  von  KHeinemann.  mit  2  bildnissen.  Leipzig,  verl.  des  Litt, 
jahresber.  (Seemann),  xv,  159.  8.  —  Litt,  centralbl.  nr  32.  Grenzboten 
48,  3,  479.  Nord  u.  süd  51,  288.  Preufs.  jbb.  64,  608  (Harnack).  Bll.  f. 
litt,  unterh.  nr  50  (Büchner).     Daheim  jg.  26  nr  8  (Wychgram).  [950 

Briefe  von  G.s  mutter  an  ihren  söhn,  Christiane  u.  August  vG.  mit  1  lichtdr. 
(Schriften  der  G.-gesellsch.  im  auftr.  des  Vorstandes  hg.  von  BSuphan. 
bd.4).  Weimar,  x,  416."  8.  —  Deutschland  nr  11  (Mauthner).  AZ  nr351 
morgenbl.  2.  [951 

2autogr.  [davon  eines  ein  brief  der  frau  rat].  Frankf.zlg.  nr306  beil.  [952 
s.  auch  [850.  884. 

GÖTTLING,  KW.  s.  [765. 

Gottsched,  JCh.  s.  [246. 

Eßailly,  Quid  ad  renovandas  apud  Germanos  litteras  criticae  Gottschedii 
cum  Helvetiis  disputationes  momenti  habuerint  (thesis).  Lille,  Danel. 
99.    8.  [953 

Servaes  1888  [978.  —  Litleraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  8  (Koch).  [954 
CFReibehand  u.  G.  von  FWinter.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  264  [darin 
j5.  270  theaterzettel  einer  aufführung  des  Puppenspiels  Faust  zu  Ham- 
burg 1752].  [955 
Eine  abendgesellsch.  bei  prof.  G.    Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  13.    [956 

Götz, .IN.:  JNG.,  die  winterburger  nachtigall.    ein  beitr.  zur  deutschen  litteratur- 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER  :      GOETHE  —  GRILLPARZER        427 

gesch.  von  HHahn.  1  teil,  progr.  d.  gymn.  zu  Birkenfeld.  31.  4  [im 
anh.  ein  brief  Herders  an  G.  vom  18  sept.  1780].  —  DLZ  nr  46  (Schüdde- 
kopf).  [957 

Grabbe,Chü.:  ChDG.,  MBeer  u.  EvSchenk.    hg.  von  FBobertag  (D.  nationallitt, 
bd.  161).     Berlin  u.  Stuttgart,  Spemann.     x,  510.     8.  [958 

Aus  G.s  tagebuch.  mitgeteilt  von  KEF ran  zos.  D.  dichtung  5,  224.  [959 
[HKNeumann  bei  G.     Nord  u.  süd  50,  373].  [960 

Greflinger,  G. :    GG.s  hamb.  reisehb.  u.  beschreibung  von  Hamburg  im  j.  1674 
von  CWalther.     Zs.  d.  ver.  f.  hamb.  gesch.  9,122.  [961 

vGreiffenegg,  HG.  s.  [240. 

Gries,  JD.  s.  [6. 18. 

Grielparzer,  F. :    Die  ahnfrau.     trauerspiel.     schulausg.  mit  ein],  u.  anm.  von 
ALichtenheld.     Stuttgart,  Cotta.     182.     12.  [962 

G.s  Esther  von  HGlücksmann.     Presse  nr  13.  [963 

Diejüdin  von  Toledo  von  GKarpeles.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  27.  [964 
Zur  entstehungsgesch.  der  Jüdin  von  Toledo  von  EBeich.  D.  ztg.  nr  6374 
[berührt  auch  Körner].  [965 

Die  Jüdin  von  Toledo  auf  dem  D.  theater  zu  Berlin:  D.  rundschau  58,  143 
(Frenze!);  auf  dem  wiener  burgtheater:  Wiener  briefe  ccxliii.  AZ  nr267B. 
D.  volksbl.  nr  258.  62.  [966 

G.s  Sappho.  eine  ästhetische  Würdigung  von  FKunz.  progr.  d.  staatsreal- 
schule'zu  Teschen.     24.     8.  [967 

Sappho.  aufgeführt  im  wiener  burgtheater.  D.  volksbl.  nr  40  (Wolf).  [968 
Weh  dem  der  lügt  auf  dem  D.  theater  zu  Berlin.  Gegenwart  nrlO.  D.  rund- 
schau 59,302  (Frenzel).  D.  wochenbl.  nr  11  (Hessen).  [969 
Ungedr.  aufsätze  u.  briefe  von  FG.  mit  G.s  portr.  u.  autogr.  des  gedichtes 
Lösche  die  lampe  mitgeteilt  von  KEFranzos.  D. dichtung  6,  57. 9.  101.  4.  [970 
Briefe  von  FG.  N.  fr.  presse  nr  8888.  [971 
FG.  als  dramatiker  von  HGonrad.  Preufs.  jbb.  63,  419.  [972 
Neue  Veröffentlichungen  aus  G.s  nachlass  von  CHampe.  Gegenwart  nr33.  [973 
Musikalisches  u.  litterarisches  (Der  modernen  oper  5  teil),  kritiken  u.  Schil- 
derungen von  EHanslick.  2  aufl.  Berlin,  allg.  ver.  f.  deutsche  litt,  iv,  359. 
8  [darin:  G.  als  musiker  =  1888  [992].  [974 
G.  redivivus  von  AKlaar.  Beil.  zur  Bohemia  nr  142.  [975 
G.  u.  die  klugen  frauen  von  ALichtenheld.  Grenzboten  48,  4,  138.  [976 
Neues  von  G.  von  AMü  1  ler-Gutten  brun  n.  D.  ztg.  nr6211.  [977 
Neues  über  G.  zum  17  todestage,  21  jänner.  von  MNecker.  N.  wiener  tagbl. 
jg.  23  nr21.  [978 
G.  u.  seine  Jugenddramen  von  MNecker.  Grenzboten  48,  1,  554.  601.  [979 
FG.  als  politiker  von  EBeich.  D.  ztg.  nr  6430.  [980 
G.  u.  Schreyvogel  von  EReich.  Wiener  ztg.  nr  265.  [9S1 
Von  G.  u.  seinen  Verlegern  von  LRosner.  Wiener  tagbl.  nr  265.  [982 
Neues  zur  biogr.  G.s.  von  FSchnürer.  N.  fr.  presse  nr  8855.  [983 
FG.  eine  betrachtung  zur  denkmalfeier  von  AESchönbach.  Wiener  ztg. 
nr  119.  [984 
Volkelt  1S88  [994.  —  Gfenzboten  48,  1,  239.  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40, 
253  (Waniek).  Gegenwart  nr  25.  Bll.  f.  litt,  unterb.  nr  39  (Schlossar).  DLZ 
nr  52  (Werner).  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,  359  (Hölscher).  N.  fr. 
presse  nr  8980  (Jerusalem).  Österr.  litt,  centralbl.  jg.  6  nr  2  (Knauer).  [985 
FG.  eine  litt.  Studie  von  KW  im- h  sl  er.  Wcslermanns  monatshefte  66,372.  [986 
FG.  und  das  burgtheater  von  AJW  el  tu  er.  N.  wiener  tagbl.  jg.  23  nr  139.  [987 
G.  u.  die  frauen.  N.  wiener  tagbl.  jg.  23  nr  141.  [988 
G.  u.  Hamerling  als  'cooptierte  antisemiten'.  Beil.  zur  Bohemia  nr  322.  [989 
G.  über  denkmaler.  Presse  nr  143  beil.  [990 
[Zur  enthüllung  des  G.rjdenkmals  im  volksgarten  zu  Wien  am  23  mai  1S89 
erschienen  arlikel  in:  AZ  nr  144  B.  Chron.  d.  wiener  Goethe-ver.  jg.  4  s.  38. 
D.  ztg.  nr  6249  (Grasbe  rger).  Gartenlaube  nr  19  (Sauer).  Grenzboten 
48,  2,  566.    lllustr.  ztg.  nr  2396  (vVincenti).     Kunstchron.  jg.  24  nr  35 


428  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    18S9     II 

s.  555.  Die  nation  jg.  6  nr  34  (Bettel  heim).  Die  post  nr  142  beil.  1.  Presse 
in-  137    beil.  141.     Wiener  tagbl.  nr  141.  3  (Köhler)].  [991 

Grielparzer,  F.:  Zur  begründung  des  wiener  G.-ver.  AZ  nr  344  B,  vgl.  nr  352  B 
(Beich).  [992 

s.  auch  [779. 

vGrimm,  FM. :  Kaiserin  Katharina  u.  MG.  von  EG  u  g  1  i  a.  Grenzboten  48, 
3, 599.  [993 

FMG.  der  vermittler  des  deutschen  geistes  in  Frankreich,  von  BMahren- 
holtz.     Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,  291.  [994 

MG.  u.  Katharina  n  von  BPröifs  [im  anschluss  an  Scherer  1887  [879]. 
Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u,  ausl.  nr37.  8.  [995 

vGrimmelshausen,  JJCh.  :  *Über  den  abenteuerlichen  Simplicissimus  u.  die  sim- 
plicianischen  Schriften  von  JChvG.  eine  monogr.  von  FNeumann.  progr. 
d.  deutschen  Staatsrealschule  in  Pilsen.  1888.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn. 
40,  864  (Prosch).  [996 

Eine  quelle  des  Simplicissimus  [Guzman  von  Alfarache]  vonBvPayer.  Zs. 
f.  d.  phil.  22,93  vgl.  384.  [997 

Über  suffixales  e  in  G.s  Simplicissimus.  ein  beitr.  zur  gramm.  der  frühhd. 
schriftspr.  von  JW  i  e  s  n  e  r.  progr.  d.  leopoldstädter  gymn.  in  Wien. 
37.     8.  [99S 

Des  Simplicissimus  oheim  Jakob  vBamsay  in:  Mosaik,  geschieht!,  skizzen 
von  RWille.     Hanau,  Alberti.     260.     8.  [999 

[Bericht  über  einen  vortr.  von  GKön  necke  über  den  stand  der  G.-forschung; 
nachweis  dass  G.  einer  luth.  familie  in  Gelnhausen  entstammte  u.  später 
erst  kath.  wurde.     Frankf.  ztg.  nr  211  beil.].  [1000 

s.  auch  [177.  245. 

Gryphius,  A.:  Aufführung  des  Peter  Squenz  in  Zürich.  Frankf.  ztg.  nr  55 
morgenbl.  2  (notiz).  [1001 

Zur  Würdigung  des  dichters  AG.  eine  litterarhist.  stud.  von  GBreucker. 
progr.  d.  progymn.  zu  Trarbach.    20.     4.  [1002 

Günther ,  JGh.  :  [Zu  G.s  Trost -aria.  Grenzboten  48,2,335  mit  bezug  auf 
ebenda  s.  239].  [1003 

JChG.  trauerspiel  von  ABartels.  Leipzig,  Reifsner.  120.  8.  —  Litt, 
meikur  9,  94  (Löbner).     Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  23  (Siegen).  [1004 

s.  auch  [200. 

Hamann,  JG.:    Grau    1888    [1008.    —    Theol.   litteraturztg.    nr  8    (Lindenberg). 

[1005 
s.  auch  [1069. 

Happel,  EW.:  Ein  münchner  roman  aus  dem  17  jh.  [Der  bayr.  Max]  von 
KThHeigel.     Jb.  f.  münchner  gesch.  3,431.  [1006 

H.  u.  Beuter  von  JLunzer.     Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,440.  [1007 

vHardenberg,  F.:    FvH.   genannt  Novalis.     Die   christl.  weit  s.  260.  91.  327.  8. 

[1008 
s.  auch  [540. 

Häring,GWH.  (WAlexis)  s.  [1354. 

Harms,  Cl.:  Ausgew.  predigten,  mit  einer  einl.  monogr.  von  vLangsdorff 
(Die  predigt  der  kirche.  classikerbibl.  der  christl.  predigtlitt.  hg.  von 
GLeonhardi.     bd.  4).     Leipzig,  Bichter.    xxxi,  180.     8.  [1009 

Hauff,  W.  s.  [26. 

Werke.  Bölsche  s.  1888  [1015.  lfg.  9— 12  (schluss).  bd.  4.  5.  Leipzig, 
Dürselen.    v,  289— 360.    iv,  456  u.  einl.  mit  biogr.    22.  [1010 

Die  bettlerin  vom  Pont  des  arts.    eine  erzählung.    Leipzig,  Fock.    14S.    16. 

[1011 
Das  bild  des  kaisers.  ed.  with  an  introduetion ,  english  notes  etc.  by 
KBreul.  Cambridge,  university-press.  xxvii,  216.  8.  —  Athen,  nr  3203 
s.  342.  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  83,  459  (Hansel).  Saturday  review 
68,  117.  [1012 

Das  bild   des  kaisers.     ed.  with   grammatical   and  explanatory  notes   and  a 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      GRILLPARZER  —  HEINE  429 

comprehensive  german-english  vocabulary  by  JFDavid.  London,  Hachette. 
206.    8.  [1013 

Hauff,  W. :  Cold  heart.  transl.  from  the  german  by  AHenry.  London, 
Digby.     16.  [1014 

Die  karavane.     Hager  1888  [1017.  —  Athen,  nr  3221  s.  92.  [1015 

Caravan  and  Sheik  of  Alexandria.  literally  transl.  by  SMendel.  London, 
Bell.     12.  [1016 

Lichtenstein,     eine  romant.  sage.    Leipzig,  Fock.    395.    12.  [1017 

Phantasien  im  bremer  ratskeller.  ein  herbstgeschenk  f.  freunde  des  weines. 
neue  ausg.  der  1  aufl.  d.  werkes.  2  aufl.  Bremen ,  Schünemann.  vi, 
116.     12.  [1018 

The  wine  ghosts  of  Bremen,  transl.  by  ES  a  dl  er  and  GBLFletcher. 
London  and  Oxford,  Simpkin.    12.  —  Saturday  review  67,577.  [1019 

Scheik  von  Alessandria  s.  [11.1016. 

Zur  characteristik  W'H.s.  Belletrist. -litt,  sonntagsbeil.  d.  Hamb.  nachr. 
nr  10. 1.  [1020 

Hebel,  JP. :  Alem.  gedichte  f.  freunde  ländl.  natur  u.  sitten.  ins  hd.  übertr. 
von  BBei  nick.     Leipzig,  Fock.     vm,  168.     12.  [1021 

Eine  quelle  [anecdoten  aus  dem  leben  des  generals  Custine  1794]  f.  H.s 
Schatzkästlein  [zu  Kannitverstan]  von  LGeiger.  Vierteljahrschr.  f.  lg. 
2,  601.  [1022 

Kannitverstan.    Grenzboten  48,  1,  294.  [1023 

s.  auch  [177.  286. 

Hegel,  GWF.  s.  [92. 

Heg.ner,  U. :  DHess  u.  UH.  mitteil,  aus  ihrem  briefwechsel  in  den  jj.  1812 
bis  39  hg.  von  FOPestalozzi.  Zürcher  taschenbuch  auf  d.  j.  1889.  [1024 
s.  auch  [156. 

Heine,H.:  Werke.     Eis ter  s.  1888  [1035.     Hg.  38  — 44.    bd.  6.  7.    193  —  636. 

I  —  368.  [1025 
Laube  s.  1885  [706.  2  aufl.  bd.  1.  Ifgr.  1.  24.  [1026 
Buch  heim  1888  [1040.  —  Spectator  62,  336.  [1027 
Snodgrass  1888  [1043.  —  London  dial  9,297.  [102S 
s.  auch  [69. 

Buch  der  lieder.  Elster  1888  [1044.  —  Westermanns  monatshefte  65,  856. 
Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  25,  192  (Brenner).  [1029 

Buch  der  lieder.  diamantausg.  mit  12  kupferdr.  nach  Zeichnungen  von 
PGrot Johann.     Berlin,  Grote.    vn,  270.     16.  [1030 

Buch  der  lieder.     Leipzig,  Knaur.     223  mit  1  portr.     16.  [1031 

Buch  der  lieder.     miniaturausg.     Leipzig,  Fock.     xn,  296.     12.  [1032 

II  libro  dei  canti,  preceduto  dalle  notizie  della  sua  vita  e  de'  suoi  scritti  per 
GVarese.  2  ed.  Firenze,  Le  Monnier.  cxxx,  307.  16.  [1033 
Braun  s.  1888  [1050.  4  aufl.  [1034 
[Gedichte].  The  love-songs  by  HH.  englished  by  HBBriggs.  London, 
Trübner  &  cie.  —  Acad.  nr  904  s.  133,  vgl.  auch  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  11 
s.  175.  [1035 
Flowers  of  the  night  by  EPfeiffer.  London,  Trübner  [enth.  übers,  von 
eedichten  B.s].  —  Acad.  nr  895.  [1036 
EKdeBom:  HH.  Intermezzo  lyrique.  —  De  toekomst  nr  10  (Beltjens).  [1037 
Memoiren  des  hrn  vSchnabelewopski  s.  [18. 

Die  freien  rhythmen  in  HH.s  Nordseebildern,  ein  beitr.  zur  neuen  deutschen 
metrik  von  PRemer.     Heidelberg,  Winter.     56.     8.  [1038 

Cuadros  de  viaje,  primera  versiön  castellana  hecha  directamentc  del  aleman 
con  arreglo  al  texto,  revisto  y  completado,  por  AStrodtmann;  anotada  y 
comparada  con  la  Version  francesa  del  autor,  por  LGa  rrichoageja ;  con 
DD  ensayo  biografico  y  critico  acerca  del  autor  y  sus  obras.  tom.  i.  Madrid, 
La  Viuda  del  Hernando.     lxxxviii,  310.     8.  [1039 

Briefe  s.  [324  f. 

Über  den  sarkasmus  HH.s.  eine  krilik  von  Aschkenas  Apparatus.  Leob- 
schütz,  Schnurpfeil,     m,  26.     8.  [1040 


430  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889    II 

Heine,  H.:  GBrandes,  HH.  som  politiker.  Ur  dagens  krönika  juni.  übers. 
Frankf.  ztg.  nr230.  [1041 

The  loves  of  HH.  by  FSFielder.  The  Cornell  mag.  jan.  s.  223.  [1042 
Katharina,  H.s  11  geliebte  seit  1S32.  ein  litterarhist.  versuch  von  LFrei- 
gang.     Leipz.  universitätsztg.    2  sem.    nr  8.  9.  [1043 

H.s  grab  [nach  dem  engl,  des  MArnold]  von  KFreiligrath-Kroeker.  Mag. 
f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  4.  [1044 

Etudes  de  critique  scientifique  par  EHennequin.  ecrivains  francises: 
Dickens,  H.  usw.     Paris,  Perrin.    vi,  311.     16.  [1045 

Die  metrische  form  in  H.s  dichtungen  von  KHessel.  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  3,  47.  [1046 

Memoiren  von  Maximilian  H.  hg.  von  GKarpeles.  Der  Zeitgeist  (beibl. 
zum  Berl.  tagebl.)  nr  29.  31.  4.  6.  8.  44.  [1047 

Das  HH.-denkmal  f.  Düsseldorf  von  GKarpeles.  Illustr.  ztg.  nr  2391.  vgl. 
[1059.  [1048 

H.  u.  Lassalle  von  GKarpeles.  Gegenwart  nr  47.  8.  vgl.  [1058.  [1049 
In  Lucca.  H.-erinnerungen  von  GKarpeles.  Leipz.  tagebl.  nr  274.  [1050 
Kohut  1888  [1082.  —  Westermanns  monatshefte  65,  583.  Gegenwart 
nr  33  s.  111.  [1051 

Der  verschwundene  nachlass  HH.s  von  FReusche.  D.  ztg.  nr  6177.  [1052 
Schärf  1888  [1084.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  15  s.  239.  [1053 

Sharp  1888  [1085.  —  Athen,  nr  3194  s.  50a.  New-York  critic  12.39. 
Spectator  63,  497.     AZ  nr  62  B  Vermischtes.  [1054 

On  translating  H.  by  WSharp.     Acad.  nr  870  s.  10c.  [1055 

Xanthippus  1888  [1086.  —  Grenzboten  48,  1,  197.  Conserv.  monatsschr. 
46,  334.  [1056 

HH.    Quarterly  review  169,  339.  [1057 

HH.  u.  Lassalle.     Presse  nr  334.     vgl.  [1049.  [1058 

Also  doch  ein  H.-denkmal?!  Acad.  bll.  bd.  4  lieft  8.  vgl.  [104S.  [1059 
s.  auch  [209.  325.  468.  519. 

Heinse,  W.  s.  [25. 

Hell,  Th.  s.  [25. 

vHelvig,  A.:  Das  leben  der  dichterin  AvH.  geb.  freiin  vlmhoff  von  HvBissing. 
mit  1  bilde.  Berlin,  Hertz,  vm,  457.  8.  —  Grenzboten  48,  2,  126  (Stern). 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  17  (Sallmann).  DLZ  nr  18  (Sauer).  Nord  u.  süd 
49,  408.  D.  rundschau  61,  153.  Die  frau  im  gemeinnützigen  leben  4,  331 
(Lobedan).  AZ  nr6lB.  Conserv.  monatsschr.  46,  554.  Wiener  ztg.  nr  96.  7 
(Ehrlich).  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp.  nr  19.  Die 
post  nr  32  beil.  2.     Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  13  (Servaes).         [1060 

vHerder,  JG. :  Werke.  3  teil.  labt.  Fragin.  über  die  neuere  deutsche  litt, 
hg.  von  HLambel  (D.  nationallitt.  bd.  76  i).  Berlin  u.  Stuttgart,  Spe- 
mann.     lii,  381.     8.  [1061 

Sämmtl.  werke.  Suphan.  bd.  15  1888  [1093.  —  Revue  critique  nr  IS 
(Joret).  [1062 

Dieselben,  bd.  29.  xliv,  766.  8.  —  Revue  critique  nr  18  (Joret).  Arch. 
f.  gesch.  d.  philos.  3,  136  (Dilthey).  [1063 

Dieselben,  bd.  30.  31.  xxxiv,  530.  xv,  796.  8.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos. 
3,  136  (Dilthey).  [1064 

s.  auch  [6. 

Der  Cid.  nach  span.  romanzen.  mit  ausführl.  erläut.  f.  den  schulgebrauch 
u.  das  privatstud.  von  PSch  warz.  Paderborn,  Schöningh.  in,  182.  8.  [1065 
An  additional  romance  of  H.s  Cid  and  its  spanish  original.  Acad.  nr  885 
s.  272.  [1066 

Denkmal  Ulrichs  vHutten.  nach  dem  1  dr.  im  Teutschen  merkur  vom  j.  1776 
hg.  von  WSchimmel  busch.  Kreuznach,  Schmithals.  vn,  37.  8.  [1067 
Prosaschriften  s.  [21. 

H.  an  Gerstenberg  über  Shakespeare  von  BSuphan.  Vierteljahrschr.  f.  lg. 
2,  446.  [1068 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     HEINE  —  HEYiNE  431 

vHerdeb,  JG.:    Volkslieder  s.  [1477. 

H.s  briefe  an  JGHamann.  im  Originaltext  hg.  von  OH  offmann.  Berlin, 
Gärtner,  vi,  284.  8.  —  Nationalztg.  nr  255.  Die  post  nr  140  beil.  1.  Bll. 
f.  litt,  unterh.  nr  24  (Boxberger).  Theol.  litteraturztg.  nr  17  (Lindenberg). 
Hist.  zs.  63,  132.  Hamb.  corresp.  nr  331  (Guglia).  Sonntagsbeil,  zur  Voss. 
ztg.  nr  49  (Violet).  [10G9 

H.s  briefwechsel  mit  Kennedy  von  FMuncker.    Vierteljahischr.  f.  lg.  2,  139. 

[1070 
s.  auch  [957. 

H.s  Stellung  zum  rationalismus  von  OBa umgarte n.  B.-evang.  bll.  14, 
649.  [1071 

H.s  Verhältnis  zur  musik  von  ABock.  Der  Zeitgeist  (beibl.  zum  Berl.  tagebl.) 
nr41.  [1072 

H.  u.  das  gymn.  von  JBoehme.  Päd.  ztg.  d.  Hamb.  corresp.  nr  9 — 13. 
22.  3.  [1073 

Brunner  1888  [1102.  —  Theol.  litteraturztg.  nr  8  (Meier).  [1074 

Haym  1887  [983.  —  Hist.  zs.  62,335  (Hoffmann).  [1075 

Hs.  philos.  nach  ihrem  entwickelungsgang  u.  ihrer  hist.  Stellung  von  MKronen- 
berg.  Heidelberg,  Winter,  xi,  116.  8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  22  (Her- 
mann). Grenzbolen  48,  3,  188.  Litt,  centralbl.  nr  42.  Nord  u.  süd  51,  447. 
Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  35  (Sänger).  [107G 

Kun.z  1888  [1104.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  863  (Prosch).  Centralorgan 
f.  d.  interessen  d.  realschulwesens  17,  93  (Sohns).  [1077 

Schmidt  1888  [1105.  —  Aren.  f.  gesch.  d.  philos.  3,  138  (Dilthey).  [107S 
H.  u.  die  theol.  facultät  in  Jena  von  KSiegfried  [vgl.  Werke  hg.  von 
Suphan  31,  775—8].    Protest,  kirchenztg.  nr  12  sp.  278,  vgl.  nr  14  sp.  327. 

[1079 
[Notizen  betr.  die  erhaltung  von  H.s  geburtshaus  in  Mohrungen :  Voss.  ztg. 
nr  63.  Frankf.  ztg.  nr  82  morgenbl.  2;  s.  berichtigung  in:  Voss.  ztg.  nr  78 
abendausg.;  vgl.  ferner:  Die  post  nr  49  Vermischtes  (aus  der  Königsb.  Hart, 
ztg.)  u.  nr52  beil.  2;  ein  aufsalz  der  Ostpreufs.  ztg.  'Das  geburtshaus  H.s  dem 
Untergang  geweiht!'  fand  aufnähme  in:  Die  post  nr81beil.2.  Litt. centralbl. 
nr  16  sp.  566.  Chron.  d.  wiener  Goethe -ver.  jg.  4  s.  25.  D.  schriftstellerwelt 
1  mai].  [1080 

s.  auch  [151.  313.  317.  788.  826. 
Hess,  D.  s.  [1024. 

Hey,  W.:  [Über  die  behandlung  H. scher  fabeln  in:  *  Deutschlands  dichter  f. 
schule  u.  haus,  mit  erläut.  anm.  vers.  u.  zum  mündl.  vortr.  eingerichtet 
von  LBudolph.  5  —  8  teil.  Berlin,  Reinecke,  1888.  vgl.  Grenzboten 
48,  1,  618  (Ein  neuer  Ballhorn)].  [1081 

WH.  ein  bild  seines  lebens  u.  dichtens  zum  andenken  an  den  lOOjähr.  ge- 
burtstag  des  kinderfreundes  von  ABütow.  Leipzig,  Rust.  119.  S.  — 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  24  (Boxberger).  Litt,  merkur  9,  329  (Nägele).  [1082 
Der  fabeldichter  WH.  u.  seine  bedeutung  f.  die  schule  von  NKna  uf  (Lehrer- 
prüfungs-  u.  informationsarbeiten.  in  zwanglosen  heften,  lieft  20).  Minden, 
Hufeland.     54.     8.  [1083 

Zum  lOOjähr.  geburtstage  des  fabeldichters  WH.  von  GSchneider.  mit 
dem  bildnisse  H.s  u.  abbildungen  der  statten  seines  wirkens.  Gotha,  Perthes. 
39.    8.  —  Litt,  merkur  9,  329  (Nägele).     AZ  nr  85.  103  B.  [1084 

[Aufserdem  erschienen  aufsätze  zu  H.s  lOOjähr.  geburtstage  (26  märz  17^9) 
in:  Daheim  nr26  (BKönig).  D.  litteraturbl.  jg.  12  nr2.  D.  tagebl.  nr  144.  6. 
Frankf.  ztg.  nr85  morgenbl.  1  ( ASu  I  z  ba  cli).  Päd.  ztg.  d.  Hamb.  corresp. 
nr  6  (HEhlers).  lllustr.  ztg.  nr  2386.  Kunstwart  jg.  2  stück  13.  Wissensch. 
beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  36  (GÖrtel).  Päd.  bll.  18,  252  (WPfeifer).  Pä- 
dagogium lieft  6  (Göhring).  Die  post  nr  32  beil.  2.  Schles.  ztg.  nr  214 
(HHermann)].  [1085 

vHeyden, F. :  Das  wort  der  frau.    eine  festgabe.    Leipzig,Fock.    148.    16.      L108G 
Heyne,  ChG.:    ChGH.s   erinnerungen   an   seine   in  Chemnitz  verlebten   jugendjj. 
von  PL1  hie.     Jb.  d.  ver.  f.  Chemnitzer  gesch.    bd.  6.  [1087 


432  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

Hiller,  G.:  Ein  verschollener  dichter  von  MStempel.  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in- 
u.  ausl.  nr26.  [1088 

Hoffmann, EThW.:  Erzählungen,  illustr.  von  CKöystrand.  2  bde.  Wien,  Bondy. 
m,  468.     m,  340.     8.  [1089 

s.  auch  [1628. 
Fräulein  vScuderi  s.  [5. 

[Zu  'H.s  erzählungen',  phantastische  oper  von  Offenbach,  welche  aus  ver- 
schiedenen novellen  EThWH.s  zusammengesetzt  ist,  s.  Münchner  n.  nachr. 
nr  530].  [1090 

Hoffmann  vFallersleben,  AH. :  Behandlung  des  gedichtes  Der  blümlein  antwort 
von  HvF.  u.  Verwertung  desselben  zu  einem  aufsatz.  Kath.  schulbl.  jg.  35 
heft  9.  [1091 

Höfling,  E. :  [Eine  reliquie  von  EH.,  dem  verf.  des  liedes  von  der  alten  burschen- 
herlichkeit,  in:  Hessenland.  zs.  f.  hess.  gesch.  u.  litt.  bd.  1.  vgl.  D.  rund- 
schau  58,  319].  [1092 

Hölderlin,  F.:    Aus  FH.s  dunkeln  tagen  von  JGFischer.     D.  revue  14,  3,  86. 

[1093 
H.-studien  von  CGTLitzmann.     Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,407.  [1094 

H.,  der  dichter  des  pantheismus  von  AWilbra  nd  t  in:  Gespräche  u.  mono- 
loge.     samml.  vermischter  Schriften   (Stuttgart,  Gotta.     vii,  347.  8)  s.  71. 

[1095 

vHoltei,  K.:    Erinnerungen   an  KvH.  von  FvW  e  h  1.     Schles.  ztg.   nr  58.  61.  4. 

[1096 
s.  auch  [189.  1354. 

Hölty,LHCh.:  Zu  Halms  H.  von  JCrueger.    Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  281.    [1097 

vHumboldt,  W. :  Gebrüder  vH.,  5  b riefe  an  JRForster.  nebst  einem  anh.  h£. 
von  FJonas.     Berlin,  Oehmigke.    48.     8.  [1098 

s.  auch  [92.  272. 

Jacobi,  FH.  s.  [1682. 

Jäger,  Ch.  :  Wol  dem  der  weit  von  hohen  dingen,  eine  geistl.  parodie  von 
ChJ.  (1676)  nach  Opitz  von  AFischer.     Bll.  f.  hymnol.  s.  23.  [1099 

Jahn,  FL.:  Euler  1887  [1008.  —  Monatsschr.  f.  d.  turnwesen  bd.  8  heft  1 
(Bach).  [1100 

Der  alte  J.  in  Freyburg  a.  d.  Unstrut  von  Hildebrandt-Strehlen. 
Leipzig,  Strauch.     78.     8.  [1101 

Vom  turnvater  J.  [anecdoten  aus  der  Studenten-  u.  hauslehrerzeit,  aus  dem 
j.  1806  ua.].     Münchner  n.  nachr.  nr  350.  [1102 

J.  u.  Spiefs.     Kath.  schulbl.  jg.  35  heft  8.  9.  [1103 

Jerusalem,  JFW.  s.  [313. 

Jerusalem,  KW.  s.  [760. 

Iffland,  AW.  s.  [18. 

Theaterbriefe  von  I.  von  RGenee.    Nationalztg.  nr  210.  3.  [1104 

vImhoff,  A.  s.  [1060. 

Immermann,!.:  Werke.  1  teil.  1  abt.  Düsseldorfer  anfange.  Das  trauerspiel 
in  Tyrol.  hg.  von  MKoch  (D.  nationallitt.  bd.  159, 1).  Berlin  u.  Stuttgart, 
Spemann.  lviii,  xxxix,  303.  8.  —  Litt,  centralbl.  nr  25  (Creizenach).  Central- 
organ  f.  d.  interessen  d.  realschulwesens  17,  93  (Sohns).  [1105 

Der  neue  Pygmalion  s.  [5. 

I.s  Münchhausen.  ein  gedenkbl.  zum  21  april  von  Sträter.  Die  post 
nr  95  beil.  1.  [1106 

Der  oberhof  s.  [21. 

Der  oberhof.     Strafsb.  post  nr  354.  60.  [1107 

s.  auch  [307. 

Johann,  köni^  von  Sachsen  s. [188. 

Iselin,  I.  s.  [151.1148. 

Jung-Stilling,  JH.  s.  [788. 

Kant,  I.:  Die  K.-bibliogr.  des  j.  1888  von  RReicke.  Allpreufs.  monatsschr. 
26,  672.  [1108 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     HILLER — KLEIST  433 

Kant,  L:    The   critical   philosophy  of  IK.   by  ECaird.     Glasgow,  Mac  Lehose 
&  sons.  [1109 

Critical  philosophy  for  english  readers.  new  ed.  London,  Macmillan.  [1110 
Die  trennung  des  schönen  vom  angenehmen  in  K.s  Kritik  der  ästhetischen 
Urteilskraft,  zugleich  eine  Verteidigung  K.s  gegen  den  Vorwurf,  dass  er 
lediglich  formästhetiker  im  heutigen  sinne  sei.  von  FBlencke.  Leipzig, 
Fock.     57.     8.  [IUI 

Critique  of  practical  reason ,  Theory  of  ethics.  4  ed.  London,  Long- 
mans.    8.  [1112 

Kritik  der  reinen  Vernunft,  mit  einl.  u.  anm.  hg.  vonEAdickes.  Berlin, 
Mayer  &  Müller,  xxvii,  723.  8.  —  Acad.  nr  911  s.  256  (Wallace).  [1113 
Amol d t  18S8  [1129.  forts.    Altpreufs.  monatsschr.  26,  59.  385.  [1114 

*K.s  Theorie  der  erfahrung  von  HGohen.  2  aufl.  Berlin,  Dümmler,  1885.  — 
Acad.  nr911  s.  256  (Wallace).  [1115 

Krause  1888  [1131.  —  Litt,  centralbl.  nr  24.  Philos.  monatshefte  25,459 
(König).     Mind  14,  151.  [1116 

DuPrel  1888  [1132.  —  Westermanns  monatshefte  66,  416.  D.  rundschnu 
61,157.    Mind  14,300.     Nationalztg.  nr  164.  [1117 

Lose  bll.  aus  K.s  nachlass.  mitgeteilt  von  RReicke.  1  heft.  Königsberg 
i/Pr.,  Beyer.  302.  8.  —  DLZ  nr  22  u.  Münchner  n.  nachr.  nr  2S4  (Lass- 
witz). GGA  nr  13  (Siebeck).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  22  (Hermann).  Litt. 
centralbl.  nr  30.     Acad.  nr  911  s.  256  (Wallace).     Mind  14,  299.  [1118 

Mitteil,  aus  dem  K.ischen  nachlasse  von  HVaihinger.  Zs.  f.  philos.  u. 
philos.  kritik  96,  1.  [1119 

2  briefe  K.s  aus  dem  nachlasse  Borowskis  mitgeteilt  von  BErdmann. 
Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,  249.  [1120 
Kants  begründung  der  ästhetik  von  HGohen.  Berlin,  Dümmler.  xn,  433. 
8.  —  Litt,  centralbl.  nr  49.  Preufs.  jbb.  64,  736  (Harnack).  [1121 
Die  rostocker  K.-hss.  von  WDilthey.  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,592. 
3, 79.  [1122 
IK.  u.  seine  lehre  von  KFischer.  2  teile  (Gesch.  d.  neuem  philos.  neue 
gesammtausg.  3  neu  bearb.  aufl.  bd.  3.  4).  Heidelberg,  Winter  (1882). 
xx,  576.  xvin,  516.  8.  [1123 
*K.  u.  Schopenhauer.  2  aufsätze  von  GvGizycki.  Leipzig,  Friedrich, 
1888.  —  Westermanns  monatshefte  66,  415.  [1124 
Ein  hymnus  auf  IK.  mitgeteilt  von  KKöstlin  [gedieht  aus  dem  j.  1797]. 
Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,  246.  [1125 
Zur  K.-feier  der  Albertina,  rede  geh.  —  von  AL  u  d  w  i  c  h.  Königs- 
berg. 9.  4.  [1126 
Ist  der  begriff  des  schönen  bei  K.  consequent  entwickelt?  von  WNicolai. 
kieler  diss.     iv,  102.     8.                                                                             [1127 

3  briefe  Schopenhauers  an  KRosenkranz  betr.  die  gesammtausg.  von  K.s 
werken  von  RReicke.  Altpreufs.  monatsschr.  26,  310.  [1128 
s.  auch  [101.  179.  205.  317. 476.  1511. 1530. 

Karl  August  von  Sachsen- Weimar  s.  [901. 

Kerner,  J.:  Bilderbuch  1SS8  [1142.  —  Hist.  zs.  61,  308  (Egelhaaf).  [1129 

Der  reichste  fürst,  beitr.  zum  Verständnisse  des  gedientes  von  JK.:  Preisend 
mit  viel  schönen  reden  usw.  von  Wehner.     Päd.  bll.  IS,  512.  [1130 

DuPrel  1886  [1007.  —  Korrespondenzbl.  f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen 
Württembergs  36,  60.  [1131 

s.  auch  [323. 

Kind,  F.  s.  [25. 

vKleist,  BHW. :  Familie  Schroffenstein.  Stommel  1888  [1145.  —  Litt,  merkur 
9,  119  (Löbner).  [1132 

Hermannsschlacht.  Zürn  18S8  [1146.  —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  43,  139 
(Leuchtenberger).  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  378  (Klee).  Arch.  f.  d. 
stud.  d.  neueren  spr.  82,  358  (Hölscher).  [1133 

s.  auch  [5. 


434  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889    II 

vKleist,  BHW. :  Zu  K.s  Hermannsschlacht  von  RLöhner.  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  3,280.  [1134 

Zu  HvK.s  Hermannsschlacht  von  LZürn.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht 
3,  165.  [1135 

Käthchen  von  Heilbronn  s.  [13. 
Michael  Kohlhaas  s.  [21. 

Prinz  von  Homburg.  Zürn  1888  [1152.  —  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht 
3,  288  (Klee).  [1136 

s.  auch  [13. 

Hsliches  von  u.  über  HvK.  von  ES chmid t  u.  BSeuffert.  Vierteljahrschr. 
f.  Ig.  2,301.  [1137 

Zum  todestage  HvK.s  von  OFGensichen.     Der  bär  15,80.  [1138 

Zu  HvK.  von  RSprenger.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  564.  [1139 
s.  auch  [340. 

vKleist,  ECh.:  EChvK.  als  idyllendichter  von  van  Haag,  progr.  d.  realschule 
in  Rheydt.     17.     4.  [1140 

s.  auch  [1274. 

vKlettenberg,  SK.  s.  [779. 

Klingemann,  A.  s.  [25. 

vKlinger,  FM.:  Faust.  Pfeiffer  1888  [1163.  —  DLZ  nr  51  (Hirzel).  [1141 
Das  leidende  weib  s.  [5. 

K.  in  Russland.     Hamb.  corresp.  nr  158.  [1142 

s.  auch  [223.  779. 

Klopstock,  FG.  s.  [5.  22. 

Oden,  mit  Unterstützung  des  K.-ver.  zu  Quedlinburg  hg.  von  FMuncker 
u.  JPawel.  2  bde.  Stuttgart,  Göschen,  xvm,  238.  vm,  184.  8.  —  Litt, 
centralbl.  nr  12.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  14  (Löbner).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn. 
40,  468.  Revue  critique  nr  41  (Chuquet).  Litt,  merkur  9,  376  (Lambel). 
D.  litteraturbl.  jg.  12  nr  12  (Brenning).  [1143 

Werne ke   1888   [1169.  —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen  43,  372  (Naumann). 

[1144 
WürfU888[1170.— Bll. f.  d.bayr.gymnasialschulwesen  25,469(Baldi).  [1115 
s.  auch  [304. 

Ausw.  aus  K.s  ungedr.  briefen  an  Gleim  von  JPawel.  Vierteljahrschr.  f. 
lg.  2,  121.  [1146 

Etüde  sur  la  vie  et  les  oeuvres  de  FGK.  (these)  par  EBailly.  Paris, 
Hachette  &  cie.  454.  8.  —  Revue  critique  nr  45  (Chuquet).  Ztg.  f.  litt., 
kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp.  nr  27  (Fränkel).  [1147 

Nachklänge  zu  K.s  aufenthalt  im  oberland  von  JKeller.  Basler  jb.  s.  110 
[handelt  bes.  über  Ilselin].  [1148 

K.-stud.  1.  K.  als  musikalischer  ästheliker.  2.  K.s  beziehungen  zu  zeit- 
genössischen musikern.  von  OK  oll  er.  progr.  d.  landesoberrealschule  zu 
Kremsier.    Kremsier  (Gusek).     55.     8.  [1140 

Muncker  1888  [1175.  —  Litt,  merkur  9,39  (Lambel).  Hist.  zs.  61,513. 
Gegenwart  nr  31  (Fränkel).  Centralorgan  f.  d.  interessen  d.  realschulwesens 
17,  437  (Bindewald).  Revue  critique  nr  41  (Chuquet).  Bll.  f.  d.  bayr.  gym- 
nasialschulwesen  25,  190  (Bauer).     D.  ztg.  nr  6438  (Stern).  [1150 

s.  auch  [313.  322.  1253. 

vKnebel,  KL.:  Eine  denkschrift  K.s  über  die  deutsche  litt,  mitgeteilt  von 
KEFranzos.     Goethe-jb.  10,  117.  [1151 

s.  auch  [903. 

vKnigge,  A.  frhr:  Über  den  umgang  mit  menschen,  vollständig  u.  neu  hg.  von 
JDufresne.     20  stereot.  aufl.     Berlin,  Cronbach.    xvi,  335.     12.       [1152 

Koch,  E. :  *EK.  ein  erinnerungsbl.  zum  24  nov.  1888,  dem  30jähr.  todestage  des 
dichters  von  WRogge- Ludwig.  Hessenland  1888  nr  23.  4.  —  vgl.  D. 
rundschau  60,  7 9.  [1153 

Kolhans,  JCh.  s.  [65. 

Kopisch,  A.  s.  [18. 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      KLEIST LAVATER  435 

Kopisch,  A.:  Der  träumer.  novelle  (N.  hausbibl.  f.  Stolzesche  stenogr.  hg.  von 
GSchröder  u.  SAlge.  bd.  2).     Basel  (Leipzig,  Robolsky).     45  autogr.  ss.     8. 

[1154 

Körner,  ChG.  s.  [325. 

Kokher,  Th.  s.  [18.  26. 

[Frz.  übers,  von  K.s  Schwertlied  (vielmehr  Lützows  wilde  jagd).  Revue 
du  cercle  militaire  nr  51.  vgl.  Die  post  1890  nr  IS  beil.  2  sp.  4].  [1155 
K.-funde  [stammbuchbl.  u.  brief]  von  ThDistel.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  2, 
154.    vgl.  477  anm.  [1156 

Zu  K.s  Toni  u.  Zriny  von  RKade.  Grenzboten  48,  1,  171.  224.  [1157 
[Zriny,  aufgeführt  vom  acad.  dram.  ver.  berliner  studierender.  Gegenwart 
nr  26  (Harden)].  [1158 

Ein  brief  ThK.s  [an  Schwind,  15  jan.  1812]  von  CAlberti.  Nationalztg. 
nr  225.  [1159 

s.  auch  [1156. 

K.-funde  von  WvBiederman n.    Vierteljahrschr.  f.  Ig.  2,477.  [1160 

ThK.,  der  sänger  u.  held  von  Lützows  wilder  jagd.  der  deutschen  jugend 
erzählt  von  GHöcker  (Vaterland,  jugendschr.  bd.  13).  Glogau,  Flemmin?. 
173  mit  1  titelbild.     12.  [1161 

[ThK. -gedenktafel  in  Döbling  bei  Wien,  notiz.  Mitteil,  aus  d.  antiquariat 
u.  verwandten  gebieten  —  von  MHarrwitz  1,  91.  Frankf.  ztg.  nr  275  morgen- 
blatt  2].  [1162 

s.  auch  [965. 

Kosegarten,  GL.:  Franck  1888  [1186.  —  Hist.  zs.  61,531  (Blasendorff).  [1163 

vKotzebue,  A.:  La  petite  ville  allemande  de  K.,  avec  notices  biographiques  et 
litteraires  et  accompagnee  de  notes  en  francais  par  ELombard.  Paris, 
Belin.    vm,  199.     8.  [1164 

Bahlsen  s.  1888  [1189.  auch  sep.  Berlin,  Walther  &  Apolant.  32.  8.  — 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  16  s.  255.  Anglia  11,  634.  Centralorgan  f.  d.  interessen 
d.  realschulwesens  17,  367  (Sohns).  [1165 

K.  inEngland  von  EKoeppel  [mit  bezug  auf  [1165].  Engl.  stud.  13,530.  [1166 
K.s  anf.  von  GMalkewitz.     Nationalztg.  nr  273.  [1167 

Die  ermordung  AvK.s  durch  KLSand.  Beil.  zur  Bohemia  nr  123.  [116S 
s.  auch  [254. 

Krause,  JFG.  s.  [270. 

vKrüdener,  BJ.:  Mad.  de  K.  et  les  origines  de  la  sainte  alliance  par  Flach. 
Amiens,  Delattre-Lenoel.    15.    8.  [1169 

Kühne,  G.    s.  [189. 

Kulmann,  E.:  Eine  vergessene  dichterin  von  JGeffcken.  Belletrist.-litt.  sonn- 
tagsbeil.  d.  Hamb.  nachr.  nr  28.  [1170 

Lampe,  FA.:  Zu  L.s  liedein  [1723]  von  EKrause  u.  Nelle.  Bll.  f.  hymnol. 
s.  92.  128.  [1171 

Langbein,  AFE.  s.  [139. 

Laukhard,  FCh. :  Eulenkappers  leben  u.  leiden;  eine  trag.-com.  gesch.  nach  der 
ausg.  von  1804  neu  gedr.     Giefsen,  Ricker.     254.     8.  [1172 

Lairemberg,  JW.:  Hans  Willumsen  L.s  Fire  skjasrntedigte  i  dansk  oversaettelse 
fra  1652.  med  inledning  og  noter  udgivne  for  universitets-jubilaeets  danske 
samfund  af  JPaludan  (Univ.-jubil.  danske  samfund  nr  49).  Kjjabenhavn. 
lvii,  136.     8.  [1173 

Ein  brief  L.s  von  JBolte.     Zs.  f.  d.  phil.  21,464.  [1174 

s.  auch  [286. 

Lavater,  JK.:  Worte  des  herzens.  f.  freunde  der  liebe  u.  des  glaubens.  hg. 
von  CWHufeland.     Leipzig,  verlagsinst.     99.     12.  [1175 

Worte  des  herzens  s.  1884  [668.    6  aufl.    iv,  116.  [1176 

Briefwechsel  zwischen  JRSleinmüller  u.  HKEscher  von  der  Lint  (1796—1821). 
hg.  von  JDierauer.  mit  2  bildnissen  in  radierung  (Mitteil,  zur  vaterländ. 
gesch.  hg.  vom  hist.  ver.  in  SGallen  xxm  3  folge  m).  SGallen,  Huber  &  cie. 
xv,  387.    8  [berührt  L.  u.  Pestalozzi].  —  Litt,  centralbl.  nr  38.  [1177 

s.  auch  [156.  313.  903. 


436  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1889    II 

vLeibniz,  GW.:  Gerhardt  1888  [1206.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,  320 
(Erdmann).  [1178 

Brambach  1S88  [1207.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,328  (Erdmann).  L1179 
Der  briefwechsel  des  GWL.  in  der  kgl.  öffentl.  bibl.  zu  Hannover,  beschrieben 
von  EBodemann.  Hannover, Hahn.  iv,415.  8.  —  Nationalztg.  nr  426.  [1180 
2  ungedr.  briefe  von  L.  über  Spinoza  von  LStein.  Arch.  f.  gesch.  d.  phi- 
los. 3,  72.  [1181 
L.ens  beziehungen  zu  ChDaum,  rector  zu  Zwickau  von  RBeck.  Mitteil.  d. 
altertumver.  f.  Zwickau  u.  umgegend  heft  2.  [1182 
Festrede  zur  feier  des  L. sehen  gedächtnistages  von  EGurtius.  Sitzungsber. 
d.  kgl.  preufs.  acad.  d.  wissensch.  zu  Berlin  s.  667.  [1183 
Fischer  s.  1888  [1213.  neue  titelaufl.  —  D.  revue  14,  4,  255.  Theo!, 
litteraturbl.  nr  36  (Rabus).  [1184 
L.  u.  Spinoza  von  KIGerhardt.  Sitzungsber.  d.  kgl.  preufs.  acad.  d. 
wissensch.  zu  Berlin  s.  1075.  [1185 
L.  u.  Montaigne  von  Gltelson.  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,471.  [1186 
L.  u.  die  deutsche  spr.  von  RKade.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg. 
nr  57.  [1187 
Die  Theodicee  des  philos.  GWL.  von  GPortig.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz. 
ztg.  nr  72.  [1188 
Kritik  der  Theodicee  des  philos.  GWL.  von  GPortig.  Wissensch.  beil.  d. 
Leipz.  ztg.  nr  73.  [1189 
Tön  nies  1887  [1066.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,  318  (Erdmann).  [1190 
Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.    2  sect.  43,  2  (WWindelband).  [1191 

Leisewitz,  JA.:  Julius  von  Tarent  u.  die  dram.  fragm.  [hg.  von  RM Werner] 
(DLÜ  32).  Heilbronn,  Henninger.  lxix,  143.  8.  —  Nationalztg.  nr  462 
(Philippsthal).  [1192 

Julius  von  Tarent  von  GEllinger.     Nationalztg.  nr  432.  [1193 

Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.    2  sect.    43,  53  (MKoch).         [1194 

vLeitner,  CG.:  CGL.  (zum  90  geburtstage  des  dichters)  von  GGawalowski. 
D.  volksbl.  nr  315.  8.  [1195 

Lenau  s.  [1297  ff. 

Lenz,  JMR.:  Anf.  eines  fantastischen  romans  [Der  poet  1775]  von  L.,  von  dessen 
eigener  hand.  mitgeteilt  von  KWein hol  d.  Goethe-jb.  10,  46.  89.  [1196 
Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.  2  sect.  43,87  (PThfalck).  [1197 
s.  auch  [788. 

vLenz,  JR.  gen.  Kühne:  Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.  2  sect.  43,91 
(PThFalck).  [1198 

Lessing,  GE. :  Systematisches  Verzeichnis  der  L.-litt.  der  hgl.  bibl.  zu  Wolfen- 
büttel mit  ausschluss  der  hss.  (Ausgew.  bücherverzeichnisse  aus  der  hgl. 
bibl.  zu  Wolfenbüttel  heft  1).  Wolfenbüttel,  Zwissler.  31.  4.  —  Theol. 
litteraturbl.  nr  41.  [1199 

Werke.  10  teil.  Hamb.  dramaturgie.  Kleine  Schriften  aus  der  hamb.  zeit. 
11  teil.  1  u.  2  abt.  Berengarius  Turonensis.  Wolfenbüttler  beitr.  12  teil. 
Durch  die  Wolfenbüttler  beitr.  hervorgerufene  Streitschriften.  13  teil.  L.s 
nachlass  1  teil.  hg.  von  RBoxberger  (D.  nationallitt.  bd.  67— 70,  1.2). 
Berlin  u.  Stuttgart,  Spemann.  ix,  488.  xi,  309.  386.  xvm,  488.  iv, 
488.     8.  [1200 

Lachmann- Muncker  1886  [1107.  1888  [1222.  vgl.  DLZ  nr  8  sp.  285. 
—  DLZ  nr  2  (Boxberger).  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  36  (Sauer).  Didaskalia 
nr291.  Gentralorgan  f.  d.  interessen  d.  realschul wesens  17,758  (Stühlen).  [1201 
Sämmtl.  Schriften  hg.  von  Lachm  ann-Muncker  s.  1886  [1107.  bd.  4. 
xxm,  475.     8.  [1202 

Werke,  hg.  von  RPilger,  CChRedlich  u.  GZimmermann.  nebst  einer 
biogr.  des  dichters.  10  teile  in  4  bden.  Berlin,  Dümmler.  256.199.  199. 
168.  176.  327.  575.  312.  359.  200.     8.  [1203 

s.  auch  [26. 

Blumenau  s.  1887  [1075.     2  (titel-)  aufl.  [1204 

White  1888  [1225.  —  Atlantic  nr  63  s.  594.    The  Cornell  mag.  mai  s.  279. 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      LEIBNIZ LESSING  437 

New-York  critic  14, 145.  Educational  times  april  s.  183.  Literary  world20, 97. 
Modern  language  notes  april  s.  125.    Die  nation  6,564.  [1205 

Lessing,  GE. :  Hauptpastor  Goeze  im  fragmentenstreit.  einige  zu-  u.  gegen- 
sätze  zu  L.s  Anti-Goeze  von  AMühlhausen.  Gonserv.  monatsschr. 
46,  818.  [1206 

Antiquarische  u.  epigrammatische  abhandlungen  s.  [22. 
Berengarius  Turonensis  s.  [1200. 
Emilia  Galotti  s.  [22. 

Hage  mann  1888  [1227.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,273.  [1207 

Der  tod  der  Emilia  Galotti  von  EJeep.  N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd.  140,  580.  [1208 
JPaludan-Müller,  Emilia  Galotti  og  Götz  von  Berlichingen.  Literatur 
og  kritik  aug.  i.  n.  [1209 

Zu  L.s  dram.  fragm.  1.  Virginia  u.  Emilia  Galotti.  2.  Fenix  u.  Philotas. 
von  GRoethe.    Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  516.  [1210 

s.  auch  [202. 

L.s  epi  gram  nie  u.  seine  arbeiten  zur  theorie  des  epigramms  von  JBystron. 
Krakau  (Leipzig,  Fock).     56.     8.  [1211 

Über  die  idee  der  widergeburt  des  menschen,  die  gesch.  der  menschheit  u. 
die  diesseitige  wie  jenseitige  zukunft.  mit  bes.  beziehung  auf  L.s  Er- 
ziehungdes  nie n sehe ngesc hl echts  von  MMüller.  Leipzig,  Kössling. 
217.    8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  34  (Hermann).  [1212 

Fables  en  prose  et  en  vers.  expliquees  litteralement,  traduites  en  francais 
et  annotees  par  MBoutteville.  Paris,  Hachette.  iv,  189.  16.  [1213 
Fables.  nouvelle  ed.  avec  une  etude  et  un  commentaire  par  JKont  (Bibl. 
de  l'enseignement  secondaire  special  3e  annee).  Paris,  Picard  &  Kaan. 
143.     8.  [1214 

s.  auch  [22. 
Fenix  s.  [1210. 

Noch  einmal  L.s  gedieht  Das  muster  der  ehen.  von  RKöhler.  Viertel- 
jahrschr. f.  lg.  2,  275.  [1215 
Hamburgische  dramaturgie.  Extraits  de  la  Dramaturgie  de  Hambourg. 
publies  avec  une  introduetion  et  des  notes  en  francais  par  GCottler.  nou- 
velle ed.  Paris,  Hachette.  xxvm,  183.  16.  [1216 
Extraits  de  la  Dramaturgie  de  Hambourg.  texte  allemand,  publie  avec  une 
preface,  des  notes  en  francais  et  une  table  alphabetique  des  auteurs,  des 
acteurs  et  des  ouvrages  cites  par  ALange.  Paris,  Garnier  freres.  xxn, 
331.  12.  [1217 
s.  auch  [21.  1200. 

L.  u.  der  Ineptus  religiosus  [von  JBSchupp]  von  KBorinski.  Zs. 
33,  220.  [1218 

[Krit.  briefe  1 — 8].  SLemnius.  Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste. 
2  sect.  43,  69  (MKoch).  [1219 

Laocoon.  texte  allemand,  publie  avec  une  notice,  un  argument  analytique 
et  des  notes  en  francais  par  BLevy.  Paris,  Hachette.  256.  16.  [1220 
s.  auch  [22. 

Einige  bemerkungen  zu  der  leetüre  u.  den  schulausg.  des  Laokoon  von 
Haehnel.     Gymn.  jg.  7  nr  15.  [1221 

Schilling  1888  [1246.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,85.  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  3,  79  (Denecke).  [1222 

L.s  Laokoon.     Portfolio  20,  136.  [1223 

Litt.  u.  dram.  abhandlungen  s.  [22. 

Minna  von  Barnhelm.  Stoffel  1888  [1253.  —  Litt,  ir.erkur  9,  377 
(.Miller).  [1224 

s.  auch  [21  ff. 

Bieling  1888  [1254.  —  DLZ  nr  2  (Boxberger).  [1225 

Nathan.  Buch  heim  s.l884[717.  2  revised  ed.  Oxford,  Clarendon  press. — 
Acad.  nr  878  s.  147.    Spectator  62,  336.  [1226 

s.  auch  [22. 

A.  F.  D.  A.     XVI.  29 


43S  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

Lessing,  GE.:  Über  die  schachscene  in  L.s  Nathan,  ein  beitr.  zum  deutschen 
aufsatz  von  FGraeber.     Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,68.  [1227 

Heine  mann  1888  [1257.  —  Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,  224 
(Hölscher).  [1228 

Schillers  theaterbearbeitung  von  L.s  Nathan  von  GWartenberg.  Vieitel- 
jahrschr.  f.  lg.  2,  394.  [1229 

Ultramontanes  urteil  über  L.s  Nathan.  Rhein-  u.  Wiedztg.  nr  35  [Litt, 
merkur  9,  186].  [1230 

L.s  Nathan  der  weise.     Die  christl.  weit  s.  730.  48.  65.  [1231 

L.sche  odenentwürfe  in  der  hslichen  Überlieferung  von  FMuncker.  Rom. 
forschungen  5,  280.  [1232 

Philotas  s.  [1210. 
Prosa  in  ausw.  s.  [22.1205. 

Ein  stammbucheintrag  L.s  von  CSchüddekopf.  Vierteljahrschr.  f.  ls:. 
2,  136.  •  [1233 

Virginia  s.  [1210. 
Wolfenbüttler  beitrage  s.  [1200. 

1  brief  L.s  [an  GAvBreitenbauch]  vonESchmidt.  Sonntagsbeil,  zui  Voss, 
ztg.  nr  6.    Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  271.  [1234 

3  briefe  L.s,  geschrieben,  als  er  secretär  von  graf  Tauentzien  war  [sie  sind 
jetzt  der  breslauer  stadtbibl.  überwiesen],  der  Tägl.  rundschau  entnommen: 
Frankf.  ztg.  nr  153  beil.  1.  [1235 

L.s  ansichten  über  die  gesch.  von  BGebhardt.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz. 
ztg.  nr  90.  [1236 

HHöffding,  Apologi  for  L.  Nord,  tidskrift  för  vetenskap,  konst  och  industri 
heft  6.  [1237 

L.s  kunstgesetz  u.  die  Odysseebilder  Prellers  von  RHoffmann.  progr.  d. 
realgymn.  zu  Chemnitz.     Leipzig,  Fock.     32.     4.  [1238 

GEL.  als  musikästhetiker  von  AChKalischer.  Dresden, Oehlmann.  42.  8.  [1239 
Eine  alte  fürstenstadt  [Meifsen]  von  GKarpeles.  Vom  fels  zum  meer  2, 
1279  [berührt  L.].  [1240 

L.  in  Rom  von  GKarpeles.    Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  2.  [1241 

Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.  2  sect.  43,219  (MKoch).  [1242 
L.  u.  die  Franzosen  von  JMeyer.     Alem.  17,  157.  11243 

Michel  1888  [1268.  —  D.  dichtung  7,  31.  [1244 

Paludan-Müller  1888  [1269.  —  Die  gesellsch.  s.  1363.  11245 

L.  and  the  german  drama  byWLPhelps.    New  Englander  51, 198.  [1246 

TWRo lieston,  Life  of  GEL.  (Great  writers).  London,  Scott.  New- York, 
Gage,  xv,  218.  8  [darin:  a  bibliogr.  of  16  pages  by  JPAnd  erson].  —  Athen, 
nr  3242.  [1247 

Ein  kleiner  L.-fund  von  ESchmid  t.  Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  2.  [1248 
Eine  stimme  über  L.  [Friderike  Jerusalem]  von  EWolff.  Vierteljahrschr. 
f.  lg.  2,  472.  [1249 

Zerbst  1887  [1121.  —  Arch.  f.  gesch.  d.  philos.  2,297  (Zeller).  [1250 
JHRess.    ADB  28,  249  (PZimmermann).  [1251 

The  precursors  of  L.    New-York  nation  nr  1267.  [1252 

L.,  Klopstock  u.  die  musik.     N.  zs.  f.  musik  56,  51.  [1253 

s.  auch  [131.  313.  340. 

Lessing,  KG.  :  Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.  2  sect.  43, 229  (MKoch).  [1254 

Lessmann,  D. :    Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.    2  sect.  43,  231  (MKoch). 

[1255 

Leuchsenring,  FM. :  Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.  2  sect.  43,  250 
(MKoch).  [1256 

Lewald,  JKA.:  Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.  2  sect.  43,  305 
(.MKoch).  [1257 

Leyding,  JD. :  Wer  ist  der  verf.  des  Sinngedichts:  Jupiter  an  die  götter  und 
menschen?    von  KRedlich.     Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,278.  [1258 

Lichtenberg,  GCh.  s.  [18. 


VERZEICHMS    DER    SCHRIFTSTELLER:     LESSLNG  —  MÖRIKE  439 

Lichtenberg,  GCh.:  Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.  2  sect.  43,  348 
(MKoch).  [1259 

L.  als  richter  seiner  zeit  von  EReichel.  Belletrist. -litt,  sonntagsbeil.  d. 
Hamb.  nachr.  nr  44.  5.  [1260 

ELRiepenhausen.    ADB  28,  566  (Wessely).  [1261 

Lichtwer,  MG.:  Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.  2  sect.  43,  355 
I  MKoch).  [1262 

Lieber, F.:  Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.    2  sect.  43,371  (WCramer). 

[1263 

Liebler,  JB.:  Der  tabak  u.  die  geistl.  liederdichtung  [über  JBL.  f  1746]  von 
AFischer.     Bll.  f.  hymnol.  s.  180.  [1264 

Liscow,  ChL.  s.  [1324. 

vLogau,  F.:  Ein  beitr.  zur  litt.  Würdigung  F.s  vL.  von  HDenker.  gölt.  diss. 
u.  progr.   d.  Andreas -realgymn.   zu   Hildesheim    (Leipzig,  Fock).     96.     8. 

[1265 

vLohbauer,  CPh. :  Ein  württemb.  ThKörner  von  WOsiander.  Bes.  beil.  d. 
Staatsanz.  f.  Württemberg  nr  12.  [1266 

Lortzing,  A.  s.  [25. 

Martin  von  Cochem:  Der  grofse  myrrhengarten  s.  1886  [1173.  33  aufl.  [1267 
Erklärung  des  hl.  messopfers  s.  1885  [923.     12  aufl.  [1268 

Krankenbuch,  ein  handbüchlein  f.  priester  u.  laien,  zugleich  ein  haus- 
büchlein  f.  die  christl.  familie.  neu  hg.  von  AMaier.  2  umgearb.  aufl. 
Freiburg  i/Br.,  Herder,     xvi,  350.     12.  [1269 

vMatthisson,  F. :  Die  grofse  karthause  bei  Grenoble  von  HSemmig  [handelt 
von  M.s  aufenlhalt  daselbst  im  j.  1808  nach  dessen  Erinnerungen  buch  5 
(Schriften  6,  281)].     AZ  nr  115.  6B.  [1270 

Zeitgenössische  erinnerungen  aus  der  zeit  der  frz.  revolution  von  HSemmig 
[auszüge  aus  M.s  Darstellungen  aus  Frankreich  (Schriften  2,  237)].  AZ 
nr  266.  7.  80B.  [1271 

s.  auch  [240. 

Meermann,  J.  s.  [322. 

Meichel,  J.  s.  [516. 

Meissner,  AG.:   AGM.  in  Prag  von  EKraus.    Beil.  zur  Bohemia  nr  178.     [1272 

Mendelssohn,  M. :  MM.  u.  Luise  Ulrike  von  Schweden  von  FArnheim.  Zs. 
f.  d.gesch.d.  Juden  in  Deutschland  3,  283.  [1273 

Der  Hamletmonolog  Sein  oder  nicht  sein  u.  Lessings  freunde  M.  u.  Kleist 
von  DJacoby.  Sonntagsbeil.  zur  Voss.  ztg.  nr  18.  vgl.  DLZ  nr  19 
sp.  724.  [1274 

s.  auch  [209.  292.  313. 

Merck,  JH.  s.  [272. 

Mereac,  S.  (spätere  Brentano)  s.  [1515. 

Merkel,  G.:    Eckardt  1888  [1301.  —  DLZ  nr  10  (Kluckhohn).  [1275 

Meyer,  FLYV.  s.  [1547. 

Meter,  H.:  Weizsäcker  1888  [1302.  —  Korrespondenzbl.  f.  d.  gelehrten-  u. 
realschulen  Württembergs  36,  311  (Krockenberger).  [1276 

Bemerkungen  u.  nachtr.  zu  HMeyers  Kleinen  Schriften  von  PW  ei zsä  ck er. 
Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  597.  [1277 

s.  auch  [909. 

Meter,  JB.:  JBM.  (f  1701)  u.  seine  lieder  von  AFischer.  Bll.  f.  hymnol. 
s.  113.  [1278 

Mörikl,  E.:  Gesamm.  Schriften,  bd.  1.  Gedichte.  8  aufl.  bd.  2.  Erzählungen 
(1879).  Stuttgart,  Göschen,  xxxn,  400.  426.  8.  —  Gegenwart  nr  50.  Ma°r. 
f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  51.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  51  (Bienemann).  [1279 
Briefe  zwischen  ThStorm  u.  EM.  mitgeteilt  von  JBaechtold.  D.  rund- 
schau  58,41.  [1280 
s.  auch  [202. 

EM.  von  PErnst.     Deutschland  nr  Di.  [1281 

Skizzen  aus  meinem  leben  u.  meiner  zeit,     von  der  verf.  der  Gräfin  Sophie 

29* 


440  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889      II 

Reinhard,  Mörikeana,  Visionen  u.  träume.  Conserv.  monatsschr.  46,  494 
[berührt  M.,  von  dem  auch  1  gedieht  u.  briefe  mitgeteilt  werden].       [1282 

Mörike,  E.:    HWolf  u.  seine  neuen  M.-lieder   von  ThHelm.     D.  ztg.   nr  6255. 

[1283 
s.  auch  [68. 

Moritz,  KPh.:  KPhM.  als  ästhetiker  von  MDessoir.  Berlin,  Duncker.  in,  57. 
8.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  15.  [1284 

KPhM.  als  romanschriftsteller  von  AH  eil.  Grenzboten  48,4,271.  [1285 
Über  KPhM.  u.  die  berl.  acad.  der  wissensch.  vortr.  geh.  von  HPröhle. 
referat  in:  DLZ  nr  19  sp.  722.  [1286 

s.  auch  [233. 

Moser,  JJ.:    Adam  1887  [1151.  —  Hist.  zs.  62,371  (Egelhaaf).  [1287 

Moser,  J.  s.  [151. 

Müller,  F.  (maier  M.)  s.  [219. 

vMÜLLER,  J.    S.  [151. 

Müller,  W.  s.  [5. 

vMüNCH-Bellinghausen ,  EFJ.  (FHalm) :    Der  adept  s.  [9. 

Der  söhn  der  wildnis.  besprechung  einer  aufführung  in  Berlin.  D.  wochenbl. 
nr  50  (Hessen).  [1288 

Mundt,  Th    s.  [189. 

vMuralt,  BL.:  vGreyerz  1888  [1315.  —  GGA  nr  4  (Hirzel).  Litteraturbl.  f. 
germ.  u.  rom.  phil.   nr  7    (Frey).      Zs.  f.  frz.  spr.  u.  litt.  11,  2,  1    (Ritter). 

[1289 

Musäus,  JGä.:  Ausgew.  Volksmärchen  der  Deutschen.  3  teil,  mit  6  abbildungen. 
Lahr,  Schauenburg.     310.     12.  [1290 

s.  auch  [5.  18. 

Der  volksmärchendichter  M.  [mitbild].  Illuslr.  sonntagsbl.  d.  Frank,  nachr. 
nr  9.  [1291 

s.  auch  [188. 

Naubeut,  ChBE. :  Der  roman  Gebhart  truchsess  von  Waldburg,  churfiirst  von 
Cöln  oder  die  astrologischen  fürsten.  Leipzig  1792.  von  HHüffer. 
Annalen  d.  hist.  ver.  f.  d.  Niederrhein  heft  48.  [1292 

Nefflen,  J.:  Werke  1888  [1318.  —  Litt,  merkur  9,  81  (Geiger).  D.  dichtun» 
6,  152.  [1293 

Nestroy,  J. :  N.  auf  reisen.     Wiener  tagbl.  27  märz.  [1294 

Neumark,  G. :  GN.  u.  seine  gambe  oder  über  die  entstehung  des  kirchenliedes: 
Wer  nur  den  lieben  gott  lässt  walten,  eine  wahre  erzählung  aus  dem 
17  jh.  von  GZschaler.  mit  4  Vollbildern  von  GBartsch  (Köhlers  illustr. 
jugendbibl.  bd.  24).     Dresden,  Köhler.     118.     8.  [1295 

Nicolai,  GhF.:  Ellinger  1888  [1320.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  4  (Leonhard). 
Litt,  merkur  9,  31  (Lambel).  D.  dichtung  5,  300.  Westermanns  monats- 
hefte  66,415.  D.  rundschau  60,  157.  DLZ  nr  40  (Seuffert).  Zs.  f.  d.  phil. 
22,381  (Bolte).  [1296 

s.  auch  [313. 

Niembsch  vStrehlenau,  N.  (Lenau):  Koch  1888  [1321.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn. 
40,  372.  [1297 

L.s  braute  von  GvFreiberg.     D.  volksbl.  nr  312.  [1298 

NL.  in  Weinsberg,  nach  eigenen  erinnerungen  erzählt  von  ThKerner. 
Über  land  u.  meer  nr  49.  50.  [1299 

L.  u.  Marie  Behrends.  aufzeichnungen  der  braut  L.s  u.  briefe  des  dichters 
an  sie.  mitgeteilt  von  PWeifser.  D.  rundschau  61,420.  —  AZ  nr342B 
(Prölfs).  [1300 

[Über  L.s  braut  Marie  Behrends,  gestorben  6  sept.  18S9,  s.  Gartenlaube 
nr  49  (GKarpeles).  Grazer  tagespost  7  dec.  Litt,  merkur  9,330.  Mag. 
f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr  43  (ADessoff),  vgl.  auch  nr39  s.  622.  Wiener 
tagbl.  nr  263  (GKarpeles)].  [1301 

[Über  L.s  Verhältnis  zu  Sophie  vLöwenthal  s.Frankf.  ztg.  nr  156.7  (ADessoff). 
Gartenlaube  nr  33  (GKarpeles).  Nationalztg.  7juli  (HKlein).  Der  zeil- 
geist  (beibl.  zum  Berl.  tagebl.)  nr  30  (OMi  t  twal  d)].  [1302 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     MÖRIKE RABEINER  441 

Niembsch  vStrehlenau,  N.  (Lenau)  s.  auch  [323. 

Novalis  s.  [1008. 

Oehlenschläger,  AG. :  Aladdin  von  GBrandes.  D.  rundschau  61,90.  [1303 
s.  auch  [258. 

Opitz,  M. :  Weltl.  u.  geistl.  dichtung.  hg.  von  HOesterley  (D.  nationallitt, 
bd.  27).     Berlin  u.  Stuttgart,  Spemann.    Li,  384.     8.  [1304 

Aristarchus.  Witkowski  1888  [1327.  —  Grenzboten  48,  1,486.  Zs.  f.  d. 
österr.  gynin.  40,  792  (Hauffen).  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  571 
(Franke).  [1305 

Buch  von  der  deutschen  poeterei.  Berghoeffer  1888  [1328.  —  Litt, 
centralbl.  nr  IS  (Creizenach).  [1306 

Bühnenprunk  [über  O.s  Singspiel  Daphne].  von  OMoser.  Leipz.  tagebl. 
nr  241.  [1307 

s.  auch  [286.  304. 

.MO.  u.  die  reinheit  der  deutschen  spr.  Zs.  d.  allg.  deutschen  sprachver. 
4,  138.  [1308 

s.  auch  [238. 

Paalzow,  H.  geb.  Wach:  Eine  romanschriftstellerin  vor  100  jj.  D.  tagebl. 
nr  560.  [1309 

Pestalozzi,  JH.:  Ausgew.  schritten  mit  P.s  biogr.  hg.  von  FMann.  bd.  1. 
4  aufl.  (Bibl.  päd.  class.  bd.  1).     Langensalza,  Beyer  &  söhne,     xvi,  376.    8. 

[1310 
P.s  Nachforschung  über  den  gang  der  natur  in  der  entwickelung  des 
inenschengeschlechts  von  Köhler.  Bhein.  bll.  f.  erziehung  u.  unten icht 
heft  1.  [1311 

6  briefe  P.s  an  JSarasin.  mitgeteilt  von  JK  eil  er.  Päd.  bll.  18,  88.  [1312 
P.  in  Preufsen  von  KJentsch.    Der  Zeitgeist  (beibl.  zum  Berl.  tagebl.)  nr  52. 

[1313 
Zur  biogr.  P.s.  ein  beitr.  zur  gesch.  der  volkserziehung  von  HM  or  f.  4(schluss-) 
teil.  Winterthur,  Ziegler.  vm,  619.  8  [daraus  Goethe  u.  die  Pestaloz- 
zische  schule,  mit  bezug  auf  G.s  besuch  in  Wiesbaden  1814:  Frankf.  ztg. 
nr  199  morgenbl.  2].  —  Nord  u.  süd  51,  147.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  42  u. 
Gegenwart  nr  44  (Jentsch).  [1314 

Eine  P.-anst.  in  Neapel  1811  —  6  von  HMorf.     Pädagogium  jg.  11  nr  11. 

[1315 
Rousseaus  u.  P.s  päd.  grundprincipien  in  deren  philos.  Voraussetzungen  von 
Philippsthal.     Pädagogium  heft  8.  [131G 

P.  u.  die  preufs.  reformzeit  von  AStern.  Die  nation  jg.  7  nr  8.  [1317 
s.  auch  [1177. 

Petersen.  K. :  Eines  dichters  kind.  aus  dem  briefwechsel  KP.s  mit  2  freunden 
von  HSchmidt.     Balt.  monatsschr.  36,133.  [1318 

Peucker,  N.:  Ellinger  1888  [1350.  —  D.  rundschau  60,  157.  Bll.  f.  litt, 
unterh.  nr  30  (Boxberger).  Litt,  centralbl.  nr  42.  DLZ  nr  40  (Seuffert). 
Grenzboten  48,4,56.     AZ  nr  107  B.  [1319 

Pfeffel,  GK. :  Die  vorfahren  des  dichters  GKP.  von  HPfannenschmi  d. 
Strafsb.  post  nr  55.  62.  [1320 

s.  auch  [323. 

Pfefferkorn,  GM.  s.  [495. 

vPlaten,  A.  graf  s.  [18.  223.  307.  313.  323. 

Postl,  K.  (GhSealsfield):    P.-S.  von  FHemm  an.     Nord  u.  süd  50,337.        [1321 

Poysel,  JA.:  JAl'.s  gedichte  wider  Ludwig  xiv  u.  die  Franzosen  vonMPfeifer. 
progr.  d.  gymn.  zu  Altenburg.     16.     4.  [1322 

Praetorium,  B. :    BP.    von   PMöbius    u.    AFischer.      Bll.  f.  hymnol.  s.  156. 

[1323 

Pvra,  JI.  s.  [598. 

Rabeher,  GW. :  Bremer  beiträger.  2  teil.  R.  [ChLLiscow].  Cramer.  Schlegel. 
Zachariä  hg.  von  FMuncker  (D.  nationallilt.  bd.  44).  Berlin  u.  Stuttgart, 
Spemann.  325.  8.  —  Mag.  f.  d.  litt.  d.  in-  u.  ausl.  nr41  s.  653.  [1324 
s.  auch  [217.313. 


442  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

Ramler,  KW.  s.  [313. 

Raspe,  RE.:  Münchhausens  reisen  u.  abenteuer  zu  wasser  u.  zu  lande,  f.  die 
jugend  bearb.  u.  durch  neue  erzählungen  aus  dem  nachlass  des  frhrn 
vMunchhausen  verm.  von  FGoebel.  3  aufl.  Wesel,  Düms.  72  mit 
5  farbendr.     12.  [1325 

Adventures  of  baron  Munchhausen.  illustr.  by  Crowquill.  new  ed.  (Lotus 
series).    London,  Trübner.  [1326 

vdRecke,  ChEK.  s.  [188. 
vRehfues,  PJ.  s.  [25. 
Rehkig,  JG.  s.  [270. 

Reinmann,  A.:    Etwas  über  AR.  (f  1665)  von  ThLinschmann.    Bll.  f.  hymnol. 

s.  8.  [1327 

Reithard,  JJ. :    ADB  28,  162.  [1328 

Reitz,  JH.:    ADB  28,  170  (Guno).  [1329 

Rellstab,  HFL. :    ADB  28,  781  (MBendiner).  [1330 

Rese,  JKA.:    ADB  28,  240  (HPröhle).  [1331 

Resewitz,FG.:    ADB  28,241  (HHo Istein).  [1332 

Rettenbacher,  S.:    ADB  28,274  (AWeis).  [1333 

vRetzer,  JF.  frhr:    ADB  28,  275  (ASchlossar).  [1334 

Reuter,  Ch.  :    ADB  28,  314  (GEllin ger).  [1335 

Zarncke    1886   [1345.    1887    [1264.  1888  [1451.  1452.   —   Litteraturbl.  f. 

germ.  u.  rom.  phil.  nr  5  (Weifsenfeis).  [1336 

Berichtigung  fremder   u.  eigener  angaben    zu  ChR.   von  FZarncke.     Ber. 

d.  phil.-hist.  cl.  d.  kgl.  sächs.  gesellsch.  d.  wissensch.  41,  28.  [1337 

s.  auch  [1007. 

vReventlow,  J.  gräfln:  ADB 28, 337  (Carstens),  vgl. 29,776 (Red lieb).   [1338 

vRheinbaben,  GW. :    ADB    28,380    (vBeaulieu-Marconnay    u.    MvWald- 

berg).  [1339 

Rhodius  (Rhode),  Th.:    ADB  28,392  (Martin).  [1340 

Rhote  (Rhota),  A.:    ADB  28,  397  (Roethe).  [1341 

Richey,M.:    ADB  28,  436  (MvWaldberg).  [1342 

Richter,  Ch.:    ADB  28,  451.  [1343 

Richter,  ChF.:    ADB  28,  452.  [1344 

Richter,  G.:    ADB  28,  459.  809.  [1345 

Richter,  JPF.   (Jean  Paul):    Jean   Paul,     bearb.   von   CFischer.      1  u.  2  teil. 

Leben    u.  lehren  JP.s.     Levana    1  u.  2  abteil.    u.  anh.   päd.  goldkörner  aus 

andern  Schriften  JP.s  (Die  class.  der  päd.  —  hg.  von  GFröhlich.    bd.9.  10). 

Langensalza,  schulbuchhandl.     316.    vi,  251.     8.  [1346 

Oeuvres  diverses,    etude  et  trad.  francaise  parERousse.     Paris,  Hachette. 

vm,  483.     18.  [1347 

Feldprediger  Scbmelzle  s.  [18. 

Nerrlich  1888  [1456  auch  in:  Kürschners  Signalen  f.  d.  litt,  weit  sp.  2880ff 
(Goethe-jb.  11,260).  [1348 

Das  leben  Emma  Försters,  der  tochterJP.s,  in  ihren  briefen.  hg.  von  ihrem 
söhn  BFörster.  mit  1  bilde.  Berlin,  Hertz,  vii,  225.  8.  —  AZnr7lB. 
Die  nation  jg.  6  nr  25  (Geiger).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  17  (Sallmann).  Nord 
u.  süd  49,408.  Grenzboten  48,  3,  19.  Conserv.  monatsschr.  46,  555.  Wiener 
ztg.  nr  121.  2  (Ehrlich).  Ztg.  f.  litt.,  kunst  u.  wissensch.  d.  Hamb.  corresp. 
nr  23.     Sonntagsbeil,  zur  Voss.  ztg.  nr  15  (Servaes).  [1349 

JP.s   litt,  nachlass   von  EKoppel.     Mag.  f.  d.  litt.  d.   in-    u.  ausl.   nr  21. 

[1350 
ADB  28,  467  (FMuncker).  [1351 

Jean  Paul,  sein  leben  u.  seine  werke  von  PNerrlich.  Berlin,  Weidmann, 
xi,  655.  8  [vgl.  des  verf.s  aufsätze  in:  AZ  nr  30  B  (JP.  in  München).  253  B 
(Der  söhn  JP.s  [Max  R.]).  Frankf.  ztg.  nr  247  morgenbl.  1  (JP.s  erste  sa- 
uren). Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  18  (JP.  in  Dresden).  102  (JP.  in 
Leipzig).  Nationalztg.  nr  279  (Die  lehrtäligkeit  JP.s).  496  (JP.s  Levana). 
N.  fr.  presse  nr  8990.  1  (JP.  als  patriot  u.  politiker).  Sonntagsbeil,  zur  Voss, 
ztg.  nr  40  (JP.   in  Berlin).     Der   Zeitgeist  (beibl.  zum   Berl.  tagebl.)  nr  39 


VERZEICHNIS  DER  SCHRIFTSTELLER:  RAMLER  —  RÜCKERT     443 

(JP.s  erotische  academie)].  —  Die  post  nr  338  beil.  2  (Sträter).    Nationalztg. 
nr  709    (Frenzel).      Der  Zeitgeist  (beibl.   zum   Berl.  tagebl.)  nr  49  (Harden). 

[1352 

Richter,  JPF.:    Zu  JP.  von   PNerrlich.     progr.  d.   ascan.   gymn.   zu   Berlin. 

Berlin,  Gärtner.     24.     4.  [1353 

4  briefc  an  JP.  [von  GvBrinkmann,  AvArnim,  WAlexis,  KvHoltei]  mitgeteilt 

von  Px\errlieh.     D.  revue  14,2,336.  [1354 

In  humoriste  allemand.    JPFR.   par  PS  tapfer.    Revue  des  deux  mondes 

93,  133  [mit  bezug  auf  1888  [1459].  [1355 

s.  auch  [188.203.317. 

Richter,  J.:    ADB  28,  487  (FBrümmer).  [1356 

Riedel,  FJ.:    ADR  28,  521  (ESchm  idt).  [1357 

Riederer,JF.:    ADB  28,  530  (FBrümmer).  [1358 

Riedesel,  F.,  freifrau  zu  Eisenbach:    ADB  28,  532  (BPoten).  [1359 

Riedhofer,JJAC:    ADB  28,534  (AWeis).  [1360 

Riedner,  Jü.:    ADB  28,  539.  [1361 

Rieger,  GK.:    ADB  28,  542  (ThSchott).  [1362 

Rieger,  KH.:    ADB  28,  544  (ThScho  tt).  [1363 

Rieger, MS.:    ADB  28,  545  (ThScho tt).  [1364 

Riem,  A.:    ADB  29,  756  (Wagenmann).  [1365 

Riemer,  FW.:    ADB  28,  559  (JWa  hie).  [1366 

s.  auch  [272.  770. 

Riemer,  J.:    ADB  28,  564  (MvWa  ld  berg).  [1367 

Riesbeck,  JK. :    ADB  28,  575  (Bocke  nheimer).  [1368 

Rietsch,J.:    ADB  28,  596  (FBrümmer).  [1369 

Rimrod,  FA.:    ADB  28,  619  (FOtto).  [1370 

Rixckhart,  M.:    ADB  30,  74  (MvWaldberg).  [1371 

Ring, FD.:    ADR  28,  629  (ESchm  idt).  [1372 

Rist,J.:    ADB  30,  79  (MvWaldberg).  [1373 

Rist,  JG.:    ADR  28,  651  (Carstens).  [1374 
Poel  1888  [1463.  —  Litt. centralbl.  nrl.  Revuecritique  nr40  (Chuquet).    [1375 

Ritzsch,G.  u.  T.:    ADB  28,  705  (JB raun).  [1376 

Rixner.ThA.:    ADB  28,  715  (Prantl).  [1377 

Robert,  EFL.:  ADR  28,  720  (FBrümmer).  [137S 

Roeerthin,R.:    ADR  28,  722  (Oesterley).  [1379 

Robinson,  ThAL.  geb.  vJacob  (talvj):    ADR  28,724  (Reneke).  [1380 

Rochxitz,  JF. :    ADR  30,  85  (WvBied  ermann).  [1381 

vRochow,FE.  frhr:    ADB  28,  727  (Bi  n der).  [1382 

Rock,JF.:    ADR  28,  735  (ThSchott).  [1383 

Rüder,  J.:    JR.  von  AF  isch  er.     RH.  f.  hymnol.  s.  161.  [1384 

Rodigast,S.:    ADB  29,  25  (FJonas).  [1385 

Röding,JH.:    ADB  29,32  (Beneke).  [1386 

Röling,J.:    ADR  29,  74  (HHol stein).  [1387 

Rollenhagen,  G.:    ADB  29,  84  (WSeelma  nn).  [1388 

Homanus,  KF.:    ADB  29,  101  (ELand sberg).  [1389 

Roos,JF.:    ADB  29, 145  (FBrümmer).  [1390 

vRosalino,  F. :    ADD  29,  158  (OSchmid).  [1391 

Rose,Ch.:    ADB  29,  174  (JBolte).  [1392 
Rosefeld,  J.  s.  [65. 

vRosenthal.DE.:    ADB  29,  234.  [1393 

Rosenthal, J. :    ADB  29,  235  (vLiliencron).  [1394 

Rosler,JB.:    ADB  29,  239  (vLiliencron).  [1395 

Rost,JCh.  ii.  .IL:    ADB  29,276.  274  (MvWaldberg).  [1396 

Rothe,  JA.:    ADB  29,  351  (HALier).  [1397 
Rothpletz,  A. geb. vMeifs (ps. Rosalie Müller) :  ADB 29, 372  (AS chuman  n).  [1398 

Mi, i, ,ICh.:    ADB  29,  412  (vLiliencron).  [1399 
Rückert, F.:    R.s  Strafsb.  tanne    von   ERrandes.     Zs.  f.  d.  deutschen   unter- 

richt  3,554.  [1400 
Die  Strafsb.  tanne  [beitr.  zur  entstehungsgesch.  des  R. sehen  gedientes,  ent- 


444  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

nommen  der  Landesztg.  f.  Elsass-Lothringen].    AZ  nr  62  B  Vermischtes,    vgl. 
auch  Litt,  merkur  9,  98.    Die  post  nr  64  beil.  2.  [1401 

Rückert,  F.:  Koran.  Müller  1888  [1464.  —  Theol.  litteraturztg.  nr  3  (Well- 
hausen).     Bll.  f.  litt,  unterh.   nr  16  (Boxberger).     Theol.  litteraturbl.  nr  15. 

[1402 

Liebesfrühling,     min.-ausg.     14  aufl.     Frankfurt  a/M.,    Sauerländer,     xvi, 

327.     16.  [1403 

Nal  u.  Damajanti.    eine  ind.  gesch.    6  aufl.    Frankfurt  a/M.,  Sauerländer.    230 

mit  1  Stahlstich.     16.  [1404 

Poet,  tagebuch.    Rückert  1888  [1466.  —  Die  christl.  weit  s.  539.      [1405 

Beyer  1888  [1471.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  14  (Schroeter).  [1406 

ADB  29,  445  (RBoxberger).  [1407 

FR.  in  seinem  leben  u.  wirken  von  KFi  sc  her.    Trier,  Stephanus.    51.    8.  — 

D.  litteraturbl.  12,  106.    D.  dichtung  7,  32.    Gegenwart  nr  41  s.  239.    Bll.  f. 

litt,  unterh.  nr  44  (Boxberger).     Litt,  merkur  9,  383  (Löbner).  [140S 

FR.  in  Erlangen  von  AKoch.    Allg.  deutsche  universitätsztg.  1  mai.    [1409 

Vortr.  über  FR.  vonFMuncker.    referat  in:  Augsb.  abendztg.  nr  24.  [1410 

Reuter  1888  [1484.  —  Litt,  centralbl.  nr  9.  (1411 

[Notiz  über  den  verkauf  von  R.s  gut  Neusess.  Münchn.  n.  nachr.  nr  551].  [1412 

s.  auch  [188.  323. 

Rüde,  JJ.:  ADB  29,453  (vLiliencron).  [1413 

Rudnick,  PJ.:  ADB  29,477  (CSchüddekopf).  [1414 

Rudolph,  K.:  ADB  29,579  (Binder).  [1415 

Rulich,  J.:  ADB  29,636  (HHol stein).  [1416 

P.umpf,  ChF.:  ADB  29,663  (JBraun).  [1417 

Rumpler  von  Löwenhalt,  J.:  ADB  29,  673  (Martin).  [1418 

Runge,  Ch.:  ADB  29,680  (JBraun).  [1419 

Ruopp,  JF.:  ADB  29,696  (vLiliencron).  [1420 

Rutilius  (Rötheistein),  M.:  ADB  30,51  (vLiliencron).  [1421 

Rycquius  (Ryquius,  Ricquius,  Ryckius,  Rickius,  Ricx),  J.  (Josse  deRycke):  ADB 

30,63  (BHoche).  [1422 

Sacer,  GW.:  ADB  30,  111  (MvWaldberg).  [1423 

Sachs,  M.:  ADB  30,129  (ASchumann).  [1424 

Sachse,  ChFH.:  ADB  30,  143  (FBrümmer).  [1425 

vSalis-Seewis,  JG. :  JGvS.-S.  von  AFrey,    mit  S.s  bildnis  u.  einer  ansieht  des 

familiensitzes  Bothmar.     Frauenfeld,  Huber.    vii,  272.     8.     vgl.  Bibliogr.  u. 

litt,  chronik  der  Schweiz  s.  174.  [1426 

Salzmann,    ChG.:    Ausgew.    Schriften,     mit  S.s    lebensbeschreibung.     hg.    von 

EAckermann   (Bibl.   päd.   class.   bd.    29).     Langensalza,    Beyer  &  söhne. 

xlvi,  249.     8.  [1427 

Heinrich  Glaskopf.     Joseph  Schwarzmantel  1888  [1498.  1499.    —    Gonserv. 

monatsschr.  46,  216.  [1428 

Konrad  Kiefer  oder  anweisung  zu  einer  vernünftigen  erziehung  der  kinder. 

neue  ausg.    2  aufl.    Leipzig,  Dürr,     iv,  142.     8.  [1429 

Saphir,  MG.:  Schriften  s.  1888  [1500.    84.  5  (schluss-)lfg.  [1430 

Conversationslexicon  f.  geist,  witz  u.  humor.     neu  bearb.  von  PJocosus. 

4  bde.     Berlin,  Fried  &  cie.     ä  320.     8.  [1431 

Humoristische  Schriften   in  4  bden.     ausgew.   u.    hg.   von   KM  ey  er  st  ein. 

Berlin,  Fried  &  cie.     398.  399.  400.  400.     12.  [1432 

Dieselben.     2  aufl.  [1433 

Humoristische  Vorlesungen,    hg.  von  KMeyer stein.     Berlin,  Fried  &  cie. 

220  u.  125.    12.  [1434 

s.  auch  [5.  25. 

vSchenk,  E.  s.  [958. 

vSchenkendorf,  M.:  Bahr  1888  [1503.  —  Litt,  merkur  9,  201  (Löbner).  [1435 
Forschungen  zum  leben  des  MvSch.  von  EKnaake.  Altpreufs.  monatsschr. 
26,  340.  [1436 

Das  Sch.-denkmal  f.  Tilsit  von  AKohut.     Illustr.  ztg.  nr  2381.  [1437 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     RÜCKERT SCHILLER  445 

Scherffer,  W. :  WSch.  ABuchner.  von  RKade.  Monatshefte  f.  musikgescb. 
s.  107.  [1438 

SCHIKAXEDER,    E.    S.    [25. 

vSchiller,  F. :  Werke,  nach  den  vorzüglichsten  quellen  rev.  ausg.  nebst  einer 
biogr.  des  dichters.  neu  hg.  von  RBoxberger  u.  WvM altzahn.  13  teile 
in  5  bden.  Berlin,  Dümmler.  xcvi,  640.  253.  336.  244.  344.  177.  224.  199. 
132.  196.  163.  175.  196.     8.  [1439 

Werke.  1  u.  2  teil.  Gedichte.  5  teil.  2  abt.  Maria  Stuart.  Die  Jungfrau 
von  Orleans.  9  teil.  Kleinere  erzählungen.  Der  geisterseher.  hg.  von  RBox- 
berger (D.  nationallitt.  118.  119.  122  ii.  126).  Berlin  u.  Stuttgart,  Spemann. 
lxxxi,  366.     xxn,  231.  369.     xxxiv,  252.     8.  [1440 

Sämmtl.  werke  in  4  bden.  mit  einl.  von  KGoedeke.  mit  dem  portr.  des 
dichters.  Stuttgart,  Cotta  (1S83).  xvin,  726.  xxn,  788.  xvi,  754.  xn, 
788.     8.  [1441 

Sämmtl.  werke  (hg.  von  FAKrais).  5  bde.  Leipzig,  Grunow.  xn,  623. 
592.  692.  646.  556.  8.  —  Gegenwart  nr  50.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  51 
(Bienemann).  Grenzboten  48,  4,  535.  Die  nation  jg.  7  nr  11  (Geiger).  [1442 
s.  auch  [26. 

Lytton-Morley  1888  [1509.  —  Saturday  review  67,  577.  [1443 

s.  auch  [69. 

Scli.s  Ästhetische  erziehung  des  menschen,  vortr.  geh.  —  von 
AWittstock.     Leipz.  tagebl.  nr  295.    ..  [1444 

Untersuchungen  zu  Sch.s  aufsätzen  Über  den  grund  des  .Vergnügens  an 
trag,  gegenständen,  Über  die  trag,  kunst  u.  Vom  erhabenen  (Über  das  pathe- 
tische), ein  beitr.  zur  kenntnis  von  Sch.s  theorie  der  tragödie  von  KGneifse. 
progr.  d.  gymn.  zu  Weifsenburg  i/E.     vm,  37.     4.  [1445 

Braut  von  Messina  s.[21.23. 

La  fiancee  de  Messine  ou  les  fieres  ennemis.  texte  allemand,  publie  avec 
une  notice  litteraire,  des  arguments  et  des  notes  en  francais  par  EScherdli  n. 
3  ed.     Paris,  Hachette.    lvi,  168.     16.  [1446 

Über  Sch.s  Braut  von  Messina.  vortr.  geh.  von  LBellermann.  referat 
in:  DLZ  nr  46  sp.  1694  (Lehmann).  [1447 

Sch.s  Braut  von  Messina.  erläut.  von  HDüntzer.  3  neu  durchges.  aufl. 
(Erläut.  zu  den  deutschen  class.  3  abt.  Erläut.  zu  Sch.s  werken  23).  Leipzig, 
Wartig.    176.     12.  [1448 

Hagemann  1S88  [1512.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,273.  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  3,  374  (Unbescheid).  [1449 

Demetrius  s.  [21. 

Sievers  1888  [1518.  —  Westermanns  monatshefte  65,  582.  Bll.  f.  litt, 
unterh.  nr  9  (Wehl).  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  362  (Unbescheid). 
Preufs.  jbb.  64,  739  (Harnack).  [1450 

Don  Carlos  s.  [7.  21. 

Sch.s  Don  Carlos  von  OB  rahm.  D.  rundschau  61,394.  vgl.  DLZ  nr  11 
sp.  397.  [1451 

Zur  Don  Carlos- frage  von  AChroust.  Westermanns  monatshefte  66,  528 
[berührt  SReal].  [1452 

Deiter  1888  [1522.  —  Litl.  merkur  9,  144  (Koch).  Bll.  f.  d.  bayr.  gym- 
nasialschulwesen  25,  413  (Bauer).  [1453 

Die  erste  darstellung  von  Sch.s  Don  Carlos  in  Berlin  am  22  nov.  1788  von 
FEhrhard.    D.  romanztg.  27,  1,  135.  [1454 

Zur  entstehungsgesch.  des  Don  Carlos  von  EE Ister.  Halle,  Niemeyer.  74. 
8.  —  D.  rundschau  59,  473  (Brahm).  Litt,  centralbl.  nr  26  (Creizenach). 
Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  371  (Unbescheid).  [1455 

Sch.s  Don  Carlos  in  Berlin  von  FKatt.    Der  bär  15,  92.  [1456 

Lamington,  Elizabeth  of  Valois  and  the  tragedy  of  Don  Carlos.  Black- 
woods Edinburgh  mag.  may.  june.  [1457 
Otways,  Sch.s  u.  SReals  Don  Carlos,    eine  stud.  von  EMüller.    Korrespon- 


446  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

denzbl.  f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen  Württembergs  36,  1.  auch  sep.  Tü- 
bingen, Fues.  27.  8.  [1458 
vSchiller,  F. :  Die  fürstin  von  Eboli  von  ESchulte.  Sonntagsbeil,  zur  Voss. 
ztg.  nr  18.  9  [behandelt,  von  Seh.  ausgehend,  die  hist.  Eboli],  [1459 
Ein  sprachl.  oft  falsch  aufgefasstes  geflügeltes  wort  ['ein  bürger  derer,  welche 
kommen  werden']  aus  Sch.s  Garlos.  Zs.  f.  deutsche  spr.  2,  409.  [1460 
Der  geschieht!.  Don  Garlos.  D.  volksbl.  nr  307.  14.  [1461 
[Don  Carlos  u.  Egmont  auf  der  frz.  bühne.  notiz.  Die  post  nr  226  beil.  1 
feuill.].  [1462 
Gedichte,  neue  illustr.  ausg.  mit  illustr.  nach  Originalzeichnungen  deutscher 
künstler,  lebensskizze  u.  anm.  Stuttgart,  Neff.  544.  8.  [1463 
Gedichte  mit  Zeichnungen  von  JFüllhaas.  2  auf].  Leipzig,  Amelang. 
450.  8.  [1464 
Gedichte,  f.  die  frauenweit  ausgew.  von  CBraun.  diamantausg.  illustr. 
von  REKepler.  Stuttgart,  Greiner  &  Pfeiffer,  xxxn,  280  mit  8  lichtdr.- 
bildern.  16.  [1465 
Poesies  lyriques.  extraits  precedes  d'une  notice  biographique  et  litteraire 
et  aecompagnes  de  notes  par  HD  i  e  t  z  .  Paris,  veuve  Belin  &  fils.  xii, 
208.  12.  [1466 
Seh.  et  Goethe:  choix  de  poesies  lyriques.  avec  des  notices  biographiques 
et  litteraires  et  des  notes  diverses  par  EEude.  Paris,  Garnier.  250.  12.  [1467 
Forster  1888  [1532.  —  Acad.  nr  904  s.  133.  [1468 
s.  auch  [212.  630.  1440. 

Zu  Sch.s  Med  An  die  freude  von  HHildebrand.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unter- 
richt 3,  351.  [1469 
Zu  Sch.s  gedieht  An  die  freude  von  HHildebrand.  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  3,  74.  [1470 
The  hoslage.  from  the  german  of  Seh.  transl.  by  ThMartin.  Blackwoods 
Edinburgh  mag.  april.  [1471 
Lied  von  der  glocke  s.  [212. 

Hero  und  Leander,  transl.  by  ThMartin.  Black woods  Edinburgh  mag. 
jan.  [1472 

Das  ideal  u.  das  leben.  Grosse  1888  [1547.  —  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen 
43,  548  (Müller).  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  25,  469  (Baldi).  [1473 
Zur  erklärung  von  Sch.s  gedichten  Das  ideal  u.  das  leben  u.  Würde  der 
flauen  von  EG  rosse,  jahresber.  über  das  Wilhelmsgymn.  zu  Königsberg 
i/Pr.    28.    4.  [1474 

s.  auch  [1475. 

Kassandra.  Das  ideal  u.  das  leben.  Goldschmidt  1888  [1549.  —  Gegen- 
wart nr  3.     Nord  u.  süd  48,  270.    Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  848  (Prosch). 

[1475 
Die  künstler,  an  der  hand  des  textes  gemeinverständl.  erläut.  von  AGless. 
Stuttgart,  Bonz  &  cie.  89.  12.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  30  (Boxberger). 
Litt,  merkur  9,  377  (Baumeister).    Münchner  n.  nachr.  nr  307.  [1476 

Des  mädchens  klage  [durch  Herders  Volkslieder  beeinflusst]  von  GEllinger. 
Zs.  f.  d.  phil.  22,  255.  502.  [1477 

Ritter  von  Toggenburg,    parodie  s.  [240. 

Rudolph  von  Hapsburg.  transl.  by  ThMartin.  Blackwoods  Edinburgh  mag. 
june.  [1478 

Anlage  u.  gedankengang  des  Seh. sehen  gedichtes  Der  Spaziergang.  Bll.  aus 
Süddeutschland  f.  erziehung  u.  Unterricht  bd.  18  heft  4.  [1479 

Taucher.  Pitre  1888  [1553.  forts.  Archivio  per  lo  studio  delle  tradizioni 
popolari  bd.  8  heft  1.  [1480 

The  partition  of  the  eaith.  transl.  by  ThMartin.  Blackwoods  Edinburgh 
mag.  july.  [1481 

Zu  Sch.s  gedieht  Das  verschleierte  bild  von  Sais.  von  GH  a  uff.  Zs.  I.  d. 
deutschen  Unterricht  jg.  3  ergänzungsheft  s.  83.  [1482 

Würde  der  frauen  s.  [1474. 
Geisterseher  s.  [1440. 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      SCHILLER  447 

vSchiller,  F.:  Eine  Sch.-notiz  [beitr.  zur  frage  nach  dem  urbilde  des  'fürsten' 
im  Geisterseher:  landgraf  Friedrich n  von  Hessen-Kassel?].  AZnr69B.  [1483 
Geschichte  des  abfalls  der  Niederlande.  Histoire  de  la  revolte 
qui  detacha  les  Pays-Bas  de  la  domination  espagnole.  texte  allemand.  publie 
avec  une  notice,  des  notes  et  un  vocabulaire  historique  et  geographique  par 
ALange.    Paris,  Hachette.    vni,  455.    16.  [1484 

Geschichte  des  30  ja  hr.  krieg  es  s.  [5. 

Jungfrau  von  Orleans  s.  [21.  23.  1440.  [1485 

Bailly  s.  1887  [1342.    3  ed.  revue.    xxvm,  183. 

Funke  s.  1886  [1430.    2  aufl.    190.  [1486 

Kuenen  1888  [1556.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  849  (Prosch).  Zs.  f.  d. 
deutschen  Unterricht  3,  373  (Unbescheid).  [1487 

Sch.s  prologue  and  acts  i  and  n  of  the  Maid  of  Orleans,  transl.  by  PMax- 
well.  London,  Nutt.  —  Acad.  nr  904  s.  133.  Saturday  review  67,  578.  [1488 
Die  Jungfrau  von  Orleans;  eine  romant.  tragödie;  ed.  wilh  an  introduction 
and  notes  by  BWWells.  Boston,  Heath.  24,224.  12.  —  Modern  language 
notes  jg.  4  tieft  6  (Davies).  [1489 

Breitsprecher  1888  [1560.  —  BD.  f.  litt,  unterh.  nr  17  s.  271.  Zs.  f.  d. 
österr.  gymn.  40,  373.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  369  (Unbescheid). 
DLZ  nr  52  sp.  1909  (Minor).  [1490 

Eysell  1888 [1561.—  Bll. f.d. bayr.gymnasialschulwesen25,274(Koch).  [1491 
Zur  Jungfrau  von  Orleans  von  HG  a  n  z.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht 
3,  410.  [1492 

Zu  Sch.s  Jungfrau  von  Orleans  von  HGloel.  Zs.  f.  d.  gymnasialwesen 
43,  701.  [1493 

Jeanne  d'Arc  u.  der  schwarze  ritter  in  Sch.s  Jungfrau  von  Orleans  von 
AHuther.     Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  246.     vgl.  [1496.  [1494 

Jeanne  Darc.  gesch.,  legende,  dichtung  von  RMahren  holtz.  Arch.  f.  d. 
stud.  d.  neueren  spr.  83,  91.  [1495 

Die  bedeutung  des  schwarzen  ritters  in  Sch.s  Jungfrau  von  Orleans  von 
FProsch.    Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  1071.     vgl.  [1494.  [1496 

Shakespeares  Macbeth  u.  die  Seh. sehe  bearb.  von  HB  eck  haus,  progr. 
d.  progymn.  zu  Ostrowo.     25.     4.  [1497 

Sandmann  1888  [1565.  —  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,370  (unbe- 
scheid). DLZ  nr  52  sp.  1909  (Minor).  [1498 
Sch.s  Macbeth  nach  (!)  der  engl,  originalausg.  verglichen  von  GSchatz- 
mann.  progr.  der  deutschen  staatsoberrealschule  zu  Trautenau.  30.  8.  — 
Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  51  (Fränkel).  [1499 
*Die  Malteser,  tragödie  —  mit  teilweiser  freier  benutzung  des  Seh. sehen 
entwurfes  von  HBulthaupt.  Frankfurt  a/M.,  Koenitzer,  1884.  —  Münchner 
n.  nachr.  nr  558  (Bernstein).  [1500 
Maria  Stuart  s.  [21.  23.  1440. 

Über  naive  u.  sentimen talische  dichtung  s.  [21. 
Theaterbearbeitung  von  Lessings  Nathan  s.  [1229. 
L'enfant  prodigue  u.   Die  räuber   von  MLandau.     Zs.  f.  vgl.  litteratur- 
gesch.  u.  renaissancelitt.    n.  f.    2,  452.  [1501 

Schüllers  [sie]  Räuber  [verballhornte  Vorstellung  auf  dem  Fenicetheater  in 
Fiume].  abdr.  aus  dem  Tagebl.  f.  Fiume  in:  Münchner  n.  nachr.  nr  364.  [1502 
Eine  periodische  volksschr.  hg.  von  Tlantlaquatlapatli.  Berlin  17S9  [enlh. 
eine  kurze  notiz  über  die  Räuber].  Frankf.  ztg.  nr  75  morgenbl.  2.  [1503 
s.  auch  [356. 

Sch.s  fiagment  Das  schiff  von  MDessoir.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,562.  [1504 
Guillaume  Teil.  ed.  classique  du  texte  allemand,  precedee  d'une  notice 
litteraire  et  aecompagnee  de  notes  en  fran^ais  par  GhKoch  ersperger. 
Paris,  Belin  &  fils.     xxi,  192.     12.  [1505 

Guglielmo  Teil,  testo  ledesco  preceduto  da  uno  studio  sulla  vitä  e  sulle 
opere  deü'autoie  come  pure  corredato  di  nole  dichiarative  e  di  un  completo 
vocabolario  speciale  in  italiano  dal  GSchwarz.  Genova,  stab.  tipo-lito- 
grafico  den"  Annuario  generale  d'ltalia.     xlvi,  173.    8.  [1506 


448  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

vSchiller,  F.:    Teil  s.  auch  [14.  21.  1510. 

Über  JShKnowles  William  Teil  von  GSchirmer.  Anglia  12, 1  [berührt  s.  10 
Sch.s  Teil].  [1507 

Der  gemafsregelte  Seh.  [änderungen  der  wiener  censur  am  Wilhelm  Teil  f. 
die  aufführung  im  D.  volkstheater  zu  Wien  1889].  abdr.  aus  dem  Kleinen 
Journal  in:  Münchner  n.  nachr.  nr  437.  [1508 

s.  auch  [207. 

Wallenstein.  Lockhart  1888  [1602.  —  Saturday  review  67,578.  [1509 
Wallenstein  and  Wilhelm  Teil.     London,  Bell.     12.  [1510 

Die  kantischen  Studien  Sch.s  u.  die  composition  des  Wallenstein  von  EKühne- 
mann.  Marburg,  Ehrhardt.  3  bll.  82.  88  [der  anf.  dieses  2  teiles  auch 
münchner  diss.    1  bl.    38.    8].     34.    8.  [1511 

Die  Stellung  des  MPiccolomini  in  der  Wallensteindichtung  von  KReufs. 
progr.  d.  gymn.  zu  Pforzheim.     15.     4.  [1512 

Wallenstein  unter  bezugnahme  auf  Seh.  von  Smitt.    Leipz.  tagebl.  nr3l7. 

[1513 
Vorlesungen  über  Sch.s  Wallenstein  geh.  an  der  univ.  zu  Berlin  von  KW  er  der. 
Berlin,  Hertz.  246.  8  [vgl.  des  verf.s  aufsätze  in:  Die  nation  jg.  6  nr  31 
(Des  Sch.schen  Wallensteins  schuld  u.  verbrechen).  Sonntagsbeil,  zur  Voss. 
ztg.  nr  39  (Sch.s  Octavio)].  —  Preufs.  jbb.  64,  738  (Harnack).  AZ  nr  327  B. 
Weserztg.  nr  15433  (Bulthaupt).  [1514 

Sch.s  b  rief  Wechsel  mit  der  dichterin  SMereau.  zum  1  male  in  erreichbarer 
Vollständigkeit  dargest.  von  RBoxberger.  Die  frau  im  gemeinnützigen 
leben  s.  123.  [1515 

Zu  Sch.s  briefen  an  den  herzog  von  Augustenburg  von  LvUrlichs.  N.  jbb. 
f.  phil.  u.  päd.  140,  320.  [1516 

s.  auch  [110.  325.  772. 

Bellermann  1888  [1616.  —  D.  dichtung  5,251  (Geiger).  Zs.  f.  d.  gym- 
nasialwesen  43,  129  (Müller).  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  8  (Boxberger).  Grenz- 
boten 48,  1,  628.  D.  rundschau  59,473  (Brahm).  Nord  u.  süd  49,  409. 
Litt,  centralbl.  nr  29  (Greizenach).  Westermanns  monatshefte  66,  693.  Central- 
organ  f.  d.  interessen  d.  realschulwesens  17,  432  (Hengesbach).  Zs.  f.  d. 
deutschen  Unterricht  3,372  (Unbescheid).  Nationalztg.  nr  111  (Lehmann). 
D.  wochenbl.  nr  8.  9.  11  (Conrad).  [1517 

Brahm  1888  [1619.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  6  (Buchner).  Litt,  centralbl. 
nr  8  (Creizenach).  Gartenlaube  nr  3.  Daheim  nr  37  (König).  Revue  critique 
nr  41  (Ghuquet).  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  3,  377  (Unbescheid).  Münchner 
n.  nachr.  nr  380  (Elias).  DLZ  nr  45  (Seuffert).  Wiener  ztg.  nr  64  (Ehrlich). 
D.  wochenbl.  nr  8.  9.  11  (Conrad).  [1518 

Seh.  in  Leipzig  von  OBrahm.    Die  nation  jg.  6  nr  40.  1.  [1519 

Seh.  in  Dresden  von  OBrahm.     Die  nation  jg.  6  nr  47.  8.  [1520 

Ein  Sch.-dorf  von  JWBraun.     Presse  nr  256.  [1521 

Carlyle  u.  Seh.  von  HConrad.    Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  195.  [1522 

Sch.s  Verhältnis  zur  bildenden  kunst  von  AF  i  t  g  e  r.  Leipz.  tagebl.  nr  3 1 7.  [1523 
Sch.s  beziehungen  zu  Berlin  von  RGeorge.  Der  bär  15,22.32.  [1524 
Grie singer  1888  [1631.  —  Grenzboten  48,  1,  44.  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  3,  374  (Unbescheid;  er  nahm  irrig  FVischer  als  verf.  an,  den 
wahren  autor  nannte  GHauff  in  derselben  zs.  s.  560).  [1525 

Hallada  1888  [1633.  —  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,90  (Prosch).  [1526 
Seh.  als  Weltbürger  u.  freund  seines  Vaterlandes  von  RJurisch.  progr.  d. 
realgymn.  am  Zwinger  zu  Breslau.     16.     4.  [1527 

Ein  Sch.-tag  in  Marbach  von  GKarpeles.  Der  Zeitgeist  (beibl.  zum  Berl. 
tagebl.)  nr  50.  [1528 

ChLAvLengefeld.  Allg.  encykl.  der  wissensch.  u.  künste.  2  sect.  43,  75 
(MKoch).  [1529 

Sch.s  Verhältnis  zu  Kants  ethischer  weltansicht  von  LLiebrecht  (Samml. 
gemeinverständl.  wissensch.  vortr.  n.  f.  lieft  79).  Hamburg,  verlagsanst. 
36.     8.  [1530 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      SCHILLER  449 

vSchiller,  F.:    Die  lüge   in  der   dichtung  von  EMauerhof.    FvSch.    Die  ge- 
sellsch.  s.  155.  [1531 

Seh.  u.  Justine  von  HMeynert.     Die  dioskuren  18,  29.  [1532 

Der  junge  Seh.  als  Journalist  von  JMinor.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  346.  [1533 
Seh.  et  le  diplöme  de  citoyen  francais  par  LMorel.  Le  semeur  nr  6.  [1534 
Zur  Sch.-lectüre.  ein  beitr.  zur  behandlung  des  dichters  auf  der  höheren 
schule  von  HNeuber.     progr.  d.  gynin.  zu  Wetzlar.     35.     4.  [1535 

Life  of  FSch.  by  HWNevinson.  London,  Scott.  196.  12.  —  AZ  nr  62  B 
Vermischtes.  New-York  critic  14,  272.  New- York  nation  49,  218.  Spec- 
tator  62,  408.  [1536 

Dasselbe.     New-York,  Whittaker.     203,  23.     12.  [1537 

Philippi  1888  [1642.  —  D.  dichtung  5,251  (Geiger).  Bll.  f.  litt,  untern, 
nr  8.  Nord  u.  süd  48,  270.  Litt,  merkur  9, 127  (Baumeister).  Centralorgan 
f.  d.  interessen  d.  realschulwesens  lieft  7.  Acad.  nr  909  s.  217.  Arch.  f.  d. 
stud.  d.  neueren  spr.  83,  456.  [1538 

Les  Alpes  suisses.  etudes  de  litt,  alpestre  et  la  marmotle  au  collier  pai 
EBambert.  Lausanne,  Bouge.  429.  8  [s.  1  Seh.  Goethe  et  les  Alpes  (Goethe- 
jb.  11,  253)].  [1539 

Sch.s  mutter  von  ABichter.     AZ  nr  10.  1  B.  [1540 

Anna  Hölzel.  ein  frauenbild  aus  dem  Seh. -kreise  von  ABichter.  AZ  nr  78  B, 
vgl.  nr85B  [erinnerungen  des  hrn  JSchulze  in  Zürich,  eines  grofsneffen  der 
AH.,  an  seine  grofstante].  [1541 

Buhe  s.  1887  [1408.  heft  2.  progr.  d.  gymn.  zu  Meppen.  (Leipzig, 
Fock.)    30.  [1542 

Schmidt  1888  [1645.  —  Centralorgan  f.  d.  interessen  d.  realschulwesens 
heft  10  (Böhm).  [1543 

PhFBieger.  ADB  28,546  (ESchneider)  [wegen  Seh.  u.  Schubart  aufge- 
nommen]. [1544 
Erlebnisse  eines  Karlsschülers  (LvWolzogen)  von  ESchulte.  Sonnlagsbeil. 
zur  Voss.  ztg.  nr  10.  [1545 
Die  frühesten  Sch.-bildnisse  u.  'die  hl.  fünf  von  WSeibt.  Frankf.  ztg. 
nr  315  morgenbl.  [1546 
Ein  pröbehen  aus  Sch.s  redactionsbureau  [FLWMeyers  gedieht  Königin  Kobold 
betr.]  von  BSeuffert.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,  159.  [1547 
Über  Sch.sche  dram.  gestalten  vonTriebel.    D.  bühnengenossensch.  nr  32. 

[154S 
CJVierhout,  De  invloed  van  Seh.  op  mevr.  Bosboom-Toussaint.  Nord  en 
zuid  12,  1.  2.  [1549 

Wel  tr ich  s.  1885  [1264.  bd.  1  lfg.  2.  s.  385-640.  —  AZnr350B.  [1550 
Sch.s  lehrer  an  der  lat.  schule  zu  Ludwigsburg  von  BWeltrich.  AZ  nr2S4R. 

[1551 
Seh.  als  päd.  von  AWiltstock.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr  134.  [1552 
Sch.s  Stellung  zum  pessimismus  von  ThZiegler.  Ber.  d.  fr.  d.  hochstiflcs 
n.  f.    5,  25  (monatssitzung).  [1553 

Versuch  einer  Seh. sehen  ästhetik.  stud.  von  GZi  mm  ermann.  Leipzig, 
Teubner.  136.  8  [ein  teil  davon  leipz.  diss.  70.  8;  der  erste  abschnitt  auch 
N.  jbb.  f.  phil.  u.  päd.  140,  85].  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  30  s.  479.  D. 
litteraturbl.  jg.  12  nr  24  (Kirchner).  Preufs.  jbb.  64,737  (Harnack).  [1554 
FvSch.    Meyers  conversationslexicon4  14,  473.  [1555 

Zur  characteristik  des  landesherren  FSch.s,  des  herzogs  Karl  von  Württem- 
berg, aus  den  gesandschaftsacten  eines  duodezstaals  [berührt  Sch.s  Jugend 
u.  Schubarls  gefangenschaft].  Belletrist.-litt.  sonnlagsbeil.  d.  Hamb.  nachr. 
nr  26.  [1556 

Die  revolutionäre  gesellschaftskritik  in  Sch.s  Jugenddramen.  Grenzboten 
4S,  1,  279.  [1557 

Seh.  als  Journalist,  erinnerung  an  Sch.s  beziehungen  zu  seinem  ersten  ver- 
heer Göschen.  Frankf.  zt<j.  nr  156  morgenbl.  2.  [155S 
Das  erste  zusammentreffen  Sch.s  u.  Goethes.  Über  land  u.  meer  nr  44.  [1559 
Seh.  u.  Goethe  in  Paris.    Wiener  tagbl.  nr  269.  [1560 


450  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

vSchjller,  F.:    [Eine  Seh. -locke  im  rhät.  museum   zu  Chur.     Athen,   nr  3230 

s.  389],  [1561 

s.  auch  [131.  179.  188.  233.  274.  317.  323.  340.  771.  778  f.  833.  835  f. 
847.  865.  921. 

Sch.s  eintritt  in  Jena  von  JWBraun.  Päd.  ztg.  d.  Hamb.  corresp.  nr  11.  2 
u.  Didaskalia  nr  122.  3.  [1562 

Seh.  in  Jena  von  EGrosse.     Universum  5,  1155.  [1563 

Seh.  in  Jena,  ein  gedenkbl.  von  GKarpeles.  Berl.  tagebl.  nr  263.  [1564 
Sch.-tage  in  Jena  von  GKarpeles.     Berl.  tagebl.  nr  270.  [1565 

Zur  Sch.-feier  in  Jena  von  BKraft.     Die  gesellsch.  s.  853.  [1566 

Seh.  in  Jena,  eine  festgabe  zum  26  mai  1889  aus  dem  deutschen  seminar. 
hg.  von  BLitzman  n.  mit  4  abbildungen  u.  1  grundriss.  Jena,  Mauke,  vm, 
136.  8.  —  Bll.  f.  litt,  untern,  nr  28  (Buchner).  Litt,  merkur  9,  305  (Bau- 
meister). Grenzboten  48,  4,  247.  AZ  nr  149  B.  D.  litteraturbl.  jg.  12  nr  23 
(Brenning).    Weimarer  ztg.  22  mai  (Suphan).  [1567 

Zum  gedächtnis  von  Sch.s  hist.  lehraml  in  Jena  vorgetr.  am  26  mai  1889 
von  OLorenz.     Berlin,  Hertz.     26.     8.     vgl.  auch  Nationalztg.  nr  328.  30. 

[156S 
Eine  säcularerinnerung  [das  aus  anlass  der  berufung  Sch.s  nach  Jena  von 
Goethe  an  den  Weimarer  Staatsrat  gerichtete  promemoria  (gezeichnet  Weimar 
9  dec.  1788);  anschliefsend  eine  Betrachtung  über  Sch.s  Schicksale  in  folge 
dieser  berufung].     Didaskalia  nr  73.  [1569 

FSch.,  prof.  in  Jena.     Presse  nr  146.  '  [1570 

Sch.s  antrittsrede  als  prof.  in  Jena.     Gartenlaube  nr  21.  [1571 

[Sch.-feier  in  Jena  am  26  mai  1889.  DLZ  nr  20  sp.  765.  Frankf.  ztg.  nr  132. 
49  morgenbl.  2.     Tüb.  chron.  nr  123..feuill.].  [1572 

Sch.s  garten  u.  wohnhaus  in  Jena.    Über  land  u.  meer  bd.  63  nr  1.      [1573 

Schirmer,  G.:   GSch.  u.  seine  lieder  von  AFischer.    Bll.  f.  hymnol.  s.  65.   [1574 

vSchlegel,  AW.  s.  [5.  26. 

Briefe  AWvSch.s  an  GReimer.  mitgeteilt  von  JImelmann.  Zs.  f.  vgl. 
litteraturgesch.  u.  renaissancelitt.     n.  f.  2,  441.  [1575 

s.  auch  [131. 

Schlegel,  D.  geb.  Mendelssohn:  Sprachl.  bemerkungen  zu  F.  (d.  i.  Dorothea) 
Sch.s  übers,  der  Corinna  von  frau  vStael  (3  teil).  Zs.  f.  deutsche  spr.  2, 
421.  64.  505.  [1576 

vSchlegel,  F.:  Neue  quellen  zur  gesch.  der  älteren  romant.  schule,  mitgeteilt 
von  OFWalzel.  i.  4  ungedr.  briefe  aus  dem  kreise  der  brüder  Seh.  [FSch. 
an  FAWolf  u.  Arnim;  Arnim  an  FSch.;  Pape  an  WSchJ.  n.  Eine  ver- 
schollene recension  FSch.s.  Zs.  f.  d.  österr.  gymn.  40,  97.  485.  [1577 
s.  auch  [131. 

Schlegel,  JE.  s.  [1324. 

vAntoniewicz  1888  [1657.  —  Bll.  f.  d.  bayr.  gymnasialschulwesen  25.  192 
(Nusch).  [1578 

Seeliger  1888  [1658.  —  Anz.  xv  356  (Rentsch).  [1579 

JESch.  von  EWolff.  Berlin,  Oppenheim.  iv,219.  8.  —  Grenzboten  4S,  1, 
627  vgl.  2,  189.  D.  revue  14,  2,  256.  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  24  (Boxberger). 
Anz.  xv  347  (Rentsch).  Litt,  centralbl.  nr  35  u.  Zs.  f.  d.  phil.  22,  230 
(Creizenach).  Revue  critique  nr  41  (Chuquet).  Arch.  f.  gesch.  d.  philos. 
3,135  (Dillhey).  Wiener  ztg.  nr  72. 3  (Ehrlich).  Ztg.  f.  litt.,  kunst_  u. 
wissensch.  d.  Hamb.  corresp.  nr  25.  [1580 

Schlegel,  K.  geb.  Michaelis:  GSch.  and  her  friends  by  ASidgwick.  with 
steel  portr.  London,  Fisher  Unwin.  New -York,  Scribner  &  Welford. 
255.  8.  —  New -York  nation  nr  1264.  Athen,  nr  3237  s.  634.  Acad. 
nr910  (Lyster).  [1581 

s.  auch  [176. 

Schleiermacher,  FED.:  Der  christl.  glaube,  nach  den  grundsätzen  der  eyang. 
kirche  im  zusammenhange  dargest.  neue  unverand.  aufl.  in  4  teilen,  eingel. 
durch  des  verf.s  2  Sendschreiben  über  seine  glaubenslehre  (Bibl.  theol.  class. 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:      SCHILLER  —  SCHMll)  451 

ausgew.  u.  hg.  von  evang.  theologen  bd.  13  —  6).  Gotha,  Perthes,  vi,  361. 
vi,  253.  vi,  353.  xn,  268.     8.  [1582 

Schleiermacher,  FED. :   Monologen  s.  [5. 

Ausw.  seiner  predigten,  homilien  u.  reden,  mit  einer  einl.  monogr.  von 
WvLangsdorff  (Die  predigt  der  kirche.  classikerbibl.  der  christl.  predigt- 
litt. —  hg.  von  GLeonhardi  bd.  7).  Leipzig,  Richter,  xxv,  172.  8.  [1583 
Zimmer  1888  [1660.  —  Kirchl.  monatsschr.  8,  217  (Palmie).  [1584 

Christmas  eve.  a  dialogue.     London ,  Hamilton.     8.  [1585 

Sch.s  ethische  grundgedanken,  nach  den  von  ihm  selbst  veröffentlichten 
ethischen  werken  dargest.  u.  in  ihrem  zusammenhange  mit  der  deutschen 
romantik  betrachtet  von  RH  ei  mich,  progr.  d.  progymn.  zu  Kempen 
(Posen).     21.     4.  [1586 

DrATwesten  nach  tagebüchern  u.  briefen  von  CFGHeinri  ci.  Berlin,  Hertz, 
iv,  490.  8  [enth.  briefwechsel  Twestens  mit  Seh.,  berührt  auch  Goethe 
(Goethe-jb.  11, 272)].  —  AZ  nr  154B.  Theol.  litteraturbl.  nr  32  (Bendixen).  [1587 
Jacobi  1887  [1421.  —  Kirchl.  monatsschr.  8,212  (Palmie).  [1588 

Keferstein  s.  1887  [1422.  2  durch  ein  Specialinhaltsverzeichnis  venu. 
(titel-)aufl.    ii,  24  u.  340.  [1589 

Ritschi  1888  [1662.  —  Theol.  litteraturztg.  nr  21  (Gottschick).  Arch.  f. 
gesch.  d.  philos.  3, 141  (Dilthey).  Theol.  litteraturbl.  nr  24  (Schmidt).  [1590 
Zum  gedächtnis  Sch.s  von  ChSigwart  in:  Kleine  Schriften.  1  reihe.  Zur 
gesch.  der  philos.  biogr.  darstellungen.  2  berichtigte  u.  verm.  ausg.  (Frei- 
burg i/Br.,  Mohr,  ix,  307.  8)  s.  221.  [1591 
Sch.s  patriotische  gesinnung  u.  Wirksamkeit  während  der  napoleon.  fremd- 
herschafl.  Die  christl.  weit  s.  1000. 27.  *  [1592 
s.  auch  [205. 
Schmeller,  JA.:  Nicklas  1887  [1424.  —  Hist.  zs.  61,  523  (Schröder).  [1593 
vSch.mid,  Ch.  :  Sämmtl.  Schriften.  7  u.  8  lieft.  Stuttgart,  exp.  der  ChvSch. sehen 
Schriften.  60.  48.  8.  [1594 
Dasselbe.  3  bdehen.  Stuttgart,  exp.  der  ChvSch.schen  Schriften.  60.  29 
mit  Sch.s  bild.  8.  [1595 
Erzählungen.  1  bdehen.  Heinrich  von  Eichenfels.  Das  täubchen.  Ravens- 
burg, Dorn.  49  mit  bildern.  8.  [1596 
Auserlesene  erzählungen  f.  die  jugend.  mit  zahlreichen  illustr.  in  farbendr. 
u.  holzschn.  18  lfgn.  ä  2'/2  bog.  Ravensburg,  Dorn.  8.  [1597 
Auserwählte  erzählungen.  mit  15  farbendr.-bildern.  Wesel ,  Düms.  72.  72. 
72.  8.  [1598 
Kurze  erzählungen.  mit  5  farbendr.-bildern  von  WSchäfer.  Wesel,  Düms. 
72.  8.  [1599 
4  erzählungen  f.  die  liebe  jugend.  mit  5  feinen  farbendr.-bildern  nach  aqua- 
rellen  von  COffterdinger  u."  WSchäfer.  Wesel,  Düms.  192.  8.  [1600 
Anselmo  oder  in  muselmännischer  Sklaverei,  eine  erzählung  f.  jung  u.  alt. 
neue  ster.-ausg.  Reutlingen,  Ensslin  &  Laiblin.  32.  16.  [1601 
Aus  jungen  jähren.  6  erzählungen  f.  die  liebe  jugend.  Reutlingen,  Bardten- 
schlager.  96  mit  4  farbendr.  8.  [1602 
Eustachius.  eine  gesch.  der  christl.  vorzeit.  neu  erzählt.  Stuttgart,  Gundert. 
80.  8.  [1603 
Genoveva.  Anselmo.  2  erzählungen  f.  die  jugend.  ster.-ausg.  Reutlingen, 
Ensslin  &  Laiblin.  176  mit  4  farbendr.  8.  [1604 
Dasselbe,  neue  ster.-ausg.  Reutlingen,  Ensslin  &  Laiblin.  176  mit 
bildern.  8.  [1605 
Genoveva.  eine  der  schönsten  u.  rührendsten  gesch.  des  altertums,  neu  er- 
zählt f.  alle  guten  menschen,  bes.  f.  mütter  u.  kinder.  prachtausg.  mit 
color.  titelbild  u.  illustr.   von  LTraub.     Regensburg,  verlagsansl.     148.     8. 

[1606 
Goldene  fruchte,  kurze  erzählungen  f.  die  liebe  jugend.  Reutlingen,  Bardten- 
schlager.     96  mit  4  farbendr.     8.  [1607 

Heinrich  von  Eichenfels  ed.,  with  noles,  vocabulary  and  imitative  exercises 


452  BIBLIOGRAPHIE    FÜR    1889     II 

by  GEFasnacht  (Primary  series  of  french  and  german  reading  books). 
London,  Macmillan.  —  Athen,  nr  3239  s.  709.  [1608 

vSchmid,  Ch.  :  Das  johanneskäferchen.  Das  täubchen.  Das  vergissmeinnicht  u. 
andere  erzählungen.  mit  5  farbendr.-bildern  von  WSchäfer.  Wesel,  Dünis. 
72.     8.  [1609 

Der  kanarienvogel.  Das  rotkehlchen  u.  andere  erzählungen.  mit  5  farbendr.- 
bildern  von  WSchäfer.  Wesel,  Düms.  72.  8.  [1610 
Die  ostereier  u.  andere  erzählungen.  mit  5  farbendr.-bildern  von  WSchäfer. 
Wesel,  Düms.  72.  8.  [1611 
Die  ostereier  u.  5  andere  erzählungen  f.  die  liebe  Jugend.  3  aufl.  Stutt- 
gart, Loewe.  in,  115  mit  6  farbendr.-bildern  von  COffterdinger.  4.  [1612 
Paul  Arnold.  Die  roten  u.  die  weifsen  rosen.  2  erzählungen.  neue  aus?, 
mit  einem  vorw.  von  FBraun.  Stuttgart,  Gundert.  47.  8.  [1613 
Rosa  von  Tannenburg,  eine  gesch.  des  altertums  f.  eitern  u.  kinder.  pracht- 
ausg.  mit  color.  titelbild  u.  illustr.  von  LTraub.  Regensburg,  verlagsanst. 
172.     8.  [1614 

Schmidt,  FWA.:  Musen  u.  grazien  in  der  mark  (gedichte  von  FWAScb.)  hg. 
von  LGeiger  (Berl.  neudr.  1  serie.  bd.  4).  Berlin,  Paetel.  xxiv,  71.  8. 
—  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  30  (Boxberger).  DLZ  nr  40  (Seuffert).  Grenzboten 
48,4,56.     Preufs.  jbb.  64, 740  (Harnack).     AZnrl07B.  [1615 

Schmidt,  JE.:  JESch.  (f  1745)  von  WTümpel.    Bll.  f.  hymnol.  s.  9.        [1616 

Schnabel,  JG.:  Stolberg  u.  die  Insel  Felsenburg  von  Seh.  von  HPröhle.  Voss, 
ztg.  nr  347.  9  morgenausg.  [1617 

Schneider,  E.  s.  [80. 

Scholz,  JS.  .(Sperontes):  Sp.s  (d.  i.  des  Schlesiers  JSSch.  f  1750)  Leipz.  lieder- 
buch  von  1734  von  RKade.     Leipz.  tagebl.  nr  351.  [1618 

Schottel,  J.:  JSch.  der  JGiimm  des  17  jhs.  ein  beitr.  zur  geschichtl.  ent- 
wickelung  des  deutschen  Sprachunterrichts  von  GHeinemann.  Päd.  bll. 
18,  335.  [1619 

Schreyvogel,  J.  s.  [981. 

Schubart,  ChFD.  s.  [652. 

Ein  schwäb.  dichter,  ein  gedenkbl.  zum  150  jähr,  geburtstag  ChFDSch.s 
(26  märz  1739)  von  ThEbner.     Didaskalia  nr  71.  [1620 

Die  Sch.-biogr.  u.  Sch.-kritik  in  ihrem  gegenwärtigen  zustand  von  GH  au  ff. 
Arch.  f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  83,369.  [1621 

Herrmann  1888  [1696.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  5  (Schroeter).  Litt,  merkur 
9,  94  (Löbner).  [1622 

Nägele  1888  [1697.  —  Hist.  zs.  61,514.  [1623 

s.  auch  [203.   1544.  1556. 

vSchubert,  GH.:  Vor  100 jj.  die  rettung  des  Bertrand  de  Moleville  aus  den 
gefahren  der  frz.  revolution  (Volksbücher  nr  8).  Karlsruhe,  evang.  schriften- 
ver.  f.  Baden.     60.     8.  [1624 

In  der  samml.  Kleine  Schriften.  Karlsruhe,  evang.  schriftenver.  f.  Baden, 
ä  ca.  16  ss.  12,  erschienen  von  GHvSch.:  nr  2  Wer  beten  kann,  ist  selig 
dran !  erzählung.  nr  6  Herzog  Christoph  von  Württemberg,  nr  13  Johann 
Georg  i  kurfürst  von  Sachsen,  nr  21  Jakob  Weller,  der  treue  hofprediger. 
nr  23  Die  kraft  des  glaubens.  2  erzählungen.  nr  24  Maria  Elisabeth 
vSchönberg.  [1625 

Schulz,  JCiiF.:  Geiger  1888  [1702.  —  Taalstudie  bd.  10  heft  4  (Schwipport). 

[1626 
Notiz  über  Sch.s  Firlifimini  von  LGeiger.   Vierteljahrschr.  f.  Ig.  2,  320.  [1627 

Schulze,  EKF.:  EKFSch.  u.  EThWHoffmann  hg.  von  MKoch  (D.  nationallitt, 
bd.  147).     Berlin  u.  Stuttgart,  Spemann.    486.     8.  [1628 

Die  bezauberte  rose,  romant.  gedieht.  Leipzig,  Fock.  83.  16.  [1629 
ESch.  von  LGeiger.  mit  holzschn.-portr.  u.  autogr.  aus  dem  ms.  der 
Cäcilie.     D.  dichtung  5,  272  vgl.  253.  74.  [1630 

Zur  characteristik  ESch.s.  nach  ungedr.  quellen.  D.  dichtung  6,22.49.  146. 
223.  45.  [1631 

ESch.  in  Göttingen  nach  ungedr.  quellen,  i.  n.    D.  dichtung  7,  50.  97.     11632 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     SCHMID — TIEDGE  453 

Schulze,  EKF.:    Gedächtnisfeier  f.  ESeh.,  den  dichter  der  Bezauberten  rose,  in 

Gelle  am  22  märz  1789  geb.     Frankf.  ztg.  nr  85  morgenbl.  2.  [1633 

[Aufserdem  erschienen  aufsätze  zu  Sch.s  lOOjahr.  geburtstage  (22  märz  1789) 

in:  AZ  nr8lB  (LGeiger).    Gartenlaube  nr  12  (Karpeles).    Hamb.  corresp. 

nr81.  Kunstwart  jg.  2  stück  13.    Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg.  nr34  (Gürtel). 

Sonntagsbl.  nr  11.     Vom  fels  zum  meer  2,  159  (RLange)].  [1634 

s.  auch  [188. 
Schipp,JB.:   JBSch.    beitr.  zu  seiner  Würdigung  von  ThBi  sc  ho  ff  [mit  1  portr.]. 

2  beil.  zum  jahresber.  des  realgymn.  zu  Nürnberg  1888/9,  s.  1 — 218  u.  1  bl. 

druckfehlerverz.     Nürnberg,  hofbuchdruckerei  von  Bieling-Dietz.         [1635 

JBSch.  von  PStötzner.     Zs.  d.  allg.  deutschen  sprachver.  4,  171.     [1636 

s.  auch  [1218. 
Schütz,  JJ. :    JJSch.,  der  dichter  des  liedes   Sei  lob  u.  ehr   dem  höchsten  grut. 

Die  christl.  weit  s.  849.  64.  935.  52.  [1637 

Schwab,  G. :  Aus  dem  jugendleben  herzog  Christophs  von  Württemberg,  romanzen. 

Stuttgart,  Cotta.     139.     8.  [163S 

Deutsche  Volksbücher  f.  die  Jugend  3  u.  4  bd.     mit  3,   resp.    2  abbildungen. 

Lahr,  Schauenburg.     286.  250.     12.  [1639 

s.  auch  [4.  5.  18. 
Schwieger,  J.:    Horaz   in  JSch.s  Geharnischte  Venus  von  FAMayer.     Viertel- 

jahrschr.  f.  lg.  2,  470.  [1640 

Seime,  JG.:    JCzernecki,  JGS.  zycie,  dzielo  i  zazlugijego  [sein  leben,  seine 

werke,  seine  Verdienste],    aus  dem  progr.  des  Franz- Josef-gymn.  in  Lembergr. 

s.  1  —  63.     8.  [1641 

s.  auch  [240. 
Simrock,  K.  s.  [323. 

SoXNLEITHXER,  J.    S.  [25. 

Spaldixg,  GL.  s.  [313. 

Spee,  F.  s.  [25. 

Spexer,  PhJ.:  Hauptschriften  PhJS.s  bearb.  u.  eingel.  von  PGrünberg  (Bibl. 
theol.  class.  ausgew.  u.  hg.  von  evang.  theologen  bd.  21).  Gotha,  Perthes. 
280.     8.  [1642 

Speroxtes  s.  [1618. 

Spiess,  ChH.:  Der  vater  des  Schauerromans  von  EKraus.  Beil.  zur  Bohemia 
nr  262.  [1643 

Zu  den  erinnerungen  an  ChHS.  [brief  von  S.  an  seine  mutier,  Prag  30  märz  1780, 
mitgeteilt  von  Schebek].     Bohemia  hauptbl.  nr  269.  [1644 

Stegmann,  J.:  Die  beiden  liedersänger  PSperatus  u.  JSt.  von  Hermens.  D.- 
evang.  bll.  14,  413.  [1645 

Stolbf.rg,  Ch.  u.  FL.  graf  zu:  Ch.  u.  FL.  zu  St.  gediente,  ausw.  von  grätin 
F.  zu  Stolberg,  mit  einer  einl.  von  WKreiten.  Paderborn,  Schöningh. 
\xiv,  279.  12.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  12  (vGrotthufs).  Litt,  merkur  9,  104 
(Löbner).     Stimmen  aus  Maria  Laach  37,  118.  [1646 

s.  auch  [779. 

Stöltzlin,  B.:  Zum  liede  Alles  gut  der  weit  ist  flüchtig  (1685)  von  AFischer. 
Bll.  f.  hymnol.  s.  80.  [1647 

Tebstbegkn,  G. :  T.s  briefe  in  ausw.  nebst  einer  lebensbeschreibung  des  sei. 
verf.s  u.  einem  vorw.  von  JBiegler.  Basel,  Spiltler.  xl,  328.  8.  — 
Conserv.  monatsschr.  46,  889.  [1648 

Theremin,  F.:  Ausgew.  predigten.  2  teile  (Bibl.  theol.  class.  ausgew.  u.  hg. 
von  evang.  theologen  bd.  19.  20).    Gotha ,  Perthes,    vi,  279.  314.     8.     [1649 

Thilo,  V.  d.j.  s.  [222. 

Thomasius,  Ch. :  ChTh.  von  Haselmeyer.  Bll.  f.  d.  bayr.  realschulen 
bd.  8  lieft  3.  11650 

ChTh.  u.  Friedrich  m  von  MLortzing.     Der  bar  15,120.  [1651 

Niecola doni  1888  [1722.  —  D.  dichtung  5,251  (Geiger).  [1652 

Tieck,  L.  s.  [5.  18.  26.  64.  131.  196.  202. 

Tieim.e.  ChA.:  Ein  ms.  T.s  von  ThDistel.  Vierteljahrschr.  f.  lg.  2,319.  [1653 
A.  F.  D.  A.    XVI.  30 


454  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1889      II 

Titz,  JP.:    Fischer  188S   [1727.  —  Litteraturbl.   f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  10 
(Frey).  [1654 

Ledeboers  liebhabersamml.  zur  bibliogr.  u.  fachwissensch.  von  LFränkel 
[berührt  T.].  Mitteil,  aus  d.  antiq.  u.  verwandten  gebieten  —  von  MHarr- 
witz  1,  2.  [1655 

Treitschke,  GF.  s.  [25. 

Trömel,  JCh.  :    Zur  gesch.  der  sächs.  hofnarren    [über  T.s  Teutschfranzos]  von 
OMoser.    Leipz.  tagebl.  nr  265.  [1656 

vÜchtritz,  F.:    vSybel  1885  [1411.  —  Hist.  zs.  62,343  (Flathe).  [1657 

s.  auch  [64. 

Uhland,  L.:    Bibliogr.  der  ü.-litt.  von  LFränkel.     Germ.  34,  345.  [1658 

U.s  bailaden  in  secunda.  von  FGraeber.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht 
jg.  3  ergänzungsheft  s.  65.  [1659 

Das  glück  von  Edenhall,  eine  poln.  sage  von  OK  n  o  o  p.  Zs.  f.  Volks- 
kunde 1,392.  [1660 
Das  slück  von  Edenhall  von  CSchmitthenn  er.  Conserv.  monatsschr. 
46,1195.  [1661 
In  der  fremde,  musik  von  CAgghäzy.  Schorers  familienbl.  nr  32.  [1662 
Behandlung  des  gedichtes  Schäfers  sonntagslied  von  U.  in  der  oberclasse 
einer  mehrclassigen  Volksschule.  Kath.  schulbl.  jg.  35  heft  8.  [1663 
Siegfrieds  schwert.  behandlung  des  gedichtes  in  quarta.  von  HGanz. 
Lehrproben    u.   lehrgänge   aus  d.   praxis   d.   gymn.   u.    realschulen  heft  18. 

[1664 
s.  auch  [64.212. 

Bechstein  1887  [1487.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  4 
(Fränkel).  [1665 

LU.  als  romanist  von  LFränkel.  nachtr.  zu  1888  [1739.  Arch.  f.  d.  stud. 
d.  neueren  spr.  82,  233.  [1666 

Fulda.  Holland.  0  hörn  1887  [1493.  1888  [1741.  1744.  —  Litteraturbl.  f. 
germ.  u.  rom.  phil.  nr  4  (Fränkel).  [1667 

LU.  u.  seine  Stellung  im  deutschen  geistesleben  von  BP  fei  ff  er.  Kor- 
respondenzbl.  f.  d.  gelehrten-  u.  realschulen  Württembergs  jg.  36  Jubiläumsheft. 
Tübingen,  Fues.     49.     8.  [1668 

LU.  im  munde  der  dichter.  100  gedichte  an  u.  auf  U.  von  BPfeiffer. 
Bes.  beil.  d.  Staatsanz.  f.  Württemberg  nr  17/8  s.  266.  [1669 

Rümelin  1887  [1532.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  4  (Fränkel). 

[1670 
Salomon  1887  [1533.  —  Litteraturbl.  f.  germ.  u.  rom.  phil.  nr  4  (Fränkel). 

[1671 
s.  auch  [68.  188. 

Uz,  JP.  s.  [217. 

Varnhagen  vEnse,  KA.  u.  RAF.  s.  [5.  535.  779.  910. 

Vogel,  J.:    Kein  seeligr  tod  ist  in  der  weit  [aus  einem   schlachtgesang  in  JV.s 
Ungrischer  schlacht  1626]  von  FEichler.    Vierteljahrschr.  f.  Ig.  2,246.    [1672 

Voss,  JH.:   Luise.     Bindel    1888  [1750.  —  Litt,  merkur  9,  144  (Koch).     N. 
jbb.  f.  phil.   u.  päd.  140,  360  (Schwartz).  [1673 

Luise,     ein  ländl.  gedieht.     Leipzig,  Fock.     160.     16.  [1674 

Ein  streifzug  durch  die  holstein.  Schweiz  von  RBode.  Daheim  nr  43  [be- 
rührt V.s  Luise;  widergabe  eines  gemäldes  von  JGunther:  Idylle  aus  V.s 
Luise].  t1675 

Homers  Odyssee  mit  abschnitten  der  Übersetzung  von  JHV.  bd.  1.  heft  1. 
gesang  1—4  (Griech.  u.  lat.  class.  mit  gemischtem  text.  hg.  von  GLene  bd.  1 
heft  1).     Wolfenbüttel ,  Zwissler.     x,  98.     8.  [1676 

s.  auch  [14. 

1  brief  von  JHV.  behufs  samml.  von  subscribenten  f.  seine  Odysseeubers.  an 
Stein,  Olterndoif  den  16sept.  1779.  Frankf.  ztg.  nr  172  morgenbl.  1.  [1677 
s.  auch  [219.  323.  . 

vVoss,J.:    Eine   unbekannte  Faustdichtung  [JvV.s  Faust  1823]  von  LGeige_r. 
Die  nation  jg.  6  nr  33.  [I678 


VERZEICHNIS    DER    SCHRIFTSTELLER:     TITZ ZLNZENDORF  455 

vVoss,  J.:  JvV.s  Jüd.  romantik  u.  Wahrheit  von  LGeiger.  Zs.  f.  d.  gesch. 
d.  Juden  in  Deutschland  3,  288.  [1679 

Vulpius,  ChA.  s.  [770. 

Wagner,  GF.:    1888  [1751.  1752.  —  D.  dichtung  5,  298  (Koch).  [1680 

Wagner,  HL.  s.  [925. 

Weber,  KJ.  s.  [5. 

Wegelin,  J.:  Wie  schön  leuchtet  der  weisen  stern  (1636)  von  AFischer.  Bll. 
f.  hymnol.  s.  169.  [1681 

Wegener,  KF.  s.  [157. 

Weisse,  ChF.  :  Briefe  vonChFW.  u.  FJacobi  anLWestenrieder  aus  den  jj.  1781—3. 
von  AKluckhohn.  Sitzungsber.  d.  philos.-phil.  u.  hist.  cl.  d.  kgl.  bayr. 
acad.  d.  wissensch.  zu  München  1,  237.  [1682 

Schüddekopf   1887    [1571    schluss.      Arch.   f.    d.    stud.    d.    neueren   spr. 
82,  241.  [1683 

s.  auch  [313. 

Vo>-  dem  Werder,  D.:  Witkowski  1888  [1761.  —  Zs.  f.  d.  phil.  22,  125 
(Bobertag).  [1684 

Werner,  FLZ.:  Martin  Luther.  Schauspiel,  bearb.  von  AFörster.  Gegen- 
wart nr  13.  [1685 
Martin  Luther,  aufgeführt  auf  dem  Berl.  theater.  Die  nation  6,367  (Brahm). 
D.  rundschau  59,  305  (Frenzel).  [1686 
s.  auch  [779. 

Wernigke,  Ch.:  Neubaur  1888  [1766.  —  Bll.  f.  litt,  unterh.  nr  4  (Leonhard). 
Anz.  xv  341  (Elias).     Litt,  centralbl.  nr  38  (Creizenach).  [1687 

Briefwechsel  zwischen  Elisabeth  Charlotte  von  Orleans  u.  ChW.  von  JElias. 
Bom.  forschungen  5,  285.'  [1688 

vWestenrieder,  L.  s.  [1682. 

vVYeyrauch,  AH.:  Ein  vergessener  livländ.  dichter.  Balt.  monatsschr.  bd.  36 
nr  5.  [1689 

Der  componist  u.  dichter  AHvW.   von    PFalck.      Balt.  monatsschr.   bd.  36 
nr  7.  [1690 

Wieland,  ChM.  s.  [6. 

Freundschaft  u.  liebe  auf  der  probe  s.  [753. 

Sur  un  caliier   du  precepteur  W.  (1758)    par  Bouvier.     referat  in:    Arch. 
f.  d.  stud.  d.  neueren  spr.  82,  469.  [1691 

Nacbtr.  zu  18S8  [1778  (Die  Züricher  abschiedsrede)  von  BSeuffert.    Viertel- 
jahrschr.  f.  lg.  2,  579.  [1692 

Ein   deutscher  politicus  vor    100  jj.   von  BSeuffert.     Münchner    n.  nachr. 
nr  446.  8.  [1693 

s.  auch  [224.313.317.836. 

Winckelmann,  JJ. :    Neue  W.  -  stud.    von   BKraft.     Die  gesellsch.  s.  673.  882. 

[1694 
s.  auch  [151. 

Winebacher,  M.:    Biogr.  lexicon  d.  kaisertums  Österr.  57,71.  [1695 

Winkler,  KGTh.  (ThHell)  s.  [25. 

Wocel,  JE.:    ßio^r.  lexicon  d.  kaisertums  Österr.  57,187.  [1696 

Wolf,  FA.  s.  [1577. 

vWolzogen,  K.:  Sprachl.  bemerkungen  zu  KvW.s  roman  Agnes  von  Lilien. 
Z>.  f.  deutsche  spr.  2,  429.  72.  [1697 

Zachariä,JFW.  s.  [1324. 

vZesen,  Ph.:  PhvZ.  u.  die  reinigung  der  deutschen  spr.  von  HCa  ssel.  Hannov. 
schulztg.  nr  49  —  52.  [1698 

Ein  hamb. dichter  des  17  jhs.  von  KDissel.    Hamb.  corresp.  nr  342.     [1699 

vZiegler,  ChM.  _geb.  Romanus :    ADB  29,  101  (ELandsbe  ig).  [1700 

vZn.i.i  :r,  II A.:  Über  Z.s  Asiat.  Banise  von  GM  üller-Fraueustein.  Zs.  I.  d. 
phil.  22,  60.  168.  [1701 

vZinzendorf,  NL.  graf:  Von  den  eitern  Z.s  von  GEvNatzmer.  Conserv. 
monatsschr.  46,  1272.  [1702 

Tietzen  1888  [1793.  —  Litt,  centralbl.  nr  7.  [1703 


456  BIBLIOGRAPHIE    FÜR     1889     II 

vZinzendorf,  NL.  graf:  Aus  Z.s  Jugendzeit.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz.  ztg. 
nr  5.  8.  15.  [1704 

Aus  den  lehr-  u.  wanderjaliren  Z.s  1718 — 32.  Wissensch.  beil.  d.  Leipz. 
ztg.  nr36.  47.50.  2.  [1705 

Aus  den  meisterjj.  Z.s  1732 — 40.  Wissensch.  beil.  der  Leipz.  ztg.  nr  64. 
6.82.91.2.  [1706 

Friedrich  Wilhelm  i  u.   graf  Z.      Quellwasser   fürs  deutsche   haus   nr  44.  5. 

[1707 

Zschokke,  H.:  Ausgew.  werke.  5  bde.  Berlin,  Fried  &  cie.  383.400.400. 
399.400.    16.  [1708 

Kleinere  novellen.  illustr.  von  CKöystrand.  15  —  25  (schluss-)lfg.  bd.  2. 
Wien,  Bondy.     m,  33  —  527.     8.  [1709 

Bas  abenteuer  der  neujahrsnacht  (Stenogr.  bibl.,  System  Boller.  bd.  2). 
Leipzig,  Bobolsky.     36.     8.  [1710 

s.  auch  [5.18.25.240. 


Der  allg.  deutsche  Sprachverein  schreibt  einen  ersten  preis  von  1000 
und  einen  zweiten  von  500  mk.  aus  für  die  beiden  besten  arbeiten  über  das 
thema : 

Gut  deutsch!  eine  anleitung  zur  Vermeidung  der  häufigsten  auch  bei 
gebildeten  vorkommenden  verslöfse  gegen  den  guten  Sprachgebrauch  und  ein 
ralgeber  in  fällen  schwankender  ausdrucksweise. 

Dasbüchlein,  im  umfange  von  8  — 10  bogen,  soll  auf  gewisse,  nament- 
lich im  zeitungsstil  oft  widerkehrende  verstöfse  gegen  den  guten  Sprach- 
gebrauch hinweisen  und  kurze  anweisung  zur  Vermeidung  solcher  misgrifTe 
geben,  es  soll  zugleich  auskunft  erteilen  in  den  nicht  seltenen  fällen,  wo 
auch  der  sprachlich  gebildete  Deutsche  schwankt,  was  gut  deutsch  ist,  was 
nicht,  verlangt  werden  nicht  neue  forschungen,  sondern  eine  möglichst 
übersichtliche,  geschickte  Zusammenstellung  dessen,  was  auf  diesem  gebiete 
bereits  wissenschaftlich  geleistet  worden  ist,  mit  vorsichtiger  auswahl  und 
besonnenem  urteil,  das  büchlein  soll  practischen  zwecken  dienen  als  Weg- 
weiser für  jeden  gebildeten,  der  deutsch  zu  schreiben  hat.  wissenschaft- 
liche erörterungen  sollen  daher  nur  in  den  anmerkungen  gegeben  werden 
und  zwar  in  kürzester  fassung;  dort  ist  auch,  besonders  in  streitigen  fällen, 
auf  die  einschlägigen  fachschriften  hinzuweisen,  besonderes  gewicht  ist  zu 
legen  auf  übersichtliche  anordnung,  damit  der  auskunftsuchende  sich  leicht 
zurechtfinde,  und  auf  gefällige  darstellung,  die  jedem  gebildeten  auch  ein 
zusammenhängendes  lesen  genussreich  erscheinen  lässt. 

Die  arbeiten  sind,  mit  einem  motto  versehen,  bis  zum  1  oct.  1891  bei 
herrn  museumsdirector  prof.  dr  Biegel  in  Braunschweig  einzureichen;  die 
zuerkennung  des  preises  erfolgt  pfingsten  1892.  der  verein  behält  sich  das 
Verlagsrecht  auf  3  jähre,  vom  tage  der  Verkündigung  des  Spruches  an  ge- 
rechnet, vor. 


Der  ao.  prof.  dr  JEWackernell  wurde  zum  ordentl.,  privat- 
dozent  dr  JSeemüller  in  Wien  zum  ao.  prof.  an  der  univ.  Inns- 
bruck ernannt. 


Druck  von  J.  B.  Uirschf eld  in  Leipzig. 


PF  Zeitschrift  für  deutsches 
3003  Altertum  und  deutsche 

25  Literatur 

Bd.34 


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